PRIMS Full-text transcription (HTML)
Der Jugend Zeit vertreib Zittau Jn verlegung Johann Chriſtoph Miethens
Zittauiſches THEATRUM
Wie ſolches Anno M DC LXXXII. præſentiret worden / Beſtehende in drey unterſchiedenen Spielen. 1. Von Jacobs doppelter Heyrath. 2. Von dem Neapolitaniſchen Re - bellen MASANIELLO. 3. Jn einer Parodie eines neuen Peter Sqvenzes von lautern Abſur - dis Comicis.
Zittau/Jn verlegung Johann Chriſtoph Miethens / Druckts Michael Hartmann /1683.

Denen Hoch-Edelgebohrnen Herren Hrn. Beorge Herman von Schweinitz / Herrn auf Ober - und Nieder-Crain / und Rudelsdorff. Hrn. Hanß Chriſtoph von Schweinitz / Herrn auf Wieſen - thal / Ludwigs-Frieders-Ru - delsdorff und Gießhuͤbel. Hrn. Heinrich Wilhelm von Panewitz / Herrn auf Peterwitz. Meinen allerſeits Hochgeſchaͤtzten Patronen /

)? (2

DIe Schau-Spiele / welche ſich vor kurtzer Zeit auf einer dun - ckelen Buͤhne / bey ſchwachen Lichtern prœſentiret haben / wollen numehr auch an dem hellen Tage - Lichte geſehen werden. Und alſo wuͤnſchen ſie nochmahls dieſelben Zuſchauer / derer Anweſenheit auch die geringen Erfindungen koſtbar ge - macht hat. Es mag ſeyn daß die Liebe gegen die intereſſiren den Anver - wandten kraͤftiger geweſen iſt / als die Sache / welche gemeiniglich zur un - gluͤckſeligen Stunde / das iſt / mitten in der Unruhe / und bey andern Ver - richtungen nicht erdacht / ſondern ge - ſchrieben wird. Allein ich darf mich der allgemeinen Gewohnheit bedie -nen /nen / da man ſeinem ſelbeigenen Vor - theil niemahls ableget: Und ich wil mir die ſtoltze Einbildung nicht mißgoͤnnen / als waͤre ſolches ge - ſchehen / einige Vornehme Affection gegen mich / als einen geringen Die - ner zu conteſtiren. Endlich bin ich in dem verſichert / daß Gelehrte / und Adelichen Qvalitaͤten zugethane Perſonen / dieſes Werck allerdings nicht verwerffen koͤnnen / darbey die Adeliche Jugend zu eineꝛ geziemenden hardieſſe aufgemuntert / hiernebenſt auch zu einer curieuſen Betrachtung Menſchlicher und Politiſcher Bege - benheiten angefuͤhret wird. Die Schule iſt ein ſchattichter Ort / da man dem rechten Lichte gar ſelten nahe koͤmt. Indeſſen darf ſich der Schat - ten mit einigen Vorſpielen beluſtigen / darbey man des Lichtes nach und nach zu gewohnen pfleget. Ich haͤt - te bald geſaget / das Studieren koͤnne)? (3beybey manchen Gemuͤthern einen Eckel erwecken / wenn die Buͤcher ſelbſt mit dergleichen gelehrter Annehmligkeit nicht recom̃endiret werden. Uber dieß wie koͤnte ich einen zukuͤnfftigen Ca - vallier von meiner Hand wegziehen laſſen / wenn er zwar das Gemuͤ - the mit Lateiniſchen Gedancken / hin - gegen aber die Zunge mit keiner an - ſtaͤndigen Beredſamkeit / viel weni - ger das Geſichte und den Leib zu keiner Leutſeligen Mine diſponirt haͤtte? Ja weil das Menſchliche Leben an ſich ſelbſt einer immerwaͤhrenden Comoͤ - die vergliechen wird / ſo kan ich nicht beſſer thun / als wenn ich die Par - theyen bey guter Zeit abzuſchreiben gebe / welche ſie anitzo in Kurtzweil verſuchen / bald aber im Ernſte vor die Hand nehmen ſollen.

Meine Hochgeneigte Patronen laſſen ſich die Weitlaͤufftigkeit nicht mißfallen / in dem ich einer Sachedasdas Wort rede / welche von hohen und rechtſchaffenen Gemuͤthern nie - mahls verdammet wird. Ihre bey - wohnende Tugend iſt mir ſo bekand / daß ich dem gegenwaͤrtigen Papiere keinen ungluͤcklichen Anblick prophe - zeyen darf. Und jemehr ich in der juͤngſten Reiſe durch das redliche / und GOtt gebe lange Zeit geſegnete Schleſien / zu dieſen Concepte bin veranlaſſet worden / deſto begieriger muß ich ſeyn / alle Gelegenheit zu er - greiffen / darinn meine auffwartſame Danckbarkeit moͤchte / wo nicht er - wieſen / gleichwohl in der Sehnſucht bezeuget werden. Gehet demnach der inbruͤnſtige Wunſch zu dem hoͤch - ſten Urheber aller Hochadelicher und Ritterlicher Tugenden / es wolle der - ſelbe an dero allerſeits Preißwuͤrdig - ſten Perſonen ein vollkommenes E - xempel der Menſchlichen Gluͤckſelig - keit ſehen laſſen / auch dero Hoͤchſt -)? (4ge -geliebte Familien mit ſolchen Wachs - thum erhoͤhen / als dero eig[e]ner Wunſch / und die gegenwaͤrtige Zeit vertragen kan. Und in dem ich durch die Abſtattung dieſer Pietät wuͤnſche recom̃endirt zu ſeyn / uͤbergebe ich dieſe wenige Arbeit zu nochmahliger Guͤ - tigkeit / und nehme im uͤbrigen / auch ehe die Reſolution Ihres vornehmen Ortes erfolgen kan / mir die beſtaͤn - dige Kuͤhnheit Lebenslang zu heiſſen

E. E. E. Hoch-Adl. Herꝛligk. Zittau den 1. Octobr. 1682. Zu allen Dienſten ergebenſter Chriſtian Weiſe.

Erſtes Luſt-Spiel / Von Jacobs doppelter Heyrath / gehalten den 10. Febr. 1682.

Innhalt.

JAcob / Iſaacs des Ertzvaters Sohn / hat ſich bey ſeinem Vetter Laban mit der Be - dingung in Dienſte eingelaſſen / daß jhm die juͤngſte und ſchoͤnſte Tochter Rahel nach ſieben Jahren moͤchte beygeleget werden. Allein weil die aͤltere Tochter Lea mit jhren klaͤglichen Bit - ten darzwiſchen koͤm̃t; Weil ſich auch ein Sy - riſcher Printz bey Labans Kindern / als Rahels Liebhaber / angiebt; ſo wird die Hochzeit zwar angefangen / doch auf den Abend wird Lea / an jh - rer Schweſter ſtat / dem Braͤutigam beygeleget. Aufden Morgen entſteht eine wunderliche Con - fuſion, daß auch Jacob die Flucht nehmen wil. Laban reſolvirt ſich dem Fluͤchtigen nach zuja - gen. Indeſſen erſcheint dem Jacob ein Engel / und verhindert die Flucht ſo weit / biß jhm die andere Schweſter zugleich verſprochen / und in Anſehung eines nochmahligen ſiebenjaͤhrigen Dienſtes beygeleget wird. Alſo vergnuͤget ſich Printz Kemuel mit einer andern Schaͤfferin / und hat die gedoppelte Heyrath einen angeneh - men Außgang.

Per -

Perſonen. An ſtatt des Vorredners.

  • 1. Jedida) zwey Schaͤfferinnen.
  • 2. Achſa)
  • 3. Lamuel) zwey Schaͤffer.
  • 4. Daniel) Engel.
  • 5. Raphael.
  • 6.)
  • 7.)
  • 8. Engel)
  • 9.)
  • 10.)
  • 11.)
  • 12. Laban ein reicher Herr in Haran.
  • 13. Lothan) deſſen Soͤhne.
  • 14. Meres)
  • 15. Lea) deſſen Toͤchter.
  • 16. Rahel)
  • 17. Silpa der Lea Auffwaͤrterin.
  • 18. Bilha der Rahel Auffwaͤrterin.
  • 19. Peninna der Rahel Freundin / hernach Ke - muels Liebſte.
  • 20. Debora der Rahel Amme.
  • 21. Bildad) Labans Nachbarn.
  • 22. Darkon.)
  • 23. Jacob, Labans Vetter und Ober-Ver - walter.
  • 24. Eli -
  • 24. Elidab Unter-Verwalter.
  • 25. Haniel Jacobs Freund.
  • 26. Ebed)
  • 27. Amal) drey ſingende Scháffer.
  • 28. Regu)
  • 29.)
  • 30. ) Singende Schaͤfferinnen.
  • 31.)
  • 32.)
  • 33. Epha eine Schaͤfferin.
  • 34. Kemuel ein Printz aus Syrien in Schaͤf - fer-Habit.
  • 35. Barak, Kemuels Feld-Herr.
  • 36. Ahiman deſſen Hofemeiſter.
  • 37. Haſo Labans luſtiger Schaff-Knecht.
  • 38. Moph Kemuels luſtiger Diener.
  • 39. Boker Ein Mund-Koch.
  • 40. Sebub ein Zauberer.
  • 41. Esbon) Bauren.
  • 42. Gared)
  • 43. Put)
  • 44. Reba) Ihre Weiber.
  • 45. Marcala)
  • 46. Helba)
  • 47.)
  • 48. ) Singende Bauer-Maͤgde.
  • 48.)
  • 50. Etliche ſtumme Bauren.
Die

Die Muſic beſtehet mehrentheils in Pau - cken und Schalmeyen / weil das gantze Spiel eine Schaͤfferey abbilden ſol.

Was auch von Schaͤfern und Engeln deswegen eingemiſchet iſt / daß rechtſchaffene Leute jhre kleine Kinder darbey wiſſen und an - ſehen moͤgen / daß kan nach Belieben ohne Ab - gang einiger Action ausgelaſſen werden. Ja weme es an Perſonen ermangeln moͤchte / der koͤnte in der mitten manche Scene weniger ma - chen. Wie es in den beſten Muſicken herge - het / da bißweilen etliche Stimmen ſtille ſchwei - gen. Wer die Kunſt verſteht / dem iſt leicht zu rathen. G. B.

NB.

NB.

Ob man wol wegen der Druckfehler etwas haͤtte erinnern ſollen / ſo werden doch die meiſten von einem auffwachtſamen Leſer zu ver - beſſern ſeyn. Auſſer ein einziges iſt im Bogen B. am Ende pag. 32. eingeſchlichen / da etliche Zeilen dergeſtalt muͤſſen Supliret werden: Wenn alle Jungfern an den Freyern verzweifeln wolten / welche ſich biß - weilen von ruhmraͤthigen Perſonen muͤſſen bereden laſſen / ſo wuͤrde bey dem Frauen-Zimmer die Freude ſel - tzam ſeyn. Und hierauf koͤmt zu Anfang des Bogens C. Labans Antwort.

[figure]
[1]

Vorſpiel. Jedida, Achſa, Lamuel, Daniel.

Jed.

HIer oͤffnet ſich der Platz / hier zeiget ſich die Stelle /

Da Jacob lehren ſoll / durch was vor Ungluͤcks-Faͤlle

Die Tugend dringen muß. Ihr lieben ſteht uns bey /

Der beſte Schaͤffer macht die beſte Schaͤfferey.

Lam.

Ach Schweſter ſollen wir von Jacobs Tugend ſpie - len /

So muͤſſen wir zugleich deſſelben Flammen fuͤhlen.

Es iſt wohl leicht gethan / daß man den Mund be - wegt /

Und einen lauten Schall vor tapffre Leute traͤgt:

Allein wo ſteckt die Macht? wer nicht mit klugen Spruͤchen

Auf hohe Sachen zielt / der mag ſich bald verkrie - (chen.

Ach.

Es iſt einmahl geſchehn. Der Anfang iſt gemacht /

Und wo man ſtille ſchweigt ſowird man ausgelacht.

Jed.

Die Heyden wollen ſonſt mit jhren Schaͤfern pran - gen /

Wils GOtt / wir koͤnnen auch daſſelbe Lob erlangen.

AEin[2]

Ein Chriſte ſchaue nur die Patriarchen an /

Die haben jhrer Pflicht als Schaͤffer gnung gethan

Lam.

Was nach der Bibel ſchmeckt / das muß auch wohl belieben;

Denn dieſe Feder hat aus Gottes Krafft geſchrieben.

Drum wer von Jacob lernt / der ſchickt ſich in die Welt /

Doch alſo / daß er auch dem Himmel wohl gefaͤlt.

Jed.

Wohlan wir ſind bereit das Schau-Spiel außzu - ruffen /

Die Baͤncke ſind erfuͤllt / die hocherhabnen Stuffen

Erſcheinen ziemlich voll. Der Hoͤchſte ſey gelobt /

Daß weder Krieg noch Todt in unſern Mauern tobt.

So koͤnnen wir den Platz zu rechter Zeit betreten

Und mitten in der Luſt vor unſer Zittau beten:

Es fehlt nicht an der Schaar die ſich zuſchauen giebt

Noch minder an der Gunſt der ſolches Thun beliebt.

Ach.

Ein ſchwartzes Trauer Jahr hat uns den Orth verſchloſſen:

Doch iſt die ſtille Friſt ſo gluͤcklich hin gefloſſen /

Daß auch das Schaͤfer-Volck in dieſem Lande

ſchreyt:

GOtt lob der neue Printz giebt neue Froͤligkeit!

Jed. [3]
Jed.

Ach ja / wir zweifeln nicht an der gewuͤnſchten Guͤte

Derhalben ſeyd getroſt: wir pruͤfen das Gemuͤhe

An jhrer Gegenwart. Sie ſind uns zugethan /

Und alſo friſchen Sie die Muſen ferner an.

Lam.

Es bliebet wohl gewiß / die Muſen koͤnnen ſpielen /

Weil ſie von ſolcher Gunſt das Leben gleichſam fuͤhlen.

Wie ſind die Augen doch auf dieſen Platz gericht!

So iſt der Anfang gut / ſo wanckt das Ende nicht.

Ach.

Seht unſern Jacob an / wie er die Tugend ehret;

Jed.

Und wie das Gluͤcke nichts an ſeiner Luſt verſehres.

Ach.

Die Welt verſucht jhn zwar durch unverdiente Liſt;

Jed.

