ES geſtehet ſonders zweiffels ein jedweder / daß zur ſchoͤnen Fruͤh - lingszeit / wann mann ſich in die verfuͤnſterten Buͤſche und ſchattichten Waͤlder / die Sinnen in etwas anzufriſchen / be - gibt / mehr furcht und zittern als An - muth und freude zu gegen ſey: Alſo beduͤncket mich auch / es werde mein Gemuͤthe / wann es ſich in den Ge -ſchichtenſchichten unſerer Vorfahren / der uner - ſchrockenen und Maͤnnlichen Deut - ſchen vertieffet und eingelaßen / aus verwunderung nicht nur entzuͤcket / ſondern in ebenmaͤßiges zittern / und ſo zu reden / gleichſam in eine heilige Furcht und Entſetzen gejagt. Da dann die Ritterlichen Thaten dieſes unuͤberwuͤndlichen Volcks / und die vortraͤfflichen Tugenden / welche die Deutſchen den Goͤttern gleichſam aͤhnlich gemacht / mit Beſtuͤrtzung von jedermann geleſen werden. Der tapf - fere Helden-muth / die muthige Tapfer - keit war auff der gantzen Erden er - ſchollen / daß auch Room die Fuͤrſtin der Welt / welche ſo viel unzaͤhlichen Voͤlckern obgeſiegt / ſelbſten dafuͤr er - zittern muſte: Nur der Deutſchen bloſ - ſer Nahme / ich geſchweige / die Groß - muͤthigkeit und angebohrne traͤffliche Staͤrcke war allen Voͤlckern erſchroͤck -): (3lichlich zu hoͤren. Vnd nicht nur dieſes / ſondern auch die ruhmwuͤrdige Auff - richtigkeit / die unvergleichliche Be - ſcheidenheit / war jhnen auch gleich - ſam alß von Natur eingepflantzet und alſo mehr zu erheben alß nach zu thun; Weßwegen Sie auch nicht allein von Freunden / ſondern auch von Feinden geliebet worden. Wo ſeyn aber jtzund die traͤfflichen Tugenden? Wo iſt die edle Beſtaͤndigkeit? Jn der Kleidung behielten Sie einerley Manier zu al - len zeiten / jtzo aber / laßen ſie jhnen ſel - bige alle Monat zu aͤndern / belieben / borgen kleidung und ſitren von Auß - laͤndiſchen / ja Barbariſchen Voͤlckern. Die edle Aufrichtigkeit iſt bey vielen in eine machiavelliſche ſcheinheiligkeit verwandelt / die herrliche und majeſtaͤ - tiſche Sprache / welche ſo viel hundert Jahr rein und unverfaͤlſcht geblieben / hette vor etlichen Jahren jhre Maie -ſtaͤtſtaͤt auch ſchier verlieren doͤrffen; Wo ſolches nicht durch Hoch-verſtandige Leuthe verwehret und hintertrieben worden / welche ſich als treue Liebha - ber der Deutſchen Zierde / jhre Mut - ter-ſprache nicht allein in voriger ho - heit und Reinligkeit zu erhalten / be - muͤhet ſondern es iſt auch dieſelbe ver - mittelſ der Deutſchen Poeſie / nun mehro ſo hoch geſtiegen / daß ſie auch ſich gleichſam mit gewalt aus dem ſchaͤndlichen verdacht der Barbarey herrauß geriſſen; Da es doch faſt das Anſehen gewonnen / als ſolte ſie nun gantz untergehen / weil ſo viel fremder Sprachen woͤrter miteingemiſchet wurden / derſelben eine ſonderliche hoͤffligkeit und zierde damit zu erwer - ben / da ſie doch dadurch vielmehr ſchaͤndlich verſtellet / als gezieret ward.
