PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Curioͤſes Reit - Jagd - Fecht - Tantz - oder Ritter-Exercitien - LEXICON,
Worinne Der galanten ritterlichen Uibungen Vor - treflichkeit, Nutzen und Nothwendigkeit, nebſt allen in denſelben vorkommenden Kunſt-Woͤrtern hinlaͤnglich erklaͤret, Jnſonderheit aber der Pferde Arten, Eigenſchaf - ten, Geſtalt, Maͤngel und Gebrechen, nebſt deren wohlbewaͤhrten Heil-Mitteln, deren Fortpflantzung, Erziehung, und kuͤnſtliche Abrichtung, auch alles, was zur Reuterey gehoͤret; Ferner die hohe und niedere Jagd-Wiſſenſchaft, der voͤllige Jagd-Zeug, die Eigenſchaften kleiner und groſſer Hunde, wie auch verſchiedener Thiere und Voͤgel; ingleichen das Forſt-Weſen; Sodann das wahre Fundament der Fecht-Kunſt mit dem Floret ſowol als Degen; das Voltigiren auf dem Pferde; Jngleichen die niedrigen Cammer - und hohen Theatraliſchen Taͤntze, und die mit der Tantz-Kunſt unzertrennlich verbundene muſicali - ſche Wiſſenſchaft; das Ball - und Ballonen-Schlagen; die alten ſowol als noch gebraͤuchlichen Ritterlichen Ernſt - und Luſt-Spiele; Welchen noch beygefuͤget iſt die Wappen-Kunſt, als eine dem Adel eigenthuͤmliche und unentbehrliche Wiſſenſchaft. Alles in Alphabetiſcher Ordnung und dergeſtalt eingerichtet, daß junge Herren von Adel angewieſen werden, wie ſie durch eine gefaͤllig machende Auf - fuͤhrung ſich in Stand ſetzen koͤnnen, dereinſt vollkommene Hof-Leute, gute Solda - ten und geſchickte Hauswirthe abzugeben,
Leipzig,verlegts Johann Friedrich Gleditſch1742.

Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, HERRN Heinrich dem Eilften aͤlterm Reuß, Des Heil. Roͤmiſchen Reichs, Gra - fen und Herrn von Plauen, Graͤtz, Schleitz, Lobenſtein, Ebersdorf, Hirſchberg, Zei - lenroda, Burg und Saalburg ꝛc. ꝛc. Meinem gnaͤdigen Grafen und Herrn.

Hochgebohrner Reichs-Graf, Gnaͤdiger Graf und Herr.

Euer Hochgraͤfl. Gnaden geruhen hoͤchſt - geneigt zu vergeben, daß ich mich unterfange, gegenwaͤrtigem Ritter-Exercitien-Lexico Dero hohen Nah -menmen vorzuſetzen, und dadurch meinem geringen Marcke das groͤſte Anſehen zu geben.

Jch bemuͤhe mich durch die unterthaͤnigſte Uiberreichung deſſelben, meine unendliche Danckbarkeit, mit welcher ich Dero Hoch - Graͤfl. Hauſe von langen Zeiten her ver - pflichtet bin, einigermaſſen, an den Tag zu le - gen. Jch erinnere mich noch mit tiefſter Ehr - furcht der vielen Gnadens-Bezeugungen, de - ren weiland Se. Hochgraͤfl. Excellentz, Euer Hochgraͤfl. Gnaden hochſeliger Herr Groß-Vater, damals en Chef commandi - render General-Feld-Marſchall der Chur - Saͤchſiſchen Huͤlfs-Voͤlcker am Rhein-Strom, mich gewuͤrdiget, da ich als Volontair unter ſeinem Commando zu ſtehen das Gluͤck hatte: und das ungemeine Wohlwollen, ſo Euer Hochgraͤfl. Gnaden ſelbſt mir angedeihen laſſen, iſt bey mir iederzeit in unvergeſſenem Andencken. Alles dieſes hat mir wichtig ge - nung geſchienen, den Entſchluß zu faſſen, mei - nen ehrerbietigſten Trieben der verpflichteſten Erkenntlichkeit in etwas Genuͤge zu leiſten, ohn - geachtet Dieſelben niemals bis an die Groͤſſe von Euer Hochgraͤfl. Gnaden hohen Wohl - gewogenheit reichen kan.

Doch

Doch vielleicht wuͤrde meine gegenwaͤrtige Arbeit auch daher von Euer Hochgraͤfl. Gnaden eines guͤnſtigen Anblickes gewaͤrtig ſeyn koͤnnen, da ich von einer Sache handele, bey welcher Dieſelben Dero preiswuͤrdigſten Geſchicklichkeiten mit reizender Lebhaftigkeit und dem angenehmſten Weſen zu Dero Ver - gnuͤgen anzuwenden geruhen. Euer Hoch - graͤfl. Gnaden prangen bey dem Beſitz ho - her Tugenden und Vollkommenheiten auch zu - gleich mit dem herrlichen Ruhme einer ausneh - menden Fertigkeit in den Ritterlichen Uibungen, und die Reitkunſt hat iederzeit Dero Hochach - tung wuͤrdig geſchienen. Jch hoffe alſo nicht vergebens, mein Ritter-Exercitien-Lexicon, welches ich auf Verlangen groſſer Goͤnner und Liebhaber dieſer Kunſt (weil dergleichen noch nicht vorhanden) aus den beſten Frantzoͤſiſchen, Jtalieniſchen und Deutſchen Scribenten zu - ſammen getragen, wird ſich Dero gnaͤdigen Auf - nahme gleichergeſtalt zu verſprechen haben.

Euer Hochgraͤfl. Gnaden beurtheilen demnach mein ſchuldiges Beginnen nach Dero angeerbten, ungemeinen Huld und Liebe, und ge - ruhen dieſes Buch als ein Zeichen meiner ehrer - bietigſten Unterthaͤnigkeit aufzunehmen.

Der

Der Allerhoͤchſte ſegne Dieſelben, und er - halte Sie in allem Hochgraͤfl. Wohlergehen. Er laſſe es Jhnen nach dem Wunſch der Ho - hen in der Welt gelingen, und mache Dero angehende Regierung vollkommen gluͤcklich, und laſſe Dieſelben unendlich geſegnet ſeyn. Er erfuͤlle an Denenſelben die unſchaͤtzbare Hofnung des Hochgraͤfl. hohen Hauſes, wie das Gebet Dero getreueſten Unterthanen. Jch werde in tiefſter Ehrerbietigkeit Zeitlebens beharren

Hochgebohrner Reichs-Graf, Gnaͤdiger Graf und Herr, Euer Hochgraͤfl. Gnaden

unterthaͤnig-gehorſamſter Valentin Trichter.

Vorrede.

DJe Gewohnheit, ein und andere Wiſſenſchaft in alphabetiſcher Ordnung abzuhandeln, iſt zwar nicht erſt geſtern oder heute aufgekommen; ſon - dern ſchon bey den alten Griechen, ſonderlich mit der Weltweisheit, im Brauche geweſen: Jedoch unſer itzt - lauffendes Jahrhundert iſt in dieſem Stuͤcke dergeſtalt fruchtbar, daß man es bey nahe fuͤr eine Mode halten ſolte, wodurch nicht nur alle und iede Wiſſenſchaften, ſon - dern ſo gar alles, was in der Welt zu wiſſen dienlich iſt, in Form eines Lexici muͤſte vorgetragen werden. Aus dieſem groſſen Anwachſe der Lexicorum haben nun ei - nige die Abnahme und den Verfall der Gelehrſamkeit beſorgen wollen; und daher gewuͤnſchet, daß man ent - weder gantz und gar keine ſogenannte Real-Lexica, oder doch derſelbigen ſehr wenige haben moͤchte. Andere hin - gegen urtheilen gantz anders, und vertheidigen die Nutz - barkeit und Nothwendigkeit der Real-Lexicorum. Denn, ſagen ſie, bey den itzigen Zeiten, da faſt alle Wiſſenſchaften ihren hoͤchſten Gipfel erreichet haben, und deren Feld ſo gar weitlauftig iſt, daß eine iede derſelben ihren eigenen Mann erfodert; gleichwol aber die heutige Welt von ei - nem Gelehrten begehren darf, daß er nicht nur die Wiſ - ſenſchaft, welche er hauptſaͤchlich treibet, gruͤndlich ver - ſtehe, ſondern auch von allen andern Dingen, ſie moͤ -) (5genVorrede. gen in ſein Hauptwerck einſchlagen oder nicht, nicht nur nicht unerfahren ſeyn, ſondern wenigſtens ſo viel wiſſen ſoll, daß er von allem, was im Umgange mit andern vorkoͤmmet, deutliche Begriffe geben und richtig urthei - len koͤnne: So ſey man allerdings denjenigen verbunden, welche der viel zu wiſſen begierigen Welt mit gruͤndlichen Lexicis an die Hand gegangen, damit man durch dieſes Mittel ſich entweder einigen Vorſchmack von den Wiſ - ſenſchaften, welche man ſonſt fuͤr ſich nicht erlernet, faſt zufaͤllig machen, oder doch ohne viele Muͤhe dasjenige, was man aus einer Wiſſenſchaft zu wiſſen verlanget, ſo - gleich finden, oder was einem ſonſt nicht ſchlechterdings unbekannt, dem Gedaͤchtniß aber wieder entfallen, durch Huͤlfe der alphabetiſchen Ordnung ohnſchwer wiederho - len koͤnne. Es wuͤrde nicht leicht iemand gefunden wer - den, welcher ſich einbilden ſolte, er koͤnne eine ihm un - bekannte Wiſſenſchaft aus einem Lexico erlernen; viel - mehr wuͤrde ein ieder Vernuͤnftiger zu dieſem Zwecke ſich lieber eines beliebten Compendii von derſelben bedie - nen wollen, weil er auſſerdem einen ſchlechten Helden in dergleichen Wiſſenſchaft vorſtellen doͤrffte. Und alſo fal - le die Beſorgniß weg, daß die Lexica faule Leute mach - ten, und muͤſſe man wegen des Misbrauchs nicht ſogleich den rechten Gebrauch verwerfen. Dieneten ſie nicht zum Seyn, ſo haͤtten ſie doch ihren Nutz nicht nur im Schein, ſondern auch in dem Wohlſeyn. So koͤnne man auch nicht abſehen, warum durch Verwerfung dieſer nuͤtzli - chen Buͤcher ſo viele Lehrbegierige, welcher Werck nichts weniger als die gelehrten Wiſſenſchaften ſind, und die ſich unter die Gelehrten zu rechnen nicht begehren, den - noch aber dabey begierig ſind, von ein und andern Stuͤ - cken derſelben ſich einige Erkenntniß zu wege zu bringen, oder die Kunſtwoͤrter und das Verfahren von andern nuͤtzlichen Kuͤnſten ſich bekannt zu machen, ihres unta - delhaften Vergnuͤgens berauben wolle. Dieſe koͤnten ih - ren Zweck nicht fuͤglicher, als durch den Gebrauch derLexi -Vorrede. Lexicorum erreichen, weil ihnen dadurch von den zu wiſ - ſen verlangten Dingen deutliche Begriffe beygebracht wuͤrden. Daß ſolche Begriffe nicht allemal hinlaͤnglich und an einander hangend waͤren, ſchade nicht: denn die - ſes ſey wider die Abſicht ſolcher Leute, welche es zu einer Gruͤndlichkeit in ihrem Wiſſen zu bringen nicht begehr - ten. Der groͤſte Theil der vernuͤnfftigen Welt halte die Real-Lexica fuͤr nuͤtzliche, noͤthige und unentbehrliche Wercke, weil man ſehe, daß ſie in den Buchlaͤden vor andern ſehr fleißig aufgeſucht wuͤrden. Allen und ieden derſelben koͤnne man zwar das Wort nicht reden, maſſen freylich verſchiedene ſo beſchaffen ſeyn, daß man deren Verluſt zu beklagen eben nicht Urſache faͤnde.

So groß nun die Anzahl der Real-Lexicorum an - gewachſen, ſo haben dennoch viele bey dieſer groſſen Men - ge ſich gewundert, warum bisher niemand die Ritterli - chen Exercitia in einem Lexico beſchrieben; da man doch nicht nur faſt allen gelehrten Wiſſenſchaften und Kuͤnſten, ſondern auch den Handwerckern und andern die Ehre an - gethan, ihre Kunſtwoͤrter und die bey derſelben vorkom - mende Sachen in alphabetiſcher Ordnung zu beſchreiben und zu erklaͤren. Man fand zwar hier und da in eini - gen Lexicis verſchiedenes von den Ritterlichen Uibungen zerſtreuet; es war aber ſo ſparſam, daß es den Kennern und Liebhabern ſolcher Uibungen nicht hinlaͤnglich ſchiene. Dannenhero ſehneten ſie ſich nach einem Buche, welches nur allein von Ritterlichen Exercitiis handelte, und die dabey vorkommende Kunſt-Woͤrter und Sachen deut - lich in alphabetiſcher Ordnung vortruͤge. Der Verfaſ - ſer dieſes Buches war eine Zeither von nicht wenigen dißfalls inſtaͤndigſt angegangen worden, da er ſich end - lich entſchloß, eine ſo loͤbliche Arbeit zu unternehmen, wel - che er hiermit liefert, unter der Hoffnung, ſie werde eben der guͤtigen und willigen Aufnahme gewuͤrdiget werden, welche andere nuͤtzliche und beliebte Real-Lexica gefunden. Was er nun in dieſem Wercke geleiſtet hat, davon thut er hier folgende kuͤrtzliche Anzeige.

DerVorrede.

Der Vorwurf ſeiner Arbeit betrift nicht ſolche Sa - chen, welche eigentlich zur Gelehrſamkeit gehoͤren; Denn dieſe hat vornemlich mit der Ausbeſſerung der Seele, des Verſtandes, des Willens ꝛc. zu thun. Dahingegen er hier vielmehr auf die Ausbeſſerung des Leibes ſeine Ab - ſicht gerichtet. Es wird wol niemand zweifeln, ob dieſe Beſchaͤftigung nuͤtzlich und noͤthig ſeyn, und ob unſer Leib einer Pflege, ihn geſchickter zu machen, beduͤrfe. Die alltaͤgliche Erfahrung zeiget uns ja, wie wenig Men - ſchen gefunden werden, die, ob ſie zwar geſunde und wohlgebildete Gliedmaſſen haben, eine zierliche und zu dieſer und jener Verrichtung geſchickte Leibes-Stellung von ſich blicken laſſen, wofern ſie nicht durch Kunſt und Unterweiſung gehoͤrig darzu vorbereitet worden. We - gen dieſer natuͤrlichen allgemeinen Plumpheit und Un - geſchicklichkeit des menſchlichen Leibes haben ſchon in den alleralteſten Zeiten faſt alle Voͤlcker, wie die Geſchichte bezeugen, mit ihrer Jugend gewiſſe beſondere Leibes-Ui - bungen vorgenommen. Der alten Griechen ihre 5 Ar - ten ſolcher Uibungen ſind bekannt genug, nemlich das Lauffen, Springen, Tellerwerfen, Spießwerfen und Rin - gen. Von den alten Deutſchen ſagt Tacitus de M. G. c. XXIV: Sie haben unter ihnen bey allen Verſammlun - gen nur einerley Art der Schauſpiele. Junge Leute, die das Spiel treiben, ſpringen nacket herum, zwiſchen ausgereckten Spieſſen und Schwerdtern. Die Uibung hat ihnen eine Geſchicklichkeit, und dieſe einen Wohlſtand erworben; wiewol ſie es nicht um Gewinns oder Lohns willen gebrauchen, wo ſie nicht dieſes fuͤr eine Beloh - nung ihres verwegenen Kitzels achten, daß ſie die Zu - ſchauer beluſtiget. Aus eben der Urſache ſind die bey uns gewoͤhnlichen Leibes-Uibungen eingefuͤhret worden, daß ſie den Menſchen nicht allein anſehnlich, und ſeine von Natur plumpe und gleichſam hoͤltzerne Gliedmaſſen fertig, belebt und geſchicklich machen, ſondern auch die Geſundheit befoͤrdern und erhalten, und die Kraͤfte ver -meh -Vorrede. mehren ſollen. Daher hat jener kluge Jtaliener, wie Chytræus in Deliciis Europæ p. 65 meldet, in einer Gar - ten-Mauer zu Neapolis nicht unbillig einhauen laſſen: Die Uibung des Leibes iſt des menſchlichen Lebens Er - haltung: eine Vermehrung der natuͤrlichen Waͤrme: eine Aufmunterung des faulen und ſchlaͤfrigen Gemuͤths: der natuͤrlichen Kraͤfte Verſtaͤrckung: aller uͤberfluͤßi - gen boͤſen Feuchtigkeiten Verzehrung: ein Feind des Muͤßigganges: ein Gewinn der Zeit: der Jugend Gebuͤhr, und des Alters Freude. Derowegen nur allein derjenige die Exercitia verachtet, der ſowol der Ge - ſundheit des Leibes, als des Gemuͤths, ermangeln will. Verdienen die Exercitia ein ſo herrliches Lob, ſo hat der Verfaſſer ſeine Zeit nicht uͤbel angewendet in Verferti - gung eines Exercitien-Lexici. Und da er ſeine Abſicht auf die Ritter, das iſt, diejenigen gerichtet, welchen die Ge - burt vor dem buͤrgerlichen Stande einen Vorzug verlie - hen hat, zu hohen und wichtigen Aemtern und Bedie - nungen ſowol im Kriege als bey Hofe zu gelangen; ſo nennet er ſein Buch ein Ritter-Exercitien-Lexicon.

Exercitia equeſtria ſind diejenigen Uibungen, welche auf Ritter-Academien gelehrt und getrieben werden. Mit dem Tantzen wird der Anfang billig gemacht, weil es nicht ſo ſchwer und arbeitſam, als die andern, und ſolches auch bey zarter Jugend kan geuͤbet werden; ferner weil es die Gliedmaſſen zu allen andern ſchweren Uibungen, als Fechten, Reiten, zubereitet, und fertig und geſchickt macht; und endlich weil ſie eine aͤuſſerliche Sitten-Lehre iſt, und nebſt der zierlichen Leibes-Stellung zu einer ge - faͤlligmachenden Auffuͤhrung anweiſet. Weil nun die Muſic die Seele des Tantzens iſt, ſo findet ſelbige auch hier ihren Platz. Die Fecht-Kunſt machet die Bosheit der Menſchen nothwendig. Denn ſie weiſet an, wie man den Degen geſchickt fuͤhren, und die ſich an uns noͤthigenden Feinde abtreiben ſolle, daß ſie uns nicht ſcha - den. Die Reit-Kunſt, welche lehret, wie man zierlichundVorrede. und geſchickt zu Pferde ſitzen, und ein wohlabgerichtet Pferd kluͤglich regieren ſolle, iſt einem von Adel hoͤchſt - unentbehrlich. Sie hat ihren Nutzen nicht nur im Krie - ge, ſondern auch an Hoͤfen, da bey verſchiedenen Gele - genheiten eine Parade zu Pferde, bey Aufzuͤgen, Ein - zuͤgen, Carrouſelen ꝛc. gemacht wird. Das Jagen iſt eine Ritterliche Uibung, und koͤmmet faſt in allen Stuͤ - cken mit den Kriegs-Verrichtungen uͤberein. Der Ab - ſicht des Verfaſſers zu Folge, da er die adeliche Jugend anweiſen will, wie ſie durch eine gefaͤllig-machende Auf - fuͤhrung ſich in Stand ſetzen koͤnne, dereinſt vollkomme - ne Hof-Leute, gute Soldaten und geſchickte Hauswir - the abzugeben, muſte nicht nur die Jagd-Wiſſenſchaft, ſondern auch das Forſt-Weſen hier ausfuͤhrlich beſchrieben werden. Daher iſt denn nun der Titel erwachſen, daß dis Buch ein Reit-Jagd-Fecht-Tantz - oder Ritter-Exercitien - Lexicon betitelt worden. Endlich hat der Verfaſſer, gleichſam als einen Anhang zu den Ritterlichen Uibun - gen, noch hinzugefuͤget die Wappen-Kunſt, als eine dem Adel eigenthuͤmliche und unentbehrliche Wiſſenſchafft. Wie er nun alles, was er auf dem Titel verſprochen, mit moͤglichſter Gruͤndlichkeit und Deutlichkeit ausgefuͤhret, und verſichert iſt, es ſey weder was uͤberfluͤßiges noch unnoͤthiges eingeſchlichen, noch auch was noͤthiges und nuͤtzliches ausgelaſſen: Alſo verſpricht er ſich von dem Ge - neigten Leſer ein guͤtiges Urtheil, welchem er ſich und ſein Buch empfielet.

Geſchrieben in der Franckfur - ter Oſter-Meſſe 1742.

A, iſt

A.

A

A iſt der erſte Buchſtabe und Vocal im Alphabet, und wird in Bezeichnung der Dinge unterſchiedlich gebraucht, z. E. in Zahlen bedeutet A eine Eins; in der Algebra werden die gegebene oder angenommene Groͤſ - ſen iederzeit mit A, B, C &c. benen - net, gleichwie die unbekannten oder zu ſuchenden mit x, y, z. Jn der Muſic dienet A mit den uͤbri - gen Buchſtaben bis H zu Bezeich - nung der muſicaliſchen Noten. Die Aertzte laſſen ein doppeltes a̅a̅ ſo viel als ana (ſo ein Griechiſches Wort iſt) gelten, welches andeu - tet, daß von denen Speciebns in dem Recepte von einem ſo viel, als von dem andern ſolle genom - men werden. Ein dreyfaches a̅a̅a̅ iſt in der Chymie ſo viel als Amal - gama; A. B. aber Arenoſum Bal - neum. Jn der heiligen Schrifft nennet ſich unſer Heiland ſelbſt das A und das O, das iſt, den An - fang und das Ende, als welche beyde Buchſtaben das Griechiſche Alphabet anfangen und beſchlieſ - ſen. Jn den Roͤmiſchen Nahmen zeiget A. ſo viel an, als Aulus. Wenn die alten Roͤmer zur Zeit

Aag

der Buͤrgermeiſter bey Gebung ih - rer Geſetze ſich des Buchſtabens A. bedieneten, ſolte ſolches Anti - quo heiſſen, das iſt, ich verwer - fe das Geſetz, oder laſſe es bey dem Alten bewenden. Jn den Gerich - ten der Roͤmer zeigete das A, wel - ches auf kleine hoͤltzerne und mit Wachs uͤberzogene Taͤfelgen ge - ſchrieben, und in die aufgeſtellete Urnas geworfen wurde, Abſolvo an, daß der Verklagte ſolte los - geſprochen werden. Die Frantzoͤ - ſiſchen Muͤntzen, welche mit dem A bezeichnet ſind, werden zu Pa - ris gepraͤget, und fuͤr die beſten ge - halten.

Aage, l âge du cheval, Alter des Pferdes,

Dieſes iſt die Laͤnge der Zeit, ſo verfloſſen ſeit der Geburts-Zeit, welches merckwuͤrdig, daß das Pferd den Vortheil hat, daß es die unterſchiedliche Veraͤnderun - gen ſeiner erſten Jahre anzeigen kan, es ſeye nun gleich durch die An - zahl ſeiner Zaͤhne, daß es ſolche einen nach den andern bringt, und neue hervor ſchiebt, oder durch ſchwartze Kennzeichen, oder aber durch einige andere Muthmaſſun -Ritter-Lexic. Agen,Aahgen, als die Knoͤpffe an der Rie - be, des Schweiffs, Falten des Gaumens, Runtzeln der Backen und dergleichen. Wie denn die Roßtaͤuſcher und andere an dem Schieben und Abgeben der 12 vor - dern Zaͤhne oben und unten der Pferde Alter bis ins fuͤnffte Jahr; an dem Kerne oder den ſchwartzen Zeichen in den Flaͤchen der Zaͤhne bis ins zehende Jahr; und an den Wartzen vornen inwendig an den Kothen bis ins dreyzehende Jahr mit ziemlicher Gewißheit abnehmen und erkennen koͤnnen. Wenn aber andere noch weiter gehen, und ſol - ches Alter bis ins 30 Jahr, an den weiſſen Haaren uͤber den Au - gen und Runtzeln an den Leffzen zu kennen vermeinen; ſo halten ih - re Regeln und Merckzeichen nicht allemahl Stich.

Aâhaj,

Jſt ein Ermunterungs-Wort auf der Reitbahn, um ein Pferd in denen Courbetten anzufriſchen, daß es nach erhabener Stimme auf die Tempi Achtung giebt, und nicht einen Satz langſam, den an - dern geſchwinde vollfuͤhrt, in wel - chen weder Kunſt, Wohlſtand, Nu - tzen noch Geſchicklichkeit iſt.

Aaſſen, Aeſſen,

Jſt ein Jaͤger-Wort, und be - deutet bey ihnen ſo viel als eſſen; ſie brauchen es aber von dem ro - then Wildpret oder Hirſchen, wenn ſolches friſſet, ſo ſprechen ſie der Hirſch aaſſet.

Abacteur, ein Pferde-Dieb,

Wird nach den Roͤmiſchen Rech - ten mit der Landes-Verweiſung, oder auch andern Straffen bele - get, nach den Saͤchſiſchen Rech - ten ſoll er am Leben geſtrafft wer - den, bey den Frießlaͤndern iſt beyAbbdieſem Verbrechen die Landes-Ver - weiſung mit und ohne Staupen - Schlag, Brandmarckung ꝛc. ge - braͤuchlich.

Abbaier,

Heiſt angautzen oder anſchnar - chen, da ein beißiger Hengſt den andern anſchnautzet und erſchre - cket: ſolche Schnarcher ſind ge - meiniglich nicht viel werth, ſon - dern ſie ſind boshafftig und zornig, mit ſolchen Pferden iſt im Krieg und auf den Exercir-Plaͤtzen uͤbel fort zu kommen, will man anders nicht Schimpff und Schaden ha - ben. V. Haine.

Abbatre,

Anlegen oder anſchlagen, ge - ſchicht auf der Bahn auf mancher - ley Weiſe, als nemlich: man legt einem jungen Pferde in der Ab - richtung oͤffters die Schenckel, Waden oder Ferſen an den Leib, damit es anfaͤnglich deren nur ge - wohne, und nachhero die Schen - ckel-Huͤlffen und die Sporen lerne annehmen, um ſolchen zu folgen.

Abbatre en peignant,

Heiſt abkaͤmmen, nemlich die Maͤhn, Schopff und Schweiff, die ſind an einem Pferd trucken wohl zu kaͤmmen, und auf beyde Seiten unter und uͤber ſich, her - nach erſt glatt abwerts gerichtet, und daſſelbe ſubtil und ſauber, daß man nicht die langen ſchoͤnſten Haa - re (welche eine Zierde des Pfer - des) muthwillig ausreiſſe und ab - kuͤrtze.

Abblaſen,

Wird auch von den Jaͤgern ge - ſagt, wenn ſie bey Endigung einer Jagd eine Muſic mit ihren Hoͤr - nern machen.

Abend -
Abe

Abend-Muſic. Serenata, Se - renade,

Wird entweder durch eine oder durch ein Paar ſingende Stimmen, mit Jnſtrumenten begleitet, des Abends gebracht, und laͤſſet ſich nirgends beſſer, als auf dem Waſ - ſer, bey ſtillem Wetter hoͤren. Da ihre Haupt-Eigenſchafft Tendreſ - ſe oder zaͤrtliche und ſtarcke Liebe ohne Verſtellung ſeyn ſoll; ſo ſchei - net es, daß die Serenaden bey Gluͤckwuͤnſchungen, oͤffentlichen Gepraͤngen, Befoͤrderungen auf hohen Schulen und dergleichen, auſſer ihrem Element und wider ihre Natur gebraucht werden, als zu welchen ſich die Oratorien und Aubaden wegen ihrer hochtraben - den Eigenſchafft beſſer ſchicken.

Abgehen,

Heißt im Fechten, wenn man einen halben Circkel unter der Klin - ge durch machet, ſowol von der auswendigen als inwendigen Seite.

Abgehen, Stoſſen,

Jſt, ſo man ſich ſolcher Gelegen - heit bedienet, und bey des Con - treparts Losgehen ſtoͤſſet.

Abgeſtrichener Habicht,

Wird derjenige genannt, wel - cher zum Abrichten eingefangen worden, da er ſchon ſeine Federn und vollkommene Kraͤffte bekom - men hat, auf den Raub auszuge - hen.

Abgoͤttiſches Tantzen, ſ. Religioͤſes Tantzen.

Abholtzen, Abtreiben,

Jſt bey dem Forſtweſen das auf einem Gehauich befindliche Holtz abhauen. Man pfleget das Tan - gel-Holtz voͤllig abzuhauen und abzutreiben, theils um dem in derAboErde liegenden Saamen zum Wachsthum Lufft zu machen, theils weil der Wind die ſtehend geblie - bene Laas-Baͤume, welche keine tieffe Wurtzel ſchlagen, dennoch uͤbern Hauffen werfen wuͤrde. Da - hingegen wird das Laub-Holtz nicht voͤllig abgeholtzet, wie das Nadel - und Tangel-Holtz, ſondern man laͤßt die darinnen befindlichen Laas-Reiſſer, Vorſtaͤnder, ange - hende Baͤume und Haupt-Baͤume in gewiſſer Anzahl ſtehen.

Abjagen,

Geſchiehet, wenn bey dem Be - ſtaͤtigungs-Jagen das mit dem Zeuge eingeſtellete Wildpret ſoll gefangen oder gefaͤllet werden. Was dabey insgemein pflege vor - genommen werden, kan man im Oeconomiſchen Lexico leſen.

Abjagens-Fluͤgel

Wird bey den Jaͤgern ein durch ein Gehoͤltze gehauener Weg ge - nennet, welcher nach dem Lauff zugehet, und der alſo nach der manierlichen Proportion gehauen iſt, wie das Jagen formiret ſeyn muß.

Ablauffen laſſen,

Jſt eine Art zu pariren, beſonders gegen den Stoß Tertie, deßgleichen auch gegen die Quarte inwendig.

Abloͤſen,

Sagt man, wenn einem Thiere etwas abgeſchnitten wird.

Abominable, cheval abo - minable,

Ein ungeſtaltes, heßlich und ab - ſcheuliches Pferd, ſo vom Kopf groß, lang, breit, dick, fett, uͤbel gezeichnet iſt, groſſe, lange, weite abhangende Ohren hat, ſchmahl von Bruſt und Creutz abgeſchlif -A 2fenAbofen iſt, daneben der Bauch zu groß oder zu klein, darbey eingezogen, in beyden Seiten leer wie ein Wind - hund, von Schenckeln geſchwol - len, voller Oberbeine und Floß - Gallen, allzulang und bockbeinigt, grobhaͤrig, ratzenſchweiffig, darbey untreu, boshafftig, beiſſend, fchla - gend, tuͤckiſch im Stall und im Ge - brauch gegen Menſchen und Pfer - de iſt, oder andere Gebrechen hat.

Abortement, Avortement, Verwerfen,

Das Verwerffen geſchicht, wenn eine traͤchtige Stute vor der Zeit dero Leibes-Frucht von ſich laͤſt, welches gemeiniglich von harter Arbeit herkommt, oder wann ſie die bittere Wurtzel Gentiana friſſet, oder aber, wenn Lichter von Talch bey ihr erloͤſchen, und ihr ſolcher Geſtanck zu viel in die Naſenloͤcher eindringet; welches ebenmaͤßig der Schweffel-Geſtanck verurſa - chen ſoll.

Abracadabra,

Jſt ein Cabaliſtiſches und Ma - giſches Wort, welches einige ge - gen das Fieber anhaͤngen. Einige ſchreiben das Wort auf einen Zet - tel, und ſtecken ihn einem wilden Pferd ins Ohr, wenn es ſich nicht will beſchlagen laſſen. Allein Ver - nuͤnfftige verabſcheuen dergleichen nichtsnuͤtzigen Aberglauben.

Abruptio, Abreiſſung,

Jſt eine muſicaliſche Figur, da die Harmonie, wenn es nemlich der Text, oder in Jnſtrumental - Sachen andere Umſtaͤnde erfode - ren, ploͤtzlich, und zwar mehren - theils am Ende eines Periodi, ab - bricht oder abſchnappet.

Abſ

Abſatteln, Debâter. Abſinte, Wermut,

Jſt hitzig und trocken, auch ei - nes bittern zuſammenziehenden, und ſcharffen Geſchmacks, wird auswerts der Garten-Beete ge - ſetzt, hat ſchoͤne zerkerbte, weiß - lichte aſchen-faͤrbige Blaͤtter; im Herbſt bekommt er an den Gipf - feln viel runde kleine Knoͤpfflein, daraus werden bleich-gelbe Bluͤm - lein; hat in der Artzeney groſſen Nutzen, abſonderlich iſt der Wer - mut-Wein trefflich gut wider alle gifftige und boͤſe Lufft, ja er hat auch innerlich ſolche herrliche Wirckung die Natur zu ſtaͤrcken, daß, wann er maͤßig gebraucht wird, er die Krafft hat, den Menſchen laͤnger beym Leben zu erhalten, wie der uralte Jſraelitiſche Artzt Hazary bezeugt: Correct. Herb. pag. 41.

Abſchlagen,

Sagt man vom Hirſchen oder Rehbock, wenn ſie die rauhe Haut von ihren Gehoͤrnen, wenn dieſel - be wieder vereckt ſind, an den Baͤu - men abſchlagen und reinigen.

Abſchrecken,

Heißt das Wildpret des Nachts von den Feldern ins Gehoͤltze ja - gen, damit es nicht aus dem Ge - haͤge und in fremde Refiere gehe.

Abſchreiten,

Nennen die Jaͤger, wenn ſie durch Schritte nach der Laͤnge der Tuͤcher die Entlegenheit der Orte und Stallungen abmeſſen.

Abſprung,

Jſt ein Jaͤger-Wort, wenn die Haaſen auf ihrer ordentlichen Faͤhr - te ein Stuͤck Weges zuruͤck gegan - gen, (welches bey den Jaͤgern ein Wiedergang genennet wird,) undals -Abſalsdenn auf die Seite davon abge - ſprungen, und dadurch einen An - fang zu einer neuen Faͤhrte ge - macht. Dergleichen Abſpruͤnge pflegen die Haaſen, wenn ſie vom Felde wieder nach dem Holtze zu gehen, zwey und mehrere zu thun, damit ſie den Hunden den Geruch verlegen und die Spur benehmen moͤgen, um nicht ſo leicht von ih - nen gefunden und aufgejagt zu werden, und alſo deſto ſicherer in ihrem Lager zu ſeyn.

Abſtecken,

Brauchen die Jaͤger von For - mirung des Lauffes bey einem Ja - gen, wie weit derſelbe gehen ſoll; da ſie denn etliche Hefftel einſchla - gen, nach welchen die Tuͤcher auf - geſtellet werden.

Abſtreiffen,

Heiſſet einem Thiere die Haut oder den Balg abziehen, und wird von Woͤlfen, Fuͤchſen, Luchſen, wilden Katzen, Jltiſſen, Mardern, Fiſch-Ottern, Dachſen, Haaſen, Aalen ꝛc. geſagt. Der Baͤr aber wird nicht geſtreifft, hat auch kei - nen Balg, ſondern eine Haut, und wird ſeines Felles halber gantz zerlegt und zerwircket.

Abt,

Jſt in Deutſchland eine geiſtli - che Perſon, welche ein Kloſter zu regieren hat. Man findet derglei - chen unter den Catholiſchen und Proteſtanten. Bey den letztern ſind es Landes-Staͤnde, welche ei - ne gewiſſe Anzahl Studenten, ſo Conventualen genennet werden, unter ſich haben. Unter den Ca - tholiſchen aber giebt es, welche ti - tulum ſine vitulo, das iſt, die zwar den Titel, aber nicht die Einkuͤnfte haben; dagegen andereAcabeydes beſitzen. Einige derſelben ſind gefuͤrſtete Aebte, z. E. Fulda, Kempten, Corvey ꝛc. weil ſie nem - lich Fuͤrſtliche Rechte und Rega - lien genieſſen, und alle Handlun - gen verrichten koͤnnen, welche von der Landes-Hoheit herruͤhren. Theils derſelben werden infulirte Aebte genennet, weil ſie die Infulam oder Biſchoffs-Muͤtze uͤber ihren Wap - pen und ſonſten gebrauchen duͤr - fen, auch den Biſchoͤffen ſehr na - he kommen.

Abtreiben, ſ. Abholtzen.

Abtritt, Abzug,

Jſt das dritte Stuͤck eines Bal - lets, womit ſelbiges geendiget und beſchloſſen wird.

Abus, l Abus des chevaux,

Der Misbrauch derer Pferde iſt ſehr unterſchieden, und iſt der ſchaͤdlichſte, was wider die Natur, Vernunfft und Moͤglichkeit, mit den Pferden vorgenommen wird. Ferner was man aus Vorwitz ohne gnugſame Wiſſenſchafft verſu - chet, aus deren Ermangelung die Pferde nicht Gehorſam leiſten koͤn - nen, wenn ſie gleich gerne wol - ten.

Abyßinien,

Ein groſſer Strich Landes in dem dritten Welt-Theile Africa, welches von einem Kayſer, der groſſe Neguz genannt, beherrſchet wird, fuͤhret in ſeinem Wappen einen Loͤwen mit der Beyſchrifft: Es hat uͤberwunden der Loͤwe vom Stamme Juda.

Abzug, ſ. Abtritt.

Academia, Academie, hohe Schule oder Univer - ſitaͤt,

Jſt eine Societaͤt, da die Stu -A 3diren -Acadirenden von gewiſſen dazu ver - ordneten Doctoribus und Profef - ſoribus, ſo wohl in der Philoſo - phie, als auch in den andern Fa - cultaͤten unterrichtet, von dem Rectore und Senatu Academico regieret, auch zum Theil promo - viret, und mit Academiſchen Eh - ren-Titeln verſehen, auch den Fra - genden aus den Facultaͤten Reſpon - ſa ertheilet werden.

Academia Bruxellenſis,

Jſt eine muſicaliſche Academie oder Opera in der Haupt-Stadt Bruͤſſel in Brabant in den Oeſter - reichiſchen Niederlanden. Anno 1720 ward, an ſtat des verſtorbe - nen Printzens von Berghes, der Fuͤrſt von Thurn und Taßis der - ſelben Protector.

Academie des Chevaliers, Ritter-Academie,

Jſt eine Ritter-Societaͤt, bey welcher nicht allein galante Ritter - liche Exercitia anzutreffen, als Reuten, Fechten, Tantzen, Volti - giren, auf allerhand Inſtrumen - ten ſpielen, ſondern auch die Hi - ſtorie und Geographie, ja die Phi - loſophie ſelbſt, und alle Tugenden gelehret werden, wie auch fremde und auslaͤndiſche Sprachen, in - gleichen in der Matheſi und allen derſelben Theilen, als Arithmetica, Geometria, Mechanica, Optica, Gnomonica, Fortification, Archi - tectur nebſt andern Collegia gele - ſen werden.

Academie Royale de Muſique, Regia Muſicae Academia,

Wird die Opera zu Paris ge - nennet, ſo beynahe aus 200 Per - ſonen beſtehet. Sie ward nach der zu Venedig errichtet, und 1669 erhielt der Abt Perrin das Privile -Accgium daruͤber; die erſte Opera, Pomone genannt, ward im fol - genden Jahre im Martio aufgefuͤh - ret. Monſieur Lully, ein Floren - tiner, brachte es noch 1670 dahin, daß ihm das Privilegium gegen ei - ne Summe Geldes ausgehaͤndi - get wurde, und ward ihm von dem Koͤnige das Theatrum in dem Pa - lais Royal, woſelbſt bis dahin die Comoͤdianten agirt hatten, dazu geſchenckt; an welchem Orte denn die Opera beſtaͤndig geblieben. Sie wird woͤchentlich dreymahl aufge - fuͤhrt, und ſoll jaͤhrlich auf 300000 Livres eintragen. Es koͤnnen ade - liche Perſonen Mitglieder derſel - ben ohne Nachtheil ihres Standes abgeben.

A Capella,

Nennet man, wenn ſich Vocal - und Inſtrumental-Stimmen zu - gleich mit einander hoͤren laſſen, und zwar dergeſtalt, daß die Jn - ſtrumente eben das, was die Saͤn - ger, ausfuͤhren.

Accademia de Filomuſi,

War eine zu Bologna Anno 1622 von D. Girolamo Giacobbi aufgerichtete muſicaliſche Geſell - ſchafft, deren Wahlſpruch ein mit Pfeiffen oder Rohr bewachſener Huͤgel mit der Beyſchrifft war: Vocis dulcedine captant. Ob die - ſelbe noch beſtehe, iſt unbekannt.

Accademia de Muſici Fila - ſchiſi,

Eine zu Bologna im Kirchen - Staate 1633 von Domenico Bur - netti und Franceſco Bertacchi er - richtete muſicaliſche Geſellſchafft, die zum Wahlſpruche eine Davids - Paucke mit der Beyſchrifft fuͤhrte: Orbem demulcet attactu: Sie mag aber ſchon laͤngſt eingegangen ſeyn.

Acca -
Acc

Accademico Filarmonico,

So nennet ſich ein iedes Mit - glied, der zu Verona noch bluͤhen - den muſicaliſchen Geſellſchafft. Die Zeit ihrer Stifftung und der - ſelben Urheber iſt nicht bekandt; doch ſo viel gewiß, daß ſie anfangs zu Vicenza errichtet, und ſchon ums Jahr 1565 ſich mit der Acca - demia dell Incatenati vereiniget habe.

Accent, Muſicaliſcher Accent,

Jſt eine Manier, da die Stim - me, ehe die folgende vorgeſchrie - bene Note ausgedruckt wird, den naͤchſt daruͤber oder darunter lie - genden Klang gantz ſanfft und gleichſam zweymahl ſehr hurtig be - ruͤhrt. Einige nennen ihn Vor - ſchlag, die Frantzoſen le Port de voix, und iſt er entweder Accen - tus deſcendens oder remittens, der abſteigende Accent, oder Accentus aſcendens oder intendens, der auf - ſteigende Accent. Beyde werden wieder in majorem, da ein gantzer Ton, und minorem eingetheilet, da nur ein Semitonium im Gange gebraucht wird. Alle dieſe Arten ſind Accentus ſimplices. Accen - tus duplex, Accento doppio, Ac - cent double, aber iſt eine muſica - liſche Zierath, da man von zwe - en Gangs - oder Sprungs-Weiſe auf einander folgenden Noten die zweyte ſo geſchwinde anſchlaͤgt, daß die erſte an ihrer Geltung die Helffte verlieret, und man die zweyte um ſo viel eher anſchlaͤget und hoͤren laͤßt.

Accentor, ſ. Tenoriſt.

Acciacatura, Verbindung,

Eine muſicaliſche Zierath, wenn auf den Clavicymbeln die bey ei -Accner Cadenz vorkommende $$\frac {6}{4}$$ ſo wol in der rechten als lincken Hand, und alſo doppelt oder uͤberfluͤßig ge - griffen, der darauf folgende Satz aber, oder die durch die ſcharfe Terz zu bewerckſtelligende Reſolu - tion, in der rechten Hand allein tractiret, und in der lincken ausge - laſſen wird. Es giebt auch noch andre Arten. Es ſcheinet aber die - ſe Manier nichts anders zu ſeyn, als ein Mordant in vollem Grade.

Accompagnement, Accompa - gnatur,

Bedeutet in der Muſic, wenn Singe-Stimmen von allerhand Jnſtrumenten, in allerhand Arien und Melodien, auf gebrochene und ununterbrochene, abwechſelnde Art begleitet werden. Jnſonderheit wird es von dem General-Baß gebraucht, welcher ſowohl Singe-Stimmen, als Jnſtrumente, begleitet. Noch beſonderer wird es von einem Re - citativ geſagt, welchen lauter Gei - gen mit lang-aushaltenden oder gezogenen Noten und Accorden, ohne Unterbrechung, gantz ſanfte und gleichſam nur ſaͤuſelnd, be - gleiten. Einer, der ſolches Ac - compagniren verrichtet, wird Ac - compagnateur genennet.

Accord, Zuſammenſtim - mung,

Jn der Muſic beſtehet aus drey unterſchiedenen, und doch zuſam - men klingenden Sonis, nemlich dem Fundamental-Ton, deſſen Terz und Quint. Es bedeutet auch ein gantzes Stimmwerck von allerhand Pfeiffen, da von der un - terſten oder groͤſten Baß-Pfeiffe an immer eine nach der andern bis zur kleinſten Diſcant-Pfeiffe fol - get. Ein freyer Accord, der bloſſenA 4Stim -AccStimmung nach iſt, welcher die rechte Hand ohne Zuthun der lin - cken auf einigen beſaiteten Jnſtru - menten macht. Gebrochene Ac - corde ſind, wenn die Klaͤnge einer Zuſammenſtimmung nicht auf ein - mal, ſondern nach einander ver - nommen werden; dieſe dienen zu einer groſſen Zierath in den beglei - tenden Jnſtrumenten, und zu einer unendlichen Veraͤnderung.

Accordi ren,

Die Jnſtrumenten oder Orgel - Pfeiffen zu rechter und gehoͤriger Uibereinſtimmung bringen, und ſo nennet man es auch ſtimmen. Sonſt heiſſet es auch, wenn Saͤn - ger und Jnſtrumentaliſten in gu - ter und rechter Zuſammenſtim - mung ſich hoͤren laſſen.

Accordo,

Jſt ein mit 12 bis 15 Saiten bezo - genes groſſes Jtalieniſches Baß - Jnſtrument, worauf man mit ei - nem Bogen ſpielet, und zwar alſo, daß 2 bis 3 Saiten zugleich beruͤhret werden.

Accoupler les chevaux,

Heiſt die Pferde anjochen oder ankoppeln, das geſchiehet, wenn die Roßhaͤndler eine Quantitaͤt Re - monte-Pferde aufkauffen, ſo bin - den ſie ſolche eines an des andern Schweiff, und laſſen ſolche hin - ter einander marſchieren, bis ſie ſelbige an Ort und Stelle bringen, alsdenn pflegen ſie dieſelben zu mu - ſtern; ſind aber Hengſte und Be - ſcheller darunter, ſo ſchnallen ſie einen ſtarcken Stock darzwiſchen, daß keines den andern beſchaͤdigen kan. Sie pflegen auch gemeinig - lich dem letzten Pferd ein Gloͤck - gen anzuhencken, damit der Kup - pel-Knecht ſolches vorne hoͤrenAchkan, daß die Reihe noch complet iſt, und ſich keines losgeriſſen hat, wie oͤffters geſchiehet.

Accoutumance des chevaux de porter l encolure,

Die Gewohnheit der Pferde, wie ſie geartet den Hals zu tragen. Die meiſten Pferde halten von Na - tur den Kopff und Hals auf die lin - cke Seite, daß ſie ſich offt mit der groͤſten Gewalt nicht wollen rechts biegen oder wenden laſſen, das kommt theils von natuͤrlicher Be - ſchaffenheit, wenn es als ein Foh - len im Mutter-Leibe mit dem Kopff auf die lincke Seite liegt, theils auch von ſteter Gewohnheit her, da man mit ihm auf der lincken Sei - ten meiſtens umgehet, es aufzaͤu - met, ſattelt, aufſitzet und abſtei - get ꝛc.

Accroupir, cheval qui ſ ac - croupe,

Ein Pferd, ſo niederkauert, das geſchiehet, wenn ein Pferd die hin - tern Fuͤſſe zu viel vorwerts unter den Leib ſetzet, ſo kauert es hinten nieder, und hat keine Staͤrcke auf der Erden, ziehet auch das Vordertheil zu viel an ſich und zu - ruͤck, daß es hinten mehr als vorn an der Erde ſtecket, davon die hin - tern Schenckel faſt das gantze Pferd tragen ſollen; iſt alſo alle Sicher - heit und Entledigung an dem rech - ten gleichen Stand gelegen.

Achat,

Jſt ein halb durchſichtiger Edel - geſtein, wegen ſeiner mancherley Farben ſehr angenehm, ſonder - lich wenn die Natur in Vorſtel - lung unterſchiedlicher Figuren, als Thiere, Baͤume, Fruͤchte, Wol - cken ꝛc. in demſelben ſpielet; wie denn Koͤnig Pyrrhus einen ſolchenAchatAchAchat gehabt, in welchem die 9 Muſen oder Kunſt-Goͤttinnen, ſammt dem Apolline zu ſehen ge - weſen ſeyn. Der ſchoͤnſte Achat kommt aus Jndien, ſonderlich aus der Provintz Camboja und aus Si - cilien; man findet ihn auch hin und wieder in Deutſchland. Sei - ne Tugend iſt, daß er dem Gifft und gifftiger Thiere Biß wider - ſtehet; daher auch der Adler die - ſen Stein in ſein Neſt traͤgt, um ſeine Jungen vor gifftiger Thiere Biß dadurch zu verwahren. Jn der Kayſerlichen Schatz - und Kunſt - Kammer zu Wien iſt eine aus ei - nem Achat gemachte Schale oder Schuͤſſel zu ſehen, welche eine El - le weniger zwey Finger im Durch - ſchnitte haͤlt, und darum ſo viel hoͤher zu æſtimiren iſt, weil in ih - rer Hoͤle gar deutlich B. XRISTO R. S. XXX von Natur eingewach - ſen, als wenn gleichſam die Na - tur dieſen ungemeinen Edelgeſtein ihrem Schoͤpffer vor andern haͤtte dediciren und aufopffern wollen. v. Lambecii Bibl. Cæſar. L. I Fol. 24. Der Achat war auch der achte Edelgeſtein in dem Amt-Schild - lein Aaronis. Exod. 28 v. 19.

Acheminé, cheval acheminé,

Ein ſchon etwas gewandtes Pferd, welches (degourdi) von der Plumpheit der Glieder befreyet und gleichſam gebrochen und ge - bogen iſt, welches auch ſeine Ge - ſchicklichkeit zur Abrichtung ſehen laͤſt, indem es der Fauſt und dem Schenckel gehorſamet, und von de - nen Schulen einen feinen Anfang hat.

Achevé, cheval achevé,

Ein voͤllig zugerittenes Manege - Pferd, das in allen Arien und Schul-Lectionen beſtaͤtiget undAcqabgerichtet iſt; denn es iſt (Ache - vé) und vollkommen, leiſtet in al - len Gehorſam, laͤſt willig auf - und abſitzen, gehet Schritt, Trott, Galop, courbettiret, radoppiret, aggroppiret, iſt dabey leicht in der Fauſt, wohlgeſetzt auf die Hancken, und vortrefflich gewandtſam, ſo wohl terre terre, als en haut &c.

Acquereurs,

So die Lateiner Adepti nennen, ſind ſolche Leute, welche ohne or - dentliche Mittel zu beſondern Wiſ - ſenſchafften kommen, und allein durch uͤbernatuͤrliche Erleuchtung von Gott damit begabet werden, wie vom Koͤnig Salomon geſagt wird, auch hat Paracelſus von ſol - chen Leuten geſchrieben, und ſich ſelbſt davor ausgegeben. Hel - montius, als deſſen Scholar, giebt ſich auch fuͤr einen ſolchen Erwer - ber aus, und gratuliret ihm ſelbſt wegen ſolcher Gabe im Anfang ſei - nes Buchs der Phyſicæ inauditæ Col. 3 §. 8: Er ſey mit Anruf - fung des Vaters der Lichter und fleißiger Arbeit zu hoͤherer Erkennt - niß kommen, als ſein Maitre ſelbſt; welches ſich der bekannte Iſaac Hol - landi auch ruͤhmet ꝛc. Nun ſind zwar Arbeit und Gebet keine ver - werffliche Mittel, ja die noͤthig - ſten und vornehmſten, woruͤber Helmontius und Hollandi zu lo - ben; aber hierinnen gehet man zu weit, daß man darneben von ſonſt gewoͤhnlichen Mitteln der Inſtru - mental-Wiſſenſchafften nichts hoͤ - ren will, ſondern ſolche gantz bey - ſeiten ſetzet, auf unmittelbare Er - leuchtung faͤllt, welches ſonderlich die Alchimiſten oder Goldmacher zu thun pflegen; allein es ſind vie - le ſolcher beruͤhmten Acquereurs, mit welchen es zuletzt gemeinig -A 5lichActlich auf einen Betrug hinaus laufft; wie denn einige, ob ſie gleich vor groſſe Herren tingiret, und Gold gemacht haben ſollen, letzt - lich in groſſer Armut geſtorben, oder gar am Galgen in Flitter - Gold aufgehenckt worden.

Acteur,

Eine in einem Schau-Spiele agirende Manns-Perſon.

Action de bouche,

Eine Bewegung des Mauls, Spielung der Zunge und Kinn - backens des Pferds, welches in - dem es das Gebiß kauet, ſich das Maul erfriſchet, und ein Kenn - zeichen des Vermoͤgens, des Feuers und der Geſundheit iſt; dergleichen Pferde ſind gemeiniglich gelind und weichmaͤulicht, wenn ſie an - ders nicht mit harten Faͤuſten und ſcharffen Gebiſſen verdorben und harte gemacht werden.

Actions du corps d un Ca - valier,

Sind die Bezeigungen und Ge - berden eines Reuters zu Pferde, ſo - wol mit dem Leib, Geſicht, als Haͤn - den und Fuͤſſen; welche entwe - der wohl anſtaͤndig, oder ungeber - dig ſeyn. voyez Geſtes.

Actrice,

Eine agirende Weibs-Perſon in einem Schau-Spiele.

Actus, Atti, Actes,

Sind in einem Schau-Spiele die Handlungen oder Haupt-Thei - le, deren insgemein 5 ſind: Pro - logus, Protaſis oder Eingang; Epi - taſis, Fortgang; Cataſtaſis, Ver - wirrung; Cataſtrophe, Vorberei - tung zur Auswickelung und Epilo - gus, Schluß. Sie werden wieder in ihre Scenen oder Auftritte einge - theilet.

Ade

Aculer, cheval qui ſ acule,

Wirfft ſich im Anhalten oder Zu - ruͤckziehen mit der Groppa ein oder aus, und begiebt ſich aus der Ordnung. Nechſt dieſen, wenn es arbeitet in den Volten, avanciret es nicht genug bey iedem Tempo, auch ergreiffen ſeine Schultern nicht gnug Terrain, wenn die Groppa zu viel dem Centro der Volta ſich naͤhert: wovon die Ur - ſache iſt, weil der Reuter die Fauſt nicht verwendet, und es mit dem inwendigen Schenckel auswerts getrieben hat; ſo iſt es in ſolche Unordnung gerathen, ſo aber noch zu corrigiren iſt.

Adagio,

Ein in der Muſic gebraͤuchliches Jtalieniſches Wort, ſo gemaͤchlich oder langſam bedeutet.

Adel,

Jſt derjenige Stand, welcher uͤber die Buͤrger erhoben iſt. Ob - gleich bey allen wohlgeſitteten Voͤl - ckern der Adel beſondere Vorzuͤge, Rechte und Freyheiten zu ieder Zeit genoſſen; ſo hat dennoch Deutſchland oder das H. Roͤmi - ſche Reich ſeinen Adel mit beſon - dern Vorzuͤgen verſehen. Man pfleget denſelben einzutheilen in den hohen und niedern Adel. Zu dem hohen Adel zehlet man Kayſer, Koͤnige, Hertzoge, Fuͤrſten, Gra - fen und Freyherren; den niedern Adel aber machen eigentlich die ſogenannten Edelleute aus. Der gantze Grund des hohen und nie - dern Adels beruhet auf der freyen Geburt und der im Kriege bezeig - ten Tapfferkeit. Der niedere Adel, welcher ſeinen Urſprung den Inge - nuis zu dancken hat, ward ehemahls milites, militares, homines de mi - litari genere, Ritter, Rittermaͤſ -ſigeAdeſige, Ritterbuͤrtige genennet, und war verbunden, beſonders zu Pfer - de Kriegs-Dienſte zu verrichten, wozu denn in damaligen Zeiten auch niemand als Ingenui oder Freye Leute gelangen konten. Er iſt entweder unmittelbar, oder mit - telbar; jener iſt der eigentlich ſo - genannte Reichs-Adel, durch die - ſen aber verſtehet man den Land - ſaͤßigen Adel. Unter dieſen bey - den iſt iedoch kein Unterſcheid, was die Rechte und Vorzuͤge des al - ten Adels betrifft, wenn er Geſetz - und Statuten-maͤßig bewieſen worden. Ferner wird der Adel eingetheilet in den alten und neu - en. Den neuen Adel nennet man, wenn einer durch ſein Wohlverhal - ten die Befreyung von den buͤr - gerlichen Beſchwerden genieſſet, und den Adelſtand auf ſich und ſeine Familie bringet. Hingegen iſt der alte Adel, welcher den von Vater und Mutter, und derſel - ben Groß - und Elter-Vater, auch Groß - und Elter-Mutter vor al - ters her ererbten Schild und Helm auflegen, und ſein adeliches Ge - ſchlecht und Herkommen mit vier, acht, ſechszehen oder mehr Ahnen zu beweiſen im Stande iſt. Und dieſe nennet man daher vier-acht - oder ſechszehen-ſchildige Edelleu - te, Rittermaͤßige, Lehnbare, Schil - des - und Wapens-Genoſſen, rech - te Edelgebohrne, rechtgebohrne Le - hens-Turniers-Genoſſen und rechtmaͤßige ritterliche Adels-Ge - noſſen, zu Schild und Helm, Rit - ter - und Stiffts-maͤßig Gebohr - ne, Ritterbuͤrtige und Stiffts - maͤßige Adels-Perſonen, Ritter - und Landtags-faͤhige Adeliche, vollbuͤrtige Ritters-Leute, die ih - re Ahnen mit Schild und Helm be - weiſen koͤnnen, die Ritter - undAdeStiffts-maͤßigen Herkommens ſind ꝛc. Deren Vorzuͤge waren ehe - deſſen das Recht, zu Rittern ge - ſchlagen zu werden, bey Turnie - ren und Ritter-Spielen zu er - ſcheinen und ſelbigen beyzuwoh - nen, Wapen mit Schild und Helm zu fuͤhren, ſich mit keinem, der nicht ſeine vier Ahnen erwei - ſen kan, wider ihren Willen in Kampf einzulaſſen, allein Ritter - Guͤter zu erlangen, allein zu de - nen Lehn-Land - und Malefitz-Ge - richten gezogen zu werden. Sie koͤnnen nicht nur zu den hoͤchſten Ehren und Wuͤrden gelangen, ſon - dern die meiſten geiſt - und weltli - che Ritter-Orden und hohen Stiffter in Deutſchland nehmen keinen Fuͤrſten, Grafen, Frey - herrn und Edelmann unter ihre Mitglieder auf, welche nicht de - nen Statuten wegen vollfuͤhrter Ahnen-Probe vorher Gnuͤge ge - leiſtet haben. Zur Sitz und Stim - me auf den Land-Taͤgen wird auch niemand zugelaſſen, als welcher ſeine erforderliche Ahnen vorgelegt und erwieſen. Man findet auch noch eine andere Eintheilung in den Hof - und gelehrten Adel: Zu jenem gehoͤren die Hof - und Kriegs - Chargen, unter dieſen aber zehlet man die Doctores gewiſſer Facul - taͤten. Sonſt kan man von dem Adel in Pohlen unten nachſehen, unter dem Titel Polniſcher Adel; von dem alten Roͤmiſchen Adel un - ter Nobilis, und von dem Venetiani - ſchen unter Nobili di Venezia.

Adel-Brief,

Jſt ein Diploma, darinnen der Kayſer, oder ein anderer Fuͤrſt, der ſolches Recht hat, einen Buͤr - ger fuͤr einen Edelmann erklaͤret und mit einem gewiſſen Wapen be -ſtaͤti -Adeſtaͤtiget. Am Kayſerlichen Hofe iſt die Taxe eingefuͤhret, daß fuͤr einen Fuͤrſten-Brief 12000, fuͤr einen Grafen-Brief 4000, fuͤr ei - nen Freyherren-Brief 2000, und fuͤr einen Ritter - oder Adel - Brief 200 Thaler, ohne die Acci - dentien, ſo dem Cantzler, Secre - tario und der Cantzeley gehoͤren, bezahlt werden ſollen. Dieſe Di - plomata muͤſſen bey Verluſt des neu-erlangten Adels innerhalb 3 Monaten, aus der Reichs-Can - tzeley abgeloͤſet werden.

Ader ſchlagen,

Jſt ein gewoͤhnliches Vorſorge - Mittel bey den Pferden, welches im Fruͤhling und Herbſte pflegt vorgenommen zu werden, und auch bey vielen Kranckheiten derſelben gebraucht wird. Denen Pferden aber, ſo unter vier Jahre ſind, in - gleichen den Wallachen und denen alten wird keine Ader geſchlagen. Was dabey zu beobachten ſey, ſol - ches kan man im Oeconomiſchen Lexico nachleſen, woſelbſt auch die Mittel an die Hand gegeben wer - den, wenn ein Pferd die Adern verruͤcket oder verſtoſſen, daß es davon hincket.

Adler,

Wird fuͤr den Koͤnig aller Voͤ - gel gehalten, und iſt der groͤſſeſte, ſtaͤrckeſte und geſchwindeſte unter allen Raub-Voͤgeln, er iſt ſo groß, daß auch der groͤſte Mann ſeine Fit - tige nicht ausklaftern kan, ſchwaͤrtz - licher und dunckel-brauner Farbe, hat einen aſchefarbenen am Ende etwas gekruͤmmten mehr groſſen und breiten als langen und ſpitzigen Schnabel, gelbe Fuͤſſe, lange ſtar - cke und gekruͤmmte Klauen oder Faͤnge; die Augen liegen ihm hohl und tieff im Kopffe, und ſe -Adlhen faſt feurig oder ſaffran-gelb aus, der Schwantz aber iſt ziem - lich kurtz. Er hat einen ſcharfen Wind, und vermercket ſeine Nah - rung unglaublich weit von fern. Er horſtet in hohen unwegſamen und unerſteiglichen Stein-Klippen, oder in groſſen Waͤldern an einſamen und duͤſtern Orten auf hohen Tan - nen, und weiß ſich ſo wohl in acht zu nehmen, daß, wenn der Weide - mann ihn zu ſchieſſen ſich verborgen dabey anſtellet, er es alsbald ver - mercket, und ſeinen Jungen den Raub im Vorbeyfliegen und ohne zu fuſſen vorwirfft. Er bleibet gerne in ſeinem einmal erwehlten Horſte, welchen er nicht leicht ver - aͤndert. Seine Nahrung ſind meiſtentheils Haaſen, und ſoll er Steine in ſeine Faͤnge nehmen, ſel - bige uͤber denen Hecken und Dorn - Buͤſchen fallen laſſen und damit die Haaſen ſprengen: auch greifft er Rehe und Hirſche an, und un - terſtehet ſich, wo er nur etwas Bloͤſſe findet, ſolche zu wuͤrgen und zu ſchanden zu ſchlagen. Ob er gleich drey Eyer leget und be - bruͤtet, ſoll er doch nicht uͤber zwey Junge ausbringen. Nach Ge - wohnheit anderer Raub-Voͤgel wirfft er alle Morgen ſein Gewoͤl - le, das iſt, er ſpeyet die Haare und Federn aus, welche ſich in ſeinem Kropfe von dem von ihm den vor - hergehenden Tag gefreſſenen Raub oder Aetzung geſammlet. Er hat eine harte und dauerhaffte Natur, und erreichet deswegen ein hohes Alter: ie aͤlter er wird, ie aͤrger und wilder bezeiget er ſich. Wie er denn auch nicht anders als vor Hun - ger ſterben ſoll. Seine Zufaͤlle im hoͤchſten Alter ſind bloͤde Augen, welche er durch ſtetes Einſehen in das Sonnen-Licht, dadurch dieDun -AdmDunckelheit ſich verzehret, wieder ſtaͤrcket; das Ausfallen der Federn, welche iedoch wieder wachſen, da er indeſſen von ſeinen hierzu abge - richteten Jungen ernaͤhret wird, und daß ihm der obere Theil des Schnabels, ſo noch immerzu waͤch - ſet, allzuweit und krumm uͤber den untern hervorraget, und die Spei - ſen zu faſſen und zu genieſſen ver - hindert, welchen er iedoch an ei - nem ſcharfen Felſen abwetzet und kuͤrtzer macht, und ſich auf ſolche Art beſtaͤndig verjuͤngert. Man findet derſelben verſchiedene Arten, an Farben ſo wol ſchwaͤrtzlichte als braͤunlichte, groſſe und kleine, von welchen die edelſten ſich nur allein vom friſchen und gefange - nen Wildpret und lebendigen Thie - ren, nebſt ihren Jungen, naͤhren, die andern aber, wie die Geyer, ſich mit dem Aaſe oder Luder her - um ſchleppen. Jn der Heraldic deutet der zweykoͤpfigte oder dop - pelte ſchwartze Adler den Roͤmi - ſchen Kayſer oder das Roͤmiſche Reich an; der weiſſe im rothen Felde Pohlen, der ſchwartze Preuſ - ſen, der rothe im weiſſen Felde die Marck Brandenburg ꝛc.

Admirable, der Wunder - bare,

Jſt ein fingirter Nahme eines Pferds, welches in eines groſ - ſen Herrn Marſtall auf ein Taͤf - lein geſchrieben, und uͤber des vor - nehmſten Leib-Pferdes Stand aufgehaͤnget iſt, damit man die Pferde, wo ihrer viel ſtehen, von einander unterſcheiden kan; man pflegt gemeiniglich auch noch die Nahmen der Eltern darunter zu ſetzen, damit man gleich weiß, von was Art und Nation ſie gefal - len ſind.

Aes

Aequal - Gemshorn,

Jſt bey einem Orgelwerck, wenn diejenige Art Pfeiffen, ſo unten weit und oben zugeſpitzet, und al - ſo mehr als halb gedackt ſind, 8 Fuß Ton halten; die Niederlaͤn - der nennen ſie Koppel-Floͤten, und klingen ſie faſt wie eine Viol di Gamba.

Aequal-Principal,

Jſt bey einem Orgelwerck das Principal, deſſen unterer Clavis nicht uͤber das Chormaaß C gehet, ſon - dern 8 Fuß Ton hat, wie der Baß in einer Menſchen-Stimme.

Aequatio, Gleichung,

Heißt in der Algebra, wenn man durch Gegeneinander-Haltung und Verſetzung der verſchiedenen Theile und Umſtaͤnde, ſo ſich bey einer vor - gelegten algebraiſchen Frage befin - den, 2 gleiche Groͤſſen heraus bringet.

Æquilibrium, Equilibre, Gleichgewicht, Wag - rechter Stand,

Die Sache iſt noch in æquili - brio, das iſt, auf beyden Seiten gleich, welches auch in der Reit - Kunſt ſo wol bey dem Pferde als bey dem Reuter zu beobachten; welches beederſeits eine Feſtigkeit bringt.

Æquiſonus, Equiſono,

Ein gleich-lautender Ton, ent - ſtehet, wenn in zwo oder mehr Stimmen einerley oder gleiche Klaͤnge mit einander zugleich ge - hoͤret werden.

Æquivagans,

Jſt in der Muſic eine mit an - dern zugleich und auf gleiche Art fortgehende Stimme.

Aeſtling,

Jſt ein junger Habicht, welcher,daAetda er ſchon auf den Aeſten der Baͤume etwas herum huͤpfen koͤn - nen, zum Abrichten eingefangen worden.

Aetzen,

Wird von jungen Voͤgeln ge - ſagt, die erſt ausgekrochen ſind, wenn man ſolche ſpeiſet. Solcher Geſtalt wird auch der Habicht ge - aͤtzet, und wenn er ſatt und ge - nug hat, ſagt man: Er hat einen guten Kropff.

Affect,

Jſt eine gewiſſe Bewegung des Gemuͤths und der Sinnen, dem guten nachzuſtreben, und das boͤ - ſe zu vermeiden, auch ein iedes natuͤrliches Leiden oder Kranckheit, mit welcher der menſchliche Coͤr - per behafftet iſt. ſ. Lex. Phil.

Affection des chevaux,

Die Zuneigung der Pferde iſt ein ſehr noͤthiges Stuͤck, die Pfer - de von Anfang damit zu uͤberwin - den, daß ſie um ſelbiger willen alles gerne leiden, was ihre Unter - weiſung erfodert; denn ſo fern es der Reuter bey dem Pferd dahin brin - gen kan, daß es ihme geneigt iſt, und ein Vertrauen zu ihm hat, wird ihm daſſelbe in allen Faͤllen vielmehr um der Liebe, als we - gen anderer, ſonderlich der Straff - Mittel, in aller Unterweiſung wil - lig gehorſamen. Voyez Careſſe.

Affettuoſo,

Ein in der Muſic gewoͤhnliches Jtalieniſches Wort, ſo ſehnlich, nachdruͤcklich, hertzbeweglich bedeu - tet, und den Affect der Liebe aus - druͤcken oder ruͤhren ſoll.

Affoiblir un cheval,

Heiſt ein Pferd abmatten, ſchwaͤ - chen, qvaͤlen und plagen, das ge -Ageſchiehet offt von unverſtaͤndigen Reutern, ſo wohl auf der Reit - Bahn (welche nicht koͤnnen auf - hoͤren, ob ein Pferd gleich ſein De - voir willig thut) als auch uͤber Land, auf der Jagd, im Krieg ꝛc. da man einem Pferde uͤbernatuͤrliche Din - ge zumuthet, es aus dem Athem ja - get, und nicht einmahl verſchnauf - fen oder verblaſen laͤſt; anderer Ausmergelungen zu geſchweigen.

Africain, cheval d Africain,

Nennet man ein Barbariſches Pferd, weil ſie in der Arabiſchen Wuͤſten und derſelben Gegend fal - len und erzogen werden, worin - nen es auch viel Loͤwen giebt, wel - che entſetzlich nach dem Raub bruͤl - len; welches dieſe Pferde gewoh - nen, und ſolches ohne Entſetzen anhoͤren koͤnnen, welches kein an - ders Pferd vermag; ſind ſonſten ſehr zart und gelernig.

Affter-Holtz,

Heißt bey den Foͤrſtern das windfaͤllige, wipffelduͤrre, ſchnee - bruͤchige Holtz.

Affter-Klauen, Aber-Klauen, Geaͤfftere,

Nennen die Jaͤger die 2 kleine Klauen, ſo den Hirſchen, Wild - pret, Sauen und andern Thie - ren, hinten an den Laͤufften uͤber den Ballen heraus gewachſen ſind. Aus dieſen Affter-Klauen iſt der Hirſch in der Faͤhrte, als einem der kenntbareſten Zeichen, vor ei - nem Thiere zu erkennen.

Affter-Zegel,

Sind in der Foͤrſterey die abge - hauenen Stuͤcke von den Baum - Staͤmmen in den Waͤldern, Aeſte und Reiſig.

Agenoüiller,

Heiſt niederknien, und dieſes ge -ſchiehetAgiſchiehet, wenn ſich ein Pferd ge - nugſam auf die Vorderknie nieder - laͤſt, daß ein groſſer Herr, oder unbehuͤlfflicher Reuter commode auf - und abſitzen kan; ſolches muß ihm, im Stand auf der Streue anfaͤnglich mit Hefft-Zuͤgeln geler - net werden, daß es hernach auch auf den Knien etliche Schritte fort kriechet, auch im Nothfall unter einem Schlag-Baume durch, wo - durch mancher Soldat im Nach - ſetzen ſein Leben ſalviret hat, da des Feindes Pferd nicht ſo kuͤnſt - lich geweſen, ihm nachzukriechen, und uͤberzuſetzen, iſt ihm der Schlagbaum auch zu hoch vor - kommen.

Agile, cheval agile,

Ein gewandtſames hurtiges Pferd, welches in allen Actionen zu gebrauchen, abſonderlich vor ei - nen Soldaten beqvem, wenn es gelenck, und ſich mit der Fauſt laͤſt rechts und lincks umwerffen, daß er ſeinem Feinde kan begegnen, wo er ihn attaquiret.

Agiren,

Etwas handeln, verrichten, kla - gen wider einen, einen vexiren, auch wider den Feind agiren, z. E. Pferde treiben, ſie ſcheu machen.

Agiſſant, cheval agiſſant,

Jſt ein thaͤtig, arbeitſames, mun - teres Pferd, welches nicht allein auf der Reit-Bahn wohl zu gebrau - chen, ſondern auch zu allen an - dern Geſchaͤften dienlich, welches 1) die hierzu gehoͤrige Leibes-Diſ - poſition 2) die voͤllige Geſundheit beſitzet, 3) und wenig Kranckhei - ten ausgeſtanden, noch 4) bereits verderbet worden, 5) die beſte Ver - pflegung genieſſet, und 6) in ſteti - ger Uibung verbleibet.

Ahn

Agnus Dei,

Jſt dasjenige Stuͤck einer mu - ſicaliſchen Miſſæ, welches in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche bey Adminiſtrirung der Hoſtie abge - ſungen wird: Es iſt aus dem er - ſten Capitel des Evangelii Johan - nis genommen, und von dem Pabſte Sergio I ums Jahr 688 an - geordnet worden.

Agrement,

Deutet uͤberhaupt eine Manier in der Muſic an; bey einigen Frantzoͤſiſchen Organiſten aber iſt es inſonderheit ein Trillo oder Tremblement, und bey noch an - dern ein Pincement.

Aguerri, Cavalier aguerri,

Heiſt ein erfahrner geſchickter ſchoͤner und fermer Reuter; wie er dann dieſe Eigenſchafften ſoll an ſich erſcheinen laſſen, und in allen Reuter-Lectionen die Voll - kommenheit erweiſen, deßgleichen in andern Adelichen galanten Exer - citien zu Roß die behoͤrige Ge - ſchicklichkeit leiſten.

Ahnen,

Alſo nennet man die Vorfahren oder Aſcendenten der Edelleute, wie ſolche bey groſſen Herren oder dem hohen Adel Anherren, und bey buͤrgerlichen insgemein Groß-El - tern oder Vorfahren genennet wer - den.

Ahnen-Probe,

Jſt eine gewiſſe Handlung, nach welcher diejenige Edelleute, ſo ſich der Rechte und Vorzuͤge des alten Adels erfreuen wollen, nicht al - lein ihre Ahnen-Tafel und An - zahl derſelben vorlegen, ſondern auch ihren unbefleckten und unver - letzten Adelſtand alſo erweiſenmuͤſ -Ahnmuͤſſen, wie es die Deutſchen Ge - wohnheiten, Geſetze und Statuta uͤberhaupt, oder eines ieden Lan - des oder hohen Stifftes erfodern.

Ahnen-Recht,

Jſt ein ſonderbares, durch die Sitten und Gewohnheit der Deut - ſchen eingefuͤhrtes, und durch Ge - ſetze, Statuten und Privilegien beſtaͤtigtes Recht, krafft deſſen alle diejenige von Adel, welche das Alter ihres unbefleckten und unta - delhafften Adels aus einer gewiſ - ſen, in ununterbrochener Reihe fort - gehenden Anzahl ihrer adelichen Vorfahren oder Ahnen gebuͤhrend zu erweiſen vermoͤgend ſind, allen andern, deren Adel entweder neu, oder mit einem Flecken behafftet iſt, vorgezogen, und mit Aus - ſchlieſſung derſelben alleine zu Tur - nieren, ritterlichen Spielen, Car - rouſelen, zu denen vornehmſten adelichen Collegiis, zu Ganerb - ſchafften, zu den wichtigſten Wuͤr - den, geiſt - und weltlichen Ehren - Stellen und Praͤbenden zugelaſ - ſen werden. So kan in Polen kein Edelmann zu einer Geſandtſchafft, Senatur, oder andern oͤffentlichen Ehren-Stelle gelangen, bis er ſechs-ſchildig ſtehet, und 3 adelich gebohrne Ahnen von vaͤterlicher und eben ſo viel von muͤtterlicher Sei - te zehlen kan.

Ahr, ſ Habicht.

Aider un cheval,

Einem Pferd helffen, die Huͤl - fe geben, heiſt eigentlich ſeine Ar - beit nach rechter und Lections-Ge - buͤhr machen, und alle Tempi ob - ſerviren, das Pferd in rechter Ju - ſteſſe zu erhalten. Daher Aides die Huͤlffe iſt, ſo ein Reuter durch einen moderaten Gebrauch des Zaums und Zuͤgels, der Sporn,AirSpießruthe, und die Bewegung der Schenckel und der Stimme zu geben weiß, entweder leiſe, mit - telmaͤßig oder ſtarck, nachdem es vonnoͤthen iſt, welches auf des Reuters Judicium ankommt.

Aigle, ſ. Adler.

Aigrir un cheval,

Ein Pferd erbittern oder erzuͤr - nen, das geſchiehet offt durch rude Reuter, welche nicht aufhoͤren koͤnnen, ein Pferd um einen gerin - gen Fehler zu ſporen, zu peit - ſchen, und ſolchergeſtalt zu allar - miren, daß es gantz deſperat wird und anfaͤngt ſich zu widerſetzen, dem Reuter nach dem Schenckel zu beiſ - ſen, ihn an die Wand zu druͤcken, und auf allerhand Weiſe ſich dar - gegen zu wehren ſucht.

Aiguilletter un cheval,

Ein Pferd einneſteln oder ein - ſchnuͤren, das geſchiehet meiſtens an denen Springern, denen man ſowol die Maͤhne als die Schweiff-Schei - de mit Schnuͤren und Qvaſten ein - ſchnuͤret, ſo zur Zierde iſt, und einem Pferde ein weit beſſers Anſehen macht.

Ajouter les jambes,

Die Schenckel anfuͤgen, oder an - legen, welches geſchiehet, wenn der Reuter dem Pferde die Schenckel - huͤlffen im Tummeln giebt, daß es deſto beſſer gehorchet, und ſeine Schulen vollfuͤhret. v. Joindre.

Air,

Hat ſehr vielerley Bedeutun - gen: auf der Reit-Bahn heiſſet es die Bewegungen und gehoͤrige Maaſſe ſeiner Lectionen, ſo mit deſſen natuͤrlichen Ordnung wohl uͤbereinſtimmt. Aires werden auch die Lectiones genennet, abſonder - lich die Schulen en haut uͤber der Erden, und luͤfftigen Spruͤnge.

Air
Air

Air, die Artigkeit, das wohl - anſtaͤndige Weſen,

Auf dem Tantz-Boden heiſt, die aͤuſſerliche Zierlichkeit des Lei - bes und der Geberden durch alle Glieder deſſelben, wann einer ſei - ne Schritte Regelrecht formiret, daß ſich dieſelben mit Haͤnden, Kopffe und gantzem Leibe wohl zu - ſammen ſchicken, die Cadence Re - gelrecht in acht nimmt, wie auch die Figuren wohl machet, und alsdenn von innen heraus mit ſei - ner Gemuͤths-Bewegung, ſo von ſeinem Naturell, Neigung, Stand, Charge, Profeſſion &c. herſtam - met, in alle vorangezogene Dinge gehet, und ſie entweder natuͤrlich, oder durch fleißige Uibung ange - nommener Weiſe gleichſam abwuͤr - tzet, tingiret, und ihnen ihr Bril - lant mit einer Anmuth und gehoͤ - riger Decence giebt, ſo heiſt ſol - ches mit einer wohlanſtaͤndigen Air gemacht. Dieſes Air iſt nun dasjenige, was den Ausſchlag bey einem Taͤntzer giebet, und das Ge - muͤth, wie es an ſich ſelbſten iſt, aͤuſſerlich entweder als wohl geſit - tet, oder als diſſolut vorſtellet und ins Geſicht bringet, und aller Au - gen und Gemuͤther an ſich ziehet.

Air,

Jn der Muſic bedeutet ein Lied, eine Melodie. Die Frantzoͤſiſchen Airs beſtehen aus einer kurtzgefaß - ten, an einander hangenden und mit wenig Paſſagen verſehenen Me - lodie; weßwegen ſie auch ohne Ac - compagnement und cavalliere - ment koͤnnen geſungen werden.

Airs relevés,

Jſt die Bewegung der Pferde, ſo ſie hoͤher als bey der Erde, Ter - re terre machen, welches en hautAligeſchicht, wann ſie Falcaden, Cour - betten, Croupaden, Ballotaden machen und Capriolen ſchneiden ꝛc.

Ajuger un cheval,

Ein Pferd abrichten, zureiten.

Alahalah,

Jſt das moͤrderliche Geſchrey derer Tuͤrckiſchen Spahi, womit ſie ihre Feinde in voͤlligem Lauff der Pferde zu erſchrecken gedencken, um ſie dadurch in Confuſion zu bringen, und ſie deſto ehender zu uͤberwinden, welches ihnen zuwei - len gegluͤcket, wenn ſie dadurch ih - re Feinde zertrennt haben.

Alais,

Ein Orientaliſcher Raub-Vo - gel, der ſich zum Rebhuͤnner-Fan - ge abrichten laͤſſet.

Alezan, Aleſan,

Ein ſtichelhaͤriges Pferd roͤthli - cher Farbe, deſſen Maͤhne und Schweiff entweder roth oder weiß. Es giebt eine Art, Alezan brulé ge - nannt, ein Schweiß - oder Brand - Fuchs; dieſes iſt insgemein ein Zeichen guter Art und eines treff - lichen Pferdes, von welchem man zu ſagen pflegt: Dieſer Fuchs ver - leugnet ſeine Haare nicht, und trifft das Sprichwort mehrentheils ein: Alezan brulé plûtôt mort, que laſſé, der Brand-Fuchs laͤufft ſich eher zu Tode, als daß er laſch oder faul wird. Die andre Gattung, Alezan clair, Licht - oder Hell - Fuchs, mit weiſſen Extremitaͤten, hingegen iſt von geringem Ver - moͤgen und ſchlechter Dauer; da - hero auch ihr Preis ſich verringert. Voyez Bay.

Aligner, ſ. Abſtecken.

Aliment des chevaux,

Die Verpflegung der Pferde,Ritter-Lexic. BwirdAliwird ſchier bey ieder Nation ver - aͤndert. z. E. Jn Deutſchland fuͤt - tert man gemeiniglich nebſt dem Heu, auch Haber, Gerſten oder Rocken. Jn Jtalien eſſen die Pferde Speltz. Jn Spanien, (ſonderlich in Valentia) Johan - nis-Brot. Jn Engelland grob gebacken Brot; in den aͤuſſerſten Mitternachts-Laͤndern, muͤſſen die Pferde gedoͤrrete Fiſche mit den Menſchen eſſen. Jn Tuͤrckey wer - den die vornehmſten Pferde mit Zirbel-Nuͤſſen, Mandeln, Wein - beeren, Feigen und Datteln geſpei - ſet, und zum Uiberfluß mit Saf - fran, Balſam, Zimmet und andern koͤſtlichen Materien gewuͤrtzet, ſo aber den Pfer[de]n mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich iſt, und nur um Prachts willen, oder aus Creatur-Liebe geſchicht.

Alitura,

Jſt die Lebhafftigkeit eines geſun - den Leibes, in welchen vermittelſt des taͤglich neuen Nahrungs-Saff - tes, wenn ſolcher zubereitet, oder gaͤhrend in die zu ernehrende Thei - le gehet, das Gebluͤt und die geiſt - reichende Subſtantz ſtets zu ihrem Lauff und Bewegung erneuert wird.

Allegerir, Alleger un cheval,

Heiſt ein Pferd erleichtern, oder freyer und leichter machen, ſo wohl von vorn an der Bruſt, als hinten an der Groppa: z. E. Das Pferd iſt zu ſchwer von Schultern, und gleichſam an die Erde geheff - tet, daß man Muͤhe haben wird, es zu erleichtern, ſo bediene man ſich eines Naſebandes, und bringe es (ſous[l]ui) unter ſich mit den hintern Schenckeln, und ſetze es auf die Demihanche. v. Enſemble.

All

Allegre, allegrement, allegro, belebt, freudig, luſtig, hurtig und muthig

Wird nicht allein in der Muſic gebraucht, ſondern auch auf der Manege, wann ein Pferd tantzet, und im Redop ſich geſchwind her - um tummelt, zuweilen drein ſtreicht, und in Courbetten hurtig und muthig avancirt, und die Croupaden freudig beſchlieſt ꝛc.

Allegreſſe d un cheval,

Freudigkeit eines Pferds iſt, welches ſich aus Luſt luͤfftig im Springen erzeiget. Dieſes Pferd ſoll nicht darum geſtrafft werden, ob gleich ſolche Allegreſſe in der Abrichtung nicht propos kommt, es waͤre dann, daß es ſich aus Bos - heit damit defendiren wolte, und auch alsdenn ſoll die Beſtraffung doch mit Beſcheidenheit geſchehen, damit man ihm dadurch ſolche Diſpoſition nicht benehme, und in der Erforderung nicht mehr erhal - ten moͤge.

Allemande, Allemanda,

Siehet, wenn ſie ein Tantz ſeyn ſoll, einem Rigaudon viel aͤhnli - cher, als einer Allemande. Jn der Muſic aber iſt Allemanda eine aufrichtige deutſche Erfindung, und gehet vor der Courante, wie dieſe vor der Sarabanda und Gique her; welche Melodien-Folge eine Svite genannt wird. Sie iſt ei - ne gebrochene ernſthaffte und wohl - ausgearbeitete Harmonie, welche das Bild eines zufriedenen und vergnuͤgten Gemuͤths traͤget, ſo in guter Ordnung und Ruhe ſcher - tzet. Sie wird nicht geſungen, und kommen die Jtalieniſchen Vio - liniſten der deutſchen Art viel naͤ - her, als die Frantzoſen.

Allen -
All

Allentamento,

Bedeutet in der Muſic einen Gang aus der Hoͤhe in die Tieffe.

Aller cheval,

Reuten oder zu Pferd ſteigen, iſt eine Wiſſenſchafft, welche zu - gleich den Reuter und das Pferd unterweiſet, daß er eine gute Ge - ſtalt und wohlanſtaͤndige Poſitur erlanget, darneben ein Pferd in Stand ſetzet, ſich wohl zu præſen - tiren, die Huͤlffen wohl anzuneh - men, die Straffen zu fuͤrchten, damit es koͤnne auf der Reitbahn, im Kriege, auch zuweilen zur Pracht, und oͤffentlichen Schau - ſpielen, bey angeſtellten Feſtivitaͤ - ten ꝛc. dienen.

Aller en croupe,

Hinterwerts reuten, oder hinter einem zu Pferde ſitzen, das geſchicht oͤffters im Kriege, da ieder Reuter einen Muſquetier muß hinter ſich auf ſein Pferd nehmen, um eine gewiſſe Unternehmung gegen den Feind in aller Eil auszufuͤhren. Etliche Bereuter pflegen ſich auch zuweilen hinter einen Scholaren aufs Pferd zu ſetzen, ihnen da - durch eine gute Fauſt zu fuͤhren, und ein Pferd auszuarbeiten ler - nen; es muß aber auf einem ſchon thaͤtigen Pferde geſchehen, immaſ - ſen ſie ſonſt beyde zugleich herunter geworffen werden koͤnnen.

Alleure,

Gang oder Schritt eines Pferds, ſo ſich nicht hoch aus dem Boden hebt. z. E. Dieſer Barbar hat treff - lich-ſchoͤne Ringfertigkeit, wider die gemeine Art der Barbarn, wel - che faſt uͤber ein Kegelſpiel ſtol - pern, nichts deſto weniger ſind ſie doch lebhafft, angenehm, geler - nig, und ſehr zart von Leib undAltGliedmaſſen. Jtem, dieſes Fuͤllen hat einen kaltſinnigen langſamen Gang, das iſt, weiln es nicht gnugſam ſeine Knie bieget, und die Schenckel ſo wenig erhebt, als wann es einen Teppich wolte[r]a - ſiren.

Aloës des chevaux, Roß-Aloe,

Alſo genannt, weil ſie vielfaͤltig vor die Pferde gebraucht wird, iſt gantz trocken, ſandig, unrein, ſchwer und ſchwartz, und hat we - nig Safft.

Alphanet,

Jſt eine Gattung der Falcken aus dem Geſchlechte der Lanier, koͤmmt aus Tunis in der Barba - rey in Africa.

Alt, Alto, Altus,

Jſt in der Singe-Kunſt die hoͤ - here unter den Mittel-Stimmen, welche ihren Nahmen ab altitudine hat, dem Diſcant nahe koͤmmt, und mehr Claves aus dieſes als aus des Tenors ſeinem Syſtemate annimmt.

Altiſta, Altitonans,

Einer, der den Alt ſinget: Er muß das g mit einem Striche im Cammer-Ton mit voͤlliger Stim - me erreichen koͤnnen. Alto con - certante, der concertirende Alt, iſt die Alt-Stimme des erſten oder kleinen Chores, welcher aus den beſten und fertigſten Saͤngern be - ſtehet. Alto ripieno hingegen iſt der Alt des groſſen Chores, wel - cher nur zur Ausfuͤllung und Ver - ſtaͤrckung bisweilen in einem mu - ſicaliſchen Stuͤcke mit gebrauchet wird. Alto rivoltato, der umge - kehrte Alt iſt, wenn dieſe Stimme in den alſo genannten Contra - puncten zu einer andern StimmeB 2gemachtAmbgemacht und dahero verkehrt wird. Alto viola iſt die Alt-Partie in Jn - ſtrumental-Sachen.

Ambiguité, die Zweydeutig - keit einer Rede, in einem Pferde-Kauff,

Das iſt: Wann ein Wort zwey - erley Verſtand hat. z. E. Wann der Verkaͤuffer ſagt: Er ſtehe gut vor das Pferd, verſtehet aber dadurch ſeine Perſon, und nicht das Pferd, oder aber, er wuͤſte keinen Man - gel am Pferd, als daß es auf kei - nen Baum ſteige, und verſtehet dadurch eine Bruͤcke mit Baͤumen belegt woruͤber das Pferd Scheuig - keit wegen keinen Fuß auf dem er - ſten Baum oder Bruͤckholtz ſetzet; ſo aber ein Betrug iſt.

Ambitieux, cheval ambitieux,

Jſt ein ehrgeitziges Pferd, wel - ches mit hoffaͤrtigen Geberden pranget, und einen rechten Stoltz von ſich ſehen laͤſt, abſonderlich wann es dreßirt, und mit koſtba - rem Sattel und Zeug beleget iſt, welches ſeinen Ehrgeitz und Stoltz mercklich vermehret.

Ambitus,

Der Umfang, wird die moͤgli - che Hoͤhe und Tieffe einer ſingen - den Stimme oder Jnſtrumentes genennet. Es bedeutet auch die Grentzen, in welchen die nach ih - ren Modis eingerichtete Choral - Lieder eingeſchloſſen ſind.

Amble,

Jſt ein Gang oder Antritt, deſ - ſen Bewegung geſchicht, wenn ein Pferd die beyden Schenckel einer Seiten zugleich hebet, und wann es ſelbige wieder nieder ſetzet, ſol - ches auch mit den andern beyden thut, und alſo ſtets eins ums an -Amedere continuiret. Dieſen Gang haben die Fohlen von Natur, ſo lange bis ſie die Staͤrcke bekom - men, daß ſie traben koͤnnen. Franc d amble wird geſagt von einem Pferde, das an der Corda oder Leine den Amble-Gang wohl ge - het; weiln er der commodeſte Gang uͤber Land iſt.

Ame, die Stimme,

Ein muſicaliſches Kunſt-Wort, bedeutet das kleine Hoͤltzgen, ſo an den Violinen in wendig unter dem Stege aufgerichtet iſt.

Ame du cheval,

Die Seele des Pferdes iſt zwar nicht vernuͤnfftig, doch iſt dieſem Thier eine ſolche Seele gegeben, die die Creatur regieret, und ſind ſie mit unterſchiedlichen Seelen begabet, auch iſt eine immermehr den Menſchen zu verſtehen, oder etwas zu faſſen, faͤhiger als die an - dere, ie nach der Gabe, die der Schoͤpffer in ſie geleget hat. Was aber eigentlich dieſe Seele ſey, oder wo ſie ihren Sitz habe, hat noch kein Anatomicus recht er - gruͤndet; nur ſo viel kan man be - greiffen, und iſt gantz gewiß, daß es nicht bloß in dem Blut, ſon - dern etwas beſonders ſey, daß das gantze Corpus regieret, und nach dem Tode gleich verſchwindet.

Amethiſte,

Ein Edelgeſtein, welcher an Schoͤnheit nechſt dem Schmaragd geſchaͤtzet wird, wann er in Rau - ten geſchliffen iſt, ſpielt er helle, wenn er aber nur platt polieret, ſcheint er etwas dunckel. Die haͤrteſten und theureſten kommen aus Orient, Jndien, Arabien, Ar - menien, und ſind meiſt Viol - braun: Die beſten haben eine Ro -ſen -Amoſenrothe Farbe, die ſich auf Pur - pur ziehet. Die Deutſchen, in - gleichen die von Carthagena ſind geringer und Viol-blau: Da - hero ſie auch Violfarbene Rubine heiſſen. Einige gebrauchen dieſel - be aus Aberglauben gegen die Trunckenheit und Melancholey. Man findet auch viel falſche und nachgemachte. Dieſer Edelgeſtein iſt der 9 im Amt-Schildlein Aa - ronis geweſen.

Amonceler,

Jſt ein Terme auf der Reit - bahn, nemlich das Pferd iſt wohl beyſammen und unter ſich gebracht, mit den hintern Schenckeln unter dem Leib, daß es wohl gehet auf den Hancken, ohne zu traverſiren. V. l Enſemble; Sous lui.

Amour des chevaux, Liebe der Pferde,

Aus welcher auch Vertrauen, Zuverſicht und Zuflucht folget. Denn die Pferde haben dieſe Ei - genſchafft mit ſo kraͤfftiger Wir - ckung an ſich, als ein Thier haben kan, und zwar die Stuten gegen die Fohlen, daß auch die gelten Stuten ſehr befliſſen ſeynd, andern Muͤttern ihre Fuͤllen abwendig zu machen, als wenn ſie ihre leib - liche Muͤtter waͤren, wie vielmehr gegen ihre eigene Jungen. Jtem gegen den Menſchen, zu welchen ſie iederzeit eine Liebe und groſſes Vertrauen haben, abſonderlich aber gegen ihre Herren und nebſt denſelben zu ihren Waͤrtern ꝛc.

Amour reciproque, Gegen - Liebe,

Es lieben aber die Pferde abſon - derlich die ſie wieder lieben, wel - ches ſie aus vielerley Liebes-Be - zeigungen nicht allein abmercken,Amuſondern auch aus einer Sympathie, noch eine viel ſubtilere Erkentniß der natuͤrlichen Gegen-Liebe (wel - che auch den Hunden angebohren) zu haben bekandt iſt; daß auch viel Pferde darum einem eher Ge - horſam leiſten, der weder Huͤlffe noch Straffe zu appliciren weiß, als einem andern, ſo daſſelbe auf das beſte verſtehet, und es barba - riſch tractiret.

Amphibologie,

Eine zweiffelhaffte Rede, ſo in dem Pferde-Kauff oͤffters vor - kommt, wenn der Verkaͤuffer mit Betrug umgehet.

Amuletes,

Sind diejenigen Artzney-Mit - tel, welche um den Hals oder um den Leib gehangen werden, und von welchen die Aberglaͤubi - ſchen ſich einbilden, daß ſie groſſe Wirckung thun, wider die Zaube - rey helffen, und ein Gegengifft wi - der der gifftigen Schlangen Biſſe ſeyn ſollen. Es giebt auch Amu - letes von Chymiſchem Gold, wor - auf man unterſchiedliche Chara - cteres bibliſcher Spruͤche und Ge - beter findet, daß Gott den Na - tur-Forſchern doch die Arcana und Kraͤffte derſelben zu erkennen geben wolle. Bey einigen Kranck - heiten der Pferde pfleget man ſich auch der Amuletorum zu bedienen.

Α῎μουσος, averſus a litteris,

Jſt einer, der nichts von der Ge - lehrſamkeit verſtehet, und dabey meinet, es ſey unnoͤthig, daß ein Edelmann viel Zeit auf Buͤcher - leſen und Studiren verwende, ein guter natuͤrlicher Verſtand ſey hin - laͤnglich, dem Staate nuͤtzliche Dienſte zu leiſten, und wenn der - ſelbe mit einer guten ErfahrungB 3ver -Amuverſehen ſey, ſo koͤnne ein Staats - und Kriegs-Mann der Gelehr - ſamkeit gar wohl entbehren; zu - mahl da man Exempel habe von groſſen und um den Staat beſt - verdienten Maͤnnern, welche nicht das geringſte von der Gelehrſam - keit verſtanden. Ja mancher ſte - het wohl gar in den Gedancken, die Gelehrſamkeit trage nichts zu einem vernuͤnfftigen und gluͤckſeli - gen Leben bey, welches man an vielen unter den Gelehrten groſſen und beruͤhmten Leuten ſehe, die bey aller ihrer eingebildeten Weis - heit leutſcheu, ſaͤuiſch, muͤrriſch, zanckſuͤchtig ꝛc waͤren, und ſich faſt von iedem Affect hinreiſſen lieſſen. Nun iſt zwar ein guter natuͤrlicher Verſtand eine herrliche Gabe Got - tes, und wem es daran fehlet, der kan nichts tuͤchtiges ausrichten: Aber, ob er gleich durch eine gute Erfahrung unterſtuͤtzet wird, iſt er dennoch alleine nicht zureichend, groſſe und wichtige Sachen aus - zufuͤhren; ſondern alsdenn erwei - ſet er erſt ſeinen wahren Nutzen, wenn er durch fleißige Cultur zu ſeiner Reiffe gediehen. Die Exem - pel uͤbel und ſchlecht conduiſirter Gelehrten ruͤhren nicht von der Gelehrſamkeit ſelber her, ſondern ſind der verkehrten Unart und ver - derbten Natur der Menſchen zuzu - ſchreiben, daß, da ſie den Specu - lationen allzuſehr obliegen, ſie die Praxin dabey hindanſetzen. Wie viele groſſe Staats-Maͤnner ha - ben nicht bittere Klagen daruͤber gefuͤhret, daß ſie die Studia in ih - rer Jugend verabſaͤumet, deren Beyhuͤlffe ſie entbehren, und mit fremden Augen ſehen muͤſten, was ſie mit eigenen zu groͤſſerm Vortheil haͤtten erkennen koͤnnen.

Anc

Ana,

Jſt derjenige, welcher in der Wuͤſten Maul-Pferde erfunden, da er am erſten ein Mutter-Pferd und Eſel zuſammen gelaſſen, wor - aus eine dritte Gattung der Thie - re, halb Eſel und halb Pferd, nemlich Maul-Thiere entſtanden ſeyn. Gen. 36, 24.

Anabaſis,

Jſt in der Muſic ein ſolcher Satz, wodurch etwas in die Hoͤhe ſteigendes ausgedruckt wird.

Analepſis,

Jſt eine muſicaliſche Figur, da eine aus lauter Concordantzen be - ſtehende kurtze Clauſel oder Formel ſogleich angebracht und noch ein - mal wiederholet wird.

Anaphora,

Dieſe muſicaliſche Figur entſte - het, wenn ein Satz oder Wort, wegen ſeines beſondern Nach - drucks, oͤffters wiederholet wird; deßgleichen wenn man die Funda - mental-Noten etliche mahl uͤber - ein anbringet, wie in den Chacon - nen geſchiehet.

Anblaſen,

Geſchiehet, wenn das Jagen an - gehet.

Ancêtres,

Sind die Ahnen, welche bey Turniren, Ritterſpielen und an - dern Gelegenheiten muͤſſen darge - than werden, wenn man zu denſel - ben oder zu geiſtlichen Pfruͤnden oder Landtaͤgen zugelaſſen werden will. Siehe Ahnen.

Anche,

Wird das Mundſtuͤck vor die Hantbois und andere blaſende Jn - ſtrumente genennet, welches aus zwey Stuͤckgen Rohr zuſammengeſetztAndgeſetzt iſt, und durch deſſen kleine Spalte man den Wind hinein laͤſſet.

Andante,

Heißt mit gleichen Schritten, und wird ſo wohl bey andern Stimmen, als auch bey ſolchen General-Baͤſſen, ſo in einer ziem - lichen Bewegung ſind, oder den andern Stimmen das Thema vor - machen, angetroffen, und muͤſſen alle Noten fein gleich, ebentraͤch - tig und uͤberein ausgedruͤckt, eine von der andern wohl unterſchie - den, auch etwas geſchwinder als ein Adagio tractiret werden. Der Affect, welcher dadurch geregt werden ſoll, iſt die Hoffnung.

Aneſis,

Remiſſio, iſt, wenn man von einer Note Stuffenweis herunter - werts gehet, die Jtaliener nennen es Allentamento, Rallamento und Rilaſciamento.

Anflug,

Nennet man das junge Holtz, ſo nach geſchehener Abraͤumung eines Gehauichs von dem hin und her geflogenen Baum-Saamen wie - der hervor waͤchſet.

Angehender Baum,

Bey der Foͤrſterey nennet man in dem Laubholtz einen Baum al - ſo, welcher von dreyen Gehauen her ſtehen geblieben, und dreyßig oder auch mehr Jahr alt iſt, auch bey dem naͤchſten Gehau die Stel - le eines gefaͤlleten Hauptbaumes erſetzen muß.

Angehendes Schwein,

Nennen die Jaͤger einen drey - jaͤhrigen Eber, oder ein wildes Schwein maͤnnlichen Geſchlechts von drey Jahren.

Anh

Angelique,

Ein Engellaͤndiſches Jnſtru - ment, ſo der Laute in etwas glei - chet, mit einfachen Darmſaiten bezogen, und wie ein Clavier Ton - weiſe geſtimmet wird; und ſoll es leichter zu ſpielen ſeyn als eine Laute.

Angloiſe,

Ein Engellaͤndiſcher Tantz und Klinge-Stuͤck, ſo was vortreffli - ches und ſeltſames an ſich hat, nicht eben aus ruͤckenden Noten beſtehet, ſondern viel weiter um ſich greiffet, und ſchoͤne flieſſende Melodien fuͤhret, die Klang-Fuͤſſe ungemein beobachtet, voller ſtar - cker Bewegungen ſtecket, und in der Ton-Kunſt ein recht artiger Sonderling iſt. Es gehoͤren da - hin Ballads, Country-Dances, Hornpipes und andere. Die Haupt-Eigenſchafft der Angloi - ſen iſt der Eigenſinn, doch mit ei - ner ungebundenen Großmuth und Guthertzigkeit begleitet.

Anhalt,

Aus der Geographie iſt bekandt, daß das alte eine Stunde von Hartzgerode gelegene Schloß, am Fluſſe Selcke, dem Fuͤrſtenthume dieſes Nahmens in dem Ober - Saͤchſiſchen Kreiſe ſeinen Nah - men gegeben habe. Aus der Ge - nealogie aber weiß man, daß die heutigen Fuͤrſten ſich in 4 Linien, als Deſſau, Bernburg, Coͤthen und Zerbſt abgetheilet. Jn der Wappen-Kunſt wird gezeiget, daß das Fuͤrſtliche Anhaltiſche Wappen, vierfach in die Laͤnge und qveer getheilet ſey, mit einem in der Laͤnge herab getheilten Mit - tel-Schild, in welchem zur rech - ten ein halber rother Adler im ſil - bernen Felde, und zur lincken vonB 4ſchwartzAnhſchwartz und Gold zehnfach ge - ſtreifft, ein ſchraͤgrechts gelegter gruͤner Rautenkrantz iſt, wegen des Fuͤrſtenthums Anhalt. Das 1) Feld iſt eben, wie die lincke Helffte des Mittel-Schilds, we - gen des Hertzogthums Sachſen. Jm 2) blauen iſt ein goldener Adler mit einer Crone, wegen des Her - tzogthums Weſtphalen. Jm 3) ſilbernen drey rothe Schroͤter - Hoͤrner wegen des Hertzogthums Engern. Das 4) iſt von ſchwartz und Gold zehenmahl qveer ge - ſtreifft, wegen der Graffſchafft Ballenſtaͤdt. Jm 5) ſilbernen ein auf einer rothen ſchraͤgſtehenden Zinnen-Mauer, mit einer golde - nen Porten, in die Hoͤhe ſteigender ſchwartzer Gold-gekroͤnter Baͤr, mit einem guͤldenen Halsband, wegen der Abkunfft von den alten Beringern. Jm 6) blauen ein guͤldener gekroͤnter Loͤw, wegen der Herrſchafft Jevern. Jm 7) ein zwoͤlfffaches ſchwartz und ſilber - nes Schach von vier Reihen, we - gen der Grafſchafft Aſcanien. Das 8) iſt von Gold und roth qvadrirt, wegen der Herrſchafft Walderſee. Jm 9) blauen zwey guͤldene Schraͤg-Balcken wegen der Graf - ſchafft Warmsdorff. Jm 10) goͤl - denen ein ſchwartz gekroͤnter Loͤw, wegen der Herrſchafft Kniphauſen. Jn 11) blauen ein ſilberner Adler, wegen der Herrſchafft Muͤhlin - gen. Das 12) iſt das rothe Re - galien-Feld. Das 13) iſt faſt wie das fuͤnffte; der Baͤr hat aber ein ſilbern Halsband, und die Porten in der Mauren iſt ſilbern, wegen der Herrſchafft Bernburg. Jm 14) blauen zwey Creutzweis uͤber ein - ander gelegte ſilberne Palmzwei - ge, zwiſchen welchen oben ein her - aus ſtehender ſilberner Bracken - kopff mit einem guͤldenen Hals -Ankband, wegen der Herrſchafft Wal - ther-Nienburg. Auf dem 1 Helm ſind zwey aufgerichtete und uͤber einander geſchrenckte, von ſchwartz und Gold qvadrirt bekleidete Ar - me, ſo zwey Pfauen-Schwaͤntze halten, wegen Anhalt. Auf dem 2 Helm iſt ein hoher mit dem Wappen des erſten Feldes, und oben mit einer Crone und Pfau - en-Schwantz gezierter Hut, we - gen Sachſen. Auf dem 3 Helm ein aufſteigender gekroͤnter guͤlde - ner Adler, wegen Weſtphalen. Auf dem 4 Helm ein wachſender Baͤr, mit einer guͤldenen Krone und Halsband wegen der Berin - giſchen Familie. Auf dem 5 Helm zwoͤlff von ſchwartz und Silber geſchachte Faͤhnlein mit guͤldenen Lantzen, wegen Aſcanien. Auf dem 6 zwey ſilberne hohe gekroͤn - te und mit Pfauen-Schwaͤntzen gezierte Schaͤffte, wegen Engern. Auf dem 7 drey Strauſſen-Fe - dern, als eine guͤldene zu beyden Seiten mit zwey ſilbernen, wegen Jevern.

Anherren,

Nennet man die Vorfahren des hohen Adels, als Kayſer, Koͤnige, Fuͤrſten und Grafen.

Animato,

Bedeutet in der Muſic ſo viel als allegro.

Animoſo,

Heißt beſeelt, belebt, friſch.

Anjou,

Das Anjouiſtiſche Wappen iſt ein blauer Schild mit einer rothen Einfaſſung, in welchem drey guͤl - dene Lilien.

Anklopffen, ſ. Ratiſſer.

Ankuppeln,

Ein Weide-Wort oder Jaͤger -Ter -AnlTerminus, bedeutet ſo viel, als die Hunde zuſammen binden, um ſie zum Jagen zu fuͤhren.

Anlaſchen,

Ein Forſt-Terminus und be - deutet, wenn der Foͤrſter an den Wald-Baͤumen, ſo zu Bau-Bret - Schindel - oder Schleuſen-Staͤm - men, oder anderm Gebrauche in einem Forſte angewieſen oder weg - gegeben werden, mit einem Beil oder Axt ein Stuͤck Rinde bis auf das innere weiſſe Holtz weg - und aushauet, damit der Stamm mit dem Wald-Eiſen oder Wald - Hammer gehoͤrig bezeichnet wer - den koͤnne.

Anlauffen laſſen,

Wird in der Jaͤgerey gebraucht, wenn man einer Sauden Schwein - Spieß oder das Fang-Eiſen vor - haͤlt, daß ſie ſelbſt darein lauffe. Ein Jaͤger, der ein wild Schwein mit den Worten: Hui Sau! an - ſchreyet, hat ſich, weil das Schwein hierauf gleich auf ihn zulaͤufft, wohl vorzuſehen, daß er feſte ſte - he, und dem Schwein den rech - ten Fang gebe; oder, wenn er ja fehlet, und es ein Eber iſt, gleich mit dem Angeſichte auf die Erde falle. Denn dieſer kan mit ſeinem Gewerf oder Gewehr allein uͤber ſich hauen; dahingegen eine Sau mehr unter ſich zu kommen und Schaden zuzufuͤgen vermag.

Anſatz,

Braucht man von der Einrich - tung des Mundes auf blaſenden Jnſtrumenten.

Anſchieſſen,

Bedeutet bey den Jaͤgern ein Wild mit einem Schuſſe derge - ſtalt verwunden, daß es entwederAnſgar nicht, oder doch nicht ſogleich faͤllet.

Anſchlagen,

Nennen die Jaͤger, wenn ein Hund auf der Jagd ein Wild ver - mercket, und davor ſtehet, und ſol - ches durch Bellen anzeiget.

Anſchlagen,

Jn der Muſic wird dem Liegen, und inſonderheit auf dem Claviere dem Durchgehen entgegen geſetzt, und heiſſet, den vorhergehenden Griff noch einmahl, oder einen neu - en hoͤren laſſen.

Anſillen,

Nennen die Feder-Schuͤtzen ei - nen Vogel an einem Baͤndlein anfeſſeln, wie ſie dabey verfahren, zeiget das Oeconomiſche Lexicon.

Anſpach,

Die Haupt - und Reſidentz - Stadt des Marckgrafthums die - ſes Nahmens, von welchen das Zeitungs-Lexicon nachzuſchla - gen. Hier iſt im Jahre 1485 der 33ſte Tournier, an der Mittwo - che nach dem Himmelfahrts-Tage, von der Ritterſchafft aus Fran - cken, dem Durchlauchtigſten Fuͤr - ſten und Herrn, Albrecht, Marck - grafen zu Brandenburg, Chur - Fuͤrſten, zu Ehren gehalten wor - den; da denn vorhero die Ritter - ſchafft von den 4 Landen zu Rathe gegangen und eins worden, am Dienſtage fruͤhe aufgetragen, ge - theilt und beritten, als von alter Gewohnheit herkommen iſt, und an der Mittwoche geturnieret.

Anſpach, oder Onoltzbach,

Die Marckgrafen von Bran - denburg-Anſpach fuͤhren 1) im ſil - bernen Felde den rothen Adler, wo - gen der Marck Brandenburg, 2) B 5einAnſein halb roth und halb ſilbern Feld wegen Magdeburg, 3) den Preuſ - ſiſchen ſchwartzen Adler im ſilber - nen Felde; 4) den Stetiniſchen rothen Greiff im blauen; 5) den rothen Pommeriſchen Greiff im ſilbernen; 6) den ſchwartzen Caſ - ſubiſchen Greiff im guͤldenen, und 7) den Wendiſchen roth und braun geſtreifften Greiff im ſilbernen Fel - de; 8) einen ſchwartzen Adler mit einem ſilbernen halben Mond und Creutzlein auf der Bruſt im ſil - bernen Felde wegen Croſſen; 9) einen ſchwartzen Adler im ſilbernen wegen Schwiebuſen; 10) ein roth und ſilber getheiltes Schild wegen Halberſtadt; 11) zwey Creutzweis gelegte Schluͤſſel im rothen Felde wegen Minden; 12) einen ſchwar - tzen Loͤwen in Gold, mit einem Rande eingefaßt wegen des Burg - grafthums Nuͤrnberg; 13) ein ſil - bern Creutz in einem rothen Felde wegen Camin; 14) ein ſchwartz und weiß qvadrirtes Feld wegen Zollern; und 15) ein rothes Rega - lien-Feld. Die gecroͤnte Helme ſind ein geharniſchter Arm mit drey Palmenzweigen in der Hand wegen Halberſtadt. Auf dieſem Wappen-Schilde ſtehen 7 Hel - men. Der Brandenburgiſche iſt gecroͤnt, und zeiget 2 Fluͤgel mit einem halben Circkel; der Magde - burgiſche iſt gecroͤnet, und ein Pe - lican mit ſeinen Jungen; der Preußiſche iſt ein ſchwartzer Adler mit einer Crone am Halſe; der Pommeriſche iſt mit einem Fuͤr - ſten-Hute bedecket, und ein Pfau - en-Schweiff; Der Nuͤrnbergiſche iſt ein ſchwartzroth gecroͤnter Loͤwe, und mit einem Fuͤrſten-Hut gezie - ret; der Halberſtaͤdtiſche zeiget ei - nen geharniſchten Arm mit drey Palmenzweigen; und der Mindi -Antſche einen rothen Loͤwen mit 2 ſilber - nen Schluͤſſeln. Eben dergleichen Wappen fuͤhret auch das Haus Bayreuth.

Anſprechen,

Gebrauchen die Jaͤger, wenn ſie ſagen: Jch habe den Hirſch vor 10, 12 Enden zu haben angeſpro - chen, das iſt, ich habe einen Hirſch geſehen, der hatte 10, 12 Enden. Sie brauchen es auch von der Spur, indem ſie ſagen: Jch habe die Spur fuͤr dieſe oder jene Faͤhrte angeſprochen.

Anſtellen,

Heißt, ſich an einen ſolchen Ort ſtellen, dahin das Wild von den Jaͤgern und Hunden getrieben wird, um ſolches, wenn es koͤmmt, zu ſchieſſen. Es wird auch ge - braucht, wenn ſich einer mit ſei - ner Flinte oder Buͤchſe an einen Ort ſtellet, wo er ein Wild ver - muthet oder geſpuͤret, um ſolches zu erlangen. Bey Verpachtung des kleinen Weidewercks pfleget man das Hetzen der Haſen, nicht aber das Anſtellen auf dieſelben er - lauben.

Antanaire, Antonido,

Jſt der Nahme eines jaͤhrigen Falcken, welcher das erſte mal zu niſten vermeinet, ob er ſchon nicht vermauſet hat.

Anthema,

War ein alter griechiſcher Tantz, worzu die Taͤntzer ſelber ſun - gen.

Anthropogloſſa,

Menſchen-Stimme, vox huma - na, ein in einigen Orgeln befindli - ches Regiſter.

Anticoeur,

Eine Pferde-Kranckheit, wennſieAntſie eine Geſchwulſt an der Bruſt dem Hertzen gegen uͤber haben.

Antimonium crudum,

Spies-Glas, wird aus dem Spies-Glas-Ertzte, minera an - timonii, als einem mineraliſchen Coͤrper, welcher der metalliſchen Natur ſehr verwandt iſt, geſchmol - tzen. Es beſtehet aus zweyerley Art Schwefel, der ſehr verraucht wird, und dieſer Rauch gilt mehr, als die andere zuruͤckbleibende Materie. Die Minera muß reich, ſchwer und lauter von Kieſeln ſeyn. Das Antimonium crudum wird, nebſt anderm Gebrauch, den Pferden unter das Futter gemen - get, und ſoll ihnen den Schweiß treiben und ſie vortrefflich curiren; in rechter Doſi gebraucht, præſer - viret es die Pferde wider die Tru - ſe und Kehlſucht, und iſt eine rech - te Pferde-Panacée, nur muß man ſich huͤten, daß man die Doſin nicht uͤberſchreite.

Antiſtrophe,

War bey den Heyden ein Lieder - Tantz, welcher von der lincken zur rechten Hand des Altars verrichtet wurde.

Antitheſis,

Heiſſet in der Muſic, wenn aus einer Clauſula formali gehling in eine fremde gegangen wird.

Antitheton,

Jſt ein muſicaliſcher Satz, wo - durch einander entgegen ſtehende Sachen ausgedruͤckt werden.

Antode,

Ward das Lied genennet, ſo bey der Antiſtrophe geſungen wur - de. ſ. Antiſtrophe.

Antritt,

Jſt im Fechten der EintrittApooder Anfang, wobey wohl in acht zu nehmen, wenn man ſeinen Gegner ſtringiret, es ſey inn - oder auſſerhalb, auf der rechten oder lincken Seite zu, daß man ihm gleich die Schwaͤche benehme, da - mit der Leib ſicher ſey, und ihm keine Bloͤſſe zu ſtoſſen gegeben werde.

Apffel-Regal, Knopff - Regal,

Bey einer Orgel wird alſo ge - nannt, weil es wie ein Apfel auf dem Stiele ſtehet; das groͤſte Corpus dieſer Pfeiffen iſt etwan einen Zoll hoch, hat eine kleine Roͤhre, wie ſein Mundſtuͤck, auf derſelben einen runden holen Knopf, voller Loͤcher wie ein Bie - ſam-Knopf; es hat 8 Fuß Ton.

Apobaterium,

Ein Abſchieds-Lied oder Ab - ſchieds-Carmen.

Apocope,

Eine muſicaliſche Figur, wenn bey der letzten Note eines Periodi harmonicæ nicht ausgehalten, ſondern behende abgeſchnappet wird.

Apodipna,

Geſaͤnge nach dem Abend-Eſſen.

Apollon,

Ein von einem Frantzoſen, Prompt genannt, erfundenes mu - ſicaliſches Jnſtrument, welches mit der Theorbe viel gemeinſchaft - liches und 20 einfache Saiten hat; aber unvergleichlich beſſer afficiren, und auch beqvemer zu ſtimmen ſeyn ſoll.

Apoſiopeſis,

Jſt in der Muſic ein durchgaͤn - giges Stillſchweigen in allenStim -AppStimmen und Partien, welches entweder vermittelſt einer vorher - gehenden Final-Cadenz, und drauf folgenden Pauſe, oder ohne einen formalen Schluß vermit - telſt einer Pauſe angebracht wird.

Appel,

Benennet man in der Fecht - Kunſt den Tritt, welchen man bey einer Finte macht. Die Frantzo - ſen bedienen ſich deſſen ſehr offt: Er iſt aber theils falſch, theils ge - faͤhrlich und unnoͤthig.

Appenzell,

Ein Flecken und der Haupt-Ort des Cantons dieſes Nahmens in der Schweitz, an dem Fluſſe Sit - ter. Dieſer Canton fuͤhret einen ſchwartzen zum Raube geſchickten Baͤr, mit einem rothen Halsban - de in weiſſem Felde zum Wappen.

Applicatio, Applicatura,

Heißt in der Muſic, wenn bey Tractirung eines Jnſtruments bald dieſer, bald ein anderer Fin - ger den Umſtaͤnden nach noͤthig iſt, oder fuͤglich gebraucht werden muß.

Appui,

Heiſt eine Unterſtuͤtzung eines Dings; daher man ſaget: dieſer oder jener hat das Werck appuiret, er iſt ſein Patron, und unterſtuͤ - tzet ihn in allen Dingen.

Appui au de la pleine main,

Jſt beyderſeits die Empfindung an dem Maul des Pferdes und die Empfindung der Action des Zuͤgels in der Hand des Reuters. Alſo iſt das gute und wahrhafftige Appui de la main eine gelinde Stuͤ - tzung oder Anlehnen des Zaums dergeſtalt, daß das Pferd zuruͤck gehalten wird, durch die Empfin -Arbdung der Laden, daß es nicht an die Fauſt ſchlage, ſelbiger zu widerſte - hen. z. E. Dieſes Pferd hat ein fein gelindes Anlehnen, und iſt tuͤchtig dem Zaum wohl zu gehorſamen, hingegen das andere iſt ohne Stuͤ - tzung, oder hat kein Appui, denn es fuͤrchtet das Mundſtuͤck, iſt kuͤtzlich im Maul, und kan nicht leiden, daß das Gebiß auf den Buͤhlern aufliege. Das dritte hat eine dicke Zunge, daß das Mund - ſtuͤck nicht kan ſeine Wirckung thun, dahero das Pferd hartmaͤulig iſt, und die Fauſt uͤberwaͤltiget; darum muß man ihm ein ſo genanntes Galgen-Gebiß auflegen, worin - nen die dicke Zunge Platz und eine Oeffnung habe. V. Bouche.

Arabiſche Pferde,

Haben ein gutes Maul, und gewiſſe Schenckel, lauffen wohl, und ſind fromm und ſanftmuͤthig; in der Tuͤrckey ſchaͤtzet man ſie den Perſianiſchen gleich. Die Araber und die in der Barbarey in Africa pflegen von ihren Pferden die Ge - ſchlecht-Regiſter von vielen hun - dert Jahren her ſehr genau aufzu - zeichnen und zu verwahren.

Arbeiten,

Brauchen die Jaͤger vom Leit - hunde, und heiſſet denſelben auf die Faͤhrte eines Hirſches oder an - dern Wildes dergeſtalt abrichten, daß er erſtlich keine Faͤhrte uͤber - gehet, hernach wenn er auf der - gleichen gefallen, dieſelbe unver - droſſen und munter fortſuchet, und den Tritt des Thieres zeiget.

Arbor conſanguinitatis,

Der Stammbaum eines Ge - ſchlechts, der Baum der Blut - Freundſchafft; Arbor affinitatis, der Baum der Schwaͤgerſchafft.

Arc,
Arc

Arc, Archet,

Ein Bogen, womit die Geigen geſtrichen werden, Fiedelbogen.

Arca,

Der Wind-Kaſten in Orgeln und Poſitiven.

Arcata, Archata,

Ein Bogenſtrich auf beſaiteten Jnſtrumenten, als Violinen, Violdigamben ꝛc.

Archet,

Nennet man ein rundes erhabe - nes Ruͤckgrad an einem Pferd, das krumm uͤber ſich ſtehet, wie ein Fie - delbogen, ſo vom allzufruͤhen Ein - ſpannen herkommt, wodurch ſol - cher Ruͤcken uͤber ſich krumm gezo - gen wird, ſo ſchaͤdlich, weil kein Sattel recht darauf liegen kan.

Arciliuto, Arcileuto,

Ertz-Laute, ein Jtalieniſches muſicaliſches Jnſtrument, worauf ſie den General-Baß zu ſpielen pflegen, und welches wegen ſeiner Groͤſſe und ſtarcken Baͤſſe einen durchdringenden und ſtarcken Laut von ſich giebt; es ſoll acht einfa - che und ſieben doppelte Darm - Saiten, nebſt der feinſten und hoͤch - ſten, ſo Cantino heiſſet, haben.

Arciviola di Lira,

Eine groſſe Jtalieniſche Leyer, ſo der Structur nach dem Baß von den Violdigamben gleichet, doch ſo daß das Corpus und der Kragen wegen der vielen Saiten viel breiter iſt; etliche haben 12, andere 14, und andere noch auſſer - halb des Kragens 2 und alſo zuſam - men 16 Saiten, ſo mit dem Bogen geſtrichen werden.

Arcons d une ſelle, Sattelboͤgen,

Das ſind zwey Stucke Holtz ge -Arewoͤlbt oder gekruͤmmt, um damit den obern Theil der Lenden des Pferds zu umfaſſen; ſolche Boͤgen werden mit eiſernen Baͤndern zu - ſammen gebunden, welche dieſel - ben im Stand halten, unterhalb werden die Gegen-Guͤrte angena - gelt und die Boͤgen mit Leder uͤber - zogen, woraus denn ein Sattel formiret wird.

Arcytos,

Wird ein gewiſſer Tantz bey den Americanern genennet.

Ardire,

Jſt ein zitternder Tremul und ſchlechte Bewegung oder Nicken des Halſes und der Gurgel bey der letzten Note einer Clauſel, welches mehr ein Fehler als ein Kunſtſtuͤck des Singens iſt, und gemeiniglich von alten Saͤngern, welche wegen des ſteten Athems die Gurgel nicht wohl mehr regieren koͤnnen, ge - braucht wird, abſonderlich von den Baßiſten, welche von Natur kein gutes Trillo im Halſe haben; de - nen man es zu gute halten muß, wenn ſie es nur nicht in der Ca - denz und letzten Schluß-Note an - bringen.

Ardito, Friſch, behertzt, dreiſte.

Aremberg,

Kleine Stadt am Fluſſe Ahr in der Eiffel, wovon die Hertzoge von Aremberg den Fuͤrſtlichen Ti - tel fuͤhren. Dieſes Fuͤrſtliche Haus hat ein vierfeldiges Wappen, in deſſen erſter und vierter Fel - dung drey gelbe Meſpel-Blumen im rothen Grunde zu ſehen, we - gen Aremberg; ein im guͤldenen Felde rothes und weiſſes Schach - Bret, wegen der Grafſchafft Marck. Das Mittel-Schild hatauchAriauch 4 Felder, durch deren erſten und vierten eine breite rothe Straſ - ſe ſchraͤgrechts gehet, wegen des Fuͤrſtenthums Ligne; und im an - dern und dritten Qvartier erſchei - nen drey rothe mit Gold gecroͤnte Loͤwen im weiſſen Grunde, wegen der Herrſchafft Barbançon. Auf dieſem Wapen ſind drey mit Gold gecroͤnte Helme, der mittelſte, als der Arembergiſche, iſt ein dreyfa - cher Pfauen-Schwantz; der zur Rechten iſt der Maͤrckiſche, und zeiget zwey Hoͤrner, deren rechtes mit roth und Silber gewuͤrffelt, das andere aber guͤlden iſt: Der lincke Helm iſt eine Tafel von 8 roth und gelben Schindeln, und bedeutet das Fuͤrſtenthum Ligne. Die Schildhalter ſind eine Loͤwe und ein Greiff, die Helm-Decken aber von roth und Silber.

Aria,

Koͤmmt von aêr, Lufft, her, weil aller Klang und Geſang eine Wirckung der bewegten Luft, und eine ſchoͤne Melodie mit nichts an - genehmers, als mit einer ſuͤſſen friſchen Lufft zu vergleichen iſt, auch gleiche, wo nicht groͤſſere Erqvickung fuͤhret. Sie iſt ein wohleingerichteter Geſang, der ſei - ne gewiſſe Ton-Art und Zeit - Maaſſe hat, ſich gemeiniglich in 2 Theile ſcheidet, und in einem kurtzen Begriff eine groſſe Ge - muͤths-Bewegung ausdrucket. Bisweilen ſchlieſſet man mit dem wiederholten erſten Theile, biswei - len ohne denſelben. Bey der Jn - ſtrumental-Muſic hat man Arien mit u. ohne Verdoppelungen, ſonſt auch Partite oder Doubles genannt. Sie iſt gemeiniglich eine kurtze, in zwey Theile unterſchiedene, ſing - bare ſchlechte Melodie, welche mehrentheils darum nur ſo einfaͤl -Aritig aufgezogen koͤmmt, daß man ſie auf unzehlige Art kraͤuſeln, ver - braͤmen und veraͤndern moͤge, um dadurch ſeine Fauſt-Fertigkeit ſe - hen zu laſſen; iedoch muͤſſen die Grund-Gaͤnge beybehalten wer - den. Dieſe Spiel-Arie hat ſo - wohl auf dem Clavier, als auf allerhand andern Jnſtrumenten Platz; der Affect laͤufft auf eine Affectation hinaus. Bey der itzi - gen Einrichtung der Arien hat der Poet dahin zu ſehen, daß er in ie - der Zeile wo nicht einen vollkom - menen, doch einen halben Ver - ſtand (Senſum) anbringe; und der Componiſt, daß er nicht iede Zeile, worinne kein beſonderer Nachdruck iſt, viel weniger ein eintzeles Wort unnoͤthig wieder - hole, oder eine Clauſel mache, wo kein voͤlliger Verſtand verhanden, oder die Jnſtrumente alleine zwi - ſchen dem Texte allzulange fortge - hen laſſe.

Aria a trè Voci, ſ. Trio.

Arietta,

Jſt das Verkleinerungs-Wort von Aria, die Frantzoſen ſagen Pe - tit Air oder Chanſonette, und hat ſie alle Eigenſchafften ihres Stam - mes, auſſer der Laͤnge und Aus - fuͤhrlichkeit. Oftmals leidet eine Arietta auch ſolche Wiederho - lungs-Theile, als die Tantz-Me - lodien, und iſt uͤbrigens ſo einge - richtet, daß ſie leicht zu faſſen ſte - het. Sie hat ordentlich 2 Repri - ſen, und iſt auf Gavotten-Menu - etten - und Sarabanden-Art geſe - tzet, oder ſie wiederholet den An - fang und ſchlieſſet mit ſolchem wie ein Rondeau.

Arioſo,

Hat mit der Aria nur ein glei -chesArmches Mouvement, ſonſt aber we - der ihre Schrancken, noch ihre Abſicht; denn es kan eine bloſſe Erzehlung, oder ſonſt ein nach - dencklicher lehrreicher Spruch, oh - ne ſonderbare ausdruͤckliche Ge - muͤthsbewegung, darinne enthal - ten ſeyn. Es wird daher auch Obligato genennet, weil es an den Tact gebunden iſt. Und darinne beſteht der Unterſchied von dem Recitativ, daß das Arioſo nach dem Tacte muß geſungen werden, da jenes ſich an keinen Tact bin - det.

Arma, Armes,

Das Gewehr, die Waffen, Krie - ges-Ruͤſtung; auch die Waffen und Wehre der wilden Thiere; in der Fechtkunſt, das Rappier, oder auch die Fechtkunſt ſelbſt.

Arma, Armes, Wappen,

Der Urſprung der Wappen und Herolds-Kunſt ſoll von den Olym - piſchen Spielen ſeyn hergekom - men, da die Kaͤmpffer gewiſſe Farben den Goͤttern zu Ehren er - wehlet, als roth dem Marti, gruͤn der Veneri, ſchwartz dem Satur - no &c. zu gefallen, dadurch ſie den Sieg zu erhalten verhoffet. Un - terdeſſen iſt es gewiß, daß die He - rolds-Kunſt ſchon bey den Jſrae - liten iſt uͤblich geweſen, da ein ie - der Stamm ſein beſonders Zeichen, Hoͤltzer und Wappen gehabt, wo - ran man ſie unterſcheiden koͤnnen, und ſagt man, Gott habe dem Patriarchen Jacob auf ſeinem Todtbette im Sinn gegeben, ſei - ner Kinder Wappen und Schilde zu viſiren. z. E. Juda fuͤhrte den Loͤwen, zu bedeuten Chriſtum, den Helden aus dieſem Stamm geboh - ren; Dan fuͤhrte eine Schlange, weil dieſer Stamm viel gifftigeArmaͤrgerliche Nachkommen hatte; Naphthali ein Rehe; Benjamin einen Wolff; Joſeph einen Zweig ꝛc. Das Geld, welches Abra - ham den Kindern Heth dargewo - gen, war mit einem Lamm ge - zeichnet, wie die Rabbinen ſchrei - ben. Der Ring, den Juda der Thamar gegeben, muß nothwen - dig auch ein Merckmahl gehabt ha - ben, daß man ihn von andern un - terſcheiden koͤnnen. Alſo hat der Seckel des Heiligthums auf einer Seiten die Stadt Jeruſalem, auf der andern die G. Gelten mit dem Manna, und benebſt die Ruten Aaronis gehabt. Die Maccabaͤer fuͤhrten 4 Hebraͤiſche Buchſtaben in ihren Fahnen, welche ihren Nahmen bedeuteten. Die Chal - daͤer hatten den Loͤwen, die Per - ſer den Parder, die Griechen den Ziegenbock, die Roͤmer den Ad - ler ꝛc.

Armatur,

Die Kriegs-Ruͤſtung und Ver - faſſung, ſo in Werbung der Sol - daten und Anſchaffung aller Kriegs-Nothwendigkeiten beſte - het. Armaturen heiſſen auch die Vorſtellungen allerhand Gewehrs, in Form der Trophaͤen oder Siegs - Zeichen.

Armer, cheval qui ſ arme,

Heiſt, wann ein Pferd auf die Fauſt dringet, den Kopff nieder haͤnget, und die Stangen an die Bruſt ſetzet, als ob es mit der Stirn ſtoſſen wolte, ſich der Re - gierung des Mundſtuͤcks u. Zaums dadurch zu wehren; dieſen pflegt man Stangen aufzulegen mit ei - nem Kniebug, welche weit vorge - ſchoſſen ſeyn, damit ſie das Pferd erheben, daß es den Kopf aufrechtbehal -Armbehalten und in der Poſitur bleiben muß.

s Armer des levres,

Wird geſagt von einem Pferde, welches ſeine Laden mit den Leff - zen bedeckt, und macht alſo das Anlehnen des Pferdes hart und all - zu ſtarck, welches gemeiniglich ge - ſchicht von den Pferden, welche ſehr dicke Leffzen haben; darwider braucht man ein Mund, deren Oeff - nung bey den Abſaͤtzen viel breiter ſeye, als an dem Ort des Anlehns, dieſes verhindert es.

Armes feu,

Feuer-Roͤhre, Schieß-Geweh - re. Unter ſolchen werden verſtan - den Flinten, Muſqveten, Muſ - qvetons und Carabiners, gezoge - ne und gemeine Voͤgel - und Buͤrſch - Roͤhre, Stutze und halbe Flinten, Piſtolen, Tſchincken, Tertzerols oder Puffer, auch wohl die ſo ge - nannten. Wind-Buͤchſen; wie - wohl die letztern nicht mit Schieß - Pulver, ſondern durch die zuſam - men gepreſte Lufft getrieben wer - den. An allen dieſen Arten von Gewehren waren vor dieſen die Feuer-Schloͤſſer im Gebrauch, die man vermittelſt eines Rades auf - gezogen und geſpannet, heut zu Tage aber ſind an deren ſtat die Flinten-Schloͤſſer faſt durchge - hends bey allen Nationen einge - fuͤhret, wiewohl die Feuer-Roͤhre noch zur Luſt und zum Scheiben - Schieſſen, wie auch auf der Jagd, und in Belagerungen, vornehm - lich aber die gezogenen beybehal - ten werden, weil damit weiter und gewiſſer zu ſchieſſen iſt, abſonder - lich wenn ſie immer ſauber gehal - ten werden, daß ſie nicht roſten; welcher geſtalt aber das Gewehr vor dem Roſt zu verwahren, oderArpdavon zu reinigen ſey, ſolches wird in Oeconomiſchen Lexico p. 827 angewieſen.

Armoiries, écu d armoiries,

Schilde und Wappen, kom - men von den alten Turniren und Ritterſpielen noch her, ſo in be - ſondern Deviſen und allerhand Farben beſtunden, welche nun am ſcheinbarſten waren, wurden fuͤr die edelſten gehalten, und urthei - lete man gemeiniglich aus denſel - ben, und auf den Wappen-Schil - dern fuͤhreten ſie Sinnbilder, wor - aus man des Ritters Verſtand er - kennen konte. Voyez Tournois.

Arpa, ſ. Harfe. Arpeggi,

Sind eine Art der Toccaten, de - ren man ſich auf den Orgeln, Cla - vicymbeln ꝛc. bedient. S[o]ſind ver - ſchiedener Arten, davon aber eine beſondere Wirckung auf dem Cla - vier thun, und etwas Tactmaͤßi - ges erfordern die ſyncopirten Ar - peggi, bey welchen die eine Hand vorher anſchlaͤgt, und die andere ihren Accord, nach verſtrichenem Suſpirio, auf eine oder andere Weiſe bricht, und ſich am beſten im Baſſetgen oder in den oͤberſten Octaven des Claviers hoͤren laſ - ſen. Arpeggi ſenza Battuta wer - den zur Abwechſelung gebraucht, und beſtehen in 8 bis 10 gebroche - nen Stimmen mit vollen Griffen auf - und niederfahrend; dieſe wer - den ſowohl zu Anfang, in der In - tonation oder Intrada, als hernach hin und wieder gebraucht und ein - geſtreuet.

Arpeggiare,

Auf Harfen-Art, das iſt, gebro - chen ſpielen, oder den vorkommen - den Griff nicht zugleich, ſonderndieArpdie in demſelben enthaltene Noten eintzeln und nach einander an - ſchlagen.

Arpicordo, Harpichordum,

Heiſſet der Regiſter-Zug auf ei - nigen Clavicymbeln, welcher einen kreiſchenden Harffen-Klang von ſich giebt.

Arquatus, courbé,

Gebogen wie ein Fiedelbogen, wie alſo einiger verderbten Pferde Ruͤckgrat uͤber ſich gebogen ſtehet.

Arquées, cheval qui a les jambes arquées,

Ein Pferd, ſo krumme Knie (faſt wie einen Bogen) hat, welches daher entſtehet, wenn ſie zur Re - he geritten, und durch gar zu harte Strapazzen ruinirt worden, wel - ches incurable iſt.

Arreſt, Arrêt, d un cheval,

Der Aufhalt eines Pferdes iſt eine Pauſe, oder Jnnehaltung des Lauffs: wenn man nun den Arreſt machen will, ſo muß man den obern dicken Schenckel anfuͤgen, den Leib zuruͤck legen, die Hand des Zaums in die Hoͤhe halten, ohne den Ellbogen zu bewegen, her - nach die Schenckel unter ſich ſtre - cken, und feſt auf die Steig-Buͤ - gel treten. Der Aufhalt geſchicht in 3 oder 4 Tempi, indem man es laͤſt falqviren, oder etliche Saͤtze machen. Der Stillſtand muß auch nicht zu kurtz geſchehen, ſonſt werden die Schenckel und das Maul verdorben, V. Lever. Peſade. Demi-Arrêt iſt ein Still - halt, welcher nicht durch eine Pe - ſade vollendet wird, ſondern wann das Pferd 3 oder 4 mahl ſeitwerts falqvirt hat, alſo bald in ſeinemArrGalop wieder anſprenget, ohne ei - nige Peſaden oder Courbetten zu machen. V. Falquer.

Arriere de ſelle,

Jſt der hintere Sattel-Bauſch oder Affter, welcher zum Schluß und Anhalt des Reuters dienlich, und zum Auf - und Abſitzen vor - traͤglich iſt.

Arrierefaix d un poulain,

Die Nachgeburt eines Fohlens iſt gleichſam ein roͤthlich, ſchwam - migt und ſubtiles Fleiſch, ſo in der Gebaͤhr-Mutter, beruhet, hat ih - ren Urſprung von dem erſten Ge - bluͤt der Pferd-Ader, welches ge - rinnt und dick wird, und aus den aͤuſſerlichen Mundloͤchlein heraus laͤufft, wie in der Pferd-Anatomie zu ſehen.

Arriere-Garde,

Der Nachzug eines Marſches einer Armee.

Arrogant, cheval arrogant,

Ein hoffaͤrtiges nobles Pferd, welches praͤchtige Bezeugungen hat, wovon ein Pferd ſtoltz und edel genannt werden kan. V. Orgueil.

Arrondir un cheval,

Jſt ein ſehr gebraͤuchlicher Ter - me, und eine Ausdruͤckung von allerhand Arten der Reitſchule, welche geſchehen in der Runde, es ſey im Schritt, Trott oder Galop, u. heiſt ſo viel, als machen, daß ein Pferd ſeine Schenckel und Glieder wohl vereiniget, entweder in einer groſſen und kleinen Runde her - um fuͤhre, daß es auch nicht auf die Seite ſich begebe, worzu man die Corda gebraucht, bis daß es gewohnt ſey, ſich recht zu rondi - ren.

Ritter-Lexic. CArſis,
Arſ

Arſis,

Der Aufzug oder Tact, iſt eine Eben-Maaß, ſo einem Reuter in Abrichtung der Pferde, in etlichen Lectionen ſtatlich zu Huͤlffe kommt, indem ein Pferd ſeine Schulen von rechtswegen nach der Cadan - ce lernen, und nicht einen Satz hoch, den andern niedrig, eine Cour - bette langſam, die andere geſchwind machen ſoll, welches das aller - ſchwereſte in der Reitkunſt iſt. Der Tact wird auch in der Muſic ge - nennet, eine richtige Bewegung mit der Hand, nach welcher ſich die Saͤnger und Jnſtrumentiſten richten muͤſſen. Der Spondaͤi - ſche wird in zwey Theile getheilet, und der erſte heiſt Theſis der Nie - derſchlag, der andere Arſis der Aufzug. Der Trochaiſche wird in drey gleiche Theile getheilet, oder in zwey ungleiche, deren erſteres, nehmlich der Niederſchlag zwey Drittheil, der Aufzug ein Drittheil enthaͤlt. Sonſt ſagt man auch nach dem Tact gehen, wie die Jn - fanteriſten, d. i. gravitaͤtiſch, nach dem Gewicht oder Ordnung.

Art,

Jſt ſo viel als Jagd-Art, auf Weidmaͤnniſche Weiſe zu reden.

Art der Pferde,

Jſt deren Complexion, Na - tur und Landes-Art, da ſie gefal - len und erzogen ſind, durch welche man die verborgene Eigenſchafft guter, boͤſer oder mittelmaͤßiger Art erkennen kan. z. E. Wann ein Pferd mit Augen und Geberden ſich anmuthig und froͤlich erzeiget, mit dem Gebiß leicht ſpielet, Au - gen und Ohren offt beweget, da - bey ſchaͤumet, Brauſen und der - gleichen zeiget, ſo iſt ein Pferd ge -Arzwiß guter Art, hertzhafft, fromm, froͤlich, thaͤtig, und zu allem Ge - brauch willig. V. Dreſſer.

Art Angloiſe du cheval,

Nennet man die Engliſche Pferdkunſt, welche 1) darinnen be - ſtehet, daß ein Pferd, ohne daß iemand darauf ſitze, alle Lectiones frey und alleine fuͤr ſich machet, 2) daß es niederkniet, oder ſich niederleget, 3) einem den ver - langten Fuß giebt, 4) denen An - weſenden eine Reverence machet, 5) brauſet ſo man Ja, oder ſchuͤt - telt den Kopf, ſo man Nein ver - langet, 6) ſchlaͤgt mit dem vordern Fuß an eine Wand, ſo viel die Uhr iſt, 7) holet einen Handſchuh und bringet ihn wen man nennet, 8) nimmt einem den Hut ab, 9) ſpringet durch 6 oder 8 Reiffen, 10) rauchet Toback, 11) ſchieſſet Piſtolen los, 12) loͤſchet mit der Zunge an der Wand einen Buch - ſtaben aus, welchen man nennet, und dergleichen viel mehrers. Vide das Loͤhn-Eiſeniſche Reitbuch, pag. 98.

Artemiſia, Artemoiſe,

St. Johannis-Kraut, Beyfuß, waͤchſt auf den Aeckern und Fel - dern, iſt ein gut Mutter-Harn - und Stein-treibendes Kraut, befoͤrdert die Monatzeit, Frucht und Nach - geburt; Beyfuß geſotten ſtaͤrcket auch die ſchwachen Schenckel der Pferde, und machet ſie dauerhafft, daß ſie nicht leicht ſtolpern.

Arzel, cheval arzel,

Jſt ein Pferd, ſo an dem rech - ten hintern Schenckel eine Blaͤſſe oder weiſſes Zeichen, Balzane hat. Einige aberglaͤubiſche Reuter bil - den ſich feſt ein, daß durch eine unvermeidliche Fatalitaͤt die Pfer - de Arzels im Streite allezeit un -gluͤck -Asgluͤcklich waͤren, und wegen dieſer vorgefaßten Meynung wollen ſie ſich deren nicht bedienen.

As,

Nennet man das mit b bezeichnete A in der Muſic und unterſcheidet es hierdurch vom Gis. Man kan es auch A molle oder das weiche A nennen. Kommen zwey b b vor dem A zu ſtehen, kan man es As moile nennen und alsdenn wird g gegriffen.

Α῎σαρκος, Aſarcus,

Hieß bey den Griechen der Lor - beer - oder Myrten-Krantz, wel - cher auf den Gaſtmahlen denen Gaͤſten, ſo auf der Cithara nicht kunſtmaͤßig ſpielen konten, in die Hand gegeben wurde, daß ſie ſol - chen in den Haͤnden halten, und dabey etwas abſingen muſten.

Aſcarus, Aſcarum,

Ein viereckigtes mit Saiten be - zogenes Jnſtrument der Lybier oder Trogloditen in Africa, welches mit Federkielen verſehen, einer Ellen lang, und wie ein Crotalum ſoll geklungen haben.

Aſcaulus,

Eine Sack-Pfeiffe. Daher Aſcaules oder Aſcaula, ein Sack - Pfeiffer; wiewohl Iſaacus Voſſius einen Organiſten darunter verſte - het.

Aſor, Aſſur,

Ein laͤnglicht viereckichtes Jn - ſtrument von zehn Saiten bey den Hebraͤern, welches in der Bibel ein Pſalter von zehn Saiten genennet wird.

Aſoſra,

Hieß die von Moſe erfundene Trompete der Hebraͤer, ſo von Silber und ohngefehr einer Ellen lang war.

Aſſ

Aſpiration,

Jſt in der Muſic eine Manier fuͤr das Clavier, welche durch av ausgedruckt wird; das erſtere, welches die Spitze oben hat, ent - lehnet zu der vorhergehenden Note eine Secunde aufwerts; das an - dere Zeichen aber, deſſen Spitze niederhaͤnget, entlehnet eine Se - cunde unterwerts zu der vorher - gehenden Note, und muß daher die mit ſolchem Zeichen bemerckte No - te etwas ſehr weniges von ihrer Geltung fahren laſſen.

Aſſa voce canere,

Einen Geſang mit Menſchen - Stimmen allein, ohne daß einiges Jnſtrument dazu komme, tracti - ren.

Aſſai, Aſſez,

Wird in der Muſic zu den Woͤr - tern, adagio, allegro, preſto und andern geſetzt, und ſoll ſo viel, als ſehr oder viel, heiſſen; nach an - dern aber ſoll der Tact nicht zu ge - ſchwinde, auch nicht zu langſam fortgefuͤhret werden, ſondern was recht iſt und in gehoͤriger Maſſe, nachdem es die vorgezeichnete Cha - racteres erfodern.

Aſſamenta, Axamenta,

Lieder, ſo nur mit Menſchen - Stimmen allein executirt werden, oder diejenigen, welche die Salii allen Menſchen zu Ehren abgeſun - gen, weil ſie auf hoͤltzernen Axibus oder Tafeln eingehauen geweſen, oder von

Aſſare,

Welches, wenn es allein ſtehet, von Pfeiffern geſagt wird, wenn ſie blaſen, und ohne Zuthun ande - rer Jnſtrumente oder Saͤnger ſich hoͤren laſſen.

C 2Aſſemblée,
Aſſ

Aſſemblée,

Verſammlung oder Zuſammen - kunfft der Vornehmſten eines Orts, welche ſich mit Spielen, Tantzen und andern erlaubten Luſtbarkeiten vergnuͤgen. Wenn dergleichen Zuſammenkunfft in den Schrancken der Ehrbarkeit bleibet, ſo iſt ſie in der Natur des Menſchen, welche auf die Geſellig - keit zielet, gegruͤndet. Und weil die Hoͤflichkeit ihr vornehmſtes Gerichte iſt, ſo geben ſie Gelegen - heit zu einem vernuͤnftigen und gefaͤlligmachenden Umgange, wor - zu inſonderheit das geſchickte und zierliche Tantzen mit anfuͤhret.

Aſſeoir un cheval ſur les hanches,

Heiſt machen, daß ſich ein Pferd hinten neigt, und auf die Huͤfften ſetzt, wenn man es galoppirt, oder tummelt, ſich allzeit im Stillhalt wohl uniret und auf die Groppa ſetzt. Voyez Hanche.

Aſſeurance, Aſſûrance d un cheval,

Die Verſicherung eines Pferds gegen ſeinen Reuter, aus welcher dann Liebe, Vertrauen, Zuverſicht und Zuflucht gegen denſelben fol - get, dagegen es an ihm wieder alle Treue und Gegenliebe erweiſt z. E. Wann er etwan trunckener Weiſe vom Pferde gefallen, daß es bey ihm ſtillſtehet, und wartet, bis er wieder aufſitzen kan; oder ſeinem Reuter in Action durch Beiſſen und Ausſchlagen kaͤmpffen hilfft, und dergleichen mehr, welches hoch zu ſchaͤtzen iſt.

Aſſeurer, Aſſûrer un cheval,

Ein Pferd abrichten und beſtaͤti - gen. V. Dreſſer; Commencer.

Ata

Aſſiette d un cavalier,

Heiſt die Sitzſtellung eines Reu - ters auf dem Sattel; daher man ſaget: Einem Reuter den Sitz geben. Jtem dieſer Reuter ver - liert niemahls den Sitz im Sattel, ſondern behaͤlt allzeit ſeine gerade Stellung, als ob derſelbe auf der Erden ſtuͤnde. V. Contrepoids.

Aſſonance,

Deutet in der Muſic eben das an, was Conſonance.

Aſſouplir,

Heiſt den Kopf, Hals, Schul - tern und Seiten zuſammen brin - gen, und alle Theile des Leibes ge - ſchmeidiger machen und beſſer aus - arbeiten, z. E. Dieſes Pferd hat einen Schweinshals, und iſt ſteif von Schultern, ſo verſuche man ſolches zu aſſoupliren, und mit der Camarra und Schleiffzuͤgeln zu biegen und Souple zu machen.

Aſſur, ſ. Aſor.

Aſtrabicon,

Hat den Nahmen von der Ge - ſtalt des Seſſels, worauf die her - beygebracht wurden, welche ein Carmen bucolicum abſingen wol - ten, und bedeutet ſo viel als ein Hirten-Lied oder Hirten-Gedicht.

Aſturien,

Eine Provintz in Spanien, ſo gegen Norden an das Biſcajiſche Meer liegt, und wegen ſeiner ſchoͤ - nen Pferde bekandt iſt.

Aſymphonia,

Mißlaut, Uibellaut, ohne Zu - ſammenklang.

Atabal,

Nennen die Spanier das tym - panum crotaliſticum, welches Wort und Jnſtrument ſie von denAra -AthArabern oder Mauren uͤberkom - men, und in ihrer Sprache bey - behalten haben.

Athena,

Eine gewiſſe Floͤte, deren ſich der Thebaner Nicopheles inſonder - heit bey dem Hymno der Minervæ bedienet.

Athletica,

Die Fechter-Kunſt; Athletice, nach Fechter Art; Athleticum, was zum Fechten gehoͤret; Athle - tica habitudo, eine ſtarcke Leibes - Diſpoſition; Athlotheta, derjeni - ge ſo das Præmium oder die Ge - winſte auf der Fecht-Schule vor - leget und austheilet.

Attagen, Poules de Bois,

Birck-Haſelhuhn, weil es ſich gern in Haſel - oder Bircken-Hoͤl - tzern aufhaͤlt, kan wegen ſeiner kurtzen Fluͤgel und ſchweren Leibes uͤbel mit Fliegen fortkommen, zu - mal da es ſich auch offt im Stau - be wegen der vielen Laͤuſe, (damit es geplagt) umweltzen muß, weil ſonſt, wo es ſolches nicht thut, ſel - biges von dieſem Ungeziefer zu todte gemartert wird, iſt etwas groͤſſer als ein Rebhun, hat einen Ziegelgelben Ruͤcken, und Fluͤgel mit ſchwartzen Flecken, die Bruſt iſt weiß, der Bauch dunckel mit ſchwartz und gelben Flecken, der Schwantz iſt Ziegelroth. Sie legt 12 bis 16 Eyer, und hat ein vor - trefflich wohlſchmeckendes Fleiſch. ſ. Birckhabn.

Attaqviren, ſ. Stringiren.

Atteinte d un cheval,

Tritt, Stoß oder Verletzung, welches ein Pferd bekommt an hintern Fuͤſſen, von einem andern Pferde, welches ihme allzunahe nachgefolget. Dieſes Wort be -Attdeutet auch einen Tritt, welchen das Pferd ihm ſelbſt thut, durch einen hintern oder voͤrdern Fuß, welcher an die Seite des andern Schen - ckels anſtreift, oder ſich auf die Cro - ne tritt, welches ſehr gefaͤhrlich, abſonderlich wann es durch den Horn in das Jnnerſte des Hufs eindringet, die Flaͤchſe beſchaͤdiget, und daß die Atteinte incornée, und der Tritt eingehoͤrnt iſt.

Attelage,

Ein Spann oder Zug Pferde, von 6 oder 8 Stuͤcken, womit groſſe Monarchen fahren, und ſo - lenne Einzuͤge halten.

Atteloire,

Der Nagel an der Deichſel einer Kutſche, Wagens oder Schlit - tens.

Attention d un cheval,

Aufmerckſamkeit iſt an den wil - ligen Pferden eine gute Eigen - ſchafft, welche aus dem guten Ge - daͤchtniß entſtehet, ſo in der Ab - richtung groſſen Nutzen ſchaffet; denn ein aufmerckſames Pferd wartet mit groſſer Begierde auf des Reuters Huͤlffen, und macht ſich iederzeit bereit, dasjenige zu verrichten, was ihme durch des Reuters Stimme, Fauſt, Schen - ckel ꝛc. abgefodert werden moͤge.

Atto di Cadenza,

Das Schlußmachen, iſt eine gewiſſe Stellung der Klaͤnge oder Noten, welche nicht nur in einer Stimme allein, ſondern auch in den andern eine Cadenz zu machen anzeiget. z. E. Wenn der Baß auf eine Note um eine Qvart ſtei - get, oder um eine Qvinte faͤllet, ſo iſt ſolche Bewegung ein baßiren - der Schluß, und zugleich ein Merckmahl, daß die obern Stim -C 3menAttmen die uͤbrige ihnen gehoͤrige Schlußmachungen zu dieſer Ca - denz mitmachen muͤſſen.

Attombiſſeur,

Jſt bey den Falckenirern derje - nige Falck, welcher den Reiger zu - erſt im Fluge angreifft.

Atzen ſ. Aetzen.

Avance,

Sagt man von einem fluͤchtigen Pferde, welches im Schritt und Trab wohl avancirt, daß man mit ihme aus dem Lande kommt: Jn der Reitbahn aber haͤlt man viel von einem Manege-Pferde, wel - ches in Courbetten, Croupaden und Capriolen wohl avanciret.

Avanciren, ſ. Zuruͤcken.

Avant-coeur,

Eine Geſchwulſt wider die Na - tur, rund an Geſtalt, und etwas dick, wie eine halbe Fauſt, welche durch eine blutige Galliſche Feuch - tigkeit an der Bruſt des Pferdes gegen dem Hertzen gezeuget wird, ſo durch gute Mittel zum Eiter - ſchwaͤren muß gebracht werden. V. Herber.

Avanturiers,

Waghaͤlſe, nennet man diejeni - gen, welche ſich bey denen alten Turnieren gewagt, und denen ſo genannten Scharffrennen beyge - wohnt haben, und geſucht ihren Gegner mit dem Grundel-Spieß aus dem Sattel heraus zu heben, wobey es ſelten ohne Schaden und Ungluͤck abgangen, da nicht zum wenigſten einer das Leben einge - buͤßt; wodurch auch der alte Adel ſeine Urſprung genommen, und mit Blute hat muͤſſen erlanget werden.

Auc

Aubade,

Ein Morgen-Staͤndgen, eine Muſic welche fruͤh morgens einem zu Ehren aufgefuͤhret wird, ante - lucanus ad fores alicujus gratulan - tium concentus; ſie fuͤhren eine praͤchtige und hochtrabende Eigen - ſchafft, in weltlichen Materien, zum beſondern Abzeichen, und ſchicken ſich wohl zu Gluͤck - wunſchungen und oͤffentlichen Ge - praͤngen.

Aubere,

Ein geſprenckelt Pferd von Pfir - ſigbluͤt-Farbe, ſo mit weiß, roth und braunen Haaren vermenget, und alſo von vielerley Farben iſt, wovon es auch in der Sonnen gantz glaͤntzet, welches dann ein Kennzeichen edler Art, und eine Zierde in Anzeigung der Reinig - keit, wie auch voklſtaͤndiger Ge - ſundheit des Leibes, welche bey un - glaͤntzenden dunckeln Haaren nicht ſo gut ſeyn koͤnnen.

Aubin, cheval qui va l aubin,

Das Pferd, ſo den Aubin gehet, wird auf der Reitbahn nicht ſon - derlich geachtet, weil es ein ver - brochener Gang iſt, ſo zwiſchen dem Zelt und Galop entſtehet und irregulair gehet.

Aucupium, Oyſelerie,

Vogelfang geſchiehet, 1) mit Gar - nen oder Netzen, und zwar auf unterſchiedliche Arten, als einmal auf groſſen Vogel - und Fincken - Herden, hernach auf freyem Fel - de, und denn bey der Traͤncke in den Waͤldern und anderweit mehr, und ſolches geſchiehet das gantze Jahr durch, auſſer wenn die Voͤ - gel niſten, zu welcher Zeit der Fang verboten iſt. 2) Faͤngt man die Voͤgel mit haͤrnen Stricklein,DonenAudDonen genannt, man legt nem - lich die Donen, um Laurentii - Tag, ſo bald die Vogelbeere roth, denn um ſelbige Zeit faͤngt der Vogel ſchon an zu ziehen. Es werden aber ſolche Donen, von 6 oder 7 ſchwartzen Pferd-Haaren gemacht, und ſteckt man dieſelben in zaͤhe Weiden, die ſich wohl bie - gen laſſen, ſpitzet die beyden En - den zu, und ſtecket ſie hierauf oben und unten in die Baͤume, und le - get die Vogelbeere dabey. Die dritte Art Voͤgel zu fangen, ge - ſchiehet mit gekruͤmmten Bogen, oder mit dem Sprenckel. 4) Mit Hunden, als mit welchen die Wachteln, Rebhuͤner, wilde Gaͤn - ſe, Trappen, Enten ꝛc. gefangen werden, und ſind unter den Waſ - ſerhunden darzu am beſten zu ge - brauchen, die am letzten ſehend werden, item die eine runde harte ſtumpfe Naſe, und lange Haare haben, die laſſen ſich darzu gar wohl gewoͤhnen. 5) Mit Leim - Ruthen, 6) mit Kloben, 7) mit Klebgarn, 8) mit ſchieſſen, und 9) durch das Vogel-Beitzen.

Audace,

Ein verwegener, kecker und toll - kuͤhner Reuter, welcher ſeinem Pferde uͤbernatuͤrliche Dinge zu - muthet, z. E. uͤber hohle Wege, hohe Schlag-Baͤume ꝛc. zu ſprin - gen, und gleichſam halsbrechende Arbeit vornimmt.

Auerhan,

Urogallus, Tetrix, Tetraon, de bruyere, iſt ein gar anſehnli - cher und zierlicher wilder Vogel, an dem der Kopff, Bruſt und Bauch ſchwartz iſt, der Hals aber hat Aſchen-graue Schwing-Fe - dern, davon die langen mit See - gruͤnen, die kleinen aber mit Ca -Aueſtanien-braunen Flecken geſpren - get ſind. Unter den Fluͤgeln er - ſcheinen theils weiſſe, theils graue und glaͤntzende Federn. Der Ruͤ - cken ſiehet Caſtanien-braun und ſchwartz geſprenget aus; der ſchwar - tze Schwantz aber hat weiſſe Fle - cken, deren er ie aͤlter, ie mehr be - kommt. Seine Laͤnge vom Schna - bel bis zum unterſten ſeiner Fuͤſſe traͤget nicht uͤber 5 Spannen aus, ſeine Schwere auch niemahls uͤber 14 Pfund. Der Auerhanen-Fang wird durchs Schieſſen practiciret, und zwar zu keiner gelegenern Zeit, als wenn er brunſtet oder faltzet, vornehmlich im Februario oder Martio, alsdenn er wenig hoͤret und ſiehet, und daruͤber deſto beſ - ſer zu beſchleichen iſt, welches ſich hergegen zu andern Zeiten nicht ſo wohl thun laͤſſet, weil er dermaſ - ſen ſcharff hoͤret, daß, wenn auch nur ein duͤrres Holz zertreten wird, er nicht lange verzeucht, ſondern gleich durchgehet, wie man ihn denn auch nicht habhafft werden kan, wenn er nicht wircklich fal - tzet oder ſchreyet, derhalben man gemeiniglich ſo lange lauren und ſtille ſeyn muß, bis er anhebt zu ſchreyen, daß man ihn bey der Gelegenheit erhaſche. Vielmahls wird er auf den Heiden mit Drat - Schlingen und andern Fallen er - tappet. Sie gehoͤren zur hohen Jagd, und pflegen groſſe Herren vielmahls in der Faltz-Zeit dieſem feltenen Feder-Wildpret nachzu - gehen.

Auerhenne,

Urogallina, iſt etwas kleiner, als der Hahn, iedoch groͤſſer als eine groſſe Haus-Henne. Der gantze Leib iſt bunt, wie eine Schnepffe, aber mit ſchwartzen Flecken hin und her beſprenget;C 4dasAuedas uͤbrige, ſonderlich unter dem Halſe bis an die Bruſt, iſt fahl - roth; der Regenbogen in den Au - gen iſt gelb, der Augapffel blau - ſchwartz. Hinterwerts um den Augen hat ſie etwas rothes, am Bauche viel weiſſes. Die Fuͤſſe und Zehen ſind wie an dem Hah - ne. Zur Faltz-Zeit befinden ſich ihrer viele um den Hahn, ſchlei - chen ſich aber von ſolcher Geſell - ſchafft ab, wenn ſie empfangen ha - ben, legen 6 bis 12 Eyer und bruͤten dieſelben aus.

Auersberg,

Schloß und Marckt im Her - tzogthum Crain, 3 Meilen von Laybach, iſt das Stamm-Haus der Fuͤrſten von Auersberg, wel - che Erbland-Marſchaͤlle und Erb - Caͤmmerer in Crain und der Win - diſchen Marck ſind. Dieſe Fuͤr - ſten von Auersberg haben in ihrem Wappen einen halb ſchwartzen und rothen Adler, auf deſſen Bruſt ein halber Mond von Silber, wegen Muͤnſterberg; einen weiſſen dop - pelt geſchwaͤntzten und gecroͤnten Loͤwen, wegen Franckenſtein; ein durch eine blaue und Wellenweiſe gehende Straſſe getheiltes Schild, darvon in der oberſten rothen Helffte ein weiſſer Loͤwe gehet, in der unterſten guͤldenen Helffte aber ein ſchwartzer Adler mit einem ſil - bernen Monden auf der Bruſt, wegen der Grafſchafft Thengen; einen auf einem gruͤnen Huͤgel ge - henden Auer-Ochſen, wegen Au - ersberg; einen ſchwartzen Adler auf einer ſchwartzen Banck ſte - hend, welches die Freyherrliche Wuͤrde anzeiget; und in der Mit - ten einen rothen gecroͤnten Loͤwen in Silber, als das Inſigne der Graͤflichen Dignitaͤt. Dieſes gan -Avetze Wappen bedecket ein Fuͤrſten - Hut.

Averti, un pas averti, ou un pas écouté,

Jſt ein erhabener Schulſchritt, der regulirt und rechtmaͤßig iſt. Ein Pferd nun ſolchen zu lernen, ſo bindet man zwey Haftzuͤgel an den Gurt, dieſe Rieme ziehet man durch die Naſeband-Rincken, mit welchen das Pferd beyderſeits ge - halten wird, die Spießruthe uͤber den Riß geſchwungen, und giebt ihm damit Urſach zu Erhebung der Schenckel, und laͤſt es wenig avan - ciren, nachdem es ledig geuͤbet, iſt es auch unter dem Reuter zu ver - ſuchen.

Aves, Oiſeaux,

Voͤgel werden abgetheilet in zweyerley Sorten, als die Erd - Voͤgel, darunter die Berg - und Feld-Voͤgel mit begriffen, und in die Waſſer-Voͤgel. Jene kan man wieder abtheilen in die Fleiſch -, Korn - und Beeren -, wie auch Ungeziefer-freſſende. Die Waſſer-Voͤgel aber in plattfuͤßig - te und ſpaltfuͤßigte. Unter die Erd-Voͤgel, welche Fleiſch freſſen, iſt zu zehlen, der Adler, Falcke, Habicht, Geyer, Rabe, Nacht - Eule, Strauß und Papagey. Un - ter denen, die Korn freſſen, die zahmen und wilden Huͤner, Wach - teln, Tauben, Spechte, Sper - linge, Lerchen ꝛc. Unter denen die ſich von den Beeren nehren, ſind die Krammets-Voͤgel, Staar und Amſel; Ungeziefer freſſen die Nachtigal, Schnepffen, Hetzen und dergleichen. Die Waſſer - Voͤgel ſind entweder Fiſch - oder Krautfreßige. Jene ſind der Rei - ger, Fiſch-Aar ꝛc. Dieſe der Schwan, die Gans, wilde undzah -Aufzahme Enten. Spaltfuͤßige Waſ - ſer-Voͤgel, ſind die Phoͤnicopter, der Reiher, Storch, Kranich, Waſſer-Schnepf ꝛc. Bey den mei - ſten dieſer Voͤgel, welche dem Menſchen zur Speiſe dienen, iſt zu betrachten, 1) ihre Nahrung, 2) ihr Alter, 3) das Caſtriren, 4) die Jahres-Zeit, 5) das Mauſen, 6) der Wohnplatz, 7) die unter - ſchiedliche Theile an den Voͤgeln, in ſo weit ſie zu der Menſchen Nahrung dienlich und undienlich ſind.

Auf der Stelle, ſ. Ferme Ferme.

Auf die Groppa ſetzen,

Heiſt ein Pferd uniren, daß es ſich hinten neiget und wohl ſetzet; welches im Zweykampf ſehr dien - lich, wenn ein Reuter in Gegen - wart eines andern iſt, und er macht eine halbe Runde, um ihm hinter die Groppa zu kommen, und ihm ſolche zu nehmen. V. Gaigner la Croupe.

Aufbrechen,

Heiſſen die Jaͤger einem gefaͤll - ten Wilde den Wanſt aufſchnei - den, um das Eingeweide heraus zu nehmen. ſ. Zerwircken.

Aufjagen,

Das Wild aus ſeinem Stande oder Lager mit den Hunden trei - ben.

Auf - oder Abloͤſen,

Sagen die Jaͤger, wenn einer et - was an einem Thier auf - oder ab - ſchneidet.

Aufnehmen,

Sagen die Jaͤger von dem Wil - de, an ſtat empfangen, traͤchtig oder dicke werden.

Auf

Aufs Blat lauffen,

Jſt eine Weidmaͤnniſche Re - dens-Art, da ſie von dem Reh - bock ſagen: Er laͤufft aufs Blat, wenn der Rehbock im Auguſto die Rehziege ſuchet, und dieſer der Stimme ſeines Rehes nachgehet, welcher Ruff ſo ſubtil ſchallet, und klinget, als ob man auf einem Blate pfiffe. Der Rehebock laͤufft in ſeiner Brunſt oder Prunfft, welche im December geſchiehet, noch einmahl aufs Blat: Die Reheziege laͤufft zwar auch aufs Blat, aber nicht eher, als wenn ſie ihre Jungen hat, und die - ſelben von ihr abgegangen ſind.

Aufſchaͤrfen,

Heißt bey den Jaͤgern, dem Wildpret oder anderm Wild die Haut oder den Balg aufſchneiden.

Aufſchlaͤge,

Sind bey den groſſen Vogel - oder Fincken-Herden die Hoͤltzer mit den dadurch ausgeſpannten Netzen, durch deren Ruͤckung man offt die Voͤgel hauffenweiſe faͤn - get.

Aufſchwaͤntzen,

Nennen die Stallknechte, wenn ſie bey garſtigem Wetter die Spi - tzen des Schweiffes entweder mit dieſen Haaren ſelbſt, oder auch nur mit einem kleinen Strohſeil in die Hoͤhe feſt zuſammen binden, damit die Pferde weder ſich ſelbſt, noch das Geſchirre durch den lan - gen Schweif voll Koth beſchmie - ren.

Aufſetzen,

Sagen die Jaͤger, wenn dem Hirſche oder Rehebock das abge - worffene Gehoͤrne oder Geweih wieder waͤchſet.

C 5Auf -
Auf

Aufſtoͤßig,

Jſt, wenn ein Ding ſeine gute Eigenſchafft und Beſchaffenheit aͤndert, und ſich zum Verderben neiget. Wenn ein Pferd aufſtoͤſ - ſet, oder aufſtoͤßig wird, und nicht freſſen mag, ſoll man demſelben alſobald den dritten Kern ſtechen, und es ziemlich bluten laſſen, auch das Maul und den Gaumen mit Saltze und Wohlgemuth wohl reiben, und endlich ihm in iedes Naſen-Loch ein Wiſchlein Heu ſte - cken, damit es brauſend werde. Man darf auch nur eine Hand voll Fenugrec, geſtoſſen und in Wein wohlgeſotten, nehmen, und es dem Pferde laulicht eingieſſen.

Aufwallung des Gebluͤts,

Das wiederfaͤhret jaͤhrlich den Pferden im Fruͤhling, den andern Thieren, wenn ſie in die Brunſt treten, die Hunde laͤuffig werden, die Haſen und Katzen rammlen wollen.

Aufzaͤumen,

Den Reit - und Kutſch-Pferden den Zaum anlegen.

Auge,

Soll im Fechten meiſt auf des Gegners Auge gerichtet ſeyn, und ſogleich nach angebrachtem Hieb oder Stoß in hurtiger Stellung ſein Lager wehlen, ſeines Gewehrs Spitze des Gegners Auge bieten, und durch ſeine vortheilhaffte Po - ſitur ſolchen von ſich abhalten.

Augen-Gebrechen der Pferde,

Ruͤhren theils daher, weil ſie oͤffters in kalten und uͤbelriechen - den Stallungen ſtehen, theils weil ſie ſich uͤber ihr Vermoͤgen muͤſſen abtreiben und ausmergeln laſſen, theils weil ſie aus Hunger viel -Augmahls eſſen muͤſſen, was ihnen weder annehmlich noch geſund iſt. Es ſind aber ſolche: Truͤbe, fluͤßi - ge oder trieffende, geſchwollene, ſchwuͤrige, wund-geſchlagene oder geſtoſſene, hitzige Augen, Felle in den Augen, Staaren-Felle, Staa - ren-Blinde, Flecken, Blattern in den Augen, der Haug oder Hauck und Moͤnig, von welchen ins be - ſondere an ſeinem Orte gehandelt, und Mittel dawider angezeiget worden.

Augen-Leder, Scheu-Leder, Augen-Deckel,

Sind rund-geſchnittene ſteiffe Stuͤcklein Leder, welche an die Zaͤume der ſcheuen Kutſch - und Zug-Pferde um die Gegend der Augen eingenehet werden, damit die Pferde nicht auf die Seite ſe - hen koͤnnen. Man pfleget auch einem beißigen Pferde, und das nicht gerne aufſitzen und ſich be - ſchlagen laͤſſet, Augendeckel von Filtz, ſo rund und hohl gemacht ſind, vor die Augen zu binden.

Augen-Sproſſen,

Nennen die Jaͤger das unterſte erſte Ende an einer Hirſch-Stan - ge, welches naͤchſt uͤber dem Au - ge iſt; derjenige Hirſch nun, wel - cher dieſe nebſt den Spieſſen aus - gewachſen und keine Enden mehr hat, wird ein Gabel-Hirſch ge - nennet.

Augmentatio,

Jſt in der Muſic, wenn die No - ten und Pauſen an ihrer ſonſt ge - woͤhnlichen Geltung zunehmen ſol - len.

Augſpurg,

Eine beruͤhmte Kayſerliche freye Reichs-Stadt, deren Erdreich die ſonderbare Eigenſchafft hat,daßAugdaß es keine Ratten leidet. Das Rathhaus iſt 1620 ſehr praͤchtig ge - bauet, bey demſelben ſtehet der ſchoͤne Perlach-Thurm, von wel - chem man die Stadt uͤberſehen kan, und welcher ſonderliche An - zeige gewiſſer Jahrzeiten giebt. Ein mehrers ſ. in dem Zeitungs - Lexico. Jn dieſer Stadt iſt der achte Turnier, von Hertzog Herr - mannen in Schwaben, An. 1080 den 16 Aug. angeſtellet worden, worunter 4 Fuͤrſten, als Hertzog Herrmann, Hertzog Guelph in Bayern, Hertzog Friedrich in Schwaben, Marckgraf Leopold in Oeſterreich, Pfaltzgraf Otto von Wittelsbach, Marckgraf Eckhard zu Meiſſen, Landgraf Engelberd in Bayern und Hertzog Ludolph in Caͤrnthen, 39 Grafen, 22 Freye - Land-Bannerherren u. 612 Helme; wobey Gottfried von Stockheim, Heintz von Bellerſcheine, Johann von Honoldſtein, Stein und Sturm-Feder an der Schaue aus - geſtellt. Das Wappen dieſer Reichs-Stadt iſt ein in die Laͤnge mit roth und Silber getheiletes Schild, in deſſen Mitte ein gruͤ - ner Tann-Zapfen auf einem Poſte - ment ruhet.

Augſpurg,

Ein Bißthum um itztbemeldte Stadt, deſſen Biſchoſ zu Dillin - gen ſeinen Sitz hat. S. von ihm das Zeitungs-Lexicon. Das Wappen dieſes Stiftes iſt ein in die Laͤnge geſpaltenes Schild, deſ - ſen rechtes Theil roth und das lin - cke weiß iſt.

Avives,

Sind die Mandeln, welche ſich oͤfters an die Seite der Kehlen des Pferdes entzuͤnden, und ſelbi - ges dergeſtalt an dem Athemho -Auslen verhindern, daß es Gefahr hat zu erſticken.

Auletes, Aulio, Auloedus,

Ein Pfeiffer, Floͤten-Spieler; Auleticus, zum Floͤten-Spielen gehoͤrig; Auletris, eine Pfeifferin; Aulema, eine Floͤten-Melodie; Auleſis, das Floͤten-Blaſen oder Floͤten-Spielen; Auletice, die Kunſt auf Floͤten zu ſpielen; Au - leteria, ein Floͤten-Futteral; Au - letridion, eine kleine Floͤten-Spie - lerin; Auliſcus, eine kleine Pfeiffe; Aulopoeus, ein Floͤten-Macher; Aulodia, ein Floͤten-Lied; Aulo - zonum, die Kruͤcke oder der Druͤ - cker an den Mundſtuͤcken der Schnarrwercke in Orgeln.

Aurillas,

Ein Pferd auf der Reit-Schule, das lange Ohren hat, und ſie oft beweget.

Ausfall,

Jn der Fecht-Kunſt heißt, wenn man aus der gewoͤhnlichen Poſitur gegen den Feind ausſtoͤſſet, mit - hin mit dem vorderſten Fuß gegen den Contrepart austritt, und an - bey denſelben zu treffen ſucht.

Auskoͤthen,

Heißt, wenn ein Pferd durch einen uͤbeln Tritt die Koͤthe ver - ſtaucht hat. Man nennet es auch auskegeln, auskuͤthen, auskuͤtten. Es wird erkannt, wenn das Pferd mit dem beſchaͤdigten Fuſſe nicht voͤllig auftritt, ſondern nur auf der voͤrderſten Schaͤrfe des Hufes, nehmlich auf der Zehe ſtehet, und die Koͤthe demſelben aus - und ein - gehet. Dieſen Schaden zu hei - len, nehme man Brunnkreß, Haus - wurtz, und zerlaſſene Butter, ei - nes Gaͤnſe-Eyes groß, laſſe ſolches zuſammen in einem Topfe wohlſieden,Ausſieden, ſodenn reibe und verbinde man es damit alle Tage, ſo warm als man es erleiden kan; ehe man aber das Verbinden vornimmt, laſſe man das Pferd vorher ins Feld gehen. Eine andere Art, ſol - ches Uibel zu heben: Man nehme klein geſtoſſenen lein-Saamen ein Pfund, Honig ein halb Pfund, Eßig anderthalb Kannen Leipziger Maaß, laſſe ſolches mit einander kochen, daß ein Teig daraus wer - de, ſolchen ſchlage man warm auf einen Haſenbalg, und binde ihn, ſo warm man es auf der Hand er - leiden kan, dem Pferde auf den Fuß, und laſſe es alſo bis auf den dritten Tag ſtehen. Spuͤret man alsdann noch keine Linderung, ſo ſchmiere man es mit Lorbeer-Oel und Althee, binde ihm gedachten Teig fein warm wieder uͤber den Fuß, und halte mit Einſchlagen und Hornſalben den Fuß immer et - was feuchte.

Ausnehmen,

Heißt in der Fecht-Kunſt, die rechten Streiche und Stoͤſſe von den Finten entſcheiden, und im Contra-Fechten gehoͤriger Maſſen pariren, und wie man niemahls unbedachtſam ſich aus dem Vor - theil geben und ſich bloͤſſen ſolle.

Ausnehmen,

Wird bey der Jaͤgerey genennet dasjenige, was der Hirſch zwiſchen den Klauen an naſſem Laub oder Erdreich gefaſſet, und im Fort - ſchreiten zur Seiten auswirft. Es iſt ein Zeichen, wodurch der Hirſch in ſeiner Faͤhrte vor dem Thier er - kennet wird.

Ausſchieſſen,

Nennet man, wenn bey einem Beſtaͤtigungs - oder Haupt-JagenAusdas gejagte Wildpret von der Herrſchafft aus den Zelten, oder dem ſo genannten Schirm geſchoſ - ſen wird, es ſey zu Lande oder bey einer Waſſer-Jagd.

Ausſpuͤren,

Eines Wildes Spure finden, oder mit Spuͤrhunden daſſelbe auf - ſuchen.

Ausſtocken,

Heißt in der Foͤrſterey durch gaͤntzliche Abraͤumung eines Stuͤ - cke Holtzes und Ausrottung der Stoͤcke und Wurtzeln den Grund und Boden zu einem Frucht-Fel - de oder Acker zurichten. Hat ein Eigenthuͤmer die Forſt-Gerechtig - keit nicht ſelbſt, kan er wider den Willen desjenigen, dem ſolche zu - ſtehet, dergleichen nicht vorneh - men: Wird es ihm aber erlaubet, ſo muß er gemeiniglich einen Ze - henden davon entrichten, welcher die Forſt - oder Stock-Garbe genen - net wird.

Auswerfen,

Ein Jaͤger-Wort, wird geſagt, wenn die Jaͤger dem Thiere das Eingeweide ausſchuͤtten, und es weglegen.

Auswipfeln,

Heiſſet bey der Foͤrſterey den Gipfel oder Wipfel eines Baumes abhauen, welches an Tannen, Fich - ten, Wacholder-Baͤumen ꝛc. zu geſchehen pflegt, in den Forſt-Ord - nungen aber billig verboten iſt, weil dadurch viel junges Holtz ver - derbet wird.

Auswircken,

Bedeutet das uͤberfluͤßige am Hufe oder Horne des Pferdes mit dem Wirckeiſen oder Wirckmeſſer ausſchneiden, damit das Hufeifen,wel -Ausches man aufſchlagen will, fuͤglich liegen koͤnne. An den Voͤrder - Fuͤſſen muß vornenher mehr aus - gewircket werden, als hinterwerts nach den Stollen zu. Denen Pferden, die hohe und hohle Hu - fe haben, ſoll man, wenn der zu - nehmende Mond 3 oder 4 Tage alt iſt, wohl auswircken laſſen. Wenn ein Pferd enge Ferſen und einen hohen Huf hat, welches man Eſels-Huͤfe nennet, ſoll man die Waͤnde mit dem Wirckmeſſer wohl nieder, und bey den Ferſen oder Strahlen weit ausſchneiden, da - mit die Huͤfe nieder, und bey den Ferſen weit geluͤfftet bleiben, daß das Leben wieder in die Fuͤſſe kom - men kan.

Auswircken, ſ. Zerwircken.

Autocabdali,

Waren bey den Griechen dieje - nigen Muſici, welche einen Epheu - Krantz trugen.

Automata,

Heiſſen diejenigen Jnſtrumente oder Claviere, deren Palmulæ durch Wellen oder Cylindros, dieſe aber durch Waſſer oder Gewicht regie - ret werden.

Autour,

Der Habicht, das Maͤnnlein, welches kleiner als das Weiblein. Autour fourcheret, ein Habicht, mittelmaͤßiger Groͤſſe; Autour ni - ais, ein Habicht, welchen man auf dem Baume faͤnget, ehe er noch recht fliegen kan; Autour paſſa - ger, ein Habicht, welchen man im Strich mit einem Garne faͤngt.

Autourſerie,

Jſt die Kunſt, die Habichte ab - zurichten, daß man damit baitzen kan, wie mit den Falcken.

Aut

Autourſier,

Ein Falckenierer, der Habichte abrichtet.

Aûtruche,

Ein Strauß, iſt an Geſtalt der groͤſte Vogel, nemlich von ſeinen Fuͤſſen an bis zum Ruͤcken, ge - meiniglich 6 Schuh lang oder bis zum Kopff ſo hoch als ein Reuter, der auf einem Pferde ſitzt, und ei - nes ſo breiten Ruͤckens, daß ein Menſch darauf ſitzen kan, mit gleichſam haarigten, und der Farb nach am Schwantz und Fluͤgeln, mit blauen, rothen, ſchwartzen und gruͤnen unter einander ſo zier - lich und ſchoͤn vermiſchten Federn von der Natur begabet, daß dar - um die Kriegs-Leute mit dieſen und mit keinen andern ihre Helm und Sturm-Hauben zu bekroͤnen pflegen. Sie halten ſich mehren - theils in Africa, auch Arabien auf, allwo ſie Wuͤſteneyen und waſſe - richte Oerter lieben, da man ſie oͤfters ſo haͤuffig antrifft, daß ei - ner vermeinen ſolte, es ſtehen etli - che Regimenter Reuter, gleich ei - ner Schlacht-Ordnung, auf einem Platz beyſammen. Jhre Natur und Eigenſchafft beſtehet darinnen, daß ſie 1) mit aufgehobenen Fluͤ - geln, wie ein Pferd ſo ſchnell lauf - fen, weil ſie des ſchweren Leibes und der kurtzen Fluͤgel wegen nicht fliegen koͤnnen. 2) Daß ſie ſehr Veneriſch ſeyn, daß auch die Weib - lein 70 bis 80 harte und groſſe Eyer zu 15 Pfund ſchwer legen, welche von der Sonnenhitze im Sand ausgebruͤtet werden; 3) daß ſie alle von Natur die Pferde haſ - ſen, anfeinden und wunderbarer Weiſe verfolgen; 4) daß ſie ſich allermeiſt mit den Fuͤſſen wehren, worinnen ſie eine ſolche Staͤrckehaben,Azehaben, daß ſie die Menſchen da - mit gleich koͤnnen zu Boden wer - fen. 5) Sollen ſie einen ſolchen hitzigen und guten Magen haben, daß ſie Eiſen, Steine, Beiner und dergleichen verdauen koͤnnen. Ein mehrers ſ. unten Strauß - Vogel.

Azebro,

Eine Gattung wilder Pferde in Nieder-Aethiopien, bald auf die Art der Maul-Thiere, ihr Fell iſt ſcheckigt, und voll weiß und ſchwar -Azetzer Flecken, darunter noch andere, die ſich aufs rothe und blaue zie - hen. Dieſe Thiere lauffen unge - mein behende, und ſind uͤbel leben - dig zu fangen, laſſen ſich auch nicht als mit ſehr groſſer Muͤhe zahm und baͤndig machen. Jedoch hat einſten ein Portugieſe das Gluͤck gehabt, und deren 4 gefangen, die er auch nach Portugall gebracht, und dem Koͤnige praͤſentiret, der ſie vor ſeinen Wagen ſpannen laſ - ſen.

B.

B

B, dieſer Buchſtab bedeutet in den Uiberſchrifften und Umſchlaͤ - gen muſicaliſcher Stuͤcke den Sin - ge-Baß, und zeiget im General - Baß an, daß der Baß daſelbſt al - lein ſingen werde. B. C. iſt das Zei - chen des Baſſo Continuo.

B dur,

Das harte B, heiſſet in der Muſic, wenn in dem zum Clave B gehoͤrigen Accord die Tertia ma - jor, nemlich das d unten, und das F, als die Tertia minor zum d, oben ſtehet.

B moll,

Jſt in der Muſic, wenn in dem zum Clave B gehoͤrigen Accord das weiche d (welches man fuͤglich mit einem Worte des nennen koͤnte) als die Tertia minor, un - ten, und die Tertia major, nem - lich das f, oben zu ſtehen koͤmmt.

B molle, mollare, orbiculare, rotundum,

Jſt entweder ein abſonderlicher, von dem alten diatoniſchen B (wel -Bches man itzo insgemein H heiſſet) herſtammender Clavis, und kan entweder ſchlechtweg B oder mit dem Zuſatz das weiche B genennet werden. Oder es iſt ein chroma - tiſches Zeichen, welches bey vielen andern Clavibus ſtehet, und zu de - ren Erniedrigung dienet; man koͤnte es das weichmachende B nennen. Denn wenn es einer Note zur lincken Hand und zwar in einerley Linie und Spatio ſtehet, ſo wird derſelben Note Klang um ein Semitonium minus erniedriget. Dieſer Clavis hat ſeinen Urſprung aus dem Tetrachordo Synem - menon derer alten Griechen, und iſt ohnſtreitig deswegen erfun - den und mit in die ſcalam muſi - cam geſetzt worden, damit man, aufwerts von demſelben zu rech - nen, mit dem f eine reine Qvint, und unterwerts eine reine Qvart bekommen moͤchte. Dieſes neu - eingeſchalteten Clavis Octav, nem - lich das kleine b, hat nachgehends zu Einfuͤhrung des weichen e, oder vielmehr es, und dieſes zum as undſoBſo weiter zu allen durchs B Zeichen gemachten Clavibus chromaticis Anlaß, auch zu deren Ausdruͤckung ſein Zeichen hergegeben. Jm Ge - neral-Baſſe bedeutet das b, wenn es vor oder nach einer Ziffer ſte - het, es ſolle ein ſolcher durch die Ziffer angezeigter Clavis um ein Semitonium minus niedriger ge - griffen werden: Ja in geſchriebe - nen Sachen wird die Zahl 3 gar ausgelaſſen, und das b, allein ge - ſetzt, zur Signatur der kleinen Terz gebraucht. Wo das gedoppelte b b ſtehet, wird der ordentliche Clavis B noch niedriger gemacht, ſo daß in Ermangelung des abſon - derlichen Clavis ſtat deſſelben auf dem Claviere das A gebraucht wird. Dieſen Clavem koͤnteman das weichgemachte B oder bes nen - nen, und dadurch denen, ſo den General-Baß lernen wollen, ei - nen richtigen Begriff beybringen, was zu ſolchem die Secund, Terz, Qvart, Qvint ꝛc. ſey.

B quadratum, durum,

Das viereckichte und harte B hat dieſen Nahmen bekommen, nachdem das b erfunden, und in die Scalam gebracht worden, da es vorhero ſchlechtweg B geheiſſen. Als ein Clavis iſt es in der Grie - chen ihrem erſten und unterſten Tetrachordo, Hypaton genannt, der erſte und unterſte, und iſt omnium clavium princeps genen - net worden. Die deutſchen Mu - ſici aber haben ſolchen diatoniſchen Clavem, B ſeiner Geſtalt wegen, H geheiſſen. Als ein Zeichen ward das Be quarré anfangs gebraucht, die durchs b moll um ein Semito - nium minus erniedrigte Claves wiederum um ſo viel zu erhoͤhen, und alſo aus weichen chromati - ſchen Clavibus wieder diatoniſcheBacoder alſo genannte natuͤrliche zu machen.

Bacchius,

Jſt ein Pes in der Proſodie, ſo aus einer kurtzen und zwo langen Sylben beſtehet, und von dem Baccho ſeinen Nahmen fuͤhret, weil er gleichſam was hinckendes und taumelndes an ſich hat, und bey den Opffern deſſelben am mei - ſten gebraucht ward. Er hat in der heutigen Melotheſie oder mu - ſicaliſchen Setzkunſt keinen gerin - gen Nutzen, abſonderlich in Fugen von verſchiedenen Saͤtzen.

Bache oder Leene,

Heißt bey den Jaͤgern eine wil - de Schweins-Mutter, welche ih - re Jungen in ziemlicher Anzahl wirfft, auch ſolche vertheidiget ſo gut ſie kan, und wenn ſie ihnen ein Zeichen durch Gruntzen giebt, fahren die jungen Ferckel unter die Stauden, und liegen daſelbſt ſo lange ſtille, bis die alte wieder ein Zeichen giebt, daß ſie hervor kom - men ſollen; bey der Mutter blei - ben ſie ſo lange, bis ſie uͤbers Jahr wieder Junge wirfft, alsdenn blei - ben ſie allein beyſammen, und neh - ren ſich, ſo gut ſie koͤnnen. Jm dritten Jahr werden ſie erſt tuͤch - tig zur Brunſt, und bekommen mehr Hertz ſich zu wehren, denn ſie gehen dem Tode tapffer unter Augen, und widerſetzen ſich ſo wohl Jaͤgern als Hunden. Jhre ordentliche Brunſt-Zeit iſt um Andreaͤ, da ſie denn um Lichtmeß friſchen; doch halten ſie die Brunſt - Zeit nicht ſo ordentlich, als andere Thiere.

Bach-Huͤndlein,

Nennen die Jaͤger diejenigen Dachs-Schliefer, welche ſich aufdenBacden Biber - und Fiſch-Otter-Fang abrichten laſſen.

Bachmatt, Bacmats,

Wird eine Art Podoliſcher Pfer - de genennet, welche von ungemei - ner Dauerhafftigkeit ſeyn, haben lange Maͤhnen, vorgebogene Stirn, breite und harte Huͤfe, daß ſie keines Beſchlagens gebrauchen, ſie koͤnnen Tag und Nacht an ein - ander fortlauffen, ohne gefuͤt - tert zu werden, ſondern rauffen nur am Wege ein Maul voll Gras aus, und lauffen darauf wieder fort. Winters-Zeit ſind ſie gemei - niglich von Haaren lang und kraus, wie ein Pudelhund, im Sommer aber ſind ſie wieder kurtzhaarigt, und von allerhand Farben. Jn ſteinigten und gebirgichten Orten ſind ſie nicht ſo wohl zu gebrau - chen, als wo es eben iſt.

Backen-Zaͤhne,

Solche ſind die groͤſten und breiteſten unter den Zaͤhnen, ſon - derlich bey denen Pferden; welche noch 2 mahl ſo groß ſind als die voͤrderſten Zaͤhne.

Baden,

Die Marckgrafen von Baden - Baden und Baden-Durlach ha - ben einerley Wappen, nur daß in Rangirung der Schilder einiger Unterſcheid iſt. Sie fuͤhren we - gen Baden eine breite ſchraͤg-ge - hende rothe Straſſe im gelben Felde; wegen der hintern Graf - ſchafft Spanheim ein weiß und rothes Schachſpiel von 16 Abthei - lungen; wegen Brißgau einen ro - then gecroͤnten Loͤwen im ſilber - nen Felde; wegen der Grafſchafft Eberſtein ein getheiltes Schildlein, in deſſen obern weiſſen Felde eine Roſe, in dem untern gelben Thei -Badle aber ein ſchwartzer Eber auf ei - nem gruͤnen Raſen erſcheinet; we - gen Badenweiler einen guͤldenen Balcken im rothen Felde mit 3 ſchwartzen Sparren; wegen der Herrſchafft Uſenberg einen ſilber - nen Fluͤgel mit einem halben guͤl - denen Circkel im blauen Felde; wegen der Herrſchafft Roͤteln ein qver getheiltes Schild, in deſſen oberſten Theile ein rother aufſtei - gender Loͤwe, in dem unterſten aber 5 Wellenweiſe gehende Straſſen erſcheinen; wegen der Herrſchaff - ten Lahr und Mahlberg ein in die Laͤnge getheiltes gelbes Schild, in deſſen erſtem Theile eine rothe Zwerg-Straſſe, in dem andern ein ſchwartzer gecroͤnter Loͤwe; und endlich wegen der vordern Graf - ſchafft Spanheim ein 16 feldiges blau und gelbes Schach-Spiel. Die zu dieſem Haupt-Schilde ge - hoͤrigen Helme ſind ein gecroͤnter Helm, aus welchem zwey gebun - dene Bocks-Hoͤrner herfuͤr ſteigen, wegen Baden; ein gecroͤnter Helm mit einem dreyfachen Pfauen - Schwantze, wegen der hintern Grafſchafft Spanheim; zwey Helme wegen der Grafſchafft Eber - ſtein, deren einer zwey ſilberne Elephanten-Ruͤſſel, iede mit drey weiſſen Staͤblein und drey gruͤnen Blaͤttern gezieret, und in deren Mitte eine Roſe repraͤſentiret, der andere aber zeiget einen Manns - Leib von Gold mit einer Biſchoffs - Muͤtze, auf deſſen Bruſt ein Eber; ein gecroͤnter Helm mit einem uͤber ſich ſteigenden Loͤwen, wegen Briß - gau; ein Helm mit dem Leibe eines Juͤnglings, wegen Badenweiler; ein Helm mit einem Mannsbilde, in blauer Kleidung und einer Po - lacken-Muͤtze, wegen der Herr - ſchafft Uſenberg; ein Helm miteinerBadeiner rothen und guͤldenen Bi - ſchoffs-Muͤtze, wegen Roͤteln; ein Helm mit einer runden Schei - be, darinne ein ſchwartzer Loͤwe, wegen Mahlberg; und ein Helm mit dem Ober-Leibe eines Juͤng - lings mit zwey an ſtat der Arme eingeſetzten Hoͤrnern, wegen Lahr.

Badinage,

Lapperey-Poſſen, geſchicht oͤff - ters, wenn einem ſein Pferd mit Fleiß hinckend gemacht wird, oder daß es nichts iſſet, oder aber nicht aus ſeinem Stand heraus zu brin - gen iſt, wenn man es thut, etwan einen guten Freund, der einen be - ſucht, etwas laͤnger aufzuhalten, wenn man ihn gerne hat; wie ſol - ches zu machen, iſt in dem 2 Theil der Pferde-Anatom. pag. 1112 be - ſchrieben.

Baͤhung, ſ. Fomentation.

Baͤlge,

Jſt ein Weidmaͤnniſch Wort, und bedeutet die Haut derer Raub - Thiere, als Woͤlffe, Fuͤchſe und der - gleichen.

Baͤndigen, ſ. Refrener.

Baͤr, Urſus, l ours,

Ein grimmiges, ſtarckes und be - kanntes Thier, welches ſich gern in dicken Wildniſſen aufhaͤlt, und alles an Fruͤchten friſt, was ihm vorkommt, ſonderlich das Honig ſehr liebt, dahero ihm offtermahls ſolches uͤber die Gruben geſtellet wird, in welchen er ſoll gefangen werden. Des Winters ſchlaͤfft er meiſtentheils in ſeiner Hoͤhle, und ſoll er alsdenn nur bloß von dem Saugen ſeiner Tatzen ſich naͤhren, daher er auch im Fruͤh-Jahr gantz mager wieder hervor kommt; ſeine Jungen, die nach der Geburt nur wie ein unfoͤrmlich Stuͤck FleiſchBaͤrausſehen, lecket er ſo lange, bis ſie eine Geſtalt gewinnen. Nach Verſchiedenheit der Laͤnder iſt ſei - ne Farbe auch unterſchieden, als in Pohlen ſchwaͤrtzlich, in Groͤnland weiß, in Boͤhmen etwas roͤthlich. Sie werden auf mancherley Art gefangen, am fuͤglichſten aber ge - ſchoſſen; will man ihn mit Ge - walt hetzen, muß man gute En - gliſche Hunde und hertzhaffte Jaͤger mit Fang-Eiſen oder Knaͤbel - Spieſſen haben; ſo bald ihn einer verwundet, gehet er ſchnell auf ihn los, giebt ihm aber ein anderer wieder einen Fang, ſo verlaͤſt er den erſten, und gehet auf den an - dern, daß ſie alſo ſtets abwechſeln muͤſſen, bis ſie ihn abmatten und faͤllen. Die gebraͤuchlichſten Jaͤ - ger-Termini vom Baͤren ſind: Der Baͤr brummet, friſt, gehet von und zu Loch oder Lug, geht, erhebt, und erniedriget ſich, ſpringt, ſteigt, faͤllt, trifft, erdruckt, ſiehet nicht wohl, hat eine Haut, ſchwere Bracken oder Tatzen, wird gejagt, erſchoſſen, gefangen, geſtreifft: das Fett vom Baͤr heiſt Feiſt, ſei - ne Klauen nennet man Krallen: Ein Maͤnnichen machen, wird von ihm geſagt, wenn er ſich in die Hoͤhe richtet. Jn den Officinen werden von Baͤren gebraucht das Fell, die Galle und das Aug. Jn America bey der Bucht von Cam - peche, giebts eine Art von Baͤren, welche Ameiſen friſſet, ſo groß als ein Hund und von ſchwartzbrau - nen Haaren. Er hat eine ſubtile Zunge, wie ein Regen-Wurm, welche er uͤber den Weg ſtrecket, wo die Ameiſen hin und her lauf - fen; an dieſelbe haͤngen ſich die Ameiſen an, und wenn ſie gantz voll ſitzet, ſo ziehet er die Zunge hinein, und verſchlinget die Amei -Ritter-Lexic. DſenBaͤrſen. Daher ſchmeckt ſein Fleiſch auch ſtarck darnach.

Baͤren-Beiſſer, ſ. Bullen - Beiſſer.

Baͤren-Fang,

Jſt eine kuͤnſtlich-zugerichtete Falle, darinnen ſich die Baͤre ſelb - ſten fangen. Man macht nemlich in Waͤldern, wo man Baͤre ver - muthet, eine Grube, ſieben bis acht Ellen ins Gevierte, und acht Ellen tieff; dieſe wird eine halbe Elle dick mit beſchlagenem Holtze nach der Hoͤhe gantz glatt ausge - ſchaͤlet, ſo wie die Spund-Pfaͤle feſt in einander gefuͤget werden, und inwendig glatt behobelt, daß der Baͤr mit den Klauen nicht hafften kan, unten wird der Bo - den ebenfalls feſte verſpuͤndet, daß ſich kein Thier durchgraben koͤnne. Oben legt man vier glatte, ſtarcke und runde Balcken auf den Sei - ten daruͤber, die etwas uͤber den Fang weggehen, welche mit Schaal-Holtz, Reiß und Erde bedeckt, und dem andern Erdreich gleich mit Laub und Streuling verwildert wird, daß die Baͤren und anderes Wild ihren gewoͤhn - lichen Wandel und Weg ohnge - hindert paßiren moͤgen. Dieſes noch mehr zu befoͤrdern, verhauet man unvermerckt von Windbruͤ - chen einen Creutz-Zaun und ver - legt ihn mit Reiß-Stangen. Nach etlichen Monaten, wenn das Wild uͤber die gegrabene Gru - be ihren Gang genommen, oͤffnet man den Baͤren-Fang gantz rein, leget kleine ſchwache Stangen daruͤber, auf die runden Balcken, und wieder ſchwach Reiß oder Tangel-Aeſtlein darauf, verwildert alles mit Laub oder Streuling, dem uͤbrigen Erdboden aͤhnlich. BaͤrMitten darauf ſetzet man einen Topf mit Honig, welcher mit ſei - nem Geruch den Baͤr an ſich lo - cket, aber auch zugleich mit dem - ſelben in die Grube purtzelt. Will man den Baͤr lebendig heraus fan - gen, muß an der Seite des Fan - ges ein viereckigt Loch anderthalb Ellen ins Gevierte bey Zurichtung des Fanges unten durchgehauen werden, daß ein Baͤr durchkrie - chen kan; dieſe Roͤhre muß 3 El - len lang feſte geſchalet ſeyn: in - wendig ſowohl als auswendig wird eine Fallthuͤre angebracht, von ſtar - cken eichenen Pfoſten 5 Zolle dick, mit eiſernem Bleche wohl beſchla - gen. An die Fang-Roͤhre wird der Baͤren-Kaſten mit 4 ſtarcken Ringen durch Ketten feſt ange - gemacht. Wenn nun die Fall - Thuͤre aufgehoben iſt, und der Baͤr, den man mit einer Stange von oben ſtoͤſſet, das Loch gewahr wird, ſuchet er dadurch einen Aus - gang, da ſodenn die Fall-Thuͤre hinter ihm zugelaſſen, und wenn er in dem Kaſten iſt, dieſer gleich - falls zugemacht wird. Alsdenn laͤdet man ihn auf, reitelt ihn feſt an, und faͤhrt ihn weg wohin man will. Der Eingang zur Seiten nach der Roͤhre, wo der Kaſten geſtanden, wird mit altem Holtz und Reißig verworfen, damit es nicht zu mercken ſey. Nach der Grube wird nur in 3 bis 4 Tagen geſehen, und ſteigt man etwan 50 Schritte davon auf einen Baum; erblickt man ein Loch, ſo hat ſich was gefangen.

Baͤren-Kaſten,

Jſt ein wohlverwahrtes Behaͤlt - niß, worinnen ein lebendiger Baͤr ohne Schaden und Gefahr, wohin man will, gebracht werden kan. Wie derſelbe gemacht werde, iſt imOcco -BaͤrOeconomiſchen Lexico ausfuͤhrlich beſchrieben.

Baͤr-Pipen, Baͤr-Pfeiffen,

Ein Regiſter und Stimmwerck in den Orgeln, von 16 oder 18 Fuß Ton; ſind faſt als wie zwey uͤber einander geſtuͤlpte Trichter, doch in der Mitte von gleicher Weite: Es iſt ein gedacktes tieff - brummendes Schnarrwerck.

Bague, courir la Bague,

Das Ring-Rennen, iſt ein rech - tes ritterliches Exercitium, wel - ches bey hohen Standes-Perſo - nen immer in groſſem Werth gehal - ten worden. Solches wird auf verſchiedene Art exerciret, da all - zeit vor dem Cours eine reverence mit der Lantze, darauf eine Demi - Volte im Galop rechts gemacht wird, ehe das Pferd in die Carri - ere laufft. An einigen Hoͤfen wird auch die Demi-Volta auf die lin - cke Hand vorher genommen, da - mit das Pferd deſto lieber ſoll rechts anſprengen. Wobey auch viele Fehler koͤnnen beym Ring - Rennen begangen werden, welche die Treffen vernichten, deren etli - che 20 gezehlet werden.

Baguette, V. Appui main.

Bahn,

Ein ebener richtiger gebahnter Weg. Jn der Reit-Kunſt, wird derjenige Ort, wo die Pferde be - ritten und getummelt werden, die Reitbahn genannt.

Bahn brechen, ſ. Entamer le chemin.

Baigu, cheval baigu,

Heißt ein Pferd, welches natuͤr - licher Weiſe von dem fuͤnfften Jahr an, bis zu dem Alter an al -Bailen vordern Zaͤhnen das kleine Gruͤblein mit den ſchwartzen Zei - chen behaͤlt, welche Zeichen man germe de Feve, oder Bohnen - Schuß nennet. Die Pohlniſchen, Hungariſchen und Crabatiſchen Pferde haben gemeiniglich haͤrtere Zaͤhne als die andern, darum wer - den ſie nicht abgenutzt, und ver - lieren auch den Bohnen-Schuß nicht bis ins 12 und 15 Jahr an den vordern Zaͤhnen; die Stuten ſind auch mehr unterworffen Baigu zu werden, als die Hengſte, wie denn auch die Stuten keine Hacken - Zaͤhne haben, und alſo an der Zahl nur 36, die andern aber 40 Zaͤhne haben, und dieſelben werden im Alter lang, weißſchleimigt und vom Zahnfleiſch entlediget.

Baiſement de Tête,

Stellet vor die Haupts-Neigung, Nippen oder Gollen der Pferde, ſo gefaͤhrlich und gleichſam ein Vorbote iſt, daß deren Gehirn gern zu einer duͤnnen und endlich faulenden Materie wird, wovon das Pferd groſſen Kopf-Schmertz empfindet, und liegt ihm duͤſter vor den Augen, ſo daß es ihm duͤncket einen dicken Nebel vor demſelben zu ſehen, dahero ihm der vermeinte Dunſt widerwaͤrtig vor - kommt, und wohl gar mit den vor - dern Fuͤſſen darnach hauet, als ob es ſich wolte vor den Muͤcken weh - ren, und iſt ein Anfang zum Kol - ler, wenn nicht bald im Anfange geholffen wird. V. Pferde-Anat. II Th. p. 1121.

Baiſer,

Kuͤſſen; dieſes pflegen die Ba - teleurs ihren Pferden nebſt andern Kuͤnſten anzugewoͤhnen, daß ſie ſie kuͤſſen muͤſſen. ſ. Art Anglois.

D 2Baiſſer,
Bai

Baiſſer,

Erniedrigen, niederlaſſen; en baiſſant la main, im Niederſchla - gen der Hand bey dem Tact-Ge - ben.

Baitz, Beitz, Beitzen,

Jſt ein Terme bey den Jaͤgern, und heißt mit abgerichteten Raub - Voͤgeln, als Habichten, Falcken, Blau-Fuͤſſen, Sperbern, Sprin - tzen und andern auf die Jagd zie - hen, und damit andere wilde Thie - re und Voͤgel fangen. Sonder - lich iſt die ſehr koſtbare alſo genann - te Reiger-Baitz bekannt, da, ſo bald als ein Milan oder Reiger aufgetrieben, und des Falcken ge - wahr wird, der Reiger in die Hoͤ - he ſteiget, worauf der Falck des - gleichen thut, doch ſo, als ob er den Reiger nicht ſehe, bis er ihn end - lich uͤberhoͤhet, worauf er anfaͤn - get mit ſeinen ſtarcken Waffen auf den Reiger einen Griff zu geben, ſich wieder uͤber und um ihn herzu - ſchwingen, bis er ſeinen Vorthel erſiehet, ihn gar anzupacken. Er hat ſich aber dabey vor des Rei - gers ſpitzigem Schnabel wohl vor - zuſehen, weil ſolcher den Hals auf den Ruͤcken legt, und den Schna - bel uͤber ſich haͤlt. Alsdenn kaͤm - pfen ſie ſo lange mit einander, bis der Reiger uͤberwunden wird, und zu Boden faͤllt. Es wird aber ſo ein Reiger, wenn er alsdenn beym Leben bleibet, und die hohe Herr - ſchafft ihre Luſt an der Baitze ge - habt, gemeiniglich mit einem ſil - bernen Wappen-Ring um den Fuß wieder losgelaſſen, ſo daß es ſich vielmahl zutraͤgt, daß ein ſol - cher Reiger uͤber lang oder kurtz wieder gefangen wird, der einen oder mehr Ringe um den Fuͤſſen hat, wie dann der Koͤnig in Preuſ -Baiſen An. 1710 im May auf der Rei - ger-Baitze zu Linum unter andern auch einen ſolchen Reiger gefan - gen, welcher einen Wappen-Ring an dem Fuß gehabt, der ihm von dem Churfuͤrſten Friedrich Wil - helm dem Groſſen noch angeleget worden. So hat auch ein Fuͤrſt von Oettingen einsmals einen Raiger geringelt, und ihn wie - der fliegen laſſen, welcher nachge - hends den vierten Tag hernach im Wolffenbuͤtteliſchen wieder gebai - tzet, und gefangen worden, wor - aus zu bemercken, wie ſchnell ſie fliegen koͤnnen. Zur Haſen-Baitz braucht man ſo wohl den Habicht, als den Falcken. Man reitet in einer Reihe, als ob man hetzen wolte, und fuͤhret die Windhun - de zwiſchen ſich: Wenn nun die Stoͤber etwas aufgetrieben, laͤſt man einen Windhund und auch den Falcken los, dieſer eilet ihm in ei - nem Bogen-Schuß nach, giebt ihm etliche Stoͤſſe oder Faͤnge, und haͤlt ihn ſo lange, bis ein oder mehr Hunde darzu kommen. Der Ha - bicht gehet dem Haſen niedrig auf der Erden nach, giebet demſelben einen ſtarcken Griff, und haͤlt ihn feſt mit der rechten Waffen, mit der lincken aber ergreifft er die Er - de ſo ſtarck, daß er den Haſen er - haͤlt. Die Hunde, ſo man zum Baitzen braucht, muͤſſen des Vo - gels gewohnt ſeyn, und demſelben keinen Schaden zufuͤgen. Die Baitzen erfordern gut Wetter, weil bey truͤben Himmel der Vo - gel keine Luſt hat, und man nicht nur den Vogel, ſondern auch den Raub leicht aus dem Geſichte ver - lieret. Jhren Anfang nehmen ſie gemeiniglich um Bartholomaͤi, und endigen ſich um Lichtmeß wie - der. Zu Werfung des VogelswirdBaiwird ein ſcharfſehendes Auge, ein guter Verſtand und eine fertige Fauſt erfordert.

Baitz - oder Beitz-Hunde,

Sind ſolche, die als Stoͤber auf der Baitze gebraucht werden, und denen Huͤner - oder Wachtel - Hunden in allem gleich; nur iſt dieſer Unterſchied, daß ſie auf der Baitze nicht vorſtehen, noch wie die vorſtehende Hunde weit voran oder hin und wieder ſtreichen duͤrfen, ſondern hart und nahe vor dem Falckenier her ihren Such thun ſollen.

Bal,

Ein Tantz zuſammen gekomme - ner Leute, beyderley Geſchlechts, die ſich bey einer ſchoͤnen Muſic und guten Collation mit Tantzen ergoͤtzen, dergleichen bey groſſen Hoͤfen vorgehen, denen hernach die Miniſtri und andere vornehme Herren in der Stadt nachfolgen. Daher ſagt man, dieſer oder jener hat einen vornehmen Bal gege - ben, bey deſſen Endigung einem andern dem Bal beywohnenden Cavalier oder Dame ein gewiſſes Zeichen, als entweder ein Bou - qvet oder Schnupfftuch gegeben wird, welche Perſon dann hierauf dieſelbe Compagnie auf einen andern Tag in ihr Haus einladen, und ſolche daſelbſt mit einem an - dern galanten Bal regaliren muß, und fuͤhret eine ſolche Dame, die das Bouqvet bekommen, alsdenn den Nahmen de la Reine du Bal, der Koͤnigin vom Tantz. Der Bal iſt von der Aſſemblée darinne un - terſchieden, daß man zu jenem aus - druͤcklich zum Tantz eingeladen wird, bey den Aſſembléen aber auch um Eſſens, Trinckens, Spie - lens, Muſicirens und der Conver -Balſation willen zuſammen koͤmmt. Der vornehmſte Endzweck eines Bals iſt kein anderer, als die aͤuſ - ſerliche Sitten-Lehre auszuuͤben, und Proben ſeiner Geſchicklichkeit abzulegen.

Baladin de Manege,

Tantzendes Pferd; ihme ſolches zu lernen, iſt die ſchwereſte Le - ction unter allen andern, und iſt zweyerley, eine gehet in einem ge - ſchwinden Tact, und koͤnnen aller - hand Taͤntze, ſo ohne Tripel, da - mit getantzet werden, die andere gehet in einer ſolchen Motion, in welcher Tripel - und Æqual-Tact, ieder Courant, Sarraband und Bransle getantzet werden. Gleich - wie aber im Tantz allerley Noten und Cadentzen vorkommen, alſo muß auch hierinnen das Pferd nach dem Tact ſehr langſam gehen, ja offt in einem Tact zwey Tempi machen, und doch im Tact bleiben, ſo alles durch Huͤlffe des Reuters und Tempo di Gamba geſchehen muß.

Balance,

Eine Wagſchale mit 2 Schuͤſ - ſeln, die auf beyden Seiten gleich, da eine Schale nicht mehr be - ſchweret iſt, als die andere, dahe - ro auch eine nicht tieff herunter, die andere aber hoch hinauf gezo - gen wird.

Balance Croc,

Schnellwage hat 2 Hacken, ei - nen darinnen die Laſt haͤnget, den andern, da die Laſt, (ſo man ver - gleichen will) gehaͤnget wird, da - rinnen ein Gewerbe umgehet, daß er zu beyden Seiten zu gebrauchen; Auch kan man dieſe Wage mit zwey hacken zum Aufziehen berei - ten, und auf zweyerley Art wie -D 3gen.Balgen. z. E. Als auf einer Seite Nuͤrnbergiſch, auf der andern nach dem Gebrauch des Landes, oder auf einer Seite Pfund, und auf der andern Centner ꝛc. Dieſe Schnellwage iſt auch nuͤtzlich zur Pferd-Zaͤumung zu gebrauchen, daß gleichwie an dem kurtzen Theil die Laſt haͤnget, an dem langen Wag-Balcken aber das Gewicht und die Schwere anzeiget, auch in den Zapffen die Empfindung des Mundſtuͤcks giebt, alſo iſt auch des Pferdes Kopff die Laſt, ſo das Obertheil der Stange, und die Kinnkette, des Reuters Fauſt das Pfund, das Untertheil der Stan - gen der Wagbalcken, das Ober - theil aber dem kurtzen Theil der Schnellwage zu vergleichen, daß ſolche an und bey dem Mundſtuͤck hange, das Untertheil der Stan - gen, woran das Pfund haͤnget, (welches durch die Fauſt des Reu - ters verſtanden) als das Pfund die Wirckung den Gebrauch thun muß.

Balanciren,

Koͤmmt ſonderlich denen Seil - Taͤntzern zu, weil ſie ſonſten auf ihrer ſchmalen Paſſage kurtze Lufft - Spruͤnge machen duͤrfften, zu wel - chem Ende ihnen die Gewichts - Stange wohl zu ſtatten koͤmmt, vermoͤge welcher ſie ihren uͤberſen - ckenden Leib in gleicher Balance wieder ſtellen koͤnnen.

Balanciren,

Jſt auch ein Terme in der Tantz - Kunſt, da nehmlich der Leib des Taͤntzers auf einem Fuß ſtehend, und den andern in der Hoͤhe hal - tend, nach der Cadence der Muſic balanciret. Die Balance muß auch im Reiten gehalten werden. V. Pas de Palance.

Bal

Balaſius,

Jſt ein Edelgeſtein, der eine blei - chere Roͤthe oder Glantz, als ein Carbunckel hat, und wird darum Balaſius oder Palaſtius genannt, weil er gleichſam die Mutter, Woh - nung und Pallaſt iſt, in welchem der Carbunckel oder der rechte Ru - bin gezeuget wird.

Balcon,

Ein Ercker oder Trompeter - Gaͤnglein, iſt auſſen vor dem Fen - ſter eines Pallaſts, ein kleiner Gang mit einem Gelaͤnder, auf welchem die Trompeter unter waͤh - render Tafel blaſen koͤnnen. Man hat auch Balcons in denen Reit - haͤuſern, allwo die Liebhaber be - qvem ſtehen, und dem Reiten zuſe - hen koͤnnen.

Balg,

Wird das abgezogene oder ab - geſtreiffte Fell einiger kleinen Thie - re, als des Haſens, Caninichens ꝛc. und auch der Raub-Thiere, als des Wolfs, Luchſen, der wilden Ka - tzen, des Fuchſen, der Fiſch-Otter ꝛc. genennet.

Balg,

Bey dem Vogel-Fange heißt ein ausgeſtopfter Vogel, welchen man auf einem kleinen Pfal in die Erde ſtecket, daß es ausſtehet, als ſtuͤnde der Vogel auf ſeinen Fuͤſ - ſen, die herum fliegenden Voͤgel damit auf den Herd zu locken.

Balg-Regiſter,

Kan der in einigen Orgeln be - findliche Zug genennet werden, ſo nach den Balgen gehet, und die - ſelben alle zugleich los laͤſſet, auch wiederum verſchleußt, daß der Cal - cant nicht mehr treten kan.

Ball,
Bal

Ball, Pila,

Daher Ball-Spiel, Luſus Pilæ, Ball-Haus, Sphæriſterium, wird billig mit unter die zur Gemuͤths - Ergoͤtzung und Erhaltung der Ge - ſundheit vergoͤnneten Leibes-Exer - citia gerechnet, wie denn Galenus ſelbſt ſeinen mediciniſchen Schriff - ten einen Tractat von Nutzbarkeit des Ball-Spiels einverleibet. Das Alterthum des Ball-Spiels waͤre leichtlich von der Griechen und Roͤmer Zeiten herzuleiten, (ſ. 2 Maccab. IV, 12) wiewohl der Er - finder deſſelben nicht eigentlich zu benennen; indeſſen finden ſich bey den Griechen vielerley Arten der Ballen, welche der gelehrte Medi - cus Mercurialis de Arte Gymna - ſtica in Sphæram Magnam, Par - vam, Vacuam & Corycum, in den groſſen, kleinen und leeren Ballen, und in Corycum, wel - cher aber ietziger Zeit gantz unbe - kannt, und nicht gewiß zu beſchrei - ben iſt, unterſcheidet. Bey den Roͤmern waren gleichfalls vier Ar - ten von Ballen im Gebrauch, als Follis, Trigonalis, Paganica, und Harpaſtus, welche viererley Arten Cœlius Aurelianus, unter Benen - nung Sphæræ Italicæ, oder des Jta - liaͤniſchen Ballens verſtanden. Follis war ein Ball von Leder ge - macht, und mit Lufft oder Wind aufgeblaſen, und kam mit der Griechen ihrer dritten Ballen-Art uͤberein; Trigonalis war ein klei - ner Ball, ſo dieſen Nahmen ent - weder von dem Ort, wo man da - mit geſpielet und dreyeckigt gewe - ſen, oder vielmehr von Stellung der Spielenden uͤberkommen; Pa - ganica erhielt den Nahmen von den Pagis oder Doͤrffern, woſelbſt der gemeine Mann ſich mit dieſer Art des Vallens beluſtigte, wiewohlBalauch ein Theil der Stadt Rom Pagi genennet worden. Harpa - ſtum war eine Art von ſchweren und groſſen Ballon, welche nur ſtarcke Maͤnner ſchlagen kunten. Heutiges Tages iſt bey uns noch bekannt der Ballon, welcher mit Wind aufgeblaſen, und ſo dann mit Haͤnden auf freyem Felde ge - ſchlagen wird; nebenſt den Ball - Haͤuſern, die hin und wieder in groſſen Staͤdten aufgebauet ſeyn. Jn dieſen wird entweder ballotirt, das iſt, ein Ballon ſo lang gegen einander geſpielet, mit der Raqvet - te hin und her geſchlagen, und von denen in den vier Ecken des Bal - len-Hauſes ſtehenden Spielern, deren der eine die ſo genannte Gril - le, der andere le Trou, und die 2 uͤbrigen la Galerie, bewahren, mit allem Fleiß dahin gezielet, wie ieder ſeinem gegenuͤber ſtehenden Adverſario den Ballen in das ih - me zu bewahren zukommende Loch einſchlagen moͤge; oder es wird Partie geſpielet, und ein gewiſſes Geld aufs Spiel geſetzt, da denn quinze, trente, quarante, cinq, und endlich partie gezehlet wird, quinze un oder trente un bedeutet, daß ieder gleiche Spiele habe, ma - chen ſie beyde quarante cinq, ſo heiſts deux le jeu; der hierauf noch einen Schlag gewinnet, hat avantage, und ſo es ihm noch ein - mahl gluͤcket, alsdenn ein Spiel von der Partie gewonnen; dabey ſtehet nun der Marqueur oder Auf - zeichner, welcher die Schlaͤge und erhaltene Vortheile des einen und des andern notirt, und ſolches iſt gemeiniglich der Ballmeiſter ſelbſt, oder der Marqveur, welcher ſeine Stelle vertritt, und gleichfalls ei - nen guten Ballen zu ſchlagen ver - ſtehen muß.

D 4Ballads,
Bal

Ballads,

Sind eine Art der Angloiſen oder Engliſchen Taͤntze. Das Wort koͤmmet vom ballet oder Tantz insgemein her; eigentlich aber ſind es melismatiſche Oden oder Lieder, mit vielen Strophen, die zwar vornehmlich zum Singen geſetzt, doch auch bisweilen zum Spielen und Tantzen, wie die Frantzoͤſiſchen Vaudevilles, oder Gaſſenhauer, gebraucht werden. Es iſt davon eine Sammlung un - ter dem Titel: Pills to purge Me - lancholy, das iſt, Pillen wider die Traurigkeit, heraus gekommen.

Ballematia, und Balliſtia,

Sind Taͤntze und Lieder, wor - nach getantzet wird.

Balletto,

Jſt das kleineſte Theatraliſche Stuͤck, und ein kurtzes, von Rechts wegen nur aus einer eintzi - gen Handlung beſtehendes, zur bloſſen Luſtbarkeit erſonnenes Schau-Spiel, darinnen faſt mehr getantzet, als geſungen wird; wiewohl was die Handlungen anlanget, groſſe Ausnahme und Freyheit ſtat findet. Sein Abzei - chen iſt die Freude und Wonne - und ſonſt keine Haupt-Leidenſchaft, die nicht in lauter Luſt beſtehet. Der Componiſt muß in der Hyp - orchematiſchen Schreibart uͤber die maſſen wohl gewiegt ſeyn, oder einen muſicaliſchen Tantzmeiſter zum Gehuͤlfen nehmen, wofern er nicht ausgelacht ſeyn will. Die Arien und der Recitativ eines ſol - chen Ballets (hier wird aber mehr, als der ſogenannte kleine Tantz verſtanden) haben in Ver - gleichung mit andern ein groſſes Abzeichen darinnen, daß ſie nur galant und natuͤrlich, nicht aber ſehr kunſtlich und ausgearbeitetBalſeyn duͤrfen. Die Arietten finden ihren Platz haͤuffig; das Arioſo aber gar nicht, weil es zu ernſt - hafft iſt, welches kein Ballet lei - det, ſondern allezeit etwas freyes und munteres haben will. Kurtz, ein Ballet dieſer Art erfodert lau - ter Leben, Geiſt und Galanterie. Demnach iſt es kein Werck eines gelehrten Componiſten oder theo - retiſchen Meiſters, ſondern eines aufgeweckten Kopfes, welcher gar feine, natuͤrliche und dabey durch - dringende Verſtands-Gaben beſi - tzet, die Welt kennet und der Er - fahrung ſeine meiſte Geſchicklich - keit zu dancken hat.

Ballets,

Haben ihren Nahmen von dem griechiſchen Worte βάλλειν, weil ein wohlgeuͤbter Ballet-Taͤntzer ſeine Fuͤſſe und gantzen Leib der - maſſen nette, leicht und geſchwin - de zu zwingen weiß, daß er gleich - ſam einem geworfenen Balle aͤhn - lich wird, und ſind ſonderbare, fi - guͤrliche, kuͤnſtlich componirte Taͤn - tze, deren hatten die Alten vierer - ley, als 1) Tragiques, dieſe waren ernſthafftig, 2) Comiques, dieſe waren luſtig, 3) Satyriques, die waren zuweilen allzufrey, und ſind diejenigen, darwider die klugen Heyden allezeit geredet, die andern hingegen in keine Wege verwor - fen haben, 4) Thymeliques, dieſe waren allegoriſch. Nach dieſen giebt es auch 5) Idilles, dieſe ſind ingenieu - ſe Vorſtellungen moraliſcher u. na - tuͤrlicher Dinge, welchen man leben - dige Formen zu bewegen zueignet. Nach dieſen hat es auch, 1) Ballets Ambulatoires, dergleichen bey Pro - ceßionen in Spanien oder auch in den Aufzuͤgen gebraͤuchlich. 2) Ballets, Praͤſenten zu uberreichen; dieſe ſtammen von den Roͤmernher,Balher, welche ihren Generalen und Soldaten in ihren oͤffentlichen Schauſpielen Praͤſenten ausge - theilet, und iſt auch noch bey den Tourniren und Carrouſels ge - braͤuchlich, daß man die Preiſe auf denen darauf folgenden Bals un - ter waͤhrendem Tantzen austhei - let. 3) Zapates, ſind dieſe Bal - lets, welche ſich unverhofft praͤ - ſentiren, und meiſt auch Geſchen - cke dabey uͤberreichet werden. 4) Roß-Ballets, dieſe ſind Militairs, und zeigen, wie weit ein Cavalier ein ſo nobles Thier, als ein Pferd iſt, dreßiren kan, und Gelegenheit hat, ſeine Geſchicklichkeit zu wei - ſen, ein ſolches Thier auch ad nu - tum (auf den Winck) in menſura und tempo einer Melodie zu re - gieren. Dieſe Ballets haben auch die gehoͤrigen 6 Stuͤcke, nur daß man ſich in den Expreßionen, welche durch Bewegen geſchehen, nach dem Vermoͤgen der Thiere richten muß. Endlich giebt es auch noch andere Arten, welche man Bal - lets d Attache nennet, d. i. welche nicht fuͤr ſich ſelbſt, ſondern mit andern Repraͤſentationen ver - knuͤpft ſind, als 1) bey der Tragoͤ - die, 2) bey der Comoͤdie, 3) bey der Opera, 4) bey den Carrouſels, 5) bey den Maſqveraden, 6) bey den Koͤnigs-Spielen, 7) bey den Wirth - ſchafften, 8) bey den Redouten. Worbey abſonderlich die vielerley Arten der Voͤlcker in ihren Tan - tzen, in Conſideration kommen. Auch ſind die letzten 4 Arten, als Eſſentiale Metaphoren, wenn ſie wohl ordiniret ſind, gar ſinnreiche Dinge.

Ballia,

Ein Schrancken oder hohes Ge - laͤnder, da ein geharniſchter Rit - ter den andern zu Pferde, mit demBalſtarcken Spieß oder Lantze im Tur - nier attaqvirte. Die Ballia war 250 Werckſchuh lang, und 6 Schuh hoch, die Weite zum Einzug war 12 Schuh weit, damit bey dem Einritt deſto mehr Raum blieb.

Ballon, ſ. Ball.

Ball, Spiel, ſ. Ball.

Balottades,

Sind luͤfftige Spruͤnge, in die - ſer Art muß das Pferd mit allen vier Fuͤſſen losgemacht ſeyn, in - dem es ſich zugleich von der Erden erhebet, und in die Lufft gehet, und in einem Tempo mit allen 4 Fuͤſſen, wie ein Ball wieder zur Erden faͤllet, welches die zierlich - ſte Art unter den Lufftſpruͤngen iſt. Je hoͤher nun die Erhebung von der Erden geſchehen kan, ie wohl - anſtaͤndiger iſt ſie, wiewohl auch ſolche Hoͤhe eine Eben-Maaß ha - ben ſoll, damit das Pferd in ſei - ner Geſtalt bleibe, und kein Baͤu - men daraus komme. Von den Crouppaden ſind ſie darinnen un - terſchieden, daß wann ein Pferd balottiret und die Crouppe erhebet, ſo weiſet es die Eiſen, wenn es aber Crouppaden macht, ziehet es die Hinter-Fuͤſſe unter den Leib zu ſich.

Balzane,

Jſt ein Zeichen von weiſſem Haar, welches von dem Kegel bis an den Saum gehet, ſo wol hin - ten als vorn. Man unterſcheidet es in Balzane Traſtravat, als zwey rechte und zwey lincke weiſſe Fuͤſſe oder Creutzweiſe. Der Aberglau - be bringt etlichen Reutern ins Ge - muͤth, daß darinne eine ungluͤckli - che Fatalitaͤt, an die Balzane ſey angehaͤngt.

Balzane faux,

Falſche Blaͤſſe iſt ein monſtro -D 5ſiſchesBamſiſches Abzeichen, welche mehr als den halben Kopff einnimmt, und welche auf einer Seiten groͤſſer, als auf der andern: Jtem welche uͤberzwerg oder ſich nach der Schlems ziehet, wenn beyde Au - gen nicht in einer, ſondern zwey - erley Farben beſtehen; ferner wenn in einer groſſen Blaͤſſe die dun - ckele Farbe, mit groſſen und klei - nen Flecken mit eingemengt iſt; wenn der Kopff hinten her an den Backen mehr, als vorn weiß iſt, oben weiß und unten dunckel und dergleichen mehr.

Bamberg,

Reſidentz-Stadt und Schloß des Biſchoffs dieſes Nahmens, am Fluſſe Rednitz, welcher hindurch fleuſt, und ſich nicht weit davon mit dem Mayn vereiniget, 9 Mei - len von Nuͤrnberg gelegen. Jhre Gegend iſt fruchtbar am Getrey - de, Baumfruͤchten, Zwiebeln und ſuͤſſem Holtz. Sie wird unter die 4 Reichs-Doͤrfer gerechnet, iſt weitlaͤufftig, und hat keine Mau - ren, welches daher koͤmmt, weil die Buͤrger Anno 1435 ihren Bi - ſchoff aus der Stadt vertrieben hatten, ſo wurden ſie von dem Concilio zu Baſel dahin con - demniret, daß ſie ihre Stadt - Mauren niederreiſſen muſten. Die Univerſitaͤt daſelbſt iſt 1585 geſtiff - tet worden. Von der Ritterſchafft in Francken, iſt zu Bamberg An. 1362 in der Woche nach den heil. drey Koͤnigen der neunzehende Turnier angeſtellet worden, wobey 5 Fuͤrſten, als Landgraf Ludwig zu Leuchtenberg, Landgraf Hein - rich zu Heſſen, Fuͤrſt Otto zu Henne - berg, Burggraf Friedrich zu Nuͤrn - berg, u. Marckgr. Friedrich zu Meiſ - ſen; 19 Grafen, 27 Freyherren, 34 Ritter und 137 Edlen turnir -Banten. Anno 1486 iſt der 34 Tur - nier allhier gehalten worden, wo - bey 2 Fuͤrſten, 6 Grafen, 7 Frey - herren, 49 Ritter und 272 Edle zugegen waren. Das Hochſtifft Bamberg, von welchem in dem Zeitungs-Lexico nachzuſehen, fuͤh - ret im Wappen einen ſchwartzen Loͤwen mit roth-ausgeſteckter Zun - ge, uͤber welchen ein ſilberner ſchmaler rechter Schraͤge-Bal - cken durch das gantze guͤldene Feld gehet.

Banda, Bande,

La grande bande des XXIV Violons, die groſſe Bande der 24 Geiger, welche auch les Vint quatre, die Vier und zwantziger heiſſen, ſind die Koͤniglich Frantzoͤ - ſiſchen Cammer-Violiniſten und Baß-Geiger, welche alle Sonn - tage und Donnerſtage zu Mitta - ge bey der Koͤniglichen Tafel, und bey allen Ballen und Balletten, ſo der Koͤnig ſelbſt anſtellen laͤßt, zu ſpielen verbunden ſind.

Bandes d une ſelle,

Stege eines Sattels, ſind zwey Stuͤcke von Holtz, platt und drey Finger breit, welche an die Boͤgen angefuͤget ſeyn, daß ſie ſolche zu - ſammen halten; ſie ſind beſſer von Eiſen als von Holtz, welche nicht ſo dauerhafft ſind, auch nicht ſo beqvem in der Sitzung; ſintemal ſie gar zu dick und plumb ſeyn, worauf ſich der Reuter nicht ſo wohl an Sattel anſchlieſſen kan, als auf eiſernen Stegen.

Bandereau,

Nennen die Trompeter das Band, oder die Schnure, woran die Trompete uͤber die Achſel ge - haͤnget wird.

Bann -
Ban

Bann-Raitel,

Werden in Ober-Deutſchland die Laß-Reiſer genannt, davon an ſeinem Orte.

Banquet,

Heißt ein gewiſſes kleines Stuͤck von der Reitſtange, welches rund, und das aͤuſſerſte von dem Mund - ſtuͤck mit der Stange vereiniget, doch alſo, daß man dieſes Ban - qvet nicht ſiehet, weil es von dem Haupt-Geſtell verdecket wird.

Barattiren, Tauſchen,

Jſt ſo wohl unter Handelsleu - ten, als Roßhaͤndlern, ſonderlich auf Jahrmaͤrckten ſehr gebraͤuch - lich, vornehmlich wann zwey Per - ſonen zuſammen kommen, denen es am baaren Gelde mangelt, und gleichwohl einer gern von des andern ſeinem Krame etwas zu er - handeln verlanget, ſo muͤſſen ſelbi - ge eine Waare fuͤr die andere hin - geben, wodurch dann beyden ab - geholffen, und die Handlung ohne Geld getrieben wird. So ge - ſchicht es mit dem Pferd-Handel, daß offt ein Pferd gegen das andere vertauſchet wird, da es dann ſelten ohne Betrug abgehet.

Barbar, ſ. Barbe.

Barbariſmus,

Heißt bey Muſic-Verſtaͤndi - gen, wenn einer, der ſich noch nicht in Ruff geſetzet, groſſen Mei - ſtern es nachthun und ſich die Frey - heit nehmen will, bisweilen was falſches und Unrechtes mit anzu - bringen; oder wenn ein ſolcher Componiſt gar zu haͤuffig derglei - chen Saͤtze brauchet, deren ſich die beruͤhmteſten und accurateſten Muſici nur maͤßig bedienet ha - ben.

Bar

Barbe, der Barbar, Barber,

So nennet man die Pferde aus der Barbarey in Africa, welche ſchwach und mager vom Leibe, von leichten Fuͤſſen und daher von faſt unglaublich-ſchnellem Lauffe ſind: Sie kommen aber ſehr ſelten zu uns, weil ſie in ihrem Vaterlande ſelbſt ſo hoch gehalten werden, daß man ihre Geſchlecht-Regiſter eben ſo, als bey uns die Genealogien groſſer Herren, haͤlt. Der Her - tzog von Newcaſtle in ſeiner Reit - bahne fol. 43 ſq. ſagt: Der Barbar iſt nach dem Spaniſchen Pferde das vernuͤnfftigſte, doch iſt es nicht ſo argliſtig, und alſo um ſo viel leichter abzurichten. Daneben iſt es ſehr artig und gelennig, Ner - venreich und leicht. Es iſt ſo ein angenehmes Pferd, als man im - mer wuͤnſchen mag; aber ein we - nig klein und duͤnn, und hat gleich - ſam etwas vom vornehmen Frau - enzimmer an ſich. Es iſt ſo kalt - ſinnig und nachlaͤßig in ſeinem Gange, daß es wol uͤber ein Ke - gel-Spiel ſtraucheln moͤchte: Es trottiret wie eine Kuh, und ga - loppiret ſo nahe an der Erde fort, daß es nicht die geringſte ſchoͤne Bewegung macht, wenn es nicht die Kunſt durch gute Schulen an - ders zu wege bringet. Alle Bar - bariſche Pferde haben zwar dieſen Fehler nicht, aber doch die meiſten; der Barbar iſt insgemein ſehr ſtarck, und von langem Athem, ſo daß er eine gewaltige Arbeit ausdauren, und man ſich in einer Schlacht ſeiner wohl bedienen kan. Es iſt ſehr leicht abzurichten, weil es gu - tes Urtheil und Gedaͤchtniß, und dabey groſſe Luſt zu allem hat: Wenn es wohl aufgemuntert wird, ſo iſt nicht leicht ein Pferd, ſo ſeine Schulen beſſer machet, als ebendieſes,Bardieſes, ſo daß ſich iedermann da - rob erfreuet, der es ſiehet.

Barbe, ſous barbe du cheval,

Jſt das aͤuſſerſte Theil von dem unterſten Kinnbacken des Pferdes, auf welchem die Kien-Ketteliegt.

Barbes, Barbillons,

Jſt der Wachsthum des uͤber - fluͤßigen Fleiſches, welcher oben am Gaumen, auch wohl in der Hoͤhle des Pferde-Maules unter der Zunge hervor kommt, welches ſubtil canteriſirt werden muß.

Barbets,

Sind zottlichte und mit langen Ohren verſehene Waſſer-Hunde, welchen das groſſe dicke Haar ab - genommen, ihnen ein rechter Bart und Augenbraunen ſtehen gelaſſen, und der Schwantz geſtutzet wird, damit ſie deſto beſſer ſchwimmen koͤnnen. Die Frantzoſen nennen ſie wegen des Bartes alſo. Die - ſe Art Hunde, welche von Jßlaͤn - diſchen grauen Pudeln und unſern rothen Jagd-Hunden als Baſtar - de fallen, werden mehrentheils braun, auch oft mit braunen Fle - cken wie Huͤner-Hunde, oder gar ſchwartz angetroffen; ſie ſind hur - tig und treue, ſuchen und jagen gern, lieben auch von Natur das Waſſer-Baden. Man muß ſie im Fruͤh-Jahr bey warmen Wet - ter in flache kleine Waſſerpfuͤtzen hinein waden laſſen, und ſie durch Wiederholen eines Hoͤltzleins, nachmals eines Vogels, etwas heraus zu bringen gewoͤhnen, bis ſie hinter den Schuͤtzen zu krie - chen und nach dem Schuß zu lauf - fen begierig werden. Sodann muß man ihn nach einer lebendi - gen Ente hetzen, und blind ſchieſ - ſen, ſo wird er hitzig darnachBarſchwimmen, dieſelbe wuͤrgen und heraus holen lernen. Dieſe Hun - de thun gute Stoͤber-Dienſte im Geroͤhricht, Moraſte und Waſſer, alles Waſſer-Gefluͤgel, wenn es angeſchoſſen iſt, heraus zu brin - gen; welches man ſonſt ohne Kahn ſchwerlich habhafft werden wuͤrde, zumal da dieſe Hunde, auch die, ſo ſich unterzutauchen, und im Schilff zu verſtecken pflegen, leicht auswittern und heraus bringen koͤnnen.

Barbiton, Barbitos,

Ein altes von dem Poeten Ana - creon erfundenes und mit vielen Drat-Saiten bezogenes muſicali - ſches Jnſtrument. Einige nennen es ein Hackebret, und halten es fuͤr einerley mit Sambuca. An - dere halten es fuͤr eine Laute; wieder andere machen eine Leyer, und noch andere das daraus, was die Fran - tzoſen Violon oder Viole nennen. Barbitum minus, ein Stock-Geig - lein.

Barby,

Eine wohlgebaute Stadt an der Elbe, mit einem Schloſſe, zwi - ſchen Magdeburg und dem Anhaͤl - tiſchen, welche die Hauptſtadt der dem Hertzoge von Sachſen-Weiſ - ſenfels gehoͤrigen Grafſchafft Var - by iſt. Dieſe Grafſchafft fuͤhret zwey mit den Ruͤcken gegen einan - der gekruͤmmte gelbe Barben im blauen Felde, mit vier kleinen Ro - ſen auf der Seite beſetzet, im Wap - pen.

Bardelie,

Reit-Kuͤſſen, iſt eine Art Sattel von Zwilch mit Stroh ausgeſtopf - fet, deſſen man ſich noch auf etli - chen Reitſchulen bedient, abſon - derlich in Welſchland, die Wild - faͤnge darauf anzureiten, und dieFohlenBarFohlen thaͤtig zu machen, und weiln ſie ſich anfaͤnglich gerne waͤl - tzeln, ſo ſind die Bardeliers weich, daß den Reutern nicht leicht Scha - den geſchicht, dieſe nennet man Cavalcadours Scozoner oder Vor - bereuters.

Barem,

Jſt ein gar ſtill und gelind into - nirendes Gedackt und Orgel-Re - giſter.

Bareuth, ſ. Bayreuth.

Baritono, Barytonus,

Alſo wird diejenige Baß-Stim - me genennet, deren Clavis ſignata im Syſtemate entweder auf der mit - telſten Linie, und demnach tief ſte - het; oder bey dem ordentlichen Schluͤſſel in ihrem Ambitu alſo geſetzt worden, daß der, ſo der - gleichen Stimme ſingen ſoll, ſo - wohl die Hoͤhe des Tenors, als auch einige Tieffe im Baß haben muß. Man nennet es ſonſten den tieffen Tenor oder hohen Baß. Es wird auch ein Jnſtrument alſo genennet, welches einer Viol di Gamba ziemlich aͤhnlich iſt, unter dem Griff-Brete Darm-Saiten hat, und nebſt den obern Darm - Saiten unten mit dem Daumen zuleich geſpielet wird.

Barre,

Wird das Stuͤckgen Holtz, wel - ches uͤber dem Tangenten eines Spinets oder Clavicymbels lieget und gefuͤttert iſt, genennet, damit dieſe Springer nicht heraus fahren und klappern koͤnnen. Es heiſt auch alſo das ſchmale Stuͤckgen Holtz, ſo die Jnſtrument-Macher in die Clavicymbel, Clavichordia und andere Jnſtrumente machen, damit ſie nicht krumm lauffen oder ſich verwerfen. Endlich nennetBarman auch alſo den Strich im Sy - ſtemate muſico, welcher einen Tact bemercket, daß ſelbiger aus ſey, und ein neuer Tact anfange.

Barrer,

Die Ader eines Pferds verſchlieſ - ſen, iſt eine Operation, welche die Cur-Schmiede machen an denen Adern derer Schenckel und der andern Theile eines Pferds, um den Lauf und den Uiberfluß der boͤſen Feuchtigkeiten, welche dahin gehen, aufzuhalten, und die Spa - ten dadurch zu curiren, wenn die Ader oben und unten gebunden, und abgeſchnitten wird.

Barres de la bouche du cheval,

Sind die Laden oder Theile des Zahn-Fleiſches im innern Theil des Mauls, welche als ein Raum zwiſchen den Backen und deren Zaͤhnen betrachtet werden, und bloß ohne Zaͤhne ſind, ſo die Na - tur als einen tauglichen Ort zu Auflegung des Mundſtuͤcks oder Gebiſſes beſtimmet zu haben ſchei - net. V. Porter.

Barricade,

Nennet man eine Verſper - rung, Schuppen oder Wagen - Haus, bey einer Fuͤrſtlichen Hoff - ſtat, worinnen Kutſchen, Chaiſen, Kuͤchen-Wagen, Schlitten und dergleichen Fuhrwercke aufbehal - ten werden.

Barriere,

Heißt ſo viel als ein Schlag - Baum, Barrieres nennet man auch die Gelaͤnder an der Rennbahn, darzwiſchen der Ring haͤnget, wor - nach man rennet.

Barritus,

Ward das Lermen und Stuͤr - men der alten Deutſchen genennet,wel -Barwelches ſie Geſangs-Weiſe mit ei - nem haͤrten und durchbrochenen Ton heraus geſtoſſen, wovon noch ein Spiel, das Baarlauffen, vor - handen ſeyn ſoll.

Barrure,

Sind die Qveer-Hoͤltzer in ei - ner Laute.

Bart,

Zwey Stuͤcke zinnerne Blech an den zinnernen Orgel-Pfeiffen, neben an der Oeffnung oder La - biis, wo der Wind anſtoͤßt, mit welchen die Orgel-Macher den Ton der oben gedeckten Pfeiffen ſtimmen koͤnnen, indem ſie dieſen bald hier bald dorthin etwas bie - gen.

Bas-Deſſus,

Heißt in der Singe-Kunſt, der zweyte Diſcant.

Baſel,

Dieſe groſſe Stadt hat in ihrem Umfang 7500 Schritt, iſt eine von den vornehmſten Orten, ſo wohl wegen ihrer vortheilhafftigen Ge - legenheit, als auch wegen ihrer al - ten Univerſitaͤt, liegt am Ufer des Rheins, und wird in 2 ungleiche Theile getheilet, hat 26 Zuͤnffte, und wird von 2 Raͤthen regieret, davon der groſſe Rath in 240 Perſo - nen, und der kleine in 64 Perſo - nen beſtehet. Der groſſe Rath aber hat keine ſonderliche Gewalt, maſſen er ſich nicht verſammlen kan, als nur in ſonderlichen Ange - legenheiten, und wann es der klei - ne Rath vor gut befindet, ihn ei - niger Geſchaͤffte theilhafftig zu ma - chen. Auf des Eraſmi Grab iſt eine beſondere Uiberſchrifft, auf einer groſſen ehernen Platte. Man ſiehet auch unterſchiedliche gemahl - te Stuͤcke von Hollbein, der da zuBaſHauſe geweſen, und durch den Eraſmum an Koͤnig Heinrich den VIII in Engelland recommendiret. Der Biſchoff hat ſeine Reſidentz zu Brondrut, und nichts mehr mit der Stadt zu ſchaffen, die Univer - ſitaͤt wird durch 4 Scholarchen re - gieret. Es iſt zumercken, daß die Uhren eine Stunde hier allzeit zu fruͤh gehen, alſo, daß was bey ihnen 1 Uhr, bey den benachbarten erſt 12 iſt. Dieſes kommt daher, weil die Stadt einsmals durch Verraͤtherey hat ſollen uͤberrum - pelt werden, und hierzu die Nacht beſtimmet war, da haben alle Glo - cken, gleichſam als ein Wunder - werck, Eins mehr geſchlagen, wo - durch der Feind confus worden, und es unterlaſſen. Allhier iſt zu ſehen das Muͤnſter, die St. Peters - Kirche und der luſtige Platz, das Prediger-Kloſter, und daſelbſt der beruffene Todten-Tantz; der ho - hen Schule Collegia und Biblio - thec; welche alle andere in der Schweitz weit uͤbertrifft; das Rath - und Zeughaus, etliche Kunſt - Cammern, die Carthaus und viel andere Sachen mehr. Der Bi - ſchof von Baſel hat zum Wappen einen qvadrirten Schild. Jn dem erſten und vierten ſilbernen Felde iſt ein ſchwartzer eiſerner Fiſcher - Angel, oder Beſchlag von einem Pilgrims-Stabe, als das Wap - pen des Hoch-Stifftes Baſel. Jn dem zweyten und dritten Felde iſt das Geſchlechts-Wappen der Freyherren von Reinach, aus wel - chem Hauſe der itzige Biſchof ent - ſproſſen, nemlich ein rother auf - ſteigender Loͤwe, mit gedoppeltem Schweiffe in einem goldenen Felde. Der erſte Helm iſt der Biſchoͤflich - Baſelſche, der zweyte aber der Rei - nachiſche.

Baſis,
Baſ

Baſis,

Jn der Muſic iſt die tieffſte Stimme einer Harmonie, wie auch der unterſte Klang eines Accords.

Baß, Baſſe, Baſſo, Baſſus,

Die letztere und groͤbſte Stim - me in der Muſic, die Baß-Stim - me, die Grund-Stimme. Baſſe chantante, der Singe-Baß. Baſ - ſus major, der hohe Baß, wenn deſſen Schluͤſſel auf der dritten Linie im Syſtemate ſtehet. Baſſus minor, der tieffe Baß, wenn deſ - ſen Zeichen auf der oberſten oder fuͤnften Linie im Syſtemate geſetzet wird. Baſſe contre, oder partium gravior cantor, iſt einerley mit vorgehendem Baſſo minori, und kan man auch einen groſſen Vio - lon, ingleichen ein 16 - und 32 fuͤſ - ſiges Orgel-Regiſter, wie auch die in der fuͤnften Octav eines groſſen Clavicymbels befindliche tieffe Cla - ves mit dieſem Nahmen belegen. Baſſus rectus, iſt der ordentliche Baß, deſſen Schluͤſſel auf der vier - ten Linie des Syſtematis ſich befin - det. Baſſo concertante, Baſſe re - citante, iſt der Baß des kleinen oder concertirenden Chores: Baſſo ripieno hingegen der Baß des groſ - ſen oder nur dann und wann mit einfallenden und zur Verſtaͤrckung dienenden Chores. Baſſo rivol - tato, der umgekehrte Baß, wenn ſolcher in den doppelten Contra - puncten zu einer andern Stimme gemacht wird.

Baſſe Continuë, Baſſo Continuo, Baſſus Continuus,

Jſt ums Jahr 1606 von Viadana erfunden worden, und iſt nichts anders, als der General-Baß, oder ein algemeiner Baß. Den Nahmen Baſſus generalis, oderBaſBaſſo generale, fuͤhret er deßwe - gen, weil er die voͤllige Harmonie eines muſicaliſchen Stuͤckes in ſich ſchlieſſet, welche vermittelſt der uͤber die Noten geſetzten Ziefern auf der Orgel, dem Claveßin, Spinette, Tiorbe, Laute ꝛc. aus - gedruͤcket wird. Baſſus continuus heißt er deßwegen, weil er vom Anfange eines muſicaliſchen Stuͤ - ckes bis zu deſſen Ende, ohne ſon - derliches Pauſiren, continuirlich oder beſtaͤndig fortgehet. Die Frantzoſen nennen ihn auch Baſſe chiffrée, den bezieferten Baß; denn ohne Ziefern, oder wenn die Har - monie nicht durch Ziefern ausge - druckt worden, iſt er eigentlich kein General-Baß, ſondern die - net nur fuͤr geigende und blaſende Jnſtrumente.

Baſſe-Taille, oder Seconde Taille,

Der tieffe Tenor, der zweyte Tenor, auch der hohe Baß genannt, Barytonus, Frantz. Bariton, Ital. Baritono, ſ. Baritono. Baſſe de Cromhorne, oder Cromorne, ein Fagott. Baſſe de Hautbois, ein Fagott. Baſſe de Viole, eine klei - ne Baß-Geige, Viola di Gamba. Baſſe de Violon, eine groſſe Baß - Geige. Baſſe double oder double Baſſe, ein doppelter Baß-Violon, wird alſo genannt, weil er faſt zweymahl ſo groß, als ein ordent - licher Frantzoͤſiſcher Baß-Violon iſt, und folglich eine Octav tieffer klinget. Baſſe petite, eine kleine, und zwar eine Octav hoͤher als der groſſe Violon klingende Baß - Geige.

Baſſe,

Ein abhangender Sand-Berg, worauf man ein Pferd laͤſt travail - liren, und verhaͤlt es mit demZaum,BaſZaum, daß es ſich muß auf die Groppa ſetzen, die Huͤfften biegen, ſeinen Arrêt zu machen, und auf des Reuters Fauſt zu warten. V. Calade.

Baſſet, Baſſetto,

Bedeutet erſtlich einen kleinen Baß oder Baͤßgen, faſt wie der Frantzoſen ihre Qvintes oder Baſ - ſes de Violon, kleine Baß-Gei - gen. Hernach auch diejenige Stimme oder Jnſtrument, ſo ſtat des rechten Baſſes das Fundament zu einer Harmonie in der Hoͤhe fuͤh - ret.

Baſſet-Floͤte ſ. Floͤte.

Baßiſt, Baſſiſta,

Derjenige, welcher im Singen die unterſte Stimme haͤlt; die Frantzoſen pflegen ihn insgemein Baſſe-Contre zu nennen. Jn Fuͤrſt - lichen Capellen wird von ihm er - fodert, daß er das C im Cam - mer-Ton mit voller Stimme er - reiche; denn obgleich einige tieffer hinab kommen, ſo iſt es doch meh - rentheils ſchwach: Ferner muß er in der Hoͤhe das C, D oder E mit einem Striche haben koͤnnen. Die gemeinen Baßiſten koͤnnen ſelten unter das F von 6 Fuͤſſen, oder das E, in rechter natuͤrlicher Staͤr - cke kommen, und in der Hoͤhe etli - che nicht viel uͤber A.

Baſſo, ſ. Baß.

Baſſo continuo obligato,

Heiſſet, wenn erſtlich der Ge - neral-Baß an eine gewiſſe Zahl Tacte, welche ſtets wiederholet werden, gebunden iſt; ſodenn wenn er allemahl ein gewiſſes Mou - vement halten, oder nur gewiſſe Noten machen muß. Oder der allezeit und meiſt immer gewiſſeBatvorgeſetzte Noten hoͤren zu laſſen verbunden iſt. Die Geltung der Noten iſt die einzige ſichtbare Wurtzel einer wohlgelittenen Art obligater Baͤſſe, welche theils aus einerley, theils aus verſchiedenem Noten-Gehalt zuſammen geſetzt werden.

Baſſon,

Der ordinaire Baß und das Accompagnement der Hautbois. Der Ambitus oder Sprengel die - ſes Jnſtruments begreifft dritte - halb Octaven, nemlich von C bis ins einmal geſtrichene f und g, auch manchmal das Contra B und A. Baſſon petit, ein kleiner Baſ - ſon, ein Qvart-Fagott. Baſſon premier, der erſte Fagott; Baſſon ſecond, der zweyte Fagott.

Baß-Pommer, ſ. Pommer. Baſſus, ſ. Baß.

Baſt,

Von denen ſtehenden Eichen, Buͤchen, Erlen, Bircken, Linden und andern nutzbaren Baͤumen Baſt zu machen, iſt in den Forſt - Ordnungen verboten, ſondern es ſoll ſolches nur von dem bereits angewieſenen und gefaͤlleten Bau - und Brenn-Holtze geſchehen.

Baſt,

Wird von den Jaͤgern das rau - he Haͤutlein genennet, welches dem Hirſche und Rehe-Bock um ſein neu aufgeſetztes Geweih oder Ge - hoͤrne waͤchſet, ehe ſolches zur Voll - kommenheit gelanget; da denn der Hirſch ſowohl als der Rehe-Bock dieſes Haͤutlein wieder abſchlaͤget, welches hernachmals das Dick - maaß oder Gefege genennet wird.

Bat,

Jſt derjenige Laut, welcher ent -ſtehet,Batſtehet, wenn ein Zincken-Blaͤſer ſein Jnſtrument von dem Munde abſetzet.

Bâtard, Modes bâtards,

Heiſſen einige Modi Muſici, welche nicht brauchbar ſind.

Baterie,

Eine gewiſſe Art auf den Sai - ten der Goitarre manierlich zu ſpie - len.

Bâton,

Bedeutet ſonſten einen Stab, in der Muſic aber iſt es die Figur der Pauſe, welche 4 Tacte gilt.

Báton d Eperon,

Nennet man einem Spornſtab, oder langen Stecken, in welchen ein Sporn eingeſchraubt iſt; ſo lange man mit dem Pferde noch im Exerciren verharret, iſt der Ge - brauch dieſes Spornſtabs nuͤtzlich, das Pferd damit zu erleichtern, wo es noch zu plumb und zu ſchwer iſt, und ihme auch dem Sporn be - kandt zu machen.

Battement, Battimento,

Heiſt 1) das Schlagen, das Ge - neral-Baß-Spielen; 2) die klei - ne Bewegung der Hand oder des Fuſſes beym Tact geben, und 3) das Tempo oder den Tact-Theil ſelbſten, das iſt, die Waͤhrung von einem Theile bis zum andern.

Battes d une ſelle,

Affter eines Sattels, das ſind die hintern und vordern Baͤuſche uͤber den Sattelboͤgen, welche die dicken Schenckel und die Knie des Reuters einſchlieſſen, damit er ſich bey den luͤfftigen Spruͤngen und Gewalt des Pferdes darinnen feſt halten, und ihnen widerſtehen kan.

Bat

Battiren,

Jſt in der Fechtkunſt, wenn man an des Contreparts Klinge eine ſtarcke Bewegung macht, um den - ſelben dadurch zu ermuͤden, oder auch in einen wehrloſen Stand zu ſetzen. Jn der Tantz-Kunſt iſt es eine Bewegung des Fuſſes, welche durch anſchlagen geſchiehet. S. Battu.

Battologia,

Ein laͤppiſcher Miſchmaſch der Saͤtze in einem Periodo, ſo aus offtmaliger ungeſchickter Wieder - holung derſelben und aus der Zu - ſammenkunfft gantz verſchiedener Worte entſtehet.

Battre la main,

Wird geſagt von Pferden, ſo an die Fauſt ſchlagen, ſchnellen, und alſo unſtet von Kopf ſind, die Na - ſe erheben, ſchuͤtteln und auf ein - mahl wieder niederſchnellen, wie gemeiniglich die Tuͤrckiſchen und Tartariſchen Pferde thun, ſich der Unterwerffung des Zaums zu ent - brechen.

Battre la Poudre ou la Pouſſiere,

Wird geſagt von einem Pferde, das gleichſam den Staub ſchlaͤget, und nicht bey iedem Tempo oder Bewegung gnugſam avanciret, und mit den vordern Schenckeln nicht wohl vor ſich greiffet, ſon - dern alle Tempi zu kurtz machet, es geſchehe nun im Schritt, Galop oder Courbetten, und wenn es in den Courbetten zu ſehr eilet, und ſich nicht hoch genug machet.

Battu, geſchlagen, ange - ſchlagen,

Nennen die Tantzmeiſter eine Art der Bewegung der Fuͤſſe, de -Ritter-Lexic. ErenBatren ſie verſchiedene zehlen, als battu deſſus, battu deſſous, battu côté, battu ſur le cou du pied, angeſchlagen vorn, hinten, zur Sei - te und vorne uͤber den Fuß.

Battuta,

Der Tactſchlag in der Muſic, iſt die Bewegung der Hand, wel - che durch Niederſchlagen und Auf - heben geſchiehet, die Waͤhrung und das Aushalten der Klaͤnge an - zudeuten. Es ſoll von der Be - wegung und dem Klopffen des Hertzens, oder dem Auf - und Nie - derſchlagen der Puls-Adern ſeinen Urſprung und Grund haben. Wie nun dieſer Puls nach dem Alter, Geſchlecht, Temperament, Affect und Kranckheit des Menſchen un - terſchiedlich iſt: Alſo muß auch, nach Beſchaffenheit des Textes, wenn derſelbe luſtig, traurig, ernſt - hafft ꝛc. iſt, der Tact bald geſchwin - de, bald langſam, bald ein gleicher und bald ein ungleicher ſeyn. Legt man dieſes zum Grunde, ſo irren diejenigen, welche in dem geraden Tacte 4 Theile, und in einem un - geraden Tacte 3 Theile ſuchen. Denn es kan keine muſicaliſche Menſur mehr als 2 Theile, den Niederſchlag und Aufſchlag (The - ſin & Arſin) haben. Man lernet auch hieraus, daß keine gerade Zahl der Glieder einen ſogenann - ten Tripel-Tact abgeben koͤnne, ſondern daß die gantze Rhytmic ſich in gerade und ungerade Zahlen theile, ohne darauf zu ſehen, ob jene durch dieſe ſich aufloͤſen und zergliedern laſſe. Die gerade oder gleich-getheilte Menſur hat ent - weder 2, 4, 6, 12 oder wol gar 16 bis 24 Glieder, welche man iedoch mit ihren kleinen Gelencken nicht vermiſchen muß. Die ungerade oder ungleich-getheilte ZeitmaſſeBauhergegen hat niemahls mehr als 3 Glieder; denn ob wir ſchon die Tact-Arten der Neun-Viertel und Neun-Achtel gebrauchen, ſo ſind doch dieſelben neun nur kleine Gliedmaſſen (articuli), und keine gantze Glieder (membra). Jn allen giebt es 15 gewoͤhnliche Tact - Arten, neun gerade und 6 unge - rade.

Battutes,

Sind Saͤtze, ſo von den Cour - betten und Paſſaden allein im Nachrutſchen unterſchieden, in - dem ſie etwas Erde faſſen und fort - kommen.

Bau,

Nennen die Jaͤger die Roͤhren oder Loͤcher, worinnen ſich die Dachſe, Fuͤchſe, Caninchen, Fiſch - Ottern ꝛc. aufhalten. So iſt von dem Fuchſe bekandt, daß ob er gleich gerne in der Erde wohnet, er ſich doch nicht leichtlich ſelbſt ei - nen Bau macht, ſondern nur da - hin trachtet, wie er einen Dachs, entweder durch Liſt, oder, wo er ſeiner maͤchtig werden kan, mit Gewalt aus ſeinem Bau treiben, und ſelbigen bewohnen kan. Wenn aber der Fuchs keinen Dachsbau findet, und dennoch ſicher ſeyn will, muß er nothwendig ſeinen Bau unter einem wurtzlichten Baum oder Steine machen, wel - ches doch nur mit einer Roͤhre ge - ſchiehet; dahingegen in den Dachs - baͤuen mehrere ſind. Ja man fin - det oͤffters in freyen ebenen Korn - Feldern Fuchs-Gruben, welches die Jaͤger einen Nothbau nennen. Dergleichen machen nur junge Fuͤchſe, welche von ihren alten ver - trieben worden, und ſonſt nirgends hin wiſſen. ſ. Biber-Bau.

Bauch -
Bau

Bauch-Gurt,

Ein breites Stuͤck Riemen, ſo an den Seiten-Blaͤttern und Reit-Scheiden auf der einen Sei - ten angenehet oder angeſchnallet, unter des Pferdes Bauch hindurch gezogen, und auf der andern Sei - te vermittelſt eines eiſernen Kne - bels in einem an dem Seiten - Blate befindlichen Ring geknebelt und befeſtiget wird.

Bauchwehe der Pferde, ſ. Darmgicht. Bauciſmus,

Ein Joniſcher Tantz und Tantz - Lied, ſo ſeinen Nahmen von dem Tantzmeiſter Bauco bekommen.

Baudoſa,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, ſo in den mittlern Zeiten gebraucht worden.

Bauer Floͤt-Baͤßlein,

Eine gedackte Pedal-Stim - me oder Regiſter und Pfeiffe in den Orgel-Wercken von einem Fuß Ton; in einigen Orgeln fin - det man ſie auch von 2 Fuß Ton; klinget gar eigentlich, als ob einer mit dem Munde pfiffe.

Bau-Holtz,

Dazu pflegt man fein gerade und hohe Staͤmme auszuſuchen. Ein Foͤrſter hat dabey, nachdem er ſolches angewieſen und gehoͤrig gezeichnet, Acht zu geben, daß man nicht anders und mehrers Holtz, als angewieſen worden, um - haue oder wegbringe, noch auch durch das Faͤllen und Abfuͤhren an dem jungen Wuchſe Schaden ver - urſache. So muß er auch nicht geſtatten, daß die Bau-Staͤmme in denen Holtzungen beſchlagen, oder gar die Zulage eines Gebaͤu -Baudes darinnen verfertiget werde, ſondern ſobald die Baͤume ausge - zelcht, ſollen ſowol die Staͤmme als der Abraum binnen 6 Wochen von Zeit der Faͤllung an, aus dem Walde heraus geſchafft werden, wofern es nicht erhebliche Urſa - chen verhindern.

Baumen,

Wird von einem Pferde ge - braucht, wenn es mit den voͤrdern Fuͤſſen in die Hoͤhe gehet, ſich ein wenig auf die hintern ſetzet, und den Leib faſt ſo gerade aufrichtet, als ein Baum waͤchſet; worbey ein Reuter ſich vorzuſehen hat, daß das Pferd mit ihm nicht uͤber - ſchlage.

Baumen,

Ein Jaͤger-Wort wird geſagt, wenn ein Luchs, Marder oder wilde Katze von einem Baum zum an - dern ſpringet.

Baum-Falck ſ. Falck. Baumrutter,

Wird der Kater von der wilden Katze genennet.

Bay, cheval bay,

Jſt ein Pferd von roͤthlicher Farbe, ſo etwas auf Kaͤſtenbraun ſticht. Sie ſind unterſchieden in Bay brun und Bay clair, deren jene dunckel, dieſe aber lichter. Es giebt deren auch geſpiegelte oder geapfelte. Sie haben gemeinig - lich ſchwartze Maͤhnen, mit wel - chen ſie von denen Alezans, deren Maͤhne allzeit roth oder weiß, un - terſchieden ſind.

Bayern,

Ein Hertzogthum in dem Bay - eriſchen Kreiſe, welches dem Chur - Fuͤrſten von Bayern gehoͤret, und wovon das Zeitungs-LexiconE 2meh -Baymehrern Bericht ertheilet. Dieſer Churfuͤrſt fuͤhret in einem rothen Mittel-Schilde den guͤldenen Reichs-Apffel, wegen des Ertz - Truchſeſſen-Amts. Das 1 und 4 Feld iſt von Silber und blau 21 mahl geweckt, wegen des Hertzog - thums Bayern. Jm 2 und 3 ſchwartzen Feld iſt ein goldner roth gecroͤnter Loͤwe, wegen der Rhein - Pfaltz-Graffſchafft. Auf dem Pfaͤltziſchen Helm zur Rechten ſitzet ein goldener roth gecroͤnter Loͤwe, zwiſchen zwey von Silber und blau geweckten und mit vier dreyblaͤt - terigen goldnen Zweiglein beſteck - ten Buͤffelshoͤrnern. Auf dem Bayeriſchen Helm zur Lincken iſt wiederum ein dergleichen Loͤwe zwiſchen einem von Silber u. blau geweckten und auſſen mit golde - nen Blaͤttern beſteckten und ge - ſchloſſenen Flug. Die Helm-De - cken ſind roth und ſchwartz, und die Wappen-Halter zwey goldene Loͤwen.

Bayreuth,

Stadt und Fuͤrſtliches Schloß in Francken am rothen Mayn, 3 Meilen von Culmbach, iſt die Reſidentz eines Marckgrafen von Brandenburg, welcher mit dem Marckgrafen zu Anſpach gleiches Wappen fuͤhret.

Beau partir de main,

Jſt eine Leichtigkeit und Lebhaff - tigkeit eines Pferdes, das wohl von der Fauſt, auf einer geraden Linie, vor ſich gehet, leicht aus - ſprenget, ohne auf eine oder die andere Seite, ein - oder ausfaͤllet. z. E. Dieſer Genette hat einen ſchoͤ - nen Anſprung von der Fauſt.

Beauté d un cheval,

Schoͤnheit eines Pferds, die be - ſtehet in der guten Zuſammenſtim -Becmenden Proportion des gantzen Leibes, wenn alle ſonderliche Thei - le und Glieder wohl formiret, recht an einander halten, und zuſam - men geſetzet, gar keines oder we - nig unproportionirte darunter ſeyn, wenn die vorn〈…〉〈…〉 mſte gar ſchoͤn, und die geringere mittelmaͤſ - ſig, wenn es nicht gar zu groß oder gar zu klein, ſondern recht mittel - maͤßig iſt, darbey wohlgefaͤrbt und gezeichnet, fein zart, rein von Schenckeln, u. nicht grob behaͤngt.

Bebender Stimme, ſ. Tremolo.

Bebiſatio,

War eine Erfindung M. Daniel Hitzkers, da er die Claves a, b, c, d, e, f, g, folgender Geſtalt: la, be, ce, de, mi, fe, ge; und die Cla - ves h, cis, dis, es, fis, gis alſo: bi, ci, di, me, fi, gi, an ſtat der Solmiſation ſingend wolte ausge - ſprochen wiſſen.

Becaſſe, Schnepffe,

Gehoͤrt mit zum Federſpiel, und zehlet man vornehmlich dreyerley Arten, als Waſſer-Holtz - und Gras - oder Heer-Schnepffen. Sie ſind insgemein bunt gekleidet, und al - ſo an der Geſtalt einander gleich, wiewohl an der Groͤſſe unterſchie - den, doch durchgehends ſehr zart, und uͤberaus wohlſchmeckend. Sie lieben hoͤltz - und waͤſſerichte Oer - ter zum Auffenthalt, auch gruͤne Weiden, daher man unfern den Waͤldern an graſigten Orten ih - nen Netze ſtellet, auch wohl mit Schlingen ſie faͤnget.

Bec de Corbin,

Jſt ein kleines Stuͤcklein Eiſen, eines Daumens breit, drey oder vier Daumens lang, welches geloͤtet an der Spitze des Huf-Ei - ſens, worinne es einen UiberwurffvornBedvorn an der Spitze macht, um zu verhindern, daß ein hinckendes Pferd ſich nicht darauf lehne, noch auf der Spitze gehe; dieſes Eiſen mit dem Corbin oder Schnabel, zwinget nothwendiger Weiſe das hinckende Pferd, auf den Ferſen zu gehen, welches die Spann - adern wieder ausdehnet, die ſich haben zuſammen gezogen, und auf einige Weiſe verkuͤrtzet.

Bedon de Biſcaye,

Eine Biſcayiſche Trummel oder Paucke, welche nicht mit Kloͤp - peln, ſondern mit den Fingern tractiret wird, auch rund umher ſilberne oder eherne Blechlein hat.

Befiedern, ſ. Bekielen.

Befluͤgelter Wald,

Jſt ein mit denen zur Jagd gehoͤrigen durchgehauenen Fluͤgeln verſehener Wald.

Befreyen, ein Pferd, ſ. Delivrer.

Begayer, v. Battre la main.

Begleitung, ſ. Cavalcade.

Begu, ſ. Baigu.

Behaͤltniß,

Heißt bey den Jaͤgern ein Di - ckigt oder ein moraſtiger Ort, wo ſich das Wildpret gerne aufhaͤlt.

Behaͤngens Zeit,

Gehet bey den Jaͤgern an kurtz vorher, ehe die Hirſche feiſt oder fett werden, da man denn die Leit - hunde auszufuͤhren und abzurich - ten pfleget.

Beilcke-Tafel,

Jſt eine ſehr lange und ſchmale Spiel-Tafel, ſo zu beyden Sei - ten zwey Rinnen oder Krippen hat, auf welcher man mit gewiſ -Beiſen hierzu geſchliffenen Steinen ſchiebet, und demjenigen der Ge - winſt bleibet, deſſen Stein unter allen am allernechſten zu Ende un - weggeſtoſſen bleibet.

Beinbrecher, Orfraye,

Jſt ein Geſchlecht der Adler, viel groͤſſer als ein ſchlechter Adler: ſeine Farbe iſt Aſchengrau, ſein Schnabel lang und breit, ſtarck und krumm, ſchwaͤrtzlicht und oben darauf mit einem Bart be - ſetzt. Seine Zunge iſt wie eine Menſchen-Zunge geſtaltet, ſeine Augen ſind als wie mit einer Wolcken bedeckt; daher er nicht helle ſehen kan. Seine Waffen ſind dick und ſpitzig, ſtarck und ſchwartz. Er lebt von jungen Ziegen, Laͤmmern, von Aalen, und andern Thieren. Er ſtreitet mit der Schlange: wenn er von der - ſelben verletzt worden, ſoll er ſich ſelbſt mit einem Kraute Sonchus heilen. Jn der Medicin iſt deſſen Magen gut fuͤr den Nieren - und Blaſenſtein, zu zertheilen und den Urin zu treiben. Seine Daͤrme getrocknet, geſtoſſen und genom - men, ſind gut wider die Colic, ein Scrupel auf einmahl.

Beinbruch der Pferde,

Jſt ein gefaͤhrlicher Zufall, wel - cher ſehr mißlich zu heilen, ſon - derlich wenn das Pferd ſchon bey Jahren iſt; ja wenn auch die Cur wohl anſchluͤge, wuͤrde doch ein ſolch Pferd nicht wieder in den Stand kommen, die Dienſte zu leiſten, ſo es zuvor gethan. Dem ohngeachtet, hat man Mittel er - dacht, ein verungluͤckt Roß folgen - der Geſtalt zu heilen: Vorerſt muß man es in wohlvermachten Stand, und zwar oberhalb deſſelben mit einigen am Boden ſtarck ange -E. 3brachtenBeibrachten groſſen Schrauben und Hacken, mit Gurten und breiten Baͤndern, vorn und hinten alſo in die Hoͤhe aufziehen, daß es in gleichem Gewicht haͤnge, und mit den Fuͤſſen 1 oder 2 Spannen von der Erden ſchwebe, auch ohner - acht es keinen Fuß auf den Bo - den zu bringen oder zu ſetzen maͤch - tig iſt, dennoch ſein Futter aus der Krippe langen koͤnne. Hierauf nimmt man Eibiſchwurtz, Bibi - nell und Beinbruch, iedes ein Pfund, einen guten Loͤffel voll un - geloͤſchten Kalck, und ein Viertel - Pfund geſtoſſenen Maſtix, kocht es zuſammen in Wein zu einem Mus, ſchlaͤgt, ſobald es vom Feu - er kommt, 6 Eyer darein, ruͤhrets fein warm um, ſtreuets auf ein leinen Band, und ſchlaͤgets warm um den ſchadhaften Fuß, welcher ſodenn, ſo ſtarck als moͤglich, ge - ſpaͤnet oder geſchindelt werden muß. Unter das Futter ſoll man in waͤhrender Cur gepuͤlvert Ei - biſchwurtz, Bibinell und Bein - bruch mengen. Wenn der Bein - bruch neu iſt, nehme man Tan - nenhartz und Jungfer-Wachs, ie - des 1 Pfund, und eben ſo viel Schwartzwurtz oder Walwurtz, zerſtoſſe es in einem Moͤrſel, laſſe es mit einander ſieden, und ma - che eine Salbe daraus. Solche ſtreiche man auf ein lang keinen Tuch, ſchlage ſolches, ſo warm es das Roß leiden kan, um den Schaden, und verbinde es mit Tuͤchern, daß es warm bleibe; ſchindele es feſt, und lege alle 3 Tage ein friſch Pflaſter drauf, ſchindele es iedesmal wieder, und fahre damit fort ſo lange, bis man Beſſerung ſiehet. Erſtarret nun der Fuß in etwas, ſo baͤhe man es folgender maſſen, um den andernBekTag: Attich, Pappeln, Qvendel - kraut, Wullkraut, Nachtſchatten, groſſe Klettenwurtz, Camillen, Schellkraut, Beyfuß und Wer - mut, ſiede man in Bier, baͤhe und waſche den Fuß damit wohl, ma - che ihm einen guten ſtarcken An - ſtrich, laſſe es 4 Tage alſo ſtehen, waſche es am fuͤnften Tage mit ſcharfer Lauge ab, und wiederhole gedachte Baͤhung.

Beißkorb Maulkorb,

Jſt ein von Eiſen-Blech oder ſtarckem Leder verfertigtes Geſchirr, ſo einem Korbe faſt aͤhnlich ſiehet, worein beißigten Pferden, Maul - Thieren, Eſeln und Hunden, das Maul geſperret, und ihnen das Beiſſen damit verwehret wird.

Beiß-Zange, ſ. Tricoiſe.

Beitzen, ſ. Baitzen.

Bekielen, Befiedern,

Jſt ein Wort, deſſen ſich die Or - gel - und Jnſtrumentmacher bedie - nen, wenn ſie in die Zungen der Tangenten oder Decken der Clavi - cymbel und anderer Jnſtrumente die Federn oder Kiele ſtecken, wel - che die Saiten klingen machen, und dieſelben alſo zurichten, damit ſie hernach auf den Clavicymbeln und Spinetten unter dem Spielen nicht hangen bleiben und ſtocken. Hierzu werden abſonderlich die Raben-Federn gebraucht, welche haͤrter als andere ſind. Uiberhaupt iſt das Bekielen eine ſolche Arbeit, darzu Gedult und ein guter Hand - griff erfordert wird. Es muß auch der Kuͤnſtler ſorgen, damit durchs gantze Clavier die Gleich - heit der Tone von ſeinem Fleiſſe zeugen moͤge.

Bekraͤf -
Bek

Bekraͤftigung des Vor - trags, Confirmatio,

Jn der Muſic, wird gemeinig - lich in den Melodien bey wohler - ſonnenen und uͤber Vermuthen angebrachten Wiederholungen ge - funden: worunter aber nicht die gewoͤhnlichen Repriſen, ſondern eine oftmalige mit allerhand arti - gen Veraͤnderungen gezierte Ein - fuͤhrung gewiſſer angenehmer Stimmfaͤlle zu verſtehen.

Belauffen,

Jſt ein Weid-Wort, und wird von denen Hunden geſagt, wenn ſie ſich mit einander vermiſchen, und aus eigenem Triebe ſich zu - ſammen finden.

Belegen,

Heißt in der Fohlen-Zucht eine Stute mit dieſem oder jenem Hengſte belegen, damit ſie traͤch - tig werde.

Belegen,

Bey der Jaͤgerey, heiſt einen darzu beſonders ausgeſuchten Hund der Huͤndin zugeſellen, da - mit ſie ſich beyde vermiſchen.

Belegen,

Jn der Fechtkunſt iſt eine Art von Stringiren.

Belette,

Wieſel, Hermelin oder Zobel. Der Wieſel giebt es unterſchiedli - che Geſchlechter, einheimiſche und wilde, ſo in Feldern und Waͤl - dern leben, deren wieder verſchie - dene Geſchlechter gezehlet werden. Denn da ſind 1) die Frettelen, 2) die Dach-Haus-Stein - und Bug - Marter, 3) die Jltis, 4) die Zobel, welche ein wenig kleiner, als die Marder, ſchoͤner und edler, als ſonſten einige Wiefel ſind, an derBenFarbe mehrentheils dunckelbraun, ausgenommen am Hals und an der Bruſt, da die Haare allezeit aſchenfaͤrbig ſtehen: Werden vor - nehmlich in Rußland, Tartarey, Lapland und dergleichen mitter - naͤchtigen Laͤndern und deren Waͤl - dern angetroffen, allwo ſie ihres koſtbaren Balges wegen, eyferig geſuchet und gefangen werden, an - geſehen, unter allen Peltzwercken, der Zobel fuͤr das allerkoͤſtlichſte gehalten wird. Auch haben dieſe Thierlein ihren groſſen Nutzen, ſo wohl im gemeinen Leben, als in der Medicin, wie Geſnerus anwei - ſet.

Bellen,

Ein Weidmaͤnniſches Wort, ſo von dem Fuchſe gebraucht wird, welches gemeiniglich, wenn es an - der Wetter und truͤbe werden will, zu geſchehen pflegt. Eigentlich wird Bellen von einem Hunde ge - ſagt, wenn ſolcher ein lauten Ton von ſich hoͤren laͤſſet, und iſt es von einem Haus-Hunde eine der beſten Tugenden, wenn er durch ſein Bellen und Anſchlagen ſofort bekandt machet, daß ſich etwas fremdes blicken laſſe.

Bemahlen,

Heiſſen die Weid-Leute, den Ort fehen und bemercken, wo ein Vo - gel des Nachts uͤber bleibet.

Bengeln,

Einem Hunde an Orten, wo Waldungen und in denſelben Wild vorhanden, einen Kleppel anhaͤngen, damit er dem Wilde nicht nachlauffen und daſſelbe ſcheuchen kan. Jn den Jagd-Ord - nungen wird ſolches den Untertha - nen bey Strafe auferlegt, und ih - nen zugleich die Laͤnge des Klepp[els]vorgeſchrieben.

E 4Bent -
Ben

Bentheim,

Stadt und Schloß im Weſt - phaͤliſchen Kreiſe, von welcher die Grafen von Bentheim und Teck - lenburg, welche ſich in die Bent - heimiſche und Tecklenburgiſche Li - nie, und dieſe wieder in den Teck - lenburgiſchen und Steinfurtiſchen Aſt abtheilen, den Nahmen haben. Die Reichs-Grafen von Bent - heim-Tecklenburg, fuͤhren 10 guͤldene Pfennige im rothen Felde, wegen der Grafſchafft Bentheim; drey rothe Hertzen im ſilbern we - gen der Herrſchafft Lingen, und ei - nen guͤldenen Ancker im blauen Grunde, wegen der Grafſchafft Tecklenburg; 4) einen rothen Schwan in guͤldenen Felde, we - gen der Grafſchafft Steinfurt, und 5) einen rothen Loͤwen mit ei - ner blauen Krone im ſilbern Fel - de, wegen der Grafſchafft Limburg in Weſtphalen 6) Auf dem ſechs - feldigen Mittel-Schilde erſchei - nen zwey weiſſe Straſſen im ro - then Felde, wegen Weſelinghofen; 7) ein ſchwartzer Loͤwe mit drey Ringen mit einer Roſe am Schwantze, wegen Rheeden; 8) zwey Baͤren-Tatzen, wegen Hoya; 9) ein ſilberner Loͤwe im rothen Felde, wegen Alpen; 10) ein roth und weiß getheiltes Schild mit ei - nem Loͤwen, wegen Helffenſtein; und 11) fuͤnff guͤldene Straſſen im rothen Felde, wegen der Erb - Vogtey Coͤlln. Der Bentheimi - ſche Helm zeiget a) einen Mohren, in rother Kleidung mit den 10 guͤl - denen Pfennigen und einer Pola - cken-Muͤtze, b) der Tecklenburgi - ſche einen ſitzenden weiſſen Pfau, c) der Steinfurtiſche einen rothen Schwan, und d) der Limburgi - ſche einen rothen Loͤwen zwiſchen 2 Pfauen-Schwaͤntzen.

Ber

Berchtolsgaden,

Eine gefuͤrſtete Probſtey in dem Biſchoffthume Saltzburg, welche ein qvadrirtes Schild fuͤhret. Jn dem erſten und rothen Qvartier ſind 2 in Andreas-Creutzform uͤber einander aufwerts geſchrenckte Schluͤſſel, mit auswerts gekehr - ten Schließ-Blaͤttern, davon der zur Rechten golden, und der zur Lincken ſilbern, wegen der Prob - ſtey Berchtolsgaden. Jm andern und 3 blauen Felde ſind 6 ſilberne Lilien in der Ordnung 3, 2, 1 als das Wappen der Grafen von Sultzbach, ſo dieſe Probſtey ge - ſtifftet. Jm blauen Hertz-Schild ſind zwey aufſteigende ſilberne Spitzen, iegliche mit einer ſilbernen Roſe beſtecket, als das Stamm - Wappen der von Rehling, und des vorigen Probſtes.

Bereuter, Ecuyer,

Ein an hoher Potentaten Hoͤ - fen, auf Ritter-Schulen und Aca - demien ſehr beliebter und hochnoth - wendiger Mann, welcher die rohen und wilden jungen Pferde zum Rei - ten tuͤchtig machen, dero Maͤuler, ſowol durch den Zaum und Cavez - zon, als die Spießruthen und Sporn zu gehorſamen angewoͤh - nen, ſie zum Schritte, Trab, Gal - lop, Carriere, Courbetten und an - dern Lectionen abrichten, und zwar die Anſtellung derſelbigen nach dem Gedaͤchtniß des Pferdes, nach dem er nemlich mercket, daß die Stra - fen, Draͤuungen und Liebkoſun - gen die Neigung ſeines Pferdes vermindern, oder vermehren, alſo einrichten muß, daß es dabey ſchei - ne, er wiſſe des Pferdes Natur und Vermoͤgen, und das Pferd hingegen wiſſe und thue auch ſei - nen Willen. Ferner liegt ihm auchob,Berob, diejenigen, welche ſeine Infor - mation verlangen, nach allen Re - geln ſeiner Kunſt getreulich, leut - ſelig und unverdroſſen, ohne eini - ge Importunitaͤt zu unterweiſen; vornehmlich ihnen eine gute Poſtur und Feſtigkeit im Reiten anzuge - woͤhnen, wie es ſowol zierlichen Reutern zur Parade, als auch in ernſtlichen und luſtigen Begeben - heiten vorkommen kan. Er fuͤr ſich ſelbſt muß dabey aͤuſſerlich und innerlich, vollkommen ein Pferd verſtehen. Deſſen Natur und Ei - genſchafft, Maͤngel, Fehler und Gebrechen, und wie ſolchen abzu - helffen ſtehe, wohl zu unterſchei - den wiſſen, auch ſeinen unterge - benen Scholaren nichts verheelen; und in Summa ſich wohl com - portiren, alſo, daß er nicht allein in der Reitkunſt eine gute Renom - mée ſich erwerben, die Ritterli - chen Exercitia, als das Ring - und Kopf-Rennen, ingleichen ein Car - rouſel anzugeben ꝛc. wohl verſte - hen, ſondern auch gute Studia in Sprachen und politiſchen Umgang mit hohen und vornehmen Perſo - nen haben moͤge. V. Ecuyer.

Bergen,

Die Grafen von Bergen haben einen rothen Loͤwen im ſilbern Fel - de, welches mit einem ſchwartzen Rande, darauf 11 guͤldene Pfen - nige erſcheinen, eingefaſſet iſt. Das Schild bedecket eine ordentliche Grafen-Crone.

Berg-Falcke, ſ. Falcke.

Berghahn, ſ. Birckhahn.

Berghuͤner,

Nennet man an etlichen, ſon - derlich aber an bergichten Orten die Feld - oder Rebhuͤner.

Ber

Bericht, Narratio,

Jſt eine Erzehlung, dadurch die Meinung und Beſchaffenheit des Vortrages angedeutet wird. Jn der Muſic findet er ſich gleich bey dem Eintritte der Singe - oder vor - nehmſten Concert-Stimme, und beziehet ſich auf das Exordium, welches vorher gegangen iſt, durch einen geſchickten Zuſammenhang.

Berichten,

Sagen die Falckenierer von ei - nem Falcken, an ſtat zahm ma - chen.

Berill,

Jſt ein durchſichtiger Edelge - ſtein, einer bleichgelb-gruͤnen Far - be, welche recht See - oder Meer - gruͤn zu ſeyn ſcheinet, und gleich - ſam von der Vermiſchung des blau - und gelben herruͤhret, wird unterſchiedlicher Arten gefunden, als 1) von obbemeldter Meergruͤ - nen Farbe, 2) erwas bleichgelb, da er denn Chryſoberill von ſeinem Goldglantze genannt wird, 3) ſo noch bleichgelber iſt, Chryſopras benahmt, 4) Hyacinthizontes, 5) Æroides, wegen der Kupfer-Far - be, die 6) Art wird, weil ſie faſt Wachsgelb ausſiehet, Cerei, und die 7) von der Oel-Farbe Oleagi - nei genannt.

Berlin,

Jſt eine ſehr ſchoͤne und groſſe Stadt, ſehr wohlgebauet und be - feſtiget, ohngeachtet des ſandich - ten Bodens. Sie beſtehet aus verſchiedenen Staͤdten, als Ber - lin, Coͤlln an der Spree, allwo das Koͤnigliche Schloß, Frie - drichs-Werder, und auſſer der Fortification Dorotheen-Stadt, worinnen die ſchoͤne Allee von Lin - den nach dem Thiergarten, Frie - drichs-Stadt und Neuſtadt. EsE 5ſindBerſind viel praͤchtige Haͤuſer auf Jta - lieniſche Manier gebauet, welche vor Pallaͤſte paßiren koͤnnen. Aber das Schloß iſt ein recht Koͤnig - liches Gebaͤude, welches ietzo (aus - genommen des Eſcurial und Louvre in Paris) an Schoͤnheit und Groͤſſe mit den vornehmſten Ge - baͤuden in der Welt um den Vor - zug ſtreiten kan; die Saͤle und Gemaͤcher ſind mit den ſchoͤnſten Gemaͤhlden in groſſer Menge ge - zieret: Hat auch ein Waͤldlein 500 Schritt groß, dienet dem Koͤ - nig zur Ergetzlichkeit, geſtalten viel Wild darinnen unterhalten und zu - weilen gejaget wird. Es ſind auch allhier zu ſehen, der praͤchtige Marſtall, mit den ſchoͤnſten Pfer - den geſpickt; die Kunſtkammer, die beruͤhmte Bibliothec, das un - vergleichliche Koͤnigliche Muͤntz - Cabinet und Antiqvitaͤten-Kam - mer, die neue Bruͤcke, worauf der Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm, in Ertzt gegoſſen, zu Pferde zu ſehen: Jtem der neue Stall, der Dom oder die Stiffts-Kirche. Es war hier eine von dem weiſen Koͤ - nig Friedrich dem Erſten angeleg - te Ritter-Academie, ſo aber un - ter der vorigen Regierung einge - gangen.

Bern,

Jſt eine ſchoͤne, reiche, maͤch - tige und feſte Stadt in Schwei - tzerland, an dem Fluß Aar gele - gen. Sie iſt gleichſam wie eine Zunge formiret, oder wie eine hal - be Jnſel, ziemlich hoch erhaben, und gantz von gehauenen Steinen, ſamt groſſen und breiten Gaſſen. Auf beyden Seiten ſtehen ſchoͤne Gewoͤlber, doch ſind die Haͤuſer und Thuͤren einander ſo gleich, daß man ſie nicht unterſcheiden kan. Dieſe Stadt wird regieretBeſvon einem groſſen Rath, beſtehend in 300 Koͤpffen; der kleine Rath beſtehet in 25 Rathsherren, welche aus der Zahl dieſer 300 genom - men. Jhre vornehmſte Obrigkeit ſind 2 Schultheiſſen, deren Anſe - hen und Gewalt, einiger Maſſen der Roͤmer Buͤrgermeiſter Macht gleichet, und verwalten ſie, wie dieſe Wechſels-Weiſe, ihr Amt ein Jahr lang. Dieſe Stadt hat ein groſſes Gebiet, 72 Landvog - teyen, und kan allein 60000 Mann ins Feld ſtellen. Aber in Bern iſt ſehr wenig Handlung und eigent - lich keine, als die man zu der Stadt Nothdurfft vonnoͤthen hat. Hin - gegen bluͤhen allda die freyen Kuͤn - ſte, und haͤlt die Stadt verſchie - dene Profeſſores. Sonſten iſt all - hier zu ſehen, die ſchoͤne groſſe Haupt-Kirche oder das Muͤnſter, darinnen der Altar und der Tauff - ſtein von ſchwartzen Marmor, das Rathhaus, Baͤrnhaus und Zeug - haus, aus dieſem kan mehr als 100000 Mann ins Feld ausruͤſten; die Stadt iſt der Reformirten Re - ligion zugethan. Dieſer Canton fuͤhret ein rothes Feld im Wappen, darinnen eine breite guͤldene Straſſe, darauf ein Baͤr in die Hoͤhe ſteiget.

Beſançon, Biſantz,

Die Hauptſtadt in der Graf - ſchafft Burgund, oder Franche Comté, deren Ertzbiſchof bis auf den Ryßwickiſchen Frieden als ein Stand des heiligen Roͤmiſchen Reichs Sitz und Stimme auf Reichs-Taͤgen hatte. (ſ. Zeitungs - Lexicon.) Dieſes Ertz-Biſchof - thum hat einen guͤldenen Adler im rothen Felde zum Wappen, oben mit der Ertzbiſchoͤfflichen Muͤtze bedecket, und die Helm-De - cken ſind roth und Gold.

Beſcheh -
Beſ

Beſchehlen, Beſchellen,

Heißt, wenn der Hengſt zum Mutter-Pferde oder zur Stute gelaſſen, und dieſe von jenem be - ſprungen wird. Dieſes pfleget auf zweyerley Art zu geſchehen, entweder durch das freye Beſchel - len, oder durch das Beſchellen von der Hand aus. Das Beſchellen von der Hand aus iſt, wenn man den Beſcheller nicht frey, ſondern mit der Halffter gezaͤhmt, auf die Stute, welche gleichfalls mit Stri - cken und Riemen geſpannet iſt, un - ter Beyhuͤlfe des Stuten-Mei - ſters oder Hengſt-Mannes, und der Stall-Knechte, foͤrmlich ſprin - gen laͤßt. Dieſe Art haͤlt man fuͤr weit beſſer als das freye Beſchel - len. Denn erſtlich kan man zu ei - ner ieden Stute einen Beſcheller laſſen, welchen man will; ſo ſich beym Ein - oder Unterlauffen nicht thun laͤſſet. Ferner kan man einen Beſcheller ſchonen, daß er ſich nicht abarbeite und ablauffe, ſon - dern daß er ſeine Spruͤnge thue ſo vielmal und wenn man will. Wei - ter koͤnnen die Beſcheller auch beſſer gewartet werden mit Eſſen, Trincken und ſonſt allerley guten Pflege, deren ſie zur Zeit des Be - ſchellens ſonderlich vonnoͤthen ha - ben. Sodenn kan hierdurch auch verhuͤtet werden, daß die Stuten die Beſcheller nicht ſchlagen, oder ihnen ſonſt Schaden zufuͤgen; denn ſiehet man, daß eine Wilde den Beſcheller nicht gerne leiden will, kan man ihr die hintern Fuͤſſe an die voͤrdern ſpannen, und alsdenn den Hengſt ohne alle Ge - fahr zulaſſen. Hierbey iſt aber wohl Acht zu haben, ob auch die Stute, ſo man belegen will, ſtrut - tig und geſchickt dazu ſey; denn wo dieſes nicht iſt, ſo wird auchBeſder Sprung vergebens ſeyn. Die andere Art, oder das freye Be - ſchellen, oder Einlauffen, heiſſet, wenn ein Hengſt unter den Stuten ſo lange herum lauffen und ſie be - ſpringen darf, bis dieſe jenen nicht mehr achten. Denn der Augen - ſchein ſelbſt giebt, daß der Hengſt oftermals von den Stuten geſchla - gen, auch zuletzt dahin gebracht werde, daß er ſich der Stuten gar nicht mehr annehmen, und wenn er ſchon gerne ſteigen wollte, aus Furcht der Streiche, die er von ih - nen bekoͤmmt, nicht zu ihnen ſich na - hen darf. Abſonderlich aber wollen diejenigen, ſo jungen haben, den Beſcheller nicht zu ſich laſſen; dar - aus denn folget, daß dieſelben Stuten erſt ſpaͤte roßig oder ſtrut - tig werden, und des Beſchellers begehren, und daher auch ſpaͤte Fuͤllen fallen, welche man nicht fuͤr gut haͤlt. So befindet ſich auch, daß ſich der Beſcheller oftmals in eine Stute verliebet, derſelben ſtets anhaͤnget und nachlaͤufft, die andern aber unbedient gehen laͤßt; wodurch denn viel Stuten unbe - ſchellet bleiben, welches bey einer Stuterey kein geringer Schade iſt. Ja es lauffen ſich die Beſcheller auf der Weide ab, freſſen nicht, und treiben die Wilden oder Stu - ten ſtets zuſammen, ſteigen auch mehr und oͤfters, als ihnen gut iſt, dadurch ſie ſehr von Kraͤfften kommen, und ihr Steigen daher deſto nichtiger und kraftloſer wird; welches alles eine Urſache iſt, daß ſie nicht lange dauren oder zu ge - brauchen ſind, ſondern gerne blmd, krumm und lahm werden. Die Beſchellungs-Zeit anlangend, iſt der Fruͤhling die beqvemſte Zeit hierzu, und zwar etwan 8 Tage nach der Tag - und Nacht-Gleiche,nem -Beſnemlich vom Ausgange des Mer - tzens bis gegen Ausgang des Mayes, iedesmal zwiſchen dem Neu - und Vollmond. Denn weil eine Stute 11 Monat und 10 Ta - ge, oder doch nicht viel weniger zu tragen pflegt; ſo kan das Fuͤllen auf der friſchen Weide von ſeiner Mutter deſto beſſer ernehret wer - den, und den Antritt ſeines Wachsthums mit mehrerem Vor - ſchub fortſetzen und ausfuͤhren.

Beſcheller, Beſcheler,

Heißt ein Hengſt oder gantzes Pferd, welches man zu Belegung der Stuten haͤlt. Die vornehm - ſten Eigenſchafften eines Beſchel - lers ſind, daß er an allen ſeinen Gliedern vollkommen und erwach - ſen, ſtarck im Ruͤcken, feſt auf den Beinen und ſeiner Schenckel ge - wiß, nicht weich, noch krafftlos, ſondern dauerhafft, behertzt und freudig, weder ſtetig noch untreu oder heimtuͤckiſch, ſondern fromm gegen Menſchen und Pferde ſey; er ſoll weder Feuer noch Waſſer, weder Geraͤuſche noch Getuͤmmel ſcheuen, ſich gerne zaͤumen, ſtrie - geln, warten, auf - und abſitzen, beſchlagen und ſatteln laſſen; der Schlauch ſoll ſchwartz, das Ge - ſchroͤte aber aufgezogen und klein ſeyn, weil die mit weiſſen Schlaͤu - chen zur Zucht fuͤr undienlich ge - halten werden. Das allernoͤthig - ſte Stuͤck, ohne welches alle andre nichts nutzen, iſt, daß ein zur Zucht beſtimmter Hengſt gnugſa - me Luſt, Begierde und Kraͤfte zum Beſchellen habe; denn die aus den Apothecker-Buͤchſen geholte Huͤlfe iſt von wenigem Nachdruck und hat noch weniger Beſtand. Ein Beſcheller ſoll zu dieſem Dienſt nicht eher gebraucht werden, bis er das 5te oder ſechſte Jahr zuruͤck -Beſgeleget hat. Seine beſten Dienſte bey den Mutter-Pferden, deren ihm 10 bis 12, aufs hoͤchſte 15 in einem Jahr zu untergeben ſind, kan er bis ins vierzehende oder funffzehende Jahr verrichten; denn ob er gleich nach dieſem noch mu - thig gnug zum Springen iſt, brin - get er doch keine ſchoͤne Fohlen mehr zu wege. Seine Wartung betreffend, muß man ihn wohl fuͤttern, damit er fein bey Leibe und Kraͤften bleibe; die uͤbrige Feiſte aber iſt ihm ſchaͤdlich. Zur Beſchellens-Zeit kan man ihm bis - weilen geſchrotene Koͤrner unters Futter geben, und ihm in den Tranck ein wenig weiſſes Mehl thun, daß er eine Milch-Farbe an ſich nehme; mit dergleichen Tran - cke, der ein wenig warm ſeyn muß, ſoll man einen Monat vor und ſo lange nach dem Beſchellen anhal - ten. Die Zeit, da der Beſchel - ler zugelaſſen wird, ſoll man ihm ſo viel geben, als er will; und daferne er nicht eſſen wolte, muß man ihm die Zunge und das Maul inwendig wohl mit Eßig und Saltz reiben, auch das Futter mit geſal - tzenem Waſſer beſprengen; man kan ihm auch Ziſer-Erbſen und ge - ſchrotene Bohnen unter dem Ha - ber mengen, und manchmahl eine Hand voll gruͤnes geben, damit er deſto luſtiger bleibe. Wenn der Beſcheller mit dem Sprunge einer Stute fertig iſt, ſoll man ihn im Angeſicht der Stute eine gute Viertel-Stunde ſpatzieren fuͤhren, ſodenn ihn in ſeinen Stall brin - gen, fleißig ſtriegeln, putzen und warten, ihm das Geſchroͤte mit warmen Wein, darinnen ein pul - veriſiter Hirſch-Zahn geſotten worden, baͤhen, ihn mit einer ſau - bern leinenen Decke zuhuͤllen undwohlBeſwohl erkalten laſſen; iſt keine Hi - tze mehr an ihm zu ſpuͤren, kan man ihm mit laulichtem Waſſer, darein ſchoͤn weiſſes Mehl gemen - get worden, traͤncken, ihm ſein Futter geben, und damit er deſto beſſer ruhen koͤnne, den Stall etwas finſter halten. Man muß den Beſcheller im Stalle aber nicht verſtehen laſſen, ſondern denſelben wenigſtens um den andern Tag bey gutem Wetter fruͤh ſpatzieren reiten, iedoch ſo daß er ſich nicht erhitze; bey warmem Wetter ſoll manihn oft ins Waſſer gehen laſſen, iedoch nicht tieffer, als bis an die Knie. Verſiehet man ihn alſo mit ſauberer Wartung und gutem Futter, ſo kan er auch ſeine Dien - ſte deſto nachdruͤcklicher leiſten, und um ſo viel laͤnger ausdau - ren.

Beſchlaͤge,

Nennet man die aufgeſchlagenen Huf-Eiſen der Pferde.

Beſchlagen,

Dem Pferde die Huf-Eiſen auf - ſchlagen. Dieſe Arbeit ſoll ein guter Reuter dem Schmiede und Knechten nicht alleine uͤberlaſſen, ſondern ſelbſt gute Acht darauf ha - ben. Jnſonderheit ſoll man die jungen Fuͤllen, ſobald ſie aus der Stuterey ausgefangen, und im Stall aufgeſtellet ſind, wozu ein Alter von fuͤnftehalb Jahren fuͤr die beſte Zeit gehalten wird, mit aller Gelindigkeit, Sanftmuth und fein ſachte zum Beſchlagen gewoͤh - nen, einen Fuß um den andern aufheben, mit einem Holtze oder Eiſen gantz ſubtil und ie laͤnger ie ſtaͤrcker, nachdem ſie es gerne lei - den, auf den Huf klopfen, und wenn ſie es dulden, ihnen ſchoͤn thun, und ein wenig Gras vor -Beſgeben; daferne ſie ſich aber anfangs ungeberdig ſtellen, muß man Ge - dult haben, und ſich mit dem Auf - heben der Fuͤſſe begnuͤgen, bis ſie ſich nach und nach darein ergeben, und das Beſchlagen leiden. Man ſoll aber die jungen Pferde ſo lan - ge als moͤglich abſonderlich auf den hintern Fuͤſſen barfuß gehen laſſen, weil ihnen die Hufe nur deſto beſ - ſer, breiter und runder davon wer - den, auch ihnen anfangs keine ſchwere Eiſen aufſchlagen. Dar - auf ſoll man ihnen in 4 oder 6 Wochen alle 4 Eiſen abbrechen, und ſehen, ob ſie gleich auf den Hufen liegen: Jſt dieſes, werden die Eiſen wieder auf - und die Naͤ - gel in die alten Loͤcher geſchlagen; liegen ſolche aber uneben, muß durch das Auswircken alles ge - ebnet, und das Eiſen wieder gleich darauf gerichtet werden. Der Ballen oder die Ferſe des Hufes muß wohl geoͤffnet bleiben, den Hufzwang zu verhuͤten; denn hat ein Pferd enge Ferſen und einen hohen Huf, welches Eſels-Huf ge - nennet wird, muͤſſen die Waͤnde wohl nieder und bey den Ferſen oder Strahlen mit dem Wirck - Meſſer weit ausgeſchnitten wer - den, damit die Hufe niedrig und an den Ferſen geluͤfftet bleiben, daß das Leben wieder in die Fuͤſſe kommen kan. Die Eiſen ſollen einem ieden Pferde, wenn es ſchon vollhuͤfig iſt, gleich eben und nicht hoch gerichtet werden, damit ihm die Waͤnde fein ſtarck und wohl wachſen koͤnnen. Am voͤrdern Fuſſe ſollen die Eiſen dem Horne gleich ſeyn, und ihm vor dem Hu - fe hinaus gehen, woferne nicht der Fuß vertreten oder zerbrochen waͤre: Hinten an den Strahlen aber ſoll das Eiſen mit beydenStollenBeſStollen vorgehen, ſie muͤſſen aber nicht zu lang ſeyn, damit das Pferd mit den hintern Fuͤſſen nicht darein greiffe, auch nicht zu kurtz, daß es ſich auf der Ferſen nicht verbelle. Beym Beſchlagen alter abgerichteter Pferde ſind die Huͤfe ſowol aus-als inwendig durch Horn-Salben und Einſchlaͤge gut zu erhalten, damit ſie nicht hart oder ſpißig werden, ſondern fein gelind und zaͤhe bleiben. Sonder - lich iſt ihnen allemahl 2 Tage vor dem Beſchlagen mit Baum-Oel und Honig in Groͤſſe einer wel - ſchen Nuß und ein wenig Kuͤhmiſt mit haͤnfenem Werg einzuſchla - gen. Nach dem Beſchlagen nimmt man Brantewein und ungeloͤſch - ten Kalck, und ſchlaͤget nicht oͤfter als zweymal damit ein, bis es wieder beſchlagen wird. Das Beſchlagen iſt wenigſtens in ein paar Monaten zu wiederholen. Vollhuͤfige Pferde muͤſſen im ab - nehmenden, die aber, denen der Kern ſchwindet, im wachſenden Monden beſchlagen werden. Jns - gemein beſchlaͤgt man die meiſten Pferde im neuen Monde, damit ihnen der Kern wachſe. Die Naͤ - gel muͤſſen nicht zu ſchwach, auch nicht zu plumb, noch zu ſeichte ſeyn, weil dieſe leichtlich ausreiſ - ſen; noch auch zu tieff eingeſchla - gen werden, weil man damit ein Pferd leicht vernageln kan.

Beſchlagen,

Sagen die Jaͤger von dem Hir - ſche, wenn er in der Brunſt-Zeit das Wild beſpringet.

Beſchlag-Zange,

Braucht der Schmidt, wann er dem Pferde die Naͤgel wie - der ausziehet, wann es etwan ver - nagelt worden.

Beſ

Beſchluß der Klang Re - de, Peroratio,

Muß in der Muſic vor allen an - dern Stuͤcken eine beſonders nach - druͤckliche Bewegung verurſachen, welche ſich nicht nur im Lauffe oder Fortgange der Melodie befindet, ſondern vornehmlich im Nachſpiele, es ſey im Fundament, oder in einer ſtaͤrckern Begleitung; man habe die - ſes Ritornell vorher gehoͤret oder nicht. Jn den Arien ſchlieſſet man gewoͤhnlich mit den Gaͤngen und Klaͤngen, darinnen man an - gefangen hat. Man kan aber die Zuhoͤrer offt hier artig uͤberraſchen, und gantz unerwartete Veraͤnde - rungen vorzuͤglich im Schluſſe der Sing-Melodien, beylaͤuffig aber in dem Nachſpiel, anbringen, welche einen angenehmen Eindruck hinterlaſſen, daraus gantz eigene Gemuͤths Bewegungen entſtehen. Und eben hierinne beſtehet die ei - gentliche Natur des Beſchluſſes einer Klang-Rede. Die Schluͤſ - ſe ex abrupto, womit man ploͤtzlich abbricht, geben hier auch dienliche Mittel zur Gemuths-Bewegung an die Hand.

Beſchores machen,

Heißt ein Gewinn, ſo beym Pferd-Handel erlangt wird. Das geſchicht meiſt von Unterhaͤndlern, welche von Kaͤuffer und Verkaͤuf - fer Beſchores nehmen, und offt einen anfuͤhren helffen. V. Faire Gain.

Beſtaͤtigen,

Heißt bey der Jaͤgerey den ge - wiſſen Stand eines Hirſches im Holtze vermittelſt eines Leit-Hun - des erfinden.

Beſtaͤtigungs-Jagen,

Heißt, ſo einer mit einem Leit -HundeBeſHunde einen oder etliche Hirſche beſtaͤtiget, und dieſelben alsdenn eingeſtellet werden.

Beſtanden Holtz,

Wird ein Forſt oder Wald ge - nennet, welcher mit vielen Haupt - und angehenden Baͤumen, auch Vorſtaͤndern und Laß-Reiſern be - wachſen iſt.

Beſuch-Knecht,

Jſt bey der Jaͤgerey ein Bedien - ter, welcher durch oder mit Beſuch des Leit-Hundes entweder das Roth-Wildpret, welches in einer Heide zu vermuthen, und von Fel - dern zu Holtz gewechſelt iſt, vor dem Jagen dem Ober-Jaͤgermei - ſter zur Nachricht anzuzeigen, oder der Herrſchafft, welche eine Luſt - Jagd anzuſtellen willens, einen oder mehrere jagdbare Hirſche zur Vergnuͤgung zu beſtaͤtigen hat. Es wird hierzu ein fleißiger, nuͤch - terner und gedultiger, abſonder - lich aber ſeines Leithundes maͤchti - ger Menſch erfordert, und pfleget man an groſſer Herren Hoͤfen der - ſelben 2, 3 und mehrere zu halten, nachdem die Waͤlder und Heiden weitlaͤufftig vertheilet, und das Land groß, auch die Herrſchafften Liebhaber der Jaͤgerey ſind.

Betaine,

Jſt ein Theil oder Platte an den Zaͤumungs-Stangen, in wel - ches des Mundſtuͤcks Zapffen ein - geſchmiedet und alſo verſchloſſen, daß ſich der Zapffen weder ziehen noch biegen kan, weiln ſie wegen Verwechſelung der Mundſtuͤck ein - geſchraubt werden; heut zu tage aber ſind die geſchraubten Stangen nicht ſehr mehr braͤuchlich.

Betrug, ſ. Fraude, it. Tromperie.

Bey

Bette,

Nennen die Jaͤger das Lager oder die Ruheſtaͤte des Roth - Wildprets.

Beuverie d un cheval,

Suff eines Pferds, welchen es gethan, als es warm und ſehr er - hitzt geweſen, daraus entſtehet ei - ne gefaͤhrliche Kranckheit, welche nichts anders als eine Unreinig - keit, oder gelbe zaͤhe Materie in dem Hertzen des Pferdes iſt, und findet ſich nicht leicht ein Mittel, ſolche zu zertreiben, ſonderlich wann es lange angeſtanden, ſon - dern dieſelbe muß darinnen blei - ben, dieweil es das kraͤftigſte iſt, und durch den kalten Suff in der Hitze zuſammen faͤhrt, gerinnt, und zu einer gelben Sultzen wird, wo - von das Pferd einen kurtzen Athem bekommt, welches ſehr gefaͤhrlich iſt, und die meiſten Pferde daran crepiren. V. Arcan. 2 Theil der Pferd-Anatom. pag. 1133.

Bewegung des Mauls, ſ. Action de bouche.

Beyfuß, ſ. Artemiſia.

Beyherſtellen,

Heiſſet bey den Jagden, wo man zugleich treibet, und darneben immer beyher mit dem Jagd-Zeuge ſtellet.

Bey-Jagen,

Jſt dem Haupt-Jagen entgegen geſetzet, und geſchiehet zu auſſer - ordentlicher Zeit, an ſolchen Plaͤ - tzen und Oertern, wo weder rechte Wildniſſe und Haupt-Hoͤltzer, noch Berg und Thale, ſondern al - lein Brahnen und Hecken ſind. Man pfleget es auch Heck-Jagen zu nennen.

Bey -
Bey

Beytritt,

Jſt eines der vornehmſten Zei - chen, ſo der Hirſch in der Faͤhrte vor einem Thiere thut, woraus man die Guͤte oder Feiſte des Hir - ſches vermuthen kan, und geſchie - het, wenn der Hirſch mit dem hin - tern Fuß mehr als einen Finger breit, neben dem vordern tritt, weil das Creutz und der Zimmel hinten feiſt und dicke ſind.

Beyzeichnung,

Jſt, wenn die Accidenti muſi - cali nicht unmittelbar hinter dem vorgezeichneten Muſic-Schluͤſſel ſtehen, ſondern nur dann und wann innerhalb des Syſtematis vor die Noten geſetzt vorkommen.

Bezirck, in Bezirck bringen,

Wird bey der Jaͤgerey genennet, wenn ein Jaͤger um ein Gebuͤſch herum gehet, um zu ſehen, ob das - jenige Thier oder Wild, welches er an einem Orte hinein geſpuͤret, nicht heraus ſey. Sie pflegen es auch bekreiſen zu nennen.

Bezoar, Bezoar-Stein,

Es giebt ſolcher zweyerley, ei - ner koͤmmt aus Egypten, Perſien, Jndien, China, der andere iſt ein Occidentaliſcher, und koͤmmt aus America. Dieſer aber iſt ein rau - her, insgemein grauer Stein, von unterſchiedener Groͤſſe und Ge - ſtalt, und welcher aus vielen uͤber einander liegenden Schalen zu - ſammen gewachſen, welche inwen - dig entweder hohl, oder einigen Saamen, oder ſonſt was in ſich halten; werden meiſtens aus Peru von den Portugieſen und Spa - niern gebracht. Es werden ſolche Steine in verſchiedenen Thieren, meiſtens aber in einer Art Gemſen gefunden, vornemlich in den alten,Bezindem ſolcher Stein, wenn er ſich im Magen an etwas haͤnget, ſeine uͤber einander liegende Schalen nach und nach in vielen Jahren ziehet, ſo von den beſten Kraͤutern, die das Thier friſſet, entſtehen. Der Farbe nach ſind ſie insge - mein weiß, grau, ſchwaͤrtzlich, mit weiß vermenget, oder gruͤn - lich bunt. Der Groͤſſe nach uͤber - treffen ſie den Orientaliſchen Be - zoar, daß ſie zuweilen oͤffters wie Huͤner-Eyer ſind, manchmahl rund oder oval, oͤffters auch vier - eckigt. Diejenigen, ſo etwas gruͤnlicher Farbe, und wie die Orientaliſchen ausſehen, wenn ſie inwendig zumahlen glaͤntzende Streiffe haben, und aus Peru gebracht werden, ſind die beſten. Die allerbeſten aber ſind die Orien - taliſchen Bezoar, welche von ei - ner gewiſſen fremden Art Thiere, abſonderlich Geis oder Ziegen, ſo im Koͤnigreich Golconda zu fin - den, herkommen. Es ſind dieſer Art Steine gantz glatt, iedoch et - was muͤrb, und beſtehen inwen - dig aus vielen zarten Schalen, ſo wie die Zwiebel-Schalen uͤber ein - ander gewachſen; von Farben gruͤnlicht oder gruͤnſchwartz. Sie werden aber nicht bloß in den Magen oder den Excrementen ge - funden, ſondern in einem haͤrich - ten Saͤcklein oder Haut, ſo von auſſen voller rauhen, kurtzen und braunen Haare, und in der Groͤſſe eines Gans-Eyes iſt; wachſen auch noch mit einer andern duͤn - nen Haut und weiſſer Schalen. Weilen nun dieſer Stein ſehr pre - tioͤs, als wird er auch ſehr nach - gemachet und verfaͤlſchet; einem ſolchen aber zu entgehen, werden verſchiedene Proben vorgeſchlagen. z. E. Wenn er mit einem ſpitzi -genBezgen Eiſen nicht bald kan eroͤffnet werden, ſo iſt er gut; oder, ſo er auf Papier, welches mit Kreide vorher geſchmieret worden, ſich gruͤn reibet, wird er auch paßiret: Wirfft man ihn in ein Waſſer, und er macht es gleichſam ſiedend, iſt er auch unverfaͤlſcht. Der rechte aber und unverfaͤlſchte iſt glatt, gruͤnlicht, und wenn er ge - rieben wird, bleibt er insgemein ſchwartzgruͤn. Der Occidentali - ſche Bezoar hat auch ferner ſeine Probe, daß er rauh und grau, und keinen Glantz hat, wiewohl dieſes wohl und leicht nach zu machen. Plinius meinet, es ſey der Bezoar die Augen der Hyænæ, als welche eines ſteinichten Weſens waͤren, daher er ſie auch gemmas Hyænæ nennet. Andere vermeinen, der Bezoar-Stein erwachſe aus den zuſammen geronnenen Thraͤnen eines Hirſches: Denn wenn die Hirſche im Fruͤhling die Loͤcher der Schlangen durchſuchen, und ſelbi - ge durch den Odem ihrer Naſen heraus ziehen, hernach zur Rei - nigung ihres Leibes auffreſſen, ſo lauffen ſie gleich damit zu einem friſchen Waſſer, und weltzen ſich ſo lange darinnen, bis ſie mercken, daß der Schlangen-Gifft uͤber - wunden iſt: Mittler Zeit ſchieſ - ſen durch die Krafft oder Gewalt des Giffts in ihren Augen ein Hauffen Thraͤnen hervor, welche, wenn ſie erhaͤrten, der herrlichſte Bezoar, oder die beſte Artzeney fuͤr das Gifft ſeyn ſollen. Son - ſten giebt es auch Bezoar cervi - num, Hirſch-Kugeln, welche aͤuſ - ſerlich weißgelb anzuſehen, und ebenfalls aus vielen uͤber einander liegenden Blaͤttlein beſtehen, wer - den in den Gedaͤrmen und Magen der Hirſche gefunden. Alſo giebtBibes auch Bezoar mulinum, welcher eben wie ein anderer Bezoar - Stein aus vielen uͤber einander liegenden Blaͤttlein beſtehet, und in den Magen der Maul-Eſel ge - funden wird, und ſoll faſt eben die Kraͤffte als die andern haben. Jn - gleichen Bezoar Simiarum, Affen - Stein, ſo in den Affen, meiſten - theils auf der Jnſel Maccaſſer, gefunden wird, 6 Gran von dem - ſelben ſollen mehr thun, als von dem rechten Bezoar ein halb Qvin - tel, daher auch ein Stuͤck mehr als 100 Thaler koſten ſoll. Wie nicht weniger Bezoar equinum, davon unten Hippolithus nachzu - ſehen.

Biais,

Hat unter andern auch die Be - deutung, daß es den Ort anzeiget, woran etwas anzugreiffen oder anzufangen iſt, z. E. Wenn man ſagt: tirer en biais dans la queüe d une des notes de l ac - cord, an dem Schwantze der einen Accord-Note einen Strich ma - chen, ſo will man damit anzeigen, es ſolle daſelbſt das Arpeggio ſei - nen Anfang nehmen, und entwe - der von unten hinauf, oder von oben herunter ausgedruckt wer - den.

Bianca, Blanche, Minima,

Alſo wird die halbſchlaͤgige No - te, oder diejenige, deren 2 auf einen Tact gehen, genennet.

Bibel,

Daß dieſelbe dasjenige Buch ſey, darinne der Hoͤchſte uns ſei - nen Willen von der Menſchen Se - ligkeit geoffenbaret hat, wird von einem ieden Chriſten, als bekandt voraus geſetzt. Wir fuͤhren die - ſes heilige Buch hier nur um deß -Ritter-Lexic. FwillenBibwillen an, daß wir einen curioͤſen Bibel-Leſer erinnern, es ſey das Wort Pferd 360 mal darinne er - wehnet worden.

Biber, Caſtor,

Es giebt Land - und Waſſer-Bi - ber. Die erſtern machen ihre Loͤ - cher in die Erde, wie die Fuͤchſe, und kommen nur ins Waſſer, wenn ſie trincken wollen, ſind ſonſt an Geſtalt den Waſſer-Bibern gleich, auſſer daß ſie, wegen ihres Ein - und Auskriechens in die Loͤ - cher, am Bauche und auf dem Ruͤcken halbabgeſtoſſenes Haar haben; ſie ſind von den Waſſer - Bibern ihrer Faulheit wegen aus - gejagt worden, und werden auch Faullentzer genennet. Man fin - det ſie zwar in Deutſchland, aber nur wenig, in Nord-America aber ſind ſie in ſolcher Menge, daß auch in einem Jahre derſelben auf 18000 gefangen werden. Ein groſſer Biber iſt 26 Zoll lang von dem Halſe bis an den Schwantz, um den Leib 3 Schuh 8 Zoll dick, der Kopf iſt 7 Zoll lang und 6 breit, der Schwantz 14 Zoll lang und 6 breit, in der Mitten 1 Zoll und 2 Linien dicke, an Geſtalt laͤnglicht - rund, mit harten Schupen bedeckt, auf welchem er Erde, Koth und andere Materialien zuſammen ſchleppet, ſeine Huͤtten auf dem Waſſer zu bauen; die Ohren ſind kurtz, rund und tieff; die Schen - ckel 5 Zoll, die Pfoten viertehalb Zoll, von der Ferſe bis an die Spitze der groſſen Zehe, die Fuͤſſe 6 Zoll 8 Linien lang; die Pfoten ſtehen faſt wie Menſchen-Haͤnde, er braucht ſie zum Eſſen wie ein Affe; die 5 Klauen an den Hinter - Fuͤſſen ſind mit einem Haͤutlein; wie an den Enten, zuſammen ge -Bibfuͤgt, an den vordern aber offen: die Augen ſind ſehr klein, als Ra - tzen-Augen; vorn am Maule hat er oben 2 und unten 2 groſſe ſchar - ſchneidende Zaͤhne 1 Zoll lang und ein Viertel-Zoll breit, womit ſie dicke Baͤume zu ihrem Bau um - hauen, die Fiſche erhaſchen und ſich wider andere Thiere wehren. Es hat gedoppelt Haar, das eine lang, ſchwaͤrtzlich, glaͤntzend, dicke, das ander zart, gelind und zu Win - ters-Zeit 15 Linien lang. Eines ſolchen Bibers Haut wieget 2 Pfund, das Fleiſch iſt im Som - mer und Herbſte gut, muß aber wohl gebraten werden; der Schwantz iſt das delicateſte. Aus den kurtzen Haaren werden die Ca - ſtor-Huͤte und Struͤmpfe verfer - tiget. Das Caſtoreum oder ſo - genannte Biber Geil brauchet der Biber zu Glaͤttung ſeiner Zaͤhne, wenn er in was hartziges gebiſſen, traͤget es von Natur in einem Saͤcklein, iſt nicht die Hode oder Geile des Bibers, wie es die mei - ſten Naturaliſten irrig dafuͤr hal - ten. Die weiſſen Biber machet die Seltenheit ſchaͤtzbar, maſſen ihm die Haare weder ſo lang, noch ſo zart ſind, als der ordinai - ren; ſie ſind eben ſo rar als die voͤllig ſchwartzen. Die roͤthlichen ſind ſchlimm, und fallen die Jaͤ - ger an[,]die ſchwartzen aber fliehen vor ihnen. Jhre Nahrung beſte - het in Rinden von Weiden, Pap - peln, Erlen und dergleichen Waſ - ſer-Gehoͤltze, welches ſich gerne ſchaͤlen laͤſſet, ingleichen in Fiſchen. Das Weiblein gehet 16 Wochen dicke, und ſetzet im May auf ein - mahl 3 bis 4 Jungen, ſo ſie nach Art anderer vierfuͤßigen Thiere ei - ne Zeitlang zu ſaͤugen pfleget. Sie kommen blind auf die Welt, undwennBibwenn ſie etwa einen Monat alt, bringen ihnen die Alten kleine Aeſtlein von Weiden, daran ler - nen ſie die Rinde ſchaͤlen und Laub beiſſen; nach 5 bis 6 Wochen ge - hen ſie ſchon mit den Alten durchs Waſſer nach dem Lande; dann hauen ihnen die alten Pappeln und Weiden um, ſetzen ſich mit ihnen in die Aeſte, und aͤſſen ſich nach Gefallen. Gegen den Winter tra - gen ſie ſich von den ſchwartzen Pappeln ein in ihr Geſchleiffe oder Bau, damit ſie, wenn ſie wegen Eiſes nicht heraus koͤnnen, zu le - ben haben. Sie ſollen ſich auch zaͤhmen laſſen. Jhre Jungen lie - ben ſie ſehr, und ſollen dieſelben wie die Kinder winſeln und ſau - gen. Sonſten iſt des Bibers Faͤhrte an den voͤrdern Fuͤſſen gleich einem Hunde, doch flacher, die hintern Fuͤſſe aber gleichen ei - ner Gans oder Schwane. Jhr Feind iſt der Fiſch-Otter, doch kan ein Biber mit ſeinem Schwan - tze und Zaͤhnen 3 Fiſch-Otter uͤber - winden. Und weil ſie von den Menſchen verfolget werden, gehen ſie nicht leicht uͤber 20 Schritte von dem Teiche, wo ſie ihren Bau haben. Wenn ſie auf dem Tro - ckenen Baͤume faͤllen, ſtellen ſie Schildwachen aus, welche ihnen mit Schreyen ein Zeichen geben, daß ſich Menſchen oder Thiere naͤ - hern, worauf ſie ins Waſſer zu ih - ren Hoͤlen eilen. Jn America werden ſie, wenn ſie auf dem Lan - de ſind, geſchoſſen, oder mit Ne - tzen unter dem Eiſe, auf dem Lan - de lauffend und im Waſſer ſchwim - mend, gefangen; den Land-Bi - bern ſtellet man Fallen, da ſie mit rothen Pappeln gekoͤdert werden. Oder ſie laſſen die Teiche, worin - nen Biberbaue ſind, ablauffen,Bibund ſchieſſen ſie ſodenn. Bey uns bedienet man ſich der Netze, und gehoͤren ſie zur hohen Jagd.

Biber-Bau,

Mit was fuͤr beſonderm Fleiß die Biber ihre Wohnung auf dem Waſſer, manchmal 2 bis 3 Stock - wercke hoch bauen, daruͤber muß man ſich hoͤchlich wundern. Denn ſie beiſſen und hauen die Baͤume, abſonderlich die Pappel-Baͤume, Aſpen, Weiden und ander weich Holtz, oberhalb den Wurtzeln der - geſtalt ab, als wenn ſie abgeſchnit - ten waͤren, und zerſtuͤcken ſie denn vollends mit ihren groſſen und ſcharfen Zaͤhnen. Sie koͤnnen mit den Fuͤſſen die Erde oder den Leimen, ſo gut als ein Kleiber oder Leimen-Arbeiter zurichten; wo - bey ihnen der Schwantz ſowol ſtat eines Faſſes, den Leimen damit zu tragen, als ſtat einer Pritſche und Kelle, zum Leimen-Schlagen und ſolchen anzuwerfen, dienet. Wenn ſie auf einer Wieſe ſind, durch welche ein Bach laͤufft, wer - fen ſie Daͤmme auf, hemmen das Waſſer, und zwar machen ſie die Daͤmme von Baͤumen, welche ſie nach dem Winde ins Waſſer faͤl - len, und im Schwimmen fort - ſchleppen, qver uͤber den Bach le - gen, zuſammen ſchrencken, und mit Erde ausfuͤttern, und das oͤffters 4 bis 500 Schritte lang, 20 Schuh hoch und 7 bis 8 Fuß dick, woran aufs hoͤchſte in 5 oder 6 Monaten ihrer 100 arbeiten. Jh - re Huͤtten aber bauen ſie auf 6 Pfaͤlen, mitten in ihren gebaue - ten Teichen, wie einen Back-Ofen von leimichter Erde, Gras und Aeſten, mehrentheils 3 Stockwer - cke hoch, damit ſie, wenn das Waſſer waͤchſet, hoͤher kommenF 2koͤnnen.Bibkoͤnnen. Den Boden iedes Stock - wercks belegen ſie mit Schilf, und hat ein ieder ſeine beſondere Zelle zur Wohnung. Jn dem unterſten Stockwerck iſt ein Loch, da ſie hin - ein und heraus koͤnnen.

Biber-Hunde,

Hunde, mit welchen man den Biber aufſuchet und faͤnget. Man nimmt gemeiniglich ſtarcke beißige und behertzte Stoͤber-Hunde dar - zu, die man aber von Jugend auf darzu gewoͤhnen muß, damit ſie bey Zeiten mit Behutſamkeit und Vortheile den Biber aufſuchen moͤgen, denn ſonſt ein unvorſich - tiger Hund durch des Bibers ſchar - fes Gebiß gar leicht kan zerhauen werden. ſ. Otter-Hunde.

Biber-Netze,

Jſt vorne wie eine Wathe, da - von die untere Leine mit ſchwerem Bley-Geſencke auf dem Grunde lieget, die obere Leine aber mit Korck oder leichter Holtz-Rinde oben ſchwimmet. Der Sack oder Buſen daran iſt wie ein Hamen, woſelbſt hinten ein Zipfel uͤber 4 Ellen lang gehet, welcher ſo enge geſtrickt iſt, daß ſich nichts darin - nen umwenden kan. Dieſes Garn iſt nach der Breite des Waſſers vorn oͤffters 10 bis 12 El - len weit, der Sack aber mit dem Zipfel daran auf 16 bis 18 Ellen lang. Die Maſchen ſind wie bey den Haſen-Netzen; an den Zipfel wird ein runder Stein von etli - chen Pfunden ſchwer nebſt einem Ringe feſt angebunden; an dem Ufer aber ein Pfal eingeſchlagen, woran man ein langes glattes duͤnnes Seilchen anmacht, ſolches hernach in Schlangen-Form etli - che mal um das Netz durch die Schmaſen umher, und letztlichBiddurch den Ring ziehet, deſſen En - de eine ans Ufer ſtehende Perſon in Haͤnden hat. Ein ſolches Bi - ber-Netze wird nun vor einem Bi - berbau, worinnen man was ver - muthet, nach der Breite des Waſ - ſers vorgeſtellet, und an beyden Ufern mit Pfaͤlen feſt angepfloͤcket. Es pfleget aber der Biber gerne an breiten Stroͤmen oder groſſen Seen in hohlen Ufern und Loͤchern zu wohnen, wo es mit Weiden und Schilfrohr verwachſen iſt. Wenn nun oben auf dem Ufer nach des Bibers Bau eingegraben wird, und die Hunde darinnen ſtoͤbern, ſo wiſchet der Biber her - aus und in den Garn-Sack hin - ein, welches an der Bewegung des Leinchens gleich zu fuͤhlen iſt; wor - auf der, ſo das Leinchen haͤlt, ſol - ches geſchwind an ſich ziehet, da ſich denn der Zipfel umdrehet, daß der gefangene Biber nicht wieder heraus kan.

Bicinium,

Ein zweyſtimmiges Lied, der - gleichen ſind faſt alle Recitative. Ein zweyſtimmiger Satz iſt der erſte Schritt zur Vollſtimmigkeit; denn das heißt ſchon eine Sym - phonie oder Zuſammenfuͤgung der Klaͤnge, wenn zwey ungleiche Stimmen ſich zu einem angeneh - men Wohllaut mit einander ver - einbaren.

Bidets,

Nennen die Frantzoſen die Kleppers, welche geſtockt und un - terſetzt ſeyn, und beſſer dauren, als die groſſen Pferde, weil ſie ihr Vermoͤgen und Staͤrcke in der En - ge beyſammen haben; dahero ſie auch auf der Jagd, auf Reiſen, gleich wie im Kriege, und uͤberallhinBidhin zu brauchen ſind, und ohne Ermuͤdung lange anhalten.

Bidet petit,

Jſt ein gar kleines Zwerg-Pferd - gen, vor junge Herren ſehr beqvem zu reuten, welche gemeiniglich ei - nen Zelter oder Antritt gehen. Aber ſo klein als ſie ſind, ſo ſchlim̃ ſind ſie anfaͤnglich, bis ſie recht rittig gemacht werden.

Biegel-Tantz,

Ein zu den Aufzuͤgen gehoͤriger Tantz, wenn die Boͤttcher, oder Buͤttners-Geſellen mit Muſican - ten einen oͤffentlichen Aufzug und Tantz zu halten pflegen. Es pfle - get einer dabey einen runden Faß - Reiffen zu nehmen, und denſel - ben mit groͤſter Behendigkeit uͤber den Kopf und wieder unter den Fuͤſſen hinweg zu ſchlagen, daß man kaum ſehen kan, wie er durch den Reiffen koͤmmt. Darneben haben ſie auch viele ungebundene Tonnen-Reiffen, an welchen ſie ſich alle an einander feſt anhalten, und ſolcher Geſtalt in einer langen ungetrenneten Reihe, allerhand luſtige Aufzuͤge und Veraͤnderun - gen machen. Denn bald wickeln ſie ſich alleſamt um einander her - um, bald ſpringen ſie mit groſſer Behendigkeit uͤber die Reiffen, und kommen wieder unter denſel - ben hin. Oefters bleiben die erſten beyden ſtille ſtehen, halten ihren Reiffen in einem halben Schwie - bogen in die Hoͤhe, und laſſen die andern alle gleich als durch eine Ehren-Pforte hindurch gehen. Und was dergleichen luſtige Veraͤnde - rungen mehr ſind, welche von den Umſtehenden mit Vergnuͤgen an - geſehen werden. Dergleichen Bie - gel-Tantz, ward im Jahre 1698 dem Koͤnige von Pohlen AuguſtoBilII zu Ehren gehalten, als er in Dantzig ſeinen Einzug hielte.

Bigearrement, ſ. Bizarre - ment.

Bijou,

Heiſſet ein Kleinod, und iſt ein fingirter Nahme eines Pferdes in einem Marſtall.

Billard-Spiel,

Wird fuͤr ein honnettes Spiel gehalten, und geſchichet auf einer groſſen viereckigten, und mit einem etwas erhoͤheten Rande eingefaſ - ſeten Tafel, welche mit gruͤnem Tuche uͤberzogen, und 6 runde un - ten mit geſtrickten oder ledernen Beuteln verwahrte Loͤcher, nem - lich auf ieder Ecke eines, und 2 in der Mitten hat. Auf dieſer Tafel ſpielen gemeiniglich 2 Per - ſonen, deren ieder eine weiſſe hel - fenbeinerne Kugel hat, welche er mit langen Stecken, ſo man theils Maſſen, theils Queues nennet, auf des andern ſeine Kugel zuſtoſ - ſet, und ſolche in ein Loch zu trei - ben, oder uͤber die Tafel hinaus zu ſprengen ſuchet; wenn er dieſes praͤſtiret, ſo hat er zwey Augen ge - wonnen, und alſo continuiren beyde mit einander Stoß um Stoß, bis einer 12 Augen zuſam - men gebracht, und die Partie ge - wonnen hat. Dergleichen Tafeln werden heutiges Tages meiſtens in den Caffee-Haͤuſern, nebſt den gedruckten Legibus, nach welchen es muß geſpielet werden, gefun - den, auch gewiſſe Jungen dazu geſtellet, welche die gewonnenen und verlohrnen Augen der Spie - lenden zehlen oder marqviren muͤſſen, daher denen Caffee-Schen - cken, ſo die Tafeln nebſt dem Zu - gehoͤrigen unterhalten, fuͤr iedeF 3PartieBilPartie etwas gewiſſes bezahlet wird.

Billette,

Jn den Wappen eine laͤnglicht - viereckichte Figur, eine Schindel; daher

Billetté,

Mit Schindeln beſetzet, als ein Schild oder Feld.

Billot,

Nennen die Pferd-Haͤndler das lange Holtz, an den Seiten der neugekaufften Pferde, oder Kop - pel-Pferde, angemacht, an wel - chem man eines nach dem an - dern bindet, ſie deſto leichter zu fuͤhren.

Bindungen,

Jn der Muſic ſind, wenn zwo Noten durch eines dieſer Zeichen alſo zuſammen gehaͤnget werden, daß beyde Noten ſowol im Singen, als auch auf blaſen - den Jnſtrumenten in einem Athem, auf beſaiteten Jnſtrumenten aber in einem Striche oder Halt ohne Abſatz ausgedruckt werden muͤſſen. Alle Bindungen ſind gewiſſer Maſſen Ruͤckungen, aber nicht al - le Ruͤckungen koͤnnen foͤrmliche Bindungen ſeyn. Die Bin - dungen darf man nicht wider den Auf - und Niederſchlag der Zeit - maſſe anbringen, und erfodern nothwendig Diſſonantzen; die Ruͤ - ckungen aber koͤnnen in iedem Tact-Gliede mit Diſſonantzen und Conſonantzen bewerckſtelliget werden.

Bircke,

Bey dieſem bekandten Baume haben die Foͤrſter dahin zu ſehen, daß im Anfange des Fruͤhlings durch Anbohrung den BirckenBirnicht allzugroſſer Schade geſchehe, und da ſolches der Geſundheit we - gen nicht ſchlechterdings zu verbie - ten, daß die Loͤcher nicht zu groß und nicht zu tieff gebohret, und das Loch wieder mit einem Keil zugeſchlagen werde. Ferner daß auch durch Abhauung der ſchoͤn - ſten, geradeſten und gewaͤchſigen Stamm-Hoͤltzer oder Abſchnei - dung der Wipfel der groͤſſern Baͤu - me die Bircken-Waͤlder um die Pfingſt-Zeit nicht zu ſehr veroͤdet werden. So ſollen ſie auch das Beſen-Reiß-Schneiden nicht eher verſtatten, als bis die Bircken zu einem ſolchen Wuchs und Staͤr - cke gelanget, daß ſie allgemach die unterſten Seiten-Aeſte abzudru - cken beginnen; ſie ſollen die Baͤu - me nicht allzuweit hinauf an den Gipfeln oder das allzujunge Holtz unzeitig beſchneiden laſſen. Auch ſollen ſie Acht haben, daß das jun - ge Bircken-Holtz durch unmaͤßiges Abſchneiden der Spißruthen nicht zu Grunde gerichtet werde.

Birckhan, Coq de Bois,

Siehet ſo ſchwartz als ein Ra - be, hat ſehr viel weiſſes auf und unter den Fittigen und unter dem Schwantze, viel rothes uͤber den Augen, ſchwartzen Schnabel, ziem - lich langen ſteiffen Schwantz, da - ran die Federn unten zu beyden Seiten auswerts gekruͤmmet ſte - hen, und kurtze mit Federn be - wachſene Fuͤſſe. Er haͤlt ſich ger - ne in weiten wuͤſten mit Heidekraut bewachſenen Feldern auf, und wo dergleichen verbrannt worden, pflegt er gerne zu pfaltzen. Seine Nahrung ſucht er im Winter meh - rentheils in den jungen Bircken - Knoſpen, huͤlſet die jungen Bir - cken-Zweige ab, zerbeiſſet das HoltzſoBirſo klein als Heckerling, und aͤſſet ſich damit; im Sommer aber ſind Beeren und Kraͤuter ſein Geaͤſe. Seine Pfaltz-Zeit iſt im Fruͤhlin - ge, da die Bircken Knoſpen aus - ſchlagen: Wenn er vor Tage pfal - tzet, macht er ſeine Federn ſtrau - big, den Schwantz breit, und ſper - ret die Fluͤgel auf der Erden her - um wie die Truthaͤne; wenn es aber Tag wird, begiebt er ſich mit den Huͤnern auf die Baͤume, bis gegen 8 Uhr, alsdenn geht er fort. Er bleibet nicht ſo in der Enge, wie der Auerhan, ſondern ſtrei - chet weg, zur Pfaltz-Zeit aber koͤmmt er wieder an den Ort, wo er jung worden. Wenn er pfal - tzet, ſpringet er oͤfters auf der Er - den in einem Kreis herum. Er iſt ein zur hohen Jagd gehoͤriges Wild, hat ein hartes und zaͤhes, aber etwas beſſer ſchmeckendes Fleiſch, als der Auerhan, iſt auch etwas kleiner. Er erfordert einen hurtigen wohlabgerichteten Schuͤ - tzen, und iſt uͤbler zu ſchieſſen, als ein Auerhan, indem er nicht lange an einem Orte bleibet, und wenn er gleich auf einen Raſen - platz hinfaͤllet, ſtehet er doch bald wieder auf. Am beſten iſt ihm in der Pfaltz-Zeit beyzukommen, da man bey rechter fruͤher Zeit vor des Vogels Ankunfft ſich auf den - ſelben anſtellen, und die Gelegen - heit ihn wegzupuͤrſchen abpaſſen muß.

Birckhun, Francolins, Poules de Bois,

Jſt nicht ſo groß als der Han, und ſiehet dem Hane auch nicht ſonderlich aͤhnlich. Sie paaren ſich nicht, wie andere Voͤgel, ſon - dern ein Han hat deren allemal etliche zu bedienen. Das Birck - hun bringet ſeine Brut wie dieBiſAuerhenne aus, ohne daß es viel Geniſte zuſammen ſcharret; meh - rentheils erwehlen ſie Bloͤſſen, oder Schlaͤge, und auf ſelbigen hohe Huͤgel oder Stoͤcke, an wel - chen ſie ihre Neſter machen. Sie ſollen ihre Eyer nicht alle ausbruͤ - ten. ſ. Attagen.

Bis,

Zweymal; dieſes Woͤrtgen wird in der Muſic gebraucht, wenn man im Schreiben eine Clauſel, ſo zweymal nach einander unmittel - bar vorkoͤmmt, nicht wiederholen will.

Biſantz ſ. Beſançon.

Biſchroma, Biſcroma,

Heißt bey den Jtalienern eine drey-geſchwaͤntzte Note oder ein zwey - und dreyßig Theil.

Biſeau,

Jſt dasjenige Stuͤckgen Zinn oder Bley an gewiſſen Orgel - Pfeiffen, welches zu derſelben In - tonation behuͤlflich, und an bey - den Seiten der Aufſchnitte be - findlich iſt. Sie werden ſonſten auch Seiten-Baͤrte genennet.

Biß, Gebiß,

Wird von den Jaͤgern das Maul eines Fuchſen, Wolfes oder andern Raub-Thieres genennet.

Biſtourné, cheval biſtourné,

Nennet man einen Klopf - Hengſt, welcher nicht caſtrirt oder verſchnitten iſt, ſondern man dre - het, und wendet ihm die Teſtion - los oder Hoden zu zweyen mahlen mit Gewalt herum, und klopfft ſie, welches die Saamen-Zugaͤnge austrocknet, und die Geilheit be - nimmt; deſſen ungeacht bleiben einige Klopf-Hengſte dennoch geil und begierig.

F 4Bitter -
Bit

Bitterwurtz, Entzian, Gentiana,

Waͤchſt an einigen Orten von ſich ſelbſt, wird auch in Gaͤrten unterhalten. Es hat lange brei - te und gerippte gelblichte gruͤne Blaͤtter, hohle und knortzigte Stengel, Himmelblaue oder bleich - gelbe, bisweilen mit ſchwartzen Flecken gezierte Blumen, ſo einen ſchimmernden Stern abbilden: Der Saame iſt duͤnne, breit und braun; die Wurtzel lang, dicke und bitter. Sie wird in der Peſt und andern anſteckenden gifftigen Kranckheiten gebrauchet, desglei - chen zu Stichen und Biſſen giff - tiger Thiere, fuͤr Verſtopffung der Leber und Miltz, in Fiebern, bey Aufſteigung der Mutter und Schwachheit des Magens; Jn Pferd-Curen wird es vielfaͤltig ge - braucht, abſonderlich in der Kehl - ſucht und Truſe ꝛc.

Bizarrement, Bigearrement,

Eigenſinniſch, fantaſtiſch, naͤr - riſch, wird in der Muſic geſagt, wenn eine Modulation bald ge - ſchwind, bald langſam, bald ſtarck, bald leiſe u. ſ. f. gehet, nachdem des Componiſten Fantaſie, oder vielmehr die verſchiedene Ausdruͤ - cke der Textworte es alſo zu erfo - dern ſcheinen. Dieſes Wort wird in gutem und boͤſen Verſtande ge - braucht, wie denn einige Verfaſ - ſer ihre Klingſtuͤcke ſelbſt Bizarrie betitelt haben. Wenn aber iemand ſeine Einfaͤlle mit unangenehmer und wunderlicher Art an - und vor - bringt, es geſchehe nun ſolches bey der Compoſition ſelbſt, oder bey deren Execution, ſowol in den Singe-Stimmen, als auf Jn - ſtrumenten, ſo ſagt man: Die Compoſition iſt bizarr geſetzt,Blaͤoder das Singen und Spielen iſt bizarr.

Bizarrerie d un cheval,

Eigenſinnigkeit eines Pferds; dieſe iſt der Halsſtarrigkeit An - fang, und ie laͤnger ie mehr ſie waͤchſet, um ſo viel mehr hat ein ſolch Pferd Mittel und Gelegen - heit, mit ſeinem eignen Kopfe durch zu dringen; bey welches La - ſters Benehmung etwas ſchaͤrffere Mittel neben den gelinden, guten Platz finden koͤnnen und moͤgen.

Bizarria, Bizarrerie,

Eigenſinn, Fantaſterey, Fan - taſie, buntfaͤrbichtes Weſen, be - deutet in der Muſic, wenn man bey der einmal angebrachten Me - lodie nicht bleibet, und dieſelbe aus - und fortfuͤhret, ſondern immer eine andere anbringet.

Blaͤhungen, ſ. Darmgicht.

Blaͤſſe, ſ. Balzane, it. Stern.

Blaͤß-Ente,

Ein Waſſer-Vogel, wird auch Blaͤßgen, Blaͤßlein und Horbel genannt, iſt etwas groͤſſer als ein Rebhun, und uͤber dem gantzen Leibe ſo ſchwartz als ein Rabe, hat lange ſchwartze und zum Ru - dern wohl beſchaffene Fuͤſſe, ſchma - len und ſpitzigen Schnabel. Vorn auf dem Schnabel hat er ein Kluͤmpgen Fleiſch mit einer weiſſen glatten Haut uͤberzogen; daher er vermuthlich den Nahmen Blaͤßlein erhalten. Seine Brut ſetzet er auf einen von dem Winde auf dem Waſſer zuſam̃en gefuͤhrten Klum - pen Moos oder Geroͤhricht, mit welchem er Zeit waͤhrender Brut hier und dar herum gefuͤhret wird, und bringt gemeiniglich 4 bis 6 Jungen aus, welche er ſogleichmitBlaͤmit ſich aufs Waſſer und zur Nahrung anfuͤhret, welche in Waſ - ſer-Muͤcken, Gewuͤrme und Ge - wuͤrtzel darinnen beſtehet. Jm Sommer haͤlt er ſich beſtaͤndig an einem Orte auf, und haͤlt nicht viel vom Fliegen, wenn er nicht mit Gewalt aufgetrieben wird. Da ihm nun der Flug, wenn er hier geſprenget wird, ſo ſchwer anzu - kommen ſcheinet, ſo iſt zu bewun - dern, wie er im Herbſte nebſt an - dern Voͤgeln von hier fortziehen kan; wiewohl er auch wegen des Froſtes den Winter nicht ausdau - ren koͤnte. Seine Ruͤckkunfft ge - ſchiehet im Fruͤhling, ſobald nur die Waſſer wieder offen ſind. Er hat einen widrigen pfulichten Ge - ſchmack, und darff dahero der De - licateſſe wegen nicht geſchoſſen werden.

Blaͤſſonier-Kunſt, ſ. Blaſo - nier-Kunſt.

Blaͤſtigkeit, ſ. Flatulences.

Blarack, Blarock, Blau - rock, ſ. Mandel Kraͤhe.

Blaſnirung, Blaſniren,

Durch dieſe Worte, welche oft in den Adels-Briefen vorkom - men, wird angedeutet, wie ein Wappen ſolle gemacht werden. Davon wollen einige herleiten

Blaſonier-Kunſt,

Welches eben ſo viel als Wap - pen-Kunſt, aber nicht ſo gebraͤuch - lich iſt. Jnsgemein ſagt man, es komme von blaſen her. Denn ſo oft in den Turnieren ein Ritter vor den Schrancken des Rennpla - tzes ankam, und ſich zum Turnie - ren angab, ſo ſtieß er in ſein Horn, und gab alſo durch das BlaſenBlaſolches zu erkennen; gieng das Turnier an, ſo ward ebenfalls mit den Trompeten Lermen geblaſen, worauf die Blaſnirung der Wap - pen, das iſt, die Wappen-Schau vorgenommen worden. Andern ſcheinet die Urſache zu weit herge - holt zu ſeyn, warum von dieſem Umſtande des Blaſens die Wap - pen-Kunſt auch Blaſonier-Kunſt genennet worden. Weßwegen ſie die Meinung des Herrn von Leib - nitz fuͤr wahrſcheinlicher halten, welcher es herleitet von Blaͤſſe, ſo ein alt-deutſches Wort iſt und ein Zeichen, Marqve bedeutet. Daß alſo die Wappen-Kunſt auch Bla - ſonier-Kunſt oder vielmehr Blaͤſ - ſonier-Kunſt hieſſe, weil ſie eine Wiſſenſchaft der Blaͤſſen, das iſt, der Zeichen, Figuren und Farben in den Wappen ſey. Die Fran - tzoſen nennen dieſe Kunſt Art du Blaſon, und geſtehen ſelbſt, daß ſolches vom Deutſchen herkomme, ohngeachtet ihnen ſonſten ihr Hoch - muth nicht zulaͤßt, zu bekennen, daß ſie von den Deutſchen etwas erborget.

Blat,

Heiſſen die Jaͤger das groſſe Weide-Meſſer, womit das Wild - pret zerhauen und in Braten zer - theilet wird.

Blatt,

Heißt das meßingene Blaͤttlein oder Blechlein, ſo auf den Roͤh - ren in den Schnarrwercken der Or - geln, oder der Regale liegt. Wenn man dieſe Blaͤtter zu hart ſtrei - chet, kan ſie der Wind nicht uͤber - waͤltigen, und zum Ton bringen. Wenn man ſie zu gelinde ſtreichet, und zu weich machet, ſo druͤckt ſie der Wind gar auf die Roͤhren,F 5undBlaund machet die Pfeiffen verſtum - men.

Blattern in den Augen,

Ein Gebrechen der Pferde, wel - ches und wenn ſonſt ein Auge wund iſt, folgender Geſtalt zu hei - len: Man nehme Jungfrauen - Honig 2 Nuß-Schalen voll, halb ſo viel gebrannten Alaun, und Mayen-Butter einer Haſelnuß groß, menge alles unter einander, mache ein Saͤlblein daraus, und ſtreiche es dem Pferde ſo lange ins Auge, bis es wieder heil wird.

Blau-Fuß,

Falco cyanopus, Faucon, iſt eine Falcken-Art, von ſeinen blau - lichten Fuͤſſen alſo genannt, an Groͤſſe uͤbertrifft er den Huͤner - Habicht nicht viel, im Fangen und Wuͤrgen aber hat er einen mercklichen Vorzug vor demſelben, indem er Faſanen, Enten, Reb - huͤner und Tauben, und zwar nicht wie andere Falcken mit dem erſten Schlage faͤnget, ſondern mit ſei - nen Ballen ſchlaͤget, daß ſie gleich fallen, und alsdenn von ihm erſt gegriffen werden; weßwegen er auch von den Falckenierern ſon - derlich geſucht, und ſowol in der Rinne, als mit dem Sattel ge - fangen wird. Er horſtet in Waͤl - dern, und auf alten wuͤſten Thuͤr - men und Gemaͤuer, und ziehet im Herbſte hinweg. Man richtet ihn auch zur Kraͤhen - und Elſter-Bei - tze ab.

Blau-Huͤte,

Sind die bey der Saͤchſiſchen Jaͤgerey aus den Aemtern und Dorfſchaften ausgeleſene oder ſonſt geſchickte Bauren, welche das Treibe-Volck in Ordnung halten helffen, bey dem Jagen or - deutlich eingetheilet, und auf demBleHute mit dem Nahmen ihres Am - tes gezeichnet ſeyn muͤſſen. Sie werden auch bey dem Zeug-Stel - len und Aufwartung der Ober - Jagd - und Forſt-Bedienten gleich - ſam als Ordonnantz beſtellet, und muͤſſen zur Parade die groſſen Engliſchen Hunde fuͤhren; weß - wegen ſie auch zur Jagd-Zeit gruͤn gekleidet werden.

Bleime,

Eine Entzuͤndung, welche durch ein verſtocktes Gebluͤt in dem in - nern Theile des Hufes gegen die Ferſe zwiſchen der Sohle, und dem kleinen Fuͤßlein verurſacht wird. Man nennt es auch Blau-Maͤler.

Blenden der Pferde,

Geſchiehet durch 2 Stuͤcke von Leder, ſo rund und hohl ſind, ih - nen vor die Augen zu binden, wenn ſie nicht wollen auf - und ab - ſitzen laſſen, oder nicht Acht auf die Lectiones haben, oder aber wenn ſie untreu ſind; durch ſolches Blenden werden ſie verzagt, und gehorſamen eher. ſ. Augen-Leder.

Blenden der Lock-Voͤgel,

Wird am fuͤglichſten, zwiſchen Michaelis und Martini vorge - nommen, und heiſſet, ihnen mit einem gluͤenden Eiſen oder Drat das Geſicht benehmen, damit ſie in ihrem Bauer nicht hin und wie - der flattern, ſondern fein ſtille ſitzen, und durch keinen aͤuſſerli - chen Gegenſtand verhindert werden moͤgen, zu allen Zeiten und an al - len Orten, wenn es nur gut Wet - ter iſt, ihren Lockgeſang an zuſtim - men und zu wiederholen. Man pfleget mehrentheils nur die Fin - cken zu blenden. Es wird damit alſo verfahren: Wenn man im Herbſte einen Fincken gefangen,ſper -Bleſperret man ihn in ſeinen Kefich ein, und laͤßt ihn wenigſtens drey Wochen lang ruhig darinnen, da - mit er gewohne, und ſeine Spei - ſe und Tranck zu finden wiſſe. So - dann macht man einen eiſernen Drat gluͤend, der vorne an der Spi - tze ein Knoͤpflein, wie ein Hirſe - Koͤrnlein groß, haben, aber nichts von Stahl bey ſich fuͤhren ſoll, und haͤlt dem Fincken denſelben in und auf das Auge, bis es waͤſ - ſert, ſo waͤchſet mit der Zeit ein dickes Haͤutlein druͤber. Etliche halten nur ein groſſes gluͤendes Eiſen vor die Augen, daß ſie ih - nen davon erſtarren; es iſt aber beſſer mit dem Drate. Dahinge - gen andere beyde Augen zugleich blenden, um dem Vogel die Schmertzen zu verkuͤrtzen. Nach dem Brande muß man ihnen die Augen mit kuͤhlenden und heilen - den Sachen, und zwar am beſten mit durch einander geruͤhrten Saf - ran und Eyerweiß beſtreichen, bis ſie wieder heil werden. Sobald ſie geblendet worden, muß man ſie nicht ſtille ſitzen laſſen, ſondern mit einem zarten Ruͤthlein immer hin und wieder treiben; denn dieſe Bewegung verhuͤtet, daß ſie nicht ſo leichte umſtehen: Wenn ſie aber gar zu matt werden, daß ſie nicht eſſen und trincken wollen; ſo netze man eine Feder in rein Brunnen - Waſſer, halte es ihnen oͤffters vor das Schnaͤblein, bis der groſſe Schmertz voruͤber, und ſie das Geaͤſe wieder finden koͤnnen. Ein ſolcher Vogel, wenn er davon kommt, dauret hernach viele Jah - re aus.

Blenden, Blende-Tritt,

Thut der Hirſch, wenn er mit dem Hinter-Fuß die Faͤhrte des voͤrdern entweder laͤnger oder brei -Bloter macht, weil er mit den hintern ein wenig uͤberſchreitet, und mit den Ballen beſſer fortleitet, ſo daß der Tritt dadurch mercklich laͤnger ſcheinet, als er an ſich ſelb - ſten iſt.

Blendlinge,

Eine Baſtard-Art von Hun - den, welche man bekommt wenn eine niedrige Daͤniſche Huͤndin mit einem Wind-Hunde belegt wird; Oder wenn man im Man - gel derſelben eine andere gemeine Huͤndin nimmt, doch von glatten Haaren, ſo faͤllt auch oͤfters eine gute Art Blendlinge, ob ſchon et - was niedriger, doch ſtaͤrcker an Hals, Kopf und Schenckeln. Man kan dergleichen Hunde auf die Fuchs-Jagd und ſonſten treff - lich abrichten.

Blind ſchieſſen,

Hierzu pflegt man die jungen Pferde auf der Reitbahn zu ge - woͤhnen, daß man anfaͤnglich nur das Zuͤndkraut losbrennet, her - nach blind ſchieſſet, daß ſie einen Schuß aushalten lernen. V. Coup en l air.

Block-Pfeiffen,

Sind die Floͤten, die nicht wie die Fleutes douces koͤnnen zerleget werden. Einige heiſſen auch die Still-Floͤten in den Orgeln Block - Pfeiffen: Allein nicht wohl. Die Spitz-Floͤten koͤnnen beſſer alſo heiſſen, wenn ihnen nur die rechte Weite gegeben wird. Etliche ar - beiten ſolche Floͤten faſt auf die Qver-Floͤten-Art, alſo, daß das Corpus noch eins ſo lang wird, als ſonſten die rechte Menfur mit ſich bringet, oben zugedeckt, daß es ſich in der Octav uͤberblaſen muß.

Blockt,
Blo

Blockt,

Oder er hat geblockt, ſagt man vom Falcken, wenn er ſich, nach - dem er ein Rebhun aufgetrieben, nach ſeinem Vortheil, auf einen Baum oder Buſch ſetzet, und daſ - ſelbige verwahret.

Bloͤſſe,

Heißt in der Fecht-Kunſt eine Gelegenheit zum Stoſſen, daß man nehmlich mit Sicherheit an einem Orte fortſtoſſen kan, wenn des Feindes Coͤrper daſelbſt offen iſt. Man ſagt alſo, Bloͤſſe ha - ben, ſich Bloͤſſe machen, dieſelbe vertheidigen und dergleichen.

Blume,

Bey den Jaͤgern wird die Spi - tze des Schwantzes an dem Fuch - ſe und Hirſche alſo genennet; wie - wol ſie bey dem Hirſche den Buͤr - tzel oder Schwantz ſelbſt darunter verſtehen. Von dieſem iſt ange - merckt worden, daß er gantz Gal - len-gruͤn ausſehe, und eines der - geſtalt bittern Geſchmackes ſey, daß ihn auch die Hunde nicht freſſen moͤgen. Weil man nun an der Leber des Hirſches keine Galle an - trifft, ſo haben einige die Blume fuͤr das Behaͤltniß der Galle bey ihm halten wollen.

Blut-Fincke,

Welcher auch Gimpel, Dum - oder Thum-Pfaffe, Roth-Fincke u. Roth-Schlaͤgel genennet wird, iſt ein kleiner Vogel, welcher nicht ſowohl wegen ſeines natuͤrlichen Geſangs (denn ſolcher iſt ſehr ſchlecht und mehr ein verdruͤßli - ches Geſchrey als Geſang zu nen - nen) als ſeiner ſchoͤnen Farbe und Geſchicklichkeit halber, welche er in Erlernung der vorgepfiffenenBluLieder zeiget, von denen Liebha - bern der Voͤgel aͤſtimiret wird. Er hat bis an die Augen herunter ei - nen Kohl-ſchwartzen Kopff, als wenn er eine ſchwartze Muͤtze auf - geſetzet haͤtte, und einen ſchwar - tzen dicken und ſtumpffen Schna - bel. Die gantze Bruſt iſt recht hoch Ziegel-roth, welche Roͤthe ſich bis hinauf zu denen Augen er - ſtrecket, ſo daß die Backen zu bey - den Seiten des Kopffes ſowol roth ſind, als die Bruſt. Wo die Roͤ - the unten am Bauche aufhoͤret, da fangen hellweiſſe Federn an, welche ſich bis hinunter an den Schwantz erſtrecken. Der Schwantz iſt, wie oben der Kopff, Kohl-ſchwartz, ohne daß der ge - ringſte Spiegel zu ſehen. Gleich bey dem Anfang des Halſes faͤn - get ſich auch eine feine blaue Far - be an, welche iedoch nicht ſo ſchei - nend und angenehm iſt, als das Blau bey einer Blau-Meiſe; Dieſe nimmet den gantzen Ruͤcken, auch etwas von denen Fluͤgeln ein, deren lange Federn iedoch gantz ſchwartz ſind. Wo die blaue Far - be unten am Ruͤcken nahe beym Schwantze aufhoͤret, da faͤngt ſich eine weiſſe Farbe an, welche dem Vogel, wenn man ihn fliegen ſie - het, eine beſondere Zierde giebet. Das Weiblein iſt von ſeinem Maͤnnlein gar viel unterſchieden, und alſo ſehr kenntbar; Denn den Kohl-ſchwartzen Kopff hat es zwar ſo wohl als das Maͤnnlein, und wo dieſes weiß iſt, findet ſich jenes ebenfalls mit weiſſen Federn bewachſen, aber es hat weder ro - the noch blaue Federn, ſondern die Bruſt iſt wie die Bruſt eines Fincken-Weibleins, und zwar noch dunckler, nicht anders, als wenn das rothe mit Koth beſchmieretwor -Bluworden waͤre, und am Ruͤcken, wo es blau ſeyn ſoll, iſt es Aſchen - Farb und hat an deſſen Ende nicht ſo viel weiſſes als das Maͤnnlein. Der Leibes-Groͤſſe nach giebt es dreyerley Gattungen: Die groͤßte Gattung, welches die ſchoͤnſte iſt, wird an Groͤſſe einer Weindroſſel nicht viel nachgeben, obgleich der Gimpel, weil er kurtzbeinigt, ſo groß nicht ausſiehet; Die andere Gattung wird am Leibe ungefehr einem Emmerling gleich kommen, ob ſie ſchon, weil ſie dicklicht ge - ſtaltet, groͤſſer als ein Emmerling ausſehen; Dieſe heiſſet man Hell - ſchreyer, und ſind die gemeinſten, denn ſie bruͤten faſt an allen Or - ten, dahingegen die groſſen ſich nur in gar kaltem Winter ſehen laſſen: Die dritte Sorte iſt die kleineſte, ſo gleich um Michaelis nur vorbey ſtreichet. Dieſe klei - ne Gattung iſt nicht groͤſſer, als ein Haus-Sperling. Alle zuſam - men aber haben ſchwartze Fuͤſſe, und ſehen breitbruͤſtig aus, ſuchen ihre Nahrung an Vogel-Beeren, Creutz-Beeren, Hagen-Butten, Wachholder-Beeren und derglei - chen; Dahero ſie das gantze Jahr hindurch ſehr wenig auf die Erde fallen, vielmehr ihre Nahrung von denen Stengeln der Fruͤchte herab leſen, und zu ſolchem Ende, wo nahe am Wald Heyde-Korn, Hir - ſen und dergleichen geſaͤet wird, ſich auf die Stengel ſetzen, und die offt noch unzeitigen Koͤrner heraus beiſſen, im Winter aber, da ihnen dieſes alles entgehet, ſich von dem Wald hinweg wenden, im Lande hin und her ſich ausſtreuen, und ſowohl in denen Hecken die Bee - re, als auf denen Birn-Baͤumen die Trag-Knoſpen zu ihrer Speiſe aufſuchen. Jhre Brut verrichtenBluſie in groſſen Waͤldern auf jungen Schlaͤgen, welche ſo dicke ſtehen, daß man kaum durchkriechen kan, daſelbſt bauen ſie hinein, ſelten hoͤher als eine Amſel, iedoch zuwei - len auch ſo hoch als eine Droſſel, und brauchen zu ihrem Neſte eben - falls, nach Unterſchied des Ortes, verſchiedene Materialien, gemei - niglich aber ſehr zartes Moos und kleine duͤrre Baum-Reißlein. Ein Blut-Fincke ſoll ſelten uͤber vier Junge in ſeiner Brut-Zeit aus - bringen. Sie ſtreichen zwar zur Herbſt-Zeit mit andern Voͤgeln auf ziemlich ſtarcken Fluͤgen, aber nur von einem Wald in den an - dern, wenn ihnen aber der Fraß zuletzt fehlet, ſo zerſchlagen ſie ſich aus den groſſen in kleine Hauffen, um hin und wieder in Gebuͤſchen ihre Nahrung zu ſuchen. Man faͤnget ſie mit Leim-Spindeln, die man auf kleine Baͤumlein ſtecket, und einen Lock-Vogel unter die Baͤumlein oder mitten hinein ſe - tzet: Denn es iſt ſchwerlich ein Vogel zu finden, der begieriger auf die Locke gehet, als eben dieſer Blut-Fincke. Jn denen Herbſt - und Winter-Monaten, fallen ſie auf allen Herden ein, wo ſie Vo - gel oder andere dergleichen Beere finden. Sie ſind auch vermit - telſt eines Kloben auf einer Mei - ſen-Huͤtten zu bekommen, wenn man an ſtat der Lock-Meiſe einen Gimpel oder Blut-Fincken hin - haͤnget, oder nur einen ausgeſtopf - ten ſolchen Vogel nechſt dem Klo - ben hinſtecket, und mit dem Mun - de lockend das Geſchrey der Blut - Fincken nachmachet. Wer der - gleichen Vogel zur Lock halten will, mag ihm anfaͤnglich gantzen Hanff geben, nach drey oder vier Wochen aber ihme demſelben entziehen,undBluund ihn dafuͤr mit Riebſen oder Ruͤbe-Saat und Leindotter fuͤt - tern, auch zuweilen nach Beſchaf - fenheit der Jahrs-Zeit mit Bee - ren verſehen, da er denn bey ſol - cher Wartung eine lange Zeit dau - ren und ſeine Dienſte verrichten wird.

Blutſtallen,

Jſt bey den Pferden ein von Er - hitzung, Erkaͤltung oder ſonſten herruͤhrender Zufall. Solchem gefaͤhrlichen Uibel abzuhelfen, nehme man 4 noch nie gebrauchte Ziegel-Steine, wie ſie vom Brenn - Ofen kommen, lege ſie in ein Feu - er oder Glut, und laſſe ſie recht heiß werden, bis ſie gluͤen, ſchaffe die Stren aus dem Stande, und lege dem Pferde die gluͤende Zie - gel-Steine unter dem Bauch oder Schlauch, daß es darauf ſtallen kan, und ihm der Rauch oder Dampf in den Leib gehe; das wie - derhole man des Tages 3 bis 4 mal, ſo wird man Huͤlfe ſpuͤren. Oder man druͤcke den Saft aus Liebſtoͤckel und Rauten, und gebe denſelben, mit Wein und Eßig ver - miſcht, dem Pferde gegen Mittag 5 bis 6 Tage nach einander zu trin - cken; dabey laſſe man ihm auch die Spann-Adern auf beyden Seiten 2 bis 3 mahl, ſo wird das krancke Pferd geſund werden. Oder man ſtoͤſſet eine Schuͤſſel voll Huͤner-Miſt, druͤcket ihn in Waſſer, und giebt es dem Pferde zu trincken. Andre geben dem Roſſe rohe zu Pulver gebrannte Gerſte 3 Tage nach einander zu freſſen, und finden Beſſerung.

Bobiſatio,

Auch Bocediſatio, oder das Nie - derlaͤndiſche Bocedigalomani ge - nannt, hieß in der Muſic, wenn an ſtat der ſonſt gewoͤhnlichen 6BocSylben, ut, re, mi, fa, ſol, la, folgende 7, bo, ce, di, ga, lo, ma, ni von den Niederlaͤndern zu Anfang des 17 Jahrhunderts ge - braucht wurden, um die 7 Muſic - Klaͤnge dadurch auszudrucken, und die Mutation obgedachter 6 Aretiniſchen Syllben zu erſpa - ren.

Bocal, Inſtrument bocal,

Ein Jnſtrument, das man bla - ſen muß, als Trompeten, Poſt - horn, Waldhorn ꝛc. Bocal heißt auch das Mundſtuͤck an dergleichen Jnſtrumenten.

Bocane,

Ein gewiſſer Tantz, von einem Frantzoͤſiſchen Tantzmeiſter, der noch 1645 gelebt, alſo genannt. Er iſt in der Koͤnigin Anna von Oeſterreich Dienſten geweſen.

Bochetgen,

Jſt ein kleines Sack-Geiglein, wie ein Meſſer formirt, welches 3 oder 4 Seiten hat, ſo ſehr be - qvem in den Schub-Sack geſteckt werden kan.

Bock, Bock-Pfeiffe,

Heißt man eine Sack-Pfeiffe, welche auch ſonſt der Pohlniſche Bock genennet wird, hat oben ein groſſes lauges Horn zum Stim - mer, und unten an der Pfeiffe wieder ein Horn. Er hat gemei - niglich die Chor-Tieffe C. Etli - che ſind noch um eine Qvart tieffer in G. G. Es wird dieſe Pfeiffe um des Horns willen Bock geheiſſen, wie denn einige gar ein zugerich - tetes Bocks-Fell mit den Haaren daruͤber ziehen laſſen.

Bock, Ziegenbock,

Pfleget ſonderlich ſeines unleid - lichen Geſtanckes wegen, womit erRattenBocRatten und Maͤuſe vertreibet, gerne in den Pferde-Staͤllen ge - halten werden.

Bockshorn, Fenugrec, Griechiſch Heu,

Dieſes auslaͤndiſche Sommer - Gewaͤchs, welches die Winter - Kaͤlte bey uns nicht wohl vertra - gen kan, wird unter die mehreſten Pferde-Artzeneyen mitgenommen, wiewol es bey gewiſſen menſchli - chen Kranckheiten und Zufaͤllen innerlich und aͤuſſerlich auch mit Nutzen gebraucht wird. Es ſind deſſen zweyerley Geſchlechter, nem - lich das zahme, welches gedachter Maſſen zur Artzeney gebraucht wird, und das wilde. Das zah - me, welches durch den Saamen in den Gaͤrten aufgezogen wird, hat einen zarten, runden, braͤun - lichten und holen mit vielen Ne - ben-Zweigen verſehenen Stengel, welcher etwan zwey Ellen hoch, und mit vielen zerkerbten Klee - blaͤttern beſetzet iſt. Die Bluͤm - lein ſind bleich-weiß, aus denſel - bigen wachſen lange, ſpitzige, et - was krumme mit einem ſtarckrie - chenden viereckigten gelben Saa - men angefuͤllte Schoten, deren zwey neben einander allezeit ein Bocks-Gehoͤrne vorſtellen, da - hero auch dieſes Gewaͤchſe ſeinen Nahmen bekommen. Die Wur - tzel iſt lang, gelb und zaſericht. Es will ein fettes Erdreich, und einen gegen Aufgang der Son - liegenden Platz haben, auch all - jaͤhrlich im Fruͤhling geſaͤet ſeyn, da es denn im Junio und Julio bluͤhet, und im Auguſt-Monat den Saamen zur Zeitigung brin - get. Das wilde Bocks-Horn iſt kleiner als das vorige, und der Stengel bisweilen drey qver Haͤn - de hoch: Die Blaͤtter ſtehen eben -Boffalls, wie die am zahmen Bocks - Horne, als Klee-Blaͤtter bey - ſammen, zwiſchen denen es ſeine krummen Blumen an dem gantzen Stengel traͤget, die Schoten ſind auch kuͤrtzer, iedoch breiter. Der Saamen iſt kleiner, und die Wur - tzel lang, holtzigt und ſchoßreich.

Boͤhmen, Boͤheim,

Ein Koͤnigreich, welches mit Deutſchland, Pohlen und Ungarn grentzet, und ſonſt aus vier Haupt - Provintzen, dem Koͤnigreich Boͤh - men, dem Fuͤrſtenthum Schleſien, und den beyden Marckgraſthuͤ - mern Maͤhren und Lauſitz beſtan - den, wiewol letzteres davon ab - gekommen iſt. Der Koͤnig in Boͤh - men iſt der erſte unter den weltli - chen Chur-Fuͤrſten des Heil. Roͤ - miſchen Reiches, und fuͤhret das Prædicat, des Heil. Roͤm. Reichs Ertz-Schenck, hat auch auf dem Reichs-Tage Sitz und Stimme. Das Koͤniglich-Boͤhmiſche Wap - pen iſt ein ſilberner Loͤwe mit dop - pelten Schwantze im rothen Fel - de, wegen Boͤheim; ein ſchwartz gekroͤnter Adler mit einem ſilber - nen halben Monde auf der Bruſt wegen Schleſien; ein ſilberner und rothgewuͤrfelter Adler im blauen Felde wegen Maͤhren, und ein geſpaltener Schild, der zur Rechten eine guͤldene Mauer im blauen und zur Lincken einen ro - then Ochſen im ſilbernen Felde praͤſentiret, wegen der Ober - und Nieder-Lauſitz, ſo aber nunmehro Chur-Sachſen zugehoͤret.

Bofiſt Pofiſt, Bubenfiſt,

Jngleichen Wolffsfurtz, iſt ein runder Schwamm, welcher einen gantz kleinen Stiel hat, und anfaͤnglich weiß, nachgehends aber bleich-farbig, und gleichſam alsberaͤu -Bohberaͤuchert anzuſehen iſt. Das Marck oder Fleiſch ſiehet erſtlich ebenfalls weiß, taugt aber nicht zu eſſen, und wird zuletzt, wenn der Schwamm duͤrre iſt, zu einem un - gemein ſubtilen, ſtinckenden brau - nen Pulver, welches eine gute Blutſtillung nicht nur fuͤr die Menſchen, ſondern auch fuͤr das Vieh iſt, und pfleget man es in - ſonderheit denen Pferden, wenn ſie gedruckt oder an Ohren und Schwantz geſtutzt worden, aufzu - legen.

Bohnen-Schuß, ſ. Baigu. Boiteux de l oreille,

Ein Pferd, welches, wenn es im Schritt oder Trab hincket, ſol - ches dadurch anzeiget, daß es, ſo offt es hincket, zugleich mit dem Kopf nicket oder bieget, auch alle - zeit dasjenige Ohr, (auf welcher Seite das Pferd hincket) bewe - get.

Bombarde,

Jſt eine Art Pfeiffen in den Or - gel-Wercken, wie die Sordunen, ohne daß die Auslaſſung des Re - ſonantzes durch die Loͤchlein ge - aͤndert wird, und ſie groſſe Mund - ſtuͤcke und breite Zungen haben. Es iſt ein Schnarr-Werck, ſo auf 16 und 8 Fuß hoch zu arbeiten, ge - hoͤret beqvemer zum Pedal, als zum Manual.

Bombardo,

Oder, wenn es noch groͤſſer, Bombardone, Brummer oder Baß-Pommer, waren ehedeſſen blaſende Baß-Jnſtrumente zu den Schalmeyen, und hatten ih - ren Nahmen von dem Jtalieni - ſchen Worte bombare, brummen, ſummen. Bombardo picciolo oder Bombardino, ein kleiner Alt - Pommer.

Bon

Bombetten,

Sind die halben Saͤcklein, welche in der Windlade einer Or - gel, uͤber den Drat geleimet, da - von der Wind zu dem Dratloche, womit das Ventil aufgezogen wird, ausſtreichen, und der Drat dennoch das Ventil aufziehen koͤnne.

Bombus,

Heißt das Summen und Brum - men der Bienen. Jtem Trompe - ten - oder ein anderer ſtarcker Schall. Bey den Roͤmern war es diejenige kuͤnſtliche Bewegung der Haͤnde, wodurch ſie bey den Comoͤdien und Schauſpielen ein harmoniſches und den Bienen aͤhnliches Sauſen machten. Jn der Muſic iſt es eine aus 4 kurtzen Noten beſtehende und in einem Clave oder Tone bleibende Figur, und wird auch der Schwaͤrmer ge - nannt: Jn der Vocal-Muſic wird ſelbige nicht gebraucht, wenn ſie aber ja darinne vorkoͤmmt, ſo bedeutet ſie nur ein Trillo.

Bombyx, Schalmey,

Und zwar eine ſolche, die ſchon zu Ariſtotelis Zeiten aus einem ge - wiſſen Rohre, (Calamo, woraus nachgehends das Frantzoͤſiſche Chalumeau und das deutſche Schalmey erwachſen) verfertiget wurden, und wegen ihrer Laͤnge ſchwer zu blaſen waren.

Bon temps de la meſure,

Der gute Tact-Theil, nemlich im ſchlechten Tacte die erſte Mi - nima, das erſte und dritte Viertel, das erſte, dritte, fuͤnfte und ſie - bende Achtel ꝛc. deßwegen alſo ge - nannt, weil ſolche Tact-Theile re - gulariter aus einer Conſonantz be - ſtehen muͤſſen.

Bor -
Bor

Borborygmus,

Das Rumpeln und Kurren im Leibe, welches die in den Gedaͤr - men befindlichen Winde erregen, und auch bey Pferden gehoͤrt wird, wenn es in dem Leibe ſo golcket, abſonderlich im Trab, welches von verſchlagenen Blaͤſten herkommt. V. Pferde-Anat.

Borgne, cheval borgne,

Heißt ein einaͤugiges Pferd, welches im Nothfall wohl auf der Reitſchule zu gebrauchen, (wenn es wohl dreßirt iſt) aber nicht leicht im Krieg und Zweykampf der Scheuigkeit wegen, welcher dieſe Pferde gemeiniglich unter - worffen ſind.

Bosheit, ſ. Caprice.

Boſſe,

Heißt eigentlich ein Huͤgel oder eine Beule, und wird von getrie - bener und erhabener Silber-Arbeit geſaget.

Boſſettes,

Sind die verguͤldete oder ſil - berne Puckeln auf dem Mundſtuͤck der Reitſtangen, ſo der Zaͤumung eine beſſere Zierde geben, als wann ſolche ohne Puckeln gefuͤhret wer - den.

Bouche,

An den Orgel-Pfeiffen, der Mund oder das Loch, wo der Wind hinein gehet: Man koͤnte auch die Oeffnung oder den uͤber dem Kerne in der Mitte einer Pfeiffe befindlichen Aufſchnitt da - durch verſtehen.

Bouche,

Dieſes Wort wird allein von den Menſchen und Pferden geſagt, wenn man denjenigen Ort benen -Bounen will, durch welchen ſie ihre Nahrung nehmen. Der Gehor - ſam des Pferdes entſtehet aus der Empfindung des Mauls. Bouche fine, tendre, legere und loyale, ſagt man von einem weichmaͤuli - gen Pferde, ingleichen Bouche aſſûrée, qui ne bat jamais la main, das nicht hartmaͤulig iſt, und nicht in der Fauſt lieget; Bouche fraiche und écumante, von einem Pferde, welches ſchaͤu - met; Bouche forte, deſeſperée, ruinée und fauſſe, von einem hart - maͤuligen Pferde. Bouche cha - touilleuſe, ſagt man von einem Pferde, welches gar zu ſehr das Gebiß fuͤrchtet. Bouche pleine main, von einem, das, ob es ſchon nicht die delicate Empfin - dung eines vollkommenen weich - maͤuligen Roſſes hat, dennoch durch keinen ſtrengen Zuͤgel regie - ret ſeyn, ſondern durch Nachge - ben und Laviren der Fauſt des Reuters Luft gelaſſen haben will. V. Embouchure.

Bouche plus qu pleine main,

Sagt man von einem Pferde, welches mit groſſer Muͤhe kan re - gieret und gewendet werden.

Bouchicougs,

Nennen die Mohren eine Art wilder Pferde, von Haaren weiß und ſchwartz, ſehr ſchnellen Lauffs, ſo daß ſie von den zahmen Pfer - den nicht koͤnnen ereilet werden; dieſe Pferde haben an der Stirn ein hart Gewaͤchs, wie ein weiſſes Horn einer Ellen lang, ſie werden aber ſelten geſehen, und noch ſchwe - rer gefangen.

Boudiniere,

Trichter, das iſt wie ein Becken, welches allen Phlegmatiſchen Un -Ritter-Lexic. GrathBourath und Feuchtigkeit des Pferdes in ſich empfaͤnget, hat ſeinen Ur - ſprung von dem ſubtilen Haͤutlein, welches den unterſten Theil des Hinterhirns bedeckt, und iſt dem - ſelben an ſeinem gantzen Uiberreſt gleich.

Boufon,

Jſt ein fingirter Nahme eines muthigen Schul-Pferdes, kan auch von einem kurtzweiligen Men - ſchen oder Hoff-Narren verſtan - den werden.

Bouillon de chair,

Jſt eine Uiberfluͤßigkeit oder Wachsthum des Fleiſches, welches ſich bey der Scheidung der Beine, oder an der Seiten ereignet, und verurſachet, daß ein Pferd hincken muß. Die Schul-Pferde, welche niemals die Fuͤſſe benetzen, ſind Urſach an dieſem Uiberfluß; da - hero ſollen ſolche zuweilen ins Waſſer geritten werden.

Boule, Kugel,

Jſt eben diejenige Noten-Figur, welche die Jtaliener Groppo nen - nen, davon an ſeinem Orte.

Boulet de la jambe du cheval,

Jſt die Biegung an den Schen - ckeln der Pferde uͤber den Knie - ſcheiben der Hinter - und Voͤrder - Schenckel; dieſes Gelenck iſt Urſach, daß ſich das Pferd damit die Ei - ſen ſtreichet, und es bekommt auch Gewaͤchſe uͤber den hintern Schen - ckeln.

Bouleté,

Wird geſagt von einem Pferde, da dieſe Biegung zu weit heraus, und auſſer ihrer natuͤrlichen Stel - lung iſt, es ſey nun durch allzu - hefftige Arbeit, oder es ſey, daß ſie zu kurtz gefeſſelt.

Bou

Bouquet des Plumes,

Jſt ein Strauß oder Federbuſch, womit die Pferde bey Turniers und andern Solennitaͤten geſchmuͤ - cket und gezieret werden.

Bourbon,

Unter dem Hauſe Bourbon ver - ſtehet man entweder das Haus, aus welchem die itzigen Koͤnige von Franckreich, Spanien und beyder Sicilien abſtammen, und deſſen Haupt der Koͤnig in Franck - reich iſt; oder eine Neben-Linie, welche ſich in die Haͤuſer von Bour - bon-Condé und Bourbon-Conty abtheilet, und welche unter denen Printzen vom Gebluͤte nach dem Hauſe Orleansſolgen. Dieſer ihr Wappen iſt das Koͤniglich - Frantzoͤſiſche, mit einem ſchwebeuͤ - den ſchmahlen rothen rechten Schraͤg-Balcken in der Vertief - fung.

Bourdon,

Ein gewiſſes Orgel-Regiſter, welches ſtarck und doch dabey lieb - lich brummet und ſummet: Sie ſind von 8, 16, auch von 32 Fuß Ton. Es iſt auch der Baß in einer Sack-Pfeiffe, welcher im - mer einerley Klang von ſich giebt. Die tieffſte Saite auf einer Baß - Geige wird auch alſo genennet.

la Bourreé,

Ein alſo genannter, lang im Gebrauch geweſener, und aus lau - ter Floretten beſtehender figurirter Tantz, welcher ſelb ander, und auch mit 4 und 8 Perſonen kan ge - tantzet werden. Von dieſem Tantz hat man hernach Anlaß zur Erfin - dung anderer Taͤntze, als Bourrée Dauphine, figurée en Caprioles &c. genommen. Er iſt nebenſt der Menuet und Courante der dritte Fundamental-Tantz, weil erdieBoudie florettes als ſonderbar zierliche pas in ſich ſchlieſſet, leicht zu lernen und luſtig zu tantzen. Dieſe Art Taͤntze oder muſicaliſcher Stuͤcke werden von einigen beſchrieben, daß ſie von zwey gleichen Theilen, ieder Theil von 8 Schlaͤgen beſte - hen, der erſte habe zwar nur 4 Schlaͤge, aber man ſpiele ihn zwey - mal, die andere Helffte habe 8 Schlaͤge, und werde wiederholet. Und ob ihn gleich einige aus Au - vergne in Franckreich herholen wollen, ſo iſt doch gewiß, daß er ſeinen Urſprung aus Biſcaja, einer Provintz in Spanien habe. Herr Mattheſon muthmaſſet, er ſey ei - nem Frauenzimmer zu gefallen al - ſo genennet worden, welches von feiſtem und niedlichem Leibe ge - weſen; Denn das Wort an ihm ſelbſt bedeutet eigentlich etwas ge - fuͤlltes, geſtopftes, wohlgeſetztes, ſtarckes, wichtiges und doch dabey weiches oder zartes, das geſchick - ter zum Schieben, Glitſchen (pas gliffés) oder Gleiten iſt, als zum Heben, Huͤpfen und Springen. Hierzu veranlaſſen ihn die wirckli - chen Eigenſchaften der Bourreen - Melodien, welche ſind zufrieden, gefaͤllig, unbekuͤmmert, gelaſſen, nachlaͤßig, gemaͤchlich und doch artig. Die Bourrée hat ordent - lich einen Vier-Viertel-Tact, und deren 4 in der erſten und 4 in der andern und letztern Repriſe, da - fern ſie dem Tantzen gewidmet; ſonſt nimmt man ſich Freyheit. Sie hat uͤbrigens ein Dactyliſches Metrum, ſo daß gemeiniglich auf ein Viertel zwey Achtel folgen, und der Anfang mit dem letzten Viertel des Aufſchlages gemacht wird, welches Viertel im Abſchnit - te, wo die Repriſe iſt, wie auch am Ende wieder abgekuͤrtzet werden muß.

Bou

Bout, cheval bout,

Sagt man von einem Pferde, das durch die Arbeit gantz hinge - richtet iſt, und alle Kraͤffte verloh - ren hat.

Boutade,

Wird von dem Frantzoͤſiſchen Worte bouter hergeleitet, welches bey dem gemeinen Manne in Franckreich nur noch gebraͤuchlich iſt, und dafuͤr man itzo mettre, ſetzen, ſagt. Es bedeutet aber ei - ne hurtige Bewegung, einen ſchleunigen, ploͤtzlichen Einfall, einen Satz, welchen man aus bloſſer Caprice ſo hinſetzet, wie der Bauer den Hut auf den Kof; iſt eine Art der Fantaiſies. Vor dieſem nannte man diejenigen Solo auf der Violdigamba alſo, welche alſo eingerichtet waren, als wenn ſie ex tempore hervor gebracht wuͤr - den, ohngeacht ſie ordentlich zu Papiere gebracht waren. Bouta - den waren auch eine gewiſſe Art jaͤher und geſchwinder Taͤntze, wel - che ein beruͤhmter Tantzmeiſter Bocan zur Zeit Koͤnigs Ludwigs des XIII erfunden.

Boute-ſelle, Butta-ſella,

Wird im Kriege das Zeichen ge - nennet, welches den Reutern mit der Trompete gegeben wird, daß ſie ihre Pferde ſatteln und aufſitzen ſollen.

Boutoir,

Jſt ein Jnſtrument von Stahl mit einem hoͤltzernen Haffte, das Horn von dem Huf der Pferde ab - zuſchneiden, damit das Hufeiſen deſto beqvemer kan aufgenagelt werden.

Bouton,

Heiſt das Knoͤpfgen unten anG 2denBonden Violinen und andern derglei - chen Jnſtrumenten, daran das Seiten-Bretgen feſte gemacht wird.

Bouton des Renes,

Jſt ein geflochtener Knopf von Leder, an die beyden Zuͤgel ange - ſtreifft, welcher ſich laͤngs der Zuͤgel auf - und abſchieben laͤßt, um ein Pferd auf den Knopf zu ſtellen, und in der Poſtur zu halten.

Boyau, un cheval qui a beau - coup de boyau,

Wird geſagt von einem Pferde, welches gut bey Leibe, wohlgedaͤr - mig, und erhabene runde Flancken hat, z. E. Dieſes Pſerd hat ge - nug Gedaͤrme, und ſeine Lenden bezeugen, daß es wohl iſſet; Hin - gegen das andere iſt aufgeſchuͤrtzt, d. i. es hat keinen Bauch, einge - fallene weite Seiten, wie ein Windſpiel, dahero hat es keine Dauer. Man verwirfft alle die - ſe Pferde, welche ſo eng von Ge - daͤrm, und gleichſam die Haut auf die Rippen geleimt haben.

Braccio, Brazzo,

Eine an Structur und Propor - tion etwas groͤſſere Geige, als ei - ne Violin, hat 4 Saiten, deren tieffſte ins c, die zweyte ins g, die dritte ins geſtrichene d, und die vierte ins geſtrichene a geſtimmet wird. Weil ſie vom Arme muß gehalten werden, mag ſie ihren Nahmen von dem Lateiniſchen bra - chium her haben.

Brachicourt, ſ. Braſſicourt.

Brach-Voͤgel,

Sind dreyerley Arten. Von der erſten Art ſind die Keil-Hacken und Faſten-Schlier, welche an Groͤſſe wie eine Truthenne, und von Farbe als ein Trappe, mit langen Fuͤſſen ſind, dahero ſie ſehrBraſchnell lauffen, und in gewiſſer Zeit ſich auch wiederum zu druͤcken und zu verbergen wiſſen. Sie ha - ben auch einen Schnabel und Kopff, nach Proportion, in der Form wie ein Trappe; ſind un - gemein geſchwinde im Flug, und pflegen helle zu pfeiffen. Sie zie - hen zur Herbſt - und Fruͤhlings - Zeit, bruͤten aber ſelten allhier zu Lande; doch hat man ſie wol ehe auf Brach-Aeckern, und in Stein - Ritzen gefunden, da ſie zwey Jun - ge auf eine Brut gehabt. Jhre Nahrung iſt Gewuͤrme, ſonderlich Regen-Wuͤrmer, und ſind nicht anders, als durchs Schieſſen zu bekommen. 2) Die andere Art wird Saat-Huͤner genennet, welche ſo groß, als eine Taube, und von ſchoͤnen bunt-farbigen, und ſprencklichten gruͤn-ſchilderi - gen Federn ſind, und zu Herbſt - Zeiten gerne auf den Saat-Fel - dern zu ſeyn pflegen. Sie ziehen in Menge, wie die Kibitze. Wei - len ihre Brut nicht hier zu Lande geſchiehet, ſo kan man auch nicht wiſſen, wie viel ſie Junge aus - bringen. 3) Die dritte Art aber, welche die kleineſte unter dieſen dreyen iſt, und ſchoͤne bunte Fe - dern, iedoch am Bauch etwas weiſſere, als die Saat-Huͤner hat, nennet man Ditgen. Sie halten ſich gleichfalls auf denen Saat-Feldern auf, und ziehen zu gleicher Zeit, wie die erſten bey - den, bruͤten auch, wie jene, nicht hier zu Lande. Weil ſie meiſtens im freyen Felde liegen, und ſehr ſchlau ſind, ſo kan man ſie nicht anders, als mit Schieſſen, wiewol ſchwer bekommen.

Brachylogia,

Soll in der Muſiç ſeyn, wenninBraͤin einem ſonſt langſam gehenden Geſange einmal eine geſchwinde Clauſel eingeruͤcket wird.

Braͤune,

Eine Kranckheit der Pferde, da ſich das Zaͤpflein in dem Halſe entzuͤndet, wodurch die Lufft-Roͤh - re verſperret wird, daß es endlich erſticken muͤßte. Dieſer Kranck - heit abzuhelffen, nehme man 4 Loth langen Pfeffer, 3 Loth weiſſen Hunds-Kot, und ein wenig Alaun, etwan fuͤr einen Pfennig, ſtoſſe es zuſammen, und miſche Honig dar - unter, ſchabe hierauf dem Pferde die Zunge, daß ſie faſt blutet, und wiſche ſie mit einem woͤllenen Tu - che ab, und ſchmiere ſolches Pul - ver mit dem Honig drauf, da man bald Huͤlfe ſpuͤren wird.

Brague,

Heiſſet das Bretgen oder der Gurt-Span unten an einer Lau - te, ſo die Enden der langen Bauch - Stuͤcke bedecket.

Branches de la bride,

Sind zwey gebogene Stuͤck von Eiſen, oder die Stangen, welche zwiſchen ſich das Mundſtuͤck, das Kettlein und die Kinnkette fuͤh - ren, dergeſtalt, daß auf einer Sei - te ſie mit dem Haupt-Geſtell uͤber - einkommen, und auf der andern mit dem Zuͤgel, um des Pferdes Kopff in der Poſitur und ſchoͤnen Geſtalt zu halten; deren giebt es verſchiedene Gattungen: 1) Eine harte Stange, ſo krumm und weit vorgeſchoſſen iſt, und dabey zaͤu - met; 2) Eine gleiche ſo genannte Wallachen-Stange, iſt gelind und beqvem vor junge Pferde an - faͤnglich zu gebrauchen; 3) die krummen Knie-Stangen ſind haͤr - ter, und erheben ein Pferd mehrBraals die geraden. Nachdem der Reuter nun ſeine Fauſt fuͤhret, ſo thun auch die Reit-Stangen ih - re Wirckung; denn an ſich ſelbſt ſind ſie ein todtes Ding. Gleich - wie ein Circkel auch, wenn er aber in eines Mathematici Hand koͤmmt, ſo kan keiner darinnen auslernen, und ſich des Circkels Meiſter ruͤhmen: Alſo iſt es auch mit des Reuters Fauſt bewandt.

Branches de la Trompette,

Sind die krummen Roͤhren an der Trompete.

Brand,

Jſt ein Kennzeichen, ſo in be - ruͤhmten Stutereyen den Fuͤllen an einem von den hintern Buͤgen gemacht, und entweder mit einem heiſſen Eiſen gebrennet, oder aber mit Scheide-Waſſer oder einer andern ſcharffen Materie geaͤtzet wird, damit man daran erkennen koͤnne, in welchem Geſtuͤte ſie ge - fallen und erzogen worden. Die Zeit, wenn der Brand ſoll vor - genommen werden, iſt am beſten im dritten Jahr, damit ein Pferd noch ein Jahr darauf auf der Wei - de gehe. Daß der Brand von dem kuͤhlen Morgen - und Abend - Thau deſto lieber und ſchoͤner hei - le; mag man ſie alſo gleich zuvor zeichnen, ehe man ſie will auf die Weide laſſen. So bald das heiſſe Eiſen den Brand gethan hat, muß man den Schaden mit reinem Baumoͤl wohl ſalben, welches der Brand, wenn er noch warm iſt, fein annimmet, und nicht weiter um ſich friſſet; es ſchaͤlet ſich auch die Haut deſto eher von dem Flei - ſche, und faͤllt ſelbſt davon ab, das Fleiſch bleibet gar ſchoͤn rein und friſch, und waͤchſet eine an - dere Haut, ſo keine Haare wiederG 3traͤget,Bratraͤget, an deren ſtat. Einen Brand ohne Feuer zu machen, und das Zeichen nur einzuaͤtzen, geſchiehet alſo: Erſtlich machet man das Zeichen mit Kreide auf einem hoͤltzernen Teller, oder ſonſt glattem Holtze, daß die Kreide ziemlich dicke daran ſey, drucket es hernach dem Pferde auf den Ort, wo das Zeichen hinkommen ſoll, ſo wird ſich die Kreide anle - gen; waͤre es aber ein Schimmel, ſo muͤſte das Zeichen mit ſchwar - tzer Farbe auf das Bret oder Tel - ler gemachet werden: Wenn nun das Zeichen kenntlich iſt, ſo nimmt man ein ſcharfes Scheerlein, ſchneidet die Haare, darauf das Zeichen iſt, ſubtil heraus, und ſtreichet mit einer Feder etwas von Scheide-Waſſer darauf, ſo gehen die Haare aus, und ſiehet einem Brand gleich. Jn dem Olden - burgiſchen werden die Pferde alſo gezeichnet: Erſtlich wird weiſſer Vitriol und Alaun, iedes ein Pfund, des reineſten Salpeters ein halb Pfund auf heiſſen Sand geſetzet, und durch das Balneum Mariæ deſtilliret. Wenn man nun dem Roß ein Zeichen bren - nen will, muß mans ſo groß der Brand ſeyn ſoll, mit einem Scheermeſſer wegſcheeren; wenn nun der vorhero mit einer Kreide beſchehenen Zeichnung nach, das Haar weggeſchoren, tunckt man hernach einen Pinſel in obgedach - te uͤbergezogene Materie, und faͤh - ret der Zeichnung nach, ſo wird das Zeichen ſchoͤn und wohl ſich - tig werden, auch kein Haar mehr an ſelbigem Orte wachſen.

Brand,

Jſt auch eine noͤthige Cur, ſo mit einem Pferde vorgenommen wird, wenn man demſelben etwan denBraSpalt, Uiberbein, Gallen, oder einen andern Schaden brennen muß. Dieſes ſoll im abnehmen - den Monden, und auch, wenn der Tag abzunehmen beginnet, ge - ſchehen, ſo bald der Brand einem Pferde gegeben, ſoll man Leimen mit Eßig anfeuchten und dem Pferd ober - und unterhalb des Brands uͤberſchlagen, ſo treibt es die Hitze vom Schaden. Man ſoll auch das Pferd um den Brand neun Tage lang, ieden Tags ein - mahl, mit Schweinen-Fett ſchmie - ren, ſo erhebt ſich der Brand und loͤſet ſich von der Haut, auch alle Tage friſchen Leimen um den Brand ſchlagen, und das Pferd in kein Waſſer gehen laſſen oder ſonſt netzen, aber am zehenden Tage muß der Leimen abgewaſchen, und das Pferd gantz gemach in ein Waſſer geritten werden. So bald der Brand und uͤbriger Unrath heraus iſt, ſo nimmt man unge - loͤſchten Kalch, ſiebet denſelben rein, und wirfft ihn in die Wun - de, als welches das wilde Fleiſch verhuͤtet und heilet. Wird ein Roß ohngefehr gebrannt, ſo neh - me man ein Maaß Honig, Wachs, Gruͤnſpan, Terpentin und Zucker, iedes drey Loth und ein wenig Eßig, laſſe es wohl unter einander ſieden, doch daß es nicht uͤberlauffe, ſo hat man eine gute Brand-Salbe, damit ſchmiere man den Brand. Von dem kalten Brande beliebe man unten nachzuſehen, in K.

Brand in Waͤldern,

Wenn dergleichen entweder aus natuͤrlichen Urſachen, oder durch Bosheit oder Sorgloſigkeit der Menſchen entſtehet, iſt alle Vor - ſichtigkeit und Muͤhe anzuwenden, ſolchen bey zeiten zu loͤſchen. Hier - zu werden die Angrenzenden durchdenBraden Glocken-Schlag aufgefodert, das Feuer mit Waſſer geloͤſchet, oder mit groſſen Tannen - und Fich - ten-Aeſten ausgeſchlagen, oder, welches das ſicherſte Mittel iſt, Graben gegen das Feuer aufge - worfen und gezogen, das Moos und Raſen oben abgeraͤumet, das im Wege liegende duͤrre Reißig und Holtz weggeſchafft, damit das Feuer nicht darinnen fort - lauffe.

Brandenburg,

Die Haupt-Stadt in der Marck Brandenburg, an der Ha - vel, welche ſie in zwo Staͤdte, die alte und neue Stadt, theilet, de - ren iede mit einer wohleingerichte - ten Schule verſehen iſt. Auf dem Dom daſelbſt iſt eine bekandte Ritter-Schule. Von dieſem Or - te hat die Marck Brandenburg ihren Nahmen, wovon ſich die Marckgrafen von Brandenburg ſchreiben, welche ſich in die Chur - fuͤrſtliche oder Koͤniglich-Preußi - ſche, und in die Fraͤnckiſche Linie theilen. Das Wappen der bey - den Fraͤnckiſchen Linien iſt oben un - ter Anſpach beſchrieben worden; das Chur-Brandenburgiſche aber iſt unter Preuſſen zu finden.

Brand-Fuchs, ſ. Fuchs.

Branle, Bransle,

Ein Tantz, welchen ihrer viele, ſo ſich einander an den Haͤnden fuͤhren, in die Runde tantzen. Mit dergleichen Taͤntzen fingen ſich ehemahls alle Bals an, und ſchei - net es, als wenn ſie in Franckreich wieder Mode werden wollten. Die Tantz-Melodie fuͤhret gleichen Nahmen.

Branler la tête du cheval,

Heißt den Kopff ſchuͤtteln, dasBrageſchicht oͤffters, wenn der Reuter das Pferd um ſeines begangenen Fehlers mit Sporn oder Spieß - ruthen ſtraffet, und das Pferd den Kopff und die Ohren ſchuͤttelt, wel - ches eine Bosheit anzeiget, da muͤſſen alsbald die Straffen ver - doppelt werden, bis es den Kopf ſtet haͤlt, ſo iſts uͤberwunden.

Branten,

Werden des Baͤren Tatzen bey den Jaͤgern genannt.

Bras du cheval,

Der Arm, iſt ein Theil des obern Schenckels von der Schul - ter bis an das Knie. Ob nun gleich der Arm ſich nicht bieget, ſo ſagt man doch, wenn ein Pferd ein gu - tes Mouvement hat, daß es den Arm oder Schenckel wohl bieget, z. E. Dieſer Hengſt bieget gnug - ſam die Arme, und hebt ſich wohl vorwarts mit einer Ringfertigkeit, dergeſtalt, daß es wohl unnoͤthig iſt, ſolches zwiſchen den Pilaren zu erleichtern.

Braſſicourt, Brachicourt,

Jſt ein Pferd, welches von Na - tur die vordern Schenckel wie ein Bogen gekruͤmmet hat, womit es von dem cheval arqué unterſchie - den iſt, welches ſolche krumme Schenckel von der ſchweren Arbeit bekommen hat.

Brave, cheval brave,

Der Tapfere, ſo nennet man ein hertzhafft Pferd, welches in Heroi - ſchen Handlungen gleichſam die andere Perſon agiren muß, welche gute Eigenſchafft auch auſſer dem Krieg in hohen Ritterſpielen, auf der Jagd wider die wilden Thiere, im Hoff-Leben, alſo auch auf den Reiſen, an denen Orten, ſo an ſichG 4ſelbſtBraſelbſt gefaͤhrlich ſind, in dem ge - meinen Leben ſehr noͤthig, und an einem andern Pferd hoch zu ach - ten, ohne welche ein Pferd zu kei - ner hohen Bezeigung zu bringen, oder ſicherlich zu gebrauchen iſt.

Braverie d un cheval,

Heißt Schmuck, Zierde, oder Aufputz eines Pferdes, welches meiſt in hohen Federbuͤſchen, ge - ſtickten Sattel und Zeug beſtehet, ſo offt mit koſtbaren Jubelen beſetzt und garnirt ſind.

Braun,

Wird insgemein ein Pferd brau - ner Farbe genennet, als welche eine von denen vier Haupt-Far - ben der Pferde iſt, und in die dun - ckelbraune und lichtbraune uͤber - haupt eingetheilet wird. Unter allen Braunen werden die Caſta - nien-braunen, ingleichen die dun - ckel-braunen, wenn ſie geſpiegelt, ſo, daß die Spiegel, ein ieder von den andern abgeſondert, koͤnnen gezehlet werden, vor die beſten ge - halten.

Braunellein,

Ein gemeiner Vogel, der zu Herbſt-Zeit auf den Fincken-Her - den offt gefangen wird, und den Nahmen mit der That fuͤhret: Denn er iſt am gantzen Leibe braun, auſſer daß er an der Bruſt etwas duncklere Farbe hat, wie die Reb - huͤner daſelbſt haben, die braune Farbe am Ruͤcken iſt faſt wie die Haͤnfflinge am Ruͤcken ſind. Sei - ne Leibes-Geſtalt iſt laͤnglicht, wie eine Nachtigall, wiewol das Brau - nell ein viel kleiner, und nicht ſo hochbeinigt iſt, der es ſonſt ſowol, als dem Rothkehligen in vielen Stuͤcken gleichet, abſonderlich aber j〈…〉〈…〉 dem Schnabel nach. EsBrabringet mehrentheils fuͤnf bis ſechs Jungen an bergigten Orten aus, und pfleget ſeinen Strich im Herbſt einzeln zu halten, bleibet auch ein - tzeln zuruͤcke, und wird in Zim - mern gantz kirre, da es denn mit gemahlenen Hanff-Koͤrnern und untermiſchter Semmel geſpei - ſet und erhalten werden kan. Das Weiblein iſt in der Brut-Zeit ſo frech, daß, wenn es in einem Ge - mach eingeſperret iſt (ob es gleich kein Maͤnnlein bey ſich hat) den - noch alle Haare, Flachs, Werg und was es erhaſchen kan, hinweg nimmt, ein Neſt davon machet, und ſich daruͤber ſetzet, folglich da - durch ihre Begierde zur willigen Brut zu verſtehen giebet. Dieſer Vogel hat darinnen etwas beſon - ders, daß er ſeines gleichen locket, und der Lock begierig folget, auch dahero mit auf den Fincken-Herd zur Lock getragen wird. Man faͤngt ihn auch in den Stauden, ſowol Fruͤhlings-als Herbſt-Zeit, mit einem Meiſenſchlag, wie die Rothkehligen.

Braunſchweig,

Eine groſſe und ſehr feſte Stadt, an der Ocker gelegen, wird in 5 Theile getheilet; der erſte Theil wird die alte Stadt, der andere die Neuſtadt, der dritte der Ha - gan, der vierte der Sack, der fuͤnffte aber die alte Wick genannt. Hat in ihrem Umkreis eine teutſche Meile, iſt faſt ſo breit als lang, wohlerbaut, mit einem ſtarcken hohen Wall, doppelten Mauren und Graͤben umgeben. Es ſind daſelbſt, die Dom - und andere Pfarr-Kirchen, deren 8 ſind, die 3 lateiniſche Schulen, die 5 Rath - haͤuſer in den 5 Theilen der Stadt, die Zeughaͤuſer, die faule Metze, das Opernhaus, welches wegenſei -Braſeiner groſſen Machinen ſehr ſchoͤn, zu ſehen. Sie liegt eine Meile von Wolffenbuͤttel und 5 von Helmſtaͤdt, und iſt 1671 unter der Hertzoge von Braunſchweig voͤlli - ge Bothmaͤßigkeit gekommen. Sonſten wird hier zweyerley Bier gebraut, nemlich ein weiſſes, Breyhan genannt, ſo man im Win - ter, und die Mumme, ſo braun, und ſo man in Sommer trincket. Allhier iſt der fuͤnffte Turnier von Hertzog Ludolphen zu Sachſen und Braunſchweig gehalten wor - den, in Beyſeyn 10 Fuͤrſten, 13 Grafen, 10 Freyherren, Anno 996 in der Woche nach dem Heiligen drey Koͤnigs-Tage. Von dieſer Stadt hat das umliegende Land den Nahmen, von welchem ſich die Churfuͤrſten und Hertzoge von Braunſchweig-Luͤneburg ſchreiben. Der Churfuͤrſt von Braunſchweig - Luͤneburg fuͤhret zwey uͤber einan - der ſtehende guͤldene Leoparden im rothen Felde, wegen des Hertzog - thums Braunſchweig; ein weiſſes Pferd im rothen Felde, als das al - te Nieder-Saͤchſiſche Wappen; ei - nen blauen Loͤwen mit rothen Her - tzen beſtreuet im guͤldenen Felde, wegen Luͤneburg; einen ſilbernen gecroͤnten Loͤwen im blauen Felde, wegen der Grafſchafft Eberſtein; einen guͤldenen im rothen Felde, mit einem blau und weiſſen Ran - de eingefaſt, wegen Homburg; ei - nen ſilbernen Loͤwen im blauen, und gleich darunter einen blauen Adler im ſilbernen Felde, wegen Diepholt; einen guͤldenen Loͤwen im rothen Felde, und darunter ein Feld ſechsmahl von Gold und roth geſtrefft, wegen der Grafſchafft Lauterberg: einen ſchwartzen Hirſch im ſilbernen Felde wegen der Graf - ſchafft Clettenberg: einen getheil -Braten Schild, darinne oben zwey ſchwartze Baͤren-Tatzen im guͤlde - nen Felde erſcheinen, der unterſte Theil aber wieder getheilet iſt, der oben 4 rothe und ſilberne Balcken praͤſentiret, und unten von Silber und blau creutzweis durchſchnit - ten iſt, wegen der Grafſchafft Hoya; ein Silber - und roth-ge - wuͤrffeltes Feld, wegen Hohnſtein; ein rothes Hirſchhorn im ſilbernen Felde, wegen der Grafſchafft Rein - ſtein; ein ſchwartzes aber wegen der Grafſchafft Blanckenburg; und endlich in einem rothen Mit - tel-Schilde die Kayſerliche Krone wegen des Ertz-Schatzmeiſter - Amtes, damit der Churfuͤrſt An. 1710 von dem Kayſer belehnet wor - den, aber noch deswegen mit Chur - Pfaltz ſtreitig iſt. Dieſes Wappen hat 5 gecroͤnte Helme. Der erſte praͤſentiret einen Pfau-Schwantz zwiſchen zwey Hirſch-Hoͤrnern, wegen Honſtein-Lauterberg; der andere ein paar ſchwartze Baͤren - Klauen, wegen Hoya; der dritte eine weiſſe und mit Gold gecroͤn - te Saͤule zwiſchen zwey ſilbernen und mit Pfau-Federn gezierten Sicheln, wegen Braunſchweig; der vierte ein paar Buͤffels-Hoͤr - ner, dazwiſchen 6 rothe und weiſſe Faͤhnlein ſtecken, wegen Burchu - ſen; und der fuͤnffte ein paar ſilberne Buͤffels-Hoͤrner zwiſchen zwey Hirſch-Hoͤrnern, wegen Reinſtein-Blanckenburg. Uiber - dieß fuͤhren die uͤbrigen Hertzoge von Braunſchweig eben dergleichen Wapen mit dem Chur-Hauſe, nur daß die Felder unterſchiedlich ran - giret ſind, und das Mittel-Schild wegbleibet.

Brauſen, ſ. Ebroüer.

G 5Bre -
Bre

Brechen,

Pflegen die Jaͤger von wilden Schweinen zu ſagen, an ſtat wuͤh - len: z. E. das Schwein hat im Holtze oder auf der Wieſe ſehr ge - brochen, das iſt, gewuͤhlet.

Brechen,

Jn der Muſic heiſſet, wenn ein Accord, oder ein anderer muſica - liſcher Griff, nicht auf einmal, ſondern eine Note nach der andern tractiret und geruͤhret wird.

Breda,

Jſt unter den Niederlaͤndiſchen Staͤdten eine der allerfeſteſten, liegt im Hollaͤndiſchen Braband, all - wo die groſſe herrliche Kirche, der praͤchtige Naſſauiſche Pallaſt, das Zeughaus, das Fuͤrſtliche Colle - gium, der Hortus Botanicus und das Theatrum Anatomicum wohl zu ſehen ſind, gehoͤrt aus der Ora - niſchen Erbſchafft dem Printzen von Oranien oder von Naſſau - Dietz. Es ſoll daſelbſt im Schloß ein Pferd zu ſehen ſeyn, ſo wie ein Hirſch Fuͤſſe und Schweiff gehabt, welches in einem Tag von Breda nach Bruͤſſel, und von dar wieder nach Breda hat lauffen koͤnnen, wiewohl dieſe 2 Oerter 20 Meilen von einander gelegen.

Breme,

Jſt eine Art groſſer graulichter Fliegen, welche bey warmem Sommer-Wetter den Pferden und dem Rindvieh mit Stechen und Blutausſaugen ſehr beſchwer - lich fallen; ſolches aber zu verhin - dern, darff man das Vieh nur mit dem Safft aus Kuͤrbis-Blaͤttern, oder mit Waſſer, darinnen geſtoſ - ſene Lorbeeren geſotten worden, be - ſtreichen. Die Fuhrleute ziehen Hauff ſamt dem Kraut aus, wennBreſie es haben koͤnnen, und beſtrei - chen ihre Pferde damit. Wenn man Attich-Kraut und Knoblauch durch einander nimmet, den Safft daraus preſſet, Schmeer dazu thut, und alles in einer Pfanne unter einander pregeln laͤßt, ſo hat man eine Salbe, darein man einen wollenen Hader werffen, und die Pferde an denen Orten, wo die Bremen gerne hinſitzen, als an dem Schlauch, hinter dem Schweiff, neben den Augen, und an andern Orten damit abſtreichen darf, ſo kommt keine Breme noch Fliege darauf: Oder man kan auch Tann-Zapffen im Waſſer ſi[ed]en, ein Wiſch-Tuch darein tuncken, und die Pferde oder das Rindvieh damit abwiſchen.

Bremen,

Eine vornehme Hanſee - und Handel-Stadt an der Weſer in Nieder-Sachſen, welche ſehr feſt, groß, reich und maͤchtig iſt, hat ſchoͤne weite Gaſſen, beyderſeits nach der Ordnung mit herrlichen Haͤuſern gezieret, wie auch einen groſſen weiten Marckt, auf deſſen Mitte eines Kayſers und Koͤnigs Bildniß mit einem bloſſen Schwerdt zu ſehen. Die Stadt hat ein ſchoͤnes Gebiet, und nicht geringe Vogteyen, hat auch einen guten Hafen. Jhr Regiment iſt pur Ariſtocratiſch, und kommen nur gelehrte und ſehr qvalificirte Leute zu demſelben. Hier ſind zu ſehen das Rath-Zeug - und Zoll - Haus, die vortreffliche Bruͤcke uͤber die Weſer, das Rad an der Weſer, mit welchem das Waſſer durch ſonderbare Roͤhren in die Haͤuſer der Stadt geleitet wird. Um die Stadt her giebt es auch viel Suͤmpffe. Ein mehrers ſehe man im Zeitungs-Lexico. DieſeReichs -BreReichs-Stadt hat einen ſilber - nen und aufwerts gekehrten Schluͤſſel im rothen Felde zum Wappen.

Bremſe,

Jſt ein Jnſtrument von Eiſen, welches gleich einer Feuer-Zange iſt, und aus zweyen langen ein - gekerbten Theilen beſtehet, ſo oben mit einer Charniere an einander haͤngen; mit dieſem klemmen die Schmiede denen Pferden die Na - ſen-Kruſpel, und auch wol die Ohren ein, daß ſie ſtille halten muͤſſen, wenn ſie beym Beſchlagen nicht ſtehen wollen, oder man eine gewaltſame Operation mit ihnen vorhat. Man hat auch hoͤltzerne Bremſen, welche oben mit einem Leder zuſammen gebunden ſind, und eben dergleichen Dienſte thun, als die eiſernen, nur muͤſſen dieſe keine ſcharffe Ecken haben.

Brenn-Eiſen, ſ. Fer cauteriſer.

Breßlau,

Die Haupt-Stadt in gantz Schleſier, an der Oder gelegen, ſo fuͤr eine der ſchoͤnſten und feſte - ſten in Teutſchland gehalten wird, hat im Umkreis 9000 Geometri - ſche Schritte, und liegt in einer ſchoͤnen groſſen Ebene. Es iſt all - da eine ſchoͤne Regiments-Form, neben den Hauptmann ſind 8 Buͤrgermeiſter, 11 Schoͤppen, 2 Syndici und viele Aſſeſſores. All - wo inſonderheit zu ſehen, die Bi - ſchoͤffliche Kirche, der Dom zu S. Johann in der Jnſel, mit ſchoͤnen hohen Thuͤrmen, ſamt der groſſen Bibliothec und Schule. Von weltlicher Gebaͤuden iſt allda die Koͤnigliche Burg, das hohe und weite Rathhaus, 2 groſſe Zeug - Haͤuſer, die Waage, das Kauff -BreHaus, die Waſſer-Kuͤnſte, die ſchoͤne Gaͤrten inn - und auſſer der Stadt, ingleichen 3 Schloͤſſer. Nebſt der Catholiſchen Univerſitaͤt hat ſie 2 Lutheriſche wohlbeſtellte Gymnaſia zu S. Eliſabeth und S. Maria Magdalena; bey gedach - ter Univerſitaͤt, ſo 1702 geſtifftet worden, ſollen die Profeſſores Theologiæ und Philoſophiæ bloß von den Jeſuiten, bey den andern beyden Facultaͤten aber nach Ge - legenheit auch von gelehrten Pro - teſtanten genommen werden. Es iſt auch daſelbſt eine oͤffentliche auf Art der alten Schau-Gebaͤu - de, mit Sitzen uͤber einander fuͤr die Zuhoͤrer ringsum verſehene Fecht-Schule, fuͤr die ſogenann - ten Klopf-Fechter, worinnen den Zuſchauern zur Luſt aus den 2 Geſellſchafften, oder Guͤlten, der Federfechter und Marxbruͤder, von 2 gegen einander um einen geringen Preis mit hoͤltzernen kurtzen Tuſ - ſacken, halben Picken, Schlacht - Schwerdtern, Hallebarden, Rap - pieren und Dolchen gefochten wird. Sonſt fuͤhret dieſe Stadt in ihrem Wappen den Evangeli - ſten Johannes, auf dem Helme, zwiſchen 2 Fahnen, in einer Cro - ne von 4 Roſen; den Schild ge - theilet in 4 Qvartieren, in dem erſten den Boͤhmiſchen Loͤwen, in dem andern den Schleſiſchen Ad - ler, in dem dritten den Buchſta - ben W, zu Ehren dem Koͤnige Wratislao, im vierten das Bruſt - bild des Evangeliſten Johannis in einer ungewandten Crone, mit - ten in dem gevierten Schilde das Haupt Johannis des Taͤuffers.

Bret-Viole,

Ein gantz kleines Geiglein, wel - ches die Tantz-Meiſter bey ſich zutra -Britragen, und bey der Jnformation zu gebrauchen pflegen.

Bride du cheval,

Der Zaum des Pferds, iſt eine Zuſammenfuͤgung verſchiedener le - derner Riemen, und ein paar ei - ſerner Stangen, nebſt einem Ge - biß, das Pferd drauf zu wenden, zu fuͤhren und in Gehorſam zu be - halten. z. E. Wenn man ſagt, laßt dem Pferd den Zaum nach, oder gebt ihm die Fauſt, laßt ihm die Zuͤgel ſchieſſen; oder im Ge - gentheil: ziehet den Zaum etwas an, und haltet die Fauſt ſtet, daß das Pferd in der Poſtur und beym Manne bleibet. S attacher oder ſe tenir la bride, bedeutet den Fehler, den ein uͤbler Reuter bege - het, wenn er an ſtat den Zuͤgel nach - zu laſſen, ſicham Zaum anhaͤlt, und ſelben hart an ſich ziehet, da er doch im Capriren oder Aufbaͤu - men dem Pferd die Fauſt nachge - ben, und ſich mit den Knien an - ſchlieſſen, und den Leib gerad und aufrecht halten ſoll. Boire la Bri - de, geſchiehet, wenn einem Pfer - de der Mund gar zu ſehr gepreßt, und das Mundſtuͤck gar zu zart iſt, daß es hoͤher hinauf ins Maul kommt, als es ſoll, und die Lef - zen wund macht, die Kienkette auch von ihrem gehoͤrigen Orte ab - weichet. Main de la Bride, iſt des Reuters lincke Hand, welche den Zuͤgel fuͤhret.

Brider un cheval,

Heißt ein Pferd zaͤumen. Die Zaͤumung iſt das einige Mittel, welches alles uͤbrige, ſo bey dem Reiten vorzunehmen, gut oder boͤs, leicht oder ſchwer machen, befoͤrdern oder hindern kan. Denn 1) etliche Pferde widerſtreben der Zaͤumung, aus ſolchen Hinderun -Brigen, welche in ihrer Natur ſte - cken; 2) Andere, die ſolche Fehler nur an ſich genommen haben; 3) Andere muͤſſen nothwendig wider - ſtreben, weiln ſie ihre Beſchaffen - heit gleichſam darzu noͤthiget. Hinwiederum ſind 4) andere, welche von den Zaͤumungs-Mitteln nichts annehmen wollen, ſondern die Zaͤumung hindern, ſchwer, auch wohl gar unmoͤglich machen; 5) iſt einmal vor allemal der boͤſe Wille faſt das ſchaͤdlichſte, weil bey deſſen Erſtarrung die Verſtockung erfolget. z. E. Als der Groſſe Alexander einen ſolchen boͤfen Willen an ſeinem Pferde befand, gebrauchte er ſich der guten Zaͤu - mungs-Mittel, durch welche er daſſelbe dann zum Gehorſam brachte, und damit allen Zaͤumern eine Lehre hinter laſſen, deren Nach - folgung ſie ſo wenig betriegen, als ſich deren einer ſchaͤmen kan, ei - nem ſolchen groſſen Potentaten et - was abzulernen.

Bridon,

Nennet man ein Gebiß oder Trenſe mit Qver-Staͤnglein oder groſſen Rincken, welche wohl gut vor Wettlaͤuffer, ſo nicht Aufhal - tens brauchen; aber vor Solda - ten-Pferde iſt dieſe Zaͤumung nicht wohl brauchbar: Alſo iſt die Stangen-Zaͤumung weit beſſer und beqvemer. Man fuͤhret auch gemeiniglich duͤnne zarte Bridons, welche nebſt den Stangen im Mund gelegt werden, damit man (wann etwas an Stangen zerbre - chen ſolte) etwas zur Sicherheit habe.

Briglitate,

Ein ſehr gebraͤuchlich Jtalieniſch Wort, und iſt ſo viel, als eine ſtarcke Zaum-Straffe mit RuͤckungderBrider Fauſt, welche aber den Laden und der Zunge leichtlich Schaden bringt; dahero ſie auſſer aͤuſſer - ſten Nothfall, von beſcheidenen Reutern ſelten gebraucht wird.

Brillant,

Was glaͤntzend iſt, und in die Au - gen ſpielet, ſonderlich heiſſen die geſchliffenen Roſen-Diamanten Brillanten. Un eſprit brillant, wird von einem muntern Geiſt und hurtigem Ingenio geſagt, und ſ. f. Cheval brillant bedeutet ein Pferd, welches niedlich, ſchoͤn von Gewaͤchs, einen magern Kopf und Schwanen-Hals, ringfertige Schenckel und einen guten Leib hat, mit guter Manier am Gebiß kaͤuet, auch ſich mit demſelben er - luſtiret.

Britſche,

Jſt ein Jnſtrument von Holtz mit 3 oder 4 Blaͤttern, daß es klatſchet und einen Laut von ſich giebet, welche Britſche man bey den Pferden zur Huͤlffe braucht, zu doppelten Courbetten; daß ſie nach deren Betreffung hinten leich - ter nachſetzen, und avanciren.

Brixen,

Eine Biſchoͤffliche Stadt in Ty - rol, da der Biſchoff ein Reichs - Fuͤrſt iſt, und hat ſein Gebiet uͤber die 800000 Seelen; das Schloß liegt auf einem Huͤgel, und wird fuͤr unuͤberwindlich ge - haltm, hat viele Kirchen und Kloͤ - ſter. Der rothe Wein iſt hier ſehr beruͤhmt, und die Erde ziem - lich fruchtbar. So iſt auch ein Brunn allhier, der Jungfrau - Brunn genannt, deſſen Waſſer ſoll unterſchiedliche innerliche Lei - bes-Beſchwerungen curiren. Das Wappen des Biſchoffs, dieſesBroNahmens, iſt qvadrirt, das 1) und 4) Feld iſt die Laͤnge herab geſpal - ten. Jn deſſen erſtern rothen Helffte iſt ein zuruͤck ſehendes ſil - bernes Oſter-Lamm, mit einem goldnen runden Schein um das Haupt, ſo eine ſilberne mit einem rothen Creutz bezeichnete Oſter - Fahne traͤget, als das Wappen des Bißthums Brixen; Jn der andern ſilbernen Helffte iſt ein ro - ther mit Gold gecroͤnter Adler, mit goldnen Schnabel und Klau - en, uͤber deſſen Bruſt und Fluͤgel ein goldner Biſchofs-Stab qver gelegt, als das Wappen des Dom - Capitels in Brixen.

Brodem-Roͤhren,

Sind in Pferd-Staͤllen eine ſehr nuͤtzliche Sache, weil dadurch der von den Pferden, beſonders zur Winters-Zeit, entſtehende Bro - dem, gleich als der Rauch durch eine Feuer-Maͤuer, ausgefuͤhres wird. Es ſind hoͤltzerne Aufſaͤ - tze, die nach der Form der Feuer - Maͤuern, uͤber ein oder (nach der Groͤſſe des Stalles) mehrere in die Decke eingeſchnittene viereckigte Loͤcher, mit einem von Bretern ins gevierte zuſammen geſchlage - nen, und an den Fugen wohl ver - theerten Schlauch, durch die uͤbri - ge Boͤden des Gebaͤudes, bis an die Kehl - oder Hahne-Balcken, von dar aber, bis uͤber den Forſt hinaus, wie ordentliche Feuer - Maͤuern von Ziegeln gefuͤhret werden, und dem Gebaͤude, uͤber ihren inwendigen Nutzen, noch von auſſen kein unartiges Anſehen ge - ben.

Broderie,

Ausſchmuͤckung, iſt in der Mu - ſic, wenn groſſe Noten in kleinere zertheilet werden.

Brom -
Bro

Brom-Huͤner,

Ohne Zweiffel daher alſo ge - nannt, weil ſie ſich gerne an ſol - chen Orten, wo es viel Brom - beer-Stauden giebet, aufzuhal - ten pflegen, ſind faſt noch einmahl ſo groß, als die Haſel-Huͤner. Der Han hat groſſe, mit einem rothen, oder bisweilen auch blauen Haͤutlein verſehene Augenbraunen, am Halſe blaulicht ſchillernde, am gantzen Leibe ſchwartze, an beyden Fluͤgeln aber mit etwas weiſſen vermiſchte Federn, einen kurtzen, dicken und ſchwartzen Schnabel. Die Henne hat eine etwas lichtere Farbe, einen ſchwartzen und gleich getheilten Schwantz, rauhe Schen - ckel, woran die Federn ſchwaͤrtz - licht, aber mit weiſſen Flecken be - ſprengt, und iſt etwas groͤſſer und laͤnger als eine mittelmaͤßige Haus-Henne. Sie werden zur Pfaltz-Zeit geſchoſſen, oder mit Fallen und Schleiffen gefangen.

Broncher,

Heißt, wenn die Pferde Mis - tritte thun, und ſtolpern, daß ſie endlich gar fallen, ſo gemeiniglich geſchiehet, wenn ſie ſchwach auf den Schenckeln, und von vieler Arbeit abgemattet ſind.

Bronchorſt,

Ein Staͤdtgen in der Graf - ſchaf Zuͤtphen in Holland an der Jſſel, wovon die Grafen von Bronchorſt und Gronsfeld (ſo eine Grafſchafft, im Lothringi - ſchen gelegen, iſt) den Titel fuͤh - ren. Dieſe Grafen gehoͤren zur Weſtphaͤliſchen Banck, und fuͤhren in ihrem Wappen 1) einen ſilber - nen Loͤwen mit einer guͤldenen Cro - ne im rothen Felde, als das Stamm-Wappen von Bronchorſt; 2) ein guͤldenes Andreas-CreutzBrumit guͤldenen Tuchſcheeren umge - ben im rothen Felde, wegen der Herrſchafft Batenburg; 3) auf ei - nem kleinen Mittel-Schilde drey rothe Kugeln im guͤldenen Felde, wegen der Herrſchafft Borckeloe; 4) einen ſchwartzen Eber auf ei - nem gruͤnen Huͤgel im guͤldenen Felde, und 5) eine rothe Roſe im ſilbernen Felde, wegen der Graf - ſchafft Eberſtein. Dieſes Wap - pen wird von einer Grafen-Krone bedeckt.

Brouhada,

Nennen die Frantzoſen das Ge - ſchrey, welches in Comoͤdien pflegt gemacht zu werden, wenn man ſich uͤber eine vorkommende ſchoͤne Paſſage oder Action erfreuet.

Brouiller,

Verwirren, ſich zancken. Cheval qui ſe brouille, ſagt man von ei - nem Pferd, wenn es einige Schu - len macht, ſich uͤbereilet, in die Qveere tritt, und in Unordnung geraͤth, aus Unruhigkeit, oder weil es die Huͤlffe nicht verſtehet.

Bruch,

Wird gennet, wo die Theile ei - ner Sache, daraus ſie beſtehet, nicht mehr ſo genau verbunden ſeyn, ſondern durch eine Gewalt aus oder gar von einander geriſſen worden, inſonderheit aber verſte - het man dadurch, wenn durch Renckung oder einen Riß im Darm-Fell, das Netz oder ein Ge - daͤrm, auch ſonſt ein fleiſchiges, waͤßriges und dergleichen Weſen, ſich an den Unter-Leib und deſſen Theile einſetzet, und daſelbſt die Haut heraus preſſet. Es geſchie - het unterweilen, daß ein Pferd ei - nen Bruch bekommt, und ihm das Gedaͤrme heraus dringet; ſolchemabzu -Bruabzuhelffen, muß man erſtlich den Darm mit den Fingern alsbald ſachte wieder hinein ſchieben, her - nach Odermennige, Schell-Kraut, Mausoͤhrlein, das Kraut von der Schwartz-Wurtzel, Beyfuß, Garten-Pappeln, Rettich-Kraut und Kaͤſe-Pappeln, iedes eine Hand voll nehmen, ſolche in ei - nem Topfe mit Bier kochen, und den Schaden fein warm damit baͤ - hen, die Kraͤuter aber mit einem leinenen Pflaſter auf den Schaden binden, und zwey Stunden dar - auf liegen laſſen; Alsdenn ſoll man ihme dieſen Wund-Tranck eingieſſen: Nimm Oſterluzey, Tor - mentill, Heidniſches Wund-Kraut und Drachen-Blut, iedes zwey Loth, alles dieſes ſoll geſtoſſen und in drey Qvart Bier wohl gekocht, und dem Roß alle Morgen nuͤch - tern vier Loͤffel voll davon einge - goſſen, und der Schaden mir obi - gen Kraͤutern wohl gebaͤhet wer - den. Hernach ſoll man aus fol - genden Stuͤcken, nemlich ſechs Loth Honig, weiß Gaͤnſe-Fett, weiſſes Lein-Oel, Kamm-Fett, Drachen-Blut, Populeum, Althee, von iedem vier Loth, unter einan - der gemiſcht, eine Salbe bereiten, und den Schaden alle Abende da - mit ſchmieren, ſo wird es bald beſ - ſer werden.

Bruch,

Heiſſet diejenige Staͤte, wo man die letzte Spure eines Thie - res geſehen hat, und wo daſſelbe ſich folglich befinden muß.

Bruch,

Wird bey der Jaͤgerey auch ein Stuͤcke Eichen - oder Buchen-Reiß ſamt dem Laub genennet, derglei - ſich die Jaͤger nach vollendetem Jagen auf die Huͤte ſtecken. DasBrugefaͤllete Wild wird auch auf der - gleichen Bruͤche geleget.

Bruͤche,

Sind moraſtige Oerter und Gehoͤltze, ſo meiſtens wegen ihrer natuͤrlichen Feuchtigkeit mit Er - len-Holtz, Eſchen oder Bircken, Weiden, Rohr und Schilff ver - wachſen, darinnen gemeiniglich groſſe Behaͤltniſſe vor Sauen, Woͤlfe und Fuͤchſe zu finden, und man ihnen vor Waſſer und Mo - raſt nicht wohl beykommen kan. Sie haben ihren Nahmen von Brechen, weil die gar zu naſſe Erde niemanden ſicher ſtehen laͤßt, ſondern aller Orten einbricht.

Bruͤckungen,

Werden in den Pferde-Staͤllen diejenige Fuß-Boͤden genennet, worauf die Pferde in denen Staͤn - den ſtehen. Man legt nemlich unten auf den Boden qver uͤber den Stand ein Stuͤck aus dem groͤbſten beſchlagenen Eichen-Holtz neben das andere, ſtoͤſſet ſelbiges wohl an einander, daß es keine weite Fuge giebt, und verwahret es an den Enden dergeſtalt, damit es durch das Treten und Tram - peln der Pferde nicht leichte lucker werden koͤnne. Dieſe Bruͤckun - gen ſind nicht nur darzu dienlich, daß ſie den Boden allezeit gleich und rein halten, und keine Gau - che oder andere Feuchtigkeit unter den Pferden ſtehen laſſen, ſondern ſie ſind auch denen mit groben Kieß uͤberſchuͤtteten Staͤllen dar - um vorzuziehen, daß die Eiſen, womit die Pferde beſchlagen, nicht ſo leichte ſtumpff getreten werden.

Bruͤſſel,

Eine ſchoͤne groſſe praͤchtige Stadt in Braband, an dem FlußSenneBruSenne, theils in der Ebene, theils um etwas hoch gelegen, deſſen aͤuſſerliche Form einem Hertz gleich ſiehet, und hat 2 Stunden im Umkreis, hat eine doppelte Mauer, einen hohen Wall und breite Graͤben, ingleichen 74 groſſe und kleine Thuͤrme und Mauren. Es hat dieſe Stadt 7 Pfarr-Kirchen, unter welchen ſonderlich S. Gudulæ zu ſehen, auf welcher 2 Thuͤrme von 500 Staf - feln hoch ſtehen. Jngleichen das Jeſuiter-Collegium, ſammt der Bibliothec, das Carmeliter - Nonnen-Kloſter, der Fuͤrſtliche Marſtall, darinnen 127 Pferde ſte - hen koͤnnen; Die Ruͤſt-Kam - mer, der Fuͤrſtliche Pallaſt, in welchem eine Grufft iſt, ſo, daß wann iemand hinunter rufft, es 32 mal ein Echo giebt. Neben dieſem Schloß ſtehet ein ſchoͤner Garten, allwo man inſonderheit eine liebliche Orgel von Waſſer - Werck alſo getrieben, hoͤren kan. Jtem das Rath - und Zeug-Haus, Thiergarten, allerhand anſehnliche Pallaͤſte, als der Ertz-Hertzogin, Fuͤrſten, Grafen, Freyherren u. Rit - ter des goldnen Vlieſſes, wie auch ſchoͤne Luſthaͤuſer und liebliche Gaͤrten.

Brummen,

Wird von dem Laut der Baͤren geſagt. ſ. Baͤr.

Brummer,

Unter den 6 Choͤren Lauten - Saiten hieß ehemals die unterſte oder niedrigſte Groß-Brummer, die folgende Mittel-Brummer, und die dritte von unten auf ward der kleine Brummer genannt.

Brunfft, Brunſt,

Wird die natuͤrliche Begierde,Bruund der hitzige Trieb genennet, der das rothe und ſchwartze Wildpret zu gewiſſer Jahres-Zeit gleichſam zwinget, dem weiblichen Geſchlech - te ſeines gleichen nach zugehen, und ſeinen Liebes-Appetit bey demſel - ben zu ſtillen, als welches man Brunfften, oder in der Brunfft ſeyn nennet.

Brunfft-Zeit,

Jſt eine gewiſſe von der Natur in ordentliche Schrancken geſetzte Jahrs-Zeit, in welcher das Wild zu Vermehrung ſeines Geſchlechts auf die Brunfft gehet, und Wol - luſt pfleget. Die Brunfft-Zeit des Hirſchen gehet um Egidii, des Rehe-Bocks um Weynachten, bald vor, bald darnach, und des wil - den Schweines mehrentheils um Andreaͤ an, davon bey der Be - ſchreibung ieglichen Thieres um - ſtaͤndlicher gehandelt worden.

Bruſt,

Jn den Orgelwercken, wird al - ſo genennet, alles, was vor dem Organiſten ſtehet. Dahero ver - ſtehet man unter Bruſt-Poſitiv alle diejenigen Regiſter zuſammen, deren Pfeiffen, wenn ein Orgel - werck drey Abſaͤtze gerade aus hat, in der Hoͤhe, uͤber dem ins beſon - dere alſo genannten Wercke ſtehen: Hat es aber nur zween Abſaͤtze oder Stockwercke gleich aus, ſo heißt das untere alſo in Abſicht auf des Organiſten Poſitur.

Bruſt-Kette,

Jſt eine ohngefehr fuͤnff Vier - tel-Ellen lange an beyden Enden mit einem Knebel verſehene Kette, welche in denen auf beyden Seiten des Kummets befindlichen eiſernen Ringen vermittelſt ſolcher Knebel feſt gemachet iſt. An dieſer Bruſt -KetteBruKette haͤnget die ſogenannte Halt - oder Hemm-Kette, welche an die Deichſel geſpannet wird.

Bruſt-Netze,

Jſt ein beſonderes kleines En - den-Stuͤcke vom Fliegen-Netze, welches vor der Bruſt des Pferdes am Kummte angeſchleifft wird.

Bruſt-Riemen,

Jſt ein lederner Riemen am Voͤrder-Zeug eines Pferdes, wel - cher uͤber deſſen Bruſt herum ge - het, und an beyden Seiten des Sattels, damit derſelbe nicht hin - ter ſich rucken koͤnne, angemachet iſt. Nahe am Sattel ſind lederne Ringe daran, worinnen die Pi - ſtolhulfftern ſtecken, weil aber, wo dieſelbe aufliegen, gemeiniglich das Haar ſich abreibet, als muß man, ſolches zu verhuͤten, ein Stuͤcke von einem Ziegen - oder Kalb-Fell darunter machen, oder den Bruſt-Riemen um ſelbige Gegend mit gelindem Leder uͤber - ziehen, und mit Wolle ausfuͤllen.

Brut,

Heiſſet die junge Zucht von Voͤ - geln, ſo zu einer Zeit mit einander ausgebruͤtet worden.

Bubalus, Buͤffel,

Eine Art wilder ſtarcker groſſer Ochſen, ſo in Polen und der Ge - gend befindlich, werden oͤffters von groſſen Herren zur Hatze gebraucht, ſo aber viel Hunde zu ſchanden machen.

Bubenfiſt, ſ. Bofiſt.

Buccina,

Ein altes muſicaliſches Jnſtru - ment, deſſen ſich die Alten im Kriege bedieneten, und womit ſie inſonderheit das Signal zum Auf -Bucbruche, Angriffe und Retirade zu geben pflegten. Es war ſolches von Ertzt, und gantz krumm gebo - gen, worinne es von der Tuba, die gantz gleich war, ſich unterſchiede; doch war es dabey kleiner, als ein ſogenanntes Cornu, ſo ebenfalls krumm. Anfaͤnglich ſind die Buc - cinæ vermuthlich nichts anders als Hirten-Hoͤrner geweſen; und wird dieſes Wort daher von bos und cano hergeleitet: Wiewohl andre Buccina von dem Klange bou, bou herfuͤhren wollen. Noch andere wollen es bucina geſchrieben wiſ - ſen, und ſoll es ſo viel als vocina heiſſen. Die Juͤden nenneten ih - re Buccinam bald Keren, bald Schophar, und war es ein krum - mes Widder-Horn, deſſen ſie ſich bey Verkuͤndigung der Neu-Mon - de, der Feſt-Tage, wie auch bey dem Jubel - und Erlaß-Jahre be - dieneten. Weil heutiges Tages die Trompeten zu obigen Verrich - tungen gebraucht werden, kan man ihnen den Nahmen buccina bey - legen; ob wol einige es durch Po - ſaune und noch andere durch Zin - cke uͤberſetzen. Derjenige nun, der eine buccinam blieſe, ward bucci - nator, und der Schall und Klang dieſes Jnſtruments buccinus ge - nennet.

Bucephalus,

War des Koͤnigs Alexandri Magni Leib-Pferd, welches aus dem beruͤhmten Geſtuͤte des Phi - lonici Pharſali in Theſſalia von Koͤ - nig Philippo fuͤr 13 oder 17 Talente erkaufft worden, die Urſache aber, daß dieſes Bucephal geheiſſen, iſt dieſe, nicht daß es haͤtte einen Och - ſen-Kopf gehabt, ſondern daß es auf dem rechten vordern Bug nur die Geſtalt eines Ochſen-Kopffs gebrannt gehabt, wie man inRitter-Lexic. HTheſ -BucTheſſalia dieſelben Pferde alſo ge - heiſſen, die aus obbemeldtem Ge - ſtuͤte herkommen ſind, welche alle denſelben Brand gehabt haben. Dieſes Pferd war in ſeiner Ju - gend von Natur frech, muthwil - lig und ſehr wild, worauf ſich dann Alexander Magnus gleich ge - wagt, und ſolches rohes Pferd ſelbſt zu ſeinem Gebrauch dreßiret, ſolcher Geſtalt, daß es niemanden hat laſſen aufſitzen, als ſeinen eig - nen Herrn, auf welchem er nach - gehends groſſes Gluͤck gehabt, und es in vielen Schlachten geritten, und ob es darinnen gleich toͤdtlich verwundet worden, hat es doch mit ſeinem Herrn durch die Fein - de geriſſen, und ihn ſicher davon ge - bracht. Nachhero ſoll es gleich - ſam mit menſchlichem Verſtande geſtorben ſeyn. Alexander bedau - rete den Tod ſeines Bucephali nicht anders als eines ſeiner beſten Freunde, ließ ihn auch begraben, und um das Grab eine Stadt an - bauen, welche Bucephalos oder Bucephala genannt wurde, und das heutige Lahor in dem Koͤnig - reiche gleiches Nahmens in Indo - ſtan ſeyn ſoll.

Buch-Fincke,

So auch Berg-Fincke, Goͤgler, Qvecker, Nickawitz oder Zehrling genennet wird, iſt ein Vogel, der zwar dem ordentlichen oder gemei - nen Fincken an der Groͤſſe und Ge - ſtalt ſehr nahe kommt, aber an der Farbe ungleich ſchoͤner iſt. Denn das Maͤnnlein iſt an dem Kopffe ſchwaͤrtzlicht, und ſcheinen die Fe - dern mit dunckel-weiſſen eingefaßt zu ſeyn; wenn er aber alt wird, gehen die weißlichten Federn gar hinweg, und wird der Kopff kohl - ſchwartz, welche ſchwaͤrtzliche Far -Bucbe ſich auch ein wenig uͤber das Genicke am Hals hinunter erſtre - cket, hernach werden die Federn heller, daß ſie braͤunlicht ausſehen, und ſind mit graulichten eingefaſ - ſet, bis hinunter zu den Puͤrtzeln, allwo dieſe braune Federn von de - nen ſchoͤnſten weiſſen Federn ab - geloͤſet werden; Der Schwantz iſt gantz dunckel-braun und ſchwaͤrtz - licht, an den letzten Federn zu bey - den Seiten mit etwas weiſſen Spiegeln gezieret. Am Unter - Leib, ſo gleich von der Kehle an, iſt er hoch Ziegel - oder Aurora-gelb, und dieſe Farbe nimmt die gantze Bruſt ein; wo ſich aber dieſelbige endiget, folglich am halben Theil des Unter-Leibes wird das Gelbe wieder mit hellweiß verwechſelt, bis hinunter zum Schwantz. Die Fluͤgel haben um die Schultern herum eben die ſchoͤne hoch Ziegel - gelbe Farbe, die langen Federn aber ſind dunckelbraun oder viel - mehr ſchwaͤrtzlicht, ſo ſind auch an den Fluͤgeln qver uͤber gelbe Striche. Der Schnabel iſt mei - ſtens auch Ziegel-gelb, doch vornen etwas braͤunlicht, und die Fuͤſſe ſind erſtlich ſchwartz, veraͤndern ſich aber hernach ins weißlichte. Das Weiblein hat alle dieſelben Farben als das Maͤnnlein, iedoch viel blaſſer, und ſiehet der Kopff nur wie der Ruͤcken aus, auch ha - ben ſie an denen Schultern, da die Maͤnnlein inwendig und auswen - dig gelb ſind, nichts gelbes, ſon - dern nur etwas wenigs braͤunlich - tes, welche Farbe auch auf den Fluͤgeln an ſtat der gelben Qver - Striche, ſo die Maͤnnlein auf de - nenſelben haben, zu ſehen iſt. Die - ſer Vogel bleiber den Sommer uͤber nicht bey uns, ſondern nimmt im April ſeinen Abſchied, und laͤßtſichBucſich nicht eher wieder ſehen, als bis in den October; alsdenn faͤllet er, unter die Fincken vermenget, in die Herde ein, und wird, wenn es beginnet kaͤlter zu werden, mit groſſen Hauffen gefangen, ſo daß man etliche Schocke auf einen Zug bekommt. Man darff zu ſolcher Zeit, ſonderlich wenn der erſte Schnee faͤllt, nur ein paar Lock - Voͤgel, wo man will, in einem Garten an einen Baum haͤngen, ſie den gantzen Tag, ohne hinzuzu - gehen, daſelbſt laſſen, und nahe dabey auf der Erden einen Platz mit Hanff, und anderm Futter beſtreuen, ſo wird man den dritten oder vierten Tag, woferne anders dieſer Vogel in ſelbiger Gegend durchſtreichet, einen groſſen Zug thun koͤnnen. Er iſt uͤbrigens ein Vogel ohne Geſang, von deſſen Brut man deswegen nichts mel - den kan, weil er ſolche hier zu Lan - de nicht verrichtet. Das Weib - lein pflegt ſich in der Wildniß zu Zeiten an unſere Fincken zu gat - ten; und wenn man ein Fincken - Maͤnnlein zu einem Qvecker-Weib - lein thut, bekommt man junge Voͤgel von ſehr ſchoͤner Farbe, aber ſie taugen nicht zum lernen, ſondern bloß zum Anſehen.

Bucoliaſinus,

Ein Bauren-Tantz und Melo - die, deren Erfindung ſich die Si - cilianer zueignen.

Bufet, Buffet,

Das Gehaͤus an einer Orgel; ingleichen der Platz, worinne ein iedes Regiſter, oder Reihe von Orgel-Pfeiffen ſtehet, und wird eigentlich der Stock genennet.

Bug-ſchwinden,

Jſt ein uͤbler Zuſtand an einemBugPferde, wann die Schulter oder das obere Theil an den Schen - ckeln, ſo hart an der Bruſt ſitzet, und Bug genennet wird, zu ſchwin - den anfaͤnget. So bald man ſolches gewahr wird, ſo laſſe man ihme die Haare am Bug und Schenckel auf das genaueſte hin - weg ſcheeren, picket ihme ſodenn mit einer Flieten den Bug uͤber und uͤber, das es blutet; waſche den Ort, wo es ſchwindet, mit ei - ner ſcharffen Laugen und Venedi - ſcher Seiffen gar rein; wann es wieder trocken iſt, ſo ſchmiere man ihme mit folgender Salbe den Bug und Schenckel bey einer war - men Glut gar wohl, damit die Salbe hinein komme. Dieſelbe wird aber folgender Geſtalt ge - macht: Man nimmt im Mayen der rothen und gelben Schnecken etliche, laͤſſet ſie eine Nacht in ei - nem neuen Topff ſtehen, daß ſie ſich reinigen, darnach thut man ſie in einen andern glaſurten Topf, der unten im Boden viel Loͤcher hat, und ſetzet ihn alsdenn in einen an - dern neuen Topff; wenn der Schnecken zehen oder zwoͤlff, ſo thut man eine Hand voll Saltz darzu, vermachet ſie wohl, daß keine Erde oder ſonſt nichts darein komme; ſetzet den Topff ſo denn in einen Keller, oder in die Erde, wie es ſich ſchicket, laͤſſets acht oder neun Tage ſtehen, ſo wird obge - dachte Salbe daraus. Oder: Man nehme acht Loth Campfer, Hunds-Schmeer, alt Schmeer, Hirſchen-Unſchlitt, Lein-Oel, Ter - pentin und Wachs iedes ein Pfund. Den Campfer reibet man klein, und ſtoͤſſet denn alles zuſammen, darnach laͤſſet man es zergehen, und ruͤhret es ſo lange durch einander bis es kalt wird. H 2So -BuͤrSodann laͤſſet man dem Roß die Haare abſcheren, und ſchmieret ihm den Bug mit der Salbe, haͤlt auch iederzeit ein heiſſes Eiſen da - ran, damit es wohl einziehe, und wiederholt es, ſo offt es die Noth erfordert.

Buͤrgel, Burgſtall,

Jſt ein Zeichen, welches der Hirſch in ſeiner Faͤhrte vor dem Thiere beſonders thut, indem er mit dem Ballen die Erde vor ſich druͤckt, und im Fortſchreiten durch ein anderes Zeichen, der Zwang genannt, ſolche wiederum an ſich und aufwerts zwinget, daß es mit - ten in dem Tritte einen kleinen Huͤgel oder Berglein giebet.

Buͤrſch-Buͤchſen, ſ. Buͤrſch - Rohr.

Buͤrſchen, Puͤrſchen,

Ein Weidmaͤnniſch Wort, und bedeutet das Wild ſowol kleines als groſſes durch gezogene Roͤhre oder Schrot-Buͤchſen faͤllen. Un - ter allen Weidmanſchafften erfor - dert das Buͤrſchen die geringſten Koſten, weil es eine Perſon mit und auch oͤfters ohne Hund ver - richten kan. Wo gute Wildbah - nen ſind, kan man ſich mit Buͤr - ſchen nicht nur einen angenehmen Zeitvertreib, ſondern auch nicht geringen Vortheil machen. Es werden aber dazu erfodert eine gu - te Erfahrenheit und Kentniß aller Vortheile, ein ſcharfes Geſicht, ei - ne ſtete Hand und leiſer Tritt, ein gutes nicht blanckes noch glaͤntzen - des Rohr, Rohr-gerechte Kugeln und rundes Schrot. Jm Win - ter ſoll der Weidmann grau und im Sommer gruͤn gekleidet ſeyn. Auf das hohe Wildpret werden Sultzen geſchlagen, oder an gele -Buͤrgenen Orten in Waͤldern an Ge - haͤgen und Zaͤunen Staͤnde und Schirme gemacht, dabey aufzu - paſſen; denen Fuͤchſen wird bey den Vorhoͤltzern, und den Haſen in den Saat-Feldern aufgepaßt. Der Wind muß niemals von dem Jaͤger gegen das Wild, ſondern von dieſem gegen jenen gehen, denn ſolchergeſtalt iſt die Lufft - und Spur-Witterung dem Wilde be - nommen. Damit alles Wildpret nicht ſo bald den Menſchen ſpuͤre, ſoll der Jaͤger ein Wiſch-Tuch, da - mit der Stall-Knecht den Roſſen, wenn er ſie ſtriegelt, den Staub abwiſcht, wenn er puͤrſchen aus - gehet, um den Leib binden, ſo uͤber - trifft der Geſtanck vom Wiſch-Tuch des Menſchen Geruch, daß er das Wild deſto unvermerckter beſchlei - chen kan. Von der Waſſer - Buͤrſche ſ. an ſeinem Orte.

Buͤrſch-Geld,

Wird dasjenige Geld genennet, welches der Jaͤger bey Erlegung eines Stuͤcke Wilds, gegen deſ - ſen Liefferung von ſeiner Herr - ſchafft erhaͤlt: z. E. Vor einen Hirſchen und Haupt-Schwein ei - nen Thaler, von einem Baͤren acht Groſchen mehr; von einem Wolff einen Thaler; von einem Luchs eben ſo viel; von einem Bi - ber ſechzehen Groſchen; von einem Rehe acht Groſchen; von einem Fiſch-Otter zwoͤlff Groſchen; vom Fuchs fuͤnff bis ſechs Groſchen; von einem jungen Fuchs drey Gro - ſchen; von einem Marter und wil - den Katze fuͤnff bis ſechs Groſchen; von einem Jltis vier Groſchen; von einem Wieſel drey Groſchen u. ſ. w.

Buͤrſch-Hunde,

Sind eine Art von ſchnellen undfluͤch -Buͤrfluͤchtigen Jagd-Hunden, welche gebraucht werden das angeſchoſſe - ne und verwundete Wild zu ver - folgen und einzuholen. Man kan auch wohl Bachen, Rehe und Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen, damit hetzen und fangen, weil ſie gleichſam ſtarcke Wind-Hunde ſind, denen nichts entlauffen kan; wie man ſie denn auch von groſſen Wind-Huͤndinnen, die mit Engli - ſchen Hunden beleget werden, er - zielet. Solche Hunde werden auch Cours-Hunde geheiſſen, und von Jugend auf mit Fleiß dazu gewoͤhnet, daß ſie dem Weide - mann nachkriechen lernen, und ſo der Schuß geſchehen, dennoch dem Wild ohne Geheiß nicht nach lauf - fen doͤrffen, bis man das Ange - ſchoſſene gemercket, nach welchen man ihn denn anhetzet; da denn der Hund mit der Zeit das ge - troffene Wild geſchwind einzu - holen, oder unter einem gantzen Trupp auszuſuchen, und gewalt - ſam nieder zu ziehen lernen wird. Vor hauenden Schweinen aber ſind ſie zu ſchonen, weil ſie von denſelben unfehlbar wuͤrden zu ſchanden geſchlagen werden, ſon - dern man mag lieber hierzu die Sau-Ruͤden, als welche nicht ſo koſtber, gebrauchen. Dieſe Buͤrſch - Hunde werden an Ohren und Schnantz nicht geſtutzet, ſondern ihnen, gleich den Wind-Hunden, dasjenige, was ihnen die Natur gegeben, gelaſſen; man pflegt ſie auch, damit ſie leicht lauffen koͤn - nen, mit trockenem Brot von Ha - ber-Schrote zu fuͤttern, und ih - nen kaͤne dicke Mehl-Suppen, als wovo[n]ſie zu ſchwerfaͤllig wuͤr - den, zu geben. Vor allen Dingen aber nuͤſſen ſie alle Tage ausge -Buͤrfuͤhret werden, damit ſie gaͤnge und fluͤchtig bleiben, zum wenig - ſten muͤſſen ſie in einem groſſen Zwinger frey herum lauffen, und nicht immer beſtaͤndig an Ketten gelegt ſeyn, ſonſten werden ſie in kurtzer Zeit ſteiff und unbrauchbar, und verliegen ſich dermaſſen, daß kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch laͤuffet, darmit einzuholen.

Buͤrſch-Meiſter,

Jſt bey einer Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Jaͤgerey derjenige, dem das gantze Jaͤger-Haus mit dem ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, allen Hunden, Jaͤger-Burſchen, Knech - ten und Buͤrſch-Jungen zu ſeiner Inſpection und Aufſicht anvertrau - et und befohlen ſind, weshalben er auch als Ober-Aufſeher im Jaͤger - Hofe beſtaͤndig wohnen muß, und alles daſelbſt von ihm dependiret. Er wird dahero der Buͤrſch-Mei - ſter genennet, weil er die Herr - ſchafft, das Wild zu buͤrſchen, zur Hirſch-Prunfft-Zeit, oder zur Auerhanen-Pfaltz, oder ſonſt zu anderer Zeit, anfuͤhret. Unter ihm ſtehet der Wagen-Meiſter mit ſeinen Zeug-Knechten, und denen Jagd-Handwercks-Leuten, als dem Jagd-Schneider, Jagd - Schmidt, Jagd-Seiler, Jagd - Wagner, Jagd-Riemer und der - gleichen. Er muß alles Jagd - Gezeug und voͤllige Geraͤthſchafft beſorgen, deshalben hat er auch die Tuͤcher und Netze nach geen - digtem Jagen, wenn alles wieder getrocknet und ausgebeſſert, ſo - gleich gehoͤrigen Orts aufheben zu laſſen, damit dem Zeuge kein Scha - de widerfahre. Er muß ſich von einem ieden Knecht, wegen deſ - ſen unterhabenden Hunden taͤglich rapportiren laſſen, was ſie nem -H 3lichBuͤrlich vor Hunde auf denen Muͤh - len, Schaͤfereyen, Vorwergen und Meiſtereyen liegen haben, wie ſie mit Nahmen heiſſen, was ab - gegangen und was jung worden, ſolches alles ſich auch ſpecificiren laſſen; uͤber die im Jaͤger-Hofe vorhandene Hunde, und was taͤg - lich bey der Fuͤtterung an Brot, Haber-Schrot, Stroh und der - gleichen aufgehet, muß er richtige Rechnung fuͤhren, alles benoͤthig - te darzu bey Zeiten anordnen, und ſolches anſchaffen laſſen, damit nirgend kein Mangel erfunden werde. Daferne zur Tafel oder Hof-Stat, ingleichen zum Depu - tat-Wildpret fuͤr die vornehmen Miniſters etwas ſoll geſchoſſen und geliefert werden, muß er ſeine Burſche zu buͤrſchen beordern und ausſchicken, auch oͤffters wohl be - duͤrffenden Falls ſie auf etliche Meilen durchs gantze Land, in alle Wildmeiſtereyen vertheilen. An theils Hoͤfen pfleget der Buͤrſch - Meiſter auch zugleich des Ober - Jaͤgers Function und Dienſt mit zu verrichten.

Buͤrſch-Rohr, Buͤrſch - Buͤchſe,

Jſt ein gezogenes Rohr oder Kugel-Buͤchſe mit einem deutſchen Schloſſe, und tuͤchtigen gemeinig - lich mit Elfenbein oder Perlen - Mutter ausgelegten Schaffte, welcher einen kurtzen und hohlen nach dem Backen ausgeſchnitte - nen Anſchlag, und darinnen ein Beykaͤſtgen hat, worinnen Lad - Maß, Kraͤtzer und etliche Kugeln mit Pflaſter liegen koͤnnen. Alles Eiſenwerck an ſelbigen muß nicht blanck und glaͤntzend, ſondern blau - licht oder matt im Feuer ange - lauffen ſeyn. Dergleichen Buͤrſch -BuͤrRoͤhre mit deutſchen Schloͤſſern brauchen unſere deutſchen Jaͤger noch bis itzo aus folgenden Urſa - chen: Ein deutſcher Anſchlag, weil er kurtz und nach dem Backen ge - ſchnitten iſt, wird ſich geſchwinder und beſſer anſchlieſſen, auch feſter im Lager liegen als ein anderer, ſo nicht von dergleichen Art iſt. Ein deutſches Feuer-Schloß, obwol das Spannen und Losſpannen des Rades in etwas beſchwerlich iſt, kan nicht eher los gehen, bis der Stein aufgeſetzet worden, und wenn zwiſchen dem Stein und der Pfanne ein Tuch-Lappe geleget wird, bleibet Pulver, Rad und Stein trocken, und kan man nach abgezogenem Lappen gleich losdruͤ - cken. So kan auch ein Schuͤtz in freyer Fauſt, ſo meiſtens vor - faͤllet, nach einem Wild unange - leget buͤrſchen; weil an dem deut - ſchen Schloſſe das Rad mit Schaͤr - fung des Steins unverruͤcket des Ziels weit leichter und unvermer - cket los gehet.

Buͤrſch-Wagen, Puͤrſch - Wagen,

Jſt bey der Jaͤgerey ein beſon - derer Wagen, darauf das bey ei - nem ordentlichen Jagen gefaͤllte oder auch auſſer dem von der Herr - ſchafft, oder, auf anderen Befehl, von dem Buͤrſch-Meiſter gebuͤrſch - te Wild gelegt, und nach Hofe gefuͤhret wird. Bey groſſen Jaͤ - gereyen hat man deren mehr als ei - nen. Jhre Kaſten ſind von Bre - tern gemacht, hinten und vorne mit Aufzuͤgen, um das Wildpret auf - und abzuladen, und mit Oel - Farben gruͤn angeſtrichen, auch einige Baͤren, Hirſche, hauende Schweine, und dergleichen an die - ſelben abgeſchildert. Vornen ſindvierBuivier Ringe auswendig eingeſchla - gen, damit ein Baͤr, Hirſch oder hauendes Schwein, denen dieſe Ehre allein widerfaͤhret, mit klei - nen gruͤnen Leinichen fein ange - bunden werden koͤnne; das andere Wildpret aber wird nur darein ge - leget. Die dazu beſtellten Knech - te muͤſſen gruͤn gekleidet ſeyn, und ein Weide-Meſſer an der Seite, auch wenn ſie einen jagdbaren Hirſch darauf fuͤhren, einen gruͤ - nen Bruch auf dem Hute ſtecken haben. Dieſe Wagen werden nebſt den andern Sachen bey dem Jaͤ - ger-Hofe im Zeug-Hauſe verwah - ret.

Buiſſon,

Eine Hecke oder Gebuͤſch. Jn der Muſic iſt es, wenn zwey - oder drey-geſchwaͤntzte Noten, zumal in gedruckten Sachen, da iede ihre Striche und Haken beſonders hat, in ſolcher Verwirrung und Ver - knuͤpffung ſtehen, daß ſie einer He - cke oder Gebuͤſche aͤhnlich ſind.

Bullen-Beiſſer, Baͤren - Beiſſer,

Sind bekandte Hunde, welche kurtze gelblichte Haare, einen di - cken kurtzen Kopf, breite und ſchwartze Schnautze und weiten Rachen haben; ſie ſehen mit den Augen ſehr unfreundlich und laͤu - niſch aus, und ſind nicht ſo hoch von Schenckeln, als ſtarck vom Leibe. Man pfleget ſie gleich am Schwantze und Ohren zu verſtu - tzen, und auf wilde Schweine, Woͤlfe, Luchſen und Baͤren, in - gleichen zur Ochſen-Hatz abzu - richten.

Bund Feder-Lappen, ſ. Feder - Lappen.

Buſ

Bund frey,

Wird in der Muſic genennet, wenn die Saiten eines Clavichor - dii alſo diſponiret ſind, daß zween verſchiedene Klaͤnge oder Secun - den gehoͤret werden, wenn man zween neben einander liegende dia - toniſche Claves, auch wol einen diatoniſchen entweder mit ſeinem vorhergehenden oder drauf folgen - den chromatiſchen Clave zugleich anſchlaͤget.

Bund Tuͤcher-Lappen, ſ. Tuͤ - cher-Lappen.

Buonaccordo,

Jſt ein kleines Spinetgen oder beſaitetes Schlag-Jnſtrumentgen, auf welchem die Kinder, wegen ihrer kurtzen Finger, zu lernen pflegen.

Burdo, Burdus,

Ein Fuͤllen, es ſey ein Pferd oder Maulthier.

Burleſque, Burleſco,

Schertzhaft, kurtzweilig, wird in der Muſic gebraucht, und heißt z. E. Ouverture burleſque, eine ſolche Ouverture, darinnen nebſt ernſthaften Melodien auch bisweilen kurtzweilige, poßier - liche und laͤcherliche Melodien, ſo aus Qvinten und Octaven beſtehen, angebracht werden.

Buſch,

Wird ein kleiner Wald oder Gehoͤltze genennet, ſo mehr aus kleinen Baͤumen und Geſtraͤuche, als aus groſſen wichtigen Baͤumen beſtehet.

Buſch-Holtz,

Wird alles dasjenige Gehoͤltze genennet, ſo keinen hohen Stamm treibet, ſondern nur in dem niedri -H 4genButgen bleibet, und ſo wohl dem Wildpret zum Lager und Gehaͤge dienet, als auch zu Hecken, und andern Verzaͤunungen, nicht we - niger, wenn es zu gehoͤriger Zeit abgehauen wird, in Reiß-Buͤndel zum brennen gebrauchet werden kan. Es iſt aber zweyerley Buſch - Holtz: Denn etliches treibt gar keinen oder doch gar ſelten einen ordentlichen Stamm, als der Creutz-Dorn, der Droſſelbeer - Strauch, Hahne-Huͤfften-Anis - oder Zweck-Holtz, der Haſel - Strauch, Hertern, Hollunder, Faulbaum oder Scherpen, Rein - Weiden, Saal-Weiden, allerley Schießbeer-Straͤucher, Schwartz - Dorn, Wachholder-Strauch, Weiß-Dorn ꝛc. etliches aber trei - bet zwar ordentlich einen hohen Stamm, waͤchſet aber auch im Buſch, und wenn es abgehauen, ſo ſchlaͤget es unten aus der Wur - tzel neben dem Stamme immer wieder aus; Dergleichen iſt das Ahorne, Aſpene, Birckene, Weiß - buͤchene, Erlen - oder Ellerne, Eſchenbaͤumene, Kirſchbaͤumene, Linde, Maſſellerne, Pappelweide - ne, Ruͤſterne ꝛc. ſiehe Unter - Holtz.

Buteo, Butor,

Jſt eine Gattung eines Raub -ButVogels, gleich einer Rohrd om - mel.

Butin, cheval butin,

Heißt ein Raub - oder Beut - Pferd; welches im Krieg offt preis gemacht, und dem Uiberwinder zum Raub wird.

But ronde,

Jſt eine runde Scheibe von Holtze eines halben Werck-Schuhes dick, ſo im Centro ein Loch hat, damit ruhet die Scheibe auf einer eiſernen Stange, die oben durch das Loch durchgehet, daß die Scheibe gern auf demſelben um - laͤuffet, an dieſer Scheiben iſt ein eiſerner Ring an der Seiten befe - ſtiget, darein wird eine lange Corde eingeſchnallet, das andere Ende der Corda aber mit einem Feder-Hacken in die Exercitz - Halffter befeſtiget, und dem Pfer - de auf der Naſen angemacht: die - ſe Scheibe dienet zum Umlauff anfaͤnglich fuͤr junge Pferde; iſt aber nicht ſehr mehr im Brauch.

Butterweiber in Dantzig,

Pflegen alljaͤhrlich acht Tage nach Johannis nach vollbrachter Mittags-Mahlzeit einen Tantz - Reigen fuͤr ſich allein auf oͤffentli - chen Butter-Marckte daſelbſt an - zuſtellen.

C.

C

C, Dieſer Buchſtabe wird in der Muſic vielfaͤltig gebraucht. Wenn derſelbe in dem General - Baſſe vorkoͤmmt, ſo zeiget er an, daß daſelbſt der Diſcant ſingen werde. C 1, bedeutet den erſten, C 2 aber den andern Diſcant. AufCden Orgeln und andern Jnſtru - menten wird der unterſte c Clavis auch alſo C gezeichnet, und das tieffe c genennet, gleich wie die darauf folgenden das ungeſtriche - chene, das eingeſtrichene, das zwey - und drey-geſtrichene heiſſen; weilſieCſie in der deutſchen Tabulatur alſo:[[figure]]C. c. c. c. c pflegen geſchrieben, und eines von dem andern unter - ſchieden zu werden.

C dur,

Jſt, wenn die Tertz zum c nicht das weiche e, ſo man fuͤglich es nennen koͤnte, ſondern das rechte und natuͤrliche e iſt.

C moll,

Heißt in Anſehung des Modi, wenn die Terz zum c nicht e, ſondern es, oder das weiche e iſt. Jn Anſehung des Clavis aber wird C moll genannt, wenn vor dem C clavi ein b ſtehet; da als - denn in Ermangelung des rechten und eigentlichen Clavis auf dem Clavier die Palmula A muß genom - men werden.

C ſimple,

Das ſchlechte C iſt, wenn gleich im Anfange eines Syſtematis nach dem Muſic-Schluͤſſel, oder auch anderswo, dieſes Zeichen ſtehet, welches aber eigentlich kein C, ſon - dern ein halber Zirckel iſt; da be - deutet es einen aus 4 Theilen beſte - henden Tact, und zwar, wenn al - legro dabey ſtehet, daß ſolche ge - ſchwinde gehen, dagegen wenn adagio ſich dabey befindet, daß ſolche langſam ausgedruckt werden ſollen. Wenn keines von dieſen beyden Woͤrtern dabey befindlich, iſt allemal adagio darunter zu ver - ſtehen, und ſoll dem Stuͤcke eine langſame Menſur gegeben werden, welche die Jtaliener tempo ordi - nario und tempo alla ſemibreve nennen.

C tagliato,

Von den Frantzoſen C barré, coupé, taillé, tranché, genannt,Cabdas durchſchnittene C, oder viel - mehr der durchſchnittene oder von einander geſpaltene halbe Circkel (denn es iſt ein Strich perpendi - cular von oben herunter gerade durch den Circkel gefuͤhret,) zeiget einen gleichen und geſchwin - den Tact an, und wird ſo wohl dem Allabreve oder da Capella in Kirchen-Sachen, als auſſer die - ſen bey Fugen, Bourreen, Gavot - ten ꝛc. gebraucht; da aber immer eine Gattung geſchwinder als die andere tractiret wird.

Caballus,

Ein Laſt - oder Dienſt-Pferd, ſ. Cheval.

Cabinet drogues,

Eine Geſtuͤt-Apotheck auf dem Lande, welches ein nuͤtzliches Werck, daß man in Zufaͤllen das benoͤ - thigte gleich haben kan, und nicht erſt weit in eine Stadt ſchicken muß, um die jaͤhen aufſtoͤßigen Pferde zu curiren.

Cabinet d orgues,

Ein Orgel-Gehaͤuſe, organi muſici armarium. Cabinet por - tatif, Organum portatile ſeu ge - ſtatile, ein Poſitiv, welches fort - getragen werden kan.

Cabrer, cheval qui ſe cabre,

Wenn ſich ein Pferd aufbaͤumet, hoch erhebt, und ſich allein auf die hintern Schenckel ſtellt, daß es in Gefahr kommt, ſich nebſt dem Reuter zu uͤberſchlagen; welches eines von den groͤſten Laſtern iſt, und von dem allzufruͤhen Leviren herkoͤmmt, welches nachgehends zu einer boshafften Gewohnheit wird.

Cabriole, ſ. Caprioles.

H 5Ca -
Cad

Cacapenſiero,

Nennen die Toſcaner ein Brumm-Eiſen oder eine Maul - Trummel.

Cacher les fautes du cheval,

Heißt des Pferdes Fehler ver - bergen. Ein Reuter ſoll ſeine mit des Pferdes Maͤngeln, Unwillen und Zorn, vor den Zuſehern, wel - che Kenner und Beurtheiler der Reit-Kunſt ſind, verbergen, auch nicht durch verdiente Straffe ie - derzeit ſelbſt entdecken, ſondern ſol - che lieber auf eine andere Zeit ver - ſchieben, doch nur zu Zeiten erſchei - nen laſſen, daß er zeigen koͤnne, was auf iedes Verbrechen fuͤr eine Correction ſich ſchicke.

Cadence,

Jſt ein auf den Tantz-Boͤden ſehr bekandtes Wort, da nemlich der Tantzende den Tact der Muſic genau in Acht nehmen, ein gutes Gehoͤr haben, und ſeine Pas und Coupées darnach einrichten muß, daß ſolche mit dem Striche der Violin genau uͤbereinkommen, und kunſtmaͤßig angebracht werden, ſintemal die Verlierung der Ca - dantz eine der groͤſten Unzierden im Tantzen iſt; daher die Cadantz vor allen Dingen den Scholaren wohl beyzubringen.

Cadence bey den Ballets,

Jſt ein unumgaͤnglich noͤthiges Stuͤck. Denn da muͤſſen alle Tritte und Schritte, Minen und Geberden, ſie moͤgen mit dem Kopfe, Augen, Munde, Haͤn - den, Fingern, oder mit dem gan - tzen Leibe geſchehen, aufs allerge - naueſte nach dem Tact und Pro - portion der Cadentz, das iſt, nach der ordentlichen Folgung derCadStimmen in der Melodie, einge - richtet, und in menſura, tempo und pondere regelmaͤßig verrich - tet werden, weil dieſes gleichſam das Leben und die Seele eines Ballets iſt, und ohne ſelbiges al - les todt und unvernuͤnftig durch einander gehet. Menſura aber iſt hier die Diſtantz von einem Fuſſe, Hand oder andern Gliede zu den andern Gliedern durch alle Bewegungen proportionirlich durch; naͤchſt dem heiſt es auch die Diſtantz von einer Perſon zur an - dern durch alle Tantz-Glieder durch; und dieſe Diſtantzen ſind nach den Regeln der Geometrie uͤberhaupt wohl in acht genom - men, wenn keine Ungeſtalt gemacht iſt, und man ohne Muͤhe von ei - nem Fuſſe oder Orte zum andern kommen kan. Pondus dagegen iſt das Gewichte oder die Schwe - re der Glieder, welche dergeſtalt im Gleichgewichte muͤſſen geſtellet und gefuͤhret werden, damit ſie in den Actiónibus nicht hinderlich fallen, und endlich die gu - te Stellungen dadurch verhindert werden. Endlich iſt Tempo uͤber - haupt eine Maſſe der Waͤhre oder Dauerung der Zeit, darinnen eine von vielen kleinen Bewegungen zuſammrn geſetzte Handlung ver - richtet wird; Tempus præſens aber iſt Momentum, da alle Augenbli - cke das Præteritum dahin iſt, und das Futurum noch kommen ſoll, und begreiffet die Zeit einer ieden allerkleineſten Bewegung in ſich.

Cadence bey dem Haupt - Pas der Courante,

Dieſe zu begreiffen, iſt zu wiſ - ſen, daß alle Melodien bey der Courante aus einem ungleichen oder Tripel-Tacte beſtehen, undzwarCadzwar aus zwey Drey-Viertel - Tacten; ferner, weil allemal nach 6 Viertel-Noten ein Abſchnitt in der Melodie gehoͤret wird, und auch allemal das Porte les Bras in einer iedweden ſolchen Zeit geen - diget und wiederholet wird, daß ſich der Sechs-Viertel-Tact am beſten darzu ſchicke. Weiter daß ein ieder Pas ſimple, als Pas ten - du, Pas grave, ſowol die gantze Coupé, ob ſie gleich aus zwey ein - tzeln Univerſal-Schritten beſtehet, als auch die halbe Coupé in drey Viertel-Noten abſolviret werde. Hernach daß die Cadence ſowol bey dem kurtzen als langen Pas compoſé im Heben beobachtet werde, nem - lich bey dem kurtzen im Heben bey dem Pas grave, u. bey dem langen im Heben bey der gantzen Coupé. Ge - ſchiehet alſo das Beugen im Auf - Tact, und das Heben in der Ca - dence; welches auch in allen an - dern Taͤntzen beobachtet werden muß. Eben dieſes iſt bey dem Porte les Bras auch zu mercken. Denn wie man mit dem ſechſten Viertel, das iſt, mit der voͤlligen Cadence, beyde Knie beuget: Alſo laͤſſet man auch zugleich mit dieſer Beugung und Tact-Zeit entweder beyde Arme zugleich, oder auch nur den einen vorfallen, nachdem man nemlich die Courante an oder von der Hand tantzet. Und wie man mit dem Niederſchlage beyde Knie hebet, alſo hebt man auch die Arme zugleich mit, und fuͤhret ſie ſo lan - ge, als der Sechs-Viertel-Tact dauret, auf die Seite. Sodann iſt bekandt, daß gemeiniglich in al - len Couranten-Melodien bey dem Anfange des Sechs-Viertel-Ta - ctes entweder ein halber Schlag mit dem Puncte ſich findet, und alſo daſelbſt allemal ein laͤngersCadund ſchaͤrfers Gehoͤre mit einem Triller, Ruck oder Nachklange ge - hoͤret wird; da ſich hingegen der andere Drey-Viertel-Tact nur mit einem Viertel oder gar 2 Hal - ben-Viertel-Noten anhebt: Daß alſo ein ieder, wo das ſcharfe Ge - toͤne angehet, gar leicht die Caden - ce vernehmen kan. Bey ſolchem ſcharfen Getoͤne, das iſt, mit dem neuen Sechs-Viertel-Tacte hebet man ſich allezeit aus der bey dem alten Tacte geſchehenen Beugung, und ſtreichet folglich mit dem an - dern Fuſſe. Und das geſchiehet in dem kurtzen Pas compoſé, als welches nur eine Beugung hat, bey dem Pas grave, und bey dem langen, allwo iederzeit zwey Mou - vements, als die halbe und gantze Coupé vorkommen auf der gantzen Coupé. Und kan man alſo gar leicht hoͤren, wo man heben und ſtreichen muͤſſe. Endlich muß in der Reverence, wie in denen bey - den Haupt-Pas bey den erſten Drey-Viertel-Noten, wo die Melodie etwas toͤnet, ſteiff geſtri - chen werden. Von der Cadence bey der Reverence, voyez Reve - rence de Courante.

Cadence auf der Reit - Schule,

Jſt eine Proportion und eine gleiche Eben-Maaß, die ein Pferd in allen ſeinen Bewegungen in Acht nehmen muß, wenn es dreßirt iſt, daß es alle Lectiones und Schulen in ihrer geſetzten Richtigkeit wohl mache, daß eines von dieſen Tem - pi einmal nicht mehr Erde faſſe, als das andere, nicht ein Satz hoch, der andere niedrig, einer langſam, der andere geſchwinde ge - macht, ſondern recht nach dem Tact und der Cadantz geſchehe.

Caden -
Cad

Cadence in der Muſic,

Ein Stimm-Fall, Geſang - oder Harmonie-Schluß, welcher die - net, ein muſicaliſches Stuͤck ent - weder gaͤntzlich, oder nur zum Theil zu endigen. Solches ge - ſchiehet ordentlich auf einer von den Noten derjenigen Triadis harmo - nicæ, woraus das vorhabende Stuͤck gehen ſoll; auſſerordentlich aber auch auf andern Noten, welche nicht in dergleichen Triade enthalten ſind. Weil nun viele Schluͤſſe und Abſaͤtze den Lauff des Geſanges hemmen; ſo ſoll ei - ne wohlflieſſende Modulirung, nur wenig Cadenzen haben, auſſer wo eine ausdruͤckliche und gute Abſicht dabey gefuͤhret wird, wie denn un - ſre Choral-Lieder, deren doch ei - nige ſehr ſchoͤne Melodien aufwei - ſen, ob ſie gleich kaum den Spren - gel der Qvint erfuͤllen, faſt aus lauter Cadenzen beſtehen. Gut, noͤthig und ſchoͤn iſt es, wenn man gleich im Anfange, einen Haupt - Schluß in die Endigungs-Note vornehmen kan, weil der Zuhoͤrer dadurch von der gantzen Ton-Art berichtet wird. Auch iſt es gut, wenn bald im Anfange der getheil - te Dreyklang oder die Trias ſich in gleicher Abſicht〈…〉〈…〉 hoͤren laͤſſet. Es giebt derſelben vielerley Arten, als da ſind:

Cadence detourné,

Eine Cadentz, da der Baß, an ſtat in die Qvart zu ſteigen, oder in die Qvint zu fallen, entweder um einen Ton, oder auch nur um ein Semitonium hinauf, oder um eine Tertz herunter ſteiget.

Cadence dominante,

Eine Cadentz, ſo auf dem obern Sono einer Triadis harmonicæ for - miret wird.

Cad

Cadence double,

Jſt ein doppeltes oder vielmehr variirtes Trillo oder Tremblement. Es wird hier aber das Accidens bey einer Cadentz fuͤr die Sub - ſtantz ſelbſt ausgegeben, und nen - nen die Frantzoſen ihr Tremble - ment abuſive eine Cadentz. Wenn auch die Welſchen Saͤnger dop - pelte und dreyfache Cadentzen von 2, 3, 4 bis 8 Tacten machen; ſo iſt hierunter dasjenige Moduliren, welches vor der Cadentz hergehet, und gleichſam den Weg dazu bah - net, zu verſtehen, es ſey ein ſolches von dem Componiſten aufgeſchrie - ben, oder werde von dem Saͤnger aus dem Stegereif gemacht.

Cadence étrangere,

Eine fremde Cadentz, welche in den Modum eines muſicaliſchen Stuͤckes nicht eigentlich gehoͤret.

Cadence evité, oder feinte, ſ. Cadentia ficta.

Cadence hors du Mode,

Eine auſſer dem Modo ange - brachte Cadentz.

Cadence imparfaite, ſ. Cadentia imperfecta.

Cadence irreguliere, ſ. Cadentia irregularis.

Cadence mediante,

Eine Cadentz, welche im mitt - lern Sono einer Triadis harmoni - gemacht wird.

Cadence parfaite, ſ. Cadentia perfecta.

Cadence reguliere, ſ. Cadentia regularis.

Caden -
Cad

Cadence ſimple, ſ. Cadenza ſemplice.

Cadence trompeuſe,

Die Welſchen nennen ſie Ca - denza d inganno, eine betruͤgen - de Cadentz, ſie iſt, wenn an ſtat der Schluß-Note, welche das Gehoͤr natuͤrlich erwartet, eine gantze oder halbe Tact-Pauſe ge - ſetzt wird.

Cadentia Altizans,

Eine Altiſirende Cadentz.

Cadentia Cantizans,

Diſcantiſirende Cadentz heiſſet, wenn die in einer Formal-Cadentz ſonſt gewoͤhnliche, nemlich aus der Qvart und Tertz beſtehende Di - ſcant-Clauſel in der Fundamen - tal-Stimme oder in dem Baſſe an - gebracht wird.

Cadentia compoſita,

Eine zuſammen geſetzte oder ex - tendirte Cadentz iſt, wenn in ei - nem Qvatuor die Grund-Stimme zwar nur aus zwo entweder um eine Qvint herunter fallenden, oder um ein Qvart aufſteigenden Noten beſtehet; zwo von den uͤbri - gen Stimmen aber uͤber der letzten Note ohne eine, mehrere Noten anbringen oder hoͤren laſſen. S. Cadenza compoſta.

Cadentia dominans, ſ. Cadence dominante.

Cadentia ficta,

Heiſſet bey den Frantzoſen Ca - dence evitée, feinte, bey den Wel - ſchen aber Cadenza ſfuggita, finta, und bey uns eine verſtellete Cadentz oder Schlußmachung, und iſt 1) wenn der Baß, an ſtat daß er um eine Qvart ſteigen, oder um eine Qvin[ te] herunter fallen ſollte, einenCadandern Weg nimmt, und indem die uͤbrige Stimmen alles zur rechten Cadentz gehoͤrige veranſtalten, ent - weder in die Tertz herunter, oder um einen Ton, oder Semitonium, in die Hoͤhe unvermuthet gehet, und alſo ſeinen ſonſt gewoͤhnlichen Progreß vermeidet. 2) Wenn die Grund-Stimme den Qvint - oder Qvart-Sprung machet, die Ober - Stimmen aber nicht das ihrige und zu einer rechten Cadentz noͤ - thige beobachten, ſondern ſtat der ſcharffen Tertz die weiche, und in Tenoriſirenden Cadentzen ſtat der ſcharfen Sext die weiche hoͤren laſſen.

Cadentia imperfecta,

Frantzoͤſiſch Cadence imparfaite oder attendante, Jtalieniſch Ca - denza imperfetta, Deutſch eine unvollkommene Cadentz genannt, iſt, wenn in der Qvint einer Tria - dis harmonicæ aufwerts geſchloſ - ſen, und der ſonſt darauf folgen - de Clavis, als die rechte Schluß - Note, erwartet wird.

Cadentia irregularis,

Cadence irreguliere Frantzoͤſiſch und Jtalieniſch Cadenza irregola - re genannt, iſt, deren Endigungs - und Schluß-Note keine von den Eſſential-Chorden desjenigen Mo - di iſt, aus welchem man arbeitet.

Cadentia perfecta,

Die Frantzoſen nennen ſie Ca - dence parfaite, die Welſchen Ca - denza perfetta, und wir Deutſchen eine vollkommene Cadentz; ſie iſt aber, wenn in der herunterwerts ſpringenden Qvinte geſchloſſen wird. Dieſe Art alleine verdie - net mit Recht den Nahmen einer Cadentz, welchen ſie von cadendo oder Fallen hat; dahingegen alleandereCadandere Arten, nur eigentlich Stimm-Spruͤnge und Gaͤnge ſind.

Cadentia regularis,

Frantzoͤſiſch Cadence reguliere, Jtalieniſch Cadenza regolare, iſt die Cadentz, welche auf die Eſſen - tial-Chorden eines Modi faͤllet.

Cadentia ſimplex, ſ. Cadenza ſemplice.

Cadenza compoſta,

Jſt die oben beſchriebene Caden - tia compoſita. Wenn im Baſſe die Nota penultima ein Semibre - vis im ordinaͤren Tacte iſt, und uͤber ſolcher in den andern Stim - men vier Viertel zu ſtehen kom - men, ſo heiſt es eine Cadenza com - poſta maggiore, eine groſſe zu - ſammen geſetzte oder extendirte Cadentz. Jn einem proportionir - ten Tacte muͤſſen zu dieſer Cadentz - Gattung 2 Tacte genommen wer - den, weil einer allein dazu nicht hinlaͤnglich iſt. Jſt aber gedachte Nota penultima im Baſſe nur ei - ne Minima, und ſind uͤber ſolcher nur 2 Viertel angebracht worden, ſo iſt es eine Cadenza compoſta minore, eine kleine zuſammen ge - ſetzte Cadentz. Werden die ge - dachte Semibrevis und Minima in ſolchen Faͤllen in kleinere Noten zergliedert vorgeſtellet, ſo entſtehen daher im erſten Fall die Cadenza compoſta maggiore diminuita, im andern aber die Cadenza compoſta minore diminuita.

Cadenza fiorita,

Eine ausgeſchmuͤckte Cadentz wird genennet, die in viel kleine Noten getheilet wird. Solches kan ſowol in der Grund-Stimme, als auch in den obern Stimmen geſchehen.

Cad

Cadenza d inganno, ſ. Cadence trompeuſe.

Cadenza ſemplice,

Cadentia ſimplex, Cadence ſim - ple, eine ſchlechte Cadentz heiſſet diejenige, deren Noten in allen Stimmen der Geltung nach ein - ander gleich ſind.

Cadenza ſemplice deſcendendo di grado,

Eine um einen Grad herunter - werts gehende, ſchlechte oder Te - noriſirende Cadentz.

Cadet,

Jſt das juͤngere Haupt der Fa - milie, der juͤngere Sohn, welcher noch einen aͤltern vor ſich hat, Lat. generoſæ ſtirpis natu minor. Weil nun die juͤngſten Bruͤder der ade - lichen Geſchlechter, entweder aus Mangel der Guͤter, oder damit ſolche nicht ſo ſehr geſchwaͤchet wuͤrden, ihr Gluͤck entweder durch den Degen oder durch die Feder ſuchen muͤſſen; viele auch unter denſelben weder zu dem geiſtlichen Stande, noch auch zu den Stu - diis, einige Neigung bey ſich ſpuͤ - ren: So erwehlen ſie den Solda - ten-Stand, um ihren angeerbten Adel dadurch zu behaupten, und den Ruhm ihrer Haͤuſer zu ver - herrlichen. Dahero iſt es denn gekommen, daß man die Com - pagnien im Kriege, oder die Leib - Garden, welche aus jungen Edel - leuten beſtehen, Cadets nennet. Verſchiedene groſſe Herren haben deßwegen in ihren Reſidentzen Cadetten-Schulen angelegt, da - rinnen die jungen Edelleute erzo - gen, und in den Kriegs-Exerci - tien, Sprachen und Wiſſenſchaff - ten meiſt auf des Lands-Herrn, auch zum Theil auf ihre Unkoſten un -ter -Caͤſterrichtet werden, daß ſie bey er - wachſenen Jahren als geſchickte Officiers unter der Militz employi - ret werden koͤnnen. Jn denen Staaten, welche die Schiffahrt treiben, findet man auch Cadets zur See, welche zu der Mathema - tic und ſonderlich zu der Schif - fahrts-Kunſt angefuͤhret werden, um ſie in der Seefahrts-Kunſt geſchickt zu machen, da ſie denn hernach als Officiers zur See ſich gebrauchen laſſen.

Cæſura,

Muſicaliſcher Durchſchnitt, iſt ein kleiner Unterſchied, vermit - telſt deſſen der Progreſſus Nota - rum ein wenig gleichſam gehemmet wird. Solches geſchiehet entwe - der mit einer etwas laͤngern Note, oder einer kleinen Pauſe, welche die Clauſulam formalem in etwas nachahmen. Sonſten bedeutet es auch einen Theil der Section, welcher von ſeinem vorhergehenden oder folgenden mit itztbeſchriebe - nem Unterſchiede abgeſondert wird. Cæſuræ relativæ, ſind welche einander an der Zeit und modo progrediendi gleich ſind.

Caille, Wachtel,

Jſt ein Erd-Vogel, welcher ſeinen Auffenthalt in fetten Korn - Feldern und mit langem Gras be - wachſenen Wieſen hat, und faſt wie ein Rebhun geartet iſt. Am Kopff und Ruͤcken hat ſie faſt gaͤntzlich die Farbe einer Lerche, auſſer, daß ſie am Hals herum etwas heller ausſiehet. Die Maͤnnlein ſind an der Kehle theils braun, theils ſchwartz, und gehet dergleichen Strich halb um den Hals hinum. An der Bruſt ſind die Maͤnnlein gantz Weitzen-farb, davon aber die Weiblein wenigCaioder gar nichts haben; weiter un - ten am Bauch ſind ſie weiß-grau; der Schnabel iſt bey etlichen Maͤnnlein im Sommer kohl - ſchwartz, bey etlichen aber iſt er nur dunckel-braun, und die Fuͤſſe ſind weißlicht. Das Weiblein iſt am Kopff und Ruͤcken faſt wie das Maͤnnlein, nur in etwas dunck - ler, am Schnabel iſt es weißlicht, an der Bruſt aber dunckel-weiß oder ſchwartzduͤpplicht. Die Ge - ſtalt der Wachtel, dem Gewaͤchſe nach, iſt aͤuſſerlich anzuſehen, wie alle Huͤner-Arten, und an der Groͤſſe einem Krammets-Vogel zu vergleichen: Denn ob derſel - bige wegen ſeiner hohen Beine gleich viel hoͤher ausſiehet, als die Wachtel, wenn ſie neben einan - der ſtehen, ſo wird doch an der Dicke und Laͤnge des Leibes, nach hinweggenommenen Federn, kein groſſer Unterſchied zu ſehen ſeyn. Die Wachtel wird im Zimmer ſo zahm, daß ſie, wenn man ſie recht wartet, nemlich, wenn man ihr nicht nur Weitzen, ſondern auch allerhand Saamen und Salat giebt, wie ein Haus-Hun herum laͤuffet, auch Eyer leget, und, wel - ches wenig andere Voͤgel thun, fremde Junge aufziehet. Jhr Schlagen oder Ruffen, daß nur im Sommer bey dem Maͤnnlein anders, als bey dem Weiblein, im Winter aber uͤberein lautet, kom - met einigen verdruͤßlich und unan - genehm vor, andere aber hoͤren es gerne, und haben ein ſonderbares Vergnuͤgen daran. Die Wach - tel, wenn ſie noch ſo zahm, ja, wenn ſie ihr Lebtag nicht in dem Feld geweſen iſt, nimmt doch von Stund an, da ſie ins Gras koͤmmt, ihre natuͤrliche Wildig - keit an. Kein Vogel bruͤtet ſpaͤterimCaiim Jahr, als die Wachtel. Viele verrichten erſt im September ihre dritte Brut. Sie legen zehen bis vierzehen Eyer, und dieſes iſt was beſonders an ihnen, daß Maͤnnlein und Weiblein nicht beyſammen bleiben, ſondern, ſo bald das Weiblein Eyer legt, ſo bald ſucht auch der Han ein ander Weiblein, und kommt nicht mehr zu dem vo - rigen. Sie ſind uͤberaus leicht aufzubehalten; iedoch, wenn ſie recht friſch bleiben, und etliche Jahr nach einander ſchlagen ſol - len, brauchen ſie gute Wartung. Die Junge, wenn ſie nur acht Tage alt ſind, bedoͤrffen lang nicht ſo viel Muͤhe, als junge Rebhuͤ - ner, die ohne Ameis-Eyer nicht aufzubringen ſind, ſondern ſie neh - men mit gehackten Eyern und Hir - ſen vorlieb, wenn ſie nur von ih - rer Mutter, oder von einem an - dern Weiblein (denn faſt ein ie - des nimmt ſich fremder Jungen an) gefuͤhret und bedecket werden: Aber den erſten Tag, da ſie aus - kriechen, und bis etwan auf den vierzehenden oder funffzehenden Tag ſollen ſie billig friſche Ameis - Eyer bekommen, wenn man die gantze Schaar aufbringen will. Es iſt ein geiler Vogel, ſo gar, daß er aus blinder Begierde oͤff - ters eine vorkommende Kroͤte an ſtat des Huns tritt, und wenn er ſich in einem Spiegel erblickt, aus gleichem Triebe zulaͤufft, und in denen ihme gelegten Schlingen ſich verſtricket. Sie kommen erſt im May zu uns, und ſind von ſolcher Zeit an, bis in den Auguſt am beſten mit dem Ruff und Steck-Gaͤrnlein, oder noch mit mehr Luſt, vermittelſt, vorſtehender Hunde, in denen Wieſen mit dem Tiraß zu fangen. Die NahrungCaider Wachteln beſtehet in Weitzen, Hirſen, Salat und Kraut-Saa - men, womit ſie ſich ſo fett maͤſten, daß ſie zur Zeit ihres Striches oft vor Fettigkeit nicht zu fliegen ver - moͤgen; ſie ſtreichen aber im Herbſt in aller Stille fort, und zwar mehrentheils im September, alſo, daß deren wenige den October er - warten. Wenn man ſie in einem Kaͤfig halten will, welches man mit den Hanen, um ihres Schla - gens willen, gerne thut, muß der - ſelbe oben offen, und nur mit ei - nem Tuch bedeckt ſeyn, dieweil ſie ſich ſonſt die Koͤpffe zerſtoſſen. Das Fleiſch der Wachteln iſt zwar von den Alten vor ungeſund und ſchaͤd - lich gehalten worden, denen aber von den Heutigen widerſprochen wird, abſonderlich geben die junge eine ſehr niedliche Speiſe. Der Wachtel-Fang mit dem Ruff wird auf vielerley Weiſe in Feldern und Wieſen vorgenommen; wenn er aber recht vollkommen ſeyn ſoll, muß er in einer Ebene folgender Geſtalt angeſtellet werden: Der Jaͤger oder Wachtel-Faͤnger leget ſich mit dem Wachtel-Ruff in das hohe Gras, oder halb-gewachſene Getraide auf die Erde: Ohnge - fehr zehen Schritt von ihm auf beyden Seiten haͤnget man an Stoͤcke oder Pfaͤhle, etwan andert - halb Ellen hoch von der Erde, zwey Lock-Weiblein in Vogel-Haͤuſern, die wie Hand-Koͤrblein geſtaltet ſind; zween Schritte auſſer denſel - ben ſtehen auf vier Seiten Flug - Gaͤrnlein an Stoͤcken oder Furckeln hangend, nur zween Schritt von dem im Graſe liegenden Jaͤger ſtecken rings um ihm her Wachtel - Steck-Gaͤrnlein, und er ſelbſt iſt mit einem Tiraß uͤberzogen. Auf dieſe Weiſe koͤnnen gar leicht in ei -nerCainer Stallung, deren ſich doch in einem Abend wohl zwo machen laſſen, funffzehen bis zwantzig Wachteln gefangen werden, wel - ches den Sommer uͤber ein groſſes austraͤgt. Sonſten wird der Wachtel-Fang auch auf folgende Weiſe angeſtellet: Man ſetzet acht bis neun, auch wohl mehr Wach - tel-Haͤne oder Maͤnnlein ſchon im Martio in kleine Koͤrblein, in die man ſonſten die Weiblein thut, wenn man die Maͤnnlein im Som - mer damit fangen will, und laͤſſet alſo dieſe zur Lock eingeſtellte Maͤnnlein ihre Koͤrblein den Mer - tzen und April hindurch wohl ge - wohnen; hernach, wenn ſie in dem May anfangen wollen zu ſchlagen, das Koͤrblein aber ſo gewohnet ſind, daß ſie im Finſtern ihr Freß - und Trinck-Geſchirrlein finden koͤnnen, berupfft man ſie an Fluͤgeln, und ſonſten hin und wie - der, und ſetzt ſie in einen kuͤhlen Keller, darinnen man ſie bis Bar - tholomaͤi ſtehen laͤſſet. Jnzwi - ſchen etwan vierzehen Tage vor - her ſaͤet man an einem zum Wach - tel-Strich beqvemen Ort, ein paar in der Laͤnge hin liegender Acker oder Tagwerck, mit Haber oder anderem Getraide; ſolchen Fleck Getraide umſtellet man auf einer ſchmalen Seite, und zu beyden langen Seiten die Helffte, oder doch den dritten Theil, der Laͤnge herunter, mit einem auf die Wach - teln gerichteten Hoch-Garn, wel - ches aber ſonſt wie ein Hoch-Garn, das man auf die Rebhuͤner brau - chet, geſtaltet ſeyn ſoll. Doch iſt nicht noͤthig, daß das Garn ſo hoch ſtehe, als die Hoch-Netze, welche auf Huͤner und Schnepffen ge - richtet werden, und braucht es vor die Wachtel kaum halb ſo vielCalGarn, als vor dieſe, auſſer daß, weil die Maſchen viel enger ſeyn muͤſſen, bey dem Stricken dennoch viel Zwirn aufgehet. Die in dem finſtern Keller ſtehende Wachteln nun ſetzt man um Bartholomaͤi wieder ans Licht, doch nicht an die Sonne, und haͤnget ſie, wenn der Wachtel-Strich anfaͤnget, vier - zehen Tage nach Bartholomaͤi, oder, daferne es bald reiffet, auch wohl ehe, an hohen Stangen zu beyden Seiten des angeſaͤeten Fel - des herum, da ſie denn ſo balden anfangen, die gantze Nacht hin - durch begierig zu ſchlagen, mit welchem ihrem Schlagen ſie ſon - derlich des Morgens vor anbre - chendem Tage verurſachen, daß die Strich-Wachteln in das nun - mehr heran wachſende Getraide haͤufig einfallen, und man faſt alle Tage, wenn man nach der Son - nen Aufgang hinaus gehet, in mehr bemeldetem Acker uͤber hundert Wachteln antrifft. Dieſe zu fan - gen, gehen ihrer etliche unten, wo kein Garn ſtehet, mit Spiß-Ru - then hinein, und treiben die Wach - teln alle gegen dem obenſtehenden Garn zu, ſo, daß der Fang kaum eine Viertel-Stunde waͤhret, aber doch manchen Tag, ſo ertraͤg - lich, als luſtig iſt. Es machen ſich zwar einige Weid-Leute Be - dencken, die Wachtel-Hanen im Fruͤhling wegzufangen, in Mei - nung, ſie thun dadurch Schaden an der Brut, aber ſie haben der - gleichen nicht zu beſorgen: Denn die Hanen, welche Hennen haben, lauffen nicht, die aber keine Hen - nen haben, bleiben nicht in der Revier, ſondern verſtreichen.

Calabis,

Soll ein Laconiſcher Tantz undRitter-Lexic. JTantz -CalTantz-Lied geweſen ſeyn, ſo in dem Tempel der Dianæ Derrhiatidis ge - braucht worden.

Calade oder Baſſe,

Jſt die Abnehmung oder Abhang eines erhabenen Erdgrundes, oder kleinen Erhoͤhung und Sandhuͤ - gels, von welchem man oͤffters ein Pferd abgehen laͤſſet, und ſetzet es in Falcaden oder Courbetten, daß es lerne die Huͤffen biegen, und ſei - ne Parade, (mit Huͤlffe der dicken Schenckel und Anhaltung des Ca - vezons) wohl zu machen; denn ſonſten wuͤrde es ſich gantz auf die Schultern verlaſſen, und die An - cken nicht brauchen.

Calamaula,

Eine Rohr-Pfeiffe; Calamau - les, der eine ſolche Rohr-Pfeiffe blaͤſet.

Calamella, Calamellus,

Bedeutet gleichfalls eine Rohr - Pfeiffe, und ſollen ſich die Schwei - tzer derſelben annoch im Kriege be - dienen. Einer, der darauf blaͤ - ſet, wird Calamellarius genennet.

Calamus,

Heißt ein iedes Rohr, und ſo - dann eine aus Rohr verfertigte Pfeiffe.

Calandrone,

Eine Gattung Schalmeyen mit zwo Klappen, vermittelſt deren Niederdruckung der Wind durch zwey gerade gegen einander uͤberſte - hende Loͤcher faͤhret.

Calcant,

Wird bey den Orgel-Wercken der Balgen-Treter genennet.

Calcant-Gloͤckgen,

Jſt an den Orgeln ein Zug, wo - durch dem Balgen-Treter dasCalZeichen gegeben wird, er ſolle die Baͤlge treten.

Calcedoine, Chalcedonier,

Jſt ein halb durchſichtiger Stein, einer dunckelfeurig rothen Farbe und hart, und iſt billig un - ter die Rubinen zu rechnen. Die Orientaliſchen ſind die beſten, und faſt einer Purpur - und Him - melblauen Farbe, mit weiß ver - miſcht; etliche haben eine annehm - liche Roͤthe, und wenn ſie gegen die Sonne gehalten werden, ſtel - len ſie gleichſam durch den Wie - derſchein ihrer Farben einen Re - genbogen vor. Die Chalcedonier werden ſonſt zu Petſchafften oder Siegeln gebraucht, weil ſie rein abdrucken, und kein Wachs an ſich ziehen. Seiner wird gedacht Apoc. 21, 19.

Calcer, cheval qui calce,

Dieſer Terme iſt von den Jta - lieniſchen Bereutern eingefuͤhret worden, und will ſo viel ſagen, das Pferd macht ſich los mit ei - nem Streich zu Ende einer Re - priſe oder Wiederholung.

Calcio, il Giuoco del Calcio,

Jſt ein gewiſſes ſolennes Bal - lonen-Spiel in Jtalien, welches von den jungen Edelleuten des Winters in den Staͤdten, ſonder - lich im Florentiniſchen gehalten wird. Sie theilen ſich in zwey Parteyen, deren iede durch eine be - ſondere Farbe des rothen und gruͤ - nen Bandes unterſchieden wird. Dergleichen Spiele ſiehet man faſt alle Tage von Epiphania bis zu En - de des Carnevals, und eine iede Par - tey erwehlet ſich einen Principe di Calcio, welcher ein junger Ca - vallier und von gutem Vermoͤgen iſt. Dieſe Printzen erwehlen ſicheineCaleine groſſe Anzahl Officiers und Beamten, beſtellen ſich gewiſſe Logimenter zu ihrer Hofhaltung, berathſchlagen ſich mit ihren Be - dienten, ſchicken Geſandten an ein - ander, beſchweren ſich uͤber des an - dern Unterthanen, und wenn ſich dieſe beyde Printzen nicht verglei - chen koͤnnen, wird der Krieg aus - geblaſen, und ein groſſes Volck in der Stadt gegen einander aufge - bracht, da denn die beyden Prin - tzen vor dem Groß-Hertzog eine Schlacht zu halten, mit einer ſtat - lichen Cavalcade auf einem oͤffent - lichen Platze zuſammen kommen, und in ſchoͤnſter Montirung und Liverey ihre Parade vor dem Her - tzog machen. Wenn dieſes ge - ſchehen, gehen ſie in ihre Schran - cken, ſtellen ſich in Poſitur, und ſetzen beyde ihre Eſtandarte vor des Hertzogs Thron, worauf der Ballon in das Mittel gebracht und ge - ſchlagen wird, da denn derjenige deſſelben Tages Uiberwinder blei - bet, welcher den Ball uͤber die andere Seiten der Schrancken ſtreicht. Dieſer holt alſobald ſei - ne Eſtandarte wieder, und laͤſt ſich alsdenn nebſt dem Frauenzimmer wohl tractiren, mit welchem allein ſeine Bediente tantzen, und dem - ſelben aufwarten muͤſſen.

Calderon,

Wird von den Spaniern das muſicaliſche Zeichen genennet, wel - ches die Welſchen Corona heiſſen; ſeine Figur iſt

Camarre,

Ein ſcharff Naſenband, wie ein halber Circkel mit einem oder zwey Gewerben, und iſt hohl in der Mitten, auch wohl mit eingefeil - ten Zaͤhnen, mit 2 langen Schleiff - Zuͤgeln verſehen, welche an demCamSattel angeſchleifft werden, um den plumpen Pferden die Haͤlſe ſouple und biegig zu machen. Es giebt eine treffliche gute Wir - ckung, wenn ſie aber unrecht ge - braucht werden uͤberzaͤumen ſie die Pferde zu ſehr unter ſich in Bo - den; iſt derohalben hier die Mit - tel-Straſſe zu beobachten.

Cameel, Kameel, Camelus,

Jſt unter den vierfuͤßigen Thie - ren, ſo geſpaltene Klauen haben, wol das groͤſſeſte und hoͤchſte Thier, hat einen ſehr langen und geſchlan - cken Hals, kleinen Kopf, einen Puckel auf dem Ruͤcken, knorrich - te und hohe Schenckel. Es ſind ſonſt zahme Thiere; koͤnnen auf einmal 16, 18, bis 20 Centner auf ihren Ruͤcken tragen, und werden daher von den Tuͤrcken zu Fort - bringung allerhand Kriegs-Ruͤ - ſtung gebraucht, auch von Kauf - leuten auf der Reiſe durch groſſe Wuͤſteneyen mit gefuͤhrt, weil ſie ſich mit ſchlechtem Futter vergnuͤ - gen laſſen, und 9 Tage Durſt lei - den koͤnnen; wenn ſie in der Brunſt ſind, bleiben ſie faſt 40 Tage oh - ne Eſſen und Trincken; das Weib - gen traͤgt ſeine Frucht 11 Monat lang. Die Pferde fuͤrchten ſich vor den Cameelen, und koͤnnen auch ihren Geruch nicht vertragen. Die Cameele gehoͤrten vor deſſen zu dem Reichthum der Morgen - laͤndiſchen Voͤlcker, wie an denen Patriarchen und Hiob zu ſehen. Job. 1, 3. Jhr Fleiſch iſt zwar un - verdaulich, ihre Milch aber wird fuͤr die beſte und ſuͤſſeſte nach der Mutter-Milch gehalten. Die Haare werden zur Kleidung ge - nommen, ſintemal Johannes der Taͤuffer ein Kleid von Cameel - Haaren hatte. Einige wollen aberJ 2ſagen;Camſagen; daß ſich Cameelhaar un - moͤglich ſpinnen und wircken lieſſe. Die Araber richten ihre Cameele folgender Geſtalt zum Tantzen ab: Sie ſperren ein junges Cameel in einem eingeheitzten Orte ein, und machen das Pflaſter des Zimmers ziemlich heiß. Auſſerhalb deſſel - ben wird eine Paucke geruͤhret, un - ter waͤhrender Zeit das Thier ge - zwungen wird, einen Fuß um den andern aufzuheben. Wenn es nun etliche Monate darzu ange - woͤhnet worden, und hernachmals im freyen dergleichen Paucken - Schall hoͤret, ſo faͤngt es von ſich ſelbſten mit gleicher Bewegung auch auf den kalten Pflaſter-Stei - nen an zu tantzen.

Caminar,

Eine Jtalieniſche Ausſprechung von einem Pferd, das nichts thut, als ſpacißirt, wenn es ſoll cour - bettiren, und die Schenckel von der Erden erheben, es nur dieſel - ben nachſchleppet, und damit hin und her wancket, welches ein Ui - belſtand und Unſicherheit iſt.

Cammer-Muſic,

Jſt diejenige Muſic, welche in groſſer Herren Zimmern pfleget aufgefuͤhret zu werden. Man nen - net aber auch die Perſonen, wel - che daſelbſt die Muſic machen, al - ſo. An dem Frantzoͤſiſchen Hofe iſt als was beſonders anzumercken, daß, wenn die Cammer-Muſic auf Befehl des Koͤnigs bey den Printzen vom Gebluͤte (doch die Koͤniglichen Printzen ausgenom - men) und bey auswaͤrtigen ob - ſchon ſouverainen Printzen muſi - ciret, und dieſe ſich bedecken, die ermeldte Cammer-Muſic ſich gleichfalls bedecket.

Can

Cammer-Ton,

Gehet hoͤher als der Chor-Ton, und hat ſeinen Nahmen von groſ - ſer Herren Cammer-Muſic, weil dieſer Ton, da alle muſicaliſche Jnſtrumente um etwas hoͤher, folglich ſtaͤrcker und friſcher gehen, in Schloͤſſern luſtiger und ange - nehmer wird. Es wird aber auch Cammer-Ton der niedrigere Ton genennet, wenn ein muſicaliſches Stuͤck nicht nach dem alten Chor - oder Cornett-Tone, ſondern haupt - ſaͤchlich um der erwachſenen So - praniſten willen, welche die Hoͤhe nicht wohl haben koͤnnen, ſodenn aber auch um der Jnſtrumenten willen, damit die Saiten deſto beſſer halten moͤgen, entweder um einen gantzen Ton, oder wol gar um eine kleine Tertz, tieffer vollzo - gen wird. S. Chor-Ton.

Camphur,

Eine wilde Eſels-Art im wuͤ - ſten Arabien, ſo nach einiger Scri - benten Bericht, ein langes Horn an der Stirn traͤgt, mit welchem es ſich gegen die wilden Ochſen vertheidiget. Die Jndianer ſollen dieſes Horn geraſpelt wider die ge - faͤhrlichſten Kranckheiten gebrau - chen.

Camptaules,

Ein Zincken-Blaͤſer, es kan aber eben, wie das Wort Cera - taules, einen bedeuten, welcher ein gebogenes Jnſtrument, wie die Waldhoͤrner ſind, blaͤſet.

Canace,

Ein Tantz-Lied und Tantz, wel - cher die Fabel von der Canace vor - ſtellete.

Canal de la bouche du cheval,

Jſt die Hoͤhle in der Mitten des innern Kinnbackens, worinnen dieZungeCanZunge ihre Lager-Stat hat, und von beyden Theilen durch die La - den umgeben wird, und ſich an den Kinnbacken-Zaͤhnen endiget, in welchem Canal auch die Baͤrt - lein wachſen.

Canarie,

Jſt eine Art Giquen, und ein ſehr geſchwinder und kurtzer, aus Drey-Achtel-Tact und zwo kur - tzen Repriſen beſtehender Tantz; die erſte Note eines ieden Tactes hat mehrentheils einen Punct hin - ter ſich. Er hat vermuthlich aus den Canarien-Jnſeln ſeinen Ur - ſprung.

Canarien-Vogel, Serin de Canarie,

Koͤmmt urſpruͤnglich aus den Canariſchen Jnſeln her, iſt vom Leibe etwan wie ein Stieglitz, gelb am Bauche, die Ruͤck - und Fluͤgel - Federn ſind zwar auch gelb, doch mit etwas grau vermengt. Man hat auch weiſſe und buntfaͤrbige, ſo Dollen oder Hauben auf dem Kopf haben, welche ſehr rar ſind. Er iſt einer der ſchoͤnſten Sang - Voͤgel, wenn er auch nur ſeinen wilden Geſang behaͤlt; will man ihn aber abrichten, ſo iſt er faͤhig, alles was man ihm vorpfeifft, (oder auf einer kleinen Dreh-Orgel vorleyert) nach zuſingen. z. E. Man pfeift ihrer zweyen leichte Trom - peter-Stuͤckgen vor, ſo Tertzweiſe geher, und ſtellet ſie von einander, bis ieder ſein Stuͤckgen perfect kan, alsdenn bringet man ſie wie - der zuſammen, ſo muſiciret ieder ſein Stuͤckgen vor ſich, und lautet doch lieblich, weil es Tertzweiſe geſetzt iſt. Man hat der Canarien - Voͤgel in Deutſchland ietzo ſo viel, daß man faſt aller Orten Hecken da - von[f]indet. Jn der Hecke-ZeitCanſind den Canarien-Voͤgeln die Ameiſen-Eyer die beſte Speiſe, ſonſt giebt man ihnen auch Hanff - Koͤrner und Kraut, Huͤner-Darm (oder Salbe) genannt. Jhre Kranckheit beſtehet mehrentheils darinnen, daß ſie am Kopf Beu - len bekommen, die man mit But - ter, oder Huͤner-Schmaltz, einige mal ſchmieren muß. Wenn nun das Geſchwuͤr zeitig iſt, ſo druckt man es, und ſchmiert es ſo lange, bis es heil iſt. Vor die Laͤuſe giebt man ihnen Melonen-Kerne, und beſpritzet ſie woͤchentlich 2 oder 3 mal mit Wein, und zwar bey gu - tem Sonnenſchein, damit ſie ſich bald wieder moͤgen abtrocknen koͤnnen. Die Maͤnnlein, die klein vom Leibe und lang vom Schweiff ſind, ſollen am ſchoͤnſten ſingen lernen.

Cancellen,

Sind die Hoͤhlungen und Ab - theilungen in einer Orgel-Wind - lade, wodurch nach aufgehobenen Ventilen und Regiſtern der Wind in die Pfeiffen blaſen muß; ſie ſind vermittelſt eichener Schenckel oder Qver-Hoͤltzer gemacht, und uͤber die Helffte wiederum zuge - ſpuͤndet.

Canere fidibus,

Auf beſaiteten Jnſtrumenten ſpielen.

Canere foris & intus,

Das erſtere bedeutet, mit der rechten Hand den Bogen fuͤhren, und damit die Saiten beruͤhren. Das letzte aber, mit der lincken Hand die Saiten eines Jnſtrumen - tes klingend machen.

Cannevas de chanſon,

Nennen die Frantzoſen die er - ſten Worte, welche zu einem LiedeJ 3gemachtCangemacht werden, und nach welchen die uͤbrigen alle muͤſſen eingerichtet werden.

Canon circularis, Canone circolare,

Ein Kreis - oder Zirckel-Canon.

Canon harmonicus, Canone armonico,

Von einigen wird das Mono - chordum mit dieſem Nahmen be - leget.

Canon muſicalis,

Der Wind-Kaſten, oder viel - mehr die Windlade in einer Orgel und in einem Poſitiv.

Canon opiſthobatus,

Jſt eben das, was Canone can - che[ri]zante, der Krebsgaͤngige Canon. ſ. unten.

Canon per arſin & theſin, ſ. Canone cancherizante.

Canon per augmentationem,

Jſt ein Canon, deſſen Folge - Stimme der vorangehenden ihre Noten und Pauſen, um die Helff - te verlaͤngert, nachmachet.

Canon per augmentationem duplex,

Wenn in einem dreyſtimmigen Canon die erſte Folge-Stimme, oder der erſte Comes, der voran - gehenden, oder des Ducis, ihre Noten und Panſen um die Helffte verlaͤngert, und die zweyte Folge - Stimme der erſten Folge-Stim - me, oder Comitis, ihre Noten und Pauſen wieder um die Helffte laͤn - ger macht.

Canon polymorphus, ſeu multiformis,

Ein aus ſehr vielen StimmenCanbeſtehender und veraͤnderlicher Ca - non.

Canon de la jambe du cheval,

Jſt das vorderſte Theil von des Pferdes vordern Schenckel, von der Biegung des Knies bis zur Koͤthe, woran ſich oͤffters ein Oberbein anzuſetzen pfleget. Die Barbariſchen Pferde haben der - gleichen niemaln.

Canon d une embouchure,

Jſt ein langes rundliches Eiſen, oder Mund-Stuͤck von zwey Thei - len, welche ſich in der Mitte zu - ſammen biegen; zuweilen iſt es ein gantzes Mund-Stuͤck, welches ſich nicht bieget. Dieſer Canon oder Gebiß wird geſchmiedet, daß er eine Oeffnung hat, damit die Zun - ge etwas Freyheit bekomme, um ein Pferd deſto beſſer darauf zu hal - ten und zu regieren.

Canonarcha,

War in der Griechiſchen Kirche ein Moͤnch, welcher bey dem Got - tesdienſte anordnete, was man ſingen ſolte, auch ſelbſt zu ſingen anfing.

Canone, Canon,

Eine Regel, Richtſchnur, Ge - ſetze, nach welchem man ſich ach - ten ſoll. Dergleichen Canones wurden ehedeſſen bey dem Anfan - ge der Fugen in conſeguenza oder Fugarum perpetuarum, ſowol durch gewiſſe Merckmale und Zei - chen, als Uiberſchrifften und klare Worte, gegeben, wie ſolche Fu - gen-Arten ſolten tractiret wer - den. Nachdem man nun nach - gehends die Titel oder Uiberſchrif - ten fuͤr die Sache ſelbſt genom - men; ſo iſt es daher geſchehen, daß noch heutiges Tages erwehnte Fu - gen-Gattungen, deren es gar vie -ler -Canlerley giebt, Canones genennet werden. Demnach iſt Canon, oder Jtalieniſch Canone, ein ſolches Sing - oder Kling-Stuͤck, welches 2, 3, 4 und mehrere Stimmen aus einer eintzigen muſiciren koͤnnen, und wird deß wegen alſo genennet, weil die Stimme, welche anfaͤngt, und Dux oder der Fuͤhrer heiſſet, denen folgenden, Comites oder Gefaͤhrten genannt, zur Richt - ſchnur dienen muß, von welcher nicht in dem mindeſten abgegan - gen werden darf.

Canone al ſoſpiro,

Jſt ein Canon, deſſen Stimmen eine nach der andern um eine Viertel-Pauſe ſpaͤter anfangen.

Canone mente,

Heißt, wenn der Componiſt nur eine Stimme hinſetzet, auf die uͤbrigen aber ſchon ſeine Abſicht hat, welche denn, wenn ſie voͤl - lig zu Papier gebracht und exeqvi - ret werden, alsdenn nothwendig zu der erſten Stimme klingen und mit derſelben harmoniren muͤſſen.

Canone aperto,

Ein offener Canon iſt, wenn die Stimmen beſonders aus einan - der geſetzet ſind, daß ihrer viele nicht mehr aus einer eintzigen Stimme muſiciren duͤrfen.

Canone cancherizante, Ca - non cancrizans,

Ein krebsgaͤngiger Canon, kan von dem Anfange nach dem Ende, und von dem Ende nach dem An - fange zu, und alſo auch ruͤckgaͤn - gig, bewerckſtelliget werden. Er wird auch Canon per theſin & ar - ſin genannt, weil die Theſis der von vorne nach hinten zu gehenden Stimme zur Arſi in der von hin -Canten nach vorne zu gehenden Stim - me dienen muß, & vice verſa. Es kan dergleichen nicht nur mit zwo, ſondern auch mit mehrern Stim - men geſchehen.

Canone chiuſo,

Heiſſet auch Canone in corpo, Canon clauſus, ein geſchloſſener Canon, in welchem alle Stimmen in einer eintzigen enthalten ſind, und aus derſelben muſiciret wer - den.

Canone enimmatico, Canon aenigmaticus,

Ein Raͤtzel-Canon, in wel - chem nur ein Muſic-Schluͤſſel ſich vorgezeichnet befindet, aus den verſchiedenen. § .. §. aber zu erkennen iſt, daß noch andere Stimmen aus dem vorhabenden eintzigen Syſtemate ſingen ſollen; was es aber fuͤr welche ſeyn, und in welcher Ordnung dieſelben eintre - ten ſollen, von dem Componiſten verſchwiegen, und alſo den Executo - ribus zu errathen uͤberlaſſen wor - den. Die Aufloͤſung dieſes Raͤ - tzel-Canonis iſt folgende: Bey dem erſten Zeichen. §. faͤnget der Alt im eingeſtrichenen a, bey dem zweyten Zeichen der Diſcant im zweygeſtrichenen c, und bey dem dritten der Baß im eingeſtrichenen a an. So oft dieſer Canon wie - derholet wird, treten alle Stimmen um einen Ton tieffer ein.

Canone finito, Canon finitus,

Jſt ein Canon, deſſen Stim - men zum Schluß, oder vielmehr zur Ruhe und Aufhoͤren, vermit - telſt eines beſondern Anhanges ge - bracht werden, und ſich ſodenn mit einander endigen.

J 4Canone
Can

Canone in partito, Canone riſoluto,

Ein in eintzelne oder abſonderli - che Stimmen ausgeſchriebener oder aufgeloͤſeter Canon. Die Folge-Stimmen pfleget man auch ſchlechtweg Riſolutioni oder Loͤſun - gen zu nennen. Dieſer Canon iſt mit dem Canone aperto einerley; er wird auch Canone infinito ge - nennet, weil die Stimmen, wenn ſie auf die letzte Note kommen, immer von vorne wieder anfangen, ſo daß, wenn man ſtets anhalten - de Stimmen haͤtte, ſolcher unend - lich wiederholet werden koͤnte. Und eben deßwegen heißt er ſonſten auch Canone circolare, ein Kreis - oder Zirckel-Canon.

Canones,

Jn der Griechiſchen Kirche wurden die Lieder genennet, wel - che man auſſer den Pſalmen zu ſin - gen und nach den Materien abzu - theilen pflegte.

Canonica,

Koͤnte im deutſchen die Einthei - lungs-Lehre der Klaͤnge genennet werden. Es iſt aber dieſe Ein - theilung bloß nach dem aͤuſſerlichen Maaſſe und Verhalt zu verſtehen, welchen ein Klang mit dem andern hat, und bedienet man ſich dabey als Huͤlfsmittel der Zahlen und Li - nien, in Vorbildung der verſchie - denen Klaͤnge, nach ihrer abge - meſſenen Groͤſſe, uͤberlaͤſſet aber dem Gehoͤre einig und allein, von deren Wohl - oder Uibel-Laut zu ur - theilen. Der Raum, welcher ſich ſolcher geſtalt zwiſchen zweyen und mehr Enden abgemeſſener Klaͤnge befindet, die einen gewiſ - ſen Verhalt mit einander haben, heiſſet eigentlich ein Intervall. Die in Zahlen oder Linien vorge - bildete Jntervalle ſind alſo hier dieCanMaterie; ihre abgemeſſene Groͤſſe iſt die ſichtbare Form, und der Wohl - oder Uibel-Laut iſt der ca - noniſche Zweck, von welchem aber die Canonic ſelbſt nichts wiſſen oder feſt ſetzen kan. Wenn iedoch dieſes Ziel auf eine oder andere Art erhalten worden, ſo heiſt es die Harmonic, und das Gehoͤr bleibet immer der Richter in den mannig - faltigen Stuffen des Wohlklanges oder Mislautes. Weil ferner ſolche Eintheilung und Abmeſſung auf einem gewiſſen darzu erfunde - nen und beſtimmten Werckzeuge, oder einſaitigen Jnſtrumente, vor - genommen wird, welches auch ein Canon heiſſet, ſo bekoͤmmt die Ca - nonic eine deſto groͤſſere Wurtzel ihres Nahmens. Andere haben dieſes gerade umgekehret, und be - ſchreiben die Canonicam, daß ſie denjenigen Muſic-Theil behande - le, welcher die Klaͤnge nicht nach dem Gehoͤre, ſondern durch Spe - culation der Zahlen beurtheilet.

Canoniquement,

Heiſſet in der Muſic, wenn eine Stimme der andern ihre Noten, Pauſen und Gaͤnge unveraͤndert nachmachet.

Cantabile, Cantable,

Wird genennet, wenn eine Compoſition, ſie ſey vocaliter oder inſtrumentaliter geſetzt, in allen Stimmen und Partien ſich wohl ſingen laͤſſet, oder eine feine Melo - die in ſolchen fuͤhret.

Cantar alla baſtarda,

Sagen die Jtaliener, wenn ein Tenoriſt den Baß ſingen will.

Cantare il Magio,

Das May-Singen iſt in den Florentiniſchen Doͤrfern ſehr ge - braͤuchlich, da ein Trup Bauer -MaͤgdeCanMaͤgde allerhand Jtalieniſche Lie - der, welche meiſtens vom Lobe des Fruͤhlings, des Mayens, der Blu - men und der Land-Luſt handeln, vor den Wirts-Haͤuſern zwiſchen Oſtern und Pfingſten ſingen, wo - bey eine von ihnen auf einer Art von Cymbeln dazu ſpielet.

Cantarella, Cantatrix, Can - tatricula,

Wird die letzte und hoͤchſte ein - fache Saite, auf der Laute, Ci - ther, Theorbe und andern derglei - chen Jnſtrumenten genennet. Sonſt heiſſet man ſie insgemein die Qvinte, ingleichen auch Can - tarina.

Cantata, Cantate,

Jſt ein Stuͤck in der Poeſie und Muſic, welches einem Theile aus einer Opera gleichet, und aus eini - gen Arien mit untermiſchten Re - citativen beſtehet. Sie ſind zwey - erley: 1) wenn ſie mit einer Aria anfaͤnget und ſchlieſſet, welches am beſten iſt; oder 2) wenn ſie beydes mit einem Recitativ ver - richtet, oder auch nur das Anfan - gen. Sie koͤnnen geiſtlich oder weltlich ſeyn, nach dem Jnhalt der Worte. Jhre wahre Natur lei - det keine Jnſtrumente; ihre uͤbri - ge Einrichtung aber erfordert mehr kuͤnſtliches, als die theatraliſche Muſic uͤberhaupt. Denn weil dieſe auswendig gelernet werden muß, die Cantaten hergegen vom Papiere abgeſungen, und zum Cammer-Styl gerechnet werden, ſo iſt die Urſache davon leicht ein - zuſehen. Dannenhero muͤſſen die Cantaten ſowol an Arien als Re - citativen fleißig und reinlich aus - gearbeitet ſeyn; einen ſaubern, ausnehmenden und merckwuͤrdi - gen General-Baß fuͤhren; lauterCannachdenckliche und wohl ausge - ſuchte Erfindungen darlegen, und nicht zu lange waͤhren.

Cantatorium,

Jſt ein Kirchen-Buch zu Rom, woraus der Cantor nach abgele - ſener Epiſtel das Reſponſorium gradale abzuſingen pfleget.

Cantica graduum,

Sollen, wie die Juͤden vorge - ben, diejenigen Lob-Geſaͤnge ſeyn, welche ſie am erſten Tage des Oſter-Feſtes, auf denen aus dem Vorhofe der Maͤnner in den Vor - hof der Weiber gegangenen Stuf - fen im Tempel, unter allerhand Jnſtrumenten abgeſungen.

Cantica mixta, neutralia,

Sind ſolche Kirchen-Melodien, welche den Sprengel ſowol des Modi authentici als plagalis ha - ben, und weil ſie alſo von beyden participiren, zu keinem von beyden eigentlich koͤnnen gezogen werden.

Canticum, Cantique,

Ein geiſtlicher Lob-Geſang. Wir haben deren in der heiligen Schrifft zuſammen zehn, nemlich 7 in dem alten Teſtamente und 3 im neuen Teſtamente.

Canticum chori,

Bedeutet bey weltlichen Scri - benten ein Lied, welches auf dem Schauplatze von vielen Perſonen, jungen und alten, zugleich abge - ſungen, und wobey auch zuweilen Floͤten gebraucht worden.

Canticum Pſalmi,

Ein Lied-Pſalm, iſt, wenn ein muſicaliſches Jnſtrument vorher geſpielet, und alsdenn nach dem - ſelben geſungen wird.

J 5Canti -
Can

Cantino,

Bedeutet auf der Archileuto die kleineſte Saite.

Canto,

Jſt in der Welſchen Sprache entweder ſo viel als Cantio, ein Lied, oder als Diſcantus, der Di - ſcant, welche die hoͤchſte unter den vier Haupt-Stimmen iſt.

Canto concertante,

Der concertirende Diſcant, das iſt, der Diſcant des kleinern Cho - res, welcher ſich inſonderheit hoͤren laͤſſet. Er wird dem Canto ripieno entgegen geſetzet.

Canto fermo,

Bedeutet einen Choral-Ge - ſang. Dagegen

Canto figurato,

Der Figural - oder gemoͤdelte Geſang. Da die Muſic eine ge - ſchickte Vereinigung verſchiedener und ungleicher, doch zuſammen - ſtimmender Klaͤnge erfodert; und dieſes ſich bey unſern Kirchen-Lie - dern oder Choralen nicht findet, wenn gleich noch ſo viel Jnſtru - mente mit darein ſpielen; So kan der Choral eigentlich keine Muſic heiſſen, bis ein beſonderer Baß, ein ordentlicher Tact und eine verſchie - dene Geltung der Noten hinzu - kommen, alsdenn nimmt auch der allerein faͤltigſte Pſalm alſobald die Eigenſchafft des figuͤrlichen Ge - ſanges an ſich. Der Choral iſt ein einſtimmiger Geſang menſchli - cher Kehlen, (ſagt Herr Matthe - ſon in ſeinem Muſic. Patrioten p. 251) das iſt er beſtehet in einer ein - tzelen ſchlechten Sing-Melodie, in harmonia ſimplici, die von der gantzen Gemeine, in einerley Fuͤh - rung ungekuͤnſtelter Stimmen, in einerley Rhythmo, ohne Jnſtru -Canmente, ohne eigentlichen Tact, oh - ne Zierath, auf die einfaͤltigſte Art hervor gebracht, und, wenn er recht aufgeſchrieben werden ſoll, nur einerley Zeichen und Noten erfodert, da keine in der That mehr gilt, als die andere. Sol - cher allgemeiner Geſang wird zu dem Ende angeſtellet, daß auch von unerfahrnen und ungelehrten, mit der bloſſen natuͤrlichen Stim - me, Gott gelobet werden moͤge. Der Figural-Geſang hergegen iſt zweyerley, einſtimmig und viel - ſtimmig. Die Vielſtimmigkeit aber kommt hier nicht auf Quan - titatem, ſondern Qualitatem vo - cum an; wie hergegen das ein - ſtimmige Singen ſowol von 100000 Perſonen zugleich, als von einer eintzigen, geſagt werden mag. Viele Leute koͤnnen wohl einſtim - mig, und wenige, ja ihrer zwey oder drey, koͤnnen vielſtimmig ſin - gen. Es beruhet auch dieſe Viel - ſtimmigkeit nicht darinnen, daß Diſcant, Alt, Tenor, Baß ꝛc. zuſammen kommen, ſondern es koͤnnen verſchiedene Diſcante ver - ſchiedene Aelte ꝛc. darzu ebenmaͤſ - ſig dienen. Erſten Falls beſtehet der Figural-Geſang in einer ein - tzigen gebrochenen Melodie und in vielfaͤltigen Rhythmis, die nach dem Tacte genau geſungen, mit aller - hand Manieren ausgezieret, und im Aufſchreiben durch verſchiedene beſonders gebildete Zeichen und Noten, deren iede ihre eigene Gel - tung und Bedeutung hat, ausge - druckt wird: welches auch eine der Urſachen iſt, warum man ſolche Melodien figuͤrliche nennet, ob ſie gleich nur eine Monodiam fuͤhren. Andern Falls beſtehet die Figural - Muſic in vielen theils ungebroche - nen, theils gebrochenen Melodienzu -Canzugleich, welche kuͤnſtlich zuſam - men geſetzt ſind, und ihrer Ver - ſchiedenheit ungeachtet, lieblich mit einander uͤbereinſtimmen muͤſſen, daraus denn Harmonia compoſi - ta und ein Contrapunct entſtehet: indem die Fuͤhrung der Stimmen ſowol, als ihre Tone, gantz ver - ſchieden ſind, und gleichſam con - traͤr ſcheinen. Dieſer Figural - Geſang wird theils mit theils ohne Jnſtrumente, doch immer in gantz genauer Zeit-Maſſe, auch mit vie - ler Geſchicklichkeit, Kunſt und Zierde, zu dem Ende angeſtellet, daß erfahrne und gelehrte Leute, mit wohlgeuͤbten Stimmen und fertig-beſpielten Jnſtrumenten, vor allen andern Gott kluͤglich lo - ben ſollen.

Canto grave,

Ein aus groſſen, lange zu hal - tenden, oder langſam ſich bewe - genden Tact-Noten beſtehender, oder ein ernſthaffter Geſang.

Canto Gregoriano,

Jſt der oben beſchriebene Canto fermo, welcher von ſeinem Ver - beſſerer, dem Pabſte Gregorio Magno, den Nahmen hat.

Canto miſurato,

Jſt einerley mit dem Canto fi - gurato, und fuͤhret dieſen Nahmen von Abmeſſung der Noten und Pauſen.

Canto ripieno,

Ein zur Ausfuͤllung dienender Diſcant, oder der Diſcant des groſſen Chores, welcher nur bis - weilen zur Verſtaͤrckung mit ein - faͤllet.

Canto rivoltato,

Umgekehrter Diſcant, iſt, wenn der Diſcant in den alſo genanntenCanContrapuncten zu einer andern Stimme gemacht wird, z. E. in dem Contrapuncte all Ottava zu einem Baß.

Canto ſemplice, Cantus ſimplex,

Der ſchlechte Geſang, iſt nichts anders als der Choral-Geſang.

Cantor, Cantore,

Jſt entweder ein ieder Saͤnger, oder ins beſondere diejenige Per - ſon, welcher bey einer Kirche das Singen anbefohlen iſt, oder ein Vorſaͤnger, der den Geſang in der Kirche anfaͤnget und damit aus - haͤlt, und der an den mehreſten Orten die Kirchen-Muſic und de - ren Direction beſorget. Deßwe - gen ſollte nun ein Cantor billig die Compoſition verſtehen, oder doch wenigſtens ſo viel darinnen gethan haben, daß er die von andern Componiſten erhaltene und durch vieles Abſchreiben oͤffters ver - faͤlſchte Arbeit richtig ausbeſſern, eine richtige Partitur fuͤhren, und aus ſolcher die von dem Componi - ſten in ein muſicaliſches Stuͤck ge - legte Harmonie wiederum in einen General-Baß bringen, und durch Ziffern accurat andeuten koͤnne. Jn Thuͤringen wird in den Fle - cken und theils Doͤrfern, wo zween Schuldiener ſind, derjenige, wel - cher die Muſic beſorget und die Chorale ſinget, Rector und Schul - meiſter, der andere aber, welcher das Orgelwerck verſiehet, Cantor genennet.

Cantoratus,

Das Amt eines Cantors an ei - ner Kirche.

Cantoriſſa, Cantrix,

Eine Saͤngerin, das erſte wirdaberCanaber mehrentheils fuͤr eine Kloſter - Saͤngerin genommen.

Cantulare,

Ein Kirchen-Geſang-Buch.

Cantus artificialiter durus, mollis,

Ein durch Kunſt hart - oder weich-gemachter Geſang. Je - ner, der hart-gemachte, iſt, wel - cher in ſeiner Vorzeichnung das hart-machende Zeichen, oder das Creutz, unter andern auch an dem Orte hat, daß die daſelbſt befind - liche Note dadurch zum Funda - mental-Clave die groſſe Tertze wird. Dieſer, oder der weich - gemachte Geſang aber, iſt, wel - cher in der Vorzeichnung das b unter andern auch an dem Orte hat, wodurch die daſelbſt befind - liche Note gegen den Fundamen - tal-Clavem die kleine Tertz wird.

Cantus chromaticus, ſ. Chro - matico.

Cantus coloratus,

Ein aus geſchwinden und fein bunt ausſehenden Noten beſtehen - der Geſang. Zuweilen pflegt man es auch ſo zu gebrauchen, daß es eben das anzeige, was ſonſt Can - tus chromaticus heißt, nemlich ein ſolcher Geſang, der viele hart - oder weichmachende Zeichen in der Vorzeichnung fuͤhret.

Cantus conjunctus,

Figural-Geſang.

Cantus conjunctuoſus,

Wird auch Cantus fictus, Jta - lieniſch Canto finto, und Frantzoͤ - ſiſch Chant feint genennet, und be - deutet einen Geſang, da vermit - telſt der hart - und weich-machen - de[n]Zeichen die Linien und Spa -Cantia, ſowol in der Solmiſation, als nach den Clavibus, ihre ſonſt gewoͤhnlichen Voces und Buchſta - ben muͤſſen fahren, und dafuͤr an - dere ihnen andichten laſſen. Jn der Solmiſation geſchiehet derglei - chen Andichtung durchgaͤngig, in den Buchſtaben aber nur bey ei - nigen.

Cantus figuralis ſeu figuratus, ſ. Canto figurato.

Cantus firmus, Canto fermo,

Hat ſeinen Nahmen vermuth - lich daher, weil der Choral-Ge - ſang, wenn er in der Tieffe ange - bracht iſt, den andern Stimmen zum ſtarcken und ſichern Grunde dienet, woruͤber ſie figuriren oder gebauet werden koͤnnen; oder wenn er in der Mitte und Hoͤhe geſetzt wird, wenigſtens etwas be - ſtaͤndiges angiebt, wornach ſich die uͤbrigen Stimmen im Figuriren zu richten haben.

Cantus Gregorianus, ſ. Can - tus Romanus.

Cantus harmonicus,

Ein harmoniſcher Geſang.

Cantus monodicus,

Wird der Choral-Geſang ge - nennet, weil bey deſſen Abſingung von einer gantzen Gemeinde oder Verſammlung es dergeſtalt einfoͤr - mig klinget, als waͤre es nur eine Perſon, welche ſolchen Klang von ſich gebe.

Cantus naturalis ſeu per - manens,

Ein Geſang, ſo keiner Muta - tion oder Abwechſelung der Vo - cum bedarf, weil er nicht uͤber das la und nicht unter das ut, dasiſt,Caniſt, nicht hoͤher als ins , und nicht tieffer als ins gehet.

Cantus naturaliter durus,

Jſt ein von Natur harter oder ſcharfer Geſang, welcher von ſei - nem Fundamental-Clave an eine groſſe Tertz, und in der Vorzeich - nung kein hart - oder weich-ma - chendes Zeichen hat, ſodern durch die 7 claves naturales gehet.

Cantus naturaliter mollis,

Ein von Natur weicher Ge - ſang aber iſt, welcher gegen ſeinen Fundamental-Clavem eine kleine Tertz, und in der Vorzeichnung kein hart - und weich-machendes Zeichen hat, ſondern eben, wie vorhergehender, durch die ſieben cla - ves naturales gehet.

Cantus polyodicus,

Der Figural-Geſang, wird deß - wegen ſo genannt, weil nur etliche Perſonen verſchiedene Melodien auf einmal, und demnach vielfoͤr - mig, doch ſo, daß ſie zuſammen klin - gen, hoͤren laſſen.

Cantus Romanus,

Wird der Choral-Geſang ge - nennet, weil er anfaͤnglich zu Rom von denen daſelbſt auf des Pabſts Gregorii M. Anordnung beſtellten Cantoribus excoliret, und nachge - hends von Rom aus an andre Chriſtliche Gemeinden gelanget iſt.

Cantus tranſpoſitus,

Wird der Geſang genennet, welcher aus einem ſogenannten natuͤrlichen Modo, vermittelſt Fortruͤckung der Clavium, und da - her noͤthiger Vorzeichnung entwe - der vieler b, oder eines und vieler hart-machenden Zeichen gemacht wird. Vorzugs-Weiſe aber fuͤh -Capret dieſen Nahmen derjenige Ge - ſang, welcher in ſeiner Vorzeich - nung nur ein einiges b, und zwar an demjenigen Orte hat, woſelbſt der Clavis auch den Nahmen b davon bekoͤmmt.

Canzone, ſ. Chanſon.

Canzonetta, ſ. Chanſonette.

Capacité, Capacitas,

Bedeutet denjenigen Raum, welchen eine Octav, oder ein ieder Modus muſicus in ſich ſchlieſſet, und iſt alſo eben ſo viel als Am - bitus.

Caparaſon,

Jſt eine Art von Decken, die man auf die Pferde legt. Le ca - paraſon des chevaux de main, oder die Decke der Hand-Pferde iſt ge - meiniglich von Tuch, um und um mit wuͤllenen Zierathen, und dem Wappen des Beſitzers in der Mit - te geſticket. Jm Felde bedienet man ſich der Decken von rauhen Baͤren-Haͤuten oder Tieger-Fel - len; in den Staͤllen aber des Som - mers von Zwillig, und des Win - ters von Kotzen oder ſtarckem Tuche.

Capaun, Capus, Capo,

Verſchnittener Han. Varro nen - net ſie Capos ſemimares, Halb - Maͤnner, und fuͤget dabey, daß man ſie zu ſeiner Zeit durch ein gluͤend Eiſen caſtrirt habe, welches auch Plinius bekraͤfftiget: Heut zu Tage geſchicht es ohne Feuer durch den Schnitt, welches viel ſicherer iſt, damit ihrer deſto weniger ſter - ben. Unter allen Huͤner-Fleiſch iſt es das nahrhafftigſte. Capaun heißt auch ein verſchnittener Saͤnger oder Caſtrat in der Capelle. Bey einigen heiſſen dergleichen auch Evnuchi.

Cap
Cap

Cap de More, cheval cap de More,

Heißt ein Roth-Schimmel, der uͤber ſeine roth und weiß vermiſch - ten Haare den Kopff und Maͤhne ſchwartz hat. V. Rouan.

Capelet,

Jſt eine harte Geſchwulſt, ſo am aͤuſſerſten hintern Knie eines hal - ben Spiel-Ballens groß erſcheinet, und die Pferde ſteiff, auch wol gar hinckend macht.

Capella, ſ. Chapelle.

Capell-Meiſter,

Jſt an groſſer Herren Hoͤfen ei - ne Perſon, welche die oberſte Ver - ordnung in muſicaliſchen Sachen hat, und der Muſic-Geſellſchafft des Hofes vorgeſetzt iſt, und ſie re - gieren ſoll. Von einem ſolchen Manne wird erfodert, daß er der Lateiniſchen und zur Noth auch Griechiſchen Sprache in ſo weit maͤchtig ſey, damit er die in ſolchen Sprachen von ſeiner Kunſt ge - ſchriebenen Buͤcher leſen und ver - ſtehen koͤnne: Jn der Frantzoͤſi - ſchen und Jtalieniſchen Sprache aber ſoll er dergeſtalt bewandert ſeyn, daß er ſie als ein Hofmann nicht nur perfect reden, ſondern auch gluͤcklich und geſchickt uͤberſe - tzen koͤnne; er ſoll auch die Proſo - die dieſer Sprachen ſich bekandt gemacht haben, weil ſie, vornem - lich aber die Welſche, in groſſer Herren Gemaͤchern und bey Schau - ſpielen in der Muſic faſt taͤglich vorkommen. Da die Muſic ſein Metier iſt, ſo wuͤrde es ihm uͤbel anſtehen, wenn er in den Geſchich - ten der Muſic unerfahren waͤre; gleichwie er uͤberhaupt einen ſchlechten Helden in ſeiner Kunſt vorſtellen wuͤrde, wenn er die ge -Caplehrten Wiſſenſchafften, Vernunfft - Lehre, Sitten-Lehre ꝛc. nicht be - ſaͤſſe. Jn der Dichtkunſt und de - ren Grundſaͤtzen ſoll er wohl be - wandert ſeyn, und zulaͤnglichen Unterricht von allen Vers-Arten haben, und dafern er ja auf den Nothfall nicht ſelbſt ein gut Ge - dicht machen koͤnte, dennoch einen ſolchen Poetiſchen Geſchmack beſi - tzen, daß er ein muſicaliſches Ge - dicht gruͤndlich zu beurtheilen, kluͤglich zu wehlen, und dem in der Muſic unerfahrnen Dichter, der ihm den Text zu einem Sing-Ge - dichte verfertigen ſoll, zu recht zu weiſen wiſſe. Nebſt einem guten Naturell ſoll er Luſt und Liebe zur Muſic, und unermuͤdete Arbeit und aͤmſigen Fleiß in ſeinen muſi - caliſchen Verrichtungen bezeigen, und ſich ſonderlich im Schreiben und Setzen beſtaͤndig uͤben. Die Pflege der menſchlichen Stimme ſoll er ſeiner Untergebenen halber fleißig unterſuchen. Jn der Sin - ge-Kunſt ſoll er wohl erfahren, und entweder ſelbſt ein guter Saͤnger ſeyn, oder da ihm die Stimme fehlet, doch wenigſtens die Natur und das rechte Weſen des Singens aus dem Grunde verſtehen, weil er auſſer dieſen kei - ne verſtaͤndliche, deutliche und nachdruͤckliche Melodie zu ſetzen vermag. Auf den Jnſtrumenten oder Klinge-Zeugen, vornehmlich auf den gebraͤuchlichſten, ſoll er Schul-Recht machen koͤnnen, oder dieſelbe ſoferne in ſeiner Gewalt haben, daß er deren Staͤrcke und Schwaͤche vollkommen kenne; das Clavier, als das beſondere Com - poniſten-Werckzeug, ſoll ihm als ſein Haupt-Jnſtrument ſtets bey der Hand ſeyn. Weil der Muſic Endzweck nebſt dem Lobe Gottes,dieCapdie Bewegung der Gemuͤther der Zuhoͤrer iſt; ſo ſiehet ein ieder von ſelbſten, daß er ohne vollkommene Erkenntniß der verbeſſerten Lehre von den Temperamenten, und wie die Affecten rege zu machen und zu ſtillen ſeyn, wenig fruchtbarli - ches zu wege bringen werde. Er muß auch dahin bedacht ſeyn, die Gemuͤths-Beſchaffenheit ſeiner Zuhoͤrer, oder des vornehmſten Theiles derſelben, zu erforſchen ꝛc.

Capiſtrum,

Ward die Binde genannt, wel - che ſich ehemahls die Muſicanten, ſo ſich bey oͤffentlichen Feſten und Schauſpielen ſtarck mit Blaſen angreiffen muſten, um den Mund zu binden pflegten, damit ſie die Backen nicht allzuſehr auf blaſen, oder ſich ſonſten Schaden thun moͤchten.

Capital,

Heißt der Haupt-Ton, welcher in einem Modo muſico der Herr oder Fuͤhrer iſt.

Capo d Iſtromentiſti,

Nennen die Welſchen denjeni - gen, welcher der vornehmſte iſt un - ter denen, ſo auf Jnſtrumenten ſpielen.

Capriccio, Caprice,

Jſt in der Muſic eine Gattung der Fantaſten, darinnen ein Kuͤnſt - ler ſeinem Sinne folget, und nach ſeiner Caprice etwas hinſetzet oder herſpielet, welches iedoch manchesmahl weit artiger zu hoͤ - ren iſt, als was regulirtes und ſtu - dirtes, wenn es aus einem freyen Geiſte koͤmmt. Andere beſchrei - ben ſie alſo: Capriccio iſt ein ſol - ches Stuͤck, worinnen der Com - poniſt, ohne ſich an eine gewiſſe Anzahl Taͤcte, Tact-Art, oderCapaber vorher uͤberlegten Entwurf zu binden, der Hitze ſeines Naturells den freyen Lauff laͤſſet. Kurtz: Es iſt ein Einfall, worauf vorher nicht meditiret worden. Die fuͤr das Clavier geſetzte, aber nicht ſonderlich ausgearbeitete Fugen werden auch alſo genennet. Herr Mattheſon ſagt: Die Capricci laſſen ſich nicht wohl beſchreiben. Der eine hat dieſe, der andere jene Einfaͤlle. Je wunderlicher und auſſerordentlicher ſie ſind, ie mehr verdienen ſie ihren Nahmen. Nur nicht zu viel davon angebracht, ſo ſind ſie auch gut.

de Caprice tantzen,

Jſt der hoͤchſte Grad in der Praxi oder Executione der Tantz - kunſt. Dieſes aber heiſſet nicht ohne Vernunfft und ohne Regu - lirung herum ſpringen, ſondern wie ein Redner ex tempore eine Rede, als wenn ſie nach allen Regeln der Beredtſamkeit wohl praͤmeditiret und abgefaſſet waͤre, haͤlt, alſo nimmt ein Maitre oder fertiger Taͤntzer einen gewiſſen Character an, und thut bey An - hoͤrung einer auch wol ihm unbe - kandten Melodie aus dem Stege - reiffe einen Tantz ſo gut, als waͤ - re er mit allem Fleiß componiret worden. Hierzu gehoͤren aber ei - ne groſſe Wiſſenſchafft und Fer - tigkeit, eine hauptſaͤchliche Diſpo - ſition der Glieder, eine treffliche Memorie vieler Pas, ein zartes und muſicaliſches Gehoͤr, eine reif - fe und im Augenblick ſchnelle Be - urtheilungs-Krafft. Und alle dieſe Eigenſchafften muͤſſen von natuͤrlichen Kraͤfften der Jugend unterſtuͤtzet werden, als welche hier nervus rerum gerendarum ſind.

Ca -
Cap

Caprice d un cheval,

Bosheit und Zorn eines Pferds, iſt ein ſo ſchaͤdliches, als allgemei - nes Laſter, welches der Abrich - tung, Uibung und Gebrauch, durchgehends hinderlich, gefaͤhr - lich und ſchaͤdlich iſt, und bey et - lichen Pferden ſo hefftig entbrannt, daß wann ſie unter einander zu - ſammen gerathen, ſie weder ſchla - gen noch abwehren achten wollen, und ohne groſſe Muͤh und Arbeit, auch verurſachten Schaden nicht von einander zu bringen ſind, und wenn es ihnen ja gewehret wor - den, ſie wenigſtens gegen einan - der aufſteigen und mit begierigen Geberden zeigen, was ſie nicht vollbringen koͤnnen.

Capricetto,

Ein gantz kurtzer Einfall, eine kleine Fantaſie.

Capricioſo,

Auf zufaͤllige Art, ohne vor - laͤuffiges Darauf dencken.

Caprioles,

Heiſſen auf Tantz-Boͤden, ſon - derlich kuͤnſtliche Spruͤnge, da der Leib des Tantzenden in rechtem Tempo, und in wohl obſervirter Cadentz ſich in die Lufft erhebet, und mit den Fuͤſſen Creutzweis, vor - oder hinter, oder auch ſeit - werts eine friſirte oder battirte Ca - priole geſchnitten wird. Es koͤmmt her von Capreolis, den kleinen Zie - gen, welche directo corpore of - termals allerhand artige und poſ - ſierliche Spruͤnge machen. Ande - re aber ſchreiben Cabrioles, und leiten es von cabrer her, weil cabrer un cheval ſo viel heiſſet, als equum in poſteriores pedes rectum ſtatuere, machen, daß ein PferdCapaufſpringet, ſich auflehnet, auf - baͤumet. Man ſoll ſich aber der Capriolen in der Compoſition ei - nes Tantzes nicht anders bedienen, als wie die Goldſchmiede mit den Edelgeſteinen thun bey Verferti - gung eines Schmuckes, das iſt, man muß deren nur wenige an - bringen. Das Caprioliren iſt ein Werck fuͤr Manns-Perſonen, als bey welchen weit ſtaͤrckere Force, als bey dem weiblichen Geſchlech - te, gefunden wird; denn dieſes zarte Geſchlecht zieret und machet nichts mehr angenehm, als das Douceur, zumal wenn dieſes mit einer niedlichen Taille und galan - ten Mine begleitet wird. Die Ca - priolen werden eingetheilet in eigentliche Caprioles und Entre - chats. Beyde Gattungen aber ſind nur darinnen von einander unterſchieden, daß man die Ca - priolen mit den Beinen in der Luft battiret und gegen einander ſchlaͤget, bey den Entrechats aber mit einem Fuſſe um den andern wechſelsweiſe vor und hinten cou - piret. Alle Arten der Capriolen pflegen die Tantzmeiſter in 4 Claſ - ſen abzutheilen, als 1) in gleiche, 2) in Seiten - 3) in Voͤrder - und 4) in Ruͤck-Capriolen und Entre - chats. Bey allen dieſen Arten wird das Tempo entweder auf beyden Beinen genommen, wenn man ſich durch Beugen und Heben mit beyden Fuͤſſen ſtarck in die Lufft ſchwinget, und daſelbſt eini - ge Schritte formiret, ehe man wieder auf die Erde faͤllet; oder auf einem Beine allein, wenn der eine Fuß ſchon in der Luft iſt, und der andere indeſſen durch Beugen und ſtarckes Strecken den Leib in die Lufft wirft, und nach einigen Luft-Schritten der ſpringende Fußehe,Capehe, als der andere, wieder auf die Erde faͤllet.

Capriole droit,

Die gleiche Capriolen gehen entweder gerade in die Hoͤhe, oder rund im Kreis, oder von einem Bein auf das andere.

1) Die Capriolen, ſo gerade in die Hoͤhe gehen, werden alſo gemacht: Man ſpringet, nachdem man das Tempo auf beyden Beinen genom - men, mit ſchnur gleichem Leibe gera - de auf, battiret in der Lufft mit bey - den Beinen zugleich, entweder oben mit den Waden an einander, oder unten mit beyden Fuͤſſen zwey oder dreymal wohlgeſtreckt von der Seite, ohne daß man mit den Wa - den zuſammen trifft, und ſpringet mit einem Beine wieder herunter; welches letztere die Frantzoſen Ca - priole en aile de pigeon nennen. Oder man friſiret und ſchneidet, nachdem das Tempo nicht allzu tieff gefaßt, von einem Beine auf das andere ſpringend, in der Luft frey mit dem hinterſten Fuſſe uͤber den voͤrdern, und battiret alſo von dem Fuſſe. Oder man coupiret wechſelsweiſe mit einem Fuſſe um den andern vor und hinterwerts und croiſiret; welches letztere das Entrechat iſt, ſo gemeiniglich Creutz-Capriole heiſſet. Alles die - ſes nun muß recht geſchwinde und mit der groͤſten Force durch die vier Haupt-Bewegungen, nemlich durch die Beugung, Ausſtreckung, Abfuͤhrung und Zuſammenziehung der Beine verrichtet werden. Und obgleich eine iede Articulation an den Beinen hierbey arbeitet und das Jhrige thut; ſo muß doch die vornehmſte Bewegung aus den Huͤfft-Beinen, aus welchen man alle Capriolen machet, formiret werden.