Doch endlich ſiehet man wer GOtt am liebſten iſt.

Ach.

Der Laban iſt bemuͤht den Vetter zubetriegen /

Jed.

Und eben der Betrug befoͤrdert ſein Vergnuͤgen.

Ach.

Indem jhn Lea faͤngt / ſo wird er ſchlim beruͤckt.

Jed.

Und ſchleunig wird er auch in Rahels Gunſt erqvickt.

Ach.

Ach bey der erſten Braut ſchien aller Troſt verloh - ren.

Jed. [4]
Jed.

Und aus derſelben Stam̃ ward CHriſtus noch ge - bohren.

Ach.

Hat Rahel in der Welt im Lieben mehr gethan /

Jed.

So ſitzet Lea doch im Himmel oben an.

Ach.

Ein rechtes Wunderwerck! Was from̃e Schaͤfer leiden.

Jed.

So muß ein bloͤdes Schaf in bittern Kꝛaute weiden.

Ach.

Ein neues Wunderwerck / weñ Tugend uͤberwind’t /

Jed.

Und wenn das frohe Schaf die ſuͤſſe Weide find’t.

Lam.

Die Sache lobet ſich. Ihr hochgeſchaͤtzten Gaͤſte /

Bleibt guͤnſtig wie jhr ſeyd / ſonſt fehlet noch das Beſte:

Wir ſtellen unſern Fleiß mit manchem Fehler ein /

Weil wir im Spielen nicht Comoͤdianten ſeyn.

Die Ubung geht zur Luſt / man ſieht und thut es ſelten /

Und alſo wollen wir deswegen nichts entgelten.

Wo niemand unter uns einmahl im Ampte fehlt /

So wird ein Fehltrit hier vergebens nach gezehlt.

Ach.

Ach ja / wer niemahls fehlt / der ſey vor ſich ein

Meiſter /Jed. [5]
Jed.

Doch dieſes Handwerck ſteht nicht vor beruͤhmte Geiſter.

Ach.

Der Zucker iſt beliebt / wo man jhn maͤßig ſtreu[t :]

Jed.

Allein der Uberfluß verdeckt die Suͤßigkeit.

Ach.

Hier iſt kein ſtoltzer Klang / wir ſpielen auf Schall - meyen.

Jed.

Und gleichwohl kan das Volck ſich bey dem Klan - ge freuen.

Ach.

Das ſchlechte Paucken-Spiel ſtimt in die Pfeif - fen ein /

Jed.

Indeſſen darff die Luſt nicht unvollkommen ſeyn.

O ſelig wer das Feld in Sicherheit bewohnet /

Dem GOtt vor ſeinen Fleiß mit ſolcher Freude lohnet.

Diß iſt ein ſchoͤner Stand / man lobe was man wil.

Von einer Compagnie im Gruͤnen halt ich viel.

A 3Ach6Jacobs
Lam.

Ach meine Rahel koͤmt / ich kenne ſie von weiten /

Sie zwinget jhren Thon in ungezwungne Seyten.

Ihr Schweſtern folget nach! weil Sie uns gerne ſieht /

So goͤnne Sie uns auch ein ſuͤſſes Schaͤffer-Lied.

Dan.
Ich armes Kind ich bin zu klein /
Ich treibe wenig Laͤmmer ein /
Und doch wil ich ein Schaͤfer ſeyn.

Erſter Handlung

Erſter Aufftrit.

(Die mittelſte Scene eroͤffnet ſich / Rahel und das Chorder Schaͤferinnen ſinget folgen - des.)
I.
LAcht uns an jhr ſchoͤnen Wieſen /
Weil die Zeit mit Blumen ſpielt:
Lacht uns an / biß jhr nach dieſen
Neben uns den Winter fuͤhlt.
Ach freylich die Felder beginnen zu lachen /
Da lebet und liebet die gantze Natur:
Weil Kraͤuter und Thiere was luſtiges machen /
So finden wir Nympfen die froͤliche Spur.
II. Seht7Heyrath.
II.
Seht die Blumen in der Jugend
Und in jhren Wachsthum an:
Ach ſo wird mit keuſcher Tugend
Dieſe Schoͤnheit nachgethan.
Ein ſandiger Boden wird ſelten erwehlet /
Da weder Violen noch Lilien ſtehn.
Wo Keuſchheit Tugend der Schaͤferin fehlet /
Da werden wir langſam die Hochzeit begehn.
III.
Nun wolan der Himmel gebe
Luſt zu dieſer Schaͤferey:
Daß die ſchoͤnſte froͤlich lebe
Und zur Braut die naͤchſte ſey.
GOtt gebe nur Segen / wir folgen den Reihen
Und bleiben in deſſen in Hoffnung verliebt /
Biß unſere Wuͤnſche zum Wercke gedeyen /
Daß etwan ein Schaͤfer ſich willig ergiebt.

Erſter Handlung

Anderer Aufftrit.

Jacob, Rahel. (Welche die andern Schaͤ - ferinnen in der mittelſten Scene hin - terlaͤſt.)
Jac.

MEin Kind was habe ich vor eine gluͤckſelige Stunde angetroffen / darinn ich meine Hoff -A 4nung8Jacobsnung bey den anmuthigſten Liedern beluſtigen kan.

Rah.

Es iſt mein taͤglicher Gebrauch / daß ich meine freye Stunden mit ſingen zubringe / weil mir das Gluͤcke ſolche Geſpielen beſcheret / die ſich zu der gleichen Zeit Vertreib nicht lange bitten laſſen.

Jac.

Warum bin ich aber in 7. Jahren ſo un - gluͤcklich geweſen / daß ich dergleichen anmuthige Lieder nicht gehoͤret habe?

Rah.

Mein Jacob nahm ſich ſeines Beruffes und ſeiner Feld-Arbeit gar zu emſig an; wer ſich im gantzen Jahr keine muͤßige Stunde goͤnnet / der wird ein geringes Chor von ſolchen Schaͤffermaͤgd - gen langſam anhoͤren.

Jac.

Ich laſſe mir das Urtheil gefallen; Iſt es wahr / daß ich in meinem Amte nichts verſaͤumet habe / ſo wird Laban nunmehro bekennen muͤſſen / daß ich meine geliebteſte Rahel mit Recht Ehren verdienet habe.

Rah.

Der Herr Vater hat ein Wort geſpro - chen / es ſtehet bey jhm / wenn er die Vollziehung wil ergehen laſſen.

Jac.

Mein Engel ich nehme mich einer Kuͤhnheit an / welche nun ſieben gantzer Jahr durch das Band einer bloͤden Furchtſamkeit iſt zu ruͤck getrieben wor - den. Ich habe gedienet / und ſo hefftig die Liebe nach dem Ausgange des angeſetzten Zieles ſeuffze - te / ſo wenig hat ſich mein Auge nur einmahl ge - waget / einen offenbahren Blick dahin zuſchicken /daran9Heyrath. daran ich mit meiner gantzen Seele gebunden bin. Allein weil eben dieſes der letzte Tag von meinen uͤberſtandenen Jahren iſt / ſo komme ich nunmehr mit einem freyen Geſichte / und begehre von mei - ner ſchoͤnſten Rahel zu wiſſen / ob ich nun mit mei - nem Verlangen etwas offentlicher gehen ſoll?

Rah.

Mein liebſter Jacob / wenn mich die nahe Blutfreundſchafft nicht zu einer getreuen Liebe ver - bunden haͤtte / ſo muͤſte mich ſein ehrliches / ſittſa - mes und hoͤfliches Gemuͤthe beweget haben / daß ich keinen andern zu meinem Liebſten verlangen wuͤrde. Doch eine Tochter muß mit ſolchen Wor - ten zu ruͤcke halten / biß der Vaͤterliche Befehl die Jungfraͤuliche Schamhafftigkeit entſchuldigen kan.

Jac.

Ich habe gnung / daß unſere Seelen mit einander verbunden ſind / das uͤbrige Verlangen muß numehr durch die Gerechtigkeit ſelber befoͤr - dert werden. Ach mein Engel / wer wiſſen wil / wie weit ſich meine Freude erſtreckt / der dencke nur wie lange ich gehoffet habe.

Rah.

Ach mein liebſtes Hertze / wer meine Ver - gnuͤgung beſchreiben wil / der muß wiſſen / wie ein Weibes-Bild geſinnet iſt / wenn ſie bey dem ge - genwaͤrtigen Braͤutigam ſo viel Jahr auf die Hoch - zeit warten muß.

Jac.

GOTT Lob daß alles uͤberſtanden iſt.

Rah.

Gott Lob / daß mein geliebteſter Jacob ge - ſund und geſegnet iſt.

A 5Jac. 10Jacobs
Jac.
(Kuͤſſet jhr die Hand.)

Ich ruffe dieſe Hand zu Zeugen an / daß ich in Ra - heis einziger Liebe ſterben wil.

Rah.

Wir wollen noch an kein Sterben geden - cken / ſoll ſich doch unſer Leben erſt recht anfahen / und da ---

Jac.

Liebſte Rahel ſie haͤlt mit etlichen Worten zuruͤcke / welche mir in wenig Tagen ſollen bekandt werden. Derohalben mit jhrem angenehmen Er - laͤubniß ſuche ich den Herrn Vater / deſſen Ausſpruch uns Beyde in einen gluͤckſeligen Stand ver - ſetzen kan.

Rah.

GOtt ſegne ſein Vorhaben und beſtaͤtige unſere Vergnuͤgung. Unterdeſſen ſollen meine Ge - ſpielen unwiſſende warum ſie bitten / vor unſern gu - ten Fortgang andaͤchtige Lieder ausſchuͤtten.

Erſter Handlung

Dritter Aufftrit.

Jacob.

Nun ſehe ich erſt / warum die Goͤttliche Directi - on ſo wunderbar iſt / alſo gar / daß die froͤmſten Kinder mehrentheils mit der beſchwerlichſten Arbeit beleget werden; da hingegen ein Gottloſer Welt - ling ſeine muͤßige Stunden nicht einmahl zehlen noch uͤberſehen kan. Denn eben durch das muͤhſeli - ge Weſen wird die zukuͤnfftige Vergnuͤgung vieltau -11Heyrath. tauſend mahl ſuͤſſer und angenehmer gemacht / da ein ander in der Freude ſelbſt keine Freude zu em - pfinden pfleget. Deſſentwegen muß der Tag mit der Nacht / und der Sommer mit dem Winter ab - wechſeln / daß die Luſt aus der Unluſt etwas lieb - licher hervorſpielen moͤge. Meine ſieben Jahr / da ich des Nachtes vor Froſt / des Tages vor Hitze faſt verſchmachtet bin / kommen mir nicht anders vor / als werens eintzele Tage geweſen / nur darum / weil ich anitzo in den Armen der wunder ſchoͤnen Rahel die unvergleichliche Belohnung empfinden ſoll. Doch ſiehe da / wie kommen meine vertraute - ſte Freunde gar zu rechter Zeit.

Erſter Handlung

Vierdter Aufftrit.

Jacob, Elidad, Haniel.
Elid.

Wie finde ich meinen Herrn bey ſo einer froͤlichen Mine / und was ſoll ich vor ein gutes Gluͤcke dahero muthmaſſen?

Jac.

Mein guter Elidad iſt es nicht Zeit / daß ich einmal nach ſiebenjaͤhriger Arbeit ein froͤliches / oder wo jemand ſo reden wil / ein muͤßiges Geſichte bekomme?

Elid.

Eben dieſes ſetzt mich in Verwunderung / was ich in ſo vielen Jahren nicht geſehen habe.

Jac. 12Jacobs
Jac.

Ich weiß daß ich mit zwey getreuen Per - ſonen rede / welchen ich das innerſte Geheimnuͤs meines Hertzens nicht verſchweigen kan.

Elid.

Sollen wir die Ehre haben etwas ſonder - bahres anzuhoͤren / ſo werden wir auch das Geſe - tze eines getreuen Stillſchweigens nicht uͤberſchrei - ten.

Han.

Und ich verwundere mich / daß Jacob et - was heimliches vor mir haͤtte verbergen ſollen.

Jac.

Wundert euch nicht / die Sache ſelber wird mich entſchuldigen. Ich habe bey Laban nun viel Jahre nach einander meinen Dienſt ohn alle Ent - geltung gefuͤhret.

Elid.

Und dieſes haben wir offt beklaget / daß jemand ſeinen Schweiß und Fleiß ſo gar umſonſt verkauffen wolte.

Jac.

Zu fruͤh / zu fruͤh mit eurem urtheilen. Ja - cob iſt ſo einfaͤltig nicht / daß er in Syrien den Lohn vor ſeine Bemuͤhung wolte dahinten laſſen.

Elid.

Ich bekenne meine Einfalt.

Han.

Und ich mercke / daß ich unter die ſcharff - ſichtigen Perſonen nicht darff gezehlet werden.

Jac.

Laban hat mir vor ſieben Jahren ſeine juͤng - ſie Tochter die ſchoͤne Rahel verſprochen / und weil heute gleich der Termin zu Ende lauffen wird / ſo frage ich nur / ob mir nicht vergoͤnnet ſey die froͤli - chen Gedancken auch in dem euſerlichen Antlitze vorzuſtellen?

Elid. 13Heyrath.
Elid.

Iſt es moͤglich / daß dieſes Geheimnuͤs ſo lange hat koͤnnen verborgen ſeyn?

Jac.

Die Heimligkeit der Gedancken iſt die be - ſte Artzney zu einer langſamen Hoffnung. Wer un - geduldig liebet / der iſt wie ein Cameel / welches ſich unter der Laſt ungebaͤrdig ſtellet / und hierdurch die Schmertzen verdoppelt.

Elid.

Ich ruͤhme die Klugheit / und wuͤnſche von dem Allmaͤchtigen GOtte / daß nunmehr die Gra - tulation zu dieſes gantzen Landes Vergnuͤgung an das freye Licht hervor brechen moͤge.

Jac.

GOtt befoͤrdere auf beyden Theilen / was unſer Hertz wuͤnſchet. Im uͤbrigen / weil ich die - ſen Tag bey dem Herrn Laban zubringen moͤchte / ſo werdet jhr auf dem Flde meine Stelle vertreten.

Elid.

Es ſoll mit allem Willen / und daß ich noch deutlicher rede / mit aller Freude verrichtet wer - den.

(Gehet ab.)

Erſter Handlung

Fuͤnffter Aufftrit.

Jacob, Haniel.
Jac.

