PRIMS Full-text transcription (HTML)
Georg Rodolf Weckherlins
Gaiſtliche und Weltliche Gedichte.
AmsterdamBey Iohan IanſſonAo. 1641.

An den freindlichen Leſern.

Lieber Leſer /

WEil neben andern meinen guͤttern / welche durch den vnmenſchlichen Krieg in meines brudern Ludwigs ſeeligen haͤnden (zu Stutgart vnd Blochingen) mit allem dem ſeini - gen / ja jhme ſelbſten / vnd vnſerm Vatterland zu grund gegangen / auch meine hinderlaſſene ſchrifften verlohren: Alß hab etlicher meiner gutten Freinden begehren Jch deſto baͤlder ſtat geben / vnd etliche auß vielen andern / mehrer - theils von mir / ſydher Jch Teutſchland verlaſ - ſen / geſchriebnen Poëſyen (weil Jch zwiſchen meinen wichtigern vnnd ſtehtigen geſchaͤfften kaum einige angenehmere / dan dieſe / mir natuͤr - liche / ergoͤtzung) zuſamen klauben / vnd hiemit an das Liecht kommen laſſen wollen. Denen Jch jung bekant geweſen / die wiſſen wol / daß Jch ſchon vor dreyſſig jahren vnſerer Sprach reichthumb vnnd zierlichkeit den Frembden in meinen Gedichten fuͤr augen geleget: Deren die zwey Buͤchlein meiner Oden vnd GeſaͤngeA 2vorvor langem durch den Druck zu Stutgart an das liecht: die vbrige aber (darunder mich allein meine in vielen Sonneten vnd andern Geſaͤngen vnd Staͤnden beſchriebene Buhlſchafft (Myrta genant) ſchier noch betriebet vnd verliebet) in des ellenden Teutſchlands fewer vnd aſchen gerah - ten; vnd alſo als meiner jungen thorheit funcken zu nichts worden. Jnmaſſen dan gewiß daß

Gleichwie Wir menſchen dahin ſterben /
Alſo auch vnſre Werck verderben.

Waferꝛ nu diſe wenig ſtuͤcke auch dir wie andern meinen freinden angenehm ſeyn / So moͤgen ſi[e]vielleicht aͤlter dan jhre gedachte aͤltere geſchwi〈…〉〈…〉 ſtrigte werden. Zwar ob ich wol glaube / daß ſi[e]nicht Allen gefallen: So berede ich mich doch〈…〉〈…〉 daß ſie auch vielen nicht mißfallen werden.

Nichts iſt leichter vnd gemeiner / dan andr[e]〈…〉〈…〉Leut arbeit zu tadlen. Gleichwol deſſen vng[e]〈…〉〈…〉ſchewet / wage ich dieſe ſtuͤck an das liecht / weil ic[h]weyß / daß mich viel hohe vnd fuͤrtreffliche Pe〈…〉〈…〉 ſonen / (ja auch gute Poeten) in Engellan[d]Franckreich / Jtalien / Hiſpanien / vnd ande〈…〉〈…〉 Landen / ſo wol als in Teutſchland / geliebet vn〈…〉〈…〉 noch lieben. Welches ich allein fuͤr die jeni[g]melde / welche jhnen ſelbs / mehr dan andere〈…〉〈…〉 diſer Kunſt zuwiſſen / einbilden vnd ſich ſelbs〈…〉〈…〉 ſchrayen doͤrffen.

Die Freyheit die ich einem jeden ſeine eig〈…〉〈…〉We〈…〉〈…〉Werck herauß zu ſtreichen goͤnne / Jſt auch mir verhoffentlich nicht zu vergoͤnnen. Die zwaite / vierte / ſechſte / achte ꝛc. Syllaben allzeit lang / vnd alſo die Verſe auß lauter Spondæen oder Jamben (wie ſie zu nennen) zu machen / er - achte ich (erwegend einer jeden Sprach eygen - ſchafft) nicht ſo bequem in andern / als in der Engellaͤndiſchen vnd Niderlaͤndiſchen Spra - chen. Jedoch wer es auch in der Teutſchen hal - ten will / vnd zierlich fortbringen kan (dann die vbrige vorberuͤhrte Sprachen laſſen es jhnen nicht gern einzwingen) der mag es thun vnnd gelobet werden. Doch wuͤnſche ich / daß er nicht zu gleich die Sprach den Frembden ſchwer vnd vnangenehm mache: Viel weniger auch viel ſchoͤne / vnd inſonderheit die vielſyllabige / vnd zuſamen vereinigte Wort von einander abſchai - de / oder jaͤmerlich zuſamen quetſche / oder gar verbanne / vnd in das ellend vnd die ewige Ver - geſſenheit verſtoſſe: Vnd alſo dem ſo lieblich fallenden / vnd (meiner meinung nach) gantz kuͤnſtlichen Abbruch in der mitten der langen Verſen / ſein merckliches wehrt vielleicht gar benehme. So kan ich auch allhie zugeſtehen nicht vmbgeben / daß indem vor vielen jahren viel Frembde / doch vnſerer Teutſchen Sprach gantz kuͤndige vnd erfahrne Herꝛen / mir vnſerer Poeſy mangel vnd vnmoͤglichkeit fuͤrgeworfen;A 3An -Andere aber (auch vnſere Sprach zu lernen be - gihrig) daß ſie von vnſern zuſamen gezognen Worten / vnd vieler Syllaben / ſtummer vnd mitſtimmer zuſamen zwingung / davon abge - ſchroͤcket wurden angedeutet vnd bekennet: Je - ne / jhnen jhre vbel gegruͤndete Meinung zu wi - derloͤgen / Vnd daß wan Wir Teutſche vns vn - ſere Mutterſprach ſo wol als frembde Sprachen gefallen lieſſen / vnd dieſelbige (als die Frembde die Jhrige) pur vnnd zierlich zu reden vnd zu - ſchreiben befleiſſigten / Wir keinen Voͤlckern〈…〉〈…〉 nach zu gehen / durch meine aigne Gedichte〈…〉〈…〉 alßbald zu beweiſen: Dieſe aber / Sie mit mei - ner außfuͤhrlichen vnd vngezwungenen ſchrei - bung vnſerer Worten (dadurch jhnen ſich vbe[r]die harte Außſprach vnſerer Sprach zubeklage[n]benommen / in dem ſie leichtlich geſaget / vnnd gar nicht gſagt außſprechen koͤnden) gleichſam zu vns zu gaſt zu laden / die Gelegenheit zuneh[-]men mich gezwungen.

Wie aber verliere ich mich? Beduncke[n]nicht einem jeden Affen ſeine Jungen die hip〈…〉〈…〉 ſcheſte? Vnd warumb ſolten auch nicht vn[-]ſerm Vatterland (wie ſunſten ſchier einem jede[m]Land) ſeine aigne Sprach / vnnd derſelbige〈…〉〈…〉 Blumen vnd Fruͤchten ſchoͤn / lieblich vnd lie〈…〉〈…〉 ſeyn. Die meinige / welche dir hie fuͤrgetrage[n]werden / wie ſie jmmer ſeind / kommen allei[n]herfuͤ[r]herfuͤr / dir / wie fleiſſiglich vnd getrewlich Jch Mein Vatterland / meine Freunde vnd Lands - leut zu ehren vnd zu bedienen begehre / offentlich zu bezeugen; Vnd mich / wafern ſie freindlich empfangen vnd gehalten werden / den andern Theil meiner Gedichten dir bald nach dieſem mit zu thailen / zu vermoͤgen. Gegeben an dem Koͤniglichen Hofe in Engelland den letzten Tag Herbſtmonats.

G. Rodolf Weckherlin.

A 4Jn -

Jnhalt diſes Erſten Theils. Gaiſtliche ſtuͤcke / darunder ſeind dreyſſig Pſal - men Davids. Nemlich. DEr Erſte Pſalm. Beatus vir qui non abiit. Der 2. Pſalm. Quare fremuerunt. Der 3. Pſalm. Domine quid. Der 4. Pſ. Cum invocarem. Der 5. Pſ. Verba mea auribus. Der 6. Pſ. Domine in furore tuo. Der 8. Pſ. Domine Dominus noſter. Der 9. Pſ. Confitebor tibi Domine. Der 11. Pſ. In Domino confido. Der 13. Pſ. Vſque quò Domine. Der 30. Pſ. Exaltabo te Iehova. Der 34. Pſ. Deus auribus noſtris. Der 46. Pſ. Deus noſter refugium. Der 52. Pſ. Quid gloriaris in malitia. Der 54. Pſ. Deusin nomine tuo. Der 57. Pſ. Miſerere mei Deus. Der 74. Pſ. Vt quid Deusrepuliſti. Der 90. Pſ. Domine refugium factus es. Der 91. Pſ. Qui habitat in adjutorio. Der 93. Pſ. Dominusregnavit. Der 104. Pſ. Benedic anima mea. Der 113. Pſ. Laudate pueri Dominum. Der 119. Pſ. Beati immaculati. Der 123. Pſ. Ad te levavi oculos. Der 127. Pſ. Niſi Dominus. Der 134. Pſ. Ecce nunc. DerDer 136. Pſalm. Laudate Dominum Der 137. Pſ. Super flumina Babylonis. Der 142. Pſ. Voce mea ad Dominum. Der 148. Pſ. Laudate Dominum. Dan volgen vier andere gaiſtliche Gedichte. Die Weltliche Gedichte ſeind abgetheilet. 1. Jn Heroiſche vnd andere ſtuͤcke. 2. Etliche Epigrammaten. 3. Buhlereyen vnd Liebgedichte. 4. Oden vnd Geſaͤnge. 5. Drincklieder vnd 6. Gedichte fuͤr Auffzuͤge / Turnier vnd Balleth. ꝛc.

A 5Del

Del Sig. Angelo Trono SONETTO

DOppo ’l quint anno, che dal patrio hoſtello
Movendo i paſſi a glorioſo ſegno,
Scorſi più d’un paeſe, e più d’un regno,
E mirai ogni di popol novello:
Al fin ritrovo in te (Rodolfo) quello,
Che non può compartirsi a humano ingegno,
Onde l’acquiſto mio ſtimo più degno
Che de Colchidi Heroi l’aurato vello.
Il mondo cieco; onde è virtù ſbandita,
Mentre à l’occaſo ogn’hor fugge e ſ’imbruna,
Dal tuo ſoccorſo attende e lume e aita:
Tu giongi à tempo. Invidia indarno impruna
A tuoi paſſi d’honorla via espedita,
E ſerva al tuo valor ſcorgo Fortuna.
Kling -

Kling-Gedichte / An dieſes Buch. 1638.

WJllkom verlangtes Buch / das vns wirt wider -
bringen
Was lang verloren war / was jederman veracht /
Seid man ſo manche ſprach ins Teutſchland hat
gebracht;
Nu muſt du dich mit macht durch Teutſch -
Welſch-Franckreich zwingen.
Der Hofman wirt auf dich / als einen Ketzer / dringē /
Der Newe Cantzeliſt iſt auff die ſchmach bedacht /
Dieweil jhm wirt ein Que in ſein conceptgemacht /
Dan man bey dir nicht hoͤrt die frembde Woͤrter
klingen.
Willkom gewuͤnſchtes Buch / laß dich nu froͤlich
blicken /
Dan deinen aufgang kan kein Neider je erſticken /
Dein Maiſter ſchuͤtzet dich bey Hof vnd Cantzeley:
Vnd du / auch ſelber du; du macheſt dich ſchmachfrey.
Wie kans auch anderſt ſein? dich hat derſelb ge -
macht
Der erſtlich vnſre ſprach widrumb in gang gebracht.

Johan Kuͤeffer.

Gaiſt -

Regiſter.

Gaiſtliche Gedichte.

  • Pſalm Blat.
  • ACh! daß der ſchwere ſchmertz. 139.
  • 54. Ach Got / mein hoͤchſter Hort 54.
  • Ach Herꝛ / ach hoͤchſter Got. 147.
  • 5. Ach laß mich dir mein ellend. 14.
  • 137. Alß wir an dem Geſtad 123.
  • 113. Dem Hoͤchſten Allweyß / gut 90.
  • 30. Demnach du gnaͤdig Dein 35.
  • 46. Der einig ſchirm / ſchantz. 48.
  • 90. Du / Herꝛ / als vnſer Hayl. 68.
  • 57. Erbarme dich Herꝛ vber mich. 57.
  • Es ſey gleich daß jhr noch 134.
  • 9. Jch will / O Got / dein Lob. 24.
  • 8. Jehova / hoͤchſter Got. 21.
  • 44. Jetzund bedencken wir. 39.
  • 142. Jn meiner hoͤchſten noht 126.
  • 52. Jſt es / Tyran / dan noch 51.
  • 3. Mein Got / wie ſehr vermehren 8.
  • Menſch kanſt du wol 133.
  • 136. Nu lobet Got mit mund. 117.
  • 134. Nu lobet / ehret / ruͤhmet. 117.
  • 4. O der du wilſt vnd kanſt. 11.
  • 148. O Engeliſche ſchaar. 128.
  • 1. Recht ſeelig iſt der menſch. 1.
  • 119. Recht ſelig ſeind gewiß 92.
  • 6. Verzieh / Herꝛ / deinen ſchweren 18.
  • 93. Vmbſunſt der ſtoltze. 78.
  • 91. Wan alle maur / ſchantz. 73.
  • 127. Wa der Hoͤchſt nicht mit. 115.
11. Wan
  • 11. Wan ich zugleich in ſicherheit. 32
  • 74. Warumb / Herꝛ vnſer Got / 60.
  • 2. Was weſens machen doch 3.
  • 13. Wie lang / O hoͤchſter Herꝛ 34.
  • 104. Wolan / ermunder dich. 80.
  • 123. Zu dir / O hoͤchſter Got. 114.

Weltliche Gedichte.