Cap

2) Die geraden Capriolen und Entrechats rund im Kreiſe zu ma - chen, drehet man ſich, nachdem man auf beyden Beinen das Tem - po genommen, im Springen in einer Perpendicular-Linie entwe - der nach der rechten oder lincken Seite in der Luft gantz herum, daß das Geſicht wieder wie zuerſt zu ſtehen komme, und battiret zu - gleich im Herumdrehen mit den Fuͤſſen neben einander; oder man ſchneidet creutzweiſe uͤber ein - ander. Das erſte heißt Capriole en tournant, das letzte aber En - trechat en tournant.

3) Die gleiche Capriole von ei - nem Bein auf das andere. Eine ſehr ſchoͤne Capriole gleich auf iſt es in der Menuet, wenn man ent - weder in Avancirung des Platzes vor oder ruͤckwerts, oder auch auf einer Stelle bleibend, etliche mal nach einander von einem Beine auf das andere ſpringet, und ie - desmal in der Lufft, entweder mit beyden ſteiffen Beinen zugleich ne - ben einander friſiret und gleichſam ſchwebet, und mit dem ſpringen - den Fuß eher, als mit andern, wieder auf die Erde faͤllet; oder nur mit demjenigen Fuſſe allein zwey oder dreymal von der Seite battiret, auf welchem man wieder herunter ſpringet, und alſo gar nicht mit den Waden zuſammen koͤmmt. Man kan auch von einem Beine auf das andere ſpringen, daß in der Luft der hinterſte Fuß allezeit uͤber dem voͤrderſten batti - ret. Dieſes Springen von einem Beine auf das andere, kan in der Menuet entweder 4 oder 8 mal das iſt, bey iedem Tantz-Tacte 4 mal wiederholet werden, und wird dabey, gleichwie bey dem Haupt - Pas von der Menuet, iedesmalRitter-Lexic. KaufCapauf dem erſten Sprunge 2, auf dem andern nur ein Viertel, auf dem 3ten 2 und auf dem vierten wieder nur ein Viertel vom Tacte zugebracht.

Capriole de côté,

Seiten-Capriole. Bey dieſen ſpringet man entweder gegen die rechte oder lincke Hand dergeſtalt in die Hoͤhe, daß die Fuͤſſe mit dem Leibe und Kopfe ſeitwerts in einer Transverſal-Linie liegen, und battiret entweder oben an den Waden, oder von dem Fuſſe, daß die Waden gar nicht zuſammen kommen. Geſchiehet die Batti - rung creutzweiſe, heiſſet es Entre - chat de côté. Will man die Sei - ten-Capriolen zur Menuet an - wenden, kan ſolches am Ende der Haupt-Figur, beym Einkehren, nach der rechten Hand geſchehen, und dabey gemerckt werden, daß die Capriole allemal in einem Drey-Viertel-Tacte vollendet, und deßwegen, damit die Tantz - Cadentz voͤllig wird, nothwendig vornher mit einer andern Drey - Viertel-Noten langen Lection, als Pas de Bourrée, Contretems &c. verknuͤpffet werden muß. Jm er - ſten Drey-Viertel-Tacte ſpringet man mit dem rechten Beine, ſo daß man es im Springen nach der rechten Seite ausſtoͤſſet, den Con - tretems côté, machet in dem letzten Viertel den dazu gehoͤrigen ſteiffen Pas mit dem lincken Fuß nach der rechten Hand, und nimmt ſogleich darauf das Tempo zur Capriole de côté en tournant un tour, oder trois quarts de tour; ſpringet in dem andern Drey - Viertel-Tacte ſeitwerts in die Hoͤhe, drehet ſich zugleich drey Qvart von der Tour nach der rech -Capten Hand in der Luft, und faͤllet, nachdem man entweder oben an den Waden, oder unten von dem Fuſſe battiret hat, mit dem rech - ten Beine wieder herab auf die Erde; wirfet ſich im letzten Vier - tel, indem man ſich zugleich vol - lends herum drehet, auf das lincke Bein, daß man alſo dem Frauen - zimmer wieder gerade gegen das Geſicht zu ſtehen koͤmmt, und he - bet mit der neuen Cadentz den dar - auf folgenden Seiten-Pas an.

Capriole en avant,

Vor-Capriole oder Luftſprung. Will man in der Menuet vor - werts caprioliren, muß es nie - mals gegen das Frauenzimmer ge - ſchehen, daß es nicht ſcheine, als ob man ſie wolte uͤber den Hauffen ſpringen, ſondern hinter derſelben, ehe man ſich noch in die Seiten - Pas nach der rechten Hand wen - det; oder auch am Ende der Fi - gur bey dem Umkehren, und wird dabey das Tempo und die Ord - nung ſowol derer Pas als der Ca - dentz, wie bey der Seiten-Capriole en tournant, beobachtet. Nem - lich mit dem rechten Beine wird der Contretems en avant geſprun - gen, auf deſſelben ſteiffen Pas mit dem lincken Beine das Tempo zur Capriole en avant genommen, und dieſelbe dergeſtalt vorwerts hinaus geſchnitten, daß die Fuͤſſe faſt den Huͤften gleich kommen; doch ge - ſchiehet die Battirung nicht mit den Beinen ſeitwerts aus einan - der, ſondern aufwerts gegen die Hoͤhe, und abwerts gegen den Boden; ſo muß auch der Leib ungedrehet bleiben. Battiret man creutzweiſe, ſo heißt es Entrechat en avant.

Capriole
Cap

Capriole en arriere,

Ruͤck-Capriole. Will man in der Menuet die Capriole hinten - aus ſchneiden, ſo wird der Con - tretems en arriere auf ietzt beſagte Weiſſe vornher angefuͤget; iedoch muͤſſen hierbey, wenn man in der Hoͤhe iſt, die Fuͤſſe mit dem Leibe und Kopfe, wo nicht in einer Transverſal-Linie, doch wenig - ſtens in einer Horizontal-Linie zu ſtehen kommen. Wird dabey mit den Fuͤſſen creutzweiſe battiret, worzu man aber mehr Muͤhe brau - chet, heiſſet es Entrechat en ar - riere.

Caprioles, oder ſauts de ferme ferme,

Sind auf Reit-Schulen Spruͤnge, welche ein Pferd auf einem Platze macht, ſolcher geſtalt, daß wenn es mit dem vordern Thei - le in der Lufft und am hoͤchſten, es ſich hinten mit aller Force aus - dehnet, und mit beyden hintern Schenckeln zugleich ausſchlaͤgt und ſtreicht, daß es recht kracht. Die Caprioles aber, welche Pfer - des Hoͤhe und Laͤnge avanciren, ſind die allerſchoͤnſten, und auch ſchwereſten unter allen erhabenen Schulen, und ſind unterſchieden von den Croupaden in dem, daß das Pferd darinnen die Huf-Eiſen hinten nur weiſet, und von den Balottaden in dem, daß es nicht ausſchlaͤget, und den Streich hin - ten nicht vollfuͤhret. Jſt alſo die Capriole die ſchwereſte Schule un - ter den Airs relevées.

Capulus, Capulum,

Der Hals an einer Laute, The - orbe, Violine und dergleichen Jn - ſtrumenten.

Caracol,

Jſt eine ungleiche qveere Uiber -Carſchreitung mit einem Pferde, da man allezeit halbe Ronden macht, und von einer Hand zur andern changirt, ohne ein gewiſſes Ter - rain zu beobachten. Dieſe Cara - cols machen die Reuter im Tref - fen, um ihren Feind ungewiß zu machen, als ob ſie ihm gleich ent - gegen oder zur Seiten kommen wolten. Es iſt eigentlich ein Spa - niſches Wort, und bedeutet bey ih - nen die Bewegung einer Schwa - drone in dem Treffen, da ſich das erſte Glied, ſo bald es den Piſtol - Schuß gethan, in der Mitten thei - let, ſich nach dem rechten und lin - cken Fluͤgel ſchwencket, und ſich hinten wieder an der Schwadrone anſchlieſſet.

Carbunckel, Carbo,

Jſt ein rother Edelgeſtein, wel - cher einen feurigen Glantz, abſon - derlich im finſtern, von ſich giebet. Er hat auch aller andern Edelge - ſteinen Tugenden an ſich, und druͤ - cket den andern allen ſeine Geſtalt ein, ſo ſonſt kein Stein thun kan.

Careſſe d un cheval,

Jſt eine Liebkoſung oder verſi - cherte Schmeicheley, dadurch ein Pferd in ſeinen Actionen beſtaͤti - get wird, daß es ſeine Schuldig - keit, mit deſto groͤſſerm Eifer, Luſt und Wohlſtand verrichtet, ab - ſonderlich wenn ſolche zu rechter Zeit geſchicht, als nach iedem Wohlverhalten, und auf harte Straffen, damit wieder Verſoͤh - nung zu ſuchen. Dieſelbe geſchie - het auf unterſchiedliche Weiſe, als 1) mit der Hand ſanfft zu klopff n, 2) es zu ſtreicheln, 3) den Zaum ſchieſſen zu laſſen, 4) ſtill zu halten, 5) die Lection zu verkuͤrtzen, 6) bald abzuſteigen, 7) etwas an - nehmliches zu eſſen fuͤr zu halten,K 28) esCar8) es in den Stall zu ſchicken oder frey lauffen zu laſſen, und was ſonſten ihm annehmlich ſeyn mag.

Carfunckel, ſ. Carbunckel.

Carmen nuptiale,

Ein Hochzeit-Gedichte, Braut - Lied, Hochzeit-Geſang.

Carmina averruncalia,

Waren bey den Roͤmern Lieder, welche den diis Averruncalibus, von welchen ſie glaubten, daß ſie das Boͤſe abwendeten, abgeſun - gen, und wenn das Boͤſe voruͤ - ber, denſelben zu Lobe angeſtim - met wurden.

Carneol, Carniolus,

Ein rothgelblichter Stein, durch - ſichtig, bleichfaͤrbig, iedoch, wenn er polirt wird, iſt es ein ſchoͤner und ziemlich koſtbarer Stein; kommt aus Sardinien, Jndien und Arabien. Jn den Apothecken wird ein Pulver davon gemacht, welches dem Gifft widerſtehet.

Carneval,

Wird diejenige in allerhand Maſqveraden, Opern, Balleten, Redouten, praͤchtigen Aufzuͤgen, Goͤtter-Banqveten ꝛc. beſtehen - de Luſt genennet, die ſich groſſe Herren einige Wochen vor der Fa - ſten-Zeit zu machen pflegen.

Caroube, Carouge,

Heißt das Johannis-Brodt, ſo in Spanien waͤchſt, abſonderlich in Valentia, womit einige vorneh - me Leute und Pferd-Liebhaber ih - re koſtbare Pferde fuͤttern laſſen, wovon ſie glatt, geaͤpffelt und glaͤntzend werden.

Carpæa, Carpea,

Ein alter Macedoniſcher Tantz, welcher einen mit 2 Ochſen pfluͤ -Cargenden Bauer, der ſeine Waffen neben ſich geleget, und einen be - waffneten Raͤuber, der jenem die Ochſen nehmen wollen, unter Pfeiffenklang vorſtellete, wobey bald dieſer, bald jener die Ober - hand behalten.

Carrefour,

Creutzweg, auf der Reitbahn, das iſt, ein Volte mit geraden Li - nien oder Durchſchnitten, ſo man die Creutz-Schul nennet, und das Fundament von denen andern iſt.

Carriere,

Dieſes Wort bedeutet zugleich die Rennbahn, als auch den ſchnel - len Lauff des Pferdes ſelbſt, wenn ſolcher etliche hundert Schritte austraͤget; welche Carriere auch zum Ring-Rennen gebraucht wird, ingleichen zum Wettlauffen und zum Durchgehen.

Carriere,

Heißt auch bey den Falckenie - rern das ordentliche Steigen eines Falcken ohngefehr 60 Klaffter hoch; ſteiget er noch hoͤher, ſo heißt es double Carriere; ſteiget er aber nicht ſo hoch, nennen ſie es demi - carriere.

Carrillon,

Ein harmoniſches Zuſammen - Laͤuten vieler Glocken, ein Glocken - Spiel, numeroſus & modulatus æris campani ſonitus. Daher Car - rilloneur, qui æs campanum ar - gute & numeroſe pulſat, ein Glo - cken-Spieler.

Carrouſel, decurſio equeſtris,

Ein oͤffentliches Ritterliches Erercitium zu Pferde, welches an ſtat der alten gefaͤhrlichen Turnie - re von hohen Rittermaͤßigen Stan - des-Perſonen iſt erwehlet, geuͤbt,undCarund in hohem Werth gehalten wor - den. Man kleidet ſich dabey nach Art der alten Ritter, und theilet ſich in verſchiedene Nationen. Der Auszug geſchiehet allzeit ſehr praͤchtig, und wird oͤffters mit Triumph-Waͤgen und andern koſt - baren Machinen und Sinnreichen Erfindungen gezieret. Jn ſolchem Aufzuge begiebt man ſich nach ei - nem freyen Platz, als mit Tan - nen-Reiß ausgezierten Reithaͤu - ſern, Rennbahnen, Schloß-Hoͤ - fen ꝛc. allwo man fuͤglich das Ring-Kopff - und Qvintan-Ren - nen, Lantzen-Brechen, Piſtol - ſchieſſen und andre Ritterliche Uibungen anſtellen mag.

Carrouſel comique, oder Co - moͤdiantiſches Carrouſel,

Dieſes iſt ein beſonders ſchoͤnes und luſtiges Welſches Ritterſpiel, welches an wenig Hoͤfen noch im Gebrauch geweſen, und beſtehet aus 5 Treffen. Das 1) gehet auf den Faqvin mit der Lantze, und wann ſolcher nicht auf das Cen - trum getroffen wird, ſo drehet ſich der Faqvin (oder das Bruſtbild) herum, und ſchlaͤget mit der Prit - ſche (ſo er in der rechten Hand hat) dem ungeſchickten Ritter auf den Ruͤcken. Zum 2) wird die erſte Kugel nach der Figur der Lufft ge - worffen, trifft man das Behaͤlt - niß auf das Centrum, ſo ſpringt der Deckel auf, und fliegen etliche Voͤgel heraus in die Lufft. Zum 3) wird die andere Kugel aus der Taſche genommen, und damit nach der Feuer-Machine gewor - fen, die dann eine Raqvete los - zuͤndet. Zum 4) nimmt der Rit - ter die Pritſche, ſtoͤſſet mit ſelbi - ger auf den Waſſer-Mann, ſo ſpringt Waſſer aus dem Munde in die Hoͤhe. Zum 5) gehet manCaſmit eben dieſer Pritſche nach dem auf der Erden ſtehenden Poſte - ment zu, allwo ein Kaͤſtgen ſtehet, unter welchen ein Fuchs, oder Haa - ſe verborgen iſt, welches von den 4 Elementen die Erde bedeutet.

Carrouſel ſ littate,

Jſt ein Frauenzimmer - oder Damen-Spiel, ſo auf Schlitten geſchicht, da ein ieder Cavalier ſeine Dame fuͤhrt, daß dieſelbe alle Treffen mit der Lantze, Piſtol und Degen wegnehmen kan, wie ein Ritter zu Pferde thut, und wird ein Damen-Feſt genennet.

Caſcabeles,

Nennen die Spanier die kleinen hoͤltzernen Klappern, deren ſie ſich bey dem Tantze bedienen; in Nie - der-Langvedoc heiſſen ſie Caſca - velles; in Provence und Gaſcogne Caſcaveaux; zu Paris aber Ca - ſtagnettes, und ihr Lateiniſcher Nahme iſt Scabilli, ſ. Caſtagnet - tes.

Caſſel,

Jſt die Haupt-Stadt in Heſſen an dem Fluß Fulda gelegen, wel - cher ſie in 2 ungleiche Theile theilet. Die Stadt iſt ſchoͤn und ziemlich groß, auch wohl fortificiret, daß man ſich nicht genug verwundern kan uͤber die Kuͤhnheit des Bau - meiſters, wenn man die tieffen Graͤben, die Hoͤhe der Waͤlle, und andere dergleichen Arbeit betrach - tet. Dieſe Stadt hat keine Vor - ſtaͤdte, aber rings herum viel ſchoͤ - ne Gaͤrten, die Gaſſen ſind breit, lang und ſauber; das Schloß iſt ein ſehr praͤchtiges Gebaͤude, ſehr erhaben und regulair erbauet, und ſiehet man auf allen Seiten ſchoͤne Felder. Jn der Jnſel ſind die Fuͤrſtl. Gaͤrten. Die Reitſchule, welche an das Schloß ſtoͤſſet, iſtK 3herr -Caſherrlich, mit 2 Gallerien, eine uͤber die andere umfangen, ſo in Form eines halben Mondes gemacht, und verguldet, davon man das Ring-Rennen und Pferd-Turnier ſehen kan. Um dieſelbe herum ſind allerhand ſchoͤne Brunnen, und dahinter iſt der Saal fuͤr die Comoͤdianten. Der innere Hof des Schloſſes iſt ſehr weit und hat 3 Gallerien. Es ſind in dem Schloß viel ſchoͤne Gemaͤcher und groſſe Saͤle. Der ſogenannte guͤldene Saal iſt eins von den ſchoͤnſten Gemaͤchern, ſo man ſe - hen mag, in welchem alle regieren - de Fuͤrſten ſamt den Bildniſſen etlicher Monarchen gemahlet ſind. Die Kunſt-Kammer und das Ob - ſervatorium ſind auch ſehenswuͤr - dig. Auſſer der Stadt ſiehet man das ſchoͤne Haus Weiſſenſtein, und den ſogenannten Winter-Ka - ſten, welcher mit ſchoͤnen Waſſer - Kuͤnſten wundernswuͤrdig an ei - nen Berg angelegt, und mit Baͤu - men beſetzt iſt. Dieſe Stadt iſt die ordentliche Reſidentz der Land - grafen von Heſſen-Caſſel, deren Wappen unten unter Heſſen zu ſe - hen iſt.

Caſtagnettes,

Sind kleine hoͤltzerne Jnſtru - mentgen, welche der Forme nach einem Loͤffel ohne Stiel und der Farbe nach einer Caſtanie gleichen; man pfleget ſie an den Daumen zu binden, und nach deren Klappern zu tantzen. Unter andern bedie - nen ſich derſelben die Mohren, Spanier und Boͤhmen. Taubert in ſeinem rechtſchaffenen Tantz - Meiſter, hat eine Art, wie man ſich bey dem Schlagen der Ca - ſtagnetten, oder hoͤltzernen Klap - pern, koͤnne der muſicaliſchen No - ten bedienen, welche auf beydenCaſSeiten der Linie die einen druͤber und die andere drunter geſetzt wer - den. Die uͤber der Linie befind - liche Noten ſollen mit der lincken Hand, und die unter der Linie ſte - hende mit der rechten Hand ge - ſchlagen werden. Und wie er pag. 897 bis 899 den modum proce - dendi beſchreibt, ſo zeigt er ſolches pag. 794 ſq. in Kupfer.

Caſtaneae equinae,

Pferde-Caſtanien, Roß-Caſta - nien, heiſſen alſo, weil ſie die Tuͤr - cken fuͤr ihre Pferde brauchen, wenn ſie keichend werden; dieſe ſind anfangs von Conſtantinopel nach Wien, und ſo ferner in un - ſere Luſt-Gaͤrten gebracht worden.

Caſtel,

Ein Berg-Schloß und Amt, im Fraͤnckiſchen Kreiſe, fuͤnftehalb Meilen von Wuͤrtzburg in Oſt - Nord, wovon die Grafen von Caſtell ihren Nahmen fuͤhren, wel - che auf der Fraͤnckiſchen Banck Sitz und Stimme haben, und in 2 Linien, nemlich zu Remlingen und Ruͤdenhauſen, bluͤhen. Die - ſe Reichs-Grafen von Caſtel fuͤh - ren ein vierfeldiges Wappen, da - von ohne einige Figur 2 roth und die andern 2 weiß ſind. Oben auf dem Helme ſteht ein dergleichen qvadrirter hoher Hut, mit einem halb ſilbernen und halb rothen Aufſchlage, welchen eine guͤldene Crone bedecket, aus der ein Pfau - Schwantz in die Hoͤhe gehet.

Caſtiglione,

Stadt und Fuͤrſtenthum in dem Mantuaniſchen, welches die juͤng - ſte Linie des Hauſes Gonzaga beſi - tzet, und einerley Wappen mit der abgeſtorbenen aͤlteſten Mantuani - ſchen Linie fuͤhret. ſ. Mantua.

Caſtor,
Caſ

Caſtor, ſ. Biber.

Caſtor-Arbeit,

Alles, was aus Biber-Haaren verfertiget wird, als Huͤte, Struͤm - pfe ꝛc.

Caſtoreum, Caſtoreus hymnus,

War bey den Lacedaͤmoniern ein beſonderes Lied, welches bey dem erſten Angriffe der Feinde auf der Pfeiffe gemacht wurde, alſo daß ſie nach ſolchem gleichſam als zum Tantze in die Schlacht giengen. Nach einigen ſoll es von dem Ca - ſtore zuerſt erfunden ſeyn, und daher den Nahmen haben: Ande - re aber geben die Minervam zur Erfinderin an, welche den Caſto - rem und Pollucem damit beehret. Mithin ſoll es dem erſten Urſprun - ge nach ein ſtuͤckgen geweſen ſeyn, welches bey der Pyrrhichia, oder dem Tantze in vollen Waffen, auf - gemacht worden.

Caſtratus, Caſtrato,

Ein Verſchnittener, dem die Gei - len, und das Vermoͤgen zum ge - neriren benommen worden, es mag nun ſolches durch Artzeney, oder auf gewaltſame Art geſchehen ſeyn; Welches verurſachet, daß ſie ihre klare Stimme behalten, und da - hero in Capellen zur Muſic ge - braucht werden.

Catabaſis,

Ein harmoniſcher Periodus, wo - durch etwas niedriges, geringes und veraͤchtliches vorgeſtellet wird. Daher heiſſet auch eine Ton-Wei - ſe, oder ein durch Semitonia or - dentlich und ohne einigen Sprung herunterwerts ſteigendes Thema ein Subjectum catabatum.

Cat

Catachoreuſis,

War ehedeſſen ein Lied, womit in den Pythiſchen Spielen der ſie - gende Apollo tantzend vorgeſtellet ward.

Catachreſis,

Misbrauch oder uneigentlicher Gebrauch. Jn der Muſic ent - ſtehet dergleichen, wenn eine Diſ - ſonantz nicht auf ordentliche, ſon - dern auſſerordentliche Art reſolvi - ret und aufgeloͤſet wird. Es heißt auch alſo der Progreſſus vieler auf einander folgenden Qvarten, wel - che durch den Baß klang - und brauchbar gemacht werden; weil nach der Pythagoraͤer Meinung ſolche auch unter die vollkommene Conſonantzen mit gehoͤren, und demnach nicht unmittelbar einan - der folgen ſollen.

Catacleis,

Ein gewiſſes kroſpelichtes B[ein], welches nur allein im Menſchen und in keinem Pferde oder andern Thiere gefunden wird.

Catapleon,

Hieß bey den Alten die Melo - die, nach welcher der Waffen - Tantz pflegte verrichtet, und die Waffen geſchuͤttelt zu werden.

Cataſtaſis,

Jſt ein Theil einer Comoͤdie oder Tragoͤdie, worinnen die Ver - wirrung der Dinge in ſelbiger aufs hoͤchſte kommen, und ſodenn durch die Cataſtrophen ihren Aus - gang gewinnen.

Cataſtrophe,

Ein Theil des Dramatis, worin - ne die Dinge, ſo in der Cataſtaſi auf ihre hoͤchſte Verwirrung und Heftigkeit gekommen, ſich wiederK 4um -Cavumkehren, und zu ihrem meiſt un - vermutheten Ausgange ſich legen.

Cavalcade,

Jſt ein ſtatlicher Ausritt, zur Einholung und Begleitung vor - nehmer Herren und Perſonen.

Cavalcadour,

Dieſes Wort bedeutet den Stallmeiſter, der in einem Koͤ - niglichen Marſtalle uͤber die Be - diente und Pferde zu befehlen hat; Es bedeutet auch bey den Jtalie - nern die Paſtinen-Bereuter, wel - che die aufgeſtellten wilden Fohlen anreiten, und ſolche auf den Gurt-Sattel austrottiren, und thaͤtig machen. V. Bardeille.

Cavalier,

Heißt eigentlich ein Reuter, ins - gemein aber braucht man dieſes Wort von einem Edelmanne, wel - cher entweder im Kriege oder durch Hof-Dienſte dem Lands - Herrn und Vaterlande erſprießli - che Dienſte leiſtet, und wenn er ſich durch den erſten Weg vor an - dern hervorgethan hat, ſo wird er ein edler, tapferer Ritters-Mann oder Ritter genennet. Seine ade - liche Geburt verbindet ihn, den Ruhm und Glantz ſeiner tapfern und tugendhafften Vorfahren, durch ſein Verhalten nicht zu ver - dunckeln, ſondern in mehrers Lu - ſtre zu ſetzen. Und da ihm ſeine edle Geburt vor denen vom Buͤr - ger-Stande den Weg zu hohen Kriegs - und Hof-Chargen bahnet, ſo ſoll er ſich hierzu auch geſchickt machen, und in ſeinen jungen Jahren die Mittel nicht verabſaͤu - men, welche ihn dazu fuͤhren. Dieſe ſind nun keine andere, als Studia und die Ritterlichen Exer - citia. Von der NothwendigkeitCavder Studiorum iſt ſchon oben pag. 42 ſq. unter Ἄμοὐσος etwas beygebracht worden, es wird aber noch mehr geſagt werden unter dem Titel: Cavalierement ſtudi - ren. Daß aber die Ritterlichen Exercitia einem von Adel unent - behrlich ſeyn, zeiget der Nahme ſelbſt ſchon an. Sie heiſſen Exer - citia equeſtria, Ritterliche oder Adeliche Uibungen, und ſollen folglich von den Adelichen geuͤbet werden. Die Tantz-Kunſt iſt das erſte, wodurch man an einem Men - ſchen die daraus erlernte bonne grace und Geſchicklichkeit im erſten Anblick gewahr wird, ſie macht, daß man ſich eine ſchoͤne Stellung des Leibes, einen zierlichen Gang und anmuthige Beugung ange - woͤhnet, und bey angeſtellten Froͤ - lichkeiten ſeine Perſon wohl ſpie - len koͤnne; ja ſie iſt eine aͤuſſerli - che Sitten-Schule, und thut den andern Ritterlichen Uibungen die Thuͤre auf und zu, und iſt ihnen, wo nicht mehr, doch eben ſo viel, als die Philoſophie den drey Fa - cultaͤten der Gelehrſamkeit. Hier - aus wird ein ieder ſo zu ſagen mit Haͤnden greiffen, es ſey einem jun - gen Edelmann unumgaͤnglich noͤ - thig, eine ſo edle Kunſt zu erler - nen. Die Fecht-Kunſt zu trei - ben noͤthiget die Bosheit der Men - ſchen einen Cavalier, damit er nem - lich im Stande ſey, ſich gegen die - jenigen kluͤglich und vortheilhafft zu wehren, welche ihn unbillig angreiffen. Die Reit-Kunſt leh - ret ihn, wie er ſelbſt geſchickt zu Pferde ſitzen, und ſich eines Pfer - des ſowol im Kriege, als auch zur Parade, bey praͤchtigen Aufzuͤgen, bey oͤffentlichen Schau-Spielen und andern Gelegenheiten kluͤglich bedienen ſolle. Und da ein Cavalierur -Cavurſpruͤnglich einen Reuter andeu - tet, ſo iſt ja wol unſtreitig, daß er das Reiten vollkommen verſtehen muͤſſe. Das Jagen einem Cava - lier anzupreiſen, ſcheinet uͤberfluͤſ - ſig zu ſeyn, weil nicht leicht einer zu finden iſt, welcher dazu keine Neigung ſpuͤren ſollte. Dieſes wenige wird hinlaͤnglich ſeyn, die unumgaͤngliche Nothwendigkeit der Ritterlichen Exercitien zu be - weiſen, und darzuthun, daß ie weiter es einer von Adel darinnen gebracht, um ſo viel deſto geſchick - ter mache er ſich, dem Staate dereinſt mit Vortheile Dienſte lei - ſten zu koͤnnen.

Cavalierement ſtudiren,

Hierbey ſind zwo Klippen ſorg - faͤltig zu vermeiden, erſtlich die Negligen; und die damit verknuͤpf - te bauerſtoltze Unwiſſenheit, und zweytens die Pedanterey. Denn ein junger von Adel ſoll nicht oben - hin und ſo zu ſagen fuͤr die liebe lange Weil die gelehrten Wiſſen - ſchafften tractiren, ſondern ſich ei - ne gruͤndliche Gelehrſamkeit er - werben, damit er Koͤnigen und Fuͤrſten und dem Staate dereinſt deſto nuͤtzlichere Dienſte leiſten koͤnne. Dieſer Zweck wird nun durch nichts anders als durch Schweiß und Fleiß erlanget. Denn ohngeacht ein Cavalier nicht noͤthig hat, alle Subtilitaͤten ei - ner ieden gelehrten Wiſſenſchafft inne zu haben; ſo ſoll er ſich doch den Kern derſelben bekandt ma - chen, und wie er ſolche fuͤr ſich und fuͤr den Staat nuͤtzen koͤnne, verſtehen. Nebſt dem Unfleiß hat einer von Adelichem Gebluͤte auch die Pedanterey zu fliehen. Einen Pedanten aber nennen wir den, welcher nicht nur aus allerhandCavGrillenfaͤngereyen und nichtswuͤr - digen Kleinigkeiten groſſen Staat machet, ſich vor andern dabey klug zu ſeyn einbildet, und das, was reellen und wahrhafften Nutzen ſchaffet, dabey hintan ſetzet, ſon - dern auch weder auf die Cultur ſeines Verſtandes noch Willens bey ſeinem Studiren ſiehet. Da - gegen ein Edelmann alle ſeine Stu - dia hauptſaͤchlich auf die Praxin zu richten, und in nichts theoreti - ſches ſich einzulaſſen hat, wofern es nicht zur Praxi fuͤhret. Wie ſoll man aber cavalierement ſtudi - ren? Man muß, gute und aus - erleſene Schrifften leſen, gelehrte Maͤnner oͤffters hoͤren, das Ge - hoͤrte und Geleſene durch reiffe Meditationes in ſuccum & ſangui - nem vertiren, und ſich eines klu - gen Umgangs mit geſcheuten und und gelehrten Leuten nicht ent - ſchlagen, als woraus oͤfters mehr zu profitiren, als aus vielem Leſen und oͤftern Collegiis. Jn dieſen Stuͤcken wird ein Liebhaber der Weisheit und Gelehrſamkeit mehr Vergnuͤgen und Ergoͤtzlichkeit fin - den, als andere in Caffee - und Wirthshaͤuſern. Jn welchen Wiſ - ſenſchafften ſoll ſich einer von Adel umſehen? Soll er denn auch die Critic lernen? Jn ſofern die Cri - tic ſich mit grammaticaliſchen Klei - nigkeiten beſchaͤfftiget, iſt es an ei - nem Edelmann lobenswuͤrdig, wenn er hiervon nichts weiß. Wenn aber die Critic den Weg zur Verſtaͤndniß der alten Scri - benten bahnet, ſo iſt ihm deren Erkentniß nicht ſchaͤdlich, wenn er ſich nur nicht allzuſehr darinne vertieffet, und die itzigen Sitten und Lebens-Art dabey hintan ſe - tzet. Die Lateiniſche Sprache iſt ihm unentbehrlich, und giebt derenK 5Zier -CavZierlichkeit und Reinlichkeit einem Staats-Manne eine nicht geringe Zierde: Daß er aber eben Cicero - nianiſch Latein ſchreiben muͤſſe, iſt nicht noͤthig, genug wenn er ſeine Gedancken zierlich, nett und deut - lich auszudrucken weiß, und ſich vor Solœciſmis, Barbariſmis und Germaniſmis huͤtet. Die Fran - tzoͤſiſche und Jtalieniſche Spra - chen, als die gewoͤhnliche Hof - Sprachen an den mehreſten Hoͤfen in Deutſchland, ſind einem Cava - lier gleichfalls unentbehrlich, zu - mal da auch in der Frantzoͤſiſchen die ſchoͤnſten und gelehrteſten Buͤ - cher geſchrieben ſind. Hat er Zeit und Gelegenheit die uͤbrigen Spra - chen der geſitteten Europaͤer zu er - lernen, ſo iſt ſolche nicht zu ver - ſaͤumen; doch wird ein ieder hier - bey auf ſeine eigene Umſtaͤnde ſe - hen. Und da er in auslaͤndiſchen Sprachen verſiret ſeyn ſoll, ſo ver - ſtehet ſich von ſelbſten dabey, daß er vor allen Dingen ſeine Mutter - Sprache vollkommen in ſeiner Gewalt haben muͤſſe. Von der Griechiſchen und Ebraͤiſchen Spra - che, darinnen Gottes Wort ur - ſpruͤnglich geſchrieben iſt, haben wir hier nichts zu erinnern, weil wir vermuthen, er werde als ein Chriſt auch in denen Sprachen, deren ſich der Heilige Geiſt bedie - net, nicht unerfahren ſeyn wollen. Ob dem, der cavalierement ſtudi - ren will, die Philoſophie, und de - ren Theile die Logic oder Ver - nunft-Kunſt, die Oratorie oder Beredtſamkeit, das jus Naturæ, die Ethic, Moral, Phyſic, Poli - tic &c. die Matheſis, die Rechte, als das jus civile, Publicum, Feu - dale, Eccleſiaſticum &c. noͤthig ſeyn, davon wird unter iedem Arti - ekel gedacht werden.

Cav

Cavalierement tantzen,

Heiſſet, wenn ein Cavalier nach allen Tantz-Regeln ſauber und ſehr wohl tantzet, und zwar ſo naturellement, daß es ſcheinet, als haͤtte er es nicht gelernet, ſondern ſey ihm als eine noble Operation von dem adelichen Gebluͤte gleich - ſam angebohren. Cavalierement tantzen iſt die hoͤchſte Vollkommen - heit im Tantzen, und kan ein Tantzmeiſter in der Execution nicht hoͤher ſteigen, als daß er ſeine Dinge cavalierement machet, das iſt, Regelrecht, als waͤre es ihm angebohren. Da die Ritterlichen Exercitia hauptſaͤchlich fuͤr die Nobleſſe und Standes-Perſonen erfunden ſind, um ſie von andern zu diſtinguiren: So koͤnnen die Actiones deſſen, welcher den Vor - zug vor andern haben ſoll und auch haben will, nicht ſchlechter und uͤbler reguliret ſeyn, als ande - rer Leute ihre.

Cavalquet,

Jſt eine gewiſſe Art, die Trom - peten im Kriege zu blaſen, wenn eine Armee ſich einer Stadt nahet, oder in ſelbige hinein marſchiret.

Cavata,

Deren Beſchreibung iſt aus dem Herrn Mattheſon in dem Muſica - liſchen Lexico alſo abgefaſſet: Cavata iſt ein Adjectivum, das pro Subſtantivo, mit Auslaſſung deſ - ſelben, geſetzt wird, und heiſſet: 1) Wenn eines weitlaͤuftigen Reci - tativs gantzer Jnhalt gemeiniglich am Ende in gar wenig Worten gleichſam concentriret, und derge - ſtalt heraus geholet wird, daß es (um einen Unterſchied zu machen) noͤthig, ſolche ſententioͤſen Worte nach dem Tact und arioſo zu ſe -tzen.Cavtzen. 2) Wenn eine Arie, oder et - was anders, ungemein wohl aus - gefuͤhret, und nach Wunſche ge - lungen iſt. Jn dem vollkomme - nen Capellmeiſter fol. 213 beſchreibt ſie Herr Mattheſon alſo: Cavata iſt eine beſondere Gattung der Melodien; zu derſelben gehoͤren die Madrigale, Aufſchrifften, Kling-Gedichte und dergleichen. Eine ſolche Cavata nun iſt ein Ge - ſang mit Jnſtrumenten, der keine ſolche Eintheilungen, dabey aber einen weitern Begriff hat, als die Arien, und mehr auf eine ſcharf - ſinnige Betrachtung, als einen ſtarcken Affect ſiehet. Er fuͤgt da - ſelbſt ferner bey: die Leidenſchaf - ten ſind von der Cavata und dem Arioſo nicht ſchlechterdings aus - geſchloſſen, ſondern ſind in dieſen beyden Stuͤcken nur nicht ſo aus - nehmend als in andern. Die Ca - vata will allemal eine reiche Be - gleitung haben, und kan unmoͤg - lich in wenig Worten beſtehen; ob ſie gleich von Rechts wegen nur ei - nen eintzigen Satz oder Paragra - phum ausmachen ſolte. Sie muß was ausnehmendes, nicht nur in demjenigen Umſtande aufweiſen, daß ſie vom Recitativ, vom Ario - ſo und von einer Arie unterſchie - den iſt, ſondern auch darinnen, daß ſie ſehr wohl ausgearbeitet werde; welches ſich bey einem kur - tzen Arioſo gantz anders verhaͤlt. Hieher gehoͤren demnach ſolche Saͤtze, die weder den Bezirck, noch die Eintheilung einer Aria haben, ſich mit ihren Erwegungen weit uͤber den gemeinen Recitativ erheben, und viel mehr als ein Arioſo ſagen wollen. Wegen der Jnſtrumenten erinnert er, wenn man keine haben koͤnne oder wol - le, ſo duͤrfe man nur dem unent -Cavbehrlichen Clavier bey einer Cava - ta was auſſerordentliches zu thun geben; denn dieſes Werckzeug muͤſſe auch ſonſten offt die Stelle aller andern vertreten. Endlich zeiget er auch an, wo man Cava - ten finde.

Cavation, ſ. Caviren.

Cavations - Finten, ſ. Finten.

Cauda, ſ. Coda.

Cavea,

War in den Theatris, Amphi - theatris und auch Circis der alten Roͤmer die innere Faſſung ſolcher Schau-Oerter, welche von unten an immer weiter und weiter aus einander lieff, und den Zuſchau - ern eigentlich zu ihren Sitzen die - nete. Sie heiſſet dem Nahmen nach ſo viel als eine Grube, und mag ſolche Benennung daher ent - ſtanden ſeyn, daß, da zuerſt die Comoͤdien und dergleichen Dinge auf freyen Plaͤtzen geſpielet wur - den, und mithin die Zuſchauer im Kreiſe um die Spielenden herum ſtunden, ſie zum theil, um deſto beſſer vor denen Vorſtehenden ſe - hen zu koͤnnen, Raſen zuſammen getragen und auf ſolche getreten; welche denn nachgehends, wenn die Leute davon weg waren, eine groſſe Grube vorſtelleten, und da die Theatra u. d. g. auch auf gleiche Art gebauet worden, der Nahme hernachmals auch geblieben.

Caveſſon,

Eine Art von einem Naſen - band, entweder von Eiſen, Leder oder geflochtenen Stricken, wel - ches man um die Naſe des Pfer - des anlegt, und feſt ſchnal - let, um ſolches dadurch zu zwin - gen, den Hals und Kopf, (mitVer -CavVerſchonung des Mauls) uͤber ſich zu richten, die Schultern bie - gig zu machen, und es in eine ſchoͤne Poſitur zu bringen, daß es hernach durch die Reitſtangen da - rinnen unterhalten werde, wann man es vom Naſenbande frey ma - chet; ſintemal einige Bereiter ih - re Pferde in Naſenbaͤndern gar abſterben laſſen, welches nicht zu loben.

Caviren,

Eine auf dem Fechtboden ge - braͤuchliche Redens-Art, welche eines der vornehmſten Stuͤcke beym Fechten bedeutet, und alſo geſchiehet, daß man eines andern Klinge unterwerts abhaͤlt, oder auch wol dabey einen Aufſtoß thut. z. E. Lieget einer mit ſeinem Rap - piere in der Tertia gardia, ſo gehe man mit der Tertia auſſerhalb an die Schwaͤche ſeiner Klinge, ruͤcke in der Cavation ein wenig auf ihn hinein, habe acht, indem der Con - trepart wieder caviren wird, und die Spitze in der Cavation gleich - ſam wie in der Tertia unter ſich faͤllet, ſo laͤſſet man die Spitze auch in der Secunde unter ſich ſin - cken, ſo wird man mit der Staͤr - cke auſſerhalb in ſeine Schwaͤche kommen, und alſo ſeine Cavation damit verhindern, und in einem Tempo trit man fort, ſtoͤſſet mit der Secunde auſſen mit einem Zu - tritt des rechten Fuſſes unter ſeiner Klinge hin, ſo kan man leicht und geſchwind paßiren.

Cauteriſer, Brennen,

Jſt eine ſonderliche Wiſſenſchafft und Kunſt, wodurch man der Pferde uͤberfluͤßigen zuflieſſenden Feuchtigkeiten den Gang abſchnei - de, ableite, und einen andern Weg zum Ausgang zeige und oͤffne,Cemſo durch Striche, Duͤpffel und Fi - guren geſchicht.

Cauterium,

Ein Brennmittel, oder Brand - zeichen, ſind mit den Stutereyen gleich eingefuͤhret worden, wodurch ihnen die Herren des Geſtuͤts einen beruͤhmten Nahmen machen, weil durch Erhaltung der vornehmen Geſtuͤte die beſte Art Pferde erhal - ten wird, durch welche dem Re - genten-Stand, in dem Hoff - und Stadtleben, und noch vielmehr im Kriege vortreffliche Vortheile, groſſe Ehre und Nutzen neben der Ergoͤtzlichkeit und Nothdurfft zu - wachſen. ſ. Brand.

Celeuſina,

Bedeutet zwar mehrentheils das Geſchrey auf den Schiffen, wenn einer dem andern zurufft, was zu thun ſey; es heißt aber auch zu - weilen ein Lied, ſo die Schiffer zu ſingen oder zu pfeiffen pflegen.

Celeuſtis,

Ein Schiffer-Tantz nach Pfeif - fen.

Cembal d Amour,

So nennet Herr Silbermann ſein neu-erfundenes Schlag-Jn - ſtrument.

Cembaliſta,

Einer der das Clavicymbel ſpielet, oder einer der die Heerpau - cken ſchlaͤget. Bey der letztern Be - deutung wird auf der Alten ihr tympanum geſehen, welches nach - gehends auch Cymbalum genennet worden.

Cembalo, Cimbalo,

Jſt ein langes in Form eines Fluͤgels beſaitetes Schlag-Jnſtru - ment, mit Tangenten verſehen,durchCemdurch deren Feder-Kiele die Sai - ten klangbar gemacht werden. Man nennet es auch Chiavicem - balo, Clavicembalo, Gravecembalo.

Cembalo verticale, Clavi - cytherium,

Eine Clavicymbel - oder Fluͤgel - Art, deſſen Corpus etwas duͤnner, als die ordinaͤren, und nicht lie - gend, ſondern in die Hoͤhe ſtehend eingerichtet iſt, auch deßwegen weniger Raum einnimmt. Die Tangenten werden durch einen Drat wiederum zuruͤck getrieben.

Cenar,

Jſt eine Art Steine, davon man die ſchoͤnen Schalen und Schuͤſſeln macht, welche Chineſi - ſches Gefaͤſſe genennet werden.

Cennamela, Cannamella,

Eine Floͤte, eine Pfeiffe, ein Flageolet.

Cenſus equeſtris,

War dasjenige Vermoͤgen, ſo einer haben muſte, wenn er fuͤr ei - nen Roͤmiſchen Ritter paßiren wollte, welches ſich denn auf 400000 Seſtertien, oder nach un - ſerer Muͤntze, wenn man den Se - ſtertium zu 8 Pfennigen rechnet, auf 11111 Thaler, 2 Groſchen, 8 Pfennige erſtreckte, oder, wenn man mit andern den Seſtertium zu 9 Pfennigen rechnet, eine Sum - me von 12500 Thalern betrug.

Cenſus ſenatorius,

War das Vermoͤgen, welches einer haben muſte, wenn er ein Raths-Herr zu Rom ſeyn wolte, welches ſich anfangs auf 800000 Seſtertien belief, ſo nach unſerer Muͤntze, wenn man den Seſter - tium zu 8 Pfennigen annimmt, 22222 Thaler, 5 Groſchen und 8CerPfennige ausmacht; ſo man aber einen Seſtertium fuͤr 9 Pfennige annimmt, ſind es 25000 Thaler. Kayſer Auguſtus erhoͤhete nachge - hends dieſen Cenſum bis auf 1200000 Seſtertien; daß alſo nach unſerm Gelde ein Raths-Herr, wenn der Seſtertius 8 Pfennige gilt, 33333 Thaler und 8 Pfennige im Vermoͤgen haben muſte, oder laͤßt man den Seſtertium 9 Pfen - nige gelten, ſo muſte er 37500 Tha - ler beſitzen.

Centauri,

Wurden bey den alten Griechen fuͤr ſolche Monſtra gehalten, wel - che halb Pferd und halb Menſch geweſen; welcher Aberglauben aber daher entſtanden, daß die ſo genannten Centauri oder gewiſſe Voͤlcker in Theſſalien am allerer - ſten die Pferde zaͤumen oder bereu - ten gelernet.

Cepites,

Eine Art von Agatſtein wegen ſeiner vielen Streiffen und Adern, welche als eine aufgeſchnittene Zwiebel nach einander ſpielen, alſo genennt. Er praͤſentirt allerhand gar artige Figuren, wie Zaͤune, Luſtgaͤrten, Feſtungen ꝛc.

Cerataules, Ceraules,

Ein Horn - oder Zincken-Bla - ſer.

Cercar della Nota,

Ein Suchen der Note, heiſſet, wenn zwiſchen zwo durch Terzen auf - und abſteigenden Subſtantial - Noten noch eine eingeruͤcket, und in der Execution gantz gelinde mit - genommen wird. Jſt alſo von dem Accente wegen der Verwand - ſchafft kaum zu unterſcheiden, nur daß dieſer meiſt im Anfange und am Ende einer Note gebrauchetwird;Cerwird; das Suchen einer No - te hingegen auch ſonſt in viel - ſyllbigten Woͤrtern ſich anbringen laͤßt. Dieſe Figur iſt in Qvart - Qvint - und Sext-Spruͤngen we - gen deutlicher Ausſprache des Tex - tes ſchwer und uͤbel zu gebrauchen, doch giebt es Worte, bey welchen ſie anzubringen ſtehet.

Cerf, Hirſch,

Jſt das edelſte und ſchoͤnſte un - ter allem vierfuͤßigen Wildpret, ſo zur hohen Jagd gehoͤren. Man verſtehet zwar unter dem Nahmen Hirſch-Wildpret, ſowohl das Maͤnnlein als das Weiblein, doch wird nur jenes, nemlich das Maͤnnlein, eigentlich ein Hirſch, das Weiblein aber eine Hindin, ſo lange, bis ſie der Hirſch beſchlaͤ - get, wenn ſie aber geſetzet, ein Thier oder Wild genennet. Ei - nige wollen dreyerley Gattungen der Hirſche bemercket haben, nem - lich die braunen, die falben, und die roͤthlichen; die braunen ſind ſtaͤrcker, ſchneller und groͤſſer, als die andern, und haben ein edler Wildpret; die falben tragen das Haupt empor, und haben ein ſchwaches Geweih, die aber einen ſchwartzbraunen Strich uͤber den Ruͤcken haben, werden fuͤr edle und gute Hirſche gehalten. Die roͤthlichen ſind meiſtentheils jung und dauerhafft, und machen den Hunden bey der Par-Force-Jagd viel zu ſchaffen. Jn den Boͤh - mer Waldungen, werden haͤuffig Hirſche gefunden, welche lange ſchwartze Zotten am Hals haben, und ſtaͤrcker vom Leibe ſind als die andern, dieſe nennet man Brand - Hirſche. Der Hirſch iſt mit einem ſtarcken Gehoͤrne oder Geweih be - waffnet, welches er nach ſeinemCerzweyjaͤhrigen Alter alle Jahr ge - meiniglich im Martio abwirfft, zu - mal ein jagdbarer Hirſch, da es ſich hingegen bey den geringern Hirſchen, inſonderheit mit den Spieſſern, zuweilen bis in den May hinein verziehet, welche aber ſodenn auch deſto ſpaͤter verecken, daß man oͤffters im Auguſto ihr Gefege noch an deren Gehoͤrne fin - det. Sobald er das Geweih ab - geworffen, begiebt er ſich in das tieffſte Gehoͤltz, verbirget ſich, und getrauet ſich nur des Nachts auf die Weide zu gehen, bis ihm das Gehoͤrn wieder gewachſen. Das wieder hervorkommende junge Ge - weih, welches die Jaͤger ſo lange Kolben nennen, bis es vollkommen und erhartet, iſt ſodenn gantz weich, und mit einer rauhen Haut uͤberzogen, weswegen er ſolches wohl in acht nimmt, bis es ſo weit erſtarcket, daß er es wieder reinigen und abſchlagen kan, ſo gemeinig - lich zehen bis zwoͤlff Wochen, nach dem Abwerffen, oder um Mariaͤ Heimſuchung geſchiehet. Er weiß aber das Baſt oder die rauhe Haut vom Gehoͤrne in ein paar Tagen, auch offt nur in einer Nacht, beym Thau und naſſen Straͤuchern der - geſtalt reinlich abzuſaͤubern, daß am Kopff, Gehoͤrn und Hals, we - der vom Baſt, noch von Schweiß - Tropffen das geringſte zu ſehen iſt, und ſtreichet mit demſelben, nach ſeiner Hoͤhe, an das junge lange Holtz hoch hinauf, bis das Baſt voͤllig abgeſchlagen. Solche ab - geſchlagene rauhe Haut, welche die Jaͤger das Gefege nennen, ge - nieſſet und verſchlinget er ſelbſt, ſo viel er davon wieder finden kan, das uͤbrige wird bald von den Ameiſen, oder auch von den Jaͤ - gern zu gewiſſem Gebrauch auf -ge -Cergeſucht. Das bloſſe Gehoͤrn iſt anfaͤnglich weiß, wird aber von der Lufft gelber, endlich braͤuner, und von der Sonnen-Hitze, nach - dem viel Marck darinnen, ſchwaͤrtz - licher und ſchwerer. Die Spitzen der Enden werden durch viel Stoſſen in die Erde, Sand und Kieß vom ſteten Gebrauch weiß, und durchs Waſſer gereiniget. Aus dem Geweih wird das Alter eines Hirſchen erkannt: Nachdem er Nahrung und Weide, Natur und Vermoͤgen hat, bekommt er in dem erſten, theils auch im an - dern Jahre, auf dem Kopffe, zwey Puckeln, als welſche Nuͤſſe, wel - che taͤglich hoͤher aufſchieſſen, und zum Theil eine Viertel-Elle, auch theils noch laͤnger wachſen, und zur Brunſt-Zeit erſt vollkommen werden, denn wird er ein Spieß - Hirſch oder Spieſſer genennet; im andern, auch wol im dritten Jahre, des Sommers, wenn die - ſe Spieſſer abgeworffen haben, ſe - tzen ſie offtmals wiederum Spieſ - ſe auf, iedoch laͤngere und ſtaͤrcke - re, als die vorigen: Theils bekom - men Augen-Sproſſen oder vier Enden, denn werden ſie Gabel - Hirſche genennet, welche Augen - Sproſſen ihnen denn allezeit am laͤngſten wachſen. Jm vierten oder fuͤnfften Jahre, nachdem der Hirſch Nahrung und Ruhe oder Mangel gehabt, ſetzet er wiederum vier Enden doch ſtaͤrcker und laͤn - ger, mehrentheils aber ſechs En - den auf. Jm fuͤnfften Jahre be - kommt er meiſtentheils acht bis ze - hen Enden. Dieſe ſind fluͤchtige Hirſche, und geſchwinde im Kaͤmpf - fen, werden aber dennoch mit Un - geſtuͤm von den groſſen abgetrie - ben. Jm ſechſten und ſiebenden Jahre vermehret er ſeine EndenCerbis ſechzehen, alſo daß er im fol - genden Jahr bereits alle die En - den bekommt, die er ſein Leben lang tragen ſoll, und mehret ſich ſodenn ſein Gehoͤrne nicht wei - ter, als in die Dicke. Einige Hirſche, welche zehen oder zwoͤlff Enden getragen haben, pflegen folgendes Jahr zuruͤck und weni - ger aufzuſetzen, iedoch laͤngere En - den und ſtaͤrckere Stangen, wel - ches ein Merckmahl, daß ſie des Winters offt Hunger ausgeſtan - den, keine gute Nahrung gehabt, und nirgends ſicher geweſen. Sonſt iſt ein gar alter Hirſch wohl zu erkennen, wann die Roſe voller groſſen Perlen oder Steine, nahe und breit demſelben auf dem Kopffe ſitzet: Die Stangen lang und dicke, voll tieffer und perlich - ter Ritzen, oben flache und gedop - pelte Cronen, lange weiſſe abge - nutzte Enden, uͤber denen Augen tieff eingeſunckene Gruben, blaſſe Zungen und truͤbe Augen, ſtumpfe wacklende Zaͤhne, abgenutzte Schaalen, ſtumpffe Klauen, groſ - ſe flache dicke Ballen, und derglei - chen zu ſehen ſind. Merckwuͤr - dig iſt, daß wenn ein Hirſch in der Kalbe-Zeit an ſeinem kurtzen Wildprete verletzet, oder gar ver - ſchnitten wird, ſo bekommt derſel - be gar kein Gehoͤrn, ſondern er bleibt kolbigt, als ein Thier, wird aber deſto ſtaͤrcker am Leibe. Hat er aber ſchon ein Gehoͤrne getragen und abgeworffen, und leidet in der Kalbe-Zeit an dieſem Orte Scha - den, ſo waͤchſet ihm zwar das Ge - hoͤrne, doch aber allezeit ſchwuͤrig, und wird niemals reiff. Hat er aber ſein reiffes Gehoͤrne auf dem Kopff, und wird daran beſchaͤdi - get, ſo bleibet ihme das Gehoͤrne beſtaͤndig auf dem Kopff, undwirfftCerwirfft er es niemals ab; wird er aber durch einen Schuß daſelbſt verletzet, ſo wird er gantz auſſer der Zeit werffen, verecken und ſchlagen, auch nicht foͤrmlich, ſon - dern nur kurtze und krumme En - den aufſetzen. Jm Sommer ge - hen die Hirſche mit dem Wild fleiſ - ſig in das Getreide, als Erbſen, Gerſte, Wicken, Haber, Flachs - Knoten, Eichel-Maſt, wild Obſt, Kraut, Ruͤben und dergleichen; ſie halten ſich heimlich, und gehen nicht weit zu Felde, auch nicht weit zu Holtze, daß ſie nicht ver - rathen werden. Gegen Jacobi um die Erndte-Zeit, werden ſie ſehr feiſte, welches man die Hirſch-Fei - ſte nennet. Dieſe dauert bis zur Brunſt-Zeit. Solche waͤhret oft lang, gemeiniglich drey bis vier Wochen, und weil ein Hirſch ze - hen bis funffzehen Thiere beſchicket, nehmen ſie dergeſtalt dabey ab, daß faſt nichts als Haut und Knochen an ihnen bleibet. Nach der Brunſt - Zeit begeben ſich die Hirſche wie - der zuſammen, und bleiben den Winter uͤber mehr, als im Som - mer bey einander, es moͤgen auch alsdenn die groſſen Hirſche die kleinen beſſer leiden, welche ſie vor und in der Brunſt-Zeit von ſich jagen, und nicht um ſich dulten koͤnnen; im Winter aber ſcharren ſie nach der Heide oder Heide - Kraut, beiſſen die Knoſpen von jungen Baͤumen, Eichen und Bir - cken, ſchaͤlen auch die jungen Rin - den von Aſpen und Kiefern, pfluͤ - cken den Vogel-Kien und Miſtel von Wind-Bruͤchen ab, ſuchen auch die Eichel - und Buch-Maſt unter dem Lande hervor. Sie ver - bergen ſich vor der Kaͤlte in Be - haͤltniſſen, tieffen Gruͤnden und Dickigten, ſuchen in warmen Qvel -Cerlen Nahrung von Brunnen-Kreſſe, Kraͤutern und Wurtzeln; wo die Sonne fein anſcheinet, waͤrmen ſie ſich; des Nachts aber, da alles Wild viel kuͤhner und nicht ſo fuͤr - ſichtig, als am Tage iſt, gehen ſie auf der gruͤnen Saat; im harten Winter und bey tieffem Schnee, da ſie kein Geaͤſe finden koͤnnen, werden ſie in den Thier-Gaͤrten und Gehaͤgen, in denen Heu - Scheunen, oder ſonſt an gewiſſen hierzu beqvemen Plaͤtzen mit noth - duͤrfftiger Fuͤtterung verſehen. Des Fruͤhlings, wenn ſie ſich haa - ren, treibet ihnen die Natur zwi - ſchen Haut und Fleiſch, eine ſolche Materie, aus deren Faͤulung Wuͤrmer wachſen, Enderlinge genannt, ſo auch zuweilen durch den Schlund, Naſen und Maul heraus gehen, und eine Reinigung des Gebluͤtes ſind, zu Zeiten aber durch beſagten Schlund ſo ſtarck treiben, daß das Thier erſticken muß. Vier Jahr waͤchſet ein Hirſch in die Hoͤhe, hernachmals leget er aufs Unſchlitt und Feiſte, und waͤchſet in die Breite, Dicke und Staͤrcke, ſo groß er werden ſoll, ebenfalls vier Jahr Ein rechter jagdbarer Hirſch, ſoll, wie er zu Boden faͤllet, mit vollem Wanſt, Geſcheide und Gehoͤrne, dreyhun - dert Pfund an Gewichte, und nicht weniger als zehen Enden ha - ben. Dahero die Alten zu ſagen pflegen, was dem Hirſchen an Ge - hoͤrn oder Zahl der Enden fehlete, muͤſte er am Wildpret um ſo viel mehr haben. Man muß aber aus der Groͤſſe und Staͤrcke eines Hir - ſchen keinesweges deſſen Alter ju - diciren, denn man findet Hirſche von fuͤnff bis ſechs Jahren, welche, wenn ſie zumal in der Milch - oder Sauge-Zeit ihrer Muͤtter nichtberau -Cerberaubet worden ſind, wol ſo ſtarck und noch ſtaͤrcker als ein zehen - zwoͤlff - oder funffzehenjaͤhriger Hirſch ſind. Sonſt hat ein Hirſch einen doppelten Magen, wegen ſeines Wiederkauens; an der Leber aber iſt keine Galle zu finden, hin - gegen ſiehet ſowel bey dem Hir - ſchen, als dem Thiere, die Blume oder Buͤrtzel (Schwantz) gantz Gallen-gruͤn aus, und iſt eines dergeſtalt bittern Geſchmacks, daß ſie auch die Hunde nicht freſſen moͤgen, dahero ſie auch von eini - gen vor das Behaͤltniß der Galle gehalten wird. So iſt auch das Geſcheide gantz bitter. Ein meh - rers ſ. Hirſch.

Cerf, mal de cerf,

Jſt eine Art eines Fluſſes, ſo auf die Kinnbacken und untere Theile des Vorder-Mauls eines Pferds faͤllt, und ſolches verhin - dert, daß es ſein Futter nicht ge - nieſſen kan, dieſer Strauben-Fluß nimmt auch zum oͤfftern die hin - tern Theile der Schenckel ein.

Cerf d ane,

Hirſch-Eſel oder Pferde mit Hirſchklauen. Dieſe werden fol - gender Geſtalt erzielet: Man haͤlt einen groſſen Jagdbaren Hirſch in einem Thier-Garten, und darne - ben eine mittelmaͤßige Stute, wel - che erſt zu Ende des Auguſti foh - let, die laͤßt man den Sommer uͤber zu dem Hirſch hinein lauffen, und Tag und Nacht ſamt dem Fohlen bey ihm bleiben, damit ſie einander gewohnen, ſonſten aber muß kein Thier dabey ſeyn; wann dann nun die Beunſt-Zeit herbey kommet, und die Stute gefohlet hat, ſo wird der Hirſch fuͤr Brunſt (dieweil er kein Wild haben kan) die Stute beſteigen, daß ſie con -Chacipiret, und dergleichen Hirſch - Eſel oder ein Pferd mit Hirſch - klauen zur Welt bringet, welches ſehr fluͤchtige Thiere giebt, derglei - chen in Engelland gezogen werden.

Cerodetos,

Hieß die von dem Marſya er - fundene und mit Wachs zuſam - men geſetzte Pfeiffe.

Ceroma,

Eine aus Wachs und Oel berei - tete Salbe, damit ſich vor Zeiten die Kaͤmpfer ſalbeten.

Ces,

Koͤnte man das mit einem b be - zeichnete c fuͤglich nennen, um es von dem rechten h zu unterſchei - den.

Cetera Tedeſca,

Jſt ein mit zehn Saiten bezo - genes Lauten-maͤßiges Jnſtru - ment bey den Deutſchen, deſſen Corpus etwas platt, und in der Runde aus - und eingebogen iſt, ſo daß es wie eine Roſe anzuſehen iſt.

Chaconne, Ciacona,

Jſt eigentlich ein Tantz und ein Jnſtrumental-Stuͤck, deſſen Baß - Subjectum oder Thema gemeinig - lich aus vier Tacten in Drey - Vierteln beſtehet, und, ſo lange als die daruͤber geſetzte Variationes oder Couplets waͤhren, immer obligat, das iſt, unveraͤndert blei - bet. Es kan aber auch das The - ma des Baſſes ſelbſt diminuiret und veraͤndert, iedoch den Tacten nach nicht verlaͤngert werden, ſo daß z. E. an ſtat voriger 4 Tacte in der Veraͤnderung 5 oder 6 dar - aus gemacht wuͤrden. Auch in Vocal-Sachen findet man zuwei - len dergleichen Compoſitions-ArtRitter-Lexic. Lange -Chaangebracht, welche, wenn ſie von nicht langer Dauer iſt, noch im - mer ihre Liebhaber findet: Sind aber gantze und noch dazu lange Stuͤcke auf ſolchen Fuß geſetzet, ſo iſt es verdrießlich anzuhoͤren, weil die Saͤnger wegen ihres Sprengels nicht ſo viele Veraͤn - derungen, als die Jnſtrumentiſten, machen koͤnnen. Jn ſolcher Art Stuͤcken gehet man offt aus dem Modo majori in den Modum mi - norem, & vice verſa, und laͤſſet wegen der Obligation vieles mit einflieſſen, welches in einer freyen Compoſition ſonſt ordentlich nicht zugelaſſen iſt. Sie wird geſun - gen und getantzet, und bisweilen beydes zugleich, welche Luſtbarkeit, wenn ſie wohl abgewechſelt wird, noch ziemliches Vergnuͤgen, doch allezeit mehr Erſaͤttigung als An - muth giebt, wie denn auch ihr Character die Erſaͤttigung iſt, und man folglich nicht lange ſich dabey aufhalten muß, wo man nicht Eckel und Abſcheu erwecken will. Die Chaconne iſt von der Paſſe - caille in folgenden unterſchieden: 1) Jene gehet langſamer und be - daͤchtlicher einher als dieſe; 2) jene liebet die groſſen, dieſe die kleinen Ton-Arten; 3) jene wird zum Singen und Tantzen gebraucht, die - ſe aber nur allein zum Tantzen und niemals zum Singen, daher auch natuͤrlicher Weiſe eine hurtigere Bewegung entſtehet; 4) Die Cha - conne fuͤhret ein feſtes Baßthema, und ob man gleich bisweilen aus Muͤdigkeit der Ohren zur Veraͤnde - rung davon abgehet, ſo koͤmmt es doch bald wieder in ſein ordentli - ches Gleis: Hingegen die Paſſe - caille bindet ſich an kein eigentli - ches Subject, und behaͤlt faſt nichts von der Chaconne, als dasChabloſſe, doch um etwas beſchleunig - te Mouvement.

Chaiſe,

Jſt ein leichter Wagen, eine Kutſche. Chaiſe roulante, eine Caleſche oder leichtes Fuhrwerck mit 2 Raͤdern, man hat aber de - ren auch mit 3 Raͤdern. Chaiſe du bois, ein Wald - und Jagd-Wa - gen, damit man alle Fußſteige im Walde ſicher paßiren kan, ohne Gefahr zu lauffen, daß er umfal - len werde, wovon unter Wald - Jagd-Chaiſe ein mehrers. Sonſt ſind auch bekandt die Poſt-Jagd - und Porte. Chaiſen.

Chalcedonier, ſ. Calcidoine.

Chalemie,

Eine Schaͤfer-Pfeiffe, Schal - mey, ein Dudelſack.

Chalil,

War eine aus den Schienbei - nen der Kraniche, Stoͤrche und dergleichen, oder auch wol aus Holtz verfertigte Pfeiffe bey den Juden zu Davids und Salomons Zeiten, welche unſern Floͤten nicht ungleich war, und ihren Nahmen von durchloͤchern hat.

Chalumeau, Fiſtula paſtoritia,

Eine Schalmey, Schaͤfer-Pfeif - fe, weil ſie mehrentheils aus cala - mo, oder Rohre, gemacht wird. Es wird auch die an einem Du - delſacke befindliche Pfeiffe alſo ge - nennet. Ferner fuͤhret dieſen Nah - men ein kleines Blas-Jnſtru - ment, welches ſieben Loͤcher hat, und vom einmal geſtrichenen f bis ins zweymal geſtrichene a gehet. Noch ein anders kleines Blas - Jnſtrument, welches aus Buchs - baum verfertiget wird, und ſieben Loͤcher oben bey dem Anſatze,zwoChazwo meßingene Klappen, auch bey der untern noch ein apartes Loch hat, und vom einmal geſtrichenen f bis ins zweymal geſtrichene a und b, auch wol bis ins zweymal geſtrichene h und dreymal geſtri - chene c gehet.

Chamade,

Jſt im Kriege ein mit der Trom - pete oder Trommel gegebenes Zei - chen, dem Feinde anzudeuten, man wolle ihm einige Vorſchlaͤge wegen Uibergabe eines belagerten Ortes thun.

Chambriere,

Heißt eigentlich Kam̃er-Magd. Es iſt aber auch eine lange Peit - ſche von breiten oder zuſammen geflochtenen Riemen, um ein Pferd damit aufzumuntern, und bey deſ - ſen Widerſetzung, ſolches damit zu zuͤchtigen, wird auch oͤffters bey den Springern zum ſtreichen, an ſtat des Stachels gebraucht.

Chameau, ſ. Cameel.

Chanfrin,

Jſt das Vordertheil von dem Pferde-Kopf oder Stirn, unter den Ohren an gerechnet, bis an die Naſe zwiſchen den Augen.

Changer un cheval, ou changer de main,

Heißt bey der Reitkunſt den Kopff des Pferdes drehen oder wenden, von einer Hand zur an - dern, von der Rechten zur Lin - cken, oder von der Lincken zur Rechten.

Changer les jambes,

Heißt auch die Schenckel ab - wechſeln, ſo auf der Reitbahn offt vorkommt, und iſt eine Probe, ſo wohl eines dreßirten Pferdes, wenn es nach des Reuters Ver -Chalangen allzeit tempo changirt, und die Schenckel gleichſam in der Lufft abwechſelt, denn es auf dem Boden nicht geſchehen kan; wor - zu ihm aber der Reuter die Fauſt - und Schenckel-Huͤlffe geben muß, welches eine von den ſchwereſten Lectionen iſt.

Chanſon, Canzone,

Ein muſicaliſches Lied, entwe - der mit Texte, welcher mehren - theils weltlich, und oͤfters ſehr lang iſt, wozu eine Compoſition gemacht wird, welche dem Canta - ten-Styl faſt gleich koͤmmet; iſt aber der Text geiſtlich, heiſſen ſie Canzoni ſpirituali: Oder ohne Texte, mit kurtzen Fugen und ar - tigen Fantaſien durchgefuͤhrt, und zwar ſo, daß am Ende die erſte Fuge von vornen meiſtentheils wiederholet und damit geſchloſſen wird. Chanſon bacchique, oder boire, ein Sauflied, Bierlied; Chanſon danſer, ein Tantz - lied.

Chanſonette, Canzonetta, Cantiuncula,

Ein Liedgen, ein kurtzes Lied. Die Neapolitaniſchen Canzonet - ten haben faſt allezeit zwo Repri - ſen, deren iede zweymal geſungen wird. Die Sicilianiſchen Can - zonetten ſind eine Art der Giqven, deren Tact faſt allemal Zwoͤlf-Ach - tel oder Sechs-Achtel iſt. Bey - derley Canzonetten ſind faſt alle - mal Rondeaux, darinne die erſte Repriſe vom Anfange wiederho - let, und damit geſchloſſen wird.

Chanſonniere,

Einer der die Chanſons fuͤr die Componiſten macht; oder auch ei - ner, der den Text und die Melodie verfertiget.

L 2Chan -
Cha

Chanter livre ouvert,

Die vorgelegte Stimme oder Partie wegſingen, oder wegſpie - len, ohne ſie vorher zu probiren.

Chanter ſur le livre,

Einen Choral oder ſchlechten Geſang mit allerhand Manieren und Coloraturen ausſchmuͤcken.

Chanterelle,

Heißt die klaͤreſte Saite auf den Saiten-Jnſtrumenten, ſonderlich auf der Laute und Viol d amour.

Chantre,

Jſt ſowol in den Kloͤſtern als andern Kirchen ein Ehren-Amt, welches theils in Direction der Muſic, als Vorſingung der Lieder beſtehet. Unter den Canonicis fuͤhret auch einer dieſen Titel.

Chapelet,

Sind ein paar Steigbuͤgel - Riemen, mit ein paar Steigbuͤ - geln verſehen, oben ſind ſie mit einem ledernen Bande oder Ringe zuſammen gemacht, welches man la tête du chapelet nennet. Die - ſe befeſtiget man oben am Sattel - Knopff, nachdem man ſie fuͤr den Scholar zu rechte gemacht, und weil ſolches wegen ſteter Abwechſelung der Pferde auf den Reitſchulen zu viel Muͤhe machen wuͤrde, die Buͤ - gel allzeit zu verſchnallen, ſo ſind die Schleifbuͤgel daſelbſt uͤblich.

Chapelle, Capella,

Capelle bedeutet 1) in groſſer Herren Hof-Kirchen den Ort, wo muſiciret wird; 2) das gantze Cor - pus der daſelbſt Muſicirenden, da - von die Mitglieder Capelliſten heiſſen; 3) denjenigen beſondern oder groſſen Chor, welcher in ei - nem muſicaliſchen Stuͤcke nur bis - weilen zur Verſtaͤrckung mit ein -Chafaͤllt, den man Lateiniſch Chorum adſcititium nennen koͤnnte, weil er aus den andern concertirenden Stimmen genommen und heraus gezogen wird. Wobey es denn wol eine ausgemachte Sache iſt, daß, wenn viele Vocal - und Jn - ſtrumental-Stimmen einerley ac - curat zuſammen heraus bringen ſollen, die Compoſition auch ſo beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit ſolches fuͤglich geſchehen koͤnne. Dieſem nach findet man, daß gute und ge - wiegte Meiſter nur gantze, halbe und Viertel-Tact-Noten im Alla - breve-Tact brauchen, aber in ſol - cher groſſe Kunſt und Geſchicklich - keit auf allerhand Art anbringen; welche ernfihaffte Schreib. Art ſo - denn eigentlich oder da Capella heiſſet. Von der Einrichtung der Paͤbſtlichen Capelle wollen wir aus Miſſons Reiſe-Beſchreibung, und zwar aus dem 37ten Schreiben, folgendes beybringen: Was die paͤbſtliche Muſic anlanget, ſo haͤlt der Pabſt gemeiniglich 32 Muſican - ten, und wenn einer von denſelben ſtirbet, laͤſſet der Capellmeiſter an allen Ecken der Straſſen (zu Rom) Placate anſchlagen, wodurch er denjenigen, welche nach ſolcher Stelle ſtreben, den Ort und die Stunde bedeutet, wo und wenn ſie erſcheinen ſollen. Allda muͤſſen ſie ſich in Beyſeyn aller paͤbſtli - chen Muſicanten hoͤren laſſen, und alsdenn nehmen ſie den tuͤchtigſten davon heraus, und wenn er 25 Jahre gedienet hat, ſo bekommt er ſeinen Lohn, ob er gleich keine Dienſte mehr thut. Jndeſſen iſt die paͤbſtliche Muſic von andern darinnen unterſchieden, daß man dabey keine Orgeln oder andere Jnſtrumenten brauchet, ſondern die Stuͤcke nur herſinget: Hin -gegenChagegem in andern Kirchen richtet man gemeiniglich den Wiederſchall zu befoͤrdern, ein Geſtell auf, auf welchem ſie ſtehend ſingen.

Charbon,

Bedeutet an den Pferden das kleime ſchwartze Zeichen, welches von dem groͤſſern uͤberbleibet in der Hohligkeit der Zaͤhne, ohngefehr um das 8 oder 9te Jahr, wenn die Hohligkeit ſich wieder gefuͤllet, und die Zaͤhne gleich worden ſind.

Charette,

Eine Kutſche ſo bedecket iſt, in welcher man vor Regen, Wind und Ungeſtuͤm verwahret bleibet.

Charge,

Heiſſet ein gewiſſer Trompeten - Klang oder Trommel-Schlag, wo - durch den Soldaten das Zeichen gegeben wird den Feind anzugreif - fen.

Charge,

Wird auch eine gewiſſe Salbe genennet, welche man den Pfer - den auf die Geſchwulſt und Ent - zuͤndung aufleget, und die kran - cken Oerter damit reibet, und her - nach mit Maculatur-Papier ver - bindet.

Chaſofra, ſ. Chazozra.

Chaſſe,

Jagd, daher koͤmmt Cheval & chien de Chaſſe, Jagd-Pferd, Jagd-Hund. ſ. Jagd.

Chaſſé, pas Chaſſé,

Jagd - oder Flucht-Schritt, ein ſchlechter Schritt, der von chaſſer, jagen, benennet wird, weil dabey ein Fuß den andern gleichſam ja - get, und von ſeiner Stelle fort in die Hoͤhe und gleichſam in die Flucht treibet. Er beſtehet ge -Chameiniglich aus einem Pas plié, und ſauté, das iſt, aus Beugen und Springen, und wird unterweilen mit andern Lectionen, als Tour de jambe, Emboëtté, Battu, Tour - né verknuͤpfft; doch wird er auch bisweilen ohne Sprung durch Beugen und Heben verrichtet, wel - ches Chaſſé ſans ſauter heiſſet; oͤff - ters geſchiehet er durch den Pas tombé, oder das bloſſe Fallen; unterweilen wird er gar mit zwey Schritten, als Pas ſauté und tombé, formiret, dabey der erſte im Springen und der andre im Fallen jaget. Alle dieſe Arten kommen ſowol vor - ruͤck - als ſeit - werts vor. Das Chaſſé wird in der Menuet alſo angemercket: Weil es ein Pas ſimple iſt, muß es daher, um die Cadentz auszufuͤl - len, nothwendig mit andern diffe - renten Schritten vergeſellſchafftet, oder auch etliche mal wiederholet werden. z. E. Man kan in dem er - ſten Dreyviertel-Tact das Chaſſé doppelt oder mit beyden Fuͤſſen machen, dabey der rechte den lin - cken durch Springen oder Coupi - ren hinterwerts jaget, und der lin - cke den rechten durch Fallen wieder vorwerts, und in dem andern Dreyviertel-Tacte den Pas de ſis - ſonne mit dem rechten Bein vor - werts darzu machen. Man kan auch in den andern Dreyviertel - Noten dieſen doppelten Chaſſé noch einmal wiederholen: Sonſt wird auch in den erſten Dreyvier - tel-Noten mit dem rechten Bein die Tour de jambe auswerts ge - macht, und damit der lincke ſeit - werts oder hinterwerts gejaget; dabey macht man in den andern Dreyviertel-Noten noch ein Pas de Bourrée mit dem lincken, rech - ten und wieder mit dem linckenL 3Fuß,ChaFuß, entweder nach der rechten Hand oder ruͤckwerts, oder auch 3 3 Pas jettés ruͤckwerts. Verknuͤpft man das Chaſſé battu mit 2 ſteif - fen Pas, ſo giebt es in der Menuet eine ausbuͤndig-ſchoͤne Variation, die man gemeiniglich Chaſſé de Gique nennet. Denn es gehet dieſes Chaſſé viel furioͤſer, als das vorhergehende, und werden dabey allemal in Drey-Viertel-Noten 3 geſchwinde Schritte entweder vorwerts, oder nach der rechten oder lincken ſeitwerts, oder auch nach der rechten oder lincken entwe - der eine Qvart oder halb, oder gantz im Kreis formiret, welches letzte Chaſſé en tournant heiſſet.

Chaſſé battu, oder Chaſſé de Gique vorwerts,

Anfaͤnglich beuget man im Auff - tact mit beyden Knien, und faſſet das Tempo ſolchergeſtalt, daß der Leib oder das gantze Pondus corpo - ris allein auf dem wohl auswerts focireten lincken Bein ruhet, und alſo das rechte zum Jagen parat iſt. Hernach ſpringt man (oder coupiret, nachdem man nemlich das Chaſſé ſtarck oder ſchwach ma - chen will) mit dem rechten Bein in der Cadentz auf des lincken Stelle, wirfft zugleich den gejag - ten lincken vorn uͤber den rechten, tritt wieder damit ſteiff vor, und auch mit dem jagenden rechten, und zwar gut auswerts, und faͤllt im Aufftact darauf, gleichwie am Anfange auf dem lincken, in die Beugung. Bey dem andern Tact verfaͤhret man gleich alſo, nehm - lich man jaget mit dem lincken den rechten von ſeiner Stelle, wirfft zugleich im Springen (oder He - ben) den fluͤchtigen oder gejagten rechten vorn uͤber den lincken, trit damit vor, und auch mit dem ja -Chagenden lincken. Dieſe zwey Chaſ - ſés tragen eben ſo viel Zeit, als der Haupt-Pas de Menuet aus.

Chaſſé battu, oder de Gique ſeitwerts,

Seitwerts wird mit dieſem Chaſſé eben alſo verfahren, nehm - lich: Nachdem man im Aufftact das Tempo genommen, ſo jaget man in der Cadentz mit dem rech - ten Bein, den lincken von ſeiner Stelle, und wirfft dem fluͤchtigen oder gejagten lincken im Springen vorn uͤber dem rechten, tritt damit nach der lincken ſeitwerts, und mit dem rechten vor den lincken, faͤllt ſtracks darauf, als im Aufftact, in die Beugung, und verfaͤhret auf der andern Seite gleich alſo: Nehmlich, man jaget mit dem lincken Bein den rechten, wirffet im Heben den fluͤchtigen uͤber dem lincken, bringt ihn nach der rech - ten Seite, und ſetzt den lincken vor.

Chaſſé battu, oder de Gique in die Runde,

Will man dieſes Chaſſé entwe - der nach der lincken oder rechten Seite ein Qvart, halb, drey Vier - tel, oder gantz um den Kreis ma - chen, ſo muß man die obenbeſag - te Ordnung und Eintheilung der Schritte nach dem Tacte dabey obſerviren; Hauptſaͤchlich muß man auch dabey auf die Wendung Achtung geben, daß man juſte - ment, mit dem andern Schritt, als dem gejagten Fuſſe, welcher allemahl den Tourné machet, ſo weit herum kommt, als man ſoll, und alſo den dritten Schritt, frey vorwerts wegſetzen kan. Wir wollen das Chaſſe battu en tour - nant von einer gantzen Tour zum Exempel beyſetzen, welches gar fuͤglich am Ende der Haupt-Fi -gurChagur vom der Menuet erſtlich mit dem rechten Fuß auf die lincke, und hernach auch mit dem lincken auf die rechte Hand auf folgende Weiſe geſchehen kan. Nachdem man im Aufftact das Tempo mit gebogemen Knien genommen hat; ſo jaget man mit dem rechten Fuß den lincken durch ein maͤßiges Huͤpffen von ſeiner Stelle, ſo daß er in die Lufft uͤber des rechten Schnal - le koͤmmt, drehet ſich in ſolcher Poſitur nach der lincken Hand gantz rund um, tritt mit dem uͤber - geſchlagenen lincken vorwerts, und auch mit dem jagenden rechten, ie - doch gut auswerts ein wenig nach der rechten Seite zu, und faſſet zugleich im Aufftact darauf das Tempo zu dem andern Chaſſé, als welches in dem andern Dreyvier - tel-Tacte mit dem lincken Fuß auf die rechte Hand eben alſo ver - richtet wird. Will man vorher eine halbe Piroüette mit dem rech - ten Fuß hinter den lincken ma - chen; ſo jaget der lincke den rech - ten, die andere Helffte von dem Umkreis nach der rechten Hand vollends herum. Will man aber vorher die halbe Piroüette mit dem rechten vorn uͤber den lincken drehen; ſo wird das Chaſſé battu auch von dem rechten Fuß nach der lincken Hand vollends herum verrichtet. Noch artiger laͤſſet es, wenn man dieſe Piroüette mit dem rechten uͤber den lincken Fuß gantz rundum machet.

Chaſſe mouche,

Ein Fliegenwedel, ſo man Som - mers-Zeit bey dem Beſchlagen ge - braucht, den Pferden die Fliegen zu wehren, daß ſie ſtill ſtehen und halten.

Chaſſer,

Jagen, ſe divertir la chaſſe, ſichChaauf der Jagd erluſtigen, worzu die Pferde meiſtens gebraucht wer - den, zur Parforce-Jagd, Reiger - Baitze und allerhand Hetzen.

Chaſſis,

Die Wind-Lade in einer Orgel und Poſitiv.

Chat ſauvage,

Wilde Katze, ſo unter das klei - ne Weidwerck gehoͤret, und ein boͤ - ſes, wehrhafftes und ſchaͤdliches Thier iſt, indem kein Vogel-Neſt vor ihme ſicher, auch den Rebhuͤ - nern, Wachteln ꝛc. unglaublichen Schaden thut.

Chatiments,

Zuͤchtigungen. Die Bereuter nennen es bey den Pferden ſchar - fe Schenckel-Huͤlffen, welche, wenn ſie mit denen Sporen ver - geſellſchafftet worden, Zuͤchtigun - gen und Beſtraffungen draus wer - den.

Chatouilleux,

Kuͤtzelicht, wird von einem Pferde geſagt, welches fuͤr die Sporn gar zu empfindlich iſt, da - her es nicht ſchlechter dings die Sporen ſcheuet, ſondern ſich auch wohl widerſetzet, indem es ſich in die Hoͤhe baͤumet, wenn es die Sporen empfindet. Vor ſolche kuͤtzelichte Pferde iſt im 2 Theil der Pferd-Anatomie ein Remedium be - findlich, p. 1135.

Châtrer,

Verſchnittene Pferde, ſind zu vielerley Gebrauch beſſer und dien - licher als die gantzen tobenden Hengſte, abſonderlich vor die Kriegs-Leute, 1) weil ſie lieber mit ſchlechtem Futter vorlieb neh - men, 2) koͤnnen auf der WeideL 4unterChaunter die Stuten geſpannet wer - den, 3) nicht ſo wuͤten und untreu ſeyn, 4) auf Anſchlaͤgen und Nachtreiten mit unzeitigem Ge - ſchrey ſich nicht ſo leicht verrathen, 5) in dem Truppe ſtill, friedlich und ſanftmuͤthig fortgehen, 6) koͤnnen viel in einem Stall zuſammen ge - ſtellt werden ꝛc. Hingegen iſt auch dieſes wahr, daß die Wallachen viel feiger, weicher und verzagter ſind, und von einem ſchlechten Schuß, ob er ſchon nicht toͤdtlich, verzagen und ſincken, dahingegen die. Hengſte weit beſſer dauren, und das Hertz nicht eher, als mit dem Leben verlieren; doch giebt es auch zuweilen Wallachen, welche freudig und dauerhafft ſeyn, und es manchem Hengſt bevor thun.

Chauſſe trop haut,

Sagt man von einem Pferd, welches die blaſſen oder weiſſen Zeichen ſehr hoch an denen Schen - ckeln, bis an - oder uͤber die Knie hinauf hat; welches uͤbelſtaͤndig, auch wohl ſchaͤdlich iſt.

Chauſſer les voix leur point,

Heiſſet in der Muſic den Stim - men, in Anſehung des Sprengels und der ſingbaren Moͤglichkeit, ihr Recht thun, damit ſie wohl paſſen und ſich fuͤgen.

Chazozra,

Eine aus Ertzt und Silber ge - machte Trompete, welche vom Mundſtuͤcke an gerade aus ie laͤn - ger ie mehr bis ans zweyte Ende ſich erweiterte, deren Erfinder Moſes geweſen, und die Juden ſich derſelben zu Davids und Sa - lomons Zeiten noch bedienet haben ſollen.

Chef,

Jn der Muſic, das Haupt, oderCheder Anfuͤhrer einer muſicaliſchen Bande.

Chefs,

Sind die Haͤupter oder Vorſte - her der Cavallerie, z. E. Wo Roß - Ballete, Carouſels und derglei - chen gehalten, und Qvadrillen weiſe exerciret wird, ſo befinden ſich 4 Chefs, welchen die Cavalier reihen-weis folgen, von welchen ſie commandirt und angefuͤhrt werden.

Cheliodus, Chelonius,

Ein Lauteniſt, welcher zugleich in ſein Jnſtrument ſinget, ein Viol - digambiſt, Violiniſt.

Chelys, ſ. Teſtudo.

Cheval,

Ein bekantes, nutzbares, noth - wendiges, großmuͤthiges, dauer - hafftiges Thier, welches unter al - len vierfuͤßigen Thieren wol eines von den nutzbareſten, edelſten und ſchoͤnſten iſt, in Betracht, die Menſchen insgemein nach iedes Stand und Vermoͤgen, in aller - hand Nothdurfft und Beqvemlich - keit, zur Luſt und Ernſt, zum Pomp und Pracht, zur Freud und Streit, und in denen hauptſaͤch - lichſten Zufaͤllen dieſes Lebens ſich deſſelben fuͤglich bedienen. Sei - nen Tugenden nach iſt es ein auf - merckſames, gelernig, gehorſames, freundliches und leutſeliges, tapf - feres Helden-Thier, dem Men - ſchen zugethan. Es iſt hierbey zu mercken, daß des Pferdes in heil. Schrifft 360 mal erwehnt wird.

Cheval acheminé, ſ. Acheminé.

Cheval achevé, ſ. Achevé.

Cheval de rejouiſſance,

Ein ſo genanntes Freuden - Pferd, ſo gemeiniglich von einemgehar -Chegeharniſchten Reuter, bey groſſer Herren und Generals Beerdigung geritten wird. Wodurch denn dreyerley vorgebildet wird: 1) die Freudigkeit des im Leben ge - weſenen Ritters, und deſſelben groſſer Muth, die man gleichſam noch einmal bey der Leich-Be - gaͤngniß vorſtellen will; 2) des verſtorbenen Monarchens hell - glaͤntzende und immer im Ge - daͤchtniß bleibende Renommée und Gloire aller ſeiner Ritterlichen Thaten, ſo mit demſelben nicht abgeſtorben, ſondern noch vor Au - gen ſchweben, als das Freuden - Pferd praͤchtig vor den Augen al - ler Menſchen einher ſtoltzieret. 3) Wird auch zugleich deſſen Succeſ - ſor dadurch aufgemuntert, in ſei - nes hohen Anteceſſoris Fußtapf - fen zu treten, und gleichſam eine lebendige Statuam, welche den Verſtorbenen in ſich neu belebet, praͤſentiret oder darſtellet.

Cheval donné,

Nennet man ein geſchencktes Pferd, allermaſſen ein ſchoͤnes wohldreßirtes großmuͤthiges Pferd in ſolchem hohen Werth iſt, daß, wenn groſſe hohe Potentaten ein - ander wollen ein Praͤſent machen, ſo ſind Jubelen und Edelgeſteine faſt nicht zulaͤnglich darzu, ſon - dern ſie ſchencken gemeiniglich ein - ander ein ſchoͤnes nobles Pferd, ſo mit reichem Sattel und Zeug wohl geputzt und ausſtaffirt iſt, das aͤſtimiren ſie dann hoͤher als Gold und Kleinodien.

Cheval Zain, ſ. Zain.

Chevaler, cheval qui chevale,

Heißt ein Pferd, das wenn es einen Trab oder Schritt gehet, allezeit mit den vordern Schen - ckeln Creutzweis gehet.

Che

Chevalet,

Der Steg auf einer Geige oder anderen Jnſtrumenten; als Che - valet d Epinette, der Steg auf ei - nem Spinett; Chevalet mobile, der bewegliche Steg auf dem Monochordo; Chevalet croc, ein krummer, gebogener Steg.

Chevalier,

Ein Ritter, ſo wol von wegen ſeiner Geburt, als auch von we - gen eines Ordens.

Chevaux farouches,

Wildfaͤnge, werden genennet diejenigen wilden und unbaͤndigen Pferde, ſo in freyen Feldern und Waͤldern unter einer groſſen Heer - de zur Welt kommen, und unter freyem Himmel erwachſen, Som - mer und Winter ſich ſelbſten (mit dem jungen Strauchholtz) weiden, bis ſie auf ſonderliche Art gefan - gen, baͤndig und zu dem menſch - lichen Gebrauch nach und nach thaͤtig gemacht werden.

Chevilles,

Die Wirbel an denen muſicali - ſchen Jnſtrumenten.

Chiamata,

Der Trompeten - und Paucken - Schall bey Auffoderung einer Stadt.

Chiamata,

Jſt ein Terminus auf dem Fecht - boden, und bedeutet ſo viel, wie man ſeinen Gegner betruͤgen, und ihm eine falſche Bloͤſſe geben ſoll, z. E. lieget einer mit langer Klin - ge vor euch, ſo ſtringiret ihm ſei - ne Klinge innerhalb, battiret als - denn geſchwind mit dem rechten Fuß, und machet ihm eine Chia - mata unter ſeiner Klingen, und gebt euch bloß auſſerhalb uͤber eu -L 5renChiren rechten Arm damit, ſo bald er euch alsdenn in der Bloͤſſe ſehen wird, ſo voltiret geſchwind die Quartam, und ſtoſſet mit der Quar - ta; 2) da er aber nicht in die Bloͤſſe ſtieß, ſo ſtoſſet geſchwind die Quartam innerhalb; 3) da er dieſelbe Quartam ausnehme ad Lævam, ſo paßiret nach den in - wendigen Leib; 4) da er wieder nicht in die Bloͤſſe ſtieß, ſo gehet mit der Staͤrcke eurer Klingen wiederum auſſerhalb, ſo bald er durchcaviret, habt acht aufs Tem - po, tretet mit eurem lincken Fuß gerade auf ihn hinein, und ſtoſſet mit der Qvarta innerhalb nach ſei - ner Bruſt.

Chiave, ſ. Clavis.

Chiave maeſtra,

Heiſſet der natuͤrliche Schluͤſſel, in welchen ein transponirter redu - ciret wird.

Chicot,

Jſt ein Splitter von Holtz, den ſich ein Pferd im Fuß tritt, und der bisweilen ins Leben hinein gehet, daher es ſehr gefaͤhrlich iſt, nachdem er tief hinein gehet.

Chiemſee,

Eine Stadt in Bayern an den Saltzburgiſchen Grentzen, hat ei - nen Biſchof, der unter dem Ertz - biſchoff zu Saltzburg ſtehet, und kein Reichs-Stand iſt. Vor die - ſem waren auf 2 nahe dabey gele - genen Jnſeln 2 Kloͤſter, eines fuͤr die regulirte Chor-Herren St. Auguſtini, das andere aber fuͤr Nonnen, welches letztere Frauen - Chiemſee oder Frauenwerth genen - net ward, wie das erſte Herren - Chiemſee oder Herrenwerth hieſſe. Frauenwerth iſt annoch iſt ſeinem vorigen Stande, und ſind Bene -Chidictiner Nonnen darinnen. Aus Herrenwerth aber iſt ein Bißthum gemacht worden, doch ſo daß der Probſtey kein Eintrag dadurch geſchehen iſt. Das Biſchoͤfliche Wappen iſt in die Laͤnge herab ge - theilet, zur Rechten iſt ein ſchwar - tzer Adler im ſilbernen, und zur Lincken ein ſilberner Biſchoffsſtab im rothen Felde.

Chien couchant, ſ. Vorſte - hender Hund.

Chiens de mer,

See-Hunde oder Meer-Kaͤl - ber, haben ein ſehr hartes Leder, ſo mit ſchwartz-grauen Haaren be - wachſen, und nachdem ſie nicht allein zubereitet, ſondern auch ſchon zu Riemen, Taſchen, Scha - bracken und dergleichen zerſchnit - ten ſind. Es leben dieſe Thiere beyde auf dem Land und im Waſ - ſer, und freſſen Fiſche. Sie werffen zwar auf der Erde ihre Jungen, fuͤhren ſie aber am 12 Tage nach der Geburt ins Meer; wenn ſie heimlich gemacht werden, nehmen ſie allerhand Unterweiſung an, werden in den Schauſpielen abgericht. Die Zuſcher mit dem Angeſicht und der Stimme zu gruͤſſen, und auf den Ruff zu ant - worten, wiewohl durch einen wil - den Laut und Gemurmel. Sie lie - ben die Menſchen, wie auch ihre Jungen, ſo gar daß die Mutter uͤber den Verluſt ihres Jungen, und dieſes wieder uͤber den Abgang ihrer Mutter ſich zu Tode bekuͤm - mern.

Chignon du cou de cheval,

Der Nacken des Pferdes, iſt das Obertheil des Halſes, gleich hinter den Ohren, welches ſchaͤd - lich, wann die Pferde in dernie -Chiniedrigen Geſtalt gehen, ſo ſtar - ret, der Nacken gegen den Zaum, wie ein Aſt am Baum, wo es aber aus ſolchem Defect in den ſchaͤdlichen Exceß der Uiber - zaͤumung gebracht wird, ſo ſtarret der Nacken gegen den Hals, daß er durch keine Zaͤumungs-Mittel von ſolcher Hartnaͤckigkeit abzu - treiben iſt.

China, Sina,

Ein volckreiches und groſſes Land in Aſien, welches gegen Norden die groſſe Tartarey, gegen Weſten das eigentlich ſogenannte Jndien, und gegen Oſten und Suͤ - den den Oceanum Orientalem zu Grentzen, und einen Regenten hat, der den Titel eines Kayſers fuͤhret. Der Kayſer dieſes weitlaͤuftigen Reiches fuͤhret in ſeinem Wappen einen Drachen mit 5 Klauen, wel - cher von den Chineſern Lom ge - nennet wird.

Chironomia,

Jſt ein Griechiſches Wort, wel - ches eine Wiſſenſchafft der Hand - Geberden andeutet. Die derglei - chen Kunſt verſtanden und trieben, hieſſe man χειρονόμ〈…〉〈…〉 ς, oder χειροσό - φους, und waren bey den alten Griechen und Roͤmern in nicht ge - ringem Anſehen; wie denn Plato die Chironomie unter die buͤrgerli - chen Tugenden zehlte. Sie iſt ein Theil der Hypocritic, von welcher an ſeinem Orte.

Chirurgia infuſoria,

Die Ergieſſungs-Chirurgie, iſt eine kuͤnſtliche Eingleſſung fluͤßi - ger Medicamenten in die Adern der Menſchen und der Pferde, welche in deſperaten Kranckheiten vorgenommen wird.

Chi

Chirurgia transfuſoria,

Hingegen iſt die Auszapffung des Gebluͤtes von einem geſunden Pferde, und deſſen ſchleunige Wie - dereingieſſung in ein kranckes; abſonderlich das mit der fallenden Sucht behafftet iſt, welches oͤff - ters mit gutem Succeß an Men - ſchen und Thieren probiret wor - den.

Chitarra, Guitarre, Guiterre,

Cithara Hiſpanica, ein mit 5 doppelten Darm-Saiten-Choͤren bezogenes plattes Lauten-maͤßiges Jnſtrument, welches ſonderlich vom Spaniſchen Frauenzimmer gebraucht wird; daher auch oft das Wort Spagnuola dabey ſte - het: Es iſt aus Spanien nach Jtalien, und von dar in andre Laͤnder gekommen. Ehemals war es nur vier-choͤrigt, itzo aber be - ſtehet es aus 5 doppelten in uniſono geſtimmten Saiten, doch hat die eine zum oͤftern auch nur eine Saite. Der es ſpielet, heiſt Chi - tarriſta.

Chitarrino,

Ein muſicaliſches, manchmal mit 4, manchmal mit 6 Saiten bezo - genes kleines Jnſtrument, deſſen ſich die Neapolitaniſchen Boots - Leute gemeiniglich zu bedienen pflegen.

Chitarrone,

Soll nach einigen eben das, was Chitarra, aber in etwas groͤſſe - rer Form, und demnach eine Theorben-Art ſeyn, welche zu Rom ſiebendehalb Schuh und 2 Zoll in die Laͤnge verfertiget wor - den. Allein andre ſtellen es als ein Bauren-Jnſtrument vor, deſ - ſen Corpus nicht platt, ſondern rund iſt, und 2 Choͤre Saiten hat. NachChiNach wiederum andern iſt es eine Lauten-Art, ſo halb aus metalle - nen und halb aus Darm-Saiten beſtehet, deren bisweilen 40 an der Zahl waͤren, und daran viele Sai - ten, welche, ob ſie ſchon nicht geruͤhret wuͤrden, dennoch mit klaͤngen.

Chiudendo,

Koͤmmt in der Muſic vor, und iſt das Participium des Jtalieni - ſchen Wortes chiudere, ſchlieſſen, zuſchlieſſen, beſchlieſſen. So bedeu - ten z. E. die Worte: Chiudendo col Ritornello, coll Aria, col Choro, ſo viel, daß mit einem Ri - tornell, einer Arie, einem Chore, wenn man ſolche geſpielet oder ge - ſungen hat, ſolle geſchloſſen wer - den.

Choͤre,

Heiſſen die Saiten auf Lauten, Theorben und dergleichen Jnſtru - menten; daher ſagt man: Ein zwey - und drey-choͤrichtes Clavi - chordium oder Clavicymbel, wenn nemlich ieder Clavis an ſo viele Saiten ſchlaͤget. Vermuthlich iſt es ein aus falſcher Ausſprache her - ruͤhrender Jrrthum, da man fuͤr chorda Chor geſagt.

Chor, Choro, Chorus,

Bedeutet 1) den in einer Kirche oder anderswo abgeſonderten Ort, woſelbſt man muſiciret, der Latei - niſch Statio muſicorum, oder Odeum genennet wird. 2) Den - jenigen Theil eines muſicaliſchen Stuͤckes, worinnen alle Stim - men zuſammen und mit einander zugleich gehen; ſ. naͤchſtfolgenden Artickel. 3) Das Corpus der auf Gymnaſiis und Schulen ſich be - findenden und an gewifſen Tagen herum gehenden Saͤnger, welcheChoim Singen einen halben Zirckel vor den Haͤuſern formiren.

Chor, Choro, Tutti,

Kan dreyerley ſeyn, 1) im glei - chen Contrapuncte, wenn ſie in geraden Schritten einhergehen, und keine Stimme was macht, das den andern nicht gewiſſer maſ - ſen gleich koͤmmt, abſonderlich in den Worten. 2) Mit Abwechſe - lungen, wenn ein Wechſel-Ge - ſang vorfaͤllt, da eine Stimme allein die uͤbrigen zur Nachfolge anfuͤhret; oder da eine fragt, und die andern drauf antworten; auch umgekehrt, da viele fragen, und nur eine Stimme Antwort giebt; oder aber, wenn verſchiedene wohl - beſetzte Choͤre oder Singbuͤhnen zugleich anſtimmen, und an 3 oder 4 Orten einer geraumen Kirche mit einander abwechſeln, welches die groͤſte Luſt von der Welt iſt. 3) Concertirend oder mit Fugen, wenn ein ſolcher vollſtimmiger Satz oder ein ſolches Tutti, Fu - gen-Weiſe ausgefuͤhret wird, es ſey in der Kirche oder anderswo.

Chor Saiten,

Jſt auf den Saiten Jnſtrumen - ten eine Saite, die ihren beſon - dern Ton hat; oder 2 Saiten von gleichem Ton, neben einander, die auch allezeit zugleich geruͤhret wer - den. Als eine Laute hat urſpruͤng - lich 5 Chor oder Reihen Saiten, daher kommts, daß die 5te die Qvint heiſt, und daß auf einer Geige, die doch nur 4 Saiten hat, oder Choͤr, doch die 4te auch Qvint heiſſet, weil ſie die klaͤreſte, wie ehemals auf der Laute. Nach - mals haben einige den 6ten Chor, oder noch einen Ton uͤber die Qvint genommen, folgends ande - re den 7ten, und noch mehr ChoͤrehinzuChohinzu gethan. Allein die ordinai - re Stimmung bleibt bey den 5 Choͤren: die ſo uͤber 5 ſind, ſtimmt ieder nach ſeinem Belieben, und nach dem Liede, das er ſpielen will. Die Laute hat doppelte Saiten auf iedem Chor. Die Theorbe aber nur einfache: Und weil die Theorbe ihre Qvart und Qvint um eine Octav tieffer hat, als die Laute, wird ſie zu den Baß-Lauten gerechnet.

Choragi,

Waren zu Athen gewiſſe vor - nehme und reiche Leute, welche die Aufſicht uͤber die Schau-Spiele hatten, und mehrentheils ein groſ - ſes Theil von ihrem Vermoͤgen darauf verwandten, um ſich da - durch bey dem Volcke beliebt zu machen. Jhre vornehmſte Sorge beſtand darinnen, daß ſie den Saͤngern tuͤchtige und die Stim - men ſtaͤrckende Speiſen, oder auch darzu dienende Artzneyen anſchaff - ten. Hingegen hatten ſie auch die Ehre, daß, wenn ſich ihr Chor in dem Bachus-Feſte, ſo Dionyſia hieß, wohl hielt, ſie einen guͤlde - nen Dreyfuß bekamen, und ſelbi - gen dem Baccho mit groſſen Ce - remonien weihen konten. Es hieß aber auch Choragus derjenige, welcher die zu den Schau-Spie - len gehoͤrige Sachen herbey ſchaf - fen muſte.

Choragium,

Bedeutet 1) den Vorrath an Kleidern und anderm Geraͤthe, welchen man bey den Schau - Spielen brauchte; 2) den Ort, wo ſolches verwahret ward; 3) eine Leichen-Proceßion, welche man den Jungfern hielte, weil ein gan - tzer Chor von Jungfern mitging;Chound 4) den Ort, wo getantzet wird.

Choraiſche Schreib-Art,

Gehoͤret zur Cammer-Muſic und iſt der gewoͤhnlichen und ge - braͤuchlichen Tantz-Kunſt eigen. Sie fuͤhret ihren Nahmen vom Chor oder Reihen, wo ihrer viele zuſammen tantzen, und die Glie - der der choraiſchen Melodie ſind zwar etwas ſchwaͤcher als der hyp - orchematiſchen, doch dabey von gleicher Einfoͤrmigkeit nach ihrer Art; die Klang-Fuͤſſe ſind hurti - ger, die Bewegung iſt luſtiger, und die gehoͤrige Kuͤrtze hilfft mit zum Abzeichen. Dieſe choraiſche Schreib-Art theilet ſich in ſo vie - le Gattungen, als es Arten von Taͤntzen giebt. Die Pohlniſche Gattung des choraiſchen Styls hat vor andern ſeit einer Zeit ſo viel Beyfall gefunden, daß man ſich nicht geſcheuet, die ernſthaff - teſten Worte und Sing-Gedichte la Polonoiſe zu ſetzen, das iſt, mit Melodien nach Pohlniſcher Weiſe zu verſehen. Es hat dieſe Weiſe auch in der That offt eine recht fremde und angenehme Wir - ckung, die iedoch niemand, ohne ſattſame Kundſchafft vom chorai - ſchen Weſen zu beſitzen, zu wege bringen kan. Jn einem Schott - laͤndiſchen Land-Tantze findet ſich viel gefaͤlliges und neues, wo nicht was ſeltſames, das hin und wie - der nicht nur zum Tantzen allein, ſondern auch zu vielen andern Sa - chen, ſowol auf dem Schauplatze, als in Gemaͤchern, gut anzubrin - gen und nachzuahmen iſt, iedoch fuͤr Sing-Stimmen mit gehoͤri - ger Behutſamkeit. Betrachtet man die Frantzoͤſiſchen Tantz-Lie - der und Melodien, ſo klein ſie auch ſeyn moͤgen, bis auf die Me -nuet -Chonuetten, (welche eben ſowol als die groͤßeſten Ouverturen, ihre ei - ne Schreib Art erfodern) mit Auf - merckſamkeit, ſo findet man darin - nen die feineſte Ordnung, die ge - naueſte Gleichfoͤrmigkeit und rich - tige Abſchnitte; ja alle dieſe Tantz - Style, der hyporchematiſche ſowol als choraiſche, ſind voll ungemei - nen Reichthums, und geben im muſicaliſchen Setzen allerhand ſchoͤne Erfindungen an die Hand.

Choral,

Jſt eine Art zu ſingen und zu muſiciren, da alle Stimmen einer - ley Menſur und Tact haben, als wenn der Diſcant einen Schlag ſinget, ſo ſinget der Alt, Tenor und Baß eben dieſen Schlag, und machet keine kleinere Noten daraus, haͤlt auch nicht ſtille, wenn die andern Stimmen fort - ſingen.

Choral-Geſang, ſ. Canto fermo.

Choraula, Choraules,

Waren bey den Griechen die - jenigen, welche bey der Comoͤdie nebſt dem Chore mit blieſen; ſich aber hernach von der Comoͤdie ab - ſonderten und mit einem Chore in - ſonderheit auf dem Schauplatz hoͤ - ren lieſſen.

Chorda,

Wird auf der Reit-Schule die Leine genennet, welche man fuͤr die Pferde gebraucht; Jn der Muſic aber bedeutet es einen ieden Sonum muſicum, oder Klang; auch eine iede Saite auf Geigen oder andern muſicaliſchen Jnſtru - menten. Was es in der Geome - trie und Anatomie andeute, davon kan man das Natur-Lexicon nachſehen.

Cho

Chorda aequitona,

Eine mit einer andern gleichen Klang von ſich gebende Saite.

Chorda intermedia, media,

Chorde mitoyenne,

War bey den Griechen der mit - telſte Sonus oder Klang ihres Sy - ſtematis Disdiapaſon, nemlich das a zwiſchen dem A und . Siehe auch Meſe. Heutiges Tages koͤn - te man auf denen aus 4 Octaven beſtehenden Clavieren das alſo nennen, weil es unter den 29 dia - toniſchen Clavibus der mittelſte iſt.

Chordæ chromaticæ,

Chromatiſche Saiten oder Klaͤnge ſind, welche durch das hart - oder weich-machende Zeichen gemacht werden.

Chordæ diatonicæ,

Werden die 7 ordinaͤren Klaͤn - ge, c, d, e, f, g, a, h genennet.

Chordæ elegantiores, Chor - des belles,

Heiſſen, nach der neueſten Mo - diſten Sprache, diejenigen Klaͤn - ge, welche eigentlich in den alten Sprengel oder antiquen Ambitum eines muſicaliſchen Stuͤckes nicht gehoͤren; doch aber wegen der Ca - dentzen oder anderer Gaͤnge unent - behrlich ſind.

Chordæ enharmonicæ,

Sind an den doppelten hart - oder doppelten weich-machenden Zeichen, oder auch ſtat der erſten, an dem einfachen kenntlich.

Chordæ eſſentiales Modi,

Durch die weſentlichen Saiten eines Modi werden die 3 SaitenoderChooder Klaͤnge einer ieden Triadis harmonicæ gemeinet, deren unter - ſte oder erſte Chorda finalis, der Endigungs-Klang, welchen eini - ge auch Chordam ſlativam nen - nen; der mitlere Chorda medians, der vermittelnde Klang; und der oberſte Chorda dominans, der her - ſchende Klang heiſſet, weil er der oberſte unter dieſen 3 Klaͤngen iſt, z. E. c, e, g; d, f, a.

Chordæ mobiles,

Waren diejenigen Saiten, welche in iedem Genere ihren Ort und Nahmen veraͤnderten.

Chordæ naturales Modi,

Sind nach ietziger Mode in ie - der Octave folgende zwo: 1) das Semitonium majus, es ſey natura - le oder accidentale, unter der Fi - nal-Note; 2) die Sexta major in in den ſogenannten Modis majo - ribus; die Sexta minor, in den Modis minoribus, welche deß - wegen ſo genennet wird, weil ſie der natuͤrliche Progreß erfodert.

Chordæ neceſſariæ,

Sind in iedem Modo erſtlich der gantze Ton uͤber die Final-Chor - de, die Secunda perfecta; ſodenn der gantze Ton unter der herrſchen - den Chorde, das iſt die vollkom - mene Qvart uͤber die Final-Chorde.

Chordæ principales,

Sind die 3 Saiten einer ieden Triadis harmonicæ, woraus ein Stuͤck geſetzt werden ſoll.

Chordæ ſtabiles, ſtantes,

Waren diejenigen Saiten oder Klaͤnge, welche in iedem Genere weder den Ort noch Nahmen ver - aͤnderten.

Chordes avallées,

Herunter gelaſſene, oder herun - ter geſtimmte Saiten.

Cho

Chordotonia,

Die Aufſpannung oder Stim - mung der Saiten.

Chordotonum,

Das Jnſtrument, womit die Saiten geſtimmet werden.

Chorea,

Der Tantz, ſoll den Nahmen von dem Griechiſchen Worte χαρὰ, welches Freude heiſſet, ha - ben, weil er ein Zeichen der inner - lichen Freude iſt. Jm Hebraͤiſchen hat der Tantz ſeinen Namen auch von der Froͤlichkeit, und heiſſet das Wort, davon es herſtammet, ſo viel, als ſich freudig bezeigen, vor Freuden huͤpfen und ſpringen. Die Lateiner druͤcken die aͤuſſerlich ausbrechende Freude, oder die Froͤlichkeit, gleicher Geſtalt durch Exſultantia, Exſultatio, Exſultare aus, welches einen Freuden - Sprung, vor Freuden ſpringen anzeiget, weil der Menſch ſeine im Hertzen empfundene Freude durch einen froͤlichen zuͤchtigen Tantz am beſten an Tag legen kan; ja weil es dem Menſchen natuͤrlich iſt, daß er bey freudigen Begebenheiten aufſpringen muß.

Choregraphie,

Jſt uͤberhaupt die Kunſt einen Tantz zu beſchreiben; inſonderheit aber eine ſolche Kunſt, welche die die Taͤntze durch Characteren, Fi - guren und andere Zeichen beſchrei - bet, und dergeſtalt vor Augen le - get, daß man die Stellung des Leibes, die Wege, die gute und falſche Stellungen der Fuͤſſe, und viele andre zum Tantzen gehoͤrige Dinge ſehen und leicht begreifen kan.

Choreuma,

Ein Tantz, der von vielen ver -rich -Chorichtet und worzu zugleich ge - ſungen wird.

Choriſta,

Ein Chor-Saͤnger.

Choro favorito,

Ein Chor, ſo aus den beſten Saͤngern und Jnſtrumentiſten be - ſtehet. Man nennet ihn auch den kleinen Chor, Frantzoͤſiſch le petit Choeur, ingleichen Choeur de par - ties Recitantes, den Chor der reci - tirenden oder Solo ſingenden Stimmen.

Choro palchetto, Chorus extraor dinarius,

Der Capell-Chor, welcher, wenn nicht Perſonen genug ver - handen ſind, auſſen gelaſſen werden kan.

Choro ſpezzato,

Eine auf 2 und mehr Choͤre ein - gerichtete Compoſition, welche alſo aufgefuͤhret wird, daß bald dieſer bald jener in groſſen Kirchen von einander geſtellte Chor wech - ſelsweiſe, und demnach interrupte, auch manchmal zuſammen ſich hoͤ - ren laͤſſet. Sonſt werden noch allerhand Woͤrter dem Choro an - gehaͤnget, als: Choro di Flauti, ein Floͤten-Chor; Choro di Trom - boni, ein Poſaunen-Chor; Choro di Voci, ein Singe-Chor ꝛc.

Chorocithariſta,

Der, welcher im Chore die Ci - ther ſchlaͤget.

Chorodidaſcalus,

Der Vor-Taͤntzer, welcher den andern zeiget, wie ſie es beym Tantzen recht machen ſollen. Jn - gleichen einer, der den Chor fuͤh - ret und dirigiret.

Cho

Choroſtates,

Ein Chor-Regent.

Chor-Ton,

Gehet einen gantzen Ton tieffer, als der Cammer-Ton: Wird Chor-Ton genennet, weil er im Chor und in der Kirchen, im Singen und Muſiciren gebraucht wird; und zwar eines theils, um der Saͤnger willen, welche, wo der Cammer-Ton ſolte ſo lange angeſtimmet werden, nicht dauren koͤnten, ſondern um der Hoͤhe we - gen, heiſchere Stimmen bekom - men wuͤrden: Andern theils, weil der tieffe Ton in der Kirche an - daͤchtiger und anmuthiger gehet, da ſonderlich die menſchliche Stim - me ſich nicht ſo erheben, und folg - lich nicht ſo laut ſchreyen darf. Wiewol man auch die meiſten Orgeln nach dem erhoͤheten Ton, nemlich dem Cammer-Ton ſtim - met, und dennoch Chor-Ton nen - net. Der Chor-Ton war alſo vor dieſem um eine tertiam mino - rem tieffer, als der itzge Cam - mer-Ton. Weil aber dieſer tieffe Ton, in Zuſammenlaut vieler Jnſtrumenten gar ſchwach gehet, iſt er faſt abgegangen, und die heutigen beyden geblieben. Jſt daher der rechte Cammer-Ton, der ſich von C in der Tieffe anhebet, als von dem Clave, den ein rech - ter Baßiſt in einer Fuͤrſtlichen Ca - pelle mit voller Stimme erreichen kan. Einige kommen zwar tieffer herunter, allein es iſt kein voͤlliger Laut nicht mehr. ſ. Cammer - Ton.

Chorus,

Wenn ehem als ein Actus in der Comoͤdie oder Tragoͤdie auswar, und alsdenn etwas darzwiſchen geſungen oder getantzet wurde, ſohießChohieß ſolches Chorus. Anfangs be - ſtand die Tragoͤdie aus einem con - tinuirlichen Chore, nachgehends aber ward ſie abgetheilet in partem ſcenicam, welches agiret ward, und choricam, da der Chor von allerh and Perſonen einige morali - ſche Gedancken uͤber das bisher ge - ſpielte abſang. Der Chorus co - micus beſtand aus 24, der Chorus tragicus aber nur aus 15 Perſo - nen; in jenem giengen 4, in dieſem 3 in einer Reihe neben einander, welche ſie ζυγὸν, die Reihe aber nach der Laͤnge genommen ςοιχὸν nenneten. Jede Perſon hieß Cho - reutes oder Choricus. Ein ſol - cher Chor ward von einem vor - angehenden Pfeiffer auf den Schauplatz auf und auch von dem - ſelben wieder abgefuͤhret.

Chorus,

War ehedeſſen ein blaſendes Jnſtrument, welches vorne ein Mundſtuͤck, in der Mitten zwo auswerts gebogenen Roͤhre, und unten ein weites Loch hatte.

Chorus inſtrumentalis,

Ein mit lauter Jnſtrumenten beſetzter Chor.

Chorus vocalis,

Ein aus lauter Saͤngern beſte - hender Chor.

Chreſis,

War bey den Griechen das dritte Stuͤck ihrer Melopœiæ, ſo wieder 3 Gattungen unter ſich hatte, als Ductum, Pettiam und Nexum.

Criſtall,

Jſt ein in der Erden durch die Laͤnge der Zeit, der weiſſen Klar - heit und Durchſichtigkeit nach, dem Glaſe aͤhnlich gemachtesChrBerg-Waſſer, ſo dem Anſehen nach dem Diamant nicht unaͤhn - lich, iedoch ungleich weicher, wird in Bergwercken in Kluͤfften und Gaͤngen gebrochen, wird auch in den flieſſenden Waſſern unter dem Gries gefunden.

Chroma,

Heiſſet in der Muſic die einge - ſchwaͤntzte oder Achtel-Note.

Chroma ſimplex & duplex,

Wird das einfache und doppel - te Creutz oder hart-machende Zei - chen genennet.

Chromaticum Genus,

Hat ſeinen Namen von der Far - be, und iſt eines von den 3 Gene - ribus muſicis der Alten, wie auch die beſte Zierde der heutigen Mu - ſic, welches entſtehet, wenn eine Modulation durch Semitonia ma - jora und minora einher gehet; und uͤberhaupt, ſo oft man die diato - niſche und natuͤrliche Ordnung, ſo zwiſchen den Tonen iſt, ver - wechſelt, indem man ſolche ver - aͤndert, und entweder durch das hart-machende Zeichen erhoͤhet, oder durch das b als das weich - machende Zeichen erniedriget. Da - hero ſind diejenigen irrig, welche meinen, das Genus chromaticum entſtuͤnde, wenn viele hart - oder viele weich-machende Zeichen nach der Clavi ſignata zu befinden. Es iſt alsdenn wol eine vermittelſt der chromatiſchen Zeichen gemach - te Transpoſition; aber, wenn der Geſang nur durch Tonos und Se - mitonia majora einher gehet, ſo iſt es aufs hoͤchſte weiter nichts, als ein diatoniſch transponirter Ge - ſang. Daß dieſes ſeine Richtig - keit habe, iſt z E. mit einem aus bem G moll geſetzten und mit ei -Ritter-Lexic. MnerChrner Hautbois verſehenen Chor - Stuͤcke gantz klaͤrlich zu erweiſen. Denn da die andern Partien und Stimmen aus dem G moll, deſ - ſen Vorzeichnung chromatiſch iſt, moduliren, ſpielet die Hautbois aus dem A in pur diatoniſchen Clavibus; ja wenn dieſes Jnſtru - ment um eine kleine Terz tieffer als Chor-Ton ſtehet, muß z. E. in einem aus dem D moll geſetz - ten Kirchen-Stuͤcke, (ſo weder in der Vorzeichnung noch anderswo ein b hat, und demnach pur dia - toniſch iſt,) die Hautbois ihre Mo - dulation aus dem F moll, welche zwar wegen der chromatiſchen Zei - chen an und fuͤr ſich, nicht aber in Abſicht auf die mit ihr zugleich einhergehende diatoniſche Modu - lation, chromatiſch kan genennet werden; es muͤſte denn erlaubt ſeyn zu ſagen, man koͤnne zweyer - ley Genera modulandi zugleich mit einander anſtellen und hoͤren laſ - ſen.

Chronometron,

Das Zeit-Maaß, oder der Tact, weil durch ſelbigen die Zeit abgemeſſen wird.

Chrotta,

Ein ehedeſſen bey den Engel - laͤndern bekandt geweſenes muſi - caliſches Jnſtrument, welches in ihrer Sprache Crowde genannt wird.

Chryſolith,

Ein Edelgeſtein, hat den Nah - men vom Golde, weil er eine guͤl - dene Farbe hat, durchſichtig und ſehr hart iſt. Seine Geſtalten ſind ſehr unterſchieden; die koͤſtlich - ſten werden in Jndien gefunden. Die Arabiſchen ſind etwas taub, doch haben ſie die Krafft, daß ſie die Melancholie vertreiben, undChudie Reſpiration befoͤrdern. Sei - ner wird erwehnt Apoc. 21, 20.

Chryſopras,

Ein gruͤner Edelgeſtein, doch et - was glaͤntzend wie das Gold. Er iſt auch nicht einerley. Der beſte praͤſentiret einen guͤldenen Glantz, und iſt mit gruͤnen Strahlen un - termenget. Jſt den Augen, Her - tzen und Gemuͤthe ſehr dienlich. Seiner wird gedacht Apocal. 21, 20.

Chur,

Jſt die Hauptſtadt in Grau - buͤndten, welche wohl erbauet, aber nicht ſonderlich groß, und mit Bergen umgeben, nicht weit vom Rhein gelegen, hat auf einem ho - hen Berg die Haupt-Kirche, den Biſchoͤfflichen Pallaſt und das Kloſter. Auf dieſer Hoͤhe iſt auch die Capelle St. Lucii, wohl eine Viertel-Meilwegs hoch gebauet, und muß man uͤber Berge und felſigte Klippen hinan ſteigen. Jn - gleichen ſind zu ſehen 2 Kirchen, das Rath - und Kauff-Haus. Die Republic hat 5 Zuͤnffte, aus wel - chen 70 in den groſſen, und 30 in den kleinen Rath nebſt 2 Buͤrger - meiſtern erwehlet werden. Es iſt allhier eine groſſe Niederlage der Waaren, ſo aus Jtalien kommen. Die Stadt iſt der Reformirten Lehre zugethan. Die Kloͤſter aber ſind Catholiſch, und gehoͤret die Stadt auſſer einigen Freyheiten dem daſelbſt reſidirenden Biſchofe, welcher ein Stand des H. R. R. iſt. V. Zeitungs-Lexicon. Das Wappen des Biſchofes iſt ein ſchwartzer ſpringender Steinbock in weiſſer Feldung.

Chutte, Chûte,

Eine Sing - und Spiel-Manier, ſo auch bisweilen Port de voix ge -nennetCianennet wird, und ſowol auf - als abſteigend durch ein kleines Haͤk - gen ausgedrucket wird. Jſt eben dasjenige, was man ſonſt insge - mein einen Accent zu nennen pfle - get. Deſſen Gattungen ſind: Chûte ſur une notte, bey einer Note, und ſur deux Nottes, bey zwo Noten; ferner die doppelte Chutte bey einer Terz und bey ei - ner Note allein. So beſchreibt ſie Monſieur Anglebert. Allein Monieur Loulié will dieſe Ma - nier dergeſtalt eingerichtet wiſſen, daß ſie von einem ſtarcken oder ordentlichen Klange zu einem ſchwaͤchern oder tieffern ſich be - wege, und zeiget ſie durch dieſes Zeichen an. Des letztern Mei - nung ſcheinet vor des erſtern den Vorzug zu haben, weil Chûte ſo viel als ein Fall oder das Fallen bedeutet.

Ciacona, V. Chaconne.

Cicuticen,

Ein Pfeiffer, von Cicuta, eine Pfeiffe.

Ciffra,

Eine Ziffer oder Zahl. Durch Zahlen und andere Zeichen, welche man uͤber die Noten zu ſetzen pfle - get, wird die Beſchaffenheit der Harmonie angedeutet.

Cimbale,

Jſt ein aus gantz kleinen Pfeiff - gen beſtehendes und nur zur Aus - fuͤllung dienendes Orgel-Regi - ſter.

Cinyra,

Wird von Zarlino fuͤr eben das Jnſtrument gehalten, welches Sue - tonius und andere Citharam nen - nen. Joſephus ſagt, es habe 10 Saiten gehabt, die mit einem Ple - ctro tractiret worden. MartiniusCirmeinet, es ſey eine Cither-Gat - tung geweſen, welche aber einen lamentablen Klang von ſich gege - ben; weil er aber dabey ſetzt, es kom - me dieſes Wort in der Lateiniſchen Uiberſetzung 1 Maccab. IV, 54 vor, wo es im deutſchen Cymbeln gege - ben worden, und woſelbſt von dem Opfer gehandelt wird, welches nach der Zeit, da die Heiden das Heiligthum verunreiniget gehabt, mit Lobgeſang und muſicaliſchen Jnſtrumenten feyerlich gebracht worden; ſo ſcheinet wol nicht zu vermuthen, daß ſie lamentable Jnſtrumente dabey gebraucht ha - ben. Bey dem Merſenno bedeu - tet es eine Harfe.

Cinque Paß,

Eine alte Gaillarde, oder ein Tantz von fuͤnf Schritten.

Circkel-Fechten,

Hat ein beruͤhmter Fecht-Mei - ſter, Nahmens Joh Tibau, aus der Feld-Meß-Kunſt erfunden, und ein beſonderes Buch davon geſchrieben. Er machet nemlich mit dem Degen, deſſen Klinge ſo lang, daß die Creutz-Stange bis an den Guͤrtel geht, einen Cir - ckel, alſo, daß die Creutz-Stange das Centrum, die Spitze aber den Umkreis machet. Jſt alſo einer lang und groß, ſo fuͤhret er einen langen Degen, und thut lange Schritte; iſt er klein, ſo iſt auch der Degen und Circkel, nach wel - chem er den Tritt gewohnt, nach ſolcher Beſchaffenheit gerichtet.

Circkel-Geſang, ſ. Canone in partito.

Circolo,

Circkel oder Kreis, heiſſet 1) die Art des doppelten c b oder o, welche man noch in alten Muſica -M 2lienCirlien nach dem Clave ſignata geſetzt antrifft. 2) Wenn zween Circoli mezzi alſo zuſammen und an ein - ander gehaͤnget werden, daß ſie ei - nen vollkommenen Circkel darſtel - len wuͤrden, wenn man ſie uͤber einander ſetzte.

Circolo mezzo,

Jſt eine aus vier Noten beſte - hende, und die Geſtalt eines halben Circkels vorſtellende Figur. Printz aber nennet dergleichen Figur, de - ren erſte und dritte Note einerley, die zweyte und vierte hingegen un - gleiche Stellen haben, ein Grop - po; dagegen die Figur, deren zweyte und vierte Note einerley, die erſte und dritte aber unter - ſchiedene Stellen haben, einen Circolo mezzo. Herr Mattheſon in ſeinem vollkommenen Capell - meiſter fol. 116 ſagt: Der ſoge - nannte Halb-Circkel, Circolo mezzo, iſt faſt eben dieſer Art, doch etwan um die Helffte kleiner als der Groppo, wenn die Geſtalt der Noten, die gleichſam einen hal - ben Circkel vor Augen ſtellet, be - trachtet wird. Eigentlich iſt es ei - ne ſolche Figur, dadurch aus weni - gen Grund-Noten gewiſſer maſſen ihrer mehr und kleinere gemacht werden. Meines Beduͤnckens hat ein ſolcher Halb-Zirckel ſeine beqvemſte Stelle im Schluſſe, oder in einem Abſatze des Geſanges; wiewol auch ſonſt, abſonderlich wo der Einklang etliche male nach einander folget, Gelegenheit dar - zu aufſtoſſen kan. Man nennet dergleichen Zierath durchgehends Diminutionem Notarum; in der der Poͤbel-Sprache eine Varia - tion.

Circuli Harmoniæ,

Sind ſo viel als Modi oder Tro - pi muſici.

Ciſ

Cis,

Alſo heiſſet die mit einem hart - machenden Zeichen bemerckte c Note.

Cis dur,

Heiſſet: 1) wenn zwey doppelte Creutzgen, oder, welches dem Ge - brauche nach beſſer und ſicherer, an deren ſtat ein einfaches neben den C-clavem geſetzet wird. 2) Jn Anſehung des Modi, wenn die Terz zum cis nicht das ordentliche, ſondern das durch das hartma - chende Zeichen erhoͤhete e, welches gar fuͤglich eis genennet werden kan, iſt.

C moll,

Hat zur Terz das natuͤrliche und ordentliche e.

Ciſtre,

So nennen die Frantzoſen eine Jtalieniſche Chitarre oder Cither, welche der Abt Furetiere alſo be - ſchreibet: Ciſtre iſt ein beſaitetes und in Jtalien ſehr gebraͤuchliches Jnſtrument, hat bey nahe die Ge - ſtalt einer Laute, aber einen laͤn - gern in 18 Griffe abgetheilten Hals, 4 Reihen Saiten, deren iede aus dreyen im Uniſono geſtimmten beſtehet, ausgenommen die zweyte Reihe, als welche deren nur 2 hat. Die Saiten ſind von Meßing, und werden mit einer Federkiele tractiret. Es giebt auch Ciſtres von 9 Reihen Saiten. Merſen - nus nennet es lateiniſch Ciſtrum; das Dictionnaire der Societaͤt de Trevoux aber will, es ſolle nicht durch Siſtrum, ſondern durch Ci - thara lateiniſch gegeben werden, weil es von dem Jtalieniſchen Worte Cetra, und dieſes von dem lateiniſchen Cithara herkomme.

Citha -
Cit

Cithara,

Was dieſes bey den Alten fuͤr ein Jnſtrument geweſen ſey, dar - uͤber haben ſich die Gelehrten noch nicht vereinigen koͤnnen. Einige ſagen, es ſey ſo viel als Lyra. Hie - ronymus meinet, es habe wie das Griechiſche Δ oder als ein Trian - gel ausgeſehen. Die meiſten aber wollen, es ſey dasjenige Jnſtru - ment, womit Apollo gemeiniglich abgemahlet werde; wiewol auch dieſes oft Lyra heiſſet. Mit der rechten Hand hielte man einen Kiel, und ruͤhrte damit die Sai - ten; mit der lincken Hand aber griff man, daß die Saiten ver - ſchiedene Tone von ſich gaben. Erſt hatte ſie nur 3 Saiten, hernach wurden deren 5, 7 und ſo weiter bis auf 24. Sie ward auf den Schauplaͤtzen, bey der Mahlzeit und ſonſt bey froͤlichen Begeben - heiten gebraucht.

Citharis,

Soll von Cithara unterſchieden ſeyn, und eine ſogenannte Leyer bedeuten.

Cithariſta,

Einer der die Citharam zwar ſpielen, aber nicht darein ſingen konte. Cithariſtria, hieß ein Frau - enzimmer, ſo dergleichen verrich - tete.

Citharodia,

Ein Lied, ſo auf der Cither ge - ſpielet werden konte.

Citharoedus,

Einer der die Citharam ſpielete, und zugleich mit darein ſang.

Cither, Cithara,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, deren giebt es unterſchiedliche Ar - ten; 1) die gemeinen von 4 ChoͤrenClaSaiten, worauf die Berg - und andere gemeine Leute mit Feder - Kielen ſcharren; 2) eine von 5 Choͤ - ren; 3) eine von 6 Choͤren; 4) die groſſe ſechs-choͤrichte Cither, da das Corpus noch eins ſo groß und um eine Qvart tieffer gehet, in al - len faſt 2 Ellen lang; 5) die groͤſ - ſeſte iſt von 12 Choͤren Saiten, und lautet als ein Clavicymbel.

Cithrinchen,

Hat die Geſtalt einer Cither, der Boden aber iſt unten halb offen, und kan durch das Zittern mit dem Arm deſſen, der mit der Federkiel auf den 4 Choͤren meßingenen oder ſtaͤhlernen Saiten ſpielet, der Laut auch zitternd gemacht werden, ſo gar lieblich klinget.

Ciufolo paſtorale,

Eine Hirten-Pfeiffe, ſo aus ver - ſchiedenen Roͤhren beſtehet.

Claffter, Klaffter,

Jſt eines theils ein Laͤngen - Maaß, ſo weit ein Mann mit aus - geſtreckten Armen von der Spitze des einen Mittel-Fingers, bis zum andern gerechnet, reichen kan, wofuͤr insgemein drey Ellen oder ſechs Schuh genommen werden. Und alſo pfleget man die Laͤnge ei - ner Schnur, ingleichen eine mit dergleichen Schnur gemeſſene Tieffe nach dieſem Maaß und Groͤſſe auszuſprechen, wenn man ſagt: Dieſe Schnur haͤlt zwan - tzig Klafftern, das iſt ein Schock Ellen; Der Brunnen iſt funffze - hen Clafftern tieff, oder fuͤnff und viertzig Ellen. Es wird aber auch abſonderlich das zu Scheiten ge - ſchlagene Brenn-Holtz, in Claff - tern geſetzet und darnach verkaufft; und iſt eine Claffter Holtz ſo - denn auch ein Coͤrperliches Maaß,M 3welchesClawelches die Laͤnge der Scheite zu ſeiner Breite, im uͤbrigen eine Claffter oder drey Ellen lang, und eine Claffter hoch, auch in denen Staͤdten mit einer Reihe guten Scheiten annoch uͤberleget werden muß. Eine Buſch-Klaffter, das iſt eine friſch geſchlagene Claffter Scheit-Holtz, muß von denen Scheit-Schlaͤgern an vielen Or - ten um eine Viertel-Elle hoͤher geſetzt werden, weil gerne ſo viel, auch am weichen Holtze wol an - derthalb Viertel-Ellen einen Sommer uͤber in der Hoͤhe ein - treugen, und ſolches wird der Zu - ſatz genennet; die Stange aber, worauf die Claffter geſetzt iſt, heiſ - ſet man eine Unterlage. Weil nun eine Claffter nicht mehr als einen Zuſatz und eine Unterlage noͤthig hat, bey einer Malter aber, deren gemeiniglich drey auf eine Claffter gehen, dreymal zugeſetzet, und dreymal untergeleget werden muß; ſo iſt am beſten und ſchick - lichſten, man laſſe die geſchlage - nen Scheite von denen Scheit - Schlaͤgern in ordentliche Claffter, und nicht in Malter ſetzen. Es hat auch ein Haus - oder Land - Wirth, der ein Stuͤcke Holtz hat, und Scheite ſchlagen laͤßt, ſowol als ein Foͤrſter oder anderer Forſt - Bedienter, nicht weniger derjeni - ge, der das Holtz nach dieſem Maaß an ſich kaufft, hauptſaͤch - lich dahin zu ſehen, daß die Schei - te in denen Clafftern nicht auf die Schoͤrffen, und alſo hohl und vor - theilhafftig, ſondern fein in einan - der geſchlichtet, geleget werden, daß auch die Clafftern nicht nur etwan vorne die Weite haben, hin - ten aber an denenſelben offtmals gantze. Viertel-Ellen und mehr feh - len moͤgen. Wie denn nebſt die -Claſen uͤberhaupt wohl in acht zu neh - men, daß auch das Claffter-Maaß der Laͤnge nach horizontal und Wagrecht, der Hoͤhe nach aber Perpendicular und Lothrecht, nie - malen hergegen in ſchraͤgen Stand, oder ohne rechten Winckel genom - men werden darf, weil ſonſt ent - weder an der Hoͤhe, oder an der Laͤnge etwas fehlen muß.

Clairon,

Jſt eine engere und heller als die ordentlich-klingende Trom - pete; wie auch ein Trompeten - Regiſter von 4 Fuß Ton in einer Orgel.

Clangor,

Der Trompeten-Schall.

Clapier, ſ. Connin.

Claquebois,

Ein hoͤltzernes Gelaͤchter, ein Schlag-Jnſtrument, ſo aus 17 Staͤben von Holtz beſtehet, deren letzterer fuͤnf mal kleiner als der erſtere, und die mittlere nach die - ſer Proportion eingerichtet ſind. Merſennus nennet es einen hoͤl - tzernen Pſalter, den er alſo be - ſchreibt: Es beſtehe aus 12 un - gleichen, in Geſtalt eines Trian - gels diſponirten hoͤltzernen Staͤ - ben, zwiſchen iedem liege auf bey - den Seiten ein Kuͤglein, durch dieſe ſowol als die Staͤbe gehe ein Strick, woran es mit der lin - cken Hand in freyer Luft gehalten, und mit der rechten vermittelſt ei - nes Steckens geſchlagen werde.

Clarino,

Eine Trompete, worauf klar oder hoch geblaſen wird. Es giebt deren mancherley Arten: Einige gehen aus dem b; die mehreſten aus c; etliche aus d, e; ja gar aus dem f.

Cla -
Cla

Clarinetto,

Jſt ein hoͤltzernes Blas-Jnſtru - ment, welches einer langen Haut - bois nicht ungleich, auſſer daß ein breites Mundſtuͤck daran befeſtiget iſt, klinget von ferne einer Trom - pete ziemlich aͤhnlich, und gehet vom eingeſtrichenen f bis ins drey - geſtrichene d. Zu Anfange des itzi - gen Jahrhunderts iſt es von einem Nuͤrnberger erfunden worden.

Clas, Claſſes,

Hieß bey den alten Frantzoſen, ſonderlich in Langvedoc, das Zu - ſammen-Schlagen der Glocken; ietzo ſchreiben ſie es Glas, und deu - ten damit das Todten-Gelaͤute an.

Claſſicum,

Jſt eigentlich 1) eine Trompete; 2) das Lermen-Blaſen, wenn in dem Felde erſt von einem, hernach von mehr Trompetern, welche in einem Kreiſe beyſammen ſtanden, und endlich von allen, die bey der Armee waren, mit den Hornblaͤ - ſern ein Zeichen gegeben ward, daß das Kriegs-Heer zu den Waffen greiffen ſolte; 3) das Lermenſchla - gen mit den Paucken; 4) das Ler - menſchlagen mit den Glocken; 5) alles Laͤuten mit den Glocken zu - ſammen, inſonderheit aber mit der groͤſſeſten Glocke; und 6) das An - ſtimmen aller Jnſtrumenten zu - ſammen.

Claveſſin, ſ. Cembalo.

Claveſſin briſé,

Ein Clavieymbel, welches aus einander genommen, und auch wieder zuſammen gelegt werden kan, und daher auf Reiſen gar be - qvem fortzubringen iſt.

Cla

Claves, Chiavi, Clefs,

Werden die Muſic-Schluͤſſel ge - nennet, ſo anzeigen, wie die Noten heiſſen ſollen, wie ihr Klang beſchaf - fen, und was man fuͤr eine Stimme ſingen ſolle. Sie heiſſen Claves ſignatæ, initiales, expreſſæ und characteriſticæ, vorgezeichnete Mu - ſic-Schluͤſſel, ingleichen Claves principales, Haupt-Schluͤſſel, weil ſie durch ihre Vorzeichnung den Linien und Spatiis den Nah - men geben, und dadurch ein Lied, wie ein Schloß durch den Schluͤſ - ſel, aufgeſchloſſen wird. Es ſind ihrer 3, nemlich C, G und F. Von den zwey erſten Schluͤſſeln C und G iſt anzumercken, daß die unter - ſte Linie das Ut re mi fa ſol la vorſtelle, wenn dieſe Schluͤſſel in in folgender Ordnung ſtehen, daß erſtlich C, als das Diſcant-Zei - chen, auf der unterſten Linie, ſo dann eben dieſes C, als das Te - nor-Zeichen, auf der vierten Linie, ferner das G auf der zweyten Linie, weiter das C, als das Alt-Zeichen, auf der mittelſten Linie, hierauf das G auf der unterſten Linie, und endlich wiederum das C auf der zweyten Linie geſetzt werde. Alle uͤbrige in dem Syſtemate enthaltene Buchſtaben heiſſen Claves intelle - ctæ, non ſignatæ, weil ſie aus den ſignatis erſt erkannt und verſtan - den werden muͤſſen. Nebſt dieſen giebt es auch beygezeichnete Neben - Schluͤſſel, derer bey den Alten nur zween waren, nemlich das ordentl. b und das harte b, insgemein h ge - nannt, ſo von einigen auch Claves principes genennet werden, weil ſie einen Geſang der Qvalitaͤt nach unterſcheiden. Zu dieſen Neben - Schluͤſſeln, Clavibus minus prin - cipalibus iſt nachgehends noch das hartmachende Zeichen oder dasM 4doppelteCladoppelte Creutz geſetzet worden. Doch heutiges Tages findet man auch noch dieſes doppelte Creutz zweymal geſetzt, oder an deren ſtat das einfache Creutz. Und durch dieſe Zeichen, ſamt dem doppelten bb, werden alle in einem Syſtemate vorkommende Semito - nia ausgedruckt und vorgeſtellet, welche Semitonia, oder auch wol von den natuͤrlichen Clavibus her - ſtammende Subſemitonia, eben die rechten bezeichneten Nebenſchluͤſſel ſind.

Claves capitales,

Werden alſo genennet, weil ſie mit Capital oder groſſen Buchſta - ben gezeichnet worden, und ſind in dem Gvidonianiſchen Syſtemate acht, als: T, A, H, (oder das viereckigte b), C, D, E, F, G. Die unterſten viere heiſſen inſonderheit graves, weil ſie einen tieffen Klang von ſich geben; dagegen die obern 4 finales genennet werden, weil die 8 Kirchen-Tone aus dieſen Clavibus gehen.

Claves chromaticæ,

Sind die, welche durch das Creutz oder durchs b gemacht wer - den.

Claves diatonicæ,

Sind die ſogenannten natuͤrli - chen Claves, c, d, e, f, g, a und h. Man nennet ſie auch Claves eſſen - tiales.

Claves enharmonicæ,

Werden durch zwey doppelte Creutzgen, oder ſtat deren durch ein einfaches Creutz, und durch zwey neben einander ſtehende bb vorſtellig gemacht.

Claves expreſſæ, ſ. Claves.

Claves geminatæ,

Sind die in dem Gvidoniani -Claſchen Syſtemate mit doppelten Buchſtaben, aa, bb, cc, dd, ee, ausgedruckte 5 Claves; ſie werden auch ſupremæ und excellentes genennet, weil ſie in erwehntem Syſtemate die hoͤchſten ſind ſowol was die Stellung, als den Klang betrifft.

Claves initiales, ſ. Claves.

Claves intellectæ, non ſignatæ,

Machen alle nach den Signatis abzuzehlende und in dem Syſtema - te enthaltene Claves aus.

Claves minutæ,

Sind auf Guidonis Scala ſieben, a, b (h), c, d, e, f, g, weil ſie mit kleinen Buchſtaben ausgedruckt werden. Sonſt werden ſie auch Mediæ und Acutæ benahmet, weil ſie zwiſchen den infimis und ſu - premis liegen, und in Anſehung der erſten einen ſcharfen und ho - hen Klang von ſich geben.

Claves ſignatæ, ſ. Claves.

Claviarium, Claviatura,

Clavier,

Pinnæ tactiles, organicæ, ſind die aus Holtz, Knochen und Hel - fenbein gemachte Stuͤcke eines Clavichordii, Clavicymbals, Or - gel u. d. g. die man mit den Fin - gern und Fuͤſſen tractiret, damit die Saiten und Pfeiffen ihren Ton von ſich geben.

Clavichordium, Clavicordo,

Jſt ſo zu reden aller Spieler erſte Grammatic; denn wenn ſie dieſes Jnſtruments maͤchtig ſind, koͤnnen ſie auch auf Spinetten, Clavicymbeln, Regalen, Poſiti - ven und Orgeln zu rechte kommen. Es iſt ein muſicaliſches Jnſtru - ment, mit ſtaͤhlernen oder meßin -genenClagenen, durch ſchmalen Streiffen Tuch gezogenen Saiten bezogen, ſo durch Claviere, darein eiſerne oder meßingene Stiffte geſchla - gen, beruͤhret werden. Es iſt aus dem Monochordio entſtanden; hat anfangs nur 20 Claves gehabt, darunter nur zweye ſchwartz, nemlich b und das einmal geſtri - chene b geweſen. Hernach hat man aus dem Boëthio mehr Semi - tonia hinzu gethan, daß es ein rechtes Clavier worden.

Clavicymbal,

Heiſſen einige die Spinetten oder Virginale, die mit Docken und Rabenkielen geſpielet werden, welche die meßingenen und ſtaͤh - lernen Saiten klingend machen. Es wird wegen ſeiner Figur auch ein Fluͤgel genannt; weil es ſpi - tzig zugehet. Es hat offt gedoppel - te, dreyfache und vierfache Saiten.

Clavicytherium, ſ. Cembalo verticale.

Clavier, ſ. Clavichordium.

Clavier, Gamba, ſ. Nuͤrn - bergiſches Geigenwerck.

Claviorganum,

Ein Clavicymbel und kleine Or - gel zugleich.

Clauſula,

Jſt in der Muſic ein Schluß, oder vielmehr nur ein Abſatz, wo - bey die Stimmen und Partien, entweder gantz und gar aufhoͤren, oder nur einiger maſſen zur Ru - he kommen. Die Clauſulæ ſind in der Muſic eben das, was in der Rede-Kunſt die Diſtinctiones. Es wird auch eine iede kurtze Melodie eine Clauſel genennet. Jn den Fugen iſt es derjenige Theil einesClaCanons des Fuͤhrers, welcher ſich hoͤren laͤſſet, ehe die andere oder Folge-Stimme eintritt.

Clauſula altizans,

Alt-Clauſel, beſtehet entweder aus lauter Notis uniſonis, oder faͤllet von der Nota penultima auf die ultimam durch eine Terz her - unter. Weil ſie nur zur Ausfuͤl - lung der Harmonie dienet, ſo nen - net man ſie auch Clauſulam exple - mentalem.

Clauſula cantizans,

Diſcant-Clauſel, beſtehet aus dreyen folgender Geſtalt disponir - ten Noten, deren mittlere ſowol gegen die erſte als letzte um ein Semitonium majus, es ſey gleich naturale oder artificiale, faͤllet und ſteiget.

Clauſula diſſecta,

Heißt, wenn die Grund-Stim - me entweder um eine Qvart her - unter, oder um eine Qvint hinauf ſteiget, und eine Note gleichſam von der Cadentz abgeſchnitten zu ſeyn ſcheinet. Einige zehlen die letztere Gattung unter die Clauſu - las perfectas, andere unter die im - perfectas. Hieher gehoͤren aber die Final-Baß-Cadentzen nicht, welche dem Modo Phrygio und mixolydio und deren plagalibus eigen ſind.

Clauſula diſſecta acquieſcens,

Jſt eine Clauſel, deren Noten wegen Groͤſſe ihrer Geltung ver - urſachen, daß das Gehoͤr die ab - geſchnittene Note zu hoͤren eben nicht verlanget.

Clauſula diſſecta deſiderans,

Hingegen iſt, wenn das Gehoͤr wegen Kuͤrtze der Noten die abge -M 5ſchnit -Claſchittene noch verlanget und er - wartet.

Clauſula fundamentalis,

Baß-Clauſel, wird alſo einge - richtet, daß ihre Nota antepenul - tima mit dem Diſcant in der Octav einſtimmet, und die penulti - ma entweder 1) um eine Qvart, die ultima vollends um eine Qvint her - unter; oder 2) jene um eine Qvint u. dieſe um eine Qvart hinauf ſprin - gen; oder 3) beyde entweder um eine Qvart oder Qvint fallen und & vice verſa.

Clauſulæ peregrinæ,

Fremde Clauſeln oder Caden - zen, ſind nach etlicher Meinung uͤberhaupt alle diejenigen, welche nicht auf den Clavibus der Triadis harmonicæ, worauf eine Compo - ſition gerichtet iſt, ſondern auf an - dern Clavibus gemacht werden. Andere aber machen einen Unter - ſcheid, und nennen z. E. aus dem c dur Clauſulas affinales die A - und F-Cadenzen; die D. und B. Ca - denzen Clauſulas peregrinas, und Clauſulas proprias die C-E - und G - Cadenzen. Unter dieſen drey letz - ten heiſſet die erſte inſonderheit Clauſula primaria, perfectiſſima und finalis, die zweyte tertiaria und imperfecta, die dritte aber ſecundaria und perfecta.

Clauſula Tenorizans,

Tenor-Clauſel, gehet in Modis majoribus durch gantze Tone ein - her, und ſonderlich aus der Nota penultima in ultimam, ſowol im Aufſteigen als Niederſteigen; in Modis minoribus aber gehet ſie durch ein oder mehr Semitonia ein - her. Die Diſcantiſirende und Te - noriſirende Clauſeln heiſſen auch Clauſulæ principales, weil ſie mit einander koͤnnen verwechſelt wer -Cloden, ſo daß der Diſcant die Te - nor - und der Tenor die Diſcant - Clauſel bekommt. Uiberhaupt behalten die Clauſeln der 4 Sin - ge-Stimmen ihre Nahmen, ob ſie gleich unter einander verkehret werden, als die Diſcant-Clauſel in Baß ꝛc. Die Nota antepenul - tima iſt auch ſehr wandelbar, und findet ſich nicht allemal an dem hier vorgeſchriebenen Orte; die bey - den letzten Noten aber, als die vor - nehmſten in ieder Stimme, wenn ſie anders ihre gehoͤrige oben an - gefuͤhrte Form behalten, machen dennoch eine Clauſulam formalem perfectam aus, welche ſodenn auch totalis heiſſet, wenn die Grund - Stimme entweder um eine Qvart hinauf oder um eine Qvint herun - ter ſpringet.

Clef,

Wird in der Muſic vielfaͤltig gebraucht. So heißt Clef d Epi - nette, oder de Claveſſin, ein Stimm-Hammer; Clef de Fa, der Baß-Schluͤſſel; Clef de Sol, der Violin-Schluͤſſel; Clef d Ut, der C-Schluͤſſel, er ſtehe, auf welcher Linie er wolle.

Clef petite,

Der kleine Schluͤſſel, iſt, wenn der F-Schluͤſſel auf der dritten Linie des Syſtematis befindlich; ſte - het er aber auf der vierten Linie, ſo heiſſet er der groſſe Schluͤſſel, Clef grande.

Clepſiambus,

War ehemals bey den Griechen ein beſaitetes Jnſtrument.

Climax, ſ. Gradatio.

Clou de Rue,

Jſt eine Verwundung, welche ein Pferd empfaͤnget, wenn es ſichetwanCluetwan auf der Gaſſe einen Nagel in den Fuß tritt.

Cluſe,

Heißt das Schreyen des Falcke - niers, wenn er den Hund in den Buſch rufft, wohin der Falcke das Rebhun gejaget hat.

Cluſer la perdrix,

Jn der Jaͤgerey, das Rebhun durch Herbeyruffung des Hundes aufjagen.

Coailler,

Mit dem Schwantze wackeln, ſolches geſchiehet auf der Jagd von den Hunden, wenn ſie entweder auf die verlohrne alte oder auf eine neue Spur gerathen.

Cobold, Kobold,

Sollen gewiſſe Geſpenſter oder Geiſter ſeyn, die ſich oͤffters in Haͤuſern mercken lieſſen, und ſich dienſthafftig erzeigeten, theils die Pferde und ander Vieh warteten, die Kuͤche aufraͤumten, das Haus auskehrten, und darzu lachten; ſie ſollen offt in ſichtbarer Geſtalt er - ſcheinen, und beleidigten niemand groß, wenn man ihnen nichts thut. Ein mehrers von den Kobolden, oder Cobalten, beliebe man im Phi - loſophiſchen Lexico pag. 1579 ſqq. nachzuſehen.

Coccothrauſtes, Kernbeiſſer,

Ein Vogel, welcher einer Wein - Droſſel dem Leibe nach nichts nach - giebt, nur daß dieſe etwas dicker an Federn iſt, und wegen ihres langen Schwantzes, und der ho - hen Beine allerdings groͤſſer aus - ſiehet. Er iſt am halben Theile des Kopffs dunckel-braun, und am andern halben Theile iſt er auf ſol - che Art hellbraun, wie die Reb -Cochuͤner am Kopffe braun ſind; der uͤbrige Ruͤcken bis an die Helffte des Schwantzes iſt ebenfalls braun, die aͤuſſerſte Helffte des Schwantzes aber iſt ſchwaͤrtzlicht; auf denen Fittichen hat er weißge - ſchaͤckigte Federn, wie auch weiſſe Flecken unten an denen Schwing - und Schwantz-Federn, daß man ihn dadurch im Fliegen gar wohl erkennen kan. Die Kehle iſt ſchwartz, die Bruſt aber und der gantze Bauch hinunter Fleiſchfarb. Alle dieſe Farben hat das Weib - lein auch, auſſer am Kopff nicht das hellbraune; und die uͤbrigen Farben, die es hat, ſind alle viel dunckler, als bey dem Maͤnnlein. Des Kernbeiſſers Schnabel iſt ſehr dick, und groͤſſer, als der Schnabel eines Gimpels, doch iſt er nicht ſo ſtumpffigt, ſondern vornen ein klein wenig zugeſpitzt: Auch iſt der Schnabel nicht ſchwartz, wie des Gimpels Schna - bel, ſondern dunckelbraun. Jn dem Schnabel hat er eine ſolche Staͤrcke, daß er damit in groͤſter Geſchwindigkeit einen Kirſchkern, und zwar alle auf dem Spalt zer - ſpalten kan. Der Schwantz iſt ſehr kurtz und die Bruſt breit, wel - ches verurſachet, daß der Vogel ſehr dick ſcheinet; die Fuͤſſe aber ſind weder zu hoch, noch zu nie - drig, ſondern wohl proportioniret und ſtarck. Die Fluͤgel ſcheinen vor einen ſo dicken Vogel ſehr kurtz zu ſeyn; der Kopff aber iſt groß, wie er auch ſeyn muß, wenn er ſich zu einem ſo dicken Schnabel ſchicken ſoll. Dieſer Vogel haͤlt ſich das gantze Jahr am liebſten in Buch-Waͤldern auf, allwo er auch bruͤtet, welches im April und Majo zu geſchehen pflegt, da er denn gemeiniglich vier bis fuͤnffJungeCocJunge ausbringet. So bald die Kirſchen kommen, theilet er ſich in alle Gaͤrten aus, und ſuchet dieſel - bigen ſehr fleißig, da, wenn man einen Lock. Vogel auf eine hohe Stange ſtecket, und eine kleine Staude darzu hinauf bindet, wel - che mit Leim-Spindeln verſehen wird, man zu ſolcher Zeit deren ſehr viel faͤnget. Sie laſſen ſich aber auch um Jacobi in denen Gaͤrten, wie die jungen Fincken ankoͤrnen, und mit einer Vogel - Wand Hauffenweiſe erhaſchen. Jm Auguſto gehen ſie ſchon wie - derum in den Wald; doch ſtreichen ſie in dieſem und im folgenden Monat, da man denn am beſten thut, wenn man deren eine An - zahl fangen will, man verſehe ſich mit Lock, und ſchlage einen ordent - lichen Herd dazu, auf welchem der Fang in folgenden beyden Mona - ten, auch, wenn ein ſchoͤner Herbſt iſt, noch im November continui - ret: Denn es bleiben ihrer viel Winters-Zeit hier zu Lande, in welcher Zeit ſie ſich mit dem Stein - Buͤchen-Saamen, welches ein har - tes Gewaͤchſe, und inwendig ein kleines oͤlichtes Kernlein in ſich haͤlt, zu naͤhren pflegen. Jn dem Vogel-Haus beſtehet dieſes Vo - gels beſte Nahrung in Hanff-Koͤr - nern; er nimmt aber auch mit Lein-Dotter und anderm geringen Futter vorlieb. Wenn man ihn einſtellt, iſt, wie bey allen Voͤgeln, die Vorſichtigkeit noͤthig, daß man ihm anfangs das Futter alſo vor - ſtreue, daß er darauf treten muß; wenn er aber einmal gewohnt, iſt er ſehr dauerhafft; wird auch ſehr zahm, ſonderlich, wenn man ihn jung aus dem Neſte nimmt.

Cochenille, Kutzenellen,

Eine koͤſtliche rothe Purpur -CodFarbe, ſind kleine aufgedorrete oder getrucknete Muͤcken, in der Groͤſ - ſe, wie eine Bett-Wantzen, wel - che, wenn ſie zerknirſchet werden, eine ſchoͤne rothe Farbe oder Safft fuͤr die Faͤrber von ſich geben. Man ſamlet ſolche haͤufig in Weſt - Jndien, da ſie ſich auf etlichen Baͤumen, welche den Feigenbaͤu - men gleichen, aufhalten, unter welche die Jndianer ein Tuch aus - breiten, und hernach dieſe Thier - lein herunter ſchuͤtteln, worauf ſie bald ſterben, und dieſes iſt die ſo theure Cochenille. Man beſitzt aber in unſerm Deutſchland eben daſſelbe, und kan ſich an ſeinem Polygono ruͤhmen, an deſſen Wur - tzeln um Johannis rothe Koͤrn - lein gefunden werden, welche eini - ge Johannis-Blut nennen, und viele aberglaͤubiſche Ceremonien damit treiben; ſolche rothe Koͤrn - lein ſind nichts anders, als Ovula oder Eyer kleiner Wuͤrmer, welche bey warmen Sonnenſchein aus - gebruͤtet, und endlich lebendige Wuͤrmlein werden, die einen Blut - oder Purpurfarbenen Safft bey ſich fuͤhren, mit welchem man Seide und Wolle faͤrben kan. Die Tuͤrcken und Armenier faͤrben da - mit Tuͤcher, Seide und Leder, wel - ches ſie Saffian nennen, wie auch ihrer Pferde Maͤhnen und Schweiffe.

Coda, Cauda,

Bedeutet in der Muſic den Schwantz an den Noten; und ferner auch inſonderheit den An - hang oder die Zugabe in einigen ſogenannten Canonibus infinitis, damit die Stimmen mit einander zugleich aufhoͤren koͤnnen.

Codon,

Heiſſet 1) ein Gloͤckgen, eineSchel -CoͤlSchelle; 2) die Stuͤrtze an einer Trompete, und 3) die Trompete ſelbſt.

Coͤlln am Rheine, Colonia, Cologne,

Eine der groͤſten und vornehm - ſten Reichs-Staͤdte im Roͤmi - ſchen Reiche, dabey eine Handels - und die vornehmſte Stapel-Stadt, ſonderlich im Rheiniſchen Weine, mit welchem ſie gar groſſen Han - del treibt. Die Stadt hat einen ſchoͤnen Proſpect, und iſt mehr in die Laͤnge als Breite gebauet, hat 83 Thuͤrme, einen doppelten Gra - ben, 34 Thore, und wird auch fuͤr die groͤſte Stadt in gantz Deutſch - land gehalten. Jnſonderheit ſind zu ſehen St. Peter, der Dom, welcher ſehr groß und darinn die Heil. 3 Koͤnige gewieſen werden, die 11000 Jungfrauen-Kirch, die Kirche zu allen Apoſteln, die Je - ſuiter-Kirch und Collegium, die Carthaus, St. Gereonis Tempel, und ſchr viel andere Kirchen und Kloͤſter mehr. Jtem das ſchoͤne Rathhaus mit einem hohen und praͤchtigen Thurn, und gegen uͤber die Copelle Jeruſalem, das Zeug - Haus, der hohen Schule Collegia, welche Anno 1388 fundiret wor - den. Neben der Univerſitaͤt ſind noch 3 Gymnaſia, und uͤber die 100 Priva[t]- Schulen. Die Stadt hat uͤberaus praͤchtige und ſchoͤne Haͤuſer und Pallaͤſte, weite und mit breiten Steinen gepflaſterte Gaſſer. Es iſt allhier eine De - mocraie, und wird die Stadt von 49 Raths-Herren regieret. Sie lieget in dem Ertz-Stiffte Coͤlln, an dem Rheine. Jn die - ſer Kayſerlichen freyen Reichs - Stadt iſt im Jahre 1197 der eilffte Turnier in der Heiligen-Drey-Koͤ - nigs-Woche vom Grafen Floren -Coetzen aus Holland und Seeland ge - halten worden, wobey 480 Hel - men, 19 Fuͤrſten, 51 Grafen, 28 Frey - Herren erſchienen.

Coͤlln,

Der Chur-Fuͤrſt und Ertz-Bi - ſchoff zu Coͤlln fuͤhret zum Wap - pen im ſilbernen Felde ein ſchwar - tzes Creutz, wegen des Ertz-Stiff - tes Coͤln; ein ſilbernes ungezaͤum - tes Pferd im rothen Felde, wegen des Fuͤrſtenthums Weſtphalen; drey guͤldene Hertzen im rothen Felde, wegen des Fuͤrſtenthums Engern; und wegen der Grafſchaft Arensberg einen ſilbernen Adler im blauen Felde. Der Mittel - Schild ſtellet die Bayriſchen Rau - ten-Felder und den Pfaͤltziſchen Loͤwen in vier Qvartieren vor, und wird dadurch das Stamm-Haus des Churfuͤrſten angedeutet. Die - ſes Wapen wird mit einer Bi - ſchoffs-Muͤtze, darauf das Ertz - Biſchoͤfliche Creutz ſtehet, bedecket, und hinter demſelben ſteckt das Schwerdt und der Biſchoffs - Stab, zum Zeichen der geiſtlichen und weltlichen Gewalt, die Wap - penhalter aber ſind ein guͤldener Greiff und guͤldener Loͤwe. Das Wappen der Reichs-Stadt Coͤlln ſind drey neben einander geſetzte guͤldene Cronen im rothen Felde. Von dem Ertz-Stiffte Coͤlln ſehe man das Zeitungs-Lexicon unter Coͤlln.

le Coeur du cheval,

Das Hertz des Pferdes, iſt des Lebens Anfang und Urſprung, und eine Qvelle der natuͤrlichen Waͤr - me, und der lebhafften Geiſter oder Kraͤffte, hat ſeine Stelle und Wohnung mitten in der Bruſt, iſt ſonſten von dem Hertzen des Menſchen ſowol der Stelle halben,alsCoeals auch wegen der Groͤſſe, Figur, Farbe und Subſtantz unterſchie - den. Denn die Pferde-Hertzen haben eine Spitze, welche ſtracks gegen der Mitten der Bruſt zu, und nach des Menſchen ſeinem zu rechnen, ein wenig nach der lincken Seiten gerichtet iſt, ſonſten et - was haͤrter, und von einer lebhaff - tigern Farbe, nehmlich hoch roth, hebt ſich an ſeiner Grundfeſte an, und endet ſich gegen der Bruſt zu, in eine Spitze, welches alles denn ihre hitzige choleriſche lebhaffte Natur und groſſe Geſchwindigkeit im Lauffen am Tag giebt, wie denn auch ihre Kuͤhnheit, Stoltz und Großmuͤthigkeit.

Coeurs, cheval de deux coeurs,

Heißt ein Pferd, welches ſeine Schulen gezwungen macht, mit keiner Reſolution, und deſſen Be - willigung man niemahlen erhalten kan, man verſuche es mit Huͤlffen oder Straffen.

Coffre,

Der Bauch einer Laute, oder ei - nes Claviers.

Cognue,

Eine ſchoͤne und luſtige Stadt in Franckreich, hat ſehr tieffe Graͤ - ben, welche mit zahmen Hirſchen angefuͤllt ſind, die auch in der Stadt wie ander zahmes Vieh herum lauffen. Allhier waͤchſet das ſchoͤnſte Obſt, deſſen ſich ſo gar der Koͤnig in Engelland auf der Tafel bedienet.

Coins,

Sind 4 Hacken - oder Eck-Zaͤh - ne des Pferdes, zwiſchen den voͤr - dern und hintern Stock-Zaͤhnen, zwey oben und zwey unten, auf ieder Seite des Kinnbackens, wel -Colche hervor kommen, wenn das Pferd 4 Jahr alt iſt.

Coins, ou Angles de la volte,

Sind im Reithaus die 4 Ecken oder Winckel, worinnen ein Pferd mit einem ſteiffen Hals kan gebo - gen und geſchmeidig gemacht wer - den, wenn man es ins Gevierte arbeitet und pliirt. V. Quatre.

Col. Collet, Cervix,

Jſt das Stuͤckgen Holtz, wel - ches an einigen Jnſtrumenten, als Violinen und andern oben uͤber dem Halſe krumm hinaus gehet, und worinnen die Wirbel ſtecken.

Colaſcione, Colachon,

Ein in der Tuͤrckey, ſonderlich bey dem Frauenzimmer, ſehr ge - braͤuchliches muſicaliſches Jnſtru - ment, von 2 bis 3 Saiten, deſſen Corpus rund wie eine Laute, aber gantz klein iſt; Der Hals hinge - gen, welcher in 16 Griffe abgethei - let iſt, haͤlt 6 Schuh in die Laͤn - ge. Die Araber nennen es Dam - bura. Bey den Neapolitanern wird dieſes Jnſtrument auch ſtarck gebraucht, und tractiren ſie die Saiten mit einem Plectro, oder mit einer Feder.

Colditz,

Eine Stadt in Meiſſen, allwo das Churfuͤrſtliche Schloß und der groſſe Thier-Garten eine Mei - le lang ſo mit Tannen-Wildpret angefuͤllt zu ſehen, worinnen ein hohes Luſthaus, welches ſo tieff im Waſſer, als auſſer demſelben ſte - het.

Colerique, chevalier colerique,

Heißt ein zorniger Reuter. Wenn derſelbe den Zorn an ſich ſpuͤren laͤßt, daß er mehr unver - nuͤnfftig und ſinnlos ſcheinet, ſei -neColne Geberden, Affecten und Re - gierungs-Mittel nicht inne hal - ten, noch nach der gehoͤrigen Maaß und Ordnung gebrauchen kan; So kan er ſich auch nicht druͤber beklagen, daß ſich ſein Pferd von unmaͤßiger Straffe auch zu Zorn, Unwillen und Un - gehorſam reitzen laͤſſet.

Collabus,

Ein Wirbel auf Jnſtrumenten, womit die Saiten auf - und nieder - gelaſſen werden. Jn noch aͤltern Zeiten hieß es Collops, ſo eigent - lich das harte Leder aus dem Na - cken und Ruͤcken der Ochſen und Schafe bedeutet, als aus welchem damals die Wirbel gemacht wur - den.

Collet, ſ. Col.

Colofone, ſ. Colophonium.

Colon,

Jſt ein bekandter Einſchnitt der Rede, welcher einen vollkomme - nen grammaticaliſchen Verſtand hat, dabey man aber doch gleich ſiehet, daß noch mehr folgen ſolle. Er hat ſeine Stellen ſowol in ei - ner gemeinen Rede als in einer Klang-Rede in Anfuͤhrung einer Urſache, einer Wirckung, einer Erzehlung, eines Exempels, einer Folgerung, eines Gleichniſſes, ei - ner Uiberſchrifft, eines andern Worte und a. m. Weil der Pe - riodus durch das Colon nicht ge - ſchloſſen wird, ſo kan er zwar wol einen Aufſchub, eine verlangende Ruhe, Clauſulam deſiderantem, aber keine gaͤntzliche Endigungs - Cadenz in der Melodie leiden. Jnſonderheit kan man bey den Urſachen zwar inne halten, aber nicht wohl cadenziren; bey den Wirckungen iſt keines von beydenColerlaubt. Soll eine Erzehlung fol - gen, muß die Melodie in ſuſpenſo oder im Zweiffel gelaſſen werden; welches gemeiniglich in der Qvinte des Haupt-Tons durch 76 zu ge - ſchehen pfleget, ob es ſich gleich auf andre Arten auch bewerckſtel - ligen laͤſſet. Bey Exempeln hat dieſes gleichfalls ſtat. Hingegen brauchet die Folgerung keine Clau - ſulam deſiderantem. Die Gleich - niſſe koͤnnen zwar eine vorherge - hende Cadentz leiden; die Uiber - ſchrifften aber keines weges, als welche durch eine Monotonie, das iſt, wo einerley Klang oft hinter einander gebraucht wird, nemlich per uniſonum continuatum, faſt nach Art des gebundenen Kirchen - Styls ausgedruͤckt werden. Bey Anfuͤhrung fremder Worte und nachdruͤcklicher Spruͤche muß nicht nur die Melodie in etwas unter - brochen, ſondern auch bey ſolchen Worten die Ton-Art veraͤndert werden.

Colophonium,

Geigen-Hartz, kommt her von Hartz und Terpentin. Vorher kan mit Nutzen das Oel und der Spiritus davon gezogen, hernach erſt von dem, was zuruͤck geblie - ben, das Colophonium eingekocht werden. Solche Kochung muß in freyer Lufft geſchehen, ſonſten zuͤn - det es die Gemaͤcher an. Das ſchoͤnſte und beſte wird von Ter - pentin gemacht. Das von dem Colophonio zubereitete Oel ſtillet die Schmertzen und kan innerlich und aͤuſſerlich gebraucht werden; Jtem wenn man das Colopho - nium unter das klare Schießpul - ver thut, (nachdem es vorher in Spiritu vini eingeweichet, und wie - der getrocknet worden) hat es die Krafft, das Pulver mercklich zuver -Colſtaͤrcken, und noch einmal ſo weit zu treiben, ſo ein Arcanum iſt.

Color,

Heiſſet in der Muſic ſo viel, als Notarum denigratio, weil man ehemals die groſſen und weiſſen Noten zu ſchwaͤrtzen pflegte. Ge - ſchahe nun ſolche Anſchwaͤrtzung in figuris perfectis, ſo verlohren ſolche den dritten Theil von ihrer ſonſt gewoͤhnlichen Geltung; in figuris inperfectis aber den vierten Theil.

Coloraturen,

Sind die unterſchiedlichen Zier - lichkeiten und Manieren, welche die Saͤnger und Muſicanten den No - ten und dem dadurch bezeichneten Halt des Tons geben, als durch Schleiffen, Tremulanten ſchlagen, Laͤuffe, Clauſeln, Pauſen und an - dere Arten. Sie erfodern aber groſſe Fertigkeit, und wollen be - hutſam angebracht werden.

Combattre,

Kaͤmpffen, das geſchicht in par - ticular Kaͤmpffen, ſo wol als in gemeinen oͤffentlichen Scharmuͤ - tzeln und Schlachten, nicht allein dem Feind in ſeinem groͤſten Vor - theil des Angriffs zu entweichen, ſondern auch denſelben ernſthaffter anzugreiffen, zum wenigſten den - ſelben irre zu machen, daß er nicht weiß, auf welcher Seite er ange - griffen werden moͤchte, oder wie er zu dem Angriffe kommen ſolle, wor - zu die Lection des Traverſirens groſſen Behuf thun kan. V. Tra - vers.

Comblette,

Der Spalt im Laufft eines Hirſches, wodurch in der Spur eine kleine Hoͤhe verurſacht wird.

Com

Come ſtà,

Wie es ſtehet, dieſe Formel koͤmmt in der Muſic vor, und deutet an, daß dasjenige, wo ſie befindlich iſt, ohne etwas darzu - zuthun oder ohne Ausſchmuͤckung ſolle executiret werden.

Comedia burleſca,

Eine poßierliche luſtige Comoͤ - die.

Comes,

Gefehrte, wird die zweyte Stim - me genennet, welche das Thema des Ducis oder Fuͤhrers in einer Fuge nachmachet.

Comma,

Jſt eine ſubtile Abtheilung des Tons auf dem Monochordo, z. E. es ſind von einem Clave zum an - dern neun Linien, wie auf dem Zoll-Stabe, von einem Zolle zum andern neun Strichlein. Die 4 erſten gehen bis zum Semitonio, die 5 andern bis zum folgenden Clavi, ſo, daß man zwiſchen einem Clavi, bis zum andern, dem ſubti - len und accuraten Gehoͤr nach, wohl 9 ſchwartze Noten machen koͤnte. Dieſe 5 Theile heiſt man comma majus, die 4 uͤbrigen com - ma minus. Die Kerben, worin - nen die Tangenten des Clavicordii mit einem meßingenen Blechlein auf - und nieder gehen, ſind nach dieſen Commatibus eingetheilet. Weil auch die Griffe auf einer Laute immer enger werden, ie naͤ - her ſie dem Stege kommen, ſo koͤn - nen dieſe Commata nicht ſo genau darauf in Acht genommen werden, und ſind nur intermedia, denn es kommen 4 und ein halb Comma auf einen Griff.

Comma,

Jſt unter den Einſchnitten oderDiſtin -ComDiſtinctionibus einer Rede der ge - ringſte, und ein Stuͤcklein des Satzes, dadurch die Rede einen kurtzen Einſchnitt bekoͤmmt, ob - gleich noch kein voͤlliger Verſtand in den Worten iſt, weil auch oft ein einiges Wort ſein Comma oder Abſchnitt erfodert. Es wird in Comme perfectum und pendulum, das iſt, ein vollkommenes und un - vollkommenes eingetheilet. Jn einer Klang-Rede iſt es nicht alle - mal noͤthig, daß man die unvoll - kommenen oder ſchwebenden Com - mata ausdrucke; die vollkomme - nen aber laſſen ſich durch gewiſſe na - tuͤrliche Faͤlle der Stimmen, oder chutes de voix fuͤglich exprimiren, und iſt dieſes faſt beſſer, als wenn man allenthalben kleine Soûpirs ſetzen wollte; dennoch aber wird man ſich auch der kleinen Pauſen manchmal nicht unfuͤglich bedienen koͤnnen.

Commencer un cheval,

Anfangen, will ſo viel ſagen, als die erſte Lection mit einem Pferde anfangen, welches geſchicht durch den Piqven-Lauf, oder daß man es an der Corda ledig lauffen laͤſſet, damit es thaͤtig wird, ſol - ches anzureiten und denn vollends zu dreßiren.

Commiſſura,

Jſt in der Muſic, wenn zwi - ſchen zwo gegen eine obere oder un - tere Stimme conſonirenden No - ten eine diſſonirende, und zwar in dem nechſten intervallo zu ſtehen kommt.

Commiſſura cadens ſ. cedens,

Wenn die in theſi ſtehende No - te conſoniret, und die in arſi diſ - ſoniret.

Commiſſura directa,

Wenn die in theſi befindlicheComNote diſſoniret, und hergegen die in arſi conſoniret.

Commodamente, Commodement,

Nach guter Beqvemlichkeit; iſt ſo viel als adagio.

Comoedia,

Jſt ein Dramatiſches Gedichte, welches ſeinen Nahmen von κώμη, pagus, und〈…〉〈…〉 δή, cantus hat. Denn es leitet ſeinen erſten Ur - ſprung vom Dorfe her, indem da - hin die jungen Leute nach dem Abend-Eſſen giengen und ſungen, auch allerhand Gaukeleyen und Poſſen dabey trieben, bis endlich Kluͤgere ſolches Weſen in ein Ge - ſchicke brachten und beſondere Schauſpiele daraus machten. Es wird dabey erfodert: 1) daß ſie eine gemeine buͤrgerliche, entwe - der allerdings erdichtete, oder doch mit erdichteten Zuſaͤtzen erweiterte Begebenheit vorſtellen; 2) daß die Schreibart leicht und der re - denden Perſon gemaͤß ſey; 3) daß der Anfang verwirrt, der Ausgang aber froͤlich und vergnuͤgt komme; und 4) alles hauptſaͤchlich zur Be - foͤrderung der Tugend und Unter - druͤckung der Laſter abziele. Und nach ſolchen Regeln ſind faſt alle Comoͤdien ſowol der alten Grie - chen als Roͤmer abgefaßt geweſen. Allein nachdem man ſich doch bey den Griechen entweder mehr oder weniger Freyheit nehmen duͤrfen, die Laſter vorzuſtellen, und mithin ei - nen und den andern durchzuziehen; ſo iſt die Comoedia ſchon vorlaͤngſt in antiquam, mediam und novam unterſchieden worden; deren erſte - re ſehr frey gieng, und zum oͤftern auch die Leute bey ihrem rechten Nahmen nennete. Die Comoedia media muſte ſchon behutſamer ge - hen, und durfte auf des AlcibiadisRitter-Lexic. NVer -ComVerurſachen wenigſtens niemand mehr bey Nahmen nennen, noch auch ſonſt iemanden ſo vorſtellen, daß ihn ſofort iedermann errathen und kennen konte; inſonderheit aber muſten die Chori wegbleiben, weil ſolche insgemein am ſtachlichſten heraus kamen. Die Comoedia nova gieng endlich zu Alexandri M. Zeiten an, da faſt alle Freyheit verlohren gegangen war: Daher denn auch nichts von einigen An - zuͤglichkeiten mehr mit unterflieſ - ſen durfte. Dergleichen Comoͤ - dien denn inſonderheit Menander und Philemon geſchrieben; welche Art hernach auch bey den Roͤmern uͤblich geweſen, und von Livio Andronico, als dem erſten Latei - niſchen Comico, ſodenn von En - nio, Afranio, Nævio, Cæcilio, Plauto, Terentio u. a. m. mit gu - tem Succeß ausgeuͤbt worden. Jndeſſen aber wurden dennoch von ſolchen die Comoͤdien immer in an - dere und andere nach und nach un - terſchieden. Denn es waren 1) Comoediæ Togatæ, worinnen die Roͤmer in ihrem gemeinen buͤrger - lichen Habite aufgefuͤhrt wurden; 2) Comoediæ Palliatæ, worinnen Griechen aufgefuͤhret wurden; 3) Comoediæ Prætextatæ, wo - rinnen man groſſe Roͤmiſche Leute und oͤffentliche Affairen vorſtelle - te; 4) Comoediæ Tabernatæ, wo - rinnen gantz gemeine Perſonen und ihnen gebuͤhrende Dinge re - praͤfentiret wurden; 5) Comoediæ Planipedes ſeu Mimi, welche meiſt nur in Gaukeleyen und einer laͤcherlichen Nachahmung der Din - ge, Geberden ꝛc. mit untermeng - ter Rede beſtanden; 6) Comoediæ Atellanæ, welche auf Singen und Tantzen mit ziemlichen Sauzoten ankamen u. w. d. g. m. war. DieComletztern Arten aber waren keine eigentliche Comoͤdien, wie ſich nemlich dieſe in ihrer Vollkom - menheit befanden, und zufoͤrderſt ihre Partes primarias und acceſſo - rias hatten. Die Partes primariæ waren: Protaſis, Epitaſis, Cata - taſis, Cataſtrophe; und auf ihre Art die Actus und Scenæ. Zu den Partibus acceſſoriis ſind zu rechnen: Das Argumentum, Ti - tulus, Prologus, Chorus, und nach - gehends an deſſen Stelle der Mi - mus. Es muſten aber zu Athen alle Comoͤdien von den 5 verord - neten Cenſoribus, und zu Rom von den Ædilibus gebilliget werden, ehe man ſie ſpielen durff - te, und wenn ſie dem Volcke nicht anſtanden, wurden ſie dem ohn - geacht dennoch wol explodiret oder ausgerauſchet.

Comoedus,

Ein Comoͤdiant, einer der die Comoͤdien ſpielet; Comicus, einer der die Comoͤdien macht.

Compagnie, bête de compagnie,

Heißt bey den Jaͤgern ein wild Schwein von ohngefehr 2 Jahren, welches noch mit den andern ge - het.

Compagnie de perdrix,

Jn der Jaͤgerey, ein Flug Reb - huͤner.

Comparſe,

Die Erſcheinung der Ritter in den Thurnieren und andern Rit - terſpielen, da ſie ſich zuvor auf Platz begeben, und vor den Zu - ſchauern ſehen laſſen.

Compas,

Wird bey den Spaniern das Niederſchlagen und Aufheben der Hand bey dem Tactgeben genen - net.

Comple -
Com

Complementum,

Ausfuͤllung, wird in der Muſic von denen Stimmen geſagt, die eine Muſic verſtaͤrcken helffen.

Complet eines Tantzes zu einer Air von 2 Zeiten,

Will man dieſem Stuͤck vom Tantze ſeine gebuͤhrende Cadentz geben, ſo hat man ſonſt nichts zu thun, als daß man unter waͤhren - dem Tantzen alle Zeiten oder hal - ben Schlaͤge, als worein dieſe Menſur geſetzet iſt, einer iedwe - den Menſur zehle, gleich als wie man alle Zeiten einer iedweden Menſur der Air zu zehlen pfleget, und dieſelben alle mit einander zu vergleichen, und exeqviren ſuchet, eben auf ſolche Art, als wie man den Tact zur Menſur der Air ſchlaͤget, und bey ſich immerfort und bis zum Ende 1, 2; 1, 2; 1, 2 zehlet. Und dieſes muß, gleich wie die Unruhe in einem Uhrwerck ſtets gleich, wie auch mit einem Mouvement, ſo ſich zur Air ſchi - cket, geſchehen. Man zehlet alſo immer fort, bis das Complet gantz aus iſt; faͤngt alsdenn, wenn es vonnoͤthen iſt, wieder von neuen an, und continuiret es ſo lange, bis daß man durch die lange Uibung die Zeiten hat lernen gleich machen. Hernach kan man entweder, wenn man Gelegenheit darzu hat, die Air ſpielen, oder aber ſingen, und zwar mit demjenigen Mouvement, ſo dabey ſeyn ſoll, ſo wird man alsdenn finden, daß alle Menſuren des Tantzes, nach den Menſuren der Air eingerichtet ſind.

Complet eines Tantzes zu einer Air von Drey-Vier - theilen,

Dieſem Complet zu einer AirComvon Drey-Viertheilen ſeine rechte Cadentz zu geben, kan man ſich nur der vorhergehenden Regel be - dienen; auſſer daß man allhier zehlet 1, 2, 3; 1, 2, 3; und ſ. w. gerade, als wie die Menſur der Air von drey Zeiten oder Vier - theilen. Und dieſe beyden Gene - ral-Regeln, zwey oder drey Zeiten zu zehlen, gelten bey allen Taͤntzen ohne Unterſcheid.

Completorium,

Alſo heiſſet der Gottesdienſt, welcher in den Kloͤſtern des Abends nach der Mahlzeit verrich - tet wird, weil alsdenn alle Arbeit des gantzen Tages vollendet iſt.

Complexio,

Jſt in der Muſic, wenn der Anfang eines harmoniſchen Sa - tzes am Ende wiederholet wird, zur Nachahmung der Poeten, welche oͤfters mit einem Worte einen Vers anfangen, und mit eben demſelben ihn auch wiederum ſchlieſſen.

Complexions des chevaux,

Die Eigenſchafften und Natu - ren der Pferde werden aus der Farbe erkennet, als Gelb, Chole - riſch, von dem Feuer; Roth, Sangviniſch, von der Lufft; Schwartz, Melancholiſch, von der Erden; Weiß, Pflegmatiſch, von dem Waſſer.

Compliment,

Wird in gutem und boͤſem Ver - ſtande genommen. Jn gutem Verſtande iſt es eine hoͤfliche Be - gegnung, Hoͤflichkeit in Worten und Geberden, da man ſich artig mit Geberden, und zierlich im Re - den auffuͤhret, Honorifica & offi - cioſa cum venuſtis geſtibus con -N 2junctaComjuncta compellatio. Weil des Tantzens wahrer Endzweck die aͤuſſerliche Sitten-Lehre und ge - faͤllig-machende Auffuͤhrung iſt; ſo muß ſie allerdings zu einer mode - ſten Poſitur und Stellung des gan - tzen Leibes, ſittſamen Geſtalt des Geſichtes, hoͤflichen und artigen Ge - berden und einer beſcheidenen Klei - der-Tracht anfuͤhren; die zierli - chen Worte uͤberlaͤſſet ſie der Re - dekunſt. Wer nun hierinnen Maaß zu halten weiß, und weder im Ex - ceß noch Defect pecciret, von dem ſagt man, er wiſſe geſchickt zu complimentiren. Allzuviele Ce - remonien hingegen und uͤberfluͤßi - ge Hoͤflichkeiten ſind mehr Unhoͤf - lichkeiten. Von dieſen ſagte jener nicht unrecht: Complimentiren hieſſe ſo viel als complete menti - ri, oder vollkommen luͤgen. Es wird aber ſodenn dieſes Wort in boͤſem Verſtande gebraucht. Ei - ne beſondere Bedeutung iſt es, wenn man das Wort Compliment fuͤr eine Reverence gebraucht, da - von am gehoͤrigen Orte.

Componaſter,

Ein ungeſchickter unverſtaͤndi - ger Componiſt.

Componere,

Jn der Muſic, zuſammen ſetzen, in Noten bringen, nemlich aller - hand Melodien erfinden, und Har - monien aufſetzen, oder zu Papier bringen.

Componiſt,

Compoſitore armonico, Com - poniſta Jtalieniſch, und Compo - ſiteur Frantzoͤſiſch, iſt derjenige, welcher eine Muſic verfertiget. Zu ſeiner Kunſt gehoͤret die Tempera - tur und die mathematiſchen Huͤlfs - Mittel in der Harmonic. DieComNatur und Eigenſchafften der Metric ſoll er fleißig unterſuchen; die Hypocritie und Geberde-Kunſt ſich bekandt machen; die Accente der Rede und des Klanges an ge - hoͤrigem Orte anzubringen und ge - buͤhrend auszudruͤcken wiſſen; wie die menſchliche Stimme zu beſſern und zu erhalten, auch was ieder ſeiner Saͤnger, fuͤr welche er etwas ſetzet, praͤſtiren koͤnne, wohl inne haben; die Jnſtrumente, deren Sprengel und die Fertigkeit derer, welche ſolche ſpielen, ſich derge - ſtalt bekandt gemacht haben, daß er einem ieden nach ſeinem Ver - moͤgen was zu thun geben koͤnne; in den Schreib-Arten ſoll er ſo weit bewandert ſeyn, daß er ſolche nicht vermiſche, ſondern iede ge - hoͤrigen Orts brauche; wenn er fuͤr Jnſtrumente ſetzet, ſoll er mehr auf die Melodie und Har - monie ſehen, als wenn es fuͤr Saͤnger geſchiehet; in allem, was er ſetzet, ſoll er ſich einen Haupt - Affect, welcher ſich zu der vorha - benden Materie und Abſicht ſchi - cket, vorſetzen. Man ſehe auch oben, was unter dem Titel: Ca - pellmeiſter, geſagt worden.

Compoſition,

Die muſicaliſche, iſt eine Wiſ - ſenſchafft und Kunſt, vermittelſt deren man die geſchickteſten und annehmlichſten Klaͤnge kluͤglich zu ſtellen, an einander zu fuͤgen, und ſowol Saͤngern als Spielern zur Ausuͤbung und Vollziehung deut - lich vorzuſchreiben lehret, damit eine ſolche Muſic dem Sinne des Gehoͤrs, das in der Seele woh - net, durch die Werckzeuge der Ohren gefalle, und das Hertz oder Gemuͤth tuͤchtig bewege oder ruͤhre.

Com -
Com

Compoſitio exotica,

Soll ſeyn, wenn man aus Un - wiſſenheit von den Grund-Re - geln wahrer Setz-Kunſt abgehet, ſich ungezaͤhmter Freyheiten bedie - net, ſo daß man ſelbſt nicht recht weiß, wo man zu Hauſe iſt.

Compoſitiones Gladiatorum,

Waren die Paare der Fechter, ſo von dem, welcher die Schau - ſpiele gab, pflegten zuſammen ge - leſen zu werden, um hernach auf dem Kampf-Platze ſich mit einan - der zu tummeln; wobey denn dar - auf geſehen ward, daß ſie einan - der, ſo viel moͤglich, an Jahren, Staͤrcke, Groͤſſe, Geſchicklich - keit ꝛc. gleich kamen, auch von einem Meiſter waren unterwieſen worden, damit ſie hernach einan - der deſto beſſer gewachſen, und ſich zu des Volckes Vergnuͤgen um ſo viel mehr und laͤnger umtreiben konten.

Comus,

Das naͤchtliche Divertiſſement, ſo mit Trincken, Gaſſen ſchwaͤr - men und Muſic vollfuͤhret wird.

Con,

Jſt in der Jtalieniſchen Spra - che eine Præpoſition, welche in der Muſic vielen Woͤrtern vorgeſetzt wird, als: con Affetto, mit An - muth; con l Arco, mit dem Bo - gen; con Bizarria, auf ungewoͤhn - liche, wunderliche Weiſe; con dolce maniera, mit einer ſuͤſſen, liebreichen, einſchmeichlenden, an - genehmen Art; con Diligenza, mit Fleiß; con Diſcrezione, mit Vorſichtigkeit, Behutſamkeit; con Furia, mit einem hefftigen, und ſehr haſtigen Tacte, oder mit dergleichen Ausdruͤckungen; con oſſervanza, mit Bedachtſamkeit,Condaß man alles angemerckte genau betrachten und weder zu viel noch zu wenig machen ſolle; con Spi - rito, begeiſtert, beſeelt, belebt; con Violini, mit Violinen ꝛc.

Concentus,

Jn engerm Verſtande ein Ac - cord. Dieſen Nahmen fuͤhrten ehemals folgende Intervalla muſi - ca: Diateſſaron, Diapente, Dia - paſon, Diadiateſſaron, Disdiapen - te und Disdiapaſon, das iſt, die Qvarte, Qvinte, Octav, Undeci - ma, Duodecima, und Decima - quinta. Jn weiterm Verſtande heißt es eine Uibereinſtimmung, Zuſammenſtimmung, ein Geſang, der wohl zuſammen ſtimmet.

Concert, Concerto,

Bedeutet 1) ein Collegium mu - ſicum, oder eine Zuſammenkunft vieler, die eine Muſic auffuͤhren; 2) eine ſowol Vocal - als Jnſtru - mental-Cammer-Muſic; 3) Vio - lin-Sachen, welche alſo geſetzet ſind, daß eine iede Partie ſich zu gewiſſer Zeit hervor thut, auch mit den andern gleich in die Wette ſpielet. Derowegen denn auch in ſolchen Sachen, worinne nur die erſte Partie dominiret, und wo unter vielen Violinen eine mit be - ſonderer Hurtigkeit vor andern ſich hoͤren laͤßt, dieſelbe Violino concertino genennet wird. Kurtz, Concert iſt, wo verſchiedene Stimmen ſich ſingend oder ſpie - lend wechſelsweiſe hoͤren laſſen, ſo daß eine immer den andern den Vorzug ſtreitig zu machen ſuchet.

Concertante,

Dieſes Beywort wird zu allen Recitirenden Stimmen, ſowol in Vocal - als Jnſtrumental-Sa - chen, geſetzt, um ſie von denen,N 3wel -Conwelche nur im groſſen Chore ſich hoͤren laſſen, zu unterſcheiden.

Concertato, Concertata,

Heißt alſo geſetzt, daß alle Stimmen etwas inſonderheit zu thun haben, und ſich vor andern hoͤren laſſen, es geſchehe nun gantz allein, oder mit andern und meh - rern.

Concerter,

Wird gebraucht, daß es bedeu - te: 1) ſich zu einem Concert zube - reiten, die Jnſtrumenten zuſam - men ſtimmen; 2) ein Stuͤck vorher zuſammen probiren, ehe es oͤffent - lich aufgefuͤhret wird; 3) wenn bey der wircklichen Auffuͤhrung eines muſicaliſchen Stuͤckes die Partien ſich alſo hoͤren laſſen, daß ſie mit einander gleichſam um den Vor - zug ſtreiten.

Concertiſten,

Sind die beſten und fertigſten Saͤnger und Jnſtrumentiſten, welche den kleinen Chor ausma - chen.

Concerto da Chieſa,

Kirchen-Concert. Man hat dergleichen von 1, 2, 3, 4 und mehr Stimmen, auch mit und ohne Jnſtrumenten. Wir wollen ſie mit Herrn Mattheſons Worten, fol. 221 ſq. ſeines Vollkommenen Capellmeiſters beſchreiben, weil ſie nicht nur von deren Erfindung, ſon - dern auch Eintheilung und Ver - beſſerung Nachricht geben. Es heißt daſelbſt: Dieſe Gattung hat der beruͤhmte Viadana, Erfinder des General-Baſſes, zuerſt auf - gebracht; Da ſonſt vor ſeiner Zeit, etwa vor 130 Jahren, alles verwirrt und verirret unter einander, mit lermreichen Fugen und polternden Contrapuncten, mit ſtarcken ausConvollem Halſe ſchreienden Choͤren, ohne Unterſchied guter oder boͤſer Stimmen, ohne Manier oder Zierlichkeit, ohne Melodie und Verſtaͤndlichkeit, in den Kirchen getrieben wurde: ſo daß man auch bedacht geweſen, allen Geſang und Klang gantz und gar vom Gottesdienſte zu verbannen. Und das verurſachten die lieben Mote - ten. Gedachter Viadana ſchreibt in der Vorrede ſeiner zu Franck - furt 1613 gedruckten Wercke, genug von den trifftigen Urſachen, die ihn bewogen, ſtat der gewoͤhnli - chen Moteten, die Concerte einzu - fuͤhren, und es beziehen ſich die meiſten Gruͤnde auf die mir ſo ſehr ans Hertz gewachſene Deut - lichkeit und Verſtaͤndlichkeit der Melodien, ingleichen auf ein rei - nes Accompagnement mit der Or - gel. Der Uiberfluß eckelhaffter Fugen und Contrapuncte; die unzierlichen Cadentzen und unge - reimten Concordantzen; die Un - terbrechung und Unterdruͤckung der Worte; die unfoͤrmlichen Jn - tervalle, zerſtuͤmmelten Harmo - nien ꝛc. werden alle in beſagter Vorrede nahmhafft gemacht, und wie billig, getadelt. Man nimmt ſonſt Davidiſche Pſalmen zu ſol - chen Concerten, auch andre Spruͤ - che aus der Heil. Schrifft; ohne gleichwohl allerhand gute gebun - dene Texte davon auszuſchlieſſen. Anfangs hatten dieſe Kirchen - Concerte keine andre Geſellſchafft, als die Orgeln, und wurden ſehr offt nur mit einer eintzigen Stim - me geſetzt, welche ſodann mit dem Organiſten gleichſam um den Preis ſtritte. Hernach brauchte man zween, drey bis vier Saͤnger dazu, und zuletzt fanden ſich auch verſchiedene Jnſtrumente dabeyein.Conein. Dieſe Concerte waren uͤbri - gens gantz kurtz, etwa von einer Qvart-Seite, zu ieder Stimme gerechnet, und giengen in einem Satze daher, ohne Unterbrechung des General-Baſſes. Es wurden auch, wo es etwa irgend an dieſem oder jenem Saͤnger fehlte, ihre Pirtien bisweilen auf Zincken ge - bleſen, welche damals die Stelle der Oboen vertraten. Doch hat die Nachwelt in allen dieſen ſehr viel geaͤndert und gebeſſert. Die eigentliche Abſicht bey den Concer - ten war und iſt noch dieſe: die Text-Worte vernehmlich zu ma - chen, und bey einer oder mehr Stimmen dennoch durch Huͤlffe des General-Baſſes, eine voͤllige Harmonie zu Wege zu bringen. Wer nun weiß, was Capell - und Concert-Stimmen heutiges Ta - ges ſind, da nehmlich bey den erſten alles was Odem hat, bey den andern aber nur die beſten ſich hoͤren laſſen, der wird ſich deſto leichter einen Begriff von dieſer Melodien-Gattung machen koͤn - nen: zumal wenn er bedenckt, daß der Nahme von certare, ſtreiten, herkoͤmmt, und ſo viel ſagen will, als ob in einem ſolchen Concert eine oder mehr auserleſene Sing - Stimmen mit der Orgel, oder un - ter einander, gleichſam einen Kunſt-Streit daruͤber fuͤhrten, wer es am lieblichſten machen koͤnne.

Concerto groſſo,

Ein Jnſtrumental-Stuͤck von lauter Violinen, erfodert unter allen die ſtaͤrckſte Vollſtimmigkeit. Die Affecten des ſtarcken Concerts ſind mancherley und abwechfelnd, wie in den Sonaten, doch nicht ſo haͤuffig. Denn die Wolluſt fuͤhret in den Concerten dieſer ArtCondas Regiment. Auf die vollſtaͤn - dige Beſetzung koͤmmt das meiſte an; ja man treibt ſie bis zur Un - maͤßigkeit, ſo daß es einer reichen Tafel aͤhnlich ſiehet, die nicht fuͤr den Hunger, ſondern zum Staat gedeckt iſt. Daß es in dergleichen Wett-Streit, davon alle Concer - ten ihren Nahmen haben, an einer angeſtellten Eiferſucht und Rache, an einem gemachten Neid und Haß, ingleichen an andern ſolchen Eigenſchafften nicht fehle, iſt leicht - lich zu erachten.

Concordant,

Wird ein ſolcher genannt, welcher den Baß und Tenor zur Noth ha - ben und ſingen kan.

Concordantia,

Zuſammenſtimmung verſchiede - ner Klaͤnge, es moͤgen derſelben wenige oder viele ſeyn.

Conducimento,

Jſt in der Muſic, wenn die Klaͤnge gradatim oder Stuffen - weiſe einher gehend angebracht werden, um uͤber oder unter die - ſelben eine Harmonie zu bauen und anzubringen. Die Jtaliener nennen es auch di grado; die Fran - zoſen par degrez conjoints; bey den alten Griechen aber hieß es ἀγωγή.

Conducimento retto, ſ. Conduite.

Conducimento ritornante,

Jſt, wenn die Klaͤnge im Nie - derſteigen Stuffenweiſe auf ein - ander folgen.

Conducimento circoncorrente,

Heißt eine auf - und wiederum unterwerts gehende Fuͤhrung, und zwar im Niederſteigen durchs b, im Aufſteigen aber durch das b ro - tondo.

N 4Conduite,
Con

Conduite,

Fuͤhrung, Stimm-Gang, No - ten-Folge, wenn eine Stimme durch die Voces: ut re mi fa ſol la, oder durch die Claves c d e f g a hinaufwerts gefuͤhret wird. Bey den Jtalienern wird es Con - ducimento retto genennet.

Confector,

War bey den Roͤmern ein Fech - ter, welcher ſich wagete, mit wil - den Thieren zu kaͤmpfen; heutiges Tages koͤnte man einen ieden ver - wegenen Fechter ſo nennen.

Confeſſor,

Wird in der erſten Zuſammen - kunft der Geiſtlichen zu Toledo der Præfectus Scholæ Cantorum, oder der Geiſtliche, welcher andere im Singen unterrichtete, genennet.

Confirmatio, ſ. Bekraͤfftigung des Vortrags.

Confutatio,

Aufloͤſung der Einwuͤrfe. Jn der Muſic mag ſie entweder durch Bindungen oder durch Anfuͤhrung und Widerlegung fremdſcheinen - der Faͤlle ausgedruckt werden; denn eben durch dergleichen Ge - gen-Saͤtze, wenn ſie wohl geho - ben ſind, wird das Gehoͤr in ſei - ner Luſt geſtaͤrcket, und alles, was demſelben in Diſſonanzen und Ruͤckungen zuwider lauffen moͤch - te, geſchlichtet und aufgeloͤſet. Dieſes Stuͤck der Einrichtung in den Melodien wird ſelten ange - troffen, ob es wol eines der ſchoͤn - ſten iſt.

Conge, voyez Corde.

Coni,

Werden die Spitz-Floͤten in ei - ner Orgel genennet.

Con

Conjecture d un poulain,

Die Vermuthung eines Foh - lens, oder Muthmaſſung, was aus einem jungen Fohlen fuͤr ein Dienſt-Pferd werden moͤchte, ſind folgende Kennzeichen: 1) Wenn es gleich friſch und munter ſich in Stalle erzeigt, 2) im Austreiben ſpringt und ſchertzet, 3) immer gem mit dem Maule ſpielet, 4) auf der Weide allezeit eines von den vor - derſten iſt, 5) keck uͤber die Bruͤcken mit gehet, 6) niemals zuruͤcke blei - bet, und dergleichen mehr: alles dieſes ſind gute Kennzeichen eines kuͤnfftigen guten Dienſt-Pferdes. Wie man ferner erkennen koͤnne, wie hoch es wachſen werde, ſo iſt zu wiſſen, daß ihm nach dem andern Jahre ſeine Schenckel nicht hoͤher oder laͤnger wachſen, als nimmt man einen Bindfaden, und miſſet das Fohlen, unten von der Koͤthe an, bis an den Bug ins Gelen - cke, darnach wieder von dem Bug im Gelencke an bis an das Obergeruͤſt, waͤchſet alſo des Pfer - des Leib ſo hoch, als die Schenckel in den erſten 2 Jahren gewach - ſen ſind, welches im vollbrach - ten ſeinem 6 Jahre (nach welchem es nicht hoͤher waͤchſet) geſchiehet, und alſo an einem ieden ſechsjaͤh - rigen wohlgewachſenen Pferde kan probirt werden.

Coniſterium,

War der Ort, wo ſich die Fech - ter mit Staube beſtreueten, nach - dem ſie ſich mit Oele beſtrichen hatten, damit ſie einander deſto beſſer anfaſſen konten.

Coniſtra,

Ward ehemals der geringſte und geraumeſte Platz vor den Schau - plaͤtzen genennet, wohin ſich ieder - mann ſtellen durfte.

Con -
Con

Conjunctus, Conjoint,

Heiſſet in der Muſic 1) vereini - get, verbunden; 2) was unmittel - bar Stuffenweiſe auf einander folget. Daher Conjunctio, Ver - einigung, Verbindung, Hinzu - fuͤgung.

Connexion derer Pas,

Jſt in der Tantz-Kunſt, und zwar bey deren Erlernung eines der noͤthigſten Stuͤcke, da der Tantzende angewieſen wird, wie er die eintzelen Univerſal - oder Fun - damental-Pas geſchickt und nach der Kunſt zuſammen ſetzen und verbinden muͤſſe.

Connil, Caninichen,

Sonſten auch Killen, Haſen - Koͤniglein, oder Haſen-Kuͤllen genannt, iſt ein kleines vierfuͤßi - ges Thier, in der Groͤſſe eines klei - nen Haſens, deme es ziemlicher maſſen gleich kommt, welches lan - ge Ohren und einen kurtzen Schwantz hat, blind auf die Welt kommet, von Farben aber gantz weiß, grau, ſprencklicht oder ſchwaͤrtzlich iſt. Es wird dieſes Thierlein hier zu Lande nicht in ſo groſſer Menge, als in denen Cle - viſchen Landen, in Brabant, Franckreich und Engelland ange - troffen, da ſie in beſondern Gehaͤ - gen, ſo die Frantzoſen Garennes nennen, gehalten werden. Man hat zweyerley Arten derſelben, nemlich wilde, worunter auch die in Gehaͤgen oder Garennen einge - ſchloſſene gezehlet werden, und zah - me oder Haus-Caninichen. Bey - de haben die Art an ſich, daß ſie ſich in die Erde vergraben, und da - rinnen ihren Bau oder Lager ma - chen, wiewohl jene, die Wilden von ungleich beſſerm Geſchmack, auch ohnſtreitig geſuͤnder ſind, alsCondieſe, nemlich die zahmen. Die - ſes Thier thut, wo es hinkommen kan, einen unglaublichen Schaden, in allerhand Getraide, abſonderlich aber in Gaͤrten und Weinbergen, doch hat es auch wieder ſeine Fein - de an Schlangen, Dachſen, Fuͤchſen, zahmen und wilden Ka - tzen, Hunden ꝛc. Die Caninichen fangen an zu hecken, wenn ſie ſechs Monat alt ſind, und ver - mehren ſich ungemein, indeme ſie alle vier Wochen 5 bis 6 Junge ſetzen. Die wilden werden mit Drat-Schlingen, mit der Lauſche, mit Sackgarnen, durch Huͤlffe eines Froͤttels, und ſonſten auf andere Arten mehr gefangen. Man pfleget ſie zu fricaßiren, zu braten, oder ein Ragout davon zu machen. Jhre gar gemachte Felle aber die - nen zu mancherley Rauch-Futter und Aufſchlaͤgen.

Conſeguente, Conſeguenza,

Wird in den Fugen die zweyte Stimme genennet, welche dem Fuͤhrer nachſinget, und deſſen Gaͤnge von Note zu Note, wie auch die Pauſen, nachmachet. Latei - niſch heiſſet ſie Comes, Deutſch aber Gefaͤhrte.

Conſociatio modorum,

Heißt die gewoͤhnliche und Re - gel-maͤßige Weiſe des Wieder - ſchlages, weil man, durch Veraͤn - derung eines oder andern Jnter - valles, die darinne ungleichen Ton-Arten mit einander verein - baret, bey welcher Zuſammenge - ſellung die Vertauſchung eines groſſen Jntervalls lange nicht ſo mercklich iſt, als eines kleinen.

Conſonante,

Ein groſſes von dem Abte du Mont neuerfundenes muſicaliſchesN 5Jn -ConJnſtrument, deſſen Corpus auf ei - nem Fuß-Geſtelle gerade in die Hoͤ - he ſtehet, und eine doppelte Decke hat; iede Seite iſt mit Saiten be - zogen, welche wie eine Harfe tracti - ret werden.

Conſonantiæ,

Sind alle dem Gehoͤr an ſich ſelbſt angenehme zuſammenklin - gende Jntervalle, ſie moͤgen voll - kommen, als die Octav und Qvint, oder unvollkommene ſeyn, als die Sext und Terz. Der Ein - klang, uniſonus, iſt kein Jnter - vall, ſondern eine mehr, als voll - kommene Conſonanz. Unter den vollkommenen Conſonanzen iſt die Octave entweder die verkleinerte, gewoͤhnliche oder vergroͤſſerte Octav; der Qvinte Gattungen, als die kleine Qvint, (welche der gemeine Mann die falſche nennet), die gewoͤhnliche und die uͤbermaͤſ - ſige Qvint behaupten ihre Stellen unter den Conſonanzen. Die Sext hat als Gattungen die verkleinerte, kleine und groſſe Sext, die ſich in die gewoͤhnliche und uͤbermaͤßige abtheilet. Bey der Terz findet ſich die verkleinerte, kleine u. groſſe Terz, welche letztere entweder die ge - woͤhnliche oder uͤbermaͤßige iſt. Alle dieſe bisher angefuͤhrte Jnter - valle gehoͤren mit Recht zu den Conſonanzen. Dagegen wird die ſogenannte Quarta intermedia mit Unrecht hieher gezogen, weil ſie durchgehends als eine Diſſonantz gegen das Fundament gebraucht wird, und alle Jntervalle von der Grund-Stimme an abgerechnet und abgezehlet werden muͤſſen.

Conſonantiæ compoſitæ,

Sind Conſonanzen, welche die Octav uͤberſchreiten.

Con

Conſonantiæ compoſitæ primæ,

Conſonanzen, welche nur eine Octav uͤberſchreiten.

Conſonantiæ compoſitæ ſecundæ,

Sind ſolche, die in der dritten, und alſo uͤber der zweyten Octav geſetzet werden.

Conſonantiæ compoſitæ tertiæ,

Kommen uͤber der dritten und folglich in der vierten Octav zu ſte - hen.

Conſonantiæ ſimplices,

Conſonanzen, ſo die Octav nicht uͤberſchreiten.

Conſonantia mixta,

Soll die Qvart andeuten, wel - che von einigen ſowol fuͤr eine Con - ſonantz als Diſſonantz angenom - men wird. ſ. Conſonantiæ.

Conſtantia, ſ. Coſtnitz.

Conſtitutio,

Jn der Muſic heiſſet die Art ei - nen Geſang anzufangen, fortzu - fuͤhren, und zu endigen, da man nemlich gewiſſe Klaͤnge mehr als andere brauchet, und aus ſolcher Zuſammenſetzung ein Gantzes, nemlich eine Harmonie, conſti - tuiret.

Continuato,

Heißt uͤberhaupt einerley Tact oder einerley Sing-Art fortſetzen; inſonderheit aber in Anſehung der Stimmen, wenn man gewiſſe Klaͤnge mit einerley Staͤrcke her - vorbringet; in Anſehung der Jn - ſtrumenten, abſonderlich derjeni - gen, ſo mit Boͤgen geſtrichen wer - den, wenn der Klang in gleicher Staͤrcke, nicht abgezuckt, oder von einander abgeriſſen, fortge - fuͤhret wird.

Con -
Con

Continuo,

Jſt ſo viel als der General - Baß.

Contra, ſ. Contra-Tenor.

Contra-Baß,

Wird der 32fuͤßige Sub-Baß in den Orgeln genennet.

Contraindre un cheval,

Ein Pferd bezwingen. Das geſchiehet auf allerhand Art und Weiſe: 1) mit der Seulen, 2) mit der Zug-Halffter, 3) mit der Chambriere 4) mit Sporen, 5) mit Spießruthen, 6) mit dem Kappzaum und dergleichen. Das allerſicherſte Mittel aber iſt die gu - te Zaͤumung, wobey man keines andern ſtrengen Mittels noͤthig hat, ſolches zu forciren.

Contra-Lauff,

Wird genennet, wenn zwey Jagen einander gegen uͤber ſind, und nur ein Lauff zu allen beyden Jagen gebraucht wird.

Contralto, Contr Alto,

Dieſes Wortes bedienen ſich die Jtaliener bey Duetten, doi Contralti, von zween Aelten, weil nemlich einer gegen den andern ſinget.

Contra-Poſaun,

Jſt eine 32 fuͤßige Orgel-Stim - me.

Contrapunct, Contrapunto,

Contrepoint,

So wird mit einem barbariſchen Nahmen die Symphoniurgie ge - nennet, weil Punct gegen Punct, Note gegen Note uͤber einander zu ſtehen kommen; denn die ehemah - ligen Moͤnchs-Noten hatten nur Koͤpfe, und keine Stiele, ſo daßConſie den Puncten aͤhnlich ſahen. Jn dem muſicaliſchen Lexico wird er alſo beſchrieben: Uiberhaupt iſt ie - de harmoniſche Zuſammenſetzung ein Contrapunct; inſonderheit aber ſind es ein, zwey - und mehr - fache Melodien uͤber ein gemeinig - lich aus Kirchen-Geſaͤngen ge - nommenes Subjectum, auf Jtalie - niſch Soggetto genannt. Man ſetzt bisweilen das Subjectum in Te - nor, oder in einer andern Obern - Stimme, welches ſodenn Sogget - to ſopra heiſſet, und der Baß, oder die andern Partien, welche man darunter macht, heiſſen Con - trapunto infra, oder ſotto il Sog - getto. Ordentlich iſt das Subje - ctum im Baß, kan aus gantzen oder halben Tacten beſtehen, und die Partien uͤber dergleichen Baß heiſſen Contrapunto ſopra Sog - getto.

Contrapunct, der figuͤrli - che, geſchmuͤckte,

Contrapunto fiorito, figurato Jtalieniſch, und Lateiniſch Con - trapunctus floridus, coloratus, iſt nicht nur ein ſolcher, da iede Stimme Noten hat, die ihr gefaͤl - lig ſind, ſondern es ſind durchge - hends alle Gegenſaͤtze, und zur Verwendung oder Verkehrung ge - ſchickte Kunſt-Stuͤcke dieſer Art. Dahin gehoͤren die doppelten und vielfachen mit ihren Gattungen, nemlich in Schritten, alla diritta, in Huͤpfungen, alla zoppa; in der Terz, Qvart, Qvint ꝛc. ; in einer - ley Zahl und Bewegung, d un ſol paſſo; in Fugen; in Bindun - gen; in Verbindungen; in Spruͤn - gen; in Ruͤckungen, oder worin - nen ſie ſonſt beſtehen. Hierbey iſt zu mercken, daß alle Fugen mit groͤſſerm Rechte, als eine iede har -moni -Conmoniſche Zuſammenfuͤgung, Con - trapuncte ſind; aber daß alle Con - trapuncte keine Fugen ſind. Ein anders iſt ein doppelter Contra - punct, ein anders eine doppelte Fuge: Dieſe hat Themata, welche ſich in ordentlichem Wiederſchlage hoͤren laſſen; jener hat nur ein ver - kehrliches Subjectum, nebſt an - dern Umſtaͤnden, davon die Fuge nichts weiß.

Contrapunct der gleiche,

Contrapunto egale,

Jn welchem alle uͤber einander ſtehende Noten von einerley Gel - tung ſind, und der keine Diſſo - nanzen hat. Dagegen iſt

Contrapunct der ungleiche,

Welcher verſchiedene Noten hat, und Conſonanzen mit Diſſonan - zen unter einander miſchet. Der ungleiche Contrapunct iſt dem ſchlechten, ſowol mit ſeiner ver - ſchiedenen Geltung, als mit den Diſſonanzen, ja alles uͤbrige, was nicht doppelt und mehrfach iſt, ſamt den gewoͤhnlichen Fugen ſelbſt, unterworffen. Schlecht bedeutet hier ſo viel als einfach, und wird nur dem doppelten oder vielfachen entgegen geſetzt. Der ſchlechte Contrapunct iſt alſo von dem gleichen wohl zu unterſchei - den; denn in dem gleichen Con - trapuncte weiß man von keinem Themate und von keinem Subje - cto, wol aber in dem ſchlechten. Man muß auch Thema und Sub - jectum unterſcheiden. Ein Fugen - Satz kan zwar ſowol Thema als Subjectum heiſſen; doch das er - ſte vielmehr: Allein im Contra - puncte beſonders hat nur das Subjectum ſtat, und kan ſolches eigentlich kein Thema genennet werden; denn es fehlet ihm derConWiederſchlag, und iſt ein Canto fermo.

Contrapunto alla diritta,

Ein Contrapunct in Schritten iſt, wo die Noten des dem Sub - jecto entgegen geſtellten Satzes, ohne den geringſten Sprung zu machen, nur gerades Weges auf - und niederſteigen.

Contrapunto alla zoppa,

Contrapunct in Huͤpfungen, auf hinckende Art, iſt, wo z. E. erſt eine Viertel-Note, hernach ein halber Schlag, ſodenn abermal ein Viertel den Tact fuͤllen, nach Art des dreyſyllbigten Klang-Fuſ - ſes, welcher Amphibrachys heiſſet. Doch geſchiehet ſolches Hincken mehrentheils in NB. lauter groſſen Jntervallen.

Contrapunto alla Terza,

Quarta &c.

Contrapunct in der Terz, Qvart, Qvint, Sext, Septime, Octav u. ſ. w. bis Duodecima, bedeutet eine ſolche Weiſe, wo der Gegen-Satz in dem angegebenen Jntervall beginnet, wenn man ſolches gegen die erſte Note des Subjects haͤlt; oder auch, wo ſich ein ſolcher Gegen-Satz hernach bey der Verkehrung, wenn das unten geweſene Subject oben koͤmmt, in einem dergleichen Jn - tervall anbringen laͤßt.

Contrapunto compoſto,

Zuſammengeſetzter Contrapunct, iſt derjenige, welcher aus Noten von ungleicher Figur und Geltung beſtehet, und zwar ſo, daß, indem eine Note haͤlt und ſtille ſtehet, die andern inzwiſchen fort - und durchgehen; er wird alſo genennet, weil er aus Conſonanzen und Diſ - ſonanzen beſtehet.

Con -
Con

Contrapunto colorato, ſ. Con - trapunct der figuͤrliche.

Contrapunto diminuto,

Ein in all erhand kleinen Jnter - vallen angebrachter Contrapunct.

Contrapunto doppio, ſ. Doppel - ter Contrapunct.

Contrapunto d un ſol paſſo,

Contrapunct von einerley Zahl, Figur und Bewegung, iſt, wo die Noten, obgleich nicht einerley Klang, doch immer bey der Wie - derholung einerley Zahl, Geſtalt und Bewegung behalten.

Contrapunto egale, ſ. Contra - punct der gleiche.

Contrapunto fiorito, ſ. Contra - punct der figuͤrliche.

Contrapunto fugato,

Aus lauter Fugen beſtehender Contrapunct, welche ſonſt ordent - licher Weiſe nicht dazu gehoͤren. Gewiſſer maſſen kan eine iede Fu - ge ein ſolcher fugirter Contra - punct heiſſen; doch eigentlich als - denn, wenn ein Subject oder fe - ſter Geſang dabey zum Grunde lieget, uͤber welchen man rechte Fu - gen anſtellet.

Contrapunto legato,

Jn Bindungen beſtehender Contrapunct, wo viele Ligaturen oder Bindungen eingefuͤhrt wer - den und gleichſam darinnen herr - ſchen. Dieſe Bindungen aber muß man nicht mit den Ruͤckun - gen vermiſchen; indem jene unter andern Eigenſchafften wenigſtens zwo Stimmen erfodern, da dieſe hergegen an einer genug haben.

Con

Contrapunto obligato, perfidiato, oſtinato,

Ein Contrapunct, der in Ver - bindungen beſtehet, von deſſen Gegenſatz man gar nicht abgehen darf, ſondern gleichſam hartnaͤcki - ger Weiſe daran verbunden ſeyn muß.

Contrapunto di ſalto,

Jn Spruͤngen geſetzter Contra - punct, wo nicht ein eintziger Grad oder Stuffen-Gang, ſondern lau - ter Spruͤnge im Gegenſatze des Subjects vorkommen.

Contrapunto ſciolto,

Ein freyer ungebundener Con - trapunct, worinnen weder Bin - dungen noch Ruͤckungen vorkom - men.

Contrapunto ſemplice, ſ. Con - trapunct der gleiche.

Contrapunto ſincopato,

Contrapunct in Ruͤckungen, wo es immer Syncopationes oder Ruͤckungen giebt, die auch in klei - nen Jntervallen und Graden be - ſtehen koͤnnen; womit ſich dieſe Art von dem huͤpfenden Contra - punct mercklich unterſcheidet. Denn das Ruͤcken kan, auch wol in eigentlichem Verſtande, ſitzend geſchehen, das Huͤpfen aber nicht.

Contrapunto ſopra Soggetto,

Ein uͤber ein gewiſſes Subje - ctum geſetzter Contrapunct.

Contrapunto ſotto Soggetto,

Dagegen iſt ein unter ein gewiſ - ſes Subjectum geſetzter Contra - punct.

Contra-Tenor,

Auch nur ſchlechtweg Contra, bedeutet die Haute-Contre, oderdieCondie naͤchſte Partie uͤber der Taille, oder mit einem Worte den Alt.

Contre-Lection,

Jn der Fecht-Kunſt iſt der ie - desmalige Vortheil, deſſen man ſich bedienet, wenn man des Fein - des Vorhaben verhindert, und ſich zugleich in Avantage ſetzet.

Contre-Marque,

Bedeutet die ſchwartzen Flecken in denen erhabenen Pferde-Zaͤh - nen, welches von denen Pferd-Be - truͤgern gebrannt, oder mit einem Grabſtichel manierlich ausgehoͤlt, und ſchwartz Wachs eingedruckt wird, daß es alſo falſch marqvirt, und man ein 12 jaͤhriges Pferd fuͤr ein ſechsjaͤhriges beurtheilen ſoll; wer aber wohl Acht giebet, kan den Betrug leicht mercken, denn der gemachte Bohnen-Keim iſt viel ſchwaͤrzer als der natuͤrliche, welcher nur ſchwartzbraunlich er - ſcheinet.

Contre-Poids du corps,

Jſt eine Freyheit der Bewe - gung und des Gegengewichts, die ſich ein Reuter durch die lange Ui - bung zu wege bringt, alſo daß er bey allen Bewegungen, die das Pferd macht, auf keine Seite mehr als auf die andere, weder hinter noch vorwerts haͤnget, ſon - dern allezeit in dem Mittel des Sattels, halb ſitzet und halb ſte - het, und feſt in Buͤgeln bleibet, daß er in den allerhaͤrteſten Spruͤn - gen allezeit, (wie gleichſam die Zunge in der Waage) mit dem obern Leibe aufrecht und gerad bleibet, um dem Pferde die rechte Huͤlffe zu geben.

Contrepoint, ſ. Contrapunct, it. Contrapunto.

Con

Contrepoint entrelacé,

Ein in einander gebundener oder geflochtener Contrapunct.

Contrepoint extemporané,

Auch fait ſur le champ genannt, und Lateiniſch naturalis und uſua - lis, oder mit einem Worte Sorti - ſatio, iſt ſo viel, als ein auf der Stelle oder aus dem Stegereif ge - machter Contrapunct.

Contre-Sanglots,

Sind Gegengurte oder Riemen an dem Sattel-Bogen angena - gelt, welche durch die Schnallen der Guͤrte durchgezogen werden, damit der Sattel feſt auflieget, und ſich nicht herum drehet.

Contretemps,

Jſt eine Verhinderung, ſo die rechte Maaß und Cadentz der Le - ctionen unterbricht, die entweder von dem ungeſchickten Reuter oder der Bosheit des Pferdes herruͤh - ret, abſonderlich bey Spruͤngen.

Contretemps,

Wird auch in dem Fechten ge - ſagt, wenn nicht zu rechter Zeit ausgeſtoſſen wird. Faire quelque choſe contretemps, heißt etwas zu unrechter Zeit, oder mal propos unternehmen.

Contretems,

Jn der Tantz-Kunſt, deutet ei - nen unzeitigen und ungewoͤhnli - chen Sprung im Tantzen an, tri - pudiando ſaltum præpoſterum da - re. Es iſt aber der Contretems eigentlich ein Pas compoſé, ſo aus 2 Schritten, nemlich einem ge - ſprungenen und einem ſteiffen Pas, beſtehet, davon der erſte drey Mar - qven fuͤhret, als Pas plié, ſauté, und le pied en l air & poſer en ſuite, das iſt, dabey man nach ge -faßtemConfaßtem Tempo ſpringet, und zwar nicht auf demjenigen Fuß, der da marſchiret, ſondern auf dem an - dern niederfaͤllet, im Springen den marſchirenden Fuß in die Luft ſtrecket, und wieder auf die Erde niederſetzet, und hernach mit dem andern Bein noch einen ſteifen Pas dazu machet. Und dieſes ge - ſchiehet ſowol ruͤck - und ſeit - als vorwerts. Seine Eintheilungen ſind folgende.

Contretems ſimple,

Der einfache Contretems vor - werts mit einer ſauté, wird ent - weder douce oder mit einem Sprunge verrichtet. Will man dabey ſpringen, ſo beſtehet er aus einem Pas plié, ſauté und le pied en l air & poſer en ſuite mit dem rechten Beine, das iſt, aus einem maͤßigen Sprunge oder Hupf auf dem lincken Beine, dabey zugleich der marſchirende rechte Fuß in der Lufft von ſich geſtoſſen, und wieder auf die Erde geſetzet wird; und aus einem ſteiffen Pas mit dem lin - cken Beine. Es wird nemlich im Auftact auf dem voraus geſetzten lincken Beine ruhend, mit beyden Knien gut auswerts gebogen, im Beugen der rechte Fuß bis neben an den lincken gebracht, in der Cadentze auf dem lincken maͤßig - lich geſprungen, oder in die Hoͤhe gehuͤpfet, im Springen, oder im Huͤpfen, der marſchirende rechte ſteiff vor ſich ausgeſtoſſen, und im dritten Viertel wieder nieder auf die Erde geſetzt: Bey dem zweyten Drey-Viertel-Tacte wird der lin - cke hinten an gezogen, oder zierli - cher etliche mal damit vom Fuſſe battiret, und bey dem letzten Vier - tel damit ſteiff vorgetreten. Man kan auch bey dem letzten SchritteCongar artig die Tour de Jambe mit dem lincken Beine machen.

Contretems ſimple vorwerts mit dem Pas grave,

Einige accompagniren den ein - fachen Contretems vorwerts mit dem Pas grave, und dabey werden im Auftacte beyde Knie gebeuget; unter dem Beugen wird der rechte Fuß mit dem Knoͤchel hinten an des lincken Knoͤchel angezogen, im erſten Viertel unter dem He - ben auf der Spitze nach der rech - ten um des lincken Ferſe vorge - bracht; im andern Viertel, auf dem gantzen Fuſſe ſtehend, mit dem rechten auf der Spitze vor - geſtrichen: Jn dem dritten Vier - tel wird der Leib darauf fortge - bracht, und zugleich das Tempo zum Sprunge gefaſſet, das iſt, mit beyden Knien zugleich gut aus - werts gebogen; in den beyden er - ſten Vierteln von dem zweyten Drey-Viertel-Tacte auf dem rech - ten Fuß in gerader Linie ein wenig, ie doucer ie beſſer, in die Hoͤhe geſprungen oder gehuͤpft, der lin - cke zugleich hinten an geworfen, und im Niederfallen wieder gera - de zur lincken Seite ausgeſtrecket, oder mit beyden wohlgeſtreckten Beinen zugleich in der Hoͤhe, oder wenigſtens, wenn man wieder ge - fallen iſt, mit dem lincken hinten etliche mal ſteiff vom Fuſſe batti - ret: Jm letzten Viertel wird mit dem zur Seite von ſich geſtreckten lincken Beine ſteiff vor getreten, und gleich darauf in die folgende Coupé eingefallen.

Contretems ſimple ſans ſauter,

Der einfache Contretems ohne Springen. Hiebey wird im erſten Tacte entweder auf dem linckenBeineConBeine ruhend, mit beyden Knien gebogen, und gehoben, aber nicht geſprungen, zugleich der rechte Fuß vorne ausgeſtreckt, und wie - der auf die Erde niedergeſetzt. Oder es wird mit dem rechten Beine der Pas grave gemacht, und in dem zweyten Tacte hinten mit dem lincken battiret; doch muͤſſen die Fuͤſſe nicht an einander anpol - tern, ſondern mit ſteiffen Knien aus dem Huͤftbeine von Ferne ge - ſchlagen werden, und nach ge - ſchehenem Battement ein wenig nach der lincken geſtrecket, im Auf - tacte damit ſteiff vorgetreten, und wieder darauf eingefallen. Die - ſer Contretems wird auch ohne Battement verrichtet, und der lin - cke Fuß hinten nur ſteiff angewor - fen.

Contretems ſimple vorwerts mit dem Pas de Fleuret,

Zuweilen, ſonderlich wenn man den Contretems zweymal, das iſt, zwey Menuet-Pas lang, nach einander machen will, wird das zweyte mal, an ſtat des Pas ſau - té, oder Pas grave, ein Pas de Bourrée oder Fleuret mit 3 engen und auswertigen Schritten hinter einander dergeſtalt vorwerts ge - macht. Bey dem erſten Viertel, nachdem man vorher im Auftacte gebogen, coupiret man mit dem rechten Fuſſe vorwerts; bey dem zweyten ſetzt man den lincken hin - ter dem rechten drein, und bey dem dritten Viertel ſchreitet man abermal vorne mit dem rechten ſteiff fort, doch daß die Fuͤſſe bey iedem Schritte auf der Spitze ge - hen, und gut auswerts forciret werden. Bey dem zweyten Ta - cte wird auf dem rechten Fuſſe ge - ſprungen, mit dem lincken hinterCondem rechten vom Fuſſe battiret, und wieder vorwerts darauf in die Coupé gefallen. Man kan auch den Sprung gar weglaſſen, und nur das Battement allein anbrin - gen.

Contretems double deux Sautés,

Der doppelte Contretems vor - werts, wird entweder mit einem Sauté mit dem lincken Beine an - gefangen, und noch ein Sauté auf dem rechten, und ein ſteiffer Pas mit dem lincken dazu gemacht; oder es wird mit einem Pas grave, oder auch Pas de fleuret, angefan - gen, und mit 2 Spruͤngen geendi - get, das iſt: Bey denen erſten Drey-Viertel-Noten wird der Pas grave, oder der Pas de fleuret, ſo wie bey dem Contretems ſim - ple, verrichtet; bey den erſten bey - den Vierteln von dem zweyten Drey-Viertel-Tacte wird vorn auf dem rechten geſprungen, und hinten zugleich mit dem lincken vom Fuſſe battiret; bey dem letz - ten Viertel auf dem lincken vorge - ſprungen, und der rechte hinten battirend angebracht: daß alſo bey dem zweyten Tacte 2 Spruͤnge mit dem rechten und lincken Beine nach einander geſchehen.

Contretems double ſans ſauter,

Der zweyfache Contretems vor - werts ohne Springen. Bey dem - ſelben kan man das Springen beyde mal weglaſſen, und allezeit, als das erſte mal mit dem lincken, und das 2te mal mit dem rechten ſtarck battiren. Dieſe beyde Con - tretems, als einmal mit dem Pas grave, und das zweyte mal mit dem Pas de fleuret, und 2 Spruͤn - gen, werden entweder bey der Menuet in der Haupt-Figur aufderConder langen Mittel-Linie vorwerts uͤber den Platz, oder auch in Ne - ben-Figuren bey dem Haͤndege - ben gemacht.

Contretems double mit dem Fleuret nach der lincken Seite,

Wird der doppelte Contretems in der Menuet ſowol, als in an - dern Taͤntzen, die aus Menuet - Pas beſtehen, nach der lincken Hand geſprungen; ſo werden oben beſagte 3 Schritte in den erſten Drey-Viertel-Noten, und zwar bey iedem Viertel einer verrichtet. Beym erſten Viertel coupiret man mit dem rechten Beine creuz - weis hinter dem lincken; bey dem zweyten Viertel ſetzet man den lincken Fuß ſteiff nach der lincken Seite; bey dem dritten ſetzet man abermal den rechten hinter dem lincken ſeitwerts weg, daß alſo der rechte zweymal hinter dem lincken enge weg marſchiret. Denn die - ſe 3 Schritte muͤſſen nicht allein hoch auf den Zehen und gut aus - werts, ſondern auch mit engen und neben einander eingeſchobenen Fuͤſſen geſchehen. Beym zweyten Drey-Viertel-Tacte, wenn man auf dem hinten ſtehenden rechten Fuſſe douce huͤpfet, wird zugleich vorn mit des lincken Abſatz uͤber des rechten Schnalle geſchlagen, und wenn man das zweyte mal mit dem lincken das Jetté macht, das iſt, von dem rechten auf den lincken ſeitwerts ſpringet, wird zu - gleich der rechte vorn uͤber gewor - fen, und wieder damit hinten weg coupiret. Dieſe Variation kan 2 bis 3 mal nach einander ge - macht werden. Beym erſten Sprunge hat man allemal 2, bey dem zweyten aber nur ein ViertelConvom Tacte zu beobachten: Daher faͤllet man das erſte mal mit ein wenig gebeugten Knien leiſe, und nimmt alſo zugleich zu dem zweyten Sprunge das Tempo.

Contretems double mit dem Fleuret in die Runde,

Dieſer Contretems, wenn er zur Menuet oben an der Ecke der Haupt-Figur angebracht wird, giebt eine ausbuͤndig ſchoͤne Va - riation, und wird dabey, ſowol was die Cadentz, als auch die Pas und Spruͤnge betrifft, eben wie bey vorherſtehenden, von der rech - ten nach der lincken Seite verfah - ren; ausgenommen, daß man hier beſtaͤndig auf einer Stelle bleibet, und bey dem erſten Tacte mit den 3 Schritten einmal, und bey dem zweyten Drey-Viertel-Tacte mit 2 Spruͤngen auch einmal, und al - ſo in 2 Drey-Viertel-Tacten zwey - mal nach der rechten Seite gantz um den Kreis koͤmmet. Man kan auch in beyden Tacten die Rundung nur einmal vollfuͤhren, und alſo juſt noch einmal ſo ge - maͤchlich herum kommen. Wird dieſes alles zweymal nach einander gemacht, ſo iſt es das andere mal eine bloſſe Wiederholung, und koͤmmt man in ſo viel Zeit, als 2 Haupt-Pas de Menuet austragen, viermal, oder ſo man etwas ſanf - ter und leiſer drehet, gar gemaͤch - lich dreymal rund um den Kreis. Einige laſſen das erſte mal den Pas de Bourrée weg, und machen da - fuͤr eine halbe Piroüette mit dem rechten hinter dem lincken Fuſſe, das iſt, ſie coupiren mit dem rech - ten Fuſſe hinter ſich, und drehen in den erſten 2 Vierteln des erſten Tactes mit ſteiffen Knien, und hoch auf den Spitzen ſtehend, nachRitter-Lexic. OderConder rechten Hand eine halbe Tour rund um, daß das Geſicht aus - werts zu ſiehen kommt; beugen bey dem dritten Viertel, ſpringen bey dem zweyten Drey-Viertel - Tacte mit 2 Spruͤngen, nemlich auf dem rechten, und von dieſem auf dem lincken, die uͤbrige Helff - te von der Rundung vollends rund um, und werfen bey iedem Sprunge einen Fuß, als erſtlich den lincken, und hernach auch den rechten, vorne uͤber des andern Schnalle. Andere machen auch vor der Piroüette noch eine ande - re Lection, welche ein gantzes Pas de Menuet lang dauret.

Contretems double mit dem Fleuret ruͤckwerts,

Jm erſten Drey-Viertel-Tacte macht man ein Pas fleuret ruͤck - werts; man coupiret nemlich im erſten Viertel mit dem rechten Fuſſe zuruͤck, trit im zweyten Viertel mit dem lincken vorne dicht an den rechten, und ſetzet im dritten Viertel den gejagten hinten ſtehenden rechten noch ein - mal hinterwerts fort. Jn den er - ſten beyden Vierteln des zweyten Drey-Viertel-Tacts huͤpffet man hinten auf dem rechten Fuſſe, ſchlaͤgt zugleich den lincken vorne uͤber des rechten Schnalle, und ſpringt im letzten Viertel, mit dem rechten vorne uͤberſchneidend, zuruͤck auf den lincken. Dieſer Contretems kan in der Menuet gebraucht werden, entweder wenn man im Anfange nach der Auf - fuͤhrung das Frauenzimmer von der Hand laͤſſet, und ruͤckwerts in die Haupt-Figur gehen will, der wenn man nach dem Haͤnde - geben zuruͤck tantzet.

Con

Contretems double & Balance,

Man macht bey dem Einkeh - ren in der Haupt-Figur in 2 Drey-Viertel-Tacten das Ba - lance mit dem rechten und lincken Beine, ſtreichet im neuen Tacte den Pas grave mit dem rechten Beine nach der rechten Seite, und ſpringet im zweyten Drey-Vier - tel-Tacte den doppelten Contre - tems auf dem rechten und lincken Beine nach der rechten Hand rund um. Oder man macht, welches viel zierlicher iſt, den Pas de fleu - ret nach dem Balance, wobey der rechte Fuß hinter dem lincken, der lincke dem rechten an die Seite, und der rechte nach der rechten ge - gen der lincken geſetzt wird, und ſpringet alsdenn die beſagten 2 Contretems. Dieſer Contretems laͤßt ſich auch zweymal nach ein - ander machen, alſo daß man da - bey mit einer groͤſſern Tour gantz gemaͤchlich einmal rund um den Kreis kommen kan; doch wird in dem zweyten Fleuret allemal mit dem rechten Beine avanciret, und das lincke hinten nachgeſetzet. So muß man auch allemal bey dem letzten Pas jetté, ſo mit dem lincken Beine geſchiehet, gaͤntzlich herum kommen; wobey zugleich in der Geſchwindigkeit die Tour de Jam - be angebracht, und in der neuen Cadenz damit hinter dem lincken coupirend, in die Haupt-Figur der Menuet eingegangen wird.

Contretems trois ſautés,

Der dreyfache Contretems vor - werts wird verrichtet mit 2 Schrit - ten, ſo in 3 Spruͤngen bewerck - ſtelliger werden, davon der erſte Sprung mit einem leiſen und ſanf - ten Huͤpfen auf dem lincken Beine geſchiehet, wobey zugleich dermar -Conmarſchirende rechte Fuß vorne ausgeſtoſſen wird, der zweyte auf dem rechten Fuſſe, nachdem er vor - her wieder auf die Erde geſetzt worden, und der dritte ein Pas jetté mit dem lincken vorwerts iſt. Dieſe 2 Schritte werden in zwey Dreyviertel-Tacten mit 3 Spruͤn - gen alſo verrichtet: Man beuget im Auftacte beyde Knie, huͤpfet in dem erſten Viertel mit dem Nie - derſchlage auf dem lincken Fuſſe ſanft und gelinde in die Hoͤhe, und avanciret zugleich im Strecken mit dem marſchirenden rechten uͤber der Erde, haͤlt ihn vorne in dem zweyten Viertel in der Luft ſtille, ſetzet ihn in dem dritten Viertel ſteif nieder und beuget; huͤpfet in den beyden erſten Vierteln des zweyten Drey-Viertel-Tacts auf dem rechten, battiret zugleich hin - ten mit dem lincken vom Fuſſe, ſpringet in dem letzten Viertel auf dem lincken das Pas jetté vorwerts, und faͤllet, um der Connexion willen, flugs wieder darauf in die halbe Coupé. Geſchehen alſo in dem zweyten Tacte 2 Spruͤnge, mit dem rechten und lincken Bei - ne nach einander, und werden uͤber dem erſten Sprunge 2 Viertel - Noten, uͤber dem zweyten aber nur ein Viertel zugebracht.

Contretems trois ſautés ruͤckwerts,

Der dreyfache Contretems ruͤck - werts gehet, was die Cadenz und Ordnung betrifft, wie der kurtz vorhergehende; nur muß alles, was dort vorwerts geſchiehet, hier ruͤckwerts gemacht werden. Man beuget im Auftacte beyde Knie, ſpringet im erſten Viertel vom Niederſchlage ein wenig auf dem lincken in die Hoͤhe, und ſtoͤſſetConoder ſchleudert zugleich den mar - ſchirenden rechten Fuß vor ſich, oder ſtreckt ihn ſtracks ruͤckwerts, haͤlt ihn im zweyten Viertel in der Luft ſtille, ſetzet ihn im dritten Viertel ſteiff hinter und beuget; ſpringet in den erſten beyden Vierteln des zweyten Drey-Viertel-Tactes auf dem rechten, den lincken zugleich von ſich ſtoſſend, gemaͤchlich in die Hoͤhe, und ſo auch in dem letzten Viertel von dem rechten auf den lincken, dabey man den rechten vorn uͤber den lincken ſchlaͤget. Man kan auch allemal in waͤhren - dem Springen den einen Fuß, ſtat des Ausſtoſſens, vorne uͤber den an - dern werfen, oder doch wenigſtens beym letzten Sprunge und Jetté en arriere den rechten uͤber den lincken ſchlagen. Dieſer Contre - tems kan, wie der vorige mit dem Pas fleuret ruͤckwerts, zur Menuet gebraucht werden, wenn man das Frauenzimmer nach der Ausfuͤh - rung von der Hand zuruͤck in die Haupt-Figur von ſich laͤßt, wie auch nach dem Haͤndegeben.

Contretems des Frauen - zimmers,

Ein Frauenzimmer hat bey den Contretems eben das zu beobach - ten, was von Mannsperſonen er - fodert wird, nur daß es ihm nicht anſtehet, wenn es ſpringet, oder mit den Fuͤſſen battiret. Jm Auf - tacte wird, auf dem zuvor wegge - ſetzten lincken Beine ruhend, mit beyden Knien zugleich gebogen, bey dem Niederſchlagen unter dem Strecken mit dem rechten der Pas grave vorgeſtrichen, beym dritten Viertel, auf dem rechten ruhend, mit beyden Knien gebogen und dergeſtalt das Tempo genommen, als wolte man einen Satz in dieO 2HoͤheConHoͤhe thun: Bey den erſten bey - den Viertel des zweyten Tactes wird auf dem rechten Beine in ei - ner wagrechten Linie hoch auf die Spitze in die Hoͤhe gehoben, und zugleich der lincke hinten angezo - gen, will man ſich im Strecken ein wenig von dem Boden heben, muß es gantz maͤßig geſchehen; bey dem letzten Viertel wird mit dem lincken Fuſſe ſteiff und hoch auf der Spitze fortgetreten, und gleich darauf ſanfft in die zum fol - genden Pas de Menuet gehoͤrende Coupé gefallen. Stat des Con - tretems des Frauenzimmers laſſen ſich gar fuͤglich 2 Tems de Cou - rante, als der erſte mit dem rech - ten, und der zweyte mit dem lin - cken Beine, anbringen.

Contretems cauſé par la ſyncope,

Jſt in der Muſic eine durch die Syncopation oder Ruͤckung verur - ſachte widrige Ordnung des Ta - ctes.

Conty,

Ein Flecken an dem Fluſſe Sel - le in der Picardie, nebſt dem Titel eines Fuͤrſtenthums, wovon ſich die Printzen von Conty, eine Ne - ben-Linie des Koͤniglich-Frantzoͤ - ſiſchen Hauſes Bourbon, ſchreiben. Das Wappen des Printzen von Conty iſt das Koͤniglich-Fran - tzoͤſiſche mit einer rothen Einfaſ - ſung, ſo in der Vertieffung einen ſchwebenden rothen rechten Schraͤg-Balcken hat.

Convenientiæ ſignum,

Das Zeichen des Haltens und Wartens, bis die andern Stim - men auch nachkommen, wird fol - gender geſtalt oder ge - macht.

Cop

Conus fiſtulæ organicæ,

Der Fuß an einer Orgel-Pfeif - fe, weil er unterwerts ſpitzig wie ein Kegel zu gehet.

Coppenhagen,

Die Koͤnigliche Daͤniſche Reſi - denz-Stadt, lieget an dem Welt - beruͤhmten Oreſund, durch welchen die Nord - und Oſt-See an einan - der gehangen, und die Commercia nach den Oſtlichen Laͤndern uͤber - aus erleichtert werden. Die Stadt Coppenhagen iſt eine von den reich - ſten Kauff-Staͤdten der Welt, mit einem trefflichen Hafen und Gegend, ſtatlichen Capitaliſten, anſehnlichen Kauffleuten, einer groſſen Menge Kauffartey-Schif - fen und Seefahrenden, heilſamen Statuten, einer praͤchtigen Boͤr - ſe, und vielen andern Vortheilen mehr, welche das Commercium ei - nes Orts floriſſant machen koͤnnen, verſehen. Der Sund iſt eines von den beſten Stuͤcken der Cron Daͤnnemarck, und iſt gleichſam der Schluͤſſel zu der Handthierung auf der Oſt-See, ſo groſſen Nu - tzen bringt, und haben die Koͤnige in Daͤnnemarck inſonderheit ein groſſes Einkommen von Fiſchen. Dieſer dreyerley Art ſind die Haͤ - ring, Berger-Fiſch und Hemling - Futter, welche einen unſaͤglichen Reichthum bringen, wie ſolches Hammelmann in ſeiner Chronic meldet. Es ſind in Coppenhagen zu ſehen die Haupt Kirche zu unſer Frauen, die zum H. Geiſt, die zu St. Nicolai, die zu S. Peter, das Koͤnigliche Schloß, ſamt der Kir - che, in ſolchem das gewaltige Zeug - haus, das Kauffhaus, der Koͤnig - liche Garten und Luſthaus, das ſchoͤne Obſervatorium, deſſen Stie - gen oder Treppen ſo commode,daßCopdaß eine Caroſſe bis zu oberſt fah - ren und wenden kan, die Koͤnig - liche Kunſt-Cammer, die vortreff - liche Bibliother, das neuerbaute Opern-Haus, die Reitſchule und Marſtall; Jtem das Weltberufe - ne Luſt-Schloß Friedrichsburg, woſelbſten die Koͤniglichen Reichs - Kleinodien. Es iſt allhier eine treffliche hohe Schule, welche An. 1479 von Chriſtiano dem I fundirt worden, die Auditoria ſind wohl zu ſehen. An die Stadt iſt durch eine Bruͤcke gleichſam angehaͤnget die neue Stadt, Chriſtians-Hafen genannt, von dar man in die Jn - ſel Amack gehet, welche durch ei - nen Damm mit der Stadt verein - baret, allwo ſich meiſtens Hollaͤn - der aufhalten, und die Schiffe in groſſer Menge und von unglaubli - cher Groͤſſe ſtehen. Die 1690 da - ſelbſt errichtete Ritter-Academie iſt nachgehends nach Sora verle - get worden, und letztens gar ein - gegangen. Das neue Koͤnigliche Schloß, worinne die Kirche 1741 eingeweihet worden, heiſſet Chri - ſtiansburg.

Copula,

Heiſſet auf der Orgel eine gewiſ - ſe Zuſammenſtimmung oder liebli - che Harmonie unterſchiedlicher Regiſter und Pfeiffen. ſ. Kop - pel.

Cor,

Ein Horn, Jaͤger-Horn. Cor de chaſſe, Waldhorn. Daher ſagt man: Suivre la bête cor & ery, ein Wild mit Blaſen und Ruffen verfolgen.

Corda, ſ. Chorda.

Corde,

Eine Leine, Tau oder Strick. Auf der Reitſchule aber heißt es die Linie oder Conge, die man anCoreinem Pfeiler haͤlt, und das Pferd daran lauffen laͤſt, wenn man es dreßiren will, um es zuſammen zu halten, den Kopf und Hals zu biegen, das Baͤumen und die Staͤ - tigkeit damit abzugewoͤhnen, und ſich vor der Peitſche fuͤrchten zu lernen, daß es von ſich ſelbſt aus dem Trott in den Galop faͤllt. Sie wird auch manchmal, wo kein Pfeiler iſt, von einem Kerl gehal - ten, der mitten in den Platz zu treten pflegt.

Corde des deux Piliers,

Sind die Linien des Caveſſons, wenn das Pferd zwiſchen 2 Pfei - lern levirt wird, zu hohen Schu - len.

Cornamuſa, Cornemuſe,

Ein Dudelſack, eine Sack - oder Bock-Pfeiffe, von den hervorra - genden Pfeiffenhoͤrnern alſo ge - nannt. Cornamuſare, auf der Sack-Pfeiffe blaſen. Cornamu - ſiſta, ein Bock-Pfeiffer.

Cornare, Cornicare,

Jn ein Horn ſtoſſen, ein Horn anblaſen.

Corne, donner un coup de corne,

Heißt dem Pferd an dem Gau - men zur Ader laſſen mit dem Horn eines Hirſchen oder wilden Geiſ - ſen, welches am Ende zugeſpitzet; und geſchicht dieſes Aderlaſſen an dem oberſten Kinnbacken.

Corne du cheval,

Jſt eine Art eines Horns, eines Fingers dick, welches um den Huf herum gehet. Hieran nagelt man die Eiſen, weil das Horn keine Empfindung hat.

Cornemuſe,

Sind Pfeiffen, ſo gleich aus -O 3gehen,Corgehen, und nicht mit doppelten, ſondern mit einer einfachen Roͤh - re, gleich den Baſſanelli, aber un - ten zugedeckt, und auf der Seite herum etliche Loͤchlein, dadurch der Reſonantz geht. Dem Klang nach koͤnten ſie ſtille Krummhoͤrner genennet werden: dem Chor, aber nicht der Figur nach, wie die Cor - netti muti, Zincken heiſſen. Sie haben kleine Schloͤſſer oder Cla - ves, und ſtimmen gleich ein mit dem Chor-Ton, das iſt, einen Ton tieffer als der Cammer-Ton.

Cornera de Terra,

Jſt eine gewiſſe Art Jndiani - ſcher Schafe, ſo ohngefehr fuͤnff - tehalb Fuß hoch ſind, und ein gar praͤchtiges Anſehen haben. Sie ſind zahm, daß ſie ſich gerne zaͤu - men laſſen, und kan eines 2 ſtarcke Perſonen tragen. Sie gehen ge - meiniglich einen Zelter oder klei - nen Galop, ſo lange als der Reu - ter darauf ſitzet. Jhr Maul iſt wie an einem Haſen, und ſie be - wegen beyde Leffzen zugleich, wenn ſie weiden; im uͤbrigen gleichet der Kopff dem Kopffe eines Re - he-Bocks. Die Ohren ſind faſt wie Eſels-Ohren, der Hals iſt duͤnne, wie an einem Cameel, und tragen ihn gerade in die Hoͤhe als wie die Schwanen. Die Keulen kommen den Keulen eines wohl - gewachſenen Dam-Hirſches gleich, und um den Schwantz ſehen ſie faſt eben ſo aus. Sie haben ge - ſpaltene Klauen wie die Schafe, darzwiſchen aber noch eine, ſo des Fingers dicke, und ſo ſpitzig iſt, als eines Adlers. Dieſe befindet ſich 2 Zoll uͤber dem Orte, wo ſich das Horn der Klauen theilet, und dienet ihnen darzu, daß ſie auf die Felſen klettern, und an alles, wasCorſie einmal faſſen, ſich anhalten koͤnnen. Die Wolle unter dem Bauche iſt wol 12 bis 14 Zoll lang, auf dem Ruͤcken aber kuͤrtzer und bald gekrauſet. Es ſind ſehr ge - dultige und vortrefflich nuͤtzliche Thiere, die ſich zu aller Arbeit ſchicken. Jhr Fleiſch ſchmeckt na - tuͤrlich als wie Schoͤpſen-Fleiſch. Jn ihren Magen werden zuweilen allerhand Bezoar-Steine gefun - den, und meldet Dampier, daß er deren einsmals 13 in einem ſol - chen Thiere gefunden, von denen einige gantz rauch und ungleich ge - weſen, einige rund, andere lang wie ein Stuͤck Corall, und einige oval, ſo zwar anfangs alle mit einander gruͤn geſehen, hernach aber Aſch grau worden. Sie thun den Spaniern in den Bergwer - cken ungemeine Dienſte, immaſſen ſie das Silber von Potoſi bis an die am Meer liegende Oerter, durch Wege tragen, welche weder Menſchen noch andere Thiere ge - hen koͤnnen. So bald es des Abends finſter worden, wollen ſie durchaus nicht mehr arbeiten, laſ - ſen ſich auch nicht darzu zwingen: denn, wenn ſie ſich ſchon geleget haben, man mag ſie ſchlagen, wie man will, ſo kan man ſie doch nicht aufbringen, ob ſie auch gleich den gantzen Tag nicht gearbeitet ha - ben; ſie ſchreyen entweder, oder ſeuffzen, mehr thun ſie nicht.

Cornet bouquin,

Jſt ein muſicaliſches Jnſtru - ment, einem groſſen Chor in ei - nem groſſen und weiten Orte zum Fundament zu dienen, als in de - nen groſſen Cathedral-Kirchen. Es iſt eine groſſe Pfeiffe mit 7 Loͤ - chern. Theils ſind gantz gerade von einem Stuͤcke Pflaumen -Baum -CorBaum-Holtz, auch andern zuge - richtet; theils ſind krumm, von zwey Stuͤcken. Man uͤberziehet ſie mit Leder. Der Diſcant iſt 2 Fuß lang, und der Baß 4 Fuß. Der Diameter der untern Weite iſt ein Zoll, und das Loch im Mund-Stuͤck hat 4 ſolcher Linien. Man kan wohl 100 Schlaͤge auf dieſem Jnſtrumente in einem Athem ſpielen, denn es geht ſo wenig Wind durch das enge Loch des Mundes.

Cornetti,

Jſt in der zu Goͤrlitz im Jahre 1703 erbaueten Orgel ein Regiſter, welches aus 3 Pfeiffen weiter Menſur, da die eine Qvinta 6 Fuß, die zweyte Octava 4 Fuß, und die 3te die Tertia uͤber 4 Fuß Ton iſt beſtehet; es klinget wie ein 8 fuͤßiges Schnarrwerck, ob - gleich keine 8 fuͤßige Pfeiffe darin - nen befindlich, und nicht tieffer als ins ungeſtrichene a manualiter ge - het: Es laͤßt ſich zu dem 16 fuͤßi - gen Bombard und andern darzu beqvemen Stimmen mit der rech - ten Hand wohl brauchen.

Cornettino,

Ein Qvart-Zincke, deſſen Sprengel vom eingeſtrichenen d bis ins 3 geſtrichene d, auch wol bis ins 3 geſtrichene g, ja zur Noth bis ins 3 geſtrichene a gehet.

Cornetto,

Ein Zincke, deſſen Sprengel von dem ungeſtrichenen a bis ins 3 geſtrichene c gehet.

Cornetto curva,

Ein krummer Zincke.

Cornetto diritto,

Ein gerader Zincke, worauf ein abſonderliches Mundſtuͤck geſteckt wird.

Cor

Cornetto muto,

Ein ſtiller Zincke, an welchen das Mundſtuͤck gedrehet iſt; fuͤh - ret dieſen Nahmen, weil er, wie der diritto, am Reſonantz gar ſtille und lieblich klinget.

Cornetto torto,

Ein ſehr krummer Zincke, gehet eine Qvint tieffer, als der gemeine, klinget aber gar unlieblich und hornhaft; wird auch Cornon ge - nennet.

Cornicen, Cornicularius,

Ein Zincken-Blaͤſer, ein Horn - Blaͤſer. Man koͤnte auch die Waldhorniſten alſo nennen.

Corno di caccia,

Ein Waldhorn.

Cornu, ſ. Buccina.

Corona,

Die Crone, welche um des Pfer - des Huf gehet, und mit kurtzen Haaren bedeckt iſt.

Corona, Coronata,

Wird bey den Jtalienern das Zeichen genennet. Wenn daſſelbe uͤber gewiſſe Noten in al - len Stimmen zugleich vorkoͤmmet, deutet es eine allgemeine Pauſe oder allgemeines Stillſchweigen an; ſtehet es aber uͤber einer Fi - nal-Note in einer Stimme allein, ſo zeiget es an, daß dieſe Stimme daſelbſt ſo lange aushalten ſolle, bis die uͤbrigen Stimmen zu ih - rem natuͤrlichen Schluſſe auch nachkommen. Die Frantzoſen nennen es Point d’Orgue. Man brauchet es auch in den Canoni - bus, um den Ort zu bemercken, wo alle Stimmen inne halten koͤn - nen, wenn geſchloſſen werden ſoll.

O 4Corpo
Cor

Corpo della Nota,

Oder Frantzoͤſiſch Corps ou Tê - te d une Note, bedeutet eine No - te an ihr ſelbſt, ohne Abſehen auf ihren ſowol geraden, als krum - men, in die Hoͤhe oder herunter gehenden Strich.

Corps, cheval du bon corps,

Ein Pferd, welches wohl bey Leibe, und dickbaͤuchigt, in Lenden erhaben, und aufſchwaͤmmigt von Gedaͤrmen iſt, welches fuͤr ein Zei - chen der Dauerhafftigkeit und Ge - ſundheit gehalten wird. V. Boyau.

Corrente, v. Courante.

Corruption des ſens,

Maͤngel und Gebrechen der Sinnen an denen Pferden ſind vielerley, als: 1) Blindheit, 2) Taubheit, 3) Unempfindlichkeit, 4) Plumpheit, 5) Schwachheit, 6) Zorn, 7) Haß, 8) Rache, 9) Zag - heit, 10) Schlagen, 11) Beiſſen, 12) Ungelernigkeit, 13) Faulheit, 14) Staͤtigkeit, 15) Aufbaͤumen, 16) Waͤltzeln und dergleichen, welche der Sinnen guten Stand, (den Pferden zu aller Unterweiſung) durch obbemeldte Maͤngel verhin - dern und zernichten; doch koͤnnen einige durch die Lectiones und Zaum-Kunſt verbeſſert werden.

Corvey,

Gefuͤrſtete Abtey Benedictiner - Ordens an der Weſer in dem Weſt - phaͤliſchen Kreiſe unweit Hoͤxter, zwiſchen dem Hertzogthum Braun - ſchweig-Luͤneburg und dem Stiff - te Paderborn. Der Gefuͤrſtete Abt hat in dem Wappen einen in die Breite getheilten Schild, deſ - ſen obere Helffte guͤlden und die untere roth iſt.

Coſ

Corybantes,

Alſo hieſſen bey den alten Grie - chen und Roͤmern die Pfaffen der Goͤttin Cybele, welche bey ihren Opffern gleichſam raſend herum ſprangen, und die Koͤpffe unter dem Tantzen bald da bald dorthin dre - heten.

Coſtnitz, Coſtantz, Conſtantia,

Eine wunderſchoͤne, luſtige und feſte Stadt am Boden-See und am Rhein gelegen, iſt nicht ſonder - lich groß, doch ſind allda zu ſehen die Biſchoͤffliche Kirche oder der Dom zu St. Stephan, item etli - che Stiffts-Kirchen, verſchiedene Kloͤſter, das Jeſuiter-Collegium, ſamt dem Rath - und Kauffhaus. Der Boden um Coſtantz iſt ſehr fruchtbar, an Wein, Fruͤchten, Obſt und Kraͤutern, und hat die beſte Weide. Das Bißthum iſt ſehr groß, darein uͤber die 400 Kloͤſter, und 1800 Pfarren gehoͤ - ren. ſ. Zeitungs-Lexicon. Allhier iſt der dritte Turnier von Hertzog Rudolphen in Schwaben Anno 948, die Woche nach Allerheiligen gehalten worden, wobey 8 Fuͤr - ſten, 20 Grafen, und 15 Freyher - ren, worunter Hertzog Herrmann in Schwaben, Bruno der erſte Marckgraf zu Sachſen, Hertzog Conrad in Francken und Graf Wiprecht zu Leiningen geweſen. Der Biſchoff zu Coſtnitz hat ein ſilbernes Creutz im rothen Hertz - Schilde, wegen des Stiffts Coſt - nitz; im erſten und 4ten rothen Felde, wiederum ein ſilbernes Creutz im rothen Felde, wegen der Abtey Reichenau; im andern und dritten ſilbernen und mit einer ro - then Binde getheilten Felde einen oben und unten gehenden blauen Loͤwen, als des vorigen BiſchoffsGe -CotGeſchlechts-Wapen derer Frey - herren von Stauffenberg. Unten in der rothen Schild-Spitze hal - ten zwey aus den Wolcken hervor gehende Haͤnde aufrechts einen ſil - beruen Schluͤſſel mit doppeltem Kamme. Auf dieſem Schilde ſte - het in der Mitten ein Engelskopf mit der Biſchoffs-Muͤtze, wegen des Stiffts Coſtnitz; zur Rechten iſt ein guͤldener Helm, auf wel - chem eine achteckigte und mit ſo viel Pfau-Federn gezierte rothe Tafel mit einem ſilbernen Creutze auf einem rothen Kuͤſſen ruhend, wegen Reichenau; und zur lin - cken der Stauffenbergiſche mit ei - nem Fuͤrſten-Hute bedeckte Helm, aus welchem 2 mit 6 Federn geputz - te Schalmeyen hervor ragen.

Coté, porter un cheval de coté,

Heiſt ein Pferd ſo gehend ma - chen, daß es in zwey Fußtapffen trit, und die eine mit dem Voͤr - der-Fuſſe, die andere mit dem hin - tern Fuſſe bemercket.

Côtes, les côtes des chevaux,

Die Rippen der Pferde, dieſe laſſen ſich alleſamt ein iedes fuͤr ſich mit ihren Knoͤpflein in zwey Gelencke des Ruͤckens ein, und werden durch ihre gewiſſe Kroſpel und ſtarcke Sennen mit denenſel - ben feſt verbunden, von dannen kruͤmmen ſie ſich Bogenweis nach der Schlimme, hinvor nach der Bruſt, da ſich die erſte oder ober - ſte zwoͤlffe mit ihren kroſpelichten Enden durch das Bruſtbein mit einander vereinbaren. Jnsge - mein aber haben die Pferde groͤſſe - re und ſtaͤrckere, und darzu an der Zahl dreymal mehr Rippen, als die Menſchen, und iſt iede mit ſeinem beſondern Haͤutlein umge - ben und bekleidet.

Cou

Cou, le cou du cheval,

Der Hals des Pferdes, iſt das Fundament, worauf der Kopf ge - ſetzet, und ſoll unten am dickeſten, in der Mitten mittelmaͤßig, oben am ſchmaͤleſten, und aufwerts nach und nach verlohren zugehen; ſoll auch von der Bruſt an, gerad aufrecht gewachſen ſeyn, daß der Kopff gleich herbey kommt, und beſtaͤndig in dieſer Poſtur verblei - bet. V. Encoulure.

Cou, le cou de cigne,

Art Schwanen-Hals. Dieſe Art Pferde ſind von Natur in eine gute Geſtalt gewachſen, daß ſie durch keine Kunſt duͤrffen darein gebracht, ſondern nur allein in der - ſelben erhalten werden. Denn der Hals iſt 1) weder oben noch unten zu dick, hat derowegen keine Ver - hinderung, daß er ſich nicht von ſich ſelber in die rechte Form brin - gen koͤnte; 2) Jſt der Hals hoch gewachſen, welches nicht allein des Pferdes Anſehn vermehret, ſon - dern auch den Kopf nicht nach - giebet, daß er ſich abwerts auf das Mundſtuͤck legen kan; 3) Haben dieſe Pferde ein rechtes Tempera - ment, daß ſie weder zu hitzig noch zu kaltſinnig, ſondern gantz be - gierig, aber dabey ſo modeſt, daß ſie in ihren Schrancken zu halten ſeyn koͤnnen.

Cou, le cou du porc,

Eine Art Schwein-Hals. Die - ſe Pferde haben den Hals oben di - cker als unten, dahero iſt ihnen auch unmoͤglich, Hals und Kopf, wegen ihrer Schwere, in die Hoͤ - he zu bringen, viel weniger hoch zu behalten, daß ſie nicht wieder unter ſich bohren ſolten, weil die Schwere iederzeit mehr unter ſich,O 5alsCouals uͤber ſich ziehet, und eine Ru - he auf der Fauſt ſuchet; weil auch bey dieſen Schweins-Haͤlſen zwey - erley Haupt-Maͤngel zuſammen ſtoſſen, daß ſie nicht allein zu nie - drig, ſondern auch mit den Koͤpf - fen viel zu weit vorwerts gehen, und uͤbel, oder wohl gar nicht zu zaͤumen ſind, ſondern ſtets auf des Reuters Fauſt ruhen. Wie heß - lich nun ſolches an denen Pferden ſtehet, am ſo viel ſchaͤdlicher iſt es auch in allem Gebrauch der Pfer - de zu ertragen.

Couardiſe,

Feig - oder Zagheit, iſt eine Art der Furcht, welche bey denen ſchieffrigen Pferden entſtehet, ſo ſich 1) vor allen dem entſetzen, was ſie nicht iederzeit vor Augen ſehen, 2) was ihnen unverſehens vor das Geſicht kommet, 3) welches ſich ſehr beweget, 4) ein gefaͤhrliches Anſehen hat, oder 5) laut poltert, 6) allen Straffen, auch allen ſtar - cken Huͤlffs-Mitteln ausweichen wollen.

Couche,

Bedeutet ein Pferd, welches im Galop oder Radop mit dem Leibe in die Volte legt, ſo gefaͤhrlich iſt, wegen des Fallens, welchem man mit den Spornſtab an den hintern Schenckeln inwendig helffen muß, daß es leicht wird, und gleich kommt.

Coude du cheval,

Jſt der oberſte Theil des Vor - der-Beins, am Pferde von der Schulter bis ans Knie.

Coude de la branche,

Der Bug oder Ellenbogen der Reitſtangen, welcher einen Um - fang mehr oder weniger nimmet, nachdem man die Stange will lei -Couſe oder hart wirckend haben. Die - ſe Stangen haben einen allzu ho - hen runden Bug, daher ziehen ſie des Pferdes Kopf unter die Bruſt, und uͤberzaͤumen es in den Boden hinein. V. Banquet.

Couillons des chevaux,

Geilen oder Hoden ſind eigent - lich ſolche Glieder, deren ſich die Natur zu Erhaltung der Ge - ſchlechte der Thiere bedienet. Zwey Schellen hangen in dem Pferde maͤnnlichen Geſchlechts aus dem Leibe heraus, zwiſchen beyden hintern Schenckeln. Sind an der Figur laͤnglicht rund, wie ein Ey, inwendig weiß und zart, voller kleiner Blutaͤderlein und Nerven.

Coulé,

Eine auf dem Clavier ſich wohl ausnehmende Manier, da zwi - ſchen zwo Noten, welche eine Terz von und uͤber einander ſtehen, und demnach zugleich angeſchlagen werden ſollen, die dazwiſchen lie - gende noch mitgenommen, und hergegen eine von gedachten bey - den Terz-Noten nachgeſchlagen wird. Das Zeichen dieſer Manier iſt ein Qverſtrichelgen, andere brauchen ein Haͤckgen dergeſtalt, womit ſie dieſe Manier bezeichnen. Sie hat vermuthlich ihren Nah - men vom durchſchleichen, fortrut - ſchen, und findet auch auf andern ſowol beſaiteten als blaſenden Jn - ſtrumenten ſtat.

Couleur des chevaux,

Die Farben der Pferde ſind un - terſchiedlich, als 1) eine friſche helle Farbe iſt gemeiniglich Roth-Fuͤch - ſe, Hellbraune, Goldfal ben ꝛc. 2) iſt die dunckele ſchwartze Farbe, als Rappen, Schwartzbraune,Maus -CouMausfalben ꝛc. 3) Braunſchaͤckigt, Pfirſchbluͤt, Porcellan und aller - hand vermiſchte Farben. 4) Al - lerhand Farben Schimmel, Roth - und Forellen-Schimmel, ꝛc. ſo nicht alle koͤnnen beſchrieben wer - den.

Couleur d une Note,

Die Farbe einer Note, ob ſolche weiß oder ſchwartz.

Country-Dances,

Eine Art Engliſcher Taͤnze, ſ. Angloiſe.

Coup en l air,

Nennet man einen Blindſchuß, welchen man auf der Reitſchule den jungen Pferden pflegt anzu - gewoͤhnen, damit ſie deſto beſſer im Feuer ſtehen lernen, und eine Salve aushalten.

Coupé,

Jſt einer von den ſechs Univer - ſal-Pas in der Tantz-Kunſt, wor - aus nachgehends die 3 Haupt-Pas zuſammen geſetzet werden. Er hat ſeinen Nahmen von dem Schnei - den oder Spalten entlehnet, und bedeutet einen durchſchnittenen ge - brochenen, oder vielmehr geboge - nen Schritt; daher auch Coupi - ren brechen oder beugen heißt. Die - ſer Bruch oder Durchſchnitt beſte - het eigentlich aus dem Plié, Beu - gen, und Elevé, Heben oder Stre - cken der Knie, welches die Fran - tzoſen le pli du jarret, eine Knie - beuge nennen, und wird auf zwey - erley Weiſe, als halb und gantz, verrichtet. Von der erſten Art, Frantzoͤſiſch Demi-Coupé genannt, wird unter dieſem Worte mehrers vorkommen. Die gantze Coupé beſtehet aus 2 differenten Schrit - ten, und wird auf folgende ArtenCougemacht: Das erſte Tempo, wenn man dem Leibe auf dem nicht all - zuweit vor dem rechten ſtehenden lincken Beine die Balance gege - ben, und zugleich den hintern rech - ten Fuß mit dem Abſatze von der Erden gehoben hat; ſo beuget man 1) mit beyden Knien zugleich, und 2) avanciret man unter waͤhren dem Beugen mit dem rechten Fuſſe bis neben an den lincken, und das iſt Pas plié. Bey dem andern Tem - po wird 1) coupiret, und der rech - te Fuß gebogen von der Erden entfernet vollends fortgefuͤhret, und 2) etwas ſtaͤrcker gehoben, als bey der halben Coupé, und dieſes iſt das Pas elevé. Jn dem 3ten Tempo wird 1) der lincke Fuß im Heben bis zu des rechten Ferſe ge - fuͤhret, und 2) von da an auf der Spitze vorwerts gefuͤhret; und iſt der Pas gliſſé. Es wird die gantze ſowol als halbe Coupé beydes mit dem lincken als rechten Beine; ſowol vorwerts, hinterwerts, als lincker und rechter Hand ſeitwerts formiret; der zweyte Schritt nicht allemal geſtrichen, ſondern vielmals als ein Pas ordinaire; als ein Pas jetté ſans ſauter, und daher Coupé deux Mouvements genennet; ja er wird ferner als ein Pas tortillé, als ein Rond de jambe einwerts; als ein Pas battu; als ein Pas aſſemblé, emboêtté &c. gemacht. Wie man denn die Cou - pé 106 mal veraͤndert findet. Gleichwie nun die halbe und gantze Coupé durch Schaͤrfe und Saͤnf - tigung mercklich von einander un - terſchieden ſind, und nachdem ſie mit Schritten und andern Mo - tionen accompagniret werden, un - terſchiedene Grade haben: Alſo koͤnten uͤber dieſe beyde Gattun - gen von Mouvement, wenn maninCouin dieſem Beugen und Heben bey dem Schritte durch die Schaͤrfe Stuffenweiſe hoͤher ſteigen wollte, noch 3 andere verſchiedene hoͤhere Grade angewieſen werden: 1) Wenn der Schritt gebogen fortgehet, und am Ende mit ſtaͤrckerm Stre - cken auffaͤllet, alſo daß in ſelbiger Zeit der andere Fuß zugleich in die Luft koͤmmt. 2) Wenn der eine Fuß ſchon in der Lufft iſt, und der andere indeſſen durch Beugen und noch ſtaͤrckeres Strecken den Leib in die Luft wirft, und der ſprin - gende Fuß eher als der andere wie - derum auf die Erde faͤllet, und alſo einen ziemlichen Sprung macht. 3) Wenn man ſich durch Beugen und Heben mit beyden Fuͤſſen in die Lufft ſchwinget, und daſelbſt einige Schritte formiret, ehe man wieder auf die Erde faͤllet.

Couper un cheval,

Heiſt ein Pferd verſchneiden und zum Wallachen machen, denn die Hengſte ſind gemeiniglich ſchlim̃ auf andere Pferde, auch oͤffters auf die Menſchen ſelbſt; welches verſchnittene nicht ſo leicht thun.

Couper, cheval qui ſe coupe,

Sagt man von einem Pferde, das hinten und vorn ſo enge gehet, daß es ſich mit den Hufeiſen reiſ - ſet und anſtreichet, und die Feſſel verletzet, welche Verletzungen ſehr unheilſam ſind.

Couper le rond, ou couper la volte,

Jſt eine Veraͤnderung, wenn man eine runde Tour in der Mit - ten halbirt, und einen Durchſchnitt macht, daß das Pferd changiren, und im Galop ſeine Schenckel wechſeln muß, dergeſtalt, ſo man die Volte entzwey theilet, chan -Cougirt man auch die Fauſt - und Schenckel-Huͤlffe, und gehet mit einer geraden Linie hindurch, eine Volte auf die andere Seite von neuen anzufangen, und dieſes con - tinuirt man von einer Hand zur andern, ſo lang es des Pferdes Vermoͤgen zulaͤſt.

Couper les ſons,

Heißt in der Muſic die Klaͤnge abkuͤrtzen, das iſt, ihnen an der Geltung etwas abnehmen, oder nach Erfoderung des auszudruͤ - ckenden Affects ſolche gelinde oder ſtarck abſtoſſen.

Couplet,

Eine gewiſſe Anzahl Verſe, oder Abſatz von einem Liede, eine Strophe.

Courage d un cheval,

Hertzhafftigkeit eines Pferdes iſt eine treffliche Eigenſchafft, ſo wol im Krieg als auſſer demſelben, in den Turniren und hohen Ritter - ſpielen, auf der Jagd, im Hof-Le - ben, zum Pomp und Pracht, auch allen Heroiſchen Bezeigungen.

Courante,

Der erſte unter den 3 niedrigen Cammer - und Fundamental-Taͤn - tzen, hat ſeinen Nahmen von cur - rere, lauffen, daher ihn einige auch den Lauff-Tanz nennen; oder von dem Frantzoͤſiſchen courant, flieſ - ſend, weil ein Couranten-Taͤntzer gleichſam ſchwimmet, und als ein ſchneller Strom ſehr geſchwind fortſchieſſet, und weil auch die Cou - rante allezeit terre terre und oh - ne einzigen Sprung getantzet wird. Dem aͤuſſerlichen Anſehen nach iſt die Courante der allerleichteſte und ſchlechteſte; in der That aber der allerſchwereſte und vornehmſteTantz,CouTanz, und erfodert Zeit, Muͤhe und Fleiß, ehe man denſelben mit netten und accurat nach dem Tact eingerichteten Schritten, wie auch mit einer gefaͤlligmachenden Air wegtantzen lernet. Ja weil die aller beſten Fundamente und Re - qviſita der gantzen Tantz-Uibung in der Courante enthalten ſind, ſo iſt ſie die beſte Probe und gleichſam das Meiſterſtuͤck eines geſchickten Taͤntzers. Jhr gebuͤh - ret der Vorzug vor den beyden uͤbrigen Fundamental-Taͤntzen, weil durch dieſelbe der ſteiffe und gebogene Schritt, und viel ande - re Haupt-Bewegungen am beſten gezeiget und beygebracht werden koͤnnen. Denn die Courante leh - ret, wie man bey iedem Schritte die Fuͤſſe wohl auswerts ſetzen, die Beine oben und unten wohl ſchlieſ - ſen, den Leib unvermerckt von ei - nem Beine auf das andere in gu - tem Gleichgewichte fortfuͤhren muͤſſe; ferner wie die Beine bey iedem Pas zierlich auf die Seite weggezogen, von ſich geſtreckt, wie - der an ſich gezogen, und ſauber ge - bogen werden muͤſſen, auch wie man ſich unten auf den Fuͤſſen wieder gut und ungezwungen aus den Beugungen heben ſoll. Sie iſt ein ſolches Fundament bey der galanten und theatraliſchen Tantz - Kunſt; daß derjenige, welcher die Courante recht verſtehet und tan - tzet, mit gar leichter Muͤhe alle andre Taͤntze, ja, wenn er die na - tuͤrlichen Kraͤffte und Geſchicklich - keit ſich zu heben hat, eine galante Capriole und Entrechat wird ler - nen und machen koͤnnen. Die Courante iſt der Schluͤſſel zu al - len andern Taͤntzen, und das Fun - dament, darauf alle andere Taͤn - tze beruhen, und daraus ſie ent -Couſpringen. Sie wird eingetheilet in die Courante ſimple und Fi - gurée.

Courante ſimple,

Bey derſelben ſind zu beobach - ten erſtlich ihre Pas, wie ſie eigent - lich gemacht, ordentlich verbunden, und genau nach dem Tacte einzu - theilen ſeyn; deren Figur, wo man dabey zutantzen ſolle, und endlich die gute Air, ſo man ſich dabey durch den gantzen Leib und alle Glieder zu geben habe. Die Pas belangend, finden ſich bey der Cou - rante der Pas ordinaire, grave, coupé und demi-coupé. So tantzt man nach der Reverentz ge - rade aufwerts acht Pas ſimples, davon ein iegliches, auch die gan - tze Coupé mit ihrem Pas gliſſé in einem Drey-Viertel-Tacte ge - endiget wird, und gehen in folgen - der Ordnung: Ein ſteiffer Pas mit dem lincken Beine; ein Tems de Courante mit dem rechten Beine; eine halbe Coupé mit dem lincken Beine; eine gantze Coupé mit dem rechten Beine; das dazu gehoͤrende Pas gliſſé mit dem lincken Beine; eine halbe Coupé mit dem rechten Beine; eine gantze Coupé mit dem lincken Beine und das dazu gehoͤ - rende Pas gliſſé mit dem rechten Beine. Oben wendet man ſich mit dem letzten Striche auf dem rechten Beine ein wenig nach der lincken Seite, und nach und nach gegen den Ort zu, wo man ange - fangen hat. Einige halten hier die Piroüette fuͤr gut, und ſie iſt auch gut; Denn man kan dabey zuletzt mit dem rechten Fuſſe voll - kommen gerade ausſtreichen, und ſich hernach darauf und zwar auf dem Abſatze, den lincken auf der Spitze haltend, mit guter Manierher -Couherum drehen. Dieſe Ordnung derer Pas ſetzet man mit eben ſol - cher Façon und Laͤnge im Herum - tantzen fort, auſſer daß man noch 2 Tems de Courante nach einander mit einem Pas ſimple vermiſcht anbringt, weil da kein Reverentz, wie aufwerts, den Raum weg - nimmt. Und das machet eine Zahl von 10 einzelen Schritten. Dieſes alles wird zum wenigſten viermal, oder zum hoͤchſten ſechs - mal, als die erſte Helfte im Hinauf - Tantzen, und die andere im Her - unter-Tanzen wiederholet, das iſt, zwey oder dreymal um den Kreis. Jn der letzten Umkehr, indem man das letztere mal und zwar mit dem lincken Beine coupiret, wendet man ſich nach der rechten Hand halb rund um, machet einen ſteif - fen Pas mit dem rechten Beine ruͤckwerts, eine halbe Coupé, oder auch noch einen ſteiffen Pas ruͤck - werts mit dem lincken Beine, und endlich die Reverentz, doch ſo daß ſie mit einer halben Coupé auf dem rechten Beine angefangen wird. Es ſind aber die Haupt - Pas der Courante entweder kurtze oder lange.

Courante ſimple, deren kur - tzer Pas compoſé,

Er haͤlt 2 Pas ſimples in ſich. Es wird nemlich durch die gantze Courante 1) mit einem ſteiffen Pas, welcher ſonſt auch Pas tendu, der geſtreckte Schritt genennet wird, weil das Knie dabey etwas geho - ben wird, ehe der Fuß vorkoͤmmt; und 2) mit einem Tems de Cou - rante conformiret, und geſchiehet der erſte Pas ſimple davon auf des Taͤntzers Seite mit dem lincken, und der andere mit dem rechten Beine, der Taͤntzerin aber der erſte mit dem rechten, und der andere mitCoudem lincken Beine. Bey jenem wird das lincke Beinetwas gebogen vor - gebracht, vorn ſteiff ausgeſtreckt, und auf den gantzen Fuß nieder - geſetzt; ſodenn auf dem lincken Beine ruhend mit beyden Knien zugleich gebogen, und im Biegen der rechte Fuß an der Erden mit dem Knoͤchel hinten an des lincken Knoͤchel nahe angezogen, unter dem Heben wieder nach der rech - ten ſeitwerts, und zwar juſt ne - ben des lincken Ferſe gut auswerts auf die Spitze gebracht, und nach - dem man ihn mit der Ferſe nahe ge - gen des lincken Knoͤchel vorge - bracht hat, auf der Spitze ſteif vor ſich hin geſtrichen, der Fuß auf den Abſatz niedergelaſſen, der Leib darauf gebracht, und der lin - cke hinten an den rechten ſteif an - gelegt. Von dem Frauenzimmer wird das rechte Bein ſteiff vorge - ſetzt, darauf ruhend mit beyden Knien gebeugt, im Beugen mit dem lincken Fuß an der Erde weg bis neben den rechten avanciret, und mit beyden zugleich gehoben, und endlich mit dem lincken ſteiff vorgeſtrichen, dem der rechte aber - mal bis an die Seite folget.

Courante ſimple, deren langer Pas compoſé,

Hat 3 Pas ſimples und wird mit einer halben und gantzen Coupé vollendet. Wenn einige den Fuß bey dem letzten Schritte ſteiff vor - ſetzen, iſt es zwar kein Fehler; allein weit lebhaffter laͤßt es, wenn der rechte Fuß, eben nicht laut rauſchend, ſondern nur galant un - terwerts geſtrecket, und nach der Melodie langſam u. douce auf der Erde vorgeſtrichen wird, als wenn man mit demſelben einen bloſſen ſimplen Pas macht; zumal auch die gantze Coupé bey dem andernSchrit -CouSchritte oͤfters einen Pas gliſſé er - fodert, und die Melodie allemal an demſelben Orte toͤnet, und es alſo der ſymmetriſchen Cadenz weit gemaͤſſer iſt. So wird auch dieſer lange Pas beſtaͤndig, ſowol auf des Taͤntzers als der Taͤntzerin Seite, zweymal nach einander in gleicher Ordnung der Lectionen und des Tactes wiederholet, auſſer daß das andere mal alles mit dem rech - ten Beine gemacht wird, was das erſte mal mit dem lincken verrich - tet worden, und mit dem lincken, was das erſte mal mit dem rech - ten geſchehen. Der Taͤntzer beu - get anfaͤnglich, auf dem rechten Beine ruhend, beyde Knie, ziehet im Beugen den lincken Fuß hin - ten nahe uͤber der Erde an den rechten, hebet wieder hoch auf der Spitzen in guter Balance, und fuͤhret im Heben den angebrachten lincken Fuß dem rechten an die Seite, gleichwie bey dem Tems de Courante den rechten, nur daß man ihn daſelbſt nicht niederſetzet, ſondern flugs ſteif und ungeſtreifft vollends vorbringet. Sobald der lincke Fuß auf der Erde iſt, wird ſtracks wieder mit beyden Knien ſanft gebogen, der rechte zugleich bis an des lincken Seite, und von dar an zwar gantz nahe uͤber der Erde vollends gebogen vorgebracht, auf dem gantzen Fuß ſtehend ge - hoben, im Heben der lincke Fuß bis an des rechten Ferſe vorgeho - ben, und von dar an vollends ſteif vorgeſtrichen. Der andre lange Pas wird alſo gemacht: Man beu - get auf dem lincken Fuſſe ruhend nieder, hebt ſich drauf wieder in die Hoͤhe und ſetzet den rechten Fuß ſteiff vor. Hernach beuget man wieder, coupiret mit dem lincken vorwerts, da der Leib wiederCoufolget, wie auch der rechte Fuß bis an die Seite des lincken, u. ſtreichet mit dem rechten von des lincken Fer - ſe an vollends ſteiff vor. Das Frau - enzimmer machet dieſe beyde langen Pas der Courante eben alſo, auſ - ſer daß ſie es umkehren, und das erſte zuletzt, das letzte aber zuerſt machen, weil das Frauenzimmer das allererſte Pas grave mit dem lincken, der Taͤntzer aber mit dem rechten Beine vorſtreichet.

Courante ſimple, wie deren Pas zu verbinden,

Einige heben nach gemachter Reverentz die Courante ſimple aus der Hand iederzeit mit 2 kurtzen Haupt-Pas nach einander an: Andre hingegen fangen, zu Erſpa - rung des Platzes mit einem kurtzen Pas compoſé an. Dieſem folgen die 2 langen Pas, als das erſte, welches ſich mit der halben Coupé auf dem lincken Beine anhebet, und die gantze auf dem lincken mit einem Pas gliſſé endiget, und das andere, welches ſich mit der hal - ben Coupé auf dem rechten Beine anhebet, und die gantze auf dem rechten mit einem gliſſé endiget. Dieſe 3 Haupt-Pas werden in einer langen Reihe und geraden Li - nie aufwerts gemacht, und allezeit wechſelsweiſe mit einem Fuſſe um den andern dabey geſtrichen. Hierauf folgen 2 kurtze Pas, das iſt, es wird bey iedem mit dem lincken Fuſſe ſteiff vorgetreten, und mit dem rechten vorgeſtrichen, und das geſchiehet oben allmaͤhlig nach der lincken Seite in die Runde. Sind dieſe 5 Haupt-Pas derge - ſtalt vollfuͤhret, wiederholet man ſie wieder aufs neue in eben ſolcher Ordnung und geraden Linie vor ſich abwerts, und unten ein wenig nach der lincken Hand zu in dieRundeCouRunde nach dem Orte zu, wo man angefangen hat, alſo daß die Figur oval-rund wird, und die Fortſetzung derer Pas nur eine bloſſe Wiederholung iſt. Sodenn wird abermal von vorne angefan - gen, und noch einmal in eben ſol - cher Ordnung und ovalen Run - dung um den Kreis herum getan - tzet, dergeſtalt daß die Figur von der gantzen Courante zweymal rundum gehet, und iederzeit 2 lan - ge und 2 kurtze Pas compoſés wech - ſelsweiſe auf einander folgen, als die beyden langen nach einander auf - und abwerts, und die beyden kurtzen nach einander oben und unten allmaͤhlig gegen die lincke Hand. Die Courante von der Hand aber laͤßt ſich nicht fuͤglich in die Runde tantzen, ſondern wird meiſtens laͤnglicht-viereckigt gemacht.

Courante ſimple, wie deren Pas genau nach dem Tacte einzutheilen,

Alle Melodien bey der Couran - te beſtehen aus einem ungleichen Tacte oder Tripel, und zwar aus zwey Drey-Viertel-Tacten, oder ſechs Viertel-Noten. Weil nun allemal nach 6 Zeiten in der Men - ſur oder Cadentz, oder nach Sechs Viertel-Noten, ein Ab - ſchnitt in der Melodie gehoͤret wird, und auch allemal das Porte les Bras in einer ieden ſolchen Zeit vollfuͤhrt und wieder - holet wird; ſo ſchicket ſich der Sechs-Viertel-Tact am beſten da - zu. Ein ieder Pas ſimple, als das Pas tendu, Pas grave, die gantze und halbe Coupé, wird in Drey-Vier - tel-Noten vollfuͤhret. Die Cadenz wird ſowol bey dem kurtzen als langen Pas compoſé im HebenCoubeobachtet, nemlich bey dem kur - tzen im Heben bey dem Pas grave, und bey dem langen im Heben bey der gantzen Coupé. Das Beugen geſchiehet alſo im Auftacte, und das Heben in der Cadenz; wie denn in allen Taͤntzen die Beu - gung iederzeit vor dem Tacte her - gehet, und das Heben juſt mit dem neuen Tact und Niederſchla - ge geſchiehet. Dieſes iſt auch bey dem Porte les Bras zu mercken. Denn wie man mit dem ſechſten Viertel, das iſt, mit der voͤlligen Cadenz beyde Knie beuget, ſo laͤſ - ſet man auch mit dieſer Beugung und Tact-Zeit entweder beyde Ar - me zugleich, oder auch nur einen vorfallen, nachdem man nemlich die Courante an oder von der Hand tantzet. Und wie man mit dem neuangehenden Tacte oder Niederſchlage beyde Knie hebet, ſo hebt man auch zugleich die Arme mit, und fuͤhret ſie ſo lange, als der Sechs-Viertel-Tact dauret, auf die Seite. Jn allen Couranten - Melodien findet man gemeiniglich bey dem Anfange des Sechs-Vier - tel-Tactes entweder einen halben Schlag mit dem Puncte, oder ein Viertel mit dem Puncte, und hoͤret alſo daſelbſt allemal ein laͤn - geres und ſchaͤrferes Getoͤne mit einem Triller, Rucke oder Nach - klange; da ſich hingegen der zwey - te Drey-Viertel-Tact nur mit ei - nem Viertel, oder mit zwey Hal - ben-Viertel-Noten anhebt. Bey dem ſcharfen Getoͤne, das iſt, mit dem neuen Sechs-Viertel-Tacte hebet man ſich aus der bey dem al - ten Tacte geſchehenen Beugung, und ſtreichet ſodenn mit dem an - dern Fuſſe. Und das geſchiehet in dem kurtzen Pas compoſé, welches nur eine Beugung hat, bey demPasCouPas grave, und bey dem lan - gen, allwo iederzeit 2 Mouve - ments, als die halbe und gantze Coupé, vorkommen auf der gan - tzen Coupé. Jn der Reverence wird allezeit, wie in den beyden Haupt-Pas, bey den erſten Drey - Viertel-Noten, wo die Melodie etwas toͤnet, ſteiff geſtrichen. Von der Reverence, wie ſolche bey der Courante gebuͤhrend zu machen ſey, wird unten unter dem Worte Reverence noͤthige Nachricht er - folgen.

Courante ſimple von der Hand,

Erfordert mehr Behutſamkeit als die Courante an der Hand, wo das Frauenzimmer beſtaͤndig an der Hand geleitet wird. Denn es muß hier viel genauer auf die Fi - gur Acht gegeben werden, damit beyde tantzende Perſonen allezeit ſymmetrice figuriren, und in einer Transverſal-Linie gegenuͤber und an der Seite bleiben moͤgen; es faͤllt auch auf Seiten der Taͤntzerin eine kleine Veraͤnderung der Pas vor. Der Taͤntzer aber hat darauf zu ſehen, daß er die Figur nicht oval ſondern laͤnglicht-viereckigt tanze, welches auch die Taͤnzerin thut, und das, was jener mit dem lin - cken Fuß machet, mit dem rechten bewerckſtelliget & vice verſa. Wie der Taͤntzer im Anfange 3 Vor - Pas, als ein kurtzes und 2 lange Haupt-Pas nach einander gerad aufwerts macht, und ſich her - nach mit dem erſten von den dar - auf folgenden kurtzen Vor-Pas, dabey das Pas grave allezeit mit dem rechten Fuß geſtrichen wird, nach der lincken Seite von ihr ab - wendet: So ſtreichet die Taͤnze - rin das erſte Pas grave mit dem lincken, das erſte Pas gliſſé mitCoudem rechten, und das andere mit dem lincken Beine gerade auf - werts, wie auch das erſte kurtze gerade nach der rechten Seite mit dem lincken Beine vorwerts von ihm ab. Hernach gehen ſie auf eben ſolche Weiſe, nachdem ſie ſich abermals beyderſeits zugleich mit dem Pas tendu den 4ten Theil von der Tour, er auf dem rechten nach der lincken, und ſie auf dem lin - cken nach der rechten Hand ab - werts gedrehet haben, wieder zu beyden Seiten neben einander: doch weil ſie oben beyde zugleich von einander gegangen ſind, weit aus einander vorwerts herunter, und tantzen unten, da ſie ſich das 3te Qvart, er auf dem rechten, ſie aber auf dem lincken Beine ein - werts gegen einander gedrehet, und einen kuxtzen Pas compoſé, er nach der lincken, und ſie nach der rechten Hand vorwerts, gerade ge - gen einander zuſammen, wie ſie oben bey der erſten Helffte der Figur beyde zugleich von einander gegangen, damit endiget ſich die gantze Figur. Weil nun dieſe laͤnglicht-viereckigte Figur zwey - mal nach einander durchgetantzt wird; ſo wird ſie, nachdem ſich beyde Perſonen zugleich das 4te Qvart von der Tour, er auf dem rechten nach der lincken, ſie aber auf dem lincken nach der rechten aufwerts gedrehet haben, noch ein - mal von vorn angefangen, und dabey, wie vorher, verfahren. Doch werden das andere mal un - ten bey dem Final die letzten bey - den kurtzen Pas weggelaſſen, weil allhier das laͤnglichte Qvadrat nicht voͤllig formiret wird; ſon - dern beyde marſchiren, ſobald der zweyte Tems de Courante von oben herab gemacht iſt, allmaͤhligRitter-Lexic. PſchiefCouſchief nach der Stelle zu, wo ſie angefangen haben, wenden ſich daſelbſt beyderſeits zugleich mit den beyden Coupés von dem zwey - ten Pas compoſé 2 Qvart von der Tour, er mit dem rechten und lin - cken Beine nach der rechten Hand; und ſie mit den lincken und rech - ten nach der lincken Hand, aus - werts und aufwerts halb rund um: daß ſie alſo beyde mit dem Geſichte aufwerts zu ſtehen kom - men; ſtreiffen, er mit dem rech - ten, ſie mit dem lincken ruͤckwerts, machen eine halbe Coupé, er mit dem lincken und ſie mit dem rech - ten hinter ſich, und ſchreiten auch mit einer halben Coupé, er mit dem rechten und ſie mit dem lin - cken Fuß zu der gewoͤhnlichen Re - verentz.

Courante figurée,

Wird in einer gantz andern Form und Geſtalt, als die Cou - rante ſimple, getantzet, welche Veraͤnderung theils in den Pas, theils in der Figur beſtehet. Die Pas ſind zwar einerley, werden aber hier nicht, wie bey der Cou - rante ſimple allezeit vorwerts, ſondern bald vor bald ruͤck-bald ſeitwerts in folgender Ordnung und Figur getantzet. Anfaͤnglich werden, wie dorten, nachdem ſich beyde Perſonen den 4ten Theil von der Tour, der Taͤntzer auf dem rechten, die Dame auf dem lin - cken Beine aufwerts gedrehet ha - ben, 2 Vor-Pas, als ein kurtzes und ein langes, in gerader Linie aufwerts getantzet, davon ſich das erſte mit einem Pas grave, auf dem rechten, und das andre mit einem Pas gliſſé auf dem lincken endiget. Hernach wird ein langer Pas com - poſé nach der lincken Seite der -Cougeftalt formiret: Bey der halben Coupé wird mit dem rechten Bei - ne vorn Creutzweiſe uͤber das lin - ke geſchritten, mit dem lincken nach der lincken ſeitwerts coupiret. Ferner wird ein Ruͤck - und ein Seiten-Pas abwerts halbrund um den Kreis gemacht, das iſt, man coupiret bey dem Ruͤck-Pas mit dem lincken und rechten Fuß hinterwerts, und trit oder ſtrei - chet mit dem lincken zuruͤck: Bey dem folgenden Pas wird, indem man ſich zugleich auf dem lincken Beine eine Qvart von der Tour nach der lincken Hand wendet, mit dem rechten hinter den lincken ab - werts coupiret, ingleichen mit dem lincken ſolcher Getalt abwerts vor den rechten, daß man ſich zu - gleich mit dem Geſichte vollends gerade abwerts drehet, und mit dem rechten das Pas gliſſé vor - und abwerts ſtreichet. Endlich wird, nachdem man ſich ein Qvart von der Tour auf dem rechten nach der lincken Hand gedrehet hat, ein kur - tzes Vor-Pas daſelbſt hin qver uͤber den Platz formiret, und zu - gleich das erſte Complet damit ge - endiget. Hierauf wird, da man ſich auf dem rechten nach der lin - cken aufwerts drehet, wieder von vorn angefangen, und wie das er - ſte mal ein kurtzes und ein langes Vor-Pas gerade aufwerts getan - tzet, hernach ein langes Pas com - poſé zuruͤck formiret, das iſt, es wird bey der halben Coupé mit dem rechten Beine creutzweiſe vor dem lincken geſchritten, der lincke hinten an des rechten Knoͤchel ge - bogen angelegt, damit ruͤckwerts coupirt, und mit dem rechten zu - ruͤck geſtrichen. Ferner folgt ein Pas compoſé, ſo aus einer halben Coupé, Tour de jambes und PasgliſſéCougliſſé beſtehet. Weiter werden 2 lange Pas in die Runde folgender maſſen aufwerts formiret: Mit dem lincken Beine wird aufwerts coupiret, ingleichen mit dem rech - ten, doch alſo, daß man ſich zu - gleich den 4ten Theil von der Run - dung nach der lincken Hand um - drehet, und das lincke Bein, ſich zugleich das zweyte Viertel von der Tour nach der lincken drehend, ſteiff aufwerts hinter ſich gebracht; daß alſo das Geſicht abwerts kommt. Bey dem zweyten lan - gen wird, indem man ſich zugleich das 3te Qvart von der Tour nach der lincken Hand drehet, mit dem rechten vornuͤber, oder auch, wie in dem erſten Complet abwerts dicht hinter dem lincken aufwerts coupiret, ingleichen mit dem lin - cken, doch ſo, daß man ſich zu - gleich auf dem rechten das 4te Qvart der Tour nach der lincken Hand aufwerts vollends umdre - het, daß alſo das Geſicht gerade aufwerts zu ſtehen koͤmmt, und mit dem rechten gerade vor - und aufwerts geſtrichen. Endlich wer - den wieder, wie bey der Courante ſimple, 2 kurtze Vor-Pas oben herum, wie auch 2 lange abwerts nach dem Orte zu, wo angefan - gen worden iſt, gemacht und un - ten wird auch, wie bey der Cou - rante ſimple, geſchloſſen. Das Frauenzimmer wird hierbey, wie bey der Courante ſimple an der Hand, durch und durch an der Hand geleitet; hat daher nichts anders, als was daſelbſt gemeldet worden iſt, in Acht zu nehmen. Kurtz, ſie tantzet allezeit mit lau - ter Vor-Pas, als mit einem kur - tzen, und im uͤbrigen mit lauter langen Haupt-Pas um ihren Fuͤh - rer herum, und kehret ſich nichtCoudaran, ob er gleich Vor-Seiten - oder Ruͤck-Pas machet, auſſer daß ſie ihm willig folget, und ſich alle - zeit nahe zu ihm haͤlt, damit er in ſeiner Figur und Courſe nicht ge - hemmet werde.

Courante figurée von der Hand,

Bey derſelben muß man haupt - ſaͤchlich zweyerley beobachten: 1) daß der Taͤntzer nicht einen Nagel breit von der laͤnglicht-viereckigten Figur, wie auch Ordnung derer Pas abweiche, und alſo nichts neues zu bemercken hat, als daß er oben und unten in der Figur bey dem Umwenden dem Frauen - zimmer zwar entgegen, aber nicht gerade auf ſie zu, ſondern am aus - wendigen Orte der Figur mit ſei - ner lincken Seite bey ihrer lincken qveer uͤber dem Platz bey ihr vor - bey marſchiret. Hernach 2) daß das Frauenzimmer allezeit durch die gantze Courante durch und durch bey der Figur und den ein - zelnen Pas das Gegentheil tan - tzen muͤſſe. Anfaͤnglich gehet das Frauenzimmer zugleich mit dem Taͤntzer, indem ſie beyderſeits eine Qvart von der Tour, als er auf dem rechten und ſie auf dem lin - cken Beine, aufwerts ſich drehen, ein kurtzes und ein langes Vor - Pas in gerader Linie aufwerts, davon ſich das erſte mit einem Pas grave mit dem lincken, das zweyte mit dem Pas gliſſé mit dem rechten Fuß endiget. Hernach wird ein langes Pas compo[s] nach der rechten, gleichwie auf des Taͤntzers Seite nach der lincken ſeitwerts formiret, das iſt, man ſchreitet bey der halben Coupé mit dem lincken Fuſſe creutzweiſe uͤber dem rechten, gleichwie der TaͤntzerP 2mitCoumit dem rechten uͤber dem lincken, coupiret mit dem rechten nach der rechten ſeitwerts, und ſtreichet den lincken zuruͤck hinter den rechten. Ferner machet ſie ein Ruͤck - und ein Seiten-Pas abwerts halb - rund um den Kreis; ſie coupiret mit dem rechten und lincken Beine hinter ſich, und ſtreichet den rech - ten zuruͤck; bey dem Seiten-Pas coupiret ſie, indem ſie zugleich ein Qvart von der Tour auf dem rech - ten nach der rechten Hand drehet, mit dem lincken Beine abwerts hinter dem rechten weg, ingleichen mit dem rechten ſolcher geſtalt ab - werts vor dem lincken, daß ſie ſich zugleich auf dem lincken vollends gerade abwerts drehet, und ſtrei - chet mit dem lincken das Pas gliſſé vor - und abwerts. Endlich drehet ſie ſich auf dem lincken ein Qvart von der Tour nach der rechten Hand, und formiret dahin, wie der Taͤntzer nach der lincken, ein kurtzes Vor-Pas qver uͤber den Platz, doch nicht, wie bey der Courante ſimple, ſchnurgerade ge - gen ihn, ſondern inwendig in der Figur, mit dem lincken Arm bey ſeinem lincken, vorbey; zu dem Ende muß ſie das vorhergehende Pas gliſſé etwas kuͤrtzer, er aber etwas weiter abwerts ſtreiffen, da - mit ſie ohne Anſtoſſen bey einan - der vorbey paßiren koͤnnen, daß ſie auf die andere Seite, und er auf ihre Linie koͤmmt. Damit endi - get ſich das erſte Complet. Nach demſelben tantzet ſie wieder mit ihm, wie das erſte mal, da ſie ſich auf dem lincken Bein ein Qvart von der Tour nach der rechten auf - werts drehet, ein kurtzes und ein langes Vor Pas gerade aufwerts, und formiret ein langes Pas com - poſé, folgender geſtalt ruͤckwerts:CouSie ſchreitet bey der halben Cou - pé mit dem lincken Beine vor das rechte, leget den rechten Fuß hin - ten an den lincken Knoͤchel gebo - gen an, coupiret damit ruͤckwerts und ſtreichet mit dem lincken hin - ter ſich. Folgends machet ſie einen Pas compoſé, welcher aus einer halben Coupé, Tour de jambes und Pas gliſſé beſtehet, nemlich ſie coupiret mit dem rechten Beine zuruͤck abwerts, fuͤhret den lincken von der Erde gehoben auswerts rund um den Kreis, ſetzet ihn ne - ben des rechten Ferſe nieder auf dem Ballen, und ſtreiffet damit vor ſich hin. Ferner formiret ſie 2 lange Pas in die Runde alſo auf - werts: Sie coupiret mit dem rech - ten Beine vorwerts, ingleichen mit dem lincken, doch alſo, daß ſie zugleich ein Qvart von dem Um - kreis nach der rechten Hand drehet, und bringet das rechte Bein, in - dem ſie zugleich das andere Qvart von der Tour ſich nach der rechten drehet, ſteiff aufwerts hinter ſich, daß das Geſicht abwerts kommt. Bey dem zweyten langen Haupt - Pas coupiret ſie mit dem lincken Beine, indem ſie ſich zugleich das 3te Qvart von der Tour nach der lincken Hand drehet, vorn creutz - weiſe uͤber dem rechten aufwerts, item mit dem rechten vorwerts, doch ſo daß ſie ſich zugleich das 4te Qvart nach der rechten drehet, und alſo das Geſicht gerade aufwerts kommet, und ſtreichet den lincken vor - und aufwerts. Endlich dre - het ſie ſich auf dem lincken Beine mit einer Viertel-Wendung nach der rechten, und macht das erſte von den darauf folgenden 2 kur - tzen Vor-Pas daſelbſt hin, gleich - wie der Taͤntzer, nach der lincken qver uͤber den Platz, zwar abermal,wieCoubey dem Beſchluß des erſten Com - plets, inwendig in der Figur mit ihrem lincken Arm, bey des oben weg und ſchief abwerts tantzen - den Cavaliers lincken Seite ſchief aufwerts vorbey; daß alſo eine ie - de Perſon wieder auf ihre erſte Linie koͤmmt; macht, da ſie ſich ein Qvart auf dem lincken abwerts drehet, ein kurtzes und ein langes Vor-Pas ſchief abwerts nach dem Orte zu, wo ſie angefangen hat, und ſchlieſſet daſelbſt wie bey der Courante ſimple von der Hand.

Courante, Corrente,

Jſt eine Gattung von Jnſtru - mental-Tantz-auch Sing-Melo - dien. Wenn ſie getantzet werden ſoll, findet ſie ihre unumſtoͤßliche Regeln, die der Componiſt genau in Acht nehmen muß; kein ande - rer Tact, als der dreyhalbe $$\frac {3}{2}$$ hat dabey ſtat. Soll dieſe Melodie dem Clavier dienen, ſo wird mehr Freyheit vergoͤnnet; auf der Gei - ge aber hat ſie faſt keine Schran - cken, ſondern ſuchet ihren Nahmen tuͤchtig, mit immerwaͤhrendem Lauffen, zu behaupten, doch ſo, daß es lieblich und zaͤrtlich zugehe. Die Sing-Couranten kommen der Tantz-Art am naͤheſten, ob ſie wol eigentlich nur das Tempo di Cor - rente, und eben nicht die gantze Form derſelben brauchen. Der Lauteniſten Meiſterſtuͤck, abſon - derlich in Franckreich, iſt gemei - niglich dieſer Gattung, worauf man auch ſeine Muͤhe und Kunſt nicht uͤbel anwendet. Die Leiden - ſchafft oder Gemuͤths-Bewegung aber, ſo in einer rechten Couran - te vorgeſtellet wird, iſt die ſuͤſſe Hoffnung. Denn es findet ſich was Hertzhafftes, was Verlangen - des und was Freudiges darinnen;Coulauter Stuͤcke, daraus alle Hoff - nung zuſammen geſetzet wird.

Courbature,

Jſt eine Erſchuͤtterung der Sei - ten eines Pferdes, und eine Be - wegung, die faſt derjenigen gleich iſt, die das Fieber verurſachet, welche daher entſtehet, wenn ein Pferd zu ſehr abgemattet iſt, daß es nicht zum Athem kommen kan.

Courbe,

Jſt eine Geſchwulſt, ſo laͤngſt dem Knie der Pferde entſtehet.

Courbettes,

Sind Spruͤnge und Saͤtze von mittelmaͤßiger Hoͤhe, welche ein Pferd verrichtet, indem es erſt die zwey vordern Schenckel wohl ge - bogen erhebt, und mit den zwey hintern Fuͤſſen in gleicher Cadentz nachrutſchet, und ſich wohl auf die Hanche ſetzet.

Cour-jointé, cheval cour-jointé,

Sagt man von einem Pferde, ſo die hintern Knie-Beugungen zu kurtz hat. Dieſe ſind nicht gar geſchickt zu den Reitſchulen, ſonſt aber ſehr dauerhafftig.

Courir la Bague, ſ. Bague.

Couronne,

Wird das unterſte Theil unter der Biegung der Pferde - Fuͤſſe, ſo um den Huf herum, und mit kurtzen Haaren bedeckt iſt, genannt.

Couronné, cheval couronné,

Sagt man von einem Pferde, ſo durch einen Fall, oder andern Zufall, ſich an den Knien verwun - det, daß das Haar ausgefallen, und nicht wieder waͤchſt.

P 3Courrante,
Cou

Courrante, voyez Courante.

Courſe de cheval,

Bedeutet einen ſchnellen Lauff mit vollem Zuͤgel; item ein Wett - lauff, ſo da geſchicht um einen ge - ſetzten Preis auf den Rennplatz.

Courtaud,

Jſt an einem Dudelſacke die Pfeiffe, welche unten abgekuͤrtzet iſt, daß der Wind wieder uͤber ſich ſteigen kan.

Courteau,

Heißt ein geſtutztes Pferd, ſo - wol von Ohren als auch vom Schweiff, welches die Frantzoſen und die Engellaͤnder ſehr im Ge - brauch haben.

Couteau de chaleur,

Jſt ein Stuͤck von einer Sichel, beynahe einen Fuß lang und 3 oder 4 Finger breit, duͤnne, und an einer Seite ſchneidig, um einem heiſſen Pferde den Schweiß damit abzuſtreichen.

Couteau de chaſſe,

Eine gewiſſe Art Seiten-Ge - wehr, wie ein Weid-Meſſer, deſ - ſen ſich die Jaͤger bedienen, und auch auf ſolche Art getragen wird.

Couteau de feu,

Jſt ein Stuͤck Eiſen oder Kupf - fer, ohngefehr eines halben Fuſſes lang, an dem einen Ende auf die Art, wie ein Meſſer gemacht, da der Ruͤcken davon eines halben Daumens dicke, die andere Seite aber 5 oder 6 mal duͤnner iſt. Dieſes Eiſen laͤſſet der Cur - Schmidt gluͤend werden, und brennet mit den duͤnneſten Ende das Pferd, wo es Noth thut.

Cre

Cravates, Croates,

Sind Pferde, die aus Croatien kommen, deren Eigenſchafften den Hungariſchen gleich kommen, und ſehr unſtet von Kopff ſind, tragen ſolchen in die Lufft, und die Naſe voraus, welche man auch Stern - Gucker nennet.

Craupaudine,

Jſt eine Ritzung oder Schrun - de, welche die Schwaͤmme von Eiſen der hintern Fuͤſſe verurſa - chen, indem ſie davon wachſen, und wann ſie an die Crone des hintern Fuſſes reiſſet, ſo ſchlaͤget die Schrunde in ein Geſchwuͤr aus.

Creat,

Vorbereuter, iſt gemeiniglich ein junger Edelmann, welcher ſich auf einer Ritter-Academie befin - det, und von der Bereuter-Kunſt Profeßion macht, und zuweilen den Scholaren auch Lection giebt.

Crecerelle, voyez Creſſerelle.

Credenſe,

Jſt, wenn ein Pferd alle Le - ctiones vor ſich machet, und an - ſprengt, oder aufhoͤrt, ohne des Reuters Willen und Aviſo; die - ſes muß dadurch verfuͤhret werden, daß man ihm den Ort veraͤndert, und in allen das Contrarium thut, z. E. Wenn es weit gehen will, muß man es enge nehmen, und wann es die Volte will abſtehlen, muß man das Terrain erweitern, und ihm gleichſam durch den Sinn fahren.

Creiche,

Bedeutet eine Pferd-Krippe, worauf die Bahren-Beiſſer ger - ne aufſetzen, und das Futter ver - geuden; dahero man gemeiniglichſteiner -Creſteinerne Krippen dergleichen Pferden laͤſt vorſetzen, damit die nebenſtehenden Pferde dieſe Untugend nicht auch lernen.

Crembalum,

Maultrummel, Maultrumpe, Brumm-Eiſen.

Cremona,

Eine gewaltige und ſchoͤne Stadt in dem Maylaͤndiſchen Hertzogthum, an dem Fluß Po gelegen, hat ſchoͤne praͤchtige Haͤuſer und Pallaͤſte, welche ſehr hoch und kuͤnſtlich ausgearbeitet da ſtehen. Die Gaſſen ſind breit, die Maͤrckte groß und anſehnlich, die Luſtgaͤrten anmuthig. Das feſte Schloß hat einen ſehr hohen Thurn, welcher der hoͤchſte in der gantzen Welt ſeyn ſoll, auf deſſen Spitze Pabſt Johannes XXII und Kayſer Sigismundus, mit Bar - barino Fundalio, damahligem Herrn der Stadt, zugleich geſtan - den, welcher hernachmals bereuet, und ſich beklaget, daß er die Ge - legenheit eine herrliche That zu verrichten, aus den Haͤnden gelaſ - ſen haͤtte, indem er zugleich Kay - ſer und Pabſt auf einen Tag von oberſt zu unterſt herunter ſtuͤrtzen, und ſich einen unſterblichen Nah - men erwecken koͤnnen. Die groſ - ſe Kirche iſt ein edles Gebaͤu, und hat ein reiches Einkommen. Uiber das Dominici-Kloſter muß man ſich zum hoͤchſten verwundern, theils wegen des herrlichen Ge - maͤhldes und kuͤnſtlichen Gebaͤues, und andern Stuͤcken mehr; hat auch eine gute Bibliothec. Es ſind noch viel andere Kirchen all - hier ſehens wuͤrdig. Die Cremo - neſer haben die Bratwuͤrſte erfun - den. Es werden allhier gute ſub - tile Degen gemacht, ingleichenCreſind die Cremoneſer Geigen ſehr beruͤhmt, abſonderlich von dem alten Meiſter N. Amaty, da von Liebhabern wol fuͤr eine Violin 100 Ducaten bezahlet worden.

Creſſerelle, Crecerelle,

Eine hoͤltzerne Klapper, welche an etlichen Orten ſtat der Glocken in der Charwoche gebraucht wird.

Crevaſſe,

Maucke, iſt eine Aufberſtung oder Schrunde, ſo ſich in den Feſ - ſeln der hintern Schenckel ereignet, und welches beiſſendes und ſchnei - dendes Waſſer giebt, wie eine Materie, welches gemeiniglich junge Pferde, welche von der Wei - de aufgeſtellet werden, und hartes Futter bekommen, betrifft.

Crever un cheval force de la paître,

Heißt ein Pferd uͤberfuͤttern, woraus gemeiniglich die Rehe ent - ſtehet, und der Magen nebſt der Leber erſtecket wird, daß die Krafft der Daͤuung dem Magen und von daraus der Zugang der abgedaͤue - ten Speiſe, der Leber benommen wird, und die Pferde Krafftlos werden.

Creutz,

Heißt an einem Pferde das aͤuſ - ſerſte Theil von dem Ruͤcken, wel - ches gleich uͤber den Lenden des Pferdes iſt. Daſſelbe ſoll mit der Bruſt eine gleiche ſchoͤne Ui - bereinſtimmung haben: Denn wenn die Bruſt ſtarck, das Creutz aber ſchwach iſt, ſo bedeutet es, daß ein Pferd vornen viel, hinten aber wenig Krafft hat, und alſo auch im Gegentheil, wenn das Creutz ſtarck, die Bruſt aber ſchwach waͤre. Es ſoll daher dasP 4CreutzCreCreutz rund, breit und ſtarck, durchaus aber nicht abgeſchliffen oder ſpitzaͤrſchig ſeyn. Wenn ſich ein Pferd im Creutz wehe gethan, ſo kan man ſolches aus folgenden Zeichen und Umſtaͤnden erkennen: Erſtlich, wenn es aus dem Stalle gezogen wird, ſo gehet es mit den Hinter-Fuͤſſen, als wenn es auf den Zehen gehen wolte, und gehet mit dem Creutze gar ſteiff, her - nach beugt es ſich auch ſehr, wenn man es aufs Creutz drucket. Sol - chem Unfall abzuhelffen, nehme man erſtlich Schwartz-Wurtz, ſo auch Bein-Welle oder Wall - Wurtz genennet wird, Lein-Saa - men, Eibiſch-Wurtzel, Haus - Wurtz, Fœnum græcum, iedes ein Pfund, dieſes wird alles zuſam - men geſtoſſen, ein Pfund Terpen - tin darzu gethan, und in Wein gekocht, dem Pferde oben uͤber das Creutz geſchlagen, und mit einem Tuch feſt aufgebunden, drey Tage lang darauf liegen gelaſſen, und dem Pferde alle Tage ein Loͤffel voll davon unter das Futter gege - ben, ſolches macht erſtlich die Ge - lencke wieder friſch. Darnach nimmt man Odermennige, Nacht - ſchatten, Oſterlucey, Beyfuß, Schell-Kraut, Eiſen-Kraut, iedes eine Hand voll, thut alles in einen Topff, gieſſet zwo Meß-Kannen Bier darauf, und laͤſſet es wohl kochen; damit werden dem Pfer - de die Schranck-Adern nach der Laͤnge herunter wohl gebaͤhet, und das Roß alle Tage zwey Stunden herum gefuͤhret, daß ihm die Adern gelenck bleiben. Befindet man aber, daß der Schaden gar alt iſt, ſo muß man ſolchen oben auf dem Creutz aufmachen, und Petroleum, oder Stein-Oel darein gieſſen, bis es wieder von ihm ſel -Creber heilet, darnach mache man eine Salbe von Pappel-Knoſpen-Oel, Lohr - oder Lorbeer-Oel, Althee, Kamm-Fett, und Hunds-Fett, iedes ein Pfund, und ſchmiere dem Pferde die Schranck-Adern da - mit, ſo wird es bald wieder zu rech - te kommen.

Creutz-Capriolen, ſ. En - trechat.

Creutz-Fluͤgel,

Bey den Jaͤgern ſind, wenn nur 2 Fluͤgel oder Stellwege in einem kleinen Walde ſind, und creutzweiſe uͤber einander lauffen. Es werden aber auch Creutz-Fluͤ - gel diejenigen genennet, welche in der Mitten durch einen groſſen Wald recht qver uͤber einander lauffen.

Creutz-Tritt,

Jſt eines von den vornehmſten Zeichen, welche der Hirſch in der Faͤhrte vor dem Thiere macht, in - dem er mit dem Hinter-Fuſſe der - geſtalt trit, daß er damit den vor - dern Tritt gleichſam ſpaltet: Und dieſes geſchiehet, wenn der Hirſch durch den Zwang die beyden Schalen am Hinter - und Vorder - Tritte zuſammen zwinget, dieſel - ben gleich neben einander ſetzet, und alſo, weil ſie vornen durch den Zwang runder werden, als ein Creutz machet; welches ein Thier ſelten oder faſt gar nicht thun kan.

Creux de la voix,

Aushoͤlung der Stimme, nen - nen die Frantzoſen, wenn gnugſa - mer und voͤlliger Athem von un - ten herauf aus der Bruſt und Lun - ge in die Luftroͤhre geholet und ge - ſammlet worden, ſodenn mitwohl -Criwohl - abgemeſſener Austheilung deſſelben, durch die Glottidem und deren zarte Spalte, dem Ton ſei - ne rechte Geſtalt gegeben wird, welchem hernach, wenn er bereits wohl gebildet worden, die Hoͤhle des Mundes, ſamt deſſen gnug - ſamer Oeffnung, nur einen vor - theilhafften Durchgang erſparet. Es koͤmmt damit eines theils auf die Beſchaffenheit und weite Auf - treibung der Lufft-Roͤhre vornehm - lich an, nachdem dieſes Maga - zin viel oder wenig Vorrath an Athem in ſich faſſen kan; andern theils auch auf die geſchickte For - mirung des Klanges in dem Unter - und Ober-Zuͤnglein, daferne es die - ſen Werckzeugen an gehoͤrigem Nachdrucke nicht mangelt; und drittens auf die gleichfalls verſchie - dene Woͤlbung des Ober-Gau - mens, dabey Zaͤhne und Lippen auf alle Weiſe Raum machen und im geringſten nicht im Wege ſte - hen muͤſſen, weil ſie hierbey ſonſt keine andere Verrichtung haben, als daß ſie fein beſcheidentlich auf die Seite treten.

Cribrum,

Jſt der obere Theil einer Wind - Lade in Orgeln und Poſitiven, gleich unter den Regiſtern, darin - nen ſo viel runde Loͤcher befindlich ſind, als Pfeiffen oben daruͤber ſtehen. Hat ſeinen Nahmen von der Geſtalt eines Siebes.

Crin du cheval, ſ. Haar.

Criniere,

Jſt der Ort, wo die Maͤhne des Pferdes ſtehet, bedeutet auch eine gewiſſe Art Decken um des Pfer - des Hals gehuͤllet, daß die Ohren heraus gehen, und das gantze Pferd bedecket, und vor den Flie -Crogen und dergleichen Ungeziefer be - freyet iſt.

Criquer des dents,

Heißt mit den Zaͤhnen knirſchen, das thun gemeiniglich die erboſten und erzuͤrnten Pferde, ſo dadurch ihren Grimm gegen den Reuter zu verſtehen geben, wenn ſie ſich ſonſten nicht raͤchen koͤnnen.

Critic, ſ. Cavalierement ſtudiren.

Croche,

Krumm, bedeutet in der Muſic ein Achtel-Note, weil ſie am En - de des Schwantzes einen krummen Haken hat.

Croche pointée,

Eine Achtel-Note mit einem Puncte.

Croches liées,

Zuſammengezogene oder an ein - ander gebundene Achtel-Noten.

Croches ſeparées,

Von einander geſonderte Ach - tel, deren iede ihren Haken fuͤr ſich beſonders hat.

Crochets, Crocs,

Sind bey den Pferden 4 Haken - Zaͤhne, zwey oben und zwey unten, zwiſchen den Vorder - und Backen - Zaͤhnen, welche gemeiniglich um das 4te Jahr ſich zeigen. Die - ſe Hacken-Zaͤhne werden nicht ver - wechſelt, wie die andern Milch - Zaͤhne.

Crochu, cheval crochu,

Ein Pferd, welches die Knie - Beugungen ſehr nahe beyſammen hat. Sind gemeiniglich gute dauerhaffte Pferde, aber von der Manege ſind ſie ausbanniſiret,P 5weilnCroweiln ſie keine Lection mit einiger Grace machen.

Croiſſement des chevaux,

Das Creutzen der Schenckel an denen Pferden, iſt ein gar gefaͤhr - licher Mangel im Lauffen, wenn ſie entweder die vordern Schen - ckel allein oder alle viere zugleich uͤber einander ſchlagen, ſo zu boͤ - ſen Faͤllen Urſach giebt. Dieſes Laſter kommet ihnen von Natur, und wird durch langwierige Ge - wohnheit ein beſtaͤndiger Mangel, ſonderlich bey Pferden, welche ſchmale Bruͤſte und Creutz haben. V. 2 Tom. Pferd-Anatomie.

Croître, cheval crüe,

Ein angewachſenes Pferd, iſt gantz duͤrre auf den Rippen, und hat einen harten angewachſenen Bauch; dergleichen Pferde laͤſt man Berg auf ſtarck reiten, als - denn reiſt man die Haut los, und ſalbet es mit altem Schmeer, ſo warm als es erleiden kan.

Croix, faire la croix Cour - bettes, Balottades,

Bedeutet die Spruͤnge oder Schulen eines Pferdes, welche in einem Athem erſt auf der Linie vor - werts, hernach zuruͤck, und dann auf beyden Seiten in Form eines Creutzes zu machen, welches eine ſchwere Lection, und dem Reuter und Pferd ſchwer ankommt.

Cromette,

Die Krumm-Buͤgel oder Krum̃ - Bogen.

Cromorne,

Jſt in der Muſic ein Baſſon. Hernach nennet man auch ein Or - gel-Regiſter alſo, welches den Ton eines Baſſons von ſich giebet. Man haͤlt insgemein dafuͤr, esCroſeyen in der erſten Sylbe 2 Buch - ſtaben verſetzet worden, und ſolle es Cormorne heiſſen, von Cor, ein Horn, und morne, dunckel, ſtill oder traurig.

Crone, ſ. Corona.

Crotalum,

Ein muſicaliſch Jnſtrument der alten Griechen und Roͤmer, ſo aus 2 Stuͤcken ehernem Bleche und einer Handhabe beſtand, und welches gewiſſe Weibs-Perſonen, ſo daher Crotaliſtriæ genennet worden, bey vornehmer Leute Ta - fel ruͤhrten und darzu tantzten. Der Unterſchied zwiſchen den Crotalis u. Cymbalis ſoll darinne beſtehen: 1) daß die Cymbeln geklungen, die Cro - tala aber geklappert, 2) daß jene groͤſſer und in ieder Hand nur eine; dieſer aber viere geweſen, und in ieder Hand zwey und drey geruͤh - ret worden.

Crotta, voyez Chrotta.

Croupades,

Sind Saͤtze oder Spruͤnge, welche hoͤher ſind als die Cour - betten, und welche das Vorder - und Hintertheil des Pferdes in gleicher Hoͤhe halten, alſo, daß es hinten nicht ſtreichet, ſondern die hintern Schenckel unter den Leib ziehet, ohne die Eiſen zu weiſen, ſonſt aber in Erheben, Fuͤhren und Niederſetzen der Schenckel in allen ſich gleichfoͤrmig wie in hohen Courbetten und Balottaden ver - halten.

Croupe,

Jſt das aͤuſſerſte von dem Ruͤ - cken, und das Creutz uͤber den Len - den des Pferdes. Jn der Volte muͤſſen die Schultern der Croupe entgegen ſtehen, wenn es ſeitwertsaufCroauf zweyerley Hufſchlaͤgen gehet und traverſiret. Gagner la Crou - pe geſchiehet, wenn ein Reuter al - ſo gegen ſeinem Contrepart iſt, daß er eine halbe Volte oder Um - kehrung vonnoͤthen hat, vor den - ſelben zu kommen, ſo hat ihm der andere die Croupe gewonnen und genommen.

Croy,

Ein Flecken in der Piccardie in Franckreich, davon eine beruͤhmte und Fuͤrſtliche Familie den Nah - men fuͤhret, aus welcher die Her - tzoge von Arſchott, Chimay und Havre, wie auch die Grafen von Solré herſtammen. Die eigent - lich ſogenannten Hertzoge von Croy ſind mit Hertzoge Carolo Eugenio, einem groſſen General ſeiner Zeit, im Jahre 1702 abge - ſtorben. Dieſe Hertzoge hatten ein vierfeldiges Schild, und darin - nen 3 rothe Balcken im ſilbernen Felde, als das Ungariſche Wap - pen, von deſſen Koͤnigen dieſes Geſchlecht ſeinen Urſprung herfuͤh - ret; 3 rothe Aexte im ſilbernen Felde, als das Stamm-Wappen derer von Renty; in der Mitten aber befindet ſich das Lothringiſche Wappen, in 9 Feldern beſtehend, wegen einer Vermaͤhlung mit die - ſem Hauſe. Der offene gekroͤnte Helm traͤget einen ſchwartzen Hunds-Kopff mit einem guͤldenen Halsbande, zwiſchen einem ro - then und einem ſilbernen Fluͤgel.

Crudité d un cheval,

Die Plumpheit oder Rohigkeit eines jungen Pferdes, ſo an der Piqve oder Corde laufft, und noch nicht angeritten worden.

Crumata,

Sind die heutigen Caſtagnet -Cuiten, welche in den mittaͤgigen Theilen von Spanien gebraucht werden.

Cruſithyrus,

Ein Tantz und Tantz-Lied fuͤr die Floͤte bey den alten Griechen. Es bedeutet ſo viel als das An - klopfen an der Thuͤre.

Cryſtallus, Cryſtallen-Stein,

Waͤchſt an vielen Orten, ſonder - lich in den Alpen und Pyrenaͤi - ſchen Gebirgen, da der Schnee und Eis, der offt in 100 und mehr Jahren nicht geſchmoltzen iſt, end - lich zu Cryſtallen wird. Jn Weſt - Jndien ſoll es gantze Berge von Cryſtallen geben. Jn Schweden wird auch Cryſtall gefunden und ſehr viel zu Haͤng-Leuchtern und andern Sachen verarbeitet.

Cryſtallus Islandica,

Eine Art von Cryſtall, ſo am meiſten aus Jsland gebracht, ie - doch auch an andern Orten gefun - den wird: Er iſt vielmehr vor ei - nen Talck als vor ein Cryſtall zu halten, und gehoͤret ohne Zweiffel zu dem ſogenannten Frauen-Eis; Er iſt vornehmlich merckwuͤrdig, wegen ſeiner beſondern Refraction oder Strahlen-Brechung, davon Bartholinus und Hugenius vieles geſchrieben hat.

Ctenia,

Hieſſen ehemals die Arme oder Seiten-Stuͤtzen der alten Mercu - rialiſchen Cyther oder Harfe.

Cuiſſes du Cavalier,

Sind die Schenckel eines Reu - ters, welche einem Pferde ſonder - lich die Huͤlffe geben, es mit guter Lebhafftigkeit zu reuten: Denn ſo - bald ein Reuter ſeine Oberſchen - ckel und Knie anſchlieſſet, wirddasCuiPferd angefriſchet, als ob es ſich ruͤſtete, dasjenige zu thun, ſo man von ihm verlanget, abſonderlich wenn es ſehr empfindlich iſt.

Cuivrette,

Der meßingene Schluͤſſel oder die Klappe an den Fagotten, die untern Loͤcher deſto beſſer erreichen zu koͤnnen.

Cuniculus, voyez Connil.

Cuntur,

Jſt ein Geſchlecht der Adler in America, von ſolcher Groͤſſe, daß wenn er ſeine Fittige ausbreitet, ſie bis 12 Schuh Raum einneh - men. Von dem gemeinen Adler iſt er darinn unterſchieden, daß er keine Waffen oder Klauen hat. Sein Kopff iſt mit einem Kam - me, in Geſtalt eines Schermeſ - ſers gezieret, er iſt ſtarck und maͤchtig, ſehr gefreßig und aufs Fleiſch erpicht, auch ſonſt gefaͤhr - lich; Sein Gefieder iſt ſchwartz und weiß, die Federn in den Fluͤ - geln ſind als wie eines Mannes Fauſt dick. Sein Schnabel iſt dermaſſen ſtarck, daß er eine Kuh damit durchſtoſſen kan, die er her - nach verzehret; ſelbſt die Leute ſind nicht auſſer Gefahr, von ihm getroffen zu werden. Die Fuͤſſe ſehen wie Huͤner-Beine, und ſind ohne Klauen. Er faͤllt auf der Jnſel Maragnan an dem Stran - de der See, und Ufern der Fluͤſſe: Wenn er flieget, macht er ein ſol - ches Geraͤuſch, daß ſich die Leute davor entſetzen. Die Einwoh - ner in Peru haben ihn vor dieſen als einen Gott von der erſten Ordnung verehret. Sein Schmaͤltz iſt zertheilend, und fuͤr die Nerven gut.

Cuppola, Caſqué,

Ein Helm, Eiſenhut, Pickel -Curoder Sturmhaube, ſo im Turnier das Haupt bedecket, deren ſind unterſchiedliche Gattungen; Etli - che der Koͤnige fuͤhren derſelben 11 Reiffe, die Fuͤrſten 9, die Hertzoge 7, die Grafen und Freyherren 5, die Edle 3, die Knechte aber blinde mit gewiſſen Loͤchern. Es ſind aber dieſe von den Stech-Helmen unterſchieden, indem ſie um des Turniers willen verſchloſſen. Bey den Koͤnigen haben vor dem die Helme gantz guͤlden, der Fuͤrſten ihre ſilbern, mit Edelgeſteinen beſetzt, und der Edlen ihre nur von Eiſen, und am Rande herum ver - guldet oder verſilbert ſeyn duͤr - fen.

Curland,

Ein Hertzogthum, welches ge - gen Weſten an die Oſt-See, ge - gen Oſten an Litthauen, gegen Norden an Liefland und gegen Suͤden an Samogitien grentzet. Es beſtehet aus Curland an ſich ſelbſten und aus Semigallien, iſt ein ebenes und fruchtbares Land, deſſen Laͤnge ohngefehr 50 Meilen, die groͤſte Breite 30 Meilen be - traͤgt. Ehemals gehoͤrte es nebſt dem angrentzenden Lieflande den Schwerdttraͤgern, und ſtund un - ter Deutſchland. An. 1562 aber begab ſich der letzte Heer-Meiſter dieſer Creutz-Ritter, Gotthard Kettler, unter Pohlniſchen Schutz, und erhielt Curland und Semgal - lien als ein weltliches Hertzog - thum fuͤr ſich und ſeine maͤnnliche Nachkommen von dem Koͤnige in Pohlen zu Lehne. Nachdem aber 1737 das Kettleriſche Geſchlecht mit Hertzoge Ferdinand abgeſtor - ben, und auf dem Pacifications - Reichs-Tage in Pohlen 1736 we - gen Curland feſt geſtellet war, daßaufCurauf dieſen Fall das Hertzogthum einer andern Familie in Lehn ge - geben werden ſollte; ſo ward den 13 Jul. 1737 Ernſt Johann, Reichs - Graf von Biron, zum neuen Hertzoge in Curland erwehlet, und ſollte ihm ſein gantzer Manns - Stamm in dieſem Hertzogthum folgen. Er iſt aber gegen Aus - gang des 1740 Jahres zu Peters - burg mit ſeiner gantzen Familie arretiret, und 1741 nach Siberien in ewige Gefangenſchafft abgefuͤh - ret worden. Der Hertzog von Curland fuͤhret in ſeinem Wap - pen einen rothen Loͤwen mit einer guͤldenen Krone im ſilbernen Fel - de, wegen des Hertzogthums Cur - land; einen halben und gekroͤnten Hirſch im blauen Felde, wegen Semigallien; in dem Mittel - Schilde erſcheinet zur Rechten ein ſilberner Keſſelhacken im ro - then Felde, als das Kettleriſche Stamm-Wappen, und zur Lin - cken die Buchſtaben S. A. ſo in einander geſchlungen, im guͤldenen Felde, zum Andencken Koͤnigs Sigismundi Auguſti in Pohlen, welcher 1562 Gotthard Kettlern zum erſten Hertzoge in Curland gemacht. Als aber gedachter Hertzog Johann Ernſt Graf von Biron Anno 1737 dieſes Hertzogthum er - hielte, ſo ertheilten Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig in Pohlen Auguſtus III einen neuen Mittel-Schild, der in die Laͤnge geſpalten, und in der Helfte oben eine Krone hat, und unter derſelben 3 rothe in etwas gekroͤnte Balcken im weiſſen Fel - de, unter dieſen aber einen Vogel auf einem dreyfachen Huͤgel ſamt 2 Schluͤſſeln, in der andern Helf - te aber des geſpaltenen gruͤnen Schildes, den Nahmen Auguſti III. Auf dieſem Wappen ſtehenCymdrey gekroͤnte guͤldene Helme, da - von in der Mitten der Kettleri - ſche, zur Rechten der Semigalli - ſche und zur Lincken der Curlaͤndi - ſche iſt.

Cuſtos,

Jn der Muſic ſtehet am Ende eines Syſtematis muſici, deu - tet an, daß in dem folgen - den Syſtemate die erſte Note auf eben derſelben Linie befindlich ſey, auf welcher der Cuſtos geſtanden.

Cymbalum, Cymbel,

Ein mit Drat-Saiten und dop - pelten Stegen verſehenes viereckig - tes Jnſtrument, welches mit hoͤl - tzernen Haͤckgen oder Schlegeln tractiret wird; man nennet es auch ſonſten ein Hackebret.

Cymbalum,

Bey den Alten war es ein Jn - ſtrument von Ertzt, zwey hohlen Becken nicht ungleich, welche ei - nen hellen Ton oder Klang von ſich gaben, wenn ſie beyde mit fla - chen Haͤnden zuſammen geſchla - gen wurden. Anietzo fuͤhret die - ſen Nahmen ein dreyeckigtes Jn - ſtrument von duͤnnem Stahldrat mit 5 Ringen, welches mit einer eiſernen Ruthe geſchlagen wird.

Cymbel-Octav,

Ein Orgel-Regiſter, auf Cym - bel-Art klingend, dergleichen von 1 Fuß in der Alt-Dreßdner Orgel anzutreffen.

Cymbel-Paucke,

Ein Orgel-Regiſter zu S. Ca - tharinen in Hamburg.

Cym -
Cym

Cymbel-Regal,

Ein Orgel-Regiſter in der Schloß-Kirche zu Gruͤningen.

Cymbel-Stern,

Sind kleine nach einer gewiſ -Cymſen Zuſammenſtimmung ausge - ſuchte Gloͤcklein in einer Orgel, welche vermittelſt einer abſonder - lichen Wind-Roͤhre an einem Re - giſter, ſo aͤuſſerlich einen Stern vorſtellet, herum getrieben und klingend gemacht werden.

D.

D

D, Wenn das groſſe D in dem General-Baſſe vorkoͤmmt, deutet es den Diſcant an; das kleine d, aber alleine, oder d. m. heiſſet ſo viel, als dextra manu, und zeiget in Tabulatur-Sachen fuͤr das Clavier an, es ſolle mit der rechten Hand gegriffen werden.

D dur,

Heißt 1) wenn ein doppeltes Creutz vor dem d-Clave ſtehet, welcher alsdenn dis genennet wird; 2) wenn in Anſehung des Modi die Terz zum d-Clave nicht f, ſondern fis iſt.

D moll,

Heißt 1) wenn ein b vor dem d - Clave ſtehet, den man ſodenn fuͤg - lich des nennen koͤnte; 2) wenn in Anſehung des Modi die Terz zum d-Clave nicht fis, ſondern f iſt.

Da,

Dieſe Jtalieniſche Præpoſition koͤmmt oft in der Muſic vor, und bedeutet 1) durch, z. E. da Capella, durch die Capelle; 2) fuͤr, z. E. Sonate da Camera, Sonaten fur die Cammer, oder Cammer-So - naten; 3) von, z. E. da Capo,Dacvom Anfange; 4) mit, z. E. Stro - metti d’arco, Jnſtrumente ſo mit Bogen tractiret werden; 5) um, wenn ſie vor einem Verbo ſtehet, z. E. da ſuonare, um oder zu ſpie - len.

Dabach,

Ein Africaniſches Thier, wel - ches an Natur und Geſtalt einem Wolfe ſehr aͤhnlich iſt, nur daß es faſt Menſchen-Haͤnde und Fuͤſſe hat. Es iſt ſo wuͤtend, daß es auch der Graͤber nicht ſchonet. Durch Paucken und Trompeten laͤßt es ſich am beſten fangen.

Dachs,

Jſt ein vierfuͤßiges Raub-Thier, ſo unter das kleine Weidwerck oder die niedere Jagd gezehlet wird. Er hat einen ziemlich langen Leib, wie ein Fuchs, aber kuͤrtzere Beine, eine dicke harte Haut, und harte borſtige Haare, iſt grauer Farbe, wiewol aufm Ruͤcken und uͤbern Kopff ſchwaͤrtzlichter, und am Bauch ſowol, als an den Backen etwas weißlich. Die Haut dienet denen Sattlern und Taͤſchnern, Reiſe-Kaſten mit zu beſchlagen, auch Rantzen und Uiberzuͤge zum Gewehr davon zu machen; in -glei -Dacgleichen Kummt-Decken und Hunde-Hals-Baͤnder daraus zu verfertigen; die Haare braucht man zu Pinſeln; unter der Haut hat er das Fett uͤber den gantzen Leib, ſo ſich wie ein Fell ordent - lich abziehen laͤſſet, welches man 2 bis 3 Tage an die Lufft haͤnget, daß es recht trockne, hernach aber klein ſchneidet und in einem Tiegel ſchmeltzet. Gedachtes Fett ſo - wol, als der getrocknete Dachs - Schweiß hat in der Artzney bey verſchiedenen Zufaͤllen ſeinen treff - lichen Nutzen, das Fleiſch aber laͤßt ſich, weme es nicht wegen ſei - nes ſuͤßlichten Geſchmackes eckel - hafftig faͤllet, oder wo dieſer durch Saltz und andere gute Zurichtung demſelben benommen worden, wohl genieſſen. Es giebt aber der Daͤchſe zweyerley Arten, nemlich Schwein-Daͤchſe und Hunds - Daͤchſe. Jene, die Schweins - Daͤchſe, ſind viel weißlichter, und haben das Haar oberhalb der Na - ſe, und unter der Gurgel viel weiſ - ſer, auch den Leib, Kopf und Na - ſen etwas groͤſſer, als die Hunds - Daͤchſe. Jhre Art iſt, daß, ſo bald ſie aus dem Bau kommen, ein kleines Loch oder Gruͤblein mit dem Ruͤſſel (von welchem, einem Schweins-Ruͤſſel aͤhnlichen Thei - le, ſie auch den Nahmen moͤgen bekommen haben) oder mit den Klauen machen, und ihre Loſung oder Geloß darein werffen, wel - ches die Hunds-Daͤchſe nicht thun. So machen ſie auch ihre Baue an ſandigte oder andere weiche, ge - ſchlachte offene Oerter, damit ſie die Sonne treffen, und fuͤr und fuͤr in der Waͤrme liegend ſchlafen moͤgen: Dahero ſie auch mehr Fett ſammlen, als die Hunds-Daͤch - ſe. Dieſe, die Hunds-Daͤchſe,Dacwelche ihren Nahmen von ihrer kurtzen Schnautze haben, daran ſie denen Hunden gleich kommen, ſuchen ihre Nahrung weiter, als jene, halten ſich auch nicht bey ih - nen auf, ſondern ſuchen gewoͤhn - lich harte Erde und Felſen, und graben ihre Baue viel tieffer und auch enger, denn die Schwein - Daͤchſe; doch ſind nicht viel Ne - ben-Loͤcher, Abſaͤtze und Ausgaͤnge darinnen, wie in den andern, die - weil die harte Erde und Felſen nicht ſo leichte zu gewinnen ſind, wie der ſandigte Boden; ſo ſind ſie auch am Hals, Naſen und Oh - ren roͤthlich, wie die Marder-Haͤl - ſe, auch viel hoͤher von Schen - ckeln und viel ſchwaͤrtzer an der Farbe, als die andern. Beyde liegen Winters-Zeit unter der Er - de, und zwar ſo bald ſolche durch den Froſt eingenommen und ver - ſchloſſen wird: Denn weil ſie als - denn nicht mehr in die Erde, nach denen Regen-Wuͤrmern und Kuͤh - Kaͤfern (die nebſt Kroͤten, Molchen, Froͤſchen, Heuſchrecken und der - gleichen Ungeziefer ihre Nahrung ſind) kommen koͤnnen, ſo bleiben ſie in den Bauen, und ſaugen in - deſſen das aufgelegte viele Fett auf eine curioͤſe Art, hinten zwi - ſchen dem Weide-Loch und Schwantze, durch das ſogenannte Saug-Loch, nach Nothdurfft wie - derum vom Leibe, und brauchen es zu ihrer Nahrung, bis ſie nach Lichtmeß wieder ausgehen, und ih - re vorige Nahrung ſuchen. Die Daͤchſinnen tragen ihre Junge drey Monden lang, und bringen zu Ende des Martii oder zu An - fang des Aprils, gemeiniglich zwey, drey auch wohl vier Junge zugleich. Wo die kleinen Ferckel in Maſt Zeiten geworffen werden,oderDacoder wenn die Caninichen ihnen zu nahe kommen, thun ſie darun - ter Schaden, und ſchleppen ſie nach ihrem Bau, wie auch junge Voͤgel und dergleichen, dahero ſie im Eingange gedachter Maſſen un - ter die Raub-Thiere gezehlet wer - den. Sie ſind ſo liſtig, daß, ſo bald ſie mercken, daß Hunde in ihren Bau kommen, ſie die Erde hinter ſich verkratzen und zuramm - len. Die Hunde fuͤrchten die Hunds-Daͤchſe vielmehr, als die Schwein-Daͤchſe, denn ſie ſind ſtaͤrcker und beißiger, ſtincken auch aͤrger, deswegen die Schlieffer nicht ſo gerne zu ihnen eingehen. Man pflegt ſie auf verſchiedene Art zu fangen: Entweder bey Nachtzeit, da man ihnen, wenn man ihre Geſchleiffe in der Naͤhe weiß, und dieſelbe nach dem Holtz - Obſt, oder ſonſten auf ihre Nah - rung ausgehen, dabey aufpaſſet, und alsdenn dieſelben hetzet, wo - zu aber gute, hertzhaffte und beiſ - ſige Hunde und ſtarcke Ruͤden, die den einmal angepackten Raub nicht mehr verlaſſen; wie auch genug - ſam mit Gabeln und Pruͤgeln ver - ſehene Leute ſeyn muͤſſen, die den Dachſen anhalten, und ſeine Flucht verhindern koͤnnen. Auf eine an - dere Art geſchiehet es bey Tage, da man ihre Geſchleiffe durch die Dachs-Hunde ausſpuͤret, ſie aus ihren Loͤchern treibet, und hernach mit Schleiffen und Gabeln faͤn - get. Oder ſie werden gar ausge - graben, worzu gewiſſe Jnſtrumen - te, als: allerhand groſſe ſtarcke ei - ſerne Behrer, Hauen und Schauf - feln, den Bau damit zu oͤffnen, und die Erde damit zu gewinnen, und auf die Seite zu ſchaffen, eine Zange, den Dachs damit zu faſſen, heraus zu ziehen und zu halten,Dacund dergleichen, vonnoͤthen ſind. Wobey zu mercken, daß man den Dachs mit der Zange bey dem un - tern Kieffer zu erwiſchen, trachten ſoll, denn wo man den obern Kieffer mit der Naſe in die Zange zwaͤnget, ſo wird er alſobald ſter - ben. Man pflegt ſie auch mit de - nen ſogenannten Dachs-Hauben lebendig zu fangen, oder mit Selbſt-Geſchoſſen, Schleiffen und andern Machinen ſich ihrer todt zu bemaͤchtigen. Von dem Dachs hat man folgende Weid - maͤnniſche Redens-Arten: Der Dachs hat Klauen, eine Haut, wird geſchoſſen, gehetzet, ein - und ausgeruͤſt, mit Schlieffern geſucht, verhaͤlt, verkluͤfft oder verlieret ſich. Das Weiblein vom Dach - ſen wird eine Daͤchſin, und der Ort im Dachs-Bau, da die Dach - ſen recht liegen, und ihr Lager ge - macht haben ein Keſſel, das Loch aber eine Roͤhre genennet.

Dachs-Bau,

Heiſſet das gantze unterirdiſche Gebaͤude, welches ein Dachs zu ſeiner Wohnung und Auffenthalt machet. Wie aber zweyerley Ar - ten Daͤchſe ſind, alſo ſind auch die Dachs-Baue unterſchieden, wie ſolches oben unter dem Wort Dachs bereits ausfuͤhrlicher gemel - det worden.

Dachs-Haube,

Jſt eine Art von Netzen, womit ein Dachs ohne groſſe Muͤ - he lebendig gefangen werden kan. Es iſt dieſelbe ſo lang und weit, als ein Korn-Sack, unten am Ende ſpitzig mit einem eiſernen Ringe verſehen, und von feſtem ſtarcken Bindfaden geſtricket. Seine Schmaſen oder Maſchenſind,Dacſind, wie an einem Haaſen-Netze, woran oben die Zug-Leine, wie an einem Geld-Beutel iſt. Mit die - ſer Dachs-Haube wird folgender Geſtalt umgegangen: Wenn man nemlich durch einen gangbaren Bau, und die ausgefuͤhrte Erde oder Sand, durch Spur oder an - dere Merckmale, gewiß erkundiget hat, welche Roͤhre am gangbarſten iſt, ſo ſtopffet man die alten Roͤh - ren zu, und ſtellet im Herbſte, wenn die Daͤchſe am feiſteſten ſind, um Mitternacht die Dachs-Haube in das Loch, und ſperret mit ein paar duͤnnen Ruͤthlein in der Roͤh - re das Garn von einander, hacket vor dem Eingang umher, und bin - det denn die Zug-Leine an einen Strauch darneben feſte an, laͤſſet gegen den Tag fruͤh einen andern mit ein paar Stoͤbern auf den Ruͤben-Feldern herum viſitiren; wenn nun der Dachs von dieſen aufgetrieben nicht erwiſchet wird, ſo gehet er nach dem Holtze und in ſeinen Bau, da ſich denn die Hau - be ſelbſt hinter ihm zuziehet, und der Dachs ſich alſo lebendig faͤn - get, daß er nicht wieder heraus kommen kan. Es iſt dieſe Dachs - Haube inſonderheit an denenjeni - gen Orten wohl zu gebrauchen, wo die Daͤchſe in Bergen und Huͤgeln ſehr tieffe und feſte Winter-Baͤue haben, daß ihnen nicht wohl bey - zukommen, noch dieſelben fuͤglich heraus gegraben werden koͤn - nen.

Dachs-Hund, Dachs-Krie - cher, Dachs-Schlieffer,

Jſt eine Art von kleinen Jagd - Hunden, welche auf die Daͤchſe abgerichtet, und, ſolche damit zu fangen, gebrauchet werden. Sie ſind einer niedrigen Statur, ha -Dacben einen langen ſchmalen Leib, und niedrige etwas eingebogene Fuͤßlein, damit ſie deſto beſſer im Kriechen und Schlieffen fortkom - men koͤnnen, ſie ſind von allerhand Farben, doch meiſtens braun, Ot - terfarb oder ſchwartz, und haben glatte und kurtze Haare. Es giebt noch eine Art, welche gerade Schenckel haben, oder Stock-haͤ - rig, wie die Waſſer-Hunde ſind. Die erſten gehen lieber in die Ge - ſchleiffe, und ſind zu dem Dachs - Fang darum beſſer, weil ſie laͤn - ger unter der Erden verharren koͤnnen. Die andern lauffen beſ - ſer ober der Erden, gehen mit ſtren - germ Anfall in die Geſchleiffe, weil ſie aber gar zu hitzig, und ſich dahero geſchwind abzumatten pfle - gen, muͤſſen ſie deſto eher wieder heraus, friſchen Athem zu ſchoͤpf - fen. Wenn ſie drey Viertel - oder aber ein Jahr alt ſind, muß man dieſelben an den Dachs-Bau brin - gen, und einen alten abgerichteten Hund hinein fahren laſſen: So nun derſelbe was gefunden, vor - biegen und anſchlagen wird, muß der junge Hund ſolches anhoͤren, und hierzu aufgemuntert werden. Jſt folglich der Dachs ausgegra - ben oder ſonſten lebendig gefangen worden, muß man ſolchem die Faͤn - ge ausbrechen oder abkneipen da - mit er den jungen abzurichtenden Dachs-Hund nicht zu ſcharff an - greiffen, und dieſer dadurch das Hertz ein ander mal wieder anzuge - hen nicht verlieren moͤge; hiernaͤchſt den Dachs in eine von Bretern verfertigte und mit Erden beſchuͤt - tete Roͤhre lauffen laſſen, den Hund aber nach zukriechen anhetzen, und zum friſchen Angriff aufmuntern. Damit auch ein ſolcher junger Hund deſto begieriger werden moͤ -Ritter-Lexic. Qge,Damge, muß man ihme dieſerwegen nicht alleine froͤlich und freundlich zuſprechen, ſondern auch denſel - ben durch gegebenen Schweiß hier - zu genoſſen machen. Dieſe Dachs - Hunde werden auch von einigen als Stoͤber-Hunde gebraucht, um die Haaſen und Fuͤchſe, ſo ſich waͤhrender Jagd-Zeit verkriechen, auszuſtoͤbern, oder die Jltiſſe und andere ſchaͤdliche Thiere damit aus - zuſpuͤren, und auszugraben. Man hat auch groſſe ſtarcke Dachs - Hunde, damit man im Herbſte bey Nachts den auf die Nahrung gehenden Dachs, wenn er von den Spuͤr-Hunden aufgetrieben wor - den, zu hetzen, und zu fangen pfle - get.

Daͤmlein, ſ. Damhirſch. Daͤmme,

Sind Hoͤltzer, worauf der Stock in der Orgel lieget, in welchem die Pfeiffen ſtecken, und ſind ge - macht, damit die Regiſter fuͤglich koͤnnen gezogen werden.

Daͤnemarck,

Der Koͤnig in Daͤnemarck hat ein in vier Theile durch das Danebrogi - ſche Ritter-Ordens-Creutz getheil - tes Wappen, und praͤſentiren ſich darinne drey uͤber einander geſetzte blaue Leoparden, im guͤldenen und mit rothen Hertzen beſtreueten Felde, wegen Daͤnemarck; ein ge - kroͤnter guͤldener Loͤwe mit einer gekruͤmmeten ſilbernen Streit-Axt im rothen Felde wegen Norwegen; drey guͤldene Cronen im blauen Felde, wegen der ehemahligen Ver - einigung der drey Nordiſchen Cro - nen; ein blauer Loͤwe, der 9 rothe Hertzen unter ſich hat, im guͤldenen Felde, welches das Wappen der al - ten Gothen iſt, u. endlich unten zwey uͤber einander gehende blaue Loͤwen im guͤldenen Felde, wegen Schleß -Damwig; und ein gekroͤnter und guͤl - dener Lindwurm, als das Wap - pen der alten Wenden. Auf dem Mittel-Schilde erſcheinet ein drey - faches Neſſel-Blat im rothen Felde, mit einem ſilber und roth getheilten Schildlein in der Mit - ten wegen Hollſtein; ein ſilberner Schwan mit einer guͤldenen Kro - ne um den Hals, im rothen Felde, wegen Stormarn; ein ſilberner Reuter im rothen Felde, wegen Ditmarſen; hierauf folgt noch ein kleiner Mittel-Schild, worauf zur Rechten zwey rothe Balcken im guͤldenen, und zur Lincken ein guͤldenes Creutz im blauen Felde, wegen der Grafſchafften Olden - burg und Delmenhorſt zu ſehen. Dieſes gantze Schild ſtehet unter einem Koͤniglichen Baldachin oben mit der Koͤniglichen Krone und des ietzigen Koͤniges Wahl-Spru - che: Dominus mihi adjutor. Die Schildhalter ſind zwey Wilde - maͤnner mit ihren Keulen in der Hand, und um das Wappen hen - gen die beyden groſſen Ordens - Ketten von Danebrog und dem Elephanten.

Dame ziehen,

Jſt ein etwas nachdenckliches Spiel auf dem Bret, da man in gewiſſen darauf abgetheilten Fel - dern zweyerley an Farbe unter - ſchiedene rund-gedrechſelte Stei - ne, derer insgemein 12 an der Zahl ſeyn muͤſſen, gegen einander ſetzet, und ſo lange nach gewiſſen Vor - theilen vor ſich ziehet, bis man in die letzten Felder des Feindes einen oder mehrere Steine von den ſeinen gebracht, welche ſodenn zum Sieges-Zeichen mit einem Steine von dieſer Art gekroͤnet werden muͤſſen, davon ein ſolcherdoppel -Damdoppelter Stein hernach eine Da - me genennet wird, und dieſen Vorzug hat, daß ſelbige hinter und vor ſich agiren und ſchlagen kan; mit welchem Ziehen das Spiel ſo lange getrieben wird, bis man ſeinen Feind voͤllig aus dem Feld geſchlagen, und ſeine Steine in Arreſt gebracht.

Dam-Hirſch, Daͤmlein, Daͤnn - Hirſch, Tann-Hirſch,

Jſt eine ſonderbare Art von Hir - ſchen, welche nicht aller Orten, wie die gemeinen Hirſchen, ange - troffen, und dahero, obwol nicht gemeiniglich in groſſer Herren Thier-Gaͤrten, doch in andern da - zu beſtimmten ſichern Plaͤtzen zur Raritaͤt gehalten werden, dahin man ſie aus Lieffland, Daͤnne - marck und Norwegen bringet, auch trifft man deren ie zuweilen in Preuſſen an. Er iſt mittelmaͤſ - ſiger Groͤſſe, um ein ziemliches kleiner, als ein gemeiner Hirſch, iedoch groͤſſer als ein Rehe-Bock: Die Farbe des Hirſchen ſowol als des Thieres iſt gemeiniglich weiß, man findet aber auch rothgelbe mit weiſſen Flecken, gleich denen Hirſch-Kaͤlbern, wie auch weiß - und braun-fleckigte. Das Gehoͤr - ne oder Geweihe, wovon die un - terſten vier Enden, Augenſproſ - ſen, das uͤbrige Theil aber, wel - ches breiter iſt, Schauffeln genen - net werden, wirfft er eben jaͤhr - lich, wie die andern Hirſche ab, und ſetzet ſolches wieder auf; er hat auch keine Galle, hingegen ei - nen laͤngern Buͤrtzel oder Schweif, als die groſſen haben. Das Thier ſetzet zu Ende des May-Monats ſeine Jungen, und zwar, wie die Rehe meiſtens zwey. Seine Brunfft geſchiehet faſt vierzehenDamTage ſpaͤter, als der andern Hir - ſche, ſo iſt auch ſeine Stimme zu ſolcher Zeit lange nicht ſo ſtarck, und verſchluckt er ſolche gleichſam in der Gurgel. Seine Faͤhrte iſt ebenfalls ſo zu ſpuͤren, wie der groſſen Hirſche; er laͤſſet auch un - terſchiedliche Loſung fallen, nach - dem er Weide oder Gras gehabt. Er wird viel leichter von Hunden gefangen, weil er nicht eine ſo ſchnell-lauffende Faͤhrte hat. Sie halten ſich gerne in trockenen Hei - den im Unterholtze und jungen Ge - hauen auf, gehen auch nicht ſo zu Felde, wie Roth-Wildpret, ſon - dern naͤhren ſich im Holtze, von Gras, Kraͤutern, Knoſpen und Laub von Baͤumen: Gehen im uͤbrigen Truppenweiſe beyſammen, auſſer vom Ende des May an, bis zu Ende des Auguſti. Das Thier, welches kleiner, als der Hirſch, fuͤhret ſeine Jungen, wenn ſie lauf - fen koͤnnen, zu ihres gleichen. Die Hirſche ſondern ſich auch nicht da - von, breiten ſich im Geaͤſe von einander, und thun ſich des Ta - ges beyſammen nieder. Wegen der Sommer-Hitze, und aus Furcht fuͤr denen Bremen, Flie - gen und Muͤcken, laſſen ſie ſich gerne in ſolchen Laͤndern finden, wo es kleine Gebirge und Thaͤler giebet, wenigſtens ſuchen ſie ihre Zuflucht im dicken Gebuͤſche. Die - ſes Wildpret iſt nicht ſo gar wild als anders: Denn wenn es ſich nieder gethan hat, und vernimmt etwas, ſo druͤcket es ſich mit dem Kopffe vollends auf die Erden, und wartet ziemlich nahe, alsdenn faͤhret es im Dickigten fort und lauret wieder. Man hat eine ſon - derbare natuͤrliche Feindſchafft oder Antipathie zwiſchen denen groſſen rothen Hirſchen, und dieſenQ 2Dam -DamDam-Hirſchen angemercket, der - geſtalt, daß, wo ſich Dam-Hirſche aufhalten, daſelbſt die andern groſſen rothen Hirſche weit davon abweichen, gar wegziehen, und fer - ner ſolche Gelegenheiten meiden. Wo aber beyderſeits Gattungen, in einem Thiergarten eingeſperret, ſich zuſammen ernehren muͤſſen, nehmen die groſſen rothen Hirſche mit gantzer Gewalt an allen Kraͤff - ten ab, und fallen endlich gar da - hin, ohne daß man hiervon die eigentliche Urſache gruͤndlich be - greiffen kan. Wo man ſie in ge - ſperrten Thiergaͤrten haͤlt, da ſie ſich jaͤhrlich wohl mehren, muß man ſie im Winter, auch, wo ſie nicht genugſame Nahrung finden, wohl im Sommer mit Heu und anderer Fuͤtterung verſehen. Gleichwie dieſes ein angenehmes und leichte zahm zu machendes Wild iſt, alſo iſt auch ſein Wild - pret lieblich und delicat zu genieſ - ſen, und werden ſonderlich die an der Mutter noch ſaugende junge Daͤmlein allen Wildpret vorgezo - gen; ihre Haͤute aber werden vor andern ſehr aͤſtimiret, weil ſie nicht nur zart, ſondern auch feſt und dauerhafft ſind.

Dampff,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, welche in einem ſchweren Athem - holen beſtehet. Es werden aber die Pferde gemeiniglich daͤmpffig, wenn ſie ihre Streu, ſonderlich die, ſo einmal naß und feucht ge - weſen, eſſen. Solchem Uibel ab - zuhelffen, ſoll man einem damit behaffteten Pferde, Alant-Wur - tzel, Eber-Wurtzel und Birnbaum - Miſtel, oder aber gepuͤlverte Hol - lunder-Wurtzel unter dem Futter zu freſſen geben. Oder: Man neh -Danme acht Loth Nieß-Wurtz, und acht Loth Wacholder-Beere, mit etwas Wacholder-Holtz, laſſe es in vier oder fuͤnff Kannen Waſſer ſieden, und alſo eine Nacht uͤber ſtehen, gebe ſodenn dem Pferde viermal unter ſeinem Getraͤncke fein lau - licht davon zu trincken. Oder: Man nehme Neſſel-Kraut einen Buͤſchel, ſo viel man mit beyden Haͤnden umgreiffen mag, ſiede daſ - ſelbe in einem Keſſel voll Waſſer, und thue auch ſo viel Gerſte dar - ein, als man in einer Hand hal - ten mag, und laſſe es mit einan - der ſieden, und traͤncke das Roß davon. Noch ein bewaͤhrtes Mittel fuͤr den Dampff ſoll dieſes ſeyn: Man ſoll Ameiſen-Neſter mit allem, was darinn iſt, neh - men, und ſie in einem neuen Sack zuſammen thun, (ie mehr man haben mag, ie beſſer es iſt) dieſen Sack ſoll man zubinden, in einen Keſſel Waſſers thun, und wohl aufſieden laſſen, und wenn ein gut Theil des Waſſers eingeſorten, ſoll man den Keſſel wieder fuͤllen, und wieder drey Stunden kochen laſſen, darnach den Sack ſamt al - lem was darinnen iſt, heraus neh - men, und an einer Stangen uͤber den Keſſel haͤngen, daß es wohl austrieffe, denn ſchaͤumet man das Unreine vom Waſſer ab, laͤſſet dieſes kalt werden, und das Pferd davon trincken. Man giebt ihm kein anderes Waſſer, bis es dieſes ausgetruncken hat.

Danſe,

Tantz; la belle Danſe oder la Danſe par terre, das niedrige Cammer-Tantzen; Danſe par bas, ein ſittſamer Tantz, worinne keine Spruͤnge oder Capriolen vorkom - men; Danſe par haut, ein ausCa -DanCapriolen beſtehender Tantz; Danſe ruſtique, ein Bauren - Tantz.

Danſe, la Danſe des chevaux,

Pferd-Tantz; iſt eine von den allerſchoͤnſten, aber auch ſchwere - ſten Lectionen unter allen, ſo wohl bey der Erden, als uͤber der Erden ſeyn moͤgen, und gehoͤren zu die - ſer Lection keine ſchwache oder fau - le Pferde. Es iſt aber dieſe Le - ction zweyerley, eine gehet im Spaniſchen Tritt gantz langſam, und das Pferd ſetzet ſich hinten wohl auf die Groppa, und ſprin - get, (oder tantzet) vorn von ei - nem Schenckel auf den andern, und avanciret etwas dabey; alles Tempo. Die andere gehet in einer ſolchen Motion, und erhebet das Pferd die hintern Schenckel ſo hoch als die vordern, paſſagirt gantz langſam, Fuß fuͤr Fuß, und gehet tempo in der Action, daß ein Schenckel auf den andern correſpondiret; Jn welcher Mo - tion alsdenn aller Tact im Tripel, und ohne Tripel, iede Courante, Saraband oder Bransle kan ge - tantzet werden; wie aber ein Pferd darzu gelangen ſoll, iſt umſtaͤndig in dem Winteriſchen Reutbuch p. 154 angezeigt.

Danſer,

Tantzen iſt, wenn es zu ſeiner Zeit, und in gebuͤhrender Maaß geſchiehet, eine dem Leibe nuͤtzliche, und das Gemuͤth ergoͤtzende Be - wegung, welche gar wohl kan zu - gelaſſen werden.

Darm-Bruch der Pferde, ſ. Bruch.

Darm-Gicht, Grimmen oder Bauch-Wehe,

Der Pferde, iſt ein hefftigerDarSchmertz in den Gedaͤrmen, welcher mit einer groſſen Auf - blaͤhung des Leibes und harter Verſtopffung der Gedaͤrme ver - bunden, darbey oͤffters eine Ent - zuͤndung entſtehet, die kurtzes Ende machet. Sie kommet entweder von harter Arbeit, oder geſchwin - dem Reiten und Erkaͤlten her; ſie wird auch durch groſſen Unfleiß und Unachtſamkeit verurſachet, wenn man nicht Achtung giebt, ob die Pferde zirchen koͤnnen oder nicht? und ob ſie zu rechter Zeit ſtallen? Denn wo die Daͤrme und der Eingang zur Blaſen ver - ſtopfft werden, ſo blaͤhen die Win - de das Gedaͤrme auf, daß die Pferde nicht nur groſſen Schmer - tzen leiden, ſondern auch oͤffters ploͤtzlich umfallen und ſterben. Man kan dieſe Kranckheit bald mercken; wenn die Pferde mit den Fuͤſſen ſcharren, niederfallen und ſich waͤltzen, wenn ihnen die Ohren kalt ſind, wenn ſie krumm zuſam - men und an keinem Orte ſtille ſte - hen, am gantzen Leibe, beſonders aber am Geſchroͤte ſtarck ſchwitzen und nicht freſſen wollen. Wie nun das beſte Mittel dafuͤr iſt, dem Leibe bald eine Oeffnung zu verſchaffen, alſo darff man auf der Reiſe, wo ſonſt kein Mittel vor - handen, dem Pferde nur Men - ſchen-Harn, ſo warm er gelaſſen worden, eingieſſen. Sonſten aber dienet folgendes Clyſtier dar - wider: Man nehme drey Hand voll braunen Kohl, ſiede ihn wohl im warmen Wein und Waſſer, thue ein halb Qvartier Baumoͤl darein, gieſſe es durch den Clyſtier-Sack, und wenn es laulicht oder ziemlich kalt worden, ſo ziehe man es in eine Spritze, und druͤcke es dem Pfer - de wohl in den Maſt-Darm. OderQ 3manDarman nehme ein halb Noͤſſel Schaf - Milch, thue darein ein Loth Saffran, ein Loth Feld-Kuͤmmel und ein Loth Camillen-Blumen, waͤrme die Milch, und gieſſe ſie ſodenn dem Pferde ein. Oder aber: Man zerſtoſſe Knoblauch, u. thue zweymal ſo viel Lorbeer-Oel dazu, damit ſalbe man das Roß um den Nabel fein ſtarck und aus al - len Kraͤfften, ſo erweichet es ihm den Bauch, und vertreibet das Grimmen. Wenn groſſe Blaͤ - hung und Verſtopffung dabey iſt, welche, wie obgedacht, einem Pferde bald das Leben nehmen koͤn - nen, ſoll man folgendes Clyſtier brauchen. Recp. Kaͤs-Pappeln, Eibiſch-Kraut, Baͤren-Klau, Ca - millen, Stein-Klee, Schmeer - Kraut, iedes anderthalb Haͤnde voll, Weitzen-Kleyen zwey Haͤn - de voll, Lein-Saamen anderthalb Loth, ſchwartze Nießwurtz zwey Loth, groſſe und kleine Sennet - Blaͤtter vier Loth. Dieſe Stuͤ - cke durch einander gemiſchet, in ei - nen Topff gethan, mit friſchem Brunnen-Waſſer geſotten, bis daß von dreyen Maaſſen eine blei - bet, darinnen zertreibet man noch Diaphœnicon eines Eyes groß, einen Loͤffel voll Saltz, vermiſchet alles wohl, und brauchets mit der Spritzen. Oder man nimmt ein Stuͤcklein Speck eines Fingers lang, und ſtarcken Daumens dicke, beſtreuet das wohl mit gepuͤlverter Odermennige oder Agrimonien, ſtoͤſſet es ihm wohl in den Maſt - darm, es wird bald helffen. Nicht ſchaͤdlich iſt es, wenn man Hand und Arme mit Seiffen ſchmieret, und ſo weit man kan in den Maſt - darm hinein greiffet, und heraus ziehet ſo viel man kan, weil bey dem Ausgang meiſtens die Ver - ſtopffung am ſtaͤrckſten iſt.

Dar

Darmſtadt,

Die gewoͤhnliche Reſidentz - Stadt der Evangeliſchen Land - Grafen von Heſſen, iſt zwar nicht groß, aber ſchoͤn, ſauber, und ſehr wohl gebauet, hat ein gut Schloß, ein ſchoͤn Glockenſpiel, ſo alle Viertel-Stunden ſpielet, einen trefflichen Garten, und anſehnli - chen Marſtall. Jn der Stadt - kirche ſind die Fuͤrſtlichen Begraͤb - niſſe dieſer Linie zu ſehen: Von der Ritterſchafft am Rheinſtrom ward Anno 1402 in der Woche vor Lichtmeſſe zu Darmſtadt der drey und zwantzigſte Turnier ge - halten. Wobey 2 Fuͤrſten, nehm - lich Fuͤrſt Heinrich und Graf zu Henneberg und ſein Sohn Wil - helm, 18 Grafen, 17 Freyherren, 52 Ritter und 288 Edle; auf die - ſem Turnier ſchmiſſen ſich wider Turniers-Freyheit und Gerechtig - keit, die Francken und Heſſen, und war dieſes der erſte, worauf ſich die Geſchlechte rottirten und irrig worden. Der Francken blie - ben auf dem Platze 17 und der Heſſen nicht viel weniger, und ha - ben ſeit der Zeit die Heſſen nicht viel turnieret, als die, welche durch Gunſt und Freundſchafft wieder zugelaſſen worden ſind. Das Wappen der Land-Grafen von Heſſen-Darmſtadt iſt unter Heſſen beſchrieben.

Darre,

Eine Seuche, ſo die wilden Baͤume in den Waͤldern anzufal - len pfleget, davon die Schale abgetrennet, der Baum wurmſti - chig und duͤrre wird, daß er leich - te faulet, und die Gipffel abbre - chen. Sie greifft mehr das Hartz - als Laub-Holtz an, und mag bil - lig eine rechte Peſt der Baͤume ge -nen -Darnennet werden. Man machet an einigen Orten tieffe Graben zwiſchen den angeſteckten und ge - ſunden Baͤumen, und hauet die Wurtzeln der krancken Baͤume ab, damit ſie die friſchen nicht anſte - cken moͤgen.

Darre,

Jſt ein Zufall der Pferde, da - bey ſie nicht gedeyen koͤnnen, ſon - dern gantz vertrocknen und duͤrre werden. Man nennet ihn auch das Feuer und Schwindſucht, weil ſie verſchwinden, als wann ſie vom Feuer ausgetrocknet waͤren. Man ſticht in dieſem Fall den Pferden an der Bruſt auf ieder Seiten ein Loͤchlein durchs Fell, ſteckt Chriſt-Wurtzel eines Glie - des lang hinein, und laͤſt es von ſich ſelbſt wieder heraus ſchwaͤ - ren.

Dartre,

Jſt ein Geſchwuͤr, bey nahe ei - ner Hand breit, ſo ſich gemeinig - lich an der Croupe des Pferdes er - eignet, doch manchmal auch am Kopffe und Hals. Dieſes entſte - het von einem galligten Gebluͤte, welches die Haut des Pferdes an - greiffet, und ſelbigem ein groſſes Jucken verurſachet, daß man das Pferd mit groſſer Muͤhe kaum ab - halten kan, damit es ſich nicht reibet, und das Geſchwuͤr groͤſſer macht.

David,

Oder Schul-Kleinod der Mei - ſter-Saͤnger, iſt eine ſilberne Schnur, daran 3 groſſe ſilberne und verguͤldete Schillinge gebun - den, auf deren mittelſten, ſo der ſchoͤnſte, der Koͤnig David mit der Harffe abgebildet: Welche Schnur der Uiberſinger oder GewinnerDecbey den Meiſter-Saͤngern zu Nuͤrnberg an den Hals haͤngen darff.

Debáter un cheval,

Ein Pferd ſatteln. Durch das Auffſatteln geſchehen offt groſſe Unordnungen, z. E. Wenn ein aufgeſtelltes junges Pferd gleich im Anfange zu hart und feſt ge - guͤrtet wird, ſo blehet es ſich nicht allein ſtarck auf, ſondern thut auch gemeiniglich ſo deſperate Spruͤn - ge, daß es offt mit ſamt dem Reu - ter zu Boden faͤllt, und ſich waͤl - tzet; da ihme dann der Gurt muß nachgelaſſen werden.

Debilité des chevaux,

Pferd-Schwaͤche, kommt ent - weder aus der Natur, von der Landes-Art, von Kranckheit, oder boͤſer Erziehung, von Verwahr - loſung, oder daß ſie verderbet worden, auch wohl von Eltern ſelbſt, welches ſchwer zu erſetzen iſt.

Debonnaire, cheval debonnaire,

Ein ſanfftmuͤthiges Pferd, hat einen guten geneigten Willen, (ſo aus Freudigkeit und Luſt entſte - het) welchen die Pferde ihren Herren in Verrichtung ihrer Schuldig - keit bezeigen, und den Geharniſch - ten entgegen ausziehen; dahero auch ein ſolches Pferd uͤber alle andere hoch zu achten iſt, welches feines Herrn Willen freywillig, und ohne Zwang gern vollbringet: denn die Abrichtung wird ihm kei - ne Arbeit, ſondern lauter Ergetz - lichkeit ſeyn, im Gebrauch aber keine Befchwerung vorkommen.

Decachordum,

Ein Jnſtrument von zehen Saiten.

Q 4Decein -
Dec

Deceindre une ſelle,

Heißt ein Pferd luͤfften, oder den Sattel los gurten, das ge - ſchiehet dann nach einem ſcharffen Ritt, und ſtrengem Lauff, damit das Pferd deſto beſſer ſchnauffen und verblaſen kan, weiln es nach dem Gebrauch nicht gleich darff abgeſattelt werden.

Decentum,

Hieß ehemals ein gewiſſer Zu - ſammenklang muſicaliſcher Jn - ſtrumente.

Deck-Netze,

Vor die Rebhuͤner, Wachteln, und dergleichen Voͤgel, werden entweder mit laͤnglicht gevierten und Rautenformigen oder vier - eckigten Maſchen oder Schmaſen, aus ziemlich zarten und doppelt gezwirnten Faden geſtricket. Sie doͤrffen nicht laͤnger, denn viertzig bis fuͤnff und viertzig Ellen, und nicht kuͤrtzer, denn zwantzig bis vier und zwantzig Ellen, die Hoͤhe oder Breite aber nicht geringer als acht Ellen, und nicht groͤſ - ſer als zwoͤlff Ellen, auch iede Maſche zwey Zoll weit daran ſeyn. Dieſes Garn oder Netze wird oben mit einer, eines kleinen Fingers dicken Schnure eingezogen, und an iedem Ende die Schnur einer Elle lang herab haͤngend gelaſſen; So muß man auch an den beyden ſchmalen Seiten des Garns von zwey zu zwey Schuhen weit an - dere Schnuͤrlein anknuͤpffen, da - mit das Deck-Garn an zwey Stangen gebunden, und von ſo viel Perſonen kan getragen wer - den.

Decima,

Jſt ein muſicaliſches Jntervall, ſo aus einer Octav und Terz, esDecſey die groſſe oder kleine (aufwerts gerechnet) beſtehet; heißt Frantzoͤ - ſiſch la Dixieme.

Decima nona,

Die dreymal genommene Qvint.

Decima octava,

Die dreyfache Qvart.

Decima quarta,

Wird die doppelte Septima genennet.

Decima quinta,

Dagegen iſt die doppelte Octav.

Decima ſeptima,

Die dreyfache Terz.

Decima ſexta,

Heiſſet die doppelte Nona, oder die dreyfache Secunde.

Decima tertia,

Jn der Muſic die doppelte Sext.

Declamatio,

Bedeutet in der Muſic eben eben das, was Recitativ. Jn der Redekunſt war es bey den Al - ten eine muͤndliche Stand-Rede, oder eine ſolche Uibung im Reden, da ſowol Rhetores die junge Leute anfuͤhrten, wie ſie ſich vor Gerichte verhalten ſollten, als auch alte und erfahrne Redner ſich ſelbſt, in Beyſeyn guter Freunde, uͤbten.

Decoiffer un cheval,

Ein Pferd abhaͤubeln, das ge - ſchiehet zuweilen bey widerſpenſti - gen Pferden, daß ſie mit Huͤtlein geblendet werden, um auf die Le - ctiones deſto beſſer Acht zu geben; Man pflegt auch oͤffters die Springer zwiſchen denen Pilaren zu blenden, damit ſie ſtiller ſtehen, und nicht ſcharren, oder ſonſtenunruhigDecunruhig auf der Erden ſeyn: wenn ſie nun abgehaubet werden, ſo ſind ſie deſto luſtiger, und caprioliren noch einmal ſo willig, als ſie ſon - ſten zu thun pflegen, wenn ſie auch gleich aufgemuntert werden.

Deconcerter,

Aus dem Tone bringen, wenn man mit einander ein muſicali - ſches Stuͤck uͤbet.

Deconter,

Den Nahmen und Klang oder Ton einer Note durch Abzehlen ſuchen und ſinden.

Decoratio, ſ. Zierde.

Decrotoire,

Eine Cartetſche, womit die Pferde ſauber geputzet und trocken abgebuͤrſtet werden, damit ihnen der Staub vom Leibe komme, wel - cher die Pferde beiſſet und juckend machet. Es iſt auch

Decrotoire,

Eine Kehr - oder Kratz-Buͤr - ſte, mit einer ſtumpffen Meſſer - Klinge, ſo zur Saͤuberung der Pferde-Hufe und dergleichen dien - lich.

Dedans, Dehors,

Dieſe Worte beziehen ſich auf den Reitſchulen auf vielerley, nachdem das Pferd zur rechten oder zur lincken Hand die Volte macht, oder laͤngſt an der Mauer traverſiret und arbeitet. Alſo dienen ſie zu unterſcheiden, von welcher Hand, oder von welcher Seite man dem Pferde ſoll die Huͤlffe thun, z. E. Wenn das Pferd ſich rechts tummelt, ſo iſt der rechte Schenckel der inwendi - ge und der lincke der auswendige nach der Mauer zu, und ſolcher geſtalt iſt es auch mit den inwen -Defdigen und auswendigen Zuͤgeln be - wandt. V. Elargir.

Dedicace,

Wiedmung, Einweihung einer Kirche. Pour la fête de la dedi - cace, fuͤr das Feſt der Einwei - hung.

Deductio,

So benennet Guido Aretinus eine aufwerts-ſteigende Sylben - Folge, als: ut re mi fa ſol la.

Defaillance de forces,

Schwachheit, Mattigkeit, iſt ein Fehler der Pferde, wenn ſie ſo weichlich, und gleich in der Arbeit erliegen, es ſey gleich, daß ſie ihrem Vermoͤgen nach, zu hart und ſchwer, oder zu lang waͤhret: daß ihnen auf den Reiſen der Weg zu hart wird, wenn er ſteinigt, auch viel Berg und Thal hat, oder daß ſie auf der Ebene einen geſchwin - den Trab oder Galop nicht aus - dauren moͤgen, in tieffen Moraͤ - ſten verzagen, wie ſie heraus kom - men ſollen, oder ſich nicht kraͤfftig genug heraus arbeiten moͤgen und dergleichen mehr.

Defauts hereditaires des chevaux,

Erb-Maͤngel derer Pferde ſind vielerley, als nehmlich Dickkoͤpf - ficht, Choleriſch, Blind, Lang - oͤhrigt, Speckhaͤlſig, aufgezogener Leib, abgeſchliffen Creutz, Rotzig, Raͤudig, Hertzſchlechtig, fluͤßige Schenckel, Bockbeinigt, Vollhuͤfig, eingebogener tieffer Ruͤcken, ſpitzig von Bruſt und Creutz, ein duͤnner Ratten-Schwantz ꝛc. Dieſe und dergleichen ſind Zeichen, ſo billig an einem Beſcheller und Stute (davon man eine Art ziehen will) zu ſcheuen ſind.

Q 5Defaut
Def

Defaut de la Goût,

Mangel des Geſchmacks der Pferde, der gehoͤret eigentlich zu Erhaltung der Geſundheit, denn durch deſſelben rechten Gebrauch ſollen ſich die Pferde auf der Wei - de zu huͤten, und daſſelbe zu mei - den wiſſen, was ihnen ſchaͤdlich; ſo es ihnen aber an ſolchem noͤthi - gen Unterſchied mangelt, ſtehet die Geſundheit mit dem Leben in Ge - fahr. Ebener maſſen iſt es mit des Geruchs Abgang beſchaffen.

Defaut de Viſage,

Geſichts-Mangel. Ein boͤſes Geſicht oder Blindheit iſt der Ab - richtung hinderlich, ſo viel das Pferd noͤthig hat, den Weg vor ſich zu ſehen, welchen es in allem Gebrauch betreten ſolle, ſeine Nahrung zu ſuchen, und fuͤr gefaͤhr - lichen Orten ſich zu huͤten, die Leu - te zu kennen und zu unterſcheiden, ſo mit ihm umgehen muͤſſen, wel - ches alles groſſen Mangel bringet, wenn das Pferd ſeines Geſichts beraubet iſt.

Defence, cheval de defence,

Wehrhafftes Pferd, welches im Krieg nicht allein von ſich ſelber, ſondern auch ſeinem Herrn, durch von ſich ſchlagen, hauen, beiſſen und ſpringen den Feind abhaͤlt, daß deren keiner einem oder dem andern beykommen kan.

Defendre, cheval qui ſe defend de la croupe,

Jſt ein Pferd, das ſich wider - ſetzt, und nicht aufſitzen laͤßt, wel - ches ein gefaͤhrliches Laſter iſt, ab - ſonderlich vor ein Soldaten-Pferd, welches (nach der neuen Methode) mit der Noth-Saͤule darzu zu zwingen iſt.

Deg

Defi,

Fehd oder Ausforderung. Das geſchiehet gemeiniglich, wenn ein paar Duellanten ſich heraus for - dern, und mit Degen ſich balgen, oder Kugeln wechſeln, und dadurch anſtat vermeintlicher Satisfaction offtermalen um Leib - und Seelen - Wohlfahrt gebracht werden, wel - ches Unheil auch von unterſchied - lichen Potentaten ſchon eingeſehen, und dahero durch ſcharffe Edicte bey Leib - und Lebens-Straffe ver - boten worden. Darwider aber dennoch oͤffters gehandelt wird.

Defluxions ſur les yeux,

Sind Augen-Fluͤſſe, deren Kennzeichen folgende ſeynd: 1) Wenn die Augen mit rothen A - dern angefuͤllt ſeyn, 2) wenn die Augen blau anzuſehen, oder grau ſcheinen, 3) wenn die Oberhelffte der Augen eine andere Farbe an - nimmt, als die untere, und eines Theiles heller iſt, als das andere, 4) wenn dem Pferd unter waͤhrendem Futter-Kauen die Gruben oberhalb der Augen ſehr uͤber ſich ſchlagen ꝛc. Dieſen allen iſt nuͤtz - lich, den Kern am Gaumen im Neu - mond zu ſtechen.

Defonti,

Salmi gli defonti, Pſalmen fuͤr die Verſtorbenen, Frantzoͤſiſch Pſeaumes pour les defunts.

Degorger,

Heißt an den Pferden eine dicke Geſchwulſt zertheilen. Sie be - ſtehe nun, wo ſie wolle; wann ſie ſich aber in die Schenckel geſetzt, muß das Pferd oͤffters geritten werden, damit ſich ſolche zerthei - let.

Degoût d un cheval,

Der Eckel eines Pferds, iſt derVer -DegVerdruß oder der Verſtoß des Futters. Dieſe Kranckheit ent - ſtehet aus mancherley Urſachen: 1) So man in groſſer Hitze oder Kaͤl - te zu ſtarck reitet, und hernach dem Pferde geſchwind das Futter vorſchuͤttet; 2) wenn man im Froſt das Pferd ſtarck erhitzet, und den Schweiß nicht abwiſchet, 3) von Verſtopffung der Leber-A - dern; 4) von uͤbermaͤßiger Ader - laß; 5) von ſchimmlichtem Heu, Dampff, Faͤulung in dem Ma - gen, oder von dem Durchlauff des Bauchs ꝛc. Dieſen Pferden muß man ein Clyſtier geben, den Staf - fel ſtechen, das Maul mit Saltz und Wohlgemuth wohl reiben.

Degré,

Stuffe. Jn der Muſic wird dieſes Wort gebraucht, z. E. par degrez conjoints, ſtufenweiſe, das iſt, von einem Klange zu dem nechſtfolgenden; par degrez des - joints, ſprungsweiſe, wenn man von einem Klange zum andern ſpringet, und die dazwiſchen lie - gende Klaͤnge uͤberhuͤpfet. Daher Degré interrompn, ein Stim - men-Sprung.

Deguider,

Heißt bey einem Pferd, wenn man es auf die Volte fuͤhret, und es ſich mit den vordern Schenckeln uͤbereilet, mit der Croupe aber nicht folget, alſo daß, da es ſolte zwey Hufſchlaͤge thun, es ſich bemuͤhet, nur einen zu machen, welches aus des Pferdes Wider - ſpenſtigkeit, oder von des Reuters Uibereilung herruͤhret.

Dehors, voyez Dedans.

Deichſel, Deiſſel,

Ein Haupt-Stuͤck an dem Vor - der-Theile einer Kutſche, Ruͤſt -DeiWagens oder andern Fuhr-Wer - ckes, ſo von zweyen neben ein - ander geſpannten Pferden gezo - gen wird, iſt ein ſechs Ellen lan - ges, rundes, und an dem dicken Ende etwas viereckigt-gehauenes Stuͤcke Holtz oder Baum, welches zwiſchen den Armen an der Voͤr - der-Achſe zu ſtecken kommt, und daſelbſt entweder feſt und unbe - weglich eingemacht, oder aber nach Belieben zuruͤck geſchlagen, oder heraus genommen, und wieder ein - geſchoben, denn mit einem an der Seite durch die Arme und Deich - ſel durchgeſteckten eiſernen Nagel befeſtiget werden kan. Die Deich - ſel dienet nicht nur die vor den Wagen geſpannten Pferde, etwas von einander, und dieſelben, in - deme ſie vornen mit den Bruſt - und Halt-Ketten daran haͤngen, an dem Wagen feſt, und in Ord - nung zu halten; ſondern auch den Wagen ſelbſt dadurch nach Ge - fallen zu lencken, und wenn er in ſchnellem Lauffe, ſonderlich wo es Berg herab gehet, damit vermit - telſt der Halt-Ketten aufzuhal - ten.

Deichſel-Eiſen,

Jſt nichts anders als ein gan - tzer, faſt uͤber das Knie gehender Steig-Buͤgel, oder eine vom Knie bis untern Fuß gehende, oben uͤber dem Knie etwas gebogene, unten aber wie ein Steig-Buͤgel formirte breite und ſtarcke eiſerne Schiene, welche oben mit einem Riemen an der rechten Seite des Sattels feſtgemacht iſt, und ver - hindert, daß die Deichſel des auf dem Sattel-Pferd ſitzenden Fuhr - manns Bein nicht beſchinde, oder gar entzwey ſchmeiſſe.

Deich -
Dei

Deichſel-Pferde,

Welche man auch Stangen - Pferde nennet, ſind diejenigen, ſo man gleich vor dem Wagen an die Deichſel zu ſpannen pfleget. Sie werden zum Unterſchied der Riem - Pferde alſo genennet, welche vor die Deichſel - oder Stangen-Pfer - de geſpannt werden, wenn man drey-vier-fuͤnff-ſechs - oder mehr ſpaͤnnig fahren will.

Delibrer un cheval,

Ein Pferd befreyen, oder leicht und gelenck machen, alſo daß man es nicht eher zum Galop nimmt, es ſeye dann vorher vom Trot deliberirt. Jtem ſoll man es nicht eher in Capriolen ſetzen, man habe es dann erſt terre terre erleichtert. Auch darff man ein Pferd von dem Kapzaum nicht ehender frey machen, es ſeye dann vorher mit Hals und Kopf in die gebuͤhrende Poſtur gebracht, daß es auf den Reitſtangen alleine der Fauſt gehorſamet, und ſich wen - den laͤſt.

Delicotter,

Sagt man von einem Pferde, ſo die Halffter abſtreiffet; deme ſoll man eine Zughalffter geben, woran ein Kehlriemen iſt, welchen man kan enge zuſchnallen, ſo iſts ihme verwehret.

Deloiauté, voyez Infidelité.

Demi-Air,

Halbluͤfftig, welches die Jtalie - ner Mezza aere nennen, iſt eine Art, welche ſowol zu den luͤfftigen Spruͤngen, als zu den Courbet - ten gezehlet wird, weil ſie von beyderley dependiret. Jn dieſer Schule machet das Pferd eine halbe Courbette, weil es den Streich unterlaͤſt, hergegen auchDemeine halbe Capriole, indem es die hintern Huf-Eiſen weiſet, und das Creutz etwas mehr als die Bruſt erhebet, welche ſehr zierlich laſſen; es ſind den Pferden hierinnen die ordinaire Huͤlffen noͤthig.

Demi-Báton,

Wird die zweyſchlaͤgige Pauſe genennet, weil ſie einen halben Stab vorſtellet. voyez Bâton.

Demi-Cercle,

Ein halber Circkel, iſt in der Muſic das Zeichen des ordentli - chen Tactes.

Demi-Coupé,

Ob ſie gleich ſowol auf dem rech - ten, als lincken Beine, ſowol vor - hinter - und ſeitwerts, als auch in die Runde vorkoͤmmt, wie auch mit mancherley pétits Pas, als Aſſem - blée, Emboëtte, Rond de Jambe, Battuë, Tourné &c. vergeſellſchaf - tet wird, wie ſie denn 56mal ver - aͤndert gefunden wird: So wollen wir doch, um beliebter Kuͤrtze wil - len, nur ein einiges Exempel, oder Modell, nemlich wie ſie mit dem rechten Beine vorwerts gemachet wird, herſetzen, als wornach die andern alle gehen. Wir ſetzen hierbey zum Fundament, daß die - ſer Pas ſimple aus dem Plié und und Elevé beſtehet. Es wird aber die Demi-Coupé auf dem rechten Beine vorwerts formiret, der - geſtalt: Bey dem erſten Tempo beuget man, 1) da man auf dem vorausgeſetzten lincken Beine ru - het, beyde Knie zu beyden Seiten gut auswerts, doch nicht allzutief nieder, und 2) avanciret im Beu - gen mit dem rechten Fuß nahe uͤber der Erde bis neben des lin - cken Ferſe, doch daß die Spitze dabey nicht in die Hoͤhe ſteige; ſo muß auch der Leib in ſteter Per -pendi -Dempendicular-Linie feſt bleiben: Und das iſt das Plié. Bey dem zwey - ten Tempo hebet und ſtrecket man beyde Knie wieder, und ſetzet im Strecken den rechten Fuß vol - lends ungeſtreifft vor: Und das iſt das Pas elevé. Kurtz: Die De - mi-Coupé iſt, wenn man mit bey - den Knien zugleich beuget, und im Heben den hintern Fuß vorſe - tzet.

Demi-Deſſus,

Der tieffe Diſcant, oder hohe Alt; ſein Schluͤſſel ſtehet auf der zweyten Linie des Syſtematis.

Demie-Meſure,

Ein halber Tact.

Demie-Pauſe,

Eine Pauſe von einem halben Tacte.

Demi-Quart de Meſure,

Eine Achtel-Pauſe.

Demi-Soûpir,

Eine Achtel-Pauſe; nach andern aber eine Sechzehntheil-Pauſe.

Demi-Tirade,

Ein kurtzer Laͤuffer, welcher aufs hoͤchſte aus drey oder vier zweyge - ſchwaͤntzten Noten beſtehet, und demnach mit der darauf folgenden Note ein Qvart - oder Qvint-Jn - tervall ausmacht.

Demi-Ton majeur,

Ein groſſer unvollkommener Ton, als e, f; cis, d.

Demi-Ton mineur,

Ein kleiner unvollkommener Ton, als c, cis; f fis.

Demonter, cavalier demonté,

Bedeutet einen Reuter, wel - chen ſein Pferd abgeſetzet und von ſich geworffen hat; welches ge -Denſchiehet, wenn ein angehender Scholar noch nicht recht ferme iſt; welches ein dreßirtes Pferd bald mercket, und probirt, ob es kan Meiſter uͤber ihn werden, und wenn es ihme einmal gelingt, ſo hat es ausgelernet, und probirt es oͤffters.

Dendrachates,

Ein Achat-Stein, welcher Baͤu - me vorſtellet, und gar vielerley Farben hat, und wird an vielen Orten gefunden. Er war der achte Edelgeſtein in dem Amt - Schildlein Aaronis. V. Exod. 28, 19.

Dendrites,

Jſt eine Art Steine, auf welche die Natur zu groſſer Verwunde - rung gantze Baͤume und Buͤſche gar eigentlich als ein Mahler ab - gebildet. Unweit Nuͤrnberg fin - det man dergleichen, die allen an - dern vorgehen, indem die Geſtraͤu - che ſo natuͤrlich darauf gebildet ſind, und ſo ſubtil, daß kein Kupfferſtecher die Gedult haben wird, dergleichen mit dem Grab - ſtichel nachzuarbeiten: Allein die Florentiniſchen ſind beruͤhmter, ob ſchon die Zeichnung der Baͤu - me nicht halb ſo curieux iſt, wel - ches aber daher kommt, weil ſie ſich als ein Spiegel poliren laſſen, welches bey den leimigten nicht an - gehet. Von dem Berge Sinai aus Judaͤa kommen dergleichen auch, daher ſie Lapides Sinaitici heiſſen.

Dents des chevaux,

Sind kleine Beinlein in den Kinnbacken der Pferde, welche nicht allein dienen das Futter zu zerkauen, ſondern auch das Alter anzuzeigen, deren 40 an der Zahl ſind, davon nennet man 24 Ma -cheliers,Depcheliers, Stock - oder Backen-Zaͤh - ne, ſo zuhinterſt im Maule ſind, auf ieder Seiten 12, an dieſen iſt kein Alter zu erkennen; die an - dern 16 belangend, davon werden 4 Crocs, Hacken genennet, welche zwiſchen den Eck - und Stockzaͤh - nen ſtehen, und ſelten bey denen Stuten gefunden werden, 12 wer - den Dents de lait Milch-Zaͤhne ge - zehlet, welche zuvorderſt im Mau - le ſtehen, und das Alter der Pfer - de anzeigen. V. Aage.

Depenſes des chevaux,

Koſten der Pferden, werden offt viel aufgewendet, z. E. Dem Phi - lonico einem Theſſalier ſind 16 Talenta (oder nach andern 17 Ta - lenta) von Philippo fuͤr den Buce - phalum bezahlt worden, ſo 16000 Thlr. (12750 Thaler) ausmachen. Cornelius Dolabella hat fuͤr das Pferd Equum Sejanum 100000 Seſtertios bezahlt. Jn Spanien werden noch 2000 Piſtolen bezahlt, ohne die Depenſes, abſonderlich wann ſie zum Stier-Gefecht ab - gerichtet ſind. Vor das Pferd, ſo Jhro Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt Carolus VI bey der Kroͤnung zu Franckfurt geritten, ſind 20000 fl. bezahlt worden, und als es bald darauf caput gangen, haͤtten ſie es gern noch einmal dafuͤr bezahlt, wenn es haͤtte koͤnnen wieder le - bendig gemacht werden. Der Hertzog von Newcaſtle erzehlet fol. 52 ſeines vollkommenen Bereuters, daß der damalige Stathalter in den Niederlanden, Ertz-Hertzog Leopold, 8 bis 10 Laͤuffer aus Jta - lien kommen laſſen, wovon ihm ie - des Stuͤck auf 200 Piſtolen zu ſte - hen gekommen.

Depreſſio,

Das Niederlaſſen der Hand imDeſTactgeben: Jm ſchlechten oder egalen Tacte iſt es die erſte Helff - te, und im proportionirten Tacte ſind es die beyden erſten Theile deſſelben, weil ſolche Eintheilung nicht allein durch ein aͤuſſerliches Zeichen der Hand, ſondern auch nur innerlich im Sinne formiret werden kan.

Derniere,

Nemlich chorde, iſt die letzte oder hoͤchſte Saite eines Tetra - chordi.

Derriere, le derriere du cheval,

Das Hintertheil des Pferdes, worauf es ſich (nach der Engli - ſchen Pferde-Kunſt) ſetzet und wie ein Hund aufwartet, ſo einem Pferde ſchwer zu lernen.

Derobé, Pied derobé,

Jſt der Fuß eines Pferdes, der ſich gantz abgenutzet hat, weil das Pferd oͤffters ohne Eiſen, auf har - tem Boden gegangen, alſo daß das Horn mangelt, daß es nicht an - ders als mit groſſer Muͤhe kan be - ſchlagen werden, damit ſolches nicht vernagelt werde.

Des,

Alſo koͤnte fuͤglich der mit einem b bezeichnete d-Clavis genennet werden, um ſelbigen, der Deut - lichkeit halber, von dem ordinaͤren cis zu unterſcheiden.

Deſaccoutumer les vices,

Heißt abgewoͤhnen; die Laſter an einem Pferde, welche mancherley ſeyn, als Untreu, Bosheit, Schlagen, Beiſſen, Tuͤckiſch ſeyn, Falſchheit, Staͤtigkeit, Baͤumen, ins Waſſer legen, Ausreiſſen ꝛc. Welche innerliche und aͤuſſerliche Halsſtarrigkeit ihnen von geſchick -tenDeſten Reutern abgewoͤhnet wird: Hingegen wird Soldaten-Pfer - den angewoͤhnt, der Schuß, Fah - ne, Trommel, Waffen ꝛc. Jtem wenn ſie nicht wollen aufſitzen, ſich putzen, beſchlagen und aufzaͤumen laſſen, welches im Krieg der ge - faͤhrlichſte Mangel.

Deſarconner, voyez De - monter.

Deſarmer les levres d un cheval,

Heißt die Lippen des Pferdes aus denen Barres oder Laden hal - ten, wenn ſie ſo groß ſind, daß ſie ſelbige mit ſolchen bedecken, und dadurch verhindern koͤnnen, daß das Gebiß ſeine Wirckung nicht thun kan. Dergleichen Pferden muß man duͤnne gebrochene Mund - ſtuͤcke geben.

Deſeller un cheval,

Ein Pferd abſatteln, welches aber nicht gleich auf einem ſtarcken Ritt geſchehen ſoll; widrigenfalls ein Pferd aufſchwellen kan, daß es muß geoͤffnet werden. Oder Magicè ohne Schnitt ein gedruck - tes Pferd zu heilen, nimmt man die Perſicariam, (Floͤhkraut) eine Hand voll, klopffet es ein wenig, und legt es dem Pferde auf den Schaden, daß es warm wird, dar - nach nimmt man ſolches, und be - graͤbet es unter eine trieffende Rinne, oder im Miſt, nur daß es bald verfaulet, und waͤſcht dem Pferde alle Tage den Schaden mit friſchem Brunnen-Waſſer aus, ſo bald es anfaͤnget zu fau - len, ſo heilet der Schaden ohne al - les Zuthun, wenn es auch ſchon wild Fleiſch darin haͤtte und taͤg - lich geritten wuͤrde.

Deſ

Deſenclouer un cheval,

Einem vernagelten Pferde (wor - an es hincket) dem Nagel wieder ausziehen, welches daher kommt, wenn der Schmidt den Huf zu duͤnne auswircket, die Tracht zu viel wegſchneidet, und die Nagel zu hoch treibet, daß ſie ins Leben reichen, dahero muͤſſen die Waͤnde wohl ſtarck gelaſſen, und die Naͤ - gel niedrig geſchlagen werden.

Deſeſpoir,

Verzweiffelung, entſpringet aus unterſchiedlichen andern La - ſtern, als 1) aus herrſchendem Zorne, Rach, Haß, Ungedult, Heichel, Widerſpenſtigkeit und Ungehorſam auf des Pferdes Sei - ten. 2) Vom Reuter aber wird es aus unzeitigem uͤbermaͤßigen Zorn, Ungedult, Rach, Haß und Ty - ranney, alſo auch aus Unwiſſen - heit und Mangel des maͤßigen Ge - brauchs der Huͤlff - und Straff - Mittel, auch unmaͤßigem Ge - brauch des ſcharfen Zeugs und Zwang des Ecken verurſachet; welches etlichen Pferden durch be - ſcheidene Verfahrung zu beneh - men, andern aber mit ſtrengen Mitteln offtmals ehe aͤrger zu ma - chen, als zu verbeſſern ſtehet.

Deſoler un cheval,

Heiſt einem Pferde die Sohle heraus nehmen, ohne an das Horn zu kommen. Man entſohlet das Pferd um Schwachheit willen, als wenn ein Pferd plathuͤfig iſt, wenn es Mangel am Strahl hat, oder ſonſten am innern Huf einer Malignitaͤt unterworffen iſt. Vie - le misbrauchen aber ſolches, und laſſen um einem geringen Mangel gleich die Sohle heraus reiſſen, welches offt mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich iſt.

Deſpe -
Deſ

Deſpeculer quelque choſe,

Heißt etwas erforſchen, oder nachgruͤbeln, welches in der Reit - Kunſt unterſchiedlich geſchiehet, die Pferde abzurichten, und hat ieder faſt eine andere Methode, und ſuchet, wie er beſonders ſolche Uibung gluͤcklich, ruͤhmlich, wohl - ſtaͤndig, ergoͤtzlich und nuͤtzlich anfangen, fortſetzen und gebrau - chen will.

Deſſau,

Eine luſtige Fuͤrſtliche Anhalti - ſche Reſidentz-Stadt, in einem ebenen Felde, nicht weit von der Elbe gelegen, hat ein praͤchtiges Schloß und einen ſchoͤnen Thier - garten. Die Stadt iſt nicht gar groß, und hat nur eine groſſe lan - ge Gaſſe, ſamt etlichen Plaͤtzen. Aber das Schloß iſt anſehnlich, und ſind die Gemaͤcher mit groſ - ſen Spiegeln und andern Ziera - then trefflich gezieret, ſo daß dieſe Fuͤrſtliche Reſidentz wohl kan un - ter die praͤchtigſte Pallaͤſte in Eu - ropa gezehlet werden. Es ſind im Schloſſe verſchiedene Gemaͤ - cher, und hat ein iedes Gemach ſeine Antichambre, ſeinen Saal, ſein Cabinet, Kleiderkammer ꝛc. Aber das Gemach der Fuͤrſtin uͤber - trifft alle andere, ſo wohl an Schoͤnheit als an Koſtbarkeit. Es hat groſſe ſilberne Platten und groſſe Spiegel, kleine Kiſtlein an den Taͤfeln von Cryſtall. Aus der Kammer der Fuͤrſtin gehet man in 2 groſſe Cabinette, deren das eine mit Gemaͤhlden von den beſten Meiſtern, und das andere mit Porcellain-Geſchirr von einer ſol - chen Menge, dergleichen man in allen Jndianiſchen Kaufflaͤden in Engel - und Holland ſo viel nicht leichtlich ſehen wird. Das Wap -Detpen derer Fuͤrſten von Anhalt - Deſſau iſt oben unter Anhalt be - ſchrieben.

Deſſus,

Der Diſcant; item eine Diſcan - tiſt; auch die obere Partie unter den Jnſtrumenten.

Deſſus de Flûte,

Floͤten-Diſcant.

Deſſus de Hautbois,

Die erſte oder hoͤchſte Haut - bois.

Deſſus de Viole,

Oder Violon, die erſte oder hoͤchſte Violine.

Deſſus du grand choeur,

Diſcant-Stimme des groſſen oder vollen Chores.

Deſſus du petit choeur,

Diſcant-Stimme des kleinen oder concertirenden Chores.

Deſunir, cheval qui ſe deſunit,

Sagt man von einem Pferde, welches ſich nicht auf die Groppa ſetzet, ſondern die Ancken und hin - tern Schenckel nach ſich ſchleppet, daher es auch gemeiniglich falſch galoppirt, auch nicht faͤhig iſt, weder zum Redop noch Courbet - ten zu nehmen, daher muß es wohl falqvirt und zuſammen gehalten werden.

Detaché,

Abgezuckt. Jſt in der Muſic eine uͤber und unter einer Note dergeſtalt 1, 7;[1,][7] befindliche Ma - nier, wodurch eine alſo bezeichne - te Note die Helffte von ihrer Gel - tung verlieret, und ſtat der zwey - ten Helffte ein Stillſchweigen ent - ſtehet, da denn z. E. ein Viertel nur wie ein Achtel, und ein AchtelnurDetnur wie ein Sechzehntheil tracti - ret wird.

Detonner,

Aus der Melodie eines Geſan - ges kommen, falſch, das iſt, ent - weder hoͤher oder tieffer ſingen, als man ſoll.

Devenir boiteux, eſtropié,

Heißt ein Pferd verlaͤhmen, oder krumm machen, ſo offt im Kriege mit Fleiß geſchiehet, damit ſolche erbeutete Pferde dem Feind zu nichts mehr dienlich ſeyn.

Devenir, être tout blanc de vieilleſſe,

Bedeutet ein Pferd, das vor Alter Eißgrau wird, welches am erſten weiſſe Brillen um die Augen bekommt, ſo ein Zeichen eines ſehr hohen Alters iſt. V. Siller.

Deuil, cheval de deuil,

Nennet man ein ſchwartz beklei - detes Trauer-Pferd. Mit der - gleichen Pferden werden Koͤnige, Fuͤrſten und groſſe Generals in groſſer Proceſſion zu ihrer Sepul - tur gefuͤhret: anzuzeigen, daß auch die groͤſten Monarchen und tapf - ferſten Generals der Sterblichkeit unterworffen ſind.

Devoir des chevaux,

Pferde-Gehorſam, iſt eine Tu - gend, deren ſich die Pferde befleiſ - ſigen, welche dem Reuter unter - geben, dadurch ſie nicht nur allein ihre Willigkeit, wie auch das An - ſehen wollen zu erkennen geben, daß ſie ihm unterworffen ſeyn, ſondern auch mit allen Kraͤfften darnach trachten, dasjenige zu thun, was der Reuter von ihnen fordert.

Di

Deuteros,

Secundus ſcil. Tonus Eccleſiaſti - cus, der zweyte Kirchen-Ton; hierdurch werden unter den 8 Kir - chen-Tonen der dritte und vierte verſtanden, weil beyde zuſammen in die zweyte Claſſe gehoͤren.

Deutlichkeit einer Me - lodie,

Dabey muͤſſen die Inciſiones, das iſt, die Einſchnitte und Ab - ſchnitte genau in acht genommen werden nicht nur in Singe-Stim - men, ſondern auch in Jnſtrumen - ten; man muß ſich allemal einen gewiſſen Affect zum Augenmerck ſetzen; ohne Urſach und ohne Noth ſoll die Tact-Art nicht veraͤndert werden; die Anzahl der Taͤcte ſoll einen gewiſſen Verhalt unter ſich haben; wider die ordentliche Thei - lung des Tactes ſoll kein Schluß gemacht werden; der Accent iſt bey den Worten richtig zu beo - bachten; alle Verbraͤmung ſorg - faͤltig zu vermeiden; man muß ſich eine edle Einfalt auszudrucken angelegen ſeyn laſſen; die Schreib - art iſt dabey genau einzuſehen und von andern gebuͤhrend zu unter - ſcheiden; die Abſicht iſt nicht auf Woͤrter, ſondern auf deren Sinn und Verſtand zu richten und nicht ſowol auf bunte Noten, als auf redende Klaͤnge zu ſehen.

Deux quarte,

Der Zwey-Viertel-Tact, wird $$\frac {2}{4}$$ gezeichnet.

Di,

Der Genitivus des Jtalieniſchen Articuli indefiniti, heiſſet nebſt ſeiner ordentlichen Bedeutung des oder derer, wenn er vor den No - minibus ſtehet, auch 1) um, als di Seconda, di Terza &c. um eineRitter-Lexic. RSecun -DiaSecunde, um eine Terz, hoͤher oder tieffer; 2) vor etlichen Adver - biis iſt er eben ſo viel als der Fran - tzoſen de oder d au, als di ſopra, de deſſus, d au deſſus, oben druͤ - ber, di ſotto, de deſſous, d au deſſous, unten drunter.

Diadromi,

Durchlaͤuffer heiſſen in der Mu - ſic 1) diejenigen Schwenckungen oder Schwebungen, welche eine Saite von ſich giebt, wenn ſie an - geſchlagen wird; 2) eine Orgel - Pfeiffe, ehe ſie bey der Stimmung mit einer andern, oder auch fuͤr ſich allein, in den rechten Klang eintritt.

Diafonia, Diaphonia,

Ein Uibellaut, ein Mislaut.

Diagramma,

Eine aus der Partitur geſchrie - bene Stimme oder Partie. Her - nach die Partitur ſelbſt. Sodenn heißt es auch die vor Guidonis Zeiten gebraͤuchlich-geweſene Dis - poſition, Ordnung und Benen - nung der Saiten mit griechiſchen Nahmen, von der Proslambome - no oder unterſten an, bis zu der Nete Hyperbolæon oder oberſten und funfzehenden.

Dialogus,

Jſt in der Muſic eine Compo - ſition von wenigſtens zwo Singe - Stimmen oder Jnſtrumenten, welche wechſelsweiſe ſich hoͤren laf - ſen, und wenn ſie am Ende zuſam - men kommen, mit dem General - Baſſe ein Trio machen; es giebt aber auch Compoſitiones auf 2, 3 u. 4 Choͤre, welche Geſpraͤchs-weiſe abwechſeln. Die Organiſten ma - chen dergleichen Umwechſelungen auch auf den Orgeln nach, wenn ſie mehr als ein Clavier haben. Sie haben ſo vielerley Arten, alsDiaMaterien, und ſind ins beſondere der geiſtlichen Ton-Kunſt gewid - met. Es ſind Unterredungen in ungebundenen Worten, die gemei - niglich von ſchrifftmaͤßigen Perſo - nen gefuͤhret, und entweder aus den Evangelien, oder andern bib - liſchen Geſchichten, von Wort zu Wort hergenommen werden. Jhr Abzeichen iſt hiſtoriſch, und eine bloſſe Einfuͤhrung der mit einan - der ſprechenden Perſonen, meiſten - theils in einem ſtetigen Arioſo, bald mit, bald ohne Jnſtrumen - ten; Da iſt weder Recitativ, noch Arie, ſondern eine ungeſtoͤr - te Abwechſelung des Geſpraͤches, ohne weitere Veraͤnderung, als daß ſie ſich im Schluſſe zu verein - baren pflegen. Es iſt aber eine altfraͤnckiſche Gattung der Kir - chen-Muſicken, welche anietzo, vermittelſt des Dramatiſchen Styls, auf einen andern Fuß ge - ſetzet iſt.

Diamant, Adamas,

Tuͤrckiſch Almas, bey den Oſt - Jndianern Iri, der koſtbarſte, haͤrteſte und ſchoͤnſte unter allen Edelgeſteinen. Die Naturkuͤn - diger erzehlen deſſen ſiebenerley Geſchlechte, als da iſt 1) der Jndia - niſche, welcher einige Verwand - ſchafft mit dem Cryſtall hat, iſt zu - geſpitzt, und hat 6 glatte Seiten, wird offt in der Groͤſſe einer Ha - ſel-Nuß, aber nicht im Gold wachſend gefunden. 2) Ein Ara - biſcher, dieſer iſt etwas kleiner, aber dem vorigen gleich. 3) Ein Cenchreaner, welcher in der Groͤſ - ſe des Hirſe-Saamens gefunden wird. 4) Ein Macedoniſcher, welcher im Golde gefunden wird, gleich den Kuͤrbis-Saamen. 5) Ein Cypriſcher, welcher faſt der Farbe des Ertztes gleichet, dieſer iſtinDiain der Artzeney ſehr kraͤfftig. Der 6) wird genannt Siderites, glaͤn - tzet wie der Stahl: Er iſt ſchwe - rer als die uͤbrigen, aber ungleich in der Natur. Das 7) Geſchlecht iſt entweder rund oder ſechseckigt: Dieſe haben ihre Nahmen von dem Orte, da ſie gefunden werden. Es zerbohret dieſer Stein alle andere Edelgeſteine, als den Schmaragd, Saphir und dergleichen, deſſen ungeachtet ſoll er doch mit Bocks - Blut weich gemacht werden koͤn - nen, ſoll auch dem Gifft widerſte - hen, iſt ſonſten in hohem Werth zu achten, weil er im Amt-Schildlein gebraucht worden. Exod. 28. v. 13. Den groͤſten Diamant (ſo in Form eines halben Eyes) hat der Groß - Mogol oder Kayſer in Jndoſtan, welcher wiegt 279½ Carat, und iſt der groͤſte Diamant, den man ie - mals geſehen hat. Er wird geſchaͤ - tzet auf 5 Millionen und 861639 Gulden. Jtem in des Großher - tzogs zu Florentz Kunſt-Cammer iſt auch ein Diamant zu ſehen, welcher wiegt 139½ Carat, dieſer laufft der Schatzung nach auf eine Million 304167 Gulden. V. Seyfrid. Med. Mir. Nat.

Diapaſon,

Mit dieſem Worte, welches ſo viel als durch alle, nemlich Chor - den, heiſſet, belegen die Griechen die Octav, weil dieſelbe alle Inter - valla ſimplicia begreifft. Bey den Jnſtrumentmachern fuͤhret dieſen Nahmen ein gewiſſes Modell, nach welchem die Orgel-Pfeiffen zugeſchnitten, die Loͤcher in die Floͤten ꝛc. gemacht werden.

Diapente,

Das iſt, per quinque ſcilicet chordas diatonicas, wird eine voll - kommene reine Qvint, aus dreyDiagantzen und einem unvollkomme - nen Tone beſtehend, genennet. Sonſten finden ſich in der Muſic

Diapente col Ditono,

Die groſſe Septime; Diapente col Semiditono, die kleine Septi - me.

Diapente major,

Die grobe Qvinte, als ein Or - gel-Regiſter; Diapente minor; die kleine Qvint, ebenfalls ein Or - gel-Regiſter; Diapente pileata, die gedeckte Qvint in der Orgel.

Diaphragme du cheval,

Jſt das Qverblatt oder Zwerg - Fell eines Pferdes, dieſes Hertz - blatt liegt im unterſten Theil der gantzen Bruſt, und umfaſſet alle unterſte halbe Rippen, welche nicht an das Bruſt-Bein ſtoſſen, noch ſich mit demſelben vereinba - ren: Es unterſcheidet und ſondert die Haͤutlein und Glieder des Lei - bes von den andern ab, hat unter allen Maͤuſen des gantzen Leibes, eine ſonderbare und eigne Form; denn es iſt breit und rund, und hat ſeinen Anfang in der Mitten, mit vielen Zaͤſerlein, gleich als Strahlen umwickelt, da es nicht ſo gar dick, ſondern etwas mehr ſpannaͤdericht iſt denn an andern Orten, hat zu ſeiner Ober-Decke zwey Haͤutlein, als oben dasjeni - ge, ſo ſich inwendig uͤber die Rip - pen ausbreitet, und unten da das harte Haͤutlein des Unterbauchs. Sein Amt iſt, daß es ſich, wenn das Pferd Athem holt, ein oder zuſammen, und gegen ſeiner Mit - ten zeucht, die halbe Rippen nach ihrem Anfange zubiegt, und die gantze Bruſt, hinten und vornen ein, und zuſam - men bewegt; Nachdem es ſolchR 2ſeinDiaſein Amt verrichtet, bleibt es gantz ſtill und ruhig, und weicht ohne einige ſonderbare Bewegung wie - derum an ſeinen natuͤrlichen Ort und Stelle, denn es iſt ſchwer, faͤllt derowegen ſelbſt wieder hinab, und macht der Lungen, welche durch die an ſich gezogene Lufft groß worden, und dieſelbe Hoͤhle der Bruſt erfuͤllet, Raum und Platz.

Diaplaſis,

Eines verrenckten Gliedes Wie - der-Einſetzung ſowol an den Men - ſchen, als Pferden.

Diaſchiſma,

Die Helffte eines Semitonii minoris; nach andern, der vierte Theil eines Commatis muſici.

Diaſpaſma,

Das Jnnehalten nach einem abgeſungenen Verſe, ehe man den folgenden wieder anfaͤnget; eine Verſetzung und Veraͤnderung der Melodie.

Diaſtaltica,

War eine Art der griechiſchen Melopoeiæ, wodurch das menſch - liche Hertz erweitert, und zur Freu - de aufgemuntert werden konte.

Diaſtema,

Intervallum, ein Jntervall, eine Stimm-Weite.

Diaſtema antiphonum,

Dadurch wird bey den Muſi - cis die Octav verſtanden.

Diaſtema commune,

War bey den Griechen ein ſol - ches Jntervall, welches in gewiſ - ſer Abſicht bald ein compoſitum, bald ein incompoſitum vorſtellete. z. E. Das Hemitonium war im diatoniſchen und chromatiſchenDiaGenere ein Intervallum incompo - ſitum, weil der Stimmung nach im erſten zwiſchen dem H und c, und im zweyten zwiſchen dem Hc und c cis kein ſonus intermedius ſich befand; im enharmoniſchen Genere aber war das Hemito - nium ein Intervallum compoſi - tum, weil zwiſchen dem H und c das ſcharfe H noch zu ſtehen kam. Der gantze Ton war im chromati - ſchen Genere ein Intervallum com - poſitum, aber im diatoniſchen ein Intervallum incompoſitum.

Diaſtema compoſitum,

Ein Intervallum, welches ein oder mehr andere in ſich faſſet.

Diaſtema diaphonum,

Jſt ein Jntervall, ſo nicht wohl klinget.

Diaſtema homophonum,

Jſt ſo viel als Æquiſonus, da - von oben.

Diaſtema incompoſitum,

War bey den Griechen ein ſol - ches Jntervall, zwiſchen welches in einem Tetrachordo, nach Be - ſchaffenheit des Generis, kein an - deres eingeſchaltet werden konte, z. E. Wenn ein Tetrachordum chromaticum, ſo eine Qvart aus - machte, angelegt werden ſollte, muſte die erſte und tieffſte Saite gegen die zweyte das Jntervall eines hemitonii; die zweyte mit der dritten wiederum dergleichen; und die dritte gegen die vierte das Intervallum einer kleinen Terz, der Stimmung nach, geben. Jetzo iſt ein iedes ſogenannte Intervallum interruptum, oder Stimmſprung, ein Diaſtema compoſitum; hinge - gen ein Intervallum continuum, ein Stimm-Gang, auf gewiſſe Art, dieſer Gattung.

Diateſ -
Dia

Diateſſaron,

Per quatuor ſcil. chordas, eine vollkommene oder reine Qvart, welche aus 2 gantzen Tonen und einem Semitonio majori beſtehet.

Diatonico, Diatonicum,

Diatoniſch heiſſet, wenn eine Melodie nicht nur mehr durch gantze Tone, als Semitonia ma - jora; ſondern auch weder durchs doppelte Creutz, noch b, gefuͤhret wird. z. E. Die Melodie des Cho - rals: Vom Himmel hoch ꝛc. wenn ſie aus dem c tractiret wird. ſ. Genus diatonicum.

Diatonos,

Jſt bey dem Martiano Capella allemal die dritte Saite der Te - trachordorum, von unten auf - werts gezehlet, als: Hypaton dia - tonos, Principalium Extenſa; Meſon diatonos, Mediarum Ex - tenſa; Synemmenon diatonos, Conjunctarum Extenſa; Diezeug - menon Diatonos, diviſarum Ex - tenſa, und Hyperbolæon diato - nos, Excellentium Extenſa.

Diaulion,

Hieß ehemals bey den Comoͤ - dien, wenn in einer Scene alle Acteurs ſtille ſchwiegen, und in - wendig auf der Schaubuͤhne ſich ein Pfeiffer hoͤren ließ.

Diazeuxiſ, ſ Trennung.

Dichordium,

Ein altes mit zwo Saiten be - zognes Jnſtrument, welches am untern Ende viereckigt und nach der Hoͤhe immer ſpitziger zugehet.

Dichoria,

Chorus diviſus, ein in 2 Theile getheilter Chor.

Die

Dickigt,

Heißt bey der Jaͤgerey ein Ort, der mit vielen und dicken Straͤu - chern und Gebuͤſche bewachſen iſt, und denen wilden Thieren vor un - nuͤtzem Nachſtellen der Muͤßiggaͤn - ger, ſchaͤdlicher Raub-Thiere und Hunde zur Beſchuͤtzung dienet.

Dick Maaß,

Nennen die Jaͤger das Baſt oder rauhe Haͤutlein eines Hirſch - oder Rehbocks-Gehoͤrnes.

Dies iræ, dies illa,

Eine in der Roͤmiſchen Kirche noch heutiges Tages bey Leichbe - graͤbniſſen gebrauchliche muſicali - ſche Seqvenz, deren Text Thomas von Celano im Jahre 1220 verfer - tiget.

Dieſis, Δίεσις,

Damit deuteten die Pythago - raͤer ihr in proportione 256-243 beſtehendes Semitonium, als H-c und e-f, in der diatoniſchen Sca - la an. Nachgehends hat man auch das Jntervall, ſo noch kleiner als das Semitonium iſt, alſo genen - net. Heutiges Tages bedeutet Dieſis eine Erhoͤhung der Note uͤber ihren ſonſt natuͤrlichen Sitz, auf einer Linie oder in einem Spa - tio, welche durch folgende 2 Zei - chen, die eben Dieſes heiſſen, auf zweyerley Art geſchiehet, als 1) wenn eine Note um ein Semito - nium minus ſoll erhoͤhet werden, z. E. das f ins fis, brauchet man das doppelte Creutz, welches aus 2 perpendicularen und 2 horizon - talen gerade durch jene gezogenen Strichen beſtehet, weil dergleichen Jntervall auch beynahe aus 4 Commatibus beſtehen ſoll, und heiſſet Dieſis chromatica und duplex; einige nennen es auch bR 3can -Diecancellatum und ſignum cancella - tum, das gegitterte b und Zeichen. 2) Wenn eine Note um die Helffte eines Semitonii minoris erhoͤhet werden ſoll, z. E. das fis ins fis durum, oder das cis ins cis du - rum, ſo brauchet man das einfache Creutzgen, weil es aus eben ſo viel Strichen, als nur gedachtes Se - mitonium minus Commata haben ſoll, beſtehet, und heiſſet Dieſis enharmonica und ſimplex. Man findet auch dergleichen drey - und vierfache Creutze, welche aus 3 oder 4 perpendicular - und ſo viel horizontal-Strichen, ſo durch einander gezogen ſind, beſtehen, und die Note, vor welcher ſie be - findlich, um 6 oder 7 Commata, das iſt, faſt um ¾ eines Tons er - hoͤhen. Wenn das doppelte Creutz vor oder nach den Ziffern des Ge - neral-Baſſes ſtehet, thut es eben die Wirckung, als bey den Noten. Und muß man in gedruckten Sa - chen hierbey Acht haben, ob nicht aus Mangel der Zeichen in der Druckerey das einfache fuͤr das gedoppelte Creutz genommen wor - den. Stehet das chromatiſche oder doppelte Creutz allein uͤber einer Note, zeiget es an, man ſolle die groſſe Terz nehmen. Ob auch gleich ordentlicher Weiſe die doppelte Creutzgen uͤber die Gene - ral-Baß-Noten gehoͤren; ſo fin - det man ſie doch auch aus Verſe - hen manchmal uͤber oder unter an - dern Noten in Sing - und Stim̃ - Partien geſchrieben; ſie muͤſſen aber alsdenn betrachtet werden, als wenn ſie vor den Noten ſtuͤn - den.

Dietrichſtein,

Jſt ein wuͤſtes Schloß auf ei - nem hohen Berge im Obern Vier - theil des Hertzogthums Kaͤrnthen,Difund das Stamm-Haus der Fuͤr - ſten und Grafen von Dietrichſtein, welche das Erb-Schencken-Amt von Kaͤrnthen und viel ſchoͤne Guͤ - ter in den Oeſterreichiſchen Erb - Landen beſitzen. Von ihren beſon - dern Linien und hiſtoriſch-genealo - giſchen Umſtaͤnden kan das Adels - Lexicon nachgeſehen werden. Die Fuͤrſten von Dietrichſtein haben im Wappen ein durchſchnitten halb rothes und halb ſilbernes Schild, darinne zwey mit den Ruͤcken zu - ſammen gekehrte eiſenfarbige Win - tzer-Meſſer erſcheinen. Auf die - ſen Wappen ſtehen drey gecroͤnte Helme, der mittelſte praͤſentiret 2 blaue Fluͤgel mit Hertzen und Zie - gelſpaͤnen beſtreuet, wegen Dern - bach; der zur Rechten iſt ein ſchwartzer Adler, wegen der von Wahlen; und der dritte hat zwey blaue Hoͤrner, darauf eine weiſſe Straſſe mit drey Zirckeln, wegen der von Echtern. Bisweilen iſt dieſes Wappen an ſtat der Helme mit einem Fuͤrſten-Hute bedecket.

Diffamer un cheval,

Ein Pferd beſchreyen; das Verſchreyen iſt ein durch die Lufft gedrungenes Gifft, ſo durch die Augen, Athem-Ziehung und durch die Naſen-Loͤcher ſich unvermerckt in das Hirn ziehet, und dadurch merckliche empfindliche Veraͤnde - rung verurſachet, und ſolches iſt bey jungen und zarten Objectis de - ſto leichter und balder verfaͤnglich als bey andern. Denn der nei - diſche Menſch ſendet boshafftige und gifftige Geiſter aus den Au - gen, welche durch die Strahlen ſich mit deſſen Geiſt, den ſie an - fallen, vereinigen, ſonderlich wenn das Subjectum Faſcini in einer ſolchen Action, Stand und Weſen begriffen, als in groſſem Gluͤck,Schoͤn -DifSchoͤnheit, Lob, Anſehen ꝛc. da - durch der boshafftige Neid deſto mehr angeflammet und erbittert wird. Dahero hat man aus Er - fahrung, daß die alten tapffern Ritter, wenn ſie in groſſen Triumph-Siegen gepranget, mei - ſtentheils darauf ſich ſehr uͤbel be - funden, welches auch einhellig alle diejenigen, ſo mit Pferden umge - hen, gewißlich beſtaͤtigen, und wider dieſes, ihre gewiſſe Curen und Antidota gebrauchen. V. Franc. Bacon de Verulamio Hiſt. Nat. Cent. X experim. 944. Es giebt aber heutiges Tages ſehr viel Un - glaͤubige, welche bey ſo vielen ange - gebenen Erfahrungen noch immer verſchiedenes auszuſetzen finden.

Differentiæ Tonorum,

Heiſſen, wenn in der Roͤmiſch - Catholiſchen Kirche die uͤber die 8 Kirchen-Tone geſetzte Pſalmen nicht allemal uͤberein, ſondern bald in dieſem, bald in einem an - dern Tone aushalten und ſchlieſ - ſen.

Diminuta intervalla,

Sind alle diejenigen, welche um ein Semitonium minus kleiner ſind, als ſichs ſonſten ihrer Be - nennung nach gebuͤhret, und wer - den entweder an dem unten bey - gefuͤgten gedoppelten Creutze, oder an dem oben beygeſetzten b erken - net. So ſind z. E. cis und h Octavæ diminutæ.

Diminutio,

Hieß ehemals in der Muſic, wenn der Tact um den dritten Theil, oder um die Helfte ge - ſchwinder, als ordentlich gewoͤhn - lich gegeben ward.

Diminutio notarum,

Jſt im Singen und SpielenDirdas geſchwinde Reſolviren und Brechen einer groͤſſern Note in vie - le kleinere, ob ſie gleich im Stuͤ - cke, ſo man ſinget und ſpielet, nicht ſo ſtehen, z. E. wenn man aus einem halben Schlage einen Lauf macht, als wenn er aus ge - ſchwaͤntzten Noten beſtuͤnde. Jſt alſo eine Coloratur. Es giebt derſelben vielerley Arten, als 1) gradatim gehende, dergleichen der Trillo, Tremolo, Tremoletto, Groppo, Circolo mezzo, Fioret - to, Tirata, Ribattuta di gola &c. ſind; 2) ſaltuatim eingerichtete, das iſt um eine Terz, Qvart, Qvint u. ſ. f. ſpringende.

Dionyſia, Dionyſias,

Jſt ein ſehr hart - und ſchwar - tzer Edelgeſtein, mit einigen rothen Flecken gezeichnet. Wann er zu Pulver gerieben worden, ſoll er dem Waſſer, worein er geſchuͤttet wird, einen Wein-Geſchmack mit - theilen, und die Trunckenheit ver - huͤten.

Dioxia,

War bey den alten Griechen eben ſo viel als Diapente.

Diphonium,

Eine muſicaliſche Compoſition von zwo Stimmen.

Diphthera,

Jſt bey den Kirchen-Vaͤtern das pergamenene Kirchen-Buch, aus welchem geleſen und geſungeu ward.

Diphthongus,

Wird in der Muſic fuͤr Ditonus oft gebraucht, und iſt ſodenn die groſſe Terz.

Director Muſices,

Der die Muſic auffuͤhret undR 4an -Diſanordnet, Vorſteher eines muſi - caliſchen Chores, deſſen Eigen - ſchafften hat Herr Mattheſon in dem 26 Haupt-Stuͤcke des III Theiles ſeines Vollkommenen Ca - pellmeiſters fol. 480 bis 484 weit - laͤufftig, nachdruͤcklich und gruͤnd - lich beſchrieben.

Dis,

Jſt der durch das gedoppelte Creutz erhoͤhete d-Clavis.

Dis dur,

Nennet man, wenn 1) die Terz zu dem mit einem b verſehenen e - Clave, der aber eigentlich es heiſ - ſen ſolte, g iſt: 2) Wenn das mit einem doppelten Creutzgen bezeich - nete d zur Terz das ſcharfe fis hat, an deſſen Stelle auf dem Claviere zwar der g-Clavis gegriffen, aber nicht als ein diatoniſcher, ſondern als ein enharmoniſcher betrachtet werden muß.

Dis moll,

Wird genennet, wenn 1) der durch das b erniedrigte e-Clavis das weiche g zur Terz hat, wel - ches man fuͤglich ges nennen koͤn - te; und 2) wenn der durch das ge - doppelte Creutzgen erhoͤhete d - Clavis zur Ter, das fis hat.

Diſcant,

Jſt die erſte und klaͤreſte Sing - Stimme in der Muſic. Diſcan - tus ſoll ſo viel als bis cantus oder cantus diverſus ſeyn, weil dieſe Stimme, als die hoͤchſte unter den ſingenden, nicht allein die mehreſten Coloraturen und Ver - aͤnderungen zu haben pflegt, ſon - dern auch weil die Alten einen Fi - gural-Geſang Diſcantum, und was itzo Figuriren oder Muſicam figuratam tractiren heiſſet, diſcan - tare genennet haͤtten.

Diſ

Diſcordant,

Nicht einſtimmig, verſtimmet.

Diſcreto,

Oder con Diſcrezione, oder Diſcretement, oder avec Diſcre - tion, koͤmmt in der Muſic vor, und heißt beſcheidentlich, mit Maſſe, und zeiget an, man ſolle etwas nicht zu geſchwinde noch zu langſam tractiren, ingleichen die Stimme weder zu ſehr zwingen, noch der Sache zu wenig mit der - ſelben thun.

Diſcus,

War bey den Alten eine Art ei - ner etwas laͤnglichten Scheibe von Ertzt, Eiſen, Stein oder Holtze, ohngefehr 3 Qver-Finger dicke und einen Fuß lang, welche in der Mitten ein Loch, und durch ſol - ches einen haͤrenen Strick hatte, bey welchem ſie ſodenn gefaſſet, und mit einer kuͤnſtlichen Schwen - ckung entweder in die Hoͤhe, oder Weite, oder auch nach einem ge - wiſſen Ziele geworfen ward; wel - ches denn eine Uibung fuͤr die Ju - gend ſowol, als auch eine Art der ehemaligen Kampff-Spiele abgab, worinnen der den Preis erhielt, welcher ſolchen Diſcum entweder am hoͤchſten, oder auch am weite - ſten, oder dem gegebenen Ziele am naͤchſten werfen konte.

Disdiapaſon,

Eine doppelte Octav. Von dieſem Jntervall iſt das Sprich - wort: Disdiapaſon diſtare, ent - ſtanden, wenn man andeuten wollen, daß ein Ding von dem andern ſo weit abgelegen und un - terſchieden ſey, als Himmel und Erde. Denn nachdem von Na - tur faſt ieder Menſch mit voller Stimme nicht wohl hoͤher odertiefferDiſtieffer kommen kan, als nur auf 2 Octaven: So ſind auch die Al - ten in einem ieden Tropo oder Modo muſico, ſowol in der Vo - cal - als Jnſtrumental-Muſic nicht weiter gegangen, denn nur auf dieſes Intervallum der zwo Octaven.

Dislocation, ſ. Verrenckung.

Diſpoſitio,

Eine nette Anordnung aller Theile und Umſtaͤnde in der Me - lodie; ſie iſt in der Muſic nur al - lein in dem Objecto von der in der Redekunſt unterſchieden.

Diſſonantiæ,

Sind in der muſicaliſchen Har - monie hartklingende zugleich an - ſchlagende Enden der Jntervalle; ihnen ſtehen die Conſonanzen ent - gegen, welche von ſelbſten wohl lauten, dahingegen die Diſſonan - zien ſolches ohne jener Beyhuͤlfe nicht thun. Sie ſind gleichſam das Saltz, Gewuͤrtz und Condi - mentum der Harmonie, ſo wie die Conſonanzien als Fleiſch und Fiſch angeſehen werden koͤnnen; daher iſt mit ſonderbarer Behutſamkeit bey ihnen zu verfahren. Die Diſ - ſonanzien allein geben keinen Ge - ſchmack; ſie reitzen ihn nur, und das muß nicht zu viel oder zu ſtarck geſchehen. Jhr Gebrauch iſt drey - erley. Denn ſie kommen vor 1) in celeri progreſſu, in hurtiger Fortſchreitung der Stimmen gleichſam unvermerckt. Und die - ſer Art ſind die Note cambiate, oder Wechſel-Noten, wenn nem - lich eine Diſſonantz ohne Vorbe - reitung ſchrittweiſe, an ſtat einer Conſonantz, im Niederſchlage oder mit einem Accent bey hurti - ger Fortſchreitung vorkoͤmmt; wel - ches umgekehrt oder vertauſchet iſt, da eine Conſonanz ſich findet, wo eine Diſſonanz ſeyn ſolte, und die -Diſſe hingegen jener ihren Platz ein - nimmt. Jm General-Baſſe muß man gemeiniglich dasjenige zu ei - ner ſolchen diſſonirend-anheben - den Note greiffen, was eigentlich zu der nechſtfolgenden gehoͤret. 2) in tranſitu, oder im Durchgange einer eintzigen Stimme. Die durchſpringende oder durchgehende Noten finden ſich nur im Anſchla - ge der Zeitmaſſe ein, oder wo kein Accent iſt; dagegen die Wechſel - Noten im Niederſchlage, oder wo ſich ſonſt ein Accent meldet, ange - troffen werden. Bey den durch - gehenden Noten vernimmt man den Mislaut zuletzt, bey den cam - birten aber zuerſt; jene ſind un - kraͤftiger, und ruͤhren gar nicht ſtarck; dieſe aber dringen tieffer ins Gehoͤr. 3) in ſyncopatione, in Ruͤckungen. Hievon wird eine all - gemeine Regel insgemein gegeben: es muͤſſe eine iede Diſſonanz, welche ſolcher Geſtalt ruͤckend angebracht wird, vorher gegruͤndet ſeyn, oder gut liegen, ehe ſie angebracht wird. Da aber dieſes Liegen von einem Ende des Mislautes zu ver - ſtehen iſt, ſo iſt es undeutlich ge - redet, daß die gantze Diſſonantz, ſo doch allemal aus 2 Enden beſte - het, vorher gegruͤndet werden und liegen muͤſſe. Es ſind aber Diſſo - nanzien die Secund, Qvart, Septi - me und None.

Diſtendimento, Diſtendente maniera,

Heiſſet 1) wenn auf einem Sono lange gehalten, und viele Sylben darunter gelegt werden; 2) wenn im Genere diatonico ſowol durch groſſe Jntervalle, als auch durch einen weiten Ambitum, und dem - nach pathetiſch verfahren wird.

R 5Diſtina,
Diſ

Diſtina,

Eine gantze Tact-Pauſe.

Ditono,

Ein zweytoͤniges Jntervall, oder die groſſe Tertz, als welche aus zween gantzen Tonen beſtehet.

Ditonus compoſitus,

Hieß bey den Griechen, wenn das Jntervall einer groſſen Terz, vermittelſt der dazwiſchen liegen - den Klaͤnge gemacht ward. Heu - tiges Tages iſt ieder Stimm-Gang in die groſſe Terz, dieſer Gattung.

Ditonus cum Diapente,

Jſt die groſſe oder ſcharffe Sep - time, z. E. c .

Ditonus incompoſitus,

Bey den alten Griechen hieß, wenn zwo Saiten der Stimmung nach einen groͤſſern Terz-Sprung gegen einander hoͤren lieſſen. Nach heutigem Gebrauch iſt ieder Stimm-Sprung in dieſe groſſe Terz dieſer Gattung.

Do,

Dieſer Sylbe bedienen ſich die Jtaliener ſtat der Sylbe ut in der Solmiſation, weil ſie leichter aus - zuſprechen iſt und auch beſſer klin - get.

Dodecupla di Crome,

Ein Zwoͤlff Achtel-Tact.

Dodecupla di Minime,

Frantzoͤſiſch Dodecuple de Blan - ches heißt, wenn zwoͤlf halbſchlaͤ - gige Noten auf einen Tact gehen, und wird alſo $$\frac {12}{2}$$ gezeichnet.

Dodecupla di Semibrevi,

Frantzoͤſiſch Dodecuple de Ron - des, iſt, wenn zwoͤlf gantze Schlaͤ -Dogge auf einen Tact gehen ſollen, da er denn alſo $$\frac {12}{1}$$ gezeichnet wird.

Dodecupla di Semicrome,

Frantzoͤſiſch Dodecuple de dou - bles croches, der Zwoͤlf-Sechzehn - tel-Tact.

Dodecupla di Semiminime,

Frantzoͤſiſch Dodecuple de Noi - res, wird genennet, wenn zwoͤlff Viertel auf einen Tact gehen.

Doͤrr Wartzen,

Sind gewiſſe alſo genannte Wartzen, welche denen Pferden im Maule wachſen, und machen, daß dieſelben nicht wohl zunehmen koͤnnen. Solche zu vertreiben, muß man die Wartzen mit einer guten ſcharffen Scheere aufs kuͤrtzeſte, als man kan, abſchneiden, und hernach dem Pferde das Maul mit Honig und Eßig wohl auswa - ſchen. Man kan auch, wenn die Doͤrr-Wartzen rein aus der Haut geſchnitten, die Adern mit einem heiſſen Eiſen beruͤhren, hernach ein wenig geſaltzene Butter auf den Ort, da die Wartzen geſtanden, legen, und mit einem warmen Ei - ſen fein hinein brennen, ſo wird keine Doͤrr-Wartze mehr auf ſol - chem Platze wachſen.

Dogues d Anglois,

Sind eine baſtardiſche Art Windſpiele, oder groſſe Jagd - Hunde, ſo gut vor die Fuͤchſe und Dachſe zu hetzen, denn ſie ſind beißig und hurtig. Die groſſen ſtarcken Doggen aber werden bey denen Kaͤmpf-Jagen, bey den Stier - und Baͤren-Hatzen ge - braucht, dahero ſie auch Baͤren - Beiſſer genennt werden. Sie werden an einigen Orten in leichte Waͤgelein geſpannet, da ſie ziem - liche Laſten wegziehen.

Dohle,
Doh

Dohle, Thole, Dahle,

Wie ſie einige nennen, iſt eine Art von Krahen, faſt uͤber und uͤber Kohlſchwartz, ſo gar, daß, wie bey denen Raben, auch der Schnabel und die Fuͤſſe eben die - ſer Farbe ſind; doch hat ſie hinten an dem Kopff, wo der Hals an - faͤnget, gantz graue Federn, die etwas vom Halſe ſelbſt einneh - men, recht auf die Art, wie man etliche Kraͤhen ſiehet, die ſich da - durch von denen gantz ſchwartzen Krahen unterſcheiden. Jhrer Groͤſ - ſe nach, gleichet ſie einem Haͤher, nur daß die Dohle an der Bruſt etwas dicker, und alſo der Haͤher viel ſchlancker und laͤnglichter aus - ſiehet. Sie iſt von Natur diebiſch oder vielmehr Geld-liebend, kan aber mit Recht nicht wohl unter die Raub-Voͤgel gezehlet werden, ob ſie ſich gleich mit denenſelben zuſammen haͤlt, allermaſſen ſie auf kein Aas oder Luder faͤllet, ſondern meiſtens Koͤrner und Fruͤchte ge - nieſſet; dahero auch dieſer Vogel wegen ſeines wohlſchmeckenden Fleiſches, beſonders wenn er noch jung iſt, gerne zur Speiſe ge - braucht wird. Er macht ſein Neſt auf hohe Baͤume, pflegt auch ger - ne auf Thuͤrmen und hohen Mau - ren in Loͤchern zu bruͤten. Wenn er noch jung aus dem Neſte geho - ben, und ihme die Zunge geloͤſet wird, ſo kan man ihm allerhand ſchwaͤtzen lernen, wie einer Elſter. Er wird mit ſeines gleichen leben - dig auf den Waͤnden, oder auch mit dem Falcken gefangen.

Doi - Floͤte,

Auch Dui-Floͤte, iſt eine mit zwey Labiis verſehene Orgel-Stim - me, Gedackt-Art, welche der da - mals noch junge Orgel-MacherDomEſaias Compenius ums Jahr 1590 erfunden hat.

Dolce,

Oder Dolcemente, con dolce maniera, heißt lieblich, anmuthig, leiſe, und bedeutet, daß man ei - nen mit dergleichen Worten be - zeichneten Periodum ſowol mit der Stimme, als mit dem Bogen und andern Jnſtrument ruͤhren - den Organis moderiren, und ſo lieblich machen ſoll, als man nur kan.

Dolcian, Dulcian,

Eine Baß-Floͤte, welche ſtiller und gelinder geht, als die Bom - barden; kommt her von dulcis. Man heißt auch die Fagotte Dul - cian, wegen ihres Schalls; denn der Bombarden oder Baß-Schall - meyen ihr Ton gehet unten gera - de zum Loche hinaus, und ſchallet ſtarck und laut; der Fagotte-Ton muß ſich unten anprellen, und oben heraus gehen, wodurch der Laut den gedachten Pfeiffen in der Or - gel gleich wird. Sonſt iſt auch in einigen Orgelwercken ein Floͤ - ten-Regiſter, das Dulcian genen - net wird, wegen der Figur der Pfeiffen, die oben ſo geſtaltet. Jngleichen ein Schnarrwerck von 8 Fuß Ton.

Dominante,

Jſt der obere Sonus einer Tria - dis harmonicæ, als g gegen das untere c.

Domter les Poulains,

Fohlen aufſtellen. Die Fohlen werden gemeiniglich im Herbſt um Michaelis aufgeſtellet, nachdem ſie viertehalb Jahr alt ſind, wiewol vielerley Meynungen hieruͤber ſind, als eine iede Lands-Art der Pferde unterſchiedliche Eigen -ſchafftenDomſchafften hat; denn in den war - men Laͤndern hat man wenig Ur - ſach dieſelbe ſo zeitlich, ſondern nur, wenn man ſie zu Dienſten brauchen will, auszufangen; indem ſie dieſelben lieber wohl erſtarcken laſſen, als zu fruͤhe, und wider ihre Natur und Gewohnheit ge - brauchen, oder in der Jugend gleich zu Boden richten.

Domter un cheval,

Heißt ein Pferd baͤndigen oder zwingen, das geſchiehet eines theils ſie zu einem voͤlligen Gehorſam zu bringen, item wenn ihnen die ſteif - fen Haͤlſe mit ordentlichen Mit - teln gebogen, und in die rechte Ge - ſtalt gebracht werden, ſo ſind ſie hernach in der guten Geſtalt deſto baͤndiger und leichter zu erhalten.

Donen, Thonen, Maſchen, Schleiffen, Schneiſſen,

Sind eine Art von Schlingen, worinnen ſich zur Herbſt-Zeit Droſſeln und andere kleine Voͤgel ſelbſten zu fangen pflegen. Es giebt deren zweyerley Arten: Buͤ - gel-Donen und Baſt-Donen. Die Buͤgel-Donen werden von vier bis ſechs Pferde-Haaren, ſo aus der Maͤhne oder dem Schweif genommen worden, geflochten, und in dem Obern-Theil eines gu - ten zaͤhen weidenen Buͤgels durch - gezogen, dieſer aber an beyden En - den zugeſpitzt, und wenn man Ebereſchen - und Vogel-Beere hinein gehaͤngt, in denen Donen - Gaͤngen oder Donen-Steigen, an die Baͤume geſtecket. Wenn nun der Vogel im Spriegel ſitzet, und nach den Beeren langet, da er nothwendig den Hals durch die Schlingen ſtecken und ſtrecken muß, ſo ziehet ſich die SchleiffeDonzuſammen, und ie mehr der Vo - gel ſich zu entrinnen bemuͤhet, ie haͤrter und feſter wird ihm der Hals zugezogen, alſo daß er end - lich erwuͤrgen, und daran haͤngen bleiben muß. Die Roß-Haare ſoll man, nach einiger Meinung, nicht von verreckten und umgefal - lenen, ſondern von lebendigen, oder von ſolchen Pferden, die von den Schindern und Waſenmei - ſtern, todtgeſchlagen worden ſind, hernehmen. Wenn die Donen anfangs von dem Weidemann aus Roß-Haaren verfertiget ſind, de - ren bisweilen etliche hundert auf einmal gemacht werden, ſchleifft man ſolche an ein rundes, dickes Holtz, das ſo groß ſeyn muß, ſo weit die Donen im Richten ſich oͤffnen ſollen, wirfft ſie alſo ange - ſchleifft in ein ſiedend heiſſes Waſ - ſer, laͤſſet ſie eine Weile darinnen ſieden, und hierauf am Holtz etli - che Tage alſo bleiben, bis ſie recht trocken worden ſind, denn ziehet man ſie gehoͤrig ein, und ſollen ih - nen hernach Regen und Wind de - ſto weniger Schaden thun koͤnnen. Die von Baſt verfertigte Donen, werden nicht beſonders mehr ge - braucht, und thut man beſſer, wenn man ſich ja ihrer bedienen will, ſolche zu kauffen, weil ſie ſehr viel Muͤhe zu machen koſten, und das Schock vor ein paar Groſchen zu bekommen iſt. Der Donen-Fang oder das Schnait - Begehen, faͤnget ſich bald nach Jacobi an, wenn die rothen Eber - eſchen-Beere reiff, und recht hell hervor blicken; denn wenn ſie uͤberſtaͤndig oder gar zu dunckel - roth werden, ſo koͤnnen die Voͤgel ſolche von ferne nicht ſowol ſehen. Wegen des Ortes der Schnait oder des Donen-Steigs, da be -ſagteDonſagte Buͤgel mit denen Schleiffen zum Fall der Voͤgel feſt gemachet werden koͤnnen, iſt zu mercken: daß ſelbiger entweder auf denen Wieſen oder auch in denen dicken Waͤldern und Gebuͤſchen muͤſſe auserſehen, und in dieſen letztern ſonderbare gerade Gaͤnge hin und wieder gemacht werden, damit man ſeine Donen oder Schnait deſto beſſer begehen und leichtlicher finden koͤnne. Die Zeit, wenn die Donen begangen werden muͤſſen, faͤnget ſich gegen Mittag hin, et - wan um zehen Uhr an: Denn des Morgens, da ſich die Voͤgel beym Nebel, Reiff und Froſt am beſten fangen, muß man ſolche nicht ſtoͤren. Bey Begehung der Schnait oder Donen, muß man die von den kleinen Voͤgeln abge - freſſene Ebereſchen-Beere mit friſchen Beeren wiederum erſetzen, die krummen Schlingen einrichten, und die zerriſſenen oder alten un - tuͤchtigen wieder mit neuen aus - buͤſſen; dahero der Weidmann ie - derzeit einen Sack mit Beeren, Donen und andern dazu benoͤthig - ten Sachen bey ſich tragen muß. Wo der Vieh-Trieb hingehet, da ſind die Donen wenig nutz: denn die Voͤgel werden davon verjagt; ſo ſind auch im Herbſt die Donen beſſer an den Baͤumen, im Wie - der-Flug aber und im Fruͤhling beſſer auf der Erden zu gebrau - chen. Die in denen Maſchen oder Donen gefangene Voͤgel, ſollen viel wohlgeſchmackter ſeyn, als die man in den Sprenckeln bekom - men, weil ſich jene gleich erhencken, dieſe aber am Fuß alleine gefan - gen ſich laͤnger qvaͤlen, und abzap - peln, mithin alſo auch am Geſchma - cke nicht ſo gut werden.

Dop

Donner le feu un cheval,

Einem Pferde das Feuer geben, das geſchiehet, wenn einem jungen Pferde mit dem Brenn-Eiſen an den Schenckeln, wo ſich Gallen anzuſetzen pflegen, ſubtile Striche cauteriſirt oder gebrannt werden, damit die Nerven etwas ſchrum - pfen und mager bleiben, und ſich ſodann keine Floßgallen anſetzen koͤnnen.

Donner le pied, un cheval qui donne le pied,

Sagt man von einem Pferde, das nach der Engliſchen Kunſt abgerichtet iſt, einem den Fuß zu geben, welchen man verlangt; es geſchiehet auch im Spaniſchen Tritt, daß ein Pferd einen Fuß um den andern aufhebt, welchen der Reu - ter verlangt, und ſo lange in der Lufft haͤlt, als ihm beliebt, woran eines Pferdes Gehorſam erkennt wird.

Doppelter Contrapunct,

Jſt ein kurtzer harmoniſcher Satz von zwo Stimmen, deren obere zur untern, und die untere auch zur obern gemacht werden kan, ſo daß ſie dennoch in beyden Faͤllen ſehr wohl zuſammen klin - gen; ohngeachtet weder ein or - dentliches Thema, noch die zur Fuge gehoͤrige Riſpoſta dabey ver - handen iſt.

Doppelte Floͤte,

War bey den alten Griechen ein ſehr gebraͤuchliches Blas-Jn - ſtrument, aus zweyen geraden oder auch krummen Roͤhren beſtehend, welche zuſammen nur ein Mund - ſtuͤck hatten, und demnach auch von einer Perſon konten geſpielet werden.

Dop -
Dop

Doppel-Fugen,

Ein Satz, deſſen Stimmen ſich wohlklingend verwechſeln laſſen, wird in der melodiſchen Setz - Kunſt doppelt genennet; Wo aber ein Satz und Gegenſatz iſt, das heißt ein Contrapunct: Wo ein abgemeſſenes richtiges Thema iſt, das ſich als ein Wiederhall, oder Wiederſchlag, in dieſem oder je - nem Jntervalle hoͤren laͤßt, das heißt eine Fuge; Und wo ſich bey einer ſolchen Fuge die Stimmen verwechſeln laſſen, das heißt als - denn eine Doppel-Fuge. Dieſes ſind nicht nur ſolche Saͤtze, welche zwey, drey oder vier Themata durchfuͤhren, ſondern auch alle an - dere, die ſich auf irgend eine Art mit ihrer Riſpoſta umkehren und verwechſeln laſſen, ob ſie gleich nur einen eintzigen Unterwurf auf - weiſen. Es giebt ihrer zwo Gat - tungen, deren erſte nur mit einem Themate, die andere hergegen mit mehrern verſehen iſt.

Dornreiche,

Jſt eine Art kleiner Voͤgel, de - ren man insgemein ſechſerley Ge - ſchlechte zehlet: Der erſte, als der eigentlich ſo genannte gemeine Dornreich, deſſen Geſang nicht ſonderlich ſchoͤn iſt, und der im Singen in die Hoͤhe fliegt, iſt uͤber und uͤber am gantzen Leib einfaͤr - big, nemlich braͤunlicht, auſſer, daß er am Bauch hinab etwas weißgraulicht iſt, und an denen Fluͤgeln, ſonderlich um die Achſeln herum, hellbraͤunlichter ausſiehet, als an denen uͤbrigen Theilen des Leibes. Seiner Groͤſſe nach kommt er dem Braunellein gleich. Der andere iſt der ſchwartzkoͤpffigte Dornreich, welchen man an etli - chen Orten Meiſen-Koͤnig oderDorMeiſen-Moͤnch nennet. Seine Farbe iſt am Kopff oben Kohl - ſchwartz, und die Backen um die Augen weiß, wie der Meiſenkopf auf beyden Seiten iſt, der Ruͤcken aber Aſchen-Farb; an der Groͤſſe iſt er faſt wie eine Blau-Meiſe, nur daß er in etwas laͤnger und hochbeneigter ſeyn mag. Der dritte Dornreich, iſt dem erſtbe - ſchriebenen andern Dornreich oder Meiſen-Moͤnch, in allen gleich, auſſer daß, wie jener eine ſchwar - tze, dieſer eine hellbraune Kappe oder Kopff hat, um weswillen er auch nicht unbillig der braunkoͤpf - figte Moͤnch genennet wird. Der vierte iſt der Schilff-Dornreich, der noch kleiner als die letzten zweyen, im uͤbrigen aber gaͤntzlich ausſiehet, wie der zuerſt beſchrie - bene gemeine Dornreich. Der fuͤnffte iſt derjenige Vogel, der an Groͤſſe dem ſchwartzkoͤpfigten Dornreich oder ſogenannten Mei - ſen-Moͤnch gantz gleich kommt, aber auf dem Kopff nur ein weiſ - ſes Blaͤßlein oder Plaͤttlein hat, mit dem er ſich unterſcheidet, wie - wohl er auch nicht ſo gar dick am Leib iſt, als der gemeine, ob er ſel - bigem ſchon an der Laͤnge nichts nachgiebt. Dieſer hat den ſchoͤn - ſten Geſang unter allen Dornrei - chen, iſt aber ſchwer zu fangen. Der ſechſte Dornreich, iſt das weichbauchigte Voͤgelein, welches etliche Tage vor der Nachtigall kommt, und in dem Gebuͤſche, aus welchem es oͤffters ſingend in die Hoͤhe flieget, und wieder in ein anderes niederfaͤllet, einengantz kur - tzen traurigen Geſang von ſich hoͤ - ren laͤſſet. Dieſer iſt an der Groͤſſe, wie ein Schilff-Dornreich, aber am Bauch ſehr weiß, und dadurch von allen andern zu unterſcheiden,dieDosdie uͤbrige Farbe iſt gaͤntzlich, wie die Farbe des gemeinen Dorn - reichs. Sie nehren ſich mit Wuͤr - mern, welche ſie nicht auf der Er - den, ſondern meiſtentheils an dem Laube ſuchen und hinweg ſchlucken. Jhr Strich gehet um oder bald nach Jacobi an, nur der ſchwartz - koͤpffigte Dornreich haͤlt ſich etwas laͤnger auf, und bleibet im Herbſt, nachdem das Wetter iſt, faſt bis mitten im October, um die zeiti - gen Hollunder-Beere zu genieſſen, mit welchen er wider die Natur der andern Dornreiche, als die auch deswegen ſo lange nicht blei - ben koͤnnen, gerne vorlieb nimmt; Hingegen iſt er auch im Wieder - Strich zur Fruͤhlings-Zeit, einer von den ſpaͤteſten.

Dos, monter un cheval Dos,

Heißt ein Pferd auf den bloſſen Ruͤcken beſitzen und ohne Sattel reiten; das geſchiehet gemeiniglich, wenn man will etwan ein Pferd kauffen, und ſolches vorher probi - ren, (wenn kein Sattel vorhan - den:) 1) Wie es im Maul be - ſchaffen, ob es harte oder leiſe iſt, 2) ob es ſicher auf den Schenckeln oder leicht ſtolpern thut; 3) Wie das Creutz beſchaffen, ob es mit demſelben ſtet gehet, oder hin und wieder ſchwancket, welches denn Bergunter am beſten zu erkennen iſt, wie man dann kein Pferd kauf - fen ſoll, man habe ſich dann ſelber (auch nur ohne Sattel) darauf geſetzet, und ſolches vorher pro - biret.

Dos, le dos du cheval,

Der Ruͤcken des Pferdes muß am meiſten ausſtehen, dahero ſoll er gerade, nicht gebogen ſeyn, denn wenn er gerade, bis an denDouGrat des Schweiffes hinaus ge - het, ſo wird es dennoch, wo der Sattel liegt, niedriger und gegen den hintern Fuͤſſen etwas den Ruͤckgrad erhoͤhen, daher die Na - tur den Platz fuͤr den Sattel aus - geſondert, wenn ſchon der Ruͤck - grad gleich hinaus gehet, in wel - chem die meiſte Staͤrcke beſtehet, ſo ſoll doch der Ruͤcken nicht zu hoch gebogen ſeyn, oder aufwerts ſtehen, denn ſie ſehen nicht allein heßlich, ſondern es fuͤget ſich auch der Sattel uͤbel, weil er entweder fuͤr ſich oder zuruͤcke weichet, und nie verſichert ſtehet.

Dos dupla di Crome,

Der zwoͤlffte Theil eines Tactes, das iſt, ein Achtel vom Zwoͤlff - Achtel-Tacte.

Double,

Wird in der Muſic zuweilen ſubſtantive gebraucht, und heißt eine Verdoppelung, und iſt eine Variation gemeiniglich bey Alle - manden, Sarabanden und Cou - ranten. So bedeutet le Double d un Air, ou ſecond Couplet en diminution den zweyten Vers ei - ner Arie variiret, das iſt, in klei - nern Noten vorgeſtellet und ange - bracht.

Double Baſſe, Baſſon,

Eine groſſe Baß-Geige, ein groſ - ſer Fagott.

Double Cadence,

Oder Tour de goſier, ein wie - derholtes Anſchlagen der Kehle. voyez Cadence double.

Double Croche,

Ein Sechzehntel-Note; dou - bles Croches liées, an einander gebundene Sechzehntel-Noten; doubles Croches ſeparées, von ein -anderDouander geſonderte Sechzehntel-No - ten, deren iede ihre 2 Hacken be - ſonders hat.

Double Octave,

Die doppelte Octave, z. E. c c̿.

Double Triple,

Wird der $$\frac {3}{2}$$ Tact genennet.

Doublé,

Doppelt geſetzt, doppelt genom - men, z. E. die Secund, Terz, Qvart ꝛc.

Doubler les Reins,

Heißt die Lenden verdoppeln, das thut ein Pferd, wenn es etli - che contraire Spruͤnge hinter ein - ander thut, und ſuchet dadurch den Reuter von ſich zu werffen. z. E. Dieſes ſtutzige Pferd probirt ſei - nen Reuter, und macht eine leich - te Bruͤcke oder Katzen-Puckel. V. Pont-Levis.

Doublette,

Nennen die Frantzoſen die zwey - fuͤßige Octav in den Orgeln.

Douze quatre,

Zwoͤlf-Viertel-Tact; Douze huit, Zwoͤlff-Achtel-Tact; douze ſeize, Zwoͤlff-Sechzehntel-Tact.

Doxologia,

Bedeutet uͤberhaupt alle Buß - Bet-Lob - und Danck-Lieder, ſo in der Chriſtlichen Kirche vor und nach der Predigt oͤffentlich geſun - gen werden. Jn beſonderm Ver - ſtande heißt es das Gloria Patri & Filio & Spiritui Sancto &c. wel - ches mehrentheils beym Ende der Pſalmen, und vieler alten Kirchen - Lieder noch geſungen wird. Und dieſe Formel wird Doxologia par - va genennet. Die DoxologiaDramagna aber heißt: Gloria in ex - celſis Deo.

Drama,

Ein Griechiſches Wort, bedeu - tet ein Gedicht oder eine ſolche Vorſtellung, darinnen gewiſſe Perſonen und Verrichtungen, ob - gleich erdichteter Weiſe, recht nach dem Leben aufgefuͤhret werden. Daher denn die Welſchen ihre Opern nur Drame oder Melodra - me, auch wol Drame per Muſica nennen.

Dramatiſche Schreib-Art,

Jſt in der Muſic diejenige Schreib-Art, welche in Sing - Spielen gebraucht wird, deren Abzeichen iſt, daß ſie ſo ſingen lehret, als ob man nur redete, und wiederum ſo zu reden weiß, als ob man ſinge. Jhr Recita - tiv, ihre Arien und uͤbrigen Thei - le wollen das natuͤrlichſte Weſen von der Welt, und gar nichts ge - zwungenes oder weit geſuchtes, haben. Es muß hier alles viel leichter, ſingbarer, freyer, unge - bundener und durchgehends ſo be - ſchaffen ſeyn, als ob es ohne Aus - wendiglernen oder ohne Studi - ren, gleichſam aus dem Stegereiff hervor komme. Denn dieſes iſt zur lebhafften Ausdruͤckung der Gemuͤths-Bewegungen unum - gaͤnglich noͤthig, und koͤmmt den Stellungen oder Geberden der Schauſpieler ungemein zu Huͤlfe.

Drat-Schlingen,

Werden von mittelmaͤßigen ausgegluͤheten eiſernen, oder auch von meßingenen, einer gemeinen Stecke-Nadel dicken Drat verfer - tiget, und an deſſen einem Ende eine kleine Schleiffe gemacht, wor - durch das andere Ende geſtecket,undDreund an einer Hecke, Zaun, Baum oder Gebuͤſche, wo man einen Haaſen, Fuchſen oder ander Thier durchgekrochen zu ſeyn ſpuͤret, vor - geſtellet und befeſtiget wird, daß alſo, wenn ein ſolches Thier, das den Wechſel hindurch hat, die Schlinge paßiren will, ſogleich der Drat ſich zuſammen ziehet, und ſolcher Geſtalt das Thier ge - fangen haͤlt. Ehe man die Drat - Schlingen ſtellet, muß man vor - hero die Haͤnde waſchen, und die - ſelben ſowol, als die Schlingen mit Gras, Laub oder Erde reiben; wenn man aber zu ſtellen aufhoͤ - ret, haͤnget man dieſe Drat-Schlin - gen in ein rein leinenes Saͤcklein an die Lufft. Einige loͤſchen den gluͤenden Drat in einer Fuͤchſin oder Haͤſin Blaſen-Urin ab, worzu ſie hernach dieſelben Schlingen brauchen wollen, deſſelben Thieres Loſung werffen ſie hin oder ſchmie - ren ſolche zur Witterung daran.

Dreßden,

Die alte Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſche Reſidentz, liegt an der lincken Seiten der Elbe, und iſt eine von den ſchoͤnſten und ſtaͤrckeſten Staͤd - ten, ſie iſt vortreffllich befeſti - get mit guten Mauren, breiten Waſſer-Graͤben, und hat ſehr ſchoͤne Bollwercke, die Gaſſen da - rinnen ſind gerader Linie, die Haͤu - ſer praͤchtig. Jn dem groſſen Hof kan man 1000 Mann in Schlacht - Ordnung ſtellen. Es hat vier Seiten von unglaublicher Hoͤhe, und von kunſtreichem Bauwerck, nicht weniger iſt der Marſtall, gleich einem Saal koͤſtlich erbauet; gleich dabey iſt die Traͤncke mit ſchoͤnem Steinwerck Schnecken - weiſe gebauet. Uiber dieſem groſ - ſen Gebaͤu ſiehet man wol in dieDre36 Cammern mit allerhand Reich - thum, koͤſtlichem Geſchirr, Sat - tel und Zeug, geſtickten Schabra - cken, daß einem die Augen verge - hen, praͤchtigen Schlitten, Lantzen, Turnier-Zeug und vielen andern ſchoͤnen Sachen angefuͤllet. Aber dieſes alles uͤbertrifft noch die Schatz - und Kunſt-Cammer, da ſiehet man in ſieben Zimmern die ſchoͤnſten Raritaͤten, ſo daß, wer in Sachſen Dreßden nicht geſe - hen, der hat nichts geſehen. Erſt - lich iſt eine Cammer, darinnen al - le Jnſtrumente der vornehmſten Kuͤnſte ſind, inſonderheit der Wund-Aertzte. Dabey in andern Cammern ſiehet man alle Stuͤcke der Uhrmacherey, allerhand Ge - faͤſſe von Cryſtall wunderbarlich geſchnitten, und Gemaͤhlde von be - ſten Meiſtern; das Gold und Sil - ber, das Edelgeſteinwerck, geben auf allen Seiten einen groſſen Glantz von ſich, man ſiehet ſo viel Sachen auf einmal, daß man nicht weiß, wo man die Augen hinrichten ſoll. Unter andern er - blicket man ein reiches Einhorn, welches mit einer guͤldenen Ketten gar wunderlich angehaͤngt iſt. Man bleibet gewoͤhnlich 3 Stun - den dieſe Sachen zu ſehen, da man doch wohl 3 Jahr vonnoͤthen haͤt - te, wenn man ein iedes Ding recht beſehen wolte. Die Hof - Capelle iſt ein lobwuͤrdiges und zierliches Gebaͤu, in welcher eine Orgel von etlichen 40 Regiſtern. Die Bibliothec iſt praͤchtig, und mit raren Buͤchern und Manu - ſcripten verſehen, daß ſie nicht viel ihres gleichen hat. Das Schloß iſt groß und unvergleichlich, allei - ne es hat dieſer vortreffliche Pal - laſt vor einigen Jahren durch den Brand einen groſſen Schaden ge -Ritter-Lexic. SlittenDrelitten, ſo gar daß uͤber die Helffte, und darunter der ſchoͤne groſſe Rieſen-Saal abgebrannt iſt. Das Zeughaus iſt nach dem zu Venedig das vornehmſte in Europa, und iſt ein ſolcher Vorrath von allerhand Kriegs-Ruͤſtung darinnen, daß man in aller Eil eine Armee von 100000 Mann aus dieſem Zeug - hauſe ausruͤſten kan. Auch iſt all - hier zu ſehen die Kunſtreiche Ana - tomie-Cammer, die Hof-Apothec, das Opern-Ball-Muͤntz-Loͤwen - und Proviant-Haus, der Pul - ver-Thurn, das Gieß-Luſt - und Jaͤger-Haus, welches aber der - mahlen nach Alt-Dreßden oder Neuſtadt verleget iſt. Jtem das Rathhaus, die Creutz-Kirche und andere mehr, und auſſer der Stadt der ſchoͤne Luſtgarten, welcher im Umkreis 13200 Ellen hat, allwo ein unvergleichliches Luſt-Haus mitten im Garten ſtehet. Und auſſerhalb der Stadt die Jaspis - Schneid - und Polir-Muͤhle, der Bau ꝛc. ſind auch ſehens werth. Es iſt daſelbſt auch eine ſchoͤne im Jahre 1726 errichtete Ritter - und Militair-Academie.

Dreſſer un cheval,

Heißt ein Pferd abrichten, oder unterweiſen, welches auf verſchie - dene Art und Weiſe geſchiehet: Ordentlich aber nimmt man ein Pferd anfaͤnglich aus dem Pas oder Schritt in Trott, aus dem Trott in Galop, aus dem Ga - lop in Radop, hernach in Cour - betten, und ferner in andere Schu - len gradatim par haut; dabey be - dient man ſich des Cavezons, der Trence, des Sprungriemens, der Reitſtangen, des Halseiſens, des Stachels, der Seulen (als des Fundaments) mit unterſchiedli - chen Fuͤhrungen der Fauſt, Huͤl -Drefen der Schenckel, Bewegung des Leibes ꝛc. Und wie dieſe Dinge in ihrer gewiſſen Maaß alle gut, ſo koͤnnen ſie auch in gewiſſer Exorbitanz alle boͤſe ſeyn, wenn nemlich dieſelben zu viel oder zu wenig, und mit Ungedult und Un - verſtand gebraucht werden; dahe - ro von einem Reuter ein gutes Judicium in allen erfordert wird.

Dreyklang,

Aus dem muſicaliſchen Drey - klange kan faſt alles gute, welches die Melodie und Harmonie hat, hergeleitet werden. Denn nach dem Grund-Satze des harmoni - ſchen Drey-Klanges kan man aus den zwoͤlf Octav-Gattungen der diatoniſch-chromatiſchen Klang - Leiter, durch die Abwechſelung der Tertzen, vier und zwantzig Ton-Arten heraus bringen, deren iede ihr abſonderliches und eigenes Weſen, nicht nur in der Hoͤhe und Tieffe, nach der alten Griechen Art, ſondern auch in der wunder - ſamen Vielfaͤltigkeit der Verhaͤlt - niſſe darleget. Und hierinnen hat die heutige Ton-Kunſt einen groſ - ſen Vorzug vor der uralten ſowol als auch vor der mittlern. Denn beyde wuſten nichts rechtes und gruͤndliches von dem harmoniſchen Dreyklange. voyez Trias har - monica.

Dreyſpaͤnnig,

Heißt, wenn man mit dreyen Pferden faͤhret, alſo, daß entwe - der drey Pferde neben einander, nemlich zwey an der Deichſel, und das dritte auf der Wildbahne, ne - ben dem Hand-Gaul, oder aber das dritte Pferd vor den beyden Deichſel-Pferden her, an einem eintzelnen Ort-Scheit angeſpannet iſt, u. an den Riemen geleitet wird.

Drey -
Dre

Dreyſtimmige Sachen, ſ. Trio.

Droſſel,

Jſt ein Krammets-Vogel, von dem man zweyerley Gattungen hat, nemlich die Weiß - oder Zipp - Droſſel, ſo man auch nur insge - mein die Zippe zu nennen pflegt, und die Roth - oder Wein-Droſſel. 1) Die Weiß - oder Zipp-Droſſel, welcher auch einige den Nahmen Sommer-Droſſel beylegen, iſt am Ruͤcken Aſchen-braun, und al - ſo auch oben auf am Kopff, an denen Fluͤgeln und Schwantz, un - tenher aber ſogleich von der Keh - le an, dunckelweiß mit ſchwartzen Duͤppelgen beſprenget, welche ſich doch unten am Bauch in etwas verlieren, und denen weiſſen Fe - dern alleine Platz laſſen. Unter denen Fluͤgeln iſt ſie etwas hell - braͤunlicht, und eben ſolche Farbe ſiehet man auch unten her am En - de des Leibes, oder vielmehr am Anfangs des Schwantzes. Jhre Leibes-Geſtalt iſt hochbeinigt, und der Groͤſſe nach, wie eine Am - ſel, ausgenommen, daß die Droſ - ſel an der Bruſt dick ausſiehet, auf die Art wie ein Miſtler. Sie ſe - tzet auch, wie dieſer, oder die Am - ſel, ihr Neſt an die Baͤume auf - oder zwiſchen die Aeſte, und brin - get, nach vierzehen-taͤgiger Brut, vier oder fuͤnff Junge aus. Jhr Strich gehet an, noch ehe die Krammets-Voͤgel und Roth - oder Wein-Droſſeln ziehen; ſie iſt aber nicht gewohnt Hauffen-weis, wie dieſe, zu ſtreichen, ſondern vier, fuͤnff bis ſechſe iſt gemeinig - lich die groͤſte Zahl, die man bey ihrem ordentlichen Flug erblicket; zuweilen ſiehet man zwar viertzig bis funffzig Weiß-Droſſeln oderDroZippen mit einander fliegen, als welches nur geſchiehet, wenn ſie eintzeln zuſammen ſtoſſen, alleine ſie bleiben doch nicht lange bey ein - ander, und wehlet bald darauf ei - ne Partey dieſen, eine andere Partey aber wieder einen andern Weg. Und wie dieſer Vogel ſei - nen Strich bey Zeiten beginnet, ſo endet er ſolchen auch ſehr fruͤ - he, und zwar wenige Wochen nach Michaelis, da er von der Roth - oder Wein-Droſſel, als welche beſſer, denn er, die Kaͤlte vertra - gen kan, abgeloͤſet wird. Uibri - gens laͤſſet er ſich auf dem Herde wohl fangen, und ſuchet ſeine Nahrung in Wachholder-Droſſel - Vogel - oder Ebereſchen, auch Arls - beeren, wie nicht weniger, ehe die - ſe noch zu finden, in allerhand Ge - wuͤrme; im Vogelbauer aber, wenn man ihn zur Lock einſtellet, wird er mit Milch und Hirs - Kleyen gefuͤttert. 2) Die Roth - oder Wein-Droſſel, ſo auch einige die Winter-Droſſel nennen, iſt et - was geringer und ſchmaͤchtiger am Leibe, als die Zipp-Droſſel, hat auch ſowol am Bauche und Halſe, als unter den Fluͤgeln mehr rothes eingeſprenget, als jene, und iſt mit gelblichten Strichen unter den Augen gezeichnet. Der Kopf iſt laͤnglicht geſtaltet, und der Schnabel, ob er gleich, wie einer Amſel oder Weiß-Droſſel Schna - bel geformet, iſt doch viel ſubti - ler und etwas ſchwaͤrtzlichter. Die Fuͤſſe ſind auch mehr ſchwaͤrtzlicht, als an der andern Droſſel, doch ſiehet ſie eben ſo hochbeinigt aus. Gleichwie ſie mit dem Krammets - Vogel zu einer Zeit kommt und vorbey ziehet, alſo wird auch da - vor gehalten, daß ſie zuſammen ihre Jungen an einem Orte aus -S 2brin -Drobringen, weil man niemals hieſiger Landen dergleichen Brut gefunden hat. Sie ziehet nicht eintzeln, ſondern ſtreichet gleich den Kram - mets-Voͤgeln mit vollem Hauffen, und faͤllet gerne auf die Herde und Leim-Geſtelle, woſelbſt ſie in der Zug-Zeit in groſſer Menge ge - fangen wird. Jhre Nahrung ſind, alle bey der Zipp-Droſſel erwehn - te Beere; nicht weniger genieſſet ſie alle Sorten Schiß-Beere, und im Fruͤhjahr kleine Schnecken und Gewuͤrme; inſonderheit aber be - luſtiget ſie ſich zur Herbſt-Zeit an den Weinbeeren in den Weinber - gen, welches vielleicht Anlaß zu ihrem Nahmen Wein-Droſſel mag gegeben haben. Weil dieſe Voͤgel einen ſonderlich angenehmen Ge - ſchmack haben, und wegen ihrer Guͤte nechſt den Haaſen von vielen vor das allerbeſte Wilpret geachtet werden, ſo pflegt man ſie gebra - ten gerne zu ſpeiſen, da ſie denn zufoͤrderſt gerupffet, ausgenom - men, und an einen hoͤltzernen Spieß angeſteckt, bey einem nicht gar zu ſtarckem Feuer gebraten werden. Mittlerer Zeit begieſ - ſet man ſie oͤffters mit zerlaſſener, aber nicht brauner Butter, und ſprenget ein wenig Saltz daruͤber; ſeynd ſie aber bald gar gebraten, begieſſet man ſie nochmahlen mit dergleichen Butter, ſtreuet klar geriebene Semmel darauf, laͤſſet noch hin und wieder einige Tropf - fen Butter darauf fallen, wovon ſie ſein gaͤſchten, und ziehet ſie end - lich gemach von dem Spieſſe, daß die Semmel nicht ſo herab falle, legt ſie auf eine Schuͤſſel, darein etwas braune Butter gethan, und garniret ſie mit Citronen-Schnitt - gen. An den Orten, da ſie haͤuffig gefangen und nicht mit NutzenDruͤconſumiret werden koͤnnen, pfleget man ſie zu kuͤnfftigem Gebrauch folgender Geſtalt in Eßig zu le - gen: Wenn ſie gerupffet und aus - genommen, werden ihnen die Bei - ne und Koͤpffe weggehacket, und wenn ſie reine ausgewaſchen am Spieß geſtecket, und auf den Roſt halb gar gebraten, da ſie ein we - nig geſaltzen und mit Butter be - ſtrichen werden muͤſſen; hierauf leget man ſie in ein Faͤßgen, wel - ches inwendig mit Eßig wohl be - netzet, und in daſſelbe eine Bo - den-Schicht von Lorbeer-Blaͤttern nebſt grob geſtoſſener Gewuͤrtz ge - than worden, Schichtweiſe, daß mit den Blaͤttern nebſt Gewuͤrtze und den Voͤgeln abgewechſelt wird. Dieſes Faͤßgen ſpuͤndet man oben zu, bohret ein Loch in den Deckel, daß ein Zapffen darein gehet, machet Eßig, ſo viel man benoͤthi - get iſt, ſiedend, laͤſſet ihn wieder kalt werden, und gieſſet ihn ſodenn durch dieſes Loch zu denen Droſ - ſeln, ſetzet ſie an einen kuͤhlen Ort, und wendet ſie alle Tage fleißig um.

Druͤcken,

Nennen die Jaͤger, wenn ſich ein Haaſe oder ander Thier gantz auf die Erde niederleget, und den Kopf niederbuͤcket, um nicht geſe - hen zu werden.

Druͤſen,

Sind an den Pferden Beulen oder Geſchwuͤre, die ſie an der Kehle (dahero auch dieſe Kranck - heit von einigen die Kehlſucht ge - nennet wird) und ſonſt an - und neben dem Halſe bekommen, und anfangen zu huſten, auch gleich - ſam rotzig werden, daß ihnen der Unrath zur Naſen heraus laͤufft -EsDruͤEs iſt dieſer Zuſtand nicht ſo ſchlimm, als der Rotz, und wird von demſelben leichtlich alſo unter - ſchieden: Man darff einem Pferde nur die Naſenloͤcher, ſo lang man kan, feſte zudruͤcken, und ein Traͤnck-Faß oder ander Gefaͤſſe voll Waſſers unterhalten, ſodenn aber, wenn man das Pferd los - laͤſſet, und daſſelbe auszuwerffen anfaͤnget, fleißig Achtung auf ſol - ches geben, ob die aus der Naſen kommende Materie im Waſſer ſchwimme oder nicht; iſts das er - ſte, ſo ſind es nur die Druͤſen, faͤllet aber die Materie zu Boden, ſo iſt das Pferd rotzig. Die da - mit behafftete Pferde ſtecken ande - re geſunde leichtlich damit an, doch ſind ſie im Winter nicht ſo ſehr damit geplagt, als im Sommer. Dieſem Uibel abzuhelffen, nimmt man Honig, Zwiebeln und alt Schmeer, laͤſſet es mit einander ſieden, und ſchmieret die Beulen oder Druͤſen des Tages zweymal damit, ſo warm man es an der Hand leiden kan, wenn ſie denn weich werden, drucket man ſie mit den Fingern wohl aus, falls ſie aber von ſich ſelbſt nicht aufbre - chen wolten, ſo oͤffnet man ſelbige mit einer Fliethe, reiſſet das Loch ziemlich weit, daß man es reini - gen kan, haͤlt auch das Pferd um den Kopff und Leib fein warm, und giebt ihm das Futter in einer Mulden oder Faſſe auf die Erde, daß es ſich buͤcken muß, ſo wird es deſto eher von ihm ſchieſſen; im Fall es aber nicht fort wolte, ſo ziehe man dem Pferde unter den Augen einen Sack ohne Boden uͤber die Naſe und das Maul, nehme gluͤende Kohlen in einen Topff oder Pfanne, thue Wer - mut, Weirauch und Rauten dar -Dubauf, und halte es unten in den Sack, daß dem Pferde der Dampf in den Hals und in die Naſenloͤ - cher gehe; wenn dieſes zwey oder dreymal geſchehen, ſo wird der Un - rath von ihm ſchieſſen. Andere beraͤuchern das druͤſigte Pferd mit der aͤuſſerſten weiſſen Rinde von Bircken-Holtz, oder mit Horniſ - ſen-Neſtern, und decken dabey den Kopff mit einer Decke wohl zu, damit der Rauch dem Pferde recht in die Naſenloͤcher gehen koͤn - ne; und alſo wiederholen ſie es drey oder viermal. Etliche ſchaͤlen auch vier Haͤupter Knoblauch gantz reine, zerſtoſſen ſolche wohl, thun Pfeffer daran, und gieſſen beydes in laulichten Eßig und Baumoͤle dem Pferde in den Hals, und beraͤuchern es ſodenn mit Wermut. Fuͤr die harten Druͤ - ſen wird rother Knoblauch, Meer - Rettig, Calmus, ſchwartzer Kuͤm - mel, Ebereſchen-Beeren oder ro - the Vogel-Beeren, gelber Senff und Gartheil, alles zuſammen fein wohl in dem Waſſer gekocht, und dem druͤſigten Roſſe laulicht ein - gegoſſen. Uiberhaupt iſt zu mer - cken, daß in aller Druͤſe oder Kehl - ſucht den Pferden keine Ader zu laſſen, weil es hoͤchſt ſchaͤdlich, und gemeiniglich der Tod darauf erfolget, und zum andern, daß ſo bald die Druͤſen rinnend werden, es ſodenn mit dem Pferde weiter keine Gefahr mehr habe.

Dublette Doublet,

Ein von Cryſtall nachgemach - ter Edelgeſtein, dem die Farbe durch ein Blaͤtlein oder zugerich - teten Maſtix und Terpentin gege - ben wird, daß er einem echten Stein gleichet. Er wird aber leicht erkannt, wenn man ihn von derS 3SeitenDucSeiten anſiehet, da ſich ſeine Klar - heit alſobald offenbaret.

Ductus, ἀγωγή,

Ein Gang, eine Fuͤhrung, war bey den alten Griechen eine Gat - tung ihres χρήσεως oder Uſus, wel - cher eine ſpecies ihrer Melopoeiæ war, und entſtand, wenn von einem Jntervall zu dem andern ſtufenweiſe gegangen ward, wel - ches ductus rectus hieſſe, wenn ſolches aufwerts geſchahe; ductus revertens, wenn es unterwerts; wenn es ober auf - und unterwerts zugleich geſchahe, hieß es ductus circumcurrens.

Duetto,

Jſt eine Arie fuͤr 2 Singe - Stimmen, mit und ohne Jnſtru - menten, welche nebſt einer angeneh - men Melodie auch auf ein fugir - tes oder concertirendes und ſonder - bar harmonioͤſes Weſen ſiehet. Sie wird entweder auf Jtalieniſche oder Frantzoͤſiſche Art eingerichtet. Die Frantzoͤſiſchen Airs deux lieben den gleichen Contrapunct, das iſt, wo die eine Stimme eben die Worte zu gleicher Zeit ſinget, als die andere, und entweder gar nichts, oder nur hie und da, et - was weniges concertirendes, das hinter einander herſchleichet, anzu - treffen iſt. Jn Kirchen laſſen ſich dergleichen Duo wohl hoͤren, ſie ſind begreifflich und klingen an - daͤchtig. Der Welſchen Art gehet an dieſen guten Eigenſchafften der Duetten durch das fugirte, gekuͤn - ſtelte und in einander geflochtene Weſen viel ab; ſie erfodern einen gantzen Mann, und wenn ſich fer - tige ſattelfeſte Saͤnger dazu finden, ſind ſie ſowol in der Cammer alsDumKirche den gelehrten Ohren eine groſſe Luſt. Noch eine kleine Ne - ben-Art Welſcher Duetten, wo - rinnen nur gefragt und geantwor - tet wird, wie in einem Geſpraͤch, will heut zu Tage faſt, zumal auf dem Schauplatze der Opern, den Vorzug behaupten.

Duire un cheval la chaſſe,

Heißt ein Pferd zur Jagd ab - richten. Das vornehmſte iſt ein Schieß-Pferd, ſo man darzu ge - braucht, entweder ein Wild im Lauff, oder einen Vogel in dem Flug zu ſchieſſen. Es werden auch Pferde auf die Parforce-Jagd dreßirt, daß ſie einen ſchnellen Galop lauffen, wobey ſie in Athem geſetzt werden, daß ſie dauerhafft ſeynd. Jn Spanien werden auch die Pferde zum Stier-Kampf ab - gerichtet, welches vor Roß und Mann gefaͤhrlich. V. Hieradura.

Dultz-Floͤte, Qver-Floͤte,

Fleute douce, wird eine Chor - Floͤte genannt, welche dulcius, ſtiller und gelinder gehet, als die Block-Pfeiffe.

Dum-Pfaffe, Blut-Fincke,

Welcher auch Gimpel, Roth - Fincke und Roth-Schlegel genen - net wird, iſt ein kleiner Vogel, welcher nicht ſowol wegen ſeines natuͤrlichen Geſangs (denn ſolcher iſt ſehr ſchlecht und mehr ein ver - druͤßliches Geſchrey als Geſang zu nennen) als ſeiner ſchoͤnen Far - be und Geſchicklichkeit halber, wel - che er in Erlernung der vorge - pfiffenen Lieder zeiget, von denen Liebhabern der Voͤgel aͤſtimiret wird. Er hat bis an die Augen herunter einen Kohl-ſchwartzen Kopff, als wenn er eine ſchwartze Muͤtze aufgeſetzet haͤtte, und ei -nenDumnen ſchwartzen dicken und ſtumpf - fen Schnabel. Die gantze Bruſt iſt recht hoch Ziegel-roth, welche Roͤthe ſich bis hinauf zu denen Augen erſtrecket, ſo daß die Backen zu beyden Seiten des Kopffes ſo - wol roth ſind, als die Bruſt. Wo die Roͤthe unten am Bauche auf - hoͤret, da fangen hellweiſſe Federn an, welche ſich bis hinunter an den Schwantz erſtrecken. Der Schwantz iſt, wie oben der Kopf, Kohl-ſchwartz, ohne daß der ge - ringſte Spiegel zu ſehen. Gleich bey dem Anfang des Halſes, faͤn - get ſich auch eine feine blaue Far - be an, welche iedoch nicht ſo ſchei - nend und angenehm iſt, als das Blau bey einer Blau-Meiſe; Dieſe nimmet den gantzen Ruͤcken, auch etwas von denen Fluͤgeln ein, deren lange Federn iedoch gantz ſchwartz ſind. Wo die blaue Farbe unten am Ruͤcken nahe beym Schwantze aufhoͤret, da faͤngt ſich eine weiſſe Farbe an, welche dem Vogel, wenn man ihn fliegen ſie - het, eine beſondere Zierde giebet. Das Weiblein iſt von ſeinem Maͤnnlein gar viel unterſchieden, und alſo ſehr kenntbar; Denn den Kohl-ſchwartzen Kopff hat es zwar ſo wohl als das Maͤnnlein, und wo dieſes weiß iſt, findet ſich jenes ebenfalls mit weiſſen Federn be - wachſen, aber es hat weder rothe noch blaue Federn, ſondern die Bruſt iſt wie die Bruſt eines Fin - cken-Weibleins, und zwar noch dunckler, nicht anders, als wenn das rothe mit Koth beſchmieret worden waͤre, und am Ruͤcken, wo es blau ſeyn ſoll, iſt es Aſchen-Farb, und hat an deſſen Ende nicht ſo viel weiſſes als das Maͤnnlein. Der Leibes-Groͤſſe nach giebt es dreyerley Gattungen: Die groͤßteDumGattung, welches die ſchoͤnſte iſt, wird an Groͤſſe einer Weindroſſel nicht viel nachgeben, obgleich der Gimpel, weil er kurtzbeinigt, ſo groß nicht ausſiehet; Die andere Gattung wird am Leibe ungefehr einem Emmerling gleich kommen, ob ſie ſchon, weil ſie dicklicht ge - ſtaltet, groͤſſer als ein Emmerling ausſehen; Dieſe heiſſet man Hell - ſchreyer, und ſind die gemeinſten, denn ſie bruͤten faſt an allen Orten, dahingegen die groſſen ſich nur in gar kaltem Winter ſehen laſſen; Die dritte Sorte iſt die kleineſte, ſo gleich um Michaelis nur vorbey ſtreichet. Dieſe kleine Gattung iſt nicht groͤſſer, als ein Haus - Sperling. Alle zuſammen aber haben ſchwartze Fuͤſſe, und ſehen breitbruͤſtig aus, ſuchen ihre Nah - rung an Vogel-Beeren, Creutz - Beeren, Hagen-Butten, Wach - holder-Beeren und dergleichen; Dahero ſie das gantze Jahr hin - durch ſehr wenig auf die Erde fal - len, vielmehr ihre Nahrung von denen Stengeln der Fruͤchte her - ab leſen, und zu ſolchem Ende, wo nahe am Wald Heyde-Korn, Hirſen und dergleichen geſaͤet wird, ſich auf die Stengel ſetzen, und die offt noch unzeitigen Koͤr - ner heraus beiſſen, im Winter aber, da ihnen dieſes alles entge - het, ſich von dem Wald hinweg wenden, im Lande hin und her ſich ausſtreuen, und ſowol in denen Hecken die Beere, als auf denen Birnbaͤumen die Trag-Knoſpen zu ihrer Speiſe aufſuchen. Jhre Brut verrichten ſie in groſſen Waͤldern auf jungen Schlaͤgen, welche ſo dicke ſtehen, daß man kaum durchkriechen kan, daſelbſt bauen ſie hinein, ſelten hoͤher als eine Amſel, iedoch zuweilen auchS 4ſoDumſo hoch als eine Droſſel, und brau - chen zu ihrem Neſte ebenfalls, nach Unterſchied des Ortes, ver - ſchiedene Materialien, gemeinig - lich aber ſehr zartes Moos und kleine duͤrre Baum-Reißlein. Ein Blut-Fincke ſoll ſelten uͤber vier Junge in ſeiner Brut-Zeit aus - bringen. Sie ſtreichen zwar zur Herbſt-Zeit mit andern Voͤgeln auf ziemlich ſtarcken Fluͤgen, aber nur von einem Wald in den andern, wenn ihnen aber der Fraß zuletzt fehlet, ſo zerſchlagen ſie ſich aus den groſſen in kleine Hauffen, um hin und wieder in Gebuͤſchen ihre Nahrung zu ſuchen. Man faͤnget ſie mit Leim-Spindeln, die man auf kleine Baͤumlein ſtecket, und einen Lock-Vogel unter die Baͤum - lein oder mitten hinein ſetzet: Denn es iſt ſchwerlich ein Vogel zu finden, der begieriger auf die Lo - cke gehet, als eben dieſer Blut - Fincke. Jn denen Herbſt - und Winter-Monaten, fallen ſie auf allen Herden ein, wo ſie Vogel - oder andere dergleichen Beere fin - den. Sie ſind auch vermittelſt eines Kloben auf einer Meiſen - Huͤtten zu bekommen, wenn man an ſtat der Lock-Meiſe einen Gim - pel oder Blut-Fincken hinhaͤnget, oder nur einen ausgeſtopfften ſol - chen Vogel nechſt dem Kloben hin - ſtecket, und mit dem Munde lo - ckend das Geſchrey der Blut-Fin - cken nachmachet. Wer derglei - chen Vogel zur Lock halten will, mag ihm anfaͤnglich gantzen Hanff geben, nach drey oder vier Wochen aber, ihme demſelben entziehen, und ihn dafuͤr mit Ruͤbſen oder Ruͤbe-Saat und Leindotter fuͤt - tern, auch zuweilen nach Beſchaf - fenheit der Jahrs-Zeit mit Bee - ren verſehen, da er denn bey ſol -Durcher Wartung eine lange Zeit dau - ren und ſeine Dienſte verrichten wird.

Duo,

Jſt bey den Frantzoſen und Jta - lienern eben das, was Duetto oder Duette, davon oben.

Duodecima,

Die doppelte oder zweymal ge - nommene Qvint, z. E. c .

Dur, cheval dur,

Sagt man von einem Pferde, welches keine Empfindung von den Cavezon-Stangen, Sporn oder Peitſche hat; welches beſſer im Wagen als auf die Reitſchul taugt.

Durable, cheval durable,

Ein hartes wehrhafftes Pferd. Die Dauerhafftigkeit eines Pfer - des beſtehet meiſtens darinnen, wann es recht hart Fleiſch auf dem Leibe hat, welches feſt und ſtarck anzugreiffen, ſo in Nothfaͤllen, Hungers-Noth, groſſer Arbeit und Hitze, in langwierigen ſtar - cken Reiſen, auch bey wenig und ſchlechtem Futter, wohlleibig blei - bet: So lange nun dieſes harte Fleiſch, in ſolchen Faͤllen, ſonder Schwindung aushaͤlt, ſo ſchwer iſt daſſelbe wieder herzubringen, wenn es einmal abgegangen iſt; daher auf ſolche Pferde wohl Acht zu haben, daß ſie dabey erhalten werden.

Durchlauff,

Jſt eine Kranckheit, welche ſo wohl die Pferde, als auch das Rind - und Schaf-Vieh, inglei - chen die Huͤner und Bienen zu - weilen bekommen. Die Pferde werden von dieſem Uibel angegrif -fen,Durfen, wenn ſie zu viel gefreſſen und bald darauf getraͤncket, geritten und warm geworden, da es denn von ihnen gehet wie Waſſer, und der Haber gantz bleibet, wie ſie ihn gefreſſen haben. Es wird da - durch ein Pferd gar ſehr geſchwaͤ - chet, ſonderlich, wenn man fort - reiten muß, und das Pferd nicht kan ruhen laſſen. Davor nun iſt nichts beſſers, als daß man ein ſolch Pferd wenig trincken laͤſſet, bis es wieder hart im Leibe wird; oder aber, ſo mans traͤncken will, daß man zuvor ein Stuͤcke gluͤen - den Stahl etliche mahl im Waſ - ſer abloͤſche, und alſo laulicht trin - cken laſſe, und daß man ihme ge - ſtoſſen Johannis-Brodt und Kley - en mit dem Futter zu freſſen gebe. Man kan auch den Durchlauff, oder (wie es gemeiniglich bey den Pferden genennet wird) das duͤn - ne Zirchen vertreiben, wenn man eine Hirnſchale von einem Men - ſchen-Kopffe nimmt, etwas davon abſchabet, und es dem Pferd ein - giebet. Oder wenn man einen ge - puͤlverten Hecht, welcher des Win - ters im Rauch oder in der war - men Stube, Sommers-Zeit aber in heiſſer Lufft gedoͤrret ſeyn ſoll, dem Pferd unter das Futter men - get. Und eben dieſe Wirckung hat auch das Taͤſchel-Kraut, wenn es klein geſchnitten, und dem Pferde mit dem Futter gegeben wird. Souſten, wenn ein Pferd nicht wohl dauen kan, und das Futter alles duͤnne und unverdauet von ihme gehet, ſo darff man ihm nur gedoͤrrte Gerſte, und gut Heu zu freſſen geben, naͤchſt dieſem aber einen groſſen Keſſel voll Heu-Blu - men ſieden, das Waſſer durch ein Tuch davon ſeihen, und das Pferd drey Tage damit, und mit keinemDyaandern Waſſer traͤncken laſſen, ſo wird es bald wieder zu rechte kommen.

Durillon,

Geſchwulſt, welche ihr eignes Kennzeichen iſt, darum man deſ - ſen Urſach nachzuforſchen hat, denn wenn man dieſelbe nicht ei - gentlich findet, iſt auch die Cur deſto ungewiſſer, denn die Erfah - rung bezeuget in dieſem Zuſtand der Pferde verſchiedene Naturen, daß einem ſehr ſchaͤdlich, was dem andern nuͤtzlich, wo nun die zwey Eigenſchafften nicht gruͤndlich of - fenbar, wird am ſicherſten zu ge - brauchen ſeyn, die Chriſtwurtz vor der Bruſt einzuziehen, daß es ausſchwuͤret.

Dureté,

Bedeutet ſo viel als eine Diſ - ſonanz, eigentlich aber werden darunter die auſſerordentlichen Diſſonanzen, als die Intervalla diminuta und ſuperflua, verſtan - den.

Durus cantus,

Bedeutet in der Muſic einen harten und freudigen Geſang, wel - cher zu Anfang des Syſtematis, oder muſicaliſchen Stuͤckes durch ein Signum cancellatum oder dop - peltes Creutzgen angezeigt wird. voyez Cantus naturaliter durus.

Dux,

Jſt in den Fugen und Canoni - bus die zuerſt anfahende Stimme, und alſo der andern Folge-Stim - men ihr Fuͤhrer.

Dyas muſica,

Zween gegen einander entweder conſonirende oder diſſonirende Klaͤnge.

S 5Dyſæ -
Dyſ

Dyſæſthema,

Heißt ein Gebrechen der Sin - nen. So viel der Sinnen guten Stand, und Gebrauch einem Pferde zu allen Bezeigungen,DyſUibung und Gebrauch noͤthig und nuͤtzlich, ſo viel werden dieſelben durch deren Maͤngel und Abgang verhindert, oder gar vernich - tet.

E.

E

E, Dieſer Jtalieniſche Buchſta - be ohne Accent bedeutet und; wird aber vor einem Vocali in ed ver - wandelt, als allegro ed andante, luſtig und gleichgehend; mit ei - nem Accente bedeutet es iſt, und iſt die dritte Perſon des verbi Eſ - ſere, ſeyn.

Eaux, mauvaiſes eaux,

Sind uͤble ſtinckende Feuchtig - keiten, welche aus den Kniebeugen und Feſſeln der Pferde kommen, doch vielmehr an den hintern als vordern Schenckeln, wovor in der Pferd-Anatomie ein Remedium be - findlich.

Eaux boire,

Trinck-Waſſer, die beſten Waſ - ſer zur Traͤncke der Pferde ſind insgemein die flieſſenden Waſſer, und die Spring-Brunnen durch die Roͤhren geleitet, durch Pom - pen gezogen, oder die durch viel Roͤhren lauffen muͤſſen, wodurch die Hurtigkeit derſelben etwas temperirt wird. Hingegen ſind die See - und Weiher -, auch Mo - raſt-Waſſer den Pferden unge - ſund und ſehr ſchaͤdlich, weiln ſich in denſelben allezeit Ungezieffer, Schlangen, und anders gifftiges Geſchmeiß aufhaͤlt.

Eber,

Sonſten auch der Baͤhr, Hau -Ebeer, Hecker oder Hackſch genannt, iſt das Maͤnnlein unter den wilden und zahmen Schweinen, welches zum Belegen der Mutter-Schwei - ne und zur Zucht gebraucht wird. Die Kennzeichen eines guten zah - men Ebers ſind, wenn er einen mittelmaͤßigen Kopff, groſſe haͤn - gende Ohren, harte und langhaͤ - rigte Borſten, breites und vollkom - menes Creutz, kurtzen und unter - ſetzten-Leib, kleine Augen, erhoͤh - ten und uͤberworffenen Ruͤſſel, di - cke kurtze Schenckel, auch einen krummen und zuſammen gedreh - ten Schweiff hat, welch letzteres abſonderlich ein gutes Zeichen ſei - ner vermoͤglichen Kraͤffte und Staͤrcke iſt. Man pfleget auf zehen oder zwoͤlff bis funffzehen Sauen oder Schweins-Muͤtter einen Eber zu halten, alſo, daß wo jener mehr ſind, auch mehr Eber ſeyn muͤſſen; doch ſoll keiner davon ehender zugelaſſen werden, bis er ein voͤlliges Jahr ſeines Al - ters erreichet. Wenn er denn drey bis hoͤchſtens vier Jahr gedienet, ſo muß er, weil er alsdenn nicht vielmehr mit ihme zu thun, gethei - let oder verſchnitten, und auf die Maſtung geſtellet werden, damit das Fleiſch ſeinen widerwaͤrtigen Geruch verliere.

Eber,
Ebe

Eber,

Wird unter den wilden Schwei - nen erſtlich ein Keuler, und wenn er vier Jahr alt worden, da er ſei - Waffen oder groſſe hauende Zaͤh - ne bekommen, ein hauend Schwein genannt. Sie ſind gewaltig boͤſe, und hauen maͤchtig um ſich, ie - doch alles uͤber ſich. Dahero darf ſich der Jaͤger im Fall der Noth nur platt auf die Erde werfen.

Ebereſchen-Baum, Vogel - Beer-Baum,

Jſt ein hochſtaͤmmiger Baum, welcher am fuͤgligſten unter die wil - den oder Wald-Baͤume gezehlet wird. Sein Laub waͤchſet, wie das Laub des Eſchen-Baumes, paarweis an ſeinem langen Stie - le, welcher ſich mit einem eintzel - nen Blate endiget, iſt aber viel kleiner, und am Rande herum zerkerbet. Die Bluͤthen ſind weiß, die Beeren aber, ſo darauf folgen, erſtlich gelb, und wenn ſie reiff ſind, recht Zinnober-roth, von Geſtalt laͤnglicht-rund, wie die Arles-Beere, doch etwas kleiner, wachſen aber eben ſo traublicht wie dieſelben. Dieſe werden im September und October bey ſchoͤ - nem Wetter gebrochen, und an ei - nem trocknen Ort, wo es luͤfftig, aufgehaͤnget und verwahret, um ſolche im ſpaͤten Herbſt und Win - ter, auf den Vogel-Herden und zu den Donen zu gebrauchen. Man pflegt auch auf dem Lande unter denen Bauren einen Safft zur Artzney daraus zu ſieden, wel - chen ſie ihren Theriac nennen, und als ein adſtringirendes Mittel, wi - der die rothe Ruhr und andere Zu - faͤlle nuͤtzlich gebrauchen. Das Holtz hat einen ſehr harten und zaͤrtlichen Wuchs an Jahren, iſtEbeſehr dauerhafft und der Faͤulung wenig unterworffen, arbeitet ſich auch auch ſehr glatt, und wird ſo - wol deswegen, als um ſeiner ſchoͤ - nen Farbe willen, von Tiſchern, Drechslern und Buͤchſenſchaͤfftern ſehr wohl zu allerhand Dingen ge - braucht. Es waͤchſet auch manch - mal zu einem guten Bau-Stamm, und wo dergleichen viel, kan man es wol zum Verkohlen anwenden, indem es eine derbe Kohle giebt. An denen Waͤnden oder Zaͤunen, item in Alleen geben ſie einen ſchoͤnen Proſpect, ſonderlich wenn ſie voll Fruͤchte haͤngen. Dieſer Baum laͤſſet ſich leichtlich fort - pflantzen, ſowol von Beeren, als von Ausſproßlingen. Die Beere werden geſaͤet, gleichwie anderer Baum-Saamen. Sie pflantzen ſich auch ſelber leichtlich fort, da - her man zum oͤfftern ſiehet, daß wenn dergleichen Saamen in die alten holen Weiden gefallen, er da - rinnen wurtzelt, und aus derſelben heraus waͤchſet, auch ſeine Wur - tzel durch die alte Weide bis in die Erde hinein treibet; desgleichen findet ſichs, daß ſie in alten Mau - ren und Ruinen aufwachſen. Man kan ſie auch in der Baum-Schule aufziehen, und hernach verſetzen, da ſie denn, wenn man ſie mit Fleiß aushebet und verpflantzet, gar leichtlich und beſſer fortkom - men, als wenn ſie auf der erſten Stelle geblieben waͤren, tragen auch beſſer Frucht. Sie lieben faſt allen Boden, auſſer gar zu trockenen und moraſtigen, iedoch den guten mehr als den geringen.

Ebersdorff,

Ein ſchoͤner Flecken in Unter-Oe - ſterreich, zwo Meilen unterhalb Wien, ſamt einem ſchoͤnen Kay -ſerlichenEbeſerlichen Pallaſt und Thier-Gar - ten, wohin der Kayſer offt Luſt halben hinzugehen pflegte.

Eber-Wurtzel,

Radix Carlinæ, iſt eines Dau - mens dicke und lange, auswendig braune, und inwendig weiſſe Wur - tzel, eines ſtarcken Geruchs, und ziemlich angenehmen, doch etwas ſcharffen Geſchmacks. Das Kraut iſt eine Art von Diſteln, denn ſei - ne Blaͤtter ſind groß, rauch, breit, ſpitzig und ſtachelicht, mitten zwi - ſchen denenſelben bricht eine groſ - ſe und etwan fuͤnff Zoll breite weiſſe Blume hervor, ſo ohne Stengel hart auf der Wurtzel ſitzet; wird bey uns in Deutſchland auf bergichten Orten gefunden. Man findet auſſer dieſer erſtbeſchriebenen noch eine weiſſe Eber-Wurtz mit einem Stengel, die kommt ins - gemein mit vielen Koͤpffen herfuͤr, und waͤchſt mit dem Stengel El - len hoch. Denn giebts auch eine ſchwartze Wurtzel, welche rauhe, ſtachlichte, und etwas roͤthlichte Blaͤtter hat. Der Stengel iſt in der Dicke eines Fingers, Span - nen hoch, und oben mit dornich - ten in laͤnglichten Huͤlſen ſitzenden Purpur-rothen auch etwas weiſ - ſen Blumen beſetzet. Die Wur - tzel iſt dick, ſchwartz, fett, inwen - dig gelb, und am Geſchmack ſcharf und beiſſend. Man pflegt dieſe Wurtzeln gemeiniglich im Sept. des Morgens zu graben, alsdenn zu ſaubern und aufzutrocknen. Sie heilet die Wunden und Ge - ſchwuͤre ſauber aus, wenn ſie in Wein geſotten, und dieſe damit ausgewaſchen werden, und dienet in allen gifftigen, peſtilentzialiſchen Kranckheiten; ſonderlich wird ſie mit unter den Roß-Artzneyen, in -Ebrgleichen wenn man ein abgetrieben Roß mit wenig Koſten wieder auffuͤttern will, gebrauchet. Wenn man aber ſolche vor ein Pferd und unter das Futter gebraucht, ſoll man daſſelbe nicht zu andern Pfer - den, ſondern in einen abſonderli - chen Stall ſtellen, weil es ſonſten denen andern die Staͤrcke nehmen ſoll. Man ſagt auch, wenn man dieſe Wurtzel einem Pferd in das Mund-Stuͤcke einflechte, und alſo neben andern uͤber Land reiſe, es denen uͤbrigen mit und neben ihm gehenden Pferden, alle Krafft be - nehmen, und ſie matt und muͤde machen ſolle; dahero es unter den Reutern fuͤr ein verbotenes Stuͤck - lein gehalten wird.

Eber-Zahn,

Dens apri, Dent de ſanglie, ein groſſer, wie ein Horn, oben et - was ausgekruͤmmter Zahn, vom wilden Schweine. Er ſoll vor die Braͤune, Seitenſtechen, und an - dere Entzuͤndungen, ſo von geron - nenem Gebluͤte entſtanden, ein treffliches Mittel ſeyn.

Ebrillade,

Jſt ein ſtarcker Anzug mit dem Zaum, wenn der Reuter das Pferd mit dem einen Zuͤgel ruͤcket, ſo es ſich nicht wenden will. Dieſe Ebrillade iſt von der Saccade unter - ſchieden, weil dieſe geſchiehet, wenn man die zwey Zuͤgel auf einmal ruͤcket. Beydes iſt eine harte Caſtigation und keine Huͤlfe; dahero auf den Academien ver - worffen, weil ſie die Maͤuler ver - wundet, und die Pferde mit dem Kopfe unſtet machet.

Ebrouer, cheval qui s ebroue,

Bedeutet ein geſundes, munte - res, feuriges Pferd, ſo einen ge -wiſſenEcawiſſen Ton eines Brauſens oder Schnarchens aus ſeinen Naſenloͤ - chern ſtoͤßt, gleich als wenn es ſich von etwas, ſo ihme in den Naſenloͤ - chern ſtecke, befreyen wolte; dieſes Geraͤuſch wird durch eine Kroſpel gemacht, welche inwendig in der Naſen iſt, und dieſes iſt ein Zei - chen der Geſundheit, und einer gu - ten Lunge.

Ecaillons,

Jſt ein Frantzoͤſiſch Wort, wel - ches nicht ſehr mehr uͤblich, und die Hacken-Zaͤhne bedeutet. V. Crocs.

Echapé,

Bedeutet ein Pferd, ſo von ei - nem Beſcheller und Stute gezeu - get, die unterſchiedener Art, und von unterſchiedenem Lande ſind, z. E. von einem Spaniſchen Hengſt und einer Daͤniſchen Stu - te, item von einem barbariſchen Hengſt und einer Engliſchen Stu - te, fallen gemeiniglich ſchoͤne Echa - pées oder Zwitter.

Echaper, laiſſer echaper un cheval de la main,

Heißt ein Pferd mit vollem Zuͤ - gel, von der Hand auslauffen laſ - ſen. V. Partir.

Echappés, Pas,

Wenn zwey Pas in der Choré - graphie vorne an mit einander zu - ſammen gehangen ſind, das bedeu - tet, daß ſie auch zugleich mit ein - ander verrichtet werden muͤſſen, welches iedoch nicht anders als durch Springen geſchehen kan, oder vermittelſt eines andern Mou - vements oder Beugung, die man aber weder eigentlich gebogen noch geſprungen nennen kan, ſondern ſie wird insgemein Echappé oderEchSaillie geheiſſen. Dergleichen Pas Echappés koͤnnen auf zweyerley Manier angebracht werden, ent - weder mit ſteiffen Knien, oder wenn man im Fallen die Knie beuget. So wird ein Ehappé mit beyden Fuͤſſen geoͤffnet, und zwar mit ſteiffem Knie gemacht. Fer - ner mit ſteiffen Knien, dabey man mit dem einen Fuſſe vorwerts, mit dem andern hinterwerts ſtreichet. Jngleichen macht man ein Echap - pé mit beyden Fuͤſſen ſeitwerts von einander ſtreichend, dabey man im Fallen die Knie beuget. Und endlich kan das Echappé mit dem einen Fuſſe vorwerts, und mit dem andern hinterwerts, ge - macht, und dabey im Fallen beyde Knie gebeuget werden.

Echauffer un cheval,

Heißt ein Pferd erhitzen oder heiß reuten, welches ſowol auf der Reitbahn, als auſſer derſelben ge - ſchehen kan; da man ihm denn mit dem Schweiß-Meſſer den weiſſen Schaum abſtreichen muß, welcher ſehr ſchaͤdlich, wenn er wieder in Leib zuruͤck ſchlaͤgt.

Echine, l echine du cheval,

Das Ruͤckgrat eines Pferdes, welches faſt grad, und weder ein noch uͤber ſich krumm gebogen ſeyn ſoll, ſonſten iſt es von keiner Dauer - hafftigkeit.

Echo,

Der Wiederhall, iſt eine Wie - derholung der Stimme, welche natuͤrlicher Weiſe durch die Zu - ruͤckſchlagung der Lufft geſchiehet, von deſſen Weſen und Eigenſchaff - ten giebt das Philoſophiſche Lexi - con hinlaͤnglichen Bericht. Jn der Muſic ahmet man dieſes Spiel der Natur oͤffters nach, wenn ein Chor dem andern, oder auch nureineEckeine Stimme andern, und zwar etwas ſchwaͤcher, antwortet. Auch auf den Orgeln von 2 und 3 Cla - vieren kan dergleichen Wiederſchall artig vorgeſtellet werden. Man nennet alſo auch ein gewiſſes Or - gel-Regiſter. Zuweilen wird das Wort echo fuͤr piano gebraucht, um anzuzeigen, daß der Klang der Stimmen und Jnſtrumenten moderiret und ſchwaͤchlich gehen ſoll, gleich als wolte man ein Echo machen.

Eck-Zaͤhne,

Werden bey denen Pferden die - jenige Zaͤhne genennet, welche nach einer kleinen Zwiſchen-Weite, gleich auf die Hacken folgen, und von den jungen Pferden im vierten Jahr abgeſchoben und abgeworffen werden. An dieſen Zaͤhnen und denen uͤbrigen darbey ſtehenden, will man ſowol wegen ihrer Farbe, indem ſie vorm zehenden Jahre im - mer gelber und gelber werden, als auch aus folgenden Umſtaͤnden das Alter eines Pferdes erkennen: Denn vom fuͤnfften Jahr bis zum ſiebenden, haben die Zaͤhne in der Mitte eine Vertieffung, wie ein eingebogener Pfennig; nach dem ſiebenden Jahr iſt dieſe Hoͤle gantz heraus gewachſen, und ſind die Zaͤhne gleich, wo aber die Grube geweſen, zeiget ſich ein brauner Fleck, und dieſe vergehen nach dem ſiebenden Jahre, eben ſo in der Ordnung, als wie die jungen Zaͤh - ne abgeſchoben, nemlich in den zwey mittlern zuerſt, denn auf ie - der Seite die naͤheſten, und end - lich zuletzt in den Eck-Zaͤhnen, ſo daß dieſe von dem zehenden Jahre an, weiß oben ſeyn. Vom zehen - den bis in das dreyzehende erhebt ſich dieſe Ebene allmaͤhlig uͤber ſich;Econach dreyzehen Jahren bis in das ſechzehende, wird ſolche Erhebung noch runder; nach ſechzehen Jah - ren aber immer ſpitziger.

Ecliſſes du Lut,

Die an dem Corpore einer Lau - te duͤnn ausgearbeiteten Bretlein oder Spaͤne.

Ecole,

Jſt auf den Reitſchulen die Le - ction, oder die Arbeit, ſowol des Pferdes, als des Reuters und des Scholars.

Ecoliers,

Scholaren oder Schuͤler ſind diejenigen, welche entweder von der Reitkunſt gedencken Profesſion zu machen, oder aber junge Nobi - li, welche das Bereuten cavalie - rement lernen, ſich mit der Zeit im Kriege deſſen zu bedienen, oder bey Hofe den Ritterlichen Exerci - tiis mit beyzuwohnen. Solche Ecoliers ſind nun unterſchiedliches Humeurs, z. E. Einer iſt furcht - ſam, der andre zu hitzig, der 3te iſt langſam, der vierte geſchwinde, der fuͤnfte widerſpenſtig, der ſech - ſte gehorſam, der ſiebende hat kein Judicium, der achte iſt Choleriſch, der neunte vergeſſen, der zehnte aufmerckſam und dergleichen. Jn dieſe unterſchiedliche Humeurs muß ſich ein Maître richten, daß er einen ieden tractiret, wie es ihm gebuͤhret.

Ecoſſoiſes,

Schottlaͤndiſche Land-Taͤntze haben in der Schreibart viel gefaͤl - liges und neues, wo nicht was ſeltſames, welches nicht nur zum Tanzen allein, ſondern auch zu vie - len andern Sachen, ſowol auf dem Schauplatze als in Gemaͤchern,gutEcogut anzubringen und nachzuahmen iſt; iedoch iſt geziemende Behut - ſamkeit ſonderlich fuͤr Singe - Stimmen anzuwenden.

Ecourté, un pas écourté,

Heißt ein verkuͤrtzter Schul - Schritt, indem man das Pferd, Schritt vor Schritt in Action treten, oder wohlverhaltener in der Fauſt und Schenckeln gehen laͤßt.

Ecouteux, oder Retenu,

Wird geſagt von einem Pferde, welches ſich widerſetzet, und an ſtat daß es willig vorwerts gehen ſolte, allerhand widrige Spruͤnge macht, und nicht frey gehet, noch dasjenige verrichtet, was es thun ſoll.

Ecrouelles des cuiſſes,

Sind Gewaͤchſe der Pferde - Schenckel, und werden uͤberhaupt genennet, 1) Kroͤpffe, 2) Schie - nen, 3) Gallen, 4) Uiberbeine, 5) Curben, 6) Spaten, 7) Floß - gallen, 8) durchgehende Gallen ꝛc. welche alle ein Pferd koͤnnen hin - ckend machen.

Ecume,

Schaum, iſt eine feuchte weiſſe Materie, die aus des Pferdes Mund gehet, welches anzeigt, daß das Pferd Muth, Geſundheit und einen friſchen Mund habe.

Ecurie,

Marſtall, iſt gemeiniglich ein ſauber gewoͤlbter oder von Stoc - catur-Arbeit bedeckter Ort, darein man die Koͤnigl. Fuͤrſtl. Leib - Schul - und Hand-Pferde ſtellet; dieſer ſoll nicht weit von der Hof - haltung ſeyn. Oben auf ſoll die Sattel - oder Ruͤſt-Kammer, auch des Bereuters Wohnung, darne -Ecuben eine Stube vor die Reut - Knechte ſeyn. An denen Saͤulen der Staͤnde ſoll hinter iedwedem Pferde ſein Sattel und Zaum ge - haͤnget, wie uͤber demſelben des Pferdes Nahme, (auf ein Taͤff - lein verzeichnet) angehefftet ſeyn, und inwendig auf beyden Seiten koͤnnen gewundene eiſerne Kett - lein haͤngen, um die Pferde nach der Fuͤtterung herum zu hefften, und auf dem Knopf des Zaums zu ſetzen.

Ecuyer,

Dieſes Wort hat in Franckreich unterſchiedliche Bedeutungen. Auf der Reitſchul bedeutet es einen Cavalier, der die Reitkunſt wohl verſtehet, und ſolche auch den an - dern lehret. Der Koͤnig in Franck - reich hat Ecuyers de Quartier, welche ihm aufs Pferd, und wie - der im Abſteigen helffen, demſel - ben zu Pferde folgen, und den Degen nachtragen. Die Koͤnigin hat auch Ecuyers de main, die ſie im gehen an der Hand fuͤhren. Grand Ecuyer de France wird in Franckreich der Groß - oder Obriſt - Stallmeiſter benannt. Ecuyer tranchant heiſt ein Vorſchneider. Ecuyer de Cuiſine ein Kuͤchen - Meiſter. Die Fuͤrſten und vor - nehmen Herren haben Ecuyers, ſo uͤber den Marſtaͤlle und uͤber alle diejenigen, die Liberey tragen, zu befehlen haben. Gemeiniglich be - deutet es heut zu tage einen Stall - Meiſter oder Bereuter, der ſoll nun ſein Mêtier wohl verſtehen, ge - treu, nicht eigennuͤtzig, auch kein Tyrann uͤber ſeine Untergebene ſeyn, offt in den Marſtall gehen, damit er gute Rechenſchafft davon zu geben wiſſe.

Edelge -
Ede

Edelgeſteine,

Sind diejenigen, welche nicht nur ihre Seltenheit und Schoͤn - heit koſtbar gemachet, ſondern ſelbſt die Natur mit einem beſon - dern Licht und Glantz gleichſam geadelt hat, daß ſie gleich den ſchoͤnſten Sternen blincken, und den Vorzug ſo gar vor dem Gold und Silber iederzeit behauptet und erhalten haben. Es ſind aber der Edlen Steine zweyerley Arten, durchſichtige und dichte. Die durchſichtigen ſind, der Ame - thyſt, Beryll, Carbunckel, Chry - ſolith, Diamant, Hyacinth, Ru - bin, Saphir, Schmaragd. Un - ter die dichten, wiewol einige da - von halb durchſichtig ſind, gehoͤ - ren der Achat, Carniol, Chalce - donier, Jaſpis, die ſo genannten Katzen-Augen, der Lapis Lazuli, Lapis Nephriticus und Griesſtein, der Malachit und Schreckenſtein, Onych, Opal, Tuͤrckis ꝛc. Die - ſe edlen Steine, ſonderlich aber die durchſichtigen, haben ihren Ur - ſprung und durchſichtigen Coͤrper, von einem mit Berg-Saltz im - praͤgnirten Waſſer oder Feuchtig - keit, vermittelſt welcher ſie an - ſchieſſen, und in Cryſtallen erwach - ſen. Denn es iſt unmoͤglich, daß etwas durchſichtig ſey, das nicht zuvor fluͤßig geweſen. Das ſonſt dichte Silber und Bley, wenn es im Scheide-Waſſer, oder andern ſaͤuerlichen Liquoribus aufgeloͤſet, und flieſſend gemacht wird, er - waͤchſet leichtlich in durchſcheinen - de Cryſtallen. So findet man auch in den ſchoͤnſten gewachſenen Cryſtallen oͤffters gantz hell durch - ſcheinende Waſſer-Troͤpfflein, und in den haͤrteſten Steinen in Jn - dien, das ſchoͤnſte Edelgeſtein. Daß aber etwas Berg-Saltz mitEdebeygemiſchet ſey, giebt die Geo - metriſche Figur der Edlen Steine, welche ſie gleich dem Saltz und Salpeter haben, gar deutlich zu erkennen, indem die gegrabenen Cryſtallen und Diamanten, wel - che bloß an Haͤrte von einander unterſchieden ſind, gantz eckigt an - ſchieſſen, ja offtermals Adern und ſolche Abſaͤtze haben, daß man gar eigentlich ſiehet, wie die ſaltzigten Theiligen auf einander angeſetzet ſeyn. Jhre anmuthigen Farben haben ſie von einem zarten Metal - liſchen Schwefel, nach Art der in Bergwercken befindlichen Metal - len, nemlich der Carbunckel, Ru - bin, Granat und Amethyſt, von ei - nem Gold-Schwefel; der Sa - phir von der Tinctur des Silbers; der Schmaragd und Chryſolith von der gruͤn-ſchwefelichten Art des Kupffers; der Topas und Hya - cinth aus dem ſchweflichten Weſen des Eiſens ꝛc. Es iſt aber dieſer Schwefel in den Edlen Steinen ſehr fluͤchtig, alſo, daß die davon entſprungenen Farben gar leicht - lich in dem Feuer verſchwinden und verrauchen. Nachdem aber dieſe Edelſteine, wenn ſie gebro - chen werden, meiſt unfoͤrmlich, oder aber unrein und fleckigt ſind, auch die ſchoͤnſten und reineſten Steine bey weiten nicht ſo blin - cken, als wenn ſie geſchnitten wer - den, da vermittelſt der vielfaͤlti - gen Ecken, das auf die Folie oder Demant-Dinte einfallende Licht, um ſo vielmehr gegen das Auge re - flectiret und ſpielet; als nennet man diejenigen, ſo in dieſer Kunſt erfahren, die Edelgeſtein-Schnei - der, und haben ſolche eine freye Kunſt, iedoch ſind ſie in Nuͤrnberg vor mehr als 100 Jahren her mit einer loͤblichen Ordnung verſehen. SieEdeSie ſchneiden alle Steine, ſo ih - nen vorkommen, viereckigt, ab - lang, rund, achteckigt, Rauten - weis, wie es gefaͤllig iſt, und der Steine Beſchaffenheit es leidet. Der ſtaͤrckſte Handel mit Edelge - ſteinen wird in Engelland und Holland, und zwar von den Juden getrieben, welche ſie an die Juwe - liers und andre bringen. Sie werden, wie die Perlen, nach Un - zen und Carath-Gewicht abge - wogen, und rechnet man auf eine Unze 576 Grain bey den Edelſtei - nen, bey den Perlen aber 600 Grain.

Edelmann, ſ. Adel und Cavalier.

Edel-Marder,

Alſo wird wegen ſeines ſchoͤnen und raren Peltzwerckes der Baum - Marder genennet.

E dur,

Heiſſet, wenn 1) die Terz zum e gis iſt; 2) wenn vor dem e ein Creutzgen ſtehet, welches ſodenn gar fuͤglich eis koͤnte genennet werden.

Effets de la main gauche,

Dieſes Wort wird fuͤr Aide oder Huͤlffe genommen, und bedeutet die Bewegung und Fuͤhrung der lincken Fauſt ein Pferd zu regie - ren. Es ſind demnach ſechſerley Manieren, 1) vorwerts dem Pferd Lufft zu laſſen und fort zu helffen. 2) Aufwerts, das Pferd zu ſou - teniren und zu erheben. 3) Ruͤck - werts, zur Parade und zuruͤck zu ziehen. 4) Abwerts bey Tuͤrcki - ſchen Pferden, dieſelbe dadurch herunter in die Poſtur zu bringen. 5) Auswerts dienet dahin zu wen - den, wehin der Arm ſich beweget. Eff6) Einwerts, dieſe Bewegung de - pendirt von der vorigen, weil eine oder die andere nicht geſchehen kan.

Effets de la main droite,

Wirckungen des rechten Arms, ſo ebenfalls in ſechſerley Bewe - gungen beſtehen, als 1) vorwerts einer Huͤlffe, das Pferd durch eine Finte, (als ob man es ſchlagen wolte) fort zu bringen. Jtem zu einer Straffe, dem Pferd mit ei - ner Spießruthe einen Streich hin - ten oder vorn zu verſetzen. 2) Auf - werts zur Huͤlffe das Pferd in Action zu ſetzen. 3) Ruͤckwerts, wenn man gelinde das Pferd mit der Spießruthe ruͤhret und ermun - tert. 4) Abwerts, wenn man mit gelindem Drohen die Pferde von oben her etwas touchiret. 5) Aus - werts, wenn man dem Pferd Lufft laͤſſet, und von ihm abhaͤlt. 6) Einwerts zur Huͤlffe, wenn man mit der Spießruthe ſerriret, oder anleget; zur Straffe aber, wenn man einen Seiten-Streich einho - let, oder von rechts an die Bruſt ſolche Straffe verrichtet.

Efforcer, s efforcer,

Zwingen, ſich zwingen, ſich mit allen Kraͤfften angreiffen, und al - ſo ſingen, als wenn man Gewalt litte, und den Schmertz, welchen man hat, wolte mercken laſſen.

Effrayé, cheval effrayé,

Jſt in den Wappen ein Pferd, welches gleichſam auf der Erden kriechet.

Effronté,

Unverſchaͤmt, in Franckreich iſt das Wort ſehr uͤblich: Il eſt ef - fronté, comme un Page de cour, d. i. Er iſt unverſchaͤmt als einRitter-Lexic. TPage,EgaPage, wenn man nemlich einen freyen frechen Menſchen wolte beſchreiben, ſo hieß er Effronté.

Egalures,

Die weiſſen Flecken oder Tup - pen auf dem Ruͤcken eines Fal - cken.

Egarotté, cheval égarotté,

Das iſt eine Bleſſur oder Ver - letzung auf den Wieder-Riß, die - ſe Art der Verletzung iſt ſehr uͤbel zu heilen, abſonderlich wenn es alt und unterkoͤtig worden, da kan es ohne Schnitt nicht wohl cu - riret werden.

Egorger un cheval,

Heißt ein Pferd erdroſſeln, das geſchiehet zuweilen, wenn die Knechte den Groltzern oder Bah - ren-Beiſſern, den ſogenannten Kopp-Riemen gar zu enge zuſam - men ſchnallen, daß ſie dadurch das Koͤppen unterlaſſen ſollen, als - dann wollen ſie ſich helffen, und ziehen ſolchen Riemen immer en - ger zu, bis ſie endlich gar erſti - cken.

Egoſiller,

Aus allen Kraͤfften ſchreyen, ſchreyen daß der Kehle wehe ge - ſchiehet.

Eguillette, nouer eguillette,

Heißt eigentlich Neſtel knuͤpfen, und iſt ein Gleichniß, wenn ein Springer mit gantzer Gewalt ſtreicht und ausſchlaͤgt, daß er den hintern Leib ausdehnet, ſo lang er iſt, und die hintern Fuͤſſe in die Hoͤhe hinaus ſtreckt, daß die Ner - ven klatſchen oder knuͤpffen, wel - ches in den hohen Capriolen ge - ſchiehet.

Eic

Ehren-Stuͤcken, Ductus hono - rabiles, Pieces honorables,

Werden in der Wappen-Kunſt diejenigen Stuͤcke eines Schildes genennet, welche aus ungleicher Eintheilung der Tincturen oder Farben entſtehen. Denn wenn dieſe gleich getheilet ſind, ſo iſt der Schild ohne Figur. Dieſe Ehren - Stuͤcken muͤſſen eigentlich an den Rand des Schildes anſtoſſen, ſonſt heiſſen ſie keine Ehren-Stuͤ - cken. Stuͤcken aber werden ſie ge - nannt, weil ſie entſtehen, wenn ein Schild zertheilet wird, und Ehren-Stuͤcken ſind ſie um des - willen von den alten Herolden ge - nennet worden, weil ſie Figuren und nicht Stuͤcken eines ledigen Schildes ſind. Dergleichen Eh - ren-Stuͤcken werden Pfaͤhle oder Balcken, Seiten, Fuͤſſe, Haͤupter, Spitzen, Creutze, Sparren u. ſ. f. an genennet.

Eiche,

Jſt einer von denen gemeinſten, bekannteſten und nutzbarſten Baͤu - men, und ſowol unter dem ſchwar - tzen und harten Gehoͤltze, als auch in Brahnen zu finden, wie er denn faſt aller Orten, auf Bergen und in Thaͤlern, es ſey in ſchwartzen, ſandigten oder leimigten Boden, fortkommt, iedoch an der Som - mer-Seiten und in Gruͤnden viel maſtiger, als an denen ſteinigten Hoͤhen und Sommer-Bergen waͤchſet, wiewol eine auf dieſe Art an der Sommer-Seite erwachſene Eiche, wegen ihrer kleinern, und wie ein Horn auf einander ge - wachſenen Jahre weit feſter und zum Geſchirre viel dauerhafftiger iſt, als die, ſo im Grunde und an der Winter Seite aufgekommen. Diejenige Eiche aber, ſo in ſchwar -tzem,Eictzem, als Fichten-Tannen - oder Kieffern-Holtze ſich befindet, waͤch - ſet zwar ſchoͤn gerade in die Hoͤhe, weil ihr das ſchwartze Holtz den Gipffel immer mit zuſammen haͤlt, und ſie nicht ſo ſehr, als wenn ſie frey ſtuͤnde, in die Seiten-Aeſte ſich ausbreiten und ſoͤmmern laͤßt; alleine, weil ſie auf ſolche Art ſchatticht erwaͤchſet, wird ſie dahe - ro broſch und bruͤchig, und iſt al - ſo nicht wohl zum Bauen, Pfo - ſten-Kloͤtzern und dergleichen zu nutzen. Man zehlet insgemein dreyerley Arten von Eichen, welche aber nicht aller Orten gleich, ja ſelten zwey Arten beyſammen zu finden, welche hier ſo, und ande - rer Orten wieder anders genennet werden. Die gemeinſte Art von Eichen, welche auf Feldern, Wie - ſen und Angern wachſen, und von den meiſten den Nahmen Stein - Eiche bekommen, hat einen nie - drigen ſtarcken Stamm, aber da - bey viele groſſe und weit ausge - breitete Aeſte, und kleinere Blaͤt - ter als die andern beyden Arten, von dunckel-gruͤner Farbe; und dieſe traͤget die meiſten Eicheln, ſo zur Maſtung der Schweine abſonderlich dienen, weil ſie groͤſ - ſer und ſuͤſſer ſind, als die auf an - dern Eichen wachſen; ſo hat ſie auch ein weit haͤrteres Holtz zum Bauen, wenn ſie nur wegen ihrer Kuͤrtze und aͤſtigen Wuchſes darzu tauglicher waͤre. Die Haſel-Ei - che hat einen geraden und hohen Stamm, aber deſto weniger fruchtbare Zweige und Aeſte, traͤ - get auch nicht ſo viel, und noch dar - zu kleinere Fruͤchte, als die erſte. Sie waͤchſet meiſtens in Heiden und Waͤldern, und wird von ei - nigen Loch-Eiche oder Roth-Eiche genannt; das Laub derſelben iſtEicetwas groͤſſer, aber an Farbe lich - ter als der Stein-Eiche. Der Safft faͤrbet die Axt blau, dahero die Faͤrber ſolches Holtz gerne ge - brauchen. Die dritte Art wird die Zirn-Eiche, ohne Zweiffel von dem Lateiniſchen Wort Cerrus ge - nannt, welche die beyden erſten Arten an Hoͤhe des Stammes uͤberſteiget, und gleichfalls wenig Fruͤchte traͤget, welche noch dazu ſo klein ſind, daß ſie kaum aus ih - ren Muͤtzgen oder Kaͤppgen her - aus ſehen. Dieſe beyden letzten Gattungen taugen zum Bauen, die erſtere hingegen, wie gedacht, hauptſaͤchlich zur Schwein-Ma - ſtung. Sonſten iſt iegliche von dieſen nur beſchriebenen Arten am beſten und ſchicklichſten von der Frucht, das iſt, von der Eichel aufzuziehen; Denn wenn er vom Stocke wieder aus und in die Hoͤ - he waͤchſet, ſo wird er nicht ſo ge - rade und geſchicklich wie andere. Ob wohl einige dieſen Baum ſchneideln, ſo geſchiehet es doch nie mit Nutzen, und mehrentheils nur von unverſtaͤndigen Hauswir - then, indem durch das Schnei - deln der Safft auf allen Seiten des Hiebes heraus und in die Schoͤßlinge dringet, folglich de - nen Gipffel-Aeſten, als die er nicht erreichen kan, dadurch die benoͤ - thigte Nahrung entzogen wird, daß alſo ein auf ſolche Art behan - delter Baum, von wegen der Naͤſ - ſe, mit Gewalt von oben hinein faulet, und muͤlmigt wird; da - hingegen er, auſſer ſolchen Fall, einer von denen feſteſten und dau - erhaffteſten Baͤumen iſt, von wel - chem die Naturkuͤndiger ſchreiben, daß er hundert Jahr wachſe, hun - dert Jahr ſtille ſtehe und geſund bleibe, und hundert Jahr an ſei -T 2nenEicnen Kraͤfften wieder abnehme oder eingehe. Seine Knoſpen, welche ſehr zart und empfindlich ſind, haͤlt die Natur unter allen Baͤumen am laͤngſten zuruͤcke, damit ſie nicht von dem Froſte Schaden nehmen, und zu Grunde gehen moͤgen. Er iſt auf denen Schlaͤ - gen vor andern Baͤumen wohl zu dulten, indem er dem jungen Un - terwuchs nicht ſo nachtheilig mit Unterdrucken iſt, noch mit ſeinen Wurtzeln, nach Proportion ſeiner Staͤrcke, ſo weit, wie die Linde oder Buche, um ſich greiffet, ſon - dern ſeine Geilung und Safft am meiſten durch die Hertz-Wurtzel erhaͤlt. Uibrigens machen ſtarcke Froͤſte denſelben gerne Eis-kluͤff - tig. Von dieſem Baum kan man alle Theile brauchen, nemlich das Laub zur Streu und zur Duͤn - gung, ingleichen auch zum Fleiſch - Raͤuchern; die Fruͤchte, nemlich die Eckern oder Eicheln, zur Schweine-Maſtung, und die auf den Blaͤttern wachſende Eich - oder Gall-Aepffel zum Faͤrben und zur Dinte; das Holtz theils zum Bauen, beſonders zum Schiff - Bau, Muͤhl - und andern Waſſer - Gebaͤuden; theils zu Boͤttger - Holtz; theils aber, was zu erſtge - dachtem Gebrauch nicht tauglich, zum Maltz-Darren und Ziegel - Brennen, auch eine gute warme Stube zu machen. Die Rinde davon wird doppelt genutzet, in - dem ſie erſtlich von denen ſo ge - nannten Roth - oder Loh-Gerbern zu ihrer Haͤute-Gare haͤuffig ge - braucht, nachgehends zu Loh-Bal - len oder Loh-Kuchen gemacht, und mit beſonderer Menage, ſtat des Holtzes, den Winter durch im O - fen verbrannt wird. Ja ſo gar der aus den Stoͤcken und AeſtenEicder alten Eichen gewachſene Schwamm hat ſeinen Nutzen, und dienet ſowol zum Faͤrben, als auch, wenn er in einer ſcharffen Salpeter-Laugen abgekocht, ge - trocknet und wohl geſchlagen wor - den, als ein Zunder zum Feuer - anmachen. Uiber dieſes haben auch alle vorher beſchriehene Stuͤ - cke des Eichbaums ihren beſondern Nutzen in der Artzney: Denn das Holtz und die Spaͤne geſotten und davon getruncken dienen vor die geſchwollene Fuͤſſe, Waſſerſucht und Frantzoſen, weswegen das Eichen-Holtz auch Lignum San - ctum vel Guajacum Germanorum, oder das Deutſche Frantzoſen - Holtz genennet wird. Die Blaͤt - ter ſind gut vor das Zahn-Weh und faule Zahn-Fleiſch. Die Wuͤrmlein, ſo zwiſchen dem Holtz und der Rinde ſeyn, dienen vor das bloͤde Gehoͤr und Ohren-Klang. Die Eichen ſind nuͤtzlich gegen den Stein, Mutter-Beſchwerung, gifftiger Thiere Biß und Blut - Harnen. Die Schwaͤmme ſtillen das Bluten. Der Eichen-Mi - ſtel wird vor die ſchwere Noth, rothe Ruhr, und ſchwere Geburt gebraucht; aͤuſſerlich am Hals oder Arm getragen, ſtaͤrckt er die Frucht im Mutterleibe; mit Hartz und Wachs zu einem Pflaſter ge - macht, zeitiget er die Beulen und Geſchwaͤre. Ja aus denen friſch gehauenen eichenen Holtz-Spaͤnen hat man auch einen ziemlich guten Eßig zuzubereiten gelernet.

Eichel Ecker,

Jſt die bekannte Frucht des Eich-Baumes, welche etwas laͤnglicht-rund, doch oben ſpitziger als unten, und am Stiele gleich - ſam mit einem Kaͤppgen oderMuͤtz -EicMuͤtzgen bedecket iſt. Sie kom - men ohnmittelbar aus den Aeſten und Zweigen hervor, und haͤngen an langen und duͤnnen Stielen, ſind von verſchiedener Groͤſſe, und ſtecket ihr Kern, welcher hart und eines herben und ſtrengen Ge - ſchmacks iſt, in einer anfangs gruͤ - nen, und wenn ſie reiff worden, braun-ausſehenden Schale. So bald ſie zu ihrer Zeitigung gelanget, fallen ſie aus ihren Muͤtzgen oder Naͤppgen heraus, und geben ſo - wol den wilden, als zahmen Schweinen eine treffliche Nah - rung, wiewol auch darinnen ein Unterſchied iſt, daß die laͤnglich - ten, die man an einigen Orten Dachs-Eicheln heiſſet, die ſuͤſſe - ſten und groͤſſeſten, und dahero auch die beſten zur Maſtung, die andern aber, welche man Hartz - Eicheln nennet, kuͤrtzer und run - der, auch etwas bitterer, und des - wegen den Schweinen nicht ſo gar anſtaͤndig ſind. Die ſchlimmſten aber unter allen ſind die Eicheln von den ſogenannten Zirn-Eichen, denn dieſe machen das Fleiſch an den Schweinen koͤrnig und hart, und benehmen ihm alſo die ſonſt von Natur an ſich habende An - nehmlichkeit. Hieher moͤchte man auch die Buch-Eckern (ſo die Frucht von den Roth - oder Trage - Buchen ſind) ziehen, welche von einigen fuͤr eine weit tauglichere Maſtung der Schweine, als die ordentlichen Eckern oder Eicheln gehalten werden, indem ſie zaͤrter und eines anmuthigen ſuͤſſen Ge - ſchmacks ſind, wiewohl auch andere die Buch-Ecker-Maſtung deswe - gen nicht gerne haben, weil das geraͤucherte Fleiſch davon einen thranigten Geſchmack hat, und das Fett, ſo lange es im Rauch oderEicin einer Kammer haͤngt, immer - fort trieffet, welches auch die Hei - dekorn-Maſt thut; da hingegen die Eichel - und Gerſten-Maſt ein ſchmackhaffteres Fleiſch und der - beres Fett machet. Wenn die Eckern oder Eicheln reiff worden, laͤßt man ſolche entweder um et - was gewiſſes, z. E. um die Helffte leſen, oder aber man laͤſſet ſie lie - gen, und gegen einen gewiſſen Zins, eine proportionirte Anzahl Schweine in die Eichen-Waͤlder treiben, und eine beſtimmte Zeit lang darinnen huͤten, welches man die Schweine in die Eicheln ſchla - gen heißt. Die geleſenen Eicheln werden entweder an der Lufft, oder aber damit ſie der Wurm nicht ſo leicht angreiffen, und dieſelbige ſich deſto laͤnger halten moͤgen, im Backofen gedoͤrret, und hierauf in der Muͤhle geſchroten, oder, wer die Koſten ſcheuet, nur roh, oder im Spuͤhlicht eingeqvellet, den auf die Maſt geſtellten Sauen vorge - ſchuͤttet.

Eichhorn,

Jſt ein kleines, den wilden Mardern im Springen und Klet - tern, den gemeinen Wieſeln aber an der Leibes-Geſtalt gleich - und aͤhnlich kommendes Thierlein, wel - ches aber nicht ſo lang, als dieſe, und meiſtentheils von rother Far - be iſt; unten von der Kehle an, am Bauche hin hat es einen weiſ - ſen und linden Strich, einen lang - haarigten und faſt ſo groſſen Schwantz, als ſein uͤbriger Leib iſt, und im untern Kieffer lange und ſcharffe Zaͤhne. Es giebt de - ren aſchenfarbene, oder ſchwaͤrtz - lichte und graue, welche aber et - was ſeltſamer als die rothen ſind. Das Weiblein hecket gemeiniglichT 3drey,Eicdrey, vier bis fuͤnff Junge in ih - rem Neſte aus, welches ſie von allerhand kleinen Straͤuchern und Baum-Blaͤttern im Fruͤhling zu - ruͤſtet, und zuſammen traͤget, bis - weilen auch in hohlen Baͤumen und wilden Tauben-Neſtern. Jhre Heckzeit iſt meiſtentheils im April, und kommen die Jungen gantz blind auf die Welt, welche, wenn ſie vier Wochen lang an der Alten geſauget haben, derſelben ſchon aus dem Neſt nachlauffen, und auf den Baͤumen ſpringen und klettern lernen, da ihnen denn die Alte etwas von wildem Obſt, Nuͤſſen, Eicheln, Buch-Eckern, Tannen - und andern Holtz-Saa - men zu freſſen bringet. Um Mi - chaelis gelangen ſie zu ihrer voll - ſtaͤndigen Groͤſſe, und ſuchen ſo - denn auf Eichen-Buchen-Tannen - Nuß - oder Caſtanien-Baͤumen ih - re Nahrung ſelbſten. Wenn ſie von einem Aſt auf den andern, und von einem Baum auf den andern ſpringen, ſo bedienen ſie ſich ihres Schweiffes an ſtat der Fluͤgel. Sie werden entweder jung aus den Neſtern genommen, und an Kettlein gelegt, da ſie denn leichte zahm werden, oder aber geſchoſſen, geſtreiffet, und auf verſchiedene Art verſpeiſet. Ab - ſonderlich aber ſchmecken ſie gut, gebraten oder geſotten und mit Zwiebeln ſauer zugerichtet, oder man zerhacket und tractiret ſie, wie das Haſen-Klein. Die zahm ge - machten Eichhoͤrnlein hecken auch in Haͤuſern, wenn man ein Paar in eine beſondere Kammer thut, und mit Werck oder anderm Zeug, ein Neſt daraus zu machen ver - ſieht.

Eichſtaͤdt,

Eine Biſchoͤff liche Stadt an derEicAlt-Muͤhl, liegt in einem ſchoͤnen Thal; und die Reſidentz S. Wili - baldi auf einem Felſen, allwo auch zu ſehen der Biſchoffs-Hut, der Dom, (darin eine Monſtrantz, die 20 Pfund Gold wieget, und iſt beſetzt mit 1400 ſchoͤnen und run - den Perlen, 350 Diamanten, 250 Rubinen, ohne die andern ſchoͤnen Steine) die Pfarr - und andere Kirchen, das Kloſter zu S. Wal - purgis und viel andere Kloͤſter, das Jeſuiter-Collegium, die Fuͤrſtli - che Cantzeley, das Rathhaus, die ſteinerne Bruͤcke uͤber die Alt - Muͤhl. Jn den Felſenſteinen herum findet man Fiſche, Blaͤtter, Voͤgel, Blumen, und viel andere ſeltſame Dinge, ſo die Natur da - rinnen ſehen laͤßt. Der Biſchoͤffl. Garten iſt weit und breit beruͤhmt. Jm Wappen fuͤhret der Biſchoff von Eichſtaͤdt ein qvadrirt Schild mit einem Mittel-Schild. Jm 1 und 4 ſilbernen Qvartier iſt ein ro - thes Hirſch-Geweih von 10 En - den. Jm rothen Mittel-Schilde iſt ein ſilberner Biſchoffs-Stab, als des Bißthums Eichſtaͤdt Wappen: Uiber dem Schild ſte - hen 4 Helme, als 1 und 2 die Bi - ſchoͤffliche Eichſtaͤdtiſche, und 3 und 4 die Schenck-Caſtelliſche.

Eichtraube,

Jſt ein Gewaͤchſe, welches im Fruͤhling an den Wurtzeln der Eichen unter der Erden, von vie - len an einander haͤngenden Schwaͤmmlein, in Geſtalt einer Traube zuſammen waͤchſt, und an Farben auswendig roth, inwendig aber weiß und milchigt iſt. Wenn ſolche abgedoͤrret und zu Pulver geſtoſſen, wird ſie wider den Durch - bruch, rothe Ruhr und Blutfluͤſſe, in-auch aͤuſſerlich im Podagri -ſchenEinſchen Schmertzen friſch aufgeſtri - chen gebraucht.

Einfangen,

Heiſſet man bey der Jaͤgerey, wenn ein Raub-Thier oder Hund in das andere gebiſſen hat. Man ſagts auch, wenn man wilde Thie - re in einem vermachten Orte lauf - fen hat, und ſelbige anders wohin in dazu gehoͤrigen Kaͤſten bringen will: Man will ſie einfangen.

Einguß,

Heißt in der Roß-Artzney ein Tranck, weil ein Pferd, als ein unvernuͤnfftiges Thier, dergleichen willig einzunehmen nicht kan be - wogen werden, demſelben mit Vortheil oder Gewalt eingegoſſen werden muß. Ein guter Einguß fuͤr alle Kranckheiten eines Pfer - des, ſonderlich aber, wenn es ei - nen boͤſen Magen hat, iſt folgen - der: Nimm fœnum græcum zehen Pfund, ſtoſſe es wohl, thue es in einen neuen Topff, und gieſſe Waſſer daran, daß das fœnum græcum bedeckt ſey, decke den Topff wohl zu, und laß es bey dem Feu - er zu einem Mus ſieden, wenn dieſes geſchehen, ſo thue 4 Pfund friſche Butter daran, Baumoͤl und Nußoͤl iedes vier Untzen, und eine Untze Roſenoͤl, thue alles dar - unter, und ruͤhre es wohl unter einander, alsdenn ruͤcke den Topff vom Feuer, laß es erkalten, theils in drey Theile, und alle Morgen, drey Tage nach einander, ſchuͤtte ihm ein Drittheil in den Hals. Dieſer Einguß, welcher die Pfer - de purgiret, feiſt machet, und bey guter Geſundheit erhaͤlt, kan de - nenſelben zu iederzeit gegeben wer - den. Ein anderer guter Einguß iſt folgender: Nimm Salbey, ſpi - tzigen Wegerich, und eine KanneEinguten alten Wein, verkleibs in ei - nem neuen Topff mit Leimen, daß kein Dampff heraus komme, laß es halb einſieden, und gieß es dem Pferd drey Morgen nach einander allezeit warm ein. Noch ein gu - ter Einguß iſt dieſer: Nimm zwey Loth Sennes-Blaͤtter, ein Loth La - vendel, ein Qventlein Rhabarba - ra, zwey Loth Angelica, andert - halb Loth Seven - oder Sade - Baum, dieſes alles zuſammen klein geſtoſſen, in ein paar Kannen Bier aufgekocht, und dem Pferde, welches kranck oder Mangel im Leibe hat, eingegoſſen, wird daſſel - be bald wieder geſund machen. Man muß aber dieſen Einguß zween Morgen nach einander dem Pferde eingeben, und daſſelbe zwey oder drey Stunden darauf faſten laſſen, des folgenden Tages darauf kan man ihm die Lung und Spor-Adern ſchlagen. Mehrere Einguͤſſe werden hier und dar bey Erklaͤrung derer Special Kranck - heiten der Pferde vorkommen. Hier iſt nur noch zu gedencken, daß man alle Einguͤſſe denen Pferden fruͤh morgens, ehe ſie noch gefuͤttert und getraͤncket worden, geben muß; der Kopff muß dabey in die Hoͤhe gebunden, eine ſaube - re Striegel oder Horn in den Mund eingezwaͤnger, und der Tranck dadurch eingefloͤſſet, dem Pferde die Naſe zugehalten, und mit der Hand deſſen Kehle geſtri - chen werden, ſo wird das Eingieſ - ſen gut von ſtatten gehen.

Einhemmen,

Heißt mit der Hemm - oder Sperr-Kette den Umlauff eines von den Hinter-Raͤdern einer Kutſche oder Wagens verhindern, welches auf abhaͤngenden und jaͤ -T 4henEinhen Berg einwerts gehenden We - gen zu geſchehen pfleget, den all - zuſchnellen und folglich gefaͤhrli - chen Lauff des Fuhrwercks dadurch aufzuhalten.

Einkreiſen,

Jſt ein Jaͤger-Terminus, und heiſſet, rings um ein Gebuͤſche oder Straͤucher herum gehen, da - hinein man zwar im Schnee einen Wolff; aber nicht wieder heraus, geſpuͤret hat.

Einreichen,

Heißt, wenn ein Pferd mit den hintern Fuͤſſen ungeſchicklich her - vor greifft, und das Geaͤder an den vordern Fuͤſſen damit ſtoͤßt und trifft. Dieſes geſchiehet nicht leichtlich auf ebenem Wege, ſon - dern wenn man das Pferd jaͤhling zum Lauffen anſprengt, oder im Aufſtehen, wenn es ſtrauchelt oder faͤllt, oder ſo man uͤber einen Gra - ben oder Gehaͤge damit ſprengen will. Fuͤr dergleichen Schaden iſt nichts beſſer, als ſelbigen ein paar Tage nach einander und zwar taͤg - lich zweymal mit folgender Salbe zu ſchmieren: Nimm Cantharides oder Spaniſche Fliegen ein Loth, pulveriſire ſie auf das kleinſte, als du kanſt, ingleichen eben ſo viel oder ein wenig mehr Vitriol, gantz klein geſtoſſen, ein gutes Pfund von einem Stuͤck Schmeer, wo - von iedoch das zaͤhe und haͤutige hinweg gethan ſeyn muß, ſtoſſe es im Moͤrſer zu einem Mus, thue alsdenn die zwey erſtgedachte Pul - ver darunter, und ſtoſſe es ſo lang, bis ſich alles wohl vermiſchet, als - denn ſalbe das Pferd auf obange - wieſene Art fein warm damit, thue weiter nichts mehr daran, als bis das Haar und die Rufen gantz ab - faͤllt, darnach nimm Raden-Saa -Elamen und Salbey, beyde klein ge - puͤlvert, miſche Honig, Eyer-Dot - ter und Terpentin darunter, reibe den Schaden erſtlich damit, und binde es hernach darauf; dieſes thue alſo bey acht Tagen, darnach ſchmiere es mit obgedachter Salbe wieder. Oder: wenn ein Pferd eingereichet hat, ſo nimm Eibiſch - Wurtzeln und Pappeln, thue dar - an altes Schmeer, Dachſen - Schmaltz und Honig, laß es mit einander ſieden, und lege es uͤber den Schaden, ſo lange bis er gar ausheilet. Wenn aber unterwegs ein Pferd einreicht, und man noch weit zu reiſen hat, ſo putze erſtlich den Schaden mit warmen Wein oder Bier ſauber aus, hernach nimm Knoblauch, ungeſaltzene Butter und Schweins-Koth, ma - che es mit Eßig an, und legs wohl warm uͤber den Schaden; dieſes lindert, verzehret die Geſchwulſt, und zertheilt das Gebluͤte, man muß es aber alle Nacht brauchen, bis es heilet.

Einſpaͤnnig,

Wird derjenige Wagen genannt, ſo an ſtat der Deichſel eine Gabel, oder wie die Fuhrmanns-Karren, zween Baͤume hat, darein nur ein eintzeln Pferd eingeſpannet wird: Dem zwey und mehrere noch vorgeleget werden koͤnnen. Dahero Einſpaͤnnig fahren auch ſo viel heißt, als nur mit einem Pfer - de fahren.

Eis,

Kan der mit einem Kreutzgen verſehene e-clavis fuͤglich genennet, und dadurch vom f ſicher unter - ſchieden werden.

Elargir un cheval,

Das heißt ein Pferd in der Vol -teElete weiter nehmen, daß es mehr Erdreich einnimmt, als es thut, welches geſchiehet, wenn ein Pferd ſich in der Volte tummelt, ſolche verfaͤlſcht, und ſich zu viel in die Volte legt, ſolche abſtiehlt, und ſich dem Mittel-Punct zu viel zu wendet. Solchem Pferde muß der Reuter mit beyden Schenckeln helffen, und die Fauſt auswerts fuͤhren, um die Schultern zu er - weitern. V. Dedans.

Elegia,

Ein Trauer - und Klag-Gedicht, ſo aus wechſelsweiſe geſetzten Hexametris und Pentametris be - ſtehet.

