PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg
nach ihren groſſen Vortheilen oͤkonomiſch betrachtet.
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Berlin, imVerlag der Buchhandlung der Real-Schule1766.

Vorbericht.

Der allergnaͤdigſte Koͤnigliche Be - fehl wegen Aufhebung der Ge - meinheiten iſt unter denen un - zaͤhlichen Wohlthaten, die das Vaterland von ſeinem groſſen und guͤtigen Beherr - ſcher je empfangen hat, eine der aller - wichtigſten. Als ein treuer Unterthan habe ich dem Triebe nicht widerſtehen koͤnnen, denenjenigen von meinen Lan - desleuten, welche von ſolcher neuen Ein - richtung keinen hinlaͤnglichen Begrif ha -* 2ben,Vorbericht. ben, und derer ſind ſehr viel, die Groͤſſe dieſer Koͤniglichen Gnade in ihrem wah - ren Lichte darzuſtellen, indem ich ihnen in dieſen Blaͤttern die anſehnlichen Vor - theile zeige, welche ſo augenſcheinlich je - dermann begluͤcken werden, der an ſei - nem Theil nichts verabſaͤumet die huld - reichen Abſichten des Landesvaters zu erfuͤllen. So vielen tauſend Familien, die den Nahrungsſtand ausmachen, allen Beſitzern der Landguͤter, und einer Menge anderer Perſohnen, die ſich mit der Landwirthſchaft beſchaͤftigen, wird hiedurch das ſicherſte Mittel dargereicht, ihr Vermoͤgen anſehnlich zu vermehren, und ihre Einkuͤnfte in kurzer Zeit viel - leicht zu verdoppeln.

Die in dieſer Schrift aus der Na - tur der Landwirthſchaft hergeleiteten, und durch Vernunft und Erfahrung hinlaͤnglich beſtaͤtigten Saͤze, beweiſen dieMoͤg -Vorbericht. Moͤglichkeit von dem was ich hier ſage. Jeder Leſer der auch kein Landwirth iſt, ſiehet es ein, daß wenn man bei jedem Dorf, den dritten Theil des Ackers, wel - cher nach der bisherigen alten Art zu wirthſchaften, alljaͤhrlich wuͤſte geblieben iſt, kuͤnftighin nach der Aufhebung der Gemeinheiten, auf daß vortheilhafteſte nutzen und mit Fruͤchten beſtellen kann, es eben ſo viel ſei, als wenn die Feld - mark dieſes Dorfs um ein Drittheil er - weitert waͤre. Die ganze Marck ge - winnet alſo durch die Befolgung des Koͤniglichen Befehls innerhalb ihrer Grenzen, um ein Drittheil neue Fel - der, denn in der ganzen Marck wird nach Aufhebung der Gemein - heiten um ein Drittheil Ackers mehr angebauet werden, als bisher, und die Einſchlieſſung der Felder, die kuͤnſtli - chen Wieſen, und andere nur alsdenn* 3moͤg -Vorbericht. moͤgliche Verbeſſerungen werden unſtrei - tig den geſamten Boden, weit mehr als um ein Drittheil fruchtbarer machen.

Engelland iſt uns hierinn mit ſei - nem groſſen Beiſpiel vorangegangen. Dieſes Reich war vor nicht gar langer Zeit oft genoͤthiget ſeinen Getreidevor - rath aus Pohlen zu nehmen*)S. Les Elemens du Commerce. p. 257. De - puis cinquante ans l’agriculture eſt refor - mée ſans doute, mais ce n’eſt que depuis les vingt dernieres années, que nous en reſſentons les effêts ſurprenans. Autrefois nous n’exportions point de froment, & même la Pologne nous approviſionnoit ſou - vent; nous ſommes devenûs le Grenier de l’Europe le plus abondant &c. und die daſige Landwirthſchaft war ſchlechter als in irgend einem andern Lande**)S. Patullo Eſſai ſur l’amelioration des terres, p. 3. C’eſt par les ſoins & la protection du,ſeit -Vorbericht. ſeitdem es aber auf eben die Art wie nunmehro bei uns geſchehen ſoll, ſeinen Ackerbau verbeſſert hat, ſo ernaͤhret es nicht nur ſeine zahlreichen Einwohner ſelbſt, und verſiehet ſeine weitlaͤufigen Colonien mit Getreide, ſondern es ver - kauft annoch jaͤhrlich an Auswaͤrtige im Durchſchnitt fuͤr zehen Millionen Tha - ler an allerlei Korn. Denn ſo bald die Regierung daſelbſt anfing die Sache zu Herzen zu nehmen*)S. Patullo, Eſſai ſur l’amelioration de Terres pag. 207. I. edition de Paris. En - fin le Gouvernement y donna une ſérieuſe attention; il en encouragea toutes les bran - ches; il accorda une prime conſidérable à l’exportation des grains. Ces ſages meſu - res ouvrirent à la longue & par dégrés tous, ſobald man Par -* 4laments -**) du Gouvernement, que l’Agriculture a été pouſſée plus loin dans cette Isle, que chés aucun de ſes voiſins du continent, tandis qu’un ſiecle auparavant elle leur étoit en - tierement inferieure. Vorbericht. lamentsackten ausfertigte, und Preiſe und Belohnungen auf die Ausfuhre des Getreides ſezte, ſo kam der Verbeſſe - rungsgeiſt uͤber Engelland, und belebte jede Seele. Da arbeiteten der Lord und der Gelehrte mit vereinigten Kraͤf - ten an dieſes groſſe Werk, und durch ſie geleitet, that der arbeitſame Arm des Landmanns Wunder. Alle Vorurtheile wurden abgeſchuͤttelt, man verließ das alte Herkommen, man hob die Gemein - heiten auf, ſchloß die Felder ein, legte kuͤnſtliche Wieſen an, und der Ackerbau in Engelland, ſtieg mit ſchnellen Schritten zu der Stuffe der Vollkom - menheit, darauf wir ihn jezt erblicken. Man darf nur die Klagen der franzoͤſi - ſchen Schriftſteller*)S. Turbilly memoire ſur les defrichemes des Teres. desleichen, l’Ami des hommes par Miraeeau u. a. m. leſen, um einzuſe -hen*) tous les yeux, vainquirent les prêjugés, & engagerent à tenter les moïens divers d’a - meliorer. Vorbericht. hen wie groß die Vorzuͤge ſind, die es hiedurch allein vor Franckreich**)Engelland hat unter andern vom Jahr 1715. bis 1755. auſſer denen Getreidearten an Weizen allein 25 Millionen Winſpel (ſep - tiers) nach Frankreich geſendet, und dafuͤr 200 Millionen Livres bekommen. S. Les in - terets de la France mal entendus Tom. I. pag. 18. die Amſterd. Ausgabe. Desgleichen hat Engelland vom Jahr 1746. bis 1750. an Getreide von 7405786 Pfund Sterlings auswaͤrts verhandelt. S. Les Remarques ſur les avantages & les deſavantages de la Fran - çe & de la Gr. Bretagne. p. 77. er - langt hat, von welchem es vorher in dieſem Stuͤck ſo weit uͤbertroffen wurde. Denn in Franckreich folgte der groſſe Colbert nicht, dem noch groͤſſerem Suͤl - li, ſondern vernachlaͤſſigte den Ackerbau, da er ſelbigen vielmehr als die Grund - ſaͤulen ſeiner Manufackturen haͤtte anſe - hen und nie den Ausſpruch des Suͤlli vergeſſen ſollen: daß die Einkuͤnfte ei - ner Nation nicht weiter geſichert ſind,* 5 alsVorbericht. als in ſo fern das Land mit reichen Ackerleuten bevoͤlkert ſei; daß die Schaͤ - tze der Erden allein unerſchoͤpflich, und und daß alles in einem Staate bluͤ - het, in welchem der Ackerbau im Flor iſt*)S. Les memoires de Sulli. Liv. 19..

Engelland handelte nach dieſen Grundſatz und ſeine Bemuͤhungen wa - ren nicht vergeblich angewandt. Es wuͤrde eine groſſe Unwiſſenheit verra - then, wenn man behaupten wollte, daß alles was wir jezt bei der Engellaͤndi - ſchen Landwirthſchaft vollkommenes er - blicken, bloſſe Naturgaben ihres Landes ſind. Nein, Himmel und Erde ſind dorten nicht anders beſchaffen, als bei uns; und blos der Fleis und die Auf - merckſamkeit dieſer Nation hat ihr das verſchaffet, was andere Laͤnder entbeh - ren muͤſſen. Jhre Pferde - und Schaaf -zuchtVorbericht. zucht kann hier zum Beweiß dienen. Beides iſt ſchoͤn. Allein ihre vortrefli - chen Pferde ſtammen aus der Barba - rey her, und Spanien hat die erſten guten Schaafe nach Engelland ge - ſendet, von deren Nachkoͤmmlingen an - jezt die koſtbare Englaͤndiſche Wolle er - halten wird. Warum ſolte nun uns daß nicht auch moͤglich ſein, was denen Engellaͤndern moͤglich geweſen iſt? Warum ſolten wir nicht unſere Landes - Produckte ebenfals theils verbeſſern, theils in groͤſſerer Menge erzeugen? Nach der neuen Einrichtung haben wir die groͤſſeſte Hofnung dazu. Jch will das leztere durch ein einziges Exempel erlaͤu - tern. Sobald die[Gemeinheiten] aufge - hoben ſind, haben wir die beſte Gele - genheit durch den Anbau der Futter - kraͤuter unſern Viehſtand auf das aͤuſ - ſerſte zu verſtaͤrken, und eine MengeSchlacht -Vorbericht. Schlachtvieh zuzuziehen, welches wir an - jezt noch mit vielen Koſten aus Pohlen und Ungarn herholen muͤſſen. Dieſe und andere anſehnliche Summen ſo noch alljaͤhrlich fuͤr mancherlei Beduͤrfniſſe auſſer Landes gehen, koͤnnen kuͤnftighin vortheilhaft erſparet und der Umtrieb des Geldes innerhalb unſeren Grenzen dadurch vermehret werden. Jede Na - tion aber iſt allemahl um deſto gluͤckli - cher zu achten, je weniger ſie von ihren Nachbarn abhaͤngt, und ſich das, was ſie braucht, ſelbſt verſchafet. Erkenne es, Vaterland! daß dieſes die Abſichten dei - nes Koͤnigs ſind, wenn er befiehlet, daß die bisherige mangelhafte Einrichtung der Landwirthſchaft, abgeaͤndert werden ſoll.

Jch weiß ein Mittel, welches zur Befoͤrderung dieſer Abſicht von dem al - lergroͤſſeſten Nutzen auch fuͤr die MarkſeinVorbericht. ſein wuͤrde, wenn eine Anzahl geſchickter Maͤnner, eine Geſellſchaft errichten, und die Kraͤfte ihres Verſtandes, ihre Ge - lehrſamkeit und Erfahrung zum Beſten eines Gegenſtandes des menſchlichen Wiſ - ſens vereinigen; ſo hat dieſes allemahl die erwuͤnſchteſten Folgen. Faſt in al - len Laͤndern von Europa ſind Akade - mien der Wiſſenſchaften, und ihnen hat das Reich der Gelehrſamkeit die wichtig - ſten Entdeckungen zu verdanken. Wa - rum wuͤrdiget man eine Sache, die uns die erſten Nothwendigkeiten des Lebens verſchaffet, auf welcher die Erhaltung des menſchlichen Geſchlechts groͤßtentheils beruhet, und die ganzen Reichen und Voͤlkerſchaften die vornehmſte Stuͤtze ihrer Macht darreichet, nicht wenigſtens einer gleichen Aufmerkſamkeit? derjenige welcher die Laufbahn eines Cometen be - rechnet, iſt warhaftig der menſchlichenGeſell -Vorbericht. Geſellſchaft weit weniger nuͤtzlich, als der ſo den Gang des Pfluges zu verbeſ - ſern ſuchet; und alle Trabanten des Sa - turns, nuͤtzen dem gemeinen Weſen nicht ſo viel als eine Meyerei voll Och - ſen, die vor dem Viehſterben gerettet werden. Jn Engelland und andern Reichen, giebt es ſchon dergleichen Ge - ſellſchaften, welche die Aufnahme der Landwirthſchaft, zum Vorwurf der tief - ſten Unterſuchungen machen. Wuͤrde es nicht gut ſein, die Anzahl derſelben zu vermehren, und bei mancher Akademie wenigſtens eine oͤkonomiſche Claſſe zu errichten?

Jnhalt.

Jnhalt. Erſtes Capitel. Wie die Gemeinheiten wahrſchein - licher Weiſe zuerſt entſtanden, und was ſie vor Schaden bringen. p. 3 Zweites Capitel. Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht auf die Viehzucht. 22 Drittes Capitel. Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten, in Abſicht auf den Ackerbau. 44 Viertes Capitel. Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht der zah - men und wilden Baumzucht73Fuͤnf -Jnhalt. Fuͤnftes Capitel. Beantwortung der Einwuͤrfe wieder die Aufhebung der Gemeinhei - ten. p. 83 Sechſtes Capitel. Allgemeiner Entwurf, wie die Auf - hebung der Gemeinheiten am fuͤg - lichſten bewerkſtelliget und jeder - man ſchadlos dabei gehalten wer - den koͤnnte. 111

Die[1]

Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Mark Brandenburg nach ihren groſſen Vortheilen oͤkonomiſch betrachtet.

[2][3]

Erſtes Capitel.

Wie die Gemeinheiten wahrſcheinli - cher Weiſe zuerſt entſtanden ſind, und was ſie vor Schaden bringen.

§. 1.

Das graue Alterthum iſt aller Verehrung wuͤrdig, und durch die Beobachtung mancher von unſern Vorfahren herſtam - menden Einrichtungen und Gewohnheiten, lei - ſten wir ihnen eine Art der Ehrerbietung, die wir ihrem Andenken ſchuldig ſind. Nur leh - ret uns die Klugheit hierinn von ſolchen Ge - wohnheiten eine Ausnahme zu machen, welche in der Folge der Zeit durch veraͤnderte Umſtaͤn - de nicht ſelten hoͤchſt unbequem, und oft ſchaͤd - lich geworden ſind. Dieſes leztere iſt der Fall bei der Landwirthſchaft in Abſicht der in denen meiſten Gegenden Teutſchlands bis dieſe Stunde noch uͤblichen Gemeinheiten.

A 2§. 2.4

§. 2.

Kaum habe ich noͤthig hier zu erklaͤren, was unter dem Worte, Gemeinheit, Feld - und Trift-Gemeinſchaft und wie die ſchoͤ - nen Nahmen alle heißen, verſtanden wird. Eine ſolche verdriesliche Einrichtung der Land - wirthſchaft, da die ſaͤmtlichen oder doch die meiſten Grundſtuͤcke eines Dorfes, mit Heer - den allerlei Viehes der Weide halber dergeſtalt betrieben werden, daß Anger, Wieſen, Holzun - gen und Aecker nach denen beſten Wirthſchafts - regeln weder bearbeitet noch genuzet werden koͤn - nen, dieſes iſt der traurige Begrif von einer Sache, die der Aufnahme der Landwirthſchaft, dem moͤglichen Reichthum ſo vieler tauſend Fa - milien, und im Ganzen betrachtet, dem Flor der Laͤnder, ſchnurſtracks entgegen ſtehet, und welche manchem einſehenden Landwirth, ſchon manchen Seufzer gekoſtet hat.

§. 3.

Wenn ich gelehrt ſchreiben wolte, ſo muͤſte ich hier wenigſtens in recht langen Noten vol - ler gruͤndlichen Trockenheit und alter Schrift - ſteller zeigen, wo und wenn die Gemeinheiten zuerſt entſtanden ſind? Allein da dieſe Unter - ſuchung vielleicht eben ſo ſchwer ſeyn duͤrfte als die Lehre von dem Urſprunge des Boͤſen uͤber - haupt; ſo ſei es uns Landwirthen genug zu wiſſen, daß aller Warſcheinlichkeit nach, dieGemein -5Gemeinheiten bei ihrem Anfang bloß ein Werk der Noth geweſen. Denn damals als wegen der Zaͤnkereien der Menſchen, noch kein Rich - ter und Anwald gelohnet wurden, ſondern un - ſere Vorfahren ihre Prozeſſe auf gut teutſch mit der Keule in der Hand entſchieden: ſo ſagt man, daß die Furcht vor ſolchen unbequemen Rechtshaͤndeln ſie vermocht habe, ihre Woh - nungen naͤher bei einander zu bringen, und daß auf dieſe Weiſe Doͤrfer und Flecken, mit allen ihren Unbequemlichkeiten in Abſicht auf den Ackerbau entſtanden ſind. Vorher aber woh - neten unſere ehrlichen Stammvaͤter, ob ſie gleich nur ihres Trinkens und ihrer Faulheit halber, nicht aber eben wegen ihrer Geſchick - lichkeit im Feldbau beruͤhmt waren, dennoch auf eine der Landwirthſchaft ſehr zutraͤglichen Art und Weiſe, nehmlich in einzeln liegenden Huͤtten(*)Tacitus ſagt hievon ausdruͤcklich in ſeinem Buch de moribus germanorum Cap. 16. Nullas Germanorum populis urbes habitari, ſatis notum eſt; ne pati qui - dem inter ſe junctas ſedes. Colunt diſcreti ac diverſi, ut fons, ut campus, ut nemus placuit. Vicos lo - cant, non in noſtrum morem, connexis & cohæ - rentibus ædificiis: ſuam quisque domum ſpatio cir - cumdat &c. &c. die in dem Bezirk ihrer Grundſtuͤcke ſich befanden. Nur ſolche traurige Umſtaͤnde alſo, da ſie blos zur Sicherheit ihres Lebens und ihrer Guͤter auch wohl ihrer Freiheit, groͤſ -A 3ſere6ſere Geſellſchaften unter ſich errichten, ihre Haͤu - ſer naͤher zuſammen bringen, und Doͤrfer und Flecken bauen muſten, vermochten ſie, jene vorzuͤgliche Einrichtung zu verlaſſen, und ſich tauſend Ungemaͤchlichkeiten zu unterwerfen. Wer weiß ob wir ſonſten nicht bis jetzt in die - ſer fuͤr den Landbau, troz aller Einwuͤrfe alle - mahl hoͤchſt vortheilhaften Verfaſſung wuͤrden geblieben ſein, und in denen am meiſten bevoͤl - kerten Provinzien, nur Staͤdte aber keine Doͤr - fer, ſondern anſtatt der leztern die Felder mit unzaͤhlichen Wohnungen der Landleute gleich - ſam beſaͤet antreffen wuͤrden? Wer weiß, ob wir uns nicht zu dieſer Stunde bereits in dem vollen Genus aller derer Vortheile wirklich be - faͤnden, die wir anjezt, wie durch ein Fernglas nur von weitem erblicken.

§. 4.

Einige von dieſen großen Vortheilen naͤher zu betrachten, iſt der Zweck dieſer Schrift. Um aber dem Spoͤtter gleich anfangs ſeine Ab - fertigung zu geben, ſo ſoll er wiſſen, daß ob ich gleich im vorigem Paragraph ſage, daß es der Aufnahme der Landwirthſchaft zutraͤglich ſei, wenn die Wohnungen der Ackerleute zer - ſtreuet und einzeln auf ihren Grundſtuͤcken ge - legen ſind, ich deswegen nicht fordere, daß man Doͤrfer niederreiſſen und Flecken zerſtoͤh - ren muͤſſe, ſondern ich will nur, daß man ſichMuͤhe7Muͤhe geben ſoll, die ſchaͤdlichen Gemeinheiten aufzuheben, das heißt:

1. Die Viehweide entweder ganz abzu - ſchaffen, oder doch dergeſtalt abzuaͤndern, damit dadurch der Weg gebahnet werde.

2. Daß jeder Beſitzer wo nicht ſeine ſaͤmtli - chen Grundſtuͤcke, doch wenigſtens ſeinen pflug - baren Acker, zuſammen auf einem Platz mit ſolcher Freiheit erhalten moͤge ſelbigen einzuhaͤ - gen, und ohne Ruͤckſicht auf ſeine Nachbaren nach ſeiner beſten oͤkonomiſchen Erkentnis bearbeiten und nutzen zu koͤnnen.

Dieſe Sache, ich geſtehe es, iſt an denen meiſten Oertern mit Hinderniſſen vergeſellſchaf - tet; allein ſolche zu heben, wird nirgend un - moͤglich ſein, ob es wohl ſchwer ſein kann; und dieſe Muͤhe bleibt nicht unbelohnet. Soll man denn das Gute deswegen unterlaſſen bloß weil es ſchwer iſt, es auszuuͤben?

§. 5.

Nach meinem vorigen Satz, will ich die Viehhuͤtung gaͤnzlich aufgehoben, oder doch wenigſtens abgeaͤndert wiſſen. Will man ſich hiezu nicht verſtehen, ſo bin ich ſo billig vor der Hand allenfalls noch zu erlauben, daß auf denen Angern und Wieſen nach wie vor das Vieh weiden moͤge; ob ich gleich lieber ſaͤhe, daß man die oft weitlaͤufigen Anger, welche mit denen Heerden des ganzen Dorfs betriebenA 4werden,8werden, nicht mehr als eine Gemeinheit behan - delte, ſondern ſolche vermeſſen und jedem Eigen - thuͤmer ein groͤßeres oder kleineres Stuͤck da - von austheilen lieſſe, um ſolches fuͤr ſich allein zu nutzen ſo gut er weiß und kann. Es ſei dann, daß die Anzahl derer ſo das Recht ha - ben dieſen Anger mit ihrem Vieh zu betreiben, ſo groß waͤre, daß man ſelbigen zu ſehr zerſtuͤ - ckeln und in eine Menge ſolcher kleinen Portio - nen abtheilen muͤſte, die eine beſſere Nutzung verhindern, in dieſem Falle moͤgte es beſſer ge - than ſein, ſolchen Anger nur in ſo viel Theile abzumeſſen, als ſo viel noch die zum beſſern wirthſchaftlichen Gebrauch, die erforderliche Groͤße behielten, und ſolche einigen von denen bisherigen Beſitzern beſonders einzuraͤumen, die uͤbrigen aber auf eine andere Art ſchadlos zu halten. Alsdenn wuͤrde der mehr als dop - pelte und dreifache Ertrag einer und eben der - ſelben Flaͤche des Bodens meinen Wunſch recht - fertigen. Der alte Wirth mag alſo ſein Vieh auf Angern und Wieſen ferner weiden laſſen, weil er es ſo haben will, indeſſen erlaube er mir, ihm mit wenigen den Schaden zu zeigen, den er nach der bisherigen Einrichtung der Vieh - weide auf mehr denn einer Art leidet.

§. 6.

Dieſer Schaden iſt vielfaͤltig. Jch will um nicht weitlaͤufig zu ſein, nur ein kurzes Ver -zeichnis9zeichnis davon machen, und es einem jeden Wirth uͤberlaſſen, noch mehrere Artikel dieſer Art hinzuzufuͤgen. Bei dem Vieh will ich anfangen, und den Vertheidiger der Weide fragen:

1. Ob es nicht wahr ſei, daß das arme Vieh von Schlacken, rauhen Wind, Hitze und Ungeziefer gar erſtaunlich viel auszuſtehen habe, wenn es vom Morgen bis an den Abend ſich auf dieſe Weiſe ſeine Nahrung und zwar oft recht kuͤmmerlich ſuchen muß; und ob er wohl glaube, daß ſolches der Geſundheit, und dem beſtmoͤglichem Gedeien des Viehes eben ſo zu - traͤglich ſei, als wenn alle dieſe Dinge vermie - den werden?

2. Ob nicht die Weite des Weges und das beſtaͤndige Herumtreiben der armen Thiere, ſelbige abmattet, die durch das Futter erlang - ten beſten Kraͤfte ſogleich wieder wegnimmt, denen ſaͤugenden Kuͤhen im Sommer die Milch erhitzt, und dadurch denen jungen Kaͤlbern Krankheiten und den Tod zuwege bringt?

3. Ob nicht zur Zeit der leidigen Viehſeu - che gleich viel hundert Stuͤck ohne Rettung verlohren gehen, ſo bald nur ein einziger un - achtſamer Wirth im Dorfe oft ſeine einzige Kuh nicht gehoͤrig in Acht genommen hat, ſon - dern vielleicht ſelbſt Schuld daran iſt, daß ſel - bige von der Seuche angeſtecket worden?

A 54. Ob10

4. Ob nicht im erſten Fruͤhling oder im ſpaͤtem Herbſt, wenn das Gras ſelten oder ſchon verdorben iſt, aller Unflath und ſchaͤdliche Kraͤuter, aus Hunger von dem Vieh einge - ſchlucket werden, welche die Lungen-Seuche und andere gefaͤhrliche Krankheiten verurſachen?

5. Ob nicht da wo es Moraͤſte oder auch nur kleine Feldbruͤcher giebt, und dieſe ſind faſt aller Orten anzutreffen, und gemeiniglich weil ſie bei vernachlaͤßigter Cultur zu nichts beſſers gebraucht werden koͤnnen, der Viehweide ge - widmet, ob, ſage ich, nicht manches Stuͤck in ſolchen Moraͤſten zu Schaden kommt, ſich was zerſprengt oder auf der Stelle erſaͤuft?

Welcher Vertheidiger der Viehhuͤtung kann mir dieſe Warheiten ablaͤugnen? und wenn er dieſes nicht kann, ſo geſtehe er es ein, daß ſel - bige mit Schaden verknuͤpft iſt.

§. 7.

Jedoch vielleicht iſt dieſer Schaden noch zu klein als daß er einige Aufmerkſamkeit ver - diene, ich will ihn alſo groͤßer machen, oder vielmehr, ich will ihn von einer andern Seite betrachten da er noch mehr in die Augen fallen ſoll. Die Reihe komt nun an den Weideplatz ſelbſt. Auch hier iſt der Schaden von mehr als einerlei Art. Denn

1. Muß jedermann ohne ein Naturforſcher ſein zu duͤrfen, zugeben, daß ein jedes Ge -waͤchs11waͤchs im Pflanzenreich, ſo bald es waͤhrend der Zeit ſeines Hervorkeimens, und ehe es einen gewiſſen Grad des Wachsthums erreicht hat, verletzet wird, niemals zu der Staͤrke und Vollkommenheit gelangen kann, die es ſonſten erreichet haben wuͤrde, wenn man ihm Zeit genung gelaſſen haͤtte, ſich gehoͤrig auszuwi - ckeln. Dieſe Beſchaffenheit hat es mit dem Graſe und denen Kraͤutern, welche auf der Weide dem Vieh zur Nahrung dienen ſollen. Kaum hat der wankelmuͤthige April, mit ſeiner ungewiſſen Heiterkeit, den Schnee vom Anger hinweggeſchmelzet; kaum faͤrben ſich die brau - nen Keime des Graſes mit dunkelm Gruͤn; ſo zanket bereits der alte Wirth mit dem Hirten, daß er die Heerde austreiben ſoll. Sein Vieh, heißet es, wolle nicht mehr im Stall freſſen, es ſehne ſich nach der Huͤtung, ja es rieche ſchon das Graß. Das an denen Vorurthei - len und der Unwiſſenheit ſeines Herrn unſchul - dige Vieh, verlaͤſſet alſo ungern die Krippe und gehet auf die Weide. Allein weit entfernt ſich zu ſaͤttigen, wandert es hin und wieder, und reißet vor Hunger und vielleicht halb auch vor Verdruß die alten Stoppeln des Graſes mit dem jungen Keim, und denen daran hangenden Wurzeln zugleich aus der Erde, friſſet etwas davon, und laͤſſet das meiſte wieder fallen. Der ſchwere Ochs druͤcket mit ſeiner Centnerlaſt,bei12bei jedem Schritt einen ſo großen Umfang der Oberflaͤche als ſein breiter Fuß bedecket, tief in dem weichen Boden hinein, und begraͤbt alſo jedesmahl einen anſehnlichen Theil ſeines kuͤnftigen Unterhalts. Mit jedem Tage nimt dieſe Verwuͤſtung zu. Das junge Graß wird unaufhoͤrlich verbiſſen, und waͤchſt nie von der Erde empor. Unaufhoͤrlich werden die ſaft - vollen Wurzeln und zarten Keime deſſelben zer - quetſcht, und gerathen daher nach dieſer Ver - wundung bey feuchter und warmer Witterung nothwendig in Faͤulung; und ſo iſt es in der That ein Wunder der guͤtigen Natur, daß ſie bey ſolcher Mißhandlung noch auf den Grad ergiebig iſt, als wirklich geſchiehet. Man ſolte, wenn man denn ja das Vieh weiden will, ſol - ches von Rechtswegen nicht ehender auf die Huͤtung bringen, bis das Erdreich von der Winterfeuchtigkeit hinlaͤnglich trocken, und das Graß groß genung gewachſen waͤre, dem Vieh die erforderliche Saͤttigung zu verſchaf - fen. Jedennoch aber wuͤrde auch hier der Satz noch immer wahr bleiben: daß auf jeder Weide Verhaͤltnißweiſe, allemahl mehr Graß zertreten als gefreſſen wird.