  • ALs Arria das ſchwert 177.
  • An farben biſt du gleich. 181.
  • An ſchoͤn vnd rawheit kan. 227.
  • Auß vilen andern mehr. 154.
  • Botz kreutz / wie iſt. 180.
  • Das auß vndanckbarkeit. 211.
  • Das glick iſt allen gleich. 192.
  • Das gold des Morenlands. 206.
  • Daß jhn das alter nicht. 183.
  • Das praͤchtigſte Kriegsſchif. 205.
  • Dein anſchlag iſt zu frech 165.
  • Dein aigner muht / O Held. 159.
  • Demnach mich Amor. 215.
  • Der haß hat all ſein gelt. 180.
  • Der Leib des groͤſten Reichs 170.
  • Der Luſtich wolt mich. 186.
  • Der menſchen wohn iſt. 175.
  • Der Knoͤbel gehend nachts 183.
  • Der Schaͤfer Filodor. 194.
  • Der Schlund gieng. 181.
  • Der wahren Tugent. 174.
  • Der Zimpferlin / dem. 182.
  • Die Lilla ſey ſchoͤn / wie. 179.
Die
  • Die Natur hat ein jedes. 249.
  • Du biſt keines weyſen. 183.
  • Du biſt / O zart ſchnee - 224.
  • Du biſt Weltwehrter. 163.
  • Du hatteſt vier Zaͤhn. 186.
  • Er kan mit ſolcher krafft. 168.
  • Es iſt nicht ſeltzam. 182.
  • Es iſt kein maͤdlein in der ſtat 185.
  • Euch will ich dienen. 279.
  • Fey / Teufel / ſpricht der. 184.
  • Franckreich / dein iſt der Sig. 166.
  • Fratz / Ewer buhl ſich ſtehts. 189.
  • Friſch auff / jhr dapfere ſoldaten 244.
  • Geburth iſt ſchlechter ruhm. 193.
  • Gedrucknet durch die frewd 178.
  • Georg ſchweiget vnder. 187.
  • Gleichwie ein armer menſch. 209.
  • Glickſeelig bin Jch wol. 217.
  • Groß billich iſt ſein Nam. 160.
  • Hanß laufft dear. 179.
  • Hie ſchlafet / vnd Got ſey. 189.
  • Ja / Briſſach dein verluſt. 164.
  • Ja / Spanniſch biſt du Neyd. 162.
  • Jch brenn auß lieb vnd luſt. 213.
  • Jch dicht / ich ſag / ich ſing. 202.
  • Jch ſah als jhr geſicht. 214.
  • Jch ſah in meinem ſchlaf. 173.
  • Jch weiß nicht was doch. 185.
  • Jn dem mein ohr / hand. 171.
  • Jn diſer erden iſt ein. 191.
  • Jn lieblichem geruch. 212.
  • Jhr augen die jhr mich. 210.
Jhr
  • Jhr Goͤttin zart. 280.
  • Jhr Nymfen / deren blick. 273.
  • Jhr Nymfen diſer welt 274.
  • Kom Myrta der Lieb wohn 229.
  • Koͤnt jhr mich dan ſunſt 252.
  • Man findet kein geſtirn. 167.
  • Menſch / biſt du klug. 192.
  • Merck / Glotz / weil du. 190.
  • Mit Tugent vnd mit ehr. 188.
  • Muß es geſchaiden ſein. 218.
  • Nein. Es iſt nicht mehr noht. 284.
  • Nein. Jhr ſeit noch nicht alt. 219.
  • O der Lieb liebſte garn. 216.
  • O der Lieb wahrer hort. 222.
  • O deſſen wehrte werck. 272.
  • O jhr krumme / ſchlimme ſehlen 238.
  • O Koͤnig / deſſen haupt. 158.
  • Pfaff / die vergleichung. 187.
  • Printz / deſſen verdienſt. 161.
  • Printzeſſin / deren ehr. 278.
  • Printzeſſin gleichloß an. 275.
  • Recht tauget Breutigam. 181.
  • Roß deine ſchoͤnheit. 184.
  • Roß ewer Controfeht. 190.
  • Seind es haar oder garn 221.
  • Sie iſt ſchoͤn vnd Er weyß 186.
  • Tod iſt Guſtav der. 169.
  • Verfolgung / muͤh vnd layd. 156.
  • Vil nennen dich / hoͤr Jch. 191.
  • Wan man hie keinen. 177.
  • Was alt vnd ſeltzam. 187.
  • Warumb jhr frawen vnd. 272.
Warumb
  • Warumb hat man die. 157.
  • Was kan vns / Amor. 208.
  • Was tadlet man doch. 189.
  • Was dienet deine brunſt. 220.
  • Welchen der Goͤtter ſchatz. 204.
  • Weil nu der lufft gantz 258.
  • Wer iſt doch jmmer ſo. 250.
  • Wer ſein betruͤbets aug. 203.
  • Wie ſunſt ein Potentat. 281.
  • Wie vnverhinderlich. 247.
  • Wie vns die Lieb ein liecht. 178.
  • Wie bitter / Dido / war. 178.
  • Wild biſt du nicht. 188.
  • Wir muſten geſtern. 185.
  • Wir kommen nicht. 277.
  • Witzloß war die fuͤrwitz 207.
  • Yar hipſcha Meaza 292.
  • Zerbrich das ſchwere. 155.

Der Leſer wird gebetten folgende Fehler (Da die erſte Zahl das Blat / die ander den Vers bedeutet) alſo zu verbeſſern.

  • 22. 17. DAs Zaichen (?) iſt vn - noͤthig.
  • 26. 3. Liß / vnſrer
  • 28. 5. Liß / vnſre.
  • 29. 22. rund.
  • 41. 2. frommem
  • 45. 18. fewr.
  • 48. 7. vnſre.
  • 63. 22. vns fuͤr vnd.
  • 65. 3. widrumb.
  • 85. 12. vngejaget.
  • 97. 11. ſchew.
  • 99. 6. trit.
  • 103. 6. Diener.
  • 105. 14. meinen.
  • 131. 6. dem.
  • 136. 15. war.
  • 137. 18. den menſchen.
  • 169. 7. vnſern.
  • 173. 11. bilds.
  • 176. 10. ſeine nacht.
  • 186. 1. Der Luſtich.
  • 201. 7. verwundrung
  • 205. 12. die augſtern.
  • 242. 14. gefaͤhrlich.
  • 244. 7. freyhem.
  • 251. 18. brauſend.
  • 254. 4. Schweizer.
  • 255. 5. woͤllen.
  • 269. 6. vergeſſen.
  • 279. 18. Ob ich wol mehr gefan[-]gen nicht.
Gaiſt -
1

Gaiſtliche Poëſyen.

Der erſte Pſalm. Beatus vir, qui non abiit. 1.

REcht ſeelig iſt der Menſch / der fromb
vnd frey zu leben
So fleiſſig Gottes ſchul
Beſuchet / daß er (Got ergeben)
Sich weder in den Raht / noch auff
die Straß / noch Stul /
Des volcks / ſo mit boßheit / ſchand vnd ſpot ſich er -
goͤtzet /
Achtloß / fre ch / ſicherlich / verfuͤget / ſtoͤllet / ſoͤtzet.
2.
Ja / ſeelig iſt der menſch / der der welt vngeachtet
Allein Gottes geſatz
Stets lobet / liebet vnd betrachtet /
Als den ſuͤſſeſten luſt / als den reicheſten ſchatz:
Vnd es in frewd vnd laid ſo lernet / vnd ſo lehret /
Daß es jhn tag vnd nacht bewahret vnd bewehret.
3.
Einem fruchtbaren baum von guter hãd gepflantzet
Jn wolgeſchlachtem grund
Mit waſſerbaͤchen wol verſchantzet /
Daß er zu ſeiner zeit erquicket aug / naß / mund /
Ja / der den gaͤrtner ſtets erfrewet vnd bereichet /
Gruͤn / bluͤhend vnd fruchtreich / ein ſolcher menſch
ſich gleichet.
B4. Sein2Gaiſtliche
4.
Sein arm / ſein mund / ſein hertz / verꝛichtet / redet[/]
tichtet /
Was goͤtlich / wahr / gerecht /
Vnd wie jhn Got ſelbs vnderꝛichtet /
Alſo gehorchet er / als ein getrewer knecht /
Daß jhm in allem thun / von Got reichlich geſegnet[/]
Gluͤcklich gelinget ſtehts / vnd kein vngluͤck begoͤgne[t]
5.
Ein vil andre geſtalt hat es nun mit den boͤſen /
Ob ſie ſchon groß / ſtarck / reich:
Ein fluch iſt der gottloſen weſen /
Obſchon jhr vberfluß des Herꝛen ſeegen gleich:
Sie hoffen ohn beſtand / ohn grund ſie ſich erfrewen
Dan die wind hin vnd her wie ſprewer ſie zuſtroͤwe[n]
6.
Auch wirt / wan alles flaiſch ſoll wieder aufferſtehe[n]
Fuͤr des Hoͤchſten gericht /
Der boͤſen jamer recht angehen /
Da jhrer keiner wirt auffhoͤben ſein geſicht:
Kein ſuͤnder wirt ja dañ d from̃en wohn befloͤcke[n]
Noch ſich vnder die zunfft der gerechten verſtoͤcke[n]
7.
Dañ ja der groſſe Got / dem aller menſchen hande[l /]Hertz vnd gedancken kund / Seiner erwoͤhlten weeg vnd wandel Erkennend / nimmet ſie zu ſich in guter ſtund: Hingegen ſtuͤrtzen ſich in ewiges verderben Die boͤſen / da ſie dann (vnſterblich) allzeit ſterben.
D[er]3Gedichte.

Der ander Pſalm. Quare fremuerunt.

1.
WAs weſens machen doch die Haiden?
Was ſchwirmen doch mit ſolcher wuht
Die ſich auß thorheit vnd hochmuth
Von Got vnd ſeinem volck ſelbs ſchaiden?
Sie bilden jhnen ſelbs nichts fuͤr
Dann eytelkeit vnd vngebuͤhr /
Von ſchwerem krieg vnd groſſen ſchlachten
Jſt all jhr dichten vnd jhr trachten.
2.
Die Potentaten hoch vnd maͤchtig
Vnd groß / als wann fuͤr ſie die welt
Nicht groß gnug: Die durch gut vnd gelt
Dick / auffgeblaſen / frech vnd praͤchtig /
Verſamblet gehen fruͤh vnd ſpaht
(Gantz ſchwirig doch geheimb) zu raht /
Zugleich Gott vnd Chriſt / der hernider
Vns zu erloͤſen kam / zu wider.
3.
Wa wir vns (ſprechen dieſe thoren)
Nicht freyhen von der heuchlerey
Laſt vnd geſatz / ſo ſchwer als new /
So ſeind wir vnd das volck verlohren:
So laſſet vns / daß vnſer will
Regier / vnd ſich allzeit erfill /
Alsbald die newe ſtrick zerreiſſen /
Vnd diſes ſchwere Joch zerſchmeiſſen.
B 24. So4Gaiſtliche
4.
So ſagen die / die (gantz vermeſſen)
Nicht Goͤtter ſondern koht fuͤr Got;
Auch lachet jhrer ſchon mit ſpott
Der jhnen weit zu hoch geſeſſen:
Der Herꝛ / der herꝛſcher aller welt
Verlachet ſie / jhr gold vnd gelt /
Der Herꝛ / der helffer aller deren /
Die jhn anrufen / lieben / ehren.
5.
Daher mit jhrer laſtern laſten
Beſchweret / gantz ſchwach / ſchlecht vnd ſchlim
Wird ſie der Herꝛ mit groſſem grim
Vnd gantz troſtloſem zorn antaſten;
Alſo daß jhnen / wann jhr hertz
Verzaget / vnd ein blaicher ſchmertz
Verſtoͤllet jhr haupt vnd geberden /
Die welt erſt recht zu eng wirt werden.
6.
Jch / der ich mein recht wol zu rechen /
Die feind zu daͤmpffen / vnd den ſchweiß
Der armen zu vergelten / weiß
(Wirt Er als dann zu jhnen ſprechen)
Hab meinen Koͤnig in Syon
Mit meiner gnaden oͤhl vnd Cron
(Euch vnanruͤhrlich) ſelbs gezieret /
Dadurcher ewiglich regieret.
7. Mei[n]5Gedichte.
7.
Mein mund die Satzung nicht verſchweiget
(Spricht ſolcher Koͤnig) dadurch mich
Der Hoͤchſt verſichert / ſagend / Dich
Hab Jch heut ſeliglich gezeuget:
Mein einig lieber Sohn biſt Du /
Darumb heiſch vnd erfordre nu
Was von mir jmmer zu begehren /
Vnd deſſen will ich dich gewehren.
8.
Die / welche noch zur zeit frey leben /
Die heiden / deren groſſer muth
Nichts dann was ſie gut duͤncket thut /
Will ich dir fuͤr dein erbthail geben:
Ja alle voͤlcker / alle ſtaͤnd
Von einem zu dem andern end
Des Erdreichs / fuͤrhin zu verwalten
Solt eigenthuͤmblich Du behalten.
9.
Du ſoltmit einem ſtab von eyſen
Nichtſp aren deren vngebuͤhr /
Die ſich / auffleynend gegen Dir /
Vnwuͤrdig deiner huld erweiſen:
Ja / wie gefaͤß von thon vnd ſand /
Gedichtet durch des Toͤpffers hand /
Zerſchmaͤttert / ſollen ſie als ſcherben
Fuͤr dir verfallen vnd verderben.
B 310. Wol -6Gaiſtliche
10.
Wolan / darumb jhr Potentaten
Ohn laͤngern ſchaͤdlichen verzug
Ermundert Euch / vnd werdet klug
Vnd laſſet euch nunmehr recht rathen:
Jhr Richter / die jhr andre leut
Wie jhr wolt / richtet / Es iſt zeit
Euch recht zu laſſen vnderꝛichten
Von dem / der Euch ſelbs recht wird richten.
11.
Die Weyßheit / die allein vonnoͤthen /
Wie auch die allein beſte Lehr /
Jſt / daß man geb allein die ehr
Dem / der beleben kan vnd toͤdten:
Dann ja kein menſch / groß oder klein /
Der diſen Got / (der Got allein)
Nicht gern bedienet / ehret / preiſet
Sich recht in ſeinem ampt erweiſet.
12.
Nu ewer ampt recht zu vertretten
So muͤſſet jhr von hochmuht frey /
Gantz fridlich / freundlich vnd getrew /
Gott allein dienen vnd anbeten /
Vnd auch mit purer lieb / luſt / frewd
(Die zwar ohn zittern / forcht vnd laid /
Gefahren halben / nicht zu haben)
Jn ſolchem dienſt euch ſelbs erlaben.
13. Au[ch]7Gedichte.
13.
Auch ſeinen Sohn (der mit verlangen
Sich ſelbs freywillig gnaden-reich
Darſtoͤllet / vnd (barmhertzig) euch
Vmbfanget) danckbarlich vmbfangen:
Vnd fallend forchtſamb jhm zu fuß
Mit wahrer demuth / rew vnd buß /
Vnd mit geluͤbt / fuͤrhin gefliſſen
Jhm zugehorſamen / jhn kuͤſſen.
14.
Dann ſunſt moͤcht ſein Zorn ewer pochen /
Vnd eigenſinnigen fuͤrſatz /
Vnd anſchlag wider ſein geſatz
Nicht laͤnger laſſen vngerochen;
Vnd ſein mißfallen vnd verdruß
Euch ſtuͤrtzen in die finſternuß
(Mit aller ewrer witz / weyß / weſen)
Davon euch niemand kan erloͤſen.
15.
Ohn ſeine gnad kan nichts gedeyhen /
Die welt iſt ſeines worts gemaͤcht /
Vnd wie zu ſtraffen er gerecht /
So gnaͤdig iſt Er zu verzeihen:
So iſt nu ſeelig deren wahl /
Ja / Seelig / ſeelig ſeind dreymahl
Die / ſo auff diſen felſen bawen
Vnd vnſerm Got allein vertrawen.
B 4Der8Gaiſtliche

Der dritte Pſalm. Domine quid, &c.