Element, Urweſen,

Die Elemente ſind von Gott er - ſchaffen, und werden an der Zahl vier gezehlet, nemlich Feuer, Lufft, Erde und Waſſer, welche aus ei - ner einfachen Materie beſtehen, und daraus alle andere natuͤrliche Coͤrper, auch die Pferde zuſammen geſetzt ſeyn, und dienet das Feuer zur Generation der Hitze und Tro - ckene der Pferde; die Lufft zur Feuchtigkeit und Waͤrme; das Waſſer zur Kaͤlte und Feuchtig - keit, und die Erde zur Trockenheit und Hitze, unter deren Beherr - ſchung demnach das Pferd entwe - der choleriſch, ſanguiniſch, pfleg - matiſch oder melancholiſch iſt mehr und weniger, ie nachdem die Na - tur ihre Materie darzu verſehen, welche ſich gefallen laͤßt viererley Arten, da von mit ſo vielerley Far - ben der Haare (auch wol der Haut) zu bekleiden. z. E. Gelb choleriſch von Feuer, Roth ſangui - niſch von der Lufft, Schwartz me - lancholiſch von der Erde, Weiß pflegmatiſch vom Waſſer ꝛc. Es befindet ſich aber bey den PferdenEleſelten ein Element gantz allein, ſondern iſt iederzeit mit andern et - was vermenget, ſo wird auch deſ - ſelben Wirckung am meiſten in der Farbe geſpuͤret, welche vor andern die Herrſchafft hat.

Elend, Alce, Equicervus,

Hat daher ſeinem Nahmen, weil es eine elende klaͤgliche Stimme, und darzu noch die fal - lende Sucht hat, und ſich mit dem Kratzen und Scharren, hinter dem lincken Ohr mit dem hintern lin - cken Fuß helffen und befreyen muß. Es iſt wie ein mittelmaͤßig Pferd groß, das Maͤnnlein hat breite Hoͤrner mit Enden wie ein Brand - Hirſch, und hat gemeiniglich E - ſels-Farbe, die Haut davon wird vor andern hoch aͤſtimirt, ſo wer - den auch die Klauen von Drechs - lern geſucht, und Ringe und aller - ley Sachen daraus verfertiget. Jn der Artzeney werden nur die hintern lincken Klauen beſon - ders vor die fallende Sucht ge - braucht. War ſonſt denen Jſrae - liten zu eſſen zugelaſſen. Deut. 14, 5.

Elephant, Elephas,

Jſt das kluͤgſte, ſtaͤrckeſte und groͤſſeſte (den Behemoth ausge - nommen) unter allen vierfuͤßigen Thieren, er gewoͤhnet ſich ſehr fa - miliaͤr mit den Menſchen umzu - gehen, wird von den Jndianern und Africanern zum Krieg und Reiten gebraucht, und ſeine zwey langen Zaͤhne geben das ſchoͤne Elffenbein. Er hat einen langen und ſtarcken Ruͤſſel, deſſen er ſich vielfaͤltig faſt als einer Hand zu bedienen weiß. Er hat eine na - tuͤrliche Antipathie gegen das Schwein, den Drachen und ſoge - nannten Rhinoceros. Es giebt deren viel in Aſien, und ſonderlichT 5inElein Africa, und auf der Jnſel Cei - lon, davon ſich die groͤſten in Con - go befinden. Sie werden wohl 150 Jahr alt.

Elevata,

Jſt die Erhebung der Lanze bey dem Ring-Rennen, und geſchiehet anfaͤnglich bey der Salutation, da man mit ſolcher denen vornehmſten Perſonen eine Reverentz macht, hernach wird die Elevata gemacht im Anſprung des Galops, die Lantze eingelegt, und nach und nach wieder geſenckt, bis ſie der Hoͤhe des Rings gleich kommt, um ſol - chen deſto gewiſſer weg zu nehmen. Die Elevaten geſchehen auch bey Carrouſell-Rennen, ſowol mit dem Javelin, als auch mit dem Degen, mit welchem der Tuͤrcken-Kopff ruͤckwerts abgehauen, und letztlich der Mohren-Kopff von Boden aufgehoben, und den Judicirern gebracht wird. V. Carrouſel. Die Elevaten geſchehen auch von den Schul-Pferden, und ſind Erhe - bungen, welche zwiſchen den ho - hen Schulen zum Wohlſtand, zum Beſchluß der Lection, gemacht werden, und in 1, 2 oder 3 Tem - pi geſchehen. Jſt eine zierliche und nuͤtzliche Lection, wodurch der Kopf beſtaͤtiget, und die Groppa ringfertig gemacht wird.

Elevatio,

Hat in der Muſic verſchiedene Bedeutungen: 1) iſt es das Aufhe - ben der Hand bey dem Tactgeben, und demnach die zweyte Helfte des Tactes; 2) ein ieder gerader Theil deſſelben, als das zweyte und vierte Viertel; wie auch das zwey - te, vierte, ſechſte und achte Ach - tel ꝛc. in noch kleinern Noten; 3) bedeutet es diejenige Motette, wel - che in der Roͤmiſch-CatholiſchenEllKirche muſiciret wird, wenn der Prieſter unter waͤhrender Meſſe die Hoſtie in die Hoͤhe uͤber ſein Haupt hebet, und ſelbige der Ge - meine zeiget, als welche Hand - lung bey ihnen Elevatio corporis Chriſti genennet wird, und gedach - tem Singſtuͤcke den Nahmen giebt. 4) Jſt es auch die Hoͤhe eines Cho - ral-Liedes uͤber den Final-Cla - vem.

Eller, Erle, Erlen-Baum,

Jſt ein hochſtaͤmmiger, eben nicht beſonders dicker, iedoch gerad aufwachſender Baum, welcher am allermeiſten an den Waſſern und ſumpfigten Orten zu finden iſt, wie er denn ſeinen Wachsthum guten theils von der ſumpffichten Feuchtigkeit hat, auch dahero gaͤhling in die Hoͤhe ſchieſſet, und an recht fetten Or - ten, jaͤhrlich offtmals halben Fin - gers breit im Saffte aufſetzet, wel - ches denn auch die Urſache, des von einigen gemachten Unterſchie - des, zwiſchen der weiſſen und ſchwartzen Erle iſt: Denn ſtehet ſie an einem feuchten Orte, ſo hat ſie ein dunckelgruͤnes, fettes und klebriges Laub, befindet ſie ſich aber auf einem trockenen Lande, ſo iſt ihr Laub etwas weißlichter, dahero dieſe die weiſſe, jene aber die ſchwartze Erle genennet wird. Jhre Blaͤtter ſind auſſer deme bey nahe rund und gantz ſubtil zaͤckich - te. Der Saame aber waͤchſet an langen Stielen, daran Trauben - weiſe Zaͤpfflein hangen; wenn nun an ſelbigen Zaͤpfflein die Schup - pen ſich aufthun, ſo fliegt ein gelblichter Saamen heraus, wel - chen die Zeiſigen gerne freſſen, und deswegen faſt den gantzen Winter uͤber hier zu Lande bleiben, auchwoEllwo dergleichen groſſe Saamen - tragende Erlen ſtehen, ſich gerne Hauffen-weiſe auf halten. Das Erlen-Holtz tauget uͤber der Erde zum Bauen, wenig oder gar nichts, hingegen gehet es im Waſſer-Bau und in Moraͤſten, allem andern Gehoͤltze vor, maſſen daſſelbe, wenn es vom Waſſer oder Sumpff beſtaͤndig bedeckt bleibet, undenck - liche Jahre, ohne Faͤulung und andern Schaden dauret. So dienet auch dieſes Holtz unver - gleichlich zu denen Brunnen - und Waſſerleitungs-Roͤhren, auſſer dieſem aber denen Leiſt-Schnei - dern, zu Schuh-Stieffel - und Pantoffel-Abſaͤtzen, und wird nicht weniger, wegen der dauer - hafften Kohlen, mit gutem Nu - tzen verbraucht. Die Rinden brauchen die Hutmacher zur ſchwartzen Farbe, ingleichen die Leder-Faͤrber, nicht weniger die Schuſter, welche noch etwas alt Eiſen darzu in das Waſſer legen. Die Knoſpen werden wegen der guten ſchwartzen Farbe, die ſie ge - ben, und mit welchen das leinene Tuch gefaͤrbet wird, hochgehalten; mit dem Erlen-Laub aber, welches fett und klebrich, ſoll man nicht nur die Floͤhe vertreiben koͤnnen, wenn man es eine Zeitlang in ei - ner damit beſetzten Kammer aus - geſtreuet liegen laͤſſet, und her - nach mit den darauf geſprungenen Floͤhen auskehret, ſondern man pflegt auch damit die Schafe, ob ſie geſund, oder nicht, zu probiren: Denn man legt ihnen im Decem - ber oder Januario Erlen-Laub zu freſſen vor, welche Schafe nun dieſes Laub luſtig und begierig freſſen, die haͤlt man vor geſund; die es aber nur uͤbermaulen, oder gar nicht freſſen wollen, haben ge -Ellmeiniglich Noth an der Lungen oder Leber, werden dahero billig vor ungeſund gehalten, und ſind ie eher ie beſſer zu verkauffen. Weil auch das Ellern-Laub, wenn es zur Faͤulung kommt, das ſchoͤnſte und klaͤreſte Waſſer ſchwartz, unrein und ſtinckend zu machen pflegt, ſo werden die Erlen-Baͤume und Gebuͤſche an den Teichen oder Fiſchhaͤltern nicht gerne gedultet, ſondern weil ſie, wie gedacht, mit ihrem Laub das Waſſer und den Grund inficiren, folglich die Fiſche kranck oder gar abſtehend machen, mit ihren Stoͤckern aus dem Grun - de ausgerottet. Die Vermehrung dieſes Holtzes geſchiehet von ſich ſelber, wenn nemlich der abfallen - de Saame nur die Erde ergreiffet. Es kan auch durch Ausſtreuung des Saamens, gleich anderm Hol - tze fortgepflantzet werden, es muß aber ſothaner Saame vorhero ein - geweicht ſeyn. Er wird zwar an waͤſſerigten Orten gepflantzet, da man denn beym Einſetzen alle Zweige, die uͤber eines Fingers hoch von der Wurtzel uͤber ſich ge - hen, abſchneidet, und damit denen neuen Zweigen zu einem beſſern Wachsthum verhilfft; er ſchlaͤget aber ſonſten auch am liebſten von dem Stamme aus, laͤſſet ſich leichtlich ſchneiden, und in die Hoͤhe bringen, weilen das Wetter ſeinem Hiebe nichts ſchadet, indem derſelbe, wegen der ſonderbaren Fettigkeit des Baumes, bald wie - der verlaufft. Sonſt giebt die Erle, wenn ſie nicht zu eintzelnen Staͤmmen erwaͤchſet, ſondern in Gebuͤſche auslaͤufft, ein ſonderbar gutes Schlag-Holtz, ſo man faſt alle fuͤnff bis ſechs Jahre abholtzen kan, nachdem der Boden gut und feucht iſt, und wenn ſie abgetrie -ben,Ellben, (ſo im zunehmenden Mon - den, zu rechter Jahrs-Zeit, ent - weder im Herbſte, wenn das Laub abgefallen, oder im Fruͤh Jahr, da die Knoſpen anfangen wollen, ſich zu vergroͤſſern, geſchehen ſoll) ſo waͤchſet und ſchlaͤget ſie am Stamme in viel Sommer-Latten aus, und vermehret ſich bey allen Hauungen. Es waͤchſet auch gu - te Weide und Gras bey ihr: Denn die Wurtzel hebet den mo - raſtigen Boden in die Hoͤhe, ma - chet ihn etwas trucken und tragbar. Man hat ſie gerne an denen Ge - ſtaden, Ufern und Raͤndern der Fluͤſſe, denn ſie wehren denen groſſen Waſſern, daß ſie nicht ſo leicht in die Ufer reiſſen koͤnnen, und helffen alſo viel wider das An - ſchlagen der Wellen und ſtreng an - lauffenden Stroͤmen, welche an denen Daͤmmen und Geſtaden waſchen, und die Ufer wegſpuͤlen; unter den Wurtzeln halten ſich auch die Fiſche und Krebſe gerne auf. Man muß aber ſolche Er - len bald zu Schlag Holtz machen, denn wenn man die Staͤmme allzu groß und ſtarck wachſen laͤſſet, ſo kan der Wind ſolche wohl faſſen, und weil der Rand am Waſſer meiſtens hohl, ſo ſencket und nei - get ſich der Stamm gegen das Waſſer, bekommt alſo das Uiber - Gewichte, und bricht mit der Wurtzel und Ufer zugleich ein, nimmt viel Erdreich mit ſich, und geſchicht alſo zum oͤfftern groſſer Schaden am Daͤmmen und Ufern; welches aber, wenn man den Stamm bey Zeiten, und ehe er ſo ſtarck wird, abhauet, nicht zu beſorgen iſt, indeme ſich die Wur - tzel ſolchenfalls erſtaͤrcket, und de - ſto mehr denen Waſſern und Flu - ten widerſtehet.

Elſ

Ellipſis,

Jn der Muſic iſt eine Verſchwei - gung oder Auslaſſung einer Con - ſonanz, und entſtehet, wenn an ſtat dieſer eine Pauſe geſetzt wird, worauf eine Diſſonanz folget.

Elſebeer-Baum,

Jſt ein groſſer und hochſtaͤmmi - ger Baum, mit einer glatten und weißlichten Rinde; wird auch ſonſt der Drachen-Baum genannt, und mehrentheils im Gebirge gefun - den. Von dieſem Baume iſt be - kannt, daß die Bauer-Weiber am Walpurgis-Tage kleine Aeſtlein von demſelben fuͤr Bezauberung brechen, und aus Aberglauben in Staͤllen und Haͤuſern an die Thuͤ - ren ſtecken. Seine Aeſte kommen den Aeſten des Kirſch-Baumes gleich, erſtrecken ſich aber mehr in die Breite, als in die Hoͤhe, der - geſtalt, daß ſie einen ziemlich ſtar - cken Schatten von ſich geben. Die Blaͤtter gleichen dem Ruͤſter-Laub, ſind aber laͤnger und ſpitziger, oben gruͤn und unten weiß, rauh und rings am Rande herum zerkerbt. Seine Fruͤchte ſeyn die ſogenann - ten Elſebeere.

Elſter, Alſter, Aglaſter,

Auch Atzel und Hetze genannt, iſt ein Raub-Vogel, und zwar ei - ner von den liſtigſten, und zu - gleich am allerſchaͤdlichſten, indem er ſowol in Feldern an kleinem Weidwerck, beſonders an Faſanen, denen er die Eyer ausſauffet, als auch in Hoͤfen und Gaͤrten, an jungen Huͤnern, Gaͤnſen und Eyern einen groſſen Schaden ver - urſachet, aber ſich nicht leicht - lich mit Schieſſen, oder ſonſt mit Fangen beykommen laͤßt, hat ei - nen ſchwartzen glaͤntzenden, undgleich -Elſgleichſam gruͤn ſchillernden Ruͤcken, einen weiſſen Bauch, kurtze Fluͤgel, und einen langen Schwantz, wel - cher gantz anders, als vieler ande - rer Voͤgel Schwaͤntze, formirt iſt: Denn an ſelbigen ſind, wie bey den Faſanen, die mittlern Federn die laͤngſten, und die uͤbrigen neh - men Stuffenweis ab, ſo daß die aͤuſſerſten die kuͤrtzeſten ſind. Die Elſtern horſten gemeiniglich nahe an Doͤrffern, Flecken und Staͤd - ten, damit ſie nicht weit zu denen Bauer-Hoͤfen und Miſt-Staͤtten haben moͤgen, woſelbſt ſie aller - hand zu ihrer und ihrer Jungen Nahrung zu ſuchen gewohnt ſeyn. Sie bruͤten des Jahres zweymal, und bringen das erſtemal vier bis fuͤnff, bey der andern Brut aber drey bis vier Junge aus. Son - ſten hat man angemercket, daß ſie ihre Neſter oben mit Dornen und Geniſte zuwoͤlben, damit ſie ſowol von andern Voͤgeln, als vor Un - gewitter und Schloſſen geſichert ſeyn; auf der Seiten aber laſſen ſie ein rundes Loch, welches ſo en - ge, daß ſie kaum dadurch hin und wieder kriechen koͤnnen, bey wel - chem Eingang der Land-Mann zu mercken pfleget, wo daſſelbige Jahr die meiſten Ungewitter her - kommen werden, maſſen ihnen die Natur lehren ſoll, dieſen Eingang allezeit ſolchem Strich gegenuͤber zu machen. Wenn man ihnen die Zunge geloͤſet, ſo lernen ſie die ih - nen vorgeſagte Worte, wie ein Pa - pagey nachſprechen. Jhre Speiſe iſt, ſo lange ſie in der Freyheit ſind, auſſer obbenannten ihren Raub allerhand Gewuͤrme, verfaulte Wurtzeln, auch in groſſen Hun - ger, abgefallenes Obſt, Eicheln und andere Fruͤchte; in Vogel - Haͤuſern aber, oder wo ſie in Ge -Embmaͤchern herumgehend gehalten werden, nehmen ſie mit Brot und gekochtem Fleiſch vorlieb. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit, doch blei - ben auch den Winter uͤber viel bey uns. Jhr Fang geſchiehet im Ju - lio und Auguſto mit einer Eule, die man auf eine Stange unter einen Baum, oder gar in den Baum hinein ſetzet, und rings umher auf den Aeſten des Bau - mes Leim-Spindeln ſtecket, dar - auf ſie, wenn der Vogelſteller zu - mal der Eulen Geſchrey nach - ahmet, und ſich in einer Huͤtte verbirget, ziemlich einfallen. Jm October aber braucht es nicht ein - mal einer Eule, ſondern man kan nur auf einen Baum Leim-Spin - deln, wenigſtens etliche Aeſte voll - ſtecken, unter den Baum ſich in einer Huͤtten verbergen, und einen Vogel (iſt es eine Elſter, ſo geht es deſto beſſer an) ſtarck ſchreyend machen, als ob er umgebracht wuͤrde, ſo fliegen die Elſtern haͤu - fig zu und faͤllet eine nach der an - dern herunter.

Eltzenbeer-Baum, ſ. Elſebeer - Baum.

Embarrer, cheval qui s embarre,

Sagt man von einem Pferde, das ſich im Stall an den Stand - Baͤumen die Schenckel zerſchlaͤgt, welches gemeiniglich die geilen Stuten thun.

Embaterium,

War bey den Spartanern ein fuͤr Pfeiffen geſetzter Marſch, wor - nach die Soldaten ihre Schritte einrichteten.

Embouchement,

Das Blaſen mit dem MundeinEmbin ein muſicaliſches Jnſtru - ment.

Emboucher,

Jn ein Horn oder Trompete blaſen.

Embouchure,

Heißt in der Muſic das Mund - ſtuͤck an einer Trompete, Zincken oder Waldhorn. Jn der Reit - kunſt iſt es das Gebiß oder Mund - ſtuͤck, ſo auf unterſchiedene Art kan gemacht werden, und dem Pferde in den Mund gethan wird, um ſolches dem Gehorſam des Reuters zu unterwerfen, und ſich dadurch hin und wieder zu wen - den.

Embraſſer la Volte,

Geſchiehet, wenn ein Pferd in der Volte gehet, und bey allen Saͤtzen mit den vordern Schen - ckeln einen weiten Raum ein - nimmt. z. E. Ein Pferd hat gnugſam Erdreich embraßirt, wenn es die vordern Schenckel ohnge - fehr anderthalben Fuß weiter von dem Orte wegſetzet, als ſie zuvor geſtanden. V. Battre.

Emmelia,

Ein gewiſſer gravitaͤtiſcher Tanz, welcher bey den Tragoͤdien gebraͤuchlich war; ingleichen das Lied, welches dabey muſiciret und abgeſungen ward.

Emmerling, Gold-Ammer,

Jſt ein bekandter kleiner Vo - gel, deſſen Farbe am Kopff, Bruſt und gar am Bauch hinunter, ſehr ſchoͤn gelb, ſo daß er wohl unter die ſchoͤnen Voͤgel darff gezehlet werden. Es iſt aber das Gelbe bey einem mehr als bey dem an - dern, ſonderlich bey jungen mehr als bey alten, mit dunckelbraͤun -Emmlichten Federn untermenget, wel - che theils hell-theils dunckelbrau - ne Federn, bis an den Unter-Theil des Halſes, bey den Ruͤcken und Fluͤgel alſo bedecken, daß wenig gelbes, ja bey manchen gar nichts davon heraus ſcheinet; an dem Kopff, der Kehle und Ober-Theil des Halſes aber fallen bey denen Maͤnnlein im Fruͤhling die ſchwartzbraͤunlichten Federn gar hinweg, daß nichts als gelbes uͤbrig bleibet, und der gantze Kopf ausſiehet, als wenn er mit Wachs uͤberzogen waͤre, iedoch oben her wo der Schwantz bald anfaͤngt, ſind roͤthlichte Federn zu ſehen, wie die Schwantz-Federn der Nachtigall; Des Emmerlings Schwantz ſelbſten iſt bleich-braͤun - licht, und hat zu beyden Seiten an denen zwey letzten Schwantz - Federn, wie die Fincken, weiſſe Spiegel. Das Weiblein hat we - niger gelbes, als das Maͤnnlein. Die Leibes-Geſtalt iſt wohl pro - portioniret und laͤnglicht. Der Schnabel iſt kurtz, wie an einem Canarien-Vogel, wie denn auch der Emmerling, wenn er mit ei - nem Canarien-Vogel gepaaret wird, ſolche Baſtarte mit ihm zie - het, deren Geſang dem Geſang der beſten Canarien-Voͤgel nichts nachgiebt. Seine Brut bringet er an der Erde unter Buͤſchen und an graſichten Raͤndern aus, und hat meiſtens fuͤnff Junge. Er ziehet zwar Herbſt-Zeit, doch iſt es mehr eine Regung der Natur bey ihme, als daß er wircklich aus hieſigen Landen, gleich andern Voͤ - geln ziehen ſollte, daher kommt es, daß wir ihn auch im Winter iederzeit bey uns ſehen koͤnnen, wenn er nemlich auf den mit Schnee bedeckten Feld kein GeaͤsmehrEmmmehr antrifft, und dahero mit de - nen Sperlingen in denen Hoͤfen vor den Scheuren, wo gedroſchen wird, und auf denen Miſt-Staͤt - ten, ſich einfindet, da er denn am erſten beruͤckt wird, indem er ſich ſonſten nicht gar leicht betriegen laͤßt. Er iſt eines ſuͤſſen und an - genehmen Geſchmacks, und gegen den Winter ſonderlich fett. Wer einen Emmerling im Vogel-Hau - ſe halten will, muß ihme biswei - len Haber geben, und mit allerley andern Saamen abwechſeln, ſo kan man ihn auch manchmal et - was ſuͤſſen Qvarck, oder wie er an andern Orten genennet wird, ſuͤſſen Topffen vorſetzen; er will aber einen geraͤumlichen Vogel - Bauer haben, welcher nicht wie ein Canarien-Haͤuslein gemacht iſt, darinnen der Vogel auf und abſpringen kan, ſondern vielmehr laͤnglicht, darinnen er in gerader Linie ſeinen Lauff hin - und wieder zu nehmen Platz hat.

Emmiellure,

Nennet man die beruͤhmte Ho - nig-Salbe, mit welcher viele Cu - ren bey den Menſchen und Pfer - den verrichtet werden.

Emphatica,

Jſt in der Muſic die Lehre von den ſonderbar hervorſcheinenden Woͤrtern einer Klang-Rede, oder welche vom Nachdruck der Gedan - cken, Klaͤnge und Woͤrter handelt, denſelben erleutert und deutlich vor Augen leget. Wie damit in der Ton-Kunſt verfahren werde, leh - ret H[e]rr Mattheſon in ſeinem Vollkommenen Capellmeiſter fol. 174 ſqq.

Enarbre, cheval qui s enarbre,

Sagt man von einem Pferde,Encdas ſich aufbaͤumet, und ſich nebſt dem Reuter leicht Schaden zufuͤ - gen kan, welches eins von den groͤ - ſten und gefaͤhrlichſten Laſtern iſt, beſonders wenn es ſich mit ſeinem Reuter uͤberwirfft. V. Cabrer.

Encaſtelure,

Jſt ein Schmertz an den Vor - der-Fuͤſſen, ſo aus der Austrock - nung des Horns entſtehet, ſo die Ferſen zu ſehr einklemmet, daß es Zwang-Huͤffe, woran die Pfer - de offt hincken muͤſſen, weiln der Strahl im Huf allzu enge einge - ſchloſſen iſt, und ſeine natuͤrliche Weite nicht hat, dieſe Pferde muͤſſen mit Pantouffles beſchlagen werden. V. Pantouffles.

Enchanterie des chevaux,

Bezauberung der Pferde. Die Erfahrung lehret, daß wenn ein Pferd bezaubert iſt, ſo ſtehet es ſtets und haͤnget den Kopff be - ſtaͤndig in die Krippe, ſchwitzet allezeit, und iſt als wenn ihm die Lenden eingeſchlagen waͤren, kan auch keinen Schenckel ruͤhren, und crepiren etliche gar daruͤber. V. Helmont Op. fol. 769.

Encheveſtrure,

Jſt eine Abreibung der Haut, oder Verletzung der Feſſel, welche die Halffter-Kette verurſachet, an welcher ſich das Pferd gerieben, als es ſich mit den hintern Fuͤſſen an dem Hals, oder hinter den Oh - ren kratzen wollen, welches eine ge - faͤhrliche Bezeigung iſt, da ein Pferd leicht in die Ketten mit dem hintern Fuß kommen, und ſich ſelbſt erwuͤrgen kan, wenn nie - mand gleich zugegen, der ihme heraus wickele, und helffe.

Encloüûre,

Jſt eine Vernagelung der Pfer -de,Encde, wenn der Nagel ſich entwe - der zerſpalten, und ein Theil da - von ins Leben gedrungen, oder der gantze gar zu tief in den Huf ge - trieben worden, als man es be - ſchlagen hat.

Encoulure, l encoulure du cheval,

Der Hals des Pferdes, iſt gleichſam das Geruͤſte, worauf des Pferdes Kopf geſetzet iſt, dieſer ſoll wohl proportionirt ſeyn, und von der Bruſt gerade, aufrecht gewachſen ſeyn und ſtehen, er ſoll auch oben, bey der Maͤhne ſcharff, und nicht dick, vielweniger abhaͤn - gend ſeyn, widrigen Falls er ei - nen dicken fetten Speckhals an - zeiget, ſo ein Pferd gantz verſtel - let.

Encourager un cheval,

Ein Pferd aufmuntern oder an - friſchen, welches auf allerhand Weiſe geſchiehet, als mit der Stim - me, mit der Spießruthe, mit den Talons, Sporn, Peitſche und der - gleichen.

Encrené,

Sagt man, wenn ein Pferd auf den Wiederriß verwundet, wo - bey ſolche Wunde muß ſauber ge - halten und allezeit mit friſchem Waſſer gewaſchen werden, daß keine Wuͤrme oder wild Fleiſch da - rinnen waͤchſet; und darneben ei - ne gute Wund-Salbe gebrau - chet.

Ende, Enden,

Jſt ein Jaͤger-Terminus, und werden ſowol die, von den Stan - gen des Hirſch-Geweihes heraus gehende Sproſſen, als die Spitzen am Reh-Bocks-Gehoͤrne Enden genennet. Hat ein Hirſch an ie - der Stange ſechs Enden, ſo nen -Endnet ihn der Jaͤger einen Hirſchen von zwoͤlff Enden. Jſt aber das Gehoͤrne ungleich gezeichnet, alſo daß an der einen Stange ſieben, an der andern aber nur ſechs En - den waͤren, ſo ſpricht man: Der Hirſch trage vierzehen falſche En - den, weilen die mehrere Zahl vor - gehet.

Enderlinge,

Sind Wuͤrmer, welche denen Hirſchen zur Fruͤhlings-Zeit, wenn ſie ſich haaren, zuweilen durch den Schlund, Naſen und Maul her - aus gehen, zu Zeiten aber durch beſagten Schlund ſo ſtarck treiben, daß das Thier erſticken und crepi - ren muß. Sie entſtehen aus ei - nem ſaltzigten und ſcorbutiſchen Gebluͤte, und werden von denen Dohlen aus der Haut gehacket, welches dem Wild ſo ſanffte thut, daß ſie bey ſolchem Schroͤpffen gantz ſtille halten; und dahero kommt es, daß um ſolche Zeit die Haͤute voller Loͤcher, und nichts nuͤtze ſind, bis ſie von ſich ſelbſt wieder zulauffen und verheilen.

Endigungs-Note,

Daß man aus derſelbigen nicht gewiß ſagen und wiſſen koͤnne, aus was fuͤr einem Tone ein muſica - liſches Stuͤck gehe, zeiget Herr Mattheſon in ſeinem vollkomme - nen Capellmeiſter fol. 67.

Endommager quelqu un ſon cheval,

Heißt einem ſein Pferd beſchaͤ - digen, das geſchiehet gemeiniglich durch einen heimlichen Feind; der einem dadurch ſuchet einen Schabernack zu beweiſen, um ſich dadurch zu raͤchen, denn wenn er mir nicht kan fuͤglich bey - kommen, ſo raͤchet er ſich an mei -nemEndnem Pferde, welches in Rechten eben ſo genommen wird.

Endoſimon,

Hieß bey den Griechen eine von dem Vorſaͤnger oder Chorodida - ſcalo gegebene Vorſchrifft, wor - nach ſich der gantze Chor im Nach - ſingen richten mußte.

Enerver un cheval,

Heißt, wenn man dem Pferde zwey Sehnen an der Seite des Kopffs ab ſchneidet, (ungefehr 5 Daumen unter den Augen bey der Naſen) und ſolche an der obern Lefftze mit einem Hoͤrnlein heraus ziehet, um dem Pferde den Kopf leichte und magerer zu machen.

Enfourchi,

Sagen die Jaͤger von einem Hirſch und deſſen Geweih, wenn die Stangen ſeines Gehoͤrns ſich oben mit 2 Zincken von gleicher Laͤn - ge als eine Gabel enden.

Enfourchure,

Werden die oberſten Enden an einem Hirſch-Geweihe genennet, welche einer Gabel gleichen.

En frappant,

Jm Niederſchlagen bey dem Tactgeben.

Enfuir, s enfuir,

Entfliehen oder Ausreiſſen. Des Ausreiſſens und Durchge - hens ſind alle uͤble gezaͤumte, ver - zweiffelte Pferde gewohnt, weil ſie aus Mangel des rechten Ge - brauchs der Sinnen beraubt ſind. Es entſtehet 1) aus furchtſamer Natur, 2) aus allzu groſſer Be - aͤngſtigung, 3) aus vorſetzlicher Bosheit und Haß vor Arbeit, 4) aus uͤberfluͤßigem Gebrauch ſeines Vermoͤgens, und Verachtung derEngHuͤlffs-Mittel. Allen dieſen iſt das ſtarcke Anprellen mit der langen Corde an der Seule nuͤtz - lich, ihnen ſolche Untugend abzu - gewoͤhnen: Weil ihnen dadurch die Straffen kraͤfftiger appliciret werden, als ſie ihnen der ſtaͤrckſte Reuter beybringen kan, doch iſt vorſichtig damit zu verfahren.

Engelland,

Ein Koͤnigreich und der Suͤder - Theil einer Jnſel, welche mit ei - nem Nahmen Groß-Britannien genennet wird, davon ein meh - rers im Zeitungs-Lexico nachge - ſehen werden kan, das Wappen des Koͤnigs aber iſt unten unter Großbritannien beſchrieben.

Engel-Stimme,

Ein Orgel-Regiſter, ſo ein Or - gelmacher in Sultzbach, Nah - mens Stumm, verfertiget.

Engliſche Hunde, ſ. Dogues. Engliſche Pferde,

Dieſelbe beſchreibet der Hertzog von Newcaſtle in ſeiner Reitbahn fol. 47 ſq. alſo: Das Engliſche Pferd iſt nicht ſo vernuͤnfftig als der Barber, denn ſie ſind gemei - niglich wild und ſcheu, und zeigen ſich auf der Reit-Schule wider - ſpenſtig; mit einem Worte, ſie nehmen nicht leichtlich die Lehre an: Diejenigen aber, welche man die Engliſchen nennet, ſind derge - ſtalt mit andern Landes-Arten ver - miſchet, daß ſie vielmals der Na - tur ihrer Vaͤter nachfolgen, und alſo die Eigenſchafft ihres Landes verfaͤlſcht iſt. Die Engliſchen Pferde ſind in allerhand Art Dien - ſten die beſten und brauchſamſten vom Wagen an gerechnet, bis auf die Schul-Pferde; denn ſie ſindRitter-Lexic. Ugleich -Enggleichſam eine Vermiſchung von allerhand Pferde-Arten. Die beſten Pferde, ſo man zur Reit - Schule finden kan, ſind diejeni - gen, welche man als Karren - und Wagen-Pferde verkaufft, wenn ſie nur ſchoͤn vom Gewaͤchſe, zart und weichmaͤulig ſind; denn man darff ſich nicht einbilden, ein ſo geſchmeidiges Pferd zu bekommen, als in der Barbarey und in Spa - nien; denn die Engliſchen Pferde ſind insgemein beſſer geformet als die Deutſchen. Man erwehle ſich nur ein kurtzes und wohlgedruck - tes Pferd, (un cheval court de reins & loyal) welches wohlge - formte Fuͤſſe und Schenckel habe; friſch, luſtig und Sporn-ſcheu ſey: Wenn es fuͤr ſich ſelbſten ſpringet, iſt es um ſo viel beſſer, wenn der Stallmeiſter vernuͤnfftig genung iſt, dergleichen auszuſu - chen; denn ſie werden auf der Reit Schule nicht fehlen koͤnnen, und nicht allein im Redopp, ſon - dern in allen andern Dingen wohl gerathen; doch will der Hertzog von Newcaſtle keinen Beſcheller daraus machen.

Engliſche Stuten,

Von denſelben heiſſet es fol. 49 ſq. eben daſelbſt alſo: Zur Pferdezucht koͤnnen keine beſſere Stuten gefunden werden als die Engliſchen, man muß ſie aber aus - ſuchen, nachdem man die Fuͤllen davon zu haben begehrt, z. E. Wenn man Schul-Pferde verlan - get, ſollen die Stuten nicht gar zu klein vom Schafft, wohlgeſtaltet vom Kopffe, und der Hals ſchoͤn hoch gewachſen und alſo beſchaf - fen ſeyn, daß er weder geſtreckt, noch gar zu ſehr gekruͤmmet aus - ſehe, die Bruſt ſoll ſchoͤn offenEngund breit ſeyn, die Augen gut und der Leib groß, damit die Fuͤllen Platz haben, auch ſollen ſie ſchoͤn und gut von Fuͤſſen ſeyn, das heißt, ſtarcke Hufe haben, der Ruͤckgrat ſoll kurtz geſchloſſen, und inſonderheit die Schultern auf den Huͤften ſehr breit ſeyn, daß die Rippen einen weiten Umkreis ma - chen. Dieſes iſt das beſte Mo - dell von Schul-Pferden, nach welcher Richtſchnur man die Stu - ten erwehlen ſoll; von was Farbe ſie ſeyn, daran iſt wenig gelegen: Auch moͤgen ſie Maͤhn, Schweiffe und Zeichen haben, wie ſie wollen, wenn ſie nur ſtarckes Hertz und Muth haben, und nicht uͤber 6 und 7 Jahre alt ſind, wenn man ſie in die Stuterey laͤſſet, ſo iſt es ſchon genung; denn wenn ſie aͤl - ter ſind, ſo ſind nicht allein weni - ger, ſondern auch nicht ſo gute Fuͤllen zu hoffen. Woferne man zwo Deutſche oder Niederlaͤndi - ſche wohlgeſtalte Stuten von einem Spaniſchen Hengſte belegen laͤſſet, ſo wird man ſehr ſchoͤne Schul - Pferde bekommen; und ein Spa - niſcher Hengſt mit einer vorher be - ſchriebenen Engliſchen Stute brin - gen Pferde zuwege, die nicht al - lein auf die Schule, ſondern al - lenthalben hin taugen. Verlan - get man Mutter-Pferde, von welchen man Laͤuffer ziehen will, ſo ſollen ſie folgender Geſtalt be - ſchaffen ſeyn: Erſtlich ſo gering als es immer moͤglich iſt, hoch und ziemlich lang vom Leibe, von weiten Flancken, und der Ruͤcken darf nicht kurtz ſeyn, weil man den Leib lang begehret hat, auch ſoll die Stute hoch gefuͤſſet und ſchmal von Bruſt ſeyn, weil ſie dadurch leichter wird, und beſſer zum Lauf - fen und Wettrennen tauget, iege -Enggeringer und ſchmaler ſie ſind, deſto tauglicher ſind ſie zum Ga - lop. Der Hengſt ſoll ein Barber, und auch ſo wie die Stute beſchaf - fen ſeyn; denn der elendeſte Bar - bariſche Hengſt, wenn er ſonſt gleich eine Schindgurre iſt, wird einen ſchoͤnern Laͤuffer bringen, als der wohlgeſtalteſte Laͤuffer im gantzen Koͤnigreich Engelland. Ei - nige machen groſſes Weſen von ei - nem Tuͤrckiſchen Beſcheller, wenn ſie hurtige und geſchwinde Pferde haben wollen; allein ſie ſind ſo duͤnne geſaͤet, daß ich davon nicht urtheilen kan, und auch derohal - ben zum barbariſchen rathe, wenn man ſich ſchnelle Laͤuffer wuͤnſchet.

Engliſcher Tantz, ſ. Angloiſe.

Engrêlure,

Jn der Wappen-Kunſt ein Saum, der nur das vierte Theil ſo breit, als ein rechter Saum oder Rand iſt.

Enguiché,

Heißt in der Wappen-Kunſt, wenn ein Horn zum Blaſen ein Mundſtuͤck von unterſchiedener Farbe hat.

Enguichure,

Der Riemen, woran das Jaͤ - ger-Horn getragen wird.

Enharmonique,

Eine Art zu muſiciren, in wel - cher ſchwere Griffe und Reſolu - tiones harter Tone vorkommen, da die Melodie durch Subſemito - nia und Superſemitonia, das iſt, durch halbe Semitonia gefuͤhret wird.

Enharmonicum Genus, voyez Genus.

Enſ

Enharnacher,

Einem Pferde Sattel und Zeug auflegen.

Enhendé,

Jſt in der Wappen-Kunſt ein an den vier Enden dergeſtalt ge - ſpaltenes Creutz, daß das Geſpal - tene ſich kruͤmmet als ein Ancker - Creutz, und zwiſchen beyden Kruͤm - men eine Lantzen-Spitze heraus ge - het.

Enneachordum,

Ein Jnſtrument von neun Saiten.

Enoplium,

Jſt einerley mit Embaterium, davon oben.

Enquerre, des armes en - querre,

Nennet man in der Wappen - Kunſt ſolche Wappen, wo Farbe auf Farbe, oder Metall auf Me - tall iſt, welches ſonſten wider die eigentliche Regeln dieſer Kunſt iſt, und daher eine Urſache haben muß.

Enrhumer,

Einen rauhen Hals bekommen, heiſer werden.

Enſeignement des chevaux,

Unterweiſung und Abrichtung, iſt eine erfundene Leit - und Fuͤh - rung des Pferdes, ſo aus der Na - tur und Vernunfft ſelbſten herge - floſſen, durch deren rechten Ge - brauch, junge und alte, in die gute Geſtalt, Sicherheit und ge - hoͤrige Entledigung des Leibes und der Glieder, auſſer aller Beſchwe - rung, Verdruß, ſonderlicher Ar - beit, Gefahr und Schaden in kur - tzer Zeit zu bringen moͤglich, auch im gehen, traben, galoppiren, zu -U 2ruͤckEnſruͤck treten, wenden und durch - ſchlieſſen, gruͤndlich zu unterwei - ſen ſind, und alſo zu Aufnehmung des Reuters, wie auch zu Anneh - mung deſſen Huͤlffen und Stra - fen allerhand Pferde zubereitet, und zu allen Lectionen (worzu ſie geartet) tuͤchtig gemacht werden.

Enſellé, cheval enſellé,

Heißt auf der Reitbahn ein Pferd, welches eingeſchlagen und einen tieffen Ruͤcken hat, und da - her uͤbel zu ſatteln iſt. Daher muß man ihm laſſen einen ver - kuͤrtzten Sattel machen; derglei - chen Pferde haben gemeiniglich ei - nen wohlaufgerichteten Hals, daß ſie ihren Reuter mit demſelben wohl bedecken, und dahero beqvem in Zweykampff zu reiten ſind.

Enſemble, cheval qui eſt bien enſemble, qui eſt bien ſous lui,

Jſt ein Pferd, das wohl bey - ſammen und unter ſich gebracht iſt, auch wenn es gehet, mit den hin - tern Schenckeln den vordern nahe kommt; ſo daß das vordere Theil leicht wird, und das Pferd nicht auf den Schultern galoppiret, ſon - dern auf den Huͤfften; welches ſicher und beqvem.

Entabler, cheval qui s entable,

Wird von einem Pferde geſagt, ſo mit der Croupe im Traverſiren vor denen Schultern hergehet, ſo gantz falſch und unrecht iſt: Denn wenn es hernach die Volta Radop - piata (welche aus dem Travers entſpringet) ſoll recht machen, ſo muͤſſen allezeit die Schultern um die Helffte vor der Croupe avanci - ren, widrigen falls wird das Pferd vorn kreutzen, und ſich hinten ſelbſten auf die Krone treten muͤſ - ſen. V. Acculer.

Ent

Entamer le chemin,

Die Bahn brechen, das iſt, wenn ein Pferd im Galop rechts anfaͤngt, muß es auch allezeit mit dem rechten voͤrdern Fuß gleichſam die Bahn brechen, indem es ſol - chen ehender aufhebt und nieder - ſetzt als den andern: Alſo muß auch der rechte hintere Fuß gleich - falls ſich eher erheben, als der andre, auf die lincke Hand brechen beyde lincke hintere Schenckel die Bahn, auſſer dem iſt der Galop falſch, und unſicher. V. Galop uni.

Ente, Antvogel, Anas, un Canard,

Ein unter das Waſſer-Gefluͤ - gel gehoͤriger bekandter Vogel, et - was kleiner als eine Gans, und der ſich mehr und lieber auf dem Waſſer als auf der Erden auf - halt, dahingegen die Gaͤnſe lie - ber auf dem Lande als auf dem Waſſer zu ſeyn pflegen. Die En - ten werden eingetheilet in zahme und wilde. 1) Die zahmen Enten ſind in der Haushaltung bekandt genug. 2) Die wilden Enten aber ſind gleich wie von den zah - men, alſo auch unter ſich ſelbſt ſehr unterſchieden, wovon wir hier nur die bekannteſten vier Arten an - fuͤhren wollen: 1) Die See-Ra - chen ſind eine von der groͤſſeſten Art Enten, am Leibe gantz weiß, am Kopffe aber ſchwartz. Sie verſchlingen in denen Teichen die groͤßten Fiſche, welche ſie in dem Magen und Rachen behalten, bis ſie von unten nach und nach ver - dauen, und das andere nachruͤcken koͤnnen. Zum Schuß ſind ſie ſchwer zu bringen, weil ſie nie rech - ten Stand halten. 2) Die gemeinen groſſen wilden Enten ſind den Fi - ſchen ſo nachtheilig als die vorigeArt,EntArt, indem ſie denenſelben, als ihrer beſten Nahrung ſehr ſtarck nachgehen. Jhre Jungen bruͤten ſie an ſumpffigten Orten, inglei - chen auf Weiden-Baͤumen, ja gar in denen ohnweit den Teichen oder Fluͤſſen befindlichen Raben-Kra - hen-u. Elſter-Neſtern aus, von dar ſie ſolche hernachmals auf das be - hutſamſte bey dem Halſe in ihrem Schnabel auf das naͤchſte Waſſer an beqveme Oerter zu tragen, und in Sicherheit zu bringen wiſſen. Der Entrich oder Ent-Vogel wech - ſelt mit der Ente im Bruͤten ab, gemeiniglich zur Mittags-Zeit, damit dieſe ihre Nahrung ſuchen kan, und bringen ihre Jungen ordentlich innerhalb drey Wochen aus. Der Enterich ſiehet Aſchen - grau, am Kopff und Hals aber Stahl-gruͤn glaͤntzend, hat einen ſchwartzen Ringel um den Hals, eine Caſtanien-braune Bruſt, braͤunliche und graue Fluͤgel, auf beyden Seiten etliche dunckel-blaue Federn, einen weiſſen Bauch und kurtzen hoch-ſchwartzen Schwantz, auf demſelben aber aufwerts zwey krumm-gelauffene Federlein, als Angeln, rothe Fuͤſſe und gelblich - ten Schnabel, aber dabey eine heiſſere Stimme. Die Ente hin - gegen ſiehet allenthalben, ſonder - lich auf dem Kopff und Ruͤcken dunckel-braun-ſprencklicht, auf dem Bauch aber falblicht-grau und gelb meliret aus, hat auch auf denen Fluͤgeln blaue Federn und einen ſtarcken und lauten Schrey. Jhre Eyer ſind gantz gruͤn, ohne einigen Flecken, ſo groß als et - wan ein Huͤner-Ey. Sie nehren ſich auf dem Waſſer mit Meer - Linſen oder Enten-Grieß, Froͤſchen und Nattern, auch allerhand Saat und Koͤrnern, ingleichen GrasEntund andern Kraͤutern. Sie zie - hen des Herbſts zugweiſe mit groſ - ſen Schaaren weg, und kommen im Fruͤhling gar zeitlich, und ſo bald nur die Waſſer offen ſind, wieder; iedoch pflegen ſich auch viele des Winters hier zu Lande in warmen Qvellen und Fluͤſſen, wo es offen bleibet, aufzuhalten, und haben von ferne ſcharffen Wind. 3) Die Schmal-Enten kommen der erſtbeſchriebenen andern Art in al - len ſehr nahe, nur daß ſie um ein merckliches kleiner ſind; ſie bruͤten hier zu Lande in groſſen Suͤmpf - fen und moraſtigen Oertern, und ziehen auch, wie jene. 4) Die Pfeiff - Enten, ſo auch Speck-Enten ge - nennet werden, ſind den Schmal - Enten an Groͤſſe gleich, auſſer daß ſie kuͤrtzere Schnaͤbel und Haͤlſe, und einen runden und derbern Rumpff haben, als jene; anbey iſt ihr Fleiſch viel delicater, als ei - niges Vogels, ſo ſich von Fiſchen naͤhret, ſie ſind auch wohl zu ſchieſ - ſen, weil ſie gleich wieder auffal - len, wenn ſie geſprenget werden. Die wilden Enten mauſen ſich zwiſchen Johannis und Jacobi, da ſie mit Klopffen und Jagen in den groſſen mit Schilff und Rohr bewachſenen Teichen, in groſſe Steck-Netze, mit zweyen Spie - geln und einem Jnn-Garn getrie - ben, und Hauffenweiſe gefangen werden. Man pflegt ſie auch, wiewol auf eine ungewiſſe und muͤhſame Art, vermittelſt einer mit Waſſer-Leim uͤber und uͤber beſtrichenen und qver uͤber einen Teich oder Fluß geſpannten Schnure, beſſer aber auf Lock - Herden mit Waͤnden oder Zug - Netzen, oder auch mit Hoch-Ne - tzen, mit Pentieren oder Haͤng - Netzen, ingleichen vermittelſt derU 3dazuEntdazu abgerichteten Lock-Enten, durch Huͤlffe einiger Treib-Huͤnd - gen in ordentlichen Enten-Faͤngen, oder mit Angel-Hacken zu fangen, oder mit einem hierzu abgerichte - ten Treibe - oder Schieß-Pferd zu beſchleichen und zu ſchieſſen.

Entendre, cheval entendu,

Ein verſtaͤndiges Pferd, dieſe Pferde haben vielerley Bezeigun - gen, woraus ein ſonderbarer Ver - ſtand zu ſpuͤren iſt, indem ſie ſolchen oft recht zu gebrauchen nnd zu unterſcheiden wiſſen, wann und wo, auch gegen wen ſie ſolchen ſollen erſcheinen laſſen.

Entendre, un cheval qui entend ſon maître,

Sagt man von einem Pferde, das ſeinen Reuter verſtehet. Die Pferde koͤnnen ihre Bereuter nicht verſtehen, noch in der Abrichtung Folge leiſten, es ſey denn, daß ſie ihnen mit der Stimme und der Fauſt zu erkennen geben, daß ſie dasjenige, ſo man begehret, ver - richten und darinnen gehorſamen; hergegen wenn ſie den Reuter auf keine Weiſe verſtehen wollen, aus Unachtſamkeit oder andern Urſa - chen, ſo pflegt er ſie mit ein paar Streichen mit der Spießruthe oder Sporn zu ſtraffen.

Enten-Stoͤſſer,

Jnsgemein alle Raub-Voͤgel, welche auf die Enten fallen und ſie toͤdten, worunter einige Adler, Habichte und Falcken ſind, ins be - ſondere diejenigen, ſo darzu abge - richtet, und zur Baitz gebraucht werden.

Entier,

Jſt eine Art widerſpenſtiger Pferde, ſo ſich nicht wenden noch biegen laſſen wollen, ſondern ſich in allen widerſetzen. Cheval EntierEntheißt auch ein gantz Pferd, ſo nicht gewallachet iſt.

Entonner,

Den Ton angeben, anſtimmen; Entonner la trompette, in die Trompete ſtoſſen.

Entorſe,

Jſt eine Verrenckung oder heff - tiger Anſtoß an der Kugel des Pferdes; welches man brennen, oder ihm das Feuer geben muß.

Entr acte, Diludium, In - termedium,

Das Zwiſchen-Spiel bey einer Comoͤdie, ſo aus Muſic, Tantzen oder anderer Kurtzweil beſtehet, und zwiſchen den Actibus gemacht wird, damit die Acteurs ſich um - kleiden, und die Decorationes der Schau-Buͤhne veraͤndert werden koͤnnen.

Entrave, und Entravons,

Heißt auf Reit-Schulen ein Stuͤck Leder zwey Finger breit, gedrehet und gefuͤttert, daß ſich das Pferd nicht reibet. L’entrave iſt aus zwey entravons zuſammen geſetzet, deren eine der andern gleich, ſo von einem eiſernen Kett - gen unterſchieden, das 7 8 Dau - men lang, und daran die Entra - vons befeſtiget.

Entrechat,

Eine geflochtene oder Creutz - Capriole, wobey man, indem der Leib in der Lufft ſchwebet, die Schenckel zwey oder dreymal uͤber einander ſchlaͤget, und die Beine gleichſam in einander flechtet. Frantzoͤſiſch heiſſet ſie auch Capriole croiſée. ſ. Caprioles.

Entrée,

Eine theatraliſche Tantzart, welcheihrerEntihrer eigentlichen Benennung nach Saltationis præludium, einen An - fang, Eintritt oder Auftritt bey irgends einem Aufzuge bedeutet; es mag nun ſolcher aus einem ernſthafften oder kurtzweiligen Tantze beſtehen, oder von einer, zwo oder mehr tantzenden Perſo - nen mit verlarvten oder offenem Geſichte, in des Taͤntzers gewoͤhn - lichen oder fremden Habite geſche - hen. Die Entrées fuͤhren dieſen ihren Nahmen eigentlich darum, weil ſie in oͤffentlichen Opern, Paſtorellen und Comoͤdien bey der Umkleidung zwiſchen den Handlungen, oder auch bey luſti - gen Aſſambleen und ordentlichen Wochen-Balls zwiſchen den ſtil - len Cammer-Taͤntzen ein - und aufgefuͤhret werden, oder mit den - ſelben der Anfang gemacht wird; daher ſie auch nicht unrecht En - trées de Ballet, das iſt, chorea - rum initium, genennet werden. Man braucht aber das Wort En - trée in der Tantz-Kunſt entwe - der im engern oder weitlaͤufftigern Verſtande. Jn engerm Verſtan - de wird dadurch eine gantz beſon - dere Gattung von Melodien und Taͤntzen verſtanden, welche ihrem Weſen, Art und Eigenſchafft nach allezeit in ſchlechtem Tacte und recht praͤchtig zum Springen geſetzt ſind, und deswegen auch aus lauter ernſthafften Lectionen, als gewaltigen Lufft-Spruͤngen, hohen Arm-Tragen, praͤchtigen Schritten, ſchnellen Leibes-Be - wegungen u. ſ. f. beſtehen; welche zwar hauptſchwer und kuͤnſtlich, iedennoch aber bloß allein auf die Cadentz eingerichtet ſind, ohne daß dadurch, gleichwie etwa bey den ſowol ernſthaften als luſtigen Bal - lets und Aufzuͤgen, auf eine Hi -Entſtorie, Fabel oder ſonſt etwas ge - ſehen wuͤrde. Auch kan eine ſolche Entrée entweder Solo, oder auch von zwo, vier, ſechs, acht oder mehr Perſonen zugleich ge - tantzet werden; welches letztere aber ſchon ein Ballet heiſſet. Jm weitlaͤuftigern Verſtande wird durch Entrée ein ieder theatrali - ſcher ſowol ernſthafter als kurtz - weiliger Tantz verſtanden. Bey der erſten Gattung, welche man gemeiniglich in Opern braucht, werden alle Entrées, Giques, Menuets und Paſſepieds, wenn die beyden letztern hoch und von mehr als zwo Perſonen getantzt werden, angedeutet, als welches eben die Entrées de Ballet und diejenigen Theile ſind, davon ein Ballet und Aufzug ſeinen Nahmen fuͤhret. Bey der zweyten Haupt-Sorte aber, als Ballet comique, werden alle luſtige Maſcaraden und kurtz - weilige Aufzuͤge verſtanden, es moͤgen ſolche von einer, zwo oder mehr luſtig-tantzenden Perſonen, als Bauren, alten Maͤnnern, al - ten Weibern u. ſ. f. getantzet wer - den, als von welchen Beyworten, die dem Entrée beygeſetzt werden, eben dieſe Tantz-Art Entrées ap - pellative genennet werden, als ein Auftritt von Furien, Meerka - tzen ꝛc. Und in ſolchem Verſtande ſind Entrée und Ballet einerley.

Entrée,

Es heißt zwar ſonſt bey den Frantzoſen eine iede Tantz-Melo - die mit einem allgemeinen Nah - men eine Entrée, voraus, wenn ſie bey Schauſpielen zu Aufzuͤ - gen dienet und die Banden ein - fuͤhret; aber im beſondern Ver - ſtande iſt es eine ſolche hyporche - matiſche Gattung, nach welcherU 4oftEntoft auch nur eine eine eintzige Per - ſon mit der groͤſten Kunſt, Staͤr - cke und Geſchicklichkeit gantz ernſt - hafft tantzet. Zum Abzeichen iſt hierbey noch anzumercken, daß der Anfang einer Eutrée, um ihre Au - toritaͤt deſto beſſer zu zeigen, bis - weilen mit der Ober-Stimme gantz allein gemacht, und der Baß erſt, nach einer Pauſe, nachah - mend eingefuͤhret wird, faſt auf die Weiſe, wie bey Quverturen zu geſchehen pfleget; doch muß die Pauſe bey beyden nicht uͤber einen Tact betragen. Bey derſel - ben muß in der Muſic das maje - ſtaͤtiſche Weſen, ſo bey dem Mar - ſche anzutreffen, gleichfalls Stat finden, aber ſie darf doch ſo gar hochtrabend nicht einher gehen. Hergegen hat die Entrée mehr ſcharfes, punctirtes und ſo zu re - den reiſſendes an ſich, als ſonſt ir - gend eine andere Melodie, wobey denn die Ebentraͤchtigkeit des Marſches fehlet oder in etwas ab - gehet. Jhre herrſchende Eigen - ſchafft iſt die Strenge, und der Zweck, daß ſie die Zuhoͤrer zu ſol - cher Aufmerckſamkeit reitzet, als ob recht was fremdes oder neues vorgebracht werden ſolte. Die zwo Abtheilungen, wo man die Saͤtze wiederholet, koͤnnen bey ei - ner Entrée wol etwas laͤnger ſeyn als bey dem Marſch: Jene leidet auch die ungerade Anzahl der Taͤcte, weil ihr Weſen nicht flieſſend, ſondern ein wenig ſtoͤrriſch iſt; dieſer hergegen giebt ſolches durch - aus nicht zu, ſondern will einen genauen geometriſchen Verhalt ha - ben. Ferner machet man auch gerne die beyden Wiederholungs - Theile der Entrée von einerley Laͤnge; bey dem Marſche aber iſt gemeiniglich der erſte dieſer TheileEnvkuͤrtzer als der andre. Sonſten wird Entrée auch in der Muſic al - ſo gebraucht, daß es eben ſo viel bedeutet, was man Intrada oder Ouverture nennet.

Entrepas,

Jſt ein gezwungener Gang, oder eigentlich ein gebrochener Amble, (Zelter) welcher weder Schritt noch Trab in ſich begreifft, ſon - dern etwas von Haqvenard (An - tritt) hat. Diejenigen Pferde in - cliniren darzu, welche vorn auf den Schultern liegen, ſchwache Lenden haben und nicht zu trotti - ren faͤhig ſind. Daher ſie auch nicht auf die Reitbahn taugen, aber uͤber Land ſind ſie beqvem zu reuten.

Entretailler,

Bedeutet ein Pferd, das ſich in die vordern Eiſen verhauet, wel - ches ein gefaͤhrlicher Mangel, in - dem leicht geſchehen kan, daß der - gleichen Pferd im Lauff ſich ſammt dem Reuter uͤberſtuͤrtzen und ihme Schaden zufuͤgen kan.

Entretenir le ton,

Jm Tone bleiben, weder hin - auf noch herunter ziehen; auch in dem angefangenen Modo bleiben.

Entrouvert,

Sagt man von einem Pferde, das mit ſo hefftiger Gewalt ei - nen Schaden an der Schulter be - kommen, daß das Bein der Schul - ter vom Leibe getrennet worden, wovon ein Pferd hinckend wird.

Enveloper, cheval qui s envelope,

Ein Pferd, ſo ſich im Stall in die Halffter-Ketten mit dem Fuß verwickelt hat.

Eparer,
Epa

Eparer, cheval qui s epare,

Wird geſagt von einem Pferde, ſo mit Gewalt ſtreichet und hin - ten ausſchlaͤget, daß es die Huff - Eiſen weiſt.

Eparvin,

Jſt ein Zufall, den die Pferde inwendig an den unterſten Knien bekommen, daran ſie hincken muͤſ - ſen, welchen man ſonſt den Spat nennet; man muß ihn in die Laͤnge und qver brennen, und mit Brand - Salbe heilen.

Eparvin ſec,

Jſt eine Erſtarrung und Erkal - tung der Glieder, welche verurſa - chet, daß die Pferde die Gelencke nicht biegen koͤnnen.

Epaule du cheval,

Jſt ein Theil des vordern Leibes vom Pferde, die Schultern oder Bruſt, worauf ſich die faulen Pferde ſtuͤtzen, und ſich nicht auf die Croupe ſetzen, mithin auf des Reuters Fauſt dringen.

Epaules chevillées,

Sagt man von einem Pferde, ſo von Schultern ſtarr und ſteiff iſt, und ſich nicht biegen noch be - wegen laͤſt; weil es zu viel mit Fleiſch uͤberladen iſt.

Epée, main de l epée, Main de la lance,

Die Hand des Degens und der Lantze, iſt die rechte Hand des Reu - ters, und die lincke Hand nennet man die Fauſt des Zaums.

Epée Romaine,

Jſt ein laͤnglichter Wirbel, ſo aus widerborſtigen Haarſtortzeln beſtehet, und faſt wie eine Pal - laſch-Klinge formiret iſt, und ſich auf einer oder anderer Seite desEpiHalſes nahe an der Maͤhne zei - get.

Eperons,

Sporen, ſind ein kleines Stuͤck Eiſen, ſo zwey krumme Theile ha - ben, die in eine halbe Runde ge - bogen, um ſolche an des Reuters Ferſen, durch Huͤlffe eines Leders zu befeſtigen; auſſen in der Mitte hat es kleine eiſerne ſtachlichte Raͤdlein, mit welchen der Reuter dem Pferde nach Gelegenheit Huͤlffen oder Straffen giebt.

Epi, oder Mulette d un cheval,

Jſt eine Art einer natuͤrlichen Friſure oder Krauſe der Haare, die an gewiſſen Orten ſich uͤber die niedergelegten Haare erheben.

Epibomium,

Ein Lied, ſo vor dem Altare ge - ſungen wird.

Epicedium,

Trauer-Muſic, Leichen-Trauer - Stuͤck, welches vor des Verſtor - benen Beerdigung gemacht wird.

Epichalcum, Os tibiarum,

Das Mundſtuͤck an einer Pfeif - fe. Das Griechiſche Wort hat vom Ertzte den Nahmen, daher es an - zudeuten ſcheinet, daß vielmehr ein meßingenes Mundſtuͤck an ei - ner Trompete, Waldhorn u. d. g. und durch Tibia eines von der - gleichen Jnſtrumenten muͤſſe ver - ſtanden werden.

Epicithariſma,

War ein Stuͤck fuͤr die Cither, welches am Ende eines Schau - ſpiels muſte gemacht werden.

Epiglottis,

Das Athemzunglein oder Zaͤpf - lein im Halſe, deſſen Geſtalt faſtU 5einemEpieinem dreyeckigten gewoͤlbten Blaͤtlein aͤhnlich, nach dem Mun - de zu rund erhaben, auf der an - dern Seiten aber ausgehoͤlet iſt. Deſſen Subſtantz mag viel weicher ſeyn, als der Glottidis, etwan wie ein Pergament. Daß dieſes Ober - Zuͤnglein oder Epiglottis zur fei - nern Bildung und zaͤrtlichen Ein - richtung des Klanges, abſonderlich was die Triller und Mordanten ꝛc. betrifft, ein groſſes, und vielleicht mehr, als der Zapfen im Munde zur gemeinen Ausſprache, beytra - ge, iſt wol auſſer Zweifel; dennoch aber thut die Glottis ſelbſt gantz gewiß das meiſte und vornehmſte dabey. Epiglottis wird auch das Zuͤnglein in den Tangenten an den Spinetten und Clavicymbeln ge - nennet.

Epilenia, Epilenii hymni,

Waren bey den Griechen die Lieder, welche ſie bey dem Wein - keltern dem Baccho zu Ehren in die Wette abſungen, wer am er - ſten den mehreſten Moſt bekaͤme. Es ward auch der dabey uͤblich geweſene Tantz, welcher alle bey der Weinleſe vorfallende Hand - lungen vorſtellte, und das Tantz - Lied eben alſo genennet.

Epilepſica,

Heiſſen diejenigen Mittel, wel - che wider die ſchwere Noth oder fallende Sucht dienen.

Epilepſie d un cheval,

Hinfallende Sucht eines Pfer - des, welches nichts anders, als ein Krampf des[Ge]hirns, welcher nicht ſtets waͤhrend iſt, ſondern nur zu gewiſſer Zeit entſtehet, den gantzen Leib darnieder wirfft, und die Sinne alſo verhindert, ſo lang der Paroxysmus waͤhret. Die Zei -Epichen derſelben ſind: 1) Das Pferd faͤllet unverſehens mit einem lau - ten Gebruͤll und hartem Schlag zu Boden; 2) der gantze Leib wird Krampfsweiſe gezogen und aufge - trieben, die Augen poltzen hervor, es knirſchet mit den Zaͤhnen, und der Athem gehet muͤhſam und wuͤr - gend; 3) es ſchlaͤgt den Kopf hin und her, und ſtrampffet mit den Fuͤſſen; 4) laͤſt Kot und Harn von ſich; 5) flieſſet ihm Schaum und Geiffer zum Maul heraus, da es denn nach Endigung des Sturms wieder gemach aufſtehet, und ſehr matt iſt.

Epimylium,

Ein Lied, welches bey dem Muͤhlwercke geſungen ward.

Epinette,

Wird von epines, den ſpitzigen Raben-Federn, welche die Salten beruͤhren, ein Jnſtrument mit Clavieren, ein Spinett, genen - net.

Epinicium,

Ein Siegs - oder Triumphs-Lied, welches einem Uiberwinder zu Eh - ren verfertiget und geſungen ward.

Epiodium,

Ein Todten-Lied vor dem Be - graͤbniſſe.

Epiparodus,

War der zweyte Auftritt des Chores auf die Schaubuͤhne.

Epipompeutica,

Lieder, welche bey praͤchtigen Aufzuͤgen gemacht worden.

Epiproslambanomenos,

War die unter der Proslambo - mene noch befindliche Saite, wel - che mit unſerm G zutraff.

Epiſto -
Epi

Epiſtomium,

Ein Windklappe oder Ventil in einer Orgel oder Poſitiv.

Epiſynaphe,

Wenn 3 Tetrachorda nach der Ordnung an einander gefuͤgt und tractiret wurden.

Epitaſis,

Erhoͤhung oder Erhebung eines Klanges. Bey den Comoͤdien iſt es der Theil, worinne die Verwir - rung recht angehet.

Epithalamium,

Braut-Lied, Hochzeit-Lied oder Gedicht.

Epitonium,

Der Wirbel an allerhand Jn - ſtrumenten, womit die Saiten angeſpannet und nachgelaſſen wer - den.

Epitritus,

Jſt ein Klang-Fuß, uͤber deſſen vier Sylben auch vier Verkehrun - gen angeſtellet werden koͤnnen.

Epitritus primus,

Beſtehet aus einem kurtzen und drey darauf folgenden langen Klaͤngen v .

Epitritus quartus,

Jſt aus drey langen und einem kurtzen Klange zuſammen ge - ſetzt v.

Epitritus ſecundus,

Hat erſt einen langen, darauf einen kurtzen, und zuletzt zween lange Klaͤnge v .

Epitritus tertius,

Beſtehet aus zween langen Klaͤngen, welchen ein kurtzer und endlich abermal ein langer Klang folget v .

Epu

Epodos,

War bey den Griechen der Nach - ſatz eines Liedes, welcher vor dem Goͤtzenbilde ſtehend hergeſungen ward, da das vorhergehende um den Altar herum gehend geſchahe; daher die Frantzoſen den letzten Theil von einer Ode, wie auch ei - ne ſolche Ode, wo ein kleiner Vers den Periodum ſchlieſſet, Epode nennen.

Epointe,

Eine Zerreiſſung der Nerven, an des Pferdes hintern Schen - ckeln, oder Verrenckung der Huͤfften.

Eponge du fer de cheval,

Das aͤuſſerſte Ende vom Huf - Eiſen, welches auf des Pferdes Ferſen auflieget, und welches der Ort iſt, wo man die Stolle ein - ſchweiſt, die allzu groſſen Eponges an den Eiſen ruiniren die Ferſen und machen es zwanghufig.

Epulones,

Waren zu Rom ein eigenes Collegium, welche bey den oͤffent - lichen Schauſpielen und dabey vorfallenden Opfern die Epulas ſacrificales oder feyerlichen Mahl - zeiten anſtelleten, welche zwar den Goͤttern gewidmet, allein wenn ſie eine weile zur Pracht geſtanden, von den Epulonibus und ihren An - gehoͤrigen verzehret wurden. Es waren ihrer anfangs drey, weil aber das Volck, wie auch die Schauſpiele und Opfer mit der Zeit zunahmen, wurden im Jahre der Welt 3754 noch viere darzu ge - than, daher ſie damals von eini - gen Septemviri Epulones, wie vor - her Triumviri genennet worden: Jedoch als Julius Cæſar noch 3 hinzu that, hieſſen ſie DecemviriEpu -EqvEpulones; wiewol dieſe 3 des - ſaris nach der Zeit auch wieder ab - gegangen zu ſeyn ſcheinen, weil nach ihm nur der Septemvirorum gedacht wird. Sie hatten aber, wie die Pontifices, das Jus togæ prætextæ, und wurden erſt von dem Collegio erwehlet, nachher aber fiel ihre Wahl per legem Do - mitiam an das Volck, bis ſich end - lich derſelben, wie aller uͤbrigen dergleichen Praͤrogativen, die Kay - ſer anmaſſeten.

Eques, ſ. Equites.

Equeſtres ludi,

Waren bey den Roͤmern ſo viel als die Conſualia, welche allemal den 21 Nov. dem Conſo oder Ne - ptuno equeſtri in dem Circo ge - feyert wurden; wobey denn inſon - derheit die Pferde und Eſel die Eh - re hatten, daß ſie mit Kraͤntzen gezieret worden, und von aller Ar - beit frey waren, weil gedachter Neptunus die Pferde zuerſt her - vorgebracht haben ſolte, die Eſel aber in der Arbeit ſonſt ihre Ge - huͤlfen waren, und daher auch an ihrer Ehre mit Theil nahmen.

Equeſtris Cenſus, voyez Cenſus.

Equeſtris Dignitas,

War bey den Roͤmern der Vor - zug, welchen ein Eques bey ihnen vor einem von dem Plebe hatte. ſ. Equites.

Equeſtris Ordo,

War zu Rom der Mittelſtand zwiſchen dem Ordine Senatorio und dem Plebejo; daher er denn auch offt Ordo medius genennet wird, und die ſich darinne befan - den, hieſſen Equites.

Eqv

Equites,

Hieſſen in den erſten Zeiten der Roͤmiſchen Republic diejenigen, denen von den Cenſoribus equi publici, welche von den oͤffentli - chen Einkuͤnften erkaufft und er - halten wurden, in der Abſicht an - gewieſen waren, daß ſolche, wel - che dergleichen Pferde erhalten, unter den Cavallerie-Regimentern Kriegs-Dienſte leiſten ſollten. Und dieſe hatten ſich der Vorrech - te der Equitum zu erfreuen. Jn den nachfolgenden Zeiten aber, nachdem ſich ſowol der Roͤmiſche Kriegs-Staat, als die Regie - rungs-Form geaͤndert hatte, gab man denjenigen den Nahmen und die Vorrechte der Equitum, wel - che entweder in den ordinem equeſtrem aufgenommen worden, weil ſie ſo viel, als zu dem Cenſu equeſtri erfodert ward, nemlich 10000 (oder nach anderer Berech - nung 12500) Thaler im Vermoͤ - gen hatten, oder von einem Equite Romauo gebohren, oder auch mit einem oͤffentlichen Pferde Ehrent - halber beſchencket worden. Ohn - eracht nun dieſer Roͤmiſchen Equi - tum Zuſtand iederzeit ſehr anſehn - lich war; aus denenſelben der Mangel der Rathsherren erſetzet ward, und ſie die vornehmſten und anſehnlichſten Ehren-Stellen erhielten; ſelbige ferner durch ge - wiſſe ausnehmende Vorrechte von dem Ordine ſenatorio & plebejo unterſchieden, und die Equites, welche ihren Stamm ex antiqua equeſtri familia herleiten konten, den neuern vorgezogen wurden: So wuͤrde man ſich dennoch ge - waltig irren, wenn man alle Equi - tes fuͤr Nobiles Romanos ausge - ben wolte. Denn obgleich alle Roͤmiſche Equites ein gewiſſes An -ſehenEqvſehen hatten; ſo konten ſich doch nur diejenigen der Nobilitatis Ro - manæallein ruͤhmen, die die Bil - der ihrer Vorfahren, welche Ma - giſtratus Curules ruͤhmlich ver - waltet hatten, aufzuweiſen ver - moͤgend waren. Herr Hederich giebt in ſeinem Schul-Lexico fol - gende Beſchreibung von ihnen: Equites waren anfangs 300 Mann der beſten jungen Leute, welche Romulus aus den drey Tribubus, worein er das Roͤmiſche Volck ge - theilet, vornehmlich zu ſeiner Leib - wache erkieſete, und in drey Cen - turien theilete, von denen er die erſte nach ſich Ramnenſes, die an - dern von dem Tito Tatio Tatien - ſes, und die dritten von dem Lu - cumone oder Luco Luceres nen - nete; uͤberhaupt aber hieſſen ſie von ihrem Oberſten, dem Fabio Celere, oder auch von Κέλης, Ce - leres, und nachher Flexumines, ſo - denn Troſſuli, und endlich erſt Equites. Ob ſie denn wol Numa ſofort wieder abſchaffte, ſo haben ſie doch die folgenden Koͤnige wie - der aufgerichtet, und zufoͤrderſt Tarquinius Priſcus ihre Anzahl nach einigen auf 600, nach andern aber auf 1800 geſetzet; iedoch ſo, daß ſie nur in drey Centurien oder Compagnien eingetheilet blieben: Allein Servius Tullius ſetzte ſie her - nach auf 18 Centurien, und leg - te den Grund, daß ſie nach der Zeit einen beſondern Stand oder Ordinem ausmachten, da man zuvor nur von zween, nemlich dem Senatorio und Populari, oder Ple - bejo, wuſte, und alſo die Equites mit unter den letzten begriffen wa - ren. Jmmittelſt aber konten ſie doch zu keinen Kraͤften und rech - tem Anſehen kommen, bis die Gracchi ſie dem Rathe zum TorteEqvvoͤllig von dem Plebe abſonderten, und ihnen zufoͤrderſt die Judicia zuſchlugen; welches ſie zwar her - nach mit dem Rathe wieder thei - len muſten, dagegen aber endlich von dem Cicerone in ihren Praͤ - rogativen deſto feſter geſetzt wur - den, als er ſie voͤllig mit dem Rathe verglich. Es paßirte aber denn auch mit der Zeit keiner fuͤr dergleichen, wo er nicht von den Cenſoribus darzu erwehlet, und mit einem gemeinen Pferde verſe - hen worden; welches aber auch nicht geſchehen konte, wo er nicht den behoͤrigen Cenſum von 400000 Seſtertien oder 12500 Thalern im Vermoͤgen hatte, wenn auch ſonſt ſein Vater ſchon ein Patricius war: Dahingegen es einem nichts that, wenn er gleich nur aus einer Fa - milia plebeja gebohren war. Wenn er aber denn ſolcher Geſtalt dieſe Wuͤrde erhalten, dorfte er einen guͤldenen Ring tragen, dahinge - gen ein Plebejus nur einen eiſer - nen trug; item das Anguſticlavium oder Unter-Kleid mit ſchmalen Purpur-Qvaſten, und ſodenn bey den oͤffentlichen Schauſpielen ſei - nen Sitz auf den nechſten 14 Rei - hen Sitzen an der Orcheſtra neh - men, ohne daß er auch noch die Anwartſchafft zur Rathsherren - Wuͤrde hatte, weil der Ordo equeſtris das ordentliche Semina - rium Senatus war. Jm Gegen - theil war er auch gehalten, mit zu Felde zu gehen, wenn man ſeiner bedurfte: Sodenn muſte er ſich alle 5 Jahre mit ſeinem Pferde vor den Cenſoribus ſtellen, und dieſes vor ſolchem zu Fuß bey der Hand voruͤber fuͤhren; da er denn, wenn er ſich liederlich aufgefuͤhret, oder ſeinen Cenſum verringert, oder ſein Pferd nicht gebuͤhrendgehal -Equgehalten, dieſes zu verkauffen ange - halten wurde, womit er aber auch zugleich aus dem Ordine equeſtri geſtoſſen, und wieder zu einem Plebejo gemacht ward.

Equites Alcantarenſes,

Die Ritter von Alcantara in Spanien, fuͤhren ein Lilienfoͤrmi - ges Creutz, ſind Anno 1176 wider die Mohren geſtifftet, moͤgen hey - rathen, haben ſonſt die Ciſtercien - ſer-Regel, und ihren Nahmen von der Stadt Alcantara in Eſtre - madura. Vor dieſem hieſſen ſie Ritter von S. Julian de Pereyra, und fuͤhrten einen gruͤnen Birn - baum zum Ordens-Zeichen. Je - tzo ſind ſie und die Ritter von Ca - latrava dem Koͤnigreich Caſtilien einverleibet, und der Koͤnig in Spanien iſt ihr Adminiſtrator.

Equites S. Alexandri in Ruſſia,

Der Ritter-Orden vom rothen Bande, iſt von Jhro Maj. der Czaarin Catharina 1725 geſtifftet, und der Fuͤrſt Menzikoff am 8 April e. a. damit beehret worden. Das Ordens-Zeichen beſtehet in einem rothen Bande, an welchem das Bildniß Alexander Neefski zu Pferde hanget, mit der Uiber - ſchrifft: Pro labore & patria. Es wird ſolcher niemanden confe - riret, wenn er nicht wenigſtens General-Major-Rang hat, auch ſoll kuͤnfftig der blaue Orden von S. Andreas keinem ertheilet werden, der nicht zuvor dieſen Orden von rothem Bande getragen hat.

Equites S. Andreæ in Ruſſia,

Der Ritter-Orden S. Andreaͤ in Rußland, Ordo equeſtris S. Andreæ, welchen Jhro Czaariſche Majeſtaͤt Anno 1698 geſtifftet, undEquzu deſſen Ordens-Zeichen ein An - dreas - oder Burgundiſches Creutz beliebet. Auf der einen Seite ſte - hen dieſe Worte: S. Andreas Apo - ſtolus: Auf der andern: Peter Alexiewiz, Poſſeſſor & Autocra - tor Ruſſiæ. Oben uͤber ſtehet des 1717 verſtorbenen Czaarewiz oder Czaariſchen Kron-Printzens Nah - men, nemlich Alexius Petrowitz. Dieſer Ritter-Orden wurde an - faͤnglich fuͤr diejenigen geſtifftet, welche ſich im Tuͤrcken-Kriege tapf - fer erwieſen. Es haben aber Jh - ro Czaariſche Majeſtaͤt denſelben nachmals auch andern von ihren hohen Miniſtris und Generals - Perſonen ertheilet, die ſich bey letz - tem Schwediſchen Kriege in Lief - land wohl gehalten, und 1704 iſt auch der Koͤnigl. Preußiſche Ober - Marſchall und Geheimde Staats - Miniſter, Herr Baron von Printz, und nachher der Preußiſche Geh. Staats-Rath u. General-Kriegs - Commiſſarlus, Herr von Grum - kow, auch verſchiedene Koͤnigl. Polniſche und Chur-Saͤchſiſche Staats-Miniſtri damit beehret worden.

Equites S. Andreæ in Scotia,

Der S. Andreas - oder Diſtel - Orden, auch Ordo Cardui, in Schottland, deſſen Ordens-Zei - chen eine guͤldene aus Diſteln be - ſtehende Kette iſt, an welcher das Bildniß des Heil. Andreaͤ, der ein Patron oder Schutz-Heiliger von Schottland heiſſet, mit ſeinem Creutz herab haͤnget, nebſt der Ui - berſchrifft: Nemo me impune la - ceſſit. Der Orden iſt von Jacobo V in Schottland zuerſt geſtifftet worden, nach der Zeit aber in mercklichen Abgang kommen, doch hatte Koͤnig Jacobus II 1687 die Jntention, ſelben wieder anzu -richten,Eqvrichten, wie er denn bereits unter - ſchiedliche Ritter benennet, und ihnen die durch die Reformation entzogene Einkuͤnffte wieder zu ſchaffen befohlen, ſo aber alles nach ſeiner ungluͤckſeligen Flucht ins Stecken gerathen.

Equites S. Annæ,

Der S. Annen-Orden in Holl - ſtein, iſt 1735 von Hertzog Carl Friedrich von Schleßwig-Hollſtein geſtifftet worden, zum Andencken ſowol der letztverſtorbenen Rußi - ſchen Kayſerin, als ſeiner verſtor - benen Gemahlin, die beyde den Nahmen Anna gefuͤhret. Das Ordens-Zeichen iſt ein roth email - lirtes flammiges Creutz, auf deſ - ſen rechter Seite in der Mitten das Annen-Zeichen, auf der Lin - cken aber die Buchſtaben A. I. P. F. im Zuge zu ſehen ſind, welche Buchſtaben ſowol die obgedachte Printzeßinnen, als auch die Pflich - ten gegen Freunde und Feinde, ge - gen Gott und die Obrigkeit, und gegen ſich ſelbſt vorſtellen ſollen, in der Uiberſchrifft mit der Erklaͤ - rung: Amantibus Juſtitiam, Pieta - tem, Fidem. Das Ordens-Creutz haͤnget am einem breiten rothen Bande, mit gelbem Rande, wel - ches uͤber der lincken Schulter, an der rechten Seite getragen wird. Auf dem Ordens-Stern, welcher auf der rechten Seite der Bruſt ſtehet, praͤſentirt ſich ein gerades flammigtes rothes Creutz mit ob - gemeldeter Uiberſchrifft. Dieſer Orden wurde den 13 Febr. Anno 1739 in Kiel inauguriret. Der Ordens-Habit beſtand in Maͤn - teln und Huͤten. Die erſten wa - ren von rothem Sammt mit Gold und Silber geſtickt uͤber den gan - tzen Mantel, ſo daß die Ordens -EqvSterne, die Buchſtaben A. I. P. F. im Zuge, und die Heil. Anna, die ihr Gebet verrichtete, immer mit einander abwechſelten. Bey etli - chen Perſonen ſind die Maͤntel von Hermelin, bey den uͤbrigen aber nur mit Hermelin-Sammt gefuͤttert, und gehen vorne nicht weiter als uͤber die Schulter, hin - ten aber gehen ſie rund zu, und ſind ſo lang, daß man ſie mit der Hand halten muß. Vorwerts iſt eine Agraffe von Golde, ohngefehr 16 Ducaten ſchwer. Die Huͤte ſind ebenfalls von rothem Sammt, mit Hermelin-Sammt gefuͤttert, und ſehen wie ordentliche Huͤte mit niedergeſchlagenen Krempen aus.

Equites Annunciationis,

Die Ritter der Annunciata in Savoyen, ſind Anno 1362 von Amadeo VI damahligen Grafen von Savoyen, den Geheimniſſen des heiligen Roſen-Crantzes zu Ehren, angeordnet, und ihnen zum Haupt-Sitz die Einoͤde der Camaldulenſer unweit Turin an - gewieſen worden. Sie tragen ei - ne drey Finger breit aus goldenen weiß und roth emaillirten Roſen beſtehende Kette, auf welcher die Buchſtaben F. E. R. T. welche For - titudo Ejus Rhodum Tenuit be - deuten, mit untermiſchten Zwei - fels-Knoten ſtehen, und unten daran hanget ein aus drey Zwei - fels-Knoten gebundener Ring, in welchem die Hiſtorie der Verkuͤn - digung Mariaͤ gebildet iſt. Die - ſer Orden iſt noch ietzo allda in gu - tem Anſehen.

Equites divi Antonii in Æthiopia,

Die Ritter des Heil. Antonii, in Aethiopien ſollen 1370 geſtifftetſeyn,Eqvſeyn, ein blaues Creutz auf einem ſchwartzen Rock tragen, der Re - gel des Heil. Baſilii folgen, den Heiligen Antonium zum Patron haben, und dem Pabſt als Ober - Haupt der Roͤm. Kirche gehorſam zu ſeyn angeloben. Es ſcheinet aber, daß man dieſe Ritter mit den Spital-Herren des Heiligen Antonii, ſo die Abtey und das Staͤdtgen St. Antonii bey Vien - ne in Franckreich beſitzen, und ſich 1095 zum erſtenmal ſehen laſſen, vermenge.

Equites divi Antonii in Han - nonia,

Die Ritter des Heil. Antonii in Hennegau, hat Graf Albertus von Hennegau, Holland und See - land, 1382, als er wider die Tuͤrcken ziehen wolte, geſtifftet, und ihnen eine Ordens-Kette zugedacht, die wie ein Pilgrims-Guͤrtel ausge - ſehen, an welcher ein dergleichen goldener Stab und Gloͤcklein her - ab hangen. Sie beſaſſen eine Kir - che und Schloß bey Mons in Hen - negau.

Equites Aquilæ albæ,

Die Ritter vom weiſſen Adler in Pohlen, ſoll Koͤnig Vadislaus Locticus Anno 1325 geſtifftet haben, man ſindet aber bey den Pohlni - ſchen Auctoribus wenig Nachricht davon. Jm Gegentheil conſti - tuirte Koͤnig Vadislaus IV Anno 1637 zu Ehren der unbefleckten Empfaͤngniß der Mutter Gottes Mariaͤ, einen neuen Ritter-Or - den, die Equites immaculatæ Con - ceptionis genannt, welche auch Pabſt Urbanus VIII unverzuͤglich confirmirte. Das Ordens-Zeichen war eine goldene Kette, deren Glieder theils weiſſe Lilien mit die - ſen Worten: In Te; theils aberEqvunterſchiedliche mit weiſſen Bin - den zuſammen geknuͤpffte Pfeile vorgeſtellet, nebſt den Worten: Unita virtus. Hieran hieng ein rothes Creutz, in deſſen Mitte ein weiſſes Bildniß der Mutter Gottes ſtund, die mit den Fuͤſſen auf einem Drachen trat, mit der Beyſchrifft: Viciſti, vince. Die Ordens-Ritter ſollen vornehmlich aus dem Pohlniſchen Adel genom - men, aber gleichwol auch vorneh - me Auslaͤnder nicht ausgeſchloſſen ſeyn, und die Gelder der Ordens - Caſſe zu Rantzionirung der Ge - fangenen, auch Verpflegung der Armen angewendet werden. Alles war hierzu fertig, aber der Fuͤrſt Radzivil, und einige andere Magnaten brachten es auf dem Reichs-Tage folgendes Jahr, aus gewiſſen Argwohn, dahin, daß die - ſes gantze Inſtitutum ruͤckgaͤngig wurde. Der Koͤnig Auguſtus II aber hat dieſen Orden. Anno 1705 folgender maſſen erneuert. Das Ordens-Zeichen iſt ein durchſich - tig roth emaillirtes guͤldenes Creutz, mit einem weiſſen Rande, und zwiſchen den Spitzen ſtehen vier Feuer-Flammen. Auf der voͤr - derſten Seite iſt der Pohlniſche weiſſe Adler, welcher auf der Bruſt ein weiß Creutz mit den Chur - Schwerdtern traͤgt; auf der 2ten Seite ſiehet man in der Mitte des Koͤnigs Nahmen AR. mit der Beyſchrifft: Pro Fide, Rege & Le - ge. Oben daruͤber iſt in den neue - ſten Ordens-Zeichen eine Krone mit Diamanten verſetzet, und in allen ein Ring mit Diamanten um an - zuhaͤngen mit einem blauen Bande.

Equites Aquilæ nigræ,

Die Ritter des ſchwartzen Adlers haben Se. Koͤnigl. Maj. inEqvPreuſſen, Friedrich I zu Koͤnigs - berg den Tag vor ihrer Croͤnung, nemlich den 17 Jan. Anno 1701 aufgerichtet, theils, daß die Ritter mit ihrem ſchoͤnen Ordens-Creutz und Bande den Glantz der Croͤ - nungs-Handlung deſto anſehnli - cher machten; theils, daß durch das Suum cuique, als Sr. Koͤ - nigl. Maj. Symbolum und Wahl - Spruch, welches dem Ordens - Stern einverleibet, ſogleich beym Antritt dieſes neuangehenden Rei - ches den getreuen Unterthanen vor Augen geleget wuͤrde, wie Seine Majeſtaͤt Recht und Ge - rechtigkeit zu handhaben, und ied - wedem das Seine zu geben, in alle Wege beſtaͤndig reſolviret blieben. Das Ordens-Zeichen iſt ein gol - denes blau-emaillirtes in acht Spitzen ausgehendes Creutz, in deſſen Mitte der einen Seite des Koͤnigs Nahmen FRIDERICUS REX, mit den beyden erſten Buchſtaben FR, zuſammen gezo - gen: Jn einer ieden von den vier Mittel-Ecken aber ein ſchwartzer Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln vorgebildet iſt. Welches Creutz ieder Ritter des Ordens an einem Orange-farbenen breiten Bande, von der lincken Schulter uͤber der Bruſt nach der rechten Huͤffte zu, benebſt einem ſilbernen geſtickten Stern tragen ſoll. Jn der Mitte dieſes Sterns iſt ein ſchwartzer fliegender Adler vorgeſtellet, wel - cher in der einen Klaue einen Lor - beer-Crantz, und in der andern ci - nen Donner-Keil haͤlt, mit dem beygefuͤgten Symbolo: SUUM CUIQUE, zu ſtetigem Anden - cken, daß ein ieder Ritter dieſes Ordens, durch deſſen Annehmung, verbunden und ſchuldig ſey, ieder - mann, abſonderlich aber GottEqvdem hoͤchſten, dem Koͤnig von Preuſſen, als Ordens-Souverain, und dann allen denen, mit wel - chen er ſonſt zu ſchaffen hat, nach der Pflicht, ſo die goͤttlichen und weltlichen Rechte, abſonderlich aber die Statuta und Ordens-Ge - ſetze, iedem Ritter in ſeinem Stand und Beruff auflegen, das Seinige zu leiſten, und daß des Allmaͤchtigen Gnade oder Strafe, auch des Ordens Ehre oder Ahn - dung, und Verluſt einem ieden Ritter des Ordens bevorſtehe, nachdem er entweder ſolchem Or - den und dem dabey abgezielten Zweck gemaͤß, oder dem zuwider handeln wird. Ein ieglicher Rit - ter leget einen Unter-Rock an von blauen Sammet, und uͤber dem - ſelben einen Mantel von Incar - nat-rothem Sammet, mit Him - melblau-farbenem Mohr gefuͤt - tert, iedoch mit dem Unterſchied, daß des Koͤniges und des iedes - mahligen Cron-Printzens Man - tel lange, die Ritter aber an den ihrigen gantz kurtze Schleppen ha - ben, und wird ſolcher Mantel an langen abhangenden Schnuͤren auf der Bruſt zuſammen gebun - den. Uiber dieſen Mantel traͤ - get ſowol der Koͤnig ſelbſt, als die ſaͤmtlichen Ordens-Ritter, die groſſe Ordens-Kette auf beyden Schultern befeſtiget. Dieſe Ket - te iſt von der Chiffre des Koͤnig - lichen Nahmens, und von Adlern, ſo Donner-Keile in den Klauen halten, wechſels-weiſe an einander gefuͤget, und haͤnget an der Mitte ſelbiger Kette vorn an der Bruſt das obgedachte gewoͤhnliche und ei - gentliche blaue Ordens-Creutz. Auf der lincken Seite des Mantels wird ein groſſer ſilberner geſtickter Stern aufgehefftet, und endlichRitter-Lexic. XtraͤgtEqvtraͤgt ein Ritter bey dieſer Einklei - dung einen ſchwartzen ſammeten, mit einem weiſſen Feder-Buſch ausgezierten Hut. Bey andern Solennitaͤten aber, als Beyla - gern, Kindtauffen und Begraͤb - niſſen, ſo in der Koͤniglichen Preußiſchen Familie vorgehen, in - gleichen wenn am erſten Oſter - Pfingſt - und Weynachts-Tage des Morgens der Koͤnig in Begleitung derer iedesmal bey ſeinem Hof-La - ger ſich befindenden Ordens-Glie - der zur Kirche gehet, ſoll uͤber ei - nes ieden Ritters ordentlicher Kleidung, die groſſe Ordens-Ket - te gehaͤnget, und uͤber ſelbiger ge - tragen werden. Der Koͤnig und ſeine Nachfolger auf dem Preußi - ſchen Thron ſind allemal Groß - Meiſter. Die Zahl der Ritter er - ſtrecket ſich bis auf dreyßig, die Koͤnigliche Familie nicht mit dar - zu gerechnet, und gleichwie auſſer Koͤnigen, Chur - und Fuͤrſten, kein Ritter einigen andern Orden wei - ter annehmen ſoll, alſo kommt keiner hinein, der nicht zuvor den Orden de la Generoſité einige Zeit getragen. So genieſſen auch die Ritter insgeſamt den Rang als Koͤnigliche General-Lieutenants.

Equites ordinis Argonautarum,

Den Argonauten-Orden in Neapolis, hat Koͤnig Carl der III 1382 aufgerichtet, und weil das Abſehen dahin gieng, wie man theils die unter dem Adel im Schwang gehenden Feindſchafften aufheben, theils die Schiffahrt und See-Handlung befoͤrdern moͤchte, kriegten ſie zum Ordens - Zeichen ein Schiff, ſo mitten auf der See von den Wellen beſtuͤrmet wurde, mit dem Lemmate: Non cedo tempori. Welcher OrdenEqvaus Mangel der Einkuͤnffte nach des Stiffters Tode gar bald ein - gegangen.

Equites Aviſienſes,

Die Ritter von Avis, hat Koͤ - nig Aphonſus I in Portugall 1146 wider die Mohren verordnet, ih - nen die Benedictiner-Regel, wie auch auf einem kurtzen Scapular ein gruͤnes Lilien-foͤrmiges Creutz gegeben, und das Staͤdten Avis unweit Evora zum Sitz eingeraͤu - met. Man hatte ſie ehemals mit dem Orden von Calatrava in Spanien conjungiret, allein die Portugieſen haben ſich im XV Seculo wieder von ihnen getren - net, und ſtehen noch ietzo unter der Groß-Meiſterſchafft ihrer Koͤnige.

Equites aurati,

Sind Ritter, welche der Kay - ſer bey ſeiner Croͤnung mit einem Schwerdte zu Rittern ſchlaͤget, und werden ſie alſo genennet, weil ſie vor Alters das Recht alleine gehabt, guͤldene Sporen zu tra - gen.

Equites Balnei,

Die Ritter des Bades, oder von Bath, Knights of the Bath in Engelland, ſollen ihren Nahmen daher, weil ſie ſich die Nacht vor ihrer Creirung zu baden pflegten, bekommen haben, und die aͤlteſten Ritter in Engelland ſeyn, indem ſie Koͤnig Arthurus geſtifftet ha - ben ſoll, wiewol andere ſie vor neuer ausgeben, und Koͤnig Hen - ricum IV um das Jahr 1399 vor ihren Stiffter halten. Jm Jahr 1725 haben Jhro Koͤnigl. Majeſt. Georgius I von Groß-Britannien dieſen Orden erneuert, 36 Ritter davon creiret, auch dieſelben in der Abtey Weſtmuͤnſter mit groſſenSolenni -EqvSolennitaͤten inſtalliret, und den Hertzog von Montague zum Groß - meiſter ernennet. Das Ordens - Zeichen iſt eine guͤldene Medaille, darauf drey Kronen, mit der Um - ſchrifft: In uno tria juncta, wel - ches an einem rothen Bande ge - tragen wird.

Equites Bethlehemitici, v. Equi - tes ordinis Crucis cum rubra ſtella.

Equites divi Blaſii,

Die Ritter des Heil. Blaſii in Spanien, trugen einen blauen Habit und goldenes Creutz auf der Bruſt, florirten unter den Koͤ - nigen vom Hauſe Luſignan, und ſind endlich verloſchen.

Equites divæ Brigittæ,

Die Brigitten-Ritter in Schwe - den, trugen 1396 ein blaues acht - eckichtes Creutz, nebſt einer daran hangenden feurigen Zunge, und ſollen die Gaſt-Freyheit, die Be - ſtreitung der Ketzer, und die Barmhertzigkeit gegen Wittwen und Wayſen zum Abſehen gehabt haben; ſind aber ſchon laͤngſt ab - gegangen.

Equites ordinis crucis Bur - gundicæ,

Den Orden des Burgundiſchen Creutzes, hat Kayſer Carl der V Anno 1535 zum Gedaͤchtniß ſeines Sieges wider den beruͤhmten See - Raͤuber Barbaroſſam, bey ſeinem Einzug zu Tunis in der Barbarey geſtifftet, weil er damals einen Wappen-Rock getragen, auf dem das Burgundiſche Creutz geſtickt war. Unten an dem Ordens-Zei - chen hieng ein Feuerzeug, welches Funcken von ſich warff, mit ein - gepraͤgter Beyſchrifft: Barbaria. EqvDoch dieſer Orden iſt gar bald verloſchen.

Equites Calatravenſes,

Die Ritter von Calatrava ſind Anno 1158 in Spanien wider die Mohren aufkommen, beobachten die Ciſtercienſer-Regel, duͤrffen vermoͤge der vom Pabſt Paulo III erhaltenen Erlaubniß, nur einmal heyrathen, haben ſehr reiche Com - menden und groſſe Privilegia, da - hero ihr Groß-Meiſterthum mit der Krone auf ewig verknuͤpffet iſt. Es giebt auch Dames von dieſem Rittter-Orden, welche ein rothes Creutz auf ihrem Habit tragen, und deren Groß-Meiſterin zu Almagro in Neu-Caſtilien ihren Sitz hat. Und ſind dieſe drey Ritter von S. Jacob, von Alcan - tara und von Calatrava die drey beruͤhmteſten geiſtlichen Orden durch gantz Spanien, ſo allda bis dato noch im hoͤchſten Flor ſtehen.

Equites divæ Catharinæ in monte Sinai,

Die Ritter der Heil. Catharinaͤ auf dem Berge Sinai, bewahrten das Grab und die Reliqvien die - ſer Heil. Jungfrauen auf gemelde - tem Berge, hielten die Straſſen vor die Pilgrimme rein, trugen ein weiſſes Kleid, und auf demſel - ben zum Ordens-Zeichen ein Rad mit 6 rothen, Speichen und ſilber - nen Naͤgeln, zum Andencken des Maͤrtyr Todes der heiligen Catha - rinaͤ, welches ſie auf einem Hie - roſolymitaniſchen Creutz trugen. Sie ſind ietzo wegen der Tuͤrcken gantz eingegangen, doch werden die Wall-Bruͤder nach demſelben Berge, von dem vornehmſten Muͤnche des Kloſters, uͤber dem Grabe der Heil. Catharinaͤ noch zu Rittern geſchlagen.

X 2Equi -
Eqv

Equites Chriſti,

Die Ritter Chriſti in Portugall, entſtanden Anno 1319, an ſtat der Tempel-Herren, in dem Abſchen die Mohren zu bekriegen. Sie tragen ein ſchwartzes Kleid, auf demſelben ein rothes Creutz, ſo in der Mitten weiß, haben 454 Com - menden, und wegen ihres groſſen Reichthums den Koͤnig von Por - tugall zum Ober-Haupt.

Equites Chriſtianæ militiæ,

Die Ritter Chriſtianæ Militiæ, unter dem Titel B. Virginis Mariæ & S. Michaelis, ſind von Carolo Gonzaga, Hertzogen von Nevers, und Michaele Adolpho, Grafen von Althan, Kayſerlichem General - Feld-Marſchall und Commandan - ten in Gran, zu Olmuͤtz in Maͤh - ren aufgerichtet, die Vollziehung zu Wien den 8 Mertz, 1619 verrich - tet, und viele Catholiſche Fuͤrſten, Grafen und Herren darein aufge - nommen worden. Es hat ſich auch etliche Tage hernach der Hertzog von Mantua, Ferdinand, ſelbſt hinein begeben. Der Endzweck dieſer Ritter war, Frieden zwiſchen Chriſtlichen Potentaten zu ſtifften, und die Chriſten, ſo von den Un - glaͤubigen unterdruckt oder gefan - gen gehalten wurden, wiederum zu erloͤſen. Die Mit-Glieder ſolten aus Rittern von Adelichem Herkommen, und aus Geiſtlichen beſtehen. Die Ordens-Creutze, ſo die Ritter tragen muſten, waren zweyerley. Eines gantz golden, auf deſſen einer Seiten der Jung - frauen Mariaͤ mit dem Kindlein Jeſu auf den Armen; auf der an - dern aber St. Michaelis Bildniß ſtunde. Dieſes Creutz ſolte an ei - nem von blauer Seide und Gold gemachten Bande am Halſe getra -Eqvgen werden. Das andere Creutz ſolte von blauer Seide und Gold geſticket, und in deſſen Mitten ein Marien-Bild ſeyn, mit goldenen Flammen und zwoͤlff Sternen um das Haupt, auch das Kindlein Jeſu auf der lincken, und einen Scepter in der rechten Hand, wie auch einen halben Mond unter den Fuͤſſen habende. Aus denen vier Ecken des Creutzes ſolte aus iedem eine guͤldene Flamme her - fuͤr gehen, und ſolches auf der lin - cken Seite des Mantels gefuͤhret werden. Dieſer Orden iſt Anno 1624 vom Pabſt Urbano VIII con - firmiret worden, und war er nach dem Fuß des Maltheſer-Ordens eingerichtet. Weil aber den Rit - tern nicht gnugſame Einkuͤnffte kunten herbey geſchaffet werden, ſo gieng dieſes Vorhaben wiederum ein.

Equites Columbani, v. Equi - tes Spiritus Sancti.

Equites Conſtantiniani,

Die Conſtantins-Ritter, welche Kayſer Conſtantinus der Groſſe, als er die Schlacht wider den Ty - rannen Maxentium erhalten, und das Creutz-Zeichen in der Lufft ge - ſehen, Anno 313 geſtifftet haben ſoll. Die Reliqvien deſſelben ſind noch in Jtalien anzutreffen, wo man einiger Orten viel Weſens da - von macht, allein in Deutſchland aͤſtimiret man ſelbigen wenig, und kluge Leute ziehen die gantze Hiſto - rie von deſſen Stifftung in Zwei - fel.

Equites divorum Coſmæ & Damiani,

Die Ritter Coſmaͤ und Dami - ani, trugen ein rothes Creutz, in deſſen Mitte die Bilder der heili -genEqvgen Maͤrtyrer Coſinaͤ und Dami - ani ſtunden, warteten die krancken Fremdlinge im gelobten Lande, ſol - ten uͤber dieſes die Gefangenen ausloͤſen, und die Todten begra - ben.

Equites Crucigeri Teuto - nici Ordinis,

Creutz-Herren, werden ſonſt auch Ritter der Jungfrauen Ma - riaͤ und Bruͤder des Deutſchen Hauſes unſer Lieben Frauen zu Jeruſalem benahmet, und haben mit den Johannitern einerley Ur - ſprung. Denn anfaͤnglich bauete ein andaͤchtiger Deutſcher, der ſich zu Jeruſalem haͤuslich niederge - laſſen, vor die krancken Pilgrim - me und Landsleute ein Hoſpital, nebſt einer Capelle, zu Ehren der Mutter Gottes. Nachgehends nahmen ſich die Bremer und Luͤ - becker der Krancken in Belagerung vor Acri fleißig an, und begaben ſich viele in obbeſagtes Hoſpital, die krancken Pilgrimme zu pflegen. Alſo legten viel Groſſe die Hand an das Werck, daß Pabſt Coͤleſti - nus der III einen foͤrmlichen Or - den ſtifftete, zu deſſen Ober-Haupt die Bruͤderſchafft Heinrichen von Waldpot aus ihrem Mittel er - waͤhlet, und 1191 die Regeln des Heil. Auguſtini angenommen. Sie tragen einen weiſſen Mantel, und auf demſelben ein ſchwartzes Creutz, im Wappen fuͤhren ſie auch ein ſchwartzes Creutz im ſil - bernen Felde, dem Koͤnig Johan - nes zu Jeruſalem ein guͤldenes beygefuͤget. Kayſer Friedrich II hat den ſchwartzen Reichs-Adler im guͤldenen Felde hinzugethan, und endlich Koͤnig Ludwig IX in Franckreich des Creutzes Spitzen mit 4 guͤldenen Linien bezieret. SieEqvſetzten ſich durch ihre Tapfferkeit wider die Unglaͤubigen in ſolche Conſideration, daß Hertzog Con - rad von Maſovien 1229 dieſen Or - den wider die unglaͤubigen Preuſ - ſen zu Huͤlffe ruffte, dem ſie unter Anfuͤhrung ihres vierten Meiſters, Hermanns von Saltza genannt, ſo ſtatlich geholfen, daß ihnen der Hertzog zur Vergeltung den Strich Landes von Culm, und was zwi - ſchen der Weixel, Mocker und Tre - bende gelegen, eingeraͤumet. Wie - wohl die Pohlen den Rittern Schuld geben, ſie haͤtten ſich dieſes Striches wider des Hertzogs Wil - len, eigenmaͤchtig angemaſſet. Das iſt gewiß, der Orden griff nach und nach weiter, und brachte gantz Preuſſen, Liefland und ande - re Laͤndereyen unter ſich, ſo daß ihr Meiſter Herman von Saltza den Nahmen eines Hochmeiſters, deſ - ſen Stathalter in Preuſſen aber den Titel eines Landmeiſters fuͤhr - te. Weil nun indeſſen die Chri - ſten in Palaͤſtina alles wieder ver - lohren, ſo ſetzte der Orden in Preuſſen feſten Fuß, verlegte die Reſidentz nach Marpurg in Heſ - ſen, wo noch bis dato ein praͤch - tiges Deutſches Haus zu befinden, und von dar nach Marienburg in Preuſſen, fuͤhrte nachgehends mit den Litthauern ſchwere Kriege, ver - einigte die Schwerdt-Traͤger aus Liefland mit ſich, und fieng an wegen ſeiner Macht uͤbermuͤthig zu werden, wie auch die Unter - thanen mit unertraͤglichen Scha - tzungen zu beſchweren. Dannen - hero machte ſich Uladislaus Ja - gello, Koͤnig von Pohlen, uͤber ſie, und lieferte ihnen Anno 1410 den 15 Jul. auf dem Tannenberge eine ſo blutige Schlacht, daß 50000 Mann von der Ordens-Armee,X 3undEqvund unter denen uͤber 600 Ritter auf dem Platze blieben. Ja un - terſchiedene Laͤnder und Staͤdte machten 1440 zu Marienwerder einen Bund wider die unbillige Gewalt, und 1454 ergab ſich das meiſte Preuſſen von den Rittern in Koͤnigl. Pohlniſchen Schutz. Hieraus entſtund ein ſchwerer Krieg, und nachmals durch Paͤbſt - liche Vermittelung 1466 zu Thoren zwiſchen dem Orden und dem Koͤ - nig Caſimiro IV folgender Frie - den: Daß nemlich der Kron Poh - len Pomerellen ſamt dem Culmi - ſchen und Michelauiſchen Gebiete, wie nicht weniger Ermeland, Ma - rienburg und Elbing abgetreten, der uͤbrige Theil von Preuſſen aber dem Orden als ein Pohlniſches Lehn verbleiben ſollte. Endlich wurden die Creutz-Herren im 14 Seculo gar aus Preuſſen delogi - ret. Denn ihr Hochmeiſter, Marck - graf Albrecht zu Brandenburg, nahm die Lutheriſche Religion an, vermaͤhlte ſich mit der Printzeßin Dorothea, einer Tochter Friedrich des I Koͤniges in Daͤnemarck, und wurde von der Kron Pohlen An. 1525 den 9 Apr. mit obgedachtem Antheil in Preuſſen, vom Koͤnig Sigismundo, ſeinem Vetter, ei - genthuͤmlich belehnet. Solcher - geſtalt kam Preuſſen an das Haus Brandenburg, bis ſelbiges nach - mals 1657 durch die Brombergi - ſchen Pacta es en Souveraineté von der Kron Pohlen empfangen, und Anno 1701 zu einem Koͤnigreich er - hoben. Jnzwiſchen retirirte ſich des Ordens Ober-Haupt, Walther von Kronberg, Anno 1527 nach Mergentheim in Francken, nenne - te ſich einen Adminiſtrator des Hochmeiſterthums in Preuſſen, und Meiſter des Deutſchen Or -Eqvdens in den Deutſchen und Wel - ſchen Landen, wurde auch Anno 1538 zu einem Mitgliede des Fraͤn - ckiſchen Kreiſes aufgenommen, bey welchem Zuſtande der Orden bis - anher verblieben. Mit der Lief - laͤndiſchen Conqvete, die noch uͤbrig war, gieng es nicht beſſer. Denn ob gleich Kayſer Carl der V Walthern von Plettenberg, da - mahligen Heermeiſter in Liefland, zu einem Reichs-Fuͤrſten erwehlte, ſo kriegte doch ſein Nachfolger, Wilhelm von Fuͤrſtenberg, mit den Moſcowitern liederliche Haͤndel, bey welcher Gelegenheit Pohlen und Schweden ſich in Liefland theileten, und der letzte Heermei - ſter, Gotthard Kettler, der dem Koͤnig Sigismundo Auguſto in Pohlen den voͤlligen Reſt abgetre - ten, von ſelbigem hinwiederum mit dem Hertzoglichen Lehn von Cur - land und Semigallien, auf ſich und ſeine Nachkommen inveſtiret worden. Die itzigen Ordens-Laͤn - der werden in 11 Balleyen einge - theilet, nemlich 1) die Elſaßiſche, 2) die Oeſterreichiſche, 3) die von der Etſch, oder die Tyroliſche, 4) die von Coblentz, 5) die Fraͤncki - ſche, 6) die zu Bieſſen, 7) die Weſtphaͤliſche, 8) die Lothringiſche, welche alleſamt dem Catholiſchen Glauben zugethan ſind; 9) die Heßiſche, 10) die Thuͤringiſche, 11) die Saͤchſiſche, welche 3 letztern groͤſtentheils Lutheriſch ſind, aber doch den Herrn Deutſch-Meiſter vor ihr Ober-Haupt erkennen, und auf den Capitel-Taͤgen zu Mergentheim erſcheinen. Vor dieſem war die Utrechtiſche die zwoͤlffte; allein die Hollaͤnder ha - ben ſie ſchon vor 50 Jahren dem Orden entzogen. So ſiehet es auch mit der Elſaßiſchen undLothrin -EqvLothringiſchen gar ſchlecht aus, weil der Koͤnig in Franckreich deroſelben Einkuͤnffte ſeinem Or - den des Heiligen Lazari zugeſchla - gen.

Equites ordinis Crucis cum rubra ſtella,

Der Ritterliche Creutz-Orden mit dem rothen Stern, iſt anfangs von ſeinem erſten Sitze in Palaͤ - ſtina der Bethlehemitiſche genannt worden, und hat ſeinen Urſprung mit andern Ritterlichen Creutz - Orden von der heiligen Helena, auch wider die Saracenen viele Siege erhalten, endlich aber we - gen deren groſſer Macht ſich in Aqvitanien, und nachgehends um das Jahr 1217 in Boͤhmen, Maͤh - ren, Schleſien und Pohlen reſi - diret, auch die Hoſpitalitaͤt zu exer - ciren angefangen, und die Regel des heiligen Auguſtini angenom - men. Anfangs fuͤhrete er gleich andern Creutz-Traͤgern ein rothes Creutz, hernach aber iſt zum Un - terſchieds-Zeichen ein rother ſechs - eckichter Stern erwehlet worden. Dieſer Orden iſt unmittelbar dem Paͤbſtlichen Stule unterworffen, und deſſen Ober-Haupt iſt der General-Groß-Meiſter, welcher in der alten Stadt Prag ſeinen Sitz hat, und der erſte Praͤlat unter den regulairen des Koͤnig - reiches Boͤhmen iſt. Seine Klei - dung bey ſolennen Actibus beſte - het in einem langen ſchwartz ſeide - nen und mit Hermelin gefuͤtterten Rocke, mit langen Ermeln, dar - uͤber ein roth ſammet Gewehr - Gehaͤnge mit einem Schwerdte geguͤrtet, und eine reiche Binde mit langen goldenen Spitzen han - get. Uiber alles dieſes traͤget er einen ſchwartz-ſeidenen MantelEqvmit einem langen Schweiff, an deſſen lincker Seiten ein groſſes rothes Creutz mit ſechs-eckichtem Sterne, und auf der Bruſt ein dergleichen mit rothen Steinen verſetztes Ordens-Zeichen zu ſe - hen. Auf dem Haupt traͤgt er ei - nen Galerum oder Hut von Atlaß mit einer dicken goldenen Schnur, und einen Knopff von Edelgeſtei - nen, an den Haͤnden aber weiſſe Handſchuhe, und an den Beinen Stieffel und Sporen. Sonſt iſt ſeine ordentliche Kleidung ein lan - ges ſchwartzes Kleid mit einem gol - denen Creutz und Stern auf der Bruſt, und daruͤber ein ſchwar - tzer Mantel mit dem groſſen ro - then Ordens-Zeichen. Die andern Ordens-Glieder tragen gleichfalls ein ſchwartzes Kleid, und auf der lincken Bruſt ein rothes Creutz mit dem Stern, von rothem At - laß, ingleichen einen ſchwartzen Mantel, iedoch ohne Ordens-Zei - chen. Ein anderer Groß-Meiſter dieſes Ritterlichen Ordens, der aber dem vorher gemeldeten unter - worffen, und Ordens-Viſitator durch Schleſien und Pohlen iſt, reſidiret zu Breßlau, und ſtehet dem Stifft St. Matthiaͤ vor.

Equites Danebrogici,

Die Danebrogs-Ritter, oder Ritter vom weiſſen Bande in Daͤ - nemarck, hat zwar Koͤnig Walde - mar der II ſchon Anno 1219 aufge - richtet, weil nemlich in einer Schlacht mit den unglaͤubigen Lieflaͤndern ein rothes Panier mit einem weiſſen Creutz vom Himmel gefallen ſeyn ſoll; als ſie aber nach - gehends ſehr ins Abnehmen kom - men, hat ſie Koͤnig Chriſtianus V Anno 1671 bey der Geburt ſeines Printzens Friedrichs wiederum er -X 4neuert.Eqvneuert. Bey groſſen Solennitaͤ - ten tragen dieſe Ritter nebſt ih - rem beſondern Ordens-Habit eine Kette, daran die Buchſtaben W und CV. Wechſelsweiſe an einan - der gehaͤnget, deren jener den Stiff - ter Koͤnig Waldemarum, und die - ſer den Reſtitutorem, Koͤnig Chri - ſtianum V anzeiget. Auſſer dieſen beſtehet ihr ordinair Ordens-Zei - chen in einem guͤldenen weiß - emaillirten Creutz, mit einem ro - then Rande, und 11 Creutzweis geſetzten Diamanten gezieret, ſo die Ritter an einem breiten ge - waͤſſerten weiſſen, und mit einem rothen Rande eingefaßten Bande, uͤber die rechte Achſel nach der lin - cken Seite zu, tragen, nebſt wel - chem ſie auch einen acht-eckichten geſtickten ſilbernen Stern auf der rechten Bruſt fuͤhren, woruͤber ein ſilbern Creutz mit rother Ein - faſſung und den Worten: C. V. RESTITUTOR zu erblicken iſt. Jn den Elephanten-Orden werden nur Kayſerliche, Koͤnigli - che, Chur - und Fuͤrſtliche Perſo - nen, wie auch die vornehmſten Miniſtri aufgenommen; der Da - nebrogs-Orden aber wird auch ge - ringern Standes-Perſonen von Adel und Gelehrten ertheilet Ein ieder von dieſen Orden hat einen Ceremonien-Meiſter und einen Secretarium.

Equites divi Dominici,

Die Ritter des Heiligen Domi - nici, hat dieſer Heilige geſtifftet, um die Albigenſer und andere Ke - tzer zu bekriegen, und ſie wieder zur Roͤmiſchen Kirche zu bringen. Daher auch dieſer Orden oͤffters Ordo ſanctæ militiæ genennet worden.

Eqv

Equites Draconis victi,

Den Orden des uͤberwundenen Drachens in Ungarn, hat Kayſer Sigismundus An. 1418 nach geen - digtem Concilio zu Coſtnitz aufge - richtet, u. den Rittern ein gruͤnes be - bluͤmtes Creutz, nebſt einer dop - pelten Kette ertheilet, an welcher ein todter Drache mit zerbrochenen Fluͤgeln gehangen, die mit dem verbrannten Johann Huß ge - daͤmpfft geſchienene Ketzerey da - durch anzudeuten.

Equites ordinis Draconis inverſi,

Die Ritter vom umgekehrten Drachen, hat Kayſer Sigismund, nachdem er Johann Huſſen und Hieronymum Pragenſem zu Coſt - nitz verbrennen laſſen, nach dem geſchloſſenen Concilio daſelbſt, in Ungarn geſtifftet, und den Rittern einen ſcharlachenen Mantel nebſt einem gruͤnen ſeidenen Maͤntel - gen zu tragen befohlen, daruͤber eine guͤldene Kette hienge, an wel - cher unten ein umgekehrter Drache zu ſehen, um dadurch die Ketzerey vorzuſtellen. Dieſer Orden aber iſt nach des Stiffters Ableben wie - der verloſchen.

Equites ordinis Elephantini,

Der Elephanten-Orden in Daͤ - nemarck, iſt vom Koͤnig Canuto IV, als er in eigener Perſon 1190 wider die Heyden zu Felde zog, geſtifftet, und von Friderico I oder Chriſtiano I vollends zu Stande gebracht worden, als deſſen Printz, Johannes, 1458 mit Churfuͤrſt Er - neſti, zu Sachſen, Tochter, Chri - ſtinen, zu Lunden in Schonen ver - maͤhlet wurde. Das Hals-Band beſtund vor dieſem aus wechſels - weiſe in einander geflochtenen Ele -phan -Eqvphanten und Anckerfoͤrmigen Creu - tzen, an welchem das Bildniß der Mutter Gottes hieng, die mit Son - nen-Strahlen gecroͤnet war, u. das Jeſus-Kind auf den Armen hielt. Heutiges Tages tragen dieſe Rit - ter an ſtat des vorigen Marien - Bildes bey groſſen Solennitaͤten, nebſt ihrem beſondern Ordens - Habit eine guͤldene Kette, daran immer ein Thurm und ein Ele - phant wechſelsweiſe an einander gefuͤget. Auſſer ſolchen Solenni - taͤten aber tragen ſie nur einen weiß emaillirten Elephanten auf einem gruͤnen Raſen ſtehend, der auf dem Ruͤcken ein ſilbern Thuͤrm - lein hat, und mit 5 Diamanten in Form eines Creutzes verſetzet iſt, an einem blauen Bande von der lincken Achſel gegen die rechte Sei - te. Uiber dieſes haben die Ritter einen acht-eckigten ſilbernen Stern auf der lincken Bruſt, in deſſen Mitte ein ſilbern Creutz im rothen Felde zu ſehen. Die Churfuͤrſten, wie auch andere Hertzoge von Sachſen, ſind wegen der nahen Schwaͤgerſchafft mit dem Koͤnigl. Daͤniſchen Hauſe, gemeiniglich mit dieſem Orden beehret worden, und kan ſelbigen heutiges Tages keiner erlangen, als der ſchon eine Zeitlang Ritter von Dannebrog geweſen.

Equites ordinis Fidelitatis,

Der Orden de la Fidelité, iſt von Marckgraf Carolo zu Baden - Durlach 1716 aufgerichtet, und er - fordert nach ſeinen Statuten, Treue, Aufrichtigkeit, Verdienſte und Maͤßigkeit im Trincken. Die regierenden Marckgrafen zu Dur - lach ſind allemal Ober-Haupt in dieſer Societaͤt, und die Ritter ſollen guten Adelichen Rittermaͤſ -Eqvſigen Herkommens und guten Wandels ſeyn. Das Ordens - Zeichen iſt ein goldener roth ge - ſchmeltzter durch viel goldene doppelte zuſammen haltender Creutz-Stern, in deſſen Mit - te in einem weiß-geſchmeltzten Felde etliche Felſen, auf welchen ein doppeltes mit der Uiber - ſchrifft: Fidelitas. Auf der andern Seite iſt der Fuͤrſtliche Baadeni - ſche Schild mit einem rothen Qveer-Balcken im goldenen Felde, welches alles an einem weiß - und roth-geſchmeltzten Fuͤrſten-Hut hanget, und an einem Orange - Bande mit ſchmal ſilbernen En - den am Halſe getragen wird.

Equites ordinis Felis Zibethi,

Den Orden de la Genete oder von der Biſam-Katze, hat Caro - lus Martellus in Franckreich ums Jahr 726 eingeſetzet. Er ſoll der allererſte und gewiſſeſte in der Chriſtenheit geweſen ſeyn, und hat den Urſprung von den uͤberaus wohlriechenden Biſam-Katzen - Fellen, ſo die von Carolo Martel - lo geſchlagene Saracenen bey ſich gefuͤhret. Die Ritter trugen drey goldene mit roth-emaillirten Roſen unterflochtene Ketten, an denen eine ſolche guͤldene ſchwartz und roth emaillirte Biſam-Katze ge - hangen, die ein mit den Frantzoͤ - ſiſchen Linien beſetztes Hals-Band getragen.

Equites ordinis Geniſtæ floris,

Den Orden von der Geneſter - Blume, hat Koͤnig Ludwig der Heilige in Franckreich 1234 nach ſeiner Gemahlin Kroͤnung aufge - richtet, und den Rittern eine Ket - te, ſo aus lauter zuſammen ge -X 5floch -Eqvflochtenen Geneſter-Blumen, u. in Rautenſtein eingeſchloſſenen weiß - emaillirten Lilien beſtund, zum Or - dens-Zeichen gegeben, woran un - ten ein goldenes Lilien-Creutz mit der Inſcription gehangen: Exaltat humiles, das iſt: Er erhebt die Niedrigen. Er nahm auch 100 Edelleute zu ſeiner Leib-Wache an, und gab ihnen einen langen Wappen-Rock, nebſt einem mit Silber geſtickten Trabanten-Rock, auf dem hinten und vorne eine der - gleichen Geneſter-Blume geſticket war, daruͤber eine Hand aus den Wolcken eine Krone hielt, mit den Worten: Deus exaltat humiles.

Equites ordinis Generoſitatis,

Der 1713 verſtorbene Allerdurch - lauchtigſte Koͤnig von Preuſſen hat, als er noch Brandenburgi - ſcher Chur-Printz war, 1685 den Orden de la Generoſité geſtifftet, und ſeine Vertrauteſten damit be - gnadiget. Das Zeichen war ein guͤldenes blau emaillirtes Creutz, auf welchem das Wort la Genero - ſité mit chwartzen Buchſtaben zweymal, nemlich in die Laͤnge und in die Qver, zu leſen war.

Equites Georgiani Angliæ, v. Equites Periſcelidis.

Equites Georgiani Auſtriaci,

Die Ritter von St. George in Oeſterreich und Kaͤrndten, hat Kayſer Friedrich der III Anno 1470 aufgerichtet, ihnen einen weiſſen Wappen-Rock mit einem rothen Creutze zu tragen befohlen, und die Grentzen von Ungarn und Boͤhmen gegen die Tuͤrcken zu be - ſchuͤtzen anvertrauet. Der erſte Großmeiſter bekam den Titel ei - nes Fuͤrſtens, und Muͤhlſtadt in Kaͤrndten vor ſich und die Ritter;Eqves iſt aber dieſer Orden nach und nach ins Stecken gerathen, und Kayſer Maximilianus iſt ſelbigen zu erneuern, durch die Kriegs-Un - ruhe abgehalten worden.

Equites Georgiani Defenſorum immaculatæ conceptionis B. M. V.

Den Orden der unbefleckten Empfaͤngniß der Heil. Jungfrau Mariaͤ hat des itztregierenden Churfuͤrſten zu Bayern Durchl. Carl Albert nach erhaltener Paͤbſt - lichen Conceßion, welche der Abt Scarlati von Rom uͤberbracht, am 24 April 1729, als am St. Georgens-Tage, zu Muͤnchen an - geordnet. Der Churfuͤrſt iſt Krafft der Paͤbſtlichen Bulle Groß-Mei - ſter des Ordens: uͤbrigens beſtehet er aus 3 Groß-Prioraten von Ober - und Nieder-Bayern und der Ober-Pfaltz, 6 groſſen Commen - dereyen, welche alle anſehnliche Einkuͤnffte beſitzen, und in 24 Rittern, welche kein Einkommen haben, und vom uralten und un - verwerflichen Adel ſeyn muͤſſen. Durch dieſen Orden ſoll haupt - ſaͤchlich auf die Ehre Gottes, wei - tere Belohnung der Tapferkeit, auch Ausuͤbung fernerer Chriſta - delichen Tugenden und Ausbrei - tung des Ruhms von gantzen Nationen geſehen werden. Das Ordens-Zeichen iſt ein in 8 Spi - tzen ausgehendes Creutz, in deſſen Mitten der Ritter S. Georg mit ei - ner Lantze zu Pferde den Lindwurm erleget. Die Ordens-Kette enthaͤlt die Worte: Fide, Juſtitia & Fortitu - dine, welche wechſelsweiſe an ein - ander gefuͤgt ſind, mit einer Seule, auf welcher der guͤldne Reichs -ApfelEqvApfel zu ſehen, die ein Loͤwe zur rechten und einer zur lincken Sei - te, deren ieder einen Sebel in der vordern Prancken haͤlt, beſchuͤtzet.

Equites Georgiani Genuenſes,

Die Ritter von St. George zu Genua haben ihren Nahmen von dem Heiligen Georgio, welcher der Patron von dieſer Republiqve iſt, und tragen ſie eine guͤldene Kette um den Hals, daran unten ein guͤlden Creutz mit rothem Schmeltzwerck henget, dergleichen ſie auch an denen Ermeln haben. Es wird von einigen gezweiffelt, ob dergleichen Ritter in Genua gar zu finden ſeyn.

Equites Georgiani Romani,

Die Ritter von St. George zu Rom, hat Paulus der III zu Be - ſchuͤtzung der Paͤbſtlichen Kuͤſten wider die See-Raͤuber angeord - net, ihnen Ravenna zum Sitz er - nennet, und ein guͤldenes Creutz zum Ordens-Zeichen gegeben, ſo mit einem guͤldenen Krantz, der mit Edelgeſteinen und Blumen beſetzet iſt, umgeben wird.

Equites divi Gereonis,

Die Ritter des Heil. Gereons im gelobten Lande, hat K. Frideri - cus Barbaroſſa geſtifftet, und lauter Deutſche von Adel darzu genom - men, die ein ſchwartz Lothringi - ſches oder zweymal durchkreutztes Creutz auf einem weiſſen Habit ge - tragen. Sind bald wieder verlo - ſchen.

Equites divi Heinrici,

Der Militair-Orden Kayſer Heinrichs des Heiligen, oder St. Heinrichs-Orden, wurde am 7 Octobr. 1736 von Jhro itztregie - renden Koͤniglichen Majeſtaͤt vonEqvPohlen Auguſto dem III zu Hu - bertsburg errichtet, wovon Aller - hoͤchſt-Dieſelben das Ober-Haupt ſind. Das Ordens-Zeichen be - ſtehet aus einem achteckigten ro - then Sterne, worinne auf der ei - nen Seite in der Mitte das Bild - niß des vorermeldten Kayſers, und an den Ecken des Sterns die Buchſtaben A. III. R. zwiſchen den Spitzen des Sternes aber iſt der Pohlniſche weiſſe Adler-Orden. Auf der andern Seite ſtehen in der Mitten die Worte: Pietate & vir - tute bellica, und auf den Ecken des Sterns ſind die Saͤchſiſchen Chur-Schwerdter. Der Orden wird an einem carmeſin-rothen Bande getragen, an deſſen beyden Enden ein ſilberner Streiff durch - gehet.

Equites divi Huberti,

Die Ritter des Heil. Huberti zu Luͤttich, hat Hertzog Gerhard von Juͤlich und Berg im XV Se - culo auf die Bahn gebracht, weil er Anno 1444 am Tage Huberti bey Linnich eine groſſe Victorie wider Arnolden von Egmond er - halten. Wannenhero man ſie auch den Orden von Horn genen - net, weil die Ritter ein Hals - Band von Jaͤgerhoͤrnern getra - gen, an welchem das Bild des Heil. Huberti gehangen. Er iſt aber nach der Zeit in Abgang ge - rathen, bis ihn der vorige Chur - fuͤrſt zu Pfaltz, bey Uiberkommung der Ober-Pfaltz Anno 1709 erneu - ert hat, und ſelbſten Großmeiſter davon wurde, deſſen Stathalter aber iſt anietzo der Graf Adam von Dimantſtein. Er beſtehet in Fuͤrſtlichen Perſonen, deren An - zahl unumſchrencket iſt, und in zwoͤlff Rittern, Graͤflich - und Freyherrlichen Standes, ſodanninEqvin einem Cantzler, Vice-Cantzler, Secretario, Schatzmeiſter, Herold und Garderobe. Die dazu ge - wiedmeten Aemter in der Pfaltz ſind zu Commenderien gemacht worden, deren ieder Ritter auſſer den Fuͤrſtlichen eine bekommt. Das Ordens-Zeichen iſt ein viereckich - tes Creutz, an einem rothen Bande, nebſt einem Stern auf der Bruſt und auf dem Mantel. Der Wahl-Spruch beſtehet in den drey alten Worten mit Gothiſchen Buchſtaben: Jn Trau vaß, das iſt, in Fidelitate conſtans, oder in der Treue beſtaͤndig. Die Pflicht be - ſtehet hauptſaͤchlich darinne: 1 Dem Churfuͤrſten treu und hold, 2 ge - gen die Armen barmhertzig zu ſeyn; wie denn ein ieder Ritter bey ſei - ner Reception 100 Ducaten vor die Armen an den Schatzmeiſter be - zahlen muß. Sie werden capitu - lariter durch die meiſten Stimmen erwehlet, auſſer der Stathalter und der Cantzler, welche unmit - telbar von dem Churfuͤrſten geſe - tzet werden. Die erſten 3 Ritter bekommen 600, die andern 6 ein ieder 500, und die letztern dreye 350 Rthlr jaͤhrlichen Einkommens; von den Fuͤrſtlichen Perſonen aber ein ieder ein Chur-Pfaͤltziſches Regiment, oder wenn keines offen iſt, die Gage eines Oberſten, aus den Einkuͤnfften der Ober-Pfaltz.

Equites divi Jacobi Belgici,

Die Ritter St. Jacob in Hol - land, hat Graf Floris von Hol - land ums Jahr 1290 von 12 Rit - tern aufgerichtet, und ihnen eine St. Jacobs-Muſchel nebſt deſſen daran haͤngendem Bilde zum Or - dens-Zeichen gegeben.

Equites divi Jacobi Hiſpanici,

Die Ritter von St. Jacob inEqvSpanien. Dieſer iſt der aͤlteſte von den Spaniſchen Orden, wel - cher einiger Meynung nach Anno 844 ſeinen Anfang ſoll genommen haben, als der heilige Jacobus dem Koͤnig Ramiro erſchienen, und ihm den Sieg bey Longronon uͤber die Mohren verſprochen, wel - ches den Koͤnig veranlaſſet, dieſen Orden zu ſtifften. Andere aber fuͤhren den Urſprung vom Jahr 1175 her, da Koͤnig Ferdinandus II regieret hat, und dieſer Orden vom Pabſt ſoll confirmiret worden ſeyn, nachdem 13 Edelleute ſich zu der Regel des heiligen Auguſtini ge - wendet, dieſen Orden angenom - men, und die Confirmation geſu - chet. Das vornehmſte Abſehen dieſer Ritter iſt geweſen, daß ſie die Mohren daͤmpffen, und die Pilgrimme nach Compoſtell zu des heiligen Jacobs Grab beſchuͤtzen ſollen. Dieſer Orden wird ſonſt der reiche genennet, hat 87 Com - menthureyen, welche zuſammen 271710 Ducaten eintragen ſollen. Der erſte Ordens-Meiſter iſt Pe - trus Ferdinandus a Ponte geweſen, weil aber die folgenden Ordens - Meiſter ſehr maͤchtig, ſo hat Koͤ - nig Ferdinandus Catholicus Anno 1499 ſolches wichtige Amt mit der Krone vereiniget. Die Ritter duͤrffen ſich bey dem Capitel mit bedecktem Haupte vor dem Koͤnige ſetzen. Sie tragen auf einem weiſſen Habit ein rothes Creutz in Geſtalt eines Schwerdts, haben Ritter und Clericos, wie auch Weiber in ihrem Orden, fuͤhren nebſt dem Creutz noch 5 Muſcheln in der Ordens-Fahne, als das Zeichen des heiligen Jacobs, und die Koͤnige von Spanien und Por - tugall ſind in ihren Landen Admi - niſtratores dieſes Großmeiſter -thumsEqvthums, weil es ſehr reiche Ein - kuͤnffte hat, wie denn der Unter - Groß meiſter allein jaͤhrlich 15000 Piſtoletten Einkommens hat. Die Weibes-Perſonen doͤrffen ſich durchaus nicht verheyrathen, die Ritter aber haben Freyheit ſich zu verehligen, und ihre Zahl belaͤufft ſich auf 600.

Equites divi Januarii,

Der Ritter-Orden des Heili - gen Januarii zu Neapolis, iſt An. 1738 den 3 Jul. von Carolo dem Koͤnige beyder Sicilien geſtifftet worden. Das Ordens-Creutz ſtellet das Bild des glorreichen Beſchuͤtzers des Heil. Januarii im Biſchoͤfflichen Habite vor, wie er mit der lincken Hand das Evan - gelien-Buch haͤlt, und uͤber ſol - chem Buche die Phiolen des Bluts, in der rechten Hand aber den Bi - ſchoffs-Stab hat. Jn iedem der 4 innern Winckel des Creutzes be - findet ſich eine Lilie, die Deviſe aber iſt: In ſanguine fœdus. Man traͤgt es ſchief von der rechten Schulter, gegen die lincke Seite an einem leibfarbenen gewaͤſſerten Bande, zum Andencken des Maͤr - tyrer-Todes dieſes Heiligen; das Creutz ſelbſt iſt in Silber geſtickt, auf der lincken Seite des Kleides uͤber der Bruſt. Die Ceremonien - Tracht, iſt ein Purpurfarbener mohrener Mantel mit goldenen Li - lien beſtreuet, mit Perlenfarbenen Taffent gefuͤttert, und auf Her - melin-Art mit Flecklein unter - miſcht, mit zwey langen uͤber den Leib herunter gehenden Baͤndern von Seide und Gold; der Hut iſt ſchwartz und mit einer weiſſen Fe - der. Der Leib-Rock, die Weſte und Bein-Kleider muͤſſen von Drap d argent auf weiſſen Grun -Eqvde ſeyn. Der Koͤnig iſt iederzeit der Großmeiſter, und die ordentli - che Zahl der Ritter ſoll ſich auf 60 erſtrecken.

Equites Jeſu Chriſti,

Die Ritter Jeſu Chriſti, ſo St. Dominicus Anno 1217 wider die Waldenſer aufgebracht, trugen ei - nen ſchwartzen Habit, und ein Li - lien-foͤrmiges weiß und ſchwartzes Creutz. Sie folgten der Lehre ih - res Stiffters Dominici, und ſind ietzo, nachdem ſie die Waffen auf die Seite gelegt, mehrentheils geiſtlich; wie denn die Spaniſche Inquiſition dieſes Creutz, als ihr Wappen, oͤffentlich fuͤhret. Es giebt auch Ritter des Herrn Jeſu zu Rom, welche vom Pabſt Jo - hanne XXII Anno 1320 zuerſt ge - ſtifftet, und nachmals von Paulo V erneuert worden.

Equites Jeſu Mariæ,

Die Ritter von Jeſu und Ma - ria, ſind Anno 1615 zu Rom auf - kommen, und haben ein blaues Lilien-foͤrmiges Creutz getragen, in deſſen Mittel die Buchſtaben I.H. S. geſtanden.

Equites Johannitici,

Die Johanniter, Rhodiſer oder Malteſer-Ritter, ſind heutiges Ta - ges die beruͤhmteſten in der Welt, und haben ſeltſame Fata ausge - ſtanden. Denn als die Tuͤrcken und Unglaͤubigen 1012 das gelobte Land eingenommen, und gleichwol den Tempel des heiligen Grabes zu Jeruſalem unverſehret ſtehen lieſ - ſen, haben die Kaufleute von Amalfi, zu Ehren Gottes, und der Heiligen Jungfrau Maria, ein Kloſter unter dem Nahmen St. Maria de Latinis dahin erbauet, deſſen Muͤnche eine Capelle dazugefuͤ -Eqvgefuͤget, und dem Heil. Johanni Baptiſtæ geweihet, um die Pil - grimme aufzunehmen. Hierauf wurden ſie von Godofredo und Balduino nach Wieder-Eroberung der Stadt Jeruſalem, mit reichen Einkuͤnfften verſehen, und ihnen Staͤdte und Schloͤſſer anvertrauet, weil ſie ſich nebſt den Tempel-Her - ren zu Beſchirmung des heiligen Landes gebrauchen lieſſen, wiewol ſie es im Anfang bey weitem nicht ſo hoch, als jene bringen koͤnnen. Jm XII Seculo fieng der Orden eigentlich recht an, doch muſten ſie Anno 1187, als Jeruſalem an den Sultan Saladin uͤbergieng, nach Margat, von dar Anno 1192 nach Acri oder Ptolomais, wieder - um Anno 1291 nach Limiſſo in Cy - pern ſich retiriren. Von dar wandten ſie ſich 1380 nach Rhodis, jagten den 15 Aug die Saracenen aus ſelbiger und noch 7 andern beyliegenden Jnſeln, welche ihnen aber 1523 vom Tuͤrckiſchen Kayſer Soliman ſaͤmtlich wieder abge - nommen worden. Darauf wan - derten ſie etliche Jahre nach Rom, Viterbo, Conetto, Villafranca und Nizza, bis ihnen endlich Kayſer Carl V Anno 1530 den 24 Mart die Jnſel Malta mit der Bedingung uͤbergeben, daß ſie be - ſtaͤndig wider die Tuͤrcken und See-Raͤuber fechten, den Koͤnig in Spanien, als Koͤnig in Sici - lien, vor ihren Lehn-Herrn erken - nen, und ihm zur Danckbarkeit jaͤhrlich einen Falcken ſchicken ſol - ten. Jhr Oberhaupt nennet ſich einen Großmeiſter des Heil. Hoſpi - tals zu St. Johann von Jeruſa - lem und Gardian der Armen Je - ſu Chriſti. Der Orden beſtehet aus Rittern, Capellaͤnen und Servienten, und wird in 8 Zun -Eqvgen oder Nationes eingetheilet, welche ſind 1) die von Provence; 2) die von Auvergne; 3) die von Franckreich oder Paris, deren Groß-Prior iſt ſeit 1719 der Rit - ter von Orleans, des letztverſtor - benen Regenten von Franckreich hinterlaſſener natuͤrlicher Sohn; 4) die Jtaliaͤniſche; 5) die Ara - goniſche; 6) die Engliſche, die ſeit Anno 1537 nicht mehr uͤblich geweſen; 7) die Deutſche, welche auch die Boͤhmen, Hungarn, Poh - len, Daͤnen, Schweden, Croaten und Dalmatier unter ſich begreif - fet; und 8) die Caſtilianiſche, un - ter welcher auch Leon, Portugall, Algarbien, Granada, Toledo, Gallicien und Andaluſien ſtehen. Der Großmeiſter fuͤhret den Titel der Eminenz wie die Cardinaͤle, und die hohen Aemter des Ordens ſind folgende: Nemlich der Groß - Commenthur, der aus der Zunge von Provence erwehlet wird; der Marſchall, welcher das Haupt der Zunge von Auvergne iſt; der Hoſpitalier, als das Haupt der Zungen von Franckreich; der Ad - miral, als das Haupt der Zun - gen von Welſchland; der Gran - Conſervatore, als Haupt der Zun - gen von Aragon; der Groß-Cantz - ler, als Haupt der Zungen von Caſtilien und Portugall; der Groß - Baley von Deutſchland, als Haupt der Deutſchen Zungen; und der Turcopelier, als Haupt der Engliſchen Nationen, welches letzte Amt ſeit 1550 aufgehoͤret. Die Ritter folgen der Regel St. Auguſtini, und tragen zu Kriegs - Zeiten einen rothen Guͤrtel mit ei - nem Silber-faͤrbigen geraden Creutz. Zu Friedens-Zeiten aber, oder wenn ſie nicht in Waffen ſind, iſt ihre Kleidung ein langerſchwar -Eqvſchwartzer Trauer-Mantel, mit einem weiſſen achtwincklichten Creutz von gewaͤchſter Leinwand, welches auf der lincken Seite ſte - het. Vorne auf der Bruſt tra - gen ſie ein guͤldenes Creutz an ei - nem ſchmalen ſchwartzen Bande, und Anno 1727 iſt in Franckreich die Verordnung geſchehen, daß ſie zum Unterſcheid von andern Rit - tern ein guͤldenes Band mit einem weiſſen Grunde tragen ſollen. Jm Kriege wider die Unglaͤubigen tra - gen ſie noch ein Un-Ober-Kleid, vorne und hinten mit einem weiſ - ſen Creutz ohne Spitzen. Sie zehlen ſeit ihrer Stifftung 70 Groß-Meiſter, 37 Groß-Priore von Deutſchland, und 29 Herren - Meiſter, welches Herren-Meiſter - thum in der Baley Brandenburg auch dem Maltheſer-Orden gehoͤ - ret, durch die Marck, Pommern, Sachſen und Wendland ſich er - ſtreckt, und ietziger Zeit von dem Koͤnigl. Preußiſchen und Chur - Brandenburgiſchen Hauſe admi - niſtriret wird. Es iſt noch als etwas beſonderes dabey anzumer - cken, daß da man ſonſt nicht nur Catholiſche Herren, ſondern auch andere Religions-Verwandten, als Lutheraner und Reformirte in dieſen Orden nimmt, man auch vor einiger Zeit dem Rußiſchen General-Feld-Marſchall Schere - metoff, der doch der Griechiſchen Religion zugethan iſt, das Mal - teſer-Ordens-Creutz von Malta gegeben. Jm uͤbrigen wird zwi - ſchen dieſen Rittern und den Tuͤr - cken ein ſtetswaͤhrender Krieg ge - fuͤhret, und wenn auch gleich mit der Chriſtenheit Friede iſt, ſo ſind doch dieſe Ritter vermoͤge ihres Geluͤbdes daran nicht gebunden, daher ſie von Seiten der PforteEqvund der Barbariſchen See-Raͤu - ber alle Feindſeligkeit zu beſorgen haben, und wenn es zwiſchen bey - den Theilen zu einem See-Gefech - te koͤmmt, ſo wird meiſtentheils ſehr deſperat gefochten, und die Ge - fangenen in die elendeſte Sclave - rey geſetzet.

Equites Johannitici Acrenſes,

Die Ritter von St. Johannis von Acri, folgten der Regel des Heil. Auguſtini, trugen auf ſchwar - tzen Kleidern ein weiſſes Creutz, bluͤheten unter Koͤnig Alphonſo dem Weiſen in Spanien, und wur - den nachgehends mit den Johanni - tern conjungiret.

Equites St. Johannis & Thomæ,

Die Ritter St. Johannis und Thomaͤ, ſind zuerſt in Syrien zu Ptolomais entſtanden, und hat Pabſt Alexander IV ihnen ein roth Creutz mit geſtutzeten Enden, in deſſen Mitte die 2 Heiligen ſtehen, um das Jahr 1254 gegeben. Nach - dem aber Syrien von den Bar - baren eingenommen worden, haben ſie ſich daſelbſt geendiget, es iſt aber noch eine Reliqvie davon in Por - tugall, welche Koͤnig Alphonſus der Weiſe herrlich dotiret, und die Erlaubniß haben, ſich zu verhey - rathen.

Equites St. Lazari,

Die Ritter des Heil. Lazari zu Jeruſalem, vereinigte Pabſt Jnno - centius VIII Anno 1490 mit den Malteſern, allein Pius IV brach - te ſie wieder in die Hoͤhe, und Pius V gab ihnen Anno 1564 noch mehr Privilegia. Nach deſſen To - de vereinigte ſie Gregorius XIII Anno 1572 mit den Rittern St. Mauritii in Savoyen, und mach - te den Hertzog Emanuel PhilibertnebſtEqvnebſt allen ſeinen Nachfolgern zum Groß-Meiſter. Allein dieſes kunte nicht in Franckreich behaup - tet werden, daß man den Sa - voyern gehorſamen ſolte, daher wurden die Frantzoͤſiſchen Ritter St. Lazari vom Pabſt Paulo V Anno 1658 mit den Rittern der heiligen Mariaͤ vom Berge Car - mel vereiniget, und nachhero hat der vorige Koͤnig in Franckreich viel andere kleine Orden, ſonder - lich die Hoſpital-Herren des Heil. Geiſtes von Montpellier, die Ritter des H. Jacobs von Lucca, des heil. Grabes u. a. m. 1664 und 1672 dar - zu gebracht, und ſich ſelbſt das Groß-Meiſterthum vorbehalten. Das Haupt-Abſehen gehet ietzo dahin, daß die Soldaten, ſo in des Koͤnigs Dienſten bleßiret, oder ſonſten durch Alter zu fernern Kriegs-Dienſten ungeſchickt ge - macht worden, durch dieſen Orden in dem Hoſpital St. Lazari zu Paris moͤchten verpfleget werden. Die Savoyiſchen Ritter tragen ein gruͤnes achteckichtes Creutz, die Frantzoͤſiſchen aber haben ein gol - denes an einem Violet-Bande. Der Ritter von St. Lazari in Franckreich Groß-Meiſter iſt alle - mahl der Hertzog von Orleans.

Equites Lemni Inſulæ,

Die Ritter auf Lemnos wider die Tuͤrcken, wurden von Pabſt Pio II Anno 1459 geſtifftet, haben aber nicht lange gedauret.

Equites coerulei Lilii ſigno ornati Viterbienſes,

Die Ritter von der Lilie, hat Pabſt Paulus der III 50 an der Zahl eingeſetzet, ihnen Viterbo zur Reſidentz aßigniret, und zum Ordens-Zeichen auf einer Seite das Bild der Mutter Gottes ad Quercum, deren Kirche zu Viter -Eqvbo gar beruͤhmt iſt, auf der andern aber eine Himmel-blaue Lilie in ei - nem goldenen Felde mit dem Wort Pauli III P. M. zugeeignet. Paulus der V ſoll ſie hernach bis auf 350 vermehret haben.

Equites torque teſtarum Liliis refertarum ſeriem com - plexo decorati,

Die Ritter von der Lilie oder den Blumen-Toͤpffen, hat Ferdi - nand der I Koͤnig in Aragonien aufgerichtet, ihnen eine guͤldene Kette von Blumen-Toͤpffen, die mit weiſſen Lilien gefuͤllet waren, gegeben, daran hieng unten das Bild der Mutter Gottes mit dem Jeſus-Kindlein, und darunter ein Greiff, der auf dem Zettel die Worte hatte: Halt Maaß. Die - ſer Orden der Maͤßigkeit iſt auch von Kayſer Friedrich dem III und Maximiliano I getragen worden, aber nach der Zeit ins Abnehmen gerathen.

Equites St. Ludovici,

Den Ritter-Orden des heiligen Ludewigs, hat der vorige Koͤnig in Franckreich Ludovicus XIV Anno 1693 vor die Officirer zu Waſſer und Lande geſtifftet, und das Großmeiſterthum der Kron ein - verleibet. Es ſoll niemand darzu gelangen, als wer ſich im Kriege ſonderlich wohl gehalten, und dem Koͤnig 10 Jahr gedienet hat. Die Ritter haben unterſchiedliche Pen - ſiones, als die Groß-Creutzer, de - rer 8 ſeyn ſollen, 6000 Pfund, die Commenthurer, derer 24 ſind, theils 4000, theils 3000, die Rit - ter aber, 2000 bis 800 Pfund. Der Koͤnig hat dem beruͤhmten Commandanten in Landau, Mr. Laubanie, zu Gefallen die gantz neue Charge einer Vicairie generale an -geordnet,Eqvgeordnet, und ihm ſelbige confe - riret, nebſt einer Penſion von 36000 Pfund jaͤhrlichen Einkom - mens ad dies vitæ, weil er bey ſei - ner tapffern Gegenwehr in Landau das Geſicht verlohren, und alſo keine fernern Dienſte thun koͤnnen. Sonſten tragen dieſe Ritter ein guͤldenes Creutz, in deſſen Mittel ein Gepraͤge herab haͤnget. Auf ſelbigem iſt auf einer Seite das Bild des heiligen Ludwigs im guͤl - denen Harniſch und Koͤniglichen Mantel gezeichnet, mit den guͤl - denen Buchſtaben aufm Rande, Ludovicus Magnus inſtituit An. 1693, auf der andern Seite ein bloſſes flammendes Schwerdt, an deſſen Spitze ein Lorbeer-Krantz mit einer weiſſen Binde, und am Rande dieſe Worte: Bellicæ vir - tutis præmium.

Equites ordinis Lunæ dimi - diatæ,

Den Orden des halben Mondes in Sicilien, hat Koͤnig Renatus 1448 geſtifftet, und S. Mauritium zum Patron erkohren. Die Rit - ter trugen auf ihrem Carmeſin - rothen Sammet-Mantel einen goldenen halben Mond, darinnen dieſe Worte mit blauen Buchſta - ben zu ſehen: Loz en Croiſſant, um dadurch anzudeuten, daß der Ruhm durch die Tugend wachſen ſolle, und hiervon ward der Orden auch Croiſſant genennet. Unten waren ſo viele ſchmale Stuͤcklein Gold feſte gemacht, als in viel Treffen und Belagerungen die Ritter geweſen zu ſeyn beweiſen konten.

Equites Magdalenæ,

Die Magdalenen-Ritter, wol - te ein Bretagniſcher Edelmann, da er von ſeiner Wallfahrt ausEqvdem Morgenlande Anno 1614 zu - ruͤck kommen, wider die damals in Franckreich ſehr im Schwange ge - henden Balgereyen anordnen, und ihnen ein Lilien-foͤrmiges Creutz, nebſt dem Bilde der heiligen Mag - dalenaͤ zum Ordens-Zeichen geben; weil er aber ein ſchlechtes Gehoͤr bey Hofe fand, hat dieſer eintzige Magdalenen-Ritter ſeine Tage in einer Wuͤſten unter dem Nahmen des friedfertigten Einſiedlers be - ſchloſſen.

Equites St. Marci,

Die Ritter von St. Marco zu Venedig, haben eine goldene Ket - te, woran eine Medaille haͤnget, auf deren einer Seite ein gefluͤgel - ter Loͤwe ſtehet, der in der rechten Klaue ein bloſſes Schwerdt, und in der lincken ein offenes Buch haͤlt, darinnen die Worte zu leſen: Pax Tibi Marce Evangeliſta meus. Auf der andern Seite iſt der Nah - me des regierenden Hertzogs, oder auch manchmal ſein kniendes Bildniß, welches eine Fahne von der Hand des Heil. Marci em - pfaͤnget. Mit dieſem Orden pfle - gen die Venetianer heutiges Tages nicht allein die Jhrigen, ſondern auch fremde und vornehmlich ge - lehrte Leute zu beehren, und wer - den dergleichen Ritter, welche vom geſammten Rathe geſchlagen wer - den, hoͤher gehalten, als die der Doge allein vor ſich machet. Sie genieſſen auch eine jaͤhrliche Pen - ſion.

Equites B. Mariæ Beth - lehemiticæ,

Die Ritter unſerer lieben Frau - en zu Bethlehem, hat Pabſt Pius II Anno 1459 wider die Tuͤrcken ge - ſtifftet, ihnen die Jnſel Lemnos zum Sitz uͤberlaſſen, und ein ro -Ritter-Lexic. YthesEqvthes Creutz im weiſſen Felde zum Ordens-Zeichen gegeben. Sie ſind aber zeitig eingegangen.

Equites B. Mariæ glorioſæ,

Die Ritter der heiligen Mariæ glorioſæ, insgemein Cavaliere di Madonne und Fratres Gaudentes genannt, hatten Bartholomæum de Vicenza, einen Dominicaner, Anno 1233 zu ihrem Stiffter, folg - ten der Regel St. Dominici, und wurden vom Pabſt Urbano IV confirmiret. Sie durfften keine goldene Sporen tragen, fuͤhrten ein purpurfarbenes Creutz auf ei - nem weiſſen Rocke, mit 4 Ster - nen auf der Seite, ſolten die da - mals in dem Welſchen Lande zwi - ſchen Einwohnern und Eheleuten graßirende Uneinigkeit ſteuren hel - fen, und ſich armer Wittwen und Wayſen annehmen. Sie ſind zu Bononien, Mantua und Mode - na noch heutiges Tages anzutref - fen.

Equites S. Mariæ Liliorum,

Die Ritter der heiligen Maria von der Lilie, ſoll Garſias VI Koͤ - nig in Aragonien, zu Ehren der Jungfrauen Mariaͤ, deren Bild - niß aus einer Lilie hervor gewach - ſen, geſtifftet haben, welche eine mit Silber geſtickte Lilie auf der Bruſt, in hohen Feſt-Tagen aber eine doppelte guͤldene Kette mit einer herabhangenden guͤldenen weiß emaillirten Lilie getragen. Allein er iſt bald wieder verloſchen, oder unter die Fabeln der alten Zeiten zu rechnen.

Equites S. Mariæ Lauretanæ,

Die Ritter von St. Maria zu Loretto, hat Sixtus V Anno 1587 geſtifftet, als er die Kirche zu Lo - retto zu einem Biſchoffthum gema -Eqvchet, und ihnen das Bild der Heil. Mariaͤ zu Loretto zum Ordens - Zeichen gegeben. Es ſind ſowol Civil-als Militair-Bediente da - mit verſehen worden, und ſind deſſen Ritter zugleich Comites Pa - latini, daß ſie Doctores und No - tarios creiren, und Huren-Kinder legitimiren koͤnnen.

Equites divi Mauritii,

Die Ritter des heiligen Mau - ritii, welche Hertzog Amadeus VIII in Savoyen Anno 1434 geſtifftet, trugen einen langen Rock und Hut von gruͤnem Tuche, lieſſen den Bart und die Haare, wie die Ere - miten, wachſen, fuͤhreten einen Pilgrims-Stab in der Hand, und hatten ein guͤldenes Creutz am Hal - ſe hangen. Sie ſind alle von Adel, haben ſeit Anno 1572 die Hertzoge von Savoyen zu Groß-Meiſtern, und weil ſie mit den Rittern des heiligen Lazari ietzo vereinbaret ſind, ſo wird das guͤldene weiß geaͤtzte Ordens-Creutz uͤber dem gruͤnen von St. Lazaro getragen. Sie folgen der Ciſtercienſer-Re - gel, und ihre Ordens-Reſidentz iſt zu Turin, allwo ihnen der Hertzog zwey ſchoͤne Gebaͤude auffuͤhren laſſen.

Equites Melitenſes, v. Equites Johannitici.

Equites ordinis S. Michaelis,

Den Orden St. Michaelis, hat Koͤnig Ludewig der XI in Franck - reich Anno 1469 zu Amboiſe dem Heil. Michaeli, als Schutz-Engel des Koͤnigreichs, zu Ehren geſtiff - tet. Die Ordens-Kette wog 200 Gold-Kronen, beſtund aus zuſam - men geflochtenen Muſcheln, an welchen unten das Bild des heili - gen Michaelis hieng, mit denWor -EqvWorten: Immenſi tremor Oceani. Der Ritter waren in der erſte nur 36, aber unter dem Regi - ment der Catharinæ Mediceæ wur - de ihre Anzahl ſo groß und gemein, daß man ihn endlich den Orden der Beſtien genennet, und faſt nichts mehr aͤſtimiret, ſonderlich da der Orden des Heiligen Geiſtes von Koͤnig Heinrich dem III ein - geſetzet wurde. Nachgehends iſt die Verordnung wiederum geſche - hen, daß die Ritter des Heiligen Geiſtes den Abend vorher in den Orden des Heil. Michaelis treten, und alſo beyde zugleich annehmen muͤſſen, wannenhero ſie auch Che - valiers des ordres du Roy gemei - niglich heiſſen. Jn dieſen Orden von St. Michael werden nicht al - lein die Catholicken, ſondern auch Reformirte und Auslaͤnder einge - nommen.

Equites Montis Gaudii,

Die Ritter von Montjoie, wa - ren Anno 1180 zu Beſchuͤtzung des Heil. Landes angeordnet, folgten der Regel Auguſtini, trugen einen rothen Habit mit einem weiſſen 5 eckigten Stern auf der Bruſt, ſind aber nachmals, als die Saracenen alles eingenommen, faſt gaͤntzlich verloſchen, und der Reſt mit dem Orden von Calatrava vereiniget worden.

Equites ordinis Muris Ruſſiæ montani,

Den aus 25 Rittern beſtande - nen Orden des Hermelins, hat Franciſcus I, Hertzog von Bre - tagne, Anno 1450 angeordnet, und zum Ordens-Zeichen eine guͤldene von Creutzweis uͤber einander ge - legten Korn-Aehren geflochtene Kette erwehlet, an welcher ein Hermelin mit den Worten: AEqvma Vi gehangen. Es ſolte dieſes theils die Fruchtbarkeit des Landes, theils die Beſtaͤndigkeit in der Tu - gend andeuten, daß man lieber ſterben, als dieſelbe verlaſſen ſolte, geſtalt von dem Hermelin geſaget wird, daß es ſich eher fangen laſſe, als in eine Pfuͤtze ſpringe und ver - unreinige.

Equites Navis & Lunæ creſcentis,

Den Orden des Schiffes und des zunehmenden doppelten Mon - des, hat Koͤnig Ludwig der Heili - ge in Franckreich Anno 1269 in Sicilien geſtifftet, als er nach Africa zur See uͤberſetzen und dem heiligen Kriege beywohnen wollen. An der Ordens-Kette hiengen dop - pelte guͤldene Muſcheln, und dop - pelte halbe Monden von Silber, wie auch ein Oval mit einem guͤl - denen Schifflein. Das Schiff deutet die Reiſe zur See, und die halben Monden den Krieg wider die Tuͤrcken an. Jn Franckreich hat er nicht lange floriret, hinge - gen iſt er in Sicilien in groſſes Anſehen kommen.

Equites Nodi inſignis,

Die Ritter des Knotens zu Neapolis, kommen von Koͤnig Ludewig in Hungarn und ſeiner Gemahlin Johanna der I Koͤnigin von Neapolis her, welcher im 1315 Jahr 60 der vornehmſten Herren des Reichs damit beſchencket. Sie trugen einen weiſſen Habit, und zum Ordens-Zeichen einen mit Gold unterwundenen Knoten. Doch iſt der Orden nach des Stiff - ters Tode bald verloſchen.

Equites Paſſionis Dominicæ,

Die Ritter von der Paßion un - ſers Erloͤſers, haben die KoͤnigeY 2CarlEqvCarl der V von Franckreich, und Richardus II von Engelland, ge - meinſchafftlich zu Wiedererobe - rung des gelobten Landes und Fortpflantzung des Chriſtlichen Glaubens, geſtifftet, ihre Zahl bis tauſend Ritter extendiret, ih - nen die Geluͤbde des Gehorſams gegen ihre Koͤnige, die Armut des Geiſtes, (weil ſie doch den leibli - chen Reichthum zur Genuͤge beſaſ - ſen) und die eheliche Keuſchheit aufgebuͤrdet, wie auch zum Or - dens-Zeichen ein rothes Creutz mit einem guͤldenen Agnus Dei in der Mitten gegeben.

Equites S. Pauli,

Die Ritter S. Pauli, hat Pabſt Paulus III 1540 geſtifftet, 200 Perſonen, ſo der Paͤbſtlichen Kammer 100000 Scudi bezahlet, darein aufgenommen, und ihnen die Farneſiſchen Lilien im Wap - pen zu fuͤhren, befohlen. Jhr Habit war am Kroͤnungs-Tage des gedachten Pabſtes ein rothes, und an deſſen Sterbens-Tage ein ſchwartzes Kleid, darauf ein ent - bloͤſter Arm mit einem gezuckten Schwerdte zum Unterſchied von andern Rittern, wie denn dieſen bey des Bannes und 1000 Gold - guͤlden Straffe, dergleichen Zeichen zu tragen, verboten war.

Equites Periſcelidis, ſ. Ritter vom Hoſenbande.

Equites S. Petri,

Den Orden des heiligen Peters, hat Pabſt Leo X Anno 1520 zur zur Beſchuͤtzung der See-Kuͤſten aufgerichtet. Jhr Ordens-Zeichen war von einer Seiten eine guͤldene Bulle mit dem Bilde St. Petri und des regierenden Pabſtes Wap - pen, auf der andern aber die Schluͤſſel und der Paͤbſtliche Hut,Eqvund konten geiſt - und weltliche Perſonen darinnen aufgenommen werden.

Equites Quercus,

Die Ritter von der Eiche, ſoll Garſias Ximenes, Koͤnig in Na - varra, Anno 722 kurtz vor einem blutigen Gefechte wider die Moh - ren, als er das Zeichen des Heil. Creutzes auf einer Eiche geſehen, und nach ſolchem Geſichte einen herrlichen Sieg befochten, geſtiff - tet, und alle Edlen des Koͤnig - reichs mit ſelbigem beehret haben. Der Ordens-Habit war weiß, und das Ordens-Zeichen beſtund in ei - nem rothen Creutz auf dem Gipffel einer gruͤnen Eiche, mit denen Worten: Non timebo millia me circumdantium.

Equites Redemtionis capti - vorum S. Deiparæ,

Die Ritter der Mutter Gottes de Mercede oder de Redemption des Captifs, welche Jacob der I Koͤnig von Arragonien Anno 1218 zu Barcellona geſtifftet, beſtehen aus Rittern und Muͤnchen, welche uͤber die drey gewoͤhnlichen geiſtli - chen Geluͤbden, der Keuſchheit, Armut und des Gehorſams, noch das 4te hinzu thun, daß ſie Allmo - ſen ſammlen, und die gefangenen Chriſten von den Barbaren ran - tzioniren wollen. Sie tragen auf ihrem Scapulier ein weiſſes Creutz im rothen Felde, und weil ſich die Ritter zu dem Orden von Monte - za geſchlagen, ſo muͤſſen die Muͤn - che dieſer Erloͤſung der Gefange - nen alleine abwarten, welches ſie auch bis dato fleißig verrichten, und alle Jahr unterſchiedliche ihrer Ordens-Bruͤder nach Fez und Al - gier ſchicken, eine Partie ſchmach - tender Sclaven auszuloͤſen. Es werden dieſem Orden von wohlha -bendenEqvbenden Leuten oͤffters ſchoͤne Le - gata in ihren Teſtamenten ver - macht.

Equites divi Remigii ſeu Am - pullae Rhemenſis,

Die Ritter des Heil. Remigii, oder der heiligen Oel-Flaſche in Franckreich, ſollen nur aus vier Herren beſtehen, die den Himmel halten, unter welchem die heilige und von einer Taube aus dem Himmel herab gebrachte Oel-Fla - ſche, aus welcher die Frantzoͤſiſchen Koͤnige geſalbet werden, aus dem Kloſter St. Remigii nach der Stiffts-Kirche getragen wird. Doch iſt die gantze Hiſtorie ſehr zweiffelhafftig.

Equites Rhodienſes, v. Equi - tes Johannitici.

Equites Roſarii ſeu globulorum precatoriorum,

Die Ritter von Roſario, ſoll S. Dominicus geſtifftet, und ihnen das Roſarium der Mutter Gottes zu Ehren alle Tage zu beten auf - erleget haben. Sie tragen ein Lilienfoͤrmiges halb weiſſes und halb ſchwartzes Creutz, und mitten darinnen das Bild der ſeligen Jungfrauen von Roſario.

Equites divi Ruperti,

Die Ritter des heiligen Ruper - ti, hat der 1709 verſtorbene Ertz - Biſchoff zu Saltzburg Johannes Erneſtus, ein gebohrner Graf von Thun, zu Anfang des Seculi An. 1701 zu Ehren des heiligen Ruper - ti, als Stiffters und erſten Bi - ſchoffs des Ertz-Stiffts Saltz - burg, aufgerichtet, und die erſten Ritter aus Grafen und Freyher - ren, ſo in dieſem Ertz-Bißthum gebohren ſind, erwehlet.

Eqv

Equites S. Salvatoris,

Die Ritter des heiligen Salva - toris, wurden Anno 1118 wider die Mohren in Aragonien geſtifftet, und trugen auf einem weiſſen Ha - bit ein rothes Ancker-Creutz. Doch ſind ihre reiche Commenden, als man die Mohren aus Spanien vertrieben, und der Ritter nicht mehr benoͤthiget war, mit der Krone wiederum combiniret wor - den.

Equites Sepulchri Hieroſo - lymitani,

Die Ritter des heiligen Grabes von Jeruſalem, praͤtendiren bey nahe ein Apoſtoliſches Alter, ſind aber, wenn man die Sache genau unterſuchet, erſt 1110 aufgekom - men. Sie tragen ein weiſſes Kleid, und auf der Bruſt ein ro - thes Creutz, welches von vier klei - nern gleicher Farbe umgeben wird, und nach etlicher Meinung die fuͤnff Wunden unſers Heilandes vorbilden ſoll. Sie geloben die eheliche Keuſchheit, den Gehorſam, die Beſchirmung des Grabes und des Glaubens Chriſti, ſind auch verpflichtet, Allmoſen zu Erloͤſung der von den Unglaͤubigen gefange - nen Chriſten einzuſammlen. Jhr vornehmſter Sitz war vor dieſem zu Perugia in Jtalien, nachmals aber wurden ſie vom Pabſt Inno - centio VIII im Jahr 1484 den Jo - hannitern einverleibet. Dieſes aͤnderte Pabſt Alexander VI 1496 wiederum, und erklaͤrte ſich ſelbſt vor den Groß-Meiſter dieſes Or - dens, den Guardian aber der Fran - ciſcanorum Conventualium mach - te er zu ſeinem Vicario Generali, und dieſer hat die Macht entweder ſelbſt, oder durch die von ihm ver - ordneten Commiſſarios, Ritter zuY 3machen.Eqvmachen. Jn Engelland hatte Koͤ - nig Heinrich II ums Jahr 1174 dergleichen Ritter-Orden geſtiff - tet, und demſelben vortreffliche Guͤter eingegeben. Es waren die Ritter inſonderheit verbunden, zwey Jahr lang ſich zu Jeruſalem aufzuhalten, und das heilige Grab zu huͤten; es iſt aber dieſer Orden zugleich mit der Catholiſchen Re - ligion in Engelland erloſchen.

Equites Seraphini,

Die Seraphinen-Ritter in Schweden, ſoll Koͤnig Magnus II ums Jahr Chriſti 1334 geſtifftet haben. Man weiß aber von ih - nen nicht viel mehr, als daß den Rittern eine Kette von zuſammen geſetzten roth-emaillirten goldenen Seraphinen, und einem guͤldenen Patriarchal-Creutz, an welchem das Bild Chriſti in einem Oval gehangen, zugeeignet wird. Die - ſen Orden hat Koͤnig Carl der IX mit der Catholiſchen Religion ab - geſchaffet.

Equites ordinis Sinceritatis,

Der Orden de la Sincerité, iſt Anno 1705 von dem Marckgrafen von Bayreuth, Chriſtiano Erne - ſto, geſtifftet, und in das Ordens - Zeichen das Fuͤrſtl. Symbolum: Toujours le meme, ſemper idem, geſetzet worden, und ſoll die Or - dens-Capelle iederzeit bey der Evangeliſchen Religion unveraͤn - derter Augſpurgiſchen Confeßion bleiben und gelaſſen werden.

Equites Gallici Spiritus Sancti,

Den Ritter-Orden des Heiligen Geiſtes, hat Koͤnig Heinrich III in Franckreich 1579 am erſten Pfingſt-Tage geſtifftet, weil ihm dieſer Tag ſonderlich gluͤcklich ge -Eqvweſen, indem er an demſelben ge - bohren, zum Koͤnig in Pohlen er - wehlet, und auch an eben demſel - ben Koͤnig in Franckreich worden. Er wurde ſelbſt der Groß-Meiſter des Ordens, und ſolte das Groß - Meiſterthum, nach dem Exempel der Spanier, ſtets bey der Krone bleiben; ſo ſetzte er auch die Zahl der Ritter auf 100, ohne die geiſt - lichen und andere Ordens-Bedien - ten. Das erſte Hals-Band der Ritter beſtund aus roth emaillir - ten Lilien, die guͤldene Flammen von ſich warffen, und drey guͤlde - ne weiß-emaillirte Monogram - mata oder verzogene Buchſtaben hatten, ſo dem Verlaut nach auf ein gewiſſes Liebes-Verſtaͤndniß abgezielet. Jtzo aber beſtehet die Ordens-Kette, deren ſie ſich nur bey hohen Feſten und beſondern Ceremonien bedienen, aus unter - ſchiedenen Sieges-Zeichen, roth - emaillirten Lilien, wie auch mit dem darzwiſchen ſtehenden gecroͤn - ten und flammenden Buchſtaben H, als Anfangs-Buch ſtaben vom Nahmen des Stiffters, nebſt ei - nem unten daran hangenden acht - eckichten guͤldenen Creutz, in deſſen Mitten eine Taube, auf der an - dern Seite aber das Bild des hei - ligen Michaelis, der den Drachen unter die Fuͤſſe tritt, zu ſchauen iſt, weil nemlich eben dieſe Ritter auch zugleich Glieder des Ordens von St. Michael ſind. Jnsge - mein tragen ſie ietzt-bemercktes Ordens-Creutz an einem blauen Band von ſeidenem Mohr, wel - ches ihnen von der rechten Achſel nach der lincken Seite herab haͤn - get, und ordentlich le Cordon bleu geheiſſen wird, durch welche Benennung die Frantzoſen ſchlech - terdings den Orden des Heil. Gei -ſtesEqvſtes verſtehen. Jhr gewoͤhnliches Ordens-Feſt iſt der Neue-Jahrs - Tag, an welchem die Ritter in ei - nem langen mit Gold und Silber um und um von guͤldenen Lilien und Zweiffels-Knoten bordirten ſchwartzen ſammeten Mantel er - ſcheinen, welcher durchaus mit guͤldenen Flammen beſaͤet, und auf deſſen lincket Seite ein ſilber - nes acht-ſpitziges Creutz mit einer Taube geſticket iſt. Unter dem Mantel haben ſie eine Schaube von gruͤnem Silber-Stuͤck, mit ſilbernen Tauben bezieret, deren Unterfutter beyderſeits aus gelbem Oranienfarbenen Atlaß beſtehet. Der Ort aber, wo ſie zuſammen kommen, iſt die Auguſtiner-Kir - che zu Paris. An dem Neuen - Jahrs-Feſte 1705 hat der vorige Koͤnig Ludovicus XIV, die Zahl der Ritter mit vielen neuen Gliedern vermehret, und die Marſchallen de Gesvres, de Villars, de Har - court, de Chamilly, de Chateau - renault, de Vauban, de Roſen, und de Montrevel mit dem Cor - don bleu beehret. Der Marſchall de Catinat ſtund auch auf dieſer Rolle, er bedanckte ſich aber gegen den Koͤnig vor ſothane Ehre mit dem Vorwand, daß es ihm an den hierzu noͤthigen Adelichen Ahnen fehle, dergleichen ehemals der Marſchall de Fabert ebenfalls ge - than. Diß einige iſt noch dabey zu gedencken, daß, weil bey dieſer Promotion lauter Kriegs-Gene - rale den Orden des Heil. Geiſtes bekommen, ein gewiſſer Satyri - cus in einem netten Epigramma - te, die ſieghafften Alliirten erin - nert, ſie ſolten ſich kuͤnfftigen Feld - zug gar wohl vorſehen, denn es ſtuͤnde ietzo mit der Frantzoͤſiſchen Tapfferkeit gar auf einem beſſernEqvFuſſe, weil die Herren Feld-Mar - ſchalle allerſeits den Heil. Geiſt em - pfangen.

Equites Romani Spiritus Sancti,

Die Ritter des Heiligen Geiſtes in Saxia zu Rom, hat Pabſt Jnnocentius III Anno 1198 geſtiff - tet. Sie geloben die Keuſchheit, Armut und Gehorſam, nebſt dem Dienſt der Armen, weil in dem Hoſpital des Heiligen Geiſtes, ſo zu Rom bey der Kirche St. Maria in Saxia ſtehet, die krancken Pil - grimme, Haus-Arme und Find - linge von den Rittern verſorget werden. Sie tragen einen geiſt - lichen ſchwartzen Habit, auf dem - ſelben aber ein weiſſes zwoͤlffeckich - tes Patriarchen-Creutz, leben nach der Regel des heiligen Auguſtini, und haben auf die 100000 Gold - Guͤlden jaͤhrlichen Einkommens.

Equites ordinis Spiritus Sancti Siculi ſive juſti deſiderii,

Jn Sicilien hat Ludwig von Tarento, Koͤnig von Jeruſalem und Sicilien, den Ritter-Orden des Heiligen Geiſtes, 1353 geſtiff - tet, und fuͤhrten die Ritter auf ih - rem Habit dieſe Worte: Si Dieu plait, ward ſonſten auch zum rech - ten Verlangen genannt.

Equites Spiritus Sancti ſive columbani,

Die Ritter vom Heiligen Gei - ſte oder von der Taube, welche Johannes der I Koͤnig von Caſti - lien, 1390 zu Segovia geſtifftet, und ihnen zum Ordens-Zeichen eine aus guͤldenen Sonnen-Strah - len beſtehende Kette gegeben, an welcher eine guͤldene weiß-email - lirte Taube, mit einem rothen ge -Y 4genEqvgen die Erde ſtehenden Schnabel gehangen. Doch iſt dieſes Vor - haben nach des Stiffters Tode bald ruͤckgaͤngig worden.

Equites Stellati,

Die Ritter des Sternes, ſo Koͤ - nig Robert der Andaͤchtige in Franckreich Anno 1022 der Mut - ter Gottes zu Ehren geſtifftet, trugen einen Mantel von weiſ - ſem Damaſt, und auf der lincken Seite einen mit Gold ge - ſtickten fuͤnffeckigten Stern. Uiber dieſes hatten ſie zum Ordens-Zei - chen drey guͤldene mit Roſen un - terflochtene, und weiß und roth emaillirte Ketten, an denen ein guͤldener Stern hieng. Dieſer Orden wurde letztlich unter den fchlechteſten Soldaten und Edel - leuten gemein, daher hat ihn Koͤ - nig Carl der VII Anno 1487 ver - nichtet, und dem Hauptmann der Schaar-Wache zu Paris mit dem Bedinge ertheilet, daß er ihn kuͤnff - tig allein tragen, und deßwegen le Chevalier du Guet heiſſen ſolle. Er ward aber 1733 voͤllig ſup - primirt.

Equites St. Stephani,

Die Ritter des Heiligen Ste - phani zu Florentz, hat Cosmus der Groſſe dem Pabſt Stephano IX, welcher vorher Biſchoff zu Florentz geweſen, zu Ehren 1561 geſtifftet. Sie tragen ein roth Carmeſin mit Golde bordirtes achteckichtes Creutz auf der Bruſt, reinigen mit ihren Galeeren die See von den Tuͤrckiſchen Corſa - ren, convoyren die Toſcaniſchen Schiffe nach Franckreich, und ha - ben ihren Sitz zu Coſmopolis auf der Jnſel Elba, ingleichen zu Piſa; das Ordens-Feſt aber auf den 2 Aug. Der Groß-Hertzog von Flo -Eqvrentz iſt allezeit Groß-Meiſter von dieſem Orden.

Equites Tabulæ rotundae,

Die Ritter von der runden Ta - fel, ſind in Engelland geweſen, und ſoll ſie der Koͤnig Artus im VI Seculo geſtifftet haben, von welchen man in denen alten Ro - mainen viel lieſet.

Equites ordinis Temperantiae,

Der Orden der Maͤßigkeit, oder die Geſell - und Bruͤderſchafft des heiligen Chriſtophori, die auf An - geben eines Freyherrns zu Die - trichſtein unter dem Adel der drey Fuͤrſtenthuͤmer Steyermarck, Kaͤrnthen und Crain, um das Jahr 1517 wider das Fluchen und Volltrincken aufgerichtet worden, und ziemlicher maſſen floriret, auch Adeliches Frauenzimmer zu Geſell - ſchaffterinnen angenommen hat. Deſſen Mitglieder ſolten das Bild des heiligen Chriſtophori oͤffent - lich an ſich tragen, und ſich vor allen Laſtern, inſonderheit aber vor dem Laſter des Fluchens und Voll - ſauffens huͤten, wie ſie denn die Verbrecher dawider das erſte mal mit Geld ſtraften, zum zweyten mal aber aus dieſem Orden ſtieſſen. Es iſt aber dieſer Orden bald wieder verloſchen.

Equites Templarii,

Die Tempel-Herren, haben ſich ehemals in der Welt ſehr reno - mirt gemacht, weil ſie nach Ein - nehmung des heiligen Landes ums Jahr 1118 aufkommen, und ihren Nahmen daher gekriegt, daß Bal - duin der andere Koͤnig zu Jeruſa - lem einen Theil ſeines eigenen Pallaſtes, der an den Tempel Sa - lomonis ſtieß, ihnen zugeeignet. Jhr Habit war weiß, das CreutzaberEqvaber roth. Jhr Geluͤbde war eine ewige Keuſchheit nebſt der Beſchir - mung des gelobten Landes wider die Saracenen, und Bewirthung der Pilgrimme, die nach Jeruſa - lem kamen. Sie brachten in we - niger Zeit in die 40000 Commen - den an ſich, aus denen ſie jaͤhrlich uͤber zwey Millionen Goldes zo - gen. Solcher Reichthum mach - te ſie maͤchtig, ſtoltz, und bey ie - derman wegen vieler Laſter verhaſt, wannenhero ſie von Anno 1306 bis 1311 von Pabſt Clemens dem V und Koͤnig Philippo Pulchro in Franckreich, auf gar grauſame Art gaͤntzlich vertilget, ihre Guͤter aber theils den Landes-Herren, theils den Johannitern oder nach - mahligen Maltheſern, vom Pabſt zuerkannt worden.

Equites aurei Velleris,

Die Ritter des guͤldenen Vlieſ - ſes oder de la Toiſon d or, ſind unter die beruͤhmteſten des gantzen Erdbodens zu rechnen. Philip - pus Bonus, Hertzog von Burgund und Braband, der die 17 Nieder - laͤndiſchen Provintzen am erſten zuſammen gebracht, und einer der maͤchtigſten Fuͤrſten ſeiner Zeit ge - weſen, hat ſie 1430, oder nach der Flandriſchen Jahres-Rechnung Anno 1429 am Tage ſeiner dritten Vermaͤhlung, die er zu Bruͤgge in Flandern mit Jſabella, Koͤnigs Johannis I von Portugall Tochter gehalten, der heiligen Jungfrau Mariaͤ und dem Apoſtel Andreaͤ zu Ehren geſtifftet, in dem Abſe - hen, den Chriſtlichen Glauben zu befoͤrdern, und die von den Tuͤr - cken eroberten Laͤnder wiederum zu befreyen, wider welche er einen gewaltigen Heeres-Zug im Sinn hatte. Anfaͤnglich benennete erEqvnur 25 Ritter, nachmals aber 31. und Kayſer Carl V hat dieſe Zahl bis auf 51 erweitert. Die damah - ligen Hertzoge von Burgund, und nach ihnen die Koͤnige von Spa - nien, an welche die Erbſchafft ge - diehen, ſind Großmeiſter des Or - dens. Der Ordens-Habit iſt dreymal geaͤndert, die Kette aber beſtehet aus lauter guͤldenen Glie - dern, ſo Feuer-Steine und den Stahl, womit man Feuer zu ſchla - gen pfleget, vorſtellen. Unten haͤnget ein guͤldenes Lamm oder Vließ, mit der Uiberſchrifft: Pre - tium non vile laboris. Jm An - fang muſten die Ritter ſothane Kette taͤglich tragen, doch Kayſer Carl V uͤberhob ſie dieſer Unbe - qvemlichkeit, und verſtattete, daß man ſelbige nur an ſolennen Ta - gen anhaͤngen, und an deren ſtat das guͤldene Vellus oder Vließ an einem rothen oder guͤldenen Band tragen moͤchte. Allein es bleibet ihnen ſolch Ordens-Kleinod nicht erblich, ſondern es muß nach ei - nes ieden Tode wieder eingelieffert werden, wiewol niemand fuͤr deſ - ſen unvermutheten Verluſt hafftet, wenn etwa im Kriege oder durch andere unwidertreibliche Faͤlle ſel - biges verlohren gienge. Die Spa - nier aͤſtimirten erſtlich dieſen Or - den nicht hoch, weil die ihrigen aͤlter waren; allein Kayſer Carl V brachte ihn zum hoͤchſten Auf - nehmen, von deſſen Zeiten an nicht allein viel groſſe Fuͤrſten und Koͤ - nige, ſondern auch die folgenden Roͤm. Kayſer aus dem Ertz-Hau - ſe Oeſterreich ſelbigen getragen, und niemand damit beehren laſſen, als der von hoher Extraction, und gantz ungemeinen Meriten gegen die Oeſterreichiſchen und Spani - ſchen Haͤuſer geweſen.

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Equites ordinis Venatorii Wür - tembergicus,

Der Wuͤrtembergiſche Jagd - Orden, iſt von dem Hertzoge zu Wuͤrtemberg Anno 1702 geſtifftet, und Anno 1711 erneuert worden. Das Ordens-Zeichen iſt ein gol - den Creutz mit rothem Schmeltz - werck, und 4 goldenen Adlern in den 4 Ecken, zwiſchen den Spitzen aber iedesmahl ein Jagd-Horn. Jn der Mitten ſtehet ein rundes gruͤnes Schildlein, worauf ein goldenes W mit dem Hertzogs - Hute, und auf der andern Seite drey goldene Waldhoͤrner in ein - ander geſchlungen, wird an einem Handbreiten Ponceau-Bande von der lincken Schulter zur rechten Seite getragen, und auf dem Rocke an der lincken ein geſtickt ſilbern Creutze, darinne die Devi - ſe: Amicitiæ virtutisque fœdus. Die Anzahl der Ritter auſſer de - nen Fuͤrſtlichen Perſonen, deren Zahl nicht eingeſchrenckt, iſt von 24 Grafen und Herren, und ihre Zuſammenkunfft geſchiehet jaͤhrlich am 3 Nov. als am Tage St. Hu - berti, auf dem Fuͤrſtlichen Luſt - Schloſſe Ludwigsburg.

Equites divae Virginis in monte Carmelo,

Die Ritter unſer lieben Frauen vom Berge Carmel, ſo Koͤnig Heinrich der IV in Franckreich An. 1608 vom Pabſt Paulo V aufs neue beſtaͤtigen laſſen, ſind ietzo mit dem Orden des heiligen Laza - ri vereiniget. Es ward niemand als gebohrne Frantzoſen darein ge - nommen, und ihre Zahl belieffe ſich auf 100, welche verpflichtet waren, bey Krieges-Zeiten ſtets um den Koͤnig zu ſeyn. Der vo - rige Koͤnig Ludovicus XIV hatEqvdieſen Orden mit unterſchiedenen andern kleinen Orden vereiniget, und ſeit Anno 1673 das Großmei - ſterthum ſelbſt uͤber ſich genommen. Sie ſtreiten wider die Feinde der Roͤmiſchen Kirche, fuͤhren zum Ordens-Zeichen an einem braunen Bande ein achteckichtes violet far - benes Creutz, in deſſen Mitten das Bildniß der Mutter Gottes ſtehet, wie auch einen Mantel mit dergleichen Creutze, und haben uͤber dieſes die Inſpection uͤber die Lazarethe und auſſaͤtzigen Haͤuſer.

Equites divae Virginis Mon - teſienſis,

Die Ritter unſrer lieben Frau - en von Monteza im Koͤnigreich Valentia, ſind an ſtat der ausge - rotteten Tempel-Herren 1316 auf - kommen, dependiren von dem Or - den von Calatrava, geloben eheli - che Keuſchheit, und tragen ein ro - thes Creutz auf einem weiſſen Ha - bit.

Equites Zibethi, v. Equites Felis Zibethi.

Equitum magiſter,

War bey den Roͤmern ſo viel als der General-Lieutenant des Dictatoris, welcher von dieſem er - wehlet ward, und zwar eigentlich die Equites commandirte, allein doch uͤberhaupt in allen dem Di - ctatori aßiſtiren muſte, wo er deſſen Rath und Huͤlffe gebrauchte. Zum Zeichen ſeiner Hoheit hatte er 6 Li - ctores mit ihren Faſcibus, Prætex - tam, Sellam curulem &c. Ordent - licher Weiſe muſte er ein Buͤrger - meiſter oder Prætor geweſen ſeyn. Sein Imperium und Herrlichkeit daurete ein halb Jahr, als des Dictatoris ſeine. Wenn der Di - ctator gegenwaͤrtig war, com - mandirte er, wie geſagt, unterdem -Eqvdemſelben die Cavallerie; in deſ - ſen Abweſenheit aber hatte er das Commando uͤber die gantze Ar - mee.

Equuleus,

Der Steg auf beſaiteten Jnſtru - menten.

Equus, ſ. Pferd.

Equus vectigalis,

War bey den Roͤmern ein ſol - ches Pferd, welches von dem, ſo gemeine Guͤter gepachtet hatte, ſtat des Pachtes mit abgegeben ward, damit ſich deſſen derjenige bedienen konte, welcher ſein Pferd ohnedem von der Republiqve be - kam.

Erbach, ſ. Erpach.

Erbellen, ſ. Verbellen.

Ereſipele,

Das wilde Feuer, wovon die Pferde auch nicht befreyet ſeyn, ſondern oͤffters damit behafftet werden, wie die Roß-Artzeney - Buͤcher es bezeugen.

Ergot, ſ. Fluß-Gallen.

Erheben und Erniedrigen,

Wird von dem Baͤren geſagt, welcher bald in die Hoͤhe, bald auf die Erde ſiehet, um etwas zu er - fahren.

Erlegen,

Heißt bey der Jaͤgerey ein Stuͤck Wild umbringen oder faͤl - len, es geſchehe durch ſtechen oder ſchieſſen.

Erlen-Finck,

Nennet man den Zeiſig, weil er den Erlen-Saamen ſehr lie - bet.

Es

Erpach,

Ein Staͤdtgen an der Muͤbling in Francken, iſt die Hauptſtadt der Grafſchafft Erpach, welche zwi - ſchen den Unterpfaͤltziſchen, Heßi - ſchen und Mayntziſchem Gebiete liegt, wozu die halbe Herrſchafft Breuberg und einige Aemter von der Herrſchafft Bickenbach gehoͤ - ren. Die Reichs-Grafen von Er - pach beſitzen das Erbſchencken - Amt von dem Churfuͤrſtenthum Pfaltz, gehoͤren zu der Fraͤncki - ſchen Banck, und waren in die Grafen zu Erpach und Fuͤrſtenau eingetheilet, davon aber die erſte Linie 1731 abgeſtorben iſt. Sie haben im Wappen ein getheiltes Schild, welches oben roth, mit 2 ſilbernen Sternen und unten Sil - ber mit einem rothen Sterne, als das Stamm-Wappen der Grafen von Erpach; hernach zwey rothe Balcken im ſilbernen Felde, we - gen der Herrſchafft Breuberg, ſo ſie erheyrathet. Oben auf dem offenen Helm ſtehen zwey rothe und weiſſe Buͤffels-Hoͤrner, dar - zwiſchen zwey creutzweis geſteckte guͤldene Lantzen mit ſilbernen und rothgeſtreifften Faͤhnlein ſich praͤ - ſentiren.

Erwuͤrgen,

Wird bey denen Weidemaͤnnern genennet, wenn ein Wild weder erleget, noch gefaͤllet, ſondern durch Hunde gehetzet wird, ſo daß ſie dieſes umbringen.

Es,

Solte billig das mit einem b be - zeichnete e genennet werden, um es von dem rechten dis, dem Gebrau - che nach, zu unterſcheiden; das mit zwey b b bezeichnete e koͤnte man es es nennen.

Eſcache,
Eſc

Eſcache,

Ein Kappen-Mundſtuͤck der Pferde, ſo von dem Canon un - terſchieden, indem es mehr oval iſt, dahingegen das Canon oder Hollbiß gantz rund iſt, und gehoͤrt in weite Maͤuler.

Eſcapade,

Jſt eine widerwaͤrtige und un - gewiſſe Bewegung des Pferdes, welches allen Zumuthungen wider - ſtrebet, ungehorſam iſt, und lauter irregulaire falſche Spruͤnge macht.

Eſcaveſſade,

Heißt ein ſtarcker Zug, ſo mit dem Rucken des Kapzaum-Zuͤgels geſchiehet, das Pferd damit zu ſtraffen, wenn es mit dem Kopff ſchnellet, oder ſonſten der Fauſt widerſtrebet, damit es gelind und ſtet wird.

Eſchalotte,

Bedeutet das meßingene Blat oder Blechlein an dem Mundſtuͤ - cke der ſogenannten Schnarr-Re - giſter in Orgeln und Poſitiven, als der Poſaune, Trompete, Cornet und Regal.

Eſche, Eſchenbaum, Aeſche, Aſche,

Jſt ein Wald-Baum, welcher aller Orten, ſowol auf Bergen, als in der Ebene, in warmen und kalten Lande, befonders aber in denen ſumpffigten und waͤſſerigten Oertern, und inſonderheit da waͤchſet, wo er ſeine dicke und ſtar - cke Wurtzeln wohl auszubreiten Raum hat. Er wird zu einem geraden, ſtarcken und hohen Stamm, und treibet ſehr lange und Schnur-gerade Aeſte, hat lange und paarweis gegen einan -Eſcder uͤber gewachſene Blaͤtter, de - ren vier oder fuͤnff Paar an einem Zweige ſtehen, und an deſſelben Spitze mit einem eintzelnen Blate ſich gleichſam ſchlieſſen, welches Laub dem Nußbaͤumenem Laube faſt gleich kommet, aber um ein merckliches kleiner und ſchmalblaͤt - terichter iſt, und von dem Rind - Schaf - und Ziegen-Vieh trefflich gerne gefreſſen wird, weswegen man es zu doͤrren und denſelben im Winter vorzulegen pflegt. Die Bluͤthe iſt rauhhaͤrig, und von weiſſer Farbe, worauf laͤnglichte und oben zugeſpitzte Huͤlſen fol - gen, in denen der Saame, ſo ein kleiner Kern, faſt wie ein Haber - Koͤrnlein geſtaltet, verborgen liegt; dieſer iſt roth, hart, herbe und bit - ter, und wird in den Apothecken Lingua avis genannt, weil er faſt ſo geformet iſt. Das Holtz dieſes Baumes iſt ungemein zaͤhe, wie Leder, weiß, feſte und viel haͤrter, als Nußbaumenes, und wird da - hero nicht nur von den Wagnern ſtarck verarbeitet, ſondern auch von denen Tiſchern zu allerhand Haus-Geraͤthe, und weil es wegen der ſchoͤnen waͤſſerigten Adern oder Jahrwachſes, uͤberaus wohl ins Geſichte faͤllet, auch von dem Holtz - Wurm nicht angegriffen wird, gerne zu Austaͤffelung vornehmer Zimmer verbraucht. Dieſes Holtz giebt im Brennen einen guten Ge - ruch, brennet ſittſam und dampffet nicht ſehr, daher es in groſſer Herren Caminen gebraucht wird. So giebt es auch gute Kohlen, da - rinnen ſie faſt kein Holtz uͤbertrifft. Uiber dieſes werden demſelben ſo - wol den Blaͤttern und der Rinde, viele und faſt unglaubliche medi - cinaliſche Tugenden zugeſchrieben, welche man auf ihrem Werth undUn -EſcUnwerth beruhen laͤſſet; dieſes aber iſt gewiß, daß das Holtz die - ſes Baumes, wenn es zu rechter Zeit, nemlich im Fruͤhling, wenn das Laub vollkommen heraus im wachſenden Monden, abgehauen worden, von Natur die Krafft und Tugend habe, das Bluten zu ſtil - len, und eine friſche Wunde, wenn dieſelbe, oder auch nur die Waf - fen, damit die Verwundung ge - ſchehen, mit dieſem Holtze beſtri - chen, der Schaden aber nur mit friſchem Waſſer fleißig ausgewa - ſchen wird, nicht geſchwaͤren zu laſſen, ſondern auf das ſchoͤnſte auszutheilen, dahero es auch von den Chirurgis das Wund-Holtz ge - nennet wird. Man kan dieſes Holtz auch zu lebendigem oder Schlag-Holtze ziehen, da denn al - le zehen Jahre ein Gehau zum Ab - holtzen taugt. Wer es von Saa - men aufbringen will, muß ſolchen, wenn er abzufallen beginnet, ſamm - len, und vor Winters annoch ſaͤen, aber nicht tief unterbringen. Er lieget faſt ein gantzes Jahr, ehe er aufgehet, bevorab, wenn die Witterung ſelbiges Jahr nicht ſon - derlich zwiſchen Waͤrme und Feuch - te temperiret iſt, derohalben muß es wohl in acht genommen werden, damit der befaͤete Platz nicht mit Unkraut verwachſe, oder ſonſten Schaden dazu geſchehe. Wenn man die jungen Eſchen verſetzen will, muß man ſolches thun, ehe ſie allzu tief einwurtzeln, weil ſie auſſer dieſem, und wenn ſie zu lan - ge geſtanden, ohne Schaden nicht ausgehoben werden koͤnnen; die beſte Zeit hierzu iſt im Herbſt im zunehmenden Monden. Wegen ihrer ungemein ſtarcken Soͤmme - rung, werden ſie in Feldern und Wieſen nicht gerne gelitten, hinge -Eſcgen ſtehen ſie in Hecken und Alleen deſto beſſer; ſo laſſen ſie ſich auch, wegen ihrer Dauerhafftigkeit im Wetter ohne Schaden ſchneideln.

Eſchelle,

Hat in der Muſic zwiefache Be - deutung. Denn es iſt 1) die Scala muſica, das iſt, die Linien ſamt ihren Spatiis; worauf die Noten pflegen geſetzt zu werden; 2) ein aus 12 ungleichen Staͤben zuſam - men geſetztes u. in verſchiedene For - men rangirtes muſicaliſches Jn - ſtrument, welches mit einem klei - nen Stecken tractiret wird.

Eſclame,

Heißt ein Pferd, ſo aufgezogen, und einen aufgeſchuͤrtzten duͤnnen Leib hat, ſo eher einem Windſpiel gleichet, welches gemeiniglich nicht gar geſund, auch von keiner Daur iſt.

Eſcurial,

Ein beruͤhmtes Dorff 6 Meilen von Madrit, in Neu-Caſtilien, liegt an einem heßlichen Ort, gleichwol iſt es ein Koͤniglich ſchoͤ - nes Gebaͤu, wohin ſich der Koͤnig in Spanien des Jahrs dreymal zu begeben pflegt, daran Philippus II 27 Jahr gebauet und 150 Millionen Goldes darauf verwendet hat: Hat aber A. 1671 durch den Brand groſ - ſen Schaden gelitten. Es ſoll ſo praͤchtig geweſen ſeyn, daß es un - ter die Wunderwercke der Welt gerechnet worden, und haͤtten gar wol 4 Koͤnige darinnen ungehin - dert reſidiren koͤnnen. Es ſoll in allen gehabt haben 11000 Fenſter, 1400 Thuͤren, zu welchen die Schluͤſſel 27 Centner gewogen. Jn der Kirchen ſind abſonderlich 3 ſchoͤne Altaͤre zu ſehen, und vornuͤberEſcuͤber der Kirchen-Thuͤr ſtehen 6 Marmorſteinerne Bilder mit guͤl - denen Cronen und Scepter; in der Kirche ſind 8 Orgeln. Das Pult, darauf das Geſang-Buch liegt, iſt von Meßing, und ſoll 14 Centner wiegen. Jm Thurn han - gen 19 Glocken, ſo muſicaliter zu - ſammen ſtimmen. Sie geben ei - nen ſo lieblichen Klang von ſich, als ob 8 Choͤre in einander ſtim - meten. Der hohe Altar iſt ein aus dermaſſen ſchoͤnes Stuͤckwerck, von Jaſpis und Marmorſtein, und mit ſehr kuͤnſtlichen und koͤſt - lichen Tafeln gezieret. Jn der Sacriſtey ſiehet man den aller - koſtbarſten Kirchen-Ornat, ſo ſchier in Europa zu finden ſeyn mag. Das Bruſt-Gewand wird auf 50000 geſchaͤtzet. Das Koͤnigliche Begraͤbniß wird einem aus den 7 Wunderwercken der Welt vergli - chen. Die Materialien ſind von Alabaſter und andern koſtbaren Steinen. Diß Begraͤbniß haͤlt im Umkreis 113 Schuhe, in der Breite 36, und in der Hoͤhe 78. Es ſind in 6 unterſchiedenen Plaͤ - tzen 24 Graͤber von ſchwartzem Marmor, um darein ſo viel Coͤr - per zu legen. An einem andern Ort ſtehet ein Creutz von Loͤthigen Gold, in welches die ſchoͤnſten Perlen verſetzet, darunter 4 ſo groß ſind, als eine Muſcat-Nuß. Mehr wird ein Buch geſehen, mit Gold beſchlagen, ſo auf 4000 Du - caten geſchaͤtzt wird. Jtem geiſt - liche Lieder, ſo bey der Leich-Be - gaͤngniß Kayſers Caroli V ge - braucht worden, ſie werden auf 50000 Cronen geſchaͤtzt. Und diß iſt das Gebaͤu vor den Koͤnig und ſeine Leute. Das andere iſt vor die Muͤnche, ſo auch kuͤnſtlich er - bauet, deren an der Zahl 120 ſind,Eſpu. haben ein Einkommen von 30000 Cronen. Jn der Biblothec liegen uͤber 18000 herrliche Buͤcher ꝛc.

Eſel,

Ein bekandtes vierfuͤßiges Thier, welches an vielen Orten der Pferde Stelle in Tragung der La - ſten vertreten muß, und von wel - chen man, wenn nemlich Pferde und Eſel mit einander belegt wer - den, die Mauleſel erzielet. Jn Theſſalien, Arabien und in Pa - laͤſtina ſoll ſich eine wilde Art Eſel finden, welche geſchwinder oder doch dem Pferde gleich lauffen ſoll.

Eſels-Huf,

Heiſſet man an einem Pferde, wenn es einen hohen Huf und en - ge Ferſen hat. Dergleichen Pfer - de pflegen gemeiniglich Zwanghuͤ - fig zu werden, oder den Hufzwang zu bekommen, denen dahero die Waͤnde mit dem Wirck-Meſſer weit ausgeſchnitten werden muͤſ - ſen.

Eſhanché, cheval eshanché,

Jſt ein Pferd, welches ſich ſo ſtarcke Gewalt gethan an den Huͤff - ten, daß das Band, welches das Bein zuſammen haͤlt, von einander gegangen.

Eſpace, Spatium,

Jn der Muſic iſt der Zwiſchen - Raum zwiſchen den Linien in einem Syſtemate muſico.

l Eſprit du cheval,

Verſtand des Pferdes, iſt die Gelernig - und Aufmerckſamkeit, ſo die Abrichtung erleichtert, woraus zu ſchlieſſen, daß die Pferde auch einige Erkaͤntniß des guten und boͤſen etlicher maſſen theilhafftig ſeyn, welche in vielen Stuͤcken mitnatuͤr -Eſſnatuͤrlichem Verſtande in etwas einſtimmet, wie viele Exempel be - zeugen.

l Eſquines du cheval,

Des Pferdes Lenden, ſo bey ei - nem ſchwach, bey dem andern ſtarck ſind. Ein ſchwaches Pferd iſt dem Straucheln und Stolpern gemeiniglich unterworffen, und ein Pferd von ſtarcken Lenden defen - dirt ſich, mit ſpringen, ausſchla - gen, und aufbaͤumen, abſonderlich wenn es zu hart mit den Sporn angehauen, und ihme Urſach dar - zu gegeben wird.

Eſſayer un cheval,

Heißt ein Pferd unterſuchen, das iſt gleichſam ein Examen an - ſtellen, ob ein Pferd zugeritten, oder wie es dreßirt iſt? welches 1) aus deſſen Erhebung, Fuͤhrung und gleichem Maaß der Schenckel abzunehmen; 2) wie es ſich in ſei - ner Geſtalt und Bezeigung auf den Volten oder Linien befindet; 3) ob die Wendung oder Hand - wechſelung ſicher und wohlſtaͤndig ſey; 4) ob es alle Schulen, oder deren nur etliche verſtehe; 5) ob es terre terre oder in luͤfftigen Schulen und Spruͤngen unter - wieſen worden und dergleichen mehr.

Eßlingen,

Eine Reichs-Stadt am Neckar, eine Meile von Stutgardt, hat 4 groſſe und weite Vorſtaͤdte, allwo zu ſehen die Kirche zu S. Dionyſii, St. Mariæ. Kirche, das Rathhaus, der Hoſpital, worinnen ein acht - facher Keller ſtehet, und uͤber den Neckar-Fluß eine ſchoͤne ſteinerne Bruͤcke hat. Der Rath und die Buͤrgerſchafft ſind der Augſpurgi - ſchen Confeſſion zugethan, ieden -Eſtnoch ſind etliche Catholiſche Kloͤ - ſter darinnen: Von der Ritter - ſchafft in Schwaben iſt zu Eßlin - gen Anno 1374 die Woche nach Martini der zwantzigſte Turnier gehalten worden, wobey 3 Fuͤr - ſten, Pfaltzgraf Rupert am Rhein, Marckgraf Bernhard zu Baden, und Burggraf Friedrich zu Nuͤrn - berg, 20 Grafen, 34 Freyherren, 39 Ritter und 107 Edle erſchie - nen.

Eſſouriſſer un cheval,

Heißt den Pferd dem Knorpel ausſchneiden, den es in der Naſen hat, und Souris heißt, welcher verurſachet, daß das Pferd ſtarck ſchnauffen muß.

Eſtaffiers,

Nennet man diejenigen Perſo - nen, welche beſtellt ſind bey einem Carrouſel comique die Lantze, Ku - geln und Pritſche auszutheilen.

Eſtrac, cheval eſtrac,

Heißt ein Pferd, ſo einen ge - ringen Leib, enge Seiten, geſchloſ - ſene Rippen, und faſt weder Schlauch noch Bauch hat; ſo von keiner Dauer iſt.

Eſtrapade,

Die Widerſpenſtigkeit eines Pferdes, ſo ſich wider alle Zumu - thungen defendiret, und keinem Aviſo gehorſamen will, ſondern ſich vorne gerade in die Hoͤhe baͤu - met, und auf den hintern Schen - ckeln herum drehet, um den Reu - ter von ſich zu werffen; alſo wenn es vornen noch in der Hoͤhe iſt, daß es hinten mit groſſer Gewalt ausſchlaͤget, und die Croupe hoͤ - her kommt, als der Kopff, da - durch es mehr hinter ſich als vor ſich gehet, wovor der Seulen - Zwang gut zu gebrauchen.

Eſtra -
Eſt

Eſtrapaſſer un cheval,

Bedeutet ein Pferd abmatten, ſo ein Reuter daſſelbe allzuharte und unordentliche Schulen machen laͤſt, und lange darinne continui - ret, daß es dadurch alle Luſt, Kraͤff - te, Muth und Athem verlieret, welches durch das Wort Surme - ner angezeigt wird.

Eſtropier un cheval,

Heißt einem Pferde die Senn - oder Spann-Adern abſchneiden, und mit allem Fleiß laͤhmen, daß es niemanden mehr nutz ſey; das geſchiehet oͤffters im Kriege, da der uͤberwundene Theil, ehe er dem Feind ſolte ſeine gute Pferde wil - liglich uͤberlaſſen, ſie lieber verlaͤh - met.

Etalon,

Hengſt oder Beſcheller auf Stu - tereyen, den man zu den Stuten laͤſt, um Art von ihm zu haben. Dieſer ſoll von allen Erbſchaͤden frey ſeyn, und von allen laſterhaf - ten Maͤngeln nichts an ſich finden laſſen. ſ. Beſcheller.

Etenduë,

Jſt ſo viel als Ambitus, wovon oben.

Etoile, oder Pelote,

Jſt eine weiſſe Blaͤſſe, wie ein weiſſer Stern an der Stirn des Pferdes, ſind rund und auch laͤng - licht, welche oberhalb den Augen anfangen, zwiſchen denſelben her - ab gehen, und ſich allgemach in ei - ne Spitze verlieren, und etwan eine qver Hand unter den Augen auf - hoͤren.

Etoile de Lait,

Milchblaͤſſe, welche rundum das Maul einnimmt bis unter die Augen; wenn ſolche an einem dun -Etrckeln Fuchſen oder Rappen gefun - den wird, und ſolche Tinctur aus allzu vielem Schwefel entſpringt, ob es ſchon nicht gar ſchoͤn ſtehet, ſo ſind doch ſolche Pferde gemei - niglich friſche, gelernige und luſtige Pferde, auch von guter Staͤrcke und Humeur, haben auch gerne eine ſchoͤne Action an ſich; iſt aber dieſe Tinctur allein aus dem Sale, und wenig Sulphur dabey, ſo iſt ſie nicht viel werth.

Etourdiſſement de Tète,

Der Schwindel iſt, wenn die Pferde offtmals gaͤhlingen um und auf die Erde fallen, und ſol - cher Mangel hat ſeinen Urſprung im Haupte aus denen unordentli - chen Bewegungen, welche die blaͤ - ſtige Geiſter in demſelbigen Ort des Hirns erregen. 2) Wird der Schwindel auch verurſacht, wenn die Pferde zu ſehr erhitzet, oder etwan gar zu lange in engen Vol - ten herum getummelt werden, oder aber gar zu lange muͤßig ſtehen, und das Futter nicht verdauen koͤnnen.

Etramper maigre, étramper gras,

Das erſte heißt, dem Pferde das Eiſen zu nahe am Ende anſchla - gen; das andere aber, wenn es zu weit inwendig angehefftet iſt.

Etranguillon,

Straͤngel der Pferde, iſt eine Entzuͤndung der Lufft und Speiſe - Roͤhre, welche den Hals alſo ver - ſtopfft, daß das Pferd bey nahe weder athemen, eſſen noch ſchlu - cken kan. Sie hat ihren Urſprung aus den Daͤmpffen, ſo aus dem Magen in den Kopff ſteigen, aus hitzigen Materien und kalten Fluͤſ - ſen, ſo ſich mit dem Gebluͤt ver -men -Etrmengen, u. in die Gurgel, Schlund und Maͤuſe des Halſes herab fal - len, und dieſe machen, daß das Pferd nicht athemen kan, ſondern ſtarck roͤchelt.

Etre bien cheval,

Heißt zierlich zu Pferde erſchei - nen, da ein Reuter dem Pferde die Huͤlffen ſubtil geben, und nicht ſe - hen laſſen ſoll, damit man meinet, das Pferd ſey ſo wohl abgericht, daß es freywillig und von ſich ſelb - ſten gehe, und ſich tummele, wo - rin die Vollkommenheit beyder - ſeits beſtehet.

Etreſſir,

Sagt man von einem Pferde, das nicht weit genug gehet, noch gnug Erdreich einnimmet. Jtem das zu nahe an dem Mittelpunct der Volte koͤmmt.

Etrier,

Steigbuͤgel, iſt eine Stuͤtze fuͤr den Fuß des Reuters, von etli - chen kleinen runden Stuͤcken Ei - ſen zuſammen geſetzet, daß er fuͤr den Fuß gerecht iſt, und haͤnget an den Steigriemen: Auf dieſe Steigbuͤgel ſoll der Reuter im Trott nicht auf beyde zugleich tre - ten, ſondern unvermerckt auf ei - nem um den andern, wie das Pferd die vordern Schenckel niederſetzt, welches etwas ſchweres, und von den Jtalienern Tempo di Gamba genennet wird.

Etrivieres,

Sind die ledernen Riemen, an welche die Steigbuͤgel gehaͤngt ſind, ſo im Reuten gleich, und weder zu lang noch zu kurtz ſeyn muͤſſen, damit des Reuters Fuͤſſe feſt darinnen ſtehen und ruhen koͤn - nen.

Eul

Etroit, conduire un cheval étroit,

Jſt ſo viel geſagt, als ein Pferd gantz enge, und in kleinen Kreiſen nehmen, daß es nicht zu viel Erd - reich einnimmt, z. E. wann ein Pferd hartmaͤuligt iſt, muß man es étroit fuͤhren, ihm zuweilen die Fauſt geben und changiren.

Etroit de Boyau,

Wird von einem Pferde geſagt, ſo enge, platte, duͤrre, und ge - ſchlofſene Seiten wie ein Wind - hund hat, ſo nicht geſund, auch von keinem Vermoͤgen iſt.

Eule, Nacht-Eule,

Jſt ein Raub-Vogel, welcher nur bey der Nacht ſeine Nahrung ſuchet, und auf den Raub ausflie - get, bey Tage aber ſich ſtille und verborgen haͤlt. Es giebt deren verſchiedene Arten, welche mei - ſtentheils einerley Farbe, nemlich braͤunlicht mit weißlicht eingefaß - ten Federn, und an der Bruſt faſt wie die Habichte gefleckt ſind, alle aber einen groſſen und mit Federn ſtarck bewachſenen Kopff, groſſe fuͤrchterliche Augen, einen kurtzge - kruͤmmten Schnabel, und kurtzen Hals haben; die Bruſt iſt breit, der Schwantz mittelmaͤßig, doch eher kurtz als lang zu nennen, die Fluͤgel lang, und die Fuͤſſe, wel - che niedrig ſind, hat die Natur mit Klauen, wie die Habichts-Fuͤſſe begabet, damit ſie den Raub greif - fen koͤnnen. Die groͤſſeſte Gat - tung iſt der ſogenannte Uhu oder Schuhu, welcher an Groͤſſe dem Stein-Adler nicht viel nachgiebet. Dieſer hat auf dem Ruͤcken wenig oder nichts weißlichtes, ſondern iſt faſt gantz dunckelbraun, wie theils Habichte, an der Bruſt aber ſindRitter-Lexic. ZdieEuldie Federn falb, mit ſchwartzen Flecken eingeſprengt, hat hellglaͤn - tzende Goldgelbe Augen, und an beyden Seiten des Kopffes zwey von Federn zuſammen gewachſene Hoͤrner, oder gleich wie Ohren, ſpitzig in die Hoͤhe ſtehende Feder - buͤſche, einen gegen die aͤuſſerliche Figur zu rechnen, leichten und hagern Leib, aber dabey eine ſolche Staͤrcke, daß er einen Haſen mit ſeinen Faͤngen heben, und in der Lufft zu ſeinem Horſt forttragen kan. Er horſtet gerne an felſig - ten, klippigten Oertern, woſelbſt er in die Kluͤffte, damit er vor den Ungewittern geſichert ſeyn moͤge, ſeine Eyer, deren er uͤber zwey nicht ausbringet, auf bloſſen Bo - den leget. Er ziehet nicht weg, ſondern bleibet Winters-Zeit in ſeiner Revier, und raubet, was er bey der Nacht antrifft und be - maͤchtigen kan. Sie werden jung aus ihren Horſten genommen, und auf die ſogenannten Krahen-Huͤt - ten aufgeſtellet, Raben, Kraͤhen und andere Voͤgel damit anzulo - cken. Die mittlere Gattung, wel - che eigentlich den Nahmen Eule fuͤhret, iſt ohngefehr in der Groͤſſe eines Haus-Hahns, groͤſſer oder kleiner, nach dem Unterſchied ihrer Arten, welcher allein darin beſte - het, daß ſie nicht alle Ohren haben, noch gleicher Groͤſſe ſind. Sie le - ben ſieben bis acht Jahr, und iſt nichts an ihnen, als meiſtens Fe - dern, haben einen groſſen Kopff und kleinen Leib, ſind geſchleyert anzuſehen, wie ein altes Weib, mit groſſen Augen und krummen Schnabel. Sie thun in denen Faſan-Gaͤrten, und an wildem ſo - wol als zahmen Gefluͤgel, bey lan - gen finſtern und kalten Naͤchten, da man ihnen nicht auf den DienſtEvowarten kan, groſſen Schaden, bey Tage aber verſtecken ſie ſich in hoh - le Baͤume und Loͤcher, oder doch in dicke Aeſte, und druͤcken ſich hart am Stamm gantz geſchmei - dig zuſammen, weil ſie ſonſten, wenn ſie ſich blicken laſſen, von allen Voͤgeln nicht allein hefftig angeſchrien und verrathen, ſondern auch ſehr verfolget werden. Die - jenigen, ſo in alten Mauren und wuͤſten Gebaͤuden ſich aufhalten, pflegt man Stein-Eulen, die aber in hohlen Baͤumen wohnen, Horn - Eulen zu nennen. Die dritte und kleineſte Gattung, ſind die ſogenannten Kautze, welche einer - ley Geſtalt, Art und Natur, wie die Eulen haben, nur daß ſie um ein ziemliches kleiner und nicht groͤſſer, denn eine Taube ſind. Je - doch haben ſie auch nicht einerley Groͤſſe, ſondern ſind theils etwas kleiner, als die andern, welche zum Unterſchied Stein-Kautze genennet werden. Sie bleiben Winter - und Sommers-Zeit hier zu Lande, und halten ſich in wuͤ - ſten Gebaͤuden, und hohlen Baͤu - men auf; Jhre Nahrung iſt meh - rentheils Maͤuſe, welche ſie, gleich denen Eulen des Nachts ſu - chen, und weil auch zwiſchen die - ſen und allen andern Voͤgeln, eine ſonderliche Antipathie ſtecket, ſo werden dieſelbe, und zwar am be - ſten die groſſen Kautze, zu der Leim-Stange, Feld - oder Platt - Baum gebraucht, wormit die klei - nen Voͤgel herbey gelocket und ge - fangen werden. Sie werden hier - zu aus denen Neſtern gehoben, und jung auferzogen, weil ſich die Alten gar ſchwerlich fangen laſ - ſen.

Evolutio,

Heiſſet, wenn in einer muſicali -ſchenEvoſchen Compoſition die Stimmen oder Partien unter einander ver - kehrt werden koͤnnen, daß z. E. die Ober-Stimme unten, und die Unter-Stimme hingegen oben, ingleichen die Alt-Stimme in Te - nor, und dieſer in Alt, und dem - nach verkehrt zu ſtehen kommen, und dennoch ihnen an der Harmo - nie und Wohlklange nichts abge - het.

Evovae,

Ein erdichtetes Wort, welches aus den 6 Vocalibus, die ſich in den 2 Worten: Seculorum Amen, befinden, zuſammen geſe - tzet iſt; es wird nur in Muſica Chorali am Ende der Antiphonen gefunden, und aus den daruͤber geſetzten Noten der Pſalmen, In - troituum und Reſponſoriorum To - nus, das iſt, die Art und Weiſe, ſelbige anzufangen und zu endigen, erkannt.

Euphonia,

Der Wohllaut, Wohlklang.

Eurythmia,

Die Zierlichkeit und Schoͤnheit, welche in der Muſic aus den Zah - len entſtehet, wenn nemlich eine Melodie nach dem Numero wohl eingerichtet wird; dergleichen hauptſaͤchlich in den Frantzoͤſiſchen Pieces zu beobachten noͤthig iſt.

Exclamatio,

Eine rhetoriſche Figur, wenn man beweglich ausruffet, wird in der Muſic fuͤglich durch die auf - werts ſpringende Sextam minorem ausgedruckt. Man findet aber dreyerley Arten der Exclamatio - nen, deren die 1) eine Verwunde - rung, einen freudigen Zuruf oder einen aufmunternden Befehl ent -Exchaͤlt; bey dieſer Art iſt die Freude allemal die Haupt-Leidenſchafft, daher denn lauter lebhaffte und hurtige Moduli dabey gebraucht werden muͤſſen, abſonderlich aber groſſe und weite Jntervalle. Die 2) Art der Ausbruͤche oder Excla - mationen haͤlt alles Wuͤnſchen und hertzliches Sehnen in ſich, als Bitten, Anrufungen, Klagen, auch Schreckniß, Entſetzen u. d. g. Dieſe letztern erfodern eine Heftig - keit in der Melodie, ſo am beſten durch geſchwinde und hurtige No - ten auszudrucken ſtehet; das Seh - nen aber und die uͤbrigen Eigen - ſchafften haben die Betruͤbniß zur Mutter, und muͤſſen da nach Be - finden der Umſtaͤnde bald groſſe, bald kleine Jntervalle angebracht werden, iedoch herrſchet die Zaͤrt - lichkeit darinnen vorzuͤglich. Die 3) Art der Exclamationen gehet auf ein Geſchrey, ſo aus aͤuſſer - ſter Beſtuͤrtzung, Erſtaunen, und ſchrecklichen greulichen Vorfaͤllen entſtehet, welche den hoͤchſten Gipffel der Verzweifflung errei - chen. Weil nun hier lauter de - ſperates Weſen iſt, ſo muͤſſen auch lauter verwegene Jntervalle, die eine unbaͤndige Eigenſchafft wider einander haben, vorgebracht, und zu dem ruchloſen Geſchrey ein wuͤ - tendes Accompagnement gewehlet werden, wozu die Dactyliſchen Verſe und Klang-Fuͤſſe nicht un - beqvem ſind. Das meiſte koͤmmet hierbey auf die verſchiedene Ge - muͤths-Bewegungen und deren Kundſchafft an.

Excluſus ſonus,

Jſt in einer Triade harmonica der oberſte Klang, oder die Qvint, z. E. c, e, g.

Z 2l Exe -
Exe

l Execration d un cheval,

Die Verfluchung eines Pferds iſt eine boͤſe Gewohnheit, und ſuͤndlicher Gebrauch, ſowol von klugen als gemeinen Leuten, und ge - ſchiehet oͤfters, wenn es ſeinem Reu - ter nicht will folgen, ſich vom Stallknecht nicht ſtriegeln, aufzaͤu - men oder beſchlagen laſſen, da ſoll es gleich der Donner erſchlagen, der Teufel ſoll ihm den Hals zerbre - chen; deßgleichen thun auch die Fuhrleute auf den Straſſen, wenn ſie die armen Thiere aus Geitz uͤber - laden, und hernach die ſchwere Laſt-Wagen nicht aus dem Moraſt ziehen koͤnnen, ſo verfluchen und vermaledeyen ſie die edle Creatur (ſo dem Menſchen den meiſten Dienſt leiſtet) das unverantwort - lich iſt, denn der Gerechte erbar - met ſich auch ſeines Viehes.

Executio,

Wird in der Muſic die Auffuͤh - rung eines muſicaliſchen Stuͤckes genennet.

Exercitia,

Uibungen, darunter werden erſt - lich verſtanden die im Krieg ge - woͤhnlichen Exercitia der Solda - ten, da die Musqvetirer mit der Flinte oder Mousquet, die Gre - nadiers mit ihrem Granaden - Werffen, die Reuter mit Piſtol - Schieſſung, Gubernirung der Pferde, geſchwinden Auf - und Ab - ſitzen, Wenden und dergleichen, wohl umzugehen, angewieſen wer - den, und beſtehen vornehmlich die Kriegs-Exercitia in dieſen dreyen Stuͤcken, als 1) hurtig und geſchickt ſich zu wenden, 2) die Waffen recht zu fuͤhren und zu gebrauchen, und 3) die Ordnung zu halten. Die Geſchicklichkeit des Leibes im Wen -Exeden bringet die ſtetige Arbeit und vortheilhafftige Uibung; die Waf - fen recht zu fuͤhren, richtet man ſich nach der Zeit und Gelegen - heit, wie auch nach der Abſicht auf den Feind, den man vor ſich hat, und nach den Waffen, welche der - ſelbe gebrauchet: Die gute Ord - nung begreifft in ſich, wie man ſich in Ordnung ſtellen, Glieder und Reihen halten, oͤffnen und ſchlieſſen, marchiren, ſtill ſtehen, hinter oder vor ſich gehen, rechts oder lincks umwenden, mit dem Feind treffen, denſelben verfolgen, oder zuruͤck weichen ſoll, und was dergleichen mehr iſt.

Exercitia,

Adelmaͤßige, Ritterliche Exer - citia, laſſen ſich in ſolche, die theils zum Krieg, theils zum Hof-Leben dienlich ſind, eintheilen. Jene begreiffen in ſich alle die Exercitia zu Pferde, als nach dem Ring - und Kopff-Rennen, Scheiben - Schieſſen, einen guten Reuter ab - zugeben, zu Fuß einen guten De - gen zu fechten, Piqve und Fah - nen zu ſchwingen, zu voltigiren, zu ringen, den Jaͤger-Stock zu ſpielen ꝛc. Die zum Hof - und ci - vilen Stand gehoͤrige, ſind Tan - tzen, Ball-Spielen ꝛc. von wel - chen allen insgeſamt unter ihrer ei - gentlichen Benennung mit meh - rern gehandelt wird. voyez Cava - lierement ſtudiren.

Exercitium,

Eine Bewegung, da der Leib Geſundheit halber beweget und geuͤbet wird, und zwar iſt ein ſol - ches Exercitium dreyfach, als 1) da wir durch andere, als etwa von Pferden im Reuten, oder zu Wa - gen und auf dem Schiff, beweget werden; 2) wann wir uns zu -gleichExtgleich durch andere eine Bewe - gung machen, gleich wie im Fech - ten geſchicht; 3) wenn wir uns al - lein im Spatziergehen, Kegelſchie - ben ꝛc. zu einem dreyfachen Zweck bewegen, als um uns warm zu machen, einen Schweiß zu erwe - cken, und die Reſpiration zu ver - beſſern.

Extravagances des chevaux,

Nennet man alle diejenigen Ungelegenheiten, die von einem boshafftigen Pferde herruͤhrenExtkoͤnnen, welches, wenn es erzuͤrnet, deſperat wird, zu Boden faͤllt, und ſeinen Reuter leicht in Gefahr ſtuͤrtzen kan. Alle dieſe Ungele - genheiten moͤgen ſchwerlich ver - mieden werden, als durch gnugſa - me Kunſt und Wiſſenſchafft und ſatſames Urtheil der Vernunfft, dadurch ſich der Reuter in dieſen Gefaͤhrlichkeiten alſo maͤßige, daß er, wo es von noͤthen, ſich friſch und bereit oder auch kaltſinnig er - zeige, um das Pferd durch aller - hand Mittel zu gewinnen.

F.

F

F oder f, bedeutet in der Mu - ſic, wenn es uͤber oder unter einem muſicaliſchen Syſtemate befindlich, ſo viel als forte, das iſt, man ſolle ſtarck ſingen oder ſpielen.

Fa,

Dieſe vierte von Guidone Aretino ausgefundene Muſic-Sylbe wird in der Scala naturali im f und c, und in der Scala b mollari im b ieder Octav gebrauchet. Fa fictum, wird von allen den diatoniſchen und chromatiſchen Clavibus geſagt, welche an des natuͤrlichen oder or - dentlichen Fa Stelle zu ſtehen kommen.

Faber ferrarius,

Ein Grob-Huff - und Waffen - Schmied genennet, zum Unter - ſcheid der Gold - u. Klein-Schmie - de, der Schloͤſſer ꝛc. haben gute Geſetze und Ordnungen, ob ſie ſchon mit keinem Geſchencke verſe - hen ſind. Stat eines Meiſter - ſtuͤcks muͤſſen ſie 4 Hufeiſen zu ei - nem Pferde, ſo ihnen etliche malFabvorgeritten wird, nur allein nach Beſchauung der Hufe, ohne die - ſelben zu beruͤhren, dem bloſſen Augenſchein nach verfertigen, und ſodann aufſchlagen, wobey ihnen auch der geringſte mit unterlauf - fende Fehler ſehr hoch aufgemu - tzet, ja wohl gar das Meiſterſtuͤck verſaget wird. Und weil ſie auch Cur-Schmiede heiſſen, ſo iſt es nicht genug, daß ſie ein Huf-Ei - ſen (ohne die Pferde zu vernageln) wohl aufſchlagen koͤnnen, ſondern es wird auch von einem guten Schmiede erfodert, daß er vor al - len ein guter Roß-Artzt ſey, und die Pferde zu rechter Zeit mit Aderlaſſen und Purgiren von vie - lerley Maͤngeln und gefaͤhrlichen Zuſtaͤnden zu befreyen, auch al - lerley bewaͤhrte Roß-Pulver, Horn-Heil - und andere Salben, mancherley Einguͤſſe und Umſchlaͤ - ge, theils in Bereitſchafft habe, theils auf benoͤthigten Fall ſelbſt zu machen, oder auch zum wenig - ſten anzugeben wiſſe. Ein guterZ 3Cur -FacCur-Schmidt wird von hohen und niedrigen aͤſtimiret.

Fach,

Bedeutet, wenn in einem Or - gel-Regiſter, als in der Mixtur und Cymbal, etliche Pfeiffen auf einem Clave ſtehen, und ſich mit einander zugleich hoͤren laſſen.

Fackel-Jagd,

Auch Abend-Jagd genannt, iſt wenn man zu Winters - oder Herbſt-Zeit bey Nacht, wenn kein Monden-Schein, und der Haſe aus dem Holtze aufs Feld gegan - gen iſt, ein Netz vor das Holtz ſtellet, und auf ieder Seite einen Fluͤgel ziehet. Hinter ſolches Netz ſtellet der Jaͤger die Bauren mit Pruͤgeln, und etwan eine Viertel-Stunde vor dem Netze, noch andere Bauren, deren ieder eine Stroh-Fackel, brennende Lun - te oder Schwefel in der Hand hat, und wenn der Jaͤger mit dieſer Anſtellung der Bauren fertig, zuͤn - det er ſeine Fackel an, ſchreyet und lauffet nach dem Netze und Holtze zu, deßgleichen auch die Bauren thun muͤſſen; wenn nun der Haſe dieſes hoͤret, eilet er nach dem Holtze, laufft aber daruͤber ins Netz, und die hinter daſſelbe ge - ſtellte Bauren ſchlagen ihn mit ihren Pruͤgeln zu tode. Auf dieſe Weiſe werden gemeiniglich die Holtz-Haſen gehaſchet, welche ſich beſtaͤndig im Holtze aufhalten, und meiſtens ſchon alt ſeyn, die der Hetze etliche mal entkommen, und den Jaͤger mit dem Hunde ſcheuen. Dieſe pflegen zur Herbſt-Zeit des Nachts nach dem Kraute, und Winters-Zeit auf die gruͤne Saat heraus zu kommen, da ſie dann auf vorher gemeldete Weiſe gefan - gen werden.

Faͤu

Faͤhriger Wald,

Wird in der Foͤrſterey ein jun - ges Gehauich oder junger Hau genennet, welcher zwar abgehauen worden, aber allbereit dergeſtalt wiederum erwachſen iſt, daß das Wild und Vieh an denen jungen Baͤumen die oberſten Sproſſen nicht mehr erreichen und abfreſſen kan.

Faͤhrte,

Wird das Gemercke oder die Spur genennet, welche ein Baͤr, Hirſch, Schwein, oder anderes Stuͤcke von dem groͤſſeren Wild - pret mit ſeinem Tritte auf dem Erdboden macht, und woraus de - ren Geſchlecht, Groͤſſe, Staͤrcke und Alter von den Jaͤgern judici - ret werden kan. Eine Wieder - Faͤhrte wird genennet, die von ei - nem Stuͤcke Wild im Zuruͤckgehen gemacht wird. Wie die Faͤhrte bey iedem Wilde beſchaffen, und was ein iegliches vor Zeichen in ſeiner Faͤhrte gebe, iſt allezeit behoͤ - rigen Orts mit angefuͤhret.

Faͤllen,

Heißt in der Jaͤgerey, ein Wild auf der Jagd erlegen oder toͤdten.

Faͤnge,

Nennen die Weidemaͤnner die die groſſen Zaͤhne eines Wolfes, Baͤren, Dachſes, Fuchſes und Hundes, welche ihnen vor den an - dern weit hervorragen.

Faͤule,

Jſt eine von denen Kranckhei - ten, womit die Staͤmme derer Obſt-Baͤume zuweilen behafftet ſind. Es zeiget ſich ſolche an der Rinden, wenn nemlich dieſelbe dadurch beſchaͤdiget iſt, und kan mit Kaͤlber-Blut und Kuͤh-Miſt,daFagda der Baum im abnehmenden Monden damit beſtrichen wird, oder auch mit ſpitzigen Wegerich in Eßig geſotten; item, mit Er - den, ausgebranntem Ofen-Leimen, worunter ein wenig Qveckſilber vermenget, und nachmals um den Baum herum geſchlagen, geheilet werden.

Fagot, Fagotto,

Hat ſeine Benennung von dem Zuſammenſetzen der aus zwey aus einander zu nehmenden und aus Holtz beſtehenden Haupt-Stuͤcke, welche das Corpus der Laͤnge nach ausmachen, iſt ſonſt eben das, was Baſſon. Choriſt-Fagot heiſſet, wo der untere Clavis C iſt. Jm Doppel-Fagot iſt er F, unter die - ſem groſſen C, und heißt deßwe - gen Qvint-Fagot. Gehet aber ein ſolcher Fagot nur bis G, unter dem groſſen C, ſo heißt er ein Qvart - Fagot. Jener kan in cantu B molli, dieſer in duro am beſten gebrauchet werden. Jn den Or - geln iſt auch ein Regiſter, ſo Fa - got heißt, von acht Fuß Ton; ein Schnarr-Werck, mit einem gleichaus weiten Corpore, das groͤſte von vier Fuß in die Laͤnge.

Fahnen-Schwingen,

Jſt ein Exercitium, auf wel - ches vor dieſem, ſonderlich bey Aufzuͤgen und Paradiren, groſſen Solennitaͤten, in Stuͤrmen und Scharmuͤtzeln, ſehr viel gehalten worden, wiewohl es nach der Zeit dermaſſen ins Abnehmen ger[a]then, daß es heutiges Tages faſt nicht mehr, als nur in etlichen Buͤrger - Aufzuͤgen geuͤbet, auf etlichen Fecht-Boͤden noch gewieſen, und von denen ſogenannten Klopff - Fechtern fuͤr Geld praͤſentiret wird, welche denn auch gemeinig - lich gar viel ſonderbare StuͤckeFaiund Lectiones mit den Fahnen zu machen wiſſen. Die hierzu ge - brauchten Fahnen muͤſſen nicht all - zuſchwer und in rechter Propor - tion abgetheilet ſeyn, alſo daß der Handgriff, in welchen Bley ein - gegoſſen, bis an die Stelle, wo - ſelbſt der Taffent an den Fahnen - Stock angenagelt wird, ſo viel waͤge, und juſt das Mittel der Schwere mit dem uͤbrigen Stock - Ende und angenagelten Taffent ſey.

Fahren,

Sagt man vom Haſen, wenn er auf dem Hintern fortruſchet.

Faire, un cheval qui fait ſes Leçons tout ſeul,

Sagt man von einem Pferde, ſo ſeine Schulen ledig und gantz allein machet; worzu ihm aber der Reuter nach folgende Huͤlffen giebt, als 1) im Schritt haͤlt er ihm die Spießruthe vor den Kopff; 2) im Trab ſchwencket er ſolche in der Lufft, das Pferd zu ermuntern; 3) im Galop hilfft er ihm mit der Ruthe an der vordern Koͤthe oder Schenckel; 4) in Courbetten an der Bruſt; 5) im Radop haͤlt man die Croupe mit der Cham - briere einwerts; 6) in Courbetten trifft man ihm an die vordern beyden Feſſel; 7) zu den Ca - priolen hilfft man ihme hinten mit dem Spor-Stab zum ſtreichen; 8) zum Setzen oder Springen uͤber eine Stange forcirt man es mit der Peitſche ꝛc.

Faire gain,

Heißt beym Pferde-Kaͤuff Be - ſchores machen, das geſchiehet meiſt von Unterhaͤndlern, welche von Kaͤuffer und Verkaͤuffer Geld annehmen, und einen offt anfuͤh - ren helffen, ſo ein unerlaubter Juden Streich iſt.

Z 4Faire
Fai

Faire metier,

Heißt abgeben, daher ſagen die Frantzoſen: II ſeroit meilleur Ca - valier table, qu en Campagne, er gebe einen beſſern Reuter zu Tiſch, als im Felde ab; das iſt dieſer Reuter ſitzet krumm und pu - ckelicht zu Pferde, haͤlt keine Po - ſtur, und erſcheinet in der Men - ſchen Augen gantz veraͤchtlich.

Faiſan, ſ. Faſan.

Falcade,

Jſt eine Action der Ancken und der hintern Schenckel, die ſich ſehr tief biegen, wenn man das Pferd verhaͤlt, das es gerade oder Sei - ten-Saͤtze macht, wie im Radop geſchiehet. V. Falquer.

Falcinellus ſive Falcata,

Jſt ein Reiger-Art, oder ein Vogel, der ſo groß iſt und geſtal - tet, wie ein gemeiner Reiger, ſein Leib iſt mit ſchoͤnen Federn bede - cket, die beynahe gantz gruͤne ſind, mit roth vermiſcht, der Kopf und der Hals ſind dunckel und weiß, mit einigen ſchwartzen Flecken. Der Schnabel iſt laͤnglicht duͤnn, und wie eine Sichel formiret, da - her auch ſeine Titel entſtanden. Seine Beine ſind etwas lang und die Fuͤſſe geſpalten.

Falciren, ſ. Quarte coupée.

Falck,

Jſt einer von den edelſten Raub-Voͤgeln, welcher auf be - ſondere Art von den Menſchen der - geſtalt gezaͤhmet und abgerichtet werden kan, daß er nach ſeines Herrn Willen in freyer Lufft ande - re Voͤgel oder Thiere greiffet, bey demſelben, ſeiner vorigen Freyheit vergeſſend, ſich iederzeit wieder einſtellet, und das gefangene Wildpret uͤberbringet. Die Fal -Falcken ſind nicht allein nach der Lan - des-Art und mancherley Raubes, ſondern auch an Geſtalt, Farben und Federn ſehr unterſchieden, in - dem einige groß und lang, andere dagegen kurtz und dicke, einige braun, einige gelb, andere grau oder blond zu finden. Die Fal - cken auf dem Lande und im Ge - birge haben gelbe Haͤnde, dage - gen haben die, ſo an der See-Kuͤ - ſten oder am Strande ſich auf - halten, und von Tauchern oder andern Waſſer-Voͤgeln ſich neh - ren, etwas gruͤnlichte. Jm er - ſten Jahre werden einer ieden Art Falcken fuͤnf unterſchiedliche Nah - men beygeleget: Nemlich Niais, wenn er in der Gegend, da er ge - hecket iſt, oder nach ſeinem erſten Ausfluge, welcher im Majo ge - ſchiehet, gefangen, oder aber aus dem Neſte gehoben worden, da er ſeinem Nahmen nach, noch ein - faͤltig, tumm und laͤppiſch gewe - ſen. Wenn er im Junio, Julio und Auguſto gefangen, und alſo im Sommer ſchon begierig und hurtig worden, heiſſet man ihn Gentil. Vom September bis in December nennet man ihn Paſſa - gier, einen Fremden oder Land - ſtreicher, welcher des Herbſts ſei - nen Zug halt, wird er aber jaͤh - rig, ſo wird er Antanaire oder Antenido genennet, dieweil er wie - der zuruͤck flieget, und das erſte - mal zu niſten vermeinet, ob er gleich noch nicht vermauſet hat; nach dem Vermauſen aber heiſſet er endlich Hagard, weil er, wenn er alsdenn erſt gefangen wird, ei - genſinnig, wild, und daher uͤbel zu zaͤhmen iſt. Die bekannteſten Arten der Falcken ſind folgende: Der

Sacre oder Sacker-Falck (Groß -Falck)FalFalck) welcher aus Jrrland und Podolien, auch aus der Tar - tarey, Cypern und Candia zu uns gebracht wird, hat einen klei - nen und oben flachen Kopff, einen kurtzen und ſtarcken Schnabel, groſſe weite eroͤffnete Naſen-Loͤ - cher, runde und helle Augen, ei - nen langen und ſtarcken Hals, breite Bruſt und Ruͤcken, groſſe Fluͤgel-Bogen, lange Schenckel, groſſe knorrichte Fuͤſſe, ſchwartze ſcharffe Klauen, und einen langen Schwantz. Er iſt von wider - ſpenſtiger tuͤckiſcher Art, dahero man auch groſſe Gedult mit deſ - ſen Abrichtung haben muß, weil er aber ein arbeitſamer ſtarcker Vogel iſt, ſo braucht man ihn, Kraniche, Reiger oder Reiher, wilde Gaͤnſe, Rehe und Haſen da - mit zu baitzen. Wenn man ihrer zween zuſammen auf eine Stange ſtellet, ſo werden ſie bald zahm. Der

Lanier oder Schwimmer iſt zwar auch tuͤckiſch, aber darbey von groſſer Geſchwindigkeit, und ſehr gut zum Haſen-Baitzen, muß aber wohl abgetragen werden, ehe er zahm wird. Er liebet die Hunde von Natur, und folget ihnen ger - ne nach. Man faͤnget ihn mei - ſtens in Sicilien, da er auf hohen Baͤumen und Felſen horſtet. Jn unſerm Deutſchland wird er der Schwimmer genannt, weil er im Fliegen ſich gleichſam, wie einer, der im Waſſer ſchwimmet, zu be - wegen pfleget. Der

Ger-Falck, Gerfaut, iſt etwas klei - ner, als ein Adler, iedoch groͤſſer, als ein Habicht, und kan als einer von denen wackerſten und ſtaͤrck - ſten Voͤgeln wegen ſeines ſchnellen Fluges und hohen Steigens vor - trefflich zur Reiger-Baitze gebrau -Falchet werden. Er kommt aus Jrr - land und Norwegen, und achtet der kleinen Voͤgel nicht, ſondern ſtoͤſſet nur die groſſen, als Kra - niche, Schwanen, Reiger, Trap - pen ꝛc. doch giebt es auch einige darunter, die ſich auf die Rebhuͤner gut abrichten laſſen. Der

Alphanet, welcher aus der Barba - rey kommt, wird unter allen Fal - cken vor den luſtigſten und ſchoͤn - ſten Vogel gehalten, und zur Ha - ſen - und Rebhuͤner-Baitz abgerich - tet. Er iſt gemeiniglich blond von Federn, und ſteiget ſehr hoch, daß er bey hellem Wetter kaum zu ſe - hen, und ob er ſchon mehrentheils kleiner iſt als der Lanier oder Schwimmer, ſo findet man iedoch etliche ſo groß als die Sacker-Fal - cken, welche ſehr gut, und ſich zu allerhand Weidwerck gebrauchen laſſen. Der

Berg-Falck hat eine runde Bruſt, kurtzen Leib und langen Schwantz, ſtarcke und ſehr gelbe mit ſcharffen Faͤngen begabte Haͤnde. Auf dem Ruͤcken und auſſerhalb den Fluͤgeln iſt er Aſchen-grau, welche Farbe aber ie laͤnger ie lichter, und nach - dem er ſich vielmal gemauſet, im - mer zu gelb-faͤrbiger wird. Er iſt gar wilder Art, und faͤnget nur die groſſen, aber keine kleine Voͤ - gel. Der

Hager-Falck iſt nicht groß vom Lei - be, und nicht viel groͤſſer als ein Sperber, aber gar ſtarck und mu - thig, hat einen breiten Kopff, feu - rige Augen, einen kurtzen Hals, ſehr lange Fluͤgel, ſtarcke Kno - chen und kurtze Beine, welche ausſehen, als ob ſie ſchuppicht waͤren, wie eine Schlange oder Eydexe ſeyn mag. Dieſer Falck, welcher ſein Neſt auf hohe und faſt unerſteigliche Felſen macht, iſtZ 5leicht -Falleichtlich abzurichten, und gut mit ihm umzugehen. Sein Raub ſind mehrentheils groſſe Voͤgel, als Reiger, Kraniche, wilde Gaͤnſe und dergleichen. Der

Kohl-Falck iſt vom Leibe etwas kuͤrtzer als der Berg-Falck, hat ei - nen groſſen Kopff, lange Schwin - gen, und dergleichen Schenckel, kurtze Fuͤſſe und kurtzen Schwantz, auſſen an demſelben ſowol, als an den Fluͤgeln, iſt er gantz ſchwartz - braun, an der Bruſt aber ſchwartz geſprenget, und hat unter den Au - gen ſchwartze mit dunckel-brauner Farbe ſchattirte Maaſſen oder Fle - cken. Der

Weiſſe Falck iſt gegen dem vori - gen mit vieler weiſſer Farbe ge - ſprenget und vermenget, hat auch groͤbere Fuͤſſe und Knochen als derſelbe, und wird aus den mitter - naͤchtigen Laͤndern zu uns gebracht. Der

Rothe Falck wird alſo genennet, weil er in Ausſtreckung ſeiner Fluͤ - gel eine dunckle Roͤthe zeiget, und was ſonſt an andern Falcken weiß - fleckigt, das iſt an dieſem roth mit ſchwartz geſprenget. Dieſer Falck iſt etwas kleiner als die vorigen, doch ſtarck an Klauen, Schnabel und Fuͤſſen, auch ſchnell im Flug, welches er iedoch nicht lange aus - halten kan. Der

Baum - oder Lerchen-Falck iſt zwar ein kleiner, iedoch ſchoͤner und hertz - haffter Vogel, der ſich aber nim - mermehr zum Baitzen abrichten laͤßt. Zum Lerchen-Fang hinge - gen iſt er trefflich wohl zu gebrau - chen, denn wenn man ihn nur in der Mauſe-Zeit der Lerchen, das iſt, zu Ende des Auguſti auf der Hand traͤgt, und wenn die Lerchen auffliegen, denſelben etwas in derFalLufft flattern laͤſt, ſo werden die Lerchen ſo furchtſam, daß ſie gleich zur Erden fallen, und ſich faſt mit den Haͤnden greiffen laſſen, mit - hin durch den Tiraſſe oder Haar - Schlingen gar leichte gefangen werden koͤnnen. Von dem Blau - Fuß und Sperber, ſo gleichfalls Falcken-Arten ſind, iſt unter ihrer ſpecialen Benennung gedacht. Aus denen vielerley Arten der Falcken entſtehen manchmal Baſtarte, wenn ſie ſich in der Brunſt-Zeit vermiſchen, welche iedoch offtmals zum Baitzen gar wohl zu gebrau - chen ſind. Die Falcken faͤnget man auf unterſchiedliche Arten, und zwar, wie alle andere Raub - Voͤgel, mit aufgerichteten Gar - nen, Waͤnden, Rinnen, Schleif - fen, Leim-Ruthen ꝛc. und Ha - bichts-Faͤngen. Wenn man jun - ge Falcken ausnimmet und aufzie - hen will, muß man ihnen allezeit friſches Fleiſch von jungen Tau - ben und Wald-Voͤgeln geben, das nicht uͤber einen Tag alt ſey, die - ſelben aber damit nicht uͤberladen, und ſie alſo neun Monat alt wer - den laſſen, ehe man ſie auf die Hand ſitzen laͤſſet. Wenn man ſie zum Aufſitzen gewoͤhnen will, muß man ſie erſt auf Stangen und Aeſten von Baͤumen aufſitzen lernen; hernach werden ſie durch langwieriges Wachen, welches ſie zahm und kirre machen muß, zum Hauben-Tragen, und folgends zum Luder und auf Weidwerck ge - woͤhnet, indem man ſie ins Feld nimmt, und ihnen daſelbſt aller - ley Thiere zeiget, darauf ſie ſollen abgerichtet werden. Das Baitzen mit dieſen Voͤgeln geſchiehet fol - gender Geſtalt: Man reitet, in - dem der Falcke verkappt auf der Hand ſitzet, auf die Refier, undhatFalhat kleine Spuͤr-Hunde bey ſich, wenn nun dieſe was auftreiben, ſo macht man dem Falcken das Geſichte frey, und wirfft ihn auf den Raub zu, auf welchen er in einem Bogen-Schuſſe zuſtoͤſſet; ſo bald er etwas gefangen, ſo ſe - tzet er ſich nieder, und laͤſſet ſich von dem Falckenier den Raub mit guter Manier abnehmen, der ihm denn alſobald etwas vom Geaͤſe giebet. Wenn der Falcken Mau - ſe-Zeit iſt, das iſt, wenn ihnen die alten Federn ausfallen, und neue dafuͤr wachſen, welche gemeinig - lich zu Ende des Mertzen ihren Anfang nimmet, ſo muß man ih - nen kurtz vorhero in Baum-Oel genetztes Schaaf-Fleiſch, das in friſchem Waſſer ein wenig abge - ſchlagen worden, vorgeben. So offt man ihnen aber friſches Geaͤſe vorleget, ſo offt muß man ihnen auch das alte Geaͤſe wegnehmen. Sie muͤſſen auch vor Endigung ihrer Mauſe-Zeit, ehe man ſie aus dem Zimmer, worinnen ſie ſolche Zeit uͤber eingeſperret geweſen ſind, heraus nimmt, mit einer gelinden Purgation gereiniget werden. Ein vermauſter Falck wird genennet, welcher ſeine Federn nur erſt ein - mal veraͤndert hat; ein madrirter Falck aber, welcher ſolche mehr als einmal erneuert hat. Von denen Falcken wird alſo Weid - maͤnniſch geſprochen: Der Falck zeucht in die Hoͤhe; der Falck ſenckt ſich wiederum: der Falck ſieht auf den Raub; reißt den Raub mit den hintern Klauen; der Falck greifft an, liegt unter, verlieret das Feld. Jhre Neſter heiſſen Geſtaͤude. Wenn ſie gefangen, werden ſie mit Reuſchhauben ge - haubt; wenn man ſie aber an - faͤngt zu tragen, alsdenn werdenFalſie erſt recht gehaubt. Sie ſtehen auf der Hand oder Stange, und ſitzen nicht. Sie werden berich - tet, und nicht zahm gemachet; man locket und aͤtzet ſie auf das Luder; das Luder giebt man aus; ſie werffen alle Morgen ihre Ge - woͤlle, das iſt, ſie ſpeyen die Haa - re oder Federn, welche ſich von dem des vorigen Tages von ihnen genoſſenen Raube oder Aetzung in dem Kropffe geſammlet haben, wieder aus, auſſerdem ſie ſonſten nicht das geringſte zu ſchlagen oder zu fangen tuͤchtig ſind. Wenn ſie fliegen, nennt man es ſteigen. Sie ſchlagen die Reiger oder wilde Enten von oben herab, und ſtei - gen alsdenn wieder. Jhre Fluͤgel nennet man Schwingen, ihre Fuͤſſe aber Haͤnde. Wenn ſie ſich verirren, fallen ſie in ein ander Land; an ſtat daß man ſpricht: Man habe den Falcken los gelaſ - ſen, muß man ſagen: Man habe ihn geworffen. Der Falcke blockt, oder hat geblockt, heißt, wenn er ſich, nachdem er ein Rephun auf - getrieben, nach ſeinem Vortheil auf einen Baum oder Buſch ſe - tzet. Ludern heißt den Falcken mit Schwingung des Luders, Fe - der-Spiels oder Handſchuhes zu ſich locken.

Falckenier,

Jſt derjenige, welcher die Fal - cken und andere zum Baitzen taugliche Raub - und Stoß-Voͤ - gel, aufzuziehen, abzurichten und bey der Baitze zu werffen gelernet hat, und davon Profeßion macht. Es muß derſelbe ein verſtaͤndiger, gedultiger und hurtiger Mann ſeyn, welcher eine angebohrne Liebe und Freundlichkeit zu denen Falcken haben, ihre Natur undEigen -FalEigenſchafft, Complexion und Humeur, aus dem Grunde verſte - hen, dieſelbe mit gutem Bedacht und Behutſamkeit zu regieren wiſſen, ſie mit einer hurtigen Fauſt zur gelegenen Zeit werffen, den Vogel nicht uͤbel anfahren, auf ihn zucken oder ſchlagen, ſon - dern deſſelben Mißhandlung mit guter Beſcheidenheit und Sanfft - muth fein ſittſam verbeſſern, und mit gutem Glimpff denſelben wie - der zurechte bringen ſoll; einen ieden Vogel, welchen er ſpaͤte oder zeitlich abfliegen laſſen muͤſſe, wohl unterſcheiden, ſowol auf der - ſelben ordentliche Fuͤtterung, als auf ihre benoͤthigte Purgation und Reinigung zu rechter Zeit mit Fleiß ſorgen, auch damit die Fal - cken oder Voͤgel geſund bleiben moͤgen, ihnen den Fraß nicht von groben alt ſtinckenden, ſondern von weichen, zarten und reinen Fleiſche fein klar hacken ſolle. Des Fal - ckeniers Kleid und Pferd ſollen beyde grau, und dieſes letztere nicht ſcheu oder ſchnarchend ſeyn; und weil mit einem einzigen Fal - cken, welcher leicht verfliegen, oder verlohren und verungluͤcket werden kan, nicht viel auszurichten, ſoll er wenigſtens zwey bis drey abge - tragene Falcken, ingleichen zween vorſtehende Huͤner-Hunde, vier Stoͤber mittelmaͤßiger Art, einen Waſſer-Hund zu Enten und Gaͤn - ſen, wie auch zum allerwenigſten einen Strick Wind-Hunde haben. Ferner hat er vor ſeine Perſon vonnoͤthen eine von feiner Leine - wand ſauber gemachte Weide-Ta - ſche, worinnen er allezeit einiges Fleiſch zum Fraß, oder ein paar lebendige Huͤner oder Wachteln, dem Vogel zu geben, haben muß. An der Seite ſoll ſein Feder-SpielFaloder Vorloß, den Falcken damit wieder an ſich zu locken, haͤngen. Seine Haͤnde ſollen mit ein paar groſſen und weiten von gutem ſtar - cken Hirſch-Leder wohl gemachten Handſchuhen verwahret ſeyn, da - mit der Falck deſto feſter und ge - wiſſer auf der Fauſt ſitzen, und mit den Klauen nicht durchgreif - fen moͤge. Vor den Falcken oder Vogel aber, und zwar vor einen ieden abſonderlich, nach des Vo - gels Kopffs Groͤſſe muß er haben ei - ne von wohlausgearbeitetem Leder fein zierlich gemachte Haube, wel - che um die Augen des Vogels fein geraumig, rund, hoch erhaben, und oben auf der Platte mit einem von ſchoͤnen bunten Farben zier - lich gemachten, und mit duͤnnem Drat befeſtigten Feder-Buͤſchlein verſehen ſeyn, hinten gegen den Hals aber zertheilet ſeyn ſoll, daß ſie von zwey gelinden Zug-Riemlein, der Nothdurfft nach, zu - oder aufge - zogen, oder aufgeſetzet und wieder abgenom̃en werden koͤnne. Wie deñ der Falckenier ein ſolches Haͤub - lein iederzeit auf der Krempe des Huts im Vorrath bey ſich tragen ſoll, woran er vor andern Jaͤgern zu erkennen und zu unterſcheiden iſt. Hiernaͤchſt muß auch der Falck das benoͤthigte Geſchuͤhe an ſeinen Fuͤſſen haben; ſolches be - ſtehet aus zweyen ohngefehr eines Fingers langen, weißgearbeiteten, ſchmeidigen und gelinden Riemen, welche ſauber ausgefrantzt, an die Falcken-Fuͤſſe feſt angemacht, zwey hell-klingende Schellen, da - mit man ihn weit hoͤren und finden koͤnne, daran befeſtiget, und mit einem Spannen-langen, ſchma - len weiſſen Wurff-Riemen durch - zogen werden muͤſſen, dabey man ihn bey der Hand halten kan. WennFalWenn aber der Falcke ſteigen ſoll, wird er abgehaubet, und dieſer lange Wurff-Riemen vom Ge - ſchuͤhe abgezogen, ihn ledig zu laſ - ſen. Endlich ſoll der Falckenier nicht des Winters beym Schnee, welcher den Vogel blendet, des Fruͤhlings nicht zu fruͤh im Thau oder Nebel, des Sommers nicht in groſſer Hitze, noch des Herbſts bey truͤbem feuchten Wetter oder Froſt den Vogel baitzen, auch den - ſelben nicht alle Tage dazu gebrau - chen, ſondern nur etwan uͤber den andern Tag, und bey hellem kla - ren Wetter mit demſelben ausrei - ten, den Falcken aber alsdenn der - geſtalt tragen, daß er ihn nicht zu nahe an ſeine Augen oder Geſicht halte, weder zu niedrig noch zu hoch, und iederzeit fein frey trage, auch den Vogel wider den Wind auf der lincken Fauſt ſitzen habe, damit derſelbe mit ſeinen Schwin - ge-Federn nicht an des Falckeniers Kleid ſtoſſen moͤge.

Falcknerey,

Jſt eine Art der hohen und plaiſirlichſten Jagden, deren man ſich an Koͤnigl. und Fuͤrſtlichen Hoͤfen zu des Landes-Herrn Luſt oͤffters bedienet, und mit Falcken und Reigern, auf das kleine Wild baitzet: Auf dem Kayſerlichen Luſt - Schloſſe zu Laxenburg bey Wien, iſt dieſe Art von Jagden ſehr ſtarck anzutreffen, und in vier Claſſen, nemlich der Reiher-Krahen -, Mil - lon - und Rivier-Partey getheilet.

Falckenſtein,

Ein Flecken nebſt einem Schloſ - ſe, auf dem Hundsruͤck bey Ro - ckenhauſen in der Unter-Pfaltz, iſt die Haupt-Stadt der Graf - ſchafft Falckenſtein, wovon das Zeitungs-Lexicon nachgeſehenFalwerden kan. Die Grafen von Falckenſtein im Weſterreich hat - ten ein qvadrirtes Schild, und darinnen ein dreyfach rothes Git - ter im guͤldenen Felde wegen der Dauniſchen Herkunfft, ein ſilber - nes Rad im blauen Felde, als das Falckenſteiniſche Geſchlechts - Wappen. Oben auf ſtehen zwey Helme, davon der rechte mit einer ſchwartzen Muͤtze bedecket iſt, wel - che weiß aufgeſchlagen, und oben eine weiſſe Kugel mit 3 ſchwartzen Federn hat; der lincke aber praͤſen - tiret das Falckenſteiniſche Rad.

Fallen,

Nennen die Jaͤger, wenn ein Hirſch oder anders Stuͤcke Wild, von einem Schuß, Stich, Kranck - heit oder Hunger ſtirbt, und wo es nicht bey Zeiten gefunden wird, verfaulet.

Fallen in ein ander Land,

Saget man von denen Falcken, wenn ſie ſich in Verfolgung ihres aufgeſtoſſenen Raubes verirren, und offtmals auf viel Meil Wegs weit von dem Ort, wo ſie gewor - fen worden, hinweg fliegen.

Fallende Sucht eines Pferdes,

Wird alſo erkennet: Erſtlich ſchwitzen die damit behaffteten Pferde und tummeln ſich, ſperren das Maul weit auf, und fallen endlich zu Boden. Wo nun ſol - ches von ihnen geſehen wird, ſoll man vor allen dieſen Tranck ge - brauchen, und dem Pferde warm eingieſſen. Nimm Linden-Bluͤth - Waſſer, Eichen-Laub-Waſſer, ei - nes ieden ein halb Noͤſſel, Venedi - ſchen Theriack ein halb Loth, ge - brannt Hirſchhorn ein Loth; dieſes alles in ein halb Noͤſſel Bier ge -thanFalthan und dem Pferde warm ein - gegoſſen, hierauf demſelben noch die Lungen-Hertz - und Spor-Ader geſchlagen, ſo wirds wieder geſund. Oder: man ſoll dem Pferde alſo - bald die Hals-Ader ſchlagen, und mit einem zerſpaltenen Stecken das Blut aus den Naſen-Loͤchern laſſen, auch folgenden Tranck vor und nach der Aderlaͤſſe eingieſſen: Nehmet vier Loth Meer-Rettig, zwey Loth Kuͤrbis, zwey Diagry - dii, oder praͤparirten Scammonii, und zwey Loth der Wurtzel vom Heilkraut; dieſe Stuͤcke ſtoſſet zu - ſammen, ſiedet ſie mit drittehalb Pfund Honig, davon nehmet ie - desmal einen Loͤffel voll, thut es in ein Qvartier Waſſer, und ein Loth Oel darzu, und gieſſets ihm in den Hals. Oder: nehmet Mei - ſter-Wurtzel und rothen Beyfuß, machet beydes zu Pulver und bla - ſet es dem Pferd, nach der Ader - laͤſſe, durch ein Roͤhrlein in die Naſenloͤcher.

Falquer, faire falquer un cheval,

Heiſſet machen, daß ſich ein Pferd auf die Huͤffte oder Ancken neiget, oder ſich auf die Croupe ſetzet, indem es in der Parade 2 oder 3 geſchwinde Courbetten avancirend machet, welche Lection beydes dem Reuter und Pferde wohl anſtehet.

Falſet, Falſet-Stimme,

Jn einer Pfeiffe oder anderm Jnſtrumente, wird genennet, was uͤber eines ieden Blas-Jnſtru - ments natuͤrliche Hoͤhe oder Tieffe von einem guten Meiſter oder Spieler zu wege gebracht und her - aus gezwungen werden kan; als wenn man auf den Floͤten das Daumen-Loch unten nur halb zuFalmacht und zwicket, wie man ſagt, daß man den Ton hoͤher bringe.

Falſetiſta,

Heißt bey einigen Muſicis einer, der im Diſcant fiſtuliret, d. i. der uͤber das Alter iſt, darinne man einen natuͤrlichen Diſcant ſingen kan, und doch noch einen ſo hohen Ton durch die Kehle vermag zu zwingen oder zu ſingen.

Falſo bordone,

Heiſſet in der Muſic 1) wenn auf eine Maximam, das iſt, acht - ſchlaͤgige Note, viele Sylben und Woͤrter im Uniſono geſungen wer - den, dergleichen in den Pſalmen und im Magnificat geſchiehet. Ob gleich einige gemeinet, es muͤſten unter eine ſolche Note nicht mehr als 8 Sylben geleget und ange - bracht werden; ſo erweiſen doch andere, daß es weniger oder auch mehr ſeyn koͤnnen. 2) Diejenige Saͤtze einer Compoſition, worin - nen die Ober-Stimme gegen die untere lauter Sexten, die mittlere aber gegen die untere Tertien und gegen die obere Qvarten machet; weil ſolcher Geſtalt iedem Satze das rechte und ordentliche Funda - ment, die wahre Stuͤtze, oder das eigentliche Ende der Harmonie und des Accords mangelt. 3) Wenn die Melodie eines Cantus firmi nicht in den aͤuſſerſten, ſon - dern in den Mittel-Stimmen, ſo gemeiniglich im Tenor geſchiehet, angebracht und gefuͤhret wird, wo - zu die uͤbrigen Stimmen figuriren.

Faltz, Pfaltz, Paltz,

Jſt bey dem Auer-Gefluͤgel, Trappen, und anderm hohen Fe - der-Wild eben dasjenige, was man beym rothen und ſchwartzen Wildpret die Brunſt nennet. WennFanWenn die Auerhahnen faltzen oder in der Faltz ſind, ſo machen ſie nach Mitternacht bis gegen den Tag ein Geſchrey, welches faſt klinget, als ob ein Graſe-Maͤh - der mit ſeinem Wetzſtein mit dop - pelten Strichen gerade die Senſe ſtriche. Jn waͤhrenden ſolchem Faltz-Geſchrey hoͤren und ſehen ſie nichts, und gehen gleich den Truthaͤnen mit abwerts geſpreitz - ten Fluͤgeln und ſtraubigten Fe - dern auf denen dicken Aeſten der Baͤume hin und wieder, welches letztere zwar auch die Trappen in ihrer Faltzzeit thun, aber dabey keinen Laut von ſich geben.

Fanfare,

Ein Stuͤck, welches zwar Ler - mens und Prahlens genug ma - chet, aber wenig Kunſt zeiget. Es bedeutet auch das Getoͤne einer Kriegs-Muſic mit Trompeten, Paucken, Trommeln und Pfeif - fen.

Fang,

Heiſſet bey der Jaͤgerey ein Stich, welcher einem wilden Thie - re mit dem Hirſch-Faͤnger oder Fang-Eiſen gegeben wird.

Fang,

Nennet man auch das von Holtz gemachte Gebaͤude oder die hoͤltzer - ne Machine, welche dergeſtalt ein - gerichtet iſt, daß gewiſſe Thiere ſich ſelbſten darinnen fangen muͤſſen. Alſo hat man Aal-Faͤnge, Baͤren - Faͤnge, Enten-Faͤnge, Fiſch-Faͤnge, Habichts-Faͤnge, Lachs-Faͤnge ꝛc.

Fang-Eiſen,

Jſt ein Schweins-Spieß, mit welchem man einem wilden Schweine auf der Jagd oder Schweins-Hetz einen Fang zu ge -Fanben pflegt. Dieſes Fang-Eiſen muß auf anderthalb oder zwey Spannen zuruͤcke einen Knebel haben, wie ein Creutz, damit das angefaßte Schwein, wenn es ge - troffen wird, weiter nicht, als bis auf den Knebel, an den Mann dringen koͤnne. Mit der lincken Hand muß es regiert, und von der rechten nachgedruckt, die Fuͤſſe aber von dem Jaͤger alſo geſetzet werden, daß der lincke Schenckel unter der lincken Hand, und der rechte unter der rechten Hand gantz feſt, ſtarck und unverruͤcklich ſte - he, und das meiſte Abſehen auf des Schweines Kopff und ſeine Bewegung habe; ſo muß auch der Fang zwiſchen den Vorder-Laͤuff - ten und dem Hals, gleich zum Hertzen zu geſchehen.

Fangen,

Nennen die Jaͤger, wenn ein Hund oder Wolff ein anderes Thier niederziehet.

Fang-Stricklein,

Jſt ein kleines Leinchen, die Hun - de damit zu fuͤhren.

Fanon,

Jſt ein Buͤſchel Haar, wie Qvaſten, ſo uͤber den Feſſeln an den Kugeln bey vielen Pferden hervor kommen, abſonderlich an denen Frießlaͤndiſchen zu finden; die Tuͤrckiſchen und Barbariſchen haben keine Fanons, ſondern ein weiches Horn wie eine Wartze.

Fantaiſies, Fantaſie,

Sind eine Gattung der Melo - dien, oder muſicaliſchen Grillen, in der Jnſtrumental-Muſic, wel - che von allen uͤbrigen ſehr unter - ſchieden ſind. Jhre Arten ſind die Boutaden, Capricci, Toccate, Præludia, Ritornelli &c. Ob nungleichFaqgleich dieſe alle das Anſehen haben wollen, als ſpielte man ſie aus dem Stegereiff daher, ſo werden ſie doch mehrentheils ordentlich zu Papiere gebracht, halten aber ſo wenig Schrancken und Ordnung, daß man ſie ſchwerlich mit einem andern Nahmen, als guter Ein - faͤlle, belegen kan. Daher ihr Ab - zeichen die Einbildung iſt.

Faquin,

Jſt ein ausgeſchnitztes halbes Bruſt-Bild, das man auf ein Ge - laͤnder ſetzt, und die Lantzen im Rennen darauf ſtoͤßt und abbricht; der Ort aber, darauf man am mei - ſten abzielt, iſt der Kopff, die be - ſten Stoͤſſe gehen uͤber die Augen auf die Stirn, und die gantz ju - ſten werden gezeichnet mit der Groͤſſe einer qver Hand, und die darunter gerathen, werden minder geachtet. Und ſo ein ungeſchickter Reuter mit der Lantze auf den Schild trifft, den der Faqvin auf dem lincken Arm traͤget, ſo kehret ſich gedachter Faqvin auf einem Wirbel herum, und ſchlaͤget gleich nach dem zu, der ſich der Lantze ſo unſchuldig gebraucht, uͤber wel - chen Fehler er ſeinen Ritt und Treffen verliert, zur Straffe ſeiner uͤbel gefuͤhrten Handlung.

Farben, ſ. Couleur.

Farcin,

Jſt ein Gifft oder Verderbung des Gebluͤts der Pferde, welches ſich durch allerhand Geſchwuͤre zu erkennen giebet.

Farcins,

Sind Steingallen, davon die Pferde offt hincken, ſonderlich wenn ſie auf harten Boden gehen muͤſſen, und wann ſich im Aus - wircken rothe Flecken im Huf er -Farzeigen, welche endlich Materie und Eiter anſetzen, oder gar ober der Cron aufbrechen; ſie kommen daher, wenn die Eiſen zu hart aufliegen, oder drucken, daß da - von rothe Flecken werden, dahin ſich unterlauffenes Blut ziehet, ſolche muͤſſen beyzeiten mit dem Wirckmeſſer ausgeſchnitten wer - den, welches derſelben eigentliche Cur iſt.

Farcineux, cheval farcineux,

Ein grindicht, ſchaͤbichtes Pferd, ſo nicht allein ſchaͤndlich anzuſehen, ſondern auch ſchaͤdlich, indem es andere anſtecket, und daher unter die Haupt-Maͤngel gezehlet wird.

Farder un cheval,

Ein Pferd anſtreichen, das iſt, einen Anſtrich aus allerhand gu - ten Olitaͤten zubereiten, um das Geaͤder der abgerittenen Pferde wieder gelenck zu machen. Man laͤſt gemeiniglich ihm die Hals - Ader darzu ſchlagen, faͤhet das Blut in einer Schuͤſſel auf, und ſtreichet dem Pferde die Schenckel damit an, welches der beſte An - ſtrich iſt.

Farouche, cheval farouche,

Nennet man ein Wildfang, das iſt, ein rohes ungezaͤhmtes Pferd, welches in einer wilden Stuterey gefallen, worinnen die Pferde auch mit menſchlichen Haͤnden nicht beruͤhret werden, bis ſie ihr voͤlli - ges Alter erreichet, darinnen man ſie zu dem Gebrauch nehmen und bringen will. Damit hat es allein dieſen Unterſchied, daß ſie alſo mit einem Gehaͤge oder Graben verwah - ret ſeyn, daß man derſelben, wenn man will, maͤchtig werden kan, da ſie dann auf ſonderliche Art ge - fangen und thaͤtig gemacht werden.

Faſan,
Faſ

Faſan oder Phaſan, Faſianus, Faiſan,

Jſt einer von denen ſchoͤnſten und wohlgeſtalteſten Voͤgeln, ſo ſeiner Leibes-Groͤſſe und Geſtalt nach einem Capaun gleich kommt, und mit unter das hohe Feder - Wildpret gehoͤret. Er hat einen dicken erhabenen und Horn-farbi - gen Schnabel, einen ſchoͤnen Aſchenfarbnen Kopf, und zwiſchen den Ohren und dem Schnabel ei - nen Scharlachfarbnen mit ſchwar - tzen Puͤnctlein verſetzten Fleck; der gantze Hals zeiget eine ungemein ſchoͤne mit blau vermengte gruͤne, und wo der Hals die Bruſt beruͤh - ret, eine aus ſchwartz, gelb und gruͤn gemiſchte Farbe, durch wel - che ein ſchwartzer Strich hinlaͤufft. Der Ruͤcken und die Fluͤgel ſind faſt uͤber und uͤber Roſt-Farb, auf fahlroth ziehend. Die Bruſt iſt dem Halſe an Farben gleich, aber etwas dunckeler; und der Schwantz faſt zwey Fuß lang, in ſechzehen braun-ſchwartzen, grauen, und an den Seiten Roſt-farbigen ſteiffen Federn beſtehend, davon die mittleren, nach Art der Elſter - Schwaͤntze, die laͤngſten ſind. Die Fuͤſſe ſind glatt und graulicht. Die Faſan-Henne iſt nicht ſo ſchoͤn als der Hahn, ſondern von Farben faſt wie eine Wachtel, am Kopff und Hals braͤunlicht, an der Bruſt aber mit graulichen, roͤthlichen Federn vermiſchet, hat braune Fluͤgel, und auch einen langen Schwantz, doch nicht ſo groß als der Hahn. Es giebt auch weiſſe Faſanen, welche wegen ihrer Ra - ritaͤt ſehr hoch gehalten werden; Die Huͤner davon ſind gantz weiß, die Hanen aber haben um den Hals etwas geſpiegeltes, doch ei -Faſner vor den andern mehr oder weniger. Die Faſanen verſchlu - cken alle ihr Geaͤſe, und halten ſich auf denen Wieſen, Bruͤchen, Auen und Feld-Straͤuchern von Weiden, auch in altem Graſe, um ſich darin zu verbergen, gerne auf, wo ſie die Weitzen-Felder, Anger, Kohl-Gaͤrten und Weinberge, item Wacholder-Straͤucher und Bram - beere, ingleichen Ameis-Hauffen nahe zu ihrer Nahrung haben. Sie lauffen viel ſchneller und hur - tiger, als die gemeinen Huͤner, werden auch nicht leicht aufſte - hen, ſie werden denn mit Gewalt jaͤhling aufgetrieben, oder wenn das Gras feuchte iſt, und ſie aus ihrem Lager gerne weiter in einen andern Stand wollten. Die Ha - bichte, Huͤner-Geyer und andere Raub-Voͤgel, desgleichen die Fuͤch - ſe, Marder und wilde Katzen, Jl - tiſſe und Wieſel, thun ihnen groſ - ſen Schaden; ſo ſtellen auch die Kraͤhen und Elſtern ihren Eyern ſehr nach, und ſauffen ſie aus. Sie ſitzen zu Nacht, vor Furcht der Raub-Thiere gerne auf denen Baͤumen, verrichten aber ihre Brut an der Erden. Sie ſollen, wenn ſie ſich zu verbergen geden - cken, den Schnabel nur verſte - cken; ingleichen wenn ſie ihrer im Waſſer anſichtig werden, ſollen ſie ihre ſchoͤnen Farben ſo ſehr be - trachten, daß ſie ihrer ſelbſt dar - bey gantz vergeſſen, ſo, daß ſie in beyden Faͤllen leichte zu ſchieſſen ſeyn. Zur guten Zucht und Ver - mehrung dieſer angenehmen Voͤ - gel, unterhaͤlt man ſie in beſondern Faſan-Gaͤrten, und erwehlet dar - zu lieber junge, als alte Faſanen. Auf einen Hahn werden hoͤchſtens vier Hennen gerechnet. Sie he - cken im Mertzen und April, undRitter-Lexic. A abringenFaſbringen ihre Eyer, deren ſie zehen, funffzehen, bis zwantzig in einem Jahre legen, ohngefaͤhr in d[r]eyßig Tagen aus. Wiewol man beſſer thun ſoll, wenn man eine Mandel dieſer Faſanen-Eyer einer gemei - nen Brut-Henne unterleget, weil dieſelbe ſolche Eyer beſſer ausbruͤ - ten ſolle, als die Faſanen ſelbſt; am beſten aber geſchiehet ſolches von Trut-Huͤnern, als deren na - tuͤrliche Waͤrme weit nachdruͤckli - cher iſt, als der gemeinen einhei - miſchen Huͤner. Der kleinen Fa - ſan-Huͤnlein erſte Fuͤtterung, be - ſtehet in klein gehackten hart ge - ſottenen Eyern und Peterſilien, oder andern zarten Mayen-Kraͤu - tern; kommen ſie in die Hollun - der-Bluͤte, ſo nimmt man deren halb ſo viel, als der Peterſilien, und dis thut man die erſten vier - zehen Tage. Andere nehmen auch Schaf-Garbe und junge Brenn - Neſſeln, iedes ſo viel man mit dreyen Fingern faſſen kan, hacken ſolche darunter, und geben ihnen alſo des Tages zweymal zu eſſen. Zwieback, oder harte Rinden von Weitzen-Brot gerieben, mit Milch angemacht, und unter die Eyer gemiſcht, iſt das beſte Futter un - ter allen. Die jungen halb - er - wachſenen Faſanen, bringet man am beſten mit Gerſten-Mehl in Waſſer eingeruͤhret auf; folgends giebt man ihnen eingeqverlten Lein - Saamen unter das Gerſten-Mehl, und auch bisweilen geſchrotene Mittel-Gerſte: Davon nehmen ſie zuſehends zu; weicht man aber noch uͤber dieſes die Gerſte in Milch, (doch daß es keine ſaure ſey) ſo werden ſie uͤber die maſſen feiſt und ſtarck davon, und geben ein ſchoͤnes, weiſſes, muͤrbes und wohlgeſchmacktes Fleiſch, aufFaſgroſſer Herren Tafeln. Die Zu - richtung dererſelben, kommt in allen mit derjenigen uͤberein, ſo bey Reb-Huͤnern gebraucht wird. Wenn die Brut-Hennen den Pips bekommen, muß man ih - nen die Schnaͤbel offt mit Knob - lauch, der mit weichem Hartz geſtoſſen worden, reiben, und den Pips eben alſo, wie ſonſten den an - dern Huͤnern, benehmen.

Faſanen-Fang,

Man faͤnget ſie am beqvemſten mit Schlingen oder aufgeſtellten Netzen, alſo, daß man entweder einen Rock uͤber den Kopff in die Hoͤhe haͤlt, und denſelben ſtarck ſchuͤttelt, damit ſich der Faſan, als ein ohnedem ſcheuer Vogel, da - vor fuͤrchte, und auf dieſe Art ins Netze lauffe; Oder der Jaͤger be - decket ſich mit einem Tuch, wor - auf ein Faſan gemahlet ſtehet, und zeiget ſich alſo dem rechten und le - bendigen Faſane, der ihme hierauf getroſt folget, bis er daruͤber ins Netze verfaͤllet: oder man gehet mit einem in Rahmen eingeſpann - ten weiſſen Tuch, darauf iedoch ebenfalls ein Faſan geſchildert iſt, auf den Vogel los, der ſich dar - uͤber entſetzt, und ſelbſt ins Garn zuruͤcke laͤufft. Man pflegt ſie auch mit Falcken und Habichten zu fangen.

Faſan-Garten,

Jſt ein gewiſſer, mit Fleiß ver - fertigter, oder aber von Natur beqvem gelegener Platz zur Zucht und Unterhaltung der Faſanen. Die Groͤſſe und Weite eines ſol - chen Gartens ſtehet in des Eigen - thums-Herrn Belieben, der Ort darzu aber muß mit Brunnen -Qvellen,FaſQvellen, Baͤchen und Geroͤhricht, ſonderlich aber mit Geſtraͤuch und Beer-tragenden Stauden, davon die Faſanen ihre Nahrung neh - men koͤnnen, wie auch mit Baͤu - men, daß ſie bey der Nacht ihren ſichern Sitz darauf haben moͤgen, verſehen, ingleichen mit hohen Plancken oder Zaͤunen umgeben ſeyn, damit ſolch Gefluͤgel, vor dem Anſprengen der wilden Thie - re geſichert, ihre Brut in Ruhe verrichten, im Winter aber an ei - nem gewiſſen Ort geſpeiſet wer - den koͤnne. Das Lager eines Fa - ſan-Gartens betreffend, muß ſol - cher von Waſſer-Guͤſſen nicht uͤberſchwemmet werden: Denn weil dieſelben meiſtentheils im Ju - nio und Julio zu kommen pfle - gen, da die Faſanen entweder noch in der Brut ſind, oder doch die jungen noch nicht fliegen koͤnnen, ſo wuͤrde ein groſſer Schaden da - durch verurſachet werden. Wenn man anfaͤnglich einen ſolchen Garten mit Faſanen beſetzen will, ſo muß man ohngefehr vier Huͤ - ner auf einen Han rechnen, und denenſelben an den lincken Fluͤgeln die Schwing-Federn, deren etwan acht ſeyn moͤchten, hinweg ſchnei - den und mit heiſſer Aſche brennen, ſo heilet es wieder, und denen Fa - ſanen iſt die Gelegenheit, aus dem Garten zu fliegen benommen. Die jungen hingegen, ſo von dieſen in dem Fruͤhling ausgebruͤtet werden, fliegen zwar des Tages, um ihre Nahrung zu ſuchen, in die naͤchſt gelegenen Felder, kommen aber des Nachts wieder in den Garten, darein man auch wohl Ameis - Hauffen, mit ſamt ihren Eyern bringen mag, weil die Ameiſen ſich leichtlich vermehren, und de - nen jungen Faſanen eine nuͤtzlicheFaſSpeiſe geben. Damit man aber die Faſanen auch beqvemlich fuͤt - tern koͤnne, werden in dem Gar - ten ein oder mehrere Futter-Plaͤtze fuͤr dieſelbe zubereitet, und groſſe weite geflochtene Koͤrbe, die oben offen ſind, und unten vier Thuͤr - lein haben, hingeſetzet, durch wel - che die Faſanen aus - und eingehen moͤgen. Jn dieſe Koͤrbe giebet man ihnen Tranck und Speiſe, daß ſie alſo des Orts wohl gewoh - nen, und alle Morgen fruͤhe ſich dahin verſammlen, ihre Mahlzeit einzunehmen. Wenn nun die Zeit kommt, daß man ſie heraus fan - gen will, wird etliche Tage vorher der Korb oben mit einem Netze wohl verwahret, an denen vier Thuͤrlein aber werden die Fall - Breter, die vorhero allezeit dar - uͤber geſtanden, mit einem Zug ge - richtet; hierauf, wenn die Faſa - nen alle um die gewoͤhnliche Zeit bey ihrem ordentlichen Eſſen, laͤſ - ſet man die Fall-Bretlein geſchick - lich herab fallen, ſtellet vor eines von denen vier Thuͤrlein ei - nen ſtarcken Sack oder Hamen von Rebhuͤner-Zeug, und ziehet das Fall-Bret auf: So bald ſie die Oeffnung des Lichts und die Lufft ſehen, lauffen ſie einer nach dem andern in den vorgeſtellten Zeug, und daraus nimmt man die uͤbrigen Hanen, ſonderlich diejeni - gen, ſo boͤſe werden, und die jun - gen vertreiben, auch die gar alten, und zur Brut nicht mehr taugli - chen Hennen, die uͤbrigen laͤſſet man wieder heraus, und nach Proportion der Huͤner ſo viel jun - ge Hanen bey ihnen, als man zur Zucht noͤthig erachtet, welche ſich deſto haͤuffiger wieder mehren wer - den, nachdem die alten, boͤſen und Streitſuͤchtigen Haͤne auf dieA a 2SeiteFaſSeite geſchaffet, und ausgemertzet worden. Und alſo kan man ſei - nen jaͤhrlichen Nutzen von den Fa - ſanen haben.

Faſan-Hund,

Jſt ein pur alleine auf die Fa - ſanen abgerichteter Hund, deſſen groͤſte Tugend iſt, wenn er einen Faſan mit Gewalt aufgetrieben, und ſich derſelbe, ſeiner Gewohn - heit nach, an einem Baum auf - ſchwiuget, und an einen dicken Aſt ſetzet, daß er denſelben tapffer und laut anbelle, um den Baum her - um ſpringe, und an dem Stamm ſich aufbaͤume, als ob er hinauf ſteigen wollte; wo ſolches geſchie - het, ſchmiegt ſich der Faſan auf dem Aſt, und ſiehet immerdar den Hund an, dergeſtalt, daß der Weidmann ſicher hinzutreten, und den Vogel frey herab ſchieſſen kan, denn ie ſtaͤrcker der Hund bellet, ie weniger hat man zu beſorgen, daß der Faſan hinweg fliegen werde.

Faſan-Rauch,

Wird ein, denen Faſanen an - genehmer Rauch genennet, wel - cher bisweilen in denen Faſan - Gaͤrten gemacht, und dadurch verurſacht wird, daß die Faſanen lieber darinnen bleiben, und von andern nicht ſo leichtlich abgelocket werden moͤgen, denn die Faſanen gehen dergleichen Rauch trefflich nach, und dahero kommt es, daß man dieſelben auch aus andern Orten, wohin man ſie verlanget, locken und bringen kan, und zwar folgender Geſtalt: Erſtlich muß man man die Gelegenheit, wo ſie ſich aufhalten, beſehen, hernach aber eine Viertel - oder halbe Meile davon, einen Ort ausſuchen, wo man die Faſanen gerne hin haͤtte,Fatſodenn muß man ſich mit ausge - zogenen und zuſammen gebunde - nen Hanff-Buͤſchen, darin noch viele Koͤrner ſind, verſehen, und acht haben, wenn der Wind von dem Ort, da man ſie hin haben will, nach der Gegend, wo ſie ſich zu - vor aufhalten, hingehet; ſobald ſolches geſchiehet, zuͤndet man die Hanff-Buͤſchelein an, damit ein groſſer Rauch, und der Geruch den Faſanen von dem Winde zu - gewehet werde, ſo werden ſie dem - ſelbigen nachgehen, und daſelbſt, wenn man ihnen noch uͤber dis Weitzen dahin ſchuͤttet, ohne Zweiffel lieber bleiben, als an dem Ort, da ſie vorhin geweſen ſind. Ein anderer guter Rauch iſt alſo zu machen: Nimm Haber-Stroh zwey Gebuͤnde, zween Scheffel Hanff-Spreu, vor einen halben Reichsthaler Campher, anderthalb Pfund Anis, ein wenig Weirauch, eine Hand voll Widertodt, eben ſo viel Tauſendguͤlden-Kraut, etliche Stuͤcklein faul Linden-Holtz, ein halbes Maaß gedoͤrrtes Maltz, und vier Pferd-Aepffel; das Hauff-Stroh wird auf bloſſer Er - den verbrennet, und die Hanff - Spreu darauf, das uͤbrige alles wird unter die Hanff-Spreu ge - menget, und alſo zwey Tage und Nacht damit fortgefahren. Die - ſer Rauch gehet bey nur etwas weniges ſtarckem Winde auf drey Viertel-Meilwegs weit.

Faſtenſchlier, ſ. Brach - Voͤgel.

Fatiguer un cheval,

Heißt ein Pferd abmatten, ſchwaͤchen und plagen; das geſchie - het offt von hitzigen Reutern ſo - wol auf der Reitbahn, welche nicht zufrieden ſeyn, wenn ein PferdauchFauauch gleich ſein Devoir thut, als auch uͤber Land, da man ein Pferd aus dem Othem jaget, und nicht einmal verblaſen laͤßt, und anders mehr.

Faucher, cheval qui fauche,

Jſt ein Pferd, welches ſich ſolche Gewalt gethan, daß es ſeine Vor - der-Schenckel nachſchleppet, und ſolches erſcheinet mehr im Trab als im Schritt.

Faul-Baum, Wiedebaum,

Jſt ein Baum mittelmaͤßiger Hoͤhe, welcher am fuͤglichſten un - ter das Schlag - oder Buſch-Holtz gerechnet wird. Die Rinde iſt von auſſen ſchwartzbraun, mit klei - nen weiſſen Flecken beſprenget, inwendig aber gelb, und ſo man ſie kaͤuet, faͤrbet ſie gruͤn-gelb; daher braucht man ſie auch die Vo - gel-Netze damit zu faͤrben, und den - ſelben eine gruͤnlichte Farbe zu ge - ben, daß die Voͤgel ſich nicht da - fuͤr ſcheuen. Sein Laub beſtehet in langen zugeſpitzten ziemlich brei - ten, und rings herum zerkerbten Blaͤttern, welche faſt dem Laub des ſauren Kirſch-Baums gleich kommen, und fuͤr ein gutes Fut - ter vor das Rind-Vieh gehalten werden, weil ſie denen Kuͤhen die Milch mehren ſollen. Das Holtz tauget zu nichts beſſer als in den Ofen, wiewol es auch gute Koh - len zum Buͤchſen-Pulver giebt, und wenn es noch jung, ſehr wohl zu Wieden gebraucht werden kan, daher es auch den Nahmen Wie - debaum erhalten. Jm Fruͤhling bekommt er eine weißbleiche Bluͤ - the, in langen Trauben; wenn ſolche vorbey, folget die Frucht, welches Beere ſeyn, ſo groß als Erbſen, mit einer Hohl-Kehle un - terſchieden, gleich als wenn zweyFecBeere zuſammen gewachſen waͤ - ren. Jn einer ieden ſtecken zween Kerne, welche denen Wolffs - Bohnen nicht unaͤhnlich, und et - was groͤſſer denn die Linſen ſind, auch einen Kern inwendig haben, und im Herbſt, im October, reiff werden. Sie ſind erſtlich gruͤn, endlich ſchwartz, und haben einen widrigen und gantz unannehmli - chen Geſchmack.

Favorit,

Ein Liebling, oder Guͤnſtling, das iſt einer dem man wohl will. Jn der Muſic wird eine concerti - rende Stimme Favorito genennet.

Fauve, cheval fauve,

Fahles Pferd. Jſt die Farbe der Falchen, unter welchen zwi - ſchen den dunckeln und lichten ein Unterſchied zu finden. Unter die dunckeln werden geſtellet, die Schwartz-Falchen und die Maus - Falchen, unter die lichten aber die Gold-Falchen, mit ſchwartzen Strichen uͤber dem Ruͤcken. Jtem die Hirſch - oder Reh-Falchen, die Perl-Falchen, und Hermelin, worunter die rechten Schneeweiſ - ſen gehoͤren. Dieſe Farbe iſt bey den Heiden den Abgoͤttern zuge - eignet, und daher ſolche Pferde bey ihnen in dem hoͤchſten Werth gehalten worden.

Faux Accord,

Ein falſcher Accord, eine unrei - ne Zuſammenſtimmung.

Fechten,

Jſt eine Kunſt, welche den Leib des Menſchen beqvem machet, den feindlichen Anfaͤllen zu begegnen, und die zu verſetzenden Streiche gebuͤhrlich abzuwenden, auch ſo es die Noth erfordert, ſich gegen mehrA a 3alsFecals einen zu wehren, und offenfive zu gehen, das iſt, die andringen - de Gefahr von ſich ab - und auf den Gegentheil zu weltzen. Die bey der Fechter-Kunſt vorkommen - den gebraͤuchlichſten Termini ſind das pariren, battiren, caviren, paßiren, circuliren, voltiren, ſtrin - giren, auf den Hieb und auf den Stoß fechten, fintiren, Apell ma - chen, figiren, retiriren, die Men - ſur nehmen und brechen ꝛc. welche mehrentheils unter ihrer eigenen Benennung beſchrieben werden.

Fechter,

Waren vor dieſen bey den Roͤ - mern in hohem Anſehen, und wur - den in unterſchiedlichen Claſſes eingetheilet, als Secutores, Re - tiarios, Threces, Myrmillones, Hoplomachos, Samnites, Dima - chæros, Laquearios, Suppoſiti - cios, Meridianos &c. Heutiges Tages ſind noch die ſogenannten Feder-Fechter, Marx - und Lucas - Bruͤder bekannt.

Fechtmeiſter, Gladiatoriæ ar - tis magiſter, maîtres d armes,

Deſſen Amt iſt, ſeinen ihm vor - kommenden Lehrlingen ein ihrer Statur und Beſchaffenheit des Leibes anſtaͤndiges und vortheil - hafftes Lager und Poſitur anzuge - woͤhnen, folglich deren Staͤrcke und Vortheil kluͤglich auszufor - ſchen, und ſodann ſeine Lectionen darnach einzurichten. Ferner de - nenſelben alle Streiche und Stoͤſſe zu zeigen, damit ſie die rechten von den falſchen entſcheiden, und im Gegen-Fechten gehoͤriger maſ - ſen ausnehmen und pariren koͤn - nen. Uiber das muß er auch ſei - nen Scholaren angewoͤhnen, nie - mals ohne gebuͤhrliche VorſichtFedſich aus dem Vortheil zu geben, oder ſich zu bloͤſſen, ſondern ſo gleich nach angebrachtem Hieb oder Stoß, in hurtiger Wieder - herſtellung ihr gehoͤriges Lager zu wehlen, ihres Gewehrs Spitze alle - zeit gegen des Gegners Auge zu bieten, und durch vortheilhaffte Poſitur ſelbigen von ſich abzuhal - ten. Jngleichen iſt auch noͤthig, daß er denjenigen, ſo an Staͤrcke Abgang hat, tuͤchtig mache, durch Geſchwindigkeit und vortheilhaffte Hurtigkeit dasjenige zu bewerck - ſtelligen, was der andere an Staͤr - cke vor ihm voraus haben moͤchte. Er, der Fecht-Meiſter ſelbſt, ſoll ein wohlgeſetzter, vernuͤnfftiger, und modeſter Mann ſeyn, der auf ſeine Autoritaͤt geziemender maſſen zu halten wiſſe. Er ſoll wiſſen iedem ſeinen geziemenden Reſpect zu geben, mit Sanfftmuth und klugen Beweis-Gruͤnden zu informiren, uͤber ſeines Fecht-Bo - dens Geſetze ſtricte halten, keine Haͤndel anfangen, hegen oder ſe - cundiren, niemand auf ſeinem Boden Tort thun laſſen, ſondern allenthalben ſeine Autoritaͤt inter - poniren.

Fechter-Tantz, ſ. Schwerdt - Tantz.

Feder-Fechter,

Sind gewiſſe Handwercks - Purſche, die fuͤr Geld ihre Fecht - Schulen halten, und ſich auf al - lerhand Gewehre mit einander herum balgen. ſ. Klopfechten.

Feder-Lappen,

Sind zuſammen geknuͤpffte Buͤ - ſchel Federn, welche an Leinen ge - bunden, des Nachts gegen Tag hin vor das Holtz gezogen werden, damit die Haſen oder Fuͤchſe, ſoſichFedſich in der Nacht aus dem Holtze heraus, und zu Felde begeben, bey anbrechendem Tage nicht wieder zu Holtze gehen, ſondern man den folgenden Morgen darauf etwas auf dem Felde zu hetzen finden moͤge. Man pflegt auch groß Wild, als Woͤlffe, Sauen und Hirſche damit einzuſtellen und zu verlappen, daß ſie in der Stille, und ohne von denen Leuten oder Hunden verſtoͤret zu werden, in ihren Behaͤltniſſen ſo lange war - ten, bis man den Zeug an Tuͤchern oder Netzen herbey bringen, und ſtellen koͤnne. Zu dieſen Feder - Lappen braucht man die Federn von allerhand zahmen und wilden Gefluͤgel, als Schwanen, Trap - pen, Auerhanen, Truthuͤnern, Reihern, Stoͤrchen, Gaͤnſen, Ha - bichten und Raben; denn ſie muͤſſen von mancherley Farben, ſchwartz, braun und weiß, alſo recht bunt ausſehen, damit ſie ſo viel beſſer abſchrecken koͤnnen. Man hat aber zweyerley Arten von Fe - der-Lappen: Die erſte Art, wor - zu die groͤſten Federn genommen, und gedoppelt mit den Kielen ge - gen einander durch einen Creutz - Schlag gezogen werden, und auf zwey Tuͤcher lang ſtellen, werden durch zwey Leute auf groſſe Ha - ſpeln gewunden, und doppelte Fe - der-Lappen genennet, deren Lein - chen ſo ſtarck als Wolffs-Garn ſind, ſolche aber ſind beſchwerlich mit Haſpeln, und langſam zu ſtel - len, gehen auch wohl ſechsmal ſo viel und groͤſſere Federn darauf, als ſonſten noͤthig waͤre. Die andere kleinere Art Feder-Lap - pen, welche viel leichter, nuͤtzlicher und wohlfeiler iſt, gebrauchet nur maͤßige, iedoch auch bunte Federn, allein nicht mehr als zwey bis drey,Fedunterwerts ebenfalls mit dem Dreyſchlag geknuͤpffet, deren Lein - chen von Staͤrcke des Haſen - Garns iſt, und ſtellet ein Bund eines Tuches Laͤnge, oder hundert und ſechzig Schritte. Die Knoten kommen eine gute Spanne von einander, der Haſpel iſt viel klei - ner, und mit einem einfachen Handgriff von duͤrrem Holtze, daß die Spille ſich umdrehen kan. Wenn man die Feder-Kiele, ehe ſie zuſammen geknuͤpfft werden, an der Spitze oͤffnet, und in ein Faß voll Hunde-Miſt ſtecket, auch das Leinchen darinnen weichet, noch beſſer aber mit dem ſogenan - ten Teuffels-Dreck beſchmieret, ſo bleibet der Geruch ſowol in den Federn, als in dem Leinchen, und ſcheuet das Wild ſich entſetzlich davor; Es iſt aber wegen des Ge - ruchs nicht rathſam, ſolche zuge - richtete Feder-Lappen bey die Ne - tze zu haͤngen, ſondern ſie muͤſſen abſonderlich aufgehoben werden. Wer die Federn ſo geſchwinde nicht aufbringen kan, und doch verlappen will, brauchet an ſtat der Federn ſtarckes Stroh, nach Laͤnge der Federn abgehauen, wovor ſich das Wild ebenfalls ſcheuet. Wenn in der Eil geſtellet werden ſoll, und nicht allezeit Furckeln oder Lapp-Reiſer vorhanden ſind, oder bey dem Froſt nicht in die Erde zu kommen iſt, muß man die Lap - pen mit den Leinchen um die Straͤucher oder Baͤume anziehen, und umſchlagen, oder da es noch ſchlaff haͤngen bliebe, an noͤthige Oerter Lappreiſer unterſtuͤtzen. Man pfleget auch die Feder-Lap - pen oͤffters doppelt uͤber einander zu ſtellen.

Feder-Spiel, Vorloß,

Gehoͤret zur Falcknerey, und be -A a 4ſtehetFedſtehet aus zweyen mit Riemen feſt zuſammen gebundenen groſſen Vo - gel-Fittigen, woran ein Wind - Strick haͤnget, und an dem Ende ein Haͤcklein von Horn angemacht iſt; mit dieſem Vorloß, oder ſo genannten Feder-Spiel, wird der geworffene Falcke gelocket, damit er, in Meinung, es ſey ein leben - diges Hun oder anderer gleichfoͤr - miger Raub, wieder zuruͤcke zu dem Falckenier kehre.

Feder-Vieh,

Unter dieſem Nahmen wird das zahme Gefluͤgel, ſo man bey Wirthſchafften zu halten und auf - zuziehen pflegt, als Gaͤnſe, Enten, Jndianiſche oder Truthuͤner, ge - meine Huͤner, Capaunen und Tau - ben, verſtanden. Die Anzahl des Feder-Viehes, muß man nach der Gelegenheit eines Hofes, und der Fuͤtterung maͤßig einrichten, und dergleichen nicht in allzu groſ - ſer Menge halten; das Aufziehen des jungen Viehes mit allem Fleiß wahrnehmen, daſſelbe zu rechter Zeit wieder abſchaffen, und es al - ſo mit langer Fuͤtterung ohne Noth nicht koſtbar machen.

Feder-Wildpret,

Wird alles wilde Gefluͤgel ge - nennet, welches man gemeiniglich in dreyerley Sorten eintheilet, da - von einiges zur hohen Jagd, eini - ges zur Mittel -, und einiges zur Nieder-Jagd gezehlet wird. Zur Hohen-Jagd gehoͤren die Schwa - nen, Trappen, Kraniche, Auer - Haͤne, Auer-Huͤner, Faſan-Haͤ - ne, Faſan-Huͤner. Zur Mittel - Jagd, Birck-Haͤne, Haſel-Huͤner und groſſe Brach-Voͤgel. Zur Nieder-Jagd, wilde Gaͤnſe, wilde Enten, Reiher, Rep-Huͤner, Schneppen, Taͤucher, See-Me -Fegben, Waſſer-Huͤner, Waſſer - Schnepffen, wilde Tauben, Ky - bitze, Wachteln, Ziemer, Schner - ren, Amſeln, Droſſeln, Lerchen und andere kleine Voͤgel, wie ſie Nahmen haben moͤgen. Wo kei - ne Mittel-Jagd in Obſervantz iſt, pflegt man die Birck-Huͤner, auch wol mancher Orten die Haſel - Huͤner unter das groſſe Weid - werck, oder die Hohe-Jagd zu rech - nen.

Fegen,

Wird vom Hirſche geſagt, wenn derſelbe die rauhe Haut von dem neu - aufgeſetzten Gehoͤrne (welche dahero, wenn ſie von dieſem herun - ter, das Gefege genennet wird) abſchlaͤget. Solches geſchlehet gemeiniglich innerhalb zehen oder zwoͤlff Wochen, nachdem er das alte Gehoͤrne abgeworffen, etwan um Mariaͤ Heimſuchung, worbey dieſes merckwuͤrdig, daß er das Gefege, ſo viel er deſſen beym Schlagen finden kan, wiederum genieſſet und verſchlinget; inglei - chen, daß, wenn der Hirſch aufaͤn - get zu ſchlagen, ſolches meiſten - theils in der Nacht geſchiehet, da er denn beym Thau, oder wenn eben der Buſch naß vom Regen iſt, den aus dem Gehoͤrne kom - menden, und auf den Kopff oder Hals tropffenden Schweiß ſo rei - ne wiederum von ſich abzuſtrei - chen, und ſich zu ſaͤubern weiß, daß man keinen Tropffen davon an ihm finden kan. So pfleget auch der Hirſch am liebſten an dem hartzigten Holtze, als Tan - nen, Fichten, Kiefern, Wachhol - dern ꝛc. Jtem am bittern Holtze, als Weiden, Saal-Weiden und Aſpen-Holtze zu fegen und zu ſchla - gen.

Feifel,
Fei

Feifel, Feiffel,

Jſt eine von den gefaͤhrlichſten Kranckheiten der Pferde, und kom - met von einem grießlichten weiſſen druͤſigten Unflat, welcher in Ge - ſtalt weiſſer Hanff-Koͤrner, oder Schweins-Finnen am Halſe, wo derſelbe an den Kopff des Pfer - des ruͤhret, zwiſchen der Haut und dem Fleiſche ſtecket. Wenn die - ſer Unrath (der ſich, wo er ſtecke, leichtlich mit den Fingern fuͤhlen laͤſſet) zerflieſſet, ſo faͤllet das Pferd augenblicklich um, und verreckt, ehe vier und zwantzig Stunden vergehen, wenn ihm nicht ſchleu - nig geholffen wird. Dieſe Kranck - heit entſpringet, wenn ſich ein Pferd im Freſſen oder Sauffen verfangen, zumal, wenn es etwan ein bisgen uͤbertrieben worden, und auf die Hitze gleich geſoffen hat. Man kan es bald mercken, ob ein Pferd verfangen habe oder nicht: denn wenn es getraͤncket wird, und laͤſſet zuletzt, wenn es aufhoͤret zu ſauffen, das Waſſer wieder aus dem Maul lauffen, ſo hat es ſich nicht verfangen; Wenn es aber nach dem Sauffen das Maul feſte zuhaͤlt, und laͤſſet nichts wieder heraus lauffen, ſo hat es gewiß verfangen, und kriegt den Feiffel. Dieſer giebt ſich auch aͤuſſerlich bald zu erkennen, wenn dem Pferde, ſo damit behafftet iſt, die Ohren und das Geſchroͤte kalt ſind, und die Zunge gleich trocken iſt (denn ſind ihm die Ohren kalt, und dennoch die Zun - ge warm und feucht, ſo ſind es die Wuͤrme) item wann das Pferd aͤngſtlich thut, ſchwitzet, nicht freſſen will, ſich niederleget, waͤltzet und kreiſtet, ohne daß es wieder aufſtehen will, da iſt denn das beſte und geſchwindeſte Huͤlffs -FeiMittel, man laſſe dem Pferd den Feiffel reiſſen, und dieſes geſchie - het folgender Geſtalt: Man fuͤh - ret das Pferd aus dem Stalle, und leget die Ohren deſſelben am Halſe herunterwerts gegen den Kinn-Backen zu, wo nun die Oh - ren ſich enden, oder wo ſie am Halſe hinreichen, da, oder ein paar Qverfinger darunter, begreiffet man mit der Hand die Beulen, wo dieſer finnichte Unflat, nem - lich der Feiſſel drinnen ſtecket, wel - cher, wenn vorhero die Haut an ſolchem Ort mit einer Fliete ge - oͤffnet worden, heraus gegraben, und wenn von ſolchem alle Koͤrn - lein heraus ſind, etwas Saltz mit Menſchen-Speichel hinein gerie - ben werden muß. Wenn nun dieſes auf beyden Seiten des Hal - ſes alſo geſchehen, ſo laͤſſet man ihm unter die Zungen in der Mit - ten eine Ader, welche zu der Zeit voller Bluts und aufgelauffen iſt, daß ſie leichtlich zu erkennen, und reibet ihm Saltz darein, oder ſticht ihm den dritten Kern oder Staffel oben im Gaumen des Mauls und reibet das Maul mit Saltz, ſtecket ihm auch ein wenig Heu oder Stroh in die Naſen, damit es wieder brauſend gemacht werde; Nachgehends decket man das Pferd mit einer Decke warm zu, fuͤhret es hin und wieder, bis ihm die Ohren erwaͤrmen, giebt ihm einen Buͤſchel Heu, macht ihm ei - nen Traͤnck-Eimer voll Roggen - Mehl, Saltz und Waſſer durch einander gemenget zu trincken, und laͤſſet es einen Tag wohl ausru - hen. Weil aber dieſe Kranckheit nicht voͤllig auſſen bleibet, ſon - dern, wenn gleich der Feiffel ein - mal geriſſen worden, dennoch zu - weilen wieder zu kommen pfleget,A a 5ſoFeiſo brauche man noch folgendes Mittel, welches ein Pferd ein gantzes Jahr lang vor den Feiffel ſicher macht: Man nimmt nem - lich aus den Hollunder-Schoͤß - lingen, die daſſelbige Jahr gewach - ſen ſind, den Kern, bricht ſie als - denn zu Stuͤcken, thut ſie in ei - nen neuen Scherben, ſetzt ſie auf die Kohlen, daß ſie wohl duͤrre werden, damit man ſie klein zu Pulver ſtoſſen kan, und giebt daſ - ſelbige einem Pferd einer welſchen Nuß groß in dem Futter oder auf einer Schnitten Brots mit Saltz gerieben, zu einer Zeit im Jahr, wenn man will.

Feigblat,

Wird von den Jaͤgern das weibliche Glied an einem Stuͤcke Wild oder andern Thier genen - net.

Feinte,

Bedeutet eine iede mit einem gedoppelten Creutzgen oder b be - zeichnete Note; ingleichen die auf dem Clavier zwiſchen den breiten Clavibus befindlichen ſchmalen und kurtzen Claves.

Feiſt,

Wird das Fett an den wilden Thieren genennet.

Feld-Baum, Plat-Baum,

Wird von den Vogel-Stellern ein Baum in oder nahe an einem Walde genennet, auf welchem ſie ihre Leim-Ruthen befeſtigen, wenn ſie ſolche nicht auf die Leim-Stan - ge ſtecken wollen, womit ſie als - denn allerley Arten groſſer und kleiner Voͤgel ſangen koͤnnen. Man erwehlet hierzu in einem Fichten - oder Tannen-Walde einen langen und geraden Baum, derFelrings herum einige Schritte von andern Baͤumen abgeſondert ſte - het; von dieſem hauet man die uͤberfluͤßigen Aeſte hinweg, und laͤſſet ſie nur eintzeln ſtehen, ſchnei - det auch diejenigen, ſo man ſtehen laͤſſet, halb ab, und ſtuͤmmelt ſie, daß ſie nur wie Stuͤmpffe ausſe - hen, und etwan fuͤnff bis ſechs Spannen lang bleiben. Der er - ſte Aſt, ſo von unten hinauf ge - laſſen wird, iſt ohngefehr zwey bis dritthalben Mann hoch von der Erde, und ſo folgen denn die an - dern, im̃er einer ein paar Spannen weit von dem andern, rings um den Baum herum, doch bleiben an dem Gipffel meiſtens ein paar Klaffter hoch von oben herein die Aeſte unbehauen ſtehen, und auf ſelbige werden auch keine Leim - Spindeln geſtecket, die uͤbrige ab - geſtuͤmmelte Aeſte aber damit ſo wohl verſehen, daß ſich kein Vogel darauf ſetzen kan, ohne daß er mit der Bruſt an die Leim-Spindel faͤhret, denn ſie werden dergeſtalt in kleine mit einem Meſſer ge - ſchnittene Kerbigen geſtecket, daß ſie nicht gantz auf dem Aſt auflie - gen, ſondern etwas empor ſtehen, als ob ſie alſo aus dem Aſt heraus gewachſen waͤren. Unten auf der Erden um den Stamm her - um wird eine Huͤtte von dicken Aeſten gebauet, daß, nachdem man ſie groß oder klein haben will, zwey, drey oder mehr Perſonen darunter ſitzen koͤnnen; oben auf die Huͤtte wird entweder eine lebendige Eule oder Kaͤutzlein angebunden, oder nur ein Haſen-Balg, wie ein Eu - len-Kopff geformet, darauf ge - ſtecket, alſo daß der Vogelſteller ſolchen von innen auf und nieder ruͤcken, oder hin und her bewegen koͤnne, damit die dort herumſitzen -Felſitzende Voͤgel vermeinen, die Eu - le oder das Kaͤutzlein rege ſich. Wenn man Zeit hat, werden man - ches mahl auch auf die neben her - um ſtehende Baͤume Leim-Spin - deln ausgeſtecket: Denn ie mehr man deren hat, ie mehr Voͤgel faͤngt man, und iſt der Fang unter achtzig bis hundert Leim-Spindeln nicht wohl anzuſtellen. Wenn nun alſo der Baum und die Huͤt - te zubereitet iſt, ſetzt man ſich ent - weder vor Aufgang der Sonne, oder ein paar Stunden vor deren Niedergang, da der Baum an - faͤngt Schatten zu bekommen, da - mit der Leim nicht flieſſe, in die Huͤtte hinein, und nimmt ein ge - wiſſes Jnſtrument, die Wichtel oder das Wichtel-Pfeiffgen ge - nannt, womit man das Geſchrey eines Kaͤutzleins natuͤrlich nach - machen kan: Wenn nun die Voͤ - gel dieſe gehaͤßige Stimme ihres Feindes hoͤren, eilen ſie dem Ge - ſchrey zu, ſitzen auf die Leim-Ru - then, und werden alſo in groſſer Menge gefangen. Wenn der Vogelſteller einen Haͤher bekommt, und ihm mit Rupffen und Knei - pen ſchreyen machet, ſo werden alle Haͤher, die in dem Wald ſind, und die es nur hoͤren koͤnnen, herzu ei - len, und ſich fangen, ſonderlich, wenn man mit der Wichtel dazu pfeiffet. Abends continuiret man den Fang, bis es faſt gantz Nacht iſt, weil in der Dunckelheit erſt die Amſel und Rothkehligen, wel - che bey Tage nicht anfallen, ja oͤff - ters auch Eulen gefangen werden. Man nennet die Art dieſes Vo - gelfanges durch den Feld - oder Plat-Baum, mit einem Wort Platnen, wobey verſchiedene Vor - theile zu beobachten, und unter dieſem Worte angefuͤhret zu leſen ſind.

Fel

Felder im Wappen, ſ. Blaſons.

Feld-Geiſen, ſ. Gems.

Feld-Gefluͤgel,

Darunter werden die Trappen, Faſanen, Rephuͤner, Brach-Voͤ - gel, Wachteln, Lerchen und alle andere Voͤgel begriffen, welche ſich mehrentheils in Feldern und Gebuͤſchen aufhalten, und dahero ſich ſowol von dem Wald - und Waſſer-Gefluͤgel, als von den Raub-Voͤgeln unterſcheiden.

Feldhun, ſ Rephun.

Fell,

Wird unter dem Wild die Haut von einem Rehe, unter dem zah - men Viehe aber vom Kalbe, Zie - gen - und Schaf-Vieh genennet. Die Schaf-Felle werden in Sommer - und Winter-Felle ein - getheilet, nachdem nemlich die Schafe, von denen ſie kommen, im Sommer und Winter umge - fallen oder geſchlachtet worden, und gelten die Winter-Felle ieder - zeit ein mehrers als die Sommer - Felle. Die Felle der geſtorbenen Schafe ſind von den Fellen der geſchlachteten Schafe darinnen unterſchieden, daß jene bleiche und weiſſe, dieſe aber rothe und blu - tige Adern haben.

Fell,

Heißt man auch das Haͤutlein, ſo dem Vieh, als Pferden, Och - ſen, Kuͤhen, Schafen, Huͤnern ꝛc. manchmal uͤber die Augen zu wach - ſen pflegt. Bey den Pferden ver - treibt man ſie, wenn man ihnen Siegmars-Wurtzel, Lateiniſch Alcea vulgaris genannt, unter dem Futter mit giebt, und demſelbendieFendie Wurtzel davon an den Hals haͤnget. Man kan auch guten Vitriol, Saltz, Marck und Ho - nig iedes ein Loth, zuſammen in ein Glas thun, ein halb Qvartier guten Wein druͤber gieſſen, das Glas wohl vermachen, und drey Tage in warmen Sand ſetzen. Dieſen Liquorem ſtreichet oder ſpritzet man dem Pferde in die Augen, und hefftet ſolches auf, daß es ſich nicht reiben kan. Oder man nehme Honig und friſche ein - geſaltzene Butter, iedes anderthalb Loth, Aſchen-Schmaltz anderthalb Qventlein, ein paar Schnecken - Haͤuſer und ein wenig duͤrre Rau - te, mache dieſe klar, und ruͤhre es zu einer Salbe ein, ſtreiche her - nach iedesmal uͤber den andern Tag mit einer Feder dieſelbe in das Auge, ſo gehen die Felle ohn - fehlbar weg.

Feneſtræ rhomboideæ,

Werden die ſchmalen Loͤcher in den Regiſter-Zuͤgen der Clavi - cymbel, in welchen die Springer oder Doͤckgen ſtehen, genennet.

Fer de cheval,

Jſt ein plattes Stuͤck Eiſen, krumm gebogen, daß es ſich an den Huf des Pferdes ſchickt, vornen rund und bey der Ferſen offen, mit zwey unterwerts gehenden Stollen, die Tuͤrcken fuͤhren gantz runde hinten zuſammen geſchlage - ne Huf-Eiſen.

Fer du cou de cheval,

Pferd-Hals-Eiſen, iſt zwey bis drey Spannen lang, und eine Spanne in die qver, und dann wieder eine halbe lang bis zur Runde, allwo es dem Pferde un - ter den Kinnbacken hinters Kinn geſetzt, und uͤber die Naſe mit ei -Fernem Riemen zugeguͤrtet wird, unten an der Spitze gehet ein brei - ter Riemen durch, der wird an beyden Seiten des Sattels, (wo ſonſten das Vorder-Zeughingehoͤrt) angeſchnallet; dieſe Machine die - net darzu, um ein uͤberzaͤumtes Pferd damit wieder uͤber ſich zu bringen, iſt auch beqvem fuͤr die Wildfaͤnge, welche gerne den Kopf zwiſchen die Beine nehmen, ihnen ſolches damit zu verwehren, und andere dergleichen Laſter mehr zu verhuͤten.

Fer vouté du cou de cheval,

Ein anders krummes und ge - woͤlbtes Hals-Eiſen, ſo dergeſtalt geſchmiedet, daß es ſich nach dem erhabenen Hals des Pferdes oben zukruͤmmet, weder zu lang, noch zu kurtz, und auf dem Sattel - Knopff feſte aufgemacht iſt; dieſe Machine hat zwiſchen den Ohren 2 Loͤcher durchgeſchlagen, daß man 2 lederne Rieme durchziehen, und ſolches damit an das Haupt-Ge - ſtell feſt anbinden kan, nachgehends gehet es gerade uͤber die Stirn herunter, und ſchließt ſich in die Naſen-Riemen feſt ein, daß das Pferd den Kopff nicht anders hal - ten kan, als es ihm das Eiſen zu - laͤſt, welches ein treffliches Expe - riment fuͤr Pferde, welche gantz ſteiffe Haͤlſe haben, und aller Zaͤu - mung widerſtreben. Doch iſt wohl und vorſichtig damit umzu - gehen, daß einem Pferde (bis es das Eiſen gewohnet) keine Gele - genheit gegeben werde, ſich in die Hoͤhe zu lehnen, und weil es mit dem Kopff nicht frey iſt, hinter ſich zuruͤck falle, dahero noͤthig, ſolches etliche mal an die Corde zu nehmen.

Ferme
Fer

Ferme Ferme,

Jſt ein Terminus, wenn man ſagen will, auf einer Stelle, auf eben dem Platze, oder von dem Orte weg zu gehen. Il faut lever ce cheval de Ferme Ferme, man muß dieſes Pferd auf der Stelle erheben, item dieſes Pferd parirt wohl gleich auf der Stelle ohne zu avanciren; wenn man einen an - gehenden Scholar railliren will, proponirt man ihm: Er ſolle ſein Pferd ferme ferme galoppiren laſſen, welches gantz widerſinnig und nicht practicable iſt.

Fermer,

Heißt in der Muſic ſchlieſſen, einen Schluß oder Cadentz ma - chen.

Fermer un paſſade avec juſteſſe,

Heißt eine Umkehrung nett ſchlieſſen; das geſchiehet, wenn ein Pferd eine Paſſade auf einer hal - ben Volte mit Richtigkeit wohl geſchloſſen, und ſolche auf der ge - raden Linie (auf welcher es her - kommen) tempo endiget, daß es geſchickt zu changiren, und ſolche gerade Linie zu repaßiren.

Fermeſſe du cheval,

Der Muth, Kuͤhnheit und Si - cherheit des Pferdes, welches eine vortreffliche Eigenſchafft iſt, wenn ein Pferd nicht furchtſam und ſcheu, ſondern lauter Muth und Kuͤhnheit bezeigt, ſowol im taͤgli - chen Gebrauch, als auch in krie - geriſchen Zeiten, in Actionen und dergleichen, worzu noch kommt, wenn ein Pferd ſicher geht, und nicht ſtolpert, oder ſtrauchelt, welches ſich nicht bald an der aller - edelſten Art Pferden finden laͤſſet, ſo nicht gnugſam zu loben iſt.

Feſ

Ferretier,

Beſchlag-Hammer, der dem Huff-Schmied dienet, um ſeine Huff-Eiſen auf dem Ambos zuzu - richten, kalt und warm, bis ſie recht auf den Fuß paſſen.

Ferte, ſ. Faͤhrte.

Fes,

Koͤnte man das mit einem b be - zeichnete f nennen.

Feſſel, Foͤſſel,

Jſt an einem Pferde-Fuß der Raum von der Koͤthe an bis zur Crone; dieſer ſoll kurtz ſeyn, im - maſſen die Pferde mit allzu lan - gen Feſſel gerne eintreten, ſtrau - cheln und wohl gar uͤbern Hau - fen fallen: Dieſer Mangel iſt inſonderheit an einem Beſcheller zu ſcheuen, weil er gemeiniglich erblich.

Feſſel-Wund,

Heißt ein Pferd, wenn es die Feſſel durch Einreichen oder un - geſchickliches Vorgreiffen, oder in andere Wege verwundet. Der - gleichen Schaden zu heilen nehme man ein halb Pfund Speck, ſtecke denſelben an ein Holtz, und thue ein Papier darum, zuͤnde ihn her - nach an, und laſſe ihn auf rein Waſſer tropffen, ſchaͤume ihn dar - auf ab, thue ihn in eine Pfanne, und laſſe ihn wieder zergehen; nehme alsdenn vier Loth gepuͤlver - te Lorbeer, und ein halb Pfund Schieß-Pulver, ruͤhre es wohl durch einander, bis es ſtehet, da - mit ſchmiere man das Pferd, wo es wund iſt. Oder, man nehme ein Viertheil Pfund Baum-Oel, Gruͤnſpan und Vitriol, eines ſo viel als des andern, ein groſſes Gaͤns-Ey, halb ſo viel Bley weiß,ſtoſſeFeſſtoſſe ſolches alles klein, thue es unter das inzwiſchen heiß gemach - te Baum-Oel, und ruͤhre es wohl unter einander, daß es zur Salbe wird. Mit dieſer ſoll man den Schaden ſchmieren, vorhero aber denſelben, ſo er alt iſt, ſauber auswaſchen. Man kan auch mit dem weiſſen von einem Ey, Saltz, ſo viel man mit drey Fingern hal - ten kan, und einem Qvintlein Alaun, alles zuſammen hin und wieder gerieben, eine Salbe ma - chen, und ſolche in den rein aus - gewaſchenen Schaden ſchmieren. Wenn bereits Loͤcher in denen Feſſeln ſind, muß man ſolche nicht zu gaͤhe zuheilen, ſondern taͤglich ſauber reinigen, und gebrannten Huͤner-Koth, oder gepuͤlverten weiſſen Hunds-Koth darein ſtreu - en, oder von obigen Salben eine oder die andere nach Belieben ge - brauchen, und inzwiſchen das Pferd in kein Waſſer gehen laſſen.

Feſt ſtoſſen,

Heißt an der Klinge ſtoſſen, nemlich mit der Staͤrcke des Feindes Schwaͤche faſſen, und ſol - cher geſtalt fortſtoſſen, wie denn ſolches die ſicherſte Art zu ſtoſſen iſt.

Fette Augen,

Sind ein uͤbler Zufall vor ein Pferd. Wenn man dergleichen an einem Pferde wahrnimmt, ſo ſperre man ihm nur die Augen mit den Fingern auf, da denn ein weiſ - ſes Stuͤcklein Fleiſch herfuͤr kom - men wird, welches im abnehmen - den Monden hinweg geſchnitten werden muß, ſonſt druckt es dem Roſſe die Augen aus.

Feudale jus, v. Jus.

Feu

Feve,

Die Bohne oder Mundfaͤule, ſo daran zu erkennen, wenn die Zaͤhne losſtehen, das Zahnfleiſch ſich faͤrbet, und zuruͤck weichet. Davor muß man ihm auf der Zun - ge Aderlaſſen, und das Zahnfleiſch mit friſcher Salbey reiben laſſen.

Feuer Antonii,

Das ſogenannte St. Antoni - Feuer iſt ein ſchaͤdliches Uibel, welches die Pferde bekommen, welche ſchwere Laſten auf dem Ruͤcken tragen muͤſſen, denn es ſchieſſen ihnen groſſe Beulen an den Schenckeln auf, welche Stein - hart ſind, und ſtecken voller zaͤhen Eiter, haben darneben viel kleine Blaͤs - oder Blaͤtterlein um ſich ſte - hen; wird ſonſt auch das Roth - lauff genennet.

Feuer-Gabe,

Heißt dem Pferde das Feuer appliciren oder geben; welches ge - ſchiehet, indem man das breite gluͤende Meſſer ſubtil auf die Haut leget, ohne es damit zu ſtechen. Man giebt ſolch Feuer denen Beu - len der Raude, indem man ein ſpitziges gluͤendes Meſſer in die Geſchwaͤr ſteckt, auch giebt man ſolch Feuer vor die Vertretung oder Verrenckung, auch vor die Spaten, daß ſolche nicht groͤſſer werden. V. Couteau du feu.

Feuer-Taͤntze,

Jn Pegu in Aſien. Wenn da - ſelbſt ein Bramine ſtirbet, wird ſein Leib verbrannt. So lange das Feuer brennet, wird allezeit Aloe, Myrrhen, Corallen und Gewuͤrtze hinein geworfen, indeſ - ſen die Trummeln und Paucken mit groſſem Schall erklingen, wornach 20 bis 30 ſtarcke Kerl inLar -FiaLarvem um den Holtzhauffen luſtig herum tantzen. Das Weib des verſtorbenen Pfaffen fuͤhret dabey eine traurige Klage. Und dieſes geſchiehet um die Mitternacht. Nach verfloſſenen 15 Tagen berufft das Weib, welche ſich aufs koſt - barſte geputzet hat, ihre und ihres verſtorbenen Mannes geſamte Freundſchafft an den Ort, wo der Mann verbrannt worden, zum Todten-Mahl zuſammen. Da wird eine Grube, wie ein Zieh - brunnen gegraben, mit wohlrie - chendem Holtze angefuͤllet, mit Blumen beſtreuet, und denn mit einem ſeidenen Tuche zugedeckt, daß man ſie nicht ſiehet. Nach geendigter Mahlzeit ſtehen etliche Muſicanten um die Grube her - um, und ſpielen der Wittwe den letzten Todten-Reihen. Denn da koͤmmt das armſelige Weib mit vollen Freuden zur Gruben herzu getantzet, wickelt ſich in das ſeide - ne Tuch und ſtuͤrtzet ſich ſelbſten in die feurige Glut. Welche Weiber ſich deſſen wegern, werden fuͤr Ehr-vergeſſene Metzen gehal - ten, und muͤſſen ſich zu den aller - unehrlichſten Wercken gebrauchen laſſen. Von einem andern Feu - er-Taͤntze ſehe man unten Schwe - diſche Feuer-Taͤntze.

Fiacre,

Alſo nennet man die gemeinen Kutſchen, ſo man ſtets in Paris auf den Gaſſen parat findet, daß man ſie miethen und darauf in der Stadt herum fahren kan. Die Benennung kommt von dem hei - ligen Fiacre her, welcher in Paris an eines Kutſchers Haus ange - mahlet war.

Fianter,

Heißt zuͤrchen, wenn ein PferdFicden Kot von ſich laͤſt; wenn es ſolches aber nicht kan verrichten, verurſachet es demſelben groſſe Qvaal, dahero nimmt man nur ein paar Zwiebeln und etwas Huͤ - ner-Kot, vermengt es mit Kuͤh - milch, und giebt dem Pferde ſol - ches ein.

Fic,

Heiſſen die Frantzoſen eine Wartze an den Pferden, welche zwiſchen den Beinen, und manch - mal auch am gantzen Leib ſich er - eignet. Sie iſt ſehr uͤbel zu hei - len, und giebt viel ſtinckende Ma - terie von ſich.

Ficher, les chevaux qui fichent en la terre,

Pferde ſo an der Erde bekleben. Das iſt, wenn ſie mit dem hintern Theil an der Erden ſtecken, als wenn ſie gleichſam angehefftet waͤ - ren, und kommt daher, wenn ſich der Hals zu viel ruͤckwerts in die Hoͤhe ſencket, ſo viel ziehet der hintere Theil, und deſſen Sennen denſelben an ſich, und ſetzet ſich das hintere Theil mit voͤlligem Ge - wicht nieder, daß ſolche Pferde, (abſonderlich welche hohe Hirſch - Haͤlſe haben) nicht einmahl mit beyden hintern Fuͤſſen ſtreichen koͤnnen, vielweniger vermoͤgen uͤber einem Schlagbaum zu ſprin - gen, daß ſie nicht ſtecken bleiben, und beyde hintere Schenckel zu - ruͤck laſſen muͤſſen.

Fichte,

Jſt ein Wald-Baum, welcher unter das ſogenannte ſchwartze und weiche Tangel-Holtz gehoͤret, und aus dem Saamen in die Hoͤ - he waͤchſet. Er treibet einen ge - radern, laͤngern und hoͤhern Stamm, als die Tanne und Kie -fer,Ficfer, hat eine roͤthlichte Rinde, welche gantz zaͤhe und leicht zu bie - gen, aber bey weiten nicht ſo ſproͤ - de und bruͤchlich, als die Tannen - Rinde iſt. Seine Aeſte haͤnget er unter ſich, und iſt alſo leicht von der Tanne und der Kiefer zu un - terſcheiden, welche ihre Aeſte ge - rader und ſtaͤrcker von ſich austrei - ben. Er hat ſchmale, harte und ſpitzige Blaͤtlein, insgemein Tan - geln oder Nadeln genannt, welche paarweis gegen einander uͤber in einer ziemlichen Anzahl auf einem Stiele wachſen, und immer gruͤ - ne bleiben. Seinen Saamen fuͤh - ret er in feſten mit vielen Schalen gleichſam als Schuppen verwahr - ten langen, und unterwerts haͤn - genden Zapffen, aus denen derſel - be, als ein kleines mit einem Fluͤ - gel verſehenes Hirſekoͤrnlein, im Mertzen und April ausfaͤllet, aber wegen ſeines vielen bey ſich fuͤhren - den Hartzes, lange in der Erde liegen bleibet, ehe er aufgehet, es waͤre denn, daß eine ziemliche Feuchtigkeit und Waͤrme darzwi - ſchen kaͤme, da er denn eher ein - wurtzelt und hervor keimet. Ge - dachte Zapffen ſind anfaͤnglich, wenn ſie hervor wachſen, ſchoͤn roth, daher ſie, wiewol irrig, von etlichen Bluͤten genennet werden, hernach bekommen ſie nach und nach eine gruͤne Farbe, bis ſie end - lich bey ihrem Reiffthum braun - gelblicht werden, da ſie denn, wenn ſie friſch vom Baum kom - men, voller Hartz ſind, und einen ziemlich anmuthigen Geruch von ſich geben; wenn der Saame dar - aus verflogen, ſo fallen die Zapf - fen nicht mit herab, ſondern ſchlieſ - ſen ſich, nachdem ſie ſich des Saamens entlediget, gantz feſte wieder zu, und empfangen neuenFicSaamen, womit ſie ſo lange an - halten, bis ſie gantz alt, verdor - ret und verwelckt herab fallen, oder von den Eichhoͤrnern, welche dieſen Saamen gerne freſſen, ausge - hoͤlet und abgebiſſen werden. Das Schneideln will dieſer Baum nicht wohl vertragen, es ſey denn, daß ſol - ches behutſam geſchehe, damit man nur die duͤrren, nicht aber die gruͤ - nen Aeſte, wie auch nur diejenigen duͤrren Stangen, welche von den ſtaͤrckſten und vorwaͤchſichtigen Stangen allbereit ſichtbar zuruͤck gedruckt worden, ab - und heraus - haue, ſonſten gehet es nicht ohne Schaden ab, weil durch das Schneideln der gruͤnen Aeſte ei - nem ſolchen Baume gleichſam die Adern geoͤffnet, und die Lebens - Kraͤffte zum Wachsthum abge - zapffet werden. Seine Wurtzeln lauffen gantz flach auf der Erden hinweg, daß er alſo, in Erman - gelung einer Hertz-Wurtzel, vor dem Winde ſich faſt gar nicht er - halten kan, ſondern, wo dieſer Platz gewinnet, ploͤtzlich uͤbern Haufen fallen muß. Es iſt auch die - ſer Baum ſo voller Hartz, daß er, wenn er gelochet oder geriſſen wird, das iſt, wenn man die Rinde un - ten an dem Stamm, ſo hoch ein Mann reichen kan, von oben nie - derwerts zweyer Finger breit ſtreiffweiſe, an vier, fuͤnff bis ſechs Orten herunter und abziehet, jaͤhrlich deſſen ein merckliches von ſich heraus treibet, woraus her - nach das Pech geſotten wird, und kan dieſes Hartzreiſſen alle drey bis vier Jahre wiederholet, und der Baum aufs neue geriſſen werden; wiewol mit dieſem Lochen oder Reiſſen auch ſehr behutſam ver - fahren werden muß, angeſehen ſolches an keinem Orte rathſam,alsFicals wo das Holtz in ſolchem Un - werth, daß es gantz und gar nicht an den Mann zu bringen iſt: Denn wenn die Fichte, ehe ſie zwey - bis dreyſpaͤnnig iſt, gelochet oder geriſſen wird, ſo wird ſie von dem Riſſe zehen, zwoͤlff und mehr Ellen hinaus roth, und dahero zu Bret - und andern Nutz-Holtze un - brauchbar gemacht, es iſt auch der Kloͤpffel, ſo weit der Riß gehet, zum Floß-Holtze nicht dienſam, weil er durch das in einander ge - lauffene, und von Jahren zu Jah - ren verwachſene Hartz, ſchwer worden. Dieſer Baum, wenn er gerade erwachſen, laͤſſet ſich trefflich zu Schindeln brauchen, maſſen dieſelben im Wetter dauer - haffter, als die taͤnnenen, weilen ſie nicht ſo maſtig von Holtze ſind; iedoch iſt manche Fichte voller Hartz-Gallen, welche in dem Holtze nach und nach zwiſchen den Jahren, oder jaͤhrigen Trieben mit wachſen, und offt Fingers lang werden, die hernachmals, wenn die Schindel aufs Dach kommt, von der Sonnen ausſchmeltzen, da denn durch die leeren Ritze und Kluͤffte, der Regen eindringet, und Schaden verurſachet. Die Amei - ſen bereiten den ſogenannten Wald-Rauch, von dem Fichten - und anderer Baͤume Hartz, wel - ches ſie in der Naͤhe herum ſamm - len, in ihre Hauffen tragen, und daſelbſt zu unterſt auf dem Bo - den verbergen; So dienet auch dieſes Hartz den wilden Schwei - nen zum Harniſch, als welche ſich an niedrig-geriſſene Fichten rei - ben, und mit dem Hartz ihre Haa - re und Borſten dergeſtalt bepichen und feſte machen, daß kein Hund durch die Haut greiffen, auch faſt kein Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤn -Fidger durchdringen kan, ſie ſeyn denn ſehr ſtarck, ſteiff und ſpitzig. Die Rinden werden ſehr ſtarck von den Rothgerbern zu Garmachung der Haͤute gebraucht. Der Geruch von angezuͤndetem Fichten-Holtz ſoll die Fliegen und Muͤcken aus den Gemaͤchern treiben, und das Holtz, zu den Kleidern gelegt, ver - wehren, daß die Mottten nicht darein kommen.

Fidalgis,

Sind diejenigen jungen Edel - leute, am Koͤniglichen Portugie - ſiſchen Hofe, welche reiten lernen u. Pagen-Dienſte thun, ſie knien bey der Tafel, tragen weder Hut noch Degen, und wenn iemand von dem Koͤniglichen Hauſe trincket, oder nieſet, ſo ſtehen ſie auf, und beu - gen ihre Knie, auch bey dem Ein - ſchencken bedienen ſie ihre Herr - ſchafft kniend, ſie tragen keine Hof-Kleider als die nur von den Cavalieren getragen werden, ſon - dern weite Hoſen wie am Kayſerl. Hofe haben.

Fidelité des chevaux,

Treue der Pferde, iſt eine gute Eigenſchafft, und bey etlichen Pferden ſo tief eingewurtzelt, daß ſie offt wider ihrer Herren Feinde Rache geuͤbet, auch gegen dieſelbe gleichſam fechten helffen, und alſo durch Beiſſen, Hauen und Aus - ſchlagen Krieg mit gefuͤhret, und die Feinde abgehalten; iſt dero - wegen nicht allein dieſe ſonderliche, ſondern auch ſo gar die gemeine Treue, fo ſie ihren Herren, (wenn ſie trunckener Weiſe davon herun - ter gefallen, im ſtill ſtehen und aufwarten) erweiſen, hochzuſchaͤ - tzen.

Ritter-Lexic. B bFides,
Fid

Fides,

Ein mit Saiten bezogenes Jn - ſtrument, ins beſondere aber eine Gattung der Cithern.

Fidicen,

Einer der ein beſaitetes Jnſtru - ment ſpielet; wie Fidicina, ein dergleichen Frauenzimmer.

Fidicula,

Eine kleine Cither, oder Lauten - maͤßiges Jnſtrument, welches ehe - mals auch Lyra genennet worden. Andere halten es fuͤr eine Violin, oder Diſcant-Geige, welche man insgemein Fiedel nennet.

Fiel du cheval,

Galle des Pferdes. Die Pfer - de haben zwar keine Blaſen, dar - ein ſich die Galle verſammle, wie die Menſchen, iedoch in der Hoh - len der Leber auf der rechten Sei - ten hinter oder unter dem Stamm der groſſen Blut-Roͤhre, unfern von derſelben Anfang, iſt eine be - ſondere Rinne, ſo aus der Leber heraus kommt, ſolche Feuchtig - keit der Gallen in ſich empfaͤngt, und zwey groſſe und weite An - faͤnge, welche ſich auſſerhalb an der Subſtantz der Leber vereini - gen, und die Rinne etwas klein machen. Dieſe Rinne nun fuͤhret die in ſich empfangene Galle bis in den langen Darm, etwas fern von dem unterſten Magen-Mund hinab, denn ſolche Rinne iſt ſo lang, als der gemeldte Darm ſelbſt, ſonſten rund, hohl und weit, wie eine Blut-Ader, einer Schreib-Feder gleich, dick und weiß, und hat ein dick ſtarck Haͤut - lein. Der Pferde Blut iſt nicht ſuͤß, ſondern bitter und ſal - tzigt.

Fif

Fier, marcher d un Pas fier,

Hochmuͤthig einher gehen, oder praͤchtig zu Pferde erſcheinen, da wohl nichts ſtatlichers und hoͤhers zu genieſſen oder auszuden - cken moͤglich, in welcher Bezei - gung der hoͤchſte Potentat in der Welt (auſſer ſeinem Thron) in groͤſſern Anſehen und praͤchtigern Herrlichkeit erſcheinen kan, als wenn er ſich zu Pferde befindet.

Fievre des chevaux,

Das Fieber der Pferde iſt nichts anders, denn eine Veraͤnderung der natuͤrlichen Waͤrme des Thiers in eine unnatuͤrliche Hitze, welche erſtlich das Hertz entzuͤndet, und ſich nachmals durch die Puls - Adern, in den gantzen Leib aus - breitet, und dieſe Kranckheit ha - ben die alten Aertzte das Feuer zu nennen pflegen, und hat ſeine in - nerliche und aͤuſſerliche Urſachen. V. Pferd-Anatomie Cap. 9.

Fievre de Contagion,

Das Peſtilentziſche Fieber, ſo einer gifftigen Art, fichtet derowe - gen das Hertz ſamt dem gantzen Leib nicht allein mit aͤuſſerlicher groſſer Hitze, ſondern auch mit einer ſonderbaren boͤſen und giff - tigen Eigenſchafft an; die Kenn - zeichen ſind, wann das Pferd Kopffwehe hat, laͤſt die Ohren hangen, iſt am Leibe gantz krafft - los, hat einen ſtinckenden Athem, ziehet die Seiten ein, iſt durſtig, und hat eine rauhe trockene ſchwar - tze Zunge, und heiſſes Maul.

Fiffaro, Fifre,

Eine Qver-Pfeiffe der Solda - ten bey der Trummel; ingleichen der Pfeiffer bey einer Com - pagnie.

Figu -
Fig

Figura,

Mit dieſem Worte werden alle in der Muſic gebraͤuchliche Zei - chen benennet, welche die Klaͤnge, deren Geltung, die Pauſen u. ſ. f. andeuten. Anfangs brauchte man nur Puncte von gleicher Waͤhrung und Geltung, welche auf die Linien allein geſetzt wurden; bis Jean de Murs, und nach ihm andre, die noch ietzo gewoͤhnlichen erfunden und eingefuͤhret haben. Die aus etlichen auf verſchiedene Art zu - ſammen geſetzten Noten beſtehen - de Figuren, haben von ihrer be - ſondern Geſtalt auch verſchiedene Nahmen.

Figura bombilans,

Jſt in der Muſic, wenn lauter ſchwaͤrmende Figuren zuſammen geſetzt werden.

Figura corta,

Beſtehet aus drey geſchwinden Noten, deren eine ſo lang iſt, als die beyden uͤbrigen.

Figura muta,

Stumme Figuren, ſind die Pau - ſen.

Figura ſuſpirans,

Jſt eben das, was Figura cor - ta, nur daß ſie an ſtat der voͤrdern laͤngern Note eine halb ſo groſſe Pauſe, und darauf eine den an - dern beyden gleiche Note hat.

Figural,

Jſt eine Art zu ſingen oder zu muſiciren, da die Stimmen nicht einerley Menſur und Tact halten, wie im Choral, ſondern da eine einen Schlag haͤlt, laͤufft die an - dre durch 4 Viertel, oder durch 2 Viertel und 4 Achtel, welche eben dieſen Schlag ausmachen;Figoder da eine fortſpringet, pauſi - ret die andere, und was derglei - chen Figuren im Singen und Spielen mehr ſind; doch halten alle hierinnen gleiche Menſur.

Figure,

Jn der Tantz-Kunſt, bedeutet den Weg, der nach der Kunſt ab - gezeichnet iſt, und den man gehen muß. Es muͤſſen dieſelben alle ſymmetrice eingerichtet, und ma - thematice durch Winckel, Linien und Circkel, das iſt, gerade vor - werts, ruͤckwerts, lincker und rech - ter Hand, ſeitwerts, ſchief uͤber den Platz, wie auch in die Runde for - miret und verrichtet werden. Die Figur iſt entweder eine regulaͤre, wenn zwo Perſonen einander con - trair tantzen, als eine nach der rechten und die andere nach der lincken Hand; oder eine irregulaͤ - re, wenn beyde Taͤntzer nach einer Seite figuriren.

Figuren bey den Entrées und Ballets,

Muͤſſen allezeit nach der Be - ſchaffenheit der Entrées, doch nach dem Gutbefinden eines ieden Mai - tre, eingerichtet werden. Wenn ein Taͤntzer bey den hohen thea - traliſchen Taͤntzen ein Solo macht, es ſey ſolches eine Sarabande, Gi - que oder Chaconne, darf er ſich ſo gar genau nicht an die Figur binden, ſondern kan hier und dar einen kuͤnſtlichen Sprung anbrin - gen, weil er den Platz alleine inne hat. Sollen mehr als eine Per - ſon balletiren, alsdenn pfleget man ſich bey Einrichtung der Fi - guren nach dem Tantz-Platze zu richten, ob derſelbe groß oder klein, ingleichen nach den tantzenden Perſonen, ob derſelben viel oderB b 2wenigFigwenig ſind: Vornemlich aber muß alles nach der Symmetrie und den Mathematiſchen Grund - Saͤtzen in ihren proportionirten Linien, Triangeln, Qvadraten, gantzen und halben Rundungen abgemeſſen und eingetheilet wer - den.

Figuriren,

Jn der Muſic heißt, wenn ein Lied mit vielen Stimmen und Jn - ſtrumenten nach der Menſur ge - macht wird. v. Canto Figurato.

Filet,

Ein kleines duͤnnes Gebiß oder engliſche Trenſe, die Wettlaͤufer darauf zu reiten, weil ſie keines Aufhaltens, ſondern nur Wendens brauchen.

Filum ferreum,

Die eiſerne Kruͤcke, vermittelſt welcher durch Auf - und Niederzie - hen die Schnarr-Regiſter einer Orgel oder eines Poſitivs geſtim - met werden.

Finale,

End-Note, Schluß-Note eines Modi muſici, daraus ein Stuͤck gehen ſoll; oder auch worauf ein Periodus deſſelben, ingleichen die letzte Note einer Cadentz aushaͤlt und ſich endiget.

Finck,

Jſt ein kleiner ſingender Vogel, welcher ſeiner Groͤſſe und aͤuſſer - lichen Leibes-Geſtalt nach ohnge - fehr einem Haus-Sperling zu ver - gleichen ſeyn mochte, nur daß je - ner ſchmaͤler und laͤnglichter iſt, und keinen ſo dicken Schnabel hat. Der Han oder das Maͤnnlein iſt weit ſchoͤner, als die Sicke oder das Weiblein, und hat einen dun - ckelbraunen mit blaulichten FedernFinvermiſchten Kopff, welcher im Fruͤhling, da die andern Federlein wegfallen, gantz blau wird, und nur, wo der Schnabel angehet, ein kleines ſchwaͤrtzlichtes Flecklein behaͤlt; dieſe blaue Farbe nimmt hinten her am Kopff den Ober - Theil des Halſes, iedoch nur et - was weniges zugleich mit ein, wo ſie aber aufhoͤret, abſonderlich zur Zeit, da das Blaue nicht verhan - den iſt, faͤngt eine angenehme ziemlich halbbraune Farbe an, welche uͤber den gantzen Ruͤcken hinab gehet, bis nahe an den Schwantz, allwo ſie geringern Fe - dern Platz machet; der Schwantz iſt ſchwartzbraͤunlicht; deſſen aͤuſ - ſerſte zwey, zu Zeiten drey, folg - lich vier bis ſechs Federn, haben am Ende weiſſe Spiegel, derglei - chen auch an den Diſtel-Fincken oder Stieglitzen zu ſehen. Von der Kehle an, bis hinunter an den Bauch, iſt die Farbe bey dem Maͤnnlein Ziegel roͤthlich, und wird im Fruͤhling ebenfalls ſchoͤ - ner, als die uͤbrige Jahrs-Zeit; am Ende des Bauchs kommen weiſſe Federn, die unter dem Schwantz wiederum mit gruͤnlich - ten verwechſelt ſind. Auf den Fluͤgeln, welche ſchwartzbraͤunlicht, iſt qver uͤber ein ſchoͤner weiſſer Strich zu ſehen, faſt auf eben die Art, wie die Stieglitze einen gel - ben Strich uͤber die Fluͤgel haben, nur mit dieſem Unterſchied, daß der gelbe Strich auf den Fluͤgeln der Stieglitze an denen langen Federn ſich befindet; der Fincken weiſſer Strich hingegen nur in klei - nen uͤber die langen oben etwas heraus reichenden Federlein beſte - het. Der Schnabel dieſes Vo - gels iſt bey etlichen gantz weiß, und bey etlichen dunckelbraun un -ter -Finterlauffen; er mag aber ſeyn wie er will, ſo wird er bey denen Maͤnnlein auf das ſchoͤnſte blau, ſo bald ſie in das Geſang gera - then. Das Weiblein iſt am gan - tzen Unterleib dunckelweiß, als ob es kothigt worden waͤre; im uͤbri - gen hat es zwar einige Merckma - le von denen andern Federn, wel - che an dem Maͤnnlein ſind, ſie ſe - hen aber gantz abfaͤrbig, und iſt weder etwas blaues noch etwas ſchoͤn weiſſes, wohl aber auf dem Buͤrtzel etwas gruͤnliches zu ſehen. Dieſer Vogel naͤhret ſich ſowol auf dem Felde mit allerhand Ge - ſaͤme und Wuͤrmern, als auch auf den Baͤumen mit allerhand Un - geziefer, wie er denn ſo gar die Fliegen und Muͤcken, welche nahe bey den Baͤumen vorbey fliegen, in der Lufft hinweg ſchnappet; Jn dem Vogelbauer aber muß man ihn mit Leindotter oder Ruͤbe - Saat, durchaus aber nicht mit Hanff ſpeiſen, denn ob er gleich dieſen viel lieber friſſet, ſo iſt er doch mit jenen viele Jahre lang fortzubringen, ſonderlich wenn man ihm zuweilen etwas von ge - hackten Huͤner-Eyern, oder klein geſchnittenen Aepffeln vorgiebt, dahingegen derſelbe bey dem Hanff - Futter nicht lange dauret, ſondern bald umkommet. Sein Neſt ſe - tzet er, obſchon auf hohe Baͤume, iedoch nur auf die unterſten Aeſte, und zwar iederzeit zwiſchen Zwie - ſel - oder Zwilling-Aeſte ſo feſt hinein, daß kein Sturm-Wind es im geringſten bewegen kan; aus - wendig bereitet er ſolches von lau - ter grauen Baum-Moos, inwen - dig aber fuͤttert er daſſelbe mit Wolle, Federn oder auch allerley Haaren, und bringet gemeiniglich darinnen vier bis fuͤnff junge aus. FinEr wohnet zwar mitten in denen tieffeſten und viel Meilwegs lan - gen Waͤldern, und bruͤtet doch auch entfernet von denenſelhen in denen Gaͤrten und ſolchen Orten, wo auf viel Meilwegs kein Wald zu ſehen iſt, auſſer der Brut-Zeit aber iſt ſein Auffenthalt meiſten - theils an denen Vorhoͤltzern. Sie ziehen alljaͤhrlich im Herbſte ſowol in geringen Hauffen zu zwantzigen, dreyßigen und viertzigen, als auch und zwar oͤffters in groſſen Schaa - ren bey etlichen tauſenden, und zwar am ſtaͤrckſten um Michaelis, doch iſt dabey zu mercken, daß ein ſolcher groſſer Hauffe, wenn er auf einen Vogelherd, oder ſonſt auf einen Ort zutrifft, der ſie ein - zufallen anreitzet, niemalen gantz und mit einander auf einmal ſich niederlaſſe, wie es wol bey andern in Schaaren ſich verſammlenden Voͤgeln als Haͤnfflingen, Kram - mets-Voͤgeln und dergleichen ge - ſchiehet, ſondern wenn eine Schaar Fincken uͤber einen Vogel-Herd, wo ſie die lockende Fincken ſingen hoͤret, in hohen Luͤfften hingehet, laſſen ſich nur etliche wenige, bey zehen oder zwantzig, hoͤchſtens funffzig auf die Baͤume nieder, die uͤbrigen ſtreichen fort, als hoͤre - ten ſie die Locke nicht, und laſſen ſich von ihrem Zug nicht irre ma - chen. Doch bleiben auch etliche, wiewol in ſehr geringer Anzahl hier zu Lande, welche im Winter mit den Emmerlingen auf die Miſt-Staͤtten fallen, und daſelb - ſten, wo ſie keine Koͤrner finden, den gefrornen Kuͤh - und Roſt-Miſt zernagen, bis der Schnee hinweg, ſie aber wiederum ihre Nahrung im Felde finden, oder nach Be - ſchaffenheit des Ortes oder der Jahres-Zeit des ausgefallenenB b 3Holtz -FinHoltz-Saamens habhafft werden koͤnnen. Sie werden von Bar - tholomaͤi an bis gegen das Ende des Octobers auf denen ordentli - chen Fincken-Herden, in ziemli - cher Anzahl, auſſer dieſer Zeit aber mit Leim-Spindeln und Vogel - Waͤnden, beſonders aber im April mit oder durch den Strich gefan - gen. Jhr Fleiſch ſchmecket zwar anfangs etwas bitter, iſt aber ſehr geſund, und wenn ſie abſonderlich ſafftig gebraten werden, ſchwind - ſuͤchtigen Leuten ſehr dienlich. Man pflegt ſie auch in Paſteten zu ſchlagen, oder mit Aepffeln, nicht weniger auch mit Zwiebeln und gleich anderen kleinen ge - meinen Voͤgeln zuzurichten. Auſ - ſer dieſer Art Voͤgel, fuͤhren den Nahmen Fincken noch ver - ſchiedene, wiewol mit einem Bey-Namen: Als der Berg - und Buch-Fincke, ſo in Oe - ſterreich Nickawitz, anderer Or - ten aber Goͤgler, Qvaͤcker oder Zehrling genennet; der Blut-Fin - cke oder Gimpel, auch Kernbeiſ - ſer; der Diſtel-Fincke oder Stieg - litz; der Erlen-Fincke oder Zeißig; der Gruͤn-Fincke oder Gruͤnling, ſonſt auch Hirſe-Finck, Geel - Finck oder Goldammer; der Hanff - Finck oder Haͤnffling ꝛc. wovon an ihrem Ort.

Finiteur de la Carriere,

Jſt ein alt Wort von der Jta - lieniſchen Academie, um das Ende des Lauffs und Wettrennens anzu - deuten.

Finte,

Jſt in der Fechtkunſt eine Ver - fuͤhrung, den Feind glaubend zu machen, daß man ihn ſtoſſen wol - le, um ihn dadurch zum ParirenFiszu bewegen. Man bedienet ſich darauf der Gelegenheit zum Stoß oder der Bloͤſſe, die uns der Con - trapart giebt, wenn er zur Pa - rade ſchreitet. Es giebt daher 1) fluͤchtige Finten, 2) Cavations - Finten, 3) ſtreichende Finten, 4) hohe und niedrige Finten ꝛc. beſon - ders auf die Parade.

Fioretto,

Jn der Muſic eine Diminu - tions-Art oder Ausſchmuͤckung, welche gemeiniglich am Ende einer Cadentz pfleget gemacht zu wer - den.

Fiorito,

Geputzt, geſchmuͤckt, wird in der Muſic gebraucht, und bedeutet, mit allerhand kleinen Laͤuffen ge - zieret ſeyn.

Fis,

Jſt der durch das gedoppelte Creutzlein um ein Semitonium minus erhoͤhete f-clavis.

Fis durum,

Wird der durch zwey gedoppel - te Creutzgen, oder, welches beſſer iſt, durch ein einfaches Creutz um eine Dieſin enharmonicam erhoͤ - hete fis-clavis genennet; und weil man denſelben auf Orgeln und an - dern Clavieren nicht hat, wird ſtat deſſelben der temperirte g-clavis genommen. Jn Anſehung des Modi iſt fis dur, wenn die Terz nicht a, ſondern ais iſt.

Fis molle,

Nennet man in der Muſic, wenn in Anſehung des Modi die dazu gehoͤrige Terz nicht das ais, ſondern das a, als die weiche Terz iſt.

Fiſcher -
Fiſ

Fiſcher-Falcken,

Jn Jndien ſehen an Farbe und Geſtalt den kleinen Europaͤiſchen Falcken aͤhnlich, haben auch der - gleichen Schnaͤbel und Waffen. Sie ſetzen ſich auf die Baͤume, ſo an Graͤben, Fluͤſſen und am Ufer der See ſtehen, und daruͤber han - gen, ſo bald ſie nun ein Fiſchlein nicht weit davon erblicken, fliegen ſie hart am Waſſer hin, faſſen es mit ihren Klauen, und ſchwingen ſich ſo fort in die Lufft; ohne daß ſie die Fluͤgel im Waſſer benetzen, und verzehren alsdenn das Fiſch - lein Stuͤckweiſe.

Fiſch-Otter,

Ein ſchaͤdliches Raub-Thier, welches auf der Erde ſowol, als im Waſſer ſich aufhaͤlt. Seine Laͤnge erſtreckt ſich vom Kopff bis zum Ende ſeines Schwantzes manchmal bey nahe auf drey El - len, auch drunter, ie nachdem er alt iſt. Er hat einen dunckelbrau - nen Balg von kurtzen, glatten und glaͤntzenden Haaren, welcher Sommer und Winter gut bleibet, und ſich nicht, wie andere Thiere, verhaͤret. Er hat kurtze Schenckel, mit denen er nicht wohl lauffen kan, einen langen Schwantz und kleine Ohren, wie ein Biber, mit welchen ihn viele Autores, wiewol gantz ungereimter Weiſe, confun - diren. Seine Klauen ſind faſt den Klauen des Dachſes gleich geſtaltet, ohne daß die Ballen in ſeiner Faͤhrte nicht ſo vollkommen, als beym Dachſe zu ſehen, auch zwiſchen den Klauen gleich den Gaͤnſen, mit einer zum Schwim - men dienenden Haut bewachſen ſind; ſeine Tritte aber ſetzt er meiſtens zwey und zwey zuſam - men, wie ein Marder. Wenn erFiſim Sande gehet, hat er die Art an ſich, daß er die Spur, wie der Fuchs, mit ſeinem langen Schwan - tze wieder zuſtreichet. Jhr Fleiſch oder Wildpret iſt zaͤhe und unge - ſund, wird aber gleich dem Bi - ber von den Carthaͤuſern genoſſen, als denen ſonſt ihren Ordens-Re - geln nach kein anderes Fleiſch zu eſſen erlaubt iſt. Der Balg giebt ſchoͤne Muffe, ſo macht man auch aus demſelben Struͤmpffe, welche denen Podagriſchen in ihren Schmertzen groſſe Linderung ver - ſchaffen; der aufgelegte Balg aber iſt gut fuͤr den Schlag, Schwin - del und Haupt-Schmertzen, und aus den Haaren laſſen ſich feine Huͤte verfertigen, welche vor weit beſſer, als die Caſtor-Huͤte, ge - halten werden. Das Fett ſoll gut ſeyn, die verletzten Glieder zu ſchmieren, die Geilen aber wider das boͤſe Weſen, doch nicht ſo kraͤfftig als die Biber-Geilen; ſo ſoll auch die im Backofen gedoͤrrte Leber gepuͤlvert, und eingenom - men, die rothe Ruhr vertreiben. Die Fiſch-Ottern thun groſſen Schaden in Teichen und andern Fiſch-Waſſern, an Karpffen, Hechten, Forellen und andern Fiſchen, und iſt das aͤrgſte, daß ſie nur die ſchoͤnſten und beſten Fi - ſche angreiffen und heraus fangen, und mehr todt beiſſen, als ſie freſ - ſen koͤnnen, und dieſes thun ſie meiſtentheils des Nachts. Vor allen aber freſſen ſie die Krebſe gerne, und zwar mit Scheeren und Schaalen und allem, was da - ran iſt, welches die Loſung aus - weißt, ſo dieſelbe gerne auf die in denen Krebs-Baͤchen befindliche Steine zu legen pflegen. Sie wohnen in hohlen Ufern, Werdern und alten hohlen Stoͤcken vonB b 4ErlenFiſErlen oder Weiden, unter denen Flut-Betten, Teich-Staͤndern und verborgenen Loͤchern, wo aller - hand Reiß verworffen. Sie ran - tzen im Februario, da ſie denn des Nachts beym Ausgang mit einem ſolchen hell-lautenden Pfiffe einan - der zuſammen ruffen, nicht anderſt als wie ein Menſch zu pfeiffen pfleget. Jm Majo aber ſetzen ſie ihre Jungen, und zwar gemeinig - lich drey bis viere, welche neun Tage blind liegen, ehe ſie ſehen koͤnnen, und von der Alten, wie andere vierfuͤßige Thiere, mit Saͤugen ernehret werden, bis ſie vier bis fuͤnff Wochen alt worden, und alſo in dem Stand ſind, mit der Mutter auszugehen, und klei - ne Fiſchgen fangen zu lernen. Wenn die Jungen zwey Jahr alt, ſo ſind ſie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe gelanget. Sie fiſchen un - ter dem Waſſer gegen den Strom weit weg, und wenn ſie ſatt wor - den, laſſen ſie ſich den Strom all - maͤhlich zuruͤcke treiben; wird es ihnen zu lange unter dem Waſſer, ſo ſtecken ſie die Schnautzen her - aus, und holen mit groſſen Brau - ſen Athem, daß man es ziemlich weit hoͤren kan, woruͤber ſie auch oͤffters von den Jaͤgern oder Fi - ſchern erwiſchet und todt gemacht werden. Sie ſollen die groſſen Waſſer-Guͤſſe voraus mercken, und haben die Fiſcher ihre Marqve da - her, wenn ſie finden, daß die Fiſch - Ottern ihre Lager oder Gebaͤude erhoben, und ſich alſo auſſer der Gefahr geſetzet, bey der voraus geſehenen, oder aus einem natuͤr - lichen Antrieb vorher verſpuͤrten Uiberſchwemmung der Lufft ent - behren zu muͤſſen, und folglich zu erſticken. Sonſt iſt ſich auch zu verwundern, daß ſie die offenenFiſLoͤcher im Eiß alſo wiſſen in acht zu nehmen, daß wo das Waſſer einen groſſen Stuͤck Weges zu, und gefroren iſt, ſie unter dem Waſſer nicht weit wegfahren, um eine andere offene Staͤtte zu ſu - chen, ſondern ſie kommen allezeit an dem Ort, wo ſie hinein paßi - ret, wieder heraus, weil ſie dar - unter moͤchten erſticken; da aber auf hundert Schritte ohngefehr ein Loch vorhanden, das wiſſen ſie richtig zu treffen, und daſelbſt heraus zu kommen, im uͤbrigen gehet ihr Weg uͤber das Eiß fort, daß ſie ſuchen, wo etwan ein offe - nes Loch befindlich, da man ſie denn in dem Schnee ſpuͤren, und ihre Faͤhrte leichtlich erkennen kan. Sie werden mit beſonders darzu abgerichteten Hunden, ſo man Fiſch-Otter-Hunde, oder auch nur Otter-Hunde nennet, gehetzet, ge - ſchoſſen, oder mit Fiſch-Otter-Ne - tzen gefangen; bisweilen aber pfle - gen ſie ſich auch ſelbſten in denen groſſen im Waſſer liegenden Fiſch - Reuſen zu fangen, denn wenn ſie Fiſche darinnen mercken, kriechen ſie ihnen nach hinein, weil ſie aber alsdenn nicht mit der Schnautze wieder in die Hoͤhe kommen und Lufft ſchoͤpffen, vielweniger aber zu - ruͤcke heraus kommen koͤnnen, muͤſſen ſie alſo darinnen erſti - cken.

Fiſch-Otter-Hunde,

Sind beſonders auf den Fiſch - Otter-Fang abgerichtete Hunde, deren man eine groͤſſere und eine kleinere Art hat: Die groͤſſere, ſo einer Daͤniſchen Art, und als kleine Blendlinge ſcharff von Ge - biſſe ſind, werden nur zum Anpa - cken, die kleinern aber, welche faſt wie Dachskriecher ausſehen, dochetwasFiſetwas groͤſſere Beine haben, zu Stoͤbern gebraucht. Jnsgemein ſind dergleichen Hunde von behertz - ter und beiſſender Art, murriſch und ſpielen nicht mit andern Hun - den, haben braune ſtachlichte Haare, und tragen die Ohren zu beyden Seiten meiſt abhaͤngig. Jhre Abrichtung geſchiehet vor - nemlich in der Jugend mit ſpie - lender Luſt, und angenehmer Auf - munterung in kleinen Waſſer-Pfuͤ - tzen, ſonderlich in warmen Som - mer, da ſie anfaͤnglich das Froͤſche - Fangen am Ufer gewohnen, nach - mals bey hungerigen Magen nach kleinen Marcks-Knochen, ſo man ins Waſſer wirfft, eintauchen ler - nen; oder man muß von Jugend auf ihnen zu ihrem Fraß kleine ge - kochte Fiſche geben, und ſie nach jungen Fiſchen ſchnappen laſſen, denn wenn der Magen von Ju - gend auf anders nichts als Fiſche genoſſen, wodurch ſie an das Waſ - ſer-ſuchen gewoͤhnet werden, ſo wer - den ſie von dem Jagen des Wil - des, und anderer Begierde gantz abgehalten werden, wie man ihnen denn im Holtze herum zu lauffen keines wegs geſtatten muß. Uiber dieſes wuͤrde nicht undienlich ſeyn, wenn man einen halbwuͤchſigen lebendigen Fiſch-Otter an einem Kettlein in einem groſſen Waſſer - trog haͤtte, den Hund daſelbſt zum oͤfftern einhetzte, und hierzu be - gierig machte, endlich aber, wenn es etliche mal geſchehen, ihn den - ſelben wuͤrgen lieſſe, und er alſo genoſſen wuͤrde, oder ſo man einen Fiſch-Otter ausſtoͤbert, und im Garn lebendig gefangen, koͤnte ſolcher auf dem Lande gehetzet, mit der Zange gehalten, und von den Hunden, denen man dabey fleiſ - ſig zuſprechen, und ſie recht begie -Fiſrig machen muͤſte, gezauſet wer - den, und wuͤrden die kleinen Hun - de deſto mehr aufgemuntert und hitziger, wenn ſonderlich ein alter abgerichteter Hund den Fiſch-Ot - ter halten und wuͤrgen ſolte.

Fiſch-Otter-Netze,

Jſt ein beſonderes zu Fangung der Fiſch-Otter geſtricktes Netze, welches vornen am Einſatze fein weit ſeyn muß, damit man beyde Seiten des Ufers wohl beſchlieſ - ſen moͤge. Das unterſte Zug - Seil, ſo den Boden beruͤhret, ſoll mit einem Geſencke verſehen, das iſt, mit Eiſen - oder Bley-Stuͤ - cken umhaͤngt, die oberſte Leine aber mit Floͤſſen von Korck oder leichter Holtz-Rinde beſetzet ſeyn. Das Netz muß immer enger und enger zuſammen gehen, und zu unterſt am Sack oder Zipffel des Netzes noch ein Zug-Seil haben, welches einer am Ufer des Fluſſes halten ſoll, damit derſelbe, wenn der Otter im Netze ſich befaͤnde, ſolches am Regen und Bewegen des Seils ſpuͤren und vermercken moͤ - ge. Wenn man nun einen Fiſch - Otter ausſpuͤret, oder man denſel - ben an einem gewiſſen Orte ver - muthet, ſo wird dieſes Netze da - ſelbſt eingeworffen und gerichtet, hiernechſt aber die Hunde los ge - laſſen, welche denn den Fiſch-Ot - ter bald aufſuchen und fangen, oder in das Netze jagen werden; iſt das letztere geſchehen, ſo reget ſich das untere Zug-Seil, ſo bald der Fiſch-Otter darinnen iſt, und alsdenn muß man die Unter-Leine mit dem Geſencke behende aufhe - ben, das Netze zuſammen ziehen, und alſo den eingegangenen Otter damit beſchlieſſen. Als ein noch beſſeres Fiſch-Otter-Netze wirdB b 5vonFiſvon einem Jagd-Verſtaͤndigen von Adel ein ſolcher Hamen angege - ben, der vornen weit und hinten enge, ſonderlich aber mit Zug-Lei - nen verſehen, und allerdings, wie eine Dachs-Haube beſchaffen iſt, alſo daß ein Fiſch-Otter, indem er in das Netze faͤllet, ſolches zu - ziehet, und folglich ſich auch von ſelbſten faͤnget.

Fiſtula,

Eine Pfeiffe, Floͤte, ein bekand - tes muſicaliſches Jnſtrument.

Fiſtuliren,

Wenn man bey erwachſenen Jahren, da man natuͤrlicher Wei - ſe eine grobe und tieffe Stimme ſinget, dennoch gezwungener und kuͤnſtlicher Weiſe eine helle und ho - he Diſcant - oder Alt-Stimme heraus bringen kan. voyez Fal - ſetiſta.

Flache Hand,

Wird bey den Jaͤgern genennet, wenn am obern Theile der Stan - ge eines Hirſchgeweihes fuͤnf in Form einer Hand ausgebreitete Enden ſich befinden.

Flach-Floͤte,

Eine Art Orgel-Pfeiffen, wel - che im Labio nicht gar weit, mit einem engen niedrigen Aufſchnitt, doch breiten Labiis, und unten nur ein wenig zugeſpitzet ſind. Es giebt derſelben 1) groſſe Flach-Floͤ - te, 8 Fuß Ton; 2) Flach-Floͤte, 4 Fuß Ton; 3) kleine Flach-Floͤte, 2 Fuß Ton.

Flach Garn, Steck-Garn,

Jſt ein zur Haſen - oder Canini - chen-Jagd gehoͤriges Netze, wel - ches man an den Orten, wo der -Flagleichen Gehege anzutreffen, auf eben ſolche Art, wie hier zu Lande die Haſen-Garn, und von ziem - lich ſtarcken Bind-Faden verferti - get, daß die Schmaſen 6 bis 7 Zoll weit ſeyn. Die Hoͤhe dieſes Garnes belaͤufft ſich auf 3 bis 4 Schub, die Laͤnge aber wird nach eines ieden Gutbefinden eingerich - tet. Hierzu gehoͤret noch ein Jnn - Garn, von gleich ſtarckem Bind - Faden, welches aber zum wenig - ſten zweymal ſo lang und breit ſeyn muß, als jenes, und deſſen Schmaſen auch nicht uͤber andert - halb, oder hoͤchſtens zwey Zoll weit ſeyn muͤſſen. Die Ringe und Hefftel, welche man darzu brauchet, werden von 4 zu 4 Schuh weit von einander gemacht und darein gezogen.

Flageolet,

Jſt ein klein Helfenbeinernes oder auch ſilbernes Pfeifgen, wo - mit man die Canarien-Voͤgel zum Singen abzurichten pfleget, es hat oben vier Loͤcher fuͤr beyde Dau - men, gehet vom eingeſtrichenen d bis ins dreygeſtrichene e. Es fuͤh - ret auch ein offenes Orgel-Regiſter oder Stimme von 1 Fuß Ton die - ſen Nahmen.

Flame,

Schnaͤpperlein, iſt ein klein Jn - ſtrument von feinem Stahl, zu - ſammen geſetzt von beweglichen Lanzetten, um ein Pferd damit zur Ader zu laſſen, und unterwei - len eine Inciſion zu machen, und fuͤr eine Biſtouri zu dienen.

Flanc, cheval qui a peu de Flanc,

Sagt man von einem Pferde, das wenig bey Leibe, ſchmal undmagerFlamager iſt. Cheval, qui a beau - coup de flanc, wird von einem Pferde geſagt, das wohl bey Leibe iſt.

Flans des chevaux,

Lancken oder Flancken, ſind zu Ende des Pferd-Bauchs und der Raum zwiſchen der letzte Rippe und dem Huͤfftbein, welcher Raum nicht uͤber eine qver Hand breit ſeyn ſoll; denn wenn er Spannen weit von einander iſt, hat das Pferd keine Dauer, wird allezeit in Seiten eingefallen ſcheinen, auch niemals keine rechte runde ausgewoͤlbte Croupe behalten, ſon - derlich wann es etwas ſtrappazirt wird.

Flatterie, v. Careſſe.

Flatulences d un cheval,

Sind Blaͤſtigkeiten oder ver - ſchlagene Winde, welche unter waͤhrendem Gehen in dem Gedaͤr - me hin und wieder ſchlagen, und ſolcher geſtalt golcken, daß es aͤuſſerlich zu hoͤren iſt, ſo ein Pferd beſchworen, aber durch Fuͤtterung der ſogenannten Diptam-Wurtzel zu remediren iſt.

Flauta cuſpida, ſ. Spitz - Floͤte.

Flauto, Flûte,

Die gemeine oder Qvart-Floͤte mit 7 Ober-Loͤchern und einem Daumen-Loche, geht vom einge - ſtrichenen c bis ins dreygeſtriche - ne c.

Flauto traverſo,

Frantzoͤſiſch Flûte Allemande oder d Allemagne, traverſiere, Qver-Floͤte, weil fie die Qvere vor dem Mund gehalten wird; die deutſche Floͤte heißt ſie darum,Fleweil ſie von den Deutſchen erfun - den worden: Man hat zweyer - ley Gattungen derſelben: 1) Fiſtula minor Helvetica, die gemeine Qver-Floͤte fuͤr die Soldaten, welche 6 Loͤcher hat, und vom ein - geſtrichenen d ins dreygeſtrichene d gehet. 2) Die, welche die Mu - ſici zu blaſen pflegen, hat mit der meßingenen Klappe, ſo durch eine Feder regieret wird, 7 Loͤcher, ge - het vom eingeſtrichenen d bis ins dreygeſtrichene g, nach Cammer - Ton gerechnet. Die Flûte Alle - mande, hat im Loche, wo der An - ſatz iſt, einen Kern; die Flûte traverſiere aber hat keinen Kern, und gehet bis ins dreygeſtriche - ne a.

Flecken in den Augen,

Jſt ein Zufall der Pferde; wi - der dieſelbe pflegt man ihnen zwey bis drey Wurtzeln von dem wil - den Heil-Kraute, Teufels-Abbiß genannt, an den Hals anzuhaͤn - gen, davon ſolche in 14 Tagen vergehen.

Fleckenſtein,

Ein feſtes Schloß auf einem hohen Felſen im Unter-Elſaß, im Waßgow, vier Meilen von Cron - Weiſſenburg, davon die Herren von Fleckenſtein und Dachſtul ih - ren Namen fuͤhren. Dieſe Frey - herren von Fleckenſtein haben im erſten und vierten Felde 6 gruͤne und ſilberne Balcken, als das Stamm-Wappen derer von Fle - ckenſtein; im andern und dritten Qvartier aber ein guͤldenes Band im blauen Felde, ſamt einem ſil - bernen viereckichten Platz in der lincken Ecke wegen der Windecki - ſchen Erbſchafft. Oben ſtehen zwey Helme, der zur Rechten iſt ge - croͤnt, und zeiget eine guͤldene undgecroͤn -Flegecroͤnte Jungfrau mit fliegenden Haaren, und an ſtat der Arme mit gruͤn und weiſſen Buͤffels-Hoͤr - nern; der zur lincken aber traͤgt eine blaue Jungfrau mit aufge - wickelten Haaren, und einer Krone.

Fleur, cheval poil de mille fleurs,

Ein Pferd von vielerley Haa - ren und Pferſig-Bluͤt-Farbe, ſo rar, aber auch offt mit Kunſt ge - faͤrbet iſt; denn der menſchliche Vorwitz laͤſſet ſich mit dem, was Gott durch die Natur verordnet hat, nicht allezeit begnuͤgen, und pflegt offt durch Kunſt, nach ſei - ner Fantaſie, eine rare Farbe zu wege zu bringen, um ſolches deſto theurer zu verkauffen, welches aber uͤber ein halb Jahr nicht dauret, und daher ein Betrug iſt.

Fleuret oder Pas de Bourrée,

Sind zuſammen geſetzte Schrit - te, welche allemal aus drey ein - fachen Schritten, als einer halben Coupé und zween ſteiffen Pas be - ſtehen. Es ſind derſelben eigent - lich zweyerley; daher ſie auch mit einem zweyfachen Nahmen, als Pas de Bourrée und Fleuret, be - nennet werden. Der Unterſchied aber beſtehet nicht in der Verſe - tzung der Coupé und der ſteiffen Pas; ſondern nur in Fortſetzung der Fuͤſſe, als welche bald bey al - len 3 Schritten, wie in der Me - nuet, in einer ordentlichen Reihe nach einander, entweder vorwerts, ruͤckwerts oder ſeitwerts, bald aber auf eine vielfaͤltig veraͤnderte Weiſe unter einander verſetzet wer - den. Setzet man die Fuͤſſe in ei -Flener Reihe nach einander fort, ſo bedeutet es gemeiniglich den or - dentlichen Pas de Bourrée; Wer - den aber die Fuͤſſe bey dieſen drey Schritten unter einander verſetzet und vermiſchet, daß bald bey dem erſten ruͤckwerts, und den andern zweyen vorwerts einander nachge - ſetzet; bald mit einem Fuſſe nach dem andern ruͤckwerts und dem voͤrdern vorwerts avanciret; bald mit dem erſten ruͤckwerts, mit dem andern, als voͤrdern, vorwerts, und mit dem dritten unterhalb hin - ter dem voͤrdern drein marſchiret wird u. ſ. f. ſo werden ſie Fleurets von den Rappieren alſo genennet, weil dergleichen Schritte gemei - niglich bey dem Fechten ſowol vor - werts als ruͤckwerts gebraucht werden. Dieſe Pas findet man 94 mal veraͤndert. Einige nennen die Fleurets bey den Menuet-Va - riationibus nicht uneben Chaſſés oder Flucht - und Jagd-Schritte, weil dabey nicht nur ein Fuß den andern gleichſam jaget und von ſei - ner Stelle forttreibet, ſondern auch weil dieſe Pas compoſés gleich noch halb ſo geſchwind, als die or - dentlichen Pas de Menuet, verrich - tet werden. Denn da man in dem Haupt-Pas de Menuet bey iedem Drey-Viertel-Tacte nur 2 eintzele Schritte macht; ſo macht man hingegen hier bey dem Pas de Bourrée oder Fleuret derſelben drey, und wird alſo zu iedem ein - fachen Schritte ein Viertel vom Tacte erfodert: Daß 2 Chaſſés oder Fleurets eben ſo viel Zeit, als ein Haupt-Pas de Menuet, nem - lich 6 Viertel-Noten, austragen, dabey ſowol ſeitwerts, ruͤckwerts, als vorwerts gelauffen werden kan. Andere nennen dieſen Fleuret auch Pas coulant (leniter & liberefluens) Flefluens) den flieſſenden Schritt, weil die Fuͤſſe nicht einer uͤber den andern vorwerts oder ruͤckwerts geſetzet werden, ſondern, wie die Waſſer-Wellen einander nachflieſ - ſend, immer einer den andern hoch auf den Spitzen gleichſam von ſeiner Stelle fort treiben. Dieſer Fleuret iſt nun entweder ſimple, einfach, oder double, dop - pelt.

Fleuret ſimple insgemein,

Der Pas fleuret hat 3 Schritte, welche ſowol bey der Menuet, als andern Taͤntzen, die aus Pas de Menuet beſtehen, in einem Drey - Viertel-Tacte vollendet werden. Daher muß man, damit die Me - nuet-Cadence voll werde, entwe - der vorher, oder nachher, noch ei - ne andere Lection, welche eben ei - nen Drey-Viertel-Tact austraͤget, daran haͤngen. z. E. Man fuͤget entweder hinten nach dem Fleuret den doppelten Contretems, oder vorher den Pas de Balance mit dem rechten Beine, oder Pas de Siſſon - ne mit dem rechten u. ſ. f. Und koͤmmt gewißlich das Balance, welches gar offt dabey gebraucht wird, recht propos. Denn wenn man bey dem Balance den gantzen erſten Drey-Viertel-Tact auf dem rechten Fuſſe perpendi - culariter feſte ſtehet, und alsdenn bey dem andern Tacte 3 enge und geſchwinde Schritte, da man mit dem lincken anhebet, fort laͤufft; ſo giebt es eine gar artige Abwechſe - lung. Endlich iſt hierbey noch an - zumercken, daß man bey den Fleu - rets, oder Pas de Bourrée, in der Menuet nach der Seite nicht alle - zeit mit dem einen Fuß hinten, ſondern auch vorn, ja unterweilen Wechſels-Weiſe, als bey dem er -Fleſten Schritte vorn und dem letzten hinten, oder bey dem erſten hinten und dem letzten vorn creutzweiſe weg laͤufft, welches man Fleuret croiſé nennet.

Fleuret ſimple, oder Pas coulant ruͤckwerts,

Man coupirt und balancirt bey den erſten beyden Vierteln vom Tacte, gleichwie bey dem Haupt - Pas de Menuet, mit dem rechten Beine gantz nahe hinter dem lin - cken, ziehet zugleich den lincken vorn hoch und ſteiff auf die Spitze, ſtrecket ihn bey dem dritten Viertel vor ſich weg, und beuget zu - gleich mit dem rechten. Das iſt der erſte Tact. Es giebt noch unterſchiedene andere Veraͤnde - rungen, nemlich: Man zie - het im Coupiren den lincken Fuß mit dem Knoͤchel vorn an des rechten Knoͤchel an, und ſtrecket ihn erſt bey der darauf folgenden Beugung und drittem Viertel aus; oder man ſtrecket ihn flugs bey der erſten Coupé im Heben vorn aus, und haͤlt ihn daſelbſt ſtille; oder man battiret augenblicklich mit demſelben etliche mal nach ein - ander vorn gegen den rechten, und was dergleichen Variationen mehr ſind. Nun folget bey dem zwey - ten Tacte der Pas de Fleuret, das iſt, man coupiret im erſten Vier - tel mit dem lincken Fuſſe hoch auf der Spitze hinter dem rechten, (iedoch nicht allzunahe, damit der voͤrdere, welcher das Chaſſé ſans ſauter machet, Raum zu jagen hat,) ſetzet im zweyten Viertel das rech - te Bein ſteiff und hoch auf der Spitze vorn dem lincken nach, ſe - tzet im letzten Viertel den gejag - ten hinten ſtehenden lincken aber - mal hoch auf der Spitze ruͤckwertsfortFlefort, und faͤllet darauf in die fol - gende Coupé. Bey dieſem ſowol, als allen folgenden Fleurets, muͤſ - ſen die Fuͤſſe iederzeit gut aus - werts forciret, wie auch hoch auf den Spitzen und nett geſchloſſen gefuͤhret werden.

Fleuret ſimple vorwerts,

Man coupiret bey den erſten beyden Vierteln mit dem rechten Beine vorwerts, avanciret zu - gleich mit dem lincken bis an des rechten Ferſe, und haͤlt ihn daſelbſt ſtille, und beuget bey dem dritten Viertel mit beyden Knien. Bey dem zweyten Tacte coupiret man im erſten Viertel mit dem lincken Fuſſe hoch auf der Spitze vor - werts, ruͤcket im zweyten Viertel den rechten, ſo daß er gleichſam den lincken jage, ſteiff und hoch hinter dem lincken drein; ſetzet im dritten Viertel den gejagten vorne ſtehenden lincken abermals auf der Spitze vorwerts von der Stelle fort, bieget und bringet zugleich den rechten um der Connexion willen gebogen an.

Fleuret oder Pas de Bourrée, nach der lincken Hand,

Bey den erſten beyden Vierteln coupiret und balanciret man, wie bey dem ordentlichen Seiten-Pas, mit dem rechten Beine nahe hinter dem lincken, beuget bey dem drit - ten Viertel mit beyden Knien, da man den lincken Fuß zugleich mit dem Abſatz vorn uͤber des rechten Schnalle einwirfft. Jm zweyten Tacte coupiret man bey dem erſten Viertel, mit dem lincken Beine nach der Seite gegen den rechten, ſetzet den rechten ſteiff hinter dem lincken, u. den lincken abermal gegen der rechtenuͤber. Alle drey SchritteFlemuͤſſen gantz enge und hoch auf den Spitzen geſchehen. Will man dieſen Fleuret bey dem erſten Ta - cte machen, ſo kan man ihn mit dem rechten Beine anheben, und bey dem zweyten Tacte den dop - pelten Contretemps battu ſeit - werts nach der lincken Hand dar - an haͤngen. Das iſt: Man ſprin - get, nach vollendetem Fleuret, das erſte mal und bey den erſten bey - den Vierteln auf dem hinten ſte - henden rechten Beine, ſchneidet zugleich mit dem lincken vorn uͤber, und das zweyte mal bey dem letz - ten Viertel auf das lincke ſeit - werts, und ſchneidet zugleich vorn mit dem rechten uͤber. Man kan auch dieſen Fleuret mit einem Pas de Siſſonne mit dem lincken Bei - ne accompagniren. Dieſe und die vorhergehenden Lectiones koͤnnen zwey bis drey mal hinter einander gemacht werden, ohne daß die mit - tantzende Perſon dißfalls nur im geringſten in ihrer Figur oder Schritten gehindert werde.

Fleuret ſimple nach der rechten Hand hinter dem Fuß,

Jn den erſten beyden Vierteln coupiret und balanciret man mit dem rechten Beine nach der rechten Seite, ziehet den lincken ſteiff und hoch auf der Spitze langſam nach, ſtrecket ihn bey dem dritten Vier - tel, unter folgender Beugung, wieder nach der Seite aus, oder ſchneidet damit uͤber den lincken. Einige ſchleudern ihn alsbald bey der erſten Coupé nach der Seite vor ſich: Andere bartiren indeſ - ſen, oder machen die[T]our de Jambe damit. Bey dem zweyten Tacte coupiret man mit dem lin - cken Beine hinter das rechte, fuͤh - ret das rechte ſteiff nach der SeitegegenFlegegen des lincken Ferſe uͤber, und ſetzet das lincke ſteiff hinter oder auch vor das rechte, und beuget, indem man den rechten Fuß zu - gleich vorn anleget, oder mit dem Abſatze uͤber der Schnalle einzie - het, oder ſeitwerts vor ſich ſtrecket, wieder darauf nieder. Wenn die - ſer Fleuret enge und nett gemacht wird, laͤſt er viel proprer, als das ordentliche Seiten-Pas, und kan allezeit, ſo offt ein Seiten-Pas nach der rechten Hand vorkoͤmmt, als in der Paſſepied, in der Me - nuet, wenn man daſelbſt unten oder oben in der geraden Seiten - Linie an der Haupt-Figur von der lincken nach der rechten Hand tan - tzet, angebracht werden.

Fleuret double,

Die vorhergehenden einfachen Pas de Bourrée oder Fleurets koͤn - nen doppelt gemacht werden, ſo daß man die entweder vorn oder hinten angehaͤngte Lection weglaͤſ - ſet, und dafuͤr noch einen Pas de Fleuret machet, welcher ſodenn in 2 Drey-Viertel-Tacten ſich folgen - der Geſtalt endiget.

Fleuret double vorwerts,

Bey dem erſten Viertel des er - ſten Tactes coupiret man mit dem rechten Fuſſe hoch auf der Spitze vor, ſetzet bey dem zweyten Vier - tel den lincken hoch und ſteiff hin - ter dem rechten drein, und tritt bey dem dritten Viertel vorn wie - der mit dem gejagten rechten hoch auf der Spitze fort, und faͤllet zu - gleich darauf in die folgende Cou - pé. Das iſt die erſte Helffte. Bey dem zweyten Drey-Viertel-Tacte wird eben alſo verfahren, auſſer daß die Fuͤſſe unter dem Coupiren verwechſelt werden. Dieſes alles muß gantz douce mit recht aus -Flewerts geſetzten Fuͤſſen, engen Schritten und hoch auf den Zehen geſchehen. Dieſes Fleuret laͤſſet ſich bey der Menuet in der Haupt - Figur an der langen Mittel-Linie ſchief uͤber den Platz, indem man bey dem Frauenzimmer vorbey paßiret, anwenden. Auch kan er dreymal, als drey Viertel-Ta - cte nach einander, gelauffen, und zuletzt, damit die Cadence voll wird, der doppelte Contretems dar - an gehaͤnget werden.

Fleuret double ruͤckwerts,

Der doppelte Pas de Fleuret wird ruͤckwerts, ſowol was die Schritte und Menſur, als auch die Manier betrifft, eben alſo, wie der vorhergehende vorwerts, ver - richtet.

Fleuret double ſeitwerts hinter den Fuß,

Soll der doppelte Fleuret oder Pas de Bourrée nach der Seite formiret werden, ſo bleibt zwar dabey die obige Eintheilung der Schritte bey dem Tacte, wie vor und nach: Allein es muß bey ie - den Drey-Viertel-Noten und drey Schritten der eine Fuß alle - mal hinten weg geſetzet werden, z. E. Bey dem erſten Drey - Viertel-Tacte der rechte nach der lincken Seite, und bey dem zwey - ten der lincke nach der rechten Sei - te. Hernach iſt auch zu beobach - ten, daß man allezeit bey dem Be - ſchluſſe im Auf-Tacte und dritten Schritte wieder in die Coupé faͤl - let, und indeß den andern gerad zur Seite ausſtrecket, oder auch geſchwind vorn uͤber die Schnalle wirfft. z. E. Bey den erſten Drey - Viertel-Noten wird zum Beſchluß im Auf-Tacte der rechte Fuß ge -bogen,Flebogen, und der lincke wohl ausge - ſtrecket, oder auch vorne gebogen uͤbergeworffen, und bey dem zwey - ten Tacte der lincke gebeuget, und der rechte gut geſtrecket, oder vorn uͤbergeworffen. Dieſe Lection laͤſt ſich auch doppelt, als 4 Taͤcte nach einander, ruͤckwerts hin und her lauffen, und laͤſt recht proper, wenn ſie alſo in der Menuet, ent - weder nach dem Haͤnde-geben, oder auch flugs nach der Ausfuͤhrung angebracht wird; man kan ſie auch oben bey dem Einkehren anwen - den. Gar artig wird auch dieſer Pas de Fleuret mit einem Pas de Siſſonne untermenget.

Fleuret double nach der Seite vorn uͤber den Fuß,

Wird, was den Tact und die Ordnung der Schritte anlanget, eben alſo, wie der hinter den Fuß, gemacht, auſſer daß der eine Fuß uͤber den andern weggeſetzet wird.

Fleuret croiſé,

Der doppelte Fleuret nach der Seite creutzweiſe, als mit dem er - ſten Beine vor und hinter; und wieder mit dem lincken Beine hin - ter und vor, wird alſo gemacht: Will man den einen Fuß nicht zweymal nach einander creutzweiſe uͤber den andern vorn oder hinten wegſetzen, ſondern ſie beyde creutz - weiſe unter einander verwechſeln; ſo wird bey dem erſten Tacte nach der lincken Seite mit dem rechten Fuſſe einmal uͤber den lincken vorn, und das zweyte mal uͤber den lin - cken hinten weg geſchritten; und bey dem zweyten Tacte nach der rechten Seite mit dem lincken ein - mal uͤber den rechten hinten, und das zweyte mal uͤber den rechten vorne creutzweiſe weggelauffen.

Fli

Fleuret, ſ. Floret.

Fleute, v. Flûte.

Fliege,

Ein bekandtes kleines fliegendes Ungeziefer, welches Menſchen und Vieh beſchwerlich faͤllet. Die Pferde werden entweder mit Flie - gen-Netzen behaͤnget, oder durch allerley Anſtriche vor dieſem Unge - ziefer verwahret. Man laͤſſet ent - weder geſtoſſene Lorbeeren in Waſ - ſer ſieden, und waͤſchet die Pferde damit. Die Fuhrleute beſtreichen ſie mit Hanf, ſo mit dem Kraute ausgezogen werden muß, oder auch mit dem Safte aus Kuͤrbis - Blaͤttern. Andere ſieden Wermut mit Oſter-Lucey, oder aber Tann - Zapffen, und die Gipffel von Bir - cken und Knoblauch im Waſſer, netzen ein Tuch darein, und be - ſtreichen die Pferde damit um den Kopf und Leib, wo ſich die Fliegen hinzuſetzen pflegen.

Fliegen-Netze,

Sind aus Garn geſtrickte Pfer - de-Decken, welche uͤber das gantze Hinter - und Vorder-Theil, ſowol uͤber die Maͤhne, als um die Stir - ne um die Bruſt gehen, unten aber rings herum mit dick an ein - ander gefuͤgten Schnuͤrlein be - haͤngt ſind, und den Pferden Sommers-Zeit uͤber das Geſchir - re gedecket werden, damit zu ver - hindern, daß ſolche nicht ſo ſehr von den Fliegen geplaget werden moͤgen.

Fliegen-Schimmel,

Nennet man eine Farbe der Pferde, deren die Haupt-Farbe weiß, in derſelben aber lauter klei - ne ſchwartze Fleckgen anzutreffen, daß es nicht anders ausſiehet, als ob uͤber dem Pferde lauter Flie -genFligen ſaͤſſen, darbey das ſchoͤnſte, wenn gedachte Flecke an der Groͤſſe einerley und auch in keinem merck - lichen Unterſcheid von einander entfernet.

Fliegen-Wedel,

Jſt entweder ein aus zarten und zuſammen gelauffenen ſchmalen Holtz Spaͤngen gemachter Wiſch an einem hoͤltzernen, nicht gar kurtzen und darbey geſchlancken Stiel, oder ein auf gleiche Weiſe aus Pferde-Haaren von mittlerer Laͤnge zuſammen gebundener Buͤ - ſchel, mit welchem erſten man zu Sommers-Zeit den Patienten und Kindern, wenn ſie ſchlaffen; mit dem letzten aber den Pferden, wenn ſie vor der Schmiede be - ſchlagen werden, oder ſonſt ſtill ſtehen ſollen, die Fliegen und an - deres Geſchmeiß ſcheuchet und weg - jaget.

Fliehen,

Sagen die Jaͤger von Hirſchen, wenn er ſpringt, nemlich: der Hirſch flieht oder fleugt.

Flieſſendes Weſen,

Jſt eine der vier Eigenſchaff - ten einer guten Melodie, und koͤmmt darauf an, daß die Gleich - foͤrmigkeit der Ton-Fuͤſſe (Rhyth - morum) fleißig beobachtet; der geometriſche Verhalt gewiſſer aͤhn - licher Saͤtze, nemlich die muſicali - ſche Zahl-Maaſſe (numerus mu - ſicus) genau beybehalten; wenig foͤrmliche Schluͤſſe angebracht; die Cadentzen ausgeſucht, und die Modulirung wohl herum gefuͤhret worden, ehe man zu den Ruheſtellen ſchreitet; ferner daß die Ruheſtel - len im Lauffe der Melodie mit dem, was darauf folget, gewiſſer maſ - ſen verbunden; das gar zu ſehrFlipunctirte Weſen in Sing-Weiſen vermieden worden, wo es nicht ein eigener Umſtand erfodert; daß endlich die Gaͤnge und Wege nicht durch viel harte Anſtoͤſſe, als chro - matiſche und diſſonirende Schrit - te genommen, und keinem Thema - ti zu Gefallen die Melodie in ih - rem natuͤrlichen Fortgange gehin - dert, noch mercklich unterbrochen worden.

Flinte,

Jſt ein bekanntes Schieß-Ge - wehr, ſo aus drey Theilen beſte - het: Nemlich aus einer glatten langen eiſernen Roͤhre, ſo der Lauff genennet wird; ferner aus der hoͤltzernen Einfaſſung, welche der Schafft genennt wird, darinne der Lauff lieget, und aus dem Schloſſe, welches man zum Unterſchied der Feuer-Schloͤſſer und Muſqveten - Hahnen ein Flinten-Schloß oder Schnapp-Hahn nennet, und mit der bloſſen Hand, ohne Spaͤnner, dergleichen man ſonſt zu den Buͤchſen noͤthig hat, geſchwinde und leicht ſpannen kan. Bey vie - len Flinten-Schloͤſſern findet man heut zu Tage die Schneller, die durch die geringſte Beruͤhrung das Schloß abſchnappen laſſen, gar beqvem angebracht, weil im Abdrucken, wenn daſſelbe hart hielte, und der Druͤcker zu ſtrenge gienge, das Ziel leicht verruͤcket werden kan. Man ſchießt mit Ku - geln und Schrot daraus, und thut dieſes Gewehr inſonderheit beym kleinen Weidwerck gute Dienſte, weil der Hahn leicht und behende aufgezogen, und wieder zur Ruhe geſetzet werden kan; und muß der Lauff an einer ſolchen Flinte inwendig auf das ſauberſte gehalten werden, von auſſen aberRitter-Lexic. C chatFlohat es nichts zu bedeuten, wenn er gleich ſchwartz und dunckel aus - ſiehet, denn er darff auswendig nicht blanck und glaͤntzend ſeyn, weil er ſonſt bald von dem Feder - und andern Wild erblickt, und da - durch die geſchoͤpffte Hoffnung be - trogen werden kan.

Floͤte,

Jſt im gantzen Accord von vie - lerley Arten. 1) Das kleine Floͤt - lein, Q[u] inta decima, zwo Octa - ven hoͤher als ein Cornet, heiſſet bey einigen ein Flaſchelet, Flaſchi - net, Flageolet. 2) Diſcant-Floͤ - te, eine Qvart niedriger, als das Flageolet. 3) Eine Diſcant-Floͤ - te, ſo eine Qvint niedriger. 4) Eine Alt-Floͤte, ſo um eine Octav niedriger als die Alt-Floͤte. 5) Baſſet-Floͤte, noch eine Qvint niedriger, die unten ein Schloß oder Fontanell haben muß. 6) Baß-Floͤte, eine Qvint niedriger, als die Baſſet-Floͤte. 7) Groſſe Baß-Floͤte, eine Octav niedri - ger.

Florentz,

Ein von der Haupt-Stadt be - nennetes Groß-Hertzogthum in dem mittlern Theile von Jtalien, ſonſten das Groß-Hertzogthum Toſcana genannt. Die mit Jo - hanne Gaſtone im Jahr 1731 abge - ſtorbenen Groß-Hertzoge aus dem Hauſe Medices fuͤhreten 5 rothe Kugeln im guͤldenen Felde, davon die ſechſte und oberſte blau, und mit drey guͤldenen Lilien beſetzet iſt, als das Stamm-Wappen der Fa - milie von Medicis. Oben auf dieſem Schilde iſt eine guͤldene Krone, und in der Mitten eine Li - lie, darauf ein ſilberner Falcke mit einem guͤldenen Ringe in dem lin - cken Fuſſe und einem Zettel, dar -Fluauf ſtehet das Wort Semper mit mit guͤldenen Buchſtaben. Wie - wohl man dieſes Wappen ohne dem gemeldten Falcken findet.

Floret,

Jſt ein Rappier, womit auf dem Fechtboden gefochten wird. Es iſt eingetheilet in den Knopff, Griff, Stichblat, das Creutz, die Klinge und den Ball, welcher die Spitze bedecket.

Floß-Galle, ſ. Fluß-Galle.

Fluͤchtig,

Nennet man im Fechten alle Sachen, welche man von der Klinge machet.

Fluͤgel,

Heiſſet bey der Jaͤgerey ein ge - hauener Weg, der durch einen Wald oder Holtz gleich durchweg, und von einem Ende deſſelben bis zum andern gehet, und mit Zif - fern an denen neben ſtehenden Baͤumen gezeichnet iſt. Einen Abjagens-Fluͤgel nennet man, wel - cher nach dem Lauff zugehet. Ein Creutz-Fluͤgel heißt, wenn nur zween Fluͤgel oder Stell-Wege in einem kleinen Waͤldlein oder Hol - tze ſeyn, und Creutzweiſe uͤber ein - ander lauffen; es werden auch Creutz-Fluͤgel genennet, die in der mitten durch einen groſſen Wald recht qver uͤber einander lauffen, und auch mit Zahlen an den Baͤu - men bemercket werden. Ein rech - ter Fluͤgel heiſſet derjenige, wel - cher von dem Lauff zur rechten Hand ins Jagen gehet. Ein lin - cker Fluͤgel iſt, der von dem Lauff nach dem Jagen hinein zur lincken Hand gehet. Ein Qver-Fluͤgel heißt ein durchgehauener Weg recht in und vor dem Jagen. Ein Stell - Fluͤgel iſt ein gehauener Weg, der nicht gar durch ein Holtz gehet, undnichtFlunicht mit Ziffern, ſondern mit Buchſtaben gezeichnet iſt. Ein befluͤgelter Wald iſt ein Wald, der mit denen zur Jagd dienenden ge - hauenen Fluͤgeln verſehen iſt.

Fluͤgel-Horn,

Jſt ein ſchlechtes einfaches u. alt - vaͤteriſches meßingnes Horn, wel - ches bey einem Jagen von denen Fluͤgel-Meiſtern, das iſt von de - nen auf dem rechten und lincken Fluͤgeln commandirenden Jaͤgern gefuͤhret wird.

Fluͤßige oder trieffende Augen,

Eine Augen-Beſchwerde der Pferde. Man machet dieſelbe tro - cken, wenn im abnehmenden Monden fruͤh morgens dem Pfer - de, ehe man es noch gefuͤttert oder getraͤncket, die Augenbraunen mit einem Spitzzaͤnglein ausgeraufft werden. Man nimmet auch 2 Loth Saltz, 2 Loth Vitriol, und 2 Maaß-Kannen friſch Brunnen - Waſſer, thut dieſes alles in ein Glas, laͤßt es an der Sonnen de - ſtilliren; wenn man ſolches brau - chen will, ruͤhret man es wohl un - ter einander, und ſtreichet es alle Tage einmal einem mit dieſem Augen-Gebrechen behaffteten Pferde mit der Feder in die Au - gen.

Flug - und Lauff-Schieſſen,

Jſt eine durch fleißige Uibung erlangte Fertigkeit, das Feder - Wildpret im Flug, und etwan ei - nen Haſen oder anderes vierfuͤßi - ges Wild im Lauff zu ſchieſſen. Was das Flug-Schieſſen, wel - ches auch von einigen das Lufft - Schieſſen genennet wird, anbelan - get, ſo iſt ſolches mehr fuͤr eineFluLuſt, als gute Wirthſchafft zu hal - ten, zumal, wenn in der Brut - oder Lege-Zeit alte Huͤner unbe - ſonnen geſchoſſen, dadurch gantze Voͤlcker verderbt, erſchreckt und ſcheue gemacht werden, daß ſie hernach mit keinem Treibe-Zeug mehr zu bekommen; ſo werden auch mit dem Flug-Schieſſen oͤff - ters viele Voͤgel getroffen, die nicht gleich fallen, und dennoch unnuͤtzlicher Weiſe verderben muͤſ - ſen: Dem ohngeachtet iſt es heut zu Tage grand mode worden, wie es denn auch an ſich ſelbſt vor ein edles und ſchoͤnes Exercitium zu halten iſt, wenn nur kein Miß - brauch mit unterlaͤufft. Derjeni - ge, welcher ein guter Flug - oder Lufft-Schuͤtze werden will, muß ſich anfaͤnglich fleißig mit Dunſt uͤben, eine ſtill-flatternde Lerche in der Lufft zu treffen, nachgehends ferner verſuchen, die nach einem rothen Huͤndlein an moraſtigen Wieſen langſam fliegende Kibitze, oder auch Kraͤhen u. d. g. im Fluge zu ſchieſſen, da er denn gewahr wer - den wird, daß ein mit Fluͤgeln aus - gebreiteter Vogel u. ausgeſtrecktes laufendes Wild leichter zu treffen ſey, als ein ſitzender Vogel oder druͤckender Haſe, welches ein klei - ner Klump, und leichte gefehlet werden kan. Es muß aber die Flinte allezeit geſpannt und fertig ſeyn, auch mit ſteter und firmer Fauſt, und ſcharffem Geſichte pa - rat gehalten werden; hiernaͤchſt muß man, wenn etwas aufge - ſtoſſen, augenblicklich anſchlagen, das Korn und fluͤchtige Wild zu - ſammen faſſen, und wohin die Flucht mit dem Kopff gehen ſoll, nachdem es langſam oder ſchnell flieget, eine halbe Elle, oder eine Spanne und dergleichen vor -C c 2halten,Fluhalten, ſo wird man gewiß nicht leichtlich fehlen. Es iſt auch nicht undienlich, wenn man nach einer lauffenden Boſel - oder Schieb - Kugel, oder einem hoͤltzernen Tel - ler, oder in die Lufft geworffenen Hut zu ſchieſſen ſich oͤffters uͤbet, bis man mit der Zeit die ſchnell - ſten und kleinſten Voͤgel, auch die Schwalben treffen kan. Die Flinten zum Lauff - und Flug - Schieſſen duͤrffen nicht uͤbermaͤßig lang noch ſchwer ſeyn, ſondern ei - nen mittelmaͤßigen Lauff und kur - tzen Anſchlag haben, damit man das Korn deſto geſchwinder faſſen koͤnne. Die Schrote ſollen fein rund ſeyn, das Pulver aber vor - hero mit ſtarckem abgezogenen Brantewein etliche mal beſpren - get, und in ein leinenes Saͤcklein in die Waͤrme gehencket werden, weil es davon fein gleich und raſch wird. Die Pfropffer auf das Pulver ſind gut, wenn ſie von ſtarcken Hut-Filtzen gemachet werden, denn dieſer haͤlt die Schrot fein gleiche. Jm Laden wird nach dem Augen-Maaß (nicht nach dem Gewichte) noch einmal ſo viel Schrot als Pulver genom - men, damit wenn ein Koͤrnlein fehlet, doch das andere treffe, und koͤnte man alſo hierdurch, wenn man einen Stoͤber-Huͤner - oder Waſſer-Hund, vor ſich her ſuchen lieſſe, manche ſchoͤne Luſt haben, wenn nicht einem in ſeinem eige - nen Gehaͤge die anfangs gedachte Bedencklichkeit; in fremder Re - fier aber das: Was du nicht willſt, das dir die Leute thun ſollen ꝛc. im Wege ſtuͤnde.

Fluß-Galle, Ergot,

Eine Pferde-Kranckheit, die darin beſtehet, daß die Pferde anFluden Knien in - und auswendig ei - nen fetten weichen Hoͤcker bekom - men, welcher mit gelbem Waſſer angefuͤllet iſt, und endlich zu einem harten Knorpel wird. Einige nennen dieſen Zufall den fetten Spaht, und gebrauchen darwider Baumoͤl, worinnen man zuvor viele Mayen-Wuͤrmer ſterben laſ - ſen. Mit ſolchem Oel wird die Fluß-Galle geſchmieret, worauf ſie ausrinnet und vertrocknet.

Flûte Allemande, v. Flauto traverſo.

Flûte bec, Flûte douce,

Eine Floͤte, welche ihren erſten Nahmen von dem Mundſtuͤcke, welches wie ein Schnabel ausſie - het; den andern aber von der ſtil - len Annehmlichkeit hat, und gehet vom eingeſtrichenen f bis ins drey - geſtrichene g. Es giebt derſelben Flûte douce premiere, die erſte Floͤte; ſeconde, die zweyte Floͤte und Flûte douce taille, die Alt - Floͤte, welche vom eingeſtrichenen c bis ins dreygeſtriche c gehet.

Flûte de Pan,

Hirten-Pfeiffe, beſtehet aus 7 an einander gefuͤgten Roͤhren, de - ren Geſtalt wegen ab - und zuneh - mender Groͤſſe der Roͤhren einem verſchnittenen Gaͤnſe-Fluͤgel aͤhn - lich ſiehet, und von dem Hirten - Gotte, Pan, zuerſt ſoll erfunden ſeyn, als er die Nymphe Syrin - gem verfolget und ſelbige in Schilf verwandelt worden; da ihm denn der durchs Schilff ſauſende Wind zu ſolcher Erfindung Gelegenheit gegeben. Weil ſie auch aus Kupf - fer oder weiſſem Bleche pfleget ge - macht zu werden, nennet man ſie auch Sifflet de Chaudronnier.

Flûte
Flu

Flûte traverſiere, v. Flauto traverſo.

Foͤhrde, ſ. Faͤhrte.

Foͤhre, Foͤhrenbaum,

Ein hochſtaͤmmiger Waldbaum, gehoͤret unter das weiche Tangel - Holtz, und hat man davon zwey - erley Arten. Die erſte Art behaͤlt den Nahmen Foͤhren, hat eine roͤthlichte und glatte Rinde, und waͤchſt gerade vor ſich in die Hoͤhe; die andere aber, welche keine ſo glatte, ſondern untenher ein rau - he und Aſchen-farbene, oberhalb aber ſchuppicht - und roͤthlich-brau - ne Rinde hat, wird Kien-Foͤhre, Kiefer oder Kien-Baum genennet; beyde ſind einander in Tangeln gleich, welche um ein ziemliches laͤnger, ja noch einmal ſo lang, als die Fichten - und Tannen-Na - deln ſind, und deren allezeit zwey beyſammen ſtehen. Die Foͤhren ſind wegen ihrer Hoͤhe zum Bau - en ſehr dienlich, laſſen ſich auch zu Pfoſten, Bretern, Latten, Wein - Pfaͤhlen, Schleiſſen, Brunnen - und andern Waſſerleitungs-Roͤh - ren trefflich brauchen. Die Kien - Foͤhren, Kiefern oder Kien-Baͤu - me, ſind wegen ihrer Rinde und bey ſich fuͤhrenden Fettigkeit, Hartzes und Peches von denen Foͤhren unterſchieden, laſſen ſich aber gleich jenen, ja im Waſſer-Bau und zu Roͤhren noch beſſer als die - ſelben nutzen. Sie treiben meh - rentheils gerade Staͤmme, wiewol es auch an hoͤckerichten, krummen und gedreheten nicht fehlet, die Zweige ſind meiſtens gebogen und zerbrechlich. Jhr beſtes Wachs - thum haben ſie in ſandigten Bo - den und an Bergen, und werdenFoͤdaſelbſt weit ſchoͤner, groͤſſer und ſtaͤrcker, als wenn ſie auf flachem Lande oder im freyen Felde auf - wachſen. Sie ſchlagen vom Stock niemal wieder aus, ſondern gehen ſehr maſtig und jaͤhling pur von dem Saamen in die Hoͤhe; dieſer ſtecket in rundlichten Zapf - fen, welche aber um vieles kleiner und kuͤrtzer, als die Fichten - oder Tann-Zapffen ſind, und an einem kurtzen Stiel dergeſtalt feſte haͤn - gen, daß, wenn ſchon neue hervor kommen, die alten und jaͤhrigen noch an den Zweigen ſtehen, davon der Saamen insgemein vor Win - ters, und bey warmen Herbſt - Tagen, wie der Tann-Saamen durch die Sonne ausgeruͤhret wird, indem ſich durch die Hitze derſelben dieſe Zaͤpfflein von ein - ander, und die Schuppen in die Hoͤhe geben, und der Saamen mit den von der Natur verſehenen zar - ten und duͤnnen Blaͤtlein, ſo gleichſam ſeine Fluͤgel ſind, vom Winde hin und her zerſtreuet wird. Dieſer Saamen liegt lange in der Erden, und gehet nicht ſo bald, als der Taͤnnene oder Fichtene Saamen auf, behaͤlt aber doch, wenn er auch etliche Jahre in einer unbeqvemen Erde liegen muß, ſei - ne Krafft ſo lange, bis er Raum oder Lufft zum Wachsthum be - kommen hat, indem ſeine Saam - Koͤrner aus einem puren oͤlichten Weſen, welches dem Terpentin ſehr nahe koͤmmt, beſtehen, und dahero der Faͤulung um ſo weni - ger unterworffen ſind, auch nicht eher verwandelt werden, als wenn die Hervorkeimung geſchehen. Die gantze Laſt dieſes Baumes ruhet nur auf einer Wurtzel, und wenn dieſe, wie es oͤffters geſchiehet, voll Kien wird, ſo iſt es mit demC c 3BaumFoͤBaum geſchehen: Denn dieſes hartzigte Fett hindert, daß der Baum ſeine Nahrung vor ſich und ſeine Zweige nicht mehr aus der Erde ziehen kan, dahero muß er, weil gleichſam alle Gaͤnge ſeines Lebens verſperret ſind, in ſeinem Fett erſticken. Aus dieſer Wur - tzel, ingleichen aus denen Aeſten wird das Kien-Oel, ſo man an ſtat des Terpentins brauchet, und das bekandte Theer gemachet. Es waͤchſet dieſes Holtz, zumah - len an denen Winter-Lagen, ge - ſchwinde in die Hoͤhe, und iſt das Alter dieſer Baͤume ſowol von den Jahren auf dem abgeſchnittenen Stocke, als auch an denen iedes Jahr austreibenden, und hernach - mals an dem Schafft gar merck - lich aͤſtigen Qvirlein gar leicht ab - zunehmen. Dieſes Holtz darff in der Jugend durchaus nicht ge - ſchneidelt werden, weil ſonſt der Safft aus denen Hieben heraus tritt, und hergegen oben im Gipffel zuruͤcke bleibet, da es alsdenn nichts als einen knotichten und mit Hartz belauffenen unartigen Stamm giebet. So bald die brauchbarſten Staͤmme aus den Foͤhrenen Gehoͤltzen ausgezogen ſind, muß man das uͤbrige unar - tige und ungeſchlachte Holtz ſofort in Scheite ſchlagen, und ſobald, als moͤglich, auf die Seite ſchaf - fen laſſen, damit der junge Anflug Lufft und Raum bekommen moͤge. Das Wildpret gehet dieſem Hol - tze, ohngeachtet ſeiner ſtarcken Bitterkeit, ſehr nach, zumal aber Winters-Zeit, da es den etwa Manns hohen jungen Wuchs zwi - ſchen ſeinen Qvirlen mit den Zaͤh - nen ſo ſchaͤdlich abſchaͤlet, und ſcha - bet, daß das Holtz zu nicht gerin - gem Schaden des Eigenthuͤmers,Foͤweil das Wildpret mehrentheils das beſte und glatteſte beſchaͤdiget, verdorret und zu ſchanden wird. Die Staͤmme, ſo man zu Roͤhren brauchen will, ſoll man nicht ſo - wol am maſtigen Orten und an der Winter-Seite, als vielmehr an der Sommer-Seite hauen laſſen, weil jenes, ſeines fetten Wuchſes wegen, wenig Kern und viel weiſ - ſen Spint oder Splint hat, wel - cher wenig Jahren in der Erden dauret, ſo pfleget auch dergleichen Holtz, wegen des vielen Hartzes, nicht aufzuqvellen, noch die Roͤh - ren zuſammen zu halten, dahero ſie, zumal wo das Waſſer ſteigen und die Roͤhren einen groſſen Druck haben oder Zwang ausſte - hen ſollen, von dem Wind, ſo in den Roͤhren iſt, leichtlich und wie Glas zerſprenget, und aus den Jahren von einander getrieben werden; dieſes aber, ſo an der Sommer-Seite und mager er - wachſen, ziehet das Waſſer beſſer an ſich, wird dahero gantz dichte, laͤſſet keinen Wind durch, und boͤrſtet folglich auch nicht ſo leicht - lich als das fette, weil es auch viel kleinjaͤhriger, und weit ſtaͤrcker von Kern, ſo dauret es noch eins ſo lange in der Erde als jenes. Die Pfoſten, Breter und andere Sachen, ſo aus Kiefern gemacht werden, ſonderlich wenn ſie wohl hartzig ſind, werden denen von Tannen und Fichten gemachten, ſowol wegen angenehmen Geruchs als der Dauerhafftigkeit halber vorgezogen. Sonderlich aber die - net auch dieſer Baum, wenn er zur Gnuͤge ausgewachſen, und ei - nen rechten und vollkommenen Schafft und Stamm hat, zu Maſt-Baͤumen, weil er ein feſtes, und in einander verwimmertesHoltzFoͤHoltz hat, auch wegen des vielen Hartzes, dem Wetter, Naͤſſe und Faͤulung widerſtehet, folglich hier - zu faſt hoͤher als die Tanne zu ſchaͤtzen. Wer gerne ein Stuͤcke Landes mit dergleichen Gehoͤltze beſaͤen will, nimmt erſtlich die Frucht, nemlich die Zapffen oder Aepffel, wie man ſie einiger Or - ten nennet, vom Mittel des Fe - bruarii bis zu Anfang des Mer - tzens, von den Baͤumen ab, legt ſolche hernach auf geflochtene Huͤr - den, und duͤrret dieſelbe in einem Backofen, doch nicht allzuſtarck, damit der Saamen nicht zu tro - cken werde, welcher aus obbe - ſchriebener Frucht oder Zapffen, wenn ſie nach Nothdurfft gedor - ret, mit Stecken ausgeſchlagen oder ausgedroſchen wird. Der Acker, oder die zur Saat beſtim - te Gegend ſoll ſeichte mit einem Pflug umgeriſſen, und die Fur - chen ziemlich weit von einander gemacht; der Saamen aber, wo - von alle Baͤlglein zuvor wol mit den Haͤnden abzureiben, ehe er ein - geworffen wird, mit noch halb ſo viel Sand vermenget, und auf das duͤnneſte eingeſaͤet werden, welches annoch vor Winters ge - ſchehen muß, damit er die Winter - Feuchte an ſich ziehe, und alſo zum Aufkeimen und Aufgehen de - ſto geſchickter gemacht werde. Jſt auf dem alſo beſaͤeten Platz kein Heiden-Kraut zu vorhero geſtan - den, ſo kan man den Saamen unteregen, woferne aber welches darauf befindlich geweſen, denſel - ben nur mit einem ziemlichen Bu - ſche durch die Acker-Pferde unter - bringen laſſen. Ja, wenn er auch gleich nicht ſonderlich unter die Erde kommt, ſo waͤchſt er doch, wenn er einmal aufgegangen, inFoͤdrey oder vier Jahren ſo hoch, daß ſich der groͤſte Sand-Haſe ſchon darunter aufhalten kan.

Foenum Græcum, Bockshorn,

Wird im Mertzen in Garten ge - ſaͤet, der Saamen lindert die Schmertzen, dienet fuͤr das Haar ausfallen, Schuppen, flieſſenden Grind des Haupts und Sommer - Flecken, er dienet auch den Pfer - den fuͤr die Truͤſe, und machet ſol - che gangbar, wann er unter das Futter gegeben wird.

Foͤrſter,

Jſt ein Forſt-Bedienter, welcher uͤber ein Holtz-reich verwachſenes Revier, als ein treuer Haushal - ter zu des Holtzes Aufnehmen, Wart - und Pflegung von ſeiner Herrſchafft geſetzet, und dieſerwe - gen mit einer beſondern Pflicht, treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor ſeine Perſon ſoll er vor allen Din - gen Holtz-gerecht ſeyn: Nemlich daß er den Grund des Erdreichs recht und wohl verſtehe, was in dieſem fetten oder jenem magern Boden der darein fallende zeitige Baum-Saame und deſſen inner - liche Materie vor eine weſentliche keimende Krafft und Feuchtigkeit zum Anfluge und kuͤnfftigem ver - hoffenden Wiederwachs vermuth - lich haben moͤge, damit er nicht bey Anordnung der Schlaͤge und jungen Gehauige ſolches wider die Natur, oder wo wenig oder gar nichts von Wiederwachſe zu hoffen, ohne Verſtand anordne. Er muß ferner die Natur und Eigenſchafft aller Baͤume von dem Saamen, Keimung, Auflug, Wiederwachs, von deren Jugend bis ins Alter genau judiciren, den Unterſchied alles Holtzes, nemlich ſowol desC c 4Laub -FoͤLaub - als Tangel-Holtzes, ob ſol - ches friſch oder ſchadhafft, und worzu ein iedes zu brauchen tuͤch - tig, verſtehen und nuͤtzlich anord - nen, und ſich hierinnen keinen Kaͤuffer etwas unmoͤgliches vor - ſchwatzen laſſen; den Holtz-Ver - kauf und Holtz-Taxe zwar, was ein iedes werth, wohl verſtehen, das Verkauffen aber nicht eigen - maͤchtig, oder eigennuͤtzig vorzu - nehmen, ohne ſonderbaren Befehl und Erlaubniß ſich unterſtehen. Die Grentze, Marck und Schei - dung, ingleichen Weg und Stege ſeines anvertrauten Reviers ſollen ihm billig dermaſſen bekannt ſeyn, daß er nicht allein die richtige Grentze fleißig renoviren, ſondern auch von der ſtreitbaren Grentze ſich nichts nehmen und ſolche ſchmaͤlern laſſe, ſondern dieſelbe zu ſeines Principallen Jntereſſe und Gerechtigkeit in Poſſeß be - haupte. Wege - und Stege-recht aber ſoll er deswegen ſeyn, damit er die Grentzen ſowol als die We - ge bey ſinſterer Nacht richtig fin - den koͤnne, die ſchadhafften Straſ - ſen, Bruͤcken und Daͤmme zu re - pariren fleißig anordne, nicht al - lein nach der Situation derer Hey - den und Waͤlder und dabey befind - lichen Baͤche und Fluͤſſe, an nuͤtz - lich - und beqvem gelegenen Holtz - Schlufften das noͤthige Floß - Werck anzugeben wiſſe, ſondern auch die zu Jagden Zeug, Stellen und Treiben in Heyden und Waͤl - dern unumgaͤnglich noͤthige Be - fluͤgelung, wie es die Gelegenheit giebet, anzuordnen verſtehe, und waͤre wohl gut, wenn er ſich eini - ger maſſen auf das Feld-Meſſen verſtuͤnde, um wenigſtens ſich durch einen Riß ſein Revier zu Hauſe wohl imprimiren, und de -Foͤſto fuͤglicher ſeinem vorgeſetzten Forſt-Meiſter das noͤthige hinter - bringen zu koͤnnen. Denen Scheit - Schlaͤgern, Zimmerleuten, Koͤh - lern und Aſchen-Brennern, oder andern Gewercks-Leuten ſoll er bey erlaubter Abgabe des Holtzes kei - nen Muthwillen noch Eigennutz verſtatten, auch in Deputat-Holtz oder Reißig ein mehrers nicht, als einem ieden in ſeiner Beſtallung verſprochen, anweiſen, auf die Kohlenbrenner genau Achtung ge - ben, damit ſie nicht durch Feuer dem Gehoͤltze oder dem geſunden waͤchſigen Holtze Schaden zufuͤ - gen, ſondern mit denen in den Gehauigen verbliebenen Affter - Schlaͤgen, alten, gefallenen, wan - delbaren, ungeſunden, krummen, ſtruppig - und knorrigen Baͤumen ſich vergnuͤgen laſſen; dabey fleiſ - ſig Achtung geben, daß die Hartz - Scharrer die Fichten-Baͤume nicht reiſſen, daß mit heimlichen und oͤffentlichen Huͤten den Waͤldern kein Schade geſchehe, daß von de - nen Fuhrleuten denen Gehoͤltzen kein Nachtheil zugefuͤget, ſonder - lich in den jungen Schlaͤgen nicht viel neue Wege gemacht, noch die herrſchafftlichen Wege zur Unge - buͤhr ausgefahren werden. Er ſoll die benachbarten Schaͤfer nicht uͤber die Grentzen huͤten laſſen, ſondern ſolche, falls ſie ſich betre - ten lieſſen, alſobald pfaͤnden; de - nen Gerbern, Faͤrbern und andern Leuten das Schaͤlen der Baͤume, nicht weniger das ſchaͤdliche Be - ſem-Reiß-Schneiden in dem jun - gen Bircken-Holtze, und das Moos-Rechen in dem jungen ſchwartzen Holtze nicht verſtatten, auch die zu der Wild-Bahn benoͤ - thigte Saltz-Lecken zu repariren, ingleichen die Heu-Scheunen undWild -FohWild-Aecker, iedes nach der Jah - res-Zeit mit Fleiß zu beſorgen be - dacht ſeyn; maſſen er auch das Wildpret mit Fleiß zu hegen und zu verſchonen befliſſen ſeyn muß, damit zu deſſelben Vermehrung weder das lauffende noch das flie - gende, groß oder kleine Wild durch Eyer - oder Jungen-Ausnehmung vertilget werden moͤchte. Wenn ein Revier zu weitlaͤufftig, ſo wird dem Foͤrſter gemeiniglich noch zu Huͤlffe ein Fuß-Knecht unterge - ben, deſto richtiger ſolches zu be - ſtreiten.

Fohlen, ſ Fuͤllen.

Foibleſſe des chevaux,

Die Schwachheit an denen Pferden iſt eben ſo ein groſſer Mangel, als die Staͤrcke eine Tugend iſt. So nun dieſelbe aus der Natur, von der Landes-Art, von den Eltern, von Kranckheit, von boͤſer Erziehung, von Ver - wahrloſung herkommt, iſt ſie ſchwerlich oder mit groſſen Unko - ſten zu reſtituiren.

Foie du cheval,

Die Leber des Pferdes, von der - ſelben haben alle Glieder ihre Nahrung, in welcher das Gebluͤt entſpringt. Sie liegt nechſt unter dem Qver-Blat nach der Qvere und Mitten im untern Bauch, gegen dem Miltz uͤber, ſo ſeine Stelle in der lincken Seiten hat. Jhre Figur richtet ſich nach denen Stuͤcken und Gliedern, ſo nechſt um ſie herum liegen, iſt demnach an den obern Theil aufgewoͤlbet und hoͤckericht, glatt und gleich, hat mitten an demſelben Ort gleich - ſam eine Spalt, durch welches der Stamm der groſſen Blut-Roͤhre heraus ſpringet. Unten aber iſtFolſie hineinwerts gebogen, und um - faſſet den Magen, hat beſſer hin - abwerts einen andern Spalt, durch welchen die Pfort-Ader, und der oberſte Darm ihren Weg neh - men. Auf der lincken Seiten iſt ein hohler Durchgang, durch wel - chen die Speiſe-Roͤhre hinauf durchgehet. Jhr Amt iſt, daß ſie die Speiſe verdauet, und in einen weiſſen Safft (ſo durch die in das Kroͤs ausgeſpreitete Aeſte der Pfort-Ader zugefuͤhret wird) in Blut verwandele.

Foin,

Heu, iſt das im Sommer ge - doͤrrte Gras fuͤr die Pferde zum Nachfutter, ſo von unterſchiedlicher Art, alſo auch eines beſſer und ge - ſunder als das andere, nachdem daſſelbe auf einem trockenen oder naſſen Boden ſtehet, rein und lau - ter iſt, darunter auch der Nieder - laͤndiſche Klee gerechnet wird.

Foire du cheval,

Der Durchbruch, oder Durch - lauff eines Pferdes, welcher daſ - ſelbe ſehr matt und krafftlos ma - chet, abſonderlich wann er lange anhaͤlt; denn ie haͤrter der Zuͤrch, ie dauerhaffter ein Pferd iſt, ſo zum Wettlauffen gut iſt.

Folie d Eſpagne,

Ein alter und bekandter Spa - niſcher Tantz, welcher nur von ei - ner Perſon allein getantzet wird, es ſey Manns - oder Weibes-Per - ſon. Er ſcheinet gewiſſer maſſen zur Sarabanden-Art zu gehoͤren, und iſt im Ernſt nichts weniger als Thorheit, wie ſonſt der Nahme andeutet. Denn es iſt mehr gu - tes in ſolcher alten Melodie, die ſich nur auf eine kleine Qvart er - ſtrecket, als in allen Mohren-Taͤn -C c 5tzen,Foltzen, die iemals moͤgen erfunden ſeyn.

Follia,

Nennen die Jtaliener einen Ein - fall, Fantaſie, muſicaliſche Grille.

Fomentation,

Eine Baͤhung, welche mit war - men Wein und Heu-Blumen, an des Pferdes Schenckeln gethan wird, einige Geſchwulſten dadurch zu vertheilen und zu vertreiben.

Fonçeau,

Jſt das Ende eines Mundſtuͤcks Canon, nemlich dasjenige Theil, der es endiget und vereiniget mit dem obern Theil der Stangen. V. Chaperon.

Fond du cheval,

Der rechte Grund eines Pferdes beſtehet hauptſaͤchlich darinnen, wenn ſolches ſchwartze, lange, di - cke und breite Horn hat, und nicht zwanghuͤfig, plat - oder vollhuͤfig iſt, auch ſonſten geſunde reine Schen - ckel hat, daß man ihme kan was zumuthen.

Fondement de monter cheval,

Der Grund im Reiten iſt vor - nehmlich, daß der Reuter der Pferde Natur, Vermoͤgen, boͤſe und gute Qvalitaͤten mit Fleiß er - kundige; 2) daß er nach ihrer Art, Geſtalt, Alter und Geſchick - lichkeit wiſſe zu verfahren, und denjenigen Pferden dieſe Lectiones zumuthe, zu denen ſie geartet ſind; 3) daß er betrachte die weiſſen Zei - chen, Farbe und Extremitaͤten; 4) ſoll er auch darneben auf die in - nerlichen Zeichen des Gemuͤths, Proportion des Kopffs, Halſes, Taille, Staͤrcke des Ruͤckens, Ge -Forſchicklichkeit der Schenckel, auf den Athem und Humor ſehen ꝛc.

Forbure,

Die Raͤhe, iſt ein allgemeiner Fluß, der auf die Nerven der Pferde-Schenckel faͤllet, alſo daß ſie dieſelbe nicht wohl fortſetzen und bewegen koͤnnen; ſeine Urſa - chen ſind, wenn ſich die Pferde in friſchem Graſe oder dergleichen zu voll gefreſſen, oder wenn man ſie zu allzuſtarcker Arbeit noͤthiget; auch wenn man, da ſie zu hart ver - hitzet ſind, alsbald ſie ins Waſſer reitet, oder gar trincken laͤſt. ſ. Raͤhe.

Forcer, v. Contraindre.

Forcheln, Forckeln, Furckeln,

Sind Stangen, darauf die Ne - tze, Tuͤcher und ander Jagd-Zeug aufgeſtellet werden; an theils Or - ten werden ſie auch Stieffel oder Stellſtangen genennet. Die For - ckeln zu den hohen Tuͤchern muͤſſen von Tannen-Holtze, weil ſolche leicht und ſteiff, gemacht, und fuͤnf und eine halbe Elle, auch etwas laͤnger ſeyn, nachdem nemlich der Erdboden weich oder hart iſt, oben aber mit einem Ring und eiſernen Hacken feſte beſchlagen werden, weil darauf das Tuch mit der Ober-Leine lieget. Zu den hohen Mittel-Tuͤchern ſind die Forckeln vier und eine halbe, auch wol fuͤnf Ellen lang, nachdem der Boden weich oder hart iſt; zu den ſchmalen Mittel-Tuͤchern aber nur drey und eine halbe Elle hoch. Die Forckeln zu den Tuͤcher-Lappen ſind meiſtens drey Ellen lang, mit welchen die Lappen einfach zu ſtel - len, und oben mit einem Ring und Kerbe zu verſehen ſind Wenn aber damit gedoppelt uͤber einan - der an den Tuͤchern zu ſtellen iſt,we -Forwegen des rothen Wildprets, oder anderer Urſache halben, nachdem daran viel gelegen, (denn oͤffters nur erſt anfaͤnglich mit lauter Lap - pen umſtellet wird,) alsdenn muͤſ - ſen die Forckeln vier und eine hal - be Elle lang ſeyn, um oben Lap - pen, und in der Mitten in einer Kerbe auch Lappen aufzuhaͤngen, und alſo dem Wild ein Blend - werck zu machen. Zu den Hirſch - Netzen braucht man Forckeln von mittelmaͤßiger Staͤrcke und vier guter Ellen lang, welche man in Ermangelung des Tannen-Hol - tzes, gerne von duͤrrem Fichten - oder Kiefern-Holtz machen laͤſſet, und oben auf bis auf die Helffte eine gerade Kerbe einſchneidet, daß die Ober-Leine vom Netz darauf haffte. Von gleicher Staͤrcke, aber nur zwey und eine halbe El - le lang, ſollen die Forckeln zu den Sau-Netzen ſeyn; zu den Spie - gel-Netzen aber koͤnnen eben die - jenige, ſo man zu den hohen Tuͤ - chern brauchet, genommen werden: dahingegen die Forckeln zu den Prell-Netzen nicht nur ſehr ſtarck ſeyn, ſondern auch mit einer et - was hohen eiſernen Gabel beſchla - gen werden muͤſſen, daß die Leine von den Sauen nicht daraus ge - lauffen werden koͤnne. Die Fur - ckeln zu den uͤbrigen kleinen, als Rehen -, Haſen - und andern Netzen werden nach Proportion der Netze kleiner und fein leichte gemacht. Alleſamt aber in dem Zeug-Hauſe, entweder an der Wand, auf Traͤ - ger hingelegt, oder in die Winckel an der Seiten der Wand ordent - lich hingeſetzet.

Foreſt, ſ. Forſt.

Foreſtier, ſ Foͤrſter.

Forger, cheval qui forge,

Sagt man von einem Pferde,Forwelches mit den hintern Schen - ckeln zu viel avanciret, und zu weit vorreicht, mithin in die vor - dern Huf-Eiſen ſchlaͤget, welches gemeiniglich aus Schwachheit der Lenden geſchiehet, und wenn man es allzuſehr auf den Schultern wandeln laͤſt, und nicht zuſammen haͤlt, daß es ſich uniret.

Forlana,

Ein zu Venedig ſehr gebraͤuch - licher Tantz.

Forſt,

Jſt ein weit umfangener, mit Ober-Holtz bewachſener, offener Raum, daraus derjenige, dem die Forſt-Gerechtigkeit daruͤber zu - kommt, die Nutzung vom Wild, Holtz-Buch - und Eichel-Maſt, wilden Obſt u. a. m. zu genieſſen hat. Wie nun an pfleglicher und gebuͤhrlicher Verwaltung u. Erhal - tung eines Forſtes und demſelben anhaͤngiger Gerechtſame einer Herrſchafft, weil ein mercklicher Theil ihres Einkommens darauf beruhet, ſehr viel gelegen iſt; als ſind, wo eines Herrn Land oder Herrſchafft groß und weitlaͤufftig, und mit vielen Holtzungen, auch Feldern, Wieſen, Bruͤchen, Triff - ten, Huͤthungen ꝛc. verſehen, die - ſelben in gewiſſe Forſt-Reviere eingetheilet, und nach vorhande - nen Gelegenheiten in richtige Grentzen mit ſonderlichen Zeichen, Mahl-Reinen oder Hauffen abge - ſtecket, und einem ieden Revier ein Foͤrſter vorgeſetzet. Sind nun in einer Herrſchafft viele Forſt - Reviere, zu deren Aufſicht folg - lich auch viel Foͤrſter ſeyn muͤſſen, wird uͤber ſolche ein Ober-Foͤrſter, oder da es noch weitlaͤufftiger waͤ - re, ein Forſt-Meiſter, uͤber dieſe aber noch bey groſſen FuͤrſtlichenForſt -Forweſen ein Ober-Forſtmeiſter, als deren Vorgeſetzter verordnet, die Ober-Aufſicht uͤber dieſelben zu ha - ben, daß kein Unterſchleiff unter ihnen, oder von andern keine Schmaͤlerung oder Eingriff wegen Holtz - und Wildpret-Sachen, dem herrſchafftlichen Regali zum Præ - judiz unverantwortlich vorgenom - men oder nachgelaſſen werde.

Forſt-Bann,

Jſt der Zwang-Befehl eines Forſt-Herrn, vermoͤge deſſen ſei - ne Unterthanen ſchuldig und ge - halten ſind, das benoͤthigte Holtz aus ſeinem Forſte zu nehmen, und der Eichel-Buch-Eckern-Caſta - nien oder anderer wilden Obſt - Maſt, gegen Erlegung eines ge - wiſſen Maſt - oder Fehm-Geldes, aus demſelben ſich zu erholen.

Forſt-Garbe, ſ. Ausſtacken.

Forſt-gerecht,

Jſt und heißt ein Jaͤger oder Forſt-Bedienter, welcher genug - ſame Kundſchafft derer Reviere und Gehoͤltze ſeines Principalen hat, und weiß, wie die Wege und Grentzen auf einander treffen, und wo ſie aus - oder wohin ſie gehen; item wo Dickichte, ausgewachſen Stangen-Holtz oder Schlaͤge ſind; wie groß ohngefehr iedes Revier an Ackern oder Morgen ſey; ob Wieſen-Gruͤnde, Waſſer und Bloͤſſen in ſelbigen, und wo ſie zu finden; damit wenn er in denen - ſelben mit Beſtaͤtigen oder Jagen etwas vornehmen oder ſeinen Vor - geſetzten rapportiren ſoll, er ſich daſſelbe deſto fuͤglicher zu Nutze machen koͤnne. So muß auch ein Forſt-gerechter Jaͤger wiſſen, wie das Jagen der Wege und Schnei - den halber am fuͤglichſten zu legenForund zu tractiren ſey; in Summa er muß alles dasjenige verſtehen und zu practiciren wiſſen, was oben von dem Foͤrſter erfordert worden.

Forſt-Gerechtigkeit,

Begreiffet in ſich die freye un - umſchraͤnckte Gewalt eines Grund - Herrns, uͤber die Waldungen oder Hoͤltzer zu gebieten, Forſt-Ordnun - gen denen Unterthanen zu publi - ciren, und die Verbrechere zu be - ſtraffen, die Waͤlder in gangbarem Stand zu erhalten, Gehauige an - zuordnen, zu deren Aufſicht Jaͤ - ger, als Foͤrſter, Schuͤtzen und Knechte anzunehmen und zu be - ſtellen, uͤber das wilde Obſt, Ei - chel - und Buch-Maſt, Vieh-Huͤ - tung, Holtz-Graͤſerey, Streu - und Moos-Rechen, und andere Wald-Nutzungen, ingleichen uͤber Wind-Bruͤche, Lager-Holtz und Kien, auch Pech - und Kohlen - Brennen zu gebieten, die Luder - Plaͤtze auſſer den Gehaͤgen anzu - ordnen, die Raub-Thiere abzuhal - ten, zu befehlen, daß die Schen - cken, Muͤller und Richter Jagd - und Hetz-Hunde halten, Bret - Muͤhlen, Ziegel - und Kalck-Oefen, Eiſen-Hammer und Glas-Huͤtten nebſt Holtz-Floͤſſen anzulegen, uͤber das Gehaͤge zu gebieten, Haͤ - ge-Seulen zu ſetzen, die Hunde kleppeln, auch Wild-Zaͤune und Wildſpruͤnge, Thier-Gaͤrten, Wild-Aecker, Saltz-Lecken und Heu-Scheunen, Kirr-Plaͤtze und Vogel-Herde anrichten zu laſſen, uͤber die Fiſch-Waſſer und Krebs - Baͤche, ingleichen Dohnen-Gaͤnge und Vogel-Streiche zu gebieten, die Grentzen ungehindert zu bezie - hen, Forſt-Haͤuſer und Wohnun - gen aufzubauen, und mit allenZube -ForZubehoͤrungen zu verſehen, Holtz - Marckt und Verkauff auszuſchrei - ben, und frey zu handeln, und was dem allen mehr anhaͤngig.

Forſt-Grentze,

Jſt, wie weit eines Foͤrſters Revier herum grentzet, deren Aus - gang rings umher benennet ſeyn muß.

Forſt-Haber,

Wird derjenige Haber genen - net, den die Unterthanen an eini - gen Orten ihrer Herrſchafft, zu Folge des Forſt - und Wildbahn - Rechts, auf die Jagd-Hunde zu geben ſchuldig ſind.

Forſt-Haus,

Wird dasjenige Gebaͤude genen - net, wo ein Ober-Forſt-Meiſter oder Wild-Meiſter, wohnet. Es werden auch theils Haͤuſer alſo ge - nennet, da Ober-Foͤrſter und Foͤr - ſter wohnen, von daraus dieſel - ben die Heiden, Waͤlder und Wild - Bahnen, ſo weit dieſelben ſich er - ſtrecken, ſonderlich die Grentzen taͤglich fleißig bereiten und beſich - tigen koͤnnen. Jnsgemein wird das Forſt-Haus an denen Straſ - ſen oder Holtz-Wegen, auch in Doͤrffern, ſo an den Heiden und Waͤldern liegen, gebauet, damit in Feuers-Gefahr die Bauern huͤlffliche Hand leiſten koͤnnen, mit Stuben, Kammern, Kuͤchen und andern noͤthigen Zimmern verſehen, wie auch Scheunen, Stallungen und andere Behaͤlt - niſſe zu des Forſt-Bedienten Noth - durfft erbauet, zum Zeichen, daß die Herrſchafft deſſelben Waldes oder Forſtes die hohe oder niede - re Jagd-Gerechtigkeit rechtmaͤßig beſitze. Und zum Zeichen, daß in ſolchem Haus auch ein Hirſch-ge -Forrechter Jaͤger und Weidemann wohne, werden auf denen Giebeln des Dachs, die Hirſch-Gehoͤrne angeſchlagen. Wo die Herrſchaff - ten weit von ihrer Reſidentz Amts - Haͤuſer oder andere Schloͤſſer ha - ben, wird ein ſolches Forſt-Haus noch eins ſo zierlich erbauet und uͤberſaͤulet, auch darinnen obenher Gemaͤcher gelaſſen, woſelbſten ſie bisweilen uͤber Nacht logiren koͤn - nen: Jedoch haben manche Herr - ſchafften hierzu an luſtig gelegenen Oertern abſonderliche Jagd-Haͤu - ſer, ſich daſelbſt zu divertiren, und zu der Birck - oder Auer-Hanen - Pfaltz-Zeit, ingleichen auch bey der Hirſch-Brunſt, Schwein-Hatz, Puͤrſchen, oder andern vorfallenden Gelegenheiten, etliche Wochen lang ſich aufzuhalten.

Forſt-Knecht, Fuß-Knecht,

Jſt ein Forſt-Bedienter, welcher unter dem Foͤrſter oder Forſt-Mei - ſter ſtehet, und von demſelben zu Beobachtung derer weitlaͤufftigen Forſt-Reviere gebraucht wird. Es ſoll derſelbe den Forſt taͤglich und fleißig beſuchen, und niemalen ie - mand anders, an ſeiner ſtat ſchi - cken, und denſelben hernach mit Holtz belohnen, vielweniger eini - ges groſſes oder kleines Holtz ver - kauffen, oder gegen andere Waare vertauſchen, keine Vieh-Trifft oder neue Straſſen, dadurch viel junge Baͤume zu ſchanden gebracht werden, geſtatten; von dem Forſt und dem ihm anvertrauten Re - vier, es ſey Holtz, Wieſewachs, Weide - oder andere Gerechtigkeit, nichts entziehen laſſen, auf der Unterthanen und fremde Gehoͤltze (darinnen der Wild-Bann ihrer Herrſchafft zuſtehet) Acht haben, damit ſie nicht verwuͤſtet und da -durchFordurch dem Wild ſeine Staͤnde und Nahrung geſchmaͤlert werden. Nicht weniger ſind ihme die Wald - Waſſer, Forellen-Gruͤndel - und Krebs-Baͤche anbefohlen, darauf zu ſehen, daß ſie nicht ausgefiſcht und von diebiſchen Leuten verwuͤ - ſtet werden, viel weniger ſoll er ſich ſelbſten geluͤſten laſſen, der - gleichen zu thun. Er ſoll nieman - den, der in ſeinem Revier etwas ſchaͤdliches und verbotenes unter - nimmt, ſchlagen oder beſchaͤdigen, es waͤre denn, daß man ſich fre - ventlich widerſetze, ſondern allein pfaͤnden, und alſobald gehoͤriger Orten anzeigen, auf verdaͤchtige Perſonen, die mit Holtz, Kohlen, Beſem, Reiff und Hopffen-Stan - gen, Rad-Speichen und derglei - chen, auf der Straſſen, oder un - richtigen Wegen, ſich finden laſſen, wohl Obſicht halten, ſie beſprechen, und da ſie nicht einen glaubwuͤrdi - gen Schein vorzuweiſen haben, ſie anhalten, ſonderlich wenn es Leute ſind, die nahe an dem Forſt ihre Wohnung haben. Und kurtz: Er ſoll alles dasjenige thun und ver - richten, was ihme von ſeinem vor - geſetzten Foͤrſter oder Forſtmeiſter anbefohlen wird, welches wo kein Forſt-Knecht iſt, dem Foͤrſter ſelb - ſten zu thun oblieget, wovon oben unter dem Wort Foͤrſter ein meh - rers.

Forſt-Meiſter,

Jſt derjenige ſo uͤber einen groſ - ſen in viele Reviere abgetheilten Forſt geſetzt iſt, und uͤber die ihm untergebene Ober-Foͤrſter, Foͤrſter und Forſt-Knechte die Aufſicht hat, damit ſie ihre Schuldigkeit, ihren Jnſtructionen gemaͤß, Pflicht - maͤßig beobachten, und kein Un - terſchleiff unter denenſelben, oder von andern keine Eingriffe in dieForHoltz - und Wildpret-Sachen dem herrſchafftlichen Regali zum Nach - theil vorgenommen werde. Er ſelbſten ſoll vollkommen Jagd - Forſt-Hirſch - und Holtzgerecht ſeyn, die Holtz-Maͤrckte ausſchreiben und perſoͤnlich beſuchen, uͤber alle und iede Gehoͤltze, Grentzen, Art des Holtzes und Wildprets ein Regiſter halten, was jaͤhrlich ge - jagt, geſchoſſen, gefangen und in die herrſchafftliche Kuͤche geliefert, oder verkaufft, oder auch an die Bedienten an Deputaten abgege - ben wird, aufzeichnen, und ſowol uͤber die vor verkaufftes Holtz und Wildpret, vor Maſt, Wald-Mie - then und dergleichen in Empfang genommene Gelder ſowol als ein - gebrachte Straffen richtige Rech - nung fuͤhren, ſeinem Ober-Forſt - Meiſter, oder wo keiner vorhan - den, der Herrſchafft von allem, was in Jagd - und Forſt-Sachen wichtiges paßiret, ohnverzuͤgliche Nachricht geben, und woruͤber es noͤthig, Verhaltungs-Befehl einholen, und in Summa in allen und ieden vorfallenden Sachen und Handlungen, ſeiner Herr - ſchafft Nutzen und Aufnehmen be - foͤrdern, und allen Eingriff, Scha - den und Nachtheil verhuͤten.

Forſt-Revier,

Jſt ein gewiſſer Bezirck, welcher einem Foͤrſter zur Aufſicht anbe - fohlen iſt.

Forſt-Steine,

Werden diejenigen genennet, ſo die Foͤrſtliche Obrigkeit und das Jagen unterſcheiden.

Fort, Forte, Fortement,

Jn der Muſic oͤffters vorkom - mende Woͤrtlein, ſo einerley bedeu -ten,Forten, nemlich ſtarck, hefftig, und anzeigen, man ſolle ſtarck ſingen oder ſpielen, iedoch auf eine natuͤr - liche Weiſe, ohne die Stimme oder das Jnſtrument gar zu ſehr zu zwingen. Plus fortement, oder piu forte, wird auch durch F f. oder ff. angedeutet, ſtaͤrcker. Tres fort, oder Fortiſſimo, welches durch F F F. oder f f f. ausgedruckt wird heiſſet ſehr ſtarck, mit groſſer Hefftigkeit und Gewalt, um eine hefftige und erhitzte Leidenſchafft zu erkennen zu geben. Fort douce - ment, ſehr gelinde, ſehr leiſe. Fort gayement, ſehr froͤlich. Fort len - tement, ſehr langſam. Fort vite, ſehr geſchwind.

Fortrait, cheval fortrait,

Sagt man von einem Pferde, das angewachſen und dabey uͤber - ritten, und gantz vom Leibe ge - kommen iſt, indem ihm die Ner - ven unter dem Bauch erſtarret und eingeſchrumpelt ſind, dergleichen Pferden muß die Haut mit Baum - Oel geſchmieret, vom Leibe abge - zogen, und es oͤffters Berg an ge - ritten werden.

Fougeux,

Zornmuͤthig, oder Ungedult der Pferde, kommt von der uͤberfluͤßi - gen Empfindlichkeit her, welche hitzige Bezeigungen mehr beſchwer - lich als annehmlich zu vertragen, weil ſie nur traͤppeln, und ſich immer von einer Seiten zur an - dern werffen, auf die Fauſt drin - gen, und alſo mit voͤlliger Staͤr - cke inne gehalten werden muͤſſen. Dahero es gefaͤhrlich mit derglei - chen jaͤhzornigen Pferden in Krie - ges-Geſchaͤfften umzugehen, daß ſie im Durchgehen groſſes Ungluͤck anſtellen; denn ſie bringen ihreFouReuter offt in groͤſſere Gefahr, als der Feind ſelbſt, wenn ſie ihnen nicht Zeit und Raum laſſen, ſich ihrer Waffen zu gebrauchen, und ſich zu vertheidigen.

Fourage,

Fuͤtterung der Pferde, iſt un - terſchiedlich, an etlichen Orten fuͤt - tert man ſolche mit Haber und Heu, an etlichen mit Rocken, Gerſten, Spelt, Weitzen, Erb - ſen, Bohnen, Hirfe und gelben Ruͤben, an auslaͤndiſchen Oertern mit Johannis-Brot, gedoͤrrten Fiſchen, Mandeln, Datteln, Weinbeeren, Roſinen, Feigen, Saffran, Zimmet, Balſam und dergleichen koͤſtlichen Gewuͤrtz mit dem beſten Wein vermiſcht. Hun - dingius der XVIII Koͤnig in Schwe - den lieſſe ſeine Leib-Pferde auch mit dem koͤſtlichſten Gewuͤrtz fuͤt - tern, und mit Meth traͤncken, war auch vor ſeine Perſon ſelbſt ein ſolcher Liebhaber davon, daß er ſich in eine groſſe Wanne voll Meth ſtuͤrtzte, daß er darinnen erſoff, in der Meinung eines gantz ſuͤſſen To - des zu ſterben.

Fourbeu, cheval fourbeu,

Nennet man ein Pferd, das ſich in der Hitze uͤberſoffen hat, dieſes verurſachet eine gelbe zaͤhe Unrei - nigkeit in dem Hertzen, und iſt nicht leicht ein Mittel, ſolches zu zer - theilen, und zu vertreiben, ſondern dieſelbe bleibt darinnen, weil es durch einen kalten Suff in der Hitze zuſammen faͤhrt, und zu ei - ner gelben Sultzen wird, wovon das Pferd einen kurtzen Athem be - kommt, woran die meiſten Pferde crepiren. Ein Secretum davor iſt in dem 2 Theil der Pferde-Ana - tomie pag. 1133 angezeigt.

Four -
Fou

Fourbure, v. Forbure.

Fourchette du pied de cheval,

Jſt eine Art von ſehr weichen Horn, ſo ſich in der Mitte der So - le erhebet und gegen den Ferſen ſich in zwey Theile endet, gleich ei - ner Gabel, davon es auch den Nahmen hat: Wird auch ſonſten der Strahl genennet, ſo entweder fett oder mager iſt, oder gar ſchwin - det.

Fraaß,

Jn der Jaͤger-Sprache die Speiſe, Nahrung und der Raub einiger wilden Thiere. Alſo ſagt man vom Baͤren und Wolffe, daß er auf den Fraaß ausgehe.

Franckfurt am Mayn,

Eine Weltberuͤhmte Reichs - und Handels-Stadt, woſelbſt die Roͤmiſchen Koͤnige oder Kayſer ordentlich gewehlet, und auch oͤf - ters gekroͤnet werden, von welcher im Zeitungs-Lexico mehr nach - geleſen werden kan. Sie fuͤhret in ihrem Wappen einen ſilbernen und mit Gold gekroͤnten Adler im rothen Felde.

Franckreich, Gallia, Francia, la France,

Koͤnigreich in Europa, welches gegen Norden an die Niederlande und das Britanniſche Meer, gegen Weſten an das Atlantiſche Meer, gegen Suͤden an das Pyrenaͤiſche Gebirge, wodurch es von Spa - nien abgeſondert wird, und an das Mittellaͤndiſche Meer, gegen Oſten aber an Savoyen, die Schweitz und Deutſchland gren - tzet. Man zehlet von Weſten ge - gen Oſten 300, und von Suͤden gegen Norden 200 Meilen, iede zu 1 Stunde gerechnet. Die LufftFraiſt temperirt, und dieſes Volckrei - che Koͤnigreich iſt fruchtbar an Getreide, Huͤlſen-Fruͤchten, Hanff, Wein, Oel, Obſt, Weide, Vieh und Wildpret, iedoch fehlet es ihm an Pferden zum Kriege, und am Holtz zum Schiffbau. Ein mehrers ſehe man im Zeitungs - Lexico. Der Koͤnig in Franck - reich fuͤhret im Wappen zwey zu - ſammen gefuͤgte Schilde, im er - ſten erſcheinen drey guͤldene Lilien im blauen Felde, wegen des Koͤ - nigreichs Franckreich: und im an - dern eine guͤldene Kette, creutz - weiſe geſchlungen, und in der Mit - te mit einem Schmaragde verſetzt im rothen Felde, wegen Navarra. Dieſes Wappen iſt mit den Or - dens-Zeichen des heil. Geiſtes und St. Michaelis umgeben, und hat oben einen gantz offenen guͤldenen Helm, mit der Frantzoͤſiſchen Li - lien-Krone. Die Wappenhalter ſind zwey Engel in Wappen-Roͤ - cken, und mit Faͤhnlein in der Hand, und ſind ſowol die Roͤcke als die Fahnen mit dem Wappen von Franckreich und Navarra ge - zieret. Dieſes gantze Schild ſte - het unter einem blauen und mit Lilien beſtreueten Baldachin, in - wendig mit Hermelin gefuͤttert, und oben mit guͤldenen Strahlen gezieret. Oben auf ſtehet wieder - um die Koͤnigliche Krone und das heilige Faͤhnlein mit den Loſungs - Worten: Mon joye Saint De - nys. Der Dauphin fuͤhrt ein qva - drirtes Wappen, darinnen die drey Frantzoͤſiſchen Lilien, und ein blauer gekruͤmmter Delphin mit rothen Ohren und Floß-Federn im guͤldenen Felde, wegen des Del - phinats erſcheinen. Oben iſt er mit der Frantzoͤſiſchen Lilien-Krone be - decket.

Fraper
Fra

Fraper un cheval avec la houſſine,

Heißt ein Pferd mit der Spieß - ruthe treffen; oder ſolche in der Lufft ſchwingen, daß es ſchwirret, um ein Pferd dadurch aufzumun - tern, daß es aufmerckſam iſt und auf die Huͤlffen Achtung giebt.

Fraude des Maquignons,

Betrug der Roß-Maͤckler oder Pferd-Haͤndler. Dieſer iſt unter - ſchiedlich und faſt unzehlig, dahe - ro ein Kaͤuffer ſich wohl davor zu huͤten hat. Nur einige zu melden, 1) feilen ſie den alten Pferden die vordern Zaͤhne ab, und juͤdſchen ſolche, daß ſie juͤnger ſcheinen; 2) den mohnſuͤchtigen helffen ſie mit Aderlaſſen; 3) die Hornkluͤffte ver - ſtreichen ſie mit ſchwartzen Wachs und Pech; 4) die Maucken, Raͤpf - fen und Gallen koͤnnen ſie mit Salben zuheilen, daß ſie die Ge - wehr-Zeit gut bleiben; 5) dem ſchweren Athem helffen ſie mit Naſen-ſchlitzen; 6) die Rotzigkeit koͤnnen ſie mit Qveckſilber auf einen Monat und laͤnger verſtellen; 7) die Ribbe am Schweiff koͤnnen ſie ſtarr und feſte machen, daß es ei - nem vermoͤglichen Pferde gleichet; 8) wenn ein Pferd ſtetig iſt, laſ - ſen ſie es mit und neben andern Pferden vorreiten; 9) den alten Pferden mit trockenen Maͤulern legen ſie ein Mundſtuͤck mit Ho - nig beſtrichen auf, daß es ein Faͤu - men giebt; 10) einem hartmaͤuligen Pferde nehmen ſie ein eiſernes Kettlein, machen es an das Mundſtuͤck, ziehen es dem Pferd inwendig unter den hintern Leff - zen herum, das haͤlt ein Roß heff - tiger, als die haͤrteſten Stangen und Gebiß, wenn denn der Kaͤu - fer es mit einem ordinairen Mund -Freſtuͤck reitet, ſo gehet es durch und laͤſt ſich mit Force nicht aufhalten, dergleichen noch viel mehr ſind.

Fredon,

Jſt 1) eine Sechzehntheil-Note; 2) ein Trillo, weil zu deſſen Aus - druckung zween Klaͤnge gleichſam hin und her flattern, wie die Son - ne, wenn ſie aufs Waſſer ſcheinet.

Fredonner,

Einen Trillo machen.

Frein,

Das Gebiß, iſt ein Eiſen, ſo man in dem Mund des Pferdes thut, ſolches im Gehorſam zu hal - ten, und es damit rechts und lincks zu wenden. ſ. Gebiß.

Fremdling,

Jſt ein Nahme einer gewiſſen Art Falcken. ſ. Falck.

Freneſie des chevaux,

Koller oder Hirnwuͤtigkeit der Pferde. Dieſe Kranckheit iſt nichts anders als eine Entzuͤndung des Gehirns, welche entſtehet aus ei - ner uͤbernatuͤrlichen Ausſchuͤttung der Gallen, mit ihrer Schaͤrffe das Gebluͤt in eine Choleram erre - gend, welches in den Kopff aufſtei - get, und die Geiſter des Lebens der - maſſen erreget, deßwegen auch die Pferde ihre unleidentliche Wehe - tage mit wuͤten und toben zu ver - ſtehen geben, beiſſen ſich ſelbſt mit den Zaͤhnen, lauffen mit der Bruſt an die Krippe und mit dem Kopf an die Mauer, machen den Hals krumm und recken den Kopff in die Hoͤhe ꝛc. Die Cur iſt befind - lich im 2 Theil der Pferde-Anato - mie pag. 108. ſ. auch Koller.

Frequentato,

Heißt in der Muſic mit ordent -Ritter-Lexic. D dlicher,Frelicher, rechtmaͤßiger Stimme, wie man insgemein zu ſingen pfleget, nicht zu leiſe und nicht zu ſtarck.

Frettel, ſ. Froͤttel.

Freyberg,

Ein uraltes Reichs-freyherrli - ches Geſchlecht, welches von dem alten Schloſſe Freyberg in Chur - wallen, 2 Meilen uͤber Chur in Graubuͤndten, nicht weit von dem Rhein gelegen, den Nahmen fuͤhret, ſeine Guͤter in Schwaben bey Ulm, und auf der Schwaͤbi - ſchen Grafen-Banck Sitz und Stimme hat. Dieſe Freyherren von Freyberg haben erſtlich ein ge - theiltes Schild, welches oben ſil - bern iſt, unten aber blau mit drey guͤldenen Pfennigen, als das Stamm-Wappen; hernach einen knorrichten ſilbernen Aſt im blauen Felde, wegen der Herrſchafft Ju - ſtingen; und endlich ein ſchwartzes und weiſſes Band im guͤldenen Felde, wegen der Herrſchafft Oe - pfingen. Oben ſtehen zwey offene Helme, der Freybergiſche iſt ge - croͤnt, und traͤgt 5 ſilberne Strauß - Federn; der Juſtingiſche aber hat einen ſilbernen Schwanen-Kopff, durch deſſen Hals ein guͤldener Balcke gehet, darauf an iedem Ende eine guͤldene gecroͤnte Saͤu - le mit Pfau-Federn zu ſehen.

Freyburg,

Einer von den Schweitzeriſchen Cantons, welcher von dem Can - ton Bern faſt umſchloſſen iſt, deſſen Wappen iſt in die Breite getheilet, oben ſchwartz, unten aber ſilbern.

Freybuͤrſche,

Sind an einigen Orten ſolche Hoͤltzer und Gegenden, darinnen die Landes-Herrſchafft einem ie - den zu jagen erlaubt, weil niemandFrikeine ſonderliche Jagd-Gerechtig - keit allda hat; dergleichen Gegen - den es in Schwaben viel giebt.

Freyſingen,

Ein Biſchoffthum an der Jſer, welches von den Bayriſchen Lan - den umſchloſſen wird, und deſſen Biſchoff ein unmittelbarer Stand des Reichs iſt. Er fuͤhret in ſei - nem Wappen ein Bruſt-Bild ei - nes Mohren, roth gekleidet, und mit Gold gekroͤnet, im ſilbernen Felde.

Frießland,

Eine Provintz der vereinigten Niederlande, welche zwiſchen der Suͤder-See, dem Meer und dem Golfo von Dotekom liegt. Sie fuͤhret im Wappen zween guͤldene Leoparden uͤber einander, im blau - en und mit ſilbernen Schideln be - ſtreueten Felde.

Frießlaͤndiſches Pferd,

Dieſes beſchreibt der Hertzog von Newcaſtle in ſeinem vollkomme - nen Bereuter fol. 50 ſq. alſo: Das Frieſiſche Pferd iſt nicht ſo ver - nuͤnfftig als das Engliſche; aber es iſt keines angenehmer zu brau - chen in allen Stuͤcken, als ein Frieſiſches Pferd: Es macht ſeinen Redop ſehr wohl, und kein Pferd kan nimmermehr groͤſſere Dienſte thun, weder auf der Reit-Schule, noch im Zweykampffe, noch im Kriege. Es iſt kuͤhn, nehret ſich von allerhand Sachen, und er - traͤget die Kaͤlte ſo leicht als die Hitze; auch iſt kein Pferd, darauf der Reuter beſſer ausſehe, als eben auf dieſem, denn es iſt milde, ver - meſſen, unerſchrocken, und ſeines Ganges ſehr wohl verſichert. Es iſt ſtarck und luſtig, und taugt zuallenFriallen Uibungen, nur allein zum langen Lauffen nicht, ob es wol geſchwind genug lauffen kan. Man muß es aber nicht in die Weite zu zwingen begehren; denn es hat ſo viel Athem nicht, als das Bar - bariſche Pferd; Jedoch wenn ein ſchwerer und wohl gewaffneter Reuter ſich auf einen Barber ſetz - te, und ein anderer von eben ſol - chem Gewichte auf einen Frieß - laͤnder; ſo iſt es gewiß, daß des letztern Staͤrcke den Barber der - geſtalt uͤbertreffen wuͤrde, daß ich glaubte, es ſollte der Frießlaͤnder ſo wohl und lange lauffen, als der Barber.

Fringoter,

Singen und zwitſchern als ein Vogel, mit der Stimme abbre - chen.

Friſchen,

Heiſſet bey den wilden Sauen ſo viel als bey den zahmen Schwei - nen das Werffen oder Ferckeln.

Friſchling,

Wird ein junges wildes Schwein im erſten Jahre genen - net; im andern Jahre heiſſet es ein jaͤhriger Friſchling.

Froͤttel, Frettel,

Jſt ein kleines vierfuͤßiges wil - des Thier, von dem Geſchlecht der Wieſel, daher es auch im Lateini - ſchen von einigen Muſtela ſilve - ſtris vel ruſtica genennet wird. Dieſes Thierlein, welches ſich zahm machen, und auf die Caninichen - Jagd wohl abrichten laͤßt, iſt et - was groͤſſer, als ein Eichhoͤrnlein, ſchlanck und laͤnglicht vom Leibe, weißgelbichter Farbe, hat ſchoͤne rothe Augen, und gar niedrigeFroFuͤßlein; wiewol es auch Froͤtteln giebt, ſo bunt und ſcheckicht, von oben roͤthlich oder Leberfaͤrbig, un - ten am Bauch aber gantz weißlicht ſind. Jhr gewoͤhnlicher Auffent - halt iſt in denen groͤßten Wild - niſſen und Einoͤden, ihre Nahrung aber beſtehet in Wildpret von Ca - ninichen, auch in Fiſchen, Voͤgeln und Honig, als welchem letztern ſie inſonderheit ſehr nachſtellen. Das Weiblein gehet gantzer vier - tzig Tage traͤchtig, und ſetzet oͤffters fuͤnff, ſechs, ſieben bis acht Jun - ge auf einmal; dieſe ſind dreyßig Tage blind, und wenn ſie etwan ſechs oder ſieben Wochen ihr Ge - ſichte gehabt, kan man ſie ſchon zur Hatz der wilden Caninichen gebrauchen, worbey man ihnen ei - ne Schelle an den Hals, den Ca - ninichen eine mehrere Furcht ein - zujagen, zuweilen aber auch ein kleines Maul-Koͤrblein von Leder anzuhaͤngen pfleget, damit ſie zwar wol die Caninichen ſtoſſen, aber nicht beiſſen koͤnnen, wenn ſie die - ſelbigen aus ihren Schlupf-Loͤchern heraus treiben muͤſſen. Die Froͤt - teln pflegen, ſo offt ſie erzoͤrnet und erhitzet ſind, einen ſtarcken Biſam-Geruch, wie die Marder von ſich zu geben.

Front, le front du cheval,

Die Pferdes-Stirn hat ihren Ort, nechſt unter dem Vorder - Haupt, zwiſchen den Augen, er - ſtreckt ſich oben von dem Bein der Hirnſchale bis zu den obern Kinn - backen bedeckt mit ihrem Obertheil das Hirn, und mit dem untern die ſchwammigte Beine, ſamt dem Jnſtrument des Geruchs, ſo in dieſem Thier auf das allerkuͤnſt - lichſte zubereitet und gemacht iſt. V. Pferd-Anatomie I Tom. p. 54.

D d 2Fron -
Fro

Frontiſpicium,

Wird bey den Orgeln das Prin - cipal von einigen genennet, weil es mehrentheils vorn an und ins Geſicht geſetzt zu werden pfleget.

Froſch,

Wird eine Pferde-Kranckheit genennet, welche darinne beſtehet, daß die Pferde im Munde, unter der Zungen auf beyden Seiten kleine Hoͤcker bekommen, welche endlich gantz ſchwartz, und zuwei - len zu ziemlich groſſen mit Mate - rie angefuͤllten Beulen werden, wovor die Pferde nicht freſſen koͤn - nen, und folglich von Hunger gantz elende werden. Dieſe alſo genannten Froͤſche ſoll man mit einer Fliete aufreiſſen, oder mit ei - nem ſcharffen Scheerlein abzwi - cken, und mit gebaͤhetem Brot und Saltz wohl reiben, ſo wird ſich die ſchwartze Haut abreiben; her - nach ſoll man Saade-Baum, Cam - pher und Myrrhen in ſcharffen Eßig ſieden, und dem Pferde das Maul und den Schaden wohl auswaſchen, auch den Rauch von Myrrhen in das Maul gehen laſ - ſen. Man kan auch die Haut mit einem gluͤhenden Eiſen brennen, doch muß man behutſam dabey umgehen, damit die Zunge nicht verletzet werde.

Froſt-Bohrer,

Jſt ein Jagd-Jnſtrument, wel - ches bey hartem Froſt gebraucht wird, wenn mit denen Furckeln nicht in die Erde zu kommen iſt, man aber dennoch, zumal bey der Wolffs - oder Luchs-Jagd gantz ſtille und heimlich ſtellen muß, und we - der mit den Keil-Hauen hacken und pochen, noch mit den AextenFucund Beilen ſchlagen, und dadurch einen Lermen, wovon das Wild nothwendig ausreiſſen muß, erre - gen darff. Dieſer Bohrer muß in proportionirter Groͤſſe, und weil er wegen der kleinen Steine, Kieß und Sand, gefrorner Erde und Eiß bey oͤffterm Gebrauch bald ſtumpff werden kan, mit ei - nem dicken und ſtarcken Gewinde wohl verſtaͤhlet und ſcharff ge - ſchliffen ſeyn, ſoll auch nicht an - ders, als zur hoͤchſten Noth ge - brauchet werden.

Fruͤſchen,

Werden von den Weide-Leuten waſſerreiche Oerter genennet.

Fuchs,

Jſt ein vierfuͤßiges Raub-Thier, ſo ſich mehr nach ſeinem Tode, mit ſeinem zur Winters-Zeit ſehr belieb - ten Balg, als in ſeinem Leben, durch gute Wercke, recommendiret: Denn wie er unter denen vierfuͤſ - ſigen Thieren denen jungen Rehen, Haſen, auch Hirſch - und Wild - Kaͤlbern, trefflich auf den Dienſt paſſet, und ſie zu ſeiner Nahrung wegfaͤnget, alſo muß uͤberhaupt alles Gefluͤgel, ſo ſich auf der Er - den aufhaͤlt, und er mit Liſt oder Gewalt erhaſchen kan, ſeinen hun - grigen Magen fuͤllen. So weiß er auch die Huͤner-Haͤuſer auf den Doͤrffern geſchwinde leer zu ma - chen, ohne daß ſich die Baͤurin, ihr Feder-Vieh in die Stadt zu tragen, bemuͤhen darff, welcher ſo unnoͤthig als unnuͤtzliche Fleiß aber ihme, falls man ihn ertappt, nach Verdienſt, nemlich gar ſchlecht, belohnet wird. Doch muß man ihm auch dieſes zu ſeinem Ruhm nachſagen, daß er mit Froͤſchen, Maulwuͤrffen, Feld-Maͤuſen,Schne -FucSchnecken, Heimen oder Grillen, Heuſchrecken und andern Unge - ziefer ſich begnuͤgen laͤßt, wenn er nemlich von obigen Delicateſſen nichts antreffen kan: Denn er trabet bey Nacht-Zeit weit und breit in Hoͤltzern und Feldern her - um, und ſucht ſeinen Raub, ſo bald aber der Morgen wieder her - bey kommt, ſo ſuchet er auch das Holtz, oder im Felde ſeinen Noth - flucht-Bau und verbirget ſich den Tag uͤber darinnen. Er rantzet oder rollet im Februario um Licht - meß-Zeit, und traben ihrer etliche hinter einander einer Fuͤchſin nach, wie die Hunde. Die Fuͤchſin ge - het zehen Wochen dicke, und brin - get mehrentheils vier, fuͤnff bis ſechs blinde Junge, gleich einer Huͤndin, wie denn die Fuͤchſe faſt in allen Stuͤcken mit den Hunden uͤberein kommen, ja auch zuwei - len ſich gar mit denſelben belauf - fen. Dieſe Junge, welche an - fangs weißgelblich ſind, nachge - hends aber immer dunckler werden, bringet zwar die Fuͤchſin in den Baͤuen oder Flucht-Roͤhren auf, ſobald ſie aber uͤber neun Tage alt und ſehend werden, ſich auch et - wa Menſchen um den Ort ihres Aufenthalts wittern laſſen, ſo nim - met ſie ihr Gehecke, und traͤget es in das Korn, und zwar gerne na - he an die Doͤrffer, weil ſie, nebſt anderm Geaͤſe, alldorten am erſten etwas von jungen Huͤnern, zu Auferziehung ihrer Jungen, ohne Koſten haben kan. Um Jacobi lauffen dieſe ſchon mit den Alten aus, und lernen ihre Nahrung ſelbſten ſuchen, um Martini aber iſt ihr Balg zu ſeiner Vollkom - menheit gelanget. Es macht der Fuchs, ob er gleich gerne in der Erden wohnet, doch ſelten ſein La -Fucger, ſondern er erkundiget ſich ei - nes Dachs-Baues, und treibet den Dachs, wenn er ihm gewachſen iſt, mit Gewalt aus demſelben, oder wenn er vermercket, daß der Dachs ausgegangen, leget er ſeine Loſung haͤufig vor die Roͤhre; wenn nun der Dachs bey ſeiner Ankunfft den Geſianck mercket, ſo verlaͤſſet er ſeine Wohnung, wor - auf der Fuchs ſie ſogleich beziehet: Oder wenn er des Sommers raͤu - dig worden iſt, durchkriecht er den Dachs-Bau, und verſtaͤnckert ſolchen allenthalben, welches der Dachs, als ein reinliches Thier, nicht vertragen kan, ſondern gerne ausziehet. Da aber der Fuchs kei - nen Dachsbau findet, und doch ſicher ſeyn will, muß er nothwen - dig ſeinen Bau unter einem wur - tzelichten Baum oder Stein ma - chen, welches doch nur mit einer Roͤhre geſchiehet; Man findet auch oͤffters in freyen ebenen Korn - Feldern Fuchs-Gruben, welches nach Weidmaͤnniſcher Redens-Art ein Nothbau genennet wird, ſo nur von jungen Fuͤchſen geſchiehet, welche von ihren Alten vertrieben worden, und ſich ſelbſten zu neh - ren nirgends hin wiſſen. Der Fuchs hat einen ſcharffen Geruch, und kan den Wind uͤber etliche hundert Schritte haben; wenn er das geringſte unrichtig vermercket, ſo reckt er die Naſe in die Hoͤhe, und nimmt bald die Flucht. Er hat zur Sommers-Zeit, da er, wie obgedacht, raͤudig wird, viel Floͤ - he, welche doch magerer, als der Hunde Floͤhe ſind: Wenn nun der Fuchs dieſer beſchwerlichen Gaͤſte ſich entſchlagen will, wadet er im Waſſer ſo tief er kan, ſetzet ſich hinten langſam nieder, und immer tieffer, daß ſie nach dem KopffeD d 3lauffen,Fuclauffen, denn tuncket er endlich den Kopff auch hinein, ſpringet jaͤhling heraus, und kratzet die zu - ruͤckgebliebene vollends reine ab. Seine Spur oder Faͤhrte iſt wie eines kleinen Hundes, nur laͤng - lichter und ſpitziger, hat zwiſchen denen Ballen mercklich mehr Haa - re, und trabet einen geraden Schritt in den andern, ſo die Hunde nicht thun. Es werden aber die Fuͤchſe in unſern Landen unterſchieden in Brand-Fuͤchſe und Roth - oder Birck-Fuͤchſe. Je - ne die Brand-Fuͤchſe haben ſchwar - tze Laͤuffte, Ohren und Schwantz, als ob ſie verſenget waͤren, einen grauen Peltz auf dem Ruͤcken, und nicht viel roͤthlichtes: Dieſe die Roth - oder Birck-Fuͤchſe aber ſind etwas kleiner und roͤther von Haa - ren, haben an Laͤufften, Ohren und Schwantz eine weiſſe Spitze, ſo die Blume genennet wird. Sie haben hinten eine qvere Hand uͤber das Creutz hinunter auf dem Schwantz ein klein Blaͤslein oder Druͤſe, von allerhand borſtigen Haaren bewachſen, und wie blau - er Mertzen-Veiel riechend, an welcher ſie in ihrem Lager, weil ſie rund zuſammen liegen, ſtets die Naſe haben. Die Fuͤchſe wer - den, wie die Woͤlffe in Gruben, auch mit Netzen, Fallen und be - ſondern Eiſen, ſo man Fuchs - Eiſen nennet, gefangen, oder mit Schlieffern aus ihren Bauen ge - hetzt und erſchlagen, oder geludert und erſchoſſen, oder aber auf eben die Art, wie die Haſen gejagt. An groſſer Herren Hoͤfen werden ſie, nachdem ſie eingetrieben, entweder geprellet, das iſt, mit langen von zweyen Jaͤgern oder andern Per - ſonen gehaltenen Netzen, daruͤber ſie paßiren muͤſſen, in die Hoͤhe ge -Fucchuͤpfft, oder mit kleinen Pruͤgeln zu Tode geworffen. Von dem Fuchſe wird die Lunge wider die Schwindſucht, und allerhand Lungen-Gebrechen, Leber und Miltz, wider die von Verſtopffung und andern Zufaͤllen des Miltzes herruͤhrende Beſchwerungen, das Blut wider Nieren - und Blaſen - Schmertzen, das Fett aber in Con - tracturen, Krampff-Beſchwerden und Ohren-Schmertzen gebraucht. Wenn man einen geraͤucherten Fuchs, der im Martio gefangen oder geſchoſſen worden, in das Spuͤhlicht-Faß, worinnen das Getraͤncke vor die Sauen geſam - let wird, leget, ſollen dieſelben das gantze Jahr durch geſund blei - ben. Die Weidmaͤnniſche Redens - Arten vom Fuchs ſind folgende: Der Fuchs bellt, trabet, reihet oder reinet, wird geludert, gehetzt, er - ſchlagen, mit Fallen, Eiſen oder in Garnen und Gruben gefangen, geſtreifft, hat einen Balg (keine Haut) und Klauen, (nicht Fuͤſſe). Ein Fuchs-Loch wird eine Roͤhre genennet.

Fuchs,

Jſt eine von den vier Haupt - Farben der Pferde, und nach ih - rer Vermiſchung wieder in Recht - Fuͤchſe, Dunckel - oder Schweiß - Fuͤchſe, Roth-Fuͤchſe und Licht - Fuͤchſe unterſchieden. Die erſte Art, nemlich die Recht-Fuͤchſe, wird nur die Bauren-Art genen - net, weil ſolche unter den Bauer - Pferden ſehr gemein iſt; Jhre Farbe iſt etwas dunckler als der Licht Fuͤchſe. Dieſe Art iſt hitzig und freudig, aber auf gar kurtze Zeit, denn bey der harten Feld - Arbeit verliſcht ihr Muth offt der - geſtalt, daß man gar nichts feu -rigesFucriges mehr an ihnen finden kan. Die Schweiß-Fuͤchſe ſind wieder unterſchiedlich, weil ihre dunckel - rothe Farbe vielerley Schattirung leidet. Jnsgemein laͤßt man fuͤr eine Regel gelten: ie dunckler der Fuchs, ie beſſer; inſonderheit ſol - len die Schweiß-Fuͤchſe mit ſchwartzen Maͤhnen gar nicht zu ermuͤden ſeyn; allein man trifft ſelten dergleichen an. Die ſo ge - nannten Roth-Fuͤchſe ſind, ſo ein ſchoͤnes Anſehen ſie ſonſt haben, gar rar, und haben im uͤbrigen die gemeine Eigenſchafften der feuri - gen und hitzigen Thiere. Die vierte Art ſind die Licht-Fuͤchſe, welche theils einen weiſſen Schopf und Maͤhne, auch dergleichen Schwantz haben, aber was den uͤbrigen Leib an belangt, roth: theils aber wieder lichter: theils etwas dunckler roth ſind. Alle dieſe Fuͤchſe, ob ſie wohl Cholcri - ſcher und hitziger Eigenſchafft, und einer zornigen feurigen Art ſind, ſo laſſen ſie doch den Muth bald ſincken, denn es ſind weiche Roſſe, welche leichtlich unter der Arbeit ſchwitzen und erliegen, ob ſie gleich dieſelbe noch ſo hitzig und freudig angetreten, ſind alſo gar wohl ei - nem Stroh-Feuer zu vergleichen, welches zwar jaͤhling und hefftig brennet, aber doch bald wieder er - liſchet.

Fuchs-Eiſen,

Jſt die Machine, womit die Fuͤchſe weit und breit in der groͤ - ſten Kaͤlte bey finſterer Nacht weggefangen werden koͤnnen. Es beſtehet ſolches aus zweyen ſtarcken vornen zuſammen vernieteten ei - ſernen Buͤgeln, welche hinten an eine ſtarcke krumme Feder geſchrau - bet ſind; zwiſchen dieſer ſtarcken Feder und den Buͤgeln wird vonFuchinten das Schloß mit dem De - ckeln und Abzuͤgeln, vornen aber die Zug-Roͤhre angeſchraubet, und alles reinlich und blanck gehalten. Wenn nun der Fuchs auf einen ge - wiſſen Platz gekirret, und ſich fleiſ - ſig eingefunden, daß man alſo Hoffnung hat, ihn zu fangen, ſo ſchmieret man das Eiſen mit einer probirten Witterung, traͤget es hinaus, und bindet an die Abzuͤ - gel durch die Roͤhre an einem haa - renen Faden den Abbiß, denn wer - den beyde Buͤgel mit den Knien von einander gedruͤcket, die Abzug - Deckel uͤber einander geleget, und zum Stellen bereitet, letztlich allent - halben duͤnne mit der Erde oder Laub uͤberſtreuet; wenn nun der Fuchs kommt und den Abbiß an - ruͤhret, ſchlagen die Buͤgel beyde zuſammen, und faͤngt er ſich ge - meiniglich um den Hals; er ſchlep - pet denn das Eiſen, ſo viel er noch Macht hat, ziemlich weit davon, um entweder es los zu machen, oder ſich zu verbergen. Was aber liſtige Fuͤchſe ſeyn, langen lieber mit den Klauen, als der Naſe nach dem Abbiß, und fangen ſich daran, beiſſen ſich aber balde los, und lauffen auf dreyen davon, und pflegen ſich doch wiederum auszu - heilen.

Fuchs-Kaſten,

Jſt ein Behaͤltniß, worinnen man einen lebendig gefangenen Fuchs von einem Ort zum andern fuͤhren kan. Es wird derſelbe ei - ner Ellen lang und eine halbe Elle breit und hoch, von feſten eiche - nen Bretern gemacht, und die Lufft-Loͤcher inwendig mit eiſernem Blech wohl beſchlagen, damit ſich dieſer ſchlaue Gaſt bey langen Naͤchten nicht nach und nach her - aus beiſſen moͤge. Seinen FraßD d 4undFugund noͤthiges Waſſer muß man ih - me nicht mit den Fingern hinein langen, ſondern von auſſen ein - ſchuͤtten, ſonſt wuͤrde er einen uͤbel bezahlen; gaͤbe man ihm aber nichts, ſo wuͤrde er vor Hitze ver - ſchmachten muͤſſen, weil bey ſol - chen wilden Thieren groſſe Her - tzens-Angſt und ſtete Hitze vorhan - den iſt.

Fuga, Fugue,

Fuge, iſt ein kuͤnſtliches Sing - oder Spiel-Stuͤck, oder auch bey - des zugleich, mit verſchiedenen Stimmen, zwo oder mehr, da die eine der andern in gewiſſen Schrit - ten nacheilet, und eben den Haupt - Satz wiederſchlagend ausfuͤhret. Es giebt derſelben verſchiedene Arten, als freye oder ungebunde - ne und gebundene. Bey dieſen bindet ſich der Componiſt daran, daß alle Noten vom Anfange des Thematis oder Fugen-Satzes bis zum Ende deſſelben, ohne Aus - nahm, nachgeſungen oder nachge - ſpielet werden ſollen, und daraus entſtehen die Kreis-Fugen. Die freyen oder ungebundenen Fugen ſind nicht bloſſe Nachahmungen ohne Einſchraͤnckung, ſondern ſo beſchaffen, daß nur eine gewiſſe Clauſel von gehoͤrigen Stimmen in ihrer Ordnung nachgeſungen werden darf, und alſo vieles dar - zwiſchen koͤmmet; und dieſe ſind wiederum entweder einfache, viel - fache oder Gegen-Fugen.

Fuga ad Octavam,

Bey derſelben geſchiehet die Wiederholung der angefangenen Clauſel in der Octav druͤber oder drunter.

Fuga æqualis motus,

Jſt eine Fuge, dabey der ComesFugdem Duci in gleicher Bewegung ſowol aufwerts als niederwerts nachfolget.

Fuga al contrario riverſo,

Auch Fuga contraria riverſa ge - nannt, iſt eine Fugen-Art, welche nebſt der Contrarietaͤt auch einen gewiſſen Gegenſtand der Buchſta - ben beobachtet, nemlich mit dem in dem Fuͤhrer befindlichen c ſtimmet in dem Gefehrten das e ein; mit dem d das d; mit dem e das c; mit dem f das h; mit dem g das a, und ſo auch umgekehrt, daß an eben dem Orte, wo jener das Se - mitonium gehabt, dieſer auch der - gleichen bekommen moͤge.

Fuga authentica,

Aufſteigende und Haupt-Fuge iſt, wenn die Noten eines The - matis aufſteigend gehen oder ſprin - gen, auch dabey die Repercuſſion des Modi beruͤhren und genau beobachten.

Fuga cancrizans, v. Cano - ne cancherizante.

Fuga compoſta,

Wird von einigen auch diatoni - ca genennet, und iſt ein Thema, welches gradatim, und nicht durch Spruͤnge einher gehet.

Fuga contraria,

Wenn der Gefehrte oder die Folge-Stimme der anfangenden Stimme oder des Ducis Inter - valla dergeſtalt nachmacht, daß, wenn jene ihre Noten aufwerts, dieſe ihre unterwerts, und alſo verkehrt formiret, dabey aber auf den Gegenſtand der vollkommenen und unvollkommenen Tone nicht Acht hat.

Fuga
Fug

Fuga diatona, v. Fuga com - poſta.

Fuga doppia, v. Doppel - Fugen.

Fuga gravis,

Eine gravitaͤtiſche Fuge, welche aus lang-haltenden Noten und langſamer Menſur beſtehet.

Fuga homophona ſ. in uniſono,

Wenn Dux und Comes in ei - nerley Klange einhergehen.

Fuga impropria ſ. irregularis,

Jſt nichts anders als eine Nach - ahmung oder Imitatio.

Fuga inæqualis motus,

Jſt einerley mit der Fuga con - traria.

Fuga incompoſta,

Ein aus Spruͤngen beſtehendes Thema in einer Fuge.

Fuga in conſeguenza,

Wird insgemein, wiewol abuſi - ve, Canon genennet, und iſt, wenn eine oder mehr Folge-Stimmen der anfangenden ihre Noten und Pauſen vom Anfange bis zum Ende, das iſt, auch diejenigen, ſo nachdem die Folge-Stimme ein - getreten iſt, vorkommen und an - gebracht werden, in einem gewiſ - ſen Intervallo beſtaͤndig nachma - chen. Wenn dieſe Art uͤber oder unter einen Cantum firmum oder ein anders Subjectum angebracht werden ſoll, iſt ſie deſto ſchwerer zu verfertigen.

Fuga in Epidiapente,

Heißt auch Fuga in Hyperdia - pente ſeu in Quinta ſuperiori, iſt eine Fuge, deren Comes gegen denFugDucem eine Qvint herunter anhe - bet.

Fuga in Epidiateſſaron,

Oder Fuga in Hyperdiateſſaron, ſive in Quarta ſuperiori, iſt, wenn die Folge-Stimme eine Qvart hoͤher gegen die anfangende ein - tritt.

Fuga in Hypodiapente,

Auch Fuga in Quinta inferiori genennet, iſt, wenn der Comes in der Qvint gegen den Ducem her - unter anhebet.

Fuga in Hypodiateſſaron,

Fuga in Quarta inferiori, wenn der Comes eine Qvart tieffer als der Dux einhergehet.

Fuga libera, ſoluta,

Jtalieniſch Fuga ſciolta, eine freye, ungebundene oder unge - zwungene Fuge, iſt, wenn die an - fangende Stimme von den Folge - Stimmen nur ſo lange und weit wiederholet wird, als das Thema gewaͤhret, ehe dieſe eingetreten.

Fuga ligata,

Wenn eine oder mehr Folge - Stimmen der anfangenden nicht nur ihr Thema, das iſt, den vom Anfange bis auf die zweyte ein - tretende Stimme gemachten Satz, ſondern auch alle andere nach der eingetretenen zweyten oder Folge - Stimme vorkommende Noten durchgaͤngig machen.

Fuga pathetica, v. Fuga grave.

Fuga perpetua,

Eine immerwaͤhrende Fuge, welche kein gewiſſes Ende hat, ſon - dern immer wieder von vorne an - fangen kan und muß; wird daherD d 5auchFugauch von andern Fuga longa oder reciproca genennet, und iſt eben das, was Canon infinitus.

Fuga plagalis,

Eine abſteigende oder Neben - Fuge iſt, wenn die Noten eines Thematis abſteigend, oder unter - werts ſpringend geſetzt werden, und die Repercuſſionem Modi er - reichen.

Fuga propria ſ. regularis,

Jſt, darinne die Folge-Stim - me eben die gantzen und unvoll - kommenen Tone, an dem Orte wiederum anbringet, wo ſie in der anfangenden Stimme geweſen.

Fuga recta,

Wird die Stuffenweiſe ordent - lich auf - und abſteigende oder gleich fortgehende Fuge genennet.

Fuga ſciolta, v. Fuga libera.

Fugger,

Ein weitlaͤufftiges und anſehn - liches Reichs-Graͤfliches Ge - ſchlecht, ſo ihre Guͤter in und um Auſpurg, wie auch in Schwaben, und auf der Schwaͤbiſchen Gra - fen-Banck Sitz und Stimme hat. Dieſe Reichs-Grafen von Fugger haben im Wappen erſtlich ein ge - ſpalten Schild, darinnen zur rech - ten eine blaue Lilie im guͤldenen, und zur lincken eine guͤldene Lilie im blauen Felde, als das Stamm - Wappen derer Fugger; hernach eine ſchwartz gekleidete und gekroͤn - te Mohrin mit einer Biſchoffs - Muͤtze in der Hand im blauen Felde, wegen der Graffſchafft Kirchberg; und endlich drey Jaͤ - ger-Hoͤrner uͤber einander im ro - then Felde, wegen der Grafſchafft Weiſſenhorn erſcheinen. Auf die -Fuͤſem Wappen ruhen zwey Helme; der Fuggeriſche iſt gecroͤnt, und hat ein blaues und ein guͤldenes Buͤffels-Horn, zwiſchen denen eine blau und guͤldene Lilie ſtehet; der Kirchbergiſche traͤget eine ſchwartz gekleidete Mohrin ohne Arme mit einer Biſchoffs-Muͤtze auf dem Kopffe, und mit hinter - werts hangenden eingeflochtenen Haaren.

Fugitiveté des chevaux devant les Eperons,

Die Spornfluͤchtigkeit der Pferde, kommt vornehmlich her von der uͤbermaͤßigen Empfindlich - keit und groſſem Kuͤtzel in den Sei - ten, auch von uͤbermaͤßigen Spor - naten hitziger Reuter, davon der - gleichen Pferde furchtſam gemacht werden, daß ſie lange Zeit ſolche nicht wollen annehmen, welches doch etwas noͤthiges in der Ab - richtung iſt. Dergleichen Pferde muß man eine Zeitlang ohne Sporn reuten, und ihnen nur die Talons oder Ferſen angewoͤhnen, dabey ſchmieret man ſie alle Tage zwey mal mit geſottenem Baumoͤl in den Seiten, davon wird ihnen der Kuͤtzel etlicher maſſen vertrie - ben, und moderiret.

Fuͤllen, Fohlen,

Das Junge von einer Stute oder Mutter-Pferd, wenn es maͤnnlichen Geſchlechts iſt, wird es ein Hengſt-Fohlen, iſt es aber weiblichen Geſchlechts, ein Stu - ten-Fohlen genennet. So bald ein Fohlen an das Licht zu kom - men beginnet, ſolte man ſich be - muͤhen, die ſogenannte Miltz von ihm zu nehmen, weil daſſelbe ſonſten von dem Fohlen, ſo gleich als dieſes die aͤuſſerliche Lufft em -pfaͤhet,Fuͤpfaͤhet, und darnach zu ſchnappen Raum bekoͤmmt, hinunter geſchlu - cket wird, hernach aber nicht mehr von ihm zu haben iſt. Dieſes Miltz, welches von einigen auch Pferde-Gifft, von den Griechen aber Hippomanes genennet wird, iſt nichts anders, als ein Stuͤck - lein halb roͤthlicht - und halb Bley - faͤrbigten, in der Geſtalt eines Miltzes, erſcheinenden Fleiſches, welches glatt und lang-rund, ohn - gefehr anderthalb Zoll breit, vier Zoll lang, und einen halben Zoll dicke, auch manchmal etwas groͤſ - ſer, manchmal aber etwas gerin - ger iſt, nachdem nemlich das Foh - len groß oder klein gefallen. Man haͤlt insgemein dafuͤr, es ziehen die noch in Mutter-Leib verſchloſſen liegende Fohlen, durch Huͤlffe die - ſes Miltzes oder Hippomanis die benoͤthigte Nahrung an ſich, weil es juſt vornen auf der Zungen liegt; ſo glaubt man auch durch - gehends, daß diejenigen Fohlen ausbuͤndige Roſſe werden ſollen, denen man dieſes Stuͤckgen Fleiſch benimmt, und nicht hinunter ſchlu - cken laͤßt: Dieſes aber iſt gewiß, und aus der Erfahrung unwider - ſprechlich, daß daſſelbe eine nach - druͤckliche Wirckung in der Roß - Artzney habe. Alſo ſoll man auch das Netze oder Haͤutlein, darinn das Fuͤllen bey der Geburt gele - gen, mit allem Fleiß aufheben, doͤrren und zu Pulver machen: Denn wenn die Fohlen, ehe ſie noch ein halb Jahr alt ſind, keu - chend, und dadurch am Wachſen verhindert werden, darf man ihnen nur von dieſem Pulver ſo viel, als man auf einem Achtpfenniger oder halben Batzen faſſen kan, in Milch eingeben, ſo nimmt ſolches dem Fullen das Haͤutlein weg, ſo inFuͤdem Magen waͤchſet und davon die Kranckheit herruͤhret. Dieſes Pulver dienet auch wider die Taubheit und andere Gebrechen. Das Fohlen ſoll man von der Geburt an etliche Tage, ſamt der Mutter, in einem warmen und trockenen Stall halten, und daſ - ſelbe mit Haͤnden wenig, uͤber den Ruͤcken aber niemals ſtreichen; wenn es ſechs Monat alt, ſoll man es abſetzen oder abſpaͤnen; ſolches geſchiehet mit denen im Martio oder April gefallenen Foh - len, insgemein auf Michaelis, wenn ſie aber etwas ſpaͤter gefal - len, auf Martini, und zwar ie - desmals drey Tage vor dem Voll - mond; ehe man ſie aber gar ab - nimmt, ſoll man ſie etwan vier oder ſechs Wochen vorher an die Siede mit Stroh, Grummet und Haber-Schrot vermenget, gewoͤh - nen, ſo thut es hernach ihnen nicht ſo an, und nehmen lieber zu. Von der Mutter weg werden ſie in den beſondern Fohlen-Stall gethan, darinnen man ſie das erſte Jahr frey und ungebunden herum gehen laͤßt. Jhr Futter beſtehet zum Anfang woͤchentlich in einem Vier - tel reinen Haber, welcher mit gar kleinen von Rocken-Stroh ge - ſchnittenen Haͤckerling untermen - get ſeyn ſoll, mit ſolchen werden ſie in eben der Abtheilung wie an - dere Roſſe, nemlich mit drey Fut - tern abgefuͤttert, darnach wird ih - nen gut klein Heu vorgeleget, und denn getraͤncket, endlich aber wird ihnen eine reine Streu gemacht; worbey zu mercken, daß man ih - nen zum oͤfftern ausmiſten und alle Tage reine Streue machen ſoll, damit ſie auch fein reine ge - halten werden, und keine Laͤuſe be - kommen moͤgen, als davon ſie ver -butten,Fuͤbutten, ja wohl gar umfallen und ſterben. Einige geben ihnen das erſte Jahr geſchrotenen Haber, Siede von gutem Grummet und Roggen-Stroh, und zwar von ie - dem ein Drittheil unter einander gemenget, und mit lauterm Waſſer ein wenig befeuchtet, damit ſie den Schrot nicht hinweg blaſen koͤn - nen; des Mittags ſoll man ſie bey gutem Wetter heraus an die Lufft, und wenn ſie getraͤncket, ein paar Stunden herum ſpringen laſſen. Sonderlich aber ſoll man zuſehen, daß der erſte Winter, ſowol was die Waͤrme des Stalls als die Guͤte des Futters betrifft, von ih - nen leichtlich und gut uͤberſtanden werde, indem das beſte Gewaͤchs das erſte Jahr geſchiehet. Die zweyjaͤhrigen Fohlen werden ſchon an Halfftern gebunden, und mit angefeuchteter Siede, nemlich Haͤ - ckerling von Roggen-Stroh, mit klein geſchnittenem Grummet und Spreu gemenget, gefuͤttert, wo - von ſie fruͤh Morgens drey einge - theilte Futter nach einander, denn Heu oder Haber-Stroh bekommen, und darauf getraͤnckt werden. Zu Mittags wird ihnen nur Stroh oder Wirr-Bunde in die Rauffe eingeleget, worauf ſie in den Hof gelaſſen, und bey dem Brunnen getraͤncket, Abends aber, nachdem man ſie in den Stall gethan, gleich wieder, wie Morgens, gefuͤttert werden; wiewohl auch einige, ſo gerne bald ſchoͤne Roſſe ziehen wollen, dieſelbe aufs andere Jahr auch mit Haber fuͤttern, und auf ein Fohlen zwey Viertel oder ei - nen halben Scheffel woͤchentlich geben. Wenn ſie das dritte Jahr erreichet, muß ihnen das Futter ge - beſſert, und die Hengſt-Fohlen von denen Stuten-Fohlen, ſowol aufFuͤder Weide als im Stall, abgeſon - dert werden, welches iedoch beſſer bereits im andern Jahr geſchiehet, da man die zweyjaͤhrigen Stuten, ingleichen die Wallachen, ſonder - lich, was bey der Milch verſchnit - ten iſt, in den rechten Stutenſtall bringen, und ihnen ſolches mit der Wartung gleich halten kan. Man muß ſie auch in ihren neuen Qvar - tieren zum oͤfftern beſuchen, an - greiffen, die Fuͤſſe aufheben, mit ei - nem Finger oder Schluͤſſel ſachte in den Huff klopffen, ſtriegeln, kaͤmmen, wiſchen, damit ſie al - les nach und nach gewohnen, und heimlich werden. Man kan ſie auch allgemach in dieſem Alter zur Arbeit angewoͤhnen, und dahero bisweilen einmal mit einſpannen, oder auch nur vornen an das Rie - men-Pferd mit anhaͤngen, damit ihnen durch die Deichſel kein Scha - den geſchehe; doch ſoll man ſie in dieſem Jahr noch nicht allzuſehr ziehen laſſen, hingegen deſio beſſer halten, und, wie obgedacht, fleiſ - ſig auch wohl zweymal des Tages ſtriegeln, die Streu des Tages wegthun, auch die Staͤnde ſauber kehren und halten, ſo werden ſie deſto beſſer gedeyen. Welche man von denen Hengſt-Fohlen nicht gantz behalten will, die laͤßt man mehrentheils im dritten Jahr, und zwar im May, wenn ſchon gute Weide und der Mond neu iſt, reiſſen oder legen, das iſt, ver - ſchneiden oder zu Wallachen ma - chen; wiewol einige ſolches, wenn die Fohlen noch an der Mutter trincken, zur Herbſt-Zeit mit ihnen vornehmen: Deñ ſo ſie ſchon etliche Jahr alt ſind, und etwan ſchon geſprungen, oder doch von den Stuten Kundſchafft haben, und man reiſſet ſie denn erſt, ſo werdenſieFuͤſie verdroſſen, faul und traͤge, fan - gen an ſcheu zu werden, und Hertz, Muth und Kraͤffte mit einander zu verlieren; welche man aber nicht reiſſen laͤßt, ſondern als gantze Pferde oder Hengſte gebrau - chen und behalten will, ſolche muß man entweder den Sommer uͤber noch zu Hauſe halten, und auf ſie Futter geben, oder aber eine be - ſondere Weide oder Roß-Garten vor ſie haben, daß ſie, ohne unter die Stuten oder zu den Stuten - Fohlen zu kommen, ins Gras ge - trieben werden koͤnnen: Denn weil ſie noch nicht unter die Stu - ten taugen, wuͤrden ſie ſich nur ſelbſt und die Stuten abzehren, nichts weiden, und eines das an - dere in Grund verderben, zu ge - ſchweigen, daß ſie oͤffters von den Stuten krumm und lahm ge - ſchlagen werden wuͤrden. Wenn man will, daß die Fohlen friſch und geſund bleiben, mag man ih - nen woͤchentlich zweymal dieſes Pulver gebrauchen, welches kein Fohlen ungeſund werden, auch nichts ſchadhafftes in ihnen wach - ſen laͤſſet: Nimm Ehrenpreis, Lungen-Kraut, Gundelreben oder Gundermann, Wintergruͤn Epheu, Eiſenkraut, Wilden - und Garten - Salbey, Wacholderbeere, die obern zarten Schoͤßlinge von den Wach - holder-Stauden, dieſelben zu Aſchen gebrannt, Eichen-Laub, Odermennnige, Heydniſches Wund-Kraut, Wollkraut, Nacht - Schatten, Stickwurtz, gute buͤ - chene Aſche, eines ſo viel als des andern; dieſe Stuͤcke alle in einem Backofen gedoͤrret, klein gepuͤlvert, und in gleichem Gewichte mit Saltz vermenget, ſo werden ſie nicht leicht aufſtoßig werden. Will man aber die jungen Fuͤllen, ſon -Fuͤderlich die Hengſte, friſch und mu - thig haben, ſo muß man ihnen drey oder vier Wochen nach einan - der, ehe ſie noch das fuͤnffte Jahr erreicht haben, taͤglich die Korn - Bluͤthe, die ohne diß abfaͤllet, und deren Abnehmung der Einkoͤrnung nicht ſchaͤdlich iſt, wenn man es nur fein ſubtil abſtreiffet, ſo viel man mit dreyen Fingern faſſen kan, unter das Futter, oder mit Saltz auf einem Biſſen Brotes geben, welches Mittel auch ſo gar die Wallachen dergeſtalt muthig macht, daß man ſie vor Hengſte anſiehet. Weil auch die Pferde, noch als Fuͤllen, koͤnnen vorberei - tet und bewahret werden, daß ſie Lebenslang weder Uiberbein, Spa - ten, Floß-Gallen, noch einiges anderes Gewaͤchſe an den Schen - ckeln bekommen, ſo wird nicht un - dienlich ſeyn, das offt probirte und gerecht befundene Mittel all - hier an zufuͤhren: Nimm ein Pfund Baumoͤl, ein Viertel-Pfund Glas - Gallen, (welches der auf der heiſ - ſen Materie, woraus das Glas geblaſen wird, ſchwimmende Schaum iſt) fuͤnff Loth Drachen - Blut, und ein Viertel-Pfund Bi - bergeil, ſo faſt duͤrre ſeyn muß; ſtoß die Glas-Gallen gar klein, und menge alsdenn dieſe Stuͤcke alle unter einander, gieß ein hal - bes Maaß des ſtaͤrckſten Brante - weins daran, und laſſe es alſo ei - ne Nacht daran ſtehen, nimm denn ſcharffen und ſtarcken Eßig und ſo viel Urin, laß es alles durch einander ſieden, und ſchaͤume es wohl ab. Mit dieſer Salbe, ſo warm du ſie mit der Hand erleiden kanſt, ſchmiere dem Fuͤllen alle vier Fuͤſſe bis an den Leib, das thue acht Tage an einander, alle Tage dreymal, Morgens, Mittags undNachts,FuͤNachts, und laß es inzwiſchen in kein Waſſer gehen, ſo biſt du ge - wiß, daß es die Zeit ſeines Lebens kein Gewaͤchſe an ſeinen Schen - ckeln bekommen wird. Es muß aber das Fohlen nicht etwan ſchon ein Gewaͤchſe haben, ſondern Gliedgantz, und uͤber vier Jahr nicht alt ſeyn, die beſte Zeit dar - zu iſt, wenn es im Herbſt von dem Geſtuͤte gar aufgeſtellt und viert - halb Jahr alt iſt.

Fuͤllen-Stall,

Jſt bey einer Land-Wirthſchafft ein nothwendiges Gebaͤude, wor - ein die von ihren Muͤttern abge - nommene Fohlen geſtellet, und bis man ſie zum Gebrauch dienlich und tuͤchtig befindet, von den andern Pferden abgeſondert erhalten wer - den. Wo eine ſtarcke Fohlen-Zucht iſt, hat man gemeiniglich dreyer - ley Fohlen-Staͤlle. Der vor die nur abgeſetzten Fohlen ſoll mit breiten Kieſel - oder Pflaſter-Stei - nen durch und durch wohl gepfla - ſtert, oder mit Eichen-Holtz bele - get und ausgeſchalet, auch weit und geraumig, aber mit keinen Staͤnden verſehen ſeyn: Denn wenn die Fohlen tapffer darinnen herum ſpringen, und ſich wacker tummeln koͤnnen, ſo kommt es ihnen am Wachsthum wieder ein; dahingegen dieſelben, wenn ſie en - ge wohnen, und gleichſam wie die Gaͤnſe eingeſperret wuͤrden, am Wachsthum auch nicht fortkom - men koͤnnen, ſondern verbutten muͤſſen. Die engen und kleinen Staͤlle halten ſich auch zu warm, und ſind dahero, weil ſie die zarten Fohlen zu einem ihnen nachtheili - gen Schweiß treiben, gar nichts nuͤtze. Die Rauffen und KrippenFuͤſollen, der Fohlen-Statur gemaͤß, niedrig geſetzt ſeyn, damit ſie Heu und Futter beqvem erreichen koͤn - nen. Fuͤr die zweyjaͤhrigen Foh - len gehoͤret ein etwas weiterer Raum, und auch etwas erhabe - nere Krippen und Rauffen. Denen dreyjaͤhrigen aber giebt man ei - nen Stall wie den aͤltern Pfetden. Uiberhaupt aber wollen alle dieſe drey Arten reine gehalten, fleißig ausgemiſtet, und von allem Un - rath und Geſtaͤncke geſaͤubert ſeyn, als welches denen Fohlen unge - mein vortraͤglich faͤllet, dahinge - gen der boͤſe Dampff vom Miſt dieſen jungen Thieren gar barde Schaden am Geſichte zufuͤget. Anderer daraus entſpringender Nachtheile allhier zu geſchwei - gen.

Fuͤllen-Stute,

Heißt das Mutter-Pferd, wel - ches ein ſaugendes Fuͤllen hat.

Fuir les Talons,

Heißt die Ferſen fliehen, das geſchiehet, wenn ein Pferd ſoll die Lection des Travers machen und den Schenckeln weichen, ſo geſche - hen ſolche Huͤlffen nur mit den Talons und nicht mit den Spo - ren, maſſen dieſelben niemals zur Huͤlffe, ſondern nur zur Straffe gegeben werden, daß, wenn ein Pferd in Dreßirung etwas gefaſt hat, und etliche mal willig gemacht, hernachmals aber es aus Eigenwil - len nicht ferner thun will, ſo ge - hoͤren ein rechtes paar Sporn darauf, (wie man zu reden pflegt;) wiewol kein Reuter ein rechtes paar Sporen geben kan, ſondern nur einen rechten, und einen lin - cken Sporn.

Fuͤr -
Fuͤr

Fuͤrſtenberg,

Ein Schloß im Schwartzwalde, iſt das Stamm-Haus der Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg, von welchen die Heiligenbergiſche Linie, welche 1667 in des Heil. Roͤm. Reichs Fuͤrſten - Stand erhoben worden, 1716 mit dem Chur-Saͤchſiſchen Stathal - ter Antonio Egone abgeſtorben, worauf die Blumbergiſche Linie die Fuͤrſtliche Wuͤrde in beſagtem 1716 Jahre erhielt; dieſe Blum - bergiſche Linie vertheilet ſich in die noch bluͤhenden Aeſte zu Moͤskir - chen und Stuͤlingen. Es ſoll aber nur allemal der aͤlteſte ieder Linie den Fuͤrſtlichen Titel fuͤhren. Die Fuͤrſten und Grafen von Fuͤrſten - berg fuͤhren im Wappen einen ro - then Adler mit einem blauen Schnabel und Fuͤſſen, als das Stamm-Wappen; auf der Bruſt des Adlers iſt ein vierfeldiges Schild, darauf eine ſilberne Kir - chen-Fahne im rothen Felde, we - gen der Graffſchafft Werdenberg, und ein ſchlangenweiſe gezogenes Band im ſilbernen Felde, wegen der Grafſchafft Heiligenberg. Auf dieſem Wappen ſtehen drey offene Helme, der mittelſte iſt der Fuͤr - ſtenbergiſche, und traͤgt eine ſilber - ne Kugel auf einem rothen und mit guͤldenen Qvaſten gezierten Kuͤſſen; der zur Rechten iſt der Werdenbergiſche, iſt gecroͤnt, und hat eine rothe aufgeſchlagene Bi - ſchoffs-Muͤtze; und der lincke iſt der Heiligenbergiſche, welcher ge - croͤnt iſt, und hat einen weiſſen Hunde-Kopff mit dem Halſe, auf deſſen Ohre ein ſchwartzes Band zu ſehen.

Fulda,

Eine beruͤhmte und Haupt - Stadt des Fuͤrſtl. Stiffts, amFußWaſſer Fulda, allwo zu ſehen das Muͤnſter, die Pfarr-Kirche zu St. Florian, der Jeſuiter Kirche, Collegium und Seminarium, das Schloß, darin der Abt allhier bis - weilen Hof haͤlt, ſonſten aber ſei - ne ordentliche Reſidentz zu Neuen - Hof hat. Der Abt iſt ein Fuͤrſt des Reichs, und der Roͤmiſchen Kayſerin Ertz-Cantzler, auch hat er den Vorzug uͤber alle Aebte in Deutſchland und Franckreich. Der gefuͤrſtete Abt zu Fulda hat im Wappen ein ſchwartzes Creutz im ſilbernen Felde.

Fundamentalis ſonus,

Jſt in ieder Triade harmonica der unterſte Klang.

Fundamentum,

Jn der Muſic iſt uͤberhaupt eine iede Partie, welche den Baß fuͤh - ret; inſonderheit aber der Gene - ral-Baß, weil dieſer nebſt den Grund-Noten auch die Harmonie zugleich mit ausdruͤcket.

Furies,

Bedeutet ein ſchwaͤrmendes Jn - ſtrumental-Stuͤck in Ouverturen, und koͤmmet urſpruͤnglich aus Opern und Comoͤdien her, wenn heidniſche Furien tantzend aufge - fuͤhret werden.

Fuß,

Bey den Muſicis und Orgel - bauern, iſt ein Maaß des Tons, dadurch ſie die Stimmen und Cla - ves in den Pfeiffen, nach ihrem Ton und Laut, an der Hoͤhe und Tieffe fuͤglich nennen, und zum fuͤglichen Verſtand, Ausrede und Benamung bringen, und alſo ei - nen Ton von dem andern deſto beſſer unterſcheiden koͤnnen.

Fuß
Fuß

Fuß Ton,

Jſt ein Maaß der Muſic-Ver - ſtaͤndigen, das ſie von der menſch - lichen Stimme genommen, wenn ſie des Tons Hoͤhe durch ſeine Octaven beſchreiben wollen. Durch die menſchliche Stimme wird all - hier die Diſcantiſten-Altiſten-Te - noriſten - und Baßiſten-Stimme verſtanden. Weil nun ein Diſcan - tiſt bis in das dreygeſtrichene c kommen kan, und ein Baßiſt mit voller Stimme ins groſſe C, ſo ſind dieſe beyden Tone die Extre - mitaͤten von der Menſchen-Stim - me, und die mittlern Octaven ſind c ohne Strich, c mit einem Striche, oder das eingeſtrichene, und c mit zwey Strichen, oder das zweyge - ſtrichene: wie dieſes auf den Clavi - cordiis insgemein gehalten wird, weil man die ſtaͤhlernen Saiten, im ſpannen nicht wohl uͤber das drey - geſtrichene c zwingen kan. Dieſes Maaß heiſt man 8 Fuß Ton, und iſt das rechte Chor-Maaß, oder die Chor-Hoͤhe aller Stimmen der Jnſtrumente. Wenn nun ein Ton uͤber das groſſe C hinab ge - het, und alſo zum Ex. an einer offenen Pfeiffe das 8 fuͤßige Maaß gedoppelt wird, der Laͤnge nach, ſo wird auch das Ton-Maaß ge - doppelt, und wie die Pfeiffe 16 Fuß an der Laͤnge bekommt, ſo be - kommt ſie auch 16 Fuß am Ton, nemlich die unterſte und tieffeſte Pfeiffe, und gehet um eine Octav niedriger als der Chor-Ton. Wann man dieſe 16 Fuß Ton an der tieffſten Pfeiffe wieder verdop - pelt, und ſie 32 Fuß lang gema - chet wird, ſo bekommt man einen Ton, der um 2 Octaven tieffer ge - het, als das groſſe Baß-C, nemlich 32 Fuß; wird aber ein zitternder, bebender, unvernehm -Futlicher, und folglich unangenehmer Ton; bis er hoͤher herauf kommt, und naͤher zum groſſen C der Chor-Hoͤhe, da man ihn beſſer hoͤrt; faͤngt aber eine Pfeiffe oder anders Jnſtrument vom kleinen c ohne Strich an, ſo ſteigt ſie in ih - ren vier Octaven um eine Octav uͤber das dreygeſtrichene c hinauf, und hat nur 4 Fuß Ton, oder am Ton; faͤngt ſie bey dem c mit einem Strich an, ſo ſteigt ſie um zwey Octaven hoͤher als das drey - geſtrichene c und hat nur 2 Fuß Ton. Steigt ſie noch um eine Octav hoͤher, ſo hat ſie nur einen Fuß Ton. Jſt alſo alle Hoͤhe, und alle Tieffe, aller Jnſtrumen - ten in das Maaß der 12 Fuß in der Tieffe, aber in der Hoͤhe bis 1 Fuß Ton eingeſchloſſen, worunter der natuͤrliche 8 Fuß iſt. ſ. auch Menſur.

Futter fuͤr die Pferde,

Dazu braucht man am meiſten den Haber mit Haͤckerling oder Haͤckſel vermenget, die Gerſten, den Roggen und die Erbſen, wel - che vier Sorten das harte Futter, wie hingegen Heu, Stroh und Grummet das rauhe Futter ge - nennet werden. Die drey letztern Gattungen, nemlich Gerſten, Rog - gen und Erbſen muß man Tags zuvor einqvellen, und hernach mit Haͤckerling vermengen. Worbey noch uͤber diß wohl zu mercken iſt, daß, weil die Pferde von neuem Roggen leicht verſchlagen, derſelbe entweder gar nicht oder doch maͤſ - ſig gefuͤttert werden ſolle. Fer - ner wird nebſt dem harten Futter das Heu, oder wo man hieran ziemlichen Mangel hat, mit Nutz die gruͤnen Wicken, oder nur Wick - oder Gemang-Futter ge -braucht.Futbraucht. Wo aber der Futter - Mangel groß, werden im Fruͤh - ling und gegen den Sommer Brach-Diſteln, welche ſonderlich wohl fuͤttern, geſtoſſen, und den Pferden untergemenget; auch muͤſſen die Pferde zu Winters-Zeit mit Gerſt - und Erbſen-Stroh ſtat des Heues vorlieb nehmen. Sind keine Wicken, oder auch kein Heu vorhanden, laͤſſet ſich, ſo lange mans haben kan, das Gras, in - gleichen Weitzen - oder Gerſten - Schraͤpffe auch gebrauchen. Vor die Stuten menget man Winters - Zeit, da ſie nicht viel ziehen doͤr - fen, die groͤbſte Roggen - und Ger - ſten-Spreu, (davon man zuvor die kleinſte vor das Schwein-Vieh geſiebet hat) denn auch die Wei - tzen - und Haber-Spreu durch ein - ander, und miſcht dieſer Spreu allezeit einen Korb voll unter zwey Koͤrbe voll Haͤckerling, wenn man Futter vor die Stuten in Kaſten einmachen will; danebſt wird ih - nen Gerſt - oder Haber-Stroh oder Heu vorgegeben. Einige, die ſie beſſer halten wollen, pflegen ihnen Wicken-Stroh (es doͤrffen aber keine traͤchtige Stuten ſeyn, weil ſie davon gerne verwerffen) oder Haber-Stroh unter dem Haͤcker - ling, welcher gemeiniglich von Roggen - oder Weitzen-Stroh fuͤr die Stuten geſchnitten wird, eine Garbe unter zwo zu ſchneiden: Wenn ſie aber in der Saat-Zeit und ſonſten ſtarck arbeiten muͤſſen, ſo muß ihnen das Futter gebeſſert, und Haber oder geringe GerſteFuzzu Schrot gemacht, unter dem Haͤckerling gegeben werden. Die Fohlen erfordern nebſt Haber und Haͤckſel das beſte und zaͤrteſte Heu, weil das groͤbere vor die alten Pferde gut genug iſt.

Futter-Maß der Pferde,

Die jungen Pferde ſind viel ge - freßiger als die alten, ſonderlich weil ſie noch im Wachſen ſind, und einen hitzigen Magen haben, ſo mehr als ein altes verdauen kan; daher muß man in der Fuͤtterung auf ſolchen Unterſchied gedencken, daß die Jungen nicht zu geſchwind uͤberfuͤttert, und allzufett werden, und denſelben lieber das Futter abbrechen, und bey guter Luſt be - halten: Hergegen muß man die alten Pferde bey dem mittelmaͤſ - ſigen Futter erhalten, weil derſel - ben kalter ſchwacher Magen ſo viel nicht verdauen kan, auch andere Verhinderungen haben, ſo ihnen die Luſt zu eſſen mindern.

Fuzées,

Sind zwey gefaͤhrliche Oberbei - ne, ſo an einander ſitzen, und ſich gemeiniglich an denen Schienbei - nen an der Roͤhre unter der Knie der Pferde ereignen, welche die Pferde brennen und hinckend ma - chen; davor ſoll das Regen-Waſ - ſer (ſo auf einem Grab-Steine ſtehet) gut ſeyn, damit zu wa - ſchen; Jtem gepuͤlvertes Men - ſchen-Bein in einem wollenen Sack in Baumoͤl geſotten, aufge - legt.

G.

G

G, hat in der Muſic zweyerley Bedeutung: 1) iſt es einer vonGden vorgezeichneten Schluͤſſeln, welcher den hohen Stimmen, alsRitter-Lexic. E eVioli -GViolinen, Floͤten, Clarinen, Hautbois ꝛc. gewiedmet. 2) Ei - ner von den uͤbrigen Clavibus in - tellectis. Jn dieſem letztern Ver - ſtand iſt es entweder dur oder moll.

G dur,

Jſt, wenn die Tertz zum g das h und nicht b iſt.

G moll,

Wenn die Terz zum g nicht h, ſondern b iſt.

Gabel,

Gebrauchen die Jaͤger, einen in Netzen gefangenen Wolff, Luchs, Dachs, Fuchs, Fiſch-Otter oder ander dergleichen wildes und beiſ - ſiges Thier, um den Hals zur Er - den zu druͤcken, damit man ſolches deſto ſicherer angreiffen, und her - nach um ſo viel beſſer mit demſel - ben handthieren koͤnne; ſie iſt wie eine maͤßige Streu-Gabel zwey - zanckicht, entweder gantz von Holtz oder von Eiſen mit einem hoͤltzer - nen Stiel; zu den Fiſch-Ottern aber muß ſolche dreyzaͤnckicht ſeyn.

Gabel,

Gabel iſt auch das voͤrderſte Stuͤck eines einſpaͤnnigen Wagens, welche aus zweyen vor der Voͤr - der-Achſe, zuſammen gefuͤgten Baͤumen oder Deichſeln beſtehet, zwiſchen welchen das Pferd zum ziehen eingeſpannet wird.

Gabel-Gehoͤrn,

Oder gablichtes Gehoͤrn, nen - nen die Jaͤger, wenn zu oberſt an ieder Stange eines Hirſch-Ge - weihes zwey Enden, in Form ei - ner Gabel beyſammen ſtehen, oder wenn iedes von dieſen Enden wie -Gagder in kleine Gabeln zertheilet iſt.

Gabel-Hirſch,

Jſt ein Hirſch, dem nur allein, nebſt den Spieſſen die Augen - Sproſſen ausgewachſen, und der ſonſt kein Ende mehr hat. ſiehe Hirſch.

Gaͤnge,

Sagt man von den Pferden und Hunden, die wohl und ge - ſchwind lauffen koͤnnen.

Gage, un cheval de Gage,

Ein gepfaͤndetes Pferd, dis ſagt man von einem Pferde, ſo einem wo Schaden gethan, und als ein Pfand ſo lange im Arreſt behalten wird, bis deſſelben Herr den erlittenen Schaden wieder er - ſetzt hat; So kan auch ein Credi - tor, welcher ſeines Schuldners Pferd ſtat eines Pfandes im Stal - le hat, die fuͤr daſſelbe aufge - wandte Unkoſten billig fodern. Jngleichen ein Roß-Artzt kan das curirte Pferd ſo lange als ein Pfand behalten, bis er fuͤr ſeine Muͤhe vergnuͤgt worden.

Gagliarda, Gaillarde,

Eine Art Taͤntze, da man bald nach der Laͤnge, bald nach der Qvere des Tantz-Saales, bald mit Schleiffen der Fuͤſſe auf der Erde, bald mit Capriolen tantzet. Dieſer luſtige und ſtarcke Tantz wird mehrentheils im Tripel ge - ſetzt, und hieß vor dieſem Roma - nesque, weil er aus Rom ſeinen Urſprung ſoll gehabt haben: Die - ſer Tantz gehet mit geſchwinden und muntern Schritten, und hat, wie die Pavane, 3 Repriſen von 4, 8 oder 12 Tacten, nicht mehr oder weniger. Die Jtaliener nennenihnGaiihn auch Saltarello, und ſetzen bis - weilen verliebte Arien darunter, welche ſie in Maſcaraden ſelbſt ſingen und zugleich tantzen, ob - gleich keine Jnſtrumente dabey ge - hoͤret werden. Die Vers-Art des Textes iſt insgemein die trochaiſche, wornach ſich die Muſic auch rich - tet.

Gai, poulain gai,

Jſt in den Wappen, ein munter vorgeſtelltes Pferd, als das keinen Sattel oder Zeug aufhat, und le - dig iſt.

Galantiſmus,

Wird genannt, wenn man nach der Mode ſtudiret, und die nuͤtz - lichſten und wichtigſten Dinge bey Seite ſetzet, oder auch wohl ver - achtet.

Galle der Pferde, ſ. Fiel du cheval.

Galle,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, die ſich entweder an den Knien oder in dem Huf und an den Ferſen aͤuſ - ſert, und im erſtern Fall die Floß - oder Fluß-Galle, im letztern aber die Stein-Galle genennet wird. Was die Fluß-Galle ſey, iſt oben an ſeinem Orte beſchrieben. Sol - che zu vertreiben, brennet man ſie mit einem gluͤenden Eiſen, le - get hernach Rocken-Brot ſo heiß, als es aus dem Backofen kommt, darauf und laͤßt es drey Tage und Naͤchte darauf liegen, nimmt als - denn alt Schmeer, Schwefel, Pech und gepuͤlverte Tannen - Blaͤtter, miſchet es unter einan - der, und ſalbet das Pferd an dem ſchadhafften Orte damit. Oder: Man nimmt ein hart gebacken Brot, und ſchneidet, ſo bald es aus dem Ofen kommt, faſt nochGaleinmal ſo ein groß Stuͤck, als die Galle iſt, von der ſchwartzen Rin - de, weichet ſolches in ſtarckem Brantwein, und legt es dem Roß, ſo warm als es ſeyn kan, auf, wenn dieſes etliche mal wiederho - let worden, wird auch die Fluß - Galle vergehen. Oder man ſchnei - det die Haut uͤber der Gallen auf, nimmt die Blaſen, darin die Gal - le iſt, mit den Fingern heraus, und heilet den Schnitt mit guten Heil-Salben. Jtem man nimmt zwey Loth Spaniſche Fliegen, drey Loth Rheinberger-Schmeer, thut das Haͤutlein fein ſauber davon, und zerſtoͤſſet es in einem Moͤrſer zu einer Salbe, thut ſolche in eine zinnerne und blecherne Buͤchſe zum Gebrauch, ſtreicht davon auf ein Stuͤcklein Leinewand, ſo breit als die Galle iſt, gar duͤnn, legt es darauf, und bindet es mit ei - nem leinen Tuche zu, das Pferd aber muß man aufbinden, damit es ſich ja nicht belecke. Wenn es anfaͤngt zu rinnen, ſo flieſſet es ſtarck, da muß man auch verhuͤten, daß es nicht auf die bloſſen Fuͤſſe rinne, ſonſt wuͤrde es die Haare aufaͤtzen; Jn dreyen Tagen wird die Galle ausgefloſſen ſeyn. Ein bewaͤhrtes Mittel wider die Fluß - Galle, da man ein Pferd weder ſchneiden noch brennen darff, ſoll folgendes ſeyn: Man reite das Pferd, daß es erwarme, laſſe ein Stuͤck Seiffe in warmen Waſſer zergehen, mache hierauf das Waſ - ſer wieder ſo warm, als man es nur an den Haͤnden erleiden kan, und waſche den Ort, wo die Floß - Galle ſitzet, damit, nehme hernach ein wuͤllen Tuch, ſtoſſe es in das warme Waſſer, und lege es uͤber; das thue man drey Tage nach ein - ander.

E e 2DieGal

Die Stein-Galle iſt in dem Huff inwendig ein Blut - oder braunro - thes Fleckgen, welches bis aufs Leben hinein gehet. Dieſes muß erſtlich von Grund heraus ge - ſchnitten werden, daß das Leben heraus gehe, hernach laͤſſet man drey oder vier Tropffen Scheide - Waſſer darauf tropffen, ſo iſt in dreyen Tagen das Mahl hinweg, wenn denn die Krappen-Maͤhler verſchwunden, denn brennet man Zucker-Candi darauf, und ſchlaͤ - get ihme Wachs mit Terpentin daruͤber, damit kein Waſſer darzu kommen kan, ſo wird es bald wie - der verwachſen, das Pferd aber wohl gehen koͤnnen. Oder man laſſe erſtlich dem Gaul dieſe Gal - len aufs duͤnneſte, daß der Schweiß darnach gehet, auswir - cken, hernach nehme man Terpen - tin drey Loth, gelb Wachs und gelben Schwefel zwey Loth, weiſ - ſen Weirauch drey Loth, ſolches gepuͤlvert, das Wachs und den Terpentin aber zerlaſſen, und das Pulver darein gethan, und eine Salbe daraus gemacht, ſolche muß man im Fruͤhling und auf den Herbſt im abnehmenden Monden auf den Schaden oder der Gallen mit einem warmen Eiſen in den Huff zergehen laſſen, ſo wird es gar hart, und die Stein-Galle da - durch vertrieben ſeyn. Oder wenn dem Pferd vorher duͤnne ausgewirckt worden, ſo gieſſe man heiſſes Lein-Oel in den Huf; oder brenne drey oder viermal Alaun darauf. Wenn einem Roß die Stein-Galle uͤber der Crone auf - bricht, ſo nimmt man vor zwey Groſchen Pfeffer, Sauerteig und Drachen-Blut, iedes fuͤr einen Groſchen, geſtoſſene Silber-Glet - te fuͤr einen Groſchen, Kalck un -Galgefehr zwey Loth, drey Eyer, mi - ſchet es durch einander, und bin - det es alſo zur Salben gemacht, auf die Crone. Wo aber das Le - ben ausgetreten iſt, ſoll man ge - brannt Kupffer-Waſſer darauf werffen, und die Salbe daruͤber binden, ſo bekommt das Pferd wieder ein gutes Horn. Dieſer Gallen kommen etliche von Natur, etliche vom Dampff oder Feuch - tigkeit des Stalls, oder wenn man die Pferde hart reitet, und ſehr erhitzet, da man ſie bald in das Waſſer gehen laͤſſet, und mit naſ - ſen Fuͤſſen, unabgeſtrichen in den Stall ſtellet, und nicht, wie ſich gebuͤhret, wartet, inſonderheit ent - ſtehet auch die Stein-Galle von langem Stilleſtehen, da das Horn ſich brennet.

Galop,

Kommt vom griechiſchen Wort Καλπάζειν her, und heißt ein Pferd zum Aufſprung zwingen, durch welches verſtanden wird das Hae - ſiren, oder Haaſen-Lauff, und iſt recht der mitlere Gang zwiſchen dem Trot und der Carriere; ge - ſchiehet mit gelinder und lieblicher Anſprengung, und faſt zu gleicher Erhebung der vordern und hintern Fuͤſſe, iedoch daß allezeit der in - wendige vordere Schenckel voraus gehet, und gleichſam denen andern die Bahn bricht, und wenn die vordern Schenckel noch in der Lufft ſeynd, hebet es auch die hin - tern Fuͤſſe faſt beyde zugleich auf, und iſt der ſchoͤnſte, nuͤtzlichſte, com - modeſte, und zu den Ritterſpie - len allergebraͤuchlichſte Lauff, wel - cher von denen Griechen ſchon be - liebt, gelobt, approbirt und daher Πέδη genennt worden. Sind fuͤnf - ferley Sorten, als 1) ein Engli -ſcherGalſcher Jagd - oder Poſt-Galop, 2) ein ausgeſpannter aggroppirender Luſt-Galop, 3) ein zuſammen ge - ruckter wohl unirter Galop; 4) ein relevirter erhabener Schul-Ga - lop; 5) der Spaniſche Galop Raccolda, welches der ſchoͤnſte, aber auch der ſchwereſte, weil er mit eingehaltener Groppa geht und am zierlichſten erſcheinet.

Galoper faux,

Falſch Galopiren, das geſchie - het, wenn das Pferd mit den Schenckeln abwechſelt, ſich ver - wirret, und nicht mit denjenigen fortſetzet, mit welchen es ange - ſprengt hat, derohalben, wann es juſt, muͤſſen ieder Zeit zwey Schen - ckel einer Seiten vorgeſetzt, in der Lufft, und auf der andern Seiten zwey zuruͤck, und auf der Erden bleiben, und muͤſſen alle Saͤtze noch eins ſo weit, als im Schritt und Trab vorwerts reichen, daß des Pferdes hintere Eiſen in der vordern Fußtapffen eintreffen; in dieſer Geſtalt kan der Reuter ſammt dem Pferd, die groͤſte Ge - maͤchlichkeit, Sicherheit und gute Geſtalt behalten, die Saͤtze in gleicher Weite, Zeit und Staͤrcke erfolgen, und wohlſtaͤndig, ring - fertig und lang continuiren.

Gamare, ſ. Reutſchul.

Gamma,

Der dritte Buchſtabe des Grie - chiſchen Alphabets, deſſen Figur iſt Γ, ward von Guidone Aretino ſeinem Syſtemati perfecto, wie auch ſchon von ſeinen Vorfahren ihrem Syſtemati disjuncto, unten angehaͤnget, um denſelben von dem ſchon darinne befindlichen groſſen G zu unterſcheiden, nichtGanaber die Griechen, als Erfinder der Muſic damit zu beehren.

Gamm-ut, Gamma-ut,

Jſt die Scala Guidoniana, weil ſich ſelbige mit Γ oder Gamma, worauf ut nach der Solmiſation geſungen wird, anhebet.

Ganaches, Ganoſſes du cheval,

Sind zwey Beine neben den Augen, gegen der Kehle zu hinten am Kopff, ſind rund ausgewoͤlbt wie Schlitten-Kuffen, ſie bewe - gen ſich, und dienen darzu, daß das Pferd die Zaͤhne (zum Kauen) regen kan; die Kinnbacken ſollen nicht zu breit und nicht zu enge ſeyn, daferne ſie aber zu dick oder zu breit ſeyn, ſind ſie gar ſchwer zu zaͤumen und widerſtreben ge - meiniglich der Fauſt des Reu - ters.

Gang,

Weil derſelbe ein Stuͤck des Erterieurs eines politen Menſchen ausmachet, und daraus die Ge - muͤths-Beſchaffenheit deſſelben ſoll geſchloſſen werden koͤnnen, fer - ner auch die wohl proportionirte Leibes-Stellung und der zierliche Gang eine der vornehmſten Ab - ſichten der Tantz-Kunſt iſt; ſo wollen wir hier dasjenige beybrin - gen, was die Herren Tantzmeiſter davon lehren. Bey einem wohl - gefaͤlligen Gange legen ſie eine gu - te und wohleingerichtete Leibes - Stellung zum Grunde. Dieſe beruhet darauf, daß man 1) die Fuͤſſe allezeit muͤſſe gut auswerts ſetzen, ſo daß die Spitze von dem rechten Fuſſe zur rechten, und die vom lincken zur lincken Seite, ſo viel der Wohlſtand leiden will, auswerts ſtehe; 2) die Beine wohl geſchloſſen fuͤhren; 3) denE e 3Un -GanUnter-Leib zuruͤck und einwerts nach ſich ziehen; 4) den Ober-Leib auswerts ſtoſſen; 5) beyde Schul - tern unterwerts zuruͤck ziehen, da - mit man keinen kurtzen Hals ma - che, und auch die Bruſt durch Schlieſſung der Schultern deſto beſſer vorn heraus bringen koͤnne; 6) den Kopff mit an ſich gezoge - nem Kinn, als welches allemal mit der Stirne in einer Perpendi - cular-Linie ſtehen ſoll, in die Hoͤ - he und mit geradem Halſe zuruͤck halten, und endlich 7) die Arme natuͤrlich auf die Seite hangen laſſen. Hat es nach dieſen ſieben Grund-Regeln mit der wohlge - ordneten Leibes-Stellung ſeine Richtigkeit, ſo kan ein zierlicher Gang zu wege gebracht werden, wenn man 1) den Leib auf dem voͤrdern Beine, als auf einer ſteiffen Stuͤtze, in gutem Gleich - gewichte feſt und ſtille haͤlt; 2) den Abſatz vom hintern Fuſſe mit ein wenig gebogenem Knie von der Erde hebet; 3) dieſen Fuß vollends erhebt und gebogen bis zu dem voͤrdern Abſatz fortbringet; 4) ihn nahe uͤber der Erde einen guten Schuh lang, doch nachdem die Perſon von kurtzer oder langer Taille iſt, gut auswerts und mit recht ſteiffem Knie vor ſich hinweg ſtrecket; 5) ſolcher geſtalt und nett geſchloſſen niederſetzet; und 6) den Leib in einer Perpendicular-Linie darauf vorbringet, wobey ſich der Abſatz von dem hintern Fuſſe mit ein wenig gebogenem Knie in die Hoͤhe hebet.

Gans,

Dieſes Feder-Vieh iſt in der Haushaltung bekandt genug, und giebt es zahme und wilde. Die erſte Gattung iſt hier unnoͤthig zuGanberuͤhren. Die wilden Gaͤnſe kommen denen zahmen an Geſtalt faſt allerdings gleich, auſſer daß ſie ſchmaͤchtiger ſind und einen ſchaͤr - fern Schnabel haben; ihrer Far - be nach ſind ſie entweder grau, de - ren man die meiſten ſiehet, oder gantz weiß, ausgenommen die vier oder fuͤnff aͤuſſerſten Schwing-Fe - dern, ſo kohlſchwartz ſind; dieſe werden Hagel - oder Schnee-Gaͤn - ſe genennet, und ſind zwar etwas kleiner, koͤnnen aber weit ſtaͤrcker und hoͤher fliegen, als die grauen. Sie legen im Fruͤhling neun bis zehen oder zwoͤlff Eyer, und brin - gen nach vier woͤchentlicher Brut - Zeit ihre Junge in moraſtigen Or - ten auf Fruͤſchen und Huͤgeln aus. Sie ſind ſehr ſcheu, und ſetzen ſich nicht leicht, wo ſie nicht vorher etliche mal zur Sicherheit herum geflogen ſind, und ſich der Gele - genheit erkundiget haben; ſie hal - ten ſich auf groſſen Bruͤchen auf, fliegen des Nachts auf die Saat - Felder nach dem Getraide, und ziehen in ihrem Flug, wie ein Triangel, wobey ſie nicht ſelten ein ſtarckes Geſchrey von ſich hoͤ - ren laſſen. Einige meinen, ſie ſchreyen darum, daß, wenn bey Nacht oder dickem Nebel einige zuruͤck geblieben, dieſelben ſich nicht verirren, ſondern durch ſolch Zeichen ihrem Marſch richtig nach - folgen koͤnnen. Sie ſollen lange leben, und zu einem hohen Alter gelangen. Man pflegt ſie wie die wilden Enten entweder mit dem Schieß-Pferd oder mit der Karn - Buͤchſe zu beſchleichen und zu ſchieſſen, oder durch zahm-gemach - te wilde Gaͤnſe mit Netzen und Garn einzufangen.

Gantz machen,

Jſt eine Weidmaͤnniſche Re -dens -Gardens-Art, und heiſſet das Treibe - Volck bey einem Jagen, in der Reihe und Ordnung ſtellen.

Garagnes,

Sind ſchlechte grobe ſtarcke Pro - bier - oder Beſchell-Hengſte, welche man bey denen widrigen Stuten pflegt zu gebrauchen, um der edlen Stalloni oder Haupt-Beſcheller zu verſchonen, damit ſie nicht von ih - nen krumm und lahm geſchlagen werden, die Spanier nennen ſie Garagnoni.

Garantir un cheval,

Geſchiehet, wenn ein Kauff - mann ein Pferd kauffet, und ſich nach einer unverletzlichen Gewohn - heit verbindet, den Preis wieder - um zu erſtatten, und das Pferd wieder zu nehmen, daferne ihm innerhalb 9 Tagen (ohne Ver - ſchulden) einiges Ungemach zu - ſtoſſen ſolte, verſtehe von den Haupt-Maͤngeln, ſo demjenigen verborgen ſeyn koͤnnen, der es kauf - fet, z. E. die Mondblindheit, der verſtellte Rotz und dergleichen. Man garantirt aber nicht vor die Fehler, die geſehen und unterſchie - den werden koͤnnen, ſondern ein Kaͤuffer iſt ſchuldig ſolches zu be - halten, wie das Sprichwort lau - tet, wer die Augen nicht aufthut, der mag den Beutel aufthun.

Garenne, Caninichen - Gehaͤge,

Heißt man ein Stuͤcke Garten, Heyde oder Buſch-Holtz, welches zur Zucht und Hegung der Cani - nichen mit Fleiß angeleget iſt. Wer dergleichen Garenne oder Ge - haͤge anlegen will, ſoll dazu einen Platz von einem, zween, drey oder mehr Ackern Feldes erwehlen, nach -Gardeme man nemlich viel oder wenig Caninichen zu ziehen gedencket. Solcher Platz ſoll Berg-aufwerts, alſo etwas erhoͤhet, gegen Mor - gen oder Mittag zu, daß er genug - ſame Sonne habe, liegen, und ei - nen muͤrben, luckern und etwas ſandigen Boden haben, damit die Caninichen darinne wuͤhlen, und ihre Gebaͤude, Hoͤhlen und Woh - nungen ohne groſſe Muͤhe machen und ausgraben moͤgen. Woraus erhellet, daß ein felſigter oder har - ter leimigter oder thonigter Bo - den darzu nicht tauglich iſt. Eben ſo wenig wuͤrde ſich ein kalter, naſſer und moraſtiger Platz zu ei - ner ſolchen Garenne ſchicken, weil die Caninichen nichts weniger, als Naͤſſe und Kaͤlte vertragen moͤgen. Am beſten wuͤrde gethan ſeyn, wenn man einen mit Buſch-Holtz bewachſenen Platz darzu erwehle - te, welches Buſch-Holtz, alle zehen oder zwoͤlff Jahre, oder von funffzehen zu funffzehen Jahren abgehauen wuͤrde. Hat man ei - nen ſolchen Platz nahe bey ſeiner Wohnung, ſo iſt es deſto beſſer; wo nicht, ſo muß man ſich nach der Gelegenheit und nach dem La - ger des hierzu ausgeſehenen Ortes richten. Ob nun zwar einige wollen, man ſolle einen ſolchen Platz mit Mauren oder einer gu - ten Plancke rings herum einfaſſen, ſo wuͤrden ſich doch die Unkoſten, welche man auf den einen oder den andern Fall, aufwenden muͤſte, ſchwerlich verintereßiren; daher andere lieber ihr Garenne mit ge - nugſam tieffen, iedoch trockenen Graͤben umgeben, und mit dem hineinwerts in gedachte Garenne geworffenen Erdreich gleichſam ei - nen Wall oder Damm rings um - her gemacht, auch daneben ſolcheE e 4Vor -GarVorſehung gethan haben, daß nir - gendwo einiges Waſſer ſtehen blei - ben koͤnne, ſondern reine ablauf - fen muͤſſe. Noch andere haben ihre Garennen mit einem guten, tuͤchtigen und dauerhafften Zaun, von breiten eichenen und dichte zu - ſammen geſetzten unten gebrann - ten, oben aber zugeſpitzten eiche - nen Zaun-Pfaͤlen eingefangen, damit die Caninichen nicht heraus, noch die Raub-Thiere ſo leicht - lich hinein kommen koͤnnen. Jn - nerhalb des Platzes kan man, auſſer dem ſchon vorhandenen Buſch-Holtz, noch Haſel-Stau - den, wilde Birn - und Pflaum - Baͤume, Mehlbeer-Stauden oder Weißdorn, Brombeer-Straͤucher und Wachholder-Buͤſcher, (welche letztere die Caninichen vor allen andern lieben) Schlehen - oder Schwartzdorn, und dergleichen ſetzen; zwiſchen dieſelben aber al - lerhand Kuͤchen - und andere gute Kraͤuter pflantzen, auch etwas Erbſen und Linſen - bey anwachſen - der Menge der Caninichen aber auch Gerſte und Haber darein ſaͤen, damit ſie eine wohl anſtaͤn - dige Weide bekommen moͤgen, und ihr Fleiſch davon deſto wohl - ſchmeckender werde. Wenn nun die Garenne oder der Caninichen - Garten alſo angerichtet iſt, ſoll man darinnen hin und wieder ver - ſchiedene kleine Huͤtten von Bre - tern in die Erde einſetzen, auch et - liche Schlupff-Gaͤnge von einem in das andere machen, (damit die Caninichen anfaͤnglich gleich einen Auffenthalt haben) nachgehends aber eine gewiſſe Anzahl traͤchti - ger Caninichen hinein ſetzen, wel - che ſich in kurtzer Zeit ſehr vermehren werden, indem die zahmen Caninichen alle vierGarWochen, die wilden aber nur des Jahres drey bis viermal ſetzen. Die jungen Caninichen, ſo von alten zahmen gefallen, werden folglich in dieſer Garenne auch leichte wild. Nur iſt zu mercken, daß man in den erſten zwey Jahren nicht darinne jagen, und im drit - ten Jahr noch wenig davon her - aus fangen, auch allezeit die Weiblein mehr als die Maͤnnlein verſchonen muͤſſe, wenn man die - ſelbige zur Verſpeiſung bey Mahl - zeiten wegfangen will. Man muß auch der Caninichen Schlupf - Loͤcher und Gebaͤude, wenn man ſie mit Stroh, Heu, Moos oder andern dergleichen Dingen unge - fehr zugeſtopfft antrifft, nicht auf - machen; denn es iſt ſolches ein Anzeichen, daß junge ſich darin - nen befinden, welche die Mutter oder das Weiblein, wenn ſie Spei - ſe vor dieſelben zu holen ausgehet, durch Zuſtopffung des Baues verwahret, daß ſie von dem Maͤnnlein nicht gefunden, und mit einander aufgefreſſen werden: Wenn aber die Caninichen ſo groß und ſtarck worden, daß ſie ihre Weide ſelbſten ſuchen koͤnnen, als - denn machet das Weiblein das Loch wieder auf, damit ſie, wenn ſie wollen, heraus kommen moͤ - gen.

Garn,

Heiſſet man die, ihrem unter - ſchiedenen Gebrauch nach, von ſtarcken oder duͤnnen Bindfaden geſtrickte Netze, ſo man zur Jagd, Fiſch - und Vogelfang gebraucht. Bey der Jagd des hohen Wildes bedienet man ſich der Garne, um ſowol das Wild darinne zu fan - gen, als auch abſonderlich der Tuͤ - cher zu ſchonen. Dergleichen ſinddieGardie Hirſch-Garn, Schweins - Netze, Prell - und Spiegel-Garn. Davon man die Hirſch-Schweins - und Spiegel-Garn auch zum Ab - halten der Hirſche und Schweine gebraucht, und daher ſolche in - wendig, wo des Wildes Gang und Lauff iſt, vor die Tuͤcher auf die Forckeln richtet, damit, bey dem Anfallen der Hirſche und wil - den Saͤue, die Tuͤcher nicht moͤ - gen durchbrochen oder zerriſſen werden. Wenn aber das Wild nur ohne Tuͤcher, und ohne groſſe vorhergehende Zubereitungen ſoll gejagt werden, welches die Jaͤger ein Streiff-Jagen heiſſen, ſo muͤſ - ſen dieſe Garne ihre beſte Dienſte im Niederfallen und Bedecken des Wildes erweiſen: Denn bey die - ſer Manier werden ſie gerade auf - gerichtet, doch dergeſtalt, daß, wenn ein Hirſch oder Schwein einlaufft, ſie alſobald niederfal - len, und das Wild alſo verſtri - cken. Ferner hat man zum kleinern Wildpret die Reh-Garn, Haſen - Garn, Luchs - oder Luͤcken-Netze, Wolfs-Netze, Flach - oder Steck - Garn zu den Haſen - und Canini - chen, wozu auch die ſogenannten Jnn-Garn gebraucht werden. Zum Feder-Wild hat man aller - ley Flach - und Steck-Garn zu den Waſſer-Huͤnern, Schnepffen, Wachteln; Tiraſſe zu Reb-Huͤ - nern und Wachteln; Hoch-Netze zu Reb-Huͤnern und Schnepfen; Pentieren oder Haͤng - und Zieh - Garne; Schnee-Garn; Nacht - Garn oder Nacht-Netze, inglei - chen die Klebe-Garn oder Klebe - Netze, zu den Lerchen; Spinnen - Gewebe, zu den Raub-Voͤgeln, dergleichen man auch, wiewol auf andere Art, zu dem Amſel-Fang hat. Rebhuͤner-Beern oder Trei -Garbe-Zeug und allerhand Schlag - Waͤnde zum kleinen Vogel-Fang. Alle dieſe oberzehlte Garne muͤſ - ſen durchgehends viele Buſen und Hoͤhlen haben, darein ſich das Wild und Gevoͤgel verwickeln und fangen koͤnne; damit ſich aber die Garne oder Netze weder weiter ausdehnen, noch ſich einziehen moͤgen, als die noͤthige Breite und Laͤnge erfordert, ſoll der Weide - mann die Garne nach der Breite, die ſie haben ſollen, nehmen, oͤff - ters auf einem groſſen Platz die - ſelben ausbreiten, und denn mit Loh-Waſſer beſprengen, iedoch aber wieder wohl abtrocknen laſſen, da ſich denn das Geflechte an den Maſchen ſo feſt in einander ſchlin - get, und zuſammen haͤlt, daß es groſſe Muͤhe brauchet, wenn ein Garn ſich uͤber die juſte Laͤnge oder Breite ausdehnen ſoll. Die Gar - ne zum Feder-Wild, werden ent - weder gruͤn, braun oder gelb ge - faͤrbet; denn wenn ſie weiß blie - ben, wuͤrde das Feder-Wild er - ſchrecket, und dadurch fortgetrie - ben werden. Die gruͤne Farbe, welche die Voͤgel, ſo ſich beſtaͤn - dig im gruͤnen aufhalten, nicht ſo - bald gewahr werden, oder einen Scheu daruͤber haben, wird aus gruͤnem Korn bereitet, ſo man zu einem Safft ſtoͤſſet, und damit das Garn uͤber und uͤber beſtrei - chet, welches man hierauf ſamt dem Safft in eine hoͤltzerne Wan - ne thut, und es Tag und Nacht darinnen liegen laͤſſet. Die bran - ne Farbe, welche die Garne am laͤngſten erhaͤlt, macht man aus Gerber-Lohe: Wenn aber ſolche nicht zu haben, ſo nimmt man von den ausgegrabenen Wurtzeln eines Nuß-Baums die Rinden, zerhacket dieſelben groͤblich, undE e 5laͤſſetGarlaͤſſet ſie eine Stunde lang im Waſſer ſieden; hernach legt man das Garn oder Netz unten auf des Keſſels Boden, ſchuͤttet die Rin - den mit dem Waſſer daruͤber her, und laͤſſet ſie Tag und Nacht da - rinne weichen. Nach dieſem thut man das Garn heraus, und laͤſſet es wohl auswinden und trocknen, ſo bekommt es eine ſchoͤne hellbrau - ne Farbe, welche ſehr wohl dau - ren, und das Garn lange Zeit gut erhalten wird. Die gelbe Far - be macht man aus Schoͤll-Kraut: Von dieſem nimmt man gantze Haͤnde voll, und reibet das Garn durchgehends damit, als wie mit Seiffen, laͤſſet es darauf wohl austrocknen, und zum Gebrauch aufheben. Wenn man die Gar - ne lange Zeit gut erhalten will, ſo laſſe man ſie niemals Sommers - Zeit, ſonderlich bey groſſer Hitze, uͤber eine Nacht im Waſſer liegen, indem ſie gleich morſch und duͤnne werden; hingegen kan man ſie im Winter, wenn es nicht ſo ſehr ge - frieret, und ſonſt in den kuͤhlen Zeiten, zwey Naͤchte und einen Tag darinne liegen laſſen, nach welcher Zeit ſie ſodenn abgetrock - net werden muͤſſen. Hiernaͤchſt muß man auch die Garn an ſol - chen Oertern aufbehalten, wo es kein Ungeziefer von Ratten oder Maͤuſen giebt, auch dieſelben an keine Wand, ſondern in die Mit - ten an Stricke oder Stangen auf - haͤngen. Waͤre ohngefehr an ei - nem Garn eine Schmaaſe oder Maſche aufgegangen, muß ſolche ohnverzuͤglich wieder gefaſſet, und zuſammen gezogen werden; denn wo dieſes nicht geſchiehet, ſo gehen die uͤbrigen nach und nach von ſich ſelber auf, und machen alſo das gantze Garn unbrauchbar; da imGatGegentheil, wo man itztbeſagte Stuͤcke wohl in acht nimmt, die Garne noch eins ſo lange, als ſon - ſten halten werden.

Garot,

Wiederriß, iſt eine Zuſammen - fuͤgung der Schulter-Blaͤtter zu Ende des Halſes und Maͤhne des Pferdes, gegen den hoͤchſten Theil der Schultern, z. E. dieſes Pferd iſt geſchwellt, oder auf den Wie - derriß gedruckt, daß die Materie unterkoͤtigt worden, man muß es ſchneiden laſſen, ſonſt greifft ſolche die Schulterbeine an.

Garter,

Alſo wird das Haupt der drey Waffen-Koͤnige in Engelland ge - nennet.

Garter,

Heiſſet der Engliſche Ritter-Or - den des blauen Hoſen-Bandes, ſ. Ritter des Hoſen-Bandes.

Gate-Metier de monter theval,

Heißt ein Huͤmpler oder Stuͤmp - ler, der die Reutkunſt, und was darzu gehoͤrig, wenig verſtehet, ſondern die nobleſten Pferde ver - derbet, ohneracht manches Pferd die beſte Eigenſchafften, gutes Maul, und rareſte Gewaͤchs hat, dabey vigoureux, ſtarck, lebhafft, edelmuͤthig, hurtig, ringfertig, da - bey thaͤtig und ohne Bosheit iſt; welcher Bereuter nun dergleichen Pferd nicht dreßiren kan, der iſt ein Stuͤmpler, und waͤre (nach Herrn Del Campe Rath) der kuͤr - tzeſte Weg vor ihn, daß er von der Reutſchul umkehrete, und ſich nicht damit vermengete.

Gaule,
Gau

Gaule,

Jſt eine Spießruthe, ſo der Reuter in der rechten Hand fuͤhret, ſowol den Degen dadurch zu re - praͤſentiren, als auch dem Pferde damit die Huͤlffe und Straffe zu geben, und die unterſchiedlichen Wirckungen der Fauſt zu verſtaͤn - digen. Als 1) wird dieſelbe zur Carezza gebraucht am Hals, 2) zur Huͤlffe im Wenden und Traver - ſiren, 3) hinter dem Gurt bey der Seiten das Pferd weichen zu ler - nen, 4) in Lenden und an den di - cken Schenckeln die Groppa zu geben, 5) im Schwingen die Pferde zu animiren, avanciren, und zu erluſtigen, 6) in der Aria Tempo Tempo zu begleiten, 7) zur Straffe mit voͤlligen Treffen, in allerley Ungehorſam, uͤber den Kopff, wenn es goͤllet, 8) von unten auf an die Naſe, wenn es aus Bosheit unter ſich bohret, 9) am Halſe, wo es dem Widerſin - nes aushaͤlt, 10) an die Bruſt, wenn es ſich nicht erheben und pa - riren will, 11) am hintern und vordern Schenckeln, (auch zu Fuß) in Levaden, Courbetten, Grou - paden, Ballotaden und Caprio - len zu exerciren. S. Loͤhn-Eiſens Reitbuch.

Gavotta, Gavotte,

Ein Tanz und Tanz-Lied, wel - ches aus 2 Repriſen beſtehet, de - ren erſtere 4, die zweyte aber ge - meiniglich 8 Tacte hat, welche manchmal hurtig, bisweilen aber auch langſam tractiret werden. Jede Repriſe faͤnget im Aufheben ordentlich mit zwey Vierteln oder gleich-geltenden Noten, bisweilen aber mit einer Minima an, und hoͤret ſowol im Abſchnitte, als am Ende mit einem halben Tacte auf,Gayiedoch finden ſich auch beym Ab - ſchnitte oͤfters 2 Viertel. Die er - ſte Repriſe ſoll nicht in den Ton, woraus die Gavotte gehet, ſondern in der Terz oder Qvint ſchlieſſen, wofern man nicht ein Rondeau daraus machen will. Jhre Zeit - Maaſſe iſt zwar gerader Art, aber kein Vier-Viertel-Tact, ſondern ein ſolcher, der aus 2 halben Schlaͤgen beſtehet, ob er ſich gleich in Viertel und Achtel theilen laͤſ - ſet. Jhr Affect iſt wircklich eine recht jauchzende Freude. Das huͤpfende Weſen iſt ihr rechtes Ei - genthum, keines weges aber das lauffende. Die Welſchen Com - poniſten brauchen eine Art Gavot - ten fuͤr ihre Geigen, darauf ſie ſonderlich arbeiten, welche offt mit ihren Ausſchweiffungen gantze Boͤ - gen anfuͤllen, und nichts weniger, aber wol was anders ſind, als ſie ſeyn ſollten. Doch wenn ein Jtaliener es nur dahin bringen kan, daß man ſeine Geſchwindig - keit bewundert, ſo machet er alles aus allen. Fuͤr das Clavier ſe - tzet man auch gewiſſe Gavotten, die groſſe Freyheit gebrauchen, ſie treiben es aber doch nicht ſo arg, als die gefiedelten. Den Urſprung des Nahmens leitet Menage von einem Berg-Volcke in der Franzoͤ - ſiſchen Provintz Gap her, und ſchreiben die Frantzoſen dieſes Wort Gavote meiſtens nur mit ei - nem t.

Gayement,

Luſtig, freudig. Plus gaye - ment, luſtiger, freudiger. Fort gayement, ſehr luſtig, ſehr freu - dig. Sind Woͤrter, ſo in der Muſic offt vorkommen.

Gayeté du cheval,

Jſt die Freudigkeit eines Pfer -des,Geades, welche die Hertzhafftigkeit gleichſam verdoppelt; denn es iſt ruͤhmlich, daß ein behertztes Pferd die Gefahr verachtet, und dem Feind nicht weichet, ſondern den - ſelben beſtreitet, vielmehr iſt es ruͤhmlich, daſſelbe mit Freudig - keit zu vollbringen, ſo wird auch auſſer ſolchen ernſtlichen Handlun - gen die Freudigkeit fuͤr eine Er - leichterung gehalten, die ſich ſon - derlich in der Abrichtung der Pfer - de befindet.

Geaͤſe,

Wird auf weidmaͤnniſch die Nahrung des Roth-Wildprets, auch der Rehe und Haſen genen - net.

Gebannter Hau,

Gebanntes Gehauich, iſt ein Stuͤcke Wald, welches erſt neulich abgeraͤumet oder abge - holtzet worden, und worinne man, bis er wieder erwachſen, ohne Schaden nicht graſen, noch das Vieh huͤten laſſen kan; Und wenn ſchon iemand den Weidgang und das Recht darinne zu graſen her - gebracht haͤtte, ſo darff er doch deſ - ſelbigen ſich nicht eher bedienen, bis der Wald wieder faͤhrig oder wieder aufgethan worden. Siehe faͤhriger Wald.

Gebiß,

Wird entweder uͤberhauͤpt das ſaͤmtliche zu einem Pferde-Zaum gehoͤrige, und von dem Sporer verfertigte Eiſenwerck, an Mund - ſtuͤck, Stangen und Kinnkette oder Kinnreif; oder inſonderheit das ſtarck verzinnte, manchmal auch an ſtat des Zinns mit Bley oder Silber uͤberzogene, gantze oder gebrochene Stuͤcke Eiſen ge - nennet, welches beym AufzaͤumenGeddem Pferde in das Maul gegeben wird, ſolches damit zu baͤndigen; in dieſem Verſtand heißt es auch das Mundſtuͤck, welches mit Fleiß nach des Pferdes Maul gerichtet, und nicht zu dick oder zu duͤnn, nicht zu weit oder zu eng, nicht zu hoch oder zu ſcharff ſeyn ſoll, da - mit das Pferd weder auf den La - den oder auf der Zungen geriſſen, noch im Maule damit irr gema - chet werde. Die verſchiedene Ar - ten derſelben ſuche unter dem Wort Mundſtuͤck.

Gebiß,

Wird nach der Jaͤger-Sprache, des Wolffes Maul, die Zaͤhne aber Faͤnge genennet.

Geblockt, ſ. Blockt.

Gedackt,

Jſt ein 16, 8 und 4 fuͤßiges Or - gel-Regiſter, aus Holtz oder Zinn gemacht; hat den Nahmen vom Deckel oder Hute, womit die Pfeiffen oben zugedeckt ſind. Die erſte Gattung von 16 Fuß Ton heiſſet grob Gedackt; Gedackt am Ton 8 Fuß iſt eine gemeine Stim - me, und wird in kleine Octav - Principal-Werck zum Funda - ment, auch ins groſſe Ruͤck-Po - ſitiv geſetzt. Still-Gedackt wird das vierfuͤßige Regiſter genennet, weil es ſtiller klinget, als das vor - hergehende.