Ihr aber mein geliebter Freund / warum wolt ihr mir den Gluͤckwunſch biß auf den Morgen ſchuldig bleiben? hat Euch die froͤliche Poſt nicht ſo nahe an das Hertze getroffen / daß ich nur einen froͤlichen Blick dargegen empfinden ſollet?

Han. 14Jacob
Han.

Ach die froͤlichen Blicke ſind niemahls bey mir ſeltzamer geweſen; und ich ſehe doch / je laͤnger man lebet / deſto mehr muß man ſich uͤber die Eitel - keit der Menſchlichen Freude beklagen.

Jac.

Mein Haniel, was zwinget euch zu dieſer unzeitigen Klage?

Han.

Ein verborgener Zufall / welcher meinem Hertzens-Freunde noch unbekand iſt.

Jac.

Wie mich beduͤncket / ſo wird der Zufall nicht ſo gefaͤhrlich ſeyn.

Han.

Ich wolte / es waͤre moͤglich / daß ich die Helffte tragen koͤnte. Allein die Laſt wird meinem hoͤchſtgeliebten Jacob allein auff die Schulter ge - leget.

Jac.

Ich erſchrecke vor keiner Laſt. Habe ich doch vor ſieben Jahren den Stein von dem Waſ - ſer Brunnen geweltzet / welchen ſonſt viel Hirten mit einander nicht bezwingen konten; Warum ſol - te ich an GOtt verzweifeln / als wuͤrde mir die neue Laſt allzu beſchwerlich ſeyn.

Han.

Der Goͤttlichen Allmacht muß es anheim geſtellet werden.

Jac.

Unterdeſſen erfahre ich nicht / wie das Un - gluͤcke heiſt / davor ich mich fuͤrchten ſoll.

Han.

Der junge Printz Kemuel iſt in unſere Stadt kommen.

Jac.

Was iſt es mehr? wil er unſer Gaſt ſeyn / ſo mag er vor lieb nehmen.

Han15Heyrath.
Han.

Es iſt noch mehr / er hat ſich in Rahel verliebet.

Jac.

Noch mehr / mein Freund? Ich habe mehr / nach dem Herr Laban ſein Verſprechen nicht wie - derruffen kan.

Han.

Er hat ſich als ein Hirte verkleidet / mit dem ausdruͤcklichen Vorſatze / nicht eher an ſeinen Fuͤrſten Stand zugedencken / als biß er durch die ſchoͤnſte Schaͤferin waͤre vergnuͤget worden.

Jac.

Ich habe das Alter mit GOttes Huͤlffe erreichet / da ich die Phantaſey der blinden Jugend verachten kan.

Han.

Wie aber wenn er von einem Vater ſe - cundiret wuͤrde / welchen man nicht verachten duͤrffte.

Jac.

Gnung / daß ich auch vor dieſem Secundan - ten unerſchrocken bin; ehe ſich der alte Kemuel da - zu reſolviren wird / ſo hoffe ich die ſchoͤnſte unter den Schaͤferinnen als mein ſuͤſſes Eigenthum in die Ar - men zuſchlieſſen.

Han.

Herr Laban hat Soͤhne / welche das Werck leichte auf etliche Monat hintertreiben werden.

Jac.

Die Soͤhne werden dem Vater nichts vor - zuſchreiben haben.

Han.

Ein Vater laͤſſet ſich nicht befehlen; aber wo die Kinder bitten / wo ſie zweifeln / ich doͤrffte bald ſagen / wo ſie laͤſtern / da wird der Vaͤterli - che Wille leicht wiederruffet.

Jac.

Sie haben nicht Urſach dieſe Untreu an mir zubeweiſen.

Han. 16Jacobs
Han.

Wie aber / wenn der junge Kemuel jhren Beyſtand erſuchet / und etliche anſehnliche Land - Guͤter zum Recompens verſprochen haͤtte? ach mein Herr / es iſt mir leid / daß ich mehr ſagen ſoll: wie wenn ich das Buͤndnis mit meinen Ohren an - gehoͤret haͤtte / welcher Geſtalt ſie nicht ruhen wol - ten / biß die Heyrath wuͤrde vollzogen ſeyn.

Jac.

Ich wil jhnen die Unruh nicht mißgoͤnnen / doch zum wenigſten mercke ich / daß mir der Ver - zug koͤnte ſchaͤdlich ſeyn; gleich itzo wil ich meinen verdienten Lohn fodern / damit die unzeitigen Frey - werber zu Schanden werden.

Han.

GOtt erfreue mich und meinen Freund durch einen geſegneten Ausgang.

Erſter Handlung

Sechſter Aufftrit.

Laban, Haſo.
Lab.

Ich verſtehe dich nicht.

Haſ.

Ich rede deutlich genung / gebt mir meinen Abſchied.

Lab.

Und wenn ich dieſes tauſend mahl hoͤre / ſo verſtehe ich doch die Urſache nicht / warum du mir den Stuhl ſo unhoͤflich vor die Thuͤre ſetzeſt.

Haſ.

Gnung daß ich Urſache habe den Abſchied zubegehren.

Lab.

Gnug / daß ich die Macht habe einen ſol - chen Muͤßiggaͤnger den Abſchied zuverſagen.

Haſ. 17Heyrath.
Haſ.

Es iſt wahr. Wir Hirten-Knechte ſind lauter Muͤßiggaͤnger / wir zaudern mit dem Vieh auf der Weide herum / wir ſpatzieren zur Traͤncke / wir ſpatzieren zum Stalle / Summa Summarum es iſt lauter Spatzier-Gang. Doch mein Gnaͤ - diger Herr / warum kriegen wir den Geld vor un - ſer Muͤßiggehen / warum werden uns bey der Freu - de die Haͤnde ſo harte / der Ruͤcken ſo krum / und die Beine ſo ſteiff? Es wundert mich / daß jhr den Lohn mit ſolchen Muͤßiggehen nicht ſelber verdie - net.

Lab.

Hoͤre auf mir verdrießlich zu ſeyn.

Haſ.

Es ſteht bey euch / gebt mir den Abſchied.

Lab.

Du ſolſt ihn haben / wenn ich die Urſach weiß.

Haſ.

Ich wil ſie lieber verſchweigen. Dann wo ich noch zweymahl daran gedencke / ſo erzuͤrne ich mich zu tode.

Lab.

Stirb im Zorn / ſo darffſtu keines Ab - ſchiedes.

Haſ.

Ich wil aber Lebens halben meinen Ab - ſchied haben. Wer weiß / wo mir noch ein galant Schaͤfer-Maͤgdgen beſchert iſt.

Lab.

Was geht mich dieſes an? Sage warum du auſſer der Zeit meinen Dienſt verlaſſen wilſt.

Haſ.

Ich muß mich doch erzuͤrnen / geht mir nur etwas vom Leibe / daß euch die ſchroͤckliche Flamme meines Zornes nicht den Bart abſenget -BHe /18JacobsHe / warum habt jhr einen andern Schaͤfer in Dienſte genommen? He? warum ſol mir derſelbe vorgezogen werden? wieder und noch tauſendmal He? warum ſol er mit euren Kindern an den Ti - ſche zu freſſen kriegen? da ſich die andern meines gleichen mit einer Hunds-Suppe oder an ſtat des Gebratens mit einer geſengten Ruͤbe behelffen?

Lab.

Ob du Bienen haſt / das weiß ich nicht. Aber daß du ſelber ſchwaͤrmeſt / das hoͤre ich aus deinen ungeſchickten Worten.

Haſ.

Ich rede daß mich ein ander verſtehet. Ich thaͤte hundert tauſend Schaff-Lorbern in die Zier - ligkeit.

Lab.

Ich begehre keinen zierlichen Schaff - knecht / weiſtu deine Beſſerung / ſo ſteht die Thuͤre offen.

Haſo.
(Ad Spectat.)

Ich ſehe wol mein Herr verſtehet keine Vexierey. Es iſt mir nicht um den Abſchied; ich wolte daß der andere Lumpen Kerl mit der Thuͤre vor den Kopff geſchlagen wuͤrde / da die Beine zuſammen gewachſen ſind.

Lab.

Du kanſt gehen / es wird dich niemand auf - halten.

Haſ.

Ey Herr man zeucht auch nicht flugs weg. Ich habe der Kaͤſe Mutter zu manchen Schaffs - Kaͤſe geholffen: Nun wil ich gleichwohl wiſſen / warum ich einem andern weichen ſol.

Lab. 19Heyrath.
Lab.

So entdecke mir doch dein Anliegen.

Haſ.

Freylich wil ich es entdecken. Da komt ein verlauffener Schaff-Knecht / und vettert ſich bey andern jungen Streichern ein / daß er in meine Stelle kommen / mein Ampt haben / und die In - ſpection uͤber die gruͤnen Lorber-Kaͤſe haben ſolle. Iſt daß nun recht / daß ein Vater bey lebendigen Leibe die alten Diener von den Kindern ſchim - pfen laͤſt.

Lab.

Es iſt nicht anders / du biſt vexieret wor - den. Dort komt Jacob / mit dem wil ich deinet we - gen ſchon richtig werden.

Haſ.
(Ad Spectatores.)

Er weiſt mich gar an den rechten. Wer keinmal freſſen und ſauffen wolte / der waͤre vor Herr Jock - ſen ein guter Cammerad.

Erſter Handlung

Siebender Aufftrit.

Laban, Jacob, Haſo.
Lab.

Woher mein Jacob / wie ſteht es auf dem Felde?

Jac.

Ich hoffe allewol mein Herr.

Lab.

Doch hier iſt ein ehrlicher Diener / dem auf dem Felde kein Stecken gerade ſtehet.

Jac.

Er wird ſich gewiß in den Schaff-KaͤſenB 2ver -20Jacobsverrechnet haben / daß er nur mit der Kaͤſe Mutter zu thun bekommet.

Lab.

Nein er verklaget meine Kinder / die ſol - len jemand anders an ſeine Stelle zum Schaffknech - te angenommen haben.

Jac.

Sie haben jhre Weide bißhero eine Tag - Reiſe von mir / daß ich ihrer Knechte halben keine gewiſſe Rechenſchafft geben kan. Vielleicht iſt ein Gaſt aus der Nachbarſchafft eingeſprochen / wel - cher den einfaͤltigen Tropffen vexieret hat.

Lab.

Mit einfaͤltigen Leuten traͤget ein Hauß - Vater Gedult. Aber was habt jhr ſonſt guts neues?

Jac.

Mein Herr / ich wolte vernehmen / ob ich zu gelegener Zeit kaͤme / daß ich etwas anbringen duͤrfte.

Lab.

Mein lieber Jacob / wenn jhr etwas zu re - den habt / ſo iſt mir keine Stunde ungelegen.

Jac.

Ich nehme die Erklaͤrung mit allen Dan - cke an / und wird demnach mein Herr annoch im friſchen Gedaͤchtnuͤſſe haben / welcher maſſen / nu - mehro vor ſieben Jahren meines Dienſtes wegen ein gewiſſer Lohn geſetzet worden / weil nun die Zeit biß auf einen Tag verfloſſen / darin ich verhoffent - lich keines muthwilligen Verſehens / bin beſchuldi - get worden; Als ergehet nochmahls meine gehor - ſame Bitte / mich in der Hoffnung des einmahl zu - geſagten Lohnes dermaleins zu vergnuͤgen.

Lab.

Es iſt wahr / jhr habt euren Fleiß niemals geſparet; Und ich mercke ſelbſt / daß mich GOttin21Heyrath. in wehrender Zeit ſonderlich geſegnet hat: Allein ich muß mich zuvor beſinnen / was ich vor einen Lohn beſtimmet habe.

Jac.

Mein Herr / ich habe ſein Wort / daß ſeine juͤngſte Tochter Rahel meine ſiebenjaͤhrige Muͤh - waltung belohnen ſol.

Lab.

So ſo. Ich beſinne mich / daß mein Wort da zumahl gegeben iſt.

Jac.

Alſo werde ich kuͤhne ſeyn / die Erfuͤllung zubegehren.

Lab.

Was ich einmahl verſpreche / darinn werd ich nimmermehr zum Luͤgner. Immittels halte ich davor / als waͤren kaum fuͤnff Jahr verfloſſen.

Jac.

Die Rechnung fehlet mir nicht / bey dem Antritte meines Dienſtes ward ſein Sohn Me - res mit unter die Schaͤffer genommen: Und nu - mehr hat er die Schaff-Kirmes zum achten mahl in dieſer Geſellſchafft mitgehalten.

Lab.

Auch dieſes kan nimmermehr laͤnger ſeyn als fuͤnff Jahr.

Jac.

Ich weiß noch ein beſſer Denckmahl. An der Rahel Geburts-Tag habe ich jederzeit bey unſern Obſt-Garten einen bekraͤntzten Pfal aufgerichtet / und weil numehr die Siebende Zahl erfuͤllet iſt / ſo wird mich niemand in meiner Rechnung wiederle - gen koͤnnen.

Lab.

Wo die Liebe groß iſt / da begehet man den Geburts-Tag des Jahres zweymahl.

B 3Jac. 22Jacobs
Jac.

So wil ich mich auf meine Rechnungen beruffen. Hab ich in wehrender Zeit mit den Sy - riſchen Kauffleuten wegen der Wolle nicht ſieben mahl zuſammen gerechnet / und hat mein Herr nicht ſo viel mahl die Vergnuͤgung an baren Gelde von mir empfangen?

Lab.

Ich habe die Zahl nicht allerdings im Ge - daͤchtnuͤſſe: und ob ich wol meinete / daß kaum 5. oder 6. Jahr vorbey waͤren / ſo wil ich doch gegen mei - nen Bluts-Freund ſo ſcharff nicht handeln. Es mag ſeyn / ich bleibe bey meiner Zuſage / ob gleich die Hochzeit nach meiner Gelegenheit in ſechs oder ſieben Monaten jhren Fortgang haben moͤchte.

Jac.

So wahr der Herr lebet / es iſt von den ſie - ben Jahren nur dieſer einzige Tag zuruͤcke. Habe ich nun ehrlich gedienet / und habe ich keine Arbeit biß auf den kuͤnfftigen Tag verſchoben / ſo wird auch mein itziger Lohn auf eine laͤngere Zeit nicht ausgeſetzet werden.

Lab.

Wer Hochzeit machen wil / der muß ſich entweder von den Gaͤſten ſchimpffen laſſen / oder es wird Zeit erfordert / daß er ſich zu einem Ehren - Tage ſchicken kan.

Jac.