1.
MEin Got / wie ſehr vermehren ſich
Die welche mich
Verfolgen vnd befahren!
Die anzahl deren / die Gottloß
Vnd toll / ſich wider mich verfahren /
Jſt nu / wie meine forcht / ſehr groß.
2.
Vil / vil erhoͤben jhre ſtim
Mit ſpot vnd grim
Mein hertz vnd gaiſt zu blinden;
Vnd ſchreyhen frech / Er ſoll in Got
Nu wederhilff noch zuflucht finden /
Noch (klug) entfliehen dieſer noht.
3.
Du aber biſt / vnd ſein du wilt
Mein ſchirm vnd ſchilt /
O Got / mich zu beſchuͤtzen:
Wie du mein ruhm vnd ehr in frewd /
So pflegeſt du zu vnderſtuͤtzen
Mit troſt mein haupt in allem layd.
4.
Vertrawend Gottes ſtarcker hilff
Zu jhm ich gilff /
Zu jhm hab ich geſchryhen /
Mit lauter ſtim vmb ſeinen ſchutz /
Als Er mir ſein gehoͤr verliehen /
Mich troͤſtend / meinem ſeind zu trutz.
5. Mein9Gedichte.
5.
Mein Herꝛ / mein helffer / mein heyland
Mit ſtarcker hand
Zu helffen gantz genaiget /
Von dem berg ſeiner Heyligkeit
Hat (gnaͤdig) mir alsbald erzaiget
Sein hail / hilff / gnad vnd miltigkeit.
6.
Auch hoffend / wann der tag dahin
Allzeit auff jhn
Loͤg ich mich muhtig nider:
Vnd weil er fuͤr mich auff der wacht /
Genieſſen meine muͤde glider
Nach luſt der ruh die gantze nacht.
7.
Wan dan der Sonnen ankunfft klar
(Der ſternen ſchar
Vertreibend) mich erwoͤcket:
Dem Hoͤchſten billich lob ich ſag /
Dan wie Er mich zu nacht bedoͤcket /
So fuͤhret er mich auch den tag.
8.
Es kan vnd will auff ſeine hut
Allzeit mein muth
Sich billich gern verlaſſen;
Wan ſchon mit liſt / gewalt / macht / ſchmach /
Vilhunderttauſſend mir auffpaſſen /
So frag ich jhnen doch nicht nach.
B 59. Steh10Gaiſtliche
9.
Steh auff mein Got / mein Herꝛ / mein Hort /
Wann ja dein wort
Vnd deine hilff nicht fehlet:
So ſtraff / ſchlag / ſchmeiß / das neyd vnd haß /
Weil haß vnd neyd den feind beſehlet /
Mit ſeiner ſehl den feind verlaß.
10.
Jn ſeinem hertzen / red vnd ſchrifft
Gar nichts dann gifft
Hat diſes vngezyfer;
Darumb zerreiß / Herꝛ / jhren bund /
Zerſchmaͤtter gaͤntzlich jhren kyfer /
Zertrimmer jhr haͤupt / zaͤhn vnd mund.
11.
Alßdan ſoll ſich jhr ſpott vnd ſchimpf /
Vnd falſcher glimpf
Mit jhrem pracht verkuͤrtzen /
Wann dein zorn (jhrer thorheit lohn)
Sie tieff wird in den abgrund ſtuͤrtzen /
Erfillend vns mit danck vnd wohn.
12.
So hat nu dein volck vrſach gnug
Stets fromb vnd klug
Von dir niemahl zu wancken /
Als welches dir / vnd niemand ſunſt
Fuͤr ſein hail / Herꝛ / allein zu dancken /
Als die frucht deiner gnad vnd gunſt.
13.11Gedichte.
13.
Es iſt ja deine eigenſchafft
Mit ſuͤſſer krafft
Vnd gnad auff vns zu regnen:
Durch deinen ſeegen / Herꝛ / ohn maß /
Ohn ablaß wir dich billich ſegnen /
Geſegnet von dir ohn ablaß.

Der vierdte Pſalm. Cum invocarem &c.

1.
ODer du wilt vnd kanſt bewahren /
Mein Got / voll gnad wie voll allmacht /
Jn tauſendt aͤngſten vnd gefahren
Hab ich bald deine huͤlff erfahren /
Wann ich dir mein laid fuͤrgebracht:
Darumb mich auch jetzund zufreyhen
Von aller forcht / gefahr vnd ſchand /
Laß meine vnſchuld mir gedeyhen /
Vnd kom / O Got / mir zu verleyhen
(Barmhertzig) dein gehoͤr vnd hand.
2.
Jhr menſchen / die die menſchen ehren
Mitwahrer lieb vnd falſcher ſprach /
Wie lang ſol diſe torheit wehren /
Wie lang wolt jhr noch wol verkehren
Mein lob vnd ehr in ſchimpff vnd ſchmach?
B 6Jſt /12Gaiſtliche
Jſt / dan zu heuchlen vnd betriegen /
Sunſt keine kunſt in ewrer bruſt?
Vnd wolt jhr ewre red ſtets biegen
Nach dem gewin? Als ob zu liegen
Waͤr allein ewre lieb vnd luſt.
3.
Bedencket / daß der / der regieret
Jn dem geſternten Himmels ſahl /
Mit reichen gaben mich gezieret /
Vnd in die herꝛſchung eingefuͤhret
Durch ſeiner lieb vnd gnaden wahl:
Darumb dann wird der Herꝛ mein klagen /
Jn dieſer meiner ſchweren noht /
Nicht in den wind (erzuͤrnet) ſchlagen /
Noch ſeinen beyſtand mir verſagen /
Weil Er allein mein Herꝛ vnd Got.
4.
So laſſet euch nu mehr bewoͤgen /
Ja laſſet euch bald durch verdruß /
Durch buß / durch ſcham vnnd forcht vermoͤge[n /]
Was boͤß iſt von euch abzu loͤgen /
Vnd haſſet alle aͤrgernuß:
Verſaumet ja nicht / diſen ſachen
Wol nach zu dencken ſpaht vnd fruͤh /
Auff ewrem laͤger ſtill zu wachen /
Vnd ewre hertzen frey zu machen
Von aller vnruh / ſorg vnd muͤh.
5. D[arnach]13Gedichte.
5.
Darnach / den Hoͤchſten zu erwaichen /
Solt jhr jhm danckbar vnd getrew /
Als ewrer bußfertigkeit zaichen
Lob vnd danckopffer vberꝛaichen /
Von eytelkeit vnd meinayd frey:
Vnd mit fuͤrſatz das boͤß zu haſſen
Koͤnt vnd ſolt jhr alsdann forchtloß
Euch auff den hoͤchſten Got verlaſſen /
Vnd jhn als ewren ſchilt erfaſſen
Jn allem truͤbſal vnd anſtoß.
6.
Gemeinglich die Weltkinder pflegen
Zuforſchen / wa doch gold vnd gelt
Zu haben / als der beſte ſeegen;
Sunſt nichts iſt jhnen angelegen
Noch angenehm in dieſer welt:
Da doch / O Hoͤchſter hoͤchſtgeehret /
Dein einig reicher gnadenglantz
Vns / was von vns wird recht begehret
Vnd vns von noͤthen / ſtehts gewehret
Auß deiner all-reich-vollen ſchantz.
7.
Auch moͤgen Sie nach wunſch vnd willen
Jn fruchtbarer Ernd vnd Herbſt-zeit /
Mit vilem wein / getraͤyd / muhtwillen
Die keller / ſchewren / hertzen fuͤllen /
Verachtend andre arme leut:
Jch14Gaiſtliche
Jch aber ſoll vnd will geſtehen /
O Got / daß mit vernuͤgtem muht
Jch jhnen allen kan vorgehen /
Vnd vielmehr troſt / Herꝛ / in dir ſehen /
Dann ſie mit allem jhrem gut.
8.
Wan dan mich allzeit zu erlaben /
Wan mit was mir von noͤthen iſt
Mich allzeit reichlich zu begaben /
Vnd ſicherlich auch hand zuhaben /
Du / O mein Got / ſo foͤrtig biſt:
So will ich nu die ruh nicht fliehen /
Noch mit der ſorgen ſchweren macht
Fuͤrhin mein hirn vnd hertz bemuͤhen /
Noch einzuſchlaffen mehr verziehen;
So geb vns Got ein gute nacht!

Der fuͤnffte Pſalm. Verba mea auribus. &c.

1.
ACh! laß mich dir mein ellend klagen /
Mein Herꝛ / mein hayl / vnd ſey nicht fern:
Naig dein gehoͤr / vernimb doch gern
Was meinem gaiſt / dir fuͤr zutragen /
Dein wort wird ſagen.
2. Wa[n]15Gedichte.
2.
Wan du mein Koͤnig mich regieren /
Wan du mein Got mich ſchuͤtzen wilt:
So laß / mein Herꝛ / mein ſchirm vnd ſchilt /
Mein Layd (mich bald darauß zu fuͤhren)
Dein Ohr beruͤhren!
3.
Haſt du mich / Herꝛ / offt fruͤh vernommen /
So ſolt du mit dem fruͤhen tag
Auch jetzund hoͤren meine klag;
Vnd mein layd ſoll zu meinem frommen
Fruͤh fuͤr dich kommen.
4.
Alsbald der tag ſich laͤſſet ſehen /
Da ſollen mit der morgenſtund
Fuͤr dir / O Herꝛ / mein hertz / mein mund /
Ja meine augen vnd mein flehen
Zugleich auffgehen.
5.
Fruͤh wil ich mich zu dir / Herꝛ / ſchicken;
Vnd achtend deine gnad vnd gunſt
Vilmehr dann aller menſchen kunſt /
Bitt Jch / mit deinen gnadenblicken
Mich zu erquicken.
6.
Zwar wann die / deren wort erſchallen
Mehr dann dein wort: vnd die mit ſpott
(Muhtwillig) brechen dein gebott /
Vnd (frech) in alle laſter fallen /
Dir gantz mißfallen:
7. Wan16Gaiſtliche
7.
Wan fuͤr dir / die ſich ſelbs erhoͤhen /
Wann die fuͤr vns (ruhmraͤhtig) ſich
Selbs heilig machen / ſchaͤndend dich /
Die (gleißner) jhre red verdraͤhen /
Gar nicht beſtehen:
8.
Vnd wann du pflegeſt / die ſich laſſen
Verfuͤhren / die auß vbermuth /
Auß fuͤrwitz / torheit oder wuht /
Was recht vnd billig iſt / verlaſſen /
(Gerecht) zu haſſen:
9.
So wirſt du kaum Herꝛ (mich zu freyhen)
Der luͤgenmaͤuler liſt vnd luſt /
Noch auch der blutgierigen bruſt /
Ab denen du / Got / ein abſchewen /
Jemahls verzeyhen.
10.
Ja / Got / mein ſtewrmann in gefahren /
Wirt die gottloſe freylich nicht /
Seines gerechten zorns gericht
Fuͤr aller welt zu offenbahren /
Zu ſtraffen ſparen.
11.
Jch aber / Herꝛ / von allem ſchaden
Erꝛoͤttet / vnd von truͤbſal frey /
Durch deine ſuͤſſe lieb vnd trew
Erquicket / vnd mit deinen gnaden
Reichlich beladen:
12 W[ill]17Gedichte.
12.
Will mich bald in dein hauß begeben /
Vnd mit der hayligen Gemein
Durch deiner forcht vnd frewden ſchein
Erleuchtet / vnd mit troſt vmbgeben /
Dein lob beleben.
13.
O deſſen werck dein lob außſpraitten /
Handhaber der Gerechten ſach /
Geruhwe mir / der ich zu ſchwach
Vnd hilffloß / den weeg zuberaitten /
Vnd mich zu laitten!
14.
O Gott / geruhwe mich zu fuͤhren /
Daß nicht der Widerſacher zunfft /
Die jhre kunſt / witz vnd vernunfft
Zu ſchaden richten / mich verfuͤhren
Vnd mehr prachtieren.
15.
Dan ob ſie ſchon ſuͤß ſchmaichlend liegen:
Jſt doch jhr hertz / mund / zung vnd ſchlund /
Gleich wie ein grab / gifft / ſarch / abgrund /
Stehts foͤrtig vns laid zu zufuͤgen /
Vnd zu betriegen.
16.
Wan ſie dan nichts dan vbels dichten /
Wan ſie boͤß zu thun allein klug /
Vnd wan kein vbel jhnen gnug /
So kom / O Got / ſelbſt ſie zu richten /
Vnd zu vernichten!
C17. Dein18Gaiſtliche
17.
Dein vrtheil vber Sie zu faͤllen
Verzeuch nicht / Herꝛ / Gib / daß jhr raht
Schaͤnd Sie mit vnflat vnd vnraht!
Stuͤrtz die ſich wider dich geſoͤllen
Tieff in die hoͤllen!
18.
Alsbald du dieſes wirſt vollbringen /
So werden alle / welche dir /
O Gott / vertrawen / nach gebihr
Sich frewend deine werck erklingen /
Vnd dir lobſingen.
19.
Dann weil Sie fromb vnd vnbefloͤcket /
Seind Sie / O Herꝛ gerecht vnd milt /
Mit deiner gnad als einem ſchilt
(Geſegnet / ſicher / vnerſchroͤcket)
Allzeit bedoͤcket.