Gedruckt, Geſchwellt,

Wird ein Pferd, von einem un - geſchickten Sattel oder Kummet, welches nicht aller Orten gleich auflieget, und an einem Orte zu weit, an dem andern aber zu eng iſt; es geſchiehet ſolches gar leicht - lich denen Pferden, welche gerne ſchwitzen, oder eine zarte Hauthaben,Gedhaben, oder auch, wenn die Baͤu - ſte an denen Saͤtteln zu hart, und das Kummet ſo weit genommen, oder ſonſt ungleich ausgeſtopffet woͤrden. Dieſer Zufall kan durch ein wohlpaſſendes Kummet, oder durch einen wohlgebauten Sattel und ſanffte Baͤuſte oder unterleg - te wollene Decken verhuͤtet wer - den. Jſt aber ohne dieſe Vorſor - ge, ein Pferd geſchwellt oder ge - drucket worden, ſoll man, ſobald der Sattel oder das Kummet her - ab, den Ort mit ſtarckem Bran - tewein wohl waſchen, und mit Venediſcher Seiffe ſtarck reiben, daß es giſchet, ſo wird ſich die Ge - ſchwulſt bald legen: Oder nimm friſchen Leimen, baͤhe ihn ab mit Wein-Eßig, Brantewein oder Urin, und lege ihn uͤber die Ge - ſchwulſt: Oder lege von einem friſchen Raſen das inwendige auf den Schaden, ein paar Tage und zwar iedesmals einen friſchen, waſche hernach die Geſchwulſt mit friſchem Waſſer, oder kaltgegoſſe - ner Laugen: Oder koche Schell - Kraut in Eßig, und lege es zwey - oder dreymal auf die Geſchwulſt. Oder ruͤhre Kuͤh-Koth, Saltz und Eßig durch einander, und ſchlage es uͤber. Wenn ein Pferd auf der Reiſe gedruckt wird, da man es nicht abwarten kan, ſondern ſeinen Weg fortſetzen muß, falls es im Sommer iſt, ſo doͤrre und pulveriſire man groſſe Kletten - Blaͤtter, ſtreue das Pulver in den Schaden, und lege auch ein ſol - ches gruͤnes Kletten-Blat oben darauf, ſo wird es nicht aͤrger, ſondern ziehet die Hitze aus und heilet unter dem Sattel: Oder man nehme ein Stuͤck von einem nur erſt friſch abgezogenen Lamm - Fell und lege es unter den Sattel,Geddoch daß das innere Theil auf den Schaden komme, ſo kan man rei - ten, wohin man will. Oder, man darff auch nur Lein-Oel und Eyer - Weiß durch einander treiben, haͤnffenes Werck darinnen netzen, und ſolches auf den Schaden le - gen, zugleich aber auch eine Kam - mer in den Sattel machen, daß er nicht aufliege, und alſo ohne Be - dencken fortreiten, denn der Scha - den wird bald heilen. Damit aber auch Haut und Haar bald wieder, wie zuvor wachſen, ſo nehme man vier Loth Lein-Oel, einen Schuß Puͤrſch-Pulver, und vor drey Pfennige Baum-Oel, mache ein Saͤlblein daraus, und ſchmiere es auf den Schaden. Wuͤrde aber die Geſchwulſt aus Uiberſchen Materie machen, ſo nimm Honig und Staub-Mehl, mache es zu einem Teig, und ſtreich es dick darauf; oder: nimm altes Schmeer und Unſchlitt, iedes ein halb Pfund, ein Loth Lein-Oel, und vier Loth weiſſe Lilien-Wurtzeln, ſiede und ſtoſſe alles wohl unter einander, und mache eine Salbe daraus, beſcheere das Pferd um zwey Finger breiter, als die Ge - ſchwulſt iſt, und ſchmiere es mit dieſer Salbe taͤglich zweymal recht warm, ſo wird die Ge - ſchwulſt davon gezeitiget, oder ſie ziehet ſich aus und verſchwindet. Wird ſie weich, und will ſich nicht oͤffnen, ſo ſchlage mit einer Flieten darein, und ſchlitze die ſchadhaffte Stelle etwas laͤnglicht an einem Ort, wo die Materie leicht aus - rinnen kan, mache einen Meiſſel oder Wiecke von haͤnffenem Werck, ſo groß als das Loch iſt, und ſtoß dergleichen alle Tage zweymal darein, ſchmiere aber auch iedesmal die Geſchwulſt mitobbe -Gefobbemeldter Salben, und reinige die Wunde zugleich mit Waſſer, darinne Odermennige oder Er - len-Linden geſotten, oder in wel - chem weiſſer Weyrauch zergangen ſey; gieb auch endlich dem Pferde alltaͤglich einmal Waſſer zu trin - cken, darinne Sanickel oder Si - nau geſotten ſey. Wenn ein Pferd gedruckt iſt, und man ſol - ches doch nicht gerne ſchneiden laſ - ſen will, ſoll man ſechs Loth Baum-Oel und zwey Loth Gruͤn - ſpan in einem neuen Tiegel uͤber dem Feuer zuſammen aufſieden laſſen, bis es Blaſen bekoͤmmet, hernach zwey Loth Qveckſilber, und zwey Loth Vitriol hinein thun, und alles mit einer hoͤltzernen Kelle wohl durch einander ruͤhren, als - denn aber, ſo warm als es vom Feuer genommen wird, den Scha - den damit ſchmieren. Das Pferd darff ſich in vier und zwantzig Stunden nicht niederlegen, noch lecken, als welches durch fleißige Vorſorge verhuͤtet werden muß.

Gefallen Wildpret,

Wird bey der Jaͤgerey alles das - jenige Wild genennet, welches man auf einem Reviere todt fin - det, es mag nun daſſelbe von Hunden, Woͤlffen, Luchſen, wil - den Katzen, und andern Raub - Thieren geworffen und gewuͤrget, oder, ohne zu wiſſen, von wem, erſchoſſen, erſtochen oder erſchla - gen, oder ſonſten an einem Zufall geſtorben ſeyn, oder auch den Hals geſtuͤrtzet, oder ſich ſelbſt ge - ſpieſſet haben. Dergleichen gefal - lenes Wildpret wird gemeiniglich dem Commandanten bey der Jaͤ - gerey, als Jaͤgermeiſtern, Forſt - meiſtern ꝛc. als ein Accidens gelaſ - ſen; wiewol das angeſchoſſeneGefWild, wenn es noch zu verſpeiſen dienlich, oder die Haut gut iſt, an denen mehreſten Orten hiervon ausgenommen iſt, und in die herr - ſchafftliche Kuͤche geliefert werden muß.

Gefege,

Heiſſet bey der Jaͤgerey die rau - he Haut an dem neuaufgeſetzten Gehoͤrne oder Geweih eines Hir - ſchen, welche derſelbe, wenn er gedachtes ſein Gehoͤrne wiederum vollkommen verecket, ohngefehr um Mariaͤ Heimſuchung wieder abzuſchlagen anfaͤnget; worbey dieſes merckwuͤrdig, daß er das Gefege, ſo viel er deſſen beym Schlagen oder Fegen finden kan, wiederum genieſſet und verſchlin - get. Siehe Fegen.

Gefluͤgel,

Jſt der allgemeine Nahmen aller Voͤgel. Uiberhaupt wird es un - terſchieden in zahmes oder heimi - ſches und in wildes. Das zch - me oder heimiſche Gefluͤgel, be - greifft alle das Feder-Vieh, ſo in und um die Haͤuſer gehalten und aufgezogen wird, als Pfauen, Truthuͤner, gemeine Huͤner von allerley Arten, Gaͤnſe, Enten und Tauben. Das wilde Gefluͤgel aber wird wieder abgetheilet, in 1) Wald-Gefluͤgel. Darunter gehoͤ - ren die Auer-Hahnen, Birck-Huͤ - ner, Haſel-Huͤner, Wald-Schnepf - fen, alle Arten von wilden Tau - ben, Miſtler oder Schnerren, Zie - mer oder Krammets-Voͤgel, Zipp - und Wein-Droſſeln, Amſeln, Kirſch-Voͤgel oder Pyrolt, Haͤher, Krummſchnabel oder Gruͤnitz ꝛc. 2) Feld-Gefluͤgel, als Trappen, Faſanen, Reb-Huͤner, Wachteln, Brach-Voͤgel, Stahren, Lerchen,Nach -GefNachtigallen. 3) Waſſer-Gefluͤ - gel, darunter gehoͤren die Schwa - nen, Reiger, Rohr-Dommeln, wilde Gaͤnſe, Enten, Blaͤßgen oder Horbeln, Taucher oder Waſſer - Huͤner, allerley Arten Waſſer - Schnepffen, Kibitze, See-Schwal - ben, Eis-Voͤgel, Waſſer-Am - ſeln ꝛc. Und 4) in Raub-Gefluͤ - gel, als Adler, Schuhu, Habich - te, Sperber, Baum-Falcken, Eu - len, Kautze, Geyer, Raben, Kraͤ - hen, Elſtern, Ruͤcken, Dohlen ꝛc. und dergleichen. Davon ein iedes unter ſeiner Benennung beſchrie - ben zu finden.

Gefraͤß,

Wird die Nahrung des Schwartz-Wildprets genennet.

Gefuͤſſe,

Nennen die Falckenierer die langen Riemen, woran die Fal - cken von ihnen gehalten werden.

Gegen-Stoß, ſ. Riſpoſte.

Gegenwehr, ſ. Reſiſtence.

Gehaͤge,

Jſt ein Forſt-Terminus, und heiſſet eine Gegend, wo man das Wildpret ſchonet und heget, daſ - ſelbe nicht jaget oder ſchieſſet, noch ihme ſonſten Leid zufuͤgen laͤſſet, damit es ſich geruhig vermehren moͤge. Zu deſto mehrer Verwah - rung ſolches Gehaͤges, werden um daſſelbe Haͤge-Saͤulen geſetzt, und ein Haͤge-Reuter verordnet, wel - cher nebſt Vertilgung der Raub - Thiere und Raub-Voͤgel vornem - lich dahin bedacht ſeyn muß, daß des Wildes Behaͤltniſſe, Lager und Staͤnde in Waͤldern geruhig gelaſſen, daſſelbe waͤhrender Setz - Zeit nicht geſtoͤret, ihm zum be -Gehnoͤthigten Unterhalt und Nahrung das wilde Obſt, Eicheln und Buch - Maſt vergoͤnnet, die Wild-Aecker wohl beſtellet, die Saltz-Lecken im Fruͤhjahr und Herbſte zugerichtet, und das Wild zur Winters-Zeit in denen Heu-Scheunen oder an - dern beqvemen Orten behoͤrig ge - fuͤttert werde. Ein mehrers ſiehe unter Wort Haͤge-Reuter.

Gehaͤnge,

Heiſſen nach Weidmaͤnniſcher Redens-Art die Ohren der Jagd - Hunde.

Gehau, Gehauig,

Wird ein Stuͤcke Wald genen - net, da das Holtz vor kurtzer Zeit weggehauen worden, und wieder junges Holtz aufwachſen will. Ein Haus-Vater, der Laub-Holtz bey ſeinem Gute hat, pfleget ſolches in ordentliche Gehaue einzuthei - len, damit er alle Jahr etwas zu beholtzen habe, dergeſtalt, daß er in neun, zehen, zwoͤlff oder mehr Jahren, nachdeme nemlich das Unter-Holtz gewuͤchſig, einmal her - um kommen, und inzwiſchen das junge Holtz Zeit zum Wieder - wachs haben moͤge. Jſt derglei - chen Schlag-Holtz auch mit Ober - Holtze verſehen, ſo pflegt man bey einem ieden Gehaue, eine gewiſſe Anzahl Laaß-Reiſſer ſtehen zu laſ - ſen, und dagegen von denen Haupt - Baͤumen einige nieder zu ſchlagen, deren Stellen wieder von den an - gehenden Baͤumen, gleich wie die - ſe von den Vorſtaͤndern, die Vor - ſtaͤnder aber von denen Laaß-Reiſ - ſern erſetzet werden. Jn derglei - chen Gehauen hat man noͤthig, ehe etwas zum Kohlen-Brennen, oder zum Feuer-Holtz angewieſen wird, daß man dasjenige Holtz, ſo zu Hopffen-Stangen, Reiffen,Lat -GehLatten ꝛc. zu gebrauchen, zu vor aus - hauen laſſe, denn ſolches theurer und nuͤtzlicher an den Mann zu bringen, als das Brenn-Holtz. So muß auch ein ſolches Gehau, ſo bald es moͤglich, aufgeraͤumet werden, auf daß an den jungen Sommer-Latten, welche alſo fort im Fruͤhling heraus ſproſſen, kein Schade geſchehe, und ſolche abge - treten, abgeſtoſſen oder abgebro - chen werden. Die Gehaue oder Schlaͤge im Tangel-Holtze, wer - den gantz und gar abgetrieben, und keine Laaß-Reiſſer, wie in dem Laub-Holtze, ſtehen gelaſſen, wei - len der Saame, ſo den Schlag oder das Gehau wiederum anflie - gend machen ſoll, allbereit in der Erde ſeyn muß, und das ſchwar - tze Holtz nicht wieder vom Stocke ausſchlaͤget, zudeme auch der Wind dieſe Laaß-Baͤume, welche mit ihren Wurtzeln gantz flach auf der Erden weg lauffen, weil ſelbi - ge vormals in der Gedult mit ein - ander in die Hoͤhe erwachſen, und einer den andern vor dem Winde erhalten, nun alſo eintzeln nicht wuͤrde ſtehen laſſen. So bald ein Gehau oder Schlag, es ſey im Laub - oder Tangel-Holtze, geraͤu - met, und das Holtz abgefuͤhret worden iſt, ſo muß er billig gleich das erſte Jahr mit Haͤge-Wiſchen beſtecket, und weder mit dem Vieh betrieben, noch begraſet werden, ſo lange bis der Augenſchein giebt, daß es ohne Schaden des Wie - der-Wuchſes geſchehen kan.

Gehaubet,

Sagt man von den Falcken, wenn ſie gefangen werden, ſo werden ſie gehaubet mit Reuſch - Hauben, und wenn man ſie an - faͤnget zu tragen, ſo werden ſie rechtGehgehaubet. Man hat beſondere Reuſch-Hauben, welche kleine gruͤne Augen-Glaͤſer haben, da - mit die Falcken doch auch einen Schein darunter haben koͤnnen, und nicht ſtets im Finſtern ſeyn muͤſſen, welches den Augen garwehe thut, und die jaͤhe Veraͤnderung des Sonnen-Lichts hindert, daß ſie den Raub nicht gleich ſehen koͤnnen.

Gehoͤrn, Geweih,

Nennet man, nach der Jaͤger - Sprache, die Hoͤrner des Hir - ſchen, ſo demſelben ſowol zur Zier - de, als Gegenwehr dienen. Es beſtehet aber das Gehoͤrn aus zweyen Stangen, deren iede mit etlichen an der Seite heraus ge - wachſenen Enden oder Sproſſen verſehen iſt. Jm zweyten Jahr waͤchſet dem Hirſchen das erſte Gehoͤrn, welches derſelbe nach - mals alle Jahre, und zwar ein jagdbarer Hirſch im Martio, ein geringerer Hirſch aber und zuma - len ein Spieſſer, bisweilen erſt im May abwirfft, auch bis in das ſie - bende Jahr beym Aufſetzen daſſel - be iedesmal an der Zahl der En - den vermehret, dergeſtalt, daß er im ſechſten Jahr ſchon vierzehen oder ſechzehen Enden hat, im ſie - benden aber bereits alle die Enden bekommt, die er ſein Leb-Tage be - kommen ſoll, und mehret ſich ſo - denn ſein Gehoͤrne nicht weiter, als in die Dicke. Merckwuͤrdig iſt, daß ein Hirſch, wenn derſelbe in der Kalbe-Zeit an ſeinem kur - tzen Wildprete oder Teſticulis ver - letzet oder gar verſchnitten wird, gar kein Gehoͤrne bekommt, ſon - dern gleich einem Thiere kolbigt bleibet, aber deſto ſtaͤrcker am Lei - be wird. Hat er aber ſchon ein Gehoͤrne getraͤgen und abgewor -fen,Geifen, und leidet in der Kalben-Zeit an dieſem Orte Schaden, ſo waͤch - ſet ihm zwar das Gehoͤrne, doch aber allezeit ſchwuͤrig, und wird niemals reiff: Hat er hingegen ſein reiffes Gehoͤrne auf dem Kopf, und wird an gemeldten Orte be - ſchaͤdiget, ſo bleibet ihme das Ge - hoͤrne beſtaͤndig auf dem Kopffe, und wiefft es niemals ab; wird er aber durch einen Schuß da - ſelbſt verletzet, ſo wird er gantz auſſer der Zeit werffen, verecken und ſchlagen, nachdem die Zeit iſt, bis die Wunde wieder heil wird, und dieſe nennet man Kuͤm - merer. Uibrigens giebt es unter - ſchiedene Gehoͤrne, welche nach ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt Cron - Gehoͤrn, flache Hand-Gabel-Ge - hoͤrn, Kluppicht-Gehoͤrn, und Widerſinns-Gehoͤrn genennet wer - den, und unter ihren Anfangs - Buchſtaben erklaͤrt zu finden ſind. Von dieſen Gehoͤrnen allein iſt das Dam-Hirſch Gehoͤrne unter - ſchieden, welches keine runde Stan - gen, ſondern breite und platte Schauffeln und Enden hat. Die Hoͤrner eines Reh-Bocks, wer - den allein Gehoͤrne, nicht aber Ge - weih genennet. Sonſt iſt der ſon - derbare Nutzen des Hirſch-Horns in der Medicin bekannt.

Geigen,

Sind unterſchiedlicher Arten, als Bochetgen oder Sack-Geig - lein, davon einige wie ein Meſſer formiret, und nur drey, andere vier Saiten haben, und ſehr be - qvem in den Schub-Sack geſte - cket werden koͤnnen. Einfache oder Bretleins-Geigen fuͤr die Lehrlinge, Qvart-Geiglein, wel - che kleiner ſind als die Violinen,Geiund weit hoͤher als ſelbige geſpan - net werden koͤnnen. Gemeine Violinen und Diſcant-Geigen, Violen, oder ſo genannte Alt - und Tenor-Geigen. Hieher gehoͤret die Viola d Amour, welche ihrer Lieblichkeit wegen ſolchen Nah - men fuͤhret, und aus ſechs von meßingenem Drat gemachten Sai - ten beſtehet. Die Viola di gam - ba, welche, weil man ſie mit den Beinen zwiſchen den Waden faſ - ſet, und nicht wie die andern klei - nen Geigen an die Bruſt oder den Hals ſetzet, alſo benennet wird. Kleine Baſſetgen und groſſe voll - kommene Baßgeigen. Es verfer - tigen auch die Geigenmacher ne - ben den ordentlichen Lauten Man - dors, Angeliquen, Theorben, Ci - thern und Cithringen, welche letz - tere nicht nach Art der Lauten an dem Boden gewoͤlbt, ſondern platt und eben, mit ſtaͤhlernen und meſ - ſingenen Saiten bezogen, und vornen, wo man mit der Hand zu ſpielen pfleget, um einen wohl - klingenden Trillo zu machen, et - was offen ſind. Sie machen auch einfache und gedoppelte Harffen, ſamt einer kleinen Art derſelben, welche man auf einen Tiſch ſtel - len, und nach Belieben darauf ſpielen kan. Kurtz zu ſagen, ſie verfertigen allerley Saiten-Syiel, welche mit dem Bogen geſtrichen, oder aber mit den Fingern ge - ſchnellet und angeſchlagen werden. Alle dieſe muſicaliſchen Jnſtru - mente wiſſen ſie mit ſehr gutem Vortheil. zu machen, daß ſie einen guten Reſonantz, und lieblichen Klang von ſich geben; ſehr ſchoͤn mit Firniß zu uͤberziehen, auch oͤffters mit fremdem Holtz und Elffenbein ſehr kuͤnſtlich und zier - lich ein zulegen.

Ritter-Lexicon. F fGei -
Gei

Geilen,

Heiſſen die Jaͤger die Hoden des Hirſches.

Geis,

Nennen die Jaͤger das Weib - lein des Rehebocks.

Gelaut,

Jſt in der Jaͤger-Sprache ſo viel als das Bellen der Hunde.

Gelbſucht der Pferde,

Dieſe Kranckheit erkennet man, wenn einem Pferde die Glieder matt ſind, das Weiſſe in den Au - gen gelbe wird, und das Roß kei - ne Luſt zum Freſſen hat. Jſt die rechte Galle deſſen Urſache, ſo iſt das gewiſſeſte Zeichen, wenn der Harn und Miſt ſehr gelb ausſie - het; wenn ſie aber von der ſchwar - tzen Galle oder vom Gebluͤte her - kommt, ſo iſt der Pferch, wie auch der Harn etwas gruͤn und ſchwaͤrtz - licht, zudeme wird auch dem Pfer - de der Athem kurtz und ſchwerlich zu holen. Einem damit behaffte - ten Pferde iſt eine groſſe Huͤlffe, wenn mans im Reiten ziemlich uͤbet, damit es ſchwitzend werde; ingleichen, wenn man einen rei - nen Ziegel-Stein im Feuer gluend werden laͤſſet, und ſolchen vor die Krippen legt, hierauf das Pferd mit dem Kopff nieder bindet, und alſobalden die heiſſen Steine mit Oel und Rosmarin-Waſſer be - gieſſet, damit das Maul, Naſen und Augen beraͤuchert werden; hiernechſt reibt man ihme den Leib und die Schenckel wohl, damit der Leib erwaͤrmen, und die Un - reinigkeit und verderbte Feuchtig - keit heraus ſchwitzen moͤge. Man gieſſet auch das Weiſſe von zwan - tzig Eyern, Wegerich und Gauch - heil, eines ſo viel als des andern,GelHunds-Koth und Senff klein ge - ſtoſſen, dem Pferde in den Hals; oder giebt ihm Bohnen ins Futter, und traͤnckets von dem Neſſel - Kraut. Oder man nimmt ein Loth Saffran, fuͤr zwey Groſchen Rhebarbar, fuͤr einen Groſchen Enzian und Cardobenedicten, auch fuͤr ſechs Pfennige Angelica, ſtoͤſſet dieſe Stuͤcke alle zu Pul - ver, wirfft ſie in eine Kanne Wein - Eßig, und giebt dem Pferde vier Morgen nach einander allemahl nuͤchtern einen vierten Theil ge - waͤrmet ein, und laͤſſet es zwey Stunden darauf ſtehen und fa - ſten, nach gebrauchter Cur aber demſelben die Lungen-Ader ſchla - gen, und den dritten Kern ſte - chen.

Gelbſucht der Baͤume,

Beſtehet darin, daß ein Baum, der weder den Krebs, Brand, Faͤule, Wurm, Moos noch Grind oder Ausſatz hat, vor der Zeit gelbe Blaͤtter bekoͤmmt, und von oben herein verwelcket. Sie ent - ſpringet gemeiniglich aus der Wurtzel, wenn ſolche entweder zu feucht, oder in einem allzu duͤrren Grunde ſtehet, oder auch wenn aus Mangel des Regens, das Erdreich um die Wurtzel zu tro - cken, oder dieſelbe durch den Spa - ten verletzet, oder auch von denen Maͤuſen und Maulwuͤrffen be - ſchaͤdiget worden. Jn dem erſtern Fall muß das Erdreich gebeſſert, und bey einfallender Duͤrre um die Wurtzeln fleißig begoſſen; im letztern Fall aber, alles, was der Wurtzel ſchaͤdlich, weggeraͤumet, das bereits veletzte abgeſchnitten, und Rus mit Kalck und Aſche ver - menget, darbey geſtreuet wer - den.

Gel -
Gel

Geldern,

Eine Provintz in den Nieder - landen, welche theils zu den Oe - ſterreichiſchen Niederlanden, theils dem Koͤnige in Preuſſen, theils aber zu den Vereinigten Nieder - landen gehoͤret. Das Wappen von dieſer Provintz iſt getheilet, in deſſen oberem Theile ſich zur Rechten ein guͤldener gekroͤnter Loͤwe im blauen Felde, zur Lin - cken aber ein ſchwartzer gleichfalls gekroͤnter Loͤwe im guͤldenen Felde praͤſentiret; in dem untern Fel - de hingegen erſcheinet ein blauer Loͤwe im guͤldenen Felde wegen der Grafſchafft Zuͤtphen.

Gelehrſamkeit,

Wird entweder fuͤr die Geſchick - lichkeit, Kuͤnſte und Wiſſenſchaff - ten zu begreiffen, oder fuͤr den wircklichen Beſitz der Wiſſen - ſchafften genommen; wiewol ei - nige die Gelehrſamkeit in dem letz - ten Verſtande lieber Gelahrheit nennen wollen. V. Lex. Phil. Da ſie eine wahre und gruͤndliche Er - kentniß der zur wahren Gluͤckſe - ligkeit dienlichen Sachen iſt, ſo ſiehet man hieraus ſogleich, daß ſie dem Adel hoͤchſtnoͤthig und nuͤtz - lich ſey. Jn wieweit ſich aber ei - ner von Adel in dieſelbe zu ver - tieffen habe, davon iſt oben unter Cavalierement ſtudiren, gehan - delt worden.

Geleitet,

Heiſt in der Jaͤger-Sprache, wenn der Habicht ein Rebhun wegfuͤhret.

Gelock, Geſang oder Ruff,

Wird bey den Vogel-Stellern ein lebendiger Vogel genennet, welcher in einem Gebauer oder Vogel-Haͤuslein eingeſperret, dieGemvorbeyfliegenden Voͤgel mit ſei - nem Singen und Ruffen herbey locket.

Geludert,

Wird von Falcken geſagt, wenn man ſolchen zu ſich lockt, mit Schwingung des Luders oder ei - nes Handſchuhes. Alſo wird auch geludert der Wolff mit einem Aas von einem Pferd oder Rind, der Fuchs und Wolff mit einem He - ring.

Gems, Gemſe,

Jſt eine Art von einer wilden Ziege, welche meiſtens in denen Schweitzeriſchen Alpen - und ho - hen Tyroler-Gebirgen anzutref - fen, und von Leibe etwas kleiner und niedriger als eine Rehe iſt. Die Farbe ſiehet zwar ordentli - cher Weiſe braunroth, wird aber im Sommer lichter und im Win - ter dunckler, die Augen ſind hell, roͤthlicht und ſcharffſehend; hat ſtarcke Spannen-lange, oben wie Haacken ruͤckwerts gebogene, und von vielen knotigten Circkeln oder Riegeln gantz rauhe ſchwartze Hoͤr - ner, und ſehr ſchnelle Fuͤſſe, mit welchen ſie gewaltig ſpringen koͤn - nen, und wenn ſie auf den hoͤch - ſten Klippen ſich befinden, und von denen Jaͤgern verfolget wer - den, ſollen ſie ſich, um der Gefahr zu entgehen, mit ihren krummen Hoͤrnern an die Stein-Felſen haͤngen. Von dieſen Gehoͤrnigen gehet am Kopff zu beyden Seiten neben denen Augen auf das Maul hinab ein ſchwartzer Strich; auf der Stirne aber befindet ſich eine Blaͤſſe oder Sternlein. Bald nach Jacobi begeben ſich die Gem - ſen in die Hoͤhe, des Winters Kaͤl - te bey Zeiten zu gewohnen; Ge - gen den Fruͤhling aber, da ſie vonF f 2Na -GemNatur die Aenderung des Wet - ters vermercken, kommen ſie wie - der herab auf die niedrigen Ge - birge, wegen der zeitigen Kraͤu - ter, ſonderlich wo ſie Sand fin - den, welchen ſie ſo gerne, als die Ziegen das Saltz lecken, und da - mit nicht nur den Schleim von der Zungen abſchaben, ſondern auch beſſere Luſt zum Freſſen krie - gen: Daſelbſt, oder wo man ſonſt gemeiniglich ihren Wechſel gemer - cket, wird ihnen von Schuͤtzen aufgepaſſet, und ſie alſo geſchoſ - ſen. Wenn ſie von den Gemſen - Steigern getrieben werden, bege - ben ſie ſich ie laͤnger ie hoͤher, und ſpringen von einer Felſen-Klippe auf die andere, bis ſie nimmer weichen koͤnnen; Ein ſolches ge - jagtes Thier ſchreyet nicht, ſon - dern wiſpelt gleichſam nur, und giebt einen Druck dnrch die Naſe; Wenn nun der Gemſen-Steiger nachklettert, auch ihme ſo nahe kommt, daß ers erreichen kan, folglich das Thill-Meſſer (wie ſie es nennen) aufſchifftet, und ihme ſolches an den Leib ſetzet, ſo reibet es ſich ſelbſten darein, als ob es ſich daran ſtemmen oder ſteuren wolte, und faͤllet ſodenn hoch vom Felſen herab; Dem ohn - geachtet bleibet doch das Haͤutlein gemeiniglich gantz und unverſeh - ret. Der Schweiß aus der Wun - de eines friſchgefaͤllten Thieres ſo - gleich geſauget, wird von dem Jaͤ - ger als ein kraͤfftiges Mittel wider den Schwindel gebrauchet, weil er ſonſt auf denen hohen und ſtei - len Gebirgen ſchlimm zu rechte kommen wuͤrde; ſo muß er auch uͤber dieſes ſcharffe Fuß-Eiſen anhaben, damit er auf denen jaͤ - hen ſchlipfferigten Felſen nicht gleiten, und herab fallen moͤge. GenDas Gemſen-Wildpret wird, als was ſonderliches und geſundes, geruͤhmet, und an denen Orten, wo ſie zu haben, nur auf vorneh - men Tafeln aufgeſetzet, deſſen Zu - bereitung alsdenn mit dem Reh - Wildpret gantz uͤberein kommet. Die Gemſen-Galle, ſoll ein treff - liches Mittel wider dunckle und bloͤde Augen; das Unſchlitt aber in Milch zerlaſſen und warm ge - truncken, wider die Lungen - und Schwindſucht gut ſeyn.

Gems-Horn,

Jſt eine Art Pfeiffen im Orgel - werck, welche unten weit und oben zugeſpitzet, und alſo mehr als halb gedackt iſt. Es ſind deren unter - ſchiedliche: 1) Ein groſſes Gems - Horn. 2) Æqual-Gems-Horn, 8 Fuß Ton, geht faſt wie eine Viol di Gamba. Die Niederlaͤnder nennen es Koppel-Floͤten, ſind laͤnger als ein Gedackt, und kuͤr - tzer als ein Principal. 3) Octa - ven-Gems-Horn iſt am Ton 8 Fuß. 4) Klein Octaven-Gems - Horn, am Ton 2 Fuß. 5) Die groſſe Gems-Horn-Qvinte, 6 Fuß Ton. 6) Die Gems-Horn-Qoin - ta, 3 Fuß Ton. 7) Die kleine Gems-Horn-Qvinte, anderthalb Fuß Ton. Dieſe letzte Art von Pfeiffen iſt oben ſo weit als unten, und gehoͤret unter die Naſat, weil ſie ſolches Labium hat. Siehe Naſat. Etliche nennen die Gems - Hoͤrner, wegen ihrer Figur, Spill - Floͤten, weil ſie eine Spindel - Form haben, und in der Mitten dick, und oben und unten zugeſpi - tzet ſind. Auch nennen einige die Gems-Hoͤrner Block-Pfeiffen.

Gencive du cheval,

Zahnfleiſch oder Laden des Pfer - des, welche zu beyden Seiten dieZungeGenZunge im Canal umfaſſen, wel - che Laden (Buͤhler) der guten Zaͤu - mung ſehr hinderlich, wenn die - ſelbe am Gewaͤchs ſehr ſchmeidig, mit gar keinem Fleiſch bedecket, welches uͤber die Beine gewachſen, ſondern allein mit einer gar duͤn - nen und zarten Haut uͤberzogen: Darneben auch gar enge beyſam - men ſtehen, daß die Zunge gar wenig Platz darzwiſchen zu liegen hat, welches alles Urſachen ſind des andern Haupt-Mangels, daß ſie allzu empfindlich, und von ie - dem Mißbrauch des unordentli - chen Zeugs verletzet und getoͤdtet werden. Die andere Art iſt, wenn ſie niedrig, flach, mit dickem Fleiſch bewachſen, gar unempfind - lich, wie todt ſind, auch ſo enge beyſammen ſtehen, daß die Zun - ge ohne Drucken zwiſchen denſel - ben zu liegen nicht Platz findet; dahero die mittelmaͤßigen Laden am beſten zu zaͤumen ſind.

Genderang,

Jſt eine Art Trummeln bey den Oſt-Jndianern.

Genealogie,

Nennet man diejenige Lehre, welche die Perſonen, die vor an - dern auf der Welt eine Figur ge - macht haben, und ſonderlich Fuͤrſten und Herren, nach ihrem Stamm und Geſchlecht, vorſtel - let. Dieſes Studium ſoll denen von Adel vor allen andern lieb und angenehm ſeyn, weil es in der Hiſtorie gantz beſondern Nutzen hat, und ſie dadurch Kayſer, Koͤ - nige, Fuͤrſten und andere groſſe Herren und Regenten der Welt und deren Vorfahren kennen ler - nen, auch die wichtigſten Strei - tigkeiten und Prætenſiones der groͤſten Haͤuſer daraus meiſten -Gentheils zu entſcheiden ſtehen, und endlich ſie ihre eigenen Geſchlech - ter und Vorfahren nebſt deren ruͤhmlichen Thaten ſich bekandt machen koͤnnen.

General-Baß,

Wird der mit Ziffern bezeich - nete Baß genennet, weil er das Fundament iſt, und die voͤllige Harmonie eines muſicaliſchen Stuͤckes in ſich ſchlieſſet. v. Baſſe Continuë.

Generi,

Nennen die Jtaliaͤner die fuͤnf - erley Sorten der Proportionum inæqualitatis.

Gênes, Gesnes,

Sind die Saiten oder Schnuͤ - re, womit man eine Trummel ſpannet.

Genet,

Ein Spaniſcher Baſtard, ſo von einem Barvariſchen Hengſte und von einer Spaniſchen Stute erzogen.

Genette, oder mords la Turc,

Ein Tuͤrckiſch Pferd-Gebiß, deſſen Kinn-Kette von einem Stuͤck, und als ein groſſer Ring gemacht iſt, wenn man ein Pferd damit aufzaͤmet, ſtecket man ihm das Kinn durch dieſen Ring. Es iſt ein hartes Gebiß, davon gerne das Pferd das Maul aufſperren muß, weil das MUndſtuͤck oben am Gaumen anſtoͤſſet.

Genette, porter les jambes la Genette,

Wird geſagt, wenn der Reuter die Knie am Sattel auswerts fuͤhret, daß die Sporen einwerts an des Pferdes Leib ſtehen, wel - ches von den Frantzoͤſiſchen Be -F f 3reuternGenreutern fuͤr eine Unvollkommen - heit gehalten, bey den Spaniern aber fuͤr eine Nettigkeit und Zierde geachtet wird. Es iſt aber bey einem ſporfluͤchtigen Pferde gefaͤhrlich zu practiciren.

Genf, Geneve,

Groſſe praͤchtige Stadt, welche mit dem Hertzogthum Savoyen umſchloſſen iſt, und an dem Weſt - lichen Ufer des Genfer-Sees lie - get. Die Rhone ſondert ſie in 3 Theile ab. Sie iſt wohl gebauet, treibet viel Handlung und Ma - nufacturen, iſt wohl befeſtiget, hat ein gutes Zeug-Haus und eine be - ruͤhmte Univerſitaͤt, auf welcher gelehrte Profeſſores und allerhand Exercitien-Meiſter ſich befinden. Die oͤffentliche Bibliothec in dem Collegio beſtehet in etlichen tau - ſend Buͤchern. Die Regierung iſt Ariſtocratiſch, weilen die Vor - nehmſten, welche den Rath der Fuͤnffundzwantziger aus 200 ma - chen, das Regiment fuͤhren; ſie halten feſt uͤber der Gerechtigkeit, und hilfft der weltliche Arm dem Geiſtlichen. Auſſer denen zweyen erwehlten Raͤthen giebt es noch ein drittes Collegium, ſo aus 60 Perſonen beſtehet, und dem Rath zuweilen an die Hand gehen muß. Die Stadt iſt Calvini Lehre zuge - than, und mit den Bernern und Zuͤrchern verbunden, und lebet als eine Frey-Stadt. Die Gen - fer ſind ſehr freundliche, hoͤfliche, kluge und verſtaͤndige Leute, die meiſtens im Latein, in Streit - Fragen und denen Hiſtorien er - fahren. Sie ſind gute Schuͤtzen, und wird ſelten einer auf 500 Schritt fehlen. Die Weiber ſind wohlgeſtalt, geiſtreich, fromm und hoͤfflich, und nett gekleidet. DieGenLaſter werden mit allem Ernſt ge - ſtrafft, und iſt die Trunckenheit allhier ſehr wenig bekannt. Es ſind allhier zu ſehen die Biſchoͤff - liche Haupt-Kirche zu St. Peter, das Rathhaus, das Collegium der Academie, Bibliothec und eine be - ruͤhmte Reitſchule, welche von vielen Fremden beſucht wird. Die - ſe Republic ward vor einigen Jahren durch innerliche Unruhen gewaltig erſchuͤttert, es iſt aber durch Vermittelung des Koͤnigs in Franckreich und der beyden Can - tonen Zuͤrich und Bern 1738 die Ruhe voͤllig wieder hergeſtellet worden. Jn dem Wappen die - ſes freyen Staats erſcheinet zur Rechten ein halber ſchwartzer Ad - ler mit einer rothen Crone im guͤl - denen Felde, und zur Lincken ein ſilberner Schluͤſſel im rothen Fel - de. Oben auf ſtehet eine offene Crone.

Genick fangen,

Heißt bey der Jaͤgerey einem Stuͤcke Wild mit einem Meſſer oder ſpitzigen Stahl einen Stich ins Genicke geben. Beym Ab - jagen ſoll ein ieder Weidemann billig beobachten, daß er keinen jagdbaren Hirſch mit dem Meſſer Genick fange, ſondern mit dem Hirſch-Faͤnger demſelben einen Fang gebe, und zwar ſo ſoll der Fang nicht nach dem Geſcheido zu, ſondern gegen die Hertz-Kam - mer geſchehen; das Wildpret und Rehe hingegen ſollen nur mit dem Meſſer Genick fangen werden, als welches zur Ordnung und Zier - lichkeit eines Lauff-Jagens vor - nehmlich mit gehoͤret. Bey dem Schwartz-Wildpret aber wuͤrde es ſich mit dem Genick fangen nicht wohl ſchicken; denn ie ſtaͤr -ckerGencker die Sau waͤre, ie gefaͤhrlicher wuͤrde es mit dem Weidemann halten: dahero das Schwartz - Wildpret alles mit dem Hirſch - faͤnger gefangen und erleget wer - den muß.

Genies bonnes des chevaux,

Die beſondern guten Eigen - ſchafften, ſo die noblen Pferde an ſich erſcheinen laſſen, ſind folgen - de: 1) Gelernigkeit, 2) Gehorſam, 3) Gedaͤchtniß, 4) Liebe, 5) Furcht, 6) Verſoͤhnung, 7) Hoffaͤrtigkeit, 8) Ehrgeitz, 9) Freund - und Leut - ſeligkeit, 10) Begierde, 11) Ge - dult, 12) Hitze, 13) Großmuͤthig - keit, 14) Treue, 15) Hertzhafftig - keit, 16) Freudigkeit, 17) guter Wille, 18) Dauerhafftigkeit, 19) Schoͤnheit, 20) Staͤrcke und der - gleichen mehr, wiewol dieſe gute Eigenſchafften zu dieſen letzten Zeiten bey den Pferden ſich merck - lich mindern und verlieren.

Genies mechantes des chevaux,

Gebrechen oder boͤſe Eigen - ſchafften der Pferde, ſind dieſe: 1) Mangel des Geſichts und Ge - hoͤrs, 2) Zu viel oder zu wenig Empfindlichkeit, 3) Geſchmacks und Geruchs Abgang, 4) lang - ſames oder geitziges Eſſen, 5) Weichlichkeit, plumpes und toͤl - piſches Weſen, 6) wenn ſie creu - tzen und ſich anſtreichen, 7) Zorn, Haß, Rachgier, 8) furchtſam und ſcheu, 9) vergeſſen, nachlaͤßig und ungelernig, 10) traurig, traͤg, und faul, 11) baͤumend und ſtaͤ - tig, 12) ſtolpern und wider den Mann gehen, 13) untreu mit Beiſſen und Schlagen.

Genoua, v. Genua.

Genouil du cheval,

Jſt die Junctur des vordern Theils des Pferds, welche denGenCanon oder das Theil unter dem Knie vereiniget, wohin ſich gern die Raͤpffen in Falten ſetzen. Z. E. dieſe Kutſch-Pferde haben groſſe Fehler an ihren Knien, eine iſt (Argué) krummknieigt; das an - dere (Braſſicou) gebogene Schen - ckeln; das dritte hat an den Knien ein Groſſeur oder harte Hoͤhe. Jtem, das Knie dieſes Reitpferds iſt Urſach, daß ich es nicht ge - kaufft, denn es iſt auf den Knien gantz ohne Haar verfallen, und ich wuͤrde wol ſein letzter Herr geweſen ſeyn.

Genre condenſe, épais,

Jſt das chromatiſche und enhar - moniſche Genus in der Muſic, weil die intervalla darinnen viel klei - ner, und, ſo zu ſagen, viel enger oder dichter ſind, als in dem Dia - toniſchen.

Genre des chevaux,

Wir haben vielerley Arten der Pferde, welche mehrentheils nach den Laͤndern, darinnen ſie fallen, verſchiedene Eigenſchafften an ſich haben. So ſind bekandt die Ara - biſchen, Barbariſchen, Daͤniſchen, Deutſchen, Engliſchen, Frießlaͤn - diſchen, Hollſteiniſchen, Hunga - riſchen, Jtaliaͤniſchen und unter denſelben ſonderlich die Neapoli - taniſchen, die Perſianiſchen, Pohl - niſchen, Schwediſchen, Spani - ſchen und Tuͤrckiſchen Pferde.

Gens d Armes,

Heiſſet in genere ein Edelmann, Ritter oder Reuter, der mit be - hoͤrigen Waffen vollkommen ver - ſehen iſt. Jn Franckreich iſt die Koͤnigliche Garde iede Compagnie zu Pferde von 200 Edelleuten, welche einander alle Viertel-Jahr in Dienſten abloͤſen. Weil derF f 4KoͤnigGenKoͤnig ſelbſt ihr Capitain iſt, ſo haben ſie einen Capitain-Lieu - tenant, 2 Sous-Lieutenants, 2 Faͤhndrichs und 6 Qvartiermei - ſter. Der Capitain-Lieutenant hat den Rang als ein Capitain des Gardes du Corps. Die Sub - alternes haben gleichfalls allezeit einen Oberſten-Titel, die Qvartier - meiſter aber wie ein Capitain. Sie fuͤhren in ihrer Standarte vom Himmel fallende Blitze mit den Worten: Quæ jubet iratus Jupiter.

Gentil,

Wird ein Falcke genannt, wel - chen man in denen Sommer-Mo - naten, Junio, Julio und Auguſto, faͤngt, da er ſchon begierig und hurtig worden.

Gentil homme, v. Cavalier.

Genua, Genoua,

Haupt-Stadt der Republic dieſes Nahmens in Welſchland, welche letztere ein ſchmaler Strich Landes iſt, an der Kuͤſte des Li - guſtiſchen Meers, und ſich in die Laͤnge auf 160, in die Breite aber 26 Jtalieniſche Meilen erſtrecket. Die Stadt iſt im Umfang 6 Wel - ſche Meilen groß, wird ihrer praͤchtigen Gebaͤude wegen Genua la ſuperba genannt, iſt ſehr Volck - reich, und hat einen ſchoͤnen Ha - fen, worinne die Republic viele Galeeren unterhaͤlt. Sie iſt auf der Land-Seite mit einer doppel - ten Fortification umgeben, und in die aͤuſſerſten Wercke ſind alle Hoͤhen, die der Stadt etwas ſcha - den koͤnnten, mit eingeſchloſſen. Bey dem Hafen ſtehen 2 Thuͤrme, deren der eine zu deſſelben Bede - ckung dienet, der andere aber iſt oben mit ſtarckem Glas vermacht,Genund brennen alle Nacht darinne 35 groſſe Lampen, damit die Schiffe des Hafens nicht verfehlen. Der Doge oder Hertzog behaͤlt ſeine Wuͤrde nicht laͤnger als 2 Jahre, und reſidiret in dem Pallaſt der Republic, welcher 7 Tonnen Gol - des gekoſtet hat; iſt anſehnlich, und hat einen groſſen Hof, darin - ne uͤber 1000 Soldaten koͤnnen gemuſtert werden. Vor dem Pal - laſt ſtehen 2 Saͤulen als Caroli V und des Principe Andrea d Oria. Das Zeug-Haus iſt uͤber alle maſſen wohl verſehen. Neben dieſem Pallaſt ſtehet ein viereckig - ter ſtarcker Thurm, in welchem die Sturm-Glocke, ſo allein ge - laͤutet wird, wenn der Hertzog ausgehet. Unter dem Pallaſt hat es groſſe Gewoͤlber, allwo viel ſchoͤn grob Geſchuͤtz verwahret wird. Die Dom-Kirche S. Lorenzo iſt ein ſchoͤnes und nettes Gebaͤu, dar - inne viel curioſe Sachen, inſon - derheit die unſchaͤtzbare Schale von Schmaragd zu beſichtigen, der - gleichen nirgends gefunden wird. Die Kirche zu S. Maria iſt die al - lerſchoͤnſte, ſie iſt durch und durch von nichts anders, als von Mar - mor, Jaſpis, verguͤldeten Schnitz - werck, und ſchoͤnſten Gemaͤhlden, liegt auf einem hohen Berg, von dar man die Jnſel Corſica ſehen kan. Ferner ſind ſehenswuͤrdig, das Arſenal, im welchen die Ga - leeren gemacht werden, der Wein - Hafen, allerhand Luſt-Gaͤrten, der Thurm, worauf gedachte La - terne brennt, dieſer hat 366 Staf - feln, zu oberſt iſt die gantze Groͤſſe des Thurms in 32 Ecken verwan - delt, an ieder derſelben ſtehet eine dicke eiſerne Stange, darzwi - ſchen alles mit Glas vermacht, die iſt ſo hoch und weit, daß 32MannGenMann mit aufrechten Spieſſen, nur an den 32 Feldungen wohl ſtehen koͤnnen, noch vielmehr aber ſollten in der Mitten ſtehen, bis ſie gar erfuͤllet wuͤrde. Der Adel, welcher ſehr reich und maͤchtig, theilet ſich in den Alten und Neuen. Sonſten ſind die Genueſer hoch im Gemuͤth und gute Haushaͤlter, darneben aber gar rachgierig, ha - ben mehr Jnclination zur Han - delſchafft als zum Studiren; ih - re Weiber tragen groſſe Reiff - Roͤcke, welche ſo weit und aus - gebreitet ſind, daß ſich wol 3 Maͤnner darunter verſtecken koͤn - nen. Es giebt allda uͤber 18000 Perſonen, die in Seiden, und 8000, ſo in Sammet arbeiten. Jm uͤbrigen wird in Jtalien von den Genueſern dieſes Sprichwort herum getragen: Um Genua iſt das Meer ohne Fiſch, das Gebirg ohne Holtz, die Weiber ohne Scham, und die Leute ohne Treu und Glauben.

Genuͤß, Gepfneiſch,

Wenn man bey einem Jagen das erſt gefaͤllte Wildpret, weil es noch warm iſt, aufbricht, das Eingeweide zerhacket, und ſamt dem mit dem Schweiß vermiſch - ten Brote den Jagd-Hunden zu freſſen giebet, ſolches heiſſet Ge - nuͤß geben oder Pfneiſchen, das Freſſen ſelbſt aber Genuͤß oder Gepfneiſch. Mit dem Genieſſen oder Genuͤß geben eines Leithun - des muß ein Jaͤger ſehr behutſam gehen, und vor allen ſeinen Leit - Hund beurtheilen, ob er emſig und hitzig oder faul und kaltſinnig ſuchet, welchen beyden Maͤngeln er mit Verſtande abzuhelffen wiſ - ſen muß. Denn dem hitzig - und begierig-ſuchenden Hunde muß erGenvom Genuͤß bey Leibe nichts ge - ben, denn ſonſt wuͤrde er uͤbel aͤr - ger, und damit den Hund noch hitziger machen; die beſte Huͤlffe aber beſtehet darinne, daß er den - ſelben kurtz fuͤhre, und das Han - ge-Seil nicht zu lange ſchieſſen laſſe, demſelben nicht mit ſtarcker Stimme, noch zu offt zuſpreche, auch ihn auf keine friſche Faͤhre bringe, oder ihm was lebendiges ſehen laſſe u. d. Einem kaltſin - nigen, verdroſſenen und faulen Hunde aber kan mit dem Genuͤß, zumal wenn er ſolchen liebet und gerne annimmet, mercklich gehol - fen werden. Er muß ihm aber gantz warm mit friſchem Schweiß gegeben werden, denn dadurch wird ihm ein Muth gemachet, die Hirſch-Faͤhrte deſto beſſer und williger zu ſuchen. Solte er es das erſte mal nicht annehmen wollen, muß man ihm durch Hun - ger den Appetit erwecken. Man verfaͤhret aber mit dem Genuͤß ge - ben folgender Geſtalt: erſtlich wird ein Hirſch oder Thier, welches man hat, aufgebrochen, und auf die Seite, etwan in ein Geſtraͤuch, vornemlich aber auſſer dem Win - de gelegt, hernach deſſen kurtz Wildpret von dem Halſe ausge - ſchnitten, mit Schweiſſe beſtri - chen, und zwiſchen die Vorder - Schale des Hirſches oder Thieres dergeſtalt eingezwenget, daß es nicht gleich heraus genommen wer - den kan: Denn macht man mit einer in Schweiß eingetunckten Klauen, auf hundert Schritt ge - woͤhnlicher maſſen eine Spur bis zum Thier, nimmt den Leit-Hund fuͤhret ihn auſſer dem Wind mit dem Zuſpruch, recht geben, und ablieben, bis zu dieſem Biſſen, und laͤſſet ihm ſolchen, doch daßF f 5erGener ſich darnach bemuͤhen muß, her - aus aus der Schale genieſſen, lie - bet ihn hierauf mit guten Wor - ten, und dem eichenen Bruche wohl ab, und traͤgt alsdenn, wenn er zween oder drey Biſſen genoſ - ſen, denſelben wiederum von dem Thiere ab, bis er ſolches nicht mehr ſehen, und alſo nicht wie - derum nach demſelben riechen kan, da man ihn denn aufs neue ſu - chen, und genieſſen laͤßt: Denn wenn der Hund etliche mal nach dem Genuͤß alſo auſſer dem Win - de gebracht wird, daß er nicht weiß, wo daſſelbe gelegen, ſo greifft er gleich wiederum zur Erde ſolches zu ſuchen, und wird alſo zum Suchen deſto beſſer aufge - muntert.

Genuͤß-Jagen,

Jſt das erſte Jagen im Jahre, zur Hirſch-Feiſte oder Schwein - Hatz-Zeit, da den Jagd-Hun - den mit beſondern Ceremonien der Genuͤß gegeben, und dabey mit den Hoͤrnern geblaſen wird.

Genus chromatico-diatoni - cum,

Jſt eine Art zu muſiciren, da in einer Melodie mehr chromatiſche als diatoniſche Claves vorkom - men.

Genus chromaticum, v. Chro - maticum genus.

Genus diatonicum,

Die gantz - und voll-tonichte Sing - und Spiel-Art, da eine Me - lodie durch die alſo genannten na - tuͤrlichen Claves cdefgah, und demnach mehr durch gantze als un - vollkommene Tone einhergehet,Genauch in der Vorzeichnung weder ein Creutzgen noch das b hat. Seinen Urſprung nimmt es aus der Alten ihrem Tetrachordo dia - tonico, worinne die Saiten alſo geſtimmet wurden: Die unter - ſte bekam gegen die zweyte das Semitonium H-c, in der Propor - tion $$\frac {243}{256}$$ ; die zweyte gegen die dritte c-d, in der Proportion $$\frac {8}{9}$$ ; die dritte gegen die vierte den Ton d-e, in eben ſolcher Propor - tion: denn der tonus major und minor waren damals noch nicht bekannt.

Genus diatonico-chromati - cum,

Eine vermiſchte Sing - und Spiel-Art, worinne der diatoni - ſchen Clavium mehr, als der chro - matiſchen anzutreffen ſind.

Genus enharmonicum,

Die Haupt-uͤbereinſtimmige Sing - und Spiel-Art war ehe - mals, wenn ein Tetrachordum folgende Klaͤnge hoͤren ließ: die unterſte Saite gegen die zweyte eine Dieſin enharmonicam H - His (welches, nach unſerm ietzi - gen Clavier betrachtet, der Mit - tel-Clavis zwiſchen H und c waͤre) in der Proportion $$\frac {499}{512}$$ ; die zweyte gegen die dritte eine Dieſin en - harmonicam in den Clavibus His-c, in Proportion $$\frac {486}{499}$$ ; und die dritte gegen die vierte den diato - niſchen Ditonum in den Clavibus c-e, in der Proportion $$\frac {64}{18}$$ . Boë - thiuslib. 1 de Muſic. c. 21 beſchreibt es alſo: das Diatonicum gehet z. E. auf einem Tetrachordo (da man heut zu Tage mit ut re mi fa ſol la ein Hexachordon nimmt) durch ein Semitonium in zweengantzenGengantzen Tonis fort, thut heut zu Tage,

la

ſol

fa

mi

re

ut).

Das Chromaticum aus 2 Semi - toniis in 3 Semitonia compoſita: (heut zu Tage

ſol

fa

mi

re

ut ). Das Enharmonicum aus 2 Dieſibus oder halben Semitoniis auf einen Ditonum. Und da man heut zu Tage das Genus Diatonicum b dur und Chromaticum b moll, noch hat; ſo wird das dritte Ge - nus, welches gebraucht wird, auch Genus permanens und ſervum, an ſtat Enharmonicum, genennet, welches den Clavem principem b, wovon die andern den Nahmen haben, nicht beruͤhret, ſondern im nechſtfolgenden Clave c, ut, oder im nechſtvorhergehenden la anfaͤnget, als, ut re mi fa ſol la, oder la ſol fa mi re ut. Jſt nun ein Lied aus dieſen Generibus zu - ſammen geſetzet, ſo heißt es, z. E. diatonico-chromaticum, dia - tonico-chromatico-enharmoni - cum &c.

Genus modulandi,

Jſt eine gewiſſe Art zu muſici - ren, welche entweder in allen, oder doch zum wenigſten in unter - ſchiedlichen Speciebus Cantionis, kan gebraucht werden. Die alten Componiſten zehlten dreyerley Ge - nera modulandi, Diatonicum, Chromaticum und Enharmoni -Geocum, und zwar damals, als die Muſic nur in bloſſer Melodie, das iſt, in unterſchiedenen nach einander geſetzten und gehoͤrten Klaͤngen beſtand, brauchte man ſolche 3 Geſchlechter rein und pur. Als man aber anfieng, verſchiede - ne Klaͤnge auch uͤber einander zu ſetzen und ſolche zugleich hoͤren zu laſſen, welches eigentlich Harmo - nie heiſſet; ſo ward man genoͤthi - get, die erſten beyden Genera zu vermiſchen, und entweder das Ge - nus chromatico-diatonicum, oder das Diatonico-chromaticum, ein - zufuͤhren, da, nachdem die Tem - peratur darzu gekommen, die an ſich ſelbſt diatoniſchen Claves manchmal eben ſo viel als die en - harmoniſche gelten und dafuͤr be - trachtet werden muͤſſen. Sonſt iſt von den 3 Klang-Geſchlechtern noch zu mercken, daß das dia - toniſche nur 8, das chromatiſche 12, und das enharmoniſche 22, Klaͤnge aufweiſen.

Geographie,

Die Erdbeſchreibung, iſt eine Wiſſenſchafft, ſo die Erd-Kugel lehret, und derſelben Weite, Be - ſchaffenheit der Laͤnder und Staͤdte beſchreibet, auch die Climata ge - gen die himmliſchen Coͤrper un - terſuchet. Sie iſt entweder Phy - ſica, hiſtorica oder mathematica. Dieſe Wiſſenſchafft iſt denen von Adel unentbehrlich, ſie moͤgen durch die Feder oder durch den De - gen ihr Gluͤck in der Welt ſuchen. Sie wird mit Recht das andre Au - ge der Hiſtorie genennet, weil man in derſelben, ohne in der Geogra - phie bewandert zu ſeyn, nicht fort - kommen kan. Ohne dieſelbe kan man ſich keinen Begriff von einem Staate machen, auch nicht ein -malGeomal die ordentlichen Zeitungen gruͤndlich verſtehen.

Geometria,

Meß-Kunſt, Feld-Meß-Kunſt, iſt eine Mathematiſche Wiſſen - ſchafft, welche lehret, wie man einen groſſen oder kleinen Coͤrper nach ſeiner Laͤnge, Breite und Hoͤ - he abmeſſen ſoll. Die Theoreti - ſche Geometrie unterſuchet die Wiſſenſchafften durch allerhand ſinnreiche Vernunfft-Schluͤſſe. Die Practiſche aber vollfuͤhret ſel - bige auf dem Pappier, Holtz, Me - tall, oder ſonderlich auf der Erde und im Felde. Will ein Cavalier in der Kriegs-Bau-Kunſt ſich um - ſehen, ſo iſt es unmoͤglich, daß er darinne was gruͤndliches leiſten kan, woferne er ſich nicht vorher in der Geometrie feſte geſetzet hat. Auch in Civil-Sachen hat dieſel - be ihren groſſen Nutzen.

Geraͤuſche,

Nennet man das Hertz, die Lun - ge und Leber, oder das Eingeweide von den wilden Thieren.

Gerecht,

Heißt ſo viel als verſtaͤndig, geuͤbt, erfahren, kundig. ſ. Forſt - gerecht, it. Hirſch-gerecht, it. Holtz-gerecht, it. Jagd-gerecht.

Gereichen,

Heißt, wenn der Weidemann den Habicht nachfliegen laͤßt.

Gereut Lerche,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher zwar an der Farbe einer Lerche, an der Bewegung ſeines Schwan - tzes, und in andern Stuͤcken aber einer Bachſteltze, ſehr gleich kommt: Denn an der Bruſt iſt er duͤpfflicht oder ſprencklicht, wieGereine Lerche, am Kopff und Ruͤ - cken aber Aſchenfarb, doch etwas mit grauen Federn vermiſchet, der Schwantz hingegen iſt einfaͤrbig, wie der Schwantz an den Lerchen. Der Schnabel iſt gaͤntzlich, wie ein Bachſteltzen-Schnabel, doch nicht ſo ſchwartz, ſondern an der Farbe, wie ein Lerchen-Schna - bel. Die Leibes-Geſtalt iſt hoch - beinigt, wie der andern Bachſtel - tzen, alſo daß dieſer Vogel mehr eine Gereut-Bachſteltze als Ge - reut-Lerche genennet werden kan. Den Vornahmen Gereut haben ſie daher, weil ſie zu der Zeit, da ſie die Brut antreten, und den gantzen Sommer uͤber, an bergig - ten Gegenden, und meiſtens, wo Holtz ausgereutet wird, ſich auf - zuhalten pflegen. Jhre Eyer le - gen ſie an oder unter alte Stoͤcke und Baum-Wurtzeln, in Wach - older-Buͤſchlein, oder auch nur ins bloſſe Gras, und bruͤten ſol - che im Junio oder Julio aus, an - geſehen ſie ihre Brut erſt um Ja - cobi endigen. Wenn man waͤh - render ſolcher Zeit nahe bey ihrem Neſt kommt, ſo verrathen ſie ſich ſelbſt mit vielem Geſchrey, dabey ſie immerdar die Wuͤrme, ſo ſie den Jungen bringen wollen, im Schnabel behalten. Jhr Strich gehet gleich mit Jacobi an, und waͤhret bis Bartholomaͤi, ſie werden aber niemals mit groſſen Schaaren geſehen, ſondern pfle - gen ſich auch an den Orten, wo ſie in groſſer Menge bruͤten, ſo ſtille davon zu machen, daß man nicht weiß, wo ſie hingekommen. Der Widerſtrich dieſes Vogels iſt im April, da man denn in der Mitten dieſes Monats einen lu - ſtigen Fang mit ihnen anſtellen kan: Denn er erwehlt ſich gewiſſeBaͤumeGerBaͤume, auf welchen er ſeinen Geſang verrichtet, und von denen er im vollen Singen, nach Art der Lerchen, iedoch nicht in einem Kreis wie die andern Lerchen, ſon - dern gerade in die Hoͤhe ſteiget, und auf die Gipffel der Baͤume ſich wieder nieder laͤſſet: Wenn man nun unter ſolchen Baͤumen eine andere Gereut-Lerche, nem - lich ein Maͤnnlein, mit abgeſchnit - tenen Fluͤgel-Federn, deme, gleich - wie bey dem Fincken gedacht, ein natuͤrlich krumm gewachſenes, und an der Spitze mit ein wenig guten Vogel-Leim beſchmiertes Spreißlein auf den Schwantz ge - bunden iſt, lauffen laͤſſet, wird diejenige, welche ſich alldort ihren Stand erwehlet, gleich als blind im Zorn auf ſie herunter fahren, und an dem aufgebundenen mit Vogel-Leim beſchmierten Spreiß - lein ſich eben auf dieſe Art fan - gen, wie die Fincken. Sie koͤn - nen auch zur Zeit des Strichs auf einem Herd gefangen werden, wenn man ſolches Fanges halben einige Gereut-Lerchen, die des Jahrs vorher gefangen worden, verhaͤlt, damit ſie erſt um ſolche Zeit, wie andere verhaltene Voͤgel, ihren Geſang verrichten. Jn ih - rer Freyheit naͤhren ſie ſich mit allerhand Gewuͤrme, in ihrer Ge - fangenſchafft aber wollen ſie erſt - lich mit friſchen Ameis-Eyern, oder mit Heuſchrecken, denen die Fuͤſſe weggeriſſen worden, damit ſie nicht forthuͤpffen oder wegkrie - chen koͤnnen, oder aber in Er - mangelung derſelben mit friſchen Regen-Wuͤrmern gefuͤttert ſeyn, bis man ſie nach und nach, mit untermengtem ſuͤſſen Qvarck, auch klein gedrucktem Hanff zu dieſem letztern Futter, nemlich HanffGermit Semmel-Mehl vermiſcht, alleine angewoͤhnet. Dieſer Vo - gel nimmt mit einem gantz klei - nen Keficht vorlieb, und dauret ſechs bis ſieben Jahr, wenn er nur dabey reine gehalten, auch zu Zeiten heraus in eine Stube ge - laſſen, und ihm Waſſer zum Ba - den gegeben wird.

Ger-Falck,

Wird unter die edlen Falcken gezehlet, iſt groͤſſer denn der Ha - bicht, und kleiner denn ein Adler, hat einen kleinen flachen Kopff, einen kurtzen und ſtarcken Schna - bel, weite Naſenloͤcher, runde helle Augen, einen ſtarcken langen Hals, breite Bruſt und Ruͤcken, groſſe Fluͤgel-Bogen, lange Schen - ckel, ſchwartze ſcharfe Krallen und einen langen Schwantz. Er iſt nicht Menſchen-ſcheu, alſo, daß er bald berichtet oder zahm ge - macht werden kan, auch ſo be - hertzt, ſo daß er nicht nur Kra - niche, Schwanen, Reiger, wilde Gaͤnſe, und andere groſſe Voͤgel, ſondern auch Rehe und Haaſen angreiffet.

St. Germain,

Jſt die ordentliche Reſidentz der Koͤnige in Franckreich, ein vortreffliches Gebaͤu, fuͤnf Mei - len von Paris gelegen. Es ſind darinne 36 Zimmer, ſo alle uͤber die maſſen praͤchtig und Koͤnig - lich, und ſechs Gallerien. Es ſtoͤſſet an dieſes Schloß ein ſchoͤ - ner Wald und Thier-Garten, ſo zwey Meilwegs lang, hat fuͤnf Grotten, und iſt in der erſten Or - pheus, welcher mit ſeiner Leyer macht, daß allerhand wilde Thie - re heraus kommen, ſo ſich um ihn herum ſtellen, wie auch die Baͤu - me zu ihm neigen und biegen,wor -Gerworauf der Koͤnig mit dem Dau - phin und andern Perſonen fol - gen. Jn der andern eine Jung - frau, ſo auf einem muſicaliſchen Jnſtrument durch Kunſt-Bewe - gung des Waſſers ſpielet, und viel kuͤnſtlich gemachte Voͤgel ſehr lieblich ſingen. Jn der dritten der Neptunus mit ſeinem dreyſpi - tzigen Scepter, welcher ſich auf den Schall einer Trompeten, ſo durch zwey Engel geblaſen wird, auf einem Wagen (mit 2 Pfer - den beſpannet) ſitzet. Jn der vier - ten der Perſeus, welcher die An - dromedam erloͤſet, und ein Meer - Wunder mit ſeinem Schwerdte ertoͤdtet. Jn der fuͤnfften ein Drache, welcher ſeine Fluͤgel und ſein Haupt empor hebet, und in - dem er dieſelben wieder niederlaͤſ - ſet, und Waſſer von ſich ſpritzet, mittlerweilen die kuͤnſtliche Nach - tigallen ſehr lieblich ſingen. Es wird auch daſelbſt eine trockene Grotte gewieſen, darinne man in der Sommer-Hitze friſche Lufft ſchoͤpffen kan. So iſt auch zu ſe - hen ein Pflantz-Garten, darinne man 280000 Geſchirre fuͤr Blu - men-Gewaͤchſe zehlet. Die Kunſt - Kammer iſt unvergleichlich; die groſſe Treppe kan dem ſchoͤnſten Logiament in der Welt vergli - chen werden, das koͤſtliche Bette der Madame de Monteſpan, item das Jagd-Haus, und dann der groſſe und kleine Marſtall. Es iſt auch allda ein Adelich Nonnen - Kloſter, ſo aber wenigen zu be - ſichtigen vergoͤnnet wird.

Germe de Feve,

Sind bey den Pferden die ſchwartzen Zeichen an den Zaͤh - nen.

Geſ

Ges,

Alſo koͤnte man das mit einem b gezeichnete g fuͤglich nennen, um es von dem rechten gis zu unter - ſcheiden.

Geſang, ſ. Gelock.

Geſcheide,

Werden von den Jaͤgern die Gedaͤrme der wilden Thiere ge - nennet.

Geſchicklichkeit des Leibes, ſ. Leibes-Geſchicklichkeit.

Geſchifftet,

Wird von den Habichten ge - ſagt, wenn ſie zuweilen etliche Schwing-Federn zerſtoſſen, und ihnen an deren ſtat friſche aufge - ſetzet werden.

Geſchlechter, Patricii,

Werden zu Venedig und ande - rer Orten diejenigen genennet, welche einen gewiſſen Adelſtand beſitzen, und von denen Patribus oder edlen Beſitzern des hohen Raths herſtammen. Jn Deutſch - land iſt dieſer Nahme auch in den vornehmſten Reichs-Staͤdten braͤuchlich, und prætendiren ſie auch den andern von Adel gleich gehalten zu werden, weil die mei - ſten derſelben ihren alten Adel genugſam erweiſen koͤnnen, auch ſelbigen vom Kayſer erhalten ha - ben. V. Patricii.

Geſchleif,

Wird die Wohnung oder der Bau genennet, welchen ſich die Biber uͤber dem Waſſer an den Ufern mit ſonderbarem Fleiß zu - zurichten pflegen. ſiehe Biber - Bau.

Geſchloſ -
Geſ

Geſchloſſene Zeit,

Jſt bey Holtzungen, Aeckern und Wieſen, wenn dieſelben mit dem Vieh nicht betrieben werden duͤrfen.

Geſchoͤpft,

Wird von den Falckenierern geſagt, wenn die Habichte an ei - nen Bach zum Baden oder Traͤn - ken geſtellet werden.

Geſchroͤt,

Wird das Gemaͤchte oder der Hoden-Sack an den Pferden maͤnnlichen Geſchlechtes genen - net, welches in allen Farben der Pferde gantz ſchwartz, klein, gleich und uͤberein groß, auch wohl auf - geſchuͤrtzt ſeyn ſoll, maſſen ſol - ches ein Anzeichen eines geſun - den, ſtarcken und roͤſchen Pferdes iſt, zumahl wenn daſſelbe uͤber dieſes einen kurtzen und ſchwar - tzen Schafft oder Schlauch hat. Wenn ſich Geſchwulſten an die - ſem Theile ereignen, ſo nehme man duͤrren zuvor gebrauchten Leim, klopffe denſelben und reutere ihn durch ein Sieb, thue Eßig, The - riac und Saltz darunter, daß es ſo duͤnne wird, wie ein Mus, be - ſtreiche dem Pferde das Geſchroͤt und den Schlauch damit; wenn es duͤrre wird, ſo kratze es wieder ab, und beſtreiche es wie zuvor, und zwar, ie oͤffter ie beſſer, bis die Geſchwulſt vergehet. Oder man ſtoͤſſet Hauswurtz, Weitzen - Kleyen, Rauten, mit Baum-Oel und Eßig zu einem Mus, laͤſſets warm werden, und ſalbet den Schaden damit. Andere ſieden einen Strehnen von flaͤchſenem Garn, der erſt geſponnen iſt, in Waſſer, und binden es dem Pfer - de uͤber auf die Geſchwulſt, taͤg -Geſlich zweymal, ſo warm, als es er - leiden kan; halten acht Tage da - mit an, und nehmen allemal fri - ſches Garn von ermeldter Be - ſchaffenheit darzu. Wenn auch das Geſchroͤt zu hart und zu groß iſt, ſo nimmet man neue Butter im May, die nicht gewaͤſſert iſt, und ſchmieret den Gaul damit, es lindert und ziehet die Geſchwulſt aus. Wenn ein Pferd von einem Schlag oder Schuß am Geſchroͤ - te geſchwollen iſt, ſo ſiedet man Brunnen-Kreß, und leget es ihm, ſo warm es ſolches erleiden kan, uͤber; oder nimmet einen neuen Topff, thut Alaun und Eiſen - Kraut darein, gieſſet ein wenig Wein daran, decket es wohl zu, und laͤſſet es wohl ſieden, hernach waͤſchet man dem Pferde alle Ta - ge zwey - oder dreymal, ſo warm als es daſſelbe erleiden kan, den Schlauch und das Geſchroͤte da - mit. Andere ſieden Hopffen und Hopffen-Saamen in Wein-Eßig, laſſen den Dampff an die Ge - ſchwulſt, ſo wird ſie ſich bald ver - lieren, und das Pferd wieder ge - ſund werden.

Geſchuͤhe,

Sind zwey ohngefehr eines Fingers lange, ſubtile, weißgear - beitete, gelinde und mit Schellen verſehene Riemen, welche ſauber ausgefrantzt, dem Falcken um beyde Fuͤſſe gelegt, und die Wurff - Riemeu daran gemachet werden.

Geſchwellt, ſ. Gedruckt.

Geſchwollene Augen,

Bey den Pferden werden cu - rirt, wenn man das Weiſſe von 3 Eyern in einem Schuͤſſelgen wohl unter einander ſchlaͤget, und darauf einen Loͤffel voll HonignebſtGeſnebſt einem Loͤffel voll Roſen - Waſſer dazu nimmt, damit ein reines etwan 6 bis 8 mal zuſam - men gelegtes Tuͤchlein benetzet, und ſolches dem Pferde uͤber das Auge bindet.

Geſicht,

Jſt oben auf dem Lauff einer Buͤchſen oder Flinte ein von Ei - ſen oder Meßing gemachtes und juſt in der Mitte eingefeiltes Blechlein, durch welche Kerbe man im Zielen die Fliege oder das Korn, ſo gantz vornen auf dem Lauff der Buͤchſen oder Flinte ſi - tzet, entweder voll oder genau, nachdem man den Schuß richten will, faſſen muß. Einige Buͤch - ſen fuͤhren ein bewegliches doppel - tes, auch wol gar dreyfaches Ge - ſichte, welche man, nachdem man in die Ferne oder Naͤhe ſchieſſen will, niedrig oder hoch richtet. Viele Flinten fuͤhren heut zu Ta - ge entweder gar kein Geſichte mehr, oder es iſt dergleichen hin - ten auf dem Lauff, gleich vor der Schwantz-Schraube, eingefeilet.

Geſtaͤude,

Wird in der Jaͤger-Sprache das Neſt eines Falcken genennet.

Geſtell, Fuß-Geſtell,

Heiſſen nach Weidemaͤnniſcher Redens-Art die Schenckel der Ha - bichte.

Geſtellet,

Wenn die Jagd-Hunde ein wil - des Schwein anfallen, daß es Stand halten, und mit ihnen ſtrei - ten muß, ſo ſagen die Jaͤger: das Schwein wird von den Hunden geſtellet.

Geſtes deſeans d un Cavalier,

Die ungebaͤrdigen Bezeigun -Getgen eines Ritters ſind folgende, als 1) wenn er ſich zu Pferde mit dem Kopff und Leibe uͤbelſtaͤndig von einer Seiten zur andern wen - det, 2) in denen Paraden mit dem Leibe entweder zu viel zuruͤck, oder gar zu weit hervor ſencket, 3) im Sattel uͤberzwerg ſitzet, 4) immer auf einer Seite, 5) die Schen - ckel aus einander wirfft, 6) mit den Fuͤſſen webert, 7) im Tra - verſiren den Leib zu viel auswerts haͤnget, und den inwendigen Schenckel zu weit von ſich ſprei - tzet, 8) allerhand Crimaſſen mit dem Geſichte machet, die Leffzen einbeiſſet, oder gar das Maul aufſperret ꝛc. Welche unanſtaͤndi - ge und uͤbelſtehende Geberden und Leibes-Stellungen leichter ange - woͤhnt, als wieder zu verlaſſen ſind.

Geſticules d un cheval,

Sind gewiſſe Geberden oder Zeichen eines Soldaten-Pferds, wenn es eine obhabende Gefahr des Feindes von ferne merckt, und deſſen durch brauſen, ſchnarchen, und allerhand Geberden ſeinem Reuter zu verſtehen giebt, wel - ches einige deſſen ſubtilen Geruch beymeſſen wollen.

Geſtuͤte, ſ. Stuterey.

Getreten,

Wenn ſich ein Pferd, es ſey im Saum oder ſonſten, getreten hat, ſo waſche man ihme den Tritt mit warmen Weine rein aus, ſtreue gepuͤlvert Hirſch-Horn und ge - ſtoſſenen Hut-Zucker darein; es heilet ohne alle Schmertzen und Schwaͤren. Oder man zerlaſſe Honig und neues Wachs unter einander, und lege es auf den Tritt; oder nehme Brantwein und unge - loͤſchten Kalch, auch das WeiſſevonGetvon einem Ey, mache ein Pflaſter daraus, und binde es auf; oder nehme geſtoſſenen Alaun, Vitriol, Zucker, und friſche Butter un - ter einander, thue es in einen ver - glaſurten Topff, laſſe es auf ei - nem gelinden Kohl-Feuerlein ein wenig ſieden, und wieder kalt wer - den, ſo wird es hart, von ſolchem Pulver ſchabet man ein wenig in den Tritt, das trocknet die Wun - den, und heilet geſchwinde. An - dere waſchen dem Roß den Scha - den mit warmem Bier gar wohl aus, hitzen alsdenn einen Ziegel, nehmen neues Wachs und bren - nen es damit ein; verbinden her - nach den Schaden, und vermachen ihn aufs beſte mit Tuch oder Le - der, daß kein Waſſer dazu kan; es heilet bald und ohne alles Ei - ter. Wo aber bereits Eiter dar - inne, und darzu ſehr verhartet iſt, ſo binde man, ehe noch was ge - braucht wird, Horn-Salbe dar - auf, bis es weicht. Wenn ſchon faul Fleiſch in dem Tritt waͤre, muß ſolches mit ſcharffen Waſ - ſern heraus geaͤtzet, hierauf von Bleyweiß und Eyerklar ein Teig - lein gemacht, und dem Roſſe mit Werck eingeleget werden; das Aetz-Waſſer kan man von klein ge - riebenem Alaun, Gruͤnſpan, und Vitriol unter Honig und Eßig vermiſcht, machen. Sonſten iſt vor einen alten Tritt das gruͤne Siegel-Wachs ſehr gut, wenn ein Pflaſter daraus gemacht, und dem Roß uͤber den Schaden ge - leget wird; oder man zerſtoͤſſet das Kraut Huͤnerdarm, druckt den Safft durch ein Tuch heraus, thut ein wenig Saltz darunter, und beſtreichet den Schaden da - mit, es heilet in wenig Tagen; oder man ſchneidet ihm den TrittGewauf, und troͤpflet warmes Un - ſchlitt darein, ſowol auch Schmeer, Schwefel, geſtoſſene Myrrhen, Honig, Baum-Oel und Speck, von iedem ein wenig, doch eines ſo viel, als des andern; es wird balde heilen.

Gewaͤchs,

Heiſt alles dasjenige, was an dem Leibe eines Menſchen oder Thiers, wider die natuͤrliche Bil - dung deſſelben, an irgend einem aͤuſſerlichen Theile, durch einen gewiſſen Zufall hervor waͤchſet. Die Pferde ſind ſonderlich, und zwar an ihren Schenckeln und Fuͤſſen, den Gewaͤchſen unterwor - fen: Denn ſie ſind geplagt mit Gallen, Uiberbeinen, Maucken, Strupffen, Leiſt, Spat ꝛc. Hier ſoll eine allgemeine Cur und Præ - ſervativ zu allen dergleichen Ge - waͤchſen, angefuͤhret werden, nem - lich: Wenn ein Pferd ein Ge - waͤchs am Bein oder Schenckel hat, ſo reiſſe man ihm die Haut im abnehmenden Mond mit einer Luchs-Klauen auf, nehme Gruͤn - ſpan, Brantewein, Mehl und Ho - nig, miſche es durch einander, ſtreiche es auf ein Tuͤchlein als ein Pflaſter, (deren man drey daraus machen muß) binde es uͤber den Riß, wenn eines tro - cken wird, ſo binde man das an - dere daruͤber, bis man Beſſerung befindet. Will man aber ein ie - des Pferd, das von dreyen Jah - ren und darunter iſt, denn aͤlter darf es nicht ſeyn, bewahren, daß es ſein Lebenlang kein Gewaͤchs an den Fuͤſſen, es ſey von Gal - len, Spat, Maucken, Uiberbein oder andern bekomme: So neh - me man ein Viertel-Pfund geſtoſ - ſene Glas-Gallen, fuͤnff Loth Dra -Ritter-Lexic. G gchen -Gewchen-Blut, ein Pfund Baum-Oel, ein Viertel-Pfund Biber-Geil, ein Qvartier guten Rheiniſchen oder Wein-Hefen-Brantwein, Manns-Harn und Eßig iedes ein Noͤſſel, ſiede dieſe Stuͤcke mit ein - ander, und ſchmiere dem Pferde die vier Schenckel alle Tage ein - mal damit, das thue man neun Tage nach einander, ſo warm als es an den Haͤnden zu erleiden iſt, und laſſe das Pferd in der Zeit, wie auch in etlichen Wochen her - nach in kein Waſſer reiten.

Gewaldrecht,

Heiſſet, wenn ein gefaͤllter Bau-Stamm noch im Holtze oder Wald beſchlagen, das iſt, aus dem groͤbſten vierkantig oder ins Ge - vierte gehauen wird.

Gewehr,

Jſt ein bey den Jaͤgern gebraͤuch - licher Terminus, als welche der wilden hauenden Schweine ihre Zaͤhne ſcharffe Waffen, Gewerff oder Gewehr, mit welchen ſie Menſchen und Hunde darnieder ſchlagen, zu nennen pflegen. Sie nennen auch anderer beiſſenden Thiere Fang-Zaͤhne, Gewehr oder Waffen. ſ. Gewerf.

Gewehr, Armes feu,

Unter ſolchen werden verſtan - den Flinten, Muſqveten, Muſ - qvetons und Carabiners, gemeine und gezogene Voͤgel - und Puͤrſch - Roͤhre, Stutze und halbe Flin - ten, Piſtolen, Tſchincken, Tertze - rols oder Puffert, auch wol die ſo genannten Wind-Buͤchſen, wie - wol die letzteren nicht mit Schieß - Pulver, ſondern durch die zuſam - mengepreßte Lufft getrieben wer - den. Das Gewehr vor dem Roſt zu verwahren und ſauber zu erhal -Gewten, nehme man gutes altes Lein - Oel ein Pfund, und Wachs 3 Viertel-Pfund, zerlaſſe beydes unter einander, und ſtreiche da - mit das Eiſenwerck an, wenn man es vorher ſauber abgeputzet hat, ſo wird es nicht weiter roſten. Roſt-Flecke aus dem Gewehre zu bringen, nehme man Lein-Oel, Weinſtein-Oel, Mandel-Oel, Bley-Oel, Spick-Oel, Rosma - rin-Oel, Terpentin-Oel, Baum - Oel, iedes ein Loth, Capaunen - Schmaltz, Dachſen-Schmaltz, Wild-Katzen-Schmaltz, Klauen - Fett, Hirſch-Marck, iedes 1 Loth, 2 Loth, geſtoſſenen Schmirgel, Bin - ſenſtein Roſen-Oel 4 Loth; weñ das Schmaltz oder Fett in einem wohl - glaſurten Tiegel zerlaſſen worden, thue man die Oele mit geſiebtem Hammerſchlag dazu, ruͤhre es wohl unter einander zu einem Muſe, und verwahre es hernach wohl verbunden aufs beſte; Mit dieſer Salbe beſchmiere man die Roſt-Flecke, reibe ſie hernach mit einem ſaubern leinenen oder wol - lenen Lappen wohl ab, ſo gehen die Roſt-Flecke alle hinweg, als waͤren ſie niemals da geweſen, endlich polire man das Gewehr mit Zinn-Aſche, ſo wird es helle und blanck. Dieſe Roſt-Salbe wird, wenn ſie etwan zu dicke wer - den wollte, mit Weinſtein-Oel wie - der erweichet. Wenn an einem Rohr oder Puͤrſch-Buͤchſe, oder anderem Schieß-Gewehr, das Zuͤndloch ſehr verroſtet iſt, ver - ſtopfe man ſelbiges mit Wachs, fuͤlle den Lauff mit Menſchen - Harn an, und laſſe ihn ein paar Tage und Naͤchte darinne ſtehen, putze oder ziehe alsdenn das Rohr, Flinte oder Buͤchſe nebſt dem Zuͤndloch mit obiger Materie aus.

Geweih,
Gew

Geweih,

Werden die Hoͤrner eines Hir - ſchen, des Rehebocks Hoͤrner aber Gehoͤrne genennet. ſiehe Ge - hoͤrn.

Gewende, das Wenden,

Jngleichen die Himmels-Spu - re oder das Himmels-Zeichen, wird von den Jaͤgern dasjenige Zeichen genennet, welches der Hirſch in der Faͤhrte vor einem Thiere thut, da nemlich der Hirſch mit ſeinem Gehoͤrne in einem Dickigt oder Knack die duͤrren Aeſte antrifft, daß er dieſelben, wenn er ſich wenden und fortge - hen will, zerbricht und knicket, daß ſie herab haͤngen, woran man die Hoͤhe und Breite des Gehoͤrns mercken kan. Oder, wenn der durch die Straͤucher fluͤchtig eilende Hirſch mit dem Gehoͤrne das Laub umwendet, und es gleichſam ver - kehrt ſtreiffet. Und hieran hat der Jaͤger, wiewol es nur in ei - nem laubigten Dickigt geſchehen kan, deſto gewiſſer den Hirſch da - mit anzuſprechen, weil ihme ſol - ches kein Thier nachthun kan.

Gewerf,

Heiſſen nach Weidemaͤnniſcher Redens-Art die viec groͤſten Zaͤhne der wilden hauenden Schweine. Abſonderlich hauen ſie mit den unterſten beyden Zaͤh - nen gewaltig um ſich, koͤnnen aber einem an der Erde liegenden kei - nen Schaden zufuͤgen: dahinge - gen eine Sau mit ihren Zaͤhnen unter ſich beiſſen und zerreiſſen, aber einem, der aufgerichtet ſte - het, wenig ſchaden kan.

Gewoͤlle,

Nennen die Jaͤger diejenigen Haare oder Federn, welche dieGeykrummſchnaͤblichten Raub-Voͤ - gel, als Adler, Falcken, Habich - te, Schuhu und Eulen ꝛc. mit ih - rem Raube oder Aetzung genieſ - ſen, und in ihrem Kropffe ſamm - len, aber des andern Tages fruh wieder werfen, das iſt, ausſpeyen; auſſer deme ſie ſoͤnſten nicht das geringſte zu ſchlagen oder zu fan - gen geſchickt ſind.

Geworffen,

Wird vom Falcken geſagt; wenn man ihn los laͤſſet, ſo ſpricht man, man habe ihn geworffen.

Geyer,

Jſt ein groſſer Raub-Vogel, welcher ein ſcharffes Geſicht, und ſehr ſtarcken Geruch hat. Es giebt derſelben verſchiedene Arten, Aſchen-farbene, Caſtanien-braune und Gold-gelbe, welche ſeltſamer als die beyden vorhergehenden ſind. Die meiſten fliegen mehr nach dem Aaſe, als auf den Raub, und werden daher Roß-Geyer oder Aas-Geyer geheiſſen. Die - jenige, deren Raub in Fiſchwerck beſtehet, werden Fiſch-Geyer ge - nannt; dieſe ſind von der Na - tur mit Pflaumenfedern gleich an - dern Waſſer-Voͤgeln verſehen, und wiſſen die Fiſche aus dem Waſſer dergeſtalt heraus zu fangen und fortzubringen, daß es zu bewun - dern iſt. Sie ziehen zur Herbſt - Zeit hier weg. Der Haſen-Geyer, ſo groͤſſer als der Fiſch-Geyer, hat ſeinen Nahmen daher, weil ſein Raub mehrentheils in Haſen beſtehet. Der Huͤner-Geyer, ſo auch Huͤner-Ahr, Weih, Muͤlane oder Schwalben-Schwantz ge - nennet wird, raubet ſowol in Hoͤ - fen, als auf der Weide das junge Gefluͤgel an Huͤnern, Enten und Gaͤnſen. Er horſtet in unſernG g 2Lan -GeyLanden, bruͤtet drey bis vier Jun - ge aus, ziehet am allererſten mit weg, und koͤmmt auch, ſobald der Froſt vergehet, wieder an. Der Maͤuſe-Geyer raubet gemeinig - lich nur Maͤuſe und Froͤſche, wie - wol er auch an den jungen Ha - ſen und Gevoͤgel nicht geringen Schaden thut. Er horſtet auf die Art, wie andere Raub-Voͤgel, und ziehet zwar auch, alleine nur hier zu Lande, von einem Ort zum andern, als nemlich: Wenn ein Paar dergleichen an einem holtzig - ten Orte und Gegend, wo Teiche oder Suͤmpffe anzutreffen, gehor - ſtet, und denn dieſelben zufrieren, ſo machen ſich dieſe Voͤgel in die ebenen Felder, und fangen die Maͤuſe weg, fallen auch wol, wenn ſie Gelegenheit dazu finden, auf das Luder. Der Rittel-Geyer oder Roͤtel-Geyer, iſt wol der unnuͤtzeſte unter allen Raub-Voͤ - geln, maſſen ſein Fang in nichts als Maͤuſen, oder jungen und noch nicht fluͤcke ſeyenden Voͤgeln beſtehet. Er horſtet mehrentheils auf Kirch-Thuͤrmen oder alten Gemaͤuere, und faͤllet den Men - ſchen mit ſeinem unangenehmen Schreyen beſchwerlich; ziehet wie andere Voͤgel weg, und kommt zu rechter Zeit wieder.

Geyer,

Schloß und Flecken im Marck - graffthum Onoltzbach, 1 Meile von Weiſſenburg, von welchem die Reichs-freye Adeliche Fami - lie von Geyer den Nahmen fuͤh - ret, aus welcher Heinrich Wolf - gang 1685 in den unmittelbaren Reichs-Grafen-Stand erhoben, 1689 in ſolcher Wuͤrde beſtaͤtiget, und 1693 auf dem Kreis-Tage zu Nuͤrnberg unter die FraͤnckiſcheGinReichs-Grafen zu Sitz und Stim - me gelanget. Weil derſelbe aber keine Kinder hinterlaſſen, iſt ſeine Reichs-Grafſchafft per Teſta - mentum an den Koͤnig in Preuſ - ſen, und nachher von demſelben an den Marckgrafen von An - ſpach gedien. Von dieſem Ge - ſchlechte ſind die Oeſterreichiſchen Grafen von Geyersberg unter - ſchieden, wiewol dieſe von jenen abſtammen ſollen. ſ. Adels-Lexi - con. Sonſt haben die Grafen von Geyer in ihrem Wappen ei - nen gewaffneten Arm mit einem bloſſem Schwerdte im rothen Fel - de; eine rothe Fahne mit einer guͤldenen Sonne in ſilbernen Fel - de; und auf einem Mittel-Schil - de einen ſilbernen Bocks-Kopff mit rothen Hoͤrnern im blauen Felde. Dieſes Wappen hat 3 gekroͤnte offene Helme, welche die 3 Haupt-Figuren des Schildes darſtellen.

Gicque, v. Gique.

Giga, Gigue, v. Gique.

Gigote, Branche la Gigote,

Eine beſondere Manier von Reit-Stangen, deren Untertheil oder Schnerckel rund, und in die Wirckungs-Linie geht. Es ſind Stangen auf der Reiſe, allerley Pferden dienlich, die auch gelind und mittelmaͤßiger Wirckung ſind, und kein Pferd verwunden.

Ginglarus,

War eine kleine Floͤte bey den Egyptiern, einer Hand lang, und einerley mit der Syrier ihrem Gangris oder Gingras.

Gingras,

Eine kurtze Floͤte bey den Phoͤ - niciern, worauf ſie ihre Trauer -LiederGinLieder in den Feſt-Tagen des Ado - nidis ſpieleten. Es fuͤhrte auch ein Tantz gleichen Nahmen, weil er nach dieſer Floͤte getantzet ward.

Gingriator, Gingritor,

Einer, der obgedachte Floͤte blieſe.

Gique, Gicque, Giga, Gigue,

Soll ihren Nahmen von dem Jtaliaͤniſchen Worte Giga haben, welches ſo viel als eine Geige oder Fiedel heiſſet: Wiewol die Be - nennung auch von dem Frantzoͤſi - ſchen giguer herruͤhren koͤnte, wel - ches das Schlenckern der Beine bedeutet, deſſen ſich ſowol Seil - taͤntzer als andere bedienen. Sie iſt eine Jnſtrumental-Piace, wel - che als ein behender Engliſcher Tantz aus zwo in , $$\frac {6}{8}$$ oder $$\frac {12}{8}$$ Tacte geſetzten Repriſen beſtehet, und bey der erſten Note iedes Tact-Viertels gemeiniglich einen Punct hat. Die auf Giquen - Art geſetzte Fugen koͤnnen dieſes Umſtandes entbehren, dabey et - was mehr couliren, wie auch in ſchlechtem Tacte geſetzet werden. Jhre Arten ſind die gewoͤhnliche Gique, die Loure, die Canarie und die Giga. Die gewoͤhnlichen oder Engellaͤndiſchen Giqven ha - ben zu ihrem eigentlichen Ab - zeichen einen hitzigen und fluͤchtigen Eifer, einen Zorn, der bald verge - het. Die Loures oder langſamen und punctirten zeigen hergegen ein ſtoltzes aufgeblaſenes Weſen an; deswegen ſie bey den Spa - niern ſehr beliebt ſind. Die Ca - nariſchen muͤſſen groſſe Begierde und Hurtigkeit mit ſich fuͤhren, aber dabey ein wenig einfaͤltig klingen. Die Welſchen Gige, welche nicht zum Tantzen, ſon -Gisdern zum Geigen gebraucht wer - den, zwingen ſich gleichſam zur aͤuſſerſten Schnelligkeit und Fluͤch - tigkeit, doch mehrentheils auf eine flieſſende und keine ungeſtuͤme Art. Es giebt auch Arietten a tempo di Giga zum Singen: vornehm - lich auf die Art der Loures, die keine unangenehme Wirckung thun. Mit der bloſſen Giqven - Weiſe koͤnnen ſchon 4 Haupt-Af - fecten ausgedruckt werden, der Zorn und Eifer, der Stoltz, die einfaͤltige Begierde und das fluͤch - tige Gemuͤth. Die Einfalt der Canariſchen Giqven wird inſon - derheit dadurch ausgedruckt, daß alle 4 Abſaͤtze und Wiederkehrun - gen immer im Haupt-Ton und in keinem andern ſchlieſſen.

Giraffe,

Ein Cameel-Pferd, ſo in Afri - ca befindlich, dieſe haben maͤchti - ge hohe Haͤlſe, zwey kleine Hoͤrn - lein, ſind auf dem Kopff Eiſenfarb, und ſchoͤn glatt haͤrigt, welche zum Reuten zu groß, aber zum Tragen deſto beqvemer ſind.

Giraſol,

Jſt ein edler Stein, auf Art der Opalen, weiß und durchſich - tig mit einem Wider-Schein, empfaͤhet ſein Licht von der Son - ne, und erhaͤlt daſſelbige eine Zeit - lang, man wende ihn auf welche Seite man immer wolle, ſo, daß es ſcheinet, als ob ſich die Sonne mit ihm herum drehete.

Gis dur,

Jſt 1) in Anſehung des Mo - di, wenn die Tertia zum Gis-Cla - ve nicht minor, ſondern major, nemlich nicht h, ſondern his, oder das ſcharfe h iſt; 2) in Anſehung des Clavis, wenn das mit einemG g 3doppeltenGisdoppelten Creutzgen bemerckte g, noch ein dergleichen doppeltes Creutzgen, oder ein einfaches Creutz bekommt; da alsdenn der tempe - rirte a-Clavis auch als ein ſchar - fes gis betrachtet und tractiret werden muß.

Gis moll,

Dagegen iſt, wenn die Terz zum gis das h iſt.

Gitthith,

Halten einige fuͤr ein muſicali - ſches Jnſtrument und Saiten - Spiel, worauf die Juͤden am Lauber-Huͤtten-Feſte, bey der Weinleſe und Weinpreſſe geſpie - let, welches in der Stadt Gath verfertiget, und von David, als er ſich bey dem Achis als ein Exu - lant aufgehalten, mit gebracht worden. Andere meinen, die Me - lodie, nach welcher der 8te, 81 und 84 Pſalm gehen, habe alſo geheiſſen, und ſey dem in der Roͤ - miſch-Catholiſchen Kirche alſo ge - nannten Tono ſeptimo aͤhnlich geweſen.

Glace du cervelle du cheval,

Spiegel des Hirns am Pferde, dieſer Ort oder Stuͤck des Hirns wird darum der Spiegel genannt, dieweil er glaͤtter und hellglaͤn - tzender iſt, denn die andern, hat ſeine Stelle mitten in dem vor - dern Hirn, und laͤſt ſich, wenn man die rechte und lincke Seiten mit den Haͤnden ein wenig von einander ziehet, unter denſelben fein ſehen, und iſt in den Pferden etwas laͤnger, ſchmaͤler und hoͤher, als in den Menſchen. Uiber die - ſen Spiegel ſind 2 tieffe Hoͤhlen der Laͤnge nach in die Subſtantz des Hirns eingegraben, und die - nen zu dem Ende, daß ſie die ſinn - liche Geiſter gebaͤhren, und dieGliphlegmatiſche Feuchtigkeit uͤber dieſen Spiegel hin zu der Naſen und Rachen geleiten. Dieſes Spiegels Amt iſt, daß er die rechte und lincke Seiten des Hirns ſeiner Scheidwand erhebt, und mit ſeiner ſelbſt eigenen Haͤrte auf - enthaͤlt, damit ſie nicht unter ſich ſincken, oder die Kammern zuſam - men fallen, oder ſonſt verſtopffet werden.

Gladiatoriæ artis magiſter, v. Fechtmeiſter.

Glaris, Glaronenſis pagus,

Einer von den 13 Cantons in der Schweitz, welcher theils Ca - tholiſch, theils Reformirt, und um und um mit Bergen umgeben iſt. Er war einer der erſten, ſo in den Schweitzeriſchen Bund getreten. Der Haupt-Ort darinne iſt der Flecken Glaris, Glarus, Glarona. Dieſer Canton fuͤhret einen ſilber - farbigen Pilgrim, welcher den Heil. Friedlin, einen Benedicti - ner-Abt, vorſtellen ſoll, mit ei - nem guͤldenen Scheine um das Haupt, in der rechten Hand einen guͤldenen Pilgrims-Stab, und in der lincken ein guͤldenes Buch haltend, im rothen Felde.

Glied-Waſſer,

Heißt das waͤſſerigte Gebluͤte, ſo aus den Schaͤden, Wunden und Eiter-Geſchwuͤren der Pfer - de zu rinnen pfleget. Es iſt die - ſes ein boͤſer Zuſtand, denn es ſchwindet das Glied gerne dar - nach, oder wird gar lahm, ſon - derlich wenn in den Gelencken und Gliedern ein gelblichtes Glied-Waſſer ſich befindet. Die - ſem Uibel bey Zeiten abzuhelffen, und das Glied-Waſſer zu verſtil - len, nehme man Alaun, Silber -Glette,GliGlette, und Gall-Aepffel glei - ches Gewichts, puͤlvere alles zu - ſammen gantz klein, thue es in die Wunden, laſſe es ſo lange darinne, als es darinne bleibet, wo was von ſich ſelbſten heraus faͤllt, das fuͤllet man mit friſchem wie - der aus, alſo, daß man die Wun - den gar nicht oͤffnet, noch auf - thut, vielweniger darein greif - fet, bis das Glied-Waſſer ſich ver - ſtillet. Andere nehmen Heydniſch - Wund-Kraut, ſieden es in Wein in einem neuen verdeckten Topff, daß es wol den dritten Theil ein - kocht, und waſchen alsdenn ie - derzeit warm die Wunden damit. Noch andere nehmen pulveriſir - ten weiſſen Hunds-Koth, oder zu Pulver geſtoſſene Krebs-Augen, welche in den Schaden geſtreuet, oder Lein-Oel warm uͤberlegt, das Glied-Waſſer verſtillen und gar bald heilen.

Gliſſade,

Heiſt in der Fecht-Kunſt eine Finte an der Klinge, oder auch eine ſtreichende Finte.

Gloſſocomium,

Ein Behaͤltniß, worinne ehe - mals die Pfeiffer, und heutiges Tages die Hautboiſten ihre Roͤh - ren verwahren, damit ſie nicht un - brauchbar werden. Einer der ſol - che Roͤhren macht, heißt Gloſſo - poeus.

Glottis,

Wird das Rohr zu einer Haut - bois oder Baſſon genennet. Es heißt auch auch alſo die Ritze der menſchlichen Gurgel, welche von dem Zaͤpflein bedecket wird, und ſonderlich viel zur Stimme bey - traͤget, nachdem ſolche weit oder eng, auf - oder zuſammen gezogenGnawird, vermittelſt der dazu ge - wiedmeten Fleiſch-Maͤuslein.

Gnaden-Jagd,

Jſt, wenn aus beſonderm gu - ten Willen einem in des andern Wild-Bahn zu jagen verſtattet wird. Hieruͤber pflegt gemeinig - lich auf Seiten des Verleihers eine ſchrifftliche Conceſſion erthei - let zu werden, darinne nicht nur die Art und Weiſe wie die Jag - den angeſtellet werden ſollen, in - gleichen der Ort und Diſtrict, in welchem die Erlaubniß zu jagen ertheilet, ſondern auch die Zeit, mit der Clauſul, daß er ſich vor - behielte, ſolches nach Gefallen wieder zuruͤcke zu nehmen, nicht weniger die Jagd-Gerechtigkeit, nach eigenem Belieben mit zu ex - erciren, mit deutlichen Worten ausgedrucket wird. Derjenige, dem die Gnaden-Jagd verſtattet worden, muß dagegen einen Revers ausſtellen, daß er die Gelegenheit des Forſts und Bezircks mit al - lem Fleiß bewahren, die Gerech - tigkeit deſſelben handhaben und zum beſten verſehen; die Marck - oder Mahl - und Grentz-Steine in Weſen erhalten, aus dem Zulaſ - ſen ſolches Jagens an beſtimmten Oertern ietzo und hinfuͤrter keine Gerechtigkeit machen, noch auſ - ſerhalb vorerwehnten Bezircks, weder vor ſich, noch durch ſeine Diener oder die Seinigen in den herrſchafftlichen Forſt greiffen oder jagen, noch iemand anders zu ja - gen verſtatten oder vergoͤnnen wolle, auch allezeit erboͤtig ſeye, dieſes Rechts, wenn es der Herr Verleiher zu revociren fuͤr gut be - finden wuͤrde, ſich wieder zu be - geben ꝛc. und was etwa ſonſten noch fuͤr Puncten in dergleichenG g 4Re -GnaReverſen ausgemachet zu werden pflegen. Wie nun dieſe nach der Conceſſion eingerichtet ſeyn muß, alſo hat ſolchen auch derjenige, dem eine Gnaden-Jagd zugeſtan - den worden, aufs genaueſte nach - zuleben. Wem dahero die Jagd des hohen, rothen und ſchwartzen Wildprets als der Hirſche, wil - den Schweine ꝛc. verguͤnſtiget iſt, der hat nicht die Befugniß, das kleine Weidewerck zu exerciren, und Haſen und Fuͤchſe zu ſchieſ - ſen, obgleich ſonſten der bekann - ten Rechts-Regel nach, dem, ſo das mehrere erlaubet, das welches weniger iſt, nicht verwehret werden mag: Denn bey dieſer Jagd-Ma - terie leidet dieſe Regel ihren beſon - dern Abfall, ſintemal die hohe und niedere Jagd anderer Arten ſind, bey denen man nicht von einer auf die andere folgern kan; alſo iſt noͤthig, daß in der Conceſſion eine iede Sorte recht deutlich ex - primiret werde; gleichergeſtalt, wenn der Forſt-Herr einem〈…〉〈…〉 e Befugniß ertheilet, nach Fuchs und Haſen zu reiten und zu bai - tzen, ſo hat derſelbe dennoch nicht die Macht, auf dem Refier ſich anzuſtellen, und einen Fuchs oder Haſen mit der Buͤchſe zu ſchieſ - ſen, indem dieſes beſondere Hand - lungen ſind. Der Gnaden-Jagd kan ſich einer ſo lange anmaſſen, als ſie der Forſt-Herr nicht wieder zuruͤcke nimmt; laͤßt aber jener, nachdem dieſer die Gnaden-Jagd revocirt, von dem Jagen nicht ab, ſo wird er nicht unbillig be - langt; ein anders iſt es, wenn er noͤthige Unkoſten, z. E. zu Main - tenirung derer Jagd - und Forſt - Gerechtſame ꝛc. aufgewendet, wel - che ihm von Rechtswegen vorhe - ro wieder zu erſetzen ſind, ehe erGolvon der concedirten Jagd ab - ſtehet.

Goͤhrde,

Chur-Hannoͤveriſches Jagd - Schloß im Hertzogthum Luͤne - burg, in der ſo genannten Luͤne - burgiſchen Heyde, 7 Meilen von Hannover, allwo eine ſchoͤne Par - force-Jagd angeleget.

Goͤttingen,

Stadt im Fuͤrſtenthum Calen - berg an der Leine, allwo Anno 1737 den 17 Sept. eine Univerſi - taͤt angeleget worden. Gehoͤret dem Churfuͤrſten von Hannover. Das umliegende Land wird zum oͤfftern hiervon das Goͤttingiſche genennet, und hat eine ſchoͤne ebene und fruchtbare Landſchafft, wie denn auch in dieſer Stadt der neunte Turnier Anno 1119 den 6 Novemb. von des Hertzogs zu Sachſen Oheime dem Landgrafen in Heſſen angeſtellt worden, wo - bey 9 Fuͤrſten, als Hertzog Hein - rich in Bayern, Hertzog Uratis - laus in Boͤhmen, Hertzog Frie - drich in Bayern, Marckgraf Al - brecht zu Brandenburg, Marck - graf Otto zu Meiſſen, Marck - graf Theodor zu Lauſitz, Landgraf Ludewig in Thuͤringen, Marck - graf Siegfried in Meiſſen und Marckgraf Otto zu Stade, 24 Grafen, 9 Freyherren und 338 Helmen. Auf welchem Turnier dann Gottfried von Stockheim, Georg von Honollſtein und Hen - nig von Bellerſchein empfangen und geſchlagen worden.

Gold-Haͤnlein,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher am Leibe Oliven-farb, faſt wie eine Nachtigall, am Bauche aber weißlicht iſt, auf dem Kopffe einPome -GolPomerantzen-farbenes Kroͤnlein, oder Blaͤßgen in der Groͤſſe eines Gerſten-Korns, und auf den Fittigen Gold-gelbe und melirte Federn hat. Er ſuchet ſeine Nah - rung an kleinen Gewuͤrmen auf denen Weiden, in ſteter Bewe - gung, wie die Schwartz-Meiſſe; hat ſeine Brut im Buſche und Geſtraͤuch, und bringet binnen zwoͤlff bis vierzehen Tagen vier bis fuͤnff Junge aus, ziehet auch alle Herbſt mit andern Voͤgeln, und zwar am allerſpaͤteſten hin - weg. Man haͤlt ihn nebſt dem Schnee - oder Zaun-Koͤnig vor den kleineſten unter allen Voͤgeln.

Golcken,

Ein Fehler im Leibe des Pferds, und iſt nichts anders als ſtarcke Blaͤhungen oder verſchlagene Winde, ſo ſich bey des Pferdes Gang und Erſchuͤtterung in dem Gedaͤrme vorwerts und ruͤck - werts ſchlagen, daß man ſolches Golcken oder Goſſern ſtarck und von ferne hoͤret, abſonderlich wann es einen ſtarcken Trab lauf - fen muß, ſo lautets nicht allein ſchaͤndlich, ſondern das Pferd hat auch Beſchwerung davon, und kan endlich ein Seitenſtechen daraus entſtehen. Dieſem Pferde gebe man zuweilen geſtoſſene Diptam-Wur - tzel unter das Futter, ſo wird ſich ſolches heßliche Golcken verlieren.

Gonfler, cheval qui ſe gonflé,

Bedeutet ein Pferd, ſo ſich auf - blaͤhet, welches herkoͤmmt, wenn ein junges Pferd gleich anfaͤng - lich gar zu hart gegurtet wird, ſo uͤberwirfft ſichs gerne, und ge - woͤhnt ſichs an, daß es ſich alle - zeit aufblaͤhet, ſo offt es geſattelt und gegurtet wird, welches ſehr ſchaͤdlich und auch gefaͤhrlich iſt.

Goſ

Gong,

Bey den Jndianern ein Becken, worauf ſie mit einem hoͤltzernen Kloͤppel ſchlagen, wodurch es ei - nen hellen Laut giebt, weil es aus Glockenſpeiſe gemacht worden. Dergleichen Becken pflegen ſie al - ler Orten in der Muſic zu gebrau - chen, und inſonderheit unterſchied - liche nach ihren Tonen zuſammen zu ordnen, darauf denn geſpielet, und der Tact genau in acht ge - nommen wird; welches denn die Ruder-Knechte auf den Schif - fen zu einer durchgaͤngigen Gleich - heit beyſammen halten kan. In Plurali nennet man ſie Gongong, wiewol man auch ein einziges Be - cken Gongong, oder wie ſie es ausſprechen, Gomgom nennet.

Gorgé oder Gorgée,

Heiſt an den Pferden entzuͤn - det und aufgeſchwollen. Ein Pferd iſt vielerley Geſchwulſten unterworffen, als an der Bruſt, am Bauch, am Geſchroͤt, an Schenckeln, zwiſchen Haut und Fleiſch, an dem Hals, welches das allergefaͤhrlichſte, weil es nicht recht ſchlingen kan, und in Gefahr iſt, leicht zu erſticken. V. Pferd-Anatomie.

Goſier du cheval,

Die Speiſeroͤhre oder Gurgel des Pferds iſt der Canal, ſo ſich von dem Ende des Rachens bis in den Magen hinab erſtrecket, und ſteigt wie ein groſſer Darm hinter die Lufft-Gurgel hinab, lencket ſich nachmals gegen der lincken Seiten ein wenig vom Ruͤckgrat hinweg, dringt durch das Qver-Blat hindurch, und endet ſich in dem Magen oben in ſeine lincke Seite. Jſt aus 2 unter -G g 5ſchiedlichenGauſchiedlichen Haͤutlein zuſammen geſetzt, deren die inwendige hart, ſpannaͤdrig und mit den Haͤutlein uͤberzogen, vereinbaret iſt, und hat ſeine Zaͤſerlein nach der Laͤnge gerichtet, die Speiſe hinabwerts zu ziehen.

Gourmand, cheval gourmand,

Jſt ein geitziges unerſaͤttliches Pferd, welches zuerſt ſeines Ne - ben-Pferds Futter (wenn es ſolches erlangen kan) vor dem Maul wegfriſſet, bis es das ſeini - ge angreifft.

Gourme,

Kehlſucht oder Strenge, iſt ei - ne Sammlung unreiner Feuch - tigkeiten, ſo ſich in den Leibern der jungen Fohlen ereignet, und deſſen Erledigung durch die Naſe geſchiehet, oder durch einige Beu - len aufbrechen. Es ſind auch oͤff - ters die alten Pferde damit behaff - tet, welche in der Jugend nicht recht ausgedruſet haben, ſo man Gourme fauſſe oder falſche Dru - ſen nennet. ſ. Druͤſen.

Gourmette,

Kinn-Kette, iſt ein eiſernes mittelmaͤßiges Kettgen, welches an dem oberſten Theil der Stan - gen befeſtiget, um das Kinn des Pferdes herum gehet, und in den Kinnhacken dergeſtalt eingehaͤn - get wird, daß dieſelbe weder ſchlot - tert noch ſpannet, und alſo die Stangen nicht ſtarren, noch durch - fallen laͤſſet; aus welcher bey der Zaͤumung boͤſe und gute Wir - ckungen entſtehen.

Gouſſant, cheval gouſſant,

Jſt ein Pferd von kurtzen Len - den, welches ſtarcke ſteiffe Schul - tern, und einen kurtzen dickenGraSpeck-Hals, auch wol einen ſchwe - ren Kopff hat, und von andern Gliedern plumb und ungeſchickt erſcheinet.

Gouſt, Goût du cheval,

Der Geſchmack des Pferdes. Daß der Unterſcheid in dem Ge - ſchmack eine natuͤrliche Gabe ſey, die groſſen Nutzen ſchaffe, iſt aus dem Unterſcheid abzunehmen, wel - chen die Pferde in der Weide, im Futter, und auch im Waſſer zu machen wiſſen, worinnen ſie ſich vor vielem ſchaͤdlichen verwahren, und daſſelbe nicht angreiffen.

Gouvernail,

Die Kruͤcke, wodurch die Schnarr-Regiſter einer Orgel oder Poſitivs geſtimmet werden.

Grace, un cheval de bonne grace,

Ein Pferd von lieblichen, an - muthigen Geberden und freund - lichen Geſichts, welches in Dreſ - ſirung allezeit auf ſeine Bezeigun - gen gedencket, und ſeine Schul - digkeit mit annehmlicher Grace, Luſt - u. Wohlſtand verrichtet. Alſo ſagt man im widrigen Verſtande z. E. dieſes widerſinnige Pferd macht ſeine Lectiones mit lauter gezwungenen Geberden, Unord - nung und falſchen Bezeigungen, und iſt gar keine Grace bey ihm.

Gradatio, climax,

Jſt 1) in der Rhetoric eine be - kannte Wort-Figur, da man gleichſam Stuffenweiſe einige Worte wiederholet. 2) Eine No - ten-Figur, da zwey Stimmen per arſin & theſin, das iſt, auf - und unterwerts durch Stuffen Terzen-Weiſe mit einander fort - gehen. 3) Wenn eine Clauſel mitundGraund ohne Cadenz etliche mal un - mittelbar nach einander immer um einen Ton hoͤher angebracht wird. 4) Koͤnte auch derjenige 4 ſtimmige Canon alſo genennet werden, welcher, ſo oft 2 Stim - men wieder von vorne anheben, allezeit um einen Ton hoͤher ſtei - get, da inzwiſchen die beyden an - dern Stimmen noch im vorigen tieffern Tone ſich aufhalten, und dennoch zuſammen klingen.

Grado, di grado,

Stuffenweiſe, wird in der Mu - ſic gebraucht, wenn die Noten von einer Linie in das naͤchſte Spatium, oder aus dieſem in die nechſte Linie gehen: Geſchiehet ſol - ches aufwerts, heiſſet es di grado aſcendente, unterwerts aber di grado deſcendente.

Graduale,

Hieß in der alten Kirche derje - nige Geſang, welcher aus wenig Worten beſtand, und nach der Epiſtel vor dem Evangelio geſun - gen ward, und deswegen alſo ge - nennet ward, weil der Diaconus noch auf den Gradibus oder Stuf - fen des Ambonis ſich befand, oder die Stuffen nach der Evangelien - Seite hinauf ſtieg.

Graͤslein oder Meer - Zeißlein,

Jſt ein Vogel von unvergleich - lich ſchoͤner Farbe, welche aber, wie bey den Haͤnfflingen geſchie - het, in dem Vogel-Haus nicht er - halten werden kan, ſondern gar bald vergehet, obgleich der Vogel am Leben bleibet. Es giebt de - ren von zweyerley Groͤſſe, deren Unterſchied iedoch nicht groß, ſon - dern offt mehr an der Stimme, als am Leibe zu mercken iſt. Bey -Grade die groͤſſern und die kleinern, doch dieſe noch mehr, als jene, ſind an der Bruſt ſchoͤn roth, wel - ches um ſo viel anmuthiger laͤßt, weil ſolche rothe Federlein mit weiſſen eingefaßt zu ſeyn ſcheinen; die Kehle iſt ſchwartz, eben ſo wie bey denen Zeiſigen oder Zeißlein, davon ſie auch den Nahmen Meer - Zeißlein moͤgen bekommen ha - ben. Wo das rothe auf hoͤret, fan - gen weiſſe Federn an, welche ſich bis hinunter zu dem Schwantz erſtrecken, und an beyden Seiten mit ſchwartzſprencklichten Streif - fen umfangen ſind, am Kopff und Ruͤcken ſind ſie dunckelgrau, mit ſehr wenig braͤunlichten Fe - dern vermiſchet, und die Fluͤgel ſind gleicher Farbe; gantz am En - de des Leibes obenher, wo der Schwantz anfaͤnget, kommen et - was weißlichte Federn, doch nicht ſo weiß, als die ſo gleich gegen - uͤber untenher ſich finden. Am Kopff ſind ſie an dem Ort, wo die Stieglitze roth ſind, doch nur obenher, und nicht rings herum wie die Stieglitze, und treflich ſchoͤn roth, ſo zu ihrem am dick - ſten Orte gelben, und vornen hin - aus ſchwaͤrtzlichten Schnabel ſehr wohl ſtehet. Die Weiblein von der groͤſten Art, haben das rothe Flecklein auf dem Kopff, ſowol als das Maͤnnlein; die Weib - lein von der kleinen Art aber ha - ben an ſtat deſſen ein gelblichtes Flecklein, und in ſolcher Farbe veraͤndern ſich auch die andern, wann ſie eine Zeit lang im Ke - ſich ſtehen; an der Bruſt aber ſie - het man bey den Weiblein nichts rothes, ſondern derſelbe Platz iſt weiß und rothtuͤpplicht. Die Leibes-Groͤſſe iſt wie ein Zeiſig, doch ſehen ſie, weil ſie einen laͤn -gernGragern Schwantz haben, laͤnger, als dieſelben aus, wiewol auch die von der groͤſſern Art etwas groͤſſer und an der Bruſt dicker, uͤbrigens aber dem Schnabel und der Gabel am Schwantze nach allerdings den Zeiſigen gleich ge - ſtaltet ſind. Dieſer Vogel hat kurtze Fuͤſſe; ſolche ſind, wenn man ſie faͤnget, kohlſchwartz, ſie werden aber, wie bey allen Voͤ - geln, die ſchwartze Fuͤſſe haben, geſchiehet, im Vogel-Haus ie mehr und mehr weißlicht, und iſt dar - an ſogleich zu kennen, ob der Vo - gel ſchon lang oder erſt neu ge - fangen ſey. Er hat keinen Ge - ſang, und iſt als ein fremder Vo - gel in unſern Landen nicht alle Jahr zu ſehen; manche Jahre aber kommt er in unzehlicher Menge, und wird alsdenn bey hunderten auf den Herden und mit Leim ge - fangen: Denn ſie halten dermaſ - ſen eiferig zuſammen, daß keiner von der Schaar ſich trennen laͤſ - ſet, ſondern wo eines, das etwan voran flieget, hin will, da folget ſobalden der gantze Hauffen hin - nach. Wenn die Graͤslein hieſi - ger Landen durchſtreichen, ſo ge - ſchiehet ſolches im October und November; Mitten im Monat Januario aber kommen ſie mit ſo groſſen Hauffen wieder zuruͤck, als ſie im October und Novem - ber durchgeſtrichen ſind, bis ſie im Februario ihren Wieder-Strich beſchlieſſen. Jn der Freyheit be - ſtehet ihre Nahrung in Erlen - und allerhand andern Baum-Saa - men, im Vogelbauer aber laſſen ſie ſich gar leicht mit gedrucktem Hanff, oder weil ſie bey dieſem Futter zu fetr werden, mit Lein - Dotter und Ruͤbe-Saat lange Zeit erhalten, doch behalten ſieGraihre Schoͤnheit nicht, denn da ſie anfaͤnglich auf die Art, wie die Haͤnfflinge, an der Bruſt und am Kopff vortreflich roth ſind, wer - den ſie in Zeit von einem Viertel - Jahr, auch ehe ſie ſich vermauſet, gantz abfaͤrbig; daher, und weil ſie uͤberdis ſchon gedachter maſſen, keinen Geſang haben, ſelten lang in den Vogelbauren ernaͤhret, ſon - dern meiſtentheils, wenn man ſie - het, daß ſie die ſchoͤne Farbe ver - lohren, wieder ausgelaſſen wer - den.

Grafeneck,

Ein Reichs-Graͤfliches Ge - ſchlecht, zur Schwaͤbiſchen Banck gehoͤrig, deſſen Reſidentz Eglin - gen, ohnweit Noͤrdlingen, wel - ches die Graͤfliche Wuͤrde entwe - der erneuert oder erhalten den 12 Mart. 1664, und im Wappen ei - ne ſilberne Raute im rothen Felde fuͤhret, oben auf derſelben zeiget ſich ein gekroͤnter Helm, darauf eine rothe und mit Gold gezierte Biſchoffs-Muͤtze zwiſchen 2 rothen Fluͤgeln.

Graiſſe d un cheval,

Die Fettigkeit eines Pferds. Die allzu viele Fettigkeit iſt den Pferden an der Geſundheit nicht viel minder ſchaͤdlich, als wenn ſie mager ſind; denn 1) wird ih - nen die Lufft-Roͤhre mit ſolcher Fettigkeit angefuͤllet, daß der Athem keinen freyen Ausgang haben, ſondern ſich darzwiſchen verſchlagen kan, wodurch ſein Herr in Lebens-Gefahr in gefaͤhr - lichen Handlungen gerathen kan; 2) Entſtehen aus ſolchem ſchweren Athem verſchiedene gefaͤhrliche Kranckheiten. 3) Kommt daraus die Haupt-Urſach des Verdruſſes, der Faulheit und beſchwerlichenUibungGraUibung der Pferde, welche lieber liegen und ſchlaffen, als geuͤbt ſeyn wollen; 4) bekommt es da - bey nothwendig auch dicke fette Schenckel, welche deſto unbeqve - mer, plumper und ſchwerer zu er - heben ſeyn; 5) Koͤnnen ſie nie - mals das Futter mit rechtem Ap - petit genieſſen; 6) Jſt es ein groſ - ſer Uibelſtand, wenn ſie alles mit ſo vielen Blaſen und Schnauffen verrichten; 7) Jſt es ungeſtalt, indem ſichs mehr einem fetten Maſt-Schweine, als einem zier - lichen Pferde vergleichen laͤſt.

Granaten-Stein, Granatus,

Jſt aus dem Geſchlecht der Car - funckel, aber ein durchſichtiger Stein, wird in Mohren-Land und ohngefehr bey der Stadt Tyro im Meer-Sande gefunden. Dieſer wird eckigt und flach in die Petſchier-Ringe gefaſſet, oder rund geſchnitten an einen Faden gereihet, und vom Frauenvolck als eine beſondere Zierath am Halſe getragen. Man zehlet deſ - ſen dreyerley Sorten: Die erſte, ſo auch die gemeineſte, iſt etwas licht-roth, wie etwa die Granat - Apffel-Bluͤthe; die andere faͤllt in den Hyacinth, und die dritte neiget ſich nach der Violen-Far - be. Er giebt in der Medicin ein herrlich Hertz-ſtaͤrckend Mittel, und vertreibet alle Traurigkeit.

Gras fondure,

Jſt eine Fermention oder Auf - wallen des Schleims, und der unreinen Feuchtigkeiten, die da aufwallen und ſich aufloͤſen in dem Leibe des Pferdes, und ſolches offt erſticken machen. Dieſes Uibel kommt mehrentheils an die ſehr fetten Pferde, welche manGrain der Waͤrme und Hitze uͤber - treibet.

Gras-Huͤner,

Werden diejenigen Huͤner ge - nennet, ſo von den jungen Schlag - Holtz-Gehegen oder Gehauigen, wenn ſie ſo ſtarck wieder aufge - wachſen, daß mit der Sichel dem jungen Gewaͤchſe (Wieder-Wuch - ſe) nicht mehr Schade zugefuͤget werden kan, vor die darinnen ver - ſtattete Graͤſerey, entweder in na - tura von den Bauren an die Ei - genthums-Herrſchafft gelieffert, oder ein benanntes an Geld dar - gegen abgeſtattet wird.

Gras-Muͤcke,

Jſt ein Vogel, in der Groͤſſe eines Rothkehlichens, hat aber einen kuͤrtzern Schwantz, und ſie - het von Farbe ſprencklicht-grau, am Bauch aber gelblicht. Es ſuchet ſeine Nahrung allezeit in Wieſen und dabey befindlichen Gebuͤſchen, unter welche es ſeine Brut leget, und gemeiniglich vier bis fuͤnff Junge ausbringt. Es kan keine Kaͤlte leiden, und ziehet dahero bey Zeiten hinweg, kommt auch ſehr ſpaͤte wiederum dieſer Orten an. Bey dieſem Vogel iſt ſonderlich merckwuͤrdig, daß, wie die Eyer von andern Voͤgeln mehrentheils ſprencklicht, dieſes Vogels Eyer hingegen recht Him - melblau ſind. Man hat auch an - gemerckt, daß wenn der Guckguck ſeine Eyer in das Neſt einer Gras - Muͤcke legt, ſolche von derſelben ausgebruͤtet, und die Jungen, als wenn es ihre waͤren, auferzogen werden. Jhren Nahmen hat ſie von dem Graſe, weil ſie ſich dar - inne aufhaͤlt, und auch ihr Neſt darinne bauet. Es iſt an derſel -benGraben weder die Geſtalt, noch der Geſang, noch das Fleiſch, als deſſen ſie gar wenig hat, zu loben.

Gras Zeichen,

Sind gewiſſe auf Blech-Stuͤck - lein geſchlagene, oder auf Holtz, Papier, Pappe ꝛc. mit Siegel - Lack gedruckte Zeichen, wel - che denen Bauer-Weibern, ſo die Feld - oder Holtz-Graͤſerey von ei - ner Herrſchafft gemiethet, zuge - ſtellet werden, um ſolche, wenn ſie graſen gehen, bey ſich zu haben, oder aber denen Graſe-Maͤgden zu geben, damit ſie, wo etwan von dem Holtz-Foͤrſter, Flurer oder Land-Knecht des Graſens halber angeſprochen und verpfaͤn - det werden wolten, ſich dadurch legitimiren koͤnnen.

Grater, cheval qui ſe grate,

Bedeutet ein Pferd, das ſich ſcheuert und ſchabet, auch ſich wol mit den hintern Fuͤſſen vor den hintern Ohren kratzet, wel - ches eine gefaͤhrliche Sache iſt, indem es leicht mit dem Fuſſe in der Halffter oder deſſen Kette hangen bleiben, und wann nicht gleich iemand zugegen, der es aus - wickelt, leicht erwuͤrgen, oder zum wenigſten Creutzlahm werden kan.

Grave, Gravement,

Kommt in der Muſic vor, und bedeutet ſo viel als ernſthafft und folglich langſam.

Gravelle un cheval,

Grieß - oder Nieren-Stein an einem Pferde. Es ereigne ſich nun derſelbe in den Lenden oder Nieren, ſo koͤnnen die Pferde das Hintertheil nicht fortſetzen, ſon - dern hauchen wol nieder, als obGreſie im Creutz gebrochen waͤren, koͤnnen auch den Urin nicht laſſen, davor iſt das beſte, die Startz - Ader gelaſſen, und Pferd-Milch mit Honig gemengt, und einge - geben.

Gravelles,

Werden die Cancellen an der Windlade in Orgeln genannt.

Greif, Gryps, Gryphon, Griffon,

Ein bey den Alten beſchriebe - nes Thier, die ſolches von dem Ariſtea, einem gar ungewiſſen Poeten, auf guten Glauben ange - nommen haben, und alſo beſchrie - ben, daß es vorne einem Adler, hinten aber einem Loͤwen gleiche, habe aufgereckte Ohren, 4 Fuͤſſe, einen langen Schweiff und halte ſich auch in den Noͤrdlichen Or - ten auſ. Allein, nachdem kein Natur-Kuͤndiger, wie groſſe Muͤ - he ſie ſich ins beſondere deswegen gegeben, ein ſolches Thier ie und irgendswo entdecken moͤgen, ſo haͤlt man es heutiges Tages billig vor eine bloß im Gehirne ausgebruͤtete Mißgeburt. Denn ob man ſchon in der Egyptiſchen Bild-Schrifft auch ein derglei - chen Thier, wie der Greif beſchrie - ben wird, findet, ſo beweiſet doch ſolches noch nichts, zumal da man weiß, daß ſie mit dieſer Ge - heimniß-vollen Zuſammenſetzung des Habichts oder Adlers und des Loͤwens, der Sonnen maͤchtige Wirckung andeuten wollen. Jn der Wappen-Kunſt kommt es ſon - derlich in dem Hertzogl. Pomme - riſchen Wappen vor. Ob Lu - dolffs Muthmaſſung zutreffe, daß der Alten Greif unſer Caſuarius ſey, ſtellet man dahin.

Gre -
Gre

Grenouille, v. Froſch.

Grentze, Graͤntze,

Heiſſet eigentlich derjenige Strich, der zweyer Herren Felder, Fluren, Laͤnder und Gebiete von einander ſcheidet; dieſe Grentzen beſtehen aus zweyerley Gattun - gen: Erſtlich giebts natuͤrliche Grentzen, von Gott und der Na - tur ſelbſt geſetzet, und dahin ge - hoͤren die Berge, Huͤgel, Thaͤler, Land-Straſſen, Brunnen, Felſen, Fluͤſſe und dergleichen, wodurch meiſtentheils gantze Koͤnigreiche und Herrſchafften unterſchieden werden. Hernach giebt es auch gemachte, und durch Menſchen - Huͤlffe geſetzte Grentzen, welche mit unterſchiedlichen Zeichen be - mercket werden, dergleichen zum Exempel ſind die Baͤume, Creu - tze, Graben, Saͤulen, Steine, Hauffen ꝛc. Die Baͤume werden gemeiniglich zu den Grentzen und Marckungen der Waͤlder ge - braucht, wiewol man an Feldern und Wieſen dergleichen, iedoch etwas ſeltſamer hat. Dieſe Baͤu - me nun heiſſet man Grentz-Baͤu - me oder Mahl-Baͤume, in wel - che gewoͤhnlicher maſſen ein Creutz eingehauen, und mitten durch ein Loch gebohret wird, dahero ſie auch Creutz-Baͤume, Loch-Baͤu - me, Lauchen oder Lochen genen - net werden. Vornemlich aber gebraucht man die Bilder-Stoͤ - cke und Saͤulen, zur Vermar - ckung der Obrigkeit, daran man denn der Landes-Herren Wappen ſchlaͤget. Wie denn auch die Jagd - und Hege-Seulen in For - ſten und auf denen Forſt-Revie - ren vom Holtze aufgerichtet, und ein Haſen-Gehege genennet wer - den, zum Anzeigen, daß dem Forſt -GreHerrn der Orten das kleine Weid - werck von Haſen, Feld-Huͤnern, und andern Feld-Wildpret gehe - get und gebannet, und niemand daſſelbe zu treiben berechtiget, ſon - dern iederman bey geſetzter Straf verboten ſey.

Grentz-Beziehung,

Wird, wo nicht jaͤhrlich, doch alle drey Jahr des Fruͤh-Jahrs vor oder nach der Oeſterlichen Zeit vorgenommen, hiezu die Benach - barten und Angrentzenden zu ei - ner gewiſſen Zeit auf die Gren - tze beſchieden, mit denenſelben die Grentzen begangen und bezogen, und in Augenſchein genommen, auch vermittelſt alter Leute guten Bericht und Ausſage, in Gegen - wart junger Leute, zu deren fer - nerer Nachricht, die Marcken, Mahl-Steine, Seulen, Graͤben und Hauffen beſichtiget, was dar - an unkenntlich oder verwachſen, wiederum renoviret und verbeſ - ſert, und uͤber ſolche Grentz-Be - ziehung, wenn und zu welcher Zeit ſolche geſchehen, wer dabey geweſen, was iedesmahl dabey vorgegangen, und wie viel Ru - then, Schritte oder Ellen ein Mahl-Stein, Mahl-Baum, Seule oder Mahl-Hauffen von dem andern geſtanden oder gele - gen, eine glaubhaffte Grentz-Re - giſtratur verfertiget, auch zur ſi - chern Nachricht und unverbruͤch - licher Feſthaltung von denen ſaͤmt - lichen Nachbarn unterſchrieben und beſiegelt die Stadt Nuͤrnberg, gleich wie ſie wegen ihrer guten Ordnungen und ſchoͤnen Verfaſ - ſungen aller Orten beruͤhmt iſt, hat auch wegen der Marck-Steine dieſen feinen und loͤblichen Ge - brauch, daß ihre Unterthanen ei -nemGrenem geſetzten Marck-Stein einen Pflock oder Pfaͤhlichen zugeben muͤſſen. Zu demſelben wird uͤbers Jahr zur gewiſſen Zeit wieder ei - ner geſchlagen, und ſolches alle Jahr fortgetrieben, daß immerzu und neben denen ſchon ſtehenden neue kommen, deren keiner aus - gezogen wird, ſondern ſo lange ſtehet, bis er faulet und verwe - ſet. Welcher das unterlaͤſſet, wird bey dem Wald - und Forſt - Amt, nach beſchener Beſichti - gung der Mahl - und Grentz-Stei - ne mit einer gewiſſen Geld-Stra - fe angeſehen.

Grentz-Schuͤtze,

Jſt ein Jaͤger, welchem eine an der Grentze gelegene Revier, wo das Wildpret auszutreten pfleget, oder wo es feindſelige Nachbarſchafft giebet, anver - trauet und anbefohlen iſt, das uͤberwechſelnde Wildpret alldar fleißig wegzuſchieſſen, und an ge - hoͤrige Orte hinzulieffern. Die - ſes Wildpret ſelbſt, ſo allda gepuͤr - ſchet wird, heiſſet man auch Grentz - Wildpret, ingleichen Naſch-Wild - pret.

Grieß ſ. Gravelle,

Grieß,

Jſt eine Kranckheit der Falcken, ſo von einer hitzigen Feuchtigkeit entſtehet, durch welche der Miſt in den Gedaͤrmen erhitzet und der - geſtalt hart wird, daß ſich weiſſe Steinlein, in Erbſen-Groͤſſe, und wie Kalch oder Kreide anzuſehen, in derſelbigen formiren, dadurch der Vogel ſo hart verſtopffet wird, daß ihme der Darm wohl gar zu, oder heraus gehet, und der Vo - gel daran ſterben muß, wenn man ihme nicht bald zu Huͤlffe kommt. GriDieſe Kranckheit iſt den Voͤgeln, abſonderlich in den drey Winter - Monaten ſehr gefaͤhrlich, und meiſtentheils den vermaufeten, wenn nemlich dieſelbigen nach der Mauſe nicht gebuͤhrlich purgiret werden. Das beſte Mittel dar - wider iſt, Pillen von Manna ei - ner Erbſen groß dem Falcken eine Stunde vor ſeiner Fuͤtterung ein - gegeben; hiernaͤchſt muß man auch das Weiſſe von einem Ey, mit klar geſtoſſenem Zucker-Candi wohl abſchlagen, das zu kleinen Broͤcklein geſchnittene Fleiſch dar - ein weichen, und alſo dem Vogel zu freſſen geben; an ſtat des Weiſ - ſen vom Ey kan man auch Baum - Oel oder Milch nehmen.

Grieß-Hun oder Sand - laͤuffer,

Jſt ein Waſſer-Vogel, welcher von einigen vor die kleineſte Art der Waſſer-Schnepffen gehalten wird, weil er am Schnabel und Fuͤſſen denenſelben gleich iſt, ſon - ſten aber ſchwartzſprenglicht ſie - het, und eine weiſſe Bruſt hat. Er bruͤtet auf groſſen in denen Fluͤſſen liegenden und gantz um - floſſenen Jnſeln, Grieß oder Sand-Horſten, auf dem bloſſen Sande, wovon er auch, und weil er ſehr ſchnell lauffen kan, ſeine beyden Nahmen bekommen, hat zwey bis drey Junge, naͤhret ſich vom Waſſer-Gewuͤrme, und zie - het gleich nach Jacobi, kommet aber auch auf dem Ruͤck-Zuge bey Zeiten wieder; wie er denn durch ſeinen hellen Ruff, welchen er, ſowol wenn er geſprenget wird, als auch bey ſeinem Zuge von ſich hoͤren laͤſſet, ſeine Ankunfft gleich zu vernehmen giebt.

Grieß -
Gri

Grießwaͤrtel,

Wurden bey den alten deutſchen Turnieren, aus guten alten Ge - ſchlechten erwehlet, und hielten ſich zwiſchen den Seilen und Schrancken, damit wann es im im Turniren zu ſcharff hergieng, ſie die Ritter mit langen Stangen von einander ſcheiden koͤnten. V. Huiſſier de gravier.

Grimmen der Pferde, ſ. Darmgicht.

Gringoter,

Zwitſchern, ſingen, wie die kleinen Sing-Voͤgel thun.

Griphus,

Alſo nennet Janowka einen Grif, welchen man auf den Jn - ſtrumenten thut.

Groͤningen,

Herrſchafft und eine der ſieben Provintzien der Vereinigten Nie - derlande, welche die letzte Stim - me in der Verſammlung der Ge - neral-Staaten hat. Jm Wap - pen fuͤhret ſie einen doppelten ſchwartzen Adler mit dem Oeſter - reichiſchen Schilde auf der Bruſt im guͤldenen Felde. Die Haupt - Stadt heiſſet gleichfalls

Groͤningen,

Jſt eine luſtige, maͤchtige und ſehr feſte Stadt in Frießland an dem Fluß Aha gelegen, hat 8 Tho - re, etliche ſchoͤne und groſſe Vor - ſtaͤdte, luſtige Gaͤrten und treff - liche Gebaͤu, gerade, breite und ſchoͤne Gaſſen, ſtatliche Haͤuſer. Die Buͤrger allda ſind geſchickt, freundlich, praͤchtig, reich, und ſtreiten fuͤr die Freyheit. Die Stadt iſt mit den andern freyen Niederlanden im Bund, hat herr -Groliche Geſetze, und ein ſchoͤn Re - giment. Jtem 12 Kirchen, dar - unter die zu St. Walpurg und St. Martin inſonderheit zu ſehen. Es iſt allhier eine ſtatliche hohe Schule, welche Anno 1610 den 23 Aug. iſt angerichtet worden, da - bey eine gute Communitaͤt fuͤr 40 Studenten. Sie hat 143 Doͤrfer unter ſich, und begreifft nebſt dem Groͤningiſchen Gebiet die Omme - lande, und iſt fruchtbar an Wieſe - wachs, daher groſſe Pferde allda auferzogen werden.

Gronde,

Hat ehemals eine Trompete, Waldhorn und eine Maul-Trum - mel bedeutet, und iſt eben ſo viel, als Trompe.

Gronsfeld,

Grafſchafft im Hertzogthum Limburg, 1 Meile von Maſtricht, davon eine Linie der graͤflichen Familie von Bronchorſt den Nah - men fuͤhret. ſ. Bronchorſt.

Groppe,

Jſt das aͤuſſerſte von dem Ruͤ - cken und uͤber den Lenden des Pferds. V. Croupe.

Groppo,

Jſt ein Terminus in der Muſic, und bedeutet in der Compoſition eine lauffende Figur, die ſich wie eine Kugel uͤberwaͤltzet, und im Schreiben und Stellen der Noten einen halben Kreis machet. Herr Walther in ſeinem muſicaliſchen Lexico giebt p. 292 folgende Be - ſchreibung: Groppo oder Gruppo, pl. groppi, gruppi, (ital. ) group - pe (gall. ) iſt in der Muſic eine Diminutions-Gattung groſſer und langer Noten, und beſtehet or - dinairement aus vier Achteln oderRitter-Lexicon. H hSech -GroSechzentheilen, deren erſtes und drittes in einerley Tone, das zweyte und vierte aber in ver - ſchiedenen Tonen ſich befinden. Steiget die vierte Note in die Hoͤhe, ſo iſt es ein Groppo aſcen - dente; ſteiget ſie aber abwerts, ſo iſt es ein Groppo deſcendente. Dieſe Diminution wird oͤffters auf der penultima einer Cadenz, um das Trillo zu endigen, ge - braucht. ſ. Broſſ. Diction. Weil nun dieſem Auctori ein Gircolo mezzo p. 20, und ein Groppo p. 43 einerley iſt; halte ohnmaßgeb - lich dafuͤr: daß dieſe letztere Figur alsdenn erſt den Nahmen einer Kugel oder Waltze meritiret, wenn vorgemeldte vier Noten zweymal angebracht worden. Aber Prin - tzens Meinung, (wenn 2 Circoli mezzi alſo zuſammen und an ein - ander gehaͤnget werden, daß, ſo ſie uͤber einander geſetzet werden ſollten, ſie einen vollkommenen Circkel darſtellen wuͤrden) iſt des Broſſards ſeiner vorzuziehen. So weit Herr Walther. Allein Herr Mattheſon in ſeinem Capellmei - ſter fol. 115 ſq. verdeutſcht das Wort Groppo ein Knauf in Trau - ben-Geſtalt, und kan nicht be - greiffen, daß es im Jtalieniſchen eine Waltze oder Kugel bedeuten koͤnne, ob es gleich verſchiedene in ihren Buͤchern ſo auslegen. Er leitet es von Grappo, eine Traube, die im Frantzoͤſiſchen und Engellaͤndiſchen Grape heißt, her; und bezeichnet alles dasjenige ſo - wol im eigentlichen als figuͤrlichen Verſtande, was wir im Nieder - Saͤchſiſchen und Engellaͤndiſchen (als Altdeutſchen) ein Kluſter nennen, welche z. E. viel kleine Beeren, oder andere Dinge, die dicht zuſammen gefuͤgt ſind oderGroſich haͤuffen: wie hier, bey dieſer Manier, die an einander geſchloſ - ſene Schreib-Noten thun. Jn der Mahlerey nennet man eine Verbindung oder Zuſammenkunft vielerley Coͤrper nahe an einander Groupe. Man brachte dieſe Trauben-Zierath gemeiniglich bey den Schluͤſſen der Melodie an: Man darf ſich aber an den Ort nicht eben binden, ſondern die Groppen koͤnnen theils auſſeror - dentlich, als ein bloß zufaͤlliger Zierath, theils foͤrmlich oder we - ſentlich gar wohl mit in die Me - lodie gebracht, und gantze Laͤuffe daraus gebildet werden, welche keinen geringen Wohllaut mit ſich fuͤhren, falls die auszudruckende Leidenſchafft dergleichen Drehun - gen und Wendungen verſtattet.

Groß-Britannien,

Hiedurch werden die im Jahr 1707 unter der Koͤnigin Anna ver - einigten beyden Koͤnigreiche En - gelland und Schottland verſtan - den. Dieſes Wappen beſtehet unter der Regierung des ietzigen Koͤniges und Churfuͤrſten zu Han - nover, in 4 Qvartieren: Jm erſten ſind drey guͤldene Leoparden im rothen Felde wegen Engelland, und der rothe Loͤwe mit doppel - tem rothen Bande eingefaßt, im guͤldenen Felde wegen Schott - land; im andern drey guͤldene Lilien im blauen Felde wegen der Praͤtenſion auf Franckreich; im dritten die guͤldene Harffe im ro - then Felde, wegen Jrrland; und im vierten Felde zur Rechten die 2 Braunſchweigiſchen guͤldenen Leoparden, zur Lincken der blaue Luͤneburgiſche Loͤwe mit rothen Hertzen umſtreuet, unten das weiſſe Nieder-Saͤchſiſche Roß,undGround in der Mitten die guͤldene Reichs-Krone, als das Inſigne der Ertz-Schatzmeiſter-Wuͤrde im Roͤmiſchen Reiche. Um dieſes Wappen gehet der blaue Hoſen - bands-Orden, mit den Worten: Hony ſoit qui maly penſe; un - ten ſtehet das Loſungs-Wort: Dieu & mon Droit. Oben iſt ei - ne geſchloſſene Koͤnigliche Krone, und die Wappenhalter ſind zur Rechten ein guͤldener Leopard, und zur Lincken ein ſilbernes Einhorn mit einer Krone um den Hals, daran eine guͤldene Kette herab haͤnget.

Groß-Falck,

Wird der Sacer-Falck genen - net. ſ. Falck.

Groſſier, cheval groſſier,

Ein grob, toͤlpiſch Pferd, wel - ches ungeſtalt vom Leibe, boͤſer Proportion, groß, dick, breit und lang von Kopf iſt, eingebogene breite Stirn und dicken fetten Speckhals hat, ſpitzig vom Leibe iſt, mit eingebogenem Ruͤcken, zu lan - gen oder zu kurtzen Schenckeln; da - her dergleichen Pferde auch ſchwach von Ruͤcken und Lenden ſind, ſo da (abſonderlich Berg-ab) von einer Seiten zur andern wancken, und ſich toͤlpiſch und ungeſchickt in allen Handlungen erzeigen.

Grue, Kranich,

Gehoͤrt zum Federſpiel, davon man fuͤnfferley an den Farben und der Groͤſſe unterſchiedene Ar - ten zehlet. Jhrer etliche haben ſchwartze Fluͤgel wie die Raben, andere weiſſe und ſchwartze mit Gold-Farbe untermenget; noch andere mit ſchwartz und roth ge - ſprenget, noch andere ſehen Aſch - grau aus. Bey dieſer VoͤgelGruFlug kan man gewiß abnehmen, ob der Fruͤhling ſpat oder fruͤh anbrechen werde. Jhren Fang bewerckſtelliget man mit Schlin - gen und mit Netzen, womit man ſie beziehet: Uiberdem man ſie auch mit einem Schieß-Pferde zu treiben pfleget, daß man ſie zum Schuß bringen kan. ſiehe Kranich.

Gruͤne geben,

Heiſſet die Pferde im Fruͤhlin - ge mit gruͤnem Graſe, Kraͤutern oder Wippeln von Weiden pur - giren.

Graͤnitz, Grienitz, ſ. Krinitz.

Gruͤnling Gruͤntzling, Gruͤnfincke,

Sonſt auch Schwanſchel ge - nannt, iſt ein Vogel, deſſen es ſowol der Groͤſſe als Farbe nach dreyerley Arten giebt, davon die groͤſten am gantzen Leibe gelb, aber ſehr rar, und um ein merckliches ſtaͤrcker als ein Haus-Sperling ſind. Die mittlere Gattung, wel - che ebenfalls die Groͤſſe eines Haus-Sperlings uͤbertrifft, iſt an der Kehle und am gantzen Unter - leibe ſehr hoch gelb, welche Farbe bis hinunter zum Schwantz ſich erſtrecket, allwo ſie, ehe der Schwantz anfaͤnget, dunckel-weiſ - ſen Federn Platz machet: Am Kopff ſind ſie gruͤnlicht mit etwas braͤunlichten Federn vermiſcht, und dieſe Farbe nimmt auch den gantzen Ruͤcken ein, bis ſie un - ten, wo der Schwantz anfaͤnget, ſchoͤnen gruͤnen Federn weichet, dergleichen Federn ſie auch an den Achſeln der Fluͤgel haben. Der Schwantz iſt dunckel-gruͤn oder vielmehr braͤunlicht, und zu bey - den Seiten ſind die zwey bis dreyH h 2aͤuſ -Gruaͤuſſerſten Federn mit ſchoͤnen gelben Spiegeln gezieret. Die kleineſte Art, welche um ein merck - liches geringer, als ein Haus - Sperling iſt, und ſonderlich we - gen des kurtzen Schwantzes viel kuͤrtzer ausſiehet, hat eben die Farbe, nur daß die Bruſt mehr gruͤnlicht als gelb iſt. Bey bey - den letztern dieſen ſind die Weiblein durch die dunckle Farbe zu erken - nen, als welche bey der mitlern und kleinſten Art ſo abfaͤrbig iſt, daß an der Bruſt kaum etliche gel - be Federlein hervor ſcheinen, der Ruͤcken aber ſamt dem Kopff nicht gruͤn, ſondern vielmehr grau ausſiehet; hingegen bey der groͤß - ten Art iſt der Unterſcheid zwiſchen Maͤnnlein und Weiblein nicht ſo leicht abzunehmen, man halte ſie denn gegen einander. Der Schna - bel iſt dick, hinten her wol noch einmal ſo dick, als der Schnabel eines Feld-Sperlinges; denn es iſt ein Vogel, der harte Koͤrner und Beere zerknirſchen muß; doch iſt er vornenher etwas laͤnglicht, wie ein Sperlings-Schnabel. Sie halten ſich mehrentheils in Vor - hoͤltzern auf, wo junger, ziemlich hoher, iedoch nicht ſehr dick ſte - hender Schlag iſt, erwehlen zu ih - rer Brut meiſtentheils Schwartz - Holtz, und ſuchen einen ſehr di - cken, in etwas allein ſtehenden Baum, auf dem ſie ihr Neſt man - chesmahl ſehr niedrig, nicht ſelten aber auch auf groſſe Eichen, ziem - lich hoch ſetzen, und zwar an Or - ten, wo es ſo dick mit Aeſten um - geben, daß es ſehr ſchwer zu fin - den iſt. Sie machen ſolches aus - wendig mit lauter Erden-Moos, inwendig aber theils ebenfalls mit ſolchem Moos, theils mit Wollen und anderm gelinden Zeug, undGuckbringen darinne vier bis fuͤnff Jun - ge aus. Jhre Nahrung beſtehet in allerhand Koͤrnern und Geſaͤ - me, am meiſten aber in Hanff - und Lein-Saamen, maſſen ſie im September auf denſelben Laͤn - dern am meiſten zu ſehen ſind. Un - gefehr acht Tage vor Michaelis fangen ſie an zu ſtreichen, aber nicht mit Schaaren, ſondern hoͤchſtens zehen bis zwoͤlff mit ein - ander, und laſſen ſich zu ſolcher Zeit, ſowol auf Feld - als andern Herden, vermittelſt einer Lock gar leichte fangen. Jm November aber, wenn das Laub faͤllt, ver - groͤſſern ſich die Schaaren wieder, und fallen nicht ſelten in Kram - mets-Voͤgel-Herden vierzig bis funffzig auf einmal ein, nachge - hends aber laſſen ſie ſich nur ein - zeln ſehen. Jhr Wiederſtrich kommt im Martio, welchen ſie ſowol als ihren Wegzug mit ei - nem wunderbar-lautenden zwey - ſtim̃igen Ruff anzuzeigen pflegen. Sie ſind, wenn man ihnen nur das Freſſen anfaͤnglich auf den Boden des Vogel-Hauſes ſtreuet, in denſelben lange zu erhalten, und darff man ihnen nur puren unge - druͤckten Hanff, auch, nach Be - ſchaffenheit der Jahres-Zeit zu - weilen etwas gruͤnes, Salat, Weißkraut ꝛc. und Wacholder - Beere darneben geben.

Guckguck, Kuckuck, Cu - culus, Coucou,

Jſt ein Vogel, welcher ſeinen Nahmen von ſeinem Ruff bekom - men. Er wird zwar von vielen fuͤr einen Raub-Vogel gehalten, iſt aber nichts weniger, als der - ſelbe, ohnerachtet er, auſſer dem Schnabel und Faͤngen, in allen einem Sperber gleichet: Denn erhatGuckhat einen Schnabel wie ein Tau - ben-Schnabel, und kurtze, iedoch mit keinen Raub-Klauen, be - waffnete kleine Fuͤßlein, wie die Tauben, daher auch ſeine Nah - rung in nichts anders, als in Raupen und Wuͤrmern beſtehet. Am Ruͤcken und Kopff, auch am Schwantz iſt er dunckel-braun, und an der Bruſt in etwas ge - ſprenglicht, wie ein Sperber, auſ - ſer daß er um den Hals herum et - was hochfaͤrbigere Federn hat. Er kommt Fruͤhlings-Zeit mit Ruͤckung der Knoſpen, gehet aber gleich nach dem Johannis-Tage wieder weg. Und ob ſich wol dieſe Voͤgel paaren und zuſam - men zuͤchten, ſo bringen ſie doch ihre Eyer niemals in einem von ihnen ſelbſt zuſammen getragenen Neſt aus, ſondern ſie legen ſie in andere Voͤgel Neſter, als der Gras-Muͤcken, Bachſteltzen und dergleichen Voͤgel, welche ihre Jungen mit Gewuͤrme fraͤtzen, und laſſen ſie von denſelben aus - bruͤten und aufziehen. Daß aber ein ſolches Zieh - oder Pfleg-Kind, wenn es ſo weit auferzogen, daß es fluͤcke worden, alsdenn ſeine Wohlthaͤter zur Danckbarkeit ſelb - ſten freſſen ſolle, iſt falſch, indem der Guckguck, nach ſeiner obbe - ſchriebenen Geſtalt der Fuͤſſe und Schnabels, ſolches nicht zu thun vermag.

Guckguck,

Wird auch ein gewiſſes Jnſtru - ment genennet, welches aus Holtz oder Horn von den Wildruff - Drehern in Nuͤrnberg verfertiget wird. Man kan vermittelſt deſ - ſelben nicht nur den Ton und Ruff des Guckgucks angeben, wenn man nur ordentlich darein blaͤſet,Guiſondern es laſſen ſich auch die al - lervornehmſten Arten des Wild - Geſchreyes darauf nachmachen, wenn man es geſchickt zu wenden und zu regieren weiß.

Guet,

Bedeutet den Trompeten-Klang, welcher die Reuter erinnert, ſich zuruͤck zu ziehen.

Gueule profonde,

Tieffes Maul, oder weiter Ra - chen, welcher zur Zaͤumung ſehr hinderlich, daher man dergleichen Pferden ein Hohlbiß oder dickes Mundſtuͤck geben muß: Hat es aber ein gar zu enges Maul, muß man ihm ein gewerbiges und kein gantzes Gebiß geben, welches ein Pferd ſpielend macht.

Guida, Guide, Dux,

Fuͤhrer, iſt in den Fugen und Canonibus die anfangende Stim - me, welcher der Comes oder Ge - faͤhrte nachfolgen und jene imiti - ren und nachahmen muß.

Guidon,

Jſt ſo viel als Cuſtos.

Guilledin,

Ein Paßgaͤnger, ſo auch Zelter genannt wird, dergleichen hin und wieder, ſonderlich in Engel - land zur Jagd abgerichtet und mit Spannung dahin gebracht werden, daß ſie nicht allein fuͤr Cavaliers, ſondern auch fuͤr Da - mes zu reiten dienen, weil es der beqvemſte Gang und Antritt iſt. Dergleichen Zelter (ſo aber ſchnee - weiß) muß alle Jahr der Koͤnig von Neapolis dem Pabſt lieffern. Vid. Haquenee.

H h 3Guͤm -
Gui

Guͤmpel, ſ. Blut-Finck.

Guitarra, Guitarre,

Jſt ein muſicaliſches Jnſtru - ment mit 4 oder 5 Chor Darm - Saiten uͤberzogen, hat einen laͤng - lichten Bauch, wie die Geige, und nicht rund wie die Lauten - Mandoren. V. Chitarre.

Gurren,

Jſt ein altes deutſches Wort, damit man noch heutiges Tages an theils Orten die alte abgetrie - bene Pferde zu benennen pflegt. V. Roſſe.

Gurt,

Jſt ein breites von gutem Hanff - Garn ſtarck zuſammen geſchlage - nes Band, mit welchem man ei - nem Pferde, den Sattel, das Reit-Kuͤſſen, oder eine Decke feſt an den Leib ſchnallet. Ein ſolcher Gurt ſoll gantz und kein Knopff daran gemacht oder grob uͤber ein - ander genehet ſeyn, wie biswei - len die Stall-Knechte, wenn ſie dieſelben, weil ſie zu lang ſind, kuͤrtzer machen wollen, zu thun pflegen, wodurch aber das Pferd leicht gedruckt und verwundetGymwird. Die Gegen-Gurte am Sat - tel ſollen gut und von Ungariſchem Leder ſeyn, deren zu beyden Sei - ten zwey, ſamt einem guten brei - ten Mittel-Gurt ſeyn muͤſſen.

Gute Naſe,

Jſt ein Weidemaͤnniſcher Ter - minus, welcher von einem Hunde, der eine Faͤhrte bald findet und richtig verfolget, gebraucht wird, wenn man ſpricht: Der Hund hat eine gute Naſe.

Gymnaſia,

Waren in den Griechiſchen Staͤdten ehemals eigentlich Oer - ter, wo man ſich in allerhand Lei - bes-Exercitiis zu uͤben pflegte; doch wurden hernach auch die Oerter alſo genennet, wo die Phi - loſophi lehrten, dergleichen denn inſonderheit zu Athen die Acade - mia, das Lyceum und Cynoſar - ges waren. Sie hatten meiſt ei - nen ziemlichen Umfang von Gaͤr - ten u. d. g. welche aber nicht allein zum Divertiſſement der Studi - renden, ſondern auch wol zum Begraͤbniſſe groſſer und vorneh - mer Leute dieneten.

H.

Haacken Haacken-Zaͤhne,

WErden die etwas runden und zugeſpitzten ſcharffen Zaͤhne der Pferde genennet, welche an bey - den Seiten zunaͤchſt, doch in ei - ner kleinen Entfernung, auf die Eck-Zaͤhne folgen, und gemei - niglich im fuͤnfften Jahr hervor wachſen: Denn ſie brechen bey ei - nem Pferde immer eher, als bey dem andern durch, nachdem ei -nes Pferdes Complexion ſtarck oder ſchwach iſt. Dieſe Haacken - Zaͤhne wachſen etlichen Pferden von einem Jahr zum andern laͤn - ger, und werden offtermals ſo hoch, daß die Pferde dadurch am Freſſen verhindert werden; daher man ſie ihnen bey Zeiten abſtoſſen oder abfeilen laſſen ſoll. Weil auch die Haacken einen Finger weit von den unterſten Zaͤhnen ſtehen, auch huͤbſch niedrig undgera -Haagerade ſeyn, mithin weder zu viel einwerts, wo ſie leichtlich die Zun - gen, noch zu viel auswerts, wo[ſ]ie gewoͤhnlich des Pferdes Lippen verletzen, ſtehen ſollen; ſo muß nan denenjenigen, die dergleichen Fhler an ſich haben, ebenfals mit der Feile helffen laſſen. Son - ſten ſollen nicht alle Stuten, ſon - den nur diejenigen Haacken-Zaͤh - ne bekommen, die ſehr hitziger Natur ſind, welche aber wenig Fuͤlen bringen, folglich zur Zucht nicht ſo tauglich, als die andern, hingegen fuͤr deſto arbeitſamer und d[a]uerhafftiger zu halten ſind.

Haarſchlaͤchtig,

Heiſſe ein Pferd, wenn es an der Lunge mangelhafft iſt, und den Ather offt ſchnell auf einan - der holet, und aus - und einzie - het, auch[da]bey die Seiten ſtarck beweget. E[s]ruͤhret ſolcher Man - gel vom ung[e]ſchwungenen, unrei - nen und ſtau[b]igten Futter her, oder wenn de[r]Haber, das Heu oder Stroh f[e]ucht eingebracht, beſchlemmet, o[de]r ſonſt an einem feuchten Orte g[el]egen iſt, und her - nachmals alſo[m]uͤchtzend, und ungereinigt verfuͤ[tt]ert wird. Die - ſes Uibel zu vert[re]iben, nehme man Sade-Baum e[in]halb Pfund, Eichen - und Birnaum-Miſtel, Lungen-Kraut, das[an]den Eichen waͤchſet, iedes ein Pund, gelbe Lilien-Wurtzel zwey Pund, hacke alles zuſammen klein koche es in einem neuen Wein wenn es laulicht worden, preſſe man es durch ein Tuch, gieſſe es d[em]Pferd in den Hals, hebe ihm d[en]Kopff dazu auf, daß es in den L[ei]b hin - ab komme, und reite es,[b]is es warm wird; will dieſes[M]ittel nicht helffen, ſo laſſe man[es]umHabWalpurgis vierzehen Tage auf den gruͤnen Weitzen oder Gerſten gehen, wenn ſie ſchoſſen wollen, und laſſe es allezeit mit warmen Decken wohl zudecken, nach Aus - gang der vierzehen Tage laſſe man ihme die Lungen-Ader ſchlagen, und noch vierzehen Tage auf den Weitzen oder Gerſten gehen. Wo - fern dieſes nicht helfen will, iſt es am beſten, daß man des Gauls mit Manier los zu werden trachte.

Haar-Seil,

Jſt ein von Baum-Wollen oder Haaren gedrehetes kleines Strick - lein, welches die Roß-Aertzte den Pferden, ſo die Floß-Gallen, oder den Wurm an der Bruſt haben, vermittelſt einer groſſen eiſernen Nadel durch den ſchad - hafften Ort ziehen, und zum oͤf - tern, iedoch fein ſittſam, auf und nieder, oder hin und wieder ruͤ - cken, damit die boͤſe Feuchtigkeit heraus lauffe, und dem Uibel da - durch geſteuret werde. V. Seta - ceum.

Habicht,

Jſt ein Raub-Vogel, deſſen es ſowol der Groͤſſe als Farben und andern Eigenſchafften nach, hin und wieder mancherley Arten gie - bet; von denen bey uns bekann - ten werden die kleinen fuͤr Maͤnn - lein, die groſſen aber fuͤr die Weib - lein gehalten, welche, weil ſie groͤſ - ſer und ſtaͤrcker, auch deſto nuͤtzli - cher zum Baitzen ſind. Es hat der Habicht ſchoͤne bunte Federn, einen groſſen Coͤrper, helle Augen, breite Bruſt und Schultern, un - gemein lange Flug-Federn, die ihm dienlich ſind, dem Raube auf das ſchnellſte nachzuſetzen, hohe flache Beine und lange Klauen. H h 4ErHabEr horſtet auf hohen Klippen, oder in groſſen Waͤldern auf ho - hen Baͤumen, und bruͤtet daſelbſt ſeiner Jungen drey, vier bis fuͤnffe aus. Man faͤnget ihn entweder noch im Neſte, vorhero ehe er noch fluͤcke wird, und alsdenn wird er ein Neſtling genennet, oder wenn er bereits auf den Aeſten der Baͤu - me etwas herum huͤpffen kan, welchenfalls er ein Aeſtling heiſſet, oder er wird, wenn er von dem Horſt abgeſtrichen, (das iſt, wenn er alle ſeine Federn und Kraͤffte bekommen, auf den Raub auszu - gehen) ſo meiſtens im Junio ge - ſchiehet, in Habichts-Koͤrben, oder mit Riemen und Satteln, das iſt auf einer Taube, welcher man Haar-Schlingen mit einem Leder auf den Ruͤcken macht, ge - fangen, da man ſie denn Wild - faͤnge zu nennen pfleget; wobey zu mercken, daß die Abgeſtriche - nen, welche ſchon geraubet haben, nemlich erſtermeldte Wildfaͤnge zum Abtragen beſſer und wuͤrgi - ſcher ſeyn, denn die Neſtlinge, oder die man vom Horſte aus - nimmt, weil dieſe nicht ſo raſch, als jene ſind. Sie ziehen gleich andern Voͤgeln im September, und halten ihren Wieder-Strich im Martio. Sie laſſen ſich zahm machen und abrichten, Wachteln, Rephuͤner, Faſanen, wilde Gaͤnſe und Enten, auch wohl Reiher und Haſen damit zu baitzen. Wenn man nun einen Habicht zum Baitzen abrichten will, ſo muß man ihn erſtlich in ein Ge - mach bringen, darein ſonſten kein Menſch komme, denn der Weid - mann oder Falckenier, der ihn fuͤhren, und die Jagd-Hunde, die derſelbe zum Baitzen gebrau - chen will. Jn dieſem GemachHabmuß ein Reiff aufgehaͤnget, und der Habicht, vermittelſt ſeines an den Fuͤſſen habenden Riemen[s]dergeſtalt darein gebunden we[r -]den, daß, wenn der Vogel ſich r〈…〉〈…〉 - get, auch der Reiff oder Buͤgel mit demſelben ſich bewegen muͤſſe, und alſo laͤſſet man den Habi[c]ht in dem Reiff neun Tage und ſo viel Naͤchte ſitzen, binnen wel[ch]er Zeit man ihn durchaus n[i]cht ſchlaffen laſſen darff, ſondern durch abwechslende Perſonen immerzu beunruhigen muß; darnach laͤſſet man ihn ziemlich hungeri[g]wer - den, und traͤget ihn acht oder wol gar vierzehen Tage lang auf der Hand bey Leuten aus und ein, und zwar ungehaubet, alle[T]age zwo oder drey Stunden, daß er nur der Leute gewohnet,[r]ichtet ihn auch unterdeſſen, in〈…〉〈…〉 en demſel - bigen Gemach, da er[i]n dem Reiff geſeſſen, alſo ab: Man nimmt eine Taube, oder e[in]jung Huhn, rauffet ihme die gr[oſ]ſen Schwing - Federn aus, daß es nicht fliegen kan, ſetzet den zu[v]or gantz hunge - rig gewordenen Vogel frey auf eine Stange, wirfft von ferne das Huhn ode[r]Taube herzu, ſo faͤllet er aus Hunger darauf. Man laͤſſet ih[n]aber nicht bald ſatt freſſen, ſon[d]ern giebt ihme nur das Hirn a[u]s dem Kopff, oder ſonſten etw[a]s weniges; darnach bindet ma[n]ihn wieder auf die Stangen,[u]nd dieſes thut man ſo offt, bis[m]an ſiehet, daß er gar behend u[nd]fertig darauf iſt. Als - denn m[ag]der Weidemann oder Falcken[er]mit ihme hinaus zie - hen,[u]nd ihn an einen Haſen - Zwirn oder Bind-Faden, wel - cher[au]f ein Roͤlligen gewickelt iſt, bind[en], und ſolchergeſtalt an eine Elſ[ter], Kraͤhe, Raben, Haͤher oderHoltz -HabHoltz-Spreyer bringen, denn die - ſe koͤnnen nicht ſo ſchnell fliegen. Wenn er nun etwas geſtoſſen, ſo faͤnget man ihn wieder, doch alſo, daß man ihn mit keiner Hand an - greiffe, denn davon werden ihme die Federn los, ſondern man neh - me ihm den geſtoſſenen Vogel un - ter den Fuͤſſen weg in die Hand, und locke ihn mit einer Pfeiffe, darzu man ihn, ſo offt man ihme was zu freſſen giebt oder etwas vorwirfft, unter dem Abrichten immer fein maͤhlig mit gewoͤhnen muß; darnach faſſe man ihn wie - derum an, und richte ihn alſo vollends ab zum Baitzen, daß er endlich frey und ohne Haſen-Zwirn oder Bind-Faden in der Lufft fliegt. Es muß aber der Weide - mann oder Falckenier allezeit et - was von Fleiſch bey ſich haben, neben einem Luder oder Vorlooß (das ſind zwey zuſammen gebun - dene Fluͤgel, gleich als wenn es Rephuͤner oder Tauben-Fluͤgel waͤren) damit man ihn wieder von der Hoͤhe zu ſich locken koͤnne, indem er in Meinung, es ſey ſol - ches der Vogel, den er hat ſtoſſen wollen, ohnverzuͤglich wieder her - bey kommen wird, und dieſes muß man vornemlich thun, wenn der Vogel nichts gefangen, und der - ſelbe aus Verdruß auf einen Baum ſich ſetzen und nicht wieder zuruͤcke kommen wollte. Es muß auch der Falckenier allezeit zwey neben einander gekuppelte Hunde bey ſich haben. Wenn er nun an den Ort koͤmmt, da er vermeinet, etwas zu bekommen, ſo loͤſet er ſie ab, und laͤſſet zugleich auch den Habicht in die Hoͤhe fliegen, wel - cher, ſobald er die Hunde anſchla - gen hoͤret, auch ſo bald herunter ſchieſſet, und das Wild mit denHabhinterſten zweyen Klauen, die man Fang-Klauen nennet, ſtoͤſſet. Es muͤſſen aber die Hunde uͤber der Naſe um das Maul ein Band mit einem ſpitzigen Holtze oder Schnabel vorgemacht haben, mit welchem ſie zwar aufſtoſſen, aber nicht zerreiſſen koͤnnen. Die wil - den Habichte ſind nicht nur denen Feld-Huͤnern, ſondern auch denen zahmen Huͤnern und Tauben auf denen Hoͤfen ſehr gefaͤhrlich, da - hero man denenſelben fleißig nach - ſtellen und ſie vertilgen muß. Die Weidemaͤnniſche Redens - Arten vom Habichte ſind: Der Habicht hat Greiff-Klauen; Ge - ſtelle oder Fuß-Geſtelle (ſind ſeine Schenckel) Fleug-Bug-Federn, auch Fluͤgel-Bogen. Er ſtehet auf der Hand oder Stangen; wird getragen; gelocket oder be - reitet; geaͤtzet, und wenn er genug hat, ſaget man, er hat einen guten Kropff; er bekommet Gewoͤlle. Der Habicht jaget oder raubet; iſt luſtig; faͤhret wohl; wird ge - worffen; fleugt auf den Vorlooß oder zum Feder-Spiel; kommt zur Hand; ſtehet zur Hand, iſt ein guter Hand-Vogel. Wenn der Weidemann den Habicht fliegen laͤſſet, heiſſet es gereicht; wenn der Habicht ein Rephun wegfuͤh - ret, heiſſet es geleitet. Wenn der Habicht an einen Bach zum Ba - den oder Traͤncken geſtellet wird, heiſſet es geſchoͤpffet; und wenn er zu Zeiten etliche Schwing - Federn zerſtoſſen, wird er geſchiff - tet. Jn der Artzney dienet ein Habicht in Roſen - oder Lilien-Oel gekochet, bis ſein Fleiſch von ein - ander faͤllet, und mit der durch - geſeihten Bruͤhe die Augen be - ſtrichen, fuͤr alle Maͤngel und Gebrechen derſelben, welches auchH h 5dasHabdas in Oel zerriebene Habichts - Schmaltz thun ſoll.

Habichts-Fang, Habichts - Korb,

Jſt ein groſſer und breiter Korb, wie eine groſſe Huͤner-Steige, etwan eines Tiſches breit und lang, in der Mitte mit einem Unterſchied verſehen. Jn das unterſte Theil ſetzet man eine ſchwartze Henne oder weiſſe Tau - be, und in das obere Theil ma - chet man eine Stallung wie einen Meiſen-Kaſten. Wenn nun der Habicht von oben herunter auf die ſchwartze Henne ſchieſſet, ſo kommet er in das obere Theil des Korbes, als ein hungeriger Raub - Vogel, der vor Grimm und Be - gierde nichts ſiehet, und ſtoͤſſet mit den Fluͤgeln an das Zuͤnglein oder an das Bret, welches mit ei - nem Staͤblein aufgeſtellet iſt, und wirfft damit die Ober-Decke her - unter, daß er alſo ſich ſelbſten faͤnget, aber doch der unter ihme im andern Theil des Korbes ſitzen - den Henne oder Taube, nichts thun kan. Ein anderer Habicht - Fang wird ſo verfertiget: daß man vier Pfaͤle, etwa vier Ellen hoch in die Erden ohngefehr eines ziemlich groſſen Tiſches breit ins gevierte von einander ſtoͤſſet, und in einem ieglichen Pfahl oben ei - ne Kerbe alſo aufwerts ſchneidet, daß man ein viereckigtes Netze, welches ziemlich groſſe Maſchen hat, darein ſtecken kan. Unter dieſes Netze bindet man auf der Erden eine lebendige weiſſe Tau - be oder Huhn, und wenn dieſe von dem Habicht erblicket wird, ſo ſchieſſet er aus der Lufft darauf zu, und ſtoͤſſet auf das Netze, wel - ches er in der Lufft nicht gewahrHaeworden, los, worinne er alſo verwickelt wird, daß er ſich muß gefangen geben. Dieſen alſo ge - fangenen Habicht anzugreiffen, und an behoͤrigen Ort zu brin - gen, muß man ſtarcke Hirſch-le - derne Handſchuh anhaben, denn ſonſten ſetzet er einem die Klauen in die Haͤnde, daß man nicht leichtlich unbeſchaͤdigt davon koͤmmt.

Habile, Cavalier habile,

Bedeutet eigentlich einen ge - ſchickten tuͤchtigen Bereuter, der vermoͤgend iſt, einem groſſen Herrn zu dienen, ſeinen Marſtall zu be - ſorgen, und deſſen Pferde zu dreſſiren, deſſen Qvalitaͤten mit einem voͤlligen Verſtande verein - baret, der in keiner Begebenheit von ſeinem Zweck abweichet, mit gutem Verſtande und Geſchick - lichkeit ſich deſſen bedienet, die den Pferden benoͤthigte Ruͤſtung wohl weiß und verſtehet, die Fehler ei - nes Pferdes wohl erlernet, und ſolchen durch ſeine Habilitaͤt alſo - fort abhilfft und ſie zur Vollkom - menheit bringet.

Hacken-Zaͤhne, ſ. Haacken.

Haͤgen, ſ. Hegen.

Haͤge-Reuter, ſ. Hege-Reuter.

Haͤge-Seule, ſ. Hege-Seule.

Haͤher, Heher,

Auch Heyer und Holtz-Schreyer genannt, iſt ein mittelmaͤßiger Vogel, deſſen es zweyerley Ar - ten giebt, nemlich Nuß-Haͤher und Tannen-Haͤher, beyde ſind von der Groͤſſe, wie die Tauben, (wiewol ſie, wenn die Federn weg ſind, wegen ihrer ſchmalen Bruſt um ein merckliches geringer aus -ſehen)Haeſehen) und mehrentheils nur der Farbe nach unterſchieden. Der Nuß-Haͤher iſt von Ziegel-brau - ner Farbe, hat einen ſchwartzen Schwantz, und auf dem Kopffe lange Federn, welche er als eine Krone in die Hoͤhe richten kan, einen kurtzen, kohlſchwartzen ſtar - cken Schnabel, von welchem zu beyden Seiten ſchwartze Federlein, die einem Bart aͤhnlich ſehen, uͤber die Kinnbacken hingehen. Be - ſonders aber hat er in den Fluͤ - geln blau-weiß - und ſchwartz-faͤr - bigte, wechſels-weiſe, in der Brei - te eines Meſſer-Ruͤckens geſpren - ckelte Federn, welche um deſto angenehmer in die Augen fallen, ie beſſer das ſchoͤne Blaue durch die darzwiſchen befindliche ſchwar - tze Strichlein erhoben wird. Er naͤhret ſich, wie die Kruͤck-Elſtern, denen er mit Fuͤſſen und Schnabel ſehr gleich kommet, mit Luder und Gevoͤgel, welches er in den Do - nen, Gaͤngen und Geſchneiden zu ſuchen pfleget, nicht weniger mit allerley Ungezieffer, als Froͤſchen, Molchen, Ottern und Eidechſen, Winter-Zeit aber mit Eicheln, Buch-Eckern und Haſel-Nuͤſſen, welche er zur Herbſt-Zeit im Kropffe in hohle Baͤume und ſpaͤl - tige Kluͤffte haͤuffig eintraͤget. Merckwuͤrdig iſt, daß dieſer Vo - gel unter dem Schnee die Eicheln ſo accurat zu finden weiß, daß ihm ſelten ein Stoß mit ſeinem Schnabel mißlingen wird. Sein Neſt traͤget er auf Eichen und andern dicken Baͤumen von we - nigem Geniſte zuſammen, und bringet meiſtens fuͤnff bis ſechs Junge aus. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit groͤßten theils hin - weg, und werden daher im Win - ter nur einzeln geſehen. DerHaeTannen-Haͤher iſt dem Nuß-Haͤ - her faſt in allem gleich geartet, auſſer daß er etwas groͤſſer iſt, und ſeinen Auffenthalt nicht in laubichten Hoͤltzern, ſondern in Tannen-Waͤldern hat, (daher er auch vermuthlich ſeinen Nah - men bekommen) auch von Far - ben gantz anders, nemlich am Bauche ſchwartz und weiß ge - ſprengt, wie ein alter Staar, und oben auf dem Ruͤcken dunckel - brauner als jener ausſiehet; er hat einen ſchwartzen Schwantz, mit zwey weiſſen Federn auf bey - den Seiten, und einen ſcharffen doch etwas gebogenern Schna - bel, als der Nuß-Haͤher. Er naͤhret ſich meiſtentheils mit Tan - nen - und Fichten-Saamen, wie auch mit allerhand Gewuͤrme. Beyde Arten werden mit Netzen und Schlag-Waͤnden, auch ver - mittelſt der Wichtel oder Eu - len-Ruffs auf dem Feld - oder Platt-Baum mit Leim-Spindeln gefangen. Wenn man einen Haͤ - her im Vogel-Haus haͤlt, oder in der Stube herum lauffend hat, allwo er ſich ſehr zahm erzeiget, iſt nichts beſſer, als daß man ihn, wie die Krammets-Voͤgel, an Kleyen, in Milch geweichet, ge - woͤhnet; er nimmt aber auch mit Brot, ſauerm Kaͤſe und gekochtem Fleiſch, ſo man ihm vom Tiſche hinweg giebt, vorlieb, und wird am beſten mit Nuͤſſen und Eicheln erfriſchet. Abſonderlich will er ſauber gehalten ſeyn, und mag dahero ein Geſchirr mit Waſſer, um ſich darinne baden zu koͤnnen, nicht wohl entbehren.

Haͤnfling, Hanf-Finck, Flachs-Finck,

Fringilla cannabæa, linaria, hatſeinenHaeſeinen Nahmen daher, weil er auf den Hanf - und Lein-Saamen ſehr begierig iſt. Dieſer Vogel iſt in Groͤſſe eines Emmerlings, und am gantzen Ober-Leibe mit licht - braunen Federn bewachſen, unter denen aber etwas ſchwaͤrtzlichte untermenget ſind; die Fluͤgel und der Schwantz ſind ebenfalls braun, aber ſowol die Fluͤgel, auf die Art, wie die Stieglitze das Gelbe haben, als auch theils von den Schwantz-Federn ſind mit weiſſen Federn eingefaſſet. An der Bruſt iſt er tuͤpfflicht wie eine Droſſel, doch nicht ſo weiß als dieſelbe, ſondern der Grund iſt braun und nur ſchwartz getuͤppelt; am Ende der Bruſt iſt er weiß, wie viele andere Voͤgel. Die Fuͤſſe ſind, wenn man ihn faͤngt, gantz ſchwartz, behalten aber dieſe Farbe nicht lange, ſondern werden bald weißlicht. Der Schnabel iſt hinten etwas dick - licht, wie ihn die Voͤgel, welche Koͤrner zerbeiſſen, haben muͤſſen, doch gehet er vornen noch ziemlich ſpitzig zu, und iſt nicht ſtumpff, wie etwan der Schnabel eines Gimpels oder Canarien-Vogels. Das Maͤnnlein bekommt im Fruͤh - ling ein uͤberaus ſchoͤnes rothes Flecklein vornen am Kopff, und die Bruſt wird gleichfalls roth, es bekommt auch am Hals vom Nacken an, bis auf die Schul - tern hochgraue, und faſt blaulich - te Federn, wie denn auch der Schnabel blaulicht wird. Dis alles legt es im Herbſt wieder ab, auſſer daß es an der Bruſt etliche wenige rothe Federn auch uͤber Winter behaͤlt. Das Weiblein bleibt uͤberein, und iſt daran zu erkennen, daß es am Kopff und Ruͤcken nicht ſo hellbraun, ſon -Haedern mit ſchwaͤrtzlichten Federn vielmehr als das Maͤnnlein bede - cket iſt; desgleichen iſt es an der Bruſt nicht ſo braun, ſondern mehr ſchwartztuͤppelicht, und gar leicht noch in dem Neſt zu kennen. Die Haͤnflinge ſind ſehr ſingbegie - rig, daß ſie auch im Herbſt bey ziemlich kaltem Wetter, wenn nur nicht wircklicher Froſt einfaͤllet, ihren Geſang fortſetzen; ja ob es gleich ſtarck frieret, wenn nur die Sonne warm ſcheinet, laſſen ſie ſich doch nicht abſchrecken, auf den an der Sonne gelegenen Baͤumen, ihren Geſang zu ver - richten, welches man, weil mei - ſtens viele beyſammen ſitzen, ſehr weit hoͤren kan; doch iſt es lange ſo lieblich nicht, als im Fruͤhling, da ſie ihre Abwechslung faſt wie eine Nachtigall, bald innen hal - tend, bald wieder anſtimmend, viel lieblicher eintheilen. Sie ler - nen auch im Bauer allerhand ih - nen vorgepfiffene Lieder nachſin - gen, und naͤhren ſich mit Hanff - Saamen, und weil ſie ſich gerne in kleinen Gebuͤſchen aufhalten, mit Wacholder-Beeren, wo ſol - che zu finden, ingleichen mit dem Saamen von den kleinen Bluͤm - lein und Graͤslein, wiewol ſie auch den Ruͤb-Saamen gerne zu freſſen, und davon, wenn ſie zu Zeiten daneben etwas gruͤnes be - kommen, weit aͤlter zu werden pflegen, als alleine von dem Hanff - Saamen. Sie ſetzen ihr Neſt, welches ſie mit kleinen Wuͤrtzelein und Reißlein befeſtigen, inwen - dig aber mit Wolle ausmachen, am liebſten in Wacholder - und oder anderes mitten im Felde ſte - hends Gebuͤſche, ja mehrentheils in eine Staude hinein, die gar nicht dick iſt, und an Orte, wo dieStraͤu -HaeStraͤucher offtmals gantz eintzeln ſtehen. Daſelbſten ſchreiten ſie im April zur erſten Brut, haben aber zum oͤfftern im Auguſt-Monat noch Junge in ihrem Neſt, wie - wol dieſes nur einige alte Paare thun, die vermuthlich vorher Eyer oder Junge verlohren, denn die meiſten Paare beſchlieſſen ihre Brut im Heu-Monat. Jhre Junge, deren ſie meiſtens vier bis fuͤnff auf einmal ausbringen, lie - ben ſie dergeſtalt, daß, wenn das Neſtlein mit denſelben abgenom - men, in einen Bauer geſetzt, und derſelbe nach und nach fort, bis zu einem Hauſe ans Fenſter ge - bracht wird, die Alten dennoch ih - re Junge nicht leicht verlaſſen, ſondern ihnen dahin ſo lange ihr Gefraͤſſe zutragen werden, bis ſie ſelbſten freſſen lernen. Die Haͤnff - linge ſind den gantzen Winter uͤber entweder gar weg, oder bleiben in groſſen Hauffen beyſammen, und werden ſelten eintzeln geſe - hen, es muͤſte denn ohngefehr die Nacht uͤber, ein ſehr groſſer Schnee fallen, da denn in den Feldern, wo am Abend noch mehr als tauſend Haͤnfflinge gelegen, den darauf folgenden Tag nicht mehr als einer oder zwey vorhan - den, die aber in wenig Stunden ebenfalls vergehen, daß man nicht weiß, wo ſie hingekommen ſind: Doch pflegen die Hauffen, die man im Winter ſiehet, ſo groß nicht zu ſeyn, als diejenige, wel - che im Herbſt nach der Streich - Zeit (dann im Strich ſiehet man nur dreyßig oder viertzig mit ein - ander fliegen) faſt gantze Felder bedecken. Und iſt dieſes noch in - ſonderheit zu bewundern, daß bey liegendem tieffen Schnee, ſon - derlich, wenn heller SonnenſcheinHaeiſt, man immerdar Haͤnfflinge in der Lufft voruͤber fliegen hoͤret, welche doch auf den Vogel-Her - den nicht einfallen, ſondern nur forteilen, man habe denn einen oder etliche fleißige Lock-Voͤgel. Wenn man aber im Herbſt oder auch im Martio ſehr groſſe Ler - chen-Waͤnde, deren zwey zugleich hierbey gebrauchet werden, auf das freye Feld, wo Haber-Stop - peln ſind, ſchlaͤget, und die Lock - Voͤgel in Gruben, die man in die Erde graͤbet, verſtecket, der Vogel-Faͤnger ſelbſt auch, mit we - nigen Reiſig bedeckt, in einem Erd - Loch ſitzet, und ein paar angebun - dene oder angeſielte Haͤnfflinge auf dem mit Hanff beſtreueten Platze ſitzen hat, die er vermittelſt ei - nes Fadens regen kan, ſo gehet es wohl an, zumal wenn er ſich die Schaar von einem andern zutreiben laͤſſet, daß er etwan hundert auf einmal im Vorbey - fliegen mit der Vogel-Wand er - tappet und niederſchlaͤgt; es be - ſtehet aber nur im Gluͤcke, und darff man mit dem Ruͤcken nicht warten, bis ſie ſich ſetzen. Wer ſich dieſe Muͤhe nicht nehmen will, kan in den Herbſt - und Winter - Monaten die Haͤnfflinge auch vermittelſt einer Lock, mit Leim - Ruthen, auf kleinen Straͤuchen mitten im Feld fangen, immaſ - ſen dieſer Vogel nicht anders, als eine Lerche, das gantze Jahr hin - durch ſeinen Aufenthalt in Fel - dern hat, und allein bey der Nacht in die Vorhoͤltzer und Gebuͤſche einfaͤllt. Von Haͤnfflingen und Canarien-Voͤgeln, laſſen ſich auch ſchoͤne Baſtarte ziehen. Es giebt noch eine Art Haͤnfflinge, wel - che Stein-Haͤnfflinge genennet werden, und etwas groͤſſer, alsdieHaedie vorher beſchriebene ſind, auch gar nichts rothes an ſich haben, ingleichen, was die Anmuthig - keit des Geſanges betrifft, unſere Haͤnfflinge weit uͤbertreffen ſol - len. Man muß ſie aber unter die bey uns unbekannte Voͤgel rechnen.

Haͤnge-Seil,

Wird von den Jaͤgern der lan - ge Riemen genannt, daran ſie den Leit-Hund fuͤhren.

Haͤng - und Zieh-Garn,

Jſt ein Garn, welches zum Vo - gel-Fang, inſonderheit aber zum Schnepffen - und Waſſer-Huͤhner - Fang gebraucht, und dahero or - dentlich und hauptſaͤchlich an die Durch - und Zugaͤnge oder Schluff - ten, die man hier und dar um den Forſt oder Hoͤltzer herum ge - macht hat, aufgehaͤnget und ge - ſtellet wird. Dieſe Art Garn oder Netze pflegt man auch fliegende Hang - und Zieh-Garn zu nennen, weil ſie nemlich oben mit Ring - lein verſehen ſind, und laͤngſt an einem Seil hin, wie ein Vor - hang, auf - und zugezogen werden muͤſſen. Sie werden gemeinig - lich aus laͤnglicht gevierten Ma - ſchen oder Schmaſen gemacht, und ſollen nicht uͤber funffzehen Ellen breit, und zwantzig bis vier und zwantzig Ellen hoch ſeyn. Man muß ſie aus zarten doch feſten Faden bereiten, und an allen Ma - ſchen der oberſten Reihe meßinge - ne Ringlein anhefften, um das Netze zum Auf - und Zuziehen de - ſto gelaͤufftiger zu machen. Durch dieſe Ringlein ziehet man alsdenn ein mittelmaͤßiges Seil, oder ei - nes halben Fingers dicke Leine oder Schnur. Auf beyden Sei -Haiten muß man auch kleine Schnuͤr - lein durch die voͤrderſten Maſchen ziehen, und zu beyden Enden an - binden, damit man die Pentiere geſchwind auf - und zuziehen koͤn - ne; welches denn am allerge - ſchwindeſten geſchehen kan, wenn ein iedes Schnuͤrlein neun bis zwoͤlff Zoll laͤnger als die Hoͤhe von gedachter Pentiere iſt, und weiter herab haͤnget. Sie ſind darinne ſehr beqvem, daß eine ei - nige Perſon derſelben viel richten und aufziehen kan, und nicht da - bey immer Stand halten darff: Maſſen vorgedachte Voͤgel von ſelbſten ſich darinne fahen und ver - wickeln.

Hafftel,

Zu den Leinen in den Tuͤchern iſt bey den Jaͤgern ein ſtarcker Pflock, zu den Wind-Leinen aber iſt es ein maͤchtiger Pflock.

Hagel-Gaͤnſe, ſ. Gans.

Hager-Falck, ſ. Falck.

Hahn,

Wird das Maͤnnlein von ver[-]ſchiedenen Sorten fremder un[d]wilder Huͤner, als Pfauen, Trut[-]huͤner, Trappen, Auer-Birck〈…〉〈…〉 Haſel - und Rebhuͤner, auch an derer kleiner Brut - und Sing[-]Voͤgel genennet.

Hahn,

Heißt auch das Theil eine Muſqveten-Buͤchſen-Flinten - ode[r]Piſtolen-Schloſſes, worinne de[r]Stein oder Lunte feſt gemach[t]wird.

Haine des chevaux,

Haß der Pferde. Etliche Pfe[r -]de haſſen ſonderlich die Menſche[n]insgemein, welchen ſie iederze[it]gefaͤh[r]Halgefaͤhrlich nach zuſtellen und zu be - ſchaͤdigen trachten: Andere un - terſcheiden dieſelbe, und haſſen al - lein die Fremden, wollen deren keinen nahe um ſich leiden, oder kommen laſſen. Viel derſelben haſſen ihre Waͤrter, andere ihre Reuter, andere haſſen auch ihres gleichen, ſonderlich die Hengſte andere Hengſte um der Stuten willen, aus Eiferſucht, welches (gleichwie der Zorn) entweder aus einiger gegebener Urſach, oder auch wol aus Bosheit und einge - wurtzelten Gewohnheit herkom - met.

Halbe Tertie,

Jſt in der Fecht-Kunſt das Mittel zwiſchen Tertie und Quar - te, und das gewoͤhnliche Lager.

Halbluͤfftig, ſ. Demi-Air. Haleine, Faute d Haleine,

Athems Gebrechen. Dieſer Mangel iſt 1) an ſich ſelber zu kurtz und ſchwer, daß die Pferde ſolchen nicht von ſich laſſen koͤn - nen, ſondern er ſich in ihnen ver - ſchlaͤgt, oder daß es von groſſer Fettigkeit, gleich voller Athem iſt; 2) geſchiehets auch vom geſchwin - den Lauffen, daß es nicht genug ſchnauffen kan; 3) Kommts von innerlichen Gebrechen der Lungen, Huſten und andern Kranckheiten her. Dieſes Gebrechen nun ma - chet ein Pferd zur Dreſſirung, zum Krieg vornemlich, auch zu aller - ley andern Geſchaͤfften, unbeqvem, uͤbelſtaͤndig, gefaͤhrlich, be - ſchwerlich und gar untuͤch - tig. Davor iſt tauglich Brunn - kreß-Safft mit etwas Balſamo Sulphuris vermiſcht, eingegeben, und maͤßig beweget.

Hal

Halenée des chevaux,

Das Anhauchen der Pferde. Dieſes iſt offt gefaͤhrlich, wenn z. E. ein rotziges Pferd das an - dere geſunde nur anhauchet, ſo kan es auch angeſtecket werden, daß es auch rotzig wird, ingleichen auch mit einem Pferde, welches die Stein-Druſe hat, ſo iſt es das beſte, ſolches aus dem Stal - le zu thun, und von andern Pfer - denabzuſondern, weil es einen gantzen Stall anſtecken kan.

Halffter, Licol,

Jſt ein von Riemen zuſammen geſetztes Haupt-Geſtelle, welches einem Pferde, wenn es abgezaͤu - met, in dem Stalle an den Kopff geleget, und ſolches damit ver - mittelſt des daran geknuͤpfften Strickes an die Rauffe angebun - den wird. Die Halfftern mit Stricken werden gemeiniglich nur, wenn man uͤber Land reitet, am Pferde bey ſich gefuͤhret, und in fremden Staͤllen gebrauchet; zu Hauſe aber hat man

Halffter-Ketten,

Welche etwan zwey Ellen oder auch etwas laͤnger, und an bey - den Enden mit Knebeln verſehen ſind, wovon der eine durch den an der Krippe feſt gemachten Ring, oder das durch dieſelbe gebohrte Loch, der andere aber durch den an der Halffter befindlichen eiſer - nen Ring geſtecket wird, damit dieſe beſtaͤndig am Pferde-Stand verbleibe, und nicht verworffen werde, ſondern, wenn man das Pferd in ſeinem Stande abgezaͤu - met, ſogleich bey der Hand ſey, und demſelben umgethan werden koͤnne. So ſind auch die Halff - ter-Ketten dauerhaffter, undreiſſenHalreiſſen nicht ſo leichtlich als die Stricke.

Haliæetus,

Jſt der Nahme eines Meer - Adlers oder Meer-Habichts, der am Geſtade des Meers den Fi - ſchen aufſtellet. V. Adler.

Hall in Sachſen,

Stadt an der Saale zur rech - ten Hand, im Saal-Kreiſe des Hertzogthums Magdeburg, nebſt einer Univerſitaͤt, welche An. 1694 den 1 Jul. von dem damaligen Chur-Fuͤrſten und nachmals erſten Koͤnige in Preuſſen Friderico auf - gerichtet worden. Sie hat ein Biſchoͤffliches Reſidentz-Schloß, wie auch ein altes Schloß, die Moritzburg genannt, nebſt be - ruͤhmten Saltz-Brunnen, deren viere ſind, Nahmens Gutjahr, Meteritz, Hackenborn und der Deutſche Brunn, welcher der beſte iſt. Es befindet ſich auch daſelbſt ein weltliches Fraͤulein-Stifft re - formirter Religion, ſo von dem Magdeburgiſchen Cantzler, Herrn Gottfried von Jena, geſtifftet worden. Die Einwohner ſind meiſtentheils Lutheriſch, iedoch haben auch die Reformirten, in - gleichen die Juͤden ihre Religions - Uibung allhier. Jn der Vorſtadt Glaucha befindet ſich ein groſſes und ſchoͤnes Wayſen-Haus und Pædagogium, welches der Pro - feſſor Francke angeleget. Allhier iſt der ſiebende Turnier von Kay - ſer Heinrich dem dritten An. 1042 in der Woche nach Philippi Jaco - bi gehalten worden, wobey 8 Fuͤr - ſten, nemlich Hertzog Otto zu Sachſen, Marckgraf Albrecht zu Brandenburg, Hertzog Burcinous in Boͤhmen, Marckgraf Albrecht in Oeſterreich, Hertzog Conrad inHalBayern, Marckgraf Eckard zu Meiſſen, Marckgraf Otto zu Nordgau, Marckgraf Theodor zur Lauſitz; 26 Grafen, 14 Edle und 580 Helmen. Woſelbſt den einer von Brettenburg, von Bon - ſtet, von Rockheim und einer von Sicking um Ungehorſams willen geſchlagen ward.

Hallelujah, Alleluja,

Jſt ein beſonder Freuden-Wort, und heißt ſo viel als Lobet den Herrn, mit welchem die Engel und auserwehlten Seelen den HErrn ſtets loben, und ſo offt ſie deſſen glorwuͤrdiges Angeſicht an - ſchauen, zu Ehren ein Hallelujah ſingen. Darum auch dieſes Wort in keiner Sprache gedolmetſchet worden: Wie dann die Myſtici dieſes obſerviret, daß der Nahme Gottes Jah, welches einer aus den zehen Goͤttlichen Nahmen, in dem Schluß deſſelbigen zu finden; und habe dieſes Wort nirgends in keiner Sprache ein ſolche ſchoͤne Elegantiam als in der Hebraͤiſchen. Dieſes Wort ſtehet 13 mal nur al - lein in den Pſalmen, welche Pſal - men die Juͤden bey dem Oſter - mahl geſungen, und auch der Lobgeſang genennet wird. Matth. 26, 30.

Hals des Pferdes,

Soll gleich von der Bruſt wohl uͤber ſich, und nicht vor ſich ſte - hen, unten von der Bruſt an rund, uͤber der Maͤhne ſcharf, bey dem Kopfe duͤnn und ſchmal, damit er ſich zur Zaͤumung wohl ſchicke, auch nicht zu kurtz noch gar zu lang ſeyn. Die Maͤhne ſoll duͤnn und zart ſeyn; denn wenn der Hals oben dick iſt, ſo iſt die Maͤhne gleichfalls dick, und ein Zeichen, daß es ein Speck -HalsHalHals ſey oder werde. Der Schopf mag dick oder duͤnn von Haaren ſeyn, wie es einem beliebt. Vor - nemlich iſt Acht zu haben, daß ſich Hals und Kopf wohl zur Zaͤu - mung bringen laſſe. Denn etli - che Pferde ſind wohl gewachſen, haben aber ſteiffe Haͤlſe, ſo ſich nicht wohl herbey geben, ſondern dem Kappenzaum und Stangen widerſtreben, ie mehr man ſie her - bey zu bringen ſuchet, ie mehr wi - derſetzen ſie ſich, und ſind ſchwer recht zu zaͤumen, oder fallen un - ter ſich herbey: So bald man aber die Zuͤgel etwas anziehet, wider - ſetzen ſie ſich der Fauſt, und gehen mit dem Kopfe auſſer der Poſitur vor ſich, legen die gantze Schwere des Leibes auf die Croupe; wes - wegen ſie nicht wohl avanciren koͤnnen, wo man die Zuͤgel nicht gantz nachlaͤſſet. v. Cou.

Hals-Kappe, ſ. Criniere.

Hamſter,

Jſt ein hoͤchſtſchaͤdliches Thier, welches den groͤſſeſten Ratten an Groͤſſe nichts nachgiebet, und fuͤr eine Art groſſer Feld-Maͤuſe ge - halten wird, ob es gleich mit den - ſelben wenig Gleichheit hat: Denn die Farbe des Ruͤckens kommt ſchier den Haſen bey, am Bau - che ſiehet er ſchwartz, auf beyden Seiten hellroth, und hat auf ieg - licher Seite noch drey weiſſe Fle - cken; die Schlaͤfe ſind roͤthlicht, der Hals weiß, die Fuͤſſe kurtz, und nach der Dicke des Leibes pro - portioniret. Die Haare ſtehen ſo feſte auf der Haut, daß ſich eher die Haut von dem Fleiſch, als die Haare von der Haut ab - ſondern laſſen. Er wohnet in der Erde, darein er ein tieffes LochHamgraͤbet, und ſeinen Bau auf eine verwundernswuͤrdige Art macht, auch in denſelben allerhand Ge - treide-Koͤrner, als Weitzen, Rog - gen, Dinckel, Gerſte, Erbſen und dergleichen, in groſſer Menge eintraͤgt, und auf den Winter zu ſeiner Speiſe aufhebet. Solch Eintragen aber verrichtet er mit den im Maule an beyden Backen von der Natur ihme mitgetheil - ten Beuteln oder Saͤcken, welche er voller Koͤrner ſammlen kan, ohne daß man ein einiges in ſei - nem Rachen ſiehet, und ſolche auch wieder dergeſtalt auszulee - ren weiß, daß keines darinne blei - bet. Dieſe Saͤcke oder Beutel kan man, wenn er todt iſt, zum Maul heraus ziehen, und umkehren, wie die Schubſaͤcke. Sein Bau oder unterirdiſche Wohnung iſt groß und weitlaͤufftig, in verſchiedene viereckigte nett und glattgebaute Zimmer abgetheilt, davon er ei - nes zu ſeiner Wohnung, und ei - in dem uͤbrigen Gebaͤude aber findet man ſeinen Vorrath an Getreid - und Huͤlſen-Fruͤchten, und zwar iede Sorte beſonders ſo ſchoͤn aufgeſchuͤttet, daß es auf ei - nem wohleingerichteten Getraide - Boden nicht ordentlicher gefun - den werden kan: von iedem auch nicht wenig, ſo gar daß mancher Hamſter-Faͤnger nur an dem von zehen bis zwantzig Hamſtern ein - getragenen Vorrath ſich und die Seinigen auf den Winter mit Brot und Huͤlſen-Fruͤchten ver - ſehen kan. Es bleibet aber der Hamſter iederzeit gerne in dieſer ſeiner kuͤnſtlich erbauten Hoͤhle, laͤſſet ſich auch nicht leichtlich dar - aus vertreiben, man gieſſe ihm denn Waſſer, welches er gar uͤbelRitter-Lexic. J iver -Hanvertragen kan, in dieſelbe, oder grabe ihn aus. Sobald er dieſes letztere mercket, ſo ſtellet er ſich in der erſten Kammer in Poſitur zur Gegenwehr, und machet ſich mit Springen und Beiſſen treff - lich unnuͤtze; wenn er aber den Ernſt ſiehet, und die Todes-Angſt empfindet, ſo laͤufft er von einem Zimmer in das andere, bis er endlich nicht weiter kan; alldor - ten erwartet er ſeinen Tod mit groſſer Hertzhafftigkeit, ſpringet allen denen, ſo ihme zu nahe kom - men, unvermerckt nach dem Ge - ſichte, und wo er einen erwiſcht, ſo bezahlet er ihn dergeſtalt, daß er wuͤnſchte, er waͤre dem ergrim̃ - ten Hamſter nicht ſo nahe getre - ten; trifft man ihn aber mit einer Spate oder Rade-Hacke auf den Ruͤcken, ſo iſt er augenblicklich todt: denn allda iſt er am ſchwaͤch - ſten; welches dieſes ſchlaue Thier auch wohl weiß, darum wird es niemals gerne den Ruͤcken bloß geben, ſondern gemeiniglich auf den zwey Hinter-Fuͤſſen ſitzend, mit der Schnautze und den Voͤr - der-Fuͤſſen ſich in den Streit ein - laſſen. Eben dergleichen Poſitur macht er auch, wenn er friſt, in - dem er auf den Hinter-Fuͤſſen ſi - tzet, und mit den Voͤrder-Fuͤßlein die Speiſen haͤlt. Er wird von etlichen, wie die Eichhoͤrnlein, ge - braten und gegeſſen. Sein Fleiſch aber ſoll ſehr ungeſund ſeyn, und und im Uiberfluß genoſſen, Grind und Ausſatz verurſachen.

Hanau,

Eine ſchoͤne Grafſchafft in der Wetterau, davon die Grafen die - ſes Nahmens ihren Titel fuͤhre - ten. Sie hatten ſich in die Muͤn - tzenbergiſche und LichtenbergiſcheHanLinien vertheilet, davon jene ſchon 1642 mit Grafen Johanne Erneſto abgeſtorben. Von der Lichten - bergiſchen Linie hat Graf Philippus Reinhardus vom Kayſer den Reichs-Fuͤrſtlichen Titel erhalten, weil aber die Introduction in das Fuͤrſtliche Collegium nicht erfolg - te, ſo enthielt er ſich auch des Fuͤrſtlichen Titels. Mit deſſen Bruder, Grafen Johanne Rein - hardo, iſt 1736 der gantze Manns - Stamm dieſes graͤflichen Hauſes erloſchen. Und obwol Chur - Sachſen 1625 vom Kayſer die An - wartſchafft auf dieſe Grafſchafft erhalten hatte: So ergriff doch Printz Wilhelmus von Heſſen - Caſſel, welches Haus ſich auf ei - nen Eventual-Succeſſions - Ver - gleich von 1643 gruͤndete, nach dem Tode gedachten letzten Gra - fens den Beſitz von der Graf - ſchafft und den dazu gehoͤrigen Landen, nachdem deſſen aͤlterer Herr Bruder Fridericus, Koͤnig in Schweden und Landgraf zu Heſſen-Caſſel, en faveur ſeiner renunciret hatte. Es iſt aber die Sache zwiſchen den Haͤuſern Sach - ſen und Heſſen zum Vergleich ge - dien. Sonſt fuͤhrten die abgeſtor - benen Fuͤrſten und Grafen von Hanau im Wappen wegen der Herrſchafft Hanau drey rothe Sparren im guͤldenen Felde; drey guͤldene Balcken im rothen Felde, wegen der Grafſchafft Reineck; einen rothen Loͤwen im guͤldenen Felde, wegen der Grafſchafft Zweybruͤck; ein roth und Gold getheiltes Feld, wegen der Herr - ſchafft Muͤntzenberg; einen ſchwar - tzen Loͤwen im ſilbernen Felde mit einer rothen Einfaſſung, wegen der Herrſchafft Lichtenberg im Un - ter-Elſaß; zwey ſilberne BalckenimHanim rothen Felde, wegen der Herr - ſchafft Ochſenſtein, und endlich ein rothes Mittel-Schildgen mit guͤldenem Rande, wegen der Herr - ſchafft Bitſch. Auf dieſem Wap - pen ſtehen 4 offene Helmen; der erſte zeigt einen halben Schwan wegen Hanau; der andere aber einen halben rothen Loͤwen, wegen Zweybruͤck; der dritte iſt mit ei - ner rothen und mit Hermelin auf - geſchlagenen Muͤtze bedecket, dar - auf ein Pfauen-Schwantz mit zwey Faͤhnlein, roth und Gold ge - theilet, zu ſehen, wegen Muͤntzen - berg; der vierte iſt gecroͤnt, und hat einen groſſen Schwan, wegen Reineck. Uiber dieſes iſt noch zur rechten Hand ein Neben-Helm, worauf ein weiſſer Schwan-Kopff mit dem Halſe zu ſehen, wegen Lichtenberg, und zur lincken Hand iſt dergleichen, welcher einen hal - ben Mann ohne Arme, in rother Muͤtze und Kleidung, mit ſilber - nen Balcken traͤget.

Hanche du cheval,

Jſt eigentlich das gantze Hin - tertheil des Pferdes, welches die Lenden und Huͤfften bis an die Knie in ſich begreifft, auf welche ſich ein Pferd neiget, und auf die Hanche ſetzet. Die gantze Reit - Kunſt hat keine Lection nothwen - diger als dieſe: Mettre un cheval ſur les Hanches, ein Pferd recht auf die Huͤfften ſetzen; das geſchie - het dann durch das Verhalten, Zu - ruͤckzopffen und Leviren ꝛc. V. En - ſemble, it. Falquer.

Hand-Decken, ſ. Caparaſon.

Hand-Pferd, Hand-Gaul,

Wird dasjenige Pferd genennet, welches dem Sattel-Pferde zur rechten Hand an der Deichſel gehet.

Han

Hand-Pferd,

Heiſſet man auch ein geſattel - tes Pferd, welches ſich ein Herr durch ſeinen Reit-Knecht an der Hand nachfuͤhren laͤſſet, entwe - der auf Reiſen ſich deſſen im Fall der Noth bedienen zu koͤnnen, oder ſolches bey einem Aufzuge zum Staat zu gebrauchen.

Hand-Vogel,

Wird von Habicht geſagt: Er kommt zur Hand, ſtehet auf der Hand, iſt ein guter Hand-Vogel, die Falcken ſtehen auf der Hand, und ſitzen nicht. Auf die Hand bringen, geſchiehet bey den Falcken, wenn man ſie rufft, das iſt, mit den Zeichen und der Stimme al - lein auf die Hand bringet.

Hang-Riemen, ſ. Chapelet. Hanniſſement,

Heiſt das Wiehern oder die la - chende Stimme der Pferde, wel - che in der Jugend von den Heng - ſten klein und klar lautet, bis zur Zeit, da ſie Beſcheller werden, alsdenn wird ſie rauh, groß - und ſtarcklautend. Sonſten iſt das Wiehern der Pferde bey den Al - ten in groſſem Æſtim und Werth gehalten worden, daß auch Darius durch dergleichen Pferd-Schrey iſt zu einem Koͤnig von Perſien er - wehlet worden: den Soldaten aber iſt das Schreyen der Pferde unangenehm, ſonderlich, wenn ſie auf Parteyen gerne wollen vom Feinde verborgen ſeyn; derglei - chen Pferden bindet man einen Schwamm aufs Mundſtuͤck, oder bindet die Zunge an das Mund - ſtuͤck feſt, ſo kan es nicht wiehern. V. Pferd-Anatom. 2 Tom. pag. 1139.

J i 2Han -
Han

Hannover,

Reſidentz-Stadt des Churfuͤr - ſten von Hannover, an dem Fluß Leine im Fuͤrſtenthum Calenberg. Sie iſt groß, wohl gebauet und befeſtiget, liegt 7 Meilen von Braunſchweig, und befinden ſich daſelbſt die Cantzeley, Hof-Ge - richte und Zeug-Haus. Die neue Stadt hat 3 ſchoͤne gewoͤlbte Pfarr-Kirchen, eine ſtatliche Waſ - ſer-Kunſt, welche auf einem groſ - ſen Platz und auf 2 Gaſſen ſtehen. Allhier refidiret der ietztregierende Koͤnig von Groß-Britannien und Churfuͤrſt Georgius Auguſtus, ge - bohren den 31 Octobr. Anno 1683; der Koͤnigliche Cron - und Chur - Printz Fridericus Ludovicus (wel - cher anietzo der Printz von Wallis genennet wird) iſt gebohren Anno 1707 den 31 Jan. Der Pallaſt des Chur-Fuͤrſten iſt ein ebenes Ge - baͤu, an einem ſchoͤnen Ort laͤngſt an dem Fluß, ſonſt aber ſehr hoch gebauet, und welches herrlich an - zuſehen iſt. Jngleichen die Schloß - Kirche und in derſelben die ſchoͤne alte Reliquien: Auſſerhalb der Stadt aber das praͤchtige Luſt - Haus Herrnhauſen, und der Chur - fuͤrſtliche Garten, worinnen die groͤſte und ſtaͤrckſte Fontaine in der Welt iſt. Das Wappen des Koͤ - nigs und Chur-Fuͤrſtens ſ. unter Braunſchweig und Groß-Britan - nien.

Haras,

Stuterey, iſt ein beqvemer Ort der Fohlen-Zucht, wo keine all - gemeine Pferde, wie es der taͤgli - che Weltlauff mit ſich bringet, er - zogen werden, ſondern wo die al - leredelſte Art mit Fleiß erzielet wird. Der Stuterey erſter An - fang und Urſprung aber wird demHarAna, dem Schwaͤher Eſaus, zuge - ſchrieben, und in dieſelbe Zeit ge - ſetzet, da der Menſchen ſinnrei - ches Nachdencken, wie in der Ver - miſchung der Pferde und Eſel ein und andern Vortheil bey den Thie - ren geſucht, und auch gefunden; wie dann heut zu Tage noch von der Pferde-Zucht groſſe Vorthei - le, und viele Einkuͤnffte zu haben und zu erlangen ſind.

Haraſſier,

Geſtut-Meiſter oder Aufſeher der Pferde-Zucht, ſoll eine getreue, verſtaͤndige, fleißige und ſowol in der Reuterey, als in der Artzeney wohl erfahrne Perſon ſeyn, auch leſen und ſchreiben, wie auch rech - nen koͤnnen. V. Winters Geſtut - Buch, pag. 156.

Hardi, hardiment,

Kommt in der Muſic vor, und bedeutet, lebhafft, behertzt, mun - ter, Jtalieniſch animato, vivace.

Hardie, branche hardie,

Eine harte empfindliche Reit - Stange. v. Banquet.

Hardieſſe, l Homme de grande Hardieſſe,

Hat man denjenigen genennet, welcher ſich in die gefaͤhrlichſten Turniere gewagt, und den Ballie - Rennen und ſcharfen Treffen bey - gewohnt hat. Es wird auch ſon - ſten von einem Wag-Hals und verwegenen Reuter geſagt, wel - cher ſich allein unter die Feinde gewagt, einen Schrecken mit Ein - hauen unter ihnen gemacht, und ſich dann auf ſein gutes ſchnel - les Pferd verlaſſen, mit wel - chem er uͤber Graben, Ge - laͤnder und Schlag-Baͤume ge -ſetzt,Harſetzt, und ihnen gluͤcklich entkom - men. V. Avanturiers.

Harfe, Harpfe,

Jſt ein muſicaliſch Jnſtrument, unterſchiedlicher Arten, 1) die ge - meine einfache Harffe, welche 24 und mehr Saiten hat, von f bis in das zwey geſtrichene a und c, hat aber keine Semitonia. 2) Die groſſe Doppel-Harffe hat ſtarcke meßingene Saiten, bis 43. 3 ) Die kleine Art, welche man auf den Tiſch ſtellet, und auch meßin - gene Saiten hat, ſo man Har - fenetgen nennet. Die Harffe iſt ein ſehr altes Jnſtrument, ſo bey Juͤden und Heyden brauchbar ge - weſen, und zum Gottesdienſt ge - brauchet wordẽ. Eine gantz beſon - dere Harfe hat ohnlaͤngſt Joh. Paul Vetter zu Nuͤrnberg erfunden, welche unten mit einem Pedal von 7 Clavibus: Man kan auf der - ſelben durch alle Semitonia ſpie - len, ſo daß durch ieden Tritt alle C in cis, durch den andern die D in dis, durch den dritten die Dis in e, durch den vierten die F in fis, durch den fuͤnfften die G in gis, durch den ſechſten die A in as, durch den ſiebenden die B ins h accurat unter dem Spielen gezo - gen werden. Dieſe Harfe iſt auch mit einem aparten Zuge oben und unten verſehen, daß man durch dieſen den natuͤrlichen Harfen - Ton, durch jenen aber den Lauten-Ton auf einmal ſpielen kan. Es laͤſſet ſich auf derſelben aller General-Baß in Muſicken zu Concerten, Partien und fanta - ſirte Laͤuffe, wie auf dem Cla - vier, ſpielen.

Harlequinade,

Ein Narren-Tantz oder Aufzug.

Har

Harmatejus,

Jſt eine gewiſſe Melodie, durch welche Alexander M. nach Plutar - chi Berichte, als ſie Antigenidas geblaſen, aufgebracht und in Har - niſch gejagt worden. Dieſe Me - lodien-Art hat ſich gar nicht auf den Ton, oder ſogenannten Mo - dum tonicum, bezogen, ſondern auf den Rhytmum allein, ſo wie der Parænius, Hormius und an - dere Modi rhytmici, welche ver - mittelſt der Reim-Fuͤſſe und ver - aͤnderten Laͤnge und Kuͤrtze des Klanges allerhand Bewegungen verurſachen koͤnnen.

Harmodium,

Ein gewiſſes Lied, welches dem Harmodio, der die Stadt Athen von der Tyranney der Piſiſtrati - darum befreyet hatte, von ſeinen Landes-Leuten auf den Scheide - wegen zu Ehren geſungen ward.

Harmonia,

Bedeutet aptam commiſſuram, coagmentationem, compagem, ein geſchicktes Zuſammenlaſſen, Zuſammenfuͤgen, und iſt in der Muſic eine Zuſammenfuͤgung et - licher oder vieler ungleichen Klaͤn - ge, welche dergeſtalt mit einan - der vereiniget und zugleich gehoͤret werden, daß auch die dabey be - findliche, aber recht angebrachte Diſſonanzen dem Gehoͤre nicht allein verdrießlich fallen, ſondern auch die darauf folgende Conſo - nanzen nur deſto ſchoͤner und lieb - licher machen. Bey dem Ari - ſtoxeno hieß Harmonia vorzuͤg - lich das Genus enharmonium Bey den aͤlteſten Muſicis aber wird es fuͤr Diapaſon gebraucht. Jn dem erſten Verſtande iſt ſieJ i 3nichtsHarnichts anders, oder ſolte von Rechtswegen nichts anders ſeyn, als eine Zuſammenfuͤgung vieler Melodien. Um deswillen nen - neten die Griechen ihre gantze Compoſition nur die Melopoͤie, das iſt eine Wiſſenſchafft eine Me - lodie zu machen, und darinne be - ſtand bey ihnen die gantze Muſic; damit thaten ſie groſſe Wunder, ob ſie gleich keine Vielſtimmigkeit hatten, ſo wie ſie itzo bey uns uͤb - lich iſt. Die Harmonie bringet Gott das kluͤgſte Lob, und der Seelen die angenehmſte Erqvi - ckung.

Harmonica, Harmonice,

Jm eigentlichen Verſtande iſt eine Wiſſenſchafft, wie die Tone ſich gegen einander in ihrer Ord - nung und Groͤſſe verhalten; denn ſie erweget, als der edelſte Theil der canonicaliſchen Wiſſenſchafft, nebſt den Klaͤngen und Jnterval - len auch die Klang-Geſchlechter und Ton-Arten, nebſt andern da - hin gehoͤrigen Dingen. Jm ge - meinen Verſtande iſt ſie nichts an - ders als die Symphoniurgie, oder die vollſtimmige Art zu ſetzen. Eigentlich aber gehoͤret die Sym - phoniurgie nicht zur Harmonie. Dieſe begreifft nach einigen unter ſich: Sonos, Intervalla, Syſlemata, Genera, Tonos und Tonorum commutationes; worzu andere noch die Melopœiam oder die Mo - dulation ſelbſt rechnen wollen.

Harmonici,

Heiſſen diejenigen, welche in Beurtheilung muſicaliſcher Dinge dem Gehoͤre mehr Anſehen, als der Ration und Proportion beyle - gen. Ariſtoxenus, und die ihm folgende und alſo genannte Har -Harmonici, haben, wie Herr Mat - theſon in ſeinem Orcheſter an - mercket, die Ration und numeros nicht ſchlechterdings verworfen, ſondern nur das Gehoͤre zum Richter der mannigfaltigen Stuf - fen des Wohlklanges und Mis - lauts geſetzt.

Harmonieux, Harmonieuſement,

Wohlklingend, wohlzuſammen lautend.

Harnois garni de ſonnettes,

Heißt Gelaͤute an einem Schlit - ten-Pferd, ſo Winters-Zeit in Augen und Ohren den Liebhabern beyderley Geſchlechts ein Ver - gnuͤgen giebt.

Harn-Maͤngel der Pferde,

Sind vornemlich dreyerley: Die Harn-Winde, der lautere Stall, und das Blut-Stallen. Bey der Harn-Winde werden wieder dreyerley Unterſchiede ge - funden, als nemlich die Strangu - rie, Dyſurie und Iſchurie. Die Strangurie oder die kalte Seiche iſt, wenn ein Pferd den Harn Tropffenweiſe, mit einer Noͤthi - gung von ſich laͤſſet, welches man denn auch inſonderheit die Harn - Winde nennet. Welche vors er - ſte meiſtentheils von ſcharffen Fluͤſ - ſen, oder von Gebrechen der Nie - ren und Leber herkommt. Zum andern, wenn ein Pferd ſehr er - hitzt, und man es jaͤhling aus kal - tem Brunnen-Waſſer trincken laͤſ - ſet, als davon ſie nicht alleine die Harn-Winde bekommen, ſondern ſich auch offtmahls gar raͤhe ſauf - fen. Die dritte Urſach iſt, wenn die Kraͤffte der Blaſen, durch die Verhaltung des Harns dermaſſen geſchwaͤcht, daß ſie nicht vermoͤ - gen, den Harn fortzutreiben, da -durchHardurch denn die Blaſen gantz und gar verſchwillt, und allzu ſehr aus - gedehnet wird. Viertens, wenn ſich die Phlegmatiſche Feuchtig - keit ſamt dem Gebluͤte in die Bla - ſe ſetzen, und wie der Stein, vor dem Ausgang liegen und verſtopf - fen. Aeuſſerlich wird dieſes Uibel meiſtentheils verurſachet, wenn ein Pferd zu ſehr uͤberritten wird, und zum Stallen nicht kommen kan. Die Dyſurie oder Harn-Strenge iſt, wenn ein Pferd beſchwerlich und mit Noth und darzu gar we - nig, iedoch ohne Abſatz, und nicht wie bey der Strangurie, Tropffen - weife, ſtallet. Die Urſache ſol - ches Gebrechens ſind die ſchwa - chen Kraͤffte der Blaſen, wenn dieſelbe ſehr erkaltet, folglich von kalten dicken Fluͤſſen verſtopffet wird. Man kan es aus dem Stallen eines Pferdes ſehen, wenn der Harn duͤnn und weiß iſt; und wenn er dick und weiß, ſo iſts die inwendige kalte Feuchtigkeit, die den Durchgang hindert; und in ſolchen Faͤllen muß man waͤrmen - de und oͤffnende Artzneyen brau - chen, oder aber das Pferd in einer warmen Stube, oder bey einem Feuer auch aͤuſſerlich erwaͤrmen. Die

Iſchurie oder Harn-Verſtopffung iſt, wenn ein Pferd gar nicht ſtal - len kan, davon es ſehr geſchwillt, und in Lebens-Gefahr geraͤth. Es entſtehet dieſes Uibel entweder von Aufblaͤhung der Daͤrmer und boͤſer Dauung des Magens; oder wenn die Pferde bisweilen etwas ſchaͤdliches und gifftiges genoſſen haben; oder wenn man ein Pferd im Reiten uͤbereilet, und nicht ſtallen laͤſſet, wenn es gerne ſtal - len wolte; oder wenn ein Pferd, nach groſſer Hitze, zu bald erkal -Hartet, oder an einen kalten Ort ge - ſtellet wird; bisweilen wird es auch von den Spul-Wuͤrmern ver - urſacht. Wider die erſte Art der Harn-Winde, nemlich die Stran - gurie, ſoll man ein Loth Lorbeern in ein Noͤſſel gut alt Gerſten - Bier werffen, ſolches ein wenig warm machen, und dem Pferd in den Hals gieſſen. Oder Lorbeern u. Jngwer pulveriſiret dem Pferd in Wein gegeben. Man ſoll auch ein damit behafftetes Roß von der ſpitzigen Kletten-Wurtzel trincken laſſen. Die andere Art, nemlich die ſo genante Dyſuria oder Harn - Strenge, wird curirt, wenn man geſtoſſene Krebs-Augen auf einen Schnitten Brot ſtreuet, und es dem Roß zu freſſen giebet. Oder ein oder 2 Muſcaten-Nuͤſſe pul - veriſirt, und dem Pferde in ſuͤſſem Wein eingegoſſen: Oder zu Pulver geſtoſſene Karpffen-Steine mit Knoblauch-Safft und gutem weiſ - ſen Wein vermenget, dem Pferd in den Hals gegoſſen; wo aber dieſes nicht gleich helffen ſolte, ſo darff man nur Peterfilien-Wur - tzeln ſchaͤlen, mit Wein und Waſ - ſer abſieden, und es ihme alſo eingieſſen. Sonſten brauchet man auch ingemein vor die Harn - Winde folgendes: Nehmet Zun - der-Stein oder Schlacken aus der Schmiede, leget die ins Feuer, daß ſie gluͤend werden, thut ſie in eine Pfanne, und haltet ſie dem Roß unter den Schlauch, dar - auf ſuͤſſe Milch gegoſſen, und den Dampff davon etliche mahl darzu gehen laſſen. Wenn aber ein Pferd die Iſchurie oder Harn - Verſtopffung hat, daß es gar nicht ſtallen kan, ſo nehmet die obern Gipffel von Eiter-Neſſeln, Be - nedicten-Wurtzel, mit ein wenigJ i 4Saltz,HarSaltz, und gebet ſolches dem Pferd ein. Oder man ſiedet auch nur Haber in Wein, und laͤſſet den dritten Theil einkochen, und gieſſet es dem Roſſe warm ein. Oder: Nehmet wohlgeriebenen Saffran, und ein wenig Eßig mit etwas Eiſen-Roſt, und gieſſet es dem Pferd in den Hals; es wird in einer Viertel-Stunde ſtallen. Oder: Nehmet ohnge - fehr eine halbe Eyer-Schaale voll von Bilſen-Saamen und Rus von einem Keſſel, reibets fein klein unter einander, und gieſſet es dem Roß mit Milch laulicht ein, fuͤhret es denn in einen Stall, und laſſet es gehen. Ein guter Einguß, wenn ein Pferd nicht ſtallen kan, iſt auch folgender: Nehmet geſtoſſene Lorbeer, geſtoſ - ſene Krebs-Augen, weiſſen Wey - rauch, oder Teuffels-Dreck und Fenchel-Saamen wohl gerieben, Campher, Peterſilien-Wurtz ſamt dem Kraut, und dieſes zuſammen in Eßig und Wein geſotten, und dem Pferd eingegoſſen, gebet ih - me darauf Erdbeer-Kraut und Mangolt zu eſſen; ſchiebet ihme auch Seiffen mit Baum-Oel in den Hintern, und ſchmieret ihme das Geſchroͤte mit altem Schmeer, Saltz und Seiffen wohl. Oder man nimmt friſchen langen Pfef - fer, und machet den in ein Wachs - Licht zum Dacht, zuͤndet das Licht an, daß der Pfeffer mit dem Lich - te brennet, und laͤſſet den Rauch von dem Pfeffer dem Pferde in den Schlauch oder in den Ziemer gehen; iſt es ein boͤſes Pferd, ſo ſtecket man das Licht an einen Stab. Oder man nimmt Karpf - fen-Steine, Haͤrings-Seelen, Haͤrings-Milch, zu Pulver ge - macht, thut es in ein wenig Saltz -HarWaſſer, und giebt es dem Roß in den Hals; und denn nimmt man auch gepuͤlverte Haͤrings - Milch, und blaͤſet ſie dem Roß in den Schlauch, ſo wirds von Stund an ſtallen. Oder man fuͤhre ein ſolches Pferd nur in ei - nen Schaf-Stall, und ſtelle es uͤber warmen Schaf-Miſt, ſo daß ihme der Dunſt davon in das Gemaͤchte gehet, ſo wird es auch bald ſtallen.

Der lautere Stall, iſt anders nichts, als wenn das Pferd das Waſſer, eben ſo, wie es ſolches getruncken, wieder lauter harnet, welches von Schwaͤchung der in - nerlichen Glieder herkommet, die den Tranck nicht lange halten koͤnnen, bis es recht verdauet wird, und eine andere Farbe an ſich nimmt, als welches ein gewiſſes Anzeigen einer boͤſen Dauung iſt. Dafuͤr nehmet Heu-Blumen, ſie - det ſie mit Waſſer, bis ſie weich werden, und bindets dem Roß mit einem Bett-Tuch unten an den Bauch, ſo warm als man es an der Hand erleiden mag, (doch daß es nicht uͤber den Schlauch gebunden werde) und gebet ihm ſodenn in ſeinem Tranck Bibinel - len-Waſſer zu trincken, und Ei - chen-Laub zu freſſen: Oder ma - chet Erlen-Laub, und Rinden von einer jungen Eichen zu Pulver, gebets dem Pferd unter dem Fut - ter zu freſſen und im Waſſer zu trincken; Oder gieſſet ihme den Safft vom Kraut Huͤner-Darm ein, ſo vergehet es ihme auch. Oder nehmet ein Stuͤcke gluͤenden Stahl, loͤſchet ihn in des Pfer - des Trincken ab, und thut eine gute Hand voll bis zwey Roggen - Mehl darein, laſſet das Pferd drey Tage trincken, und alſobaldgemachHargemach darauf reiten, daß es nicht ſtalle, bis es die Noth dringet. Oder miſchet klein geſtoſſenes Ei - ſen-Kraut und Jngber mit Eßig unter einander, und gieſſet es dem Pferde ein. Oder nehmet weiſſen Campffer einer welſchen Nuß groß, Bein-Brech zwey Loth, ſtoſſet es zuſammen klein, und laſſet das Pferd daruͤber ſauffen. Einige laſſen Wacholderbeer, Klet - ten-Wurtzeln, Pappeln und Knoblauch mit einander in Wein ſieden, gieſſen es dem Pferde lau - licht ein: oder vermengen Staͤr - cke, damit man die Waͤſche ſtaͤr - cket, mit Waſſer, und laſſen es das Pferd etliche mal trincken.

Das Blut-ſtallen iſt ein Zeichen einer hitzigen und ſchwaͤrenden Blaſen. Dieſem gefaͤhrlichen Uibel abzuhelffen, nehmet vier Ziegel-Steine, die zuvor noch nie gebraucht worden, ſondern erſt vom Brenn-Ofen kommen, leget ſie in ein Feuer oder Glut, und laſſet ſie wohl heiß werden, bis daß ſie gluͤen, darnach ſchafft die Streu aus dem Stand, und leget ihme die heiſſen Ziegel-Steine un - ter den Bauch oder Schlauch, daß das Pferd darauf ſtallen kan, und ihme der Rauch oder Dampff in den Leib gehen moͤge, das thut alle Tage drey oder viermal, es hilfft. Oder brennet rohe Gerſten zu Pulver, und gebt ſie drey Ta - ge dem Roſſe zu freſſen, ſo ver - gehts. Ein bewaͤhrtes Mittel iſt auch, wenn man eine Schuͤſſel voll Huͤner-Miſt ſtoͤſſet, und wenn ſolches geſchehen, ihn ins Waſſer druͤcket, und dem Roß zu trincken giebet. Oder man nehme Lieb - Stoͤckel und Rauten, und druͤcke den Safft daraus, thue daran Wein und Eßig, und gebe es demHarPferde fuͤnff oder ſechs Tage lang, und zwar alle Tage gegen den Mittag; man laſſe ihm auch die Spann-Adern auf beyden Sei - ten, und das thue man ohngefehr zwey oder dreymahl aufs meiſte, ſo wird das krancke Pferd wieder geſund.

Harpa, ſ. Harfe.

Harpe, cheval qui harpe d une jambe, des deux jambes,

Wird von einem Pferde ge - ſagt, welches die Hinterbeine zu - gleich aufhebet, und mit Ge - ſchwindigkeit ſpringet, als ob es Courbetten machen wolte; das erſtere aber ſagt man, wenn es das eine mit Geſchwindigkeit hoͤ - her, als das andere, ohne Bie - gung aufhebet, ſo man auch Huͤ - ner-Tritt nennet.

Harpe lutée,

Eine mit Darm-Saiten bezo - gene Harfe.

Harpegement, v. Arpeggiare.

Harpeggiato, v. Arpeggi.

Harpichordum, v. Arpichordo.

Harrach,

Beruͤhmtes Graͤfliches Ge - ſchlecht in den Oeſterreichiſchen Landen, welches ſeinen Urſprung aus Boͤhmen hat, und daraus der vorige Ertz-Biſchoff zu Saltz - burg und verſchiedene Kayſerli - che Staats-Miniſter hergeſtam - met. Das Graͤfliche Wappen von Harrach beſtehet in einem ro - then Schilde, darinne eine guͤl - dene Kugel mit drey weiſſen Strauß-Federn beſtecket. Oben ſind 2 gecroͤnte Helme, davon der rechte einen rothen Fluͤgel mit 3J i 5weiſ -Harweiſſen Strauß-Federn; der lin - cke aber zwey ſchwartze Buͤffels - Hoͤrner mit weiſſen Strauß-Fe - dern beſtecket, traͤget.

Hartmaͤuligkeit, Dureté de Bouche,

Will von einigen bey den Pfer - den fuͤr einen Haupt-Mangel ge - rechnet werden, welches im ge - wiſſen Verſtande ſeyn kan, ſo weit nemlich das boͤſe Gewaͤchs und Proportion dieſelbe verurſachet. Doch kan auch keine beſtaͤndige Urſache aus der Natur gegeben werden, warum die Hartmaͤu - ligkeit bis in die Laden des Mau - les reichen ſolte. Hergegen wei - ſet die Erfahrung, daß wohlge - zaͤumte Pferde von hartmaͤuligen und auch unempfindliche von wohlgezaͤumten herkommen. Die - ſes aber iſt an den wohlgeſtallten Pferden zu erkennen, welche von Natur ein gutes Gewaͤchs mit ſich auf die Welt bringen, dieſel - ben werden auch niemals hart - maͤulig ſeyn, wo ſie nicht durch boͤſe Zaͤumung und harte plumpe Faͤuſte verderbet werden.

Hartz reiſſen, Hartz ſcharren,

So auch Pech hauen oder Pech ſcharren genennet wird, iſt zwar eine beſondere, aber auch, wo es unordentlich vorgenommen, und kein Unterſcheid dabey beobachtet wird, eine hoͤchſt-ſchaͤdliche Nu - tzung der Fichten-Waͤlder, da nemlich die Fichten-Baͤume ge - lacht oder geriſſen, und das her - aus flieſſende Hartz mit gewiſſen beſonders darzu verfertigten Meſ - ſern abgekratzet, und Pech davon gemachet wird. Dieſes Hartz - ſcharren oder Pechhauen muß inHardenen Waͤldern, wo es Herkom - mens und erlaubet iſt, von nie - manden verrichtet werden, auſſer, wem es inſonderheit um einen ge - wiſſen Zins vergoͤnnet worden iſt. Es haben aber dieſe ſogenannten Hartz-Scharrer oder Pech-Hauer folgende Puncten, welche ihnen wohl eingebunden werden muͤſſen, zu beobachten: 1) Daß ſie an kei - nem andern Ort die Fichten-Baͤu - me angreiffen, und denenſelben laſſen ſollen, als wo es ihnen an - gewieſen worden: Denn gute Haushalter, die ihre Holtzung vor der Verwuͤſtung bewahren, und doch das Hartz-Scharren darne - ben leiden wollen, haben in Ge - wohnheit die Waͤlder in drey Theile oder Oerter abzutheilen, von denen ſie ihnen jaͤhrlich nach der Ordnung einen Platz anwei - ſen, nach verfloſſenen dreyen Jah - ren aber wieder von vornen an - fangen laſſen, denn in ſolcher Zeit verlauffen ſich die gemachten Oeffnungen voͤllig wieder mit Hartz. Hierdurch wird alles Her - umſchweiffen der angenommenen und heimlichen Hartz-Scharrer und Pech-Hauer, meiſtentheils darnieder geleget, und die Baͤu - me werden in gutem Stand er - halten, dieweil ſie allezeit nach beſchehener Laͤſſe, zwey Jahr aus - ruhen koͤnnen. 2) Daß ſie keine Baͤume reiſſen, ſo nicht ihre abge - meſſene Dicke haben; weswegen denn gemeiniglich denen Forſt - Bedienten gewiſſe eiſerne Rin - cken, ſo man Loch-Rincken nen - net, zugeſtellet werden, welche die Dicke derer Fichten, ſo man zu reiffen erlaubet, anzeigen. 3) Daß ſie am jungen Holtze keinen Scha - den thun: Denn dieſe Art Leute ſind manchmal ſo unbeſcheiden,daßHardaß ſie, um deſto beſſern Raum und weitern Platz um die Hartz - Baͤume zu haben, die nebenſte - hende junge Schoͤßlinge und das junge Holtz-Gewaͤchs ohne Unter - ſcheid abhauen und verſtuͤmmeln. 4) Daß ſie nicht mit Holtz-Aex - ten, ſondern mit ihren darzu ge - hoͤrigen Jnſtrumenten, die Hartz - Baͤume reiſſen. Denn die Zim - mer-Beile und Holtz-Aexte tau - gen nicht zum Hartz ſcharren, und mag man damit faſt umgehen, wie man will, ſo wird man in den Stamm oder in das Holtz hinein hauen. Es iſt aber bekannt, daß man von den Hartz-Baͤumen auſ - ſer der bloſſen Rinde, ſonſt nichts hinweg ſchneiden noch hauen ſoll, weil auf ſich begebenden widrigen Fall, das angeſchnittene Holtz, nach und nach duͤrr muß werden, und das Hartz nicht mehr aus dem Schnitt wird flieſſen laſſen koͤn - nen; daher haben die Hartz - Scharrer ihre eigene Beile dazu, die man Meſſer heiſſet, welche in die Runde herum etwas krumm gebogen, und alſo zur Abſchaͤlung auf das beſte tauglich ſind. Und 5) daß ſie die Tannen-Baͤume nicht reiſſen, weil dieſelben da - durch mercklich ins Verderben ge - rather. Eine Haupt-Regel beym Hartzſcharren iſt: daß in denen Jahren, wenn viel Zapffen und Saamen auf denen Fichten be - findlich ſind, das Reiſſen einge - ſtellet werde, indem es zu ſolcher Zeit den Baͤumen ſehr ſchaͤdlich und darzu vergeblich iſt, weil das Hartz, welches dieſes Baumes Safft iſt, genug uͤber ſich zu thun hat, den Saamen vollkommen zu machen. An gewiſſen Orten wird das Hartz-Scharren oder Pech-Hauen alſo erlaubet, daßHaſerſtlich der Grund-Obrigkeit von allem Peche der Zehend abgerich - tet, und darnach das uͤbrige Pech mit derſelben noch halb getheilet werden muß, ſo duͤrffen auch die Hartz-Scharrer an vielen Or - ten kein Pech von dem ihrigen verkauffen, wo ſie nicht ſolches vorher der Herrſchafft und dero - ſelben Unterthanen zu feilem Kauff angeboten haben.

Haſe, Lepus, Lievre,

Jſt ein bekanntes vierfuͤßiges, und unter die Nieder-Jagd, oder das kleine Weidwerck gehoͤriges Wildpret, uͤber alle maſſen furcht - ſam, und ſich einig und alleine auf die Geſchwindigkeit ſeiner Fuͤſſe verlaſſend. Seine aͤuſſer - liche Geſtalt belangend uͤbertrifft er an Groͤſſe die Caninichen, ſei - ne voͤrdern Fuͤſſe ſeyn ungleich klei - ner als die hintern, er hat einen kurtzen dicken Kopff, lange und ſpitzige Ohren, einen kurtzen Schwantz, an dem obern Theil des Mauls eine heßliche Scharte, groſſe heraus getriebene Augen, und kurtze, oder gleichſam abge - ſchnittene Augen-Lieder, dahero es kommt, daß er die Augen allezeit offen haͤlt, ja ſo gar mit offenen Augen ſchlaͤfft. Das Maͤnnlein, oder die Rammler, iſt auch von dem Weiblein, ſo die Haͤſin, der Mutter-Haſe oder Satz-Haſe ge - nennet wird, darinne unterſchie - den, daß jener von Natur etwas kleiner, aber laͤnger und geſchwin - der iſt, als die Haͤſin, welche et - was dicker vom Leibe, und nicht ſo hurtig auf ihren Fuͤſſen. Fer - ner iſt der Rammler auf den Vor - der-Blaͤttern und Schultern roth, auf dem Ruͤcken ſchwartztuͤpff - licht, und hinten herum weiß, alswennHaſwenn er berupffet waͤre; hat einen dicken kurtzen Kopff, lange Haare am Bart, Backen und Augen - Braunen, auch kurtze, weite und weißlichte Ohren, welche er ſteiff traͤget, und in dem Sitzen und Horchen eines nach dem andern geſchwind in die Hoͤhe recket; im Lager aber die Ohren nach dem Hals zuſammen leget. Die Haͤ - ſin oder der Satz-Haſe hingegen hat einen laͤngern und ſchmaͤlern Kopff, bisweilen auch ein Blaͤß - lein auf der Stirn, groſſe lappich - te und etwas hangende Ohren, am Ruͤcken falbigte, und uͤberhaupt mehr Aſch-Farbe und graulichte als roͤthlichte Haare. Jn der Setz-Zeit iſt abſonderlich ein Rammler in dem Lager vor einer Haͤſin daran zu erkennen, daß er ſeine Ohren gerade auf den Ruͤ - cken zuruͤck - und zuſammen leget, auch eher aus ſeinem Lager aufſte - het, als eine Haͤſin; dahingegen dieſe, wenn ſie den Leib voller Jungen hat, ſich in dem Lager zu drucken und feſte zu ſitzen pfleget, da ſie denn ihre Ohren gantz von einander zu beyden Seiten des Leibes hinunter leget, und mit dem Hinter-Theil hoch ſitzet. Sie rammlen im Februario, auch wol gar ſchon im Januario, nach - dem nemlich das Wetter gelinde iſt, und zwar mit ſo groſſer Be - gierde, daß offt hinter einer Haͤ - ſin drey oder vier Rammler her - lauffen, wiewol ſolche fruͤhzei - tige Junge, wenn ſie nach vier Wochen, (denn ſo lange traͤgt die Haͤſin) geſetzet werden, mehren - theils von der groſſen Kaͤlte und dem ſtarcken Schnee wieder um - kommen: Wenn aber ein harter Winter einfaͤllt, muͤſſen ſie dieſe Kurtzweile bleiben laſſen. Son -Haſſteu ſetzen ſie ordentlicher Weife im Martio, wo alt Gras, dicke Saat oder Farren-Kraut iſt, in Straͤuchlein, oder an einen klei - nen Erd-Huͤgel, und zwar nach - dem die Satz-Haͤſin alt iſt, ein oder zwey Junge. Der andere Satz geſchiehet im Majo ſchon beſſer, und bekommen ſie alsdenn meiſtens dreye. Beym dritten Satz, ſo im Julio geſchiehet, be - kommen ſie bisweilen vier bis ſechs Junge, die ſie ſchon beſſer, als bey den erſten beyden Saͤtzen im Ge - treide verbergen koͤnnen. Jm September oder zur Erndte-Zeit, folget der vierte Satz, bisweilen auch nicht, nachdem ſie nemlich Friede haben, ſo daß die alten Jaͤger haben pflegen zu ſagen, der Haſe gehe im Fruͤh-Jahr ſelb an - der vom Holtze ins Feld, und ge - he um Bartholomaͤi ſelb funffze - hen bis 17 wieder zu Holtze. Sie werden nicht blind gebohren, wie die Caninichen, Eichhoͤrner, Ham - ſter und dergleichen, welche alle bis in den neunten Tag blind lie - gen muͤſſen, ſondern haben gleich ihre Augen offen, ſobald ſie zur Welt kommen. Sonſten iſt die Haͤſin eine ungetreue Mutter: Denn ſie laͤſſet ihre Junge uͤber vier oder ſechs Tage nicht an ſich ſaugen, darnach verlaͤſſet ſie die - ſelben, und laͤufft aus groſſer Geil - heit dem Rammler wieder nach, welcher die Jungen, wenn er ſie friſch geſetzt findet, gantz und gar auffrißt, damit er die Mutter de - ſto eher wiederum frey bekommen moͤge. Die Raben und Kraͤhen thun den Haſen viel Schaden, ſo - wol wenn ſie noch jung, als auch, wenn ſie alt und erwachſen ſind, und koͤnnen zwey Kraͤhen einen alten Haſen ſo gut ſtoſſen, alseinHaſein Raub-Vogel. Wenn der Haſe ein Jahr alt worden, iſt er zu ſeiner Vollkommenheit gelan - get. Wo er geſetzet worden, blei - bet er am liebſten; dahero kommen die Holtz-Haſen, die nemlich in groſſen Waldungen geſetzet wor - den, gar wenig, oder doch nicht weit in die Felder, weil ſie nechſt demjenigen, was ſie zu ihrer Nah - rung allenfalls auf dem Felde fin - den, auch Eicheln und allerley Holtz-Kraͤuter freſſen. Die in den kleinen Feld-Hoͤltzern geſetzte aber lauffen alle Naͤchte nach ih - rer Nahrung ins Feld, und ge - hen fruͤhe, zumal wenn es win - dig, wieder zu Holtze. Dieſe Holtz-Haſen ſind ſchon etwas ſchwerer zu hetzen, weil ſie den den Jaͤger mit den Hunden mehr ſcheuen, und zum oͤfftern ſchon der Jagd entgangen. Die Feld-Ha - ſen hingegen, das iſt, diejenigen, ſo in den weiten und flachen Fel - dern geſetzet worden, bleiben auch meiſtens daſelbſt beſtaͤndig, aͤn - dern aber ihr Lager oder Geſaͤſſe im Jahr unterſchiedliche mal: Denn im Fruͤh-Jahr, wenn Froſt und Schnee vorbey, ſetzen ſie ſich gerne an die Raͤnder in die Miſt - Stuͤcken oder Sturtz-Aecker; wenn aber die Saat ſo hoch ge - wachſen, daß ſie ſich darinne ber - gen koͤnnen, ſo ſuchen ſie ihre Re - tirade in derſelben, bis zur Ernd - te-Zeit, da ſie ſich denn immer aus einem Stuͤck Getreide in das andere jagen laſſen, bis es alles geſchnitten oder niedergehauen iſt: alsdenn ſetzen ſie ſich in das alte annoch ſtehende Gras, und in die Haber-Schwaden, entkommt ih - nen aber auch dieſes, ſo machen ſie ſich in die Korn-Stoppeln, Flachs-Aecker, Kraut-StuͤckenHaſund dergleichen; zur Winters - Zeit und bey tieffem Schnee, ma - chen ſie ſich in die Windwehen, auch in die Weiden - und Erlen - Gruͤnde, wo ſie in der Gedult ſi - tzen koͤnnen. Jhr Geaͤſe iſt aller - hand gruͤner Saamen, Kraut, Haber, auch was die Holtz-Ha - ſen ſind, zur Herbſt-Zeit Eicheln; Jm Winter aber naͤhren ſie ſich, wenn ſie wegen Tieffe des Schnees nicht zur gruͤnen Saat kommen koͤnnen, von denen Rinden und Schalen der Bircken - und ande - rer jungen, inſonderheit aber der Obſt-Baͤume, welches die Gaͤrt - ner und Haus-Vaͤter oͤffters mit ihrem groſſen Schaden erfahren. Sie vermercken von Natur das Wetter und den Wind, und veraͤn - dern daher ihr Lager, denn wenn ein Regen-Wetter vorhanden, machen ſie ſolches ins Feld an ei - nem Huͤgel, Furche, Stamm oder Wurtzel, alt Gras oder Farren - Kraut, graben vor ſich eine laͤng - liche Grube gegen den Wind, und ſetzen ſich mit dem Hintern ruͤck - werts hinein, weil ſie zu ſolcher Zeit in dem Buſch nicht bleiben, noch ſich die Regen-Tropffen von den Blaͤttern beunruhigen laſſen koͤnnen; wenn es hingegen kalt und windig iſt, ſuchen ſie das Ge - hoͤltze und die Buͤſcher. Jm Win - ter machen ſie ihr Lager gegen die Sonne; im Sommer aber wegen des Schatten gegen die Nord - oder Winter-Seiten; wenn ſie des Nachts vom Thau oder Regen naß worden, trocknen ſie ſich bey Tage und bey Sonnen-Schein in den Furchen wieder ab. Wenn ein paar alter Haſen eine Gegend zu ihrer Wohnung eingenommen, laſſen ſie daſelbſt keine fremde aufkommen, ſondern beiſſen undkratzenHaſkratzen ſie weg, auſſer diejenigen, die von ihnen gebohren worden; diejenigen Haſen, welche in mo - raſtigen und waͤſſerigen Bruͤchen wohnen, ſind gemeiniglich an - bruͤchig, ungeſund und haben die Pocken. Die Haſen aber, ſo ſich auf den Bergen und trockenen Gegenden aufhalten, ſind viel geſuͤnder, hurtiger und geſchwin - der, und werden inſonderheit die halbgewachſenen, fuͤr weit deli - cater zur Speiſe gehalten, als die alten. Die Loſung eines Haſen iſt klein, trocken und eckigt, einer Haͤſin aber groͤſſer, runder und feuchter. Die Haſen werden, ſonderlich an den Grentzen, mit Haſen-Garnen, Lauſch - oder Luͤ - cken-Netzen, auch Schleiffen oder Drat-Schlingen gefangen, oder da ſie durch Stoͤber-Hunde auf - gejagt, an den Wechſeln mit Schrot geſchoſſen, mit Falcken und Habichten gebaitzet, oder auch mit Wind-Hunden gehetzet. Sonſten haben ſie ein ſchwaches Leben, und ſterben von einem leichten Druck, leben auch auſſer dem uͤber acht Jahr nicht. Wenn man das Alter eines Haſen er - kennen will, ziehet man ihm die Ohren von einander: giebt das Fell nach, ſo iſt es eine Anzeige, daß er noch jung ſey, haͤlt es aber feſt, ſo iſt er alt; wenn auch die Glieder an den vordern Spruͤn - gen ziemlich groß ſind, kan man ihn gleichfalls fuͤr alt halten. Die Weidmaͤnniſche Redens-Ar - ten vom Haſen ſind: Der Ha - ſe rammlet, ſetzet, weidet, wird von den Hunden gerahmet, wenn ſie ihn nemlich ſo einholen, daß er ſich umwenden muß, gehetzt, gefangen, genickt, erwuͤrgt, zerriſ - ſen, abgeſtreiffet. Er hat einenHaſBalg nicht Fell, Loͤffel nicht Oh - ren, Spruͤnge nicht Hinter-Fuͤſſe; Jhm werden Garn - und Feder - Gericht geſtellet. Einen Ab - ſprung thut er, wenn er einen Wi - dergang gethan, und denn davon auf die Seiten ſpringet. Er druͤckt ſich, wenn er ſich gantz auf die Er - de niederleget, den Kopff nieder buͤcket, und ſich alſo zuſammen ziehet, daß er nicht geſehen wird. Ein Maͤnnichen macht der Ha - ſe, wenn er nur auf den hintern Laͤuffen ſitzet, und die voͤrdern in die Hoͤhe haͤlt.

Haſel-Huhn,

Jſt eine Art wilder Huͤner, ſo unter das Feder-Wildpret gehoͤ - ret, und um ein gutes groͤſſer als das Rephun iſt. Der Hahn ſo - wol als die Henne, haben kurtze dicke und ſchwartze Schnaͤbel, graue Koͤpffe, und zuoberſt auf demſelben ſchwartze Federlein; die Federn an ihren Leibern ſind mannigfaltig, theils grau oder Aſchen-Farb, theils ſchwartz, theils Caſtanien-braun und weiß unter einander geſprengt. Sie haben am Bauch mehr weiſſes, als die Rephuͤner, und am Ruͤcken mehr roͤthlichtes, doch alles mit Flecken vertheilt; der Bauch iſt weißlicht, und die beyden Seiten ſind mit ſchwartzen Flecken eingetheilt, der Schwantz iſt graulicht, ſchwartz und weiß, mit einem Fingerbrei - ten ſchwartzen Qver-Strich; die laͤngſten Schwing-Federn ſind gar nahe Aſchen-Farb, mit ſchwartz vermiſcht. Die Fuͤſſe ſind beyden, gleich dem Birck-Wildpret, von Natur bis an die Klauen mit Fe - dern bekleidet, die Zehen aber ſchuppigt. Doch iſt der Hahn von dem Huhn darinne unterſchie -den,Haſden, daß er ſchoͤner an Federn, und ein klein wenig groͤſſer, als dieſes; daß er am Kopffe und un - term Halſe etwas mehr ſchwartz gezeichnet iſt, als das Huhn, auch mercklich dickere Backen hat, denn dieſes, und uͤber den Augen roth gezeichnet iſt, wie ein Rebhuhn. Sie halten ſich gerne in ſchwartzen Holtze, Tannen und Fichten-Di - ckigten, iedoch meiſtens in ſolchen Gegenden und Gruͤnden auf, wo viel Haſel-Nuß-Stauden zu fin - den, (als wovon ſie ihren Nah - men haben) weil ſie die Haſel - Zaͤpfflein oder Kaͤutzlein gerne ge - nieſſen, auſſer dieſen aber auch von Wacholder - und rothen Hol - lunder-Beeren, nicht weniger von Eber-Eſchen-Beeren, Stein-Klee, und andern gruͤnen Blaͤttern ſich naͤhren. Sie fliegen ſehr raſch, begeben ſich aber niemals aus dem Holtze, und ſetzen ſich auf die un - terſten Aeſte, ſehen allezeit mit ei - nem Auge uͤber ſich, und fuͤrchten ſich ſehr vor den Raub-Voͤgeln. Jhre Pfaltz iſt im Fruͤh-Jahr in der Faſten-Zeit, da ſie einander pfeiffen und ſich zuſammen ruf - fen, zu welcher Zeit man die Maͤnnlein mit einer des Weib - leins Stimme und Ruff gleich - lautenden Pfeiffe zu ſich locken, und dieſelben nicht ohne ſonder - bare Luſt ſchieſſen kan: Denn die Weiblein oder Huͤner ſoll man um der Nachzucht willen billig ſcho - nen. Um acht Uhr Vormittag und Abends um drey Uhr iſt die beſte Zeit zum Schieſſen. Das Huhn hat gleich dem Auer - und Birck-Wildpret, ſeine Brut auf der Erden, und bringet ſechs, ſie - ben bis acht Junge ohne Huͤlffe des Hahas (denn ſie ſich, wie das Birck-Wildpret auch nicht paaren) Haſgantz alleine in einer Zeit von drey Wochen aus. Dieſer Vogel zie - het nicht, wie anderes Feder-Wild - pret, Herbſt-Zeit hinweg, ſon - dern haͤlt ſeinen Ort oder Gegend Jahr aus Jahr ein accurat. So bald die Junge fliegen koͤnnen, zeiget ihnen die Alte andere Gele - genheiten. Sie werden, wie ob - gedacht, geſchoſſen, oder auch in ſolcher ihrer Pfaltz-Zeit vermit - telſt vorermeldten Pfeiffleins in Steck-Garnen, wie die Wachteln, oder in Lauff-Donen, wie die Schnepffen an der Erden, oder auch mit Ebereſchen-Beeren in den groſſen Donen an den Baͤumen gefangen. Es ſind wilde Voͤgel, die ſich nicht leicht lebendig erhal - ten laſſen. Am haͤuffigſten wer - den ſie in Schleſien, Pohlen und Litthauen gefunden. Jhr Fleiſch iſt viel weiſſer, als das Rebhuͤner - Fleiſch, laͤßt ſich auch viel muͤr - ber braten, daher ſie als ein ge - ſundes wohlverdauliches und gu - te Nahrung gebendes Wildpret recommendiret werden.

Haſen Baitze, ſ. Baitze.

Haſen-Geier, ſ. Geier.

Haſen-Hetzen, ſ. Hetzen.

Haſen-Kaſten,

Jſt ein kleiner von ſehr duͤnnen Tannen-Bretern zuſammen ge - ſchlagener Kaſten, welcher nur, wie eine Schub-Lade, mit einem Deckel verſehen, und nicht groͤſſer iſt, als daß ein Haſe, welchen man lebendig von einem Ort zum an - dern bringen will, darinne ſitzen koͤnne, iedoch muß er gnugſame Lufft haben. Man hat auch vor die Haſen gedoppelte Kaſten, von acht bis zehen Fachen, ſo lang alseinHaſein Wagen, darinne man ſo viel Haſen, als Fache ſind, auf ein - mal fortbringen kan. Dieſe Kaͤ - ſten pflegen gruͤn angeſtrichen, und die Thiere, fuͤr welche ſie gehoͤren, darauf gemahlet zu werden.

Haſen-Kleint,

Auch junger Haſe, oder Vor - haͤs, wird das vordere Theil vom Haſen genennet, woraus man in den Kuͤchen mit dem Haſen - Schweiß das ſogenannte Haſen - Schwartz zu machen pfleget.

Haſen-Netze,

Jſt ein von guten klaren Hechel - Hanff geſtricktes Netze, welches bey der Haſen-Jagd gebraucht wird. Es ſtellet dergleichen Netze gemeiniglich hundert Schritt lang; Die Schlag-Leinen ſind neun Garn-Faden dicke, das Garn, woraus das Netz geſtricket wird, iſt von ſtarckem Bind-Faden drey - ſchaͤfftig: Die Maſchen oder Schmaſen ſind drey Zoll ins vier - kantigte, und das Netz ſechzehen dergleichen Schmaſen, das iſt, vier Fuß hoch, welches uͤber drey und dreyßig Pfund nicht ſchwer ſeyn ſoll. Die Haacken, Hefftel und Furckeln, werden nach Propor - tion klein und leichte gemacht: Jngleichen gehoͤren auch hierzu ein paar eiſerne Stichel oder ſo ge - nannte Pfahl-Eiſen, um die Loͤ - cher in der Eile zu ſtoſſen, wie auch auf ieden Fluͤgel ein paar Schlaͤgel, die Hefftel hinein zu ſchlagen, denn mit den Aexten ſchallet ſolches zu ſehr, daß die Haſen in Zeiten ausreiſſen. Bey dem Stellen hat man folgendes zu beobachten: Wenn der Stell - Mann das Netze aufgebunden, und den Hefftel in der rechtenHatHand, auch das Garn zum Ab - lauffen gefaſſet hat, und den Haa - cken verkehrt auf der lincken Schul - ter traͤget, ſo nimmt ein anderer ihme den Hefftel und etwas Netze vom Haacken, ſchlaͤget ein oder bindet an, und laͤſſet den Mann mit dem Netze ablauffen, denn wird ſolches ſcharff angezogen, hin - ten nach ausgeſchlagen, daß es nicht verdrehet werde, und deſto beſſer ſtelle. Hierauf wird wie - der ein anderes genommen, und auf gleiche Art damit verfahren, bis alle Netze, nach Verlangen, geſtellet ſind. Dieſe Haſen-Netze, welche bey manchem von Adel oder Pacht-Jnnhaber der Nieder-Jagd, gemeiniglich nur des Haſen-Han - dels halber, in ziemlicher Menge anzutreffen ſind, ſolten billig, weil die Haſen durch ſelbige ſehr duͤnne gemacht werden, anders nicht, als nur auf den Grentzen zu brau - chen erlaubet, wenigſtens nicht iedermann, ſolche zu mis brauchen, verſtattet werden.

Haſen-Sprung,

Jſt ein kleines Beinlein, bey einem Haſen in den Gelencken der Hinter-Laͤuffte ſitzend, welcher gepuͤlvert wider den Stein und fallende Sucht, vornemlich aber wider das Bauch-Grimmen und die Colic von fuͤnff bis dreyßig Gran ſchwer eingenommen, in - gleichen in harter Geburt ſehr ge - ruͤhmt wird. Wenn man Ha - ſen-Spruͤnge einem Pferd in den Tranck Eimer wirfft, und ſolches daraus ſauffen laͤßt, ſo verfaͤngt es ſich nicht, wenn es ſich auch noch ſo ſehr erhitzt haͤtte.

Hater la main, hatez, hatez,

Jſt eine Redens-Art der Be -reuterHatreuter, wenn ein Scholar die Volte macht, und ſie wollen, daß er mit der Hand geſchwinde um - kehren ſoll, ſo daß, wenn z. E. das Pferd rechter Hand gehet, es mit der rechten Schulter geſchwinder avancire, und ſo auch auf der lin - cken Seiten.

Hatzfeld,

Schloß und Staͤdtlein unweit Battenberg im Heſſen-Darm - ſtaͤdtiſchen, iſt das Stamm-Haus der Grafen von Hatzfeld, welche ſich in die Wildenbergiſche und Trachenbergiſche, von welcher letzteren die Roſenbergiſche ein Aſt war, vertheilet. Jhre Graf - ſchafft liegt zwiſchen der Graf - ſchafft Witgenſtein und dem Her - tzogthum Weſtphalen; uͤberdem beſitzen ſie die Standes-Herr - ſchafft Trachenberg in Schleſien, die Herrſchafft Roſenberg in Francken, und in Thuͤringen die Grafſchafft Gleichen, von wel - cher ſie, wiewol mit Widerſpruch des Hauſes Sachſen-Weimar, auf der Wetterauiſchen Grafen - Banck Sitz und Stimme erlan - get. ſ. Adels-Lexicon. Jn ih - rem Wappen haben die Grafen von Hatzfeld einen ſchwartzen Adler mit einem ſilbernen halben Mond auf der Bruſt wegen der Herrſchafft Trachenberg in Schle - ſien; einen ſilbernen Loͤwen im blauen Felde, wegen der Graf - ſchafft Gleichen; zwey ſchwartze in einander geflochtene Krampen im guͤldenen und 3 rothe Roſen im ſilbernen Felde als das Stamm - Wappen dieſer Grafen; eine ro - the Roſe im ſilbernen Felde, und ein getheiltes Schild oben ſilbern mit 2 rothen und unten roth mit 2 ſilbernen Pfaͤhlen, wegen derHauHerrſchafft Roſenberg. Auf die - ſem Schilde ſtehen drey gecroͤnte Helme. Der erſte zeiget den Tra - chenbergiſchen Adler; der andere den Gleichiſchen Loͤwen; und der dritte traͤgt einen halben ſchwartz - gekleideten Mann zwiſchen zwey Schwanen-Haͤlſen, wegen Hatz - feld-Roſenberg.

Hau, ſ. Gehau.

Haube,

Heiſſen die Falckenierer die Kap - pe, womit der Falcke von ihnen gehaubet wird, das iſt, die ſie ihm aufſetzen, damit er deſto ehe zahm werde. Die Wild-Faͤnge, oder nur erſt gefangene Falcken, haubet man erſtlich mit Reuſch - Hauben, wenn man ſie aber an - faͤnget zu tragen, ſo werden ſie recht gehaubet. Wann der Fal - ckenier den Falcken hauben will, muß er ſich vorſehen, daß er ihn nicht mit dem kleinen Finger ins Genick ſtoſſe; denn ſobald der Vo - gel gewahr wird, daß man mit der Hand zu ihm nahet, ſo wirfft er ſich auf den Ruͤcken, welches denn eine boͤſe und unartige Ge - wohnheit iſt. Wenn der Falck die Feſſeln abſchneiden, und ſich ledig machen will, oder beiſſet in die Stange, item in den Hand - ſchuh, ſo muß man ihme eine Hau - be mit einem Schnabel-Futter aufſetzen. Es ſoll aber das Schna - bel-Futter vornen bey dem Schna - bel gegen der Naſen auf beyden Seiten ſeine Lufft-Loͤcher haben, und derowegen fleißig gemachet werden, damit der Vogel dadurch genugſame Lufft haben moͤge. Die Falckenierer tragen zu ihrem Zei - chen eine Haube auf den Hut. Siehe Falckenier.

Ritter-Lexic. K kHaube -
Hau

Haube-Lerche, ſ. Lerche.

Haubel-Meiſe, ſ. Meiſe.

Hauck, Haug,

Jſt ein Augen-Gebrechen der Pferde, und beſtehet in einem kleinen Beulchen, ſo dem Pfer - de inwendig in dem Augen-Win - ckel lieget, welcher alſo erkannt wird: Wenn er waͤchſet, ſo rin - net dem Pferde das Auge; wenn man ihme denn darein ſiehet, ſo findet man einen kleinen Kneutel, der weiß und hart iſt, und da man das Auge aufzerret, ſo kehret der Kneutel hervor und wieder weg. Vermercket man nun bey Zeiten, daß einem Pferd der Haug wachſen will, ſo laͤſſet man ihme die Adern unter den Augen, bindet das Pferd mit dem Kopff unter ſich, laͤſſet es wohl bluten, nimmt alsdenn geſtoſſenen Alaun, weiſſen Jngwer, Saltz, langen Pfeffer und Neſſel-Wurtz, doͤrret es wohl, reibet und ſtoͤſſet es klein, treibet es durch ein Tuͤchlein oder Haar-Sieb, und blaͤſet durch ein Roͤhrlein dieſes Pulver dem Pferd in das Auge. Andere nehmen Laab, Rus aus einer Feuer-Maͤuer, und weiſſen Jngwer, ſtoſſen al - les klein, und ſtreichen es dem Pferde in die Augen. Jſt aber der Hauck bey einem Pferde ſchon dergeſtalt gewachſen, daß er muß geſchnitten werden, ſo laß man dem Pferde das Auge, wo der Hauck iſt, wohl aufzerren, ſteche und ziehe einen Faden dadurch, damit man den Hauck kan heraus ziehen, denſelben ſchneide man allenthalben und wohl ab, daß nichts davon uͤberbleibe, doch huͤte man ſich, daß man die Felle uͤber den Augen nicht treffe, undHauthue ihm ein wenig Saltz ins Au - ge; hernach ſtelle man es in einen gantz finſtern Stall, und waſche das Blut mit kaltem Waſſer ab, ſo wirds beſſer.

Hauen,

Nennen die Jaͤger, wenn ein Biber einen Baum umbeiſſet.

Hauend Schwein,

Wird ein wilder Hauer, oder vollkommenes groſſes Schwein, maͤnnliches Geſchlechts, welches vier Jahr alt und druͤber iſt, ge - nennet. Jhr Gewehr iſt drey Finger breit lang heraus ſtehend, ſehr ſcharff und ſpitzig. Sie ſind ſehr kuͤhne, abſonderlich im Ja - gen und Hetzen, wenn ſie erhitzt worden: Was ſie nur ſehen, dar - auf gehen ſie los, und ſchonen nichts, es ſeyn Menſchen, Pfer - de und Hunde. Sie haben groſſe Staͤrcke; werden ſie ja mit groſ - ſer Muͤhe endlich zur Flucht ge - bracht, und ſehen einen Prudel, Dickigt oder Moraſt, ſetzen ſie ſich hinein, fahren heraus, und ſchlagen alles, was ſie antreffen, lahm und zu ſchanden, oder gar todt. Die hauenden Schweine, ſo einander gewachſen ſind, kaͤm - pfen gleich den Hirſchen, in ihrer Brunſt-Zeit, doch auf eine an - dere Art; denn ſie fahren zuſam - men, lehnen ſich mit dem Ruͤcken hart an, ſchlagen einander auf die Vorder-Blaͤtter mit dem Ge - wehr, hauen ſich viele Ritzen und tieffe Schlaͤge ein, daß oͤffters manche im Kaͤmpffen und ſolchem Streit lahm, beſchaͤdiget oder wol gar todt geſchlagen werden; ſo es aber noch wohl abgehet, ſchwellen ſie auf ihren Schultern, und wenn wiederum neue Schlaͤ -geHauge dazu kommen, reiben ſie ſich an das Hartz und heilen ſich mit der Zeit wieder aus, davon ſie eine dicke Haut kriegen, welche als ein Pantzer feſte erwaͤchſet. So ſie aber in waͤhrendem Kampff eines Wolffes gewahr werden, vereinigen ſie ſich beyde, und ver - folgen denſelben, als ihren ge - meinen Feind mit groſſem Eifer. Jm ſechſten und folgenden Jahre werden ſie groſſe Haupt-Schwei - ne genannt.

Hauer, ſ. Eber.

Haug, ſ. Hauck.

Haupt-Baum, Ober - Baum,

Jſt ein Forſt-Terminus, und bedeutet einen vollkommenen aus - gewachſenen oder uͤberſtaͤndigen Baum, ſo nach der gewaͤchſigen oder ungewaͤchſigen Art des Hol - tzes, funffzig, ſechzig, ſiebenzig, achzig bis hundert Jahr alt iſt. Meiſtentheils pflegt man auf ei - nem gemeinen Acker Holtz, nicht uͤber acht oder zehen groſſe Eichen oder andere gute Arten von Haupt - Baͤumen ſtehen zu laſſen, deren Stellen, wenn ſie gefaͤllet werden, die ſogenannten angehenden Baͤu - me wieder erſetzen.

Haupt-Geſtelle,

Jſt das Riemen-Zeug, ſo um die Ohren, Backen und Kehle eines Pferdes gehet, und mit zum Zaum oder zur Halffter gehoͤret.

Haupt-Jagen,

Wird ein ſolches Jagen genen - net, da man in einem Wald das Wildpret an einen gewiſſen Ort oder Refier zuſammen treibet, wel - ches hernachmals mit dem dazu ge -Hauhoͤrigen und benoͤthigten Zeuge umſtellet, und das Wild darinne auf den Laufft vor den Schirm ge - jagt, und daſelbſt gefaͤllet wird. Dergleichen Jagden werden ge - meiniglich um die Jagd-Hirſch - Feiſt-Zeit, oder um die Schwein - Hatz, nicht weniger auch bey An - weſenheit fremder Herrſchafften, um ſolche damit zu divertiren, an - geſtellet. Wenn ein ſolches Haupt - Jagen gemacht werden ſoll, muß der Jaͤger-Meiſter vor allen ge - naue Erkundigung einziehen: Was ein ieder Foͤrſter in ſeinem Refier fuͤr Behaͤltniſſe, und fuͤr Dickigte, lichte Plaͤtze und Frucht - Felder, auch was er fuͤr Wild - pret an Hirſchen und Sauen ha - be? Ob darunter nicht etwan Haupt-Thiere von Hirſchen und hauenden Schweinen vorhanden waͤren, und wo eigentlich der Aufenthalt und Wechſel nach ih - rer Nahrung ſeyn moͤchte, und wo ſie auslauffen; nach welchen allen er ſich mit dem Stellen ſo - wol, als mit dem Treiben rich - ten muß. Jſt nun das Jagen von der Herrſchafft reſolvirt, muß derſelbige des Tages vorher den ſaͤmtlichen Jagd-Zeug dahin ab - fuͤhren laſſen, und dabey denſel - ben dergeſtalt eintheilen, wie viel Fuder Gezeug von den hohen Tuͤ - chern beym Anfange an den Ab - jagens-Fluͤgel zu ſtellen, und wo die endern, ein iegliches auf ſei - ner Poſt zu warten habe, iedoch daß ſie auf beyden Fluͤgeln der Waͤlder hinfahren, allda warten und ſtehen bleiben. Darauf hat er einen Uiberſchlag nach dem Vorrath ſeines Jagd-Gezeugs zu machen, und hiervon die Ver - zeichniſſe, wie ſolches zu beſtellen, dem Ober-Jaͤger auszugeben. K k 2NachHauNach dieſem wird darauf geſehen, wo das Jagen und der Laufft ge - macht werden koͤnnen, welches ſo viel moͤglich an einem kleinen Bach oder Qvell-Waſſer geſche - hen ſoll, damit das Wild ſowol als die Hunde im Abjagen ſich er - qvicken moͤgen: Man muß Ach - tung geben, ob der Ort ſo beſchaf - fen, daß die Herrſchafft nebſt ih - rer Hof-Stat mit Pferd und Wa - gen durchkommen koͤnnen; ferner, ob der Ort auch mit genugſamen Dickigt von jungem Holtz und Straͤuchern, Tannen und Fichten, oder andern laubigten Stauden bewachſen ſey, wo ſich das Wild verbergen, auch nicht ſo leichte auf den Laufft ſehen koͤnne. So muß auch der Laufft, ſo viel moͤg - lich, abhaͤngig, oder doch zum we - nigſten fein gerade liegen; ſon - derlich aber muß auf den Wind geſehen werden, daß er aus dem Wald von dem Wildpret nach dem Laufft gehen moͤge. Wenn nun auf des Jaͤger-Meiſters Be - fehl mit den Leit-Hunden durch die Beſuch-Knechte auf beyden Fluͤgeln zugleich vorgeſuchet wor - den iſt, um zu vernehmen, was fuͤr Wildpret und Haupt-Hirſche in oder aus dem Walde ſeyn, und dem Jaͤger-Meiſter, weſſen man ſich darinne zu vermuthen, gemeldet worden: So wird als - denn das Lauff - oder Qver-Tuch, wohin der Lauff kommen ſoll, ge - ſtellet, und an demſelben die ho - hen Tuͤcher zur rechten und lin - cken Hand auf die Haupt-Fluͤgel von den Zeug-Knechten angebun - den und geknebelt, nach dieſem der hohe Zeug ein Fuder nach dem andern auf beyden Fluͤgeln abge - fuͤhret, aufgeſtellet, und behoͤrigHauverwahret, ſo weit als man mit ſolchem reichen kan. An ſelbigen werden die alten und Mittel-Tuͤ - cher und daran die doppelten, letztlich aber die einfachen Tuͤcher - Lappen geſtellet.

Haupt-Leine,

Jſt die oberſte Leine an einem Jagd-Tuche oder Jaͤger-Netze.

Haupt-Maͤngel eines Pferdes,

Werden beym Roß-Handel die - jenigen Fehler genennet, welche heut zu Tage an einem Pferde erſcheinen muͤſſen, wenn der Ver - kaͤuffer ſolches wieder anzuneh - men gezwungen werden ſoll. Nach den Saͤchſiſchen Rechten iſt er nur vor drey Haupt-Maͤngel ge - halten, nemlich 1) wenn das Pferd ſtaͤtig; 2) wenn es Staar-blind, und denn endlich 3) wenn es Haar-ſchlaͤchtig iſt. Nach den Franckfurtiſchen Statuten ſind nachfolgende Maͤngel ausgeſetzet: (1) Wenn das Pferd geſtohlen oder geraubet iſt; (2) wenn es Haar-ſchlaͤchtig oder Schlaͤge - baͤuchig; (3) wenn es ſtaͤtig; und denn (4) wenn es Haupt - ſuͤchtig, als monig oder rotzig iſt, weil dieſe Maͤngel faſt unſichtbar, und alſo dem Kaͤuffer, er ſey auch ſo verſtaͤndig als er immer wolle, verborgen ſeyn koͤnnen. Nach de - nen Luͤbeckiſchen Rechten muß ein Verkaͤuffer nachfolgende 3 Maͤn - gel gewaͤhren: 1) Daß das Pferd nicht anbruͤchig; 2) daß es nicht ſtaͤtig, und denn 3) daß es nicht kollernd ſey. Zu Nuͤrnberg iſt der Verkaͤuffer eines Pferdes fuͤr drey Haupt-Maͤngel, nemlich 1) fuͤr rotzig, 2) raͤudig, und 3) Haar -ſchlaͤchtig,Hauſchlaͤchtig, dem Kaͤuffer vierzehen Tage lang nach beſchehenem Kauff und Zuſtellung des Pferdes zu ſtehen verpflichtet. Wo aber das verkauffte Pferd geraubet oder ge - ſtohlen waͤre, und der Kaͤuffer daſſelbe wieder geben muͤſte, ſo iſt der Verkaͤuffer den Kaͤuffer ſchad - los zu halten ſchuldig.

Haupt-Pflock, Spann - Pflock,

Jſt ein ſtarcker Hefftel oder zu - geſpitzter Pflock, woran die Lei - nen am Ende eines geſtellten Garns gebunden und feſt gema - chet werden, ſie muͤſſen deswe - gen ſtarck ſeyn, weil das Garn mit Gewalt auf denſelben in ſei - nem gehoͤrigen Stand gehalten wird.

Haupt-Schwein,

Wird ein wild Schwein maͤnn - lichen Geſchlechts im ſechſten Jah - re genennet. Die Haupt-Schwei - ne ſind nicht ſo fluͤchtig, als die hauende und angehende Schwei - ne ſind: Haben ihr Gewehr vier Finger breit heraus ſtehend, groß und ſtarck, doch etwas gebogen, einem Knebel-Bart aͤhnlich, nicht zu ſcharff, von Farbe gelblicht und nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff iſt auf der Stirn und an dem Ruͤſſel gantz grau, wel - che Farbe auch die Vorder-Blaͤt - ter haben. Das Haupt-Schwein gehet geſchrencket mit denen Bal - len ein - und auswerts, und ſchrei - tet insgemein zwey gute Werck - ſchuh lang. Die Faͤhrte iſt drey bis vier Finger breit, der Schranck eine Spanne weit, nachdem es feiſte uͤber den Ruͤcken iſt, und die Keulen von einander geſperret ſind.

Hau

Haupt-ſiech,

Wird von einem Pferde ge - ſagt, welches die Hauptſucht oder Hauptweh hat; es iſt dieſe Kranck - heit ſehr hart zu erkennen, doch ſind etliche Umſtaͤnde, die es eini - ger maſſen an den Tag bringen: Denn ein Pferd, das Haupt-ſiech iſt, laͤſſet den Kopff nieder haͤn - gen, die Ohren werden ihm welck und lapp, es geſchwellen und rin - nen ihm die Augen, aus dem Munde faͤllet ein duͤnner zaͤher Schaum und dergleichen; ſolche Pferde ſoll man alſobald von gro - ben harten Futter, als Haber, Ger - ſten, Heu und Stroh abhalten, und dargegen andere Fuͤtterung, als geſchrotene Gerſten, mit Waſ - ſer beſprenget, geben. Jmmittelſt ſoll man auch das Pferd mit har - ter Arbeit verſchonen, und im Stall fleißig warten, ihm gruͤne Saat, Weiden-Blaͤtter, wilde Salbey, Wegwarten oder Son - nen-Wuͤrbel geben, und vor kal - tem enthalten, damit der Leib nicht mehrers erkaͤltet werde, und ietzt gemeldete Kraͤuter ihre Wirckung deſto beſſer haben und purgiren moͤgen. Zum andern ſoll man dem Pferde auch zur Ader laſſen, wenn aber das Gebluͤt ſchoͤn und roth iſt, ſoll man es bald wieder verſtellen; denn es iſt ſodenn eine Anzeigung einer andern Kranck - heit. So das Hauptwehe von allzugroſſer Hitze herkommt, als - denn iſt darzu anfangs gut, daß man ihm uͤber eine Stunde Blaͤt - ter von Lattich oder Sallat mit Eßig beſprenget in das Maul ſtoſſe, damit die groſſe Hitze aus - gezogen und geloͤſchet werde; und mag man ihm auch zur Labung folgenden Tranck, als Honig-Waſ -K k 3ſerHauſer, und Gerſten-Waſſer, iedes ein Qvartier, mit ein wenig Eßig ver - miſchet eingieſſen, und bey einer Stunde gemach umher fuͤhren laſſen; wenn es denn gar kuͤhle worden, ſo kan man ihm noch eine Hand voll Heu, das in friſch Waſ - ſer genetzet, vorwerfen, und uͤber eine gute weile hernach ein wenig Futter geben, es auch wohl zude - cken laſſen, damit die allzugroſſe Kuͤhle im Stall keinen Schaden thue. Wenn es aber davon her - ruͤhret, daß ein Pferd allzuſehr erkaͤltet worden, ſo nehme man Poley, Sadebaum (Sevenbaum) und Weitzen, thue es in einen Sack, laſſe es im Waſſer ſieden, und haͤnge ihn alſo warm uͤber den Kopff, daß ihm der Brodem in die Naſe gehe, bis daß ihm das Haupt erwarmet; trockne ihm denn das Haupt wieder ab, und ſchmiere ſelbiges mit warmen Wein und Baum-Oel. Oder man nehme breiten Wegericht, waſche denſelben ſauber mit Waſ - ſer, doͤrre und pulveriſire ihn, und gebe ihn mit Saltz vermiſcht dem Pferd im Futter zu eſſen, raͤu - chere aber auch das Pferd mit gan - tzem Weyrauch. Es iſt auch ein gutes Mittel, wenn man Liebſtoͤ - ckel und ein wenig Heiter-Neſſeln wohl im Waſſer ſiedet, und den Dampff davon dem Pferde, wel - chem man das Haupt mit einer Decke verhaͤngen muß, recht in die Naſe gehen laͤſſet, auch ihm das pulveriſirte Liebſtoͤckel-Kraut mit unter das Futter giebet.

Haupt-Treiben,

Jſt, wenn in einem groſſen Wald das Wildpret bey einem Haupt-Jagen zuſammen getrie - ben, und nach dem Abjagen ge -Haujaget, darneben auch mit Zeuge hergeſtellet wird, daß ſolches ſich ſcheuen, und nicht austreten moͤ - ge.

Haus-Crone der Oeſterrei - chiſchen Kayſer, Corona Auſtriaca,

Jſt mit der Kayſerlichen Crone nicht zu confundiren, denn ſie wird aus den Kleinodien des Hau - ſes Oeſterreich zuſammen geſetzet, daher ſie auch den Nahmen bekom - men. Um den Kopff iſt ein guͤl - dener Reiff, etwa 4 Finger hoch, welcher vorne einen groſſen Ru - bin-Pallas hat, 4 Finger breit, und drey hoch, hernach um und um mit ungemein groſſen Dia - manten, Rubinen und Smarag - den in Form der Roſen und an - derer Figuren ſehr reich beſetzet. Jnwendig iſt eine Haube von Sammet, uͤber welche ſich 2 Bo - gen in Creutzes-Form ſchlieſſen, welche auſſerhalb mit zwo Reihen groſſer koſtbarer Perlen beſetzet ſind. Dieſe Crone nebſt dem guͤl - denen Pluvial oder Mantel, inglei - chen die Stolen, Schuhe und Handſchuhe Kayſers Rudolphi I, welche mit Perlen geſticket, und wegen der Antiquitaͤt zu bewun - dern ſind, werden zu Wien ver - wahret, und ſind bisher allemal, wenn eine Kayſerliche Croͤnung geſchehen, darzu abgeholet, und hernach wieder zuruͤck gebracht worden.

Haus-Genoſſen,

Wurden vor alters die Muͤntz - Meiſter und Wardein in Deutſch - land genennet, welche alle von Adel und vornehmen Geſchlechten geweſen, und das Muͤntz-Recht gehabt, wie in der Coͤllniſchen,Elſaßi -HauElſaßiſchen, Strasburgiſchen und andern Chronicken gemeldet wird. Jnſon derheit findet man in der Coͤllniſchen Chronick, daß Anno 1240 ſich der Ertz-Biſchoff Con - rad unterſtanden, in Coͤlln zu muͤntzen, darwider haͤtten ſich ge - ſetzt die Muͤntz-Herren, die Haus - Genoſſen genannt, welche die Muͤntz und den Wechſel gehabt, deswegen ſie ſich beym Rath be - ſchweret, daß der Biſchoff ſich unterfangen, ihre Freyheit zu bre - chen; darauf der Rath dem Bi - ſchoff ſeinen Unfug zu Gemuͤthe fuͤhren laſſen, welches derſelbe mit groſſem Zorn aufgenommen, derhalben der Stadt ſeine Feind - ſchafft angekuͤndiget; darauf durch eine groſſe Empoͤrung die Sache dahin erwachſen, daß Anno 1267 die Hausgenoſſen, ſo die reiche - ſten und gewaltigſten in der Stadt geweſen, aus derſelben vertrieben worden.

Hauſſe,

Der Froſch an einem Fiedel - Bogen, fulcrum arcuatum.

Hauſſer,

Ethoͤhen, erheben, in die Hoͤhe ziehe[n]Stimme und Saiten.

Hautbois,

Jſt ein Blas-Jnſtrument, wel - ches die Schallmey abgeloͤſet, und deswegen von den Frantzo - ſen das hohe Holtz oder hoͤltzerne Pfeiffe genennet worden, weil ſie einen To[n]oder eine Secundam hoͤ - her gehet, als die Zincken und Po - ſaunen. Daher heiſt auch einer, der auf de[r]gleichen Jnſtrumenten ſpielen kan ein Hautboiſte. Jhr Sprengel gehet vom eingeſtriche - nen c bis[i]ns dreygeſtrichene c,Hauauch wol ins dreygeſtrichene d, nach Cammer-Ton gerechnet.

Hautbois d Amour,

Sind ſeit ohngefehr 30 Jahren bekandt geworden, und in allen der ordentlichen Hautbois gleich, nur daß ſie eine andere unten zu - gemachte Stuͤrtze, und darinne eine Muͤndung, ſo einen Finger dick, haben. Der Sprengel er - ſtreckt ſich vom eingeſtrichenen a ins zweygeſtrichene a, auch wol bis ins zweygeſtrichene b oder h.

Haut-Deſſus,

Der hohe Diſcant, oder der er - ſte Diſcant.

Haute Contre de Hautbois,

Die zweyte Hautbois mit dem c-Schluͤſſel, oder auch die Alt - Partie in einem muſicaliſchen Stuͤcke.

Haute Contre chantante,

Der ſingende Alt oder Altiſt. Haute Contre premiere, wird die erſte Alt-Stimme genannt, ſe - conde aber die zweyte, Hante Contre recitante, der recitirende Altiſt.

Haute Contre de Viole,

Die zweyte Violdagamba.

Haute Contre de Violon,

Jſt diejenige Kling-Partie fuͤr eine Violin, deren c-Schluͤſſel gemeiniglich auf der erſten Linie ſtehet.

Haute Taille,

Der ſingende Tenor oder Te - noriſt.

Hautes,

Nennen die Frantzoſen die hoͤch - ſten Saiten des alten Syſtematis, ſonſt Hyperbolæon genannt.

K k 4Hayn -
Hay

Hayn-Buche, Hagen-Buche,

Auch Stein - oder Weiß-Buche, iſt eine Art des Buchbaums, ſo ſehr wommerigt und knotigt waͤch - ſet, mit einem niedern und kur - tzen Stamm, auch zwieſelich und ſtruppig wie ein Beſen, und iſt daher, ob ſie gleich in den harten Gehoͤltzen offt gefunden wird, nicht wohl zu Laß Reiſern zu neh - men, weil ſie ſowol oben in den Aeſten ſich ſehr ausbreitet, und Schatten verurſachet, als auch in der Wurtzel weit um ſich greifft, und den Unterwuchs entkraͤfftet und verdruckt. Sie hat ein har - tes, feſtes und weißlichtes Holtz, und wird zu Schrauben, Preſſen, Keltern, Oelſtampfen ꝛc. verar - beitet, im Feuer aber der Eiche gleich gehalten, weil ihr Holtz ei - ne dauerhaffte Kohle giebt, und laͤnger, als ſonſt ein Holtz, Hitze haͤlt. Sie wird vom Saamen gezeuget, und laͤßt ſich wohl in Hecken und Spalieren gebrau - chen, weil die Buche nicht nur ein ſchoͤn gruͤn Laub hat, ſondern ſich auch gut unter die Schee - re ſchickt. Schlag - und Unter - Holtz zu ziehen, iſt ſie ſehr dien - lich. Denn ſie wirfft viel Som - mer-Latten, und ſchlaͤget hin und wieder auf dem Stocke und der Wurtzel aus, wenn ſie abgehauen worden; Und weil ſie auch viel Saamen traͤget, welcher leicht - lich aufgehet, ſo iſt faſt kein Holtz zu finden, das leichter aufzubrin - gen, und von welchem der Wie - derwachs ſchleuniger zu erlangen waͤre, als dieſes. Wenn dieſer Baum im Fruͤh-Jahre ſein Laub heraus treibet, bekoͤmmt er zu - gleich an den Aeſten kleine blaͤtte - richte ablaͤnglichte Zaͤpflein, ſo dichte mit langen zugeſpitzten weiß -Hefgruͤnlichten Blaͤttern umgeben ſind: Der Saamen aber haͤnget zwiſchen vielen dicht in einander ſtehenden Blaͤttern traͤublicht in Pyramiden-Forme. Das Holtz giebt die beſte Aſche, ſonderlich zum Pottaſch-Sieden.

Hecke,

Jſt ein wildes und von ſich ſelbſt auf den Feldern und Wieſen, an den Wegen und Hoͤltzern gewach - ſenes ungeſchlachtes Gebuͤſche, ſo aus allerhand Dorn-Straͤuchern und andern Buſch-Holtz, ſonder - lich aber aus Schwartz-Weiß - und Creutz-Dorn, wilden Roſen-Stoͤ - cken oder Hagen-Dorn, Brombee - ren, Buͤchen, Rhein-Weiden, Her - tern und dergleichen beſtehet, wel - che, wo ſie nicht ausgerottet weꝛden, ſich immer weiter und weiter aus - breiten, und wenn ſie auf den Feldern und Aeckern abgeſondert liegen, Feld-Buͤſche, wo ſie aber an den Wieſen und Hoͤltzern in einem Striche hinliegen, Wieſen - und Holtz-Brahnen, oder a[u]ch, bey dieſen letztern, Vorhoͤltzer ge - nennet werden. Dergleichen He - cken doͤrffen nicht abgeraͤumet noch ausgerottet werden, wo man nicht von demjenigen, der die Jagd - Gerechtigkeit in ſelbiger Flure hat, die Erlaubniß dazu erhalten; an den Wegen und Land-Straſſen aber mag und ſoll billig ein ieder Eigenthuͤmer dieſelben ſo weit ſie hinderlich ſind, abraͤumen.

Heck-Jagen, ſ. Bey-Jagen.

Hedycomus,

Ein Tantz und Tan[tz]- Lied bey den alten Griechen.

Heer-Schnepfe, ſ. Schnepfe.

Hefftel,

Jſt ein ſtarcker un[t]en zugeſpitz -terHegter Pflock, woran man die Leinen der Tuͤcher und Netze, wenn ſie geſtellet werden, anbindet und be - feſtiget. Man hat deren zweyer - ley: Die groſſen Hefftel, welche zu denen Ober - und Unter-Leinen gehoͤren, muͤſſen nebſt denen dazu benoͤthigten Schlaͤgeln, von feſten weißbichenen Holtze gemachet, auch eben mit eiſernen Ringen be - ſchlagen ſeyn. Die Hefftel zu denen Wind-Leinen ſind maͤßiger Staͤrcke, und muͤſſen ebenfalls von hirtem buchenen Holtze zu trockerer Zeit gehauen werden.

Hege-Holtz,

Wird ein Stuͤcke Wald oder Holtz genennet, ſo geſchonet wird.

Hegen,

Heiſet bey einigen Haushal - tungs-Geſchaͤfften ſo viel, als ſchone[n]oder in Ruhe laſſen. Vorn[e]mlich aber iſt dieſes ein der Forſt - oder Wildbanns-Gerech - tigkeit anhaͤngiges Recht, einen Waldmit abgehauenem Holtze zu umgeben; oder die Macht zu he - gen, oder ein Gehege zu machen, oder aber, welches eben dahinaus faͤllet, das Recht eine Wildbahn zu hab[e]n: Oder der Wild-Bann, weil das Wild darinne gleichſam umſchoſſen oder geheget wird. Dieſe Gerechtigkeit zu hegen, iſt groͤſſer als die Gerechtigkeit zu ja - gen,[i]ndem in dieſem letztern Fall das Vild in ſeiner Freyheit ge - laſſen wird, zu gehen, wo es will; wenn[a]ber der Wald durch Nie - derha[u]ung der Baͤume, oder ſon - ſten g〈…〉〈…〉 eget und geſchloſſen wird, kan d[u]rch Hemmung des Wild - prets〈…〉〈…〉 en Benachbarten dadurch um ſo viel deſto mehr ein Schade zuwa[ck]ſen, daher das Recht zuHeghegen, auſſer der ſonderbaren Zu - laſſung, niemand verftattet wird, als in ſo ferne es ohne der Nach - baren Nachtheil kan exerciret wer - den. Es kommet auch nicht einem ieden, der das Jagen hat, ſogleich das Hegen zu. Denn das Jagen kan wol ohne dem Hegen durch Hunde und Netze geſchehen; hin - gegen iſt gewiß, daß, welchem das Hegen zuſtehet, demſelben auch die voͤllige Jagd zuſtehen muͤſſe, weil dieſes das einige Ab - ſehen des Hegens iſt, damit an - dere von dem Misbrauch des Wal - des und Fangung des Wildes aus - geſchloſſen, und das Wild gleich - ſam daher gebannet, und hieſelbſt geheget werden moͤge.

Hege-Reuter,

Jſt ein Forſt-Bedienter, wel - cher einem Gehege vorgeſetzt, und verbunden iſt, vornemlich auf die Hegung des Holtzes und Wildes, und denn auf die Vertilgung der Raub-Thiere bedacht zu ſeyn. Es wird dazu ein Jagd-Hirſch - Holtz - und Forſt-gerechter, das iſt, der Forſt - und Jagd-Sachen wohlerfahrner Mann erfodert, welcher nicht allein der wilden Thiere aͤuſſer - und innerliche Na - tur und Eigenſchafft, dem Leben nach, aus dem Grunde verſtehe, und dieſelben an ihrer Spur und Faͤhrte, als ein Jaͤger erkenne, ſondern auch in der Anatomie ſol - cher wildẽ Thiere wohl verſiret ſey, daß er mit deſto reifferm Judicio, was dieſem oder jenem Thiere zur Nahrung nuͤtzlich oder ſchaͤdlich, mithin zur Vermehrung befoͤrder - lich oder hinderlich ſeyn moͤchte, deſto beſſer zu urtheilen wiſſe. Er ſoll ſein Gehege taͤglich fleißig be - reiten, und daß das an demſelbi -K k 5genHeggen Orte geſchonete Wild vor an - dern ſeine Ruhe behalten moͤge, emſig beſorgen; daher niemanden, wer er auch ſey, in ſolchem ihm anvertraueten Gehege ſchieſſen und platzen laſſen, vielweniger mit den Falcken zu baitzen, und mit Windhunden zu hetzen, Huͤ - ner und Wachteln zu fangen, Voͤ - gel oder Eyer auszunehmen, noch dergleichen Unfug mehr verſtat - ten, ſondern ſolchen Uibertretern die Flinten, Falcken, Hunde und Netze abnehmen, und gehoͤriger Orten zur Beſtrafung angeben, die Hunde kleppeln oder erſchieſ - ſen laſſen, den Schaͤfern das muth - willige Heide-Brennen, in der Birck-Huͤner Lege-Zeit, verbieten, auf die Gras-Maͤhder, wegen der Rebhuͤner und Wachteln, daß ſie ihnen die Eyer und Jungen nicht ſtehlen, Acht haben, nicht weni - ger wegen der jungen Haſen, wie auch Reh - und Wild-Kaͤlber in der Satz-Zeit beſorget ſeyn, die Saltz - Lecken jaͤhrlich zu gehoͤriger Zeit zurichten, oder doch wenigſtens verneuern, die Wild-Aecker ge - buͤhrend beſtellen laſſen, und vor - nemlich Winters-Zeit bey groſſer Kaͤlte und Schnee das Wildpret an beqvemen Oertern mit Futter genugſam verſorgen, damit es nicht aus Noth gezwungen werde, ſich anders wohin zu begeben, und ſeine Nahrung zu ſuchen. Die Woͤlffe, Fuͤchſe, Marder, wilde Katzen, Jltiſſe, ingleichen alle Ar - ten Raub - und Stoß-Voͤgel, Eu - len, Kraͤhen, Elſtern, und insge - mein alles und iedes Raub-Wild muß er ſtetig zu vertilgen, hinge - gen die Behaͤltniſſe und Dickigte im Stande zu erhalten, und in Summa alles, was nur dem Wildpret zur Vermehrung, Un -Hegterhaltung und Nahrung dienlich ſeyn mag, ohnnachlaͤßig zu thun und zu befoͤrdern mit allem Ernſt gefliſſen und bedacht ſeyn. Weil auch die Gehege manchmal ſo groß, daß es einem Hege-Reuter unmoͤglich, auf alles behoͤrig Ach - tung zu geben, ſo werden ihm, nach der Groͤſſe ſeines Geheges, ein oder mehrere Fuß-Knechte un - tergeben, welche ihm in Beobach - tung der Refiere und Holtzungen, Scheit-Schlaͤger, Holtz-Graͤſe - rinnen, Aeſcherer, Kohlen-Bren - ner, Pechhauer oder Hartz-Reiſ - ſer ꝛc. Viſitirung derer Bauer - Zaͤune, ob etwan Loͤcher darinne ſind, und Haſen-Schleiffen gele - get werden, auch bey Anweiſung und Abgebung des verkaufften und Deputat Holtzes huͤlffliche Hand leiſten muͤſſen, und dabey ſeiner Ordre nach, alles dasjenige zu obſerviren und zu thun ſchul - dig ſind, woran er entweder durch die Groͤſſe des Geheges, oder auch zuweilen durch andere noͤthige Amts-Verrichtungen gehindert wird. An theils Orten wird auch viel darauf gehalten, daß ein ſol - cher Hege-Reuter die Wiſſenſchafft von der Faſanerie habe, und wie und auf was Art ſowol ein wil - des Faſan-Gehege, als zahmer Faſan-Garten anzulegen, zu or - diniren verſtehe, ingleichen, wie ſie aufzuziehen ꝛc. zu hegen und zu fangen ſeyn, gruͤndlich wiſſe, wes - wegen auch von ihm die Ameis - Hauffen, Tannen - und Fichten - Dickigte verſchonet, die Faſanen des Herbſts nach dem Rauch fleiſ - ſig eingefangen, des Fruͤh-Jahrs die Bauren-Katzen im Felde er - ſchoſſen, die Eulen weggefangen, und die Kraͤhen - und Elſter-Ne - ſter verſtoͤret werden muͤſſen, da -mitHegmit dieſer ſchoͤne Vogel ſich in dem Herrſchafftlichen Gehege de - ſto fuͤglicher vermehren koͤnne.

Hege-Seule, Jagd-Seule,

Jſt eine an den Grentzen eines Geheges aufgerichtete und mit dem Wappen oder Nahmen des Forſt - Herrn bezeichnete Seule von Holtz ſo das Anzeichen, daß dem Forſt-Herrn der Orten das Wild geheget und gebannet, und nie - mand daſſelbe zu treiben oder zu ſchieſſen berechtiget, ſondern ie - derman bey geſetzter Straffe ver - boten ſey. Dergleichen Hege - Seulen werden viele um ein Ge - hege geſetzet, und ſolches gleich - ſam damit vermahlet oder ver - marcket.

Heide-Laͤuffer,

Jſt ein Forſt-Bedienter, wel - cher, wo ein Forſt-Refier fuͤr ei - nen Foͤrſter zu weitlaͤufftig, und ſonderlich mit vielen Waldungen verwachſen iſt, dem Foͤrſter un - tergeben, und ihme ſeine Huth, wie weit er Achtung zu geben hat, angewieſen worden.

Heidelberg, ſ. Heydelberg.

Heilbronn,

Jſt eine Reichs-Stadt in Schwaben an dem Necker gele - gen, ſie hat ihren Nahmen von einem Brunnen, deſſen Waſſer ſehr geſund iſt, und einige Kranck - heiten heilet. Sie iſt ziemlich groß, feſt und wohl gebauet, ſie hat einen praͤchtigen Platz, dar - auf man eine gar kuͤnſtliche Uhr ſiehet. Der Rath iſt der Aug - ſpurgiſchen Confeſſion zugethan. Es ſind allda zu ſehen die Haupt - Kirche zu S. Kilian, neben demHelſchoͤnen zierlichen Thurm, und der Brunn von 7 Roͤhren, das ſchoͤne Gymnaſium, ſamt dem Rathhaus und neuen Feſtungs - Bau. Von der Ritterſchafft in Schwaben iſt zu Heilbronn Anno 1408 die Woche nach Michaelis der drey und zwantzigſte Turnier angeſtellet worden, wobey 5 Fuͤr - ſten, als Pfaltzgraf Ludewig am Rhein, Marckgraf Jacob zu Ba - den, Burggraf Johannes zu Nuͤrnberg, Fuͤrſt Eberhard zu Wuͤrtemberg, Fuͤrſt Friedrich zu Henneberg; 17 Grafen, 16 Frey - Herren, 35 Ritter und 186 Edle ſich befunden.

Helicon,

Jſt ein von den Mathematicis verfertigtes Jnſtrument bey dem Ptolemæo, um die Proportiones der Conſonantzen auf demſelben auszufinden. Kircherus giebt zu deſſen Verfertigung ſieben Linien an, deren Einrichtung dieſe iſt: Man theile die eine Seite (latus) eines Vierecks erſtlich in 2, her - nach in 4, und letztlich in 3 glei - che Theile, ziehe durch dieſe alſo gemachten Puncte Parallel-Linien, und darauf wird von der obern Ecke vorgedachter Seite (lateris) eine Linie in die Mitte der unter - ſten Linie gezogen: Worauf dieſe unterſte dergeſtalt in 2 gleiche Theile getheilte Linie den Uniſo - num; die zweyte laͤngere Linie von unten, gegen die dritte ihres gleichen, das Semitonium majus; die 4te gegen die 5te aber den To - num majorem u. ſ. f. geben. Es ſoll, wie Cœlius Rhodiginus mel - det, 9 Saiten gehabt haben, wel - che auch die 9 Muſen genennet werden.

Helm,
Hel

Helm,

Jſt der zweyte Haupt-Theil ei - nes Wappens, wie der Schild der erſte. Jm Kriege und Tur - nieren ward durch den Schild der Leib, und durch den Helm das Haupt bedecket und beſchuͤtzet; da - her iſt dem Schilde der Helm in Wappen beygefuͤget worden, als man angefangen, mit dieſen Din - gen Staat zu machen. Ja bey den Deutſchen iſt faſt mehr von dem Helme als von dem Schilde gemacht worden. Die Beſchaf - fenheit der Helme, wie ſie heut zu Tage auf die Wappen-Schilde gemacht werden, belangend, ſo ſind ſie entweder offen oder ge - ſchloſſen: Die geſchloſſenen Hel - me ſind entweder mit einem Roſt oder Buͤgeln geſchloſſen, oder auch gantz zu. Bey den Tincturen der Helme verfahren die Frantzoſen accurater, als wir Deutſchen. Denn jene machen die Koͤnigli - chen mit Gold, der Fuͤrſten, Her - tzoge, Grafen und Marqviſen ihre mit Silber, der uͤbrigen Edel - leute ihre mit Stahl-Farben. Die Stellung des Helmes richtet ſich theils nach der Stellung des Schildes, theils nach der Zahl derer Helme, iſt das Schild ge - lehnet, ſo ſtehet der Helm auf der einen Ecke; iſt nur ein Helm zu ſehen, ſo ſtehet er entweder vor - werts, oder lincks, oder auch rechts gewandt. Sind es zwey, ſo ſtehet der eine lincks, der zwey - te rechts gewandt. Sind es vie - le, und deren Zahl iſt gleich, ſo ſtehen die zur rechten lincks, und die zur lincken rechts gewandt; iſt ihre Zahl aber ungleich, ſo ſtehet der erſte vorwerts, die zur rech - ten lincks, und die zur lincken rechts gewandt. Wegen ihrerHelZahl richtet man ſich nach der Zahl der Felder, die in groſſen Wappen auſſer der Zuſammenſe - tzung beſondere Wappen ſind. Vor alters, da man nicht ſo groſſen Staat von dem Wappen-Weſen machte, ſetzte man nur einen Helm auf das Wappen: Nach - gehends aber, da viele Wappen in einen Schild gebracht worden, hat man auch ſo viele Helme auf den Schild geſetzet, als Wap - pen in dem Schilde begriffen wer - den. Wobey einige Haͤuſer ſo ſcrupuloͤs geweſen, daß, wenn der Raum des Schildes nicht alle Helme faſſen koͤnnen, ſie die uͤbri - gen auf den Seiten des Wap - pens beygefuͤget: Andere binge - gen haben manchmal die Helme mit all weggelaſſen, und das gan - tze Wappen mit einer Crone oder ſonſt mit was andern bedecket.

Helm-Decken,

Hierdurch wird alles gekraͤuſel - te Weſen, welches von dem Helm an beyden Seiten des Wappens herunter hanget, und von den Mahlern und Kupfer-Stechern gemeiniglich wie Laubwerck ge - macht wird, verſtanden. Jedoch finden ſich Wappen, da die Helm - Decken auf unterſchiedliche Art gemacht worden; denn ſo ſind ſel - bige theils zerſchnitten, theils umgeben die Wappen. Es giebt Exempel, da an ſtat der eigent - lichen Helm-Decken ſonſt was zu ſehen iſt. Von der Tinctur der Helmen urtheilen die Heraldici unterſchiedlich: doch weil die Ob - ſervantz hierbey zur Regel dienet, ſo muͤſſen die Farben der Figuren und des Feldes fein gemiſcht bey den Decken erſcheinen, nemlich nach dem Wappen-Qvartier, zu welchem der Helm gehoͤret. Fin -denHelden ſich aber verſchiedene Figuren, ſo richtet ſich die Farbe der De - cken zur rechten Seite nach der Haupt-Figur und ihres Feldes, zur lincken aber nach der uͤbrigen. Was der Urſprung der Helm - Decken betrifft, davon hat man ſonderlich zwo Meinungen. Ei - nige ſagen, die Decken waͤren vier - eckigte Stuͤcken Tuch geweſen, welche im Kriege und in den Tur - nieren oben an dem Helme uͤber der Stirne feſt gemacht worden, theils damit die von Metall ge - machte Helme bey heiſſem Son - nenſchein nicht erhitzet wuͤrden, theils damit die mit Gold und Edelgeſteinen ausgezierte Helme bey garſtigem Wetter bedecket, und alſo reine behalten wuͤrden. Daß ſie aber ſo zerſchnitten erſchienen, davon ſey die Urſache, weil ſie in Schlachten und Turnieren zer - hauen und zerſtochen worden; welche zerfetzte Decken man ſodenn mit allem Fleiß, als Zeichen der Tapferkeit, beybehalten, wie die im Kriege zerriſſene und zerſchoſ - ſene Fahne hochgehalten werden. Andere im Gegentheil geben vor, es waͤren Liebes-Baͤnder, welche von den Damen ihren Eheherren oder Liebhabern, mit der Farbe ihrer Livrey gezieret, gegeben wor - den, um ſie daran in den Tur - nieren zu erkennen, weil ſonſt die Ritter in ihren Harniſchen von weiten nicht leicht zu unterſchei - den geweſen. Dieſe Baͤnder haͤt - ten ſie oben uͤber den Helm ange - macht; woraus ſodenn die Helm - Decken ihren Urſprung genom - men.

Helm-Zierathen, Helm-Zei - chen, Helm-Kleinode,

Sind alles, was an einem HelmHemzu ſehen iſt, wie es auch Nahmen haben mag, als Cronen, Wuͤlſte, Huͤte, Kuͤſſen, Thiere, gantz oder nur Theile davon; mit einem Worte, alles was auf einem Helm uns in die Augen faͤllet, es mag ſeyn und ausſehen, was und wie es wolle. Nur iſt noch zu mer - cken, daß oft die Wappen-Figur auf den Helm geſetzet werde, oft auch was anders, doch ſo, daß man, ſo viel moͤglich, auch die Figur aus dem Wappen auf ge - wiſſe Art beygefuͤget, oder doch zum wenigſten die Farbe der Fi - gur und Feldes beybehalten.

Hemi,

Ein Griechiſches Wort, welches in der Muſic bedeutet 1) nicht gar die Helffte eines Gantzen; 2) et - was uͤber die Helfte deſſelben; und 3) halb; es wird aber ſelten allein gefunden, ſondern iſt meh - rentheils einem andern Worte vorgeſetzt.

Hemidiapente,

Die unvollkommene Qvint, z. E. e b; h f.

Hemiſphærium,

Soll der Tact bey den Grie - chen ſeyn genennet worden.

Hemitonium,

Halber Ton, iſt entweder der groſſe oder kleine. Jhr beyderſei - tiger Verhalt iſt uͤbertheilig, und ſie ſind dieſenfalls, obgleich ſehr hart zuſammen ſchlagende Jnter - valle, ihrer Abmeſſung nach, nicht viel unedler, als die vornehmſten Geſchlechter der Qvinten und Ter - zen, die ſo ſchoͤn klingen. Aber die Scepter-Wuͤrde des Circkels giebt nur den Schein, nicht das Weſen dieſes Klang-Adels.

Hemi -
Hem

Hemitonium majus,

Jſt in ratione ſuperparticulari ſeſquidecima, 15-16, und wird die aͤuſſerliche Form des groſſen halben Tons, das iſt, der dritten Secund, an demjenigen uͤberthei - ligen Verhalt erkannt, wo 1 $$\frac {1}{16}$$ ge - gen 1, oder 15 gegen 16 in Betracht kommen. Der Klang-Meſſer rechne ſeine gantze Saite fuͤr 16, und ſteche ein ſolches Sechszehn - tel von der andern Saite zuruͤck, ſo hoͤret er den Zuſammenklang des groſſen halben Tons, z. E. wie e-f, oder wie h-c̄.

Hemitonium minus,

In ratione ſuperparticulari feſ - quivigeſima, 24-25, der kleine halbe Ton, verhaͤlt ſich wie 1 $$\frac {1}{25}$$ gegen 1, oder wie 24 gegen 25. Man nimmt hierbey die gantze bloſſe Saite fuͤr 25 Theil an, zie - het von der andern ein ſolches Fuͤnfundzwantzigtheil ab, ſo laͤßt ſich bey dem Anſchlagen der uͤbri - gen 24 Theile der kleine halbe Ton gegen den Grund-Klang hoͤren, als z. E. c-cis. Dieſer kleine halbe Ton hat in den Noten alle - mal das Abzeichen, daß er ſich mit ſeinen beyden Enden auf einer - ley Raum, oder auf einerley Li - nie befindet; welches zu dem Jrr - thum der uͤberfluͤßig-vermeinten Ein-Klaͤnge Anlaß gegeben hat. Dahingegen der groſſe halbe Ton im Aufſchreiben ſeine beſondere Linie und Raum erfodert.

Henniſſement des chevaux,

Das Wieheln oder Wiehern der gantzen Pferde. V. Hanniſ - ſement.

Hengſt,

Jſt ein gantzes, oder nicht ge -Hepriſſenes (verſchnittenes) Pferd, maͤnnlichen Geſchlechtes, welches entweder um ſeiner Dauerhafftig - keit und unverzagten Muths wil - len, zu einem Kutſch-Artillerie - oder Bataillen-Pferd, oder aber zur Zucht gebraucht wird. Und auf dieſen letzten Fall heiſſet es auch ein Beſcheller oder Spring - Hengſt. ſ. Beſcheller und Pferd.

Hengſt-Fohlen, ſ. Fuͤllen.

Hengſt-Mann, Wilden Hir - te, Stuten-Meiſter,

Heiſſet derjenige, ſo bey einer Stuterey die Belegung der Mut - ter-Pferde zu beſorgen hat; oder es wird auch derjenige alſo genen - net, der mit ſeinem Beſchell - Hengſt auf dem Lande herum rei - tet, und gegen ein gewiſſes Lohn die Stuten oder Mutter-Pferde belegen laͤßt; und dieſer wird ei - gentlich Hengſt-Mann genennet, da der erſtere, ſo einem Geſtuͤte vorgeſetzet iſt, eher den Nahmen eines Stutenmeiſters verdienet. Er bekoͤmmt gemeiniglich fuͤr ſein Pferd drey Mahlzeiten Futter, und die Helffte des Lohns, ſo in einem halben Gulden oder halben Thaler beſtehet zum voraus, die andere Helffte aber wird ihm uͤbers Jahr auf den Fall, wenn die be - legte Stute gefohlet hat, ent - richtet.

Henne,

Wird bekannter maſſen das Weiblein des Haus-Hahns ge - nennet, wiewol ſolchen Nahmen auch die Auer-Birck-Brom-Fa - ſan-Haſel-Pfau-Reb-Trut - und Waſſer-Huͤner fuͤhren.

Heptachordum, v. Septima.

Her -
Her

Heraldique,

Jſt eine Wiſſenſchafft, wie man die Wappen der Adelichen und hohen Standes-Perſonen recht verſtehen und erklaͤren, und nach Art derſelben andere Wappen ge - ſchickt und kunſtmaͤßig einrichten ſoll. ſ. Blaſonier-Kunſt.

Herbe, donner l Herbe un cheval,

Wird geſagt, wenn man einem Pferde etwas Gras oder Haber giebt, ſolches zufrieden zu ſtellen, wenn es ſeine Lectiones wohl ge - macht hat.

Herber un cheval,

Jſt eine Verrichtung eines Cur-Schmiedes, wenn er wegen gewiſſer Kranckheit, als vor Kopffwehe, Bruſt-Geſchwuͤr u. d. g. in die Mitte der Bruſt dem Pferde eine Chriſtwurtz zwiſchen Fell und Fleiſch einlegt, welches aufſchwellen macht und eroͤffnet, daß die Materie heraus laufft.

Herbſt-Fuͤllen, ſ. Poulain d arriere ſaiſon.

Hergne du cheval,

Pferd-Bruch, iſt aͤuſſerlich wohl zu fuͤhlen, oder zu ſehen, wie und an welchem Orte derſelbe zunimmt, ob man gleich nicht weiß, woher er entſtanden: da - bey muͤſſen die Daͤrme wieder ein - gebracht, und warm gebaͤhet wer - den, ehe der Schaden veraltet.

Hermelin Ponticus, Her - mine,

Eine Art eines kleinen Wieſels. Wird haͤuffig in Nordiſchen Wuͤ - ſteneyen, ſonderlich in Lappland und dem Rußiſchen Siberien ge - funden. Dieſes Thierlein hat einHergantz ſchnee-weiſſes Fell, nur daß es an dem Schwantze an der Spitzen gantz ſchwartz iſt. Das Fell dieſer Thiere giebt ein ſchoͤnes und koſtbares Peltzwerck, deſſen ſich auch die Churfuͤrſten unter ihren Roͤcken und Amts-Gewand bedienen.

Hermelins,

Werden auch die ſchneeweiſ - ſen Pferde genennet, welche ent - weder weiſſe oder gelblichte Ex - tremitaͤten haben, deren man gantze Geſpann ſuchet zuſammen zu ſortiren, welches eine ſolche ra - re Farbe iſt, und dahero von groſ - ſen Koͤnigen gemeiniglich zu Leib - Zuͤgen erwehlet werden.

Herold,

Eines Potentaten oder Repu - blick, iſt eine Perſon, welche den Krieg ankuͤndiget, belagerte Staͤd - te auffodert, und bey Turnie - ren, Ertheilungen der Wappen, Koͤnigl. Croͤnungen, Beylagern und andern Solennitaͤten ſeine Verrichtung hat.

Hertz-Geſpann, Hertz - geſperr,

Jſt eine Kranckheit und nach - theiliger Zufall, ſowol an Men - ſchen als Vieh, und ſonderlich an Pferden. Bey den Pferden er - kennet man ſie daran, wenn ein Pferd matt und krafftlos wird, daß ihme die Lenden einfallen und duͤrre werden, ſo daß man die Ribben ſiehet; darnach ſchlaͤge - baͤucht es behende, und darauf erfolget denn das Hertz-Klopffen, und die Erhebung des Hertz-Blaͤt - leins; item es geſchwellen ihme die Schenckel, und fangen an zu hincken und anzuſtoſſen; das Ge -ſchroͤtHerſchroͤt ſchwitzet ihme, wenn es gleich ruhet. Darwider nehme man vier Untzen Honig, zwey Untzen Salniter, Wein und Eßig, zuſammen ein Noͤſſel, zwey Un - tzen Baum-Oel, eine Untzen Lor - beer, und eine Hand voll Thy - mian, ſtoſſe alles zuſammen, men - ge es durch einander, und gebe es dem Pferde laulicht ein; oder, Entzian und Fœnum græcum, (Bockshorn) in einem Ofen ge - doͤrret, zu Pulver geſtoſſen, und dem Pferd aufs Futter gegeben. Die Leber von einem im Martio gefangenen Fuchſen gepuͤlvert, und dem Pferde eingegeben, curiret gleichfalls das Hertz-Geſpann. Das Pferd, ſo damit behafftet, muß man trocken fuͤttern, dahero demſelben kein Gras oder anderes feuchtes Futter geben, ſondern ſolches mit warmen Kotzen um den Bauch und die Bruſt wohl bewahren, auch den Stall ſauber halten, und darinne mit wohl - riechenden Kraͤutern, als Qven - del (Feld-Kuͤmmel) Camillen, Lorbeer-Blaͤttern und dergleichen, fleißig raͤuchern.

Hertzſchlaͤchtigkeit,

Jſt eine Kranckheit der Pferde, welche verurſachet, daß ſie ſich ſehr aufblaſen, den Bauch immer aus - und einziehen, und ſo man ihnen mit den Fingern an die Gurgel greifft, gar dumpffig hu - ſten. Die Pferde werden davon uͤberfallen, wenn ſie unreines Futter, Wiſch-Tuͤcher, oder ſonſt etwas haariges oder rauhes freſſen. Dieſem Ubel abzuhelffẽ, doͤrre man Lein-Saamen, mahle ihn, und gebe dem Roſſe von ſolchem Mehle zwey Theile im Trincken, den dritten Theil menge man mit Haber, und gebeHeres ihme vier Tage nach einander des Tages einmal zu freſſen. Oder man nehme lang Wegwart-Wurtzel, Alant-Wurtzel, Weitzen-Kleyen, menge es durch einander, und gebe es dem Roß unter dem Haber. Oder man thut einen Ameis-Hauffen mit allem, was darinne iſt, in ei - nem Sack, leget Wacholder - Stauden mit gruͤnen Beeren dar - zu, ſiedet es zuſammen in einem Keſſel mit Waſſer, gieſſet es her - nach ab, laͤſſet es kalt werden, und giebt dem Pferde alle Tage davon zu trincken. Jt. man neh - me Birnbaum-Miſtel, Lungen - Mooß, von einem Eich-Baum, iedes gleich viel, buͤchene Miſtel ein Viertel-Pfund, und gelbe Lilien-Wurtzel, hacke alles klein zu Pulver, und gebe es dem Pferde unter dem Futter, wenn der Mond fuͤnff Tage alt iſt. Oder man brennet einen lebendigen Jgel in einem wohlverkleibten Topff zu Pulver, nimmet dar - nach noch Beyfuß-Wurtz, Alant - Wurtz, Gehoͤrne von einem Hir - ſchen, das zwiſchen den zweyen Frauen-Tagen, nemlich den funff - zehenden Auguſti und achten Sep - tember, geſchlagen, und ein we - nig Sadebaum, pulveriſiret die - ſes alles gleichfalls, miſchet das Pulver unter einander, und zwar eines ſo viel als des andern, und giebet davon dem Pferde im Fut - ter, auf einmal iederzeit eine Handvoll, laͤſſet auch demſelben des Jahrs einmal die Kien-Ader ſchlagen.

Heſſen, Haſſia,

Landſchafft im Ober-Rheini - ſchen Kreiſe, welche in Ober - und Nieder-Heſſen getheilet wird, da - von dieſes dem Land-Grafen vonHeſſen -HeſHeſſen-Caſſel, jenes aber dem Land-Grafen von Heſſen-Darm - ſtadt zugehoͤret. Die Land-Gra - fen von Heſſen theilen ſich in die 2 Haupt-Linien, Caſſel und Darm - ſtadt, von der Caſſeliſchen Haupt - Linie ſtammet ab die Rheinfelſi - ſche, welche wieder die Neben - Aeſte zu Rotenburg und Wan - fried hat; von der Darmſtaͤdti - ſchen Haupt-Linie aber ſtammet die Homburgiſche ab. Dieſe Land-Grafen von Heſſen fuͤhren auf einem Mittel-Schilde einen roth - und weiß geſtreifften Loͤwen im blauen Felde, wegen der Land - grafſchafft Heſſen; ein rothes Pa - triarchen-Creutz im ſilbernen Fel - de, wegen des Fuͤrſtenthums Hirſchfeld; in einem getheilten Qvartiere oben einen guͤldenen Stern im ſchwartzen Felde, und unten Gold, wegen der Graf - ſchafft Ziegenhayn; einen aufge - richteten rothen und blau-gecroͤn - ten Leopard im guͤldenen Felde, wegen der Grafſchafft Catzeneln - bogen; zwey guͤldene Loͤwen im rothen Felde, wegen der Graf - ſchafft Dietz; einen getheilten Schild, unten Gold, oben aber zwey guͤldene Sterne im ſchwar - tzen Grunde, wegen der Graf - ſchafft Nidda; ein ſilbernes drey - faches Neſſel-Blat mit drey ſil - bernen Naͤgeln und ein roth und weiſſes Mittel-Schildgen, wegen der Grafſchafft Schaumburg. Die Darmſtaͤdtiſche Linie fuͤhret uͤber dieſes noch 2 ſchwartze Balcken im ſilbernen Felde, wegen der Graf - ſchafft Jſenburg. Dieſes Wap - pen hat 5 Helme; der erſte hat 2 ſilberne Buͤffels-Hoͤrner mit gruͤ - nen Zweigen beſtecket, als der Heßiſche; der andere iſt der Hirſch - feldiſche, und hat einen Pfau -HetSchwantz; der dritte als der Zie - genhayniſche, hat einen ſchwar - tzen Ziegenbock mit ſchwartz und Gold getheilten Fluͤgeln; der vierte als der Catzenelnbogiſche, zeiget 2 ſchwartze Fluͤgel mit Gold eingefaßt, darauf ein blau ge - croͤnter Leopard ſtehet, der fuͤnffte iſt der Schaumburgiſche, und traͤgt zwiſchen zwey weiſſen oben mit Pfau-Federn gezierten Staͤ - ben 5 Faͤhnlein mit dem Neſſel - Blatte. Die Helmen-Decken ſind zur Rechten guͤlden und roth, und zur Lincken roth und ſilber.

Heſychaſtica,

War bey den Griechen eine Spe - cies ihrer Melopœiæ, wodurch das menſchliche Gemuͤth beſaͤnftiget und beruhiget werden koͤnnen.

Hetzen, Wind-Hetzen,

Heiſſet ſo viel als einen Haſen oder Fuchſen mit Wind-Hunden fangen. Nach Weidmaͤnniſcher Redens-Art heiſſet ins Garn he - tzen, wenn man ein Vor-Holtz mit Garn vorrichtet, daß der Ha - ſe, wenn er ſich vor den Hunden ins Holtz retiriren will, nothwen - dig darein fallen muß: wenn man aber im freyen Felde hetzet, ſo heiſſet es vom Strick aus hetzen. Dieſes geſchiehet folgender maſ - ſen: Man reitet zu Pferde, und hat ein paar Wind-Hunde am Hetz-Riemen, von welchem man ſie nach Gefallen ohngeſaͤumt los - laſſen, oder wenn der Haſe zu weit aufſtuͤnde, oder man ſonſt nicht hetzen wollte, dieſelbe damit an - und zuruͤcke halten kan. Jhrer etliche reiten alſo in gerader Linie neben einander die Acker-Stuͤcken oder Feld-Beete durch, und ge - ben acht, ob ſie darzwiſchen einenRitter-Lexicon. L lHaſenHetHaſen im Lager ſitzen ſehen koͤn - nen; So nun einer aufſtoͤſſet, muß man ihm einen kleinen Vor - ſprung vergoͤnnen, darnach laͤſſet man von den naͤchſten Strick - Winden ein paar los, und jaget einer oder zwey zu Pferde hernach, die uͤbrigen bleiben in ihrer Such, und alſo ſtreiffet man ein Feld nach dem andern durch, und wird ein Strick Hunde nach dem an - dern losgelaſſen, nachdem es viel oder wenig Haſen giebt, oder nachdem der Haſe auf der rechten oder lincken Seite, oder in der Mitten aufſtehet. Wo es Hoͤhen und Gebirge hat, laͤufft der Haſe gerne Berg-auf, da er wegen Kuͤr - tze der voͤrdern und Laͤnge der hin - tern Fuͤſſe, viel beſſer fortkommen kan, als die Hunde, die dadurch bald abgemattet werden, daher etliche einen Jaͤger zu Fuß mit ei - nem Strick Hunde oben in der Hoͤhe aufpaſſen laſſen, ihme die - ſen Paß abzuſchneiden. Wenn ihme die Hunde nahe auf den Leib kommen, gebrauchet er mancher - ley arge Liſt, begiebt ſich in die Waſſer, verbirgt ſich, wenn Scha - fe oder anderes Vieh im Felde ſind, unter die Heerde, leget ſich oͤffters im ſtaͤrckſten Lauff nieder, daß die Hunde uͤber ihn ſpringen, ſchlieffet durch die Zaͤune und Ge - hege von einer Seiten auf die an - dere, lauffet, wenn die Jaͤger und Hunde vorbey, den geraden Weg wieder zuruͤcke. Bisweilen ſpringt er, wenn er mitten unter den Hun - den iſt, uͤber ſie hinuͤber, oder ſchießt ihnen bey den Fuͤſſen hin - durch; manchmal, wenn die Hun - de nicht wohl gefaͤngig oder gar zu hoch ſind, ſtoſſen ſie zwar den Haſen, ergreiffen ihn aber nicht, ſondern kriegen an ſtat deſſelbenHetdas Maul voll Haare, der Haſe aber laͤuffet mit berupfftem Peltz und gantzer Haut immer fort. Wenn man junge Hunde einhe - tzen will, geſchiehet es am beſten im Herbſt, da es junge heuer ge - fallene Haſen giebt, die weder ſo ſchnell noch ſo liſtig ſind, als die alten. Das erſtemal muß man einen jungen Hund mit zwey gu - ten alten Hunden an einem vor - theilhafftigen Orte einhetzen, da - mit er zum erſtenmal nicht ver - geblich lauffe, denn dadurch wird er verzagt werden, und ſowol das Hertz, als die Begierde verlieren. Es muß aber nahe und hinter den jungen Hunden allezeit einer zu Pferde ſeyn, damit ſie nicht, wo ſie lange allein bey dem Haſen bleiben, ihn zerreiſſen und freſſen lernen, welche heßliche Gewohn - heit ihnen hernach hart wieder ab - zugewoͤhnen iſt. Bey naſſem, windigten, uͤblen Gewitter, ſoll man nicht zu hetzen reiten, aber im Thau iſt es darum gut, weil der Haſe nicht ſo weit, noch ſo leicht aufſtehet, indem er nicht gerne naß wird, daher er die Jaͤ - ger naͤher auf ſich ankommen laͤſ - ſet, und die Hunde werden durch den friſchen kuͤhlen Thau deſto mehꝛ erqvicket. Auch ſoll man nicht hetzen bey weichem Wetter, weil der Haſe leicht iſt, und uͤber die tieffen, weiten Felder, wohl kom - men kan, die Hunde aber tieff hinein fallen; zu geſchweigen, daß zu ſolcher Zeit groſſer Schade in der Saat geſchiehet. Jm Win - ter, wenn tieffer Schnee liegt, ſoll man gar nicht, bey hart gefror - nem Erdreich aber Vormittags nicht hetzen, denn die Hunde lauf - fen ſich auf, und verderben ſich offt auf einmal ſo uͤbel, daß manſieHetſie hernach in viel Wochen nicht wieder brauchen kan. Wann die Hunde einen ſcharffen weiten Lauff gethan, und endlich den Haſen gefangen haben, muß man die Hunde in der Mitte uͤber ſich auf - heben und ruͤtteln, damit ihnen das Gebluͤte vom Hertzen komme. Das Hetzen wird von Bartholo - maͤi bis Faſtnachten verſtattet, nach dieſem aber iſt es, bis wie - der Bartholomaͤi kommt, verbo - ten, doch iſt dem Beſitzer einer Jagd in der Marter-Woche einen ſo genannten Oſter-Haſen zu he - tzen erlaubet.

Hetz-Garten,

Haus oder Platz, iſt derjenige Ort, in welchem die wilden Thie - re mit Hunden gehetzet werden, es iſt ſolcher Platz dergeſtalt in die Runde wie in Berlin, oder ins Qvadrat, wie das ſo genannte Fecht-Haus in Nuͤrnberg einge - richtet, daß etliche tauſend Zu - ſchauer gar beqvem und trocken der Hetze zuſehen koͤnnen, als wel - che unten in dem freyen Platz ge - ſchiehet, um welchen rund herum die Behaͤltniſſe der wilden Thiere zu finden ſind, welche mit ſtar - cken Fall-Thuͤren dergeſtalt ein - gerichtet, daß, wenn ſolche oben aufgewunden werden, das Thier alsdenn heraus lauffen, und auf gleiche Manier wieder darein (wenn man die Fall-Thuͤre nie - derlaͤſt) verſchloſſen werden kan. Jn der Mitten eines ſolchen Am - phitheatraliſchen Hetz-Fecht - oder Kampff-Hauſes, iſt die Orche - ſtra oder Herren-Sitz, auf wel - chem die hohe Landes - oder Stadt - Obrigkeit der Hetze beqvemlich und ſicher zuſehen kan. Jn Deutſch - land erhaͤlt der Berliniſche Hof -HexGarten vor andern den Preis, weil derſelbe in Form des alten zu dergleichen Schau-Spielen deſtinirten Roͤmiſchen Amphi - theatri, oder des noch aus ſeinen ruderibus zuerkennenden Coliſæi, gebauet worden.

Hetz-Riemen,

Jſt ein langer lederner Riemen, woran der Jaͤger die Wind-Hun - de, und zwar deren gemeiniglich 2 zuſammen gekuppelt haͤlt. Er hat ſolchen von der lincken gegen die rechte Hand uͤber der Achſel herun - ter haͤngen, und das eine Ende da - von, welches durch die Ringe der Hunde-Halsbaͤnder geſchoben iſt, in der Hand, welches er, wenn ein Haſe aufſtehet, fahren, und da - mit die Hunde loslaſſen kan.

Heulen,

Nennen die Orgelmacher, wenn auf Orgeln und Poſitiven ein Clavier ſtocket, oder ein Ventil gantz offen bleibet, und demnach der Klang durch alle Regiſter ſich hoͤren laͤſſet.

Hexachordum, v. Sexta.

Hexachordum durale, ſive durum,

Heiſſet in der Muſic, wenn die Diſpoſition der Clavium folgende iſt: g, a, h, c, d, e, und zwar des - wegen, weil darinne das b qua - dratum im h tacite befindlich iſt.

Hexachordum mollare, ſive molle,

Jſt, wenn die 6 Voces: ut, re, mi, fa, ſol, la, folgenden Clavibus f, g, a, b, c, d zugeeignet werden, und demnach das runde b in die - ſer Diſpoſition vorkommt.

L l 2Hexa -
Hex

Hexachordum naturale, ſive permanens,

Eignet die 6 Voces ut, re, mi, fa, ſol, la den Clavibus c, d, e, f, g, a zu. Die Hexachorda ſind an ſtat der Tetrachordorum auf - gekommen, und von Guidone Aretino eingefuͤhret worden, als welcher ſein aus 22 Clavibus be - ſtehendes Syſtema maximum, worinne das b und bb mit begrif - fen war, in 7 dergleichen einge - theilet hat.

Hexapſalmus,

Heiſſen gewiſſe Pſalmen, wel - che bey den Griechen in der Met - ten (in matutinis) geſungen zu werden pflegten.

Heydelberg,

Jſt die Haupt-Stadt in der Unter-Pfaltz, war ſonſt die or - dentliche Reſidentz des Churfuͤr - ſten von Pfaltz, liegt im Creich - gau, 10 Meilen von Franckfurt, zwiſchen zweyen Bergen zur lin - cken Hand am Neckar, uͤber wel - chen daſelbſt eine Bruͤcke gehet. Jn dem Fuͤrſtlichen Keller iſt das groſſe Wein-Faß zu ſehen, wel - ches praͤchtig und mit ſchoͤnem Schnitzwerck gezieret, und iſt 22 Schuh hoch und 31 Schuh lang, welches mehr einem Schiff als Faß aͤhnlich, haͤlt 220 Fuder Wein, man gehet auf einer Treppe von 30 Stuffen hinauf, zu oberſt iſt eine ſolche Ebene, daß man einen Ball darauf halten koͤnte, mit einem Gelaͤnder umgeben, daß man bisweilen fremde Fuͤrſten allda tractiret, welche aus dieſem Faß trincken. Es iſt allhier eine Univerſitaͤt, ſo vom Ruperto III Anno 1346 geſtifftet worden, dieHieBibliothec war vor dieſem die al - lerberuͤhmteſte in Europa, wegen der raren Manuſcripten. Allein ſie iſt Anno 1622 in den Vatican nach Rom von Leone Allatio ge - fuͤhrt worden. Von der Ritter - ſchafft am Rheinſtrom ward zu Heydelberg Anno 1482 nach St. Bartholomæi der dreyßigſte Tur - nier gehalten, wobey 5 Fuͤrſten, benanntlich Pfaltzgraf Friedrich am Rhein, Churfuͤrſt Georg zu Bayern, Hertzog Otto zu Bay - ern, Marckgraf Friedrich zu Bran - denburg und Marckgraf Albrecht zu Baden; 20 Grafen, 4 Frey - herren, 69 Ritter, 358 Edle und 3499 Pferde gegenwaͤrtig gewe - ſen.

Heylbrunn, ſ. Heilbronn.

Hialemos,

War ein dem Apollini zu Eh - ren abgeſungenes Lied.

Hieff-Horn, Hifft-Horn,

Jſt ein kleines gleichaus gehen - des Horn, welches die Jaͤger und Jaͤger-Purſche an einem ſchmalen Hifft-Riemen oder ſo genannten Horn-Feſſel uͤber die lincke Achſel an der rechten Seite herunter haͤn - gend, tragen, und damit auf der Jagd die behoͤrigen Zeichen geben. Man hat derſelben mehrentheils dreyerley Gattungen: Als Hoͤr - ner (Zincken) von klarem Laut, worauf die Jungen lernen; Mit - tel-Hoͤrner, die einen mittelmaͤßi - gen Ton haben, und Ruͤden - Hoͤrner, die einen groben oder tieffen Laut haben. Weil aber dieſe letztern gar zu groß und un - beqvem ſind, pfleget man heut zu Tage meiſtens nur Halb-Ruͤden - Hoͤrner zu tragen. Es werden aber die Hifft-Hoͤrner von denenWild -HieWildruff - und Horndrehern aus weich gekochten Buͤffels-Hoͤrnern gemachet, ſolche in ein Loch, ſo in einem Klotze gebohret, einge - zwenget, das behoͤrige Loch durch - gebohret, nachgehends heraus ge - nommen, aͤuſſerlich um das Mund - ſtuͤcke abgedrechſelt, vornen am Schall-Horn mit rothem Wachs gepuͤffet, vom Riemer eingebun - den, das Horn-Feſſel mit behoͤ - rigen Schnallen und Beſchlaͤg, doch dem Stande gemaͤß, von ſil - bernen Dreſſen oder Corduanem Leder mit ſtaͤhlernem Beſchlaͤge gemacht, und angefeſſelt, worauf ſich ein Horn-Satz von Bocks - oder Hammel-Haaren, nebſt ei - ner gruͤnen Schleiffe Band gehoͤ - ret. Dieſer Horn-Satz iſt vor alters von einer gewiſſen Laͤnge gebraͤuchlich geweſen: Weil ein reiſender Jaͤger von der Straſſen ſo weit, als ein ſolcher Horn-Satz reichen moͤgen, einen Fuchſen, Haſen oder Ente, als einen Zehr - pfennig ſchieſſen durffte. Es traͤ - get aber ein Jaͤger das Hifft-Horn um dreyerley Urſachen willen, als erſtlich in waͤhrendem Treiben, wo er angeſtellet iſt, ſolches durch drey Hieffe zu melden; zum an - dern: Jm Treiben das Jagen zu blaſen, und drittens und letztens dienet es, einen Jaͤger vom andern zu unterſcheiden. Auf dem Hifft - Horn ſoll ein Jaͤger-Purſche waͤh - renden Jungen-Standes folgen - des blaſen lernen, als erſtlich: Anfangs mit einem Stoß einen langen Hief oder Hifft; zum an - dern: Drey Hennebergiſche reine lange Hief; drittens: So viel kurtze Hief, als der Jaͤger Odem halten kan, doch wenigſtens einen jagdbaren Hirſch von zehen bis zwoͤlff Enden zu melden; vier -Hiltens: Das Jagen abzuſtoſſen, mit kurtzen Hiefen nach einander reinlich abgeblaſen; und letztens wiederum einen langen Hief, wie im Anfang, doch ohne Rundel und Triller.

Hiefe abſtoſſen,

Heiſſet mit dem Ruͤden - oder Hifft-Horn viel oder wenig den Athem zu blaſen abbrechen.

Hieratura,

Stier-Gefechte, dieſes geſchiehet zu Pferde, und wird gemeinig - lich zu Aranjuez, ohnweit Ma - drit in Spanien, und zu Liſſabon in Portugall gehalten. Dieſes Gefech - te iſt zwar eine ſchlechte Ergoͤtzlich - keit, weil offt die ſchoͤnſten Pfer - de daruͤber zu Grunde gehen, und die vornehmſten Torreadores, Ca - valiers, in Lebens-Gefahr kommen; iedennoch wird es ſo hoch geſchaͤ - tzet, und ſo haͤuffig mit Zuſchauern angefuͤllet, daß der Koͤnig den rech - ten Tag des Kampfs gemeiniglich heimlich zu halten pflegt, damit die Anzahl der Menſchen nicht zu groß anwachſe, da denn der Koͤ - nig ſich ſelbſt zu Pferde ſetzet, und Anſtalt darzu machet. Siehe Stier-Gefechte.

Hierophoni,

Waren bey den alten Griechen die geweiheten Saͤnger, welche ſich bey ihrem Goͤtzendienſte mu - ſten hoͤren laſſen.

Hifft-Horn, ſ. Hief-Horn.

Hildesheim,

Biſchoffthum zwiſchen dem Hannoveriſchen und Braun - ſchweigiſchen, welches in das klei - ne und groſſe Stifft eingetheilet wird, davon jenes drey Aemter,L l 3dieſesHildieſes aber 11 Aemter unter ſich begreifft. Der Biſchof iſt ein unmittelbarer Stand des Reichs, und Suffraganeus des Ertzbis - thums Mayntz. Das Wappen dieſes Stiffts iſt von oben herab in die Laͤnge von Silber und roth getheilet.

Hilperts-Griffe, ſ. Trompe - rie des Maquignons.

Hincken,

Jſt ein Zufall, welcher die Pferde, das Rind-Vieh, Scha - fe ꝛc. an ihrem ordentlichen Gang verhindert, und entweder eine in - nerliche oder aͤuſſerliche, bekannte oder unbekannte Urſache hat. Wenn ein Pferd hincket, und nie - mand weiß, was ihm iſt, ſo bre - che man ihm die Eiſen ab, wircke ihm aus bis ans Leben, heffte ih - me das Eiſen wieder auf; neh - me Hirſe, ſiede denſelben wohl in Wein oder Eßig, bis er zu einem Brey oder Mus wird, thue alt Schmeer dazu, binde es dem Pferde, ſo heiß es erleiden kan, um den Fuß; das thue man acht oder zehen Tage nach einander; oder ruͤhre Huͤhner-Miſt und Schwei - nen-Speck in einer Pfannen beym Feuer durch einander, und ſchla - ge damit ein. So ein Pferd auf allen Vieren hincket, nehme man Hanff-Werck, feuchte ſolches mit Eyer-Klar, und ſchlage ihm das um den Huff und beſchlage ihn dann: Man nehme anbey rein Borg-Schmeer oder Speck und wohlgeſchaͤlten Knoblauch, eines ſo viel als des andern, ſtoſſe es wohl, bis es zaͤhe wird, ſchmiere das Roß damit an allen Vieren gegen dem Haare, ſo wird es wie - der gut. Oder ſo ein Pferd an al - len Vieren erſchrocken, ſo ſtoſſeHinman Eßig und Knoblauch in ei - nem Moͤrſel unter einander, rei - be ihm die Beine zwey oder drey - mal damit, und reite es denn her - um, daß es erhitzt, decke es warm zu, ſo wirds zur Hand beſſer. So ein Roß hincket und man er - kennet, daß ein Bluts-Tropffen zwiſchen Haut und Fleiſch kom - men: So nehme man Roggen - Mehl und Ziegen-Milch, ruͤhret es unter einander zu einem Brey, ſtoß auch Saffran darein, thue darnach dieſen Brey in einen Ha - ſen-Balg, und binde es dem Pferde uͤber, da es den Schaden hat; man muß ihm aber vorhero von ſolchem Orte die Haare abſcheeren. Wie ein Roß, wenn es von Kern - ſchwinden, Vernageln, Verbellen, und andern bekannten Urſachen hincket, zu curiren, davon findet man an ſeinem Ort die behoͤrige Nachricht.

Hindin,

Wird das Weiblein des Hir - ſches genennet, ſo auſſerdem auch ein Wild heiſſet. ſiehe ingleichen Thier.

Hinnulus,

Bedeutet eigentlich ein Hirſch - Kalb, doch wird dieſes Wort bis - weilen auch fuͤr andere junge Thie - re genommen, ſonderlich von Wild, als Rehe und andere mehr.

Hinterlaß, Zuruͤckbleiben des Hirſches,

Jſt ein Zeichen in der Faͤhrte, dar an der Jaͤger die Feiſtigkeit eines guten alten Hirſchen abmercken kan; indem, ie erfuͤllter der Hirſch wird, ie kuͤrtzer ihme die Haupt - Flechſe, (welche in der Keule her - unter in die Schalen gehet) durch die Vollkommenheit der Keulenwird,Hipwird, dahero er mit dem hintern Fuſſe nicht genug in den vorder - ſten Tritt vorſchreiten kan, und alſo einer Hand breit zuruͤcke blei - bet.

Hippace,

Ros-Kaͤſe, ſo von Pferde - Milch gemacht wird, welcher von vielen geprieſen wird, weil er ſehr geſund ſeyn, auch wohl maͤſten ſoll.

Hippolithos,

Ein Pferd-Stein, auch Bezoar equinum genannt, weil er ſowol an Geſtalt als Kraͤfften dem Be - zoar gleich kommet, wird im Ma - gen der Pferde gefunden, immer ein Schaͤlgen uͤber dem andern, zuweilen werden ſie auch in Daͤr - men angetroffen.

Hippomanes,

Jſt ein duͤnnes Stuͤcklein Fleiſch von einem neugefallenen Fuͤllen, bleyfaͤrbig, glatt, miltzfoͤrmig und laͤnglichrund, anderthalb Finger breit, und ungefehr 4 Finger lang, welches die Fuͤllen mit auf die Welt bringen, und ihnen recht vorn auf der Zunge liegt, wodurch ſie im Mutterleibe die Nahrung an ſich ziehen. Dieſes Haͤutlein iſt in der Artzeney vor viele Gebre - chen dienlich, und muß dem Fuͤllen (ſo bald es aus Mutterleib kom̃t) genommen werden, ſonſten ver - ſchlinget es ſolches, und iſt ihm ſchaͤdlich.

Hirn-Grille,

Jſt ein fremdes Sang-Voͤge - lein, ſo aus Tyrol zu uns ge - bracht wird, gruͤn und gelblich von Federn, an der Groͤſſe aber wie ein Zeißlein, welchem er auch an dem Schnabel gleichet, ob erHirſchon dem Kopffe nach einem Ca - narien-Vogel aͤhnlich ſiehet. Er ſinget ſchoͤn und lieblich, und hat eine uͤberaus helle und durchdrin - gende Stimme, iedoch iſt ſein Ge - ſang angenehmer, wenn er in Ge - ſellſchafft anderer Voͤgel, als al - leine gehoͤret wird. Man faͤnget ſolche Voͤgel an den Orten ihres Aufenthalts zur Herbſt-Zeit gar leichtlich mit Waͤnden und Leim - Spindeln, denn es darff nur ei - ner einfallen, ſo folget der gan - tze Hauffe nach. Wenn man ei - nen Hahn und eine Siecke zuſam - men wirfft, ſo niſten und hecken ſie im Zimmer ſo gut, als die Ca - narien-Voͤgel, mit denen ſie auch ſich gerne gatten und bruͤten, und in dem Vogel-Bauer gleiches Tractament mit denenſelben ge - nieſſen. Jhr Leben erſtrecket ſich auf vier bis fuͤnf Jahr.

Hirquire, Hirquitallire,

Sagt man von den Knaben, welche ohngefehr im 14den Jahre ihre Stimmen aus gewiſſen na - tuͤrlichen Urſachen veraͤndern.

Hirſch, Cervus, le Cerf,

Wenn ein Hirſch in waͤhren - dem Lauf angeſchriehen wird, ſtutzt er und ſieht ſich um, und wenn er etwas ungewoͤhnliches erblicket, oder unvermuthet etwas fahren, oder einen Menſchen ruffen, ſin - gen oder pfeiffen hoͤret, ſo bleibet er ſtehen, und ſiehet es begierig an, und ſo er im Walde von Woͤl - fen verfolget wird, ſuchet er Zu - flucht bey den Menſchen ſich zu retten. Wenn gifftige ſtinckende Nebel ſind, zerſcharren ſie die Ameis-Hauffen, riechen darein, und brauſen von ſolchem ſtarcken Spiritu, der ihnen gleichſam anL l 4ſtatHirſtat eines Nieſe-Pulvers dienet, indem ſie durch das Nieſen ihr Ge - hirn reinigen, daß viel boͤſes damit weggehet. Wenn ein Hirſch was vermercket, gehet er gemeiniglich dem Wind entgegen, und ſo er ge - jaget wird, laufft er mit dem Winde, daß keine Witterung von ihm zuruͤcke bleibe. Eben alſo ſchwimmet er lieber abwerts, als wider den Strom. Wenn viel Wild und Hirſche beyſammen fluͤchtig werden, lauffen die ſtaͤrck - ſten hinten nach, ſtoſſen und ſchla - gen die andern vor ſich fort. Wenn es donnert und groſſes Ungewit - ter entſtehet, bleiben ſie nicht ger - ne unter den Baͤumen, ſondern begeben ſich lieber, wo keine Di - ckigt iſt, in flache Felder, Wieſen und lichte Plaͤtze, und ſtehen da - ſelbſt auch in dem groͤßten Regen; bey Sturm-Winden aber ſehen ſie allezeit in die Hoͤhe, wohin dieſel - ben in der Noth fallen moͤchten. Die Loſung des Hirſches iſt im Som̃er zur Hirſchfeiſt-Zeit flach, und als ein Zwey-Groſchen-Stuͤck breit; haͤnget ſchleimigt an einan - der, wie die Beeren an einer Weintraube, und glaͤntzet, wie Oel an der Sonnen, und ie fei - ſter der Hirſch, ie ſchleimigter iſt ſeine Loſung; im Winter aber iſt ſie gedrungener, ſchwaͤrtzer und rundeckigter. Des Wildes Lo - ſung hingegen iſt kleiner, und am Ende ſpitzig, verzettelt ſolche, als eine zerriſſene Schnure Corallen, und laͤſſet die Lorbern zerſtreuet hin und her fallen, wie die Ziegen, und wird man in der Loſung fin - den, was das Wildpret gutes oder boͤſes, verdauliches oder unver - dauliches genoſſen, und im Ma - gen und Wanſt gehabt, doch iſt die Tages-Loſung von der RuheHirbeſſer verdauet, als die Nachts - Loſung. Der Hirſch wird von den Jaͤgern erſchlichen und gepuͤrſchet, wo er aber nicht gleich faͤllet, ſon - dern nur an - oder Weide-wund geſchoſſen iſt, verfolgen ſie ihn mit dem Schweiß-Hund, bis ſie ihn wieder zum Schuß bekommen, oder fuͤr Mattigkeit niedergethan fin - den, da ſie ihm mit einem Fang den Reſt geben; oder er wird ge - jaget, und dieſes geſchiehet auf zweyerley Manier, entweder durch ein umgeſtelltes Jagen, oder durch ein ſogenanntes Renn - oder Par - force-Jagen; wovon am gehoͤri - gen Orte. Wie ein Hirſch oder Thier auf Weidmaͤnniſch ſoll aufgebrochen und zerwircket wer - den, davon ſiehe unter dem Wort Aufbrechen und Zerwircken. Das Jaͤger-Recht vom Hirſchen iſt der Hals mit den naͤchſt daran ſtoſ - ſenden dreyen Rippen. An dem - ſelben iſt alles gut, und kan er ſo - wol in der Kuͤche als Apothecke genutzet werden. Das Fleiſch oder Wildpret des Hirſchen iſt unterſchiedlich. Von alten Hir - ſchen wird es fuͤr hart, unverdau - lich und ſchwerer Nahrung gehal - ten; alleine dieſem angeblichen Mangel wiſſen die Koͤche durch gut Gewuͤrtz, oder durch Einbei - tzen und Einſchlagen in Paſteten gar wohl abzuhelffen doch iſt be - kannt, daß die Schmal-Thiere, ingleichen die Spieß-Hirſche ein weit zaͤrteres, die Kaͤlber aber das allerbeſte Fleiſch haben; dahero auch dieſe letztern nur auf groſſer Herren Tafeln gehoͤren. Auſſer dieſen aber findet ſich noch ver - ſchiedenes, ſo in der Kuͤchen als ein delicates Eſſen zuzubereiten, dergleichen ſind die Kolben, Hirſch - Ohren und Hirſch-Laͤuffte. ZurBrunſt -HirBrunſt-Zeit tauget das Hirſch - Wildpret nicht viel, indem es nicht nur alsdenn ſehr mager iſt, ſon - dern auch ziemlich bockentzet. Die Weidmaͤnniſche Redens-Arten vom Hirſchen ſind folgende: Der Hirſch hat ein Maul, Haut, Ge - hoͤrn oder Geweih, von zwey Stangen und vielen Enden, Laͤuff - te, Schaalen und Geaͤfftere. Wenn der Hirſch durch den natuͤr - lichen Gang ſich erleichtert, ſo heißt es, er hat geloſet. Der Hirſch ſte - het, nimmt die Weide an oder zeucht ins Gras, er aaſet, zeucht vom Feld zu Holtz, gehet in ſei - nen Stand, ſucht ſeine Ruhe, wird geſpuͤrt, durch Leit-Hunde aufgeſucht, gefunden, beſtaͤtigt, und verbrochen. Er verfaͤhet, wird gejagt, fleucht, iſt den Hun - den entlauffen, uͤber den Zeug ge - fallen, (wenn er uͤber die Tuͤcher geſprungen) wird zu Holtze ge - ſchoſſen, (wenn er nemlich nicht gleich faͤllt, ſondern Holtz - ein ge - het) ſchweiſſet, giebt Faͤhrte oder Gemerck, thut (nicht legt) ſich nieder, wird gepuͤrſcht, (nicht ge - ſchoſſen) gefangen (nicht geſto - chen) und alſo erlegt und gefaͤllt. Der Hirſch beſchlaͤgt das Wild, wenn er darauf ſpringt, hat Gei - len und kurtz Wildpret, das Wild aber ein Feigblat oder Patente; wird aufgebrochen und zerwirckt. Ballen ſind das Untertheil der Fuͤſſe, Schalen das Horn oder die Klauen. Das Hintertheil auf dem Ruͤcken, davon die Keulen abgeloͤſet, wird der Zimmel, Zim - mer, Zaͤmmel oder Ziemer genannt. Die Seiten am Hirſche, heiſſen Krieben, Wuͤmner oder Waͤnde. Das rohe Hirſchhorn geraſpelt in abgek[o]chten Traͤncken und Auf - guͤſſen eingenommen, widerſtehetHirdem Gifft und aller Faͤulung, er - wecket Schweiß, ſtaͤrcket den Le - bens-Balſam, iſt gar nuͤtzlich in Maſern, Blattern, Fiebern und andern boͤſen und gifftigen Kranck - heiten. Das gebrannte Hirſch - horn beſaͤnfftiget das aufwallende Gebluͤte, ſtillet die Hitze, daͤm - pfet die Saͤure, hemmet den Durch - bruch, toͤdtet die Bauchwuͤrm ꝛc. Das ohne Feuer praͤparirte Hirſch - horn, iſt ein Schweißtreibendes und wider gifftige Kranckheiten herrlich dienendes Mittel, derglei - chen auch der daraus gezogene Spiritus, Saltz und Oel ſind; es wird auch eine Gallerte und Ma - giſterium daraus gemacht. Aus dem Hirſch-Hertzen wird mit Zu - ſetzung verſchiedener Gewuͤrtze und Kraͤuter ein Waſſer abgezogen, ſo eine treffliche Hertzſtaͤrckung gie - bet. Die Ruthe pulveriſirt oder in Decoctis gebraucht, iſt gut wi - der das Seiten-Stechen, Colic und rothe Ruhr. Die gedoͤrrten und gepuͤlverten Geilen in Wein eingenommen, ſind eine Staͤr - ckung der maͤnnlichen Kraͤffte; der Schweiß, d. i. das Blut in einer Pfanne gedoͤrret und pulveriſiret, ſtillet die rothe Ruhr und andere Bauchfluͤſſe, iſt auch wider den Gifft, Lenden - und Seiten-Wehe ſehr dienlich. Das Hirſch-Marck hat vor andern Marcken den Vor - zug und iſt zu alten boͤſen Schaͤ - den, zumahlen an Fuͤſſen und Schienbeinen vortrefflich gut. Das Unſchlitt wird vielfaͤltig un - ter andere Salben und Pflaſter gemiſchet, oder auch alleine ge - braucht, indem es die harten Ge - ſchwulſten erweichet, die Wunden zuſammen ziehet, und die vom Froſt und Entzuͤndungen an Haͤn - den und Fuͤſſen entſtandeneL l 5Schmer -HirSchmertzen ſtillet, aufgeſchrunde - ne Haͤnde heilet, und ein gutes Mittel iſt, wenn man ſich wund gelegen oder geritten hat. Man machet auch ein Oel davon, wel - ches ſtarck erweichet, lindert, und das Podagra beſaͤnfftiget. Der Sprung oder das Beinlein aus den Hinter-Laͤufften, welches an dem Hirſchen eben das, was bey dem Haſen der Haſen-Sprung iſt, wird wider die rothe Ruhr und Colic ſehr geruͤhmet. De - nen Kugeln oder Steinen, die man zuweilen in dem Hertzen, Magen und Gedaͤrmen der Hirſchen fin - det, ſchreibet man insgemein glei - che Kraͤffte, wie dem Bezoar zu. Von dem ſogenannten Hirſch - Creutz und Hirſch-Thraͤnen ſiehe weiter unten. Alle dieſe Stuͤcke ſind am beſten, wenn ſie zu An - fang des Herbſt-Monats um Egi - dii, oder wie man insgemein zu reden pfleget, zwiſchen zweyen Frauen-Tagen, nemlich zwiſchen dem funffzehenden Auguſti, und achten September, geſammlet werden. V. Cerf.

Hirſch-Brunſt, Hirſch - Brunft,

Heiſſet die Zeit, darinne der Hirſch in die Brunſt tritt. Sol - ches geſchiehet um Egidii nach der alten Zeit, und waͤhret bis zu Ende des Octobers. Zu dieſer Zeit ge - hen die Hirſche von einander, da ſie ſich vorher haͤuffig zuſammen hielten, werden begierig und ſu - chen das Wild, und ſpuͤren ih - nen fleißig nach. Was nun ein Hirſch fuͤr Wild antrifft, dabey bleibet er, bis ein ſtaͤrckerer uͤber ihn kommt, der ihn wiederum davon abtreibet. Vor Hitze der Brunſt bekommt er unter demHirZaͤumen einen ſchwartzen Fleck, (welcher ie laͤnger ie groͤſſer, und der Brand genennet wird) und vom Schreyen einen ſtarcken Hals, wie einen Kropff, und lange Spieß-Haare daran. Waͤhren - der Brunſt-Zeit ſoll er anders nichts, als Puͤltze und rothe Schwaͤmme genieſſen: Vor Hi - tze, ſonderlich da Maſtung iſt, kuͤhlen ſich ſowol die Hirſche als das Wild in Prudel und Moraſt, daß ſie uͤber den gantzen Leib ſchwartz voller Koth ausſehen. Wenn der Hirſch in voller Brunſt ſtehet, und recht grimmig iſt, ſo weicht er vor nichts aus, ſondern thut oͤffters ſowol Menſchen als Vieh Schaden. Ein ſolcher Brunſt-Hirſch gehet allezeit hin - ter dem Wild her, und ſo er einen andern ſchreyen hoͤret, antwortet er hefftiger, ſeinen Widerpart da - mit abzuſchrecken. Kommt nun ein anderer, der noch kein Wild hat, und dieſer ſiehet ihn, ſo gehet er auf ihn los, und jener reiſſet aus; wo er aber ſich zu wehren getrauet, und Stand haͤlt, denn fahren ſie vor Grimm ploͤtzlich mit dem Gehoͤrne zuſammen, daß man es auf eine Viertel-Stunde weit, ja bey ſtillem Wetter noch weiter klappen hoͤret, und kaͤm - pfen mit groſſer Geſchwindigkeit. Offt verwirren und verbeugen ſie die Gehoͤrne in einander ſo feſte, daß ſie nicht wieder von einander zu bringen ſind, und oͤffters bey - de Hirſche auf dem Platze bleiben muͤſſen, wenigſtens wird man - cher krumm und lahm und zu ſchau den geſtoſſen, wo er das Gelack nicht gar mit der Haut bezahlen muß. Wo ein groſſer Trupp von vielem Wild iſt, und etliche Hir - ſche darzu kommen, ſo jagen ſieſichHirſich ziemlich herum, ſpringen denn unter das Wild hinein, um ſie von einander zu trennen, welches denn ſchwerlich angehen will, ſo es aber gelinget, gehet einer hier mit ei - nem Trupp, der andere mit etli - chem Wild dort hinaus. Jn ſol - cher Zeit werden, wo Gehege ſind, die Heiden und Waͤlder verboten, und darff niemand, wie ſonſten, hinein fahren, Streuling oder Holtz holen, oder auch darinne huͤten oder mit Hunden hinein kommen: Maſſen hierdurch das Wildpret in ſeiner Brunſt geſtoͤ - ret wuͤrde. Es ſollen auch die Fleiſcher-Knechte mit ihren Kaͤl - bern und Hunden, die einen ſtar - cken continuirlichen Laut von ſich geben, und am meiſten ſchaͤdlich ſind, mit Fleiß von ſolchem Wal - de abgehalten werden, und das um ſo vielmehr, wenn etwan die Herrſchafft zugegen, und ein Brunſt-Schieſſen gehalten wird. Solche waͤhret gemeiniglich drey bis vier Wochen, binnen welcher Zeit die Herrſchafft auf einem an ſolchen Wald nahgelegenen Amt - Jagd - oder Luſt-Haus ſich aufhaͤlt. Wenn nun der Forſtmeiſter ſelbi - gen Refiers durch ſeine unterge - bene Foͤrſter Erkundigung einge - zogen, wo und wie ſolche Hirſche in der Brunſt ſtehen, und ob ſol - che Hirſche zeitlich oder ſpaͤt antre - ten; ſo reitet der Forſtmeiſter nach gegebenem Bericht mit der Herr - ſchafft gegen Abend und vor Ta - ges, nebſt dem Puͤrſchmeiſter und Leib-Schuͤtzen an gemeldten Platz, ſteiget ab, und ſo der Forſtmei - ſter der Herrſchafft die Wechſel und Gelegenheiten gezeiget hat, und ſie ſich angeſtellet oder ander - werts Hirſche ſchreyen hoͤren, ſo fuͤhret der Puͤrſchmeiſter die Herr -Hirſchafft an, durch Beſchleichen, Kriechen oder andere Vortheile; iſt der Hirſch zu weit, muß er denſelben mit Knicken eines klei - nen Stoͤckgen, als ob ein anderer kaͤme, naͤher locken, und ſo ein Hirſch der Herrſchafft recht zum Schuß ſtuͤnde, ſolchen ſchieſſen laſſen: Welcher hierauf zum Zei - chen, daß er von der Herrſchafft gepuͤrſcht worden, gehoͤriger maſ - ſen auf dem Puͤrſch-Wagen gele - get, und nach Hofe geſchickt wird. Zuweilen wird der Puͤrſchmeiſter, wenn die Herrſchafft einen Hirſch von ſonderbarer Groͤſſe und vie - len Enden gepuͤrſchet, von derſel - ben beſchencket, das abgeſchlagene Gehoͤrn aber auf einen hoͤltzernen Hirſch-Kopff zum Angedencken angemachet, und die behoͤrige Nachrichten beygefuͤget.

Hirſch-Brunſt, Fungus Cer - vinus,

Waͤchſt haͤuffig in den Waͤldern, wo ſich die Hirſche am meiſten auf - halten, laͤſt ſich aber nicht gar wohl finden, wenn ihn die Hirſche nicht ſelber anzeigen; ſintemal man wahrgenommen, daß der Hirſch mit ſeinen 2 vordern Fuͤſſen ſcharret und kratzet, und damit gleichſam den Ort bemercket, wo ſolche zu finden ſeyn, welches dann alſo auch eintrifft, daß ſie hauffen-weis daſelbſt gefunden, aufgeſammlet und getrocknet wer - den.

Hirſch-Creutz, Hirſch-Bein,

Jſt nichts anders, als eine na - tuͤrliche Zuſammentretung der Puls-Adern am Grunde des Her - tzens eines Hirſchen, woraus mit der Zeit ein faſt Creutzfoͤrmiges Beinlein wird, welches in derArtzneyHirArtzney als ein kraͤfftiges Mittel wider die Hertz-Beſchwerungen, und allerhand gifftige Kranckhei - ten geruͤhmet, aber nicht in allen, ſondern nur in denen gar alten Hirſchen gefunden wird; bey den juͤngern aber iſt es nur ein unge - ſtallter Knorpel.

Hirſch-Faͤhrte,

Oder die Gefaͤhrt des Hirſches iſt deutlich zu erkennen, indem deſſen ſtarcke Ballen breit als Huͤner - Eyer, und weit von einander ſte - hen. Die Lauff-Klauen ſind im Fuſſe lang und rund gewoͤlbt. Die Affter-Klauen, welche uͤber den Ballen nahe ſtehen, und der Ober-Ruͤck iſt, ſind manchmal gar deutlich zu ſehen, und ſtehen hinter den Ballen, als haͤtte man zwey Daumen eingedrucket. Das Thier oder Stuͤck Wild aber hat kleine Ballen, als die Tauben - Eyer, iſt enge zwiſchen den Bal - len: Die Schalen ſind flach, lang und ſpitzig oder ſchmal. Den Ober-Ruͤck, welcher hoͤher uͤber den Ballen, als dem Hirſche, und enger beyſammen ſtehet, kan man nicht ſehen, er trete denn Berg unter oder ſey fluͤchtig. Ein Hirſch ſchreitet auch weiter und breiter als ein Thier, welches kuͤrtzer und ſchmal ſchreitet. Die Alten haben zwar zwey und ſiebentzig Zeichen gezehlet, woran der Hirſch in der Faͤhrte, und ſonſten vor einem Thiere oder Stuͤcke Wild erkannt und unterſchieden wird, weil aber viele darunter, ſo gleichſam nur bey den Haaren hergezogen ſind, als pfleget man nur die vornehm - ſten, welche dem Weidemann am oͤffterſten fuͤrkommen, zu beobach - ten: Dieſe ſind das Schrencken oder der Schranck; der ZwangHiroder das Zwingen; der Buͤrgel oder Burgſtall; das Blenden oder der Blende-Tritt; der Beytritt: der Creutz-Tritt; der Schloß - oder Schluß-Tritt; das Geaͤff - tere oder die Affter-Klauen; das Wenden oder die Himmels-Spur, auch das Himmels-Zeichen ſonſt genannt; das Schlagen; das Ausnehmen, und der Hinterlaß oder das Zuruͤckbleiben; von wel - chen allen an behoͤrigen Orten, un - ter ihren ſonderbaren Benennun - gen, Erwehnung geſchehen. Ui - berhaupt wird zu der Faͤhrte eines alten wichtigen jagdbaren Hir - ſches, der gut am Gefeiſte iſt, er - fodert, daß vornemlich der Schranck eine gute Spanne breit, (weil der Zimmel ſtarck iſt) der Schritt dritthalb Werck-Schuh weit, beyde Ballen vier Finger breit, die Schalen an der Schaͤrffe abgenutzet, und die Spitzen klei - ner, rund und ſtumpff ſeyn. Ei - nes jungen Hirſches Faͤhrte oder Gefaͤhrte iſt laͤnglicht und weit, von Ballen ſcharff geſchalet, der Oberruͤck hoch gelencket, und ie aͤlter ein Hirſch, ie niedriger er gelencket iſt, daß oͤffters bey alten Hirſchen der Oberruͤck von den Schalen Fingers breit ſtehet, in - wendig aber rund gewoͤlbt, ſchrei - tet auch nach ſeiner Groͤſſe wei - ter, als ein Thier und uͤbereilet allezeit die voͤrdere Spur, gehet geſchraͤncket mit denen Ballen ein - werts, und die Spitzen auswerts, und machet, ſo jung er iſt, alle Zeichen ſeines Vaters, und wie ein Hirſch, nur nicht ſo vollkoͤmm - lich, ſondern nach ſeinem Alter, auch den Beytritt, aus welchem man die Staͤrcke oder Schwaͤche des Hirſches obſerviren kan. Wenn eine Spur, Faͤhrte oderGe -HirGefaͤhrte gegangen iſt, zeigen zwey Schritt lang die Laͤnge des Leibes an von einem Thiere. Jngleichen das Lager oder Wahn-Bette, und die Suhle weiſen einem die Staͤrcke des Leibes deutlich. Ein Haͤnge-Seil oder dreyßig Schrit - te lang von demſelben laͤſſet er die Loſung fallen, und ſtallet, ehe er weiter fortgehet.

Hirſch-Feiſte, Hirſch-Feiſte - Zeit,

Wird von den Jaͤgern die Zeit genennet, da die Hirſche am fei - ſteſten, folglich am beſten ſind. Dieſe gehet um die Erndte-Zeit gegen Jacobi an. Zu dieſer iſt der Hirſch ſtoltzer und vorſichtiger, denn wie er vorher, da ihn noch die ſo genannte Zecken an der Haut unanſehnlich, und der Winter mager gemachet, er auch bey gu - ter Zeit ſich auf das Feld und zum Gras auf die Wieſen erhoben, immaſſen man zu ſolcher Zeit ſei - ner eben nicht ſo ſehr geachtet; er nun weit ſpaͤter in die Nacht ge - gen 11, 12 Uhr und noch druͤber ſich erſt vorfindet, auch vor Tage wie - der ins Holtz gehet, daß er nicht, weil ſein Wildpret ietzo am ange - nehmſten, mit der Haut bezahlen moͤge. Daher ein Hirſch-Feiſt-Ja - gen ein ſolches Jagen iſt, ſo zu die - ſer Zeit vorgenommen wird.

Hirſch-Garn, Hirſch-Netze,

Jſt ein zur Hirſch-Jagd gehoͤ - riges Garn, welches, wie ein Tuch, achtzig gedoppelte oder hun - dert und ſechzig einfache Wald - Schritte, das iſt vier hundert Fuß oder zwey hundert Ellen im gehoͤ - rigen Buſen ſtellet, und zehen Fuß[h]och iſt. Hierzu braucht man ein und zwantzig Stein gu -Hirten Hanff, und wird das Garn hierzu geſponnen, doch nicht zu ſehr gedrehet, damit ſolches, wenn es naß wird, nicht zuſammen lauffen moͤge. Die Leinchen muͤſ - ſen eines kleinen Fingers dick neun - ſchaͤfftig oder neunfaͤdenig geſchla - gen, durch das Waſſer etliche mal gezogen, und dadurch, ob ſie zuſammen lauffen oder ſich ringeln, probiret werden. Das Stieffel - Holtz oder Modell zu denen Schmaſen oder Maſchen iſt acht Zoll breit, alſo, daß eine Schma - ſe acht Zoll ins vierkantigte, oder wenn ſie ausgerecket iſt, ſechzehen Zoll lang wird. Ein ſolches Netze muß zwantzig bis vier und zwantzig dergleichen Schmaſen hoch, die Ober - und Unter-Leinen aber ſo ſtarck, als an denen Mit - tel-Tuͤchern, und von zwantzig Faden geſchlagen ſeyn. Es gehoͤ - ren hierzu eilff von Taͤnnen - oder wo ſolches nicht zu haben, von duͤrren Fichten - oder Kieffern - Holtze verfertigte Forckeln, von mittelmaͤßiger Staͤrcke, vier guter Ellen lang, und zwey groſſe ſtar - cke Hefftel; auch muͤſſen die For - ckeln inwendig, wo das Wild her - kommen ſoll, geſtellet werden; ie - doch daß die oben in gedachten Forckeln bis auf die Helffte einge - ſchnittene gerade Kerben, worauf die Ober-Leine vom Netz hafftet, auswendig komme, damit das Netze wohl abfallen koͤnne, und der Buſen wohl uͤber das Wild ſchlage.

Hirſchgerecht,

Jſt und heiſſet ein Jaͤger, wel - cher ſeinen Hirſch und Wildpret ohne Fehler anſprechen und unter - ſcheiden kan, und zwar den Hir - ſchen in ſeiner Faͤhrte, nach ſeinerSchwereHirSchwere des Leibes, item nach denen Jahren und nach der Viel - heit ſeiner Enden, die er auf ſei - nem Gehoͤrn hat, nemlich ob er jagdbar ſey oder nicht. Hier - naͤchſt wird auch von einem Hirſch - gerechten Jaͤger erfodert, daß er ſeinen Leit-Hund recht zu tracti - ren und zu arbeiten wiſſe, ſein Thier zu Holtze richten und beſtaͤ - tigen koͤnne, dergeſtalt, daß man bedoͤrffenden Falles auf ſeinen Be - richt das beſtaͤtigte oder veruener - te ſtellen und einrichten koͤnne.

Hirſch-Kalb,

Heißt das Junge, welches das Wild geſetzet, davon ſiehe unten Thier.

Hirſch-Kaſten,

Jſt ein Behaͤltniß, worinn ein Hirſch lebendig von einem Ort zum andern gebracht werden kan. Man hat deren zweyerley Sorten: Die erſte gehoͤret vor diejenigen Hir - ſche, welchen man, weil ſie weit oder fern geſchicket werden ſollen, das Gehoͤrne (als welches ſie oh - ne diß abwerffen und ihr vollkom - men Gehoͤrne wieder aufſetzen) oberhalb denen Augen-Sproſſen, und auch dieſe abgeſaͤget hat. Die - ſer Kaſten wird etwas uͤber vier Ellen lang und drey Ellen hoch, auf dem Boden aber eine Elle weit gemacht, nur daß ein Hirſch darinnen ſtehen und liegen kan, auch nicht angeſtrichen, ſondern nur ſchlecht von guten Tannen - Bretern zuſammen geſchlagen, und mit eiſernen Winckeln und Baͤndern wohl verwahret. An dem Ende, wo der Kopff iſt, muß er mit einer kleinen Krippe zum Haber, und einem eiſernen Raͤuff - gen zum Heu unterwegens ver - ſorget ſeyn. Die andere GattungHiraber, ſo zu denen Jagd-Aufzuͤgen, oder zur Hof-Jagd gehoͤret, da dem Hirſch ſein Gehoͤrn gelaſſen werden muß, iſt oben etwas wei - ter und hoͤher, nach Groͤſſe des Gehoͤrns, und ſoll inwendig, da - mit der Hirſch ſich nicht zu Schan - den ſtoſſe, billig mit Leinewand ausgeſchlagen, und mit Werck und Haaren ausgeſtopffet, oder wenigſtens mit Stroh-Seilen ausgeflochten; auswendig aber auf den Ecken mit groſſen eiſer - nen Ringen, um den Kaſten da - mit auf dem Wagen zu befeſtigen, verſehen, auch uͤber und uͤber mit gruͤner Oel-Farbe angeſtrichen, und Hirſche darauf gemahlet ſeyn.

Hirſch-Thraͤnen,

Jſt ein Gewaͤchſe, welches in den Augen-Winckeln der alten Haupt-Hirſche waͤchſet, und an - faͤnglich ſo weich als Wachs oder Hartz, mit der Zeit aber, wie ein Horn oder Stein, ſo hart wird. Der Geruch davon iſt erſtlich wi - derwaͤrtig, nachgehends aber wohl - riechender. Wo ſie aus den Au - gen-Winckeln hervor ragen, ſchei - nen ſie rund, glatt und glaͤntzend, gelblich und mit ſchwartzen Ae - derlein durchzogen. Wenn nun dieſes Gewaͤchſe durch die Lufft er - hartet, den Hirſchen am Sehen verhindert, reibt er ſich an die Baͤume und Straͤucher, und ſtreifft oder ſtoͤßt es ab, da es bisweilen von den Jaͤgern gefun - den, und als eine Hertz-ſtaͤrckende Schweiß-treibende und allen giff - tigen und Peſtilentialiſchen Seu - chen widerſtehende Artzney hoch gehalten wird. Wiewol es Leute giebt, die dieſen Thraͤnen wenig oder gar keine Tugend zuſchrei -ben,Hisben, hingegen aber den Stein, welcher wie der Orientaliſche Be - zoar, in dem Magen oder Gedaͤr - me gefunden wird, fuͤr weit beſ - ſer und ſicherer zu gebrauchen hal - ten.

His,

Koͤnte man den mit einem doppelten Creutzgen bezeichneten H-clavem fuͤglich nennen, um ihn von dem rechten C zu unterſchei - den.

Hiſtorie,

Jſt eine Vorſtellung, Beſchrei - bung oder Erzehlung geſchehe - ner Sachen. Cicero lib. II de Orat. ſagt: Hiſtoria eſt teſtis tem - porum, lux veritatis, vita memo - riæ, magiſtra vitæ, nuntia vetu - ſtatis. Hier fragen wir: Ob ein Cava[li]er die Hiſtorie ſtudiren ſoll? und a[n]tworten: Daß die Hiſto - rie noͤthig, nuͤtzlich und angenehm ſey. Angenehm iſt ſie wegen der vielfaͤltigen Veraͤnderungen, wel - ches eine rechte Speiſe fuͤr die Be - gierde iſt, wodurch ſie in der Luſt erhalten werden. Noͤthig und nuͤtzlich iſt ſie, weil auſſerdem, daß dadurch GOttes Allmacht, Weis - heit, Guͤte und Gerechtigkeit zu erkennen, und dieſe Erkentniß zur w〈…〉〈…〉 hren Verehrung des aller - hoͤchſt〈…〉〈…〉 n Weſens anreitzet, die Hiſtorie nicht wenig beytraͤgt, un - ſre eigene Verrichtungen und Ge - ſchaͤffte kluͤglich anzuſtellen, und andern mit heilſamen Rathſchlaͤ - gen a〈…〉〈…〉 Hand zu gehen. Ohne in der Hiſtorie ſich umgeſehen zu ha - ben, kan man in den wenigſten Wiſſe[n]ſchafften der Gelehrſamkeit fortkommen.

Hitzige Augen,

Bey den Pferden, welche alſoHofbeſchaffen, daß zu beſorgen, es moͤchte gar das Geſichte daruͤber verlohren gehen, muͤſſen alle Mor - gen fruͤh mit Brunnen-Waſſer ausgewaſchen werden. Denen damit behaffteten Pferden aber kan man, wenn der Mond acht Tage alt iſt, Wohlgemuth, Baldrian und gruͤne Kletten - Wurtzeln im Futter zu eſſen ge - ben, und damit etliche Monat anhalten. Man kan auch blauen Veiel und Saltz, iedes gleich viel, langen Pfeffer, Sadebaum, Wey - rauch und Myrrhen, iedes eine Untze, gepuͤlvert, mit Eßig, Baumoͤl und einem halben Pfun - de Honig vermiſchen, und dem Pferde in die Augen ſtreichen.

Hochement de Tête,

Heißt Kopf-ſchuͤtteln, das thun gemeiniglich die eigenſinnig-bos - hafftigen Pferde, wenn ihnen der Reuter mit der Spißruthe am Kopff (ſolchen zu adjuſtiren) will eine Huͤlffe geben, ſo wollen ſie durchaus nichts am Kopffe leiden, abſonderlich an der Naſe, wel - ches doch fuͤr ein Soldaten-Pferd billig ſeyn ſoll, damit es in einer Action, wenn es auf die Naſe touchirt wird, nicht zuruͤck prelle, oder ſich gar aufbaͤume, muß ih - nen alſo an den Kopff etwas an - gewoͤhnet werden.

Hoch gehen,

Wird vom Hirſch geſagt, wenn er ſein Gehoͤrne wieder aufgeſetzt hat, und ſchlagen will.

Hof-Jaͤger,

Jſt an einem Fuͤrſtlichen Hofe ein anſehnlicher Jagd-Bedienter, auf deſſen Fleiß bey einem Jagen das meiſte ankommt. Wenn der -gleichenHofgleichen zur Hirſch-Feiſt - oder Schwein-Hatz-Zeit von der Herr - ſchafft anzuſtellen befohlen wird, pflegt dieſer Hof-Jaͤger von dem Ober-Jaͤgermeiſter an denjenigen Forſt-Meiſter, in deſſen Refier das Ausſchieſſen oder Abjagen vor ſich gehen ſolle, abgefertiget zu werden, ſowol die Fuͤrſtliche Ordre an denſelben zu uͤberbrin - gen, als der vor Einrichtung des Jagens zu wiſſen noͤthigen Um - ſtaͤnde und Gelegenheit ſich zu er - kundigen: Da muß er demnach die Situation und Dickigte, auch was fuͤr Stell-Fluͤgel in ſolcher Heide vorkommen, entweder nach ſeinem Augen-Maaß, oder beſſer, ſo ers verſtehet, Geometrice genau bemercken, und in einen Riß zu Papiere bringen, in demſelben auch andeuten, wo er mit dem Lauff heraus zu kommen gedencke, und wohin das Wildpret ſeine Flucht nehmen moͤchte. Von al - ten Leuten in ſolchem Forſt-Refier hat er ſich heimlich zu erkundigen: Ob des Winters auch Futter, Heu oder Stroh fuͤr das Wildpret ge - geben werde? ob daſſelbe Ruh und Nahrung bekomme? ob zur Herbſt - Zeit fuͤr die Sauen Kirr-Plaͤtze angerichtet, und ob Qvellen, Waſ - ſer, Prudel, Suhlen, Saltz-Le - cken, Heu-Scheunen und Heu - Rauffen in gutem Stande erhal - ten werden? Er muß zu Pferde bereiten, oder zu Fuß abſchreiten, wie viel Fuder Zeug ohngefehr anfaͤnglich einzuſtellen noͤthig ſeyn moͤchten, um ſolches gehoͤrigen Orts ausfuͤhrlich zu melden: Bey ſolcher Unterſuchung muß er ſo - wol mit dem Forſt-Meiſter ſel - bigen Refiers, als auch deſſen un - terhabenden Foͤrſtern ausfuͤhrli -Hofche Abrede nehmen, am allerſi - cherſten aber mit ihnen zugleich hinaus reiten, den Ort und Stelle ſelbſt mit ihnen in Augenſchein nehmen, ſich darbey erkundigen: Ob auf ihrem Refier Gelegenheit vorhanden, ein Jagen zu machen; auch was und wie viel Wildpret in ſolchem Refier ſeyn moͤchte, ſich von ihnen ſchrifftlich geben laſſen; nicht weniger Erkundigung ein - ziehen: Wo und an welcher Ge - gend zum erſten das Jagen zu faſſen oder anzufangen? Welcher Weg zum Haupt-Fluͤgel zu neh - men? Wohin der Lauf-Platz komme? Ob gnug Dickigte und Waſſer im Abjagen vorhanden? Wie viel Fuder Zeug zum gantzen Jagen kommen? An welchen Ort der Zeug zu ruͤcken? Wo das Jagd-Lager, und ob alles noͤ - thige dabey ſey? Wo der Hun - de Qvartier zum Abjagen? Ob viel verlohrne Treiben zu ma - chen, und welche Buͤſche zu neh - men ſeyn? Jn wie viel Poſten der Zeug gerichtet? Ob Eckern zur Kirrung vorhanden, und ob ſie lange gekirret? Wie viel ſie Kirr-Plaͤtze, und was ſie vor Kir - rung haben, auch ob viel Vorrath vorhanden? Ob unter das Wild - pret offt ſehr geſchoſſen oder gehe - tzet worden ſey? Und was derglei - chen vorfallende Erinnerungen mehr ſeyn. Bey hierauf erfol - gender Bewerckſtelligung eines Jagens muß er auf iedem Fluͤgel voran reiten, die Zeug-Knechte und Jagd-Leute commandiren, und den Zeug zu ſtellen anweiſen, auch durch ein paar Mann die von Straͤuchern bewachſene Fluͤgel raͤumen laſſen, und uͤbrigens alles dasjenige, worzu er von ſeinemvor -Hohvorgeſetzten Ober-Jaͤger-Meiſter Befehl hat, genau beobachten und fleißig ins Werck richten.

Hohe Netze,

Sind eine alſo genannte Art Vogel-Netze, welche auf Schnepf - fen, Rebhuͤner und andere groſſe Voͤgel gebraucht werden, und viertzig bis funffzig Ellen lang, und zwoͤlff, funffzehen und mehr Ellen hoch geſtricket ſind; Man pflegt ſie am Strick-Stock weiter, als das Huͤner - und Wachtel-Ge - leiter zu ſtricken, und an eine lan - ge Leine mit beinernen Ringen anzuhaͤngen, daß man ſie leicht - lich zuſammen und wieder von ein - ander rollen kan. Wo man nun weiß, daß ſich etwan Rebhuͤner aufhalten, oder wo ſie weiden, muß man zwey oder drey Morgen und Abende darauf ſpendiren, und ſie verhoͤren, um welche Zeit ſie ſich fruͤhe von der Weide, und um welche ſie ſich Abends wieder auf die Weide begeben, das iſt, ihren Fall und Wieder-Fall, den ſie na - tuͤrlicher Weiſe, unaufgetrieben und ungeſprenget fuͤr ſich nehmen, wohl auskundſchafften und beob - achten. Wenn man dieſes weiß, wird dieſes hohe oder Hoch-Netze, entweder im freyen Felde an hohe ſtarcke Stangen, oder wenn es die Gelegenheit giebt, auf Baͤu - me alſo angebunden und der Fall erwartet. Kommt nun ein gan - tzes Volck Rebhuͤner nahe bey ein - ander geflogen, in Meinung auf ihre Weide ſich zu begeben, und prellen in das darzwiſchen geſtell - te Hoch-Netz an, ſo fallen ſie mit einander in den untern Buſen des Netzes hinab, da ſie denn ausge - nommen, und das Netze wieder geſtellet, oder abgenommen wird. HohSie fallen meiſtentheils alle dar - ein, doch begiebt ſichs bisweilen, daß etliche davon auskommen: Darum muß der Weidemann ſehr nahe dabey ſelb ander oder ſelb dritte verborgen liegen, damit er geſchwind zugreiffen, und die ge - fangenen Huͤner, ehe ſie ſich wie - der losmachen, heraus nehmen kan. Es muß aber dieſes allein in dunckeler Demmerung der Tag - und Nacht-Scheidung geſchehen, ſonſt wird nichts in die Netze fal - len. Mit dieſen Netzen werden auch die Schnepffen, wenn ſie vom Holtz auf die Weide, oder von der Weide wieder ins Holtz fallen, oͤffters bekommen.

Hohen-Embs,

Eine Grafſchafft in dem Schwaͤbiſchen Kreiſe, deſſen Gra - fen zu der Schwaͤbiſchen Banck gehoͤren, und von den Schloͤſſern Embs und Hohen-Embs den Nah - men fuͤhren, und ſich in die Ho - hen-Embſiſche und Vaduziſche Li - nie vertheilet haben, von welchen aber die erſtere abgeſtorben. Die - ſe Grafen von Hohen-Embs ha - ben in ihrem Wappen einen guͤl - denen ſpringenden Bock im blau - en Felde, welcher ſich halb oben auf dem Helme zeiget.

Hohenlohe,

Die Grafen von Hohenlohe ſind uralter Deutſcher Ankunfft, gehoͤren zu der Fraͤnckiſchen Banck, und ihre Grafſchafft lieget in Francken an den Schwaͤbiſchen Grentzen. Die zwey Haupt-Li - nien Neuenſtein und Waldenburg haben ſich wieder in verſchiedene Neben-Linien und Aeſte verthei - let. Dieſe Grafen fuͤhren im Wappen zwey ſchwartze Leopar -Ritter-Lexic. M mdenHohden uͤber einander im ſilbernen Felde als ihr Stamm-Wappen in einem getheilten Qvartiere, oben einen guͤldenen gecroͤnten Loͤwen im ſchwartzen Felde, und unten acht ſchwartze Rauten im guͤlde - nen Felde, wegen der Herrſchafft Langenburg; und in einem Mit - tel-Schilde einen Gold-gecroͤn - ten ſilbernen Loͤwen im blauen Felde, wegen der Grafſchafft Gleichen. Oben ſind drey offene Helme; der erſte traͤgt einen ſil - bernen Phoͤnix mit Feuer-Flam - men unter ſich, wegen Hohenlo - he; der andere iſt gecroͤnt, und hat einen weiſſen gecroͤnten Loͤ - wen oben mit 3 Federn, wegen Gleichen; der dritte iſt auch ge - croͤnt, hat einen guͤldenen gecroͤn - ten Loͤwen zwiſchen zwey ſchwar - tzen Buͤffels-Hoͤrnern, wegen Lan - genburg.

Hohenzollern,

Ein feſtes Schloß zwo Mei - len von Tuͤbingen, iſt das Stam̃ - Haus der Fuͤrſten und Grafen von Hohenzollern, welche des H. Roͤmiſchen Reichs Erb-Caͤmme - rer ſind, und ihre Lande zwiſchen der Donau und dem Neckar ha - ben, und ſich in die Hechingiſche und Sigmaringiſche Linien ver - theilet. Die Fuͤrſten und Gra - fen von Hohenzollern fuͤhren im Wappen einen qvadrirten Mit - tel-Schild, und darinne zwey creutzweis gelegte Zepter, wegen des Erb-Caͤmmerer-Amts im Roͤ - miſchen Reiche, ſo dieſes Haus beſitzet; ein ſchwartz und weiß qvadrirtes Feld, als das Stamm - Wappen derer von Zollern; und endlich einen guͤldenen Hirſch auf einem gruͤnen Huͤgel im blauen Felde, wegen Sigmaringen. Die -Hohſes Wappen hat drey gecroͤnte Hel - me, der mittelſte mit dem guͤl - denen Zepter bedeutet die Erb - Caͤmmerer-Wuͤrde; der rechte iſt der Zolleriſche und traͤgt einen ſchwartzen und ſilbernen Hunds - Kopff; der lincke aber iſt der Sigmaringiſche, und hat zwey rothe Hirſch-Hoͤrner.

Hoher Alt,

Jſt, wenn der c-Schluͤſſel auf der zweyten Linie in dem ſyſtema - te muſico ſtehet.

Hohl-Biß, ſ. Canon d Em - bouchure.

Hohl-Floͤte,

Jſt ein offenes Stimmwerck von Orgel-Pfeiffen, deſſen Men - ſur viel weiter, hingegen kuͤrtzer als des Principals, das Corpus iſt gleich aus weit, und der Weite nach, bald gedachter Menſur, nur daß ſie engere Labia haben. Und weil ſie offen und weit, ſo klingen ſie auch ſo hohl. Es ſind ihrer unterſchiedliche Arten: 1) Groß - Hohl-Floͤten, 8 Fuß Ton. 2) Hohl-Floͤten, 4 Fuß Ton. 3) Hohl-Qvinten, 3 Fuß Ton. 4) Kleine Hohl-Floͤte, 2 Fuß Ton, ſonſten auch Nachthorn genennet. 5) Wald-Floͤte, 2 Fuß Ton. 6) Qvint-Floͤte, anderthalb Fuß Ton, und 7) Siffloͤte, 1 Fuß Ton. Einige nennen die Hohl - Floͤten auch Hohl-Schellen.

Hohl-Taube,

Jſt eine Art wilder Tauben, welche viel kleiner als die gemeine Haus-Tauben, von Farbe aber ſchwaͤrtzlich blau ſind. Sie ha - ben rauhe und rothe Fuͤſſe, auch einen weißlichten Schnabel, der um die Naſen-Loͤcher etwas Pur -pur -Holpur-Farb iſt; der Hals hat vor - nen und an den Neben-Seiten eines theils Purpur-Farbe, an - dern theils gruͤnlichte Federn, wel - che ſchoͤn glaͤntzen, ie nachdem die - ſelbe auf die Seite gegen den Tag gehalten werden, hinten am Hal - ſe aber blicket etwas Purpur-farb hervor. Die vier laͤngſten Schwing - Federn ſind ſchwartz mit etwas roth vermiſcht, die kleineſten ſind Aſchen-Farb, wie auch die mit - telſten, welche aber zu aͤuſſerſt ſchwartz, und die letzten Federn gegen den Ruͤcken zu, lichtroth ausſehen; ſie heulen geſchwinder, als die Ringel-Tauben, und ni - ſten, wie die Spechte, allezeit in die hohlen Baͤume, allwo ſie ihre Junge, aber niemals mehr als zwey und gemeiniglich Taubert und Taͤubin ausbringen. Es iſt ih - nen mit Garnen nicht anders bey - zukommen, als auf den in Hoͤl - tzern befindlichen Plaͤtzen bey den Traͤncken, welche man hierzu be - reitet, da ſie in einer Huͤtten, wie auf dem Herde geruͤcket werden koͤnnen.

Holla,

Bedeutet eine Pauſe oder Still - halt des Pferdes, da es etwas ausruhet und verſchnaufft, bis es ſeinen Gang weiter fortſetzet; wobey der Reuter dem Pferde den Stillhalt durch dieſen Terminum zu verſtehen giebt, welche Stimme ſie bald verſtehen lernen, und darauf Acht haben, abſonderlich wann ſie lange getummelt wor - den, daß ſie ſelbſt froh ſeyn, daß ſie ſtillſtehen und etwas ausruhen duͤrfen.

Holland,

Jſt wol ein rechtes Magazin von der gantzen Welt, wobey zuHolbewundern, daß man von den Hollaͤndern viele fremde Waaren faſt in dem Preis bekommt, wo - fuͤr man ſie an der erſten Stelle kaum kauffen kan; daher ſie auch in groſſer Anzahl in auswaͤrtige Laͤnder verfuͤhret werden. Denn ſie verſchicken ihre wohlgearbeitete Tuͤcher, Camelot, Leinwand, Cot - ton, Pflaumen-Federn, Caſtor - Felle, Perlen, Pfeffer, Relcken, Muſcaten, Jngwer, Caneel, Anis, Reiß, Zucker, allerhand Gewuͤr - tze und Specereyen, Jndigo, Bra - ſilien-Holtz, Fernambuc, Cam - pher, Gallaͤpffel, Gummi, Alaun, Kupffer-Waſſer, Vitriol, und viele andere Species, welche zu der Farbe dienen. Jngleichen Zinn, Bley, Kupffer, Eiſen, Qveck-Silber und andere Mine - ralien, Leder, Juchten, allerhand Peltzwerck, Hanff, Hartz, Pech, Schiffpech, Maſt-Baͤume fuͤr die Schiffe, Schwefel, Salpeter, Pulver, Musqveten, Piſtolen, Degen und viel ander Gewehr. Ferner bekommt man aus Hol - land, Kaͤſe, Butter, Unſchlitt, Lachs, geſaltzene Heringe, Wall - fiſche, Oel von Wallfiſchen und andern Fiſchen. Mit einem Wort, ſo wenig als Holland vor ſich ſelbſt von der Nater bekommen, ſo viel hat doch der Fleiß dieſer Na - tion zuwege gebracht, daß in die - ſem kleinen Lande mehr Schiffe anzutreffen, als man ſonſt faſt in allen Staaten von Europa nicht finden wuͤrde. Eigentlich deutet dieſer Nahme die Grafſchafft Hol - land an, welches die vornehmſte unter den 7 Vereinigten Provin - tzen iſt; insgemein aber werden alle 7 Vereinigte Provintzen zu - ſammen genommen, alſo genen - net. Eine iede von den 7 Provin -M m 2tzenHoltzen der Vereinigten Niederlande hat ihr abſonderliches Wappen; zuſammen aber fuͤhren ſie einen guͤldenen gekroͤnten Loͤwen mit 7 guͤldenen Pfeilen in der Pfote, und die Provintz Holland ins be - ſondere hat einen rothen Loͤwen im guͤldenen Felde.

Holſtein, Holſatia,

Hertzogthum an der Oſt-See, dem Deutſchen Meere und der Elbe, welches theils dem Koͤnige in Daͤnnemarck, theils den Her - tzogen von Hollſtein gehoͤret. Die - ſe Hertzoge theilen ſich in die Koͤ - nigliche und Hertzogliche Linie, welche letztere auch die Gottorpi - ſche oder Kieliſche genennet wird, und den Eutyniſchen Aſt unter ſich begreifft. Die Koͤnigliche Linie vertheilet ſich in 3 Neben-Linien, nemlich Hollſtein-Sunderburg, zu welcher die 3 Aeſte, der Au - guſtenburgiſche, der Beckiſche und der Wieſenburgiſche gehoͤren, Gluͤcksburg und Ploͤn. Die Her - tzoge von Hollſtein haben im Wap - pen einen guͤldenen gecroͤnten Loͤ - wen mit einer gekruͤmmten Streit - Axt im rothen Felde, wegen Nor - wegen; zwey blaue Loͤwen uͤber ein - ander im guͤldenen Felde, wegen Schleßwig; ein dreyfaches Neſ - ſel-Blat von Silber mit drey Naͤgeln, und ein halb roth und halb ſilbernes Mittel-Schildgen im rothen Felde, wegen Hollſtein; einen ſilbernen Schwan mit einer guͤldenen Krone um den Hals im rothen Felde, wegen Stormarn; einen ſilbernen Reuter wegen Dit - marſen; und endlich in einem qva - drirtten Mittel-Schilde 2 rothe Balcken im guͤldenen Felde wegen Oldenburg; u. ein guͤldenes Creutz im blauen Felde wegen Delmen -Holhorſt. Dieſes Wappen hat 3 offene Helme, davon der mittelſte den guͤl - denen Loͤwen wegen Norwegen traͤget; der rechte hat drey ſilber - ne Staͤbe oben mit guͤldenen Ku - geln und Pfauen-Federn gezieret wegen Schleßwig; und der dritte, als der Hollſteiniſche Helm, iſt mit ſieben Faͤhnlein, darauf das ſilberne Neſſel-Blat, wegen Holl - ſtein. Die Helmen-Decken ſind zur Rechten blau und Gold, und zur Lincken roth und Silber.

Holtz,

Jſt das Haupt-Weſen eines Baumes, ſeiner Aeſte und Wur - tzeln, ſo mit der duͤnnen Schale oder Baſt der aͤuſſern Rinde be - decket und umgeben iſt. Sein Weſen beſtehet aus unzehligen Zaͤſerlein oder ſchwachen Roͤhr - gen, welche zum Theil nach der Laͤnge, zum Theil nach der Qvere in einander gewebet, ſo daß derer ein iedes Jahr zu nechſt an dem Kern in die Rundung herum im - mer neuere entſtehen, welches eben die Jahre genennet werden, davon unter dieſem Wort ein meh - rers zu finden. Das Holtz wird hauptſaͤchlich unterſchieden in Laub - und Tangel-Holtz, welches letztere auch Hartz-Holtz und Schwartz-Holtz genennet wird. Das

Laub-Holtz begreifft alles, was Blaͤtter hat, welche im Herbſt verwelcken und abfallen, alſo daß ſolche Baͤume den Winter durch ihrer natuͤrlichen Zierde ent - bloͤſſet, und traurig ſtehen; dage - gen aber bald im Fruͤhling junge Knoſpen gewinnen, anmuthig ausſchlagen, gruͤnen und bluͤhen, auch endlich zum Theil ihren Saa - men und Fruͤchte bringen. DasTangel -HolTangel-Hartz - oder ſchwartze Holtz hat zwar keine Blaͤtter, aber an deren ſtat die ſchoͤnen gruͤnen Na - deln, und iſt allezeit gruͤn: Dar - unter gehoͤren der Tannen-Baum, die Fichte, Foͤhre und Kiefer - oder Kien-Foͤhre, der Lerchen-Baum, Wacholder - und Tax-Baum. Ferner wird das Holtz unterſchie - den in hartes, weiches und Buſch - Holtz. Zu dem

Harten Holtz werden gerechnet der Ahorn-Arlsbeer-Apffel-Bir - cken-Birn-Buch-Cornel-Ebere - ſchen - oder Ebriſchbeer-Baum, die Eiche, die Eꝛle oder Eller, der Eſchen - Fliegen - oder Jlmen-Leim-Lerchen - Maſſellern - oder Anellern-Nuß - Pflaum-Ruͤſter - oder Ulmen - Tax - und Wacholderbeer-Baum. Zu dem

Weichen Holtz gehoͤren das Aſ - pene, Fichtene, Foͤhrene und Kie - ferne, Haͤſelne, (wiewol dieſes Holtz mit unter das Buſch-Holtz gerechnet wird) das Kirſch-Baͤu - mene, Lindene, Pappel-Baͤumene, Taͤnnene, und alle Arten des Wei - den-Holtzes. Das

Buſch-Holtz begreifft allerley Ar - ten Dornen, als Creutz-Dorn, Kratz - und Brombeer-Strauch, Hage - oder Wilder-Roſen-Dorn, Schwartz-Dorn und Weiß-Dorn, ferner den Droſſelbeer-Strauch, Hanehieffen-Holtz, Haſeln-Her - tern-Hollunder -, Faul-Baum, Schießbeer-Strauch, Rhein-Wei - den, (Liguſtrum) Saal-Weiden, und verſchiedene andere Sorten von Weiden. Hiernaͤchſt wird auch das Holtz unterſchieden in Ober-Holtz oder Stamm-Holtz, und in Unter-Holtz, ſo auch Schlag - oder lebendiges Holtz ge - nennet wird. Wobey zu mercken, daß dieſer Unterſcheid bloß vonHoldem Laub-Holtze zu verſtehen ſey: Denn obwol unter ſolchem Holtze bisweilen eine Tanne, Fichte oder Kiefer entweder von ſich ſelber, oder von eingeſprengtem Saamen mit aufwaͤchſet, ſo wird doch hier mehr auf das Laub-Holtz geſe - hen.

Ober-Holtz heiſſet das, ſo hoch und zu Haupt-Staͤmmen erwach - ſen und gezogen wird, und beſte - het in allerhand Bau-Bret-Boͤtt - ger - und anderm Zimmer-Holtz, auch in Maſt - und Obſt-Baͤumen, als in Eichen, Buchen, Caſtanien, wilden Aepffel-Birn - und Kirſch - Baͤumen, Ebereſchen-Baͤumen, Ahornen, Aſpen, Bircken, Eſchen, Ruͤſtern ꝛc. in Summa, in lau - ter guten Laub-Baͤumen, die zu Haupt-Staͤmmen, bis viertzig, funffzig, achtzig, hundert und mehr Jahren gezogen werden.

Unter-Holtz, Schlag-Holtz oder lebendiges Holtz, heiſſet dasjeni - ge, welches unter dem Ober-Holtz jung abgehauen wird, und, nach - dem es aus den ſtehend-bleibenden Stoͤcken Sommer-Latten getrie - ben, allezeit acht, zehn, zwoͤlff, fechzehen, auch, nachdem es aus langſam wachſendem Holtze beſte - het, wol zwantzig Jahr Ruhe hat, bis es wieder abgeſtocket wird. Zu ſolchen ſind inſonder - heit dienlich, die Eiche, Ruͤſter, Maſſellern, Buche, Bircke, Erle, der Ahorn-Eſchen-Fliegen-wild Obſt - und Caſtanien-Baum, wo dieſer die Art hat, ingleichen die Droſſel - oder Kolck-Beere, Faul - oder Wiedebaum, Schießbeer - Straͤucher, die Haſelnuß-Stau - den, und wo naſſer Boden vor - handen, die Aſpe, Erle, Pappel - baum und Weide. Endlich wird noch das Holtz, ſeinem verſchiede -M m 3nenHolnen Gebrauch nach, unterſchieden in Bau-Holtz, Nutz - und Schirr - oder Geſchirr-Holtz und in Brenn - Holtz. Das

Bau-Holtz, welches nach ſeiner Anwendung unterſchieden in Zim - mer-Holtz, ſo zu Schwellen, Mauer-Latten, Saum-Schwel - len, Blat-Stuͤcken, Unterzuͤgen, Saͤulen und Balcken dienet, nachdem es halbe oder gantze Zim - mer ſind. Sparr-Holtz, ſo da pfleget eingetheilet zu werden in Ziegel-Sparren, Mittel-Spar - ren, und Stroh-Sparren, welches Sparren, Baͤnder, Riegel, Auf - ſchieblinge und dergleichen giebet; und Bohlen-Holtz, aus welchem allerley Bohlen, Pfoſten, Dielen und Breter geſchnitten werden; ingleichen das Nutz-Holtz, Schirr - oder Geſchirr-Holtz betreffend, von dieſen beyden iſt hieſigen Orts eben nicht noͤthig, Erwehnung zu thun, weil ſolche Wiſſenſchafft in der Foͤrſterey nicht viel Nutzen ſchafft. Das

Brenn-Holtz iſt demnach dasjenige, ſo zur Feurung ge - braucht wird. Es wird aber das Brenn-Holtz abgetheilet in Klo - ben-Holtz, welches in groſſen Scheiten in Hauffen aufgeſetzet wird; in Claffter-Holtz, das in kleinern Scheiten (ſo entweder Kern-Scheite, die von dem Stamm und groſſen Zelchen (Aeſten) oder Stock-Scheite, die von dem ausgerotteten Stock und groſſen Wurtzeln gemacht ſind) nach Clafftern aufgeſetzet und ver - meſſen wird; in Schock-Holtz, welches gemeiniglich von denen Aeſten der gefaͤllten Baͤume ge - macht, und Schockweiſe verkauf - fet wird; wiewol man auch ei - niger Orten das in Wellen gebun -Holdene Reiß-Holtz, Stockweiſe ver - kauffet, und alſo nennet; in Reiß - Wellen - oder Bund-Holtz, wel - ches von Schlag - oder Unter-Holtz gehackt und aufgemacht wird; und in Leſe-Holtz, welches denen Holtzhackern und andern armen Leuten von duͤrren Zweigen und Stoͤcken, Spaͤnen ꝛc. aufzuleſen erlaubet wird; ſie doͤrffen aber dabey weder Axt noch Beile fuͤh - ren, damit ſie nichts vom gruͤnen Holtze abhauen.

Holtz,

Wird auch fuͤr einen gantzen Wald genommen, dahero heiſſen hohe Hoͤltzer, tieffe weit umfan - gene Waͤlder, Vor-Hoͤltzer aber die mit dem Holtze und Buſche verwachſene Acker - und Wieſen - Raͤnder, ſo an den groſſen Wald anſtoſſen und angrentzen: Ein Hau - oder Splitter-Holtz, welches zu ſeiner Zeit abgeraͤumet, und Hege-Holtz ein Wald, der geſcho - net wird.

Holtz-Foͤrſter, Holtz - Waͤrter,

Jſt bey einem Land-Gute, ſo Hoͤltzer und Buͤſche hat, ein Be - dienter, welchem die Aufſicht uͤber dieſelben anvertrauet iſt, der zum Unterſcheid eines Fuͤrſtlichen Foͤr - ſters, welchem als einem gelern - ten Jaͤger, auch auf die Wild - bahn mit Achtung zu geben befoh - len, alſo genennet wird.

Holtz-gerecht,

Jſt ein Forſt-Terminus, und heiſſet ſo viel als Holtzverſtaͤndig. Von einem Jagd - oder Forſt-Be - dienten wird erfodert, daß er Holtz - gerecht ſey, das iſt, er muß wiſſen und verſtehen, wie und mit wasVor -HolVortheil er die Staͤmme, als Bau - und Gewerck-Hoͤltzer abtrei - be und verkauffe, die Gehauige und Scheit-Schlaͤge nutzbarlich und pfleglich fuͤhre und taxire; das harte und weiche, item Ge - werck-Schirr - und Feuer-Holtz gnugſam zu unterſcheiden wiſſe, auch zu Anflug derer Schlaͤge be - hoͤrigen Fleiß anwende, in Sum - ma, wie eine Holtzung nicht nur in gutem Stand zu erhalten, ſon - dern auch ins Aufnehmen zu brin - gen, und ohne der Herrſchafft und des Gehoͤltzes Schaden ge - ziemend zu nutzen ſey. Ein Holtz - gerechter Jaͤger ſoll hiernechſt fer - tig ſchreiben und rechnen koͤnnen, auch von Rechtswegen ſo viel in der Geometrie verſtehen, daß er ein Stuͤcke Holtz ausmeſſen, und daruͤber einen Riß fertigen koͤnne.

Holtz-Haſe, ſ. Haſe.

Holtz-Knecht,

Jſt ein Bedienter, ſo einem Foͤrſter, deſſen Forſt-Refier ent - weder zu weitlaͤufftig oder mit vie - len Waldungen verwachſen iſt, untergeben, und demſelben ſeine Huth, wie weit er Achtung zu ge - ben hat, angewieſen wird.

Holtzſchreyer, ſ. Haͤher.

zu Holtz richten,

Heiſſet bey den Jaͤgern einen Hirſch oder Thier mit dem Leit - Hunde im Holtze aufſuchen.

zu Holtz ſchieſſen,

Wird nach Weidemaͤnniſcher Redens-Art geſagt, wenn einer ein Wildpret ſchieſſet, aber nicht recht trifft, ſo daß es ſich verkriecht, ſtirbt, und von Maden gefreſſen wird.

Hom

l Homme de bon Goût,

Jſt ein ſolcher, der das Gute von dem Boͤſen, oder das Artige von dem Unartigen zu unterſchei - den weiß, und z. E. in Anſehung der Sinne den Klang einer an - muthigen Laute oder einer wohl - geſtrichenen Violine dem Schall des beſten Brumm-Eiſens oder der zierlichſten Sack-Pfeiffe vor - ziehet; in Anſehung des Verſtan - des mehr haͤlt von des Brockes Gedichten als den Reimen der Meiſter-Saͤnger, den Ciceronem, Cujacium, Grotium, Carteſium, hoͤher achtet, als die Scholaſticos, Gloſſatores, Ariſtotelis Ethic und Petri Lombardi libros ſententia - rum; in Anſehung des Willens eine vergnuͤgliche und dem gemei - nen Weſen nuͤtzliche Lebens-Art einer verdrießlichen und pedanti - ſchen vorziehet; und in Anſehung der Affecten und Gemuͤths-Nei - gungen ein galantes und liebrei - tzendes Frauenzimmer fuͤr eine alberne und naͤrriſche Coqvette er - wehlet.

l Homme d Epée,

Ein Junger von Adel, ſo da mit dem Degen ſein Gluͤck im Krieg zu machen begehret; und ſo zu reden von der Piqve oder Flinte anfaͤngt zu dienen, denn auf dieſe Weiſe (wenn er nachge - hends avancirt) hat er doch ge - lernet, was ſowol eines gemei - nen Soldatens und Officiers Ver - richtungen und Geſchaͤffte ſind, wie die Erfahrung lehret. Hat er aber dabey in Wiſſenſchafften, und ſonderlich in der Kriegs-Bau - Kunſt und Artillerie ſich umgeſe - hen, ſo kan er deſto eher und beſ - ſer ſein Gluͤcke befoͤrdern.

M m 4l Homme
Hom

l Homme galant,

Der wohl und anſtaͤndig zu le - ben, auch geſchickt und zu rechter Zeit zu reden weiß, der ſeine Le - bens-Art nach dem Gebrauch der vernuͤnftigen Welt einrichtet, der niemanden einige Grobheit und Unhoͤflichkeit erweiſet, den Leuten niemals dasjenige unter Augen ſaget, was er ſich ſelbſt nicht will geſagt haben, der in der Geſell - ſchafft das groſſe Maul nicht al - lein hat, und andere kein Wort aufbringen laͤßt, der bey dem Frauenzimmer nicht ohne Rede ſitzet, als wenn er die Sprache verlohren haͤtte, oder das Frauen - zimmer nicht eines Worts wuͤrdig achtete; hingegen auch nicht kuͤhn iſt, und ſich mit ſelbigem zu ge - mein macht.

Homme, un parfait homme ſage,

Wenn man honnete Gelehrſam - keit, Schoͤnheit des Verſtandes (Beaute d Eſprit), guten Ge - ſchmack (bon goût), und Galan - terie zuſammenſetzet, ſo wird end - lich un parfait homme ſage, oder ein vollkommener weiſer Mann daraus eutſtehen, welchen man in der Welt zu klugen und wich - tigen Dingen brauchen kan.

l Homme ſçavant,

Jſt ein ſolcher Gelehrter, wel - cher mit ſchoͤnen und dem menſch - lichen Geſchlechte nuͤtzlichen Wiſ - ſenſchaften gezieret iſt. Denjeni - gen aber, der ſeinen Kopf voller unnoͤthiger Grillen und Sophi - ſtereyen hat, die zu nichts nuͤtze ſind, als diejenigen, ſo ſie lernen, bey der klugen Welt zu proſtitui - ren, nennen die Frantzoſen Sça - vantas, welches Wort dem Klan -Horge nach faſt mit unſerm Phantaſt uͤbereinkoͤmmt.

Hongre, ſ. Wallach.

Honnête Homme,

Dadurch wird ein ehrlicher und gerechter Mann verſtanden, wel - cher niemand mit Vorſatz beleidi - diget oder vervortheilet, ſein gege - benes Wort genau beobachtet, den Duͤrftigen, ſo ſeiner Huͤlfe von - noͤthen haben, willig und gerne beyſpringet, auch von ſeinen Gut - thaten nicht viel Weſens macht, noch dieſelben wieder vorruͤcket.

Horn,

Ein Orgel-Regiſter, aus der Mixtur genommen, welches allent - halben die groſſe Terz mit hat; iſt nicht anders, als eine Sesquialtera.

Horn,

Wird auch der aͤuſſerſte Theil an dem Fuſſe eines Pferdes, Eſels oder Maul-Thieres genen - net, welcher ſonſt der Huf heiſſet.

Horn-Feſſel,

Jſt ein ſchmaler lederner Rie - men, welchen ein Jaͤger uͤber die lincke Achſel auf der rechten Sei - ten herunter haͤngend, und ſein Hief - oder Hifft-Horn mit dem gewoͤhnlichen Horn-Satz daran gefeſſelt hat. Nach dem Stande desjenigen, der es traͤget, iſt es ent - weder gantzſchlecht, nur von Cor - duan, oder iſt mit ſtaͤhlernen, auch mit ſilbernen Puckeln und Schnal - len beſchlagen, oder gantz von ſilbernen Dreſſen gemacht.

Horn-Klufft,

Jſt ein Gebrechen, deme ſo - wol Pferde, Eſel und Maul - Thiere, als Ochſen und Kuͤhe un - terworffen ſind, und beſtehet ſol -chesHorches darinne, wenn bey den erſtern die Huͤfe, bey den letztern aber die Klauen von einander reiſſen und aufſpalten. Wenn ein Pferd eine Horn-Klufft hat, es ſeye durch - aus oder halb, ſo raͤumet ſie ſau - ber aus, und ſchabets mit einem Meſſer zu beyden Seiten, damit ſie gar friſch verneuert werde, ſo nimmet ſie die Salbe deſto eher an, und heilet auch geſchwinder, doch verhuͤtet, wo moͤglich, daß ſie nicht blutend gemacht werde: Sodenn nehmet Bocks-Unſchlitt, Zucker, Terpentin, weiß Hartz von den Tannen, neues Wachs, guten Ferniß und Baum-Oel, ei - nes ſo viel als des andern, nach - dem ihr viel oder wenig haben wol - let, laſſet es in einer Pfanne bey einem Feuer unter einander zerge - hen, und wiederum kalt werden; ſtreichet davon in die geraͤumte und geſaͤuberte Horn-Klufft, ſo viel ihr darein bringen koͤnnet, laſſet das Pferd drey oder vier Tage lang, auch wo es ſeyn kan, noch laͤnger ſtehen, wo aber nicht, und es muß geritten werden, oder ſonſt Dienſte thun, ſo ſaubert die Klufft iedesmal wieder aus, und ſtreichet alsdenn die Salbe von neuen aufs beſte, als ihr koͤn - net, hinein, wiederholet es auch ſo offtmal, als es heraus faͤllet. Oder: Machet den beſchaͤdigten Huf mit einem Meſſer reine, und ſchmieret ſolchen mit geſtoſſenem Huf-Lattich, (Kraut und Wurtzel unter einander) mit altem Schmeer vermenget, und wiederholet ſol - ches, ſo offt er trucken worden. Oder: Nehmet ein Viertel-Pfund neu Wachs, eben ſo viel gelb Ton - nen-Pech, etwan fuͤr einen Gro - ſchen Terpentin, Bocks-Unſchlitt oder rein Schmeer ein Viertel -HorPfund, und drey oder vier Zwie - beln klein gehackt, laſſet alles mit und unter einander in einem Tie - gel wohl zergehen, und ſchmieret, wenn es kalt worden, den ſchad - hafften Huf damit, welches den Schaden nicht nur bald heilen, ſondern auch den Huf gewaltig wachſend machen wird. Oder: Raͤumet erſtlich den Koth und Un - flat aus der Horn-Klufft; tritt aber das Leben heraus, ſo treibet es wieder zuruͤcke mit dieſer Sal - be: Man nimmt ein Loth Gruͤn - Span, ein halb Loth Qveckſilber, und von drey Eyern das Weiſſe, machet es zu einer Salbe; und le - get es darauf. Wenn das Leben wieder hinein getreten, ſo braucht man dieſe Salbe: Nehmet Ho - nig ein Viertel-Pfund, ſechs Loth Alaun, drey Loth Gruͤn-Span, und ein Loth Terpentin, thut al - les zuſammen in einen neuen Topff, und kocht es gar wohl, ruͤhret es auch waͤhrender Zeit immer her - um, daß es nicht uͤberlauffe, und ſchmieret endlich dieſe Salbe auf die Horn-Klufft, und bindet es mit Werck zu; die Salbe muß man auch mit einem heiſſen Eiſen ein - brennen. Oder nehmet geſtampff - ten Hirſen, ein Stuͤck Hirſch - Unſchlitt, und das Weiſſe von ei - nem Ey, ſiedet es in Waſſer wohl, bis es wird wie ein Brey, ſtrei - chets auf ein Tuch, und bindet es dem Roſſe fein warm uͤber den Fuß, daran der Spalt, oder die Klufft iſt, und thut es alle Tage einmal, ſo lange bis der Spalt wieder zuſammen heilet. Oder ſiedet Roggen in Waſſer, ſo lange bis ein Brey daraus werde, bin - det es mit einem Leder heiß uͤber den Horn-Spalt, das weichet das Horn und ziehets wieder zuſam̃en.

M m 5Hornpi -
Hor

Hornpipes, v. Angloiſe.

Horn-Salbe,

Jſt ein Stuͤcke der Roß-Artz - ney, womit nicht nur allerley Horn-Schaͤden und Huff-Maͤn - gel getheilet, ſondern auch die Huͤfe in gutem Stand erhalten werden koͤnnen. Jene ſind bey Erklaͤrung derer beſondern Huff - Maͤngel, wie kurtz vorher geſche - hen, mit beruͤhret; von dieſen aber hat man folgende hier einzu - ruͤcken vor noͤthig erachtet: Eine treffliche und bewaͤhrte Horn - Salbe, welche nicht allein den Huf ſchoͤn und gut erhaͤlt, und wohl wachſen macht, ſondern auch Rapffen, (Rappen) Mau - cken, Wartzen und dergleichen Ge - waͤchſe vertreibt, iſt dieſe: Nimm Honig, Lein-Oel, Lohr-Oel, iedes zwey Loth, altes Schmeer ein Pfund, Wachs und Unſchlitt, iedes ein Viertel Pfund, Fich - ten-Pech ein Pfund, Schwefel und Gruͤn-Span, iedes ein Loth, Scher-Ruͤben, (Stech - oder Steck-Ruͤben) ein halb Pfund, gelben Hirſen ein Viertel - Pfund, und der ſchwartzen und rothen groſſen Schnecken gleich ſo viel, als alle dieſe Stuͤcke waͤ - gen, die laß im Majo und Junio nach und nach in einem beſondern Topff einſammlen, und allezeit, nachdem ihrer viele oder wenig mit Saltz uͤberſtreuen, ſo wird eine Salbe daraus; hernach laß die - ſelbe und die andern weichen Stuͤ - cke gelinde mit einander aufſieden; die harten zerſtoſſe und ſtreue ſie unter dem Sieden darunter, ruͤh - re es immerdar, und wenn es auf - geſotten, ſo laſſe es erkalten, und hebe es zum Gebrauch auf. Jtem nimm ein halb Pfund Wachs,Horund ſo viel Hirſch-Unſchlitt und Ochſen-Marck, ein Viertel-Pfund gruͤne Hollunder-Rinden, ein Viertel-Pfund gruͤnen Sade - baum, (Segel - oder Seven-Baum) vier Loth Terpentin, vier Loth Dachſen-Schmaltz und gleich ſo viel weiſſe Zwiebeln, ein wenig weiſſes Mehl und Saltz, und ein Loth Gruͤn-Span, koche aus die - ſen Stuͤcken eine Salbe. Oder: Nimm gelbes Wachs ein Pfund, Pech oder Hartz ein Pfund, Hirſch-Unſchlitt ein Pfund, But - ter ein Pfund, Terpentin ein Drit - tel-Pfund, Baum-Oel ein halb Pfund, alt Schwein-Schmeer, Safft von Zwiebeln ein Viertel - Pfund, laß dieſe Stuͤcke zuſam - men in einem neuen Topffe uͤber einem Kohl-Feuer kochen, bis eine Salbe daraus wird, welche den Huf trefflich wieder wachſen macht. Vor eine ſonderlich gute Horn-Salbe wird auch gehalten, wenn man reines gelbes Wachs, gelb Pech-Hartz, Hirſch-Unſchlitt, iedes ein halb Pfund, ungeſal - tzene Butter ein Pfund, und gleich ſo viel Terpentin, in einem neuen Tiegel, uͤber ein Kohl-Feuer wohl zergehen laͤſſet, bis es die rechte Dicke einer Salbe hat. Wenn man den Huf damit ſchmieren will, muß derſelbe vorhero wohl abge - raſpelt werden. Wer dieſe Sal - be gerne gruͤn hat, kan ihr leicht mit Gruͤn-Span ſolche Farbe ge - be geben. Eine gute Horn-Salbe iſt auch dieſe: Nimm Schafs - Unſchlitt, weiß Tannen-Pech, ie - des ein Pfund, Wachs und Wa - gen-Schmier, eines ieden ein und ein Viertel-Pfund, laß alles wohl unter einander zergehen, und ruͤhre es herum, bis es geſtehet. Endlich wird noch eine treffli -cheHorche Horn-Salbe von Althee, Lohr - Oel, Wacholder-Oel, Regen - Wuͤrmer-Oel und Vitriol ge - macht, deren eines ſoviel als des andern genommen, und in einem Tiegel an das Feuer geſetzt wird, damit es in eine Maſſam zuſam - men lauffe. Wenn man dieſe Salbe brauchen will, muß das Horn vorhero rein geſchabet, die Salbe mit einer Feder-Kiele dar - auf geſchmieret, und mit einem heiſſen Eiſen gewaͤrmet werden, damit es ſich recht ins Horn ein - ziehe.

Horn-Satz,

Heiſſet diejenige Zierath, wel - che von Bocks - oder Hammel - Haaren, nebſt einer gruͤnen Schleiffe Band zu den Horn-Feſ - ſel gehoͤret, wo ſelbiges an das Hieff-Horn angefeſſelt. Siehe Hief - oder Hifft-Horn.

Horologium,

War in der Griechiſchen Kirche das Buch, aus welchem taͤglich die Horæ geſungen worden.

Hors la main, cheval qui ma - nie hors la main,

Ein Pferd, das auſſer der Hand die Schul macht, und ohne Zaum und Zuͤgel ſich tummelt.

Horſt,

Jſt ein Terminus, ſo nur bey den Raub - und Stoß-Voͤgeln, dergleichen Adler, Habichte, Fal - cken u. ſ. f. gebraucht wird, und ein Neſt bedeutet, dahero

Horſten,

Von den Raub-Voͤgeln ſo viel heiſſet, als Niſten oder Neſter machen.

Hor

Hortulan, Hortulanus, Or - tolan,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher fuͤr eine Art von Emmerlingen gehalten wird, indem er denſelben dem Schnabel, der Farbe und dem Geſchrey oder Stimme nach, ſehr nahe und gleich kommt, aber um ein merckliches kleiner und ſchlancker iſt. Der Schnabel iſt kurtz, doch nicht zugeſtumpfft, ſon - dern etwas laͤnglicht, und nebſt den Fuͤſſen roͤthlicht und Fleiſch - Farb. Kopff, Hals und Bruſt, ziehen ſich auf gelb, mit etwas Saffran-Farb geſprenget; das Weiblein aber hat an der Bruſt wenig roͤthlichte Federn, der Bauch iſt ebenfalls gelb mit Aſchen-far - bnen Flecklein, die Haupt-Federn der Fluͤgel, und des Schweiffes ſind ſchwartz, das uͤbrige iſt gelb und dunckelfarb vermiſcht. Das Weiblein hat unter den gelblich - ten Federn mehr gruͤnes vermen - get; hingegen hat das Maͤnnlein uͤber und hinter den Augen ein Flecklein von Eyer-Dotter-Far - be, welches das Weiblein nicht hat. Er ſiehet ſonſt etwas hoch - beinigter aus, als der gemeine Emmerling, und ſcheinet der Bachſteltzen-Art dadurch gleich zu kommen, daß er, obſchon nicht ſehr, doch in etwas mit dem Schwantze zittert, und wenn er ſich ſchnell von einem Ort zum an - dern, ohne Aufliegen, auf der Er - den hinbegeben will, nicht huͤpffet, ſondern laͤuffet, ſo daß dieſer Vo - gel das Mittel zwiſchen einem Emmerling und der Bachſteltze zu ſeyn ſcheinet. Er iſt auſſer denen an Jtalien ſtoſſenden Deutſchen Provintzien nicht ſehr bekannt; ſeinen Auffenthalt ſucht er gerneinHoſin den Haber - und Gerſten-Fel - dern, und wo man Hirſen, Fe - nich oder Pfennich und derglei - chen anbauet, darinnen er auch wie die Lerchen und Wachteln ni - ſtet, und fuͤnff oder ſechs Eyer legt. Er wird gerne fett, daher er in finſtern Zimmern, darinnen er mehr nicht, als ſein Eſſen ſehen kan, mit Hirſe und Fenich der - geſtalt gemaͤſtet wird, daß offt einer ſechs bis acht Loth wieget. Die Anſchauung der gruͤnen Fel - der wird ihme darum genommen, damit das Verlangen und die Sehnſucht darnach, ſein Zuneh - men nicht verhindere. Sein Ge - traͤncke muß ſauber und rein, und das Gemach vor den Maͤuſen und Ratten wohl verwahret, auch in iedem Ecke deſſelben an einem Pfahl gruͤne Aeſte geſetzt ſeyn, darauf er und ſeine Cammeraden ruhen koͤnnen.

Hoſianna,

Heißt ſo viel als: Ach hilff! O Herr laß wohl gelingen! war ein ſonderlich Sprichwort bey den Juden, wenn dieſelben das Lau - berhuͤtten-Feſt begingen, und der achte Tag deſſelben herbey kam, lieſſen ſie ihre Kinder mit gruͤnen Zweigen von Palm-Baͤumen, Bachweiden, Meyen und andern mehr, in Proceßion herum gehen, und mit lauter Stimme ruffen: Hoſianna, welches aus dem 118 Pſalm v. 25, 26 genommen. Die - ſer Gewohnheit nach hat auch das Juͤdiſche Volck den einreitenden Jeſum zu Jeruſalem kurtz vor ſei - nem Leiden mit ſolchen gruͤnen Zweigen angenommen, und da - bey geruffen: Hoſianna dem Soh - ne David. Es pfleget noch heu - tiges Tages in der Roͤmiſch-Ca -Huftholiſchen Kirche bey der Meſſe muſicaliſch geſungen zu werden.

Houſſe d une ſelle,

Jſt eine Art von einer ledernen Decke, die uͤber den Sattel ge - het, um ſolchen zu bewahren, daß er im Reuten nicht verderbet wer - de, ſonderlich wenn er koſtbar iſt.

Houſſe de pied, ou Houſſe en ſouliers,

Jſt ein Stuͤck Tuch oder Schar - lach gemeiniglich bordiret, wel - ches den Sattel und die Groppa bedeckt, und bis unter den Bauch des Pferdes hinunter haͤngt, wenn man Sommerszeit in ſeidenen Struͤmpffen reitet, daß man ſol - che nicht verderbet, oder an den Gurt-Schnallen Loͤcher drein reif - fet.

Houſſe en botte,

Jſt ein Stuͤcke Tuch, Sammet oder ander Zeug, ſo hinten am Sattel befeſtiget wird, entweder zur Zierath, oder die Magrigkeit des Pferdes zu verbergen, oder zu verhuͤten, daß der Reuter ſei - nen Rock nicht beſudele oder ver - derbe. Wird ſonſten Schabra - cke genennet.

Huer,

Heißt reuſchen oder ziſchen mit dem Munde, welches eine un - vermerckte Huͤlffe iſt, ein Pferd zu beguͤtigen, daß es die Umſte - henden nicht hoͤren oder mercken, ſo nur bey ſubtilen Pferden zu ge - brauchen, worzu die Lateiner die 2 Buchſtaben St ausſprechen.

Huf, Huff,

Jſt der aͤuſſerſte hornigte Theil an eines Pferdes, Eſels oderMaul -HufMaulthieres, auf welchen die Huf-Eiſen genagelt werden. Gute Huͤfe ſind ein edles Stuͤcke an einem Pferde und werden er - kennet, wenn ſie breit, rund und ein wenig hohl, nicht ſchmal und zuſammen gedruckt ſind, wie an Eſeln, denn das Leben weicht gerne in ſolche Huͤfen, und krie - gen leichtlich Horn-Kluͤffte, vor - nemlich, wenn ihnen gute Pflege und Wartung ermangelt. Sie ſollen in der Runde herum keine Ringe, ſondern vom Preis hin - unter Streiffe haben, weil die geringelten Huͤfe gebrechlich, hin - gegen die abwerts geſtreifften, dauerhafft, und abſonderlich zum Reiſen beqvem ſind. Die weiſſen Huͤfe ſind ſelten gut, ſondern muͤrb und bruͤchig, dahingegen die ſchwartzen auf Aſchen-Farb ſich ziehende Huͤfe, die beſten ſind. Die Huͤfe, ſo voll Lebens oder wie der rechte Terminus heiſſet, voll - huͤfig ſind, taugen nichts, denn man kan ſie auf keine lange Reiſe gebrauchen, weil ihnen die Fuͤſſe auf allen harten ſteinigten Wegen verbellen, davon ſie den Strahl erhitzen, welcher gar zu weit her - aus gehet, und alle Anſtoͤſſe er - dulten muß, daher ein ſolches Pferd vor Schmertzen nicht fort - kommen kan, und alſo vor der - gleichen ſich wohl zu huͤten iſt. Die Huͤfe ſind ſehr vielen Zufaͤl - len unterworffen; denn es giebt ſproͤde und muͤrbe Huͤfe, welche leichtlich brechen und ausfallen, und dahero zaͤhe gemacht werden muͤſſen: Solches geſchiehet, wenn man Ruͤben mit ungeſaltzener Schmeltz-Butter kocht, und ſol - che um die Hufe ſchlaͤgt; waͤren keine Ruͤben vorhanden, ſo nimm Rinder-Miſt an deren ſtat, undHufverfahre damit wie mit den Ruͤ - ben. Oder: Kuͤh - und Roß-Koth und Lein-Oel unter einander ge - ſotten, und dem Roß alſo kalt in die Huffe alle Tage zweymal ein - geſchlagen. Oder: Wachs, Tan - nen-Hartz, Schmaltz und Honig unter einander gemiſcht, und die Huͤfe damit geſchmieret. Linde und zaͤhe Huͤfe zu machen, die - net auch Hirſchen-Gehoͤrne und altes Schmeer, eines ſo viel als des andern und damit eingeſchla - gen. Oder: Nimm Speck, ſtecke ihn an ein Holtz, zuͤnde ihn an, und laß ihn in kaltes Waſſer traͤuf - fen, darnach nimm das Fett her - ab, ſtoß Zwiebeln klein, miſche es durch einander, und ſchmiere das Pferd des Tages dreymal an dem Saume. So die Huͤfe ſchwin - den, muß man ſie mit ſolchen Einſchlaͤgen und dergleichen Horn - Salben fleißig warten, welche die Hufe wieder wachſen machen; alſo ſoll man ſie zum oͤfftern mit ſchaͤfenem Unſchlitt ſchmieren; oder man nehme die Klauen von den Kuͤh-Fuͤſſen, koche ſie in rei - nem Waſſer, ſchaͤume das oben ſchwimmende Fett davon, thue ein wenig Baum-Oel und Althee darzu, und ſchmiere Huf und Saum damit; hernach nehme man auch Sauerteig, Schwei - nen-Schmaltz und geſtoſſenen Knoblauch, thue es in ein Tuch, und ſchlage es warm um den Huf und Saum, laſſe es den Tag alſo ſtehen, und ſchlage ihme darne - ben mit Kuͤhe-Koth, Saltz und Eßig unter einander gemenget, alle Morgens und Abends ein. Oder: Nimm von einer Hollun - der-Stauden das Laub, ie juͤn - ger, ie beſſer, ſtoſſe es klein, und ſchlage dem Pferde damit ein;iſtsHufiſts im Winter, ſo nimm von die - ſer Stauden die mittlere gruͤne Rinde, als welche gleich ſo gut iſt, als das Laub. Oder: Nimm friſchen Leimen mit Kuͤhe-Koth und Lein-Oel, knete es wol durch einander, und ſchlage dem Pferde damit ein. So man aber harte Huͤfe machen will, ſo nimm gu - ten Brantewein, zuͤnde denſelben an, lege ein Stuͤcke Zuckerkand darein, und gieſſe es alſo bren - nend dem Roß in den Huf, ſo wird es bald davon hart werden. Wenn einem Pferde der Huf Stuͤckweiſe wegfaͤllet: Nehmet Lorbeeren, alt Schmeer und Lein - Oel, das ſiedet wohl durch ein - ander, druͤcket es durch ein Tuch aus, thut darnach Terpentin und ein wenig Wachs daran, laſſets wieder mit einander zergehen, ſchmieret dem Roß den Huf damit, und ſo es den Stand hat, ſo ſchlaget ihn mit Lein-Kuchen ein. So ein Roß arge und boͤſe Huͤfe hat, puͤlvere man Glas, und mi - ſche es mit zerlaſſenem Hartz, druͤ - cke Flachs zweyer Finger dick dar - ein, ſchlags alſo heiß um den Fuß, und wenn er wohl erkaltet, ſo brichs herab, und ſchabe die Stelle wohl mit einem Meſſer, bis es blutet, wirff rein gepuͤl - verten Gallitzen-Stein darein, laß es darinnen liegen, bis es ſel - ber abfaͤllet, und ſalbe es offt mit vorgemeldter Salbe, bis es gut wird. Rinnt aber einem Pferde Waſſer aus dem Hufe, ſo mache einen Brey von Roggen-Mehl und das Weiſſe von Eyern, ſtrei - che es auf ein Tuͤchlein, und legs des Tages zweymal uͤber den Huf. Wenn Eyter in dem Hufe iſt, und mans nicht finden kan, ſo brich das Eiſen ab, und geuß geſaltzenHufWaſſer auf den Huf, an welcher Stelle das Waſſer weicht, oder am erſten trocken wird, daſelbſt iſt das Eyter, und ſo du es gefun - den, ſo laß es aus mit einer Flie - ten, ſo viel und gut du kanſt, gieß heiſſes Hirſch-Unſchlitt in den Huf, decks zu mit Werck, und ſchlag das Eiſen wieder auf. Oder nimm Pech und Jungfer-Wachs gleich viel, und ſchlag es in ein Tuͤchlein, und legs uͤbers Loch, des andern Morgens fruͤhe thue es wieder ab, ſo wird es viel Ey - ter an ſich gezogen haben; nimm alsdenn Bocks-Unſchlitt, treuffs mit einem heiſſen Eiſen hinein, bis das Loch voll wird, oder gieß heiſſes Lein-Oel darein, vermachs mit einem heiſſen Eiſen hinein, bis das Loch voll wird, oder gieß heiſſes Lein-Oel darein, vermachs mit Wachs und Wagen-Schmier, daß kein Koth darein komme. Die uͤbrigen Huf-Maͤngel, als Voll - huͤfigkeit, Jgels-Huͤfe, Horn - Kluͤffte, Huff-Zwang ꝛc. ſind un - ter ihren beſondern Benennungen zu finden.

Huf-Eiſen,

Jſt ein nach dem Huf eines Pferdes, Eſels oder Maul-Eſels geſchmiedetes und eingerichtetes, mit acht Loͤchern verſehenes, vor - nen rundes, und hinten geoͤffne - tes Eiſen, welches vermittelſt acht Huf-Naͤgel auf die Sohle des Pferde-Fuſſes, Eſel - oder Maul-Thier-Fuſſes geſchlagen und aufgehefftet wird, damit ein ſolches Thier deſto gewiſſer treten, und der Huf nicht beſtoſſen, ſon - dern bey gutem Stand erhalten werden moͤge. Jnsgemein fin - den ſich an einem Huf-Eiſen zwey Stollen und vornen ein Griff. Einige deroſelben, und ſonderlich die fuͤr die Zug-Pferde und Maul - Thiere werden mit Stollen ge -macht;Hufmacht; den Reit-Pferden aber legt man auch zuweilen, iedoch nur Sommers-Zeit glatte Eiſen auf. Es ſollen dieſe Eiſen nicht zu ſchwach, noch zu ſchwer und ſtarck, auch, wie obgedacht, nach dem Huf des Pferdes eingerich - tet, gleich, und keiner von den an der Unter-Flaͤche des Eiſens be - findlichen Stollen groͤſſer oder hoͤ - her als der andere ſeyn. Die Tuͤr - ckiſchen Huf-Eiſen ſind inwendig nicht offen, wie die unſern, da der gantze Strahl bloß und offen liegt, ſondern in der Mitten faſt geſchloſſen, alſo daß die Fuͤſſe auf harten und ſteinigten Wegen nicht ſo bald beſchaͤdiget und ver - letzet werden. Die Huf-Eiſen ſol - len einem ieden Pferde, wenn es auch ſchon vollhuͤfig iſt, gleich eben und nicht hohl gerichtet wer - den, damit ihm die Waͤnde fein ſtarck und wohl wachſen koͤnnen; ſie ſollen auch an den Voͤrder - Fuͤſſen vorn dem Horn gleich ſeyn, und nicht vor dem Huf hinaus gehen, es ſey denn, daß der Fuß vertreten oder zerbrochen waͤre; hinten an den Strahlen aber ſoll das Eiſen mit beyden Stollen vorgehen, doch daß ſie nicht zu lang ſeyn, damit das Pferd nicht mit den Hinter-Fuͤſſen darein greiffe, einreiche, und das Eiſen abreiſſe; desgleichen ſollen ſie auch nicht zu kurtz ſeyn, daß es ſich auf der Ferſen oder Ballen nicht ver - belle. Die Huf-Eiſen muͤſſen auch nicht zu breit noch gerade, inglei - chen gegen den Stollen zu nicht zu dicke ſeyn, und ſonſten uͤberall wohl auf dem Huf anliegen. Wenn ein Pferd auf der Reiſe ein Ei - ſen verlohren, und man ſobald kei - ne Schmiede erreichen kan, ſoll man mit einem ſcharffen MeſſerHufdas Horn um und um beſchnei - den, und alles unebene und ſchie - ferichte gleich und glatt machen, ſo wird es dem Pferde nicht ſcha - den, es wird auch den Huf nicht vertreten, bis ihme das Eiſen wie - der aufgeſchlagen werden kan. Wenn man bey weichem Schnee - Wetter weit reiſen muß, und der Schnee ſich in die Pferde-Huͤfe einbaͤllet, welches auf einer Reiſe groſſe Verhinderung verurſachet, ſoll man Unſchlitt zwiſchen das Eiſen und die Huͤfe einraͤumen, oder dem Pferde die Fuͤſſe oder Hufe inwendig und auswendig mit ſchwartzer Seiffe wohl reiben, ſo wird ſich deſſelbigen Tages kein Schnee einballen. ſ. Scheer-Eiſen.

Huf-Nagel,

Heiſſet ein ſolcher Nagel, da - mit man das Huf-Eiſen, auf den Huf eines Pferdes hefftet und be - feſtiget. Sie muͤſſen nicht zu ſchwach, noch auch zu plump, ſon - dern in ihrer gehoͤrigen Propor - tion, und um ein ziemliches brei - ter als dick ſeyn, damit ſie um ſo mehr Staͤrcke haben, und deſto beſſer in den Huf faſſen koͤnnen. Man muß ſie nicht zu ſeichte, weil ſie ſonſten leichtlich ausreiſſen, doch auch nicht zu tieff ſchlagen, damit ſie das Leben nicht beruͤh - ren, und die Pferde dadurch ver - nagelt werden.

Huf-Salbe, ſ. Horn-Salbe.

Huf-Schlag,

Hat zweyerley Bedeutung. 1) Bedeutet es das Beſchlagen derer Pferde mit Huf-Eiſen, da denn gemeiniglich auf den Huffſchlag zweyer Pferde jaͤhrlich viertehal - ben bis vier Gulden Meißniſcher Waͤhrung, oder drey bis vierte -halbHufhalb Thaler gerechnet wird. 2) Heiſſet es auch ſo viel als Paſſade, davon an ſeinem Orte.

Huf-Zwang,

Jſt ein Mangel, welcher ſich an dem Huf eines Pferdes ereig - net, wenn derſelbe hinten gar ſchmal und enge zuſammen waͤch - ſet, und auſſen an denen Waͤn - den herum viel uͤbriges Horns, inwendig aber wenig Kerns hat. Es kommt dieſer Zufall daher, wenn man die jungen Pferde nicht zu rechter Zeit beſchlagen laͤßt, ſo waͤchſet ihnen das Horn gar zu lang herunter, und der Huf, wo das Eiſen ſoll aufgeſchlagen werden, gar ſpitzig zu; an der Krone di - cker und ſtaͤrcker als an den Zehen, hinten an den Strahlen aber laͤuf - fet ihnen das Horn gantz zuſam - men. Einem ſolchen Roß laſſe man das Horn hinten an den Fer - ſen bey den Strahlen auf beyden Seiten, bis auf das Leben, doch daß man ihm das Bein im Huf nicht beruͤhre, ausſchneiden, auch ihme die Waͤnde daſelbſt wohl nie - drig hinweg nehmen, ſchlage ihm ſodenn ein Scheer-Eiſen auf, das hinten an der Stollen eine Schrau - be hat, damit man das Eiſen auf - und zuſchrauben kan; nehme als - denn Lein-Saamen und Roggen, der recht reine gemacht iſt, laſſe es wohl ſieden, bis die Koͤrner aufberſten, ſtoſſe es denn in einem Moͤrſel, thue Zwiebeln und alten Schmeer darzu, daß es wohl un - ter einander kommt, ſchlage dem Pferde drey oder vier Tage damit ein, und wenn man ihm den Ein - ſchlag ausraͤumet, ſo miſche man ihn wieder unter den neuen, da - mit man einſchlagen will; am drit - ten Tage fruͤhe ſchraube man demHufPferde das Eiſen um einen Stroh - Halm breit weiter, und ſchlage ihm wieder, wie vor ein; uͤber drey Tage mache man es abermal um einen Stroh-Halmen weiter, und fahre damit fort, bis man ſiehet, daß der Huf ſeine rechte Weite habe; darnach breche man ihm das Scheer-Eiſen ab, und ſchlage ihm ein Eiſen auf, das wohl weit, und auſſen und innen gleich dick iſt; nehme denn neues Wachs, lauteres Korn oder Sau - er-Teig u. Honig ſamt dem Rooß, ſiede alles durch einander, und ſchlage ihme damit bey vierzehen Tage lang, alle Tage zweymal ein, und ſchmiere ihme den Huf bis in die Feſſel wohl mit einer Horn-Salbe. Oder: Wenn der Mond neu iſt, laſſe man das Roß erſtlich gar duͤnne bis auf das Le - ben auswircken, und unten an den Strahlen fein weit ausſchnei - den, denn denſelben ein neues Ei - ſen fein weit zurichten, daß ſich der Huf unten von ſammen geben und wachſen kan; darnach richte man dem Roß folgenden fetten Einſchlag zu: Nimm Schwein - Miſt, vier Loth Haſen-Fett, ein Viertel-Pfund alt Schmeer, ein Pfund geſtoſſenen Lein-Saamen; dieſes durch einander geruͤhrt, und gekocht, dem Roß warm einge - ſchlagen, und vier Wochen nach einander continuiret, ſo bekommt das Pferd wieder gute Huͤfe.

Hui, hui,

Jſt ein Ermahnungs - und Freudigkeits-Wort, und heiſt ſo viel als fort, fort, hurtig und ge - ſchwinde, und wird beym Hiob 39 v. 18 gefunden, worinnen der allmaͤchtige Schoͤpfer das Pferd dem menſchlichen Verſtand amaller -Huͤlallernechſten ſetzet, indem es dem Reuter ſeinen Willen muͤndlich zu erkennen giebt, daß es bereit, und ihm Zeit zu ſeyn beduͤncke, ſich nicht weiter inne und ſtille zu halten, ſondern nachdem es aus der Trompeten Klang verſtan - den, daß ſolches allgemeine Feld - Geſchrey zum Aufbruch des Feld - Herrn Willen offenbaret, begehre es an ihme nichts ermangeln zu laſſen, derowegen es ſo gar ſei - nen Reuter dadurch aufmuntert, und zum Fortgehen erinnert und ermahnet.

Huͤlfe, ſ. Aider un cheval, it. Chatiments.

Huͤmmelchen, ſ. Sack-Pfeiffe.

Huͤner-Faͤnger, ſ. Jaͤger.

Huͤner-Geyer, ſ. Geyer.

Huͤner-Hund, ſ. Vorſtehen - der Hund.

Huiſſier de Gravier,

Certaminis equeſtris arbiter, Grießwaͤrtel, welche von Grieß (oder Sand) und Waͤrtel genen - net worden, die bey den alten Tur - nieren mit den Unterſchieß-Stan - gen auf dem Kampf-Platz erſchie - nen, ſelbige ungefaͤhrlich vorgehal - ten und durchgeſchoſſen, mithin einen ieglichen beſchuͤtzten, der ſich nicht ergeben wollen, daß er nicht getoͤdtet wuͤrde, wenn nem - lich bisweilen Roß und Mann uͤberworffen worden. Und deren wurden aus iedem Kreiſe zwey er - wehlet. Die Huiſſiers de Gra - vier waren auch verordnet, die Waffen auszutheilen. Sie hat - ten unter ſich gewiſſe Diener, die man Staͤbler nennete, welche mit Lantzen verſehen waren.

Hum

Humain, cheval humain de Vuë,

Ein freundlich liebliches Geſicht, iſt bey den Pferden eine Geneigt - heit, ſeines Reuters Willen zu vollbringen; wie ſie dann auch im Gegentheil ſo ſaure finſtere Geſichter machen, und die mit ih - nen umgehen, ſo uͤbel anſehen koͤn - nen, daß man ihre widrige Be - zeigung gleicher geſtalt bald abneh - men kan.

Humaniora,

Auch litteræ humaniores, ſtudia humanitatis werden diejenigen Wiſſenſchafften genennet, darin - nen man junge Leute am erſten zu unterrichten pfleget, derglei - chen ſind Grammatic, Oratorie, Poeſie, Hiſtorie. Man kan ſie in die Philologie und Hiſtorie ein - theilen. Zur Philologie gehoͤren die Sprachen, ſonderlich die Latei - niſche, und zur Hiſtorie ſind die Antiquitaͤten zu rechnen. Daß und wie weit ein Cavalier ſich in ſolchen umſehen ſolle, davon iſt unter den Titeln: Cavalierement ſtudiren, und Hiſtorie, gehandelt worden.

Humeur d un cheval,

Jſt die angebohrne Art und Weiſe eines Pferdes. Ein Pferd iſt von Natur ein hoffaͤrtiges Thier, an welchem die praͤchti - gen Bezeigungen die wohlanſtaͤn - digſten, denn dieſe Eigenſchafft iſt eben die hoͤchſte und vornehm - ſte, wovon ein Pferd edel genen - net werden kan, und in ſolcher Bezeigung groſſe Luſt, Ruhm und Nutzen bringe.

Humilité d un cheval,

Demuth eines Pferdes: DieRitter-Lexicon. N ndemuͤ -Humdemuͤthigen Bezeigungen eines Pferds, ſind mehr zu fliehen, als zu loben, welche an den Schul - Pferden, und in allen ſolchen Actio - nen nicht erfodert werden, es waͤre denn, daß ſie mit einer vorneh - men Leiche in hoher Trauer gehen ſolten; ſonſt aber koͤnnen eines Pferdes Gang und Gebehrden nimmermehr zu hoffaͤrtig ſeyn, welches die vornehmſte Eigen - ſchafft eines edlen Pferdes iſt.

Humoriſten,

Eine gelehrte Societaͤt in Rom, deren Abſehen iſt, allerhand ſinn - reiche Inventiones auszufuͤhren. Jhren Anfang hat dieſe Geſell - ſchafft auf einer Adelichen Hoch - zeit genommen, bey welcher etli - che artige Leute das Frauenzim - mer mit allerhand Sonneten und ſinnreichen Gemuͤths-Ergetzungen bedieneten, und daher den Nah - men bel l humori bekamen.

Hund,

Deſſen giebt es unterſchiedli - che Arten, als gemeine Hunde, Schooß-Huͤndlein, Canes Meli - tenſes, von der Jnſel Maltha al - ſo genannt, oder Bologneſer - Huͤndlein, von der Stadt Bo - logna in Jtalien; Ferner Jagd - Hunde, denn Spuͤr-Dachs-Vo - gel-Waſſer-Geſellen-Streit - Haus - und Schaf-Hunde, in - gleichen Engliſche Doggen und Wind-Spiele. Die Freudigkeit und gute Geſtalt der jungen Hun - de, ſonderlich wenn ſie behend, keck und gefraͤßig ſind, wird ins - gemein fuͤr ein Zeichen guter Art angegeben. Man ſoll ihnen, ehe ſie 2 Jahr alt werden, den Wurm unter der Zunge wegnehmen, da - mit ſie nicht leicht wuͤtend und raſend werden. Die jungen Jagd -HydHunde werden beſſer mit Brot und Suppen, als mit Fleiſch und Aas auferzogen, weil ſie von die - ſem unſauber werden, den Ge - ruch verlieren und nicht lange dau - ren. Die Schaf-Hunde muͤſſen gebengelt oder gekleppelt werden, damit ſie dem Wilde keinen Scha - den zufuͤgen.

Hunds-Junge,

Jſt ein Lehrling bey der Jaͤge - rey, welcher drey Jahr lang ſte - hen muß, bis er den Titel eines Jaͤ - ger-Purſchens, und die Freyheit, ein Horn-Feſſel zu tragen, erlan - get, maſſen er als Junge nichts weiter als ſeinen Guͤrtel zu tragen befugt iſt.

Hunds-Stall,

Jſt bey einem vollkommenen Jaͤger-Hof ein hoͤchſtnoͤthiges Ge - baͤude, worinne die zur Jagd gehoͤ - rigen Hunde nach den mancherley Gattungen in beſondern Gemaͤ - chern eingeſchloſſen und gefuͤttert werden. Wie derſelbe beſchaffen ſeyn ſoll, wird im Oeconomiſchen Lexico beſchrieben.

Hyacinth,

Jſt der Nahme eines Edelge - ſteins, deſſen Apoc. 21, 20 gedacht wird, hat ſeinen Nahmen von der Mertzen-Blume der Hyacinth her, ſo von mancherley Farbe iſt. Jnsgemein iſt dieſer Stein gelbe und roͤthlicht, gleich einer Feuer - Flamme, und eine ſonderliche Artzney wider den Gifft und Pe - ſtilentz, dadurch das Hertze ver - wahret, oder die Peſt curiret wird.

Hydraula, Hydraules,

Eine Waſſer-Orgel der Alten, und auch einer, der darauf ſpie - let.

Hydro -
Hyd

Hydropiſie des chevaux,

Waſſerſucht der Pferde. Dieſe Kranckheit hat ihren Urſprung aus der Menge kalter Materien, welche ſich in die Glieder hinein draͤngen, und dieſelben hoch auf - treiben, daß ſie alſo dick werden, und geſchwellen, ſowol am Kopf, als uͤber den gantzen Leib, daß, wenn man mit Fingern darauf druckt, ſo bleiben die Gruben eine Weile ſtehen, die andern Oerter des Leibes ſind trocken und hart. Jm Liegen ſteuren ſie ſich nicht auf den Bauch, ſondern legen ſich al - lezeit auf die Seite; vor allen Dingen muß ihnen der Leib offen gehalten werden. ſ. Waſſerſucht.

Hymenæum carmen,

Ein Braut-Lied, Hochzeit-Lied. Es wird von den Griechiſchen Woͤr[t]ern, ὅμκ ναίειν, ſimul coha - bitare, beyſammen wohnen, her - geleitet.

Hymniſta,

Einer, der einen Lobgeſang ſin - get oder verfertiget.

Hymnographus,

Derjenige, ſo Lobgeſaͤnge ſchrei - bet.

Hymnus,

Ein zum Lobe GOttes verfer - tigtes Lied oder Singe-Stuͤck, welches in allerhand Arten der Verſ[e]kan abgefaſſet werden. Ur - ſpruͤnglich wird es den zum Lobe Gottes, Religions-Geheimniſſen und zum Lobe der Heiligen geſtell - ten Lieder gewidmet; dennoch aber hat man dieſes Wort auch, die Tu - gend[e]n und Vortrefflichkeiten an - derer Perſonen heraus zuſtreichen, gebraucht.

Hyp

Hymnus Epiſtolicus,

Jſt der Lobgeſang, welcher vor der Epiſtel geſungen zu werden pfleget.

Hymnus Evangelicus,

Der Lobgeſang, welcher nach der Epiſtel abgeſungen wird.

Hymnus glorificationis,

Ward von den Kirch-Vaͤtern der den Pſalmen angehengte Vers: Gloria Patri &c. genennet.

Hyoides,

Jſt ein Griechiſches Wort, und heiſt dasjenige Bein, ſo ſich an der Wurtzel der Pferd-Zunge be - findet, und oben an der Lufft - Gurgel anſtoͤſſet, welches ſich ei - nem Ypſilon vergleichet, und aus dreyen unterſchiedlichen kleinen Beinlein zuſammen geſetzt wird.

Hypate,

Ein Griechiſches Wort, bedeu - tet principalis ſc. chorda, die vor - nehmſte, das iſt, die tieffſte Sai - te der 2 unterſten Tetrachordo - rum. Sie wird auch ſuprema ge - nennet, weil von denen, welche den Saiten der Tetrachordorum ihre Benennungen gegeben, das grave oder Tieffe ſummum, das acutum oder Hohe aber imum ge - nennet wird.

Hypate Hypaton,

Die tieffſte Saite im unterſten oder tieffſten Tetrachordo, wel - che unſerm heutigen groſſen H et - licher maſſen zu vergleichen iſt. Bey andern heißt ſie principalis gravis.

Hypate meſon,

Principalis mediarum, die tieff - ſte Saite des mittelſten oder zwey -N n 2tenHypten Tetrachordi; wenn das groſſe H zum Termino a quo angenom - men wird, ſo iſt ſie unſer heuti - ges e.

Hypatoides, ſ. Hypatæ,

Die unterſten Saiten aller Te - trachordorum.

Hyper-hypate,

Heißt bey dem Boëthio die Saite, ſo den beyden erſten oder tieffſten Tetrachordis, welche zu - ſammen aus 7 Chorden, und al - ſo aus einer Septima beſtanden, noch oben hinzugefuͤget ward, da - mit ſie gegen die unterſte (bey uns oberſte) Saite eine Octav geben moͤchte. Es iſt demnach nichts anders als das tieffe A, welches auch Proslambomenos genennet wird, darunter zu verſtehen.

Hypermeſe,

Jſt im einfachen und unterſten Tetrachordo die dritte Saite von der unterſten aufwerts (nach unſe - rer heutigen Art zu rechnen) oder nach unſerm itzigen ſyſtemate das d. Bey andern wird es Lichanos ge - nennet.

Hypholmion,

Nimmt Bulengerus fuͤr das Mundſtuͤck an einer Floͤte, Mer - ſennus aber nennet Hypholmia die Loͤcher in einer Floͤte.

Hypo,

Dieſes Griechiſche Woͤrtlein, welches infra, unten, drunter be - deutet, wird in der Muſic 1) den Modis muſicis vorgeſetzt, und be - deutet alsdenn ihre Plagales, nem - lich die Melodie gehe eine Qvart unter den Final-Clavem des Mo - di authentici. 2) Findet mans auch in den Titeln der Canonum zuHypden Griechiſchen Nahmen der Jn - tervallen geſetzt, als in Hypo-Dia - paſon, das iſt, um eine Octav drun - ter oder tieffer; Hypo-Diapente, um eine Qvinte tieffer, und Hypo - Diateſſaron, um eine Qvart tief - fer.

Hypocrita,

Jſt eigentlich ein Schauſpieler, welcher eine andere Perſon, die er ſelbſt nicht iſt, vorſtellig macht.

Hypocritica,

Geberden-Kunſt, iſt den Wor - ten nach, da einer ſeine Gedan - cken unter anſtaͤndiger Leibes - Stellung zu beurtheilen giebt. Sie iſt ein abgeleiteter Zweig und Geſencke von der Rhythmic oder abgemeſſenen Bewegungs-Kunſt, aus ihr entſpringen drey andere, nemlich die redneriſche Sproſſe, welche die Leibes-Wendungen an - weiſet; die Hiſtrioniſche, welche zu den Schauſpielen gehoͤret, und weit ſtaͤrckere Geberden erfodert, als jene; und die Tantzmaͤßige, welche von allerhand Schritten und Spruͤngen handelt. Quin - ctilianus nennet ſie die Chirono - miam, das iſt, die Wiſſenſchafft der Hand-Geberden. Jn der Muſic zielet die Geberden-Kunſt dahin, daß Geberden, Worte und Klang eine dreyfache Schnur ma - chen ſollen, des Zuhoͤrers Gemuͤth zu bewegen. Die Singbuͤhne in den Opern iſt der eigentliche Sitz und die rechte hohe Schule fuͤr allerhand Geberden. Zur Tantz - Kunſt iſt die Hypocritic ſo unent - behrlich, als die Fuͤſſe ſelbſt es ſind. Ein Componiſt, der von Taͤntzen nicht zu urtheilen weiß, ob ſie z. E. dem choraiſchen oder hyporchematiſchen Styl angehoͤ - ren, deren Unterſchied mehr in denStel -HypStellungen, als in den Schrit - ten, Wendungen oder Spruͤngen, beſtehet, wird dabey ſehr zu kurtz kommen; denn er muß mit ſeinen Noten faſt den erſten Anlaß ent - weder zu poßierlichen oder zu ernſt - hafften Geberden geben.

Hyporchema,

Tantz-Lied. Die Taͤntze der Al - ten unterſcheiden ſich hauptſaͤch - lich in den poetiſchen oder Ge - dicht-Tantz, und in den Gymna - ſtiſchen oder Uibungs-Tantz. Jn jenem ſuchte man allerhand menſchliche Begebenheiten aus - zudrucken; daher ſolche Taͤntze Hyporchemata, Tantz-Geſaͤnge oder Sing-Taͤntze genennet wor - den. Jn dem Uibungs-Tantze ge - ſchahe keine Nachahmung, ſon - dern alleine eine Bewegung des Leibes. Hyporchema hieß auch das Reihen-Lied der alten Grie - chen, welches von einem Hauf - fen tantzender Perſonen um den Altar abgeſungen ward.

Hyporchematiſche Schreib - Art,

Wird der hohen Tantz-Kunſt auf der Schaubuͤhne in den dazu geſchickten Melodien und Saͤtzen zugeeignet, und liefert die - ſelbe die Chaconnen, Paſſagaglien,HypEntreen und andere groſſe Taͤntze, welche ſehr oft nicht nur geſpielet und getantzet, ſondern auch in ge - wiſſe Verſe gebracht, und mit vielen angenehmen Abwechſelun - gen zugleich geſungen werden. Weil Franckreich die rechte Tantz - Schule und deſſen, was darzu gehoͤret, iſt; ſo thun einige ausge - ſuchte Frantzoͤſiſche Sachen mehr Dienſte zu Erkentniß dieſer Schreib-Art, als alle Jtalieni - ſche. Geſchickte Taͤntzer, welche der Schaubuͤhne nutzen wollen, muͤſ - ſen den Hyporchematiſchen Styl eben ſowol aus dem Grunde ken - nen, als ein theatraliſcher Com - poniſt. Jnſonderheit iſt es ein nothwendiges Ding bey einem Opern-Componiſten, daß er ſich auf alle hohe Tantz-Arten wohl verſtehe, und die dazu beqvemen Melodien erſinnen koͤnne, ob er gleich ſelber nicht tantzet. Dieſer Schreib-Art Kennzeichen ſind eine mehr als gemeine Einfoͤrmigkeit in den ziemlich ſtarcken Gliedern der Melodie; eine genaue Ab - theilung der Zeit-Maaſſe; ein langſamer Rhythmus, in richti - gem Verhalt; eine ebentraͤchtige, ernſthafte, doch muntere Bewe - gung; eine gehoͤrige Laͤnge, und die moͤglichſte Vereinigung oder Gleichheit aller Theile.

J.

Jaͤger, Venator, le Chaſſeur, il Cacciatore,

HEiſſet derjenige, der die Na - tur, Eigenſchafft und den Unterſchied der wilden Thiere und Gefluͤgel, vom groͤſſeſten bis zum kleineſten weiß, und dieſelbe auf eine geſchickte Art zu fangen oderzu faͤllen gelernet hat, auch alle Arten der Jagd kluͤglich, tapfer und vergnuͤglich zu regieren und hinaus zu fuͤhren weiß. Es wird aber zu einem vollkommenen Jaͤ - ger erfodert, daß er Gottsfuͤrch - tig ſey, und ſich vor allerhand ver - botenen Kuͤnſten, Aberglauben, Fluchen, Sauffen, Spielen, undN n 3andernJaͤgandern Laſtern huͤte, daß er eines guten und ſcharffen Geſichtes, ei - nes guten und ſcharffen Gehoͤres, ſchneller Fuͤſſe, nicht gebrechlich, eines geſunden Athems, und da - her laut vom Halſe, dauerhaff - tig in Hitze und Kaͤlte, wachſam, gedultig und unverdroſſen, von reiffem Judicio, aufmerckſam, ge - funder und gerader Zaͤhne zum Blaſen, hurtig und geſchwind in ſeinem Vornehmen, unverzagt und nicht furchtſam, eines an - ſchlaͤgigen und verſchmitzten Kop - fes, begierig auf das Wild, liſtig und ſorgfaͤltig ſey, ſolches auszu - ſpuͤren, zu verfolgen und zu er - haſchen, verſchwiegen, treu und nicht neidiſch ſey, daß er Liebe zu den Hunden habe, ſeinen Leit - Hund wohl zu arbeiten, und an - dere zur Jagd gehoͤrige Hunde be - hoͤrig abzurichten wiſſe, wohl reiten und ſchwimmen koͤnne. Er ſoll ein guter bewaͤhrter Schuͤtze, auch Forſt-Hirſch-Holtz - und Jagd-gerecht ſeyn, ſein Jagd - Zeug wohl in acht nehmen, auch wenn einem Menſchen, Pferde, Hund oder Raub-Vogel jaͤhe ei - ne Verletzung oder Unfall zuſtoͤſ - ſet, denſelben in der Noth mit Huͤlfs-Mitteln beyzuſpringen, und zu rathen wiſſen. Den Mond - Wechſel, des Windes und Ge - witters Veraͤnderung ſoll er wohl verſtehen, auch allezeit einen Com - paß bey ſich tragen, des Winters ſich grau und des Sommers gruͤn kleiden. Er muß wiſſen den Vo - gel-Leim zuzurichten, die Leim - Spindeln auf die Fall-Leim - und Platt-Baͤume zu ſtecken, die Wald - und Feld-Tennen zuzurichten, die Reb-Huͤner mit dem Treibe-Zeug, Hoch-Netze und Tiraß zu fangen, Wachteln und andere Voͤgel zuJaͤglocken, die Raub-Voͤgel zu be - ſtricken, den Waſſer-Leim, in - gleichen die Wildpret - und wilden Tauben-Sultzen zuzubereiten, die Maͤſchen, Schlingen und Doh - nen zu ſtellen, dem Waſſer-Ge - fluͤgel nachzugehen, und demſel - ben Faͤnge zu ſtellen. Er muß auch allerhand Arten Tuͤcher, Gar - ne und Netze, auf das hohe mitt - lere und kleine, auch Feder-Wild zu ſtellen verſtehn, damit er nach ei - ner ieden Jahrszeit u. Gelegenheit Nutzen ſchaffen koͤnne. Weil aber einem Jaͤger allein ſo vielen Sa - chen vorzuſtehen, und ſie zu beſtrei - ten nicht wohl moͤglich, auch die Zeit, alles allein zu verrichten, nicht zulaͤnglich, als werden meh - rentheils zu einer ieden beſonde - ren Jagd auch beſondere Leute be - ſtellet, und die, ſo bey den hohen Jagden dienen, eigentlich Jaͤger; die bey dem Renn - und Parforce - Jagen beſtellet, Piqueurs oder Par - force-Jaͤger; die der Reiger - und anderer Baitz vorſtehen, Falcke - nier, und die, ſo allerhand klein Weidwerck zu fangen beſtellet ſind, Haſen-Jaͤger oder Feder-Schuͤ - tzen und Huͤner-Faͤnger genennet. Bey den alten Roͤmern zehlte man die Jaͤger mit unter die Kuͤnſt - ler und Militair-Perſonen, und raͤumete ihnen gleichwie dieſen viele Freyheiten ein, weil ſie nem - lich mit vielen hohen Perſonen umgehen, und ihre Profeßion ſelbſt auch eine Art des Krieges iſt, welchen ſie mit den wilden Thieren fuͤhren, worauf ſie her - nach mit gutem Vortheil wider einen Feind koͤnnen angefuͤhret werden; wie ſie denn noch heutiges Tages zu Kriegs-Zeiten man - chen feindlichen Sattel ledig ma - chen, und beſondere Jaͤger-Corps errichtet werden.

Jaͤgerey
Jaͤg

Jaͤgerey,

Heiſſen mit einem Wort die ge - ſammten Bedienten, ſo zu dem Jagen gehoͤren, und dabey ein Amt oder Verrichtung haben. Siehe Jagd-Bediente.

Jaͤgerey,

Wird auch zuweilen die Wiſ - ſchafft zu jagen, oder die Jagd genennet, und ſpricht man ins - gemein: Dieſer oder jener hat die Jaͤgerey gelernet.

Jaͤger-Geraͤthſchafft,

Ein Jaͤger bedarf zu ſeiner Pro - feßion mancherley Zeug, gute Puͤrſch-Roͤhre, Schrot-Buͤchſen, Flinten, eine Weide-Taſche, ein Pulver-Horn mit gutem raſchen Pulver, (deſſen er noch mehr zu Hauſe an einem trockenen Orte verwahret haben ſoll, weil die Feuchtigkeit des Pulvers dieſes an geſchwinder Entzuͤndung ver - hindert, und dadurch mancher Fehl-Schuß verurſachet wird) Spanner, Raum-Nadel, einen Weidner oder Hirſch-Faͤnger mit Meſſern, Schrauben, Saͤgen und Nebern oder Bohrern, Hals - Baͤnder, Kuppeln und Hetz-Rie - men fuͤr die Hunde, ſtarcke Schweins-Spieſſe oder Fang - Eiſen auf die wilden Schweine und Baͤren, Gabeln und Zangen, die Daͤchſe, Fuͤchſe, Woͤlffe, Luch - ſe, wilde Katzen und Fiſch-Ottern vom Leibe zu halten und anzufaſ - ſen, auch Spaten, Schauffeln und Hacken, die Daͤchſe damit auszugraben ꝛc.

Jaͤger-Haus,

Jſt ein Gebaͤude bey einer Koͤ - niglichen oder Fuͤrſtlichen Reſt - dentz, worinne ein oder mehrere Jagd-Bediente wohnen, und dieJaͤgJaͤger-Ruͤſtung verwahret wird; weil auch gemeiniglich noch mehr Jagd-Gebaͤude dazu gebauet ſind, die zwiſchen ſich einen Hof ma - chen, ſo wird ſolcher der Jaͤger - Hof genennet. Das Jaͤger-Haus wird nach einer ieden hohen Herr - ſchafft Belieben, nachdem die - ſelbe ein Liebhaber der Jaͤgerey iſt, groß oder klein, iedoch ſo viel moͤglich, geraumlich, rein und ſau - ber, auch gemeiniglich zwey Stock - werck hoch erbauet; in dem obern Stockwercke ſchicken ſich nebſt ei - nem mit ſchoͤnen Jagd-Stuͤcken, oder kuͤnſtlichen Schildereyen und Gemaͤhlden, von allerhand Luſt - und Waſſer-Jagden, Jaͤger-Auf - zuͤgen, Kampff-Jagen ꝛc. ausge - zierten Saal einige Anti-Chaui - bren und wohl angelegte und aus - meublirte Gemaͤcher, fuͤr die da - ſelbſt ſich divertirende Herrſchafft. Unten wohnet insgemein der Puͤrſch-Meiſter, (welcher die In - ſpection uͤber den gantzen Jaͤger - Hof, und das Directorium uͤber alle daſelbſt wohnende Jagd-Be - diente, und darinne befindliches Zeug und Hunde hat) naͤchſt ge - gen uͤber aber die Jaͤger-Purſche in abſonderlichen Stuben und Kammern. Auf dem Boden werden in wohl verſchlagenen Ruͤſt-Kammern, die Jaͤger-Ruͤ - ſtung und Jnſtrumente, als: Puͤrſch-Roͤhre mit deutſchen und Flinten-Schloͤſſern, Sau-Stu - tzen, Schrot-Buͤchſen, Flinten, Piſtolen, Selb-Geſchoß, Wind - Buͤchſen, Fang-Eiſen, Hirſch - Faͤnger, Scherelin, Wald-Hoͤr - ner, Fluͤgel-Hoͤrner, Hifft-Hoͤr - ner, Weide-Meſſer, Pulver-Fla - ſchen, Spanner, Haͤnge-Seile, und Halſungen der Leit-Hunde, Hunde-Kuppeln, Hals-Baͤnder,N n 4Hetz -JaͤgHetz-Riemen, Fang-Stricke, Wei - de-Taſchen, Schrot-Beutel, Ku - gel-Formen, und in Summa alles noͤthige Werck-Zeug, groß und klein, zum noͤthigen Gebrauch aufgehoben. Neben ſolchem Jaͤ - ger-Haus gehoͤret ſich an der einen Seite ein langer Hunde-Stall, mit ſeiner Kuͤche, Brot-Kammer, Wohnung der Hunde-Jungen, und gehoͤrigen Hunde-Zwingern und an der andern Seite das Zeughaus. Die Einfahrt, und der Thorweg in den Jaͤger-Hof, kommt vor - nen in die Mitte derjenigen Sei - te, welche den Hof vollends ein - ſchlieſſet, und qver vor dem Jaͤ - ger-Haus uͤber iſt; auf der einen Seite deſſelben werden des Wa - genmeiſters, und Jagd-Wirths Wohnungen, nebſt einer Schenck - Stube, zu Bewirthung der Bier - und Wein-Gaͤſte; auf der andern Seiten aber ein Pferde-Stall und Wagen-Schoppen ange - bracht. Jn der Mitten dieſes Jagd-Hofes iſt ein feiner Roͤhr - Kaſten oder Roͤhr-Waſſer-Trog ſo noͤthig als nuͤtzlich, beydes um beſorglicher Feuers-Gefahr wil - len, als auch Pferde und Hunde daraus zu traͤncken. Auf den Forſt-Enden aller dieſer Gebaͤude gehoͤren ſich feſtangemachte Hirſch - Gehoͤrne; hinter dem Zeug-Hauſe aber kan in der Weite, als auf der andern Seite die Hunde-Zwinger gehen, des Puͤrſch-Meiſters Gar - ten angeleget werden. So gehoͤ - ren auch zu einem vollſtaͤndigen Jaͤger-Hof Thier-Gaͤrten und Be - haͤltniſſe oder Faͤnge, und kleine beſondere Haͤuslein, fuͤr wilde und reiſſende Thiere, dergleichen Loͤ - wen, Baͤre, Woͤlffe ꝛc. ſo man le - bendig gefangen oder ſonſt ange - ſchaffet, und ſie darinne ludertJaͤgund ſpeiſet, damit man ſie in be - duͤrffendem Fall, zu der Herr - ſchafft Befehl, bey den Thier - Kaͤmpffen gebrauchen koͤnne, oder ſonſt nur zum Anſehen zahm mache.

Jaͤger-Hoͤrner,

Sind blaſende Jnſtrumente, deren ſich die Jaͤger bedienen.

Jaͤger-Meiſter,

Jſt an einem Fuͤrſtlichen Hofe derjenige, ſo uͤber die gantze Jaͤ - gerey, und was derſelben anhaͤn - gig iſt, zu gebieten hat. Sein Amt erfodert, daß er auf ſeiner Herrſchafft Wild-Bahn und Jagd-Gerechtigkeit acht gebe, daß denſelben von niemand einiger Eintrag geſchehe: Fuͤr die Unter - haltung der Fuͤrſtlichen Zeug - Jagd - und Forſt-Haͤuſer, und gehoͤrige Wartung der zum Jagen noͤthigen Zeuge, Tuͤcher, Garn, Wagen und dergleichen Sorge trage: Die Gelegenheit des Lan - des, der Waͤlder, Forſte, Jagd - Plaͤtze und gewoͤhnlichen Staͤnde des Wildes von allerley Gattung ihm bekandt mache: Die noͤthige Anſtalten das Wild zu hegen, und nach Gelegenheit zu erhalten vor - kehre. Dazu gehoͤret, daß die Jagden pfleglich angeſtellet, das zur Hof-Kuͤche erfoderte Wild nicht mitten in der Wild-Fuhr und Gehege, ſondern an den Gren - tzen, wo es leicht uͤbertritt, ge - puͤrſchet, bey harten Wintern und andern Faͤllen dem Wild Huͤlffe verſchaffet, und insgemein uͤber den ergangenen Wild - und Jagd - Ordnungen ſtreng gehalten werde. Wenn ein Jagen anzuſtellen iſt, hat er des Orts, wo gejaget wer - den ſoll, ſich zu erkundigen, ob und was fuͤr Wildpret daſelbſt zuhoffen,Jaͤghoffen, damit vergebliche Koſten vermieden werden: Die hierzu gehoͤrige Jagd-Frohnen aufzubie - ten, doch uͤber die Gebuͤhr und das Herkommen niemanden zu be - ſchweren, noch auch um Geld oder Gunſt zu erlaſſen, hingegen ei - nem ieden ſeine Arbeit aufzulegen, daneben, was ihnen an Unterhalt oder Lohn gebuͤhret, reichen zu laſſen, und nicht zu geſtatten, daß iemanden mit Schlaͤgen und an - derm Uiberlaſt begegnet werde: Uiber die angeſtellte Jagd ein Tag - Buch halten, die Zeit, den Ort, und alles was dabey vorgefallen, was fuͤr Leute, wie viel und wel - cher Geſtalt, dabey gebrauchet worden ꝛc. umſtaͤndlich beſchrei - ben zu laſſen: Auf diejenigen, ſo in dem Lande des Jagens berech - tiget, ein wachſames Auge zu ha - ben, und die der Herrſchafft zu - ſtehende gemeinſame oder ſo ge - nannte Kuppel-Jagden nicht zu verſaͤumen: Auf die Vertilgung der Raub-Thiere bedacht zu ſeyn, Wolffs-Gruben, Fallen und Faͤn - ge, auch wo es die Gelegenheit giebt, die Wolffs-Jagden zu rech - ter Zeit zu beſtellen; auf das Jaͤ - ger-Haus beſondere Inſpection zu tragen, deswegen mit dem Puͤrſch-Meiſter ſich oͤffters zu be - reden; die Unterhaltung der zur Jaͤgerey noͤthigen Hunde, nicht allein in den Hunde-Haͤuſern, ſon - dern auch, wo es hergebracht, auf Muͤhlen, Schaͤfereyen und Feld-Meiſtereyen zu beſorgen: Die Uibertretung der Vaſallen und anderer Verbrecher durch wohl erfahrne Jagd - und Forſt - verſtaͤndige Commiſſarien, genau unterſuchen und beurtheilen zu laſſen; alles ohne einiges Jnter - eſſe hoͤheres Orts ausfuͤhrlich zuJaͤgberichten, und darauf Beſcheids gewaͤrtig ſeyn. Die Rechnungen uͤber allerley Wildpret, ſowol was zur Hof-Kuͤche und verordneten Deputaten geliefert, als verkaufft worden, ſodenn uͤber die gefaͤl - lete Raub-Thiere, und das da - fuͤr bezahlte Puͤrſch - oder Fang - Geld, und endlich uͤber alle bey der Jaͤgerey das Jahr uͤber auf - gewandte Koſten, durch den hier - zu beſtellten Jagd-Secretarium or - deutlich fuͤhren zu laſſen.

Jaͤger-Netze,

Sind unterſchiedlicher Arten. Bey der Jagd des groſſen Wil - des bedienet man ſich der Netze, ſowol daſſelbe darein zu fangen, als auch der Tuͤcher zu ſchonen; in dieſer letztern Abſicht werden ſie inwendig vor die Tuͤcher geſtel - let, damit beym Anfallen der Hir - ſche und der Saͤue die Tuͤcher nicht gleich moͤgen durchbrochen wer - den. Falls man aber das Wild auf einem Streiff-Jagen damit fangen will, werden ſolche Netze, ſo es immer moͤglich, gerade aus - geſtellet, doch dergeſtalt, daß, wenn ein Thier einlaͤufft, ſolche alſofort nieder fallen, und das Thier alſo darein verwickelt wird. Es ſind aber nach verſchiedener Art der Thiere auch unterſchiedene Netze. z. E. Ein

Hirſch-Netz, das bis 10 Fuß hoch, und in der Laͤnge eines hohen Tu - ches, nemlich 400 Fuß lang ge - machet wird. Ein

Sau-Netz, das ſolchem an der Laͤnge gleich, aber ſtaͤrcker von Zeu - ge, daran die Schmaſen oder Loͤ - cher auch enger ſind, weil die Saͤue mehr Gewalt gebrauchen, oͤffters auch haͤuffiger einfallen alsN n 5dieJaͤgdie Hirſche. Noch iſt eine Art, ſo man

Prell-Netze heiſſet, uͤberaus nuͤtz - lich bey der Sau-Jagd, um die - ſelbige damit abzuhalten, daß ſie nicht haͤuffiger in die Tuͤcher ein - dringen, als mans haben will; in ſolchem Fall kommen ſie den Lauff-Tuͤchern zu Huͤlffe, denn man leget ein ſolches Netze platt auf die Erde, daß die Saͤue dar - uͤber lauffen. Wenn ihrer nun ge - nug in den Tuͤchern, wird das Netze mit den Forckeln aufgeha - ben, oder aber man brauchet noch andere Inventiones mit Aufwin - den, um die Menſchen der Gefahr zu befreyen, da ſie ſonſten, wenn ſie bey den Forckeln ſeyn muͤſten, daruͤber von den grimmigen Saͤu - en leichtlich koͤnten beſchaͤdiget werden. Sie ſind den vorigen an der Hoͤhe gleich, werden aber Prell-Netze daher genennet, weil die Saͤue gleichſam wieder daran zuruͤcke prallen. Endlich giebt es noch

Spiegel-Netze, dieſe werden nicht zum Fangen, ſondern bloß zum Abwehren gebraucht, man ſetzet ſie etwan 5 Fuß von den Tuͤchern, ſo weit der Lauff in der Schwein - Hetze gehet, damit, wenn eine gantze Rudel oder Truppen Saͤue im Jagen und in der Angſt an - lauffen und durchbrechen wolten, die dahinter geſtellten Leute mit Stecken und Gabeln ſie tapffer repoußiren und abwehren koͤnnen, doch muͤſſen ſolche Netze ſo ſteiff geſtellet ſeyn, damit man in Zeit der Gefahr ſelbige ſtat einer Leiter brauchen, und ſich darauf in die Hoͤhe retiriren koͤnne, deswegen ſie billig 7 Fuß hoch gemachet wer - den, welches bey anderem Ge -Jaͤgbrauch unnoͤthig iſt. Nach dieſem kommen auch die

Wolfs-Netze, die zwar an ebenen Orten den ietzt beſagten an der Laͤnge nichts nachgeben, nur daß ſie 10 Fuß, auch wol etwas dar - uͤber hoch ſind, doch wo es der Klippen und Berge viel giebt, da ſie ſich nicht ſo beqvem fuͤhren laſ - ſen, ſondern getragen werden muͤſ - ſen, da lehret die Noth, ſie nur halb, ja gar nur ein Viertheil ſo lang, aber doch uͤberaus ſtarck und feſte zu machen. Die

Rehe-Netze pflegen etwa 5 Fuß hoch, und 500 Fuß, oder halb ſo lang als die Hirſch-Netze zu ſeyn: Gleiche Laͤnge haben auch die

Haſen-Netze, wiewol die Hoͤhe differiret, indem dieſe nur 4 Fuß hoch, und dabey gantz leichte ſeyn muͤſſen, angeſehen ſie keine Ge - walt abhalten duͤrffen, wol aber oͤffterem Gebrauche unterworffen ſind. Der Haſen-Fang gehet auch wol mit Applicirung eines

Lauſch - oder Luͤcken-Netzes von ſtatten, durch deſſen Huͤlffe, (wenn es nur an die rechten Wege und Oerter, wo die Haſen ihren ge - meinen Lauff haben, aufgeſtellet iſt) man ohne Anwendung groſſer Muͤhe und ſonderbaren Jagens dieſe delicaten Thiere erſchnappen und fangen kan. Damit man die - ſen Griff eigentlicher einnehme und gewiſſer practicire, mache man dieſe letzt erwehnten Netze nur halb ſo lang, als die obigen, dabey auch, obgleich nicht gar zu dick (daß ſie nicht zu ſehr ins Ge - ſicht fallen) doch gleichwol von feinem ſtarcken Hanff, damit ſie nicht zerreiſſen, auch wol zur Noth zum Fuchs-Fang employ - ret werden koͤnnen. Zeiget ſichetwanJaͤgetwan Gelegenheit dieſe Lauſch - Netze in ſolcher Laͤnge, als die vo - rigen beſchrieben, zu adhibiren, ſo laͤſſet ſich zu deſto beſſerem Vor - theil ein groͤſſerer Bogen damit machen, auch eine deſto groͤſſere Anzahl darinnen fangen. Jnzwi - ſchen muͤſſen alle dieſe Netze durch - gehends viele Buſen haben, dar - ein ſich das Wild verwick eln und fangen koͤnne; an denenſel - ben pflegen insgemein mit Pfloͤ - cken in der Erden wohl befeſtigte Winde-Leinen oder Stricke zum Aufſtellen verfertiget, unter die Ober-Leine des Netzes oder For - ckeln geſtemmet, und alſo damit eine Holtzung, darinne das in die Eng getriebene Wild ſich aufhaͤlt, umgeben zu werden, bey welchen Umſtaͤnden man ſich einen profi - tablen Fang verſprechen kan.

Jaͤger-Purſch,

Wenn ein Hunde - oder Jaͤger - Junge drey Jahr lang gelernet, ſo erlangt er den Titel eines Jaͤ - ger-Purſchen, und die Freyheit ein Horn-Feſſel zu tragen; iedoch aber, wenn er noch nicht recht wehrhafft gemachet worden, keinen Hirſch-Faͤnger, es ſey denn auf der Reiſe. Dieſer Jaͤger-Purſch nun muß ſich vor allen angelegen ſeyn laſſen, Holtz-gerecht zu wer - den, und dahero ſich nicht ſchaͤ - men, den einfaͤltigſten Aeſcherer, Kohlen-Brenner, Pech-Hauer, Scheit-Schlaͤger und Zimmer - Mann, um dieſes oder jenes Holtzes Beſchaffenheit zu fragen; die Fahrten des Wildprets, un - ter welchen der Hirſch und das Schwein das vornehmſte iſt, wie - wol auch die andern nicht auf die Seite zu ſetzen ſind, muß er ſich aufs genaueſte bekannt machen,Jaͤgund dieſelbe von einander richtig unterſcheiden lernen. Damit er auch des Zeug-Stellens vollkom - men kundig werde, muß er ſich bey Zeiten mit den Zeug-Knech - ten und Stell-Leuten bekannt ma - chen, damit ſie ihn, wenn ein Ja - gen vorgehet, dazu nehmen moͤgen, da er denn bey Abfuͤhrung des Zeugs die Leinen friſch mit anzu - greiffen, Hefftel einzuſchlagen, feſte zu machen, aufzuheben, an - zupfloͤcken, oder was nur noͤthig vorfaͤllet, mit vorzunehmen hat, wenn er anders die Wiſſenſchafft, den Jagd-Zeug recht zu verſtehen, erlangen will. Er muß auch den Leit-Hund recht und gruͤndlich zu arbeiten, und denſelben behoͤrig zu tractiren lernen; im Schieſ - ſen ſowol mit der Flinte im Flug und Lauf, welches anitzo das ge - braͤuchlichſte iſt, ſonderlich aber auch mit dem Puͤrſch-Rohr Wild - pret zu faͤllen, muß er ſich fleiſ - ſig exerciren, und dahero etwan bey einem Foͤrſter, oder anderm Jagd-Bedienten, der viel zu lie - fern hat, ſich bekannt und beliebt zu machen ſuchen; damit er zu ſolchem Exercitio deſto beſſer Ge - legenheit bekomme.

Jaͤger-Recht,

Heiſſet das Stuͤcke, ſo dem Jaͤger von einem Wildpret, das er gefangen oder gepuͤrſchet, zur Ergoͤtzlichkeit gelaſſen wird, und iſt ſolches von einem Hirſche der Hals ſamt den naͤchſt daran ſtoſ - ſenden drey Rippen, von einem wilden Schweine aber die Wam̃e.

Jaͤger-Stock,

Gehoͤret mit zu den Ritterli - chen Exercitiis, und iſt ein ſtarcker Stock, ungefehr 4 Finger dick, und3 undJag3 und eine halbe Elle lang, auf beyden Enden mit eiſernen Spi - tzen beſchlagen, damit, im Fall der Noth, ein Mann, welcher ihn wohl zu fuͤhren weiß, gegen 10 oder 20, die mit bloſſen Degen auf ihn anſetzen, ſich defendiren koͤnne. Die darzu gehoͤrigen Lectiones ſind vornemlich die ſo genannten Gliſſades, vor - und ruͤckwerts und auf allen Seiten, daß man nem - lich den Jaͤger-Stock geſchwinde durch die Haͤnde durch auf dieje - nigen, die uns angreiffen wollen, glißiren laſſe. Ferner hat man die ſo genannten Spaniſchen Sto - ckaden auf alle 4 Ecken, die Schlaͤ - ge uͤber den Kopff, die Paraden von oben, vor und zuruͤck, die Paraden von unten, vor und zu - ruͤcke; die Hiebe auf beyden Sei - ten und mit beyden Haͤnden, vor und zuruͤck, in einem gantzen Cir - ckel; die Hiebe rechts und lincks rund herum, in alle Seiten oder 4 Ecken; die Schlaͤge von unten herauf und wieder von oben her - unter in alle 4 Ecken, ſamt eini - gen andern Lectionen mehr, wie - wol dieſes Exercitium nicht viel mehr auf unſern Teutſchen Fecht - Boͤden getrieben, ſondern viel - mehr das Piqven-Spiel dafuͤr ge - lernet wird.

Jagd, Venatio, la Chaſſe,

Jſt nicht nur eine Fuͤrſtliche Luſt und Uibung, und welche zur Ge - ſundheit des Leibes uͤberaus dien - lich iſt, ſondern auch, weil ſie den tapffern Uibungen in vielen Stuͤ - cken gleichfoͤrmig und verwandt, groſſen Herren und andern Stan - des-Perſonen vor andern hoͤchſt anſtaͤndig. Man lernet auf ſol - cher das Gewehr zu Pferd und Fuß hurtig und geſchickt zu ge -Jagbrauchen, ein wildes Thier aus - zuſpuͤren, demſelben vorzubeugen, ja als einen Feind anzufallen, und zu erlegen, uͤber dieſes Froſt und Hitze, Regen und Ungewit - ter, Durſt und Mattigkeit zu er - tragen, und ſeine Bruſt gegen die Gewalt groͤſſerer Fatigven tapffer und rittermaͤßig zu haͤrten. Sie iſt die Wiſſenſchafft, durch eine geſchickte Ausuͤbung den wil - den Thieren und Voͤgeln entweder mit Gewalt oder durch Liſt nach - zuſtellen, ſie zu fangen oder zu faͤllen. Sie iſt ein der hohen Lan - des-Obrigkeit zuſtehendes Regale, von welcher ſie aber auch zuwei - len an verdiente Vaſallen in ge - wiſſer Maſſe uͤberlaſſen wird. Dieſe Uibung iſt ſo noͤthig als nuͤtzlich. Denn auſſer dem, was bereits angefuͤhret, wird ein Land oder Gegend von ſchaͤdlichen reiſ - ſenden Thieren gereiniget und ge - ſaͤubert, das uͤbrige Wild aber an Hirſchen, Rehen, Schweinen, Haſen und Feder-Wildpret in ge - hoͤriger Zeit zu Nutz gebracht. Jn ihrer rechten Ordnung und Maſſe iſt ſie auch eine loͤbliche Ui - bung. Es ſind aber die Jagden unterſchiedlich, nach Art des Wil - des, das gejaget wird, indem theils deſſelben ſich von der Weide naͤhret, theils beißig iſt, und in reiſſenden Thieren beſtehet; unter jene zehlet man die Hirſche, Re - hen, Damm-Hirſche, Haſen, Gem - ſen; unter die beißigen aber die Baͤren, das Schwein, den Luchs, Wolff und Fuchs. Nach Unter - ſcheid der vielerley Arten der Thiere iſt auch die Jagd, nach welcher ihnen nachgeſtellet, und der Zeug, ſo dabey gebraucht wird, unterſchiedlich. Denn einige wer - den mit Tuͤchern umſtellet, durchHundeJagHunde und das Waldgeſchrey der Jaͤger nach dem Laufft getrieben, daſelbſt aus dem Schirm gepuͤr - ſchet, und von den Anweſenden zu Pferd oder Fuß im Lauff mit Fang-Eiſen, Hirſch-Faͤngern, oder Piſtolen erlegt; andere wer - den mit Wind - und andern Hun - den gehetzet; andere in geſtellten Gruben, Fallen, Eiſen oder Schlingen gefangen; andere ver - lappet, durchs Klopfen aufgetrie - ben, oder an einen Ort gekirret, oder auf ihrem Wechſel von dem ſich anſtellenden Jaͤger gepuͤrſchet, oder ohne Netze und Garne mit den Parforce-Hunden gejagt und erlegt; wieder andere mit Falcken gebaitzet u. d. g. Hier iſt auch noch der Unterſcheid zwiſchen der hohen und niedern Jagd zu be - mercken. Die hohe Jagd, Ve - natio ſuperior, iſt, da man das hohe, grobe, groſſe, ſchwartze und rothe Wildpret jagen darff, als Hirſche, Rehe, wilde Schweine, Baͤren, Trappen, Auerhaͤne, Ha - ſel-Huͤner, Birck-Huͤner, Schwa - nen, Faſanen, und dergleichen. Die Nieder-Jagd, Venatio in - ferior, begreifft die niedere Wild - bahn, oder das kleine Wildpret, als Dachſen, Haſen, wilde Katzen, Feld - oder Rebhuͤner, Schnepfen, Enten, Waſſer-Voͤgel, wilde Tauben, Krammets-Voͤgel, Ler - chen u. d. g. An manchen Orten werden 3 Arten der Jagden ge - macht, und die Mittel-Jagd noch hinzu geſetzt, welche das mittel - maͤßige Wildpret, als Friſchlin - ge und Rehe unter ſich begreifft.

Jagdbar,

Heiſſet ein Hirſch, welcher voll - kommen groß iſt, und nicht un - ter zehen Enden hat. Ein rech -Jagter jagdbarer Hirſch ſoll, mit vol - lem Wanſt, Geſcheide und Ge - hoͤrne, oder unaufgebrochen und unzerwirckt wenigſtens drey hun - dert Pfund am Gewichte haben, auch nicht anders, als mit dem Hirſch-Faͤnger genickfanget wer - den, und zwar dergeſtalt, daß der Fang nicht nach dem Geſchei - de zu, ſondern gegen die Hertz - Cammer geſchehe.

Jagd-Bediente,

Sind verpflichtete Perſonen, welche nicht allein die Jagden anſtellen und dirigiren, ſondern auch acht haben muͤſſen, daß nie - mand der Wild-Bahne einigen Schaden zufuͤge, und die Foͤrſte und Waͤlder in gutem Stande er - halten werden. Dieſe ſind, von den geringſten an, die Fuß-Knech - ne, Foͤrſter, Hege-Reuter, Ober - Foͤrſter, Wild-Meiſter, Hof-Jaͤ - ger, Puͤrſch-Meiſter, zu welchen insgemein buͤrgerliche Perſonen gezogen werden. Die adelichen Jagd-Bedienten oder zur Jaͤge - rey gehoͤrige Perſonen ſind: Die Jagd-Pagen, Gehoͤrn-Pagen, Fal - conier-Pagen, die Jagd-Juncker, Forſt-Meiſter und Ober-Forſt - meiſter, die uͤber einen gewiſſen Bezirck geſetzt ſind, und eine An - zahl Subaltern-Jagd-Bediente un - ter ſich haben, und endlich der Land-Jaͤgermeiſter, Hof-Jaͤger - meiſter, und an den groſſen Hoͤ - fen auch wol der Ober-Land - Jaͤgermeiſter, und Ober-Hof-Jaͤ - germeiſter. Alle dieſe hohe und niedere Jagd - und Forſt-Bediente muͤſſen ſich die Jagd - und Forſt - Grentzen genau bekannt machen, und zu Anſtellung der Jagden und Anſchaffung des Wildprets, nach der Waͤlder, Foͤrſte, Berge undThaͤlerJagThaͤler Gelegenheit, erkundigen, was darinnen fuͤr Jagd-Plaͤtze und Stell-Wege ſeyn, und wo das Wild von allerley Gattung ſeine gewoͤhnlichen Staͤnde habe; ſie muͤſſen die Abriſſe von ihren Jagd - und Forſt-Bezircken in Be - reitſchafft haben, die Vertraͤge, Befehle und andere zur Beſchrei - bung ihres Jaͤger-Amts noͤthige Documenten nebſt ihren Inſtru - ctionen fleißig durchleſen, die Jagd - und Forſt-Ordnungen im Gedaͤchtniß fuͤhren, und denen - ſelben genau nachgehen; ihre ſchrifftliche Nachrichtungen, Jn - ventarien, Abſchiede, Receſſe, ihre und ihrer untergebenen Forſt-Be - dienten Beſtallungen, Reverſe, Cautionen und dergleichen in be - ſonderer Verwahrung halten. Ferner muͤſſen ſie ihre Vorſchlaͤge dahin richten, daß pfleglich und ordentlich hausgehalten, auch an beqvemen Oertern das Wildpret mit Saltz-Lecken, und zu rauher Winters-Zeit, da es offt aus Mangel der Fuͤtterung verdirbet, mit Heu verſehen, und in der Wild-Fuhre zu bleiben angelei - tet, oder auch etliche beqveme Oer - ter mit Hagen oder Wildhecken verwahret werden. Sie muͤſſen die Jagdfrohnbare Unterthanen an gehoͤrige Oerter beſcheiden, und Sorge tragen, daß niemand un - gehorſamlich ausbleibe, niemand ums Geld los laſſen; iedem ſeine Verrichtungen auferlegen, auch, was ihnen nach iedes Orts Gele - genheit und Herkommen an Spei - ſe oder Geld gereichet wird, geben; ſie muͤſſen Acht haben, daß die Grentzen der Gehoͤltze nicht ver - ruͤcket, noch die Mahlzeichen weg - gehauen, beſonders da dieſelben veralteten, verwuͤchſen, oder ſonſtJagumfielen, in Zeiten wieder ver - neuert werden; auf die Holtz - Verwuͤſter behoͤrige Aufſicht tra - gen, ingleichen daß die Wild - Bahne und Forellen-Baͤche nicht veroͤdet werden, da ſich an einem und andern Orte in ihrer anbe - fohlenen Inſpection Holtz-Verwuͤ - ſter, Wild - und Forellen-Diebe, und ſolche, die der Auerhuͤner, Haſelhuͤner und Schnepffen Ne - ſter nachgehen, die Eyer oder Jun - gen ausnehmen, und ſie dadurch verſtoͤren, antreffen lieſſen, oder ſonſt auf andere Weiſe der Wild - Bahne oder der Landes-Fuͤrſtli - chen Jagd-Gerechtigkeit Schaden zufuͤgen, ſich derſelben bemaͤchti - gen und ſie zur gebuͤhrenden Stra - fe helffen ziehen, und was der - gleichen Verrichtungen mehr ſind, die man, weil ſie nach dem Unter - ſchied der Oerter und Perſonen unterſchieden, nicht alle ſo eigent - lich determiniren kan.

Jagd-Chaiſe, ſ. Wald-Jagd - Chaiſe.

Jagd-Frohnen,

Heiſſen diejenigen Frohndienſte, welche die Unterthanen ihren Herrſchafften bey dem Jagen zu leiſten ſchuldig ſind.

Jagd-gerecht,

Jſt und heißt ein Jaͤger, wel - cher ein Jagen recht vernuͤnfftig und mit Menage der Jagd-Leu - te, Erſparung unnoͤthiger Jagd - Koſten, und zu Verkuͤrtzung der Zeit anzugeben, und das, was be - ſtaͤtiget, angegeben, oder berichtet worden, enge, doch ſo, daß er ſelbigen mit dem Zeuge in dem Stellen nicht zu nahe komme, zu faſſen weiß, welcher den Zeug recht zu ſtellen und ſeinen Fluͤgel ohne Tadel zu richten, den Laufftgeſchick -Jaggeſchicklich zu formiren, auch das Jagen ſofort zu commandiren in - nen hat, damit nicht etwa die Treiben contrair gehen moͤgen, zu welchem Ende er ſolche nach ihrer quadrat-gehenden oder run - den Lage recht abzuſtoſſen hat, das iſt, ob er die Jagd-Leute in der Mitten, oben oder unten zuerſt gehen laſſe, vernuͤnfftig judiciren, und uͤberhaupt alles dasjenige wiſſen, und in acht nehmen muß, was oben bey Beſchreibung eines Haupt-Jagens mit mehrern an - gemercket worden.

Jagd-Hunde,

Heiſſet man insgemein alle die - jenigen Hunde, ſo man zum Spuͤ - ren, Aufſuchen, Jagen und He - tzen des Wildes gebraucht, als da ſind die Leit - und Spuͤr-Hun - de, Schweiß-Hunde, Sau-Fin - der, Stoͤber-Hunde, Huͤner-Hun - de, Lauff - oder Parforce-Hunde, (welche auch in ſpecie Jagd-Hun - de, und von denen Frantzoſen Chiens courants genennet werden) Engliſche Docken, Baͤren - oder Bullenbeiſſer, Puͤrſch - oder Cours - Hunde, Sau-Ruͤden, Windſpiele, Daͤniſche Blendlinge, Waſſer - Hunde, Dachs-Hunde, ſowol groſſe, den Dachs damit zu hetzen, als kleine, den Dachs in ſeinem Bau aufzuſuchen, welche letztere Art auch Dachskriecher genennet werden, Otter-Hunde und Bi - ber-Hunde; von welchen unter dem Wort Hund, auch unter eines ieden Special-Benennung ein meh - rers. Jnsbeſondere aber wird, wie nur gedacht, eine Gattung ſtarcker Mittel-Hunde alſo ge - nennet, welche auch Lauff - oder Parforce-Hunde, und bey den Frantzoſen Chiens courants heiſ -Jagſen, bey uns Deutſchen aber den Nahmen Jagd-Hunde deswegen fuͤhren, weil ſie dem Wild auf der Faͤhrte nachſpuͤren, ſolchem nach - lauffen, es verfolgen und treiben, auch wegen ihres Zuruͤckebleibens, weil ſie nemlich dem Wild im Lauffen nicht folgen koͤnnen, vor Gram und aus Verdruß laut an - ſchlagen, hierdurch aber das Wild noch mehr erſchrecken, furchtſam und fluͤchtig machen, daß ſolches ſodenn von denen Menſchen auf verſchiedene Arten gefangen und erleget wird. Es ſind dieſelben von unterſchiedenen Sorten, und von mancherley Farben. Unter allen haben die Frantzoͤſiſchen und Engliſchen darinne den Vorzug, weil ſie einen ungemein ſtarcken und hellen Laut haben; ſie ſind insgemein weiſſer Farbe oder fle - ckigt, und von langen Ohren wohl behangen. Unter denen Deut - ſchen Jagd-Hunden werden die Pohlniſchen, Pommeriſchen und Caſſubiſchen Hunde vor die beſten gehalten, weil ſie auf der Spur oder Faͤhrte lange Zeit dauerhafft verharren, und richtig auf derſel - ben verbleiben. Sie ſind meiſtens ſtarcke Hunde, mittelmaͤßiger Groͤſſe, und von Farben braun - roͤthlich, roth oder Wolff-grau, ſelten aber ſchwartz, mit gelben Koͤpffen und Beinen oder roth gebrannt. Es ſoll aber ein wohl - gebildeter Jagd-Hund vornem - lich einen mittelmaͤßigen doch di - cken Kopf, groſſe offene Naſen - Loͤcher, feine Lappen um den Muͤnd, breite Spannen lang hangende dicke Ohren, ſtarcken eingebogenen Ruͤcken, dicke Lenden, breite und feſt fleiſchigte Huͤfften, und gera - de Knie und Fuͤſſe haben, der Schwantz ſoll abhaͤngigt, obenſtarckJagſtarck und dicke, unterwerts aber leicht und geringe, hingegen der Bauch haarigt und eingezogen, die Fuͤſſe duͤrre mit harten Ballen, darzwiſchen mit Haaren bewach - ſen, mit ſtarcken ſchwartzen Klau - en, ſonderlich mit tuͤchtigem ſchar - fen weiſſen Gebiß bewaffnet, und mit braunen friſch-glaͤntzenden Augen verſehen ſeyn. Sie wer - den zur Kuppel gewoͤhnet, und ſo lange an einem Seil oder Schlepp - Riemen gefuͤhret, bis ſie lernen ohne dem Seil hinter dem Jaͤger ziehen, und zuruͤcke bleiben, auch ſich zuſammen halten. Erſtlich kuppelt man Hund und Huͤndin zuſammen, daß ſie einander nicht beiſſen; hernachmals, wenn ſie meiſtens ein Jahr alt, werden ein paar junge Hunde mir einem alten gekuppelt, und hinter einen Haſen zu jagen angefuͤhret, da - mit ſie, weil der Haſe mit ſeiner ſuͤſſen Witterung und ſeinem nie - drigen Leibe das Laub und Gras beruͤhret, folglich ſolche Witte - rung lange dauret, der Spur zeitlich gewohnen, ſo werden ſie nachmals von ſich ſelbſten das Reh, und nach dieſem den Hir - ſchen, als welcher ohne dieß eine weit ſtaͤrckere Witterung hat, weit emſiger ſuchen, und von den Ha - ſen gutwillig ablaſſen. Doch muß ſolches Jagen mit jungen Hun - den ungezwungen im freyen Hol - tze, keinesweges aber in Tuͤchern oder einem andern eingeſperrten Orte geſchehen, weil ſie ſonſt, wenn ſie das Wildpret ſtets vor Augen haben, den Kopf in die Hoͤhe tragen, ſich umſehen, allem Lebendigen nachlauffen, die Voͤ - gel verfolgen, aber keine Naſe zur Erden brauchen, endlich gar die Spur, welcher wegen ſie doch ge -Jaghalten werden, laſſen und uͤberge - hen, auch durch vieles Umwen - den und Abſpringen in der Spur irre werden, daß ſie weder ſuchen noch jagen lernen. So ſoll auch mit jungen Hunden kein Fuchs, vielwe - niger im Schnee, Regen und ſtar - ckem Winde, auch nicht im Froſt oder Thau gejaget werden. Zum Fraß ſoll man ihnen Brot von Korn-Gerſten - und Haber-Mehl backen, ſolches fein klein ſchnei - den mit einer Metze oder mehr Ha - ber-Schrot untermiſchen, mit ſie - dend heiſſem Waſſer ein bruͤhen, und iedesmals zugedecket, etliche Stunden erweichen laſſen. Man kocht ihnen auch in einem Keſſel mit Waſſer zerſpaltene Klauen, von zahmen und wilden Thieren, Marcks-Knochen, Rinder und Schafs-Koͤpffe, ruͤhret unter die fette Bruͤhe eine Metze Mehl, und giebt es ihnen, ſo laulicht, daß man einen Finger darinne leiden kan, in ihren Fraß-Trog, welchen man gerne von Eſchen - Holtze machen laͤßt. Der

Leit-Hund iſt der vornehmſte, und bedienet ſich deſſen der Jaͤger, dem Wilde nachzuſpuͤren, fuͤhret ihn an einem Riemen an ſeinem Leib - Gehencke, u. laͤſſet ſich vom Hunde auf der Faͤhrte hinziehen, daß er wiſſen kan, wo ſich das Wild auf - haͤlt, und wie es beſchaffen ſey. Der

Spuͤr-Hund iſt gleicher Art, ge - het aber los, und hat nebſt dem Leit-Hunde ſolchen guten Geruch, daß er allein demjenigen Wilde folget, dem er zuerſt nachgeſucht, ungeacht viel andere Creutz-weiſe daruͤber gegangen. Der

Schweiß-Hund folget dem ange - ſchoſſenen Wilde nach, und ſtel - let ſolches, daß man es zu einemSchußJagSchuß bringen, oder wenn es ſchon gefallen, finden kan. Nach den Schweinen ziehet man auch mit einem Leit-Hunde, als wie nach den Hirſchen. Man hat auch mittelmaͤßige Hunde, vor denen ſich das Schwein nicht ent - ſetzet, ſondern Stand vor ihnen haͤlt, dieſe lauffen ſo lange um das Schwein herum und bellen, bis ihm der Jaͤger einen Schuß an - bringen kan. Mit den groſſen Schwein-Hunden aber wird das Schwein gehetzet; dieſe muͤſſen gute Pantzer und ſtachlichte Hals - baͤnder haben. Die Engliſchen Dogues ſind hierzu gut. Die Dachs-Hunde, ſo klein und nie - dertraͤchtig, muͤſſen in die Dachs - Loͤcher kriechen, und dem Dachs allda nachgreiffen. Man hat auch groſſe Hunde, damit man den Dachs des Nachts, wenn er ſei - ner Nahrung nachgehet, hetzet. Die

Windſpiele braucht man Haſen und Fuͤchſe zu hetzen. Die Stock - haͤrigen Tuͤrckiſchen Windſpiele ſind die beſten. Die

Schiemer oder Retter ſind eine Art Windſpiele, welche, wenn der Ha - ſe gefangen die andern davon weg - beiſſen, daß ſie ihn nicht zerreiſſen. Etliche bringen den Haſen wol gar im Maule dem Herrn entgegen. Es iſt auch von Windſpielen und Engliſchen Dogues eine baſtardi - ſche Art, welche gut fuͤr die Fuͤch - ſe, denn ſie ſtarck, beißig und hur - tig ſind. Die

Chiens courans par force oder Lauf-Hunde, haben ihren Ur - ſprung aus der Tartarey, von dar ſie nach Franckreich gebracht wor - den. Man hetzet damit Hirſche, Rehe und Haſen. Jſt eine Art Stoͤber, die ein Thier verfolgen,Jagbis ſo lange es muͤde wird, daß es von dem nacheilenden Jaͤger kan gefangen werden. Die

Waſſer-Hunde braucht man, wenn man etwas auf dem Waſſer ge - ſchoſſen, ſolches wieder heraus zu holen, worzu die Engliſchen Bar - bets und Daͤniſchen Blendlinge die beſten ſind. Sie werden auch gebraucht die Faſanen zu ſchieſſen, da ſie ſich vor ſelbige ſtellen muͤſ - ſen. Die

Voͤgel - und Wachtel-Hunde muͤſ - ſen dieſelbigen aufſuchen und ſich vor ihnen ſtellen, ſind die trefflich - ſten unter den Hunden, wenn ſie gut und wohl gerathen, ſind aber dabey ſchwer abzurichten. Die Baitz-Hunde muͤſſen das Gefluͤ - gel oder Haſen aufjagen, und dem Raub-Vogel auch ſolches hernach halten helffen, worzu ſie denn wohl muͤſſen gewoͤhnet ſeyn, daß ſie ſelbigem nichts thun, auch nicht den Raub anfallen.

Jagd-Hunde loͤſen,

Heiſſet die Jagd-Hunde los machen und lauffen laſſen.

Jagd-Netze, ſ. Jaͤger-Netze.

Jagd-Rundung, ſ. Jagens - Rundung.

Jagd-Seule, ſ. Hege-Seule.

Jagd-Tuͤcher, ſ. Tuch.

Jagd-Zeug,

Begreifft alles dasjenige Geraͤ - the, ſo man zum Jagen noͤthig hat, und in einem expreſſe darzu erbaueten Hauſe, das Zeug-Haus genannt, verwahrlich aufbehal - ten wird. Solcher beſtehet vor - nemlich in den Hohen-Mittel - und Lauff-Tuͤchern, und Tuͤcher-Lap - pen ꝛc. als welche inſonderheit derRitter-Lexic. O oZeugJagZeug genennet werden, hiernaͤchſt auch in den verſchiedenen Sorten Garn und Netzen, als: Hirſch - Netzen, Schweins-Netzen, Spie - gel-Garn, Prell-Netzen, Wild - Garn, Wolffs-Netzen, Rehe-Ne - tzen, Haſen-Garn, Lauſch - oder Luͤcken-Netzen, Dachs-Hauben, Biber - und Fiſchotter-Netzen, Marder - und Jltis-Garn, Fe - der-Lappen, Selb-Geſchoſſe, Fuchs-Eiſen, Marder-Fallen, For - ckel oder Stellſtangen, Hefftel, Schlegel, Hebe-Gabel, Stichel oder Pfahl-Eiſen, Froſt-Bohrer, Gabeln und Zangen, die in Ne - tzen gefangene wilde Thiere, als Woͤlffe, Daͤchſe, Luchſe, Fuͤchſe, Fiſch-Ottern, damit anzugreiffen; der Herrſchafftliche Schirm, die Wild-Trage, Wild-Wage, und endlich die Baͤren-Hirſch-Sau - Reh-Fuchs - und Haſen-Kaͤſten. Nicht unbillig koͤnnen auch aller - hand Netze und Garne auf die Vogel-Herde, und andere Plaͤtze, da man dem Gefluͤgel nachſtellet, Nacht-Garn, Schnee-Garn, Klebe-Garn, Wachtel-Netze, Pentieres, Tiraſſe, Huͤner-Zeug, Habichts-Faͤnge, und dergleichen unter das Jagd-Zeug mit gerech - net werden.

Jagen,

Heiſſet nicht nur das Wild oder die wilden Thiere, welche in nie - mandes Eigenthum ſtehen, mit oder ohne Hunde, mit oder ohne Zeug, auf eigenem oder fremdem Grund und Boden, Luſt oder Nu - tzens halber aufſuchen, verfolgen und fangen oder erlegen, ſondern es begreiffet auch das Wort Ja - gen insbeſondere die eigene An - ſtalt das Wild zu fangen, wie ſie an groſſer Herren Hoͤfen ge -Jagbraͤuchlich iſt. Deren giebt es vielerley Arten, als Beſtaͤtigungs - Jagen, Haupt-Jagen, Keſſel - Jagen, Waſſer-Jagen, Netz-Ja - gen, Klopff-Jagen, Streiff-Ja - gen, Wolffs-Rehe-Fuchs - und Haſen-Jagen, Schweins-Ja - gen oder Schweins-Hatze, Par - force-Jagen, Nacht - oder Fackel - Jagd, Kampff-Jagen, Haſen - Hetzen, Baitzen ꝛc.

Jagen,

Wird auch ein mit Zeuge ein - geſtellter Platz in einem Walde genennet, worinne das Wild zu - ſammen, und nach dem Laufft zu - getrieben wird. Vornemlich hat man wohl dahin zu ſehen: Daß das Jagen beym Raumen eine rechte Runde bekomme, und vorne gegen den Laufft zu wieder zuſam - men falle, ſo daß daſſelbe vor dem Laufft uͤber hundert bis hundert und zwantzig Schritte nicht breit bleibe; daß das Jagen nicht ruͤck - werts, ſondern nach dem Laufft zu abhaͤngig oder Berg-unter, oder doch wenigſtens fein eben liege, daß es gnugſam mit laubigten Stauden oder ſchwartzen Dickigt, nachdem das Gehoͤltze iſt, bewach - ſen ſey, damit die Hirſche oder das Wildpret nicht von innen hin - aus auf den Laufft ſehen koͤnnen, auſſerdeme ſie ſonſten gerne wie - der wenden, und ſich ſcheuen da - hin zu lauffen. Am allermeiſten und vornehmſten aber hat der Jaͤ - ger, bey Verfertigung eines ſol - chen Jagens, den Wind zu judici - ren, damit derſelbe nicht von dem Lauff ins Jagen gehet, weil ſol - chenfalls kein Thier vom Jagen hinaus auf den Laufft will, ſon - dern ſich oͤffters darinne ehe wird zu tode jagen laſſen.

Jagens -
Jag

Jagens-Rundung,

Nennen die Jaͤger denjenigen Bogen, der hinten in einem Ja - gen mit Tuͤchern umſtellet iſt. Wenn dieſe Rundung in vier Tuͤ - chern beſtehet, ſo wird ſie 520 Schritte, beſtehet ſie aber in fuͤnff Tuͤchern, ſo wird ſie 650 Schritte groß. Und pflegt man, wenn das Dickigt halbigt iſt, nicht leicht mehr als dieſe Groͤſſe zu nehmen, weil ſonſten kein Wild wohl her - aus aus dem Jagen, und auf den Laufft zu bringen iſt.

Jahr,

Heiſſet im anwachſenden Holtze ein jaͤhriger Trieb oder Wuchs, welcher ſich in Geſtalt eines Cir - ckels rings um den Kern einer Fichte, Tanne und Kiefer leicht - lich zeiget, daß man dergleichen an dem abgeſaͤgten Stamme eines ſolchen Baumes deutlich erkennen und zehlen kan. So viel dieſer Circkel oder ſo genannten Jahre in einem Baume von dem Kern bis auf die Rinde ſind, ſo viel Jahre ſoll auch der Baum alt ſeyn, wiewol ſolches eben fuͤr keine Uni - verſal-Regel paßiren kan, ange - ſehen mancher Circkel oder Jahr - Wachs zum oͤfftern zwey bis drey und mehrere Jahre ausmacht, nachdem er ſich ausgedehnet, und viel weiſſes in ſich hat, gedachter Circkel aber gegen das andere Holtz etwas roͤthlicht ausſiehet, und haͤrter oder feſter iſt. Man fin - det Baͤume, die wol hundert, an - derthalb hundert und mehr Circkel und Jahr-Wachſe inwendig und zumal unten im Stamme haben, daraus das groſſe Alter und jaͤhr - liche Wachsthum ſolcher Baͤume ziemlich zu ſchlieſſen, ob es gleich aus nur angefuͤhrter Urſache, nichtJalſo genau auf etliche Jahr eintref - fen kan; zumal da auch die Baͤu - me, wenn ſie bald aus ihrem rech - ten Wachsthum ſind, wenig oder gar keine Circkel mehr aufſetzen, ſondern ihre Jahre ſich nur in der Weite ausdehnen. Sonſt ſagt man auch, daß die Jahre in einem Baum gegen der Mitternachts - Seite enger und dichter zuſammen oder bey einander ſeyn, als gegen Mittag, da ſie groͤſſer und weiter von einander ſtehen, aus Urſa - chen, weil die Sonnen-Waͤrme mehr Wirckung allhier hat, als gegen der Mitternachts-Seite, da die Kaͤlte und Nord-Winde das Wachsthum oder Ergroͤſſe - rung der Jahre verhindern; ie - doch iſt an den Baͤumen, ſo et - was tieff in Waͤldern ſtehen, hier - unter gar kein Unterſcheid zu fin - den.

Jalemus,

Cantio lugubris, ein Trauer - Lied. Soll dem Wort-Verſtan - de nach eine wanckende Stimme heiſſen, weil die Betruͤbten vor Seufzen und Aechzen nicht reden koͤnnen, ſondern mit der Stimme hin und her wancken.

Jalouſie,

Eiferſucht, die iſt auch unter den Pferden, abſonderlich unter denen Hengſten zu finden. Ari - ſtoteles gedencket ſolcher Hengſte, welche in Syrien in groſſer Men - ge zu finden, welche den andern jungen Hengſten aus Eifferſucht das Geſchroͤt zwiſchen den Beinen heraus beiſſen und reiſſen, oder doch ſo lange umjagen, bis ſolche ermuͤden, und gaͤntzlich zu ſchan - den machen, ſo bald ſie ſehen, daß deren einer auf eine Stute ge - ſprungen.

O o 2Jam -
Jam

Jambes du cheval,

Die Schenckel des Pferdes ſind diejenigen Theile, die des Pferdes Leib erhalten, und deſſen Bewe - gungen machen, dieſe ſollen nicht laͤnger als der Leib hoch ſeyn, da - bey raͤhn, duͤnn und rund, auch wohl nervicht ſeyn; abſonder - lich ſollen die dicken hintern Schenckel wohl ausgewoͤlbt ſeyn, welches groſſe Staͤrcke anzeigt.

Jambes du Cavalier,

l Action des jambes du Cavalier faite propos & tems, die Be - zeigung der Schenckel des Reu - ters iſt eine Huͤlfe, welche beſte - het in einer mehrern oder weni - gern Anlegung der Knie und der Waden, die ein Reuter ſehr ſubtil brauchen ſoll, um das Pferd auf - zumuntern, und welche um ſo viel ſchoͤner iſt, als heimlich und unvermerckt ſie geſchiehet; denn indem man das Knie ausſtreckt, macht man dem Pferde den Sporn ſchon fuͤrchten, und dieſe Furcht thut oft mehrern Effect, als der Sporn ſelbſt. V. Elargir.

Jambicum,

Hieß in den Pythiſchen Spie - len der dritte Theil des Nomi ti - bialis, da der Apollo mit zum Streit geſchickten Schritten auf den Drachen losgehend vorgeſtellet, die Trompete dazu geblaſen, und das Lied Odontiſinus gebraucht ward.

Jambus,

Ein Klang-Fuß, hat ſeinen Nahmen von ſtachlichten, anzuͤgli - chen Gedichten, weil man ſich ſei - ner bey den Satyren zu bedienen pflegte. Er hat in der Muſic den ungeraden Tact gleichſam zu ſei - nem beſondern Eigenthum; wie -Jarwol er in der geraden Zeit-Maſſe, vornehmlich in Sechs - und Zwoͤlf - Achtel-Tacte kein Fremdling iſt. Jn den Menuetten iſt der Jambus gerne mit dem Trochæo vermiſcht, und daſelbſt haͤuffig anzutreffen, wie denn auch die Pohlniſchen und Deutſchen Taͤntze keinen Mangel daran leiden, zumal die ſogenann - ten Proportionen. Die Deut - ſchen nennen dergleichen rhythmi - ſche Veraͤnderung aus einem ge - raden Tacte in einen ungeraden, Vortanz und Aufſprung. Jn den Vortaͤnzen regieret der Spon - deus ziemlich, in den Aufſpruͤn - gen aber hat der Jambus das mei - ſte zu ſagen. Die Eigenſchafft des Jambi iſt maͤßig luſtig, nicht fluͤchtig oder rennend. Die rech - te Sicilianiſche Sing - und Spiel - Art, worinne der Jambus groͤſten theils herrſchet, hat was ſehr zaͤrt - liches und eine edle Einfalt an ſich.

Jardes, ou Jardons,

Sind harte kalte Schwulſten, ſo an den hintern Schenckeln der Pferde ſich ereignen; dieſe ſind den Pferden ſehr gefaͤhrlich, und laͤhmen dieſelben, woferne man ſie nicht bey Zeiten vorſichtig brennet.

Jarret,

Jſt die Zuſammenfuͤgung des hintern Theils, welche die Huͤff - ten mit den hintern Schenckeln verbindet. Die Schul-Pferde muͤſſen geſetzte Knie haben, daß man ſolche wohl biegen mache; wenn aber ein Pferd enge Knie hat, und daher gehet wie eine Kuh, auch noch darzu Bockbei - nig iſt, macht es auf der Reit - Bahne eine elende Parade.

Jar -
Jar

Jarretiers,

Knie-Baͤnder. Man pflegt oͤffters bey Croͤnungen den Leib - Pferden koſtbare Knie-Baͤnder an die vordern Schienbeine anzu - legen, welches nicht allein wohl ſteht und in die Augen faͤllt, ſon - dern animirt auch die Pferde, daß ſie von ſelbſt in die Action treten, und deſto beſſer aus dem Boden gehen, wenn ſie an den Schenckeln etwas ungewoͤhnliches empfinden.

Jaſpis,

Ein koͤſtlicher Edelgeſtein, ſo von vielen Farben, unter welchen die gruͤnen und durchſichtigen die beſten, welche mit rothen Adern durchmenget ſind. Man erbli - cket in denſelben Berge, Fluͤſſe, Thiere, Menſchen und andere Sa - chen. Die Groͤſſe iſt ziemlich, alldieweil man welche findet, die wol 22 Loth wiegen. Sonſten ſoll er dem Gifft widerſtehen, und dem Magen dienlich ſeyn.

Javaris,

Jſt eine ſonderliche Art wilder Schweine auf der Americaniſchen Jnſel Angvilla, welche gar kurtze Ohren, auch faſt gar keinen Schwantz, und ihren Nabel auf dem Ruͤcken haben. Etliche von denenſelben ſind gantz ſchwartz: Andere hingegen haben gewiſſe weiſſe Flecken: Sie gruntzen auf eine ſeltſame Art, noch viel graͤß - licher als andere Schweine. Jhr Fleiſch iſt von Geſchmacke gut ge - nug. Allein ſie ſind ſchwerlich zu fangen. Deſſen Urſache iſt, weil ſie eine Art eines Wind - und Lufft - Loches auf dem Ruͤcken haben, wodurch ſie ohn Unterlaß ihre Lunge abkuͤhlen, und daher, ſo zuJcoreden, nicht ermuͤdet werden koͤn - nen, zudem, wenn ſie auch im Lauffen aufgehalten oder mit Hun - den verfolget werden, ſind ſie doch mit ſo ſchneidenden und ſcharffen Hauzaͤhnen verſehen, daß ſie alles in Stuͤcken zerhauen, was ſich an ihnen reiben will.

Javart,

Durchfaͤule, iſt eine Geſchwulſt, ſo zwiſchen der Crone und den Koͤthen in den Feſſeln entſtehet. V. Tendon.

Javelin, Javelot,

Ein Wurff-Pfeil mit einer ſtaͤh - lernen Spitze vorne, womit man zu Pferde nach dem aufgeſetzten Tuͤrcken-Kopff oder Kugel wir - fet, daß ſolcher drinnen ſtecken bleibt, wie bey Carrouſeln be - ſchiehet.

Jauneſſe d un cheval,

Gelbſucht an einem Pferde, iſt eine Ausgieſſung der Galle durch den gantzen Leib, hat ihren Ur - ſprung von der uͤbermaͤßigen Hitze der Leber, oder wenn der Gallen ihr Canal verſtopfft wird, wobey das Pferd bekommt 1) gruͤnlichte Augen, darinnen das Weiſſe gantz gelbe wird, 2) ein heiſſes Maul, 3) weite Naſenloͤcher, 4) die Adern unter der Zungen ſind gelb, 5) die Ohren und Lenden gantz naß, 6) die Haut wird ſtarrend, 7) rei - bet es ſich offt an den Waͤnden, 8) Pferch und Stall ſind ſehr gelb, und daneben duͤnn ꝛc.

Jbenbaum, Eibenbaum, ſ. Taxbaum.

Icoſichordum,

Wird das aus 20 Klaͤngen be - ſtehende Gvidoniſche SyſtemaO o 3muſi -Jdimuſicum von Maurolyco genen - net.

Idiomelum,

Ein Lied, welches einem gewiſ - ſen Feſte eigen iſt, oder ſich eigent - lich auf ſelbiges ſchicket.

Jette de la croupe,

Bedeutet die Auswerff - oder Ausweichung der Groppa, wel - ches ein gemeines und ſehr ſchaͤd - liches Defenſions-Mittel der Pferde in allen Bezeigungen, ſon - derlich aber im Galop, als in dem Fundament aller Schulen. Die - ſes erfolget bey etlichen Pferden aus Mangel der Staͤrcke, daß ſie nicht im Gallopiren folgen koͤn - nen, bey etlichen aber verurſachet es die Staͤrcke, da dann der Reu - ter die Hand erheben, den Leib zuruͤck fuͤhren, und die Schenckel etwas vorwerts ſtrecken ſoll, daß ſich das Pferd auf die Ancken ſe - tzen muß.

Jetter dehors les Jambes de de - vant,

Die vordern Schenckel aus - werts werffen: Dieſes halten et - liche fuͤr eine ſonderliche Zierde, wenn ein Pferd die vordern Schen - ckel im Gehen und Traben ſo aus - werts wirfft und ſchlenckert, und muß noch fuͤr eine ſtatliche Kunſt hoch bezahlt werden. Weil aber (des Uibelſtandes nicht zu geden - cken) die Nerven des Pferdes gar zu viel beweget und misbraucht werden, das Pferd auf unebenem Wege oder Steinen leichtlich die Erde mit der Schaͤrffe des Huf - Eiſens erreichet, und dadurch zu ſtolpern und zu fallen gezwungen wird; ſo iſt dieſe Kunſt billig un - ter diejenigen zu rechnen, welcheJgeman mit Fug und Recht nicht achtet, vielweniger ausuͤbet.

Jetter dehors,

Auswerffen heiſt bey der Jaͤge - rey das Eingeweide eines Wil - des ausſchuͤtten und weglegen.

Jeux, Schauſpiele, v. Car - rouſel.

Jeux,

Wird ſowol von Orgel-als andern Stimm-Wercken ge - braucht, z. E. von dem erſtern ſagt man: grand jeu, das groſſe, petit jeu, das kleine, plein jeu, das volle Werck; und von den uͤbrigen findet ſich: jeu de Violes, ein Stimm-Werck Violinen; jeu de Hautbois, ein Stimm-Werck Hautbois ꝛc.

Jgel,

Jſt ein vierfuͤßiges Thierlein, etwan in der Groͤſſe eines Cani - nichens, hat eine gantz ſtachlichte Haut, oder ein mit ſo ſpitzigen und langen Stacheln beſetztes Fell, daß man ihn ohne Verle - tzung nicht wohl angreiffen kan, das Maul und die Fuͤſſe aber ſind kurtz und glatt, und wenn ſie von einem Menſchen, oder ſonſt von ihren Feinden, darunter die Schlangen, Baͤren, Woͤlffe und Fuͤchſe die vornehmſten ſind, ertap - pet werden, rollen ſie ſich wie ei - ne Kugel zuſammen, daß man ſie nicht wohl moͤge anruͤhren koͤnnen, ſo bald man ihn aber mit Waſſer begieſſet, laͤſſet er die Sta - cheln fallen, und iſt alsdenn leicht und ohne Verletzung anzugrei - fen; dieſes weiß der Fuchs ſehr wohl, denn dieſer beſprengt den Jgel mit ſeinem ſtinckenden Harn, daß er ſich aufthun, und ihm zumRaubJgeRaub und zur Speiſe dienen muß. Der Jgel ſind vornehmlich zweyer - ley Geſchlechte, nemlich die Saͤu - Jgel, welche einen Ruͤſſel wie ein Schwein haben, und die Hunds - Jgel, welche ein Maul wie ein Hund haben. Man theilet ſie auch in die wilden und einheimi - ſchen Jgel. Jene halten ſich ger - ne in Wildniſſen und Waͤldern; dieſe aber mehr in Haͤuſern und um die Haͤuſer auf; den erſtge - dachten iſt noch beyzufuͤgen der Meer-Jgel oder das Stachel - Schwein, davon unter dieſen Worten ferner nachzuleſen. Es gleicht dem Dachs in vielen Stuͤ - cken, denn er ſuchet des Nachts ſeine Nahrung wie der Dachs in Obſt, Gewuͤrme und dergleichen, doch wie der Dachs groͤſſere Gewuͤrme, als Kroͤten, Froͤſche, Molche ꝛc. ſuchet, alſo thuts der Jgel in klei - nem gefluͤgelten Ungeziefer und Gewuͤrme, als Kaͤfer, und was ſich im Graſe zu halten und zu kriechen pfleget, wie ſolches ihre Gaͤnge der Gegend, wo ſie ſich gerne zu halten pflegen, nebſt ih - rer Loſung zur Gnuͤge anzeigen, indem die ordentlichen Fuß-Pfade durchs Gras ſie bald verrathen; ſo iſt auch die Geſtalt des Jgels dem Dachſe ſehr gleich, immaſſen er die Faͤhrte im Fortlauffen eben ſo formiret, als auch den Tag eben alſo, wie der Dachs, ſcheuet; doch wird dem Jgel zugeſchrieben, daß er des Nachts ſeine Nahrung nach Proportion ſeiner Groͤſſe und Ohnmacht am weiteſten ſuche, denn er bey anbrechen dem Morgen Sommers-Zeit aus denen weite - teſten Feldern zu Holtze oder He - cke eilend dem Weidemann manch - mahl im Anſtellen ankoͤmmt und ihn betruͤget. Er verbirget ſichJgeallezeit gerne, und zwar im Som - mer und Herbſt in die dicken He - cken und Zaͤune, Winters-Zeit aber in hohle Baͤume; ſeine Nah - rung beſtehet in Aepffeln, Bir - nen, Weintrauben und derglei - chen Fruͤchten, nach welchen er auf die Baͤume klettert und ſel - bige abſchuͤttelt, hernach ſich in den herabgefallenen Fruͤchten her - um waͤltzet, daß dieſelbe an ſei - nen ſpitzigen Stacheln ſtecken blei - ben, und gehet alſo damit nach ſeiner Hoͤhle zu, wiewol er nicht ſo viel eintraͤgt, daß es durch den gantzen Winter dauren ſollte, ſon - dern er zehret, wenn ſein Vor - rath zu Ende, vom Leibe ſowol als der Dachs; in ſeiner Hoͤhle macht er allezeit zwey Loͤcher, eines ge - gen Mittag, und das andere ge - gen Mitterncht, damit er, wenn der Wind von Mittag herkoͤmmt, das Loch gegen Mittag, und wenn der Wind von Mitternacht wehet, auch das Loch gegen Mitternacht vermachen, und doch durch das andere Lufft haben moͤge. Jn den Weinbergen thut er groſſen Scha - den an den Weintrauben, die er ſeinen Jungen zutraͤget. Er frißt auch Maͤuſe, wenn er ſie haben kan, weshalber er mit unter die Raub-Thiere gerechnet, auch in den Haͤuſern ſonderlich auf denen Korn-Boͤden ſtat einer Katze ge - halten wird. Wenn das Weib - lein ihre Hecke-Zeit vermercket, traͤget ſie in einen dicken Zaun oder anders Geſtraͤuch einen Ballen zermalmetes duͤrres Gras oder Schmeelen eines Kopffs Groͤſſe zuſammen, und ſetzet darein vier, ſechs bis acht Junge, welche ſie mit ihrer Milch auferziehet, denn ſie ihr Geſaͤuge unterm Leibe hat, als ein Dachs. Wenn man einenO o 4JgelJgeJgel abziehet, ſiehet er gemeinig - lich fett aus, wie ein junges Schwein. Er hat in der Artzney ſeinen Nutzen.

Jgels-Huf,

Jſt ein Geſchwaͤr, welches an den Hinter - und Vorder-Fuͤſſen der Pferde und zwar vornen in der Mitten eines kleinen Dau - mens breit uͤber der Crone ſich er - eignet, und worauf lange Sta - chel-Haare wachſen. Es ruͤhret von einer bilioſiſchen ſcharffen und beiſſenden Feuchtigkeit, wel - che die Haut auffriſſet, her; die - ſe Feuchte wird offt von den An - ſtoͤſſen, ſo die Pferde im Paſſa - giren in den Volten um dieſe Ge - gend thun, verurſachet, und durch gute Saͤuberung mit warmem Wein oder Harn geheilet. Man nehme Schellkraut, ſamt der Wur - tzel, ſiede es in einen Keſſel mit Waſſer, ſchlage das Kraut dem Pferde alle Tage warm um den Fuß, das thue man ſo lange, bis ihm die ſtachlichten Haare alle aus - fallen; alsdenn nehme man ge - ſtoſſenen Zucker, Vitriol und Alaun, ſiebe es durch, werffe es auf den Schaden, daß es trockne und heile. Andere laſſen dem Roſſe fein duͤnne auswircken bis auf das Fleiſch, und ſchlagen dem - ſelben mit folgenden ein: Sie nehmen Kuh-Miſt und Schwein - fett, kochen es in Bier, und ſchla - gen es dem Roſſe einen Tag um den andern ein, darnach waſchen ſie es oben, wo es den Schaden hat, mit Kalck-Waſſer, und ſchmie - ren es, ſo bald es trocken, mit fol - gender Salbe: Wagenſchmier ei - ne Kanne, Schweinen-Fett ein Noͤſſel, Kalck fuͤnff Loth, Gruͤn - ſpan drey Loth, Buͤchſen-Pulver fuͤnff Loth, grauen Schwefel fuͤnffJltLoth. Mit dieſer Salbe ſchmie - ren ſie das Roß vorgedachter maſ - ſen, laſſen ihm hiernechſt die Feſ - ſel-Ader ſchlagen, die ſtachlichten und ſtraubigten Haare rein aus - ziehen, und folgends mit nachge - ſetzter Salbe ſchmieren, ſo be - kommt es wieder friſche und reine Haare: Honig und Baum-Oel iedes ein Viertels-Pfund, Buͤch - ſen-Pulver ein halb Viertels - Pfund, Silber-Glaͤtte zwey Loth, und fuͤr zween Groſchen Lein-Oel, alles durch einander temperiret und zu einer Salben gemacht, und wie oben gemeldt, geſchmie - ret, ſo wachſen die Haare ſo gut, als ſie immer werden koͤnnen.

Ignorant d une ſcience,

Einer Kunſt unerfahrner, z. E. Jn der Reut-Kunſt finden ſich Ignoranten, die ſich unterſtehen, in der Pferd-Abrichtung etwas zu verordnen, ohne Grund und Wiſſenſchafft, ohne Erfahrung und ohne einige Ordnung, Funda - ment und gewiſſe Lehr-Art. Voy. Gate-Metier.

Jltis, Eltis, oder Elb-Thier,

Von einigen auch ein Ratz ge - nannt, iſt ein vierfuͤßiges Raub - Thier, welches an Geſtalt und Groͤſſe mit dem Marder ziemlich uͤberein kommt, auſſer daß ſich daſſelbe in der Faͤhrte anders als jenes, nemlich mit mercklich klei - nern runden Tritten ſpuͤret, denn es in iedem Sprunge dem Augen - ſchein nach, zwey hinter einander, iedoch den einen Tritt etwas ſeits - werts zeiget, iſt wollig oder flecke - richt, als der Marder, hat aber keine Klauen, ſondern vielmehr in Geſtalt einer Katze; und wie der Marder ſich in die Hoͤhe baͤu -met,Jltmet, und am Tage ſeinen Aufent - halt ſuchet, ſo bleibet hingegen der Jltis gerne in der Erde, in Fuchs - Bauen oder Roͤhren, in Hamſter - Loͤchern, in hohlen Weyden, auch in Gebaͤuden und dergleichen. Es iſt ein wenig kleiner als der Mar - der, iedoch groͤſſer als das Wieſel, hat einen dicken Hals und zweyer - ley Haare, davon die kurtzen gelb - licht, und die langen ſchwartz ſind. Es ſtincket nicht nur, wo es hin - piſſet, greulich, ſondern auch ſein Balg, welcher, wenn das Thier geqvaͤlet und zum Zorn beweget, oder im Fruͤhling zur Brunſt-Zeit gefangen wird, den Geſtanck im - merzu behaͤlt; dahero es auch ein Staͤncker genennet, und ſein Balg gegen den Marder-Balg wenig oder gar nichts geachtet wird. Der Jltis wohnet meiſtens in Doͤrffern und Staͤdten, wie auch in Waͤldern unter den Wurtzeln groſſer Baͤume, oder unter zu - ſammen gefallenen Holtze, auch obgedachter maſſen in Feldern, und wo Dorn-Hecken ſind; weh - ret ſich ſcharff gegen die Hunde mit Beiſſen, und ſpritzet ihnen den Harn ins Geſichte; er lieget auch gerne an den kleinen Baͤchen und Waſſern, ſowol wegen der Maͤuſe, denen er da aufwartet, als auch der Fiſche halber, die er ger - ne frißt, denn er ſcheuet kein klei - nes Waſſer, faͤnget auch gerne Froͤſche; die in den Doͤrffern woh - nen, liegen gerne in den Scheu - nen, lauffen aber nicht auf den Daͤchern, wie der Stein-Marder, ſondern nur auf der Erde in den Scheunen und in den Gaͤrten, wo etwan Reiſer oder Stangen lie - gen, welche ſie durchſuchen; ſie ſauffen den Huͤnern die Eyer aus, wie die Marder, und koͤnnen ſol -Jltche durch ein klein Loch mit der Zunge rein auslecken, davon ſie die Schalen liegen laſſen; theils verſchleppen auch die Eyer. Wenn ſie in ein Tauben - oder Huͤner - Haus kommen, wuͤrgen ſie alles was ſie finden, beiſſen den Huͤ - nern und Tauben die Koͤpffe ab, ſaugen ihnen aber nur das Blut aus, den jungen wilden Thieren und Gefluͤgel thun ſie auch groſ - ſen Schaden. Jhre Brunſt ge - ſchiehet im Februar. zu welcher Zeit ſie des Nachts viel Beiſſens und Schreyens haben. Sie tra - gen neun Wochen, und haben im April junge, welche man leicht - lich ihres Geſtancks halber finden kan. Sie werden mit einem Ey in hoͤltzernen Fallen bekommen, oder aus der Erde gegraben, oder mit Garnen gefangen. Der Balg, wenn er zugerichtet, giebt das al - lergemeinſte u. ſchlechteſte Rauch - werck, ſo zu Muͤtzen, Schlep - pen und anderm Gebraͤme, ja auch zuweilen zu Muͤffen fuͤr das Bau - ren-Volck gebrauchet wird.

Jltis-Garn,

Beſtehet aus ein paar kleinen Netzen, welche von feinem duͤn - nen Bindfaden und Leinchen mit engen Maſchen zuſammen geſtri - cket, damit man um das Behaͤlt - niß des Jltiſſes herum ſtellen koͤn - ne: Hierauf ſpuͤret man bey ei - nem neu-gefallenen Schnee dieſel - ben aus, ſodann ſtellet man auf, ſtoͤret in die Behaͤltniſſe, laͤſſet die Hunde ſtoͤbern, und faͤnget alſo dieſelben im Netze. Es ſind dieſe kleine Netze mit ihren Leinen und Garne in allem faſt den Haſen - Netzen aͤhnlich, werden auch eben ſo tractiret mit Aufſtellen und Ablauffen, dahinter die HundeO o 5geſchwin -Jmigeſchwinde her ſeyn muͤſſen, weil ſie ſonſt leichtlich zu entwiſchen pflegen; doch muͤſſen, wie gemel - det, die Maſchen enger ſeyn, da - mit das Gefangene darinnen blei - ben koͤnne.

Imitatio,

Nachahmung, Nachmachung, iſt in der Muſic, wenn eine Stim - me die Melodie einer andern in der Secund, Terz, Sext oder Septime nachmacht.

Imitatio cancrizans,

Krebs-artige Nachahmung, iſt, wenn die Folge-Stimme die No - ten der vorangehenden Stimme zuruͤckgehend oder ruͤckwerts, das iſt, vom Ende nach dem Anfange zu machet.

Imitatio ligata,

Eine gebundene Nachahmung oder Wiederholung iſt, wenn alle Figuren und Noten der vorange - henden Stimme, oder Partie, von den Folge-Stimmen oder Partien in der Secund, Terz, Sext und Septime, durchgaͤngig, das iſt, vom Anfange bis zum Ende des Stuͤcks, in unveraͤn - dertem Valore nachgemacht wer - den. Und wenn man dieſes alſo bewerckſtelliget, ſo entſtehet dar - aus die Art eines ſogenannten Ca - nonis.

Imitatio per motum con - trarium,

Wenn die Folge-Stimme die Noten der vorangehenden umge - kehrt nachmachet, ſo daß, wenn die anfangende Stufen - oder Sprung - weiſe ſich aufwerts beweget, die Folge-Stimme ſolches eben alſo unterwerts verrichtet.

Jnc

Imitatio ſimplex ſ. libera,

Eine freye ungebundene Nach - ahmung iſt, wenn die Folge-Stim - me nur etliche Noten und Figu - ren der anfangenden wiederholet.

Impatience des chevaux,

Ungedult der Pferde. Solche bezeigen etliche Pferde in unter - ſchiedlichen Widerwaͤrtigkeiten, als 1) in Kranckheiten, und Ap - plicirung der hierwider vermein - ten Mittel; 2) im Beſchlagen wi - der das Fuß-Aufheben; 3) bey Fliegen und Bremſen ſtechen, welches ſie auch auf Reiſen bezeu - gen; 4) in der Abrichtung; 5) wider ein und anders Zeug, de - ren Wirckung ſie keine leiden wol - len, auch wider des Reuters Huͤl - fen und Strafen; ja theils koͤn - nen ſo gar nicht leiden, daß man ſie ſtreicheln darf, wenn man ſie mit den Haͤnden anruͤhren und ca - reſſiren will. 6) Wider Hunger und Durſt, da ſie ſolches durch ungedultiges Scharren und An - klopffen mercken laſſen.

Imponere Litaniam, Pſal - mum,

Die Melodie einer Litaney oder Pſalms anfangen.

Incapacité des chevaux,

Die Untuͤchtigkeit der Pferde zur Abrichtung iſt unterſchied - lich, als 1) welche von Natur allzuſchwach, ſo wol vom Leibe, Ruͤcken, Lenden, Schenckel; 2) denen das Maul verderbet und verwundet, daß es nichts empfin - det und keine Fuͤhlung mehr hat; 3) wenn es von Natur ohne aͤuſ - ſerliche Empfindlichkeit vom Leibe, oder gantz widerſpenſtig und de - ſperat iſt; 4) wo gar kein Muth,HertzJncHertz noch Luſt, ſondern lauter Furcht und Zagheit zu ſpuͤren iſt; 5) wenn es von Natur traͤg, faul und zu allen verdroſſen iſt; 6) allerley Untreu an beiſſen, ſchla - gen, Aufbaͤumens und Staͤtigkeit; 7) Steif, krumm, lahm, Kranck - heiten und kurtzer ſchwerer Athen, welche Fehler denn auch im Kauf - fen allerdings zu ſcheuen, und we - der mit Nutzen, noch zur Luſt und Nothwendigkeit zu gebrauchen tauglich.

Incentivum,

Das Anſtimmen der Jnſtru - mente, theils dadurch hoͤren zu laſſen, daß Muſic ſeyn werde, theils auch die Jnſtrument einzu - ſtimmen.

Incertain, cheval incertain,

Sagt man von einem Pferde, ſo von Natur unruhig und ſtuͤr - miſch, und auf der Reitbahn noch nicht zum rechten Gebrauch thaͤtig gemacht iſt. Dahero muß es in der Lection Terre terre gewiß gemacht werden, daß es mit der Groppa ſtet wird, und nicht zu viel ein noch ausfaͤllt, ſondern certain und gewiß wird.

Inclination d un Cavalier,

Die Zuneigung eines Reuters iſt ein freywilliges Verlangen, welches aus natuͤrlichen angebohr - nen oder von Jugend auf ange - woͤhnten Neigung, Liebe, Begier - de, Luſt zu der Reitkunft oder an - dern Wiſſenſchafften, auf einem be - ſtaͤndigen Vorſatz gegruͤndet, daß man ſich davon nicht einige Hinde - rung oder Beſchwerung der Muͤhe und Koſten abhalten, noch weniger ſich eine Zeit oder Arbeit der Sin - nen, und des Leibes verdrieſſen laſſen wolle. Denn wo man kei -Jndne Inclination empfindet, wird es ein faſt unfehlbares Kennzeichen ſeyn, daß die uͤbrige Capacitaͤt deſto geringer und zu dieſer voll - kom̃enen Begreiffung nicht gnug - ſam ſeyn wird.

Incommode, cheval incom - mode,

Unbeqvemliches Pferd. Unbe - qvem und wider den Mann ge - hen alle dieſe Pferde, welche mit den vordern Schenckeln nicht ge - nug hinaus oder vorwerts grei - fen, ſondern gantz kurtz, ſteiff, geſchwind traͤppeln, und mit den hintern Schenckeln nicht recht nachſetzen, und keinen Verfolg haben, als alle uͤberzaͤumte an ſich erſcheinen laſſen; welches auch durch kein anderes Mittel, als durch ordentliche Unterwer - fung und Hebung der Schenckel zu verbeſſern moͤglich.

In Corpo,

Wird in der Muſic gebraucht, wenn verſchiedene Stimmen in einer, und auch in einem Syſte - mate muſico enthalten und ver - ſteckt ſind.

Indices de bonnes qualitez d un cheval,

Kennzeichen guter Eigenſchaf - ten an einem Pferde ſind: 1) ein hartes dauerhafftes Fleiſch, wel - ches in Hunger und ſchwerer Ar - beit nicht verfaͤllt; 2) wenn ſich ein Pferd mit dem Schweiff nicht laͤſſet zuruͤck ziehen; 3) welches ſtet und unbeweglich feſt mit glei - chen Fuͤſſen ſtehet; 4) wenn ſich das Ruͤckgrat nicht bieget, wenn ein ſchwerer Reuter aufſitzet; 5) welches mit angezogenen Lenden und Groppa gegen Berg feingleichJndgleich an - und aufſteiget; 6) wel - ches im Berg-abgehen die Fuͤſſe ungeſchont ſtarck und kraͤfftig nie - derſetzet; 7) welches Bergan ei - ne Carriere aushalten kan, und den Athem nicht ſtarck ziehet; 8) wenn ein Pferd im Galop ſich mit vielen Springen und Streichen wehrt, und daruͤber nicht bald ermuͤdet, iſt ein gewiß Zeichen guter Eigenſchafften und vollkom - mener Staͤrcke.

Indigitamenta, Indigetamenta,

Waren bey den Heyden Lieder, welche den Diis Indigetibus, oder den Goͤttern, welche zuvor Men - ſchen geweſen waren, zu Ehren geſungen worden.

Indiſpoſition des chevaux,

Gebrechen der Pferde. Die Kranckheiten der Pferde. ſind viel und unterſchiedlich: Uiberhaupt aber ſind die Kennzeichen eines krancken Pferdes folgende: 1) Stincket ihme der Athem, 2) es laͤſſet die Haare an der Maͤhne und Schweif fallen, 3) hat rauh widerborſtig Haar uͤber den Leib; 4) Gehet ihme der Dampff aus der Naſen, 5) ſchlaͤget mit den Lenden, 6) verſaget das Futter, 7) ſtehet immer traurig und haͤnget den Kopff unter die Krippe, 8) iſt die Zunge und das Maul immer trocken, 9) das Futter gehet unverdauet wieder von ihm, 10) die Ohren ſind beſtaͤndig kalt, 11) die Augen trieffen, und 12) das Geſchroͤt erkaͤltet und haͤnget weit ab ꝛc.

Inégalité, l inegalité du corps de cheval,

Die Ungleichheit des Leibes ei - nes Pferds beſtehet vornemlichJngdarinnen, daß er vorn viel nie - driger, als hinten gewachſen iſt, welches nicht allein heßlich an ei - nem Pferde ſtehet, ſondern auch beſchwerlich und ſchaͤdlich iſt, in der Zaͤumung und allen Gebrauch des Pferdes zu ertragen. So dann dieſe Art Pferde uͤber das mit den vordern Fuͤſſen gleichſam an der Erden kleben, und von der - ſelben nicht losgemacht werden koͤnnen, ſo ſind ſie auch ſchwerer in der Fauſt, da man den gan - tzen Hals durch die Zuͤgel tragen und halten muß, weil die durch das gantze Pferd gehende Sennen, mit und durch Niederdruckung des kurtzen Halſes auch einen gu - ten Theil des hintern Theils an - und nach ſich ziehen, ſo vorwerts ſchiebend iſt. Koͤnnen derowegen das Vordertheil nicht wohl erhe - ben, wenn ſie uͤber Schrancken ſetzen ſollen.

Infidelité d un cheval,

Die Untreu eines boshafftigen Pferdes, ſo entweder beiſſet, hau - et, oder ſchlaͤget, und den Men - ſchen ſowol als ſeines gleichen Schaden zuzufuͤgen ſuchet.

Jngelheim,

Eine Stadt in der Unter-Pfaltz in dem Nahegow, zwiſchen Mayntz und Bingen, dem freyen Reichs - Adel zuſtaͤndig, ſoll Caroli Ma - gni Geburts-Stadt ſeyn. All - hier iſt die Burg oder der Koͤnig - liche Pallaſt zu ſehen. Von der Ritterſchafft am Rheinſtrom iſt zu Jngelheim Anno 1337 die Wo - che nach Lichtmeſſe der achtzehende Turnier gehalten worden, wobey 9 Fuͤrſten, Pfaltzgraf Rudolph am Rhein, Hertzog Bernhard zu Braunſchweig und Luͤneburg, Her -tzogJngtzog Gerlach zu Monten, Marck - graf Rudolph zu Baden, Land - graf Ludewig in Heſſen, Marck - graf Wilhelm zu Juͤlich, Fuͤrſt Eberhard zu Wuͤrtemberg, Land - graf Ludewig zu Leuchtenberg und Fuͤrſt Heinrich zu Henneberg; 16 Grafen, 16 Freyherren, 34 Ritter und 130 Edle zugegen geweſen.

Ingenieur,

Heiſſet ein Bau-verſtaͤndiger. Jedoch wird hierdurch insgemein ein Kriegs-Bau-Meiſter ver - ſtanden, welcher nicht allein die Fe - ſtungen bauet und verbeſſert, ſon - dern auch die Approchen und Bat - terien anordnet, und die Aufſicht uͤber die Arbeit hat.

Ingenieur - Kunſt,

Architectura militaris, Kriegs - Bau-Kunſt, iſt eine Wiſſen - ſchafft, welche nicht nur anweiſet, einen Ort dergeſtalt zu befeſtigen, daß ihn wenige mit Vortheil gegen ihrer viele, welche ihn angreiffen, vertheidigen koͤnnen; ſondern auch lehret, wie ein wohlbefeſtigter Ort am geſchickteſten zu attaqui - ren, und an ſeinem ſchwaͤchſten Theile anzugreiffen ſey. Da dieſe Kunſt in den wichtigſten Kriegs - Operationen ihren unvergleichli - chen und unentbehrlichen Nutzen hat, ſo wuͤrde es uͤberfluͤßig ſeyn, zu fragen, ob ein Cavalier, wel - cher ſein Fortun durch den Degen ſuchet, in ſelbiger erfahren ſeyn muͤſſe.

Ingenieux, cheval ingenieux,

Sinnreich Pferd. Diejenigen Pferde, ſo in den warmen Laͤn - dern fallen, ſind viel ingenieuſer, als die in den kalten Laͤndern woh - nen, welche man offt dem aͤuſſer - lichen Anſehen nach fuͤr tummerJngurtheilen moͤgte, daſſelbe auch in der Abrichtung wohl befindet, wiewol ſie dennoch alle den all - gemeinen Verſtand haben, ſo die Frantzoſen la Conſervation en ſoi même nennen, durch welches Gebrauch ſie ſich aus natuͤrlicher Eingebung vor allem ſchaͤdlichen zu huͤten, und das nuͤtzliche anzu - nehmen wiſſen, ſondern auch das - jenige faſſen und leiſten, worzu ſie die Natur tuͤchtig gemacht hat.

Ingenui,

Heiſſen in Rechten diejenigen, ſo von freyen Eltern gebohren, und alſo aller Ehren-Aemter faͤ - hig ſind.

Ingenuité,

Gelernigkeit. Die Gelernig - keit iſt an den willigen Pferden eine vortreffliche Eigenſchafft, welche aus der Aufmerckſamkeit und gutem Gedaͤchtniß entſtehet, ſo in der Abrichtung dem Bereu - ter nur halbe Arbeit machet; Denn ein gelernig Pferd wartet mit groſſer Sorgfaͤltigkeit auf des Reuters Huͤlffe und Bezeigung, und haͤlt ſich bereit, dasjenige ſchleunig zu verrichten, was ihm zugemuthet werden mag.

Jngolſtadt,

Stadt und Feſtung an der Do - nau in Ober-Bayern, im Rent - Amt Muͤnchen, nebſt einem Schloß und einer Univerſitaͤt, welche 1472 geſtifftet worden, Chur-Bayern gehoͤrig, 8 Meilen von Regenſpurg. Sie hat die Stapel-Gerechtigkeit und das durchflieſſende Waſſer heiſt die Schutter. Der drey und zwan - tzigſte Turnier von der Ritterſchaft in Bayern war allhier Anno 1484denJnpden Sonntag nach Ægidii die Zuſammenkunfft, und am Mitt - woch der Turnier, wobey 2 Fuͤr - ſten, als Pfaltzgraf Albertus IV, und Pfaltzgraf Chriſtoph am Rhein, beyde Hertzoge zu Bay - ern, 9 Ritter und 63 Edle zuge - gen geweſen.

In partito,

Wird dem In Corpo entgegen geſetzt, und gebraucht, wenn die in einer eintzigen Stimme enthal - tene andere Stimmen heraus ge - zogen, und demnach getheilet ſind.

In partitura,

Wenn ſolche getheilte und aus - gezogene Stimmen uͤber einander geſetzt werden.

Inſenſible, cheval inſenſible,

Unempfindlich. Die Empfind - lichkeit, ſo bey den Pferden uͤber - maͤßig iſt, kan durch beſcheidene Verfahrung gemindert und ge - beſſert werden, wenn ſie aber zu wenig inſenſible iſt, kan ſie eine Urſache ſeyn, daß die Abrichtung langſam oder gar nicht fortgehet, denn ſo wenig das Pferd die Huͤl - fen oder Straffen fuͤhlet, ſo we - nig wird und kan es denſelben folgen.

Inſignia,

Jſt eben das, was wir Wap - pen nennen. Daher heißt auch die Wappen-Kunſt Inſignium ſci - entia. Bey den alten Roͤmern waren die Inſignia imperii ſive conſularia, die Faſces, der Sella curulis, die Toga prætexta, und der Elfenbeinerne Stab oder Scepter (Scipio eburneus), der - gleichen die Buͤrgermeiſter mit inJnſden Haͤnden zu fuͤhren pflegten. Die heutigen Inſignia, oder Rega - lien des Kayſers, ſind der Reichs - Apffel, Scepter, Schwerdt und Crone, und werden ſie von Kay - ſers Sigismundi Zeiten her zu Nuͤrnberg verwahret. Der Kay - ſerin Inſignia ſind der Reichs - Apffel, Scepter, Ring und Cro - ne; der Churfuͤrſten ihre aber das Chur-Schwerdt, der Chur-Hut, Rock und Siegel ꝛc.