GOtt hat ſo viel beſcheret / daß ein ſolches Ehren-Feſt ohne den geringſten Schaden auch wol den morgenden Tag kan angeſtellet werden.

Lab.

Es ſtehet doch erbar / wenn ein Freyer zwi - ſchen der oͤffentlichen Verloͤbnuͤs und der Hochzeit etliche Monat vorbey gehen laͤſſet.

Jac. 23Heyrath.
Jac.

Je laͤnger mit Heyrathen geſpielet wird / deſto verdrießlicher wird die Vollziehung. Ich bit - te nochmahls im Nahmen meiner hoͤchſtgeliebte - ſten Mutter / welche die Nachricht von mir ſchon erhalten hat / und welche vielleicht die heutigen Stunden vor Muͤtterlicher Freude zehlen wird / Er wolle doch geruhen meine bißherige Hoffnung durch einen Vaͤterlichen Außſpruch zu vollziehen.

Lab.

Vielleicht kan von ſechs Monaten etwas abgebrochen werden. Doch ſo viel Zeit werde ich haben muͤſſen / daß meine Soͤhne / meine Nachbarn und Freunde das Ehren-Wort bekommen und um Rath gefraget werden.

Jac.

Mein Herr ſage Ja / und lade ſie allerſeits zur Hochzeit / ſo wird das Ehren-Wort abgele - get ſeyn.

Lab.

Ich lieſſe mir dieſes gefallen. Aber was vor Freude ſolte ich meiner Schweſter machen / wenn ich zuvor einen expreſſen Boten dahin ab - fertigte.

Jac.

Die Botſchafft iſt ſchon vor etlichen Jah - ren verrichtet worden. Der weite Weg wird uns gar wol entſchuldigen / und ich wil hoffen die Poſt der vollzogenen Freude werde meinen geliebteſten Eltern angenehmer ſeyn / als die Nachricht eines ungewiſſen Anfanges.

Lab.

Ein Vater / der die Tochter vergiebet / muß andere Gedancken fuͤhren / als ein Freyer / der mit der Braut wil zu Bette gehen.

B 4Jac. 24Jacobs
Jac.

Wer ſieben Jahr verzogen hat / derſelbe darff nicht unter die eylfertigen Freyer gezehlet werden. Ach mein Herr Vater / mein bißheriger Wohlthaͤter / er laſſe mich doch in dieſen Stuͤcke bittſelig ſeyn / und wofern ich die groſſe Gnade nicht verdienet habe / ſo gedencke er / daß meine liebreich - ſie Mutter Rebecca mit ausgeſtreckten Armen die Wohlfahrt ihres Sohnes von der Bruͤderlichen Gnade verlanget. Ach mein Herr / ſol ich noch vergebens auf die gute Reſolution hoffen?

Lab.

Wer ſich mit verliebten Leuten verwirret / der muß ſich mit Complimenten bezahlen laſſen. So meinet jhr gleichwol / daß jhr unmoͤglich war - ten koͤnnet?

Jac.

Was man heute nehmen kan / das wird vergebens auf den morgenden Tag verſchoben.

Lab.

Es iſt war; Morgen ſeyd jhr und eure Braut um einen Tag aͤlter. Es iſt gut / ich wil mei - ne Tochter darum fragen; hat ſie nichts einzuwen - den / ſo mag uͤber morgen das Braut-Bad beſtel - let / und den folgenden Tag hierauf das Beylager vollzogen werden.

Jac.

Ach geſegnet ſey der Vaͤterliche Mund / welcher mich mit dieſem hoͤchſt annehmlichen Ja - Worte beſeliget. Ich erkenne die unverdiente Wohlthat; Allein ich verſpreche ſolches mit un - ſterblichen Dancke / ſo dann auch mit immerweh - renden Gehorſam zuverdienen.

Lab. 25Heyrath.
Lab.

Ich habe nicht Urſache etwas wiedriges von euch zugedencken: Laſſet euch dieſe Tage das Feld noch befohlen ſeyn / damit wir ohne Schaden hernachmals feyern koͤnnen.

Jac.

Mein Herr gleichwie die Vergeltung uner - maͤßlich iſt; Alſo muß ſich auch mein Dienſt ſo weit erſt recken / als mir GOtt das Leben friſten wird.

(Laban und Jacob gehen an unterſchie - denen Orten ab.)

Erſter Handlung

Achter Aufftrit.

Haſo.

Wer keinmal unter die Leute koͤmt / der hoͤret nichts neues. Siehe da / wil Herr Jacob auch einmahl Lam̃fleiſch koſten? Ich daͤchte wer ſich et - was laͤnger im Dienſte verſucht hatte / dem koͤnte auch ſo ein junger Lammes-Braten aufgehoben wer - den. Daß dich das Maͤußgen erbeiſſe / ſol der Schaͤfer Blacker die Jungfer davon kriegen? Ich dachte das Geiſtliche Fleiſch waͤre jhm uͤber die Oh - ren gewachſen / und nun muß er eine groſſe Sturm - Haube auffſetzen / davor man die verliebten Schaffs Ohren / es iſt gut / daß ich mich verſpreche / ich haͤt - te bald geſagt / die verliebten Eſels-Ohren nicht ſe - hen koͤnte. Nun / nun ſie haben mich zuhoͤren laſ -B 5ſen /26Jacobsſen / die Sache wird fein verſchwiegen bleiben; Denn wo Monſieur Haſo was erfaͤhrt / ſo muß er unter die Schaffe gehen / die verſtehen die Spra - che nicht; wo er unter die Leute koͤmt / ſo kan er nicht darvor / wenn er der Compagnie zu Ehren etliche Woͤrtgen entfahren laͤſt. Doch wer koͤmt dar? iſts nicht unſer Schielwuͤpgen? Ha ha / die Zeitung wird jhr angenehm ſeyn / daß die juͤngſte Schweſter der aͤlteſten die Augen vollends gar aus - beiſſet.

Erſter Handlung

Neundter Aufftrit.

Lea, Silpa, Haſo.
Lea.

Ich weiß nicht / was meiner Schweſter muß getraͤumet haben / ſie traͤgt die Naſe treflich hoch.

Silp.

Sie muß ſich was auf das rothe Fleckgen einbilden; aber die ſchoͤnſten Aepfel ſind am erſten Wurmſtichtig.

Lea.

Ach nein / daß ſie mit jhren Huren-Spie - gel wil geſehen ſeyn / daſſelbe bin ich gar gewoh - net. Es muß jhr etwas neues im Kopffe ſtecken: ſie geht daher wie ein Pfau / es fehlen jhr nur die bunten Federn / die ſie von hinten zu außbreiten kan.

Silp.

Schoͤne Leute werden alle Tage ſtoͤltzer /wer27Heyrath. wer weiß wo ein Schafknecht was verliebtes ge - ſungen hat / das ſie von jhrer Galanten Perſon verſtehet.

Lea.

Sie mag dencken was ſie wil / ich bin doch die alteſte Tochter / und wer weiß / welche der Herr Vater am liebſten hat.

Silp.

Schoͤnheit des Gemuͤthes iſt allezeit beſſer / als ein gemahltes Fleckgen am Leibe.

Haſ.
(Tantzet ſingende durch beyde durch)

Wenn die Schweſter Hochzeit macht / ſo hat der Hencker das Warten erdacht / iſt denn kein Flegel in der Welt / der es mit der groſſen haͤlt.

Lea.

Siehe da Narꝛ / wie viel Naſen-Stuͤber kommen vor ein ſolch Lied?

Haſ.

Das weiß ich nicht; aber das weiß ich wol / wenn darvon ſol geredet werden.

Lea.

Gewiß auf der Schaffſchere?

Haſ.

Ja ja / es iſt ein Feſt / das heiſt bald ſo: ich meine wenn eure Schweſter wird Hochzeit haben. Viel Gluͤcks zum Nachſehen / Jungfer Lea. Iſt es nun in unſerm Lande Sitte / ja ja Sitte / daß die juͤngſte vor der aͤlteſten mit dem Manne zu Bette gehet?

Lea.

O du Narꝛ / du biſt gewiß vom Schafmei - ſter zum Zeitungs Schreiber befoͤrdert worden.

Haſ.

Jungfer / wo es nach dem Bauer Glauben geht / daß keine Zeitung wahr iſt / als die auf dem Blatte geſchrieben ſtehet / ſo habe ich verſpielet -Aber28JacobsAber was meine Ohren hoͤren / das glaͤubet das Hertze.

Lea.

Was haſtu denn gehoͤret?

Haſ.

Ich habe was gehoͤret; Aber was kriege ich zum Trinckgelde / wann ich mich vor einen Zei - tungs Schreiber gebrauchen laſſe?

Lea.

Ich handele nicht gerne unbeſehens / das Trinckgeld ſol ſich nach der Zeitung richten. Iſt ſie gut / ſo koͤnnen dir leicht ein paar Schaff-Kaͤſe und ein halb tutzend Kuͤmmel Qvaͤrge vor die Na - ſe fliegen.

Haſ.

Vor dießmahl habe ich nicht ſo viel zu hof - fen / ſonſten lieſſe ich mir die Naſe mit Bretern verſchlagen.

Lea.

Aber wenn hoͤren wir die Zeitung?

Haſ.

Zugeſagt / daß jhr nicht wollet boͤſe ſeyn.

Lea.

Wo du keine Schuld haſt / ſo wirſtu leicht mit dem Zorne verſchonet.

Haſ.

Ich habe keine Schuld. Aber es iſt mir doch / als wenn die Naͤrriſche Zeitung nicht fort wolte. Jungfer Silpa, jhr haltet mir noch eher was zu gute. Komt her / ich wil euch was in Ver - trauen ſagen / erfaͤhrets die Jungfer von euch / ſo darff mich niemand vor einen Klaͤtſcher halten.

Lea.

Gehe doch / und thue dem Fantaſten ſeinen Willen.

Silp.

Es wird auf einen Poſſen hinaus lauffen: doch meine Jungfer befiehlt mir es / ſo bin ich ge - horſam.

Haſ. 29Heyrath.
Haſ.

Nun Jungfer Silpa, ſpitzt die Ohren / die Zeitung iſt luſtig: Aber verzeiht mir / wenn ich ſach - te rede.

(Er ſchreyt jhr gantz laut in die Ohren.)

Jungfer Rahel iſt eine Braut mit unſern Ubel - Auffſeher / und Herr Laban hat ſein Wort ſchon darzu gegeben.

Lea.
(Laͤufft hinzu.)

Was ſagſtu von der Braut? der Hencker ſol dem das Boten-Brodt geben / der ſolche Poſſen unter den Leuten ausbringt.

(Sie kriegt jhn bey dem Kopfe.)

Sage her / aus weſſen Befehl haſtu geredet?

Haſ.

Jungfer raufft mich nicht zu grob / ich ha - be auf meinem Kopffe zweyerley Schwarten; die oberſte iſt die Hoͤfliche / wo die zerriſſen wird / ſo koͤnnet jhr die Grobe auch zu ſehen kriegen.

Lea.

Du ſolt deines Herren Tochter beſſer re - ſpectiren. Mache fort und ſage / was dir aufdem Hertzen lieget.

Haſ.

Daß doch manche Jungfer nach boͤſen Zei - tungen ſo begierig iſt? Ich hatte bey Herr Laban einen geringen Vorbeſchied / ſo hoͤrte ich / daß unſer Herr Jacob kam / und meinete er haͤtte nun ſieben Jahr gedient / es waͤre nun Zeit / daß er die Rahel zu Bette fuͤhrte / weil er ſie das erſte mahl zum Lohne ausgedinget haͤtte.

Lea. 30Jacobs
Lea.

Seht wer haͤtte dem Landlaͤuffer ſolche Sachen zugetraut. Aber was ſagte der Herr Vater?

Haſ.

Er that als wenn er keine Luſt darzu haͤt - te / aber wie er ſo ſchrecklich bat / und wie des Com - plimentirens, des Haͤnde Kuͤſſens / des Bittens und Heulens kein Ende war / ſo dachte der alte Herr / wie jene Jungfer: Gebt mir nur den Granſer her / daß ich ſeiner loß werde.

Lea.

So ward die Braut verſprochen?

Haſ.

Jungfer kehrt mir die Worte nicht im Maule um! das habe ich gehoͤret / daß in acht Ta - gen die Hochzeit werden ſol: Ob jhm aber die Braut verſprochen iſt / das wil ich nicht geredt habē.

Lea.

Packe dich von meinen Augen weg / du un - nutzer Boͤſewicht. Der Schimpff iſt auf meiner Seite gedoppelt / wenn ich die Zeitung von einer geſchimpfften Perſon erfahren ſol: wilſtu noch nicht gehen?

(Sie ſchlaͤgt jhn hinein.)
Silp.

Eine ſchoͤne Zeitung / wo der Bube die Warheit geſaget hat.

Lea.

O ungerechter Vater / womit habe ich die - ſe Straffe verdienet / daß mir die juͤngſte Schwe - ſter ſol vorgezogen werden? Iſt es nun in unſern Tande Sitte / daß ein ehrliches Menſch die ſchimpf - liche Verordnung ſol uͤber ſich gehen laſſen? Ha der Handel muß zuruͤcke gehen / oder ich muß ſter - ben.

Er -31Heyrath.

Erſter Handlung

Zehnter Aufftrit.

Laban, Bildad, Darkon.
Lab.

Ich habe euch meine Sorgen erzehlet / dar - zu mich mein Ober-Auffſeher Jacob genoͤthiget hat. Wollet jhr nun meinem Zweiffel durch einen gu - ten Rath zuſtatten kommen / ſo werde ich eine ſon - derbahre Freundſchafft zu ruͤhmen wiſſen.

Bild.

Ein Vater weiß am beſten / was ſeinem Hauſe und vornehmlich ſeinen Kindern anſtehet.

Lab.

Ein Medicus iſt keinmahl furchtſamer als wenn er ſich ſelbſt curiren ſol: und wer in ſeiner ei - genen Angelegenheit eines guten Rathes bedarff / der mercket ſein Unvermoͤgen am erſten.

Bild.

Es waͤre meines Beduͤnckens nicht uͤbel ge - than / wenn der einmahl getroffene Contract mi[t]GOtt und Ehren vollzogen wuͤrde.

Dark.

Allein der Contract kan gehalten wer - den / wenn gleich eine Zeit von etlichen Jahren darzwiſchen koͤmt.

Bild.

Wer etwas geben wil / der gebe es zu rechter Zeit. Eine geſchwinde Wohlthat verdie - net doppelte Danckbarkeit.