Der ſechſte Pſalm. Domine, ne in furore &c.

1.
VErzieh / Herꝛ / deinen ſchweren grim
Außgieſſend vber mich / in diſer vngeſtim
Dich wider mich zu rechen!
Verzieh dein vrtheyl / Herꝛ / biß die Gerechtigkeit
Zuvor mit der Barmhertzigkeit
Rahtſchlaget / außzuſprechen.
2. Ach19Gedichte.
2.
Ach mein Got! ſchaw an die trangſal
Vnd meines leibs vnd gaiſts vnleydenliche qual /
Daß Sie einander haſſen:
Gedenckend wie ſchwach Jch / wie ſchmertzlich mei -
ne noht /
Wie ſchroͤcklich / maͤchtig Du O Got /
Vergiß mein thun vnd laſſen!
3.
Ach weh! mein leib / geſicht vnd mund /
Schier gantz lahm / blind vnd ſtum (von deinen pfei -
len wund)
Bezeugen meine ſchmertzen:
Vnd meiner ſuͤnden heer / mit mir in ſtehter ſchlacht /
Hat leyder! weder tag noch nacht
Anſtand in meinem hertzen.
4.
Ach! bring mich nicht fuͤr dein gericht /
Betracht / Herꝛ / deiner Trew / nicht meiner ſchuld
gewicht /
Vnd vergiß meiner pflichten:
So wirſt du vilmehr / Herꝛ / durch gnad des men -
ſchen fehl /
Dan vns / dan mich / mit leib vnd ſehl
Durch vngnad gar vernichten.
5.
Kein lob iſt fuͤr dich in der baar /
Darumb hilff / eh Jch ſterb / Reiß mich auß der
gefahr /
Herꝛ / laß mich nicht verſchmachten!
C 2Thu20Gaiſtliche
Thu thraͤnen / ſeuftzen / layd / ſo mein aug / mund
gemuͤht /
Mit meinem laͤger / lufft / gebluͤht /
Vermiſchet / nicht verachten!
6.
Ohn ablaß wehret meine pein;
Der tag / gleich wie die nacht / hat fuͤr mich keine[n]
ſchein /
Vnd nichts kan mich ergoͤtzen:
Jch ſchwim in meinem beth / wan nicht der vberflu[ß]
Der ſeuftzen drucknet mit verdruß /
Was meine zehern noͤtzen.
7.
Ach Herꝛ! mein leib vnd glieder ſeind
Numehr (als ob Jch alt) ſo ſchwach / daß mein[e]
freind
Mehr / dan mich troͤſten / trawren:
Hingegen meine feind ſeind froͤlich / als Ob Sie
Faiſt machte mein layd / hunger / muͤh /
Vnd laſſen ſich nichts dawren.
8.
Doch fort / fort / jhr gotloſe leut:
Dan wan euch allein lieb was mir laid / ſo ſoll heut
All ewre frewd ſich enden /
Dieweil ich nu mehr ſpuͤr / daß Got (mein hayl vn[d]
hort)
Sein angeſicht / nach ſeinem wort
Will wider zu mir wenden.
9. D[er]21Gedichte.
9.
Der Hoͤchſt / ohn deſſen gnad vnd lieb
Kein leben wehren kan / Ohn deſſen liecht wir (truͤb
vnd finſter) all verderben:
Der Hoͤchſt / mein Herꝛ vnd Hayl / erhoͤrend meine
klag /
Vnd nu vertreibend meine plag /
Wil mich nicht laſſen ſterben.
10.
Laß vns / O Got / von deiner hand
Zu meiner ſehlen ruhm / vnd meiner feinden ſchand /
Zugleich gnad vnd ſtraff ſehen!
Daß danckbar Jch beſteh mit deinem volck fuͤr dir /
Hingegen meine feind fuͤr Mir
Zu grund (gantz hilfloß) gehen!

Der Achte Pſalm. Domine, Dominus noſter &c.

1.
JEhova / Hoͤchſter Got / Herꝛ vnſer hayl vñ macht /
Wie herꝛlich in der welt iſt deines Namens pracht!
Dein thron / O Hoͤchſter / hoͤchſt erhoͤhet
Jn ſolcher klarheit voͤſt beſtehet /
Daß gegen dir / Herꝛ / wir (dein volck) bekennen
gern /
Daß finſter die Sonn ſelbs / vnd nidrig ſelbs die
ſtern.
C 32. Der22Gaiſtliche
2.
Der zarten ſaͤugling ſtim / vñ noch ſprachloſer mund /
Durch deren ſchwachheit Vns / Herꝛ / deine krafft
recht kund /
Wan Sie gleich ſchreyhen oder ſchweigen /
Erklaͤren Sie doch / vnd bezeugen
Der boͤſen faſchen wohn / vñ deiner feinden ſchmach /
Als deren raach vnd ſchand verdienet deine raach.
3.
Wan Jch des tags erblick des hohen himmels zier[/]
Vnd deines fingers werck zu hertzen ernſtlich fuͤhr
Wan mir die nacht / die Vns ergoͤtzet /
Mit wunder fuͤr die augen ſoͤtzet
Des wanckelbaren Mohns vnwanckelbaren glantz
Der Sonn vnd Sternen ſchein / gleich vnd vnglei[-]
chen dantz.
4.
Was iſt d arme menſch / alßdan bey mir ſprich Jch
Mit ſolchen gnaden Jhn / der ſtoltz vnd frech an di[ch]
Niemahls gedencket / zu bedencken /
Vnd deine gaab jhm zu verſchencken /
Der gleichloß an vndanck! Jſt nicht / Herꝛ / ſein g[e -]
ſchlecht?
Vnwuͤrdig alles hayls / zu vngerecht / zu ſchlecht?
5.
Haſt du / All weiſer Got / auß reicher mildigkeit
Des menſchen ſehl / verſtand vñ ſtand an wuͤrdigke[eit]
Den Engeln nicht gantz gleich begluͤcket:
So hat Jhn gleichwol noch geſchmuͤcket
(Vn〈…〉〈…〉23Gedichte.
(Vñ danck hab deine gnad) dein all-miltreiche hãd
Mit der Vnſterbligkeit Cron / Scepter vnd gewand.
6.
Ja / vber deine werck / auß purer lieb vnd trew
Haſt du / ſein Lehenherꝛ / von aller aufflag frey
Als jhren Herꝛen jhn geſoͤtzet:
Vnd daß ſein hertz werd mehr ergoͤtzet /
So iſt voll lehr / frucht / frewd / der weitten welt vmb -
kraiß
Des menſchen gaiſts / munds / leibs / betrachtung /
nahrung / raiß.
7.
Was Er begehren kan zu ſeiner auffenthalt /
Vnd daß Er ſicher ſey von hunger / durſt vnd kalt /
Das haſt du Vatter jhm gegeben:
Vnd allein fuͤr ſein leben leben
Des Meers / des luffts / des felds / der erden (ſchatz
vnd zier)
Fiſch / voͤgel / kraͤutter / frucht / auch zam vñ wilde thier.
8.
Darumb wan Jch bedenck / mein Schoͤpffer vnd
mein Got /
Wie wunderbar dein werck / wie wuͤrcklich dein gebot:
So kan ich billich nicht abſtehen
Mit danck vnd wunder zu verjaͤhen:
Johova / Hoͤchſter Got / Herꝛ vnſer hayl vnd macht
Wie herꝛlich in der welt iſt deines Namens pracht!
C 4Der24Gaiſtliche

Der Neunte Pſalm. Confitebor tibi Domine. &c.

1.
JCh will / O Got / dein lob vnd Dich
Von gantzem hertzen ſingen;
Die wunder deiner werck will Jch
Fuͤr aller welt erklingen.
Jch will (O Hoͤchſter) mit gebihr
Stehts deinen Namen preyſen /
Vnd (frey durch dich / vnd fro in dir)
Dein lob auch andern weyſen.
2.
Dan deiner gnad troſtreichen frucht
Erwartend vnverdroſſen /
Hab Jch durch des feinds forcht vnd flucht
Mit hoͤchſtem troſt genoſſen:
Ja meiner feinden groſſe macht
Verzagend zu grund gehen /
Vnd zu nichts werden jhren pracht
Hab (muhtig) Jch geſehen.
3.
Du hoͤchſter Richter / haſt gerecht
Mein ſchwaches hertz erlabet /
Jn dem du wider Sie mein recht
Vnd handel handgehabet:
Jn dem von deinem Richter thron
Dein vrtheil außgegangen /
Hat meine ſehl bald troſt vnd wohn /
Mein feind den fall empfangen.
4. Der25Gedichte.
4.
Der heyden tollen vbermuth
Haſt du alſo geſcholten /
Vnd alſo jhren grim vnd wuht
Mit wuht vnd grim vergolten;
Daß Sie vnd all die groſſe macht /
Die jhnen angehangen /
Mit jhres namens ruhm vnd pracht
Gleich wie ein dampff vergangen.
5.
Du haſt / das haͤufflein (dem dein bund
Lieb vnd wehrt) zu erloͤſen /
Vertilget von der erden grund
Der boͤſen lob vnd weſen:
Dan wan jhr Nam auß ehrgeitz ſchon
Jn der geſchicht platz ſuchet /
Wird Er doch / wie Sie ſelbs / mit hohn
Von moͤniglich verfluchet.
6.
So iſt numehr der feinden heer /
Das außzog vns zu ſtraffen /
Mit allem ruͤſtzeug vnd gewoͤhr /
Staͤt / voͤſtungen vnd wafen /
Ja auch mit aller beut vnd raub
Die er von vns genommen /
Mit ſeinem Namen in den ſtaub /
Vnd zu dem end gekommen.
C 57. Gleich26Gaiſtliche
7.
Gleich wie nu Got der armen layd
Stehts zu dem beſten wendet /
Vnd nu mit vnſer feinden frewd
Auch vnſer noht geendet:
Alſo will Er allzeit gerecht
(Sein voͤlcklein zu beſchuͤtzen)
Die welt regieren / vnd mit recht
Den Richterſtul beſitzen.
8.
Der Herꝛ will mit gerechtigkeit /
Das Vnrecht zu vernichten /
Die gantze welt mit billichkeit
Regieren / vnd ſelbs richten:
Es ſollen die betruͤbte leut
Nicht hilffloß allzeit leyden:
Noch die Tyrannen auch allzeit
Jhr ſchwere ſtraf vermeyden.
9.
Der Herꝛ wirt / als ein ſtarcker ſchutz
Den armen ſo bedoͤcken /
Daß jhn des feinds zorn / grim vnd trutz
Nicht weitter ſoll erſchroͤcken:
Zu guter zeit iſt ſeine hand
Berait vns bey zuſtehen /
Vnd vns zu vnſrer feinden ſchand
Auß dem Koth zu erhoͤhen.
10. Da[umb]27Gedichte.
10.
Darumb auch billich alle die
Die dein wort / Herꝛ / betrachten /
Vnd die daſſelbig mehr allhie
Dan gold vnd ſilber achten:
Ja denen dein wort vnd gericht
Der wahre troſt aufferden /
Auff dich / Herꝛ / jhre zuverſicht
Vnd hoffnung gruͤnden werden.
11.
Sie werden billich / weil allein
Du / Herꝛ / die zu dir fliehen /
Auß aller noht / gefahr vnd pein
Wilt vnd kanſt leichtlich ziehen /
Mit ſtarcker zuverſicht / Herꝛ / dich
Als jhren ſchilt erfaſſen;
Vnd wie du ſie niemahlen / Sich
Auff dich allein / verlaſſen.
12.
Wolan ſo laſſet nu mit wohn
Vns vnſerm Got lobſingen /
Ja laſſet vns mit lauttem thon
Vnd luſt ſein lob erklingen:
Er iſt ja Got / Gut vnd Gerecht /
Der jederman belohnet /
Der vnder Vns (ſeinem Geſchlecht)
Jn Syon allzeit wohnet.
13. So28Gaiſtliche
13.
So laſſet vns ſein lob vnd ehr
Mit danckbarem gefallen
Fuͤr aller frembden welt gehoͤr
Erzoͤhlen vnd erſchallen:
Auff daß Sie hoͤrend vnſer ſtim /
Was er gethan / vermehren /
Moͤg auch Sich (foͤrchtend ſeinen grim)
Bekehren / vnd jhn ehren.
14.
Allwiſſend was ein jeder thut
Er aller thun bedencket /
Vnd daher der ellenden blut
Vergoſſen / niemand ſchencket:
Vnd (dan es ſeine eygenſchafft
Sich vnſer zu erbarmen)
Er fordert gute rechenſchafft
Von den moͤrdern der armen.
15.
Sein Ohr iſt zu der armen klag
Vnd ſeufftzen nicht beſchloſſen;
Vnd jhre thraͤnen nacht vnd tag
Seind vmbſonſt nicht vergoſſen:
Sein hertz barmhertzig (haſſend die
So boͤß zu thun vermeſſen)
Kan der ellenden layd vnd muͤh
Zu rechen / nicht vergeſſen.
16. Da -29Gedichte.
16.
Darumb ſo ruff Jch nu zu dir /
O Herꝛ / von gantzem hertzen:
Der du vor offt geholffen mir
Auß vielen ſchweren ſchmertzen:
Der du mich auß der finſternuß
Des tods / vnd des grabs thoren
(Erꝛoͤttend von forcht vnd verdruß)
Erhoͤbet vnd erkohren.
17.
Erbarm dich vber mich / O Got /
Laß mich dein hayl erwerben!
Laß mich / Herꝛ / nicht in dieſem ſpot /
Als mein feind will / verderben!
Betrachtend in wie hartem ſtand
Mich meine haͤſſer ſoͤtzen /
Stroͤck auß / vnd laß dein rechte hand
Sie ſtraffen / mich ergoͤtzen!
18.
Auff daß Jch mit danckbarem fleiß
Fuͤr aller frommen ſcharen
Moͤg deiner gnaden wahren preiß
Wuͤrdiglich offenbahren:
Vnd weil Sie mich mit groſſem luſt
Zu hoͤren vnd einſchlieſſen /
Daß Jch moͤg auß danckbarer bruſt
Deiner hilff lob außgieſſen.
19. Die30Gaiſtliche
19.
Die hayden / vnd die / deren hertz
Recht zu thun kein gefallen /
Vnd denen Gottes wort ein ſchertz /
Die ſeind nu ſelbs gefallen:
Sie ſelbs nu ſehen wir mit ſchmach
Verſuncken oder hangen
Jn der grub / in dem ſtrick / auß raach
Gerichtet vns zu fangen.
20.
Dabey Wir dan gantz ſonnenklar
Des Herꝛen vrtheil ſehen /
Vnd muͤeſſen es gantz recht vnd wahr /
Vnd Jhn gerecht beſtehen:
Wan die boͤßwichte / welche ſunſt
Kein recht kan vberwinden /
Durch jhr ſelbs aigne witz / macht / kunſt
Sich ſelbs erdappet finden.
21.
Zwar alſo ſollen all zu mahl
Die boͤſen von der erden
Jn die verdiente hoͤllen-qual
Schroͤcklich geſtuͤrtzet werden:
Vnd keine voͤlcker / die das wort
Vergeſſen / vnd nicht leyden /
Die ſollen (findend keinen hort)
Der hoͤllen ſtraf vermeyden.
22. Hin -31Gedichte.
22.
Hingegen / wie der boͤſen ſchuld
Vnd ſtraf einander jagen:
So wirt der ellenden gedult /
Nicht in den wind geſchlagen:
Dan Got / der ein geringe Zeit
Die armen mag bekraͤncken /
Mit ſeiner hilf / die niemahls weit /
Weiſt jhrer zu gedencken.
23.
O Herꝛ / du hoͤchſter Got / ſteh auf /
Vnd widerſteh den boͤſen:
Steh auf / Ach Herꝛ / ſchlag ſelbs darauf /
Verſtoͤr jhr loſes weſen!
Ach! laß doch nicht den menſchen zu
Die vberhand zu kriegen /
Vnd dein wort (vnſern troſt vnd ruh)
Vertilgend / zu verliegen!
24.
Verleyh vilmehr daß alle die
Die deinen dienſt verlaſſen /
Die deinet wegen alle muͤh /
Dich / dein wort vnd vns haſſen /
Hochmuͤhtig bleiben laͤnger nicht
Beſchwerlich diſer erden /
Sondern fuͤr deinem angeſicht
Gerichtet zu nichts werden!
Der32Gaiſtliche