Inſtitution d un Ecolierà cheval,

Die Unterweiſungs-Art eines Scholarn zu Pferde, aus welcher alle Uibungen herflieſſen, und er an ſolche verbunden ſeyn ſoll, und zwar eigentlich derjenige, ſo Pro - feſſion vom Reuten macht, vor, in und nach der Inſtitution an ſich ſelbſt, wie auch an den Pferden, erkennen, wiſſen wollen, koͤnnen, auch unterlaſſen muß, wo er ſol - ches nobles Exercice gluͤcklich, ruͤhmlich, nothwendig, wohlſtaͤn - dig, ergetzlich und nuͤtzlich anfan - gen, fortſetzen, enden und gebrau - chen will.

Inſtruire, v. Commencer. les Inſtrumens du Manege,

Die Werckzeuge, ſo auf einer Reut-Schul befindlich, als nem - lich lederne Zug - oder Spring - Halfftern, Camarren, allerhand Cavezons, Spaniſcher Reuter, Sporn-Stab, Hals-Eiſen, run - des Groppen-Blech mit Sta - cheln, Poinçon, Corda oder longe, Hefft - und Bey-Zuͤgel, Peitſchen und Spieß-Gerten, hoͤltzerne und bleyerne Kugeln, Blenden oder Huͤtlein, Schweiff-Buͤgel, Sprung-Riemen, Picken oder Spring-Stangen, Trommel, Fahne, Lantzen, Darden oder Ja -velin,Jnſvelin, Degen und Piſtolen, aller - hand Trenſen, Reut-Stangen, welche vielerley ſind, nach Be - ſchaffenheit der Pferde, verſchiede - ne Gattungen Saͤttel, Zaͤume, Schabracken und dergleichen mehr.

Inſtrumens de Muſique, In - ſtrumenta Muſica,

Muſicaliſche Spielzeuge. Es giebt aber Inſtrumenta cruomena, Schlag-Jnſtrumente; empneu - ſta, Blas-Jnſtrumente; enchor - da, beſaitete Jnſtrumente; fidi - cina, blaſende Jnſtrumente; in - flatibilia, blaſende Jnſtrumente; percuſſionalia, pulſatilia, ſchlagen - de Jnſtrumente, oder pneumatica, blaſende Jnſtrumente.

Inſtrumental-Muſic,

Heißt eine aus allerhand Sai - tenſpiel beſtehende Muſic.

Inſtrumentiere,

Ein Jnſtrument-Macher.

Inſtrumentiſta,

Ein Jnſtrumental-Muſicus.

Inſtrumentum,

Jnſtrument, bedeutet ein Sai - ten-Spiel, mit eiſernen oder meſ - ſingenen Saiten bezogen, wel - ches durch Claviere, ſo mit kleinen Federkielen (von Raben) verſe - hen, beruͤhret und geſchlagen wird. Inſtrument nennet man auch die Spinetten und Clavicymbaln.

Intavolatura,

Die Tabulatur. Intavolare, in Tabulatur ſetzen.

Intenſio,

Bedeutet in der Muſic, die Er - hebung, oder das in die Hoͤhe zie -Jnthen einer Stimme, Saite oder Pfeiffe.

Interludium, Interſcenium,

Zwiſchen-Spiel, beſtehet mei - ſtentheils aus Jnſtrumental-Mu - ſic, zuweilen aber auch aus Vo - cal-Muſic, und wird zwiſchen den Actibus einer Comoͤdie gemacht.

Jntervall,

Jſt in der Muſic der Raum, zwiſchen zweyen Enden abgemeſ - ſener Klaͤnge, die einen gewiſſen Verhalt mit einander haben; der Verhalt iſt die Beſchaffenheit, welche die Enden ſelbſt aufweiſen; die Enden ſind die Grentzen eines Jntervalles, an welchen ſich die - ſes anhebt und aufhoͤret, ſie moͤ - gen nun geſetzt werden, wo und wie man ſie will. Die Jnterval - le und ihr Verhalt laſſen ſich in der Ton-Kunſt nicht beſſer abbil - den, als durch Linien und Zahlen, weil jene eine ſonderbare Gleich - heit mit den Saiten haben, und dieſe bey der Vorſtellung einer ie - den Groͤſſe unentbehrlich ſind. Die Ton-Lehrer haben vielerley Inter - valla, als bona, compoſita, com - munia, continua, falſa, interru - pta, inuſitata, uſitata &c. Es giebt der Jntervalle mehr in der Natur, als Zeichen zu ihrer Ausdruͤckung erfunden werden koͤnnen.

Intervalle entre les crochets & les Macheliers,

Der Raum zwiſchen Hacken - und Backen-Zaͤhnen an den Pfer - den, ſonſten auch Biller oder La - den genannt, welche ſollen mit - telmaͤßiger Hoͤhe und Schaͤrffe ſeyn, und erfodern ein gelind Mundſtuͤck, ſonſten werden die Laden gleichſam todt, und haben keine Empfindung mehr. DieſemußJntmuß man mit Citronen-Safft beſtreichen, und eine Zeitlang auf der Trenſe reuten.

Intonatio,

Jſt auf der Orgel oder dem Clavicymbal eine Art der Phan - taſien, welche beym Vorſpiel oder Nachſpiel gebraucht werden. Sie geſchiehet am beſten mit einigen wenigen vollen Griffen; wiewol auch gewiſſe gebrochene Accorde, es ſey von oben nach unten, oder von unten nach oben, Dienſte hierbey thun koͤnnen; doch muß es, ſo viel moͤglich, ungezwun - gen und ohne Vermerckung des Tactes geſchehen.

Intrada, Intrata,

Jſt ein Præludium oder Sym - phonie, welches gleichſam ſtat ei - ner Vorbereitung zu den folgen - den Jnſtrumental-Stuͤcken die - net, gleichwie die Ouverture bey den Frantzoſen; man ſetzet ſie kurtz und lang, ohne und mit Re - prieſen, deren gemeiniglich 2 von einerley Tact-Art, als $$\frac {6}{8}$$ und dergleichen ſind, hat ein patheti - ſches und vollſtimmiges Weſen ohne Fugen. Die Jntraden ſind von den Jtalienern, weil ſie ſich nicht gerne mit Ouverturen abge - ben, eingefuͤhrt. Der Affect, wel - chen ſie erwecken ſoll, iſt ein Ver - langen nach mehrern, welches bey den Rednern Captatio benevolen - tiæ heiſſet, weil ſie gemeiniglich als eine Einleitung viel Gutes von dem folgenden Wercke ver - ſpricht.

Introitus,

Jſt ein aus der Heil. Schrifft entlehnter Vers, welcher in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche bey einer ſolennen Meſſe geſungen zuJohwerden pfleget, z. E. bey einem Leich-Begaͤngniß: Requiem æter - nam &c. Von dergleichen Introi - tibus haben die Faſten-Sonntage, Invocavit, Reminiſcere, Oculi &c. ihre Nahmen bekommen, weil die Introitus an dieſen Sonntagen mit dergleichen Worten anfangen.

Inventions, les ſubtiles Inven - tions des Maquignons,

Nennet man die ſchlauen Fuͤnd und Griflein derer Roß - Kaͤmme, damit ſie das boͤſe und uͤbelanſtaͤndige an ihren Pferden verhehlen und vermaͤnteln koͤnnen, daß man wol hundert Augen des Argi, und alle hundert Haͤnde des Briarei beduͤrffen ſolte, alles zu ſehen, zu begreiffen, zu erkennen, zu urtheilen, und auf den wahren Grund ihrer Inventionen und Be - truͤgereyen zu kommen.

Inutile, jument inutile,

Nennet man ein gelte oder un - fruchtbare Stute, welche aus dem Geſtuͤt lieber auszumuſtern, als ein guter Beſcheller damit zu fatiguiren iſt.

Jnwendig,

Bedeutet im Fechten, wenn man mit der Klinge nach der Con - trepart lincker Hand lieget.

Johanniter-Meiſter des Deutſchen Ritter - Ordens,

Ordinis Johannitarum ſupremi Magiſtri per Germaniam Vica - rius, gehoͤret unter die geiſtlichen Fuͤrſten des H. Roͤmiſchen Rei - ches, und verwaltet diejenigen Guͤter, ſo der Malteſer-Orden in Deutſchland, Boͤhmen, Ungarn und Daͤnnemarck beſitzet. Er ſte - het unter dem Groß-Meiſter zuMal -JoiMaltha, welchem er alle Jahre gewiſſe Tuͤrcken-Steuern und Reſpons-Gelder liefert. Sein ordentlicher Sitz iſt zu Heiders - heim. Von den Johanniter-Or - dens-Rittern ſ. oben Equites Jo - hannitici. Das Wappen dieſes Ordens iſt ein ſilbern Creutz im rothen Felde, an Ecken wie ein Ancker gekruͤmmt, welches nicht allein der Groß-Meiſter, ſondern auch ieder Ritter, iedoch auf un - terſchiedliche Art zu tragen pfle - get. Auf der Bruſt oder auf ih - ren ſchwartzen Maͤnteln haben ſie ein achteckigtes Creutz, und um ihre Stamm-Wappen pflegen ſie auch bisweilen einen Roſen-Crantz zu fuͤhren, daran unten das Or - dens-Creutz mit den Worten: Pro fide, haͤnget.

Joiau,

Kleinod, war vorzeiten die Be - lohnung, welche die Uiberwinder erhielten, die ſich in den Olympi - ſchen Spielen wohl und tapffer gehalten. So empfangen ſolche aufgeſetzte Preiſe heut zu Tage diejenigen, welche bey Ring - und Carrouſel-Rennen die beſten Tref - fen weggenommen, und die Daͤn - cke erhalten.

Joieux, cheval joieux,

Ein froͤlich, freudig Pferd. Die Freudigkeit iſt eine ſonderbare Ei - genſchafft an einem Pferde, ſeine Lectiones mit Luſt zu vollziehen, welches dem Reuter nur halbe Arbeit, und das vornehmſte Stuͤck der Erleichterung in der Uibung iſt.

Joindre, v. Ajouter les jambes.

Jointe, cheval long jointé,

Ein ſehr lang gefeſſeltes undJouhoch gekoͤthetes Pferd, welches ge - meiniglich deswegen ſtrauchelt, ſtolpert oder gar faͤllt; dahero das Sprichwort bey den Deut - ſchen entſtanden, vier hohe Koͤ - then laſſen den Reuter in Noͤ - then.

Joli cheval, v. Beauté des chevaux.

Jouer avec la Croupe,

Mit der Groppa ſpielen heiſt auf der Reit-Bahn, wenn ein junges Pferd ſich erluſtiret, ſcher - zet, ſpringet, das Creutz erhebet, auch wol etwas ſtreichet, welches ein Zeichen eines hoffaͤrtigen und vermoͤglichen Pferdes iſt, welche Eigenſchafft eben die hoͤchſte und vornehmſte, wovon ein Pferd edel genennet werden kan, und in ſolcher Bezeigung groſſe Luſt, Ruhm und Nutzen bringt, wenn es wohl abgerichtet iſt.

Joueur d Inſtrument,

Ein Jnſtrumentiſt, oder der ein muſicaliſches Jnſtrument ſpielet. Joueur du Claveſſin, ein Clavi - cymbaliſt; Joueur de Flûte, ein Pfeiffer; Joueur de Harpe, ein Harfeniſt; Joueur du Luth, ein Lauteniſt; Joueur des Orgues, ein Organiſt; Joueur du Violon, ein Violiniſt.

Joûteur,

Der im Turnier mit rennet, da man mit Lantzen ernſtlich auf einander rennet, und einer den andern aus dem Sattel zu heben ſuchet, wobey der Ritter ſeinen Leib mit einem Kuͤraß wohl be - deckt hat, dabey ein Casquet, Bruſt-Stuͤck, Spalocci, Arm - ſchienen und Handſchuh fuͤhret, darneben hat er auch vor demRitter-Lexic. P pViſierJoyViſier einen Oberhelm, welcher das gantze Viſier bedeckt, doch daß ihme das Geſicht frey bleibt, daß er ſeinen Gegner bis auf den halben Leib ſehen kan, aus Ur - ſachen, dieweil das Treffen mit der Lantze ſo gewaltig und ſtarck, daß wenn gleich die Ruͤſtung aufs beſte verwahret iſt, kan doch die - ſelbe mit einem geringen Splitter durchdrungen werden, daß der Ritter dadurch beſchaͤdiget wird.

Joyeux,

Bedeutet in der Muſic eben ſo viel als allegro.

Jrland, Hibernia,

Eine von den zwey groſſen Bri - tanniſchen Jnſeln, welche von Groß-Britannien durch das Jr - laͤndiſche Meer abgeſondert wird. Es iſt hieſelbſt den Sommer und Winter eine temperirte Luft und hat das Land nicht allein vortref - lichen Wieſewachs, ſondern es bringet auch genugſam Getreide, Obſt, Saffran und Hanf hervor. Die gebohrne Jrlaͤnder ſind mei - ſtentheils Catholiſch geweſen, ie - doch wird dieſe Religion nun all - da ie laͤnger ie mehr geſchwaͤchet, indem der oͤffentliche Gottesdienſt derſelben verboten iſt, hingegen breitet ſich die Reformirte Reli - gion immer weiter aus, weil viel Engellaͤnder und Schottlaͤnder darinnen wohnen. Die Laͤnge die - ſer Jnſel iſt ungefehr 60, die Brei - te aber 30 Deutſche Meilen, und beſtehet das gantze Koͤnigreich in vier Provintzen, welche ſind Ul - ſter, Leinſter, Connaugt und Mounſter. Es gehoͤret unter die Crone von Groß-Britannien, und wird durch einen Vice-Koͤnig re - gieret, welcher alle Aemter beſetzt,JtaLebens-Strafen erlaſſen, und Rit - ter ſchlagen kan, welches kein an - derer Engliſcher Stathalter thun darf. So hat es auch ſein ab - ſonderliches in einem Ober - und Unter-Hauſe beſtehendes Parle - ment. Das Wappen dieſes Koͤ - nigreichs iſt eine guͤldene Davids - Harfe im rothen Felde.

Irreconciliable, v. Ruſe des chevaux.

Irriter, v. Fougeux.

Iſchnophonus,

Der eine klare und zarte Stim - me hat.

Iſophonus, Iſotonus,

Das von einerley oder gleichem Klange und Tone iſt.

Jſenburg,

Grafſchafft in der Wetterau, zwiſchen der Landgrafſchafft Heſ - ſen, dem Stifft Fulda, und den Grafſchafften Hanau und Solms gelegen, den Grafen von Jſen - burg gehoͤrig, welche ſich in die Offenbachiſche und Buͤdingiſche Linien vertheilet; die Offenbachi - ſche begreifft die Aeſte Offenbach und Birſtein, die Buͤdingiſche aber Buͤdingen, Waͤchtersbach, Meerholtz, und Marienborn unter ſich, von welchen aber Offenbach 1718 und Marienborn 1717 abge - ſtorben ſind. Die Grafen von Jſenburg fuͤhren im Wappen ein ſilbernes Schild mit 2 ſchwartzen Balcken, und auf dem Helme ſte - hen 2 ſchwartze Fluͤgel mit guͤlde - nen Linden-Blaͤttern beſtreuet.

Jtalien,

Jſt die ſchoͤnſte unter allen Eu - ropaͤiſchen Landſchafften, und wird daher nicht unbillig der Gar -tenJtaten von Europa genennet. Sei - ne Jnwohner haben etwas ge - miſchtes von dem Frantzoͤſiſchen Feuer und der Spaniſchen Be - dachtſamkeit; das erſte iſt bey ih - nen nicht ohne Maß, und das letztere nicht ohne Hitze. Die Schauſpiele, Muſic, Mahlerey und Architectur werden bey ihnen mit groſſem Ruhm und Nutzen getrieben.

Jtalieniſche Pferde,

Unter denſelben haben die Nea - politaniſchen den Vorzug, weil die Art an ſich ſelber ſchoͤn und edel, und weil ſie meiſtens an ge - birgigen Orten fallen und erzogen werden, und demnach ſehr dau - erhafft ſind. Es giebt ihrer drey - erley Arten: 1) Die Corſieri ſind hohe, ſtarcke, ſowol zum Zug vor Caroſſen, als fuͤr Cuͤraßier zum reiten dienliche Pferde. 2) Die Genetti del Regno ſind mittel - maͤßiger Groͤſſe, aber trefflich gu - te Pferde; ſie kommen zwar den Spaniſchen Genetten von welcher Art ſie ſind, an Statur und Humor ziemlich nah, pflegen aber noch ſtaͤrcker und dauerhaffter als die - ſelben zu ſeyn. 3) Da due ſelle, ſind gleichfalls ſtarcke und mittel - maͤßig-groſſe Pferde, welche aber nicht aus den Koͤniglich-Neapo - litaniſchen Geſtuͤten kommen, ſon - dern von andern Fuͤrſten, Grafen und Herren in Abruzzo gezogen, und mit eines ieden Herrn Brand - zeichen bemercket worden. Die - jenigen, welche den Brand auf der rechten Seite haben, ſind aus Apulien, welche ihn aber auf der lincken Seite fuͤhren, ſind aus Calabrien buͤrtig. Auſſer dieſen werden unter den uͤbrigen Jtalie - niſchen Pferden die Bologneſi -Jugſchen, Mantuaniſchen und Flo - rentiniſchen fuͤr die beſten gehal - ten.

Ithomæa,

War bey den Meſſeniern ein Feſt, welches ſie dem Jovi Itho - matæ zu Ehren feyerten, und da - bey ein Certamen muſicum an - ſtelleten.

Ithymbus,

Ein dem B[a]ccho zu Ehren an - geſtelleter Tantz, auch das Tantz - Lied und der Saͤnger deſſelben.

Jube,

Wird die Hoͤhe oder das Erha - bene des Chors vor dem uͤbrigen Theile der Kirche genennet.

Jugement d un Cavalier,

Verſtand und Urtheil eines Ritters, ſo der Reut-Kunſt ob - lieget. Dieſe Kunſt erfodert ein ſcharffes, gerechtes, zutreffendes, geſchwindes Judicium, vermittelſt deſſen in einer gar kurtzen Zeit in dieſer Wiſſenſchafft mehr, als in langer Zeit durch bloſſe, ſinnloſe Leibes-Uibung zu faſſen iſt, aus welchen ohne Zweifel und noth - wendig ein eignes, fleißiges, in - ſtaͤndiges Nachſinnen entſtehet, welches verſtaͤndigen, unverdroſſe - nen, emſigen Liebhabern vielerley Geheimniſſe von ſich ſelber entde - cket, die ihnen kein anderer ſo bald und leicht, ſo gruͤndlich und be - greifflich zeigen koͤnte, ob er daſ - ſelbe gleich gerne thun wolte, woran es doch offtmahls man - gelt.

Jugement d un cheval,

Verſtand und Urtheil eines Pferds. Daß auch die noblen Pferde ein Jugement wahrhafftigP p 2anJugan ſich haben, bezeuget die Er - fahrung, wenn ſie auf des Be - reuters Wort und Winck fleißig aufmercken, ſich davor fuͤrchten, ſcheuen, beſſern, huͤten, den Straffen vorzubeugen, und ſie gaͤntzlich abzuſtellen wiſſen, wel - ches auch die Hiſtorien in vielen Faͤllen bezeugen.

Jugum,

Wird der Hals oder Kragen an einer Laute genennet, worinne die Wirbel gehen.

Jugum pectinis,

Heiſſet der Froſch an einem Gei - ge-Bogen.

Julus,

Ein bey den alten Griechen uͤbliches Lob-Lied der Goͤttin Ce - res, welches die Schnitter zu ſin - gen pflegten.

Jument,

Stute oder Mutter-Pferd, denen miſſet man beſſere Gedaͤcht - niß zu, als denen Hengſten und Wallachen, von welchen auch Venetus ſchreibt, wenn die Tar - tarn die mitternaͤchtige Voͤlcker auspluͤndern oder berauben wol - len, ſetzen ſie ſich auf Stuten, die Saͤug-Fuͤllen haben, und laſ - ſen ſolche an den Grentzen zuruͤck, und ziehen alſo auf die Beute. Wenn ſie nun genug geraubet, und wieder nach Hauſe wollen, damit ſie den Weg bey der Nacht ge - wiß treffen moͤgen, legen ſie ihren Stuten den Zuͤgel auf dem Hals, und laſſen ſie lauffen, wohin ſie wollen, ſo finden ſie den Weg zu ihren zuruͤckgelaſſenen Fuͤllen ohne Jrren, mithin bringen ſie ihre Reuter wieder ſicher in ihr Vater - land.

Jus

Juncker,

Vir Nobilis, einer von Adel, v. Cavalier.

Junckern-Collegium zu Luͤ - beck,

Hat 379 vermittelſt 9 Ritter - maͤßiger Perſonen ſeinen Anfang genommen: ſolches hat Kayſer Fridericus III 1485 confirmiret, und mit einem guͤldenen Hals - Bande als Ritter-Ordens-Zeichen beſchencket, Kayſer Leopoldus aber aufs neue beſtaͤtiget, und ſind in dieſes Juncker-Collegium, ſonſt auch Orden der H. Dreyfaltigkeit genannt, noch 1705 den 19 Febr. 4 Edelleute als neue Mitglieder aufgenommen worden.

Jungfrauen-Regal, oder Baß,

Jn den Orgelwercken iſt 4 Fuß Ton. Es iſt ein kleines offenes Regal, mit einem kleinen Cor - pore, aufs meiſte zwey Zoll hoch, lautet als eine Stimme einer Jungfrauen, welche einen Baß ſingen will. Dieſes kleine Regal - Regiſter wird auch Geigen-Regal genennet, von wegen ſeines To - nes; ſonderlich wenn die Quin - tadeen von 8 Fuß Ton darzu ge - zogen wird. Am beſten nennet man es klein Regal.

Jus,

Bedeutet unter andern ſo viel als ein Geſetz, oder einen Begriff und Sammlung vieler Geſetze. Die Geſchicklichkeit aber ſolche zu erklaͤren und auf die menſchli - che Handlungen zu appliciren, da - mit deren Endzweck erhalten wer - de, wird Jurisprudentia genennet. Unter den vielen Arten haben wir ſonderlich anzufuͤhren das 1) JusNatu -JusNaturæ & Gentium, welches der Grund aller andern Rechte, und die Pflichten gegen Gott, gegen ſich ſelbſt und andere, auch die Pflichten der Voͤlcker gegen ein - ander lehret. 2) Jus Civile, oder die Roͤmiſchen Geſetze, welche aus den Inſtitutionibus, Pande - cten oder Digeſtis und Codice be - ſtehen, welches ſchon ſeit verſchie - denen Jahrhunderten in die Deut - ſchen Gerichte eingefuͤhret iſt, und in Entſcheidung der buͤrgerlichen Streitigkeiten gebraucht wird. 3) Jus Canonicum ſ. Eccleſiaſticum, deſſen Nutzen in Kirchen - und Matrimonial-Sachen ſich aͤuſ - ſert, aber bey den Proteſtanten anders als bey den Roͤmiſch-Ca - tholiſchen ausſiehet. 4) Jus Ger - manicum, welches bey zweiffel - hafften Faͤllen den Roͤmiſchen Ge - ſetzen vorzuziehen iſt. Dahin ge - hoͤret der Sachſen - und Schwa - ben-Spiegel, ingleichen das Luͤ - beckiſche Recht ꝛc. 5) Jus Feudale, oder Lehn-Recht. 6) Jus Crimi - nale, welches in peinlichen Faͤl - len gebraucht wird. 7) Jus Publi - cum, oder das Staats-Recht des Heil. Roͤmiſchen Reichs. Dahin gehoͤren die Reichs-Fundamental - Geſetze, das Reichs-Herkommen ꝛc. Daß ein Cavalier, welcher einem Staate dereinſt nuͤtzliche Dienſte leiſten will, alle dieſe Arten derJusRechte inne haben muͤſſe, woferne er nicht mit fremden Augen ſehen und urtheilen will, ſolches brau - chet hier keines weitlaͤufftigen Be - weiſes. Jnſonderheit hat er ſich das Lehn-Recht um ſein ſelbſt wil - len bekannt zu machen.

Juſteſſe,

Heiſt die Gleichheit oder das Eben-Maaß, ſo ein Pferd in allen Lectionen obſerviren muß, wenn es recht perfect ſoll abge - richtet heiſſen, und zwar muß es 1) in allen Bewegungen ein Gleich - Maaß des Orts in acht nehmen, daß kein Fuß weiter, als die Aria zulaͤſſet, vor dem andern reiche, noch keiner weiter zuruͤck bleibe, ſondern eben ſo weit reiche, als die Action erfodert; 2) Eine gantz glei - che Zeit, daß nicht eine Bewegung langſamer, die andere geſchwinder geſchehe: 3) Sollen alle bewegliche Bezeigungen eines wohl abgerich - teten Pferdes einen gewiſſen glei - chen Ton behalten, welcher von dem menſchlichen Gehoͤr nicht an - ders als eine ordentliche Melodey (Drey - oder Vierſchlag) obſervi - ret, alſo auch gemercket werde, wenn und wo die Cadenz geman - gelt hat, welche rechte Reuters - Ohren blindlings wiſſen und hoͤ - ren muͤſſen.

K.

Kaͤmpffen,

WEnn ſich zwey Hirſche mit einander ſtoſſen, ſo ſagen die Jaͤger: Die Hirſche kaͤmpffen. Solches geſchiehet gemeiniglich zur Brunſt-Zeit, da nemlich ein Brunfft-Hirſch, der noch keinWild hat, mit einem andern, der hinter ſeinem Wilde hergehet, und nicht ausreiſſet, ſondern ſich zu wehren getrauet, anbindet, und beyde mit dem Gehoͤrne dergeſtalt ſcharff zuſammen fahren, daß man es eine Viertel-Stunde, ja bey ſtillem Wetter, noch weiterP p 3klap -Kaeklappern hoͤret, bis entweder ei - ner weichen, oder gar todt auf dem Platze liegen bleiben muß. Viele werden zu ſolcher Zeit kramm und lahm zu ſchanden ge - ſtoſſen, ja es geſchiehet zuweilen, daß ſie ihre Gehoͤrne ſo feſte in ein - ander verwirren und verbiegen, daß ſolche nicht wieder von einan - der gebracht werden koͤnnen, und alſo beyde umkommen muͤſſen. Ein Hirſch, ſo im Kaͤmpffen am kurtzen Wildpret verletzt worden, wird ein Kuͤmmerer genennet.

Kaͤmpffer-Taͤntze, ſ. Pyr - rhicha.

Kaͤuler, Keuler,

Heißt nach der Jaͤger-Sprache ein wildes Schwein maͤnnlichen Geſchlechts, welches im dritten Jahre ſeines Alters iſt, und mit vier Jahren fuͤr ein angehendes Schwein, nach dem fuͤnfften aber als ein Haupt-Schwein angeſpro - chen wird. Ein Kaͤuler kan in der Faͤhrte von einer alten Bache nicht unterſchieden werden; denn ob - wol einige Jaͤger behaupten wol - len, es koͤnne unter einem drey - jaͤhrigen Kaͤuler und einer Bache ein Unterſcheid und Kenntniß ge - funden werden, weil, nach ihrer Meinung, der Kaͤuler mit den After-Klauen und Schalen kurtz beyſammen, hingegen der Bachen Geaͤfftere hoͤher und nicht ſo weit von einander ſtuͤnde; ſo iſt doch ſolches Vorgeben ohne Grund, maſſen eine alte Bache mit den After-Klauen ſich eben ſo geſtau - chet ſpuͤret, als der Kaͤuler.

Kalte Brand,

An den Pferden iſt ein gefaͤhr - licher und toͤdtlicher Zuſtand, wenn er einmahl uͤberhand genommen,Kaldahero man dieſem Uibel in Zei - ten vorbauen ſoll: Wolte dem - nach zu einer gefaͤhrlichen Wun - de Geſchwulſt kommen und der kalte Brand dazu ſchlagen, ſo muß der Schaden erſt mit warmen Eßig rein gewaſchen und mit Zie - gel-Oel geſchmieret werden. Her - nach nimmt man ohngefehr fuͤr einen Groſchen weiſſen Bolus, Roſen-Oel fuͤr zwey Groſchen, und Gold-Glette fuͤr einen Gro - ſchen, ingleichen das Weiſſe von drey Eyern, macht aus dieſen al - len eine Salbe, und ſchmieret den Schaden damit. Wolte dieſes nicht gleich anſchlagen, ſo nimmt man eine Hand voll friſchen Lei - men, ein Glas voll Eßig, eines voll Brantwein, um einen Gro - ſchen Silber-Glette und das Weiſ - ſe von drey Eyern, ſchmieret die Salbe davon des Tages drey mal auf den Schaden und giebt zugleich dem Pferde die Schwartz - Wurtz mit in dem Futter Wenn der Brand zu einem Schaden ſchlaͤgt, ſo nehme man Taubẽ-Koth, brenne es aus in einem Kolben, und thue daſſelbige Waſſer in den Schaden, es loͤſcht den Brand in einer Stunde, und iſt keine beſ - ſere Loͤſchung. Andere nehmen ungeloͤſchten Kalch, thun ſolchen in einen Topff, gieſſen Waſſer darauf, ruͤhren es wohl durch ein - ander, darnach laſſen ſie es eine Weile ſtehen, bis es lauter wird, gieſſen das obere Waſſer davon, und wieder ander friſch Waſſer dran, ruͤhren es wieder um, ſo wird es wie eine Milch, netzen ein Tuͤchlein darein, und ſchlagen es uͤber den Brand, es hilfft. Oder: Nimm Hollunder-Blaͤtter, zerſtoſ - ſe ſie, druck den Safft heraus, temperir ſolchen mit Wein-Eßig,undKamund lege ihn auf den Brand: Oder auch ein wenig Milch in eine Lau - ge gethan, und ein damit genetztes Tuͤchlein uͤbergeſchlagen, iſt eben - falls eine gute Brand-Loͤſchung.

Kamm,

Wird in Staͤllen gebraucht, den Pferden Schweiff, Maͤhne, und Schopf damit auszukaͤmmen.

Kamm,

Jſt der obere Theil eines Pfer - de-Halſes, wo die Maͤhne ein - gewurtzelt. Das Fett, welches von dieſem Kamme herkoͤmmt, iſt als ein Heil-Mittel zu gebrau - chen.

Kammer,

Jſt an einem Kummet inwendig gegen den Hals eines Pferdes zu ein leerer Fleck, aus welchem ein Theil Fuͤll-Haare, mit welchen das Kummet ausgeſtopffet iſt, her - aus gezogen ſind, damit das Kum - met, ſo vorher das Pferd an die - ſem Orte gedruͤckt hat, daſelbſt nicht aufliegen, und das Pferd nicht ferner beſchaͤdigen koͤnne.

Kammer,

Nennen die Jaͤger zuweilen den Abjagens-Fluͤgel.

Kammer-Muſic, ſ. Cam - mer-Muſic.

Kammer-Styl,

Jſt diejenige Schreib-Art, wel - che in denen bey Koͤniglichen und Fuͤrſtlichen Kammern aufzufuͤh - renden Muſicken beobachter wer - den ſoll. Es iſt aber dieſer Stylus Cameræ vel Symphoniacus, vel Canonicus, vel Choraicus, vel Madrigaleſcus & meliſmaticus. 1) Der Stylus Symphoniacus oderKamJnſtrumenten-Styl koͤmmt hier auf eine gantz andre Art, als bey geiſtlichen und theatraliſchen Wer - cken vor. Er erfodert weit mehr Arbeitſamkeit als ſonſt, und will kuͤnſtliche Mittel-Partien haben, die um den Vorzug mit den Ober - Stimmen gleichſam beſtaͤndig, und auf eine angenehme Art, Streit fuͤhren; Bindungen, Ruͤ - ckungen, gebrochene Harmonien, Abwechſelungen mit Tutti und Solo, mit Adagio und Allegro &c. ſind ihm lauter weſentliche Din - ge, und wenn auch gleich die Me - lodie ein wenig darunter leidet, ſo muß doch hier alles verbluͤmt, aufgeputzt und ſprudelnd ſeyn. 2) Der Stylus Canonicus, oder die Canoniſche Schreib-Art, findet auch in Zimmern und Saͤlen ih - ren Platz, ja auch oͤfters inter pocula. Auch giebt ſich noch zu - weilen ein und anderer Liebhaber die Muͤhe, canoniſche Sonaten zur Kammer-Muſic uͤber gewiſ - ſe feſtſtehende Saͤtze (canto fermo) zu verfertigen; welches aber we - niger Ergetzlichkeit bringet, als Arbeit erfodert. Bey theatrali - ſchen und haͤuslichen Vorfaͤllen zeiget die canoniſche Schreib - Art mehr munteres und freyes Weſen in der Melodie, als in Kirchen-Sachen. 3) Der ſtylus choraicus, als der dritte zur Kam - mer-Muſic gehoͤrige Styl, iſt der gewoͤhnlichen und gebraͤuchlichen Tantz-Kunſt eigen. Er theilet ſich in ſo viel Gattungen, als es Arten von Taͤntzen in Zimmern und Saͤlen giebt. Die Polniſche Art des Choraiſchen Styls hat ſeit einiger Zeit ſo viel Beyfall ge - funden, daß man ſich nicht ge - ſcheuet, die ernſthafteſten Worte und Sing-Gedichte mit Melo -P p 4dienKamdien la Polonoiſe zu verſehen. Es hat auch in der That eine fremde Wirckung, und mag gleich - wol, ohne ſattſame Kundſchafft der Choraiſchen Schreib-Art, nie - mand dieſelbe recht zu wege brin - gen. 4) Der Stylus Madrigale - ſcus & meliſmaticus. Der Ma - drigalen-Styl bleibt in allen Schreib-Arten einerley. Der Melismatiſche aber hat, ob er ſich gleich von Anfange her zu geiſt - und weltlichen Oden beqvemen muͤſſen, ſich dennoch von den ma - drigaliſchen Arien und Recitati - ven in die Enge treiben laſſen. Doch hat man gewiſſe artige Jaͤ - ger-Hochzeit-Straf - und Schertz - Oden des melismatiſchen Styls, welche ſich zur Luſt ſehr wohl hoͤ - ren laſſen, und nicht allemal auf bloſſe Gaſſenhauer hinaus lauffen, auch bisweilen auf Schaubuͤhnen gebraucht werden.

Kammer-Ton, ſ. Cammer - Ton.

Kampff-Jagen,

Jſt eine an groſſer Herren Hoͤ - fen gewoͤhnliche Luſtbarkeit, da man entweder auf dem Schloß - Platz, oder in einem mit Mau - ren umfangenen oder verwahrten Hof, oder in einem abſonderlich hierzu angelegten Hetz-Garten, al - lerhand fremde oder einheimiſche wilde Thiere, (ſo zu ſolchem En - de zum theil in Kaſten zugefuͤhret werden) als Loͤwen, Baͤre, wilde Schweine, Woͤlffe, Auer - und Buͤffel-Ochſen, Pferde und Hir - ſche mit einander kaͤmpffen, und nach gehabter Luſt, entweder die wilden Thiere ein iedes wiederum in ſeinen Kaſten, einfangen, und in ſein Behaͤltniß zu verwahren fuͤhren laͤſſet, oder aber ſolche durchKapder Herrſchafft Kammer - und Leib - Hunde hetzet, nachgehends mit Fang-Eiſen oder Hirſchfaͤngern erleget, oder mit Puͤrſch-Buͤch - ſen todt ſchieſſet, welches gemei - niglich von der Herrſchafft ſelb - ſten geſchiehet; da denn bey ſol - chem Actu von der anweſenden Hof-Jaͤgerey mit Wald - und Hifft-Hoͤrnern tapffer dazu gebla - ſen wird.

Kaninichen, ſ. Connil.

Kapp-Zaum, Caveſſon,

Jſt ein Naſen-Band, von Stricken oder Leder, oder ein Buͤ - gel von Eiſen mit zweyen Zuͤgeln, ſo, (und zwar die erſtere Art) denen jungen Pferden, ſo wol den Kopff und Hals ſtaͤt und gerad zu gewoͤhnen, als auch des Mauls dabey zu verſchonen, die andere Art aber denen ungehorſamen Pferden, ſolche damit zu zwingen, aufgeleget wird. Die eiſernen Caveſſons ſind bisweilen mit Leder gefuͤttert, bisweilen auch mit Wachs ausgegoſſen; etliche ſind glatt, etliche aber, ſo bey gar wil - den und unbaͤndigen Pferden ge - braucht werden, hohl, und an beyden Raͤndern gekerbt, oder vielmehr mit kleinen eingefeilten Zaͤhnen verſehen; etliche beſtehen aus einem gantzen Stuͤcke, etliche aber ſind von zweyen oder dreyen Stuͤcken mit Gliedern zuſammen gefuͤgt, und koͤnnen mit einem Riemen unter dem Kinn zuge - zogen werden. Ein Kapp-Zaum hat auswendig drey Rincken, die Corde und Leinen, womit das Pferd auf die Schule herum ge - fuͤhret oder an die Pilaren gebun - den wird, daran zu ſchleiffen; er ſoll, wenn man das Pferd ſo wol beqvem regieren, als vorſehenwill,Karwill, daß es nicht wund werde, weder zu weit noch zu enge ſeyn, und dem Pferde gleich oberhalb dem Naſen-Knorpel uͤberleget wer - den, denn kommt er zu hoch, ſo kan man ein Pferd damit nicht zwingen; liegt er aber zu niedrig, ſo benimmt er demſelben den Athem.

Karren-Buͤchſe,

Jſt ein Feuer-Gewehr, ſo auf einem Karren, welches der Schieß - Karren genennet wird, feſtgema - chet iſt, die wilden Gaͤnſe, wel - che ſonſt, als ſchlaue, argliſtige Voͤgel, nicht wohl zu ſchieſſen ſind, damit zu hinterſchleichen, und zu faͤllen. Der Karren hat 2 Raͤder, hinten an demſelben iſt eine ſtarcke eiſerne Gabel, die man mit einem Gewerbe, hin und wie - der, hoch und nieder wenden kan; in dieſer Gabel lieget ein Dop - pel-Hacken oder groſſes metalle - nes Rohr mit einem Feuer - oder Buͤchſen-Schloß, und rechten Schafft wie ein Ziel-Rohr mit ei - nem beqvemen Anſchlag und Ab - ſehen, das wird mit einem eiſer - nen Durchzug an die Gabel feſt gemacht, daß es nicht wancken oder ſtoſſen kan; vornen an dem Wagen ſitzt der Weidemann, der das Pferd lencken, und zu - gleich, wo er von wilden Gaͤn - ſen etwas in den Feldern verſpuͤ - ret, es von ferne ſehen kan; er muß aber nicht gerade auf ſie zu - fahren, ſondern einen weiten Um - ſchweiff, als wolte er neben weg und vor ſie vorbey, fuͤr ſich neh - men. Wenn er nun vermeint, ſeitwerts nahe genug zu ſeyn, haͤlt er mit dem Karren ſtill, richtet ſeine Buͤchſe, nimmt das Abſehen, und ſchießt ie ſchneller ie beſſer,Katweil ſie auf vier oder fuͤnfhundert Schritt ſelten einen laſſen zu ſich nahen; das Rohr wird mit groſ - ſen Schroten-Hagel oder groſſen Lauff-Kugeln geladen. Etliche machen ſich von Blech Ladungen, Patronen und Cartaͤtſchen, fuͤl - len ſie mit groſſen Schroten, ſo koͤnnen ſie ihre Ladungen deſto ge - ſchwinder vollbringen; auf dieſe Weiſe wird man oft vier, fuͤnf oder ſechs wilde Gaͤnſe auf einen Schuß bekommen. Dieſe Kar - ren-Buͤchſen werden auf groſſen Teichen und Seen, auch in groſ - ſen, weiten ebenen Feldern ge - braucht.

Kartaͤtſche,

Jſt eine lange viereckigte Buͤr - ſte, von Sau-Borſten gemacht, welche man zum Putzen der Pfer - de gebraucht, indem ſie den Staub ſehr wohl aus denen ſub - tilen Haaren nimmt. Unter waͤh - rendem Putzen pflegt man ſie et - liche mal uͤber den Striegel abzu - ziehen, und alſo den Staub, der in die Striegel faͤllt, heraus zu bringen.

Katzen, wilde,

Sind groͤſſer als die zahmen, grau und ſchwartzſtreiffigt, oder auch mit ſchwartzen Flecken ge - zeichnet, haben einen dickhaͤrigen zottigen mit ſchwartzen Ringen gezierten Schwantz, deſſen aͤuſ - ſerſter Theil oder Spitze gantz ſchwartz iſt, die Pfoten ſind in - wendig ebenfalls ſchwartz, und uͤber den obern Theil des Halſes und den Ruͤcken gehet ein Strich von gleicher Farbe. Der Kater von dieſen heiſſet ein Baumrutter. Jhre Wohnung iſt meiſtentheils in groſſen dicken Waͤldern undP p 5Ge -KatGeſtraͤuchern, wo das Gefluͤgel pfleget zu niſten, halten ſich auch gerne bey groſſen Seen, Teichen und Fluͤſſen auf, wo es viel Ge - roͤhricht giebt, nicht allein die Neſter der Enten, Taucher, Rohr - Huͤnlein und Sperlinge daſelbſt zu berauben, ſondern auch, wenn bisweilen die Teiche zu bald abge - laſſen werden, und ſich etliche Fi - ſche in dem Geroͤhricht verſchla - gen, dieſelbigen heraus zu langen, weil ſie ſolche nicht weniger als die heimiſchen Katzen, gerne eſſen. Dem Gefluͤgel zu Holtz und Felde, ſowol alt als jung, thun ſie groſ - ſen Schaden, fangen auch mit beſonderer Behendigkeit Haſen, Caninichen, Hamſter, Maulwuͤrffe und Feld-Maͤuſe hinweg. Sie lauren auf den Baͤumen, hoͤren leiſe, ſehen ſcharff, und ſo ſie was gewahr werden, druͤcken ſie ſich auf dem Aſt nieder, und liegen ſo lange ſtille, bis ſie ihren Vortheil erſehen, und darauf wie ein Pfeil herunter ſpringen; wenn ſie von Hunden angepacket werden, weh - ren ſie ſich ungemein ſcharff. Sie niſten in hohlen Baͤumen, auch wol bisweilen in Felſen. Jhre Brunſt geſchiehet im Januario des Naches mit grauſamen Ge - ſchrey und Gemurmel von vieler - ley Stimmen, es beiſſen und kra - tzen ſich auch zu ſolcher Zeit viele Kater lahm und zu ſchanden. Die Katze traͤget ebenfalls neun Wochen, wie andere Raub-Thie - re, und bringet ihre Jungen blind. Wenn dieſe zwey Jahr alt wer - den, ſo bekommen ſie ihre vollkom - mene Groͤſſe, und werden im Herbſte ſehr fett. Zu Zeiten pfle - gen auch die zahmen Katzen, wenn ſie nach Maͤuſen, Vogel-Neſtern und jungen Haſen in die um dieKatDoͤrffer gelegene Felder und Buͤ - ſche ſich gewoͤhnen, wild zu wer - den, alſo, daß ihnen ſolche Rah - rung beſſer ſchmecket, als die Haus-Maͤuſe, zumal wenn der Haus-Vater ihnen nicht zu freſſen giebet, ſie Noth leiden laͤſſet, und wenn ſie naſchen, oͤffters ſchlaͤget, oder ihnen ſonſt von dem Haus - Hund allerhand Leid und Verdruß angethan wird, da ſie denn aus - reiſſen, ſich an die wilde Lebens - Art gewoͤhnen, und durch die Laͤnge der Zeit eine recht wilde Natur an ſich nehmen; dahero auch durch deren Vermiſchung oͤffters ſchwartze oder roͤthlich - graue wilde Katzen gefunden werden. Wenn man ihre Loͤcher in hohlen Baͤumen und in der Erden ausſpuͤren kan, ſo leget man vor das Loch ein Schlag - Eiſen, vermacht es wohl mit Laub, Schnee oder Erden, da ſie ſich denn ſelbſten fangen; oder man umſtellt das Loch mit Haſen - Netzen, und raͤuchert die Katzen her aus; ſie werden auch mit dem Wachtel - oder Haſen-Pfeifflein geſchoſſen, oder auch in Schlag - Baͤumen oder Drat-Schleiffen gefangen. Der Balg wird denen dicken Waſſerſuͤchtigen und cor - pulenten und geſchwollenen Leu - ten zu Bruſt-Laͤtzen dergeſtalt verordnet, daß ſie ſolchen mit de - nen Haaren auf bloſſer Haut tra - gen muͤſſen, den Kopff unten, und das Hintere oben, da denn ſolcher das Aufgedunſene abzeh - ren, und die ſchwachen Magen ſtaͤrcken, denen magern Leuten aber hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn ſoll. Das Fett erwaͤrmet und lindert allerley Glieder-Schmertzen; in einer Nuß-Schale auf den Na - bel gebunden, ſoll es ein bewaͤhrtesMit -KauMittel wider die fallende Seuche ſeyn.

Kautz, Kaͤutzlein, ſ. Eule.

Kayſer, ſ. Roͤmiſcher Kayſer.

Kegel,

Jſt an den Voͤrder-Schenckeln der Pferde diejenige Gegend, wo ſich die Schulter endiget, und der Schenckel anfaͤnget, und gehet bis auf das Knie. Die Kegel ſollen an einem wohl gewachſenen Pferde dick und fleiſchigt ſeyn. Wenn ſie verſtaucht ſind, ſo nimm Gerſten-Kleyen, Rauten, Haus - wurtz, und die gelbe Rinde vom Hollunder-Baum, ſtoſſe alles wohl, ſiede es in warmen Eßig und binde es dem Pferde warm uͤber. Oder laß gar klein zerſtoſ - ſenen Lein-Saamen, Eßig, und vier Loͤffel voll Honig unter ein - ander zu einem Teig ſieden, ſol - chen, ſo warm er zu erleiden, mit einem wollenen Tuch uͤberſchla - gen, und alſo drey Tage darauf liegen. Jtem, nimm Baum-Oel und Butter iedes ein Pfund, Lor - beer-Oel acht Loth, ſiede es un - ter einander, und ſchmiere das Pferd warm damit. Heu-Blu - men in Eßig oder Zapffen-Wein geſotten, und etliche mahl nach einander damit abgewaſchen, ſoll gleichfalls ſehr gute Dienſte thun.

Kehle,

Jſt eine wunderbare Roͤhre, welche den herausgehenden Athem, mittelſt ihrer Ringe und anderer Theile, ſo zu zwingen, zu druͤcken und geſchickt zu bilden weiß, daß er zum Klange wird; wobey die Lunge gleichſam der Blaſebalg iſt, welcher die auswendige Lufft ein - ziehet und auslaͤſſet.

Ker

Kehlſucht,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, wel - che von einigen das Druͤſen ge - nennet wird. Wie ſolche zu er - kennen, und von dem Rotz zu un - terſcheiden, ſuche unter dem Wort Druͤſen.

Kehrab,

Jſt ein ſehr langer Tantz, wo - mit der Tantz-Plan durch des Frauenzimmers lange Kleider gleichſam abgekehret, und die gan - tze Luſt beſchloſſen wird.

Keilhacken, ſ. Brachvoͤgel.

Kempten,

Eine gefuͤrſtete Abtey, Benedi - ctiner-Ordens, bey der Kayſerli - chen freyen Reichs-Stadt Kem - pten im Algow in Schwaben ge - legen, deren Abt in dem Kloſter S. Hildegard ſeinen Sitz hat, ein Stand des Heil. Roͤm. Reichs, wie auch der Kayſerin Ertz-Mar - ſchall iſt, und unmittelbar unter dem Pabſte ſtehet. Er ſchreibet ſich einen Hertzog von Kempten, und fuͤhret im Wappen ein Bruſt - Bild eines Weibes im ſchwartzen Habit und weiſſen Schleyer, mit einer guͤldenen Krone auf dem Kopfe in einem halb roth und halb blauen Felde.

Kennung, ſ. Kern.

Kerasbola,

Wurden ehemals die Wirbel an der alten Leyer genennet.

Keren, Cornu,

War ein aus dem Horne eines Thieres, oder aus einer andern Materie in Geſtalt eines Ochſen - oder Rehbocks-Hornes gekruͤmtes Blas-Jnſtrument, unſern lietzigenZin -KerZincken oder Cornetto gaͤntzlich gleich.

Kern, Kennung,

Sind ſchwartze Tuͤpffelein in den Zaͤhnen der Pferde, welche dieſelben, wenn ſie alt werden, wiederum hinweg freſſen, daß man nichts mehr davon ſehen kan. Solches iſt ein Zeichen, daß ein Pferd zwoͤlff oder mehr Jahr alt iſt, nachdem es nemlich mit wei - chem oder harten Futter gefuͤttert worden, und den Kern fruͤhzei - tig oder langſam abgenutzet hat. Die Roß-Haͤndler, welche das Alter der Pferde betruͤglich zu ver - bergen ſuchen, pflegen denſelben nicht allein die Voͤrdern - und bey - de Haacken-Zaͤhne, welche an den Pferden, wider die Natur aller andern Thiere, im Alter laͤnger und weiſſer werden, fein artig bis zur behoͤrigen Groͤſſe abzufei - len, ſondern auch mit einem gluͤ - enden Eiſen den Kern wieder in gedachte Zaͤhne zu brennen, daß einer, der das Alter der Pferde nicht aus andern Zeichen erkennen kan, wol ein Pferd fuͤr acht - oder neun-jaͤhrig kauffen darff, wel - ches doch ſechzehen oder mehr Jahr alt iſt.

Kern,

Wird auch bey den Pferden ei - ne von den Staffeln oder Stuͤ - cken des Gaumens genannt, wor - aus derſelbe zuſammen geſetzet iſt. Wenn ein Pferd den Feiffel hat, pflegt man demſelben den dritten Kern ſtechen zu laſſen, und hierauf das Maul mit Saltz zu reiben.

Kern,

Heiſſet endlich auch das Leben, oder der inwendige empfindlicheKerTheil eines Pferde-Fuſſes, ſo von auſſen mit dem Horn umge - ben iſt. Den Kern wachſen zu machen, nehme man alt Schmeer, Roggen-Brot und Zwiebeln, ſchneide es klein durch einander, und mache es warm, laß das Pferd wohl reiten, daß es ſchwitzet, ſchlage ihm damit ein, und thue es in der Woche vier mal. Ande - re nehmen Lein-Oel, alt Schmeer, Hollunder-Laub, Krebſe und Knob - lauch, ſtoſſen es alles unter ein - ander, und ſchlagen dem Pferd damit ein: Man nimmt alt Schmeer, Sadebaum, Knoblauch und Saltz, ſtoͤſſet es durch ein - ander, ſchlaͤgt ihm taͤglich damit ein, wirckt ihm denn aus, daß es an allen Enden blutet, und ſchlaͤgt ihm darauf den erſtgedachten Ein - ſchlag wieder ein.

Wenn ein Pferd unter dem Ei - ſen auf dem Kern einen Spalt hat, und Feuchtigkeit von ſich giebt, ſo klopffe man Eyerweiß in einem Toͤpfflein wohl ab, lege darein ein Stuͤcklein abgeſtande - nen, aber nicht gar geloͤſchten Kalch, ſchlags dem Pferd etliche Tage nach einander in den Spalt, ſo wird ſich die Beſſerung bald zeigen. Wenn ein Pferd zu viel Kern hat, ſo nehmet Schweins - Kot und Saltz, menget es wohl unter einander, ſchlaget ihm 14 Tage nach einander damit ein, ſo weichet ihm der Kern; ie oͤfter ſolches geſchiehet, ie beſſer iſt es.

Kernſchaͤlig,

Wird ein Stamm vom ſchwar - tzen Holtze genennet, wenn bey ſtarcken Winden deſſen Jahre in - wendig losgeſchoben worden, wel - ches hernachmals, weil das Holtz inwendig allezeit trocken, nichtwie -Kerwieder zuſammen waͤchſet, alſo daß ein ſolcher Stamm zu Bre - tern und Schindeln allerdings un - tauglich iſt. Dieſer Fehler er - eignet ſich vornehmlich an den Tannen-Staͤmmen, und iſt nicht leicht von auſſen zu erkennen.

Kern-Scheite,

Werden die aus dem Schafft oder Stamm eines Baums ge - ſchlagene Scheite genennet, zum Unterſcheid der Kleppel - oder Waltzen-Scheite, welche aus den Aeſten, und der Stock-Scheite, welche aus den ſtehengebliebenen Stoͤcken der Baͤume gemachet werden. Die Kern-Scheite wer - den nach ieden Landes oder Ortes Gewohnheit bald zwey Ellen, bald nur ſieben Viertel-Elle lang ge - macht.

Kernſchwinden,

Wird der Zufall bey einem Pfer - de genennet, wenn ſich das Leben aus den Fuͤſſen verlieret, daß die Pferde duͤrre hohe Fuͤſſe bekom - men, und kein Blut mehr darin - nen haben, dergeſtalt, daß ihnen auch letztlich die Huͤfe gar hinweg fallen: ſolchem Uibel zu ſteuren, laſſe man erſtlich ein Pfund altes Schmeer zergehen, und brate ein gut Theil Zwiebeln darinne, thue hernach fuͤr zwey Groſchen Althee, und eben ſo viel Terpentin-Oel, ingleichen etwas Schweins-Miſt darzu, menge alles wohl unter einander, und ſchlage endlich dem Pferde fleißig damit ein. Oder, wenn im Fruͤhling Laub und Gras waͤchſet, und der Mond vier oder fuͤnff Tage alt iſt, ſo laſſe man dem Pferde in den erſten Tagen im neuen Monden auf dem Ort, da es ſchwindet, auf das duͤnneſte auswircken, daß ihme das BlutKeran allen Orten dadurch ſchwitze, laſſe ihm an den Strahlen oder Ferſen wohl und weit ausſchnei - den, damit ſich der Horn daſelbſt von einander giebt, und Lufft ge - winnet: Denn es folget gemei - niglich, wenn einem Pferde das Leben ſchwindet, ſo wachſen ihm die Ferſen hinten zuſammen, und es wird Zwanghuͤfig. Wenn denn einem Pferd erſtbeſagter Maſſen gar duͤnne ausgewircket, und die Ferſen wohl und weit ausgeſchnit - ten ſind, ſo picke man ihm inwendig in dem Huf, neben den Strahlen auf beyden Seiten, und vornen auf der Zaͤhen ungefehr acht oder zehen Loͤchlein, bis das Leben her - aus dringe, laſſe ihm die Eiſen an der Ferſen wohl weit richten; nehme Huͤner-Miſt, Lorbeer, Althee, und das Weiſſe, das die Weißgerber vom Leder ſchaben, ſtoſſe es durch einander, thue es in eine Pfanne, daß eine ſtarcke Salbe daraus werde, ſchlage dem Pferde alſo warm damit ein, laſſe den Einſchlag zwey Tage in dem Huf, und ſchlage alsdenn wieder friſch ein; laſſe ihm allemal uͤber den vierten Tag auswircken, und mit dem Einſchlag folgen. Jtem: man nehme Hirſen und ſtoſſe den - ſelben groͤblich, ſiede ihn denn in friſcher Milch zu einem dicken Brey, und ſchlage damit dem Roß ein, verbinde es wohl, daß es nicht abfallen kan; laſſe das Roß alſo bis auf den andern Tag ſte - hen, darnach thue man es hinweg, und ſchlage ihm wieder den gemeld - ten Brey ein, wie zuvor; thue das alſo lange, bis daß man ſie - het, daß es genug und nicht mehr vonnoͤthen iſt. Jtem, ſo der Mond neu und drey Tage alt iſt, ſo laſſe man dem Gaul aufs allerduͤnne -ſteKerſte auswircken, bis daß es blutet; nehme darnach Krebſe und Eyer, ſo viel als zu etlichen Einſchlaͤgen vonnoͤthen, vergrabe es zuſammen unter dem Miſt, und laſſe es al - ſo vierzehen Tage darunter ſtehen; denn thue man es wieder hervor, und nehme Knoblauch, alt Schmeeꝛ, Sadebaum, und der obgemeldten Krebſe und Eyer, eines ſo viel als des andern, ſtoſſe alles unter einander, und ſchlage dem Roß ſo lange damit ein, bis daß ei - nem duͤncket, daß dem Pferde der Kern wieder gekommen ſey; und dieſes thue man alle neue Mon - den. Desgleichen nehme man Huͤner-Miſt, ſiede ihn wohl in ei - nem neuen Topffe, und laſſe den Fuß, wie zum oͤfftern gemeldet worden, wohl auswircken, dar - nach ſchlage man den Huͤner-Miſt heiß um den Fuß, und verbinde ihn, wie ſich gehoͤret. Jngleichen ſtoſſe man Lein-Saamen, gekoch - te Ruͤben, Knoblauch und Speck, unter einander, und ſchlage dem Pferde damit ein, ſo waͤchſet der Kern fein hernach. Oder nehmet Wacholder-Oel, und ſchmieret den Kern warm damit, wenn dem Roß vorhero ausgewircket worden.

Kerrena,

Jſt bey den Jndianern eine lan - ge Trompete von 15 Schuhen.

Keſſel,

Nennet man den Ort in einem Dachs-Bau, da die Daͤchſe recht liegen, und ihr Lager gemacht ha - ben. ſ. Dachs.

Keſſel-Jagen,

Wird ein Jagen genennet, wel - ches in die Runde eingeſtellet iſt.

Kib

Keule,

Wird der Hinter-Laufft mit dem Wildpret von einem Hirſchen, Thiere oder wilden Schweine ge - nennet. Wiewol man auch die Hinter-Viertel, ſonderlich der Schoͤpſe und Schweine, eben mit dieſer Benennung beleget.

Keuler, ſ. Kaͤuler.

Kibitz, Kybitz, Gibitz,

Jſt ein Vogel in der Groͤſſe, wie eine Schnepff, auch wie der - ſelbe hochbeinigt und kurtzſchwaͤn - tzig, er hat auch einen langen Hals, iedoch iſt ſein Schnabel bey weiten nicht ſo lang, als ei - ner Schnepffen Schnabel, und viel dicker, auch an der Farbe nicht braun, ſondern ſchwartz. Der gantze Vogel iſt ſchwartz und weiß, doch iſt das Schwartze mehr ab - geſchoſſen und nicht ſo glaͤntzend ſchwartz; ſo iſt auch der Ruͤcken gruͤnlich-ſpiegelnd, auf dem Kopf hat er etliche empor ſtehende ſchwartze Federn gaͤntzlich wie die Federn oder Cronen auf eines Pfauen-Kopff. Es haͤlt ſich die - ſer Vogel allezeit an ſumpffigten Oertern auf, und laͤſſet ſich in dem Strich bey groſſen Schaaren ſehen, im Wieder-Strich aber iſt er einer mit von denen erſten, wel - che, ſo bald der Sumpff vom Fro - ſte offen wird, zuruͤcke kommen. Und ob er gleich ſonſten ein ſehr vorſichtiger und ſcheuer Vogel iſt, welcher zur Herbſt-Zeit nicht wohl an ſich kommen laͤſſet, ſo iſt er doch in ſeiner Brut-Zeit aus Neid - ſucht ſo kuͤhne, daß er Menſchen und Hunden faſt auf den Kopff flieget, und dahero im Fluge wohl zu ſchieſſen iſt. Er bringet dreybisKinbis vier Junge, nachdem er vier - zehen Tage geſeſſen hat, aus, und ziehet dieſelben mit allerhand in Suͤmpffen befindlichen Gewuͤr - me auf. Aus denen Kibitz-Eyern, welche gruͤn und mit ſchwartzen Tuͤpffelein beſprenget ſind, wird eine beſondere Delicateſſe gemacht, ſie muͤſſen aber noch vorher, ehe ſie beſeſſen worden, gefunden werden.

Kiefer, ſ. Foͤhre.

Kiefer,

Oder die Kinnbacken eines Pferds ſollen gegen dem Hals ſchmahl ſeyn, daß ſie den Kopff bey dem Hals herzubringen koͤn - nen; Denn ſind ſie gar zu breit, zaͤumen ſich die Pferde ſehr unge - ſtaltig und gleich einer Tabacks - pfeiffen; alſo daß ſie nie wohl im Zaum ſtehen koͤnnen; hingegen zaͤumen ſich die Pferde, ſo duͤnne Kiefer haben, zierlich und wohl, und duͤrfen hernach im Bereuten deſto weniger Zwang. Denn was die großkoͤpfigten, dicken, ſchwerhaͤlſichten Pferde anlangt, moͤgen ſie nie gut gezaͤumt werden, was Muͤhe man auch gebraucht, man lege ihnen dann ein Mund - ſtuͤck mit 4 Raͤdern an, das iſt: man ſpanne es dann in einem Wagen oder Karren.

Kienrus,

Jſt ein in groſſen Kien-Waͤl - dern auf beſondern Rus-Huͤtten mit Fleiß geſamleter Rus, wel - cher theils von den Kienſtoͤcken, ſo man aus der Erde graͤbt, theils von dem, was im durchloͤcherten Topffe, darinne das Pech ſchwi - tzen muß, von dem Hartz uͤbrig geblieben iſt, gemacht und in Rusbutten geſamlet wird. ErKinwird von Buchdruckern, Mah - lern und andern zu ihrer ſchwar - tzen Farbe gebraucht. Jn ver - ſchiedenen Forſt-Ordnungen iſt das Kienrus-Machen verboten; an andern Orten aber wird es nur gewiſſen Leuten unter einer vorge - ſchriebenen Maſſe erlaubt.

Kinnbacken, v. Ganaches, it. Kiefer.

Kinn-Kette, Kinn-Reiff, Gourmette,

Jſt eine kleine eiſerne Kette an dem Zaum eines Pferdes, wel - che unter dem Kinn deſſelben her - um geleget und in die Kinn-Haa - cken eingeſencket wird, damit das Gebiß feſt und ſtet liegen bleibe. Sie iſt gleichſam das Gegen-Ge - wicht, welches das Mund-Stuͤck und die Stangen in rechter Wir - ckung erhaͤlt, und muß dahero weder zu kurtz noch zu lang ſeyn: Denn iſt ſie zu kurtz, ſo macht ſie das Mund-Stuͤck im Maule ſtarrend, daß das Pferd das Maul nicht wohl regen kan; iſt ſie aber zu lang und liegt zu weit, ſo ziehen ſie die Stangen nach der Bruſt, daß man den Gaul nicht wohl halten kan. Sie ſoll glatt, großgliederig und ein iedes Glied von dreyen kurtz zuſammen ge - drungen - und in einander geſchloſ - ſenen kleinen Gliedern gemacht, auch dabey wohlgaͤngig ſeyn; ie dicker die Glieder ſind, ie linder iſt auch die Kinn-Kette, und ie weniger macht ſie das Pferd wund: ie ſubtiler aber die Glieder ſind, ie einſchneidender und ſchaͤrffer iſt ſie. Es muß auch dieſelbe dergeſtalt ajuſtiret ſeyn, daß ſie nicht zu hoch uͤber ſich rutſche; dieſem vor - zukommen, muͤſſen die Kinn-Haa -ckenKincken etwas lang und gebogen ſeyn, und demnach die Kinn-Kette de - ſto weniger; ſo kan man auch noch uͤber das, im Fall es noͤthig, oben zwiſchen einem iedweden Haacken, und dem Auge der Stan - gen noch ein kleines Ringlein an - biegen laſſen, dadurch verhuͤtet wird, daß die Kinn-Haacken ſich nicht in die Hoͤhe geben koͤnnen, ſondern vielmehr an ihrem Ort niedergedruckt verbleiben muͤſſen.

Kinnor,

War bey den Juͤden ein mit 22 Saiten bezogenes, und in Ge - ſtalt eines Triangels gemachtes Jnſtrument, welches unſerm Pſal - terio nicht unaͤhnlich zu ſeyn ſchei - net.

Kirchberg,

Uraltes und beruͤhmtes Reichs - Geſchlechte in Thuͤringen, wel - ches Anno 1130 den Burggrafen - Titel bekommen. Es beſitzet die Herrſchafft Hachenburg ſamt zu - gehoͤrigen aus der Grafſchafft Sayn und die Herrſchafft Farn - rode im Eiſenachiſchen, iſt der Lutheriſchen Religion zugethan, und der ietzige Burggrafe Geor - gius Friedericus iſt ein gelehrter Herr, und der eintzige Stamm - halter dieſes uralten Geſchlechts, welcher ſich den 9 May 1708 mit Sophia Amalia, einer Graͤfin von Naſſau-Ottweiler vermaͤhlet hat. ſ. Adels-Lexicon. Die Burg - grafen von Kirchberg, welche auf der Weſtphaͤliſchen Grafen-Banck Sitz und Stimme haben, fuͤhren im Wappen drey ſchwartze Pfaͤhle im ſilbernen Felde, wegen der Grafſchafit Kirchberg; einen ſchwartzen aufgerichteten Loͤwen im ſilbernen Felde wegen des Burg - grafthums; einen vorwerts ſtehen -Kirden guͤldenen Loͤwen im rothen Fel - de, wegen Sayn; 2 ſchwartze Pfaͤh - le in Silber wegen Witgenſtein; eine ſilberne Straſſe mit drey Schweins-Koͤpffen wegen der Herrſchafft Freisburg; und ein ſilbern Caſtell mit zwey Thuͤrmen im rothen Felde wegen Homburg. Oben auf dieſem Schilde ſtehen 5 offene Helme. Der erſte praͤ - ſentiret einen von ſchwartz und Silber gewundenen Tuͤrckiſchen Bund mit einem runden Schilde von Pfauen-Federn beſtecket, dar - innen ein Ring mit 5 ausgebrei - teten Pfau-Federn. Der andere hat 3 ſchwartze Pfaͤle mit einem dergleichen Tuͤrckiſchen Bunde, auf welchem zwey Reihen Pfau - Federn, wegen Kirchberg; der drit - te iſt gecroͤnt, und hat ein guͤl - den gewundenes Horn, wegen Sayn; der vierte hat einen ſchwar - tzen mit Silber aufgeſchlagenen Hut, worauf fuͤnff weiſſe und ſchwartze Strauß-Federn ſtecken, wegen Witgenſtein; und endlich zeiget der fuͤnffte das ſilberne Ca - ſtell, wegen Homburg.

Kirchen-Muſic,

Jſt ein betraͤchtlicher Theil des oͤffentlichen Gottesdienſtes. Von derſelben Wirckung heißt es im Diſcours ſur l Harmonie Die Kirchen-Muſic ziehet den Gottlo - ſen zum Tempel; ſein Ohr, das vor andern Lehren verſtopft iſt, oͤffnet ſich doch den durchdringen - den Klaͤngen; bald ruͤhren lauter donnernde Accorde, welche die Luͤfte zitternd trennen, einen ſol - chen unheiligen Menſchen, erfuͤl - len ihn mit Furcht und Entſetzen; die ſtrenge Harmonie ſtellet ihm einen lebendigen, ſchrecklichen, unvermeidlichen Gott vor, dermitKirmit flammender Hand, auf den Fluͤgeln des Ungewitters toͤnend herabfaͤhret, vor welchem toͤdtli - che Blitze herfliegen, und dem der Todes-Engel auf dem Fuſſe nach - eilet. Jn den draͤuenden Tonen vernimmt der Gottloſe die fuͤrch - terliche Annaͤherung ſeines Rich - ters; das Raſſeln ſeiner feurigen Wagen; den Sturtzfall der lo - dernden Pechſtroͤme; die Abſcheu - lichkeit des ſchwartzen Abgrundes, und das unwiederſprechliche Ur - theil ſeiner Verdammniß. Bald weiß hergegen eine ſanftere und erqvickende Zuſammenſtimmung ſeinem Hertzen die Bangigkeit wiederum zu benehmen, und ein neues Vertrauen zu erwecken: da wird demſelben gleichſam in ei - ner Blumen-Wolcke der Vater al - ler Guͤte vorgeſtellet, der bereit zu vergeben iſt, dafern der Suͤnder nur ſeufzen und mit Aſchen auf dem Haupte durch ſeine Buß - Thraͤnen das Feuer der ſonſt ewi - gen Rache loͤſchen kan. ſ. Mat - theſons Capellmeiſt. fol. 220 ſq. Ob bey einer oͤffentlichen Landes - Trauer, da der Nachfolger als - bald da iſt, die Kirchen - und Hoch - zeit-Muſic zu verbieten ſey, dawi - der fuͤhren die Herren Muſici fol - gende Gruͤnde an: 1) Gottes Eh - re leide; 2) der Wohlſtand des - gleichen; 3) Sirach (c. 38) rede nirgend von einem gantzen Trau - er-Jahr, ſondern nur von einem paar Tagen, nehme auch die Ur - ſache bloß aus dem Wohlſtande, und ſetze derſelben gleich eine wich - tigere entgegen. Aaron und Moſe waͤren 30 Tage beklagt worden. (Num. 20, Deut. 34.) 4) Die Kunſt verleſche; 5) die Orgelwercke ver - duͤrben; 6) man koͤnne traurig genug muſiciren, ſo wie die Glo -Kircken zu Leid und Freude dienen, es brauche deswegen keines Schweigens; 7) die Traurigkeit ſelbſt erfodere Aufmunterung und Troſt; 8) die Trauer ſey mehren - theils zum Staat, eitel und erdich - tet; 9) kein Menſch habe Nutzen davon; 10) die Muſici verloͤhren an ihren Einkuͤnfften und Uibun - gen ein merckliches, und wuͤrden hernach deſto untuͤchtiger; 11) den Hochzeitern ſey es eine Tyranney; ſie ſollten Freude haben, man be - raube ſie aber deſſen, was Gott ſelbſt ihnen goͤnne und gebe; 12) es lauffe wider den Gebrauch al - ler Voͤlcker; 13) in hohen Faͤllen ſey es auch wider die Ehrerbietig - keit, welche man dem Nachfol - ger ſchuldig ſey, uͤber welchen man ſich mehr Urſache zu erfreuen, als uͤber den Verſtorbenen lange zu be - truͤben habe.

Kirchen-Styl,

Die erſte Claſſe muſicaliſcher Schreibart, deren Gattungen: 1) Stylus ligatus, die gebundene Schreibaꝛt, welchen Namen ſie von den groſſen zuſammen-gebundenen Noten hat. Wie ſolcher beſchaffen ſey, und wie man damit umgehen muͤſſe, iſt aus den Miſſalibus oder Meß-Buͤchern zu ſehen, dabey man die nach den acht ſogenann - ten Gregorianiſchen Ton-Arten eingerichteten Antiphonas, Epiſtel - und Stuffen-Lieder ſamt den Be - antwortungen des Chors ꝛc. auf - ſuchen kan. Jn den Roͤmiſch - Catholiſchen Stifftern und Kloͤ - ſtern trifft man davon die Men - ge an, abſonderlich die ſieben Bet - und Singe-Stunden in den Dom - Stiftern, Horæ canonicæ ge - nannt. Bey den Evangeliſchen ſind als Uiberbleiſel dieſes Styls die Præfationes, Collecten, dasRitter-Lexic. Q qGloria,KirGloria, die Abſingung der Ein - ſetzungs-Worte des Heil. Abend - mahls, des Vater Unſers ꝛc. Die - ſer gebundene Styl, welcher nur einſtimmig iſt, ward ehedem we - gen einiger Verwandtſchaft und Verbindung auch der

Capellen-Styl genennet, wenn nemlich uͤber einen ſolchen gebun - denen Geſang, der feſt und un - beweglich blieb, mit vieler Ge - ſchicklichkeit von den andern Ca - pell-Stim̃en gekuͤnſtelt ward; da - bey man denn ebenfalls an gewiſſe Schluͤſſe, enge Schrancken und Jn - tervalle gebunden war; die Abſaͤtze und Ruhe-Stellen der Melodie in die Terz und Qvart muſten ſich ausmuſtern laſſen; die Grentzen der geborgten Ton-Arten wurden genau von den vermeintlichen ſelbſtſtaͤndigen unterſchieden; das Jntervall der Sext durfte ſich bey Leibe in dem Geſange nicht mel - den ꝛc. welches alſo mit Recht ei - ne gebundene Setz-Art hieß. Ob wir uns gleich nach dieſem gebun - denen Styl nicht richten, und ſei - ner auch in den Choral-Geſaͤngen entbehren koͤnnen, indem wir uns dafuͤr der melismatiſchen Schreibart bedienen: So machen wir doch geiſtliche Lieder und Pſal - men, Gott damit zu ehren, zu lo - ben, und in der Gemeine, Chriſt - lichen zu preiſen, Andacht und Erbauung zu erwecken; denn al - le Kirchen-Muſic zielet dahin ab und ihre Vollkommenheit beſtehet darinne, daß ſie zur Gottesfurcht auf eine vernuͤnftige, bedachtſame, einmuͤthige, edle und ernſthaſte Weiſe anreitze.

2) Stylus Motecticus, der Mo - teten-Styl, hat vermuthlich ſeinen Nahmen von dem Jtalieniſchen Motto, welches ein Wort bedeu -Kirtet, weil nur wenig Worte bey demſelben zum Grunde geleget werden, aber ſonſt viel buntes, verbraͤmtes, und mit Fugen, Alla - breven, Contrapuncten kuͤnſtlich - durch-wircktes Weſen zulaͤſſet, wobey iedoch der Wort-Verſtand, das iſt der Sinn des Textes, und die rechte Fuͤhrung einer angeneh - men Melodie leidet. Man hat noch vor kurtzer Zeit dieſem Mo - teten-Styl den Vorzug in der Kirche zuſtehen wollen, ungeacht er in gar alten Zeiten fuͤr veraͤcht - lich und unheilig geachtet worden, daß er ſich kaum in Kirchen hat duͤr - fen blicken laſſen. Heutiges Tages erſtrecket ſich die Bedeutung des Moteten-Styls faſt auf alle Latei - niſche Kirchen-Stuͤcke uͤberhaupt; indem wol gantze Pſalmen nach dieſer Art mit beſtaͤndigem Fugiren durchgearbeitet werdẽ. Er kan auch gar wohl, und muß in geiſtlichen Sachen beybehalten werden, da - fern man nur die nach demſelben eingerichteten Saͤtze mit andern kluͤglich abwechſelt.

3) Stylus Madrigaleſcus, der Madrigalen-Styl, iſt die dritte Gattung des Kirchen Styls, wie - wol er nicht nur in Kirchen, ſon - dern auch auf der Schaubuͤhne, und in Saͤlen und Zimmern ge - braucht wird; denn er hat O - ratorien, Paßiones, Geſpraͤche, Arien, Cavaten, Serenaden, Au - baden, Cantaten ꝛc. ja die Opern ſelbſt in ſeinen Haͤnden. Ehedeſ - ſen wurden ſolche Madrigale, faſt wie die Moteten, concertirend ge - ſetzet; in einer Cavata laͤſſet ſich ein foͤrmliches Madrigal anbrin - gen, doch muß dabey allemal mehr redendes und flieſſendes, als ge - dehntes, hochtrabendes oder durch -broche -Kirbrochenes, mehr nachdruͤckliches und deutliches, als gezwungenes und verbluͤmtes, mehr natuͤrliches und zaͤrtliches, als gekuͤnſteltes und geſchmuͤcktes vernommen wer - den. Jn dieſer Schreibart laͤßt ſich nicht viel Aufhaltens und Pau - ſirens machen, theils weil ein Madrigal mehrentheils 11 bis 13 Zeilen lang, theils weil es das nachdenckliche immer erſt am En - de aufweiſet, und ſich der Ver - ſtand nur darauf ſpitzet. Die Schrift-Spruͤche, ob ſie gleich kei - ne Madrigale ſind, ſchicken ſich dennoch nicht uͤbel zum Madri - galen-Styl.

4) Stylus Symphoniacus, der Jnſtrumenten-Styl hat ſowol in der Kirche, als auf der Schau - buͤhne und in der Kammer ſtat. Die Jnſtrumental-Muſic, weil ſie nichts anders als eine Ton - Sprache oder Klang-Rede iſt, muß ihre Abſicht allemal auf eine gewiſſe Gemuͤths-Bewegung rich - ten, welche zu erregen der Nach - druck in den Tonen, die geſcheute Abtheilung in den Saͤtzen, die ge - meſſene Fortſchreitung u. d. g. wohl in acht zu nehmen ſind. Jn ſofern dieſe Schreibart in die Kir - che gehoͤret, erfodert ſie, bey den in geiſtlichen Stuͤcken gebraͤuchli - chen Sonaten, Sonatinen, Sym - phonien, Vor - und Zwiſchen-Spie - len ihre beſondere Feſtigkeit und ein wohlgegruͤndetes Weſen im Gange, damit es nicht nach einer allzufreyen Ouverture ſchmecke; denn in geiſtlichen Materien muß dieſer Styl ernſthaft, wohlbe - deckt und kraͤftig, nicht taͤndelnd, nackt und ohnmaͤchtig, ſeyn. Da nun der Jnſtrumenten-Styl das - jenige uͤber ſich nehmen und her - aus bringen ſoll, was den Sing -KirStimmen nicht allemal anſtaͤndig und beqvem faͤllet; auch oͤfters von Natur mehr freudiges und munteres erfodert, als irgend eine andere Schreib-Art: So kan man ihm bey dem Gottesdienſte nicht alle Lebhafftigkeit abſprechen. Faul, ſchlaͤfrig und lahm iſt nicht ernſthaft, praͤchtig oder majeſtaͤ - tiſch. Freude verwirft keinen Ernſt. Ein aufgeraͤumtes Weſen ſchickt ſich am beſten zur Andacht; nur muß die noͤthige Beſcheiden - heit niemals aus den Augen ge - ſetzt werden.

5) Stylus Canonicus, der Ca - noniſche Styl, findet gleichfalls in der Kirche, auf dem Theatro und in der Cammer Platz. Bey den Kirchen-Moteten iſt er be - hutſam und ſelten, auch mehr auf Jnſtrumente als in Singe-Stim - men zu gebrauchen. Bey Ein - fuͤhrung der Kirchen-Lieder in die geiſtlichen Stuͤcke oder Oratorien, deren etliche in ihrer gewoͤhnlichen Sangweiſe von ſelbſten ſehr gute canoniſche Gaͤnge an die Hand geben, ſind ſolche nicht aus der Acht zu laſſen, es ſey auf Orgeln oder auf dem Chor.

Kirch-Gang,

Heiſſet bey den Jaͤgern, wenn der Hirſch gemach zu Holtze ge - het; Denn zu Felde gehet er ge - ſchwinde.

Kirren,

Anlocken, anludern, als Fuͤchſe kirren. ſ. Luder.

Kirſch-Vogel,

Sonſt auch Pyrolt oder Pyrole, Weyrauch-Vogel, Wittewald, Witwohl, und von den Oeſter - reichern Gugel - oder Kugel-Fih -Q q 2ausKiraus genannt, iſt ein Vogel von ſo ſchoͤnen Farben, daß er billig mit unter die ſchoͤnſten gezehlet wird. Bey dem Maͤnnlein iſt der Kopff und der gantze Leib oben und unten dermaſſen ſchoͤn gelb, daß kein Mahler die Farbe hoͤher bringen kan: Denn er ſiehet an - ders nicht aus, als ob er mit gel - ben Tulipen-Blaͤttern beklebet waͤre; der Schwantz aber iſt nicht durchgehends ſo gelb, ſondern et - was abfaͤrbiger, iedoch ſo, daß das hochgelbe an vielen Orten ebenfalls hervor ſcheinet: Dabey hat er kohlſchwartze Fluͤgel durch und durch, die zur gelben Bruſt und Ruͤcken unvergleichlich ſchoͤn ſtehen. Der Schnabel iſt wie Pfirſch-Bluͤt-Farbe, die Fuͤſſe aber blaulicht. Das Weiblein hat auch etwas von der gelben Farbe, ſiehet aber nicht anders aus, als ein gelbes Band, wel - ches von der Sonne ausgezogen und abfaͤrbig worden; die Fluͤgel ſind dunckelbraun, und der Schna - bel kurtz. Von allem, was das Maͤnnlein ſchoͤnes an ſich hat, ſiehet man an dem Weiblein nur einen Schatten. An Groͤſſe glei - chet dieſer Vogel einer Amſel, und iſt auch der Schnabel alſo geſtaltet; die Fuͤſſe aber ſind kuͤr - tzer, und mehr den Fuͤſſen eines Baum-Haͤckleins zu vergleichen, welchem er an aͤuſſerlicher Stel - lung, ob er gleich keinen Baum hinauf lauffet, ziemlich aͤhnlich iſt. Es iſt einer von den Voͤgeln, die am ſpaͤteſten bey uns anlan - gen, und am fruͤheſten wieder hin - weg gehen: Denn er kommt nicht ehe, als wenn das Laub ausſchlaͤ - get, welches manchesmal erſt im May, vor der Mitte des Aprils aber niemals geſchiehet, und ſuchtKiralsdenn ſeinen Aufenthalt in Laub - Waͤldern, oder auch wo Laub un - ter dem Tangel-Holtze zu ſinden Faſt den erſten Tag ſeiner An - kunfft macht er ſein Neſt von Wolle und Baſt, und haͤngt ſol - ches recht verwunderns-wuͤrdig an einen Aſt zwiſchen einer Gabel mit Linden-Baſte bewunden an, als wie man einen Hand-Korb an die Hand oder Arm haͤnget, ſo daß der Wind das Neſt zwar hin und wieder ſchmeiſſen, aber doch nicht losbrechen kan. Jn dieſem verrichtet er geſchwind nach einander zwey Bruten, und brin - get, nach vierzehentaͤgiger Zeit iedesmal drey bis vier Junge aus; gegen das Ende des Julii aber, gehet er ſchon wiederum fort, und iſt alſo nicht gantzer drey Monate bey uns. Wer dieſe Zeit uͤber ei - nen haben will, der kan ihn an - ders nicht, als bey dem Neſt, oder mit dem Kaͤutzlein, Feld-Baum und Leim-Spindeln, bekommen. Auſſer den Kirſchen, bey deren Zeitigung er ſich aus dem Walde hinweg begiebet, und auf die Kirſch-Baͤume faͤllet, weiß man ſeine uͤbrige Nahrung nicht, ver - muthlich aber naͤhret er ſich von einer gewiſſen Art Wuͤrme oder Laub, das er nicht ehe als im May finden, und zu Ende des Julii nicht mehr bekommen kan. Sei - ne Speiſe, wenn man ihn hat, iſt ſo unbekannt, als dasjenige, was er drauſſen frißt, doch laͤſſet ſich zu Zeiten einer, wenn man ihm anfaͤnglich nichts, als friſche Kir - ſchen giebt, zu Semmeln, welche in Milch geweicht, und mit ge - doͤrrten Ameis-Eyern vermiſchet werden, angewoͤhnen; dieſer Vo - gel waͤre auch ſolcher Muͤhe und Koſten wohl werth, wenn er ſeineunver -Klaunvergleichlich ſchoͤne Farbe be - hielte: allein er verlieret ſie, und wird ſo bald abfaͤrbig, wie ein von der Sonnen ausgezogenes Band. Wenn dieſer Vogel im Fruͤhling kommt, fuͤrchtet man alsdenn kei - nen Reiff mehr.

Klaffter, ſ Claffter. Klauen

Heiſſen die Fuͤſſe des Fuchſes, Dachſes und Wolfes.

Klebe-Netze, Klebe-Garn oder Tag-Netze,

Sind eine Art ſubtiler von ſtar - cken ungezwirnten und ungebleich - ten Garn, oder auch von Seiden geſtrickter Netze, welche bey Ta - ge auf die darzu gehoͤrige Furckeln geſtellet, und denn Abends, wenn es weder auch gar zu helle, noch allzu dunckel, bey ſtillem und hei - term Vetter die Lerchen darinnen gefangen werden. Siehe Lerchen - Netze.

Klein-Floͤten-Baß,

Jſt eine Art Hohl-Floͤten-Re - giſter in den Orgeln von 2 Fuß Ton, fo gut zum Choral zu ge - brauchen. Der Klein-Floͤten - Baß von 1 Fuß Ton wird an ſtat der Bauer-Floͤtlein gebraucht, und iſt wie dieſelbe eingerichtet, aber heller und reiner am Klange. Dieſe[k]leinen Stimmwercke ſind gar angenehm zu hoͤren, wenn man ſiezum Æqual-Stimm-Wer - cke ziehet.

Klein-Regal, ſ. Jungfrauen - Regal.

Klemmen,

Jſt[e]ine in Spanien gewoͤhnli - che Ar die Pferde zu caſtriren. Suche Wallachen.

Kle

Kleppel, Kloͤppel,

Jſt ein nach der Chur-Saͤchſi - ſchen Jagd-Ordnung fuͤnf Vier - tel-Ellen langes, und in der Run - de eine Viertel-Elle dickes Stuͤcke Holtz, ſo denen Jagd - und Forſt - Ordnungen zu folge ein ieder, der auf dem Lande Hunde haͤlt, und ſolche nicht an Ketten leget, in - gleichen die ihrem Handel nach - gehende Fleiſchhauer oder Metz - ger, ſowol als die Hirten und Schaͤfer, ihren Hunden anhaͤngen ſollen. Die ungekleppelten Hun - de werden von den Jaͤgern und Forſt-Bedienten, wenn ſie ſolche auf der Refier antreffen, todt ge - ſchoſſen, diejenigen aber, denen die Hunde gehoͤren, mit der in gedachten Ordnungen darauf ge - ſetzten Strafe angeſehen. An vie - len Orten ſind die Unterthanen verbunden, dergleichen Kloͤppel bey den Forſt-Meiſtern oder Ober - Foͤrſtern zu loͤſen.

Klepper, Bidets,

Jſt ein Pferd mittelmaͤßiger Taille, welches zum Reiſen, He - tzen, Baitzen und dergleichen Ver - richtungen gebrauchet wird. Hier - zu pflegt man zwar wol die Land - Pferde, und aus den Geſtuͤten die geringſten, oder auch Ungariſche Pferde zu nehmen: weil aber die - ſe letztern nur in der Ebene dienen und dauren koͤnnen, in boͤſen tieffen Wegen aber bald erliegen, ſo werden die Siebenbuͤrger und andere in gebirgigten Orten ge - fallene und erzogene fuͤr beſſer und dauerhaffter gehalten, weil ſie in den boͤſen Wegen beſſer taugen. Die Zelter und Paß-Gaͤnger, wie man ſie insgemein nennet, ſind wol beqvem fuͤr das Frauenzim - mer und alte Leute; ſind aber beſ -Q q 3ſerKleſer einen kurtzen Weg zu verrich - ten, als auf eine weite Reiſe, nicht allein weil ſie mit ihrem ſchnellen Dreyſchlag die andern neben ihnen gehenden Pferde, die nur im Trab oder halben Galopp folgen muͤſſen, abmatten; ſon - dern auch, weil ſie, wenn ſie muͤde werden, gerne einreichen, ſtoſſen und ſtraucheln, ja wol gar aufs Maul fallen. Alſo wird ein Pferd, das einen guten Land-Schritt ge - het, ein lindes Maul hat, und nicht ſcheu iſt, fuͤr den beſten Klepper gehalten. Da muß nun ein Reiſender gute Aufſicht ha - ben, damit ſeinem Pferde, am Beſchlaͤge, am Zeuge, am Futter und an der Wartung nichts ab - gehe; zuletzt wenn das Pferd bald in das Qvartier kommt, ſoll man es nicht ſtarck erhitzen, oder wenn dieſes ja geſchehen, nicht gleich darauf ſtille ſtehen, ſondern ehe es in Stall kommet, noch einige Zeit herum fuͤhren laſſen; hiernechſt iſt auch zu mercken, wenn man in die Herberge kommt, daß man es vorhero wohl abkuͤhlen laſſe, ehe man es abſattele, fuͤttere und traͤncke, fleißig zu den Eiſen ſehe, ob ſie feſte liegen, ihnen zur Nacht fleißig einſchlage, die Muͤdigkeit auszuziehen, die Schenckel mit warmen Wein oder Biergegen den Haaren waſche, mit reinem Stroh ſauber abtrockene, und endlich den Klepper fleißig und rein fuͤt - tere. Wenn man zu Mittags - Zeiten einkehret, ſoll man dem - ſelben bisweilen Brot in Wein oder Bier geweichet zu freſſen ge - ben. Haͤtte das Pferd ohngefehr unterweges ein Eiſen verlohren, ſoll man mit einem ſcharffen Meſ - ſer das Horn um und um wohl beſchneiden, und alles unebeneKleund ſchiefferichte glatt und gleich machen, ſo wirds demſelben nicht ſchaden, es wird ſolches auch den Huf nicht vertreten, bis man an eine Schmiede gelanget. Wenn man bey weichem Schnee-Wetter ſtarck reiſen muß, und der Schnee ſich einballet, ſo eine groſſe Ver - hinderung giebet, ſoll man Un - ſchlitt zwiſchen das Eiſen und die Huͤfe einraͤumen, oder die Fuͤſſe oder Huͤfe innen - und auſſenwen - dig wohl mit ſchwartzer Seiffe reiben, ſo wird ſich deſſelben Ta - ges kein Schnee einballen.

Kletten-Stange,

Jſt beym Vogelfange eine lange Stange, welche man, im Fruͤh - Jahr die Grienitze, Creutz-Voͤgel oder Krumm-Schnaͤbel; im ſpa - ten Herbſte aber Gimpel oder Blut-Fincken, Zeißige und Meer - Zeißige mit Leim-Spindeln dar - auf zu fangen, gebraucht. Dieſe Stange, die ohngefehr neun bis zehen Ellen hoch ſeyn ſoll, gehet unten auf einem in der Erde feſt gemachten Stock in einem Gewer - be, daß man ſie auf eine nicht weit davon ſtehende Gabel nieder le - gen und wieder aufrichten kan; oben an der Spitze der Stangen wird eine Gabel mit drey Zacken gebunden, und in ſelbige, ver - mittelſt gebohrter Loͤcher, ohnge - fehr zwantzig bis vier und zwan - tzig Leim-Spindeln geſtecket, wel - che wie kleine Aeſtlein hervor ge - hen. Weiter unter dieſer Gabel an der Stange iſt ein gruͤner Buſch angebunden, und in ſelbi - gem ein paar Vogel-Haͤuſer mit Lock-Voͤgeln angehaͤnget; unten, etwan Manns-hoch von der Er - den, ſtehet noch ein dickerer Buſch, in welchen ebenfalls etliche Vo -gel -Klogel-Haͤuſer hangen. Wenn nun obgedachte Voͤgel vorbey ſtreichen, und die Lock-Voͤgel hoͤren, fal - len ſie gantz willig an, und ſon - derlich die Meer-Zeißige in groſ - ſer Menge, da man denn die Stange nieder laͤſſet, und was nicht ſelbſt herunter faͤllt, von de - nen Leim-Spindeln abnimmt, die Spindeln abputzet oder neue einſtecket, und die Stange wie - der in die Hoͤhe richtet.

Kloben,

Jſt ein hoͤltzernes Jnſtrument, womit man allerhand kleine Voͤ - gel, inſonderheit aber die Meiſen zu fangen pfleget. Es beſtehet ſolcher aus zweyen langen, der Laͤnge nach dergeſtalt ausgegrabe - nen Stecken, daß die Hoͤhe des einen Stecken ſich in die ausge - grabene Tieffe oder geſtoſſenen Faltz des andern gantz genau hin - ein ſuͤge. Unten werden beyde Stecken etwas zugeſchnitzet, und hierauf in ein rundes vom Tiſcher oder Drechsler hierzu bereitetes Holtz geſtoſſen, wobey ſich beyde Theile von einander ſperren. Hier - auf verſiehet man beſagte zwey Theile des Klobens mit ſtarcken Schnuͤrlein, womit ſie ſo genau zugezogen werden, daß ſie auch ein Haar feſt halten moͤgen. Kommt nun die Meiſe oder ein anderer kleiner Vogel auf einen ſolchen zubereiteten und zum Loch der Huͤtten hinaus gereckten Klo - ben, ſo ziehet der Vogelſteller zu,[f]aͤngt den Vogel bey den Klauen, und ziehet ihn zur Huͤtten hinein. Dieſe Huͤtte, welche eine

Kloben-Huͤtte,

Oder weil man ſolche mehren - theils zum Meiſen-Fang gebrau - chet, eine Meiſen-Huͤtte genen -Klonet wird, muß von gruͤnen Straͤu - chern, und nach Beſchaffenheit des Orts, entweder im Wald auf der Erden, oder daſelbſt in die Hoͤhe auf drey nicht weit von ein - ander ſtehende groſſe Baͤume, oder auch ohnweit einem flieſſen - den Waſſer, wobey viel Weiden anzutreffen, erbauet werden: Denn bey Weiden-Buͤſchen halten ſich die Meiſen beſonders gerne auf, zumal wenn ein Wald nicht weit davon abgelegen iſt. An etlichen Orten bedienen ſich die Vogel - Faͤnger einer Huͤtten, die nicht feſt gemachet iſt, und ohne Muͤhe und Beſchwerlichkeit kan fortge - tragen werden. Selbe iſt ſowol mit leichten Stangen und Latten - Holtz zuſammen gefuͤget, als mit gruͤner Wachs-Leinwand uͤberzo - gen. Hoͤret man den Vogel von ferne ſingen, ſo wird die Huͤtte mit dem Kopffe aufgehoben, und, ſo man ohnweit dem Ort und Stand des Vogels kommt, wie - der abgeſetzet, der Kloben zu dem deswegen durch die Huͤtten gemachten Loch hinaus geſchoben, und auf den Vogel ſolchergeſtalt gelauret. Der Weidemann hat einen oder mehr Lock-Voͤgel bey ſich, nebſt zweyen von kleinen Gaͤns-Beinlein oder auch nur von Federkielen verfertigten Mei - ſen-Pfeiſflein, deren eines hoͤher, das andere gar um ein weniges niederer geſtimmet ſeyn muß, mit dieſem letzteren macht er der Mei - ſen gemeinen Ruff, mit dem er - ſtern aber bisweilen, iedoch ſelte - ner, ihr Geſchrey, das die Weid - Leute und Vogelſteller Zizipee neu - nen, nach. Wenn nun die ſtrei - chenden Meiſen dieſen Ruff hoͤ - ren, fliegen ſie alſobald der gruͤ - nen Huͤtte zu, und weil ſie keineQ q 4beqve -Klobeqvemere Stelle ſich nieder zu laſſen finden koͤnnen, ſetzen ſie ſich unbedachtſam auf den halb auf - gethanen Kloben, daß ſie mit de - nen vordern oder der hintern Ze - hen in die Kluſft oder Spalte des Klobens eingreiffen. So bald der Weidemann oder Vo - gelſteller dieſe angekommene Gaͤſte mercket, ziehet er das durch den Kloben gehende Schnuͤr - lein an, und klemmet der Meiſen ihre Zehen ſo feſte, daß ſie nicht ausreiſſen mag, zuckt ſie aber al - ſobald durch das Fenſterlein oder Loch zu ſich in die Huͤtten, und die andern Meiſen ſind ſo thoͤricht, daß ſie dieſen Betrug nie mercken, ſondern ie mehr die andern, ſo ge - fangen und gewuͤrget werden, ſchreyen, ie begieriger und blinder fliegen ſie zu.

Klopffen, Laͤhmen,

Jſt eine Art die Pferde zu wal - lachen, wenn man nemlich dieje - nigen Saamen-Adern, welche von denen Nieren in die Geilen gehen, entweder durch einen ge - wiſſen Werckzeug gantz abzwickt, oder mit einem hoͤltzernen Ham - mer toͤdtet und zerqvetſcht. Die - ſe Art wird fuͤr ſchmertzlicher und gefaͤhrlicher als der Schnitt ge - halten, iſt aber doch in Spanien ſehr gebraͤuchlich.

Klopff-Fechter,

Sind gewiſſe Handwercks-Pur - ſche, die fuͤr Geld ihre Schulen halten, und ſich auf allerhand Gewehre mit einander herum bal - gen. Sie werden in Feder-Fech - ter und Marx-Bruͤder, oder Mei - ſter des langen Schwertes von St. Marco und der Loͤwenburg ab - getheilet, und wenn einer unterKneihnen wider beyde Partheyen zu fechten eine Schule anſchlaͤget, ſo wird er ein Lux-Bruder geheiſſen. Sie haben ihre Collegia und Schulen in den vornehmſten deut - ſchen Staͤdten, allwo ſie unter ſich Meiſter und approbirte Meiſter zu ſchlagen pflegen.

Klopff-Hengſt,

Heiſſet ein auf die unter Klopfen beſchriebene Art behandelter Hengſt, oder Pferd maͤnnlichen Geſchlechtes. Dieſe Klopff-Heng - ſte ſcheinen gantz zu ſeyn, und nennen die Spanier ſolche Caval - los fabios, witzige Pferde, weil ſie, wie alle Wallachen, nicht un - geſtuͤm und tobend, ſondern ſtill und ſittſam ſind. Sie achten des Trabens nicht, wie die Hengſte pflegen, ſondern gehen einen ſanff - ten guten Schritt, auch einen ſtaͤtern Galopp als ein Hengſt.

Klopff-Jagen,

Jſt eine Art ohne Hunde und Gezeug zu jagen, wenn man in geſchwinder Eil und auf beduͤr - fenden Fall etwas Wildpret ha - ben will; es geſchiehet ſolches in Feld-Hoͤltzern und Buͤſchen, wenn von denen zutreibenden Bauren mit Klappern oder Stecken an die Straͤucher, durch Dickigte und Behaͤltniſſe, gantz ſachte ohne groß Geſchrey geklopffet und ge - trieben wird; dagegen ſich ihrer etliche mit fertigem Gewehr wi - der den Wind an einem Paß an - ſtellen muͤſſen, um daſelbſt alles, was man anſichtig wird, klein und groß zu ſchieſſen.

Knebel,

Heiſſet das an einigen Arten der Ketten, als Bruſt-Halffter - Hemm-Ketten u. ſ. f. am Endebefind -Knebefindliche Qver-Stuͤcke, welches durch einen Rincken geſteckt, da - ſelbſt die daran hangende Kette verknuͤpffet; es wird auch der - gleichen von Holtz und an gewiſ - ſen Riemen des Pferde-Zeuges gebraucht, z. E. an den Bauch - Gurten, und dienet ſtat einer Schnalle. Ein ſolcher Knebel wird auch an die Fang-Eiſen zur Baͤren - und Schweinen-Jagd, ohngefehr einer guten Spannen weit hinter die Spitze befeſtiget, daher auch dieſes Jnſtrument den Nahmen eines Knebel-Spieſſes bekommen.

Knebel-Spieß,

Jſt eben dasjenige, was bey der Jaͤgerey ein Fang-Eiſen genen - net wird. ſiehe Fang-Eiſen.

Knieſcheiben, ſ. Jarret.

Knieſchneiden,

Jſt eine Art zu jagen, abſon - derlich auf der Ochſen-Jnſel in America, in der Bucht von Cam - peche, gebraͤuchlich, welcher die Spanier gar ſehr ergeben, und darzu hurtig und geſchickt ſind. Einige treiben es das gantze Jahr hindurch, und werden daher in dieſer Uibung ſehr erfahren. Der - jenige, der den Streich verrichten will, muß auf einem guten Pfer - de ſitzen, welches zu dieſer Jagd abgerichtet, und ſowol vor als hinter ſich, wie es die Gelegen - heit erfodert, zu weichen weiß, daß der Reuter faſt keine Muͤhe mit dem Lencken haben darff. Sein Gewehr iſt ein Eiſen, in Geſtalt eines halben Monds, uͤberaus ſcharff, und von einer Spitze bis zur andern ohngefehr 6 bis 7 Zoll breit. Dieſes Eiſen wird mit ſei - nem hohlen Stiele an eine ſchwan -Knicke Stange, 14 bis 15 Fuß lang feſte gemacht. Wenn nun der Reuter auf dem Pferde ſitzet, le - get er den Spieß auf des Pfer - des Kopff, mit dem Eiſen vorne hinaus, und rennet damit auf den Ochſen zu. Sobald er nahe genug, hauet er nach dem Knie, und ſchneidet ihm, wo moͤglich, oberhalb deſſelben, die Sennen entzwey. Hierauf thut das Pferd nach der lincken Hand einige Saͤ - tze, weil der verwundete Ochſe alſobald aus vollen Kraͤfften auf den Reuter zulaͤufft, der denn die Flucht geben, und einen weiten Fleck reiten muß, ehe er noch ein - mal anſetzen darff. Sind nun gleich die Sennen dem Ochſen vom erſten Schnitt nicht gaͤntz - lich entzwey, ſo zerreiſſet er ſie doch faſt allzumal, indem er den Fuß in der Lufft hefftig ſchuͤttelt, daß er hernach nur auf drey Bei - nen lauffen kan, dem aber unge - achtet, eilet er auch hinckende nach ſeinem Feinde, ſich an ihm zu raͤchen. Endlich macht ſich der Reuter noch einmal mit ſachten Schritten an den Ochſen, und giebt wohl Achtung, daß er mit dem Eiſen einen gewiſſen Streich auf das Knie eines Voͤrder-Fuſ - ſes anbringet, worauf denn der Ochſe augenblicklich zur Erde ſtuͤrtzt. Wenn dieſes geſchehen, ſteigt jener behende vom Pferde, und hat ein groſſes ſpitziges Meſ - ſer bey der Hand, welches er ſo ge - ſchicklich in das Genicke ein we - nig hinter den Hoͤrnern einzuſtoſ - ſen weiß, daß der Kopff von die - ſem eintzigen Schnitte herunter muß, welches ſie koͤpffen heiſſen. Hiermit ſetzt er ſich wieder zu Pferde, und ſuchet einen andern Ochſen zu verfolgen, da indeſſenQ q 5ſchonKniſchon Leute vorhanden ſind, wel - che dieſem die Haut abziehen. Die Spanier toͤdten niemals etwas anders, als Ochſen und alte Kuͤ - he, das junge Vieh aber laſſen ſie fort wachſen, und erhalten alſo die Heerden voͤllig. Das rechte Ohr eines ſolchen Jagd-Pferdes haͤnget ſtets abwerts, welches von der Schwere des Spieſſes her - kommt, als welcher in waͤhren - dem Jagen darauf ruhet, daran auch dergleichen Pferde vor an - dern zu erkennen.

Kniphauſen,

Schloß und Herrſchafft an den Oſt-Frießlaͤndiſchen Grentzen, des letzten Grafens von Oldenburg natuͤrlichen Sohne, Antonio Gra - fen von Altenburg oder deſſen Er - ben gehoͤrig, welcher ein vortrefflich Reut-Buch, Pferd-Schatz beti - telt, geſchrieben, ſo nachgehends von Herrn Pinter von der Au wie - der aufgelegt worden. Von die - ſem Orte hat das beruͤhmte Frey - herrliche Geſchlechte von Knip - hauſen ſeinen Urſprung und Nahmen.

Koͤnigseck,

Das Geſchlecht der Reichs - Grafen von Koͤnigseck iſt uralt, und fuͤhret ſeinen Nahmen von dem ums Jahr 650 erbaueten Stamm-Schloſſe Chunons-Egg, woraus mit der Zeit Koͤnigseck worden, ohnfern dem Schwaͤbi - ſchen Flecken Altorf. Es hat ſei - ne meiſten Guͤter im Algoͤw, und auf der Schwaͤbiſchen Grafen - Banck Sitz und Stimme. Die - ſes Haus hat 1588 ein Erb-Sta - tut und Fidei-Commiß aufgerich - tet, worinne verordnet, wie es mit den Guͤtern zu halten, und daß ein ieder bey der Roͤmiſch -KoeCatholiſchen Religion beſtaͤndig bleiben ſolle, welches Kayſer Ru - dolphus II beſtaͤtiget, und ein ie - der, wenn er das 18 Jahr uͤber - ſchritten, beſchweren muß. Den Reichsgraͤflichen Stand erhielt es vom Kayſer Ferdinand II; Graf Leopold Wilhelm aber ward vom Kayſer Leopold 1675 zum Kayſerl. Hof-Pfaltzgrafen fuͤr ſich und ſei - ne Nachkommen erklaͤret. Sie haben ſich in die Rotenfelſiſche und Aulendorfiſche Linie verthei - let. Jn ihrem Wappen fuͤhren die Grafen von Koͤnigseck 21 rothe und guͤldene ſchief-gehende Rau - ten; Oben iſt ein offener gekroͤn - ter Helm mit 7 Strauß-Federn. ſ. Adels-Lexicon.

Koͤthe, Kotte,

Heißt das unterſte Gelencke am Pferde-Fuß, ſo zwiſchen dem Schienbein und Huf iſt. Wenn ein Pferd die Koͤthe verſtaucht oder ausgekoͤthet (ausgekuͤttet) hat, ſo ſtehet es vornen auf den Zehen, und die Koͤthe gehet ihm aus und ein; dafuͤr nehme man ein Pfund klein geſtoſſenen Lein - Saamen, ein halb Pfund Honig, und ein halb Stuͤbchen Eßig, laſſe es mit einander ſieden, daß ein Teig daraus werde, ſchlage es warm auf einen Haſen-Balg, binde es dem Pferde auf den Fuß, ſo warm man es an der Hand lei - den kan, und laſſe es alſo ſtehen, bis den dritten Tag; wird es nicht beſſer, ſo binde man friſches darauf, und das thue man ſo lan - ge, bis es heilet. Wenn aber dem Pferde das Hincken nicht vergehen will, ſo ſchmiere man es mit Lohr - Oel und Althee, binde ihm ge - meldten Teig fein warm wieder uͤber den Fuß, und halte den HuffeuchtKoefeucht mit Einſchlagen, und Horn - Salben. Andere nehmen Honig ſammt dem Rooß, roͤſten Weitzen - Kleyem, machen es zuſammen, und legen es dem Roß alſo warm auf. Noch andere nehmen einen guten Theil Fuͤnff-Finger-Kraut, ein Noͤſſel Wein, und einen guten Klumpen Butter, eines Gans - Eyes groß, laſſen es zuſammen ſieden, bis das Kraut weich wird, alsdenn binden ſie es dem Gaul um die Koͤthe, ſo warm es ſeyn kan, des Tages etliche mal nach einander, ſo wird dem Pferde ge - rathen. Man nimmt auch Brunnkreß, Hauswurtz, zerlaſſe - ne Butter, als ein Gans-Ey groß, laͤſſet es in einem Topff zuſammen wohl ſieden, und reibet erſtlich das Pferd alle Tage zweymal, und verbindet es nachgehends, ſo warm es zu erleiden, damit. Alle Morgen ſoll man das Pferd eine Stunde oder ein paar auf das Feld gehen laſſen, und darnach wieder reiben und verbinden. Wenn die Koͤthen der Pferde durch die Arbeit geſchwollen, iſt das be - ſte Mittel ein Theil Nuß-Oel, mit zweyen Theilen Brantewein zu vermengen, und acht oder zehen Tage Abends und Morgens die Koͤthen damit zu ſchmieren. Oder man nehme Rauten, hacke ſie, laſſe ſie mit Wein ſieden und zu einem Teig werden, damit ſie in Form eines Pflaſters um die Koͤthe her - um koͤnne gebunden werden. Jtem, gekocht und mit Bohnen - Mehl vermiſchtes Cappes-Kraut, wird gleiche Wirckung haben. Oder Lein-Kuchen, Honig, Wein, Bier und Eßig zuſammen zu ei - nem Brey gekocht, und hernach warm uͤbergeſchlagen. Die Schen - ckel ſind bisweilen bey den KoͤthenKolaufgelauffen und geſchwollen, wel - ches von allzulanger Ruhe her - kommt, darzu inſonderheit die di - cken mit Fleiſch beladenen Pferde geneigt ſind. Dafuͤr iſt das beſte und geſchwindeſte Mittel, daß man zwey Drittel Lauge von Reb - Holtz-Aſche, und ein Drittel Weinſtein-Saltz unter einander miſche, die Koͤthen, oder auch an - dere geſchwollene Oerter damit waſche, und hernach mit der Aſche, ſo auf dem Boden lieget, beſtrei - che.

Kohlen-Brenner,

Weil die Kohlen nicht nur in der Haushaltung, ſondern auch bey Vergwercken und Schmeltz - Huͤtten, und bey verſchiedenen Kuͤnſtlern und Handwerckern faſt unentbehrlich ſind, und dahero das Holtz-Verkohlen eine wichti - ge Forſt-Nutzung iſt; ſo muͤſſen ſich auch diejenigen, welchen Herrſchaftliche Forſte anvertrau - et ſind, um dieſe ſchmutzige Ar - beit in ſofern bekuͤmmern, daß ſie wiſſen gebuͤhrende Aufſicht daruͤber haben, damit das Herrſchaftliche Jntereſſe nicht leide, ſondern be - foͤrdert werde.

Kohlen-Gehau, Kohlhau,

Jſt in einem groſſen Walde ein gewiſſes Refier, wovon das Holtz zum Verkohlen abgetrieben wird. Wie mit Holtz-Verkohlen verfah - ren werde, kan man weitlaͤuftig im Oeconomiſchen Lexico unter dem Worte Kohle nachleſen.

Kohl-Falck, ſ. Falck.

Kohl-Meiſe, ſ. Meiſe.

Kolbe,

Wird das junge Gehoͤrn einesHir -KolHirſchen genennet, wenn es noch weich, und etwan einer Hand breit hoch iſt. Die rauhe Haut, damit es uͤberzogen iſt, heiſſet man das Baſt. Man bekommt ſie erſt nach Johannis, und ſind ſolche eine ziemlich rare Speiſe: Denn von einem oder zweyen Hirſchen kan man keine groſſe Caſſerole oder Tiegel voll zu wege bringen, daher ſie nur bey groſſer Herren Hoͤfen koͤnnen zugerichtet werden. Jn der Artzeney haben dieſe Kol - ben einen treflichen Nutzen, indem daraus ein koͤſtlich Waſſer, wider boͤſe hitzige Fieber gebrannt, wird.

Koller der Pferde,

Kommt von Natur, auch durch die Verwahrloſung. Sie richtet ſich nach dem Mondſchein, wenn der Hundsſtern in ſeiner Erhoͤhung und Krafft, und die groͤſte Hitze iſt, da ſtehen dieſe Pferde 1) an - fangs allezeit in tieffen Gedancken 2) halten den Kopff meiſtentheils in oder unter die Krippe, 3) ſchla - gen ſie mit den hintern Schen - ckeln an den Bauch, 4) ſchreyen gantz heiſer, 5) verkehren die Au - gen, ſchrencken die vordern Fuͤſſe, und haͤngen den Kopf faſt auf den Boden, daß man ſie mit den ſchaͤrfſten Stangen nicht kan uͤber ſich richten. Dafuͤr iſt die Haut mitten auf der Stirne aufzuſchnei - den, ein Knoblauch-Haupt und Liebſtengel-Wurtzel darein zu ſte - cken, und ein Monat lang dar - inne wohl verwahrt zu laſſen, und dabey Ader gelaſſen.

Koller, oder Sonnenſchuß,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, welche durch die Schaͤrffe des er - hitzten Gebluͤts erreget, oder auch dadurch verurſachet wird, wenn ein Pferd gar zu ſehr erhitzet undKoluͤbertrieben worden, und da es ſeine natuͤrliche Ruhe nicht haben mag, oder auch verſtopffet iſt, und nicht miſten kan, in welchem Fall vor allen der Miſt aus dem Maſt - Darm mit einer uͤber und uͤber mit Oel wohl beſchmierten Hand heraus gezogen, und hierauf fer - ner der Leib mit einer Purgation gereiniget werden muß. Nach der Purgirung ſoll man ihm folgen - den Tranck eingeben: Nehmet ein Qvintlein gepuͤlverten Weyrauch, ein Qvartier guten Wein-Eßig, drey Untzen Steinbrech, eine Un - tze der Wurtzel vom Heilkraut oder Liebſtoͤckel, dieſes gebet ihm in Honig-Waſſer ein, und laſſet ihm ſodenn die Koller-Ader und Schranck-Ader ſchlagen, doch ſoll man nicht zu viel Blut her - aus laſſen. Es iſt aber der Kol - ler zweyerley: Nemlich der ſtille Koller und der tolle Koller. Der ſtille Koller wird erkannt, wenn das damit behafftete Pferd den Kopff unter die Krippe haͤnget, die Augen verkehret, und die vor - dern Beine uͤber einander haͤlt. Dieſem Uibel abzuhelffen, muß die zu oberſt hart hinter einem ie - den Ohr liegende Ader entwey ge - riſſen; darnach hinten vom Schweiff ein Stuͤcke eines Glie - des groß ab - und ein Creutz dar - ein geſchnitten werden. Hier - naͤchſt nimmt man einen blauen wollenen Faden, und ziehet ihn dem Pferd durch die Naſe, durch den Knorpel, ſticht ihm den drit - ten Kern, reiſſet ihme die Adern mitten auf der Zungen entzwey, und laͤſſet ſie wohl bluten, ſo be - kommt es dieſen Koller nicht mehr. Wenn aber ein Roß den tollen Koller hat, ſo mercke man zuerſt mit Fleiß darauf, wenndasKopdas Roß ſchlaͤgig wird, und wol uͤber eine Stunde zu ſchreyen an - faͤnget; alsdenn laſſe man es eine Stunde in einem ledigen Schaf - Stall lauffen, wie es ſelbſt will; wenn ſich nun das Pferd im Schaf - Stall dergeſtalt erhitzet hat, daß es nicht mehr ſchreyen kan, ſo laß man ihm erſtlich die gemeinen Adern, hernach nehme man einen Raben, toͤdte und rupffe ſolchen, ſchneide ihm den Kopf ab, und reiſſe das Eingeweide heraus bis auf das Hertz und Leber, thue es denn in einen wohlvermachten Topff, und brenne es in einem Back-Ofen zu Pulver. Wenn das geſchehen, ſo nehme man drey Loth Baum-Oel, fuͤr zween Gro - ſchen Honig und ein Qvartier Wein; thue dieſes Pulvers zwey Nußſchalen voll darein, und gieſſe es drey Morgen hinter ein - ander dem Pferde ein, ſchneide ihm auch die Haut auf dem Stern zwiſchen beyden Ohren auf, und ſtecke ihm ein Haͤuptlein Knoblauch darein, mache die Wunde wieder zu, und ſo es ein Roß fuͤnff Stun - den uͤberſtehet, ſo hat es keine Gefahr mit ihm. Etliche laſſen einem Pferde, das den Koller oder Sonnenſchuß hat, die Spor - Ader, und die Ader zwiſchen den Ohren, ſo man Koller-Ader nen - net, ſchlagen, ingleichen auch den dritten Kern ſtechen; nehmen her - nach geſtoſſenen und gepuͤlverten Schwefel und Entian, iedes gleich viel, machen etwa einer welſchen Nuß groß mit Oel an, und ſtoſ - ſen es ihm in die Naſen-Loͤcher, da es denn nach und nach wieder heraus trieffen, und mit dem Pfer - de beſſer werden wird. Ein an - deres wohl bewaͤhrtes Mittel iſt: Wenn man gruͤne Liebſtoͤckel -KopWurtz ohngefehr zwey Zoll lang, einen Zoll breit, und einen halben Zoll dick dem Roſſe folgender Ge - ſtalt in die Haut vernaͤhet: Schnei - de dem Pferd oben auf der rech - ten Seiten der Maͤhne am Kamm, hinter dem Halffter-Riemen einen Schnitt, ſo lang die Wurtzel iſt, daß ſie wohl hinein zu bringen, und mache denn mit einem Hirſch - Zincken, ſo lang und breit die Wurtzel iſt, die Haut vom Flei - ſche ledig, ſtoſſe die Wurtzel hin - ein, und mache die Wunde mit ei - nem Hafft zu, nur daß die Wur - tzel nicht heraus fallen moͤge, bis auf den fuͤnfften oder ſechſten Tag, da die Wurtzel wieder her - aus gethan wird; inzwiſchen muß das Eiter fleißig heraus gedruckt, und die Wunde taͤglich mit fri - ſchem Waſſer gewaſchen und reine gehalten, ſonſten aber nichts dar - an gethan werden. Wollte ſich dieſer Zuſtand aufs andere Jahr wieder regen, ſo procedire man auf der lincken Seite der Maͤhne mit dem Schnitt und der Wurtzel eben, wie auf der rechten Seite beſchehen.

Kopf,

Heißt an den Schnarrwercken in den Orgeln das dicke Theil, worinne das Mundſtuͤck mit ſei - nem Blat und Kruͤcke ſtecket.

Koppel-Floͤten, ſ. Gemshorn.

Koppel-Jagd, Kuppel - Jagd,

Wird genennet, wenn benach - barte Edelleute und Beſitzer der Ritter-Guͤter auf einem gewiſſen Reſter zugleich zu jagen berechti - get ſind.

Kopf -
Kop

Koppel-Netze, ſ. Kuppel - Netze.

Korn, Bouton, Mire,

Bey dem Buͤchſen-Schmied, ein klein Stuͤcklein Meßing oder Silber, ſo vorne auf dem Lauff einer Flinte oder eines Rohrs be - feſtiget wird, und zum Zielen die - net, wird auch Fliege genannt.

Korn-Lerche, ſ. Lerche.

Koth-Lerche, ſ. Lerche.

Kraͤhe, Kraye, Cornix,

Jſt ein Raub-Vogel, ſo unter das Geſchlechte der Raben gezeh - let wird, und zwar etwas kleiner als der eigentlich ſogenannte Ra - be, aber ſeinen uͤbrigen Eigen - ſchafften ſowol als ſeiner Farbe nach demſelben ziemlich aͤhnlich iſt. Denn die gemeinen Kraͤhen ſind gantz ſchwartz, alſo, daß ſie vor Schwaͤrtze gleiſſen, thun groſſen Schaden an dem jungen und zahmen Gefluͤgel und deren Eyern, welche ſie in der Brut - Zeit gerne ausſauffen. Sie ge - hen auch hinter dem Pflug her, um in der friſchen Erde die Re - genwuͤrmer und Maden zu ſuchen, und hinter dem Saͤemann, die ausgeſtreueten Saam-Koͤrner aufzufreſſen, und ſind endlich in Geſellſchafft der Raben um die hohen Gerichte, ingleichen bey den Schind-Angern und Luder - Plaͤtzen in Menge anzutreffen. Sie fliegen, (auſſer der Brut - Zeit, und wenn ſie im Winter durch Hunger von einander getrie - ben werden) Hauffenweiſe und mit groſſen Schaaren, und hor - ſten auch alſo in Waͤldern, Wie - ſen und Gaͤrten, auf den hoͤchſten Baͤumen, und bleiben zu Som -Kraͤmers - und Winters-Zeit bey uns, da hingegen die Nebel-Kraͤhen, welche auf dem Ruͤcken, Bauch und Halſe Aſchenfarb, am Kopff, Schwantz, Fluͤgel und Unter - Hals aber einer ſchier blau-glaͤn - tzenden Schwaͤrtze ſind, meiſten - theils nur im Winter zu uns kom - men, und ſich gegen den Som - mer wieder davon machen. Die Kraͤhen, welche ſowol im ſchwar - tzen Holtze als in Laub-Waͤldern und auf einzelnen Baͤumen ihre Neſter bauen, ſtellen ſolche nicht nur iederzeit ſehr hoch, ſondern machen ſie auch faſt wie die El - ſtern, iedoch inwendig waͤrmer, und tragen mehr Federn, Wolle und Haare ein als dieſelben. Sie bringen darinnen drey bis vier Junge aus; von der Brut der Nebel-Kraͤhen aber iſt hier nichts zu melden, weil ſie ſolche nicht bey uns verrichten. Man will ge - wiß dafuͤr halten, daß die gemei - nen ſchwartzen Kraͤhen im Junio nicht ſauffen, welches daher leicht geglaubet werden koͤnte, weil ſie zu dieſer Zeit auf den Aeckern gantz matt beyſammen zu ſitzen und zu ſchreyen pflegen. Sie ſchreyen auch zu andern Zeiten, wenn das Wetter ſich aͤndern will, oder wenn ſie ſonſten etwas mer - cken, und ſind ſo ſchlau, daß ſie nicht leicht anders als beym Schu - hu auf Kraͤhen-Huͤtten mit dem Schuß an ſich kommen laſſen. Weil die Kraͤhen, wie obgedacht, an der Ausſaat nicht geringen Schaden verurſachen, ſo pflegt man den Jaͤgern und Schuͤtzen die Kraͤhen-Fuͤſſe ſo theuer, oder doch nicht viel geringer, als die Habichts-Fuͤſſe zu bezahlen. Solch Schieß-Geld aber iſt billiger nur auf die Monate, da ſie bruͤtenoderKraͤoder zur Brut ſich anſchicken, ein - zuſchrencken, und mithin alleine im Marto, April und Majo zu bezahlen. Denn wo in dieſen dreyen Monaten Fleiß darauf ge - wendet wird, ſie hinweg zu ſchieſ - ſen, ſo mochte noch der Vortheil davon zu hoffen ſeyn, daß die im Lande ſeyende Kraͤhen vermindert, und nicht ſo viel Junge werden koͤnten, welche gleich, ſobald ſie ab - fliegen, an Baum - und Feld - Fruͤchten auch andern den meiſten Schaden thun, und verurſachen, daß hernach deſto mehr ihnen ſich zugeſellen, und die Hauffen ver - groͤſſern; da hingegen, wenn deren im Junio oder Auguſto (zu wel - cher Zeit man ſie mit groſſen Schaaren auf die Brach-Aecker fallen ſiehet) an einem Ort alle Tage zehen geſchoſſen wuͤrden, hat man doch aus der Erfahrung, daß nicht nur der folgende Strich die Anzahl fogleich wieder ergaͤntzet, ſondern auch die ausgeſtreuete Winter-Frucht deswegen nicht wenigern Zuſpruch von ſolchen ungebetenen Gaͤſten bekommen wird, als wenn zu ſolcher Zeit gar nicht unter ſie waͤre geſchoſſen worden. Von der Blau - oder Mandel-Kraͤhe, ſo auch Gruͤn - Kraͤhe genennet wird, ſiehe Man - del-Kraͤhe.

Kraͤhen-Huͤtte,

Jſt ein Gebaͤude, darinne man auf die Kraͤhen lauren und ſie wegſchieſſen kan, ohne von ihnen geſehen zu werden. Wo auf dem Lande, ohnweit eines Dorffes, auf dem Felde ein flacher Berg oder Huͤgel iſt, uͤber welchen die Kraͤhen meiſtens ihren Flug und Zug von den Feldern nach dem Dorff oder Wald haben, da -Kraͤſelbſt wird eine tieffe Grube oben auf der Hoͤhe oder Flaͤche in die Erde gegraben, und darein von geſchrotenem Holtz eine vier - ſechs - oder acht-eckigte Cammer, ohngefehr vier Ellen in Lichten tieff, und in beliebiger Weite ge - macht. Wenn eine Seite von der acht-eckigten Cammer drittehalb bis drey Ellen, oder wenn mans geraumiger haben will, viertehalb Ellen, von der ſechs-eckigten vier - tehalb bis vier Ellen, und von der viereckigten fuͤnff, ſechs, oder hoͤchſtens ſieben Ellen lang iſt, ſo bekommt man Weitſchafft und Platz genug. An einer Seite wird der Eingang mit einer Thuͤ - re, an eine iegliche uͤbrige Seite aber ein Schieß-Loch, inwendig eng, auswendig aber in gehoͤriger Weite gemacht, die Cammer oben ſauber-ausgeſchalet und mit Er - den beſchuͤttet, auch, wo mans haben kan, uͤber und uͤber mit Raſen ausgeſetzet, daß nichts als ein gruͤner Huͤgel zu ſehen und zu mercken iſt. Vor ein iedes Schieß - Loch wird ein duͤrrer Baum feſt in die Erde geſetzet, und durch die Mitte des Huͤgels aus der Huͤtte eine lange Stange hinaus geſte - cket, auf welche, der Ober-Flaͤche des Huͤgels gleich, eine Kruͤcke oder Teller befeſtiget, und auf dieſe ein Schuhu oder groſſe Eule ange - feſſelt wird. Wenn nun die Kraͤ - hen, Elſtern oder Dohlen vorbey ſtreichen, und dieſen ihnen ge - haͤßigen Vogel ſitzen ſehen, ſo fliegen ſie haͤuffig herzu, denſelbi - gen zu ſtoſſen, ſetzen ſich auf die duͤrren Baͤume, und ſind alsdenn gut weg zu ſchieſſen. Wenn eini - ge davon geflogen, darff man nur den Schuhu mit der Stange in die Hoͤhe heben, und machen, daßerKraͤer ſich ruͤhret, ſo kommen ſie wie - derum herzu, und ſetzen ſich un - vorſichtig zum Schuſſe. Jnwen - dig kan die Huͤtte mit einem Tiſch und Lehne-Baͤncken ſowol zur benoͤthigten Ruhe, als auch, wenn man ſich mit Eſſen und Trincken ꝛc. darinne divertiren will, um ſeine Commoditaͤt zu gebrauchen, verſehen ſeyn.

Kraͤtze der Pferde,

Jſt zu erkennen, wenn ſie ſich reiben, daß Haut und Haar weg - gehet, welches wohl geſchiehet, wenn man die Pferde lange unter einer Dachtropffen ſtehen laͤſt, ſo werden ſie gerne raͤudig und kraͤ - tzig davon. Wird nun ein Pferd raͤudig, ſo ſiede man Huͤner-Miſt in Laugen, und waſche das Pferd damit, darnach nehme man Buͤch - ſen-Pulver und alt Schmeer, thue es unter einander, und ſchmie - re es warm damit. Wenn ſich ein Pferd ſonſt reibet und das Haar wegſchabet, ſo nimmt man Eßig, wirfft Saltz darein, zertrei - bet es und waͤſcht den Ort damit.

Krammets-Vogel, Krane - wets-Vogel, Turdus,

Jſt ein Vogel, welcher den Nah - men von ſeinem Fraß hat, indem die Wacholder-Beeren, welche ſei - ne beſte Nahrung, an vielen Or - ten Krammets - oder Kranewets - Beere genennet werden. Obwol unter dieſem Nahmen eigentlich dreyerley Arten Voͤgel begriffen ſind, nemlich die Miſtler, ſo auch Schnarren, Schnerren und Zer - rer genennet werden; die Droſ - ſeln, und die Ziemer: ſo wol - len wir hier doch nur der letztern gedencken, weil ſolche an den mei - ſten Orten unter dem NahmenKraKrammets-Voͤgel bekannt ſind. Dieſe Art Krammets-Voͤgel nun, ſo man nemlich Ziemer nennet, iſt zwar kleiner als die Schnerre oder der Miſtler, aber dem Wild - pret nach weit edler und beſſer als derſelbe. Die Farbe an ſeinem Kopff iſt blaulicht, oder vielmehr hell-grau, welche Farbe ſich uͤber den Hals hinab bis gegen die Ach - ſel erſtrecket, allwo die Caſtanien - braune Farbe anfaͤnget, aber nicht gar bis zu dem Schwantz gehet, ſondern zwiſchen dem Ruͤ - cken und dem Schwantz iſt noch ein ſolches graues Flecklein zu ſe - hen, der Schwantz aber iſt ſchwaͤrtzlicht. Unten her am Lei - be iſt er ſogleich von der Kehle an geſprenget, wie ein Miſtler, ie - doch ſiehet die Bruſt nicht ſo duͤp - licht aus, wie bey den Miſtlern, ſondern die Flecken gehen mehr Streiffweiſe, und die Farbe iſt hell-grau, da hingegen bey den Miſtlern die in das weiſſe geſtreute Flecklein ſchwartz ausſehen; wei - ter unten am Bauch iſt er weiß, und die Fuͤſſe ſind ſchwartz, der Schnabel aber fleckigt, theils dun - ckel-braun, theils gelb, auſſer die - ſem aber wie der Schnabel eines Miſtlers und einer Droſſel geſtal - tet, nemlich etwas ſubtiler als jener und etwas dicker als dieſer. Der Krammets-Vogel oder Zie - mer bruͤtet hier zu Lande nicht, ſondern, wie man dafuͤr haͤlt, in denen Morgen-Laͤndern, kommet vor Winters im November zu uns, und ſtreichet im Martio wieder von uns weg; nachdem er ſich die - ſe Zeit uͤber mit Hollunder-Bee - ren, Mehlfaͤßgen oder Weißdorn - Beeren, Buch-Eckern, vornem - lich aber mit Wacholder-Beeren, oder auch in deren ErmangelungmitKramit allerley Gewuͤrme und Flie - gen ermaͤhret hat. Er haͤlt ſich mehrentheils an den Vorhoͤltzern auf, und laͤßt ſich in dem tieffen Wald, es muͤſten denn groſſe Plaͤtze von Wacholder-Stauden daſelbſt zu finden ſeyn, ſelten oder gar nicht ſehen. Wenn man ihn fangen will, ſo richtet man den Vogel-Herd mit Wacholder - oder, in deren Ermangelung, mit ro - then an kleine Buͤſchelein gebun - denen Vogelbeeren zu, auch da er ſehr nach Trincken lechzet, iſt man bedacht, kleine Furchen im - mer mit Waſſer anzufuͤllen, wozu man ihn mit etlichen Lock-Voͤgeln ſeiner Art noͤthiget, die man blen - det, ihnen die Beine bricht, und an einem Bindfaden flattern laͤſ - ſet. Wenn nun dadurch eine gu - te Anzahl Ziemer oder Krammets - Voͤgel ſich herab und auf die Er - de niedergelaſſen, beruͤcket man ſie mit Schlag-Waͤnden auf dem Her - de. Sonſten bedienet man ſich auch der Donen und Lauff-Schlin - gen, ingleichen auch der Leim - Ruthen zu dieſem Vogel-Fang. Die Krammets-Voͤgel, ſo man in Vogel-Haͤuſern uͤbers Jahr erhaͤlt, freſſen zu Ausgang des May we - nig Wacholder-Beere mehr, da - hero man ſie lieber mit Gerſten - Brey, darunter bisweilen etwas Mohn-Saamen oder Ameis-Eyer gemenget werden koͤnnen, zu fuͤt - tern pfleget. Auf groſſer Herren Tafeln ſind dieſe Voͤgel ein be - liebtes Eſſen, da ſie gemeiniglich entweder geſpickt, oder auch nur ſo ſafftig gebraten aufgetragen werden.

Krampf,

Jſt ein gewaltſames Zuſam - menziehen der Muskeln an denKraGliedern eines Pferdes, welches demſelben ſo ſchmertzhafft faͤllt, daß es ſolches gautz ſtarre halten, und, wenn es an den Fuͤſſen, hin - cken muß. Wider dieſen Zufall nehme man Hanff-Wurtzeln, und das Laub, ſo am Hanff-Stengel waͤchſet, ſiede es im Waſſer, und binde es dem Pferde warm uͤber das Knie, daß es uͤber die Adern gehe, damit ſie ihm warm blei - ben, und laß denn dem Pferde die Viertels-Adern unterhalb des Ke - gels ſchlagen, ſo gehet das boͤſe Gebluͤte davon. Oder man kan auch Baum-Oel in einem Tiegel oder Topffe aufwallen laſſen, ein woͤllenes Tuch hinein ſtoſſen, und ſolches dem Pferd alſo warm uͤber den Fuß, daran es den Krampff hat, binden, auch damit acht Ta - ge lang nach einander anhalten, ſo wird der Krampff hinweg, und das Pferd wieder gut auf den Fuͤſ - ſen ſeyn.

Kranckheiten der Pferde, ſ. Maladies.

Kranich, Grus, Ulpio,

Jſt ein groſſer zehen bis zwoͤlff Pfund ſchwerer Vogel, welcher einen langen weißlichten und ruͤcklings ſchwartzen Hals, einen langen Schnabel, und was Maͤnnlein ſind, einen rothen Fle - cken auf dem Kopff, einen grauen oder Aſchen-farbenen Leib und Fluͤgel, aber ſchwartze Spitzen an den Schwing-Federn und ho - he Beine hat. Die Tartaͤrn, bey welchen dieſer Vogel ſonder - lich hoch gehalten wird, und die ſich deſſen groſſe Federn an Fluͤ - geln, ſo ſich gegen den Schwantz zu krauſen, wenn ſie ſolche mit Gold und Silber eingefaſſet, auf ihre Muͤtzen ſtecken, zehlen fuͤnfeꝛleyRitter-Lexic. R rAr -KraArten der Kraniche. Die 1) haben Raben-ſchwartze Fluͤgel; die 2) ſind weiß und ſchwartz mit gold - gelben Flecken an ihren Federn; die 3) ſehen in den meiſten Stuͤ - cken den unſern gleich; die 4) ſind zwar klein, haben aber uͤberaus ſchoͤne ſchwartze und rothe Federn, und die 5) ſind aſchenfarbig mit groſſen rothen und ſchwartzen Spiegeln. Longolius und Geſne - rus gedencken auch einer Art, wel - che gantz weiß ſind. Unſere Kra - niche ſind zwar keine Waſſer-Voͤ - gel, halten ſich aber doch gerne nahe bey dem Waſſer auf, ſonſt laſſen ſie ſich auch gerne in groſ - ſen, breiten, flachen Feldern nie - der, wo ſie ſich wohl und genug - ſam umſehen, und vor beſorgli - chen Nachſtellungen ſowol der Menſchen als wilden Thiere huͤ - ten koͤnnen. Sie ſtellen dahero, wo ſie ſich im Felde ſetzen, ihre Nacht-Ruhe zu halten, ihre Schildwachten aus, die nur auf einem Fuſſe ſtehen, damit ſie nicht einſchlaffen. Sie fliegen wie die wilden Gaͤnſe Hauffenweiſe, in zweyen gleich einem ſcharffen oder ſpitzigen Winckel zuſammen ſtoſ - ſenden Reihen, meiſtens nach dem Wind, deſto ſchleuniger fort - zukommen. Auf der Reiſe hal - ten ſie unter einander gute Freund - ſchafft, ſonſten aber, wenn ein Paar uneins werden, ſtreiten ſie ſo hefftig, daß ſie gar leicht dar - uͤber erſchlichen, und gefangen werden koͤnnen. Sie bringen nicht mehr als zwey Eyer, zwi - ſchen welche ſie in ihrem Neſte iedesmal einen Stein zu legen pflegen. Wenn dieſe Voͤgel im Fruͤh-Jahr zeitig kommen, ſoll es einen ſchoͤnen Herbſt; wenn ſie hoch und ſtillſchweigend fliegen,Kraſchoͤnes Wetter; wenn ſie aber niedrig und ohne Ordnung daher ziehen, auch im Fluge ſchreyen, Regen und Ungewitter bedeuten. Wo ſie ihre gewoͤhnliche Ruhe - Stellen haben, macht man tieffe aber enge Gruben, wirfft Getreid, oder was ſie ſonſt gerne freſſen, hinein, leget eine ſtarcke Schleif - fe oder Schlinge von Roß-Haa - ren uͤber die Grube, und bindet ſolche an einen Stock feſt an; wenn nun der Kranich mit ſeinem Hals hinunter reichet, wird er von der Schleiffe ergriffen und alſo ge - fangen. Andere ſtecken lange pa - pierne Duͤten in die Gruben, wer - fen unten Erbſen hinein, und be - ſchmieren ſie oben mit Vogel - Leim; will nun der Kranich, den Fraß heraus zu langen, mit dem Kopff in die Duͤte fahren, bleibet ihm ſolche an dem Kopffe kleben, daß er, davon geblendet, leicht - lich kan mit Haͤnden ergriffen wer - den. Wer ſie mit einem Rohr beſchleichen und ſchieſſen will, muß Acht haben, daß der Wind von dem Vogel gegen ihm gehe: Denn wo der Wind von ihm auf den Kranich gehet, ſo wittert ers gleich, und flieget davon, ehe man zum Schuß kommen kan.

Krannewets-Vogel, ſ. Kram - mets-Vogel.

Krebs,

Eine Kranckheit der Pferde, welche ihnen Haut und Fleiſch wegfriſſet, und um den Ort, wo er ſitzet, das Fleiſch blau und dun - ckelfaͤrbig macht. Dawider pul - veriſire man wohlgedoͤrrten Hanf - Saamen, und ſtreue denſelben zweymal des Tages uͤber den Scha - den, welchen man trocken haltenundKreund vor aller Feuchtigkeit verwah - ren ſoll. Andere puͤlvern Huͤtten - rauch, Gruͤnſpan, Vitriol, Floͤhe - kraut, weiſſe und ſchwartze Nieß - wurtz, und thun es auf den Scha - den, ſo lange bis der Krebs ſtirbt, und das faule Fleiſch verzehret wird; darnach nehmen ſie eine Salbe, damit man andere Wun - den und Schaͤden der Pferde hei - let, z. E. ein Viertel-Pfund Hirſch-Unſchlitt, eben ſo viel Rin - der-Marck und Huͤner-Schmaltz, ein Pfund Terpentin und andert - halb Pfund Baumoͤl unter ein - ander geſotten, und kalt werden laſſen; oder ſieden Tannen-Pech, Wachs und Schaͤfen-Unſchlitt, iedes ein halb Pfund, und 4 Loth Honig in einem verglaſurten Topfe, und ſalben den Schaden damit.

Krebs,

Jſt auch eine Baum-Kranck - heit, welche von einigen der Freſſer genennet wird, weil er die Rinde wegfriſſet, als welche hin und wieder oft Puckeln aufwirfft und aufſpringet, worauf bald da bald dort ein Aſt abſtehet und ver - dirbet, und die noch gruͤnenden und friſchen entweder gar keine oder doch wenig Fruͤchte tragen, maſſen der Krebs, als ein inner - licher Zuſtand, dem Baum nach und nach alles Vermoͤgen, und die voͤlligen Kraͤffte entziehet. Da der Krebs auch an denen Wald-Baͤumen gefunden wird, ſo iſt die Urſache deſſelben am ſicher - ſten dem aufwallenden uͤberfluͤßi - gen geil[en]Saffte zuzuſchreiben, woraus auch der Brand zu ent - ſtehen pflegt. Denn wenn dieſer Safft ins Aufwallen koͤmmt, und keinen Ausgang findet, ſo mußKreer erſticken und verderben, wel - ches denn auch der Anlaß zu der aufgeworffenen Rinde iſt. Fin - det man dergleichen Schaden an einem Baum, ſo muß man den - ſelben, ſo weit die Rinde aufge - lauffen iſt, bis auf das friſche Holtz mit einem ſcharffen Pfropff - Meſſer hinweg ſchneiden, her - nach den Ort mit einer darzu ge - machten Baum-Salbe beſtrei - chen, und ferner mit friſchem Schweine-Miſt, ſo mit Leimen vermenget, uͤberſchmieren, ſo wird es wieder auswachſen, und der Krebs ſich verlieren. Man kan auch im Februario, da man ohne - dem die Baͤume ſaͤubert, einen kleinen Bohrer ohngefehr eines kleinen Fingers dick nehmen, und damit in den Stamm desjenigen Baumes, woraus man vorher den Krebs ſchon geſchnitten haben ſoll, etwan 3 Loͤcher bis auf den Kern bohren, und hernach von Wacholder-Holtz gleicher Dicke Zaͤpfflein hinein ſchlagen; auch forthin des Baumes mit Abſcha - bung des Mooſes, Ausraͤumung des Unflats aus den Zwieſeln, und in andere Wege, wohl war - ten.

Krebs-Fuge,

Krebsgaͤngiger Canon, canon cancrizans, laͤſſet ſich nicht einen Tact nach dem andern hinſchrei - ben, ſondern man muß erſtlich die voͤllige Helffte davon zu Pa - piere, und denn daruͤber oder dar - unter einen Contrapunct anbrin - gen. Sodenn ſchreibet man die Noten der Ober-Stimme beſon - ders hin, und haͤnget die Noten der Unter-Stimme, iedoch von hinten zu, daran. Es duͤrfen ſich aber keine Diſſonanzen weder inR r 2Ruͤckun -KreRuͤckungen, noch in Bindungen, noch in punctirten Noten hiebey melden; auch muͤſſen die Zeichen der Erhoͤhung und Erniedrigung der Klaͤnge, nemlich b und das Creutzgen, hier wegbleiben, aus - genommen ſolche, die eigentlich zur Ton-Art gehoͤren. Bey dem Singen derſelben faͤngt die eine Stimme von hinten, die andere von vorn an, bis ſie in der Mitten auf einander ſtoſſen; da ſie als - denn wieder umkehren, und das vorige Lied aufs neue anſtim - men.

Kreis-Geſang, Canon,

Jſt ein kurtzes Sing - oder Kling-Stuͤck, welches verſchie - dene Stimmen aus einer eintzigen Vorſchrifft, die offt nur eine Zei - le betraͤgt, nach einander daher machen, und immer von vorne wieder anfangen koͤnnen. Den Nahmen Canon haben die Kreis - Geſaͤnge aus einem Jrrthum, da man das Zeichen und die bezeich - nete Sache fuͤr eins genommen. Denn wenn der Verfaſſer einer ſolchen Kreis-Fuge den Ort, wo die nachfolgende Stimme eintreten ſollte, mit dem daruͤber geſchrie - benen Worte Canon bemerckt, ſo hat man ſolches wiewol unrecht fuͤr den Nahmen des Liedes ſelbſt angenommen. Eine kuͤnſtliche Art ſolcher Circkel-Fugen iſt, wobey die Guida oder Fuͤhr-Stimme das erſte mal ſo geſungen wird, wie ſie auf dem Papier ſtehet, die Conſeguente oder Folge-Stim - me durch eine Gegen-Bewegung der Jntervalle, und durch ver - doppelte auch wol verminderte Geltung der Noten; das zweyte mal aus der Conſeguente die Gui - da gemacht, und ebenfalls, wieKries ſtehet, vollzogen wird, dahin - gegen ſich die Guida in die Conſe - guente veraͤndert und die Noten eine andere Geltung bekommen. ſ. Canon.

Kreutz-Fluͤgel, ſ. Creutz - Fluͤgel.

Kreutz-Vogel, ſ. Krinitz.

Kriech-Ente, ſ. Kruͤck-Ente.

Kriegs-Bau-Kunſt, ſ. Inge - nieur - Kunſt.

Krinitz, Grienitz, Gruͤnitz,

Krumm-Schnabel, Loxia, Corviroſtra, Cruciata, Avis cru - cifera, iſt ein Vogel, welcher ſei - ne Farbe unterſchiedliche mal ver - aͤndert: Denn entweder iſt er am Kopffe gruͤn und gelblicht, und eben ſo uͤber den gantzen Ruͤcken, und an der Brnſt, ſein Schwantz aber braͤunlicht und am aͤuſſerſten Theile ſchwaͤrtzlicht; oder der gan - ze Vogel (den Schwantz allein ausgenommen, welcher einerley Farbe behaͤlt) iſt roth; oder aber er iſt uͤber und uͤber ſcheckigt, faſt auf die Art, wie das Weiblein vom Zeiſig, nur, daß ſolche ſche - ckigte Krumm-Schnaͤbel etwas lichter ausſehen, und ihre Farbe mehr in das Gruͤngelblichte faͤllet. Der Unterſcheid dieſer Farbekom - met daher, daß die Maͤnnlein, wenn ſie ſich das erſte mal mau - ſen, welches im April und May geſchiehet, anfangs gantz roth werden, und dieſe Farbe in der andern Maus erſt mit gruͤngelb ſich verwechſelt, ſo daß die gruͤn - gelben die alten Maͤnnlein, die rothen aber die jahrigen Maͤnn - lein, die ſcheckigten hingegen, wel - che auch das erſte Jahr nicht[r]oth werden, die Weiblein ſind. Un -tenKriten am Bauch, wo das Rothe, das Gruͤngelbe, oder das Sche - ckigte ſich endiget, hat auch die - ſer Vogel etwas Weißlichtes bis an den Schwantz hinan; ſo ſind auch[d]ie laͤngſten Federn an den Fluͤgeln bey allen, von was fuͤr Farbe ſie ſeyen, dunckelbraun und ſchwaͤrtzlicht; ſie werden aber, wenn der Vogel nicht flieget, ſon - dern ſtill ſitzet, mit andern kleinen Federn bedeckt, daß dennoch der gantze Vogel roth oder gruͤngelb - lich ausſiehet. Der Groͤſſe nach giebt es zweyerley, davon die groͤ - ſten am Leibe ſtaͤrcker, als eine Winter - oder Wein-Droſſel, die kleinen aber, wenn man die Fe - dern wegthut, nicht viel groͤſſer als ein Haus-Sperling ſind. Der Schnabel, welcher dunckel - braͤunlicht iſt, aber im Vogel - Haus ie mehr und mehr blaß und grau wird, leget ſich vornen mit den Spitzen uͤber einander (daher ſie auch den Nahmen Creutz-Voͤ - gel und Krumm-Schnaͤbel bekom - men) und zwar bey theils, alſo daß der obere Schnabel auf die rechte, und der untere auf die lin - cke Seite; bey theils aber, daß der obere Schnabel auf die lincke, und der untere auf die rechte Sei - te ſtehet, welches Anlaß gegeben, daß etliche die erſten fuͤr Maͤnn - lein, und die andern fuͤr Weib - lein halten wollen, dabey vorge - bende, die erſten, wo nemlich der obere Schnabel die rechte Seite behaͤlt, ſeyn zur Artzney wider die fallende Sucht beſſer: Es iſt aber ein purer Jrrthum, immaſſen bekannt, wenn ſie zu Anfang des Decembers paarweis fliegen und gefangen werden, daß ein rechtes Maͤnnlein, wie man ſie zu nennen pfleget, mit einem lincken Weib -Krilein, und ein linckes Maͤnnlein ſich mit einem rechten Weiblein gattet. Sie haben alle einen groſ - ſen harten Kopff, an dem die Fe - dern glatt anliegen, ſo, daß man wohl mercket, daß er nicht von Federn, ſondern an ſich ſelbſt ſo dick iſt: Jhr Hals iſt dick und die Bruſt ſehr breit; die Fuͤſſe ſind auch kurtz, und der Schwantz mit - telmaͤßig, iedoch gegen andere Voͤgel ebenfalls mehr kurtz als lang zu nennen. Dieſer Vogel hat ſeinen Auffenthalt in den ſchwartzen Gehoͤltzern, und bruͤ - tet darinnen, wider aller anderer Voͤgel Natur, in den dreyen Win - ter-Monaten ſeine Jungen aus, deren er gemeiniglich in ſeinem auf die hoͤchſten Tannen heraus auf die Aeſte geſetzten, und von lauter Hartz gebautem Neſte vier bis fuͤnffe ausbringet, welche denn im Fruͤhling von uns hin - weg ſtreichen, zu der Zeit, da andere Voͤgel wieder zu uns kom - men; und hierauf im Herbſt, wenn Holtz-Saamen vorhanden, zu der Zeit ſich wieder einſtellen, wenn hingegen andere Voͤgel wieder von uns ziehen. Zu ſolcher ihrer Strich - und Wiederſtrich-Zeit koͤn - nen ſie mit Lock-Voͤgeln entweder auf der Kletten-Stange, darauf man Leim-Spindeln ſtecket, oder mit einer Schlag-Wand nahe bey den Hartz-Waͤldern haͤufig gefan - gen werden. Man kan ſie auch im Januario und Februario bey und mit ihren Jungen leichtlich bekommen, und laſſen ſich die al - ten gar bald zahm machen. Jhre beſte Speiſe iſt das gantze Jahr hindurch nichts anders als Holtz - Saamen, welchen heraus zu beiſ - ſen, ihnen der krumme Schnabel zugeleget iſt. Jn dem Vogel -R r 3bauerKribauer aber freſſen ſie Hanff und allerley andere Koͤrner, bey wel - chen ſie viele Jahre lang friſch und geſund bleiben, man pfleget ihnen auch zuweilen einen Fich - ten-Zapffen in den Bauer zu haͤn - gen, damit ſie ſich an Herausbre - chung des Saamens erluſtieren koͤnnen. Dieſer Voͤgel Fleiſch iſt das beſte nicht, denn ſie riechen ſtarck nach Hartz, deswegen wer - den ſie nicht leicht gebraten, ſon - dern meiſtentheils marinirt oder eingemacht.

Krippe,

Jſt eine lange hoͤltzerne Rinne, worinne den Pferden der Haber und Heckerling vorgeſchuͤttet wird. Jn einem wohlbeſchaffenen Pfer - de-Stalle, ſollen die Krippen den Pferden zum hoͤchſten bis an die Bruſt gehen. Einige beſtimmen auch das Maaß, und wollen, wenn die Krippe von der Erde bis an den Boden vier Schuh hoch ſtehe, und dieſelbe achtzehen Zoll breit und funffzehen Zoll in der Hoͤhlung tieff ſeye, waͤre es die ju - ſte Maaß fuͤr ein iedes Pferd: Denn wenn die Krippe etwas tieff, ſo muͤſſe ein Pferd den Hals de - ſto mehr in den Bogen richten, welches denn zum Zaͤumen, und ſonſt in viele andere Wege ein groſſer Behelff ſey. Jnzwiſchen iſt doch rathſam, daß die Krippe an einem Ort um etliche Zoll hoͤ - her, am andern aber, etwas nie - driger, und alſo abhangend gema - chet werde, damit nicht nur iede Pferde nach ihrer Hoͤhe ihre Be - qvemlichkeit dabey haben moͤgen; ſondern auch dieſe, wie unten er - wehnet wird, um ſo viel beſſer mit reinem Waſſer ausgeſpuͤlet und geſaubert werden koͤnne. DieKriKrippen ſollen auch inwendig aufs netteſte abgeglaͤttet und gehobelt ſeyn, damit der Pferde Zungen durch einige bleibende Splitter - Riſſe und Aeſte nicht beſchaͤdiget werden, noch das Futter ſich dar - inne verhalte, welches durch ſei - ne Faͤulung das friſche Futter an - ſtecket und verderbet. Dannen - hero werden die Krippen manch - mal mit Eiſen-Blech beſchlagen, welches aber wohl geſchliffen und poliret ſeyn muß. Ein kupffer - nes Beſchlaͤge taugt nichts denn ſo bald es feucht wird, ziehet es an, und giebt eine ſaltzigte Bitter - keit von ſich, durch deren Able - ckung die Pferde das Koppen, Auf - ſetzen, oder Krippenſetzen gewoh - nen. Wo aber weder eine glatte Krippe, noch Vorrath an Eiſen - Blech da waͤre, koͤnte man duͤn - ne abgehobelte Breter oder For - nier von Eichen, Linden, Ahorn, oder dergleichen geſchlachten Holtz, an ſtat des eiſernen Blechs an - machen. Es iſt auch vonnoͤthen, daß die Krippe an dem niedrig - ſten Ende einen Auslauff oder Ab - laß habe, damit man dieſelbe zu Zeiten mit Waſſer ausſcheuren und ſaͤubern koͤnne.

Krippenbeiſſer, Krippen - ſetzer, Barenbeiſſer,

Barengroltzer,

Heiſſet ein Pferd, welches den Fehler hat, daß es in die Krippe beißt, oder ſtets das Maul auf derſelben liegen hat. Etliche beiſ - ſen recht mit den Zaͤhnen in die Krippe, wenn ſie ſchlucken wol - len, und laſſen viel Eſſen aus dem Maul fallen: Solche hat man nicht gerne, denn ſie bringen viel Futter unnuͤtzlich um, und ver - derben die unbeſchlagenen Krip -pen.Kruͤpen. Etliche aber beiſſen nicht in die Krippe, ſondern haben das Maul auf und in der Krippe, be - halten das Freſſen auch darinne, aber ſie ſchlucken das Futter gar ſchwerlich, und wuͤrgens nur hin - unter, und laſſen ſonſten nichts neben die Krippe fallen. Dieſe ſind gemeiniglich gute dauerhaffti - ge Pferde, welche Friede vor de - nen Wuͤrmern haben; aber ihr Fehler iſt nicht zu curiren.

Kruͤck-Elſter, ſ. Neun - toͤdter.

Kruͤcke, Raſette, ſ. Schnarr - werck.

Kruͤck-Ente, Kriech-Ente,

Jſt eine kleine Art wilder En - ten, welche gleichſam die Zwerge von den groſſen Enten ſind. Der Enterich hat auf dem Kopff blaue und unter demſelben braune Fe - dern, um die Augen aber einen weiſſen Strich, ſonſten iſt er an dem gantzen Leibe Silber-Farb und Aſchen-grau, und an den Fit - tigen mit gruͤnen Federn gezieret. Die Ente aber iſt von Geſtalt, Federn, Farbe und Eigenſchafft, wie die groſſen wilden Enten, nur, daß ſie kleiner iſt. Dieſe Art En - ten ſind nicht ſo haͤuffig beyſam - men, ſondern befinden ſich ein - zeln, und fliegen, wegen ihres klei - nen Leibes, ſehr ſchnell, dahero ſie auch in der Weite, Tauchens halber, uͤbel zu ſchieſſen ſind.

Kruͤmmen,

Heiſſet nach der Jaͤger-Spra - che, wenn ein Wild weidewund ge - ſchoſſen iſt, daß die Haut ſich faltet.

Krumm-Hoͤrner,

Sind wircklich krumme Hoͤr -Kruner (die man nicht in den Orgeln hat, als wie das obenſtehende Krummhorn-Regiſter) unten viel kruͤmmer, als eine Zincke. Man nimmt die Roͤhre, womit es als ein Hautbois geblaſen wird, nicht ins Maul, ſondern es iſt, wie an den Sackpfeiffen eine Capſel druͤ - ber, darein man blaſen muß. Hin - ten hat es ein Loch, vorne ſechs, auch unten noch uͤber dieſe zwey andere, die aber nicht zugehalten werden, ſondern nur um des Tons willen gemacht ſind. Man hat einen Accord oder Stimm - werck davon mit ſolchen Hoͤrnern.

Krumm-Horn,

Jſt von den Orgelmachern aus dem Frantzoͤſiſchen Wort Cro - morue und dieſes aus Cormorne gemacht worden. Es iſt eine Pfeif - fe in den Orgeln, die gleichaus weit, oben offen, und meiſtens 4 Fuß an der Laͤnge hat. Wird deswegen Cromorne oder Cor - morne, das iſt, ein ſtilltoͤnendes Horn, genennt, weil es einen dun - ckeln lieblichen Ton hat, und nicht ſchreyet, wie die andern Pfeiffen, ob es gleich unter dem Schnarr - werck iſt. Es hat 8 Fuß Ton, und wird von einigen oben etwas umgebogen.

Krumm-Ruthe,

Heiſſen die Jaͤger eine ſtarcke Stange, deren man nur 2 auf einen Lauff brauchet, daran ſind 3 Wind-Leinen gebunden, die in - wendig gleich dem Schirm uͤber ſtehen, weil daſelbſt ein kleiner Winckel mit dem Tuch geſtellet wird, und eine andere Forckel nicht halten koͤnte.

Krummſchnabel, ſ Krinitz.

R r 4Kuckuck,
Kuc

Kuckuck, ſ. Guckguck.

Kugel-Fihaus, ſ. Kirſch - Vogel.

Kugel-Harfe,

Wird die mit 7 Saiten bezoge - ne und bey den alten Griechen bekandt geweſene Mercurialiſche Cithara, Lyra oder Teſtudo von Salomon van Till genennet, weil ſie unten einen kugelrunden Bo - gen gehabt.

Kugeln,

Legt man den Pferden an, wel - che in Boden ſtecken, und nicht aus den Buͤgen heben wollen, ſie ſind entweder hoͤltzern oder von Bley (wie groſſe Muſqveten-Ku - geln) durch dieſe bohret man Loͤ - cher, ziehet einen Riemen durch, und ſchnallet ſie den Pferden um die Feſſel, welches verhindert, daß ſie nicht kreutzen koͤnnen, ſondern macht auch, daß ſie beſſer aus den Buͤgen heben muͤſſen, und das Stolpern vergeſſen.

Kuh,

Bey dem Rebhuͤner-Fange wird ein von Leinewand wie eine Kuh gebildeter Sack genennet, darein der Rebhuͤner-Faͤnger krie - chet, wenn er Rebhuͤner mit dem Treibezeug fangen will. Es wird auch ein Schild von Leinewand alſo genennet, worauf eine Kuh gemahlet iſt, welche der Jaͤger mit Haͤnden vor ſich haͤlt, und damit die Huͤner auf das Zeug lostreibet.

Kuͤbitz, ſ. Kibitz.

Kuͤmmerer,

Heiſſen die Jaͤger einen Hirſch, welcher, wenn er an ſeinem kur -Kupzen Wildpret durch einen Schuß oder auf andere Weiſe verletzet wird, ſein Gehoͤrne gantz auſſer der Zeit wirft und verecket, oder ſchlaͤ - get, auch nicht foͤrmlich wieder auf - ſetzet, ſondern nur kurtze und krum - me Enden bekoͤmmt.

Kuppel, Koppel, Hunde - Koppel,

Sind zwey Hunde-Hals-Baͤn - der, welche mit Kettgen an ein - ander gefuͤgt ſind, damit ie zwey und zwey Jagd-Hunde, wenn man ihnen ſolche um den Hals geſchnallt, mit einander lauffen und beyſammen bleiben muͤſſen.

Kuppel-Jagd, ſ. Koppel - Jagd.

Kuppel Jagd-Hunde,

Beſtehet bey der Deutſchen Jaͤ - gerey aus dreyen, bey der Fran - tzoͤſiſchen aber nur aus zweyen. Man braucht an ſtat Kuppel, auch das Wort Strick. Alſo ſagt man: Mit einem Strick oder mit zweyen Stricken Wind-Hunden aufs Haſen-Hetzen reiten, das iſt, mit dreyen oder mit ſechs Wind Hun - den ꝛc. Es wird aber deswegen alſo genennet, weil allezeit drey Hunde mit dem Hetz-Riemen oder Hetz-Strick zuſammen gehalten oder gekuppelt werden.

Kuppel-Netze,

Jſt ein leichtes Wild-Garn, welches in Buſen ſechzig gute Schritte ſtellet. Die Leinchen, davon ein ſolches Garn geſtricket wird, ſind neunfaͤdenig, oder neunſchaͤfftig, in der Dicke einer Trommel-Leine, aus recht klarem ausgehechelten Hanff geſchlagen. Die Maſchen oder Schmaſen kommen ſechs Zoll ins Gevierte,undKupund iſt ein ſolches Garn ſechzehen ſolche Schmaſen hoch; die Kno - ten werden uͤber der Ruͤck-Banck dichte zugezogen. Die Ober - und Unter-Leinen kommen von zwan - zig Faden, wiewol duͤnner, als an einem ſchweren Wild-Garn. Am Gewichte kommet ein ſolches Kuppel-Netze uͤber anderthalben Centner, und an Gelde ohngefehr auf ſechzehen Thaler zu ſtehen. Es kan daſſelbe auf einem groſſen Haacken, von drey Ellen lang, gar fuͤglich von zwey Mann, wel - che auch einander im Aufſtellen und Fangen helffen koͤnnen, ge - tragen werden.

Kuppel Pferde,

Heiſſet eine gewiſſe Anzahl Pferde, von dreyzehen, vierzehen, funffzehen, auch mehr oder weni - ger Stuͤcken, welche mit Stri - cken in gewiſſer Weite hinter ein - ander gebunden ſind, alſo daß des andern ſein Zaum oder Halff - ter an des vorderſten ſeinen Schweiff feſt gebunden, und ſo fort, dahero, wo das erſtere hin - gezogen oder geritten wird, die andern alle folgen muͤſſen. Sol -Kyrchemnach heiſſen Kuppel-Pferde diejenigen, ſo aus einer ſolchen Kuppel gekaufft werden.

Kurtzes Wildpret,

Jſt ein Jaͤger-Terminus, und werden von ihnen die Geilen oder Hoden eines Hirſchen alſo ge - nennet.

Kutzial-Floͤte,

Jſt eine Orgel-Stimme von an - derthalb Fuß Ton zu Dreßden, und von 1 Fuß Ton zu S. Dominico in Prag.

Kybitz, ſ. Kibitz.

Kyrie,

Ein Griechiſches Wort, wel - ches HErr bedeutet, womit alle muſicaliſche Meſſen anfangen. Es wird oft gebraucht als der Nahme eines muſicaliſchen Stuͤ - ckes.

Kyrielle,

Nennen die Frantzoſen eine Litaney, Kirchen-Gebet, zu Eh - ren dem HErrn Chriſto, der Mutter Gottes und andern Heili - gen.

L.

La,

Jſt unter den Gvidoniſchen Muſic-Sylben die ſechſte und letzte, womit der Clavis a durch alle Octaven ordentlicher Weiſe bemercket wird.

Labia,

Heiſſen die zwey Extremitaͤten der Oeffnung an den Pfeiffen, wo der Schall oder Klang formi - ret wird oder heraus gehet.

Labial,

Wird das Loch uͤberhaupt ge - nennet, an welchem die Labia ſind, oder welches die Labia machen.

Labiren,

Solche Labia einrichten oder zu rechte machen.

Labyrinthus muſicus,

Jſt dem Gehoͤre nach nichts anders, als eine dreyſtimmige Sonate, im Schreiben aber undR r 5imLacim Spielen iſt es ein Jrr-Gar - ten, weil eine von den Ober - Stimmen bald hinauf, bald ge - rade fort, bald hinunter, bald zu - ruͤck gehet, dergeſtalt, daß ſie zu - weilen ihre eigene Clauſeln hat, zuweilen aber in die andere Stim - me gehet, und von derſelben die Melodie entlehnet, iedoch nur Stuͤckweiſe.

Lac du Forgeron de ma - rechal,

Ein Loͤſch-Trog, welches ſich die Schmiede beym Feuer bedienen, wenn ſie das gluͤende Eiſen ab - loͤſchen. Sie brauchen auch oͤff - ters die darinne befindliche heiſſe Loͤſche zu den Pferde-Huͤfen, wenn ſie ſolche beſchlagen wollen, und von den faulen Knechten nicht vorher eingeſchlagen worden, daß alſo der Horn ſteinharte iſt, und der Schmied mit dem Wirckmeſ - ſer nichts ausſchneiden kan, iſt er deswegen gezwungen, mit der heiſ - ſen Loͤſche, (oder wol gar mit ei - nem gluͤenden Eiſen) den Horn zu brennen und zu erweichen, wel - ches aber hoͤchſtſchaͤdlich iſt, weil dadurch der Horn ſproͤd gemacht wird, daß er keinen Nagel haͤlt.

Lachen, ſ. Hanniſſement.

Lacher la bride,

Heiſſet auf der Reitſchule den Zuͤgel ſchieſſen oder nachlaſſen. Das geſchiehet auf verſchiedene Art, als 1) bey ſteigenden und aufbaͤumenden Pferden, welche bey anhaltendem Zaum ſich leicht uͤberſchlagen koͤnnen; dahero ih - nen die Zuͤgel nachzulaſſen ſehr noͤthig. 2) Bey hitzigen Pferden, ſo keinen Landſchritt, ſondern in ſteter Action gehen. 3) Jn der Carriere bey Wettlaͤuffen. 4) Bey Springern, wenn ſie ſtreichenLaeſollen, muß man ihnen die Zuͤ - gel ſchieſſen laſſen, ſonſt koͤnnen ſie ſich hinten nicht zerlegen. 5) Wo ſich ein Pferd vornen in Cour - betten und Groppaden erhebt, laͤſſet man im Abgehen ſo viel nach, daß es deſto leichter zur Erden kommt, ſonſt iſt es ein Contre - temps, und wiederprellet gegen des Reuters Arm, verhindert auch das Pferd in ſeinen Arien.

Lacher,

Wird von den beſaiteten Jn - ſtrumenten gebraucht, ſolche nach - zulaſſen, wenn ſie zu hoch geſtim - met worden.

Lachter-Baum,

Nennet man einen Baum, da - ran ein Grentz-Zeichen gehauen.

Ladre, cheval qui a des mar - ques de ladre,

Sind weiſſe glatte Zeichen (oh - ne Haar) um die Augen herum, und dem Ende der Naſe, wel - che mancher fuͤr einen Anfang des Auſſatzes haͤlt, ſo aber nichts we - niger iſt, ſondern vielmehr eine Anzeige eines guten dauerhafften Pferdes; aber auch gerne wider - waͤrtigen Humeurs, ſo ſich in der Abrichtung widerſetzet.

Laͤhmen, v. Eſtropier.

Laͤhmen, ſ. Klopfen.

Laͤuffe in der Muſic, ſ. Paſſaggio.

Laͤuffer, ſ. Lauffer.

Laͤuffer, Vorlaͤuffer,

Heiſſet bey dem Vogelfange eine Art Lock-Voͤgel, welche auſ - ſer ihrem Bauer auf dem Vogel - herd angefeſſelt oder angeſillt, hin -geſtel -Laegeſtellet werden, damit ſie herum lauffen koͤnnen, und die vorbey - ziehenden Voͤgel, in Meinung, jene waͤren frey, ſich um ſo viel - mehr zum Einfall in den Herd beqvemen moͤgen. Zu groſſen Laͤuffern nimmt man Miſtler, Droſſeln und Amſeln, zu kleinen aber Fincken, Qvecker oder Goͤ - gler und dergleichen. Auf dem Herd muß einem ieglichen groſſen Laͤuffer ſein eigenes Troͤglein mit Milch und Hirs-Kleyen gefuͤllt in die Erde eingegraben; den klei - nen Laͤuffern aber nur das Sauff - Geſchirre vorgeſetzet, und das Freſſen dazu hingeſtreuet werden, damit ſie nicht ohne Nahrung bleiben moͤgen. Wobey ſich oͤf - ters begiebt, daß auch die Frem - den das Freſſen der Laͤuffer koſten, aber auch von dieſen, als die mehreres Recht dazu haben wol - len, vielmals weggebiſſen werden.

Laͤuffte,

Werden von den Jaͤgern des Hirſches Fuͤſſe genennet.

Lager,

Nennen die Jaͤger diejenige Stelle, wo ein Hirſch oder ande - res Wildpret gelegen, oder ein Haſe geſeſſen.

Lager,

Heiſt auf dem Fechtboden die Poſitur oder geſchickte Stellung des Leibes, womit man den An - griff ſeines Gegners erwartet, die rechten Streiche und Stoͤſſe von den Finten entſcheiden, und im Contra-Fechten gehoͤriger maſſen ausnehmen und pariren ſoll, wie man niemals unbedachtſam ſich aus dem Vortheil geben und ſich bloͤſſen duͤrffe; ſondern ſogleichLainach angebrachtem Hieb oder Stoſ - ſe in hurtiger Stellung ſein voriges Lager wehlen, ſeines Gewehres Spitze ſeines Gegners Auge bie - ten, und durch ſeine vortheilhaff - te Poſitur in ſeinem Lager abhal - ten muͤſſe.

Lager-Holtz,

Ein Forſt-Terminus, bedeu - tet dasjenige Holtz, welches ent - weder von Sturm-Winden um - geworfen wird, oder ſonſt um - faͤllet und liegen bleibet.

Lagrimoſo,

Wird in der Muſic gebraucht, und heiſſet beweglich, traurig und gleichſam weinend.

Laideur du cheval,

Ungeſtaltheit eines Pferdes. Das, was ungeſtalt und heßlich an einem Pferde zu nennen ſey, laͤſſet ſich nicht beſſer erkennen, als wenn das Gegentheil, nem - lich die Schoͤnheit eines Pferdes, genau betrachtet. Hiervon iſt oben unter Beauté du cheval das noͤthigſte kurtz beygebracht wor - den, und ein mehrers unter: Schoͤnheit eines Pferdes, zu ſe - hen. Wenn nun z. E. ein ſchoͤn Pferd einen kleinen, duͤrren, ma - gern Kopf, kleine, enge und ſpi - tzige Ohren, einen langen, duͤn - nen und gebogenen Schwanen - Hals ꝛc. haben ſoll: So iſt ein Pferd ungeſtalt, wenn es einen dicken, fetten, langen, viereckigten Kopf, lange und weit von ein - ander hangende Ohren, einen kur - zen, dicken, fetten Speckhals ꝛc hat.

Laideur d un Cavalier de monter cheval,

Die uͤble Geſtalt eines Reu -ters,Lamters, wie er zu Pferde ſteigt, und ſich poſtirt. 1) Nimmt er keine Ordnung in acht, ſtellet das Pferd mit dem Schweif gegen die Zu - ſchauer, mithin zeiget er ihnen den Ruͤcken im Aufſitzen; huͤpfet etliche mal, und haͤnget ſich am Sattel-Knopf; 2) ſetzet er kein Knie am Sattel-Knopf, ſondern fuͤhret den lincken Schenckel un - ter des Pferdes Bauch, und kuͤ - zelt das Pferd, daß es nach dem Buͤgel ſchlaͤgt; 3) kommet mit gebogenem Leib und Schenckeln uͤber das Creutz, daß er mit den Sporn in den Hinterzeug han - gen bleibt; 4) faͤllt er wie ein Mehl-Sack in den Sattel hinein, das macht, daß er kein Tempo obſervirt, welches dann heßlich ſiehet; und auch ſehr gefaͤhrlich iſt, 5) in der Poſitur zu Pfer - de haͤnget er den Kopf, 6) bieget das Ruͤckgrat gantz ein, und wird dadurch der Bauch angeſpannt; 7) fuͤhret er die Knie vor ſich und auswerts gedrehet; 8) ſitzet mit dem Geſaͤß wie auf einem Lehn - Stuhl; 9) bieget die Knorren am Fuß-Bret krumm und aus - werts, ſo aber eine gantz gezwun - gene Poſitur iſt, bey welcher der Reuter unſtet von Leib, und auch nicht feſt ſitzet, es ſeye denn, daß er von Natur krumm gewachſe - ne Schenckel habe. V. Poſture.

Lamberg,

Dieſes Fuͤrſtliche und Graͤfli - che Geſchlecht hat ſeinen Urſprung aus Crain und ſeinen Sitz in Oe - ſterreich, und daſelbſt bey 600 Jahren her, wie auch am Kayſer - lichen Hofe ſtets die hoͤchſten Chargen beſeſſen. Anno 1707 wurde der Kayſerliche Obriſt-Jaͤ - germeiſter, und hernach Obriſte -LamStallmeiſter Leopoldus Matthias, Graf von Lamberg, in den Reichs - Fuͤrſten-Stand erhoben, ſo daß allemal der aͤlteſte von der Maxi - milianiſchen Linie den Fuͤrſtlichen Titel fuͤhren ſoll. ſ. Zeitungs - Lexicon. Jn ihrem Wappen ha - ben die Grafen von Lamberg ein vierfeldiges Schild mit einem Mittel-Schilde. Das erſte und vierte Feld iſt geſpalten, darinne vorne zwey weiſſe und zwey blaue Binden wechſelsweiſe zu ſehen, hinten aber ein bloſſes rothes Feld, als das uralte Lambergiſche Stamm-Wappen. Jm zweyten und dritten Felde ſtehet ein ſchwar - zer Hund mit einem guͤldenen Hals-Band im guͤldenen Felde, als das Wappen derer von Pot - wein, mit welchen ſich die von Lamberg verheyrathet. Auf dem Mittel-Schilde ſtehen an einer ſilbern Leiter zween aufrecht gegen einander lehnende Hunde mit gel - ben Flecken und ſtachlichten ſchwartzen Hals-Baͤndern, im blauen Felde, welches das Wap - pen des Fuͤrſtlichen Hauſes Sca - la iſt, und nur von der Johann - Maximilianiſchen Linie gefuͤhret wird. Oben ſtehen drey gecroͤn - te Helme, auf dem einen ſtehet ein halber Mann ohne Arme in einem weiſſen Rock mit guͤldenen Knoͤpffen, einem blauen Uiber - ſchlag und einem hohen ſilbernen unten blau aufgeſchlagenen Hut, welcher oben mit einer guͤldenen Krone gezieret, aus welcher 4 Federn, eine blaue zwiſchen zwey weiſſen, hervor gehen. Auf den andern ſtehen zwey Buͤffels-Hoͤr - ner, deren eines aus blau und Silber bandweiſe geſtreiffet, das andere gantz roth, jenes aber an der Seite und oben mit fuͤnffPfauen -LamPfauen-Federn gezieret; welches der Lambergiſche Helm iſt. Auf dem dritten, als dem Pottwei - niſchen, iſt ein ſchwartzer Hund mit einem guͤldenen Halsbande; und die Johann-Maximilianiſche ſetzet noch den vierten als den Scaligeriſchen hinzu, welches ein halber ſilberner gecroͤnter Hund zwiſchen 2 Fluͤgeln iſt. Das ge - woͤhnliche Wappen des ietzigen Fuͤrſten von Lamberg iſt ein qva - drirtes Schild, welcher auf der Bruſt des groſſen ſchwartzen Kay - ſerl. Adlers ruhet, und oben mit einem Fuͤrſten-Hut bedecket iſt, woruͤber noch die Kayſerl. Krone, als ein beſonderes Gnaden-Zei - chen ſchwebet. Jm 1 und 4 Fel - de iſt das vorher gemeldte von Silber und roth getheilte Lamber - giſche Schild. Jm 2 und 3 Fel - de der ſchwartze Hund wegen Pot - wein. Und im Mittel-Schilde befinden ſich die beyden ſilbernen Hunde mit der Leiter, wegen des Hauſes Scala.

Lame pour les Sauteurs,

Jſt ein rundes Blech fuͤr die Ca - prioliſten zu gebrauchen. Dieſes Blech hat eine Schraube, welche man durch ein Loch des Hinter - zeugs gerad uͤber der Groppa des Pferdes hindurch ſchiebet, oben kommt wieder ein dergleichen rund Eiſen-Blech darauf, welches man hinunter bis zu dem hintern Zeug ſchrauben muß, damit es feſt ſtehe, und das Hinterzeug zwiſchen beyden Blechen iſt. Un - terhalb hat es drey oder vier ei - ſerne Spitzen eingefeilt, welche den Springer (indem er vorn in der Hoͤhe iſt, und niedergehen will) ſtechen, damit er darnach tempo ſtreicht: dieſe MachineLanbrauchen die Jtalieniſchen Be - reuter noch ſehr, die Deutſchen aber halten mehr auf den Poinſon und Chambrier zum ſtreichen. V. Poinçon.

Lamentationi per la Setti - mana ſanta,

Klag-Lieder fuͤr die Char-Wo - che, werden von den Frantzoſen insgemein les Leçons de Tene - bres, Lectiones tenebrarum, ge - nennet.

Lamento,

Ein trauriges Vor - und Zwi - ſchen-Spiel von Jnſtrumenten, ſtat einer Sonata oder eines Ritor - nello.

Lampas,

Eine Entzuͤndung, die ſich oben an dem Maul der Pferde ereignet, hinter den Vorder-Zaͤhnen des Kinnbackens, welches man ſon - ſten auch Froſch nennet. Der - gleichen Pferden laͤſt man oben am Gaumen brennen, damit ſich die Geſchwulſt zertheilt.

Lampons,

Ein Lied unter gemeinen Leuten, welches in allen Abſaͤtzen mit die - ſem Worte endiget. Chanter des Lampons, Sauf-Lieder ſingen.

Lance,

Ein Renn-Spieß, womit man nach dem Ring, Kopff oder Quin - tane rennet, um ſolche in den Carronſellen oder Ritterſpielen zu gebrauchen; dergleichen Lantze muß ſehr leicht ſeyn, damit ſie der Avanturier kan ſchicklich uͤber den Kopf herum ſchwingen, und die gebuͤhrlichen Levaden deſto leich - ter damit machen; ſoll alſo nachGe -LanGeſtalt ſeiner Perſon wohl pro - portionirt ſeyn.

Lance, le coup de Lance,

Jſt ein Zeichen, welches am Hals oder an der Schulter einiger auslaͤndiſcher Pferde hervor kom̃t, ſolchergeſtalt, als wenn die Schul - ter oder Hals mit einer Lantze waͤ - re durchſtochen worden; dieſer formirte Lantzen-Stich iſt ein un - betrieglich Merckmal eines gar herrlichen Pferds.

Lancerotte,

Eine von den Canariſchen Jn - ſeln, gegen die Africaniſchen Kuͤ - ſten, auf dem Atlantiſchen Mee - re. Die Pferde, ſo allhier gezeu - get werden, haͤlt man fuͤr die ge - ſchwindeſten Laͤuffer.

Landshut,

Eine ſtatliche und beruͤhmte Feſtung faſt mitten in Bayern, am Waſſer Jſer gelegen, hat an - ſehnliche Haͤuſer und Gebaͤue. Unter den Kirchen iſt die vornehm - ſte die zu S. Martin, ſo ein Stifft, und daran ein zierlicher Thurm, welchen man unter die hoͤchſten in Deutſchland zehlet, hat bey 560 Treppen oder Staffeln, die groͤ - ſte Glocke darinnen ſoll 90 Cent - ner waͤgen, das Wahrzeichen iſt ein Todten-Kopf uͤber der Thuͤr. Jtem, ein ſtatliches Jungfrauen - Kloſter, darinne die Fuͤrſtlichen und Adelichen Begraͤbniſſe zu ſe - hen. Abſonderlich aber iſt zu be - ſichtigen das praͤchtige auf Jta - lieniſche Manier erbaute Schloß, welches uͤberaus ſchoͤne Zimmer und Luſt-Gaͤrten hat. Das um - liegende Land iſt ſehr fruchtbar, hat auch ziemlichen Weinwachs. Von Pfaltzgraf Ludewig zu Lands -Lanhut in Bayern ward Anno 1439 der ſieben und zwantzigſte Turnier an deſſen Beylager gehalten, wo - bey 6 Fuͤrſten, als Pfaltzgraf Lu - dewig, Pfaltzgraf Albrecht am Rhein, Marckgraf Carl zu Ba - den, Pfaltzgraf Ludewig in Bay - ern, Hertzog Ulrich zu Wuͤrtem - berg, und der Marckgraf von Roͤtel, 28 Grafen, 100 Freyherren und Ritter und 150 Edle ſich befun - den.

Langage d un cheval,

Die Sprache oder Geſchrey des Pferdes iſt eine beſondere Eigen - ſchafft, welche Gott ſelber dem Pferde zuſchreibet, da er ſpricht: Kanſt du dem Roß ſeinen Hals zieren mit ſeinem Geſchrey? wo - mit Gott die Lieblichkeit ſeiner Stimme oder Sprache beſchrei - ben will. Wie hoch ſolche vor Al - ters bey vielerley Voͤlckern geach - tet worden, iſt nicht gnug zu be - wundern, indem ſie denſelben die Erwehlung und Publication ihrer Monarchen und Koͤnige anver - trauet, wie die Hiſtorien zur Gnuͤge bezeugen.

Langage entendre,

Sprache verſtehen. Daß die Pferde ihrer Nation Sprache ver - ſtehen, auch (wo ſie aus einem Lande in ein anderes gebracht wer - den) wol mehr als nur eine verſtehen lernen koͤnnen und muͤſ - ſen, ſiehet man an den Schul - Pferden, welche in Spanien, Jtalien und Franckreich auf ihre Sprache unterwieſen, in Deutſch - land aber auf unſere Sprache her - genommen und geuͤbet werden, welche ſie auch nach und nach ſo gut verſtehen lernen, als ihre Na - tional-Sprache. So iſt noch mitgroͤſ -Langroͤſſerer Verwunderung anzuſe - hen, was die Gauckler mit ihren Pferden mit bloſſen Zeichen und faſt unvermercklichen Wincken ausrichten koͤnnen, daß ſie einen Menſchen aus der Reihe hervor ſuchen, der ihnen genennet wird, daß ſie in eines Nahmen dieſes thun, und in des andern verwei - gern, daß ſie auf die Zahl mer - cken, und anders mehr, welches von vielen Menſchen nicht leicht zu erhalten iſt. Voy. l Art An - gloiſe.

Langue du cheval,

Die Pferds-Zunge, iſt ein be - ſonders Glied, und des Geſchmacks vornehmſtes Werckzeug, wiewol ſie durch Huͤlffe etlicher Maͤuſe auch darzu hilfft, daß die Speiſe in dem Maul deſto beſſer zerkaͤuet werde; hat derowegen ihre Stelle mitten in dem Munde unter den Gaumen, iſt einer ſchwammigten Subſtanz, allenthalben voller Zaͤ - ſerlein, Blut - und Lufft-Adern, ſo von aͤuſſern dahin gelangen.

Langue, Aide de Langue,

Die Huͤlffe der Zungen geſchieht durch einen Ton oder Knall, auch annehmlich Schnaltze, ſo der Reu - ter mit dem Munde formiret, in - dem er die Zunge wider den Gau - men anprellen laͤſt, um ein Pferd dadurch aufzumuntern, daß es allart bleibet, Muth faſſet und auf ſeine Lectiones deſto beſſer Acht hat.

Lange, cheval, qui rangorge (retire) la Langue,

Sagt man von einem Pferd, das die Zunge zuruͤck ziehet oder in die Gurgel bringt, welches macht, daß es keuchen muß, als wenn es ſchweren Othems waͤre. LanDergleichen Pferd muß man ein Gebiß auflegen, welches der Zun - gen Freyheit giebt. V. Liberté.

Langue ſerpentine,

Jſt eine unruhige Zunge eines Pferdes, die ſich allezeit bewegt, und zuweilen uͤber das Mund - ſtuͤck gehet, welches durch ein ho - hes Galgen-Gebiß kan verwehret werden.

Langué,

Jn der Wappen-Kunſt, mit ausgeſtreckter Zunge, welche ihre eigene Farbe hat.

Languente,

Halb matt, ohnmaͤchtig, kraft - los, folglich ſachte, langſam, den Geſang und Tact aufhaltend, zerrend.

Languette,

Das Zuͤnglein an den Tangen - ten in Clavicymbeln und Spinet - ten; auch an den Orgel-Pfeiffen, welches man das Blat nennet; wie auch ein Ventil oder Wind - klappe an einer Orgel in dem Wind-Kaſten, und endlich an den blaſenden Jnſtrumenten, als Haut - bois oder Baſſon, die Klappen.

Languiſſant,

Bloͤde. Die Bloͤdigkeit iſt eine gewiſſe Art der Zagheit, gleichwie ſich mancher junger Menſch auch bey Wohlverhalten fuͤrchtet: alſo ſind manche Pferde von Natur ſo furchtſam und bloͤde, daß ſie vor dem geringſten Getoͤſe ſich fuͤrch - ten, in einander fahren, auch wol gar vor Schrecken auf die Knie niederfallen. Auf ſolchen Pfer - den muß der Reuter gantz ſtet ſi - tzen, ſich nicht viel ruͤhren, und oͤfters aſſecuriren, wodurch der -gleichenLangleichen Pferde viel ehender ge - wonnen werden, als durch harte Caſtigationen, ſo hier nicht ſtat finden.

Lanier-Falck, ſ. Falck.

Laniſta, ſ. Fechtmeiſter.

Lantze,

Haſta equeſtris, ein Spieß, deſ - ſen Eiſen ſehr ſpitzig, der Schafft vorne duͤnne, gegen der Hand aber dicker iſt. Er iſt vormals zu Pferde gefuͤhret, und die damit bewehrten Reuter Lantzierer ge - nennet worden. Heut zu Tage brauchet man ſie nur auf der Rennbahn zu Ring-Rennen und andern Luſt-Stechen.

Lapis Lazuli,

Laſur-Stein, iſt ein Edelgeſtein von treflich hoher blauer Farbe; bisweilen, wenn er nicht gantz blau, iſt er mit guͤldenen und ſil - bernen, auch weiß-kieslichten Adern durchlauffen. Er wird im Orient, in Arabien und in den Deutſchen Bergwercken gefun - den. Man macht daraus den Ultramarin, man faßt ihn in Gehencke und Ringe ein, und ſoll er auch in der Medicin gebraucht werden.

Lappen, ſ. Tuͤcher.

Larcin d un cheval,

Diebſtahl eines Pferdes; der Diebſtahl iſt ein Haupt-Mangel, ſo von dem geſtohlnen Gut nie - mals abweichet, wenn ſolches auch in die hundertſte Hand ge - langet. Nechſt dieſem leidet ſol - ches Gut auch keinen Handel noch Wandel, wiewol eigentlich ge - ſtohlen Gut ad Ædilitium Edi - ctum nicht gehoͤret, ſo wird dochLardieſes an verſchiedenen Orten bey den Pferden fuͤr einen Haupt - Mangel gehalten. ſiehe Haupt - Maͤngel.

Larga,

Wird von einigen die achtſchlaͤ - gige Note genennet, ſo ſonſt auch Maxima heiſſet.

Large, aller large,

Heiſt auf den Reit-Schulen mehr Terrain oder Platz einneh - men, ſich von dem Mittel-Punct der Volte entfernen, und einen groͤſſern Umkreis machen. Z. E. man muß die faulen Pferde (mit Anlegung des inwendigen Schen - ckels) weit nehmen, hingegen tum - meln ſich von Natur die hitzigen Pferde lieber weit als enge, wel - che man mehr zuruͤckhalten, als animiren muß.

Largo,

Weitlaͤufftig, reichlich, uͤber - fluͤßig, ſehr langſam, den Tact gleichſam erweiternd, und groſſe Noten oder Tact-Zeiten oft un - gleich bemerckend. Weil die Re - citative eine Art der Declamation ſind, worinnen der Saͤnger mehr der auszudruckenden Leidenſchafft, als der Bewegung eines ordentli - chen und gleichen Tactes folgen muß; ſo werden darinnen die Noten oͤffters einander nicht recht gleich gemacht. Bey etlichen Au - toribus bedeutet Largo eine etwas geſchwindere Bewegung, als Ada - gio erfodert; welches daher abzu - nehmen iſt, weil dieſes Wort oͤf - ters nach jenem gemeiniglich am Ende eines Periodi harmonicæ ge - ſetzt gefunden wird.

Larigot,

Jſt ein altes Wort, welcheseinLaſein Flageolet oder eine Wald-Floͤ - te bedeutet, die zu Erfindung ei - ner Orgel-Stimme, welche ſehr hoch gehet, Anlaß gegeben hat.

Laſciveté exceſſive des chevaux entiers,

Uibermaͤßige, hefftige Geilheit der gantzen Pferde, dieſe iſt nun ſehr ſchaͤdlich, (daferne derglei - chen Hengſte nicht ſollen zur Ge - neration gebraucht werden), daß ihnen ſolche Geile oͤffters in die Schenckel ſchlaͤgt, daß ſie wie raͤhe, und zu menſchlichem Ge - brauch undienlich ſind. Uiber diß ſteigt die Geilheit auch gerne uͤber ſich in den Kopf, daß einige blind, andere Kollerer, ja gar Hirnwuͤ - tig werden. Dergleichen Pferden giebt man woͤchentlich 2 mal zwey gute Meſſerſpitzen geſtoſſenen Kampfer, oder auch Bley-Aſche unter das Futter, welches ihnen die allzugroſſe uͤbermaͤßige Geil - heit benimmt.

Laß-Reiſer,

Sind im Laub-Holtze diejeni - gen jungen Stamme, welche bey allen und ieden Gehauen, da das Schlag-Holtz abgetrieben wird, das erſte mal ſtehen bleiben, und den Anfang zum Ober-Holtze ma - chen. Vermoͤge der Holtz-Ord - nung in Franckreich und anderer Orten, ſollen auf iedem Acker ſech - zehen junge Laß-Reiſer, ſo man wieder zu Ober-Holtze ziehen ſoll, gelaſſen werden, und zwar an Ahornen, Aſpen, Bircken, Bu - chen, Caſtanien, Eſchen-Baͤumen, Jlmen Eichen ꝛc. was nemlich an iedem Ort am beſten zu nutzen ſchei - net; als wo man Schiff - oder Waſſer-Bau und Eichel-Maſt hat, werden junge Eichen zu Laß - Reiſern gelaſſen. Wo man aberLavhierauf kein ſonderliches Abſehen zu machen hat, ſo iſt vortraͤglicher von andern obbeniemten Baͤu - men, als Aſpen, Bircken ꝛc. wel - che ſtehen zu laſſen, denn ſie wach - ſen viel ſchneller und geſchwinder, und in einem Jahr mehr, als die Eichen in zwey oder drey daher, nehmen mit den Aeſten nicht ſo viel Raum ein, und verdemmen deswegen weder das Unter-Holtz und die Graͤſerey, noch ſich ſelb - ſten, ſondern koͤnnen naͤher und dichter beyſammen ſtehen als die Eichen. Bey uns laͤſt man ins - gemein auf einem Acker zwey und dreyßig junge Eichen zu Laß-Rei - ſern ſtehen, damit man, weil ſie wegen ihrer Jugend und Zartheit leicht ausgehen, und von Wind und Schnee verderbet werden, was zuzubuͤſſen, und bey Abgang der andern die Zahl erſetzen koͤnne. Man pflegt die ſchoͤnſten, gerade - und beſtgewachſenen Staͤmmlein auszuleſen, welche nicht allzu ge - nau, ſondern ſo viel moͤglich, huͤbſch gleich mit den andern Haupt - und angehenden Baͤumen auch Vor - ſtaͤndern untermengt ſtehen, und vor dem Holtz-Schlag von dem Haus-Vater oder Forſt Bedien - ten mit Stroh-Baͤndern gezeich - net werden ſollen, damit ſie nicht mit dem andern Schlag-Holtz von den Holtz-Schlaͤgern nieder gehauen werden moͤgen. Jn Ober-Deutſchland fuͤhren die Laß - Reiſer den Nahmen Bann-Rai - tel.

Latitudo ſoni,

Die Staͤrcke eines Klanges, wird mit den Worten forte, pia - no, piu piano, frequentato, ſolo, capella, tutti &c. angedeutet.

Lavant,

Oder S. Andreaͤ, eine StadtRitter-Lexic. S ſanLauan dem Fluſſe Lavant in Nieder - Kaͤrnthen gelegen, woſelbſt ein Bi - ſchoff iſt, welcher von dem Ertz - Biſchoffe zu Saltzburg gewehlet wird, dem er auch den Eid der Treue leiſten muß. Das Wap - pen dieſes Stiffts iſt ſchraͤg lincks durchſchnitten, vorneher iſt ein ſchwartzer Loͤwe im guͤldenen Fel - de, hinten ein ſilberner Schraͤ - ge-Balcken im rothen Felde.

Laub,

Weil das von den Baͤumen ge - fallene Laub einen Duͤnger ab - giebt, und den Wurtzeln im Win - ter eine gute Decke iſt wider die all - zuſtrenge Kaͤlte; ſo hat ein Foͤr - ſter das Zuſammenrechen des Lau - bes in den Hoͤltzern nur in gewiſ - ſer Maſſe zu verſtatten.

Laub-Hahn,

Nennen etliche das Maͤnnlein von den Brom-Huͤnern.

Laub-Holtz,

Begreifft alle diejenigen Baͤu - me und Gebuͤſche, welche Blaͤt - ter haben, die zur Herbſt-Zeit verwelcken und abfallen, alſo den Winter durch ihrer natuͤrlichen Zierde entbloͤſſet und traurig ſte - hen, dagegen aber im Fruͤhling wieder anmuthig ausſchlagen, gruͤnen, bluͤhen, auch endlich zum Theil ihren Saamen und Fruͤch - te bringen. Das Laub-Holtz giebt vor dem Tangel-Holtze einen be - ſondern Vortheil, denn die Tan - nen-Kiefern - und Fichten-Baͤume, ſie ſeyen jung oder alt, wenn ſie einmal abgehauen, ſind auf ewig todt und abgeſtorben; da hinge - gen das Laub-Holtz, wenn es ab - gehauen wird, an der Wurtzel und am Stamme mit vielenLauSproſſen und Sommer-Latten wieder hervor gruͤnet, und aus - ſchlaͤget, es waͤre denn, daß der Stamm allzu ſtarck worden, da denn der viele Safft in den Wur - tzeln und im hinterbliebenen Stock verderben muß, und dieſer nicht wieder ausſchlagen kan. Was unter das harte und weiche Laub-Holtz fuͤr Baͤume gezehlet werden, iſt oben unter dem Wort Holtz be - reits gemeldet worden. Auſſer dieſem aber wird das Laub-Holtz noch ferner eingetheilet in:

1) Fruchtbringendes, dazu ge - hoͤren der Apffel-Baum, der Arls - beer-Baum, Birn-Baum, die Roth - oder Trage-Buche, Caſtanien-Baum, der Cornel - Kirſchen-Baum, ſonſten auch der Thierleins - oder Ziſſerleins -, auch welſche Kirſch-Baum genannt, der Ebereſchen - oder Ebriſchbeer - Baum, welchen man auch Vogel - beer-Baum nennt, der Elſebeer - Baum, der Hollunder-Baum, der Kirſch-Baum, der Maul - beer-Baum, wovon es in war - men Laͤndern gantze Waͤlder voll giebt, der Miſpel-Baum, der Nuß-Baum, der Pflaum-Baum, der Speyerling - oder Spor-Aep - fel-Baum, ſo man auch Sper - ber - oder Eſcheritz-Baum nennet. Vom Buſch-Holtze gehoͤren dar - unter der Brombeer-Creutzbeer - und Droſſelbeer-Strauch, der Faul - oder Wiede-Baum, der Ha - gedorn-Buſch, der Haſel-Strauch, die Rein-Weide, der Schießbeer - Strauch, ingleichen der Schwartz - und Weißdorn Buſch.

2) Saamen-tragendes, wozu denn gezehlet werden, der Ahorn - Baum, die Bircke, die Weiß-Bu - che, die Erle, der Eſchen-Baum, der Fliegen-Baum, der Lein -Baum,LauBaum, die Linde, die Maſſeller oder Maß-Erle, die Ruͤſter oder der Ulmen-Baum, und der Spin - del-Baum oder Hahnehuͤtgens - Buſch.

3) Laub-Holtz, ſo weder Fruͤchte, noch gar kenntlichen Saamen traͤ - get, dergleichen ſind die Aſpe, der weiſſe und ſchwartze Pappel - Baum, und alle Arten von Weiden.

Laub ſtreiffen,

Jn den Gehoͤltzen, iſt zwar ei - ne an vielen, vornemlich aber an ſolchen Orten, wo das Holtz im Uiberfluß und daſſelbe nicht ſon - derlich geachtet wird, bekannte nuͤtzliche und gebraͤuchliche, an denjenigen Orten aber, wo man Urſache hat, das Holtz zu ſcho - nen, hoͤchſt-ſchaͤdliche Verrich - tung, welche um des Rind - Schaf - und Ziegen-Viehes willen, demſelben uͤber Winters die ſon - ſten ermanglende Fuͤtterung da - durch zu verſchaffen, im Julio und Auguſto, ehe die Reiffe an - fangen zu ſallen, vorgenommen wird, da man nemlich das Laub von Eſchen-Baͤumen, Ruͤſtern - Holtze und Faul-Baͤumen, fuͤr die Kuͤhe, Erlen-Weiden-Buͤ - chen-Bircken - und Eichen-Laub hingegen fuͤr die Schafe und Zie - gen abſtreiffet, an der Sonne doͤrret und fein trocken einfuͤh - ret. Weil man aber durch die - ſes Laubabſtreiffen die jungen Treib-Reiſer zugleich verderbet, und dadurch den Baum an ſei - nem Wachsthum verhindert, als iſt ſolches, inſonderheit an den Or - ten, wo man das Holtz, um ſeiner Seltſamkeit willen, pfleglich zu halten und zu ſchonen, befliſſen ſeyn muß, durchaus nicht zu ver - ſtatten. Noch weniger aber iſtLauzu erlauben, daß die Schaͤfer, Schaf-Knechte oder Hirten, ge - gen das Ende des Sommers jun - ge Buchen, Erlen, Weiden, auch ander Buſch-Holtz zu ihrem ſo genannten Schaf-Laube abhauen, und alſo, indem ſie auf ein hun - dert Schafe gemeiniglich drey bis vier Schock Gebuͤnde rechnen, bey einer ſtarcken Schaͤferey eine ziemliche Verwuͤſtung im Holtze verurſachen: Es waͤre denn, daß man am Holtze keinen Mangel, ſondern Uiberfluß haͤtte, und daſ - ſelbe ohnedem gehauen werden muͤſte, auch wegen des ſchlechten Preiſes auf obige Art nuͤtzlicher gebraucht werden koͤnte; zumal da der Schaͤfer, wenn die Scha - fe das Laub abgefreſſen, das uͤbrig - gebliebene Geſtraͤuchicht und Ge - hoͤltze als ſein Deputat Brenn - Holtz annehmen muͤſte, und was er davon nicht benoͤthiget, ander - werts in der Haushaltung ge - braucht oder verkauffet werden koͤnte.

Lauda Sion Salvatorem,

Jſt in den Roͤmiſch-Catho - liſchen Kirchen eine auf das Frohn - leichnams-Feſt gebraͤuchliche Se - quenz.

Laudes,

Wird das letzte Stuͤck des naͤchtlichen Gottes-Dienſtes bey den Roͤmiſch-Catholiſchen Stif - tern genennet, welches der 148 Pſalm nebſt den beyden darauf folgenden iſt, welche zu ſolcher Zeit pflegen geſungen zu werden.

Laudis,

Heißt in der Latinitate medii ævi eine Laute. Die Mauren und Spanier hieſſen dieſes muſi -S ſ 2caliſcheLaucaliſche Jnſtrument Laud; Jn der Boͤhmiſchen Sprache heißt es Lautna; in Hungariſcher Lant oder Lalt, in der Slavoniſchen Lauta, und in der neuen Griechiſchen λαβοῦντο.

Lauff, ſ. Carriere.

Lauff,

Heiſſet bey den Jaͤgern ein lich - ter Platz, welcher mit hohen Tuͤ - chern eingeſtellet, und auf wel - chen der hohen Herrſchafft das Wildpret vorgejaget wird, damit ſolches im Vorbeylauffen geſchoſ - ſen, gehetzet oder gefangen wer - den koͤnne. Der Lauff gehet von dem Ende des Jagens bey dem Qver - oder Lauff-Tuche an, und wird zu beyden Seiten mit Tuͤ - chern eingeſtellet, am Ende deſ - ſelben aber mit einem Bogen oder Rundung, welche man die kleine Jagens-Rundung nennet, wie ein halber Mond geſchloſſen. Die Laͤnge des Lauff-Platzes wird nach der Gelegenheit des Ortes, und Groͤſſe des Jagens, drey hundert weniger oder mehr Schrit - te, und vor dem Jagen am Lauff, oder Qver-Tuche hundert und zwantzig weniger oder mehr Schritte breit gemachet. Mitten auf den Lauff, oder, wenn dieſer zu lang, etwas naͤher nach dem Jagen zu, pflegt man den Schirm, wohin die Herrſchafft koͤmmt, wie ein Luſt-Haus auf Seulen erhaben, zu ſtellen, und von gruͤ - ner gewichſter Leinewand ein zier - liches Dach daruͤber zu ziehen. Die Tuͤcher, womit der Lauff um - ſtellet, ſollen fein glatt, gerade und reinlich angezogen ſeyn. Zum Lauff ſoll man, wenn es an - ders die Fruͤchte, oder auch dieLauSituation zulaſſen, denjenigen Ort erwehlen, wohin das Wild, das man ſtellen und fangen will, ſei - nen Wechſel und Ausgang zum Geaͤſe gehabt; denn dahin iſt ihm die Gegend bekannt, und begeh - ret auch viel eher dahin zu lauffen, wenn es forçret wird. Es iſt auch gut, wenn der Ort dergeſtalt gelegen, daß man den Lauff ge - gen das Holtz wieder bringen, und die Qvere unten vom Lauffe blenden kan, weil ſolchenfalls die Hirſche, wenn ſie wieder Gehoͤltze gegen ſich mercken, ſolches gleich ſuchen, und ehe als ſonſten vor - lauffen. Sonderlich muß der Wind vom Lauff nicht ins Jagen gehen, weil ſonſten kein Thier aus demſelben heraus und auf den Lauff will. Vor das Lauff - oder Qver-Tuch werden die Blend - Straͤucher Manns hoch geſtecket, daß das Wild nicht allen Tumult und Perſonen auf dem Lauff ſehen kan, und hierdurch, auf den Lauff zu kommen, abgeſchrecket werde. Zur Sau-Hatzzeit muͤſſen die Tuͤ - cher, inwendig, zu deren Beſchuͤ - tzung mit groſſen Netzen ange - ſpannet, auf die Furckeln geleget werden, und, weil die Herrſchafft nach den vorbey lauffenden Wild zu beyden Seiten aus dem Schirm nach dem Krumm-Ruthen zu ſchieſſen pfleget, ſollen zur War - nung einige Straͤucher auf die Ober-Leinen gehencket, oder lan - ge Reiß-Stangen dabey geſtecket ſeyn, zum Zeichen, daß es daſelbſt nicht ſicher ſey. Endlich werden noch in dem Lauff, ober - und un - terhalb des Schirms, nach der Qvere die gewoͤhnlichen Uiber - ſpruͤnge, das iſt, niedrig Gelaͤn - der mit gruͤnen Reiſern ſauber ge - bunden aufgerichtet, damit dasWildLauWild daſelbſt im Vorbeylauffen ſpringen muͤſſe.

Lauffer, Coureur,

Heiſt im Reit-Stall ein Pferd, welches vornemlich auf ſchnelles Lauffen abgerichtet, und zum Wettlauffen gebraucht wird.

Lauff Hunde,

Sind eine Art von Stoͤber - Hunden, die ein Thier ſo lange verfolgen, und allezeit, wenn es raſten will, wieder auftreiben, bis es endlich muͤde gemacht, und von denen nacheilenden Jaͤgern, welche aber unterlegte Pferde ha - ben muͤſſen, gefangen wird. Man nennet ſie auch ſonſten Parforce - Hunde.

Lauff Platz,

Wird derjenige Raum an einem Holtze genennet, welcher bey ei - nem Haupt-Jagen zum Lauff be - ſtimmet iſt, und mit hohen Jagd - Tuͤchern pfleget umſtellet zu wer - den. ſiehe Lauff.

Lauff-Schieſſen, ſ. Flug - Schieſſen.

Laufft,

Heiſſet nach der Jaͤger-Spra - che ein Bein von einem Hirſchen oder andern wilden Thiere. Alſo ſagt man: Der Haſe hat ſeinen Sprung in dem Gelencke der Hin - ter-Laͤuffte, nicht Hinter-Beine.

Lauff-Tuch, Qver-Tuch,

Wird bey der Jaͤgerey dasjeni - ge Tuch genennet, welches die Qvere zwiſchen dem Jagen und dem Lauff ſtehet, und, wenn das Wildpret auf den Lauff ſoll geja - get werden, aufgehoben oder zu - ſammen gezogen wird. DieſesLauLauff-Tuch, welches einiger maſ - ſen mit dem Vorhang einer Co - moͤdie verglichen werden moͤchte, iſt eben ſo lang und hoch im Stel - len mit aller Zubehoͤr, wie die ho - hen Tuͤcher, es haben auch die Furckeln groſſe und kleine Hefftel, Ober - und Unter-Leine nebſt Wind - Leinen ꝛc. Es wird, wenn das Jagen noch zu iſt, gleich einem hohen Tuche, an dem Ort, wo der Lauff-Platz kommen ſoll, geſtellet, und kan man wol auch eines von den hohen Tuͤchern hierzu gebrau - chen. Nemlich weil die Laͤnge 200 Ellen austragen ſoll, ſo laͤſſet man allezeit die Leinewand oder das Tuch bey 40 Ellen von oben bis unten von einander ſchneiden, und an dieſe Oerter rechte Wech - ſel mit Knebel und Ringen ma - chen, alſo kommen vier gantze Wechſel und an iedem Ende ein halber, doch muß an den Wech - ſeln das noͤthige uͤber einander ge - hen und beſaͤumet werden: Weil nun in der Laͤnge etwas abgehet, darff ſolches nur mit 9 Furckeln, und mit ſo viel Wind-Leinen ein - getheilet werden. Vor Oeffnung des Jagens muͤſſen alle die Kne - bel losgemachet, und an iedes Ende ein Mann, bey iedem Wech - ſel aber 2 Mann geordnet werden, daß ſie inwendig des Tuchs nach dem Lauffe zu ſtehen, damit, wenn der Jaͤger-Meiſter mit dem Hut wincket, das Jagen aufzu - machen, dieſelben geſchwinde mit dem Tuch lauffen, und es aufzie - hen moͤgen. Die, ſo es aufgezo - gen haben, wickeln ſich in das Tuch, und ſtehen ſtille inwendig nach dem Lauff; ſehen aber allezeit nach dem Jaͤger-Meiſter, ob ſie auf - oder zuziehen ſollen, und damit es deſto geſchwindern FortgangS ſ 3habe,Lauhabe, wird an iedem Wechſel, bey einem Mann ein ſchwaches Staͤb - lein eingefaſſet, welcher es daran oben und unten zugleich im Rin - ge ziehen kan, auch wird die Un - ter-Leine nicht angepfloͤcket, ſon - dern vielmehr bey den 4 gantzen Wechſeln etwas unterleget, daß die Ringe deſto beſſer lauffen koͤn - nen, weswegen ſolches auf einem ebenen Platze zu machen, woſelbſt alles hinderliche Gras weggeraͤu - met werden muß.

Lauſch-Netze, ſ. Luͤcken - Netze,

Laut,

Jſt der Jaͤger von Hals und Horn, wenn er wohl ſchreyen und blaſen kan. Laut ſind die Hunde, wenn ſie hinter etwas herjagen und zugleich bellen. Einen gu - ten Laut hat ein Horn, wenn es eine rechte Stimme hat, und ſich wohl blaſen laͤßt.

Laute,

Die Jtaliener haben von un - ſerm Deutſchen Worte lauten, ſonare, das muſicaliſche Jnſtru - ment, ſo man Lateiniſch Chelys oder Teſtudo heiſſet, Liuto ge - nennet: Davon wir das Wort Laute gemachet. Es hatte dieſes Jnſtrument anfaͤnglich nur 4 Chor doppelte Saiten, hernach hat man immer mehr und mehr darzu ge - than. Das unterſte oder den Bauch daran heiſt man das Cor - pus, das oberſte oder den Sang - boden, das Dach. Wo die Baͤn - de daranf liegen, heiſt der Griff, unten daran der Hals. Wo die Wirbel darinne gehen, wird der Kragen genennet. Der Stim - mung nach bekommen die Lauten unterſchiedliche Nahmen. Jn derLebkleinen Octav-Laute muß die Qvint in das eingeſtrichene c oder in das zweygeſtrichene d geſtim - met werden; in der kleinen Diſ - cant-Laute in das eingeſtrichene h; in der Diſcant-Laute, in das eingeſtrichene a; in der Choriſt - oder Alt-Laute in das eingeſtri - chene g; in der Tenor-Laute in das eingeſtrichene e; in der Baß - Laute in das eingeſtrichene d; in der Groß-Octav-Baß-Laute in das eingeſtrichene g.

Lauterſtallen,

Oder der lautere Stall iſt eine Pferde-Kranckheit, wovon unter Harn-Maͤngel der Pferde gehan - delt worden.

Layette,

Heißt an den Sack-Pfeiffen das Stuͤckgen Bein, ſo unten an die Roͤhren derſelben gemacht, und herum gedrehet werden kan.

Leben,

Heiſſet man das fleiſchigte Theil eines Pferde-Fuſſes, welches mit dem Horn oder Huff, unten und an denen Seiten umgeben iſt. Wenn einem Roß das Leben auf der Krone, oder ſonſten wo es wolle, an dem Huffe austrit: Nehme man Gruͤnſpan ein Loth, Qveckſilber ein halb Loth, mache ſolches zur Salbe und ſtreiche es dem Pferde auf; wo aber das Leben nicht wieder zuruͤcke will, ſo reibe man getoͤdtetes Qveckſilber klein, und ſtreue es darauf, es wird wohl zuruͤcke weichen. Jſt viel Eiter unten am Schaden, ſo ſu - che man darnach, es pfleget ge - meiniglich ein Eiter-Bein darin - nen zu ſeyn, das muß man mit einem kleinen Zaͤnglein heraus nehmen, und hernach dieſe Sal -beLebbe brauchen: Nimm Honig ein halbes Pfund, Alaun ſechs Loth, Gruͤnſpan drey Loth, dieſes zu ei - ner Salbe gemacht und darauf geleget, bis es heraus heilet. Man muß auch das Pferd mit Ein - ſchlagen warten, damit die Hitze nicht hinein komme; iſt es im Sommer, ſo nimmt man darzu Eiter - oder Heiderneſſeln, Saltz, Eßig und Eyer, und ruͤhret es durch einander; iſt es aber im Winter, ſo nimmt man Sauer - teig, Saltz, Eßig und rothen Bo - lus, und ſchlaͤgt ihm damit ein. Das Pferd muß aber allemal im abnehmenden Monden gar duͤnne ausgewircket werden.

Wenn ſich ein Pferd an den Huf trit, daß das Leben heraus gehet, ſo nimmt man ein wenig ungeloͤſch - ten und klein zerſtoſſenen Kalch, machet mit dem Weiſſen von ei - nem Ey eine Salbe daraus, und leget ſie alle Tage friſch auf. Man kan auch das heraus dringende Le - ben mit einer Salbe, welche von einem Loth Gruͤnſpan, drey Loth gebranntem Kupffer, und dem Weiſſen von ſechs Eyern verferti - get wird, wieder zuruͤcke treiben, es muß aber der Huf dabey mit Horn-Salbe wohl geſchmieret werden. Von dem Schwinden des Lebens ſiehe Kernſchwinden; andere Maͤngel und Zufaͤlle aber ſind oben unter Huf beygebracht.

Lebendiges Holtz,

Wird das Schlag - oder Unter - Holtz deswegen genennet, weil es, wenn man es gleich abgehauen, dennoch vom Stocke wieder aus - ſchlaͤget, und aufs neue in die Hoͤhe waͤchſet. Solches beſtehet einig in Laub-Holtz, denn das Tan - gel-Heltz, wenn es abgehauen,Lebſchlaͤgt nicht wieder aus, ſondern bleibet todt und erſtorben.

Leber der Pferde, ſ. Foie du cheval.

Leber-Gebrechen oder Kranckheiten der Pferde,

Daß ein Pferd Mangel an der Leber habe, erkennet man unter andern daran, wenn es nicht freſ - ſen will, kalten Schweiß ſchwi - tzet, abnimmet und duͤrre wird. Darwider gebe man dem Pferde unter dem Futter Wacholder - Beere, Salbey, Lorbeeren, Schwartzwurtz, Wolfs-Zunge, eines ſo viel als des andern, und puͤlvere alles vorher. Desglei - chen nehme man Eicheln, Birn - baum-Miſtel iedes 1 Pfund, Ei - chen-Laub Loth, Salbey, Tau - ſendguͤldenkraut, Engelſuͤß, Zitt - wer iedes 1 Loth, weiſſen Jngber, Wermut und Galgant, iedes ein Qventlein, Lorbeern ½ Loth, Taͤ - ſchelkraut und Meiſterwurtz iedes 1 Loth, ſtoſſe alles zu Pulver, men - ge es unter einander und gebe dem Pferde iedesmal 3 Nuß-Schalen voll unter dem Futter; dieſes hilfft nicht nur der ſchadhaften Leber, ſondern iſt auch gut wider das Keuchen, oder wenn einem Pferde ſonſt was im Leibe ſaulet. Beſorgt man, es moͤchte einem Pferde die Leber faulen, ſo gebe man ihm Endivien, Brunnkreß, kleine und groſſe Roſinen, und Steinleberkraut unter dem Fut - ter zu freſſen; oder koche obige Stuͤcke in Wein, drucke den Saft daraus, und gieſſe es dem Pferde in den Hals. Andere puͤl - vern Hauswurtz, Aloe Hepati - ca, Sauerampfer, Tabacks-Blaͤt - ter, Engelſuͤß, Suͤßholtz, Mei -S ſ 4ſter -Lecſterwurtz und Weyrauch, men - gen es unters Futter und geben es dem Pferde.

Kriegt ein Pferd vom hitzigen Trincken Blattern auf der Leber, ſo daß es davon huſtet, ſo reibe man Meerrettig, Knoblauch, jun - gen Wermut und Ziegen-Milch in einem Aſch unter einander, und gieſſe ſolches dem Pferde, ſo warm es ſelbiges erleiden kan, in den Hals. v. Mal de Foye.

Leçon,

Jſt eine Anweiſung ſowol vor den Reuter als das Pferd, das man abrichtet und unterweiſet; Der Scholar nimmet Leçon auf allerhand Arten der Pferde, aber mit denen Wildfaͤngen kan er noch nicht zu rechte kommen; mancher vergnuͤget ſich mit der Leçon des Schritts, Trabs und Galop, die hohen Schulen ſind ihm noch zu ſchwer und verborgen. Ein recht dreſſirtes Pferd muß alle Leçons machen, und aus einer in die an - dere ſich tummeln laſſen. Aber auf den Frantzoͤſiſchen Manegen iſt man mit einer Leçon content, und giebt ſich nicht viel Muͤhe ihm mehrere zu lernen. ſ. Schulen.

Leçons de tenebres, v. Lamen - tationi.

Lectio harmonica,

Jſt bey dem Puteano ſo viel als ars canendi, die Singe-Kunſt oder Vocal-Muſic.

Lectio muſica,

Jſt bey dem Pexenfelder eben das, was ſonſt Solmiſatio heißt.

Lection,

Jſt eine Unterweiſung, die ein Lehr-Meiſter ſeinem Diſcipel oderLegScholaren in Kuͤnſten und Wiſ - ſenſchafften giebet, und wird die - ſes Wort ſonderlich in Schulen, auf Fecht - und Tantz-Boͤden, item auf Reitſchulen gebraucht. Vid. Leçon.

Leder-Freſſer,

Wird ein Pferd genennet, wel - ches den Fehler an ſich hat, daß es das Leder an den Saͤtteln, Halfftern, Zuͤgeln, Zaͤumen und anderm Geſchirre frißt. Wer ei - nen ſolchen Gaul hat, darff nur Bibergeil, Fuchs-Schmaltz und Wermut wohl unter einander ma - chen, mit Ochſen-Galle vermi - ſchen, und alsdenn mit dieſer Salbe den Ort, wo es anbeiſſen und freſſen will, derh ſchmieren, ſo wird ers, wenn er etliche mal ſo angefuͤhret wird, endlich wohl unterlaſſen.

Leene, Bache,

Heiſſet bey den Jaͤgern eine wilde Schweins-Mutter.

Lefzen, ſ. Levres.

Legato,

Heißt 1) in der muſicaliſchen Setz-Kunſte eben ſo viel als obli - gat, da ſich nemlich ein Compo - niſt vorſetzet, etwas auf gewiſſe Art angefangenes in den geſetzten Schrancken zu vollfuͤhren, und davon im geringſten nicht abzu - weichen. 2) Bedeutet es auch, wenn zwo Noten in einer Linie oder in einem Spatio mit einem halben Circkel dergeſtalt ober - oder unterhalb bezeichnet ſind, daß ſolche nur als eine Note zu betrachten: daß man aber zwo Noten daraus machet, geſchiehet um deswillen, weil die eine Helff - te ſich am Ende des vorhergehen -den,Legden, und die zweyte Helffte im Anfange des folgenden Tactes, uͤber dieſes aber nur eine Sylbe darunter befindet. Vielmals werden auch 2, 3 und mehrere Noten, die nicht in einerley, ſon - dern in verſchiedenen Linien und Spatiis ſtehen, mit dergleichen Zei - chen gebunden, um dadurch an - zudeuten, es ſolle in der Vocal - Muſic nur eine Sylbe unter ſol - che gebundene Noten gelegt, in Jnſtrumenten aber dieſelben gezo - gen, und mit einem Bogen-Stri - che ausgedruckt werden.

Legatura moderna,

Bindung, Zuſammenfuͤgung, wie ſelbige heutiges Tages beſchaf - fen, iſt in dem unmittelbar vor - gehenden Artickel Legato gezeiget worden. Von den Bindungen in den aͤltern Zeiten aber kan man Ligatura und zwar recta nachſehen.

Legen,

Wird von Pferden geſagt, und bedeutet eben ſo viel als reiſſen oder wallachen.

Leger, cheval leger,

Sagt man von einem ringfer - tigen geſchwinden hurtigen Pfer - de, ſo leicht von Kopf und Hals, geſchmeidiger Taille, rahn von Fuß, und ringfertig von Schen - ckeln iſt, zum Springen einen guten Natur-Trieb hat, und voller Lebhafftigkeit und Bewe - gung iſt, etwas auszuſtehen.

Legere Main, v. Main.

Legerement,

Leicht, hurtig, wird in der Mu - ſic gebraucht, wenn eine Sing - Stimme, inſonderheit aber ein Jnſtrument nicht ſtarck angegrif -Lehfen, aber dabey fertig tractiret wird.

Leggiodoro, Leggiadramente,

Jſt gleichfalls in der Muſic ge - braͤuchlich, und bedeutet ſehr ſchoͤn, uͤber die Maſſe annehmlich, mit einer artigen Manier.

Legiren,

Heißt in der Fecht-Kunſt eine Art von Pariren, welches man ge - braucht, wenn der Feind unter der Klinge abſonderlich inwendig ſtoͤßt. Ein geſchickter Fechter legiret auch von freyen Stuͤcken, und zwinget ſeinen Feind dadurch, ent - weder den Degen zu verlieren, oder doch wenigſtens Bloͤſſe zu einem ſichern Nachſtoß zu geben.

Lehen,

Jſt ein Gut oder Herrſchafft, ſo von dem Ober-Herrn oder Ei - genthuͤmer deſſelben, der dahero den Nahmen des Lehn-Herrn fuͤh - ret, einem andern, welcher der Lehen-Mann genennet wird, mit gewiſſen Bedingungen, und zwar bey den Adelichen oder Ritter - Lehen, gegen Angelobung der Treue und gewiſſer Kriegs-Dien - ſte, bey den Buͤrger - und Bauer - Lehen aber gegen Abfuͤhrung ge - wiſſer Zinſen und Guͤlten, derge - ſtalt gegeben wird, daß zwar das Eigenthum und die Ober-Herr - ſchafft des Lehen-Gutes, Domi - nium directum, dem Lehen-Herrn bleibet, der Uſus-Fructus oder Nutz - Nieſſung aber, oder wie es eigent - lich genennet wird, das Domini - um utile, dem Lehen-Mann zu - komme. Der Lehen ſind, nach ihrem Urſprung, Art und darauf hafftenden Beſchwerden vielerley, wovon die bekannteſten folgen - de: Ein

S ſ 5Ade -Leh

Adelich oder Ritter-Lehen iſt ein ſolches, bey welchem ſich adeliche Freyheit - und Gerechtigkeiten und ſo genannte Regalia minora, als da iſt ein Ritter-Sitz, oder Schloß, Ober - und Nieder-Gerichtbarkeit, und dergleichen befinden, und wel - ches ordentlich einen Edelmann zum Beſitzer hat; ſo iedoch heut zu Tage nicht mehr ſo genau ge - nommen wird, maſſen manch ſchoͤnes adeliches Lehen und Rit - ter-Gut, durch ſchlechte Wirth - ſchafft ihrer Beſitzere, oder in an - dere Wege, in buͤrgerliche Haͤn - de gekommen, und von ihnen mit allen Praͤrogativen und Freyhei - ten, wie ehemals von den Ade - lichen, beſeſſen werden: Nur daß das Ritter-Lehen den buͤrgerlichen Beſitzer nicht adelt. Ein Buͤrger - oder Bauer-Lehen, wel - ches man auch, weil es insgemein mit einem Zins oder Guͤlte be - ſchweret iſt, ein Beutel-Lehen zu nennen pflegt, heißt dasjenige, ſo keiner adelichen Freyheiten ge - nieſſet und nur von einem Bauer oder Buͤrger beſeſſen wird. Ein Erb Lehen heiſſet ein Lehen, wel - ches Mann - und Weiber-Lehen zugleich iſt. Ein Mann-Lehen heiſſet, darinne al - lein die maͤnnliche Nachkommen die Erb-Folge haben. Ein Weiber - oder Kunckel-Lehen aber, ſo auch ein Schleyer-Lehen genen - net wird, iſt, womit ein Weib zu - erſt beliehen worden, und welches auch auf die Weiber fallen kan. Ein Samt-Lehen iſt, womit nechſt dem Beſitzer, iedoch mit deſſen Bewil - ligung, noch mehrere, ſie ſeyn gleich ſeines oder eines andern oder fremden Geſchlechtes, derge - ſtalt beliehen ſind, daß ſie dazuLeigleiches Recht haben, und einer dem andern in ſeiner Ordnung folgen moͤge. Ein Schupff-Lehen heiſſet in Schwa - ben ein Bauer-Gut, welches nicht erblich iſt, ſondern nach Abſter - ben des Beſitzers dem Lehen - Herrn wieder anheim faͤllt, der es denn von neuem, einem unter des vorigen Jnhabers hinterlaſſenen Kindern, iedoch nur auf ſeinen Leib, hinwieder verkauffet. Den Nahmen hat es daher, weil die Erben davon geſchuͤpfft, das iſt, entſetzet werden. Ein Zins-Lehen iſt, davon ein gewiſ - ſer Zins an Geld, Vieh, Fruͤch - ten und dergleichen, durch den Beſitzer jaͤhrlich zu gewiſſer Zeit entrichtet werden muß.

Leib,

Jn der Ring-Kunſt werden die Arme in 3 Theile getheilet, als in die Staͤrcke, halbe Staͤrcke und in die Schwaͤche; der Kopff in 2 Theile, als in die Schwaͤche und Staͤrcke; die Fuͤſſe aber in drey Theile, als in die gantze und halbe Staͤrcke und in die Schwaͤche.

Leibes-Geſchicklichkeit,

Welche ſich ein junger Edel - mann durch Leibes-Uibungen zu erwerben ſuchet, kan eine zwey - fache Abſicht haben, wenn man entweder ſolche Stellung und Be - wegung des Leibes annehmen will, welche der Wohlanſtaͤndigkeit ge - maͤß, und einen bey andern ange - nehm machen kan, welches in - ſonderheit durch das Tantzen ge - ſchiehet; oder da man ſeinen Leib zu unterſchiedenen Bedienungen geſchickt machen will, worzu man unter andern das Reiten und Fech - ten gebraucht.

Leibes -
Lei

Leibes-Gewicht, ſ. Poids du corps.

Leibes-Stellung, ſ. Gang.

Leibes-Uibungen,

Heiſſen diejenigen Bemuͤhun - gen, welche man zur Ausbeſſe - rung und Vollkommenheit ſeines Leibes vornimmt. Jnsgemein wird damit bloß auf den Leib ge - ſehen, daß man dadurch deſſen Geſundheit erhalte und befoͤrdere, oder demſelben eine Geſchicklich - keit gebe, ſich in ſolche Bewegung und Stellung zu bringen, dadurch man ſich bey andern angenehm und zu gewiſſen Verrichtungen geſchickt mache. Die Leibes-Ui - bungen haben ihren natuͤrlichen und politiſchen Grund. Nach dem natuͤrlichen Rechte ſind wir verbunden, unſern Leib zu erhal - ten; demnach muͤſſen wir auch die Mittel gebrauchen, welche zu Erhaltung dieſes Endzwecks noͤ - thig ſind. Zu dieſen Mitteln ge - hoͤren die Leibes-Uibungen, inſo - fern man ſich dadurch eine der Geſundheit zutraͤgliche Bewegung machet. Der politiſche Grund beſtehet darinne, daß man bey Erlernung ſolcher Exercitien ver - nuͤnftige Abſichten habe, eine ange - nehm-machende, wohlanſtaͤndige, und zu wichtigen Verrichtungen gehoͤrige Geſchicklichkeit des Leibes dadurch zu erlangen. Zu dieſen Leibs-Uibungen, welche nach den Regeln der Kunſt eingerichtet ſind, pflegt man das Tantzen, Reiten, Fechten, Ballſchlagen, Voltigiren, Ringen, Schwim - men ꝛc. zu rechnen. Bey den al - ten Griechen waren fuͤnferley Ar - ten der Leibes-Uibung gebraͤuch - lich, nemlich das Lauffen, Sprin -Leigen, Teller-Werfen, Spieß-Wer - fen und Ringen.

Leibig, ſ. Boyau.

Leib-Schuͤtze,

Jſt ein Jagd-Bedienter bey ei - nem groſſen Herrn, welcher deſ - ſelben aus - oder abgeſchoſſenes Gewehr hurtig, geſchwind und reinlich inwendig ausziehen, be - hende laden, und dergeſtalt parat haben muß, daß er ſolches auf beduͤrffenden Fall oder Verlangen ſeines Herrn gleich uͤberreichen koͤnne. Er ſoll daher mit dem Gewehre fein behutſam und vor - ſichtig umgehen, und ſich deswe - gen nuͤchtern und maͤßig auffuͤh - ren, damit er nicht unvorſichtiger Weiſe, entweder ſich oder andern Schaden thun moͤge; er ſoll auch ferner einige Wiſſenſchafft ſowol von eines Buͤchſen-Machers, als Buͤchſen-Schaͤffters behoͤrigen Arbeits-Stuͤcken haben, und dasjenige, was an ſeines Herrn Gewehre untuͤchtig oder ſchad - hafft iſt, zu repariren verſtehen, oder doch, wie es geſchehen ſolle, geſchickt anzuordnen wiſſen. An verſchiedenen Orten fuͤhren die Leib-Schuͤtzen noch den alten Nahmen Buͤchſen-Spanner, weil alles Gewehr mit dem eiſernen Spanner ehemals geſpannet wor - den.

Leichtigkeit,

Jſt eine der vornehmſten Ei - genſchafften der Melodie, bey welcher aus folgendem Haupt - Satze: Man kan keine Vergnuͤ - gung an einem Dinge haben, dar - an man keinen Theil nimmt, ſie - ben Regeln flieſſen: 1) daß in allen Melodien etwas ſeyn muß, ſo faſt iederman bekannt iſt; 2) alles ge -zwun -Leizwungene weitgeholte Weſen muß vermieden werden; 3) der Na - tur muß man am meiſten, dem Gebrauche in etwas folgen; 4) man ſetze die groſſe Kunſt auf die Seite, oder bedecke ſie ſehr; 5) den Frantzoſen ſoll hierinne mehr, als den Jtalienern, nachgeah - met werden; 6) die Melodie muß gewiſſe Schrancken haben, welche iederman erreichen kan, und 7) die Kuͤrtze wird der Laͤnge vorge - zogen.

Leichtſinnigkeit, v. Caprice.

Leikauf,

Weinkauf, Artha emptionis, vins de la Vente, iſt ein Wein - Schmaus, den der Kaͤuffer und Verkauffer mit einander halten zur Beſtaͤtigung des geſchloſſenen Kauffs; bey dem Pferde-Kauff wird auch oͤfters Leikauf getrun - cken, und fallen ſolche Unkoſten gemeiniglich dem Kaͤuffer zu, weil ihm am meiſten daran gelegen iſt.

Leim-Baum,

Jſt ein hochſtaͤmmiger Baum, welcher nicht unbillig fuͤr eine Art des Jlmen-Baums gehalten wird, indem er ſowol am Holtz als an dem Laube eine groſſe Aehnlich - keit mit demſelben hat; doch fin - det ſich der Unterſcheid, daß die - ſer Leim-Baum viel zaͤrter und kleinjaͤhriger iſt, als jener, und daher das Holtz zu der beſten Ar - beit von den Geigen - und Jnſtru - mentmachern gebraucht wird. Es hat eine ſehr annehmliche Farbe, wenn man es gearbeitet, und kommt es ſonderlich wohl in Aus - legung des Taͤfelwercks heraus, weswegen es auch die Tiſcher ger - ne verarbeiten.

Lei

Leim-Ruthe, Leim - Spindel,

Jſt eine von ſchwancken und geſchlachten Bircken geſchnittene Ruthe, welche mit Vogel-Leim beſtrichen, auf die Leim-Stange oder den Feld-Baum geſteckt, und alſo zum Vogel-Fange gebraucht wird. Man muß, nachdem man groſſe oder kleine Voͤgel zu fan - gen gedencket, ſich auch ſtarcke oder ſchwache Ruthen zulegen. Der ſtarcken Leim-Ruthen, welche drey Viertel oder eine Elle lang ſeyn koͤnnen, bedienet man ſich, da - mit Haͤher oder Holtz-Schreyer, Droſſeln, Miſtler und derglei - chen groſſe Voͤgel zu beruͤcken. Die geringern und ſchwaͤchern aber, ſo die Laͤnge einer halben Elle haben muͤſſen, werden ge - braucht, ſo man kleine Voͤgel, Fincken, Meiſen, Zeiſige ꝛc. mit ſolchen zu erhaſchen gedencket. Alle Ruthen muͤſſen einen ſpitzi - gen Stefft oder zugeſpitzten ei - ſernen Drat haben, damit ſie fuͤg - lich in die Leim-Stange, oder den Feld-Baum koͤnnen eingeſtecket werden; wiewol andere nur Loͤ - cher in die Stangen und Baͤu - me bohren, die Ruthen oder Spin - deln alſo hinein ſtoſſen, und ſol - cher Geſtalt keiner Spitze noͤthig haben.

Leim-Stange, Pertica, Four - che aux gluaux,

Jſt eine lange und geſchlancke Stange, an welcher die Leim-Ru - then eingeſtecket werden. Die Aeſte ſamt der Rinde muͤſſen ſau - ber abgeſtreiffet, die alſo abge - ſchaͤlte Stange aber, damit der Vogel ſich davor nicht ſcheue, mit gruͤner Oel-Farbe angeſtrichen,undLeiund am Fuſſe mit einem ſtarcken eiſernen Stachel verſehen ſeyn, um ſolche mit leichter Muͤhe in die Erde zu ſtecken. Mit dieſer ge - het der Weidmann oder Vogel - Steller in den Wald, und an den Hecken hin und her; ſobald er nun den Geſang einiger Voͤgel ver - nimmt, langet er ſeine Leim-Ru - then oder Spindeln, aus der Leim - Taſche heraus, macht ſolche nach einander auf der Stange feſt, und ſtecket dieſe an einen gelegenen Ort in die Erde, nicht weit da - von aber ſeine Eule oder Kaͤutzlein, zu welchem ſich die Voͤgel ver - ſammlen, wovon diejenigen, ſo ſich auf die Leim-Ruthen ſetzen, daran kleben bleiben, und alſo gefangen werden. Sind viel Voͤgel vorhan - den, ſo muß er nicht gleich, wenn zwey oder drey mit den Leim-Ruͤth - lein herab gefallen, ſolche von der Erden aufzuheben eilen: Denn die uͤbrigen wuͤrden bey deſſen Er - blickung bald das Reißaus ge - ben; doch hat er ſich auch auf al - le keine Rechnung zu machen, weil widrigenfalls, und da er, bis alle gefangen waͤren, warten wol - te, die ſchon gefangene und auf die Erde gefallene, in die Hecken und unter die Baͤume ſich retiriren, Verdruß verurſachen, und am ſernern Fang hinderlich ſeyn koͤn - ten. Dieſe Art, die Voͤgel mit den Leim-Ruthen auf der Leim - Stange zu beruͤcken, iſt, weil man damit hurtig von einem Orte zum andern kommen kan, in Gaͤrten und Weinbergen nuͤtzlich zu ge - brauchen; zwo andere Arten, welche in und bey dicken Waͤldern dienen, ſind bereits unter den Woͤr - tern Feld-Baum und Kletten - Stange beſchrieben.

Lei

Leim-Taſche,

Gehoͤret mit zum Geraͤthe ei - nes Vogel-Stellers oder Weid - manns, und iſt eine wohl ver - machte lederne Taſche, darinne derſelbe ſeine Leim-Ruthen oder Leim-Spindeln traͤget, ohne ſich die Haͤnde oder ſeine Kleidung zu verunreinigen. Sie wird von ſtarckem ſchwartzen Leder, nach der Laͤnge der Leim-Ruthen ge - ſchnitten, damit dieſelben oben einer qveren Hand breit heraus ge - hen. Jn dieſe werden die Ru - then, ſo viel man deren zum Fang nehmen will, geſteckt, der zerlaſ - ſene Leim daruͤber gegoſſen, die Ruthen in ſelbigem herum geruͤh - ret, und ſo ſie ſollen aufgeſtecket werden, nach und nach heraus ge - drehet, nicht aber gerade heraus gezucket, weil ſich ſolchenfalls ſonſt wenig Voͤgel daran fangen wuͤr - den.

Lein-Baum,

Jſt eine Art vom Ahorn-Bau - me, welche neben den Jlmen - und Eſchen-Baͤumen in groſſen und hohen Waͤldern waͤchſet aber nicht ſo groß, als der Ahorn - Baum wird, auch ein kleinker - bigters Laub, einen kleinern Saa - men, und eine etwas glaͤttere und weiſſere Schale als dieſer hat. Sein Holtz iſt hart und zaͤhe, aber doch leicht, kleinjaͤhrig, und zaͤr - ter, auch ſchoͤner als der Ahorn, und laͤſſet ſich daher zu allerley Tiſcher-Arbeit wohl gebrauchen.

Leine ſ. Corde.

Leiningen,

Grafſchafft in Weſterreich, zwi - ſchen der Unter-Pfaltz, wie auchdenLeiden Biſchoffthuͤmern Speyer und Worms, welche ihre abſonderli - che Reichs-Grafen hat. Es ſind aber zweyerley Graͤfliche Ge - ſchlechter, deren das eine ſich von Dachsburg und das andere von Weſterburg ſchreibet. Jenes hat ſich in die Hartenburgiſche und Dachsburgiſche, dieſes aber in die Leiningiſche und Weſterburgiſche Linie getheilet. Die Dachsbur - giſche Linie hat die Aeſte Heides - heim und Dachsburg, von welcher Guͤntersblum wieder abſproſſet. Von der Leiningiſchen Linie ſtam - meten die 2 abgeſtorbenen Aeſte Gruͤnſtadt und Oberbrunn ab. Das Stammhaus und die Stadt Leiningen wird in Alt - und Neu - Leiningen getheilet. Dieſe Gra - fen ſind der Lutheriſchen Religion zugethan. Die Grafen von Lei - ningen-Dachsburg fuͤhren in ih - rem Wappen 3 ſilberne Adler im blauen Felde, nebſt einem daruͤber ſtehenden Turnier-Kragen, als das Leiningiſche Stamm-Wap - pen, einen ſchwartzen mit 8 Lilien - Staͤben uͤberzogenen Loͤwen, we - gen Dachsburg; und im Mittel - Schilde ein ſilbern Creutz im ro - then Felde, wegen der Herrſchafft Aſpermont. Die Grafen von Leiningen-Weſterburg fuͤhren nebſt dem Leiningiſchen Stamm-Wap - pen ein goldenes Creutz im rothen Felde, deſſen iede Ecke mit 5 guͤl - denen Creutzlein ausgefuͤllet iſt, wegen der Herrſchafft Weſterburg; und auf dem Mittel-Schilde ein blaues Creutz im guͤldenen Felde. Dieſe Wappen haben 3 Helme, der erſte zeiget einen gruͤnen Baum mit ſilbernen Blumen, wegen Lei - ningen; der andere hat 3 ſchwartze mit ſilbernen Hertzen beſtreuete Fluͤgel wegen Dachsburg; undLeider dritte iſt gecroͤnt, hat ein ſechs - eckigtes mit Pfauen-Federn ge - ziertes Schirmbret, wegen Aſper - mont: An deſſen Stelle fuͤhren die Weſterburgiſchen einen Pfauen - Schwantz.

Leipzig, Lipſia,

Jſt eine reiche Handel-Stadt, gute Feſtung, und eine beruͤhmte Univerſitaͤt. Sie liegt in Meiſſen an dem Fluß Pleiſſe genannt, iſt mit Thuͤrmen, Paſteyen, Schan - tzen, Bruſtwehren und Waſſer - Graͤben wohl verſehen, hat ſchoͤ - ne und praͤchtige Haͤuſer mit koſt - baren Erckern, abſonderlich auf dem Marckt, die ſich jaͤhrlich in ihrer Anzahl vermehren. Das Land herum iſt ſehr fruchtbar, eben und ſehr lieblich anzuſehen. Die Stadt hat 3 beruͤhmte Meſſen, nemlich die Neu-Jahrs -, Jubilate - und Michaelis-Meſſe. Die Kir - chen zu St. Thomæ und St. Nico - lai werden unter die allerſchoͤnſten Lutheriſchen Kirchen in Deutſch - land gerechnet; die ſo genannte Neue und Peters-Kirche geben den andern an Schoͤn - und Koſt - barkeit wenig nach. Jngleichen ſind auch wohl zu beſichtigen das Schloß, oder die Feſtung Pleiſſen - burg, ſo an einem Eck der Stadt liegt, item das Rathhaus, die auf Jtalieniſche Manier erbaute Boͤrſe, das Zeug - und Zucht-Haus, verſchiedene Raritaͤten-Kammern, des Raths Bibliothec, der Got - tes-Acker zu S. Johannis, auf wel - chem eine feine Kirche und ſehr viel ſchoͤne Epitaphia zu finden, und die vortrefflich ſchoͤne Baum - und und Blumen-reiche Frucht - und Luſt-Gaͤrten um die gantze Stadt. Jedoch iſt allda nichts herrlichers als die Univerſitaͤt, welche Anno1409Lei1409 von Friderico Chur-Fuͤrſten zu Sachſen geſtifftet, und mit vortrefflichen Privilegiis iſt bega - bet worden. Sie beſtehet in vier Nationen, nemlich Sachſen, Meiſſen, Bayern oder Francken, und Polen, und hat eine iede ihre beſondere Matricul, auch erweh - let man aus dieſen Nationen alle halbe Jahre einen Rectorem Ma - gnificum. Es hat dieſe Univerſi - taͤt 6 ſchoͤne Collegia, als das groſſe und kleine Fuͤrſten-Colle - gium, das Marianum oder Schleſi - ſche Collegium, das neue oder rothe Collegium, Juriſten-Col - legium oder Petrinum, das Pauliner-Collegium, in dieſem letztern iſt eine wohl verſehene Bi - bliothec und Kirche. Von denen Profeſſoribus ſind in der Theologie 4, in den Rechten 5, in der Me - dicin 4, und 9 in der Philoſophie, und alſo in allen 22 Profeſſores, welche ſtatliche Salaria haben. Auch haben die Magiſtri abſon - derliche Societæten, in welchen ſie zu gewiſſen Zeiten zuſammen kommen, und von allerhand ſchoͤ - nen Sachen zu diſcouriren pfle - gen. Jm uͤbrigen floriret anietzo dieſe Univerſitaͤt vor vielen an - dern, und befinden ſich daſelbſt die Studenten in groſſer Anzahl. Die Catholiſchen haben auf dem Schloſſe, die Reformirten in dem Amt-Hauſe ihren Gottes-Dienſt. Das Wappen der Stadt Leipzig iſt einm[a]l getheilet, und fuͤhret vornen einen zum Streite berei - teten goldenen Loͤwen mit offenem Rachen, vorgeſchlagener rother Zunge, doppelt in die Hoͤhe ge - wandten Schwantze und Waffen, im blauen Felde; hinten aber hat es 2 blaue Pfaͤle im goldenen Felde.

Lei

Leiſt Leiſte,

So man auch die groſſe Maus nennet, iſt an einem Pferde die Gegend des hintern Schenckels, welche ſich, wenn das Pferd ge - het, dem Bauch naͤhert, da die Stoͤſſe und Tritte mit den Fuͤſſen gefaͤhrlich ſind. Wenn einem Pferde der Leiſt waͤchſet, ſo bren - ne man ihme mit einem gluͤenden Eiſen fuͤnff Strich dadurch eines Stroh-Halmes tieff, darnach nehme man ein halb Pfund Honig, anderthalb Pfund Terpentin, vier Loth Galbanum, Weyrauch und Maſtix iedes ein Loth, zwey Loth Bohnen-Mehl, anderthalb Pfund Hartz; dieſe Stuͤcke thue man in einen Topff, gieſſe ein Noͤſſel Eſ - ſig daruͤber, und laſſe es mit ein - ander ſieden, ſtreiche ſodenn die Salbe auf den Brand, oder lege es Pflaſterweiſe darauf, neun Ta - ge nach einander. Andere neh - men ein gluͤend Eiſen und bren - nen ihm eines Stroh-Halmes tieff ins Fleiſch, zerlaſſen auch ſo - gleich Schweinen-Speck, und thun ihm denſelben warm hin - ein.

Leite,

Wird von den Jaͤgern ein lan - ger Niederhang von einem Berge genannt; Hochleiten, eine Seite eines Berges mit Waldung be - ſetzt; Wein-Leiten, Berg-Leiten, ſo mit Weinſtoͤcken beſetzt; Win - ter-Leiten iſt die Winter-Seite, wo der Berg gegen Mitternacht ſiehet.

Leit-Hund,

Jſt der edelſte und vornehmſte Hund, ſo bey dem Weidewerck gebrauchet wird, das verborgeneWildLeiWild durch denſelben auszufor - ſchen, wo es ſich aufhalte, und auf was Art demſelben beyzukom - men, auch durch was fuͤr Zeug daſſelbe zu fangen und zu erlegen ſey. Weil nun derſelbe Zeit waͤh - renden Gebrauchs an einem lan - gen Riemen, das Haͤnge-Seil ge - nannt, ſtets gefuͤhret und gelei - tet wird, hat er den Nahmen Leit-Hund erhalten. Er muß, damit er ſeinen Geruch nicht ver - derben moͤge, beſtaͤndig gegen die Sonne mit der Kette, an einem trockenen Orte angeleget ſeyn, maſſen er ſonſt durch vieles Um - lauffen ſich nicht allein das Ha - ſen-Jagen angewoͤhnen, ſondern auch ſeinen Geruch durch Herum - ſchnopern der Koch-Toͤpffe von ſauer und ſuͤſſer Bruͤhe verder - ben wuͤrde, welche grobe Duͤnſte ſolcher Speiſen verurſachen, daß die reinen Atomi des zarten Ge - ruchs und geringe Empfindlich - keit der Spur von der Ausduͤn - ſtung des Wildes, dadurch nicht wenig geſchwaͤchet werden. Er ſoll ſeyn von mittelmaͤßiger Groͤſ - ſe, gelblichter Farbe, einem zier - lichen foͤrmlichen doch dicken Kopf, weiten Naſen-Loͤchern, groſſen Lappen um das Maul, Spannen - lang hangenden Ohren, ſtarck von Bruſt und Creutz, einen langen Hals, ſtarcken Laͤufften, davon die voͤrdern kuͤrtzer als die hintern, einem abhaͤngigten Schwantz oder Ruthe, und meiſtens gebil - det, wie ein niedriger Mittel - Jagd-Hund ausſiehet. Jhre Art iſt nicht zu bellen, anzuſchlagen oder laut zu ſeyn, wormit ſie das Wild verſtoͤren wuͤrden, ſondern ſie werden von Jugend auf bey den Menſchen angebunden zu ſeyn gewoͤhnet, das Wild in der Stil -Leile zu ſpuͤren, und den Jaͤger auf der Faͤhrte des Wildes anzufuͤh - ren. Wenn ſie noch klein ſind, ſind ſie ſehr bloͤde und erſchrecken, oder fuͤrchten ſich vor allem, ver - kriechen ſich oͤffters ins Stroh, ſchreyen gantz wilde, ſind ſehr ſcheu, und muͤſſen bey der Aufer - ziehung wohl in Acht genommen werden, daß man ſie ja nicht ſchla - ge, oder von andern Hunden beiſ - ſen laſſe, ſondern ſie lieble und ſtreiche, (welches ſie gerne haben) und alſo mit aller Freundlichkeit von klein auf zum Fuͤhren baͤndig mache. Jhr Fraß iſt einig und allein Brot mit Milch und guter Bruͤhe von zahmen Fleiſch, zu or - dentlicher Zeit, fruͤhe, Mittags und Abends; aber von keinem Wildpret muͤſſen ſie etwas bekom - men, es ſey denn, daß man Hirſch-Schweiß habe. Sie muͤſ - ſen von Jugend auf zu fuͤhren vor ſich her gewoͤhnet werden, auf luſtigen Feldern und gruͤnen Ra - ſen, nur daß ſie ja keine Spur von Fuͤchſen oder Haſen finden. Einige Jaͤger blenden ihnen die Augen durch einen braunen Staub-Puͤltz oder Bofiſt, damit ſie ſich mehr auf die Naſe zu ſu - chen, als mit den Augen zu gu - cken, verlaſſen koͤnnen, weil ſie ſonſten die Spur uͤbergehen. Die Naſen-Loͤcher muß man ihnen fleißig mit altem Kaͤſe reiben, daß ſie dieſelben ablecken, reinigen und alſo den Geruch ſtaͤrcken, damit ſie nichts leichtlich von der Spur uͤbergehen, ſondern alles anzei - gen. Wenn es des Winters gar zu kalt, muß derſelbige nicht im - mer anliegen, ſondern im Zwin - ger frey herum lauffen; zu An - fang des Aprils aber muß er wie - derum beſtaͤndig an die Kettekom -Leikommen, damit er mit deſto beſ - ſerm Nutzen im Majo und Ju - nio bey feinen warmen, liebli - chen und ſtillen Morgen gearbei - tet werden koͤnne, weil im Julio und Auguſto ſich ſchon die Win - de einfinden, im September aber die Hirſch-Brunſt angehet, und das Gras ſchon gar zu hoch ge - wachſen iſt. Gemeiniglich ſind die alten ausgefuͤhrten Hunde, de - nen ihre Hitze bereits vergangen, und vor bloͤden Augen nicht ſehen, ſondern eintzig und allein ſich auf die Naſe verlaſſen muͤſſen, die be - ſten zu ſolchem Gebrauch. Da aber ein Hund von guter Art et - was faul und traͤge waͤre, und man denſelbigen begieriger haben wolte, kan ihm ein oder zwey - mal hinter dem Hirſch zu jagen, nicht ſchaden. Wenn nun ſol - cher Geſtalt der Hirſch mit dem Leit-Hunde vorgeſuchet, zu Holtze gerichtet und verbrochen, man auch dieſer Faͤhrte verſichert iſt, daß es der Eingang zum Behaͤlt - niſſe und Dickigte ſey, ziehet man auf den harten Wegen und Plaͤ - tzen umher, wo man meinet, daß der Hirſch geblieben ſey: Jſt nun dieſelbe Faͤhrte (wornach man gar eigentlich und genau ſehen muß) wiederum uͤber den Weg und wei - ter fort ſo greifft er ihm wieder - um vor, ſiehet er ſie denn nicht weiter, ſo iſt er allda geblieben, und ſtecket in dem Dickigte drin - ne. Gehet aber dieſelbige Faͤhrte wiederum uͤber den Weg, wechſelt auch wiederum zuruͤcke, und oft - mals fuͤnff-zehen - und mehrmalen, darf er ſich doch daran nicht keh - ren, ſondern muß die Gaͤnge, und wie viel ihrer ſind, genau in Acht nehmen: Sind ſie nun gerade, als viere oder ſechſe, ſo bleibet erLeiruͤckwerts, wo er hergekommen iſt, im Dickigte ſtehen; ſind aber die Gaͤnge ungerade, als drey, fuͤnff oder ſieben und ſofort, ſo ſtecket der Hirſch weiter druͤben, wo er hingewollt hat; da man denn abermals weiter vorgreiffen muß. Wenn aber der Hirſch oder ein ander Wildpret zugleich mit vielen Wiedergaͤngen den Jaͤger irre machen wolte, muß er daſ - ſelbige weitlaͤufftiger beziehen, bis er alle Ein - und Ausgaͤnge umher eingeſchloſſen hat, und keine Faͤhr - te nicht wiederum heraus findet, und dieſes heiſſet alſo einen jagd - baren Hirſch nach altem Deut - ſchen Jaͤger-Gebrauch gebuͤhrlich beſtaͤtigen; weswegen denn auch der Jaͤger, der den Leit-Hund aus - gefuͤhret, zum Zeichen, daß er ſel - bigen Tages einen Hirſchen beſtaͤ - tiget habe, einen friſchen gruͤnen eichenen Bruch auf den Hut ſte - cket. Wenn nun gegen Mittag um zehen Uhr oder hoͤher hin die Hitze ſteiget, die Faͤhrte austrock - net, und der Leit-Hund matt wor - den, ziehet der Jaͤger mit dem - ſelben wieder zu Hauſe. Einem kaltſinnigen, verdroſſenen und fau - len Leit-Hunde, durchaus aber keinem hitzigen und begierigen muß man mit dem Genuͤß zu Huͤlffe kommen, und ihm ſolches gantz warm mit friſchem Schweiſſe ge - ben. ſ. Genuͤß. Man kan auch wol, ſo das Refier genugſam groß und weitlaͤuftig iſt, ein Thier mit al - lem Fleiß weidewund anſchieſſen, daß es zwar keinen Schweiß gie - bet, (weil es in den Wanſt, wo das Geaͤß zur Verdauung lieget, ge - troffen) und noch eine weile herum gehen kan, hiervon aber ie laͤnger ie ſchwaͤcher wird, und ſich der daher entſtandenen. Schmertzen halberRitter-Lexic. T toͤfftersLeioͤfters nieder thun muß, bis es nicht mehr fortkommen kan, daher vollends niedergeſchoſſen, und die Arbeit des Hundes nach drey oder vier Stunden, wie es einem be - liebig, kurtz oder weitlaͤuftig vor - genommen werden mag. Es iſt dabey nicht ſchaͤdlich, wenn man das Baſt oder den Dickmaaß vom Gehoͤrn, oder die weichen Kol - ben eines Hirſches, item die wei - chen Ballen, wenn ſie noch warm, abſchneidet, und, wenn man mit dem Leit-Hunde ſuchet, ſolche in die Faͤhrte leget, daß ſie der Hund fin - det, ſo dencket er, dergleichen wuͤr - den noch wol mehr anzutreffen ſeyn, und befleißiget ſich alſo des Suchens um deſto aͤmſiger. So er endlich das Thier findet, muß man den Hund careßiren und ab - lieben, alsdenn ihn bey Seite ab - tragen, das Thier aber wie ge - woͤhnlich aufbrechen, den Hund zuſehen, und ihn den Schweiß aus demſelben genieſſen laſſen, auch Miltz und Lunge geben, und noch - mal ablieben und denn hinweg nehmen. Wenn der Beſuch weit abgelegen, pflegt man den Leit - Hund gemeiniglich gerne auf ei - nem Wagen fuͤhren zu laſſen, da - mit er nicht vor der Zeit, ehe er an Ort und Stelle komme, muͤde werde, daß man hernach nichts machen kan, auch ſich vielerley Faͤhrten des Wildprets unter we - gens zu beſorgen hat, da denn freylich verdruͤßlich faͤllet, denſel - ben uͤber viele Spuren zu ſchlep - pen. Bekommt man von einer Huͤndin junge Leit-Hunde, ſoll man der Mutter in ihren ordentlichen Fraß, vom Aufbruch alſo warm Schweiß und Wildpret geben, den jungen Hund aber, wenn er wenig Wochen alt, fleißig einLeiaufgebrochenes Thier beriechen, hinein kriechen und bezupffen, auch den Schweiß ſelber ablecken laſ - ſen, ſo wird er davon begierig. Jſt der Hund von der Mutter ent - woͤhnet, daß er ſelbſten freſſen kan, gewoͤhne man ihn, wo nicht taͤg - lich, doch zum oͤftern, fruͤh Mor - gens, da er noch hungerig iſt, und ſchleppe ein Stuͤcklein warmes Brot eine ziemliche Ecke, laſſe aber allda, ſtat deſſen, kaltes Brot liegen, daß es der Hund vor Hun - ger ſuchen lerne, und finde, ſo wird ihn dieſe Gewohnheit kuͤnf - tig fleißig auf der Erden zu ſu - chen anreitzen, denn das warme Brot wird nur deshalben dazu gebrauchet, weil es ſtaͤrckern Ge - ruch von ſich giebet, und der Hund hierdurch deſto beſſer auf der Erde ſuchen lernet: zu freſ - ſen aber iſt alles warme Brot den Hunden ſchaͤdlich, und ſollen ſie davon einigen Anfall von der Wut bekommen. So der Hund ein Jahr alt, muß man ihn, da er ſchon zu fuͤhren gewohnet, auch ſuchen lernet, auf den Vieh-Trif - ten fleißig fuͤhren, und da er das Vieh auch fleißig ſpuͤren lernen wolte, mit Fleiß abhalten und durch Worte beſtraffen, damit er auch einen Hirſchen durch das Vieh wegzuſuchen lerne; es mag auch noch ſo eine groſſe Heerde Vieh uͤber die Hirſch-Faͤhrte ge - hen, muß er doch den Hirſch, wo anderſt nicht alles ausgetreten, richtig anzeigen, weil ohnedis ein Hirſch einen viel ſtaͤrckern Ge - ruch der Faͤhrte von ſich giebet als das zahme Vieh; es kan auch nicht ſchaden, ihn deſto behertzte[r]zu machen, ſo er von Natu[r]ſchlaͤfferig iſt, wenn man ihn nu[r]einmal gerade auf des Hirſches La〈…〉〈…〉ge〈…〉〈…〉Lenger oder Wohn-Bett zu ſuchen laͤſſet.

Lendenlos, ſ. Eshanche.

Lente, Lentement, Lento,

Bedeutet in der Muſic lang - ſam. Tres & fort lentement, ſehr langſam. Lenteur des Notes & de la Meſure, die langſame Bewegung der Noten und des Tactes.

Leo, ſ. Loͤwe.

Lepre d un cheval,

Der Auſſatz an einem Pferde iſt nichts anders, denn ein Krebs des gantzen Leibes, ſo aus melan - choliſcher Feuchtigkeit entſpringet, und die gantze Natur des Leibes veraͤndert, denn es greifft nicht allein die Haut und aͤuſſern Glie - der an, ſondern auch die innern, als das Fleiſch, Eingeweide und die Beine ſelbſten, iſt derowe - gen anſteckend, und paßirt fuͤr einen Haupt-Mangel. ſ. Krebs, woſelbſt auch einige Huͤlfs-Mit - tel darwider beygebracht wor - den.

Lepſis,

War bey den Griechen das er - ſte Stuͤck ihrer Melopœiæ, wel - ches lehrte, auf welcher Saite ei - nes Tetrachordi eine Melodie muͤſſe angefangen werden.

Leptophonus,

Einer der eine ſchwache Stim - me hat.

Lerche, Alauda, Alouette,

Jſt ein lieblich-ſingender und ſeines ſchmackhaften Wildprets wegen ſehr beliebter. Vogel, deſ -Lerſen ſonderlich zweyerley Arten, als Feld - oder Korn-Lerche, und die Heide-Lerche bekannt ſind, denen man noch die Haube-Lerche und Gereut-Lerche beyzuzehlen hat.

Lerche, Feld - und Korn - Lerche,

Jſt am Kopff, Ruͤcken und Schwantz braͤunlicht, und hat Erd - Farbe, dunckelſchwartze und abfaͤr - big weiſſe Federn, mit einander ver - miſcht; unten am Leibe aber von der Kehle an, ſind ſie ſcheckigt, wie an einer Droſſel, mit welcher die Farbe eintrifft, doch gehen die Fle - cken Streiffweis wie bey den Krammets-Voͤgeln; wo dieſe Flecke aufhoͤren, noch ziemlich weit oben, fangen weiſſe Federn an, welche ſich bis zum Schwantz erſtrecken. Maͤnnlein und Weiblein ſind ſchwer von einander zu unter - ſcheiden, und obgleich die dun - ckelfarbigen, bey denen die Erd - Farb-braͤunlichte Federn am mei - ſten hervor ſcheinen, weil ſie von den hellen weißlichten und ſchwaͤrtz - lichten weniger abgeſtochen wer - den, die Weiblein ſeyn moͤgen, ſo iſt doch der Unterſcheid ſo gering, daß er kaum mit Augen geſehen, mit dem Pinſel aber ſchwerlich vorgeſtellet werden kan. Jhr Schnabel iſt braͤunlicht, vornen hinaus ſchwaͤrtzlicht; der Hals iſt weder zu lang noch zu kurtz, ſon - dern wohl proportionirt; die Fuͤſſe ſind hoch und der Schwantz iſt lang; auch ſind die Fluͤgel ſehr lang, weil ſie in der hoͤchſten Lufft empor zu ſchweben, und ſich ſin - gend aufzuhalten, noͤthig haben. An der hinterſten Zehe bekommen ſie, wie auch die Heide-Lerche, wenn ſie ſich vermauſen, ungemein lange Klauen, mit welchen ſieT t 2hin -Lerhinweg ſtreichen, und im Fruͤh - ling ſelbige wieder mit ſich brin - gen; im Sommer aber werden ſie kuͤrtzer, und hat man die Urſa - che noch nicht ergruͤnden koͤnnen: Warum doch der Schoͤpffer, der nichts vergebens ordnet, eben zur Streich-Zeit dieſem Vogel ſo lan - ge Klauen gegeben, welche man Sporen nennet. Dieſe Lerche iſt der erſte unter den Voͤgeln, die im Fruͤhling wieder kommen, ſo daß, wenn alsdenn ſchoͤn Wetter einfaͤllet, in wenig Tagen das Feld mit Lerchen bedeckt iſt, wel - che mit ihrem Singen die Gemuͤ - ther der Menſchen, ſo in des Win - ters Nacht und Kaͤlte gleichſam erſtorben gelegen, wieder aufwe - cken. Sie bruͤten meiſtens im Getreide, daher ſie Feld-Lerchen und Korn-Lerchen heiſſen, und haben den Sommer uͤber mehren - theils dreymal Junge, fuͤnf, vier und drey; doch trifft dieſe Ab - wechslung der Zahl der Jungen nicht allezeit ein, ſondern iſt nur dahin zu verſtehen, daß es mei - ſtentheils alſo geſchiehet; hingegen, wenn es im Fruͤhling zu kalt iſt, oder die Paar getrennet werden, und ſich neu paaren, iſt es bey dieſen und andern Voͤgeln nichts ſeltenes, daß ſie das anderemal oder gar das drittemal mehr Jun - ge haben, als das erſtemal. Die - ſe ihre Brut fangen ſie gemeinig - lich zu Anfang des Aprils, zuwei - len auch ſchon um Lichtmeſſe an, zu welcher Zeit ſie ihre Ankunfft praͤciſe haben, und in der groſſen Kaͤlte ihre Jungen ausbringen, daß man derer auf den Aeckern in Miſt-Hauffen, allwo ſie die Brut warm erhalten koͤnnen, bey haͤr - teſter Kaͤlte und Schnee gefunden hat, doch geſchiehet dieſes ſelten;Lerwie ſie denn auch zum Theil erſt im Auguſto zu bruͤten aufhoͤren. So bald die Jungen ein wenig Federn haben, da ſie noch lange nicht zum Fliegen geſchickt ſind, lauffen ſie ſchon aus dem Neſte, und halten ſich vielmals gantze Acker-Laͤngen eine von der andern auf; welches ihnen die Natur um deswillen zu ihrem beſten ein - giebt, damit, weil ſie auf der Er - den ſitzend viel mehrer Gefahr, als andere Voͤgel unterworffen ſind, nicht alle auf einmal von ihren Feinden erwiſchet werden moͤgen, maſſen der Fuchs ſie auch, des ſtarcken Geruchs halben, viel leich - ter in dem Neſte finden koͤnnte. Zu ſolcher Zeit ſiehet man die Al - ten uͤber dem Getreide herſchwe - ben, und durch gemaches Ruffen von den Jungen erforſchen, wo ſich dieſelben befinden, ſintemal ſobald eine Junge antwortet, die Alte an derſelbigen Stelle in das Getreide hinein faͤllt, ſodenn aufs neue Speiſe holet, und auch die andern wechſels-weiſe aufſuchet. Jhr Aufenthalt iſt beſtaͤndig im Felde, allwo ſie, wenn es ſpat ſchneyet, manchmal noch im De - cember, zu drey und vieren bey - ſammen im Felde liegen; dieſe verlieren ſich aber, ſobald es ſchney - et. Hingegen, wenn um Lichtmeß ihr Strich angehet, und es zur ſelben Zeit ſchneyet, iſt es nichts ſeltſames, daß man ſie zu hunder - ten und mehrern mit einander auf dem Schnee lauffen ſiehet, welche iedoch, wenn der Schnee nicht bald weggehet, auf einmal wieder verſchwinden, daß man nicht weiß, wo ſie hinkommen ſind. Sie zie - hen alle Herbſt, wie andere Voͤgel, und zwar am meiſten um Micha - elis, in einer ſolchen unglaubli -chenLerchen Menge, daß ſie auch oͤffters gantze Felder bedecken. Und ob es gleich im Herbſt eilfertig aus - ſiehet, wenn eine Schaar der an - dern in Luͤfften nachfolget, ſo waͤh - ret es doch viel laͤnger, und gehen etliche Wochen daruͤber hin, bis ſich dieſe Art Voͤgel gantz und gar verlieret. Sie ſingen ſchwebende in der Lufft, welches ſonſt den an - dern Voͤgeln nicht gemein iſt, ſon - derlich bey ſchoͤnem Wetter fruͤhe oder gegen den Abend, bey truͤber Witterung aber werden ſie ſelten gehoͤret. Jhr natuͤrliches Geſaͤn - ge iſt zwar nicht ſo ſchoͤn, als der Heide-Lerche ihres, hingegen be - greiffen ſie, wenn man ſie jung aufziehet, allerley Lieder, und dar - neben vieler anderer Voͤgel Ge - ſaͤnge, doch muß man deren in einem Gemach nicht zwey, ſondern nur eine haben. Am beſten iſt es, man thut eine junge Feld-Lerche, die vom Neſt aufgezogen, zu ei - ner im Herbſt gefangenen Heide - Lerche, iedoch eine iede in ein be - ſonder Vogel-Haus, ſo wird man in dem Martio eine Feld-Lerche haben, die wie eine Heide-Lerche ſinget, und jener um deswillen vorzuziehen iſt, weil dieſelbe nicht lange bleibet, dieſe aber viel Jah - re dauret, wenn ſie nur mit wohl zerknirſchtem Hanff, oder in Milch geweichter Semmel, Ameis-Ey - ern, zerſchnittenen gruͤnen Kohl - Kraut, und dergleichen gefuͤttert werden. Jhren Geſang beſchlieſ - ſen ſie um Bartholomaͤi, welchen ſie hingegen viel eher, als ein Finck, im Fruͤhling wieder anfangen. Der Vogelbauer, darinnen man ſie haͤlt, muß oben pur mit Lein - wand bedeckt ſeyn, und taugt die gruͤne am beſten hierzu. Der Boden deſſelben ſoll wenigſtensLerdrey Finger hoch mit reinem Sand beſchuͤttet ſeyn, darinnen ſie ſich baden und das Ungeziefer vertrei - ben koͤnnen. Wo man ſie aber in der Stube herum lauffen laͤſſet, kan man ihnen dergleichen in ei - nem Geſchirre an einen beqvemen Ort ſetzen. Jn der Freyheit be - ſtehet ihre Nahrung in Gewuͤr - men, Haber-Koͤrnern, welche ſie aushuͤlſen, wie auch zur Herbſt - Zeit in gruͤner Saat, und wie alle Voͤgel, dann und wann Sand zu ihrer Cur genieſſen, alſo haben auch dieſe allezeit dergleichen in ihren Magen. Jhren Jungen tragen ſie ihre Speiſe oder Geaͤtz im Schnabel zu. Sie werden auf verſchiedene Arten gefangen. Jm Martio ſind ſie am beſten mit einem Nacht-Netze zu bekommen; oder, man kehret, wenn Schnee faͤllt, auf den Feldern einen Platz, und ſtreuet Haber dahin, dabey ſie, vermittelſt einer Schlag - Wand, ſehr haͤuffig koͤnnen ge - fangen werden. Man beruͤckt ſie auch zu ſolcher Zeit mit Schlin - gen, die man an einem Bind-Fa - den, in den Furchen, wo man vorher mit einem Beſen den Schnee wegkehret, und Haber hinſtreuet, aufzuſpannen pfleget. Wenn kein Schnee iſt, faͤngt man ſie eben zu der Zeit, und auch ſchon bisweilen im Februario, mit einer ſehr langen Vogel-Wand, darzu man ſich des Ruhr-Vogels oder einer angebundenen Lerche, be - dienet; dieſe ruͤhret oder reget man durch Huͤlffe eines ſubtilen Fa - dens, daß ſie ein wenig in die Hoͤ - he flattert, da denn die voruͤber ſtreichenden Lerchen, welche man durch einen andern im Felde auf - treiben laͤſſet, dieſes erſehen und darauf zufliegen, und mit derT t 3Vogel -LerVogel-Wand im Fliegen nieder - geſchlagen werden. Die gantze Brut-Zeit uͤber ſollen ſie billig mit allen Nachſtellungen verſcho - net bleiben, zumal diejenigen, ſo man dieſe Monate uͤber faͤnget, ſelbiges Jahr doch nicht ſingen; will man aber ja welche haben, ſo ſehe man ſich nach Jungen um, welche man im Neſte, oder, wenn ſie erſt abgelauffen ſind, leicht er - haſchen kan. Jm September ge - het der Fang mit dem Nacht-Garn wieder an, ingleichen auch mit dem Lerchen-Falcken, und dem Tiraſſe. Jm October gehet erſt der luſtigſte Fang an, nicht nur mit dem Nacht-Garn, womit man ſie ſelbiger Zeit haͤuffig be - kommet, ſondern auch mit den Klebe-Netzen, mit welchen man ſchon im September den Anfang machet, und manchen Abend, wenn gute Gelegenheit darzu iſt, wol etliche hundert bis tauſend fangen kan.

Lerche, Gereut-Lerche, ſ. Gereut-Lerche.

Lerche, Haube-Lerche,

So man vornemlich in Jtalien und Franckreich haͤuffig antrifft, iſt etwas groͤſſer als eine Korn - Lerche, aber ohne Geſang, und hat oben auf dem Kopff eine Hau - be oder Feder-Buͤſchlein, nicht anders als unſere Heide-Lerchen ſich zu machen pflegen, wenn ſie etwas ſehen, davor ſie ſich fuͤrch - ten. Diejenige Haube-Lerche aber, welche man auch Koth-Ler - che, und in Oeſterreich beſonders Koth-Muͤnch nennet, laͤſſet ſich zum Lieder-Pfeiffen wohl abrich - ten, und bleibet den gantzen Win - ter bey den Haͤuſern, Staͤllen undLerScheunen, ingleichen auf den Miſt-Staͤten und Landſtraſſen. Sie iſt dunckel-faͤrbiger als die Feld - oder Korn-Lerche, und hat auf dem Kopff eine Haube von Federn, welche ſie nach Gefallen aufheben, und wieder niederlegen kan.

Lerche, Heide-Lerche,

Jſt ohngefehr um den drit - ten Theil am Leibe kleiner, als eine Korn-Lerche, und hat einen gantz kurtzen Schwantz. Jm uͤbrigen iſt ſie geſtaltet, wie eine andere Lerche, nur daß ſie an der Bruſt etwas mehr weiſſes hat, und an beyden Achſeln der Fluͤ - gel, ebenfalls weiß und braun-tie - gericht iſt. Der Kopff ſcheinet, nach Proportion der andern Ler - chen, breit zu ſeyn, und iſt rings herum an den Schlaͤfen und hin - ten am Genicke mit weiſſen Feder - lein eingefaſſet. Jhr Aufenthalt iſt beſtaͤndig in den Feldern, ſo nahe am Wald liegen, und zwar nicht oder doch gar ſelten an dem Laub-Holtze, ſondern allein am ſchwartzen Holtze, auch mitten darinne, wenn ſie Felder und groſ - ſe Plaͤtze findet. Jhre Brut ver - richtet ſie auch an ſolchen Orten, meiſtens unter den Wacholder - Stauden oder auch in Ellern-Ge - buͤſchen, ſo am ſchwartzen Holtze anſtoſſen, und machet ihr Neſt, wie die andern Lerchen, mit wei - chen Gras-Stengeln, Moos und kleinen Bluͤmlein aus, damit die Eyer weich und warm liegen. Sie bruͤtet aber nicht, wie die andern Lerchen, den Sommer uͤber drey - mal, ſondern nur zweymal, und bringet das erſtemal fuͤnf, das an - dere mal vier aus, bey welcher Brut ſie ſonderlich in die HoͤheundLerund wieder abzuſteigen, und auf einen Baum fuſſend, angenehm zu ſingen pfleget, welches ſie aber nicht laͤnger antreibet, als bis ih - re Jungen aus dem Neſte ſind; Dieſe, wenn ſie abfliegen, zer - ſtreuen ſich nicht, kommen auch nicht von einander, ſondern hal - ten bis zum Strich unaufhoͤrlich beyſammen. Junge aus dem Neſte aufzuerziehen, mag man ſich nur keine Muͤhe nehmen, denn wenn ſie gleich mit Ameis-Eyern aufkommen, dauren ſie doch nicht. Das Maͤnnlein iſt vor dem Weib - lein nicht zu erkennen, nach Art faſt aller derjenigen Voͤgel, die einen ſchoͤnen Geſang haben; doch ſind muthmaßlich allezeit die - ſes die Maͤnnlein, die am Kopff und Ruͤcken am meiſten ſchwaͤrtz - licht ausſehen. Jhr Geſang iſt weit lieblicher, als der Korn-Ler - che, mit vielerley Abwechslungen, und faͤngt damit ſchon im Febru - ario an, hoͤret vor Johannis nicht auf, und ruffet hernach, wider aller Voͤgel Gewohnheit, noch vierzehen Tage lang, ſo hell als im Sommer ſingende, ihren Ab - ſchied aus. Jn dem Singen flie - get ſie meiſtent heils ſo hoch, als die andern Lerchen, und treibt es laͤnger an, pflegt auch allezeit in Bogen zu fliegen, und kan ihren Nachbar nicht ſo nahe vertragen, als die Feld-Lerche; da ſie doch ſehr begierig der Lock nachfolget, und nicht, wie die Feld-Lerche, ohne ſich daran zu kehren, ein - faͤllt und fortſtreicht. Daher ſich zu verwundern, daß die Feld-Ler - che, wider die Gewohnheit der Voͤgel, die keine Lock achten, mit ſo unſaͤglichem Hauffen ſtreichet, dahingegen die Heide-Lerche, wie begierig ſie auch der Lock zueilet,Lerdennoch nur in kleinen Hauffen ihre Reiſe verrichtet; und hat die Natur den Feld-Lerchen vermuth - lich etwan deswegen die Art ein - ander zu locken nicht eingepflan - tzet, weil ſie auf flachem Felde ohnedem leicht einander ſehen und zuſammen kommen koͤnnen, da - hingegen die Heide-Lerchen, wenn ſie in Buͤſchen und gantz wuͤſten Gruͤnden hinſtreichen, einander immerdar verlieren wuͤrden, wenn ſie nicht beſtaͤndig einander zu - ruffeten. Sie ſtreichet zur Herbſt - Zeit, und zwar gemeiniglich im October, iedoch auch, nachdem die Witterung iſt, bisweilen ſchon im September, und ob ſie gleich ſonſten in den Feldern haͤuffig zu - ſammen fallen, werden ſie den - noch im Strich ſelten in groͤſſerer Anzahl, als bey funffzigen, hin - gegen viel oͤffter bey zehen und zwoͤlffen geſehen. Jhr Wieder - Strich iſt im Februario vierzehen Tage, auch wohl drey Wochen ſpaͤter, als der Korn-Lerche. Jh - re Speiſe beſtehet in allerley Ge - wuͤrme, kleinen von Feld-Bluͤm - lein ausfallenden Saamen und klaren Sand, auch, wo ſie dazu kommen kan, in Koͤrnern. Wenn man ſie faͤngt, freſſen ſie anfaͤng - lich Weitzen, Haber, Hanff, und was man ihnen vorgiebt; nur dauret es nicht lang, und iſt noͤ - thig, wenn man ſie bey Leben er - halten will, daß man ihnen aller - hand Abwechslung mit dem Fut - ter mache. Zwar eine Zeitlang, etwan ſechs oder acht Wochen, nehmen ſie mit gedrucktem Hanff unter ſuͤſſem Qvarck oder Kaͤs vermiſcht, ſonderlich wenn man duͤrre Ameis-Eyer darunter mengt, gar gerne vorlieb, und wenn es im Fruͤhling iſt, ſingen ſie dabeyT t 4unvergleich -Lerunvergleichlich, wer ſie aber laͤn - ger fortbringen will, der muß mehr Muͤhe daran wenden, und zu Zeiten Semmel in ſuͤſſe Milch geweicht, und mit duͤrren Ameis - Eyern beſprengt, vorgeben; zu - weilen auch weiſſen Mohn-Saa - men und gedoͤrrtes Rinder-Hertz, welches mit einem Reib-Eiſen gerieben wird, mit der andern Speiſe verwechſeln; ſobald man aber den April erreichet, laͤſſet man das andere Futter hinweg, und giebt den ſingenden Heide - Lerchen nichts als friſche Ameis - Eyer, bey denen man ſich ihrer Geſundheit, ſo lang man ſolche bekommen kan, gewiß zu verſi - chern hat. Es dienet auch zu ih - rer Erhaltung, wenn ſie entwe - der in dem Vogel-Haus, oder in der Stube lauffend, in einem Kaͤſtlein Sand bekommen, wel - ches iedoch ſo tief ſeyn muß, daß die Heide-Lerche ſich in dem Sand gleichſam vergraben kan; zur Zeit, wenn die Heuſchrecken ſind, werden ihnen auch dieſelbe gefan - gen, und die groſſen zerſchnitten, die kleinen aber lebendig vorge - worffen, als welche zur gaͤntzli - chen Erneuerung ihrer Geſund - heit dienen. Jhren Fang betref - fend, geſchiehet ſolcher, wie bey der Korn-Lerche, kurtz nach ihrer Ankunfft mit dem Nacht-Netze auf nahe bey Schwartz-Holtz ge - legenen Feldern; oder, wenn man eine lockende Heide-Lerche hat, mit einer Schlag-Wand, welche man nur im Felde aufſchlaͤgt, die Lock - Lerche mitten in den Herd hinein ſetzet, und ſich die in den naͤchſten Feldern, oder Wacholder-Buͤ - ſchen liegende Heide-Lerchen durch iemand auftreiben laͤſſet, maſſen ſelbige auf die Lock gar willig ein -Lerfallen. Jn den folgenden drey Monaten, paaren ſie ſich, und verrichten ihre Brut. Jm Julio findet man ſie ſchon zu fuͤnff, ſechs bis ſieben, nemlich mit ihren Jun - gen, ſo ſie gebruͤtet, berſammen liegen, da man ſie denn, vermit - telſt des Lerchen-Faͤlckleins mit dem Tiraſſe fangen kan, welches im naͤchſtfolgenden Monat, da ſie in der Maus liegen, noch beſſer angehet, maſſen man alsdenn nicht einmal einen lebendigen Fal - cken brauchet, ſondern ſich zu dem Fange, nur eines von Holtz ge - ſchnitzten Faͤlckleins bedienet, wel - chen man an einer Schnur mit - telſt einer Stangen ſchwinget. Da ſie zuvor waͤhrender Brut ſich etwas weit vom Holtze hinweg begeben, und manche Paar mit - ten im Feld, an Huͤgeln, die mit Wacholder-Stauden bewachſen, ſich aufhalten, treten ſie im Au - guſto naͤher zum Wald, und ſind daſelbſt, wenn man Acht giebet, wo ſie zu Nachts in Stoppeln liegen bleiben, ſchon wiederum mit dem Nacht-Garn zu fangen, mit welchem ſie, ſonderlich im Fruͤhling, ſich bedecken laſſen, wenn gleich heller Mond-Schein iſt, da hingegen die Korn-Lerche nicht haͤlt, es ſey denn ſtock-fin - ſter. Zur Zeit, wenn ſie im Herb - ſte ſtreichen, ſind ſie in den Ge - genden, wo man die Krammets - Voͤgel faͤnget, auf ſonderlich hier - zu bereiteten Ruͤck-Herden ſehr haͤuffig zu bekommen.

Lerchen-Falck,

Jſt ein kleiner doch edler Falck, welcher ein abgeſagter Feind der Lerchen, und von denſelben derge - ſtalt gefuͤrchtet wird, daß ſie, wenn ſie ſeiner anſichtig werden, ſich andenLerden nechſten und beſten Ort ver - ſtecken, oder ſich eher von einem Menſchen mit der Hand aufhe - ben laſſen, als daß ſie wieder auf - fliegen ſolten. Er hat einen un - gemein ſchnellen Flug, iſt aber zum Baitzen ſehr hart, ja faſt un - moͤglich abzurichten: Denn ob er wol bald abgetragen wird, auch des Menſchen bald gewohnet, und dem Luder oder Feder-Spiel zu - flieget; nicht weniger anfaͤnglich, wenn mans in einem Zimmer mit einem Vogel probiret, auf die Erde ſitzt, und ſich den Raub be - ſcheidentlich abnehmen laͤſſet, ſo behaͤlt er doch dieſen Gebrauch im Felde nicht; ſondern ſo bald er in freyer Lufft auf eine Lerche gewor - fen wird, und ſolche faͤngt, be - giebt er ſich nicht auf die Erde, ſon - dern fuͤhret meiſtentheils den Vo - gel, ſo bald er ihn in der Lufft ergriffen, nicht weit von dannen auf einen Baum, bis er ſich ge - ſaͤttiget hat; oder, ſetzt er ſich ſchon auf die Erden, ſo bald er den Weidemann merckt auf etli - che Schritte annaͤhern, erhebt er ſich augenblicks mit ſeiner Beute, auf eine gute Strecke davon, und verzehret ſeinen Raub, ehe der Weidemann dazu gelangen kan. Aus dieſer Urſache wird er nicht zum Baitzen, ſondern auf eine andere Art zum Lerchen-Fang ge - braucht: Man fuͤhret ihn nemlich nur auf der Hand, gehet oder rei - tet mit einem Hund in das Feld, und wenn der Hund eine Lerche auftreibet, hat man Acht, wo ſie hinfaͤllt laͤßt hierauf das Lerchen - Faͤlcklein auf der Hand flattern, ſo wird der furchtſame Vogel ge - wiß nicht aufſtehen, den kan man hernach mit dem Tiraß uͤberziehen, oder gar mit der Hand, oder auchLermit einem in Geſtalt eines klei - nen Fiſch-Hamens geſtrickten, und an einem langen Stecken feſt ge - machten Gaͤrnlein uͤberdecken. Ei - ne andere Art iſt dieſe: den Fal - cken traͤgt man im Auguſto oder September aufs Feld, wo Stop - peln ſind, oder in die Wieſen und andere Orte hin, wo ſich Lerchen aufhalten; wenn nun eine auf - ſtehet, ſo mercket man den Ort, wo ſie hinfaͤllt, und gehet hin, die Ler - che zu ſuchen, laͤſſet aber das Ler - chen-Faͤlcklein in waͤhrendem Hin - gehen auf der Hand immerdar mit den Fluͤgeln wecheln, oder ſich bewegen, ohne es von der Hand hinweg zu laſſen, ſo liegt die Ler - che, aus Furcht, wie todt, daß man ſie, wenn ihrer zwey ſind, tiraßiren, oder wenn nur einer iſt, entweder gar mit der Hand, oder mit einem Gaͤrnlein, das wie ein kleiner Fiſch-Hamen aus - ſiehet, zudecken kan. Eine ande - re Weiſe die Lerchen vom Ende des Auguſti bis zu Anfang des Octobers zu fangen, iſt dieſe: Wo viel Lerchen in den Stoppeln lie - gen, dahin man ſie auch wol zu - ſammen treibet, oder wo noch Haber auf dem Felde ſtehet, da richtet man gewiſſe Steck-Garn, welche eigentlich auf die Lerchen gemacht ſind, und gehet auf der andern Seite des Haber-Ackers, oder eines Ackers, wo hohe Stop - peln zu befinden, mit dem Lerchen - Faͤlcklein hinein, laͤſſet es auf der Hand mit den Fluͤgeln ſich bewe - gen, und ſchreitet gantz langſam fort, bleibt auch zuweilen wieder ein wenig ſtehen, damit man die in den Furchen lauffende Lerchen, nicht uͤbereile und auftreibe; denn dieſe, wenn ſie ihren Feind, das Faͤlcklein, ſo von ferne ſehen, wol -T t 5lenLerlen ſich in der Stille fortſchleichen, und gerathen daruͤber alle zuſam - men in die vorgeſteckten Gaͤrn - lein, darinnen oͤffters zwey bis drey Schock gefangen werden. Wie man ſich aber des Lerchen - Faͤlckleins zum Lerchen-Fang be - dienet, alſo braucht man hinge - gen auch die Lerchen, wenn man ein Lerchen-Faͤlcklein fangen will, und zwar folgender Geſtalt: Man blendet nemlich eine Lerche, haͤngt ihr an einen Fuß ein ſubtiles mit Vogel-Leim beſtrichenes Gaͤbe - lein, oder nur einen mit Leim be - ſtrichenen Bindfaden, und ſo man ein Lerchen-Faͤlcklein herum refie - ren ſieht, laͤſſet man die Lerche ſachte fliegen, welche, wie alle blinde Voͤgel thun, den geraden Weg uͤber ſich gehet; wenn nun dieſelbe von dem Lerchen-Faͤlcklein erſehen und geſtoſſen wird, ſo ſchlaͤgt das Gaͤbelein uͤber ſich, wo - durch das Faͤlcklein von dem Leime gefangen wird, und ſamt der Ler - che herab fallen muß. Den Leim mag man mit Aſchen, Seiffe und warmen Waſſer wieder auspu - tzen. Dieſer Vogel kan die Kaͤl - te durchaus nicht vertragen, daher muß man ihn nicht nur an einem temperirten Ort halten, ſondern auch im Winter ſeine Sitz-Stan - ge mit Haſen-Baͤlgen fuͤttern.

Lerchen-Netze, Lerchen - Garn,

Sind eine Art Netze, deren man ſich beym Lerchen-Fangen be - dienet. Man hat deren zweyer - ley Sorten, nemlich Nacht-Garn oder Nacht-Netze, und Klebe - Garn, Klebe-Netze oder Tage - Netze. Das Nacht Garn hat ſeinen Nahmen von der Zeit, denn man kan ſich deſſen nicht bey hel -Lerlem Tage, ſondern bey dunckler und finſterer Nacht-Zeit bedienen. Ja, wenn auch der Mond des Nachts nur ein wenig ſcheinen ſolte, wuͤrde er dem Fange mit dem Nacht-Garn hinderlich fallen, ge - ſtalten ie dunckler die Zeit iſt, ie beſſer dieſer Fang vor ſich gehet. Die Klebe-Garn oder Tage-Ne - tze werden bey Tage ordentlich mit Furckeln aufgeſtellet und bey heller Abend-Zeit die Lerchen dar - ein getrieben. Jhre Hoͤhe erſtrecket ſich ohngefehr auf anderthalbe Claffter, die Laͤnge aber, nach Belie - ben auf zwoͤlff bis funffzehn Claff - tern, und muͤſſen von ſtarcken unge - zwirnten ungebleichten Garn fein ſubtil, damit ſie deſto gefaͤngiger ſeyn, geſtricket werden. Die Ma - ſchen muͤſſen ſo weit ſeyn, daß ein dieſes Weidwercks unerfahrner auf die Gedancken gerathen moͤch - te, die Lerchen wuͤrden nicht dar - innen kleben oder haͤngen bleiben, ſondern muͤſten durchfliegen koͤn - nen, welches aber gleichwol we - gen weiter Ausbreitung ihrer Fluͤ - gel nicht ſeyn kan. An dem obern Theil dieſer Netze ſind von Horn oder Bein gedrechſelte Ringlein, etwan einer halben Spannen weit von einander angehefftet, damit man ſie an die Leinen anfaſſen, und im Stellen geſchwinde aus einander, und, nach vollendetem Fang wieder zuſammen ziehen, und von den Furckeln abnehmen kan. Dieſe Netze werden daher Kleb-Garn oder Kleb-Netze ge - nennet, weil die Lerchen, welche beym Eintreiben wegen der A - bend-Zeit und Demmerung das Garn nicht beobachten koͤnnen, gleichſam daran kleben bleiben. Zehen ſolche Netze muͤſſen eilff Furckeln haben, welche iedoch nichtplump,Lerplump, auch nicht ſo geſchwanck ſeyn muͤſſen, daß ſie ſich biegen; die beſten und leichteſten werden von Taͤnnen-Holtz gemacht.

Lerchen ſtreichen,

Heiſſet die Lerchen entweder mit den Nacht-Netzen fangen, oder vermittelſt einer langen Linie in die Kleb-Garne jagen. Die er - ſte Art geſchiehet bey der Nacht alſo: Wenn das Nacht-Garn, voͤllig verfertiget, und an ieder von den beyden ſchmalen Seiten eine lange Stange angebunden iſt, breitet man des Abends, wenn es finſter wird, und der Mond nicht ſcheinet, das Netze auf der Erden aus, alsdenn faſſen es zween bey den Stangen rechts und lincks, hinten aber gehet ei - ner, der den Schweiff des Netzes fein niedrig bey der Erde nach - traͤgt; alſo gehen ſie etliche Fur - chen, ſo viel das Netz uͤberreichen kan, auf, und an den naͤchſten Furchen wieder ab, und, ſo was unterm Netze flattert, pfeiffen ſie einander, legen das Netze nieder, wuͤrgen die Voͤgel, ziehen ſie durch das Netze heraus, und gehen ſo - denn weiter fort; wenn es nicht gantz ſinſter iſt, muͤſſen ſie ge - ſchwinder gehen, als bey ſtockſin - ſtern Naͤchten, da man nur lang - ſam fortſchreiten darff. Wer auf dieſem Weidwerck was nuͤtzliches verrichten will, muß eigentlich den Ort wahrnehmen, wo die Lerchen gegen Abend hinfallen, und denn des Nachts mit dem Netze dahin gehen. Die Witterung ſoll tro - cken ſeyn, weil bey naſſem Wetter nicht nur die Netze uͤbel zugerich - tet und beſudelt werden, ſondern auch die Voͤgel bey ſolcher Zeit nur gerne an erhoͤheten ſtraͤuchich -Lerten Orten, wo man mit den Ne - tzen wenig ausrichten kan, zu lie - gen pflegen. Etliche ſind der Mei - nung, die mit den Nacht-Netzen gefangene Lerchen ſollen beſſer ſeyn, als die bey Tage gefangen worden. Mit den Nacht-Garnen zu gehen, wird auſſer denen, ſo die Jagd - Gerechtigkeit beſitzen, ſonſt billig allen andern verboten, weil damit nicht allein die Lerchen, ſondern auch die Wachteln, ja wol gar gantze Voͤlcker Rebhuͤner und anderes im Feld uͤbernachtende Feder - und anders Wildpret, als junge Haſen und dergleichen da - durch hingerafft und verderbt, aufs wenigſte verjaget werden.

Die zweyte Art des Lerchen ſtrei - chens mit den Tage-Netzen oder Kleb-Garnen wird folgender Ge - ſtalt vorgenommen. Wenn die Erndte vorbey, und die Zeit her - anruͤcket, da der Lerchenſtrich an - zugehen pfleget, erwehlet man ei - nen gelegenen Platz auf den Stop - peln, ſtellet die Klebe Garn, deren man wenigſtens dreyßig, bey groſ - ſen Plaͤtzen auch mehrere haben muß, mit den darzu gehoͤrigen Lerchen-Furckeln, in dreyen Zei - len etwan zwantzig oder mehr Schritte hinter einander derge - ſtalt auf, daß ſie oben an den Lei - nen mit den Ringeln gantz aus einander gezogen ſind, unten aber etwan eine Elle, oder auch nicht gar ſo weit von der Erden hangen, und ſonſt gegen den Boden und beyde Seiten gantz frey ſchweben. Sowol lincks als rechts an den aufgeſtellten Netzen befindet ſich ein Geſtelle mit einem Haſpel, wor - auf eine ſehr lange Leine gewun - den iſt. Wenn nun etwan um drey Uhr Nachmittags die Garn auf die Furckeln gehaͤnget werden,undLerund man damit fertig iſt, wird an eine iede Leine ein Pferd oder Ochſe vermittelſt eines Ort - Scheites angeſpannet; derjenige, ſo auf dem Pferde ſitzet, oder den Ochſen regieret, ziehet ſodenn mit der Leine, welche von der dabey ſtehenden Perſon abgewunden wird, allmaͤhlig fort, und die da - zu geſtellte Jungen ſchleppen in gewiſſer Diſtantz von einander die Leine nach, ſowol dem Pferd oder Ochſen den Zug zu erleichtern, als auch der Leine, wenn dieſelbe et - wan wo haͤngen bleiben ſolte, nachzuhelffen. Sind die Leinen auf beyden Seiten voͤllig abge - wunden, ſo wird den Perſonen, die bey dem Zug-Vieh ſind, ein Zeichen gegeben, oben im Bogen zuſammen zu ruͤcken, wenn ſolches geſchehen, ſpannt man die Pfer - de oder Ochſen ab, haͤnget beyde Leinen zuſammen, und faͤnget bey den Netzen an, dieſelben wieder aufzuwinden, die rings herum an der Leine ausgetheilte Jungen ge - hen erſtlich Fuß vor Fuß fort, da - mit die Lerchen nur ſachte aufſte - hen, und auf dreyßig mehr oder weniger Schritte ſich wieder nie - derſetzen, und alſo treibet man ſie offt gemaͤchlich auf, bis ſie ohngefehr viertzig bis funfzig Schritt vor den Netzen ſich gela - gert haben, denn laͤßt man die Treiber ſtaͤrcker gehen, und end - lich gar auf ſie los lauffen, ſo ſchieſſen ſie, von Furcht und der hereinbrechenden Nacht geblendet, mit Hauffen in die Garne, daß man, wo es einen guten Strich hat, etliche hundert auf einmal faͤnget. Weil hiebey das meiſte daran gelegen iſt, daß man die Treibe-Zeit recht treffe, indem die Lerchen, wenn das Treiben zu fruͤ -Lerhe oder zu ſpate geſchiehet, entwe - der ſich zuruͤcke begeben, oder in die Hoͤhe fliegen, folglich alle an - gewandte Muͤhe und Unkoſten umſonſt und verlohren ſind; So iſt es gut, wenn man bey dieſem Fang, und indem man mit den Leinen eintreibet, eine Perſon da - bey hat, die es verſtehet, und den Treibern entweder mit einem Hoͤrnlein, oder auch mit einem Lauten Pfeifflein zu rechter Zeit ein Merckzeichen zum Stilleſte - hen giebt, damit die Lerche ſich ſe - tzen, und ſich nicht zu hoch oder wol gar uͤber die Garn ſchwingen, ſondern noch vor denſelben nieder - fallen moͤge, um hernach, wenn ſie nahe genug dabey, deſto eilfer - tiger in gedachte Garne gejaget zu werden. Sie verwickeln ſich ſo hart, daß ſie uͤbel auszuloͤſen ſind, das vornehmſte iſt, die Fuͤſſe recht auszuledigen, da denn der Leib ſchon hernach gehet. Bisweilen kommen auch Wachteln, Schnep - fen und Rebhuͤner hinein, wovon die beyden letztern einen groſſen Riß in das Garn zu machen, und, wo man nicht bald darzu kommt, ſich gar los zu reiſſen pflegen. Dieſes Weidwerck will ein ſtilles und heiteres Wetter ha - ben; denn wenn es windig iſt, muß auch dieſe Uibung vergeblich ſeyn, weil die ſubtilen Gaͤrnlein von den Winden gar zu leichtlich aufgehoben werden, daß die Ler - chen unten durchfliegen, und alſo nicht gefangen werden koͤnnen. Wenn Frauenzimmer, oder et - wan ſonſt anſehnliche Zuſchauer vorhanden, koͤnnen ſie wol bey - derſeits etliche zwantzig bis dreyſ - ſig Schritte von den Netzen ſte - hen oder ſitzen bleiben: Denn alſo ſehen ſie nicht nur, wie die Ler -chenLeſchen in die Netze einfallen, ſondern es koͤnnen die Lerchen ſich deſto - weniger ſeitwerts begeben. Wenn die gefangenen Lerchen gewuͤrget, und aus den Garnen mit Be - ſcheidenheit ausgenommen wor - den, muß man dieſe wieder zu - ſammen ziehen, abnehmen und in die darzu gehoͤrige Saͤcklein ſte - cken, die Leinen vollends aufwin - den, und alles zuſammen bis auf die Furckeln und Geſtelle zu den Leinen, welche bis zu Ende des Lerchenſtreichens auf dem Felde ſtehen bleiben koͤnnen, auf dem gruͤn angeſtrichenen Lerchen-Wa - gen wieder nach Hauſe und an be - hoͤrigen Ort ſchaffen.

Leſe Holtz,

Heiſſet man bey der Holtz-Nu - tzung die duͤrren Zweige, Spaͤne, Gewuͤrtzel von Stoͤcken und an - deres kleine Holtz, ſo den Holtz - hackern und andern armen Leuten aufzuleſen und nach Hauſe zu tra - gen erlaubet iſt; wobey iedoch dieſelben weder Axt noch Beile fuͤhren doͤrffen, damit ſie nichts von gruͤnem Holtze abhauen koͤn - nen.

Leſſus,

Ein Klage - oder Trauer-Lied uͤber einen Todten.

Lethargie d un cheval,

Die Schlaff-Sucht iſt nicht allein eine hefftige, ſondern auch eine toͤdtliche Kranckheit, und ent - ſtehet vom kalten Phlegmate, wel - ches ſich in dem Hirn ſammlet. Die Kennzeichen ſind folgende: 1) das Pferd faͤllt nieder und ſchlaͤfft ohne Unterlaß; 2) begehret weder Futter noch Tranck 3) wenn man es auch ſchon mit Schlaͤgen auf - muntert, ſo thut es nur leiſe dieLevAugen auf, und wird gleich wie - der beſchweret, und legt ſich nie - der; 4) und ſo es uͤbernoͤthigt wird aufzuſtehen, ſo trieffen ihm die Augen, und ſchlaͤfft in der Krippe, gehet und ſtehet wanckelnd mit dem hintern Theil des Leibes. Dergleichen Pferden muß die Hals-Ader und Schrenck-Ader gelaſſen, und der Leib mit Clyſti - ren offen gehalten werden.

Lettres de muſique,

Werden die muſicaliſchen No - ten genennet. Lettres de la Gam - me, ſind die 3 Muſic-Schluͤſſel.

Levade,

Jſt eine manierlich gewundene Empor-Hebung mit der Lantze, ſo beym Carrouſel gebraͤuchlich, derer viererley ſeyn. Die 1) wenn man im Anſprengen die Lanze vom dicken Schenckel weghebet, und ſolche hinunter fuͤhret, die Hand zuruͤck wendet und gleich in die Hoͤhe kommt, alsdenn einen hal - ben Circkel gegen ſein rechtes Au - ge, die Hand zuruͤck unter ſich ge - ſencket, und dann die Lanze gegen den Ring eingeleget. 2) Bey der zweyten, nachdem die Hand ge - ſencket, macht man einen halben Circkel, gleich in die Hoͤhe vor, und alſo uͤber ſich, und leget ein. 3) Wenn man die Lantze geſencket, hebet man ſie in die Hoͤhe uͤber des Pferdes Hals auf die lincke Sei - ten, und ſencket, hernach ſchwen - cket man ſie uͤber den Kopff und leget ein. 4) Jſt die ſchwereſte, ſchoͤnſte und kuͤnſtlichſte, wenn man mit dem Arm gantz in die Hoͤhe iſt, wirfft man ſolche, daß ſie mit der Spitze vorwerts und neben dem Pferde unterwerts ei - nen Circkel macht, wenn ſie wie -derLevder in die Hoͤhe, faͤnget man ſol - che in der Lufft, und wirfft ſie gleich wieder, das thut man drey - mal.

Levare Antiphonam,

Eine Antiphonam aufſchlagen, oder anſtimmen.

Lever,

Das Aufheben der Hand bey dem Tactgeben, ober die zweyte Helffte des Tactes. En levant, im Aufheben des Tactes.

Lever un cheval,

Ein Pferd erheben, welches geſchieht nach der Parade, in 2 oder 3 Tempi, ferme Ferme, oder auf einer Stelle, ſo ebenfalls eine zierliche Lection iſt, wodurch der Kopff beſtaͤtiget, des Ruͤckens Staͤrcke vermehret, die Groppa ringfertig gemacht, und zu den hohen Lectionen der Grund geleget wird.

les Levres du cheval,

Leffzen oder Lippen ſind dasje - nige, ſo das Zahnfleiſch und Zaͤh - ne ſamt einem guten Theil des Kinnbackens umgiebt, und gleich - ſam umzaͤumet, und werden dieſe Leffzen inwendig aus dem Reſt der gemeinen fleiſchigten Haut, ſo an dem Mund noch uͤbrig ge - weſen, dem aͤuſſerlichen Fell und den beyden kroſpelichten Ecken, welche ſich in einander ſchlieſſen, zuſammen geſetzt und gemacht.

Liaiſon,

Bindung der Muſic. v. Lega - tura, it. Ligatura.

Libertè de Langue,

Jſt der leere Raum, welcher in der Mitte des verduͤnneten Mund - ſtuͤckes gelaſſen, daß die ZungeLicdes Pferdes hin und wieder gehen kan.

Liberté, cheval ſe voyant en Liberté,

Sagt man von einem Pferde, das vom ſcharffen Cavezon und andern Zwang-Mitteln frey ge - macht iſt, woruͤber ſich ein Pferd er - luſtiget, daß es ſeine Schulen deſto freudiger nach des Reuters Wohlgefallen verrichtet. Die Jtalieniſchen Bereuter machen ih - re Pferde nie frey und los vom Cavezon, ſondern reiten ſie Zeit Lebens darauf, hingegen die Fran - tzoͤſiſchen Ecuyers brauchen gar keine Cavezons, ſondern reiten ſie anfaͤnglich auf Trencen, und ſe - tzen ſie gleich auf lange Stangen, welches beydes nicht zu loben, ſintemal der Cavezon bey jungen Pferden ſehr nuͤtzlich zu gebrau - chen, erhaͤlt das Maul gut, bringt den Kopf in die Hoͤhe, und uͤber ſich herbey, bieget den Hals, und macht die Schultern gebiegig, und wann er ſeine Wirckung gethan, ſetzet man das Pferd in Liberté, und giebt der Zungen auch ihre Freyheit.

Lice, entrez en lice,

Jſt ein Terminus, wenn ein Cavalier auf eine Renn-Bahn kommet, ſo præſentirt man ihm gemeiniglich ein Schul-Pferd, da ſoll er dann ſolches unbekanntes Pferd, ehe er es operiren und ga - lopiren laͤßt, wohl vorher judici - ren, ob es keine Malice an ſich hat, wie dann einige Maîtres den Fremden gerne einen Schabernack beweiſen, und ihnen die aller - kuͤtzelichſten Pferde zu reuten ge - ben, dahero man ſich in Acht zuneh -Licnehmen hat, daß man nicht aus der Contenance kommt.

Lichanos,

Ward bey den alten Griechen die dritte Saite in den beyden un - terſten Tetrachordis, weil ſie mit dem Zeige-Finger der lincken Hand gegriffen ward, und weil der Klang dieſer Saiten der An - zeiger war, ob das Genus molle oder intenſum ſey; denn ie wei - ter derſelbe Klang von der vierten Saite ihrem war, ie weicher war das Genus modulandi, ie naͤher er aber demſelben kam, deſto ſchaͤrffer und haͤrter war das Ge - nus. Die Lichanos Hypaton kommt mit unſerm itzigen d auf dem Clavier uͤberein; Lichanos meſon aber mit dem g.

Lichenes,

Die ſchwulſtigen Excrementa, die an den Pferd-Schenckeln wachſen. Sie taugen inſonder - heit in der Mutter-Kranckheit, es wird auch Extractum Liche - num daraus bereitet.

Lichtenſtein,

Die Fuͤrſten von Lichtenſtein, welche 1723 zum wircklichen Be - ſitz Seſſionis & Voti in dem Fuͤrſt - lichen Collegio zu Regenſpurg ge - langet, fuͤhren ihren Urſprung aus dem Jtalieniſchen Hauſe Eſte her, und hattten ſich in die Caro - liniſche und Gundackariſche Linie abgetheilet, davon aber die erſtere in maͤnnlichen Erben mit dem rei - chen Fuͤrſten Joh. Adam Andrea, erloſchen. ſ. Zeitungs-Lexicon. Sie fuͤhren im Wappen den Schleſiſchen ſchwartzen Adler mit dem ſilbernen Mond auf der Bruſt im guͤldenen Felde; den Saͤchſiſchen Rauten-Krantz inLieeinem achtmal gelb - und ſchwartz - geſtreifften Felde; ein von Sil - ber und roth in die Laͤnge geſpal - tenes Feld wegen Troppau: einen gecroͤnten ſchwartzen Adler mit ei - nem Jungfer-Angeſichte im guͤl - denen Felde wegen Schellenberg; ein Jaͤger-Horn im blauen Fel - de wegen Jaͤgerndorff; und einen gelb und rothen in die qver ge - theilten Mittel-Schild, als das Lichtenſteiniſche Stam̃-Wappen. Dieſen gantzen Schild bedecket ein Fuͤrſten-Hut. Von dieſen Fuͤrſten iſt das Graͤfliche Ge - ſchlecht von Lichtenſtein in Tyrol unterſchieden, welches ſich Frey - herren von Caſtelcorna nennet; von welchen, wie auch von den Freyherrlichen und Adelichen Ge - ſchlechtern von Lichtenſtein das Adels-Lexicon nachgeſehen wer - den kan.

Licol ou Licou,

Eine Halffter oder Halſter, iſt gemacht aus doppeltem Leder, und beſtehet aus dem Haupt-Geſtell, Kehl-Riemen, und zween Straͤn - gen oder Ketten, dienet nicht al - lein die Pferde im Stall damit anzulegen, ſondern im Exerciren zwiſchen die Piliers zu ſtellen, auch damit an die ſo genannte Noth - Seule zu ziehen, um die Wild - Faͤnge und alle boshaffte Pferde damit zahm und thaͤtig zu ma - chen.

Lieben,

Nennen die Jaͤger, wenn ſie dem Leit Hunde, da er im An - halten richtig auf der Faͤhrte ſte - het, mit freundlichen Worten zu - ſprechen, mit dem eichenen Bruch um die Augen ſtreichen, und an - dere Liebkoſungen erweiſen, umihmLieihm dadurch zu erkennen zu geben, er habe ſeine Sache recht gemacht, und der Jaͤger ſey mit ihm zufrie - den.

Lieblichkeit,

Jſt eine Eigenſchafft der Me - lodie, welche befoͤrdert wird, wenn man mehr Grade oder Schritte und kleine Jntervalle, als groſſe Spruͤnge gebraucht; mit ſolchen Graden und kleinen Jntervallen geſcheut abwechſelt; unſingbare Saͤtze vermeidet und wohlklingende Saͤtze anzubrin - gen ſuchet; den Verhalt aller Thei - le der Melodie wohl beobachtet; angenehme Wiederholungen und Nachahmungen, iedoch nicht gar zu haͤuffig, anſtellet; den Anfang mit ſolchen Klaͤngen machet, welche entweder die Ton-Art ſelbſt vorſtellen, oder ihr doch nahe verwandt ſind; und endlich maͤßige Laͤuffer oder lauffende Fi - guren, Meliſmos, gebraucht.

Liege d une ſelle,

Sind die Baͤuſche oder Baͤn - de vom Sattel, welche ſollen wohl geſteifft ſeyn, damit des Reuters Knie ſich deſto feſter an - ſchlieſſen, und die Schenckel ſich wohl placiren koͤnnen.

Liegnitz,

Die Haupt-Stadt des Schleſi - ſchen Fuͤrſtenthums gleiches Nah - mens, am Einfluß des Schwartz - waſſers in die Katzbach; iſt mit einer ſtarcken Mauer mit vielen Thuͤrmen, doppelten Waſſer-Graͤ - ben, hohen und ſtarcken Waͤllen mit Rundelen, welche die Corti - nen gnugſam beſchieſſen koͤnnen, und groſſen Auſſenwercken verſe -Liehen. Sie hat ein anſehnliches feſtes Schloß mit einem Wall und Waſſer-Graben von der Stadt geſondert, worauf der Lands-Hauptmann des Fuͤrſten - thums, auch die Koͤnigliche Can - tzeley, Burggrafen-Amt mit der Rent-Kammer, und ein Zeug - Haus befindlich. Es iſt aber der beſte Theil des Schloſſes bey dem am Char-Freytage 1711 in der S. Pauli-Kirche entſtandenen Feuer abgebrannt. Jn der Kirche zu un - ſrer lieben Frauen iſt ein Altar, zu welchem man auf 20 Stuffen ſtei - get, und unter welchem ein hoch beladener Wagen durch fahren kan. Jn der Fuͤrſtl. Stiffts-Kirche zu S. Johann ſind die Fuͤrſtl. Be - graͤbniſſe u. das vortreffliche Mau - ſoleum des letzten Piaſtiſchen Fuͤr - ſten, und bey derſelben ein ſchoͤn Jeſuiter-Collegium und Semi - narium. Nicht weit davon iſt ein groſſer Biſchofs-Hof mit einer kleinen Kirche. Kayſer Joſephus richtete hieſelbſt 1708 den 11 Nov. eine Ritter-Alademie unter dem Nahmen des Heil. Joſephi auf fuͤr die Schleſiſchen Landes-Kin - der ſowol Catholiſcher als Prote - ſtantiſcher Religion, und wied - mete dazu die Stifts-Guͤter, Haͤuſer und Capitalien von S. Johann. Kayſer Carolus VI ließ den 24 Jun. 1735 zu dem neuen Gebaͤude dieſer Koͤniglich-Joſe - phiniſchen Ritter-Academie den Grundſtein mit vielen Solenni - taͤten legen. Jm Jahre 1741 ward von dem Koͤnige in Preuſſen der Baron von Poͤllnitz zum Dire - ctore dieſer Adelichen Ritter - Schule und der aus Petersburg beruffene Froben zum Stallmei - ſter dabey ernennet.

Lieu,
Lie

Lieu,

Dieſes Wort wird auf Reit - Schulen fuͤr die Stellung und Poſitur des Pferde-Kopffs ge - nommen: Le cheval porte en beau Lieu, diß Pferd ſtehet an gutem Orte, das iſt, es haͤlt den Kopff in die Hoͤhe, und wohl placirt.

Ligatura obliqua,

Jtalieniſch Legatura indiretta, eine krumme oder laͤnglichte Bin - dung, war in der alten Muſic, wenn zwo oder mehr Breves auf ſchiefe Art vorgeſtellet wurden.

Ligatura cum proprietate,

Eine aus zwoen Brevibus beſte - hende Bindung, deren eine einen Strich uͤber oder unter ſich hat. Hingegen hat bey der

Ligatura ſine proprietate,

Welche auch aus zwoen Brevi - bus beſtehet, keine einen Strich uͤber oder unter ſich.

Ligatura recta ſive quadrata,

Eine gerade oder gevierte Bin - dung, war ehemals, wenn zwo oder mehr Breves an einander gehaͤngt wurden, deren Geltung denn ab - und zunahm, nachdem die erſte unter ihnen entweder oben oder unten mit einem Striche bezeich - net war. Denn hatte 1) die erſte Brevis einen Strich unterwerts, ſo ward ſie der Geltung nach fuͤr ſich allein betrachtet, ohne auf die folgende dabey eine Abſicht zu ma - chen; hatte ſie einen Strich auf - werts, ſo war ſie mit der folgen - den von einerley Geltung; war ſie ohne Strich, ſo ward iede Note fuͤr ſich beſonders betrachtet, nachdem ſie ſich nemlich auf - oder unterwerts bewegte. 2) HingenLim2, 3 oder mehr Breves an einander, und die initialis hatte keinen Strich weder unter noch uͤber ſich, die mediæ und finalis aber bewegten ſich aufwerts, ſo hatte eine iede ihre gewoͤhnliche Geltung von 2 Schlaͤgen. 3) Waren 2, 3 und mehrere Breves zuſammen gebun - den, ſo daß die erſte keinen Strich weder uͤber noch unter ſich hatte, dagegen ſich die folgenden unter - werts bewegten, alsdenn galt die erſte und letzte Note vier Schlaͤge, die mitlere aber nur 2 Schlaͤge. 4) Wenn bey der Bindung zwoer Brevium die erſte einen Strich unterwerts hatte, ſo galt dieſe 2 Schlaͤge, es mochte die folgende Note auf - oder unterwerts gehen. 5) Wenn 2, 3 oder mehrere Breves zuſammen gebunden waren, und die erſte hatte einen Strich auf - werts, ſo galt unter 2 Noten ie - de ſteigende oder fallende 2 Tacte; unter 3 Noten die erſte und zweyte, dieſe mochte auf - oder niederſtei - gen, eine Semibrevem oder einen Tact, und die letzte 2 Tacte oder eine Brevem; unter 4 Noten galten die erſte und zweyte einen Tact, die dritte, ſie mochte auf - oder niederſteigen, 2 Tacte, und die vierte, wenn ſie ſich aufwerts bewegte, es mochte ſolches Stu - fen - oder Sprungweiſe geſchehen, galt 2 Schlaͤge, dafern aber dieſe vierte herunterwerts hing, galt ſie 4 Schlaͤge.

Lignes de la Volte, v. Quarré.

Limburg,

Kleines Hertzogthum und eine der 17 Niederlaͤndiſchen Provin - tzen, wovon ein Theil zu den Oe - ſterreichiſchen Niederlanden, der uͤbrige aber den General-Staaten gehoͤret. Das Wappen deſſelbenRitter-Lexic. U uiſtLimiſt ein rothgekroͤnter Loͤwe im ſil - dernen Felde.

Limburg-Styrum,

Dieſe Grafen, welche zur Weſt - phaͤliſchen Bauck gehoͤren, fuͤh - ren ihren Nahmen von dem Berg - Schloſſe Limburg an der Lahn in der Grafſchafft Marck, welches aber dem Grafen von Bentheim zuſtehet, und dem im Hertzogthum Bergen gelegenen kleinen Orte Styrum. Sie beſitzen die Graf - ſchafft Bronchorſt in Zuͤtphen, die Herrſchafft Gehmen im Stifft Muͤnſter und in Schwaben die Herrſchafft Aichheim. Sie thei - len ſich in die Linien zu Bronchorſt, Gehmen und Styrum. Der Grafen von Limburg-Styrum Wappen iſt ein qvadrirter Schild mit einem Mittel-Schilde, dar - inne eine rothe mit 3 guͤldenen Pfaͤlen gezierte Binde erſcheinet im ſilbernen Felde, wegen der Herrſchafft Gehmen, welche durch Erneſti Grafens zu Schaumburg und Pinneberg Schweſter und Erbin Mariam an die Grafen von Limburg-Styrum gekommen. Des Haupt-Schildes erſtes Qvar - tier hat einen rothen mit einer guͤldenen Crone gezierten Loͤwen, mit ausgeſtreckter blauen Zunge, im ſilbernen Felde, ſo das Wap - pen der Hertzoge von Limburg, welches Graf Theodoricus zum Andencken ſeiner Mutter Bru - ders und groſſen Wohlthaͤters, Hertzog Heinrichs von Limburg, an ſtat der altvaͤterlichen Roſe angenommen. Das zweyte Qvar - tier zeiget einen ſilbernen Loͤwen mit guͤldener Crone, Zunge und Klauen, und einen doppelten erentz-weiſe uͤber einander gelegten Schweif im rothen Felde, ſo dasLimWappen der Grafſchafft Bron - chorſt, die Graf George von Lim - burg mit ſeiner Gemahlin Irmen - gardis von der Wiſch bekommen. Jm dritten Qvartier ſind zu ſehen 2 rothe uͤber einander gehende Loͤ - wen oder Leoparden im guͤldenen Felde, als das Wappen der Herr - ſchafft Wiſch, welche durch itztge - dachte Heyrath an dieſes Haus gelanget. Das vierte Qvartier hat 3 guͤldene Byzantiniſche Pfen - nige, oder gelbe Eyerdotter im rothen Felde, als das Wappen der Herrſchafft Borckeloe, wel - che ebenfalls gedachte Irmengar - dis ihrem Gemahl zugebracht. Auf dieſem Wappen ſtehen 5 ge - kroͤnte Helme. Der erſte, als der Gehmeniſche, traͤget ein paar zu - ſammen gelegte ſilberne Fluͤgel, die mit der Binde des Mittel - Schildes bezeichnet; der zweyte, als der Limburgiſche, traͤget einen Pfauen-Schwantz, und vor ſol - chem den rothen Loͤwen der erſten Feldung. Der dritte als der Wiſchiſche iſt beſetzet mit 2 Pfer - de-Fuͤſſen, einem rothen und ei - nem guͤldenen. Der vierte, als der Bronchorſtiſche, iſt mit 2 Baͤ - ren-Tatzen belaſtet, deren ieder einen ſilbernen Pfennig haͤlt. Der fuͤnfte, als der Borckeloiſche, traͤget einen rothen mit 3 guͤldenen Pfennigen bezeichneten Fluͤgel. Die Helm-Decken ſind roth und Silber.

Lime, Rape,

Raſpel, nennet man das vier - eckigte eingezackte Eiſen, welches ſich die Schmiede beym Beſchla - gen, um die Huͤfe abzuraſpeln, bedienen, welches ihnen aber ſchaͤd - lich, abſonderlich wenn ſie die Fuͤſſe dabey ſo duͤnne auswircken,daßLimdaß ſie Blut ſchwitzen, nachher aber mit der Raſpel ſo viel weg - feilen, daß der Horn ſo duͤnn als ein Pergament wird, alsdenn muß er nothwendig aufreiſſen und zer - ſpalten, daher der Mißbrauch des unnoͤthigen Abraſpelns wohl zu beobachten iſt.

Limma,

Uiberbleibſel, Reliquiæ. Bey den Pythagoræis iſt es eben ſo viel als das kleineſte unter zweyen Dingen, ſo von einander gethei - let werden. Jn der Muſic nimmt man es fuͤr dasjenige, welches nach Wegnehmung eines vornehmen Dinges uͤbrig bleibet, es mag gleich kleiner oder groͤſſer ſeyn. Z. E. wenn das Semitonium majus von dem Tono majore abgezogen wird, ſo bleibet das Intervallum 135 128, welches ſodann Limma mi - nus kan genennet werden, und eben das Pythagoriſche iſt; zie - het man aber das Semitonium minus vom Tono majore, ſo blei - bet das Intervallum 27 25, wel - ches Limma minus in Ermange - lung einer beqvemern Ausdruͤckung zu nennen.

Limpurg,

Herrſchafft in Francken, davon die Grafen von Limpurg und des Heil. Roͤm. Reichs Erb-Schen - cken ſich zugleich Semper-Freye von Limpurg genennet. Sie ſind durch Abſterben Graf Vollraths An. 1713 abgegangen, und prætendirt Chur-Brandenburg die Erb-Fol - ge in deren Guͤtern, wegen ei - ner 1695 erhaltenen Expectanz; das Erb-Schencken-Amt nebſt dem Prædicat Semper-Frey aber iſt von Kayſerl. Majeſt. dem Gra - ſen von Althan conferiret wor -Linden. Dieſer abgeſtorbenen Gra - fen ihr Wappen war ein qvadrir - ter Schild mit einem guͤldenen mitten eingefaſten Pocal, welcher mit einem Deckel bedeckt iſt. Das erſte und vierte Qvartier, ſo von roth und Silber qver getheilet, hat 4 in das Rothe aufſteigende mittelmaͤßige Spitzen, wegen des Hertzoglichen Hauſes Francken, woraus ſie ihren Urſprung herlei - tetcn. Das zweyte und dritte Qvartier hat 5 ſilberne Heerkol - ben, 3 oben und zwey unten, im rothen Felde, wegen des Graͤfli - chen Hauſes Limpurg. Uiber dem Schilde erſcheinen 2 Helme, da - von auf dem erſten Helme zur rechten, welcher gekroͤnet iſt, ein paar Buͤffels-Hoͤrner, die wie das erſte und vierte Feld bezeichnet ſind, und aus deren beyden Oeff - nung ein gleich bezeichnetes Faͤhn - lein herab haͤnget, wegen des Her - tzoglichen Hauſes Francken. Auf dem Helme zur lincken iſt ein guͤl - dener Pocal mit einem Deckel, wegen des Reichs-Erb-Schencken - Amts.

Linde, Tilia,

Jſt ein großwachſender, breit - aͤſtiger, und einen ſtarcken und dicken Schatten machender Baum, welcher wegen ſeiner gu - ten Eigenſchafften, fuͤr einen der nutzbarſten geachtet wird. Er iſt ſowol in dem Buſch - oder Laub - Holtz, als auch im Schwartzen - oder Tangel-Holtze zu finden, wie - wol er wegen ſeiner unglaubli - chen ſtarcken Wurtzel, die er in der Erden weit um ſich ſchlaͤget, und dadurch das Holtz um ſich herum vertilget, ſolches auch durch ſeine weit ausgebreiteten Aeſte erſticket, nicht mit Nutzen auf den Schlaͤ - gen oder Gehauen, unter andernU u 2Laß -LinLaß-Reiſern zu dulten, ſondern beſſer allein auſſer dem Holtze ſte - het, oder mit andern ſeines glei - chen, einen beſondern Wald for - miret, oder auch zu Buſch - oder Unter-Holtze gezogen wird, als worzu die Linde, wegen ihres maſtigen und geſchwinden Wuch - ſes, vor vielen andern Baͤumen ſehr dienlich iſt. Der Stamm dieſes Baumes gelanget zu einer ſolchen Staͤrcke, dergleichen kaum an einem andern Baume zu fin - den iſt. Unter der aͤuſſern harten und ſchwaͤrtzlichen Rinde, hat er ein zaͤhes Baſt, welches man vor Alters, an ſtat des Papiers, dar - auf zu ſchreiben, gebraucht, heut zu Tage aber Decken oder Mat - ten, die Kauffmanns-Waaren darein zu packen, Seile, Baſt - Baͤnder und andere Sachen dar - aus verfertiget, wiewol auch man - cher guter Stamm dadurch ver - derbet wird. Die Aeſte koͤnnen durch menſchlichen Fleiß derge - ſtalt ordentlich und zierlich gezo - gen werden, daß, wenn ſie zu ih - rer behoͤrigen Staͤrcke und Weite gelangt, man gantze Saͤle von Holtz darauf bauen kan, unten - her aber etliche hundert Men - ſchen Schatten haben moͤgen. Seine Blaͤtter ſind breitrundlich, vornen auf einer Spitze auslauf - fend und am Rand herum ſcharff gekerbt, haben eine ſchoͤne gruͤne Farbe, und geben einen dichten und angenehmen Schatten. Die Bluͤthe iſt erſtlich gruͤn und mit Fluͤgeln bedecket, wenn ſie aber aufgebluͤhet, iſt ſie gelblicht, und beſtehet aus fuͤnff Roſen-foͤrmig zuſammengeſetzten Blaͤttern, ei - nes angenehmen Geruchs, wo - durch die Lufft weit und breit um dergleichen Baͤume erfuͤllet, undLindie Bienen, die ihren Honig da - von bereiten, angelocket werden. Auf die Bluͤthe folget eine runde Frucht, in der Groͤſſe und Ge - ſtalt eines kleinen Kirſch-Kerns, daran iedoch die Schale muͤrber und leichter zu zerbeiſſen, auch der inliegende Kern eines ſuͤſſern Geſchmacks iſt. Dieſe Kerne ſind der Saamen, wodurch die Fort - pflantzung und Vermehrung der Linden geſchiehet; ſie werden im Auguſto und September zeitig, welches man erkennen kan, wenn die Knoͤpflein oder Huͤlslein auf - berſten. Das Holtz, ſo von den Wuͤrmern nicht leicht angegrif - fen wird, iſt ſchoͤn weiß, weich und zaͤhe, und wird daher zu allerhand Hausrath, ſonderlich von den Bildhauern, Drechslern und Ti - ſchern, zu ihrer Arbeit vielfaͤltig gebrauchet; es giebt auch ein treffliches Brenn-Holtz, ſowol zu Scheiten zu ſchlagen, als auch zu Reißig, nur daß ſeine Kohle nicht lange nachhaͤlt. Jm Wet - ter hat es faſt die Eigenſchafft als das weidene, und ie mehr man den Stamm koͤpffet, ie mehr trei - bet er in das Holtz oder in die Ae - ſte, dahero dieſer Baum ſich vor andern wohl zu Marck - oder Mahl-Baͤumen ſchickt, weil er wegen ſeiner ſtarcken Wurtzel nicht allein in Winden und Wettern ſehr dauerhafftig, ſondern auch vor der Faͤulniß ziemlich ſicher iſt. Wegen ſeines ſchoͤnen und ſchattigten Laubes, und wohlrie - chenden Bluͤthe, iſt er zu Anle - gung der Alleen und Spatzier - Gaͤnge, und in andern Luſt-Or - ten wohl zu gebrauchen, inſonder heit ſind die hier und dar dami beſetzte Straſſen und gemeine We - ge, eine trefliche Zierde, einer auchbisLinbisweilen nicht allzu angenehmen Gegend. Die Linden ſoll, wie einige wollen, zweyerley, nem - lich maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechtes ſeyn. Das Maͤnn - lein ſoll ein haͤrteres, knorrichters, groͤberes und rothgelblichtes Holtz, und eine ſproͤde Rinde, die ſich nicht wohl biegen laͤſſet, ſondern ſpringet, haben, auch weder Bluͤ - then noch Fruͤchte oder Saamen bringen; dahingegen das Weib - lein nicht nur beydes traͤget, ſon - dern auch am Holtze und Baſt weicher und gelinder iſt. Wie - wol dieſer Unterſchied von andern nicht zugeſtanden, ſondern ſolche Veraͤnderung pur der unterſchied - lichen Eigenſchafft uud Beſchaf - fenheit des Erdbodens, darinne ſie ſtehen, zugeſchrieben wird. Unſere gemeine Bluͤth - und Saa - men-tragende Linde fuͤhret bey ei - nigen den Nahmen Gras-Linde, zum Unterſcheid der ſo genannten Stein-Linde, welche kleinere, dunckel-gruͤnere und feſtere Blaͤt - ter hat, als jene, und in Jtalien und Franckreich, da ſie waͤchſet und faſt ſtets gruͤnet, zu Anle - gung der Hecken und Zaͤune ge - braucht wird. Unſere Linde will einen etwas feuchten guten Bo - den haben, wiewol ſie auch auf ſchlechterem Grunde in hohen Waͤldern unter dem ſchwartzen Holtze gefunden wird. Die Fort - pflantzung dieſes Baumes geſchieht entweder durch den Saamen, welcher alſobald, nachdem er reiff und eingeſammlet worden, friſch geſaͤet werden muß, damit er die Herbſt - und Winter-Feuchte er - lange, und deſto eher aufgehe: Denn wo er unter und zwiſchen andere Baͤume faͤllet, wodurch ihme die Feuchtigkeit und Witte -Linrung entzogen und benommen wird, oder auch, wenn duͤrre Jahrs-Zeiten eintreten, ſo gehet er nicht auf, ſondern er lieget ent - weder und verbuttet in ſich ſelb - ſten, oder wird von Ameiſen, Schnecken und anderm Gewuͤrm, ingleichen von Maͤuſen und der - gleichen Ungeziefer gefreſſen und beſchaͤdiget. Um dieſer Urſache willen, und weil es auch ſonſten langſam mit dem Saamen herge - het, iſt die Vermehrung durch die Schoͤßlinge gemeiner und belieb - ter. Theils ſtecken ſie auch, wie die Satz-Weiden, alleine ſie wol - len auf dieſe Art wohl gepfleget ſeyn, und gute Witterung haben, ſonſt verderben ſie und gehen aus. Bey dem Verpflantzen dieſes Baums, ſchneidet man gerne den Wipffel ab, ſo bekoͤmmt er deſto eher, und kan nicht ſo leicht von Schnee und Wind gedruͤcket wer - den. Aus alten Linden waͤchſet die bekannte Linden-Miſtel, mit knotichten Stengeln, laͤnglichen bleich-gruͤnen dicken Blaͤttern und weiſſen Blaͤttern, aus welchen der Vogel-Leim bereitet wird.

Lineæ,

Werden in der Muſic die par - allel-lauffenden Striche, auf und zwiſchen welche die Noten ſtehen, genennet. Sie heiſſen auch lineæ horizontales. Jm Cantu plano hat man deren or - dentlich nur viere: im Figural - Geſange aber machen deren 5 ein Syſlema; zum Clavier-Spielen zweymal fuͤnfe, ohne die auſſeror - dentlichen; iſt aber ein Stuͤck auf 2 Claviere und Pedal gerichtet, dreymal fuͤnfe, und auf der Lau - te 6. Die auſſerordentliche Linien werden von den Frantzoſen petitesU u 3lignesLiplignes ſurnumeraires oder hors d œuvre genennet, das iſt die klei - nen uͤber die ordentliche Anzahl oder auſſer dem Syſtemate.

Lineal, Regula,

Ein bekanntes Jnſtrument, wornach man die geraden Linien ziehet; und bey Abzeichnung der Reit-Stangen unumgaͤnglich noͤthig hat.

Linie,

Jn der Genealogie, iſt eine Reihe Anverwandten verſchiede - nen Grades, welche alleſamt von einerley Stamm-Vater herkom - men. Die gerade Linie, welche von dem Vater auf den Sohn, und ſo ferner herunter gehet. Die Seiten-Linie aber iſt die Ord - nung derjenigen, welche zwar auch von einerley Stamm her - kommen, der ſich aber in zwey oder mehr Aeſte getheilet hat, und in dieſer befinden ſich die Vettern und Baſen oder Muhmen in An - ſehung der geraden Linie.

Lippe,

Grafſchafft im Weſtphaͤliſchen Kreis an den Grentzen des Stiffts Paderborn, welche ihre abſon - derliche Grafen hat. Dieſe be - ſtehen anietzo aus 2 Haupt-Linien, nemlich aus der Detmoldiſchen und Buͤckeburgiſchen, nachdem die Brackiſche 1709 erloſchen, und deren Antheil Vi Juris Primoge - nituræ, welches ſchon 1593 einge - fuͤhret worden, an das regierende Haus gefallen. Zu der Detmol - diſchen Linie gehoͤret der Aſt zu Biſterfeld, und zu der Buͤckebur - giſchen der Aſt zu Alverdiſſen. Dieſes uralte Haus der Reichs - Grafen von der Lippe fuͤhret auch den Titel der Edlen Herren zurLirLippe, weil die Edlen Herren zur Lippe unter den alten Saͤchſiſchen Land-Herren geweſen, aus wel - chen ſie ihre Hertzoge und Koͤnige zu Kriegs-Zeiten erwehlet. Man findet ihre Vorfahren ſowol in den hohen Stifftern, als auf dem Schauplatze der Deutſchen Hel - den. Nach Abgang der Grafen von Swalenberg, ihrer Anver - wandten, erhielten ſie 1356 zwey Drittel von dieſer Grafſchafft. Graf Bernhard der Streitbare er - heyrathete die Grafſchafft Stern - berg, und kurtz vorher ein andrer Graf Bernhard von der Lippe den halben Theil der Grafſchafft Stoppelberg. Graf Philippus von Buͤckeburg erhielt 1640 nach Ottonis, ſeines Schweſter-Soh - nes, Tode die halbe Grafſchafft Schaumburg. Amalia Grafens Simonis Henrici von der Lippe - Detmold Gemahlin, gebohrne Burggraͤfin von Dohna, brachte ihm das Erb-Burggrafthum zu Utrecht und die Souveraineté von Vianen nebſt andern Herrſchaff - ten zu. Dieſe Grafen von der Lippe fuͤhren im Wappen eine ro - the Roſe im ſilbernen Felde, als ihr Stamm-Wappen; eine ſil - berne Schwalbe auf einem Ster - ne ſitzend im rothen Felde, we - gen der Grafchafften Schwalen - berg und Sternberg, ſo ſie erhey - rathet. Auf dieſem Schilde ſte - het ein offener gecroͤnter Helm mit 2 ſilbernen Fluͤgeln, dazwi - ſchen eine Roſe erſcheinet.

Lira, v. Lyra.

Lira da braccio,

Eine kleine Leyer, welche einer Tenor-Viole der Structur nach gleich iſt, 7 Saiten hat, deren 5 auf dem Kragen, 2 aber auſſer -halbLirhalb demſelben liegen, und mit dem Bogen tractiret wird.

Lira da gamba,

Jſt eben das, was Arci-Viola di Lira.

Lirare, Lireggiare,

Auf der Leyer ſpielen, leyren. Man ſagt es auch ſowol von ietzt - erwehnten Jnſtrumenten, als andern, welche mit Bogen tra - ctiret werden, und heißt, mit ſol - chen 2, 3 und mehr Noten in ei - nem Striche abſolviren.

Litania,

Ein Griechiſches Wort, bedeu - det ſo viel als preces ſupplices, ein demuͤthiges inbruͤnſtiges Ge - bet. Jn der Roͤmiſch-Catholi - ſchen Kirchen werden ſelbige auch figulariter geſungen.

Literatura,

Jſt dasjenige Studium, wel - ches die Wiſſenſchafft und Er - kenntniß der Sprachen, abſon - derlich aber der Gelehrten, als der Lateiniſch-Griechiſch - und Hebraͤi - ſchen, in ſich begreifft. Jm weit - laͤufftigen Verſtande aber hat ſie alle Sprachen und Studia hu - maniora unter ſich. V. Cavaliere - ment ſtudiren.

Liticen,

Ein Zincken-Blaͤſer, quaſi Li - uicen.

Liturgia,

Heiſſet auf Griechiſch alle Art und Ceremonien des gantzen aͤuſ - ſerlichen Gottesdienſtes, und was die Geiſtlichen in der Kirchen zu verrichten pflegen. Jedoch wird es gewoͤhnlich in der GriechiſchenLobKirche fuͤr den Gottesdienſt beym heiligen Abendmahl, und in der Catholiſchen fuͤr die Meſſe ge - nommen; So werden auch alle diejenigen Buͤcher, darinnen der - gleichen Gebraͤuche aufgezeichnet ſind, Liturgiæ genennet, deren ſich eine groſſe Anzahl befinden, die theils den alten Kirchen Vaͤ - tern, theils den Apoſteln ſelbſt zugeſchrieben werden.

Lituus,

Eine Zincke, ehemals deutete es auch tubam curvam, ein Heer - Horn, desgleichen eine Schalmey an.

Liuto, v. Laute.

Lm,

Das iſt læva manu, mit der lin - cken Hand, koͤmmt in Clavier - Sachen vor, und zeiget an, was fuͤr Noten mit der lincken Hand gegriffen werden ſollen.

Lobgeſang,

Wurde von den Jſraeliten, Gott zu Ehren geſungen, wenn das Oſter-Lamm verzehret war, welcher das groſſe Hallelujah ge - nennet wurde, und beſtunde ſol - cher in dem 113, 114, 115, 116, 117 und 118 Pſalm, wovon ſie zwey vor, und 4 nach der Mahlzeit ge - ſungen, zum Gedaͤchtniß der Er - loͤſung aus Egypten, dergleichen der Heiland mit ſeinen Juͤngern nach vollendetem Oſter-Lamm ge - ſungen. Matth. 26, 30.

Lobkowitz,

Die Fuͤrſten von Lobkowitz ſind ein altes Geſchlecht aus Boͤhmen, und beſitzen das Fuͤrſtenthum Sa - gan in Schleſien, und die gefuͤr - ſtete Grafſchafft Sternſtein imU u 4Baye -LobBayeriſchen Kreiſe, nebſt ver - ſchiedenen Guͤtern in Boͤhmen - Sie ſind An. 1641 von Kayſer Fer - dinando III in den Reichs-Fuͤr - ſten-Stand erhoben worden, und haben unter ſich das Recht der Erſtgeburt eingefuͤhret, daß der aͤlteſte ein Fuͤrſt, die andern aber nur Grafen ſeyn ſollen. ſ. Adels - Lexicon. Das Fuͤrſtliche Haus von Lobkowitz fuͤhret im Wappen einen ſchwartzen Buͤffels-Kopff mit einem ſchwartzen Ringe in der Naſe im guͤldenen Felde, als das Wappen derer von Bernſtein; einen halben guͤldenen Engel im rothen Felde wegen des Fuͤrſten - thums Sagan; einen dreyfachen Felſen, daruͤber 3 guͤldene Sterne im blauen Felde, wegen der Grafſchaft Sternſtein; einen guͤl - denen gecroͤnten Loͤwen im blauen, und 3 ſchwartze Pfaͤle im guͤlde - nen Felde, aus Kayſerlicher Be - gnadigung; den Schleſiſchen ſchwartzen Adler im guͤldenen Felde wegen des Fuͤrſtenthums Sagan; und auf dem Mittel - Schilde ein roth und Silber ge - theiltes Feld, und einen ſchwar - tzen gecroͤnten ſchwebenden Adler mit dem ſiilbernen Mond auf der Bruſt im guͤldenen Felde, als das Lobkowitziſche und Zierotiniſche Stamm-Wappen. Oben ſind vier offene gecroͤnte Helme: der erſte hat einen umgekehrten ro - then Kegel mit einer weiſſen Strauß-Feder, wegen Lobkowitz; der andere iſt der ſchwartze Bern - ſteiniſche Buͤffels-Kopff; der drit - te traͤgt 6 ſilberne Fahnen an ro - then Stangen; und der vierte hat ein dreyeckigtes Schach-Bret mit ſilbernen und rothen Steinen, und oben mit einem Buſch Pfau -Locen-Federn, beydes als Kayſerli - che Gnaden-Zeichen.

Loch-Baum, Loche, Lauche,

Heiſſet ein an der Grentze, zum Mahl oder Marckung dienender, und mit einem eingehauenen oder gebohrtem Loche bemerckter Baum, welcher gemeiniglich zwi - ſchen Wald und Wald, oder zwi - ſchen Holtz und Feld den Unter - ſchied anzeiget; wiewol man auch einige findet, die Feld von Feld, oder Feld von Wieſen abmarcken oder abmahlen. Hierzu nimmt man Baͤume, die in Wind und Wetter dauerhafftig genug ſind, z. E. Eichen, Linden ꝛc. und an ſumpffigten Orten Erlen. Der - gleichen Baͤume werden von ge - wiſſen dazu verordnet - und ver - pflichteten Leuten gezeichnet, und gewoͤhnlicher Maſſen ein Creutz hinein gehauen, deshalben man ſie auch Creutz-Baͤume nennet, zugleich aber in deſſen Mitte vor - gedachter Maſſen ein Loch geboh - ret, ſie ſind entweder eigen oder gemein. Die eigene Loch-Baͤu - me ſtehen zwar am Unter-Marck, aber gantz auf des einen Eigen - thums-Herrns Boden; weswe - gen ſie demſelben allein zugehoͤren, und hat der anſtoſſende Nachbar keinen Theil daran. Sie werden aber alſo gezeichnet, daß die Lo - chen nur auf der einen Seite ge - gen den angrentzenden Nachbar ſich befinden, auf der andern Seite-hingegen die Baͤume un - bemerckt und frey gelaſſen ſeyn. Die gemeine Loch-Baͤume aber ſtehen mitten auf dem Unterziel, und ſind beyden Eigenthums - Herren gemeinſchafftlich oder theil -ſam -Locſamlich zuſtaͤndig, dergeſtalt, daß einem ieden der halbe Theil daran gehoͤret; dahero ſie denn hinten und vornen, in der Mitte des Baums dem geraden Untermarck nach, gelochet werden ſollen. Wenn ſich aber die Marckung wendet, und nicht ſtracks fuͤr ſich gehet, ſo wird ein Eck-Lochen gemacht, und alſo bezeichnet, daß ſie einen Winckel beſchlieſſet. Doch iſt uͤberhaupt bey dieſer Marck - und ihrer Bezeichnung zu mercken, daß es hierbey vornem - lich auf ieden Orts Gewohnheit ankomme. Sothane Lochen ſol - len aufs wenigſte in fuͤnff Jah - ren einmal erneuert und wieder ausgehauen werden, immaſſen ſie ſonſt verwachſen, abſonderlich wenn die Baͤume jung und nicht alt ſind, an denen die ausgehaue - nen Creutze durch Laͤnge der Zeit, ſo ſie nicht verneuert werden, der - maſſen verwachſen und verwim - mern, daß man gar kein Zeichen von auſſen her mehr ſehen kan, und offt wol etliche Zoll tieff in den Baum hinein hauen muß, bis man dieſelbigen antrifft.

Lock-Ente,

Jſt eine zahm auferzogene wil - de Ente, welche, andere wilde Enten auf dem Enten-Fang zu locken, abgerichtet iſt. Man muß ſie aus wilden Enten-Eyern durch Haus-Huͤner oder zahme Brut - Enten ausbruͤten laſſen, und den - ſelben, wenn ſie noch jung ſind, ge - wiſſe Kennzeichen auf den breiten Schnabel ſchneiden, nach welchem Schnitt die Haut des Schnabels abgezogen wird, damit man die Lock-Enten vor andern erkennen moͤge; ſie koͤnnen auch an den Fuͤſſen ein wenig gemercket wer -Locden. Man muß ihnen taͤglich Haber in die Roͤhren vorwerffen, damit ſie gerne hinein gehen; in dieſen Roͤhren muͤſſen ſie laͤnger denn ſechs Wochen zur Abrich - tung ſitzen; ſolche Roͤhren werden vorn und hinten wohl und feſt zu - gemacht, und die Lock-Enten dar - inne mit allerley Getraid oder auch gruͤnen Kraͤutern, als Erb - ſen, Bohnen und andern derglei - chen annoch unreiffen Fruͤchten, ſo man vorhero klein ſchneiden muß, ingleichen mit Trebern ge - ſpeiſet. Der Entenfaͤnger oder Weidmann, der dieſe Enten zum Fangen abrichtet, muß ihnen ie - desmal ſelbſten die Koͤrner vor - werffen, dabey mit Reden und Pfeiffen ſich hoͤren laſſen, auch ſeine auf den Entenfang abgerich - tete Hunde bey ſich haben. Wenn ſie alſo obgedachte Zeit uͤber ein - geſperret geſeſſen, und des Weid - manns Perſon, Stimme und Pfeiffen wohl kennen, auch der Hunde und des Haber-Vorwer - fens wohl gewohnt ſind, werden ſie losgelaſſen, und ihnen gegoͤn - net, daß ſie des Nachts ſelber auf die Fuͤtterung fliegen, dabey giebt man ihnen gleichwol des Tages ſatt, und wartet ihrer fleiſ - ſig, damit ſie gerne wieder kom - men, und auf dem Teiche ſeyn, auch die fremden mit ihrem Ge - ſchrey herbey locken. Wenn die alſo abgerichteten Lock-Enten der Roͤhren wohl gewohnet, alsdenn bricht man ihnen allgemaͤhlich am Futter ab, und giebt ihnen nach Gefallen, des Morgens, Mit - tags und um Veſper-Zeit, her - nach begeben ſie ſich ſelbſten auf die Fuͤtterung. Sie muͤſſen das erſte Jahr gegen das Ende des Sommers eingeſperret, und ſoU u 5langeLoclange innen gehalten werden, bis im Herbſt der Enten-Zug vorbey, und ſie recht gewohnet ſind, ſo ziehen ſie nicht leichtlich weg. Wenn im harten Winter die Waſ - ſer zugefrieren, muß man die Lock - Enten, ſo lange die grimmige Kaͤlte waͤhret, in einen warmen Stall einſperren, und ſie darin - nen ſpeiſen, weil ſie ſonſt leicht - lich zu Schaden kommen koͤn - nen.

Lock-Vogel, Illex, Appellant,

Heißt ein Vogel, welcher ent - weder auf einem ordentlichen Vo - gel-Herd, oder bey einem Feld - Baum oder Leim-Stange in ſei - nem Haͤuslein, Bauer oder Kefich hingeſtellet wird, durch ſeinen Geſang, Ruffen und Geſchrey die fremden Voͤgel ſeines gleichen her - bey auf den Herd, oder in andere denenſelben geſtellte Fall-Stricke zu locken. Der Lock-Voͤgel giebt es vornemlich zweyerley: ſingende und ſchreyende. Beyde werden wieder in groſſe und kleine einge - theilet. Unter den groſſen ſingen - den Lock-Voͤgeln ſind die vornehm - ſten der Miſtler; die Weiß - oder Zipp-Droſſel, und die Amſel. Die groſſen ſchreyenden ſind, der Krammets-Vogel oder Ziemer, und die Roth - oder Wein-Droſſel. Die kleinen ſchreyenden Lock-Voͤgel ſind der Finck, der Stieglitz, der Haͤnfling, der Zeiſig oder das Zeiß - lein, die Korn - und Heide-Lerche. Die kleinen ſingenden Lock-Voͤgel ſind der Goͤgler oder Qvecker, der Kern-Beiſſer, der Gruͤnitz, der Gimpel oder Blutfincke, der Gruͤnling, die Meiſen, der Em - merling und die Wachtel. Ver - haltene Lock-Voͤgel ſind, welche bis um Jacobi, das iſt, kurtz vor -Locher, ehe der Vogel-Strich ange - het, im finſtern gehalten, und da - durch an ihrem Geſang verhindert worden, damit ſie ſolches auſſer der Zeit, wenn man ihrer auf dem Herd und ſonſten benoͤthiget iſt, von ſich hoͤren laſſen. Will man groſſe oder Halb-Voͤgel zur Lock verhalten, ſo nimmt man zur Herbſt-Zeit die Wildfaͤnge, ſo viel man deren benoͤthiget, ſtellet ſie in ihre Gebauer, die um und um, ausgenommen an dem Orte, wo das Freſſen zu ſuchen, mit leinem Tuch muͤſſen vermacht ſeyn, weil die Voͤgel ſonſt wegen ihrer wil - den Art ſich ihre Koͤpffe gar bald zerſtoſſen, und ihren Tod befoͤr - dern wuͤrden, bindet ihnen auch zu mehrerer Vorſorge anfaͤnglich die beyden Fluͤgel mit Faden, daß ſie ſich nicht zu ſehr verflattern; hierauf ſchuͤttet man ihnen ihr Ge - fraͤſſe, welches in Milch und Hirs - Kleyen beſtehet, in das darzu be - reitete Freß-Troͤglein; kan aber der Vogel ſolches Freſſen nicht leicht gewohnen, ſo pfleget man es mit Wacholder - oder Hollun - der-Beeren zu vermiſchen, um deſto lieber es zu ſich nehmen zu lernen. Wenn ſie nun das Ge - fraͤß gewohnet, ſo ſtellet man ſie an ſtille und finſtere Oerter, da ſie weder das Tages-Licht ſehen, noch das Geſchrey der Voͤgel ver - nehmen koͤnnen, und laͤſſet ſie alſo bis auf Jacobi ſtehen. Und eben auf ſolche Weiſe muß man auch mit den kleinen Lock-Voͤgeln, als Fincken, Qveckern und dergleichen, ſo viel man ſich deren beym Geſang bedienen will, umgehen, und ſie im finſten auf behalten. Kommt hernach der Strich und die Zeit herbey, ſo bringet man ſolche Lock - Voͤgel zwey oder drey Wochenvor -Locvorhero auf den Herd, deſſelben zu gewohnen, da man denn mit Verwunderung hoͤren wird, wie dieſe bishero im Hauſe gleichſam ſtumm geweſene Voͤgel ihren Lob - Geſang anſtimmen werden. Die Krammets - und andere zum Locken dienliche Halb-Voͤgel laſſen ſich auch uͤber Winter gut erhalten, wenn ſie in einem dunckeln Ge - mach umlauffen koͤnnen. Alle Lock-Voͤgel wollen fleißig gewar - tet, ſauber und reinlich gehalten, ſorgfaͤltig geſpeiſet, und zuweilen mit Schutz-Mitteln wider die ih - nen gemeine Zufaͤlle verwahret ſeyn. Den Miſtlern, Amſeln und Droſſeln giebt man folgendes Geaͤſe: Gerſten-Mehl oder Grieß, und weitzene Kleyen, werden un - ter einander gemiſcht, und in ei - nem ſaubern Tuch aufgehoben, damit die Maͤuſe nicht dazu kom - men koͤnnen. Hiervon macht man ſo viel als man auf einmal bedarff, mit einer ſuͤſſen Milch an, doch nicht zu duͤnne, und giebt ihnen dergleichen des Tages dreymal zu eſſen. Den Amſeln kan man auch oͤffters klein zerhacktes Ochſen - Hertz, als welches ſie gerne eſſen, und dabey tapffer fortſingen, vor - geben; den Krammets-Voͤgeln hingegen mengt man ihr ordentli - ches aus weitzener Kleyen und groben Gerſten-Grieß beſtehendes mit Waſſer und Milch abgeruͤhr - tes Geaͤſe mit rothen Vogelbee - ren oder Wacholderbeeren, macht ihnen auch in Zeiten eine Veraͤn - derung mit der Speiſe, und mi - ſchet ihnen Hollunder-Beere, Weinſchierling oder Berbisbeere und Mehlbeere mit ein; es ſchnei - den auch etliche Obſt, und ohne Saltz gekochte Moͤhren oder gelbeLocRuͤben unter ihre Speiſe, oder geben ihnen gedoͤrrte, und wieder im Waſſer geqvellte Heidelbeeren vor, bisweilen auch Hirſen und Mohn, und legen ihnen zu Zei - ten Fenchel ins Trincken, und verſehen ihr Qvartier zum oͤfftern mit friſchem Sand. Der klei - nen Lock-Voͤgel Speiſe iſt Hanff, Hirſen, Ruͤben-Saamen und Lein unter einander, Mohn, Flachs oder Lein-Dotter, Erlen - und Bircken-Saamen und der - gleichen, inſonderheit giebt man den Fincken Hanff, Fenich und Lein-Dotter; den Emmerlingen oder Goldammern, Haͤnfflingen und Gruͤnlingen Hanff und jaͤh - rigen Haber darunter. Der Hanff muß fuͤr die kleinen Voͤgel auf einer Hanff-Muͤhle gemahlen, und von heurigem Saamen ſeyn, ſo mauſen und ſingen ſie gut. Die Lock-Voͤgel, ſo man im kuͤnff - tigen Herbſte auf den Herden und Leim-Baͤumen brauchen will, ſoll man im Anfang des Mayen pur - gieren: Erſtlich giebt man ihnen den Mangold-Safft mit reinem Waſſer vermiſcht, zu trincken, den andern Tag darauf giebt man ihnen ein Mangold-Blat zu eſſen, den dritten Tag ſetzt man ſie mit ihrem Haͤuslein auf die Erden, daß ſie zehen Tage ihr gewoͤhnli - ches Geaͤſe freſſen, und bringet ſie nach und nach vom lichten ins dunckele, und aus dieſem ins ſin - ſtere. Nach dieſen zehen Tagen laͤſſet man ſie wieder Mangold eſſen, und wo man ihr Geaͤſe und Getraͤncke giebt, nimmt man ſich dergeſtalt mit dem Licht in Acht, daß ſie ſolches nur etwas weniges erblicken; man putzet ih - nen ihre Kaͤfiche, auch - undTrinck -LocTrinck-Geſchirre ſauber aus, und wechſelt von acht zu acht Tagen den Hanff mit Mangold-Blaͤt - tern ab, giebt ihnen auch allezeit uͤber den fuͤnfften Tag den Safft davon im Trinck-Waſſer, ſon - derlich den Fincken, die gerne er - blinden. Mit dieſer Wartung und Pflege continuiret man bis auf Laurentii, purgieret ſie denn wieder wie anfangs, und bringet ſie von Tage zu Tage an einen lichtern Ort, und nicht gleich jaͤh - ling an das Sonnen-Licht, ſo werden ſie den Herbſt uͤber fein geſund bleiben und wohl ſingen. Mittlerweile man die Geſang - Voͤgel auf dem Herde braucht, ſoll man ihnen allezeit am dritten Tage gar klein gehackte hart ge - ſottene Eyer nebſt ein wenig ge - ſtoſſenen Zucker, oder klein ge - hackten Zirbel-Nuͤſſen auf ihr Geaͤſe, auch zum oͤfftern friſche Huͤner-Daͤrme geben. Von un - ter einander gehackten Eyern, Pe - terſilien und Mangold ſingen ſie deſto beſſer, und ſolche dabey zu erhalten, giebt man ihnen bis - weilen unter ihr Geaͤſe ein wenig Ruͤben-Saamen, und fuͤnff oder ſechs Senff-Koͤrnlein. Wenn die Lock-Voͤgel erblinden wollen, giebt man ihnen Waſſer, welches in einem Topffe mit Kuͤhkot und Schellkraut wohl durch einander geruͤhret, und, nachdem es eine Zeitlang geſtanden, und ſich das Dicke an dem Boden geſetzet, von demſelben abgegoſſen worden, zu trincken; oder menget ihr ordent - liches Trinck-Waſſer mit klein ge - ſchabter Venediſcher Seiffe, oder mit Mangold-Safft; man giebt ihnen anch Melonen-Kerne zwey oder drey Tage zu freſſen, ſie vor Augen-Weh zu verwahren.

Loͤf

Loͤffel,

Werden die Haſen-Ohren von den Jaͤgern genennet.

Loͤffel Gans Platea,

Ein Vogel nicht ſo groß, wie eine Gans, mit einem langen Hals, einem Schnabel, der an dem End wie ein Loͤffel geſtaltet, und hohen Fuͤſſen, wie ein Reiger. Seine Federn ſind Schwanen - weiß, der Schnabel und die Fluͤ - gel ſchwartz. Er haͤlt ſich meh - rentheils an dem Meer auf, lebt von Fiſchen, Gewuͤrmen und Waſſer-Kraͤutern; ſoll um En - gelland haͤuffig angetroffen, und als ein Leckerbißlein geachtet wer - den. Jn Boͤhmen ſoll er ſich auch, aber wenig finden laſſen.

Loͤſen,

Sagt man von dem Wildpret, wenn es ſich erleichtert. Z. E. der Hirſch hat geloͤſet, das iſt, ſeine Nothdurfft gethan. Daher auch die

Loͤſung, das Gelooß,

Ein Jaͤger-Terminus, und heiſ - ſet ſo viel, als der Kot oder Miſt wilder Thiere. Aus ſolchen pfle - gen die Jaͤger ſowol, als aus der Faͤhrte, das Wild zu erkennen. Die Loſung eines

Baͤren ſiehet meiſtentheils, wie ein von Ameiſen zuſammen ge - druckter Ballen aus, weil er die Ameiſen uͤberall hervor ſuchet und gleichſam an ſtat einer Wuͤrtze genieſſet. Die Loſung des

Hirſches zur Hirſch-Feiſt-Zeit im Sommer iſt flach und breit, als ein Zwey-Groſchen-Stuͤcke; haͤn - get ſchleimigt an einander, wie eine Wein-Traube. Je feiſter der Hirſch, ie ſchleimigter iſt ſeine Lo -ſungLoͤſſung, und glaͤntzet, wie Oel an der Sonnen, im Winter aber iſt ſie gedrungener, ſchwaͤrtzer und rund - eckigter. Des

Wildes Loſung aber iſt kleiner und am Ende ſpitzig; verzettelt ſol - ches, als einen zerriſſenen Ro - ſen-Krantz, und laͤſſet die Lor - beern zerſtreuet hin und her fal - len, wie die Ziegen; und was das Wildpret gutes und boͤſes, ver - daulich und unverdauliches genoſ - ſen, und im Magen und Wanſt gehabt, wird man finden. Doch iſt die Tages-Loſung beſſer ver - dauet, als die Nacht-Loſung. Die Loſung eines

Wilden Schweins, wenn es in der Feiſte und Maſt-Zeit, iſt ſchleimigt beyſammen, und von ſtarckem Geruch, im Sommer von Fruͤchten, als ein Tann-Zapffen gedrungen. Der

Bachen Loͤſung iſt kleckweiſe, ie - doch auch unterſchiedlich. Die Loſung des

Haſen iſt klein, trocken und eckigt, der Haͤſin Loſung aber groͤſſer, runder und feuchter; wie denn auch die Loſung des

Wolffs haͤrter und trockener iſt, als der Woͤlffin.

Der Fachs leget vor die Roͤhre eines Dachſen in deſſen Abweſen - heit ſeine Loſung, und verurſa - chet damit, daß der Dachs, ſobald er den Geſtanck vermercket, ſeine Wohnung verlaͤſſet, welche darauf von den Fuchs bezogen wird. Die

Biber und Fiſch-Otter werffen ih - re Loſung, ſo meiſtentheils von Krebs-Schalen und Fiſch-Schup - pen beſehet, gemeiniglich auf die Steine Die Loſung des

Baum Marders giebt einen an -Loͤwgenehmen Biſam-Geruch von ſich.

Loͤw, Leo, Lion,

Der Koͤnig unter den vierfuͤßi - gen Thieren, iſt großmuͤthig, in - dem er ſich nicht an ſchwache un - wehrbare Thiere machet, gehet, und laufft nicht, auf der Flucht, damit es ihm nicht fuͤr eine Furcht und Zagheit ausgeleget werde, wird meiſtens in dem hitzigen Africa ge - funden, iſt ſtarck, geſchwind und hitziger Natur, ſo daß man auch aus ſeinen Knochen Feuer ſchla - gen kan. Er iſt fahl an Farbe, hat einen breiten Kopff, groſſes plattes Maul, weiten Rachen, grimmige Augen, einen dicken Hals mit einer zottigten Maͤhne (die Loͤwin hat keine Maͤhne) Zaͤhne und Pfoten wie eine Ka - tze, eine breite Bruſt, duͤnnen Bauch, ſtarcke Lenden, 5 Klauen an der vordern, und 4 an den hintern Pfoten, einen dicken und langen Schwantz. Er hat keine Augenlieder, und kan den Aug - Apffel gar nicht bedecken, darum ihn auch die Muͤcken im Schlaff ſehr plagen, daß er wol gar dar - uͤber ins Waſſer gehen muß. Jns - gemein ſauffen alle Loͤwen ſehr wenig, weswegen der Koͤnig Cy - rus einsmals von ſeinem Kriegs - Volcke geruͤhmet, daß ſie mehr Durſt leiden koͤnnen als die Loͤ - wen; leben ſehr lange, koͤnnen leicht zahm gemacht werden. Die Schoͤnheit deſſelben, beſtehet hauptſachlich in der Bruſt und vorderen Leib, die Staͤrcke herge - gen hat er in dem Kopffe und Klauen. Das greulichſte an ihm iſt das Bruͤllen. Des Loͤwens Jun - ge, die er nur ſechs Monat traͤgt, ſind anfangs gantz ungeſtalt undſehrLoͤwſehr klein, und kommen blind auf die Welt, er hat deren nicht offt, auch belaͤufft ſich die Anzahl derſelben anfangs auf fuͤnff, und zuletzt, wenn er aufhoͤrt zu jun - gen, beſchleuſt er mit einem; ſol - che brauchen zwey Monat, ehe ſie gehen lernen. An dem Schwan - tze kan man ſehen, was er im Sinne fuͤhret, denn er iſt erzuͤr - net, ſo ſchlaͤgt er mit dem Schwantz auf die Erde, wenn er aber gu - ten Muths und beſaͤnfftiget iſt, ſo ſchlaͤgt er damit ſeinen eigenen Ruͤcken. Wenn er nicht erzuͤr - net worden, thut er den Men - ſchen ſo leicht keinen Schaden, ſondern laͤſſet ſich von ſelbigen gantz zahm machen, den Thieren aber iſt er gewohnt ſehr hinterli - ſtig nachzuſtellen; ſobald er nun einen Raub erhalten, ſaugt er zu - voͤrderſt das Blut aus ſelbigem, kommt ihm indeſſen ein anderer vor, ſpielet er dieſem eben ſo mit, und gehet alsdenn erſt wieder zum erſten Raub, um ſelbigen zu ver - zehren. Die Loſung des Loͤwens, welche er aller zwey oder drey Ta - ge giebt, iſt wegen ſeiner hitzigen Natur gantz trocken und ſtinckend, dergleichen auch ſein Athem und Urin, bey welchem letzten, wenn er ſolchen lauffen laͤſſet, er das hintere Bein, wie ein Hund, auf - hebet. Sein Fleiſch wird wegen der ſo gar hitzigen Natur und gro - ben Subſtantz nicht verſpeiſet: Das Blut ſoll wegen ſeiner Hitze den Diamant aufloͤſen. Das Fett dienet wider den Gifft, die harten Geſchwuͤre zeitig zu machen, und was damit beſtrichen worden, da - vor ſollen alle Thiere, ſonder - lich aber die Woͤlffe und Schlan - gen fliehen.

Loͤw

Loͤwenſtein,

Grafſchafft in Schwaben an den Fraͤnckiſchen Grentzen am Neckar, den Grafen von Loͤwen - ſtein und Wertheim zugehoͤrig. Dieſe Grafen theilen ſich in die Virneburgiſche oder Lutheriſche und Catholiſche oder Rocheforti - ſche Linie. Kayſer Joſephus hat den 3 April 1711 den Grafen Max. Carln von Loͤwenſtein-Wertheim Kayſerlichen wircklichen Geheim - den Rath und damaligen Admi - niſtratorem in Bayern, in den Reichs-Fuͤrſten-Stand erhoben, welche hohe Dignitaͤt Kayſer Carl der VI confirmiret, und auf die gantze Fuͤrſtliche Deſcendenz bey - derley Geſchlechts extendiret. Die Haupt-Stadt Loͤwenſtein nebſt dem Schloſſe liegt 1 Meile von Heilbrunn, und iſt daſelbſt ein Geſundbrunn, waͤchſt auch ſehr guter Wein daherum. Die - ſe Grafen von Loͤwenſtein und Wertheim fuͤhren einen rothen ge - croͤnten Loͤwen auf drey Felſen - Spitzen ſtehend, als das Loͤwen - ſteiniſche Stamm-Wappen; einen rothen Adler im Silber wegen der Grafſchafft Montaigu; einen hal - ben ſchwartzen Adler im Gold, we - gen der Grafſchaft Wertheim; eine guͤldene Spange oder Schnalle in Silber, wegen Rochefort; einen Mittel-Schild von 21 weiß und blauen Wecken, wegen des Baye - riſchen Herkommens; drey guͤl - dene Roſen im blauen Felde we - gen der Grafſchafft Wertheim; zwey rothe Balcken in Silber we - gen der Herrſchafft Breuberg; ſieben rothe Rauten in Gold, we - gen der Grafſchafft Virneburg; und endlich einen ſilbernen und gecroͤnten Loͤwen im rothen FeldewegenLogwegen der Herrſchafft Scharffneck. Auf dieſem Schilde ſtehen 4 offe - ne Helme: Der erſte wegen der Grafſchafft Montaigu iſt gecroͤnt, und hat einen halben ſilbernen Adler mit Gold gecroͤnt und ro - then Fluͤgeln; der Loͤwenſteiniſche Helm hat den rothen Loͤwen auf 3 Felſen-Spitzen ſitzend; der Wert - heim-Breubergiſche iſt gecroͤnt, und hat einen halben guͤldenen Adler mit 4 roth und weiſſen Faͤhnlein beſteckt; der Virnebur - giſche aber traͤgt 2 ſchwartze Buͤf - fels-Hoͤrner mit drey ſilbernen Knoͤpffen an ieder Seite, darzwi - ſchen eine guͤldene Tafel mit 7 rothen Rauten zu ſehen. Die Rochefortiſche Linie dieſer Grafen fuͤhrt an ſtat der Virneburgiſchen 7 Rauten, ein ſilbern und rothes Schach-Bret im guͤldenen Felde, wegen der Grafſchafft Marck; bedienet ſich aber des 4ten Helms nicht, ſondern hat deren nur drey.

Loge,

Heiſſet bey den Orgelmachern das Lager, z. E. la loge de Souf - flets de l Orgue, das Lager der Orgel-Baͤlge.

Logeum,

War ein Ort auf der Schau - buͤhne, wie ein Pult oder Cathe - der gemacht, von welchem man zu dem Volcke reden konte.

Lohe-Eiche, ſ. Eiche.

Long jointé, cheval long - jointé,

Sagt man von einem Pferde, das hochgekoͤthet, und lang aus - gedehnte Feſſel und Gelencke hat, daß es beynahe ſolche zur Erden bieget; daher es nicht zur Manege tauglich, dergleichen Pferde ſindLorauch denen Feſſel-Geſchwuͤren ſehr unterworffen. v. Jambe.

Longa,

Heiſſet eine vierſchlaͤgige Note, oder eine ſolche die 4 Tacte lang iſt.

Longes d un Licol,

Sind die Leinen oder lederne Riemen, welche an die Halffter angemacht, und an die Krippe feſt gebunden ſind, um des Pferdes Kopf in Gehorſam zu halten, wenn es nichts an demſelben lei - den, und ſich nicht putzen noch ſat - teln laſſen will.

Longitudo Soni,

Die Waͤhrung oder Daurung eines Tones.

Longueur, paſſager un cheval de ſa longueur,

Heiſt ein Pferd auf der engen Volte in zweyerley Hufſchlaͤgen gehen laſſen, daß, indem die Grop - pa des Pferds in der Runde iſt, die Laͤnge des Pferds beynahe der halbe Durchſchnitt der Volte ſeye, und immer zwiſchen zwey Schen - ckeln bleibe, ohne daß die Grop - pa ausfalle, und die Lection verfaͤlſche.

Loſung, ſ Loͤſung.

Lothringen, Lotharingia, Lorraine,

Hertzogthum, welches gegen Norden mit dem Hertzogthum Luxemburg und dem Ertz-Stiffte Trier, gegen Oſten mit der Un - ter-Pfaltz und Elſaß, gegen Suͤ - den mit der Franche Comté, und gegen Weſten mit Champagne grentzet, und in Lothringen an ſich ſelbſt, und Bar, und die 3 Bißthuͤmer Metz, Tull und Ver -dunLotdun getheilet wird. Es hatte ſei - ne eigene Hertzoge, welche wegen Nomeny Reichs-Fuͤrſten waren, in Franckreich aber unter die Princes Etrangeres gerechnet wer - den. Sie theilen ſich in die Deut - ſche und Frantzoͤſiſche Linie. Der regierende Hertzog von Lothringen, Franciſcus Stephanus, hat ſich 1736 an die aͤlteſte Printzeßin Kayſers Caroli VIvermaͤhlet, und in den zu Wien den 3 Oct. 1735 unterzeichneten Praͤliminarien beyde Hertzogthuͤmer Lothringen und Bar an des Koͤnigs in Franckreich Schwieger-Vater Stanislaum abgetreten, nach deſ - ſen Tode ſie auf ewig an Franck - reich fallen ſollen; dagegen aber zum Æquivalent das Groß-Her - tzogthum von Toſcana in Jtalien erhalten. Jn ihrem Wappen fuͤhren die Hertzoge von Lothrin - gen in einem Mittel-Schilde ein rothes Schreg-Band mit 3 ſilber - nen Adlern beſetzt, im guͤldenen Felde, wegen Lothringen; ein ſil - bernes Feld mit 4 Zwerg-Straſ - ſen, wegen der Praͤtenſion auf Ungarn; ein blaues Feld mit guͤldenen Lilien beſaͤet, als das al - te Wappen von Anjou; ein guͤl - denes groſſes Kruͤcken-Creutz nebſt 4 kleinen in Silber, wegen der Praͤtenſion auf Jeruſalem; vier rothe ſchmale Straſſen im ſilber - nen Felde wegen Aragonien; ein blaues Feld mit den Frantzoͤſiſchen Lilien und rother Einfaſſung, als das ietzige Anjouiſtiſche Wappen; einen guͤldenen und gecroͤnten Loͤ - wen im blauen Felde, wegen Gel - dern; einen ſchwartzen Loͤwen im guͤldenen Felde wegen Juͤlich; und endlich zwey guͤldene Barben im blauen Felde wegen des Fuͤrſten - thums Bar. Auf dem HelmeLouliegt ein von Gold und rother Seide gewircktes Diadema, dar - auf eine guͤldene Krone liegt, und uͤber derſelben ſtehet ein weiſſer gecroͤnter Adler. Um dieſes Wap - pen gehet der Hertzogliche Man - tel, mit ſchwartz getipten Herme - lin gefuͤttert, und die Wappen - halter ſind 2 Adler, welche ein Pa - ter noſter unten mit dem Lothringi - ſchen Creutze am Halſe hangen haben.

Louange d un cheval, qui eſt bien dreſſé,

Lob und Ruhm eines wohl ab - gerichteten Manege-Pferdes, wel - ches darinnen beſtehet, daß es 1) in die gute Poſitur und Zaͤu - mungs-Geſtalt gebracht; 2) eine ſubtile Stuͤtzung und Anlehn aufs Mundſtuͤck hat, und darinnen beſtaͤtiget iſt; 3) daß es in allen Lectionen mit einem ſeidenen Fa - den, an ſtat der Zuͤgel, ſeinen voͤlligen Gehorſam erweiſe; 4) auf Verlangen alle Schulen ohne den Reuter und ohne Zaum gantz alleine von ſich ſelbſt mache ꝛc.

Lourdiſe des chevaux,

Plumpheit, toͤlpiſche Unge - ſchicklichkeit, welcherley die Pfer - de faſt alle, wiewol eines mehr als das andere, auch bey einer Art, Geſchlecht und Nation, mehr als bey den andern in der Jugend an ſich haben, und wie ſolches einem auch ſchwerer, als den an - dern zu benehmen, offtmals auch in das Alter reichet, ſo gar wohl ie laͤnger ie mehr und groͤſſer wer - den kan. Welches die Pferde der natuͤrlichen Wirckung nach, in der rechten Unterweiſung verlaſſen und abthun, theils wohl aus un - rechter Abrichtung oder Trutz be -hal -Louhalten, welches bey den faulen und ſchlaͤfferigen, bey ſchwa - chen und krancken meiſtentheils geſchiehet.

Loure,

Ein Tantz, welcher ordentlich im $$\frac {6}{4}$$ Tact geſetzt, und langſam und gravitaͤtiſch tractiret wird; die erſte Note in iedem halben Tacte bekoͤmmt einen Punct, welcher wohl gehalten werden muß. V. Gigue. Sonſt bedeutet Loure auch eine groſſe Sack-Pfeiffe. Da - her Loureur, ein Sack-Pfeiffer.

Lourer,

Bedeutet, wenn man unter zwo gleich-geltenden Noten bey der erſten ein wenig mehr haͤlt, und derſelben einen groͤſſern Nach - druck giebt, als der zweyten, ie - doch ſo, daß man ſie nicht pun - ctiret oder abſtoͤßt.

Loyal, cheval loyal,

Sagt man von einem Pferde, das ſeine Schulen wohl machet, ſich nicht widerſetzet, ſondern al - le ſeine Force anwendet, dem Reu - ter recht zu gehorſamen, und ſich niemalen defendiret, ob er es gleich zuweilen etwas hart caſti - giret.

Lozange,

Ein Rhombus, eine laͤnglicht ge - zogene viereckigte Figur, eine Rau - te in den Wappen.

Lucca,

Eine kleine Republic in Jta - lien, zwiſchen dem Genueſiſchen, Modeneſiſchen und Toſcani - ſchen, deren Gebiet zwar nicht groß, aber fruchtbar und der ar - beitſamen Einwohner wegen ein -Luctraͤglich, wie man denn die Hauptſtadt derſelben, gleichfalls Lucca benahmet, insgemein die arbeitſame zu nennen pfleget. Sie iſt eine reiche Handels-Stadt, de - ren Rath aus 26 Perſonen beſte - het, nebſt ihrem Ober-Haupte, welcher den Titel Gonfaliere fuͤh - ret, und nur 2 Monate regieret. Dieſe freye Republic hat im Wap - pen einen blauen Schild und dar - innen einen mit Gold eingefaſten Qver-Balcken, darauf das Wort Libertas mit guͤldenen Buchſta - ben ſtehet. Der Schild iſt mit einer Strahlen-Krone bedeckt.

Lucern,

Einer von den 13 Schweitzeri - ſchen Cantons, Catholiſcher Re - ligion. Die Hauptſtadt Lucern liegt im Ergoͤw am Lucerner-See, iſt reich wegen der Handlung, und die ordentliche Reſidentz des Paͤbſtlichen Nuntii. Dieſes Can - tons Wappen iſt ein geſpalten ſil - berner und blauer Schild.

Lucernates,

Hieſſen die Lieder, welche die erſten Chriſten bey ihrem naͤcht - lichen Gottesdienſte zu ſingen pflegten.

Luchs, Lynx,

Jſt ein wildes reiſſendes Thier, groͤſſer als eine Katze, deren Ei - genſchafft es im Klettern auf die Baͤume, und ſonſten in vielen Stuͤcken hat, aber kleiner als ein Tieger, hat einen gelinden licht - gelben Balg, mit roͤthlichten Fle - cken geſprenget, einen weiſſen Bauch, einen Bart von weiſſen harten Haaren, und Maul, wie eine Katze, und ein ſtarckes Gebiß. Seine Ohren ſind dreyeckigt, auswendig mit ſchwaͤrtzlichtenRitter-Lexic. X xHaarenLucHaaren bewachſen, die Klauen, deren es an den Voͤrder-Laͤufften fuͤnff, an den Hinter-Laͤufften aber nur vier hat, ſcharff, krumm und ſpitzig, welche er auſſer im Fan - gen und Klettern meiſtens einge - zogen hat. Der Schwantz iſt kurtz, gleich dicke, am Ende ſchwartz, und kan von den Luchſen krumm getragen werden. Er hat unter allen Thieren das ſchaͤrffſte Ge - ſicht, und wenn er aus dem Fin - ſtern ſiehet, ſehen ſeine Augen gantz feurig. Seine Spur iſt als einer Katze, und die Groͤſſe als eines Jagd-Hundes. Die Luchſin iſt kleiner als der Luchs, und nicht ſo ſchoͤn als derſelbe, wiewol es in den ſteinfelſigten Gebirgen eine weit ſchoͤnere und ſpieglichtere Art von Luchſen giebt, als die in den ebenen groſſen Waͤl - dern wohnen. Sie halten ſich auſſer ſolchen Wildniſſen ſonſten nirgends auf, dahero es auch kommt, daß er nur in den groſſen Gebirgen und hohen Waͤldern, wiewol auch ziemlich ſelten, gefan - gen wird. Jhre Rantz - oder Brunſt-Zeit iſt im Februario, und traͤget alsdenn die Luchſin gleich einer Katze auf neun Wo - chen, welche hierauf ihre Jungen, und zwar mehrentheils drey, ſel - ten viere, im Monat May zwi - ſchen Oſtern und Pfingſten in Felſen, Hoͤhen und Klippen ſetzet. Die Jungen ſind anfangs weiß, und neun Tage blind, werden aber im wachſen bald gelber, und bleiben die Maͤnnlein allezeit weiſſer als die Weiblein. Die Alte ziehet ihre Junge mit ihrer Milch auf ſo lange, bis ſie ſich ſelbſt mit Schnecken, Froͤſchen und der - gleichen Ungeziefer aͤtzen koͤn - nen. Sie bringet ihnen zu Zei -Lucten einen groſſen Vogel, oder jun - gen Haſen, und wenn ſie groͤſſer worden, ein junges Reh - oder Wild-Kalb, welches ſie, wenn die Jungen herzu ſpringen, los - laſſen, damit ſie es wuͤrgen und deſto begieriger werden, ſelbſt nachzuſchleichen und auf den Raub loszugehen. Wenn ſie erwach - ſen, kriechen ſie auf einen Baum, ſetzen ſich auf einen Aſt, und paſ - ſen auf, wo das Wildpret wech - ſelt, und ſo eines vorbey gehet, ſpringen ſie ihme geſchwind auf den Ruͤcken, halten ſich feſte mit ihren Klauen, beiſſen es in das Genicke, wuͤrgen ſolches ſo lange, und ſaugen das Blut aus, das Thier lauffe, wie es wolle, bis es umfaͤllet. Ein Hirſch kan den Luchs nicht leichte abſtreiffen, weil das Geweih, dahinter er ſitzet, denſelben von dem Abſtreiffen der Aeſte und Straͤucher im Wege. Hingegen wird ſelbiger noch eher von dem Thiere, am beſten aber von den wilden Schweinen, wenn ſie mit groſſer Ungeſtuͤmigkeit durch die dicken Straͤucher fah - ren, abgeſtrichen. Weil aber die Schaͤden oder die Wunden dem Wildpret von oben einwerts ge - hen, ſo heilen ſie ſchwerlich, ſon - derlich in der Waͤrme des Som - mers. Er faͤnget ſeinen Riß ins - gemein am beſten Wildpret, als am Zimmel, Keulen oder im Duͤn - nen an, doch thut er daran nicht ſo viel Schaden als ein Wolff, ſuchet den Riß auch nicht uͤber ein oder zweymal, und zwar die erſte Nacht, und iſt ihm dahero mit dem Eiſen beym Riſſe nicht ſo wohl, wie dem Wolffe, beyzu - kommen, weshalber er auch fuͤr ſchaͤdlicher als jener gehalten wird, weil er immer friſchen Fraß habenmußLucmuß; iedoch iſt der Luchs (weil er, wenn er ſich einmal geſtecket, eher und feſter als der Wolff haͤlt) auch ehe zu kreiſſen, das iſt, zu umziehen, und wird mit dem klei - nen Zeuge, gleich jenem, gemei - niglich gefangen. Es formiret derſelbe ſeinen Tritt gleich einer Katzen, nur daß er ungleich groͤſ - ſer als ein Katzen-Tritt iſt, faſt wie eine Wolffs-Spur, ſchreitet auch ſo weit weg, er ſchreitet aber doch accurat wie ein Wolff, und ſind in ſeinen Tritten, wenn er bey wenigem Schnee die Ballen aus - trit, in iedem Tritte die voͤrdere aͤuſſerſte von beyden mitlern Klau - en iedesmal kuͤrtzer und kleiner als die inwendige. Sonſt wol - len einige erfahrne Weid-Leute behaupten, daß es zweyerley Ar - ten der Luchſen gebe, nemlich Ka - tzen-Luchſe und Kaͤlber-Luchſe. Die

Katzen-Luchſe ſollen meiſtens in Stein-felſigten hohen Klippen und Gebirgen ſich befinden, de - ren Balg von weichen, gelinden, licht-gelben Haaren, mit rothen Flecken und weiſſem Bauch, die Luchſe ſelbſten aber niedriger vom Leibe, auch kurtz und dicke ſeyn. Die

Kaͤlber-Luchſe hingegen, welche in groſſen ebenen Waͤldern, wo keine Gebirge ſind, ſich aufhielten, haͤtten nicht ſo ſchoͤne Farbe, auch nicht ſo viel Haare als jene, haͤtten auch, gleich denſelben, Ka - tzen-Koͤpffe mit hohen ſpitzigen Ohren, ſehen aber wie erſtgefalle - ne Kaͤlber, falbicht, Ziegel-roth, mit weiſſen Flecken, geſchlanck und hochbeinigt. Die Klauen, ſonderlich die ihnen, weil ſie noch leben, abgezwicket werden, ſind in der Artzney zu vielen SachenLuddienlich: Wenn die Pferde den Aug-Stall haben, oder Felle uͤber ihre Augen bekommen, wer - den ſie mit groſſem Nutzen damit geriſſen. Man pflegt ſie auch in Silber oder Gold einzufaſſen, und fuͤr den Krampff anzuhen - cken; die groͤſte Klaue auf dem vordern rechten Fuß ſoll auch fuͤr die fallende Sucht helfen. Sein Balg wird in unſern Laͤndern fuͤr eines von den ſchoͤnſten und theu - reſten Futtern gehalten.

Luder,

Heißt zwar ſonſten insgemein das geſtorbene Aas vom Vieh; bey der Jaͤgerey aber wird inſon - derheit dasjenige darunter ver - ſtanden, womit ein wildes reiſ - ſendes Thier herzu gelocket wird, damit es deſto beſſer und beqve - mer gefangen oder geſchoſſen wer - den moͤge.

Ludern,

Heiſſet ſo viel, als etwas ſtarck - riechendes an einen gewiſſen Ort legen, ein wildes Thier damit an - zulocken und zu fangen. Alſo wird der Wolff durch das Aas ei - nes todten Pferdes, der Fuchs durch weiſſes in Schweins-Fett geroͤſtetes Brot, oder durch einen gebratenen Haͤring ꝛc. geludert. Ludern heiſſet auch inſonderheit bey der Falcknerey, einen Falcken mit Werffung des Vorloſes oder Feder-Spiels, ſo von einigen Luder genennt wird, oder durch Schwingung eines Handſchuhes zu ſich locken.

Luder-Platz,

Jſt eine Grube auf einem Huͤ - bel, wo man die Fuͤchſe oder Woͤlffe mit Luder kirret oder lu - dert, und ſie allda todtſchieſſet.

X x 2Lufft -
Luf

Luft-Schieſſen, ſ. Flug - Schieſſen.

Luͤbeck,

Eine Reichs-Hanſee - und vor - nehme Handels-Stadt an der Oſt-See, und ehemals das Haupt des Hanſeatiſchen Bundes. Von dieſer Stadt wird ein geiſtlich Lu - theriſches Stifft genennet, deſſen Biſchof zu Eutin ſeine Reſidentz, und als ein geiſtlicher Fuͤrſt Sitz und Stimme auf dem Reichs - Tage hat. Es ward dieſes Biß - thum im Weſtphaͤliſchen Frieden reformiret, aber nicht ſeculariſi - ret. ſ. Zeitungs-Lexicon. Der Biſchoff fuͤhret im Wappen ein guͤldenes Creutz mit einer guͤlde - nen Biſchoffs-Muͤtze daruͤber im blauen Felde. Der Stadt Luͤbeck Wappen aber iſt von Silber und Roth qveer getheilet.

Luͤcken-Netze, Lauſch - Netze,

Jſt zwar (wenn es an die rech - ten Wege und Oerter, wo die Haſen ihren gemeinen Lauff ha - ben, aufgeſtellet iſt) zum Haſen - Fang ſehr beqvem, weil man oh - ne Anwendung groſſer Muͤhe und ſonderbaren Jagens und gleich - ſam nur mit Lauſchen, dieſes an - genehme Wildpret fangen kan; wird aber fuͤr ein unweidemaͤnni - ſches Jagd-Zeug gehalten, und zur Aas-Jaͤgerey mit gezehlet: Weil es gar duͤnne, auch nur funfzig Schritte zu ſtellen, gemacht, und ohne Haacken zuſammen gehoben wird, daß man es unvermerckt in einen Rantzen tragen kan. Wie - wol man es fuͤr einen Landmann, der nicht viel Unterthanen oder Froͤhner auf der Jagd zu Huͤlffe hat, oder wegen UngeſchicklichkeitLuͤnnicht gar wohl mit Schieſſen um - gehen kan, allenfalls noch eher, als fuͤr einen Jaͤger paßiren laͤſſet. Den Nahmen Luͤcken-Netze fuͤh - ret es deswegen, weil es in denen kleinen Feld-Hoͤltzern oder Ge - ſtraͤuchen in eine Luͤcke oder in ein Loch und Schlupffwinckel geſtellet wird, um die von denen Feldern herbey kommende, denen Feder - Lappen ausweichende, und in die Luͤcke, welche offen ſcheinet, huͤpf - fende Haſen oder trabende Fuͤchſe vollends hinein zu ſchrecken, und alſo im Garn zu fangen. Es wird von feſtem doppelten Zwirn, und zwar am beſten von gruͤnem, daß man es nicht erkennen oder gewahr werden kan, fein ſubtil, und weil man es nicht hoch ſtellen darff, nur neun Maſchen hoch gemachet; welche nicht ſo viel darauf wen - den wollen, laſſen ſolches nur von recht klarem ausgehechelten Hanff verfertigen. Zu Furckeln braucht man nur duͤnne, etwan andert - halb Ellen hohe, und als ſtarcke Spieß-Ruthen dicke Stell-Reiſer. Dergleichen Lauſch - oder Luͤcken - Netze muß man ein paar haben, um ſie in den Winckel zu ſtellen. Weil man auch oͤffters im Herbſt bey langen Naͤchten, da der Haſe im finſtern ſehr ſpat zu Felde, und fruͤhzeitig zu Holtze gehet, nicht ſehen kan, ob etwas einfaͤllt, ſo gehoͤren an die Ober-Leine etliche kleine Schellen, damit, wenn die - ſelben im Fangen und Abſchlagen klingen, man zugreiffen und das Gefangene daraus nehmen koͤn - ne.

Luͤneburg,

Die Haupt-Stadt des Her - tzogthums Luneburg an der Jl - menau; hat ergiebige Saltz -Brun -LuͤtBrunnen, uͤber der Stadt liegt der befeſtigte Kalckberg. Vor ohngefehr 80 Jahren hat Hertzog Chriſtian Ludewig das Benedicti - ner-Kloſter in ein Fuͤrſtliches Seminarium und Adeliche Ritter - Schule verwandelt. Die golde - ne Tafel 7 Fuß und 7 Zoll lang, und 3 Fuß Zoll hoch, ſo in der Michaelis-Kirche befindlich war, ward vor beynahe 100 Jahren, und nachgehends 1698 von Nicol Liſten dergeſtalt beſtohlen, daß wenig mehr davon uͤbrig iſt. Das gantze Corpus war von gol - denem Blech geſchlagen, worinn Bibliſche Hiſtorien geſchrieben, und koſtbare Steine geſetzt, wor - unter ein ungemein groſſer Onich und eine beſonders groſſe Perle geweſen. Von dieſer Stadt ſchreiben ſich die Hertzoge von Braunſchweig und Luͤneburg, wel - che ſich itzo in die Hannoͤveriſche oder Chur - und Wolffenbuͤtteli - ſche Linien theilen. Der Luͤne - burgiſche Antheil iſt nach dem Tode des letztern Hertzogs Geor - gii 1705 an Hannover gefallen. Das Wappen dieſer Hertzoge kan unter Braunſchweig nachgeſehen werden.

Luͤttich, Leodium, Liege, Luyck,

Die Hauptſtadt des Bißthums dieſes Nahmens an der Maaß, iſt groß reich, wohl befeſtiget und hat eine wichtige Citadeile, 32 Pfarr-Kirchen, nebſt viel Sift - und Kloſter-Kirchen, wie auch der Biſchoͤflichen Cathedral-Kir - che. Das Dom-Capitel beſte - het aus 60 Dom-Herren. Das Hochſtift Luͤttich iſt eines der reichſten in Deutſchland; es be - ſitzet das Marquiſat Franchimont,Lundie Grafſchafft Loos, Hasban und Hornes, 52 Abteyen, und nicht wenig Baronien und Herrſchaf - ten, unter welchen letztern die ſtreitige Herrſchaft Herſtall von dem Koͤnige in Preuſſen 1740 an das Stifft gegen eine Summe Geldes uͤberlaſſen iſt. Der Biſchoff iſt ein Reichs-Fuͤrſt, und 1716 wiederum zum Weſtphaͤliſchen Kreiſe getreten, und hat einen Matricular-Anſchlag zu den Reichs-Anlagen wieder uͤber - nommen. Das Stifft hat zum Wappen eine ſilberne Seule auf einem ſilbern Fuß im rothen Fel - de; einen ſilbernen Qveer-Balcken im rothen Felde wegen des Her - tzogthums Bouillon; 3 gruͤne Loͤ - wen im ſilbernen Felde wegen Franchimont; und vier rothe Qver - Balcken, im guͤldenen Felde wegen der Grafſchafft Loos.

Luͤtzelburg, ſ. Luxembourg. Lumiere,

Heißt an den blaſenden Jnſtru - menten die Spalte oder Ritze, wodurch man den Wind und Odem hinein blaͤſet. An den Or - gel-Pfeiffen wird das untere Loch, wodurch der Wind in ſelbi - ge hinein kommt, alſo genennet. Merſennus verſtehet an den bla - ſenden Pfeiffen darunter das Ori - ficium oder den Aufſchnitt, wo - durch das Licht hinein faͤllet.

Lunatique, cheval lunatique,

Heißt moͤniſch, und wird ge - ſagt von einem Pferde, ſo nach dem Lauff des Mondes ſich am Geſicht eine Bloͤdigkeit zeiget, wel - che ab - und zunimmt, alſo daß bey vollem Mond die Augen truͤb ſind, und bey dem neuen Mond ſich ausklaͤren, das Pferd aber im̃er inX x 3GefahrLunGefahr iſt, das Geſicht endlich gar zu verlieren.

Lunettes de cheval,

Sind zwey Stuͤck von Leder, ſo rund und hohligt, ſolche einem beißigen Pferde, und das nicht gerne aufſitzen laͤſſet, vor die An - gen zu binden. Man pflegt ſol - che Huͤtlein auch einem Springer zwiſchen den Seulen aufzulegen, daß er ruhiger ſtehet, und nicht ſcharret, und wenn man ihme ſolche abthut, ſpringt er deſto lu - ſtiger, wenn er davon ledig wird.

Lungenſucht,

Jſt eine Kranckheit, welche bey den Pferden daher ruͤhret, wenn die Lunge mit dicker ſchleimigter Feuchtigkeit, die von dem Kopff herab auf die Lunge faͤllet, uͤber - haͤuffet iſt, da denn dieſelbe, bey nicht bald erfolgender Huͤlffe, zu ſchwaͤren und zu faulen anfaͤnget. Dieſe Kranckheit erkennet man dabey, daß ihm der Athem ſtin - cket, und wenn es dazu anfaͤngt zu huſten, ſo iſt es hohe Zeit ihme zu helffen; denn dieſe Kranckheit nimmt bald uͤberhand. Derowe - gen ſtoſſe man Lungen-Kraut, Brunn-Kreß ſamt der Wurtzel, Leber-Kraut, Baum-Oel, Lieb - ſtoͤckel, Haſelwurtz, Hirſch-Zun - gen, Beyfuß, Attich und Eichen - Miſtel, alles wohl mit Wein un - ter einander, und gieſſe den Safft dem Pferde ein; man mag auch gemeldte Kraͤuter puͤlvern, und dem Pferde mit dem Futter ein - geben. Oder: Man nehme Saf - ran, Zimmet-Rinden und Myr - rhen in gleichem Gewichte, ſtoſſe alles klein, und vermiſche es un - ter Wein und Honig, und gieſſe es ein, doch ſoll man vorhero demLunPferde das Maul mit Salpeter, Eßig, Honig und Waſſer unter einander vermiſcht, reiben nnd waſchen.

Es begiebet ſich auch, daß bis - weilen einem Pferd die Lunge ver - letzt wird, wenn es faͤllet, oder ungebuͤhrlicher Weiſe geſprenget wird, oder wenn ihm ſonſt Ge - walt geſchiehet, dadurch ihme die Lunge zerriſſen und verſehret wird. Die Merckmale eines ſol - chen Zufalls ſind: Wenn ein Pferd traurig ſtehet, und den Kopff nach derjenigen Seite haͤlt, da ihm wehe iſt; wenn es nicht huſten will, dieweil es davon Schmertzen empfindet, ingleichen wenn es roth Blut auswirfft, welches von der faulen Lunge nicht zu geſchehen pfleget. Hierwider nehme man Lungenkraut, Leber - Blumen, Gerſten, Feigen, groſſe und kleine Roſinen, Oſterlucey, Heidniſch-Wund-Kraut, und Stech-Dorn oder Creutz-Dorn, iedes eine Handvoll, thue es in ei - nen Keſſel, gieſſe guten ſuͤſſen Wein daran, laſſe es wohl ſie - den, ſeihe es durch ein Tuch, gieſ - ſe dem Pferde Abends und Mor - gens einen ziemlichen Becher voll in den Hals, und thue ſolches neun Tage nach einander; man mag dieſen Tranck iederzeit uͤber den dritten Tag wieder aufs neue ſieden, damit man deſſen genug habe.

Wenn aber einem Pferde die Lunge ſchwaͤret, oder es ſonſt einen inwendigen Schaden hat, ſo neh - me man Weyrauch, Schwefel, Hirſch-Zungen, Bibinell-Wurtz, Alant-Wurtz, Salbey, Chriſt - Wurtz, Odermennige und Weg - wart-Wurtz, mache dieſe Stuͤcke zu Pulver, und gebe dem PferdeAbendsLunAbends und Morgens davon, al - lemal einen guten Loͤffel voll auf das Futter bey neun Tagen.

Luntze,

Nennen die Jaͤger von dem ro - then und ſchwartzen Wildpret das Geſchlincke, nemlich Lunge und Leber. Die Woͤlfe und Fuͤchſe aber haben eine Lunge.

Lut, Luth,

Eine Laute. Luthée, was ei - ner Lante gleich iſt. Luthier, ein Lautenmacher.

Lux-Bruͤder,

Unter den Klopf-Fechtern ſind diejenigen, welche eine Fecht - Schule, ſowol wider die Marx - Bruͤder als Feder-Fechter an - ſchlagen, als auch um wenigen Gewinſtes willen, ſo ſie von den Zuſchauern bekommen, einander die Haut derb abſchlagen laſſen, ungeachtet ſie nach geendigter Schule wiederum zu ihrer alten Partey uͤbergehen.

Luxembourg, Luͤtzelburg,

Eine wichtige Feſtung und die Hauptſtadt des Hertzogthums gleiches Nahmens, welches eine der 17 Niederlaͤndiſchen Provin - zen iſt. Ein Theil gehoͤret davon Franckreich, das meiſte aber zu den Oeſterreichiſchen Niederlan - den. Das Wappen deſſelben iſt ein blauer Loͤwe im gelben Felde, mit der Crone.

Lydii Cantores,

Wurden ehemals diejenigen ge - nennet, welche auf den Schau - buͤhnen ſchaͤndliche Lieder ſungen oder tantzten.

Lyra, Leyer,

Ein uraltes mit Saiten bezo -Lyrgenes Spielzeug oder Jnſtrument, worauf das gantze Syſtema der Alten erbauet und gegruͤndet worden, welches Mercurius aus einer gefundenen duͤrren Schild - kroͤte, daran er mit dem Fuſſe ohngefehr geſtoſſen, und von deren Klange Gelegenheit genommen, ſolches Jnſtrument zu verfertigen, ſoll erfunden, und dem Apollo fuͤr die demſelben geſtohlne aber zuruͤckgegebene Rinder abgetreten haben. Sie ſoll aber damals nur 3 Saiten gehabt haben, deren erſte gegen die zweyte ein Semitonium, und die zweyte gegen die dritte einen gantzen Ton ausgemacht, z. E. H, c, d. Apollo ſoll die 4te Saite, Coroebus die 5te, Hiagnis die ſechſte und Terpander die ſie - bende Saite hinzugethan haben. Jn ſolchem Zuſtande ſoll ſie bis auf Pythagoram, oder nach an - dern dem Lycaon geblieben ſeyn, welcher die achte Saite hinzuge - fuͤget, um die unterſte und ober - ſte mit einander einſtimmend zu machen. Timotheus ſoll ſie mit der 9ten, 10ten und 11ten vermeh - ret haben, zu welchen noch fuͤnf Saiten, von wem aber, iſt unbe - kannt, hinzugekommen. Wie - wol andere wollen, Apollo ha - be ſeine Leyer mit 7 Saiten be - zogen, weil er ſo viel Monate im Mutterleibe gelegen, daher bey den Argivis bey hoher Strafe ver - boten, ſich nicht mehrerer Sai - ten zu bedienen. Wiederum an - dre ſagen, Apollo habe 9 Saiten auf ſeine Leyer gezogen, nach der Anzahl der 9 Muſen, oder auch gar 10, weil er ſelbſt mit den Mu - ſen 10 Perſonen ausgemacht. Bey ſo vielen verſchiedenen Meinun - gen laͤßt ſich von der wahren Be - ſchaffenheit dieſes JnſtrumentsX x 4nichtsLyrnichts zuverlaͤßiges ſagen. Lyra trichordis, die Leyer mit 3 Saiten; quadrichordis, mit 4; hexachor - dis, mit 6, und ſeptachordis, mit 7 Saiten.

Lyra Lesbia,

Die Lesbiſche Leyer, war ein mit 3 Saiten bezogenes Spiel - zeug des Arions, aus der Jnſel Lesbus.

Lyra octachordis,

Eine achtſaitige Leyer, oder mit 8 Saiten bezogenes Spielzeug, um ſie von der Bauer-Leyer zu un - terſcheiden, als welche nicht, wie dieſe, mit dem Bogen tractiret wird.

Lyra pagana ſ. ruſtica,

Bauren-Leyer, iſt ein Jnſtru - ment, darauf die 4 daran befind - lichen Saiten, ſtat des Bogens, von einem mit Harze beſtrichenen Rade geruͤhret, und die Claviere mit der lincken Hand niederge -Lyrdruckt werden, da inzwiſchen die rechte das Rad mit einer Hand - habe herum drehet.

Lyra Pythagoræ,

Hatte 8 Seiten und war wie ein Dreyfuß geſtaltet.

Lyricen,

Einer, welcher eines von den vorherſtehenden Jnſtrumenten ſpielet, das Spielen ſelbſt aber heißt Lyra canere, lyram pul - ſare.

Lyricum carmen,

Ein Gedicht, wie es vor Zeiten in die Leyer mit abgeſungen ward, und meiſt aus vermiſchten kur - tzen Verſen beſtund; heißt auch ſonſt Carmen melicum und mit einem Worte Oda, Melos &c.

Lyricus Poëta,

Wenn von den Lateiniſchen Poeten die Rede iſt, ſo wird in - ſonderheit Horatius dadurch ver - ſtanden.

M.

Machicoter,

EJnen Vers alleine ſingen, nicht den Noten nach ſchlechtweg, ſondern mit muſicaliſchen Ziera - then und Laͤuffern, wie die Chora - liſten an der lieben Frauen-Kir - chen zu Paris zu thun pflegen.

Machicots,

So werden die Choraliſten an der lieben Frauen-Kirche in Paris genennet.

Machine Eſpagnol,

Nennet man auf der Reit - ſchul Spaniſche Reuter, welches nichts anders iſt, denn ein ſtarckEiſen, welches auf beyden Sei - ten gebogene hohe Stangen hat, an welchen oben eiſerne Ringe ſind, durch welche man die Naſe - Band-Zuͤgel ſtecken und feſt ma - chen kan. Dis Eiſen wird nun in einem Sattel feſt eingemacht, weil es groſſe Gewalt leiden muß. Wenn man nun ein jung Pferd drein ſpannen will, muß man ihm dieſen Sattel auflegen, und feſt anguͤrten, auch dem Pferde ein Hinterzeug anthun, hernach nimmt man die beyde Naſeband - Zuͤgel, und ſchnallt ſie an die beyde eiſerne krumme Stangen (welche ſonſt Arme genennet wer -den)Macden) und laͤſt das Pferd an der Chorda herum lauffen, dieſe aber muß an den Kapzaums-Riemen in Kieffer, (wo ſonſten die Kinn - Kette liegt) angeſchnallt werden, dieſes erhebt des Pferdes Kopff, und machet ihn noch hoͤher tra - geu, als wenn man die Chorda auf der Naſe einſchnallt; welches dem Pſerde gerne den Athem be - nimmt, wenn er zu weit auf die Naſeloͤcher kommt.

Machol,

War ein Jnſtrument der He - braͤer, welches einige fuͤr beſaitet halten, welches unſern Violdi - gamben nicht ungleich; andere aber meinen, es ſey ein Schlag - Jnſtrument geweſen, welches aus einem mit vielen von Eiſen, Ertzt, Silber oder Gold gemach - ten Gloͤcklein umgebenen Ringe mit einer Handhabe beſtanden haͤtte.

Machſelrain,

Die im Jahr 1734 abgeſtorbene Reichs-Grafen von Machſelrain und Hohenwaldeck, deren Stamm - Schloß Machſelrain nicht weit von Aiblingen in Bayern lieget, ſind als Herren von Machſelrain ſchon im 12 Jahrhundert bekandt geweſen. Die Herrſchafft Ho - hen-Waldeck, nebſt dem Berg - ſchloſſe dieſes Nahmens, an den Tyroliſchen Grentzen, haben ſie theils durch Heyrath, theils durch Vertrag an ſich gebracht. Jm vorigen Jahrhundert hatten ſie den Reichs-Grafen-Stand er - langet. Die beyden Herrſchaff - ten Maxelrain und Hohenwald ſind nach dem Tode des letzten Grafens dem Chur-Fuͤrſten von Bayern heimgefallen. Dieſe Grafen hatten einen ſchwartzenMadund weiſſen auf Wellen-Art lauf - fenden Fluß als das Geſchlechts - Wappen; einen gelben Greiff im ſchwartzen Felde; ein guͤlden Creutz, welches qver uͤber das Wappen gehet, nebſt einem Mit - tel-Schilde, darauf ein rother ausgebreiteter Vogel, unter deſ - ſen Fuͤſſen zwey creutzweis geleg - te Hoͤltzer wegen der Grafſchafft Hohen-Waldeck. Auf dieſem Wappen ruhen 3 offene gecroͤnte Helme. Der mittelſte hat einen ſchwartzen Huͤgel, und darauf einen guͤldenen gecroͤnten Vogel mit ausgebreiteten Fluͤgeln; die andern beyden tragen einen hal - ben guͤldenen Loͤwen, zwiſchen 2 Fluͤgeln.

Madrigal,

Leiten einige von Mandrigal her, welches ein Hirten - oder Schaͤfer-Lied bedeutet, oder von mandra oder mandria, eine Heer - de, und haͤtten dannenhero die alten Jtaliener daſſelbe Mandria - gale genennet. Andere ſagen, es heiſſe ſo viel, als Madre della Ga - la, Madre galante, Madre gaia, ein zierliches munteres und froͤli - ches Liedlein, quaſi Mater lætitiæ. Octavius Ferrarius derivirt es in ſei - nen Originibus von dem Spani - ſchen madrugar fruͤh aufſtehen, daß Madrigale demnach ſolche Ge - dichte waͤren, welche fruͤh vor den Thuͤren des Frauenzimmers von ihren Galanen geſungen wer - den. Doni aber ſagt: Die Ma - drigale wurden anfaͤnglich von den Jtalieniſchen Land-Dichtern nach ihrer etwas weichen Aus - ſprache Madrials genennet, weil man ſie nemlich zu Material-Sa - chen, das iſt, zu taͤglichen und all - gemeinen Vorfaͤllen, zu geringenX x 5undMadund groben Materien faſt immer gebrauchte. Es iſt aber ein Ma - drigal bey den Jtalienern ein kur - tzes Gedicht, darinne ſie, ohne einige gewiſſe Reim-Maſſe et - was ſcharfſinnig faſſen, und ge - meiniglich dem Leſer ferner nach - zudencken geben. Es hat, wo nicht mehr, 11 bis 15, auch wol we - niger Zeilen, die bald kurtz, bald lang gerathen, allemal uneben find, damit eine derſelben keinen Reim bekomme, und der Vor - trag mehr einer ungebundenen Rede, als einem Gedichte aͤhnlich ſehe. Jhre Erfindung wird ums Jahr 1400 geſetzt. Jn vorigen Zeiten wurden ſie mit vie - len Stimmen, faſt wie die Mo - teten, concertirend geſetzt, und in den ehemaligen Oratorien der Jtaliener kam keine Madrigali - ſche Schreibart vor, bey itzigen Zeiten aber meldet ſie ſich allent - halben haͤuffig.

Madrigaletto,

Ein kurtzes Madrrigal, Ma - drigalone, ein langes Madri - gal.

Madrigal-Styl, ſ. Kirchen - Styl.

Maͤhne,

Heiſſen die langen Haare, wel - che oben auf dem Hals eines Pfer - des ſitzen, und demſelben zur Zier - de dienen. Die Maͤhne an einem Pferde ſoll weder zu dicke noch zu duͤnne, auch nicht zu kurtz ſeyn; wenn ſie bis auf das Schulter - blat reichet, ſo iſt ſie lang genug, iſt ſie aber laͤnger, ſo iſt es deſto ſchoͤner. An edlen und koſtba - ren Haupt-Pferden ſollen die Haa - re an der Maͤhne nicht hart und kraus, ſondern lang und zartMaͤhſeyn, weil grobe Haare ein glei - ches Temperament anzeigen, da hingegen ſtarcke, krauſe und ſpi - tzige Haare an Kleppern und ar - beitſamen Roſſen wohl paßiren moͤgen, weil ſie eine Anzeigung ihrer ſtarcken und dauerhafften Natur ſind. Etliche Pferde ha - ben in der Maͤhne Juͤdgens-Zoͤp - fe, (Schraͤttel-Zoͤpffe oder Puͤl - verts-Zoten) dergleichen ſonder - lich bey denen Pohlniſchen und Ungariſchen gefunden werden; denen ſoll man rohes, friſches oder duͤrres Jgels-Fleiſch zu freſſen ge - ben, und die Haare mit Jgels - Fette ſchmieren. Die Stall - Knechte muͤſſen angewieſen wer - den, allezeit, ehe ſie anfangen, die Maͤhnen derer ihnen zur War - tung anbefohlenen Pferde auszu - kaͤmmen, vorhero die verwirrten Haare mit den Fingern aus ein - ander zu richten, hernach die Maͤh - nen im Kaͤmmen von einer Sei - ten auf die andere zu werffen, das Kaͤmmen ſelbſten aber mit einem trockenen Kamm zu verrichten: denn obwol einige in den Gedan - cken ſtehen, daß, wenn der Kamm vorhero genetzt wuͤrde, die Haa - re deſto hefftiger wachſen muͤſten; ſo irren doch dieſelben hierinnen gar ſehr, weil das Waſſer nicht nur die Haare hart und unge - ſchlacht macht, ſondern es legt ſich auch der Staub nur deſto fe - ſter in die Haare. Die Engel - laͤnder pflegen ihren Pferden die Maͤhnen zu ſcheren und die Schweiffe abzuſtutzen, welches ih - nen iedoch andere Nationen nicht nachmachen wollen.

Maͤhre,

Ein Celtiſches oder altes deut - ſches Wort, bedeutet eine Stute,daherMaͤhdaher Marpais, welches bey den Longobarden ſo viel hieß, als bey den alten Deutſchen Marſchall, und heutiges Tages Stall-Mei - ſter; Daher auch noch das ge - braͤuchliche Wort Marſtall ent - ſtanden, womit groſſer Herren Pferd-Staͤlle benennet werden.

Maͤhren,

Marckgrafſchafft zwiſchen Boͤh - men, Schleſien, Ungarn und Oe - ſterreich gelegen. Es hat einen fruchtbaren Korn-Boden, und die Einwohner ſind der Catholi - ſchen Religion zugethan. Sie iſt ein Theil vom Koͤnigreich Boͤh - men, aber zugleich auch ein Deut - ſches Reichs-Lehn, gehoͤret dem Hauſe Oeſterreich, welches daſ - ſelbe durch einen Landes-Haupt - mann regieren laͤſſet, und wird in 5 Kreiſe eingetheilet, nemlich in den Bruͤner-Olmuͤtzer, Hra - diſcher-Znaimer und Jglauer - Kreis. Das Wappen dieſes Marckgrafthums iſt ein von Sil - ber und Roth geſchachter, lincks ſehender einfacher Adler im blauen Felde.

Maͤnnichen machen,

Sagen die Jaͤger vom Haſen, wenn er ſich auf die Hinter-Laͤuff - te ſetzet, und die vordere Laͤuffte in die Hoͤhe haͤlt; item vom Baͤren, wenn er ſich in die Hoͤhe baͤu - met.

Maeſtoſo, Maeſtuoſo, Majeſtueux,

Heiſt in der Muſic auf eine majeſtaͤtiſche, praͤchtige und was beſonders in ſich haltende oder ausdruckende Art, und zeiget an, daß ſolches anſehnlich, langſam und mit einer lebhafften Expreſ - ſion ſoll geſungen oder geſpielet werden.

Mag

Maeſtro di Capella,

Capellmeiſter, Frantzoͤſiſch Mai - tre de Muſique, Muſic-Meiſter. Die Jtaliener und Frantzoſen nen - nen auch alſo den Tact-Fuͤhrer, wenn er die gehoͤrigen Requiſita hat, welche einen Meiſter ma - chen. ſ. Capellmeiſter.

Magadium,

Jſt der alſo genannte Steg auf beſaiteten Jnſtrumenten, auf welchem die Saiten ruhen, und ohne welchen ſie keinen Klang von ſich geben.

Magadis,

Eine Art Floͤten; nach andern iſt es ein beſaitetes Jnſtrument geweſen.

Magas,

Der bewegliche und fortzuruͤ - ckende Steg, den man bey Abmeſ - ſung der Klaͤnge auf dem Einſai - ter oder Monochordo braucht. Es bedeutet auch das Monochor - dum ſelbſt, weil die darauf gezo - gene Saite, deren Extremitaͤten Magades genennet werden, zwi - ſchen zween unbeweglichen Ste - gen ſich befindet.

Magdeburg,

Die Hauptſtadt des Hertzog - thums Magdeburg, eine der groͤ - ſten Staͤdte in Deutſchland, an der Elbe, umgeben mit ſtarcken Mau - ren, guten Waͤllen und Graͤben, ſie hat breite Gaſſen, praͤchtige Kirchen und wohlgebauete Haͤu - ſer. Die Dom-Kirche zu S. Mo - ritz iſt inſonderheit zu beſichtigen, welche eines von den praͤchtigſten Gebaͤuen in Europa iſt, worin - nen kunſtreiche Bildniſſe, etliche Antiquitaͤten vom Leiden Chriſti, die Capelle worinnen 2 OttonesRoͤmi -MagRoͤmiſche Kayſer begraben liegen, des Ablaß-Kraͤmers Joh. Tezels Ablaß-Kaſten, der Taufſtein und die 2 Orgeln zu ſehen. Zugleich iſt das am Dom-Platz gelegene ſchoͤne Koͤnigliche Haus, die rare Waſſer-Muͤhle, und die an der Elbe neu erbauete Feſtung oder Citadelle wohl zu ſehen. Es iſt in der Stadt ein hohes Evangeliſches und 3 andere Stiffter, und ſeit 1715 die Magdeburgiſche Landes - Regierung, Conſiſtorium und Cammer; die Herren-Meſſe um Mauritii ſtehet 8 Tage. Vor der Stadt lieget das Kloſter Bergen. Jn der Neuſtadt, ſo einen Buͤch - ſen-Schuß davon, befindet ſich das Collegiat-Stifft SS. Petri & Pauli, wie auch das Catholiſche Kloſter S. Agneten. Von dieſer Stadt fuͤhret den Nahmen

1) das Hertzogthum Magdeburg, welches vorher ein Ertz-Bißthum war, welches Kayſer Otto I geſtiff - tet, im Weſtphaͤliſchen Frieden aber weltlich gemacht, und an das Chur-Haus Brandenburg auf ewig uͤberlaſſen ward, wie es denn auch 1680 zum wircklichen Beſitz gelangte.

2) Das Burggrafthum Mag - deburg, welches dem Chur - Hauſe Sachſen als ein ſonderba - res Reichs-Lehen zuſtehet. Allhier hat Kayſer Heinrich I den erſten Turnier auf dem ſo genannten Werder Anno 938 in der Heil. drey Koͤnig-Woche 3 Tage nach einander gehalten, da dann bey ſolchem Ritterſpiel ſich nebſt dem Kayſer und ſeinen 2 Soͤhnen, 75 Fuͤrſten aus denen Rheiniſchen, Schwaͤbiſchen, Bayeriſchen und von denen Fraͤnckiſchen Kreiſen befunden, dann 134 Grafen, und in allen 2091 Helmen. Es hatMagaber nicht die Meinung, als ob Kayſer Heinrich das Turnieren bey den Deutſchen zuerſt aufge - bracht, immaſſen ſolches lange zuvor uͤblich und im Gebrauch geweſen, auch an Kayſer Carln dem erſten, und deſſen Sohn Koͤ - nig Carln zu ſehen, auch aus den alten Helden-Buͤchern wahrzu - nehmen: Es ſind aber nachhero dergleichen Turniere mehr aufge - bracht, und in dem Roͤmiſchen Reiche 36 zu gewiſſen Zeiten ge - halten, und mit verſchiedenen Geſetzen vermehret worden.

Magen-Schwachheit der Pferde,

Ruͤhret entweder von natuͤrli - cher Abnehmung der Kraͤffte, und dadurch verurſachter boͤſer Dau - ung, oder aber daher, wenn durch zu viel Einnehmung des Futters und Trancks, oder aber durch uͤberfluͤßige Feuchtigkeit, die Dauung verhindert wird, daß die Speiſe nicht recht kan gekocht, und zu Staͤrckung und Erneh - rung der leiblichen Kraͤffte behoͤ - rig ausgetheilet werden, ſondern nur rohe durchgehet, wie ſie einge - freſſen worden, davon denn der Leib keine Krafft noch Nahrung haben kan. Oder ſie kommet auch daher, wenn ſich die verderb - ten Feuchtigkeiten in die Haut des Magens, gleich wie in einen Schwamm, einziehen, und ſeine Krafft ſchwaͤchen. Die Zeichen aber dieſer Schwaͤchung ſind, wenn die Pferde viel freſſen und doch nicht erſaͤttiget werden, wel - ches dabey abzunehmen, daß ſie alles benagen, und immer noch mehr freſſen wollen, gleichwol aber abnehmen und ſchmal wer - den, daß man ihnen die RippenvorMagvor Magerkeit ſehen kan. Die - ſem Uibel zeitlich zu begegnen, nimmt man Meerrettich, ſchneidet ihn Scheibenweiſe, doͤrret ihn wohl und gut in einem Ofen, doch bey gelinder Waͤrme, ſtoͤſſet ihn zu Pulver, und giebt ihn dem Pferde im Futter; man ſoll es aber vorhero mit Fœnum græ - cum, welches vier Tage im Wein gebeitzet worden, fuͤttern, her - nach den Meerrettich und geſtoſſe - nen Knoblauch zum dritten Theil unter das Futter mengen und al - ſo freſſen laſſen. Man kan ihm auch am Halſe an beyden Sei - ten, ingleichen die beyden Spor - Adern ſchlagen, und ihme das Blut nebſt gedachtem Pulver und Knoblauch geben. Ein anderes gutes Mittel, die Magen - Schwachheit der Pferde zu ver - treiben, und dieſelben wieder zu Kraͤfften bringen, iſt: Man neh - me ein Pfund Wachs, ein Pfund Terpentin, ein Pfund Hirſch - Marck, zwey Pfund Baum-Oel, laſſe dieſe Stuͤcke mit einander uͤber dem Feuer maͤhlich zergehen, thue gepuͤlverten Majoran, blaue Lilien (Jris) und Kreide, iedes ein halb Pfund, und ruͤhre es, bis es kalt wird; mit dieſer Sal - be ſchmiere das Pferd bey einer warmen Glut uͤber den gantzen Leib mit beyden Haͤnden, bis daß es wohl ſchwitze, und dieſes thue man allezeit uͤber den dritten Tag, neun Tage nach einander, bedecke und halte das Pferd wohl warm, darnach brauche man folgenden Tranck, welcher zur Staͤrckung des Magens ſehr dienlich iſt. Man nehme Stabwurtz-Kraut, Wurm-Saamen-Kraut, Gaman - derlein, Je laͤnger ie lieber, iedes vier Untzen, Enzian und Myr -Magrhen iedes 2 Untzen, die Wurtzel von dem Kraut, Panax Heracleum genannt, woraus der Ponax Gummi, (Opoponax) gezogen wird, ein Loth Zucker, und ſo viel Rauten; ſtoſſe dieſe Stuͤcke alle zuſammen, und reitere ſie durch ein duͤnnes Sieb, davon nehme man zwey Loͤffel voll, thue es in guten Wein, laſſe es aufſieden, und wenn es wieder laulicht wor - den, ſo gieſſe man es dem Pfer - de in den Hals, welches hievon bald wieder zu Kraͤfften kommen wird.

Wenn ein Pferd viel friſſet, und nicht dauet, ſoll man von einem Fiſch (etliche wollen von einem Hechte) das Eingeweide rein ma - chen, klein hacken, und dem Pfer - de in dem Futter zu freſſen geben. Oder: Man gebe ihm Lorbeer, Enzian und Zittwer mit Saltz vermenget, zu freſſen, das erwaͤr - met ihm den Magen, und befoͤr - dert die Dauung. Oder man lege ihm gut Heu und gedoͤrrte Gerſte vor, und laſſe einen groſſen Keſſel voll Heu-Blumen ſieden, ſeihe das Waſſer durch ein Tuch davon, laſſe das Pferd drey Ta - ge damit traͤncken, und ſonſt mit keinem andern Waſſer, davon wird es wieder eine gute Dauung bekommen.

Magen-Wurm,

Jſt ein rother Wurm, derglei - chen bisweilen den Pferden im Magen wachſen, und in demſel - ben ſowol als in den Gedaͤrmern ſich hart anhaͤngen, und einbeiſſen, auch gleich den Egeln im Waſſer, das Blut in ſich ſaugen, bis ſie deſſen ſatt und genug haben, oder durch Artzney-Mittel getoͤdtet, und mit dem Koth ausgefuͤhretwer -Magwerden; die noch leben, bleiben gemeiniglich in dem Hintern des Pferdes haͤngen, und ſehen roͤth - licht oder braun, nachdem ſie in den Daͤrmern im Durchgange Nahrung finden, haben wie die groſſen Holtz-Wuͤrme harte ſchwar - tze Maͤuler, und ſehen aus, als wenn ſie hoͤrnern waͤren. Etli - che nennen ſie ihrer Geſtalt und Eigenſchafft nach, Engerlinge, dieweil ſie den Engerlingen, wel - che zur Winterszeit den Hirſchen in der Haut ſtecken, oder im Fruͤh - ling in groſſer Menge uͤber dem Schlund im Kopf gefunden wer - den, ziemlich gleichartig ſind. Ein Pferd, ſo mit dieſen Magen - Wuͤrmern geplagt iſt, wird ge - meiniglich mager, ſchlaͤgt mit den hintern Fuͤſſen an den Bauch, als wenn es die Fliegen biſſen, reibet und waͤltzet ſich, kruͤmmet ſich und ſiehet in die Seite, da es den Schmertzen empfindet. Weil auch einem ſolchen Roß die Zun - ge hart und runtzlicht wird, ſo rei - be man ihme ſolche wohl mit Eſ - ſig und Saltz; wollen die Run - tzeln nicht vergehen, noch die Zunge weich werden, ſo hats die Wuͤrme; vergehen aber die Run - tzeln, und die Zunge wird weich, ſo hat ſichs verfangen, wornach man ſich alſobald richten kan. Die - ſe Wuͤrmer nun auszutreiben, ſie - det man einen guten Theil Rog - gen-Korn und Saltz oder geſtoſ - ſenen Schwefel in Waſſer, und giebets ihm zu trincken. Oder: Man nehme guten Eßig, geſtoſſe - nen Knoblauch und Menſchen - Koth, ruͤhre es wohl unter einan - der und gieſſe es dem Pferde ein. Andere nehmen ein Glaͤslein voll Schuſter-Schwaͤrtze, und ſo viel viel ſauren Eßig, geſtoſſenen oderMaggepuͤlverten Knoblauch, Wermut und Sadebaum, ſo groß als ei - ne Haſelnuß, miſchen alles durch einander, und ſchlagen ihm die Spor-Ader am Bauch, fangen das Blut auf, thun es unter die obgemeldten Stuͤcke, binden das Pferd auf, und gieſſen es ihme mit einander ein, laſſen es warm zudecken, und bey 2 oder 3 Stun - den umher fuͤhren, nach dieſem bringen ſie es in den Stall, geben ihm eine Hand voll gut Heu, und ein wenig Futter. Oder: Sie nehmen Teuffels-Dreck einer Ha - ſelnuß groß, Ofen-Rus, Saltz, klein geſtoſſene Kreide, iedes ſo viel als ein Huͤner-Ey, und ſo viel Weiß-Wurtzel klein geſchnitten und geſtoſſen, thun es zuſammen in ein Noͤſſel oder halbes Maaß guten Wein-Eßig, laſſen dem Pfer - de auf den Abend kein Futter ge - ben, und gieſſen ihm des Mor - gens dieſen Tranck ein, doch ge - ben ſie ihme denſelben Tag nicht mehr zu trincken. Man nim̃et auch alten rothen Wein eine Kanne, gepuͤlvert Hirſch-Horn zwey Loth, des beſten Theriacks und Wurm - Saamen, iedes ein Loth, ein Qvint - lein Nieß-Wurtz, und zwantzig Stuͤcke Lorbeern, thut dieſe Stuͤ - cken zuſammen in den Wein, laͤſ - ſet es einmal aufkochen, und gieſ - ſet es ſodenn dem Pferde im war - men Bier ein, ſo treibet es die Wuͤrme von dem Roß, daß kei - ner mehr bey ihm bleibet. Die - ſen Wuͤrmern kan man bey Zeiten vorkommen, wenn man die Pfer - de fleißig wartet, mit gutem Haber, Heu und Stroh fuͤttert, und mit reinem friſchen Waſſer traͤncket; ingleichen, wenn man ihnen alle Monat einmal Saltz mit gepuͤl - vertem langen Pfeffer und Entianver -Magvermenget, zu eſſen giebet; denn dieſes laͤſſet die Wuͤrmer nicht wachſen, und wenn ſie ſchon ge - wachſen ſind, ſo vertreibet es ſie doch bald wieder.

Magiſter cyclicus,

Hieß bey den Griechen der - jenige, welcher den Chor unter - richtete.

Magnificat,

Wird der Lob-Geſang der Heil. Jungfrau Mariaͤ von ſeinem An - fang genannt, welcher ſowol in der Roͤmiſch-Catholiſchen als Evangeliſch-Lutheriſchen Kirche choraliter und figuraliter pflegt geſungen zu werden.

Magraphe, ſ. Magrepha,

Soll, wie die Talmudiſten vor - geben, bey den alten Juͤden ein muſicaliſches Jnſtrument geweſen ſeyn, welches unſern Orgeln gleich, aus vielen Reihen Pfeif - fen beſtanden, und von Baͤlgen angeblaſen worden.

Majeſtueux, v. Maeſtoſo.

Maigreur des chevaux,

Die Magerkeit der Pferde iſt ein Abgang des Fleiſches, und ein Kennzeichen unterſchiedlicher gefaͤhrlicher ſchaͤdlicher Haupt - Maͤngel und Kranckheiten, ſo ſich damit erzeigen und anfangen, ſonderlich wo es ihm an gebuͤhr - lichem Futter nicht mangelt, und mit Arbeit es nicht beſchweret, oder uͤber Vermoͤgen beladen wird, und daſſelbe ſonderlich bey jungen Pferden, bey alten Pferden iſt es natuͤrlicher; denn wo dieſelbe ein - mal vom Fleiſch kommen, ſind ſie ſchwer wieder darzu zu bringen, ſo offt ſich aber ein altes mageresMaiPferd in etwas wieder erholet, und Fleiſch aufnimmt, ſind von ihme noch gute Dienſte zu hoffen.

Main du cheval,

Solches ſind die vordern Schen - ckel eines Pferdes. La Main de la Lance, die Hand der Lantze oder des Degens, iſt die rechte Fauſt des Reuters. Main de la Bride, iſt die lincke Hand des Reuters, ſo gemeiniglich den Zaum fuͤhret. Tenir ſon cheval dans la main, heiſt das Pferd wohl im Zaum halten, und auf alle deſſen Un - ordnung acht geben. Cheval qui eſt bien dans la main, ſagt man von einem Pferde, welches der Hand nicht widerſtehet, ſondern allezeit gehorſamet. Main legere, wird von einem Reuter geſagt, der eine leichte ſchwebende Fauſt fuͤhret, und ſeinem Pferde zu rechter Zeit durch Nachgeben zu helffen weiß. Cheval qui force la main, wird von einem Pferde geſagt, ſo auf die Fauſt dringet, und den Zaum nicht fuͤrchtet. Tra - vailler un cheval de la main, heiſt ein Pferd bloß durch den Zaum ohne den Schenckel und andere Huͤlffe regieren. Cheval tou - tes mains, ein wohl abgerichtetes Pferd, das uͤberall hin zu gebrau - chen iſt. Mener un cheval en main, heiſt ein Pferd an der Hand fuͤhren, ohne darauf zu reiten.

Maintz, ſ. Mayntz.

Maiſon de chaſſe, v. Jaͤger - Haus.

Maiſon de Manege,

Das Reit-Haus, iſt ein bedeck - ter Ort, allwo man vor Schnee und Regen geſichert, und die Pfer - de im Trocknen arbeiten und rich - ten kan, darinnen der Boden mitkla -Maiklarem Kieß, Sand, Lohe oder Saͤg-Spaͤnen beſchuͤttet iſt, wo man oͤffters exerciren, ſchieſſen, Trommel ruͤhren, Fahne ſchwin - gen, Feuer oder Rauch zu machen pfleget, damit die Pferde alles gewohnen, und das ſcheue We - ſen nach und nach vergeſſen. Ab - ſonderlich iſt ein Reithaus nuͤtz - lich fuͤr die Wild-Faͤnge und aus - reiſſende Pferde zu gebrauchen, allwo ſie eingeſperret ſind, und um ſo viel deſto ehender ihre wil - de Art verlaſſen, mithin zu allem Gebrauch thaͤtig gemacht werden. ſ. Reit-Haus.

Maître Danſer, v. Tantz - meiſter.

Maître d Armes, v. Fecht - meiſter.

Maître de Harras,

Geſtuͤt-Meiſter, iſt uͤber die Ge - neration und Fohlen-Zucht ge - ſetzt, der ſoll zuvoͤrderſt ſeinem Fuͤrſten getreu, ein ſonderlicher Liebhaber der Pferde ſeyn, und gnugſamer Wiſſenſchafft haben, was bey einer Stuterey immer vorfallen kan; denſelben vorzu - kommen, es abzuwenden, und zu verbeſſern, was dem Herrn und Geſtuͤte zu ſchaden; hergegen al - les zu erhalten, begierig ſeyn, was derſelben Nutz immer befoͤrdern kan; ſich keine Arbeit, Wachen, Gefahr und Ungemach abhalten laſſen, ſeiner Verrichtung ieder - zeit nachzukommen, abſonderlich ſtreng uͤber der Stall-Ordnung zu halten.

Maître du Manege,

Reitmeiſter oder Bereuter, ein an hoher Potentaten Hoͤfen, auf Ritter-Schulen und AcademienMaiſehr beliebter und hochnothwendi - ger Mann, welcher nicht allein groſſen Herren, ſondern auch Ca - valieren und Civil-Perſonen dien - lich, darbey auch eines Fuͤrſten Marſtall verſiehet und deſſen Pfer - de richtet und dreßiret. Dieſer ſoll nun in ſeiner Profeſſion wohl erfahren ſeyn, wo moͤglich etwas ſtudiret und im Kriege ſich was verſucht, wie auch etliche frem - de Reit-Schulen beſehen und auf denſelben geritten haben. 2) Soll er quoad Perſonam von Statur eine gerade Perſon, und ein ſitt - ſamer, verſtaͤndiger, frommer, tugendhaffter, hoͤflicher, gegen ie - derman freundlicher, willfaͤhriger, dienſtbarer und ohnpaßionirter Mann ſeyn, der ſeinen Untergebe - nen und Scholaren alles fein mit guter Manier auf der Reit-Bahn wiſſe vor - und beyzubringen, und mit keinem heuchele, oder einen den andern vorziehe, und ſie weder mit Kollern, Poltern, Fluchen und Schaͤnden, noch mit Peit - ſchen, Pruͤgeln, Steinwerffen oder andern unziemlichen Sachen tractiren, ſondern Gedult mit ih - nen, als auch den Pferden ha - ben, und durchaus kein vertrun - ckener, aufgeblaſener, ſtoltzer, ei - genſinniger, einbildiſcher, uner - fahrner Mann ſeyn. 3) Soll er quoad Officium ſeinem gnaͤdigſten Herrn, den ihm anvertrauten Marſtall, Stuterey, Fohlen-Hof, Ruͤſt - und Sattel-Kammer und was ſonſten in den Marſtall ge - hoͤret, wohl verſehen ꝛc. v. Be - reuter.

Maître de Muſique, ſ. Capell - meiſter.

Mal de Foye,

Heiſt die Leberſucht, welchesiſtMaliſt ein Mangel, ſo aus Entzuͤn - dung der Leber entſtehet, und Ge - ſchwaͤr, Verſtopffung und Erkaͤl - tung derſelben verurſachet. Die Zeichen, woran man ſie erken - net, beſtehen darinnen: 1) iſt das Maul trocken und duͤrr, daß kein Schaum oder Feuchtigkeit darin - nen zu finden iſt, 2) die Zunge iſt roͤthlicht und ſchwartz, 3) der Zuͤrch ſtincket und iſt Saffrangelb, 4) das Pferd ſaufft viel und friſſet we - nig, 5) wendet den Kopf offt ge - gen der rechten Seite, da der Schmertz iſt; 6) waͤltzet ſich offt, und ſo es auf der rechte Seite liegt, ſo erhoͤhet ſich die lincke, liegt es auf der lincken, ſo ziehet es die rechte einwerts, um den Schmertzen auszuweichen; 7) der Athem aus der Naſen ſtincket und das Weiſſe im Auge wird gelb. Einem ſolchen Pferde zu helffen, ſchlage man ihm die Bug-Ader, und laſſe ſie ziemlich ſtarck lauf - fen, des folgenden Tages nach dem Aderlaſſen nehme man ſuͤß Holtz, Rhebarber, Erdrauch, Ca - millen, Odermennige, Eberwurtz, Anis, Spicanard, Wegerich - Kraut und Wurtzeln, Tabacks - Blaͤtter und Endivien, ſiede alles bey 2 Stunden in Waſſer, ſeihe es durch ein Tuch, und gieſſe dem Pferde alle Tage 1 Qvartier davon in den Hals.

Mal de Poumon,

Die Lungenſucht, dieſe Kranck - heit iſt nichts anders, als eine Ent - zuͤndung der Lunge, welche den Pferden meiſtentheils aus dem Gebluͤte mit den Phlegmatiſchen Feuchtigkeiten vermiſcht, ſo ſich um die Lunge verſammlet, und lang daſelbſt verhalten, her ent - ſpringet, davon die Lunge ſelbſtMalhin und wieder voll kleiner eite - richter und ſtinckender Geſchwaͤr, die Hertz-Kammer voll gelbes Fett, die Leber verderbt, die Geilen dick und voll gelb Waſſer, und das Fleiſch im gantzen Leib gelb und roth wird. ſ. Lungenſucht.

Mal de Rate,

Miltz-Sucht. Das Miltz iſt ſonſt einer duͤnnen luckerichten und ſchwammigten Subſtantz, liegt an der lincken Seiten zwiſchen dem Magen und Rippen, reini - get von Natur das Gebluͤt von der Melancholie, indem ſie es von der Leber an ſich ziehet, kan ſich derowegen um einer geringen Ur - ſache willen ausdehnen, auf alle Seiten ausbreiten, dick machen und erheben, daß es gantz und gar verhaͤrtet wird, und ſich nicht mehr ſelbſt reinigen kan, ſondern allenthalben verſtopfft bleiben muß, woraus auch der Miltz - Brand entſtehet, wovor ein Re - cept in der Pferd-Anatomie pag. 119 befindlich. ſ. Miltz-Kranckheit.

Maladies du Coeur, de la Pou - mon, de la Foye, & des In - teſtins,

Die Gebrechen des Hertzens, der Lunge, Leber und uͤbrigen Eingewei - de ſind: Hertzſchlaͤchtig, Hertz - wurm, Hertzklopffen, Huſten, Lungenſucht, Gebrechen und Maͤngel des Athems, Leberſucht, Leberfaul, Miltz-Kranckheit, Darmgicht, Colica, Waſſerſucht, Gelbſucht, Schleim, Raͤhe, ver - ſchlagen, hinfallende Kranckheit, Fieber, Verſtopffung, Durch - lauff, Harnwinden, Blaſen-Stein, Krampff, Schwinden, Feigwar - tzen, Brand im Leibe und derglei - chen mehr.

Ritter-Lexic. Y yMala -
Mal

Maladies de la Poitrine & de la Croupe,

Sind die Kranckheiten der Bruſt, des Ruͤckgrats u. Creutzes ꝛc. beſtehen im kalten Brande der Bruſt, Wurm in derſelben, Bug - ſchwinden, Geſchwulſt, Riß, Creutz verruͤckt, Ruͤckgrat gebro - chen, Maſtdarm ſchwuͤren, Bruch, Nieren-Schmertzen, Stein oder Grieß, geſchwollen Geſchroͤt oder Schlauch, Blut-Stall, lauterm Stall, wenn der Schlauch zu weit in den Leib kommt, daß das Pferd nicht ſtallen kan.

Maladies de la Tète,

Haupt-Kranckheiten der Pfer - de ſind viererley: Die erſte beſte - het in Hirnfellen; die andere greifft das Hirn ſelbſt an, als die Unſin - nigkeit, Hirnwuͤten und Tobig - keit; die dritte Art iſt die fallende Sucht, der Schwindel, der Schlag, Krampff; die vierte Gat - tung verletzet die auswendigen Theile des Haupts, als Haar ausfallen, lauſig und grindiges Haupt, geſchlagen, oder ſonſt ver - wundet ꝛc.

Malandres des chevaux,

Raͤpffen der Pferde ſind Schrunden oder Geſchwaͤr, die an der Junctur oder Gelenck des Knies kommen, die Raude aber, welche ſich am hintern Schenckel ereignet, nennet man Solandres, Maucken. Dieſes haben gemei - niglich geſunde Pferde, und wann ſie nicht dran hincken, ſoll man ſie nicht zuheilen, denn ſie reinigen den Leib von Fluͤſſen, und werffen alles unreine von ſich.

Malier, ſ. Saumroß.

Malta,

Jnſel auf dem Mittellaͤndi -Manſchen Meere zwiſchen Sicilien und Tripolis, hat in der Laͤnge ohn - gefehr 6 und in der Breite 3 Mei - len. Die Hauptſtadt heißt gleich - falls Malta, iſt ſchoͤn, weitlaͤuff - tig, uͤberaus feſte, liegt auf 3 ab - ſonderlichen Halb-Jnſeln oder Felſen, la Valetta, il Burgo und S. Michael genannt, und iſt von Natur und Kunſt befeſtiget, wird auch durch die 3 Schloͤſſer S. El - mo, S. Angelo und Torre della Bocca, und durch das 1733 ange - legte Fort Emanuel beſchuͤtzet. Sie iſt der Sitz der Maltheſer - Ritter, welche auch Johanniter - und Rhodiſer-Ritter genennet wird. Der Groß-Meiſter fuͤh - ret im Wappen ein ſilbernes acht - ſpitziges Creutz im rothen Felde, oben mit einer guͤldenen Hertzog - lichen Crone, aus welcher ein Ro - ſenkrantz um das gantze Schild gehet, und daran unten ein klei - nes Creutz haͤnget, mit den Wor - ten: Pro Fide. ſ. Equites Ordinis Johannitici.

Manche,

Der Griff oder Hals an beſai - teten Jnſtrumenten.

Mandel-Kraͤhe,

Ein Vogel in der Groͤſſe eines Nußhackers, uͤber den Leib halb - braun und auf dem Ruͤcken braun - licht. Er bruͤtet nicht bey uns, ſondern ziehet nur in der Erndte vorbey, und nehret ſich alsdenn von ausgefallenen Koͤrnern, maſ - ſen er gantze Aehren verſchlucken kan. Er iſt fett, und hat wohl - ſchmeckendes Fleiſch.

Mandeln,

Sind zwey Druͤßlein, welche oben auf dem Schlund, an iede[r]Seite desjenigen Beins, ſo ſichmitManmit der Zungen vereiniget, be - findlich, und einer luckern oder ſchwammigten Subſtantz ſind, auch dahero von denen kalten, feuchten Fluͤſſen, ſo von dem Haupt daſelbſt hinab fallen, offt - mals dermaſſen eingenommen und uͤberfuͤllet werden, daß ſie ſich da - von aufblaͤhen und geſchwellen, welches nicht nur den Menſchen begegnet, ſondern auch den Pfer - den wiederfaͤhret. Die Zeichen dieſer Kranckheit ſind dieſe: 1) halten die Pferde den Kopff ſtets uͤber ſich und in die Hoͤhe, 2) koͤn - nen ſie weder freſſen noch trin - cken, noch etwas einſchlucken; 3) geben ſie dasjenige, ſo ſie trin - cken, durch die Naſen Loͤcher wie - der von ſich; 4) laſſen ſie viel Schaum aus dem Maule fallen; 5) Roͤcheln ſelbige faſt und holen ſchwerlich Athem; 6) iſt ihre Zunge dick und ſchwartz mit ei - nem weichen, waͤſſerigen und weiſ - ſen Schleim umgeben, und ſo ſie noch darzu aus dem Maul her - aus haͤnget, ſo iſt es deſto ge - faͤhrlicher, weil es eine Anzeige iſt, daß die Straſſen ſehr enge worden, denn ie hoͤher und dicker die Mandeln werden, ie mehr wird der Hals verſtopfft, und koͤnnen die Pferde endlich we - der durch die Lufft-Roͤhre, noch auch durch die Naſen-Loͤcher wohl und genugſam Athem holen, und muͤſſen alſo, wenn man ihnen nicht Huͤlffe thut, erſticken, wie - wol man ihnen auch ſchwerlich helfen kan. Die Pferde, welche damit behafftet, ſind mehrentheils junge Pferde, wenn ſie eine Zeit - lang auf dem Felde ledig gegan - gen, und denn von neuem in die Staͤlle gefuͤhret werden, und ge - ſchiehet ſolches gemeiniglich amManEnde des Herbſtes. Dieſen Pferden, wenn die Kranckheit noch im Anfange iſt, ſoll man ei - ne Hals-Ader oͤffnen, ihnen den Kopff in einem Noth-Stall in die Hoͤhe binden, und nach dieſen denſelben, um das Haupt zu pur - giren, folgende Mixtur, nemlich ſechs Loth Majoran-Waſſer, zwey Loth Salpeter und ein Qvartier - gen Wein, unter einander ge - miſcht, in die Naſen-Loͤcher ſpruͤ - tzen. Jſt aber die Geſchwulſt noch neu, und leichte zu verthei - len, (dergleichen ſie doch in die - ſen Thieren wenig zu ſeyn pfleget, weil man ihrer ſelten eher gewahr wird, bis ſie allbereit ſo groß, daß ſie dem Pferde beſchwerlich faͤllet) ſo reibe man ſie wohl und offt mit warmen Oele, oder lege ei - nen Schwamm in Eßig mit Schweins-Schmaltz vermiſcht, warm daruͤber, damit ſie verthei - let werde, oder lege nachfolgen - de zeitig-machende Pflaſter dar - uͤber. Man nimmt Maulbeer - Blaͤtter drey Haͤnde voll, drey Loth Camillen-Oel, und altes Schmeer, ſo viel genug zu einem Pflaſter iſt, laſſe es unter einan - der warm ſtoſſen. Oder man nimmt eine Galle von einer Ziege, ein Noͤſſel Wein, zwey Loth Pfef - fer, ein Qventlein Saffran, ein halbes Noͤſſel Honig, und ſiede es unter einander zu einem Pfla - ſter. Wenn ſich aber die Ge - ſchwulſt nicht vertheilen will, ſo ſchmiere man den Ort fein warm mit nachfolgenden Salben: Nimm ein Viertel-Pfund But - ter, ſechs Loth Lohr-Oel, vier Loth Althee, und laſſe es warm unter einander zergehen: Oder nimm ein halb Pfund alt Schmeer, acht Loth geſtoſſene Pappel-Wurtz, mi -Y y 2ſcheManſche es unter einander und lege es warm uͤber: Oder nimm Kohl - Kraut und alt Schmeer, vermi - ſche es wohl warm unter einan - der, ſtoſſe es hernach noch einmal alles zuſammen, und lege es warm uͤber: Oder nimm Camillen-Oel, Lorbeer-Oel, Dill-Oel, eines ſo viel als des andern, und treuffele es dem Pferde in die Ohren. So bald nun die Geſchwulſt zeitig wird, ſo ſchneide ſie auf, wenn ſie von ſich ſelbſt nicht aufbrechen will, und halte die Wunde, bis ſie genug gereiniget worden, offen, ſchmiere auch ſolche etliche Tage nach einander mit folgender Sal - be: Nimm Eßig, Oel-Hefen, Saltz, eines ſo viel als des an - dern, ſiede es wohl mit einander, und ſo es ſich gereiniget, ſo ſtreue folgendes Pulver darein: Ge - ſchabt Kupffer zwey Loth, Wey - rauch zwey Loth, Erven zwey Loth, unter einander gemiſchet. Wenn du das Geſchwuͤr mit keinem Schnitt eroͤffnen wilt, ſo caute - riſir es, laß es der Gebuͤhr nach reinigen, nimm eine Feder oder eine Wicke von Baumwollen, be - ſtreich ſie mit dem Ungnento Ægy - ptiaco, und ſtecke ſie des Tages zweymal in die Wunden.

Wenn die Mandeln auflauffen und dicke werden, ſo zuͤnde die Haare an demſelbigen Orte mit einem Licht an, bis die Haut an - faͤngt gelblicht zu werden, lege alsbald, um den Brand und Schmertzen zu ſtillen, Eyerklar daruͤber, und laſſe es alſo einen gantzen Tag daruͤber liegen, nach - mals, wenn du ſelbige wieder hin - weg genommen haſt, ſo uͤberlege den Ort des Tages zweymal mit nachfolgender Salbe: Rec. Vi - triol und Althee, iedes ſechs Loth,Manalt Schwein-Schmaltz zwoͤlff Loth, miſche es unter einander uͤber einem Kohlfeuer zu einer Salbe. Wenn ſie denn zeitig werden, ſo oͤffne ſie mit einer Flie - te, oder cauteriſirs und reinige ſie, ſchmiere hernach rings um den Schaden herum warm Schwei - nen-Schmaltz. Oder ziehe dem Pferde ein Haar-Seil uͤber die Geſchwulſt, ſo wird ſich der Fluß und Hitze gar bald heraus geben, laſſe das Haar-Seil darinnen, bis der Schaden ſich gantz geſetzet hat, alsdenn heile es mit dem Unguento Ægyptiaco, und fol - gends mit linderer Salbe zu. So bald du aber ſpuͤreſt, daß das Pferd unter waͤhrender Cur wieder ſchlingen und Speiſe zu ſich nehmen kan, ſo gieb ihm nach - folgende Purgation ein: Succum elaterii zwey Loth, Jalappa, Ler - chen-Schwamm, iedes ein Loth, Wein ein Noͤſſel unter einander gemiſcht, und dem Pferd einge - goſſen. Man ſoll ihm aber an - faͤnglich mit nachfolgendem Cly - ſtier den Leib wohl offen halten: Nimm Kleyen-Bruͤhe anderthal - be Kannen, Coloqvinten-Marck zwey Qvint, Tauſendguͤlden - Kraut zwey Haͤnde voll, Veil - Kraut eine Hand voll, Thomas - Zucker ſechs Loth, drey Eyer-Dot - tern, unter einander geſotten und warm applicirt. So aber das Geſchwaͤr, inwendig aufbraͤche, alſo, daß das Eiter zum Maul heraus lieffe, ſo laſſe ſowol obige Purgation als das Clyſtier nicht unterwegs, und ſalbe den Ort taͤglich mit einem mit Honig be - ſchmierten Jnſtrument. Das Pferd ſoll in einem mittelmaͤßig warmen Stall ſtehen: ſein Fut - ter ſoll alles gebrochen oder ge -ſchroten,Manſchroten, und mit Lerchen - Schwamm und rothen Kichern vermengt, der Tranck aber lau - licht ſeyn, und mit ſchoͤnem Mehl, Honig-Waſſer, und etwas Sal - peter vermenget werden.

Manderſcheid,

Dieſe uralte Reichs-Grafen fuͤhren ihren Urſprung aus dem Gebluͤte der Koͤnige von Auſtra - ſien her, und haben ſchon 1450 den Reichsgraͤflichen Titel erhalten. Sie haben auf der Weſtphaͤliſchen Banck Sitz und Stimme, ihre Grafſchafft liegt in der Eiffel, und beſitzen ſie die Grafſchafften Manderſcheid, Geroldſtein, Blan - ckenheim, einen Theil der Graf - ſchafft Falckenſtein nebſt verſchie - denen Herrlichkeiten und Herr - ſchaften, und theilen ſich in die Blanckenheimiſche und Kayliſche oder Falckenſteiniſche Linie. Jm Wappen fuͤhren ſie einen ſchlan - genweiſe geſchobenen rothen Bal - cken im guͤldenen Felde, als ihr Geſchlechts-Wappen; einen ſchwartzen Loͤwen mit einem Tur - nier-Kragen bedeckt im guͤldenen Felde, wegen Blanckenheim; ei - nen rothen Loͤwen im guͤldenen Felde wegen Rouſſy und Rutch; einen rothen Adler in Silber we - gen der Herrſchafft Cronenburg; ein blaues Band mit 6 kleinen rothen Sternen umgeben im ſil - bernen Felde wegen der Herrſchaft Bettingen; und ein rothes Git - ter im guͤldenen Felde wegen der Herrſchafft Daun. Auf dieſem Schilde erſcheinen 3 offene Hel - me; der erſte bedeutet Mander - ſcheid, und iſt mit einem rothen und mit Gold aufgeſchlagenen Hute bedeckt, welcher zwey Pfau - Schwaͤntze traͤgt; der andere praͤ -Manſentiret einen ſitzenden ſchwartzen Hund mit 2 guͤldenen Fluͤgeln; und der dritte zeiget auf einem rothen und mit Gold aufgeſchla - genen Hute ein guͤldenes Schirm - Bret mit einem ſchwartzen Loͤ - wen, zwiſchen 2 Pfau-Schwaͤn - tzen wegen Blanckenheim.

Mandola, Mandora, Mandore,

Teſtudo minor, war ein gantz kleines mit 4 Saiten bezogenes Lauten-maͤßiges Jnſtrument, hat - te ſeinen Nahmen vielleicht daher, quod manu facile tractari poteſt, weil es ſich leichte mit der Hand ſpielen laͤßt: Man ſpielet es ſo - wol mit einem Federkiel, als auch mit einem eintzigen Finger der rechten Hand; es wird g d� g� d� geſtimmet. Nach dem Furetier ſoll die Chanterelle oder hoͤchſte un - ter den 4 Saiten mit dem Zeige - Finger der rechten Hand, woran ein Federkiel gemacht geweſen, die drey uͤbrigen aber mit dem Dau - men, und zwar eine nach der an - dern, geruͤhret, und auf jener die Melodie gefuͤhret worden ſeyn. Man ſoll noch itzo dergleichen ha - ben, aber auch deren von 6 und mehr Saiten, um die Laute deſto beſſer nachzuahmen, welche man deswegen Mandores luthées nenne.

Manege,

Dieſes Wort bedeutet manch - mal den Ort, auf welchem man die Pferde abrichtet, die Reit - Schule, das Reithaus, die Renn - Bahn; oder es wird fuͤr die Ui - bung des Reitens ſelbſt genom - men, welches eine ſonderliche Kunſt iſt, und wol die aller -Y y 3vor -Manvortreflichſte von denen, ſo man freye Kuͤnſte nennet, ſo ſchoͤn, ſo edel, und der Tugend ſehr nahe anverwandt. Denn ſie giebt den Koͤnigen, den Fuͤrſten, Grafen und Edelleuten, ja allen Ehrlie - benden Leuten, groſſe Luſt und Ergoͤtzlichkeit, abſonderlich wann ein Pferd wohl dreſſirt iſt, und den Schenckel verſteht.

Manege inutile,

Unnuͤtzliche Reitſchul. Dieſes iſt ein Einwurff, der nur von un - verſtaͤndigen Reutern gebraucht wird, die da ſagen, alles was man auf der Reitbahn mache, das beſtehe im Tantzen, Springen, Gambaden und unverſehenen Um - wendungen, welches alles zu nichts tauge, und gantz unnuͤtz - lich ſeye ꝛc. welches aber der Her - tzog von Newcaſtle in ſeinem vor - trefflichen Reitbuch im 2 Capitel fol. 5, 6 gaͤntzlich widerſpricht, ſagende: Man muͤſte wol gantz von Sinnen kommen ſeyn, und nicht das geringſte erfahren ha - ben, was die Manege gutes wir - cken kan, wenn man dieſer Mei - nung beypflichten wollte: denn ein Pferd, ſo recht zur Hand ge - richtet iſt, den Schenckel verſteht, einen ſchoͤnen relevirten Galop erlernet, ſich nicht allein auf Soldatiſch von einer Hand zur andern leicht wendet, ſondern auch ſittſam redoppirt, und ſich im Nothfall auf den hintern Schenckeln mit guter Sicherheit herum werffen kan, das wird nim - mermehr falſche Spruͤnge ma - chen, und iſt gewiß, daß es ei - nem Reuter vortrefflichen Nutzen bringet, und einer, der es wider - ſpricht, der kan es mit ſeinem Schaden erfahren, was ein ro -Manhes Pferd ſowol im Krieg als Zweykampf nutzet, wie man der - gleichen Exempel hat, daß ſol - che ungewandtſame Pferde durch - gangen, und ihren Reuter ſelbſt in die Haͤnde der Feinde gelieffert haben.

Manege par haut,

Oder airs relevés, wird von Springern geſagt. V. Airs.

Maneros, Manerus,

Hieß bey den Egyptiern das feyerliche Trauerlied, welches ſie auf ihren Gaſtmahlen dem Ma - neroti oder Lino ihres erſten Koͤ - nigs fruͤhzeitig verſtorbenen Prin - tzen, zu Ehren zu fingen pfleg - ten.

Mangeoir,

Pferde-Krippe oder Bahren iſt eine Erhoͤhung, welche in einem Stall unter der Rauffe feſt ge - machet und ausgehobelt iſt, da - mit die Pferde im Freſſen nicht die Zunge an Schiefern und Naͤ - ſten verletzen, und das Futter drinnen ſtecken bleibe, welches denn alt, faul und ſtinckend wird, mithin das friſche Futter verder - bet und anſtecket, welches hernach die Pferde nicht gerne freſſen. Die Krippe ſoll auch hoch geſtellet ſeyn, daß die Pferde im Freſſen den Hals ſo hoch ſtrecken muͤſſen, als es das Gewaͤchs des Halſes immer zulaͤſt, welchen ſie deſto mehr in die Hoͤhe richten und ſtre - cken, wenn ſie anders den Hun - ger ſtillen wollen, wodurch ſie leich - ter in die rechte Poſitur gebracht werden, als durch einiges Zwang - Mittel ſolches geſchehen kan, weil dieſes ein unvermeidliches, natuͤr - liches und vortheilhafftes Mitteliſt,Maniſt, ſo den Pferden nicht zuwider werden kan; wann es anders nicht uͤber die Gebuͤhr und gar zu hoch getrieben wird, woraus ſonſt das Koppen entſtehet. ſ. Krippe.

Mangones,

Bey den Griechen und Roͤ - mern waren ſolche Leute, die nicht nur mit Pferden und Hunden, ſondern auch mit Sclaven han - delten, und ſelbige in verſchiede - nen Kuͤnſten, ſonderlich aber in der Muſic unterrichteten, da denn dieſe bey Gaſtereyen fuͤrs Geld aufwarten, und ihren Herren etwas verdienen muſten, auch von denſelben an andere mit Vortheil wieder verkaufft wur - den.

Manico,

Handhebe, Handgriff. Mani - co del liuto, der Hals an einer Laute; manico del Violino, der Hals oder das Griffbret an einer Geige.

Manicordion, v. Clavichordium.

Manier, cheval qui manie bien,

Sagt man von einem wohl dreſſirten Pferde, welches in wei - ten und engen Volten ſich tum - melt, und andere Schulen ma - chet: Dieſer Terminus iſt ſehr gebraͤuchlich. Z. E. Le cheval manie bien Courbettes, dis Pferd tummelt ſich leicht in Cour - betten, vor ſich, hinter ſich, und ſeitwerts und wirfft ſich auch terre terre kurtz herum. Ce cheval manie bien Caprioles, dis Pferd tummelt ſich leicht in Lufft-Spruͤn - gen, und avancirt wohl. Manie - ment wird auch uͤberhaupt die Reitſchul ſelbſt genennet.

Man

Maniera diſtendente, v. Di - ſtendimento.

Maniera quieta,

Heißt in der Muſic, wenn man nicht zu matthertzig, auch nicht zu vollhaͤlſig, ſondern mittelmaͤßig und gelaſſen ſinget.

Manieren,

Jn der Muſic, hieſſen ehemals mit ihrem Kunſt-Nahmen Colo - raturen und Figuren, wurden auch nicht eben uͤbel in einfache, zuſammengeſetzte und vermiſchte getheilet. Es ſind aber ſolche Zierathen, da ein geuͤbter Saͤn - ger oder Jnſtrumentiſt ſeine Par - tie anmuthig, geſchmuͤckt und kuͤnſt - lich heraus zu bringen-weiß. Sie gruͤnden ſich mehr auf die Ausuͤ - bung ſelbſt, auf den Geſchmack und auf die mit Vernunft einge - fuͤhrte Manier, als auf gewiſſe Regeln; ob man gleich uͤberhaupt eines und das andere davon leh - ren kan. Wenn ſie maͤßig und geſchickt angebracht worden, ſind ſie allerdings hoch zu ſchaͤtzen: dargegen uͤbel und zur Unzeit an - gebrachte Verwirrung und Eckel verurſachen, und manche ſchoͤne Melodie verderben. Sie erfor - dern Fertigkeit und Behutſam - keit, und laſſen ſich beſſer bey Jnſtrumenten als bey Singe - Stimmen anbringen. So ſind ſie auch nicht alle beſtaͤndig, ſon - dern halten die Mode mit, der - geſtalt, daß das, was vor einigen Jahren anmuthig klang, anietzo nicht ſo gerne mehr gehoͤret wird. Der Accent, Schleuffer, Vor - ſchlaͤge ꝛc. ſind die dauerhafte - ſten.

Mansfeld,

Das uralte MansfeldiſcheY y 4Haus,ManHaus, ſo von den Edlen Herren von Qverfurt abſtammet, hat in den Deutſchen Geſchichten ſich ei - nen groſſen Namen erworben. Die Grafſchafft Mansfeld iſt theils unter Chur-Saͤchſiſcher, theils unter Chur-Brandenburgiſcher Hoheit ſeqveſtrirt. Petrus Erneſtus, Graf zu Mansfeld in Friedeborn, Gouverneur in Luxemburg, erhielt 1594 des Heil. Roͤm. Reichs Fuͤr - ſten-Stand, ſtarb aber in ſeinen Soͤhnen ab. Endlich ward Graf Henricus Franciſcus wieder vom Kayſer Leopoldo zum Reichs - Fuͤrſten erhoben, und demſelben von dem Koͤnige in Spanien Ca - rolo II das Fuͤrſtenthum Fondi in Neapolis geſchencket; Kayſer Joſephus erneuerte ihm den Reichs-Fuͤrſten-Stand 1710, er ſtarb aber 1715 ohne maͤnnliche Erben; iedoch folgte ihm in der Reichs-Fuͤrſten-Wuͤrde ſeines aͤl - teſten Bruders Franciſci Maximi - liani hinterlaſſener Sohn Carolus Franciſcus. ſ. Zeitungs-Lexicon. Die Grafen von Mansfeld fuͤh - ren in einem Qvartier 6 ſilberne und rothe Balcken, als das Qver - furtiſche Stamm-Wappen, und 6 rothe Rauten wegen Mans - feld. Hernach einen ſilbernen Ad - ler im ſchwartzen Felde wegen Arnſtein; und endlich einen guͤl - denen gecroͤnten Loͤwen mit einem rothen und weiſſen Schach-Ban - de uͤberzogen im blauen Felde we - gen Heldrungen. Auf dieſem Schilde ruhen 2 offene gecroͤnte Helme, der rechte traͤget die Qver - furtiſchen Faͤhnlein, vier zu ieder Seite; der lincke einen guͤl - denen gecroͤnten Loͤwen zwiſchen einem ſilbernen und ſchwartzen Fluͤgel wegen Arnſtein und Hel - drungen. An ſtat dieſer HelmeManfuͤhret bisweilen auch der Fuͤrſt von Mansfeld uͤber dieſem Wap - pen einen Fuͤrſten-Hut.

les Manteaux des Chevaux,

Pferd-Maͤntel. Dieſe bedeu - ten die aͤuſſerlichen Zeichen der Pferde, als Stern, Blaͤſſen, Wir - bel, weiſſe Fuͤſſe, und dergleichen geſcheckte Flecken ꝛc.

Mantua,

Eine ſehr alte, ſchoͤne und auf einer Jnſel erbauete Stadt, wel - che der Mincio macht. Man zeh - let darinne 18 Pfarren und mehr als 20 Kloͤſter. Das Hertzogli - che Schloß iſt eines der ſchoͤnſten in Jtalien; man ſiehet mehr als 200 Pallaͤſte Sie iſt eine Haupt - Feſtung; und hat auſſer ihrer na - tuͤrlichen und durch Kunſt gemach - ten Befeſtigung 3 Caſtelle, davon das eine S. George, das 2te aber Porto-Fort genennet wird. Sie iſt die Hauptſtadt des Hertzog - thums Mantua, welches ſeine eigenen Hertzoge aus dem Hauſe Gonzaga hatte. Weil aber in dem Spaniſchen Succeßions - Kriege der Hertzog die Frantzoͤſi - ſche Partie hielt, ſo ward er 1708 von dem Kayſer in die Acht er - klaͤret, und hat der Kayſer das Hertzogthum bisher im Beſitz ge - habt. ſ. Zeitungs-Lexicon. Die Hertzoge von Mantua und Mont - ferrat fuͤhren ein geviertes und weitlaͤufftiges Wappen. Jn der erſten und vierten Feldung, wel - che ſilbern iſt, ſtehet ein in der Mitte ſchmal zulauffendes rothes Creutz, in deſſen ieden Winckel ein ſchwartzer Adler mit rother Zunge, Schnabel und Klauen, wegen des Hertzogthums Mantua. Auf dieſem Creutz erſcheinet einklei -Mankleines Mittel-Schild, darauf im rothen Felde ein gecroͤnter gel - ber Adler wegen des Orientali - ſchen Reichs und der Kayſer Pa - læologen, daraus Hertzog Frie - drichs zu Mantua Gemahlin ent - ſproſſen; ein goldgelber Loͤwe im rothen Felde wegen der Lombar - dey; drey ſchwartze Qver-Bal - cken im guͤldenen Felde wegen Gonzaga; ein Creutz im rothen Felde mit 4 Griechiſchen B, wegen des Kayſerthums zu Conſtanti - nopel; vier rothe Pfaͤhle im gel - ben Felde, wegen Arragonien; ein halb roth und weiſſes Feld, wegen Montferrat; den Saͤchſi - ſchen Rauten-Crantz, wegen Ab - ſtammung aus dem Wittekindi - ſchen Stamme; zwey goldgelbe gecroͤnte Barmen mit guͤldenen Creutzlein im blauen Felde, we - gen Jeruſalem. Die dritte und vierte Feldung iſt in die Qver ge - theilet, und befinden ſich darinne: die Cleviſchen Lilien-Staͤbe im rothen Felde; ein Schach-Bret im guͤldenen Felde, wegen der Grafſchafft Marck; ein blaues Feld mit den Frantzoͤſiſchen Lilien und einem Turnier-Kragen; ein gelber Loͤwe im ſchwartzen Felde wegen Brabant; ein roth und weiß eingefaſtes blaues Feld mit Lilien, wegen Burgund, drey gel - be Kaͤmme im rothen Felde, we - gen des Hertzogthums Rethel; und ein in 4 Qvartiere getheiltes Feld, darinne die 4 Frantzoͤſiſchen Lilien im blauen Felde, wegen der Anverwandſchafft mit dem Hauſe d Albret Orval, und ein rothes Feld mit weiſſer Einfaſſung. End - lich folgt ein blaues Mittel - Schild mit den Frantzoͤſiſchen Lilien und rothem Rande einge - faſt, worauf 8 ſilberne PfennigeMargepraͤgt ſind, als das Wappen von Alenſon; oben auf dem Wap - pen ſteht ein Berg, darauf ein Adler mit der Uiberſchrifft: Fi - des; und das Schild iſt mit der Ordens-Kette des heiligen Sacra - ments umgeben. Die Wappen - halter ſind zur Rechten der Man - tuaniſche ſchwartze Adler, und zur Lincken der am Hals gecroͤnte Cle - viſche Schwan.

Maquignons,

Roß-Kaͤmme oder Pferde-Haͤnd - ler, welche allerhand Sorten Pferde zu verkauffen haben, auch zuweilen einige dargegen einhan - deln, und wieder vertauſchen, wor - unter offt mangelhaffte Pferde ſind, welche ſie eiligſt ſuchen zu curiren, ihre Fehler zu verdecken, um ſolche bald wieder an Mann zu bringen, wovor man ſich ſon - derlich zu huͤten hat. V. Roß - taͤuſcher.

Marais,

Prudel, iſt ein kleiner Sumpf, darein ſich ein Parforce-Hirſch retiriret und abkuͤhlet, bis ihn die Hunde aufs neue auftreiben, und vollends gantz ermuͤden, daß er ſeinen Fang bekommt, und den Hunden zutheil wird.

Marché des chevaux,

Roß-Marckt, iſt ein freyer Ort, allwo Pferde erhandelt und ver - handelt werden, welches aber oft gefaͤhrlich iſt, auf einem oͤffentli - chen Roß-Marckt Pferde zu kauf - fen; denn wer will allemal wiſ - ſen, was fuͤr ein Mangel ein Pferd hat, ſintemal einieder, wenn er einen Mangel an ſeinem Pfer - de weiß, und ſolches daheim nicht verkauffen kan, ſo fuͤttert undY y 5maͤſtetMarmaͤſtet er ſolches zuvor auf, damit es einen anſehnlichen Leib be - kommt, ſchicket, es auf einen Roß-Marckt, giebt ihm einen fremden Nahmen, entweder es muß ein Tuͤrck, Barb, Bachmat oder Ketſchkemetter ſeyn, oder wird zuletzt gar ein gemachter En - gellaͤnder daraus. Alsdenn wird ſowohl der Kaͤuffer betrogen, als der Herr ſelbſt, welcher ihn auf den Roßmarckt geſchickt hat, um Pfer - de einzukauffen, muß daher wol vorſichtig gehandelt werden.

Marck,

Die auf der Weſtphaͤliſchen Banck Votum & Seſſionem ha - bende Grafen von der Marck ſind von den uralten Grafen von der Marck und Altena entſproſ - ſen, aus deren Geblute die ehema - ligen Hertzoge zu Juͤlich, Cleve und Berg, wie auch die Hertzo - ge von Aremberg und von Bouil - lon ihren Urſprung herfuͤhren. Die Grafſchafft Marck beſitzet ſeit 1666 durch die ſogenannte beſtaͤndige Transaction das Chur-Haus Brandenburg: Dieſe Grafen aber beſitzen die Grafſchaft Schleiden in der Eiffel. ſ. Adels-Lexic. Die - ſe Grafen von der Marck fuͤhren einen roth und weiſſen Schach - Balcken im guͤldenen Felde, we - gen der Grafſchaft Marck; und einen weiſſen Loͤwen im blauen Felde, wegen der Herrſchafft Schleida; und das gantze Schild bedecket eine ordentliche Grafen - Krone.

Marder, Marter,

Jſt ein wildes Raubthier, deſ - ſen es zweyerley Gattungen giebt, nemlich Baum-Marder und Stein-Marder. Die Baum - Marder ſind viel kleiner als dieMarwilden Katzen, aber groͤſſer als die Jltiſſe, von ſchoͤner Caſtani - en-brauner Farbe, unter der Keh - le gelblicht, ihre Haare ſind weich, zart, gelinde und dick zuſammen gewachſen, dahero auch ihr Balg weit hoͤher als der Stein-Mar - der gehalten, und ihnen um deſ - ſentwillen der Nahme Edel-Mar - der beygeleget wird. Sie halten ſich gerne in Buchen-Tannen - und Fichten-Waͤldern in hohlen Baͤumen auf, worinnen ſie ſo hart - naͤckig ſtecken, daß ſie oͤffters die Baͤume mit ſich umfaͤllen laſſen, ohne ſich zu regen, bis ſie aus Noth heraus muͤſſen; des Tages pflegen ſie ſich auch in wilden Tauben-Neſtern, Raub-Voͤgel - Horſten und Eichhoͤrnleins-Ne - ſtern zu verbergen. Jhre Nah - rung ſind Maͤuſe, Eichhoͤrner und Voͤgel, welche letztere ſie inſon - derheit des Nachts auf denen Baͤumen, wo ſie ihre Neſter ha - ben oder ſchlaffen, uͤberſchleichen und freſſen. Sie trachten auch dem Honig ſehr nach, und ſchar - ren dahero denen Hummeln ihre Neſter aus, wiewohl ihre Baͤlge von dem vielen Honig-Eſſen nicht ſo gut bleiben, ſondern Flecken bekommen, welche man Honig - Flecken nennet. Sie ſtreichen des Nachts weit herum, ſpringen auf die Baͤume und gleich denen Eichhoͤrnlein in der Hoͤhe fort, al - ſo, daß man ihrer oͤffters auf dem Boden, auf etliche hundert Schrit - te nicht gewahr wird. Wenn ſie einen groſſen Vogel, der ihnen zu ſtarck iſt, z. E. einen Auerhahn, Birckhuhn oder Faſan erwiſchen, und der Vogel fliegt davon, ſo bleiben ſie ihm auf dem Ruͤcken ſitzen und beiſſen ihn ſo lange, bis ſie mit ihm zur Erde fallen. SieMarSie pflegen den Voͤgeln in der Brut-Zeit ihre Eyer, ohne ſolche zu zerbrechen, durch ein kleines darein gebiſſenes Loͤch - lein auszuſauffen. Jhre Brunſt geſchiehet im Januario, und ſe - tzen im Martio, nach neun Wo - chen, drey oder vier Junge auf einmal, welche von denen Alten mit jungen Voͤgeln auferzogen werden, wobey jene inſonderheit wohl wahrzunehmen wiſſen, daß ſie an dem Orte, wo ſie ihre jun - ge liegen haben, nicht leichtlich et - was rauben werden, um dadurch ſich nicht ausſpuͤren oder mercken zu laſſen. Jhre Loſung iſt wider die Natur aller andern ſo wilden als zahmen Thiere dem Menſchen ſonderlich angenehm, und riecht faſt wie Biſam. Die

Stein-Marder ſind etwas kleiner und falbigter, haben eine weiſſe Kehle, und halten ſich in Fels - Loͤchern und Steinritzen, auch in alten Gemaͤuern, und unter den Daͤchern der Haͤuſer, Scheunen, Staͤlle und anderer Gebaͤude auf. Sie ſind ſonderbare Liebhaber von jungen Tauben, Huͤnern und an - dern Gefluͤgel, welches die Haus - Muͤtter oͤffters mit ihrem groͤſten Schaden gewahr werden, maſſen ſie in den Huͤner-Haͤuſern, wenn ſie einmal darein gerathen, derge - ſtalt fleißig arbeiten, daß, ſo ſie nicht geſchrecket, und davon ge - jaget werden, ſelbige vielmal kein Hun beym Leben laſſen, ſondern ſo lange wuͤrgen, bis ſie alle er - legt ſind, und, welches das ver - wunderlichſte iſt, ſo beiſſen ſie de - nen Huͤnern allen im Genicke die Koͤpffe entzwey. Was ſie wuͤr - gen, ſchleppen ſie nach ihrem La - ger ins Heu, Stroh, oder ſonſten in ein Loch. So ſie nichts andersMarbekommen koͤnnen, ſauffen ſie dem Gefluͤgel die Eyer aus, und gehen denen Maͤuſen nach. Sie bleiben nicht allein beſtaͤndig an der Erde, und laſſen ſich ſpuͤren, fondern ſind auch durch weniges Klopffen in Scheunen, Staͤllen, Haͤuſern, alten Gemaͤuern, und dergleichen leichtlich rege und fluͤchtig zu machen. Sie brun - ſten auch im Februario, tragen 9 Wochen, und haben im April ihre Jungen. Sowol der Baum-als Stein-Marder pflegen in der Brunſt ſich einander zu beiſſen und ſehr zu ſchreyen, daß es bey der Nacht weit zu hoͤren, ihre Junge aber werden blind geboh - ren. Wenn die jungen Baum - Marder bey den Leuten mit Milch erzogen werden, ſpielen ſie gerne, ſonderlich wenn man ſie mit einem jungen Hunde erziehet; ſie wer - den im Spielen nicht leicht boͤſe gemacht, aber, wenn ſie freſſen oder ſchlaffen, muß man ſie zu frieden laſſen. Die Marder wer - den am beſten mit denen Fall-Ei - ſen, Marder-Fallen, und Mar - der-Garnen gefangen, aber nicht gerne geſchoſſen, weil der Balg durch das Schieſſen leichtlich ver - derbet wird. Es giebt aber die - ſer Balg ein trefflich Rauchwerck ab, ſo man entweder gefaͤrbt oder ungefaͤrbt zu Frauenzimmer-Muͤf - fen, Palatinen und mancherley Gebraͤme vielfaͤltig verbrauchet.

Marder-Falle,

Jſt entweder einfach oder ge - doppelt. Zur einfachen Marder - Falle nimmt man drey Stuͤcken Pfoſten, ſo drey oder vier Schuh lang, neun bis zehen Zoll breit, und drey Zoll dick ſeyn ſollen. Dieſe drey Stuͤcken werden alſozuſam -Marzuſammen genagelt, daß eines davon den Boden, die andern beyden aber die Seiten ausma - chen; hinten wird es mit einem Stuͤcke Pfoſte, ſo neun oder zehen Zoll ins gevierte, und drey Zoll dick iſt, verſchlagen. Alsdenn nimmt man ein anders, ſo in eben der Staͤrcke, aber nur etwan den dritten Theil ſo lang, als eines von denen drey erſten ſeyn muß, ſolches wird oben darauf genagelt. Die uͤbrige Oeffnung wird gleich - falls mit einem Bret verſehen, welches man aber auf - und zuma - chen kan. Wenn dieſes verferti - get, ſo macht man an dem Bord der zwey Seiten-Breter, mit ei - nem Bohrer ein Loch, und ſchlaͤ - get zwey Naͤgel dadurch, daß ſie das obere Pfoſten-Stuͤcke faſſen, und daſelbſt ſtat einer Achſen die - nen koͤnnen, wenn es aufgezogen werden oder zufallen ſoll. An dieſes wird wiederum ein Stuͤcke Pfoſte angenagelt, und muß die - ſes eintzig und allein an den Fall - Deckel befeſtiget werden, damit, wenn man es niederlaͤſſet, das gantze Weſen einer verſchloſſenen Truhe oder Lade aͤhnlich ſey. Als - denn nimmt man zwey Stuͤcken Holtz, iedes zwey Schuh lang, ei - nen Zoll breit und einen halben Zoll dick, dadurch werden oben Loͤcher durchgebohret, daß man den kleinen Finger durchſtecken koͤnne, und nagelt ſie in der Mit - te der Seiten-Breter, eines gera - de gegen dem andern uͤber feſte; vorher aber wird in die Loͤcher oben ein viereckigtes Holtz, ſo ei - nen Zoll ſtarck und an beyden En - den wie eine Achſe rundiret iſt, daß es fein gelaͤuffig darinne her - um gehe, eingeſtecket, und in der Mitten beſagten viereckigten Hol -Martzes ein Loch gemacht, darein man einen ſchweren Stecken einſtecken und dergeſtalt befeſtigen koͤnne, daß er auf das bewegliche Ober - Bret, wenn es niedergelaſſen iſt, Bley - oder Senckrecht ſich von ſelbſten darauf ſtelle und ſtehen bleibe, damit das gefangene Thier daſſelbe nicht uͤber ſich heben und entkommen moͤge; ehe und bevor aber die Pfoſten zuſammen gena - gelt werden, ſo muß in das Sei - ten-Stuͤcke unten ein zwey Zoll hohes und einen halben Zoll wei - tes Loch eingeſchnitten, und gera - de gegenuͤber an dem andern Sei - ten breit mit einem Bohrer ein klein Loch gebohret werden, damit man eine duͤnne Schnur dadurch zie - hen, und einen Sprenckel oder Stecken, der etwan eines kleinen Fingers dicke iſt, daran binden kan. Dieſer Sprenckel, ſo an ſei - ner Spitze auf der andern Seite befeſtiget, und durch das Loch durchgeſtecket worden, muß koͤn - nen frey auf - und abgelaſſen wer - den, und zwey oder drey Zoll weit vor ſolches Loch heraus gehen, auch naͤchſt bey dem Ende einen Einſchnitt oder Kerbe haben; fol - gends wird inwendig in der Falle, mitten an dieſem Sprenckel das Geaͤſe, als gekochtes Obſt, oder eine Henne, ein altes riechendes Ey oder dergleichen, angefeſſelt. Uibrigens wird ein ſtarcker Bind - faden zu aͤuſſerſt in der Mitte des beweglichen Ober-Brets mit dem einen Ende, mit dem andern aber an ein kleines anderthalb Zoll lan - ges, und halben Fingers dickes, auch an ſeinen beyden Spitzen, wie ein Keil zugeſchnitztes Hoͤltz - lein dergeſtalt angebunden, daß wenn gemeldtes Ober-Bret oder Deckel einen halben Schuh, auf -ge -Margehoben, und der Bindfaden uͤber der Achſe des Steckens u. uͤber das an einem aufgerichteten Seulgen bewegliche Roͤllgen heꝛuͤber gezogen worden, das kleinere Hoͤltzgen mit dem einen Ende in des Spren - ckels Kerbe, und mit dem andern an dem Bord oder Rand des Lochs an - und aufſtehe. Solchemnach iſt die Falle zugerichtet und auf - geſtellet, wobey zu beobachten, daß der Sprenckel bloß eines Viertels Zolls hoch uͤber dem Bo - den der Falle erhoͤhet ſtehen muͤſſe. Wenn nun der Marder das Geaͤſe ſiehet oder riechet, gehet er hinein, und ſobald er nur ein wenig dar - an beiſſet, weichet das Hoͤltzlein aus dem Sprenckel, und verur - ſachet, daß die Falle zuſchieſſet, und das Thier einſperret. Die doppelte Falle wird faſt eben ſo zugerichtet.

Marder-Garn,

Jſt ein kleines von feinem duͤn - nen Bindfaden und Leinchen mit engen Schmaſen oder Maſchen zuſammen geſtricktes Netze, die Marder lebendig damit zu fan - gen. Es iſt dieſes Netze in allem faſt einem Haſen-Garn aͤhnlich, nur daß, wie gemeldet, die Ma - ſchen enger ſeyn muͤſſen, damit das Gefangene darinnen bleiben muͤſſe. Wenn man bey einem neu-gefallenen Schnee einen Mar - der ausgeſpuͤret, ſtellet man ein paar ſolcher kleinen Netze auf, ſtoͤret in die Behaͤltniſſe, und laͤſſet die Hunde ſtoͤbern, welche ihn ſodenn heraus in die Netze ja - gen, daß er gefangen wird.

Marechal,

Heiſt auch ein Fuͤrſtlicher Reit - oder Cur-Schmid, welcher in einem Fuͤrſtlichen Marſtall dieMarPferde beſchlaͤgt, Kutſchen-Waͤ - gen - und Schlitten-Arbeit dabey hat, und die krancken Pferde cu - riret, da dann uͤberhaupt ein Marechal ſoll ein verſtaͤndiger und ſowol auf ſeinem Handwerck, Hufſchlag, als auch der Roß - Artzeney wohl erfahrner Mann, und kein Saͤuffer, kein Spieler, Aufſchneider, Segenſprecher, oder eigenſinniger Jdiote ſeyn.

Marieé,

Wird ein gewiſſer neuer Tantz genennet.

Marine Trompete, v. Trompete marine.

Marque la ſale d armes,

Die Haupt-Marqve auf dem Fechtboden iſt, daß ihr eure Klinge wohl fuͤhret, und die Staͤr - cke eures Feindes benehmet, in - nerhalb ſeiner Klingen ſtarck und ſolchergeſtalt verbleibet, daß ihr ihn ſtets gleichſam in eurer Ge - walt habt, ihm nicht weichet mit der Cavation oder Operation, ſondern erwartet, daß er euch mit ſeinem Fintemachen, ein Tempo zu ſtoſſen, caviren oder pariren, Anlaß gebe, dabey habt ihr anfaͤnglich in acht zu neh - men, wenn ihr ihn ſtringirt (es ſey inner - oder auſſerhalb, auf der rechten oder lincken Seite zu) daß ihr ihm die Schwaͤche be - nehmet, ſo muͤſt ihr ihn wohl gegen eurer lincken Seiten, und ſeiner rechten Seiten gegenuͤber zu treten, damit euer Leib ſicher ſey, und ihm keine Bloͤſſe zu ſtoſ - ſen gebet. Jngleichen ſtringiret ihr euren Feind auſſerhalb, ſo muͤſt ihr wohl zu eurer rechten Seiten gegen ſeiner lincken Sei - ten gegenuͤber zu treten, alſo daßihrMarihr ſeine Klinge etwas auf die Seite hinaus treibet, und hier - mit ſicher den Vortheil nehmet, und indem ihr paſſiret die Secun - da auf ihn hinein geſtoſſen, muͤſt ihr nach ſeiner Hand oder Arm doppen und feſte faſſen, damit er euch nach geſchehenem Stoß nicht wieder verletzen koͤnne.

Marque d un fer chaud,

Ein Brand-Mahl, das iſt ein Kennzeichen beruͤhmter vorneh - mer und edler Geſtuͤte, da die Eigenthums-Herren einen abſon - derlichen Brand ihren Pferden im dritten Jahr geben laſſen, da - bey man ſehen kan, welche Pferde in ihrem Geſtuͤte erzogen worden, und wenn ſich ſolche im Kriege oder ſonſt wohl gehalten, wer - den ſolche Geſtuͤte weit und breit beruffen, und verurſachen, daß ſie ihre Pferde mit groſſem Ge - winn anwerden koͤnnen. Es giebt auch ſonſt eine andere Ma - nier, ohne Feuer eine Marque zu machen, nemlich, wenn man den Ort, wo man das Zeichen hin ha - ben will, mit aqua forti beſtreicht, ſo gehen die Haare aus, und ſie - het dem andern Brande gleich. ſ. Brand.

Marque, cheval qui marque,

Sagt man von einem Pferde, ſo ſein Alter durch einen ſchwar - tzen Dupff oder Fleck an den Zaͤh - nen anzeiget, welches auch Boh - nen kan genennet werden. Voy. Germe de Feve.

Marques la ſale d armes,

Merckmale oder Regeln der Fechtkunſt: wer ſeine Klinge auf dem Fechtboden wohl gebrauchen will, ſeinen Leib zu defendiren, demſelben iſt hoͤchſt noͤthig zu wiſ -Marſen, daß die Klinge vornemlich in 3 Theile getheilet werden muß, als in die gantze Schwaͤche, in die halbe Staͤrcke, und in die gantze Staͤrcke. Hernachmals daß er ein vortheilhafftes Lager mache, damit er ſeinem Gegner auch nicht die geringſte Bloͤſſe gebe, und folglich rein und feſte auszuſtoſſen wiſſe.

Marqueur,

Wird in Ball-Haͤuſern und bey Billard-Spielen derjenige genen - net, welcher die gewonnenen und verlohrne Augen der Spieler zeh - let, und die Partien anſchreibet.

Marſch, la Marche,

Jſt die Bewegung eines Kriegs - Heeres, da ſolches von einem Orte zum andern fortruͤcket. Es wird auch von der Ordnung, wel - che daſſelbe dabey haͤlt; ingleichen von den Zeichen, welche mit dem Kriegs-Spiel, Trompeten, Pau - cken, Pfeiffen und Trom̃eln darzu gegeben werden, gebraucht. Und ſo iſt er eine ernſthaffte, doch dabey friſch ermunternde Melodie, wel - che ihren eigentlichen Sitz vor dem Troup auf der Parade hat; doch findet ſie auch in theatraliſchen Aufzuͤgen und in Sviten ſtat, und hat mit der Entrée eine groſſe Ge - meinſchaft, nur daß jene mehr Paſſagen als dieſe zulaͤßt. Des Marſches rechte Eigenſchafft iſt was heldenmuͤthiges und unge - ſcheutes, doch nichts wildes oder lauffendes. Er laͤßt ſich nicht von allerhand Sachen machen. Er darf nicht traurig und klaͤg - lich, jaͤmmerlich und weinend ſeyn, aber auch nicht auf den Sprung; denn friſch und munter iſt nicht gleich luſtig und froͤlich. Der Marſch iſt gar kein eigentlicherTantz,MarTantz, und wenn er in Schau - ſpielen vorkoͤmmet, ſchreiten die Perſonen nur gantz langſam und ehrbar nach dem Tacte daher, oh - ne Tantzen, Huͤpfen und Sprin - gen; doch figuriren ſie unter ein - ander, welches ſich wohl ſehen laͤßt, ſonderlich von Gewaffne - ten oder Kriegs-Leuten. Der Ernſthafftigkeit einer ſolchen Me - lodie hindert es nicht, wenn ſie gleich in ungerader Tact-Art er - ſcheinet, wenn ſie nur ihre praͤch - tigen Abzeichen und das kriegeri - ſche Weſen blicken laͤſſet. Es giebt Vorfaͤlle, da auch der Marſch ſeine Eigenſchaft veraͤndern, und ſich nach gewiſſen Umſtaͤnden ein - richten laſſen muß. Denn wenn z. E. ein Hauffen Arleqvins oder luſtige Bruͤder ſollen aufgefuͤh - ret werden, kan ſolches mit einer ernſthafften Melodie nicht geſche - hen, ſondern ie laͤcherlicher ſie bey ſolcher Gelegenheit ausfaͤllt, ie beſ - ſer iſt ſie. Aber bey tapffern Kriegs-Leuten muß der Marſch was geſetztes und unerſchrockenes darlegen.

Marſchall,

Dieſes Wort kommt noch aus der alten Deutſchen Sprache her, und bedeutet einen Stall-Ver - weſer, Stallmeiſter und derglei - chen; iſt hernach zu einem Eh - ren - auch Adelichen Geſchlechts - Worte gediehen, und wird ſowol bey Civil - als Kriegs-Chargen ge - brauchet, hat auch nachdem man - cherley Zuſaͤtze bekommen, als Ertz-Marſchall, Erb-Marſchall im H. Roͤmiſchen Reich, und deſſen Fuͤrſtenthuͤmern. Am Hofe hat man Ober-Marſchalle, Hof-Haus - Reiſe - und Futter-Marſchalle ꝛc. MaſJm Kriege giebt es Feld-Mar - ſchalle und dergleichen.

Marſch blaſen,

Jſt das Zeichen, welches die Feld-Trompeter geben, wenn die Armee aufbrechen ſoll.

Marſtall, ſ. Maͤhre.

Martellement,

Eine muſicaliſche Manier bey einigen, welche andere Mordant oder Pincement nennen, wird ſie mit V bemercket; Martellement double aber mit W, und Martel - lement triple fuͤhrt zum Zeichen WV.

Martingale,

Jſt ein Sprung-Riemen, wel - cher am Gurt unter den Bauch befeſtiget, zwiſchen den vordern Fuͤſſen durchgehet, und entweder unten an den Naſe-Riemen an - gemacht, oder oben am Kapp - Zaum durch das mittlere Ring - lein angeſchnallt wird. Z. E. Die - weil euer Pferd keine Stuͤtzung (Appui) hat, ſondern den Kopf allzu hoch traͤgt, ſo gebt ihm ein Martingale, um zu verhindern, daß es mit dem Kopffe nicht ſchnelle oder goͤlle, welches aber das letzte Mittel zu gebrauchen iſt.

Marxbruͤder, ſ. Luxbruͤder.

Maſcarada, Maſcherata, Maſquerade,

Werden eine Anzahl verſchiede - ner auf einander folgender und aus mancherley Tact beſtehender, aber meiſt poßierlicher und laͤ - cherlicher Melodien genennet, wel - che zu einer Maſqverade oderAuf -MarAuffuͤhrung vermummeter Perſo - nen geſetzt iſt. ſ. Maſquerade.

Maſcrokita, ſ. Maſchrokita,

Soll ein Jnſtrument geweſen ſeyn, welches aus vielen und un - terſchiedlich proportionirten Pfeif - fen beſtanden, welche auf ein dazu beqvemes Laͤdgen feſt ge - macht, oben offen geweſen und unten ihre Ventile gehabt. Das Laͤdgen ſoll auf einer Seite eine Handhabe, auf der andern aber ein Clavier, und vornen einen Wind-Canal gehabt haben. Wenn derſelbe angeblaſen, und die Ven - tile vermittelſt der Clavium mit den Fingern geoͤffnet worden, haͤtten ſich die Pfeiffen hoͤren laſ - ſen, und gelautet, nachdem das Claviet geſpielet worden. Es wird deſſen Dan. III, 5 gedacht.

Maſquerade,

Jſt eine Verkleidung und Ver - kappung gewiſſer Perſonen, wel - che zur Luſt beyſammen ſeyn, und gantz etwas anders vorſtellen wol - len, als ſie ſonſt in der That ſind. Dergleichen Maſqueraden werden an vornehmen Hoͤfen gemeinig - lich bey Solennitaͤten, Aufzuͤgen, Baͤllen und Aſſembleen, wie auch Schlittenfahrten vorgenommen. ſ. Maſcarada.

Maß-Eller, Maß-Erle,

Auch Maßholder, Meſſeller, An-Erle, genennet, iſt ein Baum, welcher einen dicken, wiewol nicht ſonderlich hohen Stamm treibt, und unter das harte Holtz gerech - net wird. Weil er vielfaͤltig in den Forſten und Waldungen als ein Gebuͤſche anzutreffen iſt, pfle - get er von denjenigen, die keinen haubaren Stamm von ſelbigem geſehen, alleine unter das Buſch -MaſHoltz gezehlt zu werden. Er hat einen ſehr langſamen Wuchs, und bleibet hoͤckerigt, wummericht und krumm, ſowol am Schafft als an Aeſten. Die Blaͤtter ſind breit, dreytheilig, tieff ausgeſchnit - ten, und weitlaͤufftig rund ge - kerbt, wie das Eichen-Laub, und haͤngen an duͤnnen Stielen, die eines kleinen Fingers lang ſind. Der Saamen iſt etwas kleiner als der Ahorn-Saame, hart, fluͤchtig und in Form eines Zweyfalters. Das Holtz iſt feſt und hart, und wird, weil es ſchoͤn fladerich und maſerig in einander waͤchſet, zu Buͤchſen - und Piſtolen-Schaͤfften, ingleichen zu Einlegung der Fuß - Boͤden und Schraͤncke nuͤtzlich ge - brauchet. Dieſes Holtz taugt in - ſonderheit gut in die Hecken zu pflantzen, und zu den Brahnen zu ziehen, weil es ſich ſonderlich vor anderm Holtze ſtarck in einan - der flicht und dauerhafftig iſt.

Maſſima, Maxima,

Wird die achtſchlaͤgige Note, oder die 8 Tacte gilt, genennet.

Maſt-Fehm,

Jſt die Nutzung von Eich - und Buch-Waͤldern, da, wenn die Eicheln und Buͤchlein oder Buch - Eckern wohl gerathen, eine ge - wiſſe und nach der Groͤſſe des Forſtes proportionirte Anzahl Schweine, gegen Erlegung des ſo genannten Maſt - oder Fehm - Geldes darein getrieben, und eine Zeitlang darinne gelaſſen werden, damit ſie der Maſt genieſſen, und wann ſie fett worden, von dar an andere Oerter getrieben, und mit Nutzen verhandelt werden moͤgen. Es iſt dieſe Maſt eine von den beſten Nutzungen, indem derForſt -MaſForſt - oder Eigenthums-Herr, darauf nicht einen Heller, geſchwei - ge etwas mehrers, wie bey andern Nutzungen, verwenden darff, ſon - dern hier eine Erndte, (obgleich nicht alle Jahr, iedoch, wann die Maſt geraͤth, deſto reichlicher) gemeſſet, wo er doch nicht ein Koͤrnlein geſaͤet. Auch die Forſt - Bedienten haben ſich hierbey eines Zugangs zu erfreuen, iedoch muͤſ - ſen ſie davor arbeiten, das iſt, ſie muͤſſen die in die Maſt genomme - ne, oder, wie der rechte Terminus heiſt, eingefehmte Schweine in das ſo genannte Fehm-Regiſter einſchreiden, und hernach einbren - nen, das iſt, mit einem heiſſen Ei - ſen bezeichnen, wofuͤr ihnen et - was gewiſſes an Gelde bezahlet werden muß, welches von gedach - tem Einbrennen den Nahmen Brenn-Geld bekommen. Volle Maſt wird genennet, wann ent - weder Eicheln und Buch-Eckern zugleich, oder auch nur eine Sorte davon, wohl gerathen. Halbe Maſt, wann die obgedachten Maſt-Baͤu - me, nemlich Eichen und Buchen mittelmaͤßig getragen. Spreng - Maſt, wann nur hier und dar ei - nige Baͤume Fruͤchte gehabt. Wann die beſtimmte Maſt-Zeit aus, die Maſt-Schweine ausge - fehmet, und noch mehr Maſt vor - handen, ſo pflegt man wieder fri - ſche Schweine drein zu ſchlagen, und ihnen die Nach-Maſt ange - deihen zu laſſen.

Maſt-Darm,

Heiſſet der aͤuſſerſte Theil der Gedaͤrme, ſo bey den Pferden zuweilen aus dem Hintern wei - chet, heraus faͤhret und vor der Ruͤben liegt, gemeiniglich aufge -Maſſchwillt, und mit Blut unterlaͤuf - fet, uͤberhaupt aber garſtig und gefaͤhrlich anzuſehen iſt. Dieſes Uibel entſtehet mehrentheils aus dem Zwang oder rothen Ruhr, oder von allzuſcharffen Clyſtieren, oder ſo man ungeſchickt zu den Pferden greifft, und mit Naͤgeln die Gedaͤrme verletzet. Solchem abzuhelffen, mache deine Hand wohl mit Baum-Oel, oder mit Ca - millen-Oel fett und warm uͤber ei - ner Glut, laß auch den Maſt-Darm etwas erwarmen, und ſchiebe denſelben fein gemachſam und lind wieder hinein. Jſt er aber gar zu ſehr verſchwollen und ſchwartz wor - den, alſo daß er mit den Fingern nicht mehr hinein zu bringen iſt, ſo lege ihm warme Saͤcklein von Wull kraut und Beyfuß, alles wohl im Wein geſotten, warm uͤber, und wiederhole ſolches offt. Oder nimm das Pulver von Gra - nat-Aepffel-Rinden, Gall-Aepf - fel, iedes drey Loth, gebrannt Hirſch-Horn zwey Loth, duͤrre rothe Roſen eine Hand voll, mi - ſche es unter einander zu einem Pulver, und ſtreue davon auf dem ausgegangenen Maſt-Darm. Oder nimm Anis, Fenchel, iedes ein Loth, Eibiſch, Pappeln, Wull - Kraut und Blau-Veilgen-Kraut iedes zwey Haͤnde voll, ſetze es zuſammen in einem Topff Waſſer zum Feuer, und laſſe es den drit - ten Theil einſieden, hernach tun - cke einen Schwamm in die Bruͤ - he, und lege ihn offt warm uͤber den Maſt-Darm, bis er wieder eingehet; wann er wieder erweicht iſt, kan man ihn, wie obgedacht, mit den Fingern ſittſam hinein helffen, und in folgendes Deco - ctum einen Schwamm tuncken,Ritter-Lexic. Z zundMaſund ſolchen ebenfalls offt warm uͤberlegen, wie zuvor: Nimm Cy - preſſen-Nuͤßlein, wilde Granat - Aepffel-Bluͤthe, iedes ein Loth, Sumach drey Loth, Eichen-Laub drey Haͤnde voll, Granat-Rin - den und Heidelbeer, iedes zwey Loth, Gall-Aepffel ein Loth, duͤrre Roſen zwey Haͤnde voll, rothen oder ſauren Wein, ſo viel genug iſt, miſche und ſiede es wohl un - ter einander. Jſt aber der Darm nicht dick noch hoch aufgeſchwol - len, ſo waſche ihn wohl erſtlich mit einem warmen zuſammenzie - henden Wein, ſtreue hernach fol - gendes Pulver darauf: Bley - weiß, Gall-Aepffel, iedes ein Loth und Alaun ein Loth pulveriſirt und unter einander gemiſcht; und hilff ihm alsdann mit der Hand fein gemaͤchlich hinein. So aber der Maſt-Darm ſchwieret, ſoll man ihm Scabioſen-Kraut in Waſſer geſotten aufbinden, und dann zwey Haͤnde voll Fuͤnfffin - ger-Kraut, zwey Knoblauchs - Haͤupter, und ein halb Pfund Baum-Oel unter einander mi - ſchen, und dem Pferde auf ein - mal eingieſſen.

Maſticadour,

Traͤnck-Gebiß, iſt von Eiſen und ſtarckem Drat, woran runde Kugeln, und in der Mitte oval gemacht ſind. An dieſem Maſti - cadour iſt ein Haupt-Geſtell und zwey Zuͤgel-Riemen geſetzt, da - mit man es dem Pferde kan an - haͤngen, daran zu kaͤuen, damit ihme der Schaum oder Geiffer, (welchen es vom Hirn herunter gezogen) in den Mund komme; da - her man ſagt: Ein Pferd auf die Maſticadour ſtellen. Die Pferde, welche gewohnt ſind, die ZungeMatheraus zu haͤngen, koͤnnen es nicht mehr thun, wenn ſie den Maſti - cadour anhaben, denn ſie koͤnnen ſolche nicht bewegen.

Matheſis, Mathematique, Ma - thematic,

Dieſes Wort heiſt dem Ur - ſprunge nach, welchen es aus der Griechiſchen Sprache hat, eine iede Diſciplin oder Wiſſenſchafft, die man in Schulen lehret und lernet. 2) Jn dem gemeinen Ge - brauch aber bedeutet daſſelbe einen Begriff aller derjenigen Wiſſen - ſchafften, welche lehren, wie man die Groͤſſe aller Dinge nach Zahl, Maaß und Gewichte genau und kunſtmaͤßig erkennen, und hier - durch dem menſchlichen Geſchlech - te allerhand Nutzen ſchaffen kan. Dieſe Mathematiſche Wiſſen - ſchafften ſind folgende: 1) die All - meß-Kunſt oder Wiſſenſchafft von der Groͤſſe insgemein, 2) die Re - chen-Kunſt, 3) Stell-Kunſt, die Aufloͤs-Kunſt, 4) die Meß-Kunſt, 5) die Triangel-Rechnung, 6) die Welt-Beſchreibung, welche unter ſich begreifft 7) die Himmels-Wiſ - ſenſchafft, 8) die Erd-Beſchrei - bung, 9) die Zeit-Rechnung, 10) die Sonnen-Uhren-Wiſſen - ſchafft zuſamt der Uhrwercks - Kunſt, 11) die Wiſſenſchafft der Schwere, 12) die Hebe-Kunſt, 13) die Geſicht-Kunde ſamt der Perſpectiv-Kunſt; 14) die Bau - Kunſt, welche zweyerley, die For - tification und Civil-Bau-Kunſt, 15) die Muſic oder Singe-Kunſt, 16) die Artillerie-Kunſt, 17) die Schiffbau-Kunſt, die Schiffahrt, 18) diejenige, ſo von der Schwere der fluͤßigen Coͤrper und von den Waſſer-Kuͤnſten handelt. Eini - ge ſchieben mit ein 19) die Stern -DeutungMauDeutung, 20) das Punctiren, und andere dergleichen Wahrſa - gers-Kuͤnſte, welche aber gantz unartige Kinder einer ſo feinen Mutter ſind. Daß denen von Adel, die Mathematiſchen Wiſ - ſenſchaften in der Jugend zu erler - nen, mit Recht angeprieſen wer - den, ſiehet man aus derſelben au - genſcheinlichem Nutzen, ſowol im gemeinen Leben, als in der Haus - haltung, im Kriegs-Weſen, in Cameral - und andern Sachen. Ob ſelbige ſich aber in der Trigo - nometrie, Aſtronomie und Alge - bre ſonderlich zu vertieffen Urſa - che haben, ſolches duͤrffte eine an - dere Frage ſeyn. ſ. Lex. Math.

Maucke,

Jſt eine kleine Geſchwulſt, welche ſich an den Fuͤſſen der Pferde unter den langen Haaren zwiſchen den Feſſeln ſetzet, endlich auf bricht, und grindigt wird, auch wenn ſie allzulange waͤhret, ver - urſachet, daß der Huf abgehet. Solche zu vertreiben, ſoll man Vi - triol in Brunnen-Waſſer kochen laſſen, und den Schaden um den andern Tag damit auswaſchen, hernach aber mit folgender Salbe ſchmieren: Buͤchſen-Pulver, grau - en Schwefel, beydes ein Loth, Gruͤnſpan und Silber-Glaͤtte ie - des anderthalb Loth, und altes Schmeer ein halb Pfund, unter einander zergehen laſſen und zur Salbe gemacht. Ein anders auch bewaͤhrtes Mittel dafuͤr iſt die - ſes: Man brenne die Staͤte der Maucken behutſam mit heiſſen Eiſen, picke ſie hernach mit einer Fliete, und lege heiſſe Broſamen von Roggen-Brote mit Saltz darauf, laſſe es alſo 24 Stunden liegen, und ſtreue ſodann Gruͤn -Mauſpan, oder zu Pulver geſtoſſene lindene Kohlen darein. Man nimmt auch Seiffen, Pech, weiß Hartz, und Menſchen-Koth, iedes gleich viel, miſcht es heiß unter einander, und ſchlaͤgt es dem Pferde alſo warm uͤber; wenn es denn kalt worden, ſo nimmt man es wieder herab, und ſalbet den Ort mit unter einander ge - mengtem Honig und Baum-Oel, bis das Haar waͤchſet. Oder: Miſche Maſtix, Alaun, Gruͤn - ſpan, Weyrauch, Terpentin, iedes ein Loth, und ein Noͤſſel Honig, unter einander, mache uͤber einem gelinden Kohl-Feuer eine Salbe daraus, und ſchmiere die Mau - cke damit. Wenn man die Mau - cken taͤglich mit dem Waſſer, wor - inne Granat-Aepffel-Rinden, Gall-Aepffel und Vitriol geſot - ten worden, waͤſchet, und ſtreuet hernach das Pulver von calcinir - ten Hirſch-Beinen, oder das Ca - put mortuum Vitrioli darauf, ſo vergehen ſie ebenfalls. Oder, man ſtreiche, nachdem die Maucken et - liche mal mit erſtgedachtem Waſ - ſer gewaſchen, und wieder trocken worden, mit einer Feder Schwe - fel-Balſam darein. Oder, roͤſtet Zwiebeln im Schmeer, bindet es alſo heiß uͤber, und laſſet es drey Tage darauf liegen. Oder, neh - met ſechs Loth Schwefel, drey Loth Vitriol, ſtoſſet iedes beſon - ders zu Pulver, nehmet alsdann ein Pfund Schwein-Schmeer, zerlaſſet es, und gieſſet es auf ein kalt Waſſer, thut darzu drey Loth Lohr-Oel, ſechs Loth geſtoſſenen Canarien-Zucker, und vier oder fuͤnff Loͤffel voll Honig, Wachs, ſo viel als ein Huͤner-Ey, ruͤhret es unter einander, und beſchmie - ret es damit. Solchen PferdenZ z 2ſollMauſoll man taͤglich vom Antimonio crudo zu freſſen geben, als wel - ches auch inwendig den Fluß ab - fuͤhret.

Maul, Maul-Eſel, Maul - Thier,

Jſt ein Laſt-Thier, ſo entweder von einem Eſel-Heugſt und einem Mutter-Pferd oder von einer Eſe - lin und Pferde-Hengſt gefallen, und zum Tragen und Ziehen ge - brauchet wird; dieweil, welches merckwuͤrdig, dieſes Thier nicht vermoͤgend ſein Geſchlecht fortzu - pflantzen, deswegen es fuͤr ein Wunder zu halten, wenn derglei - chen ſich etwa auch an einem Or - te zutragen ſolte. Die man von einem groſſen Muͤller-Eſel und ei - ner Stuten erzielet, ſind die be - ſten und ſtaͤrckſten, haben von der Mutter die Groͤſſe, und von dem Vater die Ohren, den Schwantz, die Stimme im Schreyen, das Creutz auf den Ruͤcken, tragen den Hals gegen der Erde gebuͤcket, und haben wie die Eſel 36 Zaͤhne, ſehen aber uͤbrigens einem Pferde aͤhnli - cher. Die Eſel-Hengſte, ſo man zum Belegen brauchen will, ſind die ſchoͤnſten, welche licht-brauner Farbe mit weiſſen Maͤulern. Die allerſchoͤnſten aber ſind die ſchwar - tzen mit gleichfalls ſchwartzen Baͤuchen und einer ſchwaͤrtzlich - ten Zunge, von welchen beyden Sorten die beſten Maul-Thiere zu fallen pflegen; nicht weniger ſoll das Mutter-Pferd groß vom Leibe, ſtarck von Knochen, ſchoͤn von Statur, und nicht gar zu alt ſeyn. Diejenigen, die von einer Eſelin und von einem Pferde fal - fen, und beſonders Hinni genen - net werden, bleiben etwas kleiner. Zum Belegen einer Eſelin kanMauman leichte einen mittelmaͤßigen Hengſt bekommen, wiewol die da - von gefallene Fuͤllen nicht beſon - ders aͤſtimiret werden. Zur Be - leg-Zeit nimmt man gemeiniglich das Mittel des Mertzen, damit die Fuͤllen das folgende Jahr zu einer beqvemen Zeit fallen, nem - lich wenn das junge Gras derge - ſtalt hervor gewachſen, daß es die Mutter und das Fuͤllen mit ge - nieſſen kan. Man laͤſt dabey ei - nen Eſel zum Beſpringen der Stu - ten, weil er ſich mehr als ein Hengſt angreifft, laͤnger nicht als bis ins zehende Jahr gelten. Die Fuͤllen ſaugen nicht uͤber ſechs oder ſieben Monat, und entwehnen ſich ſelbſt, werden auch von den Muͤttern ſchwerlich laͤnger zuge - laſſen. So bald ein Maul-Eſel das dritte Jahr ſeines Alters er - reichet, kan man ſehen, wie hoch er wird, denn wenn man die Laͤn - ge eines Fuſſes mit einem Faden doppelt miſſet, ſo findet man ſei - ne voͤllige Hoͤhe. Wenn ſie ſich gerne beſchlagen, ſatteln und zaͤu - men laſſen, auch nicht ſcheu noch ſtetig ſind, ſo werden ſie in hoͤherm Werth gehalten, als die, ſo dieſe Tugenden nicht an ſich haben. Mit den jungen Maul-Eſeln muß ein Maul-Thier-Waͤrter groſſe Ge - dult haben, angeſehen nicht leicht ein ungehorſamers Thier, als ſie ſind, und wer was mit ihnen ausrichten will, der muß den Hun - ger zu Huͤlffe nehmen, ihre wider - ſpenſtige Art zu baͤndigen und zu zaͤhmen. Die zum Reiten ge - braucht werden ſollen, ſchickt man eher nicht, als wenn ſie drey Jahr alt ſind, auf die Schule, da wer - den ſie mit Seilen geſpannt, und einen Zelt zu gehen angewieſen; kan man ſie aber ungeſpannt da -hinMauhin bringen, iſt es deſto beſſer. Jn eben dieſem Alter werden ſie auch Laſt zu tragen und andere Arbei - ten zu thun angewoͤhnet, muͤſſen aber damit nicht auf einmal hart angegriffen, ſondern ſolche ſoll nach und nach vermehret, und die rechte Maaſſe darinne gehal - ten werden, damit ſie bey Kraͤf - ten und guter Luſt verbleiben, und deſto laͤnger dauren moͤgen. Am gewoͤhnlichſten wird ihre Laſt, ſo ſie tragen koͤnnen, auf 3 Centner ge - rechnet. Wegen ihres ſanfften Ganges und gewiſſen Trittes ſind ſie an gebirgigen Orten, inſonder - heit gut zum Reiten und Laſt-Tra - gen zu gebrauchen, wiewol ſie auch von einigen allein vor Laſt - Wagen, wie in Spanien vor Kut - ſchen geſpannet werden. Weil ſie ſehr tuͤckiſch ſind und gerne um ſich beiſſen, pflegt man ihnen ge - meiniglich einen Maul - oder Beiß - Korb anzuhaͤngen. Wenn ein Maul-Thier ſchwer Athem holet, ſo iſt das gewoͤhnlichſte Mittel, ihm das Blut zu laſſen, oder, welches noch beſſer, ein gemeſſe - nes Noͤſſel Wein, in welches Oel und Weyrauch, iedes eines Loths ſchwer, gethan worden, ihm ein - zuſchuͤtten. Wider das Reiſſen im Leibe ſoll man ihnen gruͤnen Kohl zu eſſen geben. So ein Maul - Eſel abnimmt, bloͤde und mager wird, oder auch den Huſten oder Bauchwehe bekommt, ſoll man demſelben ein Loth geſtoſſenen Schwefel, ein Qventlein geſtoſ - ſene Myrrhen, und ein rohes Ey, durch einander in Wein gemiſcht, warm eingieſſen. Wenn aber ein Maul-Eſel ſich ſehr ermuͤdet und erhitzet hat, pflegt man ihm einen Einguß von Schmaltz und Wein zu machen, und warm zu geben. MauJhre uͤbrigen Maͤngel und Kranck - heiten haben ſie ſowol als deren Cu - ren mit den Pferden gemein.

Maulbeer-Baͤume, Morus,

Sind wegen der Blaͤtter und Frucht ſehr nuͤtzlich zu gebrauchen, nemlich die Blaͤtter fuͤr die Sei - den-Wuͤrmer zu ihrer Nahrung; und iſt genung zu bedauren, daß das Pflantzen der Maulbeer-Baͤu - me in Deutſchland ſo gar hintan geſetzet wird, da doch dieſer Baum in unſer Clima ſich uͤberaus wohl ſchicket, indem er nicht eher ausſchlaͤgt, als bis keine Kaͤlte mehr zu beſorgen iſt, wie er denn auch derſelben ſehr widerſtehet, und in dem harten Winter 1709 wol 10 Nuß-Baͤume, ehe als ein Maulbeer-Baum, erfroren. Es will aber der Maulbeer-Baum ein mittelmaͤßiges Erdreich haben, die Pflantzen ſchieſſen ihre Wur - tzel ſehr tieff, perpendiculariter in die Erde; die rechte Zeit, ſol - che zu verſetzen, iſt im Fruͤh-Jahr. So etwan ein alter abgehender Baum vorhanden, ſo haue man denſelben nicht allzuhoch von Grund ab, ſo werden von ſol - chem uͤbergebliebenen Stamm viel junge Sproͤßlinge ausſchieſſen, die man entweder mit gutem Grund bedecken, und alſo wurtzeln laſ - ſen, oder eingraben und pflantzen kan, wie man mit den Wein-Re - ben thut; it. man ziehe einen Maulbeer-Baums-Aſt durch ein Geſchirr, fuͤlle das mit guter Er - de an, mache es an dem Baum fe - ſte, daß es nicht koͤnne beweget werden, ſo wird dieſer Aſt in dem Geſchirr Wurtzel ſchlagen, daß er hernach leichtlich kan verſetzet wer - den. Eine ſtatliche Land-Poli - cey waͤre es, wenn in allen Aem -Z z 3ternMautern und Doͤrffern eine Anſtalt zu Pflantzung der Obſt - und Maul - beer-Baͤume gemachet wuͤrde, wel - ches dem Land - und Bauer-Volck eine groſſe Nahrung bringen, und das Geld, welches ſonſt fuͤr Sei - de aus dem Lande geſchicket wird, guten theils darinn erhalten, und zu ſchoͤnen Manufacturen Anlaß geben koͤnte.

Maulwurff, Talpa,

Jſt ein kleines aber hoͤchſt ſchaͤd - liches Thier, in der Groͤſſe einer Ratte, welches eine ſpitzige Schnautze, wie einen Sau-Ruͤſ - ſel, kleine Augen, kurtze Fuͤſſe, daran breite Pfoten, und einen mit ſchwartzen zarten und wie Sammet anzugreiffenden Haa - ren beſetzten Balg, auch ein ſehr ſcharffes Gehoͤr hat. Er hat ſei - nen Auffenthalt unter der Erden, welche er mit ſeinen Pfoten durch - wuͤhlet, indem er denen Regen - Wuͤrmern, als der Maulwuͤrffe delicateſte Speiſe, nachgehet, das Erdreich in Hauffen aufwirfft, und dadurch in Gaͤrten und Wie - ſen groſſen Schaden verurſachet. Wie dieſes den Gaͤrten, Aeckern und Wieſen ſchaͤdliche Thier entwe - der mit einer Aetzung zu toͤdten, oder mit dem Grabſcheite und an - dern Jnſtrumenten auszuwerfen, oder mit Fallen wegzufangen ſey, ſolches iſt weitlaͤufftig im Oecono - miſchen Lexico gewieſen, wo - ſelbſt auch eine dergleichen Maul - wurffs-Falle beſchrieben und im Kupffer dargeſtellet wird.

Mauſen, Vermauſen,

Jſt eine Redens-Art, die von den Falcken gebraucht wird, die daher vermauſte und madrirte Falcken heiſſen. Siehe Falcken. MayMauſen wird auch uͤberhaupt von den Voͤgeln geſagt, wenn ſie die al - ten Federn fallen laſſen, und neue ſetzen. Von ihrer Pflege zu ſolcher Zeit iſt im Oeconomiſchen Lexico Anweiſung gegeben.

Maxelrain, ſ. Machſelrain.

Maxima, v. Maſſima.

Mayntz, Mayence, Mo - guntia,

Eine groſſe, ſchoͤne und wohl - erbauete Ertzbiſchoͤfliche Stadt, auf einem Huͤgel, nahe bey dem Einfluß des Mayns an dem Rhein gelegen, hat eine Citadelle, welche mit einem tieffen Graben umgeben, die Ring-Mauren ſind von Ziegelſteinen ausgeſetzet, und regular fortificiret, die Contre - ſcarpe iſt vortreflich eingerichtet. Sie hat ein herrliches Schloß, Martinsburg genannt, darinnen der Churfuͤrſt zu reſidiren pfleget, und eine hohe Schule, welche An. 1482 iſt fundiret worden, allwo der Dom zu S. Martin, und die ſehr alte Capelle, dabey die S. Jacobs-Abtey; S. Joannis, S. Ignatii Kirche, das Jeſuiter-Collegium, der neue Bau und das Rathhaus zu be - ſichtigen; uͤber den Rhein gehet eine Schiff-Bruͤcke nach dem Staͤdtgen Caſſel. Die daſigen Feſtungs-Wercke zu vermehren und zu verbeſſern, wurden 1735 von dem Reiche 2 Roͤmer-Mo - nate verwilliget. Zu Mayntz iſt auch von der Ritterſchafft des Rheinſtroms Anno 1480 den Son - tag nach Bartholomaͤi der neun und zwantzigſte Turnier gehalten worden, darunter keine Fuͤrſten, ſondern 4 Grafen, 3 Freyherren und 33 Ritter und Edle waren. Folgende vier waren verordnetzwi -Meczwiſchen den Saͤulen zu halten, als Herr Lutz von Rothenhahn, Ritter, als ein Francke, Herr Gottſchalck von Harph, Ritter, als Rheinlaͤnder, Ulrich von Brei - tenſtein als ein Bayer, Eberhard von Huͤrnheim als ein Schwabe, und derjenige, ſo nicht zugelaſſen worden, war Hans von Pfef - fenhauſen. Von dieſer Stadt fuͤhret den Nahmen der Ertz-Bi - ſchof zu Mayntz, welcher unter den Churfuͤrſten des Heil. Roͤmi - ſchen Reichs die oberſte Stelle hat, und Ertz-Cantzler des Heil. Roͤ - miſchen Reichs in Deutſchland, wie auch Decanus des Churfuͤr - ſten-Collegii iſt. Er hat allein das Recht, die andern Chur-Fuͤr - ſten ſowol zum Wahl-Tage eines Roͤmiſchen Kayſers oder Koͤniges, als auch zu den Chur-Fuͤrſten - und Collegial-Tagen zu beruffen. Er verfaſſet bey einer Wahl die Kay - ſerliche Capitulation, verwahret das Kayſerliche Jnſiegel, wie auch das Reichs-Archiv, fuͤhret bey Reichs-Tagen das Directo - rium, und verrichtet die Kayſer - liche Croͤnung in ſeinem Ertz - Bißthum, wenn ſie aber auſſer - halb ſeinem und dem Coͤllniſchen Ertz-Stiffte geſchiehet, ſo verrich - tet er ſie wechſelsweiſe mit dem Chur-Fuͤrſten zu Coͤlln. Das Wappen des Ertz-Stifftes Mayntz iſt ein ſilbernes Rad im rothen Felde mit 6 Speichen.

Mechanic,

Jſt eine Mathematiſche Wiſ - ſenſchafft, welche von der Bewe - gung handelt, die Geſetze derſel - ben erklaͤret, und auch zeiget, wie man durch kuͤnſtliche Inſtrumenta die Bewegung groͤſſer, accurater,Mecbeſtaͤndiger oder ſchneller machen koͤnne.

Mechant, v. Ruſe.

Mecklenburg,

Offener Flecken, nebſt einem Amte, unweit Wißmar, von wel - chem das Land den Nahmen hat. Vor dieſem ſoll es eine groſſe Stadt von 2 Meilen in der Laͤn - ge, und 5 im Umkreiſe geweſen ſeyn. Es war ſonſt ein Biſchoff - thum allda, welches aber nach Schwerin transferiret und im Weſtphaͤliſchen Frieden zugleich nebſt dem Bißthum Ratzeburg weltlich gemacht, und den Her - tzogen von Mecklenburg, zur Sa - tisfaction fuͤr die an Schweden abgetretene Stadt Wißmar, un - ter dem Titel weltlicher Fuͤrſten - thuͤmer erblich uͤberlaſſen, auch die Collegia Canonicorum in bey - den Stifftern aufgehoben wor - den. Von dieſem Orte hat auch ſeinen Nahmen das

Hertzogthum Mecklenburg, wel - ches aus 7 Provinzen beſtehet, nemlich dem Hertzogthum Meck - lenburg, den Fuͤrſtenthuͤmern Wenden, Schwerin und Ratze - burg, der Grafſchafft Schwerin und den Herrſchafften Roſtock und Stargard. Die Hertzoge von Mecklenburg, welche von den alten Koͤnigen der Wenden und Obotriten abſtammen, und 1349 vom Kayſer Carolo IV in des Heil - Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſten-Stand und zu Hertzogen von Mecklen - burg erhoben worden, theilen ſich anietzo in die Schweriniſche und Strelitziſche Linie. Den gegen - waͤrtigen Zuſtand dieſes Landes findet man im Zeitungs-LexicoZ z 4kurtzMeckurtz abgeſchildert. Sonſt fuͤhren die Hertzoge von Mecklenburg im Wappen einen ſchwartzen Buͤffels - Kopf, roth gecroͤnt, mit ſilbernen Hoͤrnern und einen Ring durch die Naſen im guͤldenen Felde wegen Mecklenburg; einen guͤldenen Greiff im blauen Felde, wegen des Fuͤrſtenthums Wenden; einen ge - theilten Schild, welcher unten Silber, oben aber einen guͤldenen Greiff im blauen Felde hat, we - gen des Fuͤrſtenthums Schwerin; ein ſilbern Crentz im rothen Felde wegen Ratzeburg; einen ſilbernen Arm in den Wolcken mit einem guͤldenen Ringe in der Hand, we - gen der Grafſchafft Schwerin; einen ſchwartzen zur Seite ſtehen - den Buͤffels-Kopff in Gold we - gen Roſtock; und endlich ein roth und Gold-getheiltes Mittel - Schild wegen Stargard. Auf dieſem Haupt-Schilde ſtehen 5 ge - croͤnte Helme: der Mecklenbur - giſche hat einen ſchwartzen roth - gecroͤnten Buͤffels-Kopff mit ſil - bernen Hoͤrnern auf fuͤnff ſpitzi - gen Pfaͤlen, dahinter ein Pfauen - Schwantz zu ſehen; der Wendi - ſche hat einen blauen und einen guͤldenen Fluͤgel; der Stargardi - ſche traͤgt zwey roth und Gold ge - theilte Buͤffels-Hoͤrner; der Schweriniſche zeiget einen halben Greiff; und der Ratzeburgiſche iſt mit ſieben ſilbernen Faͤhnlein beſteckt. Die Wappenhalter ſind zur Rechten ein Buͤffel, und zur Lincken ein Greiff, die Helm-De - cken aber ſind zur Rechten blau, und zur Lincken roth.

Mecontentement des chevaux,

Boͤſer Widerwille der Pferde, iſt ein Laſter, unter welchem alle Widerſpenſtigkeit, boͤſer WilleMedund Gegenwehr mit eingerechnet werden, welche von einem und an - dern dependiren, entſtehen und darinn erſtarcken; deren theils Pferde wider alle, theils wider viel, theils wider wenig Zumu - thungen und Geſchaͤffte, theils wi - der alle, etliche, ſonderliche, Men - ſchen, Pferde und Handlungen, von ihnen an unterſchiedlichen oder allen Orten, alſo auch nur zu einer oder andern, von andern iederzeit bezeigt werden.

Mediante,

Nennen die Jtaliener diejenige Saite eines Toni oder Modimu - fici, ſo eine Terze hoͤher als deſſen Final-Chorde iſt.

Mediatio Octavæ arithmetica,

Arithmetiſche Theilung einer Octav iſt, wenn eine Melodie unter die Final-Note eines Modi um eine Qvart, und uͤber dieſelbe um eine Qvint ſteiget. Sie wird deswegen alſo genennt, weil die Stellung gedachter beyder Jnter - vallen, wenn man die groͤſſeſte Zahlen in die Tieffe ſetzet, in pro - portionalitate ſive medietate arith - metica alſo ſiehet:

4 3 1̮̮ 2 Proportio Quartæ, Quintæ,

Jſt demnach die Differenz zwi - ſchen dieſen Zahlen einerley, nem - lich 1.

Mediatio Octavæ harmonica,

Harmoniſche Theilung einer Octav, iſt, wenn eine Melodie uͤber die Final-Note eines Modi um eine Octav ſteiget, dergeſtalt, daß das Qvint-Jntervall unten, und das Qvart-Jntervall oben uͤber ſolches zu ſtehen koͤmmt. SieMedSie fuͤhret dieſen Nahmen des - wegen, weil, wenn man die groͤſ - ſeſten Zahlen unten ſetzet, die Stellung ſolcher beyder Jntervalle in medietate ſive proportionalita - te harmonica dergeſtalt beſchaffen: 6 4 3 Demnach iſt die Proportion der beyden aͤuſſerſten Zahlen der Pro - portion der Differenzen gleich.

Medices,

Jſt von langen Zeiten her ein vornehmes und reiches Geſchlech - te zu Florentz geweſen, welches durch die Kauffmannſchafft einen ungemeinen Reichthum gewon - nen, und den Groß-Hertzoglichen Thron von Toſcana bishero be - ſeſſen, ſo aber nach deren Abſterben dem Hertzoge von Lothringen uͤber - laſſen worden. ſ. Florentz.

Medicina,

Artzney-Kunſt, iſt, welche der Menſchen gegenwaͤrtige Geſund - heit erhaͤlt, und die verlohrne wiederbringet. Von derſelben ſoll ein Cavalier ſo viel erlernen, daß er wiſſe ſeine Geſundheit zu erhalten, und vor dem, was der - ſelben ſchaͤdlich und zuwider iſt, ſich zu huͤten.

Meditation,

Jſt diejenige Bemuͤhung der ge - ſunden Vernunft, da man die Wahrheit zu erkennen ſucht. Wir pruͤfen dadurch das wahre und falſche, oder finden neue Wahr - heiten. Sie iſt eines der vor - trefflichſten und unentbehrlichſten Huͤlfsmittel in der Gelehrſam - keit. Wie ſolche anzuſtellen, davon giebt das Philoſophiſche Lexicon noͤthige Anleitung.

Mei

Medius harmonicus,

Wird der mittlere Sonus in ei - ner Triade harmonica genennet, z. E. c, e, g.

Megalophonus,

Ein Altiſt, einer der den Alt ſinget.

Meiſe, Parus, Parix, Ægithalus,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher ſich gerne in Waͤldern und Gaͤrten aufhaͤlt, und in alten holen Stoͤ - cken oder Baͤumen hecket. Man zehlet derſelben ſechſerley Gattun - gen. Alle Meiſen lecken ihr Freſ - ſen, denn ob ſie die Nuß-Kerne und anderes ſchon hacken, ſo le - cken ſie doch alsdenn die kleinen Stuͤcklein mit der Zunge hinein. Jhr Aufenthalt iſt, wie Eingangs erwehnet, in Waͤldern und Gaͤr - ten: Die Schopff-Meiſe, wie auch die Wald - oder Holtz-Meiſe aber bleiben im ſchwartzen Holtze, da die uͤbrigen all eine das Laub - Holtz lieben. Jhren Strich be - treffend, ſo iſt bekannt, daß man die Kohl-Meiſe, die Holtz-Meiſe und die Blau-Meiſe im Strich von einem Gehoͤltze zum andern, zu hunderten ſtreichen ſiehet, ſie halten aber nicht beyſammen, ſon - dern theilen ſich, nach Veranlaſ - ſung der Situation eines Ortes, gar leicht in geringere Hauffen: Wie - wol die Holtz-Meiſe noch mehr die Trennung ſcheuet, und noch eher unter die Voͤgel, welche in groſ - ſen Hauffen ſtreichen, gezehlet werden koͤnte. Mit den uͤbrigen Meiſen aber hat es eine andere Beſchaffenheit: Denn die Hanff - Meiſe ſtreichet gar nicht mit Hau - fen, auch nicht uͤber Feld, wie iedoch die obbemeldte drey ArtenZ z 5thun,Meithun, ſondern ſie gehet dem Ge - buͤſche nach, und folget immer ei - ner der andern, als ob ſie einan - der jagen wolten, und alſo macht es auch etwas tieffer im Wald die Kupp - oder Schopff-Meiſe: Die Schwantz-Meiſe aber pfleget nur bey der Zahl zu bleiben, die ein iedes Paar ſelbſten gebruͤtet; doch waget ſie ſich uͤber weite Felder, allwo ſie, wenn ſie Baͤume antrifft, ein groſſes Geſchrey macht, und in der Kaͤlte ſchlagen ſich zum oͤf - tern zwo, auch mehr Bruten zu - ſammen. Alle Meiſen, die einige Schnee - oder Schwantz-Meiſe ausgenommen, bruͤten in die Loͤ - cher. Die Kohl-Meiſe bruͤtet ger - ne in hole Baͤume, das Loch mag weit oben oder nahe unten bey der Erden ſeyn, und machet ſich ein ſehr groſſes Neſt von Wollen, Moos und Federn. Die Blau - Meiſe bruͤtet eben auch auf Baͤu - men, iedoch nicht gerne niedrig, ſondern in einem Loͤchlein, das hoch oben iſt, daſelbſt traͤget ſie erſtlich alles faule Holtz aus dem Loͤchlein heraus, wenn der Platz gereini - get, faͤnget ſie erſt an, was ſie zum Neſt brauchet, hinein zu tra - gen; dieſes thun zwar andere Mei - ſen auch, doch iſt es von der Blau - Meiſe am leichteſten wahrzuneh - men. Die Holtz-Meiſe bruͤtet ſel - ten in Baͤumen, ſondern in ab - gehauenen Stoͤcken, die Loͤcher ha - ben, und eben alſo macht es auch die Kupp - oder Schopff-Meiſe, welche beyde das ſchwartze Ge - hoͤltze gar zu lieb haben, als daß ſie ſolches das gantze Jahr hin - durch auf eine lange Zeit verlaſ - ſen ſolten. Die Hanf-Meiſe aber durchwandert alle Gaͤrten, wie die Kohl-Meiſe, und bruͤtet offt nur in Loͤchern niedriger Pflaumen -MeiBaͤume, alſo daß die eintzige Schnee - oder Schwantz-Meiſe ob - gedachter maſſen es diesfalls nicht mit ihren Geſellen haͤlt, weil ſie in einem Neſte, worein ſie ie - doch auch ein uͤberaus kleines Loͤch - lein macht, zu bruͤten pfleget. Die Meiſen haben vor vielen an - dern Voͤgeln dieſes beſonders, daß ſie ſehr fruchtbar ſind, und auf einmal, ſonderlich die Kohl-Mei - ſe und die Schnee-Meiſe, 15 bis 19 Eyer legen, die uͤbrigen blei - ben bey 10 bis 12. Weil ſie aber gemeiniglich zwey mal bruͤten, ſonderlich, wenn ſie das erſte mal um die Eyer oder Junge gebracht werden, ſo kommt doch eine groſ - ſe Zahl heraus, und iſt daher nicht zu verwundern, daß, zumal die Kohl-Meiſe, im Herbſt mit dem Kloben und ſonſten ſo haͤuffig ge - fangen werden. Die Meiſen ge - hen begierig auf die Lock. Jm Fruͤhling werden ſie wol etwas ſchoͤner, man kan aber doch nicht eigentlich ſagen, daß ſie ihre Far - ben veraͤndern: Wie man denn ihnen auch keinen Geſang zuſchrei - ben kan. Sie pflegen ſich im Waſſer zu baden, und ihren Jun - gen das Geaͤtz im Schnabel zuzu - tragen. Jhre Nahrung beſtehet in lauter Wuͤrmen und Raupen, deren Neſter ſie auch im Winter zu der Gaͤrtner Vergnuͤgen zer - ſtoͤren. Die Kohl-Meiſe genieſſet zur Herbſt-Zeit auch Beere, und flieget Winters-Zeit an das Lu - der, wenn es nemlich trocken oder gefroren iſt, um davon zu nagen. Jn den Zimmern nehmen ſie wol mit Hanff und Nuͤſſen vorlieb, aber ſie dauren dabey nicht, ſon - dern wollen andere Abwechslun - gen, von ſuͤſſem Kaͤſe, Semmel in Milch geweicht, Regen-Wuͤrme,Mayen -MeiMayen-Kaͤfer, und anderes der - gleichen Gewuͤrme, zu der Zeit, da man es bekommen kan; ſon - derlich Heuſchrecken, ingleichen Haber-Koͤrner haben, oder aus und einfliegen, wenn ſie friſch blei - ben ſollen: Doch iſt dieſes nur von den Kohl-Meiſen zu verſtehen, denn die Blau-wie auch die Hanff - und Holtz-Meiſen ſind dauerhaff - ter. Wer eine Kohl-Meiſe gleich um Jacobi, da ſie noch nicht ge - mauſet ſind, faͤnget, und ſie an - faͤnglich mit Heuſchrecken, ſuͤſſem Qvarck und friſchen Ameis-Eyern fortbringet, bis ſie Nuͤſſe und Hauff vertragen kan, der wird erfahren, wie viel beſſer eine ſolche in dem Herbſt zum Fang und Lock ſey, als eine, die man alsdenn erſt faͤnget. Die Meiſe bringet ihr Geſchrey von Natur ohne nachzudichten hervor, befleißiget ſich auch auf ihren Geſang nicht, und iſt dahero von Natur unge - ſchickt, von andern Voͤgeln et - was zu lernen. Sie werden zur Herbſt-Zeit mit den Kloben auf den Meiſen-Huͤtten nach der Pfeiffe, oder mit Meiſen-Schlaͤ - gen nach der Lock, oder aber mit Leim-Spindeln in groſſer Menge gefangen, und iſt ihr Fleiſch zwar geringe, aber doch geſund, und fuͤr arme Leute eine gute Koſt. Die obgedachten 6 Arten ſind:

1) Die Kohl - oder Spiegel - Meiſe, als die groͤſſeſt - und ſchoͤn - ſte von dieſem Geſchlecht, hat ei - nen kohlſchwartzen Schnabel, und oben einen kohlſchwartzen Kopff, zu beyden Seiten aber iſt der Kopff mit den ſchoͤnſten hel - len weiſſen gezieret; wo der Kopf aufhoͤret, und der Hals anfaͤngt, und zwar gleich oben von dem Ge - nick an, kommt eine Farbe, dieMeiman weder gruͤn noch blau nennen kan, ſondern ſie iſt das Mittel von beyden Farben, und hat doch mehr von gruͤnen als von blauen: Sie reichet den gantzen Ruͤcken hinab bis zum Schwantz, iedoch wird ſie, noch ehe der Schwantz angehet, in etwas heller: Der Schwantz ſelbſten hat oben auf faſt eben die Farbe, wird aber zu - letzt hinaus etwas dunckel und ſchwaͤrtzlicht. Unten her gleich an der Kehle faͤngt ſich ein ſchwar - tzer Strich an, der zwiſchen de - nen zu beyden Seiten ſich befin - denden unvergleichlich ſchoͤn hoch - gelben Federn, bey denen Maͤnn - lein bis unten hinaus zum Schwantz ſich erſtrecket, und Fin - gers breit iſt. Die Fluͤgel haben eben ſolche gruͤn-blaulichte Federn, die Fuͤſſe aber ſind blau. Das Weiblein iſt am Kopff von dem Maͤnnlein nicht zu unterſcheiden, und das Gelbe am untern Leibe giebt des Maͤnnleins Farbe ſo we - nig nach, daß auch darauf nicht zu trauen iſt, der unten durchge - hende ſchwartze Strich aber iſt nicht ſo breit, als bey dem Maͤnn - lein, und erſtrecket ſich nicht bis hinab zum Schwantz, ſondern verlieret ſich noch weit oben am Bauch, und macht das Weiblein von dem Maͤnnlein alſo wohl kenntlich. Uibrigens iſt die Meiſe am gantzen Leibe wohl geſtaltet, hat mittelmaͤßig hohe und mit ſolcher Staͤrcke begabte Beine, wie ihr noͤ - thig iſt, ſich uͤberall anhaͤngen, und die Wuͤrme zwiſchen dem Laub, und den Rinden heraus hauen zu koͤnnen; zu welchem En - de auch der Schnabel, welcher doch nicht laͤnger, als ohngefehr einer Nachtigall Schnabel iſt, eine ſo beſondere Staͤrcke hat, daß dieMeiſeMeiMeiſe einem Menſchen damit auf einen Hieb den Finger blutig hau - en kan. Die

2) Blau-Meiſe, von einigen auch Pimpel-Meiſe genennet, iſt am Kopff blau, wo die Kohl-Meiſe ſchwartz iſt, und wo dieſe weiß iſt, ſiehet jene auch weiß: Am Ruͤcken hat ſie faſt Federn, wie die Kohl - Meiſe, doch in etwas blaulichter; die Flug-Federn aber und die Schwantz-Federn ſind uͤberaus ſchoͤn blau, hingegen das Gelbe am untern Leibe iſt nicht ſo ſchoͤn und ſo hochfaͤrbig, als bey der Kohl-Meiſe; in der Mitten ge - het zwar auch ein blauer, wie bey jener ein ſchwartzer, Strich durch, er iſt aber nicht ſo breit, als der andern ihrer, und reichet nicht bis hinunter zum Schwantz: Der Schnabel iſt bey dieſer auch blaulicht, doch vornen hinaus et - was ſchwaͤrtzlicht, die Fuͤſſe aber ſind blau. Das Weiblein hat alle die Farben und deren Einthei - lung, wie das Maͤnnlein, nur daß es nicht ſo hochfaͤrbig, und alſo, wenn man es nebſt einem Maͤnn - lein beſiehet, leicht zu erkennen iſt. Der Blau-Meiſe Leibes-Groͤſſe iſt gar gering, maſſen ſie noch klei - ner als ein Zeißlein; im uͤbrigen iſt ſie am Schnabel, Fuͤſſen und andern Gliedern, mit eben den Gaben verſehen, welche bey der Kohl-Meiſe (der ſie an Schoͤnheit vorgehet, an Lieblichkeit der Stim - me aber gerne weichet) ſchon gemel - det worden. Die

3) Wald - oder Holtz-Meiſe, hat gleichfalls einen ſchwartzen Kopff und weiſſe Backen, wie die Kohl-Meiſe, das Weiſſe aber iſt nicht ſo hell, ſondern gleich als wenn es kothig waͤre, und das Schwartze gehet zwar, gleich alsMeiob ſie ein Ringlein um den Hals haͤtte, bis an die Kehle, es rei - chet aber doch nicht weiter, und iſt die gantze Bruſt und Bauch nur mit ſolchem duncklen Weiß einge - nommen; der Ruͤcken und die Fluͤgel ſind dunckelgrau, und am Ende der Flug-Federn finden ſich, wie bey dem Baumhaͤcklein und Stieglitzen, weiſſe Puͤnctlein, wel - che man nur ſiehet, wenn man die Fluͤgel von einander thut. Das Weiblein hat gaͤntzlich einerley Farbe. An der Groͤſſe iſt dieſe Meiſe, wie eine Blau-Meiſe, faſt noch kleiner, und am Schnabel, Fuͤſſen und andern Eigenſchafften, hat ſie eben die Gaben, welche die andern Meiſen beſitzen. Die

4) Hanff - oder Schwartz-Meiſe, hat ebenfalls einen ſchwartzen Kopff, von welchen ſie aber kein Ringlein um den Hals herum zie - het; die Backen und der gantze Unterleib iſt auch dunckel-weiß, ie - doch etwas heller als bey der Wald - oder Heltz-Meiſe; der Ruͤ - cken iſt Aſchen-Farbe, ſo daß er in etwas zur braͤunlichen Farbe ſich neiget, und alſo ſehen auch der Schwantz und die Fluͤgel aus, welche letztern aber mit keinen Puͤnctlein verſehen ſind. Wie viel aͤhnliches ſie mit der Holtz - Meiſe hat, ſo wohnet ſie doch nicht bey derſelben im Schwartz-Holtze, oder doch ſelten, und nur auſſen herum, ſondern ſie enthaͤlt ſich lieber im Laub-Holtz bey der Kohl - Meiſe. Die Groͤſſe iſt bey nahe ei - ner Mehl-Schnee - oder Schwantz - Meiſe gleich, und ihre Eigen - ſchafften an Kraͤfften im Schna - bel und Fuͤſſen ſind wie der an - dern Meiſen. Die

5) Kupp - oder Schopff inglei - chen Haubel-Meiſe, iſt von glei -cherMeicher Groͤſſe als die Holtz-Meiſe, hat auf dem Kopff ein kleines ſpi - tziges Schoͤpfflein oder Kuppen von blau - und weiß-geſprengten Federn, und der voͤrdere Theil, von dem Schnabel an bis an ſol - che Kuppe iſt von gleicher Farbe, auch iſt der Kehle etwas von ſol - cher Farbe mitgetheilet: im uͤbri - gen iſt der untere Leib bis hinab zum Schwantze dunckel-weiß, und der Ruͤcken ſamt den Fluͤgeln und Schwantz-Federn ſind Maus - Farbe. Sie hat, wie die Hanf - Meiſe, ingleichen die Holtz-Mei - ſe, ſo gar einerley Farbe mit ih - rem Weiblein, deſſen Geſtalt nicht abſonderlich beſchrieben wer - den kan; auch hat ſie alle uͤbrigen Eigenſchafften mit den andern Meiſen gemein. So viel aber den Ort ihres Aufenthalts betrifft, haͤlt ſie es mit der Holtz-Meiſe. Die

6) Schnee-Meiſe, welche etli - che Mehl-Meiſe oder Pfannen - Stiel, andere aber Zahl - oder Schwantz - wie auch Berg-Meiſe nennen, iſt die kleinſte unter al - len, hat aber den laͤngſten Schwantz, der bey ihrem kleinen Coͤrper nicht anders ausſiehet, als ob der Vogel daran geſpieſſet waͤ - re. Sie iſt am Kopffe gantz weiß, als ob ſie mit Mehle beſtaͤubet waͤre, auſſer daß ſie uͤber den Au - gen und unten an dem Kinnba - cken braune und ſchwaͤrtzlichte Streifflein hat; der Ruͤcken iſt auch mit braunen und ſchwartzen Flecklein, darunter etwas weiſſes hervor ſcheinet, uͤberzogen, und die Fluͤgel ſind gleich alſo; die ſehr langen Schwantz-Federn aber ſind meiſtens ſchwaͤrtzlicht, und nur mit zweyen weißgeſtriemten Federn untermiſchet. An derMeiGroͤſſe wird dieſe Meiſe ſchwer - lich einen Zaunkoͤnig uͤbertreffen, ſo gar ihr ſchwartzes Schnaͤbelein iſt viel kuͤrtzer, und dennoch hat ſie mehr Staͤrcke darinne, als der Zaunkoͤnig. Wie klein dieſer Vo - gel ſey, kan man daraus abneh - men, daß ſeine Eyer, deren er dreyzehen und mehr auf einmal in ſeinem Neſte ausbruͤtet, nicht groͤſſer ſind, als die groͤßte Art von den gemeinen Erbſen. Man darf aber ſein Neſt nicht in holen Baͤumen und Staͤmmen ſuchen, wie aller andern Meiſen, ſondern auf ſtarcken an dem Stamm an - ſtehenden Aeſten; daſelbſt traͤget er ſo viel Moos und Federn, mit welchen das Neſt inwendig aus - gemacht iſt, zuſammen, daß man es nicht in einen Hut faſſen kan; und in ſolchen zuſammen getra - genen Klumpen, der ſo verwun - derlich geſchlichtet iſt, daß es ei - ne Menſchen-Hand nicht nach - machen kan, macht dieſe Meiſe ein kleines Loͤchlein, zu dem ſie kaum hinein kriechen kan; daher abzunehmen, weil es inwendig von nichts als Huͤner - und andern Federn bereitet iſt, wie warm es ſeyn muͤſſe; doch ſiehet es auf dem Baum nicht anders aus, als wie ein Buͤſchelein Moos, der vor ſich ſelbſt allda gewachſen.

Meiſen-Huͤtte,

Deren giebt es bey dem kleinen Vogel-Fang zweyerley: Die erſte iſt eine mit gruͤnen Straͤuchern ver - ſehene kleine Huͤtte, darein ſich der Vogelſteller, der Meiſen und andere kleine Voͤgel mit dem Klo - ben fangen will, verbirget, um von den ſelben nicht geſehen zu wer - den. Man pfleget ſie nach Be - ſchaffenheit des Orts, entweder imWaldMeiWald auf der Erden oder daſelbſt in der Hoͤhe, auf drey nicht weit von einander ſtehende groſſe Baͤu - me, oder auch ohnweit einem flieſſenden Waſſer, wobey viele Weiden anzutreffen, zu erbauen; denn bey den Weiden-Buͤſchen halten ſich die Meiſen, als um wel - cher willen der Weidemann inſon - derheit den Kloben-Fang anſtellet, beſonders auf, zumal wenn ein Wald nicht weit davon abgelegen. Vornen und auf beyden Seiten werden Loͤcher gelaſſen, dadurch der Vogelſteller den Kloben ſte - cket, und, wenn ein Vogel ſich darauf ſetzet, ſolchen herein zie - het. Die andere Art von Mei - ſen Huͤtten iſt beweglich, und kan, weil ſie nicht ſchwer, ohne Muͤhe hin und wieder getragen werden. Sie beſtehet aus einem von Latten zuſammen geſchlagenen Geruͤſte, welches am beſten mit gruͤner Wachs-Leinwand uͤberzogen, und mit einem beweglichen Dache, gleich einer Senffte bedecket iſt. Hoͤret man den Vogel von ferne ſingen, ſo wird die Huͤtte mit dem Kopff aufgehoben, und ſo man ohnweit dem Ort des Vogels koͤmmt, abgeſetzet, der Kloben zu dem deswegen durch die Huͤtten gemachten Loch hinaus geſchoben, und auf den Vogel ſolcher Geſtalt gelauret. Der Weidemann hat einen Lock-Vogel bey ſich, und zwey Pfeifflein, eines hoͤher, das andere ein wenig niedriger geſtim - met, mit dieſem letztern ahmet er der Meiſen gemeinen Ruff nach, mit dem erſtern aber macht er bis - weilen, und etwas ſeltener ihr Geſchrey, welches die Weid-Leu - te Zizipee nennen. Wenn nun die ſtreichende Meiſen dieſen Ruff hoͤren, fliegen ſie alſobald derMeigantz gruͤn bekleideten oder uͤber - zogenen Huͤtten zu, und weil ſie keine beqvemere Stelle ſich zu ſe - tzen finden koͤnnen, als den Klo - ben, ſetzen ſie ſich darauf, daß ſie mit den hintern und der vordern Zehen in die Klufft oder Spalte des Klobens eingreiffen. So bald der Vogelſteller die neu - an - gekommenen Gaͤſte mercket, zie - het er das durch den Kloben ge - hende Schnuͤrlein, und klemmet der Meiſen ihre Zehen ſo feſte, daß ſie nicht auszureiſſen vermag, zuckt ſie aber alſobald durch das Loͤchlein in die Huͤtten, und die andern Meiſen ſind ſo thoͤricht, daß ſie dieſen Betrug nicht mer - cken, ſondern ie mehr die andern, ſo gefangen und gewuͤrgt werden, ſchreyen, ie begieriger und blin - der fliegen ſie zu.

Meiſen-Koͤnig, Meiſen - Moͤnch,

Jſt ein kleiner Vogel, vom Ge - ſchlechte der Dornreiche, in der Groͤſſe einer Blau - oder Hanff - Meiſe, welcher letztern er ſehr gleich ſiehet, nur daß er in etwas laͤnger und hochbeinigter ſeyn mag. Sein Farbe iſt am Ruͤ - cken Aſchenfarb, der Kopff iſt oben kohlſchwartz, und die Backen um die Augen ſind weiß, wie der Mei - ſen Kopff auf beyden Seiten iſt. Sein Geſang iſt viel ſchoͤner, als des eigentlich ſo genannten Dorn - reichs, ob er gleich um ein merck - liches kleiner iſt. Er bruͤtet auch nur im Geſtaͤudig, nimmt aber nicht mit einer oder zwo Stau - den vorlieb, ſondern ſuchet groſſe Hecken und Gebuͤſche, woſelbſt er ſein Neſt gantz nieder von Laub - werck, wie die Nachtigall, oder von Moos machet. Er bruͤtetauchMeiauch zuweilen mitten in die dicken Eichwaͤlder, und wehlet zu ſeinem Sing-Platz meiſtens hohe Baͤume, flieget aber nicht in die Hoͤhe, um in dem Flug zu ſingen. Dieſer Vogel gleichwie er einer der ſpaͤ - teſten iſt, die im Fruͤhling kom - men, alſo ſinget er hingegen bis nach Johannis, und verlieret ſich gantz und gar wieder im Septem - ber; er hat vier oder fuͤnff Jun - ge auf einmal, und bruͤtet zwey - mal im Jahr; ſeine letzte Brut continuiret bis in den Auguſtmo - nat, bis dahin er auch waͤhren der ſeiner Brut-Zeit am leichteſten bey ſeinem Neſte zu fangen iſt. Wer aber im Herbſt um Michae - lis oder kurtz zuvor, da er zu ſtrei - chen pfleget, einen fangen will, der kan ihn vermittelſt eines Mei - ſen-Schlags in dicken Stauden bekommen, wenn er nur Hollun - der-Beere in den Meiſen-Schlag ſtreuet, mit welchen er doch kei - nesweges in ſeiner Gefaͤngniß vorlieb nimmt. Wenn man ei - nen faͤngt, muß die erſten Tage uͤber das Vogel-Haus an einem hellen Ort mit einem Tuch bedeckt, und mitten in dem Bauer ein Troͤglein mit lebendigen Wuͤrmern oder friſchen Ameis-Eyern geſe - tzet werden; hernach faͤngt man an klein zerdruckten Hanff, ge - hackte Huͤner-Eyer, oder auch in Milch geweichte Semmel, oder auch Milch und Kleyen darunter zu miſchen, und ihn alſo gemaͤh - lich an andere Speiſe zu gewoͤh - nen.

Es giebt noch ein Geſchlechte von dieſem Vogel, welcher einen gantz hell-braunen Kopff hat, aber nicht ſo hell ſinget, als der ſchwartz - koͤpffigte; iedoch an zierlichen Ab -Meiwechslungen demſelben nichts nachgiebt; dieſer wird zum Un - terſchied des erſtern, der braun - koͤpffigte Meiſen-Koͤnig oder Moͤnch genennet. Viele Vo - gelſteller ſtehen zwar in der ir - rigen Meinung, dieſe braun - koͤpffigten ſeyn nur der ſchwartz - koͤpffigten ihre Weiblein; allein man weiß aus der Erfahrung, daß beyderley Moͤnche ihre Weib - lein haben, ſo aber, weil keines weder einen ſchwartzen noch einen braunen Kopff hat, ſondern alle nur uͤber und uͤber am Ruͤcken, wie am Kopff, dunckel - oder Aſchen-braun und am Bauch weißlicht ausſehen, faſt nicht zu unterſcheiden ſind, zu welcher Gat - tung ſie gehoͤren. Der braun - koͤpffigte Meiſen-Moͤnch beſchlieſ - ſet ſeine Brut ſchon vor den Hunds-Tagen, und iſt in der Zeit, da er bruͤtet, am leichteſten bey ſeinem Neſt, welches er ins dickſte Gebuͤſche macht, oder auch zur Zeit ſeines Strichs gleich zu An - fange des Herbſts mit dem Mei - ſem-Schlag zu fangen.

Meiſter, Magiſter, Maître, Maetro,

Wird in weitem Verſtande von einem ieden geſagt, der uͤber andere zu gebieten hat; item, der in einer Kunſt erfahren und Mei - ſter iſt, und ſolche andere lehret. Solchergeſtalt hat man auf Uni - verſitaͤten die Magiſtros Philoſo - phiæ, ſive artium liberalium, in - gleichen die Magiſtros Linguarum, Exercitiorum, Sprach-Fecht - und Tantz-Meiſter. So ſind auch nicht unbekannt die Magi - ſtri morum, ludorum, ſcripturæ, equitum &c. die Zucht-Schul -Rent -MeiRent-Meiſter und Marſchalle, u. ſ. w. Von den Handwercks - meiſtern iſt hier nicht zu reden.

Meiſter-Saͤnger, Phonaſci, Philomuſi,

Werden von dem gelehrten Herrn Wagenſeil in ſeiner Be - ſchreibung, die er von den deut - ſchen Meiſter-Saͤngern giebet, und welche ſeinem ſchoͤnen Com - mentario de Civitate Noribergenſi hinten angefuͤget, trefflich gelobet, daß ſie nemlich die Lieder, die ſie ſingen, mit groſſem Bedacht, und nichts als ernſthaffte und mehren - theils geiſtliche Geſaͤnge machen. Jhres Ordens oder Geſellſchafft Anfang wollen etliche von den Zeiten Kayſers Ottonis I her rech - nen. Nach dieſen hat ſich die Meiſter-Singe-Kunſt in vielen dieſer Kunſt Verwandten durch gantz Deutſchland ausgebreitet, alſo daß ſie nicht nur ſtatliche Pen - fiones von Kayſern, Fuͤrſten und Staͤdten, ſondern auch vom Kayſer Carolo IV gar einen trefflichen Wappen-Brief, in welchem der Reichs-Adler und der Boͤhmiſche Loͤwe zu erſehen, bekommen wiewol ſie nach der Zeit ſehr wieder ins Ab - nehmen gerathen, bis ſie der be - ruͤhmte Hans Sachs wieder em - por gebracht, alſo daß noch heutiges Tages unterſchiedliche dieſer Kunſt Genoſſen in Deutſchland, ſonderlich in Nuͤrnberg zu finden.

Melancholique, les chevaux melancholique,

Sind ſolche Pferde, welche trau - riger Complexion, und kalt-tro - ckener Natur ſind, dabey faul, ſchlaͤ - frig, furchtſam, ungeſchickt, nicht jaͤhzornig, ſo man ſie aber mit Ge -Melwalt zum Zorn bewegt, werden ſie gerne deſperat und endlich gar Kollerer, dabey ſind ſie ungeler - nig, altſchaffen, großkoͤpffigt, mit groſſen Ohren, kleinen Schweins - Augen, engen Naſeloͤchern, ſchma - ler und enger Bruſt, kleinen und duͤnnen Athems, mager, rauhen Haar; von Farben gemeiniglich Mausfalb, Hirſchfalb, gelbbraun, nicht veneriſch, deswegen zur Ge - neration untuͤchtig, ſind wohlge - freßig, geben doch nicht viel Zuͤrch von ſich.

Melismatiſche Schreib - Art,

Stylus Meliſmaticus, gehoͤrt zum Theatro, und begreifft alle luſtige Lieder und ſchertzende Ariet - ten, die oft verſchiedene Geſetze oder Abſchnitte haben. Die Jta - liener halten ihre Schau - und Sing-Spiele fuͤr viel zu vornehm, daß ſie dergleichen Canzonetti da - hinein bringen ſollten, es moͤchte denn bisweilen zu Venedig ein und anders meliſmatiſches den Boots-Leuten zu Gefallen mit unterlauffen. Wiewol auch die Intramezzi oder Zwiſchenſpiele bey ihnen den Verluſt dieſer Schreib-Art in der Haupt-Hand - lung an vielen Orten ſo reichlich erſetzen, daß man es ſchwerlich niedertraͤchtiger und gaſſenmaͤßi - ger erdencken kan. Die Frantzo - ſen und Engellaͤnder haben es ger - ne, daß dieſe Schreib-Art ſich bisweilen bey ihren Oden hoͤren laſſe; aber von Pickel-Poſſen hal - ten ſie nichts. ſ. Kammer-Styl.

Meliſmi,

Sind lauffende Figuren, Laͤuffe oder Paſſaggi in der Muſic; es muͤſſen aber dieſe Zierathen maͤſ -ſigMelſig angebracht, und nicht zu weit gerecket werden, wofern ſie nicht Eckel erwecken ſollen.

Melitari,

Oder meditari, wird von denen geſagt, welche das Pfeiffen oder die Saiten-Spiele lernen.

Melodia,

Eine liebliche Zuſammenſtim - mung, die Weiſe eines Liedes oder Geſanges, ſie iſt ein feiner Ge - ſang, worinne nur eintzele Klaͤn - ge ſo richtig und erwuͤnſcht auf einander folgen, daß empfindli - che Sinnen dadurch geruͤhret wer - den. Jhre wahre Schoͤnheit be - ſtehet in dem bewegenden und ruͤh - renden Weſen; ihr Ziel iſt die Vergnuͤgung des Gehoͤrs, dadurch die Leidenſchafften der Seele rege werden; ihren Eigenſchafften nach ſoll ſie leicht, flieſſend, lieb - lich, und deutlich ſeyn. Sie be - greifft das weſentlichſte in der gan - tzen Muſic, und iſt der Grund der muſicaliſchen Setz-Kunſt, die urſpruͤngliche und wahre einfache Harmonie, es kan aber bey vielen Stimmen nicht viel und zwar recht gute Melodie ſeyn. Jhre Seele iſt die Zeit-Maaſſe.

Melodica,

Jſt eine wirckende Geſchicklich - keit in Erfindung und Verferti - gung ſolcher ſingbaren Saͤtze, dar - aus eine Melodie erwaͤchſet.

Melodien-Gattungen,

Sind 1) bey Singe-Stuͤcken: die Aria, das Ballet, die Cantata, die Cavata, der Chor, der Choral, die Concerti del Chieſa, die Dia - logi, das Duetto, die Motetti, die Opera, das Oratorium, dasMelPaſtorale, das Recitativ, die Sere - nata und das Terzetto; 2) bey Jnſtrumental-Sachen aber: die Allemanda, die Angloiſe, die Aria mit und ohne Doubles, die Bour - rée, die Ciacona mit der Paſſe - caille, Concerto groſſo, die Cou - rante, die Entrée, Fantaiſies, die Gavotta, die Gique, die Entrada, la Marche, le Menuet, die Ou - verture, le Paſſepied, die Polone - ſe, der Rigaudon, der Rondeau, die Sarabanda, die Sinfonia und die Sonata.

Melodieuſement, Melodieux,

Sagt man von einem muſica - liſchen Stuͤcke, wenn eine gute und angenehme Sang-Weiſe dar - inne enthalten iſt.

Melodima,

Jſt in Latinitate medii ævi ſo viel als Melodia.

Melodrama,

Ein muſicaliſches Schau-Spiel.

Melodus,

Ein Saͤnger, oder auch ein Verfertiger einer Melodie.

Melopoeîa,

Die Wiſſenſchaft eine Melodie zu machen, deutete bey den Grie - chen ihre gantze Compoſition oder muſicaliſche Setz-Kunſt an, und thaten ſie damit groſſe Wunder. Sie iſt aber eine wirckende Ge - ſchicklichkeit in Erfindung und Verfertigung ſolcher ſingbaren Saͤtze, daraus dem Gehoͤre ein Vergnuͤgen entſtehet. Einige wol - len Melotheſia lieber brauchen.