Dark.

Das Maͤgdgen iſt noch nicht veraltet. Fruͤhzeitige Heyrathen machen ungeſunde Ehewei - ber und Melancholiſche Ehemaͤnner.

Bild. 32Jacobs
Bild.

Dieſe Worte haͤtten ſich vor ſieben Jah - ren hoͤren laſſen. Nun aber ſcheinet die Roſe mehr als zu reiff / daß ſie ohn allen Schaden kan gebro - chen werden.

Lab.

Her Darkon redet gar vernuͤnfftig. Die Hochzeit ſoll noch zwey Jahr ausgeſetzet werden.

Bild.

Aber Jacob wird ſich an das Verſprechen halten.

Lab.

Es iſt wahr; ich kan mein Wort nicht zuruͤcke ziehen.

Dark.

Ich halte die ſieben Jahr ſind deswegen im Contracte eingeruͤcket worden / daß Jacob nicht eher an die Verloͤbnuͤß gedencken ſolle. Ob aber Herr Laban etliche Jahr laͤngſamer an die Hoch - zeit gedencket / ſo halte ich / dieſer Punct iſt in der erſten Handlung vergeſſen worden.

Lab.

Die Außflucht laͤſt ſich hoͤren. Jacob ſol warten.

Bild.

Wenn aber Jacob ungeduldig wuͤrde / und lieſſe hernach die Jungfer gar ſitzen? Man weiß wol wie ſchwer ein Maͤgdgen zu dem andern Frey - er komt / wenn der erſte ſeine Parol gebrochen hat.

Lab.

Die Schande wolte ich nicht gerne erle - ben / ich werde mich uͤberwinden.

Dark.

Der Handel iſt noch nicht offenbahr. Wil Jacob durchgehen / ſo muß er als ein Auff - ſchneider gelogen haben. Wenn alle Jungfern an den Freyern verzweifeln wolten / welche ſich biß -

wei -33Heyrath.
Lab.

Ich beſinne mich: die Furcht kan mir nicht ſchaden. Es bleibt nun bey meiner Rèſolution: Die Wolle zu dem Braut-Kleide ſol zum wenig - ſten uͤber ein Jahr geſchoren werden.

Bild.

Aber Jacob iſt ſein naher Blutsfreund / er wird mit inſtaͤndigen Bitten anhalten.

Lab.

Ach ſol ich ja ſprechen?

Dark.

Ein junger Menſch muß ſeinem alten Bluts-Freunde gehorſam ſeyn.

Lab.

Ja wol. Ich muß meine Autorität in acht nehmen. Jacobs Bitte iſt vergebens.

Bild.

Er hat in der Arbeit nichts verſaͤumet / warum ſolte jhm der Lohn abgekuͤrtzet werden?

Lab.

Ich geſtehe es gerne / er hat mir den Se - gen GOttes mit hierher bracht. Solte ich jhn lange vexieren / ſo moͤchte er davon ziehen / und den Segen einem andern zuwenden. Iſt jhm ſo viel an der Frau gelegen / ſo mag er ſie haben.

Dark.

Wenn er die Frau hat / ſo zeucht er da - von: Am beſten / daß man jhn mit der Naſe herum fuͤhret / eine falſche Hoffnung nach der andern bli - cken laͤſſet / biß noch etliche Jahr voruͤber ſind.

Lab.

Es bleibet doch darbey / aus viel Koͤpffen iſt gut rathen. Ich wil jhm etwas geſchwinde zu - ſagen / daß ich langſam zuhalten gedencke.

Bild.

Jacob ſtehet mit den Syrern in guter Correſpondenz. Die Handelsleute werden alle an jhn gewieſen / wenn er dieſelben abwendig machte / ſo wuͤrde uns allen die Wahre von Wolle / vonCKaͤ -34JacobsKaͤſen / von Fruͤchten und Gewuͤrtzen zuruͤcke blei - ben.

Lab.

Es iſt ein gefaͤhrlich Thun / wenn ein ehr - licher Land-Juncker ſeinen Ober-Verwalter aus der Wiege wirfft. Ich muß ſchon in einen ſau - ren Apffel beiſſen.

Dark.

Wer hat uns denn die Syriſchen Kauff - leute zugewieſen / da wir noch nicht wuſten / ob ein Jacob der Welt lebte?

Lab.

Ich war zu kleinmuͤthig. Der Trotz von meinem Diener wird noch zu uͤberwinden ſeyn.

Bild.

So wird der Fuͤrſt in Syrien das jenige / was er uns auf ſieben Jahr verſprochen / nach un - ſerer Manier auslegen / das iſt / er wird auch von ſeinen Worten ſo viel halten / als er wil.

Lab.

Der Vergleich zielet auf ein Grund-Stuͤ - cke / darbey ich vor ſechs tauſend Schaffe nothwen - digen Abgang leiden muͤſte / es mag ſeyn / komt morgen zur Hochzeit.

Dark.

Ein Fuͤrſt / der mit ſeinen Nachbarn einen ehrlichen Vergleich getroffen hat / der bekuͤmmert ſich viel / was ein verliebter Schaͤffer mit der zu - kuͤnfftigen Braut vor eine Eheſtifftung außgeferti - get hat.

Lab.

Meinet jhr Herr Darkon? So koͤñt jhr morgen noch zu Hauſe bleiben.

Bild.

Jacob hat den Vergleich mit dem Fuͤrſten getroffen; Bey jhm wird es ſtehen / wie auf bey - den Theilen die Worte ſollen erklaͤret werden.

Lab. 35Heyrath.
Lab.

Wie offt ſol ich meinen Vorſatz aͤndern?

Dark.

Es iſt doch nicht fein / daß man die juͤng - ſte Tochter ausgiebet / ehe die aͤlteſte verſaget iſt. Die Herren wiſſen wohl / es iſt in unſerm Lande nicht Sitte.

Lab.

Ach Lea, Lea, deinetwegen wird Rahel warten muͤſſen.

Bild.

Lea wird ſchoͤne verſorget werden / wenn jhretwegen eine Trifft von etliche tauſend Schafen / und ein Acker von etliche hundert Maltern in die Rappuſe gehet.

Lab.

Ich habe genung gehoͤret. Jacob hat mich ſo gefaͤſſelt / daß ich jhm nicht wiederſprechen kan. Stellet eure Sachen darnach an / daß jhr uͤbermorgen der Hochzeitlichen Solennität beywoh - nen koͤnnet. Dort ſehe ich meine Tochter Lea / wel - che ſich der Wirthſchafft / bey der Mahlzeit wird annehmen muͤſſen.

Bild.

GOtt gebe ſeinen Gnadenreichen Segen darzu / daß wir bey einer froͤlichen Hochzeit einen froͤlichen Ehſtand muthmaſſen koͤnnen.

(Geht ab.)
Dark.

Was ſich nicht aͤndern laͤſt / darzu muß man Gluͤck wuͤnſchen.

(Geht ab.)
C 2Er -36Jacobs

Erſter Handlung

Eilfter Aufftrit.

Laban, Lea.
Lab.

Wie ſo Melancholiſch meine Tochter? die Zeitung / die ich bringe / erfodert ein froͤliches Ge - ſichte.

Lea.

Herr Vater / das Lachen iſt gar theuer / wo man lauter Schaden in der Haußhaltung vorge - gehen ſiehet.

Lab.

Was hoͤre ich vor Schaden?

Lea.

Die Woche iſt an meiner Schweſter / daß ſie die Schafe zur Traͤncke begleiten ſol. Aber ſie kan ſich fein beqvemen / daß ſie zu Hauſe bleibet: da ich nun als die aͤlteſte Schweſter ein Wort dar - zu ſprechen wil / ſo haͤtte ſie lieber einen Streit mit mir angefangen. Der Herr Vater muß einmahl mit der ſchweren Hand darzwiſchen kommen / ſonſt wil ich an aller Verantwortung unſchuldig ſeyn.

Lab.

Gib dich zu frieden meine Tochter / die Streitigkeit mit deiner Schweſter ſol am laͤngſten gewaͤhret haben. Denn als numehr vor ſieben Jahren mein Vetter Jacob ſich bey uns in Dien - ſte begab / ſo dingte er ſich dieſes zum Lohne aus / daß ich jhm nach verfloſſener Zeit deine Schweſter Rahel zum Weibe geben ſolte. Weil nun die Zeit voruͤber iſt / ſo werde ich mein Wort halten:du37Heyrath. du wirſt ſehen / wie die Gaͤſte auf der Hochzeit be - wirthet werden / und im uͤbrigen wird dir keine Schweſter im Wege herum gehen / welche ſich mit dir zancken kan.

Lea.

Herr Vater / was hoͤre ich? iſt es moͤg - lich / daß meine Schweſter das Recht der Erſtge - burth haben ſoll?

Lab.

Mein Kind / ein anders iſt die Erſtgeburt, / ein anders die erſte Hochzeit.

Lea.

Aber alſo werde ich geſchimpfet.

Lab.

Ein Kind wird nicht geſchimpfet / wenn es den Eltern gehorſam iſt.

Lea.

Ach wie kan ein Vater ſo grauſam ſeyn / daß er dieſen Gehorſam von einem Kinde fodert?

Lab.

Was iſt dieſes vor eine Grauſamkeit / wenn ich gegen deine Schweſter guͤtig bin?

Lea.

Iſt es nicht grauſam genug / daß ich von der Guͤtigkeit ausgeſchloſſen werde?

Lab.

Bitte GOtt / daß ein Freyer koͤmt / ſo wil ich dich einer gedoppelten Guͤtigkeit verſichern.

Lea.

Ich ſehe wol / weil mir die ſel. Frau Mutter kein rothes Schminckfleckgen in das Geſichte ge - kleibet hat / ſo muß ich das Nachſehen haben. Ach warum haben ſie mich mit der lieben Frau nicht in ein Grab geſcharret? So moͤchte ſich doch Rahel als die aͤlteſte Tochter tractiren laſſen.

Lab.

Was haſtu zu klagen? wenn Rahel kei - nen Freyer haͤtte / ſo wuͤrde dir der ledige Stand nicht ſauer ankommen: was haſtu von der eiteln Einbildung?

C 3Lea. 38Jacobs
Lea.

So viel habe ich davon / daß ich lieber ſterben wil / ehe ich den unbillichen Hochzeit Tag erleben ſol. Ja ja / ſo kan ein Vater der Toͤchter loß werden; Eine folget dem Braͤutigam ins Bet - te / die ander folget der Frau Mutter ins Grab.

Lab.

Tochter / Tochter mißbrauche der Vaͤter - lichen Gnade nicht.

Lea.

Was ich verlohren habe / das kan ich nun mehr nicht mißbrauchen.

Lab.

Wer hat dich beredet / daß du meine Gna - de verlohren haſt?

Lea.

Iſt das nicht ungnaͤdig genung / daß ich ſol ſitzen bleiben?

Lab.

Kan ich davor / daß kein Freyer kommen wil?

Lea.

Muͤſte Rahel warten / ſo kaͤme vielleicht Jacob an mich.

Lab.

Ey es iſt mir lieb / daß ich ein Miſthaͤuf - gen von der Thuͤre wegbringen kan; nun wil ich mit dem uͤbrigen wol zu rechte kommen. Verſteh - ſtu mich?

Lea.

Ich wolte wuͤnſchen / daß ich unverſtaͤn - dig waͤre. Es iſt klaͤglich genug / daß wir armen Maͤgdgen einem Miſthauffen verglichen werden. Doch es mag ſeyn; Ich wil gern ein Miſthaͤuf - gen heiſſen / ſchafft mich nur zu erſt von der Thuͤ - re weg.

Lab.

Ich bin es zu frieden. Aber wo iſt der Fuhrmann?

Lea. 39Heyrath.
Lea.

Vetter Jacob ſolte mich wol wegfuͤhren.

Lab.

Die Heyrathen werden in dem Himmel geſtifftet. Bleib nur geduldig / biß die rechte Stun - de koͤmt. Es liegt nicht allemahl an der Zeit. Ein langſames Gluͤcke iſt oft beſſer / als ein geſchwindes.

Lea.

So geht es einem armen Kinde / das keine Mutter hat.

(Sie faſt Laban bey dem Knie.)

Ach Herr Vater / iſt kein Segen vor mich ver - handen?

Lab.

Ich bin zu wenig darzu. Der Segen / den du verlangeſt / der muß von zwey Perſonen er - theilet werden.

Lea.

Ach Herr Vater / ſol Rahel nicht warten?

Lab.

Mein Kind / es geſchiehet ohne deinen Schaden.

Lea.

Herr Vater / wolt jhr euer gehorſames Kind ſterben laſſen?

Lab.

Ich hoffe du ſolſt leben.

Lea.

Wie kan ich leben / wenn meine juͤngſte Schweſter einen Mann hat? verkaufft mich doch unter die Syrer / vielleicht iſt noch ein Knecht / der ſich uͤber eine leibeigene Magd erbarmen kan / daß ich doch die Schmach der Jungferſchafft nicht mit in die Grube nehmen darff.

Lab.

Steht dieſes einer Tochter zu / daß ſie einen Vater ſo auff die Probe ſetzt?

Lea.

Herr Vater / ich ſtecke in der Angſt / bege - he ich was unbilliches / ſo verdiene ich Mittleiden;C 4Ach40JacobsAch Herr Vater / ſol ich keinen Mann bekommen?

Lab.

Ey laß mich gehen / da ſitzen mir die Maͤn - ner.

Lea.

Und Rahel ſol auch nicht warten / biß ich zuvor komme?

Lab.

Da weiß ich / wie lange Jacob warten kan.

Lea.

Ach Herr Vater / die elendeſten Kinder ſind ja den Eltern am liebſten. Warum ſol ich allenthalben abgewieſen werden?

Lab.

Du biſt mir noch am liebſten. Warte nur der Gelegenheit / da ich meine Liebe erweiſen kan.

Lea.

Darinne wird ſie bewieſen / wenn die Hoch - zeit auffgeſchobeu wird.

Lab.

Ich ſage ein anders: Wenn Rahel mit jhren Freyer hinaus zeucht / ſo bleibſtu das liebſte Kind alleine.

Lea.

Ja ſo lange biß Rahel in die Wochen koͤmt. Ach Herr Vater / iſt kein Bluts-Tropfen in euren Hertzen mehr uͤbrig / der ein Mitleiden mit der be - truͤbten Tochter hat?

Lab.