2. Hiernaͤchſt iſt noch ein Ruin der Weide dieſer, daß der haͤufige Unflath, den eine ſolche Heerde Vieh taͤglich auf der Weide fallen laͤſ - ſet, ſolche auf eine erheblichere Weiſe verderbetals13als man dem erſten Gedanken nach ſich vorſtel - lig machen kann. Der Vertheidiger der Vieh - huͤtung wird wiſſen, daß ein ſtark betriebener Weideplatz gemeiniglich ſehr fleckig ausſiehet, und daß, obgleich Pferde und Rindvieh, wech - ſelsweiſe nicht ſehr eckel ſind, in der Naͤhe um einen ſolchen Fleck zu weiden, es dennoch eine geraume Zeit waͤhret, ehe der Duͤnger derge - ſtalt verwittert, daß dieſe Stelle wieder gruͤn wird. Allein das weiß ein Vertheidiger der Viehhuͤtung vielleicht noch nicht, daß auf dieſe Weiſe eine Heerde nur von zweihundert Stuͤck Rindvieh in neun Tagen einen Morgen von 180 ruthen an Graswuchs auf lange Zeit verderbet. Der Grund, daß hiedurch der Weideplatz geduͤnget wuͤrde, iſt hier eben ſo unſchicklich angebracht, als es die Art und Weiſe iſt, wie dieſes Duͤngen geſchiehet. Muß denn eine Duͤngung erſt einen Ort eine lange Zeit verderben und unfruchtbar machen ehe ſie demſelben einigermaſſen vortheilhaft wird? O wie gut koͤnnte eben dieſer Duͤnger auf eine weit nuͤtzlichere Weiſe zur Verbeſſerung dieſes Weideplatzes angewendet werden, wenn es denen ſaͤmtlichen Beſitzern gefiele, dieſe Ge - meinhuͤtung nach wirthſchaftlichen Regeln zu behandeln; allein dieſes iſt

3. Ein neuer Schaden, den die Viehweide mit ſich fuͤhret, daß bei einer ſolchen Gemein -heit14heit nicht die allergeringſte Verbeſſerung vor - genommen wird. Ein ſolcher Weideplatz wird ſeinem Schickſaal uͤberlaſſen, es werde aus ſelbi - gem was da wolle. Kaum daß man dem Sau - hirten den Zugang verbietet, oder noch zur Noth einen Graben einigermaſſen raͤumet; al - lein, ſchaͤdliche Kraͤuter, Buſchwerk und der - gleichen zu vertilgen, Maulwurfshuͤgel zu ebnen, ſumftige ausgemoderte Tiefen auszu - hoͤhen und mit Heuſaamen zu beſtreuen, jaͤhr - lich einen gewiſſen Theil mit dem Pflug umzu - reiſſen und mit Futterkraͤutern zu beſaͤen, an allen dergleichen heilſamen Unternehmungen iſt gar nicht zu gedenken. Denn niemand ſiehet eine ſolche Gemeinheit als ſein Eigenthum an, weil alle zuſammengenommen es dafuͤr anſe - hen. Niemand kann und darf alſo ohne Zu - thun der andern Beſitzer das geringſte damit vornehmen, weil es theils ſeine Kraͤfte uͤber - ſteigt, theils auch wider die maͤchtigen Vorur - theile und den Eigenſinn der uͤbrigen laufen wuͤrde. Wer hat aber Muth genug, ſo viel wiederſinnige Koͤpfe zu vereinigen und ſie da - hin zu vermoͤgen, mit guten Willen das zu thun, was ſie vor uͤberfluͤßig, vor unnuͤtz, auch wohl gar vor ſchaͤdlich halten? Denn die Vaͤ - ter und Großvaͤter des Dorfs haben auch Vieh gehabt, und nie iſt an ſolchen Neuerungen ge - dacht worden. Kurz, die Sache bleibt wieſie15ſie iſt, und nie wird der arme Weideplatz die geringſte moͤgliche Verbeſſerung erhalten. Was folgt aber hieraus anders als daß

4. Eine ſolche Gemeinheit kaum den dritten Theil von demjenigen Vieh ernaͤhren kann, als geſchehen wuͤrde, wenn man eine andere Ein - richtung damit machte. Jch betruͤbe mich al - lemahl, wenn ich oft die ſchoͤnſte Ebene gewahr werde, welche zur Weide beſtimmt iſt, und wenn ich nach geſchehener Erkundigung nach der Anzahl des Viehes welches darauf ſeinen Unterhalt findet, bemerke, daß ſelbige ſo gerin - ge iſt, daß ein nur bloß nach dem Augenmaaß gemachter Ueberſchlag, dieſe vortrefliche Flaͤche mehr als doppelt und dreyfach ſo ſtarke Heer - den ſaͤttigen koͤnnte, fals man es darnach an - finge. Jſt das aber kein Schaden, wenn ein Eigenthumer ſtatt dreißig Stuͤck Vieh, ſich mit zehen Stuͤck begnuͤgen muß? Jſt das kein Schaden, wenn manche Dorfſchaft Bauren, in dem Beſitz eines durch ihre eigene Schuld alſo vernachlaͤßigten Weideplatzes ſich die zu - naͤchſt dem Brodt ihnen ſo noͤthige Waare, nemlich Butter und Kaͤſe vor ihr baares Geld von andern verſchaffen muß, da ſie dergleichen ſelbſt verkauffen, und dadurch ihre bereite Ein - nahme anſehnlich verſtaͤrken koͤnnte? Jch uͤber - gehe hier die uͤbrigen großen Vortheile, welche mit einem ſtaͤrkeren Viehſtand unzertrennlichver -16verknuͤpft ſind, und deren gluͤcklicher Einfluß, ſich auf alle Zweige der Landwirthſchaft erſtre - cket; weil dieſer Vorwurf unten mit mehreren abgehandelt wird. Jedoch es iſt nicht genug, daß der Landwirth nach der bisherigen Ein - richtung der Viehweide ſich den Unterhalt ſei - nes Viehes fuͤr den Sommer ſchmaͤlert, ſondern

5. auch der Heuſchlag und das Winter - Futter wird dadurch vermindert. Jch will dieſes noch ganz kuͤrzlich beweiſen. Es iſt be - kannt, daß der alten Gewohnheit nach die maͤhbaren Wieſen im Fruͤhling bis auf Wal - purgis und im Herbſt von Michaelis an mit dem Vieh betrieben werden. Beides iſt ſchaͤd - lich. Jn Abſicht der Fruͤhlingsweide gilt eben das bei denen Wieſen, was im Anfang die - ſes Paragraphs von denen Weideplaͤtzen iſt geſagt worden, daß nemlich das junge Graß bei ſeinem erſten Wachsthum verbiſſen, und der weiche Boden von dem Treten des Viehes ausgemodert wird; wodurch alſo der erſte und beſte Graßwuchs unwiederbringlich verloren gehet, und bei eintretender Hitze und Trocken - heit des Sommers in der Folge niemals recht fort will. Die ſpaͤte Herbſtweide auf den Wie - ſen iſt aber noch ſchaͤdlicher. Bis zu Ende des Octobers und noch ſpaͤter hin, gehet das Vieh Tag vor Tag auf ſelbigen herum, und frißt vor Hunger das noch uͤbrige Graß aus der Erdeheraus.17heraus. Nun faͤllt die Kaͤlte ein. Die friſch verwundeten Graßpflanzen werden von dem Froſt durchaus angegriffen, und ihre Gefaͤſſe zerſtoͤhret. Was kann man ſich alſo auf das kuͤnftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver - ſprechen? Die Vermuthung, daß es nur ſchlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah - rung beſtaͤtiget. Man verſuche es, und ver - ſchone eine dergleichen Wieſe nur ein Jahr mit der Fruͤhlings - und Herbſtweide. Der Ertrag davon wird im folgenden Jahr noch einmahl ſo ſtark ſein, als auf einer daneben liegenden Wieſe, die man nach der bisherigen ſchaͤdlichen Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen Nutzen einer magern Weide auf einen und eben denſelben Platz um ein großes uͤberwie - gen? Um dieſen Gewinn bringt ſich aber der Vertheidiger der Viehhuͤtung muthwillig, und leidet alſo auch hiedurch den allergroͤßeſten Schaden.

§. 8.

Jedoch ich bin mit dem Regiſter des man - cherlei Verluſtes, den die Viehweide mit ſich fuͤhret, noch nicht fertig. Es ſind noch ein paar wichtige Punkte uͤbrig, die ich unmoͤglich unberuͤhrt laſſen kann. Hiezu gehoͤret

1) daß an manchen Orten die Lage des Wei - deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vomBDorf18Dorf dahin fuͤhret, und den man eine Vieh - trift nennet. Oft nimmt dieſer Weg ſeine Richtung durch die fruchtbarſten Felder, und man muß alſo ein großes Stuͤck Acker dazu verſchwenden, das man mit Fruͤchten beſtellen koͤnnte. Jch kenne Doͤrfer die eine Viehtrift von beinahe eine halbe Meile lang durch den beſten Weitzen-Acker halten muͤſſen, welche mit denen auf beiden Seiten aufgeworfenen Graben 5 bis 6 Ruthen breit iſt. Wenn man dieſes Stuͤck Land nach der Morgen-Zahl oder nach der moͤglichen Auſſaat uͤberſchlagen, und den Ertrag davon nur nach einen maͤßigen An - ſchlag zu Gelde rechnen wolte, ſo wuͤrde man eine anſehnliche Summe heraus bringen, die man bei einer Berechnung der Viehnutzung davon abziehen muͤſte, und man wuͤrde erſtau - nen, daß dieſer bisher vor nichts gerechnete Umſtand einen ſo wichtigen Artikel ausmachet. Abermahls ein Schade von großem Belange, den der Vertheidiger der Viehnutzung eingeſte - hen muß.

2) Den Beſchluß dieſer verdrießlichen Un - terſuchung ſoll endlich der Ruin des jungen Holzes machen, welcher mit der Viehweide faſt unzertrennlich iſt. Derjenige Eigenthuͤ - mer eines Gutes, dem an den Holzanbau ge - legen iſt, oder derjenige Foͤrſter der gewiſſen - haft ſein will, wird mir Recht geben, wieſchwer19ſchwer es ſei, Hirten und Vieh in Ordnung zu halten, und von denen jungen Schlaͤgen und Schonungen zu entfernen. Der Hirte glaubt ſeine Wuͤrde nicht mit Anſtand zu bekleiden, wofern er nicht im Sommer heimlich ſeine Heerde in das friſche Graß der Schonung treibt; und das im Herbſt, der Gewohnheit nach ohne Hirten herumlaufende Vieh, ſuchet gemeiniglich die Hoͤlzſchlaͤge auf und naͤhret ſich von denen jungen Schoͤßlingen, deren weiches Laub ihm beſſer ſchmeckt als das bereits alt ge - wordene und halb verfaulte Graß. Jm Win - ter und im Anfang des Fruͤhlings, ſchleichet alsdenn noch der treuloſe Schaͤfer hinein, laͤſſet die Knoſpen des jungen Holzes benagen und ſchwoͤret hernach fuͤr die Unſchuld ſeiner Haͤm - mel. Auf dieſe Weiſe aber leidet der Holzan - bau zu jeder Jahreszeit. Duͤrfen wir uns alſo uͤber den elenden Anblick unſerer Schonungen, Schlaͤge, Eichelkaͤmpe, Anflug, Anſaͤungen und Anpflanzungen verwundern? Duͤrfen wir uns wundern, wenn wir ſolche oͤde, leere Plaͤtze in unſere Waldungen antreffen, ſolche Holz - bloͤſſen die oft unabſehlich ſind? Forſtverſtaͤn - dige wiſſen, wie groß der Schaden iſt, den eine Anzahl Vieh ſchon in wenigen Stunden an - richten kann, und wie das einmahl verbiſſene Holz auf immer ſeines geraden Wuchſes und geſunden Stammes beraubt bleibet. Jch uͤber -B 2gehe20gehe andere Pflanzungen, die im freien Felde geſchehen. Wie ſchwer iſt es doch, dieſe oft bloß des Viehes halber fortzubringen! Nicht ein Dutzend Weidenbaͤume darf man ohne Ein - haͤgung pflanzen, oder ſie werden von dem Biß oder dem Reiben des Viehes verderbet. Wer kann aber alle Oerter wo junges Holz waͤchſt, einhaͤgen? und ein aufgeworfener Graben, die gewoͤhnliche Befriedigung der Schonungen, hilft nicht viel. Gern wuͤnſchte ich dem Ver - theidiger der Hutweide, die vielen hundert tau - ſend Baͤume allerlei Art, zeigen zu koͤnnen, die in einer maͤßigen Provinz, jaͤhrlich vom Vieh ruiniret werden; und ihm alsdenn den Werth vorrechnen, den ſelbige in zwanzig oder dreißig Jahren haben wuͤrden. Vielleicht moͤchte es mir gelingen, dadurch ſeinen Eigenſinn zu bre - chen, oder ihn wenigſtens ſchamroth zu machen. Jedoch manche Leute ſind ſo geartet, daß die Warnung vor Schaden nicht ſo viel uͤber ihren Willen vermag, als wenn man ihnen zu einen moͤglichen Vortheil Hofnung giebt. Jch koͤnnte ſonſten hier noch vieles von dem Nachtheil ſa - gen, den auch der Ackerbau davon hat, wenn die Gemeinheiten beibehalten werden, und die Viehweide nach der bisherigen Gewohnheit fer - nerhin ſtatt findet. Allein ich will dieſes bis an einen andern Ort verſparen, und vorjetzt meinem Verſprechen nach, von lauter Vortheil und Ge -winn21winn reden. Derjenige Landwirth der die Ge - meinheiten aufheben, die Viehweide abſchaffen, oder doch abaͤndern, und ſich dadurch den Weg bahnen will, ſeine ſaͤmtlichen Grundſtuͤcke oder wenigſtens ſeinen Acker beiſammen zu erhalten, der ſoll allenthalben den allergroͤßeſten Nutzen davon haben. Dis iſt der Satz dem dieſe Blaͤt - ter gewidmet ſind.

§. 9.

Die zwei Hauptgegenſtaͤnde der Landwirth - ſchaft werden auch die meinigen in dieſer Ab - handlung ſein. Jch werde nehmlich zu zeigen mich bemuͤhen: wie große Vortheile ein Land - wirth in Abſicht der Viehzucht und des Feld - baues erhalten koͤnne, wenn die Gemeinheiten abgeſchaffet ſind, und er ſeinen Acker beiſammen und eingeſchloſſen hat. Vortheile die er ent - weder ganz, oder doch dem groͤſſeſten Theil nach entbehren muß, ſo lange er ſich in der verdries - lichen Nothwendigkeit befindet, fremdes Vieh auf ſeinen Grundſtuͤcken weiden zu laſſen, und ſeine ſchmalen Streifen Ackers zwiſchen denen, ſo ſeinen Nachbaren zugehoͤren, herauszuſuchen, und ſich alſo allen denen harten Geſetzen der traurigen Feldgemeinſchaft zu unterwerfen.

B 3Zweites22

Zweites Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht auf die Viehzucht.

§. 10.

Die Grundſaͤule eines bluͤhenden Ackerbaues iſt die Viehzucht in mehr als einerlei Ab - ſicht. Auf ſie beruhet das ganze Gluͤck des Landwirths. Nirgend aber kann nach der bis - herigen alten Art zu wirthſchaften, die Vieh - zucht anſehnlich und ſtark werden, wenn kein reicher Vorrath von Graswuchs vorhanden iſt. Dieſes iſt der Naturfehler unſerer Mark. An denen meiſten Oertern haben wir einen Ueberfluß an pflugbaren Acker und einen Man - gel an Wieſewachs. Denn ich nenne das ſchon einen wirklichen Mangel an Wieſewachs, wenn ſelbiges in Vergleichung mit denen zu beſtellenden Aeckern nicht in einem ſolchen Ver - haͤltniß ſtehet, daß der Landmann ſo vieles Vieh halten kann als noͤthig iſt, ſein Feld im reichem Maaß gehoͤrig zu duͤngen. Was fol - get hieraus anders, als daß ofte der meiſte Theil des Ackers entweder ohne Duͤnger beſtel - let werden muß, oder daß man ſelbigen mitkarger23karger Hand ſo ſparſam austheilet, um nur mehreres Land duͤngen zu koͤnnen, daß er un - moͤglich gehoͤrig wirken kann. Jn beiden Faͤl - len ziehet dieſes ſchlechte Verfahren ſchlechte Erndten nach ſich. Der Landwirth leidet alſo hier gedoppelt. Er hat nur wenig und ſchlecht gepflegtes Vieh, deſſen Nutzung alſo nur ſehr mittelmaͤßig ſein kann, und ſo dann wenige Feldfruͤchte. Dieſes iſt gemeiniglich der Haupt - grund des klaͤglichen Anblicks, wenn man faſt in allen Laͤndern Teutſchlands wo die Ge - meinheiten uͤblich ſind, ſo viel arme Bauren ſiehet, die bei ſaurer Arbeit im Schweiß ihres Angeſichts oft nicht ſatt Brodt haben, ob ſie gleich die Beſitzer weitlaͤufiger Feldmarken ſind.

§. 11.

Dieſem im Kleinen und im Groſſen betrach - tet wirklich allemahl groſſem Uebel abzuhelfen, ſehe ich gar kein Mittel, ſo lange die leidige Feldgemeinſchaft noch ſtatt hat. Denn um mehrere Fruͤchte zu erndten muß der Ackers - mann ſeinen Boden beſſer bearbeiten und beſ - ſer duͤngen. Erſteres darf er nicht thun, weil die Hauptſache nicht bloß in dem guten ſon - dern daneben in dem oͤfterem Pfluͤgen des Ackers beſtehet; und hier ſagen die ſtrengen Geſetze der Feldgemeinſchaft: es darf der Acker nicht ehender und nicht oͤfter gepfluͤget werden,B 4als24als es theils die Viehhuͤtung verſtattet, und andern Theils ſaͤmtliche Nachbaren ſolches thun. Die Haͤnde ſind ihm alſo gebunden, wenn er auch gleich jene wahre Ackerbauregel weiß, welche ſagt: pfluͤge deinen Acker alle - mahl ſo ofte und ſo bald du ſieheſt, daß das Unkraut zu gruͤnen anfaͤngt. Das letztere aber, das beſſere Duͤngen iſt ihm vollends un - moͤglich, und zwar wegen des kleinen Umſtan - des, weil er keinen Duͤnger hat. Will er aber hievon einen ſtaͤrkeren Vorrath anſchaffen, ſo iſt noͤthig, daß er ſeinen Viehſtand vermehre. Soll dieſes geſchehen ſo muß er vorher auf eine groͤſſere Menge Futter bedacht ſein. Woher aber nimmt er dieſes? Mehreres Winterfutter anzuſchaffen, moͤchte in manchen Jahren viel - leicht noch angehen, in manchen aber auch nicht. Fuͤr den Unterhalt ſeines Viehes im Sommer aber, ſiehet es allemahl mißlich aus. Auf der Gemeinhuͤtung darf er an den mei - ſten Oertern nicht mehr Vieh bringen, als ihm nach der Zahl ſeiner Hufen erlaubt iſt. Seine letzte Zuflucht beſtuͤnde alſo darinn, ſein meh - reres Vieh auch im Sommer im Stall zu fut - tern. So ſchoͤn, ſo vortheilhaft aber dieſes iſt, ſo ſetzet es an denjenigen Oertern wo Mangel an Graswuchs iſt, und von dieſen rede ich, weil es die meiſten ſind, den Anbau der Fut - terkraͤuter voraus. Dieſer muß aber nothwen -dig25dig im Groſſen im freiem Felde vorgenommen werden, denn etwa ein angeſaͤeter Fleck Klee im Garten will hier die Sache nicht ausma - chen. Gehet dieſes aber an, da, wo die lei - dige Feldgemeinſchaft zur grauſamen Gewohn - heit geworden iſt? Gemeiniglich liegt der dritte Theil des pflugbaren Ackers alljaͤhrlich braache, das heiſſet, er bleibt auſſer dem wenigen Erbs - ſchlag ſo lange unbeſtellet, bis er gegen den Herbſt zur kuͤnftigen Winterſaat geackert wird, und bald haͤtte ich das beſte vergeſſen da - mit Heerden mancherlei Art den Tag uͤber darauf herumgehen, denn daß ſie daſelbſt wei - den und ſich ſatt freſſen, laͤſſet ſich von denen wenigſten Oertern mit gutem Gewiſſen ſagen, weil das wenige Graß und Kraut, das ſon - derlich in trockenen Jahren allda waͤchſet, un - moͤglich den Nahmen einer Viehweide verdie - net. Dieſen dritten Theil ſeines Ackers muß der Landmann alſo jedes Jahr als unnuͤtz und verlohren anſehen. Wolte er nun auch in Ab - ſicht des uͤbrigen Feldes kluͤglich handeln und anſtatt es ganz mit Getreide zu beſtellen, einen Theil davon dem Anbau der Futterkraͤuter widmen, ſo wuͤrde ihm ſolches zwar niemand wehren, allein ſo bald die Erndte vorbei, und das Vieh in die Stoppelweide getrieben wird, ſo iſt alles verlohren. Die meiſten Futter - kraͤuter aber, bringen, wie bekannt, den beſtenB 5Nutzen26Nutzen allererſt im zweiten, dritten und folgen - den Jahren. Die Feldgemeinſchaft iſt alſo grauſam genung, uns auch dieſes einzige Huͤlfs - mittel zu verſagen.

§. 12.

Hinweg mit dieſer Tyrannin! und alles gewinnet ein beſſeres Anſehen. Der gluͤckliche Landmann, welcher alle Stuͤcke ſeines Ackers auf einem Platz zuſammen, und mit Graͤben, Hecken, oder andern Umzaͤunungen befriedi - get und umſchloſſen hat, iſt nun Herr und Meiſter mit ſelbigem vorzunehmen was ihm gut duͤnket. Er hebt alſo ohne Zeitverluſt ſein groſſes Geſchaͤfte an, und ſorgt vornehmlich dafuͤr, ſeinen Viehſtand, die Seele der Land - wirthſchaft uͤberhaupt, zu verbeſſern. Zu dem Ende nimt er vorerſt ſo viel von ſeinem Felde, als er nach Maaßgebung ſeiner uͤbrigen Ver - haͤltniſſe vor thunlich findet, und ſaͤet Futter - kraͤuter darauf. Dieſe muß er nach der Lage und der innern Guͤte ſeines Acker waͤhlen, in - dem man fuͤr jede Art des Bodens beſondere Gattungen derſelben hat, an deren gluͤcklichen Fortkommen bei gehoͤriger Beſtellung niemand mehr zweifeln darf. Nun machet er aus dem Erfolg dieſes Unternehmens den Ueberſchlag: ob und wie viel Vieh er ſich mehr anſchaffen koͤnne, und er wird zu ſeiner Freude gewahr werden, daß dieſe Vermehrung gar nicht un -erheblich27erheblich iſt. Jedes Stuͤck Vieh aber iſt ein neues Capital des Landwirths, davon er ſeine jaͤhrliche Zinſen ſelbſt berechnen kann. Sein Einkommen ſteigt alſo nach eben dem Maaß als er dieſes gehoͤrig zu nutzen weiß. Jch habe zu meiner eigenen Ueberzeugung hievon eine ge - naue Berechnung gemacht, und wuͤrde kein Bedenken tragen ſolche allhier der oͤffentlichen Pruͤfung zu unterwerfen, wenn nicht mein feſter Vorſatz waͤre mich kurz zu faſſen. Jch bin erſtaunet uͤber die Anzahl des Viehes, die eine Dorfſchaft, der es an Weide und Heuſchlag feh - let, dennoch mehr als anjetzt zu halten im Stande ſein wuͤrde, wenn die Gemeinheiten abgeſchaffet waͤren. Jm Ganzen betrachtet wuͤrde aber kein Land in der Welt bei dieſer Einrichtung mehr gewinnen als die Mark, in welcher, wegen des nicht hinlaͤnglichen Wieſe - wachſes, in denen meiſten Gegenden die Vieh - zucht bei weitem nicht zu der Stuffe der Voll - kommenheit gelanget iſt, auf welche ſie der Oekonom zu ſehen wuͤnſchet. Wie viel voll - wichtige Dukaten wuͤrden nicht alsdenn im Lande bleiben, die anjetzt Pohlen und Un - garn alljaͤhrlich vor ihre Ochſen hinnehmen. Und welche Freude fuͤr den Patrioten wenn unſere groſſen Staͤdte auch in dieſer Abſicht nicht mehr fremder Huͤlfe zu ihren Unterhalt noͤthig haͤtten.

Es28

§. 13.

Es iſt vorher geſagt worden, der Land - wirth ſoll nach Aufhebung der Gemeinheiten, auf einem Theil ſeines Ackers den er nunmehro beiſammen und eingeſchloſſen hat, Futterkraͤu - ter ſaͤen, und dadurch kuͤnſtliche Wieſen anle - gen. Dieſes gilt jedoch nur in dem Fall, wenn ſein Feld hoch lieget oder wenn es ber - gigt und alſo zum natuͤrlichen Graßwuchs nicht bequem iſt. Eine andere Art der Einrichtung muß man alsdenn machen, wenn der Acker aus einer niedrigen Ebene beſtehet, die von ſich ſelbſt hinlaͤngliches Graß hervorzubringen ver - mag; alsdenn kann er den Anbau der Futter - kraͤuter allenfals erſparen, und die im Me - cklenburgiſchen und Holſteinſchen uͤbli - che ſo genante Koppelwirthſchaft einfuͤh - ren. Dieſe beſtehet darin, daß man den Acker, in acht, zwoͤlf und mehrere Theile, welche Koppeln genennet werden eintheile, und einen oder mehrere derſelben nachdem ſie bisher Korn - fruͤchte getragen haben, unbeſtellet liegen laͤſ - ſet, und von der Natur erwartet, daß ſie ohne weiteres Zuthun einen ſtarken Graßwuchs her - vorbringe, die man zur Viehweide beſtimmet. Eine dergleichen Koppel bleibt nur gewiſſe Jah - re in dieſem Zuſtande, und alsdenn wird ſie wiederum mit groſſem Vortheil beackert, und eine andere Koppel, die ſo lange Getreide getra -gen29gen hat, auf eine aͤhnliche Weiſe an ihrer Stelle zur Weide beſtimmet. Dieſe Art zu wirth - ſchaften hat vor denen Gemeinheiten zwar ei - nen unendlichen Vorzug, reichet aber noch nicht an die Vortreflichkeit der kuͤnſtlichen Wie - ſen. Da nun uͤberdem in der Mark Ver - haͤltnißweiſe wenig Gegenden ſind, allwo der - gleichen koͤnnte eingefuͤhret werden; ſo wollen wir unſer Hauptaugenmerk auf die Anſaͤung der Futterkraͤuter richten, und uns kuͤnſtliche Wieſen anlegen, da wir an natuͤrlichen Wie - ſen Mangel leiden.

§. 14.

Luzerne, Esſparzette, rother hol - laͤndiſcher Klee und Spark (ſpergula) ſind die vornehmſten Sorten Futterkraͤuter, auf deren Anbau der Landmann bedacht ſein muß. Der Ertrag von jeder Art richtet ſich nach dem Boden und der Pflege die ſie be - koͤmmt. Jedoch nie wird er unter keinerlei Umſtaͤnden ſo gering ſein, daß er nicht alle darauf gewandte Muͤhe reichlich erſetzen, und die kuͤmmerlichen Umſtaͤnde des Landmannes gar bald aͤndern und beſſer machen ſolte.

§. 15.

Zur Aufmunterung fuͤr denjenigen Land - wirth, der dis neue Wirtſchaftsſyſtem einfuͤh - ren ſoll, will ich hier kuͤrzlich berechnen wie ſtark ſich nach dieſem Plan, ſein Viehſtandvermeh -30vermehren laͤſſet. Mann rechnet gemeiniglich zweihundert Ruthen guten Wieſewachs auf ein Stuͤck Rindvieh oder auf ein Pferd, ſo kein Stallfutter bekomt, um es den Sommer hindurch zu ernaͤhren, und eben dieſer Maas - ſtab wird auch im Mecklenburgiſchen bei der Weide in denen Koppeln angenommen. Ob wir nun gleich auf einer eben ſo groſſen Flaͤche, die mit fetten nahrhaften Futterkraͤu - tern angebauet iſt, ungleich mehr annehmen koͤnnten*)Ein Stuͤck Land von Einhundert Ruthen, die Ru - the zu zwanzig Fuß gerechnet, ſo nur mit Eſparzet - te, dem ſchlechteſtem und auf ſehr leichtem Acker zu bauenden Futterkraute, beſaͤet iſt, liefert nach der Rechnung des Patullo vor drey Kuͤhe den Som - mer hindurch hinlaͤngliche Nahrung. S: Eſſai ſur la melioration des Terres. Edit. de Paris pag. 66 Un Arpent nourrit abondamment trois Vaches, depuis le premier Mai jusqu’au premier Novembre & ſou - vent d’avantage. Jamais neanmoins il n’en nourrit autant que le Treffle & la Luſerne; mais ceux-ci exigent la meilleure terre, & la plus forte, tandis que l’Eſparcette ſe plait dans les légeres, & avec un peu d’induſtrie, vient bien dans les plus mauvaiſes. : ſo wollen wir dennoch nur feſtſe - tzen, daß zweihundert Ruthen Ackers die mit Klee, oder Luzerne, oder Eſparzet - te u. d. g. beſaͤet ſind, auch nicht mehr als ein Stuͤck Vieh unterhalten ſollen. Dieſe zwei - hundert Ruthen, machen nach der alten Art zu meſſen, einen halben Morgen aus, den Morgen zu vierhundert Ruthen und die Ru -the31the zu zehn Fuß gerechnet, denn auf dieſe Art, ſind vor Zeiten die Landguͤter in der Mark vermeſſen worden, welche Vermeſſung an de - nen meiſten Oertern auch noch ſtatt hat. Sol - cher Morgen wurden gemeiniglich drei und zwanzig auf die Hufe gerechnet, bei vielen Doͤrfern aber noch mehr, indem es bekant, daß die Groͤſſe der Hufen nicht durchgaͤngig gleich iſt. Ein Bauer alſo, der drei Hufen beſitzt, die in drei Felder abgetheilet ſind, be - ſtellet jaͤhrlich nur zwei Hufen oder ſechs und vierzig Morgen mit Sommer - und Winterſaat. Die dritte Hufe aber liegt auſſer den Erbsſchlag allemahl brache. Nehmen wir von dieſer alſo ohngefehr drei Morgen, die mit Erbſen, Lin - ſen u. d. g. angebauet ſind, ſo bleiben noch zwanzig Morgen brache, welche ihm auſſer der hoͤchſt magern und kaum zu nennenden Vieh - weide gar keinen Nutzen bringen. Dieſe zwan - zig Morgen ſoll er nun mit Futterkraͤutern be - ſaͤen und zu einer kuͤnſtlichen Wieſe machen, und ſo iſt er im Stande den Sommer hindurch vierzig Stuͤck groſſes Vieh, Pferde, Ochſen oder Kuͤhe mit gruͤnen Futter reichlich zu unter - halten. Nun wollen wir ſetzen, daß ſein voriger Viehſtand an Pferden und Rindvieh zwanzig Stuͤck ausmachet, welches in Doͤrfern, wo Man - gel an Wieſewachs iſt, ſchon ſehr viel ſagen will; ſo bleiben denoch zwanzig Stuͤck groſſes ViehUeber -32Ueberſchuß. Aber auch hievon wollen wir ihm aus Gruͤnden, die ſogleich folgen ſollen, annoch die Haͤlfte abnehmen, ſo muͤſſen wir ihm dennoch zehn Stuͤck laſſen, die wir ihm unter keinerlei Vorwand mehr entziehen koͤn - nen. Dieſe machen alſo ein Drittheil uͤber ſeinen bisherigen Viehſtand aus, folglich hat der Bauer bereits ein Drittheil mehr Einnah - me vom Vieh, und was das meiſte iſt, er kann nun auch ein Drittheil Ackers mehr be - duͤngen als vorher, und auf dieſen Drittheil wenigſtens, ſeine Erndten verdoppeln.

§. 16.

Die Gruͤnde warum hier ſtatt zwanzig Stuͤck Vieh, nur die Haͤlfte gerechnet worden, ſind dieſe:

1. Weil wir die Haͤlfte des Ertrags der kuͤnſtlichen Wieſen zum Winterfutter fuͤr die zehen Stuͤck mehreres Vieh beſtimmen muͤſ - ſen; indem wir nicht allgemein feſtſetzen koͤn - nen, daß die gemeinen Weideplaͤtze, aller Or - ten hinlaͤnglich oder auch bequem ſind, daß ein jeder Theilnehmer nach geſchehener Ver - meſſung einen beſondern Fleck fuͤr ſich allein erhalten, und darauf fuͤr ſein neu angekauftes mehreres Vieh, zureichendes Heu gewinnen ſolte; uͤberdem aber auch der alte Landwirth vielleicht noch Vergnuͤgen findet, ſein Vieh nach wie vor weiden zu laſſen, und uns nurhoͤchſtens33hoͤchſtens ſeine Aecker zu dieſer neuen Einrich - tung hergiebt. Bei Doͤrfern hingegen, wo entweder die vertheilte Gemeinheiten oder noch andere Wieſen, jedem Eigenthuͤmer ſo viel Heuſchlag liefern, als er im Winter fuͤr den aus dieſer neuen Einrichtung ihm zugewachſe - nen Ueberſchuß an Vieh noͤthig hat, kann man allerdings eine groͤſſere Anzahl beſtimmen.

2. Weil auf hochgelegenen leichten Feldern, dergleichen es in der Marck ſehr viele giebt, die Futterkraͤuter nicht ſo ergiebig ſind als in fruchtbaren Ebnen.

3. Weil bei ſehr trockenen Sommern, zu - mahl auf bergigten Aeckern, man der Gefahr ausgeſetzt iſt, daß der Klee und Luzerne, die einzige Esparzette ausgenommen, zur Zeit ih - res erſten Wachsthums leicht verdorren, oder doch merklich zuruͤck gehalten werden.

4. Weil man gern recht ſicher gehen will, und es hernach dem Landwirth immer lieber ſein wird, den angenommenen Maaßſtab zu vergroͤſſern, als wenn er ihn verjuͤngen muͤſte.

§. 17.

Ein Drittheil Vieh mehr zu halten, und ein Drittheil Ackers mehr zu duͤngen, iſt fuͤr den Landmann ſchon eine ſehr anzuͤgliche Lock - ſpeiſe; und vielleicht fuͤrchtet er die wenige Muͤhe nicht, welche ihm dieſe neue Einrichtung anfaͤnglich verurſachen duͤrfte. Allein ich habeCnoch34noch eine wichtige Sache mit ihm abzumachen, wider welche ihm ſeine eingewurzelten Vorur - theile, tauſend Schwierigkeiten erregen wer - den, und dieſes iſt die Stallfuͤtterung ſei - nes Viehes im Sommer. Daß der vorige Bauer ſeine zwanzig Stuͤck Vieh, den Win - ter hindurch im Stall ernaͤhret, dawider findet er nichts einzuwenden; und doch wird ſich ſein ganzer Eigenſinn empoͤhren, wenn er eben die - ſes im Sommer thun ſoll. Seine gegruͤnde - ten und ungegruͤndeten Einwuͤrfe dagegen, wird er nebſt andern ihres gleichen, unten in einem beſondern Capitel abgefertiget finden. Anjetzt ſoll er nur zwei Gruͤnde hoͤren, warum ich auf die Stallfuͤtterung im Sommer ſo ſehr dringe. Dieſe ſind eben ſo viel Vortheile, nehmlich mehrerer Duͤnger, und mehrere Sicherheit vor der leidigen Viehſeu - che. Zwei wichtige Vortheile, die eine wei - tere Unterſuchung wohl verdienen, und nur allein durch die beſtaͤndige Stallfuͤtterung er - langt werden koͤnnen.