Melopoeus,

Oder Melopoëta, ein Verferti - ger einer Melodie, ein Componiſt.

Ritter-Lexic. A a aMelo -
Mel

Melorapta,

Ein Stimmen-Flicker, der ſeine Melodien aus allen zuſammen raffet und zuſammen ſtoppelt.

Melos,

Ein muſicaliſches Stuͤck, oder die Arbeit, ſo ein Componiſt ver - fertiget.

Melotheſia, v. Melopoeïa. Melotheta,

Stimmen-Setzer, ein Compo - niſt, der eine Melodie dichtet und ſetzet.

Melpomene,

Eine der 9 Muſen, welche den Nahmen vom Singen hat, und den Tragoͤdien vorgeſetzet war.

Membrane mol un cheval,

Jſt an einem Pferde das zarte duͤnne und weiche Haͤutlein, ſo nechſt uͤber dem gantzen Hirne liegt, und lateiniſch Pia Mater ge - nennet wird, welches nicht allein das Hirn umfaſſet, ſondern ſich auch in die laͤnglichte Faͤltlein hin - ein ſencket, und alle Loͤcher der gantzen Hirnſchale umgiebt; es iſt auſſerhalb ſehr glatt, und mit einer Feuchtigkeit bedecket, am andern Theil aber etwas rauh, und hat allenthalben viel kleine Blut - und Lufft-Aederlein, wel - che als Zweiglein dem Hirn ſeine Nahrung geben.

Membrane dur,

Jſt hingegen das feſte und har - te Haͤutlein, ſo zwiſchen dem obi - gen und der Hirnſchale liegt, du - ra mater genennet, ſo etwas er - habener iſt, damit die Cammern des Gehirns ihre Bewegung ha - ben, und alſo ihrem Amte in Ge -Membaͤhrung der ſinnlichen Geiſter ge - nug thun koͤnnen.

Membres exterieurs du che - val,

Die aͤuſſerlichen Glieder des Pferdes ſind: der Kopff, die Oh - ren, der Nacken, die Stirn, die Augen, die Naſe, das Maul, die Leffzen, die Zunge, der Canal, das Kinn, der Hals, der Leib, das Wieder-Riß, die Bruſt, der Ruͤ - cken, die Groppa, der Bauch, die Buͤge, die Flancken, das Ge - ſchroͤt, die Schenckel, die Knie, Feſſel, Knoͤchel, Koͤthen, Huͤfe, Wuͤrbel, die Haut und Haar, der Schopf, Maͤhn und Schweiff, u. d. m.

Memoire d un Cavalier,

Ein gut Gedaͤchtniß iſt einem Reuter zu Behaltung der vielen Lectionen, Vortheln, und derſel - ben rechtem Gebrauch ſehr noͤthig, weil oͤffters zu Pferde ſich was neues und ſonderliches begeben kan, ſo wird eine Gegen-Verfaſ - ſung erfodert, welche in dem Gedaͤchtniß eingedruckt iſt und bleibt.

Memoire des chevaux,

Gedaͤchtniß der Pferde. Das gute Gedaͤchtniß wird an vielen Pferden geſpuͤret, denn ſie haben nicht allein ein allgemeines Ge - daͤchtniß wie andere Thiere, ſon - dern auch das abſonderliche ſub - tile Zuruͤckdencken, daß ſie verſte - hen, was man mit ihnen redet; denn auſſer deme wuͤrde ein Pferd nichts von dem wiſſen, was es in voriger Zeit gelernet, und wuͤrde man ein Pferd alle Tage von neuen unterweiſen muͤſſen, was rechts oder lincks, geſchwind oderlang -Menlangſam, hohe oder niedrige Be - zeigungen waͤren.

Men, Meno,

Heiſſet Jtalieniſch wenig. Jn der Muſic bedeutet men allegro nicht ſo luſtig, men forte nicht ſo ſtarck, men preſto nicht ſo ge - ſchwind.

Mener un cheval,

Heiſt ein Pferd fuͤhren, wenden und regieren. Das iſt eine Haupt - Bezeigung, ſo durch den Ge - brauch des Zaums von dem Reu - ter geſucht wird; daß ſie aber de - ſto vollkommener ſeyn, als ſie ſich willig erzeigen, daß ſie in ihrer Bezeigung nimmermehr zu hurtig und fertig ſeyn koͤnnen, erweiſen die Schul-Pferde, ſo vollkommen gerichtet und dreſſirt ſind.

Mener un poulain dans l Ecurie,

Heiſt ein Fohlen aus dem Ge - ſtuͤt nehmen und in dem Reit - Stall aufſtellen, an der Corda lauffen laſſen, nachhero anreu - ten, und zu dem menſchlichen Ge - brauch thaͤtig machen, worzu man es haben will.

Menſchen-Stimme,

Jſt das allerſchoͤnſte und rich - tigſte Jnſtrument, und das Mu - ſter aller klingenden Werckzeuge. Jhr Ambitus und Sprengel oder Bezirck erſtrecket ſich ſelten weit uͤber eine Octav in gleicher Staͤr - cke. Man hat ein Orgel-Regiſter, ſo den Nahmen Menſchen-Stim - me fuͤhret, davon ſ. Vox humana.

Menſur,

Ein Maaß, ſo von einem ge - wiſſen Coͤrper, oder auch fluͤßigen und trockenen Dingen, nach ei - ner gewiſſen Quantitaͤt, Laͤnge, Hoͤhe und Dicke genommen wird. MenSonſten aber heiſſet Menſur in der Muſic die Zeitmaaß, insge - mein der Tact, oder vielmehr die Ausmeſſung der Noten und Pau - ſen. ſ. Zeitmaaß. Menſur bedeu - tet auch im Tantzen die Diſtantz von einem Fuſſe, Hand, oder ei - nem Gliede zu dem andern, durch alle Bewegungen proportionali - ter durch. Nechſt dieſen heiſt es auch die Diſtantz von einer Per - ſon zu der andern, durch alle Glie - der durch, auch wol der Perſonen gegen den Tantz-Platz, wie auch in den Figuren, und dieſe Diſtan - tzen ſind auch nach den Regeln der Geometrie in genere wohl obſervirt, wenn keine Ungeſtalt gemacht iſt, und man ſonder Muͤ - he von einem Orte zu dem andern kommen kan.

Das Fechten hat auch ſeine Menſur oder gehoͤrige Weite, wel - che zu beobachten, daß man nicht zu kurtz ſtoſſe: Menſur brechen heiſt, wenn man in voller Poſi - tur liegend den Ober-Leib etwas zuruͤck ziehet, um deſto ſtaͤrcker auszuſtoſſen, oder des Gegners Stoß zu vermeiden; in die Men - ſur einruͤcken, geſchiehet, wenn man mit einer Finta oder im ſtrin - giren dem Gegner einen Schritt naͤher auf den Leib ruͤcket, um den Stoß beſſer anzubringen. Aus der Menſur ſeyn, iſt, wenn man mit dem Stoß nicht treffen kan; in der Menſur ſeyn, wenn man mit dem gewoͤhnlichen Ausfall treffen kan.

Endlich iſt auch bey dem Rei - ten eine Menſur zu beobachten, welche ein Pferd in allen ſeinen Bewegungen ſoll halten, ſo wohl bey - als uͤber der Erden, daß ſei - ne Tempi oder Bewegungen in Gleichheit unterhalten werden, daß eines von dieſen Tempi ein -A a a 2malMenmal nicht mehr Erde faſſe, als das andere, nicht ein Satz hoch, der andere niedrig, einer lang - ſam, der andere geſchwinde, ſon - dern recht nach der Menſur ge - ſchehe. V. Meſure.

Menton du cheval,

Nennet man den Kieffer oder den Ort, wo die Kinn-Kette zu liegen kommt, dieſer ſoll nun wohl eingebogen und nicht abgeſchliffen ſeyn; dann ſonſt bleibt keine Kinn-Kette liegen auf einem duͤn - nen, beinigten Kinn, ſondern ſteigen in Anziehung des Zaums gemeiniglich uͤber ſich, und faͤllet das Pferd auf den Stangen durch, dahero eine ſubtile geſchmeidige Kinn-Kette erfodert wird, wel - che im Kieffer wohl anſchlieſſet; denn eine groſſe, dicke, ſchwere Kinn-Kette beiſſet nicht ein, ſon - dern ſchlottert nur um das Kinn herum; daher koͤnnen auch die Stangen ihre Wirckung nicht thun.

Menuet,

Ein Frantzoͤſiſcher Tantz und Tantz-Lied, ſo aus Poitou gekom - men, und ſeinen Nahmen von Menu, oder den kleinen und be - ſondern Schritten hat. Die Me - lodie deſſelben hat ordentliche Wiederholungen, deren iede zwey - mal geſpielet wird. Jede Repriſe hat 4 oder 5 Tacte, oder doch we - nigſtens keine ungerade Zahl oder Tacte. Die Menſur iſt ein Tri - pel, nemlich drey Viertel, wel - cher aber gewoͤhnlicher Weiſe faſt wie drey Achtel geſchlagen wird. Man hat Menuetten zum Spie - len, Singen und Tantzen. Jhrem Affecte nach ſoll ſie maͤßig, luſtig, nicht fluͤchtig oder rennend ſeyn, was zaͤrtliches u. eine edle Einfalt an ſich haben und ſolte man nicht mit ſo viel ſchwermenden FuͤſſenMerund huͤpfenden Figuren darinne herumjagen, als mehrentheils ge - ſchiehet. Wenn die Menuetten - Melodie auch nur 16 Tacte lang iſt, kuͤrtzer aber kan ſie nicht wohl ſeyn, ſo wird ſie wenigſtens eini - ge Commata, ein Semicolon, ein paar Cola, und ein paar Puncte in ihrem Begriff auffzuweiſen ha - ben. An einigen Stellen kan man auch, wo anders die Melodie rechter Art iſt, den Nachdruck deutlich wahrnehmen, der Ac - cente, Fragezeichen, zu geſchwei - gen. Der geometriſche Verhalt, oder numerus ſectionalis, und der arithmetiſche Verhalt oder rhyth - mus ſind unentbehrliche Dinge bey allen Tantz-Arten, und geben denſel - ben die rechte Maaß und Geſtalt.

Merſeburg,

Haupt-Stadt im Stiffte die - ſes Nahmens, und die Hertzogli - che Reſidentz, 3 Meilen von Leip - zig, und 2 Meilen von Halle, all - wo ein ſchoͤnes Schloß an der Saale, ein anſehnliches Dom - Capitel, und ein feines Gymna - ſium iſt, auch ein gutes Bier ge - brauet wird. Nebſt andern Cu - rioſitaͤten iſt der Marſtall und das Jagd-Zeug zu beſehen. Zu Mer - ſeburg wurde von Marckgrafen Richarden zu Meiſſen An. 969 in der Woche nach S. Andreæ-Tage der vierte Turnier gehalten, wor - unter 362 Helmen, 7 Fuͤrſten, 14 Grafen, und 11 Freyherren, da - bey Hertzog Wentzel in Boͤhmen, Graf Ortolff von Aſcanien, An - dreas Edler Herr zu Colditz wa - ren. Nachdem dieſes Fuͤrſtliche Haus 1738 abgeſtorben, hat Chur - Sachſen Merſeburg und die Guͤter in der Lauſitz in Beſitz genommen.

Merveilie,

Ein fingirter Nahme eineswohl -Meſwohl dreſſirten Schul - oder Mar - ſtalls-Pferde, zum Unterſcheid der andern Pferde.

Merula,

Der Vogel-Geſang iſt ein Or - gel-Regiſter, welches aus einem bleyernen Kaͤſtgen, worinne 3 oder 4 Pfeiffen ſind, beſtehet, wenn Waſſer darzu gegoſſen wird, ſo giebt es ein Zwitſchern von ſich, als wenn es lauter Voͤgel waͤren.

Mes-air,

Ein Terme, welchen die Jta - lieniſchen Bereuter Mezza Aeri nennen, iſt eine halb-luͤfftige Schule, welche ſo wol zu den Spruͤngen als Courbetten gezeh - let wird, weil ſie von beyderley dependiren kan; denn in dieſer Bezeigung machet das Pferd ei - ne halbe Courbette, weil es den Ausſtrich unterlaͤſſet, hergegen auch eine halbe Capriole, indem es die hintern Eiſern weiſet, und das Creutz etwas mehr, als die Bruſt erhebet, welche ſehr zier - lich laſſen, aber ſelten gefunden werden.

Meſcolanza,

Jſt eine kurtzweilige Muſic, darinnen gutes und boͤſes mit Fleiß unter einander gemiſchet wird.

Meſe,

War bey den Griechen die mit - telſte Saite in ihrem aus 15 Chor - den beſtehenden Diagrammate, nemlich von der Proslambomeno A bis zu der Nete hyperbolæon aa gerechnet. Sie ſtimmet mit unſerm itzigen a ein, und hat ſo wol unter ſich als uͤber ſich ſieben Chorden.

Meſ

Mes marchure,

Jſt ein Schaden an den Feſ - ſeln, wenn das Pferd die Koͤthen verruͤckt hat, daß ſie davon ge - ſchwellen; ſolches geſchiehet wol, wenn ſich dieſelbe mit den Feſſeln an etwas hart ſtoſſen, oder mit den Schenckeln zwiſchen zwey har - te Steine kommen, oder wenn man ihnen in einem Hui, und ehe ſie ſichs verſehen, die Sporn giebt, darauf dann das Pferd von we - gen des Schmertzens gleich an - faͤngt zu hincken; da man doch ſonſten kein Malzeichen, noch ir - gend eine Entzuͤndung an dem Ort ſehen kan. Die Cur V. Pferd - Anatomie 2 Tom. p. 817.

Meſochorus,

Der Muſic-Director, Capell - meiſter, weil ſolcher in der Mit - ten des Chores zu ſtehen pflegt. Jn aͤltern Zeiten ward derjenige alſo genennet, der einer gantzen Ver - ſammlung das Zeichen zum Accla - miren und Applaudiren gab, wobey er iedoch ſelbſt nicht mit machte.

Meſonycticum,

War in der Griechiſchen Kir - che ein Lied, welches zu Mitter - nacht geſungen ward.

Meſophonus,

Ein Tenoriſt, einer der den Te - nor ſinget.

Meſſa, v. Meſſe.

Meſſanza,

Jſt eine vermengte Figur, wel - che aus 4 geſchwinden Noten be - ſtehet, die entweder zum theil bleiben, und zum theil ſich bewe - gen, oder theils ſpringen, theils ordentlich gehen. Bey andernA a a 3iſtMeſiſt Meſſanza eben ſo viel als Mi - ſtichanza.

Meſſe, Meſſes,

Werden eine Menge Jtalieni - ſcher, Frantzoͤſiſcher und anderer Compoſitionen genennet, welche aus einem Kyrie, Credo, Sanctus und Agnus Dei beſtehen, ſo in die Muſic gebracht ſind.

Meſſe concertante,

Meſſen, da die Stimmen con - certiren, oder Solo ſingen, mit untermiſchten Choͤren.

Meſſe da capella,

Meſſen, ſo durchgehends von einem vollen Chore, oder von ſtarck beſetzten Stimmen geſungen wer - den ſollen; welche denn gemei - niglich mit Fugen, gedoppelten Contrapuncten und andern kunſt - maͤßigen Zierathen angefuͤllet ſind.

Meſſe per li Defonti,

Frantzoͤſiſch Meſſes pour les Defunts, Meſſen fuͤr die Verſtor - benen.

Meſſeance un cheval,

Heiſt ein Uibelſtand oder Laſter an einem Pferde, wenn es 1) in ſeinen Lectionen alle Saͤtze mit dem Schweiff wedelt und faͤchelt, welches gemeiniglich durch ſteti - ges Zwicken und Zwacken der Sporn, oder auch von dem un - maͤßigen Gebrauch der ſchwan - ckenden Spießruthen entſtehet; davor iſt kein beſſer Mittel, als wenn man den Schweiff mit Rie - men an den Gurt befeſtiget. 2) Ein Uibelſtand iſt auch, wenn die Pferde in Courbetten und an - dern Schulen mit ſteiffen geraden Fuͤſſen, wie ein Bock ſich levi -Meſren, denen muß mit der Spieß - ruthe unten durch gehauen werden. 3) Jſt noch ein Fehler, wenn ein Pferd im Exerciren den Kopf be - ſtaͤndig aus der Schule traͤgt, wel - ches zwar dem Pferde die Arbeit erleichtert, aber ſehr uͤbelſtaͤndig und unſicher iſt.

Meſſire,

Jſt bey den Frantzoſen ein Eh - renwort, ſo ritterlichen und hoch - bedienten Leuten gegeben wird. Vorietzo iſt es ziemlicher maſſen aokommen, und das Wort Mon - ſeigneur dargegen beliebet worden, iedoch wird es anietzo den Bi - ſchoͤffen und hohen geiſtlichen Per - ſonen in Franckreich zuweilen ge - geben.

Meß Kunſt, v. Geometria.

Meſure,

Jſt der Tact oder Cadentz, ſo man bey Abrichtung der Pferde zu beobachten hat, indem ſolche gar offt darinne zu ſtatten kommt, ſintemal in allen Lectionen die Ca - denz alſo muß formirt werden, wie es die Schule erfodert, immaſſen etliche Schulen einen geſchwinden, einige einen langſamen Tact haben wollen; denn ein anders Tempo haben die Galop-Saͤtze, ein anders die Courbetten, ein andeꝛs die Grou - paden, Ballotaden und Capriolen, und muß in ieder Schule ein Tempo wie das andere ſeyn, ie - des nach ſeiner Air, in gleicher Hoͤhe und Geſchwindigkeit, auſ - ſer dem iſt die Schule falſch, und in einer Deſordres.

Meſure,

Jſt in der Muſic der Tact, wo - durch die Geltung der Noten ab -gemeſ -Meſgemeſſen und eingetheilet wird. Er iſt entweder

Meſure binaire, ou Meſure double,

Der Tact, worinne das Nie - derſchlagen und Aufheben von ei - nerley Laͤnge und Dauer, oder ein - ander gleich iſt, nemlich in Tactu æquali. Dieſer wird auch Meſu - re quatre Tems, Vier-Viertel - Tact, Æqual-Tact genennet. Oder

Meſure ternaire, ou Meſu - re triple,

Der Tripel-Tact, worinne das Niederſchlagen der Hand noch ein - mal ſo lang waͤhret, als das Auf - heben, z. E. ¾, $$\frac {9}{8}$$ . ſ. Menſura, it. Tact.

Metſiloth,

Ein bey den Juden von vielen muſicaliſch-proportionirten Gloͤck - lein zuſammen geordnetes Jn - ſtrument, welche Gloͤcklein mit 2 eiſernen Kloͤppeln, ſo am En - de Knoͤpfgen hatten, geruͤhret wurden.

Metternich,

Das uralte Geſchlecht der Reichs-Grafen von Metternich, deſſen Stamm-Haus Metternich in dem Hertzogthum Juͤlich lieget, beſitzet die Herrſchafften Winne - berg und Beilſtein in Weſtpha - len und das Erb-Caͤmmerer-Amt in dem Ertz-Stifft Mayntz. Ver - ſchiedene andere Linien dieſer Gra - fen und Freyherren haben ſich in Jtalien, Luxemburg, Lothringen und anderwerts niedergelaſſen. ſ. Adels-Lexicon. Die Grafen von Metternich haben im Wap - pen ein blaues, ſchlangenweiſeMetgehendes Band im rothen Felde mit 3 guͤldenen Creutzgen auf ie - der Seite; und denn drey ſilber - ne Jaͤger-Hoͤrner im rothen Fel - de, als die Stamm-Wappen de - rer von Winneberg und Beilſtein; und hernach auf einem weiſſen Mittel-Schilde drey ſchwartze Muſcheln, als das Geſchlechts - Wappen derer von Metternich. Der eine Helm iſt gecroͤnt, und hat einen ſilbernen Schwan-Kopf mit einem ſchwartzen Schnabel; der andere aber traͤgt einen hal - ben ſchwartz und weiſſen Stein - bocks-Kopff.

Mettre un cheval,

Zurecht ſetzen, dis Wort uͤber - haupt genommen heiſt ein Pferd richten, und ſolches geſchickt machen, daß es vorn leicht wird, und ſich wohl zuſammen ſetzet. Z. E. Dieſes Pferd præſentiret ſich wohl zu Schulen par haut, hingegen ſetzet ſich das nicht wohl, daher es leicht ſtuͤrtzen kan. Die Barbariſchen Pferde ſetzen ſich alle von Natur zuſammen, daher man ſagt, ein Barbar courbettiret im Mutter-Leibe.

Mettre, cheval qui ſe met l eau,

Wird geſagt von einem Pferde, das geneigt iſt, ſich mit dem Reu - ter im Waſſer nieder zu legen und zu waͤltzen. Dieſes Laſter wird vornemlich den Herbſt-Fohlen zugeeignet, ie mehr nun daſſelbe von Natur und alter Gewohnheit herkommt, ie ſchwerer iſt daſſelbe wieder abzugewoͤhnen. V. 2 T. der Pferd-Anatomie pag. 1141.

Mettre le Licol, les morailles un cheval,

Heiſt einem Pferde die Zug -A a a 4Halff -MeuHalffter und die Bremſe anlegen, welches beyderſeits harte Zuͤchti - gungen ſind fuͤr Pferde, ſo nicht wollen laſſen auf - und abſitzen, beym Beſchlaͤge nicht ſtill ſtehen und ſich auswircken, die Schenckel und Ohren ausſcheeren laſſen, die - ſes alles kan durch die Zughalffter an der Seule zuwege gebracht werden. Mit der Bremſe aber muß vorſichtig umgegangen wer - den, ſonſt wollen ſie ſich nicht gerne laſſen ins Maul ſehen, den Staffel ſtechen, aufzaͤumen.

Meubles de Guerre,

Heergeraͤthe. Dieſes wird un - ter die Adelichen Erbſchafften ge - rechnet, als Reit - und Kutſchen - Pferde. Ob aber die Mutter - Pferde, ſo zu den Kutſchen ge - braucht werden. Jtem, die Acker - Pferde und Fohlen nach den Rech - ten zum Heergeraͤthe gehoͤrig? iſt bey dem Finckelthuſio obſ. 23 n. 12 & 17 nachzuleſen.

Meyland,

Eine uͤberaus groſſe und gewal - tige Stadt, dem Roͤmiſchen Kay - ſer gehoͤrig, in der Lombardey, zwiſchen zwey Fluͤſſen, Adda und Ticino; hat gewaltige Paſteyen, und die Mauren ſind 24 Schuh breit und 64 hoch, in ihrem Be - zirck aber bey 10 welſche Meilen, dahero bey 50000 bewehrter Mannſchafft zur Beſatzung ſoll erfordert werden. Es hat drey - fache Graͤben, die ſehr tief ſind, und unterſchiedliche Fluͤſſe darein kommen. Auf den Paſteyen ſte - het eine groſſe Menge von Stuͤ - cken: und dieſes groſſe Werck iſt rings herum mit Mauren alla Moderna befeſtiget, und hat 17 Paſteyen. Es hat ein vortrefli -Meyches Zeughaus, welches ſehr groß iſt, und mit unzehliger Ruͤſtung angefuͤllet. Das Feld um Mey - land iſt uͤberaus luſtig, und ſie - het gleichſam einem Paradies - Garten gleich. Es wachſen all - da die ſchoͤnſten Fruͤchte, als Fei - gen, Granat-Aepffel, Qvitten, Maulbeere, Pferſinge, koͤſtliche Weintrauben ꝛc. Des Ertz-Bi - ſchoffs Pallaſt iſt ein Fuͤrſtl. Ge - baͤu von lauter Qvater-Stuͤcken, darinn inſonderheit ein kunſtrei - cher Schnecken oder Treppe ge - ſehen wird, dergleichen in Jta - lien nicht zu finden. Der Gou - verneur wohnet auch in einem praͤchtigen und groſſen Pallaſt, und warten ihm 80 Deutſche Tra - banten auf. Ferner ſind allhier zu beſichtigen, der groſſe Dom, welcher 500 Schritte lang und 200 breit, auswendig gar zierlich von Marmorſtein. Er hat viel koͤſtliche Altaͤre, und zwey gantze Orgeln, deren Blasbaͤlge wer - den nicht wahrgenommen, ſondern unter den Kirch-Boden alſo zu - gerichtet, daß der Wind durch ſonderbare Schlaͤuche hinaufzu - ſteigen pfleget. Der Thurm iſt ſo hoch, daß man die gantze Stadt uͤberſehen kan. Man findet hier unzehlig viel Statuen. Der Chor iſt gantz getaͤfelt, und darinnen das Leiden Chriſti in Holtz auf das allerkuͤnſtlichſte geſchnitzet und fuͤrgebildet. Die Hiſtorien des Neuen Teſtaments ſind in 60 Qvadraten vorgebildet. Man ſiehet daſelbſt das Begraͤbniß des heiligen Caroli in einem guͤl - denen Schrancke. S. Maria di S. Celſo, iſt unter den vielen Kirchen die ſchoͤnſte in Meyland, in wel - cher das Pflaſter von Marmor als wie ein Spiegel glaͤntzet. AuchwerdenMeywerden viel kuͤnſtliche Altaͤre ge - ſehen. S. Sebaſtiano, ſo gantz rund wie eine heydniſche Capelle aus - ſiehet. Allhier befinden ſich 17 Parochien, 30 Conventi di Fratti und 8 di Preti Regulari, 36 Mo - naſteri di Monache, 38 Confra - terni und alſo 238 Kirchen, ſamt noch 120 Schulen. Das Hoſ - pital iſt ein groſſes viereckigtes Gebaͤu, dergleichen in gantz Jta - lien nicht zu finden. Es ſoll 90000 Cronen jaͤhrliches Einkommen haben. Die Reitſchule iſt vor dem Schloß, allwo taͤglich Exer - citia gehalten werden. Es iſt auch zu beſichtigen die unvergleich - liche Kunſt-Kammer, welche ei - nem hochgelehrten Canonico Man - fredo Settala zuſtaͤndig iſt. Dieſe Kunſt-Kammer haͤlt in ſich ſo viel Raritaͤten, daß einer kaum ſolche innerhalb 8 Tagen durch - ſehen kan. Es werden unter an - dern auch verſchiedene ſchoͤne und gar wunderliche Spiegel gezeiget. So iſt auch die Bibliotheca Am - broſiana, welche von 40000 Stuͤ - cken beſtehet, ſehens werth. Zwey Meilen von der Stadt liegt des Marckgrafen di Sonetta Luſthaus, woſelbſt ein Echo die letzte Syl - be eines Worts mehr als 40mal wiederholet. Sonſten ſoll Mey - land jaͤhrlich 800000 Cronen Ein - kommens haben. Von dieſer Haupt-Stadt hat den Nahmen das Hertzogthum Meyland, wel - ches ein Lehn des Heil. R. Reichs, dennoch aber von Kayſer Carolo V an ſeinen Sohn Philippum II uͤberlaſſen worden, von welcher Zeit an es die Koͤnige von Spa - nien beſtaͤndig beſeſſen. Jn dem Spaniſchen Succeßions-Kriege eroberten es die Kayſerl. und hat es Kayſer Carolus VI im Beſitz ge -Michabt, und ob es gleich im letzten Kriege verlohren gieng, ward es demſelben doch durch die Præli - minaria 1735 wieder eingeraͤumet, auſſer daß an den Koͤnig von Sar - dinien Tortoneſe und Novareſe muſte uͤberlaſſen werden. ſ. Zei - tungs-Lexicon. Das Wappen dieſes Hertzogthums iſt eine blaue dreymahl gekruͤm̃te Schlange, mit einem rothen Kinde im Rachen; welches Wappen Burggraf Otto von Meyland im Jahr 1100 von einem Rieſen-maͤßigen Sarace - nen, Polux genannt, der derglei - chen Schlange auf ſeinem Helme gefuͤhret, und den er erſchlagen, ſoll angenommen haben.

Mezzo, mezza,

Halb, mittelmaͤßig, wird oͤff - ters in der Muſic gebraucht, z. E. Mezza Panſa, heißt eine halbe Tact-Pauſe; Mezzo forte, nicht gar zu ſtarck; Mezzo piano, nicht gar zu leiſe; mezzo ſoſpiro, eine Achtel-Pauſe.

Mezzo ſoprano,

Der tieffe Diſcant, oder der hohe Alt, deſſen Schluͤſſel auf der zweyten Linie ſtehet.

Mi,

Jſt unter den Gvidonianiſchen Sylben die dritte, wodurch im Diatoniſchen Syſtemate der e - und h - Clavis in allen Octaven ange - deutet wird.

Michtam,

Der Titel des 16, 56, 57, 58, 59 und 60 Pſalms, welches Wort Lutherus ein guͤlden Kleinod uͤber - ſetzt. Einige halten es fuͤr ein muſicaliſches Jnſtrument: Nach andern ſoll es ein Zeichen ſeyn, aus welchem Tone ſolche Pſal -A a a 5menMilmen anzuſtimmen und zu ſpielen ſeyen.

Mi, la mi ni Carriere,

Heiſt ein Pferd mitten im Lauff gleich auf - und ſtille halten, er - fodert ein uͤberaus leiſes gelindes Maul, auſſer dem iſt es nicht wohl moͤglich, ein Pferd in voͤlli - ger Carriere zu arretiren, wel - ches gleichſam der Probier-Stein von einem wohl dreſſirten Jagd - Pferd iſt.

Milan,

Weyhe oder Huͤner-Ahr, kommt an aͤuſſerlicher Geſtalt und Groͤſſe dem Habicht ziemlich gleich; ſind von Natur ſo liſtige, vermeſſene und geſchwinde Raub-Voͤgel, daß, ob ſie wohl bis uͤber den Wolcken und faſt unſichtbar ſchwe - ben, ſie ſich doch wie ein Pfeil ſo ſchnell hernieder laſſen koͤnnen, und oͤffters denen Kindern das Brot aus der Hand, wie auch junge Huͤner, Tauben, Enten, Gaͤnſe hinweg nehmen, ja wel - ches hoͤchſt zu verwundern, ein von einem Menſchen in die Hoͤhe geworffenes Stuͤck Ochſen-Lunge von ſo weiter Hoͤhe erhaſchen, ehe ſolches wieder auf die Erden faͤllt, und ob ſie ſchon ſelbſt Raub-Voͤ - gel ſind, ſo werden ſie ebenmaͤßig wieder von Raub-Voͤgeln gebei - tzet; es iſt aber auch kein Vogel, welcher den Falcken mehr ſich wi - derſetzet und zu ſchaffen macht, als eben dieſer Milan, indem er entſetzlich in die Lufft ſteiget; wol - len ihn nun die Falcken faͤllen, ſo muͤſſen ſie unumgaͤnglich noch weit hoͤher fliegen, damit ſie ihme Durchgaͤnge geben und ihn anpa - cken koͤnnen. Unterdeſſen fliegen ſie mit einander ſo weit in der Lufft fort, daß offt die FalckenierMilmuͤſſen etliche Meilwegs weit fortjagen, bis ſie ihre Falcken, und darzu offt leer, wieder fangen koͤnnen.

Milch-Blaͤſſe, ſ. Etoile de Lait.

Milch-Zahn, Dent de lait,

Die erſten Zaͤhnen bey den Kin - dern, ſo um das ſiebende Jahr wieder ausfallen. Dergleichen Milch-Zaͤhne bringen auch die Fohlen mit auf die Welt, welche ſie nach und nach verſchieben, und an deren ſtat Roß-Zaͤhne bekom - men.

Milieu harmonique,

Nennen die Frantzoſen den mitt - lern Klang einer Triadis harmo - nicæ oder deſſen Terz.

Miltz,

Dafuͤr halten einige das Miltz - foͤrmige Stuͤck Fleiſch, welches die jungen Fuͤllen mit auf die Welt bringen. V. Hippomanes.

Miltz, ſ. Rate.

Miltz-Kranckheit der Pferde,

Kommet gemeiniglich daher, wenn die Pferde eine lange Zeit nichts als friſches Gras oder ſon - ſten feuchte, kalte und dicke Spei - ſen in ſich freſſen, an feuchten oder ſumpffigten Orten weiden oder ſtehen muͤſſen, oder viel Eis - kalt Waſſer ſauffen; oder ſie ent - ſtehet auch daher, wenn das Miltz der natuͤrlichen duͤnnen und flieſ - ſenden melancholiſchen Feuchtig - keiten viel in ihm hat, dieweil entweder das Gebluͤt derſelbigen voll oder die Leber fuͤr ſich ſelbſten einer Malignitaͤt unterworffen iſt;oderMiloder dieweil das unvermoͤgliche und ſchwache Miltz dieſelbe zu rechter Zeit nicht von ſich treiben kan, oder ſonſten mangelhafft und verſtopfft iſt. Die Kennzei - chen dieſer Kranckheit ſind dieſe: Das Pferd bekoͤmmt einen groſſen und dicken Bauch, welcher auf der lincken Seiten faſt rauch iſt, athmet dabey oft und geſchwind. Etliche ziehen die Rippen auf der lincken Seite mehr uͤber ſich, als auf der rechten, ſeuffzen gleich - ſam offt und viel, werden alle Tage magerer, und koͤnnen ſich uͤbel auf die lincke Seite legen. Etlichen iſt der gantze Bauch groß und dick, und ſo hart, iedoch auf der lincken Seiten etwas mehrers, als auf der rechten, daß man auch kaum mit den Haͤnden hinein zu drucken vermag, athmen offt und viel, gehen auch langſamer, als ſonſten ihre Gewohnheit iſt. Et - lichen iſt der Unter-Bauch groß und dick, dieweil ſich die Materie des Miltzes in das gantze Netze ausgebreitet hat; nieſen, wenn ſie gehen oder etwas arbeiten, wen - den fuͤr groſſen Schmertzen, die ſie in der Arbeit empfinden, den Kopff hin und her. Dieſe Kranck - heit kommt die Pferde meiſten - theils in dem Fruͤhling an, wenn ſie ſich mit dem gruͤnen Gras gar zu ſehr uͤberfuͤllen, iſt anfaͤnglich leicht zu curiren, wenn es aber einmal recht eingewurtzelt hat, ſchwerlich oder gar nicht mehr zu vertreiben. Vor allen Dingen ſoll man ihm die Bug-Adern ſchla - gen, iedoch nicht zu viel Blut laſſen, hiernechſt den Leib offen halten, ſowol im Zirchen als Stallen, und dahero ein Clyſtier gebrauchen, nach dieſem aber ihm die lincke Seiten um die GegendMilwo das Miltz liegt, mit nachfol - gender Salbe taͤglich zwey mal ſchmieren: Nimm Hirſch-Marck ſechs Loth, Enten-Schmaltz, Huͤ - ner-Schmaltz iedes zwey Loth, Schweine-Fett ein Pfund, ſuͤß Mandel-Oel zwey Loth, Wachs ſo viel genug iſt, miſche es unter einander und ſchmiere das Pferd warm damit. Oder nimm Eibiſch - Safft, wilden Gurcken-Safft, ie - des ein halb Maaß, Camillen-Oel ein Viertel-Pfund, Lor-Oel ein halb Pfund; ſiede es bis das Waſſer von den Saͤften verraucht iſt, als - denn ſchmiere das Pferd warm damit, hernach gieb ihm folgen - den Einguß: Nimm Haſelwurtz drey Loth, Wein ein Noͤſſel, ſiede es wohl, druͤcke es aus, und gieß dem Pferd auf einmal ein, und continuir etliche Tage damit. Oder nimm Neſſel-Saamen zwey Loth, Miltz-Kraut und Tamaris - ken, iedes zwey Loth, Faͤrber-Roͤ - the eine Hand voll, Calmus zwey Loth, Weiden - und Hollunder - Rinden iedes eine Hand voll; ſie - de es wohl mit einander in Wein, preſſe die Bruͤhe davon, und gieß dem Pferd anderthalb Noͤſſel oder drey Viertel eines Maaß auf ein - mal laulicht ein. Oder nimm Kuͤmmel acht Loth, Honig ein halb Pfund, Teuffelsdreck ein Qvint, ein halb Noͤſſel Wein-Eßig; zer - reibe dieſe Stuͤcke und theile ſie in drey Noͤſſel Waſſer, gieß dem Pferde alle Tage einen Theil in Hals, und gieb demſelben den Tag uͤber bis auf den Abend nichts zu freſſen. Jtem gluͤe einen Stahl und halt ein Stuͤck Schwe - fel daran, ſo ſchmiltzt der Stahl, ſtelle aber vorhero eine Schuͤſſel mit Waſſer darunter, aus dem Waſſer ſammle die eingetropffteKoͤr -MimKoͤrner heraus, mache ſie trocken, ſtoſſe ſie, und gluͤe ſodenn dieſes Pulver in einem irdenen Topff wohl aus, bis es braun wird, reibe oder ſtoſſe es hierauf wieder zu einem zarten Pulver. Von dieſem Pulver nimm ein Loth, Aron-Wurtzel ein halb Loth, und ein Noͤſſel Wein, laſſe es unter einander gemiſcht zwoͤlff Stun - den ſtehen, hernach gieß es dem Pferd auf einmal ein, und bewe - ge das Pferd eine halbe oder gan - tze Stunde darauf. Oder nimm Zittwer ein Loth, Honig vier Loth, Wein ein Maaß, laſſe es wohl mit einander ſieden, und gieß es dem Roß auf einmal ein. Das Pferd ſoll einen warmen, trocke - nen und heitern Stall und eine gute Streue haben, auch wohl zugedeckt ſeyn; man ſoll auch daſ - ſelbe alle Morgen vor der Fuͤtte - rung wohl bewegen, daß es ſchwi - tze, hernach ſolchen Schweiß wohl abreiben und trocknen. Das Futter ſoll nicht ſo gar uͤberfluͤßig ſeyn, rothe Kichern, Gerſten, Fœnum Græcum, Kleyen-Kluͤmp - lein mit Honig und Saltz gemacht, Kleyen mit geſtoſſenen Lerchen - oder Weiden-Schwamm, Ca - pern-Wurtz, Eppich, Feigboh - nen, Rettig-Blaͤtter und Kohl - Kraut vermiſcht. Der Tranck ſoll Waſſer ſeyn, worinnen Fen - chel, Fœnum Græcum, Eppich - Wurtz, Fenchel-Wurtz, Faͤrber - Roͤthe, Schwalben-Wurtz, Braun-Wurtz, Salpeter, Wein - ſtein ꝛc. geſotten worden.

Mimeſis,

Nachahmung, wird in der mu - ſicaliſchen Compoſition genennet, wenn ein gewiſſes Thema in einerMirStimme immer wiederholet wird.

Mines d un Cavalier,

Die Geberden eines Ritters ſollen ſeyn, wohlanſtaͤndig, fer - tig, mit gutem Bedacht, ohne zappelndes Uibereilen, aus wel - chen dann deſto leichter ein ge - ſchicklicher, vortheilhaffter An - und Hand-Griff entſtehet. Voy. Geſtes.

Minima,

Wird die halbſchlaͤgige Note genennet, weil ſie die kleineſte un - ter den weiſſen und offenen iſt.

Minuetta, v. Menuet.

Minuritio,

Bedeutet eigentlich das Zwit - ſchern und Pipeln der kleinen Voͤgel; in der Muſic aber braucht man es von dem behenden und hohen Singen der Diſcantiſten, welche jene gleichſam nachahmen. Sodenn iſt es auch eine muſica - liſche Zierath und eben ſo viel als Diminutio notarum, wovon oben an ſeinem Orte.

Mirakkerbachi,

Heiſt der Ober-Stall-Meiſter des Koͤnigs in Perſien, welcher die Aufſicht uͤber die Koͤnigliche Marſtaͤlle hat, und eine von den hoͤchſten Chargen bey Hofe iſt.

Mirandola,

Hertzogthum in Jtalien, wel - ches zwiſchen dem Ferrariſchen und Mantuaniſchen Gebiete liegt. Es iſt ſehr fruchtbar an Getreide, Wein und Garten-Fruͤchten, und hatte ehemals ſeine beſondern Her - tzoge aus dem Hauſe Pico, wel - che allda reſidirten, und den Roͤ -miſchenMirmiſchen Kayſer fuͤr ihren Lehns - Herrn erkenneten, auch ſonſten unterſchiedene Guͤter in Neapo - lis beſeſſen. Der letzte ward aber wegen ſeines Buͤndniſſes mit Franckreich 1709 in die Acht erklaͤrt, und ſeine Laͤnder von dem Kayſer dem Hertzoge von Modena 1710 verkaufft. Jm Jahre 1735 ward es von den Spaniern erobert, aber vermoͤge der Præliminarien im fol - genden Jahre wieder geraͤumet. Sonſt fuͤhret der Hertzog von Mirandola den Kayſerlichen zwey - koͤpffigten ſchwartzen Adler mit der Krone im guͤldenen Felde, aus Kayſerlicher Begnadigung; ein ſilber und blaues Schacht zum Mittel-Schilde als das Stamm - Wappen; einen ſchwartzen Gold - gecroͤnten Adler im guͤldenen Fel - de, wegen Mirandola; ſechs ſil - berne und blaue Balcken, uͤber welchen ein rother Loͤwe, ſo ſie als Hertzoge von Concordia fuͤhren; mitten durch das Wappen aber gehet ein rother Balcke. Der Helm iſt gecroͤnt, und traͤgt einen guͤldenen wachſenden Greiff.

Miroir,

Nennet man einen Spiegel, ſo maͤnniglich wohl bekannt. Die ſchoͤnſten, groͤſten und koſtbareſten Spiegel werden heutiges Tages auf den nahe bey Venedig gelege - nen Murano, und dann auch in der Koͤniglichen Preußiſchen Spie - gel-Manufactur zu Neuſtadt an der Doſſe gemacht. Franckreich, Engelland und Sachſen haben auch ſtatliche Spiegel-Manufa - cturen, woraus man die allergroͤ - ſten Spiegel heut zu Tage in die Kayſerliche und Koͤnigliche Reit - Haͤuſer kaufft und auffſtellt, in der Abſicht, damit der CavalierMiſſich ſamt ſeinem Pferde beſehen kan, wie er zu Pferd ſitzet, und wie ſein Pferd ſich unter ihm ge - baͤrdet, damit er die unrechte Po - ſitur deſto beſſer an ihme ſelbſt corrigiren kan.

Mirouette, cheval mirouette,

Ein geſpiegelt oder geapffeltes Pferd, das in dem duncklen noch ſchwaͤrtzere und glaͤntzende runde Zeichen hat, als die uͤbrigen Haar, z. E. als wenn die braune Pferde runde Zeichen von einer noch dunck - lern Braͤune haben, nennet man ſie Bays miroir Braun-Spiegler; Jtem, wenn die grauen Pferde ſchwartze runde Ringe, als wie in einem Pfauen-Schwantz ein - gemiſcht haben, nennet man ſie Spiegel-Schimmel, welche viele Liebhaber finden, nur iſts Scha - de, daß ſie nicht allzu lange ſolche Aepffel behalten, ſondern mit an - wachſendem Alter ſolche verlieren, und auf die letzt gar weiß wer - den.

Miſcella acuta, v. Mixtura.

Miſerole,

Jſt eine gewiſſe Art eines Na - ſebandes, ſo aus dem gantzen ge - ſchmiedet und dabey gewunden iſt, und wird bey zarten jungen Pfer - den gebraucht, weil es annehm - licher und leidlicher iſt, als ein gewuͤrbiger Kapzaum.

Miſſa, Miſſæ,

Werden diejenigen Stuͤcke ge - nennet, welche in den Catholi - ſchen Kirchen zum Anfange des Gottesdienſtes aufgefuͤhret wer - den, und aus ein - zwo - und dreyſtimmigen Saͤtzen ſowol, als aus vollen Choͤren und praͤchti - gen Fugen beſtehen. Zu denſel -benMiſben hat die Verbeſſerung der Mo - teten den Grund gelegt. V. Meſſe.

Miſſale,

Meßbuch, iſt ein ſolches Buch, worinnen die Kirchen-Gebraͤuche oder Ordnungen des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes ſtehen, und un - ter andern die nach den Gregoria - niſchen acht Ton-Arten abgefaſ - ſete Introitus, Antiphonas, Gra - dualia &c. enthalten.

Miſten,

Heiſſet bey den Pferden ſo viel als den Miſt von ſich laſſen, wird auch ſonſten Zirchen genennet. Wenn ein Pferd nicht miſten kan, (welches daher ruͤhret, wenn es entweder mit Korn uͤberfuͤttert wird, und daruͤber trincket, oder aber uͤberritten, und erhitzet wird,) ſoll man nicht lange warten, weil ſich zu dieſem Uibel allezeit Ver - haltung der Winde und Blaͤhun - gen geſellen, und ein Pferd bald uͤbern hauffen werffen. Das be - ſte Mittel hierwider iſt, den Leib zu oͤffnen, entweder durch Appli - cirung eines Clyſtiers, oder daß man einem Jungen die Hand mit Oel ſalben, dem Pferd damit in Hintern greiffen, und den harten Koth heraus ziehen laſſe, damit die natuͤrlichen Gaͤnge wieder geoͤff - net werden. Zum Clyſtire ſoll man fuͤr einen Groſchen Baum - Oel, Senes-Blaͤtter, Roßmarin, Camillen, iedes gleich viel, ie - doch nach Proportion des Baum - Oels, ſolches alles in Rindfleiſch - Bruͤhe wohl kochen, und dem Pferde mit einer Clyſtir-Spritze appliciren. Oder man kan Pap - pel-Kraut, Camillen, zwey Loth ausgezogene Caßiam und Baum - Oel zuſammen in Wein thun,Miſkochen, wohl durch einander ruͤh - ren, und das Pferd nachgehends damit clyſtiren. Ein offt probir - tes Mittel iſt auch folgendes: Man nimmt ein Loth Venediſche Seif - fe, anderthalb Loth Sade - oder Seven-Baum, und zwey Scru - pel ſchwartze Nieß-Wurtz, thut es in ein Noͤſſel rothen Wein, und gieſſet es dem Pferde in den Hals, fuͤhret ſelbiges darauf eine halbe Stunde umher, nimmt alsdann ein wenig Speck und Venediſche Seiffe, macht es unter einander, und ſteckt es dem Roß in den Hin - tern hinein, ſo tieff man kan. Oder: Nehmet ein Stuͤcklein Speck, ei - nes guten Fingers lang und ſtar - cken Daumens dicke, nehmet fer - ner Sade-Baum, Coriander / At - tich und Odermennige, oder auch nur ein paar davon, pulveriſirt es, waͤltzet den Speck rings um in gemeldtem Pulver, und ſtoſ - ſet ihn dem Pferde in den Maſt - Darm, ſo wird es bald miſten. Oder: Nehmet ein Noͤſſel oder halb Maaß Ziegen-Milch, ma - chet ſolche ein wenig warm, werfft fuͤr vier Pfennige Venediſche Seiffe, und fuͤr vier Pfennige Qveck-Silber darein, ruͤhret es wohl durch einander, und gieſſet es dem Pferde ein. Oder, neh - met ein halb Noͤſſel-Wein-Eßig, fuͤr einen Groſchen Neſſel-Waſ - ſer, Sade - oder Seven-Baum, Haſel-Wurtz, Bilſen-Saamen und Fœnum græcum, eines ieden fuͤr ſechs Pfennige, ſtoſſet dieſe vier Stuͤcke klein, vermenget ſie mit dem Waſſer und Wein-Eßig, und gieſſet es dem Pferde ein. Man kan ihm auch Teuffels - Dreck und Knoblauch auf das Mund-Stuͤcke legen, daß es Wind davon bekoͤmmt.

Miſti -
Miſ

Miſtichanza, ſ. Meſſanza,

Bey einigen ein Quodlibet, wenn aus vielen Moteten und Madrigalen, weltlichen und poſ - ſierlichen Liedern eine halbe oder gantze Zeile Text ſamt den Melo - dien herausgenommen, und aus ſolchen Fleckgen und Stuͤckgen ein gantzes Lied gemacht wird. Oder es iſt ein aus allerley Clau - ſeln, auch unterſchiedlichen Tex - ten, die keinen Zuſammenhang haben, beſtehender Geſang.

Miſtichanza compoſta,

Wird in der Muſic genennet, wenn lauffende und ſchwebende Figuren zuſammengeſetzt werden.

Miſtio, Mixtio,

War ein Theil der Melopœïæ bey den Griechen, welche lehrete, wie die Klaͤnge fuͤglich an einan - der gehaͤnget und unter einander verbunden werden koͤnten. Wir nennen ſie heutiges Tages Artem melodicam.

Miſtler, Schnarre, Schnerr,

Jſt eine Art von Krammets - Voͤgeln, welcher ſeinen Nahmen von den Miſtel-Beeren, die er gerne friſſet, erhalten hat, und in Bayern eine Scharre in Kaͤrn - then aber ein Zerrer genannt wird. Er uͤbertrifft an Groͤſſe den Kram - mets-Vogel und die Droſſel. Seiner Farbe nach aber kommt er der Weiß-Droſſel oder Zipp - Droſſel gaͤntzlich bey, ausgenom - men, daß wie der Vogel groͤſſer iſt, auch die ſchwartzen Flecken an der Bruſt viel groͤſſer ausſehen, und der Grund, worauf ſie gleich - ſam geſtreuet ſind, nicht ſo braͤun - licht, wie bey der Droſſel, ſon -Miſdern mehr weiß iſt. Der Hahn und die Sicke, oder das Maͤnn - lein und das Weiblein ſehen ein - ander dermaſſen gleich, daß man auch den geringſten Unterſcheid nicht wird machen koͤnnen, auſſer daß der Hahn unter denen Fluͤ - geln auf ieder Seiten zwey ſchwar - tze Flecklein auf denen Federn ne - ben einander ſitzend hat, in der Groͤſſe einer groſſen Steck-Nadel - Koppe, welches iedoch genau will wahrgenommen ſeyn; in der Ju - gend aber, wenn ſie aufgeaͤtzt wer - den, geben die Maͤnnlein ſich durch ihr Dichten bald zu erken - nen. Sie halten ſich nirgend an - ders, als im Walde auf, und ſuchen ihre meiſte Nahrung darinnen, ob ſie gleich zu Zeiten auf die Fel - der und Wieſen hinaus fallen, um daſelbſt Wuͤrme zu ſuchen. Jm Winter fliegen ſie an etlichen Orten wol auch in die Gaͤrten, wo ſie Aepffel-Baͤume finden, auf denen Miſtel-Beere wachſen. Sie bruͤten des Jahrs zweymal, und das erſte mal ſehr fruͤh, gleich im Martio, machen das Neſt ge - meiniglich im ſchwartzen Gehoͤltze auf Tannen - oder Fichten-Baͤu - men ſehr hoch, wo aber groſſe Ei - chen-Waͤlder ſind, niſten ſie auch vielfaͤltig auf hohen Eichen, und haben meiſtens vier oder fuͤnff Junge. Sein Geſang, den er auf den hoͤchſten Gipffeln der Baͤume, wiewol nur im Fruͤhling hoͤren laͤſſet, iſt ſehr lieblich, und wie wild er von Natur iſt, ſo zahm wird er hingegen, wenn er aus dem Neſte genommen, und aufgezogen wird, ſo daß er auch auf der Hand ſinget, ſonſten aber iſt nicht viel mit ihm anzufangen, maſſen er von ſchlechter Gelernig - keit iſt, doch ſolte er, wenn er ſehrjungMiſjung zu andern Sing-Voͤgeln ge - than wuͤrde, noch etwas nachma - chen lernen. Man hat aber nicht noͤthig mit dem Miſtler derglei - chen vorzunehmen, weil ſein Pfiff von Natur angenehm iſt. Wor - bey, (wenn man ihn nemlich bey ſeinem natuͤrlichen Geſang laſſen will) doch dieſes noch zu mercken, daß ein junger Vogel, es ſey was es fuͤr einer wolle, der weder ei - nen Alten ſeines gleichen hoͤret, noch einen Jungen um ſich hat, auch auf ſeinen natuͤrlichẽ Geſang nicht voͤllig kommen kan, ſondern gantz unannehmlich ſinget; wenn aber nur zween Junge beyſammen ſind, ſo hilfft einer dem andern durchdichten, daß ſie endlich, wiewol viel langſamer, als wenn ſie einen Alten hoͤren, auf den rechten Geſang gerathen. Jm Sommer wird er mit dem Kaͤutz - lein auf den Feld - oder Platt-Baͤu - men, nach dieſem aber im Herbſt mit den Droſſeln auf denen Heer - den, und in Donen gefangen. Sie ſind einander ſehr gehaͤßig, und wo ſie ihres gleichen auf den Baͤumen erblicken, will einer den andern hinweg treiben, daher die Vogel-Steller einen zahmen Miſt - ler in einem Vogel-Bauer oder Kaͤficht an einem Baum hencken, und oben auf ein Netze oder Leim - Spindel ſtellen, darin der frem - de auf dieſen begierig ſtoſſende Vo - gel im Herbſte gefangen wird, und das heiſſet man den

Miſtler-Stich, ſo denen Vogel - faͤngern nach einem gewiſſen Be - zirck in Pacht verlaſſen wird, da - fuͤr ſie ein gewiſſes Geld oder etli - che Mandel Voͤgel geben muͤſſen, und werden ieglichem ſeine Gren - tzen angewieſen, daruͤber er nicht ſchreiten darff. Dieſer ſo genann -Miſte Miſtler-Stich gehet von Aller - heiligen an, und waͤhret den gan - tzen November durch, denn weil die Erde um ſolche Zeit zu gefrie - ren beginnet, und die Miſtler das Gewuͤrme nicht mehr aus der Erde kratzen koͤnnen, ſo wehlet ſich von denen, die nicht im Strich mit weggegangen, ſondern im Winter da bleiben, ein ieder einen oder auch mehr Baͤume aus, auf welchen Miſteln wachſen, und leidet auf denſelben oder auf den naͤchſten Baͤumen ſeines gleichen durchaus nicht, alsdenn haͤnget man in einem Vogel-Haus einen zahmen Miſtler, der darzu gewoͤh - net wird, an denſelbigen Baum, und thut entweder Leim-Spin - deln, oder ein ſolches Stich - oder Fall-Haͤuslein, durch welches der wilde Vogel den zahmen ſehen kan, auf das Vogel-Haus, da denn der zahme Vogel, ſo bald er den wilden hoͤrt, oder auch wol, ehe er ihn hoͤret, wenn er nur vermu - thet, es moͤchte einer zugegen ſeyn, denſelben anſchreyet, und dadurch verurſachet, daß der andere gantz blind vor Zorn auf ihn herunter ſtoͤßt, und entweder an den Spin - deln kleben bleibet, oder das oben angemachte Garn, vermittelſt ei - ner eiſernen Feder, ſich uͤber den Kopff zuſchlaͤgt. Auf dieſe Art kan man in einem Tage zwantzig und mehr Stuͤck fangen, ſonder - lich bey kaltem Wetter, wenn es reiffet und ein Schnee fallt; man muß aber die Lock-Voͤgel aus - wechſeln, daß ſie nicht matt wer - den. So lange dieſer Vogel in der Freyheit iſt, ernaͤhrt er ſich faſt, wie der Krammets-Vogel von Gewuͤrmen und Beeren, ſon - derlich im Winter von den Miſtel - Beeren, im Vogel-Haus aberfriſſetMitfriſſet er weitzene Kleyen, Gerſte, Grieß, und ein wenig geſtoſſenen Hanff, mit Waſſer oder ſuͤſſer Milch geweicht, dergleichen Fut - ter man inſonderheit denen Lock - Voͤgeln taͤglich dreymal, und alle - zeit friſch Waſſer dazu giebt. Laͤßt man ihn aber in einer Stube her - um lauffen, ſo nimmt er mit et - was ſchlechtern vorlieb, wie die Amſel und Droſſel. Seine beſte Speiſe, mit der man ihn erfriſchen kan, ſind Miſtel-Beere, und aller - hand Gewuͤrme, Heuſchrecken, Mayen-Kaͤfer und dergleichen; nach andern Beeren, als Wachol - der-Beeren, Vogel - oder Ebere - ſchen-Beeren und dergleichen, iſt er nicht ſo begierig, als die Kram - mets-Voͤgel und die Amſeln.

Mitoyennes, dents mi - toyennes,

Sind die 4 Mittel-Zaͤhne, zwi - ſchen den Zwick - und Eckzaͤhnen ſtehend, welche ein Pferd von viertehalb Jahren an ſtat der Milch-Zaͤhne bekommt. V. Dents.

Mit-Stoß,

Jn der Fecht-Kunſt, geſchiehet, wenn man nicht pariret, ſondern den Stoß fuͤr lieb nimmet, und nur auch zuſtoͤßt. Dieſemnach werden beyde getroffen, wo nicht der eine von ohngefehr verfehlet. Daß ſolches aber ſehr gefaͤhrlich, und moͤglichſt zu vermeiden ſey, iſt auſſer Streit.

Mittelbare Reichs - Glieder,

Werden diejenigen genennet, welche in eines oder des andern Reichs-Standes Lande wohnen, und alſo deſſen Gerichtbarkeit, mit - hin dem Roͤmiſchen Reiche nichtMitunmittelbar unterworffen ſind. Gleichwie die in Schleſien, Boͤh - men und Oeſterreich befindliche Fuͤrſten und Grafen, Landes-Fuͤr - ſten und Landes-Grafen, die Edel - leute aber Landſaſſen genennet werden.

Mittel-Holtz,

Wird dasjenige Holtz genennet, welches in ſeinem Mittel-Wuch - ſe iſt. Weil das Holtz zu ſolcher Zeit mehr Safft an ſich ziehen kan, als wenn es noch klein, und da - hero wegen der vollkommenen Wurtzeln am Stamm und Aeſten in die Laͤnge, Hoͤhe, Dicke und Breite in einem Jahr mehr, als ſonſten in vier, ſechs, acht oder zehen Jahren, waͤchſet, als ſoll es ſo lange, bis es vollwuͤchſig iſt, geſchonet, und nicht ehe ange - griffen werden.

Mittel-Jagd, ſ. Jagd.

Mittel-Tuͤcher

Sind eine Art Jagd-Tuͤcher, welche bey weitlaͤufftigen Jagden an die hohen Tuͤcher mit angeheff - tet, und die Jagens-Stallungen deſto groͤſſer gemachet werden. Jhre Laͤnge, worinnen ſie mit den hohen Tuͤchern uͤberein kommen, iſt achzig gedoppelte, oder hundert und ſechzig einfache Wald-Schrit - te, das iſt, 200 Ellen; die Ober - Leinen, Unter-Leinen, und Wind - Leinen, groſſe und kleine Hefftel, Ringe und Knebel ꝛc. ſind eben - falls, wie an den hohen Tuͤchern, nur daß die Leinen um ein merck - liches duͤnner, und ſonderlich die Leinewand um ein gutes ſchmaͤler, auch die Furckeln darzu kuͤrtzer gemacht werden. Sonſt hat man zweyerley Gattung von Mittel - Tuͤchern: nemlich hohe Mittel -Ritter-Lexic. B b bTuͤcherMitTuͤcher, und ſchmale Mittel-Tuͤ - cher. Die

Hohen Mittel-Tuͤcher ſind 4 Ellen zu ſtellen, u. bedienet man ſich der - ſelben oͤffters bey Hirſch-Jagden, ſonderlich bey kleinen Herrſchaff - ten, die nicht viel Jagd-Gezeug ha - ben, um die Unkoſten in etwas zu erſparen, weil das Roth-Wild - pret doch auch nicht ſo leichte uͤber - ſpringen kan, zumal wenn man mit Vortheil auf die kleinen Ber - ge, Lehnen oder Huͤbel ſtellet, da der Hirſch keinen Anſprung haben kan, und demſelben das Tuch hoͤ - her vorkommt, als es in der That iſt. Die

Schmale Mittel-Tuͤcher ſind eben - falls achtzig gedoppelte Wald - Schritte lang, wie die andern, und mit denen uͤbrigen Zubehoͤ - rungen gleichergeſtalt verſehen. Sie ſtellen nur drey Ellen hoch, und ſind zur wilden Schweins - Jagd ſehr beqvem: maſſen eben zu ſolcher Zeit, da man die Schwei - ne zu jagen pflegt, das Roth - Wildpret verſchonet wird, als welches uͤber dergleichen niedrige Tuͤcher leicht uͤberſetzen kan, die Schweine aber hierzu nicht ſo fluͤchtig ſind. Die Furckeln muͤſ - ſen viertehalb Ellen hoch ſeyn. Noch iſt eine andere Art ſchmaler Tuͤcher, nemlich die

Haſen-Tuͤcher, welche nur dritt - halb Ellen hoch ſtellen, und von zwey ſchmalen Breiten gemacht ſind, haben ebenfalls alle noͤthige Beduͤrffniſſe, iedoch nur ſchwaͤ - cher, die Laͤnge aber nach voriger Art. Dieſe ſind vor Adeliche Herrſchafften ſehr nuͤtzlich, und mit geringen Koſten wohl zu ge - brauchen; maſſen dieſelben, wenn ſie zugleich die Mittel-Jagd ha - ben, auch wol Sauen und Re -Mixhe darinnen einſtellen koͤnnen; doch muͤſſen, wie vorhin gemel - det, die Vortheile dabey in Acht genommen werden. Sonſt ge - hoͤren ſie eigentlich nur zur Haſen - Jagd, wenn welche vorhero in Netzen lebendig eingefangen, in Kaͤſten behalten, und zur Luſt durch kleine Stoͤber darinnen her - um gejaget werden.

Mixtura, ſ. Miſcella acuta,

Jſt eine Orgel-Stimme von vielen Pfeifgen auf einem Clavi, z. E. wenn das c noch e und g ne - ben ſich hat, die zugleich anſpre - chen, ſo iſt die Mixtur dreyfach u. ſ. w. bis zwoͤlf - und mehrfach. Es bleiben dieſe Pfeifgen aber im - mer im Accord der Terz und Qvint, und wiederholen denſelben Pro - ceß in der Helfte der Claviatur, oder auch bey der Octav, derowe - gen denn keine Mixtur allein, ſon - dern nur zur Verſtaͤrckung unter den Principal-Stimmen mit ge - ſpielet werden mag. Es wird durch die Mixtur einem ieden Ta - ſte der voͤllige Accord, theils ein - fach, theils vielfach, nach der Groͤſſe des Werckes zugeleget. Die - ſes Regiſter klinget zwar fuͤr ſich allein heßlich, wird es aber von andern ſtaͤrckern Stimmen bede - cket, ſo giebt es der Vollſtimmig - keit die meiſte Krafft und den groͤſ - ſeſten Nachdruck.

Mixtur-Cymbeln,

Ein Orgel-Regiſter, ſo zu den Principalen und Octaven gehoͤret, weil ſie aus derſelben Menſur ſind, und die Octaven und Qvinten ohne dem zur Mixtur und Zim - beln, des vollen Wercks halber, gezogen werden. Der Mixturen Diſpoſitiones und VariationesſindMnaſind mancherley, nach Art und Ge - legenheit der Wercke und Kirchen. Eine Art wird genennet die groſ - ſe Mixtur, war vor Alters oft bis 20, 30 und 40 Pfeiffen ſtarck, darunter die groͤſten von 8 Fuß waren. Jetzt ſind ſie 10, 12, bis 20 Pfeiffen ſtarck auf einem Chor, die groſſe Pfeiffe im unterſten Clave hat 4 Fuß Ton. Bey ei - nigen heiſt dieſe Mixtur auch gra - phicalis. Zehen Pfeiffen pro cho - ro macht zuſammen auf den Cla - vibus 864 Stuͤck. 2) Die ande - re Art beiſſet nur bloßhin Mix - tur: Weil dieſelbe im Mittel, und nicht zu groß, noch zu klein, mit Pfeiffen beſetzet iſt. Und iſt eben die, welche ietzund in die æqual - principal, auch wol in die groſſen Principal-Wercke von 4, 5, 6, 7, 8 und 9 Pfeiffen oder Choren ge - macht wird: Darinnen die groͤ - ſte Pfeiffe gemeiniglich von 2 oder 1 Fuß Ton iſt. 3) Die kleine Mixtur, Niederlaͤndiſch Scharp genannt; iſt von 3 Pfeiffen diſpo - niret, und wird oͤffters repetirt. Wird bisweilen in groſſen Wer - cken in die Bruſt, oder vor ſeine rechte Mixtur geſetzt. Etliche nehmen gar kleine ſubtile Pfeif - lein darzu, die groͤſte 3 Zoll lang, und deren 3 oder 4 in uniſono, und ein Octaͤvlein und kleine Qvint, und gehen von einer Octav zur an - dern.

Mnaanim,

War bey den Juden ein aus ei - ner viereckigten hoͤltzernen Tafel zubereitetes muſicaliſches Jnſtru - ment, oben mit einer Handha - be, daran man es hielte. Uiber der Tafel war eine eiſerne Kette oder eine von Hanff gemachte Saite ausgeſpannet, an welcheModhoͤltzerne oder eherne Kuͤglein an - gereihet waren. Wenn man auf die Kette oder Saite ſchlug, ſo ſtieſſen die Kuͤglein an einander und an die Tafel, und machten einen ſtarcken Schall, ſo weit ge - hoͤret wurde.

Modena,

Jſt eine ſchoͤne Volckreiche Stadt in der Lombardie auf einer Ebene gelegen, hat einen praͤchti - gen Hof, dann der Hertzog viel Vaſallen hat, kan auch eine gute Anzahl Soldaten aufbringen, dabey iſt ſie wohl befeſtiget, und hat tieffe Waſſer-Graͤben, nebſt einer feſten Citadelle von 5 Ecken, ingleichen eine Univerſitaͤt und Biſchoff unter dem Ertz-Biſchoff - thum Bologna gehoͤrig. Nahe an der Stadt-Mauer liegt der Poſten S. Gataldo, davon man die gantze Stadt beſchieſſen kan; die Dom-Kirche iſt wegen ihres Alters, dabey auch etliche Be - graͤbniſſe von Antiquitaͤten und die ſchoͤne Spatzier-Gaͤnge, wohl zu ſehen. Es wird auch ſehr ſchoͤn Brot allhier gebacken, dergleichen nirgends zu finden. Von derſel - ben fuͤhren die Hertzoge von Mo - dena aus dem Hauſe Eſté ihren Nahmen, von welchen das Zei - tungs-Lexicon nachzuſehen. Der Hertzog von Modena hat die Laͤn - ge durch in ſeinem Wappen einen rothen Pfal, darauf in einem blauen Mittel-Schilde ein ſilber - ner und mit Gold gecroͤnter Ad - ler, als das Geſchlechts-Wappen der Familie von Eſté; daruͤber ein paar creutzweis liegende Schluͤſſel mit der Paͤbſtlichen Krone, wegen Ferrara, welches allein der regierende Hertzog fuͤh - ret; hernach einen doppeltenB b b 2ſchwar -Modſchwartzen Adler im guͤldenen Fel - de, aus Kayſerl. Gnade; drey guͤldene Lilien im blauen Felde mit roth und goldenen Zacken ein - gefaſt, womit ſie von den Koͤni - gen in Franckreich beſchencket worden. Auf dieſem gecroͤnten Helm ſtehet der Adler der Familie von Eſté.

Moderation des chevaux,

Die Maͤßigkeit der Pferde iſt, wenn ſie mit wenigem Futter und Getraͤnck zufrieden ſind, welche die Arabiſchen, Perſianiſchen und Tuͤrckiſchen Pferden an ſich haben, weil ſie von ihren Waͤrtern in Eſſen und Trincken zu rechter Maͤßigkeit angehalten werden, daß ſie es gewohnen, und keinen Uiberfluß annehmen wollen, ob ſie gleich deſſen habhafft werden koͤnnen. Ebenermaſſen pflegen ſie ſich auch in der groͤſten Hitze von ſich ſelber des Trinckens zu enthalten, wenn gleich in derſel - ben bey Fluͤſſen von denen Rei - ſenden ihnen frey geſtellet wuͤrde, daß ſie nach Durſt trincken koͤn - ten, verlangen ſie es doch nicht, woran manche vertrunckene Men - ſchen koͤnten ein Exempel nehmen.

Moderato,

Mit Beſcheidenheit, bedeutet in der Muſic, daß etwas nicht zu ſtarck, nicht zu ſchwach, nicht zu geſchwind, oder auch nicht gar zu langſam ſolle geſungen oder geſpie - let werden.

Modi Cantus eccleſiaſtici,

Die 8 Kirchen-Tone ſind zur Zeit Kayſers Carls des Groſſen aufgekommen, und den Griechen, ſo ſich in der Geſellſchafft der von dem Griechiſchen Kayſer nach Aachen geſchickten Geſandten be -Modfunden, und den Gottes-Dienſt daſelbſt nach ihrer Weiſe hielten, abgelernet; da vorher nach Pab - ſtes Gregorii M. Einfuͤhrung de - ren nur 4 waren, nemlich der Do - rius, Phrygius, Lydius und Mixo - Lydius. Wit ſich nun dieſe alle - zeit in den 4 Clavibus D, E, F, G geendiget: So iſt es auch nach - gehends dergeſtalt mit den 8 To - nen gehalten worden, daß ihrer 2 und 2, nemlich der authenticus und plagalis, ſich in einem dieſer Clavium ordentlicher Weiſe endi - gen ſollen. Mit der Zeit aber ſind ſonderlich der 5te und 6te al - ſo aus der Art geſchlagen, daß ſie an ſtat des in dem Sprengel be - findlichen h das b angenommen, und ſich folglich in den Modum Ionicum und Hypo-Ionicum transpoſitum veraͤndert haben. Weil nun einige Sprengel oder ambitus, wenn ſie in obgedachten 4 Clavibus ſchlieſſen ſollten, fuͤr die Tenor-Stimme entweder zu hoch oder zu tieff gehen wuͤrden, werden ſie gemeiniglich tranſpo - nirt und ſo geſungen.

Modulatio,

Die Fuͤhrung einer Melodie oder Sing-Weiſe, die Art und Weiſe, die Manier, mit welcher ein Saͤnger oder Jnſtrumentiſt ſeine Melodie herausbringet.

Moduliren,

Moduliſare, zierlich ſingen, oder eine Melodie geſchickt und zierlich herausbringen.

Modulus,

Hat in der Muſic dreyerley Be - deutung. Denn 1) heiſſet es ſo viel, als eine Motete; 2) wird ein gewiſſer Gang dadurch ange - zeiget, und 3) wird auch ein mu -ſica -Modſicaliſches Foͤrmelgen darunter verſtanden.

Modus Muſicus,

Jſt die Art einen Geſang anzu - fangen, in gewiſſen Grentzen recht fortzufuͤhren, und gebuͤhrend zu endigen. Bey den Griechen ſind deren 12 bekannt geweſen, nem - lich 6 Haupt-Modi, als: Dorius, Phrygius, Lydius, Mixolydius, Æolius und Ionicus; und 6 Ne - ben-Modi: Hypodorius, Hypo - phrygius, Hypolydius, Hypo - mixolydius, Hypoæolius und Hy - poionicus. Dieſe Griechiſche Sing-Arten ſind zwar nicht mehr bekannt; doch hat man die Nah - men der aus den Clavibus d, e, f, g, a, c geſetzten diatoniſchen Melo - dien beygelegt. ſ. Ton-Arten.

Modus Authenticus ſ. pri - marius,

Wird diejenige Ton-Art ge - nennet, welche einen hoͤhern Am - bitum oder Sprengel, als ihre Plagales hat, z. E. der Spren - gel des alten Modi Ionici iſt, nach dem Diſcante, in der Octav c̿ oder nach dem Tenor in der Octav c enthalten: Hingegen hat der Modus Hypo-Ionicus zum Final - Clave zwar auch das oder c, ſein Sprengel aber iſt, nach der Alt-Stimme betrachtet, in der Octav g enthalten, und gehet, gleichſam als ein Laqvay hinter ſeinem Herrn, eine Qvart tieffer her.

Modus plagalis, obliquus ſ. transverſus,

Heiſſet die Ton-Art, wenn eine Melodie zwar das Qvint-Jnter - vall uͤber die Final-Note oben,Molaber das ſonſt in einer harmoniſch - getheilten Octav oben befindliche Qvart-Jntervall nicht daſelbſt, ſondern unter der Final-Note, und alſo umgekehrt oder verkehrt anbringet. Sonſten wird er auch Modus remiſſus und Secundarius genennet.

Moͤnig, ſ. Schwulſt der Augen.

Moitie de Demi-Quart,

Jſt in der Muſic ein Sechze - hen-Theil.

Moldau,

Europaͤiſche Landſchafft, welche auch die groſſe Wallachey genennt wird, grentzet gegen Norden an Podolien, gegen Suͤden an Bul - garien, gegen Weſten an Schwartz - Reuſſen, und gegen Oſten an Beſ - ſarabien. Sie iſt fruchtbar an Getreyde, Huͤlſen-Fruͤchten, Ho - nig, Wachs und Pferden. Jhre Einwohner ſind theils Griechiſche Chriſten, theils Mahometaner und ſtehen unter einem Fuͤrſten, welcher Woywode oder Hoſpodar in Moldau tituliret wird, und ein Tuͤrckiſcher Vaſall iſt.

Molette,

Jſt eine weiche Geſchwulſt, ſo ſich an der Seite der Kugel in der Groͤſſe eines Tauben-Eyes er - eignet, und im Anfang voller Waſſer iſt, ſie entſtehet, wenn die Pferde ſchwere Arbeit thun.

Mollix, cheval qui a la jambe mollit,

Sagt man von einem Pferd, das weichet, ſtrauchelt oder ſtol - pert, weil es ſchwach, und ſeiner Schenckel nicht maͤchtig iſt, ab - ſonderlich wann es zu hart ſtrapa - ziret wird; dieſem muß man dieB b b 3Schen -MolSchenckel oͤffters mit rectificirten Brantewein waſchen laſſen, wel - ches ſtaͤrcket und verbeſſert.

Mollis Cantus,

Jn der Muſic ein weicher, trau - riger, melancholiſcher Geſang, welcher zu Anfang eines muſica - liſchen Stuͤckes durch den Clavem b angedeutet wird.

Momentum,

Bedeutet in der Muſic eine Sechzehntheil-Pauſe. Momen - tulum aber eine zwey und dreyßig - Theil-Pauſe.

Monaco,

Kleines Fuͤrſtenthum an den Genueſiſchen Kuͤſten, das ſeinen abſonderlichen Fuͤrſten aus dem Hauſe Grimaldi hat. Dieſer ſte - het unter dem Schutz der Cron Franckreich, daher auch iederzeit Frantzoͤſiſche Beſatzung in der befeſtigten Hauptſtadt Monaco liegt. Der itzige Fuͤrſt iſt aus dem Frantzoͤſiſchen Hauſe Matignon, und war deſſen Vater mit der Er - bin des Fuͤrſtenthums Monaco vermaͤhlet, und hatte ihm ſein Schwieger-Vater ſchon bey Leb - zeiten das Hertzogthum Valenti - nois abgetreten. Es hat aber der Fuͤrſt von Monaco ein aus lauter filbernen und rothen Rauten be - ſtehendes Wappen, und oben auf dem Helm erſcheinet zwiſchen ei - nem gruͤnen Palm - und Oel-Zwei - ge eine guͤldene Lilie. Die Wap - penhalter ſind zwey Auguſtiner - Moͤnche in ihrem ſchwartzen Ha - bite, in bloſſem Haupt, und mit einer Hand das Wappen, mit der andern aber einen bloſſen Degen haltend.

Monaulos,

Hieß bey den Griechen derMonEgyptier ihre einfache Pfeiffe, welche ihr erſter Koͤnig Oſiris oder nach andern Mercurius ſoll erfun - den haben.

Monchen,

Nennen die Jaͤger das Gehoͤr - ne der Hirſche, wenn die Enden noch jung ſind. V. Hirſch.

Monochordum, Monochordium,

Jſt eine viereckigte laͤnglich - te Lade mit einem Halſe und mit einer aufgezogenen Darm - Saite, welche durch den Circkel ausgetheilet, alle Conſonantzen durch die proportiones ergruͤndet. Es wird auch die Trompette ma - rine alſo genennt.

Monodia,

Ein einſtimmiger Geſang, wenn eine Perſon alleine ſinget.

Monotonia,

Eintoͤnigkeit, wenn man immer in einerley Tone bleibet. Mono - tonus, der ſich immer in einerley Tone hoͤren laͤſſet.

Monſeigneur,

Dieſer Titel, wenn er ohne Zuſatz iſt, bedeutet den Dauphin oder Cron-Printzen in Franck - reich, ſonſten werden auch alle Hertzoge, Fuͤrſten und vornehme Stands-Perſonen Monſeigneur tituliret.

Monſieur,

Jſt ein Titel, welcher, wenn er ohne Zuſatz geſetzet wird, dem zweyten Koͤniglichen Printzen in Franckreich, nemlich des Koͤnigs Bruder, dem Hertzoge von Orle - aus, als erſten Printzen von Ge - bluͤte, beygelegt wird.

Mon -
Mon

Monter cheval, faire l exer - cice du Manege,

Heiſt nicht allein zu Pferde ſtei - gen oder aufſitzen, ſondern auch ſolches wohl zu bereuten. Was das Aufſitzen betrifft, ſo hat ſol - ches zwer ein geringes Anſehen, wer aber bedencken und erfahren wird, was fuͤr Uibelſtand, fuͤr Ge - fahr und Beſchwerung aus dem plumpen und uͤblen Aufſitzen ent - ſtehet, der wird nicht minder Sorge fuͤr derſelben ordentliche Begreif - fung, als auf das Reiten ſelber zu tragen, Urſach haben. Daß aber das Reiten ein hoͤchſtnuͤtzliches Exercitium ſey, hat Socrates Car - neades ſchon verordnet, daß man die Studirende vor allen andern reiten lernen ſollte, aus Urſachen, weil in allen andern Adelichen Exercitiis groſſe Heuchel - und Schmeicheley vorgienge, als ob ſie ſolche ſehr wohl gefaſſet haͤtten, ſo koͤnte doch dieſer dieſes, und ein anderer jenes zu tragen und aus - zuhelffen, worinnen die Pferde unpartheyiſch ſeyn; denn die rech - te Begreiffung auf die Probe zu ſetzen, und ohne Anſehen des Standes einen ieden aus der ver - geblichen Einbildung zu bringen. Demonter iſt das Abſitzen, dieſes ſoll mit guter Vorſichtigkeit ge - ſchehen, daß der Reuter die lincke Hand, mit dem Zaum auf dem Hals halte, ſich wohl und ge - ſchwind erhebe, und ſich aus dem Sattel ſchwinge, den rechten Fuß von Pferd ab zur Erden, (und deſſen Fußzehen) niederſetze, wel - ches nicht allein wohlantaͤndig, ſondern wegen des Pferdes Aus - ſchlagen oder Fortruͤcken ſicher, und des Reuters Fuͤſſen gemaͤch - lich iſt.

Moo

Montfort,

Dieſe Grafen ſind ſchon im neunten Jahrhundert beruͤhmt ge - weſen. Jhr Stamm-Schloß lie - get im Rheinthale in Schwaben. Sie beſitzen aber von ihrer ſchoͤ - nen Grafſchafft nur das Staͤdt - gen Tetnang und das Schloß Ar - gen, das uͤbrige aber hat das Haus Oeſterreich an ſich gebracht. Sie haben auf der Schwaͤbiſchen Grafen-Banck Sitz und Stim - me. Jm Wappen fuͤhren die Gra - fen von Montfort im ſilbernen Felde eine rothe Kirchen-Fahne mit drey guͤldenen Ringen und oben auf dem Helme eine rothe Biſchoffs-Muͤtze.

Montoir,

Auffſitz-Vorthel. Dieſer Ter - minus kommt aus Jtalien, allwo die Vereuter eines groſſen Steins zum Vortheil des Aufſitzens ſich bedienen, ohne daß ſie den lincken Fuß in den Buͤgel ſetzen. Dieſer uͤble Gebrauch iſt nicht nur in Welſchland geblieben, ſondern auch in Deutſchland gekommen, daß gar ſelten einer mehr von der Erden frey aufſteiget, ſondern be - dienen ſich des Vorthels, welches ihre Scholaren auch gewohnen, und hernach niemals ohne Be - ſchwerde frey aufſteigen koͤnnen.

la Montre d une Orgue,

Werden die vorderſten Pfeiffen an einer Orgel oder das Poſitiv genennet, weil ſie im Geſichte ſte - hen. Und weil mehrentheils das ſo genannte Principal ſolchen Platz einnimmet, ſo heiſſet man ſolches dahero auch Montre.

Moos-Emmerling oder Rohr-Sperling,

Jſt ein kleiner Vogel, welcherB b b 4ſichMooſich den gantzen Sommer uͤber in dem Mooß, wo Rohr und Schilff waͤchſet, und ſumpffigte Wieſen ſind, aufhaͤlt, und denen Leuten wenig zu Geſichte kommet, auſſer, wenn er im Herbſt zwar nur ein - zeln, auf die Fincken-Heerde ein - faͤllet; wie er denn, wenn man einen ſeines gleichen hat, auf das Locken viel begieriger folget, als ein anderer Emmerling, dem er am Schreyen nicht ſehr ungleich, am Schnabel und Geberden ſehr aͤhnlich, an der Farbe aber weit von ihm unterſchieden iſt: Denn er iſt oben am Ruͤcken und Kopff gantz braͤunlicht, faſt wie Haͤnf - ling, iedoch etwas mehr als die - ſer mit ſchwaͤrtzlichten Federn be - ſprenget. Am untern Leibe iſt er weiß-graulicht, hat aber an der Kehle und halben Theil der Bruſt einen groſſen ſchwartzen Flecken, eben wie die Maͤnnlein der Haus - Sperlinge. Wenn er auf einem Baume ſitzet und ſinget, ſchwin - get er den Schwantz, wie ein gel - ber Emmerling, und geberdet ſich auch dieſem gleich, wenn er aber auf der Erde iſt, ſcheinet er mehr zu gehen und zu lauffen als zu huͤpffen. Das Weiblein des Moos-Emmerlings iſt weder am Ruͤcken ſo braun als das Maͤnn - lein, hat auch an der Bruſt nicht ſo viel ſchwartzes als daſſelbe. Die - ſer Vogel hat nach ſeiner Groͤſſe eine ungemein ſtarcke Stimme, und reget ſich damit bis in die Nacht. Er hecket Sommers - Zeit in dem Roͤhrig, bringet vier bis fuͤnff Junge aus, ziehet aber Herbſt-Zeit unvermerckt hinweg. Seine Nahrung iſt Hauff und al - lerley Koͤrner, denn er iſt ſehr dauerhafft, und wird uͤberausMorzahm, wenn man ihn in einer Stube fliegen laͤſſet.

Morale,

Die Sitten-Lehre, welche von Tugenden und Laſtern handelt. Daher Moralitaͤt, alles, was der Sitten-Lehre zugehoͤret, und ge - maͤß iſt. Die Scribenten, ſo da - von geſchrieben, nennet man Mo - raliſten. Jm weitlaͤufftigern Ver - ſtande bedeutet ſie die geſamte practiſche Philoſophie, welche mit den menſchlichen Vernichtungen zu thun hat, ſo nach einer gewiſ - ſen Richtſchnur eingerichtet wer - den muͤſſen, und dalhero morali - ſche heiſſen: Und ſo begreifft ſie die natuͤrliche Rechts-Gelehrſam - keit, die Sitten-Lehre und ſoge - nannte Politic. Sie zeiget uns durch ein vernuͤnfftiges, tugend - hafftes und kluges Leben den Weg zur wahren Gluͤckſeligkeit, und raͤumet die Hinderniſſe ſowol bey uns ſelbſten, ſonderlich durch Be - zaͤhmung unſerer Affecten, als von auſſen, auf die Seite. Einer ſo edlen und nuͤtzlichen Wiſſen - ſchafft ſollen ſich Edle allerdings vor andern befleißigen.

Mordant,

Eine muſicaliſche Manier, wel - che im Singen nur auf einerley, im Spielen aber auf vielerley Weiſe angebracht werden kan. Bey dem Saͤnger geſchiehet es, wenn er den vorgeſchriebenen Klang zwar erſt, den unterliegen - den halben oder gantzen Grad aber nach Maßgebung der Ton-Art auf das ſchnelleſte hernach, als ob es zu einer Zeit geſchehe, beruͤh - ret, und darauf mit eben ſolcher aͤuſſerſten Geſchwindigkeit wieder empor koͤmmet, ſo daß dieſesdrey -Mordreyfache Anſchlagen gleichſam ei - nen einzigen Schall verurſache, der ſich nur ein klein wenig zu zoͤ - gern, an etwas aufzuhalten oder ſanft zu ſtoſſen ſcheinet. Sonſt wird im Singen faſt kein eintzi - ger Accent aufwerts gemacht, da - bey nicht zugleich ein kleiner Mor - dant mit gehoͤret wird. Der Mor - dant theilet alſo nichts, er bricht nichts, ſondern fuͤget vielmehr die Klaͤnge zuſammen. Es ſoll aber Mordant von mordere, beiſ - ſen herkommen; hieſſe er dem - nach ein Beiſſer, und lieſſe es, als wuͤrde was hartes, z. E. eine Nuß, von einander gebiſſen oder getheilet, oder alswenn die Klaͤn - ge ſich wie die Huͤner auf die Kaͤm - me biſſen ꝛc.

Mordant,

Jſt auf der Reitbahn eine ſub - tile Beruͤhrung der Erde, welche ein Schul-Pferd erſtlich mit der Spitze des Hufs dergeſtalt vor den hintern Stollen ergreifft, daß es einen halben Vor-Ton ma - chet, die mit keinem andern Din - ge als einem Mordant oder Vor - ſchlag zu vergleichen iſt; dann den Boden muß eines Pferdes Vorder-Fuß, weder auf ein - oder zweymal, ſondern in anderthal - ben Tempi faſſen, und alſo vor dem rechten platten Niederſetzen, denſelben mit der Spitze gar leiſe, und dann erſt mit den Stollen ſtarck beruͤhren, daß man ſolches auf hartem Boden oder Pflaſter wohl hoͤren und bemercken kan.

Mordicant, cheval Mor - dicant,

Ein beißiges Pferd. Dieſes La - ſter iſt zwar gar ſelten allein, ſon - dern neben dem Schlagen aus boͤ - ſer Natur oder Gewohnheit ein -Morgewurtzelt; dieſes Uibel iſt ſehr ge - faͤhrlich, und kan man ſich ſchwer - lich davor huͤten, weil ſie einen gantz unvermerckt und heimtuͤckiſch eines anbringen, und es auch in groſſer Geſchwindigkeit geſchiehet. Die Urſach deſſen kan ſeyn, wenn das Geſinde mit den jungen Foh - len ſchertzet, und dieſelbe darzu anreitzet, woraus endlich die uͤble Gewohnheit des Beiſſens her - kommt, und der boͤſen Verwar - loſung beyzumeſſen iſt.

Mords, les Mords des Bran - ches,

Stangen-Gebiß, iſt ein Mund - ſtuͤck von Eiſen, ſo in des Pfer - des Maul geleget wird, und un - terſchiedlicher Gattung ſind, als ein Waltzen-Gebiß, Hohlgebiß, Poſthorn-Gebiß, Galgen-Mund - ſtuͤck, Glocken-Mundſtuͤck, Stri - gel-Gebiß, Gans-Kraͤgen-Mund - ſtuͤck, gantzes Mundſtuͤck, Tuͤrcki - ſches Gebiß mit einem Ringe ꝛc. ſ. Mundſtuͤck.

Moreau, cheval Moreau,

Ein Rappe von einer duncklen glaͤntzenden ſchwartzen Farbe, ſo von Natur und Complexion ge - meiniglich melancholiſch, 1) we - gen der uͤberhand nehmenden ir - diſchen Wirckung. 2) Von der uͤberfluͤßigen ſchwartzen Galle; daher ſolche Pferde offt ſchwer - muͤthig, ungelernig, zornig, ſtutzig und untreu, abſonderlich, wenn es gar kein weiß Haar oder Zei - chen hat. Die Jtaliener meinen, daß die Rappen mehrentheils Ex - tremiſten in guten oder in boͤſen ſeyn.

Morfondure,

Truſe, iſt ein Strauben-FlußB b b 5unrei -Morunreiner Feuchtigkeiten, die ſich durch die Naſe evacuiren, und das Pferd nicht allein huſten ma - chen, ſondern auch Schlaͤgbaͤu - chen in Flancken verurſachen; es iſt eine allgemeine Kranckheit, lie - doch bey jungen mehr, als bey alten zu bemercken, und kan faſt mit den Kinder-Blattern vergli - chen werden, wenn die Speiſe und die Nahrung veraͤndert wird, ehe nun die Natur ſolche annim̃t, ſtoͤßt ſie das unreine von ſich.

Moritzburg,

Ein Chur-Saͤchſiſches Amt und Jagdhaus in Friedewald, an - derthalbe Meile von Dreßden. Churfuͤrſt Moritz hat ſolches Haus von Grundaus neugebauet, ingleichen mit beſondern Thier - Gaͤrten gezieret; wie dann daſi - ger Ort auch mit einem ungemei - nen Uiberfluß an roth und ſchwar - tzen Wildpret, auch Forſt - und Teichen-Regalien verſehen.

Morve,

Rotz, dieſes iſt eine fandigte dicke, zaͤhe und blutige Materie, welche von einer verderbten Lunge herruͤhret, und ſich durch die Na - ſe erleichtert. Ein Pferd, das den wahren Rotz hat, iſt gemei - niglich incurable, abſonderlich wenn es lange gewaͤhret, daher er auch im Pferd-Kauf vor einen Haupt-Mangel geachtet wird, die Verkaͤuffer ſind deswegen Ga - rants, und werden durch die Ju - ſtitz obligirt, das Pferd nach 9 Tagen wieder zuruͤck zu nehmen: wovor im 2 Theile der Pferd-Ana - tomie gute Rauche und Pillulen p. 222 nach zuſuchen.

Motet,

Jſt eine mit Fugen ſtarck aus -Motgeſchmuͤckte, und uͤber einen bi - bliſchen Spruch bloß zum Sin - gen, ohne Jnſtrument, den Gene - ral-Baß ausgenommen, verfer - tigte Compoſition: doch koͤnnen die Sing-Stimmen auch mit al - lerhand Jnſtrumenten beſetzt und verſtaͤrcket werden. Vor alters wuſte man bey den Moteten von keinem General-Baß, ſondern die Stimmen muſten alle in Par - titur gebracht von dem Organi - ſten wie eine Allemande oder an - ders Hand-Stuͤck figurirt geſpielet werden. Man wuſte dabey von kei - nem andern Concertiren, als was durch die unſingbaren und unend - lichen Fugen geſchahe. Von Ge - muͤths-Bewegungen oder Leiden - ſchafften war nichts zu finden, keine Einſchnitte in der Klang - Rede, keine rechte Melodie, kei - ne wahre Zierlichkeit, ja gar kein Verſtand war da anzutreffen, ſon - dern lauter zerhackte Vollſtim - migkeit und wuͤſtes Geſchrey. Solche Fugen waren nicht alle - mal ordentlich, ſondern mehren - theils nur ſchlechte Nachahmun - gen, da eine Stimme die andre gleichſam aͤffete. Die Frantzo - ſen nennen noch itzo alle ihre Kir - chen-Stuͤcke ohne Unterſchied des Motets: Jedoch iſt ihre Einrich - tung etwas beſſer, als ſie vor al - ters war; denn es kommen dabey offt Abwechſelungen vor, daß nem - lich eine oder andere ausnehmende Stimme ſich etwan allein hoͤren laͤſſet und concertiret. ſ. Kirchen - Styl.

Mothon,

Hieß ein gewiſſer Tantz und Tantz-Lied bey den alten Griechen.

Motivo di Cadenza,

Wird genennet, wenn die auswech -Mouwechſelsweiſe aufſteigenden Qvart - oder abſteigenden Qvint-Jnter - vallen beſtehende Grund-Stimme Anlaß giebt, und die andern Stim - men gleichſam noͤthiget, entweder der ſcharfen Terz formale Caden - zen, oder wenn an ſtat der ſchar - fen Terz uͤber der Nota penulti - ma die weiche Terz genommen, welche ſodenn zur folgenden Grund - und letzten Note der Ca - denz die Septime wird, Cadenze ſfuggite nach einander zu ma - chen.

Mouelle du dos de cheval,

Das Marck des Ruͤckgrats an einem Pferde, hat ſeine Woh - nung mitten in der inwendigen Hoͤle des Ruͤckgrats, und erſtre - cket ſich bis in den Schwantz hin - ab, und iſt mit zwey Haͤutlein umgeben, ſobald es von oben aus dem Hirn herab, bis in das erſte Gleiche gelanget, durch die Loͤch - lein, ſo es in ſeinen Seiten hat, das erſte paar Nerven von ſich aus, welches an ſeinem Anfang mehr nicht denn gleichſam drey Faͤdelein hat, welche von dannen fortgehen, und ſich in die Maͤuſe des Halſes ausſpreyten, gegen den Ort uͤber kom̃et das andere heraus, und dienet zu ebenmaͤßigem Ende, und alſo vollſtrecken ſie ihren Weg zwiſchen den beyden Gleichen, von einem Ort zum andern, und theilen ſich unterwegs allezeit in mehr Aeſte und Zweiglein aus, wie in der Pferd-Anatomie T. 1 p. 175 zu ſehen.

Mouraille,

Jſt ein Jnſtrument von Eiſen mit 2 Theilen, ſo oben an einan - der befeſtiget, deſſen ſich die Schmie - de gebrauchen, den Pferden dieMouNaſen einzubremſen, daß ſie im Beſchlagen ſtille ſtehen.

Mouſcheté, cheval mouſcheté,

Mucken-trieffig Pferd; ſind ge - meiniglich Grau-Schimmel, wel - che uͤber den Leib ſchwartz getuͤp - pfelt ſeyn, unter welchen ein gu - ter Theil koͤſtlicher Pferde zu be - finden ſind, ſonderlich wenn ſie ſchoͤne klare braune Augen, ſchwartz Geſchroͤt und dergleichen Huͤfe, an der Haut hin und wie - der kleine ſchwartze Flecken haben, ſo gemeiniglich riſch, freudig und dauerhafft ſind, doch viel ſittſa - mer und gedultiger, als andere Farben, weil ihre graue Farbe und zarte Haut und Haar keine Unreinigkeit verbergen und ver - tragen kan.

Mouvemens des jambes d un Cavalier,

Die componirten Mouvemen - te, welche die Jtaliener Tempo di Gamba oder Gambaden nennen, ſind Bewegungen der Schenckel des Reuters, und ſind zur Abrich - tung dieſelbe in rechter Vollkom - menheit, mit guter Grace und Ent - ledigung, in rechter Maaß und Zeit anzulegen, ſie werden aber auf verſchiedene Art gebrauchet.

Mouvement,

Heiſt Bewegung. Le cheval un beau Mouvement, dis Pferd hat ein ſchoͤnes Monvement. Die - ſe Expreſſion zeiget die Freyheit der Bewegung der vordern Schenckel an, wenn das Pferd ſolche im Tummeln recht bieget und in Courbetten und Caprio - len ſie wohlgebogen, unter ſich zie - het, und den Kopff, ja den gan - tzen Leib recht traͤget.

Mouve -
Mou

Mouvement d unchevalier,

Die Bewegung eines Cava - liers muß ſich vorderſamſt nach des Pferdes Bewegung beqvemen, und mit ſeinem Leibes-Gewicht wiſſen nachzugeben, ſo gleichſam die rechte Wagſchale in ſich hat, daß, gleich wie die Wag-Stan - gen eine gleiche Horizontal-Linie, derſelben Schalen und Zungen, eine Perpendicular-Linie formi - ren, alſo erſcheinet dieſelbe auch an des Pferdes Leib, welcher eine Horizontal-Linie deſſen, und des Reuters Schenckel eine abhan - gende, der Leib aber eine gerade Linie anzeigen.

Mouvement,

Hat in der Muſic verſchiedene Bedeutungen: 1) zeiget es einen ieden Gang oder Bewegung von einem Klang zu dem andern an, es geſchehe ſolcher Stufenweiſe oder Sprungsweiſe. 2) Die Be - ſchaffenheit des Tactes, ober lang - ſam oder geſchwind ſey. Dieſes Mouvement ſchreibt das Gehoͤr, nach Erfordern der Gemuͤths - Bewegungen, in gewiſſen Regeln vor, welche nicht allemal mit der mathematiſchen Richtigkeit uͤber - ein kommen, ſondern mehr auf den guten Geſchmack ſehen. Die Jtalianer zeigen dieſe Bewegung gemeiniglich nur mit einigen Bey - woͤrtern an, als affettuoſo, con diſcretione, col ſpirito &c. wo - durch aber mehr verſtanden, als geſchrieben wird. Denn weil es hier auf Empfindung und Regung des Componiſten, und auf die gute Vollziehung oder den zaͤrtli - chen Ausdruck der Saͤnger und Spieler ankoͤmmt: ſo laͤſſet es ſich ſchwerlich in Gebote und Verbote einfaſſen. 3) Die VergleichungMuederjenigen Bewegung, ſo z. E. eine Ober-Stimme gegen ihre Unter-Stimme, und dieſe gegen jene zugleich, das iſt, zu gleicher Zeit macht. Solche kan nun auf dreyerley Art geſchehen, davon die erſte iſt und heiſſet

Mouvement contraire,

Wenn z. E. der Diſcant auf - ſteiget, und der Baß zu gleicher Zeit abſteiget.

Mouvement oblique,

Jſt, wenn eine von 2 Stimmen ſich fort beweget, und die andere ſtille ſtehet.

Mouvement ſemblable ou droit,

Wenn zwo Stimmen ſich mit einander zugleich auf oder nieder bewegen.

Mouvement,

Wird auch das anmuthige Be - ben eines Klanges genennet, wel - ches die Lauteniſten, Violiniſten und Violdigambiſten durch gelin - de Bewegung der Finger zu ma - chen pflegen.

Mouvement,

Heiſſet auch die an den Schnarr - wercken in den Orgeln befindliche Kruͤcke, oder der ſtarcke Drat, durch deſſen Niederziehen derglei - chen Pfeiffen hoͤher, und durch das Aufziehen tieffer geſtimmet werden.

Muer, Mutare,

Wird in der Muſic gebraucht, wenn einer ſeine Stimme verlie - ret, und zu einer andern ſich be - geben muß.

Muer le Poilou changer le Corne,

Heiſt das Haar oder Horn ver - aͤndern. Ein Pferd aͤndert die Haare des Jahrs zweymal, nem -lichMuͤdlich im Fruͤhling laͤſt es ſeine lan - ge Winter-Haare fallen, und bekommt dargegen kurtze glaͤn - tzende Sommer-Haare, und im Herbſt nimmt es ſeine Winter - Haare wieder an, nachdem es uͤbel bedeckt oder allzu kalt einge - ſtellt geweſen. 2) Aendert das Pferd auch unterweilen das Horn, welches an denen Frießlaͤndiſchen Kutſch-Pferden geſchiehet, denn indem es in einem moraſtigen Lande erzogen worden, haben ſie allzu weich Horn, wenn ſie aber in ein trocknes Land gebracht wer - den, veraͤndern ſie nach und nach das Horn, dieweil ihnen der Fuß waͤchſet, und ein haͤrters Horn formiret.

Muͤdigkeit,

Jſt ein beſchwerlicher Zuſtand, welcher den Pferden entweder durch eine langwierige, ununter - brochene ſtarcke Reiſe, oder durch muthwilliges Jagen und Rennen zugezogen wird. Einem muͤd-ge - rittenen Pferd aber zu helfen, und es wieder zu rechte zu bringen, ſoll ein Reiſender, oder wem ſonſten das Pferd anvertrauet iſt, dem - ſelben des Abends die Schenckel mit warmen Bier, darinne ein wenig Vutter und Saltz zergan - gen iſt, waſchen, oder mit unter einander geſottenen Eßig, Hopf - fen und Bier wohl baͤhen, oder auch Saltz in einer Pfanne roͤſten, und, wenn es heiß, dem Pferde in die Huͤfe thun, uͤber ſolches aber trockenen Roß-Koth ſchla - gen, und, damit es nicht heraus falle, wohl vermachen. Wenn ein Pferd ſehr muͤde iſt, ſoll man ein paar Haͤnde voll Saltz in einer Gelte mit friſchem Waſſer wohl durch einander ruͤhren, dem Pfer -Muͤdde gegen Abend die Schenckel wohl damit reiben, und es alſo uͤber Nacht ſtehen laſſen; des Morgens aber eine Hand voll Odermennige in halb Wein und halb Waſſer ſieden, und damit, ſo warm man es an den Haͤnden erleiden kan, das Roß gegen die Haare reiben, alsdann denſelben Tag ſtille ſtehen laſſen, ſo kommt es gewiß wieder zu rechte. Oder ſiede einen groſſen Topff voll Tann-Zapffen in Wein, und wa - ſche, ſo warm es ſeyn kan, dem Pferde ſowol die Schenckel, als auch den gantzen Bauch, nebſt der Bruſt und dem Geſchroͤte damit. Laß es auch offt in ein Fließ-Waſ - ſer gegen den Strom fuͤhren, und eine Zeit lang darinne gegen den Strom ſtehen. Man ſoll inſon - derheit ſolchen muͤden Pferden Bohnen-Mehl im Futter zu freſ - ſen geben, und Weitzen-Kleyen unter das Trincken ruͤhren, den - ſelben aber durchaus keine Ader oͤffnen laſſen, als welches ihnen hoͤchſt ſchaͤdlich iſt, ſondern dafuͤr denſelben von Bolus, Eßig, Brantewein und Knoblauch, Sauerteig und dergleichen einen guten Anſtrich machen. Man kan auch ſolchen Pferden die Schenckel offt mit Knoblauchs - Bruͤhe reiben, und ihnen dabey mit Saltz, Knoblauch und altem Schmeer unter einander geſtoſſen, einſchlagen. Etliche waſchen ihre muͤden Pferde mit warmen Waſ - ſer, darinnen Haber-Stroh ge - ſotten worden, binden ihnen auch zugleich das warme Haber-Stroh um die Beine, und geben ihnen Eiſen-Kraut, Beyfuß, Kletten - Wurtzel, Eber-Wurtzel, Weg - warten ꝛc. unter dem Futter zu freſſen. Andere rathen, man ſolleinemMuͤdeinem muͤden Pferde die Schen - ckel wohl mit Spuͤl-Waſſer wa - ſchen, hernach Hanff-Oel acht Loth, Lein-Oel zwoͤlff Loth, und zwey Haͤnde voll Saltz unter ein - ander miſchen, und dem Pferde die Beine, wenn ſie vorhero vom Waſchen trocken worden, wohl damit reiben, und denn mit nach - folgendem Einſchlag demſelben einſchlagen. Nimm zwey Haͤnde voll geſtoſſene rothe Zwiebeln, ein halb Pfund Butter, ein Viertel - Pfund Honig, drey Loth Wachs und Eßig, ſo viel als genug iſt, und miſche es unter einander zu einem Einſchlag.

Daß ein Pferd nicht muͤde wer - de, wenn man reiſen muß, ſo gieb ihm alle Nacht und alle Morgen eine gute Hand voll Wegwart - Wurtzeln zu freſſen, oder binde ihm die Wurtzel von Eiſen-Kraut ins Gebiß, raͤume ihm alle Nacht die Huͤfe wohl aus, und ſchlag ihm mit folgender Salbe ein: Nimm Terpentin, guten alten Schmeer und Hirſch-Unſchlitt, iedes gleich viel, Gruͤnſpan den dritten Theil, ſo viel als eines dieſer Stuͤcke, mache es mit Ho - nig uͤber einem Feuer zur Salbe, doch daß ſie nicht zu duͤnne werde. Von nachſtehendem Pulver ſoll man auf der Reiſe einem Pferde taͤglich einen oder zween Loͤffel voll eingeben. Nimm Meiſter - Wurtzel, Eber-Wurtzel, iedes drey Loth, Angelica, Bibinell, Florentiniſche Veil-Wurtz, Haſel - Miſtel, Eichen Miſtel und Birn - baum-Miſtel iedes zwey Loth, Hirſch-Klauen drey Loth, gebrannt Hirſch-Horn ſechs Loth, Zittwer, Galgant iedes ein Loth, Fœnum græcum ein Viertel-Pfund, allesMuͤhklein gemacht, und unter ein - ander gemiſcht. Wer mit ſeinem Pferd oͤffters auf der Reiſe ſeyn muß, der gebe demſelben woͤchent - lich ein halbes Loth Antimonium crudum, (Spies-Glas) oder ein Qvintlein Crocum Metallorum, welcher aus gutem Spies-Glas und gereinigten Salpeter bereitet wird, mit Saltz vermiſcht zu freſſen, und laſſe demſelben mit Eßig und Kuͤhe-Kot, oder mit altem Schmeer, Knoblauch und Saltz unter einander gemiſcht, fleißig, doch auch nicht gar zu offt einſchlagen, laſſe es auch waͤhren - der Reiſe niemalen des Abends ins Waſſer reiten, ſondern die Fuͤſſe fein trocken mit Stroh oder einem wuͤllenen Tuch abreiben. Wenn man aber von der Reiſe wieder zuruͤck kommen, und es heiſſe Zeit iſt, kan man es taͤglich ins Waſſer reiten, und eine hal - be Stunde gegen den Strom ſte - hen laſſen.

Muͤhlhauſen,

Groſſe und freye Reichs-Stadt an der Unſtrut in Thuͤringen, Lutheriſcher Religion, 6 Meilen von Erfurt. Sie liegt in einer luſtigen und fruchtbaren Gegend, hat 4 groſſe Vorſtaͤdte, und ein Gebiete 2 Meilen groß unter ſich. Sie wird in die Ober und Unter - Stadt eingetheilet, und iſt nach Erfurt die groͤſte Stadt in Thuͤ - ringen. Jn der Stadt und Vor - ſtaͤdten ſind auf etliche 20 Muͤh - len, daher ſie auch den Nahmen hat. Der Rath daſelbſt beſtehet aus 48 Perſonen, welche in 3 Thei - le getheilet ſind, ſo daß alle Jahr 16 Perſonen ans Regiment kom - men. Dieſe Reichs-Stadt fuͤh -retMuͤhret den ſchwartzen einkoͤpffigten Reichs-Adler im guͤldenen Felde in ihrem Wappen.

Muͤhlhauſen,

Jm Sundgau, 3 Meilen von Baſel, war ehemals eine freye Reichs-Stadt, ſtehet aber mit den Reformirten Cantons in der Schweitz ſeit 1533 im Bunde, und iſt einer von den zugewandten Oertern. Jhr Wappen iſt ein rothes Muͤhlrad im ſilbernen Felde.

Muͤnchen,

Hauptſtadt des Hertzogthums Bayern, und die Churfuͤrſtl. Re - ſidentz, am Fluß Jſer gelegen, an Schoͤnheit und Pracht nicht viel in der Welt gefunden wer - den. Die Haͤuſer ſind groß, ſchoͤn und praͤchtig erbauet; die Haupt - Kirche zu unſerer Frauen iſt ein ſchoͤnes und groſſes Gebaͤu, mit einer ſchoͤnen Cantzel und 2 hohen gleichen Thuͤrmen gezieret. Die Orgel hat von Bux-Baum ge - drehete Pfeiffen, in einer ziemli - chen Groͤſſe. S. Benno liegt all - hier im Chor begraben. Die Je - ſuiter-Kirche iſt auf Jtalieniſche Manier ſehr ſchoͤn und praͤchtig erbauet, da inſonderheit wohl zu betrachten ſind die ſchoͤnen Ge - maͤhlde und Altaͤre, von dem groſſen Chor hanget eine ſilberne Oel-Lampe, ſo 50 Marck Silber wiegt, vorn unter dem Chor ſind der Hertzoge von Bayern Be - graͤbniſſe. Jn dem Chor ſtehet ein metallener Engel, ſo mit bey - den Haͤnden das Weih-Waſſer haͤlt. Jn der Kirchen ſind 2 Or - geln neben einander: Das Pfla - ſter iſt von ſchoͤnem Marmor. Hinter dem Chor liegt der Je -Muͤnſuiter-Schatz, eine groſſe Summe Geldes werth, von gantz guͤldenen und ſilbernen Truͤhlein, eingefaſten Crucifixen, Monſtrantzen, Leuch - tern, Behaͤltern der Reliqvien, vielen Geſchirren und Gefaͤſſen mit ſchoͤnen Steinen verſetzt, ſchoͤ - ne Tapezereyen, koͤſtlichen Meß - Gewandten, und bey demſelben eine ſchoͤne Capelle, unter wel - chen ein Gewoͤlbe zu ihren Be - graͤbniſſen, die Kirche hat von auſ - ſen 2 Haupt-Thore, eine ſchoͤne Facciata, oben auf iſt Chriſtus mit dem Apffel, unter ihm ſtehet Otto, Hertzog in Bayern, und unter dieſem auch noch andere Hertzoge und Kayſer, alle in weiſ - ſen Marmorſtein gehauen, in Le - bens Groͤſſe. Unter den 6 letzten iſt Hertzog Willhelm, welcher ei - ne Kirche in der Hand hat, zu un - terſt zwiſchen dieſen 2 Thoren iſt der Ertz-Engel Michael mit dem Drachen, ſehr ſchoͤn und groß, wie auch das Chur-Bayeriſche Wap - pen von Metall gegoſſen, das Collegium, ſo daran iſt, hat ei - ne uͤberaus groſſe Weite, alſo daß der Groͤſſe halben wol ein Koͤ - nig darinne Hof halten koͤnte; hat verſchiedene groſſe Hoͤfe und Gaͤr - ten, groſſe und kleine Zimmer in ziemlicher Anzahl, auch ſchoͤne Speiſe-Stuben und Refectoria, Schulen, Saͤle und Tafeln, und 800 Creutz-Fenſter. Jn der Fran - ciſcaner-Kirche wird ein ſchoͤnes Uhrwerck geſehen, ſo den Engli - ſchen Gruß ſchlaͤgt, darzu ein En - gel poſaunet. Das Churfuͤrſtl. Schloß, ſo ein rechter Pallaſt, iſt auch wohl zu beſichtigen, hat im Eingehen einen langen per - ſpectiviſchen Hof, durch welchen man in einen groſſen runden Hof ſiehet, darinnen ein groſſerRoͤhr -MuͤnRoͤhr-Kaſten mit Bildern ſtehet. Das Pflaſter iſt aus Marmor, und das Wahrzeichen dieſes Pal - laſts ſind 2 ſteinerne Statuen, die erſte, Hercules in der Loͤwen - haut, die andere ein nackendes Weib, ſo auf einem Sack ſchlaͤfft; das Pflaſter iſt von Jaſpis, Agat und dergleichen Steinen zuſam - men geſetzt, ſo klar als ein Spie - gel. Der Altar der Schloß-Kir - che iſt doppelt von feinem Silber, allwo allerhand Reliqvien gezei - get werden. Die Zimmer im Schloſſe ſind uͤberaus herrlich und praͤchtig; ſo iſt an Gold und Gemaͤhlden nichts geſparet wor - den. Unter den Zimmern iſt eine groſſe Tafel-Stube, darinnen ein muſicaliſches Jnſtrument ſtehet, ſo von ſich ſelbſt ſpielen kan. Das Antiquarium iſt ein ſchoͤnes, wei - tes und langes Gemach, worinne allerhand denckwuͤrdige Sachen zu ſehen. Vor dem Antiquario iſt ein Saal, in dieſen eine ſchoͤne Grotta, Bildweiſe gemahlet. Aus dieſem Saal gehet man in einen ſchoͤnen gevierten Garten, ſo in vier Theil abgetheilet, allwo allerhand curioſe Sachen vorkom - men. Auf einer Seite des Gar - tens iſt in der Hoͤhe ein ſchoͤner groſſer Altan, mit verguͤldeten Gittern und Stangen, welche ſchoͤne Bilder tragen. Jn dem andern Garten hat es erſtlich ei - nen kleinen offenen Saal, in wel - chen man durch den gantzen Gar - ten ſiehet. Darnach iſt der groſſe Felſen-Berg wohl zu beſichtigen, denn darauf ſtehet ein groß Wei - besbild von Metall, die hat auf ihrem Haupt Eichen-Laub, wel - ches das groſſe Gehoͤltze in Bay - ern bedeutet, an dem rechten Arm haͤnget eine Hirſch-Haut, das be -Muͤndeutet das viele Wild in Bayern, in der lincken Hand hat es eine Aehre, die bedeutet das Getrei - de; bey den Fuͤſſen liegt ein Wein - Faß, das bedeutet der Wein - wachs in Unter-Bayern, darne - ben eine Saltz Scheibe, die be - deutet das Saltz. Um den Berg herum ſind Fiſche und Schnecken, die bedeuten das Waſſer und Fi - ſche. Vor dem Bilde ſtehet ein groſſer Hund und Baͤr, die viel Waſſer ausſpeyen, welches dann bedeutet, daß dieſe Thiere, dergeſtalt groß in Bayerland fallen und ge - funden werden. Jtem, es ſind noch zu beſichtigen, die ſchoͤnen Gaͤrten, Luſt-Haͤuſer, der alte Hof, mit einem Thurn, welcher unten und oben ſpitzig iſt. Das Loͤwenhaus, die Churfuͤrſtl. Bi - bliothec, ſo von 12000 Stuͤck Buͤ - chern beſtehet, darunter allerhand gar unbekannte Sprachen; die Kunſt-Kammer, worinnen ſon - derbare Raritaͤten zu ſehen, das Zeughaus, die Muͤntze, das Ball - Land-Reut - u. Rathhaus, der ſchoͤ - ne Brunn ꝛc. Von der Schoͤnheit des Schloſſes urtheilte der Schwe - diſche Koͤnig Guſtav Adolph, es fehle demſelben nichts, als Waltzen, ſolches nach Schweden zu bringen. Der Stadt Wappen iſt ein Muͤnch in ſchwartzer Kleidung mit einem guͤldenen Aufſchlage um den Hals, und einem rothen Baret auf dem Haupte, in der lincken Hand ein Buch haltend, im ſilbernen Felde.

Muͤnſter,

Haupt-Stadt im Biſchoffthum dieſes Nahmens, welche erſtlich Anno 1660 die Biſchoͤffe erobert, liegt am Fluß Aa, nicht weit von ſeinem Einfluß in die Ems, undiſtMuͤniſt eine groſſe regulaire Feſtung, nebſt einer Citadelle, die Brille, oder S. Paulus-Berg genannt, welche Anno 1661 vom damaligen Biſchoff erbauet worden. Sie liegt 18 Meilen von Caſſel, iſt an - ietzo die ordentliche Reſidentz des Biſchoffs, und ſonderlich wegen des wiedertaͤufferiſchen Koͤnigs, Johann von Leiden, beruͤhmt worden, welcher An. 1533 groſſe Unruhe darinnen anrichtete, dar - uͤber die Stadt mit groſſem Blut - vergieſſen erobert, er aber hinge - richtet wurde. Jn dieſer Stadt hat der Biſchoff das Jus Albina - gii, vermoͤge deſſen er aller Frem - den Erbſchafft, ſo daſelbſt ſterben und keine Kinder hinter ſich laſ - ſen, an ſich ziehen kan, und auf dem Rathhauſe allhier iſt Anno 1648 der weltbekannte Weſtphaͤli - ſche Friede geſchloſſen worden. Von dieſer Stadt hat den Nah - men das Stifft Muͤnſter, welches eines der maͤchtigſten Biſchof - thuͤmer in Deutſchland, und deſ - ſen Biſchoff als ein vornehmer Reichs-Stand Sitz und Stim - me auf dem Reichs-Tage hat, und nebſt dem Hertzoge von Juͤlich das Directorinm des Weſtphaͤli - ſchen Kreiſes fuͤhret. Das Muͤn - ſteriſche Stiffts-Wappen iſt ein dreyfach in die Laͤnge und zwey - fach in die Qvere getheilter Schild mit einem Mittel-Schilde; davon die beyden mittelſten Qvartiere einen ſilbernen Balcken im rothen Felde haben, wegen des Stiffts Muͤnſter; das erſte und ſechſte Qvartier iſt von Silber und roth qver getheilet mit drey neben ein - ander ſtehenden ſchwartzen Voͤ - geln, wegen der Burggrafſchaft Stromberg; das dritte und vier - te Qvartier iſt ein rothes Feld mitMun3 guͤldenen Muͤntzen, wegen der Herrſchafft Borckelohe; und in dem Mittel-Schilde iſt allemal das Geſchlechts-Wappen des re - gierenden Biſchoffs.

Mund Faͤule, Gurfis der Pferde,

Jſt eine Kranckheit, da einem Pferde nebſt hefftiger Entzuͤn - dung des gantzen Mundes an dem Zahn-Fleiſch Geſchwaͤre auffah - ren, und in das Maul, Rachen, Schlund und Gurgel Loͤcher fal - len. Sie entſtehet von denen hi - tzigen Daͤmpffen, welche aus der Leber, und von groſſer Hitze der galliſchen Feuchtigkeiten uͤber ſich ſteigen; item wenn die Pferde des neuen Heues zu viel freſſen. Jm Anfang wird der gantze Mund Feuerroth, das Pferd bekoͤmmt einen hitzigen ſtinckenden Athem, und laͤſſet einen hitzigen Schaum von ſich fallen, bis endlich die Ge - ſchwuͤre ſich zeigen, und, wenn man das Uibel zu weit einreiſſen laͤſſet, Loͤcher darauf erfolgen. Wenn noch keine Geſchwuͤre vor - handen, ſtellet man das Pferd in den Noth-Stall, bindet es auf und verwahret es wohl; hernach bindet man ihm die Zunge mit ei - ner Schnur oben an dem Rachen, ſchauet nach dem Schaden, und waͤſchet hernach die Zunge, den Rachen und das gantze Maul wohl mit nachfolgender Mixtur aus. Darzu wird Wegerich-Waſſer und Lattich-Waſſer, iedes ein halbes Noͤſſel, Bertram ein Loth, und Eßig ein Noͤſſel genommen, und wohl unter einander gemiſcht. Wenn das Pferd eine halbe Stun - de nach dem Auswaſchen geſtan - den, blaͤſet man ihm nachfolgen - des Pulver darauf: Nimm duͤr -Ritter-Lexic. C c creMunre Oelbaum-Blaͤtter und Granat - Aepffel-Schalen, pulveriſirt und unter einander gemiſcht. Nach einer halben Stunde waͤſchet man den Schaden wieder mit vorbe - ſchriebener Mixtur aus; wieder - derholet ſolches taͤglich Morgens und Abends, und gieſſet ihm et - liche mal folgende Purgation ein: Nimm Aloes Epaticæ ein Loth, Scammonii zwey Qvint, Lerchen - Schwamm ein Loth, Rapontici drey Loth, Gummi Guttæ ein Qvint, und Wein-Stein drey Loth, ſtoſſe alles unter einander, und laſſe es uͤber Nacht in drey Noͤſſeln oder anderthalben Maaß Wein ſtehen, und gieß es ihm auf einmal ein. Nach dem Einguß ſoll man das Maul mit obiger Mixtur wieder waſchen, und das Pferd eine hal - be Stunde wohl zugedeckt reiten. Wo aber Geſchwuͤre vorhanden, muß man ihm zwar den Mund auch reinigen, und gleichfalls die - ſe Purgation gebrauchen; zwey oder drey Tage nach der Purga - tion aber ſoll man ihm die Adern am Hals, wie auch den Staffel ſte - chen, und wohl bluten laſſen; die Geſchwuͤre aber, nachdem ſie eroͤffnet, mit nachfolgendem wohl auswaſchen: Nimm Sumach, Myrten, Oelbaum-Laub, Granat - Aepffel-Rinden oder Schalen, ie - des zwey Haͤnde voll, ſiede es wohl mit einander im Fließ-Waſſer, und ſtreue hernach folgendes Pul - ver darauf: Nimm Granat-Aep - fel-Schalen, Gall-Aepffel, Oel - baum-Laub und Sandel drey Loth, unter einander zu Pulver gemiſcht. So aber die Geſchwuͤre um ſich freſſen, ſo nimm Hepar Antimo - nii, das iſt, mit Salpeter ver - pufftes Spieß-Glas, welches ein Leber-farbnes Pulver iſt, ein Qvint,MunSaffran zwey Scrupel, und ein halb Noͤſſel Wein, miſche es un - ter einander, und gieß dem Pferd auf einmal ein, nimm ſodenn Ro - ſen-Pulver zwey Loth, Wegerich - Safft und Honig, iedes ſechs Loth, miſche es unter einander zu einer Salbe, und ſchmiere die Geſchwuͤ - re damit. Das Pferd ſoll in ei - nem mittelmaͤßigen warmen Stalle ſtehen, und ſein Futter ge - brochen oder geſchroten, mit Ler - chen-Schwamm und rothen Ki - chern vermengt; der Tranck aber laulicht, mit ſchoͤnem Mehl, Ho - nig-Waſſer und etwas Salpeter angemacht ſeyn.

Mundſtuͤck, Gebiß,

Wird dasjenige Stuͤcke an ei - nem Zaume genennet, welches dem Pferde in das Maul geleget wird, wenn man ſolches aufzaͤu - met. Deren ſind, nach Art der Pferde und ihrer Abrichtung oder Gebrauchs, verſchiedene Gattun - gen. Junge und rohe Pferde zum Gehorſam zu bringen, haͤlt man die geſchloſſenen Mundſtuͤ - cke oder Hohl-Biſſe fuͤr die vor - nehmſten und beſten. Jhre Groͤſ - ſe oder Weite muß nach der Be - ſchaffenheit des Mundes einge - richtet werden; ſo muͤſſen ſie auch vorhin ſchon an andern Pferden gebraucht, auch nicht ungelenck und ungangbar ſeyn, vielweniger. noch einigen Geſchmack vom Ver - zinnen haben, als welchen man mit Saltz verbeſſern und vertrei - ben kan. Die Arbeit daran muß ſauber, glatt und gleich ſeyn, daß nicht ein Theil dicker, ſchaͤrffer, unebener, groͤſſer oder kleiner, als der andere ſey. Und dieſe ge - ſchloſſene Hohl-Biſſe braucht man bey jungen Pferden, als denenmanMunman im Anfang die Freyheit der Zungen nicht laſſen darf, ſo lange, bis der Kopff vorhero wohl ſtet und gerichtet iſt.

Die Zungen-freyen Mundſtuͤ - cke, die von etlichen auch offene und gekroͤpffte genennet werden, braucht man gemeiniglich, wenn die Pferde ſchon das fuͤnffte Jahr voͤllig erreichet haben, und vom Hals, Kopff und dem gantzen Leib ſtet und gerecht ſind, denn wird ihnen mehr Freyheit der Zungen zugelaſſen, wiewol dieſe Mund - ſtuͤcke die Laden beſſer angreiffen, und das Pferd etwas ſtaͤrcker be - zaͤumen, als die geſchloſſenen. Sie werden meiſtentheils alleine zu den ſtarck-zuͤngigen Pferden gebraucht.

Die gekroͤpfften Gebiſſe mit Dring-Staͤnglein ſind haͤrter als die andern; doch ſollen die Dring - Staͤnglein nicht in den Zapffen, oder in den Ort, da man das Mundſtuͤck einſchraubet, gemacht ſeyn, ſondern ie hoͤher ſie in den Stangen an ſtat der Beykettlein liegen, ie ein haͤrter Mundſtuͤck ſie machen; ie niedriger aber, ie linder ſind ſie.

Die Kappen-Mundſtuͤcke wer - den heut zu Tage nicht ſo viel, als wie vor alters gebraucht, und ſind faſt einerley Gattung mit de - nen Hohl-Biſſen, auſſer daß ſie eingekerbt und eingeſchnitten, auch nicht ſo groß und dicke ſind.

Die Galgen-Mundſtuͤcke ſind hart, und ſollen jungen Pferden nicht leichte in den Mund kom - men, weil ſie mehr verderben als gut machen; vor dieſem hat man ſie zu groſſen weitmaͤuligen Heng - ſten gebraucht, die dicke Leffzen, ſtarcke Laden und Kinn, auch di - cke Zungen gehabt, und ſchwer inMunder Fauſt waren. Sie werden unterſchiedlich gemacht, nicht al - lein in der Weite, ſondern auch in der Hoͤhe der Galgen, Wal - tzen, Aepffel, Geſpielen mit, oder ohne Dring-Staͤnglein, dahero auch allezeit eines haͤrter iſt als das andere. Die Weite dieſer Mund - ſtuͤcke ſoll vier Zoll und ein Vier - tel, und die Hoͤhe des Bogens oder Galgens anderthalben Zoll, die Aepffel aber nicht uͤber einen Zoll hoch, und oben ein wenig zu - ruͤck gebogen ſeyn, damit ſie ei - nem Pferde den Gaumen nicht verletzen. Die Galgen-Mund - ſtuͤcke zaͤumen unter ſich, gleichwie die gekroͤpfften oder Zungen-frey - en herbey, die geſchloſſenen Hohl - Biſſe aber uͤber ſich zaͤumen. Die Mundſtuͤcke insgemein ſollen ei - nem ieden Pferde auf beyden Sei - ten gleich hangen, und einen qver Finger uͤber die Hacken-Zaͤhne einwerts liegen, damit es die Ha - cken nicht beruͤhre Die Waltzen in denen Mundſtuͤcken ſind vieler - ley Arten: Oliven-Spilling-Me - lonen-Glocken-Birn-Aepffel-Ei - chel-Muͤhlſtein - und noch mehr au - dere Waltzen, ſo denen Pferden dienen, welche nicht gerne viel Ei - ſen im Maul haben. Unter ſol - chen ſind die glatten beſſer als die eingekerbten, weil ſich nicht ſo viel Schleim darein legen mag, und ſie auch ſauberer koͤnnen gehalten werden, dienen auch vor die Pfer - de, die klein und ſeicht vom Maul, und fleiſchichte ſtarcke Laden ha - ben, veranlaſſen ferner ein Pferd damit zu ſpielen, und dadurch ein feuchtes Maul zu uͤberkom - men. Je groͤſſer oder kleiner aber die Waltzen ſind, ie mehr oder weniger greiffen ſie an. Die Me - lonen - und Birnen-Waltzen ge -C c c 2hoͤrenMunhoͤren fuͤr groſſe und weitmaͤu - lichte Pferde; auch ſind die Birn - Waltzen gut fuͤr die Pferde, die das Maul kruͤmmen, denn ſie ma - chen, daß ein Pferd nicht Laden - wund wird; nur iſt in Acht zu nehmen, daß ſie im Maul nicht neben der Laden aufliegen, in die - ſem Fall kan man ſie mit kleinen Ringlein vornen beym Schluß zuruͤcke treiben, und ſolchergeſtalt werden ſie ein junges Roß ſo ſtet vom Kopffe machen, wie ein ge - ſchloſſenes Mundſtuͤck oder Hohl - Biß.

Mund-Stuͤck, v. Em - bouchure.

Mund-Stuͤck,

An einer Pfeiffe des Schnarr - werckes in den Orgeln, iſt das Holtz, worinne das Roͤhrlein mit dem Blate und der Zunge ſtecket. Solches Mund-Stuͤcke ſtecket in dem Kopf, der auf der einen Sei - te dieſes Mund-Stuͤcke hat, auf der andern Seite den Coͤrper, oder die lange Roͤhre, wodurch der Schall, den das Mund - Stuͤcke macht, gehen muß. Sind alſo Mund-Stuͤcke, Kopf und Roͤhre die 3 Haupt-Stuͤcken einer ſolchen Pfeiffe, in welche ſie kan zerleget werden.

Muſa, Muſetta, Muſette,

Sack-Pfeiffe, iſt ein altes mu - ſicaliſches Jnſtrument, deſſen Er - finder Faunus, oder wie andere wollen, Pan ſoll geweſen ſeyn, die Jrrlaͤnder ſollen ſich ehemals deſ - ſelben im Kriege ſtat der Trom - pete bedienet haben.

Muſæ,

Goͤttinnen der freyen Kuͤnſte, welche vor des Jupiters und derMuſMnemoſynæ Toͤchter gehalten worden. Man zehlet deren 9: Clio, Urania, Calliope, Euterpe, Erato, Thalia, Melpomene, Terpſichore und Polymnia. Ei - nige machen ſie zu des Himmels und der Erden Toͤchter, um da - durch die Beſchaffenheit des Lei - bes und Geiſtes, ſo zu Erlernung der Wiſſenſchafften tuͤchtig iſt, an - zuzeigen, uͤberhaupt iſt die Ge - lehrſamkeit dadurch angedeutet.

Muſeau,

Nennet man die Waffel oder Schnautze, ſo unter den Naſe - loͤchern uͤber der Leffze eines Pfer - des befindlich iſt, auf welcher offt ein weiß Plaͤtzlein gantz glatt oh - ne Haar befindlich iſt, welches gemeiniglich einen widerwaͤrtigen boshafften Humeur andeutet; aber dergleichen Pferde ſind dau - erhafftig, auf welche Staͤrcke ſie ſich verlaſſen.

Muſeliere,

Maulkorb, dieſes iſt ein eiſer - ner laͤnglichter Gatter, welchen man gemeiniglich denen beißigen Pferden pflegt anzulegen, daß ſie weder Menſchen noch ihres gleichen verletzen koͤnnen.

Muſerolle,

Jſt ein beſonderes Naſeband, ſo mit Gliedern verſehen und ge - werbig iſt, welches ein Pferd beſſer angreiffet als ein gantzer Kappzaum, ſo von den Jtalieni - ſchen Bereutern ſehr gebraucht wird.

Muſica,

Oder Ton-Kunſt, iſt eine Wiſ - ſenſchafft die Tone abzumeſſen, und zuſammen zu ſetzen, und durch Singen und Spielen wohlaus -Muſauszudrucken. Sie wird einge - theilt in die Vocal - und Jnſtru - mental-Muſic. Jene begreifft viererley durch gewiſſe Benen - nungen unterſchiedene Stimmen in ſich: als Diſcant, Alt, Tenor und Baß. Die Jnſtrumental - Muſic aber gehet allein mit muſi - caliſchen Jnſtrumenten um, als da ſind: Orgeln, Geigen, Pfeif - fen, Harffen, Lauten ꝛc. Die Sing-Kunſt betreffend, ſo iſt dieſelbe entweder choralis oder figuralis. Choralis iſt, wenn eine oder mehr Stimmen zuſammen in ſchlechter Weiſe gefuͤhret wer - den. Figuralis iſt, wenn eine oder mehr Stimmen auf unterſchied - liche Weiſe eingefuͤhret werden, und daß immer eine Note mehr als die andere gilt, ihre Zeichen auch nicht gleich ſind; dieſe wird heutiges Tages auf fuͤnff Linien verzeichnet, bey dem Choral aber brauchten die Alten nur 4 Linien. Es lehret aber ſolche Figural-Mu - ſic, wie man den vorgegebenen Geſang recht zierlich, kuͤnſtlich und lieblich mit der Stimme ſin - gen, oder mit andern Jnſtrumen - ten zuſammen ſtimmen ſoll, alſo, daß dadurch die Ohren geruͤhret, das menſchliche Gemuͤth ermun - tert, und das Hertz beweget wer - de; wie dann Mart. Capella an - gemercket, daß Xenocrates die Waſſerſuͤchtigen durch den Pfeif - fen-Ton geſund gemacht; Aſcle - piades den Tauben vermittelſt des ſtarck durchdringenden Halles der Trompeten, das Gehoͤr wieder - bracht; Thales von Creta gebuͤr - tig, die Seuche der Peſtilentz durch ſeine kuͤnſtlich geruͤhrte Ci - ther vertrieben, und der beruͤhm - te Theophraſtus aus der Jnſel Lesbos das Huͤfftweh zu ſeinerMuſZeit durch die Muſic curirt habe. Und wer weiß nicht, daß die ſonſt gifftigen Stiche der Tarantulen durch die Muſic gelindert und ge - heilet werden? Nicht allein uͤber die Menſchen, ſondern auch uͤber die unvernuͤnfftigen Thiere ſelbſt hat die Muſic eine groſſe Krafft, der Poetiſchen Fabel zu geſchwei - gen, daß Orpheus durch ſeinen Cither-Klang die Thiere an ſich gelocket. Von den Taſchen-Kreb - ſen bekraͤfftiget Doctor Geiſner, daß ſolche denen auf den Roͤhren pfeiffenden Fiſchern zu Gefallen aus dem Waſſer auf das Land heraus kaͤmen, und die Schwa - nen ſollen dem Cither-Klang nachgehen, den Schafen aber ſoll die Weide beſſer gedeyen, wann die Hirten auf einer Schalmey pfeiffen. Nebſt dieſen pfleget auch die Muſic die Pferde zu be - luſtigen, wie man ſiehet in den Feldzuͤgen, und taͤglich erfaͤhret mans auch bey den Pferden auf der Weide, welche deſto lieber bey den Hirten bleiben, wenn ſie Sack - oder andere Pfeiffen brau - chen, ob ſie gleich nicht am lieb - lichſten lauten, ſo thut ihnen doch ein ſolcher Klang der Muſic wohl. So ſchreibet man auch inſonder - heit von den Stuten in Lybia, daß ſie das Pfeiffen ſehr geliebt, und in Myſia haben ſie den Ge - brauch gehabt, wenn ſie Stuten belegen laſſen, ſo hat man ihnen auf Schalmeyen aufgepfiffen, davon ſie deſto ehender traͤchtig worden, und auch ſchoͤnere Fuͤllen zur Welt gebracht. Sie beſtehet vornemlich in 6 Stuͤcken, als 1) in den Clavibus oder Schluͤſſeln, und allerhand Figuren, welche in der Ton-Kunſt vorkommen; 2) in den Noten; 3) in Pauſen, 4) C c c 3inMuſin Tripeln, 5) in Benennung der Noten und 6) in den Intervallis oder wie weit eine Note von der andern ſtehe. ſ. Muſick.

Muſica Activa,

Nennet man die Muſic, wel - che im bloſſen Singen und Spie - len beſtehet, ohne ſich um die Principia oder Urſachen der guten Wirckung weiter zu bekuͤmmern, als daß das, was der Componiſt geſetzet, auf eine der Abſicht und den vorhabenden Affect gemaͤſſe Art herausgebracht, und der Zuhoͤ - rer geruͤhret werde.

Muſica antiqua,

Wird die Muſic der alten Grie - chen und alten Lateiner bis auf das eilffte Jahrhundert nach Chriſti Geburt genennet, da um das Jahr 1024 Guido Aretinus die vielſtimmige Muſic erfand, welche Antiquo-Moderna genennet wird. v. Muſica Moderna.

Muſica Arithmetica,

Betrachtet die muſicaliſchen Klaͤnge nach der Proportion, wel - che ſie mit den Zahlen machen.

Muſica Canonica, v. Canonica.

Muſica Chorica,

Tantz-Muſic, wornach man tantzen kan.

Muſica Chromatica,

Jn welcher viele chromatiſche Signa, dergleichen Intervalla und Chordæ chromaticæ ſind. An - dern iſt es die Muſic, worinne viele Achtel und kleinere Noten vorkommen.

Muſica contemplativa, v. Muſica Theoretica.

Muſ

Muſica Diatonica, v. Dia - tonico.

Muſica Didactica,

Eine Gattung der theoretiſchen Muſic, welche nur die Qvantitaͤt, Proportionen und verſchiedene Qvalitaͤten der Klaͤnge zu unter - ſuchen ſich bemuͤhet.

Muſica Enharmonica,

Worinne Enharmoniſche Dieſes gebraucht werden.

Muſica Levitica,

Ward beym Gottes-Dienſt im Tempel zu Jeruſalem, von 4000 Leviten verrichtet, welche Konig David in 24 Ordnungen einge - theilet, und 3 Sang - oder Capell - Meiſter daruͤber beſtellet, als Aſſaph, Heman und Jeduthun, ehe noch der Tempel gebauet worden. 1 Par. 24, 5. Jhre Kleider waren aus weiſſer Leinwand, ſo ein Bild der Reinigkeit ſeyn ſolte, ſie hatten nemlich einen langen Talar an bis auf die Fuͤſſe, mit langen Ermeln, ſo mit einem Guͤrtel um den Leib feſte gemacht ward. Auf dem Haupt trugen ſie einen Bund wie die Prieſter, und giengen barfuß einher. Es muſten aber allemal zwoͤlff Saͤn - ger, nach Art der 12 Staͤmme in Jſrael, im Heiligthum ſeyn, die andern aber ſpieleten auf muſica - liſchen Jnſtrumenten, und durff - ten nicht unter 20, auch nicht uͤber 50 Jahren ſeyn. Jhr Chor war ein erhabeneꝛ Ort, hundert Ellen lang und drey Ellen breit, bey dem Vorhofe der Prieſter, damit ſie von allem Volcke kunten ge - hoͤret und geſehen werden, und da ſie auch das Singe-Zeichen des Prieſters vor dem Altar ſe -henMuſhen kunten. Jhre Geſaͤnge wa - ren die Pſalmen Davids, und hatte ieder Tag in der Wochen ſeinen eignen Pſalmen, wie auch die Feſte. Sie hatten aber alle - zeit einen Vorſaͤnger, der ſang ein Comma, und ſolches wieder - holete allemal die gantze Gemei - ne, und wann das Wort Sela vor - kam, (welches ſo viel bedeutete, als heut zu Tage das Wort Da Capo) ſo fingen ſie den Pſalmen wieder von vorn an. Die Pſal - men wurden insgemein in 3 Sing - Stuͤcke abgetheilet, da dann zwi - ſchen iedem Stuͤcke die Tromme - ten und andere Inſtrumenta ſich hoͤren lieſſen, worauf iedesmal das Volck mit ihrem Antlitz zur Erden vor GOtt niedergefallen, wenn ſie die Trommeten gehoͤret. Durch dieſe Muſic in dem Tem - pel Gottes wurde vorgebildet der ſelige Zuſtand des zukuͤnfftigen ewigen Lebens, da man die herr - lichſten Freuden-Lieder und Lob - Geſaͤnge der heil. Engel im Him - mel hoͤren wird.

Muſica Moderna,

Wird die heutige Muſic genen - net. Jnsgemein pfleget man ſel - bige von 1600 bis auf unſere Zeit zu rechnen. Die Antiquam rech - nen einige bis auf Pabſts Gre - gorii M. Zeiten, bis aufs fuͤnfte und ſechſte Jahrhundert, andere aber bis auf Guidonem Aretinum um das Jahr 1024, daher ſie denn in der Antiquo-moderna auch un - terſchieden ſeyn muͤſſen.

Muſica Naturalis,

Eine Muſic, welche bloß durch natuͤrliche Menſchen-Stimme, und nicht durch einige gekuͤnſtelte Jnſtrumente hervorgebracht wird;Muſheiſſet auch Muſica phyſica, und wird der artificiali entgegen ge - ſetzt. Es wird eine diatoniſche Muſic alſo genennet, deren Jn - tervalle auf Jnſtrumenten gantz leicht und ungezwungen ſich aus - druͤcken laſſen. Endlich nennet man auch alſo eine Muſic, welche gantz ſchlecht geſetzt iſt, und nichts kuͤnſtliches in ſich haͤlt.

Muſica practica,

Jſt die Kunſt, dadurch man die in der theoretiſchen Muſic wohl - eingerichtete Klaͤnge entweder mit dem Halſe oder mit klingenden Werckzeugen ausdruͤcket. Jm en - gern Verſtande gehoͤret zwar das Componiren oder muſicaliſche Se - tzen zur Theorie; im eigentlichen Verſtande aber iſt ſie zur practi - ſchen Muſic zu rechnen. Denn die Art der Theorie iſt aller an - dern vorzuziehen, welche ſich nicht ſo ſehr in leeren innerlichen Be - trachtungen vertiefft, daß ſie dar - uͤber der That vergißt; ſondern ihre Haupt-Abſicht alſofort auf den Gebrauch und Nutzen richtet.

Muſica theoretica,

Jſt diejenige, welche nur uͤber die Klaͤnge zu urtheilen ſich befleiſ - ſiget, ihre Natur, Eigenſchaften und Wirckungen unterſuchet, aber in die Praxin ſich nicht einlaͤſſet. Oder, ſie iſt die Wiſſenſchafft, welche die Klaͤnge fuͤr ſich ſelbſt unterſuchet, und mittelſt gewiſſer Regeln zum Wohllaut einrichtet.

Muſicien, Muſico,

Bedeutet ſowol einen Compo - niſten, als Saͤnger und Jnſtru - mentiſten; die Jtaliener aber le - gen ihr Muſico inſonderheit nur dem Saͤnger bey. Und MuſicoC c c 4pratti -Muſprattico nennen ſie einen, der ſich auf ein gewiſſes Jnſtrument ins beſondere leget. Obwohl zur Vollziehung einer Muſic Leute er - fodert werden, welche ein Werck erfinden, ſetzen, machen, verfaſ - ſen und vorſchreiben, das iſt Com - poniſten, und ſolche, die es mit Singen und Klingen vortragen, das ſind die Executeurs.

Muſicienne,

Eine Saͤngerin, oder ein Frau - enzimmer, welches auf einem oder dem andern Jnſtrumente ſpie - let.

Muſiciens,

Nennen die Frantzoſen die kop - penden Pferde oder die Groͤltzer, weil ſie nicht einerley Ton von ſich hoͤren laſſen, ſondern einer groͤl - tzet klar, der andere grob, und ma - chen im Stall eine beſondere Mu - ſic, wem ſie gefaͤllt.

Muſick,

Jſt eine Wiſſenſchafft und Kunſt, geſchickte und angenehme Klaͤnge kluͤglich zu ſtellen, richtig an einander zu fuͤgen, und lieb - lich heraus zu bringen, damit durch ihren Wohllaut Gottes Eh - re und alle Tugenden befoͤrdert werden. Sie wird in die theo - retiſche und practiſche eingethei - let. Die Alten theilten ſie 1) in Muſicam mundanam, worunter ſie die Zuſammenfuͤgung aller ſichtbaren himmliſchen Coͤrper, Sonne, Mond, Sterne ꝛc. die Vermiſchung der Elementen, ja den gantzen Weltbau verſtunden; 2) in Muſicam humanam, dar - unter ward die Vereinigung menſchlicher Seelen und Leiber, die Verhaͤltniß eines Gliedes mit dem andern, die Ordnung undMuſKreis-Kette aller Wiſſenſchaff - ten und Kuͤnſte, aller Reiche, Staͤnde, Staaten ꝛc. verſtanden. 3) Muſica Inſtrumentalis aber war bey ihnen das, was wir Muſick nennen. Daß ſie ihre Wirckungen zeige in Leibes - und Gemuͤths - Kranckheiten, ſonderlich in Ver - treibung der Melancholey, in Er - regung und Stillung der Affecten, iſt ſchon oben unter Muſica ange - fuͤhret worden. Sonſten findet man noch verſchiedene Beyſatz - Worte bey den Schrifft-Stellern, welche ſich aber meiſtens ſelber er - klaͤren, als: Muſica activa, arti - ficialis, choralis, colorata, com - binatoria, dramatica, Eccleſiaſti - ca, figuralis, harmonica, hiſto - rica, hyporchematica, inſtru - mentalis, manieroſa, mathemati - ca, meliſmatica, melodica, me - lopoëtica, menſurata, metaboli - ca, metrica, mimica, mixta, mo - dulatoria, muta, occidentaria, odica, organica, pathetica, plana, poëtica, politica, pythagorica, re - citativa, rhythmica, ſcenica, ſignatoria, ſpeculativa, ſympho - nialis, theatralis, tragica, vocalis, uſualis. Da die Muſic bey den Gemuͤths-Neigungen ſich geſchaͤf - tig erweiſet, und die nuͤtzlichen und guten erreget, die boͤſen und ſchaͤdlichen hingegen lindert und daͤmpfet, ſo kan man ſie mit Recht eine Zucht-Lehre nennen. Mr. Rollin ſagt davon: Die Muſic mache die wilden Geiſter zahm, erweiche das harte und rohe We - ſen der Gemuͤther, polire die Sit - ten, mache die Leute faͤhiger zur Zucht-Lehre, verbinde die menſch - lichen Hertzen auf eine ſuͤſſe und angenehme Art mit einander, und bringe einen Abſcheu zu wege vor allen ſolchen Laſtern, die zurStrenge,MuſStrenge, Unmenſchlichkeit und Frechheit fuͤhren. Von dem End - zwecke der Muſic noch etwas zu gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen und Bewegung der Zuhoͤrer. Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher Theil der Gelehrſamkeit und eine der Theologi am nechſten treten - de Wiſſenſchafft.

Mustheil, Hof-Speiſe,

Heiſſen diejenigen Eß-Waaren, ſo eine Adeliche Wittwe nach ih - res Mannes Tode, nach dem dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤ - tern zur Helffte mit ſich nimmt. Hierzu gehoͤret allerley Getraͤncke, an Wein, Meet, Bier, Cofent ꝛc. ſo bey Lebzeiten des Mannes in den Keller gebracht worden. Al - les Fleiſch-Werck, als Maſt - Schweine, ſo zum wenigſten bin - nen dem dreyßigſten geſchlachtet worden, ingleichen ander Fleiſch, geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſal - tzen, als Schincken, Speck-Sei - ten, Schmaltz, Wuͤrſte und der - gleichen. Alle Fiſche, ſo fuͤr die Haushaltung in Kaſten, Reuſſen, Haͤltern oder Tonnen ſtehen, als Karpffen, Hechte, Heringe und dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſal - tzen oder ungeſaltzen, die Fiſche in denen Teichen davon ausge - ſchloſſen; allerhand Getreidig an Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte Gerſte, und zwar das Getreidig gedroſchen, oder in Panſen; nicht weniger Flachs, Hanff, Lein, da - fern er nach des Mannes Tode annoch auf dem Felde ſtehet: Denn wenn er gehauen oder ge - ſchnitten, ob er gleich noch nicht geroͤſtet oder gehechelt, ſo gehoͤret er zur Gerade: Ferner wird darzu gerechnet Linſen, Bohnen, Erb -Mutſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auch betagte Korn-Paͤchte und Getrei - dig-Zinſen, welches letztere zwar von einigen noch in Zweiffel ge - zogen werden will; Endlich gehoͤ - ret noch dazu, was ſonſt zur Haus - haltung und Hof-Speiſe vorhan - den an Butter, Graupen, Gruͤtze, Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch darff ſich die Adeliche Wittwe die - ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al - lein anmaſſen, ſondern ſie muß ſelbige von denen Erben fodern und erwarten, auch ſolches Mus - theil binnen Jahr und Tag fodern, angeſehen bey Unterlaſſung deſſen dergleichen Foderung nach Sach - ſen-Rechte verjaͤhret wird.

Mutatio,

War 1) in der Solmiſation die Verwechſelung der Sylben, da z. E. in dem Clave G bald ut, bald re, bald ſol geſungen werden muſte. 2) Bedeutet es eines der Accidentium, welche in Ordnung der Klaͤnge, die einen Geſang oder Melodie ausmachen, vor - kommen. Ein ſolches Accidens geſchiehet auf viererley Weiſe: 1) durch Veraͤnderung des Generis; 2) per ſyſtema, da man, um ei - nige Text-Worte auszudrucken, einen Geſang aus einem ſehr hohen Klange in einen tieffen abſteigen laͤſſet; 3) per modum ſive to - num, da man aus einer Sing-Art in eine andere gehet, und 4) per melopœiam, wenn man die Ma - nieren aͤndert.

Mutter Gottes, Ritter der,

Ein gewiſſer und alſo genann - ter Ritter-Orden, welcher Anno 1233 geſtifftet, und Anno 1262 von dem Pabſt Urbano IV unter des Heil. Dominici Regeln beſtaͤ -C c c 5tigetMuttiget worden. Der meiſte und ordentliche Aufenthalt dieſer Rit - ter war anfaͤnglich zu Bononia. Die Ritter dieſes Ordens trugen einen weiſſen Ober-Rock und ein roth Creutz, nebſt 2 oder 4 rothen Sternen, und uͤber dem Rock ei - nen Aſchenfarbigen Mantel. Jh - re Pflicht beſtand darinnen, daß ſie gehalten waren, ſich armer Wittwen und Wayſen anzuneh - men, und Familien, ſo mit ein - ander zerfallen, wieder zu verſoͤh - nen. Sie hatten einen Groß - Meiſter uͤber ſich, aber keine Con - vente, ſondern ein ieglicher lebte mit ſeiner Familie in ſeinem eig - nen Hauſe. Weil nun die Rit - ter gute Sache hatten, wurden ſie daher im Schertz die luſtigen Bruͤder genennet. Sie fuͤhrten den Nahmen Equites Mariæ glo - rioſæ oder Fratres gaudentes. Villani l. VII c. 13. Gryphius von Ritter-Orden.

Myr

Mylothros,

Ein Muͤller - oder Becker-Lied.

Myracopum,

Eine treffliche Salbe, welche die Muͤdigkeit der Pferde weg - nimmt, ſo man auf der Reiſe bey ſich fuͤhren ſoll, um ſich deren zu bedienen.

Myrmillones,

Eine Art von Roͤmiſchen Fech - tern, welche auf dem einen Knie lagen, und ihrem Gegner auf ſol - che Art entweder eines verſetzten, oder auch auswichen. Sie wa - ren mit ſchwerer Ruͤſtung ange - than, und ſteckten ſchier vom Kopf bis auf die Fuͤſſe in Eiſen, daher ſie ſich im Gefechte nicht zum beſten regen konten. Mit ihnen pflegte entweder ein Threx oder auch ein Retiarius zu ſtrei - ten.

N.

Nabel-Stelle,

Jn der Wappen-Kunſt wird ein Mittel-Schild entweder auf die Mitte des Ruͤcken-Schildes, oder etwas hoͤher, oder etwas nie - driger geſetzt. Das erſte wird die Hertz-Stelle, das andere die Eh - ren-Stelle, das dritte die Nabel - Stelle genannt.

Nabla, Nablium,

Ein uraltes von den Phoͤniciern erfundenes Spiel-Zeug, deſſen eigentliche Geſtalt man nicht ge - wiß beſchreiben kan, weil die Poe - ten Nablium, Chelyn, Citharam und Lyram mit einander verwech - ſeln. Einige ſchreiben die Erfin -dung den Cappadociern zu, und halten es fuͤr ein beſaitetes Jn - ſtrument, welches nach Beſchaf - fenheit der Form bald 15, bald wenigere Saiten gehabt. Bey den Hebraͤern ſoll es Ncbhel ge - heiſſen haben, deſſen 1 Sam. X, 5 gedacht wird, und eine Cither ſoll geweſen ſeyn, dergleichen die Alten mit zwo Haͤnden ſpieleten. Andere meinen, Nebhel ſey ein unſeren Frauenzimmer-Harfen gleiches Spiel-Zeug von 22 oder gar von 24 Saiten geweſen. Ei - ner, der dergleichen Jnſtrument ſpielete, heißt Nablio oder Navi - lio, und das Spielen auf derſel - ben nennet man Nabliſare.

Nacara,
Nac

Nacara,

Eine Reuter-Trummel oder Paucke bey den Tuͤrcken, ſo den Spaniſchen Caſtagnetten aͤhnlich ſeyn ſoll. Bey den Chineſern wird auch ein gewiſſer Zirckel oder Triangel, welcher mit einem Stecken geſchlagen wird, alſo ge - nennet.

Nachhaͤngen,

Jſt ein Jaͤger-Terminus, und heiſſet einem Hirſchen mit dem Leit-Hunde nachſuchen.

Nach-Maſt, ſ. Maſt.

Nach-Recht,

Heiſſet ein beſtimmter Antheil von gewiſſen einkom̃enden Stra - fen, ſo denen Jaͤgern, Foͤrſtern, Teich - und Fiſch-Meiſtern, Feld - Waͤrtern, Wieſen-Voͤgten ꝛc. und andern dergleichen Perſonen, die auf die Uibertreter derer Jagd - Forſt - und Fiſch-Ordnungen ſo - wol, als anderer die Straſſen, Wege, Wieſen, und Felder ꝛc. betreffender Verbote Acht zu ha - ben, und ſolche anzuzeigen beſtel - let ſind, ſie zu deſto groͤſſerm Fleiß aufzumuntern, an manchen Or - ten gereichet wird.

Nachſtellen,

Heiſſet bey der Jaͤgerey, vor einem Holtze herſtellen, damit das Wild da nicht hinein kommen koͤnne, ſondern verlangter Maſ - ſen in ein anderes Holtz ein - lauffe.

Nachſtoß,

Jn der Fecht-Kunſt geſchiehet, wenn man pariret hat, und be - dienet man ſich damit bey allen Vorfaͤllen des durch die Parade erhaltenen Vortheiles.

Nac

Nacht-Garn, Nacht-Ne - tze, Streich-Netze,

Jſt eine Art zum Vogelfang gehoͤriger Netze, welches ſechzig, ſiebenzig bis achtzig Fuß lang, und bis vier und zwantzig breit iſt, und folgender Geſtalt verfer - tiget wird: Es wird mit einer Ma - ſchen oder Schmaſen angefangen, und ſo lang von beyden Seiten zugegeben, bis es die verlangte Breite erreichet; hierauf nimmt man auf einer Seite ab, auf der andern hergegen giebt man wie - derum eine halbe zu, bis es die noͤ - thige Breite hat. Nach dieſen wird von beyden Theilen abge - nommen, damit das Netz den vier und zwantzig ſchuhigen Tri - angel, den es anfaͤnglich im Stri - cken bekommen, wiederum zu En - de bringe, und auf eine Maſche, wie es angefangen, auslauffe; da - mit es aber ſeine vier Ecken er - reichet, wird es gezogen, und al - ſo das Netze verfertiget, dabey noch wegen der Maſchen zu geden - cken, daß ſolche nicht gar zu en - ge gemacht werden, damit man die erwuͤrgten Voͤgel durchziehen koͤnne. An eine iegliche von den ſchmalen Seiten wird eine lange Stange angebunden, und von et - lichen unten an das Ende, oder dem untern Rand des Netzes, be - ſonders wenn es windigt, Lappfe - dern angemachet, ſo ein wenig auf der Erden herfahren, die Voͤgel damit aufzuſchrecken. Des Abends, wenn es finſter wird, und der Mond nicht ſcheinet, breitet man das Netz nach der Laͤnge aus, als - dann faſſen es zween vorne bey den Stangen, der dritte traͤgt hinten den Sack oder Schweiff des Netzes fein niedrig bey derErdenNacErden nach: alſo ſchleiffen ſie das Netze ſchraͤg, und mit dem untern Ende dicht an der Erden, und ſo etwas unter dem Netze auffladdert, legen ſie daſſelbe nieder, wuͤrgen den darunter gefangenen Vogel, heben ihn nebſt dem Netze auf, und gehen weiter. Jm lichten Wetter iſt es nicht zu practiciren, und muß, woferne es geſchiehet, viel gerader und ſchleuniger, als faſt im dunckeln Wetter fort ge - gangen werden. Dieſe Art Ne - tze wird eigentlich nur auf die Ler - chen gebraucht, weil aber auch Wachteln, ja gantze Volck Reb - huͤner und junge Haſen damit be - ſchlagen, und weggefangen, oder zum wenigſten verjagt werden, iſt auſſer dem Herrn des Wild - Bahns, oder der niedern Jagd, niemand befugt mit demſelben zu gehen.

Nacht-Jagd, Abend-Jagd, Fackel-Jagd,

Wird genennet, wenn man zur Winters-Zeit vor Mitternacht, wenn kein Mondenſchein, und der Haſe aus dem Holtze aufs Feld gegangen, ein Netz vor das Holtz ſtellet, auf iede Seite ei - nen Fluͤgel ziehet, hinter dieſe aber Mannſchafft ordnet, welche die dahin gejagten Haſen erſchla - gen und fangen muͤſſen. Das Jagen ſelbſt wird alſo vorgenom - men. Es gehet der Jaͤger mit ſeinen bey ſich habenden Perſonen in aller Stille vor dem aufgeſtell - ten Netz eine gute Strecke in das Feld hinein, bis er vermeinet, daß es genug ſey, alsdenn zuͤndet er ſeine bey ſich habende Fackel an, welches ein ieder, immaſſen er mit eben dergleichen verſehen ſeyn ſoll, unverzuͤglich nachthun muß, undNachierauf lauffen ſie ſchreyend aus einander zertheilet gegen das Netz zuruͤck. Wenn nun der Haſe der - gleichen Geſchrey hoͤret, und die vielen Lichter zugleich gewahr wird, will er zu Holtze gehen, wird aber in den obgedacht davor geſtellten Netz gefangen und er - ſchlagen.

Nachtigall,

Jſt dem Geſang nach der edel - ſte Vogel, ohngefehr in der Groͤſſe eines Finckens, iedoch hochbei - nigter und langhaͤlſigter, derge - ſtalt, daß eine Nachtigall, wenn ſie neben einem Fincken ſtehen ſol - te, uͤber denſelben hoch hinaus ſe - hen wuͤrde: Sie hat einen laͤng - lichten Kopff, einen duͤnnen und ſpitzigen Schnabel, groſſe und helle Augen, damit ſie die Wuͤrme von ferne ſehen kan, eine ſchmale Bruſt und langen Schwantz. So lange die Nachtigall in der Wildniß bleibet, ſiehet ſie gantz licht-braun oder gantz graulicht aus, und haben Kopff, Ruͤcken und Fluͤgel durchgehends einerley Farbe; wenn ſie aber eine Zeit - lang eingeſperret ſitzet, veraͤndert ſie ihre Farbe, und wird recht Ca - ſtanienbraun. An unterm Leib hat ſie ebenfalls nur einerley Far - be, indem die Kehle, Bruſt und Bauch bis gantz unten, wo mehr weißlichte Federn kommen, dun - ckelweiß ſind, wie eines Fincken - Weibleins, der Schwantz aber iſt Ziegel-roth. Dieſe Art fuͤh - ret den Nahmen Roth-Vogel, zum Unterſchied einer andern Art Nachtigallen, welche man Sproſ - ſer oder Sproß-Voͤgel nennet. Dieſe ſind hieſiger Orten ſehr wohl bekannt, und ſollen aus dem An - haltiſchen daher gebracht werden,allwoNacallwo es deren ſo viel, als ande - rer Orten der gemeinen Nachti - gallen oder Roth-Voͤgel giebet. Es iſt dieſer ſo genannte Sproſſer oder Sproß-Vogel der aͤuſſerli - chen Geſtalt nach von den andern Nachtigallen in nichts unterſchie - den, als daß er ein klein wenig groͤſſer, und am Schwantz nicht ſo roth iſt; hingegen iſt der Un - terſcheid am Geſang deſto groͤſſer: Denn ob er wol gleich einer an - dern Nachtigal die gantze Nacht, ja noch viel fleißiger ſinget, ſo iſt ſein Geſang doch bey weitem nicht ſo lieblich, als eines Roth-Vo - gels oder gemeinen Nachtigal, ſondern lautet faſt wie der Ge - ſang einer Zippe oder Weiß-Droſ - ſel. Beyde halten ſich gerne in kuͤhlen und ſchattichten Oertern, Dorn-Hecken und laubigten Straͤuchern auf, allwo ſie ſich mehrentheils mit Wuͤrmern naͤh - ren, welche ſie erſtlich toͤdten, und hernach verſchlucken. Jhr Ge - ſang faͤnget ſich im Fruͤh-Jahr gar zeitig an, ſo bald nur der Schwartz-Dorn-Strauch aus - ſchlaͤget, und waͤhret bis um Jo - hannis, um welche Zeit ſie ihren Ort verlaſſen, und nach und nach einzeln davon ſtreichen, wiewol offt nach Bartholomaͤi noch eini - ge geſehen werden. Jhre Brut - Zeit gehet bisweilen ſchon im May, gemeiniglich aber im Junio an, da ſie eine lange Reihe von hohem Gebuͤſche ſuchen, und darinne ih - re Neſter auf keine Stauden, ſon - dern auf die Erde zwiſchen kleine Stoͤcklein, meiſtens mit Eichen - Laub bauen, weiche ſie ſo artlich zuſammen zu ſchieben wiſſen, daß ſie laͤnglicht werden, wie Beutel, und mehrentheils auswendig und inwendig einerley Farbe haben, in -Nacdem ſie, erſt bemeldter maſſen, von auſſen wie von innen nichts als Laub brauchen; iedoch nehmen ſie auch, wo kein Eichen-Laub zu ha - ben, anderes Laub, und wenn ſie in einem Garten nahe an einem Dorffe oder gar darinne bruͤten, pflegen ſie auswendig dann und wann Stroh mit unterzumengen. Sie bringen mehrentheils vier Junge aus, welche Brut dahero leicht zu finden, weil ſie dieſelbe, (unweit davon ſitzend) mit ihrem Geſange bald verrathen. Ob die Nachtigalen zwo Bruten verrich - ten, wird gezweiffelt: Glaubli - cher iſt es, daß ſie nur eine thun, und ſelbige mit dem Monat Ju - nio voͤllig beſchlieſſen, ohngeacht in dem Julio noch Junge in dem Neſt gefunden werden, welche vielleicht von ſolchen Nachtigal - len ausgebruͤtet ſind, denen die Neſter ein - oder zweymal verſtoͤ - ret worden, und die nicht ſo ſpat gebruͤtet haͤtten, wenn die erſte Brut gluͤcklich von ſtatten gegan - gen waͤre. Sie locken nicht nur einander nicht, ſondern verfolgen gar einander, und laſſen ſich in keiner andern Meinung hoͤren, als andere zu vertreiben, weil ſie einander in der Naͤhe nicht lei - den koͤnnen, all ein die Fruͤhlings - Zeit ausgenommen, zu welcher ſie mit Singen und Pfeiffen ihre Weiblein zu ſich ruffen, auch mit Pfeiffen von den Weiblein geruf - fen werden. Man pfleget ſie ent - weder jung aus den Neſtern zu nehmen, oder mit einem Meiſen - ſchlag, oder aber mit einem Garn zu fangen. Wer Junge haben will, muß den fuͤnfften oder ſechſten Junii, wenn es aber gar lang kalt geblieben, erſt den ſechzehenden bis zwanzigſten Junii hin an denOrtNacOrt, wo er den May hindurch eine Nachtigal ſingen gehoͤret, ge - hen, mit einem Stock in das dort herum ſich befindende Gebuͤſche ſchlagen, oder gar einen Hund mit ſich lauffen laſſen, ſo wird er bald hoͤren, daß die alten Nach - tigalen aus Sorg und Zorn, der Jungen wegen, ſehr hefftig zu pfeiffen und ſchnarren anfangen werden; reget ſich nur eine, ſo iſts ein Zeichen, daß entweder das Weiblein noch bruͤtet, und er erſt in acht oder zehen Tagen wieder kommen muß, oder daß er ſchon zu ſpat gekommen, und die Jun - gen bereits zu ſtarck fliegen koͤn - nen; regen ſich aber die Alten beyde, ſo ſetze er ſich nieder, und gebe Acht, wo ſie mit dem Geaͤſe hinfliegen, da wird er die Jungen entweder noch beyſammen im Ne - ſte, oder zwar ſchon aus dem Ne - ſte, eine dort, die andere da, aber doch alle noch in dem Stande fin - den, daß er ſie mit Haͤnden fangen kan. Weil ſie, wie obgedacht, das Neſt an der Erde haben, als darff man nur Acht geben, wo die Alten, wenn ſie die Wuͤrme im Schnabel fuͤhren, zu ſchreyen aufhoͤren: Denn ſo bald ſie nahe zum Neſte kommen, werden ſie ſtill, damit man ſie nicht ſolle ſe - hen aͤtzen; ſo bald ſie aber auch daſſelbe verrichtet haben, ſchreyen ſie wieder, indem ſie andere Wuͤr - me ſuchen, und ſo treiben ſie es im - mer fort, ſo lange ſie iemand ſe - hen, und darf man die Jungen ſicher daſelbſt ſuchen, wo man in Acht genommen, daß eine oder beyde Alte in ein Gebuͤſch hinein geflogen, und zu ſchreyen auf - gehoͤret haben. Andere Voͤgel, die ſchon aus ihrem Neſte ſich be - geben, laſſen ſich nicht mit derNacHand aͤtzen, aber die jungen Nach - tigallen nehmen die Speiſe noch an, wenn ſie gleich ſchon drey oder vier Tage aus dem Neſte ſind, wofern ſie nur nicht ſchon ſtarck fliegen koͤnnen, welche Geſchick - lichkeit ſie nicht in dem Neſt er - warten, wie andere Voͤgel, ſon - dern ſelbiges offt fuͤnff bis ſechs Tage ehe verlaſſen, und im Ge - buͤſche herum huͤpffen, ehe ſie Kraͤffte bekommen recht zu flie - gen. Wenn man die Jungen aͤtzet, muß man etliche friſche Ameis - Eyer zuſammen an ein ſpitziges Hoͤltzlein anſpieſſen, und ihnen alſo geben, worzu ſie anfaͤnglich, wenn ſie etwan ſchon zu groß waͤ - ren, und nicht gerne aufſperren wolten, durch Voneinanderthun des Schnabels gar leicht zu zwin - gen ſind, bis ſie, wenn dieſes nur etliche mal geſchiehet, alsdann in wenig Stunden ſelbſten aufſper - ren, und durch Schreyen ihr Freſ - ſen begehren. Will man ſie aber lieber durch ihre eigene Alte auf - ziehen laſſen, ſo laͤßt man ſie ent - weder in einem Vogel-Bauer, an dem Orte, wo man ſie gefunden, ſtehen, und bedeckt ſie mit Gebuͤ - ſche, daß der Regen nicht Scha - den thun kan, bis ſie groß ſind, und ſelbſt freſſen koͤnnen: Oder man faͤngt die Alte, und laͤßt ſie zu Hauſe aufaͤtzen; und iſt am be - ſten, man ſchneide denen Alten, man habe gleich einen oder beyde, die Fluͤgel ab, und lege mitten in ein helles Zimmer einen abge - hauenen Schwartz-Dorn oder an - dern Buſch, ſetze die Jungen hin - ein, und ſtreue friſche Ameis-Eyer auf der Erde herum, (dabey aber keine Ameiſen mehr ſeyn muͤſſen, damit ſie die Eyer nicht vertra - gen,) ſo wird man bald ſehen, wiedieNacdie Alten nach ihrer Gewohnheit boͤſe zu thun, und die Jungen zu aͤtzen anfangen werden. Man kan aber die Alten gar leicht fan - gen, wenn man nur erſtlich eine Junge hat: Dieſe ſetzt man in ein in die Erde gegrabenes Gruͤblein, und deckt ein kleines Gitter oder Gaͤrnlein darauf, hernach nimmt man einen Meiſen-Schlag, thut den Boden unten davon weg, und ſtellt ihn aufgerichtet daruͤber, ſo wird ſo bald eine Alte, und, wenn die erſte gefangen, auch die ande - re kommen, und mit einem Schna - bel voll Wuͤrmer in den Meiſen - Schlag hinein ſpringen, um die Junge zu aͤtzen, daruͤber ſie aber gefangen werden, ſo daß man in einer Viertel-Stunde alle beyde bekoͤmmt. Sind alsdenn noch Junge im Gebuͤſche uͤbrig, ſo ver - rathen ſie ſich, wenn ſie hungerig werden, und die Alten ausblei - ben, durch ihr Schreyen, ſo daß man ſie alle in kurtzen finden kan. Die Nachtigallen zu einer Zeit ſo leicht als zur andern mit dem Mei - ſen-Schlage zu fangen, braucht man ein Pfeifflein, welches der Nachtigal-Stim̃e natuͤrlich nach - machet, wenn ſie ſelbiges hoͤret, wird ſie, ihrer zornigen Art nach, in das Gebuͤſche, wo man den Meiſen-Schlag richtet, und ſich darneben hinſetzet, herzueilen, mithin den im Meiſen-Schlage angeſteckten Wurm ſehen, und ſich fangen. Man kan ſie auch mit einem kleinen Gaͤrnlein, wel - ches in der Laͤnge eines Lerchen - Tage-Netzes, aber enger geſtrickt iſt, zwiſchen und neben den He - cken bey Wind-ſtillem Wetter hin - weg fangen. Es wird nemlich das Gaͤrnlein auf einer Seiten der Hecken, oder, wenn man zweyNacGarne hat, auf ieder Seiten eines an zwey Staͤbe aufgehenckt, oder man kan es zwiſchen der Hecke, wo man ein Loch findet, oder der - gleichen durchbrechen will, durch die Hecke durchgehen laſſen, daß die Helffte des Garns auf der ei - nen Seite, und das uͤbrige auf der andern Seite ſtehet; da denn zu beyden Seiten zwey Perſonen gehen, und die Voͤgel mit Spieß - Ruthen auf das Garn zu treiben. Da man ſonſten mit dem Fang einer einigen Nachtigal offt laͤn - ger als eine Stunde zubringet, kan man auf dieſe Art, wenn ſie im Strich gehen, welches in den Hunds-Tagen geſchiehet, deren in einer Stunde wohl zehen fan - gen. Und mit eben dieſem Garn, auf gleiche Art, kan man auch andere Voͤgel, ſowol diejenige, welche ſich das gantze Jahr uͤber, ſo lang ſie im Lande ſind, in Stau - den aufhalten, als auch diejeni - gen, die nur zu gewiſſen Zeiten, meiſtens im Fruͤhling, als da ſind die Meiſen ꝛc. dahin kommen, bey uns zwiſchen den Hecken hinweg fangen. Wer einen guten Sang - Vogel haben, und gleich das er - ſte Jahr deſſen Geſang genieſſen will, muß dahin trachten, daß er noch vor Georgii eine Nachtigall bekomme, denn die nach dem Ge - orgen-Tage gefangen werden, laſſen ſich denſelben Sommer nicht, ſondern erſt im Advent, oder gar erſt nach dem Neuen - Jahre hoͤren. Welches doch nicht anders, als auf Jahre, da die Fruͤhlinge ihre rechte Witterung haben, zu verſtehen iſt, maſſen offtmals bey ſpaͤten Jahren die Nachtigal erſt vierzehn Tage nach Georgii zu kommen pflegt. Es kan auch wer vor Georgi oder nurwenigNacwenig Tage hernach eine Nach - tigal faͤngt, verſichert leben, daß er ein Maͤnnlein bekomme, weil dieſe allezeit, wie bey mehr Voͤ - geln geſchiehet, voraus ſtreichen, und um vierzehen Tage eher kom - men. Wer den Nachtigal-Ge - ſang vom October an, bis mitten in den Julium, ununterbrochen hoͤren will, der muß dreyer - ley Nachtigallen halten, eine die fuͤnff, ſechs oder ſieben Jahr alt iſt, die faͤngt erſt im April an, und ſingt fort bis Jacobi; eine andere, die nur ein oder zwey Jahr im Vogel-Bauer ſitzet; dieſe faͤngt um Advent, oder, wenn ſie eine Junge hoͤrt, ſo ſie aufmun - tert, auch wohl ehe an zu ſingen, und continuiret bis mitten in April; und denn eine Junge, die aus dem Neſt genommen, oder, ſo bald ſie abgelauffen, gefangen und aufgezogen worden; dieſe dichtet zwar immerfort, ſie wird aber doch nicht ehe recht laut, als im October, und faͤhrt alsdenn mit ihrem Geſang fort bis zu An - fang des Aprils: Alsdann das andere und dritte Jahr faͤngt ſie um Advent an, und continuiret bis zum Anfang des Mayen; das vierte und fuͤnffte Jahr aber faͤngt ſie erſt im Martio oder April an, und continuiret bis in den Junium oder Julium, vor welcher Zeit eine Nachtigal, die 6 bis 7 Jahr in - nen ſitzt, niemals aufhoͤret. Kurtz, ie aͤlter eine Nachtigal im Vogel - Haus wird, ie ſpaͤter faͤngt ſie an zu ſingen, und ie laͤnger ſingt ſie hingegen im Sommer fort. Wenn man eine gefangene Nach - tigal in einen Vogel-Bauer thut, denſelben mit einem Tuch oder Papier rings umher vermacht, daß ſie ſich nicht ſtoſſen kan, da -Nacbey aber doch an einen hellen Ort ſetzet, daß ſie, ſo viel noͤthig, ſie - het, faͤngt ſie zwar gleich den er - ſten Tag an, friſche Ameiſen-Eyer, und Mehl oder andere Wuͤrme zu freſſen, die man ihr in einem glaͤ - ſernen Schaͤlgen mitten in den Vogel-Bauer zu ſetzen pfleget, damit ſie die Wuͤrmer fein ſehen, und ſelbige doch nicht heraus krie - chen koͤnnen; ſo bald man aber anfaͤngt ihr dieſe Speiſe zu ent - ziehen, und ihr duͤrre Ameis-Eyer mit klein zerſchnittenem oder ge - hackten Schafs-Hertz, oder zu was man ſie gewoͤhnen will, vor - ſetzet, ſo faͤngt ſie an betruͤbt aus - zuſehen, woran man ſich doch nicht kehren, ſondern derſelben nur unterweilen etliche lebendige Wuͤrmlein mit untermengen darff, bis ſie das Hertze gantz allein zu freſſen gelernet. Wenn ſie ange - fangen zu ſingen, und ſie verrich - tet ihren Geſang nur bey Tage, ſo ſetze man ſie zu der Zeit, wenn die Nachtigallen in der rechten Be - gierde zu ſingen begriffen ſind, (als welche bey denen Jungen aus dem Neſt genommenen im Februario, bey denen andern aber im Martio ſtarck zu werden an - faͤngt,) den Tag uͤber an einen ſtock - finſtern Ort, daß ſie weder ſehen noch freſſen kan, und haͤnge hin - gegen bey Nacht, naͤchſt ihrem Freß-Troͤglein ein Licht, ſo wird ſie, wenn ſie dieſes drey oder vier Tage lang gewohnet, ſo bald an - fangen, ihren Geſang, den ſie ſonſt bey Tag hoͤren laſſen, bey Nacht zu verrichten, ohne daß es ihr an der Geſundheit Schaden bringe. Wenn man ihnen im Winter ge - ſtoſſene Pinien oder Zirbel-Nuͤß - lein giebt, und in ihr Trinck-Waſ - ſer ein oder zwey Zaͤſerlein Saff -ranNacran legt, oder wenn man ein we - nig in Baum-Woll gewickelten Biſam in ihr Haͤuslein haͤngt, ſollen ſie fruͤhzeitiger ſingen. Wenn ſie zwey oder drey Jahr im Kaͤfig leben, bekommen ſie das Podagra, dann ſoll man ihnen die Fuͤſſe mit B[u]tter oder Huͤner - Schmaltz ſalben, ſo auch geſchehen muß, wenn ſie um die Augen oder um den Schnabel Geſchwuͤre be - kommen. Eine Nachtigal, wenn ſie recht gehalten und wohl in Obacht genommen wird, ſoll in die acht bis zehen Jahr und noch laͤnger leben koͤnnen. An etlichen Orten iſt der Nachtigallen-Fang ſcharff verboten, in dem Abſehen ſolche dadurch zu vermehren; al - leine es iſt ſolches ein gantz ver - gebenes, und auf nichts, als den bloſſen Willen gegruͤndetes Ver - bot, maſſen die Erfahrung zeiget, daß obgleich ein ſolches Verbot viel Jahre lang nach einander ge - halten wird, dennoch, ſo lang ſich nicht etwan das Gebuͤſche und Hecken ſelbigen Orts vermeh - ren, in ieden Garten oder Gebuͤ - ſche, wo eine Nachtigal ſchlaͤgt, das folgende Jahr wieder nur eine, und niemal deren mehr ſich hoͤren laſſen. Dieſes iſt wol nicht ohne, daß, wo man eine Nachtigal nach dem 24ſten, oder hoͤchſtens dem 26ſten April bey ordentlichen Jah - ren, hinweg faͤnget, an ſolchen Ort ſelbiges Jahr uͤber keine mehr gehoͤrt, und alſo dem Herrn, dem der Garten oder das Gebuͤſche zuſtaͤndig, die Luſt geraubt wird, weil der Strich zu ſolcher Zeit vorbey, und der leere Platz nicht beſetzet werden kan, welcher hin - gegen das folgende Jahr, oder wenn der Fang von dem neunze - henden bis den ſechs und zwanzig -Nacſten April, angeſtellet wird, nicht einen Tag unbeſetzt bleibet; Denn es iſt zu wiſſen, daß die Zeit des Strichs uͤber, der bey ſchoͤnem Wetter den ſiebenzehen - den, achtzehenden oder neunzehen - den April, auch ſpaͤter, anfaͤngt, und nach Beſchaffenheit des Wet - ters acht bis zehen Tage waͤhret, ſich an eben die Stelle ordentlich wieder eine Nachtigal einfindet, wo des Tages vorher eine wegge - fangen worden; bis, wie ſchon ge - meldet, nach Beſchaffenheit des Wetters hoͤchſtens in zehen Tagen nach des Striches Anfang, die Weiblein endlich denſelben be - ſchlieſſen, und in zwey bis drey Tagen alle auf einmal kommen, ſo daß man denen Jnnwohnern eines Orts vergebens eine unſchul - dige Luſt abſtricket, wenn man ihnen bis den vier und zwantzig - ſten April das unſchaͤdliche Nach - tigal-Fangen nicht verſtatten, noch erlauben will, daß ſie Junge aus dem Neſt nehmen oder fan - gen; geſtalt, ſo bald die Jungen vorhanden ſind, die Alten ohne - dem ihren Geſang beſchlieſſen, die Jungen aber alle verſtreichen. Und wenn man um einen Ort et - liche hundert fingende Nachtigal - len hinweg fienge, wuͤrde der kuͤnfftige Fruͤhlings-Strich den - noch alles wieder erſetzen. Aus welchem allen der ohnfehlbare Schluß zu machen iſt, daß, wenn man die Nachtigallen nach dem vier und zwantzigſten oder ſechs und zwantzigſten April faͤngt, es zwar den Beſitzern der Gaͤrten und Gruͤnde daſſelbe Jahr uͤber Schaden bringe, und ſie ihrer Luſt beraube: Wenn man ſie aber vor ſolcher Zeit, oder erſt nach vollendetem Geſang den 8ten Ju -Ritter-Lexic. D d dniiNacnil fange, das Hinwegfangen gar niemanden ſchade, noch die Luſt ſtoͤre.

Nacht-Netze, ſ. Nacht - Garn.

Nacken, v. Chignon.

Nænia, Næniæ,

War bey den Alten ein beſon - deres Trauer-Carmen, ſo den Nah - men von der Dea Nænia hat, und bey den Begraͤbniſſen der Roͤmer dem Verſtorbenen zum Lobe von den Præficis pflegte abgeſungen zu werden. Es ſoll ſeine Erfin - dung von dem Simonide haben; war aber meiſtens, nach der Roͤ - mer Gewohnheit, ein ſchlech - tes und alberes Gemaͤchte; daher man ihm denn auch bey vorneh - men Leichen mit einer beſondern Jnſtrumental-Muſic zu Huͤlfe zu kommen ſuchte. Einige wollen, es ſey nur bey deren Beſtattung uͤblich geweſen, welche keine Freun - de nach ſich gelaſſen, welches aber nicht erweislich; alſo wird es am ſicherſten fuͤr etwas allgemeines gehalten, ſo bey Aus - und Fort - tragung ieder Leiche, wie bey uns noch die Lieder bey der Proceßion, pflegte abgeſungen zu werden.

Nafiri,

Jſt ein Blas-Jnſtrument oder Trompete bey den Oſt-Jndianern.

le Nager des chevaux,

Das Schwimmen der Pferde. Solches iſt den Soldaten und andern Reiſenden eine ſehr nuͤtz - liche und nothwendige Sache, und obgleich die Pferde wie die Hunde von Natur ſchwimmen, ſo iſt doch immer eines beſſer und dauerhaffter als das andere; ſol - che aber darinnen noch leichterNarund geſchickter zu machen, ſo ha - be im 2 Theil der Pferd-Anatomie p. 1142 eine gute Huͤlfleiſtung be - ſchrieben.

Nags,

Nennen die Engellaͤnder die gar kleinen Pferdgen, welche hin und wieder in Menge erzogen werden, und fuͤr junge Herren ſehr beqvem zu reiten ſind, deren ſich auch oͤffters hohe Officiers in Belagerungen zu bedienen wiſſen, wenn ſie in Aprochen commandi - ren muͤſſen, welches dann com - mod und auch ſicher iſt, damit ſie von den Belagerern nicht koͤn - nen geſehen werden, als wie auf einem groſſen Pferd, dahero ſie auch ſehr theuer bezahlt werden, abſonderlich wann ſie recht klein und doch dabey unterſetzt ſind.

Nain, cheval nain,

Ein Zwerg-Pferd, iſt gar eine beſondere Art von Pferden, ſo man aber wenig findet. Sie ſind von Kopf, Hals, Schultern und gantzen Leib formirt, wie das groſ - ſe Pferd, haben aber Dachs-Fuͤſ - ſe und halb ſo lange Schenckel, als ein anders Pferd, dahero ſie auch Zwerge genennet werden; zu Eis-Gruben, einer Stadt in Maͤhren, an den Oeſterreichiſchen Grentzen, iſt eine trefliche Stu - terey, ſo dem Fuͤrſten von Lichten - ſtein gehoͤrig, wo man ehedeſſen dergleichen rare Zwerg-Pferde ge - zogẽn, ſo aber abkommen, und nir - gends mehr zu finden ſind.

les Narines des chevaux,

Die Naſenloͤcher an den Pfer - den ſolten ſeyn weit und aufgebla - ſen, dieſes bedeutet ein hitzig, freudig und behertztes Pferd, ſon -der -Nardernich wenn inwendig im Tum - meln und Lauffen das Rothe her - vor blicket, und ſie dabey ſchnar - chen und brauſen, wie dann die engloͤcherichten Naſen der Pferde ein Zeichen eines ſchwachen A - thems ſind, daher ſie von etlichen etwas aufgeſchnitten werden, ih - nen damit zu helffen; welches in kriegeriſchen Actionen, da der Athem beſtaͤndig ausdauren muß, nicht undienlich iſt: Es iſt aber gemeiniglich ein Misbrauch, daß, wenn man einem Pferde die Na - ſen aufſchlitzet, auch die Ohren muͤſſen abgeſchnitten werden, und alſo die Ohren offtmals der Naſen entgelten ſollen.

Narren-Geſellſchafft, Orden,

Jſt An. 1381 an dem Tage Cu - niberti, von dem Grafen zu Cle - ve, Adolpho und andern 35 Her - ren geſtifftet worden: Das Or - dens-Zeichen, welches ſich die Mit - glieder auf ihre Kleider ſticken lieſ - ſen, ſtellete einen Narren vor, der eine halb rothe und halb ſilber - ne geſtickte Kappe mit gelben Schellen und ſchwartzen Schuhen anhatte, darneben eine verguͤlde - te Schuͤſſel mit Fruͤchten in der Hand hielt. Jhre Zuſammen - kunft war zu Cleve, allwo in dem Archiv ein Brief zu finden ſeyn foll, welchen die obgedachte Stif - ter ſaͤmtlich unterſchrieben, und darinnen unter andern enthalten, daß die Societaͤt jaͤhrlich einen Koͤnig und 6 Raths-Herren unter ſich wehlen, derjenige aber, ſo den Narren nicht taͤglich auf den Klei - dern tragen wuͤrde, den Armen zum beſten drey turoniſche Gro - ſchen erlegen ſolte. DergleichenNaſNarren-Geſellſchafft wurde auch in Pohlen in der Mitte des 14 Se - culi von etlichen Magnaten auf - gerichtet. Sie creirten darinne einen Koͤnig, Reichs-Raͤthe, Ca - ſtellane, Kron-Jaͤgermeiſter und andere Officianten mehr. Wer nun was laͤcherliches oder naͤrri - ſches an ſich hatte, dem ſchickten ſie eine Vocation zu ſolchem Am - te ins Haus, und gieng das Ab - ſehen dieſer Geſellſchafft dahin, daß die jungen Leute vor allen dergleichen uͤbel anſtehenden Ge - wohnheiten, die darinnen cenſi - ret wurden, ſich moͤchten huͤten lernen.

Naſat, Diapente pileata,

Jſt eine gedeckte Qvint oder Orgel-Stimme, ſonſt Gemshorn genannt, welche oben nur halb ſo weit als unten iſt. Sie hat kei - nes weges ihren Nahmen von der Naſe, obgleich die Frantzoſen die - ſelbe Nazard oder gar Naſarde ſchreiben, und meinen, der Klang habe was noͤſelndes, nieſelndes oder durch die Naſe ſingendes an ſich. Dieſen ihren Wahn gruͤn - den ſie auf die gantz kleine Geſtalt einiger zum Naſat gehoͤriger Pfeiffen; da es doch Gems-Hoͤr - ner giebt von anderthalb, von 2, 4, 8 bis 16 Fuß Ton, welche ge - wiß groß genug an der Pfeiffen - Maaß ſind. Zudem iſt das Nie - ſeln eben ſo angenehm nicht, daß man es in ein Orgel-Werck brin - gen duͤrffte. Das Wort Naſat heiſſet vielmehr Nach-Satz. Denn die Niederlaͤnder, von welchen die mehreſten Verbeſſerungen der Orgel wercke herruͤhren, nennen das Principal den Vor-Satz oder Praͤſtant, die Mixtur den Hin -D d d 2ter -Naſter-Satz, und die zum vollen Wer - cke gehoͤrige Qvint-Stimmen Na - ſat oder den Nach-Satz.

Naſe,

Jſt ein Jaͤger-Terminus, denn wenn ein Hund die Faͤhrte bald findet, und richtig verfolget, ſo ſprechen ſie, er habe eine gute Naſe.

Naſen-Band, v. Caveſſon.

Naſen-Riemen, v. Mu - ſerolle.

Naſen-Schlitzen,

Geſchiehet an den Pferden, wel - che kleine, enge und nicht aufge - zogene Naſen-Loͤcher haben, alſo daß ſie nicht genugſame Luft noch Athem holen koͤnnen, da denn der Natur durch das Auf - ſchlitzen der Naſen-Loͤcher in et - was geholffen werden muß. Ge - meiniglich laͤßt man hierbey die Ohren der Naſen entgelten, weil der gemeine Gebrauch iſt, daß, wenn man einem Pferde die Naſen auf - ſchlitzet, demſelben auch die Oh - ren muͤſſen abgeſchnitten werden. Es muß aber dieſes letztere nicht gantz gleich, ſondern nach der Form und Proportion der Ohren ge - ſchehen.

Naſſau,

Kleine Stadt und Schloß an der Loͤhne in der Wetterau, wo - von die Fuͤrſten und Grafen von Naſſau ihren Nahmen haben. Dieſes vornehme Haus weichet an Alterthum keinem Fuͤrſtlichen Hauſe in Europa, wie denn ſchon im ſiebenden Jahrhundert ein Gra - fe von Naſſau gelebet. Um das Jahr 1020 theilten ſie ſich in den Naſſauiſchen und Geldriſchen Aſt,Naſwelcher letztere Aſt aber 1372 in maͤnnlichen Erben abgeſtorben. Jener aber vertheilte ſich in Gra - fens Henrici Divitis, welcher 1254 mit Tode abgieng, beyden Soͤh - nen, Walramo und Ottone, in die annoch bluͤhende Walramiſche und Ottoniſche Linien. Von der Ottoniſchen Haupt-Linie bluͤhe - ten noch mit dem Anfange dieſes Jahrhunderts die Oraniſche und Dillenburgiſche Linien: Die Ora - niſche beſaß nebſt dem ſouverainen Fuͤrſtenthum Orange anſehnliche Guͤter in den Niederlanden, ſtarb aber 1702 in William III. Koͤnige von Gꝛoß-Britannien ab. Die Dil - lenburgiſche Linie hat ſich ausge - breitet in die Aeſte 1) Siegen, u. die - ſer wieder in 2 Neben-Aeſte, nem - lich die Catholiſche und Reformirte Linien, davon die letztere 1734 in maͤnnlichen Erben ausgieng; 2) Dillenburg, welcher 1739 abge - ſtorben; 3) Dietz, ſo annoch in dem Fuͤrſten Wilhelmo Carolo Henrico Friſone, Printzen von Oranien und Erb-Stathaltern von Weſt-Frießland, als eintzi - gem Stammhaltern, bluͤhet, und 4) Hadamar, davon der letzte Fuͤrſt 1711 geſtorben. Die Wal - ramiſche Haupt-Linie begriff die Aeſte Saarbruͤck, Jdſtein und Weilburg: Jdſtein aber iſt 1721 erloſchen. Der Saarbruͤckiſche Aſt beruhet anitzo auf dem Fuͤrſt - lichen Hauſe Uſingen, nachdem 1728 der Ottweileriſche und 1723 der Saarbruͤckiſche Aſt ausgeſtor - ben. Die Laͤnder dieſer Fuͤrſten liegen in dem Ober-Rheiniſchen Kreiſe, theils in der Wetteran, theils auf dem Weſterwalde, theils in dem Weſterreich, auſſer dem aber beſitzet das Fuͤrſtliche Haus Naſſau-Dietz wichtige Guͤter indenNaſden Niederlanden. Seit dem Carolus Auguſtus von der Weil - burgiſchen Linie 1737 den Fuͤrſtli - chen Titel angenommen, hat man nunmehro keine Grafen von Naſ - ſau mehr. Die Fuͤrſten von Naſ - ſau-Siegen und Dietz haben einen guͤldenen Loͤwen im blauen Felde, mit guͤldenen Ziegel-Spaͤnen be - ſtreuet, als ihr Stamm-Wappen; einen rothen Loͤwen in Golde, we - gen Catzenelnbogen; einen ſilber - nen Balcken im rothen Felde, we - gen der Grafſchafft Vianen; zwey guͤldene Loͤwen im rothen Felde, wegen Dietz; und dann in einem gevierten Mittel-Schilde einen rothen gecroͤnten Loͤwen, wegen der Grafſchafft Limpurg; einen ſilbernen gecroͤnten Loͤwen im ro - then Felde, wegen der Grafſchaft Bronchorſt; zwey rothe Loͤwen uͤber einander in Gold, wegen der Grafſchafft Wiſch; und endlich drey guͤldene Pfennige im rothen Felde, wegen der Herrſchafft Bor - ckelohe. Dieſes Wappen hat ſechs offene Helme: auf dem erſten ſind zwey ſchwartze Fluͤgel, darauf zwey guͤldene Loͤwen wegen Dietz; der andere iſt gecroͤnt, und hat ei - nen halben rothen Loͤwen, hinter welchem ein Pfauen-Schwantz wegen Limpurg; der dritte hat zwey ausgebreitete ſchwartze Fluͤ - gel, auf deren iedem ein rother Loͤ - we zu ſehen, wegen Catzenelnbo - gen; der vierte iſt gecroͤnt, und traͤgt einen rothen und guͤldenen Pferde-Fuß, wegen Wiſch; der fuͤnffte hat ein paar ſchwartze Fluͤ - gel, worauf eine ſilberne Straſſe mit fuͤnff guͤldenen Blaͤttern; der ſechſte iſt gecroͤnt, und hat ein paar ſchwartze Baͤren-Fuͤſſe, deren ieder eine ſilberne Kugel haͤlt, we -Naſgen Bronchorſt. Die Fuͤrſten von Naſſau-Uſingen und Weil - burg haben den Naſſauiſchen guͤl - denen Loͤwen mit guͤldenen Schin - deln umgeben im Mittel-Schilde; einen weiſſen Loͤwen im blauen Felde, mit ſilbernen Creutzlein beſtreuet, wegen Saarbruͤcken; einen ſilbernen 2 koͤpffigten Adler im ſchwartzen Felde, wegen Saar - werden; einen ſchwartzen Bal - cken im guͤldenen Felde, wegen Moͤrs; 2 rothe Leoparden im guͤl - denen Felde wegen der Grafſchafft Weilnau; ein guͤldenes Andreas - Creutz im gruͤnen Felde mit 12 kleinen Creutzlein, wegen der Herrſchafft Mehrenberg; einen ſchwartzen Loͤwen in Gold wegen der Herrſchafft Mahlberg; und dann einen rothen Balcken auf Gold wegen der Herrſchafft Lahr. Dieſes Wappen hat 7 offene Hel - me. Der Mehrenbergiſche hat eine rothe und guͤldene Wulſt, darauf ein viereckigtes gruͤnes Schirmbret mit einem guͤldenen Andreas-Creutze; der Saarwerd - Moͤrſiſche iſt gecroͤnt, traͤgt einen guͤldenen Wolffs-Kopff mit einem ſtachlichten Hals-Bande; der Saarbruͤckiſche 2 von Silber und ſchwartz getheilte Fluͤgel; der Naſſauiſche einen guͤldenen Loͤwen zwiſchen 2 Buͤffels-Hoͤrnern; der Weilnauiſche mit zwey ſchwartzen Fluͤgeln, darauf 2 rothe Leopar - den in einer guͤldenen Rundung; der Lahriſche einen halben Mann in guͤldener Kleidung, und mit 2 gold - und roth geſtreifften Buͤf - fels-Hoͤrnern an ſtat der Arme; der Mahlbergiſche zeiget ein guͤl - denes Schirmbret mit ſchwartzen Qvaſten, darauf ein ſchwartzer Loͤwe zu ſehen.

D d d 3Nati -
Nat

Nations diverſes des chevaux,

Die verſchiedenen Landes-Arten der Pferde ſind folgende: 1) von den Deutſchen ſind zum Fahren und Ziehen mehr, als zum Reiten beqvem, doch finden ſich hin und wieder gute Schul - und Solda - ten-Pferde; wegen ihrer Gedult, arbeitſamen Natur und treflichen Dauerhafftigkeit haͤlt man ſie fuͤr ſehr gut, und koͤnnen durch Un - terweiſung die beſten Pferde dar - aus werden. Mehrentheils aber findet ſich bey unſern Deutſchen Pferden der Mangel, daß ſie all - zujung und zart zur Arbeit ange - ſtrengt, u. entweder eingeſpannet, oder zum Reiten gebraucht wer - den; daher ſie nicht einmal zu ih - rer rechten Staͤrcke gelangen koͤn - nen, ſondern vor der Zeit in ih - rem beſten Anwachs von Kraͤften kommen, und bereits in einem ſolchen Alter zu Grunde gerichtet ſind, da ſie bey andern Voͤlckern in ihren beſten Wuͤrden ſtehen.

2) Von den Niederlaͤndiſchen werden fuͤr die beſten gehalten die Hollaͤndiſchen, Gelderiſchen und Bremiſchen, abſonderlich werden die Frießlaͤndiſchen wegen ihrer ſchoͤnen Groͤſſe in die Caroſſen und fuͤr die Cuiraßierer ſtarck aufge - ſucht, weil ſie auch haͤrterer Na - tur als die benachbarten ſeyn ſol - len, welche man zwar fuͤr ſchoͤne, aber weiche Pferde haͤlt. Das aͤrgſte iſt, daß, wenn ſie anfangs unſere harte friſche Waſſer trin - cken, ſolches ihnen gerne in die Fuͤſſe ſchlaͤget, daß ſie davon fluͤſ - ſig werden, Raͤpfen, Maucken und Loͤcher an den Schenckeln und Feſſeln bekommen; daher man ihnen anfaͤnglich geraume Zeit laulichtes Waſſer, mit einNatwenig Gerſten-Mehl vermiſchet, zu trincken geben ſoll. Die Bre - miſchen ſind zwar groß, und dem Anſehen nach ſtarck, in der That aber gantz weich, matt und platt - huͤfig, und weil ſie meiſtens in groſſen Moraͤſten erhalten und geweidet werden, dauren ſie an andern und haͤrtern Orten nicht lange.

3) Die Hollſteiniſchen ſind nicht ſo groß, aber edler, ſtarck, von harten Knochen und geſunder Art. Die Daͤniſchen fallen kleiner, aber noch edler, und ſind zu al - len ritterlichen Gebrauch dienlich, ſind aber mit dem duͤrren Blut - ſpat ſehr behafftet, ſo gemeinig - lich erblich.

4) Die Schwediſchen, Pom̃eri - ſchen und Juͤtlaͤndiſchen ſind mit - telmaͤßiger Groͤſſe, unterſetzt, auch auf alle Tage und zu anhal - tender Arbeit gut genug. Die Oldenburgiſchen aber unter allen bisher genenneten die treflichſten.

5) Die Boͤhmiſchen ſind zwar groß, haben aber dabey den Mangel, daß ſie leicht am Ge - ſichte Noth leiden, daher nicht viel Wercks von ihnen gemacht wird, auſſer was man in den Ge - ſtuͤten einiger groſſen Herren fin - det. Die Maͤhriſchen ſind nicht ſo rauh behaͤngt, als die Boͤhmi - ſchen, bekommen nicht ſo leicht fluͤßige Schenckel, und lauffen weniger Gefahr blind zu werden; wiewol auch dieſes vielleicht den Boͤhmiſchen Pferden ſchaͤdlich, und zum Verderb ihrer Augen befoͤrderlich iſt, daß man ihnen gar zu fruͤhzeitig hartes Futter, Haber und Gerſte vorgiebt, da ihnen doch das Heu viel zutraͤg - licher und anſtaͤndiger waͤre. DieMaͤh -NatMaͤhrer haben noch dieſen Vor - theil, daß ſie ihre Pferde mit den benachbarten Ungariſchen belegen koͤnnen.

6) Die Ungariſchen ſind gerne ſcheu, doch dauerhaftig auf ebe - nem Lande, aber nicht in rauhen Wegen und Gebirgen, und lauffen wohl. Die aus Siebenbuͤrgen und den Berg-Staͤdten kommen, ſind die beſten, doch meiſtens Schim - mel; ſie ſind geſetzter und enger beyſammen, auch nicht von ſo hohen Kegeln, haben ſtaͤrckere Schenckel, lauffen beſſer, und dau - ren wohl, auch in Gebirgen.

7) Von den Pohlniſchen, wel - che ſtaͤrcker und dauerhaffter als die Ungariſchen, ſind die in Po - dolien und in der Ukraine fallen, die beſten, und ſehr beqvem zu reiten.

8) Die Rußiſchen Bachmatten ſind kraushaͤrigt, wild, haben harte Huͤfe, daß ſie das Beſchla - gen nicht brauchen, unter denſel - ben haͤlt man die Tiger oder ge - ſprenckelten fuͤr ſehr rar.

9) Der Spaniſchen ſind zwey - erley, Genetten und Villanos, ſind vortrefliche Staats-Pferde fuͤr groſſe Herren bey Solenni - taͤten zu reiten. Die gemeinen Spaniſchen Pferde ſind an Schoͤn - heit, Staͤrcke und Freudigkeit al - len andern uͤberlegen. Die beſten fallen in Andaluſien, die in Eſtre - madura aber ſind die ſchoͤnſten. Die Genetten, welche man ih - rer Ankunfft nach fuͤr eine zur Zeit der Mohriſchen Regierung in Gra - nada von Barbariſchen und Spa - niſchen Pferden entſprungene Ba - ſtart-Art haͤlt, ſind nicht groß, aber von Bruſt und Creutz, auch ſonſt von allen Gliedmaſſen ſchoͤn und wohl formiret, tragen denNatHals aufrecht, und lauffen uͤber - aus ſchnell, auch mit den Bar - barn um die Wette.

10) Unter den Welſchen haben die Neapolitaner den Vorzug. ſ. Jtalieniſche Pferde.

11) Die Frantzoͤſiſchen ſind hur - tig und gute Dienſt-Pferde, aber meiſt Stumpf-Schwaͤntze, und ſtutzoͤhrigt. Franckreich hat eine ſchlechte Pferde-Zucht, und gar kei - ne gute Pferde, und muß ſolche aus den benachbarten Laͤndern, ſonderlich aber zu Kriegs-Zeiten aus Deutſchland erlangen.

12) Die Engellaͤndiſchen Pfer - de geben an Guͤte und Dauerhaf - tigkeit keinen andern etwas nach, ſonderlich werden die Zelter oder Paßgaͤnger wegen ihres ſanfften und ſichern Ganges ſehr geprie - ſen, duͤrffen aber ohne ſpecialen Paß nicht aus dem Lande gefuͤh - ret werden. ſ. Engliſch Pferd, it. Engliſche Stuten.

13) Der Orientaliſchen oder Tuͤrckiſchen Pferde giebt es man - cherley Gattungen, wegen der mancherley Laͤnder, die in dem weitlaͤufftigen Umfang dieſes weit ausgebreiteten Reichs liegen. Die allerbeſten und von mehr als zwey tauſend Jahren her in denen Griechiſch - und Lateiniſchen Ge - ſchichten beruͤhmteſte ſind die Theſ - ſaliſchen; ſie lauffen wohl, ſind aber ſchwer zu arretiren und auf - zuhalten.

14) Die Egyptiſchen ſind ſchnell und beqvem zum Reiſen, haben aber einen ſo weichen Huf, daß ſie auſſer den ſandigen Wuͤſten nicht dienen; ſie ſind den Men - ſchen ſehr zugethan, und laſſen ſich daher allerley Kuͤnſte ange - wehnen, lauffen hergegen mit lan - gem, ſtarren Halſe, und ſind folg -D d d 4lichNatlich hart und langſam aufzuhal - ten, und laſſen ſich nicht kurtz wenden.

15) Jn Sclavonien und in der Tuͤrckiſchen Wallachey werdẽ auch gute Pferde unter dem Tuͤrckiſchen Nahmen gezogen, die in der Ar - beit und im Kriege gute Dienſte thun.

16) Die Perſianiſchen, die man insgemein auch Tuͤrckiſche nennet, weil man ſie aus Perſien durch die Tuͤrckey zu uns herbringet, ſind ſo vortreflich, daß ſie im gantzen Morgenlande ihres gleichen nicht haben. Sie werden bey den Tuͤr - cken ſo hoch gehalten als bey uns die Tuͤrckiſchen; denn ſie haben alle Tugenden an ſich, die ein Kriegs-Roß haben ſoll, ſind von mittelmaͤßiger Groͤſſe, vornen et - was ſchmal, ſelten caſtrirt, allezeit raſch, freudig, ſtarck, arbeitſam, lebhafft und fluͤchtig, dabey aber untreu im Stall, und beißig, auch nicht wohl gewandt. Die Tuͤr - ckiſchen und Perſiſchen Pferde ſind, wenn ſie zwantzig Jahr alt, ſo kraͤfftig und friſch, wie unſere Deutſchen Pferde, wenn ſie acht - jaͤhrig ſind; alleine bey uns thun ſie nicht ſo gut als wie in ihrem Lande, und wollen eine beſondere Wartung haben.

17) Die Arabiſchen Pferde wer - den bey den Tuͤrcken den Perſia - niſchen gleich geſchaͤtzet, haben ein gutes Maul und gewiſſe Schen - ckel, lauffen wohl, ſind daneben fromm und ſanfftmuͤthig, ſie ſind etwas klein und ſubtil, doch edel u. im Lauffen ihrer Schenckel gewiß.

18) Die Tartariſchen Pferde ſind uͤberaus dauerhafft und ar - beitſam, nur, weil ſie nicht ge - ſtriegelt werden, rauh, zottig und unanſehnlich, ſind gewohnt uͤberNatFluͤſſe und Stroͤme zu ſchwim - men, und haben einen ſo harten Huf, daß ſie des Beſchlaͤges nicht beduͤrffen.

19) Die Mohriſchen und Bar - bariſchen Pferde in Africa ſind arbeitſam, dauerhafft, gelernig, lauffen wohl, ſind dabey behertzt und freudig, und koͤnnen nicht nur uͤber Fluͤſſe und Stroͤme ſehr gut ſchwimmen, ſondern auch unter allen Pferden allein das Bruͤllen der Loͤwen unerſchrocken anhoͤren; ſie ſind klein und niedlich, wenn ſie die Groͤſſe haͤtten, waͤren kei - ne beſſere Kriegs-Roſſe zu wuͤn - ſchen. Allein weil ſie weder ge - ſtriegelt, noch abgewiſchet werden, ſind ſie heßlich, zottig, rauh und unanſehnlich, großbaͤuchig und großkoͤpfig.

Naturale, v. Naturel.

Naturaliſten,

Nennet man unordentliche Fechter, welche nach keinen Re - geln angefuͤhret ſind, auch oͤfters dieſelben zu wiſſen nicht begehren. Sie ſetzen vielmehr eine Staͤrcke des Armes, eine gute Klinge, und ein behertztes Weſen, welches die Deſperation nicht ſelten begleitet, zum Grunde.

Nature d un Cavalier, v. Proprieté.

la Nature des chevaux,

Die Neigungen der Pferde, ſo man in der Abrichtung bey ihnen wahrnimmt, ſind folgende: 1) wann die jungen Pferde von Ra - tur allezeit mehr mit dem Kopf auf die lincke als auf die rechte Seite incliniren; 2) greifft man ein Pferd mit den Sporn an, oder trifft es nur mit der Spießruthe, ſo wendet es ſich gemeiniglich mitdemNatdem Kopf auf die lincke Hand, und mit dem Creutze auf die rech - te; 3) ſprenget man ein Pferd auf gerader Linie an, wird es ie - derzeit mit dem Kopfe auf die lin - cke, und mit dem Creutz, auf die rechte Hand ausweichen; 4) ſo offt ein Pferd parirt, wird es ſich allezeit mit dem Kopfe auf die lincke Seite neigen, auch die Pa - rade mit dem rechten hintern Fuß ſchlieſſen. So werden auch 5) die meiſten Bezeigungen der Pfer - de in den Volten genug erweiſen, daß dieſelben auf die rechte Seite beſſer, fertiger und williger, als auf die lincke abgehen. Da ſich nun die Natur, (wie die Menſchen) deſſen am meiſten und liebſten ge - brauchet, und damit verſichert, mit welchem ſie am beqvemſten und leichteſten fortkommen kan: So iſt auch den Pferden derſel - ben Gebrauch um ſo viel annehm - licher, als ſie ſich aus oberwehn - ten Urſachen, auf die rechte mehr als auf die lincke verlaſſen.

Naturell,

Heiſſet eines Menſchen Ge - burts-Art, Sinn, Humeur, In - clination, Lat. Habitus naturalis, wenn man ſagt: Es iſt Naturel, ſo deutet es eine ungezwungene, feine, natuͤrliche, und nicht affectir - te Verrichtung an.

Naturel, le bon Naturel d un cheval,

Die gute Weiſe des Pferds iſt, wenn es gehorſam, und willig des Reuters Fauſt folgt, Sporn, Schenckel, Ruthe und Stimme fuͤrchtet, ſich uͤber nichts erzuͤrnet, ſondern gleich ſeine Einwilligung in Gehorſam erweiſet, ſich im Waſ - ſer nicht nieder leget, ſondern un -Nazgeſcheut durchſetzet, uͤber Graben, Zaͤune und Plancken ſpringet, da - bey lebhaft, muthig und nicht traͤ - ge noch furchtſam iſt, ſich gerne ſatteln, aufſitzen, beſchlagen, pu - tzen und warten laͤſt; das ſind die vornehmſten Stuͤcke eines guten Naturels.

Naturel,

Heiſſet in der Muſic 1) ſo viel als Diatoniſch; 2) wenn es von der Menſchen Kehle, als einem organo naturali, gebraucht wird, iſt es einerley mit phyſicaliſch; 3) leicht, anmuthig, angenehm, ungezwungen; 4) deutet es auch die Chordas eſſentiales eines Mo - di an.

Naumachiæ,

Waren vor dieſem zu Rom tieffe mit Mauren eingefaſte Gra - ben, voll Waſſers, auf welchen Luſt-Spiele und Wett-Streite zu Schiffe gehalten worden. Der - gleichen befand ſich in der 9 Re - gione der Stadt, eine in der 13, zwo in der 14, ſie waren mit Si - tzen nach Art der Circorum um - geben, damit das Volck, dem zu Ehren dieſe Schiff-Streite an - geſtellet worden, das Gefecht mit anſehen konte. Anfangs wurden die See-Schlachten dem Volcke zur Luſt in dem Circo maximo, in welchen das Waſſer durch unter - irdiſche Canaͤle gebracht werden konte, gehalten. Nach der Zeit aber grub man beſondere Oerter dazu aus, welche denn dieſen Nah - men erhielten, welcher eigentlich nur den darinnen gehalten Schiff - Streiten oder See-Schlachten gebuͤhrte.

Nazard, v. Naſat.

D d d 5Nea -
Nea

Neapolis, Naples,

Haupt-Stadt des Koͤnigreichs Neapolis, in Terra di Lavoro, an einem kleinen Golfo, allwo ſie ei - nen ſchoͤnen und ſichern Hafen hat. Sie iſt groß, ſchoͤn und volck - reich, und nach der neuen Manier befeſtiget, auch treibet ſie groſſe Handelſchafft, liegt in einer an - muthigen Gegend am Meer, und rechnet man ihren Umkreis auf 4 Deutſche Meilen. Sie wird durch 5 Citadellen und Schloͤſſer beſchuͤtzet, welche ſind: il Caſtel - lo del Ovo auf einem Felſen, wel - chen das Meer umgiebt, il Ca - ſtello Nuovo, welches An. 1712 reparirt worden, il Caſtello di S. Elmo, welches die Spanier den Kappzaum der Neapolitaner zu nennen pflegen, la Torre di S. Vi - cenzo und il Torrione del Carmi - ne. Sie hat ein Ertz-Bißthum, nebſt einer Univerſitaͤt, welche Anno 1239 geſtifftet worden, und einen Koͤniglichen Pallaſt. Jn dieſer Stadt wird das Blut und die Gebeine des heil. Januarii verwahret. Von dieſer Haupt - Stadt fuͤhret das Koͤnigreich Neapolis ſeinen Nahmen, wel - ches die 4 Landſchafften Campa - nia, Abruzzo, Puglia und Calabria begreifft, und der unterſte Theil von Jtalien iſt. Dieſes Koͤnig - reich hatte ſeine eigene Koͤnige, kam aber vor mehr als 200 Jah - ren unter Spanien, welche es durch einen Vice-Roi regieren laſ - ſen. Nach dem Tode Koͤnigs Caroli II bemaͤchtigte ſich Philip - pus V dieſes Reichs, ward aber 1706 von den Deutſchen depoſſe - diret, von welcher Zeit an es bis auf 1734 Kayſer Carolus VI be - ſeſſen, da es von dem itzigen Koͤ -Necnige erobert, und in den Friedens - Praͤliminarien und darauf erfolg - ten Frieden behauptet, auch mit heilſamen Verordnungen, Com - mercien und andern loͤblichen An - ſtalten verſehen und in beſſern Stand geſetzet worden. Das Wappen dieſes Koͤnigreichs iſt ein blauer mit guͤldenen Lilien be - ſtreueter Schild, deſſen Ober - theil einen rothen Turnier-Kra - gen mit 5 Zacken in ſich hat, wegen des Hauſes Anjou in Franckreich; und hinter dem Schilde ſtecken 2 Fahnen creutzweiſe, davon die zur Rechten roth, mit einem von Sil - ber und blau gewuͤrffelten Ban - de, als das alte Normanniſche Koͤnigliche Wappen; die zur Lin - cken aber hat 3 ſchwartze Loͤwen uͤber einander im guͤldenen Felde, als das Wappen der ehemahligen Schwaͤbiſchen Koͤnige dieſes Reichs. Oben auf dieſem Schil - de liegt eine Koͤnigliche geſchloſſe - ne Krone.

Neapolitaniſche Pferde, ſ. Jtalieniſche Pferde.

Neate,

Wird die hoͤchſte Saite auf den Jnſtrumenten genennet. ſ. Nete.

Nebel-Kraͤhe, ſ. Kraͤhe.

Nebhel, v. Nabla.

Neceſſario, Neceſſaire,

Dieſe Woͤrter findet man vor den muſicaliſchen Partien, ſowol Sing-als Kling-Stimmen ge - ſetzt, da es denn ſo viel als con - certirend bedeutet. Es giebt auch in den Modis gewiſſe chordas ne - ceſſarias.

Neceſſiter un cheval avec Licou,

Heiſt ein Pferd mit der Zug -halff -Nechalffter noͤthigen und zwingen. V. Licou.

Nechiloth,

Soll, wie die Rabbinen vorge - ben, ein den ſchwaͤrmenden Bie - nen aͤhnlicher Concentus bey den Juden geweſen ſeyn, welcher auf einem hierzu beqvemen Jnſtru - ment herausgebracht, und worin der fuͤnfte Pſalm Davids geſun - gen worden. Er ſoll dem in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche uͤbli - chen Tono ſexto correſpondiret haben. Vermuthlich aber iſt es ein Syſtema von verſchiedenen Pfeiffen geweſen, weil das Stam̃ - Wort Chalal, davon Nechiloth herkoͤmmt, durchloͤchern heiſſet.

Neghinoth,

Jſt der allgemeine Nahme, wel - chen alle beſaitete Jnſtrumenten bey den Hebraͤern gehabt.

Neglicence d un Cavalier,

Jſt die Unachtſamkeit, Saum - ſeligkeit oder Fahrlaͤßigkeit eines Reuters, welches endlich zu einer Faulheit wird, und dieſes iſt dann ein ſolches Laſter, da man ſeine anbefohlne Geſchaͤffte unterlaͤſt, und hingegen unnoͤthige liederli - che, ja wol ſuͤndliche Dinge ver - richtet, deſſen ſich billig ein hon - net Homme ſchaͤmen ſoll; denn ein fauler Menſch iſt wie ein tod - ter Goͤtze zu achten, von wel - chem Sap. XV, 15 ſtehet, daß ſeine Fuͤſſe faul ſeyn, von der Stelle zu gehen. Uiber diß lehret auch die Faulheit und Muͤßigkeit viel boͤſes.

Negligence d un cheval,

Die Nachlaͤßigkeit iſt einem Reuter an einem verdrießlichen Pferde zu vertragen ſehr beſchwer -Nerlich, weil aus dem immerwaͤhren - den Aufmuntern ein groͤſſeres Uibel, als durch die unaufhoͤrli - chen Huͤlffen und Straffen ent - ſtehet, daß ſie dieſelben gantz ge - wohnen, und letztlich auch nichts mehr achten, welches allen Wohl - ſtand und Preis des Reuters ver - mindert.

Neiſſe,

Schoͤne Stadt und die ordent - liche Reſidentz des Biſchoffs zu Breßlau, am Fluß Neiſſe im Fuͤr - ſtenthum Grotkau oder Neiſſe in Schleſien. Es iſt jaͤhrlich allda im Januario ein beruͤhmter Wein - Marckt; hat auch hier ein ſchoͤ - nes Geſtuͤt von den koſtbareſten auslaͤndiſchen Pferden, und Be - ſchellern. Ward 1741 von den Preuſſen erobert.

Nekabhim,

Eine Art Juͤdiſcher Pfeiffen, deren Ezech. XXVIII, 13 gedacht wird.

Nerf ferrure,

Jſt eine hefftige Anſtreiffung, welche ſich das Pferd an den Ner - ven der vordern Schenckel mit den hintern Fuͤſſen giebt, ſich ſtets aufs neu verwundet, daß es unheilſam iſt, wo man ihme die Huf-Eiſen nicht ſolcher geſtalt richten laͤſt, daß ſie ſelbige nicht mehr anruͤhren koͤnnen.

Neronia,

Waren Schauſpiele, welche der Kayſer Nero alle 5 Jahr angeſtellt, ſich ſelbſt zu Ehren, und daß er fein lange bey der Regierung bleiben moͤchte. Man hatte in ſolchen dreyerley Exercitia, nemlich in der Muſic, Poeſie, und im Rin - gen und Fahren.

Ner -
Ner

Nerveux, cheval nerveux,

Bedeutet ein Pferd das voller Muſculn und Nerven, deren ſind vornemlich die Nerven des Bauchs, die Nerven der Einge - weide, die Nerven des Hertzens, der Bruſt, der Lufft-Gurgel, des Gaumens, des Qver-Blats, des Magens, der Harnblaſen, die Nerven der Geburts-Geilen, des Gemaͤchts, der Nieren, der Leber, der Lenden, des Vorderbugs, der Zungen, der Nerven-Urſprung aus dem Hirn, Nerven der vor - dern - und hintern Schenckel, welche dann oͤffters von vielem harten Reiten verſtaucht, verdrehet und hart werden, daß ſolche Nerven einſchrumpffen und zuſammen lauffen, daß man muß Mittel brauchen, ſolche wieder auszuſtre - cken, wovor ein gutes Oel im 2 Theil der Pferd-Anatomie pag. 860 zu finden.

Nervi,

Werden in der Muſic die Sai - ten genennet: die alten Muſici pflegten auch die Claves Nervos zu nennen.

Neſteln, v. Aiguilletter.

Neſtling,

Heiſſen die Falckenier einen aus ſeinem Neſt oder Horſt genomme - nen jungen Raub-Vogel, wel - cher zur Baitz abgerichtet werden ſoll. Ein ſolcher Neſtling tauget nicht ſo gut zum Abtragen, wird auch nicht ſo wuͤrgiſch, als ein abgeſtrichener Vogel, welcher be - reits geraubet hat, zu geſchweigen, daß ein ſolcher Neſtling von den alten Voͤgeln in ſeiner Freyheit beſſer erzogen wird, weit ſchoͤnere Federn bekommt, und zu einem vollkommenern Wachsthum ge -Neſlanget, als wenn er eingeſperret und gefeſſelt, von einem Men - ſchen aufgezogen wird, welcher, wenn der Vogel ſchreyet oder kraͤncklich iſt, nicht weiß, was derſelbe haben will, und was ihm zu ſolcher Zeit noͤthig ſeyn moͤge. Es iſt dahero allerdings beſſer, wenn man ſchon erwachſene oder fluͤcke Voͤgel zum Abtragen an ſich erhandelt, ob ſie ſchon mehr Muͤhe und Arbeit machen, als die Neſtlinge. Wer aber nichts deſtoweniger einen ſolchen Vogel haben und erziehen will, ſoll den - ſelben nicht eher aus dem Horſte nehmen, bevor ihm wenigſtens der Schwantz, oder die Decke zur Helffte erwachſen ſey, der Vogel auch feine, obwol kurtze, doch vollkoͤmmliche Federn habe. Hier - auf muß man ihn in eine Kam - mer, wo es weder zu kalt noch zu warm, und der Vogel Lufft und Sonne, nach Beduͤrffen, genieſſen kan, bringen, und ihm allezeit friſches Fleiſch von jungen Tau - ben und Wald-Voͤgeln geben, das nicht uͤber eines Tages alt ſey, ihn nicht uͤberladen, und denſel - ben alſo neun Monat alt werden laſſen, ehe man ihn auf die Hand ſitzen laͤſſet. Wenn man ihn zum Aufſitzen gewoͤhnen will, muß man ihn erſt auf Stangen oder Aeſten von Baͤumen aufſitzen ler - nen. Alsdann gewoͤhnet man ihn die Hauben zu tragen, und zwar durch Wachen, welches denſel - ben zahm und kirre macht, und kan ein ſolcher Vogel wol drey Naͤch - te nach einander wachen. End - lich gewoͤhnet man ihn zu dem Lu - der und auf das Weide-Werck, indem man ihn ins Feld nimmet, und ihm daſelbſt allerley Thiere zeiget, darauf er ſoll geuͤbet wer -den.Netden. Wie weiter mit einem ſol - chen Vogel umzugehen, kan vorn unter dem Wort Habicht nachge - ſchlagen werden.

Nete,

Soll aus Neate, welches no - viſſima heißt, zuſammen gezogen ſeyn, und alſo die neueſte Saite bedeuten. Es war aber in der Griechen ihrem Tetrachordo Dia - zeugmenon, Hyperbolæon und Synemmenon, die letzte, hoͤchſte und klaͤreſte Saite, nach unſerer itzigen Einrichtung bemercket die Nete das , und .

Netteté d Ecurie,

Heiſt die Stall-Reinigung. Ein Marſtall ſoll taͤglich, wo nicht zweymal, doch einmal deſto reiner durch und durch gefeget und gekehret werden, daß der Dampff und ſchaͤdlicher Geſtanck nicht uͤberhand nehme, und ſoll man eben zu ſelbiger Zeit Thuͤren und Fenſter eroͤffnen, daß die durchſtreichende Lufft alle boͤſe Duͤnſte ausfuͤhre, und friſche geſunde Lufft einlaſſe, welche man zu Veraͤnderung des Wetters lang oder kurtz offen behalten kan, welche Reinigung zur Geſund - heit der Pferde nicht wenig bey - traͤgt.

Netz,

Heiſſet ein gewiſſes von zartem oder ſtarckem Zwirn, Bindfaden oder haͤnffenen Leinichen, mit weiten oder engen Maſchen oder Schmaſen verfertigtes Geſtricke, allerley Arten Thiere, Fiſche und Voͤgel darinnen zu fangen. Sie erlangen ihre Staͤrcke und Geſtalt, wie auch die Weite der Maſchen nach demjenigen Ge - brauch, darzu ſie beſtimmet ſind. NetBey der Jagd des hohen Wildes bedienet man ſich ſtarcker Netze, um ſowol das Wild darinnen zu fangen, als auch abſonderlich der Tuͤcher zu ſchonen. Dahero ſie auch inwendig, wo des Wildes Gang und Lauff iſt, vor die Tuͤ - cher auf die Furckeln gerichtet werden, damit bey dem Anfallen der Hirſche oder wilden Saͤue die Tuͤcher nicht durchbrochen werden moͤgen. Wenn aber das Wild nur ohne Tuͤcher, und ohne ſon - derbare Præparatoria ſoll gejaget werden, ſo muͤſſen dieſe Netze ih - re beſten Dienſte im Niederfallen und Bedecken des Wildes erwei - ſen; Denn bey dieſer Gelegenheit werden ſie gerade aufgerichtet, doch dergeſtalt, daß wenn ein Schwein oder Hirſch einlaͤufft, ſie alsbald niederfallen, und das Wild alſo verſtricken. Hierzu ge - hoͤren nun die Hirſch Netze, Sau - Netze, Spiegel - und Prell-Netze, Wildgarn, Kuppel-Netze, Wolffs - und Rehe-Netze. Zur Nieder - Jagd aber: Haſen-Netze, Lauſch - oder Luͤcken-Netze, Dachs-Hau - ben, Biber - und Fiſch-Otter-Ne - tze, Marder - und Jltis-Netze ꝛc. Beym Vogelfangen hat man: Rebhuͤner-Zeug mit Hamen und Fluͤgeln, Hoch-Haͤng - und Ziehe - Netze, Spinne-Weben, Tiraſſe, Schnee-Garn, Steck-Netze, Wachtel-Garn, Nacht-Netze, Klebe-Netze, Born - und Buͤgel - Garn, allerhand Schlag-Waͤnde, auf Vogel-Herde ꝛc. Zum Fiſch - fang gehoͤren allerley groſſe und kleine Wathen oder Zieh-Netze, womit die Fiſcher in ſtehenden und flieſſenden Waſſern zu zie - hen pflegen: Als Fiſch-Wathen, Streich-Wathen, Eis-Netze, un - ter dem Eiſe damit zu fiſchen,Licht -NetLicht-Treib-Garn, oder Keutel - Netze, Wurff-Netze, allerhand Hamen und Saͤcke ꝛc. wovon wir aber hier nicht zu handeln haben. Damit ſich die Netze weder weiter ausdehnen, noch enger einziehen moͤgen, als die be - hoͤrige Breite und Laͤnge erfor - dert, ſoll man dieſelben nach der Breite, die ſie haben ſollen, neh - men, dieſelben oͤffters auf einem groſſen Platz ausbreiten, und dann mit Loh-Waſſer beſprengen, iederzeit aber wieder wohl aus - trucknen laſſen, da ſich denn das Geflechte an denen Maſchen ſo feſt an einander ſchlinget, und zuſammen haͤlt, daß es groſſe Muͤhe brauchet, wenn ſie ſich uͤber die juſte Laͤnge oder Breite aus - dehnen ſollen. Die Netze lange Zeit gut zu erhalten, ſoll man ſie Sommers-Zeit, ſonderlich bey groſſer Hitze, niemals uͤber eine Nacht im Waſſer ohngetrocknet liegen laſſen, indem ſie gleich morſch und duͤnne werden; im Winter hingegen, wenn es nicht ſo ſehr gefrieret, und ſonſt bey kuͤhlen Zeiten ſchadet es ihnen nichts, wenn man ſie gleich zwey Naͤchte und einen Tag darin - nen liegen laͤßt, wenn ſie nur nachgehends wohl ausgetrocknet, und an ſolchen Oertern, wo es kein Ungeziefer von Ratten und Maͤuſen giebt, aufbehalten, auch, wo moͤglich, an keine Wand, ſon - dern in der Mitten, an Stricke oder Stangen aufgehaͤnget wer - den. Ehe aber ſolches geſchiehet, ſoll man das zerriſſene wieder auszubuͤſſen, und auch die gering - ſte Schmaſen, ſo ohngefehr auf - gegangen, wieder zu faſſen nicht vergeſſen, maſſen ſolchergeſtalt die Netze um die Helffte, oderNetnoch eins ſo lange ſonſten halten werden.

Netz-Jagen,

Jſt eine von den alleraͤlteſten Arten zu jagen, ſo mit Netzen, ohne Tuͤcher, folgender Geſtalt geſchiehet: Erſtlich wird das Wildpret entweder mit Beſuch des Leit-Hundes, oder durch Reiff - oder Thau-Schlag, Schnee, weiche Spur-Wege, oder andere Kennzeichen geſpuͤret, vorgegrif - fen und eingekreiſet. Darnach werden die Netze dem Wind ent - gegen angebunden, und von bey - den Fluͤgeln abgefuͤhret, rund herum zugeſtellet, doch daß die Furckeln inwendig im Jagen an den Netzen ſtehen, und dieſe ab - fallen und fangen koͤnnen; dar - auf werden auf einem Qver-Fluͤ - gel etliche Netze durchgeſtellet, (daß zwey Jagen daraus werden,) auch die Jagd-Hunde in dem ei - nem Fach geloͤſet, und zum Herum - Jagen angetrieben; Was denn fluͤchtig iſt, faͤllet in die Netze, worinnen es entweder lebendig gefangen, und in die Kaſten ge - than, oder mit Genickfang erleget wird. Wenn das eine Fach leer worden, muß das andere auch ge - jaget, und auf dem Qverfluͤgel umgefurckelt werden. Nach ge - endigter Jagd werden die Jagd - Hunde angekuppelt, das Wild - pret aufgebrochen, und die Netze aufgeladen und abgefuͤhret. Sol - ches geſchiehet mit Hirſch - und Sau-Netzen eben ſowol, als mit Wolffs-Kuppel-Rehe - und Ha - ſen-Netzen: Nur iſt der Unter - ſchied dabey, daß die groſſen ge - fuͤhret, die letztern aber getragen werden. Eine ſolche Stallung wird, ſo viel moͤglich, fanghafftgeſtel -Neugeſtellet, daß die Netze abfallen koͤnnen, worinnen ſich das Wild - pret verwickeln muß. Es wer - den dergleichen Stallungen ſehr viel in einem Walde, nachdem viele oder groſſe Dickigte und Be - haͤltniſſe ſeyn, nach der Anzahl ſolcher Netze und deren Umfang mit Stell-Fluͤgeln gehauen: Jn welchen Stallungen nun etwas vermercket oder geſpuͤret wird, daſſelbige wird alsbald mit Netzen umſtellet, und darinnen das ver - muthete Wild gefangen. Wobey zu mercken, daß die Netze mit ihren Schlag-Leinen in gleicher Linie geſtellet werden.

Neuf-quatre,

Neun-Viertel-Tact; Neuſ - huit, Neun-Achtel-Tact; Neuf - ſeize, Neun-Sechzehentheil - Tact.

Neuma,

Wird derjenige Geſang genen - net, welcher in der Roͤmiſchen Kirche zu gewiſſen Zeiten nach dem Halleluja pflegte geſungen zu werden. Es heißt auch alſo das Aushalten am Ende einer Anti - phonæ, um dem Choriſten Zeit zu geben, daß er eine andere um - her anſagen, und der Chor inzwi - ſchen nicht ſtille ſeyn moͤge. End - lich heißt es auch eine muſicali - ſche Note. Daher

Neumare,

Noten uͤber einen Text ſetzen.

Neuntoͤdter,

Ein mittelmaͤßiger Raub-Vo - gel. Die groͤſſere Art wird auch Wild - oder Kruck-Elſter genennet, lebt vom Raube kleiner Voͤgel, bis auf die Amſel, ungeachtet die - ſelbe groͤſſer iſt, und friſt ſie amNewKopffe bey dem Gehirne an. Die kleine Art lebt von allerley Ge - ſchmeiß, toͤdtet die May - und Kuh-Kaͤfer, und ſteckt ſie auf die Stacheln der Dorn-Hecken, daher er nichts genieſſet, er ha - be denn zuvor neunerley Geſchmeiß getoͤdtet. Sie bruͤten in dornich - ten Straͤuchen, und ziehen auf den Winter nicht weg.

Newcaſtle,

Haupt-Stadt der Provintz Northumberland, am Fluß Tine in Engelland. Sie iſt befeſtiget, und hat einen Hafen am Einfluß der Tine, allwo groſſer Handel getrieben wird, abſonderlich mit Stein-Kohlen, dahero ſie eine der reichſten Staͤdte in Nord - Engelland iſt. Der Koͤnig Hen - ricus VI machte die Stadt New - caſtle zu einer Grafſchaft, und verſahe ſie mit herlichen Privile - giis, und unter Koͤnigs Caroli I Regierung ward ſie zu einem Marquiſat erhoben, und endlich in ein Hertzogthum verwandelt. Hertzog Wilhelm von Newcaſtle, Koͤnigs Caroli II Hof-Meiſter und General, welcher 1675 ver - ſtorben, hat ein vortrefflich - gruͤndliches Reitbuch in Engel - laͤndiſcher Sprache hinterlaſſen, deſſen neue Methode heut zu Tage auf den vornehmſten Manegen beliebt worden. Es hat dieſe neu-eroͤffnete Reit-Bahn der Koͤ - nigliche Frantzoͤſiſche Bereuter von Solleiſel ins Frantzoͤſiſche, der Freyherr Joh. Philipp Ferdi - nand Pernauer Herr von Pernay aber ins Deutſche uͤberſetzt. Er war aus dem Hauſe Cavendish, und weil ſein Sohn, ohne maͤnn - liche Erben zu verlaſſen, mit To - de abgieng, ſo ſind durch unſersHertzogsNezHertzogs Wilhems Enckelin Mar - garetha, welche an John Holles, Marquis und Grafen von Clare vermaͤhlet war, der Titel eines Hertzogs von Newcaſtle und die Guͤter an das Haus Holles ge - bracht worden.

Nez, le haut du Nez de cheval,

Der Naſen-Kroſpel an einem Pferde. Die Naſe wird mitten nach der Laͤnge herab mit einem dicken Kroſpel unterſchieden, da - mit ſie den beyden Seiten des gantzen Leibes dienen koͤnne, und wenn etwan ein Naſenloch ver - ſtopfft wuͤrde, doch das andere ſchadlos bleibe. Jhre aͤuſſerliche Figur iſt Circkel-rund, inwendig aber ſo wunderlich formirt, daß man ſie ſchwerlich beſchreiben kan. V. Narines.

Niais, ſ. Falck.

Nickawitz,

Wird in Oeſterreich der Buch - Fincke, Goͤgler oder Qvaͤcker ge - nannt. Siehe Buch-Fincke.

Nicklasburg,

Eine kleine, aber gut ange - bauete und ſonderlich von vielen Juden bewohnte Stadt in Maͤh - ren, an den Oeſterreichiſchen Grentzen, nebſt einem praͤchtigen Schloß auf einem Felſen, dem Fuͤrſten von Dietrichſtein gehoͤ - rig; allwo ein beruͤhmtes Geſtuͤt iſt, und ſehr koſtbare Pferde er - zogen werden.

Nicolo,

Jſt ein blaſendes Tenor-Jn - ſtrument, welches nicht tieffer als in das C gehet.

Nim

Niedere Jagd,

Darunter werden gezehlet, Ha - ſen, Fuͤchſe, Daͤchſe, Biber, Fiſch - Otter, Marder, wilde Katzen, Jl - tiſſe oder Elbthiere, Eich-Hoͤrner, Wieſel, Hamſter; Schnepffen, Rephuͤner, wilde Gaͤnſe, wilde Enten, Reiher, Taͤucher, See - Mewen, Waſſer-Huͤner, Waſſer - Schnepffen, wilde Tauben, Ky - bitze, Wachteln, Ziemer, Schner - ren, Amſeln, Droſſeln, Lerchen, und andere kleine Voͤgel, wie ſie Nahmen haben moͤgen. Wie - wol an einigen Orten die Schnep - fen und Reiger zur hohen Jagd; die wilden Gaͤnſe und Enten aber zur Mittel-Jagd gerechnet wer - den.

Nieder gethan,

Sagt man, wenn ſich ein Hirſch oder andere wilde Thiere nieder gelegt.

Niederhocken, v. Accroupir.

Niederknien, v. Age - noüiller.

Niedrig,

Geht der Hirſch, wenn er im Martio ſein Gehoͤrne abgewor - fen hat.

Niedrige Bewegungen, v. Terraignol.

Niefel,

Jſt eine Kranckheit der Pferde, welche andere den Feiffel nennen, davon oben an ſeinem Orte.

Nimrod,

War der erſte Jaͤger, und dar - zu ein gewaltiger Jaͤger, welcher anfing das Wildpret mit Hun - den zu jagen, und mit Fleiß wildundNivund fluͤchtig zu machen; denn anfaͤnglich nach der Schoͤpffung war es von Natur ſo zahm, daß man es mit Haͤnden leicht fangen kunte, welches dem Nimrod dann zu ſchlecht und einfaͤltig vorkam, daß man ſolche ſchnelle Thiere, als Hirſche, Rehe und d. g. nicht ſolte fluͤchtig jagen, und ſeine Luſt dran ſehen, welches nachhero von ſeinen Nachkoͤmmlingen continui - ret, und ie laͤnger ie weiter getrie - ben worden, woher endlich auch die Parforce-Jagd entſtanden, und von groſſen Herren ſelbſt beliebt worden.

Niveau,

Nennet man eine ſcharffgedre - hete Schnur, damit man die al - lerhartmaͤulichſten Pferde halten und zwingen kan. Dieſelbe haͤn - get man auf einer Seiten in das Ober-Theil der Stangen, und zie - het es dem Pferde hinter dem Mundſtuͤck, zwiſchen der untern Lefzen und dem Zahn-Fleiſch her - um, darnach haͤnget man es wie - derum in das Auge der andern Stange, und ie haͤrter es angezo - gen wird, ie ſchaͤrffer es wircket, und ſo man es ſubtil auf beyden Seiten anhaͤnget, iſt keiner, der es ſehen oder mercken kan. Dieſe Niveau zwinget ein Pferd mehr, als die allerſchaͤrffſten Gebiſſe; man muß ſie aber nicht beſtaͤndig brauchen, ſonſt macht ſie ein Pferd wund um das Zahnfleiſch.

Nobili di Venezia,

Die Venetianiſchen Edelleute ſind von ſolchem Anſehen, daß auch unterweilen auswertige Koͤ - nige und Fuͤrſten dieſen Adel - ſtand annehmen. Sie koͤnnen aber nicht eher als im 25 JahreNobihres Alters in den Rath kommen. Sie werden in 3 Claſſen einge - theilet, deren die erſte die 12 al - ten Haͤuſer, Elettorali genannt, welche den erſten Doge erwehlt, und auf dieſen Tag floriren, nebſt einigen andern Familien begreif - fet. Die zweyte Claſſe beſtehet aus mehr als 80 Haͤuſern, welche mit dem Serrar del Conſiglio, ſo von ihnen beſtellet wird, gleiches Alter haben, ingleichen gehoͤren noch 30 andere Geſchlechter darzu, welche 61 Jahr darnach, nemlich Anno 1380 in den Adelſtand er - hoben worden. Jn der dritten Claſſe ſind diejenigen, ſo den Adel mit Gelde erkauffet, und dafuͤr eine Summe von 100000 Duca - ten erleget haben. Es werden dergleichen ſonderlich zu Kriegs - Zeiten, da die Republic Geld braucht, gemachet, und ſind ietzo deren bey die 80 Familien, wel - che aber zu denen hohen Aemtern der Republic nicht gezogen wer - den. Die Edelleute, ſo nicht in Venedig, ſondern auf dem Lan - de wohnen, werden Nobili di Ter - ra ferma genennet, und denen Nobili de Venezia nicht gleich ge - achtet, ob ſie ſchon eben ſo alt, als dieſe ſind. Jhr Habit iſt ein weiter und langer Rock von ſchwartzem Tuch, welcher im Sommer mit Hermelin, im Win - ter aber mit anderm Peltz-Werck gefuͤttert iſt. Die Ermel ſind oben eine halbe Elle breit, und unten an der Hand ſchlieſſen ſie ſich en - ge zuſammen. An dem Rock iſt ein Kragen von Tuch, wie auch an Wammes, und uͤber dieſes ein weiſſer Kragen von Leinwand. Auf dem Haupte tragen ſie ein Baret von ſchwartzer geſtickter Wolle, uͤber dem Rock aber eineRitter-Lexic. E e eStolamNobStolam von ſchwartzem Tuch, wel - che faſt einem Sacke gleich ſiehet, und welche ſie uͤber die lincke Ach - ſel werffen. Diejenigen, ſo in Geſandſchafften gebraucht wer - den, duͤrffen eine Stolam von guͤl - denem Stuͤck und einen Guͤrtel mit guͤldenen Puckeln tragen.

Nobilis,

Ward bey den Roͤmern in weit - laͤuftigem und engern Verſtande genommen, welche nicht zu ver - mengen. Jm weitlaͤufftigen Ver - ſtande hieß zu Rom Nobilis, wel - cher nicht mit unter dem Plebe begriffen, ſondern uͤber demſelben erhoben war. Nach dem oͤffent - lichen Gebrauche und in eigentli - chem Verſtande erhielten nur die - jenigen den Nahmen Nobiles, wel - che die Bilder ihrer Vorfahren, ſo Magiſtratus curules verwaltet hatten, aufweiſen konten. Wel - che alſo entweder von den Patri - ciis oder Plebejis zu Rom als Di - ctatores, Conſules, Prætores, Cen - ſores und Ædiles ernennet wor - den, dieſe erlangten nicht allein das Jus Imaginum, ſondern auch die Nobilitatem fuͤr ihre Kinder und Nachkommen. V. Nobilitas.

Nobiliſſimi,

Dieſes war vor Zeiten ein Ti - tel, welcher zu Rom und Con - ſtantinopel nur den Kayſerlichen Printzen und Printzeßinnen bey - gelegt ward. Nach der Zeit fin - det man wol, daß wenig andere von geringerer Extraction ſolchen Titel gefuͤhret, er iſt aber doch nicht ſo ſehr gemein worden, als itzo, da man denſelben einem ie - den Gelehrten, und faſt nur den geringern unter denſelben bey - leget.

Nob

Nobilitas,

Bey den Roͤmern ward im weit - laͤufftigen Verſtande von einer ieden Wuͤrde, welche denjenigen, die damit gezieret waren, einen Vorzug vor den Plebejis ertheile - te, gebraucht. Doch dieſe Be - deutung hatte nicht viel auf ſich, und war nur im gemeinen Leben gebraͤuchlich. Nach dem oͤffent - lichen Gebrauche und in eigentli - chem Verſtande ward die Nobili - tas bloß durch die anſehnlichen und vornehmſten Ehren-Stellen, deren man die Vor-Eltern wuͤr - dig erkennet hatte, auf die Kin - der und Nachkommen gebracht. Wenn nun einer von dem Ordine ſenatorio oder plebejo zu den Ma - giſtratibus curulibus gezogen wor - den war, ſo eꝛlangte er nicht nur das Jus Imaginum, ſondern auch die Nobilitatem fuͤr ſeine Kinder und Nachkommen. Dieſe Bilder, welche entweder aus Wachs, oder Ertzt, oder Marmor, kuͤnſtlich ausgearbeitet worden, waren ei - gentlich Bruſt-Bilder, auf wel - chen man die Nahmen, Ehren - Aemter und merckwuͤrdigſten Tha - ten derjenigen verdienten Maͤn - ner, welche ſelbige vorſtellen ſoll - ten, angemercket hatte. Die Nachkommen verehreten dieſe Bilder mit einer vollkommenen Ehrfurcht, verwahreten ſolche in den Vor-Saͤlen, theils damit ſie nicht von boshafften Leuten beſchimpfet, theils durch Staub und Roſt oder die Laͤnge der Zeit nicht verderbet wuͤrden, in hoͤl - tzernen Schraͤncken, und eroͤffne - ten ſolche an Feſt - und andern oͤffentlichen Tagen mit vielen Gluͤckwuͤnſchen und ſonderbarer Freude. Je mehr Bilder ſeinerVor -NobVorfahren einer aufweiſen konte, ie mehr ward dadurch ſein Anſe - hen vermehret, und deſto leichter war es ihm, zu den vornehmſten und anſehnlichſten Ehren-Stellen zu gelangen. Gingen Nobiles, welche ſich theils durch ihre Ge - burt, theils durch eigene Ver - dienſte beruͤhmt gemacht hatten, mit Tode ab; ſo wurden bey ih - ren oͤffentlichen Leichen-Begaͤng - niſſen alle Familien-Bilder ſehr praͤchtig geſchmuͤckt, und mit groſ - ſem Gepraͤnge der Leichen-Baare vorgetragen. Und dieſes iſt das Jus Imaginum, auf welches ſich die Roͤmiſchen Nobiles ſo viel ein - bildeten. Dieſes iſt die Roͤmi - ſche Nobilitas, deren eintziger Grund war die Bilder ihrer Vor - fahren, durch welche ſie zuerſt er - worben und erhalten worden. Demnach machte die Nobilitas zu Rom keinen beſondern Stand aus, welcher von den Patriciis und Plebejis unterſchieden gewe - ſen waͤre, ſondern, wie die Plebeji ſowol als die Patricii nach und nach Honores Magiſtratuum cu - rulium, und alſo auch das Jus Imaginum uͤberkamen, alſo wur - den zu Rom Patricii nobiles und ignobiles, wie auch Plebeji nobi - les & ignobiles angetroffen. Ja ſo gar die Equites, ohngeacht ſie einen beſondern und von dem ſe - natorio und plebejo ordine un - terſchiedenen Stand ausmachten, und ihre beſondere Rechte und Vorzuͤge hatten, waren nicht alle zu Rom nobiles. V. Equites.

Nobilitas,

Wie weit die alte Roͤmiſche No - bilitas und unſer deutſcher Adel ein - ander gleich oder von einander un - terſchieden iſt, ſolches koͤmmt aufNobfolgende Puncte an: 1) die Roͤ - mer pflegten die Bilder ihrer Vorfahren auf den Vor-Saͤlen auszuſetzen, und lieſſen ſie bey oͤffentlichen Leichen-Begaͤngniſſen vortragen. Unſere Deutſchen von Adel ſtellen ihrer Ahnen Wap - pen an den vornehmſten Oertern ihrer Pallaͤſte auf, und zieren bey ſolennen Beerdigungen damit der Verſtorbenen Saͤrge, Baaren und Leichen-Wagen aus. 2) Wie die Roͤmer ihre Nobilitatem durch die Bilder ihrer Vorfahren bewie - ſen: Alſo erweiſen die Deutſchen ihren Adel durch die Wappen ih - rer Ahnen. Allein dieſes iſt lange noch nicht hinreichend, die Roͤ - mer fuͤr die Erfinder des Ahnen - Rechts und der Ahnen-Probe zu machen; denn in keinem Stuͤcke ſind die Roͤmiſchen und Deutſchen Gewohnheiten ſo ſehr von einan - der unterſchieden, als eben in die - ſer Materie. 3) Die Roͤmiſche Nobilitas machte keinen beſondern und von dem ordine plebejo un - terſchiedenen Stand aus: Der Deutſche Adel hingegen hat ieder - zeit vor den Buͤrgern und uͤbri - gem Poͤbel anſehnliche Vorzuͤge gehabt. 4) Die Rechte und Vor - zuͤge der Roͤmiſchen Nobilium be - ruheten eintzig und allein auf den wichtigen Ehren-Stellen, die ih - re Vorfahren bekleidet hatten: dahingegen nach Deutſchen Sit - ten das Ahnen-Recht das ade - liche Blut, welches von den Groß-Eltern, Ur-Eltern und Ahnen auf die Nachkommen in unzertrennter Folge fortgepflan - tzet worden, zu ſeinem Grunde hat, und deren Vorrechten kei - nen Schaden bringet, wenn ſie gleich keine geehrte und in oͤffent - lichen Aemtern geſtandene Vor -E e e 2fahrenNobfahren aufweiſen koͤnnen. 5) Bey den Roͤmiſchen Nobilibus lag we - nig daran, ob ſie, wenn ſie ſich um oͤffentliche Ehren-Aemter be - warben, viele oder wenige Bil - der ihrer Vorfahren vorzeigen konten; Hingegen haben die Deutſchen denjenigen von Adel, welche eine gewiſſe Anzahl ihrer Ahnen erweiſen koͤnnen, gewiſſe anſehnliche Wuͤrden und Vor - rechte vorbehalten, von denen ſie alle diejenigen ausſchlieſſen, wel - che ſothane Ahnen-Probe zu voll - fuͤhren nicht im Stande ſind. 6) Die Roͤmiſchen Nobiles wa - ren aller Vorrechte der Nobilita - tis faͤhig, wenn ſie gleich nur die Bilder ihrer Vaͤter und vaͤterli - cher Vorfahren aufwieſen, ob - gleich ihre Mutter, Groß - und Ur - Elter-Mutter von den Plebejis abſtammete: Die Deutſchen aber laſſen nur diejenigen zu den Vor - theilen des Adel-Standes zu, welche ſich eines rechtfertigen Adels ruͤhmen, und ſolchen ſowol von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seiten erweiſen koͤnnen. 7) Die Roͤmer bewieſen ihren Adel bloß mit den ſtaubigten Bildern ihrer Vorfahren: Die Deutſchen aber beweiſen ihren rechtfertigen Adel nicht allein durch Vorzeigung der Geſchlechts-Wappen ihrer Ahnen, ſondern auch durch Zeugen und Urkunden, wie ſolches die Geſe - tze, Statuta und Gewohnheiten vorgeſchrieben, verordnet und her - gebracht haben.

Nobilitiren,

Heiſt kurtz zu ſagen, aus dem dem buͤrgerlichen in den Adel - Stand erheben.

Nobleſſe,

Der Adel iſt ein rechter Schmuck,Nocwelcher Schwerdt und Scepter, Cron und Haube, Hut und Krantz bey ſich fuͤhret, und iſt der tapfern Helden ihr Sold, und der Edelleute ihr Lohn, deren Blut von den Helden und Ahnen wol herſtammet, aber nicht an - geerbt werden kan, weil wir von Natur nicht zur Tugend, ſon - dern mehr zu Laſtern geneigt ſind. So kommt es demnach auf eine Chriſtliche und ſorgfaͤltige Erzie - hung an, wenn man den Adel nicht nur dem Gebluͤte, ſondern auch dem Gemuͤthe nach erhalten will. Das Leben eines wahren Edelmanns ſolte ſo beſchaffen ſeyn, daß er mit Wahrheit ſagen kan: Et ge - nus & proavos, & quæ non fe - cimus ipſi, vix ea noſtra puto.

Nocturne, le Manier no - cturne,

Das naͤchtliche Reiten, oder ein Pferd bey der Nacht tummeln. Dieſes iſt ein beſonderer Ge - brauch, daß einige Bereuter ihre Schul-Pferde bey Mondenſchein exerciren, welche Manier, wenn ſie (um gewiſſer Urſachen willen) mit Verſtand gebraucht wird, von niemand kan verworffen werden, und iſt vor allen ſolche Manier abſonderlich an den Soldaten - Pferden zu gebrauchen. Man muß aber anfangs kein rohes Foh - len darzu nehmen, ſondern ſolche Lection gehoͤret nur fuͤr Pferde, die ein gewiſſes Laſter an ſich ha - ben, z. E. ſtolpern, ausreiſſen, nicht auf die Fauſt warten, ſcheu ſind, mit dem Kopffe goͤllen, hin und wieder fantaſiren, nach andern Pferden ſich ſehnen, und umſehen, nichts nach des Reuters Huͤlffe fragen, vorn tieff im Boden ge - hen, mit Gewalt auf die Fauſtdrin -Nocdringen, nicht gerne zuruͤck zop - fen, und was dergleichen Laſter mehr ſind. Wenn nun ein Pferd ſowol bey Nacht als Tage iſt ex - erciret worden, ſo kan man ſich in allen Faͤllen deſto ſicherer dar - auf verlaſſen.

Noëma,

Ein Satz, worinnen lauter Conſonanzen auf einmal gehoͤret und hervor gebracht werden.

Noeud des Reins,

Jſt ein lederner geflochtener Knopf, welcher an einem Pferde die Zuͤgel zuſammen haͤlt und ſich leicht auf - und abſchieben laͤſt, und vielen Nutzen im Reiten giebt, wobey aber zu beobachten, daß ſolcher im Aufſitzen nicht muß zu viel unter ſich geſchoben werden, damit die Zuͤgel zu kurtz werden, wodurch ein weichmaͤuliges Pferd gezwungen wird ſich aufzubaͤu - men, oder durch dieſes geringe Ver - ſehen gar zu uͤberſchlagen, und den Reuter zu beſchaͤdigen.

Noire,

Wird in der Muſic die ſchwartze Note genennet. Noire ſans queuë, ein Viertel-Note; noire quenë, eine Achtel-Note; noire pointée, ein Viertel mit einem Puncte; noire quarrée ou lozangée, eine viereckigt-geſchwaͤntzte Note; noi - re ſyncopée, coupeé, eine ruͤcken - de oder wider den Tact gehende Viertel-Note.

Nomi,

Waren in der alten Muſic 1) ein gewiſſes Penſum, dergleichen nach Terpandri Eintheilung wa - ren Præludia, Initia, Metarcha, Fugæ, Inflexiones, Medium, Sigil -Norlum und Epilogus. 2) Die Gren - tzen oder Schrancken einer Me - lodie in einem ieden Genere muſi - co, und deren Rhythmus.

Nomi citharoedici,

Sollen von dem Apollo ihren Urſprung haben. Denn man haͤlt dafuͤr, er habe den unbaͤndigen Leuten Lebens-Regeln oder Geſe - tze vorgeſchrieben, ſelbige in Me - lodien gebracht, und in ſeine Leyer geſungen, damit ſie ſolche deſto leichter faſſen, und durch die Lieb - lichkeit der Melodie ſich deſto eher regieren laſſen moͤchten. Und da - her ſey es gekommen, daß nachge - hends dergleichen Geſetze Leges citharœdicæ genennet worden. Dieſen Nomis citharœdicis hat nachgehends Terpander gewiſſe Nahmen gegeben.

Nona,

Die um eine Octav erhoͤhete Secund iſt eine Diſſonanz, wel - che ob ſie gleich in der mathema - tiſchen Rechnung keinen beſon - dern Platz findet, dennoch in ih - ren Bindungen und Loͤſungen gantz andere Eigenſchaften, als die Se - cunde hat. Es giebt aber kleine, groſſe und uͤbermaͤßige Nonen.

Nonupla,

Jſt ein Tripel-Tact von dreyer - ley Gattung, als Nonupla di Semiminime $$\frac {9}{4}$$ Tact, Nonupla di Croma $$\frac {9}{8}$$ Tact und Nonupla di Semicrome $$\frac {9}{16}$$ Tact.

Nordheim,

Eine Chur-Braunſchweigiſche Stadt in dem Fuͤrſtenthum Ca - lenberg zwiſchen der Leine und dem Ruhm-Fluß, 2 Meilen von Goͤt - tingen, Eimbeck und Oſterode. E e e 3SieNoſSie ſoll ihren Nahmen von den Normannen haben, die ſich im 9ten Seculo hier aufgehalten, iſt aber erſt 1246 mit Mauren verſe - hen worden, auf denen 48 Thuͤr - me und auſſen Zwinger befind - lich. Das Stifft St. Blaſii iſt ſchon Anno 1050 von Hertzog Ot - ten an der Weſer, der auch Graf zu Nordheim geweſen, geſtifftet, und nachdem es Graf Adolph von Daſſel ſamt den Canonicis verbrannt, von Graf Siegfrieden von Nordheim 1141 wieder erbauet worden.

Noſtitz,

Das in ſehr viele Linien aus - gebreitete anſehnliche theils Ade - liche, theils Freyherrliche, theils Graͤfliche Haus hat ſein Stamm - Haus Noſtitz in der Ober-Lauſitz, welches itzo die von Ziegler beſi - tzen. Man findet ihrer in den Geſchichtbuͤchern von Ungarn, Boͤhmen, Schleſien und Lauſitz mit groſſem Ruhme erwehnet. Jn der Lauſitz ſind ihrer nicht we - nige Landes-Haupt-Leute gewe - ſen; unter den Schleſiſchen Her - tzogen Piaſtiſchen Stammes ha - ben ſie iederzeit die vornehmſten Ehren-Stellen bekleidet, und viel herrliche Thaten verrichtet. Sig - mund von Noſtitz war Matthiæ Corvini Koͤnigs in Ungarn und Boͤhmen Feld-Marſchall. Otto aus der Tſchochauiſchen Linie, der Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz und Jauer Landes-Hauptmann, er - hielt 1631 den Freyherrn-Stand; deſſen Bruder, Johann Hart - wig, Kayſerlicher wircklicher ge - heimer und Conferenz-Rath, Caͤmmerer, Ober-Cantzler des Koͤnigreichs Boͤhmen und Toi - ſonniſt, erwarb 1647 ſeinem Ge -Notſchlechte des H. R. R. Grafen - Stand, erhielt auch 1673 nach Abgang der alten Grafen von Reineck von Chur-Mayntz die Lehn uͤber dieſe Grafſchaft, und darauf Seſſionem & votum auf Reichs - und Kreis-Tagen unter den Fraͤnckiſchen Grafen. Siehe Adels-Lexicon. Es haben aber die Grafen von Noſtitz im Wap - pen 2 filberne und roth gewuͤrffel - te Buͤffels-Hoͤrner nebſt einem darunter ſtehenden halben Mond im blauen Felde, als das Noſti - tziſche Stamm-Wappen; einen ſchwartzen Fluͤgel mit einer weiſſen Binde uͤberzogen im ſilbernen Felde; einen ſilbernen Ancker, deſſen rechter Arm im ſilbernen Felde blau, der lincke aber im blauen Felde guͤlden iſt. Auf dieſem Schilde ruhen 2 gecroͤnte Helme. Der erſte zeiget den ſchwartzen Fluͤgel mit der weiſſen Binde; und der andere traͤget 2 ſilbern - und roth-gewuͤrffelte Buͤffels-Hoͤrner, darzwiſchen 3 Strauß-Federn erſcheinen.

Nota,

Bedeutet zwar uͤberhaupt alle in der Muſic vorkommende Zeichen, insbeſondere aber diejenigen, wel - che die Klaͤnge und deren Geltung anzeigen. Bey den alten Griechen wurden an deren Stelle ihre Buchſtaben des Alphabets ge - braucht, welche ſie entweder ge - rade oder umgekehrt, oder zur lin - cken Hand gehend ſtelleten. Die Lateiner bedieneten ſich gleichfalls noch zu Boêthii Zeiten der erſten 15 Buchſtaben ihres Alphabets; welche nachher Pabſt Gregorius bis auf die 7 erſten reducirte. Jm eilfften Jahrhundert ſetzte man ſie auf ſo viel Linien, undblie -Notblieben die Spatia frey: man ſetzte auch Puncte auf gedachte Linien: Hernach wurden ſolche auch in die Spatia geſtellet, und die 7 Li - nien auf 5 reduciret, wobey es denn geblieben, bis endlich Jean de Murs unſere noch heutiges Tages uͤbliche Menſural-Noten erfunden hat.

Nota contra notam,

Wenn in der Harmonie Noten von gleicher Geltung uͤber einan - der geſetzt ſind.

Notare,

Mit Noten verſehen, in Noten bringen.

Note cambiate,

Oder Note mutate werden die in Theſi diſſonirend vorkommen - de und anſchlagende, wie auch die in Arſi befindliche conſonirende Noten genennet, weil ſie ſolcher Geſtalt mit und unter einander verwechſelt werden. Dieſe Wech - ſel-Noten beſtehen darinne, wenn eine Diſſonanz ohne Vorberei - tung ſchritt-weiſe, an ſtat einer Conſonanz, im Niederſchlage oder mit einem Accent bey hurti - ger Fortſchreitung vorkommt; welches umgekehrt oder vertau - ſchet iſt, da nemlich die Conſonanz ſich findet, wo die Diſionanz ſeyn ſolte, und dieſe hergegen den Ort einnimmt, welche jene ha - ben muͤſte. Jm General-Baß iſt es von ſonderbarem Nutzen, dieſe verwechſelnde Klaͤnge wohl zu kennen; denn man muß das - jenige zu einer ſolchen diſſonirend anhebenden Note greiffen, was eigentlich zu der nechſtfolgenden gehoͤret. Von dieſen Wechſel - Klaͤngen ſind die Durchgehende Noten zu unter -Notſcheiden. Die durchgehende Noten kommen nur in einer Stimme zur Zeit vor, ſie ſeyn unten oder oben, doch in Vergleichung mit den an - dern; die Wechſel-Noten aber muͤſſen allemal zwo Stimmen ha - ben, die ſich beyde bewegen, und den Wechſel-Klang ausmachen. Die durchgehenden, oder durch - ſpringenden, finden ſich nur im Anſchlage (in Theſi) der Zeit - maaſſe ein, oder wo kein Accent iſt; die Wechſel-Noten aber trifft man im Niederſchlage an, oder wo ſich ſonſt ein Accent mel - det. Jene ſind unkraͤfftiger, und ruͤhren gar nicht ſtarck; dieſe aber dringen tieffer ins Gehoͤr: Bey jenen vernimmt man den Mis - laut zuletzt, bey dieſen zuerſt.

Note ferme,

Oder Note quaſi-ferme, nen - nen die Jtaliener gemeiniglich die Noten, deren iede 2 Schlaͤge gilt, und zum Subjecto bey einem Con - trapunct gebraucht werden; ab - ſonderlich wenn ſie aus dem Cantu plano eccleſiaſtico, oder Grego - rianiſchen Geſange, Canto fermo genannt, genommen ſind.

Note legate,

Zuſammengebundene oder an einander gehaͤngte Noten.

Note oſcurate,

Sind die ſchwartz-gemachte oder ausgefuͤllete Noten, als die Brevis und Semibrevis, welche ſonſt ordentlicher Weiſe weiß und offen ſind.

Note vacue,

Werden die weiſſen und offenen Noten genennet.

Noth-Bau,

Heiſſen die Jaͤger einen ſolchenE e e 4BauNotBau oder Grube, ſo die jungen Fuͤchſe, welche von ihren Alten vertrieben worden, und ſich ſelbſt zu nehren nirgends hin wiſſen, zum oͤfftern in freyen ebenen Korn-Feldern machen.

Noth-Stall,

Jſt ein ſtarckes hoͤltzernes mit einem Obdach verſehenes Geruͤſte, worein wilde und unbaͤndige Pfer - de, welche ſich nicht gerne beſchla - gen, Artzeneyen eingieſſen, oder andere Operationen mit ihnen vornehmen laſſen, dergeſtalt ge - ſperret werden, daß ſie ſtille ſte - hen, und gedultig aushalten muͤſſen.

Notirungs Kunſt,

Jſt die Geſchicklichkeit, vermoͤ - ge welcher man alle und iede Me - lodien, ſie ſeyn von uns ſelbſt, oder von andern erſonnen, aus freyer Fauſt und ohne Vorſchrifft rich - tig in die Feder faſſen kan. Sie iſt gleichſam die muſicaliſche Grammatic, und hat ihre ortho - graphiſche Regeln und Schran - cken, aber auch den Fehler, daß man ſich noch nicht durchgehends deswegen vergleichen kan. Sie unterſucht in der Etymologie die Qvellen und Erfindungen, z. E. der Griechiſchen Stimmzeichen, davon Alypius und andere han - deln; die Aretiniſche Solmiſation, das Belgiſche Bocedigalomani, oder Bobiſation, die Deutſche und Jtalieniſche Tabulatur, ſamt deren Hiſtorien und Gruͤnden. Sie hat ihre Proſodie an den ge - ſungenen und geſpielten kurtzen oder langen Klaͤngen, und deren beqvemen Abtheilung. Am aller - wenigſten fehlet ihr die Syntaxis.

Nou

Nouance du Couleur,

Schattirung der Haare. Die lichtbraunen Pferde haben vor andern ſolche Cadenz, unter wel - chen die beſten, welche am nech - ſten bey der dunckeln, oder bey der roͤthlichen Farbe, die ſchoͤn - ſten, welche wie die Tuͤrckiſche Pferde alſo glaͤntzen, als ob ein Gold-Grund unter denſelben her - vor ſcheinet, und recht ſchattiret.

Nouer l Eguilette,

Heiſt Neſtel-Knuͤpffen, und wird dadurch das Bezeigen eines Springers verglichen, welcher Capriolen macht, und darbey Sprung und Strich ſolcher Ge - ſtalt verrichtet, daß die Nerven an hintern Schenckeln recht kra - chen, und gleichſam die Neſtel knuͤpffen. Je hoͤher ſolche Spruͤn - ge nun kommen, ie mehr ſie Lo - benswerth ſind, doch der Natur nach ſo hoch, als die Pferde ſeyn koͤnnen, und ſollen. Nouer l Eguilette heißt auch einem Sprin - ger den Schweiff aufbinden, oder mit Neſteln in die Hacken der Schweiff-Scheide einſchnuͤren, und mit Qvaſten zieren, welches wohl laͤſſet.

Novitii,

Sind in den Deutſchen Ritter - Orden diejenigen, welche noch weltliche Kleider tragen duͤrffen, und werden auch die Moͤnche in dem Noviciat oder Probier-Jahr alſo genennet.

Nourriture des chevaux,

Nahrung oder Fuͤtterung der Pferde. Die groͤſte Kunſt in der Fuͤt - terung iſt das fleißige Aufſehen, welches Pferd wohl freſſe, und da - durch am Leib zunehme, und anderedage -Nuͤrdagegen, ob ſie gleich freſſen, ie - doch nicht zu-ſondern abnehmen, nach ſolchen muß man ſich mit Vermehrung des Futters halten, auch hingegen denen, die gar zu fett werden wollen, nachdem es deren Geſundheit und Zuſtand er - fodert, es vermindern.

Nuͤrnberg, Norimberga,

Anſehnliche und beruͤhmte freye Reichs-Stadt in Francken an der Pegnitz, zwiſchen den Marckgraf - thuͤmern Bayreuth und Anſpach gelegen. Den Nahmen hat ſie ver - muthlich von den alten Noriſchen Voͤlckern, wiewol andere ſie bald Neronsburg, von dem Kayſer Nerone, (der aber niemals ſo weit gekommen) bald Nariſcen - burg, von den alten Nariſcis, ſo daherum geſeſſen, bald aber Nah - rungsberg genennet wiſſen wol - len. Anfaͤnglich iſt der Ort ein offenes Dorff geweſen, woſelbſt Kayſer Carl der Groſſe eine Ca - pelle gehabt, davon die Merck - male noch vorhanden ſeyn. Nach dieſem haben ſie die Norici beſſe - rer Sicherheit halber mit Mau - ren und Waͤllen verſehen, welche Stadt nun wohl befeſtiget, groß und wohl gebauet iſt, auch groſſe Handlung treibet, und von vie - len kuͤnſtlichen Handwerckern, de - ren Arbeit man ſehr weit verfuͤh - ret, bewohnet wird. Auf einem Berge in der Stadt liegt das Schloß, die Kayſerliche Burg genannt. Die Pegnitz flieſſet durch die Stadt, und theilet ſie in zwey Theile, welche aber durch 11 ſteinerne und 7 hoͤltzerne Bruͤ - cken und Stege wieder an einan - der gehaͤnget werden. Sie liegt 9 Meilen von Bamberg, 15 von Wuͤrtzburg, 8 von Amberg, 12Nuͤrvon Donauwerth, und 28 von Franckfurt am Mayn. Der Rath beſtehet aus 42 Perſonen, worunter 34 Stellen mit Adeli - chen oder Patriciis, die uͤbrigen 8 aber von gewiſſen ehrbaren Hand - werckern beſetzet werden, und iſt alſo die Regierungs-Form eine ge - maͤßigte Ariſtocratie. Dieſer Rath und die Buͤrgerſchafft iſt Lutheriſch, iedoch haben die Ca - tholiſchen auch eine Kirche in dem ſogenannten Deutſchen Hauſe. Jm Jahr 1424 hat Kayſer Sigis - mundus dieſer Stadt die Reichs - Inſignia, nemlich die Kayſerliche Krone, Scepter, Reichs-Apffel und den Rock ꝛc. ſo bey den Kay - ſerl. Croͤnungen gebraucht wer - den, nebſt vielen andern Heilig - thuͤmern zur beſtaͤndigen Verwah - rung anvertrauet. Das Nuͤrn - berger Gebiet, welches zwiſchen der Ober-Pfaltz und den Marck - grafthuͤmern Culmbach und An - ſpach lieget, und daruͤber ein Land - Pfleger-Amt geſetzet, iſt weitlaͤuf - tig, und muß dieſe Reichs-Stadt an Roͤmer-Monaten faſt eben ſo viel, als ein Churfuͤrſt, oder als der Ertz-Biſchoff von Saltzburg geben. Das Stadt-Regiment iſt ſehr kluͤglich, und faſt wie der Republic Venedig, auf eine tem - perirte Ariſtocratie eingerichtet. Die 34 Adeliche Raths-Perſonen werden in verſchiedene Collegia vertheilet, als in 26 Buͤrgermei - ſter und 8 alte Genannte, aus de - nen erſten werden wiederum 13 die Aeltern, und 13 die Juͤngern Buͤrgermeiſter oder Schoͤppen ge - nannt. Unter denſelben iſt kein Unterſcheid, auſſer daß aus den 13 Aeltern ihrer ſieben als ein Aus - ſchuß die Herren Altere oder Sie - ben-Herren genennet werden. E e e 5Die -NuͤrDieſes Sieben-Herren-Collegium hat vor dem uͤbrigen Rath unter - ſchiedliche Praͤrogativen, und iſt billig fuͤr das Fundament der gan - tzen Republic zu halten. Es be - ſtehet daſſelbe aus den drey Obri - ſten Stadt-Haupt-Leuten, davon 2 zugleich Loſunger, oder Loſungs - Herren genennet werden, und die nebſt dem Dritten ein beſonders Collegium der 3 Herren Obriſt - Hauptleute ausmachen, welchen die Verwahrung der Reichs-Klei - nodien, Heiligthuͤmer, Stadt-Pa - nier, Secret, Siegel, Stadt - Thor-Schluͤſſel, und vieles an - dere anvertrauet iſt. Zu dieſen drey Obriſt-Hauptleuten kommen noch 4 andere Perſonen des Raths, welche dieſes Collegium voll ma - chen, und die wichtigſten und ge - heimdeſten Sachen tractiren, auch in ſchweren Faͤllen einen aus den aͤlteſten Buͤrgermeiſtern darzu zie - hen, daher daſſelbe nachmals der Rath bey den Achten genennet wird. Sowol das alte als neue Buͤrgermeiſter-Amt wechſelt alle 18 Tage um, und koͤnnen alſo alle 26 Buͤrgermeiſter in einem Jahre darzu gelangen, aus wel - chen uͤbrigens die meiſten Aemter beſetzet werden, als der Kriegs - Rath, das Landpfleger-Amt, das Vormundſchaffts-Scholarchial - Kirchen-Ober-Allmoſen - und Pfleg-Amt, Curatel der Univerſi - taͤt Altdorff, Handwercks-Ruͤg - Zinsmeiſter-Amt, wie auch die Aufſicht uͤber Proviant, Zoll, Wa - ge, Banco, Leihhaus, Zeughaus und dergleichen mehr. Die Acht Herren Alte Genannte haben hin - gegen das Bau-Amt, Umgeld, Aufnehmen der Buͤrger und Schutz-Verwandten, Nachſteuer, Muͤhl - und Becken-Aemter, nebſtNuͤrvielen andern zu verſehen. Der Groſſe und Volle Rath beſtehet gemeiniglich aus 200 und mehr Perſonen, welche Genannte titu - liret, und aus dem Patricien - Kauffmanns - und Handwercks - Stande genommen werden. Die - ſer kommt am Oſter-Montage zuſammen, beſtaͤtiget die Raths - Herren in ihrem Regimente, er - wehlet neue an der Verſtorbenen Stelle, und hat uͤbrigens nur buͤr - gerliche Sachen, als Contracte, Teſtamente, Donationen und der - gleichen abzuhandeln. Hiernechſt werden aus den 8 Handwerckern, als Tuchmachern, Rothgerbern, Goldſchmieden, Kuͤrſchnern, Metz - gern, Schneidern, Bierbrauern und Beckern, die Achte des klei - nen Raths beſtellet, welche zu - weilen in den Rath kommen, un - ter den Adelichen ihren Sitz neh - men, und in Sachen, ſo Leib und Leben, Erſetzung der Aemter und Anlagen betreffen, ihre freye Vo - ta geben koͤnnen. Hierauf folget das Conſulenten-Collegium, wel - ches aus geſchickten Raths-Ge - lehrten beſiehet, dem Rath auf Begehren mit Conſiliis aſſiſtiret, u. darinne der Oberſte meiſtens Pro - cancellarius der Univerſitaͤt Altdorf iſt. Man zehlet allda die Stunden nach der Sonnen Auf - und Nie - dergang, alſo daß es im Sommer - Solſtitio 16, und im Winter-Sol - ſtitio 8 Uhr ſchlaͤgt. Die Kir - chen, als S. Sebaldi, in welcher viele Aptiquitaͤten zu ſehen, das Prediger-Kloſter, worinnen die vortreffliche Bibliothec, die Kirche zu S. Lorentz, zu unſerer Frauen, auf welcher ein kuͤnſtli - ches Uhrwerck, zum Heil. Geiſt, S. Ægidii, S. Jacobi &c. ſind praͤch - tig, und das Rathhaus iſt einesnachNuͤrnach dem Augſpurgiſchen von den ſchoͤnſten in Deutſchland, ſo man ſehen kan, die Steine darinn ſind theils uͤberguͤldet, theils mit aller - hand Farben gemahlet. Man ſie - het auch ſehr kunſtreiche Mahle - reyen darinne, unter welchen das vornehmſte, wo Chriſtus und die Jungfrau Maria abgemahlet. Auf dem Herren-Marckt ſtehet ein ſchoͤner Brunn, an welchen inwendig verſchiedene Bilder gar kuͤnſtlich zu ſehen. Jm Rath - hauſe ſtehet gleichfalls ein ſchoͤner Brunn, mit einer zierlichen Scha - le, Seule und Loͤwen, ſo Waſſer von ſich geben. Jtem noch ein anderer zierlicher Brunnen auf dem Neuen Bau, wobey etliche wohl proportionirte Bilder, ſo verſchiedene Tugenden andeuten. Das Gitter dieſes Brunnens hat 5 Ecken, 16 Stangen, und 5 herr - lich-ſchoͤne Thuͤren, ein ſchoͤnes Zug - und Laubwerck, ſo alles von auſſen durch die kuͤnſtlichſten Schloͤſſer verwahret, dieſes Git - ter wiegt alleine 103 Centner. Das Waſſer bey dieſem Brunnen wird uͤber 4 Clafftern in die Hoͤhe getrieben, deſſen Sprung, Fall, und Auslauff ſehr wohl zu ſehen. Die gemeine Korn - und Zeug - Haͤuſer ſind mit Proviant und Munition zur Gnuͤge verſehen. Das Zeughaus hat 5 Gewoͤlber, und iſt iedes uͤber 100 Schritte lang, darinn eine groſſe Anzahl Stuͤcke aufbehalten wird, und ſol - len daraus 50000 Mann mit Waf - fen koͤnnen verſehen werden. Jn der Kunſt-Kammer aber ſtehet ein Orgelwerck, aus welchem man auf einmal 40 Schuͤſſe thun kan. Alle Thuͤrme um die Stadt ſind wohl mit Canonen beſetzt, des - gleichen auch die 2 ſtarcke Schloͤſ -Nuͤrſer, welche auf einem Huͤgel lie - gen, deren das groͤſte fuͤr die Kay - ſer beſtimmet, wenn ſie ſich zu Nuͤrnberg aufhalten, allwo der von 2848 Schuh tiefe Brunnen, die Waffen des beſchreyten Zau - berers von Galingen und die Trit - te ſeines Pferdes, mit welchem er uͤber den breiten Stadtgraben geſprengt ſeyn ſoll, und allerhand kunſtreiche Gemaͤhlde zu beſehen. Die Stadt iſt ſchier in dem Cen - tro von Deutſchland, man zeh - let 528 Gaſſen, 200 Thuͤrme, und hat nicht weniger als 3 Stunden im Umkreis, da auſſerhalb der Stadt die Zahlreiche Gaͤrten zu beſehen. Es iſt noch merckwuͤr - dig, daß zu Nuͤrnberg faſt ein ie - der Buͤrger ſeinen eigenen Brun - nen im Hauſe habe. Es hat auch allhier ein groſſes Fecht - und Co - moͤdien-Haus, darinnen bey 8000 Perſonen beqvem ſitzen koͤnnen, worinnen zuweilen Stier-Kaͤmpf - fe gehalten, und fremde Thiere gezeigt werden. Das Wappen der Kayſerlichen freyen Reichs - Stadt Nuͤrnberg iſt die Laͤnge herab getheilet, hat zur Rechten einen halben ſchwartzen. Adler im guͤldenen Felde, zur Lincken aber iſt es von roth und Silber ſchraͤg - rechts ſechsfach getheilet.

Nuͤrnberger Turnier,

Ward von Kayſer Heinrich VI Anno 1197 in der Woche nach Ma - riaͤ Lichtmeß als der zwoͤlffte allda gehalten, darbey 620 Helmen, 12 Fuͤrſten, als Hertzog Heinrich zu Sachſen, Hertzog Friedrich zu Boͤhmen, Hertzog Ludwig in Bayern, Marckgraf Wentzel zu Maͤhren, Hertzog Luͤtzelmann zu Maͤhren, Hertzog Luͤtzelburg zu Teck, Landgraf Hermann in Thuͤ -ringenNuͤrringen, Hertzog Berchtold zu Meran, Marckgraf Conrad zu Lauſitz, und Graf zu Rochlitz, Marckgraf Rudolph zu Baden, Marckgraf Heinrich zu Rums - berg, Marckgraf Werner zu Hochberg, und Fuͤrſt Pompo und Graf zu Henneberg, 29 Grafen, 13 Freyherren, 68 Ritter und 497 Edle. Den vier Turnier-Voͤg - ten wurden von den Nuͤrnbergi - ſchen Adelichen Familien zugeſel - let, Friedrich Haller, Seebald Stromayr (Waldſtromer) Wil - helm Coler, Niclas Pfintzing, Hans Ebner, Pilgram von Eyb, Seebald Volckamer, Ernſt Grundherr, Heinrich Muffel, Hilprand Haller, Wolff Tucher und Lorentz Holtzſchuer. Als auch nach geendigtem Turnier Jh. Kay - ſerliche Majeſtaͤt gnaͤdigſt von daſigem Rath verlangte, daß ſie bey Dero Ruͤck-Reiſe nach Jta - lien moͤchten begleitet werden, iſt ſolches von 4 Familien, davon uͤber die vorbenannte annoch die Beheim, Kreſſen, Nuͤtzel, Rieter, Wald-Stromer, Reichenbacher und Tetzel, mit 400 Glairen, (ge - ruͤſteter Perſonen zu Pferd mit Lantzen) geſchehen, uͤber deren im Feld bezeigte Geſchicklichkeit undNumandere Auffuͤhrung Kayſerliche Majeſtaͤt ein ſonderes gnaͤdigſtes Gefallen gehabt, und ihnen ihren Adel beſtaͤtiget, auch ſolchen be - ſtaͤndig fortzufuͤhren ermahnet, und endlich mit allen Gnaden zu Donauwerth wieder erlaſſen.

Nuͤrnbergiſches Geigen - werck,

Auch Clavier-Gamba genennet, iſt ein altes, vor einiger Zeit aber wieder hervorgeſuchtes Schlag - Jnſtrument, welches mit Darm - Saiten bezogen iſt, und unter dem ovalen Corpore ein Rad hat, wodurch andere mit Colopho - nium beſtrichene kleine Raͤdergen in dem Corpore umgetrieben wer - den; auf ſolchen ſtreichen die Sai - ten vermittelſt eines Haͤckgens an, und geben einen Violdigamben aͤhnlichen Klang von ſich, wenn der Spieler mit den Haͤnden die Clavier-Palmulas anhaͤlt.

Numerus muſicus,

Die muſicaliſche Zahlmaaſſe iſt der geometriſche Verhalt gewiſſer aͤhnlicher Saͤtze. Numeri mulici koͤnnen auch die in dem General - Baß vorkommende Ziffern genen - net werden.

O.

O

Der Circkel-runde, und die Ewig - keit vorſtellende Buchſtabe, von welchem im Schertz geſaget wird, daß er der ſtaͤrckſte Buchſtabe im Alphabet ſey, weil er Wagen und Pferde aufhalten koͤnne.

Obeïr, cheval qui obeït la Main,

Wird von einem Pferd geſagt,ſo der Huͤlffe der Fauſt gehorchet, und darnach thut.

Obeïſſance,

Gehorſam. Der Gehorſam iſt ein Beſchluß und Frucht der Ge - lernigkeit und der voͤlligen Abrich - tung, da ſich ein Pferd allezeit willig und bereit haͤlt, alle dasje - nige ohne Ungehorſam zu verrich - ten, was ihme durch des ReutersStim -ObeStimme, Fauſt, Schenckel und Spießruthe mag zugemuthet wer - den.

Ober-Baum, ſ. Haupt - Baum.

Ober-Foͤrſter,

Jſt ein anſehnlicher Forſt-Be - dienter, welcher uͤber ein groſſes Forſt-Refier, und uͤber alle zu Beobachtung deſſelben verordne - te Foͤrſter und Fuß-Knechte ge - ſetzet iſt, die Aufſicht uͤber dieſel - ben zu haben, daß kein Unter - ſchleiff unter ihnen, oder von an - dern keine Schmaͤlerung oder Eingriff in Holtz - und Wildpret - Sachen, dem Herrſchafftlichen Regali zum Præjudiz vorgenom - men und nachgelaſſen werde.

Ober-Forſt-Meiſter,

Jſt ein hoher Koͤniglicher oder Fuͤrſtlicher Bedienter, gemeinig - lich von Adelichem Stande, wel - cher uͤber ein groſſes und weit - laͤufftiges Forſt-Bezirck und dar - zu gehoͤrige Wildbahne geſetzet iſt, und viele Unter-Forſt-Bedienten unter ſich ſtehen hat. Derſelbe muß in ſeiner Wiſſenſchafft, die Forſt - und Jagd-Sachen anlan - gend, accurat und gewiß ſeyn, die ihm untergebene Forſt-Be - dienten in genauer Aufſicht hal - ten, und davor ſtehen, daß die ihm anvertrauete Forſt-Refieren, Grentzen, Wild-Bahnen, Hey - den, Waͤlder, Gehoͤltze, Buͤſche, Moraͤſte, Teiche, Maſtungen, Fiſch-Waſſer - und Krebs-Baͤche, auch die dazu gehoͤrige hohe und niedere Jagden, Gehege und Wild-Bahnen, in fleißiger Auf - ſicht gehalten werden moͤgen. Er muß ſich in dem ihm angewieſe - nen Forſt-Hauſe allezeit perſoͤn -Obelich aufhalten, und von daraus die zubehoͤrigen Heyden und Waͤlder oͤffters fleißig bereiten, und daran nichts ſchmaͤlern oder davon entziehen laſſen; das be - noͤthigte brauchbare Holtz iedes - mals an ſolchen Orten, wo es der Wild-Bahne nicht ſchaͤdlich, oder des Wildes Behaͤltniſſen, Wech - ſel, Stand und Dickigten nach - theilig ſeyn moͤchte, anweiſen, das Brenn-Holtz nicht von gruͤnen Maſt-tragenden Eichen oder Buchen, oder auch von Saamen - Baͤumen, ſondern von duͤrren abgeſtandenem Holtz, ſo ferner zu keiner Frucht oder Maſt dienlich, zu gewoͤhnlichen Kuͤchen-Claff - tern ſchlagen laſſen; auf die Bret - und Schneide-Muͤhlen, Eiſen - Haͤmmer, Glas-Huͤtten, Pech - Oefen, Kohl-Staͤtten ꝛc. genaue Aufſicht halten; die Grentzen jaͤhrlich beziehen und beſichtigen laſſen, und ſo ſich an denſelben ein Streit ereignen ſolte, dieſel - be zu Handhabung der Jagd - und Forſt-Gerechtſame bey Zeiten be - jagen; die Verbrecher, ſo ſich am Holtze vergreiffen, zur Strafe anhalten; das Wildpret in den Gehegen zur Winters-Zeit mit noͤthiger Fuͤtterung und Lebens - Unterhalt bey Zeiten verſorgen; keine Ziegen in den Hoͤltzern dul - ten; bey dem jungen Wieder - wachs das ungebuͤhrliche Huͤten des Rind-ſonderlich des Schwein - und Schaf-Viehes nicht verſtat - ten; die Lieferung des Wildprets nach Hof beſorgen; bey den Holtz - Maͤrckten, des Fruͤhjahrs und Herbſtes, mit Zuziehung der Amt-Leute und Forſt-Schreiber, die Gelder einnehmen, hieruͤber richtige Rechnung fuͤhren und das verkauffte Holtz ſtempeln laſ -ſenObeſen. Des Herbſtes bey Zeiten die Maſtung bereiten, und hier - von genugſame Nachricht einzie - hen; die Luder-Plaͤtze auſſerhalb denen Gehegen ordnen laſſen; hiernaͤchſt auch fleißig Achtung geben, daß kein Menſch auſſer - halb der Straſſen Buͤchſen / und Flinten trage, oder hetze, daß nicht etwan iemand heimlich wo puͤrſche, oder Gruben, Fallen, Eiſen und Schlingen mache und lege, junge Haſen und Rehe in der Satz-Zeit auffange, oder dem Feder-Wildpret mit Eyer-Aus - nehmen oder in andere Wege kei - nen Schaden zufuͤge. Er muß keinem Nachbarn die Folge des Schweiß-Hundes verſtatten, ſon - dern, wie das Angeſchoſſene um - kommen, Bericht erſtatten; kei - nen fremden Jaͤger-Purſchen oh - ne richtige Kundſchafft den Foͤr - ſtern zu halten, erlauben; auf der adelichen Vaſallen Jagden ge - naue Aufſicht haben; den Holtz - und Wildprets-Dieben fleißig nachtrachten, und dieſelben auf Betreten arretiren laſſen, auch ſowol hievon, als uͤberhaupt von allem, ſo der Herrſchafft zu wiſſen noͤthig, gehoͤrigen Bericht erſtat - ten.

Ober-Herold, oder Wap - pen-Amt,

Conſilium Heraldicum, haben Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤt in Preuſſen Anno 1707 zu Berlin aufgerichtet, ſolches mit einem Ober-Herolds-Meiſter, zwey Ade - lichen und zwey gelehrten Ober - Herolds-Raͤthen, einem Hiſto - rico, Archivario, Protonotario, Secretario, Cantzelliſten, Mahler, Caßirer und Boten-Meiſter be - ſetzet, ſie mit gewiſſen StatutenObeverſehen, und ihnen woͤchentlich drey ordentliche Zuſammenkuͤnffte zu halten anbefohlen, damit nicht allein das Koͤnigliche Wappen, wie ſolches auf den Siegeln, Kutſchen, Handdecken, Silber - Geſchirr, Meublen, Standarten und Fahnen zu gebrauchen, nach Convenientz eingerichtet, ſondern auch die Solennitaͤten bey Kroͤ - nungen, Kind-Tauffen, Vermaͤh - lungen, Begraͤbniſſen, Carrouſels, Turnieren und Ritterſpielen re - guliret werden moͤchten, inglei - chen daß die bey den Familien und deren Wappen eingeriſſene Mis - braͤuche abgeſchaffet, keinem ein mehrers, als ihm zukoͤmmt, ſich anzumaſſen verſtattet, und alſo der Rittermaͤßige und Adeliche Stand bey ſeinen Prærogativen und Gerechtigkeiten conſerviret werde. Dieſes Ober-Herolds - Amt iſt Anno 1709 auch in dem Hertzogthum Magdeburg einge - fuͤhret, aber 1713 von dem letzt - verſtorbenen Koͤnig durch ein Spe - cial-Edict wieder aufgehoben wor - den.

Ober-Holtz, Stamm - Holtz,

Heiſſet bey dem Laub-Holtze dasjenige, welches hoch und zu groſſen Haupt-Staͤmmen erwach - ſen und erzogen worden. Bey Verkauffung oder Anweiſung des Ober-Holtzes hat man zu beobach - ten, daß man ausgewachſen Holtz, dem an Wachsthum nichts oder doch wenig mehr zugehet, fort - ſchaffe, hingegen das in ſeinem beſten Wachsthum ſeyende ſtehen laſſe.

Ober-Jaͤger,

Jſt, nach Ausweis ſeines Præ -dicats,Obedicats einer von den obern Jagd - Bedienten, welcher bey dem Ja - gen, den dazu gehoͤrigen ſaͤmtli - chen Jagd-Zeug, Jaͤger, zum Zeug verordnete Bediente, Jagd - Froͤhner ꝛc. unter ſeinem Com - mando hat, und das Jagen ſelbſt formiren und commandiren muß. Beym Treiben fuͤhret er das Corps von der Jaͤgerey, und die Hof-Jaͤger commandiren auf den Fluͤgeln, welche dahero Fluͤgel - Meiſter genennet werden. Be - doͤrffenden Falles muͤſſen der Ober - Jaͤger und Puͤrſchmeiſter einan - der ſecundiren. An theils Hoͤfen aber verrichtet der Puͤrſchmeiſter zugleich des Ober-Jaͤgers Dienſte, wordurch dasjenige, was man ſon - ſten dieſem geben muͤſte, menagi - ret wird.

Ober-Jaͤgermeiſter,

Jſt das Haupt von der gantzen Jaͤgerey eines Landes, welcher uͤber alle Jagd - und Forſt-Sa - chen zu gebieten, und allen hohen und niedern Jagd - und Forſt-Be - dienten zu befehlen hat. Sein Amt erfordert, daß er auf ſeines Herrn Wild-Bahn und Jagd - Gerechtigkeit Acht gebe, daß den - ſelben von niemand einiger Ein - trag geſchehe: Fuͤr die Unterhal - tung der Fuͤrſtlichen Zeug-Jagd - und Forſt-Haͤuſer, und gehoͤrige Wartung der zum Jagen gehoͤri - gen Zeuge, Tuͤcher, Garn, Wa - gen und dergleichen Sorge trage: Die Gelegenheit des Landes, der Waͤlder, Foͤrſte, Jagd-Plaͤtze, und gewoͤhnlichen Staͤnde des Wildes von allerley Gattung ihm bekannt mache: die noͤthige An - ſtalten, das Wild zu hegen, und nach Gelegenheit zu erhalten, vor - kehre. Dazu gehoͤret, daß dieObeJagden pfleglich angeſtellet, das zur Hof-Kuͤche erforderte Wild nicht mitten in der Wild-Fuhr und Gehege, ſondern an den Gren - tzen, wo es leicht uͤbertritt, und daher Grentz - oder Naſch-Wild - pret genennet wird, gepuͤrſchet, bey harten Wintern und andern Faͤllen dem Wild Huͤlffe verſchaf - fet, und insgemein uͤber den aus - gelaſſenen Wild - und Jagd-Ord - nungen ſtrenge gehalten werde: Wenn ein Jagen anzuſtellen iſt, hat er des Orts, wo gejaget wer - den ſoll, ſich zu erkundigen: Ob und was fuͤr Wildpret daſelbſt zu hoffen, damit vergebliche Koſten vermieden werden: Die hierzu ge - hoͤrige Jagd-Frohnen aufzubie - ten, doch uͤber die Gebuͤhr und das Herkommen niemand zu be - ſchweren, noch auch um Geld oder Gunſt iemand zu erlaſſen, hin - gegen einem ieden ſeine Arbeit aufzulegen, daneben, was ihnen an Unterhalt oder Lohn gebuͤhret, reichen zu laſſen, und nicht zu ge - ſtatten, daß iemand mit Schlaͤ - gen, oder anderm Uiberlaſt bege - gnet werde: Uiber die angeſtellte Jagd ein Tag-Buch zu halten, die Zeit, den Ort, und was dabey fuͤr - gefallen, was vor Leute, wie viel und welchergeſtalt ſie dabey ge - brauchet worden, u. ſ. w. um - ſtaͤndlich beſchreiben zu laſſen. Auf diejenigen, ſo in dem Lande des Jagens berechtiget, ein wach - ſames Auge zu haben, und die der Herrſchafft zuſtehende gemein - ſame, oder ſo genannte Koppel - Jagden nicht zu verſaͤumen: Auf die Abſchaffung der Raub-Thiere bedacht zu ſeyn, Wolffs-Gruben, Fallen und Faͤnge, auch, wo es die Gelegenheit giebt, die Wolffs - Jagden zu rechter Zeit zu beſtel -len:Obelen: Die Unterhaltung der zur Jaͤgerey gehoͤrigen Hunde, nicht allein in denen Hunde-Haͤuſern, ſondern auch, wo es hergebracht, auf Muͤhlen, Schaͤfereyen und Feld-Meiſtereyen zu beſorgen. Die Rechnungen uͤber allerley Wildpret, ſowol was zur Hof - Kuͤche und verordnetem Deputat gelieffert, als verkaufft worden, ſodann uͤber die gefaͤllete Raub - Thiere, und das davor bezahlte Puͤrſch - oder Fang-Geld, und endlich uͤber alle bey der Jaͤgerey das Jahr hindurch aufgewandte Koſten durch den hierzu beſtellten Jagd-Schreiber ordentlich fuͤh - ren zu laſſen.

Ober-Yſſel,

Eine von den 7 Provintzen der Vereinigten Niederlande, welche gegen Suͤden an die Grafſchafft Zuͤtphen, gegen Oſten an das Stifft Muͤnſter und die Graf - ſchafft Bentheim, und gegen We - ſten an die Suͤder-See grentzet. Sie ſchicket einen Deputirten in den Staaten-Rath nach dem Haag. Das Wappen dieſer Pro - vintz iſt ein rother Loͤwe, uͤber wel - chen ein ſchmaler blauer Qver - Balcken Wellen-Weiſe gezogen iſt, im guͤldenen Felde.

Obligato, Obligé,

Wird in der Muſic auf zweyer - ley Art gebraucht: 1) bedeutet es ſo viel als nothwendig, daß keine von denen mit dieſem Worte be - merckten Partien bey der Execu - tion wegbleiben koͤnne, ſondern nothwendig alle mitgenommen werden muͤſſen; 2) gebunden, in gewiſſe Grentzen eingeſchloſſen, gewiſſen Geſetzen, welche ſich ein Componiſt ſelber aufleget, unter -Obeworfen. Jn ſolchem Verſtande heißt Baſſo obligato, ein General - Baß, welcher in eine gewiſſe An - zahl Tacte eingeſchrencket iſt, ſo allemal wiederholet werden muͤſ - ſen, wie in den Chaconen geſchie - het; oder wenn er allezeit ein ge - wiſſes Mouvement halten, oder ge - wiſſe Noten machen muß ꝛc. So ſagt man auch Contrapunto ob - ligato, Fuga obligata &c.

Oblique, Obliquo,

Schief oder krumm. Bey dem Worte Nota, bedeutet es 2 zuſam - men verbundene und nur ein Cor - pus ausmachende Breves, daher ſol - che Note auch Nota d’un Corpo ſolo genennet wird.

Oboë, v. Hautbois.

Obſervation des chevaux,

Anmerckung der Pferde, dieſe geben oft unfehlbare Wahrneh - mungen und Warnungen von ſich, daß im Felde Feinde vor - handen, welcher Gegenwart ſie auf eine halbe Meile, oder wol noch weiter vermercken, welches Wahrzeichen unzehlig oft geſpuͤ - ret, und unbetruͤglich befunden worden, aus welchen denn erſchei - nen will, als ob die Pferde eines ſonderlichen Verſtandes faͤhig waͤ - ren, welches eigentlich ein Kenn - zeichen einer Obſervation iſt, daß man aus vorhergehender Hand - lung abnehmen kan, was darauf erfolgen muͤſſe oder koͤnne.

Obſtination des chevaux,

Die Halsſtarrigkeit der Pferde iſt zweyerley, die innerliche und aͤuſſerliche. Die innerliche, ſo in dem Gemuͤthe ſtecket, daß ein Pferd (wie ein verſtockter Menſch) lieberObtlieber alles Ungemach vertragen, als ſeinen Willen brauchen will, der Anweiſung zu folgen. Die aͤuſſerliche befindet ſich am Ge - waͤchs des Halſes, 1) an den Pfer - den, welchen der Hals von un - ten auf, 2) an denen, welchen der Hals von obenher, wider die Zaͤumungs-Mittel und deren Ge - brauch ſtarret, und dieſes iſt mehr ein Mangel des Gewaͤchſes, als ein Laſter zu nennen, weil das Pferd ſo lang ſteiff und halsſtar - rig bleiben muß, bis es deſſen durch ordentliche Zaͤumungs - Mittel befreyet wird. V. Opinia - treté.

Obturamentum,

Der Spund von dem Wind - Kaſten in Orgeln und Poſitiven.

Occupations d Eſprit & du Corps d un Ecolier,

Jnnerliche und aͤuſſerliche Ge - ſchaͤffte oder Uibungen eines jun - gen Menſchen auf der Reitbahn, die beſtehen nicht nur im Reiten, ſondern in folgenden Neben-Ex - ercitiis: 1) ſoll er, wo moͤglich, etwas dabey ſtudiren und Spra - chen lernen; 2) ſoll er ſich auf ga - lante Exercitia darneben legen, welche ihn geſchickt, hurtig, ſtarck in Armen und Schenckeln, gera - den Leibs und zu allen diſpoſt ma - chen, als Voltigiren, Fechten, Fahnen ſchwingen, Ballotiren, mit der Piqve ſpielen, Tantzen, Muſic und dergleichen, welche al - le groſſe Ringfertigkeit und Staͤr - cke an allen Gliedmaſſen, und eine gute gerade Leibesgeſtalt machen und zum Reiten dienlich ſind.

Octava,

Jſt in der Muſic der Ton oderOctKlang, welcher von ſeinem Ge - genſtand acht Klaͤnge hoͤher oder tieffer abſtehet, und mit demſel - ben einerley Nahmen fuͤhret, und alſo befinden ſich zwiſchen dieſem Jntervalle 4 Linien und 4 Spatia. Sie iſt entweder die gewoͤhnliche Octave, z. E. c , e , a , oder die verkleinerte Octave, z. E. cis , gis ; oder die vergroͤſſer - te Octave, z. E. c cis�. Was ei - nige von mangelhaften und uͤber - fluͤßigen Octaven lehren, wollen andere nicht gelten laſſen, weil dadurch nur Verwirrung in der muſicaliſchen Setzkunſt angerich - tet wuͤrde. Sonſt werden die Octaven unter die vollkommenen Conſonanzen gezehlet, ſie muͤſſen ſich aber nicht ſo gar oft hoͤren laſſen, weil es armſelig klinget. Sie ſind uͤbrigens nicht uniſoni, ſondern æquiſoni.

Octava,

Jn der Orgel iſt ein Regiſter von der Principal-Menſur, und ſind derſelben viererley: 1) Groß - Octava iſt von 8 Fuß Ton, ge - hoͤrt ins groſſe Principal-Werck, und iſt als ein Æqual-Principal an der Menſur und Klange, nur daß es nicht von Zinn, ſondern meiſtentheils von Bley mit etwas Zinn; 2) Octava von 4 Fuß Ton, weil ſie im Mittel mit ihrem Tone eine Octava hoͤher als das Æqual - Principal; 3) Klein-Octava iſt 2 Fuß Ton, wird ſonſt Superocta - va genennet, muß aber mit fol - gendem nicht vermenget werden; 4) Super-Octaͤvlein von 1 Fuß Ton, heiſſet ſonſt Sedeze, weil es 2 Octaven uͤber der Octav 4 Fuß Ton ſtehet.

Octaviana, Octavine,

Jſt auf den Jnſtrumenten,Ritter-Lexic. F f fwelcheOctwelche mehr als ein Chor haben, ein Saiten-Zug, welcher gegen die andern Saiten eine Octave hoͤher klinget.

Octiphonium,

Eine Compoſition, oder ein mu - ſicaliſches Stuͤck von 8 Stimmen.

Oda, Ode, Ode,

War bey den alten Heiden ein Lied, welches der Goͤtter, Helden, und derer, ſo im Spielen oder im Streite geſieget hatten, Lob in ſich hielt. Sie nenneten auch Bac - chus - und Liebes-Lieder alſo. Jn der heutigen Poeſie iſt es ein Ge - dicht, welches mit etlichen Abſaͤ - tzen, die alle ein gleiches Zeilen - und Reimen-Maaß halten, durch - gefuͤhret wird. Sie werden ge - meiniglich zu Lob-Geſaͤngen ge - braucht, und wollen mit hohen Worten, und ſcharfſinnigen Ge - dancken ausgearbeitet ſeyn.

Odeum,

Geſang-Haus, war zu Athen ein Gebaͤude, in Geſtalt eines Theatri, worinnen die Poeten und Muſicanten, ehe noch ein Theatrum erbauet ward, mit ein - ander certireten. Andere meinen, es ſey der Ort geweſen, wo die Poeten und Muſici ihre Wercke vorher probiret, ehe ſie ſolche auf der Schau-Buͤhne oͤffentlich ſpie - len duͤrfen. Zu Rom waren 4 Odea, welches groſſe mit vielen Sitzen, Seulen und Statuen ge - zierte Gebaͤude waren, worinnen die Muſicanten, Saͤnger und Co - moͤdianten ihre Zuſammenkuͤnffte hielten, ſich daſelbſt uͤbten, und von einem Directore Muſices un - terrichtet wurden. Eines war von Domitiano erbauet; das zweyte das Aventiniſche; dasOeidritte zwiſchen dem Monte Pala - tino und Coelio, und das vierte lag nahe bey dem Theatro Pom - peji.

l Odeur du cheval,

Der Geruch. Von dem ſubti - len Geruch der Pferde zeuget Gott ſelber, daß ſie den Streit von ferne riechen. Aus ſolchem ſubtilen Geruch der Pferde kommt dieſer Nutzen, daß ſie, (ehe als der Menſch) eine obhabende Ge - fahr erkennen, und dieſelbe durch Geberden, Brauſen, Schnauffen und andere Zeichen koͤnnen zu ver - ſtehen geben. Herentgegen kan daſſelbe auch in andere Wege ſchaͤdlich ſeyn, wenn ſie ſich vor den gefaͤhrlichen Orten ſcheuen, entſetzen, und nicht gerne dahin wollen, daß ſie daſſelbe von ferne riechen, und viel eher vernehmen, als ſie deſſen anſichtig werden.

Odontiſmus,

Hieß in dem dritten Theile des Pythiſchen Kampfes, worinne Apollo mit dem Drachen ſtreitend aufgefuͤhret ward, die Art auf der Trompete zu blaſen, welche das Zaͤhne-Knirſchen des mit dem Pfeile durchſchoſſenen Drachens vorſtellete.

Oeil d un cheval,

Das Auge iſt das kuͤnſtlichſte und edelſte Glied eines Pferdes. Die Stuͤcke, ſo in dem Pferde das Jnſtrument des Geſichts compo - niren und machen, ſind den Stuͤ - cken der Augen der andern vierfuͤſ - ſigen Thiere in allen ſehr gleich, hergegen aber den Augen der Menſchen faſt in keinem Stuͤcke, und zwar ſo kommen zu ſolchem Auge viel und mancherley Stuͤ - cke, als: 1) Fettigkeiten, 2) Haͤut -lein,Oeilein, 3) Nerven, 4) Spann - und Lufft-Ader, 5) Netzlein, 6) Ge - weg, 7) Pia mater oder Trauben - Haͤutlein, 8) Adnata oder weiſſes Haͤutlein, 9) Druͤßlein, 10) Au - gen-Gruben, 11) Augwinckel, 12) Augenlieder, 13) Augbraunen ꝛc.

Oeil de la Branche de la Bride,

Das Auge an der Stange iſt das hoͤchſte Theil, ſo platt und durchbrochen, das Haupt-Geſtell darein zu ſchnallen, und unter daſſelbe den Kinnbacken einzu - biegen, und die Kinn-Kette drein zu haͤngen.

Oeil, cheval deferré d un Oeil,

Sagt man von einem Pferde, welches nur ein Auge hat.

Oeringen,

Stadt, Amt und Schloß am Fluß Ora in Francken an den Wuͤrtenbergiſchen Grentzen im Oergoͤw, die Reſidentz einer Graͤf - lichen Linie von Hohenlohe. All - hier iſt eine beruͤhmte Reitſchule.

Oeſterreich, Auſtria, Au - triche,

Einer von den 10 Kreiſen des Roͤm. Reichs, welcher gegen Nor - den an Boͤhmen, und an den Bayriſchen und Schwaͤbiſchen Kreis, gegen Weſten an die Schweitz und Graubuͤndten, ge - gen Suͤden an den Venetiani - ſchen Staat, und gegen Oſten an Ungarn grentzet. Dieſer Kreis iſt vermoͤge ſeiner Freyheiten, ſo derſelbe ſchon zu Zeiten Kayſers Friderici Barbaroſſæ erhalten, zu Caroli V Zeiten aber vermehret worden, von allen Reichs-One -Oeſribus, an Mannſchafft und Roͤ - mer-Monaten voͤllig eximiret, daß alſo faſt nichts, als eine willkuͤhr - liche Dependenz gegen das Reich uͤbrig geblieben. Der Kreis-Di - rector iſt allemal ein Ertz-Hertzog in Oeſterreich. Es gehoͤren aber zu dieſem Kreiſe folgende Laͤnder: 1) das Ertz-Hertzogthum Oeſter - reich, 2) das Hertzogthum Steyer - marck, 3) das Hertzogthum Kaͤrn - then, 4) das Hertzogthum Crain, 5) die gefuͤrſtete Grafſchafft Ty - rol, 6) die Vorder-Oeſterreichi - ſchen Lande, die das Haus Oe - ſterreich in Schwaben beſitzet, als welche in Kreis-Sachen nicht zum Schwaͤbiſchen (darinne ſie zwar liegen) ſondern zum Oeſter - reichiſchen Kreiſe gezogen werden. Von dieſem Lande fuͤhren die Ertz - Hertzoge von Oeſterreich ihren Nahmen. Sie ſind von der Ju - risdiction der hohen Reichs-Ge - richte eximiret, haben im Fuͤrſt - lichen Collegio vor andern Fuͤr - ſten den Vorſitz, koͤnnen den Gra - fen-Freyherren - und Adel-Stand in ihrem Territorio verleihen, und nach Abgang des maͤnnlichen Stammes ſuccediren die Prin - tzeßinnen. Das Durchlauchtige Ertz-Haus Oeſterreich ſtammet von denen Grafen von Habſpurg her, von welchen Rudolphus in dem groſſen Interregno in Deutſch - land 1273 Roͤmiſcher Kayſer ward. Dieſer belehnte ſeinen aͤlteſten Sohn Albertum mit Oeſterreich, deſſen Nachkommen theils durch gluͤckliche Heyrathen, theils durch die Wahl der Churfuͤrſten, welche von Alberto II von 1438 bis auf Carolum VI, allemal einen Roͤ - miſchen Kayſer aus dem Ertz-Hau - ſe Oeſterreich gewehlet, zum hoͤch - ſten Anſehen, Macht und weit -F f f 2laͤuf -Oeſlaͤuftigen Laͤndern gelanget ſind. Unter den gluͤcklichen Vermaͤh - lungen ſind ſonderlich merckwuͤr - dig: 1) Kayſers Maximiliani I mit Maria, Erbin von Burgund und den Niederlanden, wodurch dieſe reiche Erbſchafft an das Haus Oe - ſterreich gediehe; 2) deſſen Prin - tzens Philippi mit der Erbin der gantzen Spaniſchen Monarchie Johanna, wodurch Spanien nebſt den dazu gehoͤrigen Koͤnigreichen und Landen in Europa und Ame - rica dem Hauſe Oeſterreich zu theile ward; 3) Kayſers Ferdi - nandi I mit Maria, Erbin der Koͤ - nigreiche Ungarn und Boͤhmen. Mit des ietztgedachten Philippi beyden Printzen, dem Kayſer Ca - rolo V und Kayſer Ferdinando I, theilete ſich dieſes Haus in die Caroliniſche oder Spaniſche, und die Ferdinandiſche oder Deutſche Linie ab. Jene erloſch mit Caro - lo II Koͤnige in Spanien im Jahr 1700, welcher Tod Anlaß gab zu dem ſchweren Spaniſchen Suc - ceſſions-Kriege und Streit, der in dem Frieden zu Utrecht 1713 und zu Wien 1725 gehoben wor - den. Die Deutſche Linie hat die Kayſerliche Wuͤrde beſtaͤndig be - ſeſſen, iſt aber 1740 mit Carolo VI, glorwuͤrdigſten Andenckens, dem maͤnnlichen Stamme nach gaͤntzlich abgeſtorben. Die noch lebende hohe Perſonen weiblichen Geſchlechts ſind: (a) Leopoldini - ſche Printzeßinnen 1) Maria An - na, vermaͤhlte Koͤnigin in Portu - gall, und 2) Maria Magdalena, ſo noch unvermaͤhlt iſt: (b) Jo - ſephiniſche Printzeßinnen, 3) Ma - ria Joſepha, Koͤnigin von Pohlen und Churfuͤrſtin von Sachſen, u. 4) Maria Amalia, Chur-Fuͤrſtin von Bayern: (c) Caroliniſche Printzeſ -Oeſſinnen, 5) Maria Thereſia, Koͤnig in von Ungarn und vermaͤhlte Groß - Hertzogin von Toſcana, von wel - cher eine Printzeßin, 6) Maria Carolina, und ein Printz 7) Jo - ſephus Benedictus am Leben, und 8) Maria Anna, welche noch un - vermaͤhlt iſt. Ob man nun gleich durch die errichtete und von den mehreſten Staaten in Europa ga - rantirte Sanctionem Pragmati - cam einem weitlaͤufftigen Erb - Folge-Streit vorzukommen ver - meinet: So hat dennoch der Aus - gang bewieſen, daß alle Vorſicht nicht hinlaͤnglich geweſen. Denn einige Staaten wollen die ver - ſprochene Garantie nicht leiſten, weil ſie in Præjudicium Tertii gereiche, unter welcher Bedin - gung ſie dieſelbe uͤbernommen; andere aber, welche ihr Verſpre - chen erfuͤllen wollen, ſehen ſich nicht im Stande, und wiederum andere fechten ſie als unſtathaft und unguͤltig an, weil ſie wider die vorhergehenden Vertraͤge des Oeſterreichiſchen Hauſes errichtet worden. Nachdem nun die ho - hen Competenten ihre Praͤtenſio - nes in Schriften der Welt vor Augen gelegt, ſo ſind dieſelben im Begriff, ihr Recht durch die Waffen auszufuͤhren. Das Wap - pen, wie ſolches Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Carolus VI, glorwuͤr - digſten Andenckens, gefuͤhret, und da das Spaniſche mit dem Kay - ſerlichen verbunden, beſtehet in dem groͤſſern und kleinern: Das groͤſſere Wappen repraͤſenti - ret den ſchwartzen Reichs-Adler mit 2 Koͤpffen, in guͤldenen Cir - ckeln, ausgebreiteten Fluͤgeln, ro - then Schnaͤbeln, und Fuͤſſen, in der einen Klauen das bloſſe Schwerdt und guͤldenen Zepter,inOeſin der andern aber den Reichs - Apffel haltend: Auf des Adlers Bruſt liegt ein in 4 Qvartiere ge - ſpaltener und mit der Ordens - Kette des guͤldenen Vlieſſes um - gebener Schild. Deſſen erſtes Qvartier hat 6 Felder: Das erſte und andere zeiget ein roth und weiß geſtreifftes Feld, und ein ſil - bernes Patriarchen-Creutz auf drey gruͤnen Huͤgeln und einer guͤl - denen Krone, wegen Ungarn; das dritte iſt ein ſilberner Loͤwe mit doppeltem Schwantze und guͤldener Krone, im rothen Felde, wegen Boͤhmen; das vierte 3 ge - croͤnte Leoparden-Koͤpffe im blauen Felde, wegen Dalmatien; das fuͤnffte ein gewuͤrffelter Schild von roth und Silber, wegen Cro - atien; das ſechſte ein roth geklei - deter Arm mit einem Sebel im guͤldenen Felde wegen Sclavo - nien; und das Mittel-Schild ein ſilberner Balcken im rothen Felde wegen Oeſterreich. Das andere Qvartier hat 4 Felder; das erſte praͤſentiret ein guͤldenes Caſtell mit 3 Thuͤrmen im rothen Felde, wegen Caſtilien; das andere ei - nen rothen gecroͤnten Loͤwen, we - gen Leon; das dritte 4 rothe Pfaͤh - le im guͤldenen Felde, wegen Ara - gonien; das vierte ein creutzweis durchſchnitten Feld, in welchem oben und unten die Aragoniſchen rothe Pfaͤhle, an beyden Seiten aber ein ſchwartzer Adler im ſil - bernen Felde, wegen Sicilien; das Mittel-Schildlein aber einen rothen Loͤwen mit einer blauen Krone und Zunge im guͤldenen Felde, wegen des alten Stamm - Hauſes Habſpurg. Das dritte Qvartier hat auch 4 Felder. Das erſte zeiget einen guͤldenen Loͤwen im ſchwartzen Felde, wegen Bra -Oeſbant; das andere 3 ſchwartze Loͤ - wen im guͤldenen Felde, wegen Schwaben; das dritte ſoll Ant - werpen vorſtellen; das vierte ei - nen ſchwartzen Loͤwen im guͤldenen Felde, wegen Flandern; das Mit - tel-Schildlein iſt ein Kopff im ro - then Felde, und ſoll das Burgun - diſche Wappen ſeyn. Das vierte Qvartier hat wiederum 4 Felder: Das erſte ſoll das Neapolitani - ſche ſeyn, in den Wappen-Buͤ - chern ſtehet ein gantz anders; das andere ein guͤldenes Kruͤcken - Creutz mit 4 Neben-Creutzlein im ſilbern Felde wegen Jeruſalem; das dritte, einige guͤldene creutz - und ſchraͤg-weiſe ſich uͤberall zu - ſammenſchlieſſende guͤldene Kette im rothen Felde, wegen Navar - ra. Das 4te ein Loͤwe im blauen Felde wegen Das Mittel - Schild iſt geviertelt, und beſtehet uͤber Ecke in einem Creutze und 2 Pfaͤhlen, wegen Unten ſind noch 2 dreyeckigte Schildlein, in der Wappen-Kunſt Blaſon pointe pointe genannt, davon in einem ein ſchwartzer Adler, wegen das andere ſcheinet ein Regalien - Schild zu ſeyn. Auf dieſem Wappen-Schilde ruhet die Koͤ - nigliche Spaniſche Krone, oben uͤber den Adlers-Koͤpffen aber ſchwebet die Kayſerliche Krone. Dieſes hohe Wappen wird bis - weilen auch mit 2 Wappenhaltern gefuͤhret, welches 2 guͤldene Grei - fen ſind, die den Reichs-Adler mit denen Wappen der Kayſerl. Erb-Lande, umher ſtehend, halten.

Das kleinere Wappen ſtellet ebenfalls den zwey-koͤpffigten ſchwartzen Reichs-Adler mit ei - nem ovalen Schild auf der Bruſt vor, welcher in 4 Qvartiere ein - getheilet wird. Das erſtere hatF f f 34 Fel -Oet4 Felder, davon in dem erſten und 4ten das guͤldene Caſtell wegen Caſtilien, und in dem andern und 3ten der Leoniſche Loͤwe zu ſehen. Jn dem andern Qvartiere ſind die beyden Ungariſchen Wappen. Jn dem dritten das Sicilianiſche und Aragoniſche; und in dem vierten der Flanderiſche Loͤwe. Das mittelſte Hertz-Schildlein aber praͤſentiret den Oeſterreichi - ſchen ſilbernen Balcken. Auf dieſem Wappen liegt die Koͤnig - liche Spaniſche und oben daruͤber die Kayſerliche Krone.

Oettingen,

Das uralte Haus der Fuͤrſten und Grafen von Oettingen iſt ſchon zu Kayſers Ottonis M. Zei - ten bekandt geweſen. Sie hatten ſich in die Oettingiſche, oder Fuͤrſt - liche, und Wallerſteiniſche oder Graͤfliche Familie eingetheilet. Von jener ward Albertus Erne - ſtus I von Kayſer Leopoldo 1674 in den Reichs-Fuͤrſten-Stand er - hoben, in deſſen Sohne und Nachfolger Alberto Erneſto II iſt dieſe Linie 1731 abgeſtorben. Er hatte in ſeinem Teſtamente den Grafen Antonium Carolum zu Wallerſtein zum Erben eingeſetzt, welcher auch die Poſſeſſion ergriff, und die Huldigung einnahm; wowider ſich aber die Spielbergi - ſche Linie, als naͤherer Anver - wandter ſetzte, und den noch vor - waͤhrenden Erbfolge-Streit bey dem Reichs-Hof-Rath anhaͤn - gig machte. Die Wallerſteini - ſche Linie hat ſich wieder in 3 Aeſte vertheilet, nemlich in den Aſt 1) zu Spielberg, davon das Haupt, nebſt deſſen aͤlteſten Sohne 1734 in den Reichs-Fuͤrſten-Stand er - hoben worden; 2) zu Wallerſtein,Oldund 3) zu Katzenſtein und Bal - dern, welche beyde letztern noch im Graͤflichen Stande leben. Das Wappen der Fuͤrſten und Grafen von Oettingen, iſt durch ein weiſſes Andreas-Creutz qvadri - ret, und hat oben ein rothes Fer - ſchel oder Eiſenhuͤtlein im guͤlde - nen, unten ein unterwerts gekehr - tes guͤldenes Ferſchel, im rothen, und zu beyden Seiten ein halbes rothes Ferſchel im guͤldenen, und ein halbes guͤldenes im rothen Felde. Oben auf dem offenen Helme raget ein guͤldener Hunds - Kopff hervor, deſſen Ohr roth, und mit einem weiſſen Creutze be - zeichnet iſt. Bisweilen bedecket auch dieſes Wappen ein Hertzogs - Hut.

Offertorium,

Wird in der Roͤmiſch-Catho - liſchen Kirche derjenige Geſang genennet, welchen man ſinget oder auf der Orgel ſpielet, wenn das Volck unter waͤhrender Meſſe zum Opfer gehet.

Oldenburg,

Grafſchafft in dem Weſtphaͤ - liſchen Kreiſe, welche gegen We - ſten an Oſt-Frießland, und die Grafſchafft Emden, gegen Suͤ - den an das Stifft Muͤnſter, ge - gen Oſten an die Grafſchafft Del - menhorſt und das Hertzogthum Bremen, gegen Norden aber an das Deutſche Meer grentzet. Es wird eingetheilet in das Budja - dinger-Staͤdinger-Roſtringer - und Jever-Land. Jhr Erdreich iſt an vielen Orten moraſtig, ie - doch fruchtbar an Getreide und Wieſenwachs, und werden all - hier ſehr gute Pferde erzogen, da - von Herr Stubenberg ſchreibet:DieOlyDie Graffchafft Oldenburg iſt wie ein Pferde-Paradies, daß das gantze Land eine Stuterey zu heiſ - ſen. Die Grafſchaft gehoͤret, ſeit dem der letzte Graf Anton Guͤn - ther (welcher ein Reitbuch ge - ſchrieben) 1667 geſtorben, dem Koͤ - nige in Daͤnnemarck, auſſer die Herrſchafft Jevern, welche dem Fuͤrſtl. Hauſe Anhalt-Zerbſt, und den Hafen Neuſtadt, welcher dem Hertzoge von Hollſtein-Gottorp zuſtehet.

Olympiſche Spiele,

Haben ihren Nahmen von der Stadt Olympia: deren Spiele aber waren fuͤnfferley, 1) das Wettlauffen, da ſie nach einem gewiſſen Ziel lieffen, und ein Kleinod erhielten; der Ort, wo ſolches geſchahe, hieß Stadium: 2) das Ringen, wie im Circo, der Ort hieß Palæſtra: 3) Diſcus war ein runder Teller von Stein oder Ertzt, und ziemlich groß, den ſie in die Hoͤhe warffen, dergeſtalt, daß er nahe bey ihnen wieder auf den Boden fiele, daraus man ſe - hen konte, wer die meiſte Staͤr - cke in den Armen habe: 4) - ſtus, oder auch Pugilatus, waren lederne Riemen, an deren Enden bleyerne Kugeln angemacht, ſol - che ſchnalleten ſie ſich an die Haͤn - de feſt an, und ſchmiſſen einan - der damit weidlich auf den Pu - ckel oder ins Geſicht; da beſtund nun die Ehre darinnen, daß man ſehen ſolte, wer am meiſten an ſeinem Leibe ausſtehen koͤnte, oder den andern durch die Staͤr - cke und Heftigkeit ſeiner Streiche auf den Boden ſchmiſſe, und um Gnade zu bitten zwunge. Uiber diß war auch das Pancratium in Uibung, welches zugleich aus demOmbCæſtu und Ringen beſtunde, ſo daß die Kaͤmpffer durch beyde zu - gleich, ie nachdeme es ſich fuͤr ſie ſchickte, einander Abbruch thun durfften; wiewol noch eine ande - re Art von Pancratio bekannt, ſo man Volutatorium nannte, da ſie ſich auf dem Boden herum wel - tzeten und einander auf alle Weiſe zu wuͤrgen, zu druͤcken, die Glie - der zu verrencken, oder ſonſt die groͤſte Schmertzen am Leib zu ver - urſachen pflegten, bis der eine ſich uͤberwunden bekannte. 5) Fuh - ren ſie mit Wagen, wie die Roͤ - mer im Circo. Diejenigen, die ſich in allen 5 Exercitiis ſehen lieſ - ſen, wurden Pentathli genennet. Hierzu waren gewiſſe Richter be - ſtellet, welche ſowol die Untuͤch - tigen abweiſen, als auch den Sie - gern das Kleinod zuſprechen mu - ſten. Dieſes beſtund nun meh - rentheils in einem Krantz von ei - nem Oel-Zweig, oder in einer auf - gerichteten Ehren-Seule, und daß ſie von vielem Volck mit groſſer Ehrbezeigung nach Hauſe beglei - tet wurden. Mehr Unkoſten ſpendirten die Griechen nicht dar - auf, hatten aber doch den Vor - theil dabey, daß ſie tapffere Leute bekamen, welche fuͤr ihr Vater - land iederzeit wohl ſtritten. Man hielt dergleichen auch zu Athen, Smyrna, Alexandria, Nicaͤa, in Macedonien, auch nachmals an vielen andern Orten.

Ombrageux, cheval om - brageux,

Jſt ein ſcheues, ſchuͤchternes Pferd, welches ein Object oder Gegenſatz fuͤrchtet, ſo ihm auſſer - ordentlich in das Geſichte kommt, welches es ſtutzig oder, ſtillſtehend macht, in Unordnung ſetzet, daßF f f 4esOmnes auf die Seite ſpringt, ohne daß man es darzu oder herbey bringen kan. Dieſer Fehler iſt den Wallachen gemeiner als den Hengſten, auch die bloͤde und kei - ne gute Augen haben, ſind dieſem Mangel unterworffen, ſowol als auch dieſe, die man lange Zeit im Stall ſtehen laſſen, ohne ſie her - aus zu fuͤhren.

Omnes,

Bedeutet in der Muſic, daß ſich alle Stimmen mit einander zugleich ſollen hoͤren laſſen.

Ondeggiare,

Hin und her wancken wie die Wellen, wird in der Muſic vom Tact-Geben geſagt, wenn man die Hand, nachdem ſie nieder ge - laſſen worden, nicht gerade aus - ſondern dergeſtalt herum fuͤhret, daß das zweyte und dritte Tem - po durch einen Umſchweiff kennt - lich gemacht, und vom voͤlligen Niederſchlagen und Aufheben, oder vom erſten und letzten Tact - Theile unterſchieden wird.

Ongles du poing de la bride,

Oder die verſchiedene Fuͤhrun - gen der Naͤgel der lincken Hand des Reuters geben dem Pferde durch die Verwendungen derſel - ben eine Leichtigkeit zur Gewand - ſamkeit zum Avanciren, und zum Stillhalten, z. E. wenn ein Pferd ſoll vor ſich gehen, muß man die Naͤgel der Fauſt unterwerts wen - den, und wenn es ſoll rechts wen - den, muß man ſie zur Seiten in die Hoͤhe bewegen, und wenn es ſoll lincks wenden, muß die Hand mit den Naͤgeln gleich, und etwas linckwerts gehalten werden, und um ein Pferd zu arretiren, mußOnydie Hand erhoben, und die Naͤgel uͤber ſich gewendet werden.

Onoltzbach,

Bey dem Fuͤrſtlichen Schloſſe iſt ein herrliches Ball-Haus, ge - gen welchem das vortreffliche Reit-Raus, und unfern davon der neue Marſtall, welcher mit ſo ſchoͤnen und raren Schecken und Tieger-Pferden beſetzt iſt, daß dergleichen bey wenigen groſſen Herren zu finden. ſ. Anſpach.

Onych-Stein,

Jſt ein Edelgeſtein, welcher den Nahmen daher haben ſoll, weil deſſen Farbe ſich vergleichet mit der Farbe der Naͤgel eines le - bendigen Menſchen, war dort im Amtſchildlein Aaronis. Und 2 groſſe Onycher-Steine waren am Leib-Rock auf den Achſeln oder Schultern Aaronis, in welchen die Nahmen der Kinder Jſrael gegraben waren, auf ieglichem ſechs Nahmen. Exod. 28, 9, 10. Zu Coͤln am Rhein zeiget man den Fremden in dem Kaſten, dar - innen die Hirnſchalen der Heil. drey Koͤnige verwahret ſind, ei - nen Onych-Stein, als eine Hand breit. Auf ſolchem ſiehet man 2 erhabene Haͤupter eines Juͤng - lings gemahlet, denen vor der Stirn eine ſchwartze Schlange ſitzet, und dero Haͤupter gleich - ſam zuſammen verbindet; unten aber bey den Kinnbacken iſt ein ſchwartzer Mohren-Kopff mit ei - nem langen Barte.

Onyx,

Ein anderer Edelgeſtein, und eine Art eines Agates, welcher nicht durchſichtig, ſondern von ei - ner weißlichen und ſchwaͤrtzlichen Farbe iſt. Dieſe Farben ſind der -ge -Opageſtalt artig vermiſchet, als ob ſie gemahlet waͤren.

Opal,

Ein Edelgeſtein, in welchen ſich faſt aller anderer Edelgeſteine ih - re Farben finden, indem er mit einer reichen Purper - und Meer - gruͤnen Farbe gleich einem Ame - thyſt und Schmaragd durchzogen iſt, weswegen er auch nicht, wie andere Edelgeſteine nachgekuͤn - ſtelt werden kan, und dannenhe - ro fuͤr den ſchoͤnſten unter allen Edelgeſteinen gehalten wird. Er wird in Jndien, wie auch in Un - garn gefunden, und in der Artze - ney-Kunſt als ein Mittel gegen die Ohnmacht und Melancholey ſehr geruͤhmet.

Opera,

Drama muſicum, ein muſica - liſches Schauſpiel, welches in Verſen beſtehet, und abgeſungen wird; worbey insgemein aller - hand Taͤntze und koſtbare Machi - nen vorkommen, und die ſolche agiren, nennet man Operiſten, worzu ſich die Jtaliener am mei - ſten gebrauchen laſſen. Sie iſt auch eine Melodien-Gattung, und zwar unter den theatraliſchen die vornehmſte. Sie iſt die wah - re hohe Schule der Muſic, und enthaͤlt einen Zuſammenfluß von allen Schoͤnheiten des Schaupla - tzes in ſich. Die Liebe regieret faſt allemal ſo ſtarck und mit ſo vielen verwirrten Haͤndeln darinne, daß kaum andere Gemuͤths-Bewe - gungen, es ſey denn, daß ſie aus der Liebe entſtehen, Raum darin - ne finden. Ein Opern-Compo - niſt hat auf nichts ſo ſehr zu ſehen, als auf die lebhaffte Ausdruͤckung aller vorkommenden Gemuͤths -OpeNeigungen. Denn obgleich die Liebe allezeit der Haupt-Affect iſt, ſo erreget ſie doch ein Hauffen Unruhe und Bewegungen mit der Eiferſucht, Traurigkeit, Hoffnung, Vergnuͤgen, Zorn, Rache, Wut, Raſerey ꝛc. ſo daß der vornehmſte Character einer Oper faſt in nichts anders als in der Unruhe zu ſu - chen. Jſt der Zweck einer Oper tragiſch, ſo muß ſich der Geſang auch darnach richten, und lauter majeſtaͤtiſche, ernſthafte, klaͤgliche Melodien, nach Befinden der Um - ſtaͤnde eingefuͤhret werden. Jſt das Ende luſtig, ſo bedienet man ſich freudiger, froͤlicher und an - muthiger Melodien. Jſt die Ab - ſicht ſatyriſch, ſo muͤſſen die Sang - weiſen hie und da etwas laͤcher - lich, poßierlich und ſtachlicht her - aus kommen.

Operetta,

Eine kleine Oper, ein kurtzes Sing-Spiel.

Opiniatreté d un cheval, v. Bizarrerie.

Oppoſition d un cheval,

Die Widerſetzung eines Pferds, darunter wird alle Gegenwehr, Widerſpenſtigkeit und boͤſer Wi - derwille mit eingerechnet, welche 1) von ein und dem andern depen - diren, und darinnen erſtarcken, 2) deren theils wider alle, theils wi - der viel, theils wider wenig Zu - muthungen, 3) theils wider alle oder etliche Menſchen, Pferde und Handlungen von ihnen an unterſchiedlichen Orten, alſo auch nur zu einer oder andern Zeit be - zeiget werden.

Optica,

Die Geſicht-Kunde, iſt eineF f f 5mathema -Optmathematiſche Wiſſenſchafft, wel - che von allen ſichtbaren Dingen handelt, ſo ferne ſie ſichtbar ſind, oder von dem Sehen, und demje - nigen, was zu dem Sehen gehoͤ - ret, und dabey vorkommt. Sie hat 3 Theile: 1) die Optic, da nemlich dieſes Wort in engerm Verſtand genommen wird, zu welchen man auch die Perſpectiv - Kunſt rechnet, 2) die Catoptric, 3) die Dioptric.

Optica,

Jm engern Verſtand, oder der erſte Theil der Geſicht-Kunde, iſt eine Wiſſenſchaft, welche von al - len ſichtbaren Dingen handelt, ſo fern ſie durch radios directos oder gerade Strahlen (die von ihnen gerades Weges ohne vorhergehen - des Zuruͤckprallen oder Brechen in das Aug geworffen werden) ſichtbar ſind. Oder, welche von demjenigen Sehen, das durch ge - rade Strahlen geſchiehet, und von allen darzu gehoͤrigen und dabey vorkommenden Dingen handelt.

Orange, Oranien,

Haupt-Stadt im Fuͤrſtenthum dieſes Nahmens, liegt am kleinen Fluß Aigues, nicht weit von der Rhone, und hat eine Univerſitaͤt, welche 1365 geſtifftet, wie auch ein Bißthum, unter den Ertz-Bi - ſchoff zu Arles gehoͤrig. Das be - feſtigte Schloß, welches auf ei - nem Berge liegt, hat der Koͤnig in Franckreich 1660 ſchleiffen, auch An. 1682 die Stadt-Mauren nie - derreiſſen laſſen, und An. 1719 iſt allhier denen Reformirten die letz - te und einige Kirche, ſo ſie noch bishero in Franckreich gehabt, ab - genommen, und denen ſo genann - ten Patribus von der Chriſtlichen Lehre eingeraͤumet worden. Die -Oraſes ſouveraine Fuͤrſtenthum ge - hoͤrte den Printzen von Oranien, von welchen es an das Haus Chal - lon, und nach deren Abgang an die Deutſchen Grafen von Naſ - ſau Ottoniſcher Linie gelanget, un - ter denen verſchiedene groſſe Kriegs-Helden und Stathalter der Vereinigten Niederlande ge - weſen, die aber mit dem groſſen Koͤnige von Groß-Britannien William III abgeſtorben ſind, nach deſſen Ableben die Erb-Folge zwi - ſchen dem Koͤniglich-Preußiſchen und dem Naſſau-Dietziſchen Hauſe ſtreitig war, da ſich jenes auf ein Teſtament Henrici Fride - rici, Printzens von Oranien und Stathalters, deſſen Tochter Loui - ſe Henriette an den Churfuͤrſten von Brandenburg Fridericum Wilhelmum Magnum vermaͤh - let war; dieſes aber auf das Te - ſtament obgedachten Koͤnigs Wil - helmi III gruͤndete, bis 1732 durch einen Partage-Tractat zwiſchen dem Koͤnige in Preuſſen Frideri - co Wilhelmo und dem Printzen von Oranien, Wilhelmo Carolo Henrico Friſone, Erb-Stathal - tern in Frießland und Fuͤrſten zu Naſſau-Dietz, der gantze Streit gehoben worden. Jnzwiſchen hatte der Koͤnig in Franckreich das Fuͤrſtenthum Oranien einge - zogen, und die Proteſtirenden aus dem Lande gejaget, und in dem Frieden zu Utrecht hatte der Koͤ - nig in Preuſſen das gantze Fuͤr - ſtenthum an Franckreich uͤberlaſ - ſen, iedoch mit Vorbehalt des Titels, da es dem Gouverne - ment Dauphiné einverleibet, und 1732 dem Hauſe Conty geſchencket worden. Uibrigens fuͤhret dieſes Fuͤrſtenthum zwey uͤber einander ſtehende blaue Jagd-Hoͤrner imguͤl -Oraguͤldenen, und dann eine guͤlde - ne Straſſe im rothen Felde, als das alte Chaloniſche Stamm - Wappen.

Oratorium, Oratorio, Ora - toire,

Ein Sing-Gedicht, welches eine gewiſſe Handlung oder tu - gendhaffte Begebenheit auf dra - matiſche Art vorſtellet. Die Ora - torien, wenn ſie geiſtliche Din - ge abhandeln, haben ein anders und hoͤhers zum Object oder Vor - wurf als ſonſt, nemlich Gott und deſſen groſſe Thaten, die freylich weit ernſthaftere Ausdruͤckungen und Gedancken geben, auch wich - tigere Wirckungen bey den Zuhoͤ - rern thun, als die verſtellten und geſchminckten Affecten des weltli - chen Schau-Platzes. Zu einer ſolchen Wirckung zu gelangen, muß die Ausdruͤckung in den Me - lodien eines Oratorii, welches ſo viel Abzeichen, als Leidenſchaf - ten hat, zwar nicht ſo wild, aber doch ſo lebhafft, wo nicht lebhaf - ter ſeyn, als in Opern, denn ein Oratorium iſt gleichſam eine geiſt - liche Oper, und die goͤttliche Ma - terie verdienet es vielmehr, als die menſchliche, daß man ſie nicht ſchlaͤfrig ausarbeite. Bey Opern iſt alles Schertz: in Kirchen aber ſoll alles Ernſt ſeyn. Es werden in den Oratorien durch die Pro - ſopopœïam, da aus Dingen Per - ſonen gemacht werden, die ſonſt keine ſind; oder ohne Verbluͤmung durch Einfuͤhrung wircklicher Per - ſonen ſolche Vortraͤge gethan, die nicht in einem duͤrren Geſpraͤche oder in einer Erzehlung allein, ſondern in beweglichen Saͤtzen von allerhand Art, ſchoͤne Ge - dancken und Erwegungen an denOrcTag legen, die Gemuͤther ſowol zur Andacht und heiliger Furcht, als auch zum Mitleiden und an - dern Regungen, vornehmlich aber zum Lobe Gottes und zur geiſtli - chen Freude antreiben, durch Chorale, Choͤre, Fugen, Arien, Recitative ꝛc. die artigſte Abwech - ſelung treffen, und ſelbige mit verſchiedenen Jnſtrumenten, nach - dem es die Umſtaͤnde erfodern, kluͤglich und beſcheidentlich beglei - ten. Des Oratorii Arten ſind Paſſiones oder Vorſtellungen des Leidens Chriſti, Epithalamia, Hochzeit-Stuͤcke, Epicedia, Trau - er-Muſicken, Epinicia, Siegs - Geſaͤnge ꝛc. Es giebt auch vieler - ley weltliche Oratorien, die mehr zum Cammer-Styl, als zur dra - matiſchen Schreib-Art gehoͤren.

Orcheſographia,

Die Tantz-Beſchreibung, wel - che nicht nur die Taͤnze, ſondern auch deren Melodien abhandelt.

Orcheſtra, Orcheſtre,

Waren die vornehmſten Sitze in den Schau-Plaͤtzen, wo die Raths-Herren bey den Roͤmern zu ſitzen pflegten; der Herren - Sitz. Heutiges Tages wird der - jenige Theil des Schau-Platzes alſo genennet, wo die Jnſtru - mentiſten ſich befinden.

Orchotomus,

Ein Wallacher, iſt ein ſolcher, der die Teſticulos aufſchneidet, oder das Pferd verſchneidet, daß es ſich hernach mit andern nicht mehr vermiſchen kan.

Orden, ſ. Ritter-Orden.

Ordo, Ordine, Ordre,

Die Einrichtung oder das Zu -ſam -Ordſammenfuͤgen vieler Stuͤcke, wel - che ein Gantzes ausmachen, z. E. wenn vom Syſtemate der Alten die Rede iſt, ſo ſagt man: Ordo Mercurii, Terpandri, Philolai, Pythagoræ &c. um die Stellung, welche ieder dieſer Autorum den Klaͤngen gab, ingleichen die An - zahl der Saiten, welche er ſtatu - irte, die Weite und Proportion, ſo ſie unter einander hatten ꝛc. anzuzeigen. So ſpricht man, das Tetrachordum ſey eine Stellung von 4 Saiten, das iſt, es ſey ein aus 4 Saiten zuſammengeſetztes Gantzes.

Ordre d Ecurie,

Marſtalls-Ordnung, beſtehet darinnen, daß 1) die Reitknechte vor allen ihr Wiſchzeug rein hal - ten, und die Pferde aufs fleißig - ſte putzen, und darnach mit De - cken fleißig zudecken, 2) den Ha - ber und das Futter wohl reini - gen und miſchen; 3) die Woche einmal die Huͤfe ſalben und vor - her einſchlagen; 4) alle ſechs Wo - chen beſchlagen laſſen; 5) die Saͤttel, nach der Schule fleißig abſaͤubern; 6) die Zaͤume trocken abwiſchen; 7) den Pferden offt die Fuͤſſe hinten und vorn aufhe - ben; 8) Feuer und Licht im Stal - le wohl in Acht nehmen ſollen; 9) des Nachts ſoll eine Latern gebrannt, und allezeit eine Wa - che im Stalle ſeyn, damit, wann was vorfaͤllt, gleich Huͤlffe ge - ſchehe.

Ordre de chevalerie,

Werden Ritter-Orden genen - net, z. E. der Johanniter-Orden, der Elephanten-Orden, der Or - den des guͤldenen Vlieſſes, darin - nen wird gemeiniglich ein alterOrgrenommirter von Adel aufgen om - men, der davon den Nahmen ſamt einem gewiſſen Ehren-Zei - chen traͤgt.

Oreillard, cheval oreillard,

Nennet man ein ſchlap-oͤhrigt Pferd, welches das unterſte der Ohren allzu niedrig, und zu weit angeſetzt hat, daß es mit ſeinen groſſen, langen und weiten Ohren im Schritt und Trab alle Tempo damit marquirt und anzeigt. Solchen Maͤngeln zu begegnen, muß man zwiſchen iedem Ohr et - was Haut ausſchneiden, und wie - der zuſammen heilen, ſo werden die Ohren ſchoͤn aufrecht ſtehen.

Oreilles,

Nennet man die Seiten-Baͤrte an einigen Orgel-Pfeiffen.

Oreilles des chevaux,

Die Pferde-Ohren ſind die bey - de ſpitzige Lappen, ſo zum Gehoͤr verordnet und zu oberſt des Kopfs angeſetzt ſind. Je kleiner, ſchmaͤ - ler und ſpitziger ſie nun ſind, und dabey eng und aufrecht ſtehen, ie ſchoͤner und zierlicher werden ſie dann geachtet, wenn darzwiſchen die Haut fein glatt auf dem ſpi - tzigen Bein auflieget, welches man vor gelernige feurige Pferde haͤlt.

Organica,

Wird die Wiſſenſchafft und Kunſt auf Jnſtrumenten wohl zu ſpielen, gewiſſe Grundſaͤtze und Regeln, die alle mit der gantzen Ton-Lehre aus einer Haupt-Qvelle flieſſen, davon zu geben, vor - nemlich aber etwas geſchicktes darauf zu ſetzen. Jnsgemein aber heißt man alſo die Jnſtru - mental-Muſick, weil ſie mit aͤuſ -ſerli -Orgſerlichen Werckzeugen zu thun hat, und auf ſelbigen die menſchliche Stimme ſo nachzuahmen ſuchet, daß alles gebuͤhrlich klinge und ſinge.

Organicus,

Ein Jnſtrumentiſt oder Jnſtru - mentaliſt, welcher ein gewiſſes Jnſtrument als ſein Hauptwerck tractiret, und darinne vor an - dern ſich hervorzuthun bemuͤhet. Es kan auch ein Componiſt, wel - cher fuͤr Jnſtrumente componirt, alſo genennet werden. Dieſer muß ſich auf ein eintziges Haupt - Jnſtrument vor allen andern mit Fleiß und Ernſt legen, von den andern gebraͤuchlichen Jnſtru - menten iſt es gnug, wenn er ihre Staͤrcke, ihren Sprengel, Spiel - Art und Nutzen ſich bekannt ge - macht; daferne er aber was rech - tes auf Jnſtrumenten ſetzen will, muß er die Singe-Kunſt noth - wendig aus dem Grunde verſte - hen, und faſt mehr wiſſen, als ein bloſſer Saͤnger.

Organum pneumaticum, Orgel,

Behaͤlt unter allen muſicali - ſchen Jnſtrumenten den Vorzug, denn alle andere, ſie werden gleich geſchlagen, geſtrichen oder gebla - ſen, geben doch nur meiſtens einen einfachen Schall und Ton von ſich, und obſchon einige mit ge - doppelten und dreyfachen Griffen angegriffen werden, ſo iſt doch die Harmonie nicht ſo vollkom - men, als auf einem Clavier, wel - ches die Kunſt-geuͤbten Organi - ſten, ſo vollſtimmig und vielgreif - fig zu beruͤhren wiſſen, daß man dem Laut nach urtheilen ſolte, ſie bedienten ſich hierzu nicht nurOrgzweyer, ſondern wol vier und mehrerer Haͤnde. Und wenn gleich auf den ſo genannten Cla - vicymbeln, Spinetten und Rega - len, dergleichen praͤſtiret werden kan, ſo behaͤlt das Orgel-Werck doch vor allen den Preis, weil es ſeinen Klang, nach Vielheit der Regiſter, nicht nur ver - aͤndern, ſtarck und leis gezogen werden kan, ſondern auch bey ei - ner ſtarck beſetzten Muſic, wo jene zu ſchwach ſind, deren Man - gel erſetzet, und mit ſeinem tieff und ſtarck brummenden Baß, als ein rechtes Fundament der andern Stimmen, nachdruͤcklich durch - dringet. Es beſtehen aber die Pfeiffen der Orgeln vornemlich aus dreyen Stuͤcken, der Roͤhre, der Flaſchen und dem Fuß; auch muß eine iede ihre beſondere Hoͤhe haben, als worinnen der Ton und Laut hauptſaͤchlich beſtehet: Der Fuß der Pfeiffen wird in den Wind-Stock geſtecket, welche da - ſelbſt durch die vermittelſt des Claviers und der Tangenten auf - gedruͤckten, oder durch die Tra - cturen aufgezogenen Zellen, aus der Wind-Lade, den vermittelſt der Baͤlge eingeblaſenen Wind empfaͤhet, und den verlangten Laut von ſich giebet. Damit aber die Zellen nicht offen bleiben, und die Pfeiffen heulen, werden ſie vermittelſt der in der Wind-Lade befindlichen Scheeren, ſo bald der Finger von dem Clavier weichet, wieder in die Hoͤhe geſchnellet und geſchloſſen. Von den unter - ſchiedlichen Arten der Regiſter, welche meiſtens in den grob und klein Gedackt, Principal, der Quint, Octav, Superoctav, Mix - tur, Quintadena, Scharfenetten, Poſaunen und Zimbel-Werckenbeſte -Orgeſtehen, und andern ſoll unter Orgel noch ein und anders beyge -[b]racht werden; unterdeſſen wird nicht unangenehm ſeyn, von de -〈…〉〈…〉 en Erfindung etwas zu geden -[c]ken. Es iſt ſehr glaubwuͤrdig, daß die Orgeln eine ſehr alte In - vention ſind, und wollen die in den Orientaliſchen Sprachen Er - fahrne das Wort Ugabh oder Uggaff, ſo an verſchiedenen Orten in Heil. Schrifft, ſonderlich von Jubal, dem Pfeiffen-Erfinder, und bey dem Hiob gedacht wird, Orgeln oder Orgel-Pfeiffen ver - deutſchen. Die heutigen Juden, wie Prætorius in Organograph. erzehlet, geben vor, es habe Koͤ - nig Salomon, in dem herrlichen Tempel zu Jeruſalem, eine Orgel aus eigener Erfindung bauen laſſen, welche die unſerigen weit uͤbertroffen, ſo wir aber zu dero Beweis anheim ſtellen. Ge - wiß iſt es, daß bereits bey den Griechen einige Arten der Orgeln bekannt geweſen, vor deren Er - finder etliche mit Tertulliano den Archimedem, andere aber mit Pli - nio, Vitruvio und Athenæo, den Cteſibium halten, welche Art der Orgeln Hydraulæ genennet wor - den, darum, daß man deren Blas-Baͤlge nicht nach heutiger Art getreten oder gezogen, ſon - dern durch gewiſſe Leitungen des Waſſers getrieben hat. Porphy - rius hat in Lateiniſchen, und Ju - lianus Parabates, in Griechiſchen Verſen die Orgeln der Alten be - ſchrieben, aus welchen man ſich verwundern muß, wie nahe jene alte Invention der unſrigen heut zu Tage verwandt ſeye; und iſt nicht zu zweiffeln, daß ſie von gantz ge - ringer Erfindung immer zu mehr und mehrerer perfection und Voll -Orgkommenheit gelanget ſeyn. Der Anfang iſt ſehr gering und ſchlecht geweſen, und ſollen die erſten Or - geln mehr nicht als funffzehen Pfeiffen gehabt haben, zu welchen man iedesmal, wenn ſie geſchla - gen werden ſollen, zwoͤlff Blaſe - Baͤlge aus den Schmied-Eſſen entlehnet hat, die den benoͤthig - ten Wind gegeben, wie Aventi - nus berichtet. Das Pedal hat Anno 1480 der Deutſche Bern - hard erfunden. Der heilige Hie - ronymus hat zu ſeiner Zeit, nem - lich um das Jahr nach Chriſti Ge - burt 400, ein ſolch Orgel-Werck zu Jeruſalem gefunden, welches ie - doch, wie er ſchreibet, einen ſo lauten Schall von ſich gegeben, daß es bis nach dem Oelberg er - klungen. Jm Jahr Chriſti 753, oder wie andere wollen 757, als in welchem die Orgeln in beſſern Stand gebracht worden, verehr - te der Conſtantinopolitaniſche Kayſer Conſtantinus, mit dem Zunahmen Copronymus, dem neu gekroͤnten Koͤnig in Franck - reich, und Vater Kayſer Carls des Groſſen, Pipino, unter an - dern anſehnlichen Praͤſenten, auch eine kuͤnſtliche Orgel, welche die er - ſte geweſen, ſo man im Occident geſehen, wovon einige ſinnreiche Meiſter in Nuͤrnberg die Anlei - tung genommen, Poſitive und andere Orgelwercke nachzuma - chen. Wiewol Salomon van Till berichtet, es waͤren im Jah - re 660 in Engelland ſchon Orgeln bekannt geweſen.

Organum portatile,

Eine kleine Orgel, welche man forttragen und hinſetzen kan, wo - hin man will; ein Poſitiv.

Orga -
Org

Orgaſinus,

Eine Aufwallung oder ſchnelle Forttreibung, iſt eine ſtarcke Be - wegung des Gebluͤts oder Saa - mens, mit einer Anreitzung ſol - chen auszufuͤhren. Es widerfaͤh - ret jaͤhrlich den Thieren, wenn ſie in die Brunſt treten, die Pferde roßig und die Hunde laͤuffig wer - den, die Katzen rammeln wol - len. Eigentlich aber heiſſet es eine Aufwallung der fluͤßigen Theile des menſchlichen Leibes, welches ſonderlich bey anfangen - den Fiebern obſerviret wird.

Orgel,

Bey denſelben iſt zu betrach - ten 1) die Wind-Lade und deren Probe. Die Wind-Lade beſtehet aus drey Stuͤcken: der Unter - Lade oder dem Wind-Behaͤltniſſe; den Regiſtern und den ſogenann - ten Stoͤcken, darauf das Pfeif - fenwerck ſtehet. Die Wind-Lade ſelbſt iſt ein Rahm von Eichen - holtz bis vier Qver-Finger hoch, durch Schenckel in ſo viele Zellen oder Cancellen getheilet, als das Griffbret Taſten oder Claves ha - ben ſoll. Dieſe Cancellen werden alle mit einander feſt uͤber die Helffte am untern Theile feſt ver - ſpuͤndet; was denn offen bleibet, unter daſſelbe wird der Windka - ſten gelegt. Jn dem Windkaſten ſind die Haupt-Ventile oder Windklappen, welche den uͤbrigen offen gebliebenen Untertheil der Cancellen vollends bedecken. Und alſo wird dieſer Rahm zu einer foͤrmlichen Windlade, auf welche vor dieſem ein ſogenanntes Fun - dament-Bret geleget ward, an - ietzo aber eine mit Leder wohlge - fuͤtterte Spuͤndung der Cancel - len angebracht wird; worauf dennOrgweiter die Regiſter ſamt ihren Daͤmmen, die durch die gantze Lade gehen, und ungefehr einen halben Zoll dick ſind, gerichtet werden. Dieſe Regiſter laſſen ſich hin und her ziehen oder ſchleif - fen, und es werden durch dieſel - ben Loͤcher gebohret bis in die Can - cellen hinein. Wenn man nun die Regiſter anziehet, ſo paſſen die Loͤcher auf einander; ziehet man ſie aber ab, ſo erfolgt das Gegentheil, und kan kein Wind durchkommen. Die Daͤmme ſind feſtſtehende Eichen-Hoͤltzer, ſo zwi - ſchen den Regiſtern befindlich, und weiter nichts thun, als daß ſie dieſelben unterſcheiden. Auf die Regiſter aber werden die Stoͤ - cke, welche bey andern auch Blaͤ - cher oder Kloͤtze heiſſen, mit Schrauben befeſtiget, durch wel - che der Wind bald gerade, bald ſeitswerts, bald ſchraͤge, nach - dem es die Lage zulaͤßt, den Pfeif - fen zugefuͤhret wird. Dieſe Stoͤ - cke, ungefehr anderthalb Zoll ſtarck, muͤſſen ſo dichte unten und inwendig gefuͤttert ſeyn, daß nicht das geringſte vom Winde hindurch noch von einem Clave zum andern kommen kan. Uiber ſolche Stoͤ - cke oder Canaͤle (welche bisweilen auch von Metall verfertiget wer - den, und ſich durch Schrauben bald feſter, bald loſer auf der Windlade machen laſſen, nach - dem es erfodert wird) lieget end - lich das Pfeiffenbret, darinnen die Pfeiffen aufrecht ſtecken und ihre Feſtigkeit haben, wiewol die groſſen Pfeiffen auch eben zu meh - rerer Befeſtigung angehaͤnget wer - den muͤſſen. Dieſer Pfeiffen un - tere Oeffnung muß wiederum ge - rade auf die Loͤcher der Regiſter gerichtet ſeyn, und das iſt die ge -meineOrgmeine Art der ſogenannten Schleiff-Laden oder Schleiff-Re - giſter, welche ſich aber bey feuch - tem Wetter dermaſſen ſchwer an - ziehen laſſen, daß ſie bisweilen wol gar abbrechen und reiſſen. Bey den Springladen hergegen hat ieder Clavis ſeinen eigenen Stock, und iede Pfeiffe auf ſel - bigem Stocke ihr eigenes Ventil, ſo daß eben ſo viel Ventile in den Stoͤcken vorhanden ſeyn muͤſſen, als Pfeiffen daruͤber ſtehen; nur die Mixturen und andere vielfache Stimmwercke ausgenommen. Die Stoͤcke werden hierbey gera - de auf die Cancellen gerichtet. Zu iedem Ventile aber in den Stoͤ - cken iſt eine Feder und ein Dru - cker. Wenn nun ein Regiſter auf die Drucker gezogen wird, ſprin - gen die Ventile oder Klappen auf und eroͤffnen ſich; wird aber das Regiſter abgezogen, ſo ſpringen die Klappen durch den Trieb der untergeſetzten Feder von ſelbſten zu und ſchlieſſen ſich.

2) Der Blaſebalg an einem Or - gelwercke laͤßt ſich mit der Lunge vergleichen, ſo wie die Windlade gleichſam deſſelben Hertz iſt. Ei - nige Orgeln haben der Baͤlge viel, andre wenig, nachdem dieſe einge - richtet ſind, und ihre Bewegung langſamer oder geſchwinder ma - chen. Ein Werck von 30 Stim - men hat wol eher 8 Baͤlge mit vie - len Falten erfodert: Jtzo kan man es mit 3 einfaͤltigen, das iſt, ſolchen Baͤlgen, die nur einmal zuſam - men gefalten werden, gar gut be - ſtellen, wenn ſie nur allgemach und nicht auf einmal ploͤtzlich oder ge - ſchwind niederfallen. Die Urſa - che aber, warum der Wind, auch aus einem einzigen Balge, mit ei - nerley Gewicht beleget, mit einerOrgeinzigen Falte verſehen, (denn mit vielen iſt es nur aͤrger) dennoch nicht gleich oder ebentraͤchtig ſeyn kan, iſt: Daß der Balg, wenn er aufgetrieben und aufgeblaſen wird, iedesmal ein Stuͤck eines Circkel - Bogens macht, und mit dem aͤuſ - ſern Ober-Ende ſeinem Mittel - Punct nothwendig naͤher koͤmmt. Wenn alle Bewegung, ſo wie die - ſe, ie naͤher ſie dem Centro tritt, deſto ſtaͤrcker und geſchwinder, im Niederfallen aber und im Entfer - nen deſto ſchwaͤcher und traͤger wird, indem ſie vom Mittelpun - cte abweichet; ſo iſt leicht zu ſchlieſ - ſen, woher der Orgel-Wind ſei - ne Ungleichheit habe. Ein Vor - theil dabey iſt, daß man den Balg an ſeinem breiten Ende niedriger leget, als am ſchmalen, auch den - ſelben mit einem Gegengewicht verſiehet; welches aber nicht an - gehet, wenn der Balg zwo oder mehr Falten hat. Heutiges Ta - ges werden die Baͤlge nur mit ei - ner eintzigen Falte gemacht, und kan man ſie durch Roß-Adern ſo zwingen, daß auch kein Gegen - wicht noͤthig iſt, indem ſie ſol - ches bereits durch dieſe Adern bey ſich fuͤhren, die Baͤlge moͤgen lie - gen wie und wo ſie wollen. Die Baͤlge und deren Bewegung wer - den durch die Windwage probi - ret. Die Probe des Ladens ge - ſchiehet entweder durch Huͤlffe ei - nes brennenden Lichts, wenn man ſelbiges aller Orten bey den Fu - gen vorhaͤlt, und ſiehet, ob nichts heraus blaſe, wenn die Baͤlge getreten werden; oder man druͤckt bey abgezogenen Regiſtern das gantze Clavier mit kleinen Bre - tern und einem drauf geſetzten Ge - wichte nieder. Vermeinet man alsdenn bey getretenen BaͤlgenundOrgund vollem Winde kein Geſchwir - re oder Geſaͤuſel zu hoͤren, iſt die Lade dicht und gut.

3) Die Orgel-Pfeiffen werden in 2 Claſſen oder Ordnungen ge - theilet, nemlich in Floͤtwerck und Schnarrwerck.

4) Bey dem eigentlichen Stim - men den Orgeln iſt der Vortheil in acht zu nehmen, wenn man z. E. ein Rohrwerck von 16 Fuß rein ſtimmen will, ziehet man ein Floͤtwerck, als nemlich ein Prin - cipal oder Octav von acht Fuß dabey an; weil die Bebungen der feinern Klaͤnge haͤuffiger und ſchaͤr - fer ins Gehoͤr dringen, zumal aus einer feſtgeſtimmten Pfeiffe, als die Wallungen eines groͤbern Lauts in einem wanckenden Rohr - werck. Jſt aber dieſes, wenn es geſtimmet werden ſoll, nur acht - fuͤßig, ſo nimmt man gerne eine Octave von vier Fuß dabey zur Richtſchnur, und folget derſel - ben. Zu einem Schnarrwercke von 4 Fuß, weil es etwas jung, das iſt, hoch und fein im Klange iſt, ziehet man gerne bey dem Stim̃en ein achtfuͤßiges Principal, als ei - ne ſogenannte Æqual-Stimme, und daneben eine vierfuͤßige Octa - ve, nach welchen beyden man je - nes Rohrwerck am ſicherſten rein ſtimmet. Denn die Pfeiffen, ſo mit dem Rohrwercke gleich am Tone ſind, betriegen das Gehoͤr, dem ſie nimmer rein vorkommen, und darum muß allemal eine Un - gleichheit in ihrer Maaſſe beobach - tet werden. Von der Temperatur ſ. an ſeinem Orte.

5) Der eigentlichen Claviere oder Griff-Taffeln ſind bald zwey, bald drey, bald vier, bald fuͤnf, wenn man das Pedal mit rechnet: Sind der Claviere nurOrgzwey, ſo unterſcheidet man ſie durch die bloſſe Benennung des Manuals und Pedals. Sind der Claviere drey, ſo heiſſen die beyden Manuale das Werck und das Ruͤck-Poſitiv, weil gemei - niglich bey dieſer Einrichtung die Pfeiffen des letztgenannten ſo ſte - hen, daß der Organiſt im Spie - len ihnen den Ruͤcken zuwendet; wiewol einige Orgeln, wegen der Lage, ſtat des Ruͤck-Poſitives, ein Seitenwerck haben. Sind der Claviere vier, ſo nennet man das dritte Manual die Bruſt, weil die dazu gehoͤrige Pfeiffen gemei - niglich in der Hoͤhe, als gleich - ſam an der Bruſt des Gebaͤudes, in kleiner Maſſe ihre Stelle fin - den. Sind aber der Caviere fuͤnf, ſo traͤgt das vierte Manual den Nahmen eines Oberwerckes.

6) Die Regiſter-Zuͤge oder Or - gel-Stimmen, welche und wie viele in einem Wercke ſeyn ſollen, wird hier nicht beſtimmet, ob - gleich die, ſo etliche 50 bis 70 Stimmen allerley Art aufweiſen, unter die beſten zu rechnen ſind. Hier iſt nur was weniges zu geden - cken, wie die Regiſter zuſammen zu ziehen, und mit denſelben al - lerhand Veraͤnderungen kluͤglich zu machen. Man ziehet nemlich nicht gerne, wenn Solo geſpielet wird, zwo gleiche Stimmen (wel - che beyde von 8 oder 4 Fuß Ton ſind) deren Pfeiffen nicht einer - ley Geſtalt haben, neben oder mit einander, weil die Ungleichheit des Tones niemals deutlicher und mit mehrerer Widerwaͤrtigkeit vernommen werden mag, als eben bey der vermeinten Gleichheit. So ziehet man auch kein Floͤt - und Rohrwerck auf einem und demſelben Claviere an, ob es gleichRitter-Lexic. G g gaufOrgauf 2 unterſchiedenen Clavieren gar wohl geſchehen kan. Bey groben und tief-klingenden Stim - men muß mehr Ernſthaftigkeit, als fluͤchtiges Weſen im Spielen gebraucht werden; bey vermiſch - tem kleinen und jungen Stimm - werck aber kan man ſich auf ge - ſchwinde und bunte Stuͤcke gefaſt machen. Sonſt theilen ſich die Orgel-Zuͤge in zwo Gattungen: zur erſten gehoͤrt das volle Werck; zur andern aber alle uͤbrige viel - faͤltige Veraͤnderungen, die ſich mit verſchiedenen Clavieren be - ſonders, und mit ſchwaͤchern, ie - doch ausgeſuchten Stimmen ma - chen laſſen.

Orgelwerck,

Ein ſehr kuͤnſtliches Orgelwerck in ziemlicher Groͤſſe, da vermit - telſt einer accurat-gehenden und dazu beſonders eingerichteten Stunden-Schlag-Uhr, welche doch in die 3 Ellen weit von dem - ſelben entfernet ſtehet, bey iedem Stunden-Schlag zwo Minuten von ſich ſelbſt ſpielet, und vier - mal umwechſelt, hat 1728 ein Mechanicus zu Dreßden verfer - tiget.

Orgueilleux, cheval Or - gueilleux,

Ein Pferd iſt ein edles, hof - faͤrtiges, ſchnelles Thier, und hat praͤchtige Bezeigungen, denn die - ſe Eigenſchafft iſt eben die hoͤchſte, wohlanſtaͤndigſte und vornehmſte, wovon ein Pferd ſtoltz und edel genennet werden kan, und in ſol - cher Bezeigung einem Cavalier groſſe Luſt, Ruhm und Nutzen bringt.

Oriental, chevaux orientales,

Orientaliſche Pferde ſind, ſo inOriden Morgenlaͤndern fallen, die eben ſo unterſchiedlich, als ſelbiges Reich und Laͤnder ſehr weit aus - gebreitet ſeyn, welche doch ins - gemein gute Pferde ziehen. Ei - nes hat zwar den Ruhm von der groͤſten Menge, das andere von der Guͤte, das dritte von der Schoͤnheit zu genieſſen. Unter die Orientaliſchen Pferde zehlet man die Perſianiſche und Medi - ſche, davon die letzte die edelſten und beſten: Die, ſo in Campo Miſeo, fallen nicht allein an ſich ſelbſt ſehr groß, und ſonderlich hoch, und dabey breit von Bruſt und Creutz, worauf die Perſia - ner ſo ſchwere Waffen als die Deut - ſchen fuͤhren: ſind dabey auch ſtarck, arbeitſam, hurtig, freudig, und zu allen Kriegs-Geſchaͤfften ge - ſchickt, darum ihnen die Tuͤrcken mehr als allen andern Pferden nachtrachten, daruͤber ſie gern das Leben in die Schantze ſchlagen; die andern Perſianiſchen Pferde ſind vom Gewaͤchs geringer, ſonſt aber ſehr guter dauerhafter Art, ob ſie gleich dem Mediſchen nicht zu vergleichen ſind. Unter allen Pferden, welche unter des Tuͤr - cken Botmaͤßigkeit fallen, ſind die Egyptiſchen die edelſten, weil ſie einen ziemlich-ſtarcken Leib, an Bruſt und Creutz, auch eine davon entſtehende vollkom - mene Schoͤnheit, und die beſten Eigenſchafften unter allen Tuͤrcki - ſchen Pferden haben.

Oriones,

Werden in dem Koͤnigreich Peru diejenigen genennet, welche von Koͤniglichem Gebluͤte her - ſtammen, und in den Ohrlaͤplein guͤldene Ringe oder andere Ziera - then tragen, wodurch ſie ſich vondemOrldem andern Volck unterſcheiden. Der Nahme ſoll ſo viel als auri - cularis, d. i. zum Ohr gehoͤrig, heiſſen. Jn Spanien iſt der Oh - ren-Zierath auch ein Kennzeichen des Adels, und welche ſich deſſen gebrauchen, pflegen einen andern Nahmen anzunehmen.

Orleans,

Eine groſſe und luſtige Stadt in Franckreich an der Loire gele - gen, welche mit ihrem Umkreis ohne die Vorſtaͤdte eine Deutſche Meile in ſich begreifft. Der Bo - den herum iſt ſehr fruchtbar an Korn und koͤſtlichem Wein. Die Kirche zum Heil. Creutz iſt das ſchoͤnſte Gebaͤu in der gantzen Stadt, deren Thurm der hoͤchſte in gantz Franckreich iſt. Auf der Bruͤcken iſt das Bild der Jung - frauen Mariaͤ, welche das Jeſus - Kindlein auf den Armen hat. Auf der einen Seite kniet vor ihr Koͤnig Carl der VII gantz gewaff - net, und auf der andern die Pu - celle d Orleans, gleichfalls ge - waffnet, geſtieffelt und geſporet, wie ein Cavalier mit fliegenden Haaren. So ſind auch zu be - ſichtigen die beruͤhmte Kirche zum Heil. Geiſt, des Koͤnigs Pallaſt, der ſchoͤne Garten und das Rath - haus. Desgleichen das Chatelet, die Bibliothec der Deutſchen und das Carthaͤuſer-Kloſter. Es iſt eine beruͤhmte Univerſitaͤt allda, von Koͤnig Philippo dem ſchoͤnen Anno 1302 geſtifftet, in welcher ſonderlich die Jurisprudenz flori - ret, und hat die Deutſche Na - tion ihren eigenen Rectorem Magnificum. Allhier waͤchſet der beſte Wein in Franckreich. Die Biſchoͤffe haben groſſe Privilegien, erloͤſen die Gefangene an dem TagOrtihrer Einſetzung, und werden von gewiſſen Freyherren in die Dom-Kirche getragen. Von dieſer Stadt fuͤhret nicht nur den Nahmen das Gouvernement von Orleans, welches eines der 12 Ge - neral-Gouvernements von Franck - reich iſt, und 14 kleine Provintzen begreiffet, ſondern auch die Her - tzoge von Orleans, welche die er - ſten unter den Printzen vom Koͤ - niglichem Gebluͤte ſind. Des itzigen Hertzogs von Orleans Groß - Vater Philippus war ein Bruder Koͤnigs Ludovici XIV, der Herr Vater aber Philippus II war bey der Minderjaͤhrigkeit des itzigen Koͤnigs Regent von Franckreich. Der aͤlteſte Printz eines Hertzogs von Orleans fuͤhret allemal den Titel eines Hertzogs von Char - tres. Sonſt fuͤhret der Hertzog von Orleans die 3 guͤldene Fran - tzoͤſiſche Lilien mit einem ſilbernen Turnier-Kragen von 3 Lantzen, auf dem Schilde ſtehet eine Lilien - Krone.

Orpharion, ſ. Orpheoreon, ſ. Orphoreon,

Ein mit meßingenen und ſtaͤh - lernen Saiten bezogenes und an Proportion etwas kleineres Jn - ſtrument, als eine Pandora, wel - ches wie eine Laute geſtimmet wird.

Ortenburg,

Staͤdtlein, mit einem Graͤfli - chen Reſidenz-Schloſſe, 2 Mei - lon von Paſſau, hat eine ſchoͤne Kunſt-Cammer und einen groſſen mit Mauren umgebenen Thier - Garten. Es iſt das Stamm - Haus der Grafen von Ortenburg, deren Grafſchafft im Bayeriſchen Kreiſe liegt, und denen auch dieG g g 2Herr -OrtHerrſchafften Neideck und Sel - denau gehoͤren. Sie ſind unmittel - bare Reichs-Staͤnde, und haben unter den Wetterauiſchen Grafen Sitz und Stimme. Sie haben einen recht Fuͤrſtlichen Hof, und ſchreiben ſich des aͤltern Geſchlech - tes, zum Unterſcheid der Kaͤrn - thiſchen Linie, welche von 1140 bis 1269 das Hertzogthum Kaͤrnthen beſeſſen, ſolches aber an Koͤnig Ottocar von Boͤhmen verkaufft. Dieſe Grafen fuͤhren ein ſilbern Band mit Zinnen im rothen Fel - de wegen der Grafſchafft Orten - burg in Bayern; einen rothen laͤnglichten Triangel im ſilbernen Felde, mit 3 roth und ſilbernen Fluͤgeln, wegen der Grafſchafft Ortenburg in Kaͤrnthen. Auf dieſem Schilde erſcheinen 3 ge - croͤnte offene Helme. Der eine traͤgt ein paar ſchwartze zuſammen ge - fuͤgte Fluͤgel mit guͤldenen Blaͤt - tern beſtreuet; der 2te einen Pfau; und der 3te einen guͤldenen Stern zwiſchen einem ſilbernen und einem rothen Fluͤgel.

Ortolan, ſ. Hortulan.

Oſcitatio,

Das Gehnen, wenn nemlich der untere Kiefer ſich weit auf - ſperret, welches Gehnen von ei - nem uͤblen Magen herkommt. Gleichwie nun ein anderer, welcher auch einen verderbten Magen hat, wenn er den erſten nur gehnen ſiehet, gleich das Maul aufſper - ren und auch gehnen muß: Alſo iſt es auch mit den koppenden Pferden bewandt, wann eines das andere nur koppen ſiehet oder hoͤret, ſo muß es ebenmaͤßig kop - pen, welches von einerley Natur herruͤhret.

Oſn

Oſnabruͤck,

Biſchoffthum im Weſtphaͤli - ſchen Kreiſe zwiſchen dem Bi - ſchoffthum Muͤnſter, dem Fuͤr - ſtenthum Minden, und der Graf - ſchafft Ravensberg. Es wird al - lemal vermoͤge des Muͤnſter - und Oſnabruͤckiſchen Friedens-Schluſ - ſes, wechſels-weiſe ein Lutheri - ſcher und ein Catholiſcher Bi - ſchoff erwehlet, unter welchen je - ner iedesmal aus dem Hauſe Braunſchweig und Luͤneburg iſt, und wenn ein Lutheriſcher Bi - ſchoff regieret, ſtehen die Catho - liſchen Unterthanen in Kirchen - Sachen unter dem Churfuͤrſten von Coͤlln als Metropolitano; hingegen ſind auch die Lutheriſchen Einwohner, wenn ein Catholi - ſcher Biſchoff an der Regierung, demſelben in Religions - und geiſt - lichen Dingen nicht unterworffen. Der ietzige Biſchoff daſelbſt iſt ſeit 1728 den 4 Nov. der Chur - fuͤrſt zu Coͤlln Clemens Auguſtus. Die Haupt-Stadt Oſnabruͤck iſt iſt eine Hanſee-Stadt, und liegt am Fluß Haſe, 8 Meilen von Muͤnſter; am Ende der Stadt liegt eine feſte Citadelle, die Pe - tersburg genannt, und der erſte Lutheriſche Biſchoff Erneſtus Au - guſtus bauete auf ſeine eigene Koſten ein Schloß zur Reſidenz innerhalb der Stadt. Die jaͤhr - lichen Einkuͤnffte des Biſchoffs belauffen ſich ohne die Tafel-Gel - der auf mehr denn 130000 Thaler. Jn dieſer Stadt wurden 1644 die Tractaten zu dem beruͤhmten Weſtphaͤliſchen Frieden angefan - gen, daher ſelbiger oͤffters der Oſnabruͤckiſche Friedens-Schluß genennet wird. Das Wappen dieſes Stiffts iſt ein rothes Rad im ſilbernen Felde.

Oſt -
Oſt

Oſt-Frießland,

Sonſten auch die Grafſchafft Embden genannt, ein Fuͤrſten - thum in dem Weſtphaͤliſchen Krei - ſe, welches gegen Norden an das Deutſche Meer, gegen Oſten an die Grafſchafft Oldenburg, gegen Suͤ - den an das Stifft Muͤnſter, gegen Weſten an den Dollert grentzet, welcher es von der Herrſchafft Groͤningen abſondert. Es iſt ein fruchtbares Land, abſonderlich in der Vieh - und Pferd-Zucht, und gehoͤret dem Fuͤrſten von Oſt - Frießland, zwiſchen welchem und ſeinen Unterthanen gefaͤhrliche Streitigkeiten entſtanden, welche in Guͤte beyzulegen, die verord - nete hohe Kayſerliche Commißion bisher bemuͤhet geweſen. Der Fuͤrſt von Oſt-Frießland fuͤhret im Wappen einen guͤldenen Adler mit einem Jungfrauen-Kopffe, und 4 guͤldenen Sternen umgeben, im ſchwartzen Felde wegen Oſt-Frieß - land; einen guͤldenen Adler mit einer Krone auf beyden Fluͤgeln im rothen Felde, wegen der Graf - ſchaft Rietberg; einen rothen Balcken mit guͤldenen und ſilber - nen Rauten im ſilbernen Felde, und oben mit 2, unten aber mit einem blauen Monde beſetzt, we - gen der Herrſchafft Mannſchlacht; einen ſilbernen Loͤwen mit einer Krone um den Hals, wegen Je - vern; einen ſchwartzen Baͤr mit einem guͤldenen Halsbande im guͤldenen Felde, wegen der Herr - ſchafft Eſens; und endlich zwey creutzweiſe gelegte Faͤhnlein im blauen Felde wegen der Herrſchaft Wittmund. Dieſes Wappen fuͤh - ret drey gecroͤnte Helme, der ei - ne iſt der Oſt-Frießlaͤndiſche, und praͤſentiret zwey ſchwartze Federn mit einer guͤldenen Lilie in derOtiMitte; der andere als der Riet - bergiſche hat einen guͤldenen hal - ben Adler, zwiſchen zwey rothen Fluͤgeln, und der dritte eine blaue Lilie mit zwey guͤldenen Faͤhnlein beſetzet.

Oſtinato, Obſtiné,

Hartnaͤckig, wird in der Muſic gebraucht, wenn man das, ſo man einmal angefangen hat, beſtaͤndig fortſetzet, und nicht davon ablaͤſ - ſet; alſo ſagt man: Contrapunto oſtinato.

Oter le Chapeau,

Heiſt den Hut abziehen, das ſoll ein Cavalier nicht allein auf der Reitbahn bey Auffſteigen und Abſitzen obſerviren, ſondern auch, wann er uͤber die Gaſſe bey vor - nehmen Perſonen vorbey reitet, daß er fein manierlich ſeinen Hut abziehet. Auf der Manege pflegt man an ſtat des Hutabziehens denen vornehmſten ein Compli - ment und Reverenz mit der Spiß - ruthe zu machen, und wann auch ein Fuͤrſt zugegen waͤre.

Oter la Vuë,

Die Augen den Pferden ver - blenden. V. Eblouir.

Otis, Tarda, Outarde, Trappe,

Jſt ein Wild-Vogel, viel groͤſ - ſer als ein Hahn, und ſiehet wie eine Gans. Sein Kopff iſt laͤng - licht und Aſchen-grau, der Schna - bel gar ſtarck, die Zunge zuge - ſpitzt, und auf den Seiten als wie eine Saͤge ausgezackt, hart als wie Bein, die Augen ſind gar breit. Die Ohrenloͤcher ſind ſo groß und ſo weit offen, daß man leicht den kleinen Finger darein bringen kan. Sein Hals iſt langG g g 3undOttund duͤnn, von Farbe Aſchen - grau, der Ruͤcken voller ſchwaͤrtz - lichter Flecken. Der Schwantz iſt roͤthlicht, und hat einige ſchwar - tze Flecken. Die Schenckel ſind eines Fuſſes lang, des Daumens dicke und mit Schuppen beſetzet. Dieſer Jagd-Vogel findet ſich in Engelland, in Bretagne, und an noch vielen andern Orten mehr, lebet von Fruͤchten, vom Graſe und von Ruͤben; wiegt unterwei - len mehr als 13 Pfund. Er kan wegen Schwere ſeines Leibes nicht wohl fliegen; daher er von Jaͤ - gern leicht erhaſchet wird. Er iſt ſehr gut zu eſſen, und fuͤhret viel fluͤchtiges Saltz. Sein Fett zer - theilet, und lindert die Schmer - tzen. Sein Koth iſt vor die raͤu - digen Pferde gut.

Ottava, v. Octava.

Otter-Hunde,

Nennet man die zum Fiſch - Otter-Fange von Jugend auf ab - gerichteten Hunde. Sie ſind ab - ſonderlich beißigt und behertzt, et - was groͤſſer als die Dachs-Schlie - fer, allezeit murriſch, ſpielen nicht mit andern Hunden, haben brau - ne ſtachlichte Haare, und tragen die Ohren zu beyden Seiten meiſt ſteiff abhaͤngig. Man hat derſel - ben eine groſſe und eine kleine Art, davon die groſſen den Daͤni - ſchen Blendlingen gleichen, ein ſcharfes Gebiß haben, und zum Anpacken dienen; die kleinen aber, welche faſt wie die Dachs-Krie - cher ſind, doch etwas groͤſſere Bei - ne haben, braucht man zum Stoͤ - bern. Sie werden in das Ge - ſchleiff oder den Bau der Fiſch - Ottern oder Biber gelaſſen, wenn ſolches vorher mit einem NetzeOuiumſtellet, damit der Otter oder Biber, wenn er heraus getrieben, nicht entlauffen moͤge.

Ottupla, Ottuple,

Jſt ein aus lauter, oder wenig - ſtens mehrentheils aus Achtel - Noten beſtehender gleicher Tact.

Oublier,

Vergeſſen. Die Vergeſſenheit iſt bey den Pferden ein hinderli - cher Mangel in der Abrichtung, weil wenig Mittel zu finden ſind, den Pferden wie den Menſchen das Gedaͤchtniß zu bringen oder zu ſchaͤrffen; wo man aber alle Lectiones ſo offt repetiren wolte, bis ſie bey einem uͤblen Gedaͤcht - niß behafften, wird man ſehr ſpat zu der Abrichtung gelangen, ſon - derlich wo der Lectionen viel, und dabey ſchwer zu thun und an - zubringeu ſind.

Ouire, l ouie des chevaux,

Das Gehoͤr der Pferde. Daß die Pferde von Natur ein beſſers Gehoͤr haben, als die Menſchen, kan man aus der Erfahrung ab - nehmen, und ſonderlich im Krie - ge und auf Reiſen, auch auf der Weide, da ſie der andern Pferde Gang von weiten hoͤren koͤnnen. Gleichwie in dem allergemeinſten Gebrauch, den Fuhr - und Acker - leuten ihre Arbeit im umwenden, forteilen, gemachgehen, und im ſtillhalten, in dem ausweichen, rechts und lincks treten, durch das Gehoͤr und den drauf erfolgten Gehorſam, wol um die Helffte erleichtert wird: Alſo wieviel mehr wird das Gehoͤr der Pferde bey der Abrichtung wircken koͤnnen, wenn die Huͤlff - und Straf-Stim -meOurme zu rechter Zeit, und in rechter Ordnung angewendet wird.

l Ours, der Baͤr,

Gehoͤrt unter das groſſe Wild - pret, und iſt ein ſehr ſtarckes und grimmiges Thier, abſonderlich wenn es erzuͤrnet iſt, wiewol es ſonſten von ſich ſelber den Men - ſchen nicht leicht Schaden zufuͤgt. Es finden ſich derſelben unter - ſchiedliche Geſchlechte, deren Un - terſcheid vornemlich in der Groͤſſe, Farbe, Nahrung und natuͤrlichen Eigenſchafften beſtehet. Denn etliche ſind groß, etliche kleiner, etliche ſchwartz, und zwar die meiſte, etliche weiß, welche allein in Eißland und Moſcau anzu - treffen ſind, etliche gelb und Ca - ſtanien-braun, dergleichen es in Arabia giebt. Die jungen Baͤre werden geſetzt in der groſſen Kaͤl - te um Weihnachten, ſind anfaͤng - lich ſehr klein, wie eine Ratz, und bis zum 5ten Tage blind, wenn ſie klein ſind, ſind ſie kurtzweilig, koͤñen die Baͤume leicht hinauf klet - tern, und den Honig ſuchen, dar - von ſie groſſe Liebhaber ſind, wenn ein juͤnger Baͤr ein Jahr alt iſt, ſo verlaͤſt er ſeine Mutter. Sie wohnen gern in groſſen wuͤ - ſten Waͤldern, worinnen es Fel - ſen, Klippen und Hoͤhlen hat. Jhr ſchwaͤchſtes Glied iſt das Haupt, hingegen haben ſie in den Tatzen deſto groͤſſere Krafft, daß ſie einen Hund erſticken koͤnnen, doch ſind die Zaͤhne ſchaͤdlicher als die Klauen, an welchen ſie nach der Brunſt pflegen zu ſangen, und koͤnnen etliche 20 Jahr leben. Man kan ihnen allerhand Kuͤnſte angewoͤhnen, welches ſonderlich die Polen practiciren, und ſie mi[t]Trompeten und Schalmeyen be -Ouvtaͤuben. Sie werden geſchoſſen, auch mit Knebelſpieſſen mit Huͤlffe ſtarcker Engliſchen Hunde gefan - gen. So bald ihn aber ein Jaͤger verwundet, gehet er ſchnell auf ihn los, und ſuchet ihm das Fang - Eiſen aus der Hand zu drehen. ſ. Baͤr.

Outrer, cheval outré de douleur,

Bedeutet ein Pferd, das aus - gemergelt, abgemattet, von Schmertzen eingenommen, und voͤllig zu ſchanden geritten iſt, welches auf mancherley Art und Weiſe geſchehen kan.

Ouverture,

Eine Eroͤffnung. Jn der Mu - ſic fuͤhret dieſen Nahmen eine ge - wiſſe Jnſtrumental-Piece, weil ſie gleichſam die Thuͤre zu den Svi - ten oder folgenden Sachen auf - ſchlieſſet. Jhr eigentlicher Platz iſt zu Anfang einer Opera, oder eines andern Schau-Spieles, wie - wol man ſie auch vor Cammer - Sachen ſetzet. Sie leidet haupt - ſaͤchlich zwo Eintheilungen, deren erſte einen eigenen Tact, und or - dentlicher Weiſe den zwey halben haben wird, dabey ein etwas friſches, ermunterndes und auch zugleich erhabenes Weſen mit ſich fuͤhret, kurtz und wohl gefaſſet, auch mehrentheils nicht uͤber 2 Cadenzen aufs hoͤchſte zulaſſen muß. Der zweyte Theil beſtehet in einem nach der freyen Erfin - dung des Componiſten eingerich - teten brillirenden Themate, wel - ches entweder eine reguliere oder irreguliere Fuge, bisweilen und mehrentheils auch nur eine bloſſe, aber lebhafte Jmitation ſeyn kan. Die meiſten Frantzoͤſiſchen Ou -G g g 4ver -Ouvverturen ſchlieſſen nach dem Alle - gro, oder zweyten Theile der Ou - verture, wiederum mit einem kurtzen Lentement, oder ernſthaf - ten Satze. Jhr Character iſt die Edelmuth. Bey dem erſten Thei - le einer guten Ouverture empfin - det man eine ſonderbare Erhe - bung des Gemuͤths; bey dem zwey - ten breiten ſich die Geiſter in al -Ouyler Wolluſt aus, und wenn ein ernſthafter Schluß erfolget, ſam̃ - len und ziehen ſie ſich wieder in ih - ren gewoͤhnlichen ruhigen Sitz.

Oüyes,

Die Oeffnung an beyden Sei - ten des Steges auf Violinen, Vi - oldigamben u. d. g.

P.

Pabſt,

DAs Ober-Haupt der Roͤmiſch - Catholiſchen Kirche, welche Jhro Paͤbſtliche Heiligkeit, wie auch der heilige Vater tituliret wird, deſſen Reſidentz iſt zu Rom, und wird er von den Roͤmiſch - Catholiſchen als oberſter Biſchoff der Kirche und Chriſti Stathal - ter auf Erden angeſehen; wel - ches Anſehen ihm aber weder die Proteſtantiſche Religions-Ver - wandten, noch die Griechiſche Kirche zugeſtehet. Das Paͤbſt - liche Wappen iſt blau mit einem guͤldenen Balcken durchgezogen, uͤber welchem ein guͤldener Stern, unten aber 3 guͤldene Huͤgel er - ſcheinen, und oben auf dem Schilde ruhet die dreyfache Kro - ne, dahinter 2 Schluͤſſel, ein ſil - berner und guͤldener liegen.

Pa-da,

Jſt ein Aufmunterungs-Wort auf der Manege, um dadurch dem Pferde in Levaden, Cour - betten und Saͤtzen, die Huͤlffe mit der Stimme zu geben, und be - ſtehet in 2 Tacten oder Bewegun - gen, wornach ſich ein Pferd vorn erheben, hinten gleich nachſetzen, die Tempi obſerviren, und nichteinen Pas geſchwinde, den andern langſam machen muß, welches kein Anſehen hat, auch weder Kunſt noch Geſchicklichkeit zeiget.

Paderborn,

Hauptſtadt eines Bißthums im Weſtphaͤliſchen Kreiſe, wel - ches zwiſchen den Grafſchafften Lippe, Rietberg und Waldeck, Nieder-Heſſen, der Abtey Cor - vey, dem Hertzogthum Weſtpha - len und den Braunſchweigiſchen Landen lieget. Die Stadt iſt ei - ne ziemlich groſſe und befeſtigte Hanſee-Stadt an der Lippe, 8 Meilen von Caſſel, und hat eine 1616 geſtifftete Univerſitaͤt. Wo die Lippe und Alme zuſammen flieſſen, iſt des Biſchoffs Reſidentz - Schloß Nienhaus gelegen. Der Biſchoff iſt ein Suffraganeus des Ertz-Stifftes Mayntz und ein Fuͤrſt des Reichs. Das Dom - Capitel beſtehet aus 24 Canoni - cis, welche alle ihre 16 Ahnen er - weiſen, auf einer Univerſitaͤt in Franckreich oder Jtalien ſtudiret, und das 21 Jahr erreichet haben muͤſſen. Der Biſchoff zu Pader - born fuͤhret im Wappen ein guͤl - denes Creutz im rothen Felde, we - gen des Stiffts Paderborn; undeinPadein rothes Ancker-Creutz im ſilber - nen Felde, wegen der Grafſchafft Pyrmont.

Paduana, Padoana, Pavana,

Soll den Nahmen von der Stadt Padua haben, in welcher dieſe Taͤntze erfunden worden. Es iſt ein gravitaͤtiſch muſicali - ſches Stuͤck, giebt eine praͤchtige und anmuthige Harmonie, wenn allerhand Jnſtrumente zuſammen ſpielen; gehoͤrt alſo auch nur zu gravitaͤtiſchen Taͤntzen. Sie be - ſtehet aus drey Repetitionen, de - ren iede 8, 12 oder 16 Tact, weni - ger oder mehr nicht haben muß, wegen der vier Pas oder Tritte, die darinne vorkommen. La Pavane d Eſpagne iſt ein Spaniſcher gra - vitaͤtiſcher Tantz, ſo auf dieſe Art componiret.

Pæan, Pæaniſmus,

Ein Lob - und Freuden-Geſang, welchen die, ſo von einem Uibel befreyet worden, zu ſingen pfleg - ten. Es wird auch ein Geſang alſo genennet, welcher anfangs nur dem Apollo und der Diana, nachgehends aber auch andern Goͤttern geſungen ward; und zwar verrichtete man dieſes Lob - Geſaͤnge tantzend, und ſpielete da - bey auf der Cither; ja man ver - fertigte auch dergleichen vorneh - men Leuten zu Ehren.

Paitre un cheval,

Heiſt ein Pferd fuͤttern, wel - ches verſchiedentlich geſchiehet, die meiſten aber ſind gewohnt, ih - ren Pferden des Tages fuͤnf Fut - ter zu geben, und theilen auch ſol - che Zeit nach des Tages Laͤnge ein, daß einerley Zeit zwiſchen iedem Futter, (und nicht eine laͤn - ger, die andere kuͤrtzer) ſey, ſo beyPaldenen noͤthig, welche auch nur drey Futter zulaſſen, nur daß ſolche einmal eingefuͤhrte Ordnung nicht oft geaͤndert werde; abſon - derlich bey der Abfuͤtterung, denn Unordnungen ſind zu keiner Zeit einem Pferde gut, denn was un - zeitig geſchiehet, wird auch zur Unzeit wircken.

Palæomagadis,

War ein blaſendes Jnſtrument, welches einen hohen und tieffen Klang von ſich gegeben.

Palæſtra,

Eine Exercitien-Schule, Aca - demie, wo man fechten, reiten, ſpringen, werfen ꝛc. lernete; eine Fecht-Schule; eine Ring-Schu - le; ein Ort, wo man allerhand Exercitia machte, als Fechten, Ringen, Kaͤmpffen, Lauffen und dergleichen. Es war ein groſſes Gebaͤude, mit allerhand Schil - dereyen ausgezieret, nemlich mit den Bildniſſen der Fechter. Man ſtreuete klaren Sand auf den Platz, da die Kaͤmpffer auf ein - ander losgehen ſolten, damit ſie nicht ausgleiten moͤchten. Da - hero auch die Ringer und Kaͤmp - fer Palæſtritæ genennet worden.

Palais de la bouche du cheval,

Der Gaume oder der Rachen des Pferds, welcher der gewoͤlb - te Theil uͤber der Zungen iſt, zum theil aus dem Bein des Unterſa - tzes, zum theil aus dem Obern - Kinnbacken gemacht, an dem Ort gegen der Luft-Gurgel zu kroſpe - licht und faltigt. Dieſer Gau - men iſt der Zaͤumung ſehr hinder - lich, wenn er zu kuͤtzlich, daß er von iedem Anruͤhren des Mund - ſtuͤcks fliehet, und das Pferd das Maul aufſperret, daß es mit demG g g 5feſtenPalfeſten Zuguͤrten nicht mehr aller - dings zu wehren iſt; worzu ſon - derlich die hohen Galgen-Mund - ſtuͤcke meiſterlich helffen koͤnnen, welches eben ſo ſchaͤdlich, als uͤbel - ſtaͤndig iſt. Dieſe Verhinderun - gen aber muͤſſen durch ein niedri - ges Mundſtuͤck und Hohlbiß re - mediret werden.

Palaria,

War ein gewiſſes Exercitium junger und ungeuͤbter Soldaten, welches auf zweyerley Art ge - ſchahe. Die eine anlangend, ſo wurden Pfaͤhle in die Erde feſt eingeſchlagen, welche 6 Fuß hoch waren, ſo daß ieder Soldat ei - nen vor ſich hatte. An ſolchen uͤbten ſie ſich folgender maſſen: Sie fuͤhrten einen hoͤltzernen De - gen, und in der lincken Hand ei - nen Schild, damit ſie dann ſich ſtelleten, als ob ſie mit dem Schild ihres Gegnes Streiche auffiengen, zugleich aber auf den Pfahl bald oben bald unten losſtieſſen, als ob ſie ihren Mann vor ſich haͤt - ten. Dadurch lernten ſie den Degen fuͤhren, und wie ſie vor dem Feinde fechten ſolten. Was die andere Art betrifft, ſo hat - ten ſie einen Wurffſpieß in der Hand, mit welchem ſie nach den Pfaͤhlen von weiten wurffen. Es pflegte ſich auf ſolche Art auch das Roͤmiſche Frauen-Volck biswei - len eine Motion zu machen, da gewiſſe freche Weiber ſich in allen den Maͤnnern faſt gleich ſtellen wolten.

Palefreniers d un Ecurie,

Nennet man Reit - und Mar - ſtalls-Bediente. Dieſe ſollen nun geſunde, ſtarcke behertzte Leute ſeyn, von ehrlichem Herkommen,Palchriſtlich, zuͤchtig, getreu, fleißig und wacker in ihren Verrichtun - gen, alſo, daß ſie gleichſam hier - zu ſcheinen gebohren zu ſeyn, und ſollen ſich vor Fluchen, Gottes - laͤſtern, Hurerey, Luͤgen, Voͤllerey, Muͤßiggang, Zanck, Diebſtal und dergleichen huͤten, eine ſonderli - che Liebe zu den Pferden haben, und ſolche nicht uͤbel tractiren, vielweniger um die Koͤpffe ſchla - gen, daß ſie tumm, oder gar zu Kollerern werden.

Palilia,

War ein gewiſſes Feſt bey den Roͤmern, an welchem die Land - Leute den 1 May auf den Doͤr - fern viel Stroh anzuͤndeten, da herum tantzten, und endlich uͤber die verbrannten Reliqvien ſprun - gen. Dergleichen Ceremonien ſind vor dieſem in Deutſchen Lan - den mit den Johannis-Feuern und Sonnewend-Feuern auch geſche - hen; So aber von dem Kayſer Joſepho I bey hoher Strafe ver - boten worden.

Palpiter,

Zappeln oder treppeln, das iſt ein Mangel an einem Pferde, wenn es mit den vordern Schen - ckeln zappelt, kreutzet und mit den - ſelben nicht vor ſich und hinaus greiffen will, dis entſtehet entwe - der aus groſſer Hitze und Em - pfindlichkeit des Pferdes, oder daß es im Ruͤcken keine Staͤrcke oder Vermoͤgen hat; geſchiehet es aus groſſer Hitze, ſo arbeitet man es gelind uͤber ſich, und laͤſt es einen zu Fuß mit der Corda im Schritt vor ſich ziehen, und ſetzet es hernach auf die Groppa; kom̃t es aber aus Schwaͤche des Ruͤ - ckens, ſo ſchonet man das Pfeꝛd nocheinePaneine Weile, bis es zu ſeinem voͤl - ligen Alter und Kraͤften kommt, alsdenn wird es ſich ſelbſt corri - giren, und dieſen Fehler verlieren.

Pan,

Der aus dem fabelhafften Al - terthume bekannte Gott der Hir - ten, Jaͤger ꝛc. ſoll die aus ſieben ungleichen Roͤhren beſtehende Hir - ten-Pfeiffe erfunden haben.

Panacea Hippiatrica,

Jſt der Nahmen einer von dem beruͤhmten Stallmeiſter Herrn von Solleiſel in ſeinem veritable parfait Marêchal, beſchriebenen allgemeinen Artzney fuͤr die Kranck - heiten der Pferde, welche auch fuͤr ein gutes Freß-Pulver dienen kan. Es iſt aber ſolche nichts an - ders, als das Hepar Antimonii, und wird folgender Geſtalt berei - tet: Man nimmt Antimonium oder Spießglas und Salpeter, eines ſo viel als des andern; der Salpeter muß vom andern Sud ſeyn, ſintemal der weiſſe und ge - laͤuterte gar ſtarck iſt. Zerſtoſſet beydes ein wenig groͤblich, und miſchet es in einem eiſernen Topff oder gegoſſenem Moͤrſel unter ein - ander, dergeſtalt, daß zwey Drit - theil des Topffs leer bleiben, zuͤn - det es mit einem gluͤenden Brand - ſcheit an, und ruͤhret es mit eben demſelben ein wenig durch einan - der, damit es ſich recht entzuͤnde, u. alſo laͤſſet man es unter einander kochen, bis es von ſelbſten aufhoͤ - ret und wieder kalt wird. Zu dieſer Bereitung wird kein ander Feuer erfodert, als dasjenige, welches zu aͤuſſerſt an der Kohle iſt, damit die vermengte Materie angezuͤndet wird. Hierauf ſtuͤr - tzet man den Moͤrſer um, ſo wirdPandas Hepar zu unterſt, der Salpe - ter aber, welcher ſich nicht ange - zuͤndet hat, mit den Unreinigkeiten des Spießglaſes oben auf ſeyn, welche zwey leicht von einander zu ſcheiden, ſintemal das Hepar wie Glas glaͤntzet, und eine dun - ckel-braune Leber-Farbe haben muß, wo es anders recht gemacht iſt. Fuͤr die Pferde muß man das Hepar Antimonii nicht wa - ſchen, weil ihm viel von ſeiner Krafft benommen wird. Von dieſem Hepar kan man zwo Untzen gepuͤlvert unter dem Haber oder den genetzten Kleyen den Pferden vierzehen Tage oder drey Wochen lang eingeben. Solches wird den Pferden, die nicht freſſen wol - len, die Luſt wieder bringen, die Wuͤrme toͤdten, zu Heilung der Wunden befoͤrderlich ſeyn, die Pferde, welche nicht zu Leibe kom - men koͤnnen, feiſt machen, den Wurm und die Raude heilen, wie auch das Gebluͤte reinigen, die Gaͤnge oͤffnen, den Huſten ſtillen und guten Athem zu wege brin - gen.

Panadous, garni de Plumages,

Stutzer, nennet man die galan - ten praͤchtigen Studenten auf Univerſitaten, welche gemeinig - lich Liebhaber der Adel-Exercitien, abſonderlich des Reitens ſind, menagiren die Pferde aber gar ſelten; wie ſolches Mr. Daniel Martini in ſeinem Nouveau Par - lement pag. 459 bezeuget, ſagen - de: Die Herren Stutzer de leur grace reiten gemeiniglich die Pfer - de zur Raͤhe, oder zum wenigſten krumm und lahm. Denn wenn ſie bey einem Valet wohl geſchman - ſet haben, und geben einem Lands - mann das Geleit, ſo plagen ſieder -Pandermaſſen die armen Thiere, daß ſie unter ihnen moͤchten umfallen, damit ſie ihren Tax abreiten.

Pancarpus,

Ein Schauſpiel bey den Roͤ - mern, da einige ſtarcke behertzte Maͤnner, die man fuͤr ein gewiß Geld dazu gedinget hatte, mit al - lerley wilden Thieren ſtritten, der Ort, wo man dieſes Spectackel zu halten pflegte, war das Roͤmiſche Amphitheatrum, und war bis zur Zeit des Kayſers Juſtiniani, (welcher im 6ten Seculo regierte,) im Schwange.

Pancratium, ſ. Olympi - ſche Spiele.

Pandor, Pandur,

Eine Lauten-Art, und faſt als eine groſſe Cither, mit einfachen und doppelten, auch vier - oder mehr-fachen gedreheten meßinge - nen und ſtaͤhlernen Saiten bezo - gen, und wird von 6, bisweilen auch 7 Choͤren, wie eine Laute, doch unterſchiedlich geſtimmet. Die Qvinte iſt nicht darauf, wie auf den Lauten.

Pandurich,

Jſt wie eine kleine Laute mit vier Saiten bezogen, etliche auch mit fuͤnffen: Wird mit einem Fe - der-Kiel, oder mit einem Finger geſpielet, wiewol auch einige mehr als einen Finger dazu gebrau - chen.

Panier,

Heiſſet ſo viel als eine Fahne oder Schild, hat ſeinen Urſprung von dem Roͤmiſchen Worte Panto. Dieſe Fahne war ehemals nur de - nen erlaubet, die Fahnlehn be - faſſen, und einen gewiſſen Bann oder Gerichtbarkeit hatten. SanctPanGeorgens Panier, iſt eine Fahne, darinnen die Hiſtoria von dem Ritter St. George, wie er mit dem Drachen ſtreitet, abgebildet iſt, und welche die Schwaͤbiſche und Frantzoͤſiſche Ritterſchafft von langen Zeiten her fuͤhret. Von dem Panier des heiligen Roͤ - miſchen Reichs, ſiehe Reichs - Panier.

Panneaux d une ſelle,

Sind 2 kleine Kuͤſſen oder Pol - ſter, mit Kuͤh-Reh - oder Pferde - Haar ausgefuͤllet, welche zu bey - den Seiten unter dem Sattel lie - gen, daß ſelbiger das Pferd nicht druͤcke, und das Wider-Riß ver - letze.

Pannen-Herr,

Dynaſta vexilli prærogativa gaudens, hieß vor dieſem in Deutſchland derjenige, welchem eine Fahne oder Pannier, und da - durch die Herrſchafft uͤber einen gewiſſen Strich Landes war gege - ben worden. Solcher Titel wird noch heut zu Tage von dem Kay - ſer wohlverdienten Perſonen ge - geben. Sie ſcheinen mit den Ban - nerets in Franckreich uͤberein zu kommen.

Pantaleon,

Ein groſſes mit Darm-Saiten bezogenes Jnſtrument, ſo mit Kloͤppeln gleich einem Cymbal tractiret wird, worauf man einen General-Baß ſpielen kan. Es hat den Nahmen von ſeinem Er - finder, Pantaleon Hebenſtreit, einem Virtuoſen in Dreßden.

Pantera,

Jſt ein viereckigtes, dreyfaches, auswendig beyderſeits mit Spie - geln, und inwendig mit einenſub -Panſubtilen weiten Jnngarn (wie die Huͤner-Steckgarne) wohl verſe - henes Garn, womit allerhand groſſen und kleinen Voͤgeln, als Droſſeln, Amſeln, Miſtlern, Kernbeiſſern, Krammets-Voͤgeln, Fincken und dergleichen geſtellet, und dieſelben in Menge damit ge - fangen werden. Der zugerichtete Platz, welcher mit der Pantera umzogen iſt, und an dem einen Ende in der Mitte eine Huͤtte ha - ben muß, wird Roccolo genen - net. Unter allen Arten von Vo - gel-Faͤngen iſt dieſer mit der Pan - tera oder Roccolo ohnſtreitig der vornehmſte, luſtigſte und eintraͤg - lichſte, wiewol auch, ſo viel die Garne und Zubereitung des Pla - tzes anbetrifft, der koſtbareſte, und wird ſolcher ſehr ſtarck in Jtalien, Oeſterreich und Tyrol practiciret. Man erwehlet darzu einen Ort, wo dergleichen Voͤgel, die man fangen will, ihren Strich zu ha - ben, in einem Vorholtze, das aus jungem Schlag beſtehet, oder auch in einer Aue, und richtet ihn folgender Geſtalt an: Die Sei - te, ſo juſt der Huͤtten gegen uͤber iſt, ingleichen die beyden Neben - Seiten ſind iede vier und ſechtzig Ellen lang, die Seiten von der Neben-Seiten bis zur Huͤtten, ſind iegliche die Helffte erſtbemeld - ter Laͤnge, nemlich zwey und dreyſ - ſig Ellen, um und um bis zu der Huͤtten iſt ein vierthalb Ellen brei - ter Gang, auf beyden Seiten mit ſchoͤnen gruͤnen Baͤumen in guter Ordnung bepflantzet. Jn - wendig in dieſem Gang werden die Garne, oder Pantere aufge - richtet, feſt angezogen, und die groſſen Spiegel-Maſchen unter ſich am Boden mit Hacken feſt angeſpannet, damit das JngarnPanleichtlich hin und wieder gezogen, und dadurch die Voͤgel deſto ſchnel - ler koͤnnen gefangen werden. Die Baͤume, zwiſchen denen die Pantera zu ſtehen kommt, muͤſſen etwas hoͤher als dieſelbe ſeyn, auch unten herum, desgleichen auch innerhalb, ſo hoch die Netze reichen, damit ſolche von den Aeſten nicht beruͤhret, noch darein verwickelt werden moͤgen, vorhe - ro wohl ausgeſchneidelt, obenher, inwendig ſowol als auſſenherum aber dick und aͤſtig gelaſſen wer - den. So hoch nun dieſe Baͤume ausgeſchneidelt ſind, ſo hoch muß auch der Roccolo um und um mit einem Zaun umgeben und einge - fangen ſeyn, damit kein wildes oder heimiſches Thier in die Gar - ne kommen, und ſelbige zerreiſſen moͤge, weil dieſe faſt bis auf den Boden hinunter gehen muͤſſen. Jm mitlern Platz des Roccolo ſind groſſe duͤrre Fall-Reiſer, wie ſonſten auf Krammets-Vogel - Herden gebraͤuchlich, geſetzet; dieſe muͤſſen um einen halben Mann hoͤher ſeyn, als die Garne. Ferner muͤſſen auſſerhalb dieſer Fall-Baͤume herum allerley Baͤu - me ſich befinden, welche iedoch nicht ſo hoch als diejenige, ſo um die Pantera ſtehen, ſeyn doͤrffen, dergeſtalt, daß der gantze Platz gleich einem luſtigen Baum-Gar - ten anzuſehen iſt. Die Huͤtte iſt neun bis zehen Ellen hoch in zwey Stockwerck eingetheilet; in dem unterſten werden die Voͤgel gehal - ten, in dem oberſten aber der Vogelſteller mit denenjenigen, ſo dieſer Luſt mit genieſſen wollen. Nicht weit von der Huͤtte ſind drey ohngefehr vier bis fuͤnffthalb Ellen hohe, oben mit gruͤnen Raſen bedeckte Buͤhnen, auf welchenmanPanman die Ruhr-Voͤgel hat, ſo man von der Huͤtten ausziehen kan; die mitlere Buͤhne muß am naͤchſten vor der Huͤtte zwey Klaff - ter oder 6 Ellen lang, und zwey Ellen breit, die kleinen aber recht viereckigt, und zwey bis dritthalb Ellen breit ſeyn. Jſt der Roccolo ſolchergeſtalt zugerichtet, ſo hebt man um Bartholomaͤi an, ſolchen zu beſtellen; da muß man denn gute verhaltene ſingende Lock-Voͤ - gel von Droſſeln, Amſeln und Miſtlern in Bereitſchafft haben, in Ermangelung derſelben aber ihren Geſang mit einem Pfeiff - lein nachzuahmen wiſſen. Die ſingende Lock-Voͤgel muͤſſen in dem Roccolo um die Fall-Baͤu - me herum in ihren Staͤnden mit Tannen-Gras, bedeckt, Claffter hoch ſtehen, und nie verwechſelt werden; wenn nun auf ihr Locken fremde Voͤgel herzu fliegen, und ſich auf die Fall-Reiſer oder Baͤume ſetzen, ſo werden aus dem obern Zimmer durch gewiſſe darzu gemachte Schieß-Loͤcher, vermittelſt einiger Palleſter die Pfeile oder Poltzen, welche faſt wie fliegende Habichte formiret ſind, abgedruͤcket, die denn ohnge - fehr Claffter hoch oberhalb den Fall-Baͤumen uͤber die fremden angekommenen Voͤgel hinfahren, welche in Meinung, es ſey ein Habicht, aus Furcht vor denſel - ben mit groſſem Ungeſtuͤm nieder - ſchieſſen, und indem ſie ſich in den auſſer und innerhalb des Gar - nes ſtehenden Baͤumen zu ſalviren vermeinen, daruͤber in die Pante - ra gerathen, und in ſolcher han - gen bleiben. Diejenigen, ſo ſich in der Hoͤhe fangen, daß man ſie nicht erreichen kan, werden mit Huͤlffe einer freyſtehenden einfa -Panchen Baum-Leiter, auf die man in die Hoͤhe ſteigen kan, gar be - qvem ausgenommen. Etliche be - dienen ſich bey dem Roccolo auch einer Eule, die Voͤgel zum Ein - fallen deſto beſſer anzulocken. Auf ſolche Weiſe werden von al - lerhand Arten zu mancher Zeit in die tauſend Voͤgel gefangen, welches ſonſt auf keinem Vogel - Fang geſchehen kan. Die Pan - tera muß folgender Geſtalt ge - ſtricket werden. Das Jngarn, ſo qver gegen der Huͤtten uͤber zu ſte - hen kommt, muß man mit vier - zehen hundert Maſchen zu ſtri - cken anfangen, und in der Hoͤhe ein und dreyßig Fuß haben. Die groſſen Spiegel aber muͤſſen mit 140 Maſchen angefangen werden, und in der Hoͤhe neun und einen halben Spiegel haben; die zwey groͤſſern Panteren aber muß man mit 2100 Maſchen angefangen, die Hoͤhe aber mit der erſten gleich hal - ten; die Spiegel faͤngt man mit 2010 Maſchen in gleicher Hoͤhe an. Dieſe Panteren muͤſſen wie die Steck-Gaͤrnlein eingerichtet ſeyn, auſſer daß oben, wo die groſſe Leine iſt, gedrehete Ring - lein von Horn eingemachet wer - den, damit man die Pantera zu - ſammen und wieder von einan - der ziehen kan, welche man und zwar iedes Stuͤcke Garn oder Pan - tera, inſonderheit an zweyen klei - nen oben an die Latten ange - ſchraubten Raͤdlein oder Kloben, und durch dieſe durchgezogene Hangleinen, als daran die beiner - ne Ringlein ſind, ſo offt es belie - big und vonnoͤthen, nieder zu laſ - ſen, und wieder aufzuziehen pfle - get. Die Panteren und Roccoli zu den Fincken und andern kleinen Voͤgeln werden eben auf dieſeWeiſePanWeiſe eingerichtet, die Garnen ſind in gleicher Hoͤhe, aber viel kleiner im Umkreiſe, die Fall-Baͤu - me muͤſſen nicht innerhalb der Pantera, ſondern auſſerhalb der - ſelben, drey Ellen weit davon ge - ſetzet werden; ſo muß auch der Gang, wo die Garne in der Mit - ten ſtehen, oben wie ein abſchuͤſ - ſiges Dach von Latten gemacht, und mit Tannen-Reiß bedeckt ſeyn, weil ſonſten die Fincken, wenn ſie nahe an das Garn kom - men, uͤber daſſelbe aufſteigen wuͤrden; muß alſo an der Fin - cken-Pantera das Garn gegen der Huͤtten uͤber mit 800 Maſchen, und die zwey laͤngern bis zu der Huͤtten mit 1200 angefangen wer - den; die Hoͤhe erſtrecket ſich, wie bey der groſſen Pantera, auf 31 Fuß. Die groſſen Spiegel-Ma - ſchen muͤſſen gegen der Huͤtten uͤber mit achtzig, und die Seiten - Panteren mit 120 Spiegeln ange - fangen ſeyn, und iede zehendhal - be Spiegel hoch werden. Jn dem Oeconomiſchen Lexico iſt Tab. XI, Fig. 2 der Abriß einer Pantera in Kupffer vorgeſtellet worden.

Panthere,

Pardel oder Panter-Thier iſt das grauſamſte unter allen, wel - ches alle wilde Thiere darnieder reiſſet, ſehr behende und geſchwin - de, gantz fleckigt und ſchoͤn von auſſen, ausgenommen das Haupt, welches ſchaͤndlich anzuſehen iſt.

Pantoufle, fer Pantoufle,

Jſt ein Huf-Eiſen, welches man braucht, wenn die Pferde eng - und zwang-huͤffig worden, daß man ſolche damit nach und nach wieder kan heraus treiben,Pandaß ſich die Ferſen erweitern. Die - ſes Eiſen hat inwendig einen viel dickern Ranfft, als auswendig, damit die Dicke des Eiſens die Ferſen deſto mehr heraus drin - get. Dieſes Pantoufle-Beſchlaͤge iſt auch gut vor die Horn-kluͤff - tige Pferde.

Pantzer,

Heiſſet man bey der Jaͤgerey die zum theil mit Fiſch-Bein ab - genaͤhete, zum theil aber mit Haa - ren oder Baumwolle ausgeſtopffte Jacken, welche man den groſſen ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunden, wenn ſie an die hauende Schwei - ne gehetzet werden, anzulegen pflegt, damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden kommen moͤgen. Dieſe Jacken werden auswendig von ſchwartzen oder braunen Bar - chent gemacht, und mit feſter Leinewand unten ausgefuͤttert, auch mit Haaren oder Baumwolle wohl ausgeſtopffet, und gantz durchnehet. Unter dem Bauch und an der Bruſt aber werden ſolche nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da am gefaͤhrlichſten, mit Fiſch-Bein ausgeleget, und mit eitel Neſtel-Loͤchern hart an ein - ander mit vieler Arbeit ausgene - het, daß eine ſolche Jacke ſo feſte als ein Pantzer wird; und weil ſie auch Pantzers Dienſte thun, iſt ihnen dahero ſonder Zweiffel der Nahme Pantzer beygeleget wor - den. Man muß bey den Sei - ten-Fluͤgeln, wegen der hintern Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und dieſelben um die Vorder - Schenckel mit Ermeln verſehen, oben auf dem Ruͤcken aber Schnuͤr-Loͤcher machen, damit man ſie daſelbſt mit Riemen zu - ſammen ſchnuͤren koͤnne.

Pap -
Pap

Pappel Baum, Pappel - Weide,

Alber-Baum, Bellen, iſt ein hochſtaͤmmiger Baum, welcher gerne an feuchten Orten um die Ufer und Raͤnder der Fluͤſſe, Baͤ - che und Waſſer-Graben waͤchſet. Man zehlet davon dreyerley Ar - ten: Der

Weiſſe Pappel - oder Alber-Baum treibet einen geraden Stamm, viel und ſtarcke Aeſte, eine weiß - lich-gruͤnende Rinde, und ein weiſſes ſpaͤltiges Holtz. Seine Blaͤtter ſind eckigt, breit und zer - kerbet, faſt denen ſchmalen Wein - Blaͤttern aͤhnlich, oben glatt und Saat-gruͤn, auf der untern Sei - ten aber weiß und wollig. An den Zweigen wachſen laͤnglichte duͤnne anfaͤnglich Purpur-braune Koͤtzlein oder Zaͤpflein, welche ſeine Bluͤthen ſind, und, wenn ſie von der Sonnen ausgetrocknet, endlich vom Winde verſtieben. Er ſetzet ſeine Wurtzel nicht tieff in die Erde, daher er leichtlich von den Winden umgeriſſen wird, bevorab wenn er in luckern und ſandigten Grunde ſtehet. Dieſer Baum giebt einen feinen Schat - ten, und bey der Knoſpen-Zeit im Fruͤhling einen lieblichen Ge - ruch. Der

Schwartze Pappel-Baum, trei - bet einen noch ſtaͤrckern Stamm, wirfft auch ſeine Wurtzeln tieffer in die Erde; ſein Holtz iſt haͤrter und gelblich, auch nicht ſo ſpaͤltig, als des vorhergehenden. Seine Blaͤtter ſind dreyeckigt, am Stiele breit, und vornen ſpitzig, am Ran - de herum ein wenig zerkerbet, oben ſchwartz-gruͤn und unten grau, haͤngen an langen Stielen, und richten ſich nach der Sonnen -PapWende, maſſen ſie, ſo bald ſolche vorbey, ſich ebenfalls umwenden, und auf die andere Seite kehren, dahero dieſer Baum bey denen Alten die Veraͤnderung der Zei - ten bedeutet und abgebildet. Er hat eine rauhe Aſchen-farbene Rinde, die zuweilen gleich denen Kirſch-Baͤumen, wenn ſie aufreiſ - ſet, ein Hartz auslaͤßt, und an ſtat der Bluͤthe laͤnglichte Zaͤpf - lein oder Kaͤtzlein, auf welche mit runden Beeren beſetzte Traͤublein folgen, die, wenn ſie reiff und zei - tig werden, wie Wolle verfliegen. Ehe die Blaͤtter ausſchlagen, brechen laͤngliche dunckel-gelbe Knoͤpflein hervor, etwas groͤſſer, als Gerſten-Koͤrner, welche fett, oͤlig, und im Angreiffen klebrig, dem Geruch nach aber lieblich und anmuthig ſind. Dieſe nennet man Alberbroſſen oder Alber - knoͤpffe, und bereitet das bekannte Pappel-Oel daraus, welches als eine Schmertzen-ſtillende Salbe, in hitzigen Fiebern, und ſonſt auf die Schlaͤfe und Pulſe geſtrichen wird. Die Pappel-Baͤume, ſo - wol weiſſe als ſchwartze wachſen, unter allen Baͤumen am geſchwin - deſten auf, und wenn man ſie in die Hoͤhe ziehet, werden ſie ſtarck, wie eine Eiche oder Buche, ſetzen viel Aeſte, und machen einen an - genehmen Schatten; man kan ſie aber auch wie die Weiden alle drey oder vier Jahre koͤpffen, und alſo treflich nutzen. Sie koͤnnen auch fuͤglich zu Schlag-Holtz an - geleget werden, weil ſie ſchnell wachſen, und ſich ſtarck ausbrei - ten. An den Wurtzeln, wenn ſie etwas bloß liegen, ſchlagen junge Sproſſen oder Schoͤſſerlein aus, ſo man wieder verſetzen kan. Sie werden am beſten, wie die gemei -nenPapnen Weiden, durch vier, fuͤnff bis ſechs Ellen lange, im wachſenden Monden gehauene, Satz-Stan - gen oder Satz-Pappel-Weiden, fortgepflantzet. Jhr Holtz lodert im Feuer jaͤhling weg, und haͤlt die Waͤrme davon nicht lange nach, hingegen dienet es deſto beſ - ſer zu Tiſcher-Drechsler - und Bildhauer-Arbeit, ſonderlich zu Blaſebaͤlgen, weil es nicht ſchwin - det; man kan es auch zu Spar - ren - und anderm Holtze in gerin - gen Gebaͤuden gebrauchen. Der Stamm von dem ſchwartzen Pap - pel-Baum iſt ſonderlich zu Back - Brunnen - und andern Troͤgen ſehr brauchbar, nicht allein wegen ſeines wammerigten Wuchſes, der es immer zuſammen haͤlt, und nicht, wie anderes Holtz aufreiſſen laͤſſet, ſondern auch wegen ſeiner uͤbrigen Zaͤhigkeit, durch welche es ſich in der Naͤſſe mehr als an - deres weiches Holtz conſervirt. Die dritte Gattung des Pappel - Baums, iſt die Aſpe oder Zitter - Pappel, wovon an ſeinem Orte weiter gedacht wird.

Pappenheim,

Kleine Stadt und Schloß am Fluß Altmuͤhl, und die Haupt - ſtadt in der Grafſchafft Pappen - heim in Schwaben im Landſtri - che Hanenkam an den Fraͤncki - ſchen Grentzen. Die Grafen von Pappenheim ſind Erb-Marſchaͤlle des H. Roͤmiſchen Reichs; ſol - ches Erb-Marſchall-Amt verwal - tet allezeit der aͤlteſte von der Fa - milie, ſowol auf dem Reichs-Ta - ge, als bey Kayſerlichen und Koͤ - niglichen Roͤmiſchen Wahlen und Croͤnungen, ohne daß die Suc - ceſſion der Linie oder eine andere Repræſentation dagegen ſtat fin -Parde. Sie haben mit den Grafen von Rechberg einen Stamm-Va - ter, nemlich Erneſtum. Mar - ſchalln von Calatin und Pappen - heim, welcher ums Jahr 1160 dieſes Zeitliche geſegnet. Dieſes vortrefliche Reichsgraͤfliche Haus zehlet viele im geiſtlichen Stande beruͤhmte Perſonen, welche als Biſchoͤffe verſchiedenen Stiff - tern in Deutſchland vorgeſtanden: Auch fehlet es demſelben nicht an Kriegs-Helden, unter welchen ſonderlich der tapfere und kluge General der Catholiſchen Ligue, Gottfried Heinrich, Graf von Pappenheim, beruͤhmt iſt. Ehe - mals theilten ſie ſich in die Catho - liſche und Evangeliſche Linie, da - von aber jene mit Grafen Ludò - vico Franciſco, des H. R. R. Ertz-Marſchalln, 1697 abgeſtor - ben iſt. Die Reichs-Grafen von Pappenheim fuͤhren im Wappen den ſchwartzen doppelten gecroͤn - ten Reichs-Adler aus Kayſerli - cher Verguͤnſtigung; 2 rothe uͤber einander gelegte Schwerdter im ſchwartz und ſilbernen Felde, we - gen des Erb-Marſchall-Amtes im Roͤm. Reiche; 3 Reihen blau und ſilberne Eiſen-Huͤtlein, als das Pappenheimiſche Stamm - Wappen. Oben ſind 2 gecroͤnte Helme: der eine fuͤhret 2 creutz - weis geſteckte Fahnen, darauf das Erb-Marſchall-Amt bemercket; auf dem andern ruhet eine halbe Mohrin in guͤldener Kleidung und Krone, ohne Arme, wegen Pappenheim.

Parade,

Eine Pracht, Zierde, Anſehen, ein Aufzug, dahero ſagt man ein Parade-Zimmer, Kutſche, Pferd, Kleid, it. der Platz oder die Zu -Ritter-Lexic. H h hſam -Parſammenkunfft der Soldaten, wenn ſie iemand zu Ehren, oder an einem feyerlichen Tage, in ih - rer beſten Montur auf die Wacht ziehen. Paradiren heiſt ſo viel als ſtutzen, ſich mit etwas hervorthun, eine Parade machen. Auf dem Fechtboden heiſt Parade oder Pa - riren, die Ausnehmung des vom Gegner gefuͤhrten Streichs oder Stoſſes. Auf der Reit-Schul wird dieſes Wort gebraucht, wenn ein Pferd nach Begehren des Bereuters auf eine zierliche Weiſe ſich levirt und ſtille haͤlt; dieſe Lection iſt nun zwar allen Pferden in allen ihren Bezeigun - gen gemein zu wiſſen noͤthig, nur daß hierinne eine gewiſſe Maß und Unterſcheid zu halten gleich nuͤtzlich iſt. Sie dienet aber mehr bey ſolchen Pferden zu gebrauchen, welche 1) noch nicht unirt, und auf die Groppa ge - ſetzt ſind, 2) vorn ſchwerer als hinten, und 3) uͤberwachſen, 4) ſich auf den Zaum legen, 5) un - geſchickt ſind, 6) auf die vordern Schenckel prellen, 7) hinten ag - groppiren, und 8) auf dem Zaum pariren wollen; Alle dieſe Fehler muͤſſen durch das rechte Pariren frey, oder zwiſchen den Pilaren corrigirt und exercirt werden.

Paragoge,

Jn der Muſic iſt, wenn in ei - ner Cadenz noch etwas angehaͤn - get wird, welches nicht ausdruͤck - lich von dem Componiſten hinge - ſetzt worden, ſondern von dem Saͤnger oder Jnſtrumentaliſten angebracht wird.

Parallel-Linie,

Sind ſolche Striche, welche uͤberall in gleicher Weite von ein -Parander ſtehen, dergeſtalt, daß, wenn man ſie unendlich verlaͤn - gerte, ſie dennoch niemals zuſam - men ſtoſſen wuͤrden; ſie kommen dem Reuter bey der Zaͤumung und Abriß der Stangen oͤffters zu ſtat - ten, die Wirckung derſelben zu finden, was uͤber ſich oder unter ſich zaͤumet.

Parameſe,

Hieß bey den Griechen die nech - ſte Saite uͤber der mittelſten in ih - rem Syſtemare, welches von A bis ins ging, welche unſerm itzigen h auf der Orgel correſpon - diret.

Paranete,

Ward bey den Griechen in ei - nigen Tetrachordis die letzte Sai - te ohne eine genennet, als die Pa - ranete Diezeugmenon, oder ſub - ultima diviſarum, war die dritte, oder die nechſte an der letzten in dieſem Tetrachordo, und corre - ſpondirte unſerm itzigen auf dem Clavier. Die Paranete Hy - perbolæon, oder ſubultima excel - lentium, war die dritte oder nech - ſte an der letzten in dieſem Tetra - chordo, und correſpondirte un - ſerm itzigen . Die Paranete ſynemmenon, ſubultima conjun - ctarum, war die dritte und nech - ſte an der letzten in dieſem Tetra - chordo, und kam mit unſerm heu - tigen uͤberein.

Pareil le ſans Pareil,

Der Ohnvergleichliche, iſt ein fingirter Nahme eines perſecten und wohldreßirten Schul - oder Soldaten-Pferdes, welches man gemeiniglich neben die jungen Pferde ſtellet, wenn man auf den -ſelbenParſelben die Fahne ſchwinget, Pi - ſtolen loͤſt ꝛc. damit ſolche von deſ - ſen Stillſtand auch lernen im Feuer ſtehen und alles vertragen.

Parer un cheval,

Ein Pferd im Galopp aufhal - ten.

Parer les pieds d un cheval,

Einem Pferde das Horn und die Sole ausraͤumen, wenn man es beſchlagen will.

Pareſſe d un cheval,

Traͤgheit eines Pferdes iſt bey der Abrichtung eine groſſe Hinder - niß. Es wird zwar die Faulheit etlichen Pferden durch unterſchied - liche Ermunterungs-Mittel (als mit der Peitſche, Stachel, Sporn und Spießruthe ꝛc. ) wo nicht voͤllig vertrieben, doch in etwas verbeſſert; welches Pferd aber von fauler Natur und traͤger Art iſt, das waͤre viel tuͤchtiger in den Zug, als auf die Reitſchule zu ſchicken, immaſſen es wenig Ehre erhalten wird, denn derglei - chen faule Pferde zehlen gleich - ſam ihre Tritte, wie die Ochſen zu Suſa, die ihre Reiſen nach ge - zehlten Schritten auch endigten, und nicht daruͤber giengen.

Parfait, v. Achevé.

Parforce - oder Lauff-Hunde,

Sind eine beſondere Art Jagd - Hunde, welche ein aufgeſpreng - tes Stuͤcke Wild, wie ſehr es auch wechſeln, und ſich drehen mag, ſo lange verfolgen, und wenn es ihnen gleich aus den Augen ge - kommen, doch durch den Wind oder aus der Spur, wieder entde - cken und auftreiben, bis es end - lich vor Muͤdigkeit nicht weiter kan, und durch einen Fang mitPardem Hirſchfaͤnger erleget wird. Es ſind ſolche meiſtens ſtarcke Mittel-Hunde, rother, brauner, roͤthlicher oder grauer Farbe, und von langen Ohren. Die Fran - tzoͤſiſchen und Engliſchen Parforce - Hunde ſind ohnſtreitig die beſten, insgemein weiſſer Farbe oder doch fleckigt, von langen Ohren wohl behangen, daß man auch welche von anderthalb Viertel von einer Elle gefunden. Die Frantzoͤſiſchen Parforce-Hunde haben inſonderheit einen ungemein ſtarcken, hellen und vortrefflichen Laut, die Engliſchen aber werden nicht ſo laut, laſſen ſich auch gar ſelten hoͤren; hingegen ſind ſie mit weniger und leichter Muͤhe ordent - lich zum Jagen abzurichten, als jene. Man bedarff auch nicht viel Ordnung der Tone zu bla - ſen, oder die Muͤhe zu haben, mit vielen Redens-Arten ihnen zuzu - ſprechen, und ſie zu unterrichten; maſſen ſie einen natuͤrlichen Ge - horſam erzeigen, von gutem Geruch ſind, und die Spur mit groͤſſerer Ordnung halten, als die Frantzoͤſiſchen; ſie gehen auch ger - ne ins Waſſer, und halten ſich wohl bey Leibe, mit viel ſchlech - terer Koſt, als die Frantzoͤſiſchen, welche ſchon eckler ſind. Jm Lauffen dauren ſie lange aus, wes - wegen man nicht ſo viel Relais oder Vorlagen bedarff; alleine den Wiedergang des Hirſches ſuchen ſie nicht ſo gar eigentlich, wie die Frantzoͤſiſchen, welche darinnen viel acenrater erfunden werden. Ein wohl proportionirter Parfor - ce-Hund ſoll einen etwas laͤng - lichten Kopff, eine breite Stirn, einen ſpitzigen Huͤbel, groſſe Au - gen, fein lang behangene Ohren, die unten gewendt, und, wo moͤg -H h h 2lich,Parlich, drey bis vier Finger breit uͤber die Naſe gehen, mittelmaͤßi - ge Schultern, gebogene Nieren, hohe Huͤfften, einen hocherhabe - nen dicken Wedel, dicke Lenden, gerade Knie, ſtarcke Nerven und kurtze dicke Klauen haben. Die Huͤndin, wovon man dergleichen Art nachziehen will, muß von gu - ter Race, auch hoch, lang und breit vom Leibe ſeyn, und alle nur er - zehlte Zeichen haben; ſo muß ſie auch, weil ſie ohne diß meiſt laͤuf - fiſch, tragend oder ſaͤugend, nicht zum Jagen ausgefuͤhret, ſondern zur fernern Zucht, nebſt dem al - lerſchoͤnſten Hund, allezeit zu Hau - ſe gelaſſen werden.

Parforce - Jagd,

Oder wie es auch ſonſt genen - net wird, Lauff - oder Renn-Ja - gen, iſt, wenn das Wild, ohne Garn oder Tuͤcher dabey zu ge - brauchen, durch Jaͤger zu Pferde und Hunde, die in verſchiedene Relais oder Vorlagen vertheilet, ihm vorwarten, ſo lang auf der Faͤhrte verfolget wird, bis es ſtuͤr - tzet, oder ermuͤdet ſich von ſelb - ſten niederthut, oder aber von den Hunden zu Stande gebracht wird, daß es durch einen Fang mit dem Hirſchfaͤnger erleget wer - den kan, welches aber bey denen Hirſchen ohne Gefahr nicht zuge - het, beſonders, wenn ſie ihr Ge - hoͤrne vollkommen haben, oder in der Brunſt ſind, wo man es nicht mit Vortheil anzugreiffen weiß. Wenn der Hirſch erlegt, wird es mit dem Parforce-Horn kund ge - macht, der Hirſch ins Gehoͤrne gelegt, der Hals und Gurgel ge - oͤffnet, und denen jungen Hunden alſo warm ihr Genuͤß gegeben, folglich der rechte Vorder-LaufftParabgeloͤſet, und dem Herrn des Jagens praͤſentiret, endlich das Stuͤcke vollends zerwircket, und, weil dergleichen Wildpret nicht wohl zu genieſſen, denen Hunden Preis gegeben, oder, wem es ſonſt zugehoͤret, ausgetheilet: Auf den erſtern Fall, werden die Knochen und Roͤhren davon abgeſondert; andern Falles aber gehoͤret das Hertz, Lunge und Leber den Leit-Hunds-Knechten, als ihr Recht, welches dem Leit-Hund, um denſelben deſto begieriger zu machen, nachdem er an des Hir - ſches Kopff und Gehoͤrn gefuͤhret worden, gegeben wird. Der rech - te Vorder-Bug gehoͤret demjeni - gen, ſo den Hirſch beſtaͤtiget, der andere aber den Jagd-Junckern. Die innerſte Nieren-Braͤtlein nebſt dem Gehoͤrn oder Geweih dem Herrn der Jagd, der Zimmel kommt dem Ober-Jaͤger-Meiſter, der Ruͤck-Braten und Keulen denen andern hohen Jagd-Offi - ciern, und der Hals nebſt dem Kopff den Hunde-Knechten zu. Die Parforce-Jagd iſt nur eine Luſt vor groſſe Herren, koſtbar, weil viele Menſchen, Pferde und Hunde darauf gehalten werden muͤſſen, und gefaͤhrlich, weil es eine Hals-brechende Arbeit vor Menſchen und Thiere iſt: Es lei - det auch dergleichen nicht eines ieden Landes Gelegenheit; Jn Franckreich und Engelland iſt ſie ſehr gemein, in Deutſchland aber erſt ſeit etlichen Jahren an ver - ſchiedenen Hoͤfen Mode worden. Die Parforce Jaͤger pflegen zwar von dem Fruͤh-Jahr an, den Sommer durch, bis in den ſpaͤten Herbſt, auch oͤffters des Winters, oder wenigſtens bis zu Anfang des Novembers zu jagen, undmitParmit dem St. Huberts-Tag, (wel - chen ſie, weil dieſer Hubertus ei - gentlich der Patron der Parforce - Jagd iſt, mit einem beſondern Fe - ſtin celebriren,) zu beſchlieſſen; Man haͤlt aber, auſſer wenn ein groſſer Herr nach ſeinem Plaiſir ja - get, vor die beſte Zeit zum Parforce - Jagen: Wenn das Wild geſetzet, und die Kaͤlber, ſo ſchon etwas erwachſen, mit dem Thiere wei - chen, der Hirſch aber ſein Gehoͤr - ne geworffen und wieder aufge - ſetzet, bis zur Brunſtzeit: Denn zu ſolcher Zeit die feiſten oder gu - ten Hirſche alleine ſich beſonders austheilen, und von den andern abſondern; in der Brunſt aber bey vielem Wildpret ſchwerlich von dem Hauffen zu trennen, auch einen heßlichen Geſtanck ha - ben; nach der Brunſt aber ſind ſie mager, und entkommen dahe - ro die meiſten, wiewol auch oͤff - ters einige, weil ſie abgemattet, gefangen werden; zu geſchweigen, daß auſſer obigen beqvemſten Zeit, im Fruͤh-Jahr und ſpaͤten Herbſt, Froſt, Schnee und Eiß groſſe Verhinderniß bey dieſer Art zu jagen geben; denn die Hunde haben zu ſolcher Zeit keine Wit - terung oder Geruch von der Faͤhr - te, lauffen ſich auf dem harten Froſte wund und lahm, oder glei - ten auf dem Eiſe und verrencken ſich. Die Pferde verbellen und vertreten ihren Huff auf dem Froſt, auf dem Schnee und Eiß aber werden ſie nicht nur am Lauffen verhindert, ſondern auch in Ge - fahr geſetzt, ſamt dem Jaͤger oder Piqueur in eine vom Wind ver - wehete Grube zu ſtuͤrtzen, oder auf dem glatten Eiſe auszuglei - ten, und nebſt jenem den aller - groͤßten Schaden zu nehmen; undParwas dergleichen Verhinderungs - Urſachen mehr ſeyn, weswegen das Parforce-Jagen bey derglei - chen unbeqvemen Jahrs-Zeiten vorzunehmen nicht rathſam iſt.

Parhypate,

Die nechſte Saite uͤber der un - terſten in 2 Tetrachordis, als Parhypate Hypaton, war bey den Griechen die nechſte Saite in ihrem Tetrachordo Hypaton uͤber der tieffſten, und ſtimmete mit unſerm itzigen ungeſtrichenen c uͤberein; Parhypate Meſon, ſub - principalis mediarum, war die nechſte Saite uͤber der tieffſten in dem alſogenannten Tetrachordo Meſon, welche mit unſerm itzigen f uͤberein kam.

Pariambis,

Soll eine gewiſſe Art Floͤten geweſen ſeyn, welche ſich zu den Jambiſchen Verſen wohl geſchi - cket, und daher den Nahmen be - kommen.

Pariren,

Jſt eine Lection, ſo auf der Reit - Schule einem Pferde beygebracht wird, daß es nach dem Willen des, Bereuters oder Reuters ſtille halten, und vorne ſich etwas erheben muß. Das Pferd muß dabey ſich zugleich auf die zweyen hintern Fuͤſſe ſetzen, den Kopff nicht auf den Zaum lehnen, oder vor ſich hinaus ſtre - cken, und die vordern Fuͤſſe nicht von ſich werffen, ſondern geſchickt biegen; wenn es ſich ſolcherge - ſtalt recht erhoben, und die Fuͤſſe wieder auf die Erde nieder ſetzt, muͤſſen Kopff und Hals gleich und ſtet wohl herbey bleiben; worzuH h h 3manParman den Caveſſon treflich gebrau - chen kan.

Pariren,

Auf dem Fecht-Boden iſt, des Feindes Klinge, oder deſſen Stoß von ſich abhalten. Es iſt dieſes bey dem Fechten das noͤthigſte, und koͤmmet ſehr offte vor; da - her man ſowol von freyen Stuͤ - cken, als auf den Nachſtoß, nicht weniger bey vielen andern Gele - genheiten das Pariren gebraucht.

Parma,

Die Hauptſtadt des Hertzog - thums gleiches Nahmens, am Fluſſe Parma, war die Reſidentz der Hertzoge aus dem Hauſe Far - neſe; auch hat ſie eine 1599 geſtif - tete. Univerſitaͤt, und das ſoge - nannte Collegium der Edlen, wel - ches ein groſſes und ſchoͤnes Ge - baͤude, darinne gemeiniglich 200 junge von Adel in allerhand Wiſ - ſenſchafften und Ritterlichen Ex - ercitiis informiret werden. Der Biſchoff gehoͤret unter den Ertz - Biſchoff zu Bologna. Die Stadt iſt befeſtiget und hat eine Cira - delle. Das Parmegiano oder die Landſchafft Parma grentzet gegen Norden und Weſten an das Mey - laͤndiſche, und gegen Oſten an das Modeneſiſche, gegen Suͤden aber ſondert es das Apenniniſche Ge - birge von dem Genueſiſchen und Toſcaniſchen ab: Es beſtehet aus den beyden Hertzogthuͤmern Par - ma und Piacenza, dem Stato di Buſeto und dem Val di Taro. Die Hertzoge von Parma waren aus dem alten Jtalieniſchen Hauſe Farneſe, ſind aber dem maͤnnli - chen Stamme nach 1731 mit Her - tzoge Antonio Franciſco abgeſtor - ben. Sie haben ihre Laͤnder vomParPabſte zu Lehn getragen, und jaͤhr - lich 16000 Scudi zum Zeichen der Ober-Herrſchafft des Paͤbſtlichen Stules nach Rom geliefert. Der Kayſer aber und das Deutſche Reich haben beſtaͤndig widerſpro - chen, und behauptet, Parma ſey ein Reichs-Lehn; deswegen auch die vom Kayſer wegen Minder - jaͤhrigkeit des neuen Hertzogs an - gelegte Regierung 1732 obbeſag - ten Tribut nicht nach Rom ſchick - te; wiewol der Fiſcal der Paͤbſt - lichen Cammer in Gegenwart al - ler Cammer-Praͤlaten und Haͤup - ter der Cardinal-Orden dem Pabſte eine Proteſtation uͤber - gab. Jn der Qvadruple-Al - liantz 1718 war die eventuale Suc - ceßion in dieſen Landen fuͤr den Spaniſchen Jnfanten Don Car - los feſtgeſtellet, und 1724 von dem Kayſer die Inveſtitur-Acte dar - uͤber ausgehaͤndiget. Nach er - folgtem Falle ließ der Kayſer die - ſem Printzen zum beſten Beſitz neh - men von beyden Hertzogthuͤmern, als vacanten Reichs-Lehen, ver - ordnete zu deſſen Vormuͤndern die verwittibte Hertzogin von Par - ma Dorotheam, als des Jnfan - ten Frau Groß-Mutter, und den Groß-Hertzog von Florentz Joh. Gaſtonem, und legte unter dem Titel eine Adminiſtration zu Par - ma eine Regierung Zeit waͤhren - der Minderjaͤhrigkeit des Prin - tzens an, welcher auch 1732 ſelbſt allda anlangte. Allein als der im folgenden Jahre entſtandene Krieg durch die Praͤliminarien zu Wien 1735 geendiget worden, ſo ward das Parmeſaniſche dem Kay - ſer Carolo VI uͤberlaſſen und 1736 uͤbergeben. Die abgeſtorbenen Hertzoge von Parma hatten im Wappen 6 blaue Lilien im guͤlde -nenParnen Felde, als das Farneſiſche Stamm-Wappen; hernach im rothen Felde zur Rechten einen ſilbernen Balcken, als das Oe - ſterreichiſche, und zur lincken ein Band 6 mahl von Gold und blau geſtreifft, als das Burgundiſche Wappen; auf einem rothen Felde oder Pfale, der die Laͤnge durch das Wappen gehet, die beyden Paͤbſtl. Schluͤſſel nebſt der Paͤbſt - lichen Standarte in der Mitten, welches die Dignitaͤt eines Gon - faloniere della Chieſa anzeiget, und endlich auf einem Mittel - Schilde das Wappen von Por - tugall. Aus dem offenen gecroͤn - ten Helm ſteiget ein halbes Ein - horn herfuͤr, mit verdrehtem Kop - fe, guͤldenen Maͤhnen, Barte, Horne und ſilbernen Halsbande.

Paroenia,

Lieder, ſo beym Wein geſungen worden. Parœnii, kurtze und ega - le Floͤten, welche bey dem Wein - Trincken gebraucht worden.

Parterre,

Heiſt in einem Opern - oder Co - moͤdien-Hauſe der mittelſte Platz auf der Erde, wo man die gerin - gern Perſonen hintreten laͤſſet, weil die Logen und Apartementer, ſo in der Hoͤhe ſind, vor die Vor - nehmen aufbehalten werden. Jn Luſt-Gaͤrten werden diejenigen Luſt-Stuͤcke Parterren genennet, ſo allerhand Figuren von Laub - werck, Wappen, Nahmen oder was man will, von Buchs - Baum, zwiſchen dem darein ge - ſtreueten Sand vorſtellen.

Partial, n’être point partial,

Heiſt unparteyiſch, welche Ei - genſchafft man denen Pferden zu - ſchreibet, weil (nebſt dem Rei -Parten) in andern Kuͤnſten und Unter - weiſung offt groſſe Heucheley vor - gegeben, als ob ein junger Cavalier dieſelbe wohl gefaſſet und gelernet haͤtte: So kan doch dieſes ſich hier nicht zutragen, weil die Pfer - de unpartheyiſch ſeyn, die rechte Begreiffung der Reit-Kunſtauf die Probe zu ſetzen, und ohne Anſehen des Standes einen ieden aus der vergeblichen Einbildung bringen.

Partien,

Heiſſen in der Muſic die Stim - men, ſo als Theile der Partitur um beſſerer Beqvemlichkeit willen fuͤr die Saͤnger und Jnſtrumen - taliſten aus ſolcher ab - und beſon - ders geſchrieben worden.

le Partir d’un cheval,

Jſt das Ausſprengen des Pfer - des, wenn man es aus dem Schritte gleich von der Fauſt in den Galop oder Carriere anſpren - gen laͤſt. Z. E. Muntert euer Pferd wohl auf, daß es ſich zum Anſprung anſchicket, item dieſer Engellaͤnder ſprengt leicht an, ohne vorher aus dem Schritt und Trott zu fallen.

Partition des Branches,

Heiſt die Ab - und Eintheilung der Reit-Stangen, ſo zur Zaum - Kunſt gehoͤret, und beſtehet in vielerley Stuͤcken: welche ſind das Ober - und Untertheil, Ober-Bug, das Auge, die Spindel, Studel, Schrauben-Loch, Zwerg-Kettlein, Lappen, Vorbug, Kloben, Ziegel - ring, Kinnreiff-Glied, Kinn-Kette Kinnbacken, Engerlein, bettaͤne Boden, Kniebug, Hollbiß, Schluß - waltze, Beykettlein, Kloͤblein, Oeff - nung des Mundſtuͤcks, Canon, Holl-Mundſtuͤck, Poſthorn-Gebiß, Galgen-Mundſtuͤck, Trensen oderH h h 4Waltzen -ParWaltzen-Mundſtuͤck-nebſt aller - hand Geſpiele im Mundſtuͤck ꝛc.

Partitur, Partitura,

Jſt derjenige Entwurf eines Componiſten, da er alle Stim - men und Theile ſeiner Compoſi - tion zuſammen ſchreibet, damit deſto eher die Fehler vermieden, und den Saͤngern und Jnſtru - mentaliſten, wenn ſie fehlen ſol - ten, zurecht geholfen werden koͤnne.

Pas,

Schritt. Dieſe ſind in der Tantz-Kunſt das allererſte, wel - ches ein Maître mit ſeinem Scho - laren, nachdem er deſſen Natu - rel gehoͤrig unterſucht hat, vor - nimmt, und ihn darinne fleißig uͤbet, ehe er zu einem Tantze mit einem fortgehen kan: Sie wer - den in 5 Claſſen getheilet, als: 1) in pas droit, gerade, 2) pas ouvert, geoͤffnete, 3) pas rond, runde, 4) pas tortillé, gekruͤmmte, und 5) pas battu, geſchlagene Schrit - te. Dieſe werden Univerſal - Schritte genennet, und ſind den Vocalibus in der Sprach-Kunſt zu vergleichen; durch ihre Verſe - tzung und Accompagnirung ande - rer Lectionen koͤnnen unzehlige Pas compofés verfertiget werden. Werden dieſe 5 Univerſal-Pas mit Beugen, Heben, ſanfften Sprin - gen, ſtarcke〈…〉〈…〉 Caprioliren, Fallen, Streichen, Strecken und Dre - hen oder Wenden verknuͤpffet, ſo entſtehen die Pas plié, élevé, ſauté, cabriolé, tombé, gliſſé, tendu, le pied en l air und tourné. Die - ſe 8 Sorten werden bey Formi - rung der Pas vielfaltig unter ein - ander verſetzt, und mit den Uni - verſal-Pas vergeſellſchafftet. Die - ſe und andere nennet man Pas ſim -Pasples, ſo lange ein ieder auf ein - mal und mit einem Fuſſe gemacht wird. Wenn aber 2 bis 3 der - gleichen eintzele Schritte zuſam - men geſetzt werden, ſo entſtehet daraus ein Pas compoſé. Bey dergleichen Verdoppelung aber wird die Zahl 3 gar ſelten uͤber - ſchritten. Und wenn auch gleich eine Zeit von 4 Theilen, das iſt ein gleicher und gemeiner Tact darzu gebraucht wird; ſo kom - men doch allemal nur 3 Pas ſim - ples heraus, weswegen denn auch der Tripel in der Muſic dem Tan - tzen weit natuͤrlicher, als der éga - le Tact iſt. Sind aber ja mehr Schritte in einem Tacte: ſo wur - den ſie durch richtige Duplirung und Triplirung exeqviret, gleich - wie es bey den Noten in der Mu - ſic geſchiehet. Doch werden die Pas compoſés wieder in 2 Abſchnit - te, als in gebundene und unge - bundene eingetheilet. Zur erſten Claſſe gehoͤren a) die Haupt-Pas, nemlich Pas de Courante, de Me - nuet & de Bourrée, welche bey eines ieglichen unter den 3 Haupt - Taͤntzen eigentliche Tantz-Glieder, die nach ihrer Art und Ordnung zuſammengeſetzt, wie auch nach ge - wiſſen muſicaliſchen Metris, das iſt, accurat nach dem Tacte und der Menſur eingerichtet ſind; b) die uͤbrigen Pas compoſés, ſind Coupé, Contretems, Fleuret, Entrechat. Durch die ungebundene Pas com - poſes verſtehet man die gedop - pelten und dreyfache figurirten Schritte, welche nach Belieben geaͤndert, und gleichfalls um der Zierlichkeit willen hin und wieder unter die Haupt-Pas meliret, und daher gemeiniglich bey der Me - nuet Variationes genennet werden. Diejenigen Pas ſimples, welcheeinPasein Maître, ſeines Scholaren Fuͤſ - ſe wohl und geſchickt zuzubereiten, anfaͤnglich zeiget, und daraus al - le andere ihren Urſprung nehmen, ſind Pas ordinaire, gliffé, plié, elevé, Demi-Coupé, Coupé und pas grave.

Pas balancé,

Der Abwiegungs-Schritt, iſt, wenn der Leib allemal ad perpen - diculum auf ein Bein allein gebracht und central gehal - ten wird. Doppelt wird er ge - macht, wenn die gantze Machine des Leibes perpendiculariter von dem einen Fuß auf den andern gebracht wird.

Pas chaſſé, v. Chaſſé.

Pas contretems, v. Con - tretems.

Pas coulant, v. Fleuret.

Pas coupé, v. Coupé.

Pas de Bourée, v. Fleuret.

Pas de Courante, v. Courante.

Pas demi-coupé, v. Demi - Coupé.

Pas élevé, v. Pas plié.

Pas gliſſé,

Geſtrichener Schritt iſt ein gra - vitaͤtiſcher ſteiffer Strich mit des rechten oder lincken Fuſſes Spi - tze auf der Erde weg; wiewol er bisweilen auch mit der Ferſe, in - gleichen mit dem platten Fuß ge - ſtrichen wird. Er hat zwey Tem - pi: das erſte Tempo hat 4 An - merckungen. Denn nachdem man dem Leibe auf dem einen Beine die Balance gegeben hat, hebet man 1) den Abſatz von dem andern Fuſſe mit ein wenig gebogenemPasKnie von der Erde, 2) erhebet ihn gaͤntzlich, 3) fuͤhret ihn gebo - gen bis zu des andern Fuſſes Fer - ſe, und ſetzet ihn 4) daſelbſt ent - weder an der Seite, oder mit der Ferſe vorn bey dem Knoͤchel auf den Ballen oder Spitze nieder. Das zweyte Tempo hat gleich - falls vier Anmerckungen: Man ſtreichet 1) den auf die Spitze ge - ſetzten Fuß mit ſteiffgeſtrecktem Knie gut auswerts und gerade vor ſich in ſoweit hinaus, daß er ohn - gefehr einen gemeinen Schuh lang davon zu ſtehen koͤmmet, 2) ſetzet man den Abſatz nieder, 3) bringet den Leib in linea recta dar - auf fort, und 4) ziehet man den andern Fuß an der Seite ſteiff an. Es wird das Pas gliffé un - terweilen auch ſeit - und ruͤckwerts gemacht. Der Unterſchied zwi - ſchen demſelben und dem gemei - nen Pas beſtehet eigentlich darinne, daß man hier den Fuß fortſtrei - chet, bey dem gemeinen Schritte aber fortſetzet.

Pas grave, oder Tems de Courante,

Oder Courant-Pas, beſtehen ei - gentlich aus dem Pas plié, élevé und gliſſé, beugen, heben und ſtreichen; man ſtreichet vor dem Tact gebogen und in der Cadenz gehoben den Fuß ſteiff vorwerts, und beobachtet im Heben die Ca - denz. Der Unterſcheid zwiſchen dieſem und den beyden Coupés be - ſtehet darinne, daß allhier das Heben noch vor dem Schritte, dort aber entweder in der Mitte oder am Ende geſchiehet, und daß der Fuß am Ende nicht ſchlecht fortgeſetzet, ſondern nach dem Heben auf der Spitze ſteiff fort - geſtrichen wird. Ob er wol mitH h h 5demPasdem rechten ſowol als lincken Beine beydes vor - und hinter - werts, als auch lincker und rechter Hand ſeitwerts gemacht, auch unterweilen mit einem Tourné vergeſellſchafftet iſt; ſo wollen wir ihn hier doch nur vorwerts mit ſeinen Obſervationibus be - ſchreiben. Bey dem erſten Tem - po wird 1) auf dem lincken Bei - ne ruhend mit beyden Knien zu - gleich gut auswerts gebogen, und 2) im Beugen der rechte Fuß mit dem Knoͤchel hinten nahe an den lincken angebracht. Etliche avan - ciren unter waͤhrendem Beugen mit des rechten Ferſe bis neben des lincken Ferſe. Und das iſt das Plié. Bey dem zweyten Tempo wird 1) im Heben der rechte Fuß nach der rechten Hand ſeitwerts mit der Ferſe um des lincken Ferſe gegen den Knoͤchel vorgebracht. Das iſt das Ele - vé. 2) Von da an wird hoch auf der Spitze ſteiff und gerade vorgeſtrichen. Das iſt das Pas gliſſé.

Pas jetté,

Jſt, wenn der Schritt gebogen fortgehet, und am Ende mit ſtaͤr - ckerm Heben ausfaͤllet, alſo daß in ſelbiger Zeit der andere Fuß zugleich in die Lufft kommt.

Pas ordinaire,

Der gemeine Schritt bey dem Tantzen wird ſteiff und ohne Beu - gung verrichtet, hat ſeine Be - nennung von den gewoͤhnlichen Schritten im Gehen, wird auch auf eben die Art gemacht, auſſer daß er nicht, wie dieſelben, auf den flachen Fuͤſſen, ſondern auf den Spitzen geſchiehet. Er wird in 2 Tempi abgetheilet, er magPasvorwerts, ruͤckwerts oder ſeitwerts gemacht werden. Das erſte Tempo hat 3 Obſervationes, und wird dabey auf dem einen Beine gerade und feſt ſtehend 1) der Ab - ſatz von dem andern Fuſſe mit ein wenig gebeugtem Knie von der, Erde gehoben, 2) der gantze Fuß vollends erhoben, und 3) na - he uͤber der Erde bis zu des an - dern Fuſſes Ferſe gebogen vorge - bracht. Das zweyte Tempo hat 4 Obſervationes, es wird nemlich derjenige Fuß, ſo dem andern an die Seiten gebracht worden 1) von dort an nahe uͤber der Erde einen guten Schuh lang entweder vor - hinter - oder ſeitwerts ausgeſtrecket; 2) daſelbſt gut auswerts und nett geſchloſſen auf die Spitze nieder - geſetzt; 3) der Leib feſt und in gu - ter Balance fortgebracht, und 4) der andere Fuß, wie beym er - ſten Tempo, gebogen nachge - bracht, und entweder vorn, oder hinten, oder an der Seite ſteiff angezogen.

Pas plié,

Dieſer Pas heißt, wenn man die Knie beuget, ſolches Beugen aber geſchiehet, ehe man fortſchreitet, wenn man fortſchreitet, und wenn man fortgeſchritten hat; Pas élevé aber iſt, wenn man die Knie ſtre - cket. Dieſe beyden Pas plié und élevé machen das Mouvement aus, welches eine bloſſe douce reinliche Beugung der Beine iſt, die man hebet. Das Mouvement iſt dreyerley Art. Bey dem Mou - vement der erſten Art laͤſſet der Maître den Scholaren beyde Fuͤſſe recht auswerts, und mit den Ha - cken juſt hinter einander, oder auch an der Seite dicht an einan -derPasder ſetzen, ſo daß die Spitze von dem rechten Fuſſe gerade zur rech - ten Seite, und die Spitze von dem lincken Fuſſe gerade zur lin - cken Seite auswerts zu ſtehen koͤmmt. Hernach laͤßt er ihn in ſolcher Poſitur, mit den Abſaͤtzen allezeit auf der Erde ruhend, auf beyden Beinen mit geradem Lei - be und Kopf ſanfft und zwar ſol - chergeſtalt niederbeugen, daß die Knie niemals vorn aus, ſondern allezeit zu beyden Seiten, den Schultern gleich, von einander auswerts gebogen werden. Das iſt das Plié. Und endlich laͤßt er ihn auch in linea perpendiculari wieder heben oder ſtrecken, und oben die Knie und dicken Beine gut ſchlieſſen. Das iſt das Elevé. Bey dem Mouvement zweyter Art laͤßt der Maître den Scho - laren zwar auf beyden Fuͤſſen, aber doch nicht, wie bey dem vo - rigen, auf den Ferſen, ſondern recht vorn auf den Fuß-Zehen ſte - hend, auf itztbeſagte Weiſe beu - gen, und auch wieder darauf he - ben und ſtrecken. Daß alſo beyde Beine nicht allein oben in der Huͤffte, in der Mitten bey den Knien, und unten an den Knoͤ - cheln, ſondern auch vorn an den Zehen beweget werden. Das Mouvement dritter Art hat zwey Tempi. Das erſte Tempo hat 2 Marqven. Nachdem bey dem vorhergegangenen entweder vor - ruͤck - oder ſeitwerts gemachten Pas das lincke Bein auf die Spitze, wie auch zugleich der Leib in gera - der Linie darauf fortgebracht wor - den iſt; ſo werden 1) beyde Knie zugleich gut auswerts gebeuget, wobey der Abſatz am lincken Fuſſe auf die Erde faͤllet, der Leib aber in linea recta unverruͤckt bleibet,Pasund 2) im Beugen wird der rechte Fuß an der Erde weg mit der Fer - ſe auf der Seite, oder mit dem Knoͤchel hinten (oder auch, wenn man hinter ſich tantzet, vorn) an dem lincken Knoͤchel angebracht, ſo daß die Knie und Spitzen zu beyden Seiten faſt unter den Schultern auswerts ſtehen. Das iſt das Plié. Das zweyte Tempo hat wieder 2 Marqven, denn es wird 1) auf den Zehen ſolcher Ge - ſtalt gehoben, daß die Knie und alle Gelencke ſteiff werden; 2) im Heben und Strecken wird der rech - te Fuß gerade nach der rechten Hand ſeitwerts gefuͤhret, und entweder daſelbſt auf die Spitze niedergeſetzet, oder mit braf un - terwerts geſtrecktem Zehen nahe uͤber der Erde behalten, damit er alſobald wieder zur Wiederholung dieſer gantzen Lection bereit iſt. Und das iſt das Elevé.

Pas ſauté, v. Sauté.

Pas tombé, v. Tombé,

Pas tourné, v. Tournée.

Pas auf der Reitſchule,

Heiſt eigentlich ein Antritt, das iſt eine ſolche Bewegung, in welcher das Pferd den Vorder - und Hinter-Fuß ordentlich erhebt auf einer Seiten, und ie behen - der und leiſer die fortgeſetzet wer - den, ie commoder dieſer Gang vollbracht wird. Durch Pas wird auch ein erhabener Schul-Schritt verſtanden, da die Erhebung der Schenckel nicht einſeitig wie bey dem Antritt, ſondern darinnen unterſchieden iſt, daß wenn es den rechten vordern Fuß aufhebet, ſo folget gleich der lincke hintere, und hebt alſo Creutz-weiſe.

Pas
Pas

Pas & un Saut,

Jſt die Bezeigung eines Pferds in der Hoͤhe, welches zwiſchen 2 Capriolen allzeit eine hohe Cour - bette darzwiſchen macht, welche von den Jtaliaͤnern Salto Paſſo genennet wird.

Un Pas & deux Sauts (Salto do Paſſo) darinnen formiret das Pferd zwiſchen 2 Lufft-Sprungen 1 oder 2 hohe Courbetten, damit es Zeit gewinnet, zu den folgen - den Capriolen, Othem zu holen.

Un Pas & trois Sauts (Salto di duoi Paſſi) Jn dieſer Lection macht ein Springer 3 Capriolen und 1 oder wol 3 Courbetten dar - zwiſchen, und continuirt es ſo lang, als das Vermoͤgen und Athem zulaͤſt.

Paſſacaglio, v. Paſſecaille.

Paſſade,

Heiſſet auf der Reit-Schule der Huf-Schlag oder Weg, wel - chen ein Pferd macht, wenn es mehr als einmal auf einem Erd - reich hin und wieder gehet, und allemal an dem Ende im Umkeh - ren eine halbe Rundung macht. Der Paſſaden ſind mehr denn ei - nerley. Paſſade d un tems iſt, wenn das Pferd im Umkehren nur ein Tempo nimmt. Paſſade de cinq temps iſt eine halbe Run - dung, die am Ende einer geraden Linie gemacht wird, da das Pferd mit der Huͤffte inwendig fuͤnff Tempi galoppiret, und, wenn ſol - ches geſchehen, wieder gerade fort gehet. Paſſades relevées heiſſen, wenn die halben Volten mit Cour - betten gemacht werden. Paſſade furieuſe, dienet zum duelliren: Wenn das Pferd in gerader Li - nie zum Ende kommen, machtPaſman eine halbe Volte von drey Tempi, und galoppirt hernach gerade fort, bis zum Mittel der Paſſade, da laͤſſet man das Pferd in voller Hitze lauffen, bis zum Ende, da man wieder einhaͤlt, und mit einer halben Volte um - kehret.

Paſſagaglio, v. Paſſecaille.

Paſſage, Paſſaggio,

Jſt in der Muſic eine kuͤnſtliche Figur, da ein Saͤnger von der ihm vorgeſchriebenen Compoſition bey einer groſſen Note abgehet, und allerhand geſchwinde Laͤuffe, Variationes und Intervalla machet, ſich aber endlich wieder zu dem Clave, von welchem er abgegan - gen, wendet.

Paſſage d un ſon un autre,

Deutet in der Muſic einen Gang von einem Klange oder Tone zu einem andern an.

Paſſage étroit, ou ſerré,

Ein Paß, enge Straſſe und Durchgang.

Paſſager,

Jſt einer, welcher ſich in die Fremde und auf Reiſen begiebt. Das Reiſen iſt ein nuͤtzlich Ding, und einem jungen Cavalier in vie - len Sachen dienlich, und wann er in die Fremde kommt, ſoll er Nachfrage haben, wie es mit der Religion beſchaffen ſeye, ob nur eine oder mehr gedultet werden, und was fuͤr Ceremonien in Ver - richtung des Gottesdienſts in Acht genommen werden? Jtem, ob gu - te Stipendia auf die ſtudirende Jugend vermacht ſeyn? Ob es eine hohe Schule habe, und ob die Profeſſores beruͤhmt und ge -treuPaſtreu ſeyn? Was vor Lectiones und Auctores ſie tractiren, ob ſie auch zum oͤfftern Diſputationes und Orationes halten? Ob der Studirenden viel ſeyn, und wie ſie gehalten werden? Ob die rit - terlichen Exercitia wohl beſtellt, und mit tuͤchtigen Maitres verſe - hen ſeyn? Ferner: Was es vor eine Beſchaffenheit mit dem ge - meinen Weſen habe? Ob es ein Status rectus oder aberrans ſeye? Ob das gemeine Weſen Monar - chiſch, Ariſtocratiſch oder Demo - cratiſch ſeye? Was fuͤr Geſetze floriren? Ob das Regiment abſo - lut ſeye oder nicht? Ob es erblich oder nicht erblich? Was man all - da fuͤr Land - und Stadt-Recht habe? Ob eine Stadt groſſes Einkommen von der Steuer, Zoͤl - len und dergleichen habe? Ob die Unterthanen muͤſſen viel Tribut, Steuer und Anlagen geben? Wie die Judicia exerciret, und was vor Proceſſe darinnen gehalten wer - den, ſowol in civil-als criminal - Sachen? Ob die Juſtitz ſchleunig ertheilet werde, und wohin die Appellation gehe? So ſoll er auch Achtung geben auf allerhand gute Ordnungen, als Tumult und Auf - ruhr vorzukommen, gute Nacht - wacht zu halten, Feuer-Ordnung, Kleider-Ordnung, Ordnung im Kauffen und Verkauffen, ob ein Regiment viel Unterthanen habe? Ob der Herrſchafft Macht groͤſſer ſey zu Waſſer als zu Land, maͤch - tiger zu Pferd als zu Fuß, wie es mit Munition und Victualien verſehen? Ob es mit andern in Buͤndniß ſeye oder nicht? Ob es viel tapffere Leute gebe in allerhand Kuͤnſten, als im Kriegs-Weſen gute Obriſte und Kriegs-Bedien - te, worinnen die Nahrung derPaſUnterthanen beſtehe, was fuͤr Waaren in das Land, und wieder hinaus gefuͤhret werden? Weiter ſoll ein Reiſender ſehen, ob die Stadt feſte ſey, ob ſie auf einem Berg oder Ebene, am Meer oder Waſſerſtrom lieget, und wie groß ſie im Bezirck ſeye? Er ſoll auch beſichtigen die Kirchen, Capellen, Kloͤſter, Schulen, Hoſpitaͤle, der Fuͤrſten oder Herren Wohnungen und Pallaͤſte, ſchoͤne Maͤrckte, Rath-Spiel-Zeug-Korn - und Proviant-Haͤuſer, Luſt - und Thier - Garten, die ſchoͤne Waſſerwercke. Jtem, die Bibliothecken, Kunſt - Kammern, Antiquitæten, Ehren - Seulen, alte Muͤntzen, und was dergleichen mehr.

Paſſager, oder Promener un cheval,

Heiſt ein Pferd im Trot auf zweyen Fußtapffen paſſagiren, in - dem man es an einer Mauer qveer oder neben der Seite gehen laͤſt, daß es des Reuters Schenckel weicht, und die Groppa einhaͤlt, alſo daß die Hanche und Schul - tern zwey Parallel-Linien formi - ren. V. Traverſer.

Paſſagier,

Jſt der Nahme, welchen man einem Falcken oder Habichte giebt, der im erſten Jahre ſeines Alters, zur Zeit, da dieſe Raub - Voͤgel ſonſten ihren Strich zu ha - ben pflegen, nemlich vom Sep - tember bis in den December ge - fangen wird. Wenn ein Falcke - nier einen Paſſagier kauffen will, ſoll er auf folgende Stuͤcke wohl Acht haben: Erſtlich ſoll er an dem Kopff auswendig nachſehen, ob die Augen ſauber und rein; ob die Ohren rein und geſund, inglei -chen,Paſchen, ob die Naſen-Loͤcher offen ſeyn; zum andern ſoll er dem Vo - gel, ſo weit als er kan in den Hals hinein ſehen, um zu erfahren, ob alles geſund und unverſehret ſey? ob er keine Finnen an der Zunge habe? ob der Hals weit ange - lauffen, ingleichen, ob er im Maul alterirt ſey, welches man mit dem Mittel-Finger fuͤhlen kan. Und endlich drittens hat er beym uͤbri - gen Leibe zu beobachten: Ob der Vogel die Fluͤgel recht und an ihrer Stelle traͤgt, und ob er ſie uͤber einander ſchlaͤgt? ob er ſie recht beweget, wie es ſich gebuͤh - ret, wenn man ihn auf der Fauſt ein wenig ſchuͤttelt? ob die Fluͤgel uͤberall gantz, oder ihm der Traͤ - ger nicht vielleicht eine verſehrte Feder ausgeriſſen? denn dieſes thun ſie offtmahls, auf daß die Voͤgel uͤberall glatt ausſehen, und ſie dieſelben deſto eher an den Mann bringen moͤgen; ob der Schwantz ſeine zwoͤlff Federn ha - be oder nicht? ob die Haͤnde uͤber - all ſauber ſind, und keine War - tzen haben, oder ob ſie zu hitzig, geſchwollen, oder ſonſt verſehret ſind? ob der Ruͤcken ſtarck oder ſchwach iſt, welches man ſehen kan, wenn man ihn ein wenig auf der Fauſt bewegt, oder eine Treppe mit ihm herab gehet, da er, wo er ſchwach, gleich die Fluͤ - gel ſperren, und ſich fuͤr dem Fall fuͤrchten wird. Endlich hat er auch Achtung zu geben, ob der Vogel fraͤßig iſt, denn dieſes ſind gemeiniglich die beſten; wie denn auch diejenigen, ſo nicht flattern, ſondern ſich gegen dem Winde ſchlieſſen, vor die beſten und ge - fuͤndeſten gehalten werden. Ei - nen Paſſagier-Falcken zahm zu ge - woͤhnen und abzutragen, iſt einePaſverdruͤßliche und muͤhſame Arbeit; maſſen dieſer Vogel durch vieles Herumwandern ſchon klug wor - den, und alſo wol durch fuͤnff-taͤ - gig - und fuͤnff-naͤchtiges Wachen bezwungen werden muß, bis er gantz uͤbertaͤubet iſt, und alle ſeine vorige gehabte Freyheit gaͤntzlich vergeſſen hat. Vor allen muß man ihn anfaͤnglich zu der Haube ge - woͤhnen, ihm groſſe Schellen an - legen, und drey bis vier Wochen fleißig umher tragen, ehe man ihm recht wohl trauen darff. Zu dem hohen Weide-Werck wird er auf junge Reiher oder Stoͤrche, Truthuͤner, oder junge zahme graue Gaͤnſe, abgerichtet; auf den Ha - ſen-Fang aber erſtlich in der Kam - mer ein grau Caninichen zu fan - gen angewoͤhnet, hernach im frey - en Felde, ein ausgeſtopffter Ha - ſen-Balg, an einer langen Schnur, durch einen Mann zu Pferde, demſelben ſchnell vorgezogen, da - mit er einen Haſen kennen lerne, und ſolchergeſtalt wird man mit ihm bald dergleichen baitzen koͤn - nen. Mit dem Rebhuhn, Ente und Wachtel hat es gleiche Be - wandniß; worzu man ihn von dieſem Feder-Wild gewoͤhnen will, demſelben muͤſſen die ſtaͤrck - ſten Schwing-Federn ausgerauf - fet werden, daß es nicht fliegen koͤnne: Wenn nun der Falcke hungerig, wird er von ſich ſelbſt gantz begierig drauf fallen, wel - chen man aber gemach bedecken, den Vogel ihm ſaͤuberlich abneh - men, und mit dem Hirn, Her - tzen, Eingeweide und einem Schen - ckel, als ſeiner Gerechtigkeit, ver - gnuͤgen und befriedigen kan.

Paſſamezzo,

Ein Jtalieniſcher Tantz, vonpaſſa -Paſpaſſare, weil man gar ſanft und allmaͤhlig dabey im Tantzen her - eintritt, und weil ein ſolcher Tantz nur halb ſo viel Tritte oder Pas hat, als eine Gaillarde, welche deren 5 hat, ſo heißt es mezzo, das iſt, die Helffte bey dem Paſ - ſade-Gehen. Jſt alſo gleichſam eine halbe Gaillarde den Tritten nach.

Paſſau,

Alte, ſchoͤne und groſſe Biſchoͤf - liche Stadt an der Donau, wo ſich dieſelbe mit dem Jnn und der Jltz vereiniget, ſo in 4 Theile ge - theilet iſt. Der Theil, ſo ober - halb liegt, ehe der Jnn in die Donau faͤllt, wird Paſſau genen - net, unterhalb aber, wenn ſich der - ſelbe in die Donau ergoſſen, heißt Jnnſtadt. Unterhalb der Jltz liegt Jltzſtadt, und oberhalb iſt Oberhauſen. Die erſten 3 Theile ſind einiger maſſen befeſtiget, der 4te iſt eine Vorſtadt, wo das Bi - ſchoͤfliche Schloß, das Ober Haus genannt, auf dem S. Georgen - Berge befindlich iſt. Von dieſem Orte fuͤhret das Bißthum Paſſau ſeinen Nahmen, welches in Bay - ern lieget, und deſſen Biſchof ſonſt ein Suffraganeus des Ertz - Stifftes Saltzburg war. Es hat aber der itzige Biſchof, welcher zugleich die Wuͤrde eines Cardi - nals der Roͤmiſchen Kirche fuͤh - ret, den langwierigen Streit die - ſes Stifftes mit dem Ertz-Biß - thum Saltzburg wegen des alten Ertz-Stifftes Lorch zu Ende ge - bracht, ſo daß das Stifft Paſſau von dem Ertz-Stiffte Saltzburg 1728 eximiret, dem Paͤbſtlichen Stule unmittelbar unterworfen, und dem Biſchofe das Pallium er - theilet worden. Das WappenPaſdieſes Stifftes iſt ein rother ſprin - gender Wolf im ſilbernen Felde.

Paſſecaille, Paſſacaglio, Paſſagaglio,

Ein Tantz, welcher meiſtens mit der Chaconne uͤbereinſtimmet. Der Unterſchied zwiſchen beyden kommt auf folgende 4 Merckmah - le an: 1) daß die Chaconne lang - ſamer und bedaͤchtiger einhergehet, als die Paſſecaille; 2) daß jene die groſſen Ton-Arten, dieſe herge - gen die kleinen liebet; 3) daß die Paſſecaille nimmer zum Singen ge - braucht wird, wie die Chaconne, ſondern allein zum Tantzen, da - her auch natuͤrlicher Weiſe eine hurtigere Bewegung entſtehet; und 4) daß die Chaconne ein fe - ſtes Baß-Thema fuͤhret, welches, ob man gleich bisweilen aus Muͤ - digkeit der Ohren zur Veraͤnde - rung davon abgehet, doch bald wieder zum Vorſchein kommet, und ſeinen Poſten ſattſam behaup - tet; dahingegen die Paſſecaille ſich an kein eigentliches Subject bindet, und ſchier nichts anders von der Chaconne behaͤlt, als das bloſſe, doch um etwas beſchleu - nigte Mouvement. Welchen Umſtaͤnden nach man billig der Paſſecaille den Vorzug goͤnnet.

Paſſeger par le droit,

Jſt von obbemeldtem Paſſagi - ren unterſchieden, und eine ſchoͤne Lection; wird aber auf wenig Reit-Schulen gefunden: weil es einem Pferde ſchwer beyzubrin - gen iſt; daher ſucht man eins aus, das Vigueur und eine natuͤrliche Action und ringfertige Bewegung in den Schenckeln hat, und indem es paſſegiret, muß man zur Huͤlffe auf einen Steigbuͤgel um den an -dernPaſdern treten, und dem Pferde den Tact zur Air geben, daß es gantz langſam und nur Fuß fuͤr Fuß avanciret. Die Paſſegers ſind zu oͤffentlichen Einzuͤgen zu gebrau - chen, wie auch zu Roß-Ballets, und andern Solennitaͤten.

Paſſepied,

Ein gantz geſchwinder Frantzoͤ - ſiſcher Tantz, in 3 oder 6 Achtel ge - ſetzt, faͤngt mit einem Achtel im Aufheben des Tacts an, hat 3 oder 4 Repriſen, davon die dritte gantz kurtz und taͤndelnd pfleget eingerichtet zu werden, uͤbrigens aber gerade Tacte, und ſeinen Urſprung aus Bretagne. Jhr Affect koͤmmt der Leichtſinnigkeit ziemlich nahe: denn es ſind bey ihrer Unruhe und Wanckelmuͤ - thigkeit lange der Eifer, der Zorn oder die Hitze nicht, die ſich bey einer fluͤchtigen Gique finden. Jnzwiſchen iſt es doch auch eine ſolche Art der Leichtſinnigkeit, die nichts verhaßtes oder mißfaͤlliges, ſondern vielmehr was artiges an ſich hat; ſo wie manches Frauen - zimmer, ob es gleich ein wenig volage iſt, dennoch ihren Reitz dabey nicht verlieret. Diejenige Art der Paſſepieds, welche oft in weltlichen Symphonien gebraucht wird, gewinnet durch das vor - hergehende und nachfolgende eine andere Geſtalt, und dienet nur ſtat eines Allegro oder hurtigen Zwiſchen-Satzes. Oft ſchließt ſich auch die Symphonie mit einer ſolchen Tantz-Weiſe, bey den Jtalie - nern nicht aber bey den Frantzo - ſen, die ſich derſelben bloß zur Regierung ihrer Fuͤſſe bedienen. Uns Deutſchen mag es nicht hin - dern, wenn etwa Gemuͤths-Be - wegungen aufſtoſſen ſolten, diePaſmit obigen uͤberein kaͤmen, wenig - ſtens den Rhythmum, wo nicht die Form des Paſſepieds mitzu - nehmen.

Paß Gaͤnger, Zelter,

Heiſſet ein Pferd, das einen beſondern Gang hat, den man einen Paß nennet Dergleichen Pferde ſind fuͤr das Frauenzim - mer und alte Leute beqvem, die - nen aber beſſer zu einem Spa - zier-Ritt, als auf eine weite Rei - ſe, nicht allein, weil ſie mit ih - rem ſchnellen Dreyſchlag, die an - dern neben ihnen gehende Pferde, die nur im Trab oder halben Ga - lopp folgen muͤſſen, abmatten; ſondern auch, weil ſelbige, wenn ſie anfangen muͤde zu werden, ger - ne einreichen, anſtoſſen und ſtrau - cheln, ja wol gar aufs Maul fallen.

Paſſionner,

Demjenigen, was man ſinget oder redet, einen Nachdruck geben, es beſeelen.

Paßiren,

Heißt in der Fecht-Kunſt, wenn man bey dem Stoſſe mit dem lin - cken Fuſſe vor dem rechten tritt, und ſolchergeſtalt gegen den Feind ſtoͤßt.

Paſtine,

Ein Gurt-Sattel auf der Reit - ſchule, der wird gemacht von Zwilch mit Rehhaaren ausgefuͤllt, denen jungen Fohlen, und auch den Scholaren nuͤtzlich, darauf feſt ſitzen zu lernen; ſie drucken die jungen Pferde nicht ſo, wie die ſchweren Tummel-Saͤttel, davon ſie boͤſe Gebraͤuche anneh - men mit Aufblehen, Kruͤmmen und Biegen des Leibes, welchesihnenPasihnen ſchwerlich abzugewoͤhnen: Der Paſtine aber liegt dem Foh - len an allen Orten gleich auf den Ruͤcken, und weil keine Steig - buͤgel dran ſind, lernet ein Scho - lar feſt ſitzen, die Knie zuſammen ſchlieſſen, und ſich der Staͤrcke des Ruͤckens zu gebrauchen: uͤber diß iſt nicht ſo groſſe Gefahr we - gen des Fallens zu beſorgen, als wie in einem tieffen Sattel, und wann gleich ein Wildfang ſich waͤltzet, wie ſie gerne anfaͤnglich thun, kan ſich der Reuter leichter helffen.

Paſtorale, Drama Paſtori - tium,

Ein Schaͤfer-Spiel, iſt eine Piece fuͤrs Theatrum, worinne von Leibes-Haͤndeln und Jntri - gven der Schaͤfer ſingend und klingend gehandelt wird. Es iſt entweder tragique oder comique, und findet ſein Kennzeichen, nach welchem ſich alle Arten und Theile deſſelben, inſonderheit aber die Melodien richten muͤſſen, nicht in Frolocken und Jauchzen, nicht in praͤchtigen Aufzuͤgen, ſondern in einer unſchuldigen, beſcheide - nen Liebe, in einer ungeſchminck - ten, angebohrnen, doch angeneh - men Einfalt. Ein Paſtoral mit gutem Beyfall in die Muſic zu bringen, muß man ſich uͤberhaupt ſolcher Melodien befleißigen, die eine gewiſſe Unſchuld und Gut - hertzigkeit ausdruͤcken, und muß der Componiſt dabey ſo viel Ver - liebtes ſelbſt empfinden, als wenn er die Haupt-Perſon im Spiele vorſtellete. Die Heroiſchen Schaͤfer-Spiele, wo Koͤnige und Printzen unter verſtellter Tracht, ingleichen Goͤtter und Luft-Wa - gen eingefuͤhret werden, erfodernPateine erhabnere Schreib-Art in den dahin gehoͤrigen Vortraͤgen und Umſtaͤnden; aber der Haupt - Punct muß doch uͤber alle andere hervorragen. Zwar haben die Schaͤfer-Spiele ihre Luſtbarkeit eben ſowol als andere; ſie ſind aber einfaͤltiger, kindiſcher und dem Land-Leben gemaͤß: Sie ha - ben auch Aufzuͤge und Spiele, aber ſie ſind nicht praͤchtig, ſon - dern nur artig. Dieſen Eigen - ſchaften muͤſſen die Melodien, ſo viel moͤglich, aͤhnlich ſeyn.

Paſtorita,

Wird in der Orgel zu Sendo - mir in Polen dasjenige Orgel - Regiſter, welches ſonſt Nachthorn heiſſet, genennet.

Pate,

Das Unterſte an einer Pfeiffe oder Schallmey; Pate de Haut - bois, de Flûte. Pate wird auch eine Noten-Linien-Feder oder Raſtral genennet.

Paté,

Heiſt in der Wappen-Kunſt eine Figur, welche uͤber das gan - tze Wappen gehet, z. E. ein Creutz.

Patelle d un homme,

Nennen die Chirurgi den Aff - ter - oder Maſt-Darm, welchen ein Reuter im Sitzen zu Pferde ſoll wohl einziehen, abſonderlich im Anſchlieſſen und Schenckel - ſtrecken, ſo wird er deſto feſter und daurhafter im Reiten ſeyn, auch niemalen von keinem Zwang incommodirt werden.

Patente,

Nennen die Jaͤger das weibli - che Glied an einem Stuͤck Wild. ſ. Feigblatt.

Ritter-Lexic. J i iPati -
Pat

Patience des chevaux,

Gedult richtet bey den Pferden eben daſſelbe aus, was ſie bey den Menſchen wircket, wobey, weil einem Pferde eine durchgehende Gedult angeerbet oder angewoͤh - net iſt, eine iede wohl applicirte Strafe ihren gewiſſen Nutzen bringen kan. Nun iſt aber bey den Pferden vielerley Leiden, wel - ches die Gedult erfodert, als in Kranckheiten muͤſſen ſie offt viel Schmertzen von ſtrengen Artzney - Mitteln, und derſelben gewaltſa - men Application mit Gedult er - tragen. Bey der Wartung, viel - mehr aber bey der Abrichtung, wird ihnen faſt unzehlig Unge - mach von Stoſſen, Schlagen, Spornaten, item von allerley ſcharffen Zeug, ſchmertzlichen Wir - ckungen aufgelegt, welches alles die gemeine Gedult uͤberwinden muß.

Patin,

Jſt eine beſondere Art eines Huf-Eiſens, unter welchem eine halbe Kugel geſchmiedet iſt. Man bedienet ſich deſſen, wenn ein Pferd die Huͤfften verrencket hat, ſchlaͤget ſolches auf den guten Fuß, damit es auf demſelben nicht recht ſtehen kan, und daher auf den boͤſen treten muß, welches ver - hindert, daß die Nerven nicht zu kurtz werden. Man ſchlaͤgt auch dergleichen Patin den Pferden auf, die an der Schulter Gewalt ge - litten haben, oder entr’ouvert ſind.

Patricius,

Ein Geſchlechter, Stadt-Jun - cker, der aus einem vornehmen Geſchlecht iſt. Zu Rom wurden Patricii diejenigen genennet, derenPavVaͤter und Vorfahren Raths - Herren geweſen. Zu Venedig und andern Orten ſind es die, wel - che einen gewiſſen Adelſtand beſi - tzen, und von den edlen Beyſi - tzern des hohen Raths herſtam - men. Jn Deutſchland iſt dieſer Nahme auch in den vornehmſten Reichs-Staͤdten braͤuchlich, und nennet man ſie Geſchlechter, ſie prætendiren auch den andern vom Adel gleich gehalten zu werden, weil die meiſten derſelben ihren alten Adel genugſam erweiſen koͤnnen, auch ſelbigen vom Kay - ſer erhalten haben, daß ſie Tur - nier-maͤßig ſind.

Paturage,

Die gute und geſunde Pferde - Weide, iſt ein Hauptgrund und Eigenſchafft der Pferd-Zucht, ohne welche mit keinem Nutzen oder Ruhm eine Stuterey ange - leget, oder was gutes davon er - wartet werden kan. Die beſte aber iſt, welche mehr aus Kraͤu - tern, als gemeinem Graſe beſtehet, ja ie mehr der Kraͤuter ſeyn, ie mehr Geſundheit und Staͤrcke wird ſich bey den Pferden finden.

Paturon du cheval,

Jſt das unterſte Theil des Schenckels eines Pferdes zwiſchen dem Kegel und der Krone. Nach - dem der Feſſel lang oder kurtz iſt, iſt das Pferd entweder Court jointé, kurtz gefeſſelt, oder long jointé, lang gefeſſelt, und das kurtz gefeſſelte iſt allezeit das beſte und dauerhaffteſte. Wie dann die Alten geſagt: vier hohe Koͤthen laſſen den Reuter in Noͤthen.

Pavana, Pavane,

Ein Spaniſcher gravitaͤtiſcherTantz,PavTantz, da die Taͤntzer mit ſonder - baren Tritten und Setzen der Fuͤſſe einer vor dem andern ein Rad machen, faſt wie die Pfauen, wenn ſie ſich bruͤſten, woher er auch den Nahmen bekommen. Er iſt fuͤr gar ehrbar gehalten worden, und ſind Cavaliers in Oberrock und Degen, Obrigkeitli - che Perſonen in ihren Ehren-Klei - dern, Fuͤrſten in ihren Maͤnteln und Damen mit ihren Schleppen daran gegangen. Man nennet ihn den groſſen Tantz, und ließ gemeiniglich eine Gaillarde darauf folgen, die Melodie dieſes Tan - tzes war ordentlich in egalen lang - ſamen Tacte geſetzet.

Paucken, Tympana, Tym - bales,

Sind alte Jnſtrumente, ſo bey den Ebraͤern ſchon braͤuchlich wa - ren und geſchlagen worden, ſo - wol bey dem Gottesdienſt als andern Freuden-Bezeigungen. Z. E. Mirjam nahm eine Paucke in ihre Hand, und alle Weiber folgten ihr nach mit Paucken und Reigen, Exod. 15, 20. it. 1 Sam. 10, 5. Was deren Beſchaffenheit anlangt, ſo ſoll ein Pauck-Keſſel vor dem andern um etwas kleiner ſeyn, derſelben Uiberzug in Fellen ſoll nur halb ausgegerbet werden, damit ſie aber heller klingen, ſoll man ſie, wenn ſie trucken ſeyn, mit Brantewein und Knoblauch ſchmieren, und in der Sonnen wieder abtrucknen, und die klei - neſte Paucke ins C, und die groͤb - ſte ins G ſtimmen. Der Paucker muß gar gelencke, ſchlenckernde Haͤnde haben, denn ſolches erfo - dern die Wuͤrbel zu machen. Er muß auch Wiſſenſchafft von der Muſic haben, ein vorgelegtesPavStuͤck recht zu tractiren, und muß iederzeit vor der Final-Cadenz einen guten langen Wuͤrbel for - miren, und hernach, wenn die Trompeter alle ſchon aufgehoͤret, erſt den letzten und ſtarcken Streich auf der C-Paucke fuͤhren. Will man ein Echo darauf tractiren, ſo ſchlage man nahe um den Rand Circkel-weiſe fein ſachte, doch ge - ſchwind herum, darauf alsdenn wieder ſtracks mit ſtaꝛcken Wuͤrbeln in die Mitte u. mit langſamen ſtar - cken Streichen ſtets aufs G, doch muß der Schlaͤgel in der lincken Hand fort fuͤr fort behende auf dem C fortgehen; und ſolches koͤmmt recht Heroiſch heraus, ſonderlich wann es zum Final kommt.

Pavillon,

Das weite Theil unten an einer Trompete.

Paume,

Jſt ein gewiſſes Maaß, ſo da dienet die Hoͤhe eines Pferdes zu meſſen, und wird mit der Hoͤhe einer geſchloſſenen geballten Fauſt verglichen. Die Luͤcker-Lande ha - ben dieſes Pferd-Maaß am erſten gebraucht, und hernach dieſe Ex - preſſion andern communiciret. Z. E. Ein kleines Nord-Paͤch - lein ſoll nicht uͤber 10 bis 12 Faͤu - ſte hoch ſeyn, und ein Klepper ſoll wenigſtens 13 bis 14 Faͤuſte haben. Ein Schul - oder Solda - ten-Pferd ſoll 15 bis 16, und ein Caroſſier oder Kutſch-Pferd 18, 19 bis 20 qveer Faͤuſte hoch ſeyn.

Paupiere,

Heiſt Augenlied, und iſt dieje - nige Haut, damit das Auge (ſo das Pferd ſchlaͤfft) bedeckt wird; dieſe Paupieres ſollen nicht fett,J i i 2nochPaunoch runtzlicht ſeyn, viel weniger die daran befindliche Haare unter ſich hangen, welches vor ein An - fang der gewiſſen Blindheit ge - halten wird.

Pauſa, eine Pauſe,

Jſt ein Stillhalten im Singen und Spielen, welche in der Mu - ſic gleich den Noten benennet und eingetheilet, und durch gewiſſe Zeichen angedeutet werden.

Pauſa di Breve, Pauſa brevis,

Gilt im ordinairen Tacte zween Schlaͤge.

Pauſa di Croma, Pauſa Fuſæ,

Eine Achtel-Pauſe.

Pauſa di Longa, Pauſa longa,

Gilt vier Schlaͤge, nemlich im ordinairen Tacte alla Semibreve.

Pauſa di Maſſima, Pauſa maxima,

Eine achtſchlaͤgige Pauſe.

Pauſa di Minima, Pauſa minima,

Eine halbe Tact-Pauſe.

Pauſa di Semibreve, Pauſa ſemibrevis,

Eine gantze Tact-Pauſe.

Pauſa di Semicroma, Pauſa ſemifuſæ,

Eine Sechzehntheil-Pauſe.

Pauſa di Semiminima, Pauſa ſemiminima,

Eine Viertel-Pauſe.

Pauſa generalis,

Wenn alle Stimmen zugleich mit einander innehalten.

Pau

Pauſa initialis, ſ. modalis,

Wird ehemals zu Anfange des Syſtematis mehrentheils vor dem Tact-Zeichen geſetzt; bedeutete aber kein Jnnehalten, ſondern zeigte, nachdem dieſelbe geſtaltet war, entweder den Modum ma - jorem oder minorem des Tactes an.

Pauſa ſpecialis,

Jſt, wenn im Fortgange des Muſicirens bald dieſe, bald eine andere Stimme oder Partie eine gewiſſe Zeit ruhet.

Pauſer, Pauſiren,

Jnnehalten. Das Pauſiren dienet in der Muſic: 1) daß die Saͤnger reſpiriren, und die Jn - ſtrumentaliſten, inſonderheit aber die blaſende ſich wieder erholen koͤnnen; 2) damit die Vocaliſten und Jnſtrumentaliſten ſich bis - weilen allein hoͤren laſſen, und das Gehoͤr durch die anmuthige Veraͤnderung deſto beſſer ruͤhren koͤnnen; 3) damit ein Componiſt ein Thema Fugen-weiſe ſetzen kan, und 4) die verbotene Jnter - valle getilget werden.

Peages, Zoͤlle,

Die Zoͤlle als Koͤnigliche und Fuͤrſtliche Regalien werden durch den Gebrauch der Pferde verbeſ - ſert, wenn ſie nicht allein ſelbſt von einem Lande in das andere geritten, vertrieben und verhandelt werden, ſondern man auch durch ſolcher Dienſt und Gebrauch die Waaren hin und wieder bringet, welche verzollt werden muͤſſen.

la Peau molle du cheval,

Weiche Haut, welche leicht ge - drucket und geſchwellet wird, iſtanPecan einem Pferd, ſonderlich wel - che ſtets reiſen ſollen, ein groſſer Mangel, denn ſo daſſelbe oft ge - ſchiehet, wird ſie erhitzet, daß ſie endlich nimmer zuheilet, ohne daß ſie in iedem Gebrauch wieder auf - bricht, davon letztlich die Haare gantz auswurtzeln, daß keines mehr an demſelben Orte waͤchſet, was man auch davor gebrauche.

Pech Rinnen,

Werden die im ſchwartzen Holtz zu Loch-Mahl - oder Grentz-Baͤu - men angenommene und behoͤrig gezeichnete Baͤume genannt, wenn die Loͤcher oder herausgehauene Plaͤtze mit Hartze wieder uͤberzo - gen und faſt unkenntlich worden ſind.

Pectis,

Soll ein Lydiſches und mit dem Pſalter in etwas gemeinſchaftli - ches muſicaliſches Jnſtrument ge - weſen ſeyn.

Pedal,

Heißt auf der Orgel das Cla - vier, und der Baß, ſo mit Fuͤſ - ſen getreten oder geſpielet wird. Deſſen Erfinder iſt Bernhard ein Deutſcher im 15 Jahrhundert ge - weſen. Jn Jtalien ſollen die Pe - dale nur mit Drat ans Manual gehaͤnget ſeyn, ſo daß eigentlich nur ein eintziges Clavier vorhan - den iſt.

Pedalion,

Jſt die Mitte des Halſes an einer Cither.

Pedant,

Jſt ein Kerl, der oͤffters Studia, aber grobe Sitten hat, oͤffters deutet es einen voͤllig-gelehrten Narren an, der ſich klug zu ſeynPelbeduͤncket. Daher iſt Pedanterey ein Laſter, ſo insgemein denen Schul-Leuten oder den Philoſo - phis auf Univerſitaͤten beygelegt wird, welche ſich nicht nach der galanten Welt halten koͤnnen oder wollen, oder ſonſt eingebildeter Weiſe gelehrt ſind, andere dar - neben verachten, und im uͤbrigen mehr von Calmaͤuſerey als von Converſation mit geſchickten Leuten oder hoͤfflichen Sitten Profeſſion machen, auch dann und wann aus Eigenſinn ſich nach altvaͤteriſcher Art kleiden, und die Land-uͤbliche Tracht ver - achten. Oder ſie iſt die Thorheit, da man ſich bey unnuͤtzen, un - noͤthigen und nichtswuͤrdigen Sachen und Studiis eine groſſe Weisheit einbildet, durch ſolche eingebildete Weisheit aufgeblaſen wird, und durch ſolche naͤrriſche Aufgeblaſenheit ſich ſelbſt an der Erkenntniß wichtiger und nuͤtzli - cher Wahrheiten hindert. ſ. Lexic. Philoſoph.

Pegaſus,

War bey den Alten ein gefluͤ - geltes Pferd, auf welchem Perſeus geſeſſen, als er die Andromedam von dem Meerwunder befreyet. Es heiſſet insgemein der Poeten Pferd, weil die Einfaͤlle eines Dichters Fluͤgel haben, das iſt, geſchwinde und fluͤchtig ſeyn ſol - len. V. Mythol. Lexic.

Peignes,

Nennet man die milbigte Kraͤ - tze oder Raude, welche an den Feſſeln der Pferde ſich ereignen, und die Haare auf der Krone auf - ſtehen und widerhorſtig machen.

Peiks,

Sind des Groß-Sultans PagenJ i i 3oderPeloder Edelknaben, welche Muͤtzen von geſchlagenem Golde tragen. Jhrer ſind in allen nur 60, und gehen ſie bey Ceremonien aller - nechſt nach dem Groß-Sultan, auch nehmen ſie die Supplicatio - nes an.

Pelethroniers,

Hat man vorzeiten die Theſſa - liſchen Voͤlcker darum geheiſſen, weiln ſie nahe bey dem Berg Pelio gewohnet. Sind auch die erſten geweſen, welche Saͤttel und an - dere Ruͤſtung erfunden, und die Pferde mit Huf-Eiſen beſchlagen, welchen andere Voͤlcker nachgefol - get.

Pella,

Eine Stadt in Macedonien in Griechenland, allwo Alexander der Groſſe gebohren worden, und eine Stuterey von 30000 Stuͤcken angelegt, womit ſelbige gantze Stadt zu thun gehabt, auch ihr meiſtes Geſchaͤffte ſeyn laſſen, Pferde im Kriege abzurichten.

Pelote,

Heiſt ein weiſſer Ballen oder Stern an der Stirn des Pferdes. V. Etoile.

Pelyx,

Ein altes ehedeſſen bekandt ge - weſenes muſicaliſches Spiel-Zeug, inſtrumentum quod pſallitur.

Penorcon,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, wie eine Pandor, nur etwas brei - ter am Corpore, mit einem brei - ten Halſe oder Griff, alſo daß 9 Chor Saiten neben einander dar - auf liegen koͤnnen; es iſt auch et - was laͤnger als eine Pandor.

Pen

Penſée d un Chevalier,

Die Gedancken, Einfall, Nach - ſinnen. An einem Ritter wird erfodert 1) ein unverruͤckter be - ſtaͤndiger Verſtand und Nachſin - nen aller natuͤrlichen Wirckungen und derſelben eigentliche Urſa - chen; 2) ein ſcharffes gerechtes geſchwindes Judicium, vermittelſt deſſen in einer gar kurtzen Zeit in der Reuterey mehr als in langer Zeit durch die ſinnloſe Uibung zu faſſen, aus welchem nothwendig ein eigenes, fleißiges, inſtaͤndiges Nachſinnen entſtehet, welches ei - nem vielerley Geheimniſſe von ſich ſelbſt entdecket. Wodurch die Luſt ie laͤnger ie groͤſſer wird, und deren Verſicherung vermehret.

Pentachordum,

Eine Reihe oder Stellung von 5 Saiten; Dannenhero fuͤhret auch die Qvint dieſen Nahmen, welche auch ſonſten Pentaphonia genennet wird.

Pentaphonium,

Ein fuͤnf-ſtimmiges muſicali - ſches Stuͤck.

Pentatonon,

Die Sexta ſuperflua, weil ſie aus 5 ganzen Tonen beſtehet, z. E. b gis.

Pentecontachordum,

Nennete Fabius Colonna ſein aus 50 ungleichen Saiten beſte - hendes und von ihm eingerichte - tes muſicaliſches Jnſtrument.

Pentiere,

Jſt ein Garn, welches zum Vogel-Fang, inſonderheit aber zum Schnepffen - und Waſſer - Huͤner-Fang gebraucht, und da -heroPenhero ordentlich und vornemlich an die Durch - und Zugaͤnge oder Schlufften, die man hier und dar um den Forſt oder Hoͤltzer her - um gemacht hat, aufgehaͤnget und geſtellet wird. Dieſe Art Garn oder Netze pfleget man auch Pentieres volants, das iſt fliegen - de Haͤng[-]und Zieh-Garn zu nen - nen, weil ſie nemlich oben mit Ringlein verſehen ſind, und laͤngſt an einer Leine hin, wie ein Vor - hang, auf - und zugezogen werden muͤſſen. Sie werden gemeinig - lich aus laͤnglich-gevierten Ma - ſchen oder Schmaſen gemacht, und ſollen nicht uͤber funffzehen Ellen breit, und zwantzig bis vier und zwantzig Ellen hoch ſeyn. Man muß ſie aus zarten doch ſtarcken Faden bereiten, und an allen Maſchen der oberſten Reihe meſ - ſingene Ringlein anhefften, um das Netze deſto gelaͤuffiger zum Auf - und Zuziehen zu machen. Durch dieſe Ringlein ziehet man alsdenn ein mittelmaͤßiges Seil, oder eines halben Fingers dicke Leine. Auf beyden Seiten muß man auch kleine Schnuͤrlein durch die voͤrderſten Maſchen ziehen, und zu beyden Enden anbinden, damit man die Pentiere geſchwind auf - und zuziehen koͤnne, welches denn am allergeſchwindeſten ge - ſchehen kan, wenn ein iedes Schnuͤrlein neun bis zwoͤlff Zoll laͤnger, als die Hoͤhe von gedach - ter Pentiere iſt, und weiter herab haͤnget. Sie ſind darinnen ſehr beqvem, daß eine einige Perſon derſelben viel richten und aufzie - hen kan, und nicht dabey immer Stand halten darff, maſſen ob - gedachte Voͤgel von ſelbſten ſich darinnen fangen und verwi - ckeln.

Per

Perdrix,

Rebhun, Wild - oder Feldhun, iſt ein ſehr bekandter Vogel, ſo zur Schnabel-Weide gehoͤret. dem auch die Jaͤger ſehr nachſtre - ben. Von Natur ſind alle Reb - huͤner ſo geil und unkeuſch, daß man ſie als ein Vorbild der Ve - neriſchen Unkeuſchheit vorzuſtellen pflegt, wie dann von dem Weib - lein geſagt wird, daß ſie, wenn ſie gegen ein Maͤnnlein ſtehen, und von dieſem nur der Wind an ſie gehet, traͤchtig werden ſollen, leben 15 bis 16 Jahr, bevorab die Weiblein, welches wider das Vo - gel-Geſchlecht laͤufft, da alle Maͤnnlein aͤlter werden als die Weiblein. Sie haben ſonſten ein herrliches, wohlſchmeckendes, nied - liches, temperirtes Fleiſch, ſo leicht zu verdauen iſt, und einen loͤbli - chen chylum und gutes Gebluͤt, auch den Weibern viel Milch ma - chet, abſonderlich fuͤr diejenigen dienlich, ſo im Venus-Kriege ſich befinden, oder erſt von einer Kranckheit geneſen, oder ſonſt grobe Speiſen nicht vertragen koͤnnen.

Perfecter Reuter,

Die Vollkommenheit eines gu - ten und ſchoͤnen Reuters beſtehet darinnen, daß er 1) vier Duca - ten unter waͤhrendem Tummeln verberge, als 2 unter den Fuß - ſolen auf den Steigbuͤgeln, und 2 unter den Knien, ohne einen davon zu verlieren; 4) Ein Pferd darch ein weites Kegelſpiel zu gal - lopiren, ohne einen Kegel umzu - werfen; 3) Ein Pferd auf einem ſeidenen Faden zu reiten; 4) un - ter waͤhrendem Tummeln ein Glas Wein auszutrincken, Toback zuJ i i 4ſchnupf -Perſchnupffen, und etwas in eine Schreib-Tafel zu notiren. 5) Ei - nen Springer ohne Sattel zu caprioliren. 6) Mit einem Piſtol ins Schwartze zu ſchieſſen; 7) Mit dem Degen im voͤlligen Lauff ei - nen Handſchuh vom Boden auf - zuheben; 8) Beym Carrouſel mit der Lantze kuͤnſtliche und gewun - dene Levaden zu machen, um den Kopff herum zu ſchwingen, uͤber ſich zu werffen und wieder zu er - greiffen; 9) Einen Taͤntzer recht in der Cadenz nach der Muſic zu exerciren, und 10) das Tempo di gamba in gewiſſen Schulen zu obſerviren ꝛc.

Perfetto modo oder tempo,

Deutet in der Muſic den Tri - pel-Tact an, weil die Zahl 3 nicht kan getheilet werden, und deß - wegen fuͤr vollkommener als die Zahl 2 gehalten wird.

Perfidia,

Heißt in der Muſic ſo viel als Obſtinatio, das iſt, ein Affectiren immer einerley zu machen und ſei - nem Vorhaben nachzugehen, ei - nerley Gang, einerley Melodie, einerley Tact, einerley Noten ꝛc. zu behalten.

Periodus,

Jſt ein kurtzgefaßter Spruch, der eine voͤllige Meinung, oder einen gantzen Wort-Verſtand, in ſich begreifft. Wenn er recht ſingbar ſeyn und zur Muſic ſich ſchicken ſoll, muß er nicht laͤnger ſeyn, als daß man ihn, ohne Athem zu holen, ausſprechen kan. Ein einziger Periodus ſchicket ſich zu einer Arie nicht wohl, ſondern es gehoͤren meiſtens ihrer 2 bis 3 dazu.

Peſ

Periodus harmonica,

Wird inſonderheit das erſte Membrum oder die erſte Clauſel eines Canonis genennet, ehe die zweyte Stimme eintritt. Man kan auch einen ieden Abſatz eines muſicaliſchen Stuͤckes alſo nen - nen.

Perſica,

Ein Perſiſcher Tantz, worzu Floͤten gebraucht worden, hieß auch Oclaſina.

Peruvianiſcher Balſam,

Balſamum Indicum, iſt eines ſchoͤnen Geruchs, und wird in der Medicin dißfalls oft ge - braucht; Beſonders in Pferde - Curen, wenn ſich ſolches auf die Crone getreten, oder ſonſten ver - letzet hat, heilet dieſer Balſam in 24 Stunden.

Peſade,

Jſt die Bewegung des Pferds, welches, wenn es die Vorder - Fuͤſſe erhebet, mit den hintern ferme und auf der Stelle ſtehen bleibet, alſo daß es kein Tempo mit der Huͤfften macht, ehe es die Vorder-Fuͤſſe auf die Erden ſe - tzet, welches das Mittel iſt, ih - me denn zu befeſtigen, die Huͤffte ſicher zu machen, die vordern Schenckel ihme wohl biegend zu machen, und zu verhindern, daß es nicht die Groppa aufwirfft, ſon - dern ſich wohl unirt und zuſam - men rucket, welches das Funda - ment von denen Courbetten und andern hohen Schulen. V. Ar - reſt.

Peſer,

Heißt in der Muſic, ſich worauf aufhalten, z. E. auf einer Sylbe.

Peſer
Peſ

Peſer la main,

Heißt, wenn ein Pferd in der Fauſt lieget, und durch die Weiche ſeines Halſes, und Schwachheit ſeiner Lenden, durch preßhaffte Schenckel, durch das Gewicht des Vordertheils, oder durch Muͤ - digkeit auf die Fauſt, wie ein Lah - mer auf ſeinen Stock ſich ver - laͤſt.

Peſte des chevaux,

Die Peſtilentz der Pferde ent - ſtehet aus der Jnfluentz des Ge - ſtirns und aus einer faͤulenden corrumpirenden Qvalitaͤt, wel - che bisweilen in der Lufft ſich ent - haͤlt, und bald die Leiber der Thie - re, ſo ſie ein wenig Fermentation haben, durch die Schweißloͤcher und Athem anſtecket. Jtem, von boͤſen, ſtinckenden und gifftigen Waſſern, gifftigen Weide und Futter, wie auch boͤſem Geſtanck, ſtinckenden Nebeln, bevorab in hitzigen Sommers-Zeiten, wenn die Aſpecten darzu kommen. Den Pferden ſoll man, ſo bald eine anſteckende Seuche ſich unter ihnen ſpuͤren laͤſſet, klein, wie Mehl gepuͤlverte Haſel-Wurtzel oder klein zerſchnittene Modelgeer (iſt ein Kraut mit blauen Bluͤm - lein, ſo bey den Botanicis Cruciata oder Gentiana minor heiſſet) un - ter das Futter mengen. Oder man nehme Ehrenpreis, Lungen - Kraut, Gundelreben oder Gun - dermann, Eiſenkraut, wilden und Garten-Salbey, Wacholder-Bee - re, die obern Gipffel der Wachol - der-Stauden zu Aſche gebrannt, Eichen-Laub, Odermennige, Heid - niſch Wundkraut, Wollkraut, Nachtſchatten, Stickwurtz, alles gedoͤrrt und gepuͤlvert, wie auch ſaubere Buchbaum-Aſche, iedesPeſin gleichem Gewichte, und gebe dem krancken Pferde taͤglich einen Loͤffel voll mit ſo viel Saltz ver - miſcht ein. Denen geſunden Stuͤcken kan man es auch auſſer einer Seuche zur Vorſorge woͤ - chentlich zwey mal gebrauchen. Hat ein Pferd bereits Peſt-Beu - len, ſo ſchlaget ihm ſolche mit ei - ner Fliete auf, laſſet ihm die nech - ſte Ader dabey, und gieſſet ihm den nachfolgenden Tranck ein: Nehmet Wacholder-Oel ein Vier - tel-Pfund, Saffran ein halb Loth, zerſtoſſenen Knoblauch drey Loth, Theriac ein Loth, mengets durch einander und gieſſets dem Pferde ein, beſtreichet ihm auch die Na - ſen-Loͤcher, und das Mundſtuͤck mit Wacholder-Oel, und reitet es eine halbe Stunde darauf ſpa - tzieren. Wenn ſich vornen am Leibe eine dergleichen Geſchwulſt erzeiget, ſo nehmet Chriſtwurtz oder ſchwartze Nießwurtz, die muß man mit Fleiß graben, daß die Wurtzel gantz aus der Erden komme, denn es beſſer iſt, als wenn ſie abgeſtochen oder abge - brochen worden; ſtechet denn mit einem Pfriemen vornen in die Bruſt durch die Geſchwulſt, ziehet die Wurtzel dadurch, doch daß ſie nicht hinaus falle: und wenn ſie heraus fiele, ſo ſtecket eine andere an die Stelle, das wird allen Gifft vom Hertzen ziehen, es machet einen Knoten und ſchwaͤret aus: Wenn es offen iſt, ſo mag man gepuͤlverte Lorbeeren darein wer - fen. Dieſes Mittel muß, wo es helffen ſoll, bey Zeiten gebrauchet werden. Als ein ſehr gutes Mit - tel, wenn die Peſt unter die Pfer - de kommt, wird auch folgendes geruͤhmet: Nehmet Lungen, Leber und ein Stuͤck vom Hertzen einesJ i i 5todtenPettodten Pferdes, thut das in einen neuen ungenuͤtzten Topff, verma - chet denſelben wohl, und laſſet es beym Feuer doͤrren, daß ein Pul - ver daraus werde; dieſes Pul - vers nimm ein Loth, und theils in drey Theile, und gieb dreymal gleich nach einander iedesmal dem Pferde einen Theil in ſeinem Fut - ter ein: Den Topff aber mit dem uͤbrigen vergrabe vor der Son - nen Aufgang unter die Schwelle, wo die Pferde ein - und ausge - hen.

Petit Duo,

Heißt in der Muſic eine zwey - ſtimmige kurtze Compoſition.

Pettia,

Wird bey den Griechen das oft wiederholte Anſchlagen in einer - ley Tone genennet.

Pfaltz,

Der Chur-Fuͤrſt von der Pfaltz, Elector Palatinus, beſaß vor dem Weſtphaͤliſchen Frieden die fuͤnffte Chur-Stelle, und des H. R. R. Ertz-Truchſeſſen-Amt, welches aber an die Hertzoge von Bayern gelanget iſt: Seit dem Weſtphaͤ - liſchen Frieden iſt er des Heil. Roͤ - miſchen Reichs Ertz-Schatzmei - ſter, hat bey der Kayſer-Wahl die achte Stimme, und deſſen Erb-Schatzmeiſter iſt der Graf von Sintzendorf. Bey Erledi - gung des Kayſerlichen Thrones iſt er Reichs-Vicarius in den Rhei - niſchen und Schwaͤbiſchen Laͤn - dern, und wo das Fraͤnckiſche Recht gilt; welches Vicariat ihm bisher von Bayern ſtreitig ge - macht worden: Doch haben ſich beyde hohe Haͤupter ſchon 1724 da - hin mit einander verglichen, daß ſie bey erfolgeten Interregnis ge -Pfadachtes Reichs-Vicariat gemein - ſchafftlich fuͤhren wollen. Weil aber dieſer Vergleich noch nicht von dem Kayſer beſtaͤtiget wor - den, ſo haben bey gegenwaͤrtigem Interregno noch nicht alle Staͤn - de das gemeinſchafftliche Vica - riat erkennet. Sonſt hat auch der Churfuͤrſt von der Pfaltz das Wildfangs-Recht, wie nicht weni - ger das Recht des Geleites durch die obere Grafſchafft Catzenelnbogen, von der Berg-Straſſe an bis gen Franckfurt, wie auch in der Marckgrafſchafft Baden bis gen Pfortzheim; ingleichen das Schutz - Recht uͤber die Keßler am Rhein und in der umliegenden Gegend. Es hat aber das Durchlauchtigſte Haus der Pfaltz-Grafen mit dem Chur-Hauſe Bayern einerley Ur - ſprung. Denn Ludovicus I, Hertzog in Bayern, Ottonis V, erſten Her - tzog in Bayern aus dem Wittels - bachiſchen Hauſe, Sohn uͤberkam nach der Achts-Erklaͤrung Hen - rici Pfaltzgrafens am Rhein, 1215 vom Kayſer Ottone IV die Pfaltz, konte aber zu deren Beſitz nicht gelangen, welchen ſein Sohn Otto illuſtris durch die Vermaͤhlung mit Agnes, Erb-Tochter gedach - ten Henrici, dem Hauſe Bayern geruhig erwarb, bey deſſen Nach - kommen die Pfaltz erblich geblie - ben, da ſie vorher bey unterſchie - denen Haͤuſern geweſen. Jn Ot - tonis illuſtris Enckeln theilte ſich das Haus Bayern in 2 beſondere Linien. Denn Ludovicus, wel - cher 1314 zum Kayſer erwehlet worden, ward der Stamm-Va - ter des Durchlauchtigſten Chur - Hauſes Bayern; Rudolphus aber, Churfuͤrſt von der Pfaltz, der Stamm-Vater aller Durchlauch - tigſten Pfaltz-Grafen am Rheine. Die -PfaDieſe bluͤhen gegenwaͤrtig in den 3 Linien, nemlich der Churfuͤrſtli - chen, welche allein auf Jhro ietzt regierende Churfuͤrſtliche Durch - lauchtigkeit beruhet; der Sultz - bachiſchen und Birckenfeldiſchen, an welche letztere das Zweybruͤ - ckiſche gelanget, nachdem die Zweybruͤckiſche Linie mit Guſtavo Samuele 1731 ausgeſtorben. Die Birckenfeldiſche Haupt-Linie hat den Aſt von Gelnhauſen unter ſich. Der Chur-Fuͤrſt zu Pfaltz fuͤhret nunmehro, nach dem 1714 geſchloſſenen Badiſchen Friedens - Schluſſe, in einem rothen Mittel - Schilde die Kayſerliche Krone, wegen des Ertz-Schatzmeiſter - Amtes, daruͤber er aber mit Chur - Hannover annoch ſtreitig iſt; ei - nen guͤldenen roth-gecroͤnten Loͤ - wen im ſchwartzen Felde wegen der Pfaltz am Rhein; ein Feld mit Silber und blauen laͤnglich geſchobenen Rauten wegen Bay - ern; einen ſchwartzen Loͤwen im guͤldenen, 8 guͤldene Staͤbe in Kreis geſetzt im rothen, und einen rothen gecroͤnten Loͤwen im ſilber - nen Felde, wegen der 3 Hertzog - thuͤmer Juͤlich, Cleve und Berg; einen blauen Loͤwen im ſilbernen Felde, wegen Veldentz; 3 rothe Sparren im ſilbernen, und ein ſilbern und rothes Schach im guͤl - denen Felde, wegen der Graf - ſchafften Ravensberg und Marck; und denn einen breiten ſchwartzen Balcken im guͤldenen Felde, wegen der Prætenſion auf Moͤrs. Auf dieſem Wappen-Schilde ſtehen 5 offene Helme. Der erſte praͤ - ſentiret den Pfaͤltziſchen guͤldenen Loͤwen zwiſchen zwey Buͤffels - Hoͤrnern; der andere iſt ein guͤl - dener Adler mit ſchwartzen Fluͤ - geln und blauem Halsbande we -Pfegen Juͤlich; der dritte iſt der Clev - und Maͤrckiſche, und traͤget einen gecroͤnten rothen Buͤffels-Kopff mit einem ſilbernen Ringe in der Naſen; der vierte iſt der Baye - riſche, und zeiget einen guͤldenen Loͤwen zwiſchen 2 Fluͤgeln mit roth - und ſilbernen Rauten bezeichnet; und der fuͤnffte iſt der Bergiſche, und traͤgt einen Pfauen-Schwantz. Die Helmen-Decken ſind ſchwartz, Silber und Gold. Die uͤbrigen Pfaltz-Grafen am Rhein fuͤhren faſt eben dieſes Wappen, nur daß ſie in Eintheilung der Felder ſich dann und wann von einander di - ſtinguiren. Die Birckenfeldiſche Linie hat noch a part in ihrem Wap - pen ein roth - und filber-gewuͤrffel - tes Feld, wegen der hintern Graf - ſchafft Spanheim; 3 rothe Schil - de im ſilbernen, und drey ſchwartze gecroͤnte Adlers-Koͤpffe auch im ſilbernen Felde, wegen der Graf - ſchafft Rappoltſtein und Herr - ſchafft Hoheneck. Auf dieſem Birckenfeldiſchen Wappen ſtehen auch 3 beſondere offene Helme. Der Veldentziſche zeiget einen guͤldenen Hunds-Kopff mit einem Halsbande; der Rappoltſteiniſche traͤgt einen halben Mann im ſil - bernen Habit mit 3 rothen Schil - den, und einer ſilbernen Muͤtze, daran vorne eine Faſanen-Feder ſtecket; der Hoheneckiſche aber hat 2 ſchwartze Fluͤgel mit 3 ſilbernen Pilgrims-Staͤben.

Pfeiffen,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, welches mit dem Mund geblaſen wird, hat zu ſeinem Erfinder den Jubal, wiewol bey den Scriben - ten unterſchiedliche Perſonen ge - funden werden, welchen ſolche Erfindung zugeleget wird. WiedennPfedenn Athenæus Seiriten nennet, und meynet, daß die Pfeiffen von ihm zuerſt in Lybien erfunden worden; Euſtachius hingegen eig - net ſolches den Thebanern zu, Plutarchus dem Apollini, Hygi - nus dem Marſyæ, welcher die Pfeiffe, Cerodoton genannt, er - funden; Strabo dem Sileno, wel - cher zuerſt viele Pfeiffen an einan - der gemacht. Pan ſoll die erſte Pfeiffe aus Rohre zu machen an - gefangen haben, die Thebaner aus den Roͤhre[n], Beinen der Rehe-Boͤ - cke und der Geyer, die Lybier aus Holtz von Buchsbaum; Theo - dorus, aus dem Egyptiſchen The - ben gebuͤrtig, hat die Loͤcher auf der Pfeiffe vermehret, da ſie im Anfang mehr nicht als mit vieren verſehen geweſen, und Olympus hat ſelbige zuerſt bey den Griechen bekannt gemacht, auch bey dem Heydniſchen Opffer-Dienſt ein - gefuͤhret. Die Anleitung zu Er - findung der Pfeiffen ſoll Minerva von dem Geziſch der Schlangen an dem Haupt Meduſæ, oder aber, wie andere wollen, Pan von dem Wind, ſo in ein hohles Rohr ge - wehet, genommen haben. Dieſer geringe Anfang der Pfeiffen iſt mit der Zeit ſo weit gebracht wor - den, daß man faſt unzehlbare Arten derſelben ausgedacht, auch dieſelben nicht allein aus Beinen der vierfuͤßigen Thiere und des Gefluͤgels, ſondern ſo gar aus Gold, Silber, Helfenbein, Horn u. d. g. zu verfertigen angefan - gen.

Pfeiffer-Tag,

Dergleichen laͤßt der Pfaltzgraf von Zweybruͤck, als Graf von Rappoltſtein im Ober-Elſaß, und als ſogenannter Koͤnig derPfePfeiffer oder Spiel-Leute jaͤhrlich durch den Koͤnigs-Lieutenant im Auguſt zu Biſchweiler, im Sep - tember aber zu Rappoltsweiler und zu Daun im Suntgau hal - ten, wo alle Spiel-Leute ſelbiger Gegenden erſcheinen muͤſſen, und bey einem oͤffentlichen Aufzuge ſich hoͤren laſſen.

Pferd, Equus, Cheval,

Jſt unter allen Laſt-Thieren das edelſte, nutzbareſte und allernoth - wendigſte, welches ſowol denen hoͤchſten Standes-Perſonen, als geringſten Bauren, im Krieg und Frieden, zur Luſt und Arbeit die - net. Seine Geſtalt iſt ſo bekannt, daß unnoͤthig etwas davon zu mel - den. Seiner Natur nach iſt es entweder wild oder zahm. Die wilden werden in den Waldungen und Feldern jung, erwachſen un - ter dem freyen Himmel ohne War - tung, und weiden ſich Sommers und Winters ſelbſt, bis ſie auf ſonderbare Art gefangen, mit groſſer Muͤhe gezaͤhmet, und zu dem menſchlichen Gebrauch nach und nach tuͤchtig gemachet wer - den: dergleichen man im Nord - Schottlaͤndiſchen Gebirge um A - thol u. Bath, wie auch Ethiopien, Perſien und andern weit entfer - neten Landen zu finden pfleget. Es giebt auch in der Unter - Pfaltz im Duͤſſeldorffiſchen, in - gleichen in den Ungariſchen Ge - birgen, in dem Oldenburgiſchen und anderswo wilde Geſtuͤte, da die Pferde Tag und Nacht, Som - mer und Winter in den Waͤldern und Gebirgen bleiben, und ohne Aufſicht herum lauffen, und die Fuͤllen, wenn ſie drey oder vier Jahr alt, mit Behendigkeit und Liſt gefangen, und durch HungerundPfeund Durſt mit ſaurer Muͤhe und Arbeit gebaͤndiget und zahm ge - macht werden muͤſſen. Die alſo in der Wildniß aufgewachſene und gefangene Pferde werden Wildfaͤnge genennet. Die zah - men ſind, welche von den Leuten in Staͤdten, auf dem Lande, oder in den Stutereyen mit ſonderli - chem Fleiß erzogen, und von Ju - gend auf zum menſchlichen Ge - brauch angewoͤhnet werden. Die

Farben der Pferde ſind unter - ſchiedlich: Man theilet ſie ein in Haupt-Farben und Neben-Far - ben. Die Haupt-Farben, deren vier ſind, werden mit den vier Elementen verglichen, die ſchwar - tze mit der Erde, die weiſſe oder Schimmel-Farb mit dem Waſſer, die Fuchs-Farbe mit dem Feuer, und die braune mit der Lufft. Schwartze Pferde oder Rappen ſind gemeiniglich von der Erde melancholiſcher Complexion, und daher zornig, traͤg, untreu, und werden leicht ſcheu und kollerig. Ein Rappe, deſſen Augen ſchoͤn hell und Caſtanien-braun, iſt viel - weniger ſcheu, als ein Rappe mit dunckeln und ſchwartzen Augen; hat aber ein ſolcher noch darzu ei - nen braunen Ring um den Aug - Apffel, ſo mag man ſich nicht nur auf ein ſcheues, ſondern auch auf ein Pferd gefaßt machen, das ſich ſeiner Augen nicht lang wird bedienen koͤnnen. Die Spanier halten auf ein Kohl - oder Raben - ſchwartzes Pferd, ſo gantz kein weiſſes Zeichen hat, ſehr viel, und daß darauf einem Reuter nichts widerwaͤrtiges begegne. Die Frantzoſen aber halten gerade das Widerſpiel, und alſo mehr auf wohlgezeichnete ſchwartze Pferde. Die Jtaliener ſagen: Caval mo -Pferello, o tutto buono, o tutto fello: Ein ſchwartzes Pferd iſt entweder ausbuͤndig gut, oder gar nichts nuͤtze. Unter den weiſſen Pfer - den oder Schimmeln, die man von dem Element des Waſſers phlegmatiſcher Complexion haͤlt, daher auch etliche dieſe Farbe gantz verwerffen, ſchaͤtzet man die Schneeweiſſen fuͤr die rareſten, ſonderlich wenn ſie roth-gefaͤrbte Schweiffe und Maͤhnen, auch ſchwartze Augen und ein ſchwar - tzes Geſchroͤte haben. Dieſe die - nen vortrefflich, wo nicht zur Ar - beit, doch zum Pracht. Die Ap - fel-grauen und Spiegel-Schim - mel ſind eine gute Art zum Rei - ten und Fahren, nur daß ſie in einem Geſpann nicht lang einer - ley bleiben, indem ſie faſt jaͤhr - lich, ſo offt ſie ſich haͤren (wie auch faſt alle andere Schimmel) ihre Farbe veraͤndern, theils lich - ter, theils aber finſterer und dunck - ler werden, und alſo dem Zug ein ſchlechtes Anſehen geben. Un - ter den Hecht-grauen iſt kein Un - terſchied, als daß immer einer lichter und dunckler, und an den Schenckeln ſchwaͤrtzer iſt, als der andere; ſie haben gemeiniglich boͤſe Augen, und werden ſonder - lich in Ungarn viel von dieſer Farbe gefunden. Der Fliegen - Schimmel ſind zweyerley, die ei - nen mit rothen oder braunen, die andern aber mit ſchwartzen Tuͤpf - felein beſprenget, wovon die er - ſten vor die ſchoͤnſten und die letz - tern inſonderheit fuͤr beſſer, als die erſtern gehalten werden. Dieſe Farbe erzeiget ſich nicht bald in der Jugend, ſondern nimmet erſt mit dem Alter ie mehr und mehr zu. Unter den Schwartz - Schimmeln findet man offtmalsgarPfegar gute Pferde, ob gleich die Farbe, welche bald lichter, bald dunckler gefunden wird, in kei - ner beſondern Hochachtung ſte - het. Die Roth-Schimmel wer - den fuͤr ziemlich gute Pferde ge - halten, wiewol ſie gerne allerley Tuͤcke an ſich nehmen. Uiber - haupt aber ſind die zwey oder auch drey-faͤrbige Pferde eines guten temperirten Vermoͤgens, Gemuͤthes und dauerhaffter Ge - ſundheit. Unter denen braunen ſind die Licht - und Gold-braunen die hurtigſten, ſonderlich ſind an dieſen letztern ſchwartzer Schweiff, ſchwartze Maͤhne, und dergleichen Extremitaͤten eine Anzeige der edelſten Natur. Der dunckel - braunen ſind zweyerley, die einen ſind geſpiegelt wie die Apffel - grauen, alſo, daß man die Spie - gel aus der andern Farbe, die et - was dunckler, unterſchiedlich er - kennen kan, ſonderlich, wenn ein Pferd feiſt iſt. Die andern ſind um die Schenckel, hinten beym Geſchroͤt, an den vordern Fuͤſſen, auch in den Flancken, und um das Maul und die Augen licht - braun, welches vor gute Pferde gehalten werden; die aber an erſt - beſagten Orten fahligt ſehen, ſind gemeiniglich faule und matte Pfer - de. Die ſchwartz-braunen ſind ſolcher Farbe, daß man ſie vor den Rappen nicht wohl erkennen mag, allein an den oberzehlten aͤuſſern Theilen ſind ſie ein wenig licht-braun oder fahligt; dieſes ſind mehrentheils hitzige und cho - leriſche Pferde. Die Caſtanien - braunen, welche die Farbe der recht reiffen Caſtanien haben, wer - den unter allen braunen vor die beſten gehalten, und zwar ie dunck - ler die Farbe, deſto kraͤfftiger ſeynPfedie Eigenſchafften, nicht anders als wie insgemein die braune Far - be denen andern drey Haupt-Far - ben vorgezogen wird; denn bey dergleichen Farbe herrſchet die ſan - guiniſche Complexion, dahero dergleichen Pferde allezeit freudig, behertzt und dauerhafft, hurtig, geſchwind, arbeitſam und gelehrig, auch koͤnnen ſie ohne Schaden mehr Blut entbehren als die an - dern, und ſind folglich eher zu curiren. Die Fuͤchſe ſind von dem Feuer choleriſcher Comple - xion, daher ſie mehrentheils feu - rig, hitzig, begierig, freudig, aber darbey auch zornig und ungedul - tig. Es giebt derer viererley: Die Licht-Fuͤchſe haben theils einen weiſſen Schwantz, Schopff und Maͤhne, aber, was den uͤbrigen Leib anbelangt, ſind ſie roth, theils aber ſind der Farbe nach alſo un - terſchieden, daß etliche lichter, et - liche dunckler roth ſind. Die Roth-Fuͤchſe, ſo ein ſchoͤnes Anſe - hen ſie ſonſten haben, ſind ſehr rar; ihre Farbe ſiehet ſchier, als wenn man einen Licht-Fuchs mit einer Tuͤrckiſchen rothen Farbe, die wohl aufs gelbe zielet, gefaͤrbet hat - te. Die Recht-Fuͤſſe haben eine gemeine Farbe, welche etwas dunckler als der Licht-Fuͤchſe iſt, und nur die Bauren-Art genen - net wird, weil dieſe Fuͤchſe die gemeinſten unter denen Bauer - Pferden ſind. Die Schweiß - Fuͤchſe oder Dunckel-Fuͤchſe fin - det man von allerley Schattirung, bald dunckler, bald lichter, doch ie dunckler der Fuchs, ie beſſer iſt er. Die Fuͤchſe ſind hitzig, halten aber nicht lange an, ſondern wer - den bald muͤde, auſſer die erſtbe - ruͤhrten Dunckel-Fuͤchſe, welche nach dem Spaniſchen Sprich -wort:Pfewort: Alcan toſtado, antes muer - to, que canſado, ſich ehe zu todt arbeiten als ermuͤden. Nechſt dieſen Haupt-Farben kommen auch noch die vermengten Farben vor, bey denen uͤberhaupt die Re - gel gilt: Welche Farbe vor der andern an dergleichen Pferde herr - ſchet, dieſer Art und Complexion iſt auch das Pferd zugethan. Dieſer Gattungen giebt es zwey - erley, als fuͤnfferley Schimmel, davon kurtz vorhero gedacht wor - den, und denn Schecken. Da - von zu mercken, ie dunckler an denſelben die Farben, ie beſſere Eigenſchafften beſitzen dieſelben, ſonderlich wenn der Kopff dunckel oder roth; die beſten aber ſind, ſo mit drey Farben geſchecket. Der Dienſt, zu welchem man die Pferde gebraucht, beſtehet entwe - der mit ſolchen Parade zu machen, oder darauf zu reiten, oder ſie vor Kutſchen, Artillerie-Fracht - und Laſt-Wagen zum ziehen, oder zum Jagd - und Poſt-Lauffen, auf Reiſen und in Bataillen, zur Stuterey und zum Beſchehlen, oder zu gar geringer Arbeit, als zum Acker-Bau und Laſten ſchlep - pen zu gebrauchen. Und davon bekommen ſie auch ihre Beynah - men, daß ſie Reit-Pferde, Hand - und Parade-Pferde, Kutſch-Pfer - de, Artillerie-Pferde, Fuhrmanns - Pferde und Karren-Gaule, Jagd - und Parforce-Pferde, Schieß - und Treibe-Pferde, Poſt-Pferde, Reiſe-Klepper, Bataillen-Pferde, Beſchehler und Mutter-Pferde, Acker-Pferde ꝛc. genennet werden. Die Pferde ſind ihrer Landes-Art nach unterſchiedlich, wovon oben unter Nations nachzuſehen. Zur Schoͤnheit eines Pferdes werden erfodert, eine nicht uͤbermaͤßigePfeStatur, wohlgeſtellte und zuſam - men gefaſſete Gliedmaſſen, ein kleiner duͤrrer Kopff, eine derglei - chen ſchmale hohe Stirne, kurtze ſpitzige aufrecht ſtehende und wohl ausgeſchnittene Ohren, groſſe helle und ſchwartze muntere Augen, groſſe aufgeblaſene Naſen-Loͤcher, ein kurtzes und trockenes Kinn, duͤnne Leffzen, ein feuchtes rothes nicht allzu enges noch ſchwartzes Maul, eine weder zu dicke noch zu lange Zunge, ein ſacht geboge - ner weder zu dicker noch zu duͤrrer mehr zu lang als zu kurtzer Hals, dicke und lange Maͤhne und Schweiff, eine ſtarcke breite Bruſt, daran man die Muſculn fein ſe - hen kan, und die eben nicht mit allzu vielem Fleiſch bewachſen iſt, ein ſtarcker Ruͤcken, der vom En - de des Halſes an bis zum Anfang des Creutzes eine kurtze und nicht allzu ſehr eingebogene Sattel - Tieffe habe, ein wohl ausgefuͤll - tes Creutz mit einem flachen Ca - nal in zwey Theile geſondert, ein kleiner eingezogener, an einer Stute aber etwas groͤſſerer Bauch, voͤllige und laͤnglichte Seiten, runde und dicke Lenden, ein ſchwartzes und eingezogenes Geſchroͤte, runde und ſtarcke Huͤff - ten, gleich weder ein-noch aus - werts gebogene Knie, gerade, duͤrre doch ſtarcke Schenckel, kur - tze wohl abgeſetzte Kegel, wohl eingetheilte Feſſel, ein mittelmaͤſ - ſiger Saum und ſchwartze runde harte Huͤfe. Der Pferde

Maͤngel pflegt man insgemein in folgende drey Claſſen zuſammen zu faſſen: Demnach ſind 1) Erb - Maͤngel, die ihnen entweder die Geſundheit nehmen, dergleichen der Rotz, Maucke, oder ihr An - ſehen verringern, worzu gerech -netPfenet wird, wenn ſie weitoͤhrigt, Speckhaͤlſig, dickkoͤpffig; oder den Umgang mit ihnen beſchwerlich machen, worzu gehoͤret, wenn ſie falſch boshafft, beiſſend, tuͤckiſch, kollrich, ſtaͤtig, hartmaͤulig. 2) Haupt-Maͤngel, dieſe begreiffen alle Gebrechen an innerlichen und aͤuſſern Theilen des Pferdes, z. E. kurtzer ſchwerer Athem, ſchnauf - fend, blaſend, huſtend; die Feh - ler des Geſichts, des Gehoͤrs und Geruchs, ferner wenn es verkehrt - haͤlſig, ſchieff-ſchencklich, Kuͤh - fuͤßig, Bock beinig, ſchwach, toͤl - piſch, ungeſchickt, vornen creutzend, ſtreichend u. d. m. 3) Geringe Maͤngel, die zum Theil verbeſſert werden koͤnnen, oder ſonſt wenig ſchaden, darzu gehoͤret, ſich nicht gerne beſchlagen, putzen und auf - ſitzen laſſen, ſich im Waſſer nie - derlegen, eigenſinnig, ſcheu, ſchlaͤff - rich ſeyn u. a. m. Weil inſon - derheit die Haͤlſe einen ziemlichen Unterſchied in Pferden machen, und dieſe dahero in dreyerley Ar - ten, nemlich in Hirſch-Haͤlſe, Schwein-Haͤlſe und Schwanen - Haͤlſe eingetheilet werden; als iſt zu wiſſen, daß die Hirſch-Haͤlſe den Kopff in die Hoͤhe tragen und uͤber ſich ſehen, indem der Kopff durch den Hals, ſo unten dicker als oben, unterſtuͤtzt und verhin - dert wird, daß er nicht von ſich ſelbſt herab haͤngen kan, ſelbige ſind ſehr geſchickt im Berg an rei - ten und ſchnellen lauffen, hinge - gen ungeſchickt uͤber einen Schlag - Baum oder ſonſten eine Hoͤhe zu ſpringen, weil das Hintertheil bey ihnen allezeit ſchwerer als das Vordertheil, ſind auch auſſer dem maͤßig und dauerhafft. Die Schwein-Haͤlſe ſtecken den Kopff zu weit vorwerts weg, und laſſenPfedenſelben zu ſehr ſincken, weil ih - nen der Kopff oben dicker als un - ten, und dahero durch ſolche Schwere des uͤberfluͤßigen Flei - ſches niedergedrucket wird. Die - ſes iſt eine ſchlechte Art Pferde, von Natur kaltſinnig, traͤg, ver - droſſen, und leicht durch wenig Arbeit zu ermuͤden. Denen Schwanen-Haͤlſen iſt der Hals weder oben noch unten zu dicke, auch darbey hoch gewachſen, wel - ches nicht allein des Pferdes An - ſehen vermehret, ſondern auch den Kopff nicht nachgiebet, daß er ſich abwerts auf das Mund - ſtuͤck legen, oder auf ſolchen ru - hen kan. Dieſe Pferde ſind eines rechten Temperaments, weder zu hitzig noch zu kaltſinnig, alſo daß ſie leicht in ihren Schrancken koͤn - nen gehalten werden. Der Pferde

Alter iſt an dem Schieben und Abgeben der zwoͤlff vorderen Zaͤhne oben und unten bis ins fuͤnffte Jahr, an dem Kern oder denen ſchwartzen Zeichen in den Flaͤchen ſolcher Zaͤhne bis ins ze - hende, und an denen Wartzen vor - nen inwendig an den Kothen; bis ins dreyzehende Jahr mit ziemli - cher Gewißheit zu erkennen. An den weiſſen Haaren uͤber den Au - gen und Runtzeln an den Leffzen wollen einige noch weiter und bis auf das dreyßigſte Jahr kommen, es trifft aber allezeit nicht zu, und iſt alſo keine gewiſſe Regel dar - aus zu machen. Ein Hausvater, der Pferde bey ſeinem Gute noͤ - thig hat, muß ſolche entweder kauffen, oder aber, wo er bereits mit dergleichen verſehen, ſolche durch Nachziehung junger Fuͤllen zu vermehren trachten, damit er die Stelle der abgegangenen, verkaufften, untauglichen, verun -gluͤcktenPfegluͤckten oder umgefallenen wieder erſetzen moͤge.

Pferde-Decke,

Deren hat man verſchiedene Arten, womit die Pferde theils in Staͤllen, theils auf der Straſ - ſe und auf der Reiſe bedecket wer - den. Jn den Staͤllen brauchet man des Sommers zwillichene, und des Winters, da ſie waͤrmer noͤ - thig, von Tuch und dergleichen. Diejenigen, ſo man zu eben dieſer Zeit den Pferden uͤber das Zeug zu legen pfleget, wenn man auf der Straſſen ſich derſelben bedie - net, ſind gemeiniglich Baͤren - Wolffs - oder Tieger-Decken. Die Decken der Hand-Pferde ſind gemeiniglich von Tuch, um und um mit woͤllenen Zierathen und und dem Wappen des Beſitzers in der Mitte geſticket. Jm Fel - de bedienet man ſich auch der De - cken von rauhen Baͤren - oder Tie - ger-Haͤuten. Auch hat man noch eine gewiſſe Art Decken, die um des Pferdes Hals gehuͤllet wer - den, daß die Ohren nur heraus gehen, derer man ſich ſonderlich in Engelland bedienet. Nicht weniger iſt auch hier zu gedencken der zum Staat gebraͤuchlichen Trauer-Decken, welche gantz glatt den Pferden tieff hinunter han - gend uͤbergebreitet werden.

Pferde-Kauff,

Dabey muß man das aͤuſſerli - che Anſehen des zu verkauffenden Pferdes nach den unter Pferd be - ſchriebenen Eigenſchafften genau examiniren, das Alter durch das An - ſchauen der Zaͤhne erforſchen, bey - de Augen beſehen und zuſchauen, ob es etwan an dem Halſe, an der Seiten, der Bruſt oder anders -Pfewo Mahlzeichen habe, daraus abzunehmen, ob es zuvor Scha - den an ſich gehabt, oder ſtarck im Zuge angegriffen worden. Er muß ſehen, ob es auf allen ſeinen vier Fuͤſſen gleich und feſte ſtehe, ſonderlich auf den voͤrdern, und ob es auch eine gute Weile ſtehen bleibe, die Fuͤſſe nicht abwechsle, und bald den einen bald den an - dern vorſetze; er muß dem Pferd in die Knie-Buͤge ſtoſſen, um zu verſuchen, ob es nachgebe, oder ſtarck auf den Fuͤſſen ſtehe; er muß Gelegenheit ſuchen ſolches Berg - an zu reiten, da er am beſten fin - den kan, ob es die Fuͤſſe wohl he - be, auf den Voͤrder-Fuͤſſen knicke oder Huͤlffe im Zaum ſuche; er muß Achtung geben, ob es nicht Oberbeine, Gallen, den Spaat, die Maucke oder Hornkluͤffte habe; ferner ihm die Fuͤſſe aufheben, um zu ſehen, ob ſichs wohl und gerne beſchlagen laſſe, und die Vorder - Beine ihm nicht zu lang ſeyn, weil ſolchen falls ein Pferd ger - ne anſtoͤßt. Er muß auch auf den Athem Achtung geben, wenn es denſelben offt auf einander ziehet, und die Flancken dadurch ſehr bewegt, ſo iſt ein ſolch Pferd ohne Zweiffel an der Lunge man - gelhafft. Er ſoll niemals ein Pferd untern Sattel kauffen, ſon - dern es allezeit zuvor abſatteln laſſen, damit er erfahre, wie es auf dem Ruͤcken beſchaffen ſey. Er muß ſehen, ob es ſich gerne ſatteln und zaͤumen laͤßt, und ſtille haͤlt, wenn man ſich aufſetzen will, oder ob es ſich ungeberdig ſtellet. Ob es die Ohren ſtets hinter ſich ſchlage, als welches ein Kennzeichen einer faulen und tuͤ - ckiſchen Art, ſo auch darbey uͤbel hoͤret. Ob es ſtaͤtig ſey, iſt zuRitter-Lexic. K k kerfahrenPfeerfahren, ſo man damit von an - deren Pferden hinweg reiten will. Er ſoll auch, ehe er den Kauff voͤllig ſchlieſſet, vorhero das Pferd ein Futter Haber freſſen ſehen, denn damit kan man ſich vor den Krippen-Aufſetzen huͤten.

Pferde-Schweiff, v. Queve de cheval.

Pferde-Schwemme,

Wird uͤberhaupt der beqveme Einſchnitt in das Ufer eines Fluſ - ſes genennet, wodurch man gu - te Gelegenheit bekoͤmmt die Pfer - de ohne Gefahr dahinein reiten, und nach Gefallen theils nur zu ihrer Geſundheit darinnen erfri - ſchen zu koͤnnen, theils aber auch von dem daran befindlichen Koth, Staub und dergleichen Unrath vornemlich an denjenigen Orten abzuſpuͤlen, wo man mit der Striegel und andern zum Putzen dienlichen Jnſtrumenten nicht wohl hinkommen kan, oder auch wol die Pferde ſolches gerne ver - tragen moͤgen. Bey einigen groſ - ſen anſehnlichen Hofhaltungen findet man auch wohl nahe bey denen Marſtaͤllen einen derglei - chen mit reinem Waſſer angefuͤll - ten und mit ſtatlichen zierlichen Gelaͤnder umgebenen Raum an - gelegt, darinnen taͤglich die Hof - Pferde geſchwemmet werden.

Pferde-Sehnen und Adern,

Werden nach geſchehener Zube - reitung von den Orgel-Bauern zu mehrerer Befeſtigung und Steiffigkeit der Blaſe-Baͤlge ge - braucht. Mit der Zubereitung verfahren ſie alſo: Sobald die Sehnen dem Pferde ausgeſchnit - ten ſind, werden ſie getrocknet, ſo lange, bis ſie dem trockenenPfeLeime ſowol an der Geſtalt, als an der Haͤrte, nicht unaͤhnlich ſind. Hierauf werden dieſe Spann-Adern mit Haͤmmern ſo lange geſchlagen, bis ſie ſo faͤde - micht werden, wie etwa ein har - ter dicker Flachs. Nach dieſem werden die Faͤden aus einander geleget, auf das Holtz, welches zum Blaſebalg beſtimmet iſt, feſt geleimet und ſodenn uͤberledert.

Pferde-Stall,

Jſt ein Gebaͤude, welches mit Rauffen und Krippen verſehen, und in gewiſſe Staͤnde eingethei - let iſt, darinnen die Pferde auſ - ſer ihrer Arbeit bedeckt ſtehen, ge - fuͤttert werden und ruhen koͤnnen. Da nun auch ſo gar groſſe und anſehnliche Leute von dieſer Sa - che zu urtheilen bemuͤhet, und um derſelben Beſchaffenheit bekuͤm - mert ſeyn; ſo hat man allerdings Urſache, auf die darzu benoͤthigte Umſtaͤnde wohl Acht zu geben. Es wird aber zu einem wohl ange - legten Pferde-Stall erfodert, daß der Boden, worauf die Pferde ſtehen, ſo beſchaffen ſey, daß ſie die Huf-Eiſen nicht ſo ſehr dar - auf abſchlagen koͤnnen; daß dieſer Boden dauerhafft und nicht gru - bicht, ungleich, ſplitterich oder faul, und wenn er ja auf dieſe Art ſchadhafft worden, er doch ohne groſſe Unkoſten und vielen Zeit-Verluſt wieder ergaͤntzet wer - den koͤnne; daß der Atel oder Harn nicht darauf ſtehen bleibe, irgendswo einfreſſe, und den Bo - den nach und nach ſtinckend ma - che; daß auch unter den Pferden proportionirliche Abtheilungen ge - macht werden, damit ſie nicht allein einander nicht beiſſen noch beſchaͤdigen, auch nicht mit ein -anderPfeander ſpielen koͤnnen, ſondern daß ſich auch kein Pferd an den Unterſcheiden ſelbſt beſchaͤdige. So ſollen auch die Krippen oder Bahren ſo bereitet werden, daß die Pferde immer in einerley be - qvemen und ſolcher Stellung, wo - bey ſie den Hals ſchoͤn gewoͤhnen, geſchickt daraus freſſen, hingegen an der Zunge ſich nicht beſchaͤdi - gen, und den Hafer nicht unnuͤtz verſtreuen koͤnnen, ja daß, wenn Waſſer hinein gegoſſen und der - ſelbe rein gemachet worden, die - ſes wohl wieder ablauffen moͤge; zu welchen allen annoch zu rech - nen, daß man ihnen das benoͤ - thigte Heu mit guter Menage vor - legen koͤnne, und nichts merckli - ches unnuͤtze davon umkomme. Man hat einfache, darinnen nicht mehr als eine Reihe Pferde ſtehen koͤnnen, und gedoppelte mit zwey Reihen, und von ſocher Breite, daß zwiſchen beyden in der Mit - te ein geraumer Gang gelaſſen iſt. Sie ſollen vornemlich ihre recht gehoͤrige Maſſe haben, und zum wenigſten zehen bis zwoͤlff Schuh hoch ſeyn, auch wo moͤglich von Oſten nach Weſten ſich ſtrecken, damit ſie von den ſtuͤrmiſchen Weſt-Winden weniger getroffen werden, und durch die Fenſter an der Sud - oder Mittags-Seiten im Winter die Sonne, durch die an der Nord - oder Mitternachts - Seite aber im Sommer ſriſche Lufft empfangen moͤgen; oder wenn dieſes nicht allemal nach Ge - fallen zu erhalten, ſoll man ihn nur alſo verwahren, daß alle vio - leute Lufft-Zuͤge wohl davon ab - gehalten werden. Am allerrath - ſamſten iſt, wenn man nach Be - lieben Wind und Licht in dieſel - ben einlaſſen oder ausſchlieſſenPfekan. Gewoͤlbte Pferde-Staͤlle ſind gut, wo Zimmer daruͤber kommen muͤſſen, ſonſten aber, wo ſie nur unter gemeinen Heu - oder Grummet-Boͤden angeleget werden, bekommen ſie eine aus - geſtackte Decke, oder der Boden daruͤber wird doppelt mit Bretern belegt, damit theils kein Staub herab fallen, theils auch kein Ge - ſtanck aus den Staͤllen ſich hin - auf ziehen, und das oben auf lie - gende Heu oder Grummet erwaͤr - men und anſtecken moͤge. Da - mit aber der ſtinckende Dampff und Brodem ſeinen Ausgang ha - ben moͤge, koͤnnen ſowol die ihres Orts beſchriebene Brodem-Roͤh - ren in behoͤriger Diſtanz von ein - ander angebracht, als auch eini - ge etwan ſechs Zoll ins gevierte weite Lufft-Loͤcher naͤchſt unter der Decke gelaſſen, und ſolche mit ei - ſernen Schiebern oder Laͤdgen ver - ſehen werden, daß man ſie zur Froſt-Zeit verſchloſſen halten, und doch ohne groſſe Beſchwerlichkeit leicht wieder eroͤffnen koͤnne. Alle Oeffnungen ſoll man aufs genaue - ſte ſchlieſſen koͤnnen, bald die be - ſchwerliche Hitze, bald die rauhe kalte Lufft, allezeit aber das un - anſtaͤndige Gewitter abzuhalten. Es muͤſſen derſelben ſo viel und von ſolcher Groͤſſe ſeyn, daß ſie den Stall nicht anders als ein Wohnungs-Gemach erleuchten, ſo viel als nemlich ſeyn kan: denn es pflegen die im dunckeln ſtehen - de Pferde gemeiniglich ſcheu zu werden. Die Staͤnde werden von eichenen oder andern feſten Bre - tern zuſammen geſetzt, neun Schuh lang und fuͤnff bis ſechs Schuh breit. Jhre Seiten-Waͤnde muͤſ - ſen ſo hoch ſeyn, daß ein Pferd das andere mit dem Kopff nichtK k k 2errei -Pfeerreichen moͤge, das Schertzen und Beiſſen ihnen damit zu ver - bieten. Die Krippen oder Bah - ren ſollen den Pferden zum hoͤch - ſten an die Bruſt gehen. Einige wollen, wenn die Krippe von der Erden hinauf bis an den Boden vier Schuh hoch abſtehe, andert - halb Schuh breit, und funffzehen Zoll tief, ſey es die juſte Maaß fuͤr ein iedes Pferd: Denn wenn die Krippe etwas tieff, muͤſſe ein Roß den Hals deſto mehr in den Bogen richten, welches ſowol zum Zaͤumen als ſonſt in viel andere Wege ein groſſer Behelff ſeye. Die Krippen ſollen auch inwendig aufs ſauberſte glatt gemacht und gehobelt ſeyn, damit der Pferde Zungẽ duꝛch einige bleibende Split ter-Riſſe und Aeſte nicht beſchaͤdi - get weꝛden, noch das Futter ſich dar - innen verhalte und verderbe. Man - che laſſen deswegen die Krippen mit wohl polirtem Eiſen-Blech beſchlagen; denn obſchon das Ei - ſen, bevorab des Winters ſehr kalt, ſo wird es doch durch den Hauch und Bewegung der Pfer - de, indem ſie das Futter freſſen, bald erwaͤrmet, daß es ihnen her - nach nicht ſchaden mag; dahinge - gen die kupffernen Beſchlaͤge, ſo bald ſie feucht werden, eine ſal - tzigte Bitterkeit von ſich geben, durch deren Ableckung die Pferde das Koppen und Aufſetzen gewoh - nen. Hinter den Krippen kom - men die Rauffen, welche ſo hoch ſtehen ſollen, daß ſie die Pferde mit den Maͤulern erreichen moͤ - gen, und die Spriſſel oder Ste - cken ſo weit, daß ſie das Heu ohnſchwer heraus ziehen koͤnnen. Eine beſondere Invention, da man ohne einige Gefahr und Sor - ge, von den Pferden getreten, ge -Pfeſchlagen oder gebiſſen zu werden, denſelben Futter geben, und die Krippe ſaͤubern kan, iſt folgende: Der Bahren oder die Krippe darff nicht an der Mauer oder Wand anſtehen, ſondern muß drey bis vier Schuh weit davon entfernet ſeyn, die Rauffe wird auf der hintern Seite gegen die Wand zu mit Bretern, wie auf der voͤrdern mit Spriſſeln vermachet. Dieſe ziehet und ſchiebet man mit einem Strick auf zwey uͤber die Krippe uͤbergelegten Hoͤltzer ein und aus. An beyden Enden wird ſie an der Wand mit Hoͤltzern ſo gefaßt, daß ſie ſich ſchieben laͤßt, und doch nicht umfallen, noch weiter gehen kan, als ſie ſoll. Will man Haber und Heckerling vorgeben, ſo ſtehet man hinter dem gebreter - ten Theil der Rauffe, und ſchie - bet dieſe gegen die Pferde ſo weit uͤber die Krippe hineinwerts als noͤthig iſt, das Futter hinein in den Bahren oder Krippe zu ſchuͤt - ten. Wenn das geſchehen, wird die Rauffe wieder hergezogen, daß die Pferde ihr Freſſen frey erreichen koͤnnen; das Heu aber wird oben in die Rauffe hinein geworffen, und in das Gaͤnglein, ſo zwiſchen der Krippe und der Wand iſt, kan der Futter-Kaſten und die Heu-Bucht angebracht werden. Nur muß man derglei - chen bewegliche Rauffen nicht all - zulang machen, ſondern ſolche nach der Laͤnge des Stalles lieber in zwey oder drey Stuͤcken thei - len. Der untere Stall-Boden wird insgemein mit Eichen-Er - len-Foͤhren - oder Taͤnnen-Holtz gebruͤcket. Man kan auch allein die Staͤnde mit eichenem, den uͤbrigen Platz aber mit anderm von erſtbeſagten Sorten Holtzesbele -Pfebelegen. Wo es am Holtze feh - let, bedienet man ſich der Ziegel - oder aber der ordentlichen Feld - und Pflaſter-Steine. Die Zie - gel laͤſſet man gemeiniglich auf die hohe Seite ſetzen. Jn groſſer Herren Pferd-Staͤllen findet man den Boden mit ſtarcken ſauber gearbeiteten, und mit einem gu - ten Kitt zuſammen gefuͤgten ſtei - nernen Platten belegt. Breter taugen hier ſchlecht, denn ſie dau - ren wenig, werden durch die Naͤſſe ſchluͤpfferig, daß die Pferde leich - te darauf gleiten und ſich verren - cken koͤnnen. Die Pferde-Staͤlle fuͤr die Stuten, welche breitere Staͤnde und etwas niedere Krip - pen haben muͤſſen, ſollen warm, die fuͤr die jaͤhrigen Fohlen etwas kuͤhl und luͤfftig, die fuͤr alte Pfer - de im Sommer kuͤhl, im Winter warm, auch nicht daͤmpffig noch feucht ſeyn, und eine durchſtrei - chende Lufft haben. Feder - und Schweine-Vieh ſoll nicht nahe bey den Pferd-Staͤllen ſeyn, weil die Federn von den erſtern, und der Geſtanck von den letztern den Pferden ſehr ſchaͤdlich iſt; hinge - gen ſollen die Knechte ihre wohl - vermachte Schlaff-Stellen, auch ihre verſchloſſene Futter-Kaͤſten und Heu-Buchten in den Pferd - Staͤllen haben; ſo ſollen auch in den gemeinen hoͤltzerne Haacken oder Naͤgel darinnen angemacht ſeyn, das alltaͤgliche Pferde-Zeug und Geſchirre des Abends, wenn die Pferde abgeſchirret werden, daran haͤngen zu koͤnnen. Sonſt pflegen auch einige die Spinnwe - ben gerne in den Pferd-Staͤllen zu behalten und ſolche nicht abzu - kehren, unter dem Vorgeben, die Pferde ſtuͤnden beſſer, weil die Spinnen manches gifftige undPfeunreine Weſen an ſich zoͤgen: Allein es iſt ſolches ein purer Aberglauben, oder vielmehr un - nuͤtze Ausrede fauler Knechte, maſſen man aus der Erfahrung weiß, daß die Pferde, wenn ſie ſonſt nur ihre gehoͤrige Wartung haben, in ſolchen Staͤllen, da keine Spinnweben anzutreffen, eben ſo wohl, ja noch beſſer ſtehen, als wo alles davon voll haͤnget.

Pferde-Zaum, v. Bride du cheval.