Wovon dann ſonderlich der Hoch - Verſtaͤndige Buchner im ſechſten Ca -): (4pittelpittel ſeiner Deutſchen Proſodie weit - leufftiger handelt; und wie Juvenalis die vermiſchung der Sprachen den Roͤ - mern ſonderlich dem Frauen-zimmer in ſeinem Tugend - und Laſter-getich - te verwieſen / welche ſich auch / wie die unſrigen zu thun pflegen / mitfrem - den Worten kuͤtzelten / Alſo kann auch unſer Opitz dieſelbe Hoff-art an einem Orte ſeiner Getichte gar hoͤflich durch - zihen / wenn er ſpricht:
Er darff ſein Huͤtlein nicht ſters in der hand bihalten /Wann er nach Hofe koͤm̃t und vor der Thuͤr erkalten /Eh als er audiens (verhoͤr iſt viel zu ſchlecht)Zu wege bringen kann — —
Soll mann ſich derowegen ſolcher Woͤrter und Arten zu reden / alß da ſeyn / die Fortun hatt Jhm dermaßen favoriſieret; Er hatt mich aus der ta - bell ſeines hertzens ausradieret etc. wo ſie nicht / ſo zu reden / bey uns jhr buͤrger-recht ſchon erlangt / und vor Deutſche wort gehalten werden /gaͤntz -gaͤntzlich entſchlagen; Sonderlich in der Deutſchen Poeſie / welche / wie ge - dacht / unſerer Murter-ſprache eine ſonderliche zierde und anſehen machet / darumb ich dann auch hiedurch bewo - gen / meinem lieben Vaterlande zu eh - ren die feder anzuſetzen / damit der Deutſchen Sprache Hoheit und Zier - de noch ferner erhalten und fortge - pflantzet wuͤrde / wozu denn die Deut - ſche Poeſie ſehr nuͤtzlich und guth; wie ich dann im nechſt abgewichenem Jah - re den Anfang gemacht und den einen Theil meines Deutſchen Helicons auf vieler Anhalten herfuͤr gegeben und des verſtaͤndigen Leſers urtheil erwartet; und / weil ich aus dem faſt geſchwinden abgange deßelben ver - mercken kan / daß Er einem und dem andern gefallen / hab ich mich gar leichtlich bereden laßen / folgende Theile dem oͤffentlichen urtheil auch): (5zu un -zu unterwerffen / biß ich mit der zeit / wann uns der Himmel allerſeits das leben friſten wuͤrde / ein hoͤhers und baͤſſers vor die hand nehme / wie ich dann meinem geliebten Vaterlande ein mehrers zu thun ſchuldig.
Daß ich aber J. J. J. Hoch edl. Hoch - Edl. Hoch Edl. Geſtr. Geſtr. Geſtr die - ſen Andern Theil meines Deutſchen Helicons zuſchreiben mag / meine ich mehr als genug urſache zu haben. Vornehmlich weil die letzten Beyde aus Ebenſelbi gen Landen und Gren - tzen / worauß der Edle und Sinn-rei - che Opitz der Deutſchen Poeſie uhrhe - ber und erfinder entſproſſen: und dann auch weil deroſelben Geſam̃te vor - traffliche Gemuͤther den Gelehrten ſonderlich gewogen / auch ſich jederzeit auf allerley gute und freye Kuͤnſte be -〈…〉〈…〉 ſſen / und ſelbige in hohem wertheundund Ehren gehalten. Dannenhero ich Denenſelben meine geringe Ge - tichte zu zuſchreiben und zu verehren bewogen worden; Bitte aber Sie wollen ſolches mein kuͤhnes unterfan - gen im beſten vermercken / und ge - neigter ſich erweiſen / als meine We - nigkeit verdienet / auch mich alſo in Jhre Gunſt-gewogenheit befohlen ſeyn laßen / der ich bin und verharre.
J. J. J. Hoch Edl. HE. HE. G. G. G. Gegeben am 12. tage des Mer - tzens im 1641. Jahre.Dienſt-Schuldiger Philipp Coͤſtus.
GEgenwertige Buͤcher koͤnten zwar hin und wider mit allerley noch vie - len andern Oden und Getichten / ſonderlich die letzten beyde / vermehret werden / dieweil die Deut - ſche Poeſie nunmehr ſo hoch geſtiegen / daß mann anjetzo in unſerer Mutterſprache uͤber die tauſend Oden auf allerley Art vorſtellen kann / alſo daß jmmer eine anders alß die ander in ſchrenck - und Abwechſelungen der Verſe ge - ſchrieben und geleſen wird / darumb ich denn nur die vornehmſten herrein ſetzen wollen / (wiewohl ohne dis die Bůcher uͤber verhoffen etwas ge - wachſen) damit ſie Jhm ein jeder / weil uns die unbilligkeit der zeiten ein hoͤhers mißgoͤnnet / mit geringern koſten ſchaffen koͤnte / was aber kuͤnffti - ger zeit in einem abſonderlichen Buche geſche - hen moͤchte / wil ich nicht gaͤntzlich in abrede ſeyn.