§. 18.

Die Marck hat ſehr wenig Gegenden all - wo nicht der Duͤnger zur Fruchtbarkeit der Felder die unentbehrlichſte Sache iſt. Miſt pflegt bei dem Ackersmann, der ſeine Kunſt recht verſtehet, das erſte und letzte Wort zu ſein. Wenn er dieſen in reichem Vorrath vorſeiner35ſeiner Thuͤre erblicket, ſo freuet er ſich eben ſo ſehr daruͤber als der Eroberer von Mexiko uͤber ſeine erbeuteten Goldklumpen. Er wendet al - les daran, um ſich davon eine groſſe Menge zu verſchaffen, und ungern ſiehet er den geringſten Verluſt deſſelben, weil er alsdenn eine augen - ſcheinliche Verringerung ſeiner Erndten gewahr wird. Die bisherige Viehhuͤtung aber raubt ihm noch mehr als die Haͤlfte von dieſem ſei - nem koſtbaren Schatze. Denn gerade ein halbes Jahr bleiben Pferde und Rindvieh an manchen Orten Tag und Nacht auf die Weide, und verzetteln den Miſt. Ein halbes Jahr hindurch entbehret er alſo den Vortheil der Aufſammlung des Duͤngers, welcher zu dieſer Zeit von denen ſaftigen Kraͤutern und dem Graſe, weit kraͤftiger fuͤr den Acker iſt, als derjenige den er im Winter erhaͤlt, wenn er ſein Vieh mit duͤrrem Stroh fuͤttert. Er hat alſo in dieſem Fall, blos die Haͤlfte des Nutzens von ſeinem Viehſtand, und es iſt eben ſo viel als wenn er nur zehn Stuͤck Vieh hielte, ſtatt der zwanzig die ihm zugehoͤren. Folglich kann er welcher Schaden fuͤr ihn! auch nur die Haͤlfte ſo viel Acker beduͤngen, als er be - duͤngen wuͤrde, ginge dieſer Sommerduͤnger nicht verlohren. Dank ſei es dem Erfinder der kuͤnſtlichen Wieſen, daß wir unſer Vieh nicht nach Futter herumtreiben duͤrfen, ſondernC 2es36es mit denen geſundeſten Kraͤutern zu Hauſe reichlich ernaͤhren koͤnnen! Nun haben wir was wir wuͤnſchen, nehmlich, die beſte Gelegenheit die Nutzung unſeres Viehes zu verdoppeln, den koͤſtlichſten Duͤnger in reichem Maaß zu erlan - gen, und das vornehmſte wo nicht das einzige Mittel hiedurch unſere Erndten zu vervielfaͤl - tigen.

§. 19.

Der zweite Nutzen der Stallfuͤtterung iſt die mehrere Sicherheit vor der Viehſeuche. Wiederholte Erfahrungen haben den Satz feſt - geſetzt, daß das bewaͤhrteſte Mittel wider die - ſes leidige Uebel, in der zeitigen und gaͤnzlichen Abſonderung und Entfernung des geſunden Viehes von dem kranken beſtehe. Wodurch kann aber dieſes am leichteſten und ſicherſten bewirket werden, als wenn ein Wirth ſein Vieh beſtaͤndig in ſeinem Stall und Hof und alſo ſtuͤndlich unter ſeinen Augen hat? Jch bin dreiſte genung zu behaupten, daß die Stall - fuͤtterung allein, dieſer ſeit ſo vielen Jahren bereits wuͤtenden Landplage, mit einmahl ein Ende machen, und unſerer Marck vor das kuͤnftige die vielen Tonnen Goldes erſparen wuͤrde, die ihr dieſes Ungluͤck bisher gekoſtet hat. Jch will meinen Satz beweiſen. Geſetzt daß die Stallfuͤtterung durch das ganze Land eingefuͤhret waͤre, und der Wuͤrge-Engel fingean37an ausziehen, ſo wuͤrde er in der That nicht weit kommen. Ein Landesherrlicher Befehl, vermoͤge welchen man ſofort bei demjenigen Landwirth wo ſich die Viehſeuche aͤuſſerte, an allen Rind - vieh ohne Unterſchied die wahre aͤchte Univer - ſal-Medicin gebrauchen, und ſelbiges ins - geſamt todtſchlagen; den angeſteckten Hof nicht etwan vier Wochen ſondern wenigſtens drei bis vier Monath lang ſperren; den Miſt, das Stroh und Heu, auch allenfalls die Krip - pen und den niedergeriſſenen Stall, ferner die Kleider und Geraͤthe aller Hausgenoſſen ver - graben oder noch beſſer, verbrennen muͤſte: ein ſolcher hohen Orts gegebener und genau befolgter Befehl, wuͤrde dis groſſe Uebel in der Geburth erſticken, und das Dorf, die Pro - vinz, und das Land wuͤrden gerettet. Eine Ausſchreibung im Craiſe koͤnnte dem ungluͤck - lichen Nachbar, allen Schaden reichlich erſe - tzen, und wenn auch jeder Wirth von jedem Stuͤck Vieh nur wenige Pfennige beitragen muͤſte. Tauſend Haußhaltungen aber entgin - gen der Gefahr, einen ſo erheblichen Verluſt als das Viehſterben auf mehr als eine Weiſe mit ſich bringet, zu ſo ofte wiederholten mah - len als jetzt geſchiehet, zu empfinden. Jſt aber dieſes wohl nicht wichtig genung daruͤber nach - zudenken, uns dergleichen heilſame Veranſtal - tungen zu wuͤnſchen auch an ſeinem Theil allesC 3dazu38dazu beizutragen? Siehe ehrlicher Landmann! auch dieſen groſſen Vortheil verſchaffet dir die Stallfuͤtterung.

§. 20.

Ehe ich dieſes Capitel von denen Vorthei - len der Abſchaffung der Gemeinheiten, in Ab - ſicht auf die Viehzucht, beſchlieſſe, muß ich noch einen Blick in unſere Schaͤfereien thun. Dieſe ſcheinen bei der neuen Einrichtung noch ein Stein des Anſtoſſes zu ſein, der fortge - ſchaffet werden muß. Sollen die Gemeinhei - ten aufgehoben, die Braache abgeſchaffet, die Anger und Huͤthungs-Plaͤtze vermeſſen und ver - theilet werden, wo ſollen wir mit denen Schaa - fen bleiben? ſo hoͤre ich den alten Land - wirth als ſeines Sieges gewiß, mit einer Miene voll Zuverſicht einwenden, ſollen die Tau - ſende dieſes nuͤtzlichen Viehes vermindert oder unſere Heerden gar abgeſchaffet, und ſolche an - ſehnliche Landes-Produckte als Wolle und Haͤmmel ſind, vernichtet werden? Nein, das wolle der Himmel nicht! Alles dieſes ſoll durch die neue Einrichtung annoch vermehret wer - den. Die Abſchaffung der Gemeinheiten ſoll, ſo wie alles Guten, alſo auch des Schaafvie - hes im Lande mehr machen. Wo ſind mehrere Schaafe und wo iſt beſſere Wolle als wie in Engelland? und Engelland iſt uns in dieſer neuen Einrichtung ſchon lange mitſeinem39ſeinem ruͤhmlichen Beiſpiel vorgegangen. Laſ - ſet uns ſehen wie es dort die Landleute machen, und ob wir ihnen nicht nachahmen koͤnnen?

§. 21.

Die Engellaͤnder haben an denen Oer - tern, wo die Feld - und Triftgemeinſchaft nicht mehr ſtatt findet, einen doppelten Weg ihre Schaafe im Sommer zu unterhalten. Entwe - der ſchlieſſen ſie ſolche in Hoͤrden ein, die nach der Staͤrke der Heerde einen Verhaͤltnißmaͤßi - gen groſſen Raum umſchraͤnken, und laſſen ſie ſo lange auf einer Stelle, Tag und Nacht wei - den, bis das Gras oder die daſelbſt angeſaͤe - ten Futterkraͤuter aufgezehret ſind, alsdenn ſie dieſe Vermachung auf einen friſchen Fleck wei - ter fortbringen; oder ſie ſchraͤnken ihre Schaafe in der Naͤhe einer kuͤnſtlichen Wieſe auf einem engern Platz beſtaͤndig ein, bringen daſelbſt Krippen und Raufen an, tragen ihnen das abgemaͤhete gruͤne Futter allerlei Art, benebſt denen groſſen Ruͤben (Turneps) vor, und er - naͤhren auf dieſe Weiſe ſelbige mit dem geſun - deſten und kraͤftigſten Futter ſo reichlich und vortheilhaft, daß ſie ihnen das beſte Fleiſch und die allerſchoͤnſte Wolle liefern. Nur ſelten trei - ben ſie ſolche aus, wie bei uns geſchiehet, es muͤſte denn auf einer abgebrachten natuͤrlichen Wieſe, oder auf einem mit Futterkraͤutern be -C 4ſaͤeten40ſaͤeten Felde ſein, das nun bald umgebrochen und mit Kornfruͤchten beſtellet werden ſoll, oder wenn die Klee-Arten im ſpaͤten Herbſt nicht mehr gemaͤhet werden koͤnnen.

§. 22.

Was ſolte uns wohl hindern dieſe herrliche Methode zu befolgen, wenn wir uns mit denen Engellaͤndern in gleiche Verfaſſung verſe - tzen, nehmlich, wenn wir nach Aufhebung der Gemeinheiten, einen Theil unſerer Aecker mit Futterkraͤutern beſaͤen, und die oft weitlaͤufi - gen Anger und Huͤthungsplaͤtze zu maͤhbaren Wieſen machen wolten? Was ſolte uns hin - dern bei aͤhnlichen Umſtaͤnden auf eine aͤhnliche Weiſe zu handeln? Etwan der Mangel an Leu - ten? Ganz gewiß nicht. Denn zu einer Schaͤferei von tauſend bis zwoͤlfhundert Schaa - fen werden nach jetziger Einrichtung erfordert, zwei Knechte und der Laͤmmer Junge. Der Schaafmeiſter und ſeine Frau Gemahlin ſind auch noch vorhanden. Dieſes ſind zuſammen - gerechnet fuͤnf geſunde Menſchen. Nun frage ich aber, ob dieſe fuͤnf halbe Muͤßiggaͤnger nicht hinlaͤnglich im Stande ſein werden, obige Anzahl von Schaafen, im Sommer nach Art der Engellaͤnder zu futtern? Jch getraue mir bei tauſend, zwoͤlf bis funfzehnhundert Schaafen dieſes mit drei Perſonen zu verrich - ten. Der bisher den Sommer hindurch gaͤnz -lich41lich muͤßige Herr Schaafmeiſter und der eine Knecht, ſollen das Futter taͤglich maͤhen. Der Laͤmmer-Junge aber mit des Schaͤfers ſeinen zwei Ochſen, die ihm ohnedem von dem Herrn der Heerde frei gehalten und ausgefuttert wer - den muͤſſen, ſoll ſelbiges nach dem Platz hin - fahren, wo die Schaafe in Huͤrden eingeſchloſ - ſen ſind. Der Schaͤfer kann mit dem Knecht wenn ein hinlaͤnglicher Vorrath Graß oder Futterkraͤuter abgemaͤhet iſt, ſich dorthin ver - fuͤgen und die Raufen damit anfuͤllen. Denn dieſe Methode hat vor der andern, da die Schaafe das Futter auf dem Felde abfreſſen, in Engelland einen Vorzug. Die ſchoͤne Schaͤferin brauche ich nicht, dieſe mag vor der Hand zu Hauſe bleiben, und an denen Oer - tern, wo die Schaafe gemolken werden, die Milchwirthſchaft beſorgen, ob ich gleich wuͤnſch - te, daß das Melken der Schaafe nirgend ſtatt haben moͤchte. Den zweiten Knecht aber will ich gaͤnzlich abdanken. Deſſen ſtarke Arme die bisher ſo unthaͤtig geweſen ſind, ſollen der Republick nuͤtzlich werden, und ich verurtheile ihn entweder zum Ackerbau, oder er ſoll Sol - dat werden, und koͤnnen auf dieſe Weiſe aus tauſend Doͤrfern, tauſend Muͤßiggaͤnger zuſammengebracht, und davon ein Regiment errichtet werden. Dieſer Ueberſchlag bei denen Schaͤfereien iſt noch ſehr gutherzig berechnet,C 5denn42denn wolte man mich boͤſe machen, ſo duͤrfte ſel - biger leicht noch genauer ausfallen.

§. 23.

Weit entfernt alſo daß durch die Aufhe - bung der Gemeinheiten, die Anzahl des Schaaf - viehes im Lande ſolte vermindert werden, ſo iſt ſie vielmehr das bequemſte Mittel, ſelbiges an - ſehnlich zu vermehren. Hier iſt der Beweis da - von. Es ſind bekantermaſſen ſehr viel Doͤr - fer in der Marck, wo das Recht, Schaafe zu halten, nur allein dem Herrn des Dorfs zu - ſtehet, und kein Bauer dergleichen auf die Weide bringen darf. Sind die Aecker und Huͤthungen aber vermeſſen und vertheilet, wer will es denen Bauren wehren auf ihren Grund - ſtuͤcken, einen kleinen Plaz abzuhaͤgen, dieſen mit zwanzig, dreißig oder mehrern Schaafen zu beſetzen, und ſolche auf engellaͤndiſche Ma - nier zu ernaͤhren, wenn ſie es vortheilhaft fuͤr ſich finden? nehmen wir nun hundert der - gleichen Doͤrfer an, in deren jedem zwanzig Bauren wohnen, und dieſe halten ein jeder nur dreißig Stuͤck, ſo machet ſolches die Anzahl von ſechzigtauſend Schaafen aus, die in einem ſo kleinen Bezirck mehr gehalten werden koͤnnen, ohne daß irgend jemanden dadurch Eintrag oder Abbruch geſchiehet. Auf eine aͤhnliche Weiſe kann man die uͤbrigen Doͤrfer berechnen, allwo denen Einwohnern nur einegewiſſe43gewiſſe Anzahl erlaubt iſt, welche ſich bei der neuen Einrichtung nach eines jeden Belieben ſtark vermehren lieſſe. Wie viel Schlachtvieh und wie viel Wolle aber werden alſo mehr er - zeugt, und dieſe Landesproduckte auf die ge - ſchwindeſte und wohlfeilſte Art vervielfaͤltiget werden!

§. 24.

Wenn es mein vorgeſetzter Endzweck und der enge Raum dieſer Blaͤtter erlaubten den Ertrag der kuͤnſtlichen Wieſen, die beſſere Nu - tzung der eingetheilten Gemeinhuͤthung, den ſtarcken Ueberſchuß an Rindvieh, und die Ver - mehrung der Schaͤfereien nach Cameralgrund - ſaͤtzen in Anſchlag zu bringen, und zu baaren Gelde zu berechnen, ſo wolte ich bei manchen Landguͤtern mich anheiſchig machen, bloß aus dieſen wenigen zur Viehzucht gehoͤrigen Arti - keln, die ganze Abnutzung ſolcher Guͤter reich - lich herauszubringen, und der zeitherige Korn - bau ſolte unveraͤndert als ein reiner Ueberſchuß bleiben. Jch eile aber zu denen Vortheilen, welche die Aufhebung der Gemeinheiten dem Ackerbau gewaͤhret.

Drittes44

Drittes Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht auf den Ackerbau.

§. 25.

Ein Acker der nach denen beſten Wirthſchafts - regeln behandelt wird, das heiſſet, den man reichlich duͤngen, ofte und allemahl zu rechter Zeit ordentlich bearbeiten, und recht fleißig zum Frucht tragen geſchickt machen kann, iſt in aller Abſicht einem andern Acker vorzuzie - hen, der auch noch einmahl oder zweimahl ſo groß iſt, und vielleicht eben wegen ſeiner Groͤſſe vernachlaͤßiget werden muß. Dieſes iſt in der Ackerbauphiloſophie ein Grundſatz, der durch die taͤgliche Erfahrung auſſer allen Zweifel geſetzt wird, und daher keines fernern Beweiſes bedarf. Wer mehrern Acker beſitzt, als er verhaͤltnißweiſe mit ſeinem Zugvieh or - dentlich bearbeiten, und nach der Staͤrcke ſei - nes Viehſtandes gehoͤrig duͤngen kann, der be - findet ſich als Landwirth betrachtet allemahl in verlegenen Umſtaͤnden. Der viele Acker iſt ihm eine Laſt die ſeinen Schultern zu ſchwer faͤllt, und er muß darunter ſeufzen auch wohlgar45gar erliegen. Jn dieſem Fall befinden ſich ſehr viel Bauren in unſerer Marck, ſolche beſitzen zum Theil drei, vier und mehrere Hufen, und da ihnen an denen meiſten Oertern, Weide und Wieſen fehlen, ſo iſt ihr Viehſtand ofte ſo klein, daß er kaum mit einer einzigen Hufe in einem gehoͤrigen Verhaͤltnis ſtehet. Was kann aber anders hieraus erfolgen, als daß das ganze Feld ſo ſchlecht als moͤglich beſtellet wird, und der Ertrag deſſelben eben ſo ſchlecht ausfaͤllt. Von denen entlegenen Aeckern er - haͤlt er zuweilen kaum die Ausſaat wieder, vor ſeine Muͤhe und Arbeit aber gar nichts. Jndeſ - ſen ſind doch Contribution, Paͤchte, Lieferun - gen, Kriegesfuhren, Hofdienſte u. d. g. nach der Hufen und Morgenzahl eingerichtet. Was Wunder alſo daß ſeine Ausgaben, von ſo vie - len, dabei aber ſo ſchlecht genutzten Grundſtuͤ - cken die geringe Einnahme davon nicht ſelten uͤberſteigen? Was Wunder alſo daß er ohn - erachtet aller ſcharfen Edikte und Verordnun - gen, es zuweilen wagt, einen betraͤchtlichen Theil ſeines Ackers wuͤſte liegen zu laſſen, um nur die Arbeit zu erſparen, und auf die moͤg - liche Nutzung deſſelben gern Verzicht thut. O wie gut wird hier die Aufhebung der Ge - meinheiten mit allen ihren gluͤcklichen Folgen angebracht werden! wie bald werden ſich die kuͤmmerlichen Umſtaͤnde eines ſolchen armenLand -46Landmannes aͤndern, wenn er weit entfernt, einen Theil ſeines Feldes wuͤſte zu laſſen, ſogar ſeine Braache beſſer nutzen, ſeinen uͤbrigen Acker beſſer beſtellen und beſſere Fruͤchte bauen kann. Alles dieſes gewaͤhret ihm die neue Einrichtung und dieſen dreifachen groſſen Vor - theil wollen wir in dieſem Capitel naͤher be - trachten.

§. 26.

Der erſte Vortheil, den die Aufhebung der Gemeinheiten dem Ackerbau gewaͤhret, iſt die beſſere Nutzung der Braache. Jeder Wirth - ſchaftsverſtaͤndige weiß was die Braache iſt, nehmlich derjenige Theil des Feldes, den man nach der bisherigen Art den Ackerbau zu trei - ben, alljaͤhrlich den Sommer uͤber mit Fruͤch - ten unbeſtellet laͤſſet, und ihn im Herbſt mit Wintergetreide beſaͤet. Laſſet uns ſehen war - um dieſes bisher ſo geſchehen iſt? Jch kann nur folgende Scheingruͤnde herausfinden 1) entweder der Viehweide halber, oder 2) wegen Beſtellung der Winterfruͤchte, oder 3) weil der Acker der Ruhe bedarf. Der Leſer merket ſchon, daß ich Luſt habe dieſe drei Gruͤn - de zu wiederlegen, und zu zeigen, daß bei der neuen Einrichtung die Braache nicht mehr noͤthig ſei, und dieſer dritte Theil der ganzen Feldmarck kuͤnftig nicht unnuͤtz liegen bleibenduͤrfe,47duͤrfe, ſondern alljaͤhrlich den allergroͤſſeſten Vortheil verſchaffen koͤnne.

§. 27.

Erſtens. Hat man bishero die Braa - che der Viehweide halber muͤſſen ſtatt finden laſſen; ſo iſt dieſe allerſchlechteſte Nutzung einer ſo anſehnlichen Flaͤche Ackers bereits im vo - rigen Capitel durch die in aller Abſicht weit vortheilhaftere Stallfuͤtterung des Rindviehes und der Graßpferde, benebſt der Fuͤtterung der Schaafe in Hoͤrden zum Theil ſchon abge - ſtellet worden, und haben dieſe groſſe Heerden ihre reichliche Verſorgung ſchon angewieſen er - halten. Nun haben wir es auf der Braache nur noch mit zwei geringeren Gattungen Crea - turen zu thun, und dieſes ſind Schweine und Gaͤnſe. Auch dieſe muͤſſen hier fortgejaget werden. Die letzteren ſind uͤberhaupt nur an Waſſerreichen Oertern mit Nutzen in Menge zu halten, anderwaͤrts aber wo dieſe Gelegen - heit nicht iſt, bringen ſie wenigen Vortheil, und verunreinigen nur die Weide. Die Haus - mutter mag zuſehen, wie ſie mit ihnen fertig wird. Die Saͤue aber gehoͤren auf den Koben. Guthsherren, welche Brauereien und Brandt - weinbrennereien, auch hie und da Suͤmpfe, Rohrbruͤcher, oder ein Stuͤck Waldung haben, wo die Schweine keinen Schaden thun, dieſe werden immer Gelegenheit finden, eine be -traͤchtliche48traͤchtliche Anzahl dieſer unreinen Thiere zu halten. Der Bauer hingegen muß die Schwei - nezucht nicht weiter ausdehnen, als es die uͤberbliebenen Brocken von ſeiner Tafel und die Abgaͤnge aus dem Garten erlauben, und ſich anfaͤnglich lieber der Sparſamkeit im Fleiſch - eſſen befleißigen. Bald, bald wird ihn die Abſchaffung der Gemeinheiten reich genung machen, eine ſo genaue Diaͤt nicht mehr hal - ten zu duͤrfen. Nun ſind wir endlich fertig und unſere Braache iſt von allem Vieh oͤde und leer. Zur Viehweide beduͤrfen wir ihrer alſo gar nicht mehr. Die Braache darf alſo um dieſer Urſach willen nicht mehr da ſein. Sie kann abgeſchaffet werden.

§. 28.

Zweitens. Muß die Brache wegen der Beſtellung der Winterfruͤchte ſtatt finden? Jch antworte keinesweges; und frage hinwiederum: Zu welcher Zeit wird der Acker zum Winter - Getreide beſtellet? Zu Ende des Junius pfluͤgt man ihn zum erſten mahl. Jm Auguſt wird der Acker gewendet, und Ausgang des Septembers oder auch noch ſpaͤter hin zur Saat gepfluͤget. Mit dieſer dreimaligen Zu - bereitung muß der Rocken als das meiſte Win - tergetreide in der Marck zufrieden ſein. Zum Weitzen allein wird in dieſer Zwiſchenzeit noch einmahl gepfluͤget, oder er erhaͤlt in der Spracheder49der Havellaͤnder die vierte Faahre. Solte die Sache aber nicht anders angefangen werden koͤnnen? Jch wuͤrde etwan meine von der Viehtrift befreite Braache folgendergeſtalt be - handeln. Den vorhergehenden Herbſt wuͤrde ich, ſo bald mein Winterkorn in der Erde iſt, die auf dieſem Acker befindlichen Gerſten - und Haber-Stoppeln umſtuͤrzen laſſen. Dieſe ver - faulen den Winter uͤber, und geben eine Art von Duͤngung ab. Den ganzen Winter hin - durch bis zu Anfang des Fruͤhlings, ſolte aller Miſt anſtatt ihn auf das Gerſtenland zu brin - gen, auf den beſten Theil dieſes Ackers gefah - ren, und ſo bald es im Fruͤhjahr wegen der Winterfeuchtigkeit angehen wolte, unterge - pfluͤget und der vor Winters geſtuͤrzte Acker auf dieſe Weiſe gewendet werden. Zu glei - cher Zeit wuͤrde auf einem Theil dieſes geduͤng - ten Ackers die Erbſenſaat vorgenommen. Koͤnte ich es mit der Arbeit zwingen, ſo wuͤrde auch der ungeduͤngte Acker zugleich mit gewendet, und alsdenn haͤtte meine Braache ſchon zwei Fahren erhalten. Kurz vor oder nach der Ha - berſaat, wolte ich ſchon ſo viel Zeit ausgewin - nen, denjenigen Theil des beduͤngten Ackers, den die Erbsſaat uͤbrig gelaſſen haͤtte, mit ſol - chen Gartengewaͤchſen zu beſtellen, die ſich zu dem Boden ſchicken. Alle ungeduͤngte Braa - che aber wuͤrde nun mit Buchweitzen beſaͤet. DDieſe50Dieſe Getreide-Art nimmt mit ungeduͤngtem Boden vorlieb, und niemand kennet den Vor - theil derſelben beſſer als die Schleſier. An - jetzt waͤre mein ſaͤmtlicher Braachacker alſo durchaus mit Fruͤchten beſtellet und ſchon drei - mahl gepfluͤget worden. Die Kraͤfte deſſelben duͤrfen alſo den Sommer uͤber von Queecken und Unkraut nicht unnuͤtz verzehret werden, ſondern dienen zum Wachsthum guter Fruͤchte. Eben zu der Zeit, wenn der alte Wirth im Junius den Braachmiſt ausfaͤhret, wuͤrde ich ein gleiches thun, und zwar mitten in mei - nen ſchoͤn wachſenden Buchweitzen, wo ich ei - nige ledige Plaͤtze, wie auch ein Paar Wege wuͤrde offen gelaſſen haben. Auf dieſen ledi - gen Plaͤtzen ſolte der Miſt in groſſen Haufen ge - ſchlagen, und um den zu hohen Grad der Faͤu - lung oder das Verbrennen deſſelben wie der Landwirth redet, zu vermeiden, mit unter - mengten Schichten Stroh, oder Schilf, oder Tannennadeln u. d. g. verſehen werden. Nun ſitze ich ſtille und bin ſehr neutral, wenn andere ihr Zugvieh bei der groſſen Sommerhitze ab - matten, um ihre Braache das erſte und zweite mahl zu pfluͤgen, und wenn ſie dabei oft wider den Himmel murren, daß er ihren harten Bo - den mit keinen Regen erweichen, und ihnen dieſe ſaure Arbeit erleichtern will. Die erſte Arbeit, die ich auf meiner Braache wieder vor -zuneh -51zunehmen noͤthig habe, iſt die Erndte meiner Erbſen und meines Buchweitzens. Eine ge - ſeegnete Arbeit, die ich mit Luſt verrichte. Jſt dieſe nebſt allen uͤbrigen zu dieſer Zeit noͤthi - gen wirthſchaftlichen Verrichtungen vorbei, und die Saatzeit des Wintergetreides da, ſo bringe ich die groſſen Duͤngerhaufen, welche nun von vortreflicher Beſchaffenheit ſein wer - den, geſchwinde auseinander, ſamle meine Gartenfruͤchte ein, und ackere ohne weitere Umſtaͤnde mit tiefen und ſchmalen Furchen zur Saat. Landwirthe die billig ſind, und nicht auf das alte Herkommen geſchworen haben, werden die wichtigen Vortheile dieſer Beſtel - lungsart einſehen, und alle etwanigen Ein - wuͤrfe, die nur ſehr ſeichte ſein koͤnnen, ſelbſt widerlegen. Es braucht alſo wegen Beſtellung der Winterfruͤchte keiner Braache mehr? Sie kann alſo abgeſchaffet werden.

§. 29.

Drittens. Solte aber endlich die Braa - che der Ruhe des Ackers wegen noͤthig ſeyn? ſo dienet zur Antwort, daß dieſer Einwurf kaum einer Widerlegung werth iſt. Wenn ein Laſt - eſel oder ein Zugochſe eine Zeitlang ſchwer ge - arbeitet haben, ſo muß man das arme Thier wieder ausruhen laſſen, damit ſeine Nerven nicht immer angeſpannet bleiben, ſondern durch die Ruhe, die erſchoͤpften Kraͤfte wieder erlan -D 2gen.52gen. Welcher Naturkuͤndiger hat ſich aber je einen ſolchen Begrif von der Erde gemacht? Dieſe ruhet niemals, ſondern wenn wir ihr nicht Gelegenheit geben, gute Pflanzen her - vorzubringen, ſo beſchaͤftiget ſie ſich mit Erzeu - gung des Unkrauts. Dieſes ſauget ſodann die beſten Saͤfte aus, und raubt dem Acker die noch uͤbrige Pflanzennahrung, welche wir durch Duͤnger und einer gehoͤrigen Bearbeitung im reichen Vorrath haͤtten vermehren koͤnnen, wenn es von uns beliebt worden waͤre, ihn mit Fruͤchten allerlei Art zu beſtellen. Die ſehr leichten Sandfelder allein, ſcheinen nach der bisherigen Art zu wirthſchaften, dabei zu gewinnen, wenn ſie zuweilen unbearbeitet lie - gen bleiben, weil ſie alsdenn von dem darauf wachſenden mancherlei Unkraut, eine Rinde und hiedurch eine gewiſſe ihnen zutraͤgliche Fe - ſtigkeit bekommen. Solte aber eine beſſere Cultur, eine Vermiſchung der lockern Ober - flaͤche mit entgegen geſetzten Erdarten, und die Anwendung anderer aͤhnlichen Mittel nicht von unendlich beſſerer Wuͤrkung ſein, ob ſie gleich etwas mehr Muͤhe koſtet? Die im vorigen Pa - ragraph vorgeſchlagene Behandlung der Braa - che, wird hier ſowohl, als auf jedem andern Boden beſſerer Art von dem gluͤcklichſten Er - folg begleitet ſein. Es iſt bekannt, daß Erb - ſen und Buchweitzen und noch andere Gewaͤchſe,welche53welche mit ihren Verhaͤltnißweiſe breiten Blaͤt - tern, den Boden beſchatten, auf dieſe Weiſe denſelben in einem ſehr fruchtbaren Zuſtande erhalten, indem weder Sonne noch Wind, ihn ſo austrocknen koͤnnen, als wenn er den Som - mer uͤber bloß und unbedeckt liegt. Es blei - ben die durch Schnee und Regen ihm zugefuͤhr - ten Saͤfte deſto beſtaͤndiger darinn, und die bei bequemer Witterung ſich anhaͤngenden Luft - ſalze koͤnnen, wie die Scheidekuͤnſtler darthun, nicht ſo leicht wieder verfliegen, ſondern ziehen im Gegentheil noch mehrere ihres gleichen an ſich. Seitdem man angefangen hat die Frucht - barkeit der Erde zum Vorwurf der tiefſten und genaueſten Unterſuchungen der Naturlehre zu machen, ſo hat man ganz andere Begriffe von dem Weſen derſelben und den Mitteln ſie zu befoͤrdern erhalten, und tauſend Vorurtheile und irrige Meinungen ſind abgeſchuͤttelt wor - den, weil viele auf neue Grundſaͤtze gebauete Erfahrungen oft gerade das Gegentheil bewie - ſen haben. So viel iſt gewiß, die Erde be - darf keiner Ruhe, und um ihr dieſe zu ver - ſchaffen, bedarf es alſo auch keiner Braache. Dieſe kann alſo aufgehoben, verbannet und durchaus abgeſchaft werden.

§. 30.