Der ailfte Pſalm. In Domino confido. &c.

1.
WAn Jch zugleich in ſicherheit vnd noht
Ohn ſtoltz vñ forcht auf nichts hoff dan auf Got;
Was ſprechet jhr (torꝛecht) zu meiner ſehlen?
Nu muſt du dich durch ſchnelle flucht vnd flug
Jn das gebuͤrg von deines feinds betrug /
Macht vnd gewalt verſtehlen vnd verhaͤlen.
2.
Zwar ſih! der feind gantz gotloß / ſtoltz / weltweiß /
(Zu vnſerm layd berait auf alle weiß)
Der ſpannet an vnd zihlet loß zu ſchieſſen:
Er ziehlet ſchon / der armen frommen blut /
Die noch bißher enttrunnen ſeiner wuht /
(Sein falſches ſpihl beſchlieſſend) zu vergieſſen.
3.
Wan ſeine liſt nu vnſrer freinden bund /
Wan ſeine haͤnd des Reichs pfeiler vnd grund
Nach ſeinem wunſch zertrennen vnd verſtoͤren;
Wan diſes boͤß Got-trutzendes geſchlecht
Außrotten will / Herꝛ / dein geſatz vnd recht /
Wie kan zu letzt ſich der gerecht erwoͤhren?
4.
Jedoch der Hoͤchſt beſitzend ſeinen thron
Ob dem geſtirn; der ſeiner kirchen wohn /
Dem ſeine kirch ein tempel auſſerloͤſen /
Hat alle ding fuͤr ſeinem angeſicht;
Vnd ſeine blick mit ernſtlichem gericht
Erwegen ſtehts der menſchen kinder weſen.
5. D[er]33Gedichte.
5.
Der Hoͤchſt / ſprich Jch / dem das hertz wie der mund /
Vnd dem das hirn wie die ſtirn klar vnd kund /
Der pfleget nu die frommen zu bewehren:
Vnd wie lieb jhm der gerechtigkeit freind /
So ſehr vnd mehr der gerechtigkeit feind
Sein hertz mit haſſz vnd grewel ſtehts beſchweren.
6.
Auch auff jhr haupt / als aller ſchalckheit ſitz /
Wirt er von bech / glut / ſchwefel / dunder / plitz /
Ein wetter ſtarck / Sie zu verzoͤhren / regnen:
Vnd er wirt noch des feinds gemaͤſten haut
Durch einen ſturm vnd brennende windsbraut
Seiner herd blut / ſo Sie geſoffen / ſegnen.
7.
Dan wan der Hoͤchſt / alſo gerecht als groß /
Liebend allein was gut / gerecht / ſchuldloß /
Die / ſo gerecht / nicht laſſet vndergehen:
So wirt ja auch der gerechten geſicht
Nach jhrem wunſch (ob es wol ſpaht geſchicht)
Jn guter Zeit noch recht geſchehen / ſehen.
DDer34Gaiſtliche

Der dreyzehende Pſalm. Uſquequo Domine. &c.

1.
WJe lang / O Hoͤchſter Herꝛ / wie lang
Soll ſich mein hertz bekraͤncken /
Vnd / das du nicht in diſem zwang
An mich gedenckeſt / ſchier gedencken?
Wie lang verbirget ſich fuͤr meiner ſchweren pein /
Herꝛ / deiner gnaden fuͤſſer ſchein?
2.
Wie lang ſol meiner ſorgen heer
Mein hirn bey tag verſtoͤren?
Vnd meiner angſt vnd vbeln Meer
Mein ſchwaches hertz zu nacht bethoͤren?
Wie lang ſoll ſich noch wol durch deines knecht
deemuht
Auffblaſen des feinds vbermuht?
3.
Kehr dich zu mir / O Herꝛ / mein Got /
Sih vnd betracht mit gnaden
Mit wie vil jamer / layd vnd ſpot
Mein leib / mein hertz vnd ſehl beladen!
Erleuchte mein geſicht / verkuͤrtze deine ſtraf /
Daß Jch nicht in den tod entſchlaf!
4.
Erꝛoͤt du / Herꝛ / mich deinen knecht
Von deiner feinden haͤnden;
Au[ff]35Gedichte.
Auff das / als ob jhr toben recht /
Sie ſich nicht ruͤhmen / vnd dich ſchaͤnden:
Das nicht mein layd vnd fall des boͤſen frewd vñ ehr
Erhoͤb (vnbillich) vnd vermehr.
5.
Jch zwar in meines leydens ſtand
Hab an dir kein mißtrawen:
Mein hertz iſt froh / auff deiner hand
Beyſtand / ſein zu verſicht zu bawen:
Vnd dein hayl / das Jch ſpuͤhr in meines hertzens
grund /
Soll ſingen mein danckbarer mund.

Der dreyſſigſte Pſalm. Exaltabo te Iehova. &c.

1.
DEmnach du (gnaͤdig) dein geſicht /
Herꝛ widrumb gegen Mir gewendet /
Daß meiner feinden luſt / wie mein layd / laͤnger nicht
Gewehret / ſondern ſich geendet:
So fuͤg Jch nu / zu dancken Dir /
Auch die begird mit der gebuͤhr.
2.
Vnd wie mit truͤbem gaiſt vnd mund
Jch zu dir (Herꝛ) in angſt geſchryhen:
So danck Jch (muhtig) dir / dieweil du zu der ſtund
Troſt vnd geſunheit mir verlyhen;
D 2Vnd36Gaiſtliche
Vnd Jch ſo foͤrtig deine hand
Zu hailen / als zu ſtrafen fand.
3.
Mein leib erꝛoͤttet auß dem grab /
Vnd meine ſehl auch auß der hoͤllen /
Durch dein geſantes hayl von deinem thron herab
Zuſamen laͤnger ſich geſoͤllen;
Vnd mit der lebendigen ſchar
Dein lob / Herꝛ / machen offenbahr.
4.
So ſinget nu des Hoͤchſten preiß
Mit vns Jhr heyligen zuſamen!
Betrachtend das der Hoͤchſt All-heylig / maͤchtig
weiß /
Lobſinget mit vns ſeinem Namen!
Das ſich des Herꝛen ruhm vnd ehr /
Wie ſeine gnad / allzeit vermehr!
5.
Ja / ſeine gnad (Jhm gleich) endloß /
Vns zu erhalten / voͤſt beſtehet:
Hingegen vns zu troſt ſein zorn / wie jmmer groß /
Jn einem augenblick vergehet:
Vnd ſeiner gunſt lieb reicher ſchein
Verzoͤhret des tods forcht vnd pein.
6.
Kan vns nu troſtreich ſeine lieb
Erquicken / troͤſten / vnd beleben:
So mag der abend wol / wie vnſre augen / truͤb /
Vns zu beklagen vrſach geben:
Jedo[ch]37Gedichte.
Jedoch der frewd-gebaͤhrend tag Verjaget alles layd vnd klag.
7.
Alß lang geſundheit / jugent / gut /
Vnd wamit ſunſt das glick begabet
(Aufblaſend / wie der wind die ſeegel / meinen muht)
Mein hertz ermundert vnd erlabet:
Nu ſteh Jch (ſprach Jch) als der beſt /
Zugleich forchtloß / fall frey / gantz voͤſt.
8.
Dan deine fauſt / Herꝛ / deren macht
Mit deiner guͤte ſtehts verbunden;
Vnd deiner milten gnad vnd ſuͤſſen lieb Obacht /
Davon dein Allmacht vberwunden /
Bevoͤſtigend mein hohes hauß
Bewahrten mich fuͤr allem grauß.
9.
Als aber du von meiner ſchantz /
Darin Jch ſicher lag ohn ſorgen /
Abwendend dein geſicht / Herꝛ / deiner gnaden glantz
Fuͤr mir verfuͤnſtert vnd verborgen:
Alßdan anfechtung / angſt vnd ſchmertz
Beſchwerten meinen gaiſt vnd hertz.
10.
Damahlen zittrend fuͤr dem grim
Den Jch in dir / Herꝛ / angezuͤndet /
Ernidrigend mein hertz / erhub Jch meine ſtim /
Vnd zuverſicht / auf dich gegruͤndet:
D 3Mit38Gaiſtliche
Mit lautter ſtim ſchryh Jch zu Dir / Vnd mein gebet bracht Jch dir fuͤr.
11.
Ach Herꝛ! Ach Got! wan deine ruht /
Wan deine ſtraf mich ſolt vmb bringen /
Was kan mein leyden doch / was kan mein leib vnd
bluht
Dir / Herꝛ / fuͤr luſt vnd nutzen bringen?
Herꝛ / haſt du mehr haab oder gaab /
So du mich ſtoſſeſt in das grab?
12.
Jſt nicht der tod ſtumb / blind vnd taub /
O Got / der du ein Got des lebens?
Jſt dan nicht / Herꝛ / das grab; Jſt nicht / Herꝛ / alle[r]
ſtaub /
Zu deinem preiß vnd ruhm vergebens?
Von aſchen haſt du gar kein Lob /
Noch deine warheit jhre prob.
13.
Ach! naig zu mir (Herꝛ) dein geſicht /
Eroͤfne numehr deine Ohren!
Hoͤr vñ verſteh mein layd / verlaß mich laͤnger nicht
Sunſt gantz verlaſſen vnd verlohren!
Zu dir / mein Got / Jch ſeuftz / ſchrey / gilf /
Du biſt mein hayland / ſend mir hilf.
14.
Auf diſes mein gebet haſt du
(Barmhertzig) meine ſuͤnd verzihen;
Vnd miltrung meinem leib / vnd meinen augen ru[h /]
Vnd meiner ſehlen troſt verlyhen:
Ve〈…〉〈…〉39Gedichte.
Verkehrend meine klag / ſtreit / layd /
Jn ein gelaͤchter / fried vnd frewd.
15.
Die haut an meines leibs gebein /
Den ſack an meine haut anklebend /
Haſt du veraͤndert / Herꝛ / durch deinẽ gnaden-ſchein /
Vnd du haſt mich widrumb belebend
(Verſtoſſend all mein layd zu ruck)
Gezieret mit der frewden ſchmuck.
16.
Darumb will Jch / von hertzen grund
Dir danckend / dein lob nicht verſchweigen:
Ja / wie mein gaiſt mit danck / So ſoll mit ſchall
mein mund /
Mein Got / dein ehr vnd preiß bezeugen:
Vnd Jch will deiner Miltigkeit
Lobſingen / Herꝛ / in ewigkeit.

Der vier vnd viertzigſte Pſalm. Deus auribus noſtris. &c.