Wann dier etwan verliebte Reden und gedancken bey verleſung dieſer Buͤcher vorkom - men moͤchten / welche / wie ich ungezwungen be - kennen muß / mit allerley der gleichen Liebes-ſa - chen erfuͤllet ſeyn / ſo wiſſe / daß ich nicht ſolcherLiebeLiebe / uͤmb welche ſich die Welt bemuͤhet in der - gleichen Oden nachgehangen / ſondern vielmehr es dahin geſpielet / meine noch friſche Jugend und andere freudige Gemuͤther unterweilen mit der Weißheit und ſo fort / welche ich offtermahls als eine Nimfe anzuſingen pflege / noch weiter zuerluſtigen / wie ein gelehrtes und verſtaͤndiges gemuͤthe / in voͤlliger betrachtung und verleſuͤng leichtlicher verſpuͤren wird / als es Jhm meine Wenigkeit kann darthun und erweiſen. Jm fall ja etwan was weltlichs vorlieffe / ſo verhoffe ich nicht / daß ich den geſaͤtzen guter ſitten zu wider / oder aus den ſchrancken der Erbarkeit geſchrit - ten ſey.
Were auch etwa im ſetzen was verſehen worden / ſonderlich in den doppel-lautenden / da offt euͤ vor eu / aͤu vor en alß lieb-aͤugelt vor lieb-eugelt geſetzt iſt; Da ich dann jenes vor unrecht erachte / weil drey oder mehr ſelb-lauten - de zu einem doppel-lautenden zu viel / wie wir im Erſten Theil erinnern / und was es ſonſten mehr iſt / wird der geneigte Leſer ſchon ſelbſten / ohne beſchwerden / verbaͤſſern / und Seinem Freunde / wie Er dann der ungezweiffelten hoffnung le - bet / jederzeit guͤnſtig und gewogen verbleiben.
Gehab dich wohl!
Dieſe art Jambiſcher Verſe / ſo nach der 8. ſylbe den Abſchnitt hat / iſt nach manier der 14 vnd 15 Trochaͤiſcher Verſe gemacht / derer zween weibliche 15-ſylbige Verſe in Opitzens Hercinie am 51. blate zu finden / auf ſolche art:
Hiervon kan der Hochgelehrte und Welt - bekante Herr Buchner in ſeiner Proſodie weit - leuͤfftiger geleſen werden: Auch kann man Opi - tzens Judith aufſchlagen / darinnen unterſchied - liche zu finden.
Jn dieſer Art wird der erſte und andre Vers Tri - meter hypercatalectus jambicus, der dritte und vierde Trimeter acatalectus jamb. genennt / ſo zuſammen eine ſtrophe machen / wie im erſten Theil erinnert worden.
Eine Sechſtinne iſt ein gedichte von 6. ſtro - phen / darinnen jede ſtrophe auch 6. verſe hat / wie aus vorhergehender ungereimten / das iſt / darin - nen ſich kein vers mit einander reimet / zuſehen; Wie denn auch Opitz eine von lauter maͤnnli - chen auch ungereimet mit in ſeine Schaͤferey ge - ſetzt / ſo am 57. blate zu finden.
Ende des Erſten Buchs.
ET prodeſſe volunt & delectare Poetæ.
Omne tulit Punctum, qui miſcuit utile Dulci.
Wer dergleichen Verſe mehr leſen wil / und luſt dazu hatt / der kann nur Opitzens Tra - goͤdie von der Judith auffſchlagen / woraus wir deñ im erſten Theil unſers Helicons etliche exem - pel angezogen.