Es iſt mir ganz leichte ums Herz, daß ich mit der Abſchaffung der Braache fertig bin. D 3Ein54Ein ſo uhraltes Herkommen aufzuheben, war gewiß keine Kleinigkeit. Wir haben alſo nun - mehro was wir wuͤnſchen, wir haben nemlich den dritten Theil unſerer Feldmarcken erobert. Der Leſer erlaube mir dieſen Ausdruck, denn es iſt einerlei, ob wir einen Theil unſerer Laͤn - dereien ungenutzt laſſen, oder ob er in den Haͤnden des Feindes iſt. Jn beiden Faͤllen haben wir keine Einkuͤnfte davon. Unſer neues Land, unſere eroberte Braache, wollen wir alſo nunmehro zu einen neuen Fond unſerer Einnah - me machen. Wie dieſes anzufangen ſei, wird ſich am beſten durch ein Exempel erlaͤutern laſſen.

§. 31.

Geſetzt, ich haͤtte drei Hufen Ackerland, wel - che durch die Aufhebung der Gemeinheiten und die Vermeſſung der Feldmarcken nunmehro auf einen Platz zuſammengebracht und eingehaͤgt waͤren, ſo wuͤrde ich ſolche folgendergeſtalt be - wirthſchaften. Da ich es nach der alten Ein - richtung ſchon gewohnt bin, nur von zwo Hufen jaͤhrlich Getreide zu erndten, weil die dritte allemahl braache gelegen, und mir auſſer der wenigen Erbsſaat nichts eingebracht hat, ſo wuͤrde ich alles daran wagen, dieſe dritte Hufe ſo bald als moͤglich mit Futterkraͤutern zu be - ſtellen. Jn einem Jahre dieſes zu bewerkſtel - ligen, wuͤrde mir vielleicht unmoͤglich fallen, ich muͤſte mir alſo ſchon zwey Jahre Zeit dazunehmen,55nehmen, und mich wegen der bei dieſer Be - ſtellung vorfallenden Arbeit dieſe zwey Jahre etwas tummeln. Jch wuͤrde unter den Fut - terkraͤutern ſchlechterdings die Luzerne waͤhlen, weil dieſe funfzehen und mehrere Jahre dauret, und nach Maaßgebung des Bodens, der Pflege und der Witterung vier bis fuͤnfmahl in einem Sommer abgemaͤhet werden kann. Jn funf - zehen Jahren brauchte ich hernach dieſe Hufe nicht weiter zu beſtellen, als daß ich im Herbſt die Luzerne mit etwas Miſt bedecken, und die Ueberbleibſel davon im Fruͤhling wieder weg - nehmen lieſſe. Meine Ackerarbeit wuͤrde alſo bey der neuen Einrichtung nicht ſtaͤrker wie bei der alten, ſondern bliebe jaͤhrlich auf zwo Hu - fen eingeſchraͤnkt. Dieſe zwo Hufen wuͤrde ich aber wiederum in drei gleiche Theile thei - len, und den einen mit Wintergetreide, den anderen mit Gerſte und Hafer, und den drit - ten als meine neue Braache mit Erbſen, Gar - tengewaͤchſe und Buchweitzen beſtellen, welche gewiß eben ſo viel wo nicht mehr einbringen wuͤrden, als wenn dieſe zwo Hufen wie nach der alten Einrichtung ganz mit Winter - und Sommer-Getreide beſaͤet waͤren, und mich alſo die erſten drei Jahre wenigſtens ſchadlos hal - ten. Was wuͤrde ich alſo dieſe drei Jahre uͤber am Getreidebau verlieren? Nichts weiter als die alte Erbſen-Ausſaat auf die dritte Hufe,D 4deren56deren Stelle die Futterkraͤuter eingenommen, mir aber dieſen anſcheinenden Verluſt durch die große Verbeſſerung meines Viehſtandes ſchon zehnmahl erſetzt haben. Nach drei Jah - ren aber wird es auf meinen beiden Hufen ganz anders ausſehen. Der reichliche Duͤnger von ſo viel mehreren, und auf das beſte genaͤhrten Viehe hat nun meinen pflugbahren Acker der - geſtalt verbeſſert, daß ich ohnerachtet der ver - minderten Ausſaat an Winter - und Sommer - getreide von beiden wenigſtens doppelt ſo viel als zur Zeit der traurigen Gemeinheiten werde erndten, und noch uͤberdem den reichlichen Er - trag meiner neuen Brache an Erbſen, Garten - fruͤchten und Buchweitzen als eine Zugabe an - ſehen koͤnnen. Meine abgeſchafte alte Braache gewaͤhret mir alſo 1) eine doppelt reiche Erndte an Getreide, ferner 2) den ganzen nicht unerheb - lichen Ertrag der neuen Braache, und endlich 3) die ergiebigſte Nutzung von dem wenigſtens auf ein Drittheil (§. 17.) verſtaͤrkten Vieh - ſtand. Wer rechnen kann, der nehme die Nu - tzung der alten Braache als ſie noch Gemein - heit war. Dieſe beſtand in zwei Artickeln, nehmlich in dem Erbsſchlag und der Viehweide. Der Leſer erinnere ſich, daß ich nur immer von unſerer Marck rede und rechne ſie zu baarem Gelde. Nach dieſer herausgebrachten Sum - me kann er die alte Braache als ein Capitalanſehen,57anſehen, das ihm dieſe jaͤhrliche Zinſen bringet. Wie erſtaunlich werden ſich aber dieſe jaͤhrliche Zinſen vervielfaͤltigen, wenn die alte Braache nach der neuen Einrichtung behandelt, und je - der von denen vorhin erwaͤhnten Vortheilen derſelben zu Gelde angeſchlagen wird. Kein Kaufmann, er handle womit er wolle, und kein Banquier, er wechſele auch Tag und Nacht, wird ſich ruͤhmen koͤnnen, irgend ein Capital hoͤher zu nutzen, als hier geſchiehet.

§. 32.

Der zweite Vortheil, den die Aufhebung der Gemeinheiten dem Ackerbau gewaͤhret, be - ſtehet in der beſſern Beſtellung des Kornlan - des. Nicht der Boden allein, ſondern haupt - ſaͤchlich eine gute Beackerung deſſelben liefert reiche Erndten. Oft thut es ein ſchlechter Acker einen ungleich beſſern hierin zuvor, wenn ſeine Beſtellung fleißiger als des letztern gewe - ſen iſt. Die taͤgliche Erfahrung bezeuget ſol - ches. Laſſet uns einige von denen vorzuͤglich - ſten Stuͤcken der Feldbeſtellung hier bemerken, daran uns in denen meiſten Faͤllen die Gemein - heiten mehr oder weniger hindern. 1) Das Stuͤrzen des Stoppelfeldes vor Winters; 2) den Acker uͤberzwerg oder wie der Landmann ſagt ins Creutz zu pfluͤgen, 3) beſſer zu duͤn - gen als bisher; 4) die oͤftere Gelegenheit ein Neubruch zu machen, das heißt ein StuͤckD 5Ackers,58Ackers, welches eine Zeitlang dem kuͤnſtlichen oder natuͤrlichen Graßbau gewidmet geweſen iſt, und dadurch eine ganz vortrefliche Be - ſchaffenheit erhalten hat wieder aufzureiſſen und die allerreichſte Erndte davon zu erwarten; 5) allerlei Schaden zu vermeiden, der bisher geſchehen iſt. Alles dieſes gewaͤhret uns die neue Einrichtung, und Landwirthe wiſſen, daß ſolches von keiner geringen Erheblichkeit iſt.

§. 33.

Das Stuͤrzen des Stoppelfeldes vor Win - ters iſt eine gar vortrefliche Methode, den Acker zu bearbeiten. Der Vortheil deſſelben iſt man - cherlei. Nemlich 1) die Stoppeln werden unter der Furche begraben, vermodern den Winter hindurch, und werden eine nicht zu verachtende Duͤngung, anſtatt daß ſie ſonſt unnuͤtz bleiben und vom Winde und Regen vom Acker fortgefuͤhret werden. 2) Die mei - ſten Gattungen des Unkrauts und hauptſaͤch - lich der Queecken ſind hiedurch aufs ſicherſte zu tilgen, wenn man einige noͤthige Handgriffe dabei beobachtet. 3) Jch verſchaffe dem Acker Gelegenheit, die fruchtbaren Theile, ſo ihm Re - gen und Schnee den Winter uͤber zufuͤhren, im reichern Vorrath einzunehmen und tiefer eindringen zu laſſen, welches nicht geſchiehet wenn Regen - und Schneewaſſer von der har - ten Oberflaͤche abflieſſen. 4) Ein ſtarker feſterBoden59Boden, er ſei Thon - oder Lehmartig, wird durch kein bequemer Mittel zu dem Grad der Lockern - heit gebracht, als hiedurch geſchiehet, da der Froſt die offenen Furchen von allen Seiten angreiffen und aͤuſſerſt muͤrbe machen kann. 5) Die Naturkuͤndiger ſagen, daß auf dieſe Weiſe der annoch in dem Acker befindliche Duͤnger, wenn er im Herbſt wieder hervorge - pfluͤget wird, den in der kalten Luft im Win - ter haͤufig befindlichen Salpeter gleich einem Magnet anziehet, und hierdurch die Frucht - barkeit der Erden auf das aͤuſſerſte befoͤrdert. Alle dieſe groſſe Vortheile gewaͤhrt der einzige Umſtand, den Acker vor Winters zu pfluͤgen, und dieſes iſt aller Orten thunlich, nur den einzigen Fall nehme ich aus, wenn der Acker an den Abhang eines Berges iſt, wo ich fuͤrch - ten muß, daß die fruchtbare Oberflaͤche in ei - ner ſo langen Zwiſchenzeit von ſtarken Regen - guͤſſen weggeſchwemmet werden duͤrfte wenn ſie aufgelockert wird. Darf ich aber wohl mei - nen Acker im Herbſt umſtuͤrzen, da wo die Ge - meinheiten ſind, und wo der Schaͤfer ſchreiet, daß ich ihm die Weide verderbe?

§. 34.

Ferner iſt es vortheilhaft bei der Beſtel - lung des Ackers, denſelben dann und wann nach einer entgegen geſetzten Richtung oder ins Creutz zu pfluͤgen. Der Boden wird muͤrber,die60die ſtarken Erdſchollen werden leichter und mehr zerbrochen, und der Miſt kann ſich beſſer mit dem Erdreich vermiſchen. Wer den Ackerbau verſtehet, wird mir Recht geben. Aber auch dieſes gehet nach der jetzigen Lage und Figur der Ackerſtuͤcke nicht an. Oft iſt ein ſolches Beet ſo ſchmal, daß wenn der Pflug in die Quere gewendet wird, ſo ſtehen entweder die Pfluͤger oder das Zugvieh ſchon auf dem Acker des Nachbars. Es iſt alſo hier nothwendig, daß nur immer der Laͤnge nach und nie anders gepfluͤget werden kann. Die groſſen Acker - breiten bei den Aemtern und andere ihres glei - chen machen hier eine Ausnahme, allein dieſes ſind doch gemeiniglich die wenigſten Grund - ſtuͤcken der Feldmarcken, und koͤnnen alſo im Ganzen gegen die Menge der uͤbrigen ſchmalen Streifen Ackers in keinen Betracht gezogen werden.

§. 35.

Endlich ſo gehoͤret zur beſſeren Beſtellung des Ackers wohl unſtreitig das beſſere Duͤngen deſſelben. Auch dieſes haben wir der Aufhe - bung der Gemeinheiten zu danken. Es iſt be - reits oben (§. 13-§. 17.) gezeiget worden, wie durch die neue Einrichtung der Viehſtand we - nigſtens um ein Drittheil vermehret, hiedurch aber und durch die Stallfuͤtterung (§. 17.) eine Menge Duͤnger angeſchaft werden koͤnne, denwir61wir bei dem Ackerbau in den meiſten Gegenden allemahl noͤthig haben. Des in der oͤkonomi - ſchen Welt ſo beruͤhmten Engellaͤnders Tull ſeine Methode, den Acker ohne Duͤnger blos durch ein oͤfteres und kuͤnſtliches Bearbeiten zum Fruchttragen geſchickt zu machen, iſt mit ſo vielen Schwierigkeiten verknuͤpft, daß das leichteſte und ſicherſte Mittel eine gute Erndte zu erhalten, noch allemahl in dem oͤfteren und reichlichen Duͤngen der Felder beſtehet. Es ſind nicht viel ſolche begluͤckte Gegenden, wo man wenig oder gar keinen Duͤnger braucht, und der Boden ſo ergiebig iſt, daß er dieſer Beihuͤlfe nicht bedarf. Die allermeiſten Aecker erfordern dieſes und zwar oft in ſehr reichem Maaß, und ſie fallen uͤber die Haͤlfte ihres Ertrags herunter, wenn man mit dem Miſt karg thut. Bei der neuen Einrichtung aber haben wir nicht nur einen reichen Vorrath von dieſer dem Ackermann ſo koͤſtlichen Materie, ſondern weil das ganze Feld beſtaͤndig mit Fruͤchten beſtellet wird, ſo gehet nichts von ihrer Kraft verlohren, welches zur Zeit der Ge - meinheiten nicht alſo war, ſondern der in das Sommerfeld gebrachte Duͤnger verſchwendete bei der darauf folgenden Braache im zweiten Jahr ſeine fruchtbar machende Eigenſchaft zur Hervorbringung des Unkrauts. Auch hieraus erhellet der groſſe Vorzug der Abſchaffung der Gemeinheiten.

§. 36.62

§. 36.

Noch ein Vortheil beim Ackerbau iſt dieſer, daß man ſich, ſo oft man kann, Gelegenheit ver - ſchaffe, ein Stuͤck ſeines Feldes einige Jahre lang mit dem Getreidebau zu verſchonen. Hie - durch gewinnet ſolches an ſeinen innern Werth erſtaunend viel. Vielleicht mag dieſe Bemer - kung den Liebhabern der Ackerruhe (§. 21.) zur Behauptung ihres Satzes Anlaß gegeben haben: daß man eben deswegen das Land jaͤhrlich muͤſſe Braache liegen laſſen. Allein nicht ein Jahr, auch noch nicht zwei Jahre machen die Sache aus, ſondern es iſt eine laͤn - gere Zeit noͤthig, um ein ſogenanntes Neu - bruch zu erhalten. Hernach ſo braucht es gar nicht, den Acker wie bei der alten Braache ganz unbeſtellt liegen zu laſſen, ſondern er kann andere Pflanzen, die einige Jahre dauren, her - vorbringen; genug, wenn er nur kein Getreide traͤgt. Unter dieſen Pflanzen ſind bei der landwirthſchaft die allerſchicklichſten Graß - und Futterkraͤuter. Jn Ebenen und niedri - gen Gegenden bringt die Natur vor ſich gutes Graß in Menge hervor, welches wie wir oben geſehen, im Hollſteinſchen und Mecklen - burgſchen der Grund der daſigen Koppel - wirthſchaft (§. 12.) iſt. Auf hohen Feldern aber koͤnnen wir dieſes durch die Anſaͤung der Futterkraͤuter bewirken. Jn beiden Faͤllenbleibt63bleibt der Acker verſchiedene Jahre unter ſeiner gruͤnen Decke ruhig liegen, bedarf keiner Be - ſtellung, liefert ein reichliches Viehfutter, und erhaͤlt ohne Duͤnger neue Kraͤfte zum Korn - bau. Denn die Naturkuͤndiger haben einen Satz herausgebracht, den die Erfahrung beſtaͤ - tiget, daß nemlich jede Pflanze nur die ihr zu - traͤgliche Nahrung aus der Erde annehme, und daß alſo Graß und Futterkraͤuter weit entfernt, den Acker an denjenigen fruchtbaren Theilen, welche zum Getreidewuchs noͤthig ſind, zu er - ſchoͤpfen, ihm vielmehr die beſte Gelegenheit geben, ſich damit zu bereichern, indem ſie durch ihre Bedeckung und Schatten verhindern, daß ſolche, nachdem ſie in dieſer langen Zwiſchen - zeit, durch Regen und Schnee dem Boden mitgetheilt worden ſind, nicht wieder wegdun - ſten und verfliegen koͤnnen. Nur hieraus laͤſ - ſet es ſich erklaͤren, warum ein Boden, der einige Jahre Graß und Futterkraͤuter getragen hat, ohne allen Duͤnger ſo ergiebig und frucht - bar geworden iſt. Die Engellaͤnder, Hol - ſteiner und Mecklenburger kennen den groſſen Vortheil, eine kuͤnſtliche Wieſe oder eine Weidekoppel nach einigen jahren aufzu - reiſſen und mit Getreide zu beſtellen. Kein Duͤnger iſt hier noͤthig, ſondern der Boden iſt reich genug, und uͤberdem von denen verfaul - ten Graß - und Kleewurzeln in den Zuſtandgeſetzt64geſetzt worden, zwo bis drei reiche Erndten zu liefern. Nutzen genug von einem Stuͤck Lan - des, welches verſchiedene Jahre uns keine Muͤhe gemacht, dabei unſer Vieh genaͤhret und ſich ſo ſehr verbeſſert hat. Und dieſen Nutzen koͤnnen wir uns bei der neuen Einrichtung all - jaͤhrlich verſchaffen, wenn wir eine vernuͤnf - tige Eintheilung unſerer geſamten Grundſtuͤcke machen, und mit unſeren kuͤnſtlichen Wieſen dergeſtalt herum wandern, daß wir ein und eben denſelben Acker bald zum Graßbau, bald zum Kornbau vortheilhaft anwenden. Eine hoͤchſtwichtige Verbeſſerung des Ackerbaues, daran wir ohne die Aufhebung der Gemeinhei - ten nicht gedenken duͤrfen.

§. 37.

Zuletzt muͤſſen wir noch mancherley Scha - denbringende Unbequemlichkeiten anfuͤhren, die wir bei der Ackerbeſtellung nach der bisherigen Einrichtung erfahren, und die wir vermeiden koͤnnen, ſo bald man dieſe abaͤndert. Hieher gehoͤret 1) daß nach der jetzigen verdrießlichen Lage der Aecker, jede ſchmale Streife Landes zu beiden Seiten von dem Zugvieh der Nach - baren zur Rechten und Linken nothwendiger Weiſe betreten, und die oft ſchon gruͤne Saat dadurch beſchaͤdiget wird. Wenn ich es fuͤr mich auch zutraͤglich finde meinen Acker zur Saatzeit zeitiger als meine beiden Nachbarenzu65zu beſtellen, ſo koͤnnen dieſe, wenn ſie ſolches ſpaͤter thun, es nicht vermeiden, daß nicht beim Umpfluͤgen der naͤchſten Furche an meinen Acker, wenigſtens ein Stuͤck ihres Zugviehes aus Mangel des Raums ſelbigen betreten, und der Laͤnge nach ſeinen Gang darauf nehmen muß. Denn gemeiniglich iſt der ſchmale Rein, oder die ſogenannte Scheidfahre zwiſchen den Ackerbeeten nicht ſo breit, daß das Thier dar - auf hingehen kann. Es beſchaͤdigt alſo bei je - dem Tritt die oft ſchon aufgegangene Frucht meines Ackers, welcher Schaden deſto groͤſſer wird, wenn die Ackerſtuͤcke ſehr ſchmal und dabei von unabſehlicher Laͤnge ſind. Beim Eggen gehet es ebenfalls ſo genau nicht ab, wenn am Ende, ſo oft als umgewendet wird, dieſes nicht mit der gehoͤrigen Vorſicht geſchie - het. Die neue Einrichtung hingegen laͤſſet uns dieſen Schaden vermindern, weil es da - ſelbſt nicht moͤglich iſt, daß mir der Nachbar zu nahe treten kann. Ferner 2) iſt es hoͤchſt - verdrießlich und mit offenbahren Schaden ver - knuͤpft, wenn der Eigenthuͤmer eines ſogenann - ten Ahnewends, das heißt eines Stuͤck Lan - des, welches queer vor den uͤbrigen Ackerbee - ten lieget, und dazu beſtimmt iſt, daß beim Pfluͤgen und Eggen jedermann darauf umwen - det, wenn ſage ich, dieſer Eigenthuͤmer auf alle andere warten, und zuweilen um einesEeinzi -66einzigen traͤgen Nachbars willen, dieſes Stuͤck Land einige Wochen ſpaͤter beſaͤen muß. Beim Sommergetreide iſt dieſer Schaden vornemlich groß, da es bekannt, daß manchmahl wenige Tage bei der Beſtellung einen merklichen Un - terſchied des Gedeiens machen, auch die Gerſte und Hafer auf einen Ahnewend oͤfters noch gruͤn ſind, wenn alles uͤbrige auf dem Felde ſchon geerndtet wird. Auch dies faͤllt von ſelbſt weg, wenn jeder ſeinen Acker auf eine Stelle beiſammen und eingeſchloſſen hat. End - lich ſo ſind auch

3) die bisher gaͤnzlich offenen Felder allen Beſchaͤdigungen der wilden und zahmen Thiere ausgeſetzt. An Oertern, wo es viel Hirſche und Sauen giebt, ſind die Doͤrfer genoͤthiget, einen beſondern Waͤchter zu halten, welcher das Wild des Nachts wegſcheuchen muß. Wie kan aber ein einziger Menſch eine ganze weit - laͤuftige Flur vor ſolche ſchnellfuͤßige Feinde ſichern? Ferner, wie ofte brechen nicht Pferde und Ochſen, aus ihren Nachthuͤtungen, wo ſie eingeſperret ſind, heraus, und gehen Heer - denweiſe auf die Kornfelder? Rechnen wir endlich noch etwas auf die Nachlaͤßigkeit oder die Boßheit der mancherlei Hirten, ſonderlich von fremden Doͤrfern, die ihr Vieh dem Ge - treide zu nahe kommen laſſen, ſo erhellet aus allen dieſen, daß es keine Klelnigkeit ſei, wennwir67wir bisher unſere Kornfruͤchte auf offenen Fel - dern dergeſtalt Preis geben. Alles aber aͤn - dert ſich, wenn bei der neuen Einrichtung je - der Nachbar, wie unten weiter vorkommen wird, ſeine Aecker mit Graͤben, Waͤllen, He - cken, Lehmwaͤnden u. d. g. geſichert und ein - geſchloſſen hat.

§. 38.

Der dritte Vortheil der Aufhebung der Ge - meinheiten in Abſicht auf den Ackerbau begreift den Anbau beſſerer Fruͤchte in ſich. Der ganze Endzweck der Verbeſſerung eines Feldes gehet dahin, ſowohl mehrere als eintraͤglichere Fruͤch - te zu bauen. Nicht nur unter denen Getreide - arten findet in dieſer Abſicht eine Auswahl ſtatt, ſondern verſchiedene Gartenfruͤchte und endlich die hoͤchſtnutzbaren Farbekraͤuter und andere aͤhnliche Gewaͤchſe verdienen hier in Betrachtung gezogen zu werden. Mit einem Wort, der durch die Abſchaffung der Gemein - heiten gluͤckliche Landwirth befindet ſich nun in die Umſtaͤnde, ſeinen Acker in aller Abſicht hoͤ - her zu nutzen als vorher, denn die Haͤnde ſind ihm durch keine Huth - und Triftgerechtigkeit mehr gebunden und ſeine uͤbrigen verbeſſerten Verhaͤltniſſe gewaͤhren ihm die Mittel nach ſei - nen beſten Einſichten allemahl ſolche Gewaͤchſe anzubauen, die ihm den meiſten Vortheil brin - gen.

E 2§. 39.68

§. 39.

Nicht immer die innere ſchlechte Beſchaffen - heit des Bodens, ſondern gemeiniglich der Mangel an Duͤnger ſind Schuld daran, daß ein Acker mit ſchlechten Getreidearten beſaͤet werden muß, da er beſſere tragen, und des Beſitzers Einkuͤnfte anſehnlich vermehren koͤnte. Wenn ich auf eben dem Platz einen Scheffel Weitzen gewinnen, und dafuͤr zwei Reichstha - ler einnehmen kann, wo ich vorher einen Schef - fel ſchlechten rauhen Hafer erbauete, daraus ich zwoͤlf Groſchen loͤſete, ſo erhellet, daß ich in Abſicht dieſes Platzes dreimahl reicher ge - worden bin. Jch kenne Doͤrfer, wo auf der einen Feldmarck harte an der Grenze nur ſchlech - ter Rocken waͤchſt, und zween Schritte davon ſtehet auf der anderen Feldmarck der allerſchoͤn - ſte Weitzen. Der Acker auf beiden Feldern iſt ſeiner natuͤrlichen Beſchaffenheit nach von glei - cher Guͤte, nur der Mangel des Duͤngers auf einer Seite, und der reiche Vorrath deſſelben auf der anderen machet hier den groſſen Unter - ſchied. Die Aufhebung der Gemeinheiten al - lein kann das erſtere Dorf in die gluͤckliche Um - ſtaͤnde des letzteren verſetzen. Dieſes iſt oben hinlaͤnglich bewieſen.

§. 40.

Nachdem die Gemeinheiten aufgehoben und die Felder eingeſchloſſen ſind, ſo erhaͤlt dadurchjeder69jeder Beſitzer uͤber ſeinen Acker das Garten - recht, eine Sache die von groͤſſeſter Wichtig - keit fuͤr ihn iſt. Er kann alſo nun ohne Ruͤck - ſicht auf ſeine Nachbaren, die ihm in keinem Stuͤck mehr hinderlich fallen duͤrfen, ſeine Felder mit Fruͤchten allerlei Art beſtellen. Hier gebe ich ihm den wohlmeinenden Rath, einen Theil deſſelben (§. ) alljaͤhrlich mit Gartengewaͤchſen anzubauen, die ihm, wenn er eine kluge Aus - wahl darunter zu treffen weiß, mehr einbrin - gen als der beſte Getreidebau und zugleich den Boden zur Kornſaat gar herrlich vorbereiten. Nicht bloß Kohl und Ruͤben, obgleich ſelbige auch nicht zu verachten, hingegen bei der Land - wirthſchaft groſſen Nutzen bringen, ſondern er kann Gewaͤchſe anbauen, die ihm noch viel eintraͤglicher ſind. Hieher gehoͤret vornemlich der Ertoffelbau. Dieſe Gartenfrucht lohnet ſehr gut, giebt eine reichliche Nahrung vor Menſchen und Vieh, und findet allemahl, ſon - derlich in Jahren wann das Korn nicht geraͤth, ſeine Abnehmer. Ferner ſind Anies und Kuͤm - mel zwo Pflanzen, die ihre Stelle und daran gewandte Arbeit uͤberfluͤßig bezahlen. Denn kein Gewaͤchs traͤgt reichlicher und kann hoͤ - her ins Geld geſetzt werden, als dieſe zwei Arten. Unſere Brandtweinbrennereien ver - brauchen davon erſtaunlich viel, und bloß der Mangel an Gelegenheit kann nur Schuld daranE 3ſein,70ſein, warum man bisher in der Marck den Anbau derſelben ſo ſehr vernachlaͤßiget hat, daß die Kaufleute ſolche von den entlegenſten Oer - tern, und oft auſſerhalb Landes verſchreiben muͤſſen. Die Aufhebung der Gemeinheiten verſchaffet nun dieſe Gelegenheit in aller Ab - ſicht und allein durch dieſe Pflanzen kann der Eigenthuͤmer eines Ackers denſelben vier bis fuͤnfmahl hoͤher nutzen, als wenn er ihn ſelbſt mit Weitzen beſaͤet haͤtte.

§. 41.

Der Anbau der Farbekraͤuter und anderer aͤhnlichen Gewaͤchſe iſt ferner eine gluͤckliche Folge der Aufhebung der Gemeinheiten. Jſt es denn nothwendig, daß aller Acker nur bloß mit Getreide beſtellet werden muß? ſo bald ich finde, daß andere Pflanzen mir mehreren Vor - theil bringen als dieſes, ſo verdiente ich billig den Nahmen eines Thoren, wenn ich nicht von dieſem mehr und von jenem weniger erbauen wollte, ſo bald ich es nach meinen uͤbrigen Verhaͤltniſſen thun kann. Denn als Land - wirth handele ich nach dem Satz: was mir das meiſte einbringt, das iſt mir das angenehmſte, und folglich iſt meine Pflicht, hierauf meine meiſten Bemuͤhungen zu richten. Wenn ich alſo finde, daß mir nichts im Wege ſtehet, z. E. Safran, Suͤßholz u. d. g. in Menge anzubauen, weil mir die Lage meines Ackers und der uͤber -fluͤßige71fluͤßige Duͤnger dazu die beſte Gelegenheit ge - ben, ſo thue ich ſolches ohne Anſtand, denn ich habe ausgerechnet, daß ich dreimahl ſo viel Geld daraus loͤſe, als wenn ich auf dieſen Acker den ſchoͤnſten Weitzen erndte. Wer weiß nicht den groſſen Nutzen, den die Schleſier in der Gegend von Breßlau und anderer Orten von ihren Roͤthebau haben? und noch groͤſſer wuͤrde der Vortheil davon ſein, wenn ſie dar - auf daͤchten, den Kropp ſelbſt zu bereiten, und dieſes Landesproduckt zu veredlen, an ſtatt ſol - ches roh denen Hollaͤndern und andern zu - zuſenden, die daraus einen erſtaunlichen Pro - fit machen. Solte ferner der Anbau des Waids nicht alle Aufmerkſamkeit verdienen, da es bekannt iſt, daß dieſe Pflanze viel Geld bringt und bei denen Faͤrbereien einen wichti - Gegenſtand ausmacht, zumahl wenn man ſich die Erfindung zu Nutze machete, welche wir der Goͤttingſchen Societaͤt zu danken ha - ben, daraus eine dem Jndigo aͤhnliche Farbe zu verfertigen. Ganze Summen wuͤrden er - ſpahret werden, die anjetzt vor den einzigen Jndigo alljaͤhrlich auſſer Landes gehen, und das Publicum ſowohl als unſere Fabricken wuͤrden dabei gewinnen, wenn man dieſer theu - ren auslaͤndiſchen Waare entbehren koͤnnte. Auf dieſe Weiſe lieſſen ſich noch viel mehrere Faͤlle beſtimmen, da die neue Einrichtung derE 4Grund72Grund iſt, daß kuͤnftige Zeiten uns in den Be - ſitz von tauſend Vortheilen bringen duͤrften, die wir jetzt kaum ihrer Moͤglichkeit nach glau - ben.

Gluͤckliches Land, das ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt erzeugt und nicht mehr noͤthig hat, mit dem Schweiß ſeiner Eingebohrnen, Auslaͤn - der zu bereichern. So viel Gutes wird erhal - ten, wenn eine andere Art der Landwirth - ſchaft eingefuͤhrt wird, ſo viel Vortheile fuͤr den Ackerbau gewaͤhrt uns allein die Aufhe - bung der Gemeinheiten.

Viertes73

Viertes Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht der zahmen und wilden Baumzucht.

§. 42.

Es iſt bishero in der Marck bei denen mei - ſten Landguͤthern der Anbau des Obſtes nur als eine Nebenſache getrieben worden, und dahero in ſehr wenigen Betracht gekommen, weil oft der Bezirk eines Dorfs nicht groß iſt, und die dabei befindlichen Gaͤrten ſo klein aus - fallen, daß man unmoͤglich eine ſtarke Anzahl Fruchtbaͤume hat anpflanzen koͤnnen. Dieſe aber nach der jetzigen Einrichtung auf das freie Feld hinaus zu bringen, iſt, wo nicht mit of - fenbaren Schaden, doch mit groſſen Unbequem - lichkeiten und vielen Schwierigkeiten bisher verknuͤpft geweſen. Die Abſchaffung der Ge - meinheiten aber bietet uns die ſchoͤnſte Gele - genheit dar, den Anbau des Obſtes ſehr ins Groſſe zu treiben, und daraus einen neuen wichtigen Artickel der baaren Einnahme zu er - halten. Wir wollen gegenwaͤrtig ſehen, wie ſolches anzufangen ſei.

E 5§. 43.74

§. 43.