Laß mich gehen. Eine Tochter kan ſich verſuͤndigen / wenn ſie dem Vater zur Unzeit an die Liebe gedencken wil.

(Geht ab.)
Lea.

Was ſol ich thun? Die gantze Welt leh - net ſich wieder mich auf. Ja der Vater verſaget mir ſeine Gnade / und dennoch ſol Rahel noch ver -ſichert41Heyrath. ſichert ſeyn / daß ich allen Fleiß anwenden werde / die ungerechte / die ſchimpfliche und ungewoͤhnliche Hochzeit zuhintertreiben. Was? Sol meine Schweſter jhren Schatz in Armen haben / und ich ſol mich an den duͤrren Schaͤfer-Stocke waͤrmen? Ach nein / es iſt in unſern Lande nicht Sitte.

Erſter Handlung

Zwoͤlffter Aufftrit.

Debora.

So hoͤre doch / mein liebſtes Rachelchen ſol auch / in etlichen Tagen zur Frau werden / und ich als jhrer ſel. Großmutter und aller Kindes-Kinder ge - weſene Kinder-Frau ſol die froͤliche Zeit noch erle - ben / daß ich das liebe Engelgen einmahl in jhren Sechswochen warten kan. Es iſt Zeit mit dem Kinde / vor ſieben Jahren hoͤrete ich einen weit - laͤufftigen Vogel ſingen / da war ſie funffzehn Jahr alt. Nun wird ſie wol in dem Alter ſeyn / da die Jungfern lieber mit dem Manne zu Bette gehen / als mit der Kinder-Frau. Vor 114. Jahren

(Sie zehlet an den Fingern.)

Ja ja es iſt recht / es iſt gleich um 114. und damit vor 114. Jahren war mir auch ſo. Doch laſt ſe - hen / daß ich meine Arbeit nicht vergeſſe: Es iſt den Schaͤfer-Volcke nicht allemahl zu trauen / ſieC 5ma -42Jacobsmachen manchmahl am erſten Hochzeit Tage loſe Poſſen / ſo muß denn eine ehrliche Frau mit guten Kraͤutern dahinter kommen / die werden unten ins Bettſtroh geſteckt / daß mir die leichtfertigen Ehe - ſtands Kobelt vom Leibe bleiben. Ach wenn man - cher Doctor wuͤſte / was da vor Wuͤrtzelgen ſtehen / er wuͤrde 100. Meilen darnach reiſen. Nun laſt ſehen / wo werde ich alles zuſammen klauben.

(Sie buͤckt ſich nieder und ſucht.)

Erſter Handlung

Dreyzehnter Aufftrit.

Debora in Straͤuchern / Moph, Haſo auf der Seite.
Moph.

Ihr Herren / wo bin ich? Ich ſpreche immer die Welt iſt in dieſem Lande weiter / als in meinem Dorffe / da ich gebohren bin: da ſol ich einen Complimentier-Rath abgeben / und irgend einen Kerl / der Jacob heiſſen ſol / etliche ſchuldige Dienſte an den Halß werffen. Aber je tieffer ich in das Land komme / deſto ſchlechter wird meine Verrichtung: Und ich moͤchte bald ſprechen / wo der Herr zum Narren wird / da kan der Diener nicht klug bleiben. Mein Herr Kemuel iſt der Geburth nach ein Fuͤrſte. Aber dem itzigen Stan - de nach iſt er ein armer Schaͤffer. Deñ wie etwanneu -43Heyrath. neulich die Graͤntze bezogen ward / ſo mochte ſich der liebe Herr an Labans Tochter vergaffet haben / damit iſt er heimlich davon gewiſcht / und ich ha - be jhm / als ein ander Schelm und Dieb das Ge - leite zur Hinter-Thuͤr gegeben.

(Indem er dieſes redet / koͤmt Haſo her - zugeſchlichen / und trit jhm hinter den Ruͤcken / und kehret ſich allemahl nach ſeiner Wendung / daß ſie einan - der keinmahl ins Geſichte kommen.)

Es iſt gewagt / und ich wolte nicht gern / daß mich jemand verrathen ſolte / aber den Weg lieſſe ich mir gerne verrathen / daß ich einmahl das rechte Loch zu Jacobs Hauß-Thuͤre finden koͤnte. Wo ich lange ſuche / ſo verlier ich meine Complimenten / wie neulich unſer Amptman / der pruͤgelte die Bau - ren auf dem Felde herum / und in allen Eyfer ver - lohr er ſeine Balſam-Buͤchſe / und er weiß die Stunde nicht / daß ich ſie gefunden habe: Ja wol habe ich Urſache an die Balſam-Buͤchſe zugeden - cken / es koͤmt mir ein fauler Geruch dort aus dem Strauche heraus / es muß ein garſtiger Vogel ſein Gehecke dahinter gebauet haben.

Haſo.
(Ad Spectatores.)

Da kriege ich den rechtſchuldigen / der mich in meinem Amte verdringen wil / es wird ſchlim mit jhm ablauffen.

Moph. 44Jacobs
Moph.

Wer iſt da? Ich wil nicht hoffen / daß hier die Spalte / am breiten Berge iſt / da die klei - nen Maͤnnergen herauß kommen / ſonſt wuͤrde ich mein Pferd zuruͤcke reiten.

(Er ſiehet ſich um / Haſo bleibt jhm alle - zeit gegen den Ruͤcken.)
Haſ.

Drehe dich herum / wie du wilt / du ſolt mich nicht eher zu ſehen bekommen / als biß mir die Boßheit von der rechten Fuß-Sole biß ins lincke Ohr-Laͤpgen gefahren iſt.

Moph.

Biſtu ein Geiſt / ſo trolle dich; biſtu ein Menſch / ſo melde dich.

(Moph kehrt ſich geſchwinde herum / und wird des Haſo gewahr / damit blei - ben ſie gegen einander ſtehen / und machen ſtillſchweigend trotzige und laͤcherliche Minen gegen einander.) Bald drauff faͤngt Debora an zuſingen:
Sauſe liebe Ninne / was niſtelt im Struh /
Schabe mir die Klette / nim Manstreu darzu /
Enzian / Allrain / Knaben-Kraut /
So ſchmutzelt der Braͤutgam / ſo flaͤſchelt
die Braut. Je nu nu.
Haſ.

Die Engels-Stimme erhaͤlt dich bey dem Leben.

Moph. 45Heyrath.
Moph.

Und die Wald-Nymphe ruffe ich zum Zeugen an / daß ich dir das Leben ſchencke.

Haſ.

Es wird mir leyd / daß ich geredet habe.

Moph.

Und mir iſt leyd / daß ich nicht zuſchla - gen ſol.

Haſ.

Ey mit den Narren-Poſſen anderswo - hin; itzund werden mir erſt die Augen aufgethan / wir ſind gute Freunde.

Moph.

Heiſtu Jacob?

Haſ.

Nein. Mein Nahme iſt etwas koͤſtlicher / ich heiſſe Haſo.

Moph.

Heiſtu nicht Jacob / ſo hudele dich von meinem Angeſichte weg. Mein Herr hat mir be - fohlen / ich ſol mit keinem andern Menſchen zu - ſchaffen haben.

Haſ.

Nun / nun / wenn ſonſt kein Scrupel in un - ſere Freundſchafft komt / ſo wil ich immer Jacob heiſſen. Ja ja / ich beſinne mich / die Leute geben mir immer den Zunahmen Haſo, ſonſt heiſſe ich Jacob.

Moph.

Aber wenn ich betrogen werde / wie viel mal ſol ich deinen Kopf in Stuͤcken zerhauen?

Haſ.

Meinen Jacobs-Kopff moͤgt jhr tauſend - mahl zerhauen / ſeht nur / daß mein Haſen Kopf kei - nen Schaden kriegt.

Deb.
(koͤmt mit jhren Kraͤutern geſchli - chen.)

Friede / Friede jhr Leute / fangt mir an dem heiligen Orte nicht Haͤndel an / die guten Wuͤrtzelgen ver - lieren jhre Krafft davon.

Haſ. 46Jacobs
Haſ.

Ach liebe Debora, ſeyd jhr da / ach nehmet mich auf eure Seite / ſonſt falle ich dem Todtmacher in die Haͤnde.

Deb.

Kom nur her / und nim das Wuͤrtzelgen ins Maul / der Schelme ſol dich wohl zu frieden laſſen.

Haſ.

Nun habe ich wieder Courage,

(Er nimt die Wurtzel ins Maul / und redet hernach ſo deutlich / als er vor der Wurtzel kan.)

Du Flegel / du Raͤuber / du Pralſachte / da ſtehe ich / zerhacke mir doch nur ein Haͤrchen auf dem Kopfe / wo du beſſer biſt als ein eingemachter per - formirter / balſamirter Hunds-Etcetra.

Moph.

Wo die alten Hexen in den Krieg zie - hen / da werde ich kein Soldate / ich wil nur gehen / ehe mir das alte Rabenfell eine Wurtzel in die Knieſcheibe zaubert.

(Geht ab.)
Deb.

Du tummer Kerl / ein andermahl fange nicht mit allen Fremden Leuten Haͤndel an; waͤre ich mit meinen Wurtzeln nicht darzu kommen / die Woͤlffe wuͤrden ſich huͤbſch mit deinen Ohren und mit deinen Kaldaunen im Puſche herum ſchleppen.

Haſ.

Nun / nun jhr alte Mutter habt groſſen Danck vor die Wurtzel / ich wil ſie weiter brauchen.

Deb.

Sol ich mit dem groſſen Dancke zu frie - den ſeyn?

Haſ. 47Heyrath.
Haſ.

Ich armer Narꝛ / was habe ich zum be - ſten / daß ich die vortrefliche Wurtzel bezahlen kan? Geſchiehet euch ein Dienſt / ſo hucket mir auf den Buckel / und laſt euch zu dem Buſche hinaus tra - gen / ich ſehe doch / daß jhr gar uͤbel zu Fuſſe ſeyd.

Deb.

Ey das komt mir recht. Du biſt ein danck - barer Sohn.

(Er laͤſt ſie aufhucken und agirt poßier - lich / endlich traͤgt er ſie hinein.)

Anderer Handlung

Erſter Aufftrit.

Kemuel
(ſpielet auf der Laute und ſinget.)
I.
SEht was die Liebe thut!
Ein hoher Fuͤrſten Sohn
Verlaͤſſet ſeinen Thron /
Und wil allhier im gruͤnen
Das Schaͤfer-Volck bedienen /
Er achtet weder Gut noch Blut.
Seht was die Liebe thut!
II. Seht48Jacobs
II.
Seht was die Liebe thut!
Seit er die Rahel kennt
Und vor Begierde brennt /
So wirfft er ſein Geſchlechte
Faſt unter jhre Knechte /
Nun geht das Vieh in ſeineꝛ Hut.
Seht was die Liebe thut.
III.
Seht was die Liebe thut!
Der Rahel Augen ſinds /
Dadurch ein ſtoltzer Printz
Die tieffe Demuth lernet /
Und ſich von dem entfernet /
Darauf ſein hoher Staat beruht.
Seht was die Liebe thut!
(Moph. komt auf der andern Seite mit einer Zitter und ſinget.)
I.
Seht was die Liebe thut!
Weil Rahel dem behagt /
So liebt der Knecht die Magd:
Wir49Heyrath.
Wir dencken und vergeſſen
Daruͤber Schlaff und Eſſen;
Ach bin ich nicht ein Sechzehn -
Hut.
Seht was die Liebe thut!
Kem.

Siehe da Boͤſewicht / wer giebt dir die Freyheit / daß du mich mit deiner unzeitigen Mu - ſic verſtoͤren ſolt?

Moph.

Ein Schaͤffer hat ſo viel Freyheit als der andere.

(Er ſinget weiter.)
II.
Seht was die Liebe thut!
Ein Knecht bildt ſich was ein:
Ein Herr wil niedrig ſeyn.
Ein kluger wird zum Narren;
Ein Kautz verliehrt den Spar -
ren:
Ach bin ich nicht ein Siebzehn -
Hut.
Seht was die Liebe thut!
DKe -50Jacobs

Kemuel. Tenore Sol.

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Seht was die Liebe thut / ein hoher Fuͤrſten

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Sohn verlaͤſſet ſeinen Thron / und wil allhier im

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Gruͤnen das Schaͤfer-Volck be dienen / er

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achtet weder Gut noch Blut / ſeht was die Liebe

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thut. ij

Con -51Heyrath.

Continuo.

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Seht was die Liebe thut.

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D 2Moph. 52Jacobs

Moph. Baſſo Sol.

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Seht was die Liebe thut! weil Rahel dem be -

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hagt / ſo liebt der Knecht die Magd / wir denckē ver -

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geſſen / daruͤber Schlaff und Eſſen / je bin ich nicht / je

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bin ich nicht ein Sech -- zehnhut ein Sechzehn -

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hut / ſeht was / ſeht was die Liebe thut.

Con -53Heyrath.

Continuo.

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D 3Kem. 54Jacobs
Kem.

In der Compagnie ſind wird Schaͤfer / und wenn wir alleine ſind / ſo bin ich dein Fuͤrſte: derowegen mißbrauche meine Guͤtigkeit nicht / de - rer du bißweilen vor den Leuten gewuͤrdiget biſt.

Moph.
(Ad Spectatores.)

Es iſt ein jaͤmmerlich Ding um den Reſpect, der nicht immer wehret / es gemahnet mich wie mit je - ner Frau / die ließ den Mann vor den Leuten Herr ſeyn / doch in der Schlaf-Kammer muſt er einen Product nach dem andern aushalten. Ich ſehe wol / mein Durchl. Schaͤfer gedencket mich auch uͤber den Kam̃ zu putzen.

Kem.

Vor allen Dingen wil ich hoffen / du wirſt diß dato reinen Mund gehalten haben.

Moph.

Ich werde keine beſchmiſſene Guſche ha - ben / wenn ich zur Jungfer gehe: Es waͤre kein Wunder / ich wuͤſche mich alle Morgen mit Eſels - Milch / und lieſſe mir auf ſechs Choͤren darzu ſin - gen: Seht was die Liebe thut!

Kem.

Die euſerliche Geſtalt macht mir wenig Sorgen; ich rede von deiner Verſchwiegenheit.

Moph.

Es iſt ein gefaͤhrlich Thun um einen ver - ſchwiegenen Liebhaber; denn jemehr Heimligkeiten in der Kehle vermodern / deſto heßlicher reucht es nach ſchimlichen Brodte / wenn er die Hertzbre - chenden Seuffzer in das Geſichte blaſen wil.