Dieſe und dergleichen Oden pflegt man in ge - mein ein Echo oder Widerſchall zu nennen / iſt aber in der that und wahrheit kein rechtes Echo / erſtlich / weil in dergleichen getichten nur / eine / zwey oder drey letzten ſylben widerholet werden / wie aus den Lateiniſchen zuerſehen / worinnen Douſa ein meiſter iſt / und wir im erſten Theil ſchon erinnert haben. Jn dieſer Oden aber be - findet ſichs ſchon anders / da allzeit auff den lan - gen Weiblichen verß ein vier ſylbiges verßlein / auff den Weiblichen aber ein dreyſylbiges folget / an ſtatt derer wort die ſonſt in den rechten Echo -D 5ni -58.niſchen Getichten widerholet werden. Darnach auch / werden nicht eben die ſylben widerholet / die den langen weib - oder maͤnnlichen verß ſchließen / kan es derhalben nicht wohl ein Echo genennet werden / ob es ſchon die Componiſten und Jn - ſtrumentiſten alſo taͤuffen. Dieſes aber iſt ein rechtes Echo / da eben die vorigen ſylben wider - holet werden / als wenn ich ſage aus unſerm Poe - ten p. 241.
Wo aber das wort Echo herruͤhre / erklaͤhret Ovidius in ſeinen Verwandlungsbuͤchern; Deñ es hatt eine Wald-Nimfe alſo geheiſſen / welche ein Juͤngling / Narciſſus genennt / den der allzu -guͤtige59.guͤtige Himmel mit faſt unvergleichlicher Schoͤnheit verehret hatte / hefftig liebgewonnen; Als er aber aus Hoffart und Laßduͤnckel gar keine Liebe mit Jhr pflegen wollen / und allzeit fluͤchtig erfunden ward / hat ſie in kurtzen / wegen großer Traurigkeit / jhre Leibes - und Lebens - kraͤfte verlohren und in lauter haut und beine verkehret worden / biß ſie endlich gar verſch wun - den und nichts von jhr uͤberblieben / als nur jhre bloße ſtimme und widerruff / die man noch heut zu tage in den oͤden Buͤſchen / Gebuͤrgen und Kluͤfften / wenn man etwas laute ruffet / wider - ſchallen hoͤret. Nareiſſus aber iſt hernach aus wider-vergeltung an jhm ſelbſt zum Narren worden / und ſich in Jhm ſelbſt verliebt / in dem er ſeines Angeſichts Bildnuͤs in einer klahren bach / als er truͤncken wollen geſehen / und ſolches zu kuͤſſen / mit jhme zu reden und ſelbiges zu uͤmb - fahen / ſich unterwunden; Als er aber nichts als einen bloßen ſchein und ſchatten befindet / hermet er ſich tag und nacht / verflucht ſich und das ſtets - brennende Liebes-feuer ſeines Hertzens / biß er endlich in Ohnmacht dahin fellet / der Echo nachfolget / und gar dem Tode zu theil wird; her - nach aber iſt aus ſeinem uͤberausſchoͤnem Leibe -die60.die ſchoͤne Blume / welche von jhm den nahmen fuͤhret / und Narciſſen-roͤßlein genennet wird / entſproſſen; Deſſen Opitz in ſeinem Fruͤhlings - Klag-getichte am 227. blate alſo gedencket:
So geh’ ich alſo nun in Einſamkeit alleine /Vnd niemand hoͤret zu wie ich ſo ſehnlich weine /Allein’ jhr Goͤttinnen / die jhr noch ſeyd betruͤbeuͤmb des Narciſſus Fall / in welchen jhr verliebt /Als er (ô harter Sinn) ſo ſchaͤndlich euch verſchmaͤhet /Floh’ in den wald / auf daß er nicht wuͤrd’ außgeſpaͤhet /Da dann ſein ſchoͤner Leib / den Echo hat begehrr /Jn eine Wieſenblum’ erbaͤrmlich ward verkehrt.Jch ſeufftz’ / O Echo / noch uͤmb deiner Liebe willen;Drumb hilffſtu mir jetzt auch mein Klagelied erfuͤllen /Daß ich mein’ helle Stimm’ erheben kan ſo ſehr /Biß daß der Himmel auch mein trauren ſelbeyhoͤr. etc.
Ende des Andern Buchs.
ARS non habet OSOREM niſi lgnorantem
Ρᾅδιόν〈…〉〈…〉 στι μωμει῀〈…〉〈…〉 σθαι ἤ μιμει῀〈…〉〈…〉 σθαι.
Ende des Dritten Buchs.