Wenn ich viel Obſt erhalten will, muß ich viel Fruchtbaͤume anpflanzen und hierzu wird viel Raum und Platz erfordert. Je bequemer ich dieſen letzteren waͤhlen kann, ſo daß ich mehr als einen Nutzen damit verbinde, je groͤſ - ſer werden die Vortheile ſein die mir dieſe neue Anlage gewaͤhret. Bei der Abſchaffung der Gemeinheiten erhalte ich meinen Acker zuſam - men auf einen Ort, den ich einzuſchlieſſen die Freiheit habe. Erwaͤhle ich nun die bequemſte und wohlfeilſte Art der Einſchlieſſung, ſo wer - de ich einen Graben anfertigen und die Erde auf der innern Seite meines Ackers in der Ge - ſtalt eines kleinen Walles auswerfen. Dieſer Wall, welcher mein ganzes Feld umgiebt, wei - ſet mir auf die bequemſte Weiſe die Stelle an, wo ich meine Fruchtbaͤume hinpflanzen kann. Wenn ich zu mehrerer Sicherheit meines einge - ſchloſſenen Ackers auf dem ganzen Wall der Laͤn - ge nach eine lebendige Hecke anlege, ſo iſt es unge - mein ſchicklich, alle hundert Fuß einen hochſtaͤm - migen Baum mit in die Reihe der Hecke zu pflanzen. Beſitze ich nun eine Hufe Land von drei und zwanzig Morgen, und nehme nach der al - ten Art zu meſſen den Morgen zu Vier Hundert Quadrat Ruthen zu zehen Fuß an, ſo betraͤgt der Umkreiß dieſer Hufe Neun Tauſend zwey Hundert Ruthen. Da ich nun allemahl aufzehen75zehen Ruthen oder hundert Fuß einen Baum rechne, ſo iſt klar, daß in dieſer Entfernung um meine Hufe herum Neun Hundert Zwan - zig Stuͤck hochſtaͤmmige Baͤume uͤberfluͤßigen Raum finden werden.

§. 44.

Wir wollen nun einen Bauer annehmen, welcher drei Hufen hat, die auf dieſe Weiſe mit Wall und Graben eingeſchloſſen ſind. Die - ſer kann nach dem obiger Maaßſtab zwey tau - ſend ſieben hundert und ſechzig Baͤume an - pflanzen. Wenn er unter ſolcher Anzahl nur vierhundert Stuͤck Aepfel - oder Birnbaͤme waͤh - let, und nach einer Zeit von zwanzig Jahren auf jeden Baum einen halben Scheffel Obſt rechnet, ſo machet dieſes die Summa von zwey hundert Scheffel. Wird der Scheffel nur zu einen halben Thaler verkauft, ſo hat dieſer Bauer eine neue baare Einnahme von ein hun - dert Reichsthalern, an die er zur Zeit der Ge - meinheiten nicht gedenken durfte. Es bleiben ihm aber nunmehro noch zwei tauſend drei hundert und ſechszig Baͤume uͤbrig. Wenn er hiezu allerlei Holzarten nimmt, die ſich gut verpflanzen und zu hochſtaͤmmigen Baͤumen ziehen laſſen, und bloß anfaͤnglich weniger und ungekuͤnſtelte Wartung beduͤrfen, ſo verſchaf - fet er ſeinen Nachkommen einen kleinen Wald, der nach hundert Jahren bei einem Holzpreis,wie76wie der gegenwaͤrtige, mehr gelten muß, als anjetzt ſein ganzes Bauerguth. Der Patriot freuet ſich, wenn er nach dieſen Ueberſchlag den kuͤnftigen anſehnlichen Vorrath von Holz in der Marck berechnet, und bloß aus die - ſem Geſichtspunkt erhellet ſchon die Wichtig - keit der neuen Einrichtung, dazu die Abſchaf - fung der Gemeinheiten allein den Grund legt.

§. 45.

Jch kann nicht umhin, allhier noch einige allgemeine Regeln bei dieſem Geſchaͤfte zu ge - ben, deren Befolgung uns den allergroͤßten Vortheil verſchaffen kann.

Erſte Regel.

Bei Anlegung der lebendigen Hecken er - waͤhle man unter allen Stauden und ſtrauch - artigen Baͤumen, von welchen ſonſten der Weißdorn vor den beſten gehalten wird, haupt - ſaͤchlich den Pflaumenbaum. Denn 1) kein Baum laͤſſet ſich leichter fortbringen als eben dieſer, 2) er nimmt mit allerlei Erdreich vor - lieb, 3) er kann in Menge herbeigeſchaffet wer - den, weil man bloß im Herbſt die Steine ſaͤen darf, und den zwoten Fruͤhling eine Menge junger Pflanzen erhaͤlt, die ſehr ſchnell in die Hoͤhe wachſen, 4) er giebt eine ſtarke und wehr - hafte Hecke ab, 5) er traͤgt auch in dieſem Zu - ſtande reichliche Fruͤchte, welche gebacken allent -halben77halben Abnehmer finden, und wenn man da - von einen groſſen Vorrath hat, ſolche Tonnen - weiſe in Hamburg, Luͤbeck und ſolchen Orten theuer genug verſilbern kann, weil ſie denen Seefahrern eine angenehme Waare ſind. Jch habe vor zwei Jahren dergleichen Hecke angelegt, welche jetzt ſchon vier Fuß hoch iſt und bereits anfaͤngt Fruͤchte zu bringen.

Zweite Regel.

Wer Fruchtbaͤume um ſeinen Acker pflan - zen will, der bemuͤhe ſich eine groſſe Anzahl derſelben von einer und eben derſelben Sorte zu erhalten. Der Grund iſt dieſer, weil 1) alsdenn die Erndte des Obſtes nicht zu verſchie - denen Zeiten vorfaͤllt und dem Landwirth zu wie - derholten mahlen Muͤhe verurſachet, ſondern alles Obſt wird zugleich reif und kann alſo hin - tereinander abgebrochen und zuſammen ver - kauft, folglich dieſes Geſchaͤfte mit einemmahl geendiget werden. 2) Weil an Orten, wo des Stehlens halber das Obſt bewahret werden muß, es nur wenige Wochen eines Huͤters bedarf, nemlich von der Zeit an, da daſſelbe eßbar wird, bis zur voͤlligen Reife, da im Ge - gentheil bei vielerlei Obſtſorten, man einige Monathe dergleichen halten muß, je nachdem eine Sorte nach der andern zeitiget, 3) weil man alſo die beſte Art deſſelben und die ammeiſten78meiſten Liebhaber findet, in groſſer Menge an - bauen kann, und ſelbſt das Auge dabei gewin - net, wenn eine ſo betraͤchtliche Anzahl Baͤume von gleichen Wuchs zu gleicher Zeit gruͤn wer - den, bluͤhen, und auch zu gleicher Zeit mit reifen Fruͤchten prangen. Jch erziehe in die - ſer Abſicht in meinen Baumſchulen unter an - dern ſeit ſechs Jahren eintauſend Stuͤck Borſtorffer Apfelbaͤume, welche ein Freund, der naͤchſtens auf ſeinen Guͤtern die neue Ein - richtung einfuͤhren wird, um ſeinen Acker herum anpflanzen will. Nach zwanzig Jahren kann ſelbiger, jeden Baum nur zu einen halben Scheffel gerechnet, wegen der Nachbarſchaft von Berlin, wo der Scheffel Borſtorffer Aepfel gemeiniglich mit zwei Gulden bezahlet wird, von dieſer Pflanzung allein uͤber ſechs - hundert Thaler einnehmen, welche Einnahme mit den Baͤumen zugleich alljaͤhrlich waͤchſt und ſtaͤrker wird.

Dritte Regel.

Bei Anpflanzung der wilden Baͤume um die Aecker, ſehe man dahin, ſolche zu nehmen, die noch mehr Nutzen ſchaffen als daß ſie uns Holz liefern. Hieher rechne ich 1) daß man ſolche Gattungen Laubholz waͤhle, deren Blaͤt - ter zugleich eine gute Viehfuͤtterung abgeben. Wenn man z. E. eine Menge Ruͤſtern an -pflanzet,79pflanzet, ſo koͤnnen ſolche alljaͤhrlich im Auguſt gekappet, das Laub getrocknet, und die Schaͤ - fereien fuͤr den Winter damit verſehen werden, welches ſonderlich in Jahren, wo der Heuſchlag nicht geraͤth von groſſen Vortheil iſt. Der Stamm des Baums waͤchſt demohnerachtet immerfort, und ſein Gipfel kann auf dieſe Weiſe nicht ſo groß werden, daß er durch ei - nen dicken Schatten ſchaͤdlich iſt. 2) Daß man weiſſe Maulbeerbaͤume pflanze, deren Blaͤtter denen Liebhabern des Seidenbaues oft theuer genug verkauft werden koͤnnen, im Fall der Beſitzer ſelbſt auch nicht Luſt oder Gelegenheit hat, Seidenwuͤrmer zu halten. 3) Daß man ſich auf die Erziehung der ſo nuͤtzlichen Wallnuß - baͤume befleißige. Dieſer Baum waͤchſt ſchnell und traͤgt ſehr reichlich Fruͤchte die allemahl ihre Kaͤufer finden. Er darf eben nicht ſehr groß ſein, da er ſchon einige Thaler vor Wall - nuͤſſe einbringt, und zuletzt kann der Stamm benebſt ſeinen Wurzeln ſehr gut verſilbert wer - den. Es gehet noch alljaͤhrlich viel Geld aus dem Lande, um die Armee mit Gewehrſchaͤften und die Tiſchler mit Nußbaumholz zu verſehen, welches alsdenn auch nicht mehr denen Aus - laͤndern zu Theil werden duͤrfte.

§. 46.80

§. 46.

An Oertern, wo der Holzmangel bereits eingeriſſen iſt, und das noͤthige Brenn - und Nutzholz oft viele Meilen weit mit groſſen Un - koſten und vieler Verſaͤumniß hergeholet wer - den muß, legt die Abſchaffung der Gemeinhei - ten auf dieſe Weiſe den Grund, daß jeder Ei - genthuͤmer eines Ackers dieſe noͤthige Waare ſich erzeugen, und viel Geld erſparen kann. Eine alte Hecke wird bis auf die Erde abge - hauen und von den jungen Schoͤßlingen aus der Wurzel in gar kurzer Zeit eine neue und beſſere gezogen. Theilet nun der Landwirth ſeine Hecke in gewiſſe Schlaͤge ein, ſo kann er alle Jahr einen Theil davon abhauen, und zur Feuerung anwenden. Zuletzt kommen die Standbaͤume dazu, und der Vorrath von Holz wird endlich groͤſſer, als daß er in der Wirth - ſchaft allein verbraucht werden koͤnnte, ſondern man wird noch im Stande ſein einen anſehnli - chen Theil zu verkaufen, und auch hieraus ſeine bereiteſte Einnahme vermehren. Ein Umſtand, der mit der Zeit bei vielleicht zunehmenden Holzmangel fuͤr uns Maͤrcker von nicht ge - ringer Wichtigkeit ſein duͤrfte.

§. 47.

Jch muͤſte hier noch manches von denen groſſen vortreflichen Folgen ſagen, welche mitder81der Aufhebung der Gemeinheiten unausbleib - lich verbunden ſind, allein ich uͤberlaſſe dieſes der Einſicht dererjenigen von meinen Leſern die mit Kenntniß der Sache urtheilen, und das alte Herkommen nicht hoͤher ſchaͤtzen als es ſel - biges verdienet. Jch eile nunmehro um den Einwuͤrfen zu begegnen, die mancher alte Hauß - wirth mit gerunzelter Stirne wider meine Saͤtze machen wird. Ein kalter Schauer uͤberfaͤllt mich bei dem Gedanken, daß ich es wage, eine ſo uhralte loͤbliche Gewohnheit, als die Feld - gemeinſchaft iſt, ſo verwegen zu beſtreiten, denn ich weiß, wie es ſolchen Neulingen in der oͤkonomiſchen Welt zu gehen pflegt. Die Lieb - haber alter Gebraͤuche, und deren giebt es lei - der nirgend mehr als bei der Landwirthſchaft, hoͤren kaum ſo etwas von neuen Vorſchlaͤgen, ſo ſind ſie entweder weit entfernt, ſich die Muͤhe zu geben, daruͤber nachzudenken, und denn wird die beſte Sache mit einem mitleids - vollen oder auch hoͤhniſchen Lachen durch ihr dictatoriſches Machtwort: das geht nicht an, verworfen; oder wuͤrdigen ſie ja eine neue Angabe ihrer naͤheren Aufmerkſamkeit, ſo haben ſie ſogleich ein Heer von Einwuͤrfen in Bereitſchaft, um ſolches gleich einen undurch -Fdringli -82dringlichen Phalanx allen Bemuͤhungen ent - gegen zu ſtellen, die auf die Ausuͤbung ſolcher Vorſchlaͤge gerichtet ſind. Die wichtigſten dieſer Einwuͤrfe wider die Aufhebung der Ge - meinheiten will ich dahero im folgenden Capi - tel in ihrer ganzen Staͤrke darſtellen und zu widerlegen ſuchen. Denn wer wird ſo unbil - lig ſein, der neuen Einrichtung das Gluͤck ab - zuſprechen und zu behaupten, daß ſie keiner Einwuͤrfe werth ſei.

Fuͤnftes83

Fuͤnftes Capitel.

Die vornehmſten Einwuͤrfe wider die Aufhebung der Gemeinheiten.

§. 48.

Erſter Einwurf.

Soll man die Braache, das iſt den drit - ten Theil des Ackers mit Futterkraͤu - tern beſtellen, ſo ſiehet man ſich genoͤthiget, die Getreide-Ausſaat zu vermindern, und zum Winterkorn eine neue Braache aus - zumitteln. Muß aber dieſes geſchehen, wie es denn nicht anders ſein kann, ſo verrin - gert man ſeine bereiteſte Einnahme, indem man weniger Land bauet und weniger Fruͤchte einerndtet.

Antwort.

Wenn ich vorhero geſagt habe, daß man die Braache oder den dritten Theil des Ackers mit Futterkraͤutern beſaͤen ſoll; ſo iſt ſolches in der Abſicht geſchehen, damit man deſto ehen - der ins Groſſe gehen, den Viehſtand anſehn - lich vermehren, und geſchwinden und ſtaͤrkern Vorrath von Duͤnger erhalten koͤnne. Glaubt aber ein Landwirth zu viel dadurch zu wagen,F 2oder84oder will er die erforderliche Koſten nicht auf einmahl anwenden, ſo ſtehet es ihm frei, an - faͤnglich nur ſo viel Ackerland denen Futter - kraͤutern zu widmen, als er nach ſeinen jedes - maligen Umſtaͤnden ohne ſonderlichen Verluſt des Getreidebaues fuͤr dienlich haͤlt. Jndeſ - ſen bleibt allemahl der Satz wahr: je eher der dritte Theil, oder noch beſſer, die Haͤlfte des pflugbaren Ackers zu kuͤnſtlichen Wieſen ge - braucht wird, deſto eher iſt man im Stande das auf den vermehrten Viehſtand und zu an - deren zu dieſer neuen Einrichtung erforderli - chen Ausgaben verwandte Capital mit reichli - chen Zinſen wiederum herauszubringen.

2. Es iſt wahr, daß zur Beſtellung des Wintergetreides hernach eine neue Braache, wenn man es ſo nennen will, da ſein muß; al - lein ich habe oben (§. 27.) gezeigt, wie vor - theilhaft ſelbige mit Erbſen, Gartengewaͤchſen und Buchweitzen angeſaͤet werden kann, wel - che ihre Stelle reichlich bezahlen, und alſo die - ſer anſehnliche Theil Acker keinesweges wuͤſte liegen darf, wie bei der bisherigen alten Braache geſchiehet.

3. Die Folge, daß man weniger Korn erndte und ſeine Einnahme verringere, faͤllt alſo von ſelbſt weg. Einen Ausfall an Winterge - treide kann man hoͤchſtens das erſte Jahr ein -raͤumen85raͤumen, allein die ſtarke Ausſaat an Buch - weitzen erſetzt ſolchen ſogleich wieder, und nach - hero muß das durch den groſſen Viehſtand, den die kuͤnſtliche Wieſen herbeiſchaffen, reich - lich geduͤngte Kornland doppelt und dreifach ſo viel einerndten laſſen als zur Zeit der Gemein - heiten, ob es gleich nicht mehr von ſo groſſen Umfange iſt.

4. Durch den Anbau der Futterkraͤuter verlieret man kein Land, wie durch die weit - laͤuftige Braache bei der Feldgemeinſchaft all - jaͤhrlich geſchiehet, ſondern man nutzet es nur anders. Kann denn der Boden zu nichts an - ders gebraucht werden als zum Kornbau? Muß denn der ſaͤmtliche Acker ſchlechterdings allein mit Getreide beſaͤet werden? Wie aber wenn man darthun kann, daß ein Stuͤck Ackers, ſo mit Futterkraͤutern beſtellet iſt, mehr einbrin - get, als wenn es den ſchoͤnſten Weitzen traͤgt? Jn Engelland wurden ſolches die Landleute nur gar zu bald inne, dahero machten ſie den groͤßten Theil ihres Ackers zu kuͤnſtlichen Wie - ſen, legten ſich am meiſten auf die vortheilhafte Viehzucht, und verlieſſen den Kornbau, ſo daß man ſich genoͤthiget ſahe, dieſem Verfah - ren in einigen Provinzien durch wiederholte Parlements-Acten Grenzen zu ſetzen.

F 3§. 49.86

§. 49.

Zweiter Einwurf.

Nach der neuen Einrichtung ſoll man ein und eben daſſelbe Stuͤck Acker, wechſels - weiſe zum Korn - und Graßbau widmen, allein ob dieſes gleich im Hollſtein - und Mecklenburgiſchen, wegen des dortigen ſchweren und zum Theil feuchten Bodens wohl angehet, ſo ſind doch die hohen und oft ſehr ſandigen Felder der Marck ſchlech - terdings nicht geſchickt, einen ergiebigen Graßwuchs hervorzubringen.

Antwort.

1. So ſcheinbar dieſer Einwurf iſt, ſo wird er dennoch hinlaͤnglich widerlegt werden koͤnnen. Es hat ſeine Richtigkeit, daß in obi - gen beiden Laͤndern der Boden in denen mei - ſten Gegenden zum Graßwuchs von Natur be - quemer iſt als in der Marck. Jn Hollſtein vornemlich, als woſelbſt in Teutſchland zuerſt dergleichen Wirthſchaftsmethode einge - fuͤhret worden, iſt der Acker ſehr geneigt ſich mit ſtarken Raſen zu uͤberziehen, und machet eben daher dem Landmann bei ſeinem Getrei - debau nicht wenig zu ſchaffen. Es darf da - ſelbſt ein Stuͤck Landes im Fruͤhling nur von dem Pfluge verſchonet bleiben, ſo iſt im Som - mer, hauptſaͤchlich wenn ſelbiger nicht allzutrocken87trocken ausfaͤllt, bereits die ſchoͤnſte Wieſe da, und an den wenigſten Orten kommt man mit etwas Kleeſaͤen zu Huͤlfe. Allein ich will auch nicht, daß wir es der Natur allein uͤberlaſſen ſollen, alles fuͤr uns zu thun. Jſt ſie jenen Laͤndern in dieſem Stuͤck guͤnſtiger als uns, ſo hat ſie uns doch ihren Beiſtand nicht gaͤnzlich verſagt. Bei uns koſtet es nur etwas mehr Muͤhe, und dieſe ſoll nicht vergeblich ange - wandt ſein, ſondern uͤberfluͤßig belohnet wer - den.

2. Jch will nemlich in der Marck auf dem Ackerlande da Wieſen geſaͤet wiſſen, wo ſie von ſelbſt nicht entſtehen wollen. Denn die Beſchaffenheit unſerer Felder verbietet frei - lich an denen meiſten Oertern das letztere, nir - gend aber o moͤchte ich dieſe Warheit jedem Landwirth tief ins Herz einpraͤgen koͤnnen nirgend verbietet die Beſchaffenheit unſerer Fel - der, daß wir uns nicht durch Kunſt Wieſen dahin ſchaffen koͤnnen, wo uns die bloſſe Na - tur keine geben will. Allenthalben auf Hoͤhen und in Thaͤlern, auf ſchweren und leichten Acker, das aͤrgſte Sandfeld nicht ausgeſchloſ - ſen, allenthalben koͤnnen wir Wieſen und Wei - den anlegen und zwar von fetten nahrhaften Futterkraͤutern, die unendlich vorzuͤglicher ſind, als gemeines ſchlechtes Graß.

F 43. Da88

3. Da man mir Hollſtein und Mecklen - burg als Laͤnder entgegen ſetzt, die obigen Satz widerlegen ſollen, ſo habe ich gleiches Recht, denſelben durch ein Exempel des Ge - gentheils zu unterſtuͤtzen. Engelland, all - wo gleichſam die hohe Schule der Landwirth - ſchaft iſt, welches nunmehro ſeit funfzig oder achtzig Jahren es ſo weit gebracht hat, daß in der ganzen Welt kein Land ihm den Vorzug in allen Theilen der Landwirthſchaft ſtreitig ma - chen kann; Engelland, welches nach dem Verhaͤltniß ſeiner mittelmaͤßigen Groͤſſe eine erſtaunliche Menge Einwohner ernaͤhret, ſehr oͤfters nach ſeinen Colonien in andern Welt - theilen Korn ausſendet, und dieſem allen ohn - erachtet jaͤhrlich vor viel Millionen Thaler Ge - treide an andere Nationen verhandelt; En - gelland hat dieſes alles der neuen Art der Landwirthſchaft, nemlich der Einſchlieſſung der Aecker und hauptſaͤchlich den Anbau der Futterkraͤuter zu danken. Merkwuͤrdig ſind die Worte eines Franzoͤſiſchen Gelehrten,(*)Des Herrn de la Tourette, Mitgliedes der Akademie zu[L]yon und Nancy S. Miroudot Abhandlung vom Raygraſe teutſche Ueberſetzung im Vorbericht S. 10. welcher von denen kuͤnſtlichen Wieſen oder der Anſaͤung der Futterkraͤuter folgendes ſchreibt: Eben hiedurch haben die Engellaͤnder auf einen89 einen mittelmaͤßigen Boden ihren Ackerbau zu einem ſolchen Grade der Vollkommenheit gebracht, welchen Frankreich noch bei wei - ten nicht in denen allerfruchtbarſten Laͤnde - reien erreicht hat. Sie haben erkannt, daß der Staat ohne Handlung ſchwach iſt; daß die Handlung nur durch die Bevoͤlkerung bluͤ - hen kann, und daß die Bevoͤlkerung von dem Ackerbau und vornemlich von der Vermeh - rung des Getreides abhanget. Sie haben zu gleicher Zeit gelernet, daß um mehreres Getreide zu bekommen, man die Arbeiten und den Dung vermehren muͤſſe; daß, um die meh - rere Arbeiten zu beſtreiten und mehreren Dung zu erhalten, man die Anzahl des Viehes ver - mehren muͤſſe, und daß wenn man den Vieh - ſtand verſtaͤrken will, man ſich nach mehreren Futter umzuſehen haben. Die Beſchaffen - heit des Landes ſchiene dieſem entgegen zu ſein; dahero nahmen ſie ihre Zuflucht zu de - nen kuͤnſtlichen Wieſen. Der Erfolg war ihrer Hofnung gemaͤß, Engelland verkau - fet Fruͤchte an Frankreich, von dem es hie - bevor mit ſolcher Waare verſehen wurde. Und vielleicht hat es denen kuͤnſtlichen Wieſen die Staͤrke zu verdanken, welche ihm durch den Ackerbau zugewachſen iſt. Ferner redet die - ſer Schriftſteller an einem andern Ort alſo:(*)Siehe ebendaſelbſt S. 12.F 5 Ohne90 Ohne die kuͤnſtlichen Wieſen wuͤrde der En - gliſche Ackerbau niemahls zu dem Grade der Vollkommenheit gelanget ſein, auf welchem er ſich dermahlen befindet. Der Landmann wuͤrde in Engelland in der nehmlichen Duͤrftigkeit leben, die ihn faſt allenthalben drucket; wo immittelſt man in ſolcher Jnſel emſige Paͤchter findet, welche mit einem klei - nen Capitale anfangen, und zu vier-fuͤnf-bis ſechsmahl hundert tauſend Livres reich wer - den. Frankreich und Lothringen ſind nicht die einzigen Laͤnder, wo die Wieſen nicht in dem rechten Verhaͤltniſſe mit dem Ackerlande ſtehen. Selbſt Engelland wuͤr - de ohne die durch die Kunſt gepflanzte Futter - kraͤuter, eben ſo wie wir, einen Mangel an der Futterung haben. Allein, mehr erleuch - tet in den Vortheilen eines bluͤhenden Acker - baues, und da es denſelben mit Recht, als den Grundſtein der Gluͤckſeeligkeit, als die Quelle der Staͤrke und als den einzigen un - erſchoͤpflichen Schatz derer Laͤnder betrachtet; da Engelland ſage ich, wahrgenommen hat, daß es ſeine Laͤndereien anders nicht als mit Huͤlfe des Dunges fruchtbar machen koͤnne, daß, um Dung zu haben, ſeine Felder mit Heerden bedecket ſein muͤſſen, und daß dieſe nur nach der zunehmenden Vielheit des Fut - ters ſich vermehren koͤnnen: ſo haben ſie ſich an91 an Futter einen Ueberfluß verſchaffet durch den breitblaͤtterigten Klee, den Saintfoin, die Turnips oder groſſen Steckruͤben, das Raygraß und andere mehr. Dieſe Pflanzen, welche man in der Sprache des Ackerbaues kuͤnſtliche Futterkraͤuter nennet, laſſen ſich ohne Unterſchied auf Bergen, auf Huͤgeln, in denen Thaͤlern und auf denen Ebenen bauen. Alle Engliſche Schriftſteller von der Landwirth - ſchaft behaupten eben dieſes, und ich habe waͤhrend dem letzteren Kriege Gelegenheit ge - habt, verſchiedene Engellaͤnder zu ſprechen, die mich verſichert haben, daß bei manchen ih - rer Landguͤter zuweilen nicht ein Fuß breit na - tuͤrliche Wieſen oder Weidgaͤnge befindlich waͤ - ren, und die demohnerachtet bloß durch den Anbau der Futterkraͤuter im beſten Zuſtande ſind, und ſehr hohe Pachtgelder abwerfen. Ja ich habe in einem Schreiben eines Engellaͤndi - ſchen Landwirths(*)S. Les Elemens du Commerce, pag. 255. 256. folgende merkwuͤrdige Stelle angetroffen: Ein Umſtand der ange - merkt zu werden verdienet, iſt dieſer, daß un - terdeſſen, da die neue Art des Ackerbaues die aͤrmſten und von der Hauptſtadt entlegenſten Gegenden bereichert hat, diejenigen, welche man ſonſten die reichen Laͤndereien Engel - lands zu nennen pflegte, durch den Anbau der kuͤnſtlichen Wieſen ihrem Werth nach ſind verrin -92 verringert worden. Hiedurch geſchiehet es, daß wir nun auf viel tauſend Aecker Weitzen bauen, die man vormahls vor unfruchtbar hielt. Durch Huͤlfe der Steckruͤben ſind wir im Stande, eine Menge Vieh zu allen Jah - reszeiten eben ſo gut zu maͤſten, als auf der ſchoͤnſten Fettweide. Die Luzerne, der drei - blaͤttrige Klee und die Eſparzette haben den Vorrath unſerer Futterung verdoppelt. Kurz, es ſind zu einer Zeit, da alle andere Dinge im Preiſe ſteigen, die Einkuͤnfte der natuͤrlichen Wieſen und der Weitzenaͤcker allein herunter geſetzet worden.

4. Selbſt der Hollſteiniſche und Meck - lenburgiſche Feld-Bau kann auch in der Marck an vielen Oertern eingefuͤhret werden. Jn denen meiſten Provinzien ſind Gegenden, wo der Acker vollkommen die innere Guͤte und natuͤrliche Lage hat, die eigentlich zu der Kop - pelwirthſchaft erforderlich iſt. Wuͤrde es aber den Beſitzeren der Landguͤter in ſolchen Gegen - den nicht angenehm ſein, eine eben ſo ſtarke Vermehrung ihrer Einkuͤnfte zu erhalten, als ſeit der Koppelwirthſchaft bei denen Mecklen - burgiſchen Guͤtern ſtatt gefunden hat? Von dieſen ſchreibt ein geſchickter Landwirth in einer ſehr gruͤndlichen Abhandlung(*)Leipziger Sammlungen, Band 7. S. 980. alſo: Man wird uͤberzeugt werden, daß der Abnutz eines Land -93 Landgutes, das vorhin nach der alten Leyer mit drei und vier Schlaͤgen, oder wie es an - derwaͤrts heiſt, Feldern, nicht ein Drittheil oder die Haͤlfte, ſondern beinahe das alterum tantum, ein Jahr dem andern zum beſten gerechnet, geſtiegen ſei, ohne auf die Verbeſ - ſerungen durch Wegſchaffung der Holzungen, Bruͤcher, Legung und Verlegung der Bau - ren u. d. g. zu ſehen. Denn wenn ich dieſe dazu nehme, ſo iſt es nichts ſeltenes, daß Guͤ - ter ſogar aufs triplum und quadruplum des vormaligen Abnutzes genoſſen werden.

§. 50.

Dritter Einwurf.

Sollen die Gemeinheiten abgeſchaffet, die gemeinen Huͤtungs - und Weideplaͤtze nebſt allen uͤbrigen Grundſtuͤcken vermeſſen und eingetheilet werden, wo ſollen wir mit dem Vieh hin? ſoll ſich jedermann auf ſein weniges Vieh einen beſonderen Hirten hal - ten, der es auf dem kleinen Bezirk ſeines ihm zugefallenen Antheils an der gemeinen Weide huͤtet, ſo wuͤrden in einem Dorf allein bei dem Rindvieh und Pferden oft zwanzig, dreyßig und mehrere Hirten ſein muͤſſen, ſtatt daß man vorhin deren einen oder zwey gehalten. Man hat zwar oben (§. 16. 17. 18. ) die Stallfutterung desViehes94Viehes im Sommer angeprieſen, allein wie viel Hinderniſſe giebt es nicht, die der - gleichen unmoͤglich machen. Denn

1. ob man gleich im Winter eben dieſelbe Anzahl Vieh im Stalle futtert, ſo hat man das Futter dazu in der Scheune und auf dem Boden und Zeit genug uͤbrig es dem Vieh zu reichen; allein im Sommer bei der noͤthigſten Arbeit iſt es nicht moͤglich, alle Tage ſo viel Graß zu maͤhen und viel - leicht von weiten her zu holen.

2. So iſt bekannt, daß das zum freyen Herumgehen einmahl gewohnte Vieh, nie - mahls recht freſſen will, wenn es beſtaͤndig im Stalle eingekerkert ſtehen ſoll, auch iſt dieſes der Geſundheit des Viehes hoͤchſt - ſchaͤdlich, weil es aus Mangel der Bewe - gung ſteif wird, und allerley Krankheiten bekommt.

Antwort.

1. Jch bin weit entfernt die Anzahl der Muͤßiggaͤnger, dergleichen in gewiſſer Abſicht alle Hirten ſind, in der Republik zu vermeh - ren. Es ſollen alſo bei der neuen Einrichtung kuͤnftighin auch die bisherigen wenigen Hirten in einem Dorfe abgeſchaffet werden, weil man dieſelben nicht mehr braucht. Jeder Wirth, der an dem gemeinen Anger ſeinen Antheil er - halten hat, muß ſolchen mit einem kleinen Gra -ben95ben umziehen, und auf dem von der ausgewor - fenen Erde entſtandenen Wall, Weidenbaͤume anpflanzen. Dieſes muͤſſen ordentliche Satz - weiden von neun bis zehn Fuß hoch ſein, die bei zunehmenden Jahren mit groſſen Vortheil gekappet werden koͤnnen, und einen anſehnli - chen Vorrath Holz liefern. Solche Satzwei - den ſind nicht weiter von einander zu pflanzen als in der Entfernung von hoͤchſtens ein und einen halben Fuß. So lange ſolche jung ſind, iſt eine geringe Vermachung von Rickſtangen noͤthig, um ſie vor dem Anlauf des Viehes zu ſchuͤtzen. Jn der Folge wenn die Weiden - baͤume mit der Zeit in der Dicke ihrer Staͤmme zunehmen, geben ſie ſtarke Polliſaden ab, und wird zulezt der Zwiſchenraum von einem Baum zum andern ſo gering, daß kein Hund und noch weniger ein Ochſe oder Pferd hindurch krie - chen kann. Ein ſolcher beſtaͤndiger hoͤchſt - dauerhafter Zaun iſt im Stande, das Vieh wie in einem Stall einzuſchlieſſen, es kann alſo darin ohne Aufſicht weiden, und wird kein Hirte mehr noͤthig ſein.