1.
JEzund bedencken wir in dieſem layd vnd ſpot
(Herꝛ / vnſer Got)
Was vnſre vaͤtter vns / wie du Sie außerwoͤhlet /
Was du fuͤr Sie gethan / Sie auß gefahr vnd noht
Erꝛoͤttet / offt erzoͤhlet.
D 42. Die40Gaiſtliche
2.
Die Hayden / jre feind / vertrieb mit ſchmach vñ ſchãd
Dein aigne hand:
Vnd wie du jren ſtoltz vñ macht zu nichts verkehret;
Alſo haſt du dein volck einſetzend in jhr land
Geſegnet vnd vermehret.
3.
Dan ja dein volck das land gar nicht durch eine
ſchlacht
Zu wegen bracht /
Vil weniger durch ſterck darinnen ſich erhalten:
Sondern dein aug / arm / fauſt / voll gnad / krafft vnd
allmacht /
Muſt es allein verwalten.
4.
Auch hat weder jhr thun (von ſuͤnden niemahls frey)
Noch jhre rew /
Noch bußfoͤrtiges hertz Sie alſo hand-gehabet:
Sondern Du haſt Sie / Herꝛ / auß lauter lieb vñ tre〈…〉〈…〉
So vaͤtterlich begabet.
5.
Wie du nu / Herꝛ / allzeit der ſturm-leydenden port /
Vnd ſchwachen hort;
So biſt du / So wirſt du mein Koͤnig / Herꝛ / Hay
bleiben:
Du ſelbs biſt ja mein Got / deſſen wuͤrckliche wort
Jacobs leyden vertreiben.
6. W[ie]41Gedichte.
6.
Wie oft doch haben wir / erhoͤbend vnſer horn
Mit frommen zorn /
An vnſern feinden Vns mit deiner hilf gerochen?
Vnd der anſpruͤnger muht ſampt jhrem ſpoͤr vnd
ſporn
Wider den grund zubrochen?
7.
Dan Jch hab ja niemahls auff bogen vnd geſchoß /
Klein oder groß /
Sondern nur Herꝛ / auf dich mein zuverſicht geſoͤtzet:
Vnd meine Woͤhr kont mich nicht mehr dan ſo Jch
bloß
Erhalten vnverloͤtzet.
8.
Als offt ja vnſer ſchwert / vnd vnſre ſtarcke ſtraich /
Wie wetterlaich /
Richteten zu der forcht vnd flucht des feinds gedan -
cken;
Als offt wir ja ſigreich / vnd der feind kalt vnd blaich /
Hatten wir dir zu dancken.
9.
Auch dancken wir dir / Herꝛ / vnd vnſer mund ſoll
dir
Nach der gebihr /
Fuͤr deine lieb vnd gnad von hertzen grund lobſingen:
Dein lob / ruhm / ehr vnd preiß wollen wir fuͤr vnd fuͤr
Betrachten vnd erklingen.
D 510. Nu42Gaiſtliche
10.
Nu aber weiſend vns ein vngnaͤdiges ſtuck /
Haſt du zu ruck
Vns ſtoſſend / vnſer heer mit forcht vnd ſchand be -
floͤcket:
Vnd ſparend deine hilf all vnſern ſig vnd ſchmuck
Mit ſchmach vnd ſpot bedoͤcket.
11.
Dan das heer ziehend nu ohn deinen ſchutz hinauß /
Jn allem ſtrauß
Wirt (zaghafft / traͤg vnd ſchwach) bald in die flucht
geſchlagen;
Vnd des feinds grimmer muht kan vns durch vn -
ſern grauß
Mehr / dan durch ſein ſchwert jagen.
12.
Gleichwie du nu / Herꝛ / vns: So muͤſſen wir zugleich /
Arm oder reich /
Hauß vnd hof / haab vnd gut / vnd was vns lieb / ver〈…〉〈…〉
verlaſſen:
Jhrem muhtwillen nach verdoͤrben nu dein Reich
Die / welche dein volck haſſen.
13.
Wie hund / wie ſchwein / wie woͤlf / vol gailheit / wuſ〈…〉〈…〉
vnd wuht
Mit vbermuht
Erfuͤllen Sie an Vns / als ſchafen / jhren willen:
Erfuͤllen? Nein. Kein layd / qual / marter / tod noch〈…〉〈…〉
blut
Kan jhren luſt erfuͤllen.
14. Zu〈…〉〈…〉43Gedichte.
14.
Zuſtroͤwet werden Wir / vnd wie leibaigne knecht /
Ohn hilff / ohn recht /
Erbaͤrmlich hin vnd her geſchloͤppet vnd gerauffet:
Wir werden wie das vih / vñ nicht wie dein geſchlecht
Vertauſchet vnd verkauffet.
15.
Man fanget / kauffet vns / man luͤfert vns dahin /
Vnd kein gewihn
Von ſolcher loͤſung / Herꝛ / kan dir zu nutzen ruͤhren:
Dein layd vnd vnſern ſpot die feind gantz ſtoltz vnd
kuͤhn
Mit vnſerm wehrt ſummieren.
16.
Vnd diſe ſcharpfe ſtraf / als ein verdienter lohn
Durch ſchimpf vnd hohn
Wird in der Nachbarſchafft vnd rund vmb vns
vermehret:
Vnd jhr mitleyden bald durch liegen vnd argwohn
Jn ſchimpf vnd ſchmach verkehret.
17.
Die / denen weder du / noch deine warheit kund
Ohn allen grund /
Ein beyſpihl / ein ſprichwort / vnd boſſen von vns
machen:
Vnd ſchitlend jhren kopf / vnnd kruͤmmend jhren
mund /
Ab vnſerm weinen lachen.
18. Ab44Gaiſtliche
18.
Ab dieſer ſchweren ſchand / in dieſer tieffen noht /
Wir gantz ſchamroht /
(Betruͤbet) koͤnden nichts dan ſeufzen / zagen / klagen:
Der toͤdliche ſpot mehr dan der ſpoͤtliche tod
Machet Vns ſchier verzagen.
19.
Darumb auch vnſre feind zu dopplen jhre raach
Mit vnſrer ſchmach
Jn ſchaͤndung vnd ſchmaͤhwort ſtehts jhre kurtzweil
ſuchen:
Durch jhr verbubtes thun / durch jr verꝛuchte ſprach
Verfluchet Sie vns fluchen.
20.
All diſen heiſſen ſturm / vnd brennendes blutbad /
Ohn alle gnad /
Haſt du / Herꝛ / vber vns erzuͤrnet außgegoſſen:
Daß vnſers jamers flut / ſchier der hofnung geſtad
Verſinckend vberfloſſen.
21.
Jedoch (Herꝛ / dir ſey lob) kont vnſer feind noch
nicht
Die zuverſicht
So wir (getrew) zu dir / auß vnſerm hertzen jagen:
Wir haben deinen bund / vnnd vnſer ſchuld vnd
pflicht
Nicht in den wind geſchlagen.
22. Ja45Gedichte.
22.
Ja (lob ſey dir / O Got) wir haben fahrend fort
Nach deinem wort /
Biß wir von dir durchauß bekehret vnd gewehret /
Die ſeegel vnd geſicht nach keinem andern port
(Verzweyflend) vmbgekehret.
23.
Ja (dir ſey lob / O Herꝛ) kein layd / ſchmach oder
ſchmertz
Kont vnſer hertz
Von ſeines anckers grund vertreiben oder ziehen:
So ſuchten vnſre fuͤß auch niemahls anderwerts
Jrꝛweeg / dir zu entfliehen.
24.
Gleichwol verhaͤngeſt du / das doͤrfer ſtaͤt vnd feld /
Wie oͤde waͤld /
Der Raͤuber laͤger / nein / der Drachen luͤger bleiben:
Vnd das vns ſolche feind / als herꝛen aller welt
Vmbtreiben vnd aufreiben.
25.
Gleichwol verhaͤngeſt du / daß ſtehts ein zeherguß /
Stehts ein blutfluß /
Mit hunger / peſt / ſchwert / fewer / ohn ablaß vns er -
ſchroͤcket;
Daß der tod vnſer hertz mit ſchmertzlichem verdruß
Vnd fuͤnſternuß bedoͤcket.
26. Haͤt46Gaiſtliche
26.
Haͤt vnſer mund / hand / hertz / voll ſpot / blut /
heuchlerey /
Dein lob / ehr / trew /
Vnd namen / Hoͤchſter Got / vergeſſen vnd verlaſſen:
Vnd von der Warheit dienſt zu der Abgoͤtterey
Sich ja vermoͤgen laſſen.
27.
So koͤnt / ſo ſolt vns Got / dem das hertz wie der mund
Gantz klar vnd kund /
Der die gedancken ſelbs er gruͤndet / wol auß finden:
So ſolten billich wir / an leib vnd ſehl gantz wund /
Die ſchuld vnd ſtraf empfinden.
28.
Groß zwar iſt vnſre ſchuld: Jedoch du vnd dein
wort
(Herꝛ / vnſer Hort)
Jſt nu die groͤſte ſchuld daß Vns die feind hin -
ſchlachten:
Dein wort / Herꝛ / machet nu vnſicher allen Ort /
Das Wir ſchier gar verſchmachten.
29.
Ach! Herꝛ / wach auff / O Herꝛ / verlaſſe deinen
ſchlaf /
Laß deine ſchaf
Von diſen Woͤlfen nicht gaͤntzlich zerꝛiſſen werden
Treib deinen ſchlummer ab / Treib von Vns diſ〈…〉〈…〉
ſtraff /
Erhalt vns noch auff erden.
30. Wa[rumb]47Gedichte.
30.
Warumb iſt deines augs troſtreicher gnadenſchein
Vns / die wir dein /
Verborgen nu ſo lang / Als wan dir vnſre ſorgen /
Als wan dir des feinds ſtoltz / vnd vnſer layd vnd
pein /
Wie dein troſt vns / verborgen.
31.
Sih / Herꝛ / gantz hoffnung-loß / vnd zittrend wie
das laub
Biß in den ſtaub
Hat vnſre ſehlen ſchon das ſchwere Creutz gezwun -
gen:
Von dem nie-ſatten grab (der peſt / ſchwerts / hun -
gers raub)
Schnell werden wir verſchlungen.
32.
Mach dich doch auff / O Herꝛ / vnd ſtewrend der
gefahr /
Erꝛoͤt / bewahr /
Vns wenig / welche noch der muͤde tod geſparet:
Erhalt vns / daß dein lob werd durch die kleine ſchar
Endlich geoffenbaret.
Der48Gaiſtliche

Der Sechs vnd viertzigſte Pſalm. Deus noſter refugium &c.

1.
DEr einig ſchlrm / ſchantz / ſchutz iſt Got /
Darauff wir vns verlaſſen:
Got koͤnden wir in aller noht
Als vnſern ſchilt erfaſſen:
Ja / vnſer ſterck iſt Gottes hand
Vns freyhend von gefahren;
Jn allem laydigen zuſtand
Wir ſeine hilf erfahren.
2.
Vnd wan wir vnſre zuverſicht
Beſtaͤndig zu jhm tragen;
So doͤrfen wir vns foͤrchten nicht /
Wir koͤnden auch nicht klagen:
Wan ſchon das erdreich vnd das Meer
Vermiſchend ſich erhoͤben
Vnd gleichſam als zway wilde heer
Die gantze welt erboͤben.
3.
Fortfahren mag das Meer mit macht
Zu toben / wuͤten / wallen /
Das auch der bergen hoͤchſter pracht
Solt vmbgeſtuͤrtzet fallen:
So bleibet doch des Hoͤchſten ſtat
Mit baͤchlein friſch genoͤtzet /
Durch jhn / der ſie gebawen hat /
Troſtreich allzeit ergoͤtzet.
4. D[ie]49Gedichte.
4.
Die Heyligen / des Hoͤchſten knecht /
Mit wohn darinnen wohnen:
Der Heyligſt ſelbs / allzeit gerecht /
Zu ſtrafen vnd zu lohnen /
Hat auß lieb ſeinen gnaden-thron
Bey jhnen eingenommen;
Vnd will zu jhrer feinden hohn
Jhr zeitlich zu hilff kommen.
5.
Wan ſchon vil Koͤnig ſtarck / kuͤhn / groß /
Jhr vbel zuzufuͤgen /
Mit voͤlckern forchtfrey vnd gotloß
Sie kommen zu bekriegen:
Muß doch / alß bald des Hoͤchſten ſtim
Gehoͤret wirt auff erden /
Die erd mit jhrer macht vnd grim
Verzagend zu nichts werden.
6.
Mit vns iſt allzeit vnſer Got /
Got / der Herꝛ der heerſcharen;
Er iſt mit vns / in aller noht
Vns ſchadloß zu bewahren:
Auff jhm / als deſſen gnadenfrucht
Jacob allzeit ergoͤtzet /
Verbleibet vnſer troſt / zuflucht
Vnd hoffnung voͤſt geſoͤtzet.
E7. So50Gaiſtliche
7.
So wach nur auff / O volck / vnd merck /
Laß vns ja wol beſehen
Des Herꝛen wunderliche werck
Zu vnſrer zeit geſchehen;
Was fuͤr verwuͤſtung in dem land
Hat der Herꝛ angerichtet!
Der krieg durch hunger / peſt / ſchwert / brand /
Hat leut / ſtaͤt / land vernichtet.
8.
Der Herꝛ / als deſſen ſtraf vnd raach
Nu jhren lauff vollendet /
Will / daß das vbel laſſe nach /
Vnd der krieg werd geendet:
Er / der zuvor mit vngehewr
Vnd jamer vns geſchlagen;
Verzoͤhret numehr durch das fewr
Schwert / ſpoͤr / geſchoß vnd wagen.
9.
Damit ſein volck in frid / frewd / ruh
Kom nu widrumb zuſamen /
Erkennet (rufet Er jhm zu)
Vnd ehret meinen namen:
Nu ſtehet ab von fernerm ſtreit /
Jch will / Jch kan euch ſchaiden;
Mich ſollen auch zu aller zeit
Erhoͤben hoch die hayden.
10. D[ie]51Gedichte.
10.
Die hayden / welche ſich mit buß
Zu meinem wort bekehren /
Die ſollen (fallend mir zu fuß)
Mein Lob vnd Ehr vermehren:
Vnd die in jhrer ſtoltzen wuht
Zu loͤſtren mich fortfahren /
Die ſollen durch jhr aigen blut
Vnd tod mich offenbaren.
11.
Mit vns iſt allzeit vnſer Got /
Got / der Herꝛ der heerſcharen;
Er iſt mit vns / in aller noht
Vns ſchadloß zu bewahren:
Auff jhn / als deſſen gnadenfrucht
Jacob allzeit ergoͤtzet /
Verbleibet vnſer troſt / zuflucht
Vnd hoffnung voͤſt geſoͤtzet.