Kem.

Boͤſewicht / wiltu mein Verraͤther wer - den?

Moph. 55Heyrath.
Moph.

Ach nein / ach nein: ich rede nur von der wichtigkeit des Werckes / daß mein Herr meine Treu deſto gewiſſer erkennen / und alſo auch den Lohn in Anſehung meiner Unbeqvemligkeit verdop - peln ſolte.

Kem.

Wirſtu nur ein Wort von meinen Stan - de gedencken / ſo wil ich dir den Lohn verdoppeln; erſtlich ſoltu den Staupbeſen bekommen / hernach ſol der Galgen nach dir ſchnappen.

Moph.

Wem es auß dem Halſe ſtincket / der hat keine beſſere Cur, als den Galgen. Doch in mei - nem Geſchlechte ſind wir gar unleidlich: ehe ich das erfahren wil / eher wil ich einen groſſen Rettich ins Maul nehmen / daß ich die Zeit meines Lebens kein Wort reden kan.

Kem.

Es ſteht bey dir / ob du dein Gluͤck in acht nehmen wilſt. Doch du ſieheſt / was itzund vor Leute herkommen / gehe hin / und mache dich unter - deſſen mit den Schaͤfern bekandt.

Moph.

Herr ohne mich koͤnt jhr nicht leben; ſonſt waͤre ich wol in euren Lande zuruͤcke blieben: und wenn ich da bin / ſo muß ich einen Abtrit neh - men. Nun was hilffts?

Ich laſſe es gehen wie es gehet.
Seyd jhr nur nicht gar gut /
So denck ich was im Liede ſtehet:
Seht was die Liebe thut!
D 4An -56Jacobs

Anderer Handlung

Anderer Aufftrit.

Kemuel, Lothan, Meres.
Lot.

Mein Schaͤfer / wir gedachten jhn an die - ſen Orte zu finden.

Mer.

Und da wir in dieſen Gedancken nicht be - trogen ſind / ſo erfreuen wir uns uͤber ſeiner Gegen - wart.

Kam.

Wer die Luſt aller Welt verachten muß / der ſuchet ſeinen Auffenthalt in der Einſamkeit.

Lot.

Es waͤre zu wuͤnſchen / daß wir in dieſer Einſamkeit faͤhig genung waͤren einige Luſt zuer - wecken.

Mer.

Alſo wuͤrde mein Schaͤfer bekennen muͤſ - ſen / daß die Welt noch einige Luſt vor jhn aufge - hoben haͤtte.

Kem.

Ihr liebſten Freunde / jhr ſeyd dieſelben Perſonen / auf derer Beyſtand mein zukuͤnfftiges Gluͤck beruhen ſol. Ihr wiſſet / warum ich mei - nen Purpur mit dieſen ſchlechten Habite verwech - ſelt habe / und wie es in euren Gefallen ſtehet / mein Leben oder meinen Tod zubefoͤrdern.

Lot.

Es iſt viel / daß ſich ein Fuͤrſte zu unſerer Freundſchafft erniedriget.

Mer.

Und es iſt noch mehr / daß ein Wohlthaͤ - ter des allgemeinen Volckes eine Wohlthat von niedrigen Leuten verlangen kan.

Kem. 57Heyrath.
Kem.

Rahel hat ſollen eine Fuͤrſtin werden. Da ſich nun das Gluͤcke verirret hat / ſo wil ich nun die - ſen Irꝛthum durch eine wunderliche Reſolution verbeſſern.

Lot.

Wir duͤrffen die Schweſter weder loben noch verachten.

Mer.

Und weil ſie ein Fuͤrſte lobt / ſo duͤrffen wir ſeinem Lobe nicht wiederſprechen.

Kem.

Niedrige Perſonen werden durch niedri - ge Begierden angegriffen. Ich wil hoffen / daß ich auch in dieſen Schaͤfer-Kleide meine Fuͤrſtliche Hoheit nicht verleugnen werde / ſo lange der Zweck meiner Gedancken auf eine Fuͤrſtenmaͤßige Schaͤffe - rin gerichtet iſt.

Lot.

Wir wollen gern das unſrige darbey ver - richten / ob wir zwar die Niedrigkeit unſers Ge - ſchlechts erkennen muͤſſen.

Mer.

Wir muͤſten uns in Warheit des hoch - muͤthigen Beginnens ſchaͤmen / wenn mein Durchl. Schaͤfer ſeinen Hertzens Grund nicht allzu eifrig entdencket haͤtte.

Kem.

Es iſt mein Ernſt. Die Goͤtter aus Sy - rien machen mich ins kuͤnfftige zu dem ungluͤckſe - ligſten Menſchen / und laſſen die Tage meines Le - bens verflucht ſeyn / wofern ich keine Schaͤferin aus dieſer Gegend zu meiner Gemahlin erwehlen wer - de. Aber ach jhr liebſten Freunde / wollet jhr mich noch ferner in meiner Hoffnung aufhalten? ich ha - be die Laͤndereyen ſchon beniemet / welche zur Ver -D 5gel -58Jacobsgeltung / als ein ewiges Erbtheil / bey Labans Ge - ſchlechte verbleiben ſollen.

Lot.

Darin wird unſer Gehorſam beleidiget / daß die geringe Muͤhwaltung ſo groß ſol belohnet werden.

Mer.

Und es wird das Anſehen haben / als waͤ - re dieſer Gehorſam nicht ſo wol aus ungefaͤrbter Liebe / als etwan aus einem verblendeten Gemuͤthe entſtanden.

Lot.

Immittelſt gebe ich nochmahls meine Hand und hierdurch mein Hertz zu Pfande / daß ich eher ſterben wil / ehe dieſer Durchl. Schaͤfer an ſeiner Vergnuͤgung von mir ſolte verwarloſet werden.

Mer.

Und ich wil mein Gluͤcke verſchweren / wo Rahel mit meinem Willen einem andern Braͤuti - gam ſol zu Theile werden.

Lot.

Aber was werden uns dieſe Boten brin - gen?

Anderer Handlung

Dritter Aufftrit.

Die vorigen Ebed und Amal.
Eb.

Es wird uns vergoͤnnet ſeyn herein zu kom - men.

Lot.

Was ſol dieſer froͤliche Zierath bedeuten? iſt etwan unter den Schaͤfern etwas neues von ei - ner Hochzeit zuerfahren?

Eb. 59Heyrath.
Eb.

Ja wol etwas neues / deſſentwegen ſich die gantze Stadt erfreuen wird.

Am.

Und deſſentwegen Herr Laban mit ſeiner angenehmen Familie viel getreue Gluͤckwuͤnſchun - gen zu hoffen hat.

Lot.

Ich erwarte das Anbringen.

Eb.

Herr Laban hat ſich reſolviret ſeine juͤngſte Tochter mit dem bißherigen Auffſeher zu vermaͤh - len; und weil dieſes freudenreiche Werck in wenig Tagen wird vollzogen werden; ſo verlangt der Herr Vater ſeine geliebteſte Kinder bey ſich zuhaben / da - mit alsdenn wegen des Hochzeitmahls deſto beſſere Anſtalt koͤnte gemacht werden.

Am.

Weil auch Herr Laban vernommen / ob ſolte ſich ein vornehmer Schaͤfer aus der Nachbar - ſchafft allhier aufhalten / ſo wird er ſich von Her - tzen erfreuen / wenn dieſer angenehme Gaſt die Geſellſchafft vermehren wolte.

Lot.

Wir muͤſſen unſern Herrn Vater treflich geringe ſeyn / daß wir von der Schweſter Heyrath nichts erfahren duͤrffen / ehe wir die Gaͤſte bedie - nen ſollen.

Mer.

Ich halte / wer ohne uns Verloͤbnis macht / der wird auch in unſerer Abweſenheit die Hochzeit vollziehen koͤnnen.

Eb.

Wir verrichten was uns befohlen iſt.

Am.

Und erwarten / was wir dem Herrn Vater zur Antwort uͤberbringen ſollen.

Lot.

Sagt / jhr ſeyd uns verdrießlich geweſen.

Mer. 60Jacobs
Mer.

Mein Bruder / es iſt der Vater / ſie moͤ - gen ſagen / wir waͤren nicht zu Hauſe geweſen.

Lot.

Sagt was jhr wolt / vielleicht erſcheinen wir etwas zeitlicher / als der Braͤutigam wuͤnſchen moͤchte.

Eb.

Wir beklagen unſer Ungluͤck / daß wir zu einer verdrießlichen Botſchafft ſind genoͤthiget worden.

Am.

Und erwarten die Gelegenheit durch jhren Befehl etwas angenehmers zuverrichten.

Lot.

Ihr habt euch nicht aufzuhalten. Da - durch wird uns am beſten aufgewartet / wenn jhr den Weg zuruͤcke nehmet.

(Ebed und Amal gehen ab.)
Kem.

Ach verflucht ſey der Augenblick / da mich ein ungewiſſer Freund in einer verzweifelten Hoff - nung geſtaͤrcket hat!

Lot.

Mein Schaͤfer

(denn ich wil doch bey die - ſen Nahmen verbleiben)

mein Schaͤfer / das Ver - haͤngnuͤs hat mir etwas in den Weg geworffen: Allein ſo lange noch kein Außgang meinen Gedan - cken zu wieder iſt / ſo lange wil ich mein Gluͤcke nicht verklagen.

Mer.

Hier ſteht ein Bruder / welcher die Hey - rath verſtoͤren ſol.

Lot.

Und hier ſtehet der nechſte Freund / welcher einen ſolchen Schwager verwerffen kan.

Kem. 61Heyrath.
Kem.

Und hier ſtehet ein betruͤbter Liebhaber / welcher ſeinen Jammer und ſeine Schande nicht uͤberſehen kan.

Lot.

Ich ſetze mein Leben zum Pfande / daß die eilfertige Heyrath muß zu ruͤcke gehen.

Mer.

Und ehe ich dieſen Durchl. Schaͤfer wol - te betruͤben laſſen / ehe wil ich meinem Vater ſelbſt ungehorſam ſeyn.

Kem.

Ach wo die Liebeshandlung ſchon ſo weit kommen iſt / daß man wegen der Hochzeit Gaͤſte bekuͤmmert iſt / da wird ein ander mit ſeiner unge - wiſſen Liebe ſchon unter die ſpaͤten Expectanten ein - geſchrieben.

Lot.

Ich gehe / und wil eine Probe von meiner Freundſchafft ablegen.

Mer.

Ich gehe / und wil erweiſen / daß ich ein oͤffentlicher Diener von einem verborgenen Fuͤr - ſten bin.

Kem.

Ich gehe / und viel zwey ehrliche Bruͤder beklagen / welche der Schweſter in jhrer Liebe nichts vorzuſchreiben haben.

(Sie gehen an unterſchiedenẽ Orten ab.)

Anderer Handlung

Vierdter Aufftrit.

Jacob, Rahel.
Rah.

Ich weiß nicht.

Jac.

So weiß ich deſto weniger.

Rah. 62Jacobs
Rah.

Ich ſchaͤme mich die Urſache zu ſagen.

Jac.

Es iſt kein Geheimnis / der Herr Vater iſt in ſeinen Anſchlaͤgen etwas wanckelmuͤtig.

Rah.

Und alſo muß eine gehorſame Tochter in jhrer Hoffnung zuruͤcke ſiehen.

Jac.

Ich habe ein ſtarckes Wort / darauff ich trotzen kan.

Rah.

Und ich habe einen getreuen Vetter / wel - chen ich nicht verlieren kan.

Jac.

An meiner Beſtaͤndigkeit ſol kein Zweifel ſeyn / meine Freude kan zwar aufgeſchoben werden; doch wer mich dieſes Kleinods gaͤntzlich berauben ſoll / der muß mein Hertz unempfindlich machen / das iſt / er muß mich todt ſchlagen.

Rah.

Es iſt ein ſchlechtes Weſen. Die Nach - barn wuͤnſchen mir Gluͤck zur Hochzeit / und ich weiß nicht / ob mich der Herr Vater vor eine Braut paſſiren laͤſt.

Jac.

Es wird ſich bald weiſen / ich habe genung Boten beſtellet / welche mir den gantzen Handel bey guter Zeit eroͤffnen ſollen; und vielleicht bringt dieſer eine gute Botſchafft.

Anderer Handlung

Fuͤnffter Aufftrit.

Jacob, Rahel, Haniel.
Han.

Darff ich kuͤhne ſeyn / ihr vertrautes Ge - ſpraͤche zuverſtoͤren?

Jac. 63Heyrath.
Jac.

Es geſchicht uns der hoͤchſte Gefallen; ſon - derlich wenn die Zeitung auf unſerer Seite gluͤck - lich iſt.

Han.

Wer allemahl die Warheit ſagt / der iſt auch entſchuldiget / wenn ſeine Zeitungen etwas wiederwaͤrtig lauffen.

Jac.

Ach mein Freund / was habe ich zuerwar - ten?

Han.

Herr Laban hat eine Poſt von ſeinen Soͤh - nen empfangen / und hierauf ſcheinet er zu der Hoch - zeit etwas kaltſinnig.

Jac.

Worin hat er ſolches mercken laſſen?

Han.

Wenn ſich ein vornehmer Mann zur Hochzeit ſchicken ſol / ſo muß er etwas hurtiger ſeyn.

Rah.

Ach mein Kind / er kennet des Herrn Va - ters Weiſe: was wollen mir die Bruͤder thun?

Han.

Sie wuͤrde anders reden / wenn ſie den vornehmen Freyer ſolte kennen lernen.

Rah.

Ach er verſchone mich mit dieſer Gewalt. Mein Hertz iſt einmahl verſchencket / und da ſol es wol in Ewigkeit aufgehoben bleiben.

Han.
(Ad Sepctatores.)

Ich mag die verliebten Leute nicht erſchrecken: ich bin verſichert / daß die Hochzeit zuruͤcke gehet.

Jac.

Mein Freund ſagt mir aus getreuen Her - tzen / iſt es moͤglich / daß mich Herr Laban betruͤ - ben kan?

Jac. 64Jacobs
Han.

Was Menſchlich iſt / das iſt auch moͤglich. Doch hier koͤmt einer / von dem man beſſere Gewiß - heit zu hoffen hat.

Anderer Handlung

Sechſter Aufftrit.

Die vorigen und Elidab.
Elid.