2. Wer ſeinen wahren Nutzen aber beſſer verſtehet, wird einen ſolchen Weideplatz maͤh - bar werden laſſen und das Graß entweder zu Heu machen, oder ſolches gruͤn dem Vieh auf dem Stalle futtern. Der Einwurf wegen Mangel der Zeit im Sommer iſt gering. Eskommt96kommt alles auf die Einrichtung an. Eine einzige Magd kann zwanzig Stuͤck Vieh voll - kommen beſtreiten. Das Maͤhen und Herbei - holen des Graſes und der Futterkraͤuter wird auch bei der groͤſten Entlegenheit des Ortes, wo dieſe wachſen, den Bauer oder ſeinen Knecht nebſt ein paar Ochſen taͤglich kaum eine Stunde beſchaͤftigen, und was will dieſe kleine Bemuͤ - hung und wenige Zeit viel ſagen, wenn man beides mit dem erſtaunlichen groſſen Nutzen vergleicht, den die Stallfuͤtterung gewaͤhret, und davon oben (§. 17.) ausfuͤhrlicher gehan - delt worden iſt.

3. Daß das Vieh im Sommer im Stalle nicht freſſen will, und ſteif und krank wird, iſt ein Vorurtheil, welches die erſte Probe ſogleich wiederlegt. Man kann das Vieh gar leicht an die Stallfuͤtterung gewoͤhnen. Es bleibt im Stalle bei gutem Futter viel ehender geſund, als wenn es bei Hitze und Schlacken auf der Weide herum laͤuft und vor Hunger alles hin - einfrißt, was es findet. Die Glieder des Viehes koͤnnen aber leicht gelenkſam erhalten werden, wenn man ſolches taͤglich ein paar Stunden frei auf dem Hof herumgehen laͤſſet. Es wird ſich alſo auch dieſer Einwurf von ſelbſt wiederlegen, ſo bald es nur beliebt wird, dem Exempel ſo vieler klugen Leute in anderen Laͤn - dern zu folgen, die ihr Vieh Sommer undWinter97Winter im Stalle futtern und den groͤſten Vortheil davon ziehen.

§. 51.

Vierter Einwurf.

Wenn der Landmann ſeinen Viehſtand auf ein Drittheil und mehr verſtaͤrken ſoll, ſo wird es ihm an Winterfutter fehlen, denn bei den meiſten Guͤtern iſt der Heu - ſchlag ſo beſchaffen, daß er oft kaum zu der jetzigen Anzahl Vieh hinreichend iſt.

Antwort.

Wenn der durch die Aufhebung der Ge - meinheiten gluͤcklich gewordene Landmann nur ſeinen Verſtand brauchen will, ſo wird er durch die neue Einrichtung ſich auch fuͤr den ſtaͤrkſten Viehſtand allemahl uͤberfluͤßiges Winterfutter verſchaffen koͤnnen. Denn

1. Er braucht nur das auf ſein Antheil der Gemeinhuͤtung wachſende Graß nicht abwei - den zu laſſen, ſondern ſolchen als eine Wieſe zu behandeln, und wenn er mit etwas Cultur zu Huͤlfe kommt, kann er ſelbiges zweymahl maͤhen, und nach Verhaͤltniß der Groͤſſe deſſel - ben einen ſtarken Vorrath an Heu gewinnen.

2. Er kann von allen Arten der Futter - kraͤuter das ſchoͤnſte Heu in Menge machen, mit welchen er bei der Futterung wegen derGinneren98inneren Guͤte deſſelben eben ſo weit als mit zweimahl ſo viel gemeines Heu reichet.

3. Der durch die ſtarke Duͤngung aͤuſſerſt verbeſſerte Acker wird ihm einen doppelten Er - trag an Getreide liefern, und alſo auch doppelt ſo viel Stroh und andere Abgaͤnge, die zum Viehfutter dienen.

§. 52.

Fuͤnfter Einwurf.

Wenn im Sommer groſſe Duͤrre ein - faͤlt, ſo leiden auf hochgelegenen Feldern alle Gewaͤchſe Schaden und verbrennen oder werden in ihrem Wachsthum doch merklich zuruͤckgeſezt; der Landmann hat aber alsdenn ſo viel Vieh auf dem Halſe, und findet ſich in der groͤſten Verlegenheit es bei dieſen Umſtaͤnden zu ernaͤhren.

Antwort.

1. Wenn die Futterkraͤuter erſt einmahl zu einer gewiſſen Staͤrke gelanget ſind, ſo kann ihnen wegen der tiefgehenden Wurzeln die Duͤrre nicht ſo viel ſchaden, als andern Ge - waͤchſen, welche ihre Nahrung aus der Ober - flaͤche des Bodens erlangen. Sonderlich hat die Esparzette dieſes voraus, daß ſie bei der ſtaͤrkſten Hitze dennoch ihren friſchen Wachs - thum behaͤlt.

2. Ge -99

2. Geſezt aber auch, daß zu ſolcher Zeit das Wachsthum derſelben nicht ſo ſtark ſein ſolte, ſo kann ſich der Landwirth wider den Mangel des gruͤnen Futters dadurch in Sicher - heit ſtellen, wenn er lieber einige Stuͤck Vieh weniger haͤlt, als er den ſtrengſten Ueberſchlag nach halten koͤnnte, durch welche Vorſicht er allemahl noch Futter uͤbrig haben wird.

§. 53.

Sechster Einwurf.

Das Anſaͤen der mancherley Arten Fut - terkraͤuter erfordert viel Fleiß, Behutſam - keit und noͤthige Kentniß, ſo man bei dem Bauer nicht voraus ſetzen kann: wer ſoll ihn unterrichten? woher ſoll er die Menge des Saamens zuerſt nehmen, und wer ſtehet dafuͤr, daß dergleichen Unternehmen nicht mißlingt, und manchen an den Bettel - ſtab bringt? Es wird alſo um dieſer Urſa - chen willen die neue Einrichtung ſchwerlich allgemein koͤnnen eingefuͤhret werden.

Antwort.

1. Der Bauer hat ſeinen Verſtand wie andere Menſchen, und nichts begreift er leich - ter als das, wovon er ſeinen Vortheil vermer - ket. Das Anſaͤen der Futterkraͤuter wird er alſo weit ehender erlernen, als man glaubt,G 2ſo100ſo bald er den Nutzen ſiehet, den er davon zu erwarten hat.

Einiger Unterricht iſt ihm freilich im An - fang noͤthig, derowegen werden Edelleute, Prediger, und Beamten hierinn den Anfang machen muͤſſen. Der Bauer wird alsdenn gar bald aufmerkſam Achtung geben, wenn er ſiehet, was eine kuͤnſtliche Wieſe vor eine herr - liche Sache, und die Anlegung derſelben gar nicht ſchwer ſei, und in kurzer Zeit wird er es ſeinem Lehrmeiſter gleich thun.

3. Ein bequemes Mittel dem gemeinen Mann die ihm noͤthige Kentniß von dieſer Sache zu verſchaffen, duͤrfte wohl ſein, wenn ein hohes Landescollegium die Verfuͤgung traͤfe, daß ein beſonderer zu dieſen Endzweck zu verfertigender kurzer und deutlicher Unterricht von dem An - bau der mancherley Arten Futterkraͤuter ge - druckt wuͤrde, und ſo dann durch die Landraͤthe und Beamten davon einige tauſend Exempla - ria gratis austheilen lieſſe. Jch ſtehe dafuͤr, daß in kurzen der Bauer dieſen Unterricht beſſer als ſeinen Catechismus inne haben, und bei dem augenſcheinlichen Vortheil puͤnktlich ausuͤben wird.

4. Die Anſchaffung des Saamens wuͤrde zu Anfang freilich auch wohl entweder von der Krieges - und Domainen-Cammer oder von den Landraͤthen zu veranſtalten ſein, und koͤnntendie101die erforderlichen Koſten dazu vorerſt aus je - der Creißcaſſe allenfals vorgeſchoſſen werden. Der Bauer erhielte den Saamen umſonſt, da - gegen aber wuͤrden ein paar Extramonathe die Sache bei der Caſſe wieder gut machen.

5. Endlich ſo iſt der Weg der Belohnun - gen allemahl mit Blumen beſtreuet und jeder - mann betritt ihn gern. Wuͤrde dieſer hohen Orts beliebt um zu den vorgeſezten Endzweck zu gelangen, ſo iſt kein Zweifel, daß unter den Bauren bald ein Wettſtreit entſtehen, und ein jeder ſuchen wuͤrde es dem andern in Anſaͤung der Futterkraͤuter zuvor zu thun, und den Preiß zu erhalten.

§. 54.

Siebenter Einwurf.

Alle Einſchlieſſungen der Aecker ſind ent - weder unbequem oder koſtbar; denn die Graben nehmen viel Land hinweg, das man beſſer nutzen koͤnnte; und todte Zaͤune verwuͤſten viel Holz, die lebendigen Hecken aber ſind ſchwerer anzulegen, und denen Beſchaͤdigungen des Viehes unterworfen.

Antwort.

1. Es iſt wahr, daß die Graben viel Land hinweg nehmen, allein wird man es mir glau - ben, wenn ich ſage, daß zu denen jetzigen ſchma - len Strichen, wodurch die Ackerſtuͤcke von ein -G 3ander102ander unterſchieden worden, und die man in der Sprache der Havellaͤnder, Scheid - fahren nennet, noch viel mehr Land erfordert wird, welches ungenutzt bleibt? Jch habe mir einmahl die Muͤhe genommen, und die Menge dieſer Scheidfahren auf einer Feldmark in allen drei Feldern gezaͤhlet, und ihre unterſchiedene Laͤnge gemeſſen. Die Breite derſelben konnte ich durchgehends auf einen ſtarken Fuß anneh - men. Dieſes berechnete ich nach Quadrat - fuͤſſen und verglich es mit dem Vermeſſungs - regiſter dieſer Feldmark, und ich erſtaunte, als ich es herausbrachte, daß der acht und zwan - zigſte Theil der ganzen Feldmark auf dieſe Weiſe verloren gieng. Meine Neugier gieng aber noch weiter. Jch nahm die Charte von die - ſem Landguth zu Huͤlfe, vermaß die ſaͤmtliche Aecker, und machte nach der Lage der Felder die Eintheilung derſelben, ſo wie es die neue Einrichtung erfordert, daß jeder Beſitzer ſeinen Acker beiſammen auf einer Stelle erhielt. Hier - auf berechnete ich die zu der Einſchlieſſung eines jeden Ackers noͤthigen Graben, deren Breite ich zu ſechs Fuß und den von der ausgeworfe - nen Erde entſtehenden Wall zu vier Fuß breit annahm, und brauchte hierzu nicht mehr als den vierzigſten Theil von den Jnhalt der gan - zen Feldmark, und alſo ein zwoͤlftheil weniger als die Scheidfahren ausmachten. Aus die -ſem103ſem Verhaͤltniß, welches in denen meiſten Faͤl - len in groͤſſeren oder geringeren Maaß ſtatt finden wird, folgt alſo der Schluß, daß bei der neuen Einrichtung zu denen noͤthigen Einſchlieſ - ſungsgraͤben, wuͤrklich weniger Land als jetzt zu der groſſen Menge der Scheidfahren erfor - dert wird. Nehme ich nun ferner an, daß es bei vielen Doͤrfern Mode iſt, ziemlich breite Reine zwiſchen den Ackerſtuͤcken zu laſſen, und uͤberlege dabei den groſſen Nutzen, den die Ein - ſchlieſſung der Aecker nach der neuen Einrich - tung zuwege bringt, ſo faͤllt die ganze Staͤrke dieſes ſcheinbaren Einwurfs uͤbern Haufen.

2. Was die todten Zaͤune anbetrift, ſo muͤſſen ſolche gar nicht ſtatt haben, es ſei denn an Oertern, wo das Holz in ſolchem Ueberfluß iſt, daß man es gar nicht achtet und keine Ge - legenheit hat, es mit Vortheil zu verſilbern.

3. Die Anlegung der lebendigen Hecken iſt ſo ſchwer nicht als man glaubt. Das Vieh beſchaͤdiget ſie nur, ſo lange ſie jung ſind, und wenn man die vortheilhafte Stallfuͤtterung nicht annehmen will, ſo ſoll man dafuͤr zur Strafe die junge Hecke mit einen leichten hoͤl - zernen Zaun vermachen, oder einen Huͤter bei dem Vieh ſtellen, der es von der Hecke zu - ruͤckhaͤlt.

4. An Oertern wo leimigter Acker iſt, fin - det noch eine andere vortheilhafte Art der Ein -G 4ſchlieſ -104ſchlieſſung ſtatt, nemlich die ſo genannten Waͤl - lerwaͤnde. Dieſe werden mit wenig Muͤhe und Kunſt von dem aus den Graͤben ausge - worfenen Lehm alſo verfertiget, daß man ihn mit Waſſer verduͤnnt, etwas Stroh hinein knetet, und oben von in die Querre gelegten geraden Stroh oder Rohr eine Art von Dach darauf machet. Nach einigen Jahren kan man ein ſo groſſes Stuͤck von dieſer Waͤllerwand wieder einreiſſen, als man mit Bequemlichkeit wieder aufzubauen vermeinet, und wegen des alsdenn daran befindlichen reichen Vorraths von Salpeter als eine trefliche Duͤngung auf den Acker ausbreiten. Hierauf wird ein neuer Vorrath Lehm zu einer neuen Wand aus dem Graben herauf geholet, und dieſer dadurch zu gleicher Zeit aufgeraͤumet und vertiefet.

§. 55.

Achter Einwurf.

Wenn jedermann ſeinen Acker einſchlieſ - ſen ſoll, ſo ſind eine Menge Wege in und auſſerhalb dieſes eingeſchloſſenen Ackers noͤ - thig, um mit Wagen und Zugvieh dahin zu gelangen, folglich gehet abermahls da - durch viel tragbarer Boden verloren.

Antwort.

1. Man muß bei der Vermeſſung und Aus - theilung der Aecker dahin ſehen, daß man dieEin -105Eingaͤnge derſelben wo moͤglich an die Land - ſtraſſen und oͤffentliche Wege bringe, um dieſe zur Paſſage brauchen zu koͤnnen. Geſetzt aber, es gienge dieſes nicht in allen Faͤllen an, ſo werden ein oder hoͤchſtens zwei neue Haupt - wege in Betracht der ganzen Feldmark nicht viel ausmachen.

2. Was die Wege innerhalb des umſchloſ - ſenen Ackers betrift, ſo kommt es auf die Klug - heit eines jeden Beſitzers an, ſie ſo vortheilhaft anzubringen, daß ihm dadurch wenig oder gar kein Nachtheil erwachſe. Zumahl er einen ſol - chen Weg, ſo bald er ihn eine Zeitlang nicht gebrauchet, umpfluͤgen und mit allerlei Fruͤch - ten beſtellen kann. Es iſt uͤberdem gar nicht noͤthig, daß dieſe Wege beſtaͤndig an einem und eben denſelben Orte verbleiben, ſondern ſie koͤnnen jedesmahl nach denen Umſtaͤnden ver - aͤndert und anderwaͤrts angeleget werden.

§. 56.

Neunter Einwurf.

Wo nimmt man die erſtaunliche Menge Heckſtraͤuche her? und wer lehret die Bau - ren Hecken anlegen, da mancher kaum eine Weide pflanzen kann?

Antwort.

1. Dornen und Diſteln traͤgt der Acker noch allenthalben, ſeit dem Gott die Erde ver -G 5fluchte.106fluchte. Die erſteren dienen vortreflich zu le - bendigen Hecken. Man ſuche ſie alſo allent - halben auf, nehme ſie da weg, wo ſie gemei - niglich zum Schaden ſtehen, und wende ſie zur Umzaͤunung vortheilhaft an. Vielleicht fin - det ſich aber mancher in die Umſtaͤnde, daß er in ſeinem Garten eine Menge junger Pflau - menſtaͤmme zuſammen bringen, oder ſie auch von andern, die ſie nicht brauchen, vor gerin - ges Geld ankaufen kann, und alsdenn rathe ich ſolche wegen der oben (§. 45.) angefuͤhrten Urſachen vorzuͤglich als Hecken anzupflanzen. Endlich iſt noch ein Mittel in kurzer Zeit zu einem groſſen Vorrath Heckſtraͤucher zu gelan - gen, man ſuche nemlich von denen wilden Bir - nen ſo viel als moͤglich zuſammen zu bringen. Dieſe ſchuͤtte man auf einen Haufen und laſſe ſie faulen, alsdenn werden ſolche geſtampfet, und dieſe Maſſe ſo lange und ſo ofte in ein hiezu ſchickliches Gefaͤß mit ſtets wieder abzugieſſenden Waſſer verduͤnnet, bis der darinn befindliche groſſe Vorrath von Kernen auf den Boden des Gefaͤſſes niederſinkt. Solche Kerne laͤſſet man abtrocknen, und ſaͤet ſolche im Herbſt oder Fruͤhling Reihenweiſe an einen ſichern Ort, wodurch man eine Menge junger Pflanzen er - haͤlt, welche, da ſie von Natur mit vielen und ſtarken Stacheln verſehen ſind, wegen ihres ſchnellen Wachsthums in wenig Jahren eine wehrhafte Hecke abgeben.

2. Was107

2. Was nun den noͤthigen Unterricht an - langet, den der ungelehrte Bauer freilich vor - her erhalten muß, wenn er Hecken anpflanzen ſoll, ſo gilt hier eben der Vorſchlag, deſſen vorher (§. 53.) bei den Futterkraͤutern Meldung ge - ſchehen iſt, und der von dem beſten Erfolg und Nutzen ſein wird.

§. 57.

Zehnter Einwurf.

Beides die Hecken und die dazwiſchen gepflanzten hochſtaͤmmigen Baͤume, ſind ſowohl mit ihren Schatten als mit ihren Wurzeln dem Getreide hoͤchſt ſchaͤdlich, in - dem unter den erſtern das Korn an ſeinem Wachsthum und Gedeien leidet, die Wur - zeln hingegen ſich weit in den Acker hinein verbreiten und denſelben auszehren.

Antwort.

1. Weil man bemerket hat, daß unter dick - ſtehenden Baͤumen wenige Gewaͤchſe nicht recht fort wollen, ſondern ein ſchwaches und kraͤnk - liches Anſehen haben, und nie zu der gehoͤrigen Groͤſſe und Fruchtbarkeit gelangen, als andere die im Freien ſtehen, ſo hat man dieſen Um - ſtand ſehr unrecht dem Schatten der Baͤume beigemeſſen, und daher behauptet, daß dieſer ſchaͤdlich ſei. Allein nicht der Schatten, ſon - dern hauptſaͤchlich der Mangel der Luft iſt nebſtanderen108anderen Urſachen Schuld daran, daß unter dickſtehenden Baͤumen das Wachsthum und Gedeien der meiſten Pflanzen nur ſchlecht iſt. Bei einer Hecke und denen einzeln ſtehenden Baͤumen verhaͤlt ſich aber die Sache ganz an - ders. Wenn die letzteren nur hoch genug ge - zogen ſind, ſo daß die hervorragenden Zweige die darunter ſtehende Gewaͤchſe nicht erſticken koͤnnen, ſo iſt ihr Schatten ganz und gar un - ſchaͤdlich. Denn dieſer richtet ſich alle - mahl nach der Sonne und ruͤcket alſo alle Au - genblicke weiter fort. Die Strahlen derſelben koͤnnen daher demohnerachtet jede Pflanze tref - fen, und ſie durch ihren wohlthaͤtigen Einfluß zum Wachsthum bringen; und gemeiniglich gedeien diejenigen Gewaͤchſe, welche in den ſchwulen Mittagsſtunden des Sommers eini - gen Schatten haben, viel beſſer als andere, die zu dieſer Zeit der brennenden Hitze ausgeſetzet ſind.

2. Denen in den Acker hinein wachſenden Wurzeln von der Hecke und denen Standbaͤu - men kann man durch ein leichtes Mittel, Ziel und Maaß ſetzen, daß ſie dem Getreide nicht ſchaͤdlich werden koͤnnen. Man macht nemlich laͤngſt der Hecke hin in einer Entfernung von etwa drei oder vier Fuß einen kleinen Graben, der kaum einen Fuß tief ſein darf, ſo koͤnnen die in der Oberflaͤche fortlaufenden Wurzelnnicht109nicht weiter als bis an ſelbigen kommen; die - jenigen Wurzeln aber ſo tiefer in den Boden ſich befinden, ſchaden denen Kornfruͤchten nicht, weil dieſe nur von der Oberflaͤche des Ackers ihre Nahrung hernehmen, und mit ihren klei - nen Wurzeln nicht bis zu jenen herunter rei - chen.

§. 58.

Eilfter Einwurf.

Die neue Einrichtung iſt der Jagdge - rechtigkeit nachtheilig. Wenn eine Feld - marck durch haͤufige Graͤben und Hecken durchſchnitten iſt, ſo kann kein Haaſe mehr gehetzt werden, der uͤbrigen Unbequemlich - keiten dabei nicht zu gedenken.

Antwort.

1. Das Hetzen wird freilich hiedurch etwas unbequemer, allein nicht unmoͤglich gemacht. Jn Engelland gewoͤhnet man Hunde und Pferde uͤber die Hecken und Graͤben hinweg zu ſetzen, und findet eben hieran das groͤſſeſte Ver - gnuͤgen. Vielleicht wird dieſer dort herrſchen - de Geſchmack auch bei uns alsdenn Mode, und erhoͤhet die Jagdluſt unſerer Haaſenhetzer.

2. Da das groſſe Wild in denen Waͤldern und Bruͤchern gejagt wird, ſo bleibt dieſe Jagd bei der neuen Einrichtung ungeſtoͤrt. Haſen und Rephuͤner werden ſich alsdenn ungemeinvermeh -110vermehren, wenn die haͤufigen Hecken und tro - ckenen Feldgraͤben ihnen einen ungleich beſſern Aufenthalt darbieten, als ſie vorher bei offenen Feldern gehabt haben. Der Habicht kann ih - nen wenig oder gar nichts mehr anhaben, und der liſtige Fuchs muß nun den Tag uͤber im Walde und an andern oͤden Oertern bleiben und vermag nur des Nachts einen Ausfall zu wagen, ſeine raͤuberiſchen Streifereien vorzu - nehmen; weil nun nicht mehr weitlaͤuftige an - einander liegende Kornfelder da ſind, wo er ſich ungeſtoͤrt Tag und Nacht einquartieren kann, ſondern nur hie und da findet er ein Stuͤck mit Getreide beſtellet, in deſſen Nachbarſchaft taͤg - lich eine Menge Menſchen mit Bearbeitung des dazwiſchen liegenden Ackers oder Einſammlung der Futterkraͤuter dieſe Gegend viel zu lebhaft und zu unruhig machen, als daß dieſes ſcheue Thier daſelbſt einen ruhigen Wohnplatz finden koͤnte.

Sechſtes111

Sechtes Capitel.

Allgemeiner Entwurf, wie die Auf - hebung der Gemeinheiten am fuͤglichſten bewerkſtelliget, und jedermann dabei ſchadloß gehalten werden kann.

§. 59.

Dieſes Capitel wird einige allgemeine Regeln enthalten, welche bei der Aufhebung der Gemeinheiten zu beobachten ſind, wenn dieſes groſſe und nuͤtzliche Geſchaͤfte mit allen ſeinen erwuͤnſchten Folgen zu Stande kommen ſoll. Der billige Leſer wird mir aber zutrauen, daß ich weit entfernt bin, mit einem gewiſſen rich - terlichen Anſehen Vorſchriften zu entwerfen, als welches nur das Amt eines Landescollegii ſein kann, ſondern meine Saͤtze koͤnnen hoͤch - ſtens als wohlgemeinte Vorſchlaͤge gelten, die in der Natur der Sache gegruͤndet ſind. Jch habe ſeit langer Zeit vieles geleſen, ſo hieher ge - hoͤret, manches geſehen, und noch mehr von zuverlaͤßigen Perſonen gehoͤret, denen die in - nere Einrichtung derer Laͤnder bekannt iſt, wo die Aufhebung der Gemeinheiten bereits ſehr vortheilhaft zu Stande gebracht iſt. Gluͤck genug fuͤr mich und fuͤr meine Feder, wenn auch nur ein einziger Gedanke in dieſen Blaͤt -tern112tern enthalten iſt, der Gelegenheit zu weiteren Nachdenken und zur Erleichterung der Bemuͤ - hungen zu dieſer jedermann ſo heilſamen Ver - aͤnderung der Landwirthſchaft geben kann.

§. 60.

Eine hohen Orts ernannte und mit hin - laͤnglichen Anſehen und Gewalt verſehene Com - mißion von redlichen und geſchickten Maͤnnern wuͤrde das bequemſte Mittel ſein, die Auf - hebung der Gemeinheiten in einem Lande all - gemeiner einzufuͤhren. Unter den Mitgliedern derſelben wuͤrden auſſer dem Chef der Commiſ - ſion ein paar Rechtsgelehrte, eben ſo viel ge - ſchickte Feldmeſſer, und verſchiedene Wirth - ſchaftsverſtaͤndige ſein muͤſſen, welche der Lan - desart vollkommen kundig und im Stande ſind, alle vorkommende Faͤlle richtig zu beurtheilen, und die noͤthigen Veraͤnderungen dergeſtalt ein - zurichten, daß niemand an der moͤglichen Ver - beſſerung ſeiner Wirthſchaft bei der neuen Ein - richtung gehindert wird. Das Anſehen und die Macht einer ſolchen Commißion muͤſte ſich ſo weit erſtrecken, daß unnuͤtze und ungegruͤn - dete Einwendungen, ihren Verfuͤgungen kein Hinderniß im Wege legen koͤnnten, ſondern wenn alles vorher reiflich uͤberlegt, und mit dem beſtmoͤglichſten Fleiß und Sorgfalt einge - richtet worden, ſelbige aller Wiederrede ohner - achtet, ſtatt haben muͤſten. Dieſer Umſtandwuͤrde113wuͤrde ſchlechterdings noͤthig ſein, wenn anders das Unternehmen der Commißion zu des Lan - des Wohlfahrt einen erwuͤnſchten Fortgang haben ſolte. Ein guter Rath und bloſſe ver - ſuchte Ueberredungen wuͤrden die meiſte Zeit fruchtloß ſein. Cicero konnte zwar durch die Macht der Beredſamkeit die tauſende des roͤmi - ſchen Volkes nach ſeinen Willen lenken, allein vergebens wuͤrde er in dieſem Fall alle ſeine Kunſt verſchwenden um ein einziges Dorf Havellaͤndiſcher Bauer von ihren alten Herkommen und eingewurzelten Vorurtheilen abzubringen.

§. 61.

Die erſte Verrichtung bei einem Dorfe, wo die Gemeinheiten ſolten aufgehoben werden, wuͤrde dieſe ſein, daß alle Grundſtuͤcke der ganzen Feldmark genau vermeſſen, und in ei - nen Riß gebracht wuͤrden. Die Lage des Dorfs, die Aecker, die Huͤtungen und Waͤlder wuͤrden ſich alsdenn deſto bequemer und rich - tiger uͤberſehen laſſen. Waͤrender Zeit, daß die Feldmeſſer hiemit beſchaͤftiget ſind, muͤſſen die Wirthſchaftsverſtaͤndige jeden Eigenthuͤmer beſonders vornehmen, und ihn um die Anzahl ſeiner Hufen, ſeinen Heuſchlag, die Groͤſſe ſei - nes Viehſtandes, die Staͤrke ſeiner geſammten Ausſaat, die Arten des Getreides die er bauet, den Ertrag ſeiner Erndte von jeder Getreide -Hart,114art, ferner die verſchiedenen Abgaben, Dienſte, die Anzahl ſeines Geſindes und um andere da - hin einſchlagende Dinge auf das genauſte be - fragen, und die Auſſage eines jeden nieder - ſchreiben. Um den Ertrag der Felder deſto gewiſſer zu beſtimmen, wuͤrde es ſehr dienlich ſein, das Zehendregiſter des Pfarrers, oder desjenigen, der ſonſten den Zehenden von aller - ley Korn erhaͤlt, mit zu Rathe zu ziehen.

§. 62.

Nachdem ſolches alles geſchehen, wuͤrden die verſchiedenen Auſſagen aller dieſer Leute zu - ſammen verglichen, und hieraus einige allge - meine Regeln abgezogen, welche die Grundlage der vorzunehmenden Auseinanderſetzung der verſchiedenen Theilnehmer an der Gemeinheit, ſie beſtehe in Aeckern, Huͤtungen, Waͤldern, oder anderen wirthſchaftlichen Nutzungsſtuͤ - cken. Bei jeder Art derſelben werden beſon - dere Umſtaͤnde zu beobachten ſein.

§. 63.

Was die Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht des Ackerlandes anbetrift, ſo muß der Hauptſatz angenommen werden, daß jeder Eigenthuͤmer ſeinen ſaͤmtlichen Acker der jezt in dreyen Feldern und in die - ſen wiederum an verſchiedenen Oer - tern vertheilet iſt, zuſammen auf ei - ner Stelle erhalte, mit voͤlliger Frei -heit115heit ihn ohne Ruͤckſicht auf ſeine Nachbahren nach ſeiner beſten oͤkono - miſchen Erkentniß zu benutzen. Dieſer Schritt iſt es aber, der mit aller moͤglichen Behutſamkeit geſchehen muß, weil er der aller - ſchwerſte iſt, und alles darauf ankommt, ihn ſicher zu thun.

§. 64.

Der Weg hiezu muß dadurch gebahnet wer - den, daß man ein allgemeines Principium an - nimmt, welches der Leitfaden ſein muß, uns aus dem Labyrinth von tauſend Schwierigkei - ten und Hinderniſſen heraus zu helfen. Dieſes iſt, daß man den Acker der Guͤte nach in zwey oder drey Claſſen theile, und nach den Ertrag jeder Claſſe von etlichen Jahren im Durchſchnitt zu Gelde wuͤrdere; die Dienſte, Paͤchte, Con - tribution u. d. g. davon abziehe und den Ueber - ſchuß als den wahren Werth des Ackers auf die Morgenzahl dergeſtalt eintheile, als der obige Ertrag nachgewieſen hat, daraus ſich er - geben wird, daß ein Morgen von der erſten Claſſe Ackers oft eben ſo hoch zu taxiren ſein wird, als drey Morgen von der zweiten oder dritten Claſſe. Der Nutzen dieſes Grund - ſatzes wird im folgenden mehr ſichtbar werden, wenn wir auf die Entſchaͤdigung der Eigen - thuͤmer unter ſich kommen. Vorjezt zuͤnden wir uns nur im voraus dieſe Fackel an, obH 2wir116wir ſie gleich hier noch nicht brauchen koͤnnen, ſondern ihr Schein uns erſt alsdenn leuchten muß, wenn wir tiefer in dieſen Jrrgang hinein kommen.

§. 65.

Ein zweiter Grundſatz muß dieſer ſein, daß bei der neuen Einrichtung jedermann eben ſo viel Acker, der Hufen und Morgen - zahl nach, wieder erhalten muß, als er vorher gehabt hat. Es moͤgte man - chem vielleicht der Gedanke einfallen, ob es nicht beſſer ſei von dem guten Acker die Por - tiones kleiner, und von dem ſchlechten ſelbige groͤſſer zu beſtimmen, und den Ertrag von bei - den ſo viel moͤglich, gleich zu machen. Allein wer vielen und ſchlechten Acker erhielte, wuͤrde hiebei zu kurz kommen, weil er ungleich mehr Beſtellungskoſten anwenden muß, als derje - nige, welcher nur wenigen aber dabei guten Boden zu bearbeiten hat, und von ſelbigen dennoch eben ſo viel als jener einerndtet. Es iſt zwar andem, daß derjenige, ſo nach unſe - rem Grundſatz eine Hufe lauter guten Acker erhaͤlt, vor den andern, dem eine Hufe lauter ſchlechter Acker zufaͤllt, ſehr viel voraus hat. Allein im folgenden findet man Mittel und Wege angezeigt, wodurch beide dieſem ohner - achtet, einander vollkommen gleich werden.