Der zwey vnd funfzigſte Pſalm. Quid gloriaris in malitia, &c.

1.
JSt es / Tyran / dan noch nicht gnug?
Darff dein mund (eben ſo vnklug /
Als dein hertz grewlich) dein thun ruͤhmen?
Kanſt du dan deine wuhterey
Auch fuͤr Got / deſſen ſuͤſſe trew
Stehts vnſer ſuͤſſer troſt / verbluͤmen?
E 22. Du52Gaiſtliche
2.
Du dichteſt wol in deinem raht
Noch newe duͤck / dein boͤſe that
Fuͤr frembden augen zu beſchoͤnen;
Vnd deine zung mit ſcharpffer ſchmach /
Vnd ſcharſchach-gleichen falſchen ſprach
Darff die vnſchuldige verhoͤnen.
3.
Warheit / frombkeit vnd redlichkeit
Wirt von dir (der du voll ſchalckheit)
Mehr dan vnbillichkeit gehaſſet:
Ja / liſt / betrug / gewalt vnd macht
Jſt dein geſatz / recht / reichtumb / pracht /
Darauff ſich dein hochmuht verlaſſet.
4.
Vnd wie ſich dein verſtand vnd mund
Des Hoͤchſten kinder mit vngrund
Fuͤr der welt zu verleuͤmbden / vben:
Alſo kan dein hertz vnd gehoͤr
Nichts mehr dan falſcher zungen maͤhr
Vnd boͤſer hertzen falſchheit lieben.
5.
Doch thuſt du ſolches nicht vmbſunſt.
Des Hoͤchſten zorns gerechte brunſt
Wirt / dich bezahlend / bald verzoͤhren.
Mit deiner haab auß allem land
Wirt dich des Hoͤchſten ſtarcke hand
Anßrotten gaͤntzlich vnd verſtoͤren.
6. A[ -]53Gedichte.
6.
Alßdan der fromb vnd ſein geſchlecht /
So deines ſchweren ſchwerts vnrecht
An vilen glidern nu verloͤtzet /
Soll werden / deinen letzten ſpot
Anſchawend / von dem ſtarcken Got
Zugleich entſetzet vnd ergoͤtzet:
7.
Vnd ſprechen: Sih / das iſt der groß /
Der ſich ſtehts ruͤhmend / ſtoltz / gotloß /
Nichts auff des Herꝛen ſterck gehalten:
Sondern wolt mit verkehrtem muht
(Haltend fuͤr ſeinen Got ſein gut)
Durch wuͤhterey die welt verwalten.
8.
Jch aber den des Hoͤchſten wort /
Als mein ewiger troſt vnd hort /
Getroͤſtet ſtehts in layd vnd flehen /
Werd / einem gruͤnen oͤhlbaum gleich /
Alßdan frey / fridlich / frewdenreich
Jn Gottes weinberg bluͤhend ſtehen.
9.
Auch billich froh zu aller ſtund
Will Jch dir / Herꝛ / mit hertz vnd mund
Lobſingend / deine gnad erklaͤren;
Vnd in der heyligen gemein /
Als deren lieb dein Nam allein /
Vertrawend dir / dein lob vermehren.
E 3Der54Gaiſtliche

Der Vier vnd funffzigſte Pſalm. Deus in nomine tuo. &c.

1.
ACh Got / mein hoͤchſter hort / dem mein layd an〈…〉〈…〉
gelegen /
Kom nu / weil mein gefahr ſehr groß
Hilff mir ſunſt gantz hilffloß /
Hilff / Herꝛ / von deines Namens wegen!
Vnd weil Jch durch gewalt / verfolgung vnd vnrec〈…〉〈…〉
Nu ſchier muß vndergehen /
Kom du mit recht vnd macht mir / deinem arme〈…〉〈…〉
knecht
Auch bey zuſtehen!
2.
Hoͤr mich / der du zuvor ſtehts mein gebet erhoͤret /
Vnd mich als mein getrewer Got
Jn aller forcht vnd noht
(Barmhertzig) deiner hilff gewehret:
Ach! naige dein gehoͤr / hoͤr doch was dir mein mu〈…〉〈…〉
Mit flehen / ſeufftzen / klagen /
Fuͤr deinen Richterſtul auß meines hertzen grund
Hat fuͤr zu tragen!
3.
Die / denen dein wort frembd / die daran kein gefall〈…〉〈…〉
An denen du / Herꝛ / keinen luſt /
Voll neyd in jhrer bruſt
Erhoͤben ſich mich an zu fallen:
D[ie]55Gedichte.
Die / deren gaiſt vnd hertz von frechem vbermuth
Vnd hochfart auffgeblaſen
(Als meine tod-feind) mich mit tyranney vnd wuht
Zu toͤdten / raſen.
4.
Zwar ſeltzam iſt es nicht / daß leut / die jhrem willen
Allein gehorchen; vnd / gotloß /
Sich machen reich vnd groß /
Das land mit vbel zu erfuͤllen;
Vnd daß die / welche Got / ſein wort / all ehr vnd trew
Zu ſchmaͤhen / ſich vermeſſen /
Je ſolten Gottes volck layd / vnrecht / buberey
Zu thun vergeſſen.
5.
Doch ſih! mein Herꝛ / mein hayl / zu helffen nicht ver -
ziehet /
Berait empfind Jch ſeinen ſchutz
Vnd meinem feind zu trutz
Sein troſt in meinem hertzen bluͤhet.
Ja / mein Got / deſſen ſchirm mich freyhet von dem
feind /
Vertreibend die gefahren /
Zugleich bewahret mich vnd die / ſo mich als freind
Freindlich bewahren.
6.
Got wirt die / die mit liſt nach meinem leben ſtoͤllen
Durch jhre ſtraich / in jhre ſtrick
Jn einem augenblick
Mit ſcharpff-gerechter ſtraff ſelbs foͤllen:
E 4Ach56Gaiſtliche
Ach Got! laſſz / daß dein wort vnd zuſag niemahl lang
Schwach vnd krafftloß zu nennen /
Durch jhren ſchnellen fall / vnd ſchweren nidergang
Die welt erkennen.
7.
Alßdan will hertzlich gern Jch dir / O Got / lobſingen
Vnd (meine hoffnung / glauben / trew
Vnd lieb bezeugend frey)
Lob vnd danckopffer dir fuͤrbringen:
Alßdan will Jch / O Got / billich vnd muhtiglich
Mein hertz danckreich erweyſen /
Vnd deinen Namen / Herꝛ / groß vnd gut / offentlich
Erklingend / preyſen.
8.
Weil mich mein Got vnd Herꝛ / gantz gut / gerecht /
allmaͤchtig /
Erꝛoͤttet mit genaigter hand
Von layd / gefahr vnd ſchand
Vnd allen feinden ſtoltz vnd praͤchtig:
Vnd weil Er (troͤſtend mich) mit wunder mein ge -
ſicht
An denen / die vns haſſen /
Vnd nu mit angſt vnd ſpot verzweifflen / ſein gericht
Hat ſehen laſſen.
Der57Gedichte.

Der ſiben vnd fuͤnffzigſte Pſalm. Miſerere mei, Deus &c.

1.
ERbarme dich / Herꝛ / vber mich /
Herꝛ / vber mich erbarme dich /
Dan (Herꝛ) dein hayl allein mein gaiſt allzeit be -
gehret:
Vnd wan Jch nur auf dich in meiner wolfahrt trutz /
So nem nu ruffend mich in deiner fluͤgeln ſchutz /
Als lang auch diſes ellend wehret.
2.
Jn aller noht ruff Jch zu Got /
Zu Got ruff Jch in diſer noht /
O hoͤchſter Got zu dir mein aug / hand / hertz ſich
wenden:
Dan ja nur deine hand (wie Jch wol weiß vñ merck)
Vollendet was ſie will / kan auch vnd wirt dein werck
Jn mir vnd fuͤr mich ſchon vollenden.
3.
Ja der Herꝛ / dem Jch laß die raach /
Wirt mich von allem laid vnd ſchmach
Zufreyhen / ſeine hilff herab von himmel ſchicken:
Ja ſenden wirt der Herꝛ / was die welt nicht vermag /
Als naͤmlich ſeine gnad vnd warheit / nacht vnd tag
Mich in anfechtung zu erquicken.
4.
Verzeihend meine ſuͤnd vnd fehl Wirt Er erꝛoͤtten meine ſehl
E 5Von58Gaiſtliche
Von der gotloſen wuht / die mich rings vmb beſetzen;
Wie brenner / moͤrder / thier / toll / grewlich / vngehewr /
Mit zaͤhnen / zungē / mund / als woͤhren / pfeilen / fewr /
An ehr / leib / ſehl mich zu verloͤtzen.
5.
Darumb / O Got / beweiß nu mehr /
Daß du haſt dein wort / macht / gnad / ehr /
Hoch vber das gewoͤlb des himmels zu beraittet:
Daß deine herꝛlichkeit durch deiner feinden fall /
Vnd deines volcks beſtand mit angenehmen ſchall
Werd durch den weltkraiß auß geſpraittet.
6.
Sih / wa Jch meine trit hinſetz
Befind Jch daß ſie ſtrick vnd netz
Mir richten / vnd mein hertz mit forcht vnd angſt be -
laden:
Sie ſparen weder liſt / gewalt / ſchalckheit noch muͤh /
Sie richten fallen zu / ja gruben graben Sie /
Die doch nur jhrem leben ſchaden.
7.
Vorſehend jhren fall vnd ſpot
Beraittet ſich mein hertz / O Got /
Mein hertz beraittet ſich / dich / mein hayl zu bekennen;
Ja / mein hertz ſehnet ſich / ſich ſelbs auß danckbarkeit
Mit ſtim vnd ſaitten thon fuͤr deine guͤtigkeit
Als ein Lobopfer zu verbrennen.
8.
Wolan mein mund vnd meine haͤnd /
Wolauff harpff / Jnſtrument behend
Ver59Gedichte.
Vermaͤhlet ſpihl vnd ſtim anmuhtiglich zuſamen:
Fruͤh / fruͤh eroͤffne ſich ein jedes augenltd /
Wach du fruͤh auff mein gaiſt / daß ja ein jedes glid
Hoͤr vnd vermehr des Hoͤchſten Namen.
9.
Dich will Jch allzeit loben / Herꝛ /
Nicht nur hie / ſondern weit vnd ferꝛ /
Daß auch die heyden ſelbs mich hoͤren vñ dich ehren:
Vnd Jch will noch die werck vnd wunder deiner
hand /
Mit danck das volck zu buß in manchem frembden
land
Zu bringen / danckbarlich vermehren.
10.
Dan deine guͤtigkeit / die ſich /
So weit des himmels vmbgang dich /
Erklaͤret / kan allein was du wilt bald ergaͤntzen:
Vnd keiner wolcken lauff / noch winds behendigkeit
Kan deiner warheit liecht / troſt vnd beſtaͤndigkeit
Verduncklen / hindern / oder graͤntzen.
11.
Darumb (O Got) erzaig numehr /
Daß du dein wort / macht / gnad vnd ehr /
Hoch vber das gewoͤlb der himmeln zuberaittet:
Daß deine herꝛlichkeit durch deiner feinden fall /
Vnd deines volcks beſtand mit ſuͤſſem widerhall
Werd durch den vmbkraiß außgebraittet.
E 6Der60Gaiſtliche

Der Vier vnd Sybenzigſte Pſalm. Ut quid Deus repuliſti &c.