Pferde-Zucht,

Will ein Land-Wirth, der un - umgaͤnglich bey ſeinem Gute ei - niger Zug - oder Acker - und Reit - Pferde benoͤthiget iſt, dergleichen ſelbſten zichen, kan er ſolches leicht mit ein paar guten Mutter - Pferden und einem Hengſt ins Werck ſetzen. Die Zeit der Zu - laſſung muß bey den Zug-Pfer - den alſo eingerichtet werden, daß die Fohlen - oder Fuͤllen-Zeit we - der in die Erndte noch in einige Saam-Zeit einfalle, weil man da der Pferde gar nicht wohl ent - rathen kan, zumal auch ein traͤch - tig Roß vor und nach der Fuͤllen - Zeit mit ſchwerer Arbeit zu ver - ſchonen, auf daß die Frucht nicht etwan Schaden leide, und alſo eine nuͤtzliche Hoffnung zu Boden gehe. Es traͤgt aber ein Mutter - Pferd gemeiniglich eilff Monat und zehen Tage, fohlt iedoch auch bisweilen im zehenden Monat, die Fohlen aber, ſo im neunten Monat kommen, leben nicht lan - ge; einige kommen auch erſt zu Ende des zwoͤlfften. Bey anna - hender Fuͤllen-Zeit muͤſſen die Stuten beſſer als ſonſt gefuͤttert werden, und wenn ſie das FuͤllenK k k 3bekom -Pfoͤbekommen haben, ſo giebt man ihnen einen laulichten Tranck, und laͤßt ſie vor dem zwoͤlfften Tag, nachdem ſie gefohlet, nicht auf die Weide gehen. Ein Fuͤllen kan man auch uͤber ein Viertel Jahr lang ſaugen, und allmaͤhlig zum Grasfreſſen gewoͤhnen laſſen, da es denn ſehr gut, wenn die Fuͤl - len um oder gleich nach Oſtern jung werden, ſo koͤnnen ſie den Sommer hindurch huͤbſch auf die Beine kommen. Und damit im erſten Jahre die Fuͤllen nicht ver - butten, laͤſſet ſie ein kluger Haus - wirth an nichts Mangel leiden, und der Stuten, ſo lange das Fuͤllen ſauget, beſſert man eben - falls das Futter, und ſchonet ſie indeſſen mit ſchwerer Arbeit, als wodurch dergleichen Pferde leicht verderbet werden koͤnnen. Was ſonſten beym Belegen der Stu - ten, bey deren Warte und Pflege, ingleichen bey denen Fuͤllen und Wallachen zu beobachten, davon geſchiehet ſeines Orts gehoͤrige Meldung. Das Futter der Pfer - de betreffend, wollen ſie ſolches als reinliche Thiere auch reinlich gehalten haben, damit die Maͤu - ſe, Spinnen oder ander Ungezie - fer nicht darinnen niſten, oder ſolches bekriechen und beſchmeiſſen, weil ſie gar leicht daruͤber erkran - cken und crepiren koͤnnen.

Pfoͤſch-Herd, ſ. Vogel - Herd.

Pfund,

Heiſſet bey den Jaͤgern ein Schlag oder Streich, dergleichen derjenige, ſo bey einem Jagen durch unrechte Benennungen der dabey vorkommenden Dinge ei - nen Fehler begangen, an der ZahlPhidrey mit dem Weide-Meſſer mit beſondern Ceremonien vor dem Hintern zur Strafe bekoͤmmt.

Phileræ,

War eigentlich ein Riemen, der mit guͤldenen Knoͤpffen aus - gezieret war, oder bedeutete viel - mehr uͤberhaupt allen Pferde-Zie - rath, dergleichen ſonderlich an den Bruſt-Riemen, Hinterzeug und Zaͤumen gemein waren. Einige halten es auch fuͤr einen Feder-Buſch.

Philologia,

Jſt eigentlich der Theil der Ge - lahrheit, welcher in der Wiſſen - ſchaft der Sprachẽ, um ſolche recht zu gebrauchen, beſtehet, und wird eingetheilt in Grammaticam, Rhe - toricam oder Oratoriam, Metri - cam oder Poëſin und Criticam. Von einigen, die das Wort im weitlaͤufftigern Verſtande neh - men, wird auch die Hiſtorie, und ſonderlich die Erkenntniß der Al - terthuͤmer mit darunter begriffen; daß alſo die Philologie und litteræ humaniores, auf dieſe Art gleich - guͤltige Woͤrter ſind. ſ. Cavalie - rement ſtudiren.

Philomuſi, ſ. Meiſter-Saͤn - ger.

Philomuſus,

Liebhaber der Muſic ſowol als anderer freyen Kuͤnſte.

Philoſophia,

Die Weltweisheit, iſt eine Er - kenntniß ſowol goͤtt - als weltli - cher Dinge, die da zu Erlernung der menſchlichen Gluͤckſeligkeit in dieſer Welt noͤthig ſind. Jn ei - nem engern Verſtande aber wird ſie genommen fuͤr die ſo genannteunterePhiuntere Facultaͤt, welche alle die - jenigen Studia unter ſich begreifft, die da zur Vorbereitung und Er - leichterung derer drey obern Fa - cultaͤten dienen, und worunter auſſer denen Studiis, die zur Phi - loſophie inſonderheit gehoͤren, die Matheſis, Philologie und Hi - ſtorie begriffen wird. Die Diſci - plinen aber, welche inſonderheit die Philoſophie ausmachen, wer - den eingetheilet, erſtlich in Inſtru - mentales, wohin die Logica ge - hoͤret, weil ſie gleichſam ein Uni - verſal-Jnſtrument bey allen Stu - diis iſt, und zeiget, wie man in allen uͤbrigen Wiſſenſchafften ſei - nen Verſtand recht gebrauchen und anwenden ſoll. Zum andern in Theoreticas, die in bloſſen Speculationibus und Nachſinnen beſtehen, als wohin gehoͤren die Metaphyſica, Pnevmatica und Phyſica. Drittens in Practicas, wohin man die Moral - oder Sit - ten-Lehre rechnet, das Jus natu - & gentium, oder das allgemeine Natur - und Voͤlcker-Recht; die Politique oder Wiſſenſchafft von der politiſchen Klugheit, und die Oeconomie und Haushaltungs - Kunſt. Viertens in Mathemati - cas, welche aber deswegen ei - ne beſondere Claſſe ausmachen, weil ſie weder in bloſſer Theorie, noch in bloſſer Praxi beſtehen. Verbeſſert die Philoſophie unſern Verſtand, Willen und Einbil - dungs-Krafft, und zeiget uns den Weg zu unſerer zeitlichen Gluͤckſeligkeit, oder erleichtert uns die Beſchwerlichkeiten dieſes Le - bens, ſo wird niemand leugnen, ein Cavalier muͤſſe ſich um die Er - kenntniß der Philoſophie bemuͤ - hen: Ob er gleich dasjenige vorPhtandern zu treiben hat, was vor andern zur Praxi leitet.

Phlegmatiques,

Nennet man diejenigen Pferde, welche ihre Complexion aus der Phlegmatiſchen Feuchtigkeit ha - ben; ſie ſind von Natur unge - ſchickt, ungelernig, faul, ſchwach, krafftlos, feiſt, ſchlaͤffrig, dick - koͤpffigt, ſpeckhaͤlſigt, klein von Adern und Nerven, von weiſſen und waͤſſerichten Augen, fluͤßig an Schenckeln, mit groſſen dicken und hangenden Ohren, einem un - beweglichen Schweiff, nicht Ve - neriſch, und daher untuͤchtig zur Generation, aus Urſachen, weil das Sperma gar zu kalt und fluͤßig bey ihnen iſt.

Phoenix,

War bey den Alten ein beſaite - tes Spiel-Jnſtrument, ſo von den Phoͤniciern ſoll erfunden wor - den feyn.

Phonaſci, ſ. Meiſter-Saͤn - ger.

Phonaſcus,

Ein Sang-Meiſter, der andern im Singen unterrichtet, der com - ponirt, und einige Melodien ver - fertigen kan, it. ein Capellmei - ſter.

Phorbion,

Hieß das Leder, ſo ehedem die die Pfeiffer im Blaſen deswegen um den Mund hatten, theils da - mit ihre Leffzen nicht Schaden nehmen, theils auch daß ihre Jnſtrumenten deſto angenehmer klingen moͤchten.

Phtiſie des chevaux,

Die Schwindſucht der PferdeK k k 4iſtPhyiſt nicht das Schwinden, ſo an einem Glied ſich zutraͤgt, ſondern diß iſt eine innerliche Kranckheit, welche von zerriſſener Lunge ent - ſpringt, aus einem harten Sprung, Fall, Schlag, Lungen-Geſchwuͤr, oder von dem Eyter, ſo lange auf der Lunge gelegen, und dahero ein ſtarcker Huſten entſtanden, wovon die Lunge zerriſſen wor - den; dahero dann ihre natuͤrliche Feuchtigkeiten von Tag zu Tag verzehret, und die Pferde endlich gantz mager werden, bis ſie gar dahin fallen und ſterben. Ein Remedium iſt im 2 Theil der Pferd - Anatomie pag. 482 befindlich.

Phyſica,

Jſt die Wiſſenſchafft der natuͤr - lichen Dinge, ſo wir durch Huͤlffe unſerer fuͤnff Sinnen betrachten koͤnnen; als alle natuͤrliche Coͤr - per ihren Weſen, Urſachen und Eigenſchafften nach, daraus die Welt beſtehet, und die ſowol auf der Erden und im Meer, als auch an dem Himmel befindlich ſind, ſo fern ſie nemlich eine gewiſſe an - gebohrne Natur, das iſt, eine Diſpoſition und Krafft etwas zu vollbringen und ſich zu bewegen, oder zu erleiden, und zu ruhen in ſich haben. Daraus erlernet man, wie der ſchoͤne Himmel, wie die Sonne, Mond, ſamt andern Planeten, wie auch die Fix-Ster - nen und Cometen beſchaffen, in - gleichen wie die Finſterniſſen ent - ſtehen. Von dem Himmel kommt die Phyſic auf die Erde, und be - trachtet erſtlich die vier Elemente, als Corpora ſimplicia, darauf ge - het ſie fort zu den Corporibus Compoſitis, unter welchen einige imperfecta mixta genennet wer - den, welche aus einer geringenPhyund unbeſtaͤndigen Vermiſchung einiger Elementen gezeuget wer - den, dergleichen die Meteora ſind. Nun kommt die Erde ſelbſt in Conſideration, und in derſelben anfangs die ſchlechten wie auch edlen Steine, und folglich die Mineralien und Metallen von allerhand Sorten, als Schwefel, Qveckſilber, Spieß-Glas, Gold, Silber, Zinn, Kupffer, Bley ꝛc. mit einem Wort, das ſo genannte Mineraliſche Reich. Nach den lebloſen Sachen ſtellet die Phyſic ferner die lebenden oder beſeelten vor, und hier zeigen ſich zuerſt die Erdgewaͤchſe, als da ſind Kraͤu - ter, Blumen, Stauden, Baͤume u. d. gl. Solche haben ein Leben, welches Anima Vegetativa ge - nennet wird, krafft deſſen ſie aus der Erden wachſen, ſich naͤhren, zunehmen und fortgepflantzet wer - den. Hierinnen beſtehet das Ve - getabiliſche Reich. Alsdenn tre - ten die Thiere hervor, ſo nicht al - lein ein Leben haben, ſondern auch mit der Bewegung von einem Or - te zum andern, und der Empfind - lichkeit begabet ſind, und in flie - gende, ſchwimmende, gehende und kriechende ſich theilen laſſen. End - lich kommen auch deren innerliche und aͤuſſerliche Sinnen in Be - trachtung, ſamt andern Eigen - ſchafften, als da ſind das Wachen, der Schlaf, die Traͤume, der Hun - ger, Durſt und ſonſt was einiedes beſonders an ſich hat. Dieſes al - les gehoͤret zu dem Animaliſchen Reiche, als worzu auch die Men - ſchen ſelber, dem Leibe nach billig zu rechnen ſind. Dieſe Wiſſen - ſchafft lehret den groſſen Schoͤpf - fer aller Dinge aus ſeinen Wer - cken erkennen, und iſt ein kraͤffti - ges Mittel wider AberglaubenundPhyund Atheiſterey, auch dienet ſie dasjenige einzuſehen, was zu Er - haltung unſrer ſelbſt noͤthig iſt. Gehoͤret demnach mit unter die - jenigen Stuͤcken, welche ein Ca - valier zu lernen und zu treiben bemuͤhet ſeyn ſoll.

Phyſionomie des chevaux,

Die aͤuſſerliche Merckzeichen der Pferde. Ein freundlich und liebliches Geſicht iſt bey den Pfer - den eine Anzeigung ihrer Liebe, wie geneigt ſie ſind, des Reuters Willen zu vollbringen; wie ſie dann auch im Gegentheil ſo ſaure finſtere Geſichter machen, die Au - gen verdrehen, das Weiſſe dar - innen ſehen laſſen, und die mit ihnen umgehen, ſo uͤbel anſehen koͤnnen, daß man ihre widrige Be - zeigungen gleicher Geſtalt bald abnehmen kan, wobey die Wiſ - ſenſchafft deren viel praͤſtiren kan, welche ſich auf den Unterſcheid der Phyſionomie, und deren Kenn - zeichen oder Wirckungen ver - ſtehen.

Pi,

Jſt bey den Siamern eine ſcharf - klingende Schallmey.

Piaffer, un cheval piaffeur,

Jſt ein Pferd voll Feuer, un - ruhig und hitzig, welches, weil es zu viel Bewegung und groß Ver - langen hat fortzueilen, und ie mehr man Kraͤffte anwendet, ſolches auf - und anzuhalten, ie mehr es ſich dieſer Bewegung gebraucht, und die Schenckel-Buͤgel hoch wirfft, dabey brauſet, ſchaͤumet, ſpringet, ſcharret, ſich von einer Seiten zur andern wendet, und durch ſeine feurige Actiones ſei - nen Vigueur und Vermoͤgen anzei - get, welches einige Tantzen nen -Picnen. Dergleichen Pferde, die von Natur ſo feurig ſind, und zum Paſſegiren dreſſirt worden, werden in Carrouſſelen, magnifiqven Auf - zuͤgen und Solennitaͤten, von ie - derman bewundert.

Piano,

Jſt ein muſicaliſcher Terminus, und bedeutet ſo viel, daß man mit gelinder Stimme ſingen oder ſpie - len ſolle, daß es gleichſam wie ein Echo klinge. Piu-Piano noch gelinder. Mezzo piano, mittel - maͤßig, nicht zu ſtarck, und nicht zu ſanffte. Pianiſſimo, am aller - gelindeſten, daß es ſcheine, als wenn die Stimme oder der Jn - ſtrumenten-Klang in die Lufft zer - gienge.

Piccolomini,

Dieſes Fuͤrſtliche Haus hat zwar ſeinen Urſprung aus Rom, ſich aber nachgehends in Siena nie - der gelaſſen, bis der aus demſel - ben entſproſſene Æneas Sylvius 1458 den Paͤbſtlichen Thron be - ſtieg. Octavius Piccolomini, Kay - ſerlicher Feld-Marſchall und 1649 Principal-Commiſſarius auf dem zu Nuͤrnberg wegen Execution des Weſtphaͤliſchen Friedens ge - haltenen Convent, ward 1654 von Kayſer Ferdinando III in des H. Roͤm. Reichs Fuͤrſten-Stand er - hoben, und erhielt von dem Koͤni - ge in Spanien das eingezogene Hertzogthum Amalfi in Neapolis wieder, ſtarb aber 1656 ohne Er - ben; daher er ſeines Bruders En - ckel Æneam zum Erben der Fuͤrſt - lichen Wuͤrde und des Hertzog - thums Amalfi einſetzte: Nach deſ - ſen erbloſen Tode ſein Bruder Laurentius ſuccedirte, und das noch bluͤhende Geſchlecht fort - pflantzte. Sie beſitzen auch eini -K k k 5gePicge Guͤter in Boͤhmen. Die Fuͤr - ſten von Piccolomini haben vier rothe Pfaͤhle im guͤldenen Felde, als das Aragoniſche; 4 rothe Bal - cken im ſilbernen Felde, als das Ungariſche; einen blauen Schild mit 18 guͤldenen Lilien beſtreuet, oben mit einem rothen Turnier - Kragen als das Neapolitaniſche; und ein ſilbernes Kruͤcken-Creutz mit 4 kleinen Creutzen umgeben, als das Jeruſalemiſche Wappen; hernach ein rothes Creutz mit 4 guͤldenen halben Monden beſetzet, als das Geſchlechts-Wappen die - ſer Fuͤrſten. Dieſer gantze Schild wird von einem Fuͤrſten-Hute be - decket.

Pick Meiſe,

Wird an etlichen Orten die Kohl-Meiſe genennet. ſ. Meiſe.

Picot d avoine,

Ein Maͤßlein Haber, ſo iedem Marſtalls-Pferde gereichet wird, worunter allezeit die Helfte Hexel gemiſchet iſt, welches den Pferden nuͤtzlicher und anſtaͤndiger, als der pure Haber allein, ſonderlich den Fohlen, ſo ihnen gemeiniglich an den Augen ſchaͤdlich iſt.

Pie, cheval pie,

Schecke, iſt ein Pferd, das groſſe weiſſe Zeichen in dunckeln Farben hat, und buntſcheckigt ausſiehet, ie dunckeler aber die Farben an den Schecken ſind, de - ſto beſſere Eigenſchafften, Wir - ckungen und temperirte Natur er - ſcheinen an denſelben, und zieren dieſelbe: Je mehr Platz die dunck - le Farbe vor der weiſſen einnim̃t, deſto beſſer und ſchoͤner iſt ſolches an ihnen zu ſchaͤtzen. Sonder - lich aber iſt das allernothwendig - ſte, daß der Kopf von der FarbePiedunckel ſeye, und einen runden Stern, oder langes ſchmales Blaͤß - gen habe.

Pied, petit Pied,

Das ſo genannte kleine Fuͤßlein, iſt ein ſchwammigtes Bein, in der Mitte des Hufs unter der Sohle eingeſchloſſen, ſo die Geſtalt ei - nes Beins hat, und wie ein Fuß formiret iſt.

Pieds du cheval,

Die Fuͤſſe eines Pferds ſind die Extremitaͤten der Schenckel von der Crone bis auf das unterſte des Horns. Die Frantzoſen un - terſcheiden die vier Fuͤſſe durch Zunahmen, z. E. die zwey vordern Schenckel werden genennet les Mains du cheval, (die Haͤnde des Pferds;) und von den hintern Fuͤſſen nennen ſie den rechten lc Pied hors du montoir de derriere, (den hintern aͤuſſern Fuß auſſer dem Aufſitz-Vortel) und den lin - cken le Pied du montoir de der - riere, den hintern Fuß, ſo am Vortel ſtehet, wenn man auf - ſitzet.

Pied comblé,

Ein Pferd, welches eine heraus - ſtehende Sohle hat, ſo, daß ſie viel hoͤher iſt, als das Horn, welches das Pferd offt hinckend macht, und verhindert auch das Beſchlaͤ - ge, wenn man das Huf-Eiſen nicht hohl machet; es wird ſonſt ein platt - oder vollhuͤfiges Pferd genennet.

Pied nud,

Ein Pferd mit einem nacken - den oder bloſſen Huf; oder wel - ches nicht beſchlagen iſt. Die Tar - tariſchen Pferde haben ſo harteHuͤfe,PieHuͤfe, daher man ſie nud und bar - fuß lauffen laͤſt.

Pieges de Chaſſe,

Nennet man das Jagd-Zeug und die vielecley Arten Jaͤger - Netze, davon oben unter Jagd - Zeug gehandelt worden.

Pieno,

Ausgefuͤllet, gantz, vollſtaͤndig. Jn der Muſic heißt Choro pieno der volle Chor. Note piene, aus - gefuͤllete Noten, ſo nicht weiß und offen, ſondern ſchwartz und voll ſind. Zuweilen deutet pieno auch den Nachdruck oder die Staͤrcke einer Conſonanz oder Accords an.

Pierre du ſel,

Ein Saltz-Stein, ſo in Tyrol und andern Orten gefunden wird, welches ein Præſervativ, und den Pferden ſehr dienlich iſt, wenn er auſſer dem Stall, oder in die Krip - pe geleget wird, daß ſie vor und nach der Traͤncke daran lecken koͤn - nen, welches das Maul, Staffel und Zunge reiniget, wie auch das gantze Gebluͤt erfriſchet.

Pietoſo,

Bedeutet in der Muſic, eine Art, die Erbarmung und Mitlei - den erregen kan.

Piffaro, Piffero,

Tibia biforis, oder eine Pfeiffe, Schalmey, ingleichen ein Schal - mey-Bocks-Pfeiffer.

Pigeons ſauvages,

Wilde Tauben, welche unter das Feder-Wildpret gehoͤren; und von den zahmen Tauben zu un - terſcheiden ſind. Unter die wil - den Tauben werden gerechnet diePigStein-Tauben, welche am Mee - re wohnen, und von Farbe an den Schnaͤbeln und Fuͤſſen roth, uͤbri - gens gantz ſchwartz ſind, wie auch die Holtz-Tauben, die Ringel - oder Bloch-Tauben ꝛc. welche, we - gen ihrer angebohrnen Furcht ho - he und erhabene Oerter lieben, damit kein ſchaͤdlies Thier zu ihnen kommen koͤnne, ſuchen auch darneben immer gerne Hoͤh - len, ja die Holtz-Tauben haben eben davon den Nahmen, daß ſie in hohlen Baͤumen niſten. Die zahmen aber wohnen gern in Staͤdten bey den Menſchen, und lauffen ihnen vor ihren Fuͤſſen her - um. Von Natur ſind die Tauben zuͤchtig und keuſch, welches dar - aus erhellet, indem das einmal gleichſam zuſammen verehligte Paar ihre Ehe gantz rein und un - befleckt haͤlt, es ſeye dann, daß einem ſein Ehegatte entriſſen wor - den, in welchem Fall, das uͤber - bliebene wieder einen andern an - nimmt, ja woruͤber ſich nicht we - niger zu verwundern, ſo muͤſſen die Tauben ihre Taͤubinnen zuvor in keuſcher Liebe kuͤſſen oder ſchnaͤ - beln, ehe ſie dieſelbige betreten, ſonſten laſſen ſich die Weiblein nicht bedecken. Sonſten klebet ih - nen Furcht und Einfalt von Natur an, daher auch das Sprichwort erwachſen, daß man von frommen Leuten ſagt: Einfaͤltig wie die Tauben, dahero ſie auch nieman - den den geringſten Schaden zu - fuͤgen. Jm Tuͤrckiſchen Reiche werden eine Art Tauben gezielet, die an ſtat der Poſtillionen ſich brauchen laſſen, worzu ſie nach und nach angewehnt ſind, ſie ha - ben an den Beinen Ringe, an welchen man ihnen die Briefe feſt machet, und ſie dann damit flie -genPiggen laͤſſet, wodurch man inner - halb wenig Tagen uͤber etliche hun - dert Meilen Zeitung haben kan.

Pignatelli,

Ein vornehmes Marckgraͤfli - ches Geſchlecht in dem Neapoli - taniſchen, daraus die Hertzoge von Monteleone herſtammen, welche durchgehends Liebhaber der Reit-Kunſt geweſen, und beſon - dere Reit-Stangen inventiret ha - ben, ſo noch Pignatelliſche Stan - gen genennet und von den Fran - tzoſen ſehr ſtarck gefuͤhret werden.

Pilarii,

Waren Gauckler und Taſchen - Spieler, welche auf dem Theatro allerhand ſeltſame Poſſen, die unberichtete Zuſchauer fuͤr Wun - der oder Zauberwercke halten mu - ſten, zu machen pflegten.

Pileata major,

Grob-Gedackt, iſt eine 16 - oder 8 fuͤßige Orgel-Stimme, welche oben zugedeckt iſt, und gleichſam einen Hut traͤget, wovon eben die Benennung ruͤhret: Pileata maxima iſt der Unterſatz oder Sub - Baſs. Pileata minor aber, Klein - Gedackt, eine dergleichen vierfuͤſ - ſige Orgel-Stimme.

Pilentum,

War eine Art von Wagen mit 4 Raͤdern, oben bedeckt, auf den Seiten aber frey. Er ward mehr vom Frauenzimmer und zum Staat gebraucht, und deswegen mit allerhand Farben angeſtri - chen. Die Veſtaliſchen Jung - frauen pflegten auf ſelbigen aus - zufahren, und das Frauenzim - mer, wenn es einem Triumph oder eine Proceſſion mit anſehen wol -Pilte, man ſpannete gemeiniglich groſſe Maulthiere vor.

Pilier,

Heiſſet ein ieder Pfeiler und ſonderlich derjenige, welcher mit - ten auf die Reit-Plaͤtze oder Reit - Haͤuſer geſetzet wird, einen Mit - tel-Punct anzuzeigen, um den man die Volta machen kan. Er taugt auch die boshaftigen ſtutzi - gen Pferde daran zu zwingen, und deſto leichter abzurichten. Es lehret die Praxis, daß man an dem Pilier kan Wildfaͤnge, Renn - thiere, auch ſo gar Hirſche zahm und thaͤtig machen, alle ſtetige, baͤumende, ſchlagende und beiſſen - de Pferde damit zwingen, wel - che nichts am Kopfe leiden, und ſich weder putzen noch ſatteln laſ - ſen wollen, ſo nicht auf - noch abſitzen, auch weder Schenckel noch Sporen vertragen wollen, die keine Waffen als Degen, Piſtol, Fahne, Trommel, noch Schuß leiden wollen ꝛc. kan man alles an dem Pilier angewoͤhnen und hingegen auch den boshaftigen Pferden die Laſter abgewoͤhnen. Man legt dem Pferde eine ſtarcke Zug-Halfter an, welche durch beyde Backen-Riemen zwey eiſer - ne Ringe hat, durch einen dieſer Ringe ziehet man einen Strang, laͤſt ſolchen nur einmal um den Pilier herum gehen, hernach ſte - cket man ihn auf der andern Sei - te durch die Naſe, damit man in groſſer Widerſetzung des Pfer - des gleich koͤnne nachlaſſen, und ziehet mit dem Strang des Pfer - des Kopf allmaͤhlig an die Seu - le, und careſſirt es wohl, daß es ſolchen Zwang nur gewohnet. Alsdenn kan man ihme an dem Pilier nach und nach alle Bos -hei -Pilheiten ab - und hingegen alle gute Qvalitaͤten angewoͤhnen, worzu Gedult und Judicium gehoͤret, wie davon weitlaͤufftiger im 2 Theile der Pferd-Anatomie pag. 1146 zu leſen iſt.

Piliers, les deux Piliers,

Sind 2 Pfeiler, ſo 2 oder 3 Schritt von einander gepflantzet, zwiſchen welche man die Pferde, (mit dem Kapp-Zaum oder Halffter-Stricken angebunden) ſtellet, um ſolche da zu leviren, daß ſie zu den Courbetten und an - dern hohen Schulen, Ferme ferme deſto beqvemer zu nehmen ſeyn, worzu man ſich der Huͤlffe des Poinçon, Stachels, oder der Chambriere bedient. Vid. Cour - bettes.

Pillage, cheval Pillage,

Ein Beut-Pferd, ſo oͤffters im Krieg denen Uiberwindern preis oder zum Raub wird.

Pince,

Jſt die Spitze vorn an dem Ende des Pferd-Hufes. Daher man ſagt Pince devant, die Vor - der-Zehe des Hufs, und Tallon derriere, die hintere Ferſe. Die meiſten Pferde haben die Pince am vordern Fuß weit ſtaͤrcker als an dem hintern, welches macht, daß man die Naͤgel an der Pince hoͤher hinauf treiben kan, als an den Tellons

Pinces,

Sind die vier Vorder-Zaͤhne im Munde des Pferds, welche das Pferd im dritten Jahr ſchiebt, oder verwechſelt. V. Dents.

Pique,

Eine Art Waffen, welche aus einer runden Stange beſtehet,Piqdie ohngefehr 14 Fuß lang iſt, vorne aber eine breit geſchlagene eiſerne Spitze hat. Die Piqve - nier gedrauchet man wider den Einbruch der Reuterey bey dem Fuß-Volck: Jedoch ſind ſie mei - ſtentheils ab - und an deren Stelle die ſo genannten Spaniſchen Reu - ter von Schweins-Federn (ſo in viereckigten Balcken ſtecken) auf - kommen. Jndeſſen bleiben doch die damit zumachenden Exercitia in ihrem Werth, und zwar laſſen ſich ſolche eintheilen in die Luſt - Exercitia oder das Piqven-Spiel, welches ein darinn geuͤbter mit der Pique vornimmt, und in die Kriegs-Exercitia, wie nemlich die Piqueniers, wenn man ſie vor - mals gegen den Feind angefuͤhret, ſind exerciret worden. Von bey - den etwas weniges zu gedencken, ſo wird heut zu Tage noch auf den Fechtboden erſtlich in dem Piqven-Spiel gewieſen die Reve - rentz mit der Piqve zu machen; ferner die gantzen und halben Touren, gantzen und halben Gliſſaden, die Stockaden, das Liegen en Garde, das Battiren, die Paraden, die Wuͤrffe, die Jung - fern-Tour, den Steinwurff oder Levade, die Exercitia mit dem Degen und der Piqve zugleich, die doppelten, gantzen und halben Gliſſaden, le Revers, die Fuß - und Naſen-Tour, die Spaniſche Brumme, da die Piqve unter dem rechten Arm hin und her geſchwun - gen wird, daß ſie brummet, die geſchwinde, groſſe und kleine Gliſ - ſade, die Spaniſchen Reverentzen, und was der Lectionen mehr ſeyn. Jn den Kriegs-Exercitiis hat man wegen des Gebrauchs der Piqven zu obſerviren 1) wie man die Piqve ſtehend halten ſolle; 2) wiePiqwie man die Piqve aufrecht tragen ſolle; 3) wie man die Piqve wieder niederſtellen ſolle; 4) wie man die Piqve flach liegend auf der Achſel tragen ſolle; 5) wie man die Piqve von der Schulter wieder abneh - men und ſtellen ſoll; 6) wie man die Piqve faͤllen ſolle; 7) wie man die Piqve wieder nieder ſtellen ſoll. 8) Wie man die Piqve vor ſich abwerts auf der Schulter tra - gen ſoll. 9) Wie man die Piqve im abwerts tragen, von hinten zu, faͤllen ſolle. 10) Wie man ſich mit der Piqve wieder herſtellen ſolle. 11) Wie man die Piqve ſchleiffen ſolle. 12) Wie man die Piqve vorn bey der Spitzen halten ſolle. 13) Wie man die Piqve gegen die Reuterey faͤllen ſolle. 14) Wie man die Piqve mit gefaßtem Un - tern-Theil ſchleiffen ſolle. 15) Wie man man die Piqve durch eine Pforte oder andern niedrigen Ort faͤllen ſolle. 16) Wie man die Pi - qve niederlegen ſolle. 17) Wie man die Piqve pflantzen ſolle und 18) wie man die Piqve wieder aufhe - ben ſolle.

Pique,

Jſt auch eine leichte runde Stange 12 Fuß lang, woran ein kurtzer Riemen nebſt einer Schnal - le angemacht iſt, ſolche Stange ſchnallt man in den Kappzaums - Ring auf der Naſe, und laͤſt ein Fohlen (wie an der Corda) dar - an lauffen; ſo aber noch gar un - bekannt, weil die Invention erſt aufgekommen iſt.

Piqueur,

Heiſſet bey der Parforce-Jagd ein Jaͤger, der zu Pferde einen Hir - ſchen verfolget, inſonderheit aber derjenige, der den Hirſchen beſtaͤ - tiget, und denſelben aufzuſpren -Piqgen und zu forciren die Erlaub - niß hat. Dieſer muß ein wohl erfahrner, vernuͤnfftiger, munte - rer und hertzhaffter Mann ſeyn, der ſich nicht ſcheuet mit dem Pfer - de uͤber einen Graben oder Hecke zu ſprengen, auch im Nothfall gar durch einen Fluß oder Strom zu ſetzen, oder durch die mit Dor - nen verwachſene Dickigte zu ren - nen, und bey allen ſolchen Occa - ſionen ſein Pferd wohl zu dirigi - ren wiſſe. Er muß die Eigen - ſchafft und ſonderlich die Faͤhrte, und das Gelooß des Hirſches wohl verſtehen, ſeine unterhaben - de Parforce-Hunde genau erken - nen, des aufgeſprengten Hirſches ſowol ſacht gegangene Schritt und Gefaͤhrt, als die in der Furcht fluͤchtig gemachte Faͤhrte an deren Sohlen, Seiten-Schalen und Spitz, Lauff-Klauen und Ballen, Affter-Klauen oder Ober-Ruͤck genau betrachten, ob dieſe Zei - chen mit den vorigen uͤberein kom - men, auch bedoͤrffenden Falles, bey unkenntlicher Faͤhrte des Hirſches Wechſel deſto gewiſſer zu ſeyn, abſteigen und genau be - trachten; das Parforce-Horn nach allen uͤblichen Tonen zu blaſen verſtehen, inſonderheit aber an - faͤnglich nur die groben unterbro - chenen Tone nehmen, mit dem klaren Tone aber nicht eher bla - ſen, bis er entweder genugſam verſichert iſt, daß die Hunde den Hirſchen gewiß auf der Faͤhrte haben, oder er gar den Hir - ſchen ſelbſten zu Geſichte be - koͤmmt, den er denn mit hellem und erfreulichen Tone anblaſen, und darbey von hellem Hals laut ſchreyen, und ihm zuſprechen ſoll, um damit die Hunde herzu zu lo - cken, und anzufeuren, den Hir -ſchenPirſchen deſto gewiſſer zu verfolgen. Wenn nun endlich der Hirſch ge - faͤllet oder erleget iſt, muß der Piqueur den Tod des Hirſches mit ſeinem Horn verkuͤndigen, die Hunde abhalten, den Hirſchen zerwircken und zerlegen, ſodenn den Hunden das ihrige preis ge - ben, und darbey ſich mit Blaſen hoͤren laſſen, auch den rechten Vorder-Laufft, wie gebraͤuchlich, abloͤſen, und dem Herrn der Jagd geziemend praͤſentiren.

Piroüette,

Heiſſet eine Umdrehung im Kreis, und bedeutet im Tantzen einen ſolchen Pas, dabey man ei - nen Fuß entweder creutzweiſe hin - ter ſich zuruͤckſetzet, welches Pi - roüette hinter dem Fuß genennet wird; oder vorn creutzweiſe uͤber den andern wegſchlaͤgt, ſo Pi - roüette uͤber den Fuß heiſſet, und ſich ſolcher Geſtalt mit ſteiffen und dicht geſchloſſenen Ober-Schen - ckeln, hoch auf den Spitzen ſte - hend, wiewol etwas langſam, entweder ein Qvart, oder halb oder drey Viertheile, oder gantz rund im Kreis drehet.

Piroüettes,

Auf der Reitſchule iſt, wenn das Pferd ſich auf dieſe Weiſe herumwirfft, daß ſein Hintertheil nicht anders als eine Angel iſt, auf welchem es ſich herum drehet. Es ſind ſolcher Arten dreyerley: Eine geſchiehet mit dem Kopffe und Schultern einwerts, die an - dere mit dem Kopff zu dem Schweiff, und mit den Hancken auswerts, und die dritte und ſchoͤnſte, welche nur mit einem Tempo geſchiehet, und eine kleine enge Tour oder Umkehrung macht. PitDieſe Lection iſt ſchoͤn, und vor - treflich, es werden aber wenig Pferde geſunden, die ſie recht gracieux machen, wegen der be - noͤthigten Eigenſchafften, die gar ſelten angetroffen werden. Es gehoͤrt auch hauptſaͤchlich eine gu - te Lehr-Art und Wiſſenſchafft des Reuters darzu, und wo dieſe feh - let, iſt es ſo umſonſt.

Piſſelæon,

Jſt ein aus vermengtem Pech und Oel verfertigtes Medicament, ſo man oͤfftes in Pferde-Curen braucht.

Piſſer,

Stallen heiſt, wenn das Pferd den Harn laͤſt, welches natuͤrlich und zur Geſundheit dienlich: ſo ſich aber derſelbe verſchlaͤgt, ſo erkaltet das Geſchroͤt, blaͤhet ſich der Bauch, verſchwillt es gantz und gar. Davor iſt kein beſſers Remedium, als ſtarcken Brante - wein auf das Creutz geſchuͤttet, angezuͤndet und brennen laſſen, bis er ſelbſt ausliſchet, oder auch das Pferd in einen Schaffſtall ge - ſtellet, ſo wird es bald ſtallen.

Piſte,

Jſt der Pfad oder der Hufſchlag eines Pferdes, den es auf dem Erdboden macht, wo es gehet: und wann ein Pferd aus trotti - ret iſt, muß es mit den hintern Huͤfen juſt in die vordern verlaſ - ſenen Fußtapffen treten; und nicht daruͤber greiffen, ſonſt iſt es falſch.

Pithaules,

Ein Sack-Pfeiffer, qui tibia in - ſtar doleoli facta canit.

Piva,
Piv

Piva,

Die Roͤhre an einer Sack - Pfeiffe; auch die Sack-Pfeiffe ſelbſt.

Pizzicato,

Heiſſet in der Muſic, wenn die Saiten ſtat des Bogens mit den Fingern gezwickt und klingend ge - macht werden.

Plan de Terre,

Grund-Boden, in welchen des Pferdes Fußtapffen zu ſehen, und aus den Hufſchlaͤgen die falſche und gute Bezeigungen der Schu - len zu erkennen.

Plaſtron,

Heißt das dicke Leder, welches die Fechtmeiſter vor die Bruſt binden, und hinten mit Riemen befeſtigen, auf welches die Scho - laren ausſtoſſen muͤſſen.

Plate-Longe,

Jſt ein Gurt zwey Finger breit, und ungefehr 4 Ellen lang, deſſen man ſich bedienet zum Paſſegiren oder Spaniſchen Tritt, da der Reuter des Pferdes vordern Schenckel anfaͤnglich einen um andern damit uͤber ſich ziehet, und wieder zur Erden nieder treten laͤſt, damit das Pferd ſolches ge - wohnt und hernach von ſich ſelbſt die Schenckel hoch erhebt und paſſegirt. Man braucht auch die - ſen Gurt um des Schmids Opera - tion zu erleichtern.

Platt-Baum,

Jn dicken Vor-Hoͤltzern wird ein Baum ausgeſchneitelt, auch umher etwas Lufft gemacht, fol - gends mit Leim-Spindeln beſteckt, und unten eine Huͤtte, nur mit duͤnnem Tennen-Gras belegt, an -Plagerichtet. Jn dieſelbe ſetzet ſich der Weidemann, und locket mit einem Wichtel-Pfeifflein, ſo eine Stimme wie das Geſchrey eines Kaͤutzleins giebt, die Voͤgel her - bey, die ſich auf den Baum ſetzen, und von demſelben in die Huͤtte herab fallen. Dieſes heißt ein Platt-Baum. Ein mehrers ſ. Feld - Baum.

Plattnen,

Heiſt die Voͤgel mit Leim-Spin - deln auf dem Feld - oder Platt - Baum fangen. Jm Plattnen iſt der groͤſte Vortheil, 1) daß die Huͤtte von gruͤnem dicken Ge - ſtraͤuch unten gemacht ſey, damit die Voͤgel des Weidemanns nicht gewahr werden. 2) Daß man die Leim-Spindeln nicht feſt an den Baum ſtecke, damit die ge - fangenen Voͤgel nicht oben haͤn - gend bleiben, ſchreyen, und die andern erſchrecken, ſondern bald herab fallen. 3) Daß man die gefangene Voͤgel nicht aufhebe, ſo lange noch andere herum ſitzen - de vorhanden ſind. 4) Daß man unten auf ſechs oder acht Schritte weit um den Platt-Baum herum ein kleines Erd-Farbe gefaͤrbtes Platt-Netzlein ziehe, damit die abgefallenen Voͤgel nicht davon lauffen koͤnnen. 5) Daß in der Naͤhe um den Platt-Baum her - um kein anderer hoher Baum, darauf die Voͤgel ſitzen koͤnnen, gelitten werde, ſonſt faͤngt man kaum halb ſo viel. 6) Man mag auch zwo heimliche Amſeln, in Haͤuslein oder Vogel-Bauern, neben dem Platt-Baum ſtellen, und wohl mit gruͤnem Geſtraͤuche beſtecken, ſo fliegen die andern Voͤgel lieber herzu, und faͤngt man deren mehr. 7) Jn den na -hePlahe bey Weinbergen gelegenen Waͤldern gehet das Plattnen am beſten von ſtatten. So iſt auch 8) bey friſcher Zeit oder truͤben und regneriſchem Wetter allezeit ein beſſerer Fang, als wenn es warm und Monden-Licht iſt.

Platyceros, Daͤmlein,

Jſt ein mittelmaͤßiger Hirſch. Das Maͤnnlein hat breite flache Hoͤrner, das Weiblein aber iſt unbewehrt. Sie ſind entweder weiß, roth oder gantz ſchwartz, und weil dieſe ſich mit einander vermiſchen, ſo fallen davon fleckig - te oder bunte. Jhr Fleiſch wird dem Reh-Wildpret gleich geach - tet, werden meiſtens in den Fuͤrſt - lichen Thier-Gaͤrten gehalten, und in Nuͤrnberg befinden ſich viel zur Zierde im Stadtgraben.

Plauſus,

Das Tactſchlagen in der Muſic, welches eine richtige Bewegung mit der Hand, nach welcher ſich die Saͤnger und Jnſtrumentiſten richten muͤſſen.

Plectropoeus,

Einer der Bogen, Schlaͤgel und andere dergleichen Stuͤcke verfertiget, womit man muſicali - ſche Jnſtrumente klingend machet.

Pleuritides,

Orgel-Regiſter, weil ſie ſich an der Seiten eines Orgelwercks be - finden.

Plica Polonica,

Ein Wichtel-Zopff, Mohrlock, Schroͤtlein, iſt hinten am Haupt ein fleiſchigter Zopf, an welchem das Haar wie an einem Kuh - ſchwantz heraus waͤchſet. Jſt bey den Pohlen eine gar gemeinePluKranckheit, und weil es durch Zufluß anfaͤngt zu bluten, und Schmeꝛtzen zu machen, laͤſſet es ſich nicht leicht vertreiben. Es haben auch die Pohlniſchen und Tarta - riſchen Pferde ſolche Mohrlocken und Wichtelzoͤpffe in den Moͤhn - Haaren, ſo lang und offt auf die Erden reichen. Dahero pflegt man ſolche in Haar-Beutel einzuma - chen; Es ſind gemeiniglich gute dauerhaffte Pferde.

Plié, v. Pas plié.

Plier les Epaules,

Die Schultern biegen. Die - ſes iſt der Ausbund der Reit - Kunſt, ein Pferd (ſouple) bieg - ſam, gelenck und geſchickt zu ma - chen, daß es ſich deſto beſſer auf die Hanche und Ancken ſetzet, woraus alsdenn alle Lectiones, ſo wol bey als uͤber der Erden ih - ren Urſprung nehmen, davon weit - laͤufftig in des Hertzogs von New - caſtle Reit-Buch pag. 117 nach - zuleſen.

Plock-Pfeiffen,

Ein ſtumpfes zweyfuͤßiges Or - gel-Regiſter. ſ. Block-Pfeiffen.

Pluvier,

Jſt ein Vogel, welcher zwar von einigen fuͤr eine Gibitz - oder Kybitz-Art gehalten wird, aber eine gantz unterſchiedene Farbe, keinen Strauß auf dem Kopff, wie ſonſt die Kybitze zu haben pflegen, und an ſeinen Fuͤſſen vornen nur drey Zehen, wie die Trappen, ruͤckwerts aber keine hat. Es giebt deſſen zweyerley Arten, welche vornemlich durch die Farbe unterſchieden werden. Der erſte iſt ſo groß wie eine Tau -Ritter-Lexic. L l lbe;Plube; ſein Schnabel iſt kurtz, rund und ſpitzig am Ende, etwas krumm gebogen, von Farbe ſchwartz. Seine Zunge iſt dreyeckigt, die Federn ſind gelb, weiß und roͤth - licht. Der andere ſcheinet etwas groͤſſer als der erſte, ſein Schna - bel iſt ein wenig laͤnger und dicker, er hat eine Aſchen-graue Farbe mit untermiſchten Flecken, die ſchier Caſtanien-farbig ſehen. Dieſe Voͤgel halten ſich mehren - theils an den Fluͤſſen auf, und werden zwar in unſern Landen gar ſelten, aber deſto haͤuffiger in Franckreich gefunden. Sie naͤh - ren ſich mit Gewuͤrmen und Flie - gen, und ziehen Schaarenweiſe mit einander. Man faͤnget ſie mit Waͤnden, und verſpeiſet ſie gebraten, und wie die Wald - Schnepffen unausgeweidet, auf groſſer Herren Tafeln. Jhr Fleiſch ſoll das Blut reinigen, und ſowol zum boͤſen Weſen, als den Harn zu treiben, gut ſeyn.

Pluvinel,

Antonius, ein Edelmann aus Dauphiné, war derjenige, wel - cher zuerſt in Franckreich fuͤr den Adel diejenige Schulen der Hoͤf - lichkeit und der Exercitien, welche man Ritter-Academien zu nen - nen pflegt, einfuͤhrte, nach dem Exempel der Jtaliener, und zwar unter Henrici IV Regierung, des - gleichen lehrte er Ludovicum XIV reuten. Er brachte ſeine Anweiſung die er hievon gab, in ein Buch zu - ſammen, welches noch ſehr aͤſti - miret wird, und ſtarb den 24 Aug. An. 1620. V. Chorier hiſt. abregé de Dauphiné.

Poccetta, Poche,

Fidicula, ein kleines Geiglein,Pohdergleichen die Tantz-Meiſter bey ſich zu tragen pflegen, man hat dergleichen gantze Stimmwercke, ſo bey Nacht-Muſicken gebraucht werden.

Podium,

War auf dem Schauplatz ein erhabener und hervorragender Ercker, auf welchem ſich die Kay - ſer, oder andere obrigkeitliche Per - ſonen ſetzten, damit ſie alles deſto beſſer in Augenſchein nehmen konten.

Pohlen, Polska, Polonia,

Koͤnigreich in Europa, ſo ge - gen Weſten an Deutſchland, ge - gen Norden an die Oſt-See, ge - gen Oſten an Liefland, Rußland und kleine Tartarey, und gegen Suͤden an Ungarn, Siebenbuͤr - gen und Wallachey grentzet. Es beſtehet aus 2 Haupt-Theilen, nemlich dem Koͤnigreiche Pohlen und dem Groß-Hertzogthum Lit - thauen: Jenes wird wieder in Groß - und Klein-Pohlen einge - theilet, davon iedes ſeine beſon - dere Provintzen und Woywod - ſchafften hat. Es iſt ein Wahl - Koͤnigreich, und wird daher eine Republic genennet, weil es ein theils Monarchiſcher, theils Ari - ſtocratiſcher Staat iſt, da der Koͤnig ohne Beyſtimmung der Senatoren nichts wichtiges unter - nehmen darf. Der Ertz-Bißthuͤ - mer ſind zwey, zu Gneſen und zu Lemberg, davon der Ertzbi - ſchof zu Gneſen Primas Regni iſt. Jhro ietzt glorreichſt regierende Majeſtaͤt Auguſtus III, Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, ſind den 5 Oct. 1733 erwehlet. Das Koͤnigreich hat im Wappen einen ſilbernen Gold - gecroͤnten Adler im rothen Felde,wegenPohwegen Polen, und einen gehar - niſchten ſilbernen Reuter im ro - then Felde, wegen Litthauen. Auf dem Mittel-Schilde praͤſentiret ſich ein doppeltes Feld, in deren einem die Saͤchſiſchen Chur - Schwerdter, in dem andern aber der Saͤchſiſche Rauten-Krantz er - ſcheinen. Auf dem gantz offenen Helme ſtehet eine Krone, wor - uͤber ein ſilberner gecroͤnter Adler zu ſehen, und die Helm-Decken ſind ſilbern und roth.

Pohlniſcher Adel,

Jſt von groſſer Anzahl, daß offt in einer Provintz 30 bis 40000 Edelleute gezehlet werden. Jhre Freyheit und Anſehen iſt groß, maſſen ein ieder bey der Koͤnigli - chen Wahl ſeine Stimme hat, auch ſonſt auf den Reichs-Taͤgen erſcheinen, und bey allen Berath - ſchlagungen ſein Votum geben darf, wenn er auch nur 3 Acker Landes beſaͤſſe. Sie koͤnnen zu allen Ehren-Stellen der Republic gelangen, auch gar zur Koͤnigli - chen Wuͤrde. Uiber ihre Unter - thanen herrſchen ſie als uͤber ihre Sclaven, und wenn ſie einen der - ſelben ermorden, redimiren ſie die Strafe mit 50 Pohlniſchen Guͤl - den; dahingegen der Koͤnig uͤber ihre Ehre und Leben nicht erkennen kan, ſondern die Sache muß vor der gantzen Reichs-Verſammlung eroͤrtert werden.

Pohlniſcher Tantz, v. Polo - noiſe.

le Poids de Corps du Cavalier,

Des Reuters Leibes-Gewicht, dieſes geſchiehet 1) vor ſich nei - gend, und wird eine Huͤlffe ge - nennet, wenn der Reuter der Groppa Lufft giebt, und die Lei -Poibes-Laſt von dem hintern Theil auf das vordere umlogiret; iſt allen denen Pferden noͤthig, wel - che aus allerhand Urſachen mit dem hintern Theil dem vordern nicht gnug folgen koͤnnen. 2) Hin - ter ſich neigend, dieſes iſt allen Pferden eine noͤthige Huͤlffe, wel - che vorwerts gewachſen, und hin - ten leichter als vorn ſind. 3) Jſt auf die rechte oder lincke Seite noͤthig zu verfahren, allwo der Reuter ein Pferd rechter Hand traverſiren will, ſo haͤnget er des Leibes Gewicht auf die lincke Sei - te, und machet damit dem Pferd ein Contre Poids; denn damit giebt er der rechten Seite Lufft und Erleichterung, daß es deſto lieber dahin dem Schenckel wei - chet, denn er ſchiebet gleichſam das Pferd mit ſeiner gantzen Lei - bes-Laſt von ſich.

Poignet, ou Poing de la Bride,

Jſt die lincke Fauſt des Reu - ters, mit der er den Zuͤgel haͤlt, die allezeit 2 oder 3 Qveer-Finger vom Leibe und uͤber den Sattel - Knopf ſoll gefuͤhret werden, ver - ſteht ſich, wenn das Pferd in be - hoͤriger Poſitur iſt; wenn aber das Pferd uͤberzaͤumt, und mit dem Maul unter die Bruſt kommt, muß die Fauſt hoch gefuͤhret wer - den. Auf einem Tuͤrckiſchen Pferde (ſo ein Sterngucker und mit geſtreckter Naſe gehet,) ſoll die Hand gantz tieff unter den Sattelknopf gehalten werden, damit es mit dem Kopfe, ſo viel immer moͤglich, herbey kommt.

Poil du cheval,

Dieſes Wort, ſo eigentlich das Haar bedeutet, womit die Haut des Pferdes bedecket, wird auch fuͤr dieL l l 2FarbePoiFarbe des Pferdes genommen. Jngleichen wird es auch manch - mal fuͤr das Theil der Seiten ge - nommen, in die man die Sporn anſetzet. Frotter au cheval poil, heiſt einem Pferde den Schweiß abtrocknen. Souffler un poil, wird geſagt, wenn ein Pferd ver - nagelt, und man die Materie nicht unten durch eine Eroͤffnung heraus gelaſſen, ſolches Geſchwuͤr zwiſchen dem Horn und kleinen Fuͤßlein hinauf bis in den Huf tritt, und bey den Haaren der Crone heraus koͤmmt. Poil lavé, ſind die Oerter, ſo weiſſer von Haaren, als die andern am Pfer - de. Poil planté, ſagt man von einem Pferde, ſo krauſe und in die Hoͤhe ſtehende, widerborſtige Haare hat, ſo ihnen von einer Kranckheit kommt. Es haben es auch einige von Natur, welche Winters-Zeit wie die Pudelhun - de ausſehen, ſo ein Zeichen einer Dauerhafftigkeit iſt.

Poil roüan, v. Roüan.

Poil rubican, v. Rubican.

Poinçon,

Jſt ein klein eiſernes ſpitziges Staͤchlein, in einen hoͤltzernen Hefft, 2 Spannen lang, geſtoſſen, welches der Reuter in der rechten Hand haͤlt, wenn er einem Sprin - ger auf die Groppa ſtupffen will, daß er darnach ausſchlaͤgt und ſtreicht, mithin ſeine Capriolen macht, welches als eine Huͤlffe vom Reuter anzuſehen, wornach das Pferd antwortet.

Pointe, le cheval fait une Pointe,

Das Pferd macht eine Spitze, das geſchieht, wenn es die VoltePolmacht, und ſolche nicht recht ron - diret, ſondern mehr eine Ecke for - miret. Z. E. Euer Pferd macht eine Ecke und bleibet nicht in der Rundung, weil ihr die Wendung ihme nicht gebet. v. Hater.

Poireau,

Ein Uiberfluß von ſchwammig - tem Fleiſch, welches an den hin - tern Feſſeln der Pferde ſich ereig - net, und welches bey nahe ſo groß als eine Nuß iſt, und die vorn eine Wartzen hat, dieſe Wartzen gieren garſtige und ſtinckende Waſſer aus, und heilen nur auf eine Zeitlang, denn ſie kommen immer von neuen wieder.

Poiſade, v. Peſade.

Poitrail,

Jſt das Vordertheil des Pferds unter dem Hals zwiſchen den Schultern. Poitral, heiſt auch das Vorderzeug der Pferde an der Bruſt, den Sattel dadurch zu befeſtigen, daß er nicht zuruͤck rutſchet, ſondern auf der Sattel - Laͤge bleibet.

Poitrine,

Die Bruſt, ſo unterhalb der Kehle zwiſchen den Schultern iſt. Eine breite und offene Bruſt wird an den Pferden, ſo ringfertig ge - ſchlanckes Leibes ſind, allezeit hoch gehalten; aber eine ſchmale zuge - ſpitzte Bruſt iſt allezeit uͤbelſtaͤn - dig und gefaͤhrlich, weil dieſe Pferde gemeiniglich creutzen und leicht ſtuͤrtzen. Sie ſoll darneben voͤllig von Fleiſch und an der Breite beynahe der Groppa gleich ſeyn.

Politica,

Beſtehet theils in der Privat -Klug -PolKlugheit, wie ſich einer in ſeinem Stande kluͤglich und weislich ver - halten, und zu demjenigen Zweck, welcher ſeinem Stande gemaͤß, gluͤcklich gelangen ſoll; theils in der Staats-Klugheit, welche ei - nem groſſen Miniſter oder Fuͤrſten lehret, wie er ſeinen Staat gluͤck - lich gouverniren ſoll, damit die Wohlfahrt des gantzen Landes be - foͤrdert werde. V. Lex. Phil. Jn beyderley Gebrauche iſt die Politic eine Wiſſenſchafft, welche vor allen andern ein Cavalier ausuͤ - ben, und ſie aus dem Grunde, nicht theoretiſch, ſondern practiſch verſtehen ſoll.

Politicus,

Einer der das gemeine Regi - ment wohl beſtellen und erhalten kan; Jtem, einer der ſich in alle Leute und Haͤndel finden und ſchi - cken, oder viel mehr nach Bewand - niß der Umſtaͤnde und Conjun - cturen der Zeiten, der Herrſchafft und dem Lande zum Beſten, eine gute Reſolution zu faſſen und zu urtheilen weiß. Sonſten wird auch dieſes Wort abuſive und im Mißverſtand genommen fuͤr einen ſolchen, der zu ſeinem Vortheil andere ſubtil und verſtellter Weiſe hintergehen, betruͤgen, den Man - tel nach dem Winde haͤngen, und wie ein Wetterhahn ſich drehen und veraͤndern kan, nachdem er Vortheil oder Schaden davon zu gewarten. Vulgo ein Welt - Mann, Hof-Mann, Staats - oder kluger Mann.

Polonoiſe,

Der Pohlniſche Tantz im gera - den und ungeraden Tact-Maaſſe. Der Anfang einer Polonoiſe, im genauen Verſtande genommen,Polhat darinne gantz was eigenes, daß ſie weder mit dem halben Schlage im Aufheben des Tactes wie die Gavotte, noch auch mit dem letzten Viertel der Zeitmaaſſe eintritt wie die Bourrée, ſondern gerade zu ohne allen Umſchweif in beyden Arten mit dem Nieder - ſchlage getroſt anhebt. Die Tantz - Weiſe der Pohlen iſt zwar nicht unbekannt, die wenigſten aber duͤrfften bemercket haben, daß ihr Rhythmus in gerader Menſur hauptſaͤchlich der Spondæus iſt, mit welchem ſo gar geſchloſſen wird, daß ſonſt bey keiner Melo - die in der Welt geſchiehet, zumal in uniſono continnato. Bey un - gerader Zeitmaaſſe veraͤndert ſich der Spondæus in einen Jambum, ſo daß bey der erſten Art zwo glei - che lange Noten oder halbe Schlaͤ - ge in einem Tone, bey der andern aber eine kurtze und eine lange, nemlich ein Viertel und ein hal - ber Schlag auch in einem Tone das Regiment fuͤhren. Jedoch findet man dieſe Rhythmos auch mit einander untermiſchet. Man ſolte nicht meinen, was dieſe Me - lodien-Gattung fuͤr ſonderbaren Nutzen hat, wenn ſie in ſingender Stimme, nicht zwar in ihrer ei - gentlichen Geſtalt, ſondern nur auf die Pohlniſche Art und ihren Fuß, angebracht wird. Jhr wah - res Abzeichen, oder Character und Affect beruhet in einer beſon - dern Offenhertzigkeit und einem gar zu freyen Weſen. Bey Luſt - barkeiten und Taͤntzen laͤßt ſich die rechte Natur und Eigenſchaft eines Volckes nicht ſo leicht, als bey andern Gelegenheiten ver - bergen.

L l l 3Poltron,
Pol

Poltron,

Ein fingirter Nahme eines Pferds, ſo ein furchtſames ver - zagtes Weſen an ſich hat, und ſich vor Waffen, als Degen, Piſtolen, Fahne, Trommel und allem Ge - ſchuͤtz entſetzet, und zuruͤck weichet.

Pommades,

Heiſſen Spruͤnge, ſo auf dem Voltigir-Pferde exerciret werden. Die gantze und halbe Pommade iſt, wenn man auf des Pferdes lincker Seite ſtehend, mit der lin - cken Hand hinten am Sattel greif - fet, hierauf ſpringt, und mit der rechten Hand hinten aufſchlaͤget, beyde Beine hinten uͤber das Pferd wirfft, daß das lincke Bein uͤber den Sattel ſchlaͤget, daß man hin - ter das Pferd zu ſitzen komme. ſ. Voltigiren.

Pompeux, Trot pompeux,

Praͤchtig-ſtoltzirender Trab an einem Pferde, der ſoll gleich, er - haben, aus den Buͤgen und freu - dig ſeyn, wodurch die Schenckel freyer, ſicherer, behender, ringfer - tiger und leichter werden, alle Glieder ausgeſtreckt, geſetzt und wohlgeſchickt, wodurch ein ſchoͤ - ner, erhabener, ſanffter, leichter Galop entſpringt, und andere ho - he Lectiones.

Ponce, Pierre Ponce,

Bimsſtein, iſt ein loͤchrichter Stein, womit die Tuͤrcken ihre Pferde ſtriegeln und putzen, wel - cher allen Staub wegnimmt, daß die Pferde glaͤntzen; dergleichen Art Striegeln kan man bey zarten Pferden gebrauchen, welche kei - nen Schaden thun, als wie die ſcharffen eiſernen Striegeln.

Ponticelle, Ponticulus,

Ein kleiner auf verſchiedenenPormuſicaliſchen Jnſtrumenten be - findlicher Steg, oder vielmehr der Sattel, worauf die Saiten zu liegen pflegen.

Pont levis,

Jſt eine Widerſpenſtigkeit und Unordnung, die ein halsſtarriges Pferd begehet, wenn es ſich dem Reuter widerſetzet, indem es ſich hoch aufbaͤumet, in der Lufft her - um drehet, daß es in Gefahr iſt, ſich mit ſamt dem Reuter zu uͤber - ſchlagen, wenn er ſich im gering - ſten am Zaum anhaͤlt.

Poples d un cheval,

Die Kniebeuge, iſt das inner - ſte Theil des Knie-Gelenckes, an einem Pferde, wo es ſich beuget; und worein ſich Feuchtigkeiten ſe - tzen, abſonderlich wann ein Pferd zur Raͤhe geritten worden; daß ſie ſich nicht mehr zertheilen laſ - ſen, ſondern das Pferd ſteiff ma - chen, daß es faſt kein Knie mehr beugen kan.

Porc, la Tête de Porc un cheval,

Nennet man einen dicken ſchwe - ren Kopf an einem Pferde, wel - cher ſteiff und aller Zaͤumung wi - derſtrebet, und durchaus nicht mit langen harten Stangen will gezaͤumet ſeyn, ſondern man muß dergleichen Pferden kurtz - ge - ſchweiffte Stangen geben; bey dergleichen Pferden darf man auch keinen Kehlriemen fuͤhren, denn ſolcher verhindert, daß ſich das Pferd nicht herbey geben kan, ab - ſonderlich wann er zu enge ge - ſchnallt iſt.

Port de Voix,

Ein Forttragen der Stimme, oder der Vorſchlag, iſt eine Ma -nier,Pornier, ſo entſtehet, wenn zwiſchen zwoen um einen Grad von einan - der ſtehenden Noten, die vorher - gehende tieffere oder hoͤhere bey der darauf folgenden noch einmal ſchleichend geruͤhret, zur folgen - den gezogen und fortgetragen wird, ſo daß dieſe von ihrer Gat - tung etwas ſchwinden laſſen muß. Jhr Zeichen iſt gemeinig - lich ein vor der Subſtantial-Note ſtehendes Haͤckgen, und iſt dem - nach ein Accent. Andere beſchrei - ben ihn alſo: der Vorſchlag iſt, da die Stimme, ehe die folgende vorgeſchriebene Note ausgedruckt wird, den nechſt daruͤber oder dar - unter liegenden Klang vorher gantz ſanft und gleichſam zweymal ſehr hurtig beruͤhret. Noch andere wollen, die vorhergehende Note ſolle zweymal auch wol dreymal beruͤhret, demnach getheilet, und die darauf folgende Subſtantial - Note bey ihrer Geltung gelaſſen werden.

Porte-etrier,

Buͤgel-Traͤger oder Sattel - Knopff, ſo mit Leder uͤberzogen, woran man die Schweiff-Buͤgel haͤnget, daß man daran kan auf - und abſteigen, und wenn man etwan mit einem Pferde ſtuͤrtzet, ſind die Schweiff-Buͤgel gut, daß man ſolche kan gleich vom Sattel-Knopf heraus heben, daß man nicht in Buͤgeln hangen blei - bet.

Porte les Bras,

Das Arm-Tragen iſt der aller - ſchoͤnſte Zierath und Schmuck des menſchlichen Leibes. Das nie - drige Porte les Bras par terre wird bey allen niedrigen Cammer-Taͤn - tzen, als den 3 Fundamental-Taͤn -Portzen, Courante, Menuet und Bourrée wie auch bey allen, ſo von itztgedachten dreyerley Pas zu - ſammengeſetzt werden. Das ho - he Porte les Bras wird auch zuwei - len bey niedrigen Cammer-Taͤn - tzen gebraucht, aber nur zu den untermiſchten Variationibus und figurirten Pas, woſelbſt es etwas hoͤher und ſtaͤrcker als in den Fun - damental-Pas zu machen. Es beſtehet aber in dem Vorwerfen und Zuruͤckwerfen oder im Sen - cken und Heben der Arme, und wenn es nette und ohne Affecta - tion geſchehen ſoll, muß es ſowol der Cadence als dem Douceur nach alſo verrichtet werden. Wenn man ſich in gehoͤrige Poſitur geſtellt hat, daß die Arme hinten unter den zuruͤckgebrachten Schul - tern dem Kopfe und Bauche gleich liegen, und die Haͤnde nebſt der Bruſt vorn auswerts, doch nicht allzuſteiff, ſondern ein klein we - nig rundlich ſtehen, alsdenn laͤſſet man bey einem ieden Haupt-Pas vor dem Tact und zwar unter dem Beugen in der Coupé die Arme von beyden Seiten zugleich, zwar nur ein klein wenig, aber doch accurat uͤberein gebogen, mit den Finger-Kuppen und holen Haͤn - den aufs natuͤrlichſte nach ſich fein ſanft vor, doch nicht allzugenau, zuſammen fallen. Hierauf hebt und fuͤhret man beyde Arme zu - gleich, und zwar in der Cadence und unter dem Heben in der Coupé mit noch immer ein wenig gebo - genen Ellenbogen, wie auch ver - wandten Haͤnden gantz langſam und gemaͤchlich, wie auch gerade nach beyden Seiten bis unter die Schultern, ſtrecket ſie, indem ſie zu beyden Seiten nach hinten zu unter die Schultern marſchiren,L l l 4allge -Pormaͤhlich ſteiff aus, und drehet ſie im waͤhrendem Strecken ſo weit herum, daß die holen Haͤnde mei - ſtentheils vorwerts kommen. Das hohe Porte les Bras hat bey Ballets ſerieux ſtat, und wird alſo formiret: So oft der erſte Fuß ein Pas macht, wird, indem man beyde Arme von den Schultern bis an die Ellenbogen faſt in glei - cher Hoͤhe haͤlt, zugleich der lincke Arm, ſowol an der Hand, als auch vornemlich an den Ellenbo - gen annehmlich gebogen, ſo weit in die Hoͤhe gefuͤhret, daß die Fin - ger mit dem Ohr oder wenigſtens der Achſel in gleicher Diſtanz zu ſtehen kommen, und der rechte Arm ſachte ausgeſtreckt ein wenig fallen gelaſſen. Macht aber der lincke Fuß einen Pas oder Lection, ſo muß der rechte Arm auf itztbe - ſagte Weiſe mit gehen, und dage - gen der lincke Arm ausgeſtreckt geſencket werden.

Porter bas,

Sagt man von einem Pferde, ſo den Kopf ſehr tieff traͤget, und welches von Natur einen kurtzen ſteiffen Hals hat, ſo den Kopf niederdrucket: Ferner tragen die Pferde den Kopf ſehr niedrig, welche ſich armiren, die muͤſſen mit der Trence und Caveçon hin - auf gearbeitet werden.

Porter beau,

Bedeutet das Gegentheil, wenn das Pferd ſich wohl und ſchoͤn traͤ - get, einen aufgerichteten Schwa - nen-Hals und einen ſchoͤnen Kopf dabey hat, derſelbe wird dann fuͤr ſchoͤn geachtet, nachdem er in allen ſeinen Theilen ſchoͤn be - funden worden, an ſich ſeiber klein, kurtz, duͤnn, ſchmal, duͤrr,Porwohlgefaͤrbet, wohlgezeichnet, rar, lieblich und ſcharff ſey ꝛc.

Porte-vent,

Der Wind-Canal an einer Orgel, wodurch der Wind aus den Baͤlgen in den Wind-Kaſten gefuͤhret wird.

Portia,

Die Fuͤrſten und Grafen von Portia ſtammen aus einem Ge - ſchlechte in Friaul her, beſitzen die Grafſchaft Ortenburg in Kaͤrn - then, und ſind Ober-Erb-Land - Hofmeiſter der gefuͤrſteten Graf - ſchaft Goͤrtz. Jm Jahr 1662 er - hielten ſie vom Kayſer Leopoldo des H. R. Reichs Fuͤrſten-Stand, wurden aber erſt 1664 in den Fuͤr - ſten-Rath introduciret. Der Fuͤrſt von Portia hat im blauen Felde fuͤnff guͤldene Lilien mit ei - nem guͤldenen Schilds-Haupt, und auf dem Wappen liegt ein Fuͤrſten-Hut.

Portugall, Luſitania,

Das aͤuſſerſte Koͤnigreich in Eu - ropa gegen Weſten, woſelbſt es an das Atlantiſche Meer, an den uͤbri - gen Seiten aber an Spanien ſtoͤßt; es iſt ſehr fruchtbar, und lieget ſehr wohl zur Handlung. Es iſt ein Erb-Koͤnigreich, deſſen Koͤ - nige aus dem Hauſe Braganza ab - ſtammen. Der Cron-Printz wird Printz von Braſilien genen - net. Der Koͤnig von Portugall hat ein ſilbern Schild mit fuͤnff blauen Schildlein, deren iegli - ches mit 5 ſilbernen Pfennigen be - zeichnet, zum Gedaͤchtniß der 5 Wunden unſers Heilandes und der 30 Silberlinge. Dieſer Schild iſt mit einem rothen Rande einge - faſt, darauf 7 guͤldene Caſtelle zu ſehen, wegen der VerwandtſchaftmitPoſmit dem Koͤnige in Caſtilien. Dieſes Wappen iſt mit dem Or - dens-Zeichen JEſu Chriſti um - geben, und oben auf dem gantz offenen und gecroͤnten Helm er - ſcheinet ein halber guͤldener und gefluͤgelter Drache. Die beyden Wappenhalter ſind dergleichen Drachen, deren ieder eine Fahne bey ſich liegen hat; in der rechten erſcheinen die 5 blauen Schildlein mit den ſilbernen Pfennigen we - gen Portugall; und in der lincken Fahne ſtehen die 7 guͤldene Caſtelle wegen Caſtilien.

Poſade, v. Peſade.

Poſaune,

Jſt ein Blas-Jnſtrument, ſo in 2 Theilen beſtehet, nemlich in dem Haupt-Stuͤck und Stangen, welche in einer Scheide ſtecken; es wird aber das Haupt-Stuͤck auf die Stangen eingezaͤpft, und mit der lincken Hand die gantze Poſaune gehalten, da man in - deſſen mit der rechten Hand die Scheide zwiſchen die Finger faſ - ſet, und mit deren Auf - und Nie - der-Ziehen den Ton formiret. Die tieffſte und groͤßte heißt eine Octav-Poſaun; die zweyte, ſo etwas hoͤher geht, eine Qvart - Poſaune; die dritte iſt die gemeine Poſaune, und die vierte die Alt - Poſaune. Jn den Orgeln iſt ein Pedal-Regiſter, ſo das Poſau - nen-Regiſter heißt; dieſe Stim - me iſt von 16 und 32 Fuß Ton. v. Trombone.

Poſement,

Heißt in der Muſic langſam, ohne Uibereilung, ſittſamlich.

Poſitio,

Das Niederlaſſen der Hand bey dem Tact-Geben.

Poſ

Poſitiv,

Jſt ein kleines Orgelwerck mit unterſchiedenen Regiſtern verſe - hen, ſo man hin und wieder tra - gen, und in Privat-Haͤuſern ge - brauchen kan. Das Poſitiv iſt von dem Regal darinne unter - ſchieden, daß des Poſitives Pfeif - fen ſtehen, die im Regal aber liegen: und daß das Regal mei - ſtens nur Rohr - oder Schnarr - werck hat, das Poſitiv aber dabey auch Floͤtenwerck. An den Or - geln heiſt auch das kleine Orgel - werck, das hinten an der Orgel und hinter dem Organiſten iſt, das Ruͤck-Poſitiv: welches einige mit ins groſſe Werck ſetzen, und das Ober-Poſitiv nennen, oder nebſt dem Ruͤck-Poſitiv auch ein Bruſt - Poſitiv haben, das vor dem Or - ganiſten in der Orgel ſteht, und wie das Ruͤck-Poſitiv ſein eigenes Clavier hat. Wenn man dieſes tragen kan, ſo heißt es ein Orga - num portatile, abſonderlich, ſo man es im Tragen auch ſchlagen kan.

Poſte, Logis fournir des chevaux de Poſte,

Das Poſt-Amt iſt ein Ort, allwo man vor Courriers und an - dere ſchnellreiſende Perſonen Poſt - Pferde zur Abwechſelung parat haͤlt, welches loͤbliche Poſt-Weſen zur Advertenz und Correſpondenz zwiſchen groſſen Potentaten inn - und auſſerhalb des Reichs einge - richtet, neben dem auch ein ſol - ches Werck iſt, ſo man bey der Regierung eines Landes zu ſchleu - niger. Verrichtung nothwendiger Geſchaͤffte, Fortbringung der Briefe, Geſandten und Bedien - te, unvermeidlich von noͤthen hat,L l l 5jaPoſja welches insgemein allen Staͤn - den der Commercien halber in viel Wege Nutzen ſchaffet, worzu der Dienſt der Pferde am meiſten bey - tragen muß.

Poſitur,

Jſt im Fechten eine geſchickte und vortheilhaffte Stellung, ſo - wol ſich zu vertheidigen, als wi - der den Feind zu agiren.

la Poſture d’un beau Cava - lier,

Die Leibes-Geſtalt eines guten und ſchoͤnen Reuters beſtehet dar - innen: 1) daß er ſich zu Pferde accommodiret, gleichwie er auf der Erden ſtehet, aufrecht, mit geradem Leib, und ſoll allezeit da - mit ein gleiches Gewicht halten, nicht auf eine oder die andere Seite hangend, ſondern allezeit die gerade Linie in Acht nehmen, nach des Pferdes Kopf und zwi - ſchen den Ohren hinaus ſehen; 2) Soll er die Hand mit dem Zaum um die Gegend des Sattel - Kuopfs fuͤhren; 3) die Arme ſoll er gleich und etwas nahe am Leib halten; 4) die Knie ſollen, etwas einwerts gedrehet, wohl und feſte zuſammen geſchloſſen werden, und die Schenckel gerad abwerts ge - ſtrecket hangen; 5) die Ferſen und Knorren weder ein-noch auswerts gebogen, ſondern ungezwungen gehalten werden. Endlich ſoll er dahin ſehen, daß die Steigbuͤgel recht, und nicht zu lang noch zu kurtz geſchnallt ſeyn.

Potence,

Nennen die Frantzoſen das Krumme an der Roͤhre einer Trompete.

Pou

Poudre tirer,

Heiſt Schieß-Pulver, ſo auf der Jagd, im Kriege und beſon - ders auf der Reit-Schule ge - braucht wird, um den Pferden den Schuß anzugewoͤhnen, damit ſie wohl im Feuer ſtehen, und uͤberall zu gebrauchen ſind. Sol - ches Pulver aber zu verſtaͤrcken, daß es noch ſo weit traͤget (trei - bet): als weichet man das klaͤrſte Pulver vorher in Spiritu Vini re - ctificato ein, alsdenn laͤſt man es an der Sonne oder anderswo trocknen, endlich vermengt man es mit gemahlenem Colophonio, ſo wird man auf der Pulver-Probe den Effect von dieſem Arcano ſpuͤren.

Pouilleux, cheval pouilleux,

Ein lauſig Pferd iſt daran zu erkennen, wenn es ſich ſchabet, reibet, den Kopff kratzet, ſolchen immer ſchuͤttelt, und wenn man dergleichen ſiehet und findet, ſo kan man es mit Taback-Waſſer, oder warmen Eßig offt waſchen, welches das Ungeziefer toͤdtet: Es iſt curieux, daß die Eſel dar - innen ein beſonders Privilegium vor den Pferden und allen andern haarigten Thieren haben, nemlich daß ſie ihr Lebtage nicht lauſigt werden.

Poulain, ou Pouliches,

Heiſſen die Fuͤllen beyderley Geſchlechts, welchen Nahmen ſie erſt im vierten Jahre verlieren, wenn man ſie anfaͤngt zu bereu - ten. Sie ſind zu keiner groſſen Arbeit dienlich, ehe ihnen die Oberhacken durchgebrochen ſind, und bis ſie das fuͤnffte Jahr zu - ruͤck gelegt haben, alsdenn iſt ih - nen ſchon mehr zuzumuthen.

Pou -
Pou

Poulain d arriere ſaiſon,

Nennet man Spaͤtlinge oder Herbſt-Fohlen, dieſe verrathen ihrer Mutter Gebrechen, daß ſie einer ſchwachen matten Natur ge - weſen, indem ſie nicht zu rechter Zeit (im Fruͤhling) nach dem na - tuͤrlichen Lauff, ſondern wider denſelben geroſſet: Weil auch ſol - che Stuten keine Hitze leiden koͤn - nen, und ſich auf der Weide im - mer bey den ſumpffigten, waͤſſe - rigten Oertern aufhalten, gewoh - nen die Jungen auch ſolche Waſ - ſer-Kuͤhlung neben der Mutter, wollen auch ſolcher iederzeit ge - nieſſen, legen ſich auch in dieſer Meinung in alle Waſſer, wodurch ſie geritten werden, und weil ih - nen dieſer Mangel ſchwerlich ab - zugewoͤhnen, wird dadurch eines ſolchen Pferdes andere gute Ei - genſchafft geſchaͤndet, daß man ſie lieber meiden ſolte, weil der Reuter oft in Lebens-Gefahr da - durch gelangen kan, wenn er durch einen Strom reiten muß.

Pourriture d un cheval,

Mund-Faͤule oder Gurfis iſt bey einem Pferde eine Kranckheit mit hefftigen Entzuͤndungen des gantzen Mundes und Zahn-Flei - ſches Geſchwuͤren, und darein fallende Loͤcher im Maul, Rachen, Schlund und Gurgel, mit Be - nagungen und vielerley Verle - tzungen des Zahn-Fleiſches. Die Urſachen ſind hitzige Daͤmpffe, welche aus der Leber und groſſer Hitze, der Gallmaͤßigen Feuchtig - keit uͤber ſich an dieſen Ort ſteigen. Jtem, wenn die Pferde neues Heu zu viel eſſen. ſ. Mund-Faͤule.

Pouſſe, ou Pouſſif, ſ. Dampf.

Pou

Pouſſer ſon cheval contre l ennemi,

Ein Pferd gegen ſeinen Feind antreiben, das geſchieht ſowol im Krieg von der Cavallerie, als auch von Particular-Reutern im Duell und andern Combats, da man ſein Pferd gegen ſeinen Contre - part pouſſiret, um ihme einen Vortheil und die Gruppa abzuge - winnen. Man pflegt ferner auch ein Pferd aus dem ſittſamen Galop in die Carriere zu pouſſiren, und jaͤhling drauf zu pariren, damit ein Pferd der Fauſt gehorſam wer - de, und nicht durchzugehen begeh - re.

Pouvoir des chevaux,

Das Vermoͤgen der Pferde, wird insgemein allen Pferden zu - geeignet, wiewol es bey denſel - ben gar unterſchiedlich iſt. Das meiſte Vermoͤgen dieſes Thiers beſtehet hauptſaͤchlich in denen Schenckeln, mit welchen es nicht nur ſeinen eignen, ſondern auch des Reuters Leib und ſeine Zuge - hoͤr tragen, ja allerhand kuͤnſtli - che Wendungen und Spruͤnge darauf verrichten muß. Dero - halben muͤſſen die Schenckel in - ſonderheit wohl nervicht, kraͤfftig und geſund ſeyn; Solche aber geſund zu behalten, muß man alles allzukalte Trincken (abſon - derlich in der Hitze) vermeiden, wie nicht minder die jaͤhe Erkaͤl - tung auf einen ſtarcken Schweiß und kalte Benetzung der Waſſer - Schwemmung des Leibes und der Schenckel. Hingegen iſt ein groſ - ſer Vortheil und Staͤrcke der Pferde, die Benetzung eines war - men Wetter-Regens; Jt. wenn man ihnen unterweilen die Schen -ckelPrackel und das Creutz mit gutem Brantewein waͤſchet, und den Geruch des allerſtaͤrckſten Wein mit einem Schwamm durch die Naſe wohl einziehen laͤſt, auch dann und wann Meliſſen-Kraut zu eſſen giebt, und nicht uͤber - fuͤttert.

Prado,

Wird der groſſe und weite Thier - Garten in Spanien 2 Meilen von Madrit genennet, darinne ſich ein ſchoͤnes Koͤnigliches Luſt-Schloß befindet, ſo ſehenswuͤrdig.

Præficæ,

Klage-Weiber bey den Roͤmern und andern Voͤlckern, wurden nebſt einem Pfeiffer gedungen, den Todten zu beklagen, und vor der Leiche herzugehen, wenn ſol - che zu Grabe getragen ward. Sie ſangen ihre Nænias, welche ſowol der Verſtorbenen Lob, als viel ſchmertzhafte Klagen uͤber de - ren Verluſt enthielten.

Præludium,

Heißt in der Muſic eigentlich ein Vorſpiel, dergleichen ſind Ou - verture, Rittornello &c. Jnsge - mein aber verſtehet man unter dem Praͤludiren nicht nur das Vorſpiel, ſondern auch das Nach - ſpiel, welches der hoͤchſte practi - ſche Gipfel in der Muſic zu nen - nen, denn ſinnreich und ohne An - ſtoß praͤludiren heißt viel mehr, als treffen, und alles, was einem vorgeleget wird, wegſpielen.

Præmium,

Heiſt eine iede Lohn-Verehrung, die einem fuͤr dasjenige, was er geleiſtet, gegeben wird, und zwar iſt ſolches ein zuvor bekanntes, aufgeſetztes, oder ein nach Pro -Preportion der Wichtigkeit desjeni - gen, wofuͤr es gegeben wird, ein - gerichtetes. Alſo wurden ehe - deſſen bey den Turnieren Præmia oder Daͤncke fuͤr diejenigen aufge - ſetzet, welche das beſte Treffen gewonnen, und ſich am tapffer - ſten gehalten.

Praͤſent-Geld,

Jſt eine Adeliche Steuer, oder ein dem Lands-Herrn von der Rit - terſchafft verwilligtes Geld, wel - ches von den Ritter-Guͤtern be - zahlt, und entweder als ein frey - williges Geſchencke oder an ſtat der Ritter-Dienſte, damit die Lehn-Leute auf eine gewiſſe Zeit von der Auffoderung verſchonet bleiben moͤgen, dem Lands-Herrn gezahlt wird.

Præſervativ, v. Preſervatif.

Praͤſtanten,

Werden in den Orgelwercken die ſchoͤnſten zinnernen Pfeiffen des Principals genennet, von præ und ſtare, weil ſie mehren - theils im Wercke vorne heraus und im Geſichte ſtehen; Dieſes Regiſter auch mehr praͤſtiren kan, als die andern.

Prater,

Der Kayſerliche Thier-Garten in der Leopold-Stadt zu Wien, darein man des Sommers ſpa - tzieren faͤhret.

Prejuge d’un Poulain,

Vorurtheil eines Fohlens, das beſtehet darinnen, wenn man gerne wiſſen moͤchte, was doch aus einem jungen Fohlen mit der Zeit werden moͤchte. Dabey muß man folgende Umſtaͤnde in Acht nehmen; 1) wenn ein Fohlen aufderPreder Weide gleich friſch kuͤhn und muthig iſt; 2) ſich nicht fuͤrchtet, wenn es etwas vor ſich ſiehet; 3) nicht erſchrickt, wenn es ein Getoͤs, Schuß oder Knall hoͤret; 4) gerne ſchertzet, ſpringet und tobet; 5) mit den andern Fohlen immer kaͤmpffet, abſonderlich die es an Alter uͤbertreffen; 6) ring - fertig uͤber die Graͤben ſpringet; 7) friſch uͤber die Bruͤcken gehet, wie auch durchs Waſſer das vor - derſte mit iſt, und nicht zuruͤck bleibet; 8) wenn es im Trincken den Kopff nicht ſehr tieff ins Waſſer ſtecket ꝛc. Dieſes ſind al - les wahrhaffte Marqven eines kuͤnfftigen edelmuͤthigen und hertz - hafften Pferdes.

Prell-Netze,

Jſt eine Art von Jagd-Netzen, ſo man nur bey der Schweins - Jagd zu gebrauchen pflegt. Es wird in der Laͤnge eines Jagd - Tuches, aber nur halb ſo hoch, auch recht ſpieglicht geſtricket, ie - doch eben ſo ſtarck an den Leinen oder etwas ſtaͤrcker gemachet. Seine Furckeln muͤſſen mit einer eiſernen Gabel beſchlagen werden, die etwas hoch iſt, daß die Leine von den Sauen nicht daraus ge - lauffen werden koͤnne, und muͤſ - ſen auch ſehr ſtarck ſeyn; denn wird dieſes Netz zehen Schritt weit vor dem Lauff-Tuch auf die Erde geleget, daß die Ober - und Unter-Leine durch die Wechſel hinaus gehen; wenn nun die Sauen angefangen daruͤber hin zu lauffen, (denn ſie halten gerne eine lange und ſchmale Reihe) ſo laͤſſet es der Jaͤger-Meiſter von beyden Seiten her geſchwin - de auf die Furckeln legen, ſich daran nicht kehrende, ob noch vielPrezuruͤck ſeyn, ſo beginnen ſie ſich darwider zu ſtoſſen, und koͤnnen denn die andern nicht nachkom - men, muͤſſen alſo wieder umwen - den oder zuruͤcke prellen, denn dahero heiſſet es ein Prell-Netz; ſie ſalviren auch die Lauff-Tuͤcher, wenn ſie ſtehen, denn es kan als - denn keine Sau wieder ins Jagen kommen, weil ihr der Paß abge - ſchnitten iſt, bis ſie alle gefangen ſeyn. Es gehoͤren bey ieder Fur - ckel zwo Wind-Leinen, die eine inwendig, die andere auswerts anzubinden, maſſen ſie auf bey - den Seiten feſt halten muͤſſen. Wenn die Furckeln unten mit Ge - lencken gemacht ſind, und auf dem Fluͤgel eine Winde oder Haſ - pel geſtellet iſt, damit das Prell - Netze geſchwinde aufgeruͤcket wer - den kan, ſo mag niemand von den zum Aufheben dieſes Netzes beſtellten Leuten wegen der Sauen in Gefahr kommen.

Prelude, Preludio, v. Præ - ludium.

Prendre en Gage,

Heiſt einen pfaͤnden. Die Pfaͤndung iſt nichts anders, als wenn iemand aus eigner ihm ſelbſt genommener Macht ſich vergreiffet an ſeinem Gegner, oder an deſſen Pferd, und daſſelbe bey ſich im Arreſt behaͤlt, nur zu dem Ende, daß er vermittelſt der Pfaͤndung ſein Recht moͤge erhalten, und der andere deſto ehender dadurch zur Satisfaction angehalten wer - de.

Preſa, Priſe,

Ein den Muſicis dienendes Zei - chen, wodurch ſie angewieſen wer - den, wo und wie ſie zu ſingen oder zu ſpielen anfangen ſollen; inſon -der -Prederheit wird es in Fugen und Cano - nibus ·S· oder. §. gemacht, und uͤber die Note geſetzt, bey welcher die 2te Stim̃e, ſo die erſte imitiret, eintre - ten oder anfangen ſoll. Koͤm̃t ſol - ches mehrmals vor, ſo iſt es eine Nachricht, wenn und wo die uͤbri - gen Stimmen, als die dritte, vierte u. ſ. f. anheben ſollen.

Preſent,

Heiſt ein Geſchenck, welches in vielerley beſtehet, meiſtens aber in einem Pferde, denn wenn ein groſſer Potentat dem andern will etwas beſonders verehren, daß ihme Gold, Silber, Edelgeſteine oder dergleichen zu geringe duͤn - cket, ſo præſentiret er ihm ein ſchoͤ - nes gutes wohl dreſſirtes Pferd, mit Sattel und Zeug; Wodurch auch mancher Cavalier in beſon - dere Gnade kommt, da ſeiner ſon - ſten bey einem groſſen Herrn wol waͤre vergeſſen worden.

Preſervatif d’un Voyager,

Eine Verhuͤtung, damit ein Reiſender vor Kranckheit verwah - ret iſt. Ein Reiſender ſoll nun nie - maln ohne guten Theriac ſeyn, ſich deſſen bey anſteckenden Kranckhei - ten und in andern Nothfaͤllen zu bedienen, und etwan Morgens, bey neblichtem Wetter, ein oder 2 bis 3 Bohnen groß einnehmen. Jngleichen koͤnnen des Morgens 10, 12 oder 15 Tropffen von des Paracelſi Magen-Elixir in einem paar Loͤffel Fleiſch-Bruͤhe genoſſen werden, den Magen gut zu be - halten. Oder er kan ein wenig von Diacoro, oder Ackermann, Naͤgelein, Zimmet, Muſcat-Nuß, Zittwer, etliche Wacholder-Beer, eingemachten Jngber, oder der - gleichen genieſſen, ſonderlich wo ein bloͤder Magen iſt; wer aberPrehitziger Natur iſt, muß der Sa - che nicht zu viel thun: Auch ſoll er einen guten Wermut-Spiritum bey ſich fuͤhren, und bey Anfang der Mittags-Mahlzeit einige Tropffen in ein Glaͤsgen voll Wein thun, und einen bittern oder Wermut-Wein machen und trin - cken; darneben zu Zeiten die Franckfurter Pillulen zur Aus - fuͤhrung gebrauchen, und mit Vorbedacht zur Ader laſſen ꝛc.

Preſteſſe,

Bedeutet die Eilfertig - und Willfaͤhrigkeit eines abgerichteten Pferds, ſo ein Vertrauen zum Reuter hat, und ſich mit groſſer Geſchwindigkeit in Paſſaden und Redop tummelt, zum Unterſchied, da man faule Pferde immer ani - miren, und zur Lection aufmun - tern muß, ſo hat man an dieſen gnug aufzuhalten; welches eine Luſt zu reuten.

Preter un cheval,

Heiſt einem andern ein Pferd leihen, es geſchehe nun fuͤr Geld oder zur Freundſchafft und um - ſonſt.

Prevôt,

Wird auf Ritter-Academien der Vorbereuter genennet, wel - cher ſein Metier ſo wohl ver - ſtehen ſoll, als der Maitre faſt ſelbſt, damit er kan Lection geben, und die Pferde mit dreſſiren. Voy. Creat.

Preuſſen, Pruſſia, Boruſſia,

Eine groſſe Landſchafft in Eu - ropa, ſo gegen Weſten an Maſo - vien und Cujavien, gegen Oſten an Litthauen und Podlachien, ge - gen Norden aber an die Oſt-See und Samogitien grentzet. Sie wird in Ober - oder das Pohlni -ſchePreſche Preuſſen, welches zur Crone Pohlen gehoͤret, und in Nieder - oder das Brandenburgiſche Preuſ - ſen getheilet. Von dieſem letz - ten fuͤhret der Koͤnig in Preuſſen ſeinen Titel. Denn nachdem Chur-Fuͤrſt Friedrich Wilhelm der Groſſe ſeinem Hauſe die Sou - veraineté uͤber dieſes Preuſſen er - worben, ſo ſetzte ſich deſſen Nach - folger Friedrich I den 18 Jan. 1701 die Crone von Preuſſen in Koͤnigsberg ſelber auf. Jn Deutſchland iſt er Chur-Fuͤrſt zu Brandenburg und des Heil. Roͤm. Reichs Ertz-Caͤmmerer, hat bey einer Kayſerlichen Wahl die ſech - ſte Stimme, und traͤgt bey einer ſolennen Proceßion den Reichs - Scepter. Sein Erb-Caͤmmerer iſt der Fuͤrſt von Hohen-Zollern. Das Koͤniglich-Preußiſche und Chur-Brandenburgiſche Wappen, ſo wie es von dem Koͤnige Frie - drich I nach erlangter Succeßion von Orange und Neuſchatel ein - gerichtet, und ſehr wohl diſponi - ret worden, wird durch 6 Qver - Linien in 6 Balcken getheilet, von dem ieder 6 Felder oder Qvartier, und das gantze Wappen unten noch einen leeren Schildes-Fuß, und drey Mittel-Schilde hat, die als hoͤchſte Ehren-Zeichen, auf ei - ne ſonderliche Art aufgeworffen und uͤber die andern erhoͤhet fuͤr - geſtellet ſind, der gantze Schild aber in 40 Wappen-Plaͤtze zerthei - let iſt. Unter ſolchen iſt der mit - telſte Mittel-Schild, als der hoͤch - ſte Ehren-Ort, der allerwuͤrdigſte, der auch abſonderlich mit einer geſchloſſenen Koͤniglichen Crone gedecket, darinne auf Silber ein ſchwartzer Adler erſcheinet mit ei - ner Crone um den Hals, Klee - blats-Stengeln in den FluͤgelnPremit den Buchſtaben F. R. (Fri - dericus Rex) alle von Gold, auf deſſen Bruſt; das Koͤnigreich Preuſſen zu bedeuten, ſo von ihrer 1713 verſtorbenen Koͤnigl. Majeſt. aus der Souverainen Hertzogl. zu ſolcher Koͤnigl. Hoheit zuerſt erhoben. Der oberſte Mittel - Schild enthaͤlt in blau einen Pfahl - weiſe ſtehenden guͤldnen Scepter, die Churfuͤrſtliche Wuͤrde eines Ertz-Caͤmmerers des Heil. Roͤm. Reichs zu bedeuten; Welcher Schild abſonderlich mit dem Chur-Hut bedecket. Der unter - ſte Mittel-Schild, ſo mit einer Hertzogl. offenen Crone bedecket, be - ſtehet aus vier Feldern und einem Hertz-Schildlein. Dieſes Hertz - Schildlein des untern Mittel - Schilds enthaͤlt eine Schach-Ta - fel von 9 Steinen, deren 5 guͤlden und 4 blau, ſo das Wappen der Grafſchaft Geneve, ſo vor Zeiten denen Printzen von Orange mit gehoͤret. Jm 1 Qvartier erſchei - net ein guͤldenes Wehr-Gehaͤnge oder Qver-Balcken im rothen Fel - de; als das Wappen der Familie von Chalon, welche das Fuͤrſten - thum Orange lange Zeit beſeſſen. Jm 2 und 3 ein blaues Poſt-Horn mit rothem Bande und Zierathen, als das Wappen des ſouverainen Printzenthums Oranien, deſſen Erbe Jhro Koͤnigl. Majeſt. nach Abſterben des Glorwuͤrdigſten Koͤnigs, Wilhelm III von Groß - Britannien, als des letzten vom Hauſe Naſſau-Orange, geworden. Jm vierten Qvartier erſcheinet ein rother mit 3 ſilbernen Spar - ren beſetzter Pfahl im guͤldenen Felde, ſo das Wappen des ſouve - rainen Fuͤrſtenthums Neufchatel, welches unter dem Titel einer Grafſchafft in alten Zeiten demHauſePreHauſe Chalon gehoͤret, und des - wegen auch von denen Land-Staͤn - den Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt, als rechtmaͤßigen Erben des Hau - ſes Chalon, An. 1707 zuerkannt worden. Nun muͤſſen wir die uͤbri - gen Qver-Balcken oder Reihen auch nach einander durchgehen: Da erſcheinet auf dem erſten, zur Rechten des Churfuͤrſtlichen Mit - tel-Schilds, erſt im ſilbernen Fel - de ein rother Adler mit guͤldenen Klee-Stengeln in den Fluͤgeln, das Marckgrafthum Branden - burg zu bedeuten. Zur Lincken aber ein getheiltes oben rothes und unten ſilbernes Feld, ſo das Wappen des Hertzogthums Mag - deburg. Wiederum zur Rechten praͤſentiret ſich das Wappen des Hertzogthums Cleve, 8 guͤldene Lilien-Staͤbe, ſo hinter einem ſil - bernen Hertz-Schildlein hervor ge - hen, im rothen Felde; und zur Lincken ein ſchwartzer Loͤw in Gold, als das Wappen des Hertzog - thums Juͤlich. Endlich im aͤuſ - ſerſten Felde zur Rechten ein ro - ther Gold-gecroͤnter Loͤw, in Sil - ber, wegen des Hertzogthums Ber - gen am Nieder-Rhein; und gegen uͤber zur Lincken ein rother (oder vielmehr natuͤrlich Loͤwen-faͤrbiger) gecroͤnter Greiff im blauen Felde, ſo das Wappen des Hertzogthums Stetin. Auf dem andern Bal - cken oder Reihe ſtehet in der Mit - ten, dem Churfuͤrſtlichen oder oberſten Mittel-Schilde zur Rech - ten, ein rother Greiff im Silber, als das Wappen des Hertzog - thums Pommern: Zur Lincken ein ſchwartzer Greiff im Gold, wegen des Hertzogthums Caſſuben. Wei - ter zur Rechten ein roth und gruͤn geſtreiffter Greiff in Silber, we - gen des Hertzogthums Wenden:Prezur Lincken aber ein ſchwartzer ge - rade, vor ſich ſtehender Buͤffels - Kopff, ſamt einem Stuͤck der dar - an hangenden Wammen mit ei - nem ſilbernen Ring durch die Na - ſe, rother Crone und ſilbernen Hoͤrnern, im guͤldenen Felde, wel - ches das Wappen des Hertzog - thums Mecklenburg, deſſen Titel und Wappen Jhro Koͤnigl. Ma - jeſtaͤt in Preuſſen An. 1708 ange - nommen. Letztens zur Rechten ein ſchwartzer gecroͤnter Adler mit einem ſilbernen Creutzlein auf der Bruſt im guͤldenen Felde, ſo das Wappen von Schleſien. Und zur Lincken ein ſchwartzer Adler mit einem halben Mond und ſil - bernen Creutzlein auf der Bruſt, in Silber, wegen des Hertzogthums Croſſen in Schleſien. Auf dem dritten Balcken erſcheinet in der Mitte, zur Rechten des Koͤnigl. Mittel-Schildes, ein ſchwartzer roth-gekroͤnter Loͤwe im guͤldenen Felde, welches mit einem aus roth und ſilbernen Stuͤcken beſtehen - dem Rahm eingefaſſet, und das Wappen des Burggrafthums Nuͤrnberg und der Brandenburg - Fraͤnckiſchen Laͤnder iſt: Zur Lin - cken ein aus Silber und roth ge - ſpaltenes oder von oben herab ge - theiltes Feld, wegen des Fuͤrſten - thums Halberſtadt. Abermahl zur Rechten zwey ſilberne ins Andreas-Creutz geſtellte Schluͤſſel im rothen Felde, wegen des Fuͤr - ſtenthums Minden: zur Lincken ein ſilbernes Creutz in roth, ſo das Fuͤrſtenthum Camin in Pommern bezeichnet. Gantz auſſen zur Rechten ein roth und gruͤn ge - ſcheckter Greiff in Silber, wegen Neu-Stargard in Pommern. Zur lincken, ein ſchwartzer Greiff mit ſilbernen Fluͤgeln, im guͤlde -nenPrenen Felde, wegen des Fuͤrſten - thums Barth. Auf dem vierten Balcken praͤſentiret ſich inwen - dig, zur Rechten des Koͤniglichen Mittel-Schildes, das Wappen des Fuͤrſtenthums Schwerin, ſo getheilt, oben ein guͤldener Greiff in blau, unten ein gruͤnes Feld. Zur lincken das Wappen des Fuͤr - ſtenthums Ratzeburg, ein ſilber - nes Creutz im rothen Grunde. Beſſer heraus zur Rechten eine ſchwartze Binde oder Balcken im guͤldenen Felde, wegen des Fuͤr - ſtenthums Meurs an dem Unter - Rhein, worzu es An. 1709 aus einer Grafſchaft gemacht worden: Zur Lincken ein in vier Felder ein - getheilter Raum, deſſen 1 und 4 Qvartier ſilbern, das 2 und 3 aber ſchwartz, ſo das Wappen der Graf - ſchafft Hohen-Zollern. Am aͤuſ - ſerſten Ende zur Rechten ein ſil - berner Adler im blauen Felde, we - gen der Grafſchafft Rupin in der Marck: Zur Lincken eine aus drey Reihen von roth und Silber ge - wuͤrffelte Binde oder Schach - Balcken im guͤldenen Felde, ſo das Wappen der Grafſchafft Marck in Weſtphalen. Auf dem fuͤnften Balcken ſtehen in der Mit - te, zur Rechten des Mittel-Schil - des von Orange, drey rothe Spar - ren im ſilbernen Felde, wegen der Grafſchafft Ravensberg; Zur Lincken ein aus roth und Silber gewuͤrffeltes Schachfeld, ſo das Wappen der Grafſchafft Hohn - ſtein. Beſſer heraus zur Rech - ten iſt ein geſpaltener Schild, und darinnen vorn das Wappen der Grafſchafft Tecklenburg, drey ro - the Hertzen oder Seeblumen-Blaͤt - ter, in Silber: Hinten das Wap - pen der Grafſchafft Lingen in Weſtphalen, (welche vor dieſemPreauch ſchon einmal mit Tecklenburg vereiniget geweſen) ein hangender guͤldener Ancker im blauen Felde: Zur Lincken ein ſilberner aus den Wolcken hangender Arm, ſo in den Fingern einen guͤldenen Ring haͤlt, im rothen Felde, ſo das Wappen der Mecklenburgiſchen Grafſchafft Schwerin. Gantz auſſen zur Rechten ein ſchwartzer Hirſch in Silber, wegen der Graf - ſchafft Clettenberg: Zur Lincken ein rothes Hirſchhorn in Silber, als das Wappen der Grafſchafft Reinſtein oder Regenſtein. Auf dem ſechſten Balcken erſcheinet mit - ten, dem Schilde von Oranien zur Rechten, ein ſilberner zu beyden Seiten aͤſtiger Balcke im rothen Felde, wegen der Grafſchafft Buͤhren: Zur Lincken zwey rothe aͤſtige Balcken in Silber, wegen der Grafſchafft Leerdam. Beſſer zur Rechten eine ſilberne Binde im ſchwartzen Felde, wegen der Marckgrafſchafft Veeren: Zur Lincken ein ſchwartzer Seitwerts ſtehender Buͤffels-Kopff, mit aus - geſtreckter Zunge, rother Crone und ſilbernen Hoͤrnern im guͤlde - nen Felde, ſo das Wappen der Herrſchafft Roſtock. Gantz auſ - ſen zur Rechten ein getheiltes Feld, oben roth, unten Gold, ſo das Wappen der Mecklenburgi - ſchen Herrſchafft Stargard, ſo von der Marck an die Hertzoge von Mecklenburg gekommen: Zur Lin - cken drey kleine Andreas-Creutze, ſo vermuthlich das Wappen der Herrſchafft Breda. Der ſieben - de Balcke, oder vielmehr des gan - tzen Schildes Fuß, iſt ein allein rothes Feld, ſo der Regalien-Ort oder die Pommeriſche Blut-Fah - ne heiſſet, und zu den uͤbrigen Feldern des Hertzogthums Pom -Ritter-Lexic. M m mmernPremern gehoͤret. Der gantze Schild wird, ſtat der vor dieſem gebraͤuch - lichen 9 Helme und derſelbigen Kleinodien (die aus der Orangi - ſchen und Neufchateliſchen Erb - ſchafft, wie auch wegen des an - genommenen Mecklenburgiſchen, Hohnſteiniſchen, Tecklenbuꝛgiſchen, Clettenbergiſchen und Reinſteini - ſchen Wappens, mit mehr als noch eins ſo vielen zu vermehren ge - weſt waͤren,) nun mit einem offe - nen Koͤnigl. Helm beſetzt, und dieſer mit einer Koͤniglichen geſchloſſenen Krone gezieret. Um das Wap - pen herum iſt die Ordens-Kette des ſchwartzen oder Preußiſchen Adlers, beſtehende aus Adlern, ſo mit Donner-Keilen bewaffnet, und aus Ovalen, in denen des Koͤnigs Nahmen und Symbolum Suum Cuique, mit den Anfangs - Buchſtaben zu leſen. Auf dem Poſtement, auf dem das gantze Wappen gleichſam ruhet, ſind zu leſen die Deutſchen Worte: GOtt mit uns. Und uͤber dieſem ſiehet man zum Zierath eine gantze Rei - he Adler, und gantz unten aber - mahl eine Koͤnigliche Krone. Schildhalter ſind die Pommeri - ſchen zween wilde Maͤnner, denen man ſtat der vormahligen Helme nun Laub-Kraͤntze aufgeſetzet. Sie halten mit einer Hand das Wap - pen, mit der andern ein Pannier oder Fahne, deren eine mit dem Preußiſchen, die andere mit dem Brandenburgiſchen Adler, der das Chur-Scepter auf der Bruſt fuͤh - ret, pranget. Der Preußiſche Adler haͤlt hier in der rechten Klaue einen Scepter, der oben mit ei - nem Adler gezieret, in der lincken den Reichs-Apffel. Der Marck - Brandenburgiſche fuͤhret in der Rechten einen ordinairen Sce -Pripter, und in der Lincken ein Schwerdt. Um das gantze Wap - pen-Schild haͤngt ein Koͤniglicher mit Hermelin gefuͤtterter Purper - Mantel, welcher mit Adlern und Kronen beſaͤet, und oben mit ei - ner offenen aus lauter Adlern for - mirten Krone oder Diademate rund und zuſammen gefaſſet, und mit einer geſchloſſenen Koͤnigl. Krone bedecket iſt. Uiber dieſer ſchwebet ein Pannier mit dem Preußiſchen Adler und uͤber dem Pannier iſt beſagter Adler noch - mahls auf dem Capital einer Seu - le, welche mit zwey Kronen an das Pannier befeſtiget, zu ſehen.

Prima Guardia,

Jſt eine Lection und Kunſt - Stuͤck auf dem Fechtboden, ſo im Contre-Fechten oͤffters vorkoͤmmt, z. E. Lieget euer Contrepart mit langer Klinge vor euch, und ſei - ne Spitze ſtehet ein wenig in die Hoͤhe, ſo gehet ihm mit der Prima (oder mit der Secunda) auſſerhalb ſeiner Klinge, und gehet faſt mit geſchrencktem Leibe, und haltet ihm eure Spitze auſſerhalb wohl ins Geſicht, und wenn ihr in der Menſur ſeyd, ſo paſſiret geſchwind fort, und ſtoſſet mit der Prima auſſerhalb uͤber ſeinen rechten Arm hinein nach ſeiner Bruſt zu; 2) Da er aber hinten uͤber ſich fuͤhre, ſo ſtoſſet gleich mit der Secunda auſſerhalb; 3) Battiret und ma - chet eine Finte mit dem Stoß auſſerhalb hinein; 4) Machet ihm eine Finte mit der Prima in - nerhalb oder auſſerhalb: Wird er nach ſeiner rechten Seite zu fah - ren, ſo paſſiret geſchwind, und ſtoſſet die Prima auſſerhalb, und ſtellet euch wohl mit geſchrencktem Leibe, alſo daß ihr eure rechte Seite auſſerhalb damit entbloͤſſet,wirdPriwird er alsdenn auſſerhalb auf euch hinein paſſiren wollen, und mit der Secunda oder Tertia auſ - ſerhalb unter der Klingen hinein ſtoſſen, ſo habt wohl acht auf das Tempo, daß indem er ſtoͤſſet, ihr ihm ſeine Klinge mit der euren ligiret, pariret ihm ſeine Klinge mit der Secunda, paſſiret alsdenn geſchwind auſſerhalb auf ihn hin - ein. 5) So bald er euch auſſer - halb angreiffet, ſo pariret ihm ſeinen Stoß mit der lincken Hand, und ſtoſſet mit der Prima contra tempo zugleich ihm nach ſeinem Ober-Leib zu.

Hieher gehoͤren noch etliche Kunſt-Stuͤcke, in welchen man die lincke Hand brauchen kan und ſoll: 1) retrahiret euren Ober-Leib und eure Klinge zugleich alſo, daß ihr mit eurer Klinge in die mittlere Secundam kommet, und entbloͤſſet euch auſſerhalb uͤber eu - ren rechten Arm damit, wird der Gegner alsdenn auſſerhalb in die Bloͤſſe ſtoſſen, ſo pariret ihm ſei - nen Stoß mit eurer lincken Hand, unten nach eurer rechten Seiten zu hinweg, und ſtoſſet mit der Secunda contra Tempo zugleich mit ihm nach ſeinem Ober-Leib zu. 2) Lieget einer mit langer Klinge vor euch, ſo gehet mit der Schwaͤche eurer Klinge ihm faſt an die Staͤrcke innerhalb ſeiner Klinge, laſſet alsdenn ferner eure Hand unter ſich ſincken, die rechte aber laſſet nicht ſincken, und wenn ihr dieſes gebrauchet, ſo weichet allmaͤhlig zuruͤck. So bald er euch alsdenn in die Bloͤſſe ſtoſſen wird, ſo pariret ihm ſeinen Stoß mit der lincken Hand unten nach eurer rechten Seiten zu hinweg, und ſtoſſet mit der Secunda con -Pritra Tempo zugleich mit ihm. 3) Gehet mit eurer Klinge in die mitlere Tertiam, und entbloͤſſet euren inwendigen Leib damit, und euren Ober-Leib retrahiret zu - gleich damit, wird er euch als - denn eure Klinge innerhalb ſtrin - giren, und caviret nicht unter ſeiner Klingen durch, ſo bald er alsdenn eine quartam innerhalb ſtoſſen will, ſo pariret ihm ſeinen Stoß mit eurer lincken Hand, und ſtoſſet mit der Secunda con - tra Tempo zugleich mit ihm. 4) Will er innerhalb unter eurer Klingen hinweg paſſiren, ſo habt wohl acht, indem er paſſiret, daß ihr ſeinen Stoß mit eurer lincken Hand unten nach eurer rechten Seiten zu hinweg paſſiret, und ſtoſſet mit der Secunda contra tempo zugleich mit ihm nach ſei - nem Ober-Leib zu. 5) Will er auſſerhalb agiren, ſo pariret gleich - falls, und ſtoſſet mit der Secunda. 6) Will er uͤber den Arm aus paſſiren, ſo ſtoſſet mit der Secun - da contra Tempo. 7) Will er quartiren, ſo machet es eben ſo mit der Secunda. 8) Lieget einer mit ſeiner Klinge etwas niedrig, ſo gehet ihm mit eurer halben Staͤrcke der Klingen auſſerhalb uͤber ſeine Schwaͤche und ſehet, daß ihr eure Hand in der Quarta wendet, wenn ihr mit eurer Klin - ge uͤber die ſeine gehet. So bald er alsdenn eine Quarte auf euch voltiren will, ſo habet mit eurer lincken Hand wohl acht, indem er quartiret, daß ihr ihm dieſelbe Quar - tam mit eurer lincken Hand unten nach eurer rechten Seiten zu hin - weg pariret, und ſtoſſet alsdenn mit der Secunda contra Tempo. nach ſeinem inwendigen Leib.

M m m 2Prima,
Pri

Prima,

Heißt die erſte Morgen-Bet - Stunde in der Roͤmiſch-Catho - liſchen Kirche.

Prime,

Jſt der Grund von allen Be - wegungen oder Motionen im Fechten. Sie entſtehet natuͤrli - cher Weiſe, wenn man gegen ie - mand ſeinen Degen ziehet, auch in derſelben Stellung bleibet, und die Spitze auf den Feind richtet.

Principal,

Jſt ein offen Pfeiffwerck in Or - geln, welches gemeiniglich vorn an im Geſicht ſtehet. Es giebt der - ſelben manualiter von 16, 8, 4 und 2 Fuß Ton, und von ſolchen be - koͤmmt ein Orgelwerck den Nah - men, daß man es 16 -, 8 -, 4 - und 2fuͤßig nennet. Pedaliter hat man nebſt gedachten 2 ſtaͤrckſten Arten noch eine von 32 Fuß Ton, ſo Groß - Sub-Principal-Baß genennet wird; das von 16 Fuß Groß - Principal, von 8 Fuß Æqual-Prin - cipal.

Priſina,

Eine Eck-Seule iſt ein mathe - matiſcher Coͤrper, welcher zwey gleiche Figuren zu ſeiner obern und untern Baſi hat, und rings herum in ſo viele Vierecke einge - ſchloſſen iſt, als die Baſes Seiten haben. Eck-Seulen ſtellt man auch in den Reit-Haͤuſern in ei - nem Winckel, Pferdes-Laͤnge von den Ecken um die Wild-Faͤnge daran zu ziehen, damit ſie nicht koͤnnen zuruͤck prellen.

Proaſma,

Der Eingang eines Liedes oder Geſanges.

Pro

Proaulion,

Ein Vor-Spiel auf der Floͤte.

Probe Jagen,

Jſt gleichſam das Meiſterſtuͤck, ſo ein junger Jaͤger nach ausge - ſtandener Lehr-Zeit bey einer Fuͤrſt - lichen Jaͤgerey zu machen hat, damit er fuͤr einen rechtſchaffenen Jaͤger paßiren kan. Wenn ein ſolcher junger Jaͤger nach fleißigem Unterricht und offtmaliger Uibung mit dem Leit-Hund in der Behaͤn - gens-Zeit an der Wiſſenſchafft und Erkenntniß der Faͤhrte eines recht jagdbaren Hirſches, inglei - chen mit Umgang und Arbeit, auch gewoͤhnlichem Zuſpruch der - geſtalt firm worden, daß er ſich getrauet dieſes Werck zu praͤſtiren, ſo muß er zufoͤrderſt bey der Herr - ſchafft um gnaͤdige Erlaubniß, ein Probe-Jagen anzuſtellen, an - halten, wo er nun ſolches erlan - get, ſo werden wenigſtens vier Fuder Zeug an den Wald beſtellet, allwo er einige jagdbare Hirſche vermuthet, und ſein Probe-Ja - gen machen will. Da er denn fruͤh noch einmal die vermuthen - den Hirſche vorſuchen und verneu - ern, auch in denen Holtz-Wegen vorgreiffen muß. Wo dieſe nun bleiben, dahin wird der Zeug in der Stille geruͤcket, der Wind in obacht genommen, und wenns moͤglich gegen denſelben geſtellet. Wenn nun die Hirſche umſtellet, und der junge Jaͤger dieſelben nicht anders als in der Faͤhrte, zum Exempel einen derſelben fuͤr einen ſtarcken jagdbaren Hirſch von achtzehen Enden angeſpro - chen, welcher noch zwey Hirſche von zehen Enden und einen Sech - ſer bey ſich haͤtte, muß er ſolches der Herrſchafft mit allen Umſtaͤn -denProden anzeigen, welche darauf des andern Tages mit dem fruͤheſten hinaus faͤhret, und nach dero Be - lieben entweder in dem Jagen oh - ne Lauff die Hirſche todt ſchieſſet, oder mit dem Lauff aus dem Schieſſen mit Hetzen und Schieſ - ſen ſolche erleget und faͤllet. Wenn nun ſolche gefaͤllte Hirſche zuſam - men getragen vor der Herrſchafft geſtrecket liegen, und nach vori - ger erſterer Anſage des jungen Jaͤgers richtig eintreffen, ſo kan ſein Probe-Jagen, und er, als ein rechtſchaffener Jaͤger paßiren, auſſer dem aber nicht.

Progreſſio harmonica, v. Pro - portionalitas muſica.

Progreſſio,

Jſt in der Melodie und Harmo - nie der Fortgang von einer Note zur andern, und von einem Satze zu dem folgenden.

Prohibition des chevaux,

Das Verbot, oder Ausfuhr der Pferde iſt, daß an etlichen Or - ten zu Kriegs-auch wol zu Frie - dens-Zeiten, die Pferde ohne ſon - derbare habende Licenz nicht aus dem Lande gefuͤhret werden duͤr - fen.

Prologus,

Das Vorſpiel in einer Comoͤ - die oder Tragoͤdie, oder die Vor - rede an die Zuſchauer, der Vor - redner.

Promener cheval,

Heiſt auch ſpatzieren reiten oder fahren, ſo da geſchiehet durch den Dienſt der Pferde, und wird dem Menſchen auch von Gott einige Beqvemlichkeit und Verſchonung des Leibes im Reiten und FahrenProan die Hand gegeben und gegoͤn - net, welcher auch zum Unter - ſchied der Staͤnde dienen kan, de - ren ſich ieder nach ſeiner Condi - tion und Haltung ſeines Standes, nach der Erforderung belieben laͤſſet.

Propempticum carmen,

Ein Gedicht oder Lied, wodurch man einem Verreiſenden Gluͤck zu ſeiner Reiſe wuͤnſchet, und ihn gleichſam begleitet.

Proportion du corps de cheval,

Jſt die gute Zuſammenſtim - mung des Pferde-Leibes, wenn nemlich 1) alle ſonderliche Theile und Glieder wohl formirt ſeyn, 2) recht an einander haltend, und zuſammen geſetzt, 3) gar keines oder wenig unproportionirt darun - ter, 4) wenn der meiſte Theil gut, und der wenigſte ſchlecht, 5) wenn die vornehmſten gar ſchoͤn, die geringere mittelmaͤßig, 6) wenn es nicht zu hoch iſt, 7) wenn es nicht zu klein iſt, ſondern recht mittelmaͤßig, 8) wohl geſtalt, 9) wohl gefaͤrbt, 10) wohl gezeichnet, 11) zart, rein, glaͤntzend und kurtz von Haaren iſt ꝛc.

Proportionalitas muſica,

Jſt, wenn in drey Zahlen die beyden Differenzen ſich eben alſo verhalten, oder eben die Propor - tion geben, welche der Proportio - nalitaͤt erſter und letzter Termi - nus giebt. z. E. 4¹͜3. Wie nun der erſte und letzte Terminus 6 und 3 Proportionem duplam con - ſtituiret: eben alſo giebt auch der zwiſchen 6 und 4 befindliche bi - narius, oder die Zahl 2, gegenM m m 3derProder zwiſchen 4 und 3 befindlichen Unitaͤt, oder gegen die Zahl 1, gleichfalls Proportionalitatem du - plam.

Propoſta,

Heißt in einem muſicaliſchen Geſpraͤche die fragende Stimme, oder auch der fragende Chor.

Proprietas,

Wird der von einer Note gera - de unterwerts oder aufwerts ge - hende Strich genennet.

Proprietés d un Cavalier,

Die Eigenſchafften eines Reu - ters erfodern ein freywilliges Ver - langen, welches aus der natuͤr - lichen angebohrnen Neigung und Luſt zur Reitkunſt, auf einem ſol - chen Vorſatz gegruͤndet, daß er ſich davon durch keinerley Hinde - rung, vielweniger andere Ge - ſchaͤffte, abhalten, noch weniger ſich einige Zeit oder Arbeit verdrieſ - ſen laſſen wolle.

Proſa,

Werden die Geſaͤnge, darinnen entweder das Lob Gottes, oder eine Erzehlung deſſen Thaten, und eine Danckſagung dafuͤr enthal - ten, und zwar deswegen ge - nennet, weil der Text mehr aus einer ungebundenen als gebunde - nen Rede beſtehet.

Proſaiſches Tantzen,

Jſt der Haupt-Endzweck des Tantzen-Lernens, der philoſophi - ſche Nutzen, welcher ſich eintzig und allein auf die aͤuſſerliche Sit - ten-Lehre und gefaͤllig-machende Auffuͤhrung gruͤndet, und lehret, wie man ſich wohlanſtaͤndig klei - den, zierlich ſtehen und ſitzen, nette gehen, bey aller GelegenheitPromit gehoͤriger Beſcheidenheit und juſter Bewegung der Glieder ſau - bere Reverences machen, und ſich eine proportionirte und geſchickte Leibes-Geſtalt angewoͤhnen ſolle.

Proſcenium,

Ward der offene Platz genennet, den wir das Theater heiſſen, wo die Pantomimi und Comoͤdianten agirten, und der Chor der Saͤn - ger ſich hoͤren ließ. Oeffters ſaß auch der Kayſer mit ſeiner Fami - lie darauf, und pflegte er ſodenn mit koſtbaren Tapeten ausgeputzt zu werden, ſonſt aber beſtand er nur aus Bretern. Pulpitum hieß ein darauf erhabener Ort, darauf die Hiſtriones traten.

Proslambanomenos,

Hieß bey den Griechen die un - ter das tieffſte Tetrachordum noch hinzugefuͤgte oder angenom - mene Saite, welche mit unſerm itzigen A uͤberein ſtimmet, weil ſie nicht zu gedachtem Tetrachordo gehoͤrte, und mit ſelbigem keine Gemeinſchafft hatte.

Proſodia,

Die Erkundigung des Lautes oder Maaß-Forſchung in den Sylben nach der Qvantitaͤt und Qvalitaͤt.

Proſodium,

War ein bey den Griechen mit Floͤten-Spiel begleiteter Geſang oder vielmehr Vorgeſang, wel - cher verrichtet ward, wenn man das Opfer zum Altar fuͤhrete, und zur Schlachtung zubereitett.

Protaſis,

Der erſte Theil eines Dramatis, welches den Jnhalt des gantzen Werckes vorſtellet.

Pro -
Pro

Protopſaltes,

Die vornehmſte Saͤnger in den Stifftern.

Prudel,

Heißt bey den Jaͤgern ein klei - ner Sumpff, darinnen ſich der Hirſch abkuͤhlet oder auch die wil - den Schweine herumweltzen.

Prunfften,

Sagt man, wenn die Hirſche mit dem Wildpret ſchertzen, und zum Stillſtand anreitzen. Siehe Brunfft.

Pſallentia,

War in den mitlern Zeiten die Art und Ordnung, oder die Ein - richtung des Kirchen Geſanges.

Pſallere,

Beruͤhren, heißt auf einem mu - ſicaliſchen Jnſtrumente ſpielen, und auch zugleich in ſelbiges ſingen.

Pſallocithariſta,

Der eine Citharam ſpielet, und zugleich darzu ſinget.

Pſalma,

Ein Lied, ſo auf Saiten-Spie - len tractiret, oder darzu geſungen wird.

Pſalmellus,

Eine aus den Pſalmen Davids genommene Antiphona.

Pſalmi graduales,

Stuffen-Pſalmen, oder Lieder im hoͤhern Chor, heiſſen die 15 Pſalmen vom 120 bis 134, weil ſie entweder an den hohen Feſten der Juͤden, ſonderlich aber an dem Lauberhuͤtten-Feſte, mit groſſen Freuden unter allerhand Jnſtru - menten auf erhoͤheten Stuffen,Pſaoder einem erhabenen Chore, ab - geſungen worden; oder weil ſie nach der Ruͤckkunfft aus der Ba - byloniſchen Gefaͤngniß verfertiget worden; oder auch weil ſie die Stimmen nach und nach erhoben haben.

Pſalmi majores,

Werden das Magniſicat, oder der Lob-Geſang der Jung - frau Mariaͤ: Meine Seele er - hebt ꝛc. und das Benedictus, oder der Lob-Geſang Zachariaͤ: Gelo - bet ſey der HErr der GOtt Jſra - el ꝛc. genennet. Dahingegen die Davidiſchen Pſalmen minores Pſalmi heiſſen.

Pſalterion,

Ein hoͤltzernes muſicaliſches Jnſtrument, wie eine Kithar mit Saiten bezogen; war zweyerley, der groſſe und kleine Pſalter. Auf dem kleinen waren drey Saiten, und kunten 12 Tone darauf ge - griffen werden, auf dem groſſen aber zehen Saiten. Weil nun damals die ſtaͤhlernen Saiten noch nicht bekannt geweſen, ſo iſt ver - muthlich, daß ſie darmerne Sai - ten darzu gebrauchet, welche mit den Fingern geruͤhret und geſpie - let worden. Sonſten kam der Pſalter mit der Diſcant-Stimme uͤberein, und hatte wegen der ho - hen Stimme einen ſehr hellen Laut und Klang. Bey dem Levi - tiſchen Gottesdienſte durfften zum hoͤchſten nicht mehr als 6 Pſalter ſeyn; ſonſten aber hat man taͤg - lich, zu 9 Harffen und 2 Pſalter gebrauchet.

Pſaltis,

Ein muſicaliſch Jnſtrument der Ruſſen faſt wie ein Hackebret, welches iedoch wie eine HarffeM m m 4mitPſimit den Fingern geruͤhret und ge - ſpielet wird.

Pſilocithariſta,

Einer der die Cither alleine ſpielet, ohne daß entweder er ſelbſt, oder ſonſt iemand darein ſinge.

Puͤrſchen ſ. Buͤrſchen.

Puͤrſch-Geld, ſ. Buͤrſch - Geld.

Puͤrſch Hunde ſ. Buͤrſch - Hunde

Puͤrſch-Meiſter, ſ. Buͤrſch - Meiſter.

Puͤrſch-Rohr, ſ. Buͤrſch - Rohr.

Puͤrſch-Wagen, ſ. Buͤrſch - Wagen.

Puͤrtzel, Farcin,

Eine Kranckheit der Pferde, ſo von verderbtem Gebluͤt herkommt, und gleich dem Krebs Haut und Fleiſch angreifft. Er iſt unter - ſchiedlicher Arten, der reitende, ausbeiſſende, flieſſende, rothe u. ſ. w. Sie ſind alle anſteckend, ſo gar, daß der Stand, in welchem ein ſolch Pferd geſtanden, uͤber lange Zeit noch anſtecken kan. ſ. Wurm.

Pulpitum, v. Proſcenium.

Pulver,

Schieß-Pulver, Poudre ca - non, wird aus 6 Theilen Salpe - ter, einem Theil Weiden-Aſche und einem Theil Schwefel gemacht. ſ. Natur-Lexic.

Punct mit einem Schwantze,

Point de Diviſion, ward ehe - mals in der Muſic zwiſchen die Noten geſetzt, ſo offt ein pro - portionirter Tact aus war, an -Punietzo macht man an deſſen ſtat ei - nen einzelnen Strich.

Punctum,

Wird in der Orthographie alle - mal geſetzt, wenn ein Periodus oder Satz aus iſt, und ein neuer angehet, oder wenn eine Rede gar zu Ende iſt. Jn der Muſic wird, wo ein Punct befindlich iſt, eine foͤrmliche Cadenz, eine rechte Clauſel und ein gaͤntzlicher Endi - gungs-Schluß im Haupt-Tone angebracht. Findet ſich ein Punct nach einer Note, ſo verlaͤngert er derſelben Geltung um die Helf - te: eine gleiche Wirckung hat er auch, wenn er im General-Baſſe neben einer Ziffer ſtehet; weswe - gen er auch Punctum augmenta - tionis heiſſet.

Punctus caudatus ſ. diviſionis, ſ. Punct mit einem Schwantze.

Punctus percutiens,

Wird ſowol in Sing - als Kling - Stuͤcken uͤber und unter die No - ten geſetzt, anzuzeigen, daß ſelbi - ge abgeſtoſſen werden ſollen. Fin - den ſich nebſt den Puncten auch Bogen uͤber oder unter den No - ten in Jnſtrumental-Sachen, ſo muͤſſen dieſelben mit einem Stri - che abſolviret werden.

Punctus ſerpens,

Jſt, wenn uͤber einen Lauff, der nur eine Sylbe hat, deſſelben Noten mit Puncten oben oder un - ten bezeichnet ſind, wodurch an - gedeutet wird, daß ſolche Noten gezogen oder geſchleiffet werden ſollen.

Punctus ſyncopatus,

Wenn ſtat einer ſyncopirtenNotePunNote ein Punct geſetzet wird, ie - doch dergeſtalt, daß ſolcher gegen die andern Stimmen, worunter er ſtehet, conſonire.

Punir un cheval,

Heiſt ein Pferd ſtrafen, wel - ches bey der Abrichtung ſehr noth - wendig. So noͤthig aber die Straffe iſt, ſo maͤßig iſt mit der - ſelben zu verfahren, weil man viel ehe und leichter, als mit Huͤlffen, irren und der Sachen zu viel thun kan. Denn obgleich das Pferd bey deren Empfindung ſein Uibelverhalten erkennen ſoll, ſo muß doch kein Reuter eine Straffe exequiren, ſo lange er noch eini - ge Hoffnung hat, durch andere Mittel ſeine Intention zu erhal - ten, weil auch offt die geringſte Straffe bey hitzigen Pferden Zorn und Unwillen verurſachet, wel - cher der Abrichtung mehr hinder - lich als befoͤrderlich iſt.

Punitions des chevaux,

Straffen der Pferde, derer ſind zweyerley Arten, und ſind einge - theilet: 1) Nach des Pferdes Be - ſchaffenheit und deſſen Verbre - chen proportioniret; 2) welche in geringer Anzahl exequiret werden und nicht geſchwind auf einander folgen; 3) welche mit geringer Empfindlichkeit gegeben werden; 4) welche mit gleichmaͤßiger Be - wegung des Leibes und deſſelben Gliedmaſſen zu rechter Zeit geſche - hen. Die von der zweyten Art ſind haͤrter, wenn ſie 1) nach Pro - portion des Verbrechens folgen, 2) wenn ſie vermehrt und viel zu gleich kommen, als 3) empfindli - che Spießruthen-Streiche. 4) Durchdringende Spornaten und ſcharff einbeiſſende Jnſtrumen -Purten ꝛc. welche harte Straffen zwar kein vernuͤnfftiger Reuter leichtlich exequiret.

Purgieren der Pferde,

Geſchiehet entweder alljaͤhrlich um eine gewiſſe Zeit præſervative und zur Vorſorge; oder bey ge - wiſſen ihnen zuſtoſſenden Kranck - heiten zur Cur und Abhelffung derſelben. Von dieſem letztern iſt an behoͤrigen Orten das noͤthige gemeldet worden; alſo daß nur von jenem das behoͤrige zu geden - cken. Es geſchiehet aber das Pur - gieren zur Vorſorge vornemlich mit der Gras-Stellung oder Gras - Fuͤtterung im Fruͤhling, da man nemlich, ſo bald das Gras einer guten Spannen hoch worden, (juͤnger kan es zwar auch wohl paßiren, aber nicht aͤlter) im April oder Anfang des Mayen, denen Pferden, nachdem ſie acht Tage zuvor das Antimonium crudum, (fuͤr iedes Pferd anderthalb Qvint) dreymal genoſſen, ſolches Gras vorleget, dergeſtalt, daß man nicht mehr Gras fruͤh abſchneiden laͤßt, als man des Tages uͤber verfuͤt - tern kan, die erſten drey Tage ihnen wenig, aber doch ſucceſſive ie laͤnger ie mehr giebet, und ſie alſo vierzehen Tage darinnen ſte - hen laͤſſet. Jhr ordinair Futter ſoll in eingeweichter Gerſte beſte - hen, doch ſoll man ihnen derſelben nicht uͤberfluͤßig, auch nicht ſo viel als ſonſten ihr gewoͤhnliches Fut - ter in ſich haͤlt, hingegen aber darneben Gras gnug vorgeben. Die letzten ſechs Tage muß man iedem Pferd taͤglich eine Hand voll friſche Haſelwurtz ſamt den Blaͤt - tern, fruͤhe, ehe man ihnen ihr Futter vorſchuͤttet, zu freſſen ge - ben laſſen, und darneben woͤchent -M m m 5lichPurlich drey oder viermal des Abends in der Kuͤhle eine kleine Stunde ſpatzieren, aber in kein Waſſer fuͤhren laſſen. Nach dieſer Gras - Cur ſoll man ihnen die Maͤuler putzen, den Staffel ſtechen, das Maul und Zungen wacker mit Eßig, Knoblauch, Saltz und Pfeffer abreiben, ihnen noch etli - che Tage Gerſten, aber nur ein klein wenig angefeucht reichen laſ - ſen, damit ſie des harten Futters wieder gewohnen. So bald her - nach der Mond im Abnehmen, ſoll man 2 Tage nach einander iedem drey Qvintlein Antimonium cru - dum, oder anderthalb Qvintlein Crocum Metallorum geben, und ſie alſo wie zuvor ſtehen laſſen. Das Trincken unter waͤhrender Gras-Stellung ſoll nicht kalt, ſondern einen halben Tag im Stall vorhero geſtanden ſeyn, und alle - mal den Pferden etwas ſchoͤnes Mehl mit ein wenig Agarico oder Lerchen-Schwamm darunter ge - ruͤhret werden. Man kan ſie auch mit gruͤnen Bohnen, wo man de - ren viel hat, purgieren, ſie muͤſſen aber etwas welck ſeyn, und die erſten Tage gar ſparſam gegeben werden. So bald ſie anheben gruͤn zu zirchen, ſo giebt man ih - nen des Morgens ein wenig Ger - ſte dazu. Das Getraͤncke ſoll warm und mit Kleyen vermiſchet ſeyn. Man ſoll auch dieſe Cur uͤber neun Tage nicht gebrauchen, ſondern alsdenn wieder abbrechen, daß ein iedes Pferd in dreyzehen Tagen wieder in voͤlligem trocke - nen Futter ſtehe. Den funffze - henden Tag darnach ſoll man ie - dem Roß eine Hals - oder Spor - Ader auf ungleicher Seiten ſchla - gen, und es dabey taͤglich, wie bereits oben erwehnet worden,Purſpatzieren fuͤhren. Einige laſſen auch ihre Pferde iedes an einem Pfahl fruͤhe auf das Gras binden, und ſo bald die Hitze koͤmmt, in den Stall, des Abends aber wie - der ein paar Stunden hinaus fuͤh - ren, und iedesmals an ſtat des Futters denſelben eingeweichte Gerſte mit einer Hand voll Haſel - wurtz geben, laſſen ſie alſo drey Wochen lang gehen, entziehen ih - nen folglich das Gras, geben ih - nen wieder duͤrr Futter, und im abnehmenden Monden darauf drey Tage nach einander iedesmal ein halb Loth Antimonium oder anderthalb Qvintlein Hepar An - timonii ein. Sonſten iſt auch folgendes eine gute Pferde-Pur - gantz: Man nimmt Mangolt - Blaͤtter, ſiedet ſie wohl in Milch, und thut ſie denn heraus, bindet das Pferd mit dem Kopff in die Hoͤhe, geußt ihm die abgekochte Milch ein, und laͤſſet es vier Stunden ohne Futter und Ge - traͤncke ſtehen; darnach nimmt man haͤſelne Zaͤpflein, und jung haͤſeln Laub, zerſtoͤßt es zuſam - men, und gieſſet geringen Wein daran, laͤßt es wohl ſieden, giebt ſolches, wenn es lau worden, ihm ebenfalls ein, decket das Pferd wohl warm zu, und reitet es dar - nach ins Feld, ſo wird es ſich bald reinigen; darnach kan man ihm ein ziemliches Futter geben. Wenn man Rettig-Kraut, Ruͤ - ben-Kraut, und die Wurtzeln von den gelben Waſſer-Lilien, von ie - dem ſo viel man will, unter einan - der hacket, oder die unreiffen Wi - cken abmaͤhet, und den Pferden zu freſſen giebt, ſollen ſie auch wohl purgieren, als welches auch die mitleren Rinden von Aſpen - Holtz thun, wenn man ſie in Waſ -ſerPusſer ſiedet, und daſſelbe den Pfer - den zu trincken giebet.

Pus, ſ. Pyon,

Das Eyter iſt die Materie, welche in den Geſchwuͤren oder Wunden gefunden wird, wann ein Pferd geſchwellet oder gedruckt worden, daß man es ſchneiden muß, und das verfaulte Gebluͤt, oder Materie wegbringen will; wo - bey zu erinnern, daß man kein materirendes Pferd ſoll an einen Ort bringen, wo der Mond auf den Schaden ſcheinen kan, wel - ches man fuͤr incurable haͤlt.

Pusdogan, Puzykan, Pußi - kan,

Ein Gewehr, welches die Un - garn, Pohlen, und andere Voͤl - cker fuͤhren, und iſt ein kurtzer Stab, oben mit einem groſſen Knopf, oder auch mit einem Spitz - Hammer und kurtzen Hacken zum Anhencken beqvem ſowol zu Roß als zu Fuß, wird ſonſten auch Streit-Kolben genennet.

Puſtule,

Eine Blatter im Auge an einem Pferde, welches gefaͤhrlich; drum pflegt man es magice oder abwe - ſend zu curiren. Man ſchneidet mit einem Meſſer ein wenig uͤber den Augen in die Haut, daß es blutet, alsdenn ſtecket man das Meſſer an einen feuchten Ort, ſo wird (ſo bald das Meſſer anfaͤn - get zu roſten) ſich die Blatter im Auge verlieren. ſ. Blattern.

Putrefaction du cheval,

Faͤulung eines Pferdes. Die Faͤulniß der Pferde faͤngt ſich am Eingeweide an, wodurch daſſelbe traurig wird; man mercket es bald am hefftigen Kopfhaͤngen, faulenPyrgehen, Weltzeln auf den Ruͤcken, und ſtarcken Athem, das Pferd laͤſt auch die Haare am Schweiff und an der Maͤhne fallen und leicht ausziehen ꝛc. Die Faͤulung aber kommt entweder von einer alten verlegenen Truſe, oder von einer hefftigen Verkaͤltung, auch von unreiner Speiſe, welches, weil es nicht ehender als bey ſchon ziemlichem Zunehmen der Faͤule in acht genommen werden kan, nicht zu verbeſſern iſt.

Putz-Zeug der Pferde,

Dazu gehoͤret der Striegel, die Kartaͤtſchen, der Kamm und das Wiſchtuch, wie auch der Bimſtein.

Pygmée,

Ein Zwerg, iſt wohl nicht un - billig unter die monſtroſiſche Ge - burten zu rechnen. Weil es nun ſelten fehlen wird, daß nicht ein Monſtrum das andere gebaͤhren ſolte, ſo werden auch alle mon - ſtroſiſche Pferde nicht unbillig hie - her gezogen, ob ſie wol nicht in allen Stuͤcken, ſondern zum we - nigſten in einem und andern den ihrigen nacharten, deren Beſchaf - fenheit, V. Nain.

Pyrole, Pyrolt, ſ. Kirſch - Vogel.

Pyrrhicha,

War eine Art eines Tantzes, ſo ſeinen Nahmen hat entweder von Pyrrho, des Achillis Sohne, oder von dem Epirotiſchen Koͤnige Pyrrho, oder von einem Lacedaͤ - monier Pyrrhicho, der ihn auf der Jnſel Creta erfunden, daher er auch Saltatio Cretica genennet wird. Es war aber dieſer Tantz von zweyerley Gattung: Eine war Saltatio armata, welche dieKin -PytKinder bey den Lacedaͤmoniern und Athenienſern ſchon nach dem 5ten Jahr lernen muſten, darin - nen ſie allerhand Exercitia und Poſituren machten, als wenn ſie mit dem Feinde ſchluͤgen; daher ſie auch zum Kriege gar geſchickt gemacht wurden. Die andere war Bacchica, da ſie dem Baccho zu Ehren Thyrſos in die Haͤnde nahmen, und damit herum tantz - ten. Diejenigen, ſo von derglei - chen Tantzen Profeſſion machten, hieſſen Pyrrhicarii und Pyrrhi - chiſtæ, und Pes Pyrrhichius hat auch davon ſeinen Nahmen, weil er in dieſem Tantz nach heutiger Art zu reden, ein Pas ausmachte. Meurſius Orcheſtra Miſc. Lacon. 2, 12.

Pythagoræ Haͤmmer,

Sind den Muſicis bekannt, durch welche er die muſicaliſchen Tone mit gewiſſen verknuͤpfften Proportionibus erfunden. Denn, als er einſt bey einer Schmiede vorbey ſpatzierete, und hoͤrete die Schmiede-Knechte mit ihren Haͤmmern auf dem Amboſe tapffer arbeiten, merckete er gewiſſe Zu - ſammenſtimmungen. Nach un - terſchiedlichen von ihm hierauf mit den Haͤmmern gemachten Ex - perimenten befand er, daß der Unterſcheid der Tone nicht von der Staͤrcke der Arbeiter, ſondern von dem Gewichte der Haͤmmer herruͤhrete; geſtalt er aus der Schwere derſelben folgende Inter - valla mit ihren Proportionibus erlernte:

Pyt
  • 12-6 2 1 Octava
    • 12-8
    • 9-6
    3 2 Quinta
    • 12-9
    • 8-6
    4 3 Quarta
  • 9-8 Tonus

Pythaulæ,

Pfeiffer, welche zu Delphis dem Apollini Pythio zu Ehren die Pæanes blieſen.

Pythia,

Waren feyerliche Spiele der Griechen, welche dem Apollini zu Ehren bey Delphis in Phocide gehalten worden. Sie hatten zu ihrem erſten Stifter beſagten Apollo ſelbſt, als er den unge - heuren Drachen Pythonem erle - get: und zwar ſollten ſie erſt alle 7 Jahre, hernach aber den Muſen zu Ehren alle 9 Jahre gefeyert werden: Allein als ſie eine Zeit - lang unterblieben, und endlich von den Amphictyonibus im Jah - re der Welt 3364 wieder erneuert worden, ſetzten ſolche zugleich ih - ren Periodum auf 5 Jahre, und zwar certirte man erſt nur in der Muſic; allein nach der Zeit ſind auch alle Arten der Kampf-Spie - le, welche in den Ludis olympicis uͤblich waren, mit eingefuͤhret worden. Dieſe Amphictyones praͤſidirten dabey, und bekamen die Obſieger zu ihrer Belohnung einen Lorbeer-Crantz; ſtanden aber doch nicht eben in ſo groſſem Eſtime, als die, ſo den Preis in den Olympiſchen Spielen erhal - ten hatten.

Quadrille,
Qva

Q.

Quadrille,

Jſt ein Troup Cavaliers, in einem Carrouſel oder Turnier - Spiel, welche ſich durch verſchie - dene Nationen, Kleidungen und Farben unterſcheiden.

Quadrilles werden auch auf vor - nehmen Reitſchulen exerciret, da vier Cavaliers zugleich vier kleine Eck-Volten im Galop reuten, ein iedweder eine in ſeiner erwehlten Ecken, und wann ſie ihre vier Touren haben vollendet, changi - ren ſie alle viere zugleich auf die lincke Hand, und machen auch vier kleine Eck-Volten lincks; dann wieder rechts changirt, und parirt ein iedweder endlich in ſei - ner vorgenommenen Ecke oder Platz. Dergleichen Quadrille kan auch im Reithauſe in der ſo ge - nannten Creutz-Schule geritten werden, welches noch ſchoͤner laͤſt, als obbemeldte Touren, da ein ieder Cavalier aus ſeinem vo - rigen Winckel eine ſchrege Linie macht, (daß der Pilier allzeit in - wendig bleibt) und wann ſie ein - ander begegnen, allzeit mit denen Spießgerten (als wie mit Florets) zuſammen battiren, und in der dritten durchgeſchloſſenen Linie zugleich eine enge Tour oder Volte um den Pilier herum galopiren, und dann ſepariren ſie ſich ein ieder nach ſeinem Winckel zu, und changiren mit einander auf die lincke Hand, und machen die 3 ſchregen Linien im Galop (wie ſie es auf die rechte Hand gemacht) changiren endlich noch einmal rechts, und pariren ieder auf ſei - nem Poſten, und befleißigen ſich, daß ſie allezeit in gleicher DiſtanzQvableiben, und keiner dem andern naͤher kommt als das Qvadrat leidet, welches eine der ſchoͤnſten und ſchwereſten Lectionen, und das Fundament eines Roß-Bal - lets iſt.

Qualité, Dame de qualité cheval,

Nennet man eine hohe Fuͤrſtli - che Dame oder ein vornehmes Adeliches Frauenzimmer zu Pfer - de, welche nach heutigem Ge - brauch auf der Reitſchule nebſt Cavalieren informirt wird, daß ſie nachhero mit ihnen kan auf die Jagd und Baitze ausreiten, daß ihr kein Unfall begegne; wor - zu dann anfaͤnglich ein guter, und ein ſolcher Sattel gehoͤrt, welcher mit Rehhaaren, oder Baumwolle ſtarck ausgefuͤllet, und alſo gemacht iſt, daß die Dame den rechten Fuß um den hohen Sattel-Knopf ſchlingen kan; wenn aber die Dame ſich gewoͤhnen will, Cavalierement zu reiten, (welches beſſer und ſicherer iſt) ſo muß man ihr einen Engliſchen oder halb-geſchloſſenen Klepper-Sattel geben, daß ſie ſich zu beyden Seiten mit den Knien feſt anſchlieſſen kan. Uiber diß ſoll man ein frommes, ſicheres und eines guten Mauls, mit nich - ten aber ein ſcheues, oder allzu hohes Pferd darzu erwehlen, wel - ches Pferd auch ein Wallach, und kein Hengſt oder Stute ſeyn ſoll. Vorhero aber ſoll die Dame auf der Manege Cavalierement in - ſtruiret werden, und wann ſie ihr Pferd im Pas und Schritt reiten und auch im Galop tummeln kan; ſoll man ſie allererſt das PferdfreyQvafrey und hernach auch ins Feld ſpatzieren reiten laſſen, nemlich auf folgende Manier: Erſtlich reitet der Stallmeiſter oder Be - reuter voran, denn folget die Dame hernach, auf ieder Seiten gehet ein Bedienter, damit, wo ungefehr das Pferd ſtutzen wolte, dieſelbe das Pferd ſittſam bey dem Zaum ergreiffen, und hiemit alle Gefahr abgewendet werde. So verfaͤhret man auch auf der Jagd, bis ſie ihres Pferdes maͤchtig iſt.

Quantitas Notarum extrin - ſeca & intrinſeca,

Die aͤuſſerliche und innerliche Geltung der Noten. Nach jener Art iſt iede Note mit andern ih - res gleichen von gleicher, nach dieſen aber von ungleicher Laͤnge; da nemlich der ungerade Tact - Theil lang, und der gerade Tact - Theil kurtz iſt.

Quantité, des chevaux en Caroſſe,

Groͤſſe oder Hoͤhe der Kutſch - Pferde, ſo meiſtens in Oſt-Frieß - land erzielet werden, welche dann fuͤr hohe Potentaten zu Leib - und Staats-Zuͤgen gebraucht, und um ſehr hohen Preis gekaufft werden, deren werden viel nach Rom gebracht, allwo die Cardi - naͤle himmelhohe Caroſſen fuͤhren, vor welche ſie auch Pferde von 19, 20 und mehr Faͤuſte hoch einſpan - nen laſſen, ſo uͤberaus wohl pa - radiren.

Quarré, travailler en quarré,

Heiſt eigentlich ein Pferd ins gevierte arbeiten, da man ſich bey den Volten, ſo allezeit Zirckel -Qvarund ſind, zugleich einbilden muß, als ob vier gerade Linien ins Ge - vierte durch den Mittel-Punct oder Seule bis zu deren Ende ge - zogen waͤren, worauf man das Pferd tummelt, und auch zu - weilen Creutzweiſe durch den Mit - tel-Punct durchſchlieſt, und alſo von einer Linie zur andern paſ - ſiret.

Quart,

Jſt ein muſicaliſches Jntervall, deſſen Verhalt uͤbertheilig, wie 1 und ein Drittel gegen 1, oder wie 3 gegen 4, allwo die erſte Groͤſſe von der letzten voͤllig ſamt einem Drittel mehr begriffen wird. Sol - ches auf dem Klang-Meſſer, und zwar vermittelſt einer eintzigen Saite, zu zeigen, theile man ſie in ſo viele Theile, als 3 und 4 zuſammen machen, nemlich in 7, laſſe 4 zur lincken und 3 zur rech - ten Hand des Stegleins, als - denn wird, wenn der Grund - Klang z. E. ſeyn ſolte, der obe - re ohnfehlbar c̿ ſeyn. Verſuchet man es mit 2 Saiten, welche beyde doch gantz genau in einem Tone ſtehen und gleiche Laͤnge ha - ben muͤſſen, ſo rechnet man die eine gantze Saite fuͤr 4, ſticht auf der andern, oder vielmehr unter derſelbigen, 3 ſolcher Theile mit dem Bruͤcklein ab, ſo geben dieſe 3 und jene 4 eine richtige Quart an, man mag ſie zugleich, oder, welches beſſer, bald hinter einan - der anſchlagen. Die Griechen nenneten dieſe Quart Diateſſaron, per quatuor ſcilicet chordas, durch 4 Saiten gehend. Es iſt aber die Qvart entweder 1) die gewoͤhnli - che, als c f; oder 2) die kleine, welche auch die unvollkommeneundQvaund mangelhafte, Quarta defici - ens, ſ. minor genennet wird, als cis-f; oder 3) die uͤbermaͤßige, uͤberſchieſſende oder groſſe Qvart, Quarta abundans, major, ſuper - flua, als c-fis. Nicht unbillig fragt ſichs, ob die Qvart unter die Con - ſonanzen, das iſt wohlklingende Jntervalle, oder unter die Diſſo - nanzen zu rechnen ſey? Einige wol - len ihre vermittelte Qvart, Quar - tam intermediam, welche ein zwi - ſchen 2 andern Enden mitten inne liegendes Jntervall ſey, da z. E. bey der Octav d-a-d, die beyden letztern a-d ſolche ausmachen ſol - len, zu den Conſonanzen ziehen; Allein, da auſſerdem, daß es mit ſolcher vermittelten Qvart noch nicht ſeine voͤllige Richtigkeit hat, die Qvart durchgehends als eine Diſſonanz gegen das Fundament gebraucht wird, ſo ſind die Qvar - ten billig fuͤr Diſſonanzen zu ach - ten.

Quart, Travailler de quart en quart,

Heiſt, ein Pferd erſt dreymal durch die Qvere von dieſen Linien fuͤhren (von denen unter Quarrée und Quatre Coins) hernach chan - giret man das Pferd, und fuͤhret es dreymal durch die andern, wenn das geſchehen, und man das Pferd wieder changiret, begiebt man ſich zur dritten, und ſofort an bis zur vierten Linie.

Quarte,

Jſt in der Fecht-Kunſt die vier - te Haupt-Bewegung, wenn man den Degen gezogen. Es iſt ſelbi - ge lincker Hand hoch, und wird ſowol inwendig, auswendig, als unterhalb geſtoſſen. Dieſes letz -Qvatere nennet man Quarte coupée, und das andere Quarte uͤber den Arm. Man ſtringirt und pariret auch mit der Quarte, und zwar auswendig, ſo aber nicht gehoben, ſondern mit der Achſel gleich iſt. Gegen die

Quarte coupée die Secunde unten ſtoſſen, wird Falciren genennet. Daß aber ſolches gefaͤhrlich, mit - hin nicht anzurathen ſey, iſt daher abzunehmen, weil der Feind ge - meiniglich, ja allezeit mit ſeinem Stoß fruͤher kommt, als die Ver - theidigung geſchehen kan; ein - folglich man zu thun hat, daß man die Quarte coupée mit der Ligation, oder verhangenen Se - cunde, pariret, und wenn es hoch koͤmmt, nachlaͤßt. Will man nun dieſe 2 Stuͤcke in eines bringen, welches man Falciren heißt, koͤmmt man gar leicht zu ſpaͤt, und laͤufft uͤber dem Gefahr ſelbſt getroffen zu werden.

Quarte revers ſtoͤßt man, wenn die Hand mit der Spitze niedrig, und doch an der Klinge iſt. Siehe Qvartiren.

Quartier Neuf,

Wird von einem Pferde geſagt, an deſſen Huf man auf der Sei - ten das Horn wegen einigen Zu - falls weggeſchnitten, und wieder neu gewachſen iſt.

Quartier du pied de cheval,

Sind die Waͤnde oder Seiten des Horns, welche zwiſchen dem Vordertheil und der Ferſen von beyden Seiten des Hufs begrif - fen ſind, die inwendige Qvartier ſind dieſe, welche gegen einander ausſehen, wenn die Fuͤſſe neben einander ſtehen, und ſind auch allezeit viel ſchwaͤcher, als die aͤuſ -ſernQvaſern Waͤnde, die auswerts am Horn ſtehen; man muß den Huf oͤffters mit Horn-Salbe ſchmie - ren, daß es da keine Horn-Kluͤf - te giebt, wovon die Pferde hincken.

Qvartiren, Quarta,

Ein bekannter Terminus auf dem Fechtboden, und iſt der vier - te Ausſtoß gegen den Feind. Lie - get er nun mit langer Klinge gar zu hoch, und wohl uͤber ſich aus - geſtrecket, ſo gehet ihr mit eurer Spitzen innerhalb recht unter die Staͤrcke ſeiner Klinge, alſo, daß eure Spitze ein wenig unter ſeiner Klingen durchgehet. So bald er alsdenn auſſerhalb uͤber eurer Klingen hinein ſtoſſen will, ſo voltiret geſchwind die Quartam, und ſtoſſet die Quartam zugleich mit ihm, auſſerhalb uͤber ſeinem rechten Arm hinein. 2) Lieget er aber nicht gar zu hoch, ſo drucket ſeine Klinge in dem Caviren, vol - tiret die Quartam, und ſtoſſet zu - gleich. 3) Liegt er in der mitlern Tertia, und giebt ſeinen inwendi - gen Leib bloß damit, ſo ſtringiret ihn innerhalb im Caviren, caviret mit ihm auf die Menſur inner - halb; Wann er wieder caviret, und die Tertiam ſtoſſen will, ſo voltiret die Quartam auſſerhalb. So aber der Feind aus freyen Stuͤcken auf einen quartiren wol - te, und mit ſeiner Klinge unter die eurige gienge, und wolte euch damit verfuͤhren, damit er die Quartam aus freyen Stuͤcken vol - tiren koͤnte, ſo habt wohl acht, indem er qvartiret, daß ihr mit eurem rechten Fuß zuruͤcke tretet, und machet ihm eine Ligation mit eurer Klinge, ſo werdet ihr ihm das Quartiren brechen, gehet als - denn geſchwind uͤber ſich mit eurerQveKlinge, und ſtoſſet mit der Se - cunda nach ſeinem Ober-Leib, ſo - denn nach ſeinem Ruͤcken zu.

Quaſi-Syncope,

Heißt in der Muſic, wenn der - jenige Theil einer Note, darauf die Ruͤckung geſchehen, und die einfolglich auf eine oder andere Art gebunden ſeyn ſolte, nicht ausgehalten, ſondern angeſchla - gen wird. Es kan darinne eine groͤſſere Figur, das iſt, Note gar wohl an eine kleinere ſtoſſen, weil ſie nicht gebunden ſind.

Quatre coins, travailler ſur les quatre coins,

Geſchiehet, wenn man die Vol - ta in 4 Theile theilet, und in iedwe - dem Viertel das Pferd ein oder zwey Volten machen laͤſſet; wenn es nun ſolche Rundungen an al - len vier Theilen gemacht, heiſt es, il a fait les quatre coins.

Qvedlinburg,

Jſt eine anſehnliche Stadt, am Waſſer Boda gelegen, zwo Mei - len von Halberſtadt, auf einem luſtigen und fruchtbaren Boden, allwo eine Aebtißin und Fuͤrſtli - ches Stifft iſt, welches ſamt der Stadt der Augſpurgiſchen Con - feßion zugethan, und ein illuſtre Gymnaſium hat. Die Abtey iſt 1697 unter Chur-Brandenburgi - ſche Stiffts-Hauptmannſchafft und Erb-Vogtey, oder Schutz - Gerechtigkeit, wiewol nicht ohne Proteſtation der damahligen Aeb - tißin, gelanget, und beſtehet aus 4 Standes-Perſonen, der Aeb - tißin, Proͤbſtin, Decanißin und einer Canonißin, oder Capitels - Gemeine. Die Aebtißin iſt ein Stand des H. R. Reiches, undfuͤhretQvefuͤhret 2 ſilberne Credenz-Meſſer mit guͤldenen Griffen im rothen Felde zum Wappen.

Quereleur,

Staͤncker oder Haderer, iſt ein fingirter Pferdes-Nahme, den man gemeiniglich einem boshaffti - gen zaͤnckiſchen Hengſt zu geben pflegt, welcher alle ihm vorkom - mende Pferde anbruͤllet; da doch hinter ſolchen Schnarchern offt am wenigſten ſtecket, daß ihm was zuzumuthen ſey; und im Kriege iſt gar nicht mit ihnen fortzukom - men.

Qver-Floͤte, oder Dultz-Floͤte, Fleute douce,

Jſt wie die Qver-Pfeiffe, nur daß ſie wie eine Bock-Floͤte ge - blaſen wird. Qver-Floͤte iſt auch eine Art Pfeiffen in den Orgel - wercken, welche als eine Qver - Pfeiffe lauten.

Qver-Fluͤgel,

Wird derjenige Weg im Holtze genennet, welcher recht in und vor dem daſelbſt anzuſtellenden Jagen durchgehauen iſt. ſ. Fluͤgel.

Qver-Pfeiffe,

Wird deswegen ſo genennet, weil ſie nach der Qver an den Mund gehalten wird. Jtalieniſch heiſt ſie Traverſa oder Fiffaro, von Pfeiffen. Dieſe Pfeiffen haben gemeiniglich 6 Loͤcher, aber hin - ten kein Daumen-Loch. Man kan doch auf denenſelbigen 15 Tone haben, auch noch 4 Falſet daruͤber, und alſo 19 Stimmen, oder unterſchiedliche Tone, wie auf den Zincken.

Qver-Pfeiffer,

Heiſt einer, der auf der Qver -QvePfeiffe zu ſpielen weiß, und wa - ren vor dieſem bey den Soldaten bekannter, als wie faſt ietzo.

Qver-Pfeifflein,

Oder Schweitzer-Pfeifflein, iſt die Feld-Pfeiffe, ſo man neben den Trummeln zu fuͤhren pfleget, hat ihre abſonderlichen Griffe, die mit der Qver-Pfeiffe gar nicht uͤberein kommen.

Quete,

Die Nachſpur der Fußtapfen anderer Pferde, welche Eigen - ſchaft die Pferde mit den Hunden gemein haben, auf der Foͤrthe der vorhergehenden nachzuſpuͤren, auch bey finſterer Nacht ihren Ruͤckweg zu finden.

Queüe,

Wird der an den Noten befind - liche Strich genennet: Gehet er gerade aufwerts ſo heißt er Queüe aſcendante, gehet er aber unter - werts, wird er Queüe deſcendan - te oder pendante genennet. An Violinen und Baß-Geigen nen - net man Queüe dasjenige Stuͤck - gen Holtz unter dem Stege, wor - an die Saiten angebunden wer - den; auch kan es von dem uͤber das Griffbret oder den ſogenann - ten Hals hinausgehenden Stuͤck - gen Holtze verſtanden werden.

Queüe du cheval,

Der Schweiff des Pferdes, der ſoll an der Groppa wohl oben angeſetzt, dabey dick und lang von Haaren ſeyn, und fluͤchtig von dem Leibe abſtehen, welches Ver - moͤgen anzeiget. Von dem Schweiff behaupten auch einige, daß deſſen Nerven dienen, das 6te und 7te Jahr des Alters anzuzei - gen, denn ſie ſagen, daß in der Zeit,Ritter-Lexic. N n ndaQveda der ſchwartze Kern an denen Zaͤhnen anfange auszuloͤſchen, und die Gruben ſich auszufuͤllen, die Nerven des Schweifs ſich ver - laͤngern, dieweil der Vigueur der jungen Jahre der Pferde anfaͤngt ſich zu ſchwaͤchen, und die Natur nicht Krafft genug hat, um die Knoͤpfe, ſo die Nerven for - miren, zu unterhalten, alſo daß um das 6te Jahr einer dieſer Knoͤpffe kleiner wird, und um das 7te Jahr nimmt ein ander da - von ab; Alleine dieſes Abnehmen geſchiehet eher oder ſpaͤter bey ei - nem, als dem andern, nachdem die Pferde wohl gefuͤttert wer - den.

Queüe de Rat,

Ratzenſchweiff wird von einem Pferde geſagt, ſo kahl und bloß, ohne Haare oder mit gar wenigen verſehen; worzu gemeiniglich die Tieger-Pferde incliniren. Das Wort Queüe wird auch oͤffters gebraucht von einigen Verſtar - rungen der Nerven, ſo die Pferde an den Gelencken der Fuͤſſe be - kommen.

Quille, le jeu des quilles,

Heiſt ein Kegel-Spiel, in wel - chem man pflegt zuweilen ein Pferd zu tummeln, daß es im Ga - lop keinen Kegel umwirffet. Es iſt aber mehr eine Curioſitaͤt von einem Reuter, um ſeine Geſchick - lichkeit, und des Pferdes Vorſich - tig - und Gewandſamkeit damit zu bezeigen; welches auch in der That etwas ſchweres und der Probier - Stein eines wohldreßirten Pfer - des iſt, ſo in der Creutz-Schule auf gerader Linie wohl exercirt iſt, will man es changiren, ſo muß es auſſer dem weiten Kegel -Qviſpiel geſchehen, und lincks auch auf gerader Linie durchgeſchloſſen werden, und dann rechts wieder changirt, und auswendig parirt.

Quinquatrus minuſculæ, ſ. Quinquatria minora,

Das Feſt der Pfeiff-Weihung, welches den 13 oder den 1 Jun. wie andre wollen, zu Rom von den Pfeiffern gefeyert ward, als an welchem Tage ſie in langen Wei - ber-Roͤcken in der Stadt umher giengen, und in dem Tempel der Minerva zuſammen kamen.

Quinquennalia,

Hieſſen bey den Roͤmern die Spiele, die alle 5 Jahr gehalten worden, daher ſie von einigen mit den Luſtris vermiſchet wer - den, von welchen ſie doch unter - ſchieden ſeyn, weil dabey unter andern auch Muſic-Spiele in Ui - bung waren, von welchen man bey den Luſtris nichts wuſte. Der Kayſer Auguſtus hat dieſen Spielen ſonderlich ein Anſehen gegeben, oder ſolche vielmehr zu - erſt aufgebracht, zum Andencken ſeines bey Actium wider M. An - tonium erlangten Sieges; maſ - ſen vor dieſer Zeit keine andere Quinquennales Ludi zu Rom vor - kommen, als die bekannte Luſtra, und hat dabey Auguſtus hauptſaͤch - lich dem Muſter der Olympiſchen, Nemeiſchen, Pythiſchen und Iſth - miſchen Schauſpielen gefolget. V. Modius de Lud. Vet. 2, 25.

Quinquertium, Pentathlum,

Begriff ehemals die 5 Kampf - Uibungen, als Fechten, Ringen, Springen, mit dem Diſco wer - ſen und Wettlauffen, und wird von einigen, wiewol falſch, fuͤreiner -Qvieinerley mit dem Pancratio gehal - ten. Denn das Pancratium hat - te eigentlich nur mit Fechten und Ringen zu thun.

Qvint,

Jſt ein muſicaliſches Jntervall, im uͤbertheiligen Verhalt, ſo wie anderthalb gegen ein Gantzes, oder 3 gegen 2 ſich verhaͤlt. Will man ſie auf dem Klang-Meſſer mit ei - ner eintzigen Saite probiren, ſo theilet man die Saite in 5 Theile, laͤſſet 2 Theile davon auf der einen und 3 auf der andern Seite des Stegeleins, und da geben dieſe den Grund, und jene den daruͤber liegenden Fuͤnf-Klang an, nem - lich eine richtige Qvint. Hat man 2 Saiten, ſo bleibt die eine bloß und ungetheilt zum Grunde, da ſie fuͤr 3 Theile gerechnet wird; von der andern Saite hergegen ziehet man vermittelſt des unter - geſchobenen Stegeleins, ein Drit - tel ab, als unbrauchbar, und laͤſſet die 2 uͤbrigen Drittel gegen jene bloſſe Saiten hoͤren, alsdenn vernimmt man die Qvint, wie - wol, weil die Saiten laͤnger ſind, in etwas groͤbern Tone. Nach dieſem Maaſſe waͤre die Qvint rein, aber nach der Temperatur kan ſie es nicht ſeyn. Die Grie - chen nenneten dieſen Fuͤnf-Klang Diapente, das iſt, uͤber fuͤnf, weil ſie 5 Diatoniſche Klaͤnge begreifft, davon die beyden aͤuſſerſten, als Enden, hauptſaͤchlich vernommen werden. Dieſes Jntervall be - hauptet ſeinen Platz unter die Conſonanzen; obgleich einige die verkleinerte und groͤſſere Qviut faſt lieber unter die Diſſonanzen rechnen wollen. Es iſt zwar an dem daß beyde nicht allerdings fuͤr aͤcht gelten koͤnnen; man ſieQviauch an ſich ſelbſt nicht fuͤr wohl - klingender, als Terzen und Sex - ten, ausgeben kan; Jedoch iſt auch gewiß, daß die kleinere, wel - che man insgemein die falſche Qvint nennet, der Harmonie weit mehr wohlklingende Dienſte thut, als die voͤllige Qvint; daher wird ihnen der Platz unter den Conſonanzen billig zu goͤnnen ſeyn. Man hat dreyerley Gattung von Ovinten; 1) die gewoͤhnliche z. E. c-g; 2) die kleine Qvint, Quinta deficiens, minor, diminuta, die verkleiner - te, mangelhafte, unvollkommene Qvint, z. E. e-b; 3) die uͤbermaͤſ - ſige Qvint, Quinta abundans, major, ſuperflua, z. E. f-cis.

Quinta, ſ. Qvint.

Quinta decima, ſ. Decima quinta,

Jſt in der Orgel zu S. Bar - tholomaͤi in Dantzig eine zwey - fuͤßige Stimme, und alſo nichts anders als ein Octaͤvgen, ſo ge - meiniglich 2, auch wol nur 1 Fuß Ton hat, und ſonſten Superoctava oder auch Sedecima genennet wird.

Quinta dena,

(Quinta dena Tono) ein Regi - ſter in den Orgeln, deſſen Pfeif - fen zwey unterſchiedene Laute von ſich geben, weil ſie zwey Muͤn - dungen haben, als die Quint ut Sol ins Gehoͤr lautet, daher eini - ge meinen, es komme dieſes Wort her von quint ad una oder quinta tenens. Dieſe Stimme iſt an Proportion des Corporis, um ein ziemliches weiter, als die Princi - pal an der Menſur ſind, und weil die Pfeiffen gedeckt, eine Octave tieffer, als offene Pfeiffen-Werck,N n n 2gegenQvigegen ihre Laͤnge zu rechnen. Es ſind aber derſelben dreyerley Ar - ten, die aus einer Menſur, un - terſchiedlich, nach dem Ton oder Fuͤſſen gearbeitet werden: 1) Die groſſen Quintadeen 16 Fuß Ton; auf dem Manual oder Pedal, eine liebliche Stimme, ſonderlich wenn eine andere darzu genommen wird. 2) Quintadeen 8 Fuß Ton. Jſt beym Ruͤck-Poſitiv, oder im klei - nen Octaven Principal-Werck zum Fundament; auch im Pedal zum Choral-Baß beqvem. 3) Quin - tadeen 4 Fuß Ton. Kleiner kan man ſie nicht wohl machen.

Qvintan-Rennen,

Quintana,

Jſt ein Adelich Ritterliches Exercitium, und beſtehet in folgen - den: Es wird nemlich ein ausge - ſchnitztes hoͤltzernes Manns-Bild als ein Speer-Reuter mitten in die Carriere geſtellt, oder man ſe - tzet es auf ein Gelaͤnder, hieran zerbrechen die Reuter ihre Spee - re, und richten ſolche gerade auf dieſe Quintane; der Ort, darauf man trifft, iſt der Kopff; die be - ſten Stoͤſſe gehen auf die Stirn uͤber die Augen, die Treffen aber, die drunter gerathen, werden ge - ringer geachtet. Die Lantze oder Speer iſt auch nur halb, es wer - den aber etliche Stoͤcker von an - derthalb Ellen lang, und etwan Fingers dick in die Kolde hinein geſteckt, und damit man ſie deſto beſſer brauchen koͤnne, ſo werden ſie an ein paar Orten etwas uͤber - zwerg eingekerbet, ſonſten moͤchte man die Hand verſtauchen. Vor - nen an den Stecken wird ein klein Eiſen geſteckt mit Zacken (wird die Krone genannt,) daſſelbe muß in der Stirn des Faquins oderQvihoͤltzernen Manns (wenn es gel - ten ſoll, und die Stoͤcke gebrochen worden,) ſtecken bleiben, wenn man ſie recht brechen will, muß man erſtlich in dem Anſatze einen Bo - gen damit machen, ſo zerſprin - gen ſie in viel Splitter. Der Fa - quin wird auch gemacht, daß er ſich auf einem Wirbel herum dre - het, und in der lincken Hand ein Bretſpiel haͤlt, wenn nun der Reuter daſſelbe beruͤhret, ſo iſt der rechte Arm ausgeſtreckt, und pflegt damit dem Reuter eines mit der Pritſche in den Ruͤcken zu geben, darum er wohl nach dem lincken Auge ſtechen muß, denn das iſt das beſte Treffen. Voyez Fa - quin.

Quintatoͤn, v. Quinti - tenens.

Qvinte,

Eine offene Orgel-Stimme von 6, 3, einem und einem halben Fuß Ton. Auf den Saiten-Jnſtru - menten heißt die klaͤreſte Saite die Qvint-Saite. Jn Welſch - land iſt es die niedrigſt-geſtim - mete, weil es auch die fuͤnffte an der Zahl iſt.

Quinterna,

Jſt ein muſicaliſches Jnſtru - ment, mit 4 oder 5 Chor Darm - Saiten bezogen, hat ein laͤng - lichtes Corpus, wie die Geigen, darauf pflegen die Jtalieniſchen Comoͤdianten mit Naͤgeln zu kra - tzen, einige aber auch als auf ei - ner Laute zu ſpielen.

Quint-Eſſence de monter cheval,

Jſt das vornehmſte, und eine Probe, ob und wie weit ein Pferd abgerichtet, welches aus deſſenBezei -QviBezeigung abzunehmen, wie es in ſeiner Geſtalt, Form und Fuͤh - rung auf den Volten und Haupt - Linien ſich befindet, daß die Fal - caden-Saͤtze in Radop und Ga - lop in gantz gleicher Diſtanz, ſicher, zierlich und fertig, auch in glei - cher Maaß und Ordnung auf ein - ander folgen.

Qvint-Floͤte,

Eine Art Hohl-Floͤten in der Orgel, von anderthalb Fuß Ton.

Quintitenens,

Qvintatoͤn, iſt eine gedeckte Orgel-Stimme, welche deßwe - gen ſo heiſſet, weil in ieder Pfeiffe uͤber den ordentlichen Haupt-Ton die Qvint von ſelbigem noch mitQvitoͤnet und ſich hoͤren laͤſſet, wel - ches die Frantzoſen Quintadiner nennen. v. Quintadena.

Quodlibet,

Ein aus allerley nicht an ein - ander haͤngenden Sachen zuſam - men geſetztes Gedicht. Jn der Muſic findet man dergleichen, die 1) in ieder Stimme einen beſon - dern und vollkommenen Text ha - ben; 2) die zwar in ieder Stimme einen beſondern, aber zerſtuͤmmel - ten und zerbrochenen Text haben; und 3) die in allen Stimmen ei - nerley Text haben, welcher aber unvollkommen und abgebrochen iſt, und da bald wieder ein anderer darauf erwiſchet wird.

R.

Rabannen,

Sind in Sumatra in Oſt-Jn - dien eine Art Trummeln in Geſtalt der Heer-Paucken, aber nur einer Spannen hoch, auf welchen die Jndianiſchen Dirnen mit der einen Hand ſpielen, dar - ein ſingen und dabey tantzen. Dieſer Taͤntzerinnen bedienen ſich groſſe Herren, wenn ſie Geſandten oder andern Auslaͤndern eine Eh - re anthun, oder ſich bey ihren Gaſtmahlen eine Luſt machen wollen.

Rabattre, cheval qui rabat bien ſes Courbettes,

Wird geſagt, wenn ein Pferd courbettiret, und die 2 hintern Schenckel zugleich zur Erden bringt, und alle Tempi mit ſei - ner rechten Richtigkeit thut, mit nichten aber bald den rechten baldden lincken Fuß vorſetzet, wel - ches die Lection verfaͤlſchet.

Rabe,

Jſt ein bekannter Raub-Vo - gel, welcher mittelmaͤßiger Groͤſſe, durchaus glaͤntzend ſchwartz an Federn, und mit einem ſtarcken Schnabel verſehen iſt. Er lebet vornemlich von Aeſern und Ludern, frißt aber darneben auch Wuͤrme, die er gleich den Kraͤhen hinter dem Pflug auf dem Acker auflie - ſet, ſo iſt er auch inſonderheit dem Haſen - und Feder-Wild in der Satz - und Brut-Zeit ein ſehr ge - faͤhrlicher und ſchaͤdlicher Feind. Er horſtet in den Waͤldern auf die hoͤchſten Tannen und andere Baͤume, und bringet, nachdem er, wie ein Adler 30 Tage gebruͤ - tet, zwey bis drey Junge aus, welche meiſtentheils auf Oſtern aus den Eyern ſind. Er ziehetN n n 3nichtRabnicht wie andere Voͤgel, ſondern bleibet uͤber Winter hie, und ſucht ſeinen Aufenthalt an feuchten Or - ten und fruchtbaren Aeckern, da es ihme an Gewuͤrme zu ſeiner Nahrung nicht mangeln kan. Er iſt nicht nur den Ochſen und Eſeln, ſondern auch allen Raub-Voͤgeln feind, und ſo kuͤhn, daß er ſich mit ihnen in Kampff einlaſſen darff, und ſtehet in dergleichen Streit einer dem andern tapffer bey, daß auch der hertzhafteſte Raub-Vogel, wenn er von etli - chen Raben zugleich angefallen wird, die Flucht vor ihnen nehmen muß. Dieſer Vogel hat eine breite Zunge, und kan man ihm, ſonderlich wo er jung eingefangen worden, allerley Stimmen der Menſchen und Thiere nachzuma - chen lernen; ingleichen laͤſſet er ſich auch ſonſt zu vielerley laͤcher - lichen Poſſen angewehnen, bey allen dieſen aber fuͤhrt er die Ei - genſchafft, daß er gerne ſtielt, daher das Sprichwort bleibet: Er ſtielt wie ein Rade. Der Rabe iſt gegen das Wetter, wie viele andere Thiere und Voͤgel ſehr empfindlich, und verkuͤndi - get deſſen Veraͤnderung, denn wenn er gegen den Abend mit ei - ner hellen und muntern Stimme ſich hoͤren laͤſſet, wird daraus ein gutes Wetter; wenn ſie aber gleichſam gluchzeud oder ſchnar - rend ſchreyen, Regen und Unge - ſtuͤm geſchloſſen. Die Raben - Federn haben harte Kiele, dienen zu feinen Reiß-Federn, inglei - chen die Tangenten in den Spi - netten zu fiedern. Jn Liefland giebt es eine Raben-Art, die man See-Raben nennet, deren Schna - bel gleich einer Saͤge mit Zaͤhnen verſehen iſt. Sie halten ſich inRacThuͤrnen und alten Gebaͤuden auf, und naͤhren ſich von Getreid und Fruͤchten, auch von Froͤſchen und anderem Ungeziefer. Jn der Schweitz, auch in Friaul und in Franckreich wird der Wald - oder Stein-Rabe gefunden, welcher von ſeinem Geſchrey auch der Scheller genennet wird. Er iſt ſo groß wie eine Henne, hat ſchwar - tze mit gruͤn unterſpielende Federn, einen roͤthlichen ſpitzigen Schna - bel und braune Beine. Er wohnt in alten Gemaͤuern und Fels - Loͤchern, und wird, wenn er jung aus dem Neſte genommen, vor ein Leckerbißlein gehalten.

Rabenſchnaͤbel, Becs de Corbin,

Eine Leib-Garde des Koͤnigs in Franckreich von 200 Edelleuten, welche bey Ceremonien ie 2 und 2 vor dem Koͤnig hergehen, und ihre Rabenſchnaͤbel, welche eine Art von Hellebarden iſt, in der Hand tragen.

Rab-Zaͤhne,

Werden an einem Pferde die zwoͤlf vordern Zaͤhne genennet, davon ſechs oben und ſechs unten im Maule ſtehen, und aus wel - chen nebſt denen vier Hacken oder Hunds-Zaͤhnen das Alter eines Pferdes erkannt wird.

Raccolt, un pas raccolt,

Eine alte Expreſſion, und will ſagen un pas averti, ein erhabener langſamer Schulſchritt. Galop raccolte iſt die rechte Soldaten - Schule, und die erſte Bezeigung, ſo unter die hohen Schulen gerech - net wird; wie denn auch dieſelbe (nebſt dem Redop) der nuͤtzlich - ſte, nothwendigſte, wohlanſtaͤn -digſteRacdigſte und beqvemſte iſt; denſel - ben wird ein ſolches Pferd am be - ſten machen, welches 1) kurtz von Leibe, 2) die vollkommene Union hat, 3) mit Kopf und Hals in ſeine gute Poſitur gebracht iſt, 4) ein gelindes Maul hat, 5) ei - neu ſtarcken Ruͤcken und Lenden hat, 6) die vordern Schenckel wohl bieget, und mit den hintern in gleicher Staͤrcke und Fertigkeit folget, 7) in gleichem Tact ein - mil wie das andere macht, und nicht aus einer Aria in die andere faͤlt.

Raccorder,

Jſt in der Muſic die Saiten wider ſtimmen.

Racler,

Auf der Laute, Violin, Viol - diganba und dergleichen Saiten - Jnſtrumenten uͤbel ſpielen oder kratzen

Raͤhe, Rehe, Roͤhe,

Jſt[e]ine Pferde-Kranckheit, die ſonſt[e]n auch das Verfangen oder Veſchlagen genennet wird. Sie iſt deyerley, und entſtehet entweder[v]om Futter, oder vom Waſſer, o[de]r vom Winde, und wird dahero entweder die Futter - Raͤhe, Waſſe-Raͤhe oder Wind - Raͤhe genennt. Die

Futter-Raͤhe[i]ſt die aͤrgſte und gefaͤhrlichſte,[u]nd kommt daher, wenn ein Pfe[r]d entweder aufs Futter-Freſſen[o]hnaufhoͤrlich ge - jagt worden; od[e]r ſo es hitzig ge - ritten oder gefuͤh[r]et worden, und man ihm alsbald[v]iel Futter vor - ſchuͤttet, wordur[ch]der Magen und die Leber erſ[te]cket werden, nemlich daß erſtlich[d]ie Krafft der Daͤuung dem Mag[en], und von dar aus der Zugang[de]r abgedaͤue -Raͤhten Speiſe der Leber benommen und an ſtat derſelben rohe, grobe, undaͤuliche Nahrung aus dem Magen durch die Leber, Hungers halber angezogen wird, welche die Leber erſticken, und das naͤh - rende Gebluͤt durch ihre Adern nicht mag ausgefuͤhret werden, alsdenn fallen die Feuchtigkeiten dem Pferde in ſeine Schenckel her - ab, wodurch die Kraͤffte des hu - midi radicalis allen Gliedern be - nommen, alſo die Pferde anfan - gen Krafftlos zu werden, zittern, und jaͤhling darnieder fallen. Die Zeichen dieſer Kranckheit ſind dieſe: Erſtlich uͤberlaͤufft es den gantzen Ruͤck-Grad, alsdenn faͤllt es in die Schenckel, welche anheben zu zittern, alſo, daß das Pferd die vordern Fuͤſſe zuſam - men ſchrenckt, dahero es nicht allein aus Mattigkeit derſelben auf beyde Seiten ſchwanckt, ſon - dern auch ſich geſtaltet, als ob es hinter ſich fallen wolte; wenn es niederfaͤllt, kan es ſchwerlich wie - der aufgebracht werden; es ſchwi - tzet bisweilen an den Rippen und in den Weichen; und laͤſſet den Harn mit Zwang von ſich; ſo fahren ihm auch zuweilen in dem Maul ſtinckende Blaͤtterlein auf: Die Fuͤſſe werden ie laͤnger ie ſteif - fer, das Pferd ſtreckt ſie alle viere von ſich, und die Huffe bekom - men Ringe; es hat einen ſehr heiſſen und ſtinckenden Athem; ſetzet bisweilen die hintern zu den vordern Fuͤſſen, blaͤhet ſich offt, und ſo es gefuͤhret wird, kan es ſeine Schenckel nicht biegen. Dieſem Uibel abzuhelfen, ſoll man vor allen Dingen dem Pferde die Eiſen wohl auziehen, maſſen in dieſer Krauckheit die Hufe gar bald hinweg fallen, hiernechſt fol -N n n 4gendesRaͤhgendes Clyſtier gebrauchen: Nimm Meliſſen zwo Haͤnde voll, Pappeln, Eibiſch, Bingel-Kraut, Mauerraute und Camillen iedes eine Hand voll, Lerchen-Schwam̃ ein halb Loth, dieſes alles koche - zuſammen in Fließ-Waſſer, nim̃ der Bruͤhe davon anderthalb Maaß, Coloqvinten ein Qvint, Baum-Oel ein Viertel-Pfund, Lilien-Oel und Camillen-Oel ie - des zwey Loth, Schwein-Schmaltz ein halb Pfund, ſieben Eyerdot - tern und eine Hand voll Saltz, mi - ſche alles unter einander und ap - plicirs laulicht. Wenn ſolches geſchehen, ſoll man ferner dem Pferde die Adern laſſen an den Kinnbacken, die Kegel-Adern, Hals-Adern, Spor-Adern, Schranck-Adern oder Bug-Adern, welche oder wie viel iemand un - ter dieſen von noͤthen zu ſeyn er - achtet; alsdenn nimmt man von dieſem Blut ein halb Maaß, ſchlaͤgt drey Eyer drein, miſchet es wohl unter einander, und gießt es dem Pferde auf einmal ein. Oder man giebt ihm einen Ein - guß von ſechs Loth Venediſcher Seiffen, und einer halben Maaß warmen Milch: Nimmt ſo dann ein langes Stuͤck Speck oder Seiffen, ſtecket es dem Pferd in den Hintern, und reitet oder fuͤh - ret es wohl herum. Machet auch ein Pflaſter von Kleyen und Fich - ten-Hartz, und ſchlaͤget es ihm al - ſo warm um die Beine, oder ma - chet einen Einſchlag von ſechs hart geſottenen Eyern, Aſchen und Saltz, ſo viel einem beduͤnckt, daß zu allen vier Fuͤſſen genug iſt. Man kan auch Haber-Stroh im Fließ-Waſſer ſieden, und ihm ſol - ches alſo warm um alle die vierRaͤhFuͤſſe binden, auch oͤfters damit continuiren. Die

Waſſer-Raͤhe entſtehet daher, wenn die Pferde in groſſer Hitze oder nach ſtarcker Arbeit geſchwind mit kaltem Waſſer getraͤncket, oder ins Waſſer geritten werden, ſie iſt ſonſten in allen mit der F[u]t - ter-Raͤhe zu vergleichen, auſſer daß die Futter-Raͤhe nicht ſo ge - faͤhrlich, und die Hufen nicht ſo bald abtritt. Man erkennet d[i]e - ſe Kranckheit an denen trieffend[e]n Naſen-Loͤchern und kalten Ohre[n]. Solche zu curiren nimmt m[a]n ein halbes Stuͤbichen Wein-Eſ - ſig, ein gut Theil Zwiebeln, und eine gute Hand voll Saltz, laͤſ[ſ]et es mit einander ſieden, und gi[e]ßt dem Pferde die Helffte davon in, und mit dem andern halben Theil reibet man ihm ſelb viert[e]die Schenckel wohl wider das Haar bey drey Stunden lang; Netzet ein Bett-Tuch in kaltem Vaſſer, decket es damit zu, ſtellet[e]s in ei - nen warmen Stall. V[o]r dieſer Cur aber machet man ihm einen Rauch von Huͤner-Miſt und Wer - mut in die Naſen-Loͤcht, als ob es druͤſete. Oder laͤſt dem Roß die Hals-Ader, und[b]indet ihm das Haupt zur Erden nimmt fer - ner ein leinen Tuch, uͤndet es an, daß ihm der Rauch in die Naſe gehet, etwan ein[e]Stunde, ſo laufft ihm das Vaſſer aus der Naſe, oder waͤlg[e]rt ein Tuch in Schwefel, zuͤnd[et]es an, und beraͤuchert das[R] damit, dar - nach ſchlaͤget[ma]n ihm die vier Fuß-Adern, und faͤnget das Blut in einer eiſerne Kelle, haͤlt ſolche in ein Becken[v]oll Waſſers, wird das Blut in[d]er Kelle druͤſig, ſo iſt es ein Ze[ic]hen, daß es ſich imWaſſerRaͤhWaſſer verfangen. Einem ſol - chen Pferde ſollen gleichfalls die Eiſen hart angezogen werden, wie oben bey der Futter-Raͤhe gedacht worden. Die

Wind-Raͤhe entſtehet, wenn ein Pferd heftig gegen den Wind iſt gejaget worden, da es denn einen kurtzen ſchweren Athem bekommt, und ſich ſtellt, als wenn es Hertz - ſchlaͤchtig waͤre, es lauffen ihm auch die Augen auf, und geben Waſſer von ſich. Einem ſolchen Pferde laͤſt man die zwo Hals - Adern zwiſchen den Augen und Ohren, und die vier Feſſel-Adern ſchlagen, und ziemlich bluten; nimmt ſodenn eine gute Hand voll Wein-Rauten, und ein Qvart guten Wein, laͤſſet es halb einſie - den, thut ein ziemlich Glaͤslein Aquavit dazu, laͤſſet es wieder ei - nen Sud thun; druͤcket den Saft von Wein-Rauten wohl heraus, und gieſſet ſolchen dem Pferde ein. Wenn ein Roß ſehr geritten wird, und man beſorget, es moͤchte ver - ſchlagen ſo bindet man es an, daß es ſich nicht legen kan, und rei - bet ihm alle Schenckel wohl mit Haber-Stroh, und laͤſt es alſo drey Stunden ſtehen, ſo ſchlaͤgt ihm die Laͤhme nicht in die Schen - ckel. Hat aber ein Roß bereits verſchlagen oder verfangen, es ſey nun von was es wolle, ſo laͤſt man ihm dreymal auswircken, und hier - auf die Bug - und Schranck-Adern ſchlagen; nach dieſem nimmt man Aſche, und etliche Eyer mit Scha - len, ſchlaͤget ſie unter die Aſche, darzu thut man des Pferdes Blut und Brantewein, machet davon eine Einſatz-Salbe, und ſchmie - ret dem Roß die Fuͤſſe, von un - ten an bis uͤber den Bug, und laͤſt es alſo einen Tag oder dreyRaͤhſtehen. Oder, wenn ein Roß ver - ſchlagen, und es noch warm und neu iſt, ſo ſchlaget ihm die zwey Adern an den Beinen, und ma - chet darnach einen Einſatz von Kleyen und ſcharffem Wein-Eßig in der Dicke, daß er bleibe, und beſtreichet das Pferd bis an die Bruſt, des andern Tages fuͤhret es in ein Waſſer, laſſet es eine Stunde drinnen ſtehen, iſt es aber nicht neu, ſo ſchlaget ihm die vier Adern an den Fuͤſſen auswendig. Hat ein Pferd verſchlagen, liegt und kehret alle Viere von ſich, und kan weder ſtehen noch gehen, ſo reißt ihm die Fuͤſſe hinten Creutz - weis auf, und netzet Hanff-Werck in kalt Waſſer, thut Saltz dar - auf, und bindet es zu, ie mehr ihr es thut, ie beſſer es iſt, das thut ſo lange, bis es wieder gut wird. Oder nehmet ein Pfund ſchwartze oder weiſſe Seiffen, und eine Kanne Waſſer, ſchneidet die Seiffe klein, und laſt ſie in einem neuen Topffe zergehen, doch daß es nicht zu warm ſey; darein thut zwey Loth mit den Schalen ge - ſtoſſene Lorbern, zwey Loth guten Theriack, ein Loth geſtoſſenen Jng - ber, ein Loth langen Pfeffer, ein Loth geſtoſſene Negelein, und denn noch von acht oder zehen Eyern das Weiſſe, laſſet es eine gute weile ſieden, und gieſſet es hernach dem Pferde, ſo warm als es leiden kan, ein, laſſet das Pferd hierauf gehen, bis es erwarmet und ſchwitzet, denn bringet es in einen warmen Stall, bindet ihm ein in kalt Waſſer genetztes Tuch um den Leib, und eine wuͤllene Kotze druͤber, guͤrtet es zu, ſo wird es bald beſſer werden. Wenn ein vollhuͤffiges Pferd zu raͤhe wird oder verſchlaͤgt, ſo nehmet HonigN n n 5undRaͤhund Brot durch einander, zerlaſſet es in einem Tiegel mit Butter, und ſchlagt es dem Roß auf das waͤrmſte ein. Bey der Wartung derer mit der Raͤhe behafteten Pferde, iſt folgendes zu beobach - ten: Erſtlich ſoll der Stall, darinn ſie ſtehen, mittelmaͤßig warm und trocken ſeyn, wenig Futter, auch weder Haber noch Gerſten, ſon - dern Gras, mit Salniter geſpreng - tes Heu, Lattich, Mangolt, Kleyen - Kluͤmplein ꝛc. ſoll man ihnen ge - ben. Das Getraͤncke ſoll auch wenig und laulicht, mit Gerſten - Mehl, Kleyen, Hollunder-Wurtz oder dergleichen Rinden, und At - tich abgeſotten, mit Saffran ver - miſchet ſeyn. Das Pferd ſoll warm zugedeckt, und oft geritten oder gefuͤhret werden. Wenn ei - nem Pferd Eiſenkraut, ſo gegen das Ende des Auguſti, oder zu Anfang des Septembers gebro - chen, und Beyfuß an das Mund - Stuͤcke gebunden wird, oder ſo man des Morgens, wenn man ausreiten will, ein gutes Stuͤck - gen von einer Muſcaten beiſſet, es kaͤuet, und dem Pferd in die Naſen-Loͤcher ſtreichet, wird ſich ein ſoches Pferd nicht verfan - gen.

Raͤhmen, Rahmen,

Sagen die Jaͤger bey der Ha - ſen-Jagd, wenn ein Hund einen Haſen dergeſtalt einholet, daß er ſich wenden muß.

Raͤpfen,

Jſt wie ein Straubhuf, und wenn die wilden Raͤpffen an einem Pferde ſetzen, ſo wirds oberhalb des Preiſſes in den Feſſeln, auch wol bey den Knien voll Rauden, ſtieglicht und runtzlicht, waͤſſertRaͤunicht, ſondern die Rauden ſind trocken, und wanns auf eine voll - brachte Reiſe wieder ſtehet, ſo zie - hen die Rauden an, thun ihm wehe, und hincket, bis es ein we - nig erwaͤrmet, als ob es ſpaͤtig waͤre. Nehmet derohalben Ho - nig und Baum-Oel gleich viel, waͤrmet es mit einander und be - ſtreicht die Raͤpfen, ſo fallen ſie ab von Grund aus. ſ. Rappen.

Raͤude, Raͤudigkeit,

Jſt ein bekannter und unflaͤti - ger Gebrechen, welcher die Haut gantz ſchuppigt, rauh, voller Ru - fen und Kruſten machet, oder es ſind kleine Geſchwaͤrlein, welche die Haut durchnagen und beiſſen. Es iſt dieſes eine erbliche und an - ſteckende Kranckheit, und wo man ein ſolches Pferd nicht von der Weide oder aus dem Stall abſon - dert, kan es alle andere damit anſtecken, ja, wenn man ein Pferd nur mit einer Striegel, Wiſch - Tuch, Sattel oder Zaum anruͤh - ret, welche zu einem ſolchen un - reinen Pferde ſind gebraucht wor - den, erben ſolche dieſe Kranck - heit alsbalden. Es iſt aber die Raͤu - de zweyerley, nemlich erſtlich die Trockene, welche gantz keinen Ei - ter fuͤhret, und den oberſten und aͤuſſerſten Theil der Haut ein - nimmt, und von etlichen die ſchlechte und einfache Zittere oder Geflecht genennet wird. Die an - dere Raͤude iſt dick und feucht, faſt tieff in die Haut hinein, und wird der rechte Grind geheiſſen. Die Raͤude entſtehet von vielen und mancherley Feuchtigkeiten, welche ihre Natur etlicher maſſen verlaſſen, und ſich mit einander vermiſchet haben, welches ieder - mann aus des Grinds Rufen,dar -Raͤudaraus flieſſendem Eiter, und deſ - ſen Farbe erkennen kan: Denn ſie entſpringet entweder aus dem verderbten und verbrennten Blut allein, oder aus einem ſo wieder - um mit der verbrennten gallmaͤßi - gen Feuchtigkeit, oder mit der nicht natuͤrlichen Melancholiſchen, oder mit dem geſaltzenen oder ver - brennten Phlegmate vermiſchet iſt, da bisweilen das Blut, biswei - len die Feuchtigkeit die Oberhand haben. Bey den Pferden ent - ſpringet auch wol die Raͤude daher, wenn man die Pferde heff - tig arbeiten und dabey Hunger leiden laͤſſet, ingleichen dieſelben nicht fleißig putzet und reiniget. Die Zeichen ſind offenbar, zudem reiben ſie ſich darneben an die Waͤnde, Mauren und Baͤume, und wo ſie hinkommen, ſie kra - tzen ſich auch mit den Zehen und Fuͤſſen an dem Ort, wo ſie es jucket und beiſſet; Denn der Grind nimmt den gantzen Leib ein, abſonderlich aber die Schenckel, Geleiche, Maͤhne und Schwantz. Bey allen Raͤuden ſoll man ob - ſerviren, daß man zuvor inner - liche Mittel brauche, welche den Leib und das Gebluͤt reinigen, und die Raͤude heraus treiben, ehe man ſie ſchmiert, und wenn ſie wieder heil worden, muß man das Pferd wohl mit Laugen ab - waſchen. Vor allen Dingen ſoll man dem Pferde den Leib offen hal - ten und Clyſtier gebrauchen, her - nach folgenden Einguß geben: Nehmet Vitrum Antimonii ein Qvintlein, Saffran ein halb Qvintlein, und ein Noͤſſel Wein, laſſets uͤber Nacht ſtehen, des au - dern Morgens ſeihet es ab, und gießt es dem Pferde auf einmal ein; oder machet einen EingußRaͤuvon anderthalb Qvintgen Hepar Antimonii, 1 halb Qvintgen Saff - ran, 1 Qvintgen ſchwartze Nieß - wurtz, Jalappa, Lerchen-Schwam̃, Aloes, iedes 2 Qvintgen, und 1 Noͤſſel Wein, miſchet es unter einander und gieſſets auf einmal ein. Man ſoll auch einem ſolchen Pferde die Hals-Adern, die Adern auf der Bruſt, in der Weichen, am hintern obern Schenckel, Feſ - ſel, Bug, Kegel, und zaͤhe Adern ſchlagen, welche man befindet, daß ſie dem ſchadhafften Gliede nuͤtzlich ſeyn. Scheere die Haare an dem Ort, wo die Raͤude iſt, mit einem Scheer-Meſſer glatt hinweg, bis daß es blutet, waſche hernach das Pferd mit Laugen, darinnen-Alantwurtz und Eber - wurtz geſotten worden, wenns trocken worden iſt, ſo ſchmiere es mit nachfolgender Salbe: Neh - met lebendigen Schwefel ein Pfund, Terpentin ein Viertel - Pfund, Eßig ſo viel genug iſt zur Dicke einer Salbe, und miſchet es unter einander. Oder nehmet ungewaſchene Butter als zwey Faͤuſte groß, und nachdem die Raͤude ſich weit ausgebreitet hat; item, aus einer Feuer-Maͤuer Rus, Schwefel fuͤr 3 Groſchen klein zerſtoſſen, denn fuͤr 3 Gro - ſchen Qveckſilber, fuͤr 2 Groſchen Kupfferwaſſer, fuͤr 2 Groſchen Alaun, ſtoſſet alles klein, knetet es mit der Fauſt durch einander, thut es in einen Topff, und ſalbet den Ort damit, wenn er vorhero mit einer Striegel wohl aufge - krauet, und mit unter einander gemengtem Huͤner-Miſt und Eßig rein ausgewaſchen worden, 3 oder 4 Tage nach einander, doch daß er vor dem Schmieren allemal ge - waſchen werde. Sonſten wenneinRaͤuein Pferd am Kopffe raͤudig iſt, ſo nimmt man zwo Geuſpen voll gute buͤchene Aſche, und eine Hand voll ungeloͤſchten Kalch, machet davon eine Lauge, laͤſſet ſie zwey oder dreymal durchgieſ - ſen, damit ſie ſcharff werde; nimmt ſodenn einen glaſurten Topff, gießt zwey Meß-Kannen dieſer Laugen darein, thut eine Hand voll Reinfarn, eine Hand voll Alantwurtz, und fuͤnf oder ſechs Tann-Zapffen darein, laͤßt es wohl mit einander ſieden, waͤ - ſchet das Pferd, wo es grindig iſt, damit, bis daß es blutet, und wenn es wieder trocken worden, ſo nimmt man alt Schmeer, Alantwurtz, geſtoſſenen Schwe - fel, und ein wenig Alaun, ſtoͤſ - ſets unter einander, ſo wird eine Salbe daraus, ſchmieret den Schaden wohl damit, das thut man uͤber den andern und drit - ten Tag einmal. So offt ihr aber ſchmieren wollt, ſo waſchet es zuvor mit gemeldter Laugen. Jſt ein Pferd am Halſe raͤudig, ſo ſcheeret ihm, ſo weit es ſchaͤbig oder raͤudig iſt, die Haare oder Maͤhne ab, und waſchet mit vor - gemeldter Lauge den Unflat rein ab, und ſo bald es trocken wird, ſo ſchmieret es mit dieſer Salbe: Nehmet zwey Loth Lohr-Oel, zwey Loth Gruͤnſpan, zwey Loth Glaͤtte, ein halb Pfund Rheinberger Schmeer, 2 Loth Qveckſilber, Kupf - fer-Rauch, geſtoſſenen Schwe - fel, iedes 2 Loth, 4 Loth Armeni - ſchen Bolum, ſtoſſet dieſe Stuͤcke wohl durch einander, damit das Qveckſilber in dem Schmeer ge - toͤdtet werde, und ſchmieret es am ſchadhafften Ort, haltet ein heiß Eiſen dagegen, und reibets wohl hinein; uͤber drey Tage wa -Raͤuſchets wieder ab, und ſchmierets wieder, bis es heil wird. Wenn ein Pferd am Schwantz raͤudig oder ſchaͤbig iſt, ſo ſchlaget ihm die Ader an der Riebe des Schwan - tzes, laſſets wohl bluten, und thut in obgemeldte Lauge vier oder fuͤnf Loth Vitriol, waſchet den Schwantz rein damit, und ſchmierets mit der itztgemeldten Salbe bey einer Glut. Wenn ein Pferd an den Fuͤſſen raͤudig iſt, ſo nehmet weiſ - ſen Weyrauch und Salpeter, ſie - det ſolche in Wein, und baͤhet ihm die Schenckel damit, und wenn es ſehr offen iſt, ſo ſtreuet Canarien-Zucker und gepuͤlverte Lorbeer darein, als welches heilet und wohl trocknet; einem ſolchen Pferd ſoll man die Beine trocken halten, und es in kein Waſſer oder feuchten Ort gehen laſſen. Wenn die Fuͤſſe troͤpfflen oder rinnen, ſo trocknet ſie mit einem Tuche ab, und ſalbet das Roß mit Gruͤnſpan, Schwefel und Vitriol klein gepuͤlvert und mit Honig vermiſcht, ſalbet die Raͤu - de damit, und darnach, wenn die Raͤude trocken worden, nehmet Terpentin, und miſchet ihn mit Schwefel, und ſalbet es wohl. Wenn aber einem Pferde zu Win - ters-Zeit die Fuͤſſe offen ſind, oder das Schnee-Waſſer ſelbige auf - gebiſſen hat, ſo nehmet Speck, laſſet denſelben zergehen, thut die Grieben davon, und hingegen klein gehackte Venediſche Seiffe darunter, ruͤhrets bey dem Feuer wohl durch einander, bis es zu einer Salbe wird, ſchmieret dem Pferde die Fuͤſſe damit, ſo kan ſich der Kot und das Schnee-Waſſer nicht ſo bald darein legen. Die Wart und Pflege derer raͤudigen Pferde betreffend, ſoll der StallimRagim Sommer trocken und mittel - maͤßig kuͤhl, im Winter aber warm ſeyn. Jns Futter ſoll man woͤ - chentlich ein Loth Antimonii crudi geben, der Tranck aber ſoll Fließ - Waſſer ſeyn, darinnen Lerchen - Schwamm, Alantwurtz und Hollunder-Rinden geſotten wer - den.

Rage, faire paſſer la rage un cheval,

Heiſt einem Pferde den Kuͤtzel vertreiben: ſo durch Travailli - ren geſchieht. Wenn aber ein Pferd von Natur kuͤtzelicht iſt, und keinen Sporn vertragen will, muß man den Ort oder die Ge - gend, wo die Sporen anfallen, oͤffters mit geſottenem Lein-Oele warm beſtreichen, welches den uͤbrigen Kuͤtzel benimmt.

Ragot, cheval ragot,

Jſt ein Pferd, das kurtze Schenckel, eine breite Bruſt und zerlegte Groppa hat, auch einer geſetzten ſtarcken Taille iſt, wel - ches von einem Gouſſaut nur dar - innen differiret, daß derſelbe mehr fleiſchigte Schultern, und einen kurtzen dicken Hals bat. Sind beyderſeits dauerhaffte Pferde, und unermuͤdet., dieweil ihre Staͤrcke und Vermoͤgen kurtz bey - ſammen iſt, und nicht ſo weit aus einander gehet, als wie an den langſeitigen Pferden.

Rahmen, ſ. Raͤhmen.

Raketten,

Sind gar kurtze Pfeiffen-Jn - ſtrumente, oder weil inwendig das Cancell oder die Roͤhre ſich neunfach umwendet, und eben ſo viel iſt, als wenn das Corpus neunmal ſo lang waͤre, ſo gebenRamſie einen ſo tieffen Reſonanz, als der groͤſte Doppel-Fagott, daß ſie oft bis 15 Fuß Ton erreichen. Das Corpus iſt nicht mehr als 11 Zoll lang; ſie haben viel Loͤcher, 11 aber ſind nur zu gebrauchen, und giebt ſelten Falſet; gehen gantz ſtill, als wenn man durch einen Kamm blaͤſet. Es giebt gantze Accorde oder Choͤre oder Stimmwercke derſelben von 8 Stuͤcken.

Ramener,

Heiſt auf der Reitſchule ſo viel als einem Pferde die vorgeſtreckte Naſe herbey bringen und ernie - drigen, daß es mit dem Kopffe in eine ſchoͤne Zaͤumungs-Poſitur kommt, z. E. Gebt eurem Pferde vorgeſchoſſene Knie-Stangen, die werden es herbey bringen, und ſetzet es im Stall oder zwiſchen den Pilaren auf dem Knopf der Zuͤgel, ſo wird es nach und nach ſich geben.

Ramingue, cheval ramin - gue,

Jſt eine Art widerſpenſtiger Pferde, welche ſich wider die Sporn ſetzen, gegen dieſelbe aus Bosheit ſich defendiren und an - lehnen, auch unterweilen ſich dar - nach aufbaͤumen, oder hinten aus - ſchlagen, und an ſtat des Avan - cirens hinter ſich zuruͤcke gehen, und auf keine Weiſe gehorſamen. V. Chatouilleux.

Rammlen,

Bey der Jaͤgerey, wird von denen Haſen geſagt, wenn ſie ſich mit einander begatten. Es geſchiehet im Mertz, oder wenn das Wetter gelinde iſt, im Februario.

Ramm -
Ram

Rammler,

Jſt ein Haſe maͤnnlichen Ge - ſchlechts.

Rampin, cheval rampin,

Heißt ein Pferd, ſo im Gehen ſeine Hinter-Fuͤſſe mit dem Huf - Eiſen nicht platterdings niederſe - tzet, ſondern die Ferſen in die Hoͤhe hebet, und vorne auf der Spitzen des Hufs einher gehet, welches von Verkuͤrtzung der Nerven herkommt.

Rancket,

Jſt eine liebliche gedackte Art von Schnarrwercken in den Or - gelwercken, klein von Corpus, die groͤſſeſte etwan einer Span - nen lang; haben aber in ſich noch ein verborgen Corpus, wie die Sordunen.

Rancune d un cheval,

Groll oder Haß eines Pferds. Haſſen iſt nichts anders als ein alter Zorn und Luſt ſich zu raͤchen, wie man an dem Grimm der ge - gen einander erbosten Schell - Hengſte ſiehet, daß ſie aus Eifer - ſucht ſolchergeſtalt auf einander erbittert ſeyn, daß ſie ſich Scha - den zufuͤgen mit ſchlagen und beiſſen, ja gar auf der Weide die ſtaͤrckern den ſchwaͤchern das Ge - ſchroͤte aus dem Leibe reiſſen, daß ſie untuͤchtig werden zum generi - ren. Dieſem Grimm zu ſteuren iſt ein Mittel im 2 Theil der Pferd - Anatomie pag. 1105 befindlich.

Rang,

Der Vorgang, Vorzug, Vor - ſitz, ſo einem von Rechtswegen gebuͤhret. Auf der Reitbahn be - deutet es eine Reihe oder Ordnung im Gliede, welche im promeni -Ranren oft beobachtet wird. Es ſoll aber kein Lehrling mit den andern diſputiren, welcher vor oder nach, unten oder oben anzureuten; denn welcher darinn Ehre ſucht, weiß ſelbſt nicht was Ehre iſt.

Ranger,

Heiſt auf der Jagd ſich an ei - nem beqvemen Ort hinſtellen, wo der Trieb zugehet, um das Wild - pret zu buͤrſchen.

Rantzen,

Heiſt bey den Raub-Thieren ſo viel als lauffen oder ſich begatten. So rantzet der Fuchs zu Anfang des Hornungs; in eben dieſem Monate der Wolff und Luchs; der Dachs im Decembri, und die Fiſch-Otter um die Faſten-Zeit ꝛc.

Ranzau,

Das Stamm-Haus der Reichs - Grafen von Ranzau, in Hollſtein. Dieſe fuͤhren ihren Urſprung von Cunone, einem Hollſteiner, wel - cher das Balſamer Land in der Alten Marck beſeſſen, her, und von deſſen Nachkommen eine Linie Burggrafen zu Leißnig geweſen, welche 1538 abgeſtorben, und un - ter denen einige Marckgrafen zu Lauſitz geweſen, und die Graf - ſchaft Groirſch inne gehabt. Von dieſem weitlaͤuftigen Hauſe leben einige im Adelichen, andere im Frey - herrlichen, und andere im Graͤf - lichen Stande. ſ. Adels-Lexicon. Den Reichs-Grafen-Stand er - theilete Kayſer Ferdinandus III 1650 dem Koͤniglich-Daͤniſchen Ober-Stathalter des Hertzog - thums Hollſtein, Chriſtiano von Rantzow, es iſt aber dieſe Linie mit Adolpho Wilhelmo 1734 ab - gegangen, und die GrafſchafftRanzowRapRanzow von dem Koͤnige in Daͤ - nemarck in Beſitz genommen wor - den. Das Stamm-Wappen der Grafen von Ranzow iſt ein roth - und weiß getheiletes Feld; ſonſt haben ſie eine ſchwartze Straſſe auf ieder Seiten mit 6 Rauten bekleidet im guͤldenen Felde; und auf dem blauen Mittel-Schilde einen guͤldenen gecroͤnten Loͤwen als das Wappen der Burggra - fen von Leißnick. Auf dieſem Schilde ſtehen 3 offene gecroͤnte Helme. Der mittelſte iſt der Ranzauiſche, und hat ein ſilber - nes und ein rothes Buͤffels-Horn, oben mit einer guͤldenen Crone zuſammen gezogen; der andere traͤgt zwey ſchwartze geſchloſſene Fluͤgel; der dritte aber hat ein rothes Schirm-Bret mit einer ſchwartzen Straſſe und ſchwar - tzen Rauten bezeichnet, und aus - wendig mit Pfau-Federn be - ſtecket.

Rappe,

Jſt ein Pferd von ſchwartzer Farbe. V. Moreau, it. Pferd.

Rappen, Raͤpfen,

Sind rauhe Schrunden der Haut, welche dadurch ſowol hin - ten als vornen in dem Gewerb der Knien aufreiſſet, und einer trocknen Raude gleich koͤmmt. Wenn die Rappen erſt anſetzen wollen, ſo nimm Venediſche Seif - fe, ſchneide ſolche klein, mache ſie mit nuͤchternem Speichel zu einer Salbe, und ſchmiere das Pferd offt warm damit. Oder nimm ein Pfund Schmaltz, ein Pfund Klauen-Fett, laß es zuſam - men heiß werden, und ruͤhre zwey Loth Gruͤnſpan darunter, ſo wird eine gruͤne Salbe daraus, mitRapwelcher, wenn das Pferd zuvor mit ſcharffer Lauge gewaſchen und wieder trocken worden, der Schaden geſchmieret werden muß. Etliche pflegen es auch nur offt mit Urin zu waſchen und Men - ſchen-Kot uͤberzuſchlagen. Die Pferde ſoll man waͤhrender Cur, wie auch, wenn ſie heil worden, nicht ſo bald ins Waſſer reiten, und die Schenckel offt mit Saltz - Waſſer abreiben. Wenn ein mit den Raͤpfen behaftetes Pferd auf eine vollbrachte Reiſe wieder ſte - het, ſo ziehen die Rappen ſchmertz - lich an, daß das Pferd ſo lange hincket, bis es ein wenig geritten und erwaͤrmet, nicht anders, als ob es den Spat haͤtte. Die Rap - pen entſtehen von unſauberer War - tung der Pferde, bevorab im Win - ter, wenn ſie mit naſſen Fuͤſſen in die Staͤlle gebracht, und nicht fleißig abgerieben und getrocknet werden; denn das kalte Gebluͤte und die Fluͤſſe fallen ihnen dadurch in die Schenckel, und machen eine Geſchwulſt, ſonderlich in die hin - tern Schenckel, die Fuͤſſe fangen endlich an zu rinnen, und die Haare an den Schenckeln ſtehen uͤber ſich, wie die Sau-Borſten. Vor allen Dingen ſcheere man die Haare ab von dem Ort, da der Schaden iſt, baͤhe denſelben wohl mit warmen Waſſer, hernach pi - cke man den Ort wohl mit einer Fliete, doch daß das Geaͤder nicht damit beruͤhret werde; endlich nehme man lebendigen oder un - geloͤſchten Kalch, Saltz, Rocken - Mehl und Rus, iedes gleich viel, miſche es mit Eßig und Wein unter einander, und ſchlage es Pflaſter-weiſe uͤber den Schaden. Oder, reibe die Rappen wohl mit Waſſer, worinnen Tann-ZapffenundRapund Gipffel von Wacholder-Stan - den geſotten worden; nimm hier - auf Tann-Zapffen-Oel, Wachol - der-Holtz-Oel iedes drey Loth, Ha - ſel-Holtz-Oel zwey Loth, ſchwartz Schnecken-Oel, Eyer-Oel, Schwe - fel-Balſam iedes 1 Loth, Schwein - Schmaltz anderthalb Pfund, Hirſch-Unſchlitt ein Viertel - Pfund, miſche alles unter einan - der uͤber einer gelinden Waͤrme zu einer Salbe, und ſchmiere das Roß damit. Man kan auch die Rappen oft mit Waſſer, worin - nen Alantwurtz und Nießwurtz oder Kleyen und Pappeln geſot - ten worden, waſchen, und wenn es wieder trocken, mit einer Sal - be von untermengtem Lein-Oel, Senfft-Mehl und Honig ſchmie - ren. Oder mache einen Teig von Rinds-Gallen und Weitzen - Mehl, und lege es Pflaſter-weiſe uͤber die Rappen, laſſe es ſo lan - ge liegen, bis das Pflaſter gantz hart iſt, und nichts mehr operirt, hernach nimm es herab, und ſchmiere es mit nachfolgender Salbe: Nimm Pech ein halb Pfund, Wachs ein Viertel, Un - ſchlitt und alt Schmeer iedes ein Pfund, Baum-Oel, ſo viel genug zu einer Salbe iſt, miſche alles mit einander uͤber dem Feuer zu einer Salbe. Oder waſche das Pferd ein oder zweymal mit Lau - ge, nimm darnach ein Pfund Baum-Oel, das Weiſſe von vier Eyern wohl zerſchlagen, Lohr-Oel vier Loth, Bleyweiß acht Loth, Maſtix, Weyrauch, Terpentin ie - des ein Loth, Eßig einen Eß-Loͤf - fel voll, Wachs zweyer Eyer groß, ſolches alles zuſammen geſchuͤttet, in einem Tiegel zerlaſſen, und das Pferd bey einer Glut damit ge - ſchmieret.

Raſ

Rappier, Fleuret,

Womit auf dem Fechtboden gefochten wird. Es iſt durchaus faſt gleich dicke und breit, und hat an ſtat der Spitze einen ledernen Ballen. Es wird eingetheilet in den Griff, den Knopf, das Stich - blat, das Creutz, die Klinge und den Ball: die Klinge wird in 4 Theile eingetheilt, davon der er - ſte, zunechſt an dem Gefaͤſſe die Staͤrcke; der andere die halbe Staͤrcke, der dritte die halbe Schwaͤche, und der aͤuſſerſte die Schwaͤche genennet wird. Dieſe Abtheilung hat ihren Nutzen im Anbinden, Ausnehmen und an - dern zur Fechtkunſt gehoͤrigen Le - ctionen.

Raſch,

Heiſt bey den Jaͤgern ſo viel, als hurtig und geſchwind im Lauf - fen ſeyn.

Raſette,

Kruͤcke, iſt der meßingene oder eiſerne Drat, welcher in den Schnarr-Regiſtern einer Orgel auf den Blaͤttern lieget, durch deren Auf - und Niederziehen man den Klang ſolcher Pfeiffen niedri - ger und hoͤher zu machen pfleget.

Raſt,

Jſt eine Art des Trommelſchla - ges, welche zuerſt geſchlagen wird, wenn ein Marſch oder eine andere Verſammlung des Krieges-Vol - ckes geſchiehet, und bedeutet ſol - ches ſo viel, daß ſich die Solda - ten fertig machen ſollen. Eine halbe Stunde darnach wird die Vergaderung geſchlagen, und bald darauf der Marſch.

Raſtrum, Roſtral,

Heiſt in der Muſic das Jnſtru -ment,Ratment, womit man die 5 oder 6 Parallel-Linien zugleich aufs Pa - pier ziehet. Raſtellum, iſt eben dergleichen von kleinerer Form.

Rate du cheval,

Das Miltz eines Pferdes ver - gleichet ſich einer Sichel, und iſt an ſeinem Obertheil viereckigt und breit, kruͤmmet ſich nachmals der Laͤnge hineinwerts, iſt ſonſten breit, ſubtil und einer ſchwam - migten Subſtanz, einer dunckel - braunen Farbe, mit ein wenig Himmelblau vermiſcht, und al - lenthalben mit einem ſubtilen Haͤutlein uͤberzogen, und durch und durch mit vielen Zweiglein der Blut-Adern und Nerven durchwachſen. Sein Amt iſt, daß es das melancholiche Gebluͤt und ſchwartze Galle in ſich verſamm - let, und alſo das Gebluͤt von der - ſelbigen reiniget.

Rate, Mal de Rate,

Die Miltz-Kranckheit wird er - kannt, wenn ſich ein Pferd ſtarck aufolehet, und in Lenden voll und erhaben iſt, als ob es geſchwol - len waͤre: wenn ſich das Miltz innerlich auch aufblehet, ſo von derſelben Erhaͤrtung entſtehet. Vor dergleichen Bauchblaͤſtige Pferde iſt ſehr gut Ehrenyreis, er ſey gruͤn oder gedoͤrret, unter das Futter gethan, und ihme die Spor-Ader ſchlagen laſſen. ſiehe Miltz-Kranckheit.

Ratelier,

Heiſt eine Heu-Rauffe, ſo wie eine enge Leiter formirt, welche im Stall uͤber der Krippe qver aufgemacht iſt, in welche das Heu oder Grommet aufgeſteckt wird, damit die Pferde ſolches ſparſamRatmuͤſſen heraus ziehen und genieſ - ſen. Daß aber etliche ſolche Rauf - fe gehebe auf die Krippe ſtellen, iſt auf zweyerley Weiſe ſehr ſchaͤd - lich; denn von dem groben Heu werden ſie in die Augen geſtochen, und weil ſie mit gleichem Kopf und Hals vor der niedrigen Rauf - fe nicht in die Krippe koͤnnen kom - men, ſondern entweder mit der Stirn anſtoſſen, oder den Kopf verdrehen muͤſſen, muß folglich beyderſeits uͤbels daraus entſte - hen. Soll alſo die Rauffe ſo hoch uͤber dem Bahren feſt ge - macht ſeyn, als die Pferde mit den Maͤulern immer reichen koͤnnen.

Ratiſſer, cheval qui ratiſſe avec le pied,

Ein Pferd, ſo mit dem voͤrdern Fuß ſcharret oder anklopfft, ſo offt und viel man will, oder ſo viel die Uhr geſchlagen hat, u. d. m. welches den Unwiſſenden eine verwunderliche Sache iſt, und von ihnen vor eine magiſche Kunſt gehalten wird: daß es aber alles natuͤrlich und einem Pferde mit heimlichen Handgriffen muß gelernet werden, iſt in den letz - ten Loͤhneiſeniſchen Reitbuche bey der Engliſchen Pferde-Kunſt umſtaͤndlich gezelget.

Ratten-Biß,

Wenn ein Pferd von Ratten gebiſſen wird, ſo ſeuffzet es und kan nicht eſſen, der Schaden aber laufft auf, und wird eine harte Geſchwulſt daraus. Solchem wieder zu helffen, picke das ſchad - haffte Glied mit einer Fliete gar wohl, und lege denn in Eßig ge - ſottenen oder geſtoſſenen Kohl, oder Knoblauch mit Eßig zerſtoſ -Ritter-Lexic. O o oſenRauſen und vermengt uͤber, oder ſtreue das Pulver, welches in den ſo ge - nannten Schlaff-Kuntzen oder Schlaff-Aepffeln der wilden Ro - ſen-Stoͤcke gefunden wird, auf den ſchadhaften und gepickten Ort. Nimm hierauf zwey Loth ſchwartzen Kuͤmmel, und ein halb Maaß Wein, ſiede es unter ein - ander, und gieß es dem Pferde auf einmal ein. Lege ihm geſtoſ - ſenen Knoblauch, Kuͤmmel und Saltz unter einander gemiſcht uͤber den Schaden; oder nimm geſtoſſenen Kuͤmmel, Pech und Schwein-Fett, mach ein Pflaſter daraus, cauteriſir aber vorhero den Schaden. Wenn aber die Geſchwulſt nach dem Brennen noch hoͤher auflaͤufft, ſo ſchmier den Schaden mit altem Schmaltz, und lege geroͤſtete und geſtoſſene Gerſten darauf. Man kan auch den Ort mit Kroͤten-Oel ſchmie - ren, oder Butter mit einem Eyer - Dotter daruͤber legen.

Raub-Thiere,

Heiſſen diejenigen wilden Thie - re, die, was ſie von andern leben - digen Thieren bekommen koͤnnen, rauben, zerreiſſen und freſſen, nicht weniger auch das Luder angehen. Dergleichen ſind der Baͤr, der Luchs, der Wolff, der Fuchs, der Dachs, der Biber, der Fiſch-Ot - ter, die Marder, die wilde Katze, der Jltis, das Wieſel. Davon werden der Baͤr und Luchs zur Ober - oder hohen Jagd, der Wolff zur Mittel-Jagd, die uͤbrigen alle aber zur Nieder-Jagd gerech - net. Wo man keine Mittel-Jagd hat, gehoͤret der Wolff zur nie - dern Jagd, hingegen wird an manchen Orten der Biber mit zur hohen Jagd gezehlet. Alle Raub -RavThiere werden geſtreiffet, und ih - re Felle nach Weidemanns Art, Baͤlge genennet, ausgenommen der Baͤr und der Dachs, als wel - che man aufſcherffet und zerwir - cket, auch ihre Haͤute nicht Baͤl - ge, ſondern Haͤute nennet.

Raub Voͤgel,

Unter dieſem Nahmen werden alle Fleiſch-freſſende Voͤgel, Ad - ler, Schuhu, Geyer, Habichte, Falcken, Sperber, Haͤher, Raben, Kraͤhen, Elſtern ꝛc. begriffen. Die krummſchnaͤblichten Raub-Voͤgel haben dieſes beſondere an ſich, daß 1) bey denſelben iedesmal das Maͤnnlein kleiner, als das Weib - lein; 2) daß ſie alle Morgen ihr Gewoͤlle werfen, und 3) daß ſie nicht ſauffen, ſondern ihre benoͤ - thigte Feuchtigkeit in der Aetzung finden.

Ravenſpurg,

Eine Reichs-Stadt in Algoͤw an dem Fluß Schuß in einem lu - ſtigen Thal, ſo mit Weinbergen umgeben, und beyden Religionen zugethan iſt. Sie hat auch ein Schloß oder Landhaus, ſo Oeſter - reichiſch, auſſer der Mauer auf einem Huͤgel gelegen, gegen wel - chem uͤber ein gar hoher und alter Thurm, der Mehl-Sack genannt, zu ſehen. Es hat feine Kirchen in der Stadt, als Unſer L. Frauen, St. Jodoci und der Evangeliſchen, 2 ſchoͤne Kloͤſter, ein wohlgebau - tes Rath - und Zeug-Haus u. d. m. Nicht weit davon im alten Schloß, ſo im Haßloch liegt, iſt Kayſer Fridericus I gebohren. Auſſerhald der Stadt auf einem luſtigen Platz, iſt ein Capuciner-Kloſter, und nicht weit davon liegt ein rei - ches Benedictiner-Kloſter, Wein -gartenRaugarten genannt. Allhier zu Ra - venſpurg ward Anno 1311 die Wo - che nach Bartholomaͤi Tage der ſiebenzehende Turnier von der Ritterſchafft in Schwaben gehal - ten, worunter 11 Fuͤrſten, als: Hertzog Johannes in Bayern, Hertzog Ulrich zu Teck, Marck - graf Rudolph Magnus zu Baden, Marckgraf Heinrich zu Meiſſen, Marckgraf Albert zu Hochberg, Landgraf Ludwig in Heſſen, Marck - graf Johannes zu Leuchtenberg, und Burggraf Friedrich zu Nuͤrn - berg; 26 Grafen, 13 Freyherren, 35 Ritter, und 102 Edle.

Rauffe, v. Ratelier.

Rauſch-Pfeiffen,

Heiſſen, da in einem Orgel - Regiſter Quinta 3 Fuß, und Su - per-Octava 2 Fuß zuſammen ge - zogen; etliche aber auf ein Re - giſter zuſammen geſetzt werden, und eine abſonderliche Stimme daraus gemacht wird. Etliche haben es auch Rauſch-Qvinten genennet. Alſo iſt bisweilen noch ein Rauſch-Pfeiffen-Baß zu fin - den.

Razer, cheval qui a razé,

Sagt man von einem Pferde, das keine hohle Zaͤhne mehr hat, ſon - dern die Gruben, wo die ſchwar - tzen Marqven oder Kerne waren, ausgefuͤllt ſeyn, darneben gleich abgeſchliffen, und die ſo genann - ten Bohnen-Keimen verſchwun - den, welches ungefehr zwiſchen 8 und 9 Jahren zu geſchehen pflegt. V. Dents.

Razer le Tapis,

Heiſt ſo viel als niedrig auf Engliſche Art und nicht hoch von der Erden ab gallopiren, und gleich dem Teppich raſiren.

Rec

Re,

Die zweyte unter des Guidonis Aretini erfundenen 6 Muſic-Syl - ben, welche in der Scala naturali im d und a; in der Scala mollari aber im g ieder Octav oder Stim - me gebraucht wird.

Rebhun, ſ. Rephun.

Rechberg,

Die Grafen von Rechberg, welche mit den Grafen von Pap - penheim einerley Urſprung, und am Chur-Bayeriſchen Hofe ie - derzeit die hoͤchſten Ehren-Stel - len bekleidet haben, beſitzen die Herrſchafft Rechberg im Schwaͤ - biſchen Kreiſe um die Fils, und das feſte Berg-Schloß Hohen - Rechberg, 1 Meile von Schwaͤ - biſch-Gemuͤnd; ſie haben auf der Schwaͤbiſchen Banck Sitz und Stimme, nachdem ſie von Kayſer Leopoldo den Reichs-Grafen - Stand erhalten. Jn Wappen fuͤhren ſie 2 rothe Loͤwen mit dem Ruͤcken zuſammen gekehrt, und in einander verwickelten Schwaͤn - tzen im guͤldenen Felde. Oben ſtehen 3 Helme, davon der eine ge - croͤnet iſt, und einen rothen ge - croͤnten Loͤwen hat; der andere zeiget einen halben Hirſch mit ro - them Geweihe; und der dritte iſt auch gecroͤnt, und hat einen ro - then gold-gecroͤnten Adlers - Kopff. Hinter dem Schilde ra - gen 2 ſilberne Lantzen mit rothen Fahnen hervor, welche creutz - weis geſteckt, in deren einer ſich 3 rothe Loͤwen, in der andern aber ein halber ſilberner Adler, und darneben zwey ſilberne Balcken im rothen Felde praͤſentiren.

Recit, Recitativo,

Jſt zweyerley ohne Jnſtrumen -O o o 2ten,Recten, und mit Jnſtrumenten, wo er Vorzugsweiſe ein Accompa - gnement heißt. Dieſe Art zu ſin - gen hat die Freyheit, daß ſie ſich nach der gemeinen Ausrede rich - tet, und mit allerhand Ton-Ar - ten ungebunden ſpielet, darinne herum wandert, anfaͤnget oder ſchlieſſet, wie und wo ſichs am beſten ſchicket. Der Recitativ hat wol einen Tact, braucht ihn aber nicht, das iſt, der Saͤnger darf ſich nicht daran binden. Jn dem Accompagnement aber hat man, um die Spielende im Gleich - gewichte zu halten, noch etwas mehr Achtung auf die Zeit-Maaſſe, iedoch muß ſolches im Singen kaum gemercket werden. Dieſes iſt vom Welſchen Recitativ, und vom Deutſchen, der nach Jtalie - niſcher Art geſetzt worden, zu ver - ſtehen. Die Frantzoſen hingegen nehmen in ihrem Recit faſt alle Tact-Arten eine nach der andern vor, und meinen durch ſolche Ver - aͤnderung den Wort-Fuͤſſen, die ſehr ungleich ausfallen, zu Huͤlfe und ihrer natuͤrlichen Ausſprache deſto naͤher zu kommen; alleine ſie machen dadurch den Geſang nur deſto gezwungener und un - vernehmlicher, weil ſie in ihrer Sprache faſt gar keine Laͤnge oder Kuͤrtze der Sylben auf eine kunſt - maͤßige Art beobachten; daher ſie deſtoweniger noͤthig haͤtten, ihren Recit nach dem Tact, oder viel - mehr nach allerhand Taͤcten und deren genauer Fuͤhrung abzuſin - gen. Jndeſſen iſt es keine ſo ge - ringe Sache um einen guten Re - citativ, wie mancher meinen moͤch - te. Seine ſeltene Eigenſchafften ſind: 1) Er will uͤberall nicht ge - zwungen, ſondern gantz natuͤrlich ſeyn; 2) der Nachdruck muß ſehrRecwohl dabey in Acht genommen werden; 3) der Affect darf nicht den geringſten Abbruch leiden; 4) es muß alles ſo leicht und ver - ſtaͤndlich in die Ohren fallen, als ob es geredet wuͤrde; 5) er dringt weit ſchaͤrfer auf die Richtigkeit der Einſchnitte, als alle Arien, denn bey dieſen ſiehet man bis - weilen der angenehmen Melodie etwas nach; 6) Melismata oder oͤftere Wiederholungen gehoͤren eigentlich nicht in den Recitativ, auſſer bey einigen gar ſonderlichen, doch ſeltenen Vorfaͤllen; 7) der Accent iſt keinen Augenblick aus der Acht zu laſſen; 8) die Cæſur des Tactes, ob dieſe gleich ſelbſt feyret, muß dennoch im Schrei - ben ihre Richtigkeit haben; 9) die eingefuͤhrte Schreibart muß, mit allen ihren bekannten Clauſeln, beybehalten werden, und doch immer was neues und unbekann - tes in der Abwechſelung mit den Tonen darlegen; (welches der wichtigſte Punct iſt:) 10) die er - ſinnlichſte Veraͤnderung in den Gaͤngen und Faͤllen muß, ſonder - lich in dem Baß, geſucht werden, doch ſo als kaͤmen ſie von ohnge - fehr, und ja nicht wider den Sinn der Worte.

Reckheim,

Stadt und Schloß, welche der freyen Reichs-Grafſchaft auf den Juͤlichiſchen und Luͤttichiſchen Grentzen den Nahmen giebt, und welche den Grafen von Aſpremont und Reckheim, die auf der Weſt - phaͤliſchen Banck Sitz und Stim - me haben, gehoͤret. Sie haben im Wappen ein guͤlden Creutz im rothen Felde, wegen der Grafſchaft Aſpermont; einen rothen Loͤwen im guͤldenen Felde, wegen derGraf -RecGrafſchafft Reckheim; und in ei - nem blauen Mittel-Schilde einen ſilbernen Adler, als das Ge - ſchlechts-Wappen derer von Eſté in Jtalien, davon dieſe Grafen herſtammen. Auf dieſem Wap - pen ſtehen drey gekroͤnte Helme. Auf dem einen ſitzet ein ſchwar - tzer Hund mit einem guͤldenen Hals-Bande wegen der Graf - ſchafft Linden; der Eſtiſche hat einen halben ſilbernen Adler; und der Reckheimiſche einen halben ro - then Loͤwen.

Reconciliation des chevaux,

Bedeutet die Verſoͤhnung der Pferde, welche an den Pferden eine trefliche Eigenſchafft iſt, durch welche einem Pferde die Wirckung vieler Strafen beyzubringen und wieder abzukuͤhlen moͤglich; wie dann nach der alten Reuter Regel und Lehre kein unverſoͤhntes Pferd von der Reitbahn gelaſſen werden ſoll: denn auſſer deme wird daſ - ſelbe den erſten Zorn wieder auſ den nechſten Reittag mit ſich brin - gen, und im unverſoͤhnlichen Haß verbleiben.

Reculer, cheval qui marche reculons,

Ein Pferd, ſo nach des Reu - ters Begehren gerne zuruͤcktritt, zeigt einen willigen Gehorſam an; denn dieſe Bewegung iſt ſonſt wi - der der Pferde Natur, und kom - men ſie anfangs entweder aus Un - geſchicklichkeit, oft aus Bosheit, ſehr hart daran, darum eben deſto glimpflicher mit ihnen umzuge - hen. Man muß ihnen auch ſol - ches nicht zu fruͤhzeitig zumuthen, bis die Ruͤcken etwas erſtarcket ſind, und ſie die gewoͤhnlichen Huͤlfen wohl verſtehen.

Red

Reddition d un cheval,

Einliefferung eines verkaufften Pferds, dieſe beſchiehet durch Behaͤndigung des dem Pferde an - gelegten Zaums, durch Uiberge - bung und darauf erfolgte Anneh - mung des Pferds. Nicht weni - ger durch ſolche Worte und Zei - chen, daraus die wirckliche Uiber - gabe zu ſchlieſſen. z. E. Wenn der Kaͤuffer und Verkaͤuffer ein - ander zum Kauff Gluͤck gewuͤn - ſchet, item wenn ſie die Haͤnde eingeſchlagen haben, und andere Kennzeichen mehr.

Redhibi ren,

Heiſt in Rechten das gekauffte Pferd gegen Erlegung des Kauff - Geldes wieder zuruͤck geben.

Redop, Radop,

Kommt her von dem Lateini - ſchen Wort Reduplicare, das iſt: Ein Pferd mit der ſchoͤnſten Zier - de, rechter Maaß, Erhebung und Aufmerckung des Tempo nach Ermeſſung der Cadenz in zweyen Ringen herum werffen. Darin - nen muͤſſen die beyden vordorn Schenckel zugleich, wie auch die beyden hintern zu einer Zeit, die Erde ergreiffen. Die hohen Saͤ - tze ſind ſchoͤner, kuͤnſtlicher und ſchwerer, weil ſie groͤſſers Ver - moͤgen abfodern, aber deſto lang - ſamer, hergegen die niedrigen de - ſto geſchwinder und zum Ernſt oder im Zweykampf nuͤtzlicher zu ge - brauchen. Beyderley Arten wol - len keine ſo weite Saͤtze (als wie im Galop) leiden; denn dadurch wird die Geſchwindigkeit verhin - dert, es muß auch nicht einer wei - ter vorwerts reichen, als der an - dere, nicht enger, nicht breiter,O o o 3vonRedvon oder neben einander (als dem Pferde die Schenckel gewachſen) ſtehen, daß die Sicherheit nicht geſchwaͤchet werde.

Contre-Redop nennet man auch Volte renverſée, iſt der verkehrte Redop, da ein Pferd mit dem Kopf inwendig am Centro mit den vordern Schenckeln den klei - nen Ring macht, und mit der Groppa auswerts den groſſen Ring betritt, ſo ſonſt im ordinai - ren Redop mit den vordern Schenckeln geſchiehet. Dieſer Contre-Redop erfodert ein Pferd, ſo da ringfertig und leicht mit der Groppa iſt, auch hinten ſo hoch aggroppiret, als es vorn gehet, ſonſt hat es kein Anſehen.

Reduciren,

Heißt in der Muſic, wenn man ein mit vielen b verſehenes chro - matiſches Stuͤck in das diatoni - ſche Genus bringet und verſetzet, um zu erfahren, ob die Vorzeich - nung richtig oder mangelhafft ſey, als welches ſich ſodenn aͤuſſert.

Refait, cheval refait,

Ein Pferd, daran der Roß - taͤuſcher die Fehler eine Zeitlang zu verbergen ſuchet mit Artzeneyen und andern Mittel.

Referrer,

Ein Pferd wieder beſchlagen. ſ. Beſchlagen.

Refier,

Heißt bey den Jaͤgern ein ge - wiſſer Bezirck oder Gegend, z. E. Forſt-Refier iſt ein Bezirck, wel - cher einem Foͤrſter zu ſeiner Auf - ſicht anvertrauet iſt.

Refrain, Refrein,

Eine oder etliche ſinnreiche Zei -Reglen, welche zu Anfange einer Stro - phe geſetzt, und am Ende derſel - ben allemal wiederholet werden.

Refrener, v. Brider.

Refuſer, cheval qui refuſe d obeïr,

Jſt ein Pferd, das ſich wegert ſeinem Reuter zu gehorſamen, wel - che Wegerung auf allerhand Art und Weiſe geſchehen kan, muß demnach ein vorſichtiger Reuter ſehen, was die Hinderung ſeye: 1) kommt es aus Plump - und Un - geſchicklichkeit her, 2) aus Un - vermoͤgen, 3) von der Jngend, 4) aus Ungedult, Bosheit und Zorn, 5) aus Faul - und Traͤgheit, daß es keinen Gehorſam leiſten will. Da denn der Reuter hier - innen ſein Judicium brauchen muß, einer ieden Art vernuͤnff - tig zu begegnen, worauf denn der Gehorſam erfolget.

Regain,

Grummet oder Gruͤnmat, iſt das andere gemaͤhete Gras einer Wieſen, ſo da gedoͤrret, und den jungen Fohlen in einem Geſoͤt zu eſſen gegeben wird, etliche laſſen das Grummet auch mit unter den Heckerling ſchneiden, und ſelbi - ges denen alten Pferden unter den Haber mengen, welches aber nicht rathſam, indem die Pferde gern dampfig davon werden.

Regal,

Heiſt eine Art Pfeiffen-Spiel, ſonſt auch Schnarrwerck genennet. Es beſtehet aus liegenden meßin - genen oder hoͤltzernen Pfeiffen, und hat zwey Blasbaͤlge, welche beym Schlagen des Claviers den Ton verurſachen. Dieſes Regal kan man aus einander nehmen,undRegund hinſetzen wo man will, man kan es auch mit dem Deckel zu - decken, daß es gantz ſtille geht; hat bisweilen nur ein Schnarr - werck von 8 Fuß Ton, bisweilen 2, eines von 8 und eines von 4 Fuß Ton, wenn das dritte da - bey, ſo iſt es 16 Fuß. Bey Auf - fuͤhrung einer Muſic ſind ſie nicht zu gebrauchen. Jn den Orgeln hat man ein Regiſter, welches Regal, zugleich aber auch vox huma - na genennet wird, deſſen Sorten ſind: 1) Grob-Regal von 8 Fuß Ton, meiſtens von meßingenen Pfeiffen, von 5 oder 6 Zoll hoch an der Menſur gearbeitet. Man findet auch kleine Corpora der Regal-Pfeiffen, welche kaum ei - nen Zoll hoch ſind, und doch 8 Fuß Ton haben. 2) Jungſrauen - Regal oder Baß; 3) Apfel-Regal; 4) das Knoͤpflein-Regal, ſo oben ein rundes Knoͤpflein hat, das in der Mitten von einander gethan, als wie ein Helm. Bey den Flan - derern heißt Regal ſo viel als Claquebois.

Regardant,

Wird in den Wappen ein Thier - Kopf mit etwas vom Halſe ge - nennet.

Rege machen,

Sagen die Jaͤger, wenn ſie das Wildpret aufiagen.

Regenſpurg,

Jſt eine alte und beruͤhmte Reichs-Stadt, an der Donau ge - legen, und mit einer doppelten Mauer, tieffen Graͤben, und ei - nigen Schantzen von auſſen wohl verwahret. Sie hat eine groſſe und ſtarcke ſteinerne Bruͤcke uͤber die Donau, welche die ſtaͤrckſte in Deutſchland ſeyn ſoll, hat 13RegSchwibbogen, iſt 33 Schuh breit und 470 Schritte lang. Uiber dieſer Bruͤcken liegt das Staͤdt - lein Hof genannt. Der innere Rath beſtehet in 16 Perſonen, hat ein Stadtgericht und 3 Obriſten, deren der erſte der Stadt-Schult - heiß, und der andere der Hans - Graf genennet, neben 12 Beyſi - tzern. Seit 1662 iſt ein ſtets waͤh - render Reichs-Tag allhier gehal - ten worden. Vor dieſem iſt ſie die Haupt-Stadt in Bayern, und hernach die Reſidentz der Fraͤncki - ſchen Kayſer geweſen, endlich aber An. 1180 von Kayſer Friderico I zur freyen Reichs-Stadt gemacht und von Bayern abgeriſſen wor - den. Allhier ſind vier Turniere gehalten worden: 1) Der 15 Tur - nier von der Ritterſchafft in Bayern An. 1284 in der Woche nach Michaelis, wobey vier Fuͤr - ſten, 4 Grafen, 7 Freyherren, 32 Ritter und 141 Edle. 2) Der 22 Turnier von der Ritterſchafft in Bayern An. 1396 in der Wo - che nach Bartholomaͤi, wobey 4 Fuͤrſten, als Pfaltzgraf Johan - nes am Rhein, und Hertzog in Bayern, Pfaltzgraf Ludwig am Rhein, Landgraf Albrecht zu Leuch - tenberg, und Pfaltzgraf Ernſt am Rhein und Hertzog zu Bayern, 2 Grafen, 3 Freyherren, 25 Rit - ter, 150 Edle. 3) Der fuͤnf und zwantzigſte Turnier von der Rit - terſchafft in Bayern iſt zu gedach - tem Regenſpurg An. 1412 am Montage nach Lucaͤ gehalten, wo - bey drey Fuͤrſten, nemlich Ste - phan, Heinrich und Wilhelm, alle drey Pfaltzgrafen am Rhein und Hertzoge in Bayern, 4 Freyherren, 8 Ritter und 144 Edle. 4) Der 35 Turnier geſchahe An. 1487, nach Lichtmeſſe, worunter zweyO o o 4Fuͤr -RegFuͤrſten, 6 Grafen, 5 Freyherren, 32 Ritter, und 104 Edle, wobey der Weiber wegen, Georg von Taufkirchen zu Guttenberg, und Caſpar Thorer geſchlagen worden. Von dieſer Stadt fuͤhret den Na - men das Bißthum Regenſpurg, deſſen Biſchoff ein Reichs-Fuͤrſt iſt, und unmittelbar unter dem Pabſte ſtehet. Des Biſchoffs Wappen iſt ein ſilbernes Band im rothen Felde. Der Stadt Wappen hingegen zween ſilberne Schluͤſſel, die in Form eines An - dreas-Creutzes gelegt, und an den Ringen mit einem guͤldenen Bande zuſammen gebunden ſind, im rothen Felde. Auſſer dem ſind noch drey Reichs-Staͤnde in Re - genſpurg, nemlich der Abt des Kayſerl. exemten Reichs-Stiffts S. Emeran, Benedictiner Or - dens, und die beyden Aebtißin - nen der freyen adelichen Reichs - Stifter Ober - und Nieder-Muͤn - ſter, welche die Reichs-Fuͤrſtliche Wuͤrde beſitzen.

Regimber, cheval qui re - gimbe,

Sagt man von einem Pferde, das gewaltig ſtreicht, und mit den hintern Fuͤſſen ausſchlaͤgt, ſich ſtreubet und widerſpenſtig er - zeiget.

Regiſter,

Werden in der Orgel die Zuͤge zu den verſchiedenen Stimmen, oder die Ordnung und Reihe ſelbſt der dazu gehoͤrigen Pfeiffen genen - net. ſ. Orgel.

Regle,

Nennet man ein Richtſcheid oder Maaßſtab, worauf der an - tiqviſche Roͤmiſche Stadt-Schuh,Reh(Palmus Romanus) nach deſſen eingetheilten Zollen, ſo zur gewiſ - ſen Richtigkeit der Pferde-Zaͤu - mung, Weite und Laͤnge der Stangen und andern Abmeſſun - gen ſehr dienlich iſt, als 1) bey den Ritter-Spielen, wenn eine Rennbahn nicht eben, oder gar zu kurtz iſt; 2) der Ring zu hoch oder zu niedrig hanget; 3) die Ballia zu niedrig oder zu hoch iſt; 4) die Schrancken zu weit oder zu nahe beyſammen ſtehen; 5) die Lantzen zu lang oder zu kurtz ſind u. d. m. zu welchen allen der Maaßſtab muß gebraucht werden.

Regles des Chaſſeurs,

Die Jaͤger haben gewiſſe Re - geln und Weidſpruͤche. Wer nun von Cavaliers oder Dames auf der Jagd ein Wort ſchieſſen laͤſt, ſo ihren Spruͤchen zuwider iſt, muß ſich die Perſon uͤber ein Stuͤck Wild legen, und werden ihm (nachdem die Perſon vornehm) von dem Ober-Jaͤgermeiſter, oder von dem Fuͤrſten ſelbſt mit einem Weidmeſſer etliche Streiche uͤber das Geſaͤß gegeben, und dann en - det ſichs mit einem Gelaͤchter.

Rehe, Capretus, chevreuͤil,

Eine Gattung wilder Geiſe oder Ziegen, hat ein falbes ſtrau - bes Haar auf dem Ruͤcken, an den Seiten mit weiſſen Flecken, wenn es jung iſt. Jm Octobr. geht es in die Brunſt, da dann der Rehebock nur eine Geis bey ſich hat, die ſich allezeit zuſam - men halten, bis die Zeit kommt, da ſie ſich ſetzen ſolle, alsdenn begiebt ſie ſich ziemlich ſeitwerts ab, aus Furcht, daß der Bock die Jungen umbringen moͤchte, ſo lange bis die Jungen ſelberfreſ -Rehfreſſen koͤnnen, alsdenn kommt ſie wieder zu dem Rehebock. Jm May bringet ſie gemeiniglich 2 Junge, ein Boͤcklein und ein Geis - lein, dieſe bleiben hernach meiſtens beyſammen. Das Maͤnnlein hat einen ſtaͤrckern Fuß, und rundere Ballen, als das Weiblein, wel - ches eine hohle und auswerts ge - wendete Spur hat, daraus die Jaͤger ſolche unterſcheiden. Sie werden ſowol mit Windſpielen gehetzt, als auch im Herbſt mit Netzen gefangen, die um etliche Spiegel hoͤher ſeyn muͤſſen, als die Haſen-Garne, damit ſie nicht uͤber dieſelbe ſpringen, weil ſie ein leichtes und hurtiges Thier iſt. Wenn der Rehbock ein Jahr alt iſt, ſetzet er ſein Gehoͤrne mit 2 Spitzen, wie die Hirſche; im zweyten und dritten Jahre aber 4 Enden, bey welcher Zahl es ver - bleibet; wiewol man Rehbocks - Gehoͤrne von 8 und mehr Enden angetroffen hat. Er wirfft daſ - ſelbe im November ab, im Ja - nuario oder Hornung iſt es vere - cket, und faͤngt er im Mertz an zu ſchlagen. Der Rehbock laͤufft zwar im Auguſt aufs Blat, als zu welcher Zeit er nach der Stim - me des Rehes gehet, welcher Ruf dergeſtalt lautet, als ob man auf einem Blat einen gleichſtimmigen Pfiff thaͤte; daher auch die alten Jaͤger gemeinet, als ob er zu ſol - cher Zeit brunffte, wie dann auch das vielfaͤltige Jagen es einen faſt ſolte glauben machen: Allein es iſt dieſes Jagen vielmehr eine wil - de Geilheit, welche der Bock mit den ſchmalen Rehen beginnet, nicht aber mit den alten Rehen, maſſen dieſelben zu ſolcher Zeit noch die Jungen bey ſich fuͤhren und ſie ſaugen. Die Ricke laͤufftRehauch aufs Blat, aber nicht ehe, als wenn ſie ihre Jungen hat, und dieſelben von ihr abgegangen ſind. Jm Nov. und Dec. laͤufft der Bock aufs Blat, als in ſeiner wahren Brunſt-Zeit. Die Rehe werden an vielen Orten zur nie - dern Jagd, in Sachſen aber zur mitlern Jagd gerechnet. Das Reh-Wildpret iſt zart, vor an - derm Wildpret wohlſchmeckend, und ſehr geſund. Die gemeinſten Weidemaͤnniſchen Redens-Arten vom Rehe ſind folgende: Das Maͤnnlein nennet man einen Re - he-Bock, und das Weiblein eine Geis oder Ricke. Die Jungen heißt man Rehe-Kaͤtzlein oder Rehe-Kaͤlber; Die Rehe ſetzen, ſie gehen aufs Gras, das iſt, Weide, das Rehe ſchreyet, ſpringet, wird gehetzt, faͤllt ins Garn, wird gefan - gen, genickt, oder man giebt ihm ein Genick-Fang mit dem Fang-Meſ - ſer (nicht geſtochen); hat ein Fell (keine Haut); wird zerwircket; des Rehes Schweiß dienet gut zu einem Pfeffer; ein Schlaͤgel von einem Rehe iſt der Hinterlauff, ein Bug iſt der Vordertheil, ein Ende wird die Spitze von einem Rehbocks Gehoͤrn genennet: Schlagen, ſagt man, wenn ein Rehebock das rauhe Haͤutgen von dem Gehoͤrne abſchlaͤget; Zerwir - cken, heiſt das Fell abziehen.

Reh-Kaſten,

Jſt ein hoͤltzerner Kaſten, dar - inne ein in Netzen gefangener Re - he-Bock oder Rehe lebendig von einem Ort zum andern geſchaffet werden kan. Er wird nach der Groͤſſe eines Rehes von leichten und duͤnnen Bretern zuſammen geſchlagen, und mit behoͤrigen Baͤndern, Lufft-Loͤchern undO o o 5Schub -RehSchubthuͤren, und an dem Ende, wo der Kopf iſt, mit einer kleinen Krippe und einem eiſernen Raͤuf - gen verſehen. Dieweil aber die Rehe ein weichliches zartes Leben haben, und wenn ſie eingefangen und in Kaſten gethan werden, darinne ſpringen und ſich ſtoſſen, und in kurtzer Zeit dahin fallen, iſt hoͤchſt noͤthig, daß man den Deckel oben von Barchent oder doppeltem Zwillig, an beyden Enden feſte und ſteiff angezogen, beſchlagen laſſe, ſo kan ſich das Rehe nicht im Genicke ſtoſſen, oder Schaden nehmen. Auf den Seiten muͤſſen eiſerne Ringe zum Angreiffen gemachet, und der Ka - ſten mit gruͤner Oel-Farbe ange - ſtrichen, auch an denſelben Rehe - Boͤcke und Rehe gemahlet wer - den.

Reh-Netze,

Werden insgemein funffzig ge - doppelte Schritte lang, und ſech - zehen bis zwantzig Maſchen hoch gemacht, deren iede drey Zoll lang ins gevierte ſeyn ſoll, damit kein Fuchs oder Haſe hindurch ſchlupf - fen koͤnne. Die Leinichen, davon ſie abgeſtricket werden, ſollen von vier Garn dick geſponnen, die Schlag-Leinen aber zwoͤlff Garn - Faden dicke ſeyn, und an iedwe - dem Ende ein paar gute Klaff - tern vorgehen, ſolche an den Ha - ken und Hefftel zu binden, wel - che von weißbuͤchenem Holtze, und die Furckeln fein leichte ſeyn ſol - len, damit ein Mann ſolches tra - gen, und fuͤglich, leicht und be - qvem ſtellen koͤnne. Wenn nun der Stell-Mann das Netze auf - gebunden, und den Hefftel in der rechten Hand, auch das Garn zum Ablauffen gefaſſet hat, undReiden Haken verkehrt auf der lin - cken Schulter traͤget, ſo nimmt ein anderer ihm den Hefftel und etwas vom Netze von dem Ha - ken, ſchlaͤget ein, oder bindet an, und laͤſſet den Mann mit dem Netze ablauffen, denn wird ſol - ches ſcharf angezogen, hinten nach ausgeſchlagen, daß es recht ſtelle, und dann wieder ein anderes ge - nommen, bis man mit der gan - tzen Stallung fertig. Dieſe Re - he-Netze koͤnnen auch auf der Wolffs-Jagd gebrauchet werden, indem man damit hin und her Winckel oder Haken ſtellet, daß ſie unverhofft gefangen und er - ſchlagen werden; wiewol ſie zu der Rehe-Jagd und fuͤr die Fuͤch - ſe am beſten, und deren ohngefehr achtzehen Stuͤcke bey einem Jagd - Gezeug zu halten ſind.

Reichs-Freyherr, Baro Im - perii,

Jſt derjenige, welcher vom Kay - ſer mit einer Herrſchafft belehnet worden iſt, und welcher Sitz und Stimme auf den Reichstaͤgen hat. Sie ſitzen mit den Reichs - Grafen auf den 4 Grafen-Baͤn - cken, und werden nebſt denenſel - ben vor Reichs-Staͤnde angeſe - hen. Einige unter denenſelben werden Semper-Freye genennet, als die zu Limpurg, andere Edle Herren, und einige auch bloß Ed - le. Sie empfangen die Lehne nicht immediate von dem Kayſer, ſon - dern bey dem Reichs-Hof-Rath.

Reichs-Fuͤrſt, Princeps Im - perii,

Jn beſonderm Verſtande, iſt im Heil. Roͤm. Reich ein Fuͤrſt, welcher Sitz und Stimme auf den Reichs-Taͤgen hat, und werdendieReidie Reichs-Fuͤrſten in geiſtliche und weltliche eingetheilet. Sie empfangen ihr Lehn immediate von dem Kayſer.

Reichs-Glied, Membrum Imperii,

Unter dieſem und einem Reichs - Stand iſt ein Unterſchied, indem die Jtalieniſchen Fuͤrſten von Mantua und Modena ꝛc. inglei - chen die freye unmittelbare Reichs - Ritterſchaft zwar Reichs-Glieder ſeynd, aber keine Reichs-Staͤnde, weil ſie weder Sitz noch Stimme auf den Reichs-Taͤgen haben.

Reichs-Graf, Comes Im - perii,

Jſt eigentlich derjenige, welcher mit einer unmittelbaren Reichs - Grafſchaft oder mit einem Reichs - After-Lehn belehnt iſt, und Sitz und Stimme auf den Reichs-Taͤ - gen hat. Sie werden in die Schwaͤbiſche, Wetterauiſche, Fraͤnckiſche und Weſtphaͤliſche Banck eingetheilet. Sie empfan - gen ihre Lehn nicht immediate von dem Kayſer, ſondern in dem Reichs-Hof-Rathe. Sonſten fuͤhren auch den Titel Reichs - Grafen diejenigen, welche zwar den Graͤflichen Character vom Kayſer, aber keine unmittelbare Reichs-Guͤter, auch nicht Sitz und Stimme auf Reichs-Taͤgen, ſondern nur ihre Guͤter und Herr - ſchafften unter einem Stand im Roͤm. Reiche, als unter Fuͤrſten, Churfuͤrſten ꝛc. als Lehns-Vaſal - len haben.

Reichs-Pannier oder Fahne, Vexillum Imperii,

Jſt das vornehmſte Zeichen des Roͤm. Reichs, und beſtehet inReidem zweykoͤpffigten Reichs-Adler, welcher zu Kriegs-Zeiten in den Fahnen und Eſtandarten gefuͤhret wird. Als dem Hauſe Hannover An. 1693 die neunte Chur-Stelle conferiret wurde, und demſelben gleichfalls ein gewiſſes Ertz-Amt ſolte beygeleget werden, ſo refle - ctirte man ſonderlich auf die Reichs-Fahne, daß ihm ſolche als Ertz-Panner ſolte uͤbergeben werden. Chur-Sachſen wolte ſich zwar opponiren, allein es wurde dargethan, daß dieſes demſelben nicht præjudicirte, indem Chur - Braunſchweig ſolche hohe Wuͤrde als ein Hof-Amt fuͤhren, und bey Croͤnungen und andern So - lennitaͤten dem Kayſer die Reichs - Fahne vortragen wolle, dahinge - gen Chur-Sachſen das Recht, dieſelbe, wenn er zu Felde gehet, vorzutragen, ungekraͤnckt verblei - ben ſolle. Es iſt aber dieſe Reichs - Fahne von der Sturm-Fahne wohl zu unterſcheiden, als welche das Hertzogliche Haus Wuͤrtem - berg fuͤhret, und nur einen ein - fachen Adler hat, auch ſich all - maͤhlig gegen das Ende zuſpitzet, da hingegen das allgemeine Reichs-Pannier eine viereckigte Figur haben ſoll.

Reichs-Ritterſchaft, Orde Imperii equeſtris,

Wird in die Rheiniſche, Schwaͤ - biſche und Fraͤnckiſche eingethei - let, die Rheiniſche beſtehet aus 3 Landſchaffts-Orden, welche ſind 1) Gau und Wasgau, 2) Wette - rau, Weſterwald, Rhingau, 3) Nieder-Rhein-Strom, Hunds - ruͤck, Eberswald. Die Schwaͤ - biſche theilet ſich in 5 Qvartiere oder Cantons: als 1) Hoͤgau,Boden -ReiBodenſee und Algoͤw; 2) an der Donau, 3) am Kocher oder Go - chen, 4) am Schwartzwalde oder Neckar, 5) Kreichgoͤw. Die Fraͤnckiſche hat einen Ober-Haupt - mann und iedes Viertel 2 Unter - Hauptleute. Sie beſtehen aus 6 Orten, welche ſind: 1) Oden - oder Ottenwald, 2) Steigerwald, 3) Gebirg, 4) Altmuͤhl, 5) Bu - chen oder Baunach und 6) an der Rhoͤn und Werra. Sie em - pfangen ihre Lehne von dem Reichs - Hof Rathe, und nicht immediate von dem Kayſer.

Reichs-Stand, Ordines Imperii,

Jſt eine Perſon oder Gemein - de, welche Sitz und Stimme auf den Reichs-Taͤgen hat, und wel - che unmittelbar unter dem Kay - ſer und dem Reiche ſtehet; Es ſind aber die Reichs-Staͤnde entweder Churfuͤrſten, Ertz - und Biſchoͤffe, gefuͤrſtete Aebte, weltliche Fuͤrſten, Praͤlaten, Aebtißinnen, Grafen, Freyherren oder Staͤdte.

Reichs-Sturm oder Renn - Fahne, ſ. Reichs - Pannier.

Reiger, Raiger, Reiher, Fiſch-Reyher,

Jſt ein Vogel, der dem Schna - bel, langen Hals, und Fuͤſſen nach dem Storche ziemlich gleich kom̃t, und bey der Fiſcherey ſo groſſen Schaden, als der Fiſch-Otter verurſachet. Es giebt deren ver - ſchiedene Gattungen, welche man am meiſten und erſten gewahr wird, wenn ſie Heroͤſt - und Fruͤh - lings-Zeit ihren Zug thun; und ſind erſtlich die groſſen, welche licht-grau auf dem Ruͤcken, amReiLeibe aber weiß mit ſchwartzen Flecken eingeſprenget ſind, dieſe haben einen ungemeinen groſſen, langen, ſcharffen, rothen Schna - bel, gelbe Fuͤſſe und einen wei - ten Kropff, welcher ein gutes Kannen-Maaß haͤlt, ſind auch noch halb ſo groß als die andern Arten Reiher. Ferner findet man kleinere, welche gantz dunckel-grau auf den Ruͤcken, am Kopffe aber ſchwartz ſind, auch einen ſchwar - tzen Schnabel, und blaue kurtze Fuͤſſe haben. Dieſe beyde Arten haben auf den Koͤpffen ihre ſchoͤ - ne Federn, gemeiniglich zwey oder drey, welche ihnen, zumal im Fliegen, hinterwerts auf dem Kopffe aufliegen. Sie horſten beyde nicht hier zu Lande. Die dritte Art aber ſind die bekannten grauen Reiger, welche bey uns auf hohen Baͤumen, und mehren - theils an ſumpffigten und mora - ſtigen unweit von Seen und Fluͤſ - ſen gelegenen Oertern zu horſten, und gemeiniglich drey Junge aus - zubringen pflegen. Die Baͤume, darauf ſie horſten, verdorren von dem hitzigen Miſt, den ſie darauf fallen laſſen. Jhre Nahrung beſtehet in Fiſchen, an denen ſie groſſen Schaden thun, denn ſie gehen bis an den Bauch ins Waſ - ſer, und fangen die Fiſche, die in groſſer Menge auf ſie zu ſchwim - men, haͤuffig weg. Ob die Fiſche aus einer eingepflantzten Zunei - gung ſo gerne um die Reiger ſind, oder ob ſie aus Haß auf dieſelben, als ihre Feinde losgehen, laͤßt man dahin geſtellt ſeyn, gewiß aber iſt, daß die Fiſcher, wenn ſie Reiger-Fett unter den Koͤder nehmen, den ſie an die Angeln ſtecken, oder in die Reuſſen haͤn - gen, ſolcherſtalt mehr Fiſche, alsdurchReidurch andere Koͤder fangen ſollen. Jn Ungarn giebt es Reiger, die faſt gantz weiß, aber etwas klei - ner, als die gemeinen Reiger, ſon - ſten aber an der Geſtalt ihnen gantz gleich, aber dabey ſehr traͤg und langſam ſind, und wenn ſie Ungewitter vermercken, ſich ſo hoch in die Lufft und uͤber die Wol - cken ſchwingen, daß man ſie aus dem Geſichte verlieret. Dieſe ſind vor andern ſehr gefraͤßig, ver - ſchlucken auch Muſcheln, und wenn ſie mercken, daß ſie ſich im Kropffe von der Waͤrme aufge - than, geben ſie ſolche wieder von ſich, und ſuchen erſt das Fleiſch heraus. Die Reiger ſollen als ſchadhaffte Voͤgel an Teichen, ſon - derlich wo Brut iſt, nicht gelit - ten, ſondern wie man kan und mag weggepuͤrſchet werden. Jn Sachſen werden ſie zur Nieder - Jagd gerechnet, in Oeſterreich nnd anderer Orten aber zur Luſt - barkeit groſſer Herren geheget, und meiſtentheils im Fruͤhling ſehr koſt - bar gebaitzet, zu welcher Baitze gemeiniglich nur Ger-Falcken, oder Blau-Fuͤſſe genommen werden. Das Reiger-Fleiſch ſchmeckt ſtarck nach Fiſchen, abſonderlich der Alten, darum es nicht wohl zu eſſen; wiewol die jungen und halb - wuͤchſigen Reiger wegen ihres zar - ten Fleiſches in Franckreich fuͤr ein Leckerbißlein gehalten werden. Das Fett wird, wie obgedacht, von den Fiſchern unter die Koͤder, auſ - ſer dieſem aber auch in der Artz - ney aͤuſſerlich zu Linderung der po - dagriſchen Schmertzen, Beneh - mung der Taubheit und Dunckel - heit der Augen gebraucht.

Reiger-Baitz,

Jſt eine Jagd-Luſt groſſer Her -Reiren, da ſie die Reiger mit abge - richteten Raub-Voͤgeln, Falcken, oder Blaufuͤſſen fangen laſſen. Man nimmt ſolche an einem ſchoͤ - nen und ſtillen Tage vor, und be - giebt ſich zu Pferde mit den Fal - cken an einen ſolchen Ort, wo man weiß, daß ſich Reiger auf - halten. Wenn nun die Stoͤber - Hunde einen Reiger aufgetrieben, der Falckenier auch zum rechten Vortheil den Vogel abgewor - fen, und der Reiger den Falcken gewahr wird, ſo ſpeyet er den eingeſchluckten Raub von kleinen Fiſchen, waͤhrenden Flugs herab, um ſich zur Flucht leichte zu ma - chen, oder, da er noch nuͤchtern, faͤnget er an mit beſonderm Fleiß uͤber ſich zu ſteigen, daß er faſt kaum zu ſehen; der Falcke ſteiget auch in die Hoͤhe, thut aber, als ob er den Reiger nicht ſaͤhe, bis er durch ſonderbare Umſchweiffe und unglaubliche Geſchwindig - keit dem Reiger die Hoͤhe abge - wonnen, worauf er anfaͤnget mit ſeinen ſtarcken Waffen auf den Reiger einen heftigen Anfall zu thun, giebt demſelben einen Grif und Fang, dann ſchwingt er ſich wieder ober, um und neben ihm herum, bis er ſeinen Vortheil erſiehet, ihn gar anzupacken, weil er ſich vor des Reigers ſpitzigem Schnabel wohl vorzuſchen hat, indem hierdurch, wenn der Rei - ger den Hals auf den Ruͤcken legt, und den Schnabel uͤber ſich haͤlt, mancher junger unerfahrner Falcke gar leichte und oͤfters ge - ſpieſſet wird, weswegen auch zu - weilen zwey Falcken, als ein al - ter und ein junger auf einen Rei - ger gebaitzet werden, damit deſto weniger Gefahr dabey zu beſor - gen. Zuweilen wendet ſich derReigerReiReiger mit ſeinem gantzen Leibe, und ſchwebet oder wieget mit aus - geſpannten Fluͤgeln, als mit ei - nem Seegel, in freyer Luft, ſei - nen Feind deſto verwahrter zu empfangen, ſo ihm aber gleich - wol meiſtentheils mißraͤth, daß er uͤberwunden wird, und mit dem Falcken zugleich herunter faͤllt. Ein ſolchergeſtalt gefangener Rei - ger wird gemeiniglich mit einem blechernen Ring, worauf der Herrſchafft Nahmen und Jahr - Zahl geſtochen, wieder los gelaſ - ſen, ſo daß es vielmals geſchie - het, daß ein ſolcher Reiger uͤber viel Jahre hernach wieder gefan - gen wird, der ein oder mehr der - gleichen blecherne Ringe an den Fuͤſſen hat.

Reim-Gebaͤnde,

Metrum, iſt die ordentliche Ver - knuͤpſtung verſchiedener, auch wol einzelner Sylben-Fuͤſſe, mittelſt welcher ſie in gewiſſe Schrancken eingeſchloſſen und abgemeſſen werden.

Reiner, Rennthiere,

Eine Art Lapplaͤndiſcher Hir - ſchen, welche als Pferde in Schlit - ten geſpannet, und auf Reiſen ſtarck gebraucht werden. Ein mehrers ſehe man davon im Na - tur-Lexico.

Reiſen, Proficiſci, Voyager,

Das Reiſen iſt eine Beſichti - gung fremder Laͤnder, derer Na - tionen, Sitten und Gebraͤuchen, welche Reiſen, wenn ſie kluͤglich angeſtellet werden, ſehr nuͤtzlich und fuͤrtraͤglich ſind, um Weis - heit zu erlangen, und den Ver - ſtand zu ſchaͤrfen, da dann nicht leicht ein Cavalier wird gefundenReiwerden, der nicht ſolte fremde Laͤnder beſucht, oder die Seinigen darzu angehalten haben, wenn es anders deſſen Umſtaͤnde zugelaſ - ſen: Wem es nicht erlaubt iſt, koſtbare weite Reiſen zu thun, der kan wol auf ſeiner Studir - Stube ſich ebenmaͤßig aus guten Buͤchern und dem Umgange mit erfahrnen Leuten bekannt machen, was ein anderer durch das gefaͤhr - liche muͤhſame Reiſen in etlichen Jahren thun moͤchte. Zudeme ſo floriren in Deutſchland alle Ade - liche Exercitia, freye Kuͤnſte und Studia auf Ritter-Academien und Univerſitaͤten. Auch werden hin und wieder wohlbeſtellte Regie - rungen gefunden, daraus er gnug - ſam lernen kan, wie ein Regiment wohl und kluͤglich zu fuͤhren ſey, wobey er die groſſen Koſten er - ſparen kan, ſo daran gewendet werden muͤſſen, und doch der Nutz manchmal ſchlecht, auch offtmals an ſtat des Nutzens groſſer Scha - de bey vielen erfolget. Denn was lernen manche in Jtalien und Franckreich, als daß ſie derſelben Uippigkeit ſich zugleich theilhafftig machen? Sie nehmen gar leicht derſelben Veneriſche Woll uſt auch an ſich, und lernen die Intriguen und Practiquen in Regierung und bey Hoͤfen (die der alten Deut - ſchen Redlichkeit gantz zuwider ſind) wie ſie ſollen neue Beſchwer - den und Auflagen einfuͤhren, und der Unterthanen Privilegien un - terdrucken. Ja viele laſſen es da - bey bewenden, wenn ſie eine ſelt - ſame Façon einer Art von Klei - dung und etliche laͤcherliche Cere - monien aus fremden Laͤndern brin - gen; Da dann die alte deutſche aufrichtige Sitten verderbet, und dargegen viel Laſter eingeſchobenwerdenReiwerden. Koͤnte alſo durch dieſen Mißbrauch dem Vaterlande leicht Unheil zuwachſen, eben wie es mit den Roͤmern ſich zutrug, als ſie der Griechen Laſter und uͤble Sitten annahmen.

Reisgejagd,

Eine Gerechtigkeit, die in Oe - ſterreich und zugehoͤrigen Erb-Lan - den, allen Land-Leuten, die Ade - liche Guͤter eigenthuͤmlich beſitzen, zuſtehet, daß ſie allerley Wild - und Raub-Thier vom Rehe und Wolff hinab, ingleichen allerley Feder-Wild von Feldhuͤnern und wilden Gaͤnſen hinab, unter ge - wiſſer Maaſſe, und nach den Forſt - und Jagd-Ordnungen, mit Hetzen, Beitzen und Puͤrſchen fan - gen moͤgen.

Reit-Bahn, ſ. Reut-Bahn.

Relacher,

Wird von den beſaiteten Jn - ſtrumenten geſagt, die Saiten nicht zu hoch ziehen, ein wenig herunter laſſen.

Relais,

Heiſt bey den Jaͤgern die Stelle, wo man die Jagd-Hunde hinſtellet, daß ſie auf das Wild warten. Sonſten iſt es der Ort, wo man friſche Pferde hinthut, daß man ſie auf der Jagd oder auf der Rei - ſe geſchwinde haben kan. Jtem, ein auf oͤffentlicher Land-Straſſe liegender Ort, darinne friſche Poſt-Pferde fuͤr die Paſſagiers aufbehalten werden, daher cheval de relais, ein friſches Poſt-Pferd; aller de chevaux de Relais, friſche Pferde nehmen.

Relatio non-harmonica, unhar - moniſcher Qverſtand;

Laͤſſet zween ſolche Klaͤnge in zwo verſchiedenen StimmenRelgleich nach einander hoͤren, die man ſonſt nicht ohne ungemeinen Mislaut zuſammen bringen kan. Es zehlen aber die Ton-Kuͤnſtler ertraͤgliche, vortrefliche, unertraͤg - liche und vitioͤſe Qverſtaͤnde, die ertraͤglichen oder leidlichen machen den groͤſſeſten, die unleidlichen den mittelmaͤßigen, und die vor - treflichen den kleineſten Hauffen. Wer ſie alle vermeiden will, wird nicht viel gutes ausrichten: Wer ſie aber ohne Unterſcheid alle ge - brauchen wolte, deſſen Saͤtze muͤſ - ſen gewiß wunderlich durch ein - ander gehen. Die unleidliche Re - lation beſchreiben ſie alſo, daß ſie ein Satz ſey, der wider die Natur derjenigen Gemuͤths-Bewegung laͤuft, welche ausgedruckt werden ſoll, und dem Gehoͤre Verdruß erweckt.

Relevé, Galop relevé,

Jſt auf der Reitbahn ein ſchoͤ - ner erhabener Galop, worzu alle diejenigen Pferde untuͤchtig ſind, welche 1) mit den Lenden ſchwan - cken, ungeſchickt, ſchwach und unbeweglich ſind; 2) ſo ſchadhaf - te Fuͤſſe haben, dahero ihre Huͤl - fe und Sicherheit auf dem Zaum und des Reuters Fauſt ſuchen muͤſſen. Demnach ſind ſolche Pferde ſo lang davon wegzulaſ - ſen, als ſie in dieſen Maͤngeln ſte - cken: welche hingegen von ſtar - cken Ruͤcken, kurtz von Leib, ring - fertig von Schenckeln, ſchoͤn von Gewaͤchs und wohl unirt ſind, koͤnnen zu einem relevirten Galop genommen, und alle dieſe Huͤlfe appliciret werden, welche oben beym Galop raccolte angezeigt.

Relever,

Heiſt den Kopf des Pferdes er -heben,Relheben, und in eine gute Poſtur brin - gen, wenn es denſelben zu nie - drig traͤgt; man muß ihme, (wann er mit dem Naſenbande in die Hoͤhe gearbeitet iſt) Stangen mit einem Uiberwurff geben, die es in der erhabenen Stellung erhalten.

Religioͤſes Tantzen,

Daß ſowol Juden als Heyden bey ihrem Gottesdienſte ſich des Tantzens bedienet, iſt eine bekann - te Sache. Denn was die erſten anlanget, ſo ſang z. E. Mirjam mit dem ſaͤm̃tlichen Jſraelitiſchen Frauenzimmer unter Paucken - klang, am Reigen, oder tantzende, dem HErrn einen Lobgeſang, daß er Pharao mit ſeinem Heer im rothen Meer erſaͤufft, und Jſrael maͤchtig errettet hatte. David tantzte freudig vor der Lade des Bundes her. Dergleichen heili - ge Taͤntze waren auch bey ihren Neu-Monden, Lauber-Huͤtten - und andern Feſten gewoͤhnlich, da man mit Geſang, Trompeten, allerhand Saiten-Spiel und Rei - gen ſo lange anhielt, als das Brand - und Danck-Opffer waͤhr - te. Von den Heyden melden die Scribenten, daß ſie bey ihren Opfern und Aufzuͤgen getantzet. Die Baals-Pfaffen hinckten um den Altar herum, 1 Reg. 18, 26. Auf der Jnſel Delos konte kein Feſt gefeyret, kein Tempel-Ge - praͤnge oder Einweihung gehal - ten werden, es muſte dabey ge - tantzt ſeyn. Ja Cœlius Rhodi - ginus ſagt: Die Heyden konten keinen Goͤtzendienſt verrichten, dabey ſie nicht ihre Muſic, Spiel - werck und Tantz gehabt haͤtten. Orpheus und Mulæus verordne - ten bey ihrem angeſtelleten Goͤ -Reltzendienſt allemal einen Tantz mit. Faſt einem ieden ihrer Goͤtter wa - ren beſondere Taͤntze gewidmet. Die Prieſter des Martis hieſſen Salii, Saliatores oder Saltatores. Die Corybantes und Cutetes fuͤhr - ten das heilige Tantzen zu Ehren der Goͤttin Rhea ein. Von den Syracuſern ſchreibet Apulejus: Dem Gepraͤnge der holdſeligen Dianæ folgten einige ſchoͤne Frau - en in weiſſen Kleidern, ſo die Er - de mit bunten Blumen, welche ſie aus ihren Buſen hervor zogen, beſtreueten. Hernach kam eine groſſe Anzahl Leute, die Fackeln und Wachs-Lichter trugen. Dar - auf hoͤrte man eine ſehr liebliche Muſic von Pfeiffen und Trom - peten. Dieſem folgte eine ange - nehme Compagnie Chor-Knaben, alle weiß gekleidet, ſo allerhand Lieder ſungen und zugleich tantze - ten. Es wurden aber derglei - chen Taͤntze meiſtens alſo gehal - ten: Sie fingen von der lincken Seite des Altars an, und tantze - ten nach der rechten Hand zu, wo - durch ſie den Himmels-Lauf von Aufgang gegen Niedergang nach - machen wolten. Alsdenn kehrten ſie wieder um, und tantzten von der rechten nach der lincken Hand zu, um den Lauf der Planeten anzudeuten. Von dergleichen Taͤn - tzen ſollen die vornehmen Geiſtli - chen den Nahmen Præſules, als gleichſam Vortaͤntzer fuͤhren, weil ſie, wie Scaliger meldet, Gott vor den uͤbrigen Clericis mit Singen lobeten, und ihre Lieder mit Tan - tzen und Springen anfingen. Von den erſten Chriſten meldet die Kir - chen-Hiſtorie, daß die Chriſten zu Antiochia oͤfters Feſt und Freuden-Tage angeſtellet, und da -beyRembey ſowol in der Kirche, als auch bey den Graͤbern der Maͤrtyrer froͤlich herum getantzet haͤtten.

Reminiſcence des chevaux,

Die Zuruͤckdenckung oder die ſonderlich gute Gedaͤchtniß der Pferde, welche ſie vor allen an - dern Thieren beſitzen, auch dar - inn oft die Menſchen uͤbertreffen, durch welche Reminiſcence ſie verſtehen, was man mit ihnen re - det, und vornimmt. V. Memoire.

Remolade,

Jſt eine Art Salbe die ſteiffen Gelencke wieder biegig zu machen, und dienet zu alten Schaͤden derer Pferde.

Remolins des chevaux,

Pferd-Wirbel, das iſt aufge - worffen zuſammen gelauffen Haar, und formirt wie ein Centrum oder Mittel-Punct, da das andere Haar ſeinen Anfang nimmt, und befindet ſich gemeiniglich an der Stirn, am Halſe, auf der Bruſt, am Nabel, zu beyden Seiten der hintern Schultern: der beſte Wir - bel iſt, welcher am Hals unterhalb der Maͤhne gefunden wird, auch zuweilen auf der andern Seiten durchgehet. V. Romelins.

Remonter,

Heißt wieder zu Pferde ſteigen, welches etwan auf der Reitbahn geſchiehet, daß ein neu angehender Scholar vom Pferde faͤllt, da man ihm dann gleich muß laſſen wieder aufſitzen, damit er in keine Furcht gerathe, ſondern Courage zu Pferde bekomme, und ſeiner beſſer wahrnehmen lerne, daß es nicht mehr geſchiehet.

Remonter,

Jn der Muſic heißt neue Sai -Renten aufziehen, z. E. eine Laute wieder beziehen.

Remuemens d un cheval,

Sind die unterſchiedlichen Be - wegungen eines Schul-Pferds, ſowol mit dem Leibe als deſſen Schenckeln, daß, wenn ſich daſ - ſelbe erhebet, der Reuter ſol - che accompagniren ſoll, und hier - innen nicht allein dem Pferde mit dem Arm und Fauſt nachfolgen, ſondern auch zu gleicher Zeit mit dem Ober-Leibe (ſo weit ſich ſol - che Erhebung erſtrecket) vorwerts bewegen ſoll, damit bricht er des Pferdes gewaltſame Erhebung, deren er entweichet. V. Mouve - ment.

Rencontre,

Heißt 1) wenn 2 feindliche Par - teyen von ungefehr einander auf - ſtoſſen und an einander gerathen. 2) Wenn 2 oder mehr Privat-Per - ſonen, ohne ordentliches Ausfo - dern, bey einer Begegnung zur Wehr greiffen, und Handgemein werden. 3) Jn der Wappen - Kunſt die Stellung eines Thieres, daß man beyde Augen ſehen kan.

Rendre la main ou la Bride,

Heißt ſo viel als die Fauſt zu Pferde nachgeben, und den Zaum ſchieſſen laſſen. Dieſes geſchie - het nun allezeit mit dem lincken Arme vorwerts, dem Pferde Lufft zu machen, und dieſe Nach - laſſung des Zaums iſt allezeit eine Hulffe, und kan zu anders nichts gebraucht werden, als zum Lavi - ren und Nachgeben.

Renes,

Sind 2 lange Riemen von Le - der, ſo an die Stangen ange - ſchnallt ſind, und von der FauſtRitter-Lexic. P p pdesRendes Reuters gefuͤhret werden, das Pferd damit zu wenden, hin - ter ſich zu zopffen, im Gehorſam zu halten, und mit dem Kopf her - bey zu bringen. Der Hertzog von Newcaſtle gab den Nahmen Re - nes denen zwey Zuͤgeln des Cave - zons, welche er an dem Sattel - Gurt ließ anmachen; und durch die Ringe des Naſebandes durch - ſchleiffen, um den Hals des Pfer - des zu biegen und geſchickt zu ma - chen.

Renette,

Ein Jnſtrument von feinem Stahl, deſſen man ſich bedienet, eine Vernagelung an den Pferde - Fuͤſſen zu unterſuchen.

Rennen, Courir,

Auf der Renn-Bahne, nach dem Ring oder einem andern Ziel mit der Lantze, Degen u. d. gl. lauffen. Ein Rennen heiſſet, wenn die Reihe aller derer, ſo zu dem Exer - citio gehoͤren, herum kommen. Und dieſes wird auch bey dem Scheiben-Schieſſen alſo geſagt, da wenigſtens drey Rennen, bis - weilen auch mehr gethan werden muͤſſen, ehe man zum Stechen koͤmmt. Wer nicht durch alle Ren - nen einen Treffer hat, koͤmmt nicht zum Stechen.

Renverſe, cheval qui ſe ren - verſe,

Ein baͤumendes Pferd, ſo ſich uͤberſchlaͤgt, und ſich und dem Reuter Schaden zufuͤgen kan, welches eines von groͤſten Laſtern. V. Cabrer.

Rentrée,

Jſt bey den Jaͤgern die Zeit, da das Wild fruͤhe wieder in den Buſch gehet.

Rep

Repaître les chevaux,

Heiſſet die Pferde abfuͤttern, oder das letzte Nacht-Futter ge - ben: denn einige ſind gewohnt, ih - ren Pferden des Tages 5 Futter zu geben, theilen ſolche Zeit auch nach des Tages Laͤnge ein, daß ei - nerley zwiſchen iedem Futter und nicht eine laͤnger, die andere kuͤr - tzer ſey, ſo auch bey denen noͤthig iſt, welche vier und auch nur drey Futter zulaſſen, welches alles ſei - ne Urſachen hat, nur daß ſolche einmal eingefuͤhrte Ordnung nicht geaͤndert werde, welche Verwech - ſelung eine Unordnung bey den Pferden verurſachen kan, daß ſie Kopfwehe ꝛc. bekommen.

Repartiren,

Heiſt ein Pferd zum zweyten oder dritten mal pariren, und zu - gleich darauf wieder vor ſich lau - fen laſſen, damit es auf die Fauſt warte, in dem Stillhalt gelinde werde, und ſich lerne dadurch wohl auf die Groppa ſetzen.

Repas,

Der Zuruͤcktritt, welchen ein Pferd thut, wenn man es zuruͤck zopffet; und hinter ſich gehen laͤſt. Repas, nennet man auch die Ruͤck - kehr, wenn man von einem Ort wieder zuruͤck reiſet; daher repaſ - ſiren wiederum zuruͤck kehren, den vorigen Weg wieder zuruͤck neh - men.

Repercuſſio, Wiederſchlag,

Jſt in der Muſic, wenn eine Stimme der andern nicht in bloſ - ſer Wiederholung derſelben Klaͤn - ge, ſondern in verſchiedenen ent - weder hoͤhern oder tieffern, mit ei - ner Gleichfoͤrmigkeit antwortet:ſol -Repſolches kan auch in einer eintzigen Stimme geſchehen.

Repetitionis Signum,

Ein beſonder Zeichen in der Muſic, daß eine geſungene oder geſpielte Clauſel ſoll wiederholet werden.

Rep-Huhn Perdix, Perdrix,

Jſt genugſam ſeiner Geſtalt nach bekannt. Was die Farbe deſſelben anbelangt, tragen ſie meiſtens graue, doch an einem Orte des Leibes hellere, am an - dern duncklere Federn, Kopff und Ruͤcken ſind mit licht-die Mitte des Bauchs aber mit braun-ro - then Flecken gezieret. Am Bau - che, wo das Weiſſe anfaͤngt, wird es mit einem rothen Flecken bey dem Han bedeckt, welcher wie ein Huf - eiſen geſtaltet, und von den Jaͤ - gern der Schild genennet wird. Es giebet auch geſchildete Hen - nen, doch iſt der Schild bey ih - nen mehr ſchwartzbraun als dun - ckelroth. Die Brunſt-Zeit dieſes Vogels, wie ſie bald nach Licht - meſſe angehet, und bis in den May und Junium waͤhret, als iſt ſie auch ſehr fruchtbar, maſſen er wol bis 24 Eyer leget, die er un - verdroſſen ausbruͤtet, ſich auch daruͤber dann und wann ergrei - fen laͤſſet. Eine gantze Brut wird Weidemaͤnniſch ein Volck genennet. Seine Jungen fuͤhret er nicht laͤnger als bis Lichtmeſſe, da ſie ſich ſchon begatten, und weil ſie noch unerfahren, das er - ſtemal gar keine, oder doch nur wenig Junge aufbringen, ja gar, nach einiger Meinung, zur Zucht vor dem fuͤnften Jahr ihres Al - ters nicht taugen. Der

Fang geſchiehet auf unterſchiedli - che Art; doch iſt das Schieſſen inRepeiner Wild-Bahn gar ſchaͤdlich, an - geſehen man leicht die Alten tref - fen, und alſo die Heckung zer - nichten kan. Beſſer wird es ge - than, wenn man ſie mit Netzen faͤngt, aus denen man die Alten wieder nach Belieben loslaſſen kan. Sie halten ſich am liebſten in der Saat, Stoppeln, Wieſen und Feldern auf, allwo ſie ſich ſicherer als in den Holtzungen ach - ten, und ob ſie zwar im Herbſt ſtarck und weit fliegen koͤnnen, ſo ſcheuen ſie ſich doch, aus Furcht fuͤr den Raub-Voͤgeln, einen ho - hen Flug zu verſuchen. Zur Som - mers-Zeit, ſonderlich, (wenn ſie nicht ſo reich von Federn ſind, und nicht ſo leicht die Hoͤhe erreichen koͤnnen, als im Herbſt und Win - ter) laſſen ſie ſich auch mit Steck - Garnen fangen, und zwar fol - gender Geſtalt: Daß man ſie erſt mit Staͤubern und abgerichteten Hunden aufſuche, nachgehends um den Ort, wo ſie ſich nieder - laſſen, gantz geraum und weit ein Garn ſtelle, und vorbeſagte Voͤ - gel dahin forcire; im Herbſt da - gegen thut das Treibe-Zeug beſſe - re Dienſte, welches ein Netz iſt, hinten mit einem Beutel oder Ha - men, und an den Seiten mit Fluͤ - geln verſehen; ſolches wird an einem Ort, da man Huͤner vermu - thet, geſtecket, und alsdenn die Huͤner ſelbſt, durch Huͤlfe eines Schuͤtzen-Pferdes oder einer Ku - he, oder wol eines Schildes, dar - auf nur eines von beyden gemah - let, zwiſchen den Fluͤgeln in den Beutel hinein getrieben. Jch ſa - ge durch Huͤlffe eines Schuͤtzen - Pferdes oder Kuhe. Denn vor Menſchen und Hunden, die auf ſie zukommen, pflegen ſie furcht - ſam aufzufliegen, vor PferdenP p p 2undRepund Kuͤhen aber, welche gehen, als wenn ſie weideten, pflegen ſie nur ein Stuͤck Weges zu lauffen. Uiberdiß beginnet man auch den Rephuͤner-Fang zu vollfuͤhren mit Zuhuͤlfnehmung des Tyras oder Schnee-Garns; davon jener en - gere Maſchen hat, und auf die jungen Huͤner um Jacobi paſſet, dieſes das Schnee-Garn aber, welches mit weitern Maſchen ver - ſehen, zu den erwachſenen im Winter gebraucht wird. Bey - des appliciret man alſo: Daß man die Huͤner mit einem vorſtehen - den Hunde ſuchet, den Tyras oder das Netz befeſtiget, und ſie von zweyen Perſonen damit bis an den Ort, da der Hund ſtehet, uͤberzie - hen laͤſſet. Jetztgedachter vorſte - hender Hund hat dieſe artige Ei - genſchaft an ſich, daß er beym An - blick der Voͤgel nicht ſo gleich auf ſie losrennet, ſondern mit einem lieblichen Schwantz-Wedeln ein Zeichen giebt, wodurch ſie denn gar nicht verunruhiget wer - den, ſondern alsbald niederducken. Dieſes Ducken verlangter maſſen bey dieſen Voͤgeln zu befoͤrdern, brauchen wol einige einen fliegen - den Falcken, (oder auch einen geſchnitzten ihm aͤhnlich ſehenden Vogel) welchen ſie ſo geſchickt zu werffen wiſſen, daß die Voͤgel ſich bald ſencken oder ducken und be - ziehen laſſen. Dieſe alſo gefan - genen Rebhuͤner toͤdtet man ent - weder gleich, oder logiret ſie in eine Kammer, deren Waͤnde mit Stroh-Buͤndlein beſetzet oder mit Buſchwerck beſtecket ſind, daſelbſt ihrer beſtens zu pflegen, mit ei - nem in die Hoͤhe gehaͤngten Buͤn - del braunen Kohls oder vorge - ſtreueten Haber oder andern Korn, auch fleißig aufgetragenen friſchenRepWaſſer und dergleichen. Noch dieſes hat man endlich zu beobach - ten, daß man bey Beſuchung die - ſes anmuthigen Gevoͤgels vorher etwas an die Thuͤre poche und poltere, damit es ſich unter das Stroh verberge, denn bey unver - ſehenem Hineintritt die armen ſcheuchen Thiere ſich mit ihrem jaͤhlingen Fliegen die Koͤpffe leicht einſtoſſen koͤnnen. Es iſt aber ein Kaſten noch beſſer, welcher wie ein Buͤcher-Schranck mit Faͤchern gemacht und mit einem Gitter verſehen iſt. Wie man ſie mit dem Glocken-Garne fangen, und in einem Garten zahm halten koͤnne, davon ertheilet das Oeco - nomiſche Lexicon Bericht.

Replica,

Heiſſet in der Muſic 1) wenn eine Stimme nach einigem Still - ſchweigen eben die von der vorher - gehenden Stimme gemachte No - ten, Jntervalle und Bewegungen, oder kurtz eben die Melodie, ſo jene im waͤhrenden Pauſiren ge - ſungen, nachſinget, und alſo das - jenige noch einmal vorbringet, was jene ſchon einmal hat hoͤren laſſen. Eben dieſes iſt es, was eine Fuge giebt. 2) Wenn es der Imperativus von Replicare iſt, deutet es ſo viel als Repetatur an.

Replier le dos en arrêtant le cheval,

Heiſt den Leib im Pariren etwas zuruͤck biegen, welches dermaſſen noͤthig, daß es der Reuter allezeit bey dieſer Handlung in Acht neh - men muß, es ſey, daß er im Ga - lopiren oder vollen Rennen dem Pferde die Parade gebe. Der Nutz davon iſt, daß ſolches demReu -RepReuter wohl und zierlich anſtehet, und dienet auch dem Pferde, daß es die Ancken deſto beſſer unter den Leib ſetze: hingegen die Un - gelegenheit, welche daraus entſte - het, wenn man ſolches unterlaͤſt, daß es dem Reuter nicht allein ſehr uͤbel anſtehet, wenn er ſo kurtz pariret, ſondern er wird mit dem Kopf dem Pferde auf der Maͤhne, und mit dem Leibe auf den Sat - tel-Knopf zu liegen kommen, zu welcher Zeit, wenn das Pferd mit dem Kopf ſchnellen oder ſonſt einen Sprung thaͤte, es den Reu - ter aus ſeiner guten Poſitur brin - gen wuͤrde.

Replis dans la bouche du cheval,

Sind Falten, Kerben oder Er - hoͤhungen in des Pferdes Maul oben, wo man den Gaumen mit dem Laß-Eiſen oder Hoͤrnlein oͤffnet, um einem Pferde die Hitze im Munde zu benehmen, und dem Gebluͤte Lufft zu machen, wenn ein Pferd jaͤhling aufſtoͤßig wird.

Repolon, ou Repellon,

Kommt von Lateiniſchen Wor - te Repellere, (hin und wieder trei - ben) her, wird derowegen eine gewiſſe vorgenommene Laͤnge oder gerade Linie verſtanden, darauf das Pferd, in welcher Lection es ſey, hin und wieder geritten wird, auf welcher am Ende anfangs auf der rechten, und am andern Ende auf die lincke Hand des Pferds gewendet und eine halbe Volta in 3 oder 5 Saͤtzen tempo gemacht wird, daß die Gruppa allzeit inwendig bleibet, und nicht ausfaͤllt. Die Jtaliener machen groß Werck aus dieſer Lection, wobey ſie ihre Pferde hart ver -Rephalten, damit ſie die halbe Volta mit den hintern Schenckeln wohl ſchlieſſen ſollen. V. Paſſata.

Reprendre, l action de faire re - prendre le cheval vendu,

Betrifft einen Rechts-Handel wider einen Verkaͤuffer, um ihn zu noͤthigen, das verkauffte Pferd Mangels halben wieder zu neh - men.

Repriſe,

Jſt eine wiederholte Lection fuͤr den Scholar, da er ſolche oͤffters wieder anfaͤngt, bis er es recht gemacht hat. Es iſt auch eine Wiederholung fuͤr das Pferd, da es oͤffters ſtill gehalten, und wie - der von neuen angeſprenget wird, damit es darzwiſchen Athem ſchoͤpffen kan.

Repriſe, v. Ripreſa.

Repugnance d un cheval,

Widerwill eines Pferds, das iſt der Ungehorſam, der beſtehet in der Gegenwehr und Wider - ſpenſtigkeit, welche von einem und andern dependiren und ent - ſtehen. Jn dem Unwillen wer - den faſt alle Pferde nach der lin - cken lauffen, und mit der Groppa einfallen; in der Parade aber mit derſelben auf die rechte Seite wen - den und ausweichen. Deſſen Ur - ſache iſt nichts anders als der na - tuͤrlichen Staͤrcke zuzuſchreiben, ſo der hintere rechte Schenckel fuͤr den andern dreyen hat. V. Obſti - nation.

Repugner,

Heiſt widerſtreiten, das ge - ſchahe beym Turnier, wenn ein paar Ritter gegen einander renne - ten, da einer ſuchte den andernP p p 3ausReſaus dem Sattel zu heben, oder zu Boden zu werffen.

Reſiſtence d un cheval,

Der Widerſtand oder Gegen - wehr eines Pferds, ſo gegen dem Reuter geſchiehet, durch Beiſſen, Schlagen, Schenckel andrucken, weltzeln ꝛc.

Reſolut,

Nennet man gemeiniglich ein brav Soldaten-Pferd, welches ohne Widerſetzen und Furcht durch Feuer, Hellebarden, und alle Waffen mit ſeinem Mann reſolut durchbricht.

Reſolutio,

Jſt in der Muſic 1) wenn eine Diſſonanz in eine Conſonanz ver - aͤndert wird. 2) Eine Erklaͤrung einer Sache. Reſolutio catachre - ſtica, wenn ſolches auf eine un - gewoͤhnliche Art geſchiehet; im - inediata, welche bey einer unmit - telbar folgenden Note verrichtet wird; mediata hingegen, die ver - mittelſt anderer darzwiſchen ſte - henden Noten zwar eine Zeitlaug aufgehalten, dennoch aber endlich gebuͤhrend angebracht wird.

Reſonanz-Boden,

Oder Sang-Boden, iſt der obere zarte Boden eines Jnſtru - ments, uͤber welchem die Saiten ſind, es ſeyn Darm - oder Drat - Saiten.

Reſonanz-Decke,

Wird auf Clavicymbeln, Spi - netten, Clavieren ꝛc. der daͤnne ausgearbeitete Boden genennet, auf welchem der Steg mit den Saiten lieget.

Reſonanz-Loch,

Wird das Loch, das in demReſSang - oder Reſonanz-Boden iſt, genennet, welches aber meiſtens aus Zierlichkeit gemacht wird. Denn es muß dieſes Loch wegen des Reſonanzes eben nicht ſeyn; immaſſen man heut zu Tage Cla - vichordia und andere Jnſtrumen - te macht, welche dergleichen Loch nicht haben, und doch eine ſchoͤne Reſonanz geben.

Reſonnant,

Wohlklingend, als die Hoͤhle oder der Bauch eines muſicali - ſchen Spiel-Zeuges.

Reſonnement,

Der Schall, welchen das Cor - pus eines muſicaliſchen Spiel - Zeuges hat.

Reſpect d un cheval,

Ehrfurcht und Ehrerbietung, die Furcht und Reſpect, ſo die Pferde gegen die Menſchen, ſon - derlich aber gegen ihre Herren und Vorſteher tragen, iſt mit nicht geringer Bewunderung zu be - trachten, wenn ſie mit andern Pferden im Schlagen, Beiſſen und Kaͤmpffen angetroffen, mit einem einigen lauten Wort ange - ſchrien und bedrohet werden, da - von ſich ein gantzer Stall voller hertzhaffter Pferde ſo bald corri - giret, und ſo fromm anſtellet, als ob ſie es nie geweſen waͤren. Was auch die Furcht wircklicher Strafe fuͤr Beſſerung in der Ab - richtung und in anderm Gebrauch fruchte, iſt gleichfalls mit ſo groſ - ſem Nutz als Luſt zu erfahren.

Reſpondre,

Antworten, wird von dem Sin - gen in der Kirche gebrauchet, da 2 Choͤre gegen einander ſingen, oder die Gemeine und das Chor dem Prediger antworten.

Reſpon -
Reſ

Reſponſorium,

Heißt das Antworten des Cho - res in der Kirche auf das Sin - gen des Predigers oder eines an - dern.

Reſpons - Gelder,

Der Maltheſer oder Johanni - ter-Orden theilet ſich in 8 Natio - nen, welche man Zungen oder Sprachen nennet, und eine iede derſelben theilet ſich wieder in ihre Priorate, ieder Prior aber in den[8]Zungen iſt verbunden, jaͤhrlich einen Antheil ſeiner Intraden nach Maltha dem Groß-Meiſter zu ſchicken, und dieſes nennet man Reſpons-Gelder.

Retenir,

Jſt ein Terminus, ſo im Ge - ſtuͤt gebraucht wird, und heißt, wenn man von den Stuten ſagt, daß ſie empfangen oder traͤchtig ſind, und den Samen bey ſich behalten haben.

Retenu, cheval retenu,

Ein verhaltenes Pferd muß ſich nach dieſer Lection wohl uniren und auf die Demi-hanche ſetzen, damit es vorn leicht wird, und ei - nen relevirten Galop bekoͤmmt, auch zum Redop, Paſſaden und Courbetten geſchickt wird, zu welchem das Reteniren oder Hin - terhalten der rechte Grund iſt.

Retiarius

Hieß bey den Roͤmern ein Fech - ter, welcher an ſtat des Degens ein Netz hatte, welches er ſeinem Gegner, der ihn mit dem Degen anfiel, wo nur der Retiarius ge - ſchickt genug war, uͤber den Kopf warff, und ihn darnach leichtlich uͤberwand. Dieſe Art zu fechten, ſoll von Pittaco, welcher einer ausRetden 7 Weiſen in Griechenland war, ihren Urſprung haben. Es hat - ten aber dieſe Fechter auſſer dem Netz einen Spieß mit 3 Zacken oder Spitzen, wie der Neptunus fuͤhrte, womit ſie ihren Gegner, wenn ſie ihn mit dem Garne ver - wickelt, den Reſt vollends gaben. Bisweilen hatten ſie wol gar ei - nen Dolch auf der Seite, das Angeſicht hatten ſie frey, da die andern daſſelbe verwahreten, damit ſie nicht beſchaͤdigt wuͤrden, die Bruſt aber hatten ſie mit Schwamm verwahret, daß ſie nicht ſo gleich durchbohret werden konten.

Retif, cheval retif,

Ein Stock-ſtetiges, widerſpen - ſtiges Pferd, ſo nur marchiren will, wohin es ihm beliebt, und wenn es ihm gefaͤllt, welche Ste - tigkeit eines von den groͤſten und gefaͤhrlichſten Laſtern iſt, welches von verſchiedenen Urſachen, auch unvernuͤnfftigen Reutern her - kommt, bey einigen iſt es auch ein angeerbtes Uibel, wovor im 2 Tom. der Pferd-Anatomie ein Remedium pag. 1132 zu finden iſt.

Retour,

Geſchiehet auf der Reitſchule nach gemachten Paſſaden, da man wieder zuruͤck auf die gerade Linie reitet.

Retreciſſements des nerfs,

Die Zuruͤckziehung der Nerven nennet man gemeiniglich den Krampf, das iſt, wenn ein Pferd den Fuß jaͤhling zucket, nicht zur Erden ſetzen kan, auch oſt im Stehen nicht aufrecht halten kan, den Fuß von ſich ſtrecket, oder an ſich ziehet, und ſo lang haͤlt, bisP p p 4dieRetdie Nerven wieder in ihre Lage kommen.

Retter, Schirmer,

Windſpiel von edler Art, wel - ches, wann der Haſe gefangen, alle Hunde abtreibt, und verhin - dert, daß er nicht zerriſſen werde. Etliche tragen den gefangenen Haſen dem Jaͤger in dem Maul entgegen.

Reveille,

Diane oder Tagwache iſt derje - nige Trommelſchlag, welchen, ehe das Thor aufgemacht wird, ein ieder Tambour vor ſeinem Corps de Garde, oder auf dem Wall, wo das Corps de Garde iſt, ver - richtet.

Revenir mal ſeant d un cheval,

Ungebuͤhrliches Umwenden oder Umkehren, iſt bey furchtſamen ſcheuen Pferden ſehr gemein, wel - ches ihnen aber nicht zuzulaſſen iſt, daß ſie es in eine Gewohnheit bringen, ſonſt kan ein Reuter, abſonderlich ein Soldat, leicht zu Schaden kommen, oder gar zu Schanden werden.

Reverence, laquelle fait un cavalier au manege,

Jſt die Ehrerbietung, welche ein Reuter vor den vornemſten Zu - ſchauern bezeiget, und zugleich den Hut abziehet, abſonderlich wenn er zu Pferde ſteigen will, auch wenn er wieder abgeſeſſen iſt, welches eine alte loͤbliche Gewohnheit auf al - len Manegen iſt. Zu Pferde aber ziehet ein Scholar den Hut nicht ab, ſondern macht nur mit der Spießruthe eine Reverence, es ſeye dann vor einem groſſen Herrn.

Rev

Reverence, cheval qui fait une reverence,

Ein Pferd, welches vor den Zuſchauern eine Reverence macht. Solches einem Pferde beyzubrin - gen, ſo lernet man es erſt nieder - knien, alsdenn wenn der Reuter auf ſolchem ſitzet, gewoͤhnet man es, daß, wenn man ihm mit der Spießruthe in die Kniekehle ſchmitzet, daß es den einen Schen - ckel aufhebe; indem ziehet man unvermerckt den Zuͤgel unter ſich zuruͤck, daß es ſich buͤcken muß, und auf den einen Fuß verneigen. V. Loͤhneiſens Reutbuch von der Engliſchen Kunſt.

Reverenz,

Eine artige iſt das beſte, ſo man, nebſt der zierlichen Stellung und dem netten Gange, vom Tantzen - lernen hat, und iſt eine zu der aͤuſſerlichen guten Auffuͤhrung hoͤchſtnoͤthige und unentbehrliche Sache. Wie ſie ihre Benennung von Reverentia hat, ſo eine Eht - erbietigkeit oder Ehr-Bezeigung heiſſet, ſo iſt ſie eine ehrerbietige Beugung und Neigung gegen an - dere, welche von undencklichen Zeiten bey allen, ſonderlich bey wohlgeſitteten Voͤlckern, obwol nach verſchiedenen Arten und Ma - nieren gebraͤuchlich geweſen. Es werden aber die Reverences ent - weder im Stehen, ſo Hinter-Re - verenze, oder im Gehen, ſo Vor - Reverenze heiſſen, gemacht, und zwar anders von maͤnnlichen, und wieder anders vom weiblichen Geſchlechte. Bey den Hinter - Reverenzen maͤnnlichen Ge - ſchlechts hebet man einen Fuß mit dem Abſatz von der Erden, ſetzet denſelben, indem man der zuver -ehren -Revehrenden Perſon frey und freund - lich in die Augen ſiehet, mit wie - der ſteiff geſtrecktem Knie ohnge - fehr einen guten Schuh lang auf die Seiten weg, bringet zugleich den Leib mit vorn ausgeſtoſſener Bruſt und freyem Kopfe darauf fort, hebet zugleich den Abſatz von dem andern Fuß mit ſteiffern Knie in die Hoͤhe, ziehet denſel - ben Fuß, zugleich den Leib mit beſonderm Douceur in den Huͤff - ten allmaͤhlich tieffer und tieffer beugend, wie auch die Arme na - turellement vor ſich fallen laſſend, langſam und ſteiff bis auf den hal - ben Weg, und ſchlaͤgt die Augen, nebſt noch etwas tieffer gebogenem Ober-Leibe und Kopf, nieder zur Erde, und bleibt ſolcher Geſtalt gebuͤckt ein wenig ſtille liegen. Hernach bringet man den bisher langſam und ſteiff gefuͤhrten Fuß vollends gebogen zuruͤck, richtet zugleich den Leib wieder allmaͤhlig gerade in die Hoͤhe, und laͤſſet die Arme natuͤrlich auf die Seite und den Abſatz nieder auf die Erde fallen. Bey der anfaͤnglichen maͤßigen Leibes-Beugung erhebt man zugleich die rechte Hand ein wenig, und fuͤhret ſie zierlich dem Munde zu; bey der voͤlligen Lei - bes-Beugung ſtrecket man ſie zu den Fuͤſſen der zuverehrenden Per - ſon douce aus, und im Aufrich - ten und Heben des Leibes und Kopfes ziehet man die geſtreckte Hand nach ſich, und laͤßt ſie fein natuͤrlich wieder an die Seite fal - len. Die

Vor-Reverenz wird von einem Cavalier alſo gemacht: Man richtet vor allen Dingen die Au - gen mit einer anmuthigen Wen - dung des Kopfes auf die zuvereh - rende Perſon; machet eine kleineRevehrerbietige Vorbeugung gegen dieſelbe, und laͤßt die Arme na - tuͤrlich vor ſich fallen; hebet zu - gleich auf derſelbigen Seite, wo ſich die geehrte Perſon befindet, den Abſatz, indem der Fuß noch hinten ſtehet, mit gebogenem Knie von der Erde, bringt ſolchen Fuß bis zu des andern Fuſſes Ferſe vor, ſetzet ihn daſelbſt nieder, und ſtreichet ihn doucement auf dem Ballen mit ſteiffgeſtrecktem Knie gut auswerts und gerade vor ſich ſo weit heraus, daß er ohngefehr einen gemeinen Schritt weit da - von und mit dem Abſatze gegen des hintern Fuſſes Schnelle zu ſtehen kommt, bringet unter waͤh - rendem Streichen den Leib allmaͤh - lig tieffer und tieffer, doch ſo, daß der Kopf mit dem vorn ſtehenden Fuſſe perpendicular zu ſtehen kommt, ſchlaͤget die Augen nieder auf die Erde, und richtet ſich beym Fortſetzen des andern Fuſſes wie - der in die erſte freye Poſitur in die Hoͤhe, und bringet zugleich die Arme auf die Seite. Die

Viſit-Reverenz, wobey die Vor - und Ruͤck-Reverenz zuſammen kommen, beruhet auf folgenden Anmerckungen: Man ſtreichet den letztern Schritt mit dem rech - ten Fuſſe auf dem Ballen vor, machet im Streichen mit dem Lei - be eine kleine Vorbeugung, und fuͤhret zugleich die rechte Hand entbloͤſſet nach dem Munde zu; Ferner tritt man, in voriger Poſi - tur liegen bleibend, mit dem lin - cken Beine bey Seite, beuget zugleich den Leib vollends nieder, ſtrecket die gegen den Mund ge - fuͤhrte rechte Hand zu der zuver - ehrenden Perſon ihren Knien, oder zu ihren Fuͤſſen niederwerts aus, und ſtreichet mit dem rechten FuſſeP p p 5dieRevdie ordentliche Hinter-Reverenz, iedoch anitzo, und ſo lange man gebogen lieget, gantz ſparſam von der Stelle. Alsdenn richtet man ſich wieder in die Hoͤhe, bringet zugleich den bisher langſam mar - ſchirenden rechten Fuß mit einem etwas friſchern Zuge voͤllig hinter dem lincken, und ziehet im Heben die geſtreckte rechte Hand nach ſich, und laͤſſet ſie natuͤrlich wieder auf die Seite fallen.

Bey dem Abſchiede ſtreichet man, um einen Anfang zum Ab - tritt und Weggehen zu machen, die Vor-Reverentz gerade gegen die vor ſich habende Perſon, tritt mit dem andern Beine ein wenig nach der Seite zu, wo man abge - hen will, bieget voͤllig, ziehet den zuerſt vorgeſtrichenen Fuß allmaͤh - lig nach, und gehet im Aufrich - ten hinten weg.

Bey der Reverenz beym Tan - tzen wird mit beyden Knien douce und nicht gar tieff gebogen, im Heben mit dem rechten Beine et - was zuruͤckgetreten, und mit dem lincken zuruͤckgeſtrichen, und ſo - denn verfahren, wie bey der Hin - ter-Reverenz gewieſen, auſſer daß man beym Aufrichten zugleich den rechten Fuß wieder mit von der Erde losgemachten Abſatz hoch auf die Spitze ziehet und ein we - nig ſtille haͤlt. Sodenn wird wie - der mit beyden Knien zugleich ge - bogen, und im Heben mit dem rechten Fuſſe hoch auf der Spitze vorwerts nach der lincken Seite zu geſtrichen, mit gebogenen Knien auf die Hacken getreten, dem Lei - be auf dem rechten die Bilanz ge - geben, im Heben der lincke an den rechten angelegt, und ſich auf des rechten Zehen ein Viertel von der Tour rechts umgedrehet, daß dasRevGeſicht zur rechten gerade gegen die Dame, als welche ſich ex op - poſito zur lincken ſchwinget, zu ſtehen kommt. Endlich wird da - ſelbſt abermal mit beyden Knien gebogen, im Heben mit dem lin - cken auf einer geraden Seiten - Linie aufwerts weggetreten, ſo daß Ferſe gegen Ferſe zu ſtehen kommt, iedennoch aber zwiſchen beyden eines Fuſſes lang Raum verbleibet, und alſofort bey der dritten Cadenz die andere Hinter - Reverenz, welche gegen die Dame geſchiehet, mit dem rechten Fuſſe zuruͤck geſtrichen. Uibrigens hat man bey allen Reverenzen auf den Ort, wo man iſt, zu ſehen, und ſonderlich gegen welche Perſonen man ſelbige machet, zu beobach - ten, und wie in allen Stuͤcken, ſein Judicium zu brauchen. Und weil auch dieſes Stuͤck des Cere - moniels ſeine Moden hat, muß man durch den Umgang geſchickter und erfahrner Leute zu lernen ſuchen, was fuͤr Arten und Gewohnheiten bey ihnen herrſchen.

Revers,

Jſt ein Terminus, ſo auf einem Voltigir-Pferde gemacht wird, wenn man ſich in den Sattel et - was lincks herumkehret, mit der lincken Hand an den Knopf, mit der rechten hinten am Sattel greif - fet, und ſo die Revers mit dem lincken Fuß macht, indem ſolche etliche mal um den Sattel gehet, und man zuletzt herunter ſpringt. Alſo wird auch die Gegen-Revers mit dem rechten Fuß gemacht, wenn man ſich im Sattel etwas rechtwerts kehret, mit der lincken Hand an den Knopf, und mit der rechten an den Sattel greifft, und ſo herunter voltigiret.

Revier,
Rev

Revier, ſ. Refier.

Reuß,

Das alte und weitlaͤuftige Ge - ſchlecht der Grafen Reuß von Plauen haben ihren Urſprung von den Grafen von Oſteroda am Hartze, von welchen Ecberti Ver - maͤhlung mit Jornanda, Tochter und Erbin Aribonis, Grafens zu Schwartzenberg und Gleißberg, Gelegenheit gegeben, daß ſie ih - ren beſtaͤndigen Sitz im Vogt - lande genommen. Henrici III, welcher Kayſers Friderici I Hof - Marſchall war, Gemahlin Bertha, Prinzeßin aus Caͤrnthen, fuͤhrte ihrem Vetter Kayſer Henrico VI zu Ehren ein, daß alle ihre Soͤh - ne und Nachkommen den Nah - men Heinrich fuͤhren ſollten, wel - ches Pactum familiæ noch bis itzo beobachtet wird, iedoch dergeſtalt, daß die aͤltere und juͤngere Linie, iede fuͤr ſich bis auf XXX zehlen, da ſie hernach mit dem Beynahmen der I wieder anheben; wiewol ſie bey der juͤngern Linie ſeit einigen Jah - ren uͤber 30 hinaus gezehlet haben. Den Nahmen Reuß ſollen ſie nach einigen daher bekom̃en haben, weil Henricus Junior, Stiffter der Plauiſchen Linie, und Stamm - Vater aller noch lebenden Reuſ - ſen, Brzetislai IV Hertzogs in Boͤhmen, und Mariæ gebohrner Prinzeßin aus Reußland, Toch - ter Mariam zur Mutter gehabt, weswegen der Vater den ohne Er - ben verſtorbenen mitlern Sohn den Boͤhmen, den juͤngern aber den Reuſſen genennet, welcher Nahme Reuß auf alle deſſen Nachkommen fortgepflantzet wor - den. Nach andern aber ſoll ge - dachter Henricus Junior ſelbſt den Nahmen Reuß eingefuͤhret ha -Reuben, zum ewigen Andencken ſei - ner Gefangenſchaft im gelobten Lande, da er einem Reußiſchen Kaufmanne als Sclave verkaufft worden. Dieſes alte und beruͤhm - te Haus hatte ſich ehedeſſen in 3 Linien vertheilet, nemlich in die Linie, welche ſich Herren im Vogt - lande zu Weida, ſodenn zu Gera und endlich zu Plauen nennete, von welchen die beyden erſteren erloſchen. Von den Enckeln der oberwehnten Berthæ hat Henri - cus Senior den Stamm der Burg - grafen zu Meiſſen, gedachter Hen - ricus Junior den Stamm der Gra - fen von Reuß aufgerichtet. Die - ſes Henrici Senioris Enckel Hen - ricus I, Vogt zu Plauen und Reichs-Hof-Richter, ward vom Kayſer Sigismundo zum Fuͤrſten des Reichs, Burggrafen zu Meiſſen und Grafen zu Harten - ſtein 1426 gemacht, ſeine Nach - kommen aber ſind 1572 mit Hen - rico VII abgegangen. Deſto er - wuͤnſchter bluͤhet der Stamm der Reuſſen in der zahlreichen Nach - kommenſchaft Henrici Junioris, welche gegen die Mitte des XVI Jahrhunderts ſich in die beyden Haupt-Linien, die aͤltere und juͤn - gere, vertheilet. Die aͤltere Haupt - Linie begreifft die Neben-Linien zu Ober-Graitz und Unter-Graitz, und die letztere wieder die Aeſte zu Burg, Unter-Graitz und Ro - thenthal unter ſich, von welchen die beyden Aeſte zu Burg und Rothenthal wieder erloſchen. Die juͤngere Haupt-Linie hat ſich in 3 Neben-Linien ausgebreitet, nem - lich in die zu Gera, Schlaitz und Lobenſtein. Die Schlaitziſche Neben-Linie floriret in den Aeſten zu Schlaitz und zu Koͤſteritz. Von der Lobenſteiniſchen aber ſind dieAeſteReuAeſte zu Lobenſtein und Ebersdorf abgeſtammet, und aus dem Loben - ſteiniſchen Aſt iſt wiederum der Zweig zu Selbitz hervorgeſproſſet. Dieſe Reichs-Grafen haben ihre Guͤter im Oſterlande und im Vogtlande, werden zu der Wet - terauiſchen Grafen-Banck gerech - net, und ſchrieben ſich vor Alters nur Voͤgte. Nachdem aber im 17 Jahrhundert ihr Grafen-Stand von einigen in Zweifel gezogen, und viele, welche nur kurtz vor - hero in den Grafen-Stand erho - ben worden, dem uralten Herren - Stande und hohen herrlichen Haͤuſern im Reiche vorgezogen werden wollten: So haben die ſaͤmmtlichen Grafen Reuſſen bey dem Kayſer Leopoldo um Erneue - rung des Graͤflichen Praͤdicats angehalten; womit ihnen auch ohne Bedencken gewillfahret, und denſelben in dem Kayſerlichen Patente vom 26 Aug. 1673 der Titel und Nahmen derer Reuſſen, Grafen und Herren von Plauen, Herren zu Graitz, Cranichfeld, Gera, Schlaitz und Lobenſtein ꝛc. gegeben, und daß ſie ieder im gan - tzen Roͤmiſchen Reiche alſo nen - nen und ſchreiben, auch ſie fuͤr rechtgebohrne Grafen halten ſolle. Sie fuͤhren im Wappen im ſchwartzen Felde einen guͤldenen Loͤwen als ihr Geſchlechts-Wap - pen, einen guͤldenen Kranich im ſilbernen Felde, wegen der erkauff - ten Herrſchafft Kranichfeld. Auf dieſem Wappen ſind 2offene Hel - me, der eine praͤſentiret einen ſchwartzen und weiſſen Hunde - Kopf; der andere aber hat einen Kranich von Gold, Silber und Roth Bandweiſe geſtreifft.

Reut-Kunſt,

Jſt eine ſolche edle Kunſt, dieReuzugleich den Reuter und das Pferd unterrichtet. Denn wie ſie den Reuter unterweiſet wohl zu ſitzen mit einer freyen und ungezwun - genen Poſitur, und ihm Mittel an die Hand giebt, Fauſt und Schenckel wohl zu fuͤhren, ſo ſe - tzet ſie auch, ſo viel moͤglich, ein Pferd in einen ſolchen Stand, daß es eine ſonderbare Geſchick - lichkeit erweiſet, die Huͤlffe wohl annimmt, die Strafe fuͤrchtet, den Schritt, Trab und Galop wohl erlernet, und hernach alle Lectiones und Schulen mit ſo guter Art machet, daß man ſich deſſen in Gefahr des Krieges, bey nothwendigem Gebrauch, und un - terweilen auch zur Parade, praͤch - tigen Aufzuͤgen und oͤffentlichen Schauſpielen bedienen kan.

Reut-Page,

Wird an Fuͤrſtlichen Hoͤfen der - jenige genannt, welcher von der Herrſchafft auf der Reut-Schule, die Reut-Kunſt ex profeſſo zu erlernen, gehalten, und folglich, wenn ihm das Gluͤck favoriſiret, gar zum Stallmeiſter gemacht, oder doch mit einem Officiers - Platz bey der Cavallerie accom - modiret wird. Er muß an eini - gen Hoͤfen immer zu Pferde um und bey der Herrſchafft ſeyn, wenn dieſelbe ausfaͤhret, ausreutet oder auf die Jagd gehet, hat am Trac - tament ſchon etwas mehr als andere Edel-Knaben zu genieſ - ſen.

Reut-Schule, Reut-Haus, Reut-Bahne,

Jſt ein wohl aptirter Ort, auf welchem die Pferde zugeritten, und diejenigen, welche das Reu - ten lernen wollen, abgerichtet wer -den.Rhaden. Sie ſind gemeiniglich be - deckt, alſo, daß man des Win - ters und im Regen trocken dar - auf reuten koͤnne, dabey aber doch auch mit einem ſchoͤnen, offe - nen, ebenen, und mit Sand an - gefuͤllten Platz unter freyem Him - mel verſehen, auf welchen bey gu - tem Wetter die Pferde zugeritten, getummelt, und die Scholaren im Reuten exerciret werden. Sonderlich hat man auf Acade - mien und an Hoͤfen koſtbare er - bauete Reut-Haͤuſer, die mit Ge - maͤhlden, Gaͤngen, auch groſſen Spiegeln verſehen ſeyn, in wel - chen zugleich ein oder mehr Car - rieres zu finden, auf welchen man nach den Kopf und Ring rennen, Carrouſel halten, und andere Rit - terliche Exercitia verrichten kan, worzu man viel Inſtrumenta der Equipage und Reutzeuge benoͤthi - get iſt; denn iedes unter ſeinen Nahmen zu ſuchen und zu finden iſt.

Rhapſodi,

Hieſſen die, ſo des Homeri Ge - dichte auf den Theatris recitirten, und zwar deswegen, weil ſie ῥάβδους oder Gerten dabey in der Hand hielten. Wenn ſie die Iliadem ge - ſungen, ſollen ſie roth, und bey der Odyſſea blau gekleidet gewe - ſen ſeyn.

Rhythmica,

Jſt die Abmeſſung und ordent - liche Einrichtung der Zeit und Bewegung in der melodiſchen Wiſſenſchafft, wie langſam oder geſchwind ſolche ſeyn ſoll, welche wir insgemein den Taet nennen. Die Ordnung dieſer Zeitmaaſſe iſt zweyerley Art: die erſte Art nennen die Frantzoſen la Meſure,Ribdie zweyte aber le Mouvement. Die Jtaliener heiſſen das erſte la Battuta den Tactſchlag, und das zweyte zeigen ſie gemeiniglich mit Beywoͤrtlein: Affettuoſo, con diſ - crezione, col ſpirito &c. an.

Rhythmopoeïa,

Jſt die Zuſammenfuͤgung und uͤbrige Einrichtung der Klang - Fuͤſſe in der Muſic, welche die Laͤnge und Kuͤrtze derſelben unter - ſuchet.

Rhythmus,

Jſt in der Proſodie eine gewiſſe Abmeſſung oder Abzehlung in An - ſehung derſelben Laͤnge und Kuͤrtze. Jn der Muſic iſt es die Abmeſ - ſung der Klaͤnge nach ihrer Laͤnge und Kuͤrtze. Denn was in der Dichtkunſt die Fuͤſſe, ſolches ſtel - len die Rhythmi in der Ton-Kunſt vor, daher ſie Klang-Fuͤſſe genen - net werden. Und derſelben hat die Muſic weit mehrere, als die Poeſie.

Ribatter,

Fortrutſchen oder nachſetzen, das iſt, wenn ein Pferd in Cour - betten ſich vorn erhebt, alsbald mit den hintern Fuͤſſen ribattiret oder nachſetzet, und hinten nicht zuruͤckbleibt, nachdem die vor - dern Fuͤſſe haben die Erde beruͤh - ret, durch vorgeſetzte und ordent - liche Wiederholungen.

Ribattuta,

Zuruͤckſchlagung, iſt ein muſi - caliſcher Zierath, welcher in einer punctirten und bedaͤchtlich abge - ſtoſſenen Umwechſelung zweener neben einander liegenden Klaͤnge beſtehet, dabey man immer auf den unterſten und laͤngſten, als einen Ruhe-Punct, wiederkehret und Fuß faſſet.

Ribe -
Rib

Ribeca, Rebec,

Bedeutet eine mit 3 Saiten be - zogene und Qvintenweiſe geſtimm - te Violin, womit man ehemals nebſt einer kleine Paucke Braut und Braͤutigam zur Kirchen be - gleitet. Jnsgemein verſtehet man eine Leyer oder Bauern-Geige darunter.

Ricercare,

Mit Fleiß ſuchen, unterſuchen, ob z. E. ein Jnſtrument geſtim - met ſey.

Ricercata,

Eine Præludien - oder Fantaiſie - Art, ſo auf der Orgel, Clavicym - bel, Theorbe ꝛc. geſpielet wird, wobey es ſcheinet, ob ſuche der Componiſt die Harmoniſchen Gaͤnge oder Entwuͤrfe, die er her - nach in den einzurichtenden Piecen anwenden wolle: Und ſolches ge - ſchehe ordentlicher Weiſe ex tem - poſe und ohne Vorbereitung, er - fodert demnach einen ſtarcken ha - bitum.

Ride, la Peau ride,

Heißt runtzelichte Haut, welche ſich befindet an einem alten Pfer - de auf beyden Seiten der Kinn - backen; wenn nun ſolche Haut angezogen wird, und lange run - tzelicht bleibet, bis es ſich wieder verziehet und eben wird, ſo iſt es ein gewiß Zeichen eines hohen Alters.

Ridicule,

Jſt ein fingirter Nahme eines Marſtalls-Pferds, welches im - mer allart und gewohnt ſtarck zu wiehern und gleichſam zu lachen, ſo auch von Beſchellern oͤffters geſchieht.

Rig

Riga,

Heißt bey den Jtalienern eine Horizontal-Linie, worauf man die muſicaliſchen Noten ſchrei - bet.

Rigabellum,

War bey den Jtalienern ein in Kirchen gebraͤuchliches muſicali - ſches Jnſtrument, ehe die Orgeln bekandt worden.

Rigaudon,

Ein aus gerader Menſur und 3 oder 4 Repriſen beſtehender lu - ſtiger Tantz, welcher im Aufſchlag anhebt, und deſſen 3te Repriſe gantz kurtz und ſpashaft zu ſeyn pfleget, auch gleichſam eine Pa - rentheſin vorſtellen muß, als ob dieſer Abſatz gar nicht zum Haupt - Vortrage gehoͤre, ſondern nur ſo ohngefehr darzwiſchen komme; weßwegen er auch die Tieffe des Klanges und keinen rechten Schluß liebet, damit das folgen - de deſto friſcher ins Gehoͤr falle. Er wird nicht nur zum Tantzen, ſondern auch zum Spielen und Singen gebraucht. Seine Me - lodie iſt die artigſte unter allen, und beſtehet in einem angenehmen und etwas taͤndelnden Schertze. Von den Jtalienern wird er oft zu Schluß-Choͤren in Dramati - ſchen Sachen; von den Frantzo - ſen aber zu abſonderlichen Oden und ergoͤtzlichen Arietten ge - braucht. Dieſe Tantz-Melodie hieß ehemals bey den Jtalienern nur Rigo, welches einen Fluß oder Strom bedeutet, und iſt bey den Seeleuten nicht fremde. Der Rigaudon koͤmmt, wie Ri - chelet meldet, aus der Provence her. Er iſt ein Zwitter, aus der Gavote und Bourrée zuſammen -geſetzt,Ringeſetzt, und mag nicht unfuͤglich eine drey - oder vierfache Bourrée heiſſen: Doch ſind die Umſtaͤnde und Foͤrmelgen, die Eintheilung, der Umfang und die Abwechſe - lung, gantz anders beſchaffen.

Ringen, Certare, Combattre,

War eine Art eines gewiſſen Kampfs bey den Griechen, zu welchen ſich dergleichen Leute zu - vor wohl bereiteten, ſich auch ſon - derbarer Speiſe bedieneten, daß ſie groß und ſtarck wurden, zur Zeit des Streits aber hielten ſie ſich ſehr maͤßig, damit ſie nicht in ihrem Kampfe verhindert wuͤr - den.

Ring-Rennen,

Ein Adeliches und Ritterliches Exercitium, ſo an ſtat der alten Thurniere aufgekommen, als bey welchen allzuviel Gefaͤhrlichkeit war, wenn einer ungeſtuͤm aus dem Sattel gehoben, und ihm Arm und Bein zerknicket wurden. Ein Cavalier, welcher nach den Ring rennet, ſoll, wenn er ietzt die Lanze in die Hand nimmt, ſol - che anfangs auf das rechte Knie ſetzen, die Spitze nach des Pfer - des lincken Ohr ſencken, und gu - ter Grace wegen, den rechten El - lenbogen etwas luͤfften, und ſo bis zur Carriere reuten. Wenn ſich alsdenn das Pferd in den Galop ſetzet, und anſprengt, ſo macht er die Levée, und hebet den Arm mehr in die Hoͤhe, und dre - het die Lanze mit einer kleinen Tour de poignet herum, haͤlt auch denſelben ſo lang in der Lufft, bis das Pferd von der Volte auf die Linie kommt; alsdenn muß er, wiewol allgemach, einlegen, und gantz ſacht die Lantze von obenRinherunter ſincken laſſen, und zuſe - hen, ob er den Ring hinweg neh - men kan. Hat er ihn dann be - kommen oder nicht, ſo laͤßt er den Arm mit ſamt der Lantze abermal ſincken, und hebt ihn erſtlich in der Parade wieder in die Hoͤhe und an die vorige Stelle, und dieſes nennet man die erſte Levée, oder Levée ſimple avec un temps. Die andere wird um beſſerer Grace willen mit 3 Tempi gemacht, als erſtlich wie zuvor, avec le premier temps, ein wenig in die Hoͤhe, dar - nach laͤſt man die Lanze wieder ſincken, und kommt hernach erſt wieder in die Hoͤhe, iedoch mit einer ſolchen Tour, wie zuvor ge - ſagt worden. Wenn das nun ge - ſchieht, ſo giebt man eben den Cours wie zuvor, und parirt auch ſo. Die dritte Levée macht man mit 4 Tempi, als erſtlich in die Hoͤhe, wieder herunter, drittens vom Leibe ab, und viertens erſt wieder in die Hoͤhe, und alsdenn erſtlich eingelegt, das Tempo aber muß man ein, zwey, dreymal mar - quiren; das Pferd muß man auch ſchnell, bis zu Ende der Carriere lauffen laſſen; Mit ein oder ein paar Courbetten wird der Cours vol - lendet. Daß die Kolbe von der Lanze aber keinesweges weder den Arm noch den Leib beruͤhre, muß man ſolche wohl darzwiſchen in der Mitte und im Gewichte haben, ſonſten wackelt die Lanze, und wird das Treffen verhindert. Jn dem Lauff muß man auch den Arm nicht ausſtrecken, ſondern den Ellenbogen luͤftig und gebo - gen zuruͤcke halten, und die Spitze der Lanze heben, die Kolbe ſen - cken, die rechte Achſel vor, und die lincke zuruͤcke halten, alsdenn kommt der Leib gerade, und na -tuͤrlichRintuͤrlich. Zielen muß man zwar, aber nicht als wenn man Enten ſchieſſen wolte, oder mit einem Auge blintzeln; den Kopf muß man unter dem Ring (wie es viele thun) auch nicht buͤcken, ſondern denſelben aufrecht in die Hoͤhe hal - ten, und den Ring alſo adjuſti - ren, daß er den Hut nicht beruͤh - ren kan. Alles ſolches muß nun ein Ring-Renner obſerviren, auch dergeſtalt den Cours vollen - den, und in der Parade ein wenig ſtille halten, ſich alsdenn wieder nach ſeinem Platz hin rangiren; kan er auch die Lanze ein oder et - liche mal in einem Cours uͤber den Kopf ſchwingen, und um die Hand werffen, wird er ſich noch mehr Anſehen machen. Zuerſt aber, ehe man das rechte Tempo kriegt, ſehe einer ſich wohl vor, denn es iſt fuͤr Reuter und Pferd eine gefaͤhrliche Sache, darum ſtehet zu rathen, daß man ſie erſt zu Fuſſe auf allerhand Art und Weiſe werffen lerne.

Rinnen,

Sind leichte Garne, damit die Raub-Voͤgel gefangen werden. Sie ſind ohngefehr fuͤnf bis ſechs und funfzig Maſchen lang, und 17 bis 18 hoch, von gantz ſubtilen und feſten Zwirn uͤber einen Ha - ſen-Garns-Stock geſtricket, um und um an ſtat des Saͤumgens, ſo ſonſt in die andern Garne ge - hoͤret, eingeboͤrtelt, und mit ei - ner Erd-Farbe gefaͤrbet, damit es der Raub-Vogel von ferne nicht ſehen kan. Dieſer Netze werden unterſchiedliche auf vier hohe Schwing-Gerten, dergleichen ſonſt zu den Fiſch-Angeln gebrau - chet werden, gar leiſe in eine un - ter ſich geſchnittene Kerbe, daßRinman kaum das Holtz an der Scha - le zerſchneide, aufgehaͤngt. Jn dem mittlern Platz dieſer Rinnen wird eine Taube oder ein weiſſes Hun angepfloͤcket; ſo bald nun der Raub-Vogel darauf ſtoſſen will, verwirret er ſich entweder inner - oder auſſerhalb der Netze dermaſſen, daß es groſſe Muͤhe giebt, ſolchen heraus zu nehmen. Diß Garn wird recht ins gevier - te geſtellet; es pflegen ſich aber meiſtentheils junge und gar ſelten alte Voͤgel darinnen zu fangen.

Ripieno,

Choro pieno iſt ein Terminus in der Muſic, welcher bedeutet, daß das voͤllige Chor anſtimmen ſoll. Es wird oͤfters nur durch ein R. angedeutet; auch als ein Stimm - Titel gebraucht, und auf diejeni - gen Stimmen geſchrieben, welche nur zur Verſtaͤrckung und Aus - fuͤllung einer Muſic dienen.

Ripoſta, v. Riſpoſta.

Ripreſa,

Das Wiederholungs-Zeichen, iſt entweder das groſſe, welches entweder in 2 Perpendicular-Stri - chen eingeſchloſſene, und in den Spatiis eines Syſtematis geſetzte Puncte ſind, oder alſo: ||: gemacht wird; das kleine Wiederholungs - Zeichen aber ſiehet alſo oder aus. Die groſſe Ripreſa bedeutet, es ſolle alles, was bis dahin geſun - gen oder geſpielet worden, wieder - holet werden, ſowol wenn es beym Anfange oder am Ende ei - nes Stuͤckes ſich befindet. Wenn die 2 Puncte auf beyden Seiten der 2 Perpendicular-Strichlein ſtehen, ſo wollen einige, daß es die Wiederholung des vorherge - henden oder nachfolgenden anzei -ge;Rirge; ſtehen die Puncte aber zur lincken Hand: ||, ſo habe die Wie - derholung des vorhergehenden ſtat, und wenn ſie zur rechten Hand befindlich ||:, daß alsdenn die Repetition des folgenden intimi - ret werde. Die kleine Ripreſa zeiget an, es ſollen nur etliche und zwar die letztern Tacte aus einer gewiſſen Ripreſa wiederholet wer - den: ſie wird uͤber oder unter die Noten, bey welchen die Repeti - tion anhebt, gezeichnet.

Rire, la Riſée,

Das Lachen; die lachende oder wiehernde Stimme iſt eine Haupt - Eigenſchafft und hoͤchſte Zierde eines edlen Pferds, daraus deſſen Geſundheit, Wohlſtand und fri - ſcher Muth, auch ein Verlangen nach ſeiner Geſellſchafft abzuneh - men iſt, welches in der Liebhaber Ohren ein Plaiſir erwecket, weil die Pferde dadurch auf ihre Art gleichſam mit einander ſprechen, ſich gruͤſſen und antworten; bey den verzagten Reutern aber erreget das Wiehern ein Schrecken und Furcht.

Riſentito,

Wird in der Muſic gebraucht, und heißt auf eine lebhaft-aus - druckende Art, ſo man verſtehen und deutlich vernehmen kan.

Riſpoſta, Reponſe,

Eine Antwort. Jn Fugen und fugirten Sachen wird derjenige Nachſatz figuͤrlich genennet, wel - cher auf den Vorſatz folget, und denſelben gleichſam beantwortet; Deutſch heiſſet es der Wieder - ſchlag, Lateiniſch Repercuſſio: Bey einem Dialogo iſt es die ant - wortende Stimme oder der ant - wortende Chor.

Rit

Riſpoſte d un cheval cha - toüilleux,

Jſt der Gegenſtoß oder die Be - wegung, welche ein kuͤtzelichtes Pferd thut, ſich zu widerſetzen und zu raͤchen, wenn es auf ie - den Sporn-Streich hinten aus - ſchlaͤgt oder nach den Schenckel des Reuters beiſt, ſtrampfet, mit der Gruppa ein - oder ausfaͤllt, und allerhand Unordnungen begehet; diß muß man eine Zeitlang ohne Sporn reuten, und ihm die Ta - lons und platten Schenckel ange - woͤhnen, auch in Seiten mit war - mem Lein-Oel oͤfters ſchmieren, ſo den uͤbermaͤßigen Kuͤtzel be - nimmt.

Riſvegliato,

Wird in der Muſic gebraucht, wenn man, da vorhero matther - tzig und ſchlaͤfrig geſungen worden, den Tact und das Mouvement auf einmal gleichſam erwecket, in - dem man beyde munterer und froͤ - licher giebt. Dieſes kommt auf das Judicium des Componiſten und Auffuͤhrers eines muſicali - ſchen Stuͤckes an, als welche hier - inne auf die verſchiedene Ausdruͤ - cke, ſo die Worte erfodern, ſehen muͤſſen.

Ritornello,

Hat von ritornare ſeinen Nah - men, weil ſie wieder umkehret, und ſowol vor als nach einer Sing-Arie ſich hoͤren laͤſſet, und iſt eine kurtze von Jnſtrumenten zumachende Wiederholung, nicht eben einer voͤlligen vorher geſun - genen, oder zu ſingenden Arie, zu - mal wenn dieſe etwas lang aus - gefuͤhret iſt, ſondern nur einer oder etlicher Clauſeln aus derſel - ben. Ritornelli heiſſen auch dieRitter-Lexic. Q q qJn -RitJnſtrumental-Moduli, welche an einer mit Jnſtrumenten beſetzten Sing-Arie ſowol den Anfang als das Ende ausmachen, und ſo genau mit derſelben verknuͤpft ſind, daß ſie a corpore cantionis, nicht abgeſondert, ſondern entwe - der voͤllig ausgeſchrieben, oder vom Anfange wiederholet werden muͤſſen.

Rittel-Geyer, ſ. Geyer.

Ritter,

Lat. Eques, Miles, Frantzoͤſiſch Chevalier, Jtalieniſch Cavallero, Engliſch Knight, iſt ein Ehren - Nahme, ſo faſt bey allen Natio - nen dem Adel wegen ſeiner Ver - dienſte gegeben wird. Sie ſind entweder gebohrne oder geſchlage - ne, oder creirte Ordens-Ritter. Die gebohrne Ritter ſind Leute von altem untadelichen Adel, ſo zum wenigſten vierſchildige Ahnen von Vater und Mutter aufwei - ſen koͤnnen, und den Titel Hoch - Edelgebohrne Ritter und Herren fuͤhren. Wiewol man ſonſt im Sprichwort ſaget, daß ein Edel - mann gebohren, ein Ritter aber gemacht werde. Jn Franckreich hat man im Brauch, die Cadet - ten und natuͤrlichen Soͤhne derer Fuͤrſten vom Gebluͤte insgemein Chevaliers oder Ritter zu nennen, z. E. der Chevalier du Bourbon, de Lorraine, de Longueville &c. Von den alten Roͤmiſchen Rit - tern iſt oben unter Equites aus - fuͤhrlich gehandelt.

Ritter, (geſchlagene)

Lat. Equites ritu veteri ſtricti gladii percuſſu creati, ſind zweyer - ley: Entweder ſie ſind von Kayſern und Koͤnigen an ihren Croͤnungs - und Vermaͤhlungs-Tagen geſchla -Ritgen, und zugleich mit den guͤlde - nen Sporen beehret worden, wo - von ſie Equites Aurati heiſſen, zu welcher Claſſe vielmals Leute ge - langen, die eben nicht von alter Adelichen Geburt, und mehr von der Feder, als dem Degen beruͤhmt ſind. Oder ſie werden von den andern renommirten Rittern, wie auch von Biſchoͤffen und Geiſtli - chen zu Rittern geſchlagen, weſ - ſentwegen ſie Milites heiſſen, wel - ches ehemals die eigentliche, un - ter den Soldaten und dem Adel hoͤchſt angeſehene Ritterliche Wuͤr - de war, deren ſich auch Kayſer, Koͤnige und Fuͤrſten nicht geſchaͤ - met. Alſo findet man, daß Fran - ciſcus I Koͤnig in Franckreich von ſeinem Unterthan Petro Terraile, Herrn von Bagard, vor der Schlacht bey Melignac, ſich zum Ritter ſchlagen ließ. So wurde auch Henricus II von dem Mare - chal de Biſiens, Eduardus IV in Engelland vom Grafen von De - vonshire, Henricus VII vom Gra - fen von Arondel, und Eduardus VI vom Hertzog von Sommerſet, ſo alle ihre Unterthanen, zu Rit - tern geſchlagen. Dergleichen Ritter haben in ihrem Eid unter andern die Formel, daß ſie den Tod nicht fuͤrchten, auch Witt - wen und Wayſen beſchirmen wol - len, da wo ſie es zu beſchirmen ge - buͤhret. Aus dieſer Claſſe ſind diejenigen Ritter, ſo ſich auf Tur - nier-Spielen und Speer-Brechen in gantzer Ruͤſtung, doch mit un - bekannten Nahmen, oͤfters ſehr wohl gehalten, und andere in Schlachten auf ein ernſtes Ste - chen ausgefodert. Jngleichen die irrende Ritter, les Avanturiers, die ſolcherley Turnieren erpreſſe nachgezogen, und allerhandAben -RitAbentheuer in der Welt geſucht, von welchen die alten Romainen oder Liebes - und Helden-Geſchichte angefuͤllet ſtehen. Ein ſolcher ge - ſchlagener Ritter war ohnfehlbar vom Adel, oder paßirte doch we - gen ſeiner eigenen hohen Verdien - ſte iederzeit dafuͤr: aber ein ieder Edelmann iſt eben nicht ein Rit - ter. Ein ſolcher Ritter oder Mi - les, hatte gemeiniglich zwey Ar - migeros, oder Schild-Knaben bey ſich, die noch unter ihm ſtun - den und ihn begleiteten. Er be - ſaß auch ſolche Lehns-Guͤter, wo - durch er verbunden war, dem Koͤ - nige oder Landes-Herrn als Sol - dat ins Feld aufzuſitzen, und Kriegs-Dienſte zu leiſten, dahero man in den alten Diplomatibus und Krieges-Beſchreibungen ſehr offt das Wort Miles oder Rit - ter in dieſem Verſtande findet. Gleichwie nun ein Ritter den an - dern zu ſolcher Wuͤrde nach Be - ſchaffenheit der Meriten erhub, alſo hat ein iedwedes Land im Ritterſchlagen ſeine beſondere Gebraͤuche gehabt, und wenn die Geiſtlichkeit ſich dergleichen unter - fieng, wie vornemlich bey den Creutzfahrten nach dem gelobten Lande geſchehen, ſo muſte der Candidatus zuerſt beichten, die gantze Nacht im Gebet verharren, ſein Schwerdt auf dem Altar opffern, Meſſe daruͤber leſen, und es durch den Prieſter ſegnen laſ - ſen. Alsdenn wurde ihm ſolches mit einem Gehaͤnge, ſo von der rechten Schulter nach der lincken Huͤfte zugieng, angehangen, und er nach verrichteter Communion und geleiſtetem Eide fuͤr einen aufrichtigen Ritter gehalten. Der gewoͤhnlichſte Gebrauch aber zu Conferirung ſolcher RitterlichenRitWuͤrde war gemeiniglich vor der Schlacht, und wenn ſich die Rit - ter wohl gehalten, wurden ſie bey der Heimreiſe von ihrem Lan - des-Herrn mit Lehns-Guͤtern be - ſchencket. Solches machte die Fuͤrſten arm. Daher fiengen ſie an, auf Ritterliche Ordens-Zei - chen zu gedencken, die eben ſo groß von Hochachtung, aber nicht ſo reich von Einkuͤnfften, als die Lehns-Guͤter waren.

Sothane Ordens-Ritter oder Rit - terliche Orden werden in Geiſtli - che und Weltliche eingetheilet, Lat. Ordines equeſtres, religioſi ſeu ſeculares. Beyde ſind eine aus hohem und niedrigen Adel beſtehende Geſellſchafft, ſo von geiſt - und weltlichen Potentaten entweder zu Beſchuͤtzung des Chriſtlichen Glaubens und Be - ſtreitung der Unglaͤubigen, oder zu Ausbreitung der Tapfferkeit, Belohnung der Treue, ingleichen zur Unterhaltung der Eintracht, und Vermehrung des Ruhms gewiſſer Nationen, geſtifftet wor - den.

Ritter des ſchwartzen Adlers, v. Equites Aquilæ nigræ.

Ritter vom weiſſen Adler in Pohlen, v. Equites Aquilæ albæ.

Ritter des weiſſen Adlers,

Ordo Diſciplinæ ſen Aquilæ al - , auch der Diſciplinen-Orden genennet, iſt von den Oeſterrei - chiſchen Hertzogen geſtifftet wor - den, und haben die Ritter einen weiſſen Adler uͤber dem Kleide ge - tragen, ſind auch verbunden ge - weſen, fuͤr die Religion zu fech - ten.

Q q q 2Rit -
Rit

Ritter von Alcantara in Spa - nien, v. Equites Alcanta - renſes.

Ritter vom S. Alexander - Orden, v. Equites Ale - xandri in Ruſſia.

Ritter vom Amaranthen - Orden in Schweden,

Ordo Amaranthinus, iſt Anno 1653 von der Koͤnigin Chriſtina, dem Spaniſchen Geſandten Don Antonio Pimentel zu Ehren einge - ſetzet. Den Titel von den Ama - ranthen bekam er daher, weil die Koͤnigin ſolchen Nahmen kurtz vorher bey einer angeſtellten Schaͤfferey gefuͤhret, und Don Pimentel war der erſte, den ſie da - mit beehrte. Das Ordens-Zei - chen war ein Feuer-farben Band, woran ein guͤldener Ring mit Schmeltz gezieret hieng, in wel - chem zwey umgekehrte AA in ein - ander geſchrencket zu ſehen. Das Wahl-Wort war: Semper idem, und der Eid der neuen Ritter be - ſtund unter andern darinnen, daß diejenigen, ſo bey der Zeit des Eintrits in den Orden unverehli - get geweſen, im ledigen Stande bleiben, die andern aber nach ih - rer Gemahlinnen Tode ſich nicht wiederum verheyrathen ſolten. Kurtz nach Aufrichtung dieſes Ordens ließ die Koͤnigin auch ei - ne trefliche reich geſtickte Schaͤr - pe verfertigen, in welcher das ge - doppelte AA. auf obbeſchriebene Maaſſe vielfaͤltig gebildet war, mit der Beyſchrift: Dolce nella Memoria, und ſobald ſelbige fer - tig, wurden ſie dem Pimentel zum Praͤſent uͤberſchickt.

Rit

Ritter des Ordens der hei - ligen Ampullæ,

Ordo ſacræ Ampullæ, ſoll zum Gedaͤchtniß derjenigen mit Oel gefuͤlleten Flaſche, ſo eine Taube im Jahr 499 bey der Tauffe Clo - dovei I in Franckreich zu Rheims vom Himmel ſoll gebracht haben, von gemeldetem Koͤnige geſtifftet worden ſeyn, und war das Ordens - Zeichen ein golden Creutz mit Sil - ber emaillirt, woran eine Taube mit einem Flaͤſchgen im Schna - bel hieng.

Ritter von S. Andreas, v. Equites S. Andreæ.

Ritter vom S. Annen-Or - den, v. Equites S. Annæ.

Ritter der Annonciata in Sa - voyen, v. Equites Annun - tiationis.

Ritter des Bades, v. Equi - tes Balnei.

Ritter de la Banda,

Oder von der rothen Binde, Equites faſciæ rubræ, ſo Koͤnig Alphonſum XI in Arragonien 1330 zum Stiffter haben, und nach der Zeit eingegangen. Sie tru - gen eine rothe Binde, ſo uͤber die lincke Schulter nach der rechten Huͤffte hieng, hatten ziemlich ſcharffe Regeln, und wurde nie - mand als die vom Adel damit be - ehret, welche iedoch muſten zehn Jahr bey Hof geweſen ſeyn, oder ſo lange wider die Mohren gedie - net haben.

Ritter von rothen Bande, v. Equites S. Andreæ in Ruſſia.

Ritter vom weiſſen Bande, v. Equites Danebrogici.

Ritter
Rit

Ritter von Calatrava, v. Equites Calatravenſes.

Ritter de la Calza zu Ve - nedig,

Societas, cui Ocrea auro gem - misque ornata ſymboli loco fuit, ſo um das Jahr 1400 aufkommen, ſind eine Geſellſchafft von unter - ſchiedlichen Edelleuten geweſen, die unter ſich ſelbſt ein Haupt er - wehlet, und die Unterrichtung der Jugend in Kriegs-Exercitien zu ih - rem Zweck gehabt, auch zu ihrem Ordens-Zeichen einen von Gold ge - ſtickten, und mit Edelgeſteinen be - ſetzten Calza, oder Stiefel bald an dem rechten bald an dem lin - cken Fuß getragen.

Ritter des S Catharinen - Ordens in Rußland,

Ordo divæ Catharinæ, iſt Anno 1714 von der Czaarin Catharina zum Andencken der am Fluſſe Pruth Anno 1711 mit denen Tuͤr - cken gehaltenen groſſen Schlacht geſtifftet worden. Denn als die Czaarin ihrem Gemahl aus groſ - ſer Liebe nach dem Fluß Pruth folgete, und die gantze Armee nebſt beyden Majeſtaͤten in groͤ - ſter Noth waren, hatte ſie einen Courier an den Groß-Vezier ge - ſandt, und ihm groſſe Geld - Summen verſprochen, welche ſie auch hernach bezahlet, wenn er ſich mit dem Czaar in Friedens - Tractaten einlaſſen wolte. Wie nun der Groß-Vezier ſolcher Bitte ſtat gegeben, und darauf der Friede geſchloſſen wurde, ſchickte der Groß-Vezier Depu - tirte ins Rußiſche Lager, und trug denenſelben unter andern auf, die Czaarin zu erſuchen, ſich denenſelben ſehen zu laſſen, weilRiter an ihrer Gegenwart zweiffelte, und daß ſich ein Frauenzimmer aus Liebe zu ihrem Gemahl in ſolche Gefahr begeben koͤnte. Zu deſſen Andencken hat dem Czaar beliebet, daß ſeine Gemahlin die - ſen Orden einſetzen ſolte. Das Ordens-Zeichen iſt ein rothes von der heiligen Catharina umfaßtes Creutz an einem Ponceau mit ſil - bernen ſchmalen Borten eingefaß - ten Bande, darinne der Nahme S. Catharina, mit der Beyſchrift: Pro fide & Patria: d. i. Aus Liebe und Treu vors Vaterland, und wird dieſer Orden dem vornehm - ſten Frauenzimmer beygeleget.

Ritter der H. Catharinaͤ auf dem Berg Sinai, v. Equi - tes divæ Catharinæ in monte Sinai.

Ritter Chriſti in Portugall, v. Equites Chriſti.

Ritter der Chriſtlichen Mi - litz, v. Equites Chriſtianæ Militiæ.

Ritter der Chriſtlichen Liebe,

Ordo Chriſtianæ Charitatis, dieſen hat in Franckreich Koͤnig Heinrich der III zum Unterhalt verarmter Officiers und gelaͤhmter Solda - ten aufgerichtet, und trugen die Ritter ein Ancker-Creutz, ſo auf weiſſen Atlas geſtickt, mit blauer Seiden bordirt geweſen, und in deſſen Mitte eine Raute von blauen Taffent mit einer guͤldenen Linie ſtunde, nebſt den Worten: Pour avoir bien ſervi. Nach der Zeit iſt das Hoſpital de la Charité Chretienne in der Vorſtadt Mar - cel zu Paris daraus entſtanden.

Q q q 3Ritter
Rit

Ritter des Concordien - Ordens

Ordo Concordiæ, welchen der Durchlauchtigſte Marckgraf Herr Chriſtian Ernſt von Bayreuth, auf ſeiner Peregrination 1660 zu Bourdeaux in Franckreich geſtiff - tet. Das Ordens-Zeichen war ein Creutz von Diamanten in Gold gefaſſet, mitten darinne eine guͤl - dene Platte, auf deren einer Sei - ten 2 durch 2 guͤldene Kronen ge - ſteckte Oel-Zweige, in Form eines Creutzes nebſt einem daruͤber ge - ſetzten Fuͤrſten-Hut ſich ſchlieſſen. Zwiſchen beyden Cronen ſtehet das Wort Concordant, auf der an - dern aber der Nahme des Durchl. Stifters unter einem Fuͤrſten-Hut, daruͤber das Jahr und der Tag der Stifftung auf ſolche Art:

d. 15 Jun. 1660. C. E. M. Z. B.

Ritter des Creutz-Ordens mit dem rothen Sterne, v. Equites ord. Crucis cum rubra Stella.

Ritter vom Danebrog, v. Equites Danebrogici.

Ritter des Deutſchen Or - dens, v. Equites Crucigeri Teutonici Ordinis.

Ritter der Deutſchen Red - lichkeit,

Ordo Germanæ Fidei, welchen Orden Hertzog Friedrich IX zu Sachſen-Gotha 1690 aufgerich - tet. Das Bruſt-Schild der Or - dens-Genoſſen zeiget auf der ei - nen Seite den Fuͤrſtlichen Nah - mens-Buchſtaben F. auf der an - dern zwey in einander geſchraͤnckte Haͤnde, mit der Uiberſchrifft: Fe - liciter & Conſtanter.

Ritter von der Diſtel,

Lat. Equites a Cardui ſigno no -Ritmen adepti, ſo Ludwig der II Her - tzog von Bourbon, an ſeinem Vermaͤhlungs-Tage 1370 geſtiff - tet, und deren 26 an der Zahl wa - ren, trugen an einer goldenen aus Rauten beſtehenden Kette, in wel - cher das Wort Eſperance zwey - mal eingeflochten war, ein golde - nes Oval, in welchem die Mut - ter Gottes ſtund, mit Sonnen - Strahlen umgeben, und mit ei - nem halben Mond zu ihren Fuͤſ - ſen, daran unten ein Diſtel-Kopf hienge.

Ritter vom Elephanten, v. Equites ordinis Elephantini.

Ritter des Erloͤſers,

Oder des heiligen Blutes zu Mantua, Lat. Ordo Redemptoris ſeu ſanguinis Chriſti, hat ſeinen Urſprung 1608 von Vincentio, dem Hertzoge von Mantua ge - nommen, und iſt das Ordens - Zeichen ein Band von guͤldenen Ovalen, mit kleinen guͤldenen Ringen zuſammen geknuͤpffet, und mit Schmeltzwerck in Geſtalt der Feuer-Flammen gezieret. Jn den Oval-Figuren ſtehen die Worte: Domine probaſti me. Unten an der Ordens-Kette haͤnget eine Oval-Figur, welche zwey Engel vorſtellet, die mit ihren Haͤnden eine guͤldene mit Cryſtall-Glas verwahrte Monſtrantz halten, in welcher drey Bluts-Tropffen Chriſti, die man in Mantua zu haben, vorgiebet, befindlich ſind, nebſt der Uiberſchrifft: Nihil iſto triſte recepto. Die Zahl dieſer Ritter iſt 20, und der Hertzog zu Mantua war ihr Haupt, welcher jaͤhrlich das Ordens-Feſt in der Dom-Kirche zu Mantua cele - brirete.

Ritter
Rit

Ritter de la Fidelité,

Den Orden der Treue, hat So - phia Magdalena, Koͤnigin von Daͤnemarck, zum Andencken ihrer am 7 Aug. 1722 geſchehenen Ver - maͤhlung, am 7 Aug. 1732 neu ge - ſtiftet. Selbiger beſtehet in einem guͤldenen weiß-emaillirten Creutz, welches auf allen vier Ecken mit Koͤnigl. Kronen gezieret, und an einen bleumouranten gewaͤſſerten Band mit ſil bernen Rande auf der lincken Bruſt getragen wird. Jn dem rechten Felde dieſes Creutzes iſt oben der Nordiſche Loͤwe vorgeſtel - let, und unten der Preuß. Adler, zur lincken ſtehet der Preußiſche Ad - ler oben, und der Nordiſche Loͤwe unten. Jn der Mitte aber befindet ſich des Koͤnigs und der Koͤnigin Nahme en Chiffre mit einer Koͤ - nigl. Krone in einem blauen Fel - de. Auf der andern Seite iſt die - ſe Inſcription zu leſen: In Feli - ciſſimæ Unionis Memoriam. Es werden auch Dames mit dieſem Orden begnadiget.

Ritter wider das Fluchen,

Der von den Saͤchſiſchen Her - tzogen Friedrich Wilhelm und Johannes Anno 1590 zu Weymar aufgerichtete Orden wider das Fluchen und ſchandbare Worte, Lat. Vitandarum exſecrationum ſcurrilitatisque cohibendæ cauſa Vinariæ ſociati, wiewol die Her - ren Stiffter ſelbigen in dem hier - uͤber ausgefertigten Diplomate nur eine Bruͤderſchafft nennen, und den Geſellſchafftern einen des - halber geſchlagenen guͤldenen Gro - ſchen gegeben, den ſie des Tages uͤber an den Hals zum Andencken gehangen.

Rit

Ritter vom Fluͤgel S. Michaelis,

Lat. Equites alam St. Michaelis pro inſigni geſtantes, in Portu - gall, fuͤhrten zum Ordens-Zei - chen einen Purpur-farbenen mit Strahlen umgebenen Engels-Fluͤ - gel, und wurden wider die Mau - ren angeordnet, ſind aber ietzt nicht mehr im Schwange.

Ritter des Ordens guter Freundſchafft,

Zwiſchen Chur-Sachſen und Chur-Brandenburg, Lat. Ordo amicitiæ non fucatæ, iſt eine Er - findung des Durchlauchtigſten Churfuͤrſtens Johannis Georgii IV zu Sachſen, als ihm der da - mahlige Churfuͤrſt zu Branden - burg Fridericus III Anno 1692 zu Torgau eine Viſite gegeben. Das Ordens-Zeichen war ein guͤlden Braſelet, auf deſſen einer Seite ſtunden beyder Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeiten Nahmen mit der Beyſchrift: Amitié ſincere. Auf der andern zwey zuſammen geſchloſſene Haͤnde, darunter zwey Creutz-weiſe liegende Schwerdter, und auf gleiche Art geſchrenckte zwey Palmen-Zweige mit den Worten: Unis pour jamais.

Ritter des Heil. Geiſtes-Or - dens, v. Equites Gallici Spiritus S.

Ritter von S. George in Bayern, v. Equites Georgiani Defenſorum immaculatæ conceptionis B. M. V.

Ritter des guͤldenen Vlieſſes, v. Equites aurei Velleris.

Q q q 4Ritter
Rit

Ritter des Hahnes und des Hundes,

Ordo a Gallo & Cane nomen ſortitus, hat der Hertzog Carl von Montmorency ſeiner Gemahlin Jeanne de Roucy, welche in ih - rem Wappen 4 Hirſche gefuͤhret, zu Liebe geſtifftet, und ſoll die Or - dens-Kette aus Hirſch-Koͤpffen beſtanden haben, an welcher eine guͤldene das Gepraͤge eines Hun - des fuͤhrende Muͤntze gehangen.

Ritter S. Heinrichs, v. Equites divi Heinrici.

Ritter des Hermelins,

Soll Koͤnig Ferdinand I von Neapolis ums Jahr 1463 wider den Printzen von Roſſano, der ſich wider ihn empoͤret, aufge - bracht, und ihnen zum Kleinod ein Hermelin an einer guͤldenen Kette zugeeignet haben, nebſt den Worten: Malo mori, quam foe - dari.

Ritter des guͤldenen Hir - ſches,

Den Orden des guͤldenen Hir - ſches, Lat. Ordo cervi aurei ge - nennet, hat der letzte Schleſiſche Piaſtiſche Hertzog, George Wil - helm zur Liegnitz, Brieg und Wo - lau, den 23 Aug. An. 1672 bey ei - ner Jaͤger-Luſt im Thier-Garten bey Brieg aufgerichtet. Das Ordens-Kleinod war ein von Gold geſchlagenes Eichen-Blat, auf deſſen einer Seite ein Hirſch, auf der andern ein roth Hertz mit einem weiſſen Creutz, welches die Geſellſchaffter zum wenigſten, ſo oft ſie mit Seiner Durchlauchtig - keit oder dero Vicario auf der Jagd ſich befinden moͤchten, auf der Bruſt, an einem mit Gold durch -Ritwircketen gruͤnen Bande zu tra - gen, und ſolches denſelbigen Tag ohne Verguͤnſtigung Sr. Durch - laucht. oder Dero Stathalters, abzunehmen nicht Macht hatten.

Ritter vom Hoſenbande,

Der Orden vom Hoſenbande oder von St. George, l Ordre de Jaretiere, Lat. Ordo periſceli - dis; Equites Georgiani Angliæ, iſt unter die glorieuſeſten der Welt zu zehlen. Die Ritter heiſſen in Engliſcher Sprache Knights of the Garter, und haben ihre Stiff - tung dem Koͤnig Eduardo III zu dancken, einem Herrn, der da - mals uͤber Franckreich und Schott - land triumphirete, die Koͤnige Johannem von Franckreich und Davidem von Schottland zu glei - cher Zeit in gefaͤnglicher Hafft hielt, und Anno 1345 oder 1350 dieſen Orden eingeſetzet. Einige halten dafuͤr, es ſey aus Liebe zur Graͤfin Catharine von Salisbury geſchehen, ſo im Tantze mit dem Koͤnige eines von ihren Strumpf - Baͤndern verlohren, welches der Koͤnig aufgehoben, und dabey ge - ſagt: Hony ſoit, qui mal y penſe: d. i. Trotz dem, der deshalber was uͤbels gedencke, welche Worte auch zum Wahlſpruch des Ordens ge - diehen. Andere aber berichten, die Gelegenheit ſey von einer be - ſondern Kriegs-That genommen, und dem Orden der Nahme vom Hoſen-Band gegeben worden, weil man dieſes Stuͤck allein von dem gantzen Ordens-Kleid an - faͤnglich ſtets zu tragen erwehlet, um darbey die Ritter zu erinnern, daß ſie durch ein beſtaͤndiges Band der Einigkeit und Freund - ſchafft verknuͤpffet ſeyn ſollen. Der Orden hat ſeine eigene Offi -ciantenRitcianten, als den Praͤlaten des Hoſen-Bandes, welcher allezeit der Biſchof von Wincheſter iſt; den Cantzler, der iſt der Biſchoff von Salisbury; einen Regiſtrator, und dieſer iſt der Dechant von Windſor; einen Wappen-Koͤnig, den man Garter nennet, welcher auf die Ceremonien bey den So - lennitaͤten der Ritter, und bey ihren Jnſtallationen die Aufſicht hat. Das Capitel der anweſen - den Ritter wird jaͤhrlich am St. Georgen-Tage, als den 23 Apr. auf dem Schloſſe und Capelle zu Windſor, ſo Koͤnig Eduard deß - halber erbauet, gehalten, und die Ernennung dieſer Ritter ſtehet bloß und allein bey dem Koͤnige, wenn und wo er dergleichen vor - nehmen will. Das Ordens-Zei - chen iſt ein blaues Band, wel - ches mit Gold, Perlen und Edel - geſteinen beſetzet, und dieſes muͤſ - ſen ſie allezeit an dem lincken Knie tragen. An ſolennen Feſten aber tragen ſie auch einen Rock, Man - tel und Muͤtze von ſchwartzem Sammet, nebſt einem Hals - Bande von purem Gold, mit roth - geſchmeltzten Roſen, in einem blauen emaillirten Bande, den Wahl-Spruch mit guͤldenen Buchſtaben in der Mitte. Sie doͤrffen ſich oͤffentlich ohn ihr Ho - ſen-Band nicht ſehen laſſen bey 2 Rthl. Straffe vor den, der ſie am erſten daruͤber betrifft; doch wenn ſie auf der Reiſe ſind, iſt ein blaues Band unter dem Stie - fel ſchon genung. Die guͤldene Ordens-Kette iſt aus 26 Garters oder rund gelegten Hoſen-Baͤn - dern, nebſt einer weiſſen oder ro - then Roſe in der Mitten, und ſo viel geflochtenen Knoten, wech - ſelsweiſe zuſammen gefuͤget, dar -Ritan unten des Ritters St. Geor - gens Bild zu Pferde nebſt dem Drachen und der gewoͤhnlichen Ordens-Deviſe zu ſehen, welche Kette die Ritter bey ſolennen Feſt - Tagen auſſerhalb uͤber dem Mantel zu tragen pflegen. Selbige iſt nach dem Rang der Ritter von unter - ſchiedlicher Koſtbarkeit mit Dia - manten und andern Kleinodien beſetzet, wie denn diejenigen, ſo man dem ehemahligen Koͤnige Gu - ſtavo Adolpho in Schweden uͤber - reichet, in allen Buchſtaben durch - gehends mit Diamanten gezieret geweſen, und zuſammen 411 Stuͤck derſelben in ſich gehalten. Ja dasjenige Ordens-Kleinod, ſo die Koͤnigin Anna von Engelland 1705 dem weltberuͤhmten Duc de Marlborough nach der gluͤcklich abſolvirten Campagne in Bayer - land, verfertigen und praͤſenti - ren laſſen, hat 12000 Pfund Sterlinge gekoſtet. Die Anzahl der Ritter belaͤufft ſich auf 26 Perſonen, und die Engellaͤnder wiſſen ſich viel damit, daß ſeit der erſten Stiftung des Ordens, 8 Kayſer, 28 fremde Koͤnige, viel ſouveraine Printzen, Deutſche Churfuͤrſten, Hertzoge und Gra - fen, und in Summa, Leute von der hoͤchſten Extraction darinne geweſen.

Ritter S. Huberts, v. Equi - tes divi Huberti.

Ritter von S. Jacob, v. Equites divi Jacobi.

Ritter St. Januarii, v. Equi - tes divi Januarii.

Ritter von der Krone,

Jn Frießland, Lat. Equites Co - ronæ, deriviren ihre Stiftung vonQ q q 5KayſerRitKayſer Carl dem Groſſen, der ih - nen, weil ſie ſich ſo wohl wider die damals Heydniſchen Sachſen gehalten, eine Kayſerliche Krone zum Ordens-Zeichen gegeben, ſo die Ritter auf der Bruſt zu tra - gen pflegten.

Ritter der Liebe des Nech - ſten,

Lat. Equites amoris proximi, hat die Gemahlin des Koͤnigs Caroli III in Spanien, nunmeh - ro verwittibte Kayſerin, 1708 vor ihrer Abreiſe aus Wien ge - ſtifftet, und ihnen, ein guͤldenes und nicht emaillirtes Creutz mit dieſen Creutzweis ſtehenden Wor - ten: Amore Proximi, an einem rothen Bande zum Ordens-Zeichen auf der Bruſt zu tragen, gegeben. Es werden ſo wohl Cavaliers als Dames darein genommen, und koͤnnen ſie ſolchen Orden einem andern guten Freunde, iedoch nur einmal, geben, daher ihre Anzahl nicht gewiß iſt.

Ritter (Maltheſer -) v. Equi - tes Johannitici.

Ritter de la noble Paſſion,

Lat. Ordo animi generoſi. Die - ſen hat der Hertzog Johann Geor - ge zu Sachſen-Weiſſenfels den 24 Junii 1704 auf dem Reſidentz - Schloß Neu-Auguſtusburg zu Weiſſenfels aufgerichtet. Jch weiß nicht, ob ich die Ordens - Genoſſen Ritter oder Geſellſchaf - ter heiſſen ſoll, weil der Herr Ur - heber in denen hieruͤber geſtellten Artickeln ſie ſelbſt Societaͤts-Ge - noſſen nennet, und bald des Or - dens, bald der Genoſſenſchafft erwehnet. Das Ordens-Zeichen iſt ein guͤldener Stern, in deſſen Mitte die Buchſtaben J. G. alsRitdes Oberhaupts Nahme, in einem blau-emaillirten Felde, hinter dem - ſelben ein rothes Creutz, und um ſelbiges ein weiſſes Band mit gol - dener Bordure, auf welchem dieſe Worte zu befinden: J’aime l hon - neur, qui vient par la vertu. Auf der andern Seiten aber praͤſenti - ret ſich das Sachſen-Qverfurti - ſche Wappen mit den Worten: Societé de la noble Paſſion, inſti - tuée par J. G. D. S. Q. 1704. Die - ſes Ordens-Zeichen, ſo an einem weiſſen Bande mit goldener Bor - dure, von der rechten Achſel her - ab hangend nach der lincken Sei - te, und zwar uͤber der Weſte, wenn der Rock offen ſtehet, ge - tragen worden, wenn aber ſol - cher zugemacht ward, ſollte der Stern durch ein Knopfloch des Rockes gezogen ſeyn. Das Ab - ſehen ſchiene dahin zu gehen, die Geſellſchafter zu beſtaͤndiger Treue gegen das Haus Sachſen, und zu Rittermaͤßiger Generoſitaͤt zu ani - miren, anbey ein Gedaͤchtniß des an das Hochfuͤrſtl. Sachſen-Weiſ - ſenfelſiſche Haus gehoͤrigen Fuͤr - ſtenthums Qverfurt zu ſtifften. Das Feſt dieſer Societaͤt ward jaͤhr - lich auf den Johannis-Tag gehal - ten, da alle anweſende Glieder in blauer mit Golde chamarirter Klei - dung bey Hofe erſchienen, nebſt dem Oberhaupt den Gottesdienſt ab - warteten, nachgehends von des Or - dens Aufnehmen ſich beſprachen, und ein willkuͤhrliches Allmoſen fuͤr bleßirte Soldaten zuſammen legten, dergleichen Collation auch bey der Einnehmung in die Ge - ſellſchafft geſchahe. Die Zahl der Ritter war ungewiß, und hatte ſich der Stifter vorbehal - ten, ſelbige nach Belieben zu ver - groͤſſern.

Ritter
Rit

Ritter du Pavillon,

Hat der ietzige Koͤnig in Franck - reich an ſtat des 1716 von ihm geſtiffteten Ordens de la Terraſſe, 1723 aufgerichtet, und dieſen dar - ein verwandelt, ihme auch zum Ordens-Zeichen eine Medaille ge - geben, da auf der einen Seite ein Creutz, und auf der andern ein Pavillon zu ſehen, an ſtat daß ſonſt der Ritter von der Terraſſe eine Medaille, welche die Terraſſe von dem Pallaſte der Thuilleri - ers vorſtellete, zu erhalten pflegten.

Ritter des guͤldenen Ringes,

Lat. Equites annuli aurei, ſo Pfaltz-Graf Friedrich der II am Rhein conſtituiret, mit dem Ab - ſehen, daß die Glieder nicht zu Gantzen trincken ſolten.

Ritter vom gruͤnen Schilde,

Lat. Ordo clypeo viridi nobilis, dieſen hat der beruͤhmte Frantzoͤſiſ. Marechal du Boucicault zu Ende des 14 Seculi in Franckreich auf - gebracht, und 14 Ritter darzu ge - nommen, welche ſich, die an Eh - re und Vermoͤgen gekraͤnckte Ma - tronen zu vertheidigen, verpflich - tet. Er iſt den Edlen Frauen zu Liebe geſtifftet worden. Die Rit - ter trugen ein guͤldenes gruͤn - emaillirtes Schild um den Arm, darinne ein weiß gekleidetes Frau - enzimmer ſtunde.

Ritter vom Schwerdte,

Jm Koͤnigreich Cypern, Lat. Equites enſiferi Cyprii, ſind ſehr alt, aber auch vorlaͤngſt ſchon ein - gegangen. Sie trugen weiſſe wie Zweiffels-Knoten in einander ge - ſchlungene Schnuͤre, in welche die Buchſtaben S und R wechſelswei -Ritſe geflochten waren. An den - ſelben hieng ein Oval von Gold, darinnen ein ſilberner Degen mit einem goldenen Gefaͤß zu ſehen war, mit der Uiberſchrifft: Se - curitas Regni, oder wie andere meinen: Pour loyauté maintenir, d. i. die Gerechtigkeit zu beſchir - men. Das Haupt-Feſt des Or - dens war am Himmelfahrts-Ta - ge Chriſti, und die Koͤnige von Jeruſalem, Cypern und Arme - nien waren Groß-Meiſter des Ordens, in welchem auch Kayſer Fridericus III, des Maximiliani I Herr, Vater geſtanden, der in ſei - ner eigenen Reiſe-Beſchreibung nach dem heiligen Lande die Statu - ta des Ordens aufgezeichnet, die man ſonſt nirgends findet, weil der Orden ſeine Angelegenheiten hoͤchſt geheim gehalten.

Ritter mit den guͤldenen Sporen,

Lat. Equites calcari aureo in - ſignes, oder Pii Participantes, ſo Pabſt Pius IV An. 1566 aufge - richtet, trugen das Bild des Heil. Ambroſii an einer guͤldenen Kette, oder wie andere ſagen, ein guͤlde - nes Maltheſer-Creutz mit einem herabhangenden guͤldenen Spo - ren. Jhr Stiffter gab ihnen die Præcedenz uͤber die Maltheſer und Deutſchen Ritter, allein nach ſeinem Tode hoͤreten ſie auf; doch hat man nachhero in Zeitungen geleſen, daß Pabſt Jnnocentius XII noch den Venetianiſchen Ge - ſandten zum Ritter des guͤldenen Sporens gemacht habe.

Ritter de la Squama,

Lat. Ordo crucem ſquamatam geſtans, den Koͤnig Johannes II in Caſtilien wider die MohrenundRitund Saracenen An. 1420 beſtaͤ - tiget, hatte ſeinen Namen von den Fiſchſchuppen, aus welchen das guͤldene Creutz beſtund, hat aber mit dem Tode des Stiffters auf - gehoͤret.

Ritter vom Stachel - Schweine,

Lat. Equites, quibus inſigne hy - ſtrix, hat An. 1391 Hertzog Ludwig von Orleans bey der Tauffe ſeines aͤlteſten Sohnes Caroli geſtiftet, ihre Zahl bis auf 25 Glieder ex - tendiret, und ihnen einen Mantel von Hermelin, uͤber welchen ſie eine dreyfache guͤldene Krone mit einem guͤldenen Stachel-Schwein u. den Worten: Cominus & Eminus hat - ten, zu tragen befohlen. Er wird ſonſt auch der Orden des Agats, ingleichen Porc-Eſpic genennet, u. die Ritter muſten vornehme Standes-Perſonen ſeyn. Sie trugen auch einen Ring mit ei - nem Agat-Steine, in welchen ein Stachel-Schwein eingegraben war. Koͤnig Ludovicus XII hat dieſen Orden abgeſchaffet.

Ritter des Todten-Kopfes,

Lat. Ordo Calvariæ, welchen Hertzog Sylvius zu Wuͤrtemberg und Teck, auch in Schleſien zur Oels, als Groß-Prior, nebſt ſei - ner verwittweten Frau Mutter, der Fuͤrſtin Sophia Magdalena, Hertzogin zu Liegnitz und Brieg, als Groß-Priorin, zu ſtetem An - dencken der allgemeinen Sterbens - Nothwendigkeit, und Erweckung aller Adelichen Rittermaͤßigen Tugenden, Anno 1652 in der Re - ſidentz-Stadt Oels, ſowol vor Cavaliers als Dames aufgerich - tet, und war das Kennzeichen ein Ring mit einem Todten Kopf,Ritden die Geſellſchafter an einem ſchwartzen Band in der lincken Hand taͤglich getragen. Es iſt aber dieſe Stifftung nach der Zeit eingegangen, und nicht weiter fortgeſetzet worden, bis endlich im 1709ten Jahre die Durchlauch - tigſte Fuͤrſtin Louiſe Eliſabeth, Hertzogs Philipp zu Sachſen - Merſeburg Frau Wittwe, eine gebohrne Hertzogin in Schleſien zur Oels und Bernſtadt, dieſe von ihrem Herrn Groß-Vater herruͤhrende Stifftung wiederum unter gewiſſen Ordens-Regeln er - neuert, und ſich derſelben als Groß-Priorin ſelbſt vorgeſtellet hat. Es wurden von ihr nur Da - mes mit dieſem Orden beehret, und die Groß-Priorin allezeit aus den Princeßinnen des Hoch - fuͤrſtl. Hauſes Wuͤrtemberg von den Ordens-Dames erwehlet. Das Ordens-Zeichen iſt auch ver - aͤndert worden, und beſtehet in einem weiſſen Bande, daran ein ſilberner Todten-Kopf an einer ſchwartzen emaillirten Schleiffe haͤnget, auf welcher die Worte: Memento mori, mit weiſſen emaillirten Buchſtaben zu ſehen ſind.

Ritter der Treue,

Den Orden der Treue, Lat. Ordo fidelitatis, wurde von der verſtorbenen Koͤnigin in Pohlen und Churfuͤrſtin zu Sachſen, Chriſtiana Eberhardina, an Ca - valiers und Dames in Form eines Kleeblats, gruͤn und mit Gold emaillirt, ausgetheilet, und an einer goldenen Kette im Knopf - Loche, oder ſonſt auf der Bruſt hangend, getragen. Von einem andern Orden der Treue ſ. oben Ritter de la Fidelité.

Ritter
Rit

Ritter des guͤldenen Vlieſſes, v. Equites aurei Velleris.

Ritter vom weiſſen Bande,

Werden in Daͤnemarck die Danebrogs-Ritter genennet, weil ſie ein weiſſes gewaͤſſertes Band tragen.

N B. Diejenigen Ordens-Ritter, welche der geneigte Leſer unter dem bisherigen Verzeichniß derſelben nicht antreffen moͤchte, beliebe man oben unter der Lateiniſchen Benennung Equites nachzuſchla - gen.

Ritter des H. Roͤmiſchen Reichs,

Lat. Equites Sacri Rom. Impe - rii, werden allezeit bey der Kay - ſerlichen Croͤnung von dem neu - erwehlten Kayſer geſchlagen, un - ter denen die Rheinlaͤndiſche Graͤfl. Familie von Dalberg, bey - genannt Caͤmmerer von Worms, vermoͤge uralten Kayſerl. Privi - legii, die Ober-Stelle hat, und geſchiehet dieſe Ritterſchlagung alſo, daß Kayſers Caroli M. Schwerdt auswendig uͤber den Rock des neuen Ritters dreymal gezogen wird, und des Tages vor der Croͤnung der neue Kayſer die Nahmen derjenigen, ſo er zu Rit - tern ſchlagen will, an Chur - Sachſen uͤberſendet, damit er ur - theilen moͤge, ob ſie Wappen-Ge - noſſen, oder 4 Ahnen Edle ſind, keine Uibelthaten und nicht wider Chre gethan haben. Wenn der Ritter-Schlag geſchehen, giebt der Kayſer das Schwerdt an Chur-Sachſen wieder zuruͤcke. Als der vorige Kayſer Carl der VI An. 1711 zu Franckfurt gecroͤnet wurde, hat er 31 dergleichen Rit - ter geſchlagen.

Rit

Ritter-Hauptmann,

Lat. Concilii Ordinis S. R. I. Equeſtris Præſes ſive Capitaneus, iſt der Director unter einer freyen Reichs-Ritterſchafft, der entwe - der beſtaͤndig bleibt, oder jaͤhrlich erwehlet wird. Wenn die Rit - terſchaft ein Convent haͤlt, ſo heiſt es ein Ritter-Tag, dabey ſind die vornehmſten Beyſitzer aus dem Adel ſelbſt, und heiſſen Rit - ter-Raͤthe. Die Juriſten aber, ſo der Ritterſchaft bey ihren ge - meinſamen Affairen und Proceß - Sachen bedienet ſind, fuͤhren den Nahmen Ritterſchaffts-Conſu - lenten.

Ritter-Pferde,

Lat. Equitatus nobilium pro - vincialium, heiſſen diejenigen Reuter, welche in einem Lande von der Ritterſchaft oder dem Adel, zur Zeit der Noth muͤſſen geſtellet und unterhalten werden. Jn Sachſen iſt es ein onus feu - dale, da dem Landsherrn allemal ein Debitum von 1000 Fl. ver - ſchrieben und verintereſſiret wer - den muß.

Ritter-Recht, oder Eh - ren-Tafel,

Lat. Judicium equeſtre, war noch vor hundert und mehr Jah - ren in der Lauſitz und Schleſien ein beſonderes Gerichte, welches theils in Ehren - oder Jnjurien - Sachen, theils zu Ausfuͤhrung der Ahnen und Schilden, und untadelhafften Adels, von dem regierenden Fuͤrſten an ſeinem Hofe in Beyſeyn ſeiner Geheim - den-Raͤthe, eines Marſchalls, nebſt 12 Edelleuten aus alten und anſehnlichen Geſchlechtern, gehe - get worden, und iſt davon eingantzerRivgantzer Proceß in Zieglers con - tinuirtem Hiſtoriſchen Schau - Platz und Labyrinth der Zeit, num. 241 curieus zu leſen.

Rivet,

Die aͤuſſerſte Spitze vom Na - gel, mit dem einem Pferde das Huf-Eiſen angehefftet iſt, und oben zum Horn heraus gehet, wel - che oͤfters den Huf zerſpalten, wenn ſolcher Nagel gar zu dicke iſt. v. Etramper.

Rivolgimento,

Umkehrung, Umwendung, Ver - kehrung. Rivoltare, umkehren, umwenden, verkehren. Rivoltato, umgekehrt, umgewandt, verkehrt. Dieſe Woͤrter braucht man in der Muſic von kuͤnſtlichen Compoſi - tionen, deren Stimmen unter einander ſich verkehren laſſen, der - geſtalt, daß man z. E. den Diſ - cant zum Baß, dieſen wieder zum Diſcant, den Alt zum Tenor und dieſen zum Alt machen kan.

Robert, der Tolle,

So nennet man ein Pferd, ſo unwillig, mit dem Kopfe ſchuͤt - telt, ein oder beyde Ohren zuruͤck auf den Hals leget, und ſich wi - derſetzt; dergleichen widrige Art theils wider alle, theils wider viel, theils wider wenige Zumuthungen und Geſchaͤffte, theils wider ſon - derliche, Menſchen, Pferde und Handlungen, von ihnen an un - terſchiedlichen Orten, alſo auch nur zu einer oder andern, von an - dern zu ieder Zeit bezeiget wer - den.

Robuſte, der Kraͤftige,

Dieſen Nahmen pflegen die Frantzoſen einem ſtarckgliederich - ten Pferde zu geben, welches da - bey grob, hart Pferde-Fleiſch hat,Roͤmdenn theils iſt hart, feſt und ſtarck anzugreiffen, welches in Noth - Faͤllen, Hungers-Noth, groſſer Arbeit und Hitze, in langwierigen ſtarcken Reiſen, auch bey wenig und ſchlechtem Futter wohl leibig bleibet.

Rodach,

Eine kleine Stadt 1 Meile von Hildburghauſen und 2 Meilen von Coburg, allwo ein Fuͤrſtliches Geſtuͤt angelegt iſt; gehoͤrt ins Amt Coburg.

Rodomont, der Prahler,

Ein fingirter Nahme, welchen man gemeiniglich pflegt einem aufruͤhriſchen, zaͤnckiſchen Pferde beyzulegen, maſſen mit derglei - chen Kranckelern im Kriege und Ritterlichen Verſam̃lungen nicht wohl fortzukommen, und iſt ge - meiniglich an ſolchen Schnar - chern nicht viel beſonders, ſon - dern ſind den großſprecheriſchen Aufſchneidern aͤhnlich.

Roͤhre,

Wird von den Jaͤgern ein Dachs - oder Fuchsloch genennet, woraus der letztere den erſtern vertreibet, indem er zu traͤge iſt, ſich eine eigene Roͤhre zu machen.

Roͤmiſcher Koͤnig,

Wird nach Jnhalt der guͤlde - nen Bulle derjenige genennet, welcher nach dem Tode oder Re - ſignation, wie auch allenfalls nach der Dethroniſation eines Roͤm. Kayſers von den Churfuͤrſten er - wehlet, und hernach zum Kayſer gecroͤnet wird. Sonſten wird auch derjenige Reichs-Fuͤrſt ein Roͤmiſcher Koͤnig genennet, wel - cher bey Lebzeiten des Kayſers, entweder mit oder ohne deſſenCon -RoͤmConſens, von den Churfuͤrſten erwehlet wird, daß er in des Kayſers Abweſenheit ein ſtetswaͤh - render Reichs-Vicarius ſeyn, und nach Abſterben des Kayſers ohne fernere Wahl und Croͤnung zur Kayſerlichen Wuͤrde erhoben wer - den ſoll.

Roͤmiſcher Ritter, v. Equites.

Rognons des chevaux,

Die Nieren der Pferde ſind von denen menſchlichen unter - ſchieden, und verſammlen den Uiberfluß der waͤſſerichten Feuch - tigkeiten, und verſchicken ſolche nachmals ferner zu der Harnblaſe, und ſind gleichſam an die feſte Haut des Unter-Bauchs ange - hefftet, liegen unter der Leber, mit ihrem ſchmalen Theil an den Lenden bey der groſſen Blut-Roͤh - ren alſo, daß ſie zu beyden Sei - ten dran ruͤhren; ſind einander an der Form und Ort der Woh - nung nicht gleich, denn der rechte liegt etwas hoͤher und iſt dreyeckigt, der lincke aber laͤnglich und eben, und liegt etwas mehr hinterwerts. Sind ſonſten einer fleiſchigten harten und feſten Subſtanz, mit 2 Haͤutlein uͤberzogen und mit Fett umgeben.

Roi de Violons,

Heißt der vornehmſte unter den Vierundzwanzigern des Koͤniges und aller Geiger in Franckreich, ohne deſſen Erlaubniß keiner auf einer Violine oͤffentlich ſich darf hoͤren laſſen.

Roide, les Cuiſſes roides,

Steiffe Schenckel ſind ein groſ - ſer Fehler, ſo ein Pferd ſteiffe Schenckel hat, und dieſelben imRomGehen weder hebet noch bieget, ſondern ſolche vor ſich ſtrecket, als wann es dieſelben nicht biegen koͤnte. Dieſes kommt ihnen von Natur, und iſt nicht leicht zu ver - treiben, man laſſe ihn dann umgewandt im Stall oder zwi - ſchen 2 Saͤulen einen Schenckel um den andern mit den Haken oder Ruthen aufheben, und lan - ge in der Hoͤhe halten, ſo wird es ſich etwas corrigiren; dergleichen Pferde pflegen gemeiniglich auch zu ſtolpern, welches den Fehler verdoppelt.

Roideur du cou un cheval,

Die Steiff - oder Starrung ei - nes Pferde-Halſes. Solche aͤuſ - ſerliche Halsſtarrigkeit befindet ſich am Gewaͤchſe des Halſes an den Pferden, welchen der Hals von oben her wider die Zaͤumungs - Mittel und deren Gebrauch ſtar - ret, und dieſes iſt mehr ein Man - gel des boͤſen Gewaͤchſes, als ein Laſter zu nennen, weil das Pferd ſo lang halsſtarrig bleiben muß, bis es deſſen durch ordentliche Mittel befreyet wird. Eine an - dere Halsſtarrigkeit iſt die inner - liche, ſo in dem Gemuͤthe ſtecket, daß ein Pferd lieber alles Unge - mach vertragen, als ſeinen Wil - len brechen will, der Anweiſung zu folgen. V. Obſtination.

Romelins,

Wirbel. Ein iedes Pferd hat ſeine natuͤrliche Wirbel, an der Stirne, an dem Halſe, an der Bruſt, an dem Nabel und an beyden Seiten, da ſich die hin - tern Schultern mit dem Creutze vereinigen. Auſſer dieſen finden ſich noch andere Wirbel an den Pferden, welche in boͤſe und guteabzu -Ronabzutheilen; der beſte iſt, welcher am Halſe unterhalb der Maͤhne an beyden Seiten durch: dieſe beyde Wirbel werden Schwerdt - Wirbel oder Feder-Schwantz ge - nennet, und ſind eine Anzeigung groſſer Freudigkeit, die andern Wirbel, als ob dem Hertzen, ob den Schultern oder beyden Sei - ten am Bauch neben den Knien, hinter der Ribbe ſind alle zu ver - werffen, dieweil das Sulphur all - zu materialiſch und nicht uͤber ſich an den vornehmſten Ort ſteigen koͤnnen, ſondern wegen ſeiner Schwerigkeit in die unterſte Theile unordentlich austheilen muͤſſen. V. Remolins.

Rondeau,

Eine Melodien Gattung, wel - che von ihrer in die Runde gehen - den Wiederkehr den Nahmen hat, und mit der Saufhelden ihrem Runda nicht zu verwechſeln iſt, wird im ¾ oder auch im egalen Tacte geſetzt, und der erſte Satz ſo eingerichtet, daß er den Schluß machen kan. Die andern Re - priſen, deren bisweilen 3, auch 4 gefunden werden, muͤſſen ſich allemal ſo verhalten, daß der er - ſte Satz auf iede wohl paſſe. Die Anzahl der Tacte bey einem Ron - deau iſt nicht zu beſtimmen, doch muß die erſte Clauſel weder zu lang, damit deren oͤftere Wieder - holung den Ohren keinen Verdruß erwecke, noch zu kurtz ſeyn, weil ſonſten die Chute oder der Fall nicht recht zu bemercken. Acht Tacte ſind gar wohl zu nehmen: ſie muͤſſen aber recht artig ſeyn, damit man ſie gerne 5 oder 6 mal hoͤre. Und dieſer erſte Satz heiſ - ſet eigentlich Rondean, weil er im Cirkel herum gehet; die uͤbrigenRomSaͤtze werden nicht wiederholet. Es iſt in der Muſic eben das, was durch das eben alſo genennete Reim-Geſchlechte in der Poeſie angedeutet wird. Zum Tantzen wird er nicht ſo gar oft; deſto oͤfterer aber zum Singen und hauptſaͤchlich zum Jnſtrumenten - Concert gebraucht. Es regieret darinne eine Standhaftigkeit, oder vielmehr ein feſtes Vertrauen, wenigſtens laͤßt ſich dieſe Ge - muͤths-Bewegung ſehr gut da - durch vorſtellen.

Rongement du Cuir,

Nennen die Frantzoſen ein Pferd, das Leder naget oder gar friſſet, Riemen-Freſſer, welches eine ſonderliche Zuneigung iſt, daß manches Pferd mit der haͤrteſten Caſtigation nicht davon abzubrin - gen iſt; dahero muß man das Le - der mit Stein-Oel, Fuchs - Schmaltz, Wermut beſtreichen, auch das Leder wohl mit Sta - cheln verwahren, daß es einen Abſcheu davor bekommt. Eini - ge laſſen dergleichen Pferde recht hungerig werden, und geben ihnen nichts als klein geſchnitten Leder zu freſſen, wovon ſie dann einen ſolchen Eckel bekommen, daß ſie es hernach nicht mehr achten.

Ronger tout fait,

Heiſt eigentlich zernagen, das geſchiehet oͤfters von Ratten, Maͤuſen, und andern dergleichen Ungeziefer, daß ſie das Gezeug, Saͤttel, Geſchirr, Stiefeln und anders dergleichen zernagen und Schaden thun: davor iſt nichts beſſers, als man nehme weiſſen Weyrauch und Schwefel, ſiede ſolches in Waſſer, und ſchmiere das lederne Gezeug damit, ſo wirdesRoſes keine Ratte noch Maus an - beiſſen.

Roſe,

Heiſt der krauſe Ring, der um eine Hirſch-Stange gehet; ſo aber bey einem geſchnittenen Hirſchen nicht gefunden wird, es ſeye dann, daß es erſt im Alter geſchiehet, da er ſchon mit Hirſch-Stangen ver - ſehen, ſo wirfft er es niemaln wie - der ab, und behaͤlt auch die Roſe.

Roſe, Roſa,

Werden die mitten auf der De - cke eines muſicaliſchen Jnſtru - ments befindliche kleine Loͤcher ge - nennet, welche einiger maſſen ei - ne Roſe vorſtellen.

Roſen-Gut,

Nennet man gewachſenen oder gediegenen Vitriol, welchen man oͤffters in Pferde-Curen braucht.

Roſenſpan,

Pſ. 60, 1 Einige meinen, dis mu - ſicaliſche Jnſtrument habe in ſei - nem Reſonanz-Boden einen Stern und in demſelben eine Roſe gefuͤh - ret. Andere aber, es ſey eine Melo - die in Suſan (einer Stadt in Per - ſien) gebraͤuchlich geweſen, die den Nahmen von den Roſen - und Li - lien-reichen Feldern gehabt.

Roß, ſ. Pferd.

Roß-Ballet,

Ein Aufzug zu Pferde, da vie - le Reuter mit wohlabgerichteten Pferden nach dem Trompeten - und Paucken-Schall, mit abge - meſſenen Spaniſchen Tritten und Spruͤngen gleichſam einen Tantz machen. Sie dienen zu hohen Freuden-Feſten, als da war das zu Wien Anno 1666 bey dem erſten Beylager Kayſers Leopol -Roßdi mit der Spaniſchen Jnfantin, zu Roß gehaltene Ballet, auf wel - chem der Kayſer in allerhoͤchſter Perſon mit 49 Rittern auf dem groſſen Burg-Platz reitende, er - ſchienen, und nach Jnhalt einer unvergleichlichen Muſicke ihre hierzu wohl abgerichtete Pferde ſtatlich getummelt, mit einander nach der Cadenz certiret, und tantzende aufgefuͤhret; Nemlich nach Paucken - und Trompeten - Schall courbettirten ſie tempo, machten in kuͤnſtlichen Wendun - gen die Touren; accompagnirten mit Repelonen; redoppirten aller - hand Changemens und Flechtun - gen; capriolirten mit 4 neben ein - geruͤckten Springern; und ſetzten vermittelſt einer doppelten Treccie fort. ſ. Leben und Thaten Kayſers Leopoldi.

Roß-Schweiff,

Dieſer iſt das letzte Theil und Glied an einem Pferde, welches ſolches entweder ſchaͤndet oder zie - ret, als ein Rattenſchwantz, auch gar zu kurtzer Stumpf-Schwantz ſchaͤndlich laͤſſet. Ein langer Roß-Schweif aber von 12, 14 bis 16 Ellen iſt die groͤſte und aller - hoͤchſte Zierde an denſelben. Ei - nem Pferde aber lange Maͤhne und Schweiff zu ziehen, muß man 1) ein Hengſt-Fohlen nehmen, (maſſen die Stuten und Walla - chen darzu untauglich) welches in einem Schalt-Jahr gefallen iſt; 2) Soll man im andern Jahr den Anfang damit machen, 3) im zunehmenden Monden die Haare etwas ſtutzen, 4) mit Pferd-Geif - fer und Saamen die Haare an - feuchten, und 5) mit Kleyen ab - frottiren, damit das Haar gle ich - ſam eine Nahrung habe, 6) oͤff -Ritter-Lexic. R r rtersRoßters auskaͤmmen, und 7) wieder einflechten, 8) in einem ledernen Haarbeutel eingebunden, die Maͤh - ne aber in einem Zwilgen-Sack geſteckt, daß das Haar ſeine na - tuͤrliche Waͤrme habe. 9) Muß ſolche Kunſt-Cur etliche Jahr mit groͤſtem Fleiß und Muͤhe conti - nuiret werden, bis es die voͤllige Laͤnge erreichet.

Roß-Schweiff, Tougs,

Jſt in der Tuͤrckey eine Art von einer Standarte, welche man vor dem Groß-Sultan, Groß-Vezier, Baſſen und Sangiacken hertraͤgt. Dieſes iſt eine halbe Piqve, an deren Spitze, unter einem ver - guͤldeten blechernen Knopfe kein gemeiner Roß-Schweif, ſondern rund herum zwiſchen allerhand farbigten Pferde-haͤrnen Buͤr - ſten, und von Pferde-Haaren geflochtenen Uiberzuge, eine Men - ge langer Pferde-Haare faſt in Geſtalt eines Roß-Schweifes her - ab hangen. Die Farbe derſelben mag ſeyn, wie ſie will, nur nicht gruͤn, womit man nur allein die Stange faͤrben darf. Dem Groß - Vezier traͤget man 3 Roß-Schwei - fe vor, wenn er auf Befehl des Groß-Sultans zu Felde ziehet. Jſt aber der Groß-Sultan ſelbſt bey der Armee, ſo werden ihm derſelben 7 vorgetragen. Die Baſſen von Babylon, wie auch von Cairo laſſen ſich nur 2 oder 3 vortragen, ſo weit ſich ihre Re - gierung erſtreckt. Den Urſprung erzehlen die Tuͤrcken alſo: Als ſie ihre Fahne in einer Schlacht mit den Chriſten verlohren, habe ihr General einem Pferde den Schweif abgeſchnitten, ſelbigen an einen Stock gebunden und geruffen: Sehet! dieſes iſt die Fahne: WerRoßmich liebet, der folge mir nach. Hierauf haͤtten die Tuͤrcken wieder - um einen Muth gefaſſet, und den Sieg erhalten. Wenn die Tuͤrcken einem auswaͤrtigen Potentaten den Krieg ankuͤndigen, ſo geſchie - het ſolche Declaration unter Trompeten - und Paucken-Schall, wie auch mit Ausſteckung eines Roß-Schweiffes.

Roß-Taͤuſcher, Roß-Kaͤm - me,

Oder Roßverſtaͤndige, Mango - nes, des Maquignons, ſind Leute von bekannter Profeßion, und muͤſſen ſonderlich ein Pferd wohl zu judiciren wiſſen, als aus ſei - nem Maul, Zaͤhnen, Leffzen, Zun - gen, Kinn, Naſe, Augen, Stirne, Kopf, Ohren, Schopf, Maͤhne, Schweif, Hals, Bruſt, Augen, Creutz, Bauch, Geſchroͤte, Fuͤſſen, Hufen, Wirbeln, Zeichen ꝛc.

Roſt, Rubigo,

Ein von der feuchten Luft an - gegriffenes oder zerfreſſenes Me - tall, und iſt ſonderlich das Eiſen dem Roſt ſehr unterworffen; wie auch das Gewehr. Daß aber alles Gewehr und Waffen 20 bis 30 Jahr vorm Roſt zu bewahren, dienet folgende Salbe: Nehmet Baumoͤl 8 Loth, Klauen-Fett 8 Loth, Magnet-Stein 8 Loth, Ham - merſchlag 8 Loth, Bimſen-Stein 6 Loth, Eſchen-Schmaltz 1 Loth, den Magnet-Stein, Hammer - ſchlag und Bimſen-Stein zuvor in Moͤrſer klein geſtoſſen, und durch ein Sieb geſiebet, auch mit den andern Speciebus auf dem Feuer zuſammen geſchmol - tzen zur Salben, damit hernach die Ruͤſtung beſtrichen, iſt ein perfectes Remedium. ſ. Gewehr.

Roten -
Rot

Rotenburg,

Jſt eine ſchoͤne wohlgelegene Reichs-Stadt in Franckenland an der Tauber, ſo wegen des ſchoͤnen Rath-Hauſes und guten Regiments beruͤhmt, iſt der Aug - ſpurgiſchen Confeſſion zugethan. Es ſind allda zu beſichtigen die Pfarr-Kirche, der Johanniter - Hof und der ſchoͤne S. Georgen - Brunn. Am Dienſtag nach St. Bartholomæi kommen jaͤhrlich die Schaf-Hirten auf etliche Meil - wegs im Umkreiſe allhier zuſam - men, gehen Proceßions-weiſe in die S. Wolffgangs-Kirche zur Predigt, von dannen gehen ſie ins Wirths-Haus zum guͤldenen Lamm, machen ſich allda luſtig, tantzen darnach etliche Stunden auf dem groſſen Marckt herum, und darf ſich keiner in ihre Geſell - ſchaft miſchen, ſonſten er in den Roͤhrkaſten (der Hertricht ge - nannt) geworfen wird. Allhier iſt der andere Turnier von Her - tzog Conraden in Francken Anno 942 in der Woche nach Simonis und Judæ, in Beyſeyn fuͤnf Fuͤrſt - licher Perſonen, nemlich 1) Her - tzog Bertholds in Bayern, 2) Hertzog Heinrichs in Bayern, 3) Marckgraf Ruͤdigers in Oeſter - reich, 4) Hertzog Theodorichs in Engern, 5) Marckgraf Heinrichs in Nordgau, 26 Grafen, 34 Frey - herren gehalten, und darauf 538 Helmen gebracht worden.

Roter, un cheval Rot,

Heiſt ein Groͤltzer oder Gorps, dieſes iſt ein ſchaͤnd - und ſchaͤdli - ches Laſter, welches erblich und dabey ſelten zu curiren iſt, die - weil ſich bey Entſtehung dieſer der Pferde Gewohnheit ein Feh -Rotler im Halſe ereignet, dadurch das Pferd animirt wird, diß La - ſter beſtaͤndig und wider ſeinen Willen zu begehen, und andere jun - ge Pferde dadurch auch zu verlei - ten. Dieſer Fehler beſtehet in ei - nem Seckel, in welchen ſich das Futter verſchlaͤgt, daß ſie lange groltzen muͤſſen, weil ſie ſolches ſticht, bis die Speiſe heraus iſt. Ein Remedium iſt in der Pferd - Anatomie 2 Theil in Appendice zu finden.

Rothkehle, Rothkehligen,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher am Kopf, Ruͤcken und Schwantz etwas braͤunlicher als Aſchen - Farbe, unten am Leibe von der Kehle an, bis faſt die gantze Bruſt hinab, roth iſt; weiter unten am Bauch, wo das Rothe aufhoͤret, iſt es weiß, der Schnabel iſt weiß und die Fuͤſſe gleichfalls. Maͤnn - lein und Weiblein ſind von ein - ander nicht wohl zu unterſcheiden, es geben ſich aber die Maͤnnlein bald mit ihrem Geſang zu erken - nen. Zu Ende des Martii iſt das Rothkehligen in allen Hecken zu finden, und alsdenn mit Mehl - Wuͤrmern, vermittelſt eines Mei - ſenſchlags gar leicht zu fangen. Gegen Ende des Aprils aber be - giebt es ſich ſchon tief in die Waͤl - der hinein zur Brut, allwo es an - ders nicht, als bey ſeinen Jungen, deren es meiſtens viere hat, zu fangen iſt; ſo bald aber dieſe ab - fliegen, ſind ſie ebenfalls vermit - telſt eines Meiſenſchlags, ſonder - lich, wenn ſie zuweilen in kleinen Hoͤltzlein bruͤten, leicht zu haben. Nach Jacobi, wenn man ein Rothkehligen, es ſey ein junges oder ein altes, zu haben verlangt, iſt es am beſten, man nehme denR r r 2FangRotFang mit der Eule vor, und ſind bey ſelbigem Fange die Roth - kehligen die letzten, die da kom - men: denn ſie fliegen erſt herzu, wenn es gantz dunckel wird, auch weil ſie gantz nieder um die Huͤtte herumſchieſſen, aus Zorn uͤber die Eule, iſt noͤthig, daß man ih - nen die Leim-Spindeln gantz ne - ben der Huͤtte auf kleine Stengel ſtecke, ſo wird man deren genug fangen. Ohngefehr um Michae - lis ſchreiten die Rothkehligen zu ihrem Herbſt-Strich, und ſind zu ſolcher Zeit wiederum an allen Orten zu bekommen, und zwar am meiſten in den Geſchneiden und Sprenckeln, als worinne es ſich als ein tummes Voͤgelein ſehr leicht faͤnget; bald darauf wird es ſehr ſeltſam, und den gantzen Winter ſiehet man deren wenige, nechſt denen Baͤchen und Gebuͤ - ſchen. Seine Nahrung beſtehet in Fliegen, Bienen und allerley klei - nen Ungeziefer, auch Hollunder - und andern dergleichen Beeren. Man ſchließt es nicht gerne in Vogel-Bauer ein, weil es nicht gar lange, ja kaum etliche Tage darinnen zu leben pfleget, ſon - dern man laͤßt es lieber frey in der Stube herum fliegen und huͤpffen, wo es ſich mit Fliegen-Fangen, Brot-Broſamlein, gedrucktem Hanf und dergleichen ernaͤhret. Es ſinget aber nicht ſo wohl als eine Nachtigall, iedoch iſt ſein Geſang an ſich ſelbſt nicht unan - genehm, und wenn man es ne - ben einer Nachtigall im Gemach hat, lernet es derſelben viel nach - machen, und pfleget ſich dadurch ihr Geſang um ein merckliches zu verbeſſern.

Rot

Rothlauf oder St. Anto - nius Feuer,

Jſt ein Uibel, welches gemei - niglich die Pferde zu bekommen pflegen, welche ſchwere Laſten auf den Ruͤcken tragen muͤſſen; denn es ſchieſſen ihnen groſſe Beulen an den Schenckeln auf, welche hart wie Steine ſind, voller Ei - ter ſtecken, und darneben viele kleine Blaͤßlein oder Blattern um ſich ſtehen haben. Dieſelbe ſoll man mit einem Jnſtrument oͤffnen, den Safft von einem ſau - ren Granat-Apffel darein ſtrei - chen, und oben Gerſten-Mehl mit Granaten-Safft darauf ſchmieren, hernach aber, wenn es drey Tage alſo gebraucht worden, ſolches herunter thun, und drey Loth geſtoſſener Cypreſſen-Nuͤß - lein, acht Loth Gerſten-Mehl, und Eßig ſo viel genug iſt, daß es die Dicke eines Breyes bekomme, unter einander miſchen und auf - binden, dabey auch dem Pferde ein Qventlein Hepar Antimonii unter dem Futter die Woche 2mal zu freſ - ſen geben. Jt. nim̃ Hollunder-Lat - werge u. ſchlag es uͤber, hernach oͤff - ne die Beulen, und heile ſie mit dem Unguento Ægyptiaco zu. Man kan auch Pappel-Kraut, Wurtzel und Saamen mit Gerſten-Mehl unter einander geſtoſſen, darauf legen. Der Schaden aber darf mit keinem Waſſer genetzet werden.

Roth-Schimmel, ſ. Pferd.

Rothſchwaͤntzlein, Roͤth - ling,

Jſt ein kleiner Vogel, welcher von der rothen Farbe ſeines Schwantzes den Nahmen hat, und an Groͤſſe dem RothkehligengleichRotgleich kommt, auſſer daß es ein wenig laͤnger ſeyn moͤgte als das Rothkehligen. Jnsgemein zehlet man deren zweyerley, den

Garten-Roͤthling oder das Gar - ten-Rothſchwaͤntzlein, ſo in hoh - len Baͤumen bruͤtet, iſt auf dem Kopffe weiß; die uͤbrige Farbe, ſowol an dem Ruͤcken, als an den Fluͤgeln, iſt lichtbraun, faſt wie bey einer Nachtigall, ſo doch et - was mehr auf blaulicht ſich zu - neiget; die Kehle iſt ſchwartz, und die Bruſt roth; unten, wo der Schwantz anfaͤngt, iſt es ein wenig dunckel-weiß; der Schwantz ſelbſt iſt Ziegel-roth, und das Schnaͤbelein ſchwartz. Die Sie - ke oder das Weiblein iſt vor dem Maͤnnlein gar leicht zu erkennen, weil es von allen ſeinen Farben nicht eine einige, als allein den Ziegel-rothen Schwantz hat, im uͤbrigen iſt es am obern und un - tern Leib licht-grau, und faſt Aſchen-Farbe. Das

Stadt-Rothſchwaͤntzlein iſt etwas groͤſſer, und nicht nur an dem gantzen Kopff ſchwartz, ſondern ſolche Schwaͤrtze gehet auch an der Bruſt, und an dem Ruͤcken ziemlich weit hinter. Die uͤbrige Farbe ſowol am Ruͤcken als am Bauch iſt ſehr dunckel-grau, und hat gar nichts ſo helles als das andere, der Schwantz aber iſt roth, und das Schnaͤblein von gleicher Geſtalt. Das Weiblein iſt ſo gar an der Farbe dem Garten - Rothſchwaͤntzlein-Weiblein gleich, daß ſchwer zu unterſcheiden, zu welcher Art es gehoͤre, es ſey denn, daß man von beyden eines in der Hand habe, und ſie gegen einander halte, ſo ſiehet man wohl, daß dieſes ſchwaͤrtzlichter iſt. Das Stadt-Rothſchwaͤntzlein niſtet inRotStaͤdten und groſſen Schloͤſſern, in Haͤuſern, und ſetzet ſein Neſt auf eine Thuͤre oder auf einen Balcken hin, allwo es, ob ſelbiges gleich nirgends angehefftet, den - noch feſt ſtehen bleibet. Das weißkoͤpffigte oder Garten-Roth - ſchwaͤntzlein aber bruͤtet zwar nicht anders als auf hohen Baͤumen, hat aber nur darum der hohen Baͤume noͤthig, weil auf jungen Baͤumen kein Loch zu finden iſt, wenn es aber ein Loch findet, gilt es ihm gleich, ob ſelbiges weit oben am Baum, oder weit unten iſt, und wenn groſſe Baͤume nahe bey Mauren ſtehen, machet ſelbiges auch ſein Neſt in die Mauer Loͤ - cher oder unter die Daͤcher. Sie bringen mehrentheils vier bis fuͤnf Junge aus. Das in Staͤdten wohnende naͤhret ſich mehr mit Fliegen und Muͤcken, als mit Wuͤrmen, und nimmt, was es friſ - ſet, ſowol als das andere, ſo auf den Baͤumen Wuͤrme ſuchet, mit Verſchlucken zu ſich. Es laͤſſet ſich ſelten auf der Erde antreffen, ſondern ſuchet ſeine Speiſe, wenn es nicht den Jungen zu Gefallen ebenfalls Wuͤrme von den Baͤu - men holet, nur auf den Daͤchern, allwo es auch vermuthlich von den mooſigten Ziegeln etwas genieſ - ſet. Das Garten-Rothſchwaͤntz - lein aber ſuchet ſeine Nahrung gar oͤffters bey dem Aufenthalt der Nachtigallen. Von beyden bleibet keines das gantze Jahr durch bey uns. Das ſchwartz - bruͤſtige laͤſſet ſich bald mitten im Mertzen auf den Daͤchern hoͤren, und gehet um Michaelis hinweg; das Garten-Rothſchwaͤntzlein aber kommt erſt mitten im April, wenig Tage vor der Nachtigall, und dieſes uͤbertrifft an Lieblich -R r r 3keitRotkeit des Geſanges das erſtere ſehr weit, verlaͤſſet uns aber zugleich mit der Nachtigall. Beyde koͤn - nen anders nicht, als mit Mehl - Wuͤrmern, vermittelſt Leim Spin - deln oder Meiſen-Schlaͤgen, ge - fangen werden, die man vor das erſte auf den Daͤchern, vor das an - dere aber auf den Baͤumen auf - richtet, wiewol dieſe Voͤgel, wie lieblich ſie ſingen, deswegen nicht groß zu achten, weil die Nachti - gall ſie am Geſang weit uͤbertrifft, und doch kaum ſo zaͤrtlich will ge - halten ſeyn, wie dieſe.

Rotz,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, von zweyerley Gattung. Der weiſſe, ſonſten Stein-Rotz genannt, iſt im Anfang, und wenn er nicht ver - altet, wohl zu curiren, der andere aber, ſo gelblicht, und mit Blut vermiſcht, ſamt einem uͤblen Ge - ſtanck, iſt incurabel. Die Kenn - zeichen dieſer Kranckheit ſind fol - gende: 1) Wenn das Roß warm geritten worden, und man ihm die Gurgel zuhaͤlt, ſo thut es, als wenn es erſticken wolte; 2) die aus der Naſen in das Waſſer ge - fallene Materie ſincket zu Boden; 3) die Materie flieſſet ohne alles Aufhoͤren; 4) laſſen ſolche Pfer - de bisweilen faule Feuchtigkeiten zu dem Maul heraus fallen; 5) ge - ben ſie das Waſſer, ſo ſie allererſt ge - ſoffen haben mit einer groſſen Menge Unflat wieder von ſich, ent - weder aus dem Rachen, oder durch die Naſen-Loͤcher; 6) laſſen den Kopf und die Ohren haͤngen; 7) haben einen ſchweren Athem; 8) ſchla - gen das Futter aus, wie auch das Trincken; 9) huſten und ziehen die Weichen heftig ein; 10) ha - ben kalte Naſen-Loͤcher; 11) wer -Rotden mager und faul; 12) laſſen die Haare am Hals leichtlich aus - rauffen, und geben 13) einen groſ - ſen Geſtanck aus dem Rachen und aus der Naſen von ſich. Der Stein - Rotz (denn von dieſem iſt hier al - lein die Rede, weil der andere nicht zu curiren) entſtehet von dreyen Stuͤcken, erſtlich von dem Hirn, vors andere von einer lange ver - haltenen Kehlſucht, und drittens kan es auch ein Pferd durch das Anſtecken bekommen. Der von dem Hirn entſpringet aus einem Uiberfluß der Feuchtigkeit in dem Gehirne, ſo eine Faͤulniß verur - ſachet, und dieſer iſt auch weiß und eine kalte Materie; ſo aber die gelbe mit ſolcher Feuchtigkeit vermiſcht, wird es noch aͤrger, und iſt nicht mehr zu curiren. Von der Kehlſucht aber kommt er auch bisweilen her, wenn ſie veraltet, und in einen gantz kalten Haupt-Fluß ſich veraͤndert hat. Einem ſolchen Pferde ſoll man eine Hals-Ader ſpringen, doch nicht viel Blut heraus laſſen, des andern Tages aber Myrrhen ein Qvint, Hohlwurtz, Entzian, iedes 2 Qvint, Lorbeer und Elfenbein iedes 1 Loth, Jalappa, Soldanella iedes 1 halb Loth, Lerchen-Schwamm 1 Loth, Honig 6 Loth, und Wein ein halbes Maaß nehmen, unter einander miſchen, und dem Pferde vier Ta - ge nach einander allemal dieſe Do - ſin fruͤhe eingeben. Oder nimm Fenchel zwey Loth, Suͤßholtz vier Loth, Brand-Lattich oder Huf - Lattich drey Haͤnde voll, Honig zwoͤlf Loth, Wein oder Waſſer drey Maaß, laß es wohl ſieden, und geuß es laulicht dem Roß auf zweymal ein. Hernach pur - gier das Pferd mit folgender Pur - gation: Nimm Schwertel-WurtzzweyRotzwey Loth, Stoͤchas-Kraut, Jſop, Wein-Rauten, iedes zwey Haͤnde voll, Coloqvinten-Marck, Jalap - pa iedes zwey Qvint, Lerchen - Schwamm ein Loth, Turbith 2 Qvint, Wein anderthalb Maaß, kochs wohl unter einander, und geuß denn die Bruͤhe dem Pferde auf einmal ein.

Wenn einem Pferde von Zwang der Kaͤlte der Schleim oder Rotz aus der Naſen liefe, welche der warme Brodem zu erregen pfle - get, ſo nehmet ein leinen Tuch, beſtreichet es mit Venediſcher Seiffen, bindet es an einen taug - lichen Stecken, und ſtoſſet den - ſelben dem Pferde, ſo weit ihr koͤnnet, in die Naſen-Loͤcher, dre - het ihn um, und alſo thut es ein - mal oder zwey: alsdenn wird das Pferd brauſen, und die boͤſe kalte Feuchtigkeit auswerffen. Wenn aber ſonſten einem Pfer - de die Unreinigkeit von Hirn und Kopff herab kommt, ſo baͤhet ihm den Kopff mit warmen Wein, darein Butter und Baum-Oel geruͤhret, und ſchlaget ihm ein Leylach, ſo in den warmen Wein genetzet, uͤber den Ruͤcken, decket es warm zu; nehmet alsdenn Wein, Weitzen, Liebſtoͤckel und Salbey, laſſet es mit einander in einem Keſſel wohl ſieden; ma - chet dem Pferde unterhalb den Augen einen Sack um den Kopff, der unten auch offen iſt, und ſe - tzet denn den Keſſel mit dem ge - ſottenen Weitzen, Salbey und den andern Kraͤutern warm un - ter den Sack, ruͤhret es mit einem Stecken um, daß ihm der Dampf wohl in die Naſen und Maul ge - he, ſo lange bis es kalt wird; darnach nehmet alsbald eine Hand voll Baumwolle, die verbrennetRotnach einander unter dem Sack vor des Pferdes Kopff, damit ihm der Rauch abermahl in die Naſen - Loͤcher gehe, das thut drey Tage Abends und Morgens nach ein - ander, ſo wird das Pferd ſchwi - tzen, daß der Gaͤſcht auf ihm lie - get; dieſes Raͤuchern muß man an einem warmen Ort vorneh - men, daß keine Lufft zum Pferde kommen kan, ſolches alsdenn wie - der mit einer warmen Decke zu - decken, es an einen warmen Ort ſtellen, und wohl warten. Et - liche nehmen ein Qvartierlein Milch, wie ſie gemolcken, zwey Qvintlein Seven - oder Sade - baum, laſſen es kochen, hernach laulicht werden, und gieſſen es dem Pferde in die Naſen-Loͤcher ein, das thun ſie etliche mal, und ſoll es gewiß helffen. Wenn es dem Gaul gar dicke aus der Na - ſen laͤufft, ſo nehmet ein Vier - tel-Pfund Baum-Oel, ein bis an - derthalb Loth reines Qveckſilber, ſiedet es gar wohl in einer Pfan - ne, laſſet es darnach wieder kalt werden, und gieſſet es dem Roß wieder in die Naſen-Loͤcher, hal - tet dieſelben ein wenig zu, ſo wird es geſund werden: Oder Aſchen - Schwefel, Huͤner-Miſt gepuͤl - vert in Baum-Oel und Wein, und etwas Qveckſilber darein ge - toͤdtet, oder fein herum geruͤhret, und warm in die Naſen-Loͤcher eingegoſſen. Oder Entzian vier Loth, Meiſterwurtz, Fœnum Græ - cum, Haſel-Wurtz, iedes ein Loth, Lorbeer, Calmus, Birn - baum-Miſtel, Zitwer, iedes ein halb Loth, durch einander zu Pul - ver geſtoſſen, dem Pferde Mor - gens und Abends unter dem Fut - ter eingegeben. Oder nehmet ei - nen Ameis-Hauffen in einenR r r 4Sack,RotSack, waſchet ſolche in drey Waſ - ſern, und gieſſet denn die Waſſer zuſammen, zerknirſchet hierauf die Ameiſen wohl im Sacke, und tauchet den Sack ins Waſſer, dar - auf bindet dem Pferde den Kopff in den Sack, und laſſet es alſo ſtehen, bis es gar wohl ſchwitze; denn bindet den Sack auf, und ſtreichet ihm den Schweiß ab; und wenn es endlich erkaltet, ſo gieſ - ſet ihm ſolches Waſſer auch ins Maul, ſo wird es wieder geſund. Die Wart - und Pflegung dieſer Pferde anbelangend, ſoll man ſie alſobald von andern Pferden ab - ſondern, und allein in einen mit - telmaͤßig warmen Ort ſtellen, denn ſie einen gantzen Stall voll und noch mehr anſtecken koͤnnen, und weil die Urſache dieſes Uibels an ſich ſelbſt eine kalte Materie iſt, welche ſich in der Hirnſchaale ver - ſammlet, alſo ſoll man ſolchen Pferden erwaͤrmende und zerthei - lende Speiſen und Getraͤncke ge - ben. Das Futter ſoll geſchrotene Gerſte, Weitzen, Kichern und Kleyen ſeyn, man kan ihnen auch gruͤne Saat, Weiden-Blaͤtter, wilde Salbey, Wegwarten oder Sonnenwirbel mit untermengen, und ſie vor kaltem Waſſer enthal - ten, damit der Leib nicht mehrers erkaͤltet werde, und erſtgemeldte Kraͤuter ihre Wirckung deſto beſ - ſer haben und purgiren moͤgen. Jhr taͤglicher Tranck ſoll ſeyn, Tauſendguͤlden-Kraut drey Haͤn - de voll, Knoblauch, Jngber ie - des ſechs Loth, Kreſſen-Saamen vier Loth, Calmus acht Loth, Suͤß - holtz ein Viertel-Pfund, Lerchen - Schwamm vier Loth, Turbith 2 Loth, Hollunder-Wurtz vier Loth, Honig ein halb Noͤſſel. Dieſes alles ſoll man in einem Keſſel vollRouWaſſer ſieden, und denen Pferden laulicht zu trincken geben; denen - ſelben aber, wenn ſie freſſen ſol - len, die Koͤpffe auf den Boden binden, und ſie zur Sommers - Zeit des Tages uͤber auf die Wei - de lauffen laſſen, auch dabey mit aller harten Arbeit verſchonen.

Roüan, Poil roüan,

Heiſt man ein Pferd, das rothe und ſchwartze Haare hat, mit weiſſen vermengt, doch ſo, daß die weiſſen die meiſten ſind; wenn bey dieſer Melange oder Schatti - rung das Pferd einen ſchwartzen Kopf und ſchwartze Extremitaͤten hat, ſo wird es Roüan Cap de More oder Mohren-Kopf genen - net.

Roulade, Roulement,

Das behende Lauffen oder Dre - hen im Singen, inſonderheit aber der Voͤgel. Die Pauker nennen ihre oͤfftern Schlaͤge mit den Kloͤppeln Roulements.

Rouleau, mords rouleau,

Ein Waltzen-Mundſtuͤck, wel - ches ein ſcharffes Gebiß iſt, die - net fuͤr ſtarcke Pferde, die fleiſchig - te dicke Laden haben, ie groͤſſer oder kleiner aber die Waltzen ſind, deſto mehr oder weniger greiffen ſie die Buͤhler an.

Rouſſin,

Ein Hengſt oder gantz Pferd, ſo nicht allein zum reuten und ziehen, ſondern auch im Geſtuͤt (wann er ſchoͤn iſt) zum beſchel - ten zu brauchen.

Rouſſin de preuve,

Ein Probier-Hengſt, iſt ein groſſer plumper Beſcheller, wel - cher von geringerm Werth undnichtRounicht viel geachtet wird: Dahero man ihn nur brauchet, die Stu - ten zu probiren, ob ſie roßig ſeyn oder nicht, widrigenfalls ſie ſich ſtarck wehren, und heftig ausſchla - gen, und oft den Probier-Hengſt beſchaͤdigen. So man nun nach der Probe die Geilheit der Stu - te verſpuͤret, alsdenn laͤſſet man den rechten Beſcheller herzufuͤh - ren, und die roßige Stute bele - gen, und wenn nun 9 Tage vor - bey ſind, pflegt man mit obge - dachtem Probier-Hengſte die Stu - te noch einmal zu probiren, und wann ſie abſchlaͤgt, iſt es ein Merckmal, daß ſie vom erſten Sprung zukommen, und braucht keiner fernern Bedeckung.

Rouſſin d Importance,

Nennen die Frantzoſen einen Klopfhengſt, welcher nicht ge - ſchnitten, ſondern geklopft oder gelaͤhmt wird, d. i. wenn man durch gewiſſe Inſtrumenta dieje - nigen Saamen-Adern (Vaſa de - ferentia) welche von den Nerven in die Geilen gehen, entweder gantz abzwickt, oder mit einem hoͤltzernen Hammer toͤdtet und zerqvetſchet. Nach dieſen laͤſt man ſie ſo zerſtuͤmmelt und ent - mannet neben andern Pferden zu - gleich auf die Weide lauffen. Jn Spanien iſt dieſe Kunſt ſehr uͤblich, und werden ſie von ihnen Cavallos ſabios genennet.

Ruade,

Jſt der Streich oder Ausſchlag eines ſpringenden Pferdes mit den hintern Schenckeln, ſolchergeſtalt, daß oft im Streichen die hintern Huf-Eiſen hoch in die Luft flie - gen, und die hintern Tiege gleich - ſam krachen, nachdem es hohe Capriolen macht.

Rue

Rubican, cheval rubican,

Nennet man ein ſtichelhaarigt Pferd, ſo in dunckeln Farben meiſt eingeſtreuete Haare uͤber den gantzen Leib hat, welches ein Zeichen der Dauer iſt, wenn bey den Pferden die Farbe ſo maͤchtig iſt, daß ſie auch des gantzen Leibs Geſtalt an ſich ziehet, ſo iſt gewiß, daß auch die Sinnen und Gemuͤ - ther in etwas davon participiren muͤſſen, und dannenhero ein Ur - theil von ihrer Beſchaffenheit aus der Farbe zu geben ſey.

Rubin, cheval rubin,

Nennet man einen rothen Feuer-Fuchs, ein Pferd, das ſehr rar iſt, und nicht von Natur ſo faͤllt, wenn nicht eine beſondere Kunſt dabey gebraucht, und et - was geheimes eingegraben wird.

Rudel,

Jſt ein Jaͤger-Wort, welches bey dem Wilde, inſonderheit aber bey den Hirſchen u. wilden Saͤuen eben ſo viel als das Wort Heerde bey dem zahmen Vieh bedeutet. Alſo ſagt ein Jaͤger: Jch habe eine Rudel Sauen geſehen, an ſtat daß ein anderer ſagen wuͤrde: Jch habe viel Sauen beyſammen geſehen; oder, ich habe eine Heer - de Sauen beyſammen geſehen. Wiewol bey Hirſchen lieber das Wort Geſchlecht gebraucht wird.

Rüer, cheval ruant & mor - dicant,

Heiſt ein ſchlagend und beiſſend erkaufftes Pferd, das nicht ſicher zu brauchen iſt, daher ein Ab - kaͤuffer es von rechtswegen wieder zuruͤck ſchlagen kan, aus Urſa - chen, weil dergleichen untreues Pferd bloß des Beiſſens undR r r 5Schla -RufSchlagens halber ſich untauglich befindet, zu dem Ende es anfaͤng - lich eingehandelt worden.

Ruff, Gelock, Geſang,

Heißt bey den Vogel-Stellern ein lebendiger Vogel, welcher in einem Vogel-Haͤuslein (Bauer oder Kaͤfig) eingeſperret, die vor - bey-fliegende Voͤgel anlocket.

Ruhr,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, ſo in einem unnatuͤrlichen Bauch - Fluß beſtehet, und in die weiſſe und rothe Ruhr unterſchieden wird. Die

Weiſſe Ruhr erkennet man daran, daß das Pferd alle verdauete Speiſen duͤnn und waͤſſerig von ſich giebt, auch bisweilen einen gelb - lichten und ſtinckenden Schleim und Kot auslaͤſt. Sie kommet zum Theil von all zuſcharffen Fluͤſ - ſen, welche von dem Haupt in den Magen fallen, oder von ei - nem kalten Schleim, welcher die Falten des Magens glatt und ſchluͤpfferig machet, auch von ver - derbten Speiſen, gefrornem Gras, Huͤner-Unflat, den die Huͤner in die Krippe legen, Maͤuſe-Kot und dergleichen Unrat her. Jtem, wenn ein Roß viel Gerſte gefreſ - ſen, und alsbald viel kaltes Waſ - ſer in ſich ſaͤufft, und in kalte Staͤlle geſtellet wird. Oder, wenn eine ſcharffe geſaltzene Feuch - tigkeit dem Magen in groſſer Menge und Uiberfluß zulaͤufft und uͤberſchuͤttet. Dieſen Bauch - Fluß ſoll man anfangs nicht bald ſtillen, ſondern demſelben aufs wenigſte 3 Tage ſeinen Gang laſſen, denn wo man ſolchen ſtracks ſtillete, ſo kan das Pferd ein ſolch Accidens bekommen, daß es dar - uͤber des Todes ſeyn muß. Nach -Ruhdem alſo das Roß den Fluß drey Tage gehabt hat, ſo brauche fol - gendes Clyſtier: Gerſten-Schleim anderthalb Noͤſſel, rothen Zucker ein halb Pfund, Reiß-Safft oder Schleim ein halb Noͤſſel, warm Waſſer ein Noͤſſel unter einander gemiſcht und applicirt. Oder, nimm Bruͤhe von einem geſotte - nen Hammels-Kopf ein Maaß; Waſſer, darinnen gluͤhender Stahl abgeloͤſchet worden, anderthalb Maaß, Pappeln, Bingelkraut, Camillen, Maur-Rauten iedes eine Hand voll, alles wohl unter einder gekocht, ſeige die Bruͤhe von den Kraͤutern ab, und nimm derſelben zwey Maaß, Baum - Oel ein Viertel Pfund, Camillen und gelb Lilien-Oel iedes zwey Loth, Saltz eine Hand voll unter einander zu einem Clyſtier gemiſcht und applicirt. Hierauf nimm des Pulvers von einem gedoͤrrten Hechte drey Loth, weiſſen Wein ein Noͤſſel, Pfeffer ein halb Loth, miſche es unter einander, und gieß es dem Pferde auf einmal ein. Oder Vitrum Antimonii ein Qvint, Wein ein halbes Maaß, uͤber Nacht ſtehen gelaſſen, und des Morgens dem Pferd auf ein - mal eingegoſſen. Oder, nimm des Rhabarbari veri ein halb Loth, anderthalb Loth Raponticum, gel - be Mirobalanen ein halb Loth, Ci - chorien-Waſſer anderthalb Noͤſſel, und laxirenden Roſen-Syrup ſechs Loth; miſche es wohl unter einander, und gieß dem Pferde auf einmal ein. Wenn der Leib durch dergleichen Einguß etliche mal gelediget worden, ſo muß man alsdenn zu den ſtopffenden Mitteln greiffen; Nimm alſo praͤparirten Blut-Stein zwey Loth, gebrannt Elffen-Bein vierLoth,RuhLoth, Drachen-Blut zwey Loth, Maſtix und Schleſiſche Siegel - Erde zwey Loth, Armeniſchen Bo - lus vier Loth, mache es zuſam - men zu einem Pulver, und gieb davon dem Pferd drey Loth in ei - nem halben Maaß Wein ein. Oder, nimm des gemeinen Floͤhe - Krauts, ſo Flecken hat, Safft ein halb Noͤſſel, Hauswurtz-Safft und Wein, auch iedes ein halb Noͤſſel, ſiede es ein wenig unter einander, und gieß es dem Pferd auf einmal ein. Oder, nimm ge - doͤrrte und geſtoſſene Meſpeln oder Miſpeln, Pfeffer ein Loth, Wein ein halb Maaß, und mache einen Einguß davon. So es eine allgemeine gifftige Seuche waͤre, ſo nimm praͤparirtes Hirſch-Horn, gedoͤrrt Qvitten-Pulver iedes zwey Loth, Theriac eine Qvint, Diptam, Siegel-Erde und Armeniſchen Bolus iedes ein halb Loth, Wein anderthalb Noͤſſel unter einander gemiſcht, und dem Pferd auf ein - mal eingegoſſen. Oder, miſch ge - brannt Hirſch-Horn, Wegerich - Saamen, Schleſiſche Siegel - Erde, Sandel, Sumach, Gall - Aepfel, gedoͤrrte gruͤne Maul-Beer, gedoͤrrte gruͤne Schlehen, iedes 1 Loth unter einander, und gieß es dem Pferd in einem halben Maaß Wegerich-Waſſer auf einmal ein. Man kan ihm auch Roggen - Kleyen ſechs Haͤnde voll mit vier Loth Johannis-Brot vermiſcht, oder Erlen-Laub und haͤſelne Mi - ſtel iedes drey Loth unter dem or - dentlichen Futter zu freſſen geben, und damit etliche Tage continui - ren. Gieb ihm auch taͤglich zwey mal ein Qvint Weyrauch auf ei - ner Schnitte Brot zu eſſen. Die

Rothe Ruhr iſt ein Durchlauff mit groſſen Schmertzen, Grim -Ruhmen und Reiſſen im Leib, da erſt - lich ein Schleim, welcher wie ſ. v. Rotz anzuſehen, hernach eine mit Blut vermiſchte Feuchtigkeit, denn unter den gallichten und vielfaͤr - bigten Excrementen kleine von den Daͤrmen abgegangene Faͤſerlein und Haͤutlein, und endlich gar Stuͤcklein von zerfreſſenem und corrumpirten Gedaͤrme in dem Bauch-Fluß mit weggehen. Sie entſtehet von ſcharffen Haupt - Fluͤſſen, welche von dem Haupt in den Magen fallen, und mit ihrer Schaͤrffe noch mehr derglei - chen Feuchtigkeiten von andern Orten, ſowol aus der verbrann - ten Cholera, als auch aus dem geſaltzenen Phlegmate, herbey zie - hen, oder aus Verſtopffung der Leber, Zerreiſſung und Durchna - gung einer Blut-Ader und der - gleichen. Dieſem Uibel begegnet man mit ſolchen Clyſtieren, wie oben bey der weiſſen Ruhr ange - fuͤhret worden: Denn auch in die - ſer der Fluß vor den dritten Tag nicht zu ſtillen iſt. Kommt nun die Ruhr von der Cholera oder Hitze her, ſo gebe man dem Pfer - de folgenden Einguß: Doͤrr Ha - ſen-Blut, doͤrr Hirſch-Blut, doͤrr Bocks-Blut, Tormentill, Crocum Martis obſtructivum, oder ſtopf - fenden Eiſen-Saffran, iedes ein halb Loth, Saft vom Wegerich und gebrannt Wegerich-Waſſer iedes ein halb Noͤſſel, unter ein - ander gemiſcht, und dem Pferde auf einmal eingegoſſen. Wenn die Gedaͤrme ſchwaͤren, ſoll man folgende Stuͤcke, nemlich, rothe Kicher-Bruͤhe ein Maaß, Honig - Waſſer ein halbes Maaß, Ziegen - Unſchlitt ein Pfund, nebſt einer Hand voll Saltz und fuͤnf Eyer - Dottern nehmen, unter einandermiſchen,Ruhmiſchen, und als ein Clyſtier laulicht appliciren. Man kan hierzu ein anderes Clyſtier fol - gender geſtalt machen: Linſen - Bruͤhe von Sumach und Granat - Aepffeln iedes ein Maaß, Armeni - ſchen Bolus zwey Loth, Drachen - Blut ein Loth, Baum-Oel ein hal - bes Pfund, eine Hand voll Saltz und zwoͤlff Eyer-Dottern, unter einander gemiſcht und laulicht ap - plicirt. Nach dem Clyſtieren ſoll man zwey Loth Gall-Aepffel, eben ſo viel Sumach, acht Loth Eßig, und anderthalb Noͤſſel dick rothen Wein unter einander mengen, ſie - den, und dem Pferde auf einmal eingieſſen. Die laulichte Bruͤhe von den mittelſten eichenen Rin - den, und den Eicheln ein halb Maaß, giebt auch einen guten Einguß. Wenn aber die Ruhr von der Kaͤlte entſprungen, ſo gieß dem Pferde der Bruͤhe von Ca - ſtanien-Mehl und Bohnen-Mehl ein halb Maaß auf einmal ein. Fuͤr die rothe Ruhr insgemein, nimm Gall-Aepffel und Cypreß - Nuͤſſe, von iedem zehen Stuͤcke, Schalen von Granat-Aeffeln drey Loth, ſiede dieſe Stuͤcken zuſam - men im rothen Wein oder Eßig, und gieß dem Pferde auf einmal ein halbes Maaß davon ein. Oder nimm Saffran ein Qvint, Myr - rhen zwey Loth, der Bluͤthen vom Gartheil vier Loth, Peterſilien - Saamen ein Loth, Wein-Rau - ten und roth Garben-Kraut iedes vier Loth, Jſopen, Bertram, Tor - mentill iedes zwey Loth, gebrannt Hirſch-Horn drey Loth, Zimmet - Rinden ein Loth, Siegel-Erde, Armeniſchen Bolus und Crocum Martis iedes zwey Loth, miſche es unter einander zu einem Pulver, und gieb dem Roß auf einmal vierRuhLoth ein, in einem Noͤſſel Gerſten - Bruͤhe oder rothen Wein. Ein ſolches Pferd ſoll in einem mittel - maͤßig warmen, trockenen, und von allen Winden befreyten Stall ſtehen, mit einer guten Streu ver - ſehen, und immer fein warm zu - gedeckt ſeyn. Zum Futter ſoll man ihm Kleyen mit Honig-Waſ - ſer angefeuchtet, oder mit Hir - ſen-Mehl vermiſcht; item erlenes Laub auf dem Futter duͤrr zerrie - ben, Granat-Aepffel-Schalen, duͤrres Hechts-Pulver, ingleichen die Blaͤtter von Brombeer-Stau - den, gebrannt Hirſch-Horn, Speltz, Haber, geroͤſtete Gerſte mit Eßig beſprenget, oder Ger - ſten in Wegerich-Waſſer genetzt, Gerſten - oder Roggen-Spreuer mit Eßig genetzt, und mit ein we - nig Sumach vermiſcht, oder Lin - ſen-Mehl geben, iedoch ſoll das Futter nicht uͤberfluͤßig ſeyn Der Tranck ſoll Regen - oder Fließ-Waſ - ſer mit Gerſten-Hirſen-Caſtanien - oder Reiß-Mehl angemenget, oder auch Tormentill oder Crocus Martis darunter geruͤhret ſeyn.

Ruhr-Vogel,

Heiſſet bey den Vogel-Stellern ein Vogel, welcher auf dem Her - de an ein langes hierzu bereitetes Hoͤltzlein dergeſtalt angeſillet wird, daß ſolches Hoͤltzlein durch einen langen in die Vogel-Huͤtte rei - chenden Faden von dem Vogel - Steller kan gezogen, und der Ruhr-Vogel auf - und nieder zu fliegen bewogen werden. Mer - cket man, daß fremde Voͤgel an - geflogen kommen, ſo ziehet man den Faden an, zugleich flieget auch der Ruhr-Vogel etwas in die Hoͤhe; wenn dieſes die in der Lufft befindliche Voͤgel ſehen, be -qvemenRuhqvemen ſie ſich bald zum Abflug, und eilen auf die hierzu bereitete Anfaͤlle. Hieſelbſt kommen ihnen ſogleich die Vorlaͤuffer ins Ge - ſicht, weswegen ſie ſich zu ihnen nahen, und bald hierauf in den Herd fallen. Es wird aber vorbe - ſagter Vogel-Zug eine Ruhr genen - net, weil der Vogel mit dem Fa - den geruͤhret, und zum Flug er - mahnet wird. Solches Ruͤhren geſchiehet, wenn groſſe Voͤgel ver - ſpuͤret werden, mit den groſſen, ſo aber kleine in der Naͤhe, mit den kleinen Ruhr-Voͤgeln. Es iſt auch kein Herd leichtlich anzu - treffen, zumalen zur Herbſt-Zeit, auf welchen man dergleichen nicht finden ſolte. Die Ruhr-Voͤgel zu blenden, wie ſolches einige in Gewohnheit haben, iſt eine gantz unnoͤthige Sache; denn ein Wild - Fang, er ſey ſo ſcheu als er immer ſeyn kan, wenn er zwey oder drey Tage bey den Vorlaͤuffern ſtehet, beqvemet ſich, und fraget wenig darnach, ob er angebunden oder nicht, und laͤſſet das Flattern gar bald. Uiber das kan er, da er blind, gar leicht Hungers ſter - ben, indem er das Gefraͤß auf dem Herd ohnmoͤglich finden kan, wie etwan im Bauer oder Vogel - Haͤuslein, da er wegen ſeines ge - wiſſen Hin - und Herſprungs das Freß - und Sauff-Geſchirre ſchon gewohnet, welchen Sprung er aber auf dem freyen Herd nicht alſo haben kan. Die Ruhr-Ler - chen werden nur an das lincke Bein angeſchleiffet, und macht man ſelbige anzuſillen nicht viel Weſens; doch muß man zuſehen, daß man bey Ziehung der Ruhr - Lerchen nicht gar zu ſchnell ſey, auch ſelbige nicht allzu hart nie - derfallen laſſe, widrigenfalls wuͤr -Ruͤſde eine ſolche Ruhr-Lerche ihren Dienſt wol ſchwerlich uͤber einen halben Tag verrichten koͤnnen.

Ruͤcken,

Werden die Affter-Klauen, ſo an den hintern Lauff eines Hir - ſches oder Rehes ſind, genennet. So ſagt man z. E. hier hat der ein Hirſch oder Rehe mit ſeinem Ruͤcken angereicht.

Ruͤcken,

An den Orgelwercken, heißt alles das, was unten an der Or - gel und hinter dem Organiſten iſt.

Ruͤden-Knecht,

Heiſſen die Jaͤger denjenigen, der bey den Baͤren-Beiſſern und groſſen Jagd-Hunden iſt.

Ruͤſter, Ruͤſt-Baum,

Ein hochſtaͤmmiger Baum, von der Gattung des Laub-Hol - tzes, ſo zwar Saamen, aber kei - ne Fruͤchte traͤgt. Man hat zwey - erley Gattung: Die eine waͤchſet auf Bergen und Hoͤhen, wird hoch und ſtarck, deſſen Laub dem Rindvieh angenehm iſt. Die andere waͤchſet in der Ebene an feuchten und etwas moraſtigen Orten, wird zwar auch hoch und ſtarck, iſt aber nicht ſo dauerhaff - tig, als jene, ſondern wird ehe wandelbar und vor der Zeit alt und bruͤchig. Wenn die Blaͤtter noch zart ſind, ſollen ſie den Sei - den-Wuͤrmern eben wie die weiſ - ſen Maulbeer-Blaͤtter zur Nah - rung dienen. Sein Holtz iſt nuͤtz - lich zu allen Sachen, die ein feſtes Holtz beduͤrfen. Er wird auch in der Medicin gebraucht.

Ruͤſtung,

Ein beym Vogel-Stellen ge -braͤuch -Rumbraͤuchliches Wort, begreifft alles dasjenige, was man bey einem Vogel-Herde an Baͤlgen, Ruhr - Stecken und anderm Geraͤthe von - noͤthen hat.

Rumpiren,

Heißt in der Fechtkunſt ſeinem Contrepart den Degen aus der Fauſt brechen, und ihn ſolcher Geſtalt wehrlos machen. Es ge - ſchiehet ſolches auf vielerley Art, worzu aber eine groſſe Fertigkeit gehoͤret, in deren Entſtehung das Rumpiren mehr zum Schaden als Vortheil gereichet.

Rundung,

Bey der Jaͤgerey iſt ein runder Weg, welcher in einem Holtze rund herum gehauen, und alſo bezeichnet wird. Wenn mehr Rundungen in einem Holtze als eine ſind, ſo werden ſie mit 1, 2 und ſo weiter bezeichnet. Eine halbe Rundung iſt ein Weg, wel - cher in Geſtalt eines halben Cir - ckels gehauen iſt. Unter einer Jagens-Rundung wird der Bo - gen, welcher hinten im Jagen ge - ſtellet wird, verſtanden.

Ruſe des chevaux,

Liſtigkeit der Pferde. Dieſe iſt bey ihnen in vielerley Bezeigun - gen zu ſpuͤren, ſolches erhellet daher, indem ſie ſolche auch recht zu gebrauchen und zu unterſchei - den wiſſen, wenn und wo, auch gegen wen ſie ſolche erſcheinen laſ - ſen wollen, aus dieſen folgt der Unterſcheid, ſo die Pferde unter den Menſchen und Thieren ma - chen, wie das Exempel des Buce - phali bezeugt, welcher weit an - ders unter ſeinem Herrn als ſei - nem Waͤrter ſich bezeigt, und ſich allein von demſelben und ſonſtRuſniemand anders beſteigen und reuten laſſen; dieſes kan keiner andern Eigenſchafft, als der Li - ſtigkeit beygemeſſen werde.

Rußland,

Das aͤuſſerſte Reich in Euro - pa gegen Oſten, von ſehr weitem Umfange, welches die Schwe - den, Pohlen, Tartern, Tuͤrcken und Perſianer zu Grentz-Nach - barn hat, und ſonſten Moſcau von der Hauptſtadt genennet wor - den. Die Einwohner ſind bis - her ziemlich wilde und rohe gewe - ſen. Doch der Czaar Peter der I hat angefangen, ſie zu cultivi - ren, welches deſſen Nachfolger gluͤcklich fortgeſetzet haben, daß gute Sitten, Gelehrſamkeit und nuͤtzliche Wiſſenſchafften unter ih - nen nicht mehr ſo unbekannt als ehemals ſind, wie denn bey ihnen die Schiffahrt und Commercia ſeit einigen Jahren ſehr zugenommen. Die Religion iſt die Griechiſche, doch wird den Proteſtanten ihr Exercitium Religionis verſtattet. Dieſes weitlaͤufftige Reich wird anitzo von einer Kayſerin beherr - ſchet, welche en ſouverain regie - ret. Die ehemahligen Regenten fuͤhrten den Titel eines Groß - Fuͤrſten oder Czaars, und nach deſſen Tode theileten ſich deſſen Printzen in die Laͤnder; welches zu vielen innerlichen Unruhen An - laß gab. Es iſt aber nunmehro das Recht der Erſtgeburt eingefuͤhret, und 1722 hat der groſſe Czaar Peter der I den Titel eines Kayſers von gantz Rußland angenommen. Die Rußiſche Monarchen fuͤhren im Wappen einen 2koͤpfigten gekroͤn - ten ſchwartzen Adler, der einen Scepter und Reichs-Apfel in den Klauen haͤlt, im guͤldenen Felde,wegenRuwegen des Griechiſchen Kayſer - thums, ſo Johannes Baſilides I im Jahr 1540 zuerſt angenommen. Auf dem rothen Mittel-Schilde iſt ein ſilberner Ritter, S. Geor - ge, der den Lindwurm erlegt, we - gen Moſcau. Auf dem rechten Adlers-Fluͤgel iſt ein blaues Schildlein mit einer guͤldenen ge - ſchloſſenen Krone, darunter ein ſilberner Sebel lieget, wegen des Koͤnigreichs Aſtracan; ein guͤlde - nes Schildlein, darinne zwey aufgerichtete ſchwartze Baͤren, die mit den innern Tatzen einen ro - then Stuhl, und mit den aͤuſſern zwey guͤldene Scepter halten, we - gen des Groß-Fuͤrſtenthums No - vogrod; ein blaues Schildlein, darinne ein ſilberner ſtehender En - gel mit guͤldenen Waffen, wegen Kiovien. Auf dem lincken Ad - lers-Fluͤgel befindet ſich ein blaues Schildlein, darinne zwey ſilber - ne aufgerichtete Woͤlfe, ſo ein paar ſilberne als ein Andreas - Creutz geſchrenckte und unter ſich gekehrte Pfeile halten, wegen des Koͤnigreichs Siberien; ein ſil - bernes Schildlein mit einem ſchwartzen gekroͤnten Lindwurm, wegen des Koͤnigreichs Caſan; und endlich ein rothes Schildlein mit einem guͤldenen gekroͤnten aufgerichteten Loͤwen, ein ſilber - nes Creutz haltend. Dieſes gan - tze Wappen umgiebet das Or - dens-Zeichen vom S. Andreas - Orden, und oben darauf ruhet eine geſchloſſene Koͤnigl. Krone.

Rut de cheval,

Die Geilheit oder Brunſt des Pferdes. Die Geilen ſind eigent -Rutlich ſolche Glieder, deren ſich die Natur, zu Erhaltung der Ge - ſchlechter aller Thiere, vornem - lich in der Brunſt gebraucht, und findet ſich die Rute des Gemaͤchts des Pferdes inwendig mit dem Halſe der Hirnblaſe verbunden, und hat mitten nach ihrer Laͤnge die gemeine Roͤhre oder Canal, durch welches beydes der Harn und Saame heraus koͤmmt, wel - cher an dem Halſe der Blaſen anfaͤngt, und ſich zwiſchen den beyden ſchwammigten Subſtan - zen durch die gantze Laͤnge des Gliedes heraus erſtrecket, wie in dem erſten Theil der Pferde-Ana - tomie pag. 367 umſtaͤndlich zu er - ſehen.

Rut d un cerf,

Hirſch-Brunſt, die Brunſt-Zeit iſt vornemlich gefaͤhrlich; denn der Hirſch ſtellet ſich entweder in Waſſer oder auf dem Lande. Jſt es das erſtere, ſo muß man zu ihm ſchwimmen, und ſuchen ihm den Fang in den Tieffen zu geben, maſſen ſo er ſich auf die Fuͤſſe ſteuren kan, kan er leicht dem Jaͤ - ger einen Schaden zufuͤgen. Stellt er ſich im freyen Felde, iſt es auch ſehr gefaͤhrlich zu wagen, maſ - ſen er mit den Laͤuffeen entweder ſtarcke Schlaͤge thut, oder gar mit dem Geweihe manchen den Bauch aufzureiſſen getrachtet: Jſt es aber bey einem Gehege, kan man ihn, indem er mit den Hunden kaͤmpfet und ſtreitet, aus dem Vortheil faͤllen, wolte er flie - hen, kan man ſeitwerts zu Pfer - de ihm den Reſt geben.

S.
S

S

S,

Wenn es in muſicaliſchen Sa - chen orkoͤmmt, bedeutet es Solo, daß ſich eine Stimme oder Partie ſolle allein hoͤren laſſen.

Sable,

Heiſt in der Wappen-Kunſt ein ſchwartzfaͤrbiges Feld.

Sabot du cheval,

Jſt das gantze Horn am Pferde - Fuß, unter der Crone, und be - greifft in ſich das kleine Beinlein, die Sohle, und den Strahl oder Theilung der Ferſen, in welchem Horn ſich zuweilen blaue Maͤhler hervor thun, wovon der Huf leicht abgehet.

Saccade,

Ein hefftiger Ruck oder Zug, den der Reuter dem Pferde gibt, indem er ihm die Zuͤgel des Zaums oder Naſenbands gehling anzie - het, wenn das Pferd auf die Fauſt dringt und die Stangen auf die Bruſt ſetzt, welches eine Strafe oder Zuͤchtigung iſt, das Pferd dahin zu bringen, daß es ſeinen Kopf wohl aufrecht in der Poſitur trage. Man kan ihnen auch nachgehends nur einen Zuͤgel um den andern ſittſam ruͤcken, welche Gelindigkeit oft beſſere Wirckung thut, als allzu harte Zuͤchtigung.

Sachſen,

Das uralte und beruͤhmte Haus der Chur-Fuͤrſten und Hertzoge von Sachſen hat ſeinen Urſprung von denen Marckgrafen von Meiſſen und Landgrafen zu Thuͤ - ringen her, welche von vaͤterlicherSacSeite den Saͤchſiſchen Koͤnig Witekindum, und von muͤtterli - cher Seite Carolum M. als Stam̃ - Vater erkennen. Denn von den - ſelben brachte Fridericus Bellico - ſus die Saͤchſiſche Chur-Wuͤrde auf ſein Haus, da er 1423 die Belehnung uͤber die Pfaltz Sach - ſen, das Burggrafthum Magde - burg, das Marckgrafthum Bre - ne, das Hertzogthum Sachſen und das Ertz-Marſchall-Amt vom Kayſer Sigismundo erhielte. Mit dieſes tapfern Chur-Fuͤrſten bey - den Enckeln Erneſto und Alberto Animoſo theilete ſich dieſes Haus in die beyde noch bluͤhende Erne - ſtiniſche und Albertiniſche Linien. Die Erneſtiniſche Haupt-Linie hat ſich in die Weimariſche und Go - thaiſche vertheilet: Von jener iſt allein die Weimariſche uͤbrig, nachdem gegen Ende des vorigen 1741 Jahres die Eiſenachiſche Linie erloſchen. Die Gothaiſche Linie begreifft die Aeſte Gotha, Mei - nungen, Hildburghauſen und Salfeld. Die Albertiniſche Haupt-Linie beruhet gegenwaͤrtig auf der Chur-Linie und der Weiſ - ſenfelſiſchen, nachdem die Mer - ſeburgiſche 1738 und die Zeitziſche 1718 abgeſtorben, wiewol von die - ſer letztern annoch der Biſchof zu Leutmeritz am Leben.

Sachſen,

Elector Saxoniæ, Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, iſt des Heil Roͤm. Reichs Ertz-Marſchall, ſein Erb - Marſchall aber der Graf von Pappenheim, auch iſt er dieſer wegen ein Patron und Richter der Hof - und Feld-Trompeter,inglei -Sacingleichen iſt er befugt, bey Feld - zuͤgen, wenn der Kayſer ſelbſt zu Felde liegt, des Reichs Haupt - und Renn-Fahne zu fuͤhren. Auf den Reichs-Taͤgen und bey Kay - ſerl. Proceßionen traͤgt er dem Kayſer oder Roͤmiſchen Koͤnig das entbloͤſte Schwerdt vor, weß - wegen er im Wappen zwey creutz - weiſe uͤber einander liegende Schwerdter fuͤhret. Er iſt der dritte weltliche Chur-Fuͤrſt. Bey der Kayſerlichen Wahl hat er die fuͤnffte Stimme, und fuͤllet am Croͤnungs-Feſte zu Pferde ein Maaß von Haber aus einem Hauf - fen, welchen er hernach dem Vol - cke Preis giebt. Ferner iſt er Reichs-Vicarius an denjenigen Orten, wo das Sachſen-Recht gilt, und hat das Jus de non ap - pellando. Auſſerdem fuͤhret der Chur-Fuͤrſt zu Sachſen auf dem Reichs-Tage das Directorium in Sachen, ſo die proteſtirende Re - ligion betreffen. Der Chur-Fuͤrſt zu Sachſen fuͤhret im Wappen einen roth - und weiß-geſtreiften Loͤwen im guͤldenen Felde wegen Thuͤringen; ein Feld 8 mal von Gold und ſchwartz Balcken-weiſe geſtreift, mit einem daruͤber ge - henden Rauten-Krantze, wegen Sachſen; einen ſchwartzen Loͤwen im guͤldenen Felde, wegen Meiſ - ſen; dergleichen Loͤwen auch im Golde, wegen Juͤlich; 8 guͤldene Lilien-Staͤbe im rothen Felde, wegen Cleve; einen rothen Loͤ - wen mit guͤldener Krone in Sil - ber, aus eben dieſer Praͤtenſion; einen guͤldenen gecroͤnten Adler im blauen, und 3 Schroͤter-Hoͤr - ner im ſilbernen Felde, wegen En - gern und Weſtphalen; einen ſchwartz und Silber getheilten Mittel-Schild, darauf die beydenSacChur-Schwerdter, als Ertz-Mar - ſchall des Roͤmiſchen Reiches; einen guͤldenen gekroͤnten Adler im blauen Felde, wegen der Pfaltz Sachſen; einen guͤldenen gekroͤn - ten Adler im ſchwartzen Felde, wegen der Pfaltz Thuͤringen; ei - nen rothen Ochſen mit weißlichten Bauche im ſilbernen, und eine guͤldene Mauer im rothen Felde, wegen der Ober - und Nieder-Lau - ſitz; blaue Pfaͤle in Gold, wegen der Herrſchafft Landsberg; einen halb ſilbernen und halb guͤldenen Loͤwen im blauen Felde, wegen der Herrſchaft Pleiſſen; einen ſchwartzen Loͤwen, mit rothen Her - tzen beſtreuet, im guͤldenen Felde, wegen der Grafſchaft Orlamuͤnde; ein geſpaltenes Feld, darinne zur rechten ein ſilberner Adler im ro - then, und zur lincken 4 rothe Bal - cken im ſilbernen Felde, wegen Magdeburg; 3 rothe Schroͤter - Hoͤrner in Silber, wegen der Graf - ſchaft Brene; eine rothe Roſe in Silber mit etlichen gruͤnen Blaͤt - tern, wegen Altenburg; 5 blaue Balcken in Silber, wegen der Grafſchaft Eiſenberg; 3 rothe Sparren in Silber, wegen Ra - vensberg; einen ſilbernen und ro - then Schach-Balcken in Gold, wegen der Grafſchaft Marck; ein leeres rothes Regalien-Feld; eine ſchwartze Henne auf einem gruͤnen Huͤgel im guͤldenen Felde, wegen Henneberg; und endlich 2 guͤldene Barben im blauen Fel - de, wegen Barby. Dieſes Wap - pen iſt mit 10 offenen Helmen ge - zieret. Der erſte iſt gekroͤnt, und traͤgt 2 blaue Fluͤgel mit einer guͤl - denen Mauer, wegen der Ober - Lauſitz; der zweyte iſt gekroͤnt, und hat einen guͤldenen gekroͤnten Ad - ler, wegen der Pfaltz Sachſen;Ritter-Lexic. S ſ sderSacdritte iſt der Cleviſche und Maͤr - ckiſche, und zeiget einen rothen Ochſen-Kopf mit ſilbernen Hoͤr - nern, einer guͤldenen Krone, und ſilbernem Ringe in der Naſen; der vierte iſt gekroͤnt, und hat ein paar ſilberne Buͤffels-Hoͤrner mit guͤldenen Blaͤttern beſteckt, wegen Thuͤringen; der fuͤnfte iſt gekroͤnt, hat eine mit den Saͤch - ſiſchen Rauten gezierte Seule, oben gekroͤnt, und mit Pfauen - Federn geſchmuͤckt, wegen Chur - Sachſen; der ſechſte iſt ein hal - ber Mann ohne Arme, deſſen Kleid und Muͤtze von roth und Silber geſtreifft, wegen Meiſſen; der ſiebende hat einen guͤldenen Greiff mit ſchwartzen Fluͤgeln, wegen Juͤlich; der achte iſt ge - kroͤnt, und hat einen Pfauen - Schwantz, wegen Bergen; der neunte iſt mit einem Hute bedeckt, worauf 2 gekroͤnte und mit Pfau - en-Federn gezierte Staͤbe ſtecken, wegen Engern; der zehnte traͤgt einen Chur-Hut mit einem halben ſilbernen Adler, wegen Nieder - Lauſitz. Die uͤbrigen Hertzoge zu Sachſen, Albertiniſcher und Er - neſtiniſcher Linie, fuͤhren auſſer den Chur-Schwerdtern gleiches Wappen, auſſer daß Sachſen - Merſeburg, wegen des Stifftes Merſeburg, ein ſchwartzes Creutz im guͤldenen Felde; Sachſen - Zeitz, wegen des Stifftes Naum - burg einen ſilbernen Schluͤſſel und Schwerdt im rothen Felde, creutz - weiſe geſtellet gehabt; Sachſen - Gotha wegen der Herrſchaft Roͤmhild eine ſilberfarbigte uͤber ſich ſtehende und mit einer guͤlde - nen Krone gekroͤnte Seule; we - gen der Herrſchaft Tonna aber einen weiſſen zum Raube geſchick - ten Loͤwen mit verkehrtem HalſeSaefuͤhret; Sachſen-Eſenach hinge - gen hatte, wegen der Grafſchaft Sayn und Witgenſein, ein weiſ - ſes Schloß im rothen Felde mit 2 Gold-gekroͤnten Seiten-Thuͤrmen und Thor, und dem im ſchwar - tzen Felde eine ſchrigweiſe uͤber - lauffende Straſſe von Silber, dar - inne 3 ſchwartze wille Schweins - Koͤpfe hinter einander zu ſehen.

Sack-Pfeffen,

Giebts unterſchiedliche Arten: 1) iſt der Bock, welcher nur ein groſſes langes Horn zum Stim - mer hat, und die Tieffe C errei - chet, auch offt eine Qvart drun - ter. 2) Die Schaͤfer-Pfeiffe hat zwey Roͤhren, B und F, mit einem Strich zum Stimmen, hat hin - ten kein Daumen-Loch; kan daher nicht recht gezwungen werden. 3) Das Huͤmmelchen, hat auch nur zwey Stimmen, F und C, beyde mit einem Strich. 4) Der Du - del-Sack (oder Dubey) hat drey Stimmen, das Diß, B und Diß, das letzte mit zwey Strichen, das erſte mit einem Strich, hat ein Daumen-Loch, und gehet beſſer, als die Schaͤfer-Sack-Pfeiffe. Man hat auch 5) Sack-Pfeiffen mit einem Blaſebalg, wenn ein Liebhaber iſt, der den Wind ſparen will, oder nicht gern die Wind - Roͤhre immer im Munde hat. ſ. Muſa.

Saͤule, Columna,

Jſt in der Bau-Kurſt eine ſol - che zierliche frey ſtehende Stuͤtze, welche unten einen breiten Fuß, in der Mitten einen runden Stamm, und oben einen hervor - ragenden Knopf hat; in den Reit - haͤuſern findet man auch eine oder mehr Saͤulen, nicht allein einCen -SagCentrum oder Mittel-Punct an - zuzeigen, um welchen man eine runde Volta machen kan, ſondern taugt auch zu andern Nutzbarkei - ten mehr, als die Fohlen an der Corda herum lauffen zu laſſen, die boshaftigen Pferde daran zu zwingen, zu pliiren, und ſolche de - ſto leichter abzurichten. V. Pilier.

Sageſſe des chevaux,

Witz, Verſtand, Gelernigkeit, ſind gute Eigenſchafften, ſo die Pferde in der Abrichtung erleich - tert.

Saite,

Heiſſet ein gedreheter feſter Fa - den, welcher, ſo er ſtraff angezo - gen wird, nach ſeiner Staͤrcke einen Klang oder Ton von ſich giebt, dannenhero dergleichen Fa - den ihren meiſten Nutzen bey den Muſicaliſchen Jnſtrumenten oder Saiten-Spielen ſchaffen. Es werden dieſelben theils aus Me - tall, theils aus den Gedaͤrmen der Thiere bereitet. Die metallene ſind nichts anders als ein ordent - licher Drat, welcher aus eiſernen, ertztenen oder auch wol ſilbernen ſubtilen Staͤblein verfertiget wird, welche ſo lange durch die an der Weite immer zu abnehmende Loͤcher eines Eiſens gezogen werden, bis ſie die verlangte Staͤrcke erhalten. Die aus den Daͤrmen gemachte Saiten betreffend, ſo iſt ie eines Thieres Eingeweide darzu dienli - cher als des andern; doch braucht man am allermeiſten zu denſelben die Daͤrme der Schafe, Ziegen und Katzen, ihre Zubereitung be - ſtehet in folgenden: Es werden dieſelbe zufoͤrderſt der Laͤnge nach aufgeſchlitzet, und auf das ſau - berſte gereiniget; hierauf windetSaiman ſie uͤber breite Rahme und doͤrret ſie. Nach dieſen beitzet man ſelbige acht Tage lang in ſcharffer Lauge, indem ſie taͤglich in die viermal und noch mehr dar - aus gewaſchen werden, und ſpal - tet auch die zu den klaͤreſten Sai - ten, damit ſie recht zarte werden. Endlich machet man ſie vermit - telſt etlicher Schrauben nach der Seiler-Art auf ein Rad feſte, und ſpinnet ſie durch vortheilhaf - tes Umdrehen. Zuletzt wenn ſie nach ihrer unterſchiedenen Staͤrcke geſponnen, werden ſie der Laͤnge nach an die Waͤnde eines Kaſtens, der einen von dichter Leinwand bereiteten Deckel hat, uͤber hoͤltzer - ne Naͤgel gezogen, und abermal getrocknet, worbey ſie, indem der Kaſten uͤberall wohl vermacht, aufs beſte mit Schwefel durch - raͤuchert werden, davon ſie eine ſchoͤne gelbe Farbe bekommen. So laſſen ſie ſich auch roth, gruͤn, blau, u. ſ. f. faͤrben, wenn dieſe Farben glat abgerieben, mit ſchar - fer Lauge angemacht, und die Saiten darein getuncket worden. Nachdem ſolche auf eine und die andere Art gantz fertig, uͤberſtrei - chet man ſie mit dem beſten Oele, und bindet ſie gemeiniglich in Buͤſchlein, deren 60 fuͤr ein Bund gerechnet werden, 60 ſolcher Bunde aber machen ein Kaͤſtlein aus, nach welcher Weiſe man ſie verkaufft und verſendet. Ob es nun wol noch verſchiedene ande - re Arten der Saiten giebt, wel - che aus Flachs, Hanf, Seide, Coccus-Blaͤttern, Alöe-Blaͤt - tern, von der Jucca und was de - ren mehr, zubereitet werden koͤn - nen; ſo behalten dennoch dieſe bereits beſchriebene, und zwar vornehmlich bey MuſicaliſchenS ſ s 2Jn -SalJnſtrumenten den Vorzug und Preis.

Salieres,

Nennen die Frantzoſen die tief - fen Augen-Gruben an dem Pferde - Kopf, welche ſehr heßlich erſchei - nen, derohalben ſollen ſie wohl er - haben ſeyn; denn ie tiefer ſie in den Kopf ſtehen, deſto aͤlter ſchei - nen die Pferde, immaſſen es zwar auch ein Zeichen eines hohen Al - ters iſt, aber die von alten Be - ſchellern gezeugte Pferde haben gleich in ihrer Jugend ſolche Sa - lieres oder Augen-Gruben, doch eins mehr als das andere. Eini - ge Schmiede koͤnnen zwar ſolche aufblaſen, daß man es im Pferd - Kauf nicht ſiehet, es hat aber kei - nen Beſtand.

Salitio,

War bey den Roͤmern ein Ex - ercitium fuͤr die Soldaten, wenn nemlich die Reuter auf beyden Seiten mit einer Stange oder mit einem bloſſen Degen auf ein Voltigir - oder hoͤltzernes Pferd ſprungen. V. Veget. de re milit. l. 18.

Salm,

Fuͤrſtenthum im Weſterreich, dem Fuͤrſten von Salm zugehoͤ - rig; die Fuͤrſten von Salm ſtam - men von den Wild - und Rhein - Grafen ab, und ſind Anno 1623 in Reichs-Fuͤrſten-Stand erho - ben worden, iedoch fuͤhret nur der aͤlteſte davon den Fuͤrſtlichen Titel.

Salm,

Grafſchaft in der Eiffel, gegen den Trieriſchen und Juͤlichiſchen Grentzen, den Grafen von Salm gehoͤrig. Es liegt darinnen dasSalSchloß und Stamm-Haus Salm am Fluſſe dieſes Nahmens, da - hero ſchreiben ſich dieſe Grafen von Salm und Reifferſcheid. Die Fuͤrſten von Salm haben einen ſilbernen aufgerichteten Loͤ - wen im ſchwartzen Felde, als das Geſchlechts-Wappen der Wild - Grafen; einen rothen Loͤwen mit blauer Krone im guͤldenen Felde, als das Rhein-Graͤfliche Stam̃ - Wappen; im Mittel-Schilde er - ſcheinen drey guͤldene Loͤwen im rothen Felde, wegen der Graf - ſchaft Kirburg; und in einem ge - ſpaltenen Qvartier zwey ſilberne Salmen im rothen und mit Creutz - lein beſtrenten Felde, wegen der Grafſchaft Salm; einen ſilber - nen Balcken im blauen Felde, wegen der Herrſchaft Finſtringen, und eine ſilberne gekroͤnte Seule im rothen Felde, wegen der Graf - ſchaft Anholt. Auf dieſem Schil - de ſtehen 5 Helme. Der Kirbur - giſche iſt gecroͤnt, und hat zwey ſchwartze Fluͤgel, darinne 3 guͤl - dene Loͤwen; der zweyte iſt mit einem ſchwartzen Hute bedeckt, mit einem rothen Aufſchlage, dar - auf 2 ſilberne Feder-Buͤſchel ſte - hen. Der 3te mit einem Fuͤrſten - Hute oben mit ſilbernen nieder - werts gekehrten Salmen, wegen Salm. Der vierte iſt gekroͤnet, und hat einen Hunds-Kopf, mit einem ſilbernen Balcken, und hin - ten mit 4 Pfau-Federn beſetzt, wegen der Herrſchaft Finſtringen. Der fuͤnfte iſt gekroͤnt, mit 2 guͤl - denen Baͤren-Klauen, rothe Ku - geln haltende, wegen Anholt. Uibrigens fuͤhren die andern Wild - und Rhein-Grafen eben dieſes Wappen.

Die Grafen von Salm und Reifferſcheid haben 2 rothe Sal -menSalmen im ſilbernen Felde wegen der Grafſchaft Salm; ein rothes Schildlein mit einem blauen Tur - nier-Kragen bedeckt im Silber, wegen Reifferſcheid; einen ſilber - nen Loͤwen im rothen Felde mit ſilbernen Ziegel-Spaͤnen beſtreuet, wegen der Herrſchaft Bedthur; einen ſilbernen Loͤwen im guͤldenen und mit 4 rothen Balcken durch - gezogenen Felde, wegen der Herr - ſchaft Alfter; einen ſilbernen Loͤ - wen im guͤldenen Felde, wegen der Herrſchaft Hackenbroich; und endlich auf einem ſilbernen Mit - tel-Schilde 3 rothe Rauten, we - gen der Herrſchaft Dyck. Auf dieſem Schilde ſtehen 3 offene Hel - me. Der Salmiſche zeiget 2 ro - the Salmen; der Reifferſcheidi - ſche hat ein rothes und ein ſilber - nes Eſels-Ohr; der 3te iſt ge - kroͤnt, und traͤgt eine Reh-Keule.

Saltarella, Saltarello,

Jſt eine Bewegungs-Art, ſo allezeit im Sprunge gehet, und faſt durchgehends im Tripel-Tacte geſchiehet, da das erſte Tempo ieden Tactes mit einem Puncte exprimiret wird. Man ſagt auch: in ſaltarello; wenn 3 Viertel ge - gen eine Minimam, als im $$\frac {6}{4}$$ Ta - cte, oder 3 Achtel-Noten gegen ein Viertel wie im $$\frac {6}{8}$$ Tacte, in - ſonderheit wenn die erſte Note ieder Tact-Zeit einen Punct hat, gemacht werden. Alſo ſind die Forlanes de Veniſe, die Sicilien - nes, die Engliſchen Giquen, und andere luſtige Taͤntze, deren Me - lodie huͤpfend und im Sprunge gehet, gemacht. Es heißt auch alſo ein kurtzer Tantz, welcher bey uns Deutſchen der Nach-Tantz genennet wird, weil er mehren - theils, oder doch von Rechtswe -Salgen kuͤrtzer, als der Vortantz ſeyn ſollte.

Saltarelli,

Werden in den Clavicymbeln die Doͤckgen genennet, welche, wenn man das Clavier tractiret, in die Hoͤhe ſpringen, und gleich - ſam tantzen.

Saltatio geſticulatoria,

Hat nicht geringe Gleichheit mit der Mahlerey und Bildhauer - Kunſt. Denn wie der Mahler mit ſeinem Pinſel eine gantze Hi - ſtorie zwar beym erſten Anblick todtfaͤrbig, aber doch in fernerm Nachſinnen vollkoͤmmlich vorzu - ſtellen pfleget: Alſo kan man auch durch dieſe Tantz-Art eine leben - dige Action und Hiſtorie ſo, wie ſie entweder wahrhaftig geſchehen, oder auch erdichtet iſt, ja Paſſio - nes, Mouvements der Seelen und die Conceptus animi ohne einiges Reden, durch gewiſſe Schritte, Figuren, Minen und Bewegun - gen gleichſam mit lebendigen Far - ben und dergeſtalt kenntlich vor - ſtellen, als wenn ſie mit der Feder oder mit der Zunge ausgedruckt worden waͤren. Daher ſie auch ſtumme Comoͤdien oder tantzende Schauſpiele genennet werden.

Salterio Perſico,

Pſalterium Perſianum, ein drey - eckigtes mit 6 Saiten bezogenes Jnſtrument bey den Perſern, ſo mit den Fingern, oder auch mit einem Plectro von ihnen tractiret wird.

Salterio Turcheſco,

Jſt ein mit vielen Drat-Sai - ten bezogenes viereckigtes Jnſtru - ment, ſo mit den Fingern geruͤh - ret, und von dem TuͤrckiſchenS ſ s 3Frauen -SalFrauenzimmer, vor ſich liegend, pflegt tractiret zu werden.

Salto, Saltus,

Sprung, iſt in der Muſic, wenn eine Melodie nicht gradatim, oder Stufen weiſe nach der Ordnung der Jntervalle einhergehet, ſon - dern Terz-Qvart-Qvint-Sexten - weiſe.

Saltzburg,

Die Haupt-Stadt des Ertz - Stifftes Saltzburg und Reſidenz des Ertz-Biſchoffes am Salza, ſchoͤn, groß, volckreich und wohlge - bauet, auch ziemlich befeſtiget. Das Berg-Schloß, Hohen-Saltz - burg, halten einige fuͤr unuͤber - windlich, das Ertzbiſchoͤfliche Reſidentz-Schloß iſt praͤchtig, und der Sommer-Pallaſt Mira - bel ungemein luſtig. Sie hat nebſt der 1623 geſtiffteten Univer - ſitaͤt auch eine von dem itzigen Ertz-Biſchoffe errichtete Ritter - Academie. Von dieſer Stadt fuͤh - ret ſeinen Nahmen das Ertz - Stift Saltzburg, welches zwar bergicht, aber doch fruchtbar an Viehzucht und Fiſchen; auch reich an Silber, Kupfer, Eiſen und an - dern Mineralien, wie auch an Saltz iſt. Es wird in 40 Aemter eingetheilet, ſo theils Land-theils Pfleg - und theils Richter-Aemter heiſſen. Der Ertz-Biſchof iſt ein unmittelbarer Reichs-Stand, ein gebohrner und ſtetswaͤhrender Legatus der Roͤmiſchen Kirche zu allen Deutſchen Kirchen, kraft deſſen er die Ober-Stelle unter al - len geiſtlichen Fuͤrſten in Deutſch - land uͤberkom̃en. Er hat nebſt Chur - Bayern das Directorium im Bay - eriſchen Kreiſe; auf dem Reichs - Tage im Fuͤrſten-Rathe auf derSangeiſtlichen Banck die Ober-Stelle, und fuͤhret mit Oeſterreich von einer Materie zur andern das Directorium darinne wechſels - weiſe. Das Ertzbiſchoͤfliche Wap - pen iſt ein in die Laͤnge geſpalte - ner Schild, darinne zur Rechten ein ſchwartzer Loͤwe im guͤldenen, und zur Lincken ein ſilberner Qver - Balcke im rothen Felde. Hinter dem Schilde ſtecken der Biſchofs - Stab und das Schwerdt, zum Zeichen der geiſtlichen und weltli - chen Gewalt, und die Helmen - decken ſind zur Rechten ſchwartz und Gold, zur Lincken aber Sil - ber und roth.

Sambuca,

Ein dreyeckigtes mit Drat - Saiten bezogenes Jnſtrument, welches wir Deutſchen ein Hacke - bret zu nennen pflegen. Sambu - ciſta, Sambuciſtria, eine Hacke - bretſchlaͤgerin; Sambucinarius ein Hackebretſchlaͤger.

Samojitien,

Groſſe Provintz in Litthauen, welche wegen der kleinen fluͤchti - gen Pferde und des vielen Wild - prets beruͤhmt iſt.

Sang-Herd,

Jſt eine Art von Vogel-Her - den, auf welchen man nur denen groſſen Sang-Voͤgeln zu ſtellen pfleget. Die Vogel-Steller ma - chen eigentlich dreyerley Unter - ſchied unter denen Sang-Herden, als erſtlich die Sommer-Herde: auf welchen ſie mit dem verhalte - nen Geſang ſtellen; Zweytens, die Herbſt-Herde, auf die fremde Halb-Voͤgel, Wein-Droſſeln, Meer-Amſeln, Krammets-Voͤgel und dergleichen; Und drittens, Winter-Lager-Herde, auf erſt -gedach -Sangedachte Krammets-Voͤgel. Auf dergleichen groſſen Sang-Herden muͤſſen die Buͤſche, welcherley Art man nun von ſolchen gebrau - chen will, gar licht und einzeln, und nicht ſo dicke, als auf die Herbſt-Herde geſtecket werden. Ferner machet man vor die Graͤb - lein der Garne, ſo lang ſolche ſeyn, auf iede Seite ein ſchwan - ckes rundes Staͤnglein, nlcht gar vier qver Finger, oder einer Hand hoch von der Erden, darauf ſitzet der wilde ankommende Vogel gar gerne, und hoͤret dem Geſang fleißig zu; zu denen Laͤuffern und an ſtat der Buͤgel, welche zu den Herbſt-Herden gebrauchet wer - den, wird nach der Laͤnge der Garne ein feiner Seimen ſtarck geſpannet, an oder in dem Seim - lein gehet ein Ringlein, daran wird der Laͤuffer angemachet, al - ſo, daß er daran weitlaͤufftig hin und wieder ſchweiffen kan. Jn der Mitte des Buſches wird gleich - wol noch ein Laͤuffer an einen Buͤgel gemacht. Zu dieſen Herden muß man ſich eine gute Gelegenheit auserſehen, etwan im Walde ei - nen ziemlichen Wieſen-Grund, ſo mit einem Thal oder kleinen Grunde nach dem Holtze zu ſtrei - chet, fein zu Anfang einer Hoͤhe, nachdem ſich nemlich der Strich lencket. Giebt es keine Baͤchlein allda, ſo muß man etliche ausge - hohlte Kloͤtzigen, oder Scherbeln in die Erde graben, damit ein we - nig Waſſer darein gegoſſen wer - den und ſtehen bleiben koͤnne. Man muß dieſe Herde fleißig ab - warten, und fruͤhe vor Tage aus - gehen, daß, wenn die Herde weit abgelegen ſeynd, man faſt noch vor Tage aufſtellen, die Lock-Voͤ - gel zurechte ſetzen, und die LaͤufferSananbinden, ſpeiſen und traͤncken koͤnne. Wenn viele fremde Voͤ - gel vorhanden, und im Aufzug ſind, darf man um etlicher weni - gen willen, ſo etwan einfallen, nicht alsbald ziehen, damit nicht ſolchergeſtalt die andern verſchla - gen werden. Wo ſie aber nicht fort wollen, ſo nimmt man mit, was man bekommen kan. Die groben Sang-Voͤgel ſingen auf dieſen Sang-Herden aufs laͤngſte nur ſechs Wochen. Wer nun ſolche gar zeitlich um Johannis - oder Margarethen-Tag anzu - ſtellen willens iſt, der ſoll billig ſolcher Sang-Voͤgel, als Amſeln, Droſſeln und Ziemer fein viel, bey zwoͤlf und mehr Stuͤcken einſetzen, und im Anfang nur die Helfte aus dem finſtern langen, hingegen, wenn dieſelben vier bis fuͤnf Wochen lang geſungen, und etwan angefangen nachzulaſſen, kan man alsdenn wieder friſche Voͤgel ausſetzen, und auf ſolche Weiſe koͤnnen dergleichen Sang - Herde faſt bis zu angehendem Herbſt gebrauchet werden. Weil aber dieſe grobe Voͤgel im Einſe - tzen ſehr trauren, muß man ſie ſonderlich wohl warten, und ihnen bey Zeiten Ameiſen mit den Eyern, wie auch geſtoſſenen Mohn-Saa - men, oder Hanf bisweilen unters Freſſen mengen, auch den Ge - ſtanck und Unflat von ihnen hin - weg ſchaffen, und in einem Napf etwas Waſſer hinſetzen, damit ſie ſich bey hitziger Zeit baden koͤnnen, oder man muß ſie wenigſtens mit friſchem Waſſer beſprengen. Jm Stellen werden die Lock-Voͤgel mit dem verhaltenen Geſang iede Gattung gleich gegeneinander uͤber gehencket, als Amfel gegen Amſel, Droſſel gegen Droſſel u. ſ. f.

S ſ s 4Sangler,
San

Sangler un cheval,

Guͤrten, das iſt die Befeſtigung des Sattels auf dem Pferde, wel - che bey alten Pferden ſoll hart ſeyn, bey jungen Pferden aber, die man erſt anreutet iſt es gefaͤhr - lich, ſolche im Anfang zu feſt zu guͤrten, wodurch ſie ſich lernen aufblaͤhen, auch ſich wol gar mit ſamt ihrem Reuter uͤberwerffen, oder aber ſich nicht mehr wollen ſatteln laſſen, und allerhand der - gleichen Laſter durch dieſes Verſe - hen an ſich nehmen.

Sarabanda, Sarabande,

Eine gravitaͤtiſche, den Spa - niern inſonderheit ſehr beliebte und gebraͤuchliche, etwas kurtze Melo - die, welche allezeit zum Tantzen den ¾ zum Spielen aber biswei - len den $$\frac {3}{2}$$ Tact, langſam geſchla - gen, und 2 Repriſen hat. Sie hat keine andere Gemuͤths-Bewe - gung als die Ehrſucht; doch hat die Tantz-Sarabande engere und dabey viel hochmuͤthigere Verfaſ - ſung, als die Spiel - und Sing - Sarabande; ſie laͤßt keine lauf - fende Noten zu, weil die Gran - dezza ſolche nicht leiden kan, ſon - dern ihre Ernſthaftigkeit ſteiff und feſt behaͤlt. Zum Spielen auf dem Clavier und auf der Laute erniedrigt man ſich etwas bey die - ſer Melodien-Gattung, gebraucht mehr Freyheit, ja macht wol gar Doubles, oder gebrochene Arbeit daraus, welche wir Variationes heiſſen: Welches auch einige in Sing-Sarabanden, wiewol nicht fuͤglich, thun. Die Folies d E - ſpagne ſcheinen gewiſſer maſſen mit zu den Sarabanden zu gehoͤren.

Sarabande,

Auf der Reutſchule, iſt ein lang -Sarſamer Tantz, welchen man fuͤr die Pferde braucht, ſo paſſegiren, und im Spaniſchen Tritt dreſſirt ſind, welche man daher Danceurs nennet, weil ſie die Cadenz obſervi - ren, auf des Reuters Tempo di Gamba acht haben, und alſo nach dem Tact der Muſic Fuß fuͤr Fuß avanciren; auch in der Wendung allezeit eine hohe Courbette drein machen, und in der Cadenz blei - ben; welches eine von den ſchoͤn - ſten und ſchwereſten Lectionen iſt: Dahero nnumgaͤnglich der Reu - ter die Muſic oder zum wenigſten den Tact verſtehen muß, daß er ſolchen dem Pferde auch kan be - greiffen machen.

Sardinien,

Jnſel und Koͤnigreich in dem Mittellaͤndiſchen Meere, welche ehemals der Cron Spanien, ſeit 1720 aber dem Hertzoge von Sa - voyen gehoͤrt, der davon den Koͤ - niglichen Titel fuͤhret, als Her - tzog von Savoyen aber das Praͤ - dicat eines ſtetswaͤhrenden Vicarii des H. R. Reichs durch Jtalien hat. Das Wappen von dem Koͤnig - reiche Sardinien, wie ſolches an - ietzo mit dem Hertzoglichen Sa - voyiſchen vereiniget iſt, beſtehet in vier groſſen Qvartieren mit ei - ner Spitze mit einem Mittel - Schilde, und daruͤber noch ein Hertz-Schildlein. Auf dieſem Hertz-Schildlein erſcheinet ein ſilbernes Creutz im rothen Felde, als das eigentliche Wappen von Savoyen. Der Mittel-Schild iſt ſilbern und durch ein rothes Creutz qvadriret, mit einem Moh - ren-Kopf und weiſſer Binde in ieder Ecke, wegen des Koͤnigrei - ches Sardinien. Der Haupt - Schild iſt wieder in 4 groſſe Qvar -tiereSartiere eingetheilet. Das erſte groſſe Qvartier iſt wieder vierfeldig, und praͤſentiret ein guͤldenes Kruͤcken - Creutz von vier kleinen Kruͤcken - Creutzlein begleitet, im ſilbernen Felde, wegen des Koͤnigreichs Jeruſalem; einen rothen Loͤwen in einem von Silber und blau geſtreiften Felde, wegen des Koͤ - nigreichs Cypern; einen rothen gekroͤnten Loͤwen im ſilbernen Fel - de, wegen des Koͤnigreichs Arme - nien oder Cypern; einen derglei - chen rothen Loͤwen im ſilbernen Felde, wegen des Hertzogthums Luxenburg. Das andere groſſe Qvartier iſt dreyfeldig, und zeiget das weiſſe Pferd im rothen Felde, wegen Nieder-Sachſen; den gruͤ - nen Rauten-Crantz uͤber ſchwartz und guͤldene Balcken gezogen, wegen Ober-Sachſen; und die drey rothen See-Blumen-Blaͤt - ter, wegen Engern; zuſammen wegen des praͤtendirten Urſprungs aus dem alten Witekindiſchen Saͤchſiſchen Geſchlechte. Das dritte groſſe Qvartier iſt in die Laͤnge getheilet, zur Rechten iſt ein ſchwartzer Loͤwe im ſilbernen mit ſchwartzen Schindeln beſtreue - ten Felde, wegen des Fuͤrſten - thums Chablais, am Genfer-See; zur Lincken aber ein ſilberner Loͤwe im ſchwartzen Felde wegen des Fuͤrſtenthums Aoſta. Das vierte groſſe Qvartier iſt wiederum in die Laͤnge geſpalten, zur Rechten ein blau und guͤlden Schach-Bret wegen Geneve; zur Lincken ein ſilbern Feld mit einem rothen Schildes-Haupt wegen Mont - ferrat. Und endlich in einem guͤl - denen Schildes-Fuſſe ein ſchwar - tzer Adler wegen der Grafſchaft Maurienne. Auf dieſem gantzen Schilde ſtehet an ſtat der ſonſt ge -Sauwoͤhnlich geweſenen drey Helme, anietzo eine Koͤnigliche Krone, und an ſtat der ehemaligen Schild - halter (welches zwey guͤldene Loͤ - wen ſind) iſt dieſes Wappen mit einem Koͤniglichen Purpur - und mit Hermelin gefuͤtterten Mantel umhangen. Zuweilen wird dieſer Schild umgeben mit der Ordens - Kette dell Annonciata, daran unten das Creutz von dem Ritter - Orden S. Mauritii und Lazari haͤnget.

Sattel, v. Selle.

Sattel-Knecht,

Jſt in dem Ober-Stallmeiſter - Amte zu Wien, ein anſehnlicher Dienſt, daß auch Cavaliers und andere vornehme Leute, ſolchen anzunehmen kein Bedencken tra - gen.

Satz-Haſe,

Heißt bey den Jaͤgern das Weib - lein von Haſen, oder die Haͤſin.

Sau,

Nennen die Jaͤger das ſchwar - ze Wildpret, der Eber heiſt ein Sau-Schwein, ein hauend Schwein oder Keuler; die Mut - ter aber eine Bache, welche ſetzet. Schwein-Hatze wird auch ein Sau-Jagen genennet. V. Schwein.

Sau-Beller, Sau-Finder,

Jſt eine Gattung von Jagd - Hunden, ſo ein Schwein in ſei - nem Lager aufſucht, und anzwackt oder beſtaͤtigt, mit ſeinem Laute anmeldet, und mit Herumſprin - gen ſo lange aufhaͤlt, bis ihm der Jaͤger mit einem Schuß beykom - men kan. Er ſoll von mittelmaͤſ - ſiger Groͤſſe, und braun oder ſchwartzer Farbe ſeyn, als welcheS ſ s 5ArtSauArt hierzu am beqvemſten abzu - richten iſt. Die Jaͤger nehmen mehrentheils einen Schweiß - oder Schieß-Hund dazu. Sonſt ha - ben auch insgemein die Wild - Huͤter, welche, wo groſſe Gehege ſind, das Getreide im Felde bey der Nacht bewachen, und das Wild abjagen muͤſſen, die beſten Hunde zu ſolchem Dienſt, weil ſie auf die wilden Sauen gleich - ſam ſchon eingehetzet ſind; und ob ſie ſchon ſchlechte Bauer-Hun - de, werden ſie dennoch durch die Gewohnheit hierzu gebracht. Sie muͤſſen von Jugend auf immerzu ſchwartze, obgleich zahme Sauen anzubellen und zu hetzen gewoͤh - net werden, dabey man ihnen, wer es haben kan, in ihrem Fraß den Schweiß von wilden Sauen geben ſoll, um ſie deſto begieriger zu machen, damit ſie nichts an - ders, als die wilden Sauen, ſu - chen, und wenn ſie dergleichen ge - funden, vor ihnen ſtehen, und ſie mit Anſchlagen verrathen. Alle andere Spur aber von Hirſchen, Rehen, Fuͤchſen und Haſen iſt ih - nen mit allem Fleiß anzugewoͤh - nen.

Sau-Fang, Sau-Garten,

Jſt ein ziemlich groſſer mit ſtar - cken eichenen Zaun-Pfaͤhlen ein - gefangener Platz, in einem groſ - ſen Walde, worinne ſich die wil - den Sauen auf vorhergehende Kirrung ſelbſt fangen, und nicht wieder zuruͤcke heraus koͤnnen. Ein ſolcher Sau-Garten wird fol - gender Geſtalt angeleget: Wenn man einen Ort im Walde hat, all - wo in der Naͤhe herum Erd-Maſt, warme Bruͤcher und groſſe Di - ckigte, Ameis-Hauffen, Farren - Kraut und allerhand Wurtzeln zuSaufinden, ſonderlich auch warme Qvell-Waſſer vorhanden, und da - ſelbſt alles dichte mit Haſel-Stau - den, Buchen und Eichen gantz wilde verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, ſo kan man daſelbſt ei - nen Sau-Garten, ſo groß man ihn haben will, oder es die Gele - genheit des Orts und der Gegend leidet, ins Gevierte anlegen, und ſolchen mit einem ſtarcken eichenen Zaune vermachen, auch oben mit zaͤhen feſten Reis verflechten. Wo die Fluͤgel zuſammen gehen, muß auswendig ein flacher Berg auf - gefuͤhret, inwendig aber die Helfte des Zaunes und der ſtarcken eiche - nen Plancken glatt gehobelt, flach und abhaͤngig ſeyn. Damit die Sauen dieſen Aus - und Eingang gewohnen, muͤſſen allezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken von Schaal-Holtze, dem flachen Ber - ge gleich geleget, und dieſelben, um ſie dahin zu gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-Eckern auf die Fluͤgel gekirret werden, in den Gaͤrten aber wird Maltz, Erbſen, oder ander Getreide und wild Obſt geſtreuet, und auf ſolche Weiſe laſſen ſie ſich leichtlich gewoͤhnen. Wenn man hierauf des Herbſtes, ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet, und der Sauen Wechſel verſpuͤ - ret, thut man die Bruͤcke hinweg an einen beſondern Ort, und er - haͤlt in dem Garten zwey maͤßige erzogene wilde Bachen, welche ih - re Wilderungen ſtarck von ſich ge - ben, zumal die Schweine ohne - dem hitzig und geil ſind. Wenn nun ein gantz Rudel Sauen uͤber die Fluͤgel wechfeln, und die ge - ſtreueten Eicheln finden, gehen ſie den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und wenn ſie auf den Berg kom - men, und die andern Bachen hoͤ -renSauren und wittern, auch vor ſich ei - nen niedrigen Abſprung ſehen, ſpringen ſich hinein, und wenn ei - nes den Anfang macht, folgen die andern alle nach; ſie koͤnnen aber nicht wieder zuruͤcke und heraus, weil ſie auf den eichenen Pfoſten, bey dem Einſprung, nicht fuſſen koͤnnen, ſondern abgleiten und al - ſo gefangen bleiben muͤſſen. Sol - len ſie zu fernerer Jagd-Luſtbar - keit lebendig eingefangen werden, kan man nur von einer Ecke zu der andern einen Fluͤgel machen, das Sau-Netze ſtellen, und dieſel - ben alſo lebendig einfangen. Doch muß ſolcher Ort von allem an - dern Jagen und Schieſſen gaͤntz - lich verſchonet ſeyn, weil ſonſt al - le angewandte Muͤhe vergebens ſeyn doͤrffte. Jnwendig muß man vor die eichenen Pfoſten einen Graben von zwey Ellen tief ma - chen, und ihn mit Straͤuchern zum Blendwerck beſtecken.

Sau-Kaſten,

Jſt ein Behaͤltniß, darinne ein wildes Schwein von einem Ort zum andern lebendig gebracht wer - den kan. Er wird wie ein Baͤ - ren - oder Hirſch-Kaſten, iedoch nach Proportion der Schweine niedriger, von ſtarcken eichenen Bretern gemacht, mit eiſernen Baͤndern wohl beſchlagen, vorne und hinten mit zwey Schub-Thuͤ - ren, und ſtarcken eiſernen Rin - gen zum Aufladen verſehen, und inwendig eine Krippe, mit Eicheln zu fuͤttern, hinein gemacht. Der Kaſten muß auswendig gruͤn an - geſtrichen, und Sauen darauf ge - mahlet werden. Wenn man Sauen darinnen an Ort und Stel - le gefuͤhret hat, ziehet der oben auf dem Deckel ſtehende MannSaubeyde Zug-Thuͤren auf, ruͤhret das Wild an das Hintertheil, ſo faͤh - ret es heraus, ohne daß es ihm den geringſten Schaden zufuͤgen kan. Jn einem ſolchen Kaſten koͤnnen auch Woͤlffe gefuͤhret wer - den.

Saum, Preis, Krone,

Jſt der Streiff, welcher an ei - nem Pferde zwiſchen dem Horn und Fleiſch oben um den Huf ge - het; dieſer ſoll ſubtil und nicht feiſt, auch ziemlich mit Haaren bewachſen ſeyn, damit die Haut vor der Kaͤlte bewahret bleibe. Wenn einem Pferde uͤber dem Huf der Saum aufbricht, ſo be - ſchneidet ihm den Huf bis auf das Fleiſch, nehmet Honig, Wachs, Hartz und Hut-Zucker, laſſet es mit einander zergehen, ſo wird eine gute Salbe daraus, welche ihr ihm laulicht in den Schaden gieſſen muͤſſet, wovon es bald heilen wird. Oder, ſchneidet das Haar um den Schaden mit Fleiß hinweg, und ſaͤubert den ſchadhaften Ort fein ſubtil mit einem Scheer-Meſſer, ſtreuet allein geſtoſſenen Canarien - Zucker darein, leget ein wenig Baumwolle darauf, verbindet es mit einem leinenen Tuch, laſſet es fuͤnf oder ſechs Tage alſo ſtehen, ehe ihr es wieder aufbindet, es hei - let geſchwinde ohne Schmertzen und Schwaͤren. Oder brennet Huͤner-Koth zu einem ſchwartzen Pulver, ſtreuet es dem Pferde in den Schaden.

Saum-Roß, Malier,

Der Gebrauch der Saum-Roß iſt nicht ein geringer Vortheil, welche eine groſſe Menge Waaren uͤber die hoͤchſten Gebirge, und zwar hin und wieder bringen, wowederSauweder Wagen noch Karren gehen koͤnnen, dadurch nicht allein Hand - lung und Correſpondentz derer Voͤlcker unterhalten wird, welche gleichſam durch eine Mauer und Kluft von einander geſchieden, ſondern es koͤnnen auch die Leute im Gebirge einige Nahrungs-Mit - tel davon haben, als die Ver - leihung der Pferde, welche aus offtmaliger Gewohnheit viel ſi - cherer ſteigen, als das allerbeſte dreßirte Pferd.

Sau-Netze, Schweins - Netze,

Sind abſonderlich zur Schweins-Jagd geſtrickte Netze, deren ein iedes 80 gedoppelte, oder 160 einfache Wald-Schritte ſtel - let. Weil oͤfters ein ſtarck Rudel Sauen von Bachen und Friſch - lingen in vollem Rennen zugleich auf einmal hinein lauffen, und al - ſo ein ſolches Netze ſehr Buſen - reich ſeyn muß, ſo ſoll man es zum wenigſten dreyßig Maſchen hoch machen, und dieſe uͤber der Ruͤck-Banck fein feſte ziehen. Das Modell der Maſchen iſt ſechs Zoll lang und ſechs Zoll breit. Die Furckeln ſollen ſo ſtarck, wie die zu den Hirſch-Netzen, allein weit niedriger, als dieſelben, und drit - tehalbe Elle lang ſeyn, weil die Sauen nicht uͤberſpringen, ſon - dern nur in der Dummheit gera - de zulauffen und durchbrechen wol - len: Dagegen aber kan das Roth - Wild deſto beſſer uͤberſetzen, und werden dieſe Netze eben auch, wie die Hirſch-Netze, fein gerade mit - ten auf die Fluͤgel geſtellet. Da - mit es aber fein geſchwinde mit dem Netze-Stellen zugehen moͤge, muͤſſen hierzu bey iedem Fluͤgel wol 8 Mann ſeyn, nebſt zweenSauZeug-Knechten, als zwey, welche das Netz im Abfuͤhren abſchlagen; 2 Mann mit Schlaͤgeln, welche die Heftel einſchlagen; 2 Mann ſo mit den Sticheln oder Pfahl-Eiſen Loͤcher machen; und 2 Mann zu Furckeln ſetzen. Die Ober - und Un - ter-Leinen muͤſſen ſtarck angezogen und wo moͤglich an Baͤume gebun - den werden, ſonſt wenn ſtarcke Sauen einbrechen, reiſſen die Hef - tel oͤfters aus der Erden, und die Sauen lauffen davon. Dieſe Netze haben auch ihren Nutzen, wenn die Sauen ins Enge getrie - ben ſind: denn alsdenn koͤnnen ſolche Netze inwendig im Jagen an den Tuͤchern herum geſtellet, und oben auf die Furckeln geleget werden, ſo weit als man mit Ne - tzen reichen kan; und muß der Buſem fein glatt angezogen wer - den, daß die Netze an den Tuͤ - chern ſteiff ſtehen, und die Sauen nicht durchſchlagen koͤnnen. Denn wo die Tuͤcher bloß ſtehen, hauen ſie bald Loͤcher hinein, und fahren durch, wo aber die Netze abweh - ren, bleibet es nach.

Sau-Ruͤden,

Sind eine Art ſtarcker Jagd - Hunde, welche zur Schwein-Ha - tze gebrauchet werden. Dazu werden oͤfters zottelichte Bauer - Hunde, wie man ſie bey denen Fleiſchern, Hirten und Schaͤfern mehrmals antrift, genommen. Weil die jungen Hunde allzu un - vorſichtig anfallen, ſo muß man lieber zwey - oder drey-jaͤhrige alte eingehetzte Hunde dazu nehmen. Es pflegen etliche dieſen Sau-Ruͤ - den oder Hatz-Hunden Schellen an die Halsbaͤnder anzumachen, damit das Schwein gegen die Hunde ſich nicht zur Wehr ſtellenmoͤge,Saumoͤge, ſie koͤnnen wol der Ba - chen und Friſchlinge maͤchtig wer - den, aber die Keuler thun ihnen bisweilen ziemlichen Schaden. Wenn dieſer Hunde etliche bey - ſammen, haben ſie mehr Courage, und werden lieber ein groſſes Schwein mit eiffriger Begierde verfolgen, ob ſie ihm wol nicht ſo leicht etwas anhaben koͤnnen. Sie dauren ſelten lang, und wer - den nicht alt, weil ſie oͤfters von den hauenden Schweinen gantz zu ſchanden geſchlagen werden.

Saut,

Ein Sprung, heißt beym Tan - zen, wenn man ſich maͤßig in die freye Luft erhebt, welches entwe - der mit beyden Beinen zugleich geſchiehet, oder wenn man im Fortſchreiten nur mit oder auf ei - nem Bein allein ſpringet. Es ſind aber dergleichen Spruͤnge Jettés, Chaſſés, Contretems, Pas de Siſſonne, Caprioles oder En - trechats.

Saut, Air d un Pas & un Saut,

Jſt ein hoher Luft-Sprung von einer Capriole und einer Cour - bette zwiſchen iedem Sprung, da - mit das Pferd ſich zu dem folgen - den von neuen gefaſt machen kan. Es ſind einige der Meinung, daß die Pferde (welchen viel Caprio - len auf einander zugemuthet wer - den) von ſich ſelber in dieſe Air aus Muͤdigkeit fallen koͤnten; wenn deme aber alſo, waͤre es kei - ne Nothwendigkeit, ſich viel zu bemuͤhen, die Pferde dieſelben zu lehren.

Sautereau,

Eine Docke auf den Clavicym - beln. v. Saltarelli.

Say

Sauteurs,

Springer, ſind die Pferde, wel - che groß Vermoͤgen und Staͤrcke von der Natur, und nicht vergeb - lich empfangen, daß ſie von ſich ſelber das Springen, oft aus Ge - wohnheit, oft aus Luſt und An - reitzung der Natur, vollbringen; daher es vortraͤglich, ſolches Ver - moͤgen und Staͤrcke dahin anzu - wenden, wie ſie recht ſicher, ge - maͤchlich und wohlſtaͤndig ſpringen ſollen, und ihnen eine Erleichte - rung darinne beyzubringen. So hat auch das Springen im Kriege ſeinen groſſen Nutzen, wenn man auſſer ſolcher Unterweiſung weder Graben noch Schrancken ohne Lebens-Gefahr uͤberzuſpringen vornehmen darf.

Sayn und Witgenſtein,

Die Grafen von Sayn und Witgenſtein ſind ein Zweig der alten Grafen zu Spanheim. Denn Johannes Graf von Span - heim erhielte durch die Vermaͤh - lung mit Adelheiden, Grafens Henrici II zu Sayn Schweſter und Erbin, die durch ihres Bru - dern Tod 1246 erledigte Graf - ſchaft Sayn. Um das Jahr 1365 erwarb Graf Salentinus zu Sayn ſeinen Nachkommen die Graf - ſchaft Witgenſtein durch die Ver - maͤhlung mit der letzern Graͤfin Eliſabeth zu Witgenſtein. Und obgleich ſelbige lange zertheilet waren, ſo brachte doch endlich ums Jahr 1605 der Stamm-Va - ter aller heutigen Grafen von Sayn und Witgenſtein, Graf Ludovicus Senior, beyde Graf - ſchaften zuſammen: Wiewol deſſen Soͤhne die 3 noch bluͤhende Linien zu Berleburg, Sayn und Wit - genſtein ſtifteten. Die Berle -bur -Scaburgiſche Linie begreift den Aſt zu Homburg, und die Witgenſtei - niſche den zu Valendar. Jm Wappen fuͤhren die Grafen von Sayn und Witgenſtein 2 ſchwar - ze Pfaͤle in Silber, wegen Wit - genſtein; ein ſilbernes Caſtell mit 2 Thuͤrmen im rothen Felde, wegen Homburg; eine ſilberne Straſſe, darauf 3 Schweins-Koͤpffe im ſchwartzen Felde, wegen der Herr - ſchaft Freysburg; und auf einem ſchwartzen Mittel-Schilde einen aufgerichteten Leoparden, wegen Sayn. Dieſes Wappen fuͤhret 3 offene Helme; der Sayniſche iſt gekroͤnt, und hat ein guͤldenes Horn, der Witgenſteiniſche iſt mit einer ſchwartzen und weiß aufge - ſchlagenen Muͤtze bedeckt, worauf 5 Strauß-Federn ſtehen; der Homburgiſche hat ein 2 thuͤrmiges ſilbernes Caſtell.

Scabellum,

War ein geſpaltenes oder aus - gehoͤhltes breites Stuͤck Holtz, welches an die Fuͤſſe angemacht war, ſo daß ſolches durch deren Bewegung und Betretung, ſon - derlich im Tantzen einen Klang von ſich gab. Es ward auch zu - weilen von Eiſen gemacht, und ſowol auf den Theatris nebſt an - derer Jnſtrumental-Muſic, als bey dem Gottesdienſt gebraucht.

Scala,

Bedeutet in der Muſic 1) die Stellung der 6 Gvidoniſchen Syl - ben, welche, nachdem ſie rangiret ſind, eine oder mehr an einander geſetzte Leitern gantz natuͤrlich vor - ſtellen; 2) die zuſammen gehoͤrige 5 Linien.

Scamma,

Ward der Platz genannt, woScedie Kaͤmpffer zuſammen giengen, und mit einander ſtritten. Es lag aber ſolcher etwas tief, daß er bald wie eine Grube ausſahe, da - her er auch den Nahmen hat. Dieſe muſte alſo den Kaͤmpfern zur Grentze dienen, welche ſie nicht uͤberſchreiten kunten.

Scaput,

Der Hals an den beſaiteten Jnſtrumenten, als Violinen ꝛc. Scapi tabula das Griffbret, ſo ſich am Halſe befindet.

Scena,

War ein Theil eines Theatri, worauf inſonderheit die Actores oder Spieler einer Comoͤdie oder Tragoͤdie ihr Weſen hatten, und zwar ſtellete ſie entweder einen Koͤniglichen Pallaſt mit Seulen, Statuen u. d. g. vor, wenn eine Tragoͤdie geſpielet ward, oder ge - meine Buͤrger-Haͤuſer, wenn man eine Comoͤdie ſpielete, oder einen Wald, Hoͤlen u. d. gl. wenn et - was ſatyriſches aufgefuͤhret ward. Es iſt aber auch Scena ein Theil eines Actus einer Comoͤdie, wor - inne 2 oder mehr Perſonen mit einander redend eingefuͤhret wer - den.

Scenici,

Wurden die Actores oder Spie - ler bey Comoͤdien und Tragoͤdien genannt. Es wurden aber dieſe Leute bey den Roͤmern fuͤr infam gehalten. Wer ihnen Geld gab, dem ſtunden ſie zu Dienſte. Bey den Griechen aber war es auch fuͤr honnete Leute nichts unanſtaͤndi - ges, ſich mit auf das Theatrum zu begeben.

Scenici ludi,

Waren Tragoͤdien, Comoͤdien,SatiræSchaSatiræ und Mimi, welche in den Theatris zu Rom geſpielet wur - den, und den Nahmen von der Scena, als dem Haupt-Theile der Theatrorum, hatten.

Schaberacke,

Jſt ein Stuͤck Tuch oder Sam - met, ſo entweder ſchlecht oder ge - ſtickt und bordirt iſt, ſo hinten am Sattel befeſtiget, entweder zur Zierat, oder die Magrigkeit des Pferdes zu verbergen, oder zu verhuͤten, daß der Reuter ſein Kleid nicht vom Pferde-Schweiß beſudelt. Sie iſt entweder rund oder eckigt, welche erſtere Gat - tung ſelten gebraucht wird.

Schach-Spiel,

Jſt eines der edelſten und nach - dencklichſten Spiele, ſo die Per - ſianer erfunden haben ſollen, wel - ches faſt unter allen Nationen, ja ſo gar bey den Ruſſen, Juͤden und Americanern uͤblich, und ſind unter den Deutſchen die Bauren zu Stroͤpke im Halberſtaͤdtiſchen ſonderlich darinnen erfahren, daß auch vornehme Herren aus Curio - ſitaͤt mit ihnen ſpielen, und ſel - ten was gewinnen; wie denn dieſe Bauren von allen Anlagen be - freyet ſind, und nur allemal dem neuen Fuͤrſten bey der Huldigung eine Schach-Tafel und Steine von Silber verehren, dagegen aber verpflichtet ſind, die Wiſſen - ſchaft des Schachſpieles unter ſich zu erhalten, und auf ihre Nach - kommen fortzupflantzen. Von der Beſchaffenheit dieſes Spiels hat Hertzog Auguſtus von Braun - ſchweig-Luͤneburg unter dem ver - deckten Nahmen Guſtavi Seleni ein gantzes Werck geſchrieben.

Scha

Schafhauſen,

Eine der ſchoͤnſten Staͤdte in der Schweitz, liegt am Rhein uͤber ſeinem Fall, und wird durch eine zierliche ſteinerne Bruͤcke an das Schweitzerland gehaͤnget. Die Jnwohner ſind Reformirter Re - ligion, und hat einen Zoll vom Saltze. Jhre Handlung machet ſie reich, und ihre Gelegenheit iſt ſehr beqvem, angeſehen die Schiffe, die aus dem Coſtnitzer-See kom - men, wegen des Falls des Rheins nicht weiter gehen koͤnnen, ſon - dern nothwendig allhier muͤſſen abgeladen werden. Sie hat eine Ci - tadelle, zu deren Unterhaltung die Cron Franckreich jaͤhrlich 800 Pfund (vermoͤge des Schweitze - riſchen Buͤndniſſes) auszahlet. Das Regiment hier iſt ſchier wie zu Zuͤrch und Baſel. Das Volck iſt ſehr arbeitſam, ſinnreich, ge - ſchickt und freundlich. Die Kir - che zu den Apoſteln iſt ein ſtatli - ches Werck, welche wie das Rath - haus und das Kloſter wohl zu ſehen. Jn dieſer Stadt iſt Anno 1392 die Woche nach Allerheiligen der ein und zwantzigſte Turnier von der Ritterſchaft in Schwa - ben gehalten worden, worunter 8 Fuͤrſten, nemlich Hertzog Johan - nes in Bayern, Hertzog Friedrich in Oeſterreich, Hertzog Stephan in Bayern, Marckgraf Rudolph zu Baden, Landgraf Ludewig zu Heſſen, Burggraf Friedrich zu Nuͤrnberg, Fuͤrſt Wilhelm zu Hen - neberg, und Hertzog Eberhard zu Wuͤrtemberg 22 Grafen, 10 Ritter, und 179 Edle. Von dieſer Stadt hat der Canton Schafhauſen ſeinen Nahmen, welcher zwar nicht groß iſt, aber ein fruchtbar Erdreich hat, und aus 11 Aemtern beſtehet. DieſerSchaDieſer Canton hat einen ſchwar - zen ſpringenden Bock mit guͤlde - nen Hoͤrnern und Krone im ſil - bernen Felde zum Wappen.

Schaf-Orgel,

Oder Schaͤffer-Pfeiffe, ein Du - delſack, deſſen Pfeiffe, worauf man vornen ſpielet, kein Dau - men-Loch hat, und darinne von dem Pohlniſchen Bocke unterſchie - den iſt.

Schalen,

Nennet man das Horn, um der Hirſche, Rehe und Schweine Laͤuf - te herum, it. die vorderſten Klau - en an iedwedem Lauft.

Schaliſim,

Ein bey den Juden gebraͤuch - liches muſicaliſches Jnſtrument, von 3 Saiten, welche mit einem von Pferde-Haaren angeſtreng - ten Bogen geſtrichen werden, aus Holtz alſo gemacht, daß es am un - tern Theile hohl war, oben aber einen Hals hatte, wie unſere klei - ne Geigen.

Schalmey,

Jſt eine Pfeiffe, ſo von der Haut - bois faſt ausgedrenget worden. Sie iſt von den Hautbois unter - ſchieden, daß ſie unten kein Dau - men-Loch hat, u. ſtaͤrcker zu blaſen iſt, daher auch einen ſtaͤrckern Laut giebt. Jn den Orgeln iſt auch eine Art Pfeiffen unter den Schnarr - wercken, ſo Schallmeyen heiſt, und 8 Fuß Ton hat. V. Chalu - meau.

Schecken,

Jſt eine ſonderliche Art Pferde, deren Farben von den ſonſt vier bekannten Haupt-Farben abgehen, ſo daß ſolche Farben mit andernSchavermenget ſeyn. Solche zwey - oder mehr-farbige Pferde nun werden in zweyerley Haupt-Farben ver - theilet, als Schecken, deren die be - ſten ſo mit zwey oder drey Far - ben geflecket ſeyn, als Schwartz - Schecken, Braun-Schecken, Fuchs-Schecken, Porzelan-Sche - cken, welche letztere man fuͤr die rareſten haͤlt.

Scheer-Eiſen,

Eine beſondere Art von Huf - Eiſen, welche im Felde auf der Reiſe, ſo ferne das Pferd ein Ei - ſen verlohren, und das Horn ver - treten, auch in andern Faͤllen gu - te Dienſte thun. Es giebt deren zweyerley Gattungen: Die von der erſten Gattung beſtehen aus zweyen Stuͤcken, welche vornen an der Zehe mit einem Nagel gleich einer Zange oder Scheere zuſammen geheftet, oder uͤber ein - ander genietet ſind, daß die Eiſen auf und zugemacht, und weit und enge gefaßt werden koͤnnen, folg - lich zu allerley Arten von Fuͤſſen ſich ſchicken. Die zweyte Gat - tung iſt der erſten gleich, nur daß dieſe Eiſen hinten an den Stollen eine Schraube haben, womit man ſie auf und zu, auch weit und en - ge ſchrauben kan. Dieſe Art le - get oder ſchraubet man den Pfer - den auf, welche Eiſen, Horn und Naͤgel mit einander weggeriſſen, bey denen auch kein Nagel ohne Gefahr geſchlagen werden kan, und laͤſſet es ſo lange darauf lie - gen, bis das zum Beſchlag taug - liche Horn wieder gewachſen iſt. Man braucht es auch, wenn ei - nem Pferde der Huf mit einem Ei - ſen dergeſtalt zuſammen gezwenget worden, daß es deswegen hincken muß, da man es ihme unterdeſſen,bisSchebis es wieder recht gehen kan, auf den Huf ſchraubet; welches auch mit denen in die Cur kommenden zwanghuͤfigen Pferden alſo vor - zunehmen iſt.

Scheidholt,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, ſo einem Scheidholtz gleich, von 3 oder 4 duͤnnen Bretlein zuſam - men gefuͤget, oben mit einem klei - nen Kragen, darinnen drey oder vier Wirbel ſtecken, mit 3 oder 4 meßingenen Saiten bezogen, dar - unter drey in Uniſono aufgezogen, die eine unter denſelben aber nur eine Qvinte hoͤher, oder auch ei - ne von den dreyen, um eine Octa - ve hoͤher. Unten bey dem Stege ſchlaͤgt man immer mit dem Dau - men an der rechten Hand uͤber al - le Saiten her, mit der lincken aber faͤhret man mit einem glatten Stecklein auf der vorderſten Saite hin und wieder, dadurch die Melo - die uͤber die Buͤnde, ſo vom meſ - ſingenen Drate eingeſchlagen, zu - wege gebracht wird.

Schellen, Sonnettes, Tintin - nabula,

Sind kleine runde, klingende metallene Jnſtrumente, welche vermoͤge des inwendig liegen - den und bey Bewegung der Schellen anſchlagenden Knoͤpf - leins einen Ton und hellen Klang von ſich geben. Die Materie, woraus die Schellen gemacht wer - den, iſt insgemein der Meßing, bisweilen auch fuͤr groſſe Herren Silber, und iezuweilen verguͤl - det. Es ſind aber die Schellen auch unterſchiedlicher Arten, nach - dem ſie zu etwas gebraucht wer - den, als Schellen zu den Renn - Schlitten, um die Pferde durchScheden Klang munter und forttra - bend zu machen, auch in der Stadt ein Aufſehen zu erwecken; 2) Fal - ken - und Sperber-Schellen zum Weidwerck, damit, wenn ſolche zur Jagd wohl abgerichtete Raub - Voͤgel ſich etwan verflogen, oder auch an einem Baum verhalfftert haͤtten, ſolches deſto eher zu ver - nehmen, und ihnen zu Huͤlffe zu kommen ꝛc.

Schelm,

Nennet man auch einen Pferde - Zufall, wenn ihnen die Zaͤhne los werden, daß man ſie heraus neh - men koͤnte, welches ihnen an der Fuͤtterung hinderlich. Rem. Man ziehet die Chriſtwurtzel aus der Erden, daß gar nichts davon zu - ruͤck bleibet, und ziehet ſie zwiſchen Haut und dem Fleiſch an der Bruſt ein, verwahret das Pferd vor der Lufft, wenn die Wurtzel ausfaͤllt, ſtreuet man Lorbeer-Pul - ver in den Schaden, und giebt dem Pferde darneben Hollunder - Blaͤtter mit Mehl vermiſcht zu eſſen.

Schenckel,

Heiſſen diejenigen Theile eines Pferdes, welche deſſen Leib un - terſtuͤtzen, und wenn es gehet, die noͤthige Bewegung machen. Es ſind dieſe mancherley Zufaͤllen un - terworffen, welchen aber durch gu - te Wartung und Pflegung abzu - helffen, wie bereits an ſeinem Or - te Erwehnung geſchehen, vornem - lich pflegen denen Pferden die Schenckel leichte anzulauffen und zu ſchwellen. Dieſe Schenckel - Geſchwulſt der Pferde iſt folgen - der Geſtalt zu curiren: Man nimmt Sauerteig, Honig, Saltz, Lein-Oel und Eßig, ſiedet es inRitter-Lexic. T t tfriſcherSchefriſcher Milch, die nicht abgenom - men iſt, bis daß es ſo dicke wird, wie ein Brey, waͤſchet und baͤhet das Pferd damit, ſchlaͤget es auf ein wuͤllen Tuch, bindet es dem Pferde um den Fuß, damit es nicht herab falle, und thut ſolches fuͤnff oder ſechs Tage nach einan - der, alle Tage zweymal, ſo ver - gehet ihm die Geſchwulſt. Oder man nimmt zerſtoſſenen Lein - Saamen und Heu-Blumen, ſie - det es in Bier, menget hernach weiſſes Mehl und Honig darun - ter, laͤſſet es wieder ſieden, und ruͤhret es, daß es nicht dicke wer - de, hernach ſchmieret man dem Pferde die Fuͤſſe damit. Oder, wenn man dicke Wein-Hefen, ge - ſtoſſene Wachholder-Beeren, und Eßig unter einander mengt, und dem Roſſe die Beine damit ſchmie - ret, ſo verziehet ſich die Ge - ſchwulſt. Man kan auch gebrann - ten Leimen von einem Backofen zerſtoſſen, und klein reiben, den - ſelben mit Saltz und Eßig wohl vermiſchen, und auf ein weiß wuͤl - len Tuch als ein Pflaſter ſchmie - ren, ſolches uͤber das geſchwollene Bein binden, und damit drey Ta - ge lang taͤglich continuiren, das Pferd aber auch ſo lange im Stal - le ſtehen laſſen. Oder Benedi - cten-Wurtzel und Schwartz-Wur - tzel, im Brunnen-Waſſer geſotten, und mit dem Waſſer die Ge - ſchwulſt gewaſchen; hernach Wei - tzen-Kleyen in gutem ſauren Eßig geroͤſtet, und gar warm auf die Geſchwulſt gebunden, machet die - ſelbige bald vergehen.

Scheu-Leder, ſ. Augen - Leder.

Schieſſen, Jaculari, Tirer,

Geſchiehet mit unterſchiedlichenSchiFeuer-Jnſtrumenten, welches nach dem Gebrauch und Abſicht unterſchiedlich iſt, als entweder ein Probier-Luſt-Exercier-Kunſt - Noth-Freuden - und Trauer-ſolen - nes, zugelaſſenes und verbotenes, Schertz - und Ernſt-Schieſſen. Bey dem Schieſſen geſchiehet es auch oͤfters, daß ein Schuͤtze dem an - dern einen Weidmann ſetzet, d. i. ihme das Rohr verderbt, daß er nichts nutzes damit ſchieſſen kan. Jn ſolchem Falle ſoll der, welchem das Rohr iſt verderbt worden, daſſelbe mit einem reinen Tuͤch - lein auswiſchen, von oben bis un - ten an den Grund des Canals, und hernach das Tuͤchlein nur in das flieſſende Waſſer werffen, ſo ſo hilfft es. Zu einem guten Schuͤ - tzen gehoͤrt eine fleißige Uibung, eine ſtete Fauſt und helle Augen, gutes Gewehr, und geſchwind und raſches Pulver. Von einem Schuͤ - tzen wird erfodert, daß er das Wild nicht im Lager, noch das Feder - Wildpret, ausgenommen den Au - erhan, und andere dergleichen Voͤgel, die man nicht anders, als zur Faltz-Zeit, auf ſolche Art erwi - ſchen kan, auf dem Baume, ſon - dern im Lauffe und Fluge ſchieſſe. ſ. Flug Schieſſen.

Schieß Pferd, Schuß-Pferd, Treibe-Pferd,

Jſt ein zum Weidewerck derge - ſtalt abgerichtetes Pferd, daß es nach dem Willen des Weide - manns den Kopff beſtaͤndig auf der Erden haͤlt, als ob es graſete, auch ſich von demſelben nach Gefallen vor ſich, hinter ſich, und auf die Seite treiben laͤßt, damit man das Wildpret deſto leichter hinter - ſchleichen, ohnvermerckt deſſelben zum Schuß kommen, und es alſofaͤllenSchiſaͤllen moͤge. Es muß ein Wal - lach, und zwar, was die Farbe an - belangt, ein Lichtbraun oder Licht - fuchs ſeyn, weil dieſe Farben ſehr gemein, und das Gefluͤgel oder groſſe Feder-Wild derſelben am meiſten gewohnet iſt. Je groͤſſer und hoͤher man das Pferd hierzu haben kan, ie beſſer iſt es, damit ſich der Weidemann hinter ihm nicht ſo viel buͤcken doͤrffe. Ein ſolches Pferd nun abzurichten, ſoll man ihm ein ſtarckes, doch nicht ſcharffes Naſe-Band, mit zweyen Zuͤgeln anlegen, die zwey voͤrdern Fuͤſſe mit Feſſeln ſpannen, und an einen ieglichen Fuß einen Zuͤgel von dem Naſe-Band, iedoch an - faͤnglich nicht zu niedrig binden, damit es erſtlich gewohne und ver - ſtehe, was man von ihm haben will. Denn durch ſolches Binden wird es gezwungen, den Kopff unter ſich, und zur Erden zu halten, als wolte es graſen oder weiden. Al - ſo gebunden ſoll man das Pferd fortgehen und wiederum ſtille ſte - hen laſſen, wenn es denn ſtehet, um daſſelbige herum gehen, es ſchmeicheln und klopffen, nachmals wieder etliche Schritte vorwerts ſchreiten, und wenn es alſo durch die ſtete Uibung fortgehet und ſte - het, ſo offt man will, ſoll man den Hahn am Rohr oder an der Flin - te auf - und abziehen, und offter - mal ſchnappen laſſen, auch bis - weilen nur mit Pulver uͤber dem Pferd los brennen, damit es des Auflegens und Schieſſens gewoh - ne, und wenn es darzu ſtille ſtehet, ſoll man es careßiren, ihm ſchoͤne thun, und ein wenig Gras oder Haber zu freſſen geben, ſo wird es verſtehen lernen, was es recht oder unrecht thut. Hat man es nun eine Zeitlang ſo geuͤbet, daß es al -Schiles willig und gerne thut, ſoll man ihm die Riemen an den Fuͤſſen los laſſen, und verſuchen, ob es unge - bunden graſen will, und wenn es alſo mit Niederhaltung des Kopffs, ſich willig und gerne fuͤh - ren laͤſſet, ſoll man aufhoͤren, und es auf einmal nicht zu ſehr exerci - ren. Hernach ſoll man es gewoͤh - nen, daß es ſich treiben und wen - den laſſe, auf welche Seite man will, und ſo offt es anfangs einen Schuß leidet, muß man ihm alle - wege etwas zu freſſen geben, ſo wird es endlich das Schieſſen ger - ne hoͤren und es willig leiden. Ei - ne andere Manier, ein Schieß - Pferd abzurichten, iſt folgende: Man erwehlet ein Pferd, ſo nicht ſcheu, noch gar zu hitzig, vielweni - ger untreu iſt, ſondern das den Schuß wohl von Natur vertraͤgt. Dieſes machet man anfaͤnglich unter dem Reuter im Schritt und Trab wendig, gelind auf den ſtri - ckenen Kapp-Zaum, und ſowol um den Pilier, als ohne denſelben, ver - kehrt und gerecht den Schenckel weichen; wenn es dieſes unter dem Reuter willig thut, alsdenn brin - get man es dahin, daß es ſich von einem zu Fuß, eben ſo vor ſich, hinter ſich, ſeitwerts und um die Seule treiben laͤſſet, auch auf der Schieß-Halffter gelind iſt, und ſich damit leiten laͤßt. Hierauf nun muß man ihm den Kopff von ſich ſelbſt, als ob es graſete, auf den Boden tragen lernen. Dar - zu nimmt man gruͤn Siegel - Wachs, machet zwo Kugeln ſo groß als Tauben-Eyer daraus, wickelt ſolche Kugeln in eine Bla - ſe oder reines Tuͤchlein, ziehet ei - nen doppelten Bind-Faden durch, und machet in der Mitte einen groſſen Knoten, damit man dieT t t 2Ku -SchiKugel nach Belieben wieder aus den Ohren heraus ziehen koͤnne, doch daß ja nichts von dem puren Wachs ins Ohr falle, als welches dem Pferde ſonſten hoͤchſt ſchaͤdlich waͤre. Von dieſen nun ſtecket man in iedes Ohr eine, machet ſie aber zuvor weich, um ſie deſto beſ - ſer hinein drucken zu koͤnnen; als - denn legt man ihm die Schieß - Halffter an, und arbeitet ihm auf der Naſe gemaͤchlich damit, ſo wird es in einer oder zwey Stunden von ſich ſelbſt, und ohne Huͤlffe des Spring-Gezeugs, die Naſe auf den Boden halten, auch den Schuß deſto weniger hoͤren, und ſolchen um ſo viel lieber vertra - gen. Wenn man dieſes des Ta - ges zweymal treibt, ſo wird das Pferd, wenn man nur gelinde mit ihm umgehet, und es nicht mit Schlaͤgen tractiret, den Kopf beſtaͤndig an der Erde halten, auch in wenig Tagen ſich zuruͤcke ziehen und auf die Seite treiben laſſen, wie es ihm vorhero unter dem Reuter gewieſen worden. Wenn nun ein ſolches Pferd, ſeine Dien - ſte zu thun ausgefuͤhret werden ſoll, muß man ſolches nicht alſo - bald gegen das Feder-Wild gera - de zu treiben, ſondern es contrair gegen den Wind fuͤhren, bald von, bald zu dem Wild treiben, auch hin und her wenden, damit das Feder-Wild vor dem Pferde ſicher gemacht werde, ſonſten, wenn es den Wind von den Menſchen ein wenig inne wird, ſtehet es alſo - bald auf, und die Federn tragen das Fleiſch davon.

Schifften,

Heiſſet bey den Falckeniern den Habichten friſche Schwing-Federn aufſetzen, wenn ſie die alten zu Zeiten zerſtoſſen.

Schi

Schild, Scutum,

Jſt das erſte Haupt-Stuͤck ei - nes Wappens, worinne die ei - gentliche Wappen-Figuren er - ſcheinen, und von ſolcher Wich - tigkeit, daß die Wappen gar oft nur allein aus dem Schilde beſte - hen, und ohne alle Helme auf dieſer und jener Sache praͤſenti - ret werden. Jhrer aͤuſſerlichen Geſtalt nach werden ſie ſehr un - terſchiedlich befunden. Denn man ſiehet dreyeckigte Wappen - Schilde, und zwar ſo, daß 2 Winckel oben, und die Spitze un - ten ſtehet; andere in Geſtalt eines Hertzens, wieder andere, da die Raͤnde einiger maſſen ausgehoͤlet ſind. Den Jtaliaͤnern will man Oval-Schilde zueignen, ob ſich ſolche gleich nicht bey ihnen, wol aber in vieler Biſchoͤfe Wappen finden. Die Frantzoſen ſollen vor alters eckigte im Gebrauch gehabt haben, und ihre Damen pflegen ihre Wappen in Rauten - foͤrmigen Schilden zu praͤſentiren. Man hat auch Exempel, da der Rand des Schildes mit allerhand krauſen Zierathen, ſo die Fran - zoſen Cartouches nennen, gemacht worden; welches aber nur eine bloſſe Phantaſie der Mahler und Bildhauer iſt, die ſich eingebil - det, es ſtuͤnde nicht fein, wenn der Rand des Schildes ſo bloß gelaſſen wuͤrde. Heut zu Tage macht man ſie meiſtens auf zwey - erley Art, daß der Schild oben 2 Winckel hat, und unten die Win - ckel ausgerundet, in der Mitte des Fuſſes eine Spitze gemacht wird, dagegen andere die Spitze weg laſſen. Die Stellung der Wap - pen belangend, ſo wurden dieſelben ehedeſſen gemeiniglich gelehnt, das iſt, gegen die rechte Seite er -nie -Schiniedriget, und der Helm auf den lincken Winckel geſetzt; heut zu Tage aber macht man ſie meiſtens aufrecht. Obgleich die in dem Schilde befindliche Wappen-Fi - guren ſo viel und mancherley, daß ſie faſt nicht auszuſprechen ſind; ſo kan man ſie doch in ge - wiſſe Claſſen bringen. Denn es giebt I) Herolds-Figuren, welche wegen ihres ſchlechten und unge - kuͤnſtelten Anſehens ihren Ur - ſprung von den alten Herolden zu haben ſcheinen. Die Frantzoſen nennen ſie Pieces honorables, wir Ehren-Stuͤcke. Sie heiſſen auch eigenthuͤmliche Wappen-Figuren, weil ſie der Wappen-Kunſt, ſo zu reden, gantz eigen ſind, und ſonſt nirgends in ſolchem Ver - ſtande gebraucht werden. Unter ſolche Herolds-Figuren rechnen einige: die Schildes-Theilungen, des Schildes Haupt und Fuß, die Balcken, die Pfaͤle, die Spar - ren, die Creutze, die Einfaſſung, den Winckel, die Schildlein, die Rauten und Schach, die Wecken oder Spindeln, die Gitter und Netze, die Spitzen, die Ringe oder Reiffe, die Kugeln, die Zet - tel und einige auſſerordentliche Figuren. II) Gemeine Figuren, welche von Dingen hergenommen, ſo (α) entweder die Natur her - vorgebracht hat, und dieſe haben entweder 1) ein Leben, als a) Fi - guren vernuͤnftiger Dinge, als von Menſchen, Engeln ꝛc. b) un - vernuͤnftiger Dinge, und zwar von fliegenden, vierfuͤßigen, ſchwimmenden oder kriechenden Creaturen; c) Figuren von Ge - waͤchſen, als Baͤume, Fruͤchte, Blumen ꝛc. 2) oder haben kein Leben, und zwar von Dingen, ſo oben am Himmel und in der Luft,Schials Sonne, Mond, Sterne, Re - genbogen, Wolcken ꝛc. oder unten auf Erden ſind, als die Erdkugel ſelbſt, Berge, Fluͤſſe, Land - ſchaften ꝛc. (β) oder die Kunſt hervorgebracht, wohin Haͤuſer, Kleider ſamt allem Zugehoͤr, Haus - geraͤth mancherley Arten, Krie - gesgeraͤthe vielerley Gattungen und allerhand Characteres und Zeichen ꝛc. gehoͤren.

Schild,

Jſt ein Stuͤcke Leinwand, dar - auf eine Kuh, Pferd oder Hirſch mit lebendigen Farben gemahlet iſt. Dieſes brauchen die Jaͤger und Huͤner-Faͤnger, die Reb-Huͤ - ner damit nach dem gelegten Zeug zu zu treiben. Der Schild wird mit hoͤltzernen Staͤben aus einan - der geſpannt, und hat oben ein Loch, daß der Huͤner-Faͤnger, wel - cher ſolchen in Haͤnden, und vor ſich her haͤlt, durchſehen kan. Jn ſtarckem Winde iſt die Kuh beſſer zu gebrauchen, weil man ſich an dem Schilde gar zu muͤde halten muß.

Schild-Knaben, Scutarii, Eſquire,

Sind in Engelland die naͤch - ſten nach den Rittern unter dem kleinen Adel, und fuͤhren den Nahmen daher, weil ſie vor die - ſem in Kriege den Schild vor den Fuͤrſten hergetragen haben. Heu - tiges Tages werden die Soͤhne der Edelleute, welche nicht den Titel Lord fuͤhren, wie auch der Ritter aͤlteſte Soͤhne mit dieſem Nahmen beleget. Es giebt auch noch eine andere Art Schild-Kna - ben, welche zu des Koͤnigs Leib - Guarde gehoͤren, und von dem - ſelben mit einem Halsbande undT t t 3einemSchieinem paar ſilbernen Sporen darzu ernennet werden.

Schilet,

Macht man, wenn man auf dem Voltigir-Pferde ſich in die Hoͤhe hebt, mit der lincken Hand hinten an den Sattel faſſet, und mit der rechten Hand vorn, hier - auf mit dem lincken Fuß hin und wieder ſpielet, und ſolchen durch den rechten Schenckel in den Sat - tel wirft, daß man darinne zu ſitzen kommt, das Geſicht nach des Pferdes Kopf kehrend, hier - auf abermal mit beyden Haͤnden den Sattel-Knopf faſſet, und ſich heraus hebt, daß man hinten zu ſi - tzen komme.

Schimmel,

Jſt eine von den vier Haupt - Farben der Pferde; unter ſolchen ſind die rareſten die gantz Schnee - weiß ſind, ſonderlich, wenn ſie ſchwartze Augen und roth-gefaͤrbte Mahnen, Schopf und Schweiffe haben, und dienen vortreflich, wo nicht zur Arbeit, doch zum Pracht. Die Spiegel-Schimmel ſind eine gute Art zum Reuten und Fah - ren, nur daß ſie, wenn man gleich ein Geſpann von einer Farbe zu - ſammen bekommt, nicht lange ei - nerley bleiben, weil ſie faſt jaͤhr - lich, ſo oft ſie haͤren, ihre Farbe, gleich denen andern Schimmel - Arten veraͤndern, und theils lich - ter, theils aber finſterer und dunck - ler werden. Die uͤbrigen Arten von Schimmeln ſind: der Apffel - Schimmel, der Blau - oder Eiß - Schimmel, der Fliegen-Schim - mel, der Roth-Schimmel und der Schwartz-Schimmel.

Schirm,

Heißt bey den Jaͤgern ein Ge -Schibaͤude in Geſtalt eines Zeltes, worinne eine hohe Herrſchafft mit ihrem Gefolge, nicht nur beym Abjagen, auf dem Lauf-Platze das getriebene und vorgejagte Wild erwartet, und ſolches er - leget, ſondern auch nach geendig - ter Jagd, zumal bey Anweſenheit fremder Herrſchaft, oͤfters ein herrliches Jagd-Banqvet ausrich - ten laͤſſet. Ein ſolcher Schirm, ſo eines der vornehmſten und noͤ - thigſten Jagd-Geraͤthſchaft iſt, wird von geſchnittenem leichten Zimmer-Holtze, welches reinlich behobelt, auch accurat und ſcharff verbunden ſeyn muß, verfertiget. Zum Gꝛund werden kleine Schwel - len geſtrecket, darauf ohngefehr 3 Ellen hoch ein Unter-Stockwerck auf Seulen geſetzet, und mit Bal - cken und Riegeln verwahret wird; alsdenn folgt der Fuß-Boden, mit leichten Bretern geſpuͤndet, auf welchen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen kommt; vornen und hinten wird unter beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und ei - ne doppelte Treppe gemacht, und endlich das Dach von geſchnittenen leichten Latten aufgeſetzet. Dieſes alles wird mit gruͤnem Barchent, Trillicht, oder anderm gruͤnen wollen - oder leinenen gefaͤrbten Zeuge fein glatt bezogen. Das Holtzwerck ſoll ein iedes abſonder - lich, wie es ſich ſchicket, numeri - ret, und mit eiſernen Schrauben, wie ein Zelt-Bett oder Feld - Tiſch feſte zuſammen geſchraubet werden. Das Dach aber wird, wie ein ordentliches Zelt, mit Leinchen angezogen, und unter - werts befeſtiget, daß es nicht zu mercken; auf die beyden Giebel werden verguldte Zierathen oder Knoͤpffe geſtecket. Die Groͤſſe,LaͤngeSchiLaͤnge und Breite richtet ſich nach der Herrſchaft hohen Gefallen, und nach Proportion des Abja - gens, ſonderlich des Lauf-Platzes, und muß ein ſolcher Schirm ma - nierlich angeordnet werden, da - mit er nicht zu groß, auch nicht gar zu ſchwach oder klein ſey. Der Schirm wird gemeiniglich auf dem Lauft ſolchergeſtalt ge - ſtellet, daß die Diſtantz zwiſchen dem Schirm und dem Jagen ei - nen dritten Theil des gantzen Lauffes betraͤget; iedoch wenn der Lauft gar zu lang iſt, ſo wird der Schirm hoͤchſtens uͤber hundert und zwantzig Schritte vom Jagen nicht geſetzt. Nach geendigtem Jagen muß alles, was zu ſolchem Schirm gehoͤret, auf Wagen ge - laden, und im Zeug-Hauſe bey dem andern Jagd-Gezeug, zu fer - nerem Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben werden.

Schirmer, ſ. Retter.

Schlaͤgel,

Heiſt bey den Jaͤgern die Keule, damit man einen Haſpel einſchlaͤ - get; item der hintere Lauf von ei - nem Rehe oder Hirſch.

Schlafloſigkeit,

Ein Zufall, welcher die Pferde zuweilen befaͤllt und abmattet. Solchem abzuhelfen, nehme man friſchen Mahn-Saamen 1 Loth, Dille ſo viel man mit 4 Fingern faſſen kan, Cardamomen, Bil - ſen-Saamen und Honig iedes 4 Unzen, alles wohl klein geſtoſſen, und nebſt dem Honig unter 4 Un - zen Oel geruͤhret, und ſodenn dem Pferde eingegoſſen.

Schlafſucht,

Bey dieſer gefaͤhrlichen Kranck -Schlheit der Pferde, entſtehen zu Zei - ten Tubercula im Hirne, welche daſſelbe endlich klemmen, und alſo eine beſtaͤndige Schlaͤfrigkeit ver - urſachen. Diejenige Schlafſucht, welche von den untern Gliedern herruͤhret, iſt nicht ſo gefaͤhrlich, als die, welche auf eine hitzige Kranckheit folget; denn dieſe zei - get eine Austilgung der natuͤrli - chen Waͤrme oder eine ſchaͤdliche gifftige Qvalitaͤt an, dergleichen in anſteckenden gefaͤhrlichen Fie - bern dem Hirne gemeiniglich zu - zuſetzen pfleget. Von auswen - dig wird dieſe Kranckheit durch groſſe Kaͤlte und unmaͤßiges Schlagen auf das Haupt verur - ſachet, auch wenn ein Pferd lan - ge im Mondenſchein ſtehet. Die Kennzeichen dieſer Kranckheit ha - ben wir oben unter Lethargie d un cheval beygebracht. Vor al - len Dingen ſoll man ſolchen Pfer - den den Leib ſuchen offen zu halten, hernach die Hals-Spor - und Schranck-Adern laſſen, und ihnen folgenden Tags dieſen Tranck: Ylli - riſche Camillen, Thracæ genen - net, 4 Loth, rothe Bucken 8 Loth, in 3 Maaß flieſſend Waſſer auf die Helffte eingeſotten, auf ein - mal eingieſſen, und etliche Tage damit anhalten. Oder nehmet Calmus 5 Unzen, Rhapontick, Spicanard und Gall-Aepffel iedes 3 Unzen, 3 oder 4 Loͤffel voll Baum - Oel, und rothen Beyfuß, zerſtoſ - ſets klein, und miſchets durch ein - ander, und gebet dem Pferde 3 Loͤffel voll in 2 Qvartier laulichten Waſſer ein. Reibet ihm alle vier Schenckel wohl mit warmen Eßig, Saltz und Kleyen untermengt, denn es iſt ſonſt nicht wohl auf die Beine zu bringen; man mags ihm auch fein warm uͤberſchlagen,T t t 4undSchlund um die Schenckel binden. Waſchet ihm auch den Kopf wohl mit Waſſer, darinnen Camillen, Poley und Beyfuß geſotten iſt. Alsdenn ſchmieret es wohl mit Oel den Kopf und die Ohren da - durch zu erwaͤrmen, und wendet meglichen Fleiß an, daß es nicht ſchlaffe. Man muß ihm eine gu - te dicke warme Streu machen, und es warm zudecken.

Schlag,

Heiſt bey dem Forſte ein abge - holtzter Platz, welcher zu kuͤnffti - gem Wiederwachs geheget wird. Ein ſolcher Platz ſoll ſowol im Laub-als Tangel-Holtze, nach Abfuͤhrung der Scheite und Ab - raums, gleich das erſte Jahr durch Hegewiſche beſtecket, niemanden darinnen zu graſen verſtattet, die Hut-Weide eingeſtellet, und et - liche Jahre das Vieh nicht dahin getrieben werden.

Schlagbaum,

Heißt bey der Jaͤgerey eine Falle fuͤr die Raub-Thiere, wel - che man an denjenigen Orten an - richtet, wo wegen der Felſen-Ge - birge, oder auch der vielen Bruͤ - che und Moraͤſte halber keine Baͤ - ren-Faͤnge, Wolfs-Gruben u. d. g. angebracht werden koͤnnen.

Schlagen,

Sagen die Jaͤger von einem Hirſchen oder Rehebock, wenn ſie das rauhe Haͤutgen oder das ſo - genannte Baſt vom Gehoͤrne ab - ſtoſſen, oder abſchlagen. Von den Sauen heißt es, mit ihrem Gewehr beſchaͤdigen.

Schlag-Holtz, ſ. Lebendi - ges Holtz.

Schl

Schlangen-Biß,

Wenn ein Pferd von einer Ot - ter oder Schlange gebiſſen wor - den, ſoll man es mit Hunde-Fett ſchmieren, hernach fette Erde und Eßig in einem Scherben zuſam - men reiben und auf die Geſchwulſt legen. Roh Garn in Eßig ge - ſotten, und alſo warm uͤberge - bunden, ſoll ein bewaͤhrtes Mit - tel ſeyn.

Schlangen-Tantz,

Jn Jndien, ſonderlich auf den Malabariſchen Kuſten, finden ſich viel Storger und Landlaͤuffer, welche mit groſſen Koͤrben, die mit Schlangen angefuͤllt, das gantze Land durchſtreichen. Jhrer 2 tragen dieſe Koͤrbe an einer Stange, haben auch weiß Brot zur Nahrung darinne. Einige unter ſolchen Schlangen ſind 6, 7 bis 9 Schuh lang, obwol nicht dicker als eines Mannes Finger, und ſehen grasgruͤne. Andere ſind groß und dicke, auch geſpren - ckelt. Auf das Gelaut der Ma - labariſchen Storger, ſo ſie mit einem gewiſſen Jnſtrumente, als einer Sack-Pfeiffe machen, er - heben ſich die Schlangen auf ihre Schwaͤntze, richten den Leib in die Hoͤhe, etliche ſperren die Fin - nen (ſo ihnen nahe am Kopf ſitzen) von einander, und tantzen ſolchergeſtalt auf eine wunderliche, ja greßliche Weiſe. Ja ſie ſtellen ſich gegen einander, als wolten ſie kaͤmpffen, und greiffen einander ſo grimmig auf die Haut, als wolte eine die andere zerreiſſen, welches bey den groſſen Schlan - gen ohne Schauren und Entſe - tzen nicht anzuſehen.

Schle -
Schl

Schlegel-Geſellſchaft,

Wurde um das Jahr 1390 un - ter einigen Schwaͤbiſchen und Rheiniſchen von Adel aufgerich - tet. Sie trugen einen ſilbernen Schlegel an der Seite, und nah - men ſich vor, nicht allein ſich ſelbſt wider die feindlichen Anfaͤlle zu beſchuͤtzen, ſondern auch andern beyzuſtehen; wie denn unter an - dern Worms und Speyer dieſer - wegen mit ihnen in Buͤndniß traten, und Anno 1394 dergeſtalt wider den Grafen von Naſſau und Sarbruͤcken ſecundiret wur - den, daß dieſer mit beyden Staͤd - ten einen Frieden einzugehen ſich genoͤthiget ſahe. Als ſie aber An. 1395 dem Wuͤrtembergiſchen Adel wider Graf Eberharden beyſtun - den, zogen ſie uͤberall den kuͤrtzern, und wurden in dem folgenden Jahre untergedruckt, nachdem Chur-Mayntz, Chur-Pfaltz, der Biſchof zu Speyer, der Marck - graf zu Baden, Hertzog Leopold zu Oeſterreich, Graf Eberhard zu Wuͤrtemberg, und unterſchie - dene Reichs-Staͤdte in Schwa - ben ſich zu Pfortzheim wider ſie verbunden. Burgem. Schw. R. Adel pag. 258.

Schleiffe, Schlinge,

Jſt nichts anders, als ein oder mehr zuſammen gedrehete Pferde - Haar, daran man das eine Ende zu einer Schleiffe knuͤpffet, und dieſe letztere hernach das andere Ende hindurch ziehet, auch alſo in die Rundung richtet, daß ſich ein Vogel darinnen fangen muß. Man kan ſie auch aus Seiden oder Faden verfertigen. Wenn das Feder-Wild an dem Hals damit gefangen wird, ſo heiſſet mansSchlSchlingen; faͤhet man ſie aber an den Fuͤſſen, ſo nennet mans Schleiffen. Die gemeinſte Art der Schleiffen, womit man nicht eben Feld - oder Rebhuͤner, ſon - dern auch Wachteln und derglei - chen fangen kan, iſt dieſe: Man machet drey oder vier Schleiffen an einen Buͤgel, ſo an beyden Seiten Spitzen hat, alſo daß man ihn in die Erde ſtecken kan. Der - gleichen ſtecket man unterſchiedli - che in die Hecken, Furchen, Fuß - Steige ꝛc. ſolcher Geſtalt, wo ſie eine Schleiffe oder einen Buͤgel verfehlen, daß ſie in die andere lauffen, daſelbſten kan man ſie koͤrnen, ſowol Winters als Som - mers-Zeit. Um Jacobi kan man die Rebhuͤner am beſten damit fangen, denn da ſind ſie kaum halb-wuͤchſig, halten ſich dero - wegen in den Gebuͤſchen und klei - nen Straͤuchern auf, woſelbſt man ihnen ſtellen kan. Die Schnell-Schleiffen werden fol - gender Geſtalt zugerichtet: Man machet in zween hoͤltzerne Pfloͤcke Kerben, ſpitzet ſie unten und ſchlaͤ - get ſie in die Erden, alſo, daß eine Kerbe diſſeits, die andere jen - ſeits gekehret ſey. Darzu wird ein ander rundes Hoͤltzlein an beyden Enden viereckigt geſchnit - ten, daß es in der beyden Pfloͤck - lein gemachten Kerben recht ein - ſchlieſſe, und daran machet man drey oder vier Schleiffen. Die - ſes wird ferner an eine lange ſchwancke Ruthe gemacht, ſo in der Mitte mit einem ſtarcken Bindfaden oder Haſen-Zwirn angebunden iſt; dieſe Ruthe wird am dicken Theil geſpitzet, und alſo feſt in die Erde geſtecket, daß dieſelbe, wenn ſie gebogen, recht in die Kerblein der eingeſchlage -T t t 5nenSchlnen zween Pfloͤcke gehe. Es komme nun ein Hun von vornen oder hinten her, ſo laufft es das Hoͤltzlein mit der ſchwancken ge - bogenen Ruthen, daran die Schleiffen angemacht, ab, und ſchnellet die Ruthe den Vogel, der es abgelauffen, entweder bey dem Kopf oder bey den Fuͤſſen, wo es ihn ergriffen, in die Hoͤhe.

Schleißheim,

Ein praͤchtiges Chur-Bayeri - ſches Luſt-Gebaͤude, ungefehr an - derthalbe Stunde von Muͤnchen gelegen, iſt faſt uͤberall mit Ge - hoͤltze umgeben, hat auch ein be - ruͤhmtes Geſtuͤt.

Schlick,

Die Reichs-Grafen von Schlick, Grafen von Paſſano oder Paſſau und Weiſſenkirchen, haben zum Stam̃-Vater Henricum Schlick, beygenahmt de Laſon, unter deſ - ſen Soͤhnen Caſpar den Graͤfli - chen Titel und anſehnliche Guͤter erwarb. Sie werden insgemein zu der Schwaͤbiſchen Banck ge - zehlet, und haben ſich viele der - ſelben ſowol durch die Feder als den Degen beruͤhmt gemacht. ſ. Adels-Lexic. Jm Wappen fuͤh - ren ſie in einem ſilbernen Mittel - Schilde zwey rothe aufgerichtete Loͤwen, welche eine Seule halten, im ſilbernen Felde; hernach ei - nen ſilbernen ſpitzigen Triangel mit einem rothen Ringe im rothen Felde, darinne auch zwey ſilber - ne Ringe, wegen der Grafſchaft Paſſano in der Tarviſer-Marck; ei - nen guͤldenen Loͤwen im blauen Felde, ſo ein ſilbern Kirchlein traͤ - get, wegen der Grafſchafft Weiſ - ſenkirchen in Ungarn. Dieſes Schild hat drey offene gekroͤnteSchlHelme. Der Paſſauiſche traͤgt zwey geſchloſſene rothe Fluͤgel; der Schlickiſche einen rothen Loͤ - wen; und der Weiſſenkirchiſche einen guͤldenen Loͤwen zwiſchen 2 blauen Fluͤgeln mit guͤldenen Flammen.

Schliefer, ſ. Dachs-Hund.

Schloß,

Nennen die Jaͤger diejenigen Knochen an einem Stuͤck Wild, welche ſich von einander thun, wenn ſie die Jungen gebaͤhren. Bey den Baͤrinnen giebt ſich das Schloß nicht von einander; da - her kommen die jungen Baͤre ſo gar klein zur Welt.

Schloß-Tritt,

Nennen die Jaͤger, wenn der Hirſch von ſeinem Lager aufſtehet, mitten in demſelben gefunden wird. Er macht dieſen Tritt mit dem rechten Voͤrder-Fuſſe, wel - chen er unter ſich gelegt, und im Aufſtehen ſich darauf ſtemmet. An dieſem Zeichen erkennet man den Hirſch vor dem Thiere; denn das Thier tritt im Aufſtehen mit dem lincken Fuſſe zur Seiten hin - aus.

Schluf,

Wird von den Jaͤgern ein Ort genennet, wodurch ein Thier ſei - nen Gang und Schlich durch eine Hecke oder Gehege nach einem Felde, Weinberg u. d. g. hindurch nimmet.

Schluͤſſel,

Wird an den Pfeiffen und bla - ſenden Jnſtrumenten, das meßin - gene Blech genannt, welches der Finger, ſo das Loch nicht erlangen kan, niederdruͤckt. Es heiſt auchdasSchmdas Schloß, weil es das Loch zu ſchlieſſet. Deren ſind oͤfters drey oder vier an den Fagotten oder Baß-Pfeiffen, ſo tief und lang ſind.

Schmal-Thier,

Heiſt ein junges Reh oder Hin - din, ſo meiſt zwey Jahr alt iſt, und fuͤr das delicateſte Wildpret ge - achtet wird; wiewol einige Jaͤ - ger dieſen Nahmen dem wilden Kalbe eher beylegen, nemlich gleich nach der Brunſt oder Winter-Ver - haͤrung, weil ſie mehr Puͤrſch - oder Fang-Geld fuͤr ein Schmal-Thier als fuͤr ein Kalb bekommen.

Schmerl,

Ein kleiner Raub-Vogel, ins - gemein der Lerchen Zuchtmeiſter genennet, weil ſie ſich vor ihm mehr als vor dem Baum-Falcken fuͤrch - ten. Es iſt ein kleines zartes ge - ſperbertes Voͤglein, in der Groͤſ - ſe eines Krammets-Vogels, mit gelben Faͤngen, iſt wohl abzutra - gen, und behertzt zum Beitzen: Und ob man ihn gleich nur zu klei - nen Voͤgeln, als Lerchen u. d. g. gebraucht, ſo ſollen doch deren 2 oder 3, wenn man ſie an ein Feld - hun lieſſe, ſolches fangen.

Schmied, v. Faber ferrarius.

Schnakade,

Eine auf Jnſtrumenten geſetz - te Piece, welche bald eine gute harmoniſche, bald aber eine aus lauter Octaven und Qvinten be - ſtehende Clauſel hoͤren laͤſſet.

Schnarr oder Schnerr,

Jſt eine der groͤſten Art der Krammts-Voͤgel, welche man auch Miſtler zu nennen pfleget.

Schn

Schnarr, Schnarrichen,

Jngleichen Schnarr-Wachteln, iſt eine wirckliche Art der Wach - teln, nur daß dieſer ihre Beine laͤnger, und auf Schnepffen-Art geſtreckt ſeyn. Sie haben ihren Nahmen vermuthlich von ihrem Geſchrey erhalten, indem ſie nicht ſo reine und deutlich wie die Wach - teln einander ruffen. Den Win - ter ziehen ſie weg, und kommen den Fruͤhling wieder; halten ſich Sommers-Zeit im Gras und Kor - ne auf, und maͤſten ſich darinn bis auf den Herbſt ziemlich fett.