§. 66.117

§. 66.

Dieſes vorausgeſezt, wollen wir nun zu Vertheilung der Aecker ſelbſt ſchreiten. Hier wuͤrde ich den Rath geben, alle Coſſaͤthen, Einhuͤfener und ſolche Leute, die in Vergleichung der uͤbrigen Eigenthuͤmer in einem Dorfe, ſehr wenig Acker beſitzen, zuerſt vorzunehmen, und ihnen ihr kleines Antheil zunaͤchſt am Dorfe anzuweiſen. Hiedurch erhielte man den dop - pelten Vortheil, 1) viel Leute mit wenig Land abzufertigen und 2) die Portiones derer uͤbri - gen dadurch deſto naͤher an das Dorf zu ziehen. Die Anweiſung ſelbſt muͤſte durch das Looß geſchehen, wie ſogleich gezeigt werden ſoll.

§. 67.

Hierauf kaͤme die Reihe an die uͤbrigen Beſitzer der Feldmark, welche mehreren Acker als die vorigen haben. Um aber allen Zwiſt und unnoͤthige Widerſpruͤche zu vermeiden, muͤſte man eine doppelte Art zu looſen erwaͤh - len. Es wuͤrden nemlich zuerſt ſo viel Num - mern auf eben ſo viel Zettel geſchrieben als Ei - genthuͤmer da ſind, und dieſe in den Gluͤcks - topf geworfen. Nun muͤſte jeder nach der Zeitfolge ſeines Alters oder ſeiner Wirthſchaft, was man von beiden annehmen wolte, eine Nummer herausgreifen. Dieſe Nummer wuͤr - de aber weiter noch nichts als die Ordnung beſt immen, nach welcher einer dem andern beiH 3dem118dem zweiten Looſen, wodurch eigentlich die Ackerportiones der Lage nach beſtimmt werden, folgen ſolte. Bei dieſem zweiten Looſen, da wiederum ſo viel Nummern als Eigenthuͤmer in den Gluͤckstopf zu werfen waͤren, muͤſte der - jenige, welcher vorhero Nummer Eins gezo - gen, zuerſt hinein greifen und die gezogene Nummer ſo lange behalten, bis alle uͤbrigen geloſet haͤtten. Wer nun hier Nummer Eins erhalten haͤtte, bekaͤme ſeinen ſaͤmtlichen Acker von zwei, drei oder vier Hufen zunaͤchſt am Dorfe, da wo der Coſſaͤthen und Einhoͤfener Acker aufhoͤrete, auf einer Stelle mit Ruͤckſicht auf die oͤffentlichen oder um bei der neuen Ein - richtung zu beſtimmenden Feldwege abgemeſ - ſen, ſodann folgte Nummer Zwei und ſo gin - ge die Vertheilung der ganzen Feldmark nach der Ordnung der Nummern fort und jeder - mann muͤſte mit dem ihm gefallenen Looß zu - frieden ſein. Pfarr - und Kirchen-Acker wuͤr - den ſich eben dieſer Ordnung durch das Looß zu unterwerfen haben, und koͤnnte man ihnen in dieſem Stuͤck keinen beſonderen Vorzug be - willigen.

§. 68.

Dieſes waͤre die billigſte und natuͤrlichſte Vertheilung der Aecker bei Doͤrfern, worinn keine Koͤnigl. Aemter oder groſſe Ritterguͤter befindlich ſind. Wo es aber dergleichen giebt,muͤſte119muͤſte die neue Einrichtung auf eine andere Weiſe vorgenommen werden. Hierzu ſind zwei Wege da.

Erſtlich: Wenn es ſich die Krieges - und Domainen-Cammer oder der Edelmann gefal - len lieſſen, die Haͤlfte ihrer ſaͤmtlichen Hufen in der weiteſten Entlegenheit vom Dorf, als woſelbſt wegen Mangel der Cultur der Boden doch gemeiniglich der ſchlechteſte iſt, zu nehmen, und daſelbſt bei Koͤnigl. Doͤrfern etwan Colo - niſtenwohnungen, als wozu hier die ſchoͤnſte Gelegenheit iſt, bei Adelichen aber Meyereien und Vorwerker aufgebauet wuͤrden, ſo muͤſte ihnen dagegen die andere Haͤlfte des Ackers, ganz nahe beim Dorf oder ſonſt in dem beſten Schlag ohne Bedenken angewieſen werden. Jm Fall aber dieſes nicht beliebet wuͤrde, ſo wuͤrde

Zweitens. Die Anzahl des Amts - oder Ritterhufen mit dem uͤbrigen Acker beim Dorf nach der Morgenzahl zu vergleichen ſein. Faͤn - de man nun, daß ſolche die Haͤlfte oder den dritten, vierten, fuͤnften Theil und ſo weiter der geſamten Ackerſtuͤcke ausmachten, ſo muͤſte zufoͤrderſt die ganze Feldmark in eben ſo viel Theile vermeſſen, und ſo denn gleichermaſſen durch das Looß beſtimmt werden, welcher von dieſen Theilen der Amts - oder Ritteracker ſein ſolte. Ein ſolcher Theil wuͤrde ſo dann zuerſtH 4von120von der ganzen Feldmark abgeſchnitten und hierauf der uͤbrige Acker nach Maaßgebung des vorigen §. unter die andern Eigenthuͤmer aller - erſt zu vertheilen ſein. Bei der Vermeſſung ſelbſt muͤſte der Umſtand beobachtet werden, daß jeder dieſer Theile ſich beim Dorf anfinge und abwaͤrts in einer Strecke ſo weit als pflug - barer Acker da iſt, fortginge. Solte es ſich hiebei ereignen, daß das Amt oder der Edel - mann mehr guten oder mehr ſchlechten Acker durch dieſe Vertheilung erhielte, als beide vor - her gehabt haben, ſo wuͤrden die unten vor - kommenden Regeln der Entſchaͤdigung auch hier ſtatt finden.

§. 69.

Bei der Vermeſſung der ſaͤmtlichen Aecker ſelbſt wuͤrden noch folgende Umſtaͤnde zu erwaͤ - gen ſein.

1. Was die Figur eines jeden Ackerbezirks anlanget, ſo iſt ſelbige in ſo fern gleichguͤltig, wenn nur vermieden wird, daß ſolcher Antheil zu lang und ſchmal ausfalle. Ein gleichſeiti - ges Quadrat iſt die bequemſte Lage. Solte aber dieſes nicht allenthalben ſtatt finden, ſo wird man nach Maaßgebung der Umſtaͤnde mit jeder anderen Geſtalt, die eine ſolche Abthei - lung bekommen moͤchte, zufrieden ſein muͤſſen.

2. Wenn ein Fleck brauchbarer Wieſen - grund in ein ſolches Bezirk fallen ſolte, ſo wuͤrdeman121man ſelbigen dem neuen Eigenthuͤmer dieſes Antheils mit zuſchlagen, den Jnhalt deſſelben aber nicht von der Morgenzahl des Ackers, ſon - dern von ſeinen uͤbrigen Wieſen oder von ſei - nem Antheil an der Gemeinhuͤtung abziehen, und dem bisherigen Beſitzer dieſes Graßſtuͤcks zuſchlagen muͤſſen.

3. Wenn aber ein Fleck todter Sand ſo bisher wuͤſte gelegen, oder ein Moraſt, davon niemand vorher einigen Vortheil gehabt, in ein ſolches Antheil faͤllt, ſo wuͤrde kein Beden - ken ſein, dergleichen bisher ungenutzte Flaͤche dem kuͤnftigen Beſitzer dieſes Antheils ohne Entgeld zum Eigenthum einzugeben, wobei man ihm allenfalls die Bedingung auflegen koͤnnte, beides urbar, und zu irgend einigen Ertrag geſchickt zu machen.

§. 70.

Nunmehr komme ich auf den wichtigen Punct der Entſchaͤdigung dererjenigen ſo bei der Aufhebung der Gemeinheiten und der oben feſtgeſetzten Art der Vertheilung der Aecker auf irgend eine Weiſe, einen Verluſt leiden duͤrften, als welches in groͤſſeren oder geringe - ren Grad unvermeidlich ſein wird. Die moͤgli - chen Faͤlle, wie ſolches geſchehen kann, werden folgende ſein.

I. Wenn jemand bei der Vermeſſung oder Vertauſchung der Aecker Schaden leidet, undH 5ſtatt122ſtatt des guten und nahe gelegenen Ackers, lau - ter ſchlechten und entfernten Boden erhaͤlt, und ihm alſo das Looß nicht auf das lieblichſte ge - fallen, noch ihm ein ſchoͤn Erbtheil geworden iſt.

II. Wenn jemand ſeine Rechte, die er bei den bisherigen Gemeinheiten gehabt, entweder verlieret, oder in ſelbigen eingeſchraͤnkt wird, dahin gehoͤren

  • a) Aemter oder andere Guthsherren, welche Ausſchlieſſungsweiſe die Befugniß haben, der Unterthanen Aecker mit ihren Schaa - fen zu betreiben.
  • b) Angraͤnzende Doͤrfer, denen ein Recht zuſtehet, auf einer oder mehreren nachbar - lichen Feldmarken ihr Vieh weiden zu laſſen.
  • c) Haͤußler und ſolche anſaͤßige Leute in ei - nem Dorfe, welche ohne eigenen Acker zu haben eine oder mehrere Kuͤhe auf die Gemeinhuͤtung bringen duͤrfen.
  • d) Prediger oder andere, welche den Zehen - den von allem Getreide nehmen, und die dabei zu kurz kommen wuͤrden, wenn es der Bauer nach der neuen Einrichtung vor gut faͤnde, nicht mehr ſo viel Korn, ſondern an deſſen ſtatt Farbekraͤuter, Gar - tengewaͤchſe u. d. g. zu bauen oder viel kuͤnſtliche Wieſen anzulegen.
Alle123

Alle dieſe Puncte muͤſſen in Richtigkeit kom - men, und alle Beſchwerden aufhoͤren, weil die Aufhebung der Gemeinheiten niemand ungluͤck - lich wohl aber tauſende gluͤcklich machen ſoll.

§. 71.

Zum erſten: Um diejenigen ſchadloß zu halten, welche bei der Vertheilung der Aecker zu kurz kommen, muͤſſen wir das Hauptprin - cipium, davon bereits oben (§. 64.) gehandelt worden, nemlich die Wuͤrderung des Ackers zu Gelde zum Grunde legen, und hieraus eine Art von Fond machen, der zur Entſchaͤdigung hinlaͤnglich ſein kann. Um dieſes Hauptprin - cipium feſtzuſetzen, wuͤrde man bei der Taxa - tion auf zwei Umſtaͤnde ſein Augenmerk zu richten haben, nemlich 1) auf die innere Guͤte des Ackers und 2) auf die Entfernung deſſelben vom Dorfe, und hiernach wuͤrde ſodann ein doppeltes Entſchaͤdigungsmittel feſtgeſetzt, wel - ches genauer zu beſtimmen iſt.

§. 72.

Einmahl, was die innere Guͤte des Ackers anbetrift, ſo kann ſolche nach der Abtheilung deſſelben in drey Claſſen, davon vorher bereits (§. 64.) Meldung geſchehen, nemlich in guten, mittleren und ſchlechten Boden, durch den Er - trag von verſchiedenen Jahren im Durchſchnitt ſehr genau herausgebracht werden. Geſezt alſo, daß bei der Taxation z. E. ein Morgen dererſten124erſten oder beſten Claſſe zwoͤlf Thaler, ein Morgen der zweiten oder mittleren Claſſe acht Thaler, und einer der dritten und ſchlechteſten Claſſe vier Thaler nach dem Ertrag geſchaͤtzet worden iſt, und es beſitzt jemand dreißig Morgen, davon in jeder Claſſe gleich viel nem - lich zehen Morgen liegen, ſo erhellet, daß der Werth dieſer dreißig Morgen Ackers folgen - der iſt:

  • 10 Morgen in der erſten Claſſe a 12 Rthlr. -- 120 Rthlr.
  • 10 Morgen in der zweiten Claſſe a 8 Rthlr. -- 80 -
  • 10 Morgen in der dritten Claſſe a 4 Rthlr. -- 40 -
  • Summa 30 Morgen thun an Gelde Summa 240 Rthlr.

§. 73.

Nun wollen wir zwei ſolche Eigenthuͤmer oder Bauer, die wir A und B nennen, anneh - men, deren jeder dreißig Morgen beſitzt, die bei der Taxation nach obigen Maßſtab einan - der gleich nemlich jede dreißig Morgen zu 240 Rthlr. geſchaͤtzet worden, weil ſie zur Zeit der Gemeinheiten in obige drei Claſſen zu gleichen Theilen ihrer Lage nach befindlich waren. Bei der neuen Einrichtung aber erhaͤlt der Ei - genthuͤmer A. ein gluͤcklich Looß, und bekommt ſeine ſaͤmtliche dreißig Morgen in der beſtenLage,125Lage, die alle zur erſten Claſſe gehoͤren. Dem Eigenthuͤmer B. aber iſt das Gluͤck nicht ſo guͤnſtig geweſen, ſondern ſein Looß hat ihm dreißig Morgen von dem ſchlechteſten Acker der dritten Claſſe zum Eigenthuͤmer beſtimmt. Das Verhaͤltniß zwiſchen beiden wird alſo nach Aufhebung der Gemeinheiten folgendes ſein:

  • Der Eigenthuͤmer A hat erhalten 30 Morgen der erſten Claſſe a 12 Rthlr. thut - 360 Rthlr.
  • Der Eigenthuͤmer B hat erhalten 30 Morgen der letzten Claſſe a 4 Rthlr. thut - 120 -
  • Es hat alſo nunmehro A vom Werth des Ackers mehr als B. 240 Rthl.

§. 74.

Da nun aber vorhero beide einander gleich waren (§. 73.) indem der Acker eines jeden zu 240 Rthlr. gewuͤrdiget war: ſo hat dieſe Veraͤnderung, nach Maßgebung ihres vorigen Eigenthums folgenden Unterſchied zwiſchen ih - nen zuwege gebracht.

I.

  • Der Eigenthuͤmer A hatte vorher zur Zeit der Gemeinheit 30 Morgen, die an Werth zuſam - men betrugen -- 240 Rthlr.
Durch126
  • Durch die neue Einrichtung aber hat er andere 30 Morgen erhal - ten, die nach obigen Maßſtab gelten --- 360 -
  • Folglich hat der Eigenthuͤmer A bei der Aufhebung der Gemein - heiten gewonnen - 120 Rthlr.

II.

  • Der Eigenthuͤmer B hatte vorher zur Zeit der Gemeinheiten eben - fals 30 Morgen, die gleicher - maſſen zuſammen betrugen 240 Rthlr.
  • Durch die neue Einrichtung hat er andere 30 Morgen erhalten, die nur werth ſind - 120 -
  • Es hat alſo der Eigenthuͤmer B bei der Aufhebung der Gemein - heiten verlohren - 120 Rthlr.

§. 75.

Der gerechte Ausſpruch der Commißion wird alſo nothwendig dahin ausfallen, daß der Bauer A dem Bauer B in Abſicht dieſer 120 Rthlr. ſchadlos halten muß.

§. 76.

Wie wird dieſes aber eigentlich am beſten geſchehen koͤnnen? Hier iſt mein ohnmaßgeb - licher Vorſchlag dieſer

1. Wuͤr -127

1. Wuͤrden alle Abgaben an baaren Gelde als Contribution, Cavalleriegelder, Grundzinß, Schoß u. d. g. nicht auf die Anzahl der Morgen, ſondern auf die innere Guͤte derſelben einzu - theilen und nach gewiſſen pro Centen zu be - rechnen ſein: z. E. dieſe Abgaben in einem Dorf machten ſechs pro Cent, ſo wuͤrde hier der Bauer A deſſen 30 Morgen zu 360 Rthlr. (§. 74.) gewuͤrdiget worden, jaͤhrlich zahlen 21 Rthlr. 14. Gr. 4⅘ Pf. unterdeſſen daß der Bauer B von 30 Morgen, die nur 120 Rthlr. am Werth betragen, nicht mehr als 7 Rthlr. 4 Gr. 9⅗ Pf. zu entrichten haͤtte.

2. Wuͤrden alle Naturalabgaben, als Korn - paͤchte, Lieferungen u. d. g. nach eben dieſen Maßſtab zu beſtimmen ſein. So muͤſte alſo der Bauer A hier allemahl mehr geben, als der Bauer B, weil ſeine 30 Morgen um hoͤ - her im Werth ſtehen, als die 30 Morgen des lezteren.

3. Wuͤrden die Hofdienſte, Vorſpanne, Kriegesfuhren u. d. g. auf gleiche Weiſe nicht nach der Anzahl der Morgen, ſondern nach der Taxe des Werths derſelben von jedem geleiſtet werden muͤſſen. Es wuͤrde alſo der Bauer A immer drei Tage zu Hofe dienen und drei - mahl vorſpannen, wenn der Bauer B nur einen Tag dienet und einmahl Vorſpann giebt.

Anmer -128

Anmerkung.

Da indeſſen dieſer leztere Punkt in den mei - ſten Faͤllen viel Schwierigkeiten machen duͤrfte, ſo glaube ich, daß es in dieſer Abſicht beſſer ſein wuͤrde, es bei dem alten zu laſſen, ſo daß der Bauer B von 30 Morgen ſchlechten Acker eben ſo viel Dienſte, Vorſpann, Kriegesfuhren u. d. g. thun muͤſte, als der Bauer A von 30 Morgen guten Acker; nur wuͤrde alsdenn der leztere dem erſteren jaͤhrlich davon mit baarem Gelde nach einer feſtzuſetzenden Taxe zu bezahlen haben.

§. 77.

Solte nun dieſes alles noch nicht hinreichend ſein die beiden Bauren A und B zu vergleichen, und man faͤnde, daß der eine noch zu reich und der andere zu arm bliebe, ſo wuͤrde der erſtere ſich nicht entbrechen koͤnnen, dem lezteren einen gewiſſen Zehenden vom Sommer - und Winter - getreide bei jeder Erndte zu entrichten, wodurch dieſer zugleich in den Stand geſetzt wuͤrde we - gen des mehreren Strohes ſeinen Acker deſto beſſer zu duͤngen. Dieſer Zehend koͤnte allen - fals nur auf gewiſſe Jahre eingeſchraͤnkt wer - den, ſonderlich wenn Hofnung da iſt, daß der geringe Acker durch beſſere Cultur in der Folge dem guten Boden gleich werden wuͤrde.

§. 78.129

§. 78.

Zweitens. Jn Abſicht der Entfernung muß man ein anderes Entſchaͤdigungsmittel anwenden. Da es hauptſaͤchlich darauf an - kommt, denjenigen, welche bei der Aufhebung der Gemeinheiten ihr Antheil in der entfern - teſten Lage eines Dorfs erhalten, die Beſchwer - lichkeit des weiten Weges zu erleichtern, ſo wuͤrde das natuͤrlichſte Mittel dieſes ſein, daß ihnen von den Beſitzern der nahen und guten Aecker gewiſſe Hand - und Spanndienſte gelei - ſtet werden muͤſten. Die Commißion koͤnte alſo einrichten, daß nach Maßgebung der Ent - fernung eine Anzahl Duͤngerfuhren, einige be - ſtimmte Tage bei der Pflugarbeit und ſelbſt in der Erndte eine Beihuͤlfe denen entlegenen Aeckern zu ſtatten kommen muͤſte. Hiedurch wuͤrden die Eigenthuͤmer ſolcher Aecker eine groſſe Erleichterung erhalten, und mit den an - deren auf das beſte gleich gemacht werden koͤnnen.

§. 79.

Es ſind alſo die vornehmſten Arten der Ent - ſchaͤdigung bei Aufhebung der Gemeinheiten, unter den Beſitzern der geſamten Aecker:

1. Jn Abſicht der ſchlechten Beſchaffenheit des Ackers die Verminderung der Laſten und Abgaben, und wenn dieſes noch nicht hinlaͤng -Jlich130lich, ein beſtimmter Zehend von allerlei Korn - fruͤchten (§. 77.)

2. Jn Abſicht der Entfernung gewiſſe Dienſte bei der Ackerarbeit.

§. 80.

Bei der Anwendung der Entſchaͤdigungs - mittel aber werden folgende Faͤlle genau zu un - terſcheiden ſein, nemlich:

1. Jſt der Acker nahe und gut, ſo leiſtet der Beſitzer beide Arten der Entſchaͤdigung (§. 79.)

2. Jſt er nahe und ſchlecht und nur durch beſſere Cultur wegen der Naͤhe am Dorf, und hauptſaͤchlich durch das viele Stroh von dem anderen guten Acker, den der Beſitzer nun ver - lieret, zu dieſen Grad der Fruchtbarkeit ge - kommen, ſo wuͤrde er wegen dieſen Umſtand entweder bei der Taxe beguͤnſtiget, und der Ertrag herunter geſetzt werden muͤſſen, oder man bewilligte ihm den Zehenden von den gu - ten Aeckern, damit er in dieſem Zuſtande der Fruchtbarkeit bleiben koͤnnte.

3. Jſt der Acker entlegen, dennoch aber gut, und nur wegen Weite des Weges nicht in ge - hoͤriger Cultur zu unterhalten, ſo erhaͤlt der Beſitzer die Entſchaͤdigung der Entfernung. (§. 79. No. 2.)

4. Jſt131

4. Jſt er nahe und ſchlecht, ſo bekommt der Eigenthuͤmer beide Arten der Entſchaͤdigung. (§. 79.)

§. 81.

Jn Doͤrfern, wo Koͤnigliche Amtsvorwerker oder Ritterguͤter ſind, wuͤrden dieſe Entſchaͤ - digungsmittel in ſofern abzuaͤndern ſein, daß wenn das Amt oder der Edelmann durchs Looß ſchlechten Acker erhielte, in dieſem Fall aber die Verminderung der Dienſte und Abgaben wegen der dem Amts - und Ritteracker zuſte - henden Freiheiten nicht ſtatt hat, man den an - deren guten Acker mit einem deſto ſtaͤrkeren Zehenden belegen koͤnnte. Wofern aber dem Amte und Edelmann mehr guter Acker zufiele, als beide vor Aufhebung der Gemeinheiten inne gehabt, ſo wuͤrde eine Erlaſſung an Dien - ſten und Paͤchten, oder gewiſſes freies Holz u. d. g. die Unterthanen des Dorfs leicht ſchadlos halten koͤnnen.

§. 82.

Zum andern. Was nun die Entſchaͤdi - gung derer anbetrift, welche durch die Auf - hebung der Gemeinheiten gewiſſe ihnen zuſte - hende Rechte entweder verlieren, oder in ſel - bigen eingeſchraͤnkt werden; ſo werden die oben (§. 70.) angefuͤhrten Faͤlle hier einer naͤheren Eroͤrterung beduͤrfen.

J 2§. 83.132

§. 83.

Erſtens. Wenn Aemter oder andere Guthsherren Ausſchlieſſungsweiſe das Recht haben, der Unterthanen Aecker und Wieſen mit ihren Schafen zu betreiben; ſo iſt klar, daß ſie ſolche Freiheit bei Aufhebung der Gemein - heiten gaͤnzlich verlieren, weil ſelbige der Be - ſchaffenheit der neuen Einrichtung ſchnurſtracks zuwider iſt. Die Schadloßhaltung wuͤrde alſo in dieſem Fall dergeſtalt geſchehen muͤſſen, daß man nach der Staͤrke der Schaͤferei und der Morgenzahl der ſaͤmtlichen Grundſtuͤcken, die bishero beweidet worden, in Ruͤckſicht auf die Zeit, wie viel Wochen oder Monath im Jahre den Schaafen auf dieſem und jenem Grundſtuͤck die Weide freigeſtanden, ausrech - nete, wie viel Stuͤck Schaafe jeder Morgen ernaͤhret haͤtte, oder auch wie viel Morgen auf jedes Schaaf zur Weide hier angenommen wer - den muͤſſen. Die Morgenzahl der Herrſchaft - lichen Grundſtuͤcke wuͤrde mit den dazu gehoͤri - gen Schafen von der Summe abgezogen; die uͤbrige Anzahl der Schaafe aber nach eben die - ſen Maaßſtab auf die Unterthanen vertheilet; und dieſe waͤren verpflichtet, die nach einen je - desmaligen Anſchlag feſtzuſetzende jaͤhrliche reine Nutzung eines jeden Schaafs nach Maaßge - bung der Dauer der Weide derſelben auf ihren Grundſtuͤcken, baar zu bezahlen. Die Billig -keit133keit dieſer Entſchaͤdigung ſiehet ein jeder ein, und kein Bauer hat Urſach ſich daruͤber zu be - ſchweren, wenn er bedenket, daß ohne die Auf - hebung der Triftgerechtigkeit die ganze neue Einrichtung und alſo auch die ganze moͤgliche Verbeſſerung ſeiner Umſtaͤnde nicht ſtatt finden koͤnne.

§. 84.

Zweitens. Wenn angraͤnzende Doͤrfer befugt ſind auf die nachbahrliche Feldmark ihr Vieh zu weiden, ſo wird hier vornemlich der Ort wo dieſes geſchiehet, in Betracht gezogen werden muͤſſen. Dieſer iſt 1) entweder ein Anger und ein ſolcher Huͤtungsplatz, der keine andere als dieſe Nutzung abwirft, ſondern be - ſtaͤndig zur Weide beſtimmt iſt, oder 2) es iſt der Braach - und Stoppelacker.

1. Jm erſten Fall, wenn dieſer Ort ein der - gleichen Anger iſt, und das angraͤnzende frem - de Dorf hat allhier das Recht, ſelbigen zu allen Zeiten mit einer unbeſtimmten Anzahl Vieh allerlei Art zu betreiben, kurz, wenn es mit dem Eigenthuͤmer dieſes Grundſtuͤcks hierinn gleiche gegruͤndete Rechte hat, ſo ſehe ich nicht ab, warum man nicht eben das Mittel wie bei den uͤbrigen Gemeinheiten anwenden, und die - ſem fremden Dorf einen nach der Groͤſſe des ganzen Platzes und der Anzahl des Viehes ver -J 3haͤlt -134haͤltnißmaͤßigen Theil, abmeſſen, und zu dieſem Behuf Ausſchlieſſungsweiſe einraͤumen wolte: zumahl wenn die Lage deſſelben dergeſtalt be - ſchaffen iſt oder das fremde Dorf ſich ſonſten in Umſtaͤnden befindet, daß ihm dieſer Weideplatz auf eine oder andere Art unentbehrlich iſt. So dann wuͤrden beide Doͤrfer ihr Antheil unge - hindert und auf eine viel beſſere Art nutzen als vorher, indem ſie ſolche vermeſſen und unter die Eigenthuͤmer durchs Looß vertheilen koͤnn - ten. Was hiebei vor rechtliche Cautelen zu beobachten ſein duͤrften, gehoͤret fuͤr die Rechts - gelehrten der Commißion, denn ich ſchreibe nur als Landwirth.

2. Jm anderen Fall, wenn ein nachbarlich Dorf befugt iſt, die Braach - und Stoppel - aͤcker entweder mit ſaͤmtlichen Heerden oder nur mit dieſer und jener Art Vieh, entweder be - ſtaͤndig oder nur eine gewiſſe Zeitlang und ei - nige Tage in der Woche zu betreiben, ſo wuͤr - den in dieſen mancherlei Faͤllen, bei welchen es ſchwer iſt, ſichere und allgemein paſſende Re - geln zu geben, bloß das Recht und die Billig - keit gelten, und die Partheien von der Com - mißion dahin zu vergleichen ſein, daß der Ei - genthuͤmer der Felder ſich von dieſer Servitut losmachen, und dem benachbarten Dorf ent - weder einen jaͤhrlichen Canon oder ein fuͤr al -lemahl135lemahl eine gewiſſe Summe an Gelde zahlen muͤſte.

§. 85.

Drittens. Wenn Haͤußler und ſolche an - ſaͤßige Leute in einem Dorfe, ohne eignen Acker zu haben, eine oder mehrere Kuͤhe auf die Ge - meinhuͤtung bringen duͤrfen, und dieſe Befug - niß nach Vermeſſung und Vertheilung der An - ger und Weideplaͤtze wegfaͤllt, ſo muͤſte ih - nen von der Dorfſchaft dagegen das Recht zu - geſtanden werden, auf der ganzen Feldmark das Graß, ſo auſſerhalb denen Einſchlieſſungen an den Raͤndern der Graͤben und ſonſt irgend - wo waͤchſt, zu maͤhen oder mit der Sichel abzu - ſchneiden, und ihre Kuh im Stall zu futtern. Dieſer Graßwuchs wird, nachdem gar kein Vieh mehr auf das Feld kommt, leicht hin - laͤnglich genug ſein, daß fleißige Leute mehre - res Vieh als vorhero wuͤrden halten koͤnnen, und keine Urſach haben ſich zu beſchweren.

§. 86.

Viertens. Wenn Prediger, Kirchen oder andere das Recht haben, den Zehenden von al - lem Getreide zu nehmen, ſo duͤrften dieſe leicht zu kurz kommen, wenn es nach Aufhebung der Gemeinheiten die Eigenthuͤmer vortheilhaft vor ſich faͤnden, weniger Korn und deſto mehr Fut - terkraͤuter, Gartenfruͤchte, Farbekraͤuter u. d. g. J 4zu136zu bauen, weil jedermann die Freiheit haben ſoll, auf ſeinen Acker zu ſaͤen und zu pflanzen was er will. Dieſe koͤnnten in Abſicht dieſer Einkuͤnfte allenfalls dadurch geſichert werden, daß man aus dem vorhandenen Zehendregiſter einen Durchſchnitt des Ertrages der ganzen Feldmark zur Zeit der Gemeinheit von ſechs bis zehen Jahren machte, und hiernach vor das kuͤnftige feſtſetzte, wie viel Zehend jeder Eigenthuͤmer jaͤhrlich entrichten muͤſte, ſein Einſchnitt moͤge gut oder ſchlecht ſein. Wolte der Herr Pfarrer damit nicht zufrieden ſein, ſo wuͤrde ihm die Commißion zu bedeuten haben, daß im Fall er bei dieſer Einrichtung manches Jahr bei einer geſegneten Erndte auch weniger erhielte, er dagegen vor allen Mißwachs ge - ſichert ſei. Schloſſen und Hagelſchaden allein wuͤrde eine Ausnahme machen, und wuͤrde der Zehendnehmer nichts verlangen koͤnnen, wenn nichts geerndtet wird.

§. 87.

Nachdem wir mit Aufhebung der Gemein - heiten auf dem Ackerlande fertig ſind, ſo muͤſ - ſen wir uns noch auf die Anger oder Gemein - weiden und in die Waͤlder hin verfuͤgen, wo wir aber weit weniger zu thun finden werden.

§. 88.137

§. 88.

Was die Aufhebung der Gemeinheiten auf den Angern und Gemeinweiden anbetrift, ſo ſind hier zwei Saͤtze anzunehmen.

Erſtens. Wenn der Anger groß genug iſt, daß die nach der Anzahl der Eigenthuͤmer gemachten Abtheilungen nicht zu klein ausfal - len, daß ſie zu maͤhbaren Wieſen oder ſonſten vortheilhafter wie bishero genutzet werden koͤn - ten: ſo muͤſſen ſolche ohne Anſtand vermeſſen, und einem jeden nach dem Verhaͤltniß ſeines mehreren oder wenigern Ackers ein groͤſſeres oder kleineres Stuͤck davon als ſein Eigenthum durchs Looß angewieſen werden, welches er Ausſchlieſſungsweiſe fuͤr ſich allein wirthſchaft - lich brauchen kann, wozu er will.