1.
WArumb / Herꝛ vnſer Got / ohn welchen vnſer
leben
Ohn lieb / vnd vnſer leib ohn krafft /
Hat dein zu ſchwerer grim vns / deines bunds erb -
ſchafft
Der feinden hochmuht dargegeben?
Verſtoſſeſt du dan vns in ein ewiges layd?
Haſt du dan deines bunds vnd vnſers ruhms ver -
geſſen?
Verlaſſeſt du dan gantz vns / die herd deiner wayd /
Den woͤlfen auffzufreſſen?
2.
Wan vnſre ſuͤnden ſchon (Herꝛ) deinen zorn an -
zuͤnden /
Wan vnſrer ſchulden laſt ſo groß /
Daß vnſre thraͤnen jhn zu loͤſchen ſchier fruchtloß /
Daß wir billich die buͤrd empfinden:
Bedenck du doch daß wir / als dein volck / dir einmahl
So lieb vnd angenehm / daß es dein luſt geweſen /
Vns von der dienſtbarkeit vnd jrꝛthumb ſchweren
qual
Gantz thewer zu erloͤſen.
3.
Gedenck an dein erbland / vnd deines dienſts beloh -
nung /
Jetz vnſrer feinden boßheit lohn:
Sih61Gedichte.
Sih doch wie nu jhr pracht der Edel berg Syon /
Einſt vnſer wohn / vnd deine wohnung:
Vnd fuͤhrend zu gemuͤht / wie ſehr dein volck / bund /
feind /
Hilffloß / verachtet / ſtoltz / vergiß was wir begangen;
Vnd ſey zu helffen vns ſo foͤrtig / als Sie ſeind
Argliſtig vns zu fangen.
4.
Auff / Herꝛ / ſtraf vnſern feind / auff daß Er (recht be -
lohnet)
Nicht laͤnger aͤrgerlich ſtoltzier;
Straf / Herꝛ / ſtraf deinen feind / d als ein wildes thier
Nicht deines heyligthuͤmbs verſchonet:
Vnd deſſen grober zorn in deinem aignen hauß /
Dir / Got / vnd vns zu ſpot / getobet vnd gebruͤllet /
Vnd ſolches mit hohn / ſchimpff / wuht / ſchelmerey
vnd grauß
Halßſtarꝛiglich erfillet.
5.
An ſtat deiner geſaͤtz / als jhn ſein gaift anhoͤtzet /
Hat Er des Abgots mißgebot /
Vnd an ſtat deines worts hat Er zu deinem ſpot
Bildſtoͤck vnd goͤtzen aufgeſoͤtzet:
Die taflung / das gewoͤlb vnd allen andern pracht
Hat er mit groͤſſerm ernſt verdoͤrbet vnd verſtoͤllet /
Dan wan ein hauff holtzleut mit vngeſtim vñ macht
Baͤum in den waͤlden foͤllet.
6.
Nach ſeines Abgots wort / andeutung vnd exempel Jn deinem tempel vnd vmbhang
Zu -62Gaiſtliche
Zubrach Er vnd zerꝛiß mit ſchmach / mord / ſchand
vnd zwang /
Herꝛ / deines gaiſts ehr-reiche tempel:
Vnd nach dem ſein (mehr muͤd dan vernuͤgter)
muhtwill
Mit wuht vnd wuſt den Ort gotsloͤſterlich befloͤcket /
Hat Er es / daß er ja gantz ſein gebot erfill /
Gar in den brand geſtoͤcket.
7.
Ja / diſes iſt nicht gnug. Die ſchnoͤd-verkehrte hertzẽ /
Nach jhrer pfaffen raht vnd lehr /
Erfinden / deinem Wort (ſo vnſre groͤſte ehr)
Noch zu vnehren / newe ſchmertzen;
Sie brauchen newe liſt zu moͤrden; vnd ohn ſchew
Frey ſchreiben / ſchreyhen Sie: Nu ſoll auf diſer erden
Nicht eines ketzers kind / geſchlecht / buch noch gebaͤw
Vbergelaſſen werden.
8.
Auch (ſtoͤrꝛig) martern Sie / verſtoͤren vnd verzoͤhren
Durch den ſtrang / pfal / rad / ſchwert vñ brand /
Herꝛ / deine knecht / dein volck / die tempel / ſchulē / land /
Ja dein wort kan ſich nicht erwoͤhren:
Sondern gleich wie ſie nu / mit vnerhoͤrter ſchmach
Gern wolten alle die Vns vnderꝛichten / richten:
Alſo will auch jhr ſtoltz vnd jhr torꝛechte raach
Dein wort vnd recht vernichten.
9.
Alſo wir ohn dein wort / ohn Koͤnig / ohn Propheten /
(Weil Sie tod oder in der Acht)
Erſe -63Gedichte.
Erſehen / layder! mehr kein zaichen deiner macht
Vnd gnad in diſen vnſern noͤhten.
Vnd weil vns kein menſch mehr mit troͤſtlichem be -
ſchaid
Kan oder darff des layds vñ ellends end fuͤrbringen /
Will vns noch der Tyran / ab dem Joch / vnſerm layd /
Nicht zu beklagen / zwingen.
10.
Ach wie lang wilt du noch nicht allein vns verlaſſen?
Sondern wie lang / Got vnſer hort /
Wilt du den feinden auch dich ſelbs / dein recht vnd
wort
Zu loͤſtern (vngerecht) zu laſſen?
Soll dan vnſtraͤflich ſtehts jhr naͤrꝛiſcher hochmuht
(Vermehrend taͤglich ſich durch diſes dein ſtill -
ſchweigen)
Dein ehr vnd vnſer lehr / Jhr vnd der hoͤllen wuht
Geſpoͤt zu ſein / bezeugen?
11.
Ach! was verzieheſt du Vns ſchuͤtzend zu bedoͤcken /
Vnd dein gerechte rechte hand /
Die vnſers glaubens troſt / vnd deiner gnadenpfand /
Zu vnſerm beyſtand auß zuſtroͤcken?
Du biſt ja vnſer Got / Herꝛ / Hayl / vnd zuverſicht /
So vns von anbegin fuͤr ſein volck angenommen /
Vnd ſunſt in aller noht / fuͤr aller welt geſicht
Vnd ſtehts zu hilf gekommen.
12. Du /64Gaiſtliche
12.
Du / du haſt / als dein volck / gantz trawrig / dich be -
tawret
(Verhindrend des Meers hindernuß)
Gleich wie Meergruͤne ſtein der wellen ſchnellen fluß
Zu beeden ſeitten auffgemawret:
Vnd fuͤhrend Jſrael gantz wunderlich dardurch
Haſt du der Drachen ſtoltz (ſtehts wider dich erhabē)
Mit jhrer macht vñ pracht / recht mitten in der furch
Des Meers anlaufs begraben.
13.
Jhr haupt ſelbs / daß kein blut / froͤſch / fliegen / laͤuß /
ſeucht / dunder /
Hewſchrecken / finſternuß / beul / tod /
Halßſtoͤrꝛig lehren kont / damahls durch gleiche noht
Wurd der Meerwunder groͤſtes wunder;
Du haſt ſein heer vnd jhn (dem an betrug / meinayd /
Hochmuht vnd wuͤhterey die grobe feind gleich leben)
Den thieren fuͤr jhr aaß / dē volck fuͤr ein ſchaw-wayd
Jn der einoͤd gegeben.
14.
Dein volck (durch deine gnad reichlich allzeit begabet
Wie arm es auch an danckbarkeit)
Haſt du durch eine quell / ſo dir die haͤrtigkeit
Des drucknen felſen gab / erlabet.
Dein allmaͤchtige gnad / vnd gnaͤdige allmacht
Hat deinem volck zu lieb des Jordans ſtrom zuſpaltē〈…〉〈…〉
Vnd jhm biß daß du es / ſchutz reich / hindurch ge〈…〉〈…〉
bracht /
Den zaum zu ruck gehalten.
15. Es65Gedichte.
15.
Es iſt dein gnaden-werck wunderlich zu erzaigen
Dem Tag die Welt / der Welt den Tag;
Vnd wiederumb durch die nacht / nach der muͤh / plag
vnd klag
Der ſterblichen mund zu geſchwaigen:
Der Sonnen glantz vnd gang / ſo mit liecht / luſt vnd
frucht
Die erd / das hertz vnd aug / erfuͤllet vnd ergoͤtzet /
Hat die krafft deines worts / ſo deines volcks zuflucht
Vns zu dienſt auffgeſoͤtzet.
16.
Du haſt in dem vmbkrayß (ein Werckſtuͤck rund er -
gaͤntzet)
Verbraͤmend mit dem Meer das land /
Verbluͤmend auch das Meer mit des lands gruͤnem
rand
Das ein vnd ander land gegraͤntzet:
Vnd daß ein jeder ſich ab ſeinem gut vnd ſitz
Froͤlich vernuͤgen moͤcht / haſt du die Zeit geaͤndert /
Vnd in vier thail / mit kaͤlt die hitz / die kaͤlt mit hitz
Zu lindern / abgeſoͤndert.
17.
Wan es dir dan ſo leicht vns wider zu ergoͤtzen /
Ach! ſo gedenck doch deines bunds;
Gedenck doch / hoͤchſter Herꝛ / des loͤſterlichen munds
Damit dich vnſre feind verloͤtzen:
FVnd66Gaiſtliche
Vnd waferꝛ du dein volck ja nicht bedencken wilt /
Ach! ſo bedenck doch / Herꝛ / wie hoch Sie (Rieſen)
ſteigen /
Wie jhre torheit noch ſtehts deinen Namen ſchilt /
Vnd mach ſie doch ſtillſchweigen!
18.
Ach! Got / kanſt du dich wol enthalten / anzuſchawe[n]〈…〉〈…〉
Wie der Raubvogel / Loͤw vnd Drach /
Vnd andre wilde thier dein turteltaͤublein ſchwac[h]〈…〉〈…〉
Zu toͤdten oͤffnen jhre klawen?
Ach Vatter! hoͤr / ſih / merck / ſein ſeufzen / klag / ge〈…〉〈…〉
fahr /
Erroͤtt / Herꝛ / ſeine ſehl auß dieſer thieren rachen;
Laß die feind laͤnger nicht / vergeſſend dein volck ga[r]〈…〉〈…〉
Ab ſeinem weinen lachen!
19.
Eroͤfne dein geſicht / vnd ſehend wie die armen /
Die ohn dich weder muht noch gut /
Gantz vberwaͤltiget durch dieſer raͤuber wuht /
Laß dein hertz jhrer ſich erbarmen!
Ach! ſih numehr zu ruck auff deiner buͤndnuß
trew /
Weil in der finſtern welt ja nichts dan fluchen /
ſchmaͤhen /
Verꝛaͤhterey / betrug / ſchand / mord vnd zaubere〈…〉〈…〉
Zu hoͤren vnd zu ſehen.
20. Ac[h]67Gedichte.
20.
Ach! laß / Herꝛ / deine knecht; laß / Vatter / deine
kinder /
Wund / ellend / ſchwach / ohn hilff / ohn ehr /
Ja gar verzagen nicht: Sondern mach Sie vilmehr
Noch jhrer Siger vberwinder!
Daß / wie jetz vnſre feind / ſo ſtatlich / ſtoltz vnd groß /
Dir / Herꝛ / vnd Vns zu ſpot jhr aigen lob erklingen;
Wir alß dan jhm zu ſchimpff / deemuͤhtig / ſchlecht
vnd bloß /
Dir / vnſerm Got / lobſingen.
21.
Erwach / O Herꝛ / ſteh auff / vnd zeuch ſelbs auß zu -
ſtreitten /
Es iſt ja gantz dein aigne ſach /
Es iſt dein aigen Wort / das diſer ſtoltze Drach
Will durch ſein gift vnd macht außreuͤttẽ:
Darumb gedenckend nu mit wie gnadloſer hand
Mit wie giftvollem mund / vnd moͤrderiſchen wa -
fen /
Die arg vnd ſtoltze feind ſtehts ſuchen deine ſchand /
Vergiß nicht Sie zu ſtrafen!
22.
Dieweil ja dein ſanfftmuht der feinden ſtoltz ver -
mehret /
So ſchweig darzu nicht langer ſtill;
Sondern erweiß numehr / daß jhr pracht vnd muht -
will
Dich ſelbs ſo wol als vns beſchweret:
F 2Er -68Gaiſtliche
Er weiß / daß du jhr Feind / wir aber dein geſchlecht /
Daß ſie / die wider Dich ſich mehr vñ mehr verbindē /
Jhren Raht falſch / Vns froh / dein wort wahr /
Dich gerecht /
Befinden vnd empfinden.

Der Neuͤnzigſte Pſalm. Domine refugium factus es, &c.

1.
DV / Herꝛ / als vnſer hayl / wohn / wohnung / ſchir〈…〉〈…〉
vnd ſchutz /
Jn ellend / layd / gefahren /
Haſt vns bewahret ſtehts / vnd (vnſeꝛm feind zu tru〈…〉〈…〉
Kanſt vnnd wilt du vns auch noch fuͤrhin ſtehts b〈…〉〈…〉
wahren.
2.
Dan eh die Welt des tags / der tag der erden prac〈…〉〈…〉
Vnd ſtoltze berg geſehen;
Beſtund vor aller zeit ohn anfang deine Macht /
Vnd die wirt auch ohn end nach aller zeit beſtehen〈…〉〈…〉
3.
Zermalmet wirt der menſch (zwar deiner haͤnd〈…〉〈…〉
werck)
Von dir in ſtaub vnd erden:
Man ſihet / wie du wilt / der menſchen kinder ſterck
Vnd leben auff dein wort friſch oder zu nichts wer〈…〉〈…〉
4. D[em]69Gedichte.
4.
Dem ſchnell-verlofnen tag / der der verfloſſnen nacht
Durch ſeine flucht muſt weichen /
Ja des tags viertem thail / der naͤchtlichē ſchiltwacht
Fuͤr deinē augen / Herꝛ / ſich tauſent jahr vergleichen.
5.
Gleichwie ein waſſerſtrom / mit ſchneller vngeſtim
Abflieſſend / ſich verlieret:
Gleichwie ein kurtzer traum / oder ein ſuͤſſe ſtim
Ein kleine weil den gaiſt / oder das Ohr beruͤhret:
6.
Gleichwie ein friſches graß / oder ein zarte blum /
So mit dem tag auffgehet /
Wirt / ſich veraͤndrend bald / ohn krafft / geruch vnd
ruhm /
Vor abend von dem wind welck vñ dirꝛ hingewehet:
7.
Alſo wan vnſer thun vnd laſſen deinen Zorn
Vnd ſchweren grim erwoͤcket /
Empfindet vnſer hertz alßbald den ſcharpffen Dorn
Vnd ſchnellen ſtrahl des tods / der ploͤtzlich vns auß -
ſtroͤcket.
8.
Zwar billich iſt dein grim / gerecht iſt dein gericht /
Weil vnſre miſſethaten
Dir nicht verborgen ſeind / weil deinem angeſicht
Sich vnſre ſuͤnden ſelbs (wie heimlich auch) verꝛahtē.
F 39. Da -70Gaiſtliche
9.
Daher (wan du vnwuͤrſch) mit dem tag vnſer tag
Vertrieben dahin flieſſet;
Vnd vnſers lebens zeit wie ein geſpraͤch / red / klag /
Sich / eh wir es gewahr vñ foͤrtig / ſchnell beſchlieſſet.
10.
Kan auß vnſrer vnzahl durch der gefahren ſchaar
Nur einer ſich durchdringen /
So kan er in ſein grab ſyben mahl zehen jahr /
Wie ſybenzig jahr jhn zuletzt in ſein grab bringen.
11.
Jſt einer ſtaͤrcker noch / vnd laſſet ſich ſo alt
Noch von dem tod nicht fangen:
So machen jhn zuletzt (alßdan ſchwach / alt vnnd
kalt)
Die viermahl zweinzig jahr zu ſeiner bahr gelangen.
12.