Froͤliche Zeitung mein Herr Jacob / die Sache wird nun gehoben ſeyn. Und alſo wil ich meinen vorigen Gluͤckwunſch nochmahls wiederho - len / daß ſie beyderſeits die Gnade des Segenrei - chen Himmels in langer und fruchtbarer Ehe ge - nieſſen moͤgen.

Rah.

Ach mein Jacob / was hoͤre ich?

Jac.

Eine Himliſche Zeitung. Ach iſt es moͤg - lich / daß wir uns eines ſolchen Gluͤckwunſches an - maſſen ſollen?

Elid.

Ich habe darbey geſtanden / wie Herr La - ban zwey Schaͤfer mit dieſen Expreſſen Befehle an ſeine Soͤhne abgefertiget hat / ſie moͤchten unver - zuͤglich anhero kommen / und zu der bevorſtehenden Hochzeit Anſtalt machen helffen.

Jac.

Ich werde lebendig.

Rah.

Und dieſes Leben erhaͤlt mich / daß ich nicht vor Freuden ſterbe.

Elid.

Herr Laban iſt im Anfange bedachtſam / allein wenn es einmahl recht beſchloſſen iſt / ſo wirder65Heyrath. er weder ſich / noch ſeine Kinder ſchimpffen laſſen. Ich hoͤre auch / daß ein vornehmer Schaͤfer bey den Herren Soͤhnen als ein Gaſt eingeſprochen iſt / der ſol gleichfals erſuchet werden bey dem Hoch - zeit Mahle zuerſcheinen.

Rah.

Der Gaſt moͤchte wohl davon bleiben.

Jac.

Er mag als ein Zeuge dar ſeyn / daß Ja - cob bey ſeiner Rahel vergnuͤget iſt.

Elid.

Ja wol kan die Vergnuͤgung numehr in keinen Zweifel geſetzet werden.

Han.

Ich erfreue mich / daß meine Furcht ſo gluͤcklich wiederleget wird. Allein wer muß unſern Fleiſcher ſo erzuͤrnet haben / daß er ſo ungnaͤdige Minen macht?

Anderer Handlung

Siebender Aufftrit.

Die vorigen und Boker.
Bok.

So hole es der Hencker und ſeine Groß - Mutter / wann ſich ein ehrlicher Meiſter ſo heßlich ſol vexieren laſſen. Und das mag Herr Laban wol wiſſen / iſt er ein reicher Mann und ein vornehmer Herr / ſo bin ich doch in dieſer Stadt ein freyer Buͤrger / und ich darf deswegen nichts von jhm lei - den / ob ich gleich ein armer ehrlicher Mann bin / der nicht viel zuverzehren hat. Wil er jemandenEtri -66Jacobstribuliren / ſo mag er ſeine Schaͤfer und Knechte ſchlachten / ſchinden / ſieden und braten laſſen. Ja ja dißmahl bin ich in ſeinem Hauſe geweſt / er ſchi - cke mir noch einen Boten / ſo wil ich jhm weiſen / daß ich vor keinen Herren erſchrecke / der mich nicht darff laſſen in den Thurm ſetzen.

Elid.

Wie ſtehts Meiſter Bocker / wer hat euch was zu Leide gethan? ich mercke es an euren Ge - berden / daß jhr uͤber jemanden zuklagen habt.

Bok.

Ich meine / daß ich zu klagen habe. Doch ein armer Mann muß ſich mit ſchmaͤhlen behelffen. Haͤtte ich mehr Gewalt / ich wolte mit Kaͤulen hin - ein ſchmeiſſen / und mit Fleiſcher Meſſern hinein ſtechen.

Elid.

Die Sache iſt erſchroͤcklich.

Bok.

Ey laſt jhr mich auch ungeheit. So viel als mir euer Herr zubefehlen hat / ſo viel habt jhr mich zu vexieren.

Elid.

Und was hat euch mein Herr gethan?

Bok.

Ich wolte fein fragen. Da ſchickt er zu mir / und laͤſt den gantzen Hoff voll Ochſen / Kaͤlber und Schoͤpſe fuͤhren / die auf ſeiner Tochter Hoch - zeit ſollen geſchlachtet werden; Aber da ich nun gedencke / mein Blutvergieſſen ſol am beſten an - gehen / ſo kam er mir in den Hoff geſprungen / als wenn er ſich vollgeſoffen haͤtte / und wolte wiſſen / wer mich zum Schlaͤchter beſtellet haͤtte? Er haͤt - te noch in zwey Jahren nicht willens das Vieh auf einmahl auf eine Freſſerey zuverſchleudern; Ichmoͤch -67Heyrath. moͤchte hingehen / oder er wolte mir Beine machen.

Elid.

Ich hoͤre unglaͤubliche Dinge: ich weiß ja ſelbſt / daß Herr Laban in das Schlachten gewil - liget hat.

Bok.

Mir iſt es viel daran gelegen / obs ein an - der glaͤubt oder nicht; Ich weiß am beſten / wie mich der Mann geſchimpſet hat. Aber das Creu - tze ſey jhm geſchworen / daß er mich die Zeit meines Lebens nicht mehr beſchmeiſſen ſol.

(Geht ab.)
Han.

Dieſe Zeitung wil mit der vorigen nicht eintreffen.

Jac.

Und alſo werde ich in die vorige Verzwei - felung geſtuͤrtzet. Ach ungluͤckſelige Liebe!

Rah.

Ach grauſamer Vater!

Jac.

Werden meine Dienſte ſo belohnet?

Rah.

Und habe ich vor meinen Kindlichen Ge - horſam dieſen Schimpff zu erwarten?

Anderer Handlung

Achter Aufftrit.

Die vorigen und Regu.
Reg.

Wo das Lauffen ſo waͤret / als wie es heu - te angefangen hat / ſo muß ich eiſerne Stiefeln bor - gen. Daß mich doch das Ungluͤck zu dieſen wunder - lichen Herren gefuͤhret hat!

E 2Han. 68Jacobs
Han.

Regu, wo hinaus ſo eylfertig?

Reg.

Mit zuͤchten zu melden zum Paſteten Be - cker.

Han.

Was giebt es da zuverrichten?

Reg.

Jungfer Rahel wirds am beſten wiſſen. Herr Laban wolte ſich auf eine groſſe Hochzeit ge - ſchickt machen / darnach daurete den kargen Herrn das liebe Vieh / daß er den Fleiſcher und alles zum Hauſe hinauß jagte. Indem kam unſer Nachbar Bildad, der ruͤckte jhm den Kopff wieder zu rechte / daß er nun beſchloſſen hat eine kleine Collation von bloſſen Kuchen zu geben / damit ſollen die Gaͤſte vor lieb nehmen / biß irgend GOtt dem lieben Paarchen ein Kind beſcheren moͤchte / da koͤnte das Eſſen eingebracht werden.

Han.

Die Liebe ſtehet im April / das Wetter veraͤndert ſich alle Augenblick.

Elid.

Vielleicht wird dieſer unbeſtaͤndige April einen lieblichen Meyen verkuͤndigen.

Reg.

Ich habe mich nicht aufzuhalten; denn meine Nachlaͤßigkeit moͤchte mir bey den verliebten Perſonen einzige Ungnade erwecken.

(Geht ab.)
Jac.

Es muß ein ſtarcker Held ſeyn / welcher ſo viel Veraͤnderungen ſeines Gluͤckes auf einmahl vertragen kan.

Rah.

So wird ein armes Weibes-Bild unter der Laſt verſchmachten.

Jac. 69Heyrath.
Jac.

Die Liebe thut ſolche Wunder / daß wir al - lezeit geduldig ſeyn. Doch meine Freunde geht / und ſuchet euren Herrn / wer weiß wo eine Ver - richtung auf euch wartet / darbey der gute Herr noch einmahl Wetterwendiſch wuͤrde.

Elid.

Unſere Dienſte / ja unſere gute Worte ſol - len ſich niemahls nachlaͤßig erfinden laſſen.

(Elidab und Haniel gehen ab.)
Rah.

Es iſt wunder / wir ſollen bey dieſem Spie - le die vornehmſten Perſonen ſeyn / und haben die wenigſte Nachricht davon.

Jac.

Mein Kind / die Beſchwerligkeiten vor der Hochzeit ſind leichter zu erdulden / als wenn die Wiederwaͤrtigkeit nach der ſuͤſſen Vollziehung ent - ſtehen wil.

Anderer Handlung

Neundter Aufftrit.

Jacob, Rahel, Ebed.
Ebed.
(Koͤmt gelauffen.)

Mein Herr Jacob ich bitte jhn um ſeiner eigenen Wohlfahrt willen / er begebe ſich an einen ſichern Oct; denn ſonſt moͤchte durch ſeinen Schaden mehr als eine Perſon betruͤbet werden.

Jac.

Und was erhebt ſich vor ein neues Un - gluͤck?

E 3Eb. 70Jacobs
Eb.

Herr Labans zwey Soͤhne haben jhm den Tod geſchworen.

Jac.

Meine Freunde? Meine Vettern? ich moͤch - te faſt ſagen / die jenigen / welche durch meinen Fleiß ihr Reichthum vermehret haben?

Eb.

Es hilfft nichts / ſie wollen dem Vater ſelbſt in der vorhabenden Heyrath wiederſprechen: Und ſo viel ich muthmaſſen kan / ſo werden ſie mir auf dem Fuſſe nachkommen. Er nehme dieſe Warnung als eine Probe meiner treuen Freundſchafft an / ich muß eilen / damit ich vor den Leuten Neutral ver - bleiben kan.

(Gehet ab.)
Jac.

Mein Kind / dieſes Zufalls haͤtte ſich nie - mand verſehen.

Rah.

Mein Jacob wird ſich vor dieſen ſchwa - chen Schaͤfern nicht entſetzen.

Jac.

Ja wol macht jhre Schwachheit wenig Nachdencken: und ich wolte daß hundert Maͤnner aus Syrien dieſes Hertzens Kleinot von meiner Sei - te wegreiſſen wolten: Ich verhoffete ſie insgeſamt Krafft meiner unuͤberwindlichen Liebe in den Koth zutreten / oder doch in die ſchaͤndlichſte Flucht zu ja - gen. Aber ach! ich weiß / wer durch meine Tapffer - keit beleidiget wuͤrde. Ach wie koͤnte Rahel die - ſelbige Hand kuͤſſen / welche ſich in der Bruͤder Blute gewaſchen hat?

Rah.

Solte ich aber des Bruders Hand kuͤſſen / welcher meinen Liebſten aufopffern wolte?

Jac. 71Heyrath.
Jac.

Ich ſehe daß mit einer kleinmuͤthigen Re - ſolution nicht fortzukommen iſt. Herr Laban iſt mir einen Lohn ſchuldig / den wil ich haben / und wenn ſich gantz Haran wieder mich auflehnen wol - te. Immittels lebe ſie wol mein Kind / und bey dieſen Kuſſe gedencke ſie / daß zornige Leute gleich - wol der Liebe nicht vergeſſen.

Rah.

Er iſt ein Mann: jhm koͤmt es zu / daß er bey ſolcher Gelegenheit zornig iſt: woferne ich das meinige thun ſol / ſo werde ich unſern wieder - waͤrtigen Zuſtand beweinen muͤſſen. Ach mein Kind / dieſes Ungluͤck hat er meinetwegen aus zu - ſiehen.

Jac.

Und dieſes macht mich in meinem Ungluͤ - cke deſto ſtandhafftiger. Sie lebe nochmahls wol / und wuͤnſche mir das Beſte.

(Sie gehen an unterſchiedenen Orten ab.)

Anderer Handlung

Zehnder Aufftrit.

Bilha, Silpa.
Silp.

Du biſt auch die Princeßin darnach / daß daß man dir zu Fuſſe fallen ſol.

Bih.

Wer meine Weiſe nicht leiden kan / dem kan ich die Freyheit laſſen / daß er boͤſe daruͤber wird.

E 4Silp. 72Jacobs
Silp.

Aber wenn der Herr einen ſolchen Schand - Nickel vor den Kittel ſchluͤge / ſo wird unſere Hauß - haltung gleichwol verrichtet werden.

Bilh.

Ja ja. Ich moͤchte aus dem Hauſe frey - en / und du moͤchteſt mit den Haͤſchern zur Stadt hinaus gewieſen werden / ſo bliebe doch Herr La - ban ein rechtſchaffener Mann.

Sil.

Ey Jungfer / faͤngſtu auch ſchon an? Es iſt Zeit mit dir / daß du Hochzeit machſt. Doch was hilffts? die Maͤgde richten ſich nach den Jungfern / wenn Rahel Hochzeit macht / ſo wird ja ein Hoch - zeit Gaſt die Treppe herunter fallen. Verſtehſtu mich?

Bilh.

Du haſt recht. Und wenn jemand die Treppe herunter fiele / er wuͤrde ſich eher an meine Kuͤchen Schuͤrtze halten / als an deine Sontags - Krauſe. Du magſt ſagen was du wilſt / meine Jungfer iſt doch die ſchoͤnſte / und ich kriege wol deſ - ſentwegẽ einen hoͤflichẽ Blick eher als deine Jungfer.

Silp.

Es iſt Schade / daß deine Jungfer nicht die aͤlteſte Schweſter heiſſen ſol?

Bilh.

Ey nicht doch / Jungfer Lea mag den Ti - tul behalten / biß ſie einmahl die aͤlteſte Jungfer im Lande heiſſen ſol.

Silp.

Ach nein / ich wil mein Trinckgeld vor das Braͤutigams Hembde / und vor die Bade-Schuͤr - tze ſo geſchwinde verdienen / als du.

Bilh.

Ich hoͤre nur / der Leinweber ſol noch ge - bohren werden / der die Leinwand darzu machen wird.

Silp. 73Heyrath.
Silp.

Ach ſpeye aus und rede beſſer! deine Jung - fer ſol noch dem lieben GOtt dancken / daß ſie den Nahmen in die Badſchuͤrtze zeichnen kan.

Bilh.

Es kan wol ſeyn / daß Rahels Tochter Kind einmahl der alten verlebten Jungfer einen Sterbe-Kittel zuſchneiden hilfft.

Silp.

Ach du Narꝛ / iſt deine Jungfer beſſer als meine?

Bild.

Ich weiß wol / wenn ſie einen andern Kopff haͤtte / ſo wuͤrden die andern Fehler ent - ſchuldiget.

Silp.

Ich lobe einen Kopff der was verſtehet. Deine Jungfer wirds mit dem ſchoͤnen Fleckgen bald wohlfeyler geben.