Zweitens. Wenn aber eine ſolche Gemein - heit von ſo geringen Umfang ſein ſolte, daß die Theile zu klein ausfallen wuͤrden, wenn jeder Eigenthuͤmer ein beſonderes Stuͤck davon er - halten ſolte: ſo muͤſten nur ſo viele Abtheilun - gen davon gemacht werden, als ſo viel die er - forderliche Groͤſſe behielten, um auf eine oder andere Art, wirthſchaftlich genutzt werden zu koͤnnen. Das Looß allein muͤſte beſtimmen, wer von dem Eigenthuͤmer ein ſolches Antheil bekommen ſolte, und dieſe muͤſten ſo dann die uͤbrigen, ſo leer ausgegangen waͤren, nachJ 5Maßge -138Maßgebung des von dieſer Gemeinheit vorhin gehabten Nutzens, ſchadlos halten. Die Art dieſer Entſchaͤdigung, wenn ſie nicht durch baa - res Geld geſchehen ſoll, wird ſich bei jedem Dorf nach Maßgebung der vorkommenden Umſtaͤnde leicht beſonders beſtimmen laſſen, zumahl die Schadloßhaltung wegen eines ſo geringen Antheils, den jemand an einer bisher ſo ſchlecht genutzten Gemeinheit hat, eine Sache von weniger Erheblichkeit iſt.

§. 89.

Jch freue mich ſchon im Geiſt bei dem Ge - danken, daß auf dieſe Weiſe in der ganzen Marck ſo viel groſſe Flaͤchen des Erdbodens kuͤnftighin, zum Theil gewiß zehnfach hoͤher, als vorher genutzt werden koͤnnen. Denn es iſt unverantwortlich, daß ſolche anſehnliche Strecken Landes einer Verhaͤltnißweiſe aͤuſſerſt geringen Anzahl Viehes Preiß gegeben werden, die man mit wenig Muͤhe und Sorgfalt zu ei - nen ungleich hoͤheren Ertrag zu bringen im Stande ſein wuͤrde, wenn nicht die abſcheu - liche Gemeinheiten ſolches verhinderten.

§. 90.

Den Beſchluß dieſer Abhandlung ſollen die Waldungen machen, welche an manchen Or - ten den Bauren und ſaͤmtlichen Einwohnerneines139eines Dorfs zugehoͤren, und in dieſer Verfaſ - ſung gemeiniglich den groͤſten Mißhandlungen unterworfen ſind. Wie weit entfernt iſt doch ein ſolcher armer Wald, der dem Willkuͤhr ei - ner Anzahl Bauren offen ſtehet, von einer forſtmaͤßig pfleglichen Behandlung, welche un - endlich mehr Einſichten, Behutſamkeit, und Sorgfalt vorausſetzt, als man mit guten Ge - wiſſen von ſolchen Leuten fordern kann. Dem Herrn des Dorfs ſtehet zwar nach Koͤniglichen Edickten die Oberaufſicht daruͤber allerdings zu, allein oft hat er in anderen wichtigern An - gelegenheiten mit ſeinen ungezognen Bauren ſchon genug zu zanken, als daß er ſeine Ver - drießlichkeiten mit dieſer Holzwirthſchaft noch vermehren ſolte. Kann man es ihm verden - ken, wenn er ſeine Ruhe vorziehet, und lieber den Bauren in ihrem Walde den Willen laͤſſet, als ſich der anjetzt ſo leichten Moͤglichkeit aus - ſetzt, mit ihnen vielleicht in einen Proceß zu gerathen? Der Wald bleibt alſo ſeinem Schick - ſal und dem unordentlichen Verfahren ſeiner Eigenthuͤmer zu ſeinem groͤſten Ruin uͤberlaſſen, und ſtellet jedem Reiſenden die elende Beſchaf - fenheit ſeiner Pflege ſattſam vor Augen. Dieſem Unweſen kann aber am beſten abgehol - fen werden, wenn die zu der neuen Einrich - tung verordnete Koͤnigliche Commißion bei Aufhebung der Gemeinheiten in einem Dorfedas140das Beſte ſolcher Holzungen, da ſie ebenfalls ein Grundſtuͤck des Dorfs, und ein Vorwurf der Landwirthſchaft ſind, zugleich mit beſorget.

§. 91.

Jch rede hier nur bloß von ſolchem Holz, das einer Dorfſchaft Bauren eigenthuͤmlich zugehoͤret, und in dieſer Abſicht eine wuͤrkliche Gemeinheit iſt, denn die Gerechtigkeit des freien Hiebes, wie die Foͤrſter reden, welche zuweilen die Unterthanen in einem Walde ha - ben, iſt hier noch nicht hinlaͤnglich zu dem Be - grif einer Gemeinheit. Dieſer freie Hieb wird an ſich ſchon von dem Eigenthums-Herrn des Waldes zur beſtmoͤglichſten Erhaltung deſſel - ben eingerichtet werden.

§. 92.

Wo alſo ein Wald eine Gemeinheit im ſtrengſten Verſtande iſt, das heißt die einer oder mehreren Dorfſchaften Bauren dergeſtalt zu Gebote ſtehet, daß ſie nicht nur ihr Brenn - und Nutzholz zu ihren eigenen Gebrauch dar - aus nehmen, ſondern auch an andere derglei - chen verkaufen, da wuͤrden gewiſſe heilſame der Natur der Sache gemaͤſſe Veranſtaltungen zu treffen ſein, um das Beſte der Theilnehmer ſowohl vorjetzt als vornemlich in Abſicht der Zukunft mit dem Beſten des Waldes auf einegeſchick -141geſchickte Art zu verbinden. Zu dieſem End - zweck duͤrfte aber am dienlichſten ſein an ſtatt der bei den uͤbrigen Grundſtuͤcken des Dorfs vorgenommenen Aufhebung der Gemeinheiten, allhier nur eine kluge Abaͤnderung derſelben feſtzuſetzen, und deshalb eine neue Forſt - Ordnung bei ſolchen Doͤrfern einzufuͤhren.

§. 93.

Dieſe Forſtordnung muͤſte fuͤr jede Art Holz beſondere Regeln vorſchreiben, welche die Bauren ſchlechterdings zu beobachten haͤtten, und der Schulze benebſt den aͤlteſten des Dorfs wuͤrden fuͤr jede Abweichung haften muͤſſen. Da die Forſtwiſſenſchaft allemahl meine Lieb - lingsbeſchaͤftigung geweſen, ſo bin ich dreiſte genug eine dergleichen Vorſchrift ihrem Haupt - inhalt nach zu entwerfen, und der Pruͤfung der Kenner vorzulegen. Hier iſt ſie:

§. 94. Forſtordnung fuͤr die Bauer.

I.

Alle Holzungen, ſie haben Nahmen wie ſie wollen, die Eichwaͤlder allein ausgenom - men, muͤſſen vermeſſen, und in gewiſſe Schlaͤge, deren Anzahl nach der Art desHolzes142Holzes zu beſtimmen iſt, eingetheilet wer - den.

Anmerkung. 1. Der Nutzen der Schlaͤge iſt bereits bekannt genug, und bleibt aller Ein - wuͤrfe ohnerachtet, noch immer das vornehm - ſte, wo nicht das einzige Mittel die Gefahr des Holzmangels, welche die meiſten Laͤnder Teutſchlands, unſere Marck nicht ausge - ſchloſſen, fuͤrchterlich genug bedrohet, zu verhuͤ - ten. Denn der neue Anwuchs des jungen Holzes kann ſonſten unmoͤglich auf eine gehoͤ - rige Weiſe ſtatt haben, ſondern der dickſte Wald wird zuletzt aufgerieben, wenn jaͤhrlich eine Menge Baͤume aller Orten herausgehauen, und durch keinen Zuwachs, als welcher auf ſolche Weiſe nur ſchlecht oder gar nicht geſche - hen kann, erſetzt werden.

2. Die Schlaͤge allein ſind der wichtigſte Maßſtab, die gehoͤrige Nutzung eines Waldes zu beſtimmen, und in deren Ermangelung wird man der Sache leicht zu viel oder zu wenig thun, welches beides aber den Regeln einer geſunden Haußhaltungskunſt zuwider iſt.

3. Die Groͤſſe der Schlaͤge muß ſich bloß nach der Groͤſſe des Waldes in Ruͤckſicht auf die Holzart ſelbſt richten, und allemahl gleich ſein, obgleich einige wollen, daß man ſich nachder143der Menge des anjetzt darinn befindlichen Hol - zes richten, und die Schlaͤge bald groͤſſer bald kleiner machen muͤſſe, welches falſch, weil man auf die Zukunft zu ſehen hat, da bei dem neuen Anwuchs ein Schlag ſo viel Holz als der an - dere in ſich faſſen wird.

4. Die Anlegung der Schlaͤge iſt alſo einzu - richten, daß in den erſten Jahren der Hieb da - hin faͤllt, wo das ſtaͤrkſte und aͤlteſte Holz ſtehet. Die Figur derſelben iſt gleichguͤltig, wenn ſie nur die Abfuhre des Holzes erleichtert.

II.

Die Viehhuͤtung muß aus den Waͤldern gaͤnzlich verbannet ſein, weil ſie nur Scha - den anrichtet, auch nach der Aufhebung der Gemeinheiten, wegen der Menge Fut - terkraͤuter und der Stallfuͤtterung entbeh - ret werden kann.

Anmerkung. 1. Es iſt ein Fehler unſerer Forſtgeſetze, daß die Schonung der Schlaͤge nur auf Sechs Jahr beſtimmt iſt, weil we - der die jungen Schoͤßlinge, ſo von den Staͤm - men des Laubholzes aufſchlagen, noch weniger aber die Pflanzen, ſo aus dem Saamen kom - men, in ſo kurzer Zeit groß genug werden, um vor denen Beſchaͤdigungen des Viehes ſicher zu ſein.

2. Ge -144

2. Geſetzt auch, daß man das Vieh nicht ehender auf den Schlaͤgen weiden laͤſſet, als bis der Gipfel des jungen Holzes hoch genug iſt, und von dem Vieh nicht mehr verbiſſen zu wer - den, ſo gehen durch das Reiben und Treten des Viehes oft noch viel tauſend junge Staͤmme verlohren, die zerbrochen oder ſonſt beſchaͤdi - get werden.

III. Fichtenholz.

Beſtehet der Wald eines Dorfs aus Nadelholz, ſo muß er in hundert bis hun - dert und zwanzig Schlaͤge eingetheilet werden.

Anmerkung. Obgleich die meiſten Forſt - verſtaͤndigen anjetzt nur achtzig Schlaͤge im Nadelholz annehmen, ſo iſt dieſes dennoch nicht wohlgethan.

I. Weil keine Fichte oder Kienbaum, dar - aus doch unſere Nadelholzwaͤlder in der Marck beſtehen, in ſo kurzer Zeit zu einer ſolchen Groͤſſe und Staͤrke gelanget, daß er einen Schifsbal - ken oder Sageblock oder auch nur eine ſtarke Schwelle abgeben ſolte. Wie aber, wenn wir in achtzig Jahren alle unſere Fichtenwaldungen herunter geſchlagen haben, und hernach der - gleichen ſtarkes Holz benoͤthiget ſind?

II. Weil145

II. Weil ein achtzigjaͤhriger Fichtenbaum ſelbſt zum Brennholz alsdenn noch nicht ſo tauglich iſt, als wenn er ein hoͤheres Alter er - reicht hat, indem die Naturkundiger angemerkt haben, daß die Menge der oͤhligten brennbaren Theile ſich nach dem Alter derſelben richtet, und nur alsdenn erſt anſehnlich wird, wenn nach erlangten voͤlligen Wachsthum ſich die Saͤfte dieſes Baums verdicken, und nicht mehr ſo viel waͤſſerigte Theile in ſich faſſen.

IV.

Kein Fichtenbaum muß kuͤnftig mehr abgehauen, ſondern zuſamt dem Stamm und den Wurzeln ausgegraben werden.

Anmerkung. 1. Auf dieſe Weiſe erhaͤlt man einen anſehnlichen Vorrath von Holz mehr, weil der Stamm als der beſte Theil des Baums, benebſt den Wurzeln ſtehen bleibt, der nur nach vielen Jahren als halb verrottet, etwas Kiehn gewaͤhret, und alſo ein ganzer Wald unter der Erde verlohren gehet, auch vieles Holz unnuͤtz in die Spaͤne gehauen wird, wenn man den Baum mit der Axt faͤllet.

2. Weil man ſich durch das Ausraden des Baums ſchon vorarbeitet, um den Boden zum Empfang des Saamens gehoͤrig aufzulockern.

KV. Die146

V.

Die Arbeit auf einen ſolchen Holzſchlag muß von der ganzen Dorfſchaft und allen Theilnehmern gemeinſchaftlich geſchehen, weil viele Haͤnde dieſe ſchwere Arbeit leicht machen.

Anmerkung. Dieſes gilt uͤberhaupt von aller Arbeit in den Waͤldern, welches hier ein - mahl fuͤr allemahl anfuͤhre.

VI.

Bei jedem Dorfe ein Magazin von Bauholz anzulegen, iſt ſo vortreflich als bei der neuen Einrichtung unentbehrlich, und muͤſſen jaͤhrlich alle Bauſtaͤmme, die auf dem jedesmaligen Holzſchlag befindlich ſind, und man nicht ſogleich zu noͤthigen Bauen anwendet, nachdem ſie vorher be - ſchlagen oder nach dem Ausdruck der Zim - merleute gewaldrechtet worden, in die - ſes Magazin geſchaft werden.

Anmerkung. 1. Auf dieſe Weiſe wird das Holz allemahl vorher recht austrocknen, und nicht wie bisher, mit vollem Saft, denn der Baum, ſo lange er nicht verdorret iſt, iſt allemahl voller Saft, nur daß dieſer Saft im Winter nicht ſo fluͤchtig als zu anderen Jah - reszeiten iſt zum Bauen genommen, unddahero147dahero ſo leicht wurmſtichig und faul werden. Dieſer einzige Umſtand iſt ſchon wichtig genug um dergleichen Magazin anzulegen.

2. Die Einrichtung und Groͤſſe, welche ſich zum Theil nach den Umſtaͤnden eines jeden Dorfs richten muß, faͤllet mir hier zu weit - laͤuftig zu beſchreiben. Noͤthig iſt hier nur zu erinnern, daß bevor nicht ein ſtarker Vorrath Bauholz nach allen Gattungen deſſelben aufge - ſammlet worden, die Dorfſchaft es ſich nicht muß in den Sinn kommen laſſen, dergleichen zu verkaufen, als welches nur nach verſchiede - nen Jahren allererſt mit denen Bauſtaͤmmen aus dem Magazin geſchehen kann, die am laͤngſten darinn gelegen haben.

VII.

Alles Brennholz, Zacken und Reiſig wird ſowohl hier als bei allen anderen Ar - ten des Holzes ohne vorher aus der Maſſe etwas zu verkaufen, unter die Eigenthuͤ - mer nach ihren jedesmahligen Recht des Antheils gehoͤrig vertheilet, und kann ſo - dann ein jeder das uͤberfluͤßige ſelbſt ver - kaufen, welches zugleich ein Mittel iſt, die guten Haußhaͤlter zur Sparſamkeit bei der Feuerung zu ermuntern, um nur jaͤhrlich viel Holz verſilbern zu koͤnnen.

K 2Anmer -148

Anmerkung. Wenn der unnuͤtze Auf - wand des Holzes in einem Lande eingeſchraͤnkt werden ſoll, ſo muß dieſes an Oertern geſche - hen, wo daſſelbe in Ueberfluß iſt, denn da wo der traurige Holzmangel ſchon herrſchet, findet ſich die noͤthige Sparſamkeit im Verbrauch deſ - ſelben von ſelbſt ein. Obiges Mittel iſt viel - leicht das beſte in ſeiner Art, um ſolchen End - zweck am ſicherſten zu erreichen.

VIII.

Man muß den jungen Zuwachs des Fich - tenholzes nicht blos von der Natur erwar - ten, ſondern einen ſolchen Schlag den Win - ter hindurch raͤumen, ferner ſo bald es der Froſt erlaubt, umhacken und im Maͤrz und April gehoͤrig anſaͤen.

Anmerkung. 1. Ob man gleich auf den Anflug des Saamens von denen in der Naͤhe ſtehenden Fichtenbaͤumen, auf einen ſolchen Schlag einigermaſſen rechnen kann, ſo iſt die - ſes doch zu ungewiß und unzulaͤnglich, daß al - lemahl ein ſtarkes Dickicht, wie die Forſt - leute reden, aller Orten aufwachſen ſolte, da - hero das Beſaͤen eines ſolchen Platzes aller - dings vorzuziehen, ob es gleich mit Muͤhe ver - knuͤpft iſt.

2. Hie -149

2. Hiezu wird aber noͤthig ſein, daß jeder Theilnehmer einen ſtarken Vorrath von Saa - menzapfen den Winter uͤber ſammle. Denn wenn man ſolches allererſt im Merz thun wol - te, wie die meiſten Forſtordnungen vorſchrei - ben, ſo duͤrfte die Zeit dazu zu kurz ſein. Jch habe zu wiederholten mahlen bereits im Monath November und den ganzen Winter hindurch die ſogenannten Kiehnaͤpfel pfluͤcken laſſen, und den Saamen allemahl vollkommen reif und tuͤchtig befunden.

3. Die Methode die Saamenzapfen vorhero in einer warmen Stube nicht aber im Backofen aufſpringen zu laſſen, und hernach den erhalte - nen Saamen auf ein aufgelockertes Erdreich auszuſtreuen, iſt vorzuͤglicher als wenn man die Zapfen ſelbſt auf den Ort, wo das Holz wachſen ſoll, hinwirft, weil eine naſſe Witte - rung im Fruͤhling ſehr oft das Aufſpringen der Zapfen verhindert, und der Saamen verder - ben muß, oder doch viel zu ſpaͤt ausfaͤllt.

4. Der Boden muß allenthalben von Moos und dergleichen wohl gereiniget, auch ſonder - lich die Raſenflecke umgehackt werden, damit der Saamen das Erdreich faſſen moͤge. Je mehr dieſes aufgelockert iſt, je beſſer gehet der junge Holzwuchs von ſtatten.

K 3IX. Birk -150

IX. Birkholz.

Ein Birkenwald iſt in zwanzig Schlaͤ - ge einzutheilen, und der Hieb vom No - vember bis Januar vorzunehmen.

Anmerkung. 1. Gemeiniglich werden beim Birkenholz nur ſechszehen Schlaͤge an - genommen, in welcher kurzen Zeit aber noch keine ſo ſtarke Birken wieder wachſen koͤnnen, als man zu Verfertigung verſchiedener Dinge von dieſer Gattung Holz ſelbſt bei der Land - wirthſchaft noͤthig hat.

2. Wer ſeine Birken ſpaͤter als zur obigen Zeit ſchlagen laͤſſet, thut ſich groſſen Schaden, weil alsdenn im Fruͤhling der zu Hervorbrin - gung der jungen Schoͤßlinge unentbehrliche Saft haͤufig aus der groſſen Wunde des Stamms herausflieſſet, und die Wurzeln da - durch entkraͤftet werden. Verſchiedene Forſt - verſtaͤndige behaupten irrig, daß man einen ſolchen Hieb erſt nachdem die ſtarken Froͤſte vor - bei ſind, vornehmen muͤſſe.

X.

Das Abhauen der Birken muß mit ſcharfen Werkzeugen ſo tief auf der Er - de als moͤglich geſchehen, auch der Hiebzum151zum Ablauf des Regens ſchraͤge gefuͤhret werden.

Anmerkung. Wenn man hohe Staͤmme ſtehen laͤſſet, ſo kommen oft die jungen Schoͤß - linge oben am Stamme hervor, wo ſie hernach leicht vom Winde abgeriſſen werden. Beſſer iſt es durch einen tiefen Hieb ſelbige zu noͤthi - gen, aus der Erde ſelbſt herzubrechen, wo ſie Gelegenheit haben, neue Wurzeln zu machen.

XI.

Wo die Birken duͤnne ſtehen, muͤſſen die leeren Plaͤtze zeitig im Winter aufgeha - cket, und mit haͤufigen Birkenſaamen, der im Auguſt, September und October in Menge geſamlet werden kann, beſtreuet werden.

Anmerkung. Dieſes iſt das beſte Mittel einen Birkenwald wohlbeſtanden, und nach endlichen Abgang der alten Staͤmme, auf im - mer in ſeinem Flor zu erhalten. Die in den Forſtordnungen beliebten Saamenbaͤume kann man alſo entbehren, als deren Nutzen ſehr un - gewiß iſt.

XII.

Jn einen Birkenwald Ober - und Unter - holz zugleich zu erziehen, iſt wider die Na -K 4tur152tur dieſes Baums, ob es gleich viel Forſt - buͤcher anrathen.

Anmerkung. Es iſt dieſe Methode bei allen Holzarten verwerflich, weil bei zunehmen - den Wachsthum das Oberholz gleichſam eine Decke uͤber das Unterholz ziehet, und ſelbiges der zum Wachsthum noͤthigen freien Luft be - raubt. Die einzige Haſelſtaude kann mit Nutzen zum Unterholz gezogen werden.

XIII. Buchwaͤlder.

Hier wuͤrde ich anrathen auf die Erzie - hung ſehr ſtarker Buchen und ſelbſt gewiſ - ſermaſſen auf die davon zu erhaltende Maſtung Verzicht zu thun; ſelbige in vier und zwanzig bis dreißig Schlaͤge einzu - theilen, und uͤbrigens wie die Birken zu behandeln.

Anmerkung. Der Gebrauch der ſtarken Buchen zu Bauholz iſt wegen des ſchwer her - auszubringenden Saftes nicht ſehr vortheilhaft. Die Maſtung ſelbſt kann nicht ſo viel einbrin - gen, als der ſtarke Zuwachs der jungen Bu - chen, wenn man ſie als Schlapholz betrachtet. Ueberdem aber traͤgt eine Buche vom zwanzig - ſten Jahre an auch ſchon Maſt, und dreißigJahre153Jahre ſind hinlaͤnglich ihr die zu allerley Nutz - holz verſchiedener Handwerker erforderliche Staͤrke zu geben.

XIV. Elſenbruͤcher.

Das vortrefliche und ſchnellwuchſige Erlen - oder Elſen-Holz hat man bisher gemeiniglich entweder zu alt werden laſſen, oder man hat es jung gehauen. Beides iſt nicht vortheilhaft. Sechs und zwanzig bis dreißig Jahre iſt die rechte Zeit, die eine Elſe braucht, um Holz genug aufzuſetzen. Spaͤterhin aber iſt ihr Wachsthum nicht mehr gleichmaͤßig ſtark, ſondern wird von Jahr zu Jahr ſchwaͤcher, dahero ein Elſenbruch in dreißig Schlaͤge einzutheilen, und in aller Abſicht alſo zu be - handlen iſt, wie oben bei den Birken gemeldet worden.

XV. Eichenwaͤlder.

Die ehrwuͤrdige Eiche habe ich um deswillen bis zum Schluß dieſer Abhandlung verſparet, weil die forſtmaͤßige Behandlung derſelben mit den uͤbrigen Arten wilder Baͤume wenig oder gar nichts gemein hat. Ein Eichenwald kann nicht fuͤglich in Schlaͤge eingetheilet werden, weil wir deren drey bis vier hundert machenK 5muͤſten,154muͤſten, indem eben ſo viele Jahre erforderlich ſind, ehe ein Eichbaum zu der Staͤrke und Groͤſſe erwaͤchßt, als zu ſo viel daraus zu ver - fertigenden unentbehrlichen Dingen erforderlich iſt. Es wird alſo noͤthig ſein, eine andere Nutzungsart eines Eichenwaldes zu beſtim - men, und dieſe beſtehet im folgenden.

XVI.

Eine Dorfſchaft, der ein Eichenwald ge - hoͤret, muß aus ſelbigen weiter nichts zur Feuerung anwenden, als

  • 1. trockene und abgeſtandene Baͤume.
  • 2. Die Abgaͤnge von denen Eichen, wel - che zu Nutzholz oder als Kaufmanns - waare ſind geſchlagen worden.

Anmerkung. Es iſt unverantwortlich, daß in ſolcher Holzung oft die ſchoͤnſten und geſundeſten Eichen zu Brennholz in Menge niedergehauen werden, und man zur Entſchul - digung anfuͤhret, daß kein anderes Holz zur Feuerung vorhanden ſei. Eine einzige Eiche kann zuweilen wegen ihrer vortheilhaften Structur, natuͤrlichen Kruͤmme der Zweige und Wurzeln u. d. g. viel koſtbare Stuͤcke zum Schifbau liefern, und der Kaufmann bezahlt ſie nach Beſchaffenheit vierzig bis funfzig mahl hoͤher, als dieſe Eiche wie Brennholz betrach -tet,155tet, nicht werth iſt. Man verkaufe alſo in dieſem Fall, wenn ein Dorf kein anderes Holz zur Feuerung hat, alljaͤhrlich ſo viel ſolcher Eichen, als noͤthig iſt, fuͤr alle und jede Eigen - thuͤmer anderes Brennholz zu kaufen, und laſſe ihnen die Abgaͤnge fuͤr Fuhrlohn u. d. g. ſich ſelbſt anrechnen. Sollte dieſer Vorſchlag nicht nach dem Geſchmack der Bauren dieſes Dorfs ſein, ſo muß das allgemeine Beſte des Landes hier aller Wiederrede ohnerachtet, vor - gezogen werden.

XVII.

Wenn eine Anzahl Eichen niedergeſchla - gen werden ſoll, ſo muß man jedesmahl die ſtaͤrkſten und aͤlteſten, welche gemeinig - lich ſehr duͤnne ſtehen, auf einen Platz bei einander nicht weghauen, ſondern mit der Wurzel ausgraben, dieſen Platz auf eine ſichere und wohlfeile Art einhaͤgen, und darauf junge Eichen wieder erziehen.

Anmerkung. Auf dieſe Weiſe wird man nur wenig Baͤume wegraͤumen duͤrfen, um einen groſſen Platz zu uͤberkommen, den man zum Anbau junger Eichen brauchen kann. Die Einhaͤgung deſſelben, ſie geſchehe auf was vor Art ſie wolle, iſt unumgaͤnglich noͤthig,und156und bei einer Art Holz von ſo hohen Werth gar wohl der Muͤhe werth.

XVIII.

Zum Anbau der Eichen iſt das Saͤen dem Pflanzen vorzuziehen. Je beſſer der Platz zur Eichelſaat gepfluͤgt wird, als welches hier leichter als auf den Schlaͤgen der Nadelhoͤlzer angehet, deſto ſchneller iſt das Wachsthum der jungen Pflanzen. Viele rathen an, einen ſolchen Ort den S[o]m - mer hindurch einigemahl zu pfluͤgen, und im Herbſt mit den Eicheln zugleich Rocken da auf zu ſaͤen. Jch verwerfe dieſe Methoͤde n[i]cht. Wer Zeit und Muͤhe nicht achtet, wende ſie an. Jch habe allemahl bloß im Herbſt den Boden doppelfurchig pfluͤgen, um den Raſen deſto tiefer zu begraben, die zu gleicher Zeit ge - ſammleten Eicheln in Menge oben aufſaͤen und ſolche alsdenn untereggen laſſen, und das Wachsthum der auf dieſe Art geſaͤeten jungen Eichen iſt vortreflich.

Anmerkung. Man huͤte ſich bei der Ei - chelſaat dafuͤr

1. die Eicheln zu tief in die Erde zu brin - gen, welches bei dem von ſo vielen Leuten an - gerathenen Unterpfluͤgen derſelben leicht moͤg - lich iſt.

2. Mit157

2. Mit den Saateicheln nicht ſparſam um - zugehen. Ein paar Scheffel mehr zu ſamm - len oder zu kaufen, bedeutet nichts gegen den Schaden; wenn der Froſt, die Voͤgel, Maͤuſe u. d. g. die duͤnngeſaͤeten Eicheln heimſuchen, dadurch auf den angeſaͤeten Platz viel leere Stellen entſtehen. Man muß auf dieſe Feinde der Ausſaat ſowohl, als auf alle nachherige Ungluͤcksfaͤlle der bereits aufgegangenen jungen Eichen ſchon bei der Ausſaat rechnen, und der - geſtalt dick ſaͤen, daß noch immer eine ſtarke Anzahl junger Baͤume uͤbrig bleiben.

Dieſes iſt ein Hauptumſtand, deſſen Ver - nachlaͤßigung an den Untergang ſo vieler ſo genannten Eichelkaͤmpe ſchuld iſt.

XIX.

Zur Anpflanzung der Eichbaͤume muͤſ - ſen zeitig im Fruͤhling von denen Stellen, wo die geſaͤeten drei bis vierjaͤhrigen Eichen zu dick ſtehen, die ſtaͤrkſten derſelben aus der im Anfang des Fruͤhlings allemahl ſehr lockeren Erde nicht ausgegraben, ſondern behutſam ausgezogen, und in einen guten Boden zwei bis hoͤchſtens drei Fuß im Quadrat gehoͤrig gepflanzet werden.

Anmer -158

Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver - pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit - laͤuftig iſt, und das Saͤen viel geſchwinder ins groſſe verrichtet werden kann. Ferner aber 2) ſolche drei bis vierjaͤhrige einzeln ſtehende Eichen ein ſtarkes Gehaͤge vor dem Wilde ſon - derlich den Haſen, welche die Rinde abſchaͤlen, erfordern; eine Pflanzung von aͤlteren oder ſtaͤrkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich ein traurig Ende nimmt, indem ſie die erſten zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im - mer ſchlechte untaugliche Baͤume abgeben.

2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten allein, wuͤrde ich anrathen, die in den Eichel - kaͤmpen zu dick ſtehenden jungen Setzlinge, auf die Waͤlle oder Raͤnder in die Hecken in einer Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu pflanzen. Hier wuͤrde ein junger Eichbaum in die lockere Erde recht freudig wachſen. Der Bauer, welcher ſeinen Acker faſt taͤglich beſuchen muß, haͤtte ſelbigen beſtaͤndig unter Augen, und koͤnnte ihm mit wenig Muͤhe ei - nen hohen und geraden Stamm verſchaffen. Ein tauſend ſolcher Setzlinge bringen aber den Nachkommen dieſes Bauers nach achtzig oder hundert Jahren einen groſſen Vorrath Eichel - maſt, und ein paar hundert Jahr weiter hinmoͤgen159moͤgen andere den Vortheil berechnen, wenn dieſe tauſend Stuͤck ſtarke Eichen verkauft wer - den. Wie aber, wenn vor drei hundert Jah - ren die Aufhebung der Gemeinheiten und die Pflanzung ſo vieler jungen Eichen geſchehen waͤre, und es koͤnnte anjetzt ein Bauer einige hundert Wahleichen an die Holzcompagnie verhandeln?

XX.

Bei dieſer ganzen neuen Einrichtung wuͤrde aber hoͤchſtnoͤthig ſein, daß auſſer den Schulzen und Schoͤppen des Dorfs annoch ein Koͤnig - licher Foͤrſter, oder in Adelichen Doͤrfern der daſige Jaͤger, nebſt der Aufſicht, eine gruͤnd - liche Anweiſung vornemlich zum Holz ſaͤen uͤber ſich nehmen muͤſte, und wuͤrden ihm die Bau - ren jaͤhrlich was gewiſſes zu entrichten haben.

XXI.

Alle Holzdiebereyen und Holzverwuͤſtungen in den Waͤldern muͤſſen von jedes Orts Obrig - keit ſelbſt an den Theilnehmern eines Waldes auf das ſchaͤrfſte beſtraft werden. Unſere Forſtgeſetze ſind viel zu gelinde gegen derglei - chen Boßheiten, denn als man ſie machte, war das Holz bei weiten nicht ein ſo wichtiger Ge - genſtand, als jetzt in aller Abſicht iſt.

§. 95.160

§. 95.

Weiter habe ich meinen Leſern von der Auf - hebung der Gemeinheiten und ihren groſſen Vortheilen fuͤr mein Vaterland nichts zu ſa - gen, als daß ich ſie bitte ihren Wunſch mit den meinigen fuͤr das Beſte des Vaterlandes da - hin zu vereinigen, daß dieſe neue vortrefliche Einrichtung bald allgemein eingefuͤhret werden moͤge.

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About this transcription

TextDie Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg
Author Johann Christoph von Wöllner
Extent182 images; 28946 tokens; 5560 types; 205911 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg nach ihren grossen Vortheilen ökonomisch betrachtet Johann Christoph von Wöllner. . [8] Bl., 160 S. Buchhandlung der Real-SchuleBerlin1766.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, M: Oe 693 (1)Dig: http://diglib.hab.de/drucke/oe-693-1s/start.htm

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Wissenschaft; Ökonomie; core; ready; china

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-09T17:35:50Z
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ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, M: Oe 693 (1)
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