Schnarrwerck,

Jn Orgeln heißt alles Pfeiffen - werck, ſo nicht als Floͤten gehet, ſondern daran ein meßingenes Zuͤnglein durch den Wind auf die Roͤhre gedruckt wird, worauf es einen ſchnarrenden Laut machet, der mit einem Drat, oder der ſo - genannten Kruͤcke oder Raſette geſtimmet werden kan; derglei - chen Pfeiffen in den Regalen lie - gen, in den Orgeln aber ſtehen de - ren vielerley Arten.

Schnecken-Rundung,

Jſt bey den Jaͤgern ein gehaue - ner Weg, gleich den andern Fluͤ - geln, aber ſeine Rundung laufft immer enger und enger, und trifft nirgends zuſammen.

Schnee-Garn,

Ein Netz wie ein Tyraß, auſſer daß es groͤſſer und mit weitern Maſchen von weiſſem ſtarcken Zwirn geſtricket iſt. Wenn im Winter ein ſtarcker Schnee ge - fallen, ſo ſiehet man die Rebhuͤ - ner von weiten, wie ſie allein die Koͤpfe aus dem Schnee erheben: Sodann breiten ihrer zween dasSchnee -SchnSchnee-Garn aus, und gehen gerad auf die Huͤner zu, zween andere folgen nach, und geben ein Zeichen, wenn die andern nach der einen oder der andern zu viel abweichen. Wenn die Huͤner das Garn uͤber ſich mercken, ſtoſſen ſie auf, und verwickeln ſich darin - nen. Wenn das Hun, ſo auf der Wacht ſtehet, ſich ſchnell unter den Schnee verbirget, ſo giebt es einen guten Fang; wo es aber anhebt zu ruffen, ſo ſtehen die an - dern auf, und iſt nichts weiter auszurichten. Des Morgens iſts am beſten mit dem Schnee-Garn auszugehen, auch des Abends, wenn die Rebhuͤner ihr Nachtla - ger machen.

Schnee-Vogel,

Eine Art Voͤgel in Groͤſſe einer Lerche, fett und wohlſchmeckend. Sie haben weiſſe oder lichtgraue mit wenigen ſchwartzen gemiſchten Federn, kommen im Winter mit dem Schnee, und ziehen mit dem - ſelben auch wieder davon. Jn Preuſſen, Pohlen und Litthauen laſſen ſie ſich haͤuffig finden.

Schnellen,

Mit dem Haͤnge-Seil, wird geſagt von dem Leit-Hund, wenn er auf der Faͤhrte laut werden will, da es denn eine Strafe fuͤr ihn iſt.

Schnell Waage,

Jſt eine ſolche beqveme Waage, deren Waag-Balcken aus einem kurtzen und langen Arm beſtehet; An jenen haͤnget man die Laſt, an dieſen das Gewichte; die wei - ter nun dieſes von der Handhabe, oder von dem Ruhe-Punct der Schnell-Waage weggeruͤcket wird, ie mehr wieget es, und kan manSchnalſo mit ein oder zwey Gewichten gar vielerley Laſten von unter - ſchiedlicher Schwere abwaͤgen. Es iſt auch die Schnellwaage bey der Pferd-Zaͤumung und Stan - gen-Wirckung das Fundament: Denn ie mehr man das Gewichte auf der langen Stangen von der Hand wegſchiebet, deſto mehr es auswaͤget. Solche Beſchaffen - heit hat es auch mit den kurtzen Stangen, welche nahe bey der Hand, und des Pferdes Maul doppelte Schwere, an langen Stangen aber, und weit von der Hand, mit einem Finger, eben ſo viel Laſt an des Pferdes Kopf und ihrem eigenen Gewichte, zie - hen, heben und halten, als zwey ſtarcke Haͤnde an kurtzen Stan - gen nicht thun koͤnnen.

Schnepfe, Ruſticula,

Die Wald - oder Holtz-Schnep - fen ſind in der Groͤſſe eines nicht voͤllig ausgewachſenen Rebhuns, ſehen aber wegen der langen Fluͤ - gel groͤſſer aus. Am Kopfe und Ruͤcken ſind ſie gantz braun, mit ſchwaͤrtzlich geſtreifften Federn un - termiſchet. Am untern Leibe ha - ben ſie die Farbe eines Habichts, wiewol gantz anders eingetheilet. Jhr Kopf iſt wider der andern Voͤ - gel Art gantz ſchmal, und ſonder - lich bey den Waldſchnepfen kaum eines Fingers breit, und ſtehet ih - nen dennoch wohl. Der Schna - bel iſt Fingers lang, und eines Daumens breit vom Ende mit einem Gewerbe verſehen, daß ſie ihn daſelbſt wie eine Drat-Zange aufthun und wieder zudruͤcken koͤn - nen, welches man bey keinem andern Vogel antrifft, und wiſ - ſen ſie damit die in den Suͤmpfen und Fruͤſchen befindliche Kraͤuter -Wur -SchnWurtzeln geſchickt zu ihrer Nah - rung heraus zu ziehen. Der Hals iſt lang, die Beine hoch und der Schwantz kurtz. Sie kommen im Fruͤhlinge, bleiben aber nicht lan - ge, und iſt ihr Zug, wenn der Wind vom Abend wehet, ſchleu - nig und in wenig Tagen vorbey: denn ſie kommen wider anderer Voͤgel Art mit dem Winde, und laſſen ſich denſelben gerne treiben und fort wehen. Zu ſolcher Zeit aber ſind ſie mager und unge - ſchmack. Jm Winter ſiehet man ſie wenig, findet auch ſelten den Ort, wo ſie bruͤten; ihre Brut geſchiehet an der Erde, und ha - ben ſie meiſtens drey bis vier Jun - ge, welche wie die Rebhuͤner von einer duckenden und ſich verber - genden Art ſind. Jm Herbſte, wenn das Laub faͤllet, ziehen ſie des Nachts weg, da ſie, wenn ſich Tag und Nacht ſcheidet, vor die Hoͤltzer fallen und ſich mit Nah - rung verſehen; ſie ſind im Fluge wohl zu ſchieſſen, weil ſie im Rietgras und kleinem Geſtraͤuche ſo feſt liegen, daß ſie ſich faſt mit Fuͤſſen treten laſſen, ehe ſie auf - ſtoſſen. Man faͤnget ſie auch mit Schleiffen und Steck-Garnen, abſonderlich aber mit hohen Ne - tzen oder Pantieren. Eine noch groͤſſere Art Waldſchnepfen, mit weiſſem Bauche und kuͤrtzerm Schnabel, haͤlt ſich in groſſen Hoͤl - tzern auf, und wird ſelten gefun - den. Die

Moos - oder Riet-Schnepfen ſind jenen an Delicateſſe und Farbe gleich, aber geſchwinder in ihrem Fluge; an Groͤſſe gleichen ſie den Wachteln. Sie ziehen wie an - dere Voͤgel weg, nachdem ſie hier zu Lande in groſſen Fruͤſchen undSchoͤMoraͤſten vier bis fuͤnf Junge aus - gebracht. Die

Haar-Schnepfe iſt etwas kleiner, im uͤbrigen aber der vorigen in allen gleich. Die

Waſſer - oder Pful-Schnepfen ſind am Leibe nicht groͤſſer als eine Am - ſel, auf dem Ruͤcken voͤllig Aſchen - farb, am Bauche weiß, mit ei - nem ſchwartz-braͤunlichen Ringe; uͤber der Bruſt und um die Au - gen herum ſind ſie ein wenig weiß - lich, haben lange duͤnne Fuͤſſe und einen nicht gar langen Schnabel. Sie halten ſich an Fluͤſſen und Baͤchen auf ſandigen Boden auf, und haben ein ſo zartes und niedli - ches Fleiſch, daß es ihnen an nichts, als an der Groͤſſe mangelt, den Wald-Schnepfen vorgezogen zu werden. Noch eine andere Art, ſo dieſer faſt gleich, auſſer daß ſie geſprengte Federn hat, haͤlt ſich lieber auf friſchen mit Waſſer-A - dern durchnetzten Wieſen, als an Fluͤſſen auf.

Schnerre, ſ. Miſtler.

Schnuren,

Sagen die Jaͤger von dem Wol - fe, Luchſe und Fuchſe, wenn ſol - che Thiere ſtets den Trab lauffen, und mit den hintern Klauen in die voͤrderſten Tritte iedesmal ſo accurat eintreten, daß es ihnen kein Hund nachthun kan, weil dieſer nicht nur mit den hintern in die vordern Tritte fehlet, ſon - dern auch den Trab nicht ſo fort - fuͤhren kan; deßwegen ſagt man auch, der Wolf, der Luchs, der Fuchs trabet.

Schoͤnborn,

Das um die Wohlfahrt Deutſch - landes hochverdiente GeſchlechtderSchoͤder Reichs-Grafen von Schoͤn - born war ſchon im 12 Jahrhun - dert bekannt, hat aber ſein groͤſſe - res Wachthum Johanni Philippo, Chur-Fuͤrſten zu Mayntz, zu dan - cken, welcher ſeinem Bruder Phi - lippo Erwino, Freyherrn von Schoͤnborn, die dem Stifft Wuͤrtz - burg heimgefallene Grafſchaft Rei - gelsberg ſchenckte, und dadurch ſeinem Hauſe 1671 Sitz und Stim - me auf Reichs - und Kreis-Taͤgen erwarb. Von des letztern Soͤhnen verewigte den Ruhm dieſes Hau - ſes Lotharius Franciſcus, Chur - Fuͤrſt zu Mayntz und Biſchoff zu Bamberg, und Melchior Frie - drich, welcher nebſt ſeinem gan - tzen Geſchlechte in den Reichs - Grafen-Stand erhoben worden, und von dem letztern Grafen von Buchheim Titel, Wappen, Erb - Truchſeſſen-Amt in Oeſterreich und Guͤter geerbet. ſ. Adels-Lexi - con. Jm Wappen fuͤhren die Grafen von Schoͤnborn im rothen Felde drey ſilberne Schildlein ohne Figur, wegen der Herrſchaft Rei - chelsberg; eine ſilberne Zwerg - Straſſe mit ſilbernen Rauten im blauen Felde, als das Geſchlechts - Wappen derer von Heppenheim; im ſchwartzen Felde drey ſilber - ne Garben, wegen der Grafſchaft Buchheim; im guͤldenen Felde ei - nen ſchwartzen Wolf, wegen der Grafſchafft Wolffsthal; im Her - melinen-Felde den guͤldenen Reichs-Apffel auf einem Kuͤſſen, wegen des Oeſterreichiſchen Erb - Truchſeſſen-Amtes; im ſilbernen Felde einen blauen aufgerichteten gecroͤnten Loͤwen, uͤber welchen zwey rothe Qver-Balcken wegen Jm Schildes-Haupt iſt der Kayſerl. Reichs-Adler, im Schil - des-Fuß aber das OeſterreichiſcheSchoͤWappen als beſondere Gnaden - Zeichen; und auf einem rothen Mittel-Schilde ein guͤldener ge - croͤnter Loͤwe auf drey ſilbern Fel - ſen-Spitzen, als das Schoͤnbor - niſche Stamm-Wappen. Oben zieren dieſes Schild ſieben offene gecroͤnte Helme. Der Schoͤnbor - niſche hat zwey roth und ſilberne Buͤffels-Hoͤrner, auf ieder Seite mit zwey ſilbernen Bluͤmgen, da - zwiſchen ſitzet ein guͤldener gecroͤn - ter Loͤwe; der Weinsbergiſche fuͤhrt eine halb weiß und halb roth ge - kleidete Jungfer, in ieglicher Hand einen ſilbernen Fiſch; der Heppenheimiſche traͤget zwey blaue Buͤffels-Hoͤrner mit einer ſilbern Straſſe und zwey ſilbern Rauten. Der Buchheimiſche hat eine ſil - berne Garbe; der Wolffthaliſche einen ſchwartzen Wolff; der ſech - ſte traͤget den Reichs-Apffel we - gen des Oeſterreichiſchen Truchſeſ - ſen-Amts, und der ſiebende hat einen blauen Loͤwen wegen Die Schildhalter ſind zwey guͤl - dene Loͤwen, davon der zur rech - ten ein Faͤhnlein mit dem Reichs - Adler, der zur lincken aber ein Faͤhnlein mit dem Oeſterreichiſchen Wappen haͤlt.

Schoͤnburg,

Die Grafen und Herren von Schoͤnburg fuͤhren ihr Geſchlecht bis auf die Zeiten Kayſers Ca - roli M. hinaus, und 1182 hat Herr - mann, Herr von Schoͤnburg und zu Glauche das Kloſter Gerings - walde geſtiftet. Den Reichs - Graͤflichen Titel hat ihnen Kayſer Leopoldus beygelegt. Jm Ertzt - gebirgiſchen Kreiſe in Meiſſen ha - ben ſie ſchoͤne Guͤter; ſie bekom - men aber die Lehne derſelben we - gen nicht vom Reiche, ob ſie gleichſol -Schoͤſolcher wegen als Reichs-Staͤnde Sitz und Stimme auf der Wet - terauiſchen Grafen-Banck haben, ſondern theils ſind Reichs-After - Lehne von Boͤhmen, theils Chur - Saͤchſiſche Lehne. Sie theilen ſich in die Waldenburgiſche, welche ſich in die Aeſte Hartenſtein, Lich - tenſtein, Stein oder Ruͤsdorf und Waldenburg ausgebreitet, und in die Penigkiſche Linien; dieſe letztere hat wieder 2 Aeſte, nemlich Remiſſau, oder Remſa, und Pe - nigk. Von dem Remiſſauiſchen Aſte ſproſſen Remiſſau, von wel - chem der Neben-Zweig zu Glau - cha entſprungen, und Rochsburg. Der Penigkiſche Aſt vertheilet ſich in die Zweige Wechſelburg und Penigk. Die Grafen von Schoͤn - burg haben im Wappen ein roth und Silber Bandweiſe geſtreifftes Schild, und oben auf dem Helme 2 eben ſo geſtreiffte Fluͤgel.

Schoͤnheit eines Pferdes,

Was dazu erfodert werde, iſt oben unter Beauté du cheval, in - gleichen unter Pferd p. 1757 ange - fuͤhrt worden.

Schoenobates,

Wurden bey den Griechen die Seil-Taͤntzer genemnet. Bey den Alten waren viererley Gattun - gen von Seil-Taͤntzern. Die erſte waren diejenigen, welche ſich um ein Seil herum zu ſchwingen, und an daſſelbe mit den Fuͤſſen und dem Halſe aufzuhencken pfleg - ten. Die andere Gattung waren die, welche ſich mit ihrem Bauche gantz platt auf ein Seil zu legen pflegten, und alſo mit ausgebrei - teten Armen von einer Hoͤhe auf die Erde herunter fuhren. Die dritte Gattung von Seiltaͤntzern war diejenige, welche auf einemSchoin einer geraden Linie ausgeſtreck - ten Seile giengen, oder ſich auf ei - nem herab ausgedehnten Seil her - unter lieſſen. Die letzte Gattung war, welche nicht allein auf einem Seil giengen, ſondern auch dar - auf tantzten und ſprungen. Die Kunſt der Seiltaͤntzer iſt ſehr alt, wie denn Terentius in ſeiner Co - moͤdie, welche Hecyra genannt wird, derſelben gedencket. Sue - tonius berichtet, daß man zur Zeit des Kayſers Galba Elephanten auf Seilen tantzen ſehen, und daß ein Roͤm. Ritter in Neronis Gegen - wart auf einem Elephanten geſeſ - ſen, der auf einem Seile gegan - gen. Ja weil noch dazu die Sei - le von Saiten gemacht, und alſo faſt durchſichtig waren, ſchiene es denen, ſo das Ding von weiten anſahen, als giengen dieſe unge - heure Thiere gar in der Luft. Die - ſe Art auf Seilen zu tantzen, iſt bald nach Einfuͤhrung der Comoͤ - dien dem Baccho zu Ehren etwa um das 345 Jahr vor Chriſti Ge - burt erfunden worden. Man hat aber dieſe Gauckeley nicht mit zu den oͤffentl. Schauſpielen zu rech - nen pflegen, noch als etwas zum Theatro gehoͤriges angeſehen, ſon - dern ſolche nur zuweilen bey oͤf - fentlichen Spectackeln zu Inter - ludiis oder Zwiſchen-Spielen ge - braucht. V. Lipſius in Epiſt. de Eleph. Bulengerus de Theatro. Spon. d antiqu.

Scholaren,

Werden auf der Reitbahne die - jenigen genennet, welche entwe - der die Reitkunſt ex profeſſo oder nur Cavalierement zu lernen ge - ſonnen; worunter auch die Reit - Pagen gehoͤren, welche von der Herrſchaft ſolche Kunſt zu erler -nenSchonen angehalten werden; damit ſie nachhero mit einem Officiers - Platz bey der Cavallerie koͤnnen accommodiret werden.

Scholaren im Tantzen,

Haben 1) den Hauptzweck zu erwegen, warum ſie eigentlich tan - tzen lernen, ob es geſchehe, ihren Leib durch die Tanz-Kunſt zu uͤben und zu poliren, das Gemuͤth zu recreiren, und hoͤflich, geſchickt, munter und bey iedermann ſich beliebt zu machen. Denn unter andern adelichen und rittermaͤßi - gen Exercitiis dienet die wohlre - gulirte Tantz-Kunſt dazu, daß durch derſelben Gebrauch der Leib durch die Bewegung bey geſunder Conſtitution erhalten, das Ge - muͤth recreiret und beluſtiget, und die Gliedmaſſen zu den andern ſchweren Uibungen zubereitet wer - den, daß ſie ein geſetztes und wohl - geordnetes Exterieur annehmen. Wer das Tantzen nur bloß zur Luſt und um des Tantzens willen, daß er mit tantzen kan, lernet, der verfehlet des wahren Zwecks, welches die aͤuſſerliche Sitten - Lehre oder die daraus flieſſende Hoͤflichkeit und Geſchicklichkeit iſt. Es beſtehet zwar die wahre Tanz - Kunſt aus kuͤnſtlicher Bewegung aller Glieder; ſo beziehet ſich auch der Uſus philoſophicus bey dem poetiſchen Theile, als welcher in ſeiner Sphaͤre ſowol Theorie als Praxin hat, und auch als ein Studium Sapientiæ und wohlre - gulirte Sache haben muß, groſſen theils mit auf das honette Diver - tiſſement, daß man ſich nach ge - endigter ernſthafter Bemuͤhung und Geſchaͤften bey angeſtellten Froͤlichkeiten maͤßig ergoͤtzen koͤn - ne und ſolle: Allein die bloſſe Be -Scholuſtigung oder in einer Compagnie mit tantzen zu koͤnnen, ſind nicht der Haupt-ſondern nur der Ne - ben-Zweck. Die vornehmſte Ab - ſicht beruhet bey dem Tanzen auf der daraus flieſſenden aͤuſſerlichen Geſchicklichkeit und Hoͤflichkeit, und der ſittenhaften Manier und dem tugendhaften Verhalten. Und eben aus dieſer Urſache wird auch das kuͤnſtliche Tanzen ein phi - loſophiſches Tanzen genennet. 2) Haben ſie ſich zu pruͤfen, ob ihr Naturell zum Tanzen geſchickt ſey. Hier kommt es ſowol auf die aͤuſ - ſerlichen Leibes-als innerlichen Ge - muͤths-Gaben an. Bey den er - ſten unterſucht man, ob die Per - ſon, ſo das Tantzen lernen will, einen wohlproportionirten Leib, geſchickten Fuß, gerade Beine, ſtarcke Gliedmaſſen, dauerhafte Natur, und auch dabey eine ſanf - te und natuͤrliche Bewegungs - Kraft in den Gliedern habe. Bey Gemuͤths-Gaben fragt man ſon - derlich nach dem Humor und Com - plexion, ob er ernſthaft und gra - vitaͤtiſch, ſcherzhaft und munter ꝛc. ſey, ob er groſſe Luſt zum Tanzen bezeige. Ferner wird gefragt, ob der Scholar die Muſic verſtehe, oder doch wenigſtens ein gut Ge - hoͤr dazu habe, damit er bey der metriſchen Execution die gehoͤrige Cadenz, als welche gleichſam die Seele bey dem Tantzen iſt, deſto beſſer hoͤren und halten koͤnne. Es laſſen ſich zwar einige Fehler in dieſen 3 Stuͤcken durch ſorgfaͤl - tige Bemuͤhung eines treuen Mai - tre und anhaltenden Fleiß des Ler - nenden verbeſſern; aber nicht alle, und jenes laͤſſet ſich auch nicht ohne viele Muͤhe und Arbeit be - werckſtelligen. 3) Sollen ſie weis - lich Lectiones nehmen, ſo viel ihrGe -SchoGeſchlecht, Stand, Alter, Diſpo - ſition und andere Umſtaͤnde ver - ſtatten, und ſolche kluͤglich und fleißig ausuͤben.

Schophar,

War bey den Juͤden ein aus Silber oder Ertzt verfertigtes Blas-Jnſtrument, deſſen Schall dem Klange unſerer Trompeten nicht unaͤhnlich geweſen, wiewol es eine gantz andere Geſtalt ge - habt.

Schottlaͤndiſche Land - Taͤnze,

Haben bisweilen ſo was auſſer - ordentliches in ihren Melodien, daß man dencken moͤchte, ſie waͤ - ren von den Capellmeiſtern am Norder - oder Suͤder-Pol verfer - tiget worden. Es thut ſich in der Schreibart derſelben viel gefaͤlli - ges und neues oder ſeltſames her - vor, das hin und wieder nicht nur zum Tantzen, ſondern auch zu an - dern Sachen, ſowol auf dem Thea - tro, als in Zimmern gut anzubrin - gen iſt, wiewol mit gehoͤriger Be - hutſamkeit.

Schrencken,

Sagen die Jaͤger vom Hirſch, wenn er trabet oder ſachte gehet, daß die Faͤhrte weit auf die rechte und lincke Hand gehet, nemlich der Hirſch hat weit geſchrencket, dis kommt daher, daß er breit von Bruſt und Creutz, da die Hin - dinnen ſchmaͤler ſind, und nicht ſo weit ſchrencken koͤnnen. Jſt alſo eines von den Kennzeichen, wodurch der Hirſch in der Faͤhrte von einem Thiere ſich unterſchei - den laͤſſet.

Schreyer-Pfeiffe, Schryari,

Gehen ſtarck und friſch an Laut,Schrkoͤnnen fuͤr ſich allein, und auch zu andern Jnſtrumenten gebraucht werden, haben hinten ſowol Loͤcher als vorne, ſind an der Groͤſſe als die Cornemuſe, nur, daß ſie ein - fach und unten offen, und daher ſtaͤrcker am Reſonanz. Der Diſ - cant iſt zwar unten zugedeckt, hat aber viel kleine Nebenloͤcher, wo der Ton heraus kan. Sind oben etwas weiter anzuſehen, als unten, wegen der Capſel, die uͤber das Rohr gemacht iſt, ſo daß das Rohr nicht in den Mund kommt, wie bey den Schallmeyen; daher man auch den Ton nicht moderi - ren kan, ſondern muß es ſchreyen laſſen. Man hat gantze Stimm - wercke davon, als Diſcant, Alt, Tenor und Baß.

Schriftmaͤßige Edelleute,

Werden diejenigen genennet, ſo bey erforderter Darthuung ihrer 16 Ahnen mit tauglichem Beweis aufzukommen vermoͤgen. Vor dieſen hat man bey den Turnier - Spielen, und in den hohen Stif - tern ſehr hierauf geſehen, und dar - uͤber gehalten.

Schrift-Saſſen,

Sind in Chur-Sachſen die Va - ſallen, die nur vor des Churfuͤr - ſten Cantzeley ſtehen, und daſelbſt belanget werden koͤnnen, doch muͤſſen ſie auch vor dem Ober - und Hof-Gerichte zu Leipzig und Wit - tenberg ſtehen. Sonſten werden auch in Sachſen unter die Schrift - Saſſen mit gezehlet einige Staͤdte, item Churfuͤrſtliche Beamten, Accis-Inſpectores, wie auch die Ober-Officiers bis auf den Cornet und Faͤhnrich, welche alle in Per - ſonalibus vor oberwehnten Gerich - ten ſtehen muͤſſen.

Ritter-Lexic. U u uSchritt
Schr

Schritt, Paſſus, Pas,

Ein gemeiner Schritt iſt 2 Koͤ - nigliche Fuß oder Pieds de Roy, ein Geometriſcher Schꝛitt aber 5 ſol - cher Fuß. Die Jaͤger ſtellen ihre Tuͤ - cher u. Netze nach einfachen oder ge - doppelten Wald-Schritten, deren jener fuͤr drittehalb, dieſer aber fuͤr 5 Schritte angenommen wird. Demnach muß ein Jagd-Tuch, wenn es 80 gedoppelte oder 120 einfache Wald-Schritte ſtellen ſoll, 200 Ellen lang ſeyn.

Schritt, v. Pas.

Schritt-Schuhe,

Sind gewiſſe platt geſchliffene Eiſen, ſo man ſich an vielen Or - ten, beſonders in Holland, zur Winters-Zeit unter die Fuͤſſe bin - det, und damit ſchnell auf dem gefrornen Eiſe hin und wieder faͤh - ret; welches unter die Exercitia corporis gerechnet wird, ſo aber oft gefaͤhrlich iſt, welcher gefaͤhr - lichen Luſtbarkeit ſich auch ſo gar das Frauenzimmer in Holland zu bedienen pfleget, um ihre kuͤnſtli - che Touren zu zeigen.

Schritt (Schul -)

Der Schul-Schritt iſt in Ab - richtung der Pferde, nicht allein die wohlſtaͤndige Bezeigung, ſo einem Pferde beyzubringen oder von ihm zu erlangen, ſondern auch die aller - nothwendigſte Erweiſung, wo - durch alle andere Schulen ihre groͤſte Vollkommenheit und Zier - de nehmen muͤſſen, aber am ſchwe - reſten und bey dem wenigſten Theil der Pferde zu erhalten. Denn welche Pferde nur einen gemei - nen, langen, niedrigen Schritt vermoͤgen, die werden auch keinen vollkommenen Trab, noch einen kurtzen erhabenen Galop an ſichSchunehmen, vielweniger in den Saͤ - tzen etwas ruhmwuͤrdiges bezei - gen koͤnnen, weil es ihnen 1) an der Fertigkeit, 2) Gemaͤchligkeit und 3) Sicherheit mangelt, welche allein in dem rechten Schul - Schritt zu befinden ſind.

Schrunden der Pferde - Huͤfe,

Werden erkannt, wenn das Pferd hinckend wird, ſo hebt ihm den Fuß vornen oder hinten auf, findet ihr allda kleine harte Beu - len, ſo iſt es eine Durchfaͤule, wenn es aber kleine feuchte Oeff - nungen hat, mit einem ſtinckenden Geruch, ſo iſt es eine Schrunde, und wenn ſolche nicht gantz uͤber den Feſſel iſt, ſondern unterhalb, ſo iſt es eine uͤberzwerche Schrun - de. Mittel davor: Nehmet Sauer-Ampfer, Creutzwurtz, weiß Lilien-Wurtzel und rothe Schnecken, laſſet es zuſammen ko - chen, hernach vermiſchet es mit Borcken-Schmeer, und leget dieſe Weichung auf Hanffen-Werck uͤber den Schaden, bis es gantz Eyter geſetzt. Endlich waſchet dieſen Ort recht warm mit rothen Wein wohl aus.

Schuͤtze,

Heißt insgemein einer, der mit dem Schieß-Gewehr fertig um - zugehen weiß; inſonderheit nen - net man alſo einen Jagd-Bedien - ten, dem ein Refier an der Gren - tze, das uͤberwechſelnde Wildpret daſelbſt fleißig wegzuſchieſſen, an - befohlen iſt. Daher heiſſen ſie auch mehrentheils Grentz-Schuͤ - tzen, und haben dieſe eigentlich mit den Forſt-Sachen nichts zu thun. Derer Herren von Adel, welche keine Forſt-Bann haben,ihreSchuihre zum Weidwerck beſtellete Leu - te pflegt man auch Schuͤtzen zu nennen, weil gemeiniglich ihre meiſte Kunſt im Wild-Schieſſen beſtehet. ſ. Schieſſen.

Schulen, Ecoles,

Sind unter den ritterlichen Exercitiis die unterſchiedlichen Lectiones, ſo bey der Erden und uͤber derſelben koͤnnen geuͤbet und beritten werden. Man hat ſie hier in Riß auf eine Kupfer-Platte gebracht, damit man ſie mit ein - mal uͤberſehen, und ſie den Scho - laren zu einer fleißigen Repetition dienen koͤnnen, wobey anfaͤnglich zu erinnern, daß die ſtarcken Li - nien und Ringe die rechte, die punctirten aber die lincke Hand im Tummeln bedeuten. Num. 1 ſind zwey kleine Ringe oder klei - ne Volten neben einander, ſo ſich bey lit. A anfaͤnget, lincks chan - girt, und rechts parirt. Num. 2 die zweyte Lection iſt, wenn man drey kleine Volten neben einan - der macht, welches man ein Klee - blat machen heiſſet; man faͤngt allzeit in allen Schulen rechts an, und parirt auch wieder rechts. Num. 3 iſt die Creutz-Schule, als das Fundament aller andern Le - ctionen nebſt den vier kleinen Vol - ten, ſo daraus entſpringen; und koͤnnen die Changemens durch Paſ - ſaden inwendig oder auswendig gemacht werden, und in der Mit - ten parirt. Num. 4, 5, 6, 7, 8, 9 dieſe Lectiones ſind lange Schu - len mit drey Volten, nemlich an beyden Enden der Linie, und dann in der Mitten, ſo von Hand zu Hand abgewechſelt werden koͤn - nen. Num. 10 eine andere lange Schule mit drey Volten, aber mit dem Unterſchied, daß dieSchumittlere Volta in Radop aus dem Galop genommen wird, welches in der Abbildung die doppelten Striche in der Runde anzeigen. Num. 11 iſt eine einfache Lection in drey engen Volten, ſo auf Sol - datiſch von Hand zu Hand kan herum geworfen und getummelt werden. Num. 12 dieſe Lection iſt der einfache Repolon oder halbe Volte, ſo am Ende der Linie in Radop genommen, und allezeit nach Vollendung derſelben wie - der auf gerader Linie changirt wird. Num. 13 dieſe Lection ſind einfache Paſſaden, ſo von den Repolons darinne unterſchieden, daß ſie in Galop Raccolda, jene aber in Radop geſchehen. Num. 14, 15, 22, 35: Dieſe Lectiones ſind der doppelte Repolon, in dieſer Schule muͤſſen die Volten, wie auch die Abwechſelungen zweyfach gemacht werden, und in der Mit - ten der Linie iſt die Parade. Num. 16 iſt eine Oval-Volte mit durch - ſchnittenen und vier halben Cir - ckeln, ſo nicht ein-ſondern aus - werts abgewechſelt werden. Num. 17 iſt die Schnecken-Schule, wo - bey zu beobachten, daß man die Fauſt gantz ſtet und ordentlich fuͤhren muß, damit die Abneh - mung und Zugebung der Volta nicht zu viel, noch zu wenig ge - ſchehe. Num. 18, 19 iſt eine ur - alte Schule, und ſo hochnoͤthig, als eine ſeyn mag; denn ſie einen Reuter in der Wendung, und dem Pferd in der Abwechſelung viel zu ſchaffen giebt, indem es Tem - po geſchehen muß. Num. 20 ſtellt ein Kegelſpiel vor, durch welches man ein dreßirt Pferd tummeln kan, ohne die Kegel (welche Fuß von einander ſtehen) umzu - ſtoſſen, daher ſie auch die Kegel -U u u 2SchuleSchuSchule genennet wird. Num. 23 iſt eine Schule, ſo faſt ohne Ende, und kan ſolche ſo lang im Galop gemacht und abgewechſelt werden, als es des Pferdes Athem und Vermoͤgen zulaͤſt. Num. 24, 25 ſind Lectiones auf gerader Linie im Galop Raccolda, ſo mit Re - polons im Radop am Ende um - gewendet, changirt werden. Num. 26 ſtellet vor ein Spaniſch Creutz, welches eine von den allerſchwe - reſten Schulen, indem ſolche in lauter Courbetten beſtehet, und faͤnget bey Lit. A an, bis in die Mitten, alsdenn courbettiret man rechts und lincks ſeitwerts; dann gantz vorwerts bis zu Ende des Creutzes, endlich courbettirt man auch wieder ruͤckwerts bis Lit. A, und pariret mit einer Pi - roüette. Num. 27, dieſe Lection faͤnget ſich mit doppelten Repo - lons an, avancirt auf gerader Li - nie im Galop raccolda bis zu En - de, formirt zwey kleine Eck-Vol - ten, und beſchlieſt mit Schlan - gen-Wendungen. Num. 30 bis 33 ſind Lectiones von kuͤnſtlichen engen Abwechſelungen Hand zu Hand. Num. 34 iſt die kuͤrtzeſte und ſchwereſte Schlangen-Schu - le, weil ſie nicht auf gerader Li - nie, wie Num. 18, ſondern in der viereckigten Volta gemacht wird. Num. 36, 37 eine Lection von Repo - lons auf juſten Fuß geritten, da nach ſolcher nicht wie bey ober - wehnten Num. 14 changirt; ſon - dern in der Mitte auf gerader Linie abgewechſelt wird; welche Schule zum Duel ſehr dienlich, um des Gegners Gruppa abzuge - winnen. Num. 38, 39 iſt der fal - ſche und uͤbereilte Travers, da des Pferdes Groppa gar zu viel eingehet, und ſolche faſt der BruſtSchuvorkommet, welches gefaͤhrlich und auch ſchaͤdlich, indem es mit den voͤrdern Schenckeln ſtarck kreu - zet, und ſich mit den hintern auf die Crone tritt, auch ſolcher Ge - ſtalt keine Volta radoppiata for - miren kan. Num. 40, 41, 42, die - ſe Lectiones ſind Volte radoppia - te, welche man allezeit auswen - dig abwechſeln; und die Gruppa wohl einhalten muß, damit das Pferd auf den Satz ſich wohl wen - den, alſo auch recht fuͤr ſich avan - ciren koͤnne. Num. 43, 44 ſind zwey ſogenannte Wiener-Schu - len, ſo allda ſehr uͤblich, und nach Newcaſtliſcher Methode zu reu - ten ſind. Num. 45, 47, 48: Dieſe Lection iſt eine wohl eingetheilte Volta radoppiata, welche fuͤr die ſchoͤnſte und nuͤtzlichſte Schule auf der Reitbahn geachtet wird. Num. 46 iſt eine dargegen geſetzte verfaͤlſchte Volta radoppiata, wel - che von den uͤbereilten Travers num. 38 herruͤhret, und einem Pferde nicht nur ſchwer ankom - met, ſondern viel Unordnungen daraus entſtehet, und unmoͤglich zu einer Volta gelangen, und die rechte Circumferenz vollfuͤhren kan. Num. 49 zeiget an den rech - ten Travers, welcher dem falſchen num. 38 entgegen geſetzt iſt, da ein Pferd die ſchrege Linien mit den voͤrdern und hintern Schen - ckeln betreten muß, welches das Fundament des rechten Radops iſt, wie num. 45 weiſet. Num. 51 folget ferner der Travers, ſo ſchregs, rechts und lincks avanci - rend gehet, woraus der rechte Schlangen-Tantz entſpringet, wie Num. 50 weiſet. Num. 52 iſt eine General-Lection und Univerſal - Schule, worinnen die andern alle beſtehen, als man ſprengt dasPferd

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SchuPferd bey lit. A in Galop an, macht nach der geraden Linie die erſte kleine Volta, und gegenuͤber in der Ecke wieder die andere, als - denn ſetzet man das Pferd qver durch die Bahn in Radop, dar - auf folgen 3 Courbetten, und dann 3 Capriolen; in der Ecke oben changirt man auf die lincke Hand, macht bey lit. A die dritte und ſchregs gegenuͤber die vierte kleine Volta, nimmt es qver durch lincks in Radop, macht noch 3 Courbet - ten und 3 Capriolen darauf, chan - girt wieder, und macht rechts und lincks 2 Piroüetten; endlich 3 Cour - betten und 3 Capriolen, die erſte niedrig, und die andere hoͤher, und die dritte ſo hoch, daß von Rechts - wegen ein Mann kan durchgehen; und darauf wird tempo parirt. Dieſe Lection erfodert einen voll - kommenen Reuter und wohl - dreſſirt Pferd.

Schurfen,

Nennen einige die Pferde, wel - che gar nicht abgeben, ſondern ihre alten Zaͤhne immer behalten; dergleichen Pferde ſich aber ſelten finden.

Schuß-Pferd, ſ. Schieß - Pferd.

Schwaͤche,

An einer Degen-Klinge, wird derſelben aͤuſſerſte Helffte genen - net, ſo auch nach mathematiſchen Gruͤnden in die gantze und halbe Schwaͤche abzutheilen; die gantze Schwaͤche iſt die aͤuſſerſte Spitze.

Schwan, Cygnus,

Haͤlt ſich die meiſte Zeit in den Stroͤmen und Teichen auf, alſo daß er unter unſern Waſſer-Voͤ - geln, theils wegen ſeiner anſehnli -Schwchen Geſtalt, theils wegen ſeiner ſchneeweiſſen Farbe, billig voran ſtehet. Seine Federn ſind zwar weiß, aber die Haut ſchwartz, da - her er das Bild eines Heuchlers, der auswendig anders, als inwen - dig beſchaffen iſt, vorſtellet. Bey den alten Roͤmern iſt das Fleiſch der Schwanen hochgehalten wor - den, daß ſie ſolche in finſtern Kammern gemaͤſtet haben. Bey den Juden aber wurde der Schwan unter die unreinen Thiere gerech - net, welchen ſie nicht eſſen durf - ten, 5 Buch Moſe 14, 17. Jhr Fleiſch iſt ſchwartz, unangenehm und unverdaulich zu eſſen, inſon - derheit haben die alten ein hartes und ungeſchmacktes Fleiſch; im Sommer ſind ſie fleiſchigter und fetter, als im Winter, da ſie ſo gute Nahrung nicht haben. Jhre ſchoͤne weiſſe Federn pflegt man ihnen des Jahrs zweymal abzu - rupffen, und fuͤr groſſe Herren weiche Betten daraus zu machen. Die Haut, mit den Pflaumen gar gemacht, giebt ein zartes, warmes und dem Magen ſonderlich die - nendes Peltzwerck. Der Schwan iſt dem Phœbo und den Muſen von den Poeten geheiliget. Der Schwanen-Geſang, welchen ſie kurtz vor ihrem Ende ſollen von ſich hoͤren laſſen, wird billig fuͤr ein Gedicht gehalten. Die Jagd der wilden Schwanen anlangend, iſt ſolche in Daͤnnemarck eine ſon - derliche Luſt, welche zu gewiſſen Jahrs-Zeiten vorgenommen, und nahe bey den Jnſeln vollzogen wird, da dann etliche hundert Stuͤck erſchoſſen werden.

Schwantz-Rieme,

Ein ſtarcker lederner Riemen, ſo unter dem Schwantz eines Pfer -U u u 3desSchwdes herum gehet, und an den Sat - tel oder das Vorderzeug befeſti - get iſt, ſolches im Stand zu hal - ten. Die Engliſchen Schwantz - Riemen, die man nach Belieben laͤnger und kuͤrtzer machen kan, ſind die beſten und beqvemſten. Wenn ein Pferd davon unter dem Schwantze wund wird, ſoll man alle Tage den Schwantz-Riemen uͤber, oder bey dem beſchaͤdigten Orte ſtarck mit Unſchlitt ſchmie - ren, und den Schaden oft mit Brantwein waſchen.

Schwartzburg,

Das Haus der ehemaligen Reichs-Grafen, nunmehro Reichs - Fuͤrſten von Schwartzburg ſchrei - bet nebſt den ihme verwandten Grafen von Kefernburg ſeinen Urſprung aus dem Gebluͤte der alten Fraͤnckiſchen Koͤnige her. Nachdem aber Sizzo Graf von Kefernburg (von welcher alten Feſtung ohnweit Arnſtadt die Ru - dera zu ſehen) ſich ein Schloß am Fluß Schwartze erbauet; ſo hat er nebſt ſeiner weitlaͤuftigen Nachkommenſchaft den Nahmen der Grafen von Schwartzburg er - halten. Graf Guͤnther XXI von Schwartzburg ward 1349 zum Roͤ - miſchen Kayſer erwehlet, ſtarb aber im 6ten Monat darauf an Gift. Sie werden unter die Vier Grafen des Roͤmiſchen Reichs ge - zehlet, und ſind des Heil. Roͤm. Reichs Unter-Jaͤger-Meiſter, die Reichs-Fuͤrſtliche Wuͤrde ha - ben ſie 1697 von dem Kayſer Leo - poldo erhalten. Sie theilen ſich gegenwaͤrtig in die Sondershaͤu - ſiſche und Rudelſtaͤdtiſche Linie. Jm Wappen haben die Fuͤrſten von Schwartzburg ein Gold und blau geſtreiftes Creutz, welchesSchwdas gantze Schild in 4 Qvartiere theilt, und auf den Titel der 4 Gra - fen des Reichs zielen ſoll; auf dem guͤldenen Mittel-Schilde iſt der 2 koͤpffigte ſchwartze Reichs-Adler mit einem guͤldenen Schildlein auf der Bruſt, darinne ein Fuͤr - ſten-Hut, wegen der Fuͤrſtlichen Wuͤrde. Jn dem rechten Mittel - Schilde erſcheinet ein guͤldener Loͤwe wegen der Grafſchaft Schwartzburg; in dem lincken Mittel-Schilde aber ein ſchwar - tzer Hirſch in Silber, wegen der Herrſchaft Clettenberg. Jn dem Haupt-Schilde aber, welches aus 8 Feldern beſtehet, ſiehet man ei - nen ſchwartzen Adler im guͤldenen Felde, wegen Arnſtadt; ein rothes Hirſch-Geweihe im Silber -, we - gen Sondershauſen; ein roth und ſilbern Schach, wegen Hohnſtein; in einem getheilten Qvartier oben einen guͤldenen Loͤwen im rothen Felde, unten aber von Gold und roth Balckenweiſe geſtreift, we - gen Leutenberg, und in dem Fuſſe des Wappens eine rothe Streu - Gabel und einen guͤldenen Kamm, als das Stamm-Wappen der Grafen von Kaͤfernburg. Auf dieſem Schilde ſtehen 6 offene Helme. Der Schwartzburgiſche hat einen guͤldenen, ſitzenden und gekroͤnten Loͤwen; der Arnſtadt - Sondershauſiſche einen ſchwar - tzen Adler, zwiſchen einem rothen Hirſch-Geweihe; der Hohenſtei - niſche einen Pfauen-Schwantz zwiſchen einem ſilbern und rothen Hirſch-Horn. Die uͤbrigen zwey, als der Reichs-Adler und Fuͤr - ſten-Hut ſind zwey Kayſerliche Gnaden-Zeichen; und der gekroͤn - te geharniſchte Mann wegen des groſſen Comitivs. Die Wappen - halter ſind zur Rechten ein wil -derSchwder Mann, und zur Lincken eine wilde Frau, deren iegliches ein roth und weiſſes Faͤhnlein traͤ - get.

Schwartzenberg,

Das Hoch-Fuͤrſtliche Haus Schwartzenberg ſtammet von den Freyherren von Seinsheim in Francken her, von welchen Erckin - ger das Erb-Hofmeiſter-Amt ge - dachten Hertzogthums erkauffte, und vom Kayſer Sigismundo 1417 die Wuͤrde eines Pannerherrn er - langte, hernach die Herrſchaft Schwartzberg erkauffte, vom Reiche zu Lehn nahm, und 1429 vom Kayſer zum Freyherrn von Schwartzenberg erklaͤret ward. Adolphus erhielt fuͤr ſich und ſeine Nachkommen 1599 den Reichs - Grafen-Stand. Graf Johannes Adolphus, Reichs-Hof-Raths - Praͤſident, ward 1671 in des Heil. Roͤm. Reichs Fuͤrſten-Stand er - hoben, auch 1674 in den Fuͤrſten - Rath introduciret. Er vermehr - te ſeine Lande mit den alten Frey - herrlich-Seinsheimiſchen Guͤtern, mit Gimborn und Neuſtadt in Weſtphalen, und einigen Herr - ſchaften in Boͤhmen, deſſen Sohn Fuͤrſt Ferdinand Wilhelm von Schwartzenberg brachte durch die Vermaͤhlung mit Maria Anna, Tochter und Erbin des letzten Grafens zu Sultz, Land-Grafens zu Kletgau und des H. R. R. Erb-Hof-Richters zu Rothweil, dieſe Laͤnder und Wuͤrden an ſein Haus. Fuͤrſt Franciſcus Carolus vermehrte dieſelben 1723 mit dem in Boͤhmen gelegenen Hertzog - thum Crummau. Der Fuͤrſt von Schwartzenberg fuͤhret im Wap - pen drey blaue Pfaͤle im ſilbernen Felde, als das Stamm-WappenSchwderer von Seinsheim; einen Tuͤr - cken-Kopf, darauf ein ſchwartzer Rabe ſitzet, und die Augen aus - hacket, im guͤldenen Felde, als ein Andencken der von Graf Adolpho wider die Tuͤrcken erwie - ſenen Tapfferkeit vor der Feſtung Raab; drey aufſteigende rothe Spitzen im ſilbernen Felde, we - gen der ererbten Grafſchaft Sultz und Kletgau; einen ſchwartzen knorrichten und ſchraͤgrechts lie - genden Aſt, oben mit einer rothen Flamme, wegen Brandeiß. Jn dem getheilten Mittel-Schilde zei - get ſich zur Rechten ein ſilberner Thurm auf einen ſchwartzen drey - fachen Huͤgel, wegen Schwartzen - berg; und zur Lincken 3 Korn-Gar - ben im ſilbernen Felde, wegen Po - ſtelberg. Dieſes gantze Wappen - Schild bedeckt an ſtat der ſonſt gewoͤhnliche Helme ein Fuͤrſten - Hut.

Schwartz Holtz,

Wird das Nadel - oder Tangel - Holtz, als Tannen, Fichten, Foͤh - ren oder Kiefern ꝛc. genennet.

Schwartz Wildpret,

Darunter verſtehet man die wilden Schweine.

Schweben,

Heißt bey den Orgelmachern im Stimmen, wenn der Clavis nicht rein, ſondern erſt halb und halb einſtimmet, etwas uͤber oder unter dem rechten Tone.

Schweden,

Eines der Nordiſchen Koͤnig - reiche, welches Daͤnemarck, Ruß - land und Pohlen zu Nachbarn, tapfere Einwohner und gute Ei - ſen-Bley - und Kupfer-Bergwer - cke hat: bishero iſt es ein Erb -U u u 4Koͤnig -SchwKoͤnigreich geweſen, deſſen Koͤnig nebſt ſeinen Unterthanen der Evan - geliſch-Lutheriſchen Lehre zugethan iſt, und deſſen Kron-Printz ins - gemein der Printz von Finnland genennet wird. Nach dem Tode Carls XII iſt es in ein Wahlreich verwandelt, die Souveraineté ab - geſchafft, und dem Koͤnige ein groſſer Reichs-Rath an die Sei - te geſetzet worden. Jm Wappen fuͤhret das Koͤnigreich Schweden drey guͤldene Kronen im blauen Felde, als das alte Schwediſche Wappen; drey blaue Fluͤſſe im guͤldenen Felde, woruͤber ein ro - ther gecroͤnter Loͤwe hergehet, als das alte Gothiſche Wappen; auf dem gevierten Mittel-Schilde praͤ - ſentiret ſich das Heſſen-Caſſeliſche Wappen, als Jhro ietztregieren - den Koͤnigl. Majeſtaͤt Stamm - Wappen, welches oben unter Heſſen-Caſſel gnugſam beſchrieben worden. Dieſes Wappen iſt mit einer guͤldenen Koͤniglichen ge - ſchloſſenen Krone gezieret, und die Wappenhalter ſind zwey Loͤwen.

Schwein,

Das wilde Schwein iſt ein be - hertztes, grimmiges und unverzag - tes Thier, welches, ſo bald es ſei - ne Zaͤhne oder Waffen erreicht, ſchwer in die Flucht zu treiben. Es gehet dem Tode tapffer unter Augen, und widerſetzt ſich ſowol Jaͤgern als Hunden. Sie wan - dern Heerden-weiſe, auſſer den groſſen hauenden Schweinen, ſo ſich allein halten, und nur in der Brunſt-Zeit die Hecken ſuchen. Ein ſolches Schwein haͤlt ſich ge - meiniglich an einſamen, bergich - ten und moraſtigen Orten auf, wo Eicheln, Buch-Eicheln, Ca - ſtanien und wildes Obſt zu finden,Schwhat uͤberaus ſcharfes Gehoͤr, und wann ſie von Hunden angegriffen werden, halten ſie alle zuſammen, und gehen auf ſolche grimmig los. Wenn ein Schwein dreyjaͤhrig wird, verlaͤſſet es die Heerde, und wohnet allein, bis zur Brunſt-Zeit. Jhre Jungen werffen ſie in ziem - licher Anzahl meiſtentheils in Hoͤl - tzern. Dieſes geſchieht gemeinig - lich im April, und ſind die Ferckel anfangs mit roth und weiſſen Strichen umringet, ſo ſich aber mit dem Alter in ſchwartz-dunckle Farben verkehren. Bey der Mut - ter bleiben ſie ſo lange, bis ſie uͤbers Jahr wieder Junge wirft, als - denn bleiben ſie allein beyſammen und nehren ſich ſo gut ſie koͤnnen. Jm erſten Jahre heiſſet es ein jaͤhriger oder heuriger Friſchling. Jm dritten Jahr werden ſie erſt tuͤchtig zur Brunſt, und bekom - men auch mehr Hertz ſich zu weh - ren, da ſie dann ein Schweinbarn Keuler, im vierten aber hernach angehende Schweine, im fuͤnf - ten Jahre hauende, und im ſech - ſten Jahr Haupt-Schweine ge - nennet werden. Um Martini faͤngt ihre Brunſt an, und waͤh - ret 4 bis 5 Wochen, da auch die ſtaͤrckern die ſchwaͤchern verfolgen. Sie ſind ſo ſtarck, daß ſie einen Menſchen oder Hund in einem Streich koͤnnen zu Tode hauen. Wenn ſie geworffen werden, brin - gen ſie alle ihre Zaͤhne mit auf die Welt; diejenigen 4 werden eigent - lich Waffen, Gewehr, Gewaͤrf, auch Haderer oder Wehr-Zaͤhne genennet, davon einer unten und einer oben zu beyden Seiten ſte - het, mit welchen ſie zum ſchaͤrf - ſten verletzen koͤnnen. Sie leben 20, 25 bis 30 Jahr. Sie werden von den Jaͤgern geſchoſſen, welcheſieSchwſie koͤrnen, und bey ihren gewoͤhn - lichen Lagern ihnen auf den Baͤu - men aufpaſſen, und ſie von dar erſchieſſen; oder ſie werden mit Netzen und Pfaͤhlen umſetzet, und entweder aus den Schirm, oder aus einem Wagen erſchoſſen, oder aber parforce mit groſſen Engli - ſchen und gepanzerten Hunden gehetzet. Dieſes letztere iſt gefaͤhr - lich, denn wenn das Schwein von den Hunden erzuͤrnet, laͤuft es auf den erſten Jaͤger zu, der es (Hui-Sau) anſchreyet; der mag ſich wohl vorſehen, daß er feſte ſtehet, und ihm mit ſeinem Fang - Eiſen oder Schwein-Spieß den rechten Fang gebe, ſonſt moͤchte ſeiner uͤbel gewartet werden, denn ſolte er fehlen, muß er gleich auf das Geſicht niederfallen, da er doch ungetreten nicht davon kom - men moͤchte, ſo er nicht bald von andern ſecundiret wird. Son - ſten wird es mit dieſen Jagden, wie bey den Hirſch-Jagden gehal - ten, nur muͤſſen die Pfaͤhle und Netze auswendig geordnet wer - den, zu verwehren, wenn die Schweine ſolche mit ihrem Ruͤſſel aufheben und unterwuͤlen wollen. Es muß auch dieſe Jagd bald um Martini angeſtellet werden, da ſie von den Eicheln und Holtz-Obſt am fetteſten ſeyn, hernach werden ſie von der Brunſt mager. Die gewoͤhnlichen Jagdwoͤrter von den Schweinen ſind: die Saue nennet man ſchwartz Wildpret, man macht einen Haag, bindet Seiler an, ſtellet Garn - und Wehr - Tuͤcher. Das Schwein hat einen Kopf, Augen, Ohren, Ruͤſſel, Schalen und Kraͤfften, Vorder - und Hinter-Laͤuffte, it. ein Lager, hat auf den Wieſen ſehr gebro - chen, (gewuͤhlet), gehet auf dieSchwBrunſt, und auf das Gras, wird gehetzt, kaͤmpft oder ſtreitet mit den Hunden, wird von Hunden geſtellet, laufft ein, faͤngt ſich ins Garn, wird von Hunden gefan - gen, hat ſcharffe Waffen, Gewerf oder Gewehr, (das iſt Zaͤhne) ſchlaͤgt viele Leute oder Hunde dar - nieder, wird gefaͤllet, gebuͤrſchet, und demſelben ein Fang gegeben, ſo zwiſchen dem Voͤrder-Lauf und Hals gleich zum Hertzen geſchehen muß. Das Maͤnnlein oder der Eber heißt ein Sau-Schwein, die Mutter eine Bache. Die Haut wird das Schweins-Fell genennet, und eine Schwein-Hatz iſt das Sau-Jagen.

Schweinfurt,

Eine wohlbefeſtigte Reichs - Stadt am Mayn, faſt mitten in Francken gelegen, allwo die Haupt - Kirche und das Rathhaus zu ſe - hen, wie auch die ſchoͤne ſteiner - ne Bruͤcke uͤber den Mayn. Jhr Wappen iſt ein ſchwartzer Adler im ſilbernen Felde. Allhier iſt von der Ritterſchafft in Francken Anno 1296 nach S. Laurentii-Tag, der 16 Turnier gehalten worden, darunter 9 Fuͤrſten, als Hertzog Heinrich zu Braunſchweig, Her - tzog Otto zu Braunſchweig, Marck - graf Theodor zur Lauſitz, Landgraf Albert in Thuͤringen, Hertzog Heinrich zu Braband, Burggraf Friedrich zu Nuͤrnberg, Burggraf Johannes der juͤngere, Fuͤrſt Hein - rich zu Henneberg, u. Fuͤrſt Otto zu Henneberg, 12 Grafen, 12 Freyherrẽ, 27 Ritter u. 127 Edle geturniret.

Schweins-Hatze, Schweins - Jagd,

Dieſe werden im Herbſt, da die wilden Sauen von der Eichel - Buch - und wilden Obſt-Maſt feiſtU u u 5gewor -Schwgeworden, am beſten angeſtellet, und die Schweine in einen mit Netzen und Tuͤchern umſtellten Ort zuſammen getrieben, allwo in dem Lauff ein Schirm aufge - richtet, vor die, ſo allein mit Schieſſen ſich beluſtigen, oder bloß zuſehen wollen. Die andern gehen auf die Schweine los, und faͤllen ſie mit Fang-Eiſen. Daſ - ſelbe muß nicht zu niedrig, ſon - dern von oben her gefuͤhrt, mit der lincken Hand regieret, und mit der rechten Hand nachgedruckt, zugleich der lincke Fuß unter die lincke, und der rechte unter die rechte Hand feſt und ſtarck geſe - tzet, das Schwein aber entweder an der Bruſt oder hinter dem Bug gefaſſet werden. Angehen - de Schweine, und die druͤber ſind, werden auch mit Spreng - oder Streiff-Jagen (par force) gejagt, oder gehetzt. Wenn man ein ſol - ches im Lager beſtaͤtiget, muß man umher nach dem beſten Lauff-Pla - tze ſehen, auch wahrnehmen, wo es mit dem Kopf zuliege, oder ſeine Ausflucht nehmen werde. Wo ein Bruch oder Moraſt na - he lieget, da muͤſſen die Tuͤcher - Lappen vorkommen, wo es aber hinlauffen moͤchte, da muͤſſen die leichten Cours-Hunde, und an - dere beißige Sau-Ruͤden auf die Hut geſtellet werden, damit, wenn es ſich auf die Seite wendet, und vorbey ſpringen will, man es mit denſelbigen hetzen koͤnne; die ſchweren Engliſchen Hunde hin - gegen, welche zum Theil wegen ihrer Schoͤnheit geſchonet, und mit Pantzern oder Jacken beſchir - met ſind, werden von weitem geſtellet: Der Jaͤger, und die er bey ſich hat, muͤſſen alle zu Pfer - de ſeyn, und gute Hirſch FaͤngerSchwbey ſich haben. Wenn nun der Sau-Finder, ſo hinein gelaſſen worden, vorſtehet, und das Schwein anbillet, ſo faͤhret es entweder heraus, oder es ſperret ſich und bleibet liegen; ſolchen - falls muß ein maͤßiger Sau-Ruͤ - de an daſſelbe abgeſchicket werden. So bald das Schwein ausreiſſet, wird es mit leichten Hunden ge - hetzet, die es bald einkriegen, her - um ruͤcken, und, ob es ſchon wie - der fortlaͤufft, dennoch dadurch muͤde machen und aufhalten. Oefters ſchlaͤget es auch die be - ſten Hunde lahm und zu Schan - den, bis die ſchweren Hunde zu Huͤlffe kommen, ſolches anpa - cken, und zu beyden Seiten an den Ohren halten, daß ſichs nicht ruͤhren kan; da denn der Jaͤger mit dem Hirſch-Faͤnger abſitzet, und dem Schweine einen Fang giebt, welcher Fang, weil man nicht leicht durchbohren kan, un - ter dem Vorder-Blat geſchehen muß. Dieſes iſt eine ſehr luſtige Jagd; wobey iedoch derjenige, ſo Schweins-Koͤpffe haben will, nach dem gemeinen Sprich-Wort, Hun - de-Koͤpffe daran wenden muß; weil viele durch die Schweine lahm oder gar todt geſchlagen werden; auch die Jaͤger, wo ſie nicht gute Fuͤrſichtigkeit brau - chen, oͤffters nicht verſchonet bleiben.

Schweins-Netze, ſ. Sau - Netze.

Schweiß,

Nennen die Jaͤger das Blut der wilden Thiere, daher heiſſet Schweiſſen bey ihnen ſo viel als Bluten.

Schweiß-Fuchs, ſ. Fuchs.

Schweiß -
Schw

Schweiß-Hund ſ. Jagd - Hund.

Schweitz, la Suiſſe, Helvetia,

Eine freye Republic in Europa, zwiſchen Deutſchland, Franckreich, und in Jtalien, welche ehemals zu Deutſchland gehoͤret, ſich aber im vierzehenden Jahrhundert da - von entzogen, und im Muͤnſteri - ſchen Frieden fuͤr freye Leute er - klaͤret worden. Sie beſtehet aus Cantons, Unterthanen und zuge - wandten Oertern. Der Cantons ſind 13, deren ieder eine beſondere freye Republic vorſtellet, welche mit den uͤbrigen im Buͤndniß ſte - het. Alle zuſammen werden ſie die Eid-Genoſſenſchafft genennet. Ein ieder von den 13 Cantons hat ſein beſonders Wappen, wel - che an ihrem Orte angefuͤhret ſind: Der Canton Schweitz aber fuͤh - ret ein rothes Schild mit einem Silber-Creutzlein oben in dem lincken Winckel.

Schweitzer-Pfeiffe,

Wird die gar kleine Qver-Pfeif - fe genannt, die man bey den Sol - daten-Trommeln mitgehen hoͤret, und wird gantz anders, als die Qver-Pfeife geſpielet. An theils Orgeln iſt auch ein Regiſter, ſo Schweitzer-Pfeiffe heiſt, und ein Stimmwerck, von Principalen Art, ſind lange und enge Pfeif - fen, die faſt einen Violin-Ton geben. Groß Schweitzer-Pfeiffe iſt von acht Fuß Ton: Klein Schweitzer-Pfeiffe iſt von 4 Fuß Ton. Aus dieſen kleinen wird von einigen nur der Diſcant ge - arbeitet, und heiſt Schweitzer - Pfeiffen-Diſcant, desgleichen auch ein Pedal von 1 Fuß Ton, und heiſt Schweitzer-Baß.

Schw

Schwemmen der Pferde,

Soll erſt nach der Abkuͤhlung geſchehen, weil ſie ſonſt Gallen, Rappen u. d. g. uͤberkommen; und im Sommer nicht tieffer, als et - was uͤber die Knie, daß der Bauch nicht naß werde, weil ſie davon mager werden. Jm Winter aber ſoll man ſie lieber mit etwas lau - lichten Waſſer abwaſchen.

Schwerdtmagen,

Heiſſen die naͤchſten Verwand - ten vaͤterlicher Linie, ſonſten auch Agnaten genannt. Jn Lehns - Sachen werden nicht allein Agna - ten genennet, ſo von dem erſten Beſitzer des Lehns herſtammen, ſondern auch welche die Mitbe - lehnſchafft davon erhalten.

Schwerdt-Tantz,

Pflegen die Meſſer-Schmiede mit ſonderlichen Ceremonien in der Stadt Nuͤrnberg zu halten, und zwar iſt derjenige gar ſonder - lich geweſen, den ſie Anno 1496 dem durchreiſenden Pommeriſchen Hertzoge Bogislao, und 1570 dem Kayſer Maximiliano II zu Ehren aufgefuͤhret. Jn Schweden ſoll dergleichen noch jaͤhrlich von den jungen Leuten alſo gehalten wer - den: Jhr Vortaͤntzer haͤlt erſtlich den Degen unentbloͤßt empor, und macht einen dreydoppelten Kreis, hernach ziehet er vom Le - der, und ſpringt mit blancker Spi - tze herum. Erſtlich ſtrecken ſie die Klingen Hand an Hand vor ſich, und nimmt einer des andern De - gen bey der Spitzen oder Gefaͤß, und wechſeln die Ordnung derge - ſtalt, daß eine ſechseckigte Figur daraus wird, ſo ſie die Roſe nen - nen. Bald halten ſie ihre Schwerd - ter in die Hoͤhe, daß einem iegli -chenSchwchen eine gevierte Schwerdt-Roſe uͤber dem Kopfe waͤchſet. End - lich ſchlagen ſie alle Schwerdter ſeitlings, und tantzen ſehr unge - ſtuͤm bald zu, bald von einander, und muß ſich der geſamte Hauffe nach der Cadence des Sing - und Pfeiffen-Schalles hurtig wenden, ſchwingen und fechten.

Schwiegel,

Eine Art Pfeiffen im Orgel - werck, nicht ſo gar weiter Menſur als die Hohl-Floͤten, ſo doch ge - gen andere Menſur des Pfeiffen - wercks hohl und ſanft gehen, und am Reſonanz faſt als die Qver - Floͤten klingen. Sie ſind biswei - len auf Gems-Hoͤrner-Form ge - richtet, doch unten und oben et - was weiter, und doch oben wie - der etwas zugeſchwiegt. Das Labium iſt ſchmal, und ſtiller als die Spill-Floͤten. Es giebt ih - rer zweyerley Arten: 1) Groſſe Schwiegel, 8 Fuß Ton: 2) Klei - ne Schwiegel, 4 Fuß Ton. Sonſt heiſt auch eine Bauern-Pfeiffe Schwoͤgel, und pfeiffen, ſchwoͤ - geln.

Schwimmen,

Wird mit unter die Kriegs - und Ritterlichen Exercitia gerechnet, ob es wohl ſo gefaͤhrlich, als noͤ - thig iſt, ſo wird doch jenes etlicher maſſen abgewandt, wenn man nur nicht allzuverwegen und toll - kuͤhne darinne ſeyn will. Die Roͤ - mer hatten abſonderlich ihren Campum Martium, auf welchen ſie ihre junge Nobleſſe und ange - henden Soldaten im Fechten, Ringen und Turnieren uͤben mu - ſten, ſo bald ſolche Exercitia vor - bey, muſten ſie in die Tyber ſprin - gen, theils den Staub und Un -Schwflat abzuwaſchen, theils ihre Lei - ber der Muͤdigkeit halber im Waſ - ſer zu erfriſchen, und dabey auch ſchwimmen zu lernen, als welche Kunſt vielen groſſen Generalen und Soldaten im Krieg ihr Leben errettet. Den Pferden iſt das Schwimmen auch nicht undien - lich.

Schwimmer,

Eine Art Falcken, ſo gut zum Haſen-Beitzen iſt, und wird deß - wegen ſo genennet, weil er im Fliegen eine Bewegung macht, die einem ſchwimmenden Men - ſchen aͤhnlich iſt. Er liebet die Hunde von Natur, iſt von groſſer Geſchwindigkeit, muß aber wohl abgetragen werden, ehe er zahm wird. Sein Vaterland iſt Sici - lien, wo er auf hohen Baͤumen und Felſen niſtet.

Schwinden, ſ. Bug - und Kern Schwinden.

Schwulſt der Augen, Moͤnig,

Jſt ein Augen-Gebrechen an den Pferden, welches von einer zufaͤlligen Sucht herruͤhret. Wenn ein Pferd moͤnig wird, geſchwel - len ihm die Augen, rinnen, und gehen ihm aus beyden Augen di - cke Felle, die dunckel-weiß, und unten mit ſchwartz, und zu Zeiten mit Blut oder mit Blutfarb ver - miſcht ſind; daher vermeinen wohl etliche, ſo es nicht verſtehen, das Pferd ſey in die Augen geſchlagen oder geſtoſſen, wollen demnach mit ſcharffer Artzney die Felle ab - treiben, und machen dadurch den Schaden nur deſto aͤrger. Nimm aber das Weiſſe von einem neu - gelegten Ey, ſtreiche ihm daſſelbe auſſen auf, und um das Auge her -um,Scium, und laß es einen Tag und Nacht daran: des Morgens wa - ſche es mit einem ſchoͤnen lauen Waſſer wieder ſauber ab, und ſo es trocken, reibe ihm wieder eines uͤber, und continuire fuͤnf oder ſechs Tage darmit. Will das Au - ge aber davon nicht lichte werden, ſo nimm gute rothe Corallen und lege ſie auf ein heiſſes, aber nicht gluͤendes Eiſen, bis ſie weiß werden, mache ſie zu ſubtilem Pul - ver, und blaſe es ihm in die Au - gen; wie denn dieſes Corallen - Pulver den Pferden bey allen an - dern Augen-Gebrechen gute Dien - ſte thut. Oder nimm die Bluͤthe von dem Kraut Edel-Gamander - lein, oder klein Bathengel, doͤrre ſie im Schatten, mache ſie zu Pulver, und thue ſolches dem Moͤ - nigen-Roſſe in die Augen. Oder, nimm Doſten oder Wohlgemuth, Baldrian, Enzian, Weißwurtzel, groſſe Kletten-Wurtzel, Sonnen - wirbel oder Wegwart-Kraut ſamt der Wurtzel, Schell-Kraut ohne Wurtzel; dieſes muß alles zuſam - men ziemlich grob geſchnitten, und unter das Futter gemiſchet wer - den, wenn der Mond fuͤnf Tage alt iſt.

Sciolto,

Frey, ungebunden, wobey nichts beſonders anzumercken iſt. Jn der Muſic heißt: Contrapunto ſciolto, eine nur nach allgemeinen Regeln verfertigte Compoſition. Note ſciolte, Noten, die nicht an einander haͤngen, ſondern frey und einzeln ſtehen.

Scolia,

Lieder, ſo meiſtens bey den Athe - nienſern auf Gaſtereyen von den Gaͤſten ſelber abgeſungen worden,Secwelche ſich bey Uiberreichung des Trinck-Geſchirres und der Leyer einander mit Nahmen auſſer der Ordnung, und alſo oblique, auf - foderten.

Scorbut d un cheval,

Scharbock eines Pferdes, iſt zu erkennen, oben am Wiederriß lauft es auf, und laͤſt ſich ſehen und fuͤhlen, als wenn es der Sattel gedruckt haͤtte, allda wird es ge - oͤffnet, ſo lauft gantz gelb Waſ - ſer heraus. Ferner gehen aus dem Schaden Loͤcher hinunter in den Hals, unter die Zaͤhne, in Ge - ſtalt ſchwartzer Aederlein. Jn dieſe pflegt man Schwefel-Bal - ſam zu ſtreichen, und curiret ihn innerlich als aͤuſſerlich wie den Wurm.

Sec, remettre un cheval auſec,

Heiſt ein Pferd, das auf der Gras-Cur geweſen, wieder zum trocknen Futter gewoͤhnen; wel - ches nach und nach geſchehen muß; immaſſen ſonſt, wenn es zu jaͤh geſchiehet, der trockene ſtarcke Haber ein junges Pferd erhitzet; daß es wie ein Kollerer zuruͤck prellet und die Halffter-Ketten zerreiſſet, daß mancher die Urſache nicht weiß, wo ſolche Unſinnigkeit her kommt.

Secher,

Heiſt ſchwinden oder ausdoͤr - ren, das iſt zu erkennen, wenn 1) die Pferde oft hincken, das ih - nen wieder vergehet, und dann ſtaͤrcker wieder kommt; 2) wenn ihnen die ſchwindenden Glieder allezeit kaͤlter als die andern ſind; 3) wenn ſich das Fleiſch verliert ꝛc. Dieſes kommt den Pferden gar leichtlich von Fallen, Anſtoſſen, auch Schlagen, ſowol von an -dernSecdern Pferden, als Menſchen, aus den Verrenckungen und Ver - beugen und andern Zufaͤllen.

Secouer, v. Branler.

Secourir un cheval,

Heiſt einem Pferde die Huͤl - fen tempo und zu rechter Zeit geben, wenn es ſich tummelt, und den angeſprengten Galop verlaſ - ſen, und entweder aus demſel - ben in Trott fallen, oder gar ſtill ſtehen will, da muß denn der Reu - ter ihm mit den Schenckeln, Stim - me oder Spießruthe ſecouriren, ehe er den Fehler begehet, damit das Pferd die Cadence fortſetze, wie es ſolche angefangen hat, ſonſt iſt es falſch.

Secunda im Fechten,

Jſt die zweyte und nechſte Be - wegung, nachdem man den De - gen gezogen. Sie iſt eine der Haupt-Bewegungen im Fechten, und wird ſowol unter, als uͤber den Arm, auch in gewiſſen Faͤllen inwendig geſtoſſen. Man pari - ret auch mit der Secunda. Sie wird fluͤchtig geſtoſſen, und die Vertheidigung des Kopfes ſteckt in der Hebung, welche man wohl in Acht zu nehmen hat. Anbey wird auch die Hand wohl gedre - het, damit der Kopf voͤllig aus der Hand koͤmmt. Sie iſt ein gewiſſes Lager und Ausſtoß beym Fechten, z. E. wie man ſeinem Gegner mit der Secunda auſſer - halb uͤber ſeinen rechten Arm hin - ein ſtoſſen ſoll. Lieget ihr in der mittlern Secunda vor dem Mann, daß euch einer eure Klinge auſſer - halb ſtringiret, ſo gehet mit eu - rer Klinge geſchwind durch, alſo daß ihr mit der eurigen innerhalb ſeiner Klinge kommt, und ver -Secwendet eure Klinge, (indem ihr durchgehet) in die Secundam; wird er alsdenn daſelbſt mit ſei - ner Klingen nach der eurigen ver - fahren, ſo caviret geſchwind mit der Secunda unter ſeiner Klingen durch, und ſtoſſet mit der Secun - da auſſerhalb. 2) Lieget ihr mit langer Klinge vor dem Mann, daß er euch eure Klinge innerhalb ſtrin - girte, ſo wendet eure Klinge gleich in die Secundam, ſo ſeyd ihr von dem Stringiren entlediget; wird er alsdenn mit ſeiner Klinge der euren innerhalb nachgehen, ſo ge - het mit der Secunda auſſerhalb uͤber ſeinen rechten Arm hinein; 3) ſtringiret ihn innerhalb, ſo bald er durch caviret, und ſtoſſet mit der Tertia auſſerhalb, wird er euch den Stoß ausnehmen, ſo wechſelt geſchwind aus der Ter - tia in die Primam, und ſtoſſet mit der Prima nach ſeinem rechten Arm.

Secunde in der Muſic,

Jſt ein Jntervall, ſo aus 2 un - mittelbar Stufenweiſe folgenden Tonen oder Klaͤngen beſtehet. Es iſt ſelbiges verſchiedener Gat - tungen. Denn es zeiget ſich 1) der halbe Ton, welcher entweder der kleine, als c-cis, oder der groſſe c-dis moll iſt; 2) der gantze Ton, und dieſer iſt entweder der kleine, d-e, oder der groſſe c-d; und 3) der uͤbermaͤßige Ton, als c-dis dur. Dieſe uͤbermaͤßige Secund hat in der Harmonie und Melodie einen ziemlich ſtarcken Gebrauch, der gewiſſe Dinge ſehr wohl aus - drucket. Das Comma, welches ohngefehr den neunten Theil eines Tones ausmacht, indem es wie 80 gegen 81 im uͤbertheiligen Ver - halt ſtehet, laͤßt ſich eben ſo weniginSecin Noten vorſtellig machen, als die ſogenannten Schiſmata, deren 18 auf einen Ton gehen ſollen. Die Ordnung des groſſen und klei - nen Tons auf den Claviaturen oder Griff-Bretern iſt, da c-d ein groſſer, d-e ein kleiner, f-g ein groſſer, g-a ein kleiner und a-h wiederum ein groſſer Ton iſt. Der groſſe Ton, das iſt, die erſte Se - cunde ſtehet im uͤbertheiligen Ver - halt, wie 1⅛ gegen 1, oder wie 8 gegen 9. Wer es auf dem Klang - Meſſer verſuchen will, der nehme die bloſſe Saite fuͤr 9 Theile, und ziehe der andern ein ſolches Neun - tel ab, damit nur 8 davon ange - ſchlagen werden; ſo meldet ſich die groſſe Secunde, mit ihrem grie - chiſchen urſpruͤnglichen Nahmen τόνος genannt, das iſt eine Grad - weiſe angeſtellte Dehnung des Klanges, z. E. c-d. Der kleine Ton verhaͤlt ſich wie 1⅑ gegen 1, oder wie 9 gegen 10, da die groͤſſere Zahl die kleinere gantz und noch ein Neuntel druͤber in ſich faßt. Auf dem Klang-Meſſer muß die bloſſe Saite fuͤr 10 Theile und fuͤr einen Grund-Klang angenommen, der zweyten aber eine Zehntel ab - gekuͤrtzet werden, daß nur 9 zum Anſchlage kommen, ſo hoͤret man den kleinen Ton, das iſt, die zweyte Secunde, z. E. d-e. Der groſſe halbe Ton (Hemitonium majus) iſt im uͤbertheilten Verhalt wie 1 $$\frac {1}{16}$$ gegen 1, oder 15 gegen 16; will man ihn meſſen, rechnet man die freye Saite fuͤr 16, und ſticht eines von Sechzehntheil auf der zweyten Saite zuruͤck, ſo hoͤret man den Zuſammenklang des groſſen halben Tons, z. E. e-f. Der kleine halbe Ton, Hemito - nium minus, oder die vierte Se -Seicunde, verhaͤlt ſich wie 1 $$\frac {1}{25}$$ gegen 1, oder wie 24 gegen 25, z. E. c-cis.

Secutor,

War eine Art von Gladiatoribus, hat ſeinen Nahmen ab inſequendo retiario, weil er den retiarium, mit welchem er ordentlich ſtreiten muſte, insgemein zu verfolgen pflegte, wann nemlich der Retia - rius ſein Garn etwan vergeblich geworffen, und des Secutoris damit verfehlet hatte, als nach welchem fuͤr den erſtern ſchier nichts uͤbrig verbliebe, als ſo lang zu fliehen, bis er im Lauffen das Garn wieder zurecht machen, und ſich zu einem neuen Wurff in Be - reitſchaft ſtellen konte, weil nem - lich die uͤbrige Waffen des Retiarii in einem Drey-Spitze beſtehend, den er in der rechten Hand hielte, des Secutoris ſeinem Degen und Schild gar nicht zu vergleichen waren.

Sehen oder Sehne,

Nennen die Jaͤger des Haſen Augen.

Seime,

Jſt eine Spalte oder Kluft in dem Horn am Huf des Pferdes, welche von der Crone an bis zum Eiſen reichet, dadurch viel Blut gehet, und verurſachet, daß ein Pferd hincken muß. z. E. Euer Pferd hat Hornkluͤfte, ihr muͤſſet ihm das Feuer appliciren, daß die Spalte ſich wieder zuſammen fuͤget, und mit Brand-Salbe ſchmieren.

Seite eines Wappens,

Die rechte wird genennet, was man ſonſt bey andern Bildern die lincke nennet. Denn manmußSelmuß ein Wappen alſo betrachten, als wenn ein Ritter zu Pferde ſitzend es auf ſeinem lincken Arm hangend haͤtte. Was nun in ſol - cher Stellung gegen ſeine rechte Seite gewandt zu ſehen, das heißt auch die rechte Seite, und was zur lincken, das iſt die lincke Seite.

Sela,

Jſt ein Poetiſches, oder muſi - caliſches Notabene in den Pſal - men. Einige meinen, es ſey ein Vermahnungs-Wort, daß ſich bey ſolchen die Stimmen der Saͤnger und die Andacht der Zu - hoͤrer erheben ſolle. Andere hal - ten dafuͤr, es ſey ein Wort, ſo aus der Singe-Kunſt genommen, und ein Signum repetitionis, (da capo) oder ein Zeichen, daß da - ſelbſt eine Verwechſelung der Me - lodie geſchehen; oder auch, daß daſelbſt die Trompeter das Sin - gen mit Blaſen Tutti beantwor - ten ſollen; dieſes Wort ſteht[1]mal in Pſalmen, und 3mal im Pro - pheten Habacuc, und zwar uͤber - all bey nachdencklicher Materie, da man ein wenig zu pauſiren, zu repetiren und der Sachen nachzu - ſinnen Urſach hat.

Selb-Geſchoß,

Jſt ein Feuer-Gewehr, alſo zu - gerichtet, daß ein niedriges Stuͤcke Wild, als Schwein, Wolf, Luchs und dergleichen, bey finſterer Nacht, durch Beruͤhrung des Zug-Fadens ſolches losbrennet, und ſich dadurch ſelbſten faͤllet. Ein ſolches Selb-Geſchoß wird von drey oder vier ſtarcken kurtzen Laͤuften in ein laͤnglicht Holtz ge - ſchaͤfftet, die Zuͤnd-Loͤcher zuſam - men gefuͤget, und ein klein Feuer -SelSchloß daran gemachet. Mer - cket man nun einen Wolf oder Luchs, oder ein wild Schwein, oder ſonſt was, das der Muͤhe werth, und man vor Kaͤlte nicht vergebens aufpaſſen will, auch vor Finſterkeit nichts ſehen kan, ſo wird dieſes Selb-Geſchoß mit kleinen Lauf-Kugeln ordentlich ge - laden, und an den verlangten Ort gebracht, eine haͤrene Schnur von fuͤnff bis ſechs Ellen lang uͤber die Suhle gezogen, oder vor dem Luder angebunden, nach dem Selb-Geſchoß gezogen, und am Abzug leiſe angeknuͤpft. Wenn man nun in der Mitten deſſelben ſolches nach der Hoͤhe des Thieres gerichtet, und den Zug-Faden hinter den Stifft geleget, ſpan - net man das Rad, ſchuͤttet Zuͤnd - kraut darauf, und ſetzet den Hahn maͤhlig, ſtehet unberuͤhret leiſe auf, und decket eine ſtarcke Holtz - Rinde daruͤber, ſo iſt es fertig. Wenn nun in der Nacht etwas, es ſey woher es wolle, koͤmmt, und an den Faden ruͤhret, ſo gehet alles los, und wird daſſelbe ent - weder gleich liegen bleiben, oder doch nicht weit lauffen. Des Ta - ges, ſo man nichts vermuthet, kan man wol hingehen, die Rinde ſachte aufheben, den Hahn zuruͤcke ſchlagen und abſpannen, denn wieder vor der Naͤſſe zudecken, ſo kan weder dem Viehe, noch dem Menſchen Schaden geſche - hen, und daferne kuͤnftige Nacht was zu vermuthen, kan es, wie vorgemeldt, wieder aufgeſtellet, und vor der Naͤſſe bedecket wer - den.

Selle, Sattel,

Jſt ein Sitz, ſo auf dem Ruͤcken des Pferdes, zur Sicher - und Be -qvem -Semqvemlichkeit des Reuters, geleget wird, und hat man deren unter - ſchiedliche Gattungen, als: alte Turnier-Saͤttel, tiefe und ge - ſchloſſene Piquier-Saͤttel, mit - telmaͤßig geſchloſſene Saͤttel, fla - che Klepper-Saͤttel, Engliſche Jagd-Saͤttel, Frauenzimmer - Saͤttel, Paſtinen oder Reut - Kuͤſſen, die Wildfaͤnge drauf an - zureuten. Uiberhaupt wird ein Sattel commod und beqvem ſeyn, wenn er nicht zu breit noch zu lang iſt, denn die Breite des Sattels verhindert die gute Geſtalt, die Sicherheit, die Entledigung und die Beqvemlichkeit des Reuters, wenn er den Unter-Leib aus ein - ander treibet, daß die Knie und Schenckel zu weit von des Pfer - des Leib abſtehen, oder keinen Schluß haben koͤnnen; dannen - hero wird ein mittelmaͤßig-ge - ſchloſſener ſchmaler Sattel am beſten ſeyn, der zu aller Zeit, an allen Orten, in allerley Geſchaͤf - ten, von allen Reutern, auf al - len Pferden, und in allen Bezeu - gungen am ſicherſten zu gebrau - chen iſt.

Semitonium,

Ein halber Ton heiſt in der Muſic, wenn um einen halben Ton hoͤher oder niedriger muß geſungen oder geſpielet werden.

Semper - Frey,

Jſt ein gantz beſonderer Titel etlicher Edlen Herren im Heil. Roͤm. Reich, und ſoll die Bedeu - tung des Worts dahin abzielen, daß diejenigen ſo dergleichen Præ - dicat fuͤhren, von langen undenck - lichen Jahren her freye Herren, Barons oder Edle Banner gewe - ſen. Dieſe Semper-Freyen ach -Senten ſich den Grafen gleich, und hoͤher als die ordinairen Barones. Es fuͤhren aber den Titel als Semper-Freyen die Herren von Limpurg, welche vor einiger Zeit abgeſtorben, wie auch in Schle - ſien die Grafen und Herren von Schafgotſch.

les Sens des chevaux,

Die Sinnen werden denen Pferden ſechſerley beygemeſſen, als das Geſicht, das Gehoͤr, die inner - und aͤuſſerliche Empfindung, der Geſchmack, der Geruch, die Stimme oder das Wiehern, wel - che Stimme oder lachendes Ruf - fen der Pferde Gott ſelbſt unter die Haupt-Eigenſchafften und hoͤchſte Zierde eines edlen Pferds geſetzet hat, woraus nicht allein deren geſunder Wohlſtand und friſcher Muth abzunehmen, ſon - dern auch zu verwundern, wie die Pferde gleichſam dadurch mit einander ſprechen, gruͤſſen und ant - worten.

Senſibilité en dehors,

Aeuſſerliche Empfindlichkeit, durch welche das Pferd in der Wartung, vielmehr aber in der Abrichtung zu denen rechten Be - zeigungen gebracht, und nicht weniger darinnen erhalten werden muß, wenn daſſelbe ſeine erlang - te Wiſſenſchafft in dem Gebrauch und Uibung erſcheinen laſſen ſoll. Dieſe iſt auf zweyerley Wegen der Dreßirung hinderlich und ſchaͤd - lich, 1) wenn ſie gar zu uͤbermaͤſ - ſig groß, 2) wenn ſie zu wenig iſt, daß das Pferd keine Huͤlfe und Strafe fuͤhlet, ſo wenig wird und kan es denſelben auch folgen.

Sentir un cheval dans la main,

Heiſt ein Pferd in der Fauſt fuͤh -Kitter-Lexic. X x xlenSenlen und empfinden, und daß es ebenfalls auch den Zaum im Mun - de ſpuͤre, und eine gute Stuͤtzung darauf nehme. Die Fauſt hat in dieſem Fall ordinair ihren beſten Ort recht uͤber den Hals vor dem Sattel-Knopf, wodurch auch das Avanciren erleichtert wird. Die Zuͤgel werden dabey ſtet, aber nicht zu hart angezogen, doch mit dem Unterſcheid, nachdem das Pferd gelind oder hart im Mun - de befunden wird.

Sentir un cheval ſur les hanches,

Das iſt ein Pferd auf den Han - cken ſpuͤren, daß es ſolche wohl neige und biege, welcher Vortheil dem Pferde in allen wohl zu ſtat - ten kommt. Darzu gehoͤren fol - gende Huͤlffen: 1) verhaͤlt man es mit beyden Naſe-Band-Zuͤgeln, 2) druckt beyde Waden oder Ta - lons gleich an, 3) trifft der zu Fuſſe das Pferd mit der Spieß - ruthe auf die Groppa, und laͤſt es vorn erheben, entweder an einer Calade, oder an einer Wand, wo es nicht ausweichen kan, dann muß es ſich ohnfehlbar auf die Hancken ſetzen, daß es der Reu - ter mercket und ſpuͤret.

Septima,

Ein muſicaliſches Jntervall von dreyerley Gattungen: 1) Septima diminuta, deficiens, die verklei - nerte, insgemein, wiewol unbillig, die falſche Septime genannt. Obgleich ihr uͤbertheilender Ver - halt ziemlich unfoͤrmlich ausſie - het, und man auf dem Klang - Meſſer, ſie zu pruͤfen, eine Saite fuͤr 128 Theile rechnen, die andre aber mit Wegnehmung 53 auf 75 abkuͤrtzen muß, da man, wennSeqder tiefe Klang z. E. ins Gis ge - ſtimmet iſt, an dem hoͤhern das f wahrnimmt: So leget doch ihr heutiger Gebrauch unſrer Voll - ſtimmigkeit und der bloſſen Melo - die einen ausnehmenden Schmuck bey. 2) Die kleine Septime, wel - che ſich auf die uͤbertheilende Art verhaͤlt, wo eine groſſe Saite die kleinere gantz und noch vier Fuͤnf - tel von derſelben in ſich faßt, wie 1⅘ gegen 1, oder wie 5 gegen 9. Bey der Probe wird die gantze bloſſe Saite fuͤr 9 Theile geſchaͤtzt, und von der zweyten nimmt man 4 ſolcher Neuntel durch das Ste - gelein ab, ſo daß 5 davon zum Anſchlage uͤbrig bleiben; klinget alsdenn die lange Seite z. E. G, muß die verkuͤrtzte unfehlbar f an - geben. 3) Der groſſen Septime ihr Verhalt iſt 1⅞ gegen 1, oder 8 gegen 15. Bey dem Beweiſe gilt die gantze Saite fuͤr 15 Theile, die andre macht man um 7 ſolcher Funfzehentheile kuͤrtzer, ſo bleiben 8 zum verlangten Klange uͤbrig, welche denn gegen jenen 15 die ge - ſuchte groſſe Septime, z. E. c-h. angeben. Das Wort Heptachor - dum iſt den Griechen in ihrer Muſic unbekandt geweſen.

Sequenza,

Eine Art von Hymnis, ſo oͤf - ters und mehr am Ende gereimte und in Cadenz gebrachte Proſæ, als ordentliche Verſe ſind, und in vielen Roͤmiſch-Catholiſchen Kirchen nach dem Graduali, und gleich vor dem Evangelio, manch - mal auch in Veſpern vor dem Magnificat, geſungen werden. Dieſe Geſaͤnge waren ehedeſſen mehr als itzo im Gebrauch. Sie haben deren nur 3 beybehalten, welche die Jtaliener le tre ſequen -ze,Serze, die 3 Seqvenzen im Jahr nen - nen. Es ſind folgende: 1) Victi - Paſchali laudes &c. zur Oſter - Octav, 2) Veni Sancte Spiritus &c. zur Pfingſt-Octav, und 3) Lauda Sion Salvatorem &c. zur Fron - leichnams-Octav. Solche wer - den an vielen Orten muſicaliſch, an andern wechſelsweiſe mit der Orgel und ſur le Livre oder in Contrapunto &c. geſungen. Auſ - ſer dieſen 3 iſt noch die Seqvenz fuͤr die Verſtorbenen: Dies iræ, Dies illa &c.

Serenata, Serenade, ſ. Abend - Muſic.

Serpeger,

Heißt ein Pferd auf der Linie in ſteter Wendung reuten, wel - che auf der Reitbahn Schlangen - oder Wellen-weiſe gehet, ſo eine ſchwere Schule iſt, maſſen ſie ſo - wol ein Pferd als Reuter exami - nirt. Sie kan beydes im Galop als Redop exercirt werden.

Serpent,

Jſt eine Baß-Pfeiffe, ſo man zu den Cornets bouquin in den groſſen Kirchen bey ſtarcken Mu - ſicken zu gebrauchen pflegt. Es iſt Schlangen-weiſe gekruͤmmt, damit es nicht ſo unbeqvem lang falle, weil es auſſer der Kruͤmme 6 bis 7 Schuhe lang ſeyn wuͤrde. Man uͤberziehet es mit Leder, da - mit es deſto ſtaͤrcker werde, und beſſer halte, um der Kruͤmmen willen. Es beſtehet aus 3 Thei - len, dem Mundſtuͤck, dem Kopf und dem Untertheil. Es hat 6 Loͤcher, worauf man in den Ton ſehr tief hinab kommen kan. Jn Franckreich ſoll dieſes Blas-Jn - ſtrument, ſo von Metall oder ſchwartzen Holtze, mit Leder uͤber -Serzogen, wegen ſeines tieffen Klan - ges im Kriege zu den Hautbois gebraucht, und an den Hals des Spielers gehaͤnget werden; doch geben es einige nur 3 Spannen lang an, welches aber, wenn es gerade ausgeſtreckt werden ſollte, 6 Schuh lang ſeyn wuͤrde.

Serpentine, Langue ſerpen - tine.

Nennet man die unruhige Zun - ge eines Pferds, die ſich ſtetig hin und her beweget, daß es ſol - che zuweilen gar uͤber das Gebiß ſtecket, an ſtat ſie in der Hoͤhle zu behalten, welches ſonſt die Zun - gen-Freyheit genennet wird, wel - chen Fehler man mit einem hohen Galgen-Mundſtuͤck verhindern kan.

Serrer, cheval qui ſerre,

Sagt man von einem Pferde, ſo ſich nicht genugſam ausſtrecket, von einer Hand zur andern, und nicht genugſam Erdreich ergreifft.

Serrer les genoux,

Heißt die Knie wohl fermiren, und feſt an das Pfetd anſchlieſſen, auch dabey etwas geſtreckt halten; denn dadurch wird der Reuter in ſeiner guten Stellung bleiben, und alles, was zu thun iſt, mit Nachdruck zierlich verrichten.

Serrer le jambe,

Heißt des Reuters Schenckel dem Pferde ruͤckwerts hinter dem Gurt anlegen, um ſolchem eine Huͤlffe zum Galop, Redop und Travers damit geben.

Servants d Armes,

Waffen-Knechte, haben den drit - ten Rang in dem Maltheſer-Or - den, und fuͤhren Schwerdter, ſindX x x 2aberSeraber nicht ſo edel, als die Rit ter, ſo den erſten Rang haben, umd die Prieſter, welchen der andere Rang zukommt, weil ſie ihre 4 Ahnen wie die andern erweiſen koͤnnen.

Servir ſable,

Heiſt auf der Bahn aufwar - ten oder aufpaſſen, wenn bey den Turnieren was vorkommen, da man Huͤlffe zu Fuß vonnoͤthen gehabt, deswegen auch die Auf - waͤrter Grießwaͤrtel genennet wurden, welche auf dem Sand - boden parat ſtunden, denen Avan - turiers zu dienen.

Seſquialtera,

Ein Orgel-Regiſter im Ma - nual, da auf iedem Clave 2 Pfeif - fen ſtehen, die das Intervallum Sextæ machen, und entweder in der Helffte des Claviers, oder alle Octaven repetiret werden.

Setaceum,

Das Schnur - oder Haar-Seil - ziehen, iſt ein Loch in die friſche Haut, ſo man einem Pferde an der Bruſt oder Schulter macht, um der Schwindung dadurch ab - zuhelffen, das Fleiſch wieder her - bey zu bringen, und durch das Hin - und Herziehen die Schnur darinnen zu halten: Jn ſolchem Fall feuchtet man das Haarſeil mit Unguentis an, welche wohl ziehen, ſo oft man hernach die Schnur abziehet, ſchneidet man das Stuͤck, an welchem ſich der Eyter angeſetzet, ab, und ziehet ſolche aus dem Geſchwuͤr heraus. ſ. Haar-Seil.

Setzen,

Sagt man von den Rehen und Haſen, wenn ſie Junge zur Welt bringen.

Sex

Sevrer un Poulain,

Heiſt ein Fuͤllen von ſeiner Mutter abſtoſſen oder abſetzen. Dieſes geſchieht gemeiniglich im Monat Junio, wobey man zu beobachten, daß es nicht im ab - nehmenden, ſondern im zuneh - menden Mond geſchehe, wenn derſelbe in guten Aſpect Saturni, Zwilling, Schuͤtzen oder Waſſer - mann iſt.

Sext, Sexta,

Ein muſicaliſches Jntervall verſchiedener Gattungen: 1) Sex - ta diminuta, die verminderte oder verkleinerte Sext, welche zwar bisher noch nicht ſo gar bekannt iſt, aber doch in der Harmonie ihren guten Nutzen hat; ſie ſiehet alſo aus c-a moll. 2) Die kleine Sext, deren Maaſſe uͤbertheilend, und die Form des Verhalts wie gegen 1, oder wie 5 gegen 8 iſt, da die 8te Zahl die 5te gantz und noch 3 Fuͤnftel daruͤber begreifft. Man nehme nur hiebey ſeine bloſ - ſe Seite fuͤr 8 Theile an, und zie - he von den andern 3 ſolcher Ach - tel ab, daß ihrer 5 uͤbrig bleiben, ſo werden dieſe 5 gegen jene 8 eine deutliche kleine Sext angeben, z. E. a-f. 3) Die groſſe Sext iſt gleichfalls im uͤbertheilenden Ver - halt, wie 1⅖ gegen 1, oder wie 3 gegen 5. Bey dem Beweiſe nim̃t man die bloſſe Saite fuͤr 5 Theile an, ſticht auf der andern 3 Fuͤnf - theile ab, ſchlaͤgt dieſe 3 gegen jene 5 an, ſo vernimmt man die groſſe Sext, ſo daß wenn die gan - tze Saite ins c geſtimmet waͤre, die um verkuͤrtzte nothwendig a anſagen muͤſte. Und dieſes iſt die gewoͤhnliche groſſe Sexte. Auſ - ſer dieſer giebt es auch noch 4) eine uͤbermaͤßige Sext, welche inderSider Harmonie ihren Nutzen hat, z. E. c-a dur.

Si,

Die ſiebende Muſic-Sylbe, ſo noch zu den 6 Gvidoniſchen ge - kommen, um die Mutation in die - ſem zu vermeiden.

Sibilus,

Der Klang, den eine angebla - ſene Pfeiffe oder Floͤte von ſich giebt.

Sicilien,

Jnſel und Koͤnigreich im Mit - tellaͤndiſchen Meere, welche der Faro di Meſſina von Calabrien abſondert, und wegen ihrer Frucht - barkeit an Getreide, Wein und Obſt die Speiſe-Kammer von Jtalien genennet wird. Seit 1282 hat ſie den Koͤnigen von Arago - nien und Spanien gehoͤret, nach dem Tode Caroli Il nahm ſie Koͤ - nig Philippus V in Beſitz, trat ſie aber im Utrechtiſchen Frieden dem Hertzoge von Savoyen ab, nach der Deſcente der Spanier 1718 ge - langte ſie 1720 an Kayſer Carolum VI, im Jahre 1734 eroberte der itzige Koͤnig beyder Sicilien die - ſes Koͤnigreich, dem es auch in den Wieneriſchen Praͤliminarien 1735 uͤberlaſſen worden. Das Wappen des Koͤnigreichs und Jn - ſel Sicilien iſt ein Andreas. Creutz durchſchnitten, darinne oben und unten 4 rothe Pfaͤhle im guͤlde - nen Felde wegen des Koͤnigreichs Aragonien; und zu beyden Sei - ten ein ſchwartzer Adler mit ro - them Schnabel und Fuͤſſen im ſil - bernen Felde, wegen Sicilien zu ſehen ſind. Oben auf dieſem Schilde liegt eine Koͤnigliche Krone.

Sif

Sicilienne, v. Chanſonette.

Sicke, oder Sie,

Wird das Weiblein von den Voͤgeln genennet.

Siebenbuͤrgen,

Ein groſſes Fuͤrſtenthum, wel - ches ſeit dem Carlowitziſchen Frie - den 1699, und nachdem der Fuͤrſt Apaffi 1713 zu Wien geſtorben, dem Hauſe Oeſterreich gehoͤret. Es hat drey weiſſe Elephanten-Zaͤhne im blauen Felde zum Wappen.

Siffler d la Houſſine,

Heißt mit der Spießruthe fiſtern oder zwitzern, das iſt eine Huͤlffe und Aufmunterung eines Schul - Pferds; denn ein zierlicher Reu - ter thut nichts als den Arm (mit welchem er die Spießruthe fuͤhrt) ſanft bewegen, und mit derſelben von einer Seite zur andern zwi - tzern, und die andern Huͤlffen ver - borgen halten, damit maͤnniglich meine, das Pferd ſeye ſo wol ab - gerichtet, daß es von ſich ſelbſten gehe, worinnen die Vollkommen - heit eines Reuters und Pferdes beſtehet.

Sifflet,

Wird falſch Ziflit, und noch uͤbler Suifloͤt geſchrieben, koͤmmt von Siffler, auf dem Maule pfeif - fen, und iſt ein gar ſchwaches Stimmwerck, ſo gemeiniglich aus einem einzigen oder Fuß Ton, aufs hoͤchſte aus 2 Fuß gearbeitet wird, nicht ſpitzig, ſondern gleich aus geſtaltet. Jn etlichen Orgeln heiſſen ſie Klein-Floͤte, und wer - den unter die Principal-Stim - men zum vollen Werck mitgerech - net, als eine Gattung Hohl - und Wald-Floͤten, darzu auch die ſo - genannten Nachthoͤrner gehoͤren. X x x 3SieSigSie ſind von den Spitzfloͤten un - terſchieden.

Signa,

Nennet man in der Muſic die Zeichen, Claves, Noten, Ziffern, Pun[c]te u. ſ. f. So hat man Signa quantitatis menſuratis, Zei - chen, welche die Hurtigkeit und Langſamkeit des Tactes anzeigen, als C, ſo einen ſehr langſamen; und wenn das vorige Zeichen, oder der halbe Circkel von einem Per - pendicular-Striche durchſchnitten iſt, welches einen etwas hurtigern Tact andeutet Ferner ein Signum concluſionis, ein Schluß-Zeichen, welches aus 2 durch alle 5 Linien gezogenen Strichen beſtehet. Si - gnum continuationis, welches eben ſo viel als der Cuſtos iſt. Wei - ter ein Signum connexionis, wel - ches ein halber Circkel iſt, alſo ͡, womit man die Noten zuſammen - ziehet, daß im Singen nur eine Sylbe drunter geleget, und im Geigen dieſelben in einem Stri - che geſchleifft werden ſollen. End - lich Signum quietis, ein Ruhe - Zeichen , welches bald uͤber, bald unter eine Note geſetzet wird, anzuzeigen, daß man daſelbſt aus - halten ſolle, als wenn eine Pauſa generalis da ſtuͤnde.

Signa,

Oder Claves Signatæ, heiſſen die Zeichen, die man in den mu - ſicaliſchen Stuͤcken, vorne auf eine von den Noten-Linien, zu Anfang ſchreibet, um den Diſ - cant, Alt, Tenor und Baß von einander zu unterſcheiden.

Signes des mauvaiſes qua - lités & des Molaſſes,

Die Kennzeichen boͤſer Eigen - ſchaften an Pferden ſind: 1) EinSigweiches ſchwammigtes Fleiſch, welches weder Hunger noch ſchwe - re Arbeit tragen kan. 2) Die Pfer - de, die ſich bey dem Schweif leicht - lich zuruͤcke ziehen laſſen, haben keine Staͤrcke in den Schenckeln. 3) Alle Pferde, welche ſich biegen, wenn der Reuter aufſitzet, haben einen gelaͤhmten Ruͤcken. 4) Das mit verlaſſenen Ruͤcken Bergan gehet, iſt Creutz-lahm. 5) Die im Bergabgehen oft knicken und ſtolpern, ſind ſchon an Schenckeln muͤrbe und verdorben. 7) Wel - che nach einem geringen Lauf den Athem nicht gewinnen koͤnnen, ſind innerlich kranck und unver - moͤglich ꝛc.

Signes des bonnes qualités,

Kennzeichen guter Eigenſchaf - ten ſind: 1) Wenn ein Pferd im Galop mit ſtarckem Ruͤcken und mit Auswerffung ſich wehret, iſt ein vermoͤgliches Pferd; 2) wenn es ſich mit vielem Springen weh - ret, iſt es ein Kennzeichen groſſer Staͤrcke; 3) da es ſich mit kraͤfti - gen Streichen und Ausſchlagen defendiret; 4) Jn der Freyheit, wenn ein Pferd frey gelaſſen wird, pflegen ſich die muthigen und al - lervermoͤglichſten Pferde durch kraͤftige Luſt-Spruͤnge zu bezei - gen. 5) Jn einiger Subjection und Zwang, wider welche ſie dergleichen kraͤftigen Widerſtand mit Springen erweiſen werden, dahero ſie zu den luͤftigen Schu - len ſicher zu nehmen.

Siguette,

Heißt ein eiſernes Naſeband mit einer Angel, ſo in der Mitten hohl und ſcharff, und wird ge - braucht fuͤr Pferde, ſo ſchnellen und unſtet vom Kopfe ſind, wo -durchSildurch man ein Stricklein ziehet, daſſelbe durch den Gurt gehen laͤſt, und es am Sattel-Knopf in ſolcher Laͤnge, wie man will, daß es den Kopf tragen oder hal - ten ſoll, befeſtiget.

Silber,

Bedeutet in den Wappen die weiſſe Farbe.

Silentiarii,

Hieſſen in den mittlern Zeiten ge - heime Raͤthe, welche in ihren Colle - giis von wichtigen Sachen zu rathe gezogen worden. Sie hatten ihren Nahmen von dem Ort, wo ſie zu - ſammen kamen, welcher Silentia - rium hieß, weil ſie ihre Sachen gantz heimlich halten muſten.

Siller, cheval qui ſille,

Ein Pferd, ſo weiſſe Brillen um die Augbraunen bekoͤmmt, welches ein Zeichen eines hohen Alters iſt: z. E. euer Pferd ſillirt, das bedeutet, daß es ſchon lange dencket, und alſo 20 bis 30 Jahr auf ſich hat; doch wenn es in der Jugend geſchonet iſt, kan es im Alter noch wol gute Dienſte thun. Wie denn Albertus bezeuget, daß ein auslaͤndiſches Pferd 40 bis 50 Jahr alt werden kan; Andere wol - len es gar bis auf 60 Jahr hinauf treiben.

Sillet,

Ein laͤnglicht Stuͤckgen Hel - fenbein oben an einer Laute, wor - auf die Saiten liegen.

Simple, cheval ſimple,

Nennen die Frantzoſen ein Pferd von einer Farbe, das gar nichts weiſſes, weder Stern, noch weiſſen Fuß hat, ſo ſie entweder fuͤr ein recht gut, oder fuͤr ein laſches Pferd urtheilen.

Sin

Singen, Canere, chanter,

Heiſſet ſo viel als Gott mit ſchoͤ - nen, lieblichen und anmuthigen Geſang-Weiſen loben und preiſen.

Sing-Spiele,

Da das gantze muſicaliſche We - ſen ſein groͤſtes Anſehen den geiſt - lichen und weltlichen Schaubuͤh - nen ſchuldig iſt, und zerfallen muͤſte, wo dieſe uͤbel beſtellet ſind: So verdient der Urſprung der Singſpiele unterſucht zu werden: Die Ehre der Erfindung und Aus - breitung der Dramatiſchen Ton - Kunſt kan niemand den Welſchen ſtreitig machen. Es hat ſchon im Jahr 1480 Franceſco Beverini zu Zeiten Pabſtes Sixti IV ſchon ein Singſpiel, oder eine Oper, von der Bekehrung Pauli vorgeſtellet, und ſeit der Zeit iſt kein Carneval verſtrichen, da nicht dergleichen theatraliſche Stuͤcke, ja oft ſehr anſehnliche Opern, in Rom auf - gefuͤhret worden. Dem P. Marco Antonio Ceſti, Kayſers Ferdi - nandi III Capellmeiſter, welcher ſeine erſte Oper Orontea 1649 zu Venedig hoͤren ließ, kan man alſo dieſe Erfindung nicht zuſchreiben.

Sintzendorff,

Grafen von Sintzendorff, un - ter welchen der aͤlteſte des Heil. Roͤmiſchen Reichs Erb-Schatz - meiſter iſt, und hiernaͤchſt das Erb-Schildtraͤger-Erb-Kampff - Richter, und Erb-Schencken-Amt in Oeſterreich ob der Ens beſitzet. Dieſes Geſchlecht muß mit den Grafen von Zintzendorff nicht confundiret werden. Sie theilen ſich in die Ernſtbrunniſche oder Feuerecciſche, und Friedauiſche oder Neuburgiſche Linie. Dieſe Grafen haben in einem getheil -X x x 4tenSiſten Mittel-Schilde oben die Kay - ſerliche guͤldene Krone im rothen Felde, wegen der Erb-Schatz - meiſter-Wuͤrde im Roͤmiſchen Reiche; unten aber drey ſilberne laͤngliche Schach-Felder, das eine im blauen, die andern beyde aber im rothen Felde als das Sin - tzendorffiſche Geſchlechts-Wap - pen; hernach ein von Gold und roth geſtreifftes Feld, wegen der Burggrafſchafft Rheineck; ein getheiltes Feld, darinne oben ein ſchwartzer Adler im ſilbernen Fel - de, unten aber eine ſilberne Gold - gecroͤnte Gans in einer guͤldenen Krone ſitzend, im rothen Felde, deſſen unterſte Helfte 8 mal von Silber und roth geſtreifft iſt, we - gen der Corbau-Lapitziſchen Ver - wandſchafft. Auf dieſem Schil - de ſtehen 5 offene gecroͤnte Helme, guſſer dem mittelſten. Der erſte hat auf einem rothen Kuͤſſen die Kayſerliche Krone; der andere traͤgt einen guͤldenen Pocal zwi - ſchen zwey roth und blau getheil - ten Buͤffels-Hoͤrnern; der dritte hat eine ſitzende Gans mit Gold gekroͤnt; der vierte zeiget einen ſchwartzen und gekroͤnten Adler; und der fuͤnfte hat 2 roth und ſil - berne qvadrirte Fluͤgel.

Siſſonne,

Oder Pas de Ciſeaux, iſt ein ge - bogener Creutz-Sprung auf beyde Beine zugleich, dabey die Beine als eine Scheere, die man auf - und zuthut, creutzweiſe uͤber einander geſchlagen und wieder aus einan - der gebracht werden.

Siſtrum,

War ein Jnſtrument von hell - klingendew Ertzte, ſo inſonderheit bey dem Goͤtzendienſte der IſidisSmovon dem Egyptiſchen Frauenzim - mer mit einer Hand gehalten, und zum Tanze gebraucht wird. Es war laͤnglicht-rund, und hatte ei - ne Handhebe, durch das geboge - ne giengen etliche meßingene Staͤb - gen, ſo auswendig am Ende krumm gebogen waren, damit ſie nicht durchfahren konten, ſondern durch das Anſchlagen, und das Hin - und Herſchuͤtteln ein Raſſeln und Klimpern verurſachen mu - ſten. Daher es einige eine En - gliſche Raſſel nennen.

Siticines,

So hieſſen bey den Roͤmern die Pfeiffer, welche ſich bey der Beer - digung der Todten brauchen lieſ - ſen, quia apud Sitos, hoc eſt, mortuos canebant. Sie hatten etwas groͤſſere Tubas als die an - dern Muſici, wurden aber von ihnen nicht recht fuͤr ehrlich ge - halten, wie etwan heut zu Tage die Virtuoſen die Bierfiedler achten.

Slittades,

Nennet man die zu Winters - Zeit angeſtellten Schlitten-Fahr - ten, welches ein Pertinentz - Stuͤck der Koͤniglichen, Fuͤrſtli - chen, Graͤflichen und Ritterlichen Divertiſſemens iſt, ſo bey Wirth - ſchafften zur Ergoͤtzlichkeit an ho - hen Hoͤfen angeſtellet werden.

Sminuito,

Verkleinert, heißt in der Muſic, wenn z. E. an ſtat einer groſſen und langen Note etliche kleinere und kuͤrtzere geſetzt werden.

Smorzato,

Ausgeloͤſcht, deutet in der Mu - ſic einen Bogen-Strich an, wor - an der Klang des JnſtrumentsimmerSobimmer ſchwaͤcher und ſchwaͤcher wird, und gleichſam verloͤſchet.

Sobrieté des chevaux,

Die Maͤßigkeit der Pferde. Die auslaͤndiſchen Pferde ſind in Eſſen und Trincken zu rechter Maͤßigkeit angehalten, daß ſie mit gar wenigem vergnuͤgt ſeyn, ja ſo gar keinen Uiberfluß anneh - men wollen, ob ſie gleich deſſen habhafft werden koͤnnen. Wenn aber ſolche Pferde zu uns, und unter die Verſorgung der Deut - ſchen Knechte kommen, muͤſſen ſie gleich ihrer guten Art und Ord - nung entwehnen, und das Futter (welches ihnen ſelten, aber deſto haͤuffiger vorgeſchuͤttet wird) annehmen, woraus denn kommt, daß ſolche gute Pferde gleich matt und verdroſſen, auch wol gar zu Grund verderbet werden; dann durch das uͤberfluͤßige Eſſen und Trincken (deſſen ſie nicht gewohnt waren) wird ihnen der Magen uͤberfuͤllet, die Lunge angezuͤndet, die Schenckel unrein, von bey - derley Gallen geſchwaͤchet, gekruͤm - met und zu Grunde gerichtet.

Soggetto,

Bedeutet 1) eine Melodie, wor - uͤber oder worunter eine Compo - ſition verfertiget wird; 2) einen Text oder Worte, auf welche man eine Compoſition von einer oder mehr Stimmen ſetzet; 3) eine Clauſel oder Formel, woraus ei - ne Fuge gemacht werden kan.

Soif du cheval,

Der Durſt eines Pferdes, iſt die Ungedult und das Verlangen der - ſelben nach dem Trincken, wiewol nach Ariſtotelis Meinung ein Pferd 4 Tage ohne Schaden Durſt lei -Soiden koͤnte. Bey unſern deutſchen Pferden aber will die Erfahrung nicht damit uͤbereinſtimmen, wel - che vor Ungedult verfallen wollen, wenn ſie nur etliche Stunden von einer Herberge zur andern unge - traͤnckt bleiben ſollen; welches aber mehr ihrer boͤſen Erziehung, als ihrer Natur beyzumeſſen iſt, die ſolche ſchaͤdliche Gewohnheit in eine andere Natur veraͤndert.

le Soin de la Medecin des chevaux,

Die Aufſicht der Roß-Artzeney iſt eine noͤthige Erinnerung, wel - che wohl in Acht zu nehmen iſt, als nemlich 1) ſollen in allen Pur - gationen, Aderlaſſen, Schneiden, Brennen ꝛc. die Aſpecten im Ca - lender wohl beobachtet werden; 2) Alle Artzeneyen ſollen nuͤchtern eingegoſſen, darauf gefaſtet und das Pferd umgefuͤhret werden; 3) An ſchadhaften Orten muß das Haar rein abgeſchoren werden, damit die Olitaͤten oder Salben im Fleiſch deſto beſſer operiren koͤnnen; 4) Die flieſſenden Waſ - ſer muͤſſen vor der Sonnen Auf - gang, und nicht gegen den Stront (ſondern von ſelbigem hinweg) geſchoͤpffet werden; 5) Alles Feuer zum diſtilliren ſoll von einem Cry - ſtall gegen der Sonne mit einem Schwamm angezuͤndet werden; 6) Alle Clyſtiere muͤſſen laulicht applicirt werden; 7) Das Caute - riſiren oder Brennen iſt beſſer mit kupffernen als eiſernen Jnſtru - menten; 8) An keinem Tage ſoll man zugleich purgiren und Ader - laſſen, abſonderlich in waͤhrender Kehlſucht; ſintemal ſich der Fluß leicht zuruͤck in Leib ziehen kan.

X x x 5Sol,
Sol

Sol,

Die fuͤnfte unter den Gvidoni - ſchen Muſic-Sylben. Es fuͤhret dieſen Nahmen auch der G - Schluͤſſel.

Solbature,

Jſt ein Schaden am Fleiſche, welches unter der Sohle eines Pferde-Hufs befindlich, und ge - meiniglich daher kommt, wenn das Pferd zu lange unbeſchlagen gegangen, mithin die Sohle zu ſehr ausgetrocknet, und doͤrre worden; wovon ein Pferd hin - ckend wird.

Soldat,

Jſt ein fingirter Nahme, wel - chen man gemeiniglich einem al - ten Kriegs-Roß pfleget beyzule - gen, welches mit ſeinem Herrn viele Campagnen ausgehalten, und ſich ſolcher Geſtalt wohl ge - halten, daß es ſein Gnaden-Fut - ter Lebens lang verdienet, wie man denn Exempel haben will, daß Soldaten-Pferde im 50 und 60 Jahre noch in Schlachten ſollen gebraucht worden ſeyn, wie Al - bertus und andere bezeugen.

Sole du cheval,

Jſt die breite Wand, welche et - was weicher, als der aͤuſſere Horn, von welchem es umgeben iſt, auf welche das Huf-Eiſen gelegt, und ſolchergeſtalt aufgenagelt wird, daß es nicht auf die Sole auflie - ge, ſonſten wird es das Pferd hin - ckend machen, weil das Fleiſch weich und muͤrbe iſt.

Solfeggiamento,

Solſizatio, Solmiſatio, das Sin - gen nach den Gvidoniſchen Syl - ben: ut, re, mi, fa, ſol, la. UndSolSolfeggiare, Solfizare, Solmizare, Solfier, nach ſolchen Sylben ſin - gen.

Sollecito,

Bedeutet in der Muſic fleißig, accurat, zuweilen behende, ſtracks, it. auf eine traurige, betruͤbte und aͤngſtliche Art, ſo den Schmertz ausdruͤcket.

Solms,

Das in viele Linien ausgebrei - tete Reichs-Graͤfliche Haus von Solms hat zum Stamm-Vater Philippum, Grafen von Naſſau, welcher ums Jahr 830 das Schloß Solms erbauet, daher ſich ſein Sohn Otto einen Grafen von Solms genennet. Sie haben bey hohen Potentaten im Felde ſowol als im Cabinet die wichtigſten Ehren-Stellen bekleidet. Die Grafen von Solms fuͤhren im Wappen einen blauen Loͤwen mit rother Zunge im guͤldenen Felde, als das Solmiſche Geſchlechts - Wappen; ein von roth und Gold getheiltes Schild wegen der Herr - ſchafft Muͤntzenberg; eine ſchwar - tze Roſe im guͤldenen Felde we - gen Wildenfels: und einen ſilber - nen Loͤwen im ſchwartzen Felde, wegen der Herrſchafft Sonnen - walde. Dieſes Wappen-Schild wird von 4 Helmen gezieret. Der Muͤntzenbergiſche hat eine rothe und mit Hermelin aufgeſchlagene Muͤtze mit einem Pfauen - Schwantz zwiſchen zwey Fahnen; auf dem Solmiſchen ſitzet ein blauer Loͤwe zwiſchen zwey roth und weiß getheilten Fluͤgeln; der Sonnenwaldiſche iſt gecroͤnt, und traͤgt einen halben ſilbernen Loͤ - wen; der Wildenfelſiſche aber hat eine ſchwartze Roſe.

Solo,
Sol

Solo,

Wird in der Muſic diejenige Stimme genennet, ſo fuͤr ſich al - lein geſungen oder geſpielet, ie - doch mit einem General-Baß ac - compagniret wird.

Solo im Tantzen,

Wenn ein Solo, das iſt eine Entrée, Gique, Sarabande oder Chaconne getantzet werden ſoll, darf ſich der Taͤntzer nicht ſo ſehr an die gewoͤhnlichen und vorge - ſchriebenen Pas und Figuren bin - den, ſondern wo er einen zierli - chen Pas und artigen Sprung nach Proportion der Cadenz an - bringen kan, iſt ihm ſolches erlaͤu - bet; weil hier die Kunſt mehr in die Actionen als Figuren gelegt wird. Daher gehoͤrt zur hohen Tanz-Kunſt nicht allein ein ſehꝛ fer - tiger Fuß, ſondern auch eine gute Caprice, damit die Jnvention und klugen Einfaͤlle von den Bei - nen ſecundiret, und alſo alle Schritte, Actionen und Geſtus, in der Maaß, Zeit und Gewicht regelrecht verrichtet werden koͤn - nen. Tanzet ein Frauenzimmer ein Solo, muß es mit weit dou - cern Schritten und mit gehoͤriger lieblicher Saͤnfte geſchehen.

Solothurn,

Eine ziemlich groſſe und ſchoͤne Stadt an dem Fluß Aar, iſt der Roͤm. Catholiſchen Religion zu - gethan, u. ein Canton des Schwei - tzerlandes. Sie wird nach Trier fuͤr die aͤlteſte Stadt in Franck - reich und Deutſchland gehalten, hat ſchoͤne gemahlte Haͤuſer. Der Canton Solothurn fuͤhret ein ge - theiltes Schild, welches oben roth und unten Silber iſt.

Sor

Sonata,

Ein fuͤr Jnſtrumente geſetztes gravitaͤtiſches und kuͤnſtliches Stuͤck, ſo im abgewechſelten Ada - gio und Allegro beſtehet. Dieſer Jnſtrumental-Melodie, welche mit verſchiedenen Violinen, und auch auf beſondere Jnſtrumente allein, z. E. auf der Qver-Floͤte, angetroffen wird, Abſicht iſt haupt - ſaͤchlich auf eine allgemeine Will - faͤhrigkeit und Gefaͤlligkeit gerich - tet, das iſt, in den Sonaten muß eine gewiſſe Complaiſance herr - ſchen, damit einem ieden Zuhoͤrer gedienet iſt, und die ſich zu allen beqvemet. Ein Trauriger muß was klaͤgliches und mitleidendes, ein Wolluͤſtiger was niedliches, ein Zorniger was heftiges ꝛc. in verſchiedenen Abwechſelungen an - treffen. Seit einigen Jahren hat man angefangen, Sonaten fuͤrs Clavier mit gutem Beyfall zu ſetzen, ſie haben aber noch nicht die rechte Geſtalt, und zielen mehr auf die Bewegung der Finger als der Hertzen: Wiewol die Ver - wunderung uͤber die ungewoͤhnli - che Fertigkeit hier auch eine Art der Gemuͤths-Bewegungen, nem - lich den Neid, gebehren kan. Die Frantzoſen werden auch in dieſem Stuͤcke zu lauter Jtalienern. Es laͤuft aber meiſt auf ein Flick - werck, auf lauter Pieces de rapport hinaus, und iſt nicht natuͤrlich.

Soprano,

Heiſt in der Muſic die hoͤchſte und vornehmſte Stimme, welche gemeiniglich der Diſcant zu ſeyn pfleget.

Sordino, v. Sourdine.

Sordunen,

Sind eine Art Pfeiffen, oderFagot -SorFagotten; der unterſte Baß iſt kaum halb ſo lang am Corpore, als ein Doppel-Fagott, doch aber am Ton tieffer zu bringen; haben 12 Loͤcher, die man ſehen kan, und 2 Schloͤſſer, alſo 14 Loͤcher. Unten ein Loch zur Feuchtigkeit, und das Reſonanz-Loch. Das groͤſte und tiefſte von dieſen Jn - ſtrumenten iſt 2 Schuh und 5 Zoll lang. Das gantze Stimm-Werck oder Accord beſtehet aus 5 Stuͤ - cken. Es heiſt auch ein Orgel - Regiſter Sordunen von Surdus, oder dem Welſchen Sordino, vom gedaͤmpften Klange; einige nennen es ſehr falſch Bordun oder Bour - don. Sie ſind gedeckt, und haben inwendig noch ein verborgen Cor - pus, mit ziemlichen langen Roͤh - ren. Sind 16 Fuß, auch 8 Fuß Ton.

Sortes des chevaux ſauvages,

Die Arten wilder Pferde ſind unterſchiedliche: Die erſte Gat - tung ſind, welche auf freyem Fel - de erwachſen, Sommer und Win - ter ſich ſelber weiden, bis ſie ge - fangen, baͤndig und zu dem menſch - lichen Gebrauch nach und nach tuͤchtig gemacht werden. Der an - dern Gattung gedencket Ariſtoteles, welche in Syrien in groſſer Men - ge zu finden, und uͤber Win - ters ſich nur von jungen Strauch - Holtz ernehren, davon ſie dauer - haft werden. Die dritte Art ſind in Æthiopia, ſo zwey groſſe lange Zaͤhne, geſpaltene Huͤfe haben, und deren Maͤhne uͤber den gan - tzen Ruͤcken reichet. Die vierte Gattung ſind die Bachmatten, ſo in der Tartarey fallen. Die fuͤnfte Art befindet ſich in Perſien in der Landſchaft Servana; ſolche haben lange ſpitzige Maͤhnen, vorgeboge -Soune Stirn, die Groppa gar ſpitzig, breit und harte Huͤfe, daß ſie keines Beſchlagens beduͤrffen. Die ſechſte Gattung ſind die Scythiſchen an dem Fluß Cyrus, welche ſchneeweiß ſind, und in groſſer Menge, wie das andere Wild gejaget und ge - fangen werden. Die ſiebende Art findet ſich in Spanien, ſonderlich in Gallicia, ſo aber ſehr abgenom - men. Achtens, in Barbaria hat es ein Geſchlecht wilder Pferde, Bu - chicugs genannt, die haben vor der Stirn ein kurtz - doch gerades Horn. Neuntens, in Africa ſind ei - nige, Abada genannt, welche 2 Hoͤr - ner haben, deren das groͤſſere vorn an der Stirn, das kleinere aber im Nacken ſteht. Zehntens finden ſich deren, welche zwey krumme Hoͤrner zu den Ohren heraus ge - wachſen haben.

Sortir, cheval qui ſortie,

Sagt man von einem rohen Pferde, das anfaͤnglich auf die Bahn gehet, an der Corda oder an der Piqve laͤuft, bis es ange - ritten und nachhero dreſſirt wird, da dann nicht nur ein Bereuter, ſondern ein ieder, der Adelichen Geſchlechts, und auf dem Lande wohnt, ſelbſt junge Pferde hat, glaubt, daß ihm wohl anſtehet, mit dergleichen Herviſchen Uibungen ſich zu erluſtiren, und ſolche anzu - reuten, auch ſie gleich nach ſeiner Fauſt anzugewoͤhnen.

Soſtenuto, Soutenu,

Anhaltend, heißt in der Muſic, man ſolle die Klaͤnge, zumal bey Haltung eines, 2 oder mehrerer Tacte, feſt und gleich im Singen halten.

Soûbarbe,

Heiſt der Unterbart oder dieStelleSouStelle, wo die Kinn-Kette liegt, welcher Ort nicht gar zu ſehr ab - geſchliffen ſeyn, ſondern eine Tieffe haben ſoll, damit die Kinnkette deſto beſſer drinnen liegen bleibet, und nicht aufwerts ſteiget, wel - ches man durchfallen heiſſet.

Souffler au Poil,

Sagt man von einem Pferde, an deme die Haar ſo uͤber ſich ſte - hen, und widerborſtig ausſehen, welches nicht allein ſchaͤndlich in den Augen erſcheinet, ſondern auch gemeiniglich ein Zeichen ei - nes ungeſunden Pferdes andeutet, abſonderlich wenn ihm dabey die Haar an der Maͤhne und Schwei - fe ausgehen, ſo iſt es gewiß faul im Leibe.

Souffrir, cheval qui ſouffert les aides des talons,

Ein Pferd, das die Huͤlffen der Ferſen annim̃t, das iſt, wenn man es damit beruͤhret, ſich nicht er - boſſet, ſondern vor denſelben ſlie - het, und von einer Seite zur an - dern weichet, nachdem es den einen oder andern Ferſen fuͤhlet, und wenn man ihme dieſelbe zu - gleich anſchlaͤget, darauf gleich anſprenget, wenn es aber etwas wider des Reuters Willen thut, ſtrafft man es mit ein paar Sporn - ſtreichen, welcher Unterſchied dar - innen beſtehet, daß die Sporn nicht zur Huͤlffe, ſondern zur Straffe ſollen gebraucht werden, es ſeye dann im hoͤchſten Noth - fall.

Soulandres,

Sind Rauden und Geſchwuͤre, die in dem Bug und Gelencke des Knies der Pferde kommen. Sie ſind wohl zu fuͤhlen, und entſte -Souhen 1) aus unfleißiger Wartung, wenn die Pferde mit kotigten Fuͤſ - ſen uͤber Nacht ſtehen bleiben; 2) wenn ſie aus dem Waſſer kom - men, und die Schenckel nicht wie - der abgetrucknet werden, ſondern ſolche kalte Feuchtigkeit einſchlaͤgt. Dergleichen Uibel kommt 3) auch von boͤſem fluͤßigen Gebluͤt, wird ſonſten auch Raͤpffen genannt. Solche Raͤpffen mit Honig und Baumoͤl beſtrichen, fallen ſie ab von Grund aus. ſ. Raͤpfen.

Soupçon du cheval,

Der Argwohn und Mißtrauen, ſo den hitzigen mehr als andern anhaͤnget, iſt zwar eine ſchaͤdliche Hinderung der guten Abrichtung, Uibung und Gebrauchs, ſo weit ſolche mehr von uͤblem Verfahren, als aus angenommener Gewohn - heit oder natuͤrlicher Erbſchaft herruͤhret, denn wie das erſte durch guͤtiges Verfahren wieder allge - mach abzugewoͤhnen, ſo iſt das letzte ſchwerlich gantz aus dem Ge - daͤchtniß zu bringen.

Soûpirail,

Nennet man eine Oeffnung oder Luft-Loch, welches in den Sattel uͤber des Pferdes Wieder - riß gemacht iſt, welches verurſa - chet, daß ein Pferd nicht ſo ſehr ſchwitzet, nicht leicht geſchwellet werden kan, und ſitzet auch der Reuter beqvem darauf.

Souple, les Epaules ſouples,

Gebiegige Schultern ſind bey einem Schul-Pferde ſehr noͤthig, um die Lectiones terre terre de - ſto geſchickter zu vollenden, wie die Verfaſſung des gantzen Leibes in der Runde mit andern Bezei - gungen erfodert.

Soupleſſe,
Sou

Soupleſſe,

Jſt die Gelindigkeit ſowol des Reuters, als des Pferds; denn wie derſelbe ſein Pferd anfaͤnglich tractiret, ſo wird das Pferd ſol - ches fuͤr eine Gewohnheit anneh - men, und gelind im Maule blei - ben, und niemals auf die Fauſt dringen, welches die delicateſte Bezeigung iſt, wie ſolches der Hertzog von Newcaſtle in ſeinem preiswuͤrdigen Reut-Buch fol. 264 bezeugt.

Sourdeline,

Eine Art Jtalieniſcher Sack - Pfeiffen.

Sourdine, Sordino,

Jſt der gedaͤmpfte Ton einer Trompete, wenn die Reuterey ſtill aufbrechen ſoll, damit der Feind den lauten Trompeten - Schall nicht hoͤre. Dieſes Daͤmpffen geſchieht durch eine ge - drehete hoͤltzerne Roͤhre, welche unten in die Trompete geſtecket wird, damit der Schall nur ein wenig dadurch heraus kan. Dar - um nennen auch ihrer etliche dieſe Roͤhre gleichfalls Sourdine. Bey Leichen, wo die Trompeten muͤſſen geblaſen werden, pflegen ſie auch nur die Sourdine hoͤren zu laſſen. Der Urſprung iſt von Surdus, Frantzoͤſiſch Sourd, deſſen Schall man nicht vernehmen kan. Die Trompeten werden dadurch um einen Ton hoͤher, und klingen da - bey gantz ſanfte, als wenn ſie von weiten waͤren. Man nennet auch andere aus Meßing oder Bley gemachte kleine Jnſtrumente alſo, welche auf dem Geigen-Steg und andere Spiel-Zeuge geſetzet wer - den.

Spa

Souris,

Jſt eine Kroſpel in der Naſe des Pferdes, ſo verurſacht, daß es brauſen und ſchnauben muß. V. Ebrouer.

Sous lui,

Sagt man von einem Pferde, das wohl unter ſich mit den hin - tern Schenckeln gebracht, und mit dem gantzen Leibe beyſammen iſt, das ſich wohl auf die Ancken ſetzet, und folglich das vordere Theil leicht und erhaben macht. V. Enſemble.

Soutenir un cheval par la main,

Heiſt ein Pferd aufhalten, daß es bey dem Manne bleibt, wie wenig man auch die Fauſt anhaͤlt. Man ſoutenirt es auch, wenn man mit der Fauſt oder Schenckel ver - hindert, daß es aus Unwillen nicht qver oder uͤberzwerch lauft, ſondern daß es ſeine Cadence haͤlt, und die Tempi gleich machet.

Souvenance, v. Memoire.

Spaciſſer,

Heißt raͤumlich ſchlieſſen, das iſt ein Pferd lernen wie es ſich in Volten und Durchſchnitten weit wenden ſoll; dabey ſoll ihm iederzeit der Kopf und Hals durch die Zuͤgel in die gute Geſtalt ein - geleitet werden, worgegen ſich aber die Pferde gemeiniglich we - gern. Wenn ein Pferd ſich wi - derſetzt, auf eine Hand wie auf die andere zu gehen, ſich nicht gerne wenden laͤſſet, den Kopf auswerts der Volta traͤget, Hals und Kopf nicht in die gute Geſtalt geben will; ſo iſt am ſicherſten, aus dem eingezogenen Schritt, als in einem freyen zu ſpaciſſiren,darinnSpadarinn es den Kopf nach und nach zwinget, und deſto eher und leich - ter zu den uͤbrigen Gehorſam brin - get.

Spanien,

Ein groſſes Koͤnigreich in Eu - ropa, welches gegen Abend an Portugall, gegen Nord-Oſt aber an Franckreich grentzet, von wel - chem es durch das Pyrenaͤiſche Gebirge geſondert wird, an den uͤbrigen Gegemden wird es von dem Meere umgeben. Seit Fer - dinandi Catholici Zeiten gegen den Ausgang des 15 Jahrhunderts wird es von einem Koͤnige regie - ret, welcher der Catholiſche Koͤ - nig, und deſſen erſtgebohrne Sohn der Printz von Aſturien tituliret wird. Der Koͤnig von Spanien fuͤhret im Wappen ein guͤldenes Caſtell mit drey Thuͤrmen, blauer Thuͤr und Fenſtern im rothen Fel - de, wegen Caſtilien; einen rothen Gold-gecroͤnten Loͤwen im ſilber - nen Felde, wegen Leon; vier ro - the Pfaͤhle mit einem Andreas - Creutz durchſchnitten, mit einem ſchwartzen Adler zu beyden Sei - ten im ſilbernen Felde, wegen Neapolis und Sicilien; und in dem Mittel-Schildgen das Por - tugieſiſche Wappen; einen gruͤnen roth-geoͤffneter Granat-Apffel, we - gen Granada; einen ſilbernen Bal - cke im rothen Felde, wegen Oe - ſterreich; ein 6 mal von Gold und blau geſtreifftes Feld, wegen Alt - Burgund; ein blaues Feld mit guͤldenen Lilien, und einen roth und weiſſen Rand, wegen Neu - Burgund; einen guͤldenen Loͤwen im ſchwartzen Felde, wegen Bra - bant; ein geſpaltenes Schildgen, ſo zur rechten einen ſchwartzen Loͤ - wen im guͤldenen, und zur Lin -Spacken einen rothen Adler mit guͤl - dener Krone und Fuͤſſen im ſil - bernen Felde, wegen Flandern und Tyrol vorſtellet. Dieſes Wappen iſt mit einer Koͤnigl. ge - ſchloſſenen Krone bedecket, und mit dem Ordens-Zeichen des guͤl - denen Vlieſſes umgeben.

Spaniſche Brumme,

Jſt ein Exercitium mit der Pi - qve, da ſolche unter den rechten Arm hin und her geſchwungen wird, daß ſie brummet. V. Pique.

Spaniſche Pferde, v. Nations.

Spannen, Feſſeln,

Heißt, wenn man den auf die Weide getriebenen Pferden die beyden Voͤrder-Fuͤſſe mit Stri - cken zuſammen ſchleifft, daß ſie nicht fort ſchreiten, oder von der ihnen beſtimmten Weide weglau - fen koͤnnen.

Spaſme d un cheval,

Krampf eines Pferdes, iſt eine gewaltſame Ein - und Zuruͤckzie - hung der Nerven, wenn ſich die - ſelbigen zu ihrem Anfang und Urſprung zu ziehen, und oft lan - ge alſo verbleiben, bis man ihnen durch gebuͤhrende Mittel zu Huͤl - fe kommt, es nimmt zuweilen den gantzen Leib ein, und haͤlt die Glieder dermaſſen gefangen, daß ſie ſich auf keinerley Weiſe, we - der auf dieſe noch auf jene Seite wenden koͤnnen. Es wird ins - gemein erkannt, wenn das Pferd jaͤhling faͤllt, und die Gelencke bald einziehet, bald aber wieder von ſich ſtrecket, uͤber den gan - tzen Leib zittert und ſchwitzet, dar - neben auch einen Schaum aus dem Maul fallen laͤſt.

Spat,
Spa

Spat, Spatt,

Eine Pferde-Kranckheit, ſo an den hintern Beinen um das Ge - lenck koͤmmt: gemeiniglich bey dem Geaͤder wird eine harte Beu - le, davon es von dem Stalle aus ſtarck hinket, bis es ſich erwaͤrmet. Ein damit behafftetes Pferd ziehe man in den Noth-Stall, und ver - wahre es dergeſtalt, daß es ſich nicht regen noch ſich ſelbſt Scha - den thun kan, brenne ihm die Haare auf dem Spat oder Knor - ren mit einem heiſſen Eiſen hin - weg, lege ihm das Eiſen noch einmal darauf, daß ſich die Haut ſchrumpfe; ſodann binde man ge - ſtoſſenen Wegerich, Gauchheil und Tannen-Holtz, iedes gleich viel, auf den Brand, ſo ziehet es den Spat aus. Oder man ſchneide das Haar von dem Spat hinweg, mache von Qveckſilber und Baumoͤl eine dicke Salbe, und reibe ſolche wohl ein, und halte damit zwey Morgen an. Jſt aber der Spat gar zu groß, thue man es drey Morgen nach einan - der bey abnehmendem Mond, ſchmiere hernach den Spat mit Schwein-Schmaltz fleißig, bis er ausfaͤllet. Will er davon nicht ausfallen, ſo werfe man getoͤdtet Qveckſilber zu Pulver geſtoſſen hinein, ſo wird der Spat gewiß heraus fallen.

Spatium,

Heiſſet in der Muſic der zwi - ſchen den 5 Linien eines Syſtema - tis muſici befindliche Raum.

Specht, Picus, Pivert,

Deren giebt es ſehr viel Gat - tungen, die gemeinſten aber, und die bey uns Sommer und Win - ter bleiben, ſind der Schwartz-Specht iſt der groͤſteSpeunter allen, und faſt ſo groß als eine Kraͤhe, daher ihn eini - ge Kraͤhe-Specht, Hohl - oder Holtz-Kraͤhe, heiſſen. Er iſt von Farben gantz ſchwartz, nur daß er laͤngſt uͤber das Haupt einen ſchmalen und rothen Federbuſch hat. Der Schnabel iſt ſtarck, und faſt eines kleinen Fingers lang. An den Fuͤſſen hat er zwey Zehen vor - und zwey hinterwerts. Jm Schwantze ſind die mittelſten Fe - dern laͤnger, als die aͤuſſerſten. Er hat gemeiniglich 3 bis 4 Jun - ge; zieht nicht weg wie andre Voͤ - gel; er wird nicht leicht gefangen, als des Nachts im Neſte, wiewol er ſich auch manchmal bey den Leim-Geſtellen betruͤgen laͤßt. Der

Gruͤn-Specht gleichet an der Groͤſſe faſt einer Turtel-Taube. Der Kopf iſt ſprencklicht, mit roth und ſchwartzen Flecken; der Ruͤcken und die Fluͤgel gruͤne, mit gelb untermenget, die Kehle, Bruſt, Bauch und Schnabel blaß - gruͤn. Das Weiblein gleichet ihm, ausgenommen, daß an ihr alles etwas blaͤſſer iſt. Der

Grau-Specht iſt unter allen der kleineſte. Der Hals, der Rucken, die Fluͤgel und oben der Schwantz ſind Bley - oder Aſchen-farbig, unter dem Hals aber und Bauch Caſtanien-braun, auf roth-gelb zi hend Man nennet ihn auch Nuß-Picker, weil er die Nuͤſſe ar - tig aufzuhacken weiß. Der

Bunt-Specht ſiehet bunter als die vorigen alle. Es iſt zwar hier - von eine groſſe, mittelmaͤßige und kleine Art, aber eine giebt den an - dern an Buntheit wenig nach, und erſcheinet an ihnen beyder - ſeits die rothe weiſſe und ſchwar - tze Farbe wohl verſetzet. JhrFleiſchSpeFleiſch iſt nicht gar zu zart, ſon - dern etwas zaͤhe, iedoch dabey nicht boͤſe von Geſchmack, ſonder - lich im Winter, da ſie am fetteſten ſind.

Speck-Hals,

Wird der allzudicke und fette Hals eines Pferdes, und ein ſol - ches Pferd ſpeckhaͤlſicht genennet; welches ein angeerbter Fehler iſt, ſo nicht zu curiren iſt, abſonderlich daß es Beſtand haͤtte; obſchon im Oeconomiſchen Lexico und ander - werts verſchiedene Mittel, ſolchem abzuhelffen, angegeben werden.

Sperber oder Sprintz,

Niſus, Accipiter fringillarius, iſt beydes einerley Raub-Vogel, die erſten ſind die Weiblein, und der Sprintz, ſo etwas kleiner, iſt das Maͤnnlein. Sie niſten gern auf Tannen, und legen drey oder vier Eyer. So lange das Weib - lein bruͤtet, traͤgt das Maͤnnlein den Raub zu. Jhre Geſtalt glei - chet den Habichten ziemlich, nur daß ſie kleiner, in der Wartung aber wollen ſie bey nahe gleich tractiret ſeyn. Sie fangen Reb - huͤner und Wachteln. Ein guter Sperber ſoll im Fluge ſchnell, im Fangen geſchicklich, im Wieder - kehren willig ſeyn, ſich gerne haͤu - beln, aufſetzen, abnehmen und aͤſen laſſen. Sie ſind von gutem Ge - daͤchtniß, und wenn ihnen Ver - druß geſchiehet, ſetzen ſie allen Ge - horſam bey ſeit, und wollen viel - mehr mit Liebe als Furcht gehal - ten ſeyn.

Sperling, Spatz,

Paſſer, Moinean, iſt ein verach - teter, verhaſter, ſchaͤdlicher, geiler und liſtiger Vogel, weil er ſichSpenicht leicht betriegen laͤſt, welcher von ſeiner Groͤſſe, Farbe und Zwit - ſchern uͤberall bekannt iſt. Weil er dem Land-Manne nicht gerin - gen Schaden thut, hat man ver - ſchiedene Inventiones erdacht, ihn zu fangen, dergleichen ſind die in dem Oeconomiſchen Lexico be - ſchriebene Arten, dieſen liſtigen Vogel zu fangen mit Leim-Spin - deln, mit einem durchſichtigen Korbe, mit einer runderhabenen Hurde. Die Gattungen dieſes Vogels ſind: Haus-Feld-Rohr - und wilde Sperlinge.

Speyer, Spira,

Haupt-Stadt im Bißthum gleiches Nahmens, liegt am Rhein auf jener Seite, allwo ſich das kleine Waſſer Speyerbach hin - ein ſtuͤrtzet. Sie liegt 4 Mei - len von Worms, wird fuͤr die aͤl - teſte Stadt in Deutſchland gehal - ten, und iſt eine freye Reichs - Stadt, uͤber welche der Biſchoff nichts zu befehlen hat, auſſer daß er einige Aemter beſtellen kan; wannenhero er ſich auch nicht Bi - ſchoff von, ſondern zu Speyer ſchreibet, und unterweilen ſeine Reſidentz allda nimmt. Sie hul - diget auch dem Biſchoff, darge - gen er aber ihre Prioilegia confir - miren muß, und der Churfuͤrſt zu Pfaltz iſt ihr Schutz-Herr. Vor dieſem war allhier das Kayſerl. Cammer-Gerichte, ſo aber wegen der Kriegs-Troublen An. 1693 nach Wetzlar verleget worden. Die ordentliche Reſidentz des Biſchoffs iſt Bruchſal. Das Biſchoͤfliche Wappen iſt ein ſilbernes Creutz im blauen Felde, wegen des Stiffts Speyer; und ein ſilber - nes zweythuͤrmigtes Caſtel mit einem ſchraͤgewerts durchgeſteck -Kitter-Lexic. Y y ytenSphten Praͤlaten Stabe, daruͤber eine guͤldene Krone, wegen der incorpo - rirten Probſtey Weiſſenburg.

Sphæriſterium,

Heiſt ein Spiel-Platz oder Ball - haus; Sphæriſterii Cuſtos, der Ballmeiſter. V. Ball.

Spheciſmus,

War ein Lied auf den Floͤten, ſo das Brummen der Weſpen vorſtellete.

Spiccato,

Koͤmmt in der Muſic vor, und zeiget an, man ſolle die Klaͤnge auf den Jnſtrumenten wohl von einander ſondern, und einen ieden diſtinct hoͤren laſſen.

Spiegel, v. Miroir.

Spiegel Garn,

Jſt eine Art von Jagd Netzen, ſo eigentlich nicht zum Fangen, ſondern nur zum Abhalten ge - braucht werden. Die Maſchen ſind ſo groß, als an den Sau-Ne - tzen, die Leinen ſind in der Staͤr - cke, als die hohen Tuͤcher-Leinen. Bey ieder Furckel muß eine Wind - Leine ſeyn. Ein ſolches Netz ſtel - let ſo lang und ſo hoch als ein Tuch, und hat man derſelben bey theils Herrſchaften 6 oder 8 Stuͤ - cke, welche fuͤnf bis ſechs Schuh weit von den Tuͤchern (ſo weit der Lauf der Schweins-Hatz gehet) geſtellet, und die Furckeln dieſer Netze mit den Furckeln der Tuͤ - cher, vermittelſt der Wind-Leinen, ſo nicht laͤnger als vier Ellen lang ſeyn duͤrffen, feſt zuſammen ge - bunden, ſolcher geſtalt, daß, wenn ein gantzer Rudel wilder Schwei - ne im Hetzen angelauffen kommen und durchbrechen wollen; dieSpidahinter poſtirte Bauren mit Pruͤgeln und Gabeln dieſelben zuruͤck treiben koͤnnen. Es muͤſ - ſen aber dieſe Spiegel Garne ſehr ſteiff angezogen werden, damit man ſich im Fall der Noth an de - nenſelbigen in die Hoͤhe ſchwin - gen kan, um dem erhitzten An - lauf der hauenden Schweine zu entgehen.

Spiegel-Schimmel,

Ein Pferd von weiſſen Haaren, mit ſchwartz dergeſtalt unter - mengt, daß ſie wie ein Spiegel ausſehen. Man haͤlt ſie fuͤr eine gute Art und loͤblicher Natur, ſie dienen zum Reuten und vor Ca - roſſen. Weil ſie aber, ſo oft ſie haaren, die Farben veraͤndern, und theils dunckler, theils lichter werden, ſo wird der Zug dadurch verunzieret. Wenn ein Spiegel - Schim̃el weiß zu werden beginnet, ſoll man ihm zur Zeit, da die Pfer - de ſich haaren, die zarten erſt aus - ſchlagenden Blaͤtter vom Eichen - Laube unter dem Haber mengen und zu freſſen geben, ſo werden die Spiegel ſchwaͤrtzlich.

Spiel-Graf,

Jſt derjenige zu Wien, welcher die Herrſchaft uͤber die Muſican - ten, Comoͤdianten und ardere oͤf - fentliche Spieler hat, die ohne ſeine Erlaubniß in den Oeſterrei - chiſchen Landen nicht aufſpielen noch agiren doͤrffen. Es gehoͤret ihm auch das Erkenntniß uͤber die - jenigen, ſo wegen des Spelens in Uneinigkeit gerathen. Dieſes Amt iſt bey den Aelteſten von der Graͤf - lich Breuneriſchen Famlie erb - lich.

Spieß-Hirſch, Spirſſer,

Jſt ein Hirſch, der ſen erſtesGeweiheSpiGeweihe noch traͤgt, oder nur zwey Spieſſe aufgeſetzet hat ohne ande - re Enden.

Spill-Floͤte, ſ. Spitz-Floͤte.

Spillings-Waltzen, ſ. Mundſtuͤck.

Spinet,

Ein muſicaliſches Jnſtrument oder Clavier, ſo man ſonſt auch Symphonie, Clavicymbel oder Jnſtrument alleine heißt. Es iſt aber auch eine kleine Art von Jn - ſtrumenten, ſo man Spinette nen - net, ſo um eine Qvinte oder Octa - va hoͤher geſtimmt als andere.

Spinneweben Garn,

Eine Art von hohen Netzen, womit man Rebhuͤnern und an - dern Voͤgeln nachſtellet. Es giebt einfache, doppelte und dreyfache. Die einfachen haben Rincken, welche in einer Seimen lauffen, und ſind etwa 80 oder 100 Schuh lang, und 16, 18 bis 20 Schuh hoch. Die doppelten und drey - fachen ſind wie die Steck-Garne; dieſelben werden mit Stangen hoch aufgerichtet und geſtellet, nach Gelegenheit, ſo viel man de - ren hat, kurtz vor der Demmerung, wenn ſich Tag und Nacht ſchei - det; und alsdenn ſucht und trei - bet man die Huͤner auf. Man kan dieſe Garne zu allerley Sor - ten Voͤgeln brauchen, und wer - den ſie auf einerley Art geſtellet, doch muͤſſen ſie zu den wilden En - ten, Schnepffen und Rebhuͤnern etwas ſtaͤrcker, als zu den kleinen Voͤgeln ſeyn. Die Wachteln kan man auf keine andere Art beſſer fangen, als wenn nur noch einzelne Frucht ſtehet; da ſtellet man ſo viel man dieſer Gaͤrnlein hat, auf, macht eine Schnure mit Lapp-Fe -Spldern und untermengten Schellen: Dieſe Schnur ziehen ihrer 2 all - gemach nach dem aufgerichteten Garn; wenn nun die Wachteln dem Schellen-Geraͤuſche zu ent - fliehen ſuchen, fallen ſie in die Garne. Eben ſo macht man es auch in langem Graſe.

Spint, Splint,

Heiſt der weiche und weiſſe Theil, ſo zwiſchen der Rinde und hartem Holtze eines Baumes iſt.

Spitz-Floͤte,

Jſt ein Orgel-Regiſter, und eine Art von Gems-Hoͤrnern, nur daß ſie im Mundloche weiter und oben etwas mehr zugeſpitzt iſt, als dieſe. Jhre Coͤrper ſind alſo nicht von einer gleichen Weite, wie die Pfeifflein des Sifflets. Man nennet ſie auch Spill-Floͤte, von ſpill, tenuis, ſubtilis. Einige ver - miſchen die Spitz-Floͤten mit den Block-Pflock-Flach - oder Plock - Floͤten, des Klanges halber gien - ge ſolches einigermaſſen an, weil die Spitz-Floͤten, wenn ſie etwas weiter gemacht werden, als die Gems-Hoͤrner, faſt eben ſo ſtumpf lauten, als die Plock-Floͤten. Es haben aber die Spitz-Floͤten ge - meiniglich 8 oder 4 Fuß Ton, ſel - ten 2 wie die Pflock-Floͤten, nie - mals weniger.

Spitz-Zaͤhne,

Heiſſen bey den Pferden Haken oder Haken-Zaͤhne. v. Dents.

Splendeur de la Cour,

Nennen die Frantzoſen den Hofglantz, welcher ihrem Vorge - ben nach oft verblendet, da man ſich leicht an dieſer oder jener Eitel - keit vergaffen kan, und einen ho - hen Titel, Goldverſchamerirtes Kleid fuͤr ſonderbare Ehre, eineY y y 2Gold -SpoGold-Boͤrſe fuͤr ſein Gluͤck, die Schmeicheley fuͤr Hoͤflichkeit, und die Argliſtigkeit fuͤr eine Klugheit haͤlt.

Spolia,

Werden die Ritterlichen Inſi - gnia, als Schild, Helm, Degen, Handſchuhe und Sporen genen - net, welche bey Adelichen Beer - digungen, Ritterlichem Gebrauch nach, an den Kirchen-Waͤnden, (zum Andencken) befeſtiget wer - den.

Spondalia, Spondialia,

Aus Spondeis beſtehende Lie - der, welche bey den Opfern uͤblich waren.

Spondaules,

Ein Pfeiffer, welcher bey dem Goͤtzendienſte oder Opfern auf - blaſen muſte. Ein ſolch Lied hieſſe auch Spondaulium.

Sporen, v. Eperons.

Sprechen,

Heißt bey den Orgel - und andern Pfeiffen, einen Laut, Ton oder Stimme von ſich geben. Die Pfeiffe will in dieſem Clave nicht ſprechen, das iſt, ſie will nicht ge - hen, klingen oder lauten, wie ſie ſoll.

Sprenckel,

Ein von einer ſchwancken Ru - the mit einer Roßharenen Schnur verfertigter Bogen, mit welchem man groſſe und kleine Voͤgel faͤn - get. Der beſte Sprenckel-Fang iſt zu Ende des Auguſts und An - fange des Septembers.

Springer,

Sind dreßirte Schul-Pferde, welche Ballotaden, CroupadenSqvund Capriolen geſchickt zu machen wiſſen. V. Sauteurs.

Spring-Laden,

Jn den Orgeln wollen einige fuͤr eine neue Erfindung halten, da ſie doch aͤlter ſind als die Schleiff-Laden, ſie erfodern zwar viele Arbeit, werden aber darum von einigen fuͤr beſſer gehalten, weil ſie vornemlich eine hurtigere Intonation oder Anſtimmung zu - wege bringen, als die Schleif - Laden.

Sproſſen,

Sind die Enden oder Zincken an dem Hirſch-Geweih. ſ. Ge - hoͤrne.

Sproſſer,

Der Nahme einer beſondern Art Nachtigallen. ſ. Nachtigall.

Spruͤnge,

Werden die Haſen-Fuͤſſe ge - nennet, Lat. Tali leporis.

Spuͤr-Hund, ſ. Jagd-Hund.

Spur,

Jſt die Faͤhrte des Wildes, d. i. die Fußtapffen deſſelben, welchen man nachgehet, um es aufzutrei - ben. Spur-Ritt oder Spur - Gang heiſt, wenn man iemand ausſendet, im Schnee einen ge - wiſſen Weg oder Fluͤgel zu reuten, daß er nachſehe, ob er Woͤlffe ꝛc. ſpuͤre.

Squelette d un cheval,

Gerippe oder Beingeruͤſt eines Pferdes, wie dieſelben in dem gan - tzen Leibe fuͤglich an einander haͤn - gen, als: 1) das Bruſtbein, 2) das Blat, 3) die Gewerbe, 4) die Rollen, 5) der Muͤhlſtein oder Scheibe, 6) die Feſſel, 7) dieRoͤhrenStaRoͤhren in den Schenckeln, 8) das Bein uͤber der Stirn, 9) die ſie - ben Gelencke des Halſes, 10) die achtzehen Gelencke des Ruͤckens, 11) die ſechs Gleiche der Lenden, 12) die ſiebenzehen Gleiche des Schwantzes, 13) die achtzehen Rippen der gantzen Bruſt ꝛc.

Staar, Sprehne,

Einer der artigſten Voͤgel hier zu Lande, ſo leicht kirre zu machen, und mit allerhand luſtigen und laͤcher - lichen Stellungen ſpielet, auch al - lerley Stimmen der Menſchen und Thiere nachmachen, und alle ihm voꝛgepfiffene Lieder nachpfeiffen ler - net; wiewol er ſehr unbeſtaͤndig iſt, und bald wieder was anders lernet.

Staccato,

Heißt in der Muſic, wenn die Bogen-Striche der Geigen wohl von einander abgeſondert werden, als ob Pauſen zwiſchen den Noten ſtuͤnden; zu welchem Ende man die Noten oben oder unten mit Com - matibus oder Strichelein bezeich - net. Frantzoͤſiſch wird es Detaché genennet, das iſt, getrennet. Staccare aber heißt hier abſon - dern.

Staͤrcke,

Jſt die Helffte der Degen-Klin - ge, und zwar die nechſte am Stich - blate. Man theilet ſie in die hal - be und gantze Staͤrcke, wovon das letzte wieder das naͤchſte am Stich - blate iſt, als woſelbſt man im Fechten die mehreſte Kraft hat.

Stallen, ſ. Harn-Maͤngel.

Stall-Meiſter,

Groß-Stallmeiſter von Franck - reich, Grand Ecuyer de France, vergiebt faſt alle Chargen des groſ -Staſen und kleinen Koͤniglichen Mar - ſtalls, ſorget fuͤr den Unterhalt ſolcher Marſtaͤlle und Stutereyen, und muͤſſen diejenigen, welche Aca - demien oder Ritter-Schulen auf - richten wollen, bey ihm um Erlaub - niß bitten. Man nennet ihn ins - gemein Monſieur le Grand.

Stamm,

Jſt an einem Baum das Stuͤck zwiſchen der Wurtzel und den Ae - ſten; die Staͤmme, ſo aus den Ker - nen gezogen werden, ſind die be - ſten, und den Wildlingen oder wilden Staͤmmen, welche von ſich ſelbſt wachſen, vorzuziehen, denn ſie geben dauerhaffte, geſun - de und friſche Baͤume.

Stamm-Holtz, ſ. Ober - Holtz.

Stand, Gite,

Heißt bey den Jaͤgern, wo ſich das Wild aufhaͤlt.

Stange,

Heiſt eines Hirſches abgewor - fenes Horn alleine. ſ. Gehoͤrn.

Stangen, v. Branches de la bride.

Staſimon,

War der Griechen Nach-Ge - ſang, welcher nach dem um den Altar verrichteten Tanze und den Reihen-Liedern von dem Haufen ſtillſtehend geſungen ward.

Statuës,

Sind Stockbilder oder Eh - ren-Seulen von Marmor, Stein oder Metall, welche Kayſern, Koͤ - nigen, Fuͤrſten und andern groſ - ſen Helden, wegen ihrer Thaten zu immerwaͤhrendem Andencken zu Pferde aufgerichtet werden. Y y y 3BeyStaBey den Griechen konte dem al - lerverdienteſten kein groͤſſer Danck, Vergeltung oder Ehre, als der - gleichen Statue de cheval in ſeinem und des Pferdes Bildniß wieder - fahren, welcher Gebrauch her - nach bey andern Voͤlckern ſo weit geſtiegen, daß ſolche Statuës auch ſo gar den Pferden allein zu Eh - ren aufgerichtet worden, welche in den Olympiſchen Spielen den Preis erhalten, und gewinnen helffen, wie deren gar viel zu Del - phis zu ſehen waren. Dem Sar - menio iſt dergleichen Statue de cheval allein deswegen zu ewiger Gedaͤchtniß aufgerichtet worden, weil er der erſte geweſen, ſo von der Reuterey geſchrieben.

Stature d un bon Cavalier,

Die Stellung eines guten Reu - ters, beſtehet erſtlich im Feſt-Si - tzen zu Pferde; vors andere, daß er behertzt und ſtarck ſey; zum dritten ſehr wohl in dem Sattel geſchloſſen ſitze. Und wenn ſein Pferd zu tummeln bereitet iſt, ſoll er es regieren ohne Veraͤnderung ſeiner Statur, daß er den Leib nicht hin und her werffe, und damit wackele, auch nicht mit den Haͤn - den oder Schenckeln ſich ungeber - dig verſtelle, mit einem Wort: er ſoll keinen Zwang in allen ſeinen Handlungen ſpuͤren laſſen, die Huͤlffen ſo ſanfft als hurtig ge - ben, die Fauſt gelinde und ſtet halten, und das Geſicht gravitaͤ - tiſch und behertzt ſeyn; wie man gemeiniglich ſagt: daß ein Reu - ter zu Pferde etwas hoffaͤrtig, und demuͤthig zu Fuſſe ſeyn ſoll. V. Poſture.

Status Octavæ,

Jſt das ordentliche Aufſteigen einer Octave, das iſt, wenn manStivon der Final-Note durch die vor - nehmſte Sonos oder Claves Stu - fenweiſe aufſteiget.

Steckgarn, ſ. Flach-Garn.

Steg, Chevalet,

Jſt an einer Geige oder Violon der duͤnne ausmuſirte Span, welcher der qver auf der Geige ſtehet, worauf die Saiten ruhen.

Steigbuͤgel, v. Etrier.

Steigen,

Wird vom Falcken geſagt, wenn er ſich in die Hoͤhe ſchwinget.

Stein-Galle, ſ. Galle.

Stell-Fluͤgel,

Wird von den Jaͤgern ein aus - gehauener Weg genennet, der durch einen Holtz-Weg gehet, von einem Ende zum andern mit Mar - qven oder Ziffern gezeichnet iſt.

Stentato,

Ein muſicaliſch Wort, zeigt an, man ſolle die Stimme mit aller Macht zwingen, und alſo ſingen, als ob man viel leide, und der Zu - hoͤrer den Schmertz mercken koͤnne.

Sterile cavalle,

Ein Mutter-Pferd, ſo ein Fey - er-Jahr hat, und nicht alljaͤhrlich fohlet, ſondern im dritten oder vierten Jahr gelte und unfrucht - bar bleibt, welches eine Stute deſto laͤnger bey Kraͤften erhaͤlt, daß ſie hernach bis in das 6 hohe Alter zur Zucht zu gebrauchen iſt.

Stichodi,

Hieſſen diejenigen Saͤnger, wel - che bey dem Abſingen einiger Car - minum des Homeri eine Lorber - Gerte in der Hand hatten.

Stiefel,
Sti

Stiefel,

Jſt an den Schnarrwercken das Theil von der Pfeiffe, worinnen der Kopf mit dem Mund-Stuͤck ſteckt, und worauf des Corpus der Pfeiffe ſtehet: wodurch auch der Wind in das Rohrwerck ge - trieben wird.

Stiefel, ſ Forckeln.

Stieglitz,

Diſtelfinck, Carduelis, Char - donneret, ein kleiner Vogel, mit bunten Federn, und einem gar angenehmen Geſang. Er naͤh - ret ſich von allerley Geſaͤme, ſon - derlich von den rothen Diſteln, niſtet auf hohen Baͤumen ꝛc. Sein Futter, wenn er eingefangen wor - den, iſt Mohn, Lattich, Hanff und Ruͤb-Saamen, auch Hirſen. Wenn ein Maͤnnlein zu einem Canarien-Weiblein gelaſſen wird, zeugen ſie eine Zwitter-Art, die um den Kopff einem Stieglitz, am Lei - be aber mehr einem Canarien-Vo - gel gleichet.

Stillet,

Ein kurtzer Dolch, deſſen ſich die Jtaliener und Spanier ſehr zu bedienen pflegen, und geſchehen oft Meuchelmorde damit, ums Geld von denen Banditen. Es werden auch oͤfters Stillets bey den groſſen Carrouſellen gebraucht, wo man viel Treffen macht, ſol - ches wird denn im voͤlligen Ren - nen in eine niedrige Scheibe ge - ſtoſſen, daß es darinnen ſtecken bleibt, und wird fuͤr ein Treffen marquirt und recompenſirt.

Stimmer,

Heiſt an den Sack-Pfeiffen die obere Roͤhre, welche in der Mit - ten umgedrehet werden kan, ſoStilang bis ſie den Ton bekommen, der zu dem Clavi accordiret, aus welchem das Stuͤck gehet, ſo man pfeiffen will. Der Bock hat nur einen Stimmer, die Schaͤfer - Sack-Pfeiffe oder der gemeine Dudelſack hat zwey Roͤhren zum ſtimmen b, F. Das Huͤmmelchen oder der kleine Dudelſack auch zwey, das eingeſtrichene f und das eingeſtrichene c, aber der Dudey oder die rechte Sack-Pfeiffe hat drey Stimmer oder Roͤhren, ſo uͤber ſich gehen, das eingeſtrichene dis, das eingeſtrichene b und das zweygeſtrichene dis.

Stimm-Hammer,

Bey den Jnſtrumenten in der Muſic, ſo mit meßingenen oder ſtaͤhlernen Saiten bezogen, braucht man den Stimm-Hammer. Er hat drey - oder viererley zu verrich - ten: 1) die eiſernen Zapffen, wel - che in ſein Loch gehen, umzudre - hen. 2) Dieſe Zapffen oder ande - re Zwecklein am Jnſtrument ein - zuſchlagen, oder auch 3) wenn er als ein Zaͤnglein geſtaltet, ſie her - aus zu ziehen. Endlich und 4) mit ſeinem gekruͤmmten Haͤklein die Oerlein an den Saiten zu dre - hen, womit ſie an den Zwecklein feſte hangen.

Stimm-Horn,

Jſt ein Jnſtrument zum Stim - men der Orgel-Pfeiffen, ſo von Zinn oder Bley und oben offen ſind. Weñ die Pfeiffe oben ſoll erweitert wer - den, ſteckt man dis Horn oder Trichter mit der Spitze hinein, und druͤcket dieſen hohlen Conum ein wenig hinein: ſoll aber die Pfeiffe enger gemacht werden, ſo ſtuͤlpet man das weite Theil dar - uͤber, und druͤckt ſie ein wenig zu - ſammen in der obern Oeffnung.

Y y y 4Stoc -
Sto

Stoccato,

Koͤmmt her von Stocco, ein Stock, heiſſet in der Muſic ge - ſtoſſen, nicht gezogen, und iſt eben, was Staccato.

Stock,

Jſt in den Orgeln das dicke Bret, worauf die Pfeiffen ſtehen.

Stockaden,

Sind ein Luſt-Exercitium auf der Piqve. v. Pique.

Stock-Raum,

Wird bey dem Forſtweſen ein abgeholtzter Platz, wo die Stoͤcke noch ſtehen, genennet.

Stoͤber,

Ein Hund, den man bey dem kleinen Weidwercke braucht, Ha - ſen, Rebhuͤner, Schnepfen und andere Voͤgel in den Feldern zu ſuchen und aufzutreiben.

Stoechus,

Hieß im Tragiſchen Chore iede aus 5 Perſonen beſtehende Reihe.

Stollberg,

Von dem Urſprunge dieſer ur - alten Reichs-Grafen iſt eine Tra - dition, wodurch Otto de Colu - mna, ein edler Roͤmer, zum Stam̃ - Vater derſelben angegeben wird, dem Kayſer Juſtinus II um das Jahr 566 ein Stuͤck Landes auf dem Harze nebſt dem Schloſſe Stollberg ſoll geſchenckt haben. Jnzwiſchen verſichern die Urkun - den dieſes alten Reichs-Graͤfli - chen Hauſes, daß ihre Ahnen ſchon zu Kayſers Caroli M. Zeiten unter den Land-Staͤnden des Hertzog - thums Sachſen geweſen. Sie be - ſtehen aus 2 Haupt-Linien, der aͤltern oder Wernigerodiſchen, undStoder juͤngern oder Stollbergiſchen. Die aͤltere begreifft 3 Aeſte zu Wer - nigerode oder Jlſenburg, zu Geudern und zu Schwarzau; die juͤngere aber theilet ſich in Stollberg und Roßla. Jm Wap - pen haben die Grafen von Stoll - berg einen ſchwartzen Hirſch im guͤldenen Felde, als das Stollber - giſche Geſchlechts-Wappen; ei - nen ſchwartzen Loͤwen in Gold, wegen der Herrſchafft Koͤnigſtein; einen rothen Adler, mit blauem Schnabel und Fuͤſſen im guͤlde - nen Felde, wegen Rutſcheford; 2 rothe Fiſche im ſilbernen Felde, wegen Wernigerode; 3 rothe Sparren im ſilbernen Felde, wegen Epſtein; ein roth und ſilbern Schach im guͤldenen Felde, wegen Marck; ein roth und Gold getheil - tes Feld, wegen Muͤnſterberg; zehn Gold und rothe Balcken, eins ums andere, wegen der Herr - ſchaft Agimont; ein roth und ſil - bern Schach, wegen Hohenſtein; in einem getheilten Qvartier, oben einen guͤldenen Loͤwen im rothen Felde, unten aber von Gold und roth geſtreifft, wegen Lauterberg; und endlich auf einem Mittel - Schildgen einen ſchwartzen Hirſch im ſilbernen Felde, wegen Klet - tenberg. Dieſes Wappen hat 3 offene Helme. Der Stollbergi - ſche iſt gekroͤnt, und traͤgt einen Pfauen-Schwantz mit zwey ſil - bernen Strauß-Federn. Den Hohenſteiniſchen bedecket eine ro - the mit Hermelin aufgeſchlagene Muͤtze, darauf ein rothes und ſil - bernes Hirſch-Horn, dazwiſchen eine guͤldene Kugel mit einem Pfauen-Schwantze ſtehet; der Rutſchefortiſche iſt gekroͤnt, und zeiget einen Pfauen-Schwantz, worauf ein rother Adler.

Stol -
Sto

Stollen,

Sind die an einem Hufeiſen hinten unter ſich geſchmiedete En - den, ſo gleichſam die Abſaͤtze an dieſen eiſernen Schuhen ſind.

Storch, Ciconia,

Ein bekannter Vogel, von wel - chem man ſonderlich ruͤhmet 1) die Liebe der Eltern gegen die Jun - gen, und dieſer wieder gegen jene, 2) die Treue gegen ihren Haus - wirth, 3) die Danckbarkeit gegen ihre Gutthaͤter, 4) die Keuſch - heit, und 5) die Wachſamkeit.

Strahl, Tendon,

Heiſt bey den Hufſchmieden der mittlere Strich in des Pferdes Huf. Denn der Theil, ſo weicher und hoͤher iſt, als das Jnwendige des Fuſſes, und zwiſchen dem Huf-Eiſen ſoll mittelmaͤßig ſeyn, weder zu fett noch zu mager; denn iſt er zu fett, ſo raget er uͤber das Huf-Eiſen, woran das Pferd auf ſteinigtem Grunde hincket; iſt er zu mager, daß er ſchwindet, ſo ſchwuͤret er auch gemeiniglich da - bey, kommet her von uͤberfluͤßiger Feuchtigkeit, von naſſen Staͤllen und Weide.

Straßburg,

Groſſe, ſchoͤne und feſte Stadt im Nieder-Elſaß, nicht weit vom Rhein jenſeit, wo die kleinen Fluͤſſe Jll und Bruſche zuſam - men flieſſen, und uͤber den Rhein eine hoͤltzerne Bruͤcke gehet. Die Gaſſen, deren 195 gezehlet wer - den, ſind breit und ſchoͤn, die Haͤu - ſer luſtig und artig gebauet, das Muͤnſter, und deſſen Thurn, paſ - ſiren fuͤr ein recht Wunder-Ge - baͤue; man kan ihm nichts ver - wegners einbilden, als die SpitzeStrdieſes Thurms, deſſen Hoͤhe 695 Staffeln hoch, und ſoll andere Gipffel der Thuͤrme in Europa uͤberreichen, er iſt gantz offen, und von einem Stein ſehr kuͤnſtlich gearbeitet mit erhabenen Figuren; oben wo die Waͤchter wohnen, hat es einen weiten Platz, daß man allda Kegel ſchieben kan. Jn der Kirche ſiehet man das kuͤnſtli - che Uhrwerck. Die Orgel ſteht ſehr hoch, hat 157 Staffeln, und 2136 Pfeiffen. Das Rath-Haus, die Pfaltz genennet, und der neue Bau, ſind ſehenswuͤrdig. Dieſer Ort war vormals einer der reich - ſten und vornehmſten Reichs - Staͤdte, und hatte einen gantz Lutheriſchen Rath und Einwoh - ner; nachdem aber die Cron Franckreich denſelben ohne Ver - luſt eines Mannes und mitten im Frieden An. 1681 weggenommen, und im Ryßwickiſchen Frieden be - halten, iſt nicht allein das Muͤn - ſter dem Biſchoffe eingeraͤumet, ſondern auch der halbe Rath mit Catholiſchen beſetzet, die Forti - fication ſehr verſtaͤrcket, und die feſte Citadelle von ſechs Baſtionen angeleget worden, ſo daß, wenn man Straßburg von auſſen an - ſiehet, man ſagen kan, es ſey ein Ort, allwo ſich ſo viel Feſtungs - Gebaͤue, als an einem Ort in Europa, befinden. Die Lutheri - ſche hohe Schuhe hat iederzeit be - ruͤhmte Leute gehabt; 1702 iſt ei - ne Jeſuiter-Univerſitaͤt angelegt. Der Biſchoff hat ſeine Lande im Elſaß zerſtreuet liegen, und al - terniret im Range mit dem Bi - ſchoffe zu Coſtnitz. Das Biſchoͤf - liche Wappen iſt ein ſilbernes Band im rothen Felde, wegen des Stiffts Straßburg; und ein ſilbernes Band mit ſilbernen Za -Y y y 5ckenStrcken an den Seiten, wegen der Landgrafſchafft Elſaß. Das in acht Feldern beſtehende Mittel - Schild iſt des ietzigen Biſchoffs und Cardinals von Rohan Ge - ſchlechts-Wappen, nemlich des Frantzoͤſiſchen Hauſes von Ro - han. Das erſte Feld iſt blau, mit denen drey guͤldenen Frantzoͤſi - ſchen Lilien, uͤber welches ein von Silber und roth gewuͤrffelter Schraͤg-Balcken gezogen, wegen Evreux; im andern Felde iſt das Wappen von Navarra; im drit - ten das von Arragonien; im vier - ten das von Schottland; das fuͤnffte Hermeline-Feld bedeutet Bretagne; das ſechſte Meyland; das ſiebende iſt ſilbern mit blau eingefaſt und einer rothen Binde, wegen Sanſeverino; das achte iſt das Lothringiſche Wappen. Das geſpaltene Hertz-Schildlein enthaͤlt zur Rechten neun guͤldene Rauten im rothen Felde, wegen Rohan; und zur Lincken das Her - tzogliche Wappen von Bretagne. Dieſes Schild bedecket ein Fuͤr - ſten-Hut, daruͤber ſich ein Ertz - Biſchoͤfliches Creutz und Cardi - dinals-Hut praͤſentiret.

Strategema,

Ein Terminus auf der Reit - Bahn, da man durch beſondere Verfuͤhrung, ſuchet die argliſti - gen Pferde zu betruͤgen, dadurch ſie gewonnen werden, und nicht mehr ſuchen den Meiſter zu ſpie - len.

Strator,

Hieß bey den Roͤmern ein Reit - Knechr, der das Pferd zu rechte machte und ſeinen Herrn darauf halff, oder ihn gar mit denen Haͤnden faſſete, und alſo auf dasStrPferd ſchwang, und hatten die Alten dieſer Leute um ſo mehr noͤ - thig, weil ſie ſich noch keiner Steigbuͤgel, wie wir anietzo thun, bedieneten. Hieher gehoͤret noch die Verrichtung eines Leib - oder Marſtall-Knechts, 1) daß er alle - mahl bey der Fuͤtterung zugegen iſt; 2) die Leib-Pferde ſelbſt ſat - telt und vorfuͤhret, 3) die Sat - tel und Zeuge ſauber haͤlt, 4) die Sattel-Kammer in Verwah - rung nimmt, und ein Diarium daruͤber fuͤhrt; 5) alle Wochen einmal ſeine Sachen durchſuchet und nichts davon weggiebt, 6) ein Gegen-Regiſter mit den Handwercks-Leuten haͤlt, und 7) in allen ſeinen Verrichtungen ge - treu und fleißig iſt.

Strauch-Herd, Buſch - Herd,

Eine Art von Vogel-Herden, ſo aufs freye Feld nicht allzuweit von einem Walde angelegt, und allerley kleine Voͤgel mit 30 bis 40 Schuh langen Waͤnden ge - fangen werden.

Strauß-Vogel, Struthio,

Wird mit Pferden verfolget und gefangen. Sie ſind taub, und dieſes macht, daß ſie vielfaͤltig im Schlaf gefangen werden. Die Einwohner des Landes treiben groſſes Gewerbe mit ihren Eyern, allerhand Gefaͤſſe daraus zu ma - chen. Der Handel aber mit ih - ren Federn iſt noch eintraͤglicher, indem ſie von den Europaͤiſchen Kaufleuten aufgeſucht, und wol hunderterley Zierathen daraus ge - macht werden. Sie gehen in ge - rader Zahl, nemlich 2 und 2, oder 4 und 4. Wenn die Araber einen Strauß verfolgen wollen, ſo ga -lopi -Strlopiren ſie fein gemach auf ihn zu, nach zwey Stunden reiten ſie ſtaͤr - cker und der Vogel muß auch ſtaͤr - cker lauffen, denn fliegen kan er nicht. Er wird aber bald muͤde, alſo, daß es leicht iſt, ihme beyzu - kommen, und ihn mit der Lantze auf den Kopf zu ſchlagen, daß er niederfaͤllt und ſeinen Geiſt auf - giebt; alsdenn ſchneiden die Ara - ber ihm ein Loch in die Kehle, un - ter welchen ihm der Hals feſte zu - gebunden wird. Hierauf nehmen ihn drey oder vier Maͤnner, und ſchuͤtteln ihn hin und wieder, wenn ſie nun mercken, daß er lange genung geſchuͤttelt, binden ſie die Kehle wieder auf, und alsdenn lauffet durch das gemachte Loch eine Qvantitaͤt von Fettigkeit gleich der Butter, offt zu 20 Pfun - den. Von dieſer, ſagen ſie, daß das Fleiſch im Leibe ſich durch ſo - thanes Schuͤtteln meiſt in ſolche Fettigkeit verwandele, daß offt - mals von dem Vogel nichts uͤber - bleibet, als die Haut und Kno - chen. Das Fleiſch des Vogels iſt bey den Einwohnern eine nied - liche Speiſe; die groſſen Herren aber genieſſen nichts davon als das Gehirn, dannenhero der Ty - ranniſche Kayſer Heliogabalus auf jenes Gaſt-Gebot ſehr viel muß verwandt haben, auf wel - chen er den Gaͤſten 600 Strauſ - ſen-Koͤpffe praͤſentiret hat, um das Gehirn daraus zu genieſſen. ſ. Aûtruche.

Streich-Netze, Nacht - Netze, Sonnelle,

Ein Netz von 60 oder 70 Schuh lang, und bis 24 breit, mit einem Buſen in der Mitten, und an bey - den Enden mit langen Stangen ausgeſperret. An den unternStrRand moͤgen Federn oder Spaͤne angehaͤnget werden, die Voͤgel aufzuſchrecken. Wenn man es gebrauchen will, ergreiffen ihrer zwey die Stangen, und ſtrecken das Netz nach der Laͤnge aus, der dritte traͤgt den Buſen oder Sack, alſo ſchleiffen ſie das Netz ſchraͤg, und mit dem Unter-Ende dicht an der Erden, und gehen den Acker lang hinauf und wieder herunter, und wenn etwas aufflattert, legen ſie das Netz nieder, wuͤrgen die darunter gefangenen Voͤgel, he - ben ſie nebſt dem Netz auf, und gehen weiter. Dieſes muß bey Nacht und im finſtern geſchehen. Dieſe Art Netze wird eigentlich nur auf die Lerchen gebraucht, weil aber leicht Wachteln, gantze Volck Rebhuͤner, auch junge Ha - ſen damit beſchlagen werden, iſt auſſer dem Herrn des Wildbanns niemand befugt mit denſelben zu gehen.

Streiffen,

Den Raub-Thieren den Balg abziehen.

Streiff-Jagen,

Heißt, da man wegen groſſen Wildprets, entweder einige Netze geſtellet, und darauf zutreiben laͤſt, oder man heiſſet dieſes auch Streiffenziehen, wenn man einen Sau-Finder lauffen laͤſt, und wenn er Saͤue antrifft, man als - denn dieſelbe mit groſſen Engli - ſchen Hunden hetzet.

Stretto,

Heißt in der Muſic, die Tact - Theile ſollen enge und kurtz, und alſo geſchwind gegeben werden. Jngleichen, es ſolle ein oder mehr Themata gantz kurtz zuſammengezo -Strgezogen werden, und behende auf einander folgen.

Strich,

Wird von Voͤgeln geſagt, wenn ſie entweder in groſſen Schaaren oder einzeln und zerſtreuet von uns wegziehen. Wieder-Strich heiſt, wenn ſie auf ſolche Art wieder zu uns kommen.

Stringiren,

Bedeutet in der Fecht-Kunſt des Feindes Klinge binden, wenn ſolche gerade vor uns iſt, derge - ſtalt daß ſolche zur Seite gebracht wird. Es geſchiehet dieſes mit der Staͤrke an des Fein des Schwaͤ - che; daher es gar leicht iſt, ſich auf ſolche Art eine Bloͤſſe zu ma - chen.

Stroh-Fiedel, Regale,

Ein muſicaliſches Jnſtrument, aus 17 viereckigten Stoͤcken von Buͤchen-Ahorn - oder anderm wohl-ausgetrocknetem Holtze be - ſtehend. Die Stoͤcke ſind unter - ſchiedener Groͤſſe in ſolcher Pro - portion, daß ein ieder einen be - ſondern Ton haͤlt. Man ziehet ſie auf 2 Faden, mit kleinen Ku - geln von einander geſondert, und ſtrecket ſie uͤber 2 zuſammen gebun - dene Rollen von duͤrrem Stroh, und ſchlaͤgt ſie mit duͤnnen Staͤ - ben, an deren Ende ein kleiner Knopf iſt.

Strumſtrum,

Ein muſicaliſches Jnſtrument der Jndianer, welches der Cither etwas gleichet, und von ihnen in Kirchen gebraucht wird. Sie werden mehrentheils aus einem groſſen durchgeſchnittenen Kuͤrbis gemacht, woruͤber ein duͤnnesStuBret feſt angebunden, und die Saiten uͤber den Bauch gezogen.

Strupfen,

Sind lange Rufen an den hin - tern und vordern Fuͤſſen der Pfer - de, welche, wenn ſie veralten, ſchwer zu vertreiben ſind.

Stupidité des chevaux,

Die Tummheit der Pferde be - ſtehet darinnen, daß ſie ſo tumm und faul ſind, daß ſie laſſen die Sporn wie in einen Klotz in ſich hinein hauen. Dieſe dienen beſſer in Zug als auf die Reut-Schul, abſonderlich wann ſie noch darzu kein Vermoͤgen im Ruͤcken und Staͤrcke in Schenckeln haben; ſolche Pferde muß man wohl fuͤt - tern laſſen, darnach wenn ſie wohl bey Leib und Vermoͤgen ſind, und doch noch nicht munter werden wollen, muß man ſie einige Zeit in einen gantz finſtern Stall ein - ſperren, und nicht gleich hinaus laſſen, werden ſie dadurch muthig, hat man ſeinen Zweck erreichet, wo nicht, muß man ſie mit der Chambriere oder Stachel auf - muntern, und zwiſchen denen Seulen geblendet ſtehen alſſen, ſo werden ſie ſich geben.

Stutgard,

Haupt - und Reſidentz-Stadt des Hertzogthums Wuͤrtemberg, faſt miten im Lande, 3 Meilen von Tuͤbingen, und nicht weit vom Necker, welche mit ſchoͤnen Gaͤr - ten und Weinbergen umgeben, und der Lutheriſchen Religion zu - gethan iſt. Sie iſt nicht ſonder - lich groß, hat aber groſſe Vor - ſtaͤdte, liegt in einem Thal, und hat ein ſchoͤnes Reſidentz-Schloß, nebſt einer koſtbaren Antiquitaͤten -undStuund Kunſt-Kammer, wie auch den Ritter-Saal, das Comoͤdian - ten-Luſt - und Ballhaus, die kuͤnſtliche Grotta, Pomerantzen - Gaͤrten; Oelberge, und die groͤſten Linden, worauf die Reiger haͤuf - fig im Sommer ihre Staͤnde ha - ben u. Junge ziehen; die Pfiſterey und eine Mahl-Muͤhle unter der Erde, nebſt vielen andern Rari - taͤten und Kunſt-Brunnen, auch eine Orgel mit Waſſer getrieben, und die Stadt Jeruſalem, das ſchoͤne Reithaus und die groſſe Turnier-Plaͤtze. Allhier ſind zwey Turniere gehalten worden, als der Sechsund zwantzigſte von Her - tzog Ulrichen zu Wuͤrtemberg bey ſeinem Beylager, ſo er mit Her - tzog Ludwigs Schweſter von Bay - ern gehalten, Anno 1436, wobey 5 Fuͤrſten, Marckgraf Carl von Baden, der Marckgraf zu Hoch - berg, Hertzog Ludwig zu Wuͤrten - berg, und andere, 25 Grafen, 19 Freyherren, 65 Ritter und 98 Edle. Jtem, den Ein und dreißig - ſten Turnier hat die Ritterſchaft in Schwaben zu Stutgard Anno 1484 am Mittwoche nach der hei - ligen drey Koͤnig Tag, Hertzog Eberhard zu Ehren gehalten, worunter 4 Fuͤrſten, nemlich Marckgraf zu Brandenburg, Burggraf Heinrich zu Meiſſen, Landgraf Wilhelm in Heſſen, und Hertzog Eberhard, 12 Grafen, 19 Freyherren, 42 Ritter u. 209 Edle.

Stute, Mutter-Pferd,

Wenn ſie zur Zucht gebraucht werden ſoll, muß wohl gewartet, und dergeſtalt gefuͤttert werden, daß ſie weder zu mager noch zu fett werde. Das beſte Alter zu belegen iſt, wenn ſie das dritte Jahr voͤllig erreicht haben, weilStuſie fruchtbarer und milchreicher werden, als die, mit welchen man bis ums fuͤnfte Jahr wartet. Wie lange man ſie zur Zucht brau - chen ſolle, darf man nicht ſowol die Jahre, als das Vermoͤgen an - ſehen, ſonderlich aber die Geſund - heit, wenn ſie wohl bey Leibe iſt, wohl friſſet, guten Milchzeug hat, auch ſchoͤne und wohlgeſtalte, dem Beſcheller gleiche Fuͤllen traͤgt. ſ. Engliſche Stuten.

Stuten-Gaul, ſ. Beſcheler.

Stuten Meiſter, Wilden - Meiſter,

Jſt der Aufſeher und Befehls - haber bey einer oder etlichen Stutereyen. Seine Verrichtun - gen ſind: daß er die Protocolla und Regiſter uͤber die Pferde or - dentlich und richtig halte, ohne der Herrſchaft Vorbewuſt nichts wichtiges unternehme, auf den Stutereyen nach allen und ieden fleißig nachfrage, die Staͤlle oͤf - ters viſitire und nach dem Futter ſehe; die Stuten und Fuͤllen auf der Weide wohl beſichtige; vor der Beſchel-Zeit die Belege-Regiſter aufſetze, die Beſcheler und Stu - ten nach deren Laͤnge, Taille und Race ordentlich zuſammen ſortire und der Herrſchaft vorzeige; zur Beſchel-Zeit gegenwaͤrtig ſey, und nicht zugebe, daß andre als Herr - ſchaftliche Pferde auf die Weide kommen; das Wappen, Zeichen und die Zahl der Pferde ſelbſt an - mache; einen guten Schmied bey der Stuterey haben, welcher nebſt dem Beſchlagen auch die Roß - Artzney wohl verſteht; zur Stu - terey taugliche Knechte und Jun - gen annehme, fuͤr deren Erhal - tung ſorge, und auf ihr ThunfleißigStufleißig acht gebe, damit ſie das Jhrige mit Ernſt und treulich ver - richten ꝛc.

Stuterey, v. Haras. Stutz,

Heißt bey den Roßhaͤndlern ſo viel, als Pferde gegen Pferde ver - tauſchen oder wechſeln.

Stylus,

Bedeutet in der Muſic eine ſol - che Compoſition, welche ſich zu dem Orte, der Zeit und dem Ob - ject, da ſolche aufgefuͤhret wird, ſchicket. Er iſt entweder Stylus choraicus, von dem wir oben un - ter Choraiſcher Styl; oder Dra - maticus, davon wir oben unter Dramatiſche Schreibart; oder Eccleſiaſticus, davon oben unter Kirchen-Styl; oder Hyporche - maticus, davon wir oben unter Hyporchematiſcher Styl; oder Madrigaleſcus, davon oben unter Kirchen-Styl; oder Meliſmati - cus, davon oben unter Meliſma - tiſche Schreibart; oder Motecti - cus, davon wir unter Motet und Kirchen-Styl gehandelt haben. Die richtige Eintheilung iſt, daß man ihn theilet (1) in den Kirchen - Styl, welcher wieder unter ſich begreifft a) den gebundenen, li - gatum, b) den Moteten - c) den Ma - drigal - d) Symphoniacum, Jnſtru - menten, und e) den canoniſchen Styl; (2) in den Theatraliſchen Styl, deſſen Gattungen a) der dramatiſche, b) der Jnſtrumen - ten - c) der hyporchematiſche, und d) der meliſmatiſche, und (3) in den Kammer-Styl, welcher un - ter ſich hat a) den Jnſtrumenten - b) den canoniſchen, c) den cho - raiſchen, und d) den Madrigal - und meliſmatiſchen Styl.

Suj

Subſcus,

Das Seiten-Bretgen an Vio - linen u. d. gl. woran die Saiten angeknuͤpft werden.

Sueur du cheval,

Der Schweiß des Pferdes wird ausgetrieben durch harte Strapa - zen, abſonderlich auf der Reut - Schule, da man dann ein Schweiß - Meſſer brauchet, ſolchen abzuſtrei - chen, damit er nicht wieder in den Leib ſchlaͤget, und zwar Winters - Zeit, welcher ihnen hoͤchſt-ſchaͤd - lich und allerhand Ungemach dar - aus kommen kan. Es ſind auch Kranckheiten, welche den Pferden den Angſt-Schweiß austreiben, daß das Waſſer ſtarck von ihnen lauft, welchen man muß mit Artzney-Mitteln zu Huͤlffe kom - men, nachdem es die Kranckheit erfodert.

Suffocation,

Erſtickung, kommt her von dem Mangel des Othems, wenn der - ſelbe kurtz und ſchwer, daß die Pferde ſolchen nicht laſſen koͤnnen, ſondern ſich in ihnen verſchlaͤgt, ſo iſt die Erſtickung das nechſte; kommt auch oͤfters denen allzufet - ten Pferden, wenn in ihnen Som - mers-Zeit (bey harter Fatigue) das Fett zerſchmeltzet, wovor kein Mittel.

Sujet, tenir un cheval ſujet,

Jſt eine Redens-Art bey den Volten oder Ringen, ein Pferd ſolchergeſtalt zu reuten, daß es die Gruppe wohl haͤlt, und damit in der Rundung bleibet, daß es nicht auf die Seite kommt, ſon - dern ſeine Tempi recht beobach - tet, ohne das Terrain zu verfaͤl - ſchen.

Sujet -
Sui

Sujettion des chevaux,

Die Unterwerffung der Pferde, ſind den raſchen und hitzigen ſehr unangenehm, daß ſie ihren Sinn brechen ſollen, ſonderlich ſind ih - nen die Paraden hoͤchſt zuwider, dargegen ſie ſich mit Kopf-Goͤllen, Naſenſtrecken, auf die Fauſt drin - gen, Beyſeitsweichen ꝛc. defen - diren. Solche Widerſetzunſt iſt ihnen an dem Pilier, vermittelſt der Zug-Halffter, abzugewoͤh - nen, und die Sujettion beyzu - bringen.

Suifloͤt, ſ. Siffloͤt.

Suivre pas pas,

Heißt, wenn ein Pferd mit dem hintern Theile dem vordern auf dem Fuß nachfolget; da ſind denn viele der Meinung, wenn ſie das vordere Theil nur dahin gebracht, daß es ſich im Munde wenden laͤſt, muͤſſe und werde das hintere Theil wohl nachfolgen, welches mehr ein Nachſchleppen, als Nach - folgen zu nennen iſt. Wie be - ſchwerlich, gefaͤhrlich, uͤbelſtaͤndig daſſelbe dem Reuter und dem Pfer - de faͤllt, iſt mit einem Schifflein zu vergleichen, welches nicht vorn am Schnabel, ſondern an dem hin - terſten Theile durch das Ruder geleitet und gewendet wird; wel - chem nach auch das Pferd ſeine Wendungen und deren verſichern - de Nachfolgungen mehr mit den Ancken als dem vordern Theile zu vollbringen angewieſen werden ſoll.

Sultze, Saltz-Ecke,

Ein mit Leimen und untermeng - tem Saltze, auch andern Materien zubereiteteter Platz, wobey ſich die Hirſche und das Wildpret ger - ne aufzuhalten pfleget. Jn Gehe -Surgen und Thier-Gaͤrten ſind ſie ſehr nuͤtzlich und vortraͤglich, an den Grentzen aber werden ſie nicht uͤberall gedultet.

Supercherie d un cheval achevé,

Heiſſet die Verfuͤhrung eines dreſſirten Pferdes, welches oft auf allerhand Weiſe ſuchet ſeinen leichten Reuter zu probiren, und nach ſeinem Gefallen ſelbſt zu pa - riren, wo und wann es ihme ge - legen iſt; da man es dann muß ausliſten, und allzeit das Con - trarium thun, und an einem an - dern Ort pariren, als es ſonſt ge - wohnt war. Z. E. wenn es will die Volta abſtehlen, daß es ehen - der herumkommt, muß man ſolche erweitern, und in welcher Ecke des Reuthauſes es gewohnt war rechts zu changiren, muß man es lincks abwechſeln, und auf al - lerhand Weiſe es ſuchen zu ver - fuͤhren.

Suppoſition,

Jſt in der Muſic, was andere celer progreſſus, ornamentum cantus, Diminutio, Tranſitus re - gularis, Commiſſura, Symblema nennen, wenn man gegen eine ſtillſtehende lange Note 2 geſchwin - dere in der andern Partie ſetzet, davon die erſte conſoniret, die zweyte und gradatim fortgehende aber ordentlich diſſoniret; kom - men mehrere Noten gegen eine ſolche groſſe zu ſtehen, ſo muͤſſen im egalen Tacte allezeit die gera - den diſſonirend, die ungeraden hingegen conſonirend ſeyn.

Surdaſtrum,

Eine Trommel, die mit hoͤltzer - nen Kloͤppeln unten und oben geſchlagen, und nebſt einer Schaͤ -fer -Surfer-Pfeiffe bey Curirung der von den Tarantulen geſtochener Per - ſonen gebraucht wird.

Surdents des chevaux,

Die allzugroſſe Stock - oder Ba - cken-Zaͤhne der Pferde ſind ſchaͤd - lich, maſſen ſolche die Zunge zer - ritzen, darneben im Eſſen die Lef - ze verwunden, daß ein Pferd nicht recht zunehmen kan, daß man - cher nicht weiß, woher ſolches kommt, iſt alſo noͤthig, daß Maul fleißig zu viſitiren, und ſolches putzen zu laſſen.

Surdité des chevaux,

Heiſt Taubheit, die Pferde ha - ben auch ihre Gebrechen an dem Gehoͤr, welche von der uͤberfluͤſ - ſigen kalten zaͤhen Feuchtigkeit des Gehirns herkommt, dadurch der Ausgang verſtopfft wird, oder der hole inwendige Theil des Ohrs durch aͤuſſerliche Accidentia, wel - che in das Ohr hinein kommen. Solchen Pferden giebt man ge - brochenes Futter, wie auch Kleyen und geſchnitten Stroh darunter gemiſcht, alsdenn troͤpfelt man den ausgepreſten Safft von Amei - ſen in die Ohren.

Sur le tout,

Nennet man in der Wappen - Kunſt diejenige Figur, ſo das gan - tze Wappen Schild bedecket, z. E. ein Creutz u. d. g.

Suros,

Oberbein, iſt ein Mangel, ſo oben auf dem Schenckel des Pferds hervor kommt, welches zu erken - nen, und zu fuͤhlen iſt, wenn es ſich auf der Roͤhre geſetzt, und un - ter dem Knie hervor giebt, und ein Pferd hinckend macht, mit dem Regenwaſſer, ſo aufSyleinem Leichenſtein ſteht, oͤfters ge - waſchen, vertreibt ſolche.

Surplis,

Ein Reit-Roͤckgen, deſſen be - dienet man ſich nicht allein zum Spatzierenreuten, ſondeꝛn auch auf der Reitbahn, welches maͤnnli - cher laͤſt, als die gar kurtzen Ca - miſoͤler, abſonderlich wenn etwan ein groſſer Herr zugegen iſt, da es ſich dann nicht wohl ſchicket. Auf etlichen Reitſchulen ſind auch die lederne und gelbtuͤchene Collets uͤblich, unter welchen junge Leu - te Schnuͤrleiber tragen, um den Leib deſto gerader zu gewoͤhnen.

Sylva,

Ein Roͤmiſches Spiel, welches folgender maſſen beſchaffen war. Man pflantzet einen Kunſtwald in dem Circo, und that in den - ſelbigen ſehr viel Thiere, welche das Volck jagte, aber ohne Waf - fen, denn ſie muſten ſie lebendig mit Haͤnden fangen. Um deß - willen brachten ſie ſelten wilde Thiere in dieſe Kunſt-Waͤlder, durch welche ſie haͤtten koͤnnen be - ſchaͤdiget werden. Der Kayſer Heliogabalus erfuͤllete den Circum, (an ſtat der Goldſtuͤcken, welche man ſonſt unter das Volck aus - zuſtreuen pflegte, und der kleinen Thiere, welche man ſonſt dem Volck zur Kurtzweil uͤbergab) mit Rehen, Ochſen und Camelen. Der Kayſer Gordianus richtete eine Sylvam an, worinnen 200 Rehe, 10 Elendthiere, 100 Ochſen, 300 Strauſſen, 30 wilde Eſel, 150 wilde Schweine, 200 wilde Zie - gen und 200 Gemſen waren. Nach Conſtantini Zeiten wird in der Hiſtorie nichts mehr von die - ſen Sylvis gemeldet, ſondern nurvonSymvon demjenigen Spiele, welches Pancarpus genennet wird.

Symblema,

Eine muſicaliſche Figur, wird Lateiniſch Commiſſura genennet, und von Ruͤckungen oder Syn - copationibus, ingleichen von ſol - chen durchgehenden Noten ge - braucht, die beyderſeits derglei - chen diſſonirend vorſtellen.

Symphonia, Sinfonia,

Heißt uͤberhaupt alles, was zuſammen klinget. Jnsbeſondere aber wird ſo genennet eine Melo - dien-Gattung, welche allein auf Jnſtrumenten hervorgebracht wird. Man braucht ſie in der Kirche, in der Cammer und in der Oper. Ob ſie gleich eine ziem - liche Beſetzung, worunter Haut - bois, Baſſons &c. mit gerechnet werden, erfodert, ſo darf ſie doch ſo verwehnt und lecker in ihren Modulirungen nicht ſeyn, als das Concerto. Denn ohngeacht die Symphonien den groͤſſeſten Jtalieniſchen Schau-Spielen zur Oeffnung dienen, ſo wie die In - traden den kleinern, ſo haben ſie doch nie kein ſo wolluͤſtiges Weſen an ſich. Jn Kirchen muͤſſen ſie noch viel beſcheidener eingerichtet werden, als auf dem Theatro und im Zimmer. Jhre vornehmſte Eigenſchafft beſtehet darinne, daß ſie in einem kurtzen Begriffe oder Vorſpiele eine kleine Abbildung desjenigen machen, was nachfol - gen ſoll. Und da kan man leicht ſchlieſſen, daß in einer Sympho - nie die Ausdruͤckung der Affecten ſich nach denjenigen richten muͤſſe, die im Wercke ſelbſt hervor ragen.

Syſ

Syncopatio, Syncope,

Jſt eine wider den Tact ange - brachte Ruͤckung oder Zertheilung einer Note.

Syncope d un cheval,

Pferds-Ohnmacht, dieſes iſt ei - ne gefaͤhrliche Kranckheit des Her - tzens, wenn ein Pferd damit uͤber - fallen wird, ſo muß man ihm gleich wieder zu ſeiner Empfind - lichkeit verhelffen. Als man kan ihm Poley mit Eßig vermiſcht in die Naſeloͤcher ſchieben, das gan - tze Geſicht mit friſchem Waſſer beſprengen, die Zaͤhne und Zun - ge mit Eßig, Pfeffer und Saltz wohl reiben, um die natuͤrliche Waͤrme wieder aufzumuntern.

Syndiquer,

Heiſt eigentlich tadeln. Das geſchiehet oͤffters von einigen nei - diſchen Gemuͤthern, wenn ſie ſe - hen, daß ein Cavalier ein ſchoͤ - nes wohlgewandtes Pferd hat, und ſolches auch ſchicklich tum - meln kan, ſo tadeln ſie alles, ſo - wol an dem Reuter, als an dem Pferde, wodurch ſie ihre Unwiſ - ſenheit und Ungeſchicklichkeit wol - len verbergen, daß man meinen ſolte, ſie waͤren die ausgemach - ten Reuter, und deſten Kenner der Pferde; allein wenn ſie ſelbſt was praͤſtiren ſollen, ſo fehlet es hinten und vorn. Dieſe Tadler beſtraffet ſchon der Hertzog von Newcaſtle in ſeinem Reit-Buche fol. 7 ſqq.

Syſtema,

Werden in der Muſic die 5 Li - nien genannt, darauf die Muſici die Noten, Pauſen, Cuſtos, und andere dergleichen Zeichen zu ſe - tzen pflegen.

Ritter-Lexic. Z z zSyzygia,
Syz

Syzygia,

Conjunctio conſonantiarum, ein Satz, iſt, wenn drey oder mehrTaczuſammenſtimmende Klaͤnge auf oder uͤber einander geſetzet wer - den.

T

Table,

Der Reſonanz-Boden oder die Decke auf Jnſtrumenten.

Tabulatur,

Jſt in der Muſic eine kuͤnſtliche und compendieuſe Verzeichniß der Melodien und Geſangweiſen durch Buchſtaben und Ziffern, wornach man auſſer dem General - Baß auf Jnſtrumenten ſpielet. Die Jtalieniſche iſt, wenn ſolches durch Noten geſchiehet. Jn der Deutſchen Tabulatur aber theilet man die Buchſtaben in 7 groſſe, als C D E F G A H; in 7 kleine und ungeſtrichene, als c d e f g a h, in 7 einmal geſtrichene, da uͤber dieſe Buchſtaben ein Strich ſte - het, und in 72mal geſtrichene, da ſie 2 Striche uͤber ſich haben, wor - zu noch das dreygeſtrichene c kom̃t. Jn Lauten-Theorben-Gvitarr - und Violdigamben-Stuͤcken wird iede Saite, welche bloß, das iſt, ohne Finger-Application der lin - cken Hand, gegriffen werden ſoll, mit einem t; der erſte Bund mit b, da der Zeige-Finger applicirt wird; der zweyte mit c und ſ. w. bemercket.

Tabunen,

Heiſſen in Moſcau die Pferde - Maͤrckte der Tartarn, welche jaͤhrlich zwey oder dreymal viel tauſend Pferde zu verkauffen bringen.

Tache au corps du cheval,

Mal oder Flecken an einem Pferde. Die weiſſen Flecken andem Leibe werden (auſſer dem Ort, wo der Sattel liegt) an den dun - ckeln Pferden hoch gehalten, weil dieſelbe an ſolchen Pferden nicht allein ſchoͤn ſtehe, ſondern auch die Hitze mildern, gleichwie an den weiſſen Pferden die duncklen Flecken das Phlegma maͤßigen; An den lichtfarbigten aber ſolche nicht zu loben ſind.

Tact,

Jn der Muſic wird genennet die Abmeſſung der Zeit und der Muſicaliſchen Noten, welche durch eine richtige Bewegung mit der Hand geſchiehet, nach welcher ſich die Saͤnger und Jnſtrumen - tiſten richten muͤſſen. Der Spon - daiſche wird in zwey Theile ge - theilet, und der erſte heiſſet The - ſis, der Niederſchlag, der andere Arſis, der Aufzug. Der Trochai - ſche wird in drey gleiche Theile ge - theilet, oder vielmehr in zwey un - gleiche, deren erſteres, nemlich der Niederſchlag zwey Drittheil und der Aufzug ein Drittheil ent - haͤlt. Der Tact wird nicht un - billig die Seele der Melodie ge - nennet. Sonſt ſagt man auch, nach dem Tact gehen, das iſt, gra - vitaͤtiſch nach dem Gewicht oder Ordnung. Bey dem Tantzen iſt die Muſic und der Tact eines von den allerprincipalſten Requiſitis, und koͤnnen beyde gar fuͤglich mit dem Menſchen verglichen wer - den. Denn das Tantzen und Be - wegen iſt der Leib, und die Muſic die Seele, als durch deren Con -centTafcent die Spiritus animales erweckt, das Hertz zur Freude ermuntert, und die uͤbrigen Gliedmaſſen zum Huͤpfen und Springen rege ge - macht werden. Der Tact und die Cadence iſt das Werckzeug, wornach alle Schritte metrice ab - gemeſſen und abgezehlet werden muͤſſen. v. Cadence.

Tafel, (runde)

War eine Art eines Turnier - Spiels, oder einzeln Gefechtes, welches dieſen Nahmen daher be - kommen, weil die Ritter, ſo bey dieſen Turnieren mit einander ge - fochten, nach verrichteter Sache mit dem Urheber des Turniers eine Abend-Mahlzeit hielten, wo - bey ſie um eine groſſe runde Tafel geſetzt wurden. Die Alten ſchrei - ben die Erfindung der Turnier - Spiele und der runden Tafel dem beruͤhmten Britanniſchen Koͤnige Arthuro zu. Etliche Engellaͤn - diſche Scribenten ſchreiben, daß dieſe Tafel an die Mauren des alten Schloſſes von Wincheſter angemacht, und noch bis auf den heutigen Tag zu ſehen ſey. So viel iſt gewiß, daß zwiſchen den Turnier-Spielen und dem Ge - fechte der runden Tafel, dieſer Unterſchied war, daß jene von einem gantzen Hauffen, dieſes aber von einzelen Perſonen mit einer Lanze geſchahe. V. Cambdeni Bri - tannia.

Taille,

Nennen die Frantzoſen die Te - nor-Stimme, weil die mehreſten erwachſenen Manns-Perſonen, welche ihre rechte Taille erlanget, dieſe Stimme von Natur haben.

Taille, des Hommes de moïenne Taille,

Werden Reuter von mittel -Talmaͤßiger Statur des Leibes ge - nennet, dieſe ſind gemeiniglich wohl proportionirt und unterſetzt, leicht und frey von Gliedern, wiſ - ſen ſich zu Pferde wohl zu ſchlieſ - ſen, und ihm die Huͤlffe ſubtil bey - zubringen; dahero oft ein mittel - maͤßiger Reuter eher zur Fermitaͤt gelangen kan, als ein langer. Daß aber hingegen ein langer ſtarcker Reuter beſſer paradiret, und gra - vitaͤtiſcher zu Pferde erſcheinet, iſt auch nicht zu widerſprechen, ſonderlich wann einer zu Pferde commandiret und einen Troup fuͤhret. Muß alſo ein ieder mit der Taille content ſeyn, mit wel - cher er von der Natur begabet iſt.

la Taille meilleure du cheval,

Die ſchoͤne Geſtalt und das beſte Gewaͤchs eines Pferdes iſt, wenn ſolches mittelmaͤßig erſcheint; denn obſchon ein groſſes Pferd Vermoͤgen hat, ſo iſt doch die Staͤrcke (weil es hoch und groß iſt) dergeſtalt im Leibe weit aus - getheilet, daß ſie hart zuſammen gebracht und uniret werden kan. Hat alſo, wie gedacht, ein Pferd von ſchoͤner mittelmaͤßiger Taille mehr Staͤrcke beyſammen, und kan oft das groͤſte Pferd in Ren - contres zu Boden ſtuͤrtzen, weil es hertzhaft, unterſetzt, adroit und geſchickt iſt, welches auch bey den gefaͤhrlichen Turnier - und Stier - Fechten in Spanien beobachtet wird.

Takoa,

Ein bey den Juͤden gebraͤuch - liches muſicaliſches Kriegs-Jn - ſtrument aus Ertzte.

Talon du Cavalier,

Heiſt der Ferſen des ReutersZ z z 2WieTalWie dieſes aber ein Theil iſt, an dem ſich die Sporen befinden, al - ſo wird es auch oft fuͤr die Sporn ſelbſt genommen, z. E. Donnez vôtre cheval les Talons, gebet eu - rem Pferde die Ferſen, das iſt, ſtoſſet es mit einem oder beyden Ferſen zugleich an Leib, bis es davor weichet.

Talon du cheval,

Die Ferſe des Pferds iſt das hin - tere Theil unten am Fuß, welches zwiſchen dem Qvartier u. der Spi - tze des Hufes gegenuͤber iſt. Z. E. Vôtre cheval a l ongle ſerré, euer Pferd iſt zwanghuͤfig, und zu eng von Ferſen, man muß ihm bey dem Strahl wohl auswircken, und die Hufeiſen weiter richten laſſen; damit ſolche ſich aus einander ge - ben, und das Pferd nicht davon hincke.

Talonnade, donner une Ta - lonnade,

Heiſt dem Pferde einen Sporn - ſtreich geben, das geſchiehet, wenn es ſich widerſetzet, und die Huͤl - fe des Schenckels nicht annehmen will, ſo muß nothwendig die Strafe durch eine Talonnade folgen.

Tambour,

Bedeutet ſowol die Trommel, als den Trommelſchlaͤger ſelbſt. Er muß allerley Trommelſchlaͤge, als Lermen, Wacht, Verſamm - lung, Marſch, Reveille, Zapfen - ſtreich, wie auch den Marſch frem - der Voͤlcker verſtehen. Er wird oft mit Briefen in eine feindliche Fe - ſtung an den Com̃andant geſchickt, da er dann auf 5 oder 600 Schrit - te vor der Feſtung halten, die Trommel ſchlagen, ein Schnupf - tuch in die Hand nehmen, uͤberTanden Kopf ſchwingen und an den Hut binden, hernach an der Stel - le warten muß, bis er von etli - chen commandirten Soldaten ab - geholet wird.

Tangel-Holtz,

Jſt dasjenige, ſo ſtat der Blaͤt - ter Nadeln hat die Sommer und Winter gruͤn ſind, und an den Zweigen des Baumes ſitzen blei - ben. Das harte begreifft den Lerchenbaum, den Taxus, den Ei - benbaum und den Wacholder - baum; unter dem weichen aber verſtehet man die Tanne, Fichte, Foͤhre oder Kiefer. Man nennet es auch ſchwartz Holtz und Hartz - Holtz.

Tangenten,

Werden die Docken in den Cla - vieren, und die Blechlein in dem hintern Theile an iedem Clavi in den Clavichordien genennet, die - weil dadurch die Saite geruͤhret wird, daß ſie (wiewol etwas ge - daͤmpfft) klingen muß. Dahero hat man auf dergleichen Art ein Jnſtrument erfunden, welches ſeiner Lieblichkeit wegen Coeleſti - na genennet wird, und mit dop - pelten Tangenten gleich neben ein - ander verſehen iſt, damit die Drat - ſaiten beſtaͤndig auf der erſten Tan - gente liegt, und mit der andern die Saite beruͤhret wird, daß es einen ſtaͤrckern Reſonanz von ſich giebt, und deſto angenehmer lautet.

Tanne, Abies,

Maſt-Baum, wird wegen der Farbe ſeinet Rinde in die rothe und weiſſe unterſchieden. Es iſt ein hoher, wilder, auch im Win - ter gruͤner und bey uns gar be - kannter Baum, deſſen StammuntenTanunten gemeiniglich ohne Knoten, oben aber knoͤtig iſt. Aus iedem Knoten wachſen vier oder auch mehr qver gegen einander ſtehen - de Aeſte, ſo allmaͤhlig in die Hoͤ - he ſteigen, daraus denn abermal zwey kleinere Zwerg-Aeſte ent - ſprieſſen. Die Blaͤtter oder Tan - geln ſind laͤnglicht, ſchmal, und vorne ſpitzig und ſcharff. Die Fruͤchte oder Tannen-Zapffen, ſo am Ende der Zweige wachſen, und in die Hoͤhe ſtehen, beſtehen aus vielen zuſammengefuͤgten hol - zichten Schuppen, darunter der Saamen verſtecket lieget. Der weiſſe Tannen-Baum, ſo auch abies femina genennet wird, hat eine weißlichte und bruͤchige Rin - de, kleinere Zapffen, einen weiß - lichten Saamen, und etwas groͤſ - ſere Tangeln. Das fließige Hartz aus den Tangeln wird fuͤr Vene - tianiſchen Terpentin, das trocke - ne aber, welches die Ameiſen ſamm - len, fuͤr Weyrauch gebrauchet, Der rothe oder ſchwartze Tannen - Baum, der auch an vielen Orten der Fichten-Baum, Lat. Picea, abies rubra ſive maſcula geheiſſen wird, hat eine roͤthlichte und zaͤ - he Rinde; die Tangeln ſind etwas kleiner, und ſtehen nicht Kamm - weiſe, auf beyden Seiten, ſon - dern faſt rings um die kleinen Aeſtgen herum, der Saame iſt braͤunlicht und voll ſtarck-riechen - den Oels. Die Abkoͤpfung des Gipfels oder ſeiner Spitzen, in - gleichen die Abſchelung der Rinde, verurſachen deſſen Tod und Ver - derben. Aus dem Hartz, welches in groſſer Menge aus der geritz - ten Rinde heraus flieſt, wird das gemeine Pech gemacht. Von den Tannen-Baͤumen werden auch hin und wieder in Gaͤr -Tanten, und ſonſten zur Zierde, gan - tze Gaͤnge und Alleen gepflan - tzet.

Tantzen,

Saltare, danſer, ballare, iſt, wenn es in gebuͤhrender Maaß geſchiehet, eine dem Leibe nuͤtzliche und das Gemuͤth ergoͤtzende Be - wegung, welches gar wohl kan zugelaſſen werden, und wenn ſon - derlich des Tantzenden Leibes-Po - ſitur, Addreſſe und Geſchicklich - keit darzu kommt, fuͤr angenehm gehalten wird. Es ſind aber ſol - che Taͤntze und ihre Arten unter - ſchiedlich, als nemlich ſerieuſes oder ernſthafte, luſtige, oder gail - lardes, kuͤnſtliche und theatraliſche, grotesques, bizarres, baͤuriſche, harmoniſche, leichtfertige, ſchaͤnd - liche und laſterhafte Taͤntze. Und zwar das luſtige Tantzen betref - fend, welches bey vergoͤnnter Er - goͤtzlichkeit jungen und Sorgfreyen Gemuͤthern gemein, iſt entweder der Kunſt, oder auch der Natur und Land-uͤblichen Gewohnheit gemaͤß. Das erſte beſtehet in Tantzen einiger Frantzoͤſiſchen Taͤntze, als Gavotten, Gaillarden, Bourreen, und Menuetten &c. Das andere in der Geſchicklich - keit, welche die Natur, einem ie - den geſunden, wohlgewachſenen Coͤrper, ſich hurtig zu drehen, zu ſpringen, und mit geſchliffenen oder uͤberhuͤpfften Schritten fort - zuruͤcken, gegeben hat, ſonderlich - wenn dazu die Hand und Huͤlf, leiſtung des Mit-Tantzenden und bey der Hand Fuͤhrenden das be - ſte thut, worzu hernach die Lands - und Standes-Art das ihrige mit beytraͤget, alſo, daß Franckreich anders nichts, als von ſeinen ob - bemeldten Frantzoͤſiſchen Taͤntzen,Z z z 3neuenTanneuen Rigaudons, Paſſepieds und dergleichen; Engelland von ſeinen luſtigen mit vier oder mehr Paa - ren zugleich vorſtellenden Taͤntzen wiſſen will. Deutſchland nebſt vielen andern Provintzen, hat noch die alte Tantz-Art, Paar-weis hinter einander zu tantzen, beybe - halten: Jn dieſem variiret nun, was die Stellungen, Poſituren, Verdrehungen und Figuren an - belanget, immer ein Land von dem andern, und ſind desfalls die ver - ſchiedenen Bauren-Taͤntze nicht ohne Kurtzweil anzuſehen, wie ſie denn auch mehrmal an Fuͤrſtli - chen Hoͤſen zu einem Zeit-Ver - treib, auf Maſqveraden und bey angeſtellten Wirthſchafften dienen muͤſſen. Kuͤnſtliches Tantzen kommet allein den Tantz-Meiſtern, oder denen, welche ſich die Kunſt des Tantzens en Maitre zu verſte - hen ruͤhmen koͤnnen, und beſtehen in Sarabanden, Giquen, Entreen &c. in welchen allen der Tantzen - de nicht allein die Geſchicklichkeit ſeiner Glieder, und gantzen Lei - bes-Stellung, in Capriolen, Fri - ſirungen, Pirouetten, kuͤnſtlichen Schritten und Wendungen muß ſehen laſſen, ſondern auch bey der Invention des Tantzens ſelbſt, die Cadence nach der Muſic accurat zu halten wiſſen, wie ſolches beſ - ſer unten, unter der Beſchreibung des Tantzmeiſters mit mehrern ſoll ausgefuͤhret werden. Thea - traliſche Taͤntze beſtehen in En - treen, Balletten, Sarabanden und andern kuͤnſtlichen Taͤntzen, wel - che die auf dem Theatro vorzuſtel - lende Materiam zur Abſicht haben, und ſolcher Geſtalt der tantzen - den Perſonen Kleider, Geſtus, Stellung und Schritte, darnachTaneingerichtet werden, als wenn z. E. des Vulcani Hoͤhle, wie in ſolcher des Achillis Schwerdt ge - ſchmiedet wird, ſolte vorgeſtellet werden, ſo wuͤrde ein Aufzug von Cyclopen in ihren Schurtz-Fellen, mit Haͤmmern auf den Achſeln, um etwan einen Amboß herum gebrauchet werden muͤſſen; Bey Praͤſentirung der Eliſaͤiſchen Fel - der, Abſterben eines Helden, Auf - fuͤhrung des Charontis Kahn, wuͤrde ein Tantz von Geiſtern, bey Tragoͤdien aber von lauter Furien vorzuſtellen ſeyn. Gro - tesque-Taͤntze ſtellen allerhand ſeltſame verkleidete Perſonen, mit ihren wunderlichen Trachten, Stellungen und Bewegungen vor, alſo, daß entweder ein trunckener Bauer-Zigeuner - oder Harleqvins - Tantz aufgefuͤhret wird. Bizarre - Taͤntze ſind der Landes-Gewohn - heit nach, entweder ſehens-wuͤr - dig, weil oft einige wohlgeſetzte friſche Bauren-Kerl und Bau - ren-Maͤgde ſich darunter finden, die eben ſo ungeſchickt nicht tan - tzen, hurtig auf den Fuͤſſen, und manierlich in Wendungen ſind, auch mancher Dorff-Galan ſeine Phyllis bey ſolchem Dorff-Hoch - zeit - oder Kirchmeß-Tantz ſo herum zu ſchwingen weiß, daß es eine Luſt anzuſehen iſt. Andere gemei - ne Schwelg - und Sauff-Gelacks - Taͤntze ſind hingegen wieder ſo ab - geſchmackt, daß man ſie ohne Verdruß und Aergerniß nicht lan - ge anſehen kan. Harmoniſche Taͤntze ſind mit den Theatraliſchen ſehr verwandt, als wenn etwan die Cyclopen mit ihren Haͤmmern ſchlagen, ſtreitende Soldaten und Fechter mit dem Geklapper ihrer Schilder und Schwerdter, dieTacteTanTacte und Cadence der Muſic nachzuahmen und vorzuſtellen ſuchen.

Tantz-Kunſt,

Jſt die erſte unter den Ritterli - chen Exercitiis, welche den uͤbri - gen die Thuͤre auf - und zuſchließt, und durch deren wohlgeordnete Ausuͤbung der menſchliche Leib zu allen Verrichtungen agil und ge - ſchickt gemacht, das Gemuͤth re - creiret und geſtaͤrcket, die Lebens - Geiſter ermuntert, und zu allen wichtigen Geſchaͤfften gleichſam auf das neue befeelet werden. Sie zeiget I) das niedrige Cam - mer-Tantzen, la belle Danſe oder la Danſe par terre, deſſen man ſich bey Aſſembleen, Balls ꝛc. be - dienet, und zwar 1) in proſa, wie man ſich manierlich kleiden, pro - portionirlich ſtellen, nette gehen und bey allen Begebenheiten eine galaute Reverence machen, oder eines beliebten Exterieur und ge - faͤlligmachenden Auffuͤhrung ſich befleißigen ſolle; 2) in theoria, wie man den Grund zur Tantz - Kunſt legen, das iſt, die verſchie - dene Pas regelrecht machen und verbinden ſolle, und zwar nach der Cadence und mit dem bon Air und Porte les bras vergeſell - ſchafftet; 3) in praxi, wie man auf dieſem Grunde die drey Funda - mental-Taͤntze, Courante, Me - nuet und Bourrée, als aus wel - chen die uͤbrigen alle flieſſen, wohl faſſen und zierlich tantzen ſolle. Sodenn lehret ſie II) das hohe oder theatraliſche Tantzen la haut Danſe, welches auf Ballets ſerieu - ſes und comiques ankoͤmmt, wo - von der vorhergehende Artickel zu ſehen.

Tan

Tantzmeiſter, Saltationis Ma - giſter, Maître de dance,

Muͤſſen nicht allein ſelbſt wohl tantzen, ſondern auch gut informiren koͤnnen, die Muſic, und ſonderlich den Tact wohl ver - ſtehen, und ſo ſie an Hoͤfen Tantz - Concert - und Ballets-Meiſter agiren wollen, wohl gereiſt, und auch etwas ſtudiret, oder doch viel geleſen und geſehen haben, damit ſie bey den Beylagern, Feſtinen, Kind-Tauffen, Gebuhrts-Taͤgen und dergleichen Solennitaͤten, die von ihnen begehrten Balletten, Entrêen, Theatraliſchen Taͤntze, Aufzuͤge und Maſqveraden mit anzuordnen wiſſen. Jn der Pri - vat Information muß ein Tantz - meiſter erſtlich hoͤflich, manierlich, freundlich, beſcheiden, unverdroſ - ſen, fleißig, aufwartſam, modeſt, reinlich in Kleidern, und com - plaiſant ſeyn, vor allen dahin ſe - hen, ſeines Scholaren Leib zu ei - ner guten Poſitur und Stellung, manierlichen Schritt, Gang und Reverence zu bringen. Die ein - zelen Schritte und Vorbereitun - gen zu den Taͤntzen, als da ſind die Pas, Coupéen, Fleuretten &c. und dergleichen ihnen vorgaͤnglich wohl beybringen, und ſo dann ferner zur Courant, Bourée, Me - nuet, Paſſepied, auch, ſo es der Lernenden humeur, Leibes-Con - ſtitution, Stand und Vermoͤgen zulaͤſt, zu einer Sarabande, Gi - que, Entrée &c. mit ihnen ſchreiten, zuweilen mit honetter Leute Kin - dern einen Ball anſtellen, damit ſolche dasjenige, was ſie privatim bey ihm gelernet, in Compagnie ausuͤben, und daruͤber behertzt und unerſchrocken vor anſehnli -Z z z 4cherTapcher Geſellſchafft zu tantzen wer - den moͤgen. Er ſelbſten, wenn er in einer groſſen und anſehnlichen Stadt ſich befindet, und mit vor - nehmer Leute Information beehret wird, kan ſich auf neue Melodien, Pas und Taͤntze, die iedoch nichts bizarres oder affectirtes an ſich ha - ben, ſchicken; Jm uͤbrigen ſoll er vielmehr dahin ſehen, daß er ſei - nen Scholaren die fundamental - ſten Taͤntze, als da ſind Courante, Bourrée, Menuet, wohl lehre, als daß er ſie mit vielen neuen Figuren in ſpem futuræ oblivio - nis aufhalte, und ihnen unnuͤtzer Weiſe das Geld aus dem Beutel bringe. Vor allen hat er ihr Ohr wohl zur Cadence zu gewoͤhnen, als welche die Seele vom Tantzen iſt, und ohne welches die Tantz - Kunſt verhaſt und unannehmlich ſeyn wuͤrde.

Tapis, raſer le Tapis,

Jſt eine Redens Art auf der Reitbahn, und heiſt eigentlich den Teppicht abſcheren, und wird von einem ſteiffen Pferde geſagt, das im Gehen keinen Fuß mehr bieget, ſondern ſolchen auf der Er - den herſtreifft, und den Boden razirt und gleich eben macht.

Tarantiſmus, Tarantula,

Die Tantz-Kranckheit, iſt eine ſtete Begierde zu tantzen, zu ſprin - gen, und in einem Kreis herum zu lauffen, gantz ohne Vernunfft, oder als wenn man beſeſſen waͤre. Dieſes aber ruͤhret von dem Biß einer Spinnen her, Tarantula genannt, deren mehr als acht Ar - ten, die an Farbe und Groͤſſe von einander alle unterſchieden ſind, gezehlet werden. Jnsgemein aber ſind ſie ſo groß als eine Eichel, uͤberTaſden gantzen Leib haaricht, vorne an dem Mund haben ſie krumme, und wie eine Zange gegen einan - der ſtehende Spitzen, mit wel - chen ſie ihren Stich verrichten, und den Gifft mittheilen. Sie ha - ben aber den Nahmen her von Tarento, einer Stadt in Apu - lien, weil ſie etwan da am ver - giffteſten ſeyn, oder am meiſten; wiewol ihrer auch in den Jnſeln Sicilien und Corſica gefunden, und ſonſt auch Stellones benennet werden. Jhr Biß iſt von gantz ſonderbarer Wirckung, gleichet dem Stich einer Biene oder Weſ - pe, und machet eine kleine rothe Blaſe, darum ſich ein ſchwartzer oder gelber Ring zeiget, darauf ver - ſchiedene Zufaͤlle folgen, als groſ - ſe Traurigkeit, Hertzens-Angſt, Raſerey. Die dagegen gebrauch - te Cur iſt, daß man ein wenig ge - ſtoſſenen Knoblauch mit Theriac auf den Biß leget, ſo gehet der Gifft nicht weiter, oder man toͤd - tet gleich nach dem Stich die Ta - rantulam, und leget ſie auf die Wunde. So man aber von die - ſen Mitteln eines verabſaͤumet, muß der Patient wohl etliche Jahr nach einander tantzen, und viel traurige Zufaͤlle ausſtehen, bis er endlich durch die Muſic curiret wird, und zwar durch einen ge - wiſſen Ton, der mit der Verwun - derung, und ihrer daraus herkom - menden Paßion eine ſympatheti - ſche Uibereinſtimmung und Gleich - foͤrmigkeit habe.

Taſtatura,

Die Griff-Tafel oder die Cla - viere aller damit verſehenen Jn - ſtrumenten. Es werden aber auch diejenigen Præludia und Phanta -ſien,Taſſien, welche die Meiſter auf Or - geln, Clavicymbeln u. d. g. aus dem Stegereiff machen, alſo ge - nennet, weil ſie gleichſam dadurch probiren, ob das Clavier oder Jnſtrument in gutem Stande, rein und richtig geſtimmet ſey.

Taſto ſolo,

Heißt im General-Baß, daß die damit bezeichnete Noten gantz allein, ohne etwas mit der rechten Hand dazu zu greiffen, geſpielet werden ſollen. Und dieſes muß ſo lange continuiret werden, bis man entweder wiederum Ziffern, oder die Worte Accordo oder Ac - compagnamento antrifft, wo man einfach zu ſpielen aufhoͤret, und wiederum mit der rechten Hand das gehoͤrige dazu greifft.

Tater le Pavé,

Sagt man von einem Pferde, welches furchtſam und zitternd uͤber das Pflaſter gehet; das ge - ſchiehet gemeiniglich, wenn es ermuͤdete Schenckel hat, oder ei - nen Schaden an dem Fuſſe be - kommen, daß es ihme wehe thut. Dergleichen Pferden muß man laſſen Filtz-Sohlen unter das Huf-Eiſen ſchlagen, ſo lange bis ſie curiret ſind.

Tauben, v. Pigeons.

Taureadores,

Alſo nennen die Spanier die - jenigen Waghaͤlſe, welche ſich un - terſtehen, einen wilden Stier im Gefechte aufzuhalten, indem ſie ihm einen Mantel uͤber die Au - gen werffen.

Teigne,

Jſt ein Schade oder Faͤulung, die den Pferden am Strahl zwi -Temſchen den Ferſen kommt, ſo ſchwuͤ - ret, und ſehr uͤbel riechet, auch ſehr ſchwer zu heilen iſt, indem ſich die boͤſen Feuchtigkeiten aus dem Leibe unten aus begeben, ſo aber zu ihrer Geſundheit dienet.

Temoignage d un Cavalier,

Bezeigung eines Reuters zu Pferde, beſtehet in einer guten Geſtalt, und geraden Poſitur; in der Sicherheit ſeines Leibes, in der allergroͤſten Bewegung des Pferdes; in der rechten Entledi - gung deſſelben und deren Glieder, welche in den Huͤlfen und Stra - fen beweget werden muͤſſen; in dem rechten Gegengewicht, durch welches die Geſtalt zu erlangen und beſtaͤndig zu erhalten, daß ihm des Pferdes Toben und Springen, nicht aus derſelben bewegen, keinen Schmertzen, Un - gemach, Gefahr oder Schaden verurſachen.

Temperament,

Jſt eine gewiſſe Beſchaffenheit des Corporis miſti, in Anſehung der ſo genannten 4 Haupt-Qvali - taͤten, der Waͤrme, Kaͤlte, Tro - ckene und Feuchtigkeit, und kommt es bey den Menſchen und Pfer - den ſonderlich auf die Beſchaffen - heit, Vermiſchung und Tempera - tur der Theile des Gebluͤtes an. Jn Anſehung deſſen iſt das Tem - perament entweder ſangui niſch, oder choleriſch, oder melancho - liſch, oder phlegmatiſch.

Temperament bilieux un cheval,

Gallmaͤßige Eigenſchaft an ei - nem Pferde, beſtehet in einem hi - tzigen, trockenen und choleriſchen Humeur, deſſen Subſtanz duͤnnZ z z 5undTemund ſubtil, die Farbe des Gebluͤts gelb-roͤthlicht, und eines bittern Geſchmacks iſt. Sind derowe - gen dieſe Pferde hitziger Natur, kleines und trockenen Hertzens, auch hitziger Leber. Von Haaren ſind ſie kurtz, ſubtil und glaͤntzend, an Farbe gemeiniglich Schweiß - Fuchs, Caſtanien-braun, gold - gelb, goldbraun, falb, ſchwartz, Schecken, haben in allen Mixtu - ren ſchwartze Extremitæten, krau - ſe ſchwartze Maͤhn und Schweiff, groſſe und aufgelauffene ſchein - bare Blut-Adern, ſtarcken, ge - ſchwinden Athems, zornig, hertz - haft, großmuͤthigen und hitzigen Geiſtes. Jedoch nicht von gar zu groſſer Staͤrcke, und wenn man ſie traͤncket, ſo ſtecken ſie den Kopf ins Waſſer bis an die Au - gen, tragen gerne den Kopf und Schweif in die Hoͤhe, und brau - ſen im Rennen mit dem Maul, und ſind ſehr Veneriſch ꝛc.

Temperamentum ſanguineum,

Die Blutreiche Eigenſchaft der Pferde, welche in einem hitzigen und feuchten Humeur beſtehet, und wird in ein natuͤrliches und unnatuͤrliches Blut getheilet: Sonſt haͤlt man diejenigen Pfer - de, welche ſangviniſcher Natur ſind, fuͤr die alleredelſten unter allen, denn ſie ſind froͤlich, mu - thig, hertzhafft, Veneriſch, geler - nig, und nicht boshaftig, haben ein warmes und fuͤſſes Gebluͤt, dadurch die Geiſter vom Hertzen in alle Glieder ausgetheilet wer - den. Sind von ſchoͤner Statur, eines ſchoͤnen Kopfs, groſſer brau - ner Augen, geraden und ſtarcken Leibes, groſſer und ſcheinbarer Blut-Adern, von Couleur Zo - bel-Fuchs, Apffelgrau, Roth -TemSchimmel, Blau-Schimmel, roth-braun, Schecken; ſind auch tuͤchtig zur Generation und Foh - len-Zucht, davon gute und geſun - de Pferde, vornemlich aber mehr Hengſt-als Stut-Fohlen fallen.

Temperatur,

Jſt ein Orgelmacher-Terminus, von welchem ſie bey Stimmung der Orgeln, und anderer von ih - nen verfertigten Jnſtrumenten zu reden wiſſen. Denn, weil in den muſicaliſchen Scalis ſich ein De - fect ereignet, nemlich eine Quin - ta, die um ein Comma zu klein iſt; dieſer Defect aber muſicali - ſchen Ohren eine unertraͤgliche Diſſonanz verurſachet, als ſuchen ſie ſolchen Defect dergeſtalt zu verdecken, damit dem Gehoͤr hier - durch kein Verdruß entſtehe; wel - che Verdeckung dieſes Defects eigentlich eine Temperatur genen - net wird. Sie iſt eine ſolche Ab - meſſung der Jntervalle auf dem Claviere, dadurch dem einen von ſeiner Richtigkeit was abgenom - men, dem andern aber was zu - gelegt wird, damit ſie alle zuſam - men in moͤglichſter Eintracht blei - ben. Man nimmt die Tempera - tur des Claviers aus Noth zur Hand, weil ſich auf dieſem Jn - ſtrumente weder mit dem Athem, noch mit den Fingern die gering - ſte Maͤßigung treffen laͤßt; wel - ches hingegen die menſchliche Stimme und andere klingende Werckzeuge nach ihrer Art gar wohl zulaſſen. Nebſt dem Cla - vier iſt die Harfe und das Hack - bret der Temperatur unterworfen.

Temples d un cheval,

Die Schlaͤffe haben ihre Stel - len auf beyden Seiten des Pferd -Kopfs,TemKopfs, uͤber den Ohren ſind die ſchuppigten Beine, ſtoſſen und vereinbaren ſich mit der Hirn - ſchale wie eine Schuppe; an dem Orte aber gegen der Stirn mit dem Beine des Unterſatzes, und mit dem Beine des obern Kinn - backens, durch Mittel der da - ſelbſt vorreichenden Ecken: Sind unterſchiedliche Theile, ſo alleſamt von wegen der Wirckung mit ih - ren beſondern Nahmen genennet werden, als 1) ſind die felſichte, ſo ihre Wohnung nechſt der Hoͤh - len des Genicks haben; 2) Die Hoͤhle des Gehoͤrs mit allen ſei - nen Jnſtrumenten, welche das Gehoͤr formiren; 3) das Joch - Bein zwiſchen den Ohren und Augen, den Schlaͤffen zu Dienſt erſchaffen, damit ſie die Sennen der Muſculn vor allem aͤuſſerli - chen Anſtoß bewahren; 4) liegt auf dem ſchuppichten Beine das Haͤutlein, und wiederum auf dem - ſelben die Maͤuſe, und dann zum allerletzten und aͤuſſerſten das ſub - tile duͤnne Fell.

Tempo,

Wird in allerhand Exercitiis die abgemeſſene Zeit, der Termi - nus, die Eben-Maaß oder Ziel genennet, wenn man zum Exem - pel im Fechten ausſtoſſen, in die Ca - vate ſtoſſen, retiriren, paßiren, nachſtoſſen ꝛc. ſoll. Und wie Tempo in der Fecht-Kunſt die gehoͤrige Zeit zu einer Action oder Bewe - gung iſt: So iſt Contratempo, wenn man gegen ſeines Feindes Stoß mit dem Vortheil ſtoͤſſet, daß er ſelbigen, und zwar alleine bekommt. Jm Voltigiren, wie man die Fuͤſſe ſetzen, den Leib ba - lanciren, und ſich zum Sprung fertig machen ſoll. Alſo ſagt manTemauch moraliter, er hat das rechte Tempo, die rechte Gelegenheit getroffen, man muß das Tempo wohl in acht nehmen, ſich in die Zeit ſchicken, und den Mantel nach dem Winde haͤngen, und tempo - riſiren.

Temporeggiato,

Heißt meiſtens eben das, was tempo, nemlich daß nach vorher gegangenem Recitativ der Tact wiederum ordentlich geſchlagen, und deſſen Theile einander gleich ausgedruͤckt werden ſollen. Oft zeigt es auch an, es ſollen die ac - compagnirenden Stimmen und der Tact-Geber gewiſſe Tacte verlaͤngern, damit eine gewiſſe Paßion wohl heraus gebracht werden moͤge.

Temps,

Zeit; Dieſes Wort wird auf der Reutſchule 1) fuͤr die Bewe - gung des Pferdes genommen, welches nett nach der Menſur und Tact ſich tummelt, daß es in Ga - lop alle Saͤtze gleich und keinen hoͤher oder niedriger, keinen lang - ſamer oder geſchwinder macht. 2) Bedeutet Temps auch die Zeit der Stillhaltung, die zwiſchen zwey Courbetten geſchichet. 3) Bedeutet das Wort Temps den Effect einiger Huͤlffen: z. E. die - ſer Cavalier diſponirt ſein Pferd zu dem Effect der Ferſen, indem er es durch ein Tempo des Schen - ckels gleich anſtrengt, und ſolche Zeit niemal uͤbereilt.

le Temps des Jambes du Ca - valier,

Die Zeit oder die Bewegungen der Schenckel des Reuters, ſind zur Abrichtung eben ſo noͤthig als dem Reuter eine der ſchwereſtenVer -TenVerrichtungen, dieſelben in rech - ter Vollſtaͤndigkeit, mit guter Grace und Entledigung, in rechter Maaß und Zeit anzubringen. Sie werden auf unterſchiedliche Art gebrauchet: Jn der erſten Action bewegen die Frantzoſen ihre Schen - ckel auswerts, in allen erhobenen Arien, und ſerriren mit den Schen - ckeln an des Pferdes Schulter ſolchergeſtalt, daß das Pferd ſich davon eleviren laͤſſet, wenn es nun wieder zur Erden abgehet, ſo fuͤhren ſie ihre beyde Schenckel an ihre or - dinairen Stellen der guten Po - ſitur. Die 2te Art gebrauchen die Jtaliener wegen der Sicherheit, indem der Reuter beyde untere Schenckel vor ſich ſchieſſet, und a tempo wieder zuruͤck ziehet, um das Pferd leichter zu erheben, und ſeine Poſitur beſſer zu halten, ſo ſie Tempo di Gamba nen - nen.

Tenaſme d un cheval,

Jſt bey einem Pferde der Zwang des Maſtdarms, welcher eine ſte - tige Begierde zum Pferchen hat, die aber vergebens iſt, da entwe - der nur ein wenig Schleim oder Eiter mit Blut und ſchmertzli - chem Beiſſen ausgedruckt wird. Dieſes kommt von geſaltzenem Phlegmate, Geſchwuͤr des Coli und anderer Daͤrmer her, auch wol von der Ruhr ſelbſt. Des Phlegmatis Zeichen ſind der Schleim, der andern aber das ei - terichte Gebluͤt, und wann ſich der Maſtdarm auswirfft, ſo ſoll man ihn mit einem Schwamm wieder einbringen, nachhero Wul - kraut in Waſſer geſotten, denſelben ſtarck aufoinden.

Tendon,

Jſt eine Art einer Kroſpel, wel -Tenche einen Theil des Fuſſes um - giebt, und welche zwiſchen dem Horn und kleinen Beinlein ſitzet, nahe an der Crone, wenn das Pferd eine Horn-Geſchwulſt hat, ſo verderbt die beiſſende Materie, die ſich darzwiſchen ſetzet, die Flechſen, und macht ſie ſchwartz; um nun dieſes zu heilen, muß man die Flechſe abſchneiden und ausrotten.

Tendre les pieds,

Spannung der Schenckel. Die - jenigen, die ihre Pferde mit zwey oder vier Fuͤſſen ſpannen, daß ſie deſto ruhiger im Stalle ſtehen ſollen, verurſachen damit viel Ver - letzung der Schenckel, und daß die Pferde gewohnen alſo zu ge - hen, als ob ſie geſpannet waͤren. Jn Engelland werden die Pferde auf der Weide geſpannet, nem - lich der rechte vordere und rechte hintere, und der lincke hintere, und voͤrdere lincke Schenckel zu - ſammen, daß ſie dadurch gewoh - nen einen Amble oder Antritt zu gehen, welches ein commoder Gang fuͤr daſiges Frauenzimmer iſt; dergleichen Pferde koͤnnen aber ſolchen Gang nicht lange fort - ſetzen, als ein guter Schritt-Gaͤn - ger und leichter Trottende.

Tenebræ,

Jn der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirche ein Geſang in den Fruͤh - meſſen, welcher Lateiniſch mit dem Wort Tenebræ anfaͤngt, und in der Char-Woche beym Gottes - dienſte geſungen wird.

Tenir ferme,

Sagt man, wenn ein Reuter ſich mit den Knien feſt an den Sattel anſchlieſſet, daß ihm auchderTender haͤrteſte und ruͤdeſte Springer ſolche nicht los noch wanckend zu machen vermag: daher die Fran - tzoſen ſagen: il ſe tient ſi ferme cheval, qu’il ſemble être conſu dans la ſelle, d. i. er ſitzet ſo feſte zu Pferde, als waͤre er am Sat - tel angenehet oder angeleimt.

Tenor,

Die tieffſte Mittel-Stimme. Tenoriſt, der ſolche ſinget, muß das eingeſtrichene e im Cammer-Tone voͤllig haben koͤnnen.

Tenuta, Tenuë,

Heißt, wenn auf einem Tone lang auszuhalten iſt. Die Jtalie - ner ſchlagen ihre gemeinen Triller ſehr geſchwind, ſtarck und kurtz faſt wie Trilletten; bey den Tenuten aber muͤſſen ſie ein wenig bedaͤcht - licher und nicht ſo ſchnell zu Wer - cke gehen, um den Athen zu ſparen, der im hurtigen Trilliren auch de - ſto hurtiger entgehet. Bisweilen werden auf ſolchen Tenuten auch wol langſame Triller mit ge - ſchwinden untermengt und abge - wechſelt; worzu aber eine mehr als gemeine Geſchicklichkeit und biegſame oder geſchmeidige Be - ſchaffenheit der Werckzeuge im Halſe gehoͤret. Die Tenuta wird gar fuͤglich mit einer Ribattuta an - gefangen, welche, nachdem ſie allmaͤhlich etwas geſchwinder ſchlaͤget, ſich endlich in ein foͤrm - liches langes Trillo endiget.

Terraignol, cheval terraignol,

Ein Pferd, ſo alle ſeine Schu - len vorn zu niedrig macht, und das dergeſtalt an die Erde ge - hefftet iſt, daß man es vorn nicht erleichtern, noch auf die Groppa ſetzen kan; immaſſen esTerſchwer von Kopf und Hals, auch plumb von Schultern iſt, und in Summa, welches allzu angehal - tene niedrige Bewegung hat.

Terrain,

Jſt der Erdboden oder ebene Plan einer Reitbahn, wo das Pferd ſeine Hufſchlaͤge oder Fuß - tapffen bezeichnet.

Terre Terre,

Jſt auf Reutſchulen eine Art von Saͤtzen oder niedrigen Spruͤn - gen, welche das Pferd, wenn es zur Seiten in Redop gehet, zwey - erley Hufſchlaͤge machet, alſo wenn ſich die 2 vordern Schenckel erheben und wieder niederſetzen, ſo folgen die beyden hintern in gleicher Geſtalt in einer rechten Cadenz, und ſind alſo nichts an - ders als niedrige Falcaden, dar - innen die hintern Schenckel gantz nahe an der Erden nachfolgen; daher auch dieſe Schule Terre terre den Nahmen hat, weil ſich das Pferd darinne weniger in die Hoͤhe hebt, als etwa in Bat - tuden, Saͤtzen oder hohen Qver - Courbetten. V. Voltes.

Terrible, cheval terrible,

Nennet man ein tobendes, un - ruhiges, ſchreyendes Pferd, wel - ches oft einen furchtſamen Reu - ter erſchreckt und das Hertz be - nimmt, und ſich ſelbſt durch Springen, Wuͤten und Toben ſehr abmattet, wenn es andern Pferden nacheilet, welches ge - meiniglich Beſcheller ſeyn.

Tertia,

Jſt auf dem Fechtboden die dritte Motion, nachdem man den Degen gezogen. Sie iſt rechter Hand niedrig, und wird auswen - dig geſtoſſen, wenn der Contre -partTerpart geſtreckt, doch aber nicht gantz gerade liegt.

Tertian,

Ein Orgel-Regiſter, deſſen groͤſ - ſeſte Pfeiffen von zwey Fuß eine Tertiam majorem, und die kleine - ſte eine Qvint angiebt.

Terz, Tertia,

Jn der Muſic iſt ein Jntervall verſchiedener Gattungen: 1) die groſſe, Ditonus, befindet ſich im uͤbertheiligen Verhalt wie 1⅕ ge - gen 1, oder wie 4 gegen 5. Sol - che Beſchaffenheit der Klaͤnge, man ſchlage ſie mit oder nach ein - ander an, auf einer Saite vorzu - ſtellen, theile man dieſelbe in 9 Abſchnitte, laſſe 4 davon zur rech - ten Hand des Steges, und fuͤnf zur lincken, beruͤhren, oder umge - kehrt, ſo laͤßt ſich die groſſe Terz z. E. a-cis deutlich vernehmen. 2) Die kleine Terz, Semiditionus, iſt gleichfalls im uͤbertheiligen Ver - halt, wie 1⅙ gegen 1, oder wie 5 gegen 6. Wer den Beweis auf zwey Saiten verſuchen will, der halte die bloſſe Saite fuͤr 6 Thei - le, und ziehe von der andern gleich-langen und geſtimmten Sai - te, durch Unterſtellung des Ste - ges, ein Sechſtel ab, daß daſelbſt nur 5 zum Anſchlage uͤbrig blei - ben, ſo giebt die gantze freye Sai - te das untere Ende, die verkuͤrtz - te aber das obere Ende einer klei - nen Terz zu vernehmen, und das heiſſen die beyden Enden eines klingenden Jntervalles oder Zwi - ſchen-Raumes, z. E. a-c. 3) Die verkleinerte oder mangelhaffte Terz, z. E. gis-b. 4) Die uͤber - maͤßige Terz, z. E. f-a dur.

Teſtament,

Diſpoſitions Teſtamentaires deTeſquelqu’un touchant ſes chevaux après ſon Trepas, die Erbge - maͤchtniß oder iemandes letzter Wille uͤber ſeine hinterlaſſene Pfer - de nach ſeinem Tode, das iſt eine Abtheilung nachgelaſſener Erben. z. E. zwey Bruͤder als der aͤltere und juͤngere, haben von ihrem Va - ter zwey Pferde unter ſich zu thei - len, nachdem aber des juͤngern Pferd fuͤr mangelhaft nachgehends befunden worden, hat ſich die Frage ereignet: Ob von dieſer Theilung der juͤngere Bruder ab - ſtehen und das Pferd wieder zu - ruͤck geben koͤnte? Antwort: Ja. Rat. decidendi, weil dafuͤr ſo viel Geld an ſtat des Werthes den Mit-Erben muß erſetzet, oder des aͤltern Bruders Pferd zu Gelde gemacht, und ſolches zwiſchen ih - nen vertheilet werden.

Teſte, Tête,

Das obere Theil an Lauten, Violinen, Violdigamben u. d. g. Jnſtrumenten, worinne die Wir - bel ſtecken.

Teſte, la Tête du cheval,

Der Kopf des Pferds iſt gleich - ſam der animaliſchen Facultaͤts - Sitz, der Gelernigkeit und Phan - ta ſie Urſprung, wie auch der Be - wegung und Ruhe Urſach, alſo iſt er ohne Wider-Rede das ſchoͤn - ſte und edelſte Glied eines Pferds; derſelbe beſtehet aus unterſchiedli - chen Theilen, aus welchen, ſo ſie in rechter Proportion mit einan - der uͤbereinſtimmen, die ſchoͤne Geſtalt und Vortrefflichkeit deſ - ſelben entſpringet, abſonderlich wenn derſelbe auf der Stirn ſein hoch erhaben, dabey klein, kurtz, ſchmal, duͤnn und mager, welcher einem kleinen Pferd ſowol als ei - nem groſſen wohl anſtaͤndig iſt.

Teſte,
Teſ

Teſte, la Tête blanc,

Weißkoͤpffigt, nennet man eine groſſe weiſſe Milch-Blaͤſſe; die Pferde, welche weißkoͤpffigt, ſollen nach Abſyrti Meinung, darum laͤnger leben, weil Hirn und Hertz, als die vornehmſten Theile, ie wohlbeſtelltere Werckzeuge ſie zu ihrer Erhaltung noͤthig haͤtten, deſto mehr wuͤrde des Thiers Le - ben verlaͤngert, und wenn das Haupt, ſo des Hirns Herberge iſt, ſeine Feuchtigkeit nicht gnug koͤnte ausduͤnſten, ſich dadurch zu reini - gen, alſo muſte es nothwendig eher faulen, und dadurch das Le - ben abkuͤrtzen; welches aber mei - nes Beduͤnckens nur eine Philo - ſophiſche Raiſon iſt.

Teſticules d un Entier,

Die Geilen oder Geſchroͤt an einem gantzen Pferde ſollen wohl proportionirt, und nicht zu groß, noch zu weit abhangend, entwe - der gantz ſchwartz, oder zum we - nigſten mit ſchwartzen Flecken ge - zeichnet ſeyn, dann man die weiſ - ſen Glieder (wofern ſie nicht an einem gantz weiſſen Pferde ſind) oder das von derſelben Mixtur iſt, fuͤr unfruchtbar, und zum Gene - riren untuͤchtig haͤlt. An Reut - oder Hand-Pferden wird es ſo hoch nicht aͤſtimirt, als an denen Be - ſchellern.

Teſtiere,

Jſt der Zaum oder Haupt-Ge - ſtell eines Pferdzeuges, an wel - chem man heut zu Tage keine Kehlriemen mehr fuͤhret, damit der Hals laͤnger ſcheinet.

Teſtudo,

Ein muſicaliſch Jnſtrument, Cheiys genannt, hatte 7 SaitenTeuund ſoll es Mercurius erfunden haben, als er eine groſſe Muſchel aufgehoben, und mit den Fingern an die ausgedehnete Sehnen ge - ruͤhret, da ſie einen Laut von ſich gegeben. v. Lyra.

Tetrachordum,

Hieß bey den Griechen ein aus vier Saiten beſtehender Theil ih - res gantzen Syſtematis muſici. Jhr Tetrachordum Diezeugmenon beſtand nach unſrer heutigen Ein - richtung aus den Clavibus , , , ; das Tetrachordum hypaton hatte H, c, d, e; im Tetrachordo hyperbolæon waren die Claves , , , , und im Tetrachordo meſon e, f, g, a.

Tetracomus,

Ein dem Herculi zu Ehren an - geſtellter Tanz und Tanz-Lied.

Tetraodium,

Ein gewiſſer Hymnus, den man Sonnabends vor Oſtern in der Griechiſchen Kirche ſang, hat den Nahmen daher, weil er aus 4 Odis beſtanden.

Teutſchmeiſter,

Jſt der Adminiſtrator des Hoch - meiſterthums in Preuſſen, und Meiſter des deutſchen Ordens in Deutſchen und Welſchen Landen. Er iſt das Oberhaupt der Deut - ſchen Ritter, oder ſo genannten Creutz-Herren, welche 16 Ahnen haben muͤſſen, und allein vom Deutſchmeiſter ernennet werden. Dieſer geiſtliche Ritter-Orden hat ſich in XI Zungen oder Balleyen abgetheilet, ſo ihre Land-Com - menthuꝛs haben, welche einen Hoch - meiſter oder Coadjutorem erweh - len koͤnnen. Er iſt ein Reichs -StandThaStand und ein Mitglied des Fraͤnckiſchen Kreiſes, hat auch bey Kreis-Taͤgen ſeine Stelle zwiſchen Brandenburg-Onoltz - bach und Henneberg. Der Hochmeiſter fuͤhret hinter ſeinem Geſchlechts-Wappen das ſchwar - tze und mit guͤldenen Lilien be - ſtreuete Ordens-Creutz, welches an allen 4 Enden etwas hervor ra - get. Das eigentliche Wappen aber des Hochmeiſters iſt ein ſchwartzes Creutz im ſilbern Felde, worauf wieder ein klein guͤldenes und mit Lilien an Ecken geziertes Creutzlein, in deſſen Mittel - Punct ein guͤlden Schildlein mit dem ſchwartzen Reichs-Adler er - ſcheinet. Das uͤbrige Geſchlechts - Wappen des itzigen Teutſchmei - ſters, welcher ein gebohrner Her - tzog von Bayern iſt, koͤmmt gantz mit dem Bayriſchen uͤberein. Siehe Bayern und Coͤln.

Thauſchlaͤchtig,

Nennen die Jaͤger, wenn ein wildes Thier im Thau gegangen, und die Tropfen am Korne oder Graſe abgeſchlagen.

Theatrum,

War ein Gebaͤude bey den Roͤ - mern, worinne Comoͤdien, Tra - goͤdien und Mimi geſpielet wor - den. Sie hatten die Geſtalt ei - nes halben Circkels, und beſtan - den aus ihrer Scena, Proſcenio, Poſtſeenio, Pulpito, Orcheſtra und den Sedilibus. Scena war der Ort, worauf die Spieler ſich zuerſt ſe - hen lieſſen; Proſcenium, ein et - was niedrigerer Ort, dienete den Spielern darzu, daß ſie darauf agiren und reden konten; Poſt - ſcenium war hinter der Scena, wo ſich die Actores ankleideten, undThedas verrichteten, was die Zu - ſchauer nicht ſehen ſolten; Pulpi - tum ein erhabener Ort auf dem Proſcenio, worauf die Redenden ſtanden; Orcheſtra war der letzte und niedrigſte Ort, worauf in ſon - derheit getantzet ward, und neben welchem die Rathsherren ſaſſen.

Theatraliſche Schreibart,

Begreifft folgende Gattungen unter ſich: 1) die eigentliche Dra - matiſche, deſſen Abzeichen iſt, daß ſie ſo ſingen lehret, als ob man re - dete, davon oben an ſeinem Orte. 2) Den Jnſtrumenten-Styl, Stylum ſymphoniacum, welcher hier gantz anderer Natur als in Kirchen-Muſicken iſt. Ob man gleich manchmal in theatraliſchen Sachen ernſthafte Vorſpiele an - trifft, ſo haben ſie doch den Reich - thum und die innerliche Wichtig - keit nicht, als in Kirchen. Bey theatraliſchen Saͤtzen iſt auch der - gleichen Gruͤndlichkeit nicht noͤ - thig; ja es laͤufft einiger maſſen wider die Eigenſchaft und Abſicht der Schauſpiele, deren Kennzei - chen doch allemal etwas ſpielen - des bleibet, das eben keinen groſ - ſen ernſtlichen Eindruck, ſondern nur eine nuͤtzliche, und dabey mehr ergoͤtzliche, als einnehmende Vor - ſtellung zu wege bringen ſoll. 3) Stylum hyporchematicum, ſ. Hy - porchematiſche Schreibart. 4) Stylum phantaſticum. Die phan - taſtiſche Schreibart hat haupt - ſaͤchlich ihren Sitz auf der Schau - buͤhne nicht nur fuͤr Jnſtrumente, ſondern auch fuͤr Sing-Stimmen. Er beſtehet mehr im Singen und im Spielen, das ex tempore ge - ſchiehet, als im Setzen, ohngeacht die Fantaſie, Capriccie, Ricerca - te &c. hieher gehoͤren. Die Jta -lienerTheliener bringen ihre Einfaͤlle oͤfters an Mann, indem ſie ſich dieſes Styls zum beſondern Vergnuͤgen der Kenner bedienen, die Fanta - ſie moͤge nun zu Papier gebracht, oder von dem Componiſten nur der beqveme Ort und die rechte Stelle bemercket worden ſeyn, wo dergleichen freye Gedancken nach eigenem Belieben angebracht wer - den koͤnnen. Gemeiniglich geſchie - het ſolches bey einem Schluſſe; aber es gehoͤren tuͤchtige Koͤpfe dazu, die voller Erfindungen ſte - cken, und an allerhand Figuren bisweilen mehr als gar zu reich ſind. 5) Stylum meliſmaticum. ſ. Meliſmatiſche Schreibart.

Theorbe, Tiorba, Tuorbe,

Jſt wie eine groſſe Baß-Laute, doch daß ſie mehr, nemlich 14 oder 16 Chor Saiten, und uͤber den rechten Hals, darauf ſonſten die Baͤnde liegen, welches an den Lauten der Griff genennet wird, noch einen andern laͤngern Hals hat. Jſt allein dahin gerichtet, dieweil wegen der Groͤſſe und we - gen des weiten Greiffens keine Coloraturen oder Diminutiones darauf gemachet werden koͤnnen, ſondern nur ſchlechthin begriffen werden muß, daß ein Diſcant oder Tenor, viva voce, gleichwie zu der Viol di Baſtarda darein geſun - gen werde. Kan auch ſonſten ne - ben dem Baß von andern Jnſtru - menten gebrauchet werden. Es ſind der Theorben zweyerley, die eine mit Geigen-Saiten, die an - dere mit ſtaͤhlernen und meßin - genen Saiten.

Thier,

Jſt bey den Jaͤgern das Weib - lein des Hirſchen, oder die Hirſch -ThiKuh, welches ſonſt auch ein Stuͤck Wild und Hindin genennet wird. Es iſt ohne Geweih, ſchwach und unſtreitbar, hat ein ſcharf Geſicht und ſchnellen Lauff.

Thier-Garten,

Vivaria ferarum, Parc des Bê - tes ſauvages, pflegen von groſſen Herren deswegen angelegt und be - liebet zu werden, daß man da - rinnen ſo wol lebendig gefangenes, als von anders woher geſandtes Wild, an Hirſchen und Rehen ꝛc. aufbehalten, die Dam-Hirſche vor den raͤuberiſchen Woͤlffen ſi - cher bewahren, die Thiere ſelbſt in dieſem Gehege deſto leichter und geſchwinder zur Nothdurfft erhaſchen, auch wol insgemein zur Beluſtigung angenehme Spa - tzier-Fahrten darinn anſtellen koͤn - ne. Zu welchem Ende man zu ſolchen Thier-Gaͤrten keinen an - dern Ort ausſiehet, als wo ſchat - tigtes Gehoͤltze von haͤuffigen Eich - und Buch-Baͤumen, an - muthiger guter Wieſe-Wachs, rei - nes Fließ-Waſſer oder wenigſtens friſche Teiche anzutreffen ſind. Zu deſto ſicherer Beybehaltung des Wildes pfleget man um dieſen ihme zur Alimentation gewidme - ten Diſtrict und eingegebenen Raum an einigen Orten eine Mauer, anderwerts eine Plancke, wiederum anderwerts eine ſtarcke Seule (darinn kleine Balcken ein - gezapffet und mit aufſtehenden Reiſern ausgezaͤunet ſind) und endlich noch anderswo groſſe tief - fe wohlbezaͤunte Graͤben aufzu - fuͤhren. An jetzt beſagten rings herum gefuͤhrten Befeſtigungen dieſes Thier-Gartens, giebt es auch hier und dar verſchiedene Thore, und in denenſelben, auſſerRitter-Lexic. A a a aderThider groſſen Pforten, noch kleine Thuͤren, dadurch man aus - und einreuten kan, ohne daß man noͤ - thig hat, die rechten Haupt-Tho - re zu oͤffnen. Nicht weniger zie - ret auch ein auf einem luſtigen Huͤgel errichtetes Luſt - Haus den Thier-Garten hauptſaͤchlich. Doch muß vor allen dieſes als etwas uͤberaus nothwendiges remarqvi - ret werden, daß man einen wohl - geſtalten Thier-Garten mit einer oder (nach Proportion des darinne logirten Wildes, welches ſich, wenn ihrer viel beyſammen, nicht allzu wohl vertragen kan) mehr Heu-Scheunen und Staͤllen ver - ſehe, in ſolche eine zulaͤngliche Qvantitaͤt Heu, und nach Befin - dung etwas Haber verlege, auch Krippen und Rauffen drein baue, damit bey harter Winters-Zeit, ſonderlich, die von der kurtz vor - hergegangenen Brunſt annoch ent - kraͤffteten Hirſche ſich wieder re - fraichiren, und nicht ins Gras beiſ - ſen muͤſſen. Damit man auch ſeinen Thier-Garten vermehren, und die Anzahl des inhafftirten Wildes ie laͤnger ie anſehnlicher machen moͤge, ſo verſtattet man auch fremden Thieren mit ſonder - barem Fleiß hie und da gewiſſe Einſpruͤnge, welche alſo beſchaf - fen, daß die Thiere ſich zwar hin - ein machen, keinesweges aber wie - der heraus ſetzen koͤnnen. Die Sache wird alſo practiciret: Man laͤſſet den Zaun um den Thier - Garten an einem Orte etwas nie - driger, ſchuͤttet auſſerhalb deſ - ſelben einen Berg auf, darauf das neugierige Thier treten, und von dannen recta in den Garten hinein ſchauen kan. Jnwendig aber muß gleichfalls ein Huͤgel, wiewol etwas niedriger Hoͤhe alsThyder auswendige aufgeworffen, um denſelben her aber hoͤltzerne und mit Stangen-Reiſern und Raſen belegte hoͤltzerne Boͤcke ge - ſetzt ſeyn, auf ſolche Weiſe wird das fremde Weide ſuchende Wild dieſes fuͤr einen feſten Grund an - ſehen, und getroſt einen Sprung hinein wagen. Wolte hergegen das im Thier-Garten eingeſchloſ - ſene Wild auf gleiche Art verſu - chen heraus zu ſpringen, wird es doch, wenn es mit den Laͤufften durch hin faͤhret, davor erſchrecken und zuruͤcke lauffen.

Thrax,

Eine Art von Gladiatoribus, welche ihren Nahmen von den Thraciern haben, weil ſie deren Waffen brauchten, nemlich Par - mam, ein klein rund Schild und einen kleinen Sebel. Sie mu - ſten mit den Myrmillonibus zu - ſammen gehen.

Thum Pfaffe, Pyrrhula, Pivoine,

Jſt eine Art Wald-Voͤgel, wel - cher ſeinen Nahmen daher bekom - men, weil ihm der halbe Kopf ſchwartz, gleichwie mit einer Muͤ - tze bedecket iſt. Sein Ruͤcken iſt graulich, der Kopf, die Spitze der Fluͤgel und der Schwantz haben etwas ſchwartzes, aber die Kaͤhle, die Bruſt und der Bauch ſind hoch rother Farbe, welche drey letzt benannten Theile bey den Weiblein grau und faſt Caſtanien - braun ſind. Dieſer Vogel wird im Winter und Sommer gefan - gen, und lernet leicht allerhand nachpfeiffen.

Thurn und Taxis, v. Tour. Thymelici,

Waren bey den Roͤmern dieMuſi -TibMuſicanten, welche ſich auf dem Theatro brauchen lieſſen, die auch meiſtentheils mit agirten und zu - gleich mit ſpielten. Jhr Ort war die Thymele, ein 5 Fuß erhabe - ner Pult, oder eine Catheder im Orcheſter.

Tibia, ſ. Pfeiffen.

Tibiluſtrium,

Das Feſt der Pfeiffen-Wei - hung, welches zu rom ehemals den 13 Junii gehalten worden.

Tic, Tiqueur,

Nennet man ein Pferd, wel - ches koppet oder groͤltzet, das iſt ein uͤbles Laſter, ſo auch erblich, und dabey nicht leicht zu curiren iſt: dieweil aus langer Gewohn - heit ſich ein Fehler im Halſe er - eignet, dadurch das Pferd faſt genoͤthiget wird, dieſes Laſter ie laͤnger ie mehr zu begehen, und andere junge Pferde auch darzu zu verleiten. Obgedachter Feh - ler iſt eine Ausdehnung des Schlundes, davon eine Hoͤhle vol - ler Falten, als wie ein Saͤckel ſich formiret, darein ſich hernach der ſtachlichte Heckerling und Ha - ber verſchlaͤgt, daher, weil es hart ſticht, Beſchwerniß verurſachet, ſo faſſet das Pferd die Krippe ins Maul, und koppet, ſo lang bis es die ſtachlichte Speiſe wieder her - aus goͤcket.

Tic en l air,

Ein Luft-Kopper, dieſer iſt von obgedachtem Bahren-Kopper un - terſchieden, weil er aus Mangel der Lunge nach der Luft ſchnappet, dergleichen Pferde haben keinen Athem zum Lauffen, und wenn ſie darzu genoͤthiget werden, ſo ſehen ſie in die Hoͤhe, und ſchnap -Timpen nach der Luft. Der Urſprung dieſes Mangels und die Cur iſt im 2 Theil der Pferd-Anatomie pag. 1117 zu finden.

Tigre, cheval Tigre,

Nennet man ein von allerhand Farben geſprenckeltes Pferd, ſo geſtricht oder getuͤpffelt iſt: Vor Zeiten waren die Tieger - und ſcheckigten Farben mehr in Æſtim als heut zu Tage, wie dann Anno 1681 Hertzog Ernſt Guͤnther von Hollſtein, Sunderburgiſcher Linie, alle Tage einmal zur Luſt etliche 60 ſchoͤne Reut-Pferde uͤber den Schloß-Platz zu Auguſtusburg fuͤhren laſſen, welches lauter Tie - ger und rar-gezeichnete Schecken waren, da doch keiner dem an - dern im geringſten aͤhnlich gewe - ſen, daß man 2 haͤtte zuſammen ſortiren koͤnnen. Jn Pohlen fin - det man auch noch wol derglei - chen rare Tieger und Schecken an, welche Tupffen in dem Huf und in Augen haben.

Timidité d un cheval,

Bloͤdigkeit, iſt die Art einer Furcht, welche aber einem Pferde durch Careßirung mit der Zeit zu benehmen iſt. Dieſes iſt bey den Wallachen ein faſt gemeines und durchgehendes Laſter: wo es ſich aber an einem Hengſte erzeigt, iſt es deſto ſchlimmer, weil es ſol - chen zu allem hohen Gebrauch un - tuͤchtig macht; denn weil wenig natuͤrliche Urſachen ſolches bey demſelben wircken, iſt das Hertz und Gemuͤth deſto mehr da - von eingenommen. So beſchwer - lich nun eine Natur zu aͤndern, ſo wenig Mittel werden auch dar - wider dienen koͤnnen.

A a a a 2Timo -
Tim

Timoroſo,

Zeigt in der Muſic an, man ſolle auf eine reſpectüeuſe oder furchtſame Weiſe ſingen, als ob man zittere.

Tiraß Tyraß,

Ein groſſes Netz, womit das kleine Weide-Werck gefangen wird. Es gehoͤret darzu ein wohl abgerichteter vorſtehender Hund oder ein Falcke. Zu dem Lerchen - Fang braucht man nur einen klei - nen Baum-Falcken, und wenn die Lerche aufgeſtoſſen, ſchwingt man das Faͤlcklein von der Hand, ſo faͤllt ſie bald, und wird mit dem Tiraß bedeckt. Auf die Wachteln und Huͤner hat man ei - nes Hundes noͤthig, der ſie auf - ſuche. Wenn nun dieſer ſtehet, wird mit dem Tiraß geeilet, und die Huͤner uͤberdecket. Wenn man hierbey einen Falcken hat, der reviert, ſo halten ſie lieber, und gehet es damit luſtiger und geſchwinder zu, als mit dem Treib-Zeug. Die Zeit hierzu ge - het bald nach Jacobi an, auf den friſch abgeſchnittenen Stop - peln.

Tirata, Tirade,

Eine muſicaliſche Zierath oder Manier, welche einen Schuß oder Pfeilwurf, nicht aber einen Zug oder Strich bedeutet, weil die Stimme mit Macht hinauf oder hinunter ſchieſſet, und ein gar ſchnelles Schleuffen gemeinig - lich in die Qvint, auch wol, doch ſeltener, in die Octav anſtellet. Das gemaͤchliche Auf - und Nieder - ziehen der Scalæ in lauter halben Schlaͤgen kan dieſen Nahmen mit Recht nicht fuͤhren. Tirate pic - cole, kleine Schleuffer in die TerzTirhinauf oder herunter; Tirate maggiore, wenn ſie bis in die Octav gehen.

Tirer,

Heiſt eigentlich ziehen, aber eini - ge bedienen ſich dieſer unrechten Ex - preßion an ſtat ruer, ausſchlagen, z. E. n approchés pas de ce cheval, il tire, d. i. gehet dieſem Pferd nicht zu nahe, es ſchlaͤgt hinten aus. Wenn ein Springer nun dergleichen thut, ſo ſagt man: il tire en vache, er ſtreicht oder ſchlaͤgt aus wie eine Kuh; wel - ches ein Fehler iſt. V. Caprioles.

Tirer la main,

Sagt man von einem hartmaͤu - ligen Pferd, ſo aus Ungehorſam auf den Zaum dringet, und die Fauſt des Reuters beſchweret, daß er gleichſam des Pferdes Kopf tragen muß, z. E. wenn ein hitzig Pferd auf die Fauſt dringet, muß man es durch das Spaciſſiren be - ſaͤnftigen, und oͤfters zuruͤck zie - hen; Dafern es aber wegen der Steiffe des Halſes und der Schultern geſchiehet, muß man es mit der Camarra und Schleiff - Zuͤgel biegig und gelenck machen. V. Peſer.

Tirer, cheval tirer,

Heißt man ein Schieß-Pferd. Dieſes wird alſo zum Schuß ab - gerichtet, daß man nicht allein kan im Sattel ſitzen, das Wild im Lauf und die Voͤgel im Flug ſchieſſen. Man muß alſo ein Schieß-Pferd angewoͤhnen, daß es nicht allein das Schieſſen uͤber ſich, hinter ſich und vor ſich leide, ſondern auch auf allen Seiten ſich willig und gern darzu fuͤhren, trei - ben und leiten laſſe: Es muß aber kein Hengſt ſeyn, welcher nachdenTirden Stuten ſchreyet, ſondern ein Wallach, ie hoͤher ie beſſer, da - mit ſich der Weidmann hinter ihm ſo viel nicht buͤcken duͤrffe. ſiehe Schieß-Pferd.

Tirer la langue,

Jſt, wann ein Pferd die Zunge ſtrecket und zum Maul heraus hangen laͤſſet, welches nicht nur ſchaͤndlich laͤſſet, ſondern auch ſchaͤdlich iſt, immaſſen Sommers - Zeit der Staub ſich an die Zunge legt, den Mund trocken, und das Pferd gantz matt und kraftlos machet. Solches zu verhindern, laͤſſet man von Drat einen kleinen Saͤckel machen, befeſtiget ſolchen an das Mundſtuͤck, damit es die Zunge im Beutel muß drinne be - halten; Dieſe Machine iſt nicht allen Sporern bekannt, dahero man es ihnen angeben muß.

Toccate,

Jſt ein Vor - oder Nachſpiel des Organiſten, ſo er entweder aus ſeinem Kopffe heraus ſpielet, oder auch dergeſtalt geſetzet iſt, als ob es ex tempore geſpielet wuͤrde. Toccare heißt im Jtalieniſchen greiffen, iſt alſo eigentlich eine Begreiffung des Claviers, ſo aus ſchlechten, einzeln Griffen und Coloraturen beſtehet.

Toiſon d or,

Das guͤldene Vließ oder Or - dens-Zeichen der Ritter dieſes Na - mens, welche daher Toiſoniſten ge - nennet werden. Vid. Equites aurei Velleris.

Tomber, cheval qui tombe par les branches,

Ein Pferd das durch die Stan - gen durchfaͤllt. Dieſe Expreßion wird oͤfters gebraucht, wenn einTonPferd nicht wohl gezaͤumt wird, daß entweder das Mundſtuͤck zu weit und die Kinn-Kette zu kurtz iſt, daß ſolche aus dem Kiefer uͤber ſich ſteiget; oder aber, wenn die Stangen zu weit hinter die Regal-Linie gebogen ſind; daß alſo ſolche auf der Bruſt anſtehen, und das Pferd wol durchfallen muß. Dieſes nun zu remediren, muͤſſen die Stangen vor die Linie gerichtet ſeyn, das Mundſtuͤck ſeine rechte Weite haben, und eine ſchmale gedrungene Pantzer - Kinn-Kette, (welche einbeiſſet und anſchlieſſet) wohl gedrehet in des Pferdes Kieffer eingeleget werden; welche geſchmeidige Ket - te beſſer zu brauchen, als die ſchwe - ren plumpen Kinn-Ketten, wel - che heut zu Tage uͤblich ſind, und nichts taugen, ſondern das Pferd mehr beſchweren, und durchfal - len.

Ton,

An ſich ſelbſt iſt ein ieder Tonus vel naturalis, vel artificialis; jener iſt, den wir an allen natuͤrlichen Coͤrpern taͤglich wahrnehmen, als wann die Winde brauſen, der Donner donnert ꝛc. Artificialis Tonus iſt derjenige, den die Kunſt formirt, als der Ton der Poſau - nen, Trompeten. Ferner koͤnte man den Ton auch eintheilen in ſimplicem & mixtum; ſimplex iſt der unten beſchriebene, welcher aber eigentlicher, wann er von ei - ner lebloſen Creatur herkommet, Sonus heiſſet, als das Raſſeln der Raͤder, das Sauſen des Win - des, das Brauſen des Meers. Kommt er aber von einem Cor - pore animato, als von einem Menſchen her, ſo heiſt es eine Stimme. Sonum multiplicemA a a a 3nennenTonnennen wir, welcher nicht gerade fortgehet, ſondern entweder an ein Corpus oder an unterſchiedene ſtoͤſſet, und alſo zuruͤck ſpringet, ſolches nennet man alsdann ein Echo; gehet er weiter fort, und ſtoͤſſet wieder an ein Corpus, ſo wird er das andere mal reflectiret, und heißt alsdann ein dopeltes Echo und ſo fortan. Uiberhaupt entſtehet der Ton, Schall, Sonus, von einer zitternden Bewegung der kleinſten Theilgen der Lufft und umſtehenden feſten Coͤrper, welches in den Organis des Ge - hoͤrs eine gewiſſe Empfindung ver - urſachet. Der Ton gehet langſa - mer fort als das Licht, und zwar in einer Secunde 250 Pariſer Ru - hen, oder 1500 Schuh. Jns be - ſondere aber iſt der Tonus Muſi - cus ein Ton oder Laut in der Mu - ſic, die Kunſtgemaͤſſe Sing - und Jnſtrumentaliſche Kling-Art, die das abgeſungene Lied oder vor - geſpielte Muſic-Stuͤck, um ſo viel kraͤftiger macht, durch ihr Anhoͤ - ren die Gemuͤther dergeſtalt zu afficiren, daß ſie ſo viel aufmerck - ſamer, freudig oder betruͤbt, hertz - hafftig oder verzagt, luſtig oder wol gar raſend werden. Er iſt eine gewiſſe geſchwinde Bewegung und Zuſammenſchlagung der fei - neſten Luft-Theilgen, die em - pfindlich ins Gehoͤr dringen.

Ton-Arten, Modi muſici,

Nennet man den Umfang, die Grenzen, Ausdehnungen, Lager, Ordnung, Beſchaffenheit und Umſtaͤnde derjenigen erwehlten Octaven-Gattung, darinnen eine Melodie angefangen, fortgefuͤh - ret und geendiget werden ſoll. Dergleichen Modi werden viele gezehlet, als Æolius, authenticus,Torcollateralis, compoſitus, Dorius, Hyper-Dorius, hyperjaſtius, hy - poæolius, hypodorius, hypoio - nicus, hypolydius, hypomixoly - dius, hypophrygius, jaſtius, im - par, imperfectus, Ionicus, legiti - mus, Lydius, Locricus, major, minor, mixolydius, orthius, per - fectus, Phrygius, plagalis, pri - marius.

Tonus muſicus,

Sonſten auch Claves genannt, deren 7 ſind, und durch die 7 erſten Buchſtaben des Alphabets unter - ſchieden werden. Es iſt aber ein Ton ein Harmoniſcher Unter - ſchied, da man die Stimme bald erniedriget bald erhoͤhet.

Toph,

War eine Paucke bey den Ju - den, hatte die Geſtalt eines Kah - nes oder Schiffleins, war mit einem Fell uͤberzogen, und ward mit einer eiſernen Ruthe oder ei - nem Kloͤppel geſchlagen. Sie ſoll unten und oben mit einem Pergament-Haͤutlein uͤberzogen geweſen ſeyn.

Torchenes,

Sind 2 gedrechſelte Hoͤltzer von 10 Daumen lang, an einem Ende durchbohret, damit man einen le - dernen Riemen kan durchziehen, deren beyde Ende, die zuſammen geknuͤpft ſind, dienen zu einer Bremſe, um des Pferdes Naſen - Kroſpel enge einzuklemmen, da - mit das Pferd dadurch genoͤthi - get werde, ſtille zu ſtehen, ohne zu ſchlagen, wenn man ihme die Ohren ausſcheren, oder was an - ders mit ihm vornehmen will.

Torcher un cheval,

Heiſt im beſondern VerſtandeeinTorPferd abwiſchen oder reinigen, welches dann meiſtens durch den Striegel geſchiehet, und was der - ſelbe nicht erreichet, wird mit ei - nem woͤllenen Wiſchtuch nachge - holet, erſtlich uͤber den gantzen Leib und gegen denſelben, hernach erſt nach den Haaren, inſonderheit uͤber den Kopf und letztlich die Fuͤſſe und in den Feſſeln, weil ſich da - ſelbſt von Moraſt gerne Maucken, Raͤpfen und Strupfen anſetzen: Dieſe Wiſch-Tuͤcher ſollen taͤglich nach der Arbeit ſauber gewaſchen, und wieder abgetrocknet werden, damit man in fernerm Gebrauch den alten Staub nicht wieder auf die Pferde bringe, und hinein reibe.

Torchon de paille ou du Foin,

Ein Wiſch von Heu oder Stroh dienet darzu, die Pferde auf der Reiſe damit am Leibe und Schen - ckeln den Staub und Koth abzu - reiben und zu reinigen, auch die zur Raͤhe gerittene Pferde damit zu erwaͤrmen, und die Schenckel wieder biegig zu machen.

Torneamenta, ſ. Turnier.

Tortuës, Jambes tortuës,

Sind eingebogene krumme Schenckel, ſowol des Reuters als des Pferdes, ſo beyderſeits uͤbelſtaͤndig, und auch ſchaͤdlich ſind.

Touche, palmula, aſſula,

Ein Clavis auf dem Clavier; ein Griff auf dem Lauten-Halſe und andern dergleichen Jnſtru - menten. Daher Toucher, auf dergleichen Jnſtrumenten ſpielen, ſie beruͤhren.

Tour und Taxis,

Von dieſem vornehmen Hauſe,Touwelches theils die Reichs-Fuͤrſt - liche, theils aber die Reichs - Graͤfliche Wuͤrde beſitzet, und ſchon zur Zeit des groſſen Interregni in Jtalien wichtige Guͤter beſeſſen, kan das Adels-Lexicon unter dem Titel Thurn nachgeleſen werden. Der Fuͤrſt von Thurn u. Taxis fuͤh - ret einen weiſſen Dachs im blaue Mittel-Felde, als das Stamm - Wappen des Hauſes Taxis. Jn dem Haupt-Schilde und zwar im erſten und vierten ſilbernen Felde einen hohen rothen Thurn, hinter welchem zwey in ein An - dreas-Creutz gelegte blaue Lilien - Scepter als das Stamm-Wap - pen des Hauſes Thurn. Jm an - dern und dritten guͤldenen Felde einen rothen blau-gekroͤnten Loͤ - wen, wegen der Grafſchafft Val - ſaßina. Oben auf dieſem Schil - de liegt ein Fuͤrſten-Hut.

Tourer,

Jſt ein Theil der Reutſtangen, krumm gebogen, als ein Ring, ſo die Tuͤrcken an ſtat der Kinn-Ket - te fuͤhren.

Toures,

Werden die Figuren, runden Volten, Durchſchnitte, Wendun - gen und alle Schulen genennet, ſo auf der Reitſchule vorkommen, ſie moͤgen nun in Galop, Redop, terre terre, oder in hohen Arien geſchehen.

Tournebout,

Ein berohrtes Blas-Jnſtru - ment, das mit vielen Loͤchern ver - fehen und am untern Theile ge - kruͤmmet iſt.

Tournement,

Wendung oder Schwenckung, iſt eine Haupt-Bezeigung, ſo durchA a a a 4denTouden Gebrauch und Wirckung des Zaums von dem Reuter bey dem Pferde geſuchet wird, und zwar nicht allein nach der natuͤrlichen Vernunfft und Erfoderung, ſo in derſelben Unterweiſung vorfallen kan, ſondern wenn die Pferde anders zu allem Gebrauch tuͤchtig gemachet werden ſollen; daß ſie aber in ſolchem Fall deſto voll - kommener ſeyn, als ſie ſich willig und geſchwind erweiſen, und daß ſie in der Bezeigung nimmermehr zu hurtig und fertig ſeyn koͤnnen.

Tourner ou changer de main,

Heiſt auf die andere Hand ſchwencken oder abwechſeln, dieſes geſchiehet entweder auf einer gera - den Linie, oder aus einer Tour in die andere, oder auch nach Vol - lendung einer ieden Paſſade.

Tourner les cuiſſes,

Heiſſet die obern Schenckel um - wenden und einwerts drehen, da - mit die Knie des Reuters an den Sattel anſchlieſſen, und die Sporn von des Pferdes Leib auswerts kommen, und ſolchen nicht beruͤh - ren; es ſeye dann, daß ſolche zu einer Huͤlffe oder Strafe gebraucht werden, worauf die Schenckel gleich wieder an ihren Ort muͤſ - ſen placirt werden.

Trab,

Eines Pferdes, heiſt, wenn das Pferd diejenigen zwey Schenckel zugleich hebet, die einander creutz - weiſe gegen uͤber ſind, und wenn ſolche wieder zur Erden, alsdenn mit den andern beyden alſo wech - ſelsweis continuiret. Durch den Trab werden die Eigenſchafften des Pferdes erkennet, die Glieder aus einander gebracht, der Ruͤ - cken geſtaͤrcket, die Haltung desTraKopfes und Halſes beſſer einge - richtet, die Fuͤſſe ſicherer und leich - ter, und das gantze Pferd geſetzt und wohl geſchickt. Die Pferde, ſo einen ſchweren Trab gehen, werden Traber und Hoch-Traber genennet.

Traben,

Wird von den Woͤlffinnen und Woͤlffen geſagt, wenn ſie Junge haben, weil ſie ohne Unterlaß in einem Trabe fortgehen.

Traͤgheit, v. Pareſſe.

Traͤncken,

Sagt man von Pferden, wenn man ſie ſauffen laͤßt, oder ihnen zu trincken vorgiebt.

Traͤnck-Gebiß, v. Maſti - cadour.

Traͤnck-Herd, Traͤnck - Tenne,

Art eines Vogel-Herds, welcher dergeſtalt zugerichtet wird. Man macht in einem Walde uͤber einer Gruben, ſo ſtets Waſſer hat, eine Wand zurecht, daß ſie, wenn man ſie richten und ruͤcken will, eiligſt uͤber die Grube falle. Die uͤbri - gen Baͤchlein und Waͤſſerlein in dem Walde bedeckt man mit Straͤuchern, damit die Voͤgel ſich zur Traͤnck-Wand gewoͤhnen, und daſelbſt trincken.

Tragicomoedia,

Ein Nahme, welcher zu des Cardinals Richelieu Zeiten den Tragoͤdien gegeben worden, die einen luſtigen Ausgang hatten, wiewol in dem gantzen Wercke ſonſt nichts als heroiſches vorkam. Wie denn bey den ietzigen Tragi - comoͤdien nichts Comoͤdianten - hafftes iſt, ſondern es koͤmmt dar -innenTrainnen alles ernſthaft heraus, und wie es ſich fuͤr die anſehnliche Per - ſonen, welche da eingefuͤhret wer - den, geziemet.

Tragoͤdie,

Eine Art von theatraliſchen Spielen, worinnen das Leben und die Thaten der Fuͤrſten und Hel - den vorgeſtellet werden. Eine Tragoͤdie war anfaͤnglich nur ein gewiſſer Geſang von der heydni - ſchen Religion, welcher dem Bac - cho zu Ehren geſungen wurde; wobey die Poeten einen Ruhm in Verfertigung ihrer Lieder ſuchten. Es ſind aber zweyerley Gattun - gen von Tragoͤdien geweſen. Eini - ge endigten ſich mit der Vorſtel - lung einiges merckwuͤrdigen Un - gluͤcks, ſo den Helden begegnet, andere hingegen hatten anmuthi - ge Ausgaͤnge, und endigten ſich mit Vergnuͤgen der vornehmſten Perſonen. Jedoch haben einige ſich eingebildet, daß der Nahme Tragoͤdie allein ſolchen Vorſtel - lungen zukaͤme, deren Ausgang allezeit einen Ungluͤcks-Fall vor - ſtellet, welcher Jrrthum daher kam, weil die Tragoͤdien insgemein ſol - che traurige Ausgaͤnge hatten, ent - weder, daß es die Hiſtorien alſo mit ſich brachten, oder weil ſich die Poeten nach dem Gemuͤth der Einwohner richteten, welche ſich an ſolchen Dingen vergnuͤgten. Allein dieſes geſchahe nicht alle - zeit; maſſen wir an den 19 Tra - goͤdien des Euripidis ſehen, daß die meiſten einen gluͤcklichen Aus - gang gehabt. Ariſtoteles theilt die alte Tragoͤdie in 4 Stuͤck, welche ſind der Prologus; der Chorus, Epiſodion und Exodus, die neuen aber hatten fuͤnf Handlungen, und eine iede verſchiedene Scenen, wo -Trabey auch noch die Interactus, die Intermedia und eine Muſic waren.

Train de devant,

Sind des Pferdes Schultern und vordern Schenckel, und alſo der halbe vordere Leib. Train de derriere iſt der halbe hintere Leib, nemlich die hintern Schenckel und Huͤffte.

Traineau, aller aux traineaux,

Heiſſet auf den Schlitten fah - ren. Die Schlitten-Fahrt gehoͤrt unter die Adelichen Exercitien, und iſt ein Pertinentz-Stuͤck der Fuͤrſtlichen und Ritterlichen Kurtz - weil, an welchen auch die Dames oder Adliches Frauenzimmer An - theil hat, wann ſolche von Cava - lieren gefuͤhret werden. Damit aber ſolche Fahrt moͤge deſto gluͤck - licher von ſtatten gehen, hat man hauptſaͤchlich auf einem beqvemen ſichern Schlitten zu ſehen, wel - cher nicht ſo leicht umfalle: ie leichter und kuͤrtzer nun ſolcher von Kaſten und Kupffen iſt, ie beſſer er damit fahren und umwen - den kan: Dann wenn die Kup - fen kurtz und wohlgeſchweifft ſind, daß ſie nicht zu viel aufſchleiffen; ſo gehen die Schlitten deſto leichter, dahero ſollen die Kupfen unten uͤber fuͤnf Schuh nicht aufſtehen, ſondern ſollen hinten etwas uͤber ſich gebogen ſeyn, ſo kan man im Trab und Galop deſto leichter und enger ſchwencken. Sie ſollen auch vier Schuhe von einander ſtehen; mehr als weniger, ſo ge - hen ſie ſicher. Und weilen auch an abhangenden Orten die Schlit - ten gerne rutſchen, ſo hat man hinten an der rechten Kupfe einen eiſernen Tritt mit einer ſtaͤhlernen Feder, auf welchen man mit demA a a a 5rechtenTrarechten Abſatz tritt, ſo ſchneidet die Feder ein, und er kan nicht wei - ter rutſchen, als ihme gedachte Feder zulaͤſt: welches ſehr beqvem und ſicher iſt. V. Schlittade.

Tranchefile,

Jſt ein eiſernes Kettlein, wel - ches nach der Laͤnge des Mund - ſtuͤcks von einer Stange zur an - dern gehet, damit ſie ſich unten nicht aus einander begeben, das Pferd verwunden, und die Wir - ckung verhindern.

Tranchée un cheval,

Nennet man auch die Luft - Roͤhre an einem Pferde, welche in dem Rachen, wo die Wurtzel der Zunge inwendig lieget, da fan - gen die beyde Canaͤle und Roͤhren, nemlich die Lufft-Gurgel und der Schlund an, davon ſie ſich bis zu dem Magen erſtreckt, die erſte aber gehet zu der Lunge, und an dieſem Ort kommen viel ſonder - bare Stuͤcke zuſammen, als 1) die Loͤcher der Naſen, 2) die Zaͤpfflein, 3) die Speiſe-Roͤhre, 4) die Zun - gen-Wurtzel, 5) viel Muſculn Blut - und Lufft-Adern, Aeſte von den Adern des Halſes, ſo zu der Zungen wandern, und dann das 6 und 7 Paar der Nerven des Hirns ꝛc.

Transpoſitio,

Verſetzung, bedeutet in der Mu - ſic, wenn eine pur diatoniſche Melodie vermittelſt Fortruͤckung der Tone und Vorzeichnung eines oder mehr hart oder weichmachen - der Zeichen in eine chromatiſche; oder eine chromatiſche durch Hin - wegnehmung ſolcher Zeichen in die diatoniſche verwandelt wird. Dieſer letztere Proceß heißt eigent - lich Reductio.

Tra

Trape de fer,

Eiſerne Falle die Woͤlffe zu fan - gen, ſie muͤſſen gemacht ſeyn, daß ſie auch in der ſtrengſten Kaͤlte gut bleiben, und dem zum Luder tra - benden Wolffe, wegen der mit ei - nem vermoſten Pferd-Kopf daran gemachten und verborgenen Kette ſo lang feſt halten, bis man ihme gantz beqvem den Reſt vollends mit der Kugel oder Pruͤgel geben will, alsdenn wird der Balg ab - geſtreifft und die Wolffs-Faͤnge ausgebrochen.

Trapp,

Der groͤſte Vogel unter allem Feld-Gefluͤgel, welcher in der Faſten-Zeit pfaltzet, und hat als - denn etliche Huͤner; wenn 2 oder mehr Haͤhne zu ſolcher Zeit bey einer Henne zuſammen kommen, treten und ſchlagen ſie grimmig auf einander los, bis der Sieger die Braut davon fuͤhret. Er brei - tet ſich in der Pfaltz mit ſeinen Federn und Schwantz wie ein Truthan, giebt aber dabey keinen Laut von ſich. Die Hennen legen ihre Eyer gerne in das von Wegen abgelegene Haber-Feld, woſelbſt ſie eine kleine Grube darzu in die Erde ſcharren, und bruͤten ſolche in 4 Wochen aus. Von der Brut laſſen ſie ſich kaum mit der groͤſten Force abtreiben, und wenn ſie ja die Flucht ergreiffen, ſo nehmen ſie ihre Eyer mit. Sonſt ſind ſie ſehr ſcheu, verzagt und furcht - ſam, und ſtoſſen, ſo bald ſie ie - mand von weiten ſehen oder Hun - de bellen hoͤren, auf. Sie ver - ſammlen ſich gerne in ebenen Fel - dern, wo das Regen-Waſſer zu - ſammen laͤufft, im Herbſte trifft man ſie auch in den Kraut - und Ruͤben-Feldern an. Zu den Pfer -denTraden ſoll dieſer Vogel ſonderliche Liebe haben, und daher mit dem Schieß-Pferde oder mit einer Karren-Buͤchſe am leichteſten er - ſchlichen werden. Weil er wegen ſeiner Schwere, ſo ſich auf 14 bis 18 Pfund erſtrecket, ſich nicht leicht in die Luft ſchwingen kan, iſt er von raſchen Wind-Hunden ohn - ſchwer zu fangen. Er gehoͤrt zur hohen Jagd, und wenn man weid - maͤnniſch von ihm reden will, muß man eben die Redens-Arten, wie beym Auerhan gebrauchen. Das Fleiſch der alten Trappen iſt ſchwartz und etwas hart, die Jun - gen aber ſind ein Herren-Eſſen. V. Otis.

Trappirer,

Jſt derjenige, ſo bey den Com - thureyen der Deutſchen Ritter die Haushaltung beſorget, damit in Kuͤche und Keller alle Noth - durft vorhanden ſey.

Traquenard,

Jſt ein gezwungener Gang oder gebrochener Amble, der weder Schritt noch Trab in ſich hat, ſon - dern wie ein Antritt gehet. Vid. Entrepas.

Traſtravat ou Entretravé,

Sagt man von einem Pferde, ſo weiſſe Zeichen an beyden Schen - ckeln hat, die einander creutzweiſe entgegen ſtehen, als der rechte vor - dere und hintere lincke, welches man fuͤr ein gut Zeichen haͤlt, doch noch beſſer, wenn der lincke hintere Fuß alleine weiß iſt.

Travail de marechal,

Nothſtall, welcher iſt eine klei - ne Einfaſſung in laͤnglicht Viereck, aufgerichtet fuͤr der Werckſtat ei - nes Huf-Schmids, und von 4Traſtarcken Seulen zuſammen geſe - tzet, welche durch Qver-Balcken mit einander verbunden, um ein widerſetzliches Pferd darein zu ſtellen, oder eng einzuſchlieſſen, oder welches ſich ungeberdig ſtellt, wenn man es beſchlagen, oder mit ihme andere Operationes vor - nehmen will.

Travailler un cheval,

Heißt ein Pferd ausarbeiten; Das geſchieht anfaͤnglich im Schritt und Trab, daß man es hernach im Galop und andern Schulen und Manieren tummeln kan: z. E. Dieſer Scholar arbei - tet ſein Pferd ſehr wohl, und wird mit der Zeit ein ſtarcker Reuter werden, aber jener verdirbt die Pferde ſolchergeſtalt, daß ſie der Maitre muß wieder unter ſeine Arbeit nehmen und redreſſiren.

Travé, cheval travé,

Wird ein Pferd genennet, wel - ches den rechten vordern Fuß allein weiß hat, und fuͤr ein ungluͤckli - ches in Actionen gehalten wird; doch ſind dergleichen gezeichnete Pferde gemeiniglich dauerhafft. Man findet aber deren ſehr we - nig, abſonderlich Rappen, ſo ſon - ſten am gantzen Leibe kein weiß Haar haben, wie dann ein curioͤ - ſer Bereuter bey einer gantzen Armee nicht mehr als einen einzi - gen Rappen mit einem weiſſen vordern rechten Fuß angetroffen, ſo ein ausbuͤndig gutes Pferd ſoll geweſen ſeyn.

Trauer-Pferd, v. Deuil.

Traverſer, cheval qui ſe traverſe,

Sagt man von einem Pferde, das ſich uͤberzwerg ſchwencket, undſeineTraſeine Hufſchlaͤge qver machet: d. i. welches mit der Groppa neben der Seite einwerts gehet, und den Kopf auswerts kehret, welches einem jungen Pferde das Traver - ſiren im Anfang erleichtert. Aber der Reuter muß es zu keiner Ge - wohnheit kommen laſſen, ſon - dern, nachdem es dieſe Lection et - was gefaſſet, muß Kopf und Groppa zugleich in die Volta ge - bogen werden, ſonſt iſts eine gantz falſche Bezeigung, ob es ſchon von vielen nicht dafuͤr will gehal - ten werden.

Traun,

Die Reichs-Grafen von Aben - ſperg und Traun, ſo aus dem Ge - bluͤte der alten Hertzoge in Bay - ern und Pfaltzgrafen zu Scheyern abſtammen, beſitzen die Land - Marſchalls - und Ober-Erb-Pan - ner-Wuͤrde in Oeſterreich. Den Reichs-Grafen-Stand erhielte die Meiſſauiſche Linie von Kayſer Ferdinando III, und ſind ſie 1668 auf dem Reichs-Tage zu Ulm unter den Schwaͤbiſchen Grafen zu Sitz und Stimme gelanget. Sie theilen ſich in die Eſchelber - giſche und Meiſſauiſche Linie. Die Grafen von Traun haben ein in die Laͤnge getheiltes halb weiſſes und halb ſchwartzes Schild, oben auf dem offenen gecroͤnten Helm mit einem ſchwartzen und weiſſen Fluͤgel gezieret.

Trautmannsdorf,

Das Reichsgraͤfliche Geſchlecht hat ſich ſchon in aͤltern Zeiten ziem - lich ausgebreitet. Denn in der Schlacht Kayſers Rudolphi I mit Ottocaro Koͤnige in Boͤhmen 1278 ſind 14 Herren von Trautmanns - dorf, und in der Schlacht bey Muͤldorf 1322 deren 16 geblieben. TraKayſer Ferdinandus III ertheilte ihnen den Reichs-Grafen-Stand, und werden ſie zur Schwaͤbiſchen Banck gezehlet. Sie beſtehen aus der Davids - und Ehrenreichs - Linie, welche erſtere ſich wieder in die Johann-Friedrichs - u. Johann - Hartmañs-Neben-Linie abſondert. Dieſe Grafen fuͤhren ein 6 mal von Silber und roth geſtreifftes Feld, als das Geſchlechts-Wap - pen der Caſtelaltiſchen Familie aus Tyrol, wormit ſich dieſe Gra - fen verheyrathet; drey rothe Huͤte uͤber einander, als das Geſchlechts - Wappen der Holtzler in Oeſter - reich, mit denen ſich dieſe Gra - fen gleichfalls verheyrathet; ein getheiltes Feld unten Gold, oben aber von roth und Silber geſpal - ten, als das Kirchbergiſche Stam̃ - Wappen; und in dem roth und ſilbernen Mittel-Schilde eine halb roth und halb weiſſe Roſe, als das Trautmannsdorffiſche Stamm-Wappen. Auf dieſem Schilde ruhen drey offene gekroͤn - te Helme. Der Caſtelaltiſche hat roth und ſilber gewuͤrffelte Buͤffels-Hoͤrner, dazwiſchen ein Mann ohne Arme; der Traut - mannsdorffiſche hat einen roth und Silber geſpaltenen Buſch, mit Hahnen-Federn und einer Roſe beſtecket; der Kirchbergiſche zei - get einen halben ſilbernen Mann mit langen ſpitzigen Ohren, zwi - ſchen zwey Buͤffels-Hoͤrnern.

Trautſohn von Falcken - ſtein,

Von dem Urſprunge des Nah - mens Trautſohn erzehlet man, daß Peter von Matray als Edel-Kna - be bey ſeinem Landes-Herrn in groſſen Gnaden geſtanden, und den Zunahmen Trautſohn erhal -ten,Traten, welcher ſeinen Nachkommen erblich verblieben. Die eine Linie hat 1711 den Reichs-Fuͤrſten - Stand erhalten, ſo daß der erſt - gebohrne die Fuͤrſtliche, die an - dern aber die Graͤfliche Wuͤrde be - ſitzen ſollen. Dieſes Fuͤrſtliche Haus fuͤhret in einem blauen Mit - tel-Schilde ein ſilbernes Huf-Ei - ſen, als das Stamm-Wappen. Jm erſten Qvartier den ſchwar - tzen Reichs-Adler mit dem Buch - ſtab R auf der Bruſt, als ein Gna - den-Geſchenck von Kayſer Rudol - pho, der dieſes Geſchlecht in Gra - fen-Stand erhoben; im andern Qvartier eine ſilberne Binde im rothen Felde, und uͤber ſelbige ei - nen Falcken auf der Spitze eines dreyfach gruͤnen Huͤgels, wegen der Grafſchaft Falckenſtein; im dritten Qvartier einen ſchwartzen Hahn, im ſilbernen Felde, mit einem Fuſſe auf der Spitze eines ſchwartzen dreyfachen Huͤgels ſte - hend, wegen der Herrſchafft Spre - chenſtein; im vierten Qvartier ei - nen halben ſchwartzen Steinbock mit rothen Feuer-Flammen im guͤldenen Felde, wegen der Herr - ſchafft Schrofenſtein. Auf die - ſem Wappen ſtehen fuͤnf gekroͤnte Helme, und zu ieder Seiten ei - ner. Der mittelſte traͤgt den ſchwartzen Reichs-Adler, als das Kayſerliche Gnaden-Geſchencke; der zur Rechten iſt der ſchwartze Hahn auf dem dreyfachen ſchwar - tzen Huͤgel, wegen Sprechenſtein; der zur Lincken iſt der Falckenſtei - niſche Falcke auf dem dreyfachen gruͤnen Huͤgel; der aͤuſſerſte zur rechten Seite iſt ein ſchwartz Kuͤſ - ſen mit einem Buͤſchel ſchwartzer Strauß-Federn an einem ſilber - nen Stengel, als der Trautſohni - ſche Geſchlechts-Helm; der aͤuſ -Treſerſte zur lincken Seite iſt der Schrofenſteiniſche halbe Stein - bock mit rothen Feuer-Flammen.

Trebucher, v. Broncher.

Treiben,

Heiſſen die Jaͤger, wenn man aus einem Ort das Wildpret mit Mannſchaft in den andern trei - bet. Treiben wird auch von ih - nen ein Ort genennet, welcher in einem Gang ohne Vorſtellen kan ausgetrieben werden.

Treibzeug,

Ein Garn, welches hinten ein Sack, vorne mit zwey Fluͤ - geln verſehen, hinter einem Volck Feld-Huͤner aufgeſtellet, und die - ſelben von dem Weidmann, wenn er ſich hinter eine gemahlte, oder von Leinwand ausgeſtopffte Kuh oder Pferd verſtecket, hinein ge - trieben werden. Man kan auch ein Schieß-Pferd, das darauf abgerichtet, gebrauchen. Es iſt eine langſame und verdrießliche Art des Weidwercks, und des - wegen nicht fuͤr iederman, abſon - lichwo die Huͤner mit Schieſſen und Beitzen ſchon geſcheucht worden, wird mit dem Teibzeug wenig aus - zurichten ſeyn. Von Michaelis bis Weihnachten iſt es am beſten zu gebrauchen.

Trembler, cheval qui tremble de peur,

Ein Pferd, das zittert und be - bet vor Furcht, welches bey den Spaniſchen Pferden beobachtet wird, ſo zum gefaͤhrlichen Stier - Kampf ſollen gebraucht werden, welche Gefahr ſie mercken, abſon - derlich wenn ſie ſchon vorher da - bey geweſen ſind, haben ſie es noch im friſchen Gedaͤchtniß;JtemTreJtem zittert ein Pferd vor Kaͤlte, wenn es zur Winters-Zeit gar zu kalt getraͤncket wird; Auch wenn es mit den Fieber behafftet iſt.

Tremolo, Tremolante,

Das Beben der Stimme iſt die allergelindeſte Schwebung der Stimme auf einem einzigen feſt - geſetzten Ton, dabey die Epiglot - tis durch eine gar ſanfte Bewe - gung oder Maͤßigung des Athems das meiſte thun muß; ſo wie auf Jnſtrumenten die bloſſe Lenckung der Finger-Spitzen, ohne von der Stelle zu weichen, gewiſſer maſ - ſen eben das ausrichtet, abſon - derlich auf Lauten, Geigen und Clavichordien. Auf Geigen wird dergleichen Zittern mit dem Bo - gen in einem Striche auf einem Ton bewerckſtelliget. Auf den Orgeln machet der zitternde Wind die Sache aus, und wird kein anderer Taſt dabey beruͤhret; denn es iſt ein ſolcher Tremulant nur eine Klappe in der Wind-Roͤhre auf den Orgeln, welche ein Schweben im Spielen verurſacht, ſo oft man es haben will. Dieſe Manier iſt mit dem Trillo nicht zu vermiſchen.

Trennung,

Diazeuxis, Disjunctio, ent - ſtand, wenn die hoͤchſte Saite ei - nes Tetrachordi nicht wiederum die erſte und tieffſte des folgenden Tetrachordi war, ſondern wenn beyde Tetrachorda durch eine ab - ſonderliche Saite von einander geſondert wurden; daher hieß der zwiſchen dem a und h befindliche Ton, tonus disjunctus.

Trenſe, v. Bridon.

Trepigner de joye,

Heiſt vor Freuden ſpringen. TriDas geſchieht gemeiniglich bey Springern, wenn ſie zwiſchen den Pilaren eingebunden ſtehen, und geblendet worden, nachdeme ih - nen aber die Augen eroͤffnet wor - den, ſie nicht wiſſen, wie ſie vor Freuden ſtrampen und ſpringen ſollen, abſonderlich wenn man ſie mit der Chambriere darzu auf - muntert, welches gute, dauerhaf - te, luſtige Pferde ſind.

Trepigner, cheval qui trepigne,

Sagt man von einem Pferde, welches im Tummeln die Volta nicht gnugſam einnimmt, und ſei - ne Bewegungen oder Tempi zu kurtz, zu niedrig, ſchleppend macht, und gleichſam den Staub mit den vordern Fuͤſſen ſchlaͤgt, welche Pferde zum Fallen ſehr geneigt ſind.

Triangle du cou de cheval,

Jſt eine halbe Halskruͤmmung eines uͤbelgewachſenen Pferds, ſo man Schwein-Haͤlſe nennet, da die gantze Schwere des Kopfs auf des Reuters Fauſt ruhet, und der kurtze Hals keinen Bogen macht, ſondern wie ein Triangel formirt iſt, ſo der Zaͤumung hinderlich und ſchaͤdlich faͤllt.

Trias harmonica,

Eine Zuſammenſetzung dreyer verſchiedener Klaͤnge, die rein zu - ſammen klingen: z. E. c e g. Man pflegt auch in der Muſic vom Triade harmonica, majori, natu - rali, perfecta, minori, molli und imperfecta, aucta, diffuſa, und einer Triade anarmonica zu han - deln. ſ. Dreyklang.

Tricoiſe,

Jſt die Beiß-Zange, ſo der Be - ſchlag-Schmid gebrauchet, dieNagelTriNagel abzukneipen, ehe er ſie ver - nictet, dienet auch zu anderm Ge - brauch.

Tride,

Bedeutet die kurtze und ge - ſchwinde Bewegung der Schen - ckel. Z. E. Dieſes Pferd hat ei - nen eilfertigen guten Schritt an ſich, und jenes hat einen ſchnellen Galop, faſt wie eine Carriere. Dieſes Worts hat ſich Monſ. de la Broüe nur um die Huͤfften zu exprimiren, bedienet.

Trient, Trident, Trento,

Jſt eine groſſe Stadt auf einer ſchoͤnen Ebene zwiſchen den Ber - gen, allwo das bekannte Conci - lium Anno 1545 angefangen und Anno 1563 geendiget worden, an dem Fluß Etſch gelegen. Es hat ein ſchoͤnes Schloß, worinnen Kayſer und Koͤnige Hof halten koͤnnen. Der Biſchof hat unge - fehr unter ſeiner weltlichen Juris - diction bey die 60000, und unter der geiſtlichen bey 200000 Seelen. Er iſt ein Suffraganens des Pa - triarchen von Aqvilegia, und hat den Sitz unter den Reichs-Fuͤr - ſten. Das Biſchoͤfliche Wappen iſt ein ſchwartzer Adler mit guͤlde - nem Schnabel und Fuͤſſen, auch mit guͤldenen halben Circkeln auf den Fluͤgeln im ſilbernen Felde.

Trier,

Eine Churfuͤrſtliche Reſidentz - Stadt an der Moſel gelegen, all - da zu ſehen die St. Peters - oder die Ertz-Biſchoͤfliche Haupt-Kirche, ſo auf einem Huͤgel gelegen, und ein gewaltiges ſtarckes Werck iſt; Jtem, andere ſchoͤne und herrliche Kirchen und Kloͤſter, des Chur - Fuͤrſten Pallaſt, die ſtatliche Bruͤ - cke uͤber die Moſel, das Rathhaus,Tridie von den Frantzoſen neu-ange - legte Feſtung und viel anders mehr. Allhier iſt der ſechſte Tur - nier von Kayſer Conraden Anno 1019 in der Woche nach Licht - Meß neben 7 Fuͤrſten, 34 Grafen, und mit 646 Helmen gehalten worden, dabey Hertzog Magnus zu Sachſen, Landgraf Philipp in Elſaß, Graf Otto von Aſcanien, Graf Heinrich von Loͤwen und Bruͤſſel, Graf Schaffart zu Lei - ningen, Graf Ulrich zu Hanau, Graf Heinrich zu Zweybruͤcken, und Wilibald zu Rappoltſtein; bey gehaltenem Tantze tantzte Her - tzog Magnus zu Sachſen mit der Kayſerin, welcher 8 Grafen, und zwar 4 mit Wind-Lichtern vor, 3 Grafen aber, die ihr das Kleid oder Schleppe nachtrugen, und 2 Grafen mit Wind-Lichtern nach - tantzten. Das Wappen des Ertz - Bißthums Trier iſt ein ſchwartzes Creutz im ſilbernen Felde; das Wappen der incorporirten Prob - ſtey Pruͤm ein ſilbern Oſter - Lamm auf einem gruͤnen Huͤgel im rothen Felde. Das Wappen des Stifftes Worms, welches der itzige Chur-Fuͤrſt beſitzet, ſ. un - ten an ſeinem Orte, und das Ge - ſchlechts-Wappen iſt oben unter Schoͤnborn beſchrieben.

Trilletto und Trillo,

Beſtehen in einem ſcharffen und deutlichen Schlagen zweener zu - ſammen liegender oder benachbar - ter und mit einander auf das hur - tigſte umwechſelnder Klaͤnge; ſie ſind in keinem Stuͤcke unter - ſchieden, als in der Laͤnge und Kuͤrtze ihrer Dauer, die bey dem Trilletto nur ſehr klein iſt. Die Frantzoͤſiſchen Saͤnger, ſonder - derlich Saͤngerinnen, lieben einetwasTrietwas ſeltſames Anſchlagen der beyden zum Triller gehoͤrigen um - wechſelnden Klaͤnge; es giebt auch ſolches Verfahren unter andern ein Zeugniß, daß die Werckzeuge der Kehle, oder vielmehr des Ober - Zuͤngleins ſehr wohl geſchaffen ſind, ja es klinget vernehmlich und rein, obwol etwas matt. V. Te - nuta.

Trill-Kette, Cadena di Trilli,

Nennet Herr Mattheſon in ſei - nem Capellmeiſter eine ehemals un - bekannte, itzo oͤfters zum Vorſchein kom̃ende Art von Anbringung der Triller, da bey ſtufenweis aufwerts ſteigenden Noten iede derſelben ihr Trillo fuͤhret, die ſich aber alle oh - ne Unterbrechung an einander ſchlieſſen muͤſſen, als waͤre es nur ein einziger, der offt 5, 6 oder mehr Grade fortwaͤhret, doch niemals herunter, ſondern alle - mal empor gehet.

Trio, Terzetto,

Jſt das groͤſſeſte Meiſterſtuͤck der Harmonie. Eigentlich ſind dreyerley Arten von dreyſtimmi - gen Sachen, oder Triciniis. Die erſte Gattung beſtehet in einem concertirenden Weſen, etwa zwi - ſchen zweyen Jnſtrumenten und ihrem Baß, da die beyden Ober - Stimmen gleichſam um die Wet - te ſpielen. Der Unterſchied die - ſer Jnſtrumente thut allhier eine beſondere Wirckung, wenn eine Violine und Hautbois, eine Floͤ - te und Orgel-Stimme u. ſ. w. den Klang-Streit fuͤhren. Die 2te Gattung iſt das Frantzoͤſiſche Trio, bey welchen die concerti - rende und welſche Ausarbeitungs - Art nicht ſo ſehr beobachtet wird,Trials eine richtige Harmonie und zierliche Ober-Melodie; woferne man nicht in einer Ouverture et - was nachahmendes oder fugen - maͤßiges anbringen will, ſo ſich doch groͤſtentheils auf einen ge - wiſſen Wiederſchlag beziehen muß. Dieſe Art heißt ins beſondre Trio, und wenn ſie klein ſind, nennet man ſie Trietti. Die dritte Gat - tung ſind die eigentlich ſogenann - ten Duette von zwey Sing-Stim - men und ihrem Baß, ſie moͤgen auf Frantzoͤſiſche oder Jtalieniſche Art geſetzet ſeyn. Hieher gehoͤren die wircklichen aus drey Sing - Stimmen beſtehende Arien, wo das Fundament bisweilen ein Baſſetgen iſt, und mit dem Ge - neral-Baß uͤbereinkoͤmmt.

Triolen,

Sind in lauffenden Figuren eine Art Noten, deren 3 Sechzen - theil nur ein Achtel, und 3 Achtel nur ein Viertel gelten, welche Verkuͤrtzung durch die daruͤber oder darunter geſchriebene 3 ange - deutet wird.

Tripel-Tact,

Wird derjenige genennet, wel - cher 3 Glieder hat, da die erſten 2 zum Niederſchlag, das letztere aber zum Aufzug gehoͤret. Spon - daͤiſcher Tripel iſt eine contra - dictio in adjecto, eben ſowol als triple binaire. Zum Tripel-Tact kan keine geraden getheilte Zahl ge - zehlet werden, ſondern ihre Zah - len ſind allemal ungerade oder un - gleich getheilet.

Triſteſſe des chevaux,

Die Traurigkeit der Pferde taugt nicht zu hohen Uibungen und Solennitaͤten. Es komme nun ſolche entweder von einigerangeerb -Triangeerbten, natuͤrlichen, melan - choliſchen Complexion, Kranck - heit, boͤſer Unterweiſung, War - tung, Uibung, Gebrauch oder an - dern Urſachen her; ſo iſt doch in wichtigen Geſchaͤften mit ſolchen Pferden wenig nuͤtzliches auszu - richten, ſo viel und lang ſie in die - ſem Mangel ſtecken.

Tritt, v. Atteinte.

Tritt,

Jſt bey den Jaͤgern eines der Kennzeichen, wodurch ſie die Faͤhr - te des Hirſchen von dem Thiere unterſcheiden, er iſt entweder Bey-Blende-Creutz-Schloß - oder Schluß-Tritt, davon unter ieder Benennung.

Troja,

Ein Ritterſpiel fuͤr Knaben und junge Leute, welche ſich in 2 Hauffen theilten, alle Kriegs-Ui - bungen zu Pferde vorſtelleten, und endlich mit einander ſcharmuͤzir - ten. Man hielte es gemeiniglich in dem Circo. Eine nette Be - ſchreibung davon finden wir beym Virgilio im 5 Buch der Æn. v. 545 & ſeqq.

Trommelſucht, ſ. Wind - ſucht.

Tromper,

Heißt ein Pferd betriegen, die -[ſ]es geſchieht nun auf unterſchied -[l]iche Art und meiſt in den halben Touren, da man nach der Paſſata[e]ntweder changirt, oder auf eben[d]emſelben Schenckel das Pferd fort galopiren laͤſt (auf welchem[e]s die halbe Volta gemacht) ohne[z]u changiren, damit das Pferd[a]uf die Schenckel-Huͤlffe lernet Achtung geben, und nichts nachTroſeinem eignen Gefallen zu thun; durch welche contraire Huͤlffe es verfuͤhret wird. V. Paſſades.

Trompeten,

Sind gewiſſe Blas-Jnſtrumen - te, werden entweder aus Silber, Meßing, Kupffer oder Glas ge - macht, und fuͤhren meiſtentheils groſſer Herren Hof-Trompeter keine andern als ſilberne, der meſ - ſingenen und kupffernen aber hat man unterſchiedliche Arten, nem - lich deutſche oder ordinaire Trom - peten, die Frantzoͤſiſchen, welche ſchon einen Ton hoͤher ſind, die Engliſchen, welche die ordinairen um eine gantze Tertia an der Hoͤhe des Tons uͤbertreffen. Man fin - det auch eine curioͤſe Gattung von gewundenen Trompeten, derglei - chen die Jtalieniſchen ſind, welche etliche mal rund herum gewunden ſind. Hieher gehoͤren endlich auch die Poſaunen, die Poſt - und Wald - Hoͤrner.

Trompeter,

Haben im Felde faſt eben die Freyheit, welche vor alters die Herolde gehabt, daß ſie nemlich von einer Armee zur andern ge - ſchickt werden, und wenn ſie ihr Signal gegeben, durch die feindli - chen Truppen an gehoͤrigen Ort frey paßiren koͤnnen. Alle Trompe - ter und Paucker im Heil. Roͤmi - ſchen Reiche, nicht nur bey Reichs - Verſammlungen und Reichs-Ar - meen, ſondern auch an Chur - und Fuͤrſtlichen Hoͤfen, ſtehen unter dem Protectorat oder hohen Rich - ter-Amte des Chur-Fuͤrſten zu Sachſen, als Ertz-Marſchalls, und laſſen daher Chur - und Fuͤr - ſten des Reichs in ſtreitigen Faͤl - len bey ihren Feld - und Hof-Trom -Ritter-Lexic. B b b bpeternTropetern es auf die Erkenntniß der Ober-Cameradſchafft und Ober - Caſſe zu Dreßden ankommen, auch deren Privilegia ſowol von Kay - ſerl. Majeſt. als von Chur-Sach - ſen erneuern und beſtaͤtigen.

Trompette Marine,

Jſt ein Geigen-Jnſtrument mit einer einigen groſſen Darm-Saite, das Corpus iſt aus 3 Bretern drey - eckigt zuſammen gemacht, hat einen langen Hals, die Saite liegt auf ei - nem Stege, der auf der einen Sei - te auf einem Fuß ſtehet, auf der andern Seite aber mit ſeinem Fuſſe, der nicht aufſtehet, nur den Reſonanz-Boden oder das oberſte Bret beruͤhrt, und wenn die Sai - te geſtrichen wird, ein ſolches Schnarren darauf machet, daß es wie eine Trompete lautet. Man fuͤhrt mit der rechten den Geigenbogen, mit der lincken druͤckt man an die Seite, in wel - chem Clavi man ſpielen will. Jſt auf den Schiffen gefuͤhrt worden, und hat daher von der See und ſeinem Laut den Nah - men bekommen.

Tronc d un cheval,

Die Schwantz-Riebe an einem Pferde, das ſind die uͤbrigen Ge - lencke des Ruͤckgrats, ſo mit lan - gen Haaren bewachſen ſind, und der Schweiff genennet wird.

Trot, Trotto,

Jſt bey unterſchiedlichen Na - tionen in gleichem Laut und Ver - ſtand, und wird dadurch bedeutet der Trab. Daher die trottenden oder trabenden Pferde, wegen des harten Ganges Tortores genen - net werden, weil ſie die Schenckel um ein merckliches wohlgebogen,Truhoͤher und praͤchtiger, als im Paß oder Schritt creutzweis erheben, fuͤhren und niederſetzen. Es be - finden ſich aber ſolches Trotts Un - terſcheid viererley Arten, als 1) der ſogenannte niedrige Hirſch - oder Hunds-Trab, 2) der ausgeſpaͤnn - te erledigte Kutſchen-Trab, 3) der zuſammengeruckte relevirte Schul - Trab und 4) der langſame erha - bene und praͤchtige Spaniſche Trab, welcher in der Cadence nach der Muſic gehet, und den der Reuter mit dem Tempo di gamba begleiten muß.

Trouſſe quëue,

Schweif-Scheide, iſt ein Stuͤck ſtarck Leder, mit meßingenen oder eiſernen Hacken beſetzet, welches ſo lang, als die Riebe vom Pferd - Schwantz, und dienet den Schweif eines Springers einzuwickeln und aufzubinden, daß er beſſer aus - ſehe, die Groppa breiter ſcheine und den Schweiff ſtet fuͤhre; ſol - ches muß an das Hinterzeug an - gemacht werden, daß es deſto feſter halte, und nicht abfalle.

Trouſſequin,

Jſt ein Stuͤck Holtz am Sat - tel, woran die Battes oder Sat - tel-Polſter befeſtiget werden. Es ſind gewiſſe Engliſche Sattel (ge - nannt ſelles razes) welche einen niedrigen Trouſſequin haben.

Truchſeß, Dapifer,

Heiſſer insgemein ein Aufftraͤ - ger, der Eſſen auftraͤgt, im be - ſondern Verſtande aber iſt es ein Ertz - und Erb-Amt im Deutſchen Reiche, und ſcheinet dieſer Nah - me quaſi trug das Eſſen zu lau - ten, auch ſeinen Urſprung daher zu nehmen, weil der Chur-Fuͤrſt von Bayern, als des Heil. Roͤm. Reichs Ertz-Truchſeß oder Archi -dapi -Trudapifer, bey dem Kayſerlichen Kroͤnungs-Feſtin und nachfol - gender Mahlzeit etliche Speiſen auf die Tafel ſetzet, welches Amt in des Chur-Fuͤrſten Abweſenheit ſein Subofficialis, der Graf Truch - ſeß von Waldburg, als des Heil. Roͤm. Reichs Erb-Truchſeß zu verrichten pflegt. Dieſe uralten Schwaͤbiſche Reichs-Grafen ſind ſchon vor dem groſſen Interregno bekandt geweſen, den Reichs-Gra - fen-Stand haben ſie von Kayſer Ferdinando II erhalten. Jn ih - rem Wappen fuͤhren ſie einen guͤl - denen Reichs-Apffel, wegen der Truchſeß-Wuͤrde im Roͤmiſchen Reich; drey ſchwartze Loͤwen uͤber einander im guͤldenen Felde; eine guͤldene Sonne im blauen Felde uͤber einem dreyfachen Huͤgel, we - gen der Grafſchafft Sonnenberg; drey guͤldene Tann-Zapffen im blauen Felde, als das alte Ge - ſchlechts-Wappen der Truchſeſſen. Auf dieſem Wappen ſtehen 4 offe - ne Helme. Wegen des Truchſeſ - ſen-Amts traͤgt der eine auf einem rothen Kuͤſſen den guͤldenen Reichs-Apffel; der Waldburgi - ſche hat ein rothes Kuͤſſen nebſt einem Pfauen-Schwantze, hinter welchem eine Lantze mit einem ge - theilten Faͤhnlein ſtecket, darinne der guͤldene Reichs-Apffel im ro - then, und 3 Loͤwen im guͤldenen Felde zu ſehen; der Thanniſche iſt gekroͤnt, und hat einen gruͤnen Tannen-Baum mit guͤldenen Tann-Aepffeln. Der Sonnen - bergiſche iſt auch gekroͤnt, und traͤgt eine guͤldene Sonne. Zur lincken Seiten dieſes Wappens ſtehet eine weiß-gekleidete Jung - frau mit geflochtenen Haaren und in der lincken Hand die Fahne desTuchHertzogthums Schwaben hal - tend.

Truitté, poil truitté,

Heiſſet ein Pferd, deſſen weiſſe Haare, ſonderlich am Kopf und Halſe mit ſchwartzen oder rothen Flecken, auf Forellen-Art geſpren - cket ſind.

Trumm-Scheid, Tympani Schiza,

Jſt von drey duͤnnen Bretlein zuſammen gefuͤgt, in die Laͤnge zugeſpitzet, als eine dreyeckigte Pyramide, und auf dem oberſten Bretlein, als dem Reſonantz-Bo - den, mit einer langen Darm - Saite bezogen, welche mit einem Fiedelbogen geſtrichen wird. Ei - nige ſetzen den Hals deſſelben an die Bruſt, und halten es alſo in der lincken Hand, und ruͤhren mit dem lincken Daumen die Saiten, in ihren Puncten, wo ieder Clavis iſt, gar gelinde an, und fiedeln mit der rechten, als wie die Trom - pete Marin, aus welchem auch dieſe entſtanden. Das Trumm - Scheid aber hat vier Saiten, die oberſten drey bleiben allezeit in ei - nem Laut, als e, g, c, die groͤbſte Saite aber wird mit dem Dau - men geruͤhret.

Tuch, Jagd-Tuch,

Bey der Jaͤgerey iſt eine Wand von ſtarcker Leinwand, 130 Wald - Schritte lang, und ſo breit, daß, wenn ſie in die Hoͤhe gerichtet, das Wild nicht druͤber fallen kan. Es wird mit Stell-Stangen geſtellet, und mit Wind-Leinen befeſtiget. Jhr Gebrauch iſt bey dem Beſtaͤ - tigungs-Jagen, eine Refier im Walde zu umſtellen. Zu einem Fuder Zeuge gehoͤren drey TucheB b b b 2mitTuͤbmit ihrer Zugehoͤr, und zu einem mittelmaͤßigen Jagen 10 Fuder Zeug und wenigſtens 150 Mann an Jagd-Frohnen ohne die Jaͤgerey. Man hat hohe Tuͤcher, Daͤniſche oder Mittel-Tuͤcher und Lauf - Tuͤcher.

Tuͤbingen,

Jſt eine beruͤhmte Stadt in Deutſchland, ſowol wegen ihrer beruͤhmten Univerſitat, als auch wegen des Collegii illuſtris, wel - ches Hertzog Ludwig daſelbſt bauen laſſen. Es iſt ein Corpus, wel - ches von der Univerſitaͤt abgeſon - dert iſt, und ſeine eigene Jurisdi - ction, ſeine Profeſſores, ſeine Ex - ercitien-Meiſter und beſondere Geſetze hat, Fuͤrſten, Grafen, Freyherren und Edelleute werden darinne angenommen, doch nur diejenige, die der proteſtirenden Religion zugethan ſind. Eber - hard der I hat die Univerſitaͤt An. 1477 geſtifftet. Das Collegium Illuſtre hat 4 Profeſſores, einen Bereuter, Fechtmeiſter und Tantz - Meiſter, und alles dieſes koſtet dem Hertzog des Jahres bey die 10000 Rthl. Dieſes ſchoͤne Athe - næum iſt ein groſſes Haus, ſehr wohl gebauet. Alle die hinein kommen, Fuͤrſten und Freyherren, von dem Hof-Meiſter an bis auf den geringſten Bedienten, muͤſſen einen langen Viol-blauen Talar - Rock tragen, und iſt kein Unter - ſchied, als an dem Zeuge, wel - cher nach dem Stande der Perſo - nen koͤſtlicher iſt, oder nicht.

Tuͤcher-Lappen,

Sind von grober weißgebleich - ter Leinwand gemachte u. geſaͤum - te Striemen ¾ Ellen breit und Ellen lang, ſo an Leinen mit dar -Turzwiſchen gelaſſenem Raume von ¾ Ellen genehet, und im Noth - Fall an ſtat der Tuͤcher gebraucht werden. Zu einem Bund Tuͤcher - Lappen gehoͤren Schock Ellen Leinwand, und eine Leine von 40 gedoppelten Wald-Schritten, ei - nes kleinen Fingers dick, daran die Lappen angenehet werden. Die Furckeln hierzu ſind meiſtens 3 Ellen lang.

Tuͤrckiſcher Kayſer,

Beſitzet eines der groͤſten Rei - che in der Welt, welches dem Ottomanniſchen Geſchlechte erb - lich iſt, und mit unumſchrenckter Gewalt beherrſchet wird. Es theilet ſich in 3 Haupt-Theile, die Tuͤrckey in Europa, Aſia und Africa. Jm Wappen hat er einen ſilbern Mond im gruͤnen Schilde, mit einer Loͤwen-Haut umgeben. Oben darauf liegt ein Turban mit einer Reiher-Feder, und auf ie - der Seiten iſt ein Roß-Schweiff geſtecket.

Tummel-Platz,

Jſt ein Ort, wo man Pferde dreſſirt und thaͤtig macht, ſoll (wie Sieur del Campe will) 80 Schuh in die Laͤnge, und 35 Schuh in die Breite haben, in der Mitte iſt ein Pilier oder Seule, die Foh - len dabey anzuziehen und abzurich - ten und herum die Volta oder den Kreis zu machen.

Turnier, Torneamenta, Tournois,

Waren gewiſſe Ritterſpiele der alten Deutſchen, welche auch in Franckreich und Engelland uͤblich geweſen. Es wurden ſelbige von groſſen Potentaten zu gewiſſen Zei - ten angeſtellet, und darzu alle voll -buͤr -Turbuͤrtige von Adel beſchrieben, welche dabey mit groſſer Pracht erſchienen, und ſich auf den be - ſtimmten Tag in dem Turnier - Platze einfunden, und zwar, daß Roß und Mann geharniſcht war, mit Turnier-Helmen auf dem Kopf. Sie muſten ſich aber zuvor bey dem Wappen-Koͤnige angeben, und ihm ihr Wappen (ſo ſie vor - tragen lieſſen) zeigen, daß er ur - theilen moͤchte, ob ſie auch Tur - nier-faͤhig waͤren. Wenn man mit Trompeten - und Paucken - Schall ein Zeichen gegeben, wurden ſie paarweis in die Schrancken ge - laſſen, welche denn mit Lantzen gegen einander renneten, auch ſich bemuͤheten, einander aus dem Sat - tel zu heben. Zwiſchen den Seu - len hielten die Grießwaͤrtel, wel - che den nothleidenden zu Huͤlffe kommen muſten. Wenn das Tur - nier vorbey war, wurde durch das anweſende Frauenzimmer de - nen, die ſich am beſten gehalten, der Danck ausgetheilet, und dar - auf mit Banqveten und Ehren - taͤntzen geſchloſſen. Wer der Er - finder von dieſen Turnier - und Ritterſpielen ſey, davon ſind mancherley Gedancken. Jnsge - mein wird es dem Koͤnig Henrico Aucupi von Deutſchland zuge - ſchrieben, doch findet man ſchon in den aͤlteſten Hiſtorien derglei - chen, indem allbereit die Griechen und Roͤmer bey ihren Ludis Tro - janis und Decurſionibus faſt eben dergleichen Exercitien hatten. Jedoch wann man es nach der Art anſiehet, wie ſie nach der Zeit in Deutſchland ſind gehalten wor - den, ſo iſt gewiß, daß die Gothi die vornehmſten Erfinder, von welchen es die Galli, gleichwie von dieſen die Deutſchen haben;TurDenn man findet, daß Ludovici Pii Soͤhne Ludovicus und Caro - lus mit ihrem Adel dergleichen Ritterſpiele zu Worms in dem 9 Seculo getrieben. Nach der Zeit hat Henricus Auceps dem Deut - ſchen Adel zur Ergoͤtzlichkeit Anno 933 den 1 Turnier zu Magdeburg gehalten, deren folgender Zeiten noch 36 im Roͤmiſchen Reich ſind angeſtellet worden, bis ſie zu des Kayſers Maximiliani I Zeiten gantz aufgehoͤrt haben, weil es ſelten ohne Ungluͤck abgegangen, und ſie oͤffters einen traurigen Aus - gang gewonnen. Daher der Pabſt Innocentius VIII Anlaß genom - men, zu verordnen, daß wer in einem Turnier umkaͤme, nicht ſol - te auf einem Kirchhofe begraben werden; da dann die Quintan - und Carrouſel-Rennen dargegen auf - kommen und noch uͤblich ſind.

Turniers-Aufzug,

Der Aufzug zu ſolchem Ritter - ſpiel war an Waffen und Harniſch praͤchtig, an Kleidern koſtbar, an Pferden ſtatlich, an Wappen und Schildern ſinnreich, und an der Livrée anſehnlich, die Farben, ſo am ſcheinbarſten, wurden fuͤr die edelſten gehalten. Zum Exempel: Die weiſſe Farbe bedeutete Licht, Reinigkeit, Weisheit, Unſchuld, Keuſchheit und Freude, 2) die ſchwartze Farbe Betruͤbniß, De - muth und Ungluͤck ꝛc. 3) die goldene Verſtand, Anſehen und Hoheit, 4) die blaue Scharffſinnigkeit, Treue und Beſtaͤndigkeit, 5) die rothe, Begierde zur Tugend und loͤblichen Thaten, 6) die gruͤne, Hoffnung, Schoͤnheit, Troſt und Froͤlichkeit, 7) die Purpur-Farbe, Majeſtaͤtiſch u. großmuͤthig, 8) die Leibfarbe, Siegreich und Ehren -B b b b 3glantz,Turglantz, 9) die gelbe Farbe, hoch - muͤthig, behertzt und unverzagt ꝛc. Auf den Schildern und Wappen fuͤhrten ſie Sinnen-Bilder, wor - aus man des Ritters Verſtand erkennen konte.

Turniers-Genoſſen,

Von denſelben wollen wir aus Herrn M. Gauhens Adels-Lexi - co, wo von ihrer Geſchlechte Ur - ſprunge, Alterthume, Verthei - lungen in verſchiedene Linien, den beruͤhmteſten Perſonen und an - dern ausfuͤhrlich gehandelt wird, eine alphabetiſche Reihe herſetzen, dabey aber doch zum voraus erin - nern, daß, wenn etwan ein oder anders Geſchlecht in dieſem Ver - zeichniß nicht ſolte gefunden wer - den, ſolche um deswillen aus der Zahl der Turniers-Genoſſen nicht ſogleich auszuſchlieſſen ſeyn. Es ſind dieſelben: Adoltzheim, Aham, Aichelberg, Andlau, Anweil, Ap - falter, Arnimb, Aſchhauſen, Auf - ſaͤß, Aw; Bach, Baden, Baͤrn - ſtein, Baumgaͤrtner, Beerfelde, Beichlingen, Belling, Bellmont, Bernſau, Berſtett, Beverniſt, Beulwitz, Bibau, Biberſtein, Bibra, Bienzenau, Blancken - ſtein, Bletz, Blumeneck, Bock, Bodmann, Boͤckling von Boͤck - linsau, Boineburg, Borgsdorf, Bornſtaͤdt, Brandſtein, Brei - tenſtein, Buͤnau; Carlowitz, Colditz, Crailsheim, Croſick; Dan - dorf, Dieskau, Drachenfels; Ebersberg, Eberſtein, Ecker von Kaͤpfing und Lichtenegg, Eglof - ſtein, Ellrichshauſen, Entzen - berg, Erfa, Erlach, Eyb; Fei - litzſch, Filtz, Flans, Fraunberg, Fronsberg, Fuchs, Fuͤrſt; Gem - mingen, Geyer, Giech, Gloͤs, Gold - acker, Goldſtein, Greiff, Groß vonTurTrockau, Grumbach, Guͤltlingen, Gumpenberg, Guttenberg; Hacke, Hagen, Haller von Hallerſtein, Hallweil, Hammerſtein, Harpf, Harſch, Haßlang, Heßberg, Heuſ - ſenſtein, Heydeck, Heydorf, Him - melberg, Hocheneck oder Hoheneck, Hoͤfer, Hohberg, Hohenfels, Holtz, Holtzapfel, Hornſtein, Hund; Jngelheim, Jſſelſtein; Kalten - thal, Khuͤenburg, Kirchberg, Kochberg, Koͤnigsfeld, Kolb von Rheindorf, Kottwitz, Kotzau, Kotze, Krummenſee, Kuͤnſperg; Landsberg, Lauter, Leenrodt, Len - tersheim, Leublfingen, Lichtenberg, Liebenſtein, Lindenfels, Lochau, Loͤſer, Luͤderitz, Luͤtzelburg; Maͤh - renholtz, Malowetz, Marſchall, Mergenthal, Meroldingen, Metſch, Miltitz, Minckwitz, Muͤnſter, Murach, Mylen; Neſſelrode, Neuendorf, Neun - eck, Neuingen, Neuperg, Nippen - burg, Nußdorf, Nuſperg; Oeff - ner, Orsbeck; Packiſch, Pars - berg, Paulsdorf, Peffenhauſen, Pfeil, Pflug, Planitz, Planta von Wildenberg, Platen, Plet - tenberg, Poͤtting, Preiſing, Pritz - buer, Puchaim; Rabenſtein, Rabiel, Ratzenhauſen, Redwitz, Reich, Reichenau, Reiſchach, Reitzenſtein, Remchingen, Rhei - nach, Riedtheim, Riepur, Rindsmaul, Rochau, Roͤder, Roſenau, Rotenhahn, Ruͤden; Sahla, Saldern, Schallenberg, Schauenſtein, Schaumburg, Schellenberg, Schencken von Ca - ſtell, Schenck von Geyern, Schenck von Landsberg, Schenck von Schenckenſtein, Schenck von Tautenburg, Schenck von Win - terſtaͤdt, Schilling, Schilling von Canſtadt, Schlandersberg, Schlieben, Schnebelin, Schoͤn -berg,Turberg, Schoͤnfeld, Schurfen, Schweinichen, Schwendi, Se - ckendorf, Seebach, Seibolsdorf, Seidlitz, Seinsheim, Spaͤthen, Stadion, Stein in Schwaben, in Francken und Rheinlanden, Stei - nau, Sternfels, Streitberg, Stu - ben; Tann, Taufkirchen, Thoͤring, Thuͤngen, Thuͤrheimb, Trota, Truchſeß in Meiſſen, von Hoͤ - fingen, von Pommersfelden, von Waldpurg, von Wetzhauſen, Tuͤrck; Vitzdum, Vogt von Rinck und von Saltzburg, Ur - ſenbeck; Waldau, Waldenſtein, Wallenfels, Wartenberg, Wat -Valtenwiel, Watzdorf, Wechmar, Weichs, Weißbach, Werthern, Weſternach, Weſterſtaͤtten, Wey - her, Weyhers, Wildenſtein, Witz - leben, Woͤllwarth, Wolfersdorf, Wolfſtein, Wollmershauſen; Zedlitz, Zedwitz, Zobel, Zorne, Zuͤrnhard.

Tutti, Totus,

Oder Capella, iſt ein Termi - nus in der Muſic, welcher ge - meiniglich unter den General - Baß geſetzet wird, daß alle Stim - men zugleich ſingen und ſpielen ſollen.

U, V

V,

Bedeutet in muſicaliſchen Sa - chen Violino, VV aber 2 Violinen. V. S. volti ſubito, wende behende, eilfertig um.

Va va,

Jſt ein Ermunterungs-Wort an das Pferd, und heiſt ſo viel als fort, fort; und wird iedes Wort oder Stimme zu beſonderer Abrichtung als eine Huͤlffe ge - braucht.

Vach de cerf,

Nennen die Jaͤger ein Wild - Stuͤck oder Hirſch-Kuh, welche ſetzet oder gebieret; die Jungen heiſſen ſie Hindinnen oder Wild - Kaͤlber, die jungen Hirſche Spieſ - ſerte, wenn ſie aber gantz jung ſind, Hirſch-Kaͤlber, welche die Mutter, ſo bald ſie acht Tage alt, ſehr curieux zum geſchwinden Lauffen auf der Wieſen anfuͤhrt. V. Hirſch.

Vaillant, cheval vaillant,

Nennet man ein kuͤhn, tapffer, behertzt Pferd, welches nicht zu ermuͤden iſt, aus welcher Eigen - ſchaft vielerley Gutes zu hoffen, und zu genieſſen iſt, abſonderlich im Kriege, weil dergleichen Pfer - de auch gemeiniglich gute Laͤuffer und zum Nachſetzen dienlich.

Valet,

Heißt auf der Reutſchule ein langer Stock, an deſſen einem Ende ein Stachel von Eiſen oder Spoͤrnlein eingemacht iſt, damit einen Springer hinten zu ſtupffen und zu helffen, daß er darnach ausſtreicht; 2) kan man auch ſonſten ein Pferd mit dem Sporn - Stab erleichtern, ſowol vorn als hinten, wo es noͤthig und am ſchwereſten iſt; 3) ſind ihme da - mit an der Seule die Sporn an - zugewoͤhnen, und ſolche mit Stupffen des Stabs beyzubrin - gen, daß, wenn hernach der Reu -B b b b 4terVapter darauf kommt, ſie ihme nicht unbekannt ſeyn.

Vapeur d un cheval,

Daͤmpfig, oder Dampf eines Pferdes, deren Kennzeichen ſind, wenn der Dampf nicht allein aus der Naſen, ſondern auch zugleich, und zwar noch mehrers aus dem Maule gehet. Dieſe Kranckheit iſt der Hertzſchlaͤchtigkeit nicht un - gleich, auch in theils Stuͤcken iſt eines derſelben noch gefaͤhrli - cher und mißlicher zu vertreiben; entſtehet von Huͤner-Federn, die die Pferde im Futter mit eſſen muͤſſen, wovor nichts beſſers, als ein Jgel zu Pulver gebrannt, und nach und nach im Futter gegeben. ſ Dampf.

Variatio,

Heiſſet in der Muſic, wenn ei - ne ſchlechte Sing - und Spiel-Me - lodie durch Anbringung kleinerer Noten veraͤndert und ausge - ſchmuͤckt wird, doch ſo, daß man darnach die Grund-Melodie mer - cket und verſtehet.

Variſſe,

Jſt eine Geſchwulſt inwendig an den Pferde-Knien, nahe an dem Orte, wo die Courbe iſt, denn die Schenckel-Ader ergieſt ſich in dieſes Theil, und verurſa - chet dieſe Geſchwulſt, doch ohne Schmertzen.

Vaudevilles,

Gaſſenhauer, ſind in Franck - reich eine gewiſſe Art meliſmati - ſcher Oden oder Lieder mit vielen Strophen, die zwar eigentlich zum Singen geſetzt, doch auch bisweilen zum Spielen und Tan - tzen gebraucht werden.

Vei

Vautour des Lievres, ſ. Geyer.

la Veine ſecrete du cheval,

Jſt ein gantz beſonders Aeder - lein rechterſeits am Halſe des Pferdes, welches aus dem Ge - hirne entſpringt, und iſt auch ein Aſt von einer Hirn-Ader, ſo ſich in viele Adern der hintern Schen - ckel theilet. Jn gedachtem Aeder - lein iſt eine ſaltzigte Feuchtigkeit befindlich, welche bey den gan - tzen Pferden (ſonderlich bey den ſchwartzen) eine groſſe Hertzhaff - tig-Munter - und Gelernigkeit machet, und wenn dieſes Aeder - lein durch Brennen u. Schneiden verletzt oder zerriſſen wird, ſo ver - liert das Pferd allen Muth, Luſt und guten Willen etwas mehr zu lernen, wird hergegen faul und verdroſſen zu allem, was man ih - me zumuthet. Gedachtes Aeder - lein aber nicht allein zu conſervi - ren, ſondern auch zu ſtaͤrcken, da - mit ein gantzes Pferd noch mehrere Vigueur und Gelernigkeit bekom̃e, ſo iſt nichts beſſers, als daß man ihm ie laͤnger ie beſſer die gantze rechte Seite des Halſes, die Wo - che 3 oder 4 mal mit Spick-Wein beſtreiche; ſo wird man die Wir - ckung verſpuͤren.

S. Veits-Tantz,

War eine gewiſſe Seuche, wel - che um das Jahr 1374 in den Nie - derlanden, ſonderlich aber in den Stifftern Luͤttich und Utrecht bis in das dritte Jahr graßirte. Die Patienten, ſowol Manns-als Weibs-Perſonen, fielen zu Boden, und nachdem ſie eine Weile gele - gen, fiengen ſie an zu tantzen, und zwar ſo lange, bis ſie vor Mattigkeit wieder nieder ſuncken. DieVenDie meiſten lieffen dergeſtalt auf, daß man ihre Leiber mit Stricken zuſammen binden muſte, damit ſie nicht zerſprungen. Woher dieſe Kranckheit den Nahmen S. Veit-Tantz bekommen, findet man nicht aufgezeichnet; es haben ſich aber dergleichen Tantz-Begebenhei - ten ſchon in den vorhergehenden, und auch in den nachfolgenden Seculis an unterſchiedenen Orten zugetragen; wie denn vor andern dergleichen in dem Anhaltiſchen Kloſter Kolbig um das Jahr 1021 vorgegangen.

Venedig Venezia, Veniſe,

Haupt-Stadt der maͤchtigen Republic dieſes Nahmens in Jta - lien, von welcher das Zeitungs - Lexicon die vornehmſten Merck - wuͤrdigkeiten beruͤhret. Von dem Venetianiſchen Adel ſ. oben No - bili di Venezia. Dieſer ſouverai - ne Frey-Staat iſt von groſſer Macht und Reichthum, und wird durch einen Doge und einen an - ſehnlichen Senat regieret, ſo zu - ſammen den Titel Signoria Sere - niſſima fuͤhren. Jm Wappen fuͤh - ret dieſe Republic den gefluͤgel - ten guͤldenen Loͤwen St. Marci, welcher ein Buch in den Klauen haͤlt, darauf die Worte: Pax ti - bi Marce Evangeliſta, weil ſie den Evangeliſten Marcum zum Pa - tron hat, in Kriegs-Zeiten aber hat die Republic einen aufgerich - teten Loͤwen, mit dem zugeſchloſ - ſenen Buche, und einem Schwerdt in der Tatze, mit den Worten: Sub umbra alarum tuarum. Die - ſes iſt das eigentliche Venetiani - ſche Wappen, welches oben mit einer Koͤnigl. Krone bedecket iſt, weil ſich die Republic den Koͤni - gen gleich achtet. Sonſten aberVenhat das groſſe vollkommene Wap - pen fuͤnf Mittel-Schilde, und 16 Felder. Die erſtern ſind ins Creutz geſetzt, und das mittelſte und obgemeldte Wappen iſt das Venetianiſche; das daruͤber ge - ſetzte iſt das Cypriſche: das zur rechten Hand wegen Candia; das zur lincken wegen Dalmatien, Sclavonien und Albanien; das unterſte aber wegen Jſtrien. Die uͤbrigen 10 Feder werden wegen der andern Provintzen gefuͤhret; als der Adler wegen Friaul; das Creutz, wegen Padua; das Creutz mit den Sternen, wegen der Mar - ca Treviſana; das Creutz mit den Vogel-Koͤpffen, wegen Belluneſe; das folgende guͤldene Creutz, we - gen Verona; ein Loͤwe, wegen Breſciano; das ſilberne Creutz, wegen Vicentino; ein Thurm, wegen Feletri; ein von Gold und Silber geſpaltener Schild, wegen Bergamo; ein von roth und Sil - ber getheilter Schild, wegen Cre - ma; ein halbes Schiff, wegen der Jnſel Corfu; ein ſilbern Hyacinth im ſilbernen Felde, wegen der Jnſel Zante; ein Thurm wegen des Adriatiſchen Gebiets; ein Ca - ſtell, daruͤber der Venetianiſche Loͤwe, wegen Poleſino; ein ro - thes St. Georgen-Creutz, wegen der Jnſel Cefalonia; ein Pferd und ſilbern Creutz im rothen Fel - de, wegen der Jnſel Cherſo und Abſore. Dieſes Wappen bedecket ein Koͤniglicher Pavillon, und oben darauf lieget die Hertzogli - che Muͤtze.

Venerie,

Die Jaͤgerey, iſt eine anſehn - liche Ritterliche Uibung zur Ge - ſundheit des Leibes dienlich, dem Gemuͤthe vergnuͤglich, der Haus -B b b b 5hal -Venhaltung zutraͤglich, groſſen Her - ren und Staats-Perſonen vor an - dern anſtaͤndig, und iſt auch den tapffern Kriegs-Uibungen in vie - len Stuͤcken verwandt und gleich - foͤrmig.

Vengeance d un cheval,

Pferds-Rache; die Rache des Pferds, welche aus Zorn und uͤbermaͤßiger Empfindlichkeit ent - ſtehet, und an ſich ſelbſt ein ge - faͤhrliches Laſter iſt. Es waͤre aber gleichwol in derſelben noch ein und anders zu paßiren, wenn dieſelbe nicht aus bloſſer Bosheit, Zorn und Haß, ſondern aus eini - ger andern Urſache herruͤhret: z. E. wenn ein Polterer ſein Pferd mit der Drat-Peitſche oder Carbatſche ohne Verſchulden uͤbel zuͤchtiget, daß es wol gezwungen wird, ſich dagegen mit Beiſſen, Ausſchlagen und dergleichen zu wehren, ja gar den Trunckenbold von ſich zu wer - fen, mit Fuͤſſen zu treten, und mit den Zaͤhnen zu zerfleiſchen, der - gleichen Exempel man hat.

Vent, cheval qui port au vent,

Nennet man ein Pferd, das die Naſe ſo hoch als die Ohren hebt, und nach dem Wind ſchnap - pet, mithin die Naſe nicht herbey an gebuͤhrlichem Ort traͤget. Vor dieſen Fehler tauget die Camarra oder Schleiff-Zuͤgel des Naſen - bandes, um das Pferd damit in die rechte Poſitur zu bringen. Ei - nige Reuter bedienen ſich des Sprung-Riemens, ſo auch nicht zu verwerffen, doch muß derſel - be im Anfange nicht zu kurtz ge - ſchnallet werden, bis das Pferd ſolchen gewohnt, alsdenn kan er immer mehr und mehr verkuͤrtzet werden, ſo viel noͤthig iſt.

Ven

Vent, ce cheval a du vent,

Sagt man von einem Pferde, das Wind hat, und anfaͤngt daͤmpficht zu werden, weil es ſtarck ſchnaufet, in Flancken hebt, und ſeine Lenden in dem Athemen mit beweget, und dann auch, wenn es die Naſenloͤcher in derſelben Bewegung des Athems gewaltig auf und zuziehet.

Ventil, Windklappe,

Jſt die Klappe, welche aufge - zogen wird, daß der Wind in die Orgel-Pfeiffen kan; oder die Klap - pe in den Blas-Baͤlgen, daß der Wind, der bey ihr hinein gegan - gen, nicht wieder heraus kan. Man nennet ſie auch Windfachblaͤcher. Es ſind fuͤnferley Arten: 1) Balg - Ventile, wodurch der Wind in die Blasbaͤlge tritt; 2) Canal - Ventile, welche in den Canaͤlen ſind, und den Wind aus den Baͤl - gen ſchoͤpfen, auch verhindern, daß nicht ein Balg dem andern ſeinen Wind entziehe; 3) Haupt - Ventile, welche durch das Nie - derdrucken der Taſten aufgezogen werden, und den Klang verurſa - chen; 4) Spring-Ventile, ſo durch die Regiſter eroͤffnet werden; 5) Sperr-Ventile, mittelſt deren man den Wind einſperren und zuruͤck halten kan.

Ventre du cheval,

Pferdes Bauch, der iſt unter - halb des Ruͤckens, mit den Rip - pen umgeben, und der Ort, wo man die Sporen anſetzet. Der Bauch ſoll nicht abhangend, viel - weniger aufgezogen, ſondern gleichſam wie ein wohlgemachtes Wein-Faß formiret ſeyn, mittel - maͤßiger Groͤſſe, wiewol an einer Stuten der Bauch etwas weiterundVerund groͤſſer in dieſem Falle, als an einem Hengſte kan paßiret wer - den, abſonderlich wenn ſie zur Zucht gebraucht werden ſoll.

Ver d Inteſtin,

Jſt der Wurm, und wird dar - um ſo genennet, weil er den Wuͤr - men faſt gleich iſt, die das Holtz unter der Rinde durchnagen, alſo liegt auch dieſe Materie zur Pla - ge unter der Haut, zerbeiſt und durchnaget alles, was ſie antrifft, und macht den Leib hin und wie - der voller Loͤchlein.

Verbellen, Erbellen,

Ein Fuß-Mangel an Pferden, ſo entweder einen allzuharten oder allzuweichen Huf haben, und lan - ge barfuß gegangen. Wenn man dieſem Uibel nicht bey zeiten Rath ſchafft, muß man dergleichen Pferden endlich gar die Sohlen abziehen. Die Zeichen dieſes Mangels ſind, wenn die Pferde die Fuͤſſe von ſich ſtrecken, und ſo leiſe treten, als wenn ſie auf Na - deln giengen. Dieſen ſoll man die Huͤfe fleißig mit Speck ſchmie - ren, und ihnen mit zerſtoſſenen Speck, Wacholderbeeren und Knoblauch einſchlagen. Hat ein Pferd den Fuß dergeſtalt verbellet, daß ihm die Sohlen unten ſchwaͤ - ren, und abnehmen, ſo ſtoſſe man die Wand rings herum weg, und loͤſe die Sohle gar ab, faſſe her - nach unten die Strahlen an, und trachte ſolche gantz heraus zu neh - men, miſche hierauf Drachenblut, Gruͤnſpan iedes 2 Loth, Honig ¼ Pfund, rothen Bolus ½ Loth, Brantwein fuͤr 1 Groſchen und 3 Eyer unter einander, und lege es dem Pferde 3 Tage lang auf die Sohlen. Dringet aber dasVerLeben heraus, ſo brauche man folgende Salbe: Man nehme Gruͤnſpan 1 Loth, gebrannt Kup - fer 3 Loth, und von 6 Eyern das Weiſſe, zu einer Salbe gemacht, und aufgelegt, treibt das Leben wieder zuruͤck. Es muß der Huf mit Horn-Salbe wohl geſchmie - ret werden.

Verbuͤgen, ſ. Verrenckung.

Verd, donner le Verd un cheval,

Heiſt ein Pferd ins gruͤne ſchla - gen, und Gras zu eſſen geben, um ſolches damit abzukuͤhlen oder in - wendig zu erfriſchen, abſonderlich wenn ein Pferd mager iſt, gleich - ſam als ob ihme die Haut auf die Rippen angeleimt waͤre, ſo giebt man ihm im Fruͤhling gruͤne Ger - ſten, ſo wird es wieder vollſtaͤn - dig und reſtituirt.

Verecken,

Ein Jaͤgerwort vom Hirſchen, wenn er, nachdem er im Mertz das Gehoͤrne abgeworffen, 10 bis 12 Wochen darauf das Gefege von den Kolben abgeſchlagen, und ihm das neue nunmehro wiederum er - ſtarcket iſt.

Verfallen,

Jſt auf dem Fechtboden ſo viel als den Stoß mit der Secunde hoch pariren, daß ſelbiger uͤber unſern Kopff weggehet. Man verfaͤllt alſo ſowol, wenn der Con - trepart auswendig, als inwendig ſtoͤßt, nur daß man im letzten Falle dabey cavirt.

Verfangen, ſ. Raͤhe.

Verhauen, v. Entretailler.

Verlappen,

Aufs Roth-Wildpret oder aufdenVerden Wolff, iſt bey den Jaͤgern, wenn man gewiſſe Leinen, daran Lappen von Leinwand, etwan ei - ner halben Ellen breit, und zwey bis dritthalb Ellen lang, hangen, im Holtze an die Zacken von den Baͤumen, oder auf die Forckeln haͤnget, und die qver durchs Holtz ziehet, daß das Wildpret, wenn man ein Jagen machen will, ſich davor ſcheue, und nicht weiter, oder durch die Lappen gehe. Auf den Wolff verlappet man rund um, daß er nicht aus der verlapp - ten Refier gehe, und denn ſtellet man erſtlich die Netze bey die Lap - pen rund um zu.

Verlappen,

Auf den Haſen oder Fuchs iſt, wenn man Leinen mit Gaͤnſe-Fe - dern vor das Holtz ziehet, daß der Haſe oder Fuchs bey anbre - chendem Tage nicht wieder zu Holtz gehe, ſondern man den folgenden Morgen darauf etwas auf dem Felde zu hetzen antreffen moͤge.

Verlohren Treiben,

Heiſt beym Jagen, wenn man eine Anzahl Mannſchafft um ein Holtz herum ſetzet, ob man noch von dannen etwas heraus ins Ja - gen eintreiben koͤnne.

Vermines des chevaux,

Pferd-Wuͤrmer. Das ſind die, welche den Pferden in dem Ma - gen und Daͤrmen wachſen, und ſind ein hoͤchſtſchaͤdliches Ding in dem Leibe, und verurſachen, daß ein Pferd nicht zunehmen kan, ſondern ſie toͤdten das Pferd wol gar; denn wenn ſie den Magen und Gedaͤrme durchfreſſen haben, ſo faͤllt das Pferd ploͤtzlich dahin und ſtirbt. Sie entſtehen aus faulem Futter, ungeſunder fetterVerWeide, und ſonſten ſchleimigter Materie und dergleichen, und ſind unterſchiedlicher Gattung: 1) Magen-Wuͤrme, welche wie kleine Kaͤfer, rund, an Farbe roͤthlicht und braun, mit ſpitzigen hornechten Maͤulern, welche ſich im Magen wie eine Holtzſchraube einbeiſſen, und denſelben gantz durchfreſſen; 2) die Saltz-Wuͤrme ſind an Geſtalt wie Regenwuͤr - me, wachſen groß und machen rechte Neſter. Die 3) Art ſind im Maſt-Darm, und wachſen aus faulem Koth, dieſe Wuͤrme beiſſen die Pferde, daß ſie vor Schmertzen ſich auf dem Ruͤcken weltzeln. Vor dieſe bindet man dem krancken Pferde Knoblauch und Teuffelsdreck aufs Mund - ſtuͤck, und laͤſt es ein paar Stun - den dran kaͤuen.

Vernagelung eines Pferds,

Geſchieht auf zweyerley Weiſe, entweder wenn ſich ein Pferd ſelbſt in einen Nagel tritt, oder im Be - ſchlagen von einem unvorſichtigen Schmied ihm ein Nagel in das Leben getrieben wird. Ein Mittel darwider iſt: Man ziehe den Na - gel gleich heraus, und gebe dem Pferde Maus-Oerlein-Kraut, klein geſchnitten unter das Futter, und laß es bis 3 Tage im Stalle ſtehen, ſo heilet die Verſehrung von ſelbſt, wenn es gleich ſchwuͤ - ret, und das Pferd ſehr hincket; ſolches iſt ein ſichers Experiment.

Verpfaͤhlen,

Heiſt das Vieh, welches zum Schaden oder an unbefugten Or - ten geweidet wird, fangen und einſperren, wie in denen Ge - ſtuͤten die Fohlen eingeſperret werden, um ihre Weide deſto ſicherer zu genieſſen. Es muͤſſenaberVeraber die Pfaͤhle nicht zu niedrig ſeyn, damit ein Fohlen nicht uͤber - ſetzen und ſich ſpieſſen kan.

Verrenckung,

Oder Verbuͤgung eines Pfer - des, Dislocation d un cheval, ge - ſchiehet, wenn das Pferd von dem Knechte wider die Krippe gejagt wird; item, wenn 2 Pferde gegen einander anlauffen; oder wenn ein Pferd im Stalle jaͤhling auf - ſpringet, da denn das geronnene Blut unterlaͤufft, und das Pferd gar leicht das Schwinden davon bekoͤmmt. Das Kennzeichen iſt, daß es den krancken Fuß immer vorwerts ſtellet, und die Erde mit dem gantzen Fuſſe bedecket. Gerſtenmehl, Kleyen, weiſſe Li - lien, mit Honig und Eßig geſtoſ - ſen, und mit Butter gemengt, wird dawider aufgelegt.

Verrillon,

Glas-Spiel, beſtehet aus 8 oder 9 weiten Bier-Glaͤſern, die nach ihrer verſchiedenen Groͤſſe G A H c d e f g a angeben, und mit 2 klei - nen Stecken angeſchlagen werden. Das Bret, worauf die Glaͤſer ſtehen, deren iedes ſein eigen Raͤumlein hat, damit ſie nicht wancken, wird nebſt den Stecken mit Tuch bewunden oder bekleidet. Dieſe Machine ſtellet der Spieler in die Laͤnge vor ſich, und ſchlaͤget an beyden Seiten gelinde auf.

Verſer dedans,

Heiſt eingieſſen. Die Einguͤſſe ſind Traͤncke, welche die Pferde ungern einnehmen, daher muß man mit Vortheil, Gewalt und Liſt zuwege bringen, daß man ihm den Kopf hoch aufbindet, einen ſaubern Striegel in den Mund einzwinget, den Einguß dadurch einfloͤſſet, die Naſe zuhaͤlt, undVermit der Hand die Gurgel ſtreichet, daß es den Tranck in den Leib laſ - ſen muß, ſo allzeit nuͤchtern ge - ſchehen ſoll, und ein paar Stun - den darauf gefaſtet.

Verſtauchen,

Geſchiehet gemeiniglich am Ke - gel des Pferdes, davon ein Pferd vor die Knie haͤngt, und daran hincket, das kommt daher, wenn ein Pferd ſtarck geritten worden, und ihm das Geaͤder ſpannet; dann nehmt halb Wein und halb Waſſer, Odermennig und Wein - trebern, ſiedet es wohl, baͤhet es, und bindets warm uͤber.

Vertige, le Tournement de Tête,

Schwindel oder Bewegung des Haupts; welches eine gefaͤhrliche Kranckheit, und ſo er ein Pferd uͤberfaͤllt, gemeiniglich des Schlags oder hinfallenden Sucht Vorbot; denn der Schwindel hat ſeinen Urſprung in dem Haupte aus den unordentlichen Bewegungen, wel - che die blaͤſtigen Geiſter in dem - ſelben Orte des Hirns erregen, welche Geiſter wiederum von der Unrechtmaͤßigkeit des Hirns in - wendig in dem Haupt erwachſen, und von den kalten zaͤhen Feuch - tigkeiten ihren Urſprung haben, oder werden aus dem Magen oder andern niedertraͤchtigen Orten des Leibes in das Haupt verſchicket; ja es wird auch der Schwindel durch ſtarcke Erhitzung verurſa - chet, oder wenn ſie einen boͤſen ſcharffen Geſtanck im Stalle ha - ben, und denſelben durch die Na - ſenloͤcher in das Haupt hinauf ziehen, oder aber ſchnell und lang in engen Volten herum gejaget und forciret werden. Wovor gu - te Remedia in dem II Theil der Pferd-Anatomie nachzuſuchen.

la Vertu
Ver

la Vertu des chevaux,

Lob und Tugend der Pferde. Das Pferd iſt ein maͤchtig, ſchoͤn, ſtoltz, ernſtlich und tapfferes Thier, geſchwinder und ſchneller Art, auch trefflicher Staͤrcke, darzu es von Natur einen wohl erſchaffenen ſchlancken Leib hat, und unter allen vierfuͤßigen Thieren iſt es das alleredelſte und allernuͤtzlichſte. Denn was findet man fuͤr ein Thier, das der Menſch zu ſeiner Nothdurft mehr gebrauchen kan, als die Pferde? Man kan nicht ſagen von groſſen Kriegen, Schlachten, Pracht, Kurtzweil, Freuden oder dergleichen voll - bringen, wo die Pferde nicht ſeyn: und was fuͤr ein Stand oder Thun findet ſich, da man ſie nicht noth - wendig bedarf?

Vertueux, un cheval Ver - tueux,

Ein tugendhaftes Pferd ſoll haben ſechzehen entlehnte Tugen - den: 1) drey von einem Haaſen, der laufft ſchnell, ſpringt leicht, und wirfft ſich kurtz herum; 2) drey von einem Fuchs, derſelbe hat einen kleinen Kopf, kurtze ſpi - tzige Ohren und einen ſtarcken langen Schweiff; 3) drey von ei - nem Wolff, der hat ein ſcharff Geſicht, gut Geſraͤß, und harte dauerhafte Haar; 4) drey von einem Maul-Thier, daſſelbe hat einen ſtarcken Ruͤcken, geſunde Beine, und harte dauerhaffte Huͤfe; 5) Vier von einer fille de joïe, daß es einen ſtoltzen, freyen Gang habe, breit von Bruſt und Creutz ſey, gerne ſtille ſtehe, und gerne aufſitzen laͤſt.

Via

Veſſie,

Harnblaſe, dieſe hat in den Pferden ihre Stelle und Lager zwiſchen dem Bein, welches die Hinterbacken formiret, und in dem Maſt-Darm, wie gleichfalls auch in dem Menſchen, in den Stuten aber liegt ſie zwiſchen der Gebaͤhr-Mutter und dem Schloß - beine, ſo auch ein Theil des ge - meldten Beins des Hintern iſt; iſt einer runden Figur, und faſt gleich und eben, unten auf dem Boden faſt einem Menſchen-Kopf gleich, und ſonſten aus zwey Haͤutlein gemacht und zuſammen geſetzt, deren das erſte hart, glatt, ſtarck, ſpannaͤderig und inwendig mit dreyerley Zaͤſerlein, (den Harn an ſich zu ziehen, eine Zeitlang zu behalten, und endlich wiederum von ſich zu laſſen) begabet.

Veſſigon,

Jſt eine weiche Geſchwulſt, ſo an den Knien der Pferde inwen - dig und auswendig ſich ereignet, und Schmertzen verurſachet, hat ſeinen Urſprung von der Feuch - tigkeit, ſo am Knie zuſammen flieſſen, und deſſelben Glieds Ge - ſchaͤffte entweder gantz und gar aufheben, oder zum Theil verhin - dern.

Via, via,

Jſt eine Ermahnungs-Stimme, ein Pferd in Manieren und Tum - meln zu encouragiren, und durch den Gebrauch der Zunge aufzu - muntern. Uiberhaupt aber wird die Zunge auf dreyerley Arten ge - bꝛauchet, im Schmatzẽ oder Schnal - tzen, im Wiſpeln und Pfeiffen, und im Anreden und Zuruffen.

Vices,
Vic

Vices du bouche & de la langue,

Die Maͤngel des Mauls und der Zunge ſind: geſchwollenes Maul, Wunden im Maul, Stul - ſucht, Kuͤrbis - oder Gurck-Faͤule, Duͤrrwartzen an der Zunge, Zun - gen-Hitze, Zungen-Laͤhme, Maul - geſperr, Wolffs-Zaͤhne, verſchwol - lener Hals, Halfter-Brennen, Kamm-Geſchwaͤr, Hals verſtuͤrtzt, Speckhals.

Vices des oreilles, du nez & du cou,

Gebrechen der Ohren, Naſe und Hals, beſtehen in der Taub - heit, Ohren-Schmertzen, ſchwe - renden Ohren, Wuͤrmer in denſel - ben, verſtopffter Naſen, Rotz, Feifel, der Braͤune im Halſe, er - hitztem Schlunde, Mandel-Ge - ſchwaͤr, Mund-Faͤule, Gallen, Froſch, Kroͤten im Halſe ꝛc.

Vices des yeux,

Maͤngel und Gebrechen der Au - gen: An den Pferden befinden ſich unterſchiedliche Mahle und Fle - cken, Augen-Strahl oder Na - gel, Augen-Werren, ſchwaͤrende Augen, geſchwollene Augen, Au - gen-Schwinden, rothe Blut-Au - gen, hitzige Augen, Moͤnig - oder Wechſel-Augen, ſo allezeit im neuen Monde dunckel ſind, trief - fende Augen, truͤbe Augen, gar zu fette Augen, Wartzen in Au - gen, Felle in ober uͤber den Au - gen, welche wieder viererley ſind, als Stahren-Felle, ſo ſchwartz, Meyen-Felle, ſo Wolckenfarb, Brachfelle, ſo braun, Herbſt - Felle, ſo roth oder gelb ꝛc.

Vices hereditaires,

Erb-Maͤngel ſind fuͤr doppelteVilGebrechen zu halten, ſo viel die - ſelbe an ſich ſelber ſchaͤdlich und darneben von Glied zu Glied erb - lich ſind, und zwar welche die Geſundheit benehmen, als Raͤp - fen und Maucken; welche die gute Geſtalt verkleinern und ſchaͤnden, als die weitoͤhrige, ſpeckhaͤlſige, dickkoͤpffigte; welche dreyfache Maͤngel haben und in dreyerley ſchaͤndlich, als zur Abrichtung, zu anderm gemeinen Gebrauch, weil ſie dabey erblich ſind. Z. E. untreue, boshafte, beiſſende, ſchlagende, ſtoſſende, an die Wanddrucken - de tuͤckiſche, falſche Pferde, welche man mit Gefahr wahrnehmen muß, ſowol im Stalle in der War - tung, als auch in allem Gebrauch und in der Abrichtung, nachdem ſolche Laſter gegen Menſchen oder Pferden auf vielerley Bezeigung zu ſpuͤren ſind.

Vigoureux, cheval vigoureux,

Ein friſch, hurtig, lebhaft, mun - ter, ſtarck, hertzhaft und tapfer Pferd, welches alle Gefahr, Furcht und Schrecken, ja den Tod ſelbſt verachtet, ja verſpottet, und dem - ſelben entgegen eilet, durch wel - cher hohen Eigenſchafft rechten Gebrauch die groͤſten Helden ihre groͤſte Wunderthaten verrichten.

Vilanes,

Heiſſen die Spaniſchen Natio - nal-Pferde, ſo von Geſtalt groß, gedrungen und ſtarck ſind, und im Kriege und groſſer Arbeit ſehr tauglich, davon zu Cordua in Andaluſien die beſten, in Martos und Jean Xeres die ſchoͤnſten, da - von das Land allenthalben mit gu - ten Pferden beſetzt, wiewol vor die - ſen beſſer als ietzo.

Viola,
Vio

Viola, Viole,

Ein Alt - oder Tenor-Geige; man pfleget die Woͤrter Alt und Tenor insgemein dabey zu ſetzen.

Viola baſtarda,

Jſt eine Art von Viola da gam - ba, und wird wie ein Tenor ge - ſtimmt, aber das Corpus iſt et - was laͤnger und groͤſſer. Es ſind oft unter den gemeinen 6 Darm - Saiten, noch 8 andere ſtaͤhlerne und gedrehete meßingene (der - gleichen auch auf den Pandoren ſind) welche mit den Darm-Sai - ten gar rein und gleich geſtimmet werden, und hernach von ſich ſelbſt ungeruͤhrt mit klingen.

Viola d Amore, Viole d Amour,

Jſt eine mit 4 ſtaͤhlernen oder meßingenen, und einer Darm - Saite (welche die Quinte iſt) be - zogene Violine, von beſonderer Form und Stimmung. Dieſe iſt der Accord c moll oder c dur; wie - wol es faſt beſſere Art hat, und nicht ſo gezwungen iſt, wenn ſie wie eine ordentliche Violine ge - ſtimmet, weil man ſodann alles ungezwungen darauf ſpielen kan. Jhr Klang iſt argentin oder ſil - bern, dabey uͤberaus angenehm und lieblich.

Viola di braccio,

Heiſt eigentlich eine Geige, die man auf dem Arme haͤlt, zum Unterſcheid der Viola da gamba, und kan alſo von allen Fiedeln geſaget werden: Aber man nen - net doch an einigen Orten die Alt - und Tenor-Violine alſo: Eine Bratſche.

Viola da gamba,

Das iſt, eine Geige, die manViozwiſchen den Fuͤſſen halten muß: Denn gamba heiſſet auf Deutſch der Fuß, (eine Knie-Geige) hat 6 Saiten, wird durch Qvarten. geſtimmt, und in der Mitten eine Terz. Die groſſe Viola da gam - ba oder Contrabaſſa da gamba wird von den meiſten durch und durch per quartam geſtimmet.

Violine,

Heißt eine Diſcant-Geige, und Violiniſt, der ſelbige wohl zu ſtrei - chen weiß. ſ. Geige.

Violoncello,

Die Baſſa Viola, und Viola di Spala, ſind kleine Baß-Geigen in Vergleichung der groͤſſern, mit 4, 5 auch 6 Saiten, worauf man mit leichterer Arbeit, als auf den groſſen, allerhand geſchwinde Sa - chen, Variationen und Manie - ren machen kan. Jnſonderheit hat die Viola di Spala, oder Schulter-Viola, eine groſſe Wir - ckung bey dem Accompagnement, weil ſie ſtarck durchſchneiden und die Tone rein ausdruͤcken kan. Sie wird mit einem Bande an der Bruſt befeſtiget, und gleich - ſam auf die rechte Schulter ge - worffen; hat alſo nichts, welches ihren Reſonantz verhindert oder aufhaͤlt.

Virtuoſi,

Heiſſen 1) im Moraliſchen Ver - ſtande tugendhaffte Perſonen; 2) im Politiſchen Verſtande aber ſolche Leute, die in einer gewiſſen Kunſt und Wiſſenſchaft, als in der Muſic, Mahlerey, Reuterey ꝛc. excelliren und andere uͤbertreffen.

Viſir,

Heißt die Oeffnung an den Hel -menVivmen oder Caſqveten, welche ent - weder frey oder mit eiſernen Reif - ſen verwahret iſt, um das Geſich - te brauchen zu koͤnnen.

Vivace,

Jſt ein muſicaliſches Wort, uno ſo viel als freudig, friſch und mit heller Stimme.

Vivacité d un cheval,

Die Lebhaftigkeit eines Pferds wird erkannt an den hitzigen Be - zeugungen, als: Strampflen mit den Fuͤſſen, Scharren mit den Schenckeln, Bewegung der Oh - ren, Verdrehung der Augen, daß man das Weiſſe ſiehet, Auf blaſen der Naſenloͤcher, ſo inwendig feu - rig und roth, Brauſen, Wiehern und dergleichen Begierden mehr. Wie es aber ein Kunſt-Stuͤck iſt, ſich ſolcher Pferde durch die behoͤ - rige Zaͤumung zu verſichern, daß ſie iederzeit ohne Gefahr und Schaden koͤnnen gebraucht wer - den: So iſt es eben ſo ſchwer, de - nen lebhaften Pferden ſolche, auſ - ſer der Zaum-Kunſt, zu beneh - men, man wolte ſie dann mit Fleiß alſo tractiren, daß ihnen die Hitze mit allen ihren lebhaften Geiſtern auf einmal benommen wuͤrde, welches des Pferdes Ruin ſeyn wuͤrde.

Undauung, Indigeſtion,

Jſt ein gewiſſes Zeichen bey ei - nem Pferde, daß der Magen nicht alſo diſponirt iſt, wie er ſeyn ſolle, indem das eingefreſſene Fut - ter, durch die gehoͤrige Dauung, nicht zur Staͤrckung und Erneh - rung der leiblichen Kraͤfte gedeyet, ſondern gantz rohe durchgehet, wie es eingefreſſen worden, ſo aus dem Gezirck bald abzunehmen, und weil dergleichen Pferde muͤſ -Uniſen mager werden: So muß man auch dieſem Uibel deſto zeitlicher begegnen: derohalben gebt ihm Lorbeer, Enzian und Zittwer mit Saltz vermenget unter das Fut - ter, das erwaͤrmet ihm den Ma - gen und befoͤrdert die Dauung.

Ungarn,

Ein maͤchtiges Koͤnigreich in Europa, deſſen Nachbarn die Deutſchen, Venetianer, Pohlen und Tuͤrcken ſind, und deſſen Koͤ - nig den Titel Apoſtoliſcher Koͤnig fuͤhret. Man haͤlt es fuͤr die Vor - mauer der Chriſtenheit oder des Roͤmiſchen Reiches gegen die Tuͤr - cken. Dieſes Koͤnigreich fuͤhret im Wappen ein rothes Schild, dadurch vier ſilberne Zwerch - Straſſen gehen, welche die 4 Fluͤſſe in Ungarn, die Donau, Drau, Sau und Theiſſe anzeigen; dann in einem rothen Schilde ein ſilber - nes Patriarchen-Creutz auf 3 gruͤ - nen Huͤgeln; und oben auf dem offe - nen und gekroͤnten Helm einen ſil - bernen Strauß mit einem Huf - eiſen in dem Schnabel.

Uniment, cheval qui marche uniment,

Sagt man von einem Pferde, das ſich wohl vereiniget, welches geſchieht im Schritte oder Antrit - te, darinnen ein Pferd mit gebo - gener Groppa marchiret, wel - ches den Kopf und Hals in der Hoͤhe erhaͤlt, ein Pferd vorn er - leichtert, ſolches ſicher macht, daß es nicht ſtolpert oder faͤllt, es zum Galop præpariret, ſo es laß und faul, dadurch aufzumuntern, leicht in der Fauſt zu machen, daß es beym Mann bleibt, vorn leicht und ringfertig mit den Schenckeln wird.

Ritter - Lexic. C c c cUnir,
Uni

Unir, cheval qui s uni t,

Ein Pferd, das ſich bieget und vereiniget, das iſt der Unterſchied von obiger Vereinigung, und wird nicht allein in Courbetten ge - braucht, wenn ein Pferd hinten wohl nachſetzet, ſondern auch im Galop, wenn das hintere Theil wohl unirt oder gebogen, und in gleicher Action dem vordern Theil folget, ohne daß das Pferd die Groppa aufwirft, dabey mit den Schenckeln changirt, und falſch galoppiret.

Univerſitaͤt,

Academie, hohe Schul, iſt eine Societaͤt, da die Studirenden von gewiſſen darzu verordneten Profeſſoribus und Doctoribus, ſo - wol in der Philoſophie als auch in den hoͤhern Facultaͤten unter - wieſen, von dem Rectore und dem Senatu Academico regieret, auch zum Theil promoviret, und mit Academiſchen Titeln verſehen werden. Es hat auch daſelbſt die ſtudirende Jugend Gelegenheit, allerhand Sprache zu lernen, und ſich in den ritterlichen Exercitiis zu uͤben.

Unter-Holtz,

Schlag-Holtz, lebendiges Holtz, iſt was unter dem Ober-Holtze jung abgehauen wird, daß es Stoͤcke bekoͤmmt, welche Som - mer-Latten treiben, die von Zeit zu Zeit wieder abgeſtocket werden. Hiezu dienet allein das Laubholtz, weil das Tangel-Holtz, wenn es einmal abgehauen worden, nicht wieder ausſchlaͤgt.

Unter-Leine,

Jſt bey den Jaͤgern die unterſte Leine am Jagd-Tuche oder Wild - Garne.

Vog

Unterwalden,

Einer von den 13 Cantons der Schweitzeriſchen Eidgenoſſen - ſchaft, welcher der Roͤmiſch-Ca - tholiſchen Religion zugethan, und 1315 mit den beyden Cantons Schweitz und Uri den Schweitze - riſchen Bund zuerſt errichtet, und den Grund zur Eidgenoſſenſchaft gelegt. Dieſer Canton hat ein halb rothes und ein halb ſilbernes Schild, darinne ein gedoppelter Schluͤſſel aufgerichtet ſtehet, der oben weiß und unten roth iſt.

Vocal-Muſic,

Jſt diejenige, ſo von der menſch - lichen Stimme, welche das aller - ſchoͤnſte und richtigſte Jnſtrument, und das Muſter aller klingenden Werckzeuge iſt, hervorgebracht wird. Sie iſt von der Jnſtru - mental-Muſic in verſchiedenen Stuͤcken unterſchieden. Denn die Vocal-Muſic iſt die Mutter, die Jnſtrumental-Muſic die Toch - ter, und alſo gehet jene vor und dieſe folget nach. Sie leidet auch weder ſolche Spruͤnge, noch auch ſolche reiſſendes punctirtes Weſen, als das Spielen ꝛc.

Voces Hammerianæ,

Werden von Kiliano Hammer, die Sylben ut, re, mi, fa, ſol, la, ſi, genennet, welcher die letzte Sylbe ſi noch zu den ſechs Aretiniſchen hinzugefuͤget.

Voͤgel, v. Aves.

Vogel-Fang, v. Aucupium.

Vogel-Herd,

Jſt ein Platz, darauf der Vo - gel-Steller ſeine Netze ausbreitet, und Lock-Voͤgel aufſtellet, damit er in ſeiner daneben erbauetenHuͤtteVogHuͤtte die einfallenden Voͤgel be - ruͤcke und fange. Man hat der - ſelben verſchiedene Gattungen, als Wald-Herde, Feld-Herde, Strauch - oder Buſch-Herde, Lerchen-Herde, Spring-Herde und Traͤnck-Herde.

Vogel-Leim,

Viſcus aucuparius, wird von den Miſtel-Beeren gemacht, welche ſo lange im Waſſer gekocht wer - den, bis ſie zerplatzen; nachma - len ſtoͤſt man ſie in einem Moͤrſel, und waͤſchet ſie ſo lange mit Waſ - ſer ab, bis alle Splitterlein und Kleyen heraus ſind: oder man nimmt die gantze Miſtel-Stau - den, ſtoͤßt ſie in einer Graupen - Stampe zum Teig, und ſchlemmet hernach mit gantz kaltem Waſſer den Leim heraus. Dieſe Arbeit geſchiehet zu Anfang des Martii.

Vogel-Steller,

Jſt eine Perſon, ſo allerley Voͤ - gel auf allerhand Art und Weiſe, auf ordentlichen Vogel-Herden, mit Leim-Spindeln, Schleiffen, Donen und andern Jnſtrumen - ten liſtig zu beruͤcken weiß. Er ſoll billig die Natur und Eigen - ſchafft der Voͤgel aus dem Grund verſtehen, und wiſſen, wo ſich ei - ne iede Art von Voͤgeln aufzuhal - ten pflege; wie ſie ihre Speiſe zu nehmen oder zu genieſſen gewohnt; ob ſie ſolche mit dem Schnabel zerknirſchen; oder ob ſie dieſelbe verſchlucken; oder ob ſie ſolche gleichſam hinein lecken, und wel - che Voͤgel zu einer oder anderen Sorte gehoͤren; wenn ſie ihren Strich und Wieder-Strich hal - ten; was eine iegliche Art vor einen Ort ſich zur Brut erwehle, wenn und wie oft ſolche Brut in einem Jahre geſchehe, und wie viel ſieVogiedesmal Junge ausbringen; wel - che Voͤgel ſich in Hauffen zuſam - men ſchlagen, und welche hinge - gen einander ausweichen und mei - den; welche einander locken und nicht locken; welche ihre Schnaͤ - bei und Farbe im Fruͤhling veraͤn - dern; um welche Zeit ſie ihren Ge - ſang hoͤren laſſen; welche Voͤgel ſich im Waſſer, und welche im Sande ſich zu reinigen und zu ba - den pflegen; welche ihren Jun - gen die Speiſen im Kropf und wel - che im Schnabel zufuͤhren ꝛc. Er ſoll, auf was fuͤr eine Art dieſe oder jene Gattung Voͤgel zu beruͤcken, aus dem Grunde verſtehen, ſich auf gute Lock-Voͤgel befleißigen, dieſelben jung auferziehen, kirre machen, und zu ſeiner Abſicht ge - woͤhnen, ſie auch zu rechter Zeit aus - und einſetzen.

Vogel-Waͤnde,

Heiſſen die Netze oder Garne, womit man die Voͤgel auf den Herden zu fangen pfleget. Zu groſſen Voͤgeln gehoͤren groſſe Waͤnde von 80 bis zu 100, ja zu 120 Schuh lang, ſo weite Ma - ſchen haben, und dahero deſto leichter uͤberzuziehen ſind. Auf die Lerchen und andere kleine Voͤ - gel, werden auch ſolche lange Ne - tze gebraucht, ſo aber enger ge - ſtrickt ſind; und ſind ſolche Waͤn - de allezeit acht Werck-Schuhe oder vier Ellen breit. Dieſe werden Schlag-Waͤnde genennet, dieweil ſie unverdeckt liegen und zuſam - men ſchlagen. Hiermit werden allerley Arten Voͤgel im Felde und Hoͤltzern gefangen. Es muͤſ - ſen aber die Seimen oder Stricke, wie auch die Staͤbe bey den Schlag-Waͤnden wohl verdecket werden. Waͤnde von 40, 50 bis 60C c c c 2SchuheVoiSchuh lang, werden halbe Netze genennet, und darmit Tauben, Kybitze, auch andere Arten mit - telmaͤßiger und kleiner Voͤgel in - und auſſerhalb des Striches ge - fangen; man braucht ſie theils vor offenbare Schlag-Waͤnde, andern theils aber vor verdeckte Netze. Mit kleinen und kurtzen Waͤnden werden kleine Sang - Voͤgel und Sperlinge gefangen, und ſind ſolche gemeiniglich nur zwantzig bis vier und zwantzig Schuh lang, und ſieben oder acht Schuh breit.

la Voix du cheval,

Die Stimme oder Ruff iſt die vornehmſte Eigenſchaft eines edlen Pferdes. Wie aber hierdurch des Pferdes geſunder Wohlſtand und friſcher Muth, auch einiges Ver - langen nach ſeiner Geſellſchaft daraus abzunehmen: So kan auch ein verlohrnes Pferd im Walde durch ſeine Stimme am leichteſten geſucht und gefunden (wiewol auch in heimlichen Ge - ſchaͤfften verrathen) werden.

la Voix du Cavalier,

Die Stimme des Reuters, wird im Reden und Ruffen ge - braucht. Jngleichen iſt das Schnaltzen iederzeit eine ſubtile Huͤlffe, die Pferde zu erluſtigen, aufzumuntern, zu animiren, auf - merckſam zu machen, in Action zu bringen, darinnen zu erhalten, in die Schul und rechte Aria zu ſetzen ꝛc.

Volant,

Ein kleiner Ball mit Federn beſteckt, der mit Racketen geſchla - gen, und wieder aufgefangen wird. Es iſt ein Spiel zur Mo - tion fuͤr junge Leute, und ein An -Volfang des Ballſchlagens im Ball - haus.

Volant,

Dergleichen Nahmen giebt man in Engelland einem Pferde, ſo ein Wettlaͤuffer iſt, welches oͤfters den aufgeſetzten Preis oder die Wette gewonnen.

Volck,

Wird von den Rebhuͤnern ge - ſagt, und darunter Hahn und Henne mit ihren Jungen verſtan - den. Man findet zuweilen Volck Rebhuͤner, die aus 16, 18 bis 20 Stuͤcken beſtehen.

Vollhuf, Vollhuͤfigkeit,

Jſt nichts anders, als wann einem Pferde der Kern ie laͤnger ie groͤſſer in dem Hufe waͤchſet, daß gantz keine Hoͤle mehr zu ſe - hen iſt, oder wenn das Leben im Hufe hervor dringet, wovon ein Pferd auf hartem Boden hincket. Solches Leben nun wieder zuruͤcke zu treiben, nehmet zwey Loth braunen Zuckerkant, 4 Loth Dra - chenblut, 4 Loth Mercurium und 2 Loth Gruͤnſpan, machet es zu einer Salben, wircket dem Pfer - de rein aus im abnehmenden Monden, ſchlagt ihm dabey die Stral-Ader, damit das verbrann - te Blut heraus komme, ſtreichet ihm die Salben uͤber den andern Tag in den Huf, reiſſet ihm her - nach das Eiſen wieder ab, wircket ihm aus bis aufs Leben, ſtreichet ihm die Salben wieder in den Huf, thut es acht Tage nach ein - ander, das Pferd wird beſſer, und gewinnet wiederum gute Huͤfe, ſtreichet es darneben mit guter Hornſalbe an.

Volontairs,

Sind meiſtentheils nichts an -dersVolders als junge wohlhabende von Adel, ſo ſich, um zu dem Kriege qualificirt zu machen, eine Zeit - lang aus freyem Willen bey der Armee aufhalten, aus keiner an - dern Urſach, als damit ſie das, was zur Kriegs-Wiſſenſchaft ge - hoͤret, moͤgen ſehen, erfahren und lernen, auch bey ereigneter Gele - genheit ihre Befoͤrderung zu er - langen.

Volonté, bonne volonté,

Ein guter geneigter Wille, iſt die allerhoͤchſte Eigenſchaft, ja die allererſte, ſo der Reuter von ſei - nem Pferde erfodert und erwartet. Ein Pferd, ſo dieſe Eigenſchaft beſitzt, iſt uͤber alle andere hoch zu achten, weil es ſeines Herrn Wil - len frey und ohne Zwang gern vollbringet; denn die Abrichtung wird ihm keine Arbeit, ſondern lauter Luſt und Ergoͤtzlichkeit ſeyn, in der Uibung und Gebrauch aber keine Beſchwerung vorkommen.

Volta, Volte,

Ein alter aus Jtalien nach Franckreich gekommener Tanz, und Gaillarden-Gattung, wor - inne die Manns-Perſon das Frauenzimmer oft herum drehete; ward im Tripel-Tact geſetzt.

Volta, Volte,

Kommt her von Volvo, rollen, weltzeln oder ringeln, iſt ein Reu - teriſch Wort, und heiſt ſo viel als eine wohlſtaͤndige Rundirung, da ein Pferd mit einerley Huf - Schlaͤgen um ein Centrum groſſe oder kleine Ringe macht. Dieſe Lectiones aber werden insgemein mit allerley Pferden auf weiten, 1) im Schritt angefangen, daß es um den Pfeiler gehet, nach Gehorſam deſſen, wird eben daſ -Volſelbe 2) im Trab, auch nach deſ - ſelben gnugſamen Begreiffung, 3) im Galop, worinnen zu Zei - ten durchgeſchnitten, ein ander - mal pariret wird. Dieſe Volten werden nach Vermoͤgen, Groͤſſe und Laͤnge der Pferde ermeſſen, bald einfach, bald doppelt und dreyfach neben einander und in einander Schlangenweiſe geſchloſ - ſen, damit die Pferde gewohnen, weit, mittelmaͤßig und eng zu ge - hen, wie es der Reuter haben will, und die Nothdurft erfodert. Solcher Volten ſind unterſchied - liche Arten, als: 1) Volta ſimpla, die ſchlechte, einfache, weite, runde Volte in einerley Hufſchlaͤgen mit allen vier Schenckeln; 3) Volte quarrée, eine viereckigte Volte in denen vier Winckeln formiret; 3) Volta mezza oder Demi-Volte geſchieht entweder, wenn ein Pferd einen Durchſchnitt machet, oder wenn es zu Ende einer Linie eine halbe Volte in zweyerley Huff - Schlaͤgen vollendet; 4) Volte renverſée, eine umgewandte oder verkehrte Volte zweyer Ringe, da ein Pferd mit den vordern Fuͤſ - ſen den inwendigen kleinen Ring betritt, und mit den hintern den auswendigen weiten, und alſo ei - nen verkehrten Travers oder Re - dop formirt; 5) Volta Raccolta, gehet das Pferd mit eingehaltener Groppa, und galoppirt in der Volta oder geraden Linie mit hal - ber Hanche in zweyerley Huff - Schlaͤgen; 6) Volta Radoppiata, wird auch Terre terre genannt, weil ſie in niedrigen Saͤtzen bey der Erde in doppelten Ringen ge - ſchieht; 7) Volta inganiata, iſt ei - ne betruͤgliche Lection des Pfer - des, ſolches auf unverſehenem Kreiſe umzuwenden, oder kurtzC c c c 3herumVolherum zu werffen; 8) Volta Dan - dola, herumſchwingende Volte, welche im Duell gebraucht wird; 9) Volta Pivot, iſt eine rechte Soldaten-Schul von groſſer Hur - tig - und Geſchwindigkeit, und be - ſtehet in halber Wendung von ei - nem Tempo, da das Pferd mit den hintern Fuͤſſen nicht aus dem Centro kommt, ſondern ſich vorn herum drehet, um die Groppa ſei - nes Gegners deſto ehender abzu - gewinnen.

Voltigiren,

Wird fuͤr ein adeliches und dem Leibe eine trefliche Staͤrcke und Geſchwindigkeit gebendes Exerci - tium gehalten. Es beſtehet ſol - ches vornemlich in dreyerley, als in Heben, Springen und Schwin - gen: Man muß ſich aber wohl in Acht nehmen, daß alles mit ge - treckten Schenckeln gemacht, und kein Fuß verrencket werde, zu dem, ſo muͤſſen auch die Arme und der Leib ſteiff ſeyn, und ie weniger das hoͤltzerne Voltigir-Pferd, auf welchem dieſe Exercitia gemacht werden, beruͤhret wird, ie zierli - cher iſt auch das Springen. Es werden aber ſolche Spruͤnge, nach - dem das Tempo recht darzu ge - nommen worden, unterſchiedlich benahmet, als 1) der gewundene Sprung, wenn man hinten den Sattel mit beyden Haͤnden faſ - ſet, ſich hernach aufhebet, den lincken Fuß unter den rechten, und den rechten unter den lincken wirft, alſo, daß man dabey das Geſicht nach des Pferdes Kopf kehre. 2) Der gewundene Jungfern - Sprung, heiſt, wenn man zu des Pferdes rechten Seiten mit der lincken Hand hinten am Sattel und mit der rechten Hand vornVolan den Sattel-Knopf greifft, den rechten Fuß um den rechten Arm durch den Sattel ſteckt, und ſich alſo im Sattel drehet, daß man darinne zu ſitzen komme, und das Geſicht nach des Pferdes Kopf keh - re. 3) Der ſchlechte Jungfern - Sprung, wird gemacht auf des Pferdes rechter Seite, wenn man mit der lincken Hand hinten am Sattel greifft, ſchlaͤgt mit der rech - ten Hand auf den Sattel-Knopf, ſpringet mit dem lincken Fuß uͤber ſolchen weg, daß man das Ge - ſicht nach des Pferdes Kopf keh - re, faſſet ſich hierauf ferner mit beyden Haͤnden vorne an dem Sattel-Knopf, und hebt ſich her - aus, daß man hinter dem Sat - tel zu ſitzen komme. 4) Die Schi - let macht man, wenn man ſich in die Hoͤhe hebt, mit der lincken Hand hinten an den Sattel faſſet, und mit der rechten Hand vorn, hierauf mit dem lincken Fuß hin und wieder ſpielet, und ſolchen durch den rechten Fuß in den Sat - tel wirfft, daß man darinne zu ſitzen komme, das Geſicht nach des Pferdes Kopf kehrend, hier - auf abermal mit beyden Haͤnden den Sattel-Knopf faßt, und ſich heraus hebet, daß man hinten zu ſitzen komme. 5) Die Revers wird gemacht, wenn man ſich in dem Sattel etwas lincks herum kehret, mit der lincken Hand an den Knopf, mit der rechten Hand hin - ten an den Sattel greifft, und ſo die Revers mit dem lincken Fuß macht, indem ſolche etliche mal um den Sattel gehet, und man zuletzt herunter ſpringt. Alſo wird auch die Gegen-Revers mit dem rechten Fuß gemacht, wenn man ſich im Sattel etwas rechtwerts herum kehret, mit der lincken Hand an denKnopfVolKnopf, und mit der rechten an den Sattel greifft, und ſo her - unter ſpringt. 6) Die Troit wird oben auf dem Pferd gemacht, wenn man die lincke Hand vorne an den Sattel-Knopf, und die rechte hinten an den Sattel legt, ſich hierauf in die Hoͤhe hebt, daß die Fuͤſſe voraus geſtreckt ſeyn, hierauf den rechten Fuß durch den lincken durchſchlaͤgt, und alſo her - unter ſpringt, daß man auf der lincken Seite des Pferds zu ſte - hen komme. 7) Die gantze und halbe Pomade iſt, wenn man auf des Pferds lincker Seite ſtehend, mit der lincken Hand hinten an den Sattel greiffet, hierauf ſpringt, und mit der rechten Hand hinten aufſchlaͤget, beyde Beine hinten uͤber das Pferd wirfft, daß das lincke Bein uͤber den Sattel ſchlaͤ - get, daß man hinter das Pferd zu ſitzen komme. Und was etwan ſolcher gefaͤhrlichen Spruͤnge mehr ſind, die ſich am beſten auf den Voltigier-Boͤden erlernen laſſen. 8) Der Schwantz - und Bein - Sprung. 9) Die Verwechſe - lungen vorn und hinten ꝛc. Weil aber dieſe Spruͤnge insgeſammt eine groſſe Force und Krafft in den Armen erfodern, und es nicht iedermans Belieben iſt, ſeine ge - ſunde Glieder alſo zu wagen, als iſt dieſes violente Exercitium des Voltigirens ziemlich ins Abneh - men gerathen, alſo, daß es heuti - ges Tages nicht viel mehr, als nur auf etlichen Fecht-Boͤden zur Cu - rioſitaͤt getrieben wird. So war auch vor dem das Voltigiren uͤber einen Tiſch, Banck, Stuhl oder Tiſch-Ecke mehr als heutiges Ta - ges, da es den Lein-Taͤntzern uͤber - laſſen wird, im Gebrauch. Es ſind aber in ſolchen Tiſch-Volti -Vorgiren folgende Lectiones die be - kannteſten geweſen, als mit der rechten Hand eine Spanne von der Erden auf den Tiſch zu ſchla - gen, und krumm herum zu ſprin - gen, daß man zu ſtehen komme, wo man angefangen: Den krum - men Sprung uͤber alle vier Tiſch - Ecken zu machen, mit und ohne Handaufſchlagen, die gantze Po - made uͤber die Ecke des Tiſches, wie auf dem Pferde; item die Troit, den gewundenen Jung - fern-Sprung, und die Revers zu machen, uͤber die Breite des Ti - ſches, wie eine Pomade zu ſprin - gen, an die Wand zu lauffen, den lincken Fuß an dieſebe anzuſetzen, und ſich mit dem rechten uͤber ſol - chen heruͤber zu werffen, uͤber den Tiſch zu ſpringen, daß man hin - ter ſolchen zu ſitzen kommt, und hinter dem Tiſch ſitzend von dem - ſelben wieder hervor zu ſpringen.

Vorgeiß, Vorthier,

Jſt, ſo zu reden, der Heerfuͤh - rer eines Truppes Gemſen: dieſer ſtehet an einem erhabenen Orte (gleichſam Schildwache), ſtrecket die Ohren in die Hoͤhe, ſiehet ſcharff um ſich, indem die andern weiden, und giebt, wenn er was verdaͤchtiges hoͤret oder ſiehet, mit ſeiner pfeiffenden Stimme ein Zeichen, damit ſie ſich eilends in die Flucht begeben.

Vorgreiffen,

Heiſt bey den Jaͤgern mit dem Leit-Hund um oder in einem Holtz herum ziehen, zu vernehmen, ob das Wild ausgegangen oder im Holtz geblieben.

Vorſtaͤnder,

Sind beym Forſt die jungen Baͤume im Laub-Holtze, ſo beyC c c c 4Abtrei -VorAbtreibung des Schlag-Holtzes von zweyen Jahren gelaſſen wer - den, damit ſie zu angehenden und Haupt-Baͤumen erwachſen.

Vorſtehender Hund,

Chien Couchant, ein Hund, welcher zum Feldhuͤner - und Wach - tel-Fang abgerichtet iſt. Es giebt derſelben unterſchiedliche Arten, davon eine grau und braun ge - ſprengt mit etlichen braunen Fle - cken, fuͤr die beſte geachtet wird. Eine andere Art, die weiß oder Aſchen-farb, braun oder Semmel - farb gefleckt, ſuchet auch gut, iſt aber beſſer zum Beiſſen als zum He - tzen, weil ſie kurtz vor dem Mann ſuchen, welches zum Beiſſen noͤ - thig iſt, damit, wenn der Hund etwas ausgeſtoͤbert, der Vogel in gehoͤriger Weite ausgelaſſen wer - de. Die andern, ſo zum Tiraßi - ren abgerichtet, nehmen ein groſſes Feld ein, und refieren ſchnell hin und wieder, bis ſie einen Geruch von Huͤnern bekommen, welches der Weidmann alſobald vermer - cket. Wenn man einen vorſte - henden Hund abrichten will, muß er von Jugend auf zum Gehor - ſam gewoͤhnet werden. So oft man ihm ſein Freſſen giebt, laͤſt man ihn eine halbe oder gantze Viertel-Stunde davor liegen und couche machen, oder allein ſtehen, welches letztere einigen Jaͤgern beſſer gefaͤllt, ehe man es ihn an - greiffen laͤſt. Zuletzt werden ihm zahme Wachteln und Rebhuͤner vorgeleget, davor er gleichfalls ſtehen muß, bis er tiraßiret wird. Und damit er ihnen keinen Scha - den thun koͤnne, wird ihm anfaͤng - lich das Maul verbunden. Weil ſie von Natur begierig ſind, be - doͤrffen ſie einer ſcharffen Zucht,Vordieſelbe ſoll aber nicht mit einem Stock, ſondern mit einem Ruͤt - lein oder Peitſche geſchehen, und nicht auf dem Kopf, weniger auf die Naſe treffen; doch mag man ſie wohl bey den Ohren ziehen. Und weil ſie mehr aus Freudig - keit als aus Bosheit fehlen, ſoll die Beſtraffung ihre beſcheidene Maſſe haben, damit ſie nicht faul und verdroſſen werden. Hinge - gen, wenn ſie wohl gethan, ſoll man nicht vergeſſen, ihnen ſchoͤn zu thun. Wenn er alſo abgerich - tet, daß er den Vogel kennet, und den Tiraß leidet, mag er ins Feld gefuͤhret, und wo er gar zu weit ausſchweiffen wolte, im Anfang an einem langen Seil gehalten werden. Wenn alſo ein Hund wohl abgerichtet, iſt am beſten, daß nur einer, oder aufs hoͤchſte zwey mit ihm umgehen, dieweil, wenn er von Leuten, die es nicht recht verſtehen, oder ſeine Weiſe nicht wiſſen, ins Feld gefuͤhret wird, er irre gemacht und leicht verderbet wird, daß man Muͤhe hat ihn wieder zurechte zu brin - gen. Daher auch, wer einen ab - gerichteten Hund von einem Fremden kauffet, wohl thut, wenn er mit ſeinem Meiſter zwey oder dreymal ins Feld gehet, und wohl in acht nimmt, wie derſelbe mit ihm umgehet, damit er bey derſel - ben Weiſe bleibe. Sie ſind von Na - tur treu, und bey einem bekannten williger, als bey einem fremden. Wenn man ſie gut erhalten will, ſoll man ihnen friſchen Rebhuͤner - Koth oft in die Naſe reiben, und allezeit das Eingeweide von den Rebhuͤnern und Wachteln zu freſ - ſen geben.

Vorſuchen,

Nennet man, wenn man miteinemVoueinem Leit-Hund vor ein Holtz hin - ziehet, um zu ſehen, was vor Hir - ſche oder Wildpret im Felde ge - weſen.

Vouter un fer,

Heiſt ein Hufeiſen woͤlben, wel - ches von Cur-Schmieden den vollhuͤfigen Pferden aufgeſchlagen wird, damit durch dieſes Mittel das Pferd ſolle gelinder gehen. Dieſe Hoͤhle am Eiſen iſt aber in der That mehr ſchaͤdlich als foͤrder - lich, indem dem Vollhuf dadurch gleichſam Lufft gemacht wird, daß das Leben weiter hervor dringt, als der Horn ſelbſt iſt, und end - lich der Fuß wie eine runde Ku - gel formirt wird, dergleichen Pfer - de hernach zu nichts als in weichen Acker koͤnnen gebraucht werden. V. Vollhuf.

Vox humana,

Ein Regiſter in den Orgelwer - cken, das einer Menſchen-Stim - me ſehr gleichet.

Voyager, v. Paſſager.

Uri, Ury,

Einer der Schweitzeriſchen Can - tons, Roͤmiſch-Catholiſcher Reli - gion, der vierte in der Ordnung, und einer von den dreyen, welche den Schweitzeriſchen Bund 1315 angefaͤngen haben; wie denn in eben dieſem Canton Willhelm Tell ſich zuerſt dem hochmuͤthigen Landvogte Geißler widerſetzet, und dadurch den Anfang zum Auf - ſtande gemacht. Dieſer Canton hat im Wappen einen ſchwartzen Buͤffels-Kopf mit rothen Hoͤꝛnern, und einem rothen Ringe in der Naſe, im guͤldenen Felde.

Urine, retention d urine de cheval,

Harnwinde eines Pferdes iſt,Uſawenn es den Harn ſchwerlich laſ - ſen kan, und er nur Tropffen-weiſe von ihm gehet, daß es ſich kruͤm - men und biegen muß, welches das Pferd matt und krafftlos machet, kommt aus Schwaͤchung der Blaſe, daher ſie verſtopft wird, derohalben Artzeneyen zu gebrau - chen, die waͤrmen und oͤffnen, als: nehmet ein Loth geſtoſſene Lorbeer und Jngber, gieſſet ihm es in einem Becher guten Wein, (ſo warm es zu erleiden iſt) ein; item von Wegwartwurtzel trincken laſ - ſen, und mit Kletten-Wurtz gefuͤt - tert. ſ. Harn-Maͤngel.

Urus, Auer-Ochs,

Jſt eine Gattung Buͤffel - oder wilder Ochſen, und ſehr groß. Sei - ne Hoͤrner ſind kurtz, dick und ſchwartz. Der Kopff iſt dick und breit, die Haut mit dicken hart und ſtarrem Haare bewachſen, wel - ches roͤthlich und ſchwartzlich ſie - het. Dieſes Thier wird in Podo - lien und in Hungarn gefunden, Waͤldern und Gebirgen. Er hat eine ſolche Krafft, daß er mit ſei - nen Hoͤrnern ziemliche Baͤume aus der Wurtzel reiſſen kan; iſt ſonſt ſehr wild und gefaͤhrlich, abſonderlich wenn er im Kampf - Jagen gebraucht und mit Baͤ - ren-Beiſſern gehetzet wird. Sein Fleiſch iſt herrlich gut zu eſſen. Seine Hoͤrner dienen wider das boͤſe Weſen, wider den Gifft, und den Durchfall zu verſetzen.

Uſage,

Erfahrung. Die Erfahrung leh - ret, wie nicht allein erwachſene ſtarcke, ſondern auch junge, ſchwa - che Liebhaber der Pferde, in der beſten Geſtalt, ergebigen Verſiche - rung und nothwendigen Entledi -C c c c 5gungUſagung des Leibes und allen deſſen Gliedmaſſen, durch Behaltung des rechten Gewichts und Frey - heit alle nothwendige Huͤlffen und Strafen in rechter Art, Ordnung, Zeit und Maaß, auſſer allen Schmertzen, Beſchwerung, Ge - fahr nach und nach faſſen koͤnnen, daß ſie ſolches hernach in der Ab - richtung wohlſtaͤndig, nuͤtzlich und ruͤhmlich auszuuͤben vermoͤgen.

l Uſage des chevaux,

Der Gebrauch der Pferde. Durch den Gebrauch der Pferde wird den Menſchen viele Beqvem - lichkeit im Reuten und Fahren ge - goͤnnet, welcher auch zum Unter - ſcheid der Staͤnde dienet, deren ſich ieder nach ſeiner Condition und Haltung ſeines Standes be - lieben laͤſſet, indem ſich Leute von Condition der Pferde ſowol fuͤr ihre eigene Nothdurfft, als zur Erhaltung ihrer Obern Reſpectes in Verrichtung ihrer Geſchaͤffte gebrauchen.

Uſo, Uſus,

Jſt in der Muſic 1) eine ſolche Ausuͤbung, welche nicht durch Regeln und Anweiſung, ſondern aus der Gewohnheit erlangt wird. 2) Derjenige Theil der Melopœïæ, welcher den Componiſten anweißt, wie die Klaͤnge auf einander fol - gen, und in was fuͤr Stellung ſie ſtehen koͤnnen und ſollen, daß eine gute Melodie hervorgebracht werde.

Ut,

War unter den 6 Aretiniſchen Sylben die erſte, womit im na -Uttuͤrlichen Geſange das c, im har - ten Geſang das g, und im wei - chen Geſang das f in allen Octa - ven bezeichnet ward.

Utrecht, Ultrajectum ad Rhenum,

Jſt eine ſchoͤne, groſſe und wohl - erbauete Stadt, in einer ſchoͤnen und fruchtbaren Ebene gelegen, rings herum mit Waſſer-Graͤben, Waͤllen und Bollwercken wohl verſehen, und die Haupt-Stadt einer von den ſieben vereinigten Provintzien. Sie hat ein ſchoͤ - nes Lager, daß einer Morgens fruͤh ausgehen, den Tag uͤber 26 Staͤdte im Umkreis beſichti - gen, und des Abends wieder zu Hauſe ſeyn kan. Die Univerſi - taͤt daſelbſt begieng 1736 ihr erſtes Jubileum. Vor der Reforma - tion war es ein Bißthum. Die Staaten von dieſer Provintz be - ſtehen aus der Geiſtlichkeit, dem Adel und den Staͤdten, und be - greifft dieſelbe 5 Staͤdte und 70 Doͤrfer. Jm Wappen fuͤhret die Provintz ein aus dem rechten Win - ckel bandweiſe durchſchnitten roth und ſilbernes Schild.

Ut, re, mi, fa, ſol, la,

Waren vormals die in der Mu - ſic gebraͤuchlichen Noten, welche ein Muͤnch Guido Aretinus Anno 1028 aufgebracht, ſo aber ſchon vor mehr als 100 Jahren wieder abgekommen, und an deren ſtat gewiſſe Buchſtaben zu Benennung der Noten erwehlet worden. Die - jenigen, welche ſich derſelben bedie - neten, wurden Utremifaſollarii genennet.

Wach -
Wac

W.

Wacholder-Baum,

Juniperus, waͤchſet gerne an ber - gichten Oertern, und iſt zwey - erley: Der groſſe, welcher ſehr lang iſt, und in den Nordiſchen Laͤndern haͤuffig waͤchſet, und der kleine, ſo viel eher einem Strauch, als Baum aͤhnlich, und hier und dar bey uns waͤchſet, beyde aber ha - ben ritzige und gleichſam zerfetzte Schalen, daran Schwaͤmme und ein Gummi gefunden werden. Sowol das Holtz, als das Gum - mi wird ſtarck in der Medicin ge - braucht, und viel Præparata dar - aus gemacht.

Wachtel, v. Caille.

Wachtel-Fang, v. Caille.

Wachtel-Garn, Steck - Garn,

Jſt ein niedriges Garn, wel - ches bey dem kleinen Vogel-Fang gebraucht, und den Wachteln da - mit geſtellet wird. Man befeſti - get es an kleine Furckeln, welche von einigen Spieſſe, von andern aber Spillen oder Pfal-Hoͤltzlein genennet werden, und ſteckt es da - mit in die Aecker und Felder. Die Wachtel-Garne hat man verſchie - dener Farben, als gruͤn, bunt, Erd - farb oder gelblich. Jn der erſten Kornſchoſſe, und in den Wieſen ſind die gruͤnen gut, wenn aber das Gebluͤme darinne waͤchſet, die bunten, und ſo ſich das Ge - treide faͤrbet, alsdenn die Erd - farbenen und gelben. Wiewol die gruͤnen von einigen durchge - hends fuͤr die beſten gehalten wer - den, indem ſie nicht allein, wenn die Aecker noch gruͤn, zu gebrau -Wacchen, ſondern auch alsdenn noch koͤnnen genutzet werden, wenn das Getreide wircklich reiff, als welches, ob es ſchon den Halmen nach gelb ſiehet, doch unten gegen dem Boden zu von dem Unkraut gemeiniglich auch die gruͤne Farbe von ſich blicken laͤſſet. Wenn die Wachteln ſchlagen, ſo folget man ihrem Schlagen nach, bis einen beduͤncket, daß man nahe bey ih - nen ſey, damit ſie das Wachtel - Pfeifflein ſchlagen hoͤren, alsdenn ſtellet man das Wachtel-Garn qver durch die Furchen gerade auf, duͤcket ſich fein nieder in das Ge - treide, begiebt ſich einen Schritt oder etliche zuruͤck, und ſchlaͤget zweymal als das Weiblein, aber ja nicht dreymal, wie die Maͤnn - lein zu ſchlagen pflegen, ſo gehet das Maͤnnlein, in Meinung, es habe ein Weiblein ſchlagen hoͤren, dem Ruff nach, und geraͤth dar - uͤber in das aufgeſtellte Wachtel - Garn, in welchen es ſich ſelbſten faͤnget. Wenn nur noch einzelne Frucht ſtehet, ſtellet man die Wachtel-Garne, ſo viel man will oder deren hat, machet eine Schnur mit Lapp-Federn, und bindet unter ſelbige Schellen. Dieſe Schnur laͤſſet man von ih - rer zweyen nach dem abgerichte - teten Gaͤrnlein zuſchleppen, und weil die Wachteln dem Geraͤuſche der Schellen zu entfliehen, dem Garne zulauffen, ſo fallen ſie endlich gar darein und werden ge - fangen.

Wachtel-Hund, ſ. Vorſte - hender Hund.

Wachtel-Koͤnig,

Schnerf, Groͤſſel, Heckſchnarr,Kreßler,WacKreßler, auch Schrecke genennet, wird bey dem Zuge der Wachteln fuͤr ihren Fuͤhrer und Wegweiſer gehalten, hat aber, auſſer der Far - be, wenig mit ihnen gemein. Wegen ſeiner hohen Beine ſiehet er faſt noch einmal ſo hoch als die Wachteln, koͤmmt aber am Leibe kaum einer gemaͤſteten Wachtel gleich. Er wird im Graſe und Getreide mit vorſtehenden Hun - den, ingleichen mit Steckgarnen und Tiraſſen gefangen.

Wachtel-Pfeifflein, Courcaillet,

Jſt eine beſondere Art von Lock - Pfeifflein, aus Corduan und an - derm Leder, und einer beinernen Roͤhre zuſammen geſetzt, womit der Wachtel-Ruff durch bloſſes Regieren mit den Haͤnden nach - gemachet wird. Man nimmt darzu Katzen-Haſen - oder Storchs - Beine, oder in Ermangelung der - ſelben, die Beine von Gaͤnſe-Fluͤ - geln, macht in der Mitten des Beinleins ein Loch, verſtopffet es mit Wachs, und verſiehet daſſelbe nahe beym Loch mit einem Qver - Hoͤltzlein, damit man pfeiffen und den rechten Ton anſtimmen moͤge. Das Pfeiffen Saͤcklein wird aus Corduan oder geſchmierten ange - feuchtetem Leder etwa 2 qver Fin - ger breit geſchnitten und zuſam - men genaͤhet, und uͤber ein run - des, ohngefehr Fingers dickes Holtz gezogen. Dieſes Holtz wird, ſo weit das Koͤpflein werden ſoll, bis auf ein weniges um und um ab - geloͤſet, und dann mit einem Fa - den feſt angebunden; hierauf ſchnitzet man ein breites Hoͤltzlein, um darmit zwiſchen dem Saͤcklein und runden Holtz, ſo dergeſtalt angebunden, daß es ergriffen wer -Wagden kan, die Falten oder Wachtel zu ſtoſſen, damit wird nun die Wachtel geſtoſſen, und mit einem Zwirns-Faden gebunden. Die - ſer Falten und Wachteln machet man ſo viel, als das genaͤhte Saͤcklein ertragen kan, von 6 bis auf 8 oder 12, bindet es feſt, laͤſ - ſet es trocken werden, ſchlaͤget und polieret es aus, wie die Meſſer - Schmiede die Meſſer-Scheiden: Denn bindet man das Gebinde auf, drehet das runde Holtz, dar - uͤber die Wachtel gebunden, alſo ab, daß das obere Theil oben am Knoͤpfflein am Leder bleibet, ſtreicht ein wenig Fett oder Baum - Oel mit einer Feder inwendig hin - ein, damit das Beutelein ge - ſchmeidig werde, und bindet das Pfeifflein mit einem Faden fein dichte dran, damit keine Luft her - aus gehet. Hinten an dem Kopf des Beutels wird ein doppelter Zwirns-Faden gedrehet, welcher, wenn man ſchlagen will, gezogen wird. Jm Schlagen pflegt man das Pfeifflein in der lincken, und das Saͤcklein oder Beutelein in der rechten Hand zu halten.

Waffel, v. Muſeau.

Waffen, ſ. Gewehr.

Waffen,

Heiſſen der wilden Schweine vier groͤſten Zaͤhne, oder des Luch - ſens Klauen.

Wagen, Chariots,

Sind ihrem Gebrauche nach Fracht-Laſt-Luſt-Triumph-Reis - Bagage-Munition - und Pro - viant-Wagen, Chaiſen, Ca - roſſen, Caleſſen ꝛc. Jhrer Form nach ſind es entweder unbedeckte oder gantz und halb bedeckte, vier -oderWagoder zweyraͤdrige, welche letztere Carriolen und Chaiſes roulantes genennet werden. Die Waͤgen hangen entweder in Riemen oder ſtehen auf Geſtell.

Wagen-Meiſter,

Bey der Jaͤgerey, iſt ein Be - dienter, welchem die Jagd-Wa - gen und anders Jagd-Gezeug an - vertrauet iſt. Er haͤlt ein Inven - tarium uͤber den ihm anvertrauten hohen u. niedern Jagdzeug, hat auf die Jagd-Handwercksleute, als Jagd-Schneider, Jagd-Seiler, Jagd-Sattler, Riemer, Schmie - de, Wagner ꝛc. und deren Arbeit gute Acht, laͤſt den ſchadhaften Jagdzeug fleißig ausbeſſern. Bey einem anzuſtellenden Jagen ſchafft er den von dem Ober-Jaͤgermeiſter dazu verlangten Zeug an Ort und Stelle, vertheilet die Zeug-Knech - te ordentlich auf die Stell-Fluͤgel, ordnet die ſogenannten Blau - Huͤte oder Stell-Leute gehoͤrig an, laͤßt den abgetriebenen Zeug, ſo nicht mehr noͤthig, abwerfen, heben, und dahin, wo er verlanget wird, zum Fortſtellen hinruͤcken ꝛc.

Wald Forſt, Sylva, Foreſt,

Heyde, iſt ein offener weit um - fangener mit Ober-Holtz bewach - ſener Boden, daraus die Nutzung an Wild, Holtz, Maſtung u. a. m. zu genieſſen; Herrſchaftlicher Wald iſt eine Refier Holtzes, welches nach Beſchaffenheit ihrer Groͤſſe, mit verſchiedenen Foͤrſtern und Forſtinechten zur Aufſicht beſtellet, in gewiſſe Forſt-Refiere eingethei - let, und zum Jagen mit aller - hand Nothwendigkeit bezeichnet ſeyn muß. Es kan kein Beſitzer ſeiner Wald ohne des Lehnsherrn Bewilligung ausreuten oder ab -Waloͤden, auch nicht, wenn andere die Holzung oder Trift-Gerech - tigkeit darinnen haben. Wie ſich ein ſorgfaͤltiger Hauswirth in ſei - nen Waͤldern alle Monate durch das gantze Jahr was nuͤtzliches zu thun ſchaffen koͤnne, davon ge - ſchiehet im Oeconomiſchen Lexico hinlaͤngliche Anzeige. ſ. Forſt.

Waldeck,

Das uralte Haus der Grafen und Fuͤrſten von Waldeck, deren Stamm-Schloß Waldeck an der Eder auf einem hohen Felſen liegt, fuͤhret ſein Stamm-Regiſter bis auf die Zeiten Kayſers Caroli M. von Witekindo I, Grafen zu Schwalenberg her, der ſich auch ei - nen Grafen von Waldeck geſchrie - ben. Es haben aus ihnen ſehr viele verſchiedenen Hof-Stiftern in Deutſchland als Biſchoͤfe vorge - ſtanden, auch zehlen ſie viele tap - fere Helden und Kriegs-Oberſten unter ihren beruͤhmten Vorfahren. Schon im Jahr 1682 ward der Kayſerliche und Reichs-General, Graf Georgius Fridericus, vom Kayſer Leopoldo in den Reichs - Fuͤrſten-Stand erhoben, er ging aber 1692 ohne maͤnnliche Erben mit Tode ab. Nachher hatte Kayſer Carolus VI 1711 dem Gra - fen Friedrich Anton Ulrich die Reichs-Fuͤrſtliche Wuͤrde erthei - let, welcher ſich aber ſolcher erſt 1717 zu gebrauchen angefangen. Jm Wappen fuͤhren die Fuͤrſten und Grafen einen achteckigten im guͤldenen Mittel-Schilde ſchwar - tzen Stern, als ihr Stamm - Wappen; und ein rothes Ancker - Creutz in Silber, wegen Pyrmont. Nebſt dieſen aber 3 rothe Schilde in Silber, wegen Rappoltſtein; 3 ſchwartze Gold-gecroͤnte Raben -oderWaloder Adlers-Koͤpffe in Silber, wegen Hoheneck; und einen roth - gecroͤnten Loͤwen im ſilbernen Fel - de, ſo mit blauen Ziegeln oder Schindeln beſtreuet, wegen der Herrſchaft Geroldseck. Auf die - ſem Schilde ſtehen 5 offene Helme. Der Hoheneckiſche iſt gekroͤnt, und hat 2 ſchwartze Fluͤgel mit 3 ſil - bernen Pilgrims-Staͤben; der Pyrmontiſche iſt gekroͤnt, und traͤgt einen hohen guͤldenen und gekroͤnten Hut, oben mit Pfauen - Federn beſteckt, und mit einem rothen Arm des Ancker-Creutzes durchgezogen; der Waldeckiſche iſt gekroͤnt, und hat 2 guͤldene Fluͤ - gel mit ſchwartzen Sternen; der Rappoltſteiniſche hat einen halben Mann ohne Arm in ſilberner Klei - dung, darauf 3 rothe Schildlein; der Geroͤldseckiſche iſt mit einer rothen und weiß ausgeſchlagenen Muͤtze bedeckt, und mit einem Pfauen-Schwantz gezieret.

Wald-Eiſen oder Wald - Hammer,

Jſt ein groſſer eiſerner mit ei - nem ſtarcken hoͤltzernen Stiel ver - ſehener Hammer, deſſen Bahne mit dem ſcharff ausgeſchnittenen Nahmen oder Wappen der Herr - ſchafft eines Waldes oder Forſtes bezeichnet, und von derſelben dem Ober-Forſt-Bedienten anvertrau - et iſt, bey einer Holtz-Anweiſung die zum Bau oder andern Nutzen beſtimmten Baͤume unten am Stamm-Ende, gleich uͤber der Wurtzel, damit zu zeichnen, und dadurch allen Unterſchleiff zu ver - huͤten. Dieſes Eiſen oder Ham - mer muß, als der Schluͤſſel eines Waldes, aus deſſen Hand nicht kommen, welchem er anvertrauet iſt. Die damit bezeichnete Stoͤ -Walcke derjenigen Bau - oder andern Staͤmme, welche im langen Hol - tze ausgezogen, ſollen nicht eher abgeſchmatzt oder ausgerodet wer - den, bis der Platz voͤllig abge - trieben iſt, und hat der Forſt-Jnſpe - ctor vor allen Dingen dahin zu ſehen, daß er die Stoͤcke, wel - che im langen und ſtehenden Hol - tze ſind, wohl und richtig aus - ſchlage; wenn aber ein Fleck Holtz, verſtehe in ſchwartzem Holtze, voͤl - lig abgetrieben wird, ſo iſt noͤthig, daß er dieſelben Stoͤcke genau ausſchlage: Denn wo nichts mehr ſtehet, da kan auch nichts entwen - det werden. Jedoch hat der Obere ſeinem Unter-Forſt-Bedienten diejenigen Stoͤcke, welche aus ſpecialem Befehl, zwiſchen den Wald-Miethen angewieſen wor - den, mit ſeinem Jnterims-Ham - mer, welcher mercklich kleiner, als der Herrſchafftliche ſeyn muß, be - zeichnen zu laſſen, um die Zim - merleute damit im Zaum zu hal - ten, damit ſie nicht Partiererey treiben koͤnnen. Wenn nun ein Schlag abgewuͤſtet, ſo ſchlaͤgt man an dem ſtehenden Holtze mit dem Wald-Eiſen das Zeichen an die aͤuſſerſten Baͤume, und verſchlieſ - ſet gleichſam das ſtehende Holtz damit. An den Stoͤcken des ſchwartzen Holtzes pfleget man, zumal im Fruͤh-Jahr, rechte Tief - fen in offene Plaͤtze zu hauen, und das Eiſen fein kenntbar daran zu ſchlagen, weilen ſonſten daſſelbe gerne wieder mit Safft verlaͤufft, und Verdacht erwecken kan. Von denen ungezeichnet in einem Wal - de gefundenen Stoͤcken hat der Forſt-Bediente Rechenſchafft zu geben.

Wald-Geſchrey,

Jſt ein gewiſſer Ruff, den dieJaͤge -WalJaͤgerey bey einem Abjagen und Ausſchieſſen, wenn ſie zu - und vom Holtze ziehet, aus hellem Hal - ſe von ſich hoͤren laͤſſet. Alſo wird bey der Hirſchfeiſte-Zeit, mit dem Wald-Geſchrey: Ja ha ha, Ja ha; bey der Schwein-Hatz aber ho, Ri do, ho ha ho, zu Holtze ge - zogen. Wenn aber alles vorge - jaget worden, und das Jagen leer, ziehet die Jaͤgerey in voriger Ord - nung mit dem Wald-Geſchrey Ja ho ho, vom Holtze gegen den Schirm, da denn das Wald-Ge - ſchrey aufhoͤret, und das Jagen mit Wald - und Hifft-Hoͤrnern ab - geblaſen wird.

Wald-Graf, Wild-Graf,

Richter und Aufſeher uͤber die Waͤlder und Holtzungen, denen die Sorge fuͤr dieſelben und de - ren Unterhaltung obgelegen: war vor Zeiten ohngefehr daſſelbe Amt, welches heut zu Tage die Ober - Forſtmeiſter fuͤhren.

Wald-Herr,

Nennet man diejenigen, ſo aus den Gemeinen erwehlet ſind, die Aufſicht uͤber die gemeinſchaft - liche Waͤlder und Holtzungen zu fuͤhren.

Wald-Horn, Cor de Chaſſe,

Jſt ein blaſendes Jnſtrument, von Meßing, welches ehemals gantz allein auf der Jagd gebrau - chet werden, und groſſen Her - ren zur Tafel-Muſic gedienet, heut zu Tagt aber auch von allen Bier - Fiedlern in denen Dorff-Schen - cken gefuͤhret wird. Es hat faſt ein Mund-Stuͤck, wie die Trom - pete, klingt aber lieblicher, als dieſelbe und iſt wegen ſeiner Laͤn - ge in einem Kreis zuſammen ge -Walbogen. Die gar groſſen werden Parforce-Hoͤrner genennet.

Wald-Jagd-Chaiſe,

Eine neuerfundene Art von ei - ner Chaiſe, welche noch ſo gar lange und auch nicht uͤberall be - kannt iſt, da das Fuhrwerck, ob - gleich die zwey Raͤder daran nur anderthalb Schuh von einander ſtehen, dennoch nicht umfallen kan, auch nicht wancket, weil die Baͤume feſt an das Pferd ange - ſchnallet ſind, und die hintere ei - ſerne Axe in der Spindel laͤufft, und ſich nach dem Fahr-Geleiſe richtet, ſolcher Geſtalt, daß man auch nach Belieben ſicher und be - qvem darinne ſchlaffen kan. Die beyden Froͤſche, worauf die Hang - Riemen ruhen, bey B, muͤſſen ſchreg befeſtiget werden; man kan ſie auch an einer Qver-Waltze wie vorne feſte machen. Die Axe wird aus einem gantzen Stuͤcke und mit der Scheibe von Eiſen geſchmiedet; dieſe koͤnte zur Noth wegbleiben, wenn ſonſt nur alles wohl befeſtiget worden, daß der Vorder-Wagen nicht abfahre. Die eiſerne Spille wird ſodenn hinter der Axe feſt eingeſteckt, daß der Vorder-Wagen mit dem Ka - ſten im Gleichgewichte beſtaͤndig bleibe, die Raͤder moͤgen hoch oder bergan gehen. Die Axe darf ſich nicht voͤllig, ſondern nur etwas uͤber die Helffte um die Spindel herum drehen, wo ſie einen kleinen Einſchnitt hat, welcher das gaͤntz - liche Umdrehen verwehret. Das Hauptwerck kommt auf obige Be - feſtigung und das feſte Anguͤrten an das Pferd, welches ſtarck und vermoͤglich ſeyn muß, an.

Waldpott,

Von des Reichsgraͤflichen undFrey -WalFreyherrlichen Geſchlechtes der Waldpote von Baſſenheim Ur - ſprunge, Alterthum und Verthei - lung in verſchiedene Linien, iſt zu - laͤngliche Nachricht in dem Adels - Lexico ertheilet worden. Jm Wappen haben ſie 12 rothe und weiſſe Windmuͤhlen-Fluͤgel, in Kreis herum geſetzt, auch auf dem Helme zeiget ſich ein Schwan, deſſen Fluͤgel wie das Wappen gezeichnet ſind.

Wald-Recht,

Heißt die in den Wald - und Forſt-Ordnungen gemeiniglich enthaltene Verordnung, daß bey Abraͤumung des Holtzes auf iedem Morgen Waldes oder Acker eine gewiſſe Anzahl junger Staͤmme gelaſſen werden ſollen, welche man Laß-Reiſer, und in Ober-Deutſch - land Bann-Raitel nennet.

Waldſtein, Wallenſtein,

Schloß und Stadt im Buntz - ler-Kreiſe bey Tornau in Boͤhmen, wo die Reichs-Grafen von Wald - ſtein oder Wallenſtein herſtam - men, welche zur Schwaͤbiſchen Banck gehoͤren. Aus dieſem Hauſe war der im deutſchen Krie - ge ſo bekannte General Wallen - ſtein (und nachmaliger Hertzog von Friedland) entſproſſen, und die heutigen Graͤflichen Guͤter liegen in Boͤhmen an der Schle - ſiſchen Grentze. Den Urſprung und eine genealogiſch-hiſtoriſche Nachricht von dieſem Reichs - Graͤflichen Hauſe kan man im Adels-Lexico nachleſen. Die Gra - fen von Waldſtein haben im Wap - pen einen gekroͤnten blauen Loͤwen im guͤldenen Felde, einen guͤlde - nen Loͤwen im blauen Felde; und auf dem Mittel-Schilde den ſchwartzen Reichs-Adler. ObenWalſtecket ein offener gekroͤnter Helm, mit einem blauen und einem guͤl - denen Fluͤgel.

Wallach,

Heiſſet ein gelegtes oder ver - ſchnittenes Hengſt-Pferd. Die Wallachen ſind in Wagen, ſon - derlich auf Reiſen und bey Ar - meen beſſer, als Hengſte, zu ge - brauchen, nehmen mit einem ſchlechten Futter vorlieb, und koͤn - nen, weil ſie bey andern Pferden nicht toben, ſondern ruhig ſind, ihrer viel in einen Stall gebracht, auch mit Stuten, ohne Beden - cken, in das Gras getrieben wer - den. Sie dienen einem Officier auf dem Marſch, und auf taͤg - lichen Reiſen, auch auf Parteyen, indem ſie ſtille ſind, und durch un - zeitiges Wiehern ſich und ihren Reuter nicht verrathen. Einige wollen zwar behaupten, die Wal - lachen waͤren feig, ſcheu, matt - hertzig und faul; es iſt aber die - ſes nicht allgemein, ſondern es wird ſich nach genauer Unterſu - chung bey vielen finden, daß ſie entweder von einer matten und traͤgen Farbe, oder, daß ſie be - reits vor der Wallachung ſchon keinen Muth gehabt, und traͤge geweſen, oder, daß man ihnen beym Wallachen zu viel wegge - nommen, oder, daß ſie ſchon zu alt geweſen, weil ſie geleget wor - den.

Wallachen, Legen, Reiſſen,

Heiſt ein gantzes oder Hengſt - Pferd verſchneiden, oder demſel - ben auf eine andere gewaltthaͤtige Weiſe die Mannſchaft oder Zeu - gungs-Kraft benehmen. Die Art oder Weiſe, die man im Wal - lachen beobachtet, iſt zwererley:DerWalDer Schnitt und das Klopffen oder Laͤhmen. Durch den Schnitt geſchiehet es, wenn man die Gei - len, mit gewiſſem Kunſt-Schnitt aus dem Sacke nimmt; wobey mit Fleiß darauf zu fehen, daß mehr nicht, denn gedachte Geilen, und gar nichts von demjenigen Rogen, ſo ſich um die Geilen be - findet, weggeſchnitten werde. Nach dem Schnitt muß man das Pferd vor den Fliegen und vor Waſſer verwahren, und den Schaden, damit er nicht geſchwelle, zum oͤftern mit Molcken auswaſchen. Die andere Art iſt das Klopffen oder Laͤhmen, wenn man durch gewiſſen Werckzeug diejenige Saamen-Adern, welche von den Nieren nach den Geilen gehen, entweder gantz abkneipet, oder mit einem hoͤltzernen Hammer toͤdtet und zerqvetſchet, da ſie denn Klopff-Hengſte heiſſen. Man haͤlt insgemein die erſte Art fuͤr geſchwinder und ſicherer, die an - dere aber fuͤr ſchmertzlicher und ge - faͤhrlicher. Einige wollen, man ſolle die Hengſt-Fohlen, wenn ſie noch an der Stute ſaugen, und drey Monat alt ſind, wallachen, weilen ihnen ſolches um dieſe Zeit nicht allein nichts an ihren Kraͤf - ten benehmen, ſondern ſie auch bey der Mutter-Milch viel eher ſich austheilen ſollen. Andere hingegen laſſen das Legen oder Wallachen vornehmen, wenn das Fuͤllen ein Jahr alt, und bey ge - lindem Wetter. Die beſte Zeit hierzu iſt der Fruͤhling.

Wallacher,

Jſt ein ſolcher, der die Hengſte und ander Vieh verſchneidet, daß es ſich hernach mit andern nicht belauff[en]kan.

Wap

Wand, v. Sole.

Wandel,

Wird ins beſondere der Mangel an einem Pferde genennet, davor der Verkaͤuffer ſtehen muß, als wenn es ſtaͤtig, haarſchlechtig, ſtaarblind, hauptſiech, das iſt, Moͤnig oder rotzig iſt. ſ. Haupt - Maͤngel.

Wappen,

Jſt nach der heutigen Beſchaf - fenheit ein Kennzeichen, ſo aus Schild und Helm beſtehet, in und auf welchen allerhand Figu - ren von unterſchiedlicher Art und Farben zu ſehen, und von der hohen Obrigkeit demjenigen erblich, und mit allen von dem Gebrauch eines Wappens abhan - genden Gerechtſamen, beygelegt wird, welcher durch tapfere Tha - ten, oder ſonſt durch rechtſchaffe - ne Dienſte um das gemeine Beſte ſich verdient gemacht, und dieſes zu dem Ende, damit ſowol gute gute Verdienſte belohnet, und an - dere zu gleichfoͤrmiger Bemuͤhung moͤchten aufgemuntert werden, als auch, daß durch dieſe Ehren-Zei - chen eine Perſon, und eine Familie von der andern koͤnte unterſchie - den werden. Was ihren Urſprung belanget, ſo iſt wol gewiß, daß die Lehn-Wappen die alleraͤlteſten, und zu den Zeiten Henrici Aucu - pis bey Gelegenheit der durch ihn erneuerten und nachgehends recht in Gang gebrachten Turniere auf - gekommen ſind; iedoch ſcheinet vor dem zehenden Jahrhundert noch keines erblich und beſtaͤndig geweſen zu ſeyn. Denn vor der Zeit waren die Zunahmen noch nicht im Gebrauch, und fing der hohe und niedere Adel im eilfftenRitter-Lexic. D d d dJahr -WapJahrhundert erſt an, ſich von ih - ren Lehn-Guͤtern zu ſchreiben. Von ſolchen Zeiten nun kam die Gewohnheit auf, daß wie die Be - ſitzer von ihren Lehnen ſich benah - met, alſo auch, die Lehn-Wap - pen mit der Zeit zu Familien - Wappen worden. Anfangs wur - den die Wappen nur auf den Schilden gebraucht; nachgehends zog man ſie in mehrere Achtung, und brauchte ſie auch in den Si - gillen und Muͤntzen; man zierte die Grabſtaͤte der Verſtorbenen in den Kirchen mit Fahnen und Wappen, und machte eine Para - de damit ꝛc. Daher denn groſſe Herren, wenn ſie iemanden ein Amt oder Wuͤrde verliehen, oder ſonſt treue Dienſte belohnen, oder ſonſt ihre beſondere Gnade und Gunſt bezeigen wollen, denſelben entweder ſein gewoͤhnliches Wap - pen mit ein und andern vermeh - ret, oder ihm gar ein neues er - theilet.

Wappen-Koͤnige,

Alſo pflegt man ſonſt die He - rolde zu nennen, wiewol man auch dadurch zuweilen die vor - nehmſten unter den Herolden ver - ſtehet.

Wappen-Kunſt,

Blaſon, Ars Heraldica, Scuta - ria, teſſeraria ſeu armorialis, Do - ctrina de inſignibus, iſt eine Wiſ - ſenſchaft, wie man die Wappen des hohen und niedern Adels recht verſtehen und erklaͤren, auch nach Art derſelben andere Wappen ge - ſchickt und kunſtmaͤßig einrichten ſoll.

Wartenberg,

Von dem uralten Reichsgraͤf - lichen Geſchlechte der Kolben vonWaſWartenberg ſehe man das Adels - Lexicon. Jm Wappen haben die Grafen Kolb von Warten - berg einen weiſſen Schild, darin - nen drey rothe Kugeln, mit einem rothen breiten Zwerch-Balcken in der Mitten, der mit doppelten Leinen eingefaſſet, und daran ſich ein guͤldenes Poſt-Horn praͤſen - tiret. Um das Wappen haͤngt die Ordens-Kette des ſchwartzen Adlers. Oben iſt das Schild mit einer Grafen-Krone bedecket, und die Wappenhalter ſind 2 Knaben in Ungariſchen Muͤtzen, und mit Kolben in der Hand.

Wartze,

Jſt ein hartes, ſchwieligtes Ge - waͤchſe an den Schenckeln der Pferde, welches oft ſo tieff ein - gewurtzelt, daß man es kaum her - aus ſchneiden kan. Rec. Jm Ab - nehmen des Monds, da ſie wohl ab - geſchnitten, Schmeer mit Schieß - Pulver gemengt und aufgeſtri - chen.

Waſſer-Hund, Barbet,

Bey der Jaͤgerey ein Hund, welcher abgerichtet, Enten und was ſonſt auf dem Waſſer ge - ſchoſſen wird, heraus zu holen. Es iſt eine beſondere Art, die von Natur ins Waſſer gehet, denn mit den andern iſt es vergeblich zu verſuchen. Dieſelbe iſt zweyer - ley: die rauhen, zottelichten Pu - delhunde, und die glatten Daͤni - ſchen, ſo mehrentheils braun oder Otterfarbe. Die erſten werden, wenn ſie ſtarck mit Wolle beladen, eher muͤde, als die letzten. Einen Hund abzurichten, muß man ihm vor allen Gehorſam lehren, daß er der Stimme gehorche, und ſich hinter den Mann halte. WennſieWaſſie auf dem Lande ein Stuͤck Holtz (nicht einen Stein, denn ſie daran die Zaͤhne verderben) wieder ho - len gelernet, fuͤhrt man ihn auch ins Waſſer und anfaͤnglich lieber in ein ſtehendes als flieſſendes. Wenn er auch hier fertig worden, nimmt man einen alten abgerich - teten Hund darzu, laͤſt eine zah - me Ente ſchwimmen, und wenn ſie geſchoſſen, zum erſtenmal den juͤngern allein darnach gehen, wenn er ſie gebracht, thut man ihm ſchoͤn, wirft die Ente wieder hin, und wiederholet es zum an - dern und drittenmal. Die Daͤ - niſchen ſind wegen ihrer Treue und Hurtigkeit ſonderlich beliebt.

Waſſer-Jagd,

Jſt ein Jagen, ſo in einer ſol - chen Gegend angeſtellet iſt, da das Wild durch ein Waſſer ge - trieben werden muß. Derglei - chen Jagd geſchiehet mit Treiben und Abjagen, wie ein Haupt-Ja - gen, nur daß der Lauf hier ein Teich oder mittelmaͤßiger Strom ſey, wodurch das Wildpret geja - get werden muß. Auf der Mitte, wo es ſeyn ſoll, wird auf Schif - fen ein Schirm fuͤr die Herrſchaft mit Straͤuchern geſetzt, und ins Waſſer geanckert, die Tuͤcher aber durch Kaͤhne uͤber den Strom ge - fahren, und wird auf groſſen ſtar - cken Stangen, worauf oben Haa - cken gemacht, die Ober-Leine der - geſtalt aufgehoben, daß das Tuch knapp uͤber dem Waſſer mit der Unter-Leine liegt; die Wind-Lei - nen werden auch an groſſe Pfaͤhle, ſo ins Waſſer geſchlagen, uͤber dem Waſſer inwendig oder aus - wendig, wie gebraͤuchlich, ange - bunden. Wenn nun im Jagen die Hunde das Wild heraus brin -Waſgen, zwingen ſie ſolches durchs Waſſer zu ſchwimmen, welches ge - puͤrſchet, und von der Herrſchaft geſchoſſen, hernach, ſo es es todt, in Kaͤhnen geholet, und ans Land geſtrecket wird. Damit nun die Tuͤcher uͤber dem Waſſer nicht naß werden, muͤſſen hierzu ge - wiſſe Holtz-Floͤſſe von Zimmer - Baͤumen an einander verbunden werden, von fuͤnff bis ſechs Baͤu - men, welche auſſerhalb der Tuͤcher kommen muͤſſen, damit die Stell - Leute den Zeug auswendig ſtellen, heben und abwerffen koͤnnen, das Wildpret aber inwendig nichts zum Auffuſſen finde. Vor allen Dingen muͤſſen dieſe Floͤſſe feſte wider den Strom veranckert und wohl verwahret werden, ſonſt iſt alles vergebens. Wenn eine ſol - che Jagd auf einem groſſen Strom geſchehen ſoll, muͤſſen an die Ne - tze groſſe Gewichte gemacht wer - den, die unterſincken, und die Netze anhalten, oben aber wer - den dieſe an Faͤhren angemacht, damit alſo nichts von Wildpret unten durch kommen kan.

Waſſer legen,

Die Untugend, daß ſich einige Pferde, ſobald ſie in ein Waſſer geritten werden, legen und dar - inne waͤltzen, muß ihnen alſo ab - gewoͤhnet werden: Man laͤſſet ſie im Sommer ins Waſſer reiten, und wenn ſich das Pferd legen will, muß der Reuter die Stan - gen des Mundſtuͤcks ergreiffen, und das Pferd feſt damit nieder - halten, daß es ſich nicht aufrich - ten kan, ein Paar Kerls, ſo ihm zur Hand ſeyn ſollen, druͤcken dem Pferde den Kopf nieder, und tau - chen ihn in das Waſſer, daß es dem Pferde in Maul, Naſe undD d d d 2OhrenWasOhren gehe, und ſchlagen ſodenn mit einem ſtarcken Geſchrey auf daſſelbe los. Dieſes wiederhole man an eben dem Orte ein oder zweymal, ſo wird dem Pferde ſei - ne boͤſe Unart abgewoͤhnet.

Waſſer Sucht, Hydropiſie,

Jſt eine Pferde-Kranckheit, ſo in Aufſchwellung des gantzen Lei - bes beſtehet, und von der Samm - lung vielen Waſſers oder Win - des herkommt. Dieſelbe iſt zwey - erley. Die erſte Gattung, Ana - ſarca genannt, breitet ſich mit ei - ner weichen und ſchlaffen Ge - ſchwulſt uͤber den gantzen Leib aus, darinne der Eindruck der Finger lange nachbleibt und zu ſehen iſt. Die damit behafteten Pferde ſteu - ren ſich nicht auf dem Bauch, ſondern ſtrecken und legen ſich auf eine Seite, und laſſen, indem ſie ſich kratzen oder reiben, die Haare ſehr ausfallen. Denenſelben ſoll man fuͤr allen Dingen den Leib ſowol im Zirchen als Stallen of - fen halten, und dahero folgendes Clyſtier ſetzen: Nimm Eppich, Peterſilien-Kraut, iedes drey Haͤnde voll, wilden Steinklee eine Hand voll, Anis, Fenchel iedes ein Loth, Lerchen-Schwamm ein halb Loth, koche dieſes alles zu - ſammen in einer Schoͤpſen - oder Schweins-Bruͤhe, nimm ſodenn der abgeſiegenen Bruͤhe drey Noͤſ - ſel, eine Hand voll Saltz, drey Eyer-Dottern und ein Qvintlein Coloqvinten-Marck, ruͤhre es unter einander, und laß es dem Pferd laulicht appliciren; her - nach nimm Siebengezeit eine Hand voll, Lerchen-Schwamm ein Loth, Hollunder-Wurtzel drey Loth, Jalappa ein Loth, und Wein zwey Maaß, ſiede es wohl, und gieß dem Pferde etliche Tage nachWaſeinander ein halb Maaß davon auf einmal ein. Den Harn zu befoͤrdern: Nimm Eppich, Fen - chel, Wegwart, Spargelwurtz, Kleewurtzel, iedes eine Hand voll, gedoͤrrt und zu Pulver geſtoſſen, davon taͤglich drey Loͤffel voll mit einem halben Maaß Wein ver - miſcht auf einmal eingegoſſen. Wenn aber alles nicht helffen will, ſo muß man den Schnitt vorneh - men, und die Haut eroͤffnen, man leget nemlich das Pferd auf den Ruͤcken, und verwahret es wohl mit Binden, faſſet ſodenn die Haut zween qver Finger weit un - ter dem Nabel gegen dem Ge - ſchroͤte zu mitten auf dem Bauch mit der lincken Hand, und oͤffnet ſolche bis auf die inwendige feſte und ſtarcke Haut des Unter - Bauchs, hernach oͤffnet man die - ſelbe auch bis auf das Gedaͤrme hinein, aber ſo behutſam, als es ſeyn ſeyn kan, ſchiebet ein Roͤhr - lein von Kupffer oder Meßing in die Wunde, und hilft dem Waſ - ſer fein allmaͤhlich heraus, doch taͤglich nicht mehr als ein Pfund, denn wenn man viel Waſſer auf einmal heraus laſſen wolte, wuͤr - de das Roß ohnfehlbar des Todes. So oft das Roͤhrlein wieder her - aus gezogen wird, ſo drehet man eine Wicke oder Meiſel in die Wunde, damit ſie vor der Zeit nicht zuheile; wenn aber alles Waſſer heraus iſt, ſo heilet man ſie zu, wie andere Wunden; nach beſchehener Abzapffung des Waſ - ſers ſoll die Leber mit ſtopffenden Gewuͤrtzen, als Calmus, gelben Sandel, Naͤgelein, Muſcat-Nuͤſ - ſen und dergleichen wieder geſtaͤr - cket werden.

Die andere Gattung der Waſ - ſer-Sucht, Aſcites genannt, ent -ſtehetWaſſtehet von Haͤrtigkeit der Leber und des Miltzes, auch von Verſtop - fung der Gall-Rinnen, und der Blut-Adern des Gekroͤſes, wo - durch der Magen erkaͤltet, und die Leber geſchwaͤchet wird. Der Unter-Bauch iſt einem ſolchen Pferde im Anfange ſehr dick und hart, ingleichen die Hinter-Schen - ckel, ſamt dem gantzen Geſchroͤte ſtarck geſchwollen, hingegen der Uiberreſt des Leibes trocken und duͤrre; ein ſolch Pferd kan nicht wohl athemen, noch vor ſich ge - hen, ſondern ſtreckt, wenn es ſtill ſtehet, die vorderen Schenckel ge - waltig vor ſich weg, ingleichen auch die hintern Schenckel gegen den Schweiff hinaus, und mag weder freſſen noch ſauffen, zirchet und ſtallet wenig und ſchwerlich, zittert mit den Fuͤſſen, und be - kommt letztlich ein Fieber, welches das ohnfehlbare Zeichen des To - des iſt. Bey der Cur dieſer Waſ - ſer-Sucht iſt erſtlich obbeſagtes Clyſtier zu brauchen, damit dem Roß der Leib offen gehalten wer - de, hernach ſoll man ihm zum oͤftern warme Saͤcklein mit Aſchen uͤber den Bauch und Geſchwulſt binden, und folgenden Einguß geben: Nimm Violen-Kraut, Erdrauch, Frauen-Haar, iedes zwey Haͤnde voll, ſiede es wohl in Waſſer, nimm der abgeſiegenen Bruͤhe ein Maaß, Hieræ picræ zwey Loth, Lerchen-Schwamm ein Loth, miſche es unter einan - der, und gie es einmal warm ein; oder, miſche Antimonium diaphoreticum ein Qvint, Saf - ran eine Qvint, warmen Wein ein Maaß unter einander, und gieß es dem Roß auf einmal ein. Man kan auch im Fall der Noth, das Waſſer, wie bey der vorigen ArtWaſgedacht worden, abzapffen. Der Stall, darinne Waſſer-ſuͤchtige Pferde ſtehen, ſoll mittelmaͤßig warm, trocken und von allen Win - den befreyet, auch immerzu mit einer guten Streue verſehen ſeyn. Das Futter ſoll beſtehen in ro - then Kichern, Gerſte, Feig-Boh - nen in Waſſer eingeweicht, oder Weitzen-Kleyen, Haber-Schrot, worunter von nachfolgendem Pulver taͤglich drey Loͤffel voll ſol - len gemiſcht ſeyn. Nimm die Blaͤtter von wilden Cucumern, Rettigwurtzel, iedes zehen Loth, Coloqvinten zwey Loth, Lerchen - Schwamm u. Weiden-Schwam̃ iedes vier Loth, unter einander gemiſcht, und zu einem Pulver gemacht. An ſtat des Heues ſoll man ihm Weiden-Laub, Kohl - Blaͤtter, Rettig, Laub von Ul - men-Baͤumen vorlegen, oder das Heu mit Salpeter beſtreuen. Der Tranck ſoll ſeyn geſottenes mit Salpeter und Weinſtein vermiſch - tes Gerſtenwaſſer. Jtem Waſ - ſer, worinnen Kuͤmmel, Fenchel - Saamen, Fœnum græcum. Wach - holder-Beer, Hollunder-Rinden, Soldanella, Meiſterwurtz, Ta - marisken-Schalen, geſotten, und ein wenig Roggen-Mehl darein geruͤhret worden. Von dieſem ſoll man dem Roß laulicht, aber wenig zu ſauffen geben, nur da - mit es leben koͤnne. Man kan ihm auch unter das Sauffen et - was Lauge von Reben-Aſchen, Wacholder-Aſche, oder Bohnen - Stroh-Aſche gieſſen. Endlich ſoll man das Pferd alle Tage an der Sonnen, oder einem bergigen Orte, iedoch mit Decken wohl zugedeckt, bewegen laſſen, und hernach den Schweiß mit war - men Tuͤchern, fein gegen dieD d d d 3Haare,WecHaare, wohl abreiben und ab - wiſchen.

Wechſeln,

Sagt man bey den Jaͤgern von allen wilden Thieren, wenn ſie von einem Ort, oder von einem Hol - tze zum andern gehen.

Weichhuͤfig,

Heißt ein Pferd, welches allzu - zarte und weiche Huͤfe hat. Sol - ches iſt entweder ein angeerbter Mangel, oder koͤmmt von allzu uͤberfluͤßigen kalten Feuchtigkei - ten, oder wenn die Pferde lange an leimigten ſumpfigten und feuch - ten Orten geſtanden.

Weide v. Paturage.

Weide, Weidenbaum,

Felber, Salix, ein zwar unfrucht - bares, in der Oeconomie aber unent - behrliches Holtz, deſſen Gattun - gen man eintheilet in perticales, die zu einem vollkommenen Stam̃ gedeyen, und viminales, die nur Gerten und Ruten geben und zum Theil an der Erde kriechen. Es giebt Band - oder Bindwei - den, Buſch - oder Saal-Weiden, ſo etlicher Orten Werft heiſſen, Glasweiden, Roſenweiden, Bruchweiden, Pappel-Rhein - Krebs-Bach-Sand-Gold - und Zach-Weiden, Kolb - oder Kopp - weiden und Satzweiden. Ein mit Weiden beſetzter Platz wird ein Weidig, Weidicht, Gewei - dicht genennet.

Weider Zeiſig,

Weider-Zeislein, in Oeſterreich Wiſperlein genannt, ein kleiner Vogel, am Kopfe und gantzen Ruͤcken licht-aſchenblau, am un - tern Leibe aber von der Kehle an bis unten aus gelblicht. Er ſucht in ſteter Bewegung das kleine Ge -Weiwuͤrme auf den Weiden und an - dern Baͤumen, hat ſeine Brut im Gebuͤſche, und bringet 4 bis 5 Junge aus. Jm Herbſte iſt er unter den ſpaͤteſten, die wegzie - hen, und koͤmmt im April fruͤh - zeitig wieder. Mit einem kleinen Mehlwurme iſt er am leichteſten zu betruͤgen.

Weidmann,

Bedarf zu ſeiner Handthierung mancherley Zeug, gute Roͤhre mit Kugeln und Schrot zu ſchieſſen, eine Weidtaſche, Pulverhorn mit gutem raſchen Pulver verſehen, Spanner, Raumnadel, Hirſch - faͤnger oder Weidner, mit Meſ - ſern, Schrauben und Bohrern, ſtarcke Schweins-Spieſſe oder Fang-Eiſen, auf die wilden Schweine und Baͤren, Gabeln gegen die Woͤlfe, Fuͤchſe und Daͤchſe, Schauffeln und Hacken die Dachſe auszugraben, Hals - baͤnder, Kuppeln und Hetzſtricke, fuͤr die Hunde ꝛc. Von ſeinen Ei - genſchaften ſ. oben Jaͤger.

Weidmannſchaft, Weid - werck,

Wird in das hohe und niedere eingetheilet; Jenes begreifft das hohe Wild, dieſes das niedere und das kleine Feder-Wild.

Weidmeſſer,

Jſt ein ſtarckes Meſſer, ſo die Jaͤger bey dem Aufbruch eines Hirſches brauchen, die ſtarcken Knochen durchzuſchlagen. Das Weidmeſſer ſchlagen, iſt bey der Jaͤgerey ein alter Brauch, womit die Fehler, ſo Unerfahrne in der Jaͤger-Sprache begehen, zum Schertz abgeſtraft werden. Es wird nemlich der Verbrecher an -geklagt,Weigeklagt, uͤber einen Hirſch, wel - cher mit dem Kopfe vorwerts ge - gen den Ort, wo die Herrſchafft ſitzt, gelegt worden, geſtrecket, und mit dem bloſſen Weidmeſſer von dem Oberſten der Jaͤgerey dreymal auf das Geſaͤß geſchla - gen, dabey die in einer Reihe ſte - hende Jaͤgerey blaͤſet; der erſte Schlag geſchiehet fuͤr gnaͤdigſte Herrſchaft, der zweyte fuͤr Ritter, Reuter und Knecht, der dritte iſt das edle Jaͤger-Recht. Jeder Schlag witd mit einem Waldge - ſchrey begleitet, und bey dem letz - ten mit einem Juchſchrey geſchloſ - ſen, und der gantze Actus mit ei - nem Waldgeſchrey und Blaſen geendiget.

Weidner,

Heiſt der Hirſchfaͤnger oder Seiten-Gewehr, ſo die Jaͤger zu tragen pflegen.

Weidſpruͤche, v. Regles de Chaſſeurs.

Weihe, ſ. Milan.

Weiſſenwolf,

Die Reichs-Grafen dieſes Nahmens haben ihre Guͤter in den Oeſterreichiſchen Landen, und fuͤh - ren alle den Nahmen Ungnad. Sie gehoͤren zu der Schwaͤbi - ſchen Banck. ſ. von ihnen das Adels-Lexicon. Jm Wappen haben ſie einen ſilbernen Wolf im rothen Felde, als das Geſchlechts - Wappen von Weiſſenwolff; ei - ne guͤldene Mauer mit 3 Zinnen im blauen Felde, als ein Anden - cken Conrads von Weiſſenwolff, der zuerſt die Mauren zu Damaſco in Syrien erſtiegen; und 2 ſil - berne mit den Ruͤcken zuſammen gekehrte und an einander gekop -Wetpelte Hunde im rothen Felde. Auf dieſem Wappen ruhen 3 offene gekroͤnte Helme. Der eine traͤgt den ſilbernen Wolff; der andere hat 2 Buͤffels-Hoͤrner, dahinter 2 blau und Gold-getheilte Fluͤgel; auf dem dritten aber ſitzen die bey - den ſilbernen Hunde.

Wenden, ſ. Gewende.

Wendung, v. Tournement.

Werfen,

Heiſt 1) bey der Falcknerey, den Vogel von der Hand auf den Raub fliegen laſſen; 2) wird es von allerhand Vieh geſagt, wenn es ſeine Jungen ablegt. Hunde von einem Wurf, ſind die zugleich geworffen worden. Verwerffen heißt, wenn die Frucht unzeitig kommt.

Werthern,

Von dieſem theils Graͤflichen, theils Freyherrlichen Hauſe, wel - ches des Heil. Roͤmiſchen Reichs Erb-Thuͤr-Huͤter-Amt beſitzet, ſehe man in dem Adels-Lexico eine ausfuͤhrliche genealogiſch-hiſtori - ſche Beſchreibung.

Wetter - oder Eis-Kluͤffte,

Heiſſen bey den Forſt-Verſtaͤn - digen, wenn ein Baum in ſtar - cken Froͤſten von der Kaͤlte der - geſtalt von einander gezogen wird, daß er, wie ein zerfroren Ey von den Aeſten an bis an die Wurtzel zerboͤrſtet und zerreiſſet, welcher Riß hernachmals in der Safft - zeit mit Saffte in der Schale wie - derum anlaͤuft, und zuwaͤchſet, daß es eine ſichtbare Rieffe oder Schaͤrffe giebt, welche aus dem Baume auswaͤchſet, daß ſolcher geſtalt, weil dieſer Riß, mehren - theils in den Kern gehet, ein der -D d d d 4gleichenWiegleichen aufgeriſſener Baum zu nichts anders als zu Scheiten zu nutzen iſt. Dieſer Schaden aber iſt mit einem bis in den Kern des Baums reichenden Bohrer, leicht zu erfahren, ob er in den Kern gehe oder nicht: Denn wenn man bohret, ſo zeigen die von dem Boh - rer ausgeworfne Spaͤne gar bald die Geſundheit oder Gebrechen des Stammes an, doch wird ſolches von den Forſt-Bedienten nicht gerne verſtattet.

Wichtel,

Ein Lock-Pfeiflein, womit man den Ruff einer Eule natuͤrlich nachmacht, beſtehet aus 2 viereckig - ten eines halben kleinen Fingers breiten auf einander gepfropften Hoͤltzlein, mit einer ſubtilen kirſch - baͤumenen oder birckenen zwiſchen hinein geſtemmten Rinde, und wird bey den Plattbaͤumen ge - braucht.

Widerſetzen, v. Armer.

Widerſinns-Gehoͤrne,

Widerſinniges Gehoͤrne wird ein Hirſch-Geweih genennet, ſo neben der groſſen Stange unten am Kopfe eine andere kleine her - aus wachſend, oder einige Enden widerſinns und gegen der groſſen Stange ſich wendend hat.

Widerwill, v. Repugnance.

Wied,

Das uralte Reichsgraͤfliche Ge - ſchlecht von Wied war ſchon im eilften Jahrhundert bekannt, ſtarb aber zu Ende des 14 Jahrhun - derts in maͤnnlichen Erben ab, und weil ſich Theodoricus Herr zu Runckel mit des letzten Grafens von Wied Tochter und ErbinWieAnaſtaſia vermaͤhlte, ſo ſind dar - aus die Grafen von Wied und Runckel entſtanden. Jm Wap - pen haben die Grafen von Wied einen Pfau in einem roth und Gold bandweiſe geſtreifften Felde, als das Stamm-Wappen der Grafen von Wied; zwey rothe Pfaͤhle im ſilbernen Felde mit ei - ner kleinen blauen Eroͤffnung im obern rechten Winckel, wegen der Herrſchafft Runckel; und zwey rothe Balcken im ſilbernen Felde, wegen der Herrſchafft Nieder-Ei - ſenburg. Oben ſind zwey offene Helme. Der Wiediſche hat ei - nen Pfau, und dahinter zwey roth und Silber geſtreiffte Fluͤgel; der Runckeliſche aber traͤgt einen ſilbernen Thurn.

Wiedergang,

Thut ein Hirſch, wenn er auf einer hingegangenen Spur wieder zuruͤck gehet

Wiederwachs,

Nennen die Foͤrſter, wenn ſo - wol durch den Saamen, als ver - mittelſt der Sommerlatten, die an abgeholtzten Stoͤcken aus - ſchlagen, die abgetriebenen Hoͤl - tzer wieder zum An - und Aufwachs gebracht werden. Wo der bloſſe Anflug nicht zulaͤnglich, wird der Wiederwachs durch Ausſaͤung des wilden Saamens befoͤrdert.

Wieſel,

Deſſen Biß und Anhauchen iſt den Pferden ſonderlich ſchaͤd - lich. Einem von ihm beſchaͤdig - ten Pferde gebe man ein Stuͤck - lein eines Groſchens groß von ei - nem weiſſen Wieſelbalg in Weine ein, und beſtreiche den Schaden mit einem weiſſen oder braunen Wieſelsbalge. v. Belette.

Wild,
Wil

Wild,

Heiſſet insgemein alles jagdba - re Vieh, welches ſich in den Waͤl - dern aufhaͤlt; Jnſonderheit wird das Thier oder Weiblein eines Hirſches alſo genennet.

Wild-Bahn,

Ein mit richtigen Grentzen um - ſchloſſenes Forſt-Refier, wo das Wild geheget, und deſſen Bah - ne oder Wechſel und Stege ohn - gehindert geduldet werden; erſtre - cket ſich nicht nur auf den Wald, ſondern auch auf die umliegende Wieſen und Felder, wo das Wild - pret ſeine Nahrung, Wege und Stege unverwehrt haben muß.

Wild-Bann,

Jſt das Recht, in Jagd-Sachen allerhand Ordnungen, Gebot und Verbot aufzurichten, und die Verbrecher zu ſtrafen, damit der rechte Gebrauch der Jagden, al - tem Herkommen nach, erhalten, auch ſonſt die hohe Wild-Fuhr und Jagdbarkeiten des Landes - Herrn behauptet werden. Der Wild-Bann iſt von der bloſſen Jagd-Gerechtigkeit unterſchieden und gehoͤret unter die Regalien und Landes-Herrlichkeiten.

Wild-Baͤume,

Werden die jungen Kiefern ge - nennet, welche man in groſſen Waͤldern, wo viel Wild geheget wird, zu Winters-Zeit zu Erhal - tung des rothen Wildprets faͤllet, weil es die Rinde davon gerne ab - ſchaͤlet.

Wild-Dieb, Wilderer,

Einer der wider das Landes - Fuͤrſtliche Verbot, mit Schieſſen oder andern Vortheilen das Wild abfaͤnget, und dem Gehege Scha -Wilden thut. Solche werden als Diebe und Veraͤchter der hohen Obrigkeit mit ſchweren Strafen angeſehen, wiewol ein Unterſchied zu machen, ob einer in dem Ge - hege ergriffen worden, ehe er die That ausgeuͤbt; oder ob er durch Noth, Armut oder Hunger dar - zu gebracht worden; oder ob er es muthwillig und vorſetzlich ver - uͤbet, da denn die erſtern Faͤlle gelinder als der letzte pflegen be - ſtraffet zu werden. Ob aber die Strafe bis an das Leben gehen moͤge, ſind die Rechts-Gelehrten nicht einig. Nach Saͤchſiſchem Recht hat die Lebens-Strafe keine Stat, dem viele Rechtsgelehrte beyfallen; die aber anderer Mei - nung ſind, beſchrencken es auf den Fall eines verruchten Menſchen, der von ſolcher Bosheit iſt, daß er durch keine andere Zuͤchtigun - gen davon abzubringen. V. Haym. Dig. Jur. Sax.

Wild Faͤnge, v. Farouche.

Wild-Fang, ſ. Habicht.

Wild-Fuhre,

Heiſt ein geackerter oder aufge - grabener Strich oder Weg, der hin und wieder im Holtze um ein Dickigt, Moraſt oder Behaͤltniß oder an der Grentze vor dem Wal - de, wo das Wild aus - und ein - wechſelt, gezogen, und mit einer Harcken oder Ege eben gemacht wird, daß man das Wildpret dar - auf ſpuͤren kan.

Wild-Garn,

Jſt eine Art von Jagd-Netzen, welche in Ermangelung der koſt - baren Tuͤcher, auch Hirſch - und Sau-Netze, zu denen Hirſch - Reh - und Sau-Jagden gebrau - chet werden. Es ſind derſelbenD d d d 5zwey -Wilzweyerley: Schwere und leichte. Die ſchweren Wild-Garne, wenn ſie recht beqvem verfertiget, und Buſen-reich eingetheilet werden ſollen, muͤſſen hundert Schritt ſtellen, und das Garn aus klarem und recht guten Hanffe neun-faͤ - demig geſchlagen, gemachet, die Maſchen oder Schmaſen in das Gevierte, ſechs Zoll uͤber der Ruͤck - Banck gezogen, achtzehen derglei - chen Schmaſen hoch verfertiget, und die Leinen zwantzig Faden ſtarck geſchlagen werden, ſo wiegt das Netz uͤber drey Centner, und muß unumgaͤnglich auf einem Wagen gefuͤhret werden, weilen ſolches zu tragen zu ſchwer fallen ſolte. Die leichten Wild-Garne, ſo auch Kuppel-Netze genennet werden, ſtellen in Buſen ſechzig gute Schritte. Die Leinchen, dar - von ſolche Garne geſtricket wer - den, ſind ebenfalls neunſchaͤfftig, doch kleiner, als die vorigen, ge - ſchlagen, in der Dicke einer Trom - mel-Leine, aus recht klarem aus - gehechelten Hanffe; die Schma - ſen kommen auch ſechs Zoll ins Gevierte, und iſt ein ſolch Garn ſechzehen ſolcher Schmaſen hoch, und werden die Knoten uͤber der Ruͤck-Banck dichte zugezogen. Die Ober - und Unter-Leinen kom - men ebenfalls von zwantzig Faden, aber doch duͤnner, als die vorige. Am Gewichte kommt ein ſolches Netze etwan anderthalben Cent - ner, und kan daſſelbe auf einem groſſen drey Ellen-langen Haacken gar fuͤglich von zwey Mann ge - tragen werden, welche beyde ein - ander auch im Aufſtehen und Fan - gen huͤlfliche Hand leiſten koͤn - nen.

Wild-Kalb, Hinnulus, Fan,

Jſt ein junger Hirſch, ehe er 2WilJahr erreichet. Nach ſolcher Zeit ſetzen die Hirſch-Kaͤlber Einden, und heiſſen Spieß-Hirſche.

Wildpret,

Nennet man alle wilde Thiere, ſo zu eſſen taugen. Es iſt dreyer - ley, rothes, ſchwartzes und Feder - Wildpret. Zu dem rothen gehoͤ - ren Hirſche, Dam-Hirſche, Re - he ꝛc. zu dem ſchwartzen die wil - den Schweine, und zum Feder - Wild alles wilde Gefluͤgel. Grentz - oder Naſch-Wildpret heißt das Wild, ſo ſich an den Grentzen befindet, und deſto eher gepuͤrſchet wird, damit es nicht uͤbertrete. Wildpret wird auch das Fleiſch von dieſen wilden Thieren benen - net.

Wildruff-Hoͤrner,

Sind gewiſſe Pfeiffen, welche einen durchdringenden Hall von ſich geben, wodurch man theils den Ruff des Wildes, theils auch das Pfeiffen und Geſchnatter des Gefluͤgels ſehr artig nachahmen kan. Sie werden nirgends als in Nuͤrnberg gedrehet, und aus Ochſen - und Buͤffels-Horn ver - fertiget; da man unterſchiedliche Arten der Wild-Ruffe haben kan.

Wild-Schwein, ſ. Schwein.

Wild-Trage,

Jſt gemeiniglich ein Stuͤck von einem alten abgegangenen ſchad - haften Hirſch - oder Schwein-Ne - tze, ſo der Groͤſſe nach als ein groſſes und breites Tiſchtuch mit eben ſol - chen Maſchen und Fingers-dicken Leinichen uͤber die Banck geſtrickt iſt; zu beyden Seiten kommen 2 Stangen von feſtem Holtze Arms ſtarck, ſo entweder gantz gruͤn, odergruͤnWilgruͤn und weiß angeſtrichen ſind. Mit dergleichen Wild-Trage wer - den die bey einem Haupt-Jagen gefaͤllte Baͤre, Hirſche, Thiere, Dam-Hirſche, Dam-Thiere, Schweine und Rehe durch 4 Per - ſonen zuſammen getragen und dem Range nach geſtreckt.

Wild-Wage,

Deren man ſich zu Abwaͤgung des auf Jagden gefaͤllten Wil - des bedienet, wird nicht mit Scha - len, ſondern wie eine Schnell - wage von ſtarckem Eiſen mit Ket - ten und Haken gemacht, auf deren Balcken die Pfunde, Steine und Centner bemercket ſind; da denn nach der Schwere des Wildes das Gewicht vor - oder hinterwerts ge - haͤnget wird.

Wind-Bruch, Wind-Fall,

Wind-Riß,

Bey dem Forſt, das von ſtar - cken Winden abgebrochene und gefaͤllete Holtz. Jſt der Baum nur zerſplittert und zerſpaltet, wel - ches bey hartem Winter oder duͤr - rem Wetter, da die Erde feſt iſt, und ſtarck anhaͤlt, geſchieht, ſo heiſt es ein Wind-Bruch: Wenn aber bey vielem Regen der Boden feucht und lucker wird, hebt ein entſte - hender Sturm die Wurtzel, und der gantze Baum faͤllt um, und das heiſſet ein Wind-Fall, Wind - Schlag oder Wind-Riß. Die Wind-Schlaͤge gehoͤren zu dem Forſt, und ſollen zu Nutz gema - chet werden, ehe denn man geſun - des Holtz angreiffet.

Wind-Buͤchſe, Sclopetum Pneumaticum,

Jſt ein Geſchoß, wie eine Flinte gemeiniglich geſtaltet, aus welchem die Kugel an ſtat desWinSchieß - oder Buͤchſen-Pulvers durch die Lufft geſtoſſen wird; da - her ſie beym Losſchieſſen nicht knallt, ſondern nur einen maͤßi - gen Platz thut. Hat man die Luft einmal durch genugſames Plumpen eingepreßt, ſo kan man hernach vielmal losſchieſſen, ohne neue Luft dazu vonnoͤthen zu ha - ben, doch nimmt die Gewalt des Schuſſes iedesmal ab.

Wind-Hund, Windſpiel, Wind,

Jſt eine beſondere Art Hunde, ſo bey der Jagd gebrauchet wer - den, die aufgeſtoͤberte Haſen zu verfolgen. Sie haben ihren Nah - men wegen ihres ſchnellen Lauffs, ſind lang und rahn, und haben ein ſpitziges mit guten Faͤngen verſehenes Maul, hohe Schen - ckel und einen langen Schwantz. Die an ihnen erfoderte Tugenden ſind, daß ſie geſchwind und gefaͤn - gig ſeyn, und den Haſen nicht nur erlauffen, ſondern auch fangen koͤnnen. Die Stockhaͤrigen ſind dauerhaft, lauffen vom Strick nicht gar raſch, ſtrecken ſich aber ie laͤnger ie mehr, bis ſie den Ha - ſen ermuͤden, und endlich erhaſchen. Dieſe ſind gut, wo es weite ebene und freye Felder hat. Andere ſind geſchwinder, und nehmen den Haſen im erſten Rahmen weg, lauffen aber nicht in die Harre; daher ſie am beſten dienen, wo en - ge Felder und nahe gelegene Ber - ge oder Buͤſche ſind. Etliche ſind ſo edel, daß, wenn der Haſe ge - fangen, ſie alle Hunde davon ab - treiben, und dieſe werden Retter oder Schirmer genannt. Andere tragen den gefangenen Haſen dem Jaͤger in dem Maul entgegen. Bey ihrer Auferziehung muͤſſenſieWinſie nicht allerhand dicke Suppen, Milch oder dergleichen Geſchlap - per zu freſſen kriegen, wovon ſie nur dicke Baͤuche bekommen, man ſoll ihnen auch keine Knochen, ſondern nur trocken Brot und Waſſer, welches ihnen am aller - geſuͤndeſten iſt, geben. Der Zwin - ger, worinnen ſie mit einander ſpielen, lauffen und ſpringen, ſoll nicht zu eng, ſondern weitlaͤufftig ſeyn, daß ſie ſich nicht verliegen. Wenn ſie uͤber ein Jahr alt ſind, muß man ſie mit Vortheil einhe - tzen, ſo, daß man einen jungen Hund mit zwey alten lauffen laͤſ - ſet, und zwar im Herbſt, da es viel junge Haſen giebt, die nicht ſo argliſtig ſind, die Hunde irre zu machen, wie die alten. Oder, man kan auch einen lebendig-ge - fangnen Haſen in einem Sack auf das ebene Feld tragen laſſen: Wenn nun der Haſe fortlaͤuffet, laͤſſet man einen alten und zween junge Wind-Hunde darhinter her - ſtreichen, und eilet mit dem Pfer - de nach, um ſie anzufriſchen. Dieſes thut man zwey - oder drey - mal, ſo lernen ſie fangen. Dieje - nigen Hunde, welche zuſammen gewohnt ſind, und mit einander ſchon oͤfters was gefangen, faſſet man allezeit lieber an einen Hetz - Riemen zuſammen, ſo ſecundiren ſie einander am beſten, alſo daß, wenn der ſchaͤrfſte Laͤuffer den Ha - ſen rahmet, ihn der hintere oder letztere mehrentheils fangen wird. Zum Retter oder Schirmer er - wehlet man insgemein den hertz - hafteſten unter den dreyen jungen, welcher nach dem vorgeworffenen Brot am ſchaͤrfſten greiffet, und die andern abweiſen will, wel - chem man beyſtehet, und allezeit die Oberhand laͤſſet, damit er ge -Winwiß verſichert bleibet, er ſey Hahn im Korbe, und habe vor denen andern etwas zum Voraus. Wenn der Retter den Haſen ſelbſt freſſen wolte, muß man ih[m]e den Appetit mit der Hetz-Peitſche ver - treiben. Anfaͤnglich laͤſſer man ihn zu Hauſe, und hetzet die zwey andern jungen vorhero erſt mit einem alten und erfahrnen recht vollkommen ein. Wenn ſolches geſchehen, kan man den Retter abſonderlich zu fangen angewoͤh - nen. ſ. Jagd-Hund.

Windiſchgraͤtz,

Dieſe Reichs-Grafen haben ihren Urſprung aus Steyermarck, ihr Stammhaus Windiſchgraͤtz iſt ein Staͤdtgen in der Grafſchaft Cilley. Die Reichsgraͤfliche Wuͤr - de hat Graf Gottlieb 1684 erhal - ten. Jm Wappen fuͤhren ſie ei - nen ſilbernen Wolfskopf im ro - then Felde, als ihr Stamm - Wappen; 3 guͤldene und in der Mitten ſchwartz gezeichnete Pfen - nige im ſchwartzen Felde; einen ſil - bernen Sparren, nebſt dergleichen Schildes-Haupt im ſchwartzen Felde, wegen des Geſchlechts de - rer von Wolfsthal; in dem qva - drirten Mittel-Schilde erſcheinet eine ſilberne Kirchen-Fahne im rothen; und eine ſchwartze Straſſe im ſilbernen Felde, mit einem neuen Mittel-Schildgen, darauf eine guͤldene Fiſch-Graͤte im ro - then Felde, als wegen der Grad - neriſchen Familie, mit der ſich dieſe Grafen durch Heyrath be - freundet. Dieſer Graͤfliche Schild fuͤhret drey offene gekroͤnte Helme. Der erſte traͤgt den ſilbernen Wolfs-Kopf; der andere 5 rothe Strauß-Federn mit der guͤldenen Fiſch-Graͤte daruͤber; der drittehatWinhat eine runde ſchwartze Tafel mit 6 guͤldeuen Pfennigen beſetzt.

Windlade, ſ. Orgel.

Windleine,

Eine ohngefehr 4 Claffter lange Leine, die an der Hauptleine oben bey einer Furckel angemacht, und an die Erde angepfloͤckt wird, die Tuͤcher feſte zu halten, damit ſie der Wind nicht umwerfe.

Wind ſucht, Trommelſucht,

Tympanites, iſt eine Geſchwulſt des Unter-Leibes, hart, beſtaͤndig, und wenn man mit dem Finger auf den Leib klopft, giebt es einen Schall von ſich, entſtehet von uͤberfluͤßiger Feuchtigkeit und Ge - waͤſſer, aus vielen verhaltenen Winden und Blehungen.

Windwage,

Jſt ein gewiſſes Jnſtrument der Orgelmacher, durch welches ſie in einem Orgelwercke die Staͤrcke und Beſchaffenheit des Windes erfahren koͤnnen. Es iſt ein Ge - faͤß von Zinn oder anderm Me - tall, darauf zum Zierath ein er - habener Deckel feſt geloͤtet iſt. Aus der Mitte dieſes Deckels tritt eine glaͤſerne Roͤhre, faſt ¼ Elle lang, oben heraus, und iſt gleich - falls an das Gefaͤß feſt geloͤtet, daß keine Luft an dem Orte der Zuſammenfuͤgung heraus gehen kan. An einer Seite dieſer Buͤch - ſe oder Kaͤſtleins, ſo etwa 2 bis 3 Zoll lang und halb ſo breit und tieff iſt, befindet ſich ein hervor - ragendes Mundloch, faſt wie ein Zapfe geſtaltet; durch ſolches Mundloch wird Waſſer oder ſonſt eine Feuchtigkeit in das Gefaͤß ge - goſſen, ein Loͤchlein mit Fleiß in die Windroͤhre oder in den CanalWitder Windlade gebohret, und be - ſagter Zapfen in ſolches Loͤchlein dicht und feſt hinein geſteckt, daß er eben ſo haͤlt und gepfropfet iſt, wie der Hahn in einem Faſſe. Sobald nun der Balg getreten wird, ſteiget das Waſſer in die glaͤſerne Roͤhre, die etwa ½ Zoll im Durchſchnitt hat, hinauf, und wenn der Wind richtig iſt, oder beſtaͤndig einerley bleibet, ſtehet auch das Waſſer an ſeinem Orte unbeweglich ſtill, man mag die Baͤlge treten wie man will. Jſt aber der Wind unrichtig, daß er bald gelinde, bald ſtarck anblaͤſet, ſo ſtehet auch die Feuchtigkeit im Roͤhrlein nicht ſtille, ſondern be - wegt ſich immer bald auf bald nie - der, mehr oder weniger, nachdem der Wind mehr oder weniger Un - gleichheit heget. Hinter dem Roͤhrlein iſt ein Taͤfelein befeſti - get, worauf mit abgetheilten Gra - den und Ziffern nach Art der Wet - ter-Glaͤſer angezeiget wird, wie hoch eigentlich der Wind das Waſ - ſer treibet oder treiben ſoll.

Wipfelduͤrre,

Heißt bey den Foͤrſtern das Holtz, ſo am Wipfel abzudoͤrren anfaͤngt, und oͤfters daher ruͤhret, wenn den jungen wachſenden Baͤumen die Gipfel abgeſchnitten werden.

Wirbel, v. Remolins.

Wirckmeſſer, Werckeiſen,

Ein ſcharfſchneidendes Werck - zeug, womit die Huf-Schmiede den Pferden den Huf auswircken, wenn es ſoll beſchlagen werden.

Wiſchtuch v. Torcher, Torchon.

Witterung,

Sind bey den Jaͤgern die Aus -duͤnſtun -Wolduͤnſtungen der wilden Thiere, welche von den Spuͤr-Hunden wahrgenommen werden.

Wolckenſtein,

Von dem Urſprunge dieſer Reichs-Grafen kan das Adels - Lexicon nachgeſehen werden. Jhr Wappen iſt aus dem obern rech - ten Winckel wolcken-weiſe durch - ſchnitten, oben roth, unten Sil - ber, als das Wolckenſteiniſche Stamm-Wappen; ein blaues Feld mit einem rothen Schildes - Fuß, daraus 3 ſilberne Pfaͤhle hervorkommen; auf dem Mittel - Schilde praͤſentiret ſich oben eine rothe Roſe im ſilbernen, und un - ten ein ſchwartzer Eber im guͤlde - nen Felde, wegen der Grafſchafft Eberſtein. Dieſes Wappen be - deckt eine Grafen-Krone.

Wolf, Lupus, Loup,

Jſt ein argliſtiges, reiſſendes, ſchaͤdliches Thier, ſonderlich den Schafen aufſaͤtzig, in der Groͤſſe eines ſtarcken Hundes. Jm Win - ter, wenn er ſehr hungerig, greif - fet er auch Menſchen an; die Woͤlffe thun auch ſonſten dem Wildpret groſſen Schaden. Sei - ne Staͤrcke beſtehet meiſtentheils in dem Vordertheile des Leibes, der Bruſt, Schultern, Halſe und Kopf, hinten aber iſt er ſchwach, daß er daſelbſt leicht kan erſchla - gen werden. Jhren Gang nen - nen die Jaͤger Traben, und die Spur das Schnuren. Jhre Jun - gen bleiben 9 Tage blind, und verlaſſen die Mutter nicht eher, als bis ſie jaͤhrig ſind. Jhre Biſſe haben etwas gifftiges an ſich, und heilen ungerne. Die Augen glaͤn - tzen ihnen des Nachts wie ein Licht. Sie ſind heiß-hungerig,Wolund freſſen ihren Raub mit Haut und Haar, hernach koͤnnen ſie wol etliche Tage faſten. Jm December gehen ſie auf die Bruuſt oder rantzen, welches etwan 12 Tage waͤhret: Sie tragen 2 Mo - nat lang und haben ſo viel Junge als die Hunde; wenn ſie ihren Jungen Speiſe zutragen wollen, freſſen ſie ſich dicke voll, und ko - tzen oder ſpeyen es in ihren Hoͤh - len wieder heraus. So die Jun - gen aber ein wenig ſtaͤrcker ſind, bringen ſie ihnen wol lebendige Gaͤnſe, Ferckel, Laͤmmer und der - gleichen, damit ſie ſolche erwuͤr - gen lernen. Wenn ſie in einen Schafſtall einbrechen, erwuͤrgen ſie zuvor die gantze Heerde, her - nach freſſen ſie erſt davon. An den voͤrdern Fuͤſſen haben ſie 5 Ze - hen, an den hintern aber nur 4, und im Winter pflegen ſie grau - ſam zu heulen. Jhr Alter erſtre - cket ſich auf 12 bis 14 Jahr. Wenn ihn die Jaͤger ſchieſſen wollen, lu - dern ſie ihn zuerſt, legen Aas vom Pferde oder Rinde hin, halten dabey des Nachts auf einem Bau - me oder in einer Huͤtte Wache; wenn er nun koͤmmt und davon frißt, geben ſie ihm den Reſt. Sie werden auch in den Wolfs-Gru - ben und Wolfs-Gaͤrten gefangen, mit Hunden gehetzt, und im Win - ter mit Netzen gejagt. Weid - maͤnniſche Redens-Arten von dem Wolffe ſind, der Wolf heu - let, frißt, zerreißt, hetzt, oder laͤuft, trabet, wird geludert, gehetzt, ge - jagt, gefangen, von Hunden er - biſſen, todt geſchlagen, hat einen Balg, wird geſtreifft. Sein Maul heiſt ein Gebiß, die Zaͤhne werden Wolffs-Faͤnge genannt. Seine Fuͤſſe heiſſen Klauen, er wird in Garn oder in der Grubegefan -Wolgefangen, die Woͤlffinnen traben und wolffen, wenn ſie Junge ha - ben; wuͤrgen, ſagt man, wenn ſie ſich mit einander beiſſen.

Wolf,

Jſt auch eine giftige Peſtilen - tialiliſche Feuchtigkeit an einem Pferde, davor haͤnget man ihm in einem Saͤcklein eine Kroͤte an Hals, ſo wirds davon geheilet, weil die Kroͤte den Gift vom Pfer - de an ſich ziehet.

Wolfs-Garten,

Jſt ein verſchloſſener und ſtarck verzaunter Platz, dergleichen man in groſſen Waͤldern, wo es viel Woͤlffe giebt, anzulegen pfleget, ſolche Raub-Thiere darinnen zu fangen. Er wird mit hohen Plancken, Stacketen oder Palli - ſaden rings herum eingefangen, und auf allen vier Seiten eine Oeffnung gelaſſen, in welchen ei - ne Fall-Pforte gebauet wird, da - von ein Strick in das mitten in dem Wolfs-Garten gebaute Jaͤ - ger-Haus gehet, aus welchen man die vier Stricke oder Leinen gar leichtlich los - und die Fall - Pforten niederlaſſen, mithin alſo den Garten auf einmal beſchlieſ - ſen kan. Wenn nun im Herbſte oder Winter die Zeit zu den Wolfs-Jagden vorhanden, laͤſ - ſet man erſtlich auſſerhalb des Gartens in dem Walde hin und wieder, hernach um den Garten rings herum, ferner zu den vier Oeffnungen hinein und wieder her - aus, auch im Garten Creutz - weiſe hirum ein Stuͤcke umgefal - lenes Vieh ſchleppen, und end - lich ſolches im Garten liegen. Man muß aber vorhero im Som - mer die Woͤlffe, wenn die Jun -Wolgen erſt halb gewachſen, dahin gewoͤhnen; denn alſo werden ſie den Ort, deſſen ſie von Jugend auf kundig ſind, und ihren Fraß daſelbſt gefunden haben, nicht leichtlich verlaſſen, auch ſich um ſo weniger einiger Hinter-Liſt be - ſorgen, als ſie den gantzen Som - mer uͤber die Thore Tag und Nacht offen gefunden, niemals einigen Wind weder von Menſchen noch Hunden geſpuͤret, folglich ohne alle Gefahr und Argwohn aus und eingegangen. Wenn nun gegen und in dem Winter die Baͤlge gut worden, werden die vier Fall-Thuͤren behoͤrig geſtel - let, welche denn die in dem Gar - ten-Haus aufpaſſende Jaͤger, wenn ſie einen oder etliche Woͤlffe in der Stallung haben, zugleich fallen laſſen, und hierauf die Woͤlffe nach Belieben ſchieſſen oder lebendig einfangen koͤnnen: Denn die Woͤlffe in dieſem Gar - ten mit den Hunden zu hetzen, iſt darum nicht rathſam, weil die auſſerhalb des Gartens befindliche Woͤlffe durch das Anſchlagen und ſtarck erſchallenden Laut der Hun - de dergeſtalt erſchrecket, daß ſie nicht leicht in den Garten kom - men, ſondern ſich gar in andere Gehoͤltze verſchlagen; ſo werden auch die Hunde lange Zeit von den Woͤlffen geſpuͤret, daß dieſe, ob ſie gleich verbleiben, ſich den - noch nicht in den Garn zu kom - men getrauen. Am beſten iſt, man ſtelle Netze auf, jage ſie mit genugſamer Mannſchafft darein, und ſchlage ſie mit wichtigen Pruͤ - geln zu tode. Dieſes iſt dabey iederzeit fleißig zu beobachten, wenn man das Aas um und in den Garten ſchleppet, daß ſolches nicht mit haͤnffenen Stricken,ſondernWolſondern mit Wieden oder von Baſt gedrehten Stricken geſchehe, weil ſonſt kein Wolff der Spur nachkommen wird, es waͤre denn, daß der haͤnffene Strick wohl und oft mit Wolffs-Koth beſtrichen wuͤrde. Eine andere Art einen Wolffs-Garten anzulegen, iſt im Oeconomiſchen Lexico beſchrie - ben und auch im Riß vorgeſtellet worden.

Wolffs-Grube,

Jſt ein durch Menſchen-Haͤnde tieff in die Erde gegrabenes Loch, welches alſo zugerichtet iſt, daß ſich die Woͤlffe ſelbſt darinne fan - gen muͤſſen. Es wird in der Wild - niß, wo Woͤlffe geſpuͤret werden, eine Grube, wenigſtens neun Ellen tieff, und ſechs bis ſieben Ellen weit ausgegraben, an den Seiten und am Boden mit fuͤnf bis ſechs Zoll ſtarcken eichenen Pfoſten ausgeſchalet, ſolche Pfo - ſten auch, daß die Woͤlffe mit den Klauen nicht hafften koͤnnen, glatt behobelt. Auf dieſe Gruben wer - den entweder geflochtene Decken von Stroh oder weidene Ruthen gemacht, durch deren Mitten eine Stange gehet, daß ſie mit einem gleichen Gegengewicht aufliegen, ſonſt aber allenthalben frey ſind, dergeſtalt, daß ein Wolff oder Fuchs, wenn er nur mit einem Vorder-Lauff darauf koͤmmet, den Deckel uͤberſchnappen macht, wel - cher das Thier mit einer ſonder - baren Behendigkeit in die Grube wirfft, ſich aber ſogleich wieder in ſein voriges Lager und Gleichge - wichte begiebt. Oder, man kan die Gruben nur mit Stell-Reiſern, Tangel-Aeſten, haͤſelnen, ſubtilen Staͤnglein uͤberlegen, und mit Stroh, Laub oder Streuling dem Erdboden aͤhnlich verwittern. WolMitten auf den Deckel wird eine Ente in einer mit Heu oder Stroh gefuͤllten Backſchuͤſſel, (damit ſie warm ſitze,) feſt aufgebunden; Oder, man ſtellet, wenn die Grube nur mit Reis bedecket wird, in der Mitte eine glatte geſchaͤlte Stange der Gruben hoch auf, ſte - cket ein kleines Schubkarren-Raͤd - lein darauf, und bindet ein leben - diges Schaf oder Lamm feſte darauf an. Wenn nun der Wolff das Schreyen der Ente, oder des Lammes hoͤret, und ſo nahe kom̃t, daß er eines von dieſen beyden auf wenig Schritte vor ſich merckt, ſo ſchleicht er auf dem Bauch ſo lange, bis er es in einem Sprung zu erwiſchen verhofft, und wenn er denn ſpringt, ſo faͤllt er mit groſſer Gewalt in die Grube, und die Ente und das Lamm bleibt unverſehrt. Damit aber der Wolff nicht beyweg ſpatziere, ſo wird auf beyden Seiten ein Zaun von Wind-Bruͤchen verhauen, und mit Reis-Stangen verleget, daß daſelbſt nicht wohl durchzu - kommen, ſo bleibet der Wolff auf dem ordentlichen Gange. Es muß aber ſolcher Zaun von Na - tur recht wild, wuͤſte und verfal - len ausſehen, ſonſt duͤrffte der Wolff die Nachſtellung leichtlich mercken. Das Luder, ſo auf allen Wechſeln an eine Wiede gebun - den oder angehaacket wird, muß man nicht mit den Haͤnden angreif - fen oder an Stricke binden, weil ſolches die Woͤlffe riechen wuͤrden, ja man muß auch die Schuhſohlen mit Pferde-Miſt umbinden, und bisweilen vom Luder etwas liegen laſſen, ſo wird dieſer Gaſt nicht vorbey kommen, ſondern ſich wol fangen. Soll nun der Wolff le - bendig aus der Grube heraus ge -brachtWolbracht werden, ſteiget man auf einer Leiter hinunter, haͤlt ihm ei - nen ſtarcken Knebel, wie eine Kruͤcke vor, daß er darein beiſſet, von oben her aber druͤcket man ihm den Kopff mit einer ſtarcken ei - ſernen Gabel, laͤſſet den Wolffs - Kaſten hinunter in die Grube, oͤffnet deſſen Thuͤre, thut ihn mit dem Hinterleibe ruͤckwerts hinein, und laͤſſet die Gabel gehen, druͤ - cket, ſtat deſſen, mit der Fall - Thuͤre ſo lange auf den Hals, bis der mit der Kruͤcke ihn vollends hinein ſtoͤſſet, und die Fall-Thuͤre zumachet; Sodenn wird der Ka - ſten aus der Grube gezogen, auf - geladen, und weggefuͤhret. Theils geben ihm auch in der Grube eine Holtz-Kette ins Maul, und ſchlieſſen ſie im Genicke zu, wel - chenfalls ſie ihn gar leichte fuͤhren koͤnnen. Die Wolffs-Gruben ſind heutiges Tages denen Vaſal - len ſcharff verboten, ſonderlich denen, welche nahe an des Lan - des-Herrn Gehege und Wildbahne gelegen ſind, und angrentzen, die - weil in ſolchen Gruben offt und vielmal traͤchtiges Wildpret, Hir - ſche, Sauen, Rehe und andere Thiere, auch das kleineſte hinein zu fallen pfleget, ja wol gar oͤff - ters Menſchen bey groſſem Schnee und Windwehen darein verfallen und umkommen. Doch werden ſie noch auf den Grentzen groſſer Herren Laͤnder, nachdem ihre Ver - gleiche wegen der Grentz-Zaͤune geſchloſſen ſind, auch, wo nicht ſon - derlich viel hohes Wildpret zu fin - den iſt, denen Vaſallen conni - vendo verſtattet.

Wolffs-Jagd,

Wird alſo angeſtellet: Man zie - het mit vielem Volck gen Holtz,Wolund laͤſſet es erſt mit Netzen um - geben: Weil aber bey ſtarckem Froſt die Loͤcher zu den Furckeln nicht mit Hacken und Pickeln oder Spitz-Hacken zu machen, weil ſolches bey gefrorner Erde zu ſehr ſchallen, und die Woͤlffe, wenn ſie es hoͤren, zu zeitig ausreiſſen moͤchten, ſo werden ſolche mit einigen Froſt-Bohrern gemacht: Die Haacken und Hefftel an die Baͤume gebunden, und alſo in aller Stille geſtellet. Die Netze muͤſſen wenigſtens fuͤnff Schuh hoch, und nicht gar hart geſpan - net ſeyn, daß ſich die Woͤlffe leichte darein verwickeln koͤnnen. Wenn nun alles bereit und fertig iſt, werden die Treiber mit drey Trom - meln eingetheilet und angeſtellet, vom rechten Fluͤgel durch ein Hifft-Horn ein Zeichen gegeben, und von dem lincken geantwortet, hierauf fort - und auf die Netze zu-auch drey-bis viermal hin und wieder getrieben, imgleichen auch ſtarcke Schaͤfer - oder Fleiſcher - Hunde, oder andere Bauer-Ruͤ - den zum Aufſuchen hinein gelaſ - ſen, da denn die in ſolchem Tu - mult von den Treibern und Hun - den in die Netze gejagten Woͤlffe von denen auſſerhalb der Stallung auf ſechs bis acht Schritte von einander poſtirten Bauern, mit Aexten, Pruͤgeln und Keulen zu tode geſchlagen werden.

Wolffs-Kaſten,

Jſt ein eichener mit Eiſen wohl - beſchlagener Kaſten, darinn ein gefangener Wolff, den man leben - dig zur Hatze aufbehalten will, ein - geſperret, und an behoͤrigen Ort gefuͤhret wird. Man macht ihn gantz und gar wie einen Sau - Kaſten, nur daß man von auſſen,Ritter-Lexic. E e e eanWolan ſtat der wilden Schweine, Woͤl - fe daran zu mahlen pfleget.

Wolffs-Netze,

Gehoͤren zum Jagdzeug, und muͤſſen viertzig gedoppelte Schrit - te ſtellen. Die Leinchen, davon das Garn geſtricket, werden von klarem Hechel-Hanff, von ſechs Faden, als ein ſtarcker Federkiel dicke zuſammen gedrehet, und die Maſchen ins Vierkantige fuͤnff Zoll breit, und fuͤnff Zoll lang ge - macht; das Netze wird zwantzig ſolcher Maſchen hoch, daß es alſo uͤber drey Ellen hoch ſtellen kan, und doch Buſen genug hat. Die Leinen ſind faſt Daumens dicke, ſtarck von achtzehn Garn-Faden, ſo ebenfalls von gutem Hechel - Hanff ſeyn muͤſſen. Die Ober - und Unter-Leine an iedwedem Ende, welche dem Netze wol zwey Clafftern vorgehen, werden an den Haacken und deſſen Hefftel feſte angeſchlinget. Dieſe Haacken und Hefftel macht man gerne von weiß-buͤchenen oder feſtem Weiß - dorn-Holtze, und laͤſſet ſie oben mit eiſernen Ringen beſchlagen. Dieſe Netze laͤſſet man bis an den Ort der Stallung fahren, da ſie abgenommen, auf Haacken von den Stell-Leuten getragen, und nach der gehauenen Stallung ab - gelauffen werden.

Worms,

Reichs-Stadt am Rhein, auf einem luſtigen und ebenen Bo - den gelegen, welche 1689 und 1690 von den Frantzoſen hart mitge - nommen worden. Der Chur - Fuͤrſt von Pfaltz iſt Schutzherr uͤber die Stadt. Allhier waren zwey Turniere, als der dreyzehen - de Turnier wurde Anno 1209 inWorder Woche nach Lichtmeß zu Zei - ten Kayſers Philippi gehalten, wobey 28 Fuͤrſten, nemlich Chur - fuͤrſt Otto, Pfaltzgraf am Rhein, Hertzog Wilhelm, Churfuͤrſt zu Sachſen, Marckgraf Albrecht, Churfuͤrſt zu Brandenburg, Her - tzog Leopold in Oeſterreich, Her - tzog Heinrich zu Braband, Her - tzog Friedrich zu Lothringen, Her - tzog Friedrich in Schwaben, Her - tzog Premislaus in Boͤhmen, Marckgraf Otto in Jtalien, Her - tzog Ulrich in Caͤrnthen, Fuͤrſt Heinrich Burwin, Hertzog Lutzel - burg zu Teck, Marckgraf Deodo - rich zu Meiſſen, Landgraf Her - mann in Thuͤringen, Marckgraf Bonifacius zu Montferrat, Marckgraf Theodorich zu Sach - ſen, Marckgraf Heinrich zu Rums - berg, Marckgraf Philipp zu Seſ - ſa, Marckgraf Conrad zu Lau - ſitz, Marckgraf Conrad zu Hoch - berg, Marckgraf Albert zu Lands - berg, der gefuͤrſtete Graf Bald - win zu Flandern, Burggraf Berchtold zu Nuͤrnberg, Graf Theodorich in Holland, Fuͤrſt Heinrich zu Anhalt, Graf Wer - ner zu Habſpurg, und Marck - graf Berchtold zu Jſtrien, 37 Grafen, 37 Freyherren, 27 Rit - ter und 164 Edle. Ferner wurde Anno 1487 am S. Bartholomæi - Tage der ſechs und dreyßigſte Turnier von der Ritterſchafft am Rheinſtrom zu Worms gehalten, unter welchen drey Fuͤrſten, nah - mentlich Pfaltzgraf Ludwig am Rhein, und Hertzog in Bayern, Hertzog Caſpar in Bayem, und Landgraf Johannes zu Leuchten - berg, 9 Grafen, 3 Ritter und 138 Edle. Von dieſer Reichs-Stadt fuͤhret das Bißthum Worms den Nahmen, ſo eines der aͤlteſtenStif -WuͤrStifter in Deutſchland, und deſ - ſen Biſchoff ein vornehmer Reichs - Stand, und des Ober-Rheini - ſchen Kreiſes Director und aus - ſchreibender Fuͤrſt iſt. Das Wap - pen des Stifftes iſt ein ſilberner Schluͤſſel im ſchwartzen und mit guͤldenen Creutzen beſtreueten Felde.

Wuͤrgen,

Sagt man, wenn ſich die Woͤl - ſe mit einander beiſſen.

Wuͤrtemberg,

Dieſes Hochfuͤrſtliche Haus theilete ſich noch vor weniger Zeit in drey Haupt-Linien, nemlich die Stutgardiſche, von welcher der Aſt zu Neuſtadt abſtammet, die Muͤmpelgardiſche, ſo 1723 abge - ſtorben, und die Julianiſche ab. Die letztere hatte ſich wieder in die Oelſiſche und Weiltingiſche Linien abgetheilet, davon die letz - tere 1705 erloſchen; die Oelſiſche begreifft die Neben-Aeſte Oels, Bernſtadt und Juliusburg, wel - cher letztere gleichfalls abgegan - gen. Jn ihrem Wappen haben die Hertzoge von Wuͤrtemberg 3 ſchwartze Hirſch-Hoͤrner uͤber ein - ander im guͤldenen Felde, welches eigentlich das alte Urachiſche Wap - pen, indem die Grafen von Urach des Hertzogthums Schwaben und des Roͤmiſchen Reichs Jaͤgermei - ſter geweſen, und die Herren von Wuͤrtemberg ſolche Grafſchaft im XIII Seculo kurtz vor dem Inter - regno an ſich gebracht; ein Feld voll ſchwartz und guͤldener Rau - ten, wegen Teck; eine guͤldene Fahne mit dem ſchwartzen Reichs - Adler im blauen Felde, wegen der Pannier-Wuͤrde im Heil. Roͤmi - ſchen Reich; zwey guͤldene mitWuͤrdem Ruͤcken zuſammen gekehrte Fiſche im rothen Felde, wegen Muͤmpelgard; einen Manns - Kopf mit rother Muͤtze im guͤlde - nen Felde, wegen Heidenheim. Die Hertzoge von der Schleſiſch - Oelsniſchen Linie fuͤhren in ihrem Mittel-Schilde den ſchwartzen Schleſiſchen Adler im guͤldenen Felde. Dieſes Wappen bedecken fuͤnff offene Helme. Der Urachi - ſche iſt gekroͤnt, und hat ein ro - thes Jaͤger-Horn, aus deſſen Mund-Stuͤck einige weiſſe, rothe und blaue Federn herfuͤr gehen. Der Teckiſche hat einen Hunds - Kopf mit guͤldenen und ſchwar - tzen Rauten bezeichnet; und der Muͤmpelgardiſche iſt gekroͤnt, und zeiget eine halbe und roth geklei - dete Jungfer, welche gekroͤnt iſt, und an ſtat der Arme zwey guͤl - dene Fiſche hat. Der wegen des Reichs-Pannier-Amts traͤgt ei - nen ſchwartzen Adler; und der Heidenheimiſche einen Manns - Kopf mit rother Muͤtze. Die Helmendecken ſind guͤlden und ſchwartz.

Wuͤrtzburg,

Die Hauptſtadt des Bißthums Wuͤrtzburg, hat eine beruͤhmte Univerſitaͤt, welche Anno 1403 aufgerichtet worden, und auſſer - halb der Stadt lieget auf einem hohen Berge der ſogenannte Frauenberg, ein ſchoͤnes, weites und feſtes Schloß, darinne die Biſchoͤffe reſidiren, hat darbey einen anſehnlichen Marſtall, groſ - ſe Reitbahn, gewaltiges Zeug - haus, und einen tieffen Keller, worinne die alleraͤlteſten Weine aufbehalten werden. Allhier wur - de Anno 1235 an Allerheiligen von der Ritterſchafft in FranckenE e e e 2derWuͤrder vierzehende Turnier gehalten, wobey 11 Fuͤrſten, als Pfaltzgraf Ludwig am Rhein, und Hertzog in Bayern, Marckgraf Albrecht zu Brandenburg, Hertzog Otto zu Braunſchweig und Luͤneburg, Hertzog Friedrich in Boͤhmen, Hertzog Heinrich in Oeſterreich, Hertzog Johannes in Lothringen, Landgraf Ludwig in Thuͤringen, Her - tzog Johannes in Mecklenburg, Hertzog Heinrich zu Brabant, Marckgraf Hermann zu Baden, Hertzog Niclas zu Warle, Burg - graf Friedrich zu Nuͤrnberg, Graf Wilhelm von Holl - und Seeland, und Fuͤrſt Berchtold zu Henne - berg ꝛc. 34 Grafen, 25 Freyherren, 46 Ritter und 138 Edle. Ferner wurde zu Wuͤrtzburg Anno 1479 am Sonntage Palmarum der acht und zwantzigſte Turnier von der Fraͤnckiſchen Ritterſchaft gehal - ten. Dabey 1 Fuͤrſt, 6 Grafen, 9 Freyherren und 146 Edle zuge - gen waren. Bey dieſem Turnier hat man unter andern einen Geyer, einen von Stein, und einen von Steinau ausgeſellet, und iſt einer von Rabenſtein, ein Stieber, einer von Hutten, ein Gebſattel, ein Sternberg, ein Stauffenberg, und ein Schencke, weil ihre Eltern in 50 Jahren kei - nen Turnier beſuchet, zu ſolchem nicht gelaſſen, hingegen ſind em - pfangen und geſchlagen worden, einer von Weſterſtetten, von Frey - burg und Jacob von Andlau, ein Ritter. Das Stifft iſt eines der reicheſten und maͤchtigſten in Deutſchland, deſſen Biſchoff un - ter das Ertz-Stifft Mayntz ge - hoͤrt, ein unmittelbarer Reichs - Stand iſt, und den Titel eines Hertzogs von Francken fuͤhret. Jm Wappen hat er ein roth und Sil -Wunber getheiltes Schild, darinne aus dem unterſten ſilbernen drey ſilberne Spitzen in das obere ro - the Feld empor ſteigen, wegen des Hertzogthums Francken; ein roth und ſilber qvadrirtes Faͤhnlein an einer guͤldenen Lantze, wegen des Stiffts Wuͤrtzburg.

Wund Tranck,

Wird von bewaͤhrten Wundkraͤu - ternabgekocht, und den Pferden ein - gegoſſen, die Heilung der Wun - den, alter Schaͤden, Geſchwuͤre und Fiſteln zu befoͤrdern. Ein guter Wund-Tranck nicht nur al - lein, wenn ein Pferd verwundt iſt, ſondern auch wenn es den Huſten hat und nicht zunehmen will, iſt folgender: Nimm heidniſches Wund-Kraut, Rheinfahren - Kraut, Odermennige, Wohlge - muth, Camillen, rothen Beyfuß, Ehren-Preis, St. Johannis - Kraut, Wallwurtzen, eines ſo viel als des andern, koche es in Waſ - ſer, und laß das Pferd acht oder zehen Tage davon ſauffen, und auch das Futter damit netzen. Heidniſches Wund-Kraut, Sinau und Wintergruͤn giebt ebenfalls einen guten Wund-Tranck. Oder nimm ſpitzigen Wegerich, heidni - ſches Wund-Kraut, Schluͤſſel - Blumen, Sinau und Erdbeer - Kraut, ſtoſſe es mit Bier oder Waſſer ab, und mache es zu einem Tranck. Oder, nimm Braunel - len-Kraut und Wintergruͤn, iedes gleich viel, ſtoſſe es zuſammen in einem Moͤrſel, laß es mit zwo Maaß Wein in einem verglaſir - ten Topf ſieden, und gieb dem Pferde alle Morgen ein Glaͤslein davon zu ſauffen.

Wurm, Farcin,

Eine Kranckheit der Pferde, ſovonWurvon dickem verderbten Gebluͤt her - kommt, und gleich dem Krebs Haut und Fleiſch angreifft. Er iſt unterſchiedlicher Arten: der Puͤrtzel, der reutende, der aus - beiſſende, der auswerffende, der flieſſende Wurm ꝛc. Sie ſind meiſt anſteckend, ſo gar daß der Stand, in welchen ein ſolch Pferd einge - ſtallet worden, uͤber lange Zeit noch anſtecken kan. Sind alſo allein die Mittel fuͤr gut und be - waͤhrt zu halten, welche erſtlich das Gebluͤt reinigen, erneuren und erfriſchen, damit die Urſach ſamt der Kranckheit nicht auf kur - tze, ſondern fuͤr alle Zeit wegge - nommen werde. Hierzu dienet ſonderlich das Aderlaſſen, doch allezeit im Abnehmen des Mon - des, darbey giebt man dem Pfer - de von dem Kraut, ſo Burſa Pa - ſtoris heiſt, eine Hand voll zu eſſen, ſo ſtirbt er. Wenn der Wurm todt iſt, ſo nimmt man warmes Leinoͤl, und heilet es damit. Wi - der den auswerffenden Wurm iſt ſanguiſorba major, oder Groß - Pimpinell, eine gewiſſe Artzney, deswegen ſie auch Wurmwurtz genannt wird. Man pflegt dem Pferde die Wurtzeln des Krauts anzuhaͤngen, und das Kraut klein zerſchnitten mit dem Futter zu ver - mengen, das Kraut auch in ſein Trincken zu legen, und daruͤber trincken laſſen, welches alle - wege gut befunden worden. Meh - rere Mittel findet man im Oecon. Lexico. Voyez Ver d inteſtin & Vermines des chevaux.

Wurm der Hunde,

Heiſſet das weiſſe dicke Aeder - lein unter der Zunge, welches ei - nem runden und flachen Wuͤrm - lein gleich ſiehet, und denenſel -Wutben, weil ſie noch jung ſind, ge - nommen werden muß. Man oͤff - net dem Hunde das Maul mit Ge - walt, haͤlt die Zunge vornen bey der Spitze mit einem Tuͤchlein feſt, ſchneidet mit einem ſcharffen Meſ - ſerlein auf der einen Seite, wo keine Adern ſind, laͤnglich herab, nimmt einen Pfriemen, hebt be - ſagtes Aederlein, in der Mitte ſubtil damit uͤber ſich, bis man auf der andern Seite durchfaͤhret, und es mit dem Pfriemen heraus reiſſet, hernachmals aber in die Wunde Saltz und Aſche reibet. Ein Hund, dem ſolchergeſtalt der Wurm genommen worden, wird von ſich ſelbſt nicht wuͤtend, und wenn er auch gleich von einem ſolchen Hunde angeſtecket worden, ſoll er doch mit ſeinem Biß andern nicht ſchaden.

Wurſt-Schlitten,

Jſt eine Art Schlitten, ſo im Winter an Fuͤrſtlichen und an - dern Hoͤfen zur Luſt gebrauchet werden. Sie ſind niedrig, und haben ihre Benennung von einem Balcken oder ſchmalen Verſchlag von Bretern, der ſich in die Laͤnge der Kuffen hin erſtrecket, und mit Polſtern gefuͤttert iſt, um deſto beqvemer darauf zu ſitzen. Man hat auch dergleichen Wagen, ſo Wurſt-Wagen genennet werden, welche 2 groſſe runde Waltzen an ſtat der Raͤder haben, um damit in den Luſtgaͤrten herum zu fahren, welche die Fußtapffen der Pferde gleich wieder eben machen.

Wut, Furor,

Jſt eine von den ſchlimmſten Kranckheiten der Hunde, wovon ſie entweder im Sommer bey all - zugroſſer Hitze, oder im WinterE e e e 3beyXerbey grimmiger Kaͤlte uͤberfallen werden. Man zehlet derſelben ſiebenerley Arten, als die hitzige, lauffende, fahrende, fallende, ſchla - fende, grimmende und flieſſendeYpſWut, deren Kennzeichen das Oe - conomiſche Lexicon beſchreibet, und wider iede Art derſelben dienliche Mittel an die Hand giebt.

X.

Xeres de la Frontera,

Stadt am Fluß Guadaletta in Andaluſien nahe bey Puerto de S. Maria, ſie iſt groß, volck - reich, und ihre Pferde-Zucht iſt darum beruͤhmt, weil die ſchoͤn - ſten Schecken von allerhand ver - miſchten Farben allda gefallen, und dieſe Farben haben ſie anfaͤng - lich dergeſtalt zuwege gebracht: Zu der Zeit, als man die Stuten beſchellen laſſen, hat man groſſe Tuͤcher aufgeſpannt, darinnen al - lerley Farben gemahlet geweſen,[ſ]olche hat man denen Stuten vordie Augen geſtellt, wenn ſie nun im Werck begriffen geweſen, ha - ben ſie ihnen dieſelben dermaſſen imprimiret, daß auch die jungen Fohlen ſind ſo ſcheckigt worden. Nachgehends haͤtte man mit ſche - ckigten Hengſten dergleichen ti - gerichte Stuten belegt, ſo haͤtte es allerhand Melanges von Farben geduͤpffelte und geſtrichte Tiger, ſchwartze, weiſſe und Porcelan - Schecken, item Roth-Brand - und Fuchs-Schecken gegeben, wel - che letztern man fuͤr die dauer - hafteſten haͤlt.

Y.

les Yeux du cheval,

Die Augen des Pferds ſind des Leibes Licht, und gleichſam ein Spiegel, durch welchen der Eifer, die Begierde, der Muth, die Bosheit, die Geſund - und Kranck - heit erkannt werden. Sie begreif - fen in ſich viel Theile, wie im[1]Theil der Pferd-Anatomie pag. 59, 60 zu ſehen. Diejenigen wer - den am hoͤchſten gehalten, welche klar, lebhaft, voll Feuer, ziemli - cher Groͤſſe und Caſtanien-brau - ner Farbe ſind, immaſſen die ſchwartzen dunckel-blauen nicht viel taugen, abſonderlich wenn ſie dabey weiſſe Ringe um den Aug-Apffel haben, welches eine Scheuigkeit anzeiget.

Yeux enfoncez,

Tieffe Augen ſtehen einem Pfer -de uͤbel an, und ſind gemeiniglich klein dabey, als wie an einem Schwein; dahero ſolche Pferde nicht wohl zu heroiſchen Thaten zu gebrauchen, es ſeye dann, daß es andere gute Tugenden hat, und ein extraſchoͤnes Gewaͤchs und rare Farbe ſolchen Fehler erſetzet.

Ypſilon,

Jſt eine Form eines Pferd - Beins, ſo ſich in der Wurtzel der Zungen befindet, welches durch derſelben Grund oben an dem oberſten Theil der Luft-Gurgel an - ſtoͤßt, und hat oben, da es ſich gegen den Schlund wendet, zwey lange ſpitzige Ecken, ſiehet dem - nach einen halben Circkel, oder vielmehr dem Buchſtaben Y oder dem Griechiſchen. Λ (Lamda) gleich.

Zaͤhne,
Zaͤh

Z.

Zaͤhne der Pferde,

Ein Fohlen bringet alle ſeine Zaͤhne mit auf die Welt, auſ - ſer den 4 Hacken-Zaͤhnen. Es ſind derſelben 40 an der Zahl, die 12, ſo vorn im Maule ſtehen, 6 oben und 6 unten, heiſſen Rab-Zaͤhne; mit den 24 Stockzaͤhnen geſchie - het das Kauen. Jm vierten Jah - re fangen die 4 Hacken - oder Hunds-Zaͤhne an zu wachſen, ſ. Haacken. Bey Herannahung des dritten Jahres fallen die mittel - ſten 4 Vorderzaͤhne aus, 2 oben und 2 unten, welches Ausfallen auch Schieben oder Brechen ge - nennet wird. Wenn das vierte Jahr herbey nahet, ſchiebt oder bricht das Pferd wieder 2 oben und 2 unten, nemlich die naͤchſten neben denen, ſo es vor dem Jahre geſchoben. Jm annahenden fuͤnf - ten ſchiebt es die aͤuſſerſten vier. Wenn es nun voͤllig geſcho - ben, alsdenn iſt das Pferd bey feinem rechten Gewaͤchſe, und faͤnget an in die Breite und Dicke zu wachſen. Die geſchobene Zaͤh - ne ſind nicht ſo weiß, wie die ſo es mit auf die Welt gebracht, ſon - dern Honig-Farb, mit eingetieff - ten Gruͤblein, oder ſchwartzen Flecken oder Puͤnctlein darinnen, welche letzte man die Kennung, Bone oder den Kern nennet. Sind dieſe Zaͤhne oben gantz glatt und weiß, ſo iſt das Pferd alt, und hat die Bonen ausgefreſſen. Die Bonen verlieret es an den - ſelben Zaͤhnen, die es der Ordnung nach geſchoben hat: Denn nach - dem es im ſechſten Jahre ſtille ge - ſtander, frißt es den Kern an den 4 vorderſten Zaͤhnen im ſiebenden Jahre aus, im achten die 4 naͤch -Zaͤuſten bey jenen, und im neunten Jahre die 4 aͤuſſerſten. Nach dem neunten Jahre hat es keinen Kern mehr, ſondern die Zaͤhne ſind glatt, vollkommen, und fangen an weiß zu werden, die Hacken - zaͤhne werden nun auch vollkom - men rund und ſtarck. Die Stock - zaͤhne ſchieben zugleich mit den andern Zaͤhnen.

Zaͤumung der Pferde,

Le Brider des chevaux, iſt ein nothwendig Stuͤck der Reit - kunſt, gleichwie an einem Schiff das Steuerruder, alſo iſt an ei - nem Pferde das Maul das vor - nehmſte, damit man den gantzen Leib wenden, kehren und regieren ſoll; daher ſelbiges im Anfange ſanfft und gelinde zu zaͤumen, da - mit es willig, gerne, luſtig und gedultig der Fauſt folge, und nicht durch Ungeſtuͤm, Grobheit und Unwiſſenheit verderbt und zer - nichtet werde. Anfangs ſind alſo die allergelindeſten Mundſtuͤcke und Stangen bey einem jungen Pferde zu gebrauchen, ſolche muß man nicht grob und zornmuͤthig in das Maul ſtoſſen und einzwin - gen, ſondern mit leiſer Hand und guten Worten, auch das Gebiß mit Saltz beſtreichen, damit ſie es lieber einnehmen, und ja nicht reiſſen oder zucken, dabey wohl zu - ſehen, daß es recht hinter den Hackenzaͤhnen ins Maul hinein einen Qveer-Daumen liege, und wann es aufgezaͤumt, kan man es im Stande umkehren, und mit den Hefftzuͤgeln beyderſeits an den Seulen, aber nicht zulang anbinden, eine Zeitlang ſo ſtehen laſſen, und dann wieder ſittſam und gemach abzaͤumen, mit derE e e e 4HandZaiHand und Stimme liebkoſen, et - was zu eſſen geben, und dieſes kan man etliche Tage continuiren und fortſetzen. Wenn man nun ein Pferd hierzu bringt, ſo iſt das erſte Fundament vernuͤnfftig und wohl gelegt, und wenn das Mund - ſtuͤck und Stangen einem jungen Pferde dienlich iſt, wirds deſto lieber von ihm angenommen, bleibt vom Kopff deſto ſteter und aufrechter: Hingegen wann ihme das ſcharffe Mundſtuͤck zuwider, wird es unruhig, und ſtellt ſich zu allen ungeberdig, haͤnget den Kopff, und liegt ſchwer in der Fauſt, ſo eine nicht geringe Un - tugend iſt. Alſo gehoͤrt, ein Pferd recht und gut zu zaͤumen, Kunſt und Erfahrung darzu, es iſt auch die Beſchaffenheit des Mauls, ob es ſeicht oder tieff, ob die Leffzen dick oder duͤnne, ob das Kinn zart oder hart, ob die Zunge dick oder ſchmal, lang oder kurtz ſey, und mehr andere Umſtaͤnde zu betrach - ten, und ſowol das Mundſtuͤck, als auch die Stangen und Kinn - ketten darnach einzurichten, daß die Stangen nicht zu lang noch zu kurtz, das Gebiß weder zu enge, noch zu weit, und die Kinnketten weder zu klein noch zu plump und ſchwer ſey, damit die Einſtim - mung eines mit dem andern alles leichter und behaͤglicher mache.

Zains, les chevaux Zains,

Nennen die Frantzoſen, die dun - ckeln, einfaͤrbigen, widerſpenſti - gen, untreuen, zornigen, ſcheuen, wilden und ungluͤckhafften Pferde, welche auſſer eines Temperaments und Vermiſchung der weiſſen Zei - chen zu ſcheuen ſind, in welchen entweder die Cholera oder Melan - cholia gar zu uͤbermaͤßig herrſchet.

Zau

Zani, Geck,

Nennen die Frantzoſen ein Pferd, welches luſtigen Humeurs iſt, gerne mit dem Maul ſpielet, und (wie ein Hund) anfaſſet, was man ihm vorhaͤlt, dergleichen Pferde ſind leicht zu dreſſiren. Abſonderlich iſt die Engliſche Kunſt ihnen beyzubringen.

Zaumfuͤhrung zu Pferde,

Geſchieht mit der lincken Hand dergeſtalt, daß der Gold-Finger allewege zwiſchen beyden Zuͤgeln ſey, und daß der kleine Finger unter ſich, und der Daum uͤber ſich ſtehe, damit man beyde Zuͤgel alſo wohl und feſt halten, und in voͤlliger Hand fuͤhren mag; denn ſolche Fuͤhrung des Zaums zwin - get ein Pferd zu willigem Gehor - ſam, und beſtehet in ſechſerley Arten, als (1) vorwerts, mit dem gantzen Arm dem Pferde Lufft zu machen, und fortzuhelffen; (2) aufwerts, wenn ſich der halbe Arm etwas vor begeben muß, welches eine Huͤlffe zum avanciren oder pariren iſt: wo ſie aber mit Staͤrcke geſchiehet, ſo iſt es eine Straffe, damit man dem Pferde das Niederdrucken verwehren kan; (3) ruͤckwerts, iſt eine Huͤlffe zum Auf halten und Zuruͤckgehen; (4) abwerts, iſt es eine Huͤlffe ſolchen Pferden, welche die Koͤpffe hoch und weit hinaus ſtrecken, dieſelbe dadurch herunter in die gute Po - ſitur zu bringen; (5) auswerts, dienet es zur Wendung, wohin ſich die Fauſt beweget; (6) ein - werts, dieſe Bewegung dependi - ret von den vorhergehenden, weil eine ohne die andere nicht geſche - hen kan, dahero dieſe ſubtile Zaumfuͤhrung einen ſolchen Effect in ſich hat, indem ſich die Fauſt im Vorwertshalten zugleich erhe -bet,Zaubet, im Niederſincken etwas zu - ruͤckziehet, im Umwenden etwas aus - und einwerts begiebet, und alſo alle 6 Wirckungen unverruͤckt verrichten kan.

Zaunkoͤnig, Koͤniglein,

Auch Schneekoͤnig genennet, wird insgemein fuͤr den kleineſten unter den Voͤgeln bey uns gehal - ten, es iſt aber das Goldhaͤnlein noch kleiner. Er hat eine ſehr ſtarcke Stimme, daß man ihn aus ſolcher fuͤr viel groͤſſer halten ſollte. Seines angenehmen Geſanges wegen iſt er wehrt gefangen und ernaͤhrt zu werden, er will aber nicht geringer als ein Nachtigal tractiret ſeyn.

Zeichen der Pferde,

Marques des chevaux, die Zei - chen, welche an den Pferden in weiſſer Farbe erſcheinen, und nicht weniger, als die Farbe des gan - tzen Pferdes, ihre ſonderliche Wir - ckungen haben, wie denn auch der - ſelben innerliche u. aͤuſſerliche Ei - genſchaften aus ſolchen zu erken - nen ſeyn. Wenn an dem Kopff ein wohlformirter Flecken oder Stern auf dem Mittel der Stirne ſtehet, haͤlt mans fuͤr das ſchoͤnſte; eine ſchmale gleiche Blaͤſſe, ſo recht mitten an dem vordern Theile des Kopffs, und wohl oberhalb der Augen anfaͤnget und gantz durch - gehet, wird nechſt demſelben gehal - ten. Jtem die Fußzeichen; die Fuͤſſe, ie niedriger weiß, ie beſſer, insgemein hinten, vielmehr aber vornen, der lincke hintere Fuß al - lein der ſchoͤnſte. Nechſt demſel - ben der rechte hintere allein, her - nach die beyden hintern Fuͤſſe al - lein, werden noch alle fuͤr ſchoͤn und gut gehalten; aber zwey vor - nen und hinten einen, vornen zwey und hinten keinen, auch vier weiſſeZekbey bleicher lichter Farbe, iſt alle - zeit heßlich, und ein ſchaͤdliches Zeichen. v Signes.

Zeiſig, Erlen Finck,

Ein kleiner Wald-Vogel, gruͤn - lich auf dem Ruͤcken, und gelbe am Leibe, mit einem ſchwartzen Fleck auf dem Kopffe und an der Kehle; die Fluͤgel ſind gantz dun - ckelgruͤn, der Schwantz iſt wie die Fliegfedern, doch zu beyden Sei - ten mit gelben Spiegeln gezieret. Von ſeiner Brut iſt nichts gewiſ - ſes zu ſagen. Sie fliege[n]Hauf - fen-weiſe, und zur Winters-Zeit ziehen ſie meiſtentheils weg; ihr Strich geht im October an, da es der Muͤhe werth, einen beſondern Herd zu ſchlagen, und ſie mit un - ausgedroſchnem Hanfe anzukoͤr - nen, wodurch man in wenig Ta - gen eine unbeſchreibliche Menge fangen kan: hat man eine gantze Schaar auf einmal gefangen, und laͤſſet etliche davon aus, ſo ziehen ſie andere herbey, daß man den zweyten und gar den dritten Zug in kurtzen thun kan. Jm Novem - ber waͤhret der Fang meiſtens fort, im December nimmt er auf ein - mal ab: Jm Januario hebt ſich der Wiederſtrich an, und im Fe - bruario ſtellen ſie ſich mit groſſen Schaaren ein: Jn welchem Mo - nat und im Martio man nur einen eintzigen Lock-Zeiſig im Vogelbau - er nahe bey Erlenbaͤumen ſtellet, da ſie ſich dergeſtalt ſammlen, daß in etlichen Tagen 3 bis 400 auf ein - mal gezogen werden koͤnnen. Jm April werden die Leimruthen nebſt einem Lockvogel auf eine Kletter - Stange mit Nutzen gebraucht.

Zekora,

Africaniſcher Wald-Eſel, iſt ein wunderſchoͤn Thier wie ein Pferd geſtaltet, mit etwas langen Oh -E e e e 5ren:Zelren: Seine Haut zeiget lauter ſchwartze und weiſſe, oder braune und weiſſe Streiffen, immer ei - nen um den andern, welche nicht allein den gantzen Kopff, Hals und Leib, ſondern auch die Schen - ckel, gleich als wie ordentliche Reiffen umgeben, uͤber den Ruͤ - cken, wie auch unter den Bauch hat es einen langen breiten Strich; auf dem Kreutze zeiget ſichs wie ein ordentlicher Latz, der mit Schleiffen gebremt iſt. Die Oh - ren ſind auch ſchwartz, braun und weiß, auch ſo gar die Moͤhne hat zweyerley Haare, einen Schopff weiß, den andern ſchwartz, nach - dem die Striche am Halſe uͤber ſich lauffen. Von dieſem Wun - der-Thier ſchreibet Hiob Ludolf in ſeiner Hiſt. Æthiopica, daß der Abyßiniſche Geſandte, unter an - dern Praͤſenten, eines nach Con - ſtantinopel gebracht, welches we - gen ſeiner Schoͤnheit um 15000 Ducaten ſeye bezahlt worden, deswegen ſie auch groſſen Herren nicht ſelten zum Geſchencke ge - ſandt werden.

Zelle,

Ehemahlige Hertzogliche Reſi - dentz, nunmehro Hannoveriſche Stadt, allwo das Schloß ſamt der Kirchen, und Koͤnigl. Groß - Britanniſcher und Churfuͤrſtl. Marſtall ſehenswuͤrdig, welcher mit ſo viel ſchoͤnen raren Manege - Jagd - und Parforce-Pferden be - ſetzt und angefuͤllet iſt, derglei - chen man nicht leicht bey einem Potentaten findet, und ob ſie auch ſchon viel niedliche Pferde haben, ſo ſind ſolche meiſtens von auslaͤn - diſchen Orten erkaufft, dieſe aber ſind alle in den Churfuͤrſtl. Geſtuͤ - ten gezielet, aufgeſtellt und dresſi -Zerret worden, welches eben das al - lerrareſte und ruͤhmlichſte iſt.

Zelter, v. Amble, Haquenée, Paßgaͤnger.

Zerrer,

Werden in Kaͤrnthen die Schnarren, eine bekandte Art von Krammets-Voͤgeln, genennt.

Zerwircken, Zerlegen,

Heißt einem Hirſche oder Rehe die Haut abziehen, und das Wild - pret in Stuͤcke zertheilen. Bey dem Zerwircken eines Hirſches nun wird zuvoͤrderſt das Gehoͤrn aus - geſchlagen, hernach bey dem rech - ten Vorderlauff angefangen, die Haut bis auf den Bruſt-Kern auf - zuſchaͤrffen, ſodenn ſolche allge - mach abzuſtoſſen, und faͤhret man mit den uͤbrigen Laͤufften alſo fort, nur daß die Blume am Zemmel, und die Haut am Kopffe bis an die Augen und Ohren gelaſſen wird. Hiernechſt zerſchlaͤget der Jaͤger ſolches Wildpret folgendermaſſen: Er ſchneidet, wenn die beyden Buͤgen abgeloͤſet ſind, von denen Keulen an das duͤnne Wildpret bis an die Ribben entzwey, greif - fet hernachmals inwendig mit der Hand hinein, und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤger-Recht nach dem Halſe zugeordnete drey Rib - ben ab, ſticht ſo dann mit dem Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche hinunter bis zum Ruͤckgrat, und hinauf zum Bruſt-Kerne, zu beyden Seiten ab, ſchlaͤget her - nach mit dem Weide-Meſſer erſt - lich den Bruſt-Kern, und denn den Ruͤckgrat durch, und leget alſo den Hals ſamt den drey Rib - ben als Jaͤger-Recht auf die Sei - te beſonders. Nach dieſem ſchnei - det er auf den Ribben weg im Mittel zu beyden Seiten vorwertsdasZeſdas Wildpret entzwey. Schlaͤget ferner mit dem Weide-Meſſer die Ribben zu beyden Seiten vor - werts mit Gewalt entzwey, und nimmt den Bruſt-Knochen. Wei - ter ſchneidet er an dem Eisknochen etwa einen Finger breit hinunter, und zwar auf der Seiten gleich, ſticht mit dem Meſſer die Kugel hinaus, und ſchneidet die Keulen vom Zemmel herab, ſchlaͤget ſo - dann den Zemmel und Ruͤcken - Braten vollends entzwey, nach eines ieden verlangten Einthei - lung; und alſo iſt der Hirſch zerwir - cket.

Zeſt de Noix,

Sogenannter Nuß-Sattel, welcher nicht viel taugt, weil er oben zu hoch, als wie eine Nuß - Schale erhaben iſt, worauf der Reuter locker und unbeqvem ſitzet, auch leicht im Springen uͤber des Pferdes Kopff kan abgeworffen werden, weil er keinen feſten Schluß haben kan. Dergleichen Nuß-Saͤttel fuͤhren die Tartern, damit ſie fein hoch ſitzen, und recht ſtehen koͤnnen, um ſich hin - ten wie vorn gegen den Feind de - fendiren zu koͤnnen.

Zeug-Haus,

Jſt ein Gebaͤude, den hohen, mittlern und kleinern Jagdzeug darinne zu verwahren. Daſſelbe ſoll von Rechts-wegen ziemlich geraͤumlich, groß und weit gebau - et ſeyn, daß darinne vieles Jagd - zeug an Tuͤchern und Netzen auf - gehangen, und dennoch auch in der Mitten die Zeug-Wagen ſte - hen koͤnnen. Wie nun eines ieden Herrn Vermoͤgen, auch die Lieb - haber der Jagd unterſchiedlich ſind, da mancher viel, mancher wenig Jagdzeug hat, alſo muß man ſich in Anlegung dergleichenZeuGebaͤudes, nach ſolchen und an - dern dabey vorfallenden Umſtaͤn - den richten. Es werde nun das Zeug-Haus 100 oder 200 Ellen lang, ſo muß es ſeine proportio - nirte Breite haben, und der Bo - den den Schwellen gleich, allent - halben mit breiten Steinen gepfla - ſtert werden, weil man mit Wa - gen und Pferde, nach Beduͤrffen, hinein und heraus fahren, und den Zeug auf - und abladen muß. Das Seulwerck ſoll wenigſtens 8 Ellen hoch ſeyn, und die Balcken oben 2 Ellen von einander liegen; dieſe muͤſſen oben an beyden Ecken fein rund und glatt gehobelt ſeyn, damit der Zeug im Abziehen nicht etwan an Splittern und Schie - fern haͤngen bleiben und Loͤcher reiſſen moͤge. Uiber ſolche Bal - cken nun werden die Tuͤcher, oder auch die groſſen Netze, dergeſtalt gehaͤnget, daß ſolche eine Elle von der Erde hangen, in der Mitten aber, wo gefahren wird, muͤſſen ſie hoch gehaͤnget werden, daß ein Wagen zu fahren, freyen Raum haben kan: An beyden Giebel - Enden kommen die Thore, um da hindurch ein - und auszufahren, wie auch zwey Thore nach dem Hofe zu. Oben in dem Dach - Stuhle kommen allerhand leichte Netze und Lappen, auf die kleinen Balcken zu haͤngen. Jnſonder - heit muß das Ziegeldach mit gu - ten Kappfenſtern allenthalben wohl verſehen, und uͤber und uͤber dergeſtalt verwahret ſeyn, daß der Regen nicht durchnaͤſſen, noch der Schnee durchſtieben moͤge. Un - ten in allen 4 Winckeln werden von Latten kleine Verſchlaͤge ge - machet; in deren erſtern das Wagnerzeug, in dem andern das Stellzeug, in dem dritten undviertenZeuvierten die Gabeln und Zangen ꝛc. und anderes dergleichen noͤthiges Geraͤthe, iegliches abſonderlich aufgehoben wird; die Kaſten zu den Thieren werden auch abſon - derlich und ordentlich zuſammen geſetzet, die Furckeln und Hefftel an der Wand auf Traͤger hinge - leget, oder in die Winckel an die Wand ordentlich hingeſetzet. Auſ - ſen um das Zeughaus herum kan man an ieder Seule Haacken ein - ſchlagen, die Netze und Lappen zu trocknen. Man hat aber noch eine ſchoͤnere Erfindung, den naſ - ſen Zeug bey anhaltendem Regen - wetter im Zeughauſe ſelbſt zu trock - nen, nemlich man laͤſſet eiſerne Haacken, ieden eine halbe Elle von dem andern unter ieden Balcken, ſchlagen, daran man das Tuch mit der Ober - und Unter-Leine aufhaͤnget, daß die Naͤſſe ſich her - unter ziehen, und die Lufft ſol - che austrocknen koͤnne: Es muͤſ - ſen aber ſolche Haacken mitten unter die Balcken feſte angeſchla - gen werden: Denn ſonſt, wenn die Haacken zur Seiten kaͤmen, koͤnte daran ein Tuch im Herab - ziehen leichtlich einhaacken, haͤn - gen bleiben, und Schaden nehmen. Es haben auch etliche Rollen ent - weder zwiſchen oder auf dem Bal - cken, den Zeug damit ohne Scha - den herunter zu ziehen; iedoch al - les nach Gelegenheit des Hauſes und des Zeuges. Oben auf die Giebel gehoͤren Hirſch-Gehoͤrne. Auswendig herum muß das Haus fein reinlich mit Kalch getuͤnchet, auf den Boden aber ja nicht et - wan Korn oder ander Getreide geſchuͤttet werden, wodurch die Ratten und Maͤuſe zu Schaden herbey gelocket werden. Jn die Thore kommen zwey groſſe undZeurunde Loͤcher, als Schuͤſſeln groß, damit die Lufft zu aller Zeit Tages und Nachts ungehindert frey durchſtreichen, und von ſich ſelbſt den Zeug trocknen koͤnne. So kan man auch bey gutem Wetter und trockener Lufft die Fenſter oͤffnen, damit die Lufft deſto beſſer ein - dringen, und inwendig alle Feuch - tigkeit benehmen moͤge. Das Jn - ventarium oder die richtige Ver - zeichniß uͤber alles und iedes, was im Zeughauſe an Jagdzeuge, Wagen, Geſchirre und andern vom groͤſten bis zum kleinſten ver - wahrlich auf behalten wird, hat der Wagen-Meiſter, oder der aͤlte - ſte Zeug-Knecht, ſo daruͤber geſe - tzetſt, und eine ſorgfaͤltige fleißige Aufſicht haben muß, damit alles und iedes fein ſauber und reinlich gehalten, das ſchadhaffte und zer - brochene repariret und ausgebeſ - ſert, das naſſe und feuchte getrock - net, auch iedes abſonderlich zu rechter Zeit gereiniget, ſodenn in guter Ordnung an gehoͤrigen Ort wiederum verſchaffet, und darinne erhalten werde.

Zeug-Knechte,

Sind Jagd-Bediente, welche dem Wagen-Meiſter zur Huͤlffe zugeordnet, auf deſſen Befehl den Zeug zu ſtellen, anzuſtellen, anzu - ſchlagen, anzubinden, abfuͤhren zu laſſen, auszuſchlagen, die Fur - ckeln zu ſetzen, zu heben, zu rich - ten und anzupfloͤcken, auch, ſo das Jagen ins gantze gebracht, und umher beſtellet iſt, auf zwey Po - ſten oder Fluͤgeln daſſelbe Tag und Nacht mit ihren Stell-Leuten und Hebe-Gabeln zu begehen, und ſo etwan von groſſer Hitze oder ſtar - ckem Winde der Zeug einfaͤllt, oder zu niedrig oder zu ſchlapp wird, ſolchen wieder anziehen,oderZeuoder bey eingefallenem Regen die ſtraffen Leinen in etwas nachlaſ - ſen, damit der Zeug in Ordnung geſtellet bleibe, nicht zerreiſſe, oder das Wild durchbreche und Scha - den geſchehe. Wie denn auch bey Beſtellung der gangbaren Straſ - ſen benoͤthigten Orts ein Zeug - Knecht mit Stell-Leuten zu ordnen iſt, die, was in waͤhrendem Ja - gen an Furckeln, Hefftel und Haa - cken zerbricht, gleich wieder ma - chen, imgleichen trocknen, auf - haͤngen, und alles, was nur am Jagd-Gezeuge zu beſſern, eiligſt zurechte machen moͤgen. Bey Stellung der Tuͤcher zu einem Haupt-Jagen bindet der aͤlteſte oder erſte Zeug-Knecht die Haupt - Leine zum erſten an; der zweyte laͤſſet vornen anziehen und anbin - den; der dritte ſtellet nach; der vierte laͤſſet die Wind-Leinen an - binden; und der fuͤnffte oder juͤng - ſte commandiret die Anpfloͤcker.

Zeug-Wagen,

Darauf das Jagdzeug gefuͤhret wird, iſt 8 bis 9 Ellen lang; der Kaſten, welcher mit duͤnnen Bretern wohl zuſammen geſpuͤn - det und gefuͤget ſeyn muß, iſt an - derthalb Ellen hoch, und andert - halb Ellen breit, auch mit Unter - zuͤgen verſehen, daß er ſich nicht biege. Hinten und vornen ſind 2 eiſerne Buͤgel, mit wilden Sau - Leder umzogen, daruͤber wird oben eine leichte Stange angeſte - cket, damit die Plane oder Decke von Trillich vor Regen, Schnee oder Wind uͤber den Zeug gezogen und gedecket werden koͤnne: Hin - ten und vornen werden gantze Sau-Haͤute, wie Vorleder oder Vorhaͤnge gemacht, die man auf - heben und wieder fallen laſſen,Zimauch unten zuſchnallen kan, damit nichts naſſes einſchlage. Zu bey - den Seiten des Wagens werden zwey Kaſten feſte angemachet, dar - innen man die groſſen und kleinen Heffteln, nebſt Proviant und an - derer Geraͤthſchafft, als Wagen - Winde, Rade-Hauen, Aexte oder Beile, Schnitte-Meſſer, Bohrer, Meiſſel, Hammer und Zangen, Stricke und Naͤgel haben kan. Auf einen ſolchen Zeug-Wagen werden drey hohe Tuͤcher geladen, und bey iedem Tuch deſſen Fur - ckeln und groſſe Hefftel geleget, vor dem Wagen aber 4 oder 6 Pferde geſpannet: Nachdem nem - lich das Vieh oder der Weg be - ſchaffen iſt; der hohen oder ſchma - len Mittel-Tuͤcher, weil ſie leichter ſind, werden 4 auf einen Zeug-Wa - gen geladen.

Zibeline,

Ein fingirter Name eines Mut - ter-Pferdes oder Trage-Stuten, in dem Geſtuͤte, welche fleckigt oder ſcheckigt, und von andern zu unterſcheiden iſt; wie dann in al - len Geſtuͤten iede Stute ihren beſondern Namen hat, die auf ſchwartze Taͤfelein marqviret ſind.

Ziehgarn, ſ. Haͤng-Garn.

Ziemer, ſ. Krammetsvogel.

Zierdanck,

Bey Turnieren, Kopff - und Qvintan-Rennen, iſt der Gewinſt, welcher dem, der ſeinen Leib und Lantze am zierlichſten gefuͤhret, zu - gewendet, und daruͤber zu erken - nen dem Frauenzimmer nach loͤb - lichem Brauch heimgelaſſen wird.

Zimmer Zimmel, Zemmer, Zaͤmmer,

Jſt das Hintertheil auf dem Ruͤcken des Hirſches, von welchem die Keulen abgeloͤſet, und wel -chesZimches das beſte am Hirſche iſt. Es gehet aber derſelbe ſo weit, als die Eis-Beine reichen, und wo ſich der Ruͤckgrats-Knochen an - faͤngt.

Zimmer-Hieb,

Jſt bey dem Forſt die Arbeit an dem Bauholtze, wenn es an den Orten, wo es gefaͤllet worden, bewaldrechtet oder gar abgebun - den und die Zulage gemacht wird.

Zincken,

Oder Enden am Hirſch-Gewei - he, ſolche werden gerechnet nach der meiſten Zahl der Stangen und vielen Enden oder Sproſſen, ſo man auch Gehoͤrn nennet. Sonſt nennet man auch wol Gehoͤrne die Hoͤrner derer Rehe-Boͤcke, zum Unterſcheid der Geweihe.

Zitter, Cithara, Guitarre,

Ein Kling-Spiel, in Geſtalt einer Laute, aber mit einem plat - ten Bauch. Die kleinen werden Zitrinchen genannt. V. Chitarre.

Zitter-Pappel,

Auch Aſpe, Eſpe, der Lybiſche Pappelbaum, Populus tremula, Tremble, Hollaͤndiſch Ratteler genennet, hat ein weiß und leicht Holtz, aber von keiner Haͤrte, kan auch im Wetter nicht lange dauren.

Zobel,

Jſt ein kleines und mit einem koͤſtlichen Fell verſehenes Thier, welches in Rußland, vornemlich aber in dem groſſen Lande Sibe - rien folgender Geſtalt gefangen wird: Jndem man ihnen entweder Schlingen oder Fallen leget, oder ſolche mit einem Armbruſt und ei - nem Boltzen, der vorn nicht ſpi - tzig iſt, damit man ihr ſchoͤnes Fell nicht beſchaͤdiget, von Baͤu - men herunter ſchieſſet. Mit die -Zufſen Zobeln geſchiehet groſſe Hand - lung in Rußland, und muͤſſen jaͤhrlich viel 1000 Stuͤck an den Rußiſch-Kayſerlichen Hof gelie - fert werden.

Zu Holtze ſchieſſen,

Heißt, wenn einer ein Wildpret ſchießt, und nicht recht trifft, daß es ſich verkriecht, ſtirbt und von Maden gefreſſen wird, worzu ih - nen dann mit einem recht wohl abgerichteten Reut - und Leit-Pferd gedienet und geholffen ſeyn will, als welches fein behend, ſchnell und gewiß auf den Schenckeln, auch im Sprung dergeſtalt geuͤbt und abgefuͤhret, daß man damit uͤber Graben, Heck - und Stauden ſpringen, und alſo ungehindert, dem angeſchoſſenen Wild nachſe - tzen koͤnne, daß es nicht verloh - ren geht.

Zufaͤlle junger Pferde,

Sind gemeiniglich Spaten, Gal - len, Leiſt, Abſaͤtze, Floß-Gallen ꝛc. Solche nun davor zu ver - wahren, nimmt man ein Pfund Baumoͤl, ein Viertel-Pfund Glas-Gallen, fuͤnff Loth Drachen - Blut, und ein Viertel-Pfund Bibergeil, ſtoͤſſet die Glasgallen und menget dieſe Stuͤck alle durch einander, gieſſet ein Maaß guten Brantwein darein, und laͤßt es eine Nacht darauf ſtehen, nimmt alsdenn ſauren Eßig, und gleich ſo viel Harn, laͤßts unter einander ſieden, thut den Schaum davon rein ab, und machts zu einer Salbe: mit dieſer Salbe ſchmie - ret man ihm alle vier Fuͤſſe, ſo fern man ſich beſorget, daß ſich der obgemeldten Zufaͤlle einer oder mehr erheben moͤchten, das thut man 8 Tage nach einander, undlaͤſtZuͤrlaͤſt es dieweil in kein Waſſer ge - hen, ſo iſt man gewiß, daß ihm dergleichen Gewaͤchs keines mehr, dieweil es lebt, wird zuſtoſſen.

Zug, Tugium,

Der Haupt-Ort in dem Canton Zug, welcher der kleineſte unter den Schweitzeriſchen Cantons, der Roͤmiſch-Catholiſchen Reli - gion zugethan, und 1352 in den Bund getreten iſt. Der Canton fuͤhret im Wappen einen blauen Qverbalcken im ſilbernen Felde.

Zug-Voͤgel,

Heiſſen die, ſo im Winter nicht bey uns bleiben, ſondern im Herb - ſte wegziehen, und im Fruͤhlinge wieder kommen.

Zuͤgel,

Sind zwey lange Riemen von Leder, welche an den Zaum ange - macht, und von der lincken Hand des Reuters gefuͤhret werden, das Pferd im Gehorſam zu halten.

Zuͤrch,

Eine von den aͤlteſten Staͤdten im Schweitzerland, an einem See, welcher faſt eine halbe Meile breit iſt, und eine Bruͤcke 12 Fuß breit hat. Die Limat iſt ein Fluß, ſo aus dem See kommt, und die Stadt in zwey ungleiche Theile theilet, dann der rechte groͤſſer iſt, als der lincke Theil. Sie iſt praͤchtig erbauet, wohl befeſtiget, und treibet groſſe Handlung in Deutſchland, Jtalien und Franck - reich. Es iſt hier eine beruͤhmte hohe Schule. Allhier iſt zu Zeiten Friderici Barbaroſſæ 1165 am St. Andreas-Tage der zehende Turnier von Hertzog Welpend in Bayern, zu Spolet, Marckgraf in Corſica und Herrn zu Sardinien gehal - ten worden, darunter 14 Fuͤrſten, dabey nebenſt andern Pfaltz-GrafZuͤrOtto von Wittelsbach, Marck - graf Leopold in Oeſterreich, Marck - graf Odoacer in Steyermarck, Hertzog Hermann in Steyer, Marckgraf Engelbert in Jſtrien, Marckgraf Berchtold zu Aegran, Marckgraf Dipolt zu Cham, Landgraf Otto zu Steffling, und Hertzog Conrad zu Valeſi, 91 Grafen, 84 Freyherren, 133 Rit - ter, und 392 Edle, und ſind unter andern empfangen und geſchlagen worden, Albrecht von Bernſtein, Ritter Wolffhard von Remchin - gen, und Eberhard von Kippen - heim; bey ietztgedachten Helmen waren auch 34 Fuͤrſten und Gra - fen des Fuͤrſtlichen Gebluͤts vom Hauſe Bayern, diſſeits Rheins, Pfaltz-Grafen von der Schwerdt - Seiten. Von dieſer Stadt hat der Canton Zuͤrich ſeinen Nah - men, welcher in den Verſamm - lungen den Vorſitz hat, und den Geſandten antwortet. Jm Wap - pen hat dieſer Canton ein ſilber - nes und blaues Schild ſchraͤg - lings getheilet.

Zuͤrg, Zirg,

Jſt der Unrath der Roſſe, aus dem man die Undauung erkennen kan, daß der Magen nicht alſo diſponirt iſt, wie er ſeyn ſolle, in - dem der eingefreſſene Haber wieder rohe durchgehet; Der friſche Roß - Zuͤrg hat in Artzeneyen vielerley Wirckungen, z. E. auf friſche Wun - den gelegt, ſtillet gleich das Blut; 2) mit Eßig eingenommen und aufgelegt iſt er gut fuͤr wuͤtender Hunde Biſſe; 3) der Zirch von einem ſaͤugenden Fuͤllen in Wein eingegeben, heilet die Gelbſucht; 4) den Zirch von einem Pferde, das lauter Haber iſſet, in Wein mit ein wenig Muſcat-Nuß ein - gebeitzet, wohl ausgetrocknet undge -Zumgetruncken, iſt gut wider die Co - lica; 5) Acht Unzen in einem hal - ben Maaß Wein halb eingeſot - ten und getruncken, iſt gut fuͤr das Seitenſtechen; mit Hauswurtzen - Waſſer iſt gut fuͤr die Braͤune.

Zumac,

Nennet man einen Rappen mit einem weiſſen Kopf, weil er einem ſchwartzen mit einem weiſſen Kopf gleichet, welches Zeichen oder groſſe Blaͤſſe zwar wenigen anſte - het, doch wann es andere gute Tugenden hat, und ein tuͤchtiges daurhafftes Dienſt-Pferd iſt, wird es auch nicht geachtet, weil man nicht auf der Blaͤſſe reutet.

Zunge am Pferde,

Soll nicht zu lang ſeyn, daß ſie ei - nem Pferde aus dem Maule haͤnge; ſie ſoll auch nicht zu kurtz ſeyn, damit ein Pferd am Eſſen nicht verhindert wird; auch nicht zu dicke, denn ſo ſie zu dicke iſt, ſo iſt es eine Anzeigung, daß ſolche Pferde hartmaͤulig ſeyn; ſie ſoll auch nicht zu duͤnne ſeyn, und iſt in dieſem das Mittel das beſte. v. Langue du cheval.

Zungen-Bein, v. Hyoides.

Zuſtellen,

Heißt bey den Jaͤgern einenZwauͤbertriebenen Ort mit dem Zeuge dergeſtalt verſtellen, daß das Wildpret an ſolchen Ort nicht wie - der zuruͤck koͤnne.

Zwang,

Jſt ein Zeichen, wodurch der Hirſch in der Faͤhrte von einem Thiere unterſchieden wird; der Hirſch thut ſolches, wenn er fort - ſchreitet, da er die Schalen vorne zuſammen zwinget, und die Erde damit heraus hebet.

Zwang,

Bey den Pferden iſt eine ſteti - ge Noͤthigung und Trieb zum pfer - chen, welcher aber vergebens iſt, weil entweder nur ein wenig Schleim oder Eiter nebſt ein we - nig Gebluͤte mit ſchmertzlichem Beiſſen ausgedruckt wird. Er koͤmmt entweder vom geſaltzenen Phlegmate, von Geſchwuͤren des Coli, oder Grimmdarms, und anderer Daͤrmer, oder von der Ruhr her. Zwanghuͤfig heißt ein Pferd, wenn es den Huf-Zwang hat.

Zwang-Treiben,

Jſt, wenn bey einem angeſtell - ten Haupt-Jagen das vorhande - ne Wildpret nach dem erſten Trei - ben enger, und alſo in den Ab - jagens-Fluͤgel eingeſtellet wird.

About this transcription

TextCuriöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon
Author Valentin Trichter
Extent1213 images; 492180 tokens; 48348 types; 3478773 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationCuriöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon Worinne Der galanten ritterlichen Uibungen Vortreflichkeit, Nutzen und Nothwendigkeit, nebst allen in denselben vorkommenden Kunst-Wörtern hinlänglich erkläret, Jnsonderheit aber der Pferde Arten, Eigenschaften, Gestalt, Mängel und Gebrechen, nebst deren wohlbewährten Heil-Mitteln, deren Fortpflantzung, Erziehung, und künstliche Abrichtung, auch alles, was zur Reuterey gehöret Ferner die hohe und niedere Jagd-Wissenschaft, der völlige Jagd-Zeug, die Eigenschaften kleiner und grosser Hunde, wie auch verschiedener Thiere und Vögel; ingleichen das Forst-Wesen; Sodann das wahre Fundament der Fecht-Kunst mit dem Floret sowol als Degen; das Voltigiren auf dem Pferde; Jngleichen die niedrigen Cammer- und hohen Theatralischen Täntze, und die mit der Tantz-Kunst unzertrennlich verbundene musicalische Wissenschaft; das Ball- und Ballonen-Schlagen; die alten sowol als noch gebräuchlichen Ritterlichen Ernst- und Lust-Spiele Valentin Trichter. . [7] Bl., 2366 Sp. GleditschLeipzig1742.

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Staatsbibliothek München BSB München, Res/Gymn. 84

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Handbuch; Gebrauchsliteratur; Handbuch; core; ready; china

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