MEine Groß - und Viel-guͤnſtige Herren und werthen Freun - de laßen Jhnen dieſer mein / wiewohl kuͤh - nes doch wohlgemeintes unterfangen nicht befrembdet fuͤrkommen / daß ich denenſelben die Geiſtlichen oder Him̃ - liſchen Hirten-Lieder Salomons / des Hebraͤiſchen Koͤnigs / welche von mir unlaͤngſt in Dactyliſche und Anapaͤ - ſtiſche Deutſche Verſe gebracht / zu ſchreiben mag; Wiewohl ich erſtlich ſelbige dero reiffem Verſtande und ur - theil zu unterwerffen oder vielmehr Jhre Nahmen vorzuſetzen / bedencken getragen; jedoch haben mich hierzu beydes Jhre angebohrne Huld - und Leuthſeelige Naturen / wie dann auch die ſonderliche Luſt und Beliebung ſo ſich zur Deutſchen Poeſie bey Jh -nen101.nen allerſeits ſpuͤren laͤßet / bewogen / und den muth in etwas angefriſchet / alſo / daß ich auch eine und andere Re - de / welche entweder aus Neid oder groben unverſtande in meinem Abwe - ſen uͤber mich ergehet oder noch erge - hen wuͤrde / mit friſchem Munde ver - lache / und jtzund in der ungezweiffel - ten hoffnung verharre / Sie werden alſo dieſes mahl meiner kuͤhnheit et - was zu guthe halten / weil ich ſonder - lich meine Wenigkeit hiedurch zu lie - fern geſonnen / auch andere / welche an dieſer Art Verſen ſonderlichen Gefal - lentragen / ein hoͤheres zubeginnen / erwecken wollen.
Jch hette mich zwar hierzu nicht bereden laßen / ſelbiges an die ſcharffe lufft zu geben / weil dieſer Art Verſe noch faſt unbekant / und noch nicht gar ausgearbeitet / auch das Anſehen het -G 3te /102.te / als wenn ich mier eingebildet / den Palmen einem andern aus der Hand zu reiſſen oder jhn allein davon zu tra - gen / da ich mich doch viel zu ſchlecht und geringe dazu achte / und viel mehr ſolche Ehre einem Hochverſtaͤndigen und geſchickterem Kopfe hinterlaße; Jedoch weil ſich keiner unterwunden / dergleichen herraus zugeben / hab ichs einmahl auf vieler Anhalten fuͤrwitzig gewagt / und bin nunmehr auch des urthells von dem Verſtaͤndigen Leſer gewaͤrtig.
Damit aber auch dieſelben / wel - che die edle Zeit
Die ſchneller als die fluth verfließet und fluͤgel angebunden hatt: in mangelung anderer geſchaͤffte und verrichtungen mit kluͤgeln und unzei - tigen ſchmaͤhen ſo unnuͤtzlich verder - ben und zubringen / etwas zu thun het -ten103.ten und unterdeß meine / wiewohl ſonſt unwerthe Sachen / zu tadeln und zu verachten vergeſſen moͤchten / hab ich folgendes Raͤtzel / wiewohl eskeine kunſt / demſelben / ſo im Rechnen etwas erfahren / auffzuloͤſen / anherge - ſetzt:
Dieſem Juͤnglinge mag ich wohl die jenigen vergleichen / welche ſtracks im erſten Anblicke eine fache zu tadelnG 4und104.und zu verlachen wiſſen / da ſie doch dieſelbe noch nicht recht durchgeleſen / viel weniger zum reiffen verſtande ge - bracht und bey jhnen ſelbſt erwogen; weil Ebenſelbiger auch die Nimfen ſo den Reyhen fuͤhrten / noch nicht recht geſehen / geſchweige gezaͤhlet und doch ſelbigen bey jhrer zahl zu zuruffen ſich erkuͤhnet; Es kann es Jhm aber die Eine fein artlich und verdeckt in obge - dachtem Raͤtzel aufruͤcken und ſeiner kuͤhn - und unbeſonnenheit erinnern: Wie es dann manchem Kluͤgling und Naſeweiſen offtermahls wiederfaͤh - ret / daß er viel lieber wuͤndſchen moͤch - te / es were jhm eines und das andere wort nicht entfahren / und ſo es ſeyn koͤnte / ſelbiges mit paarem gelde wi - der zu loͤſen / wuͤrde er warlich! nichts ermangeln noch erwinden laßen.
Hier -105.Hiermit will ich Sie / meine Hoch - und Viel-geehrte Herren und werthen Freunde der Goͤttlichen Obacht treu - lich befehlen / Mich aber deroͤſelben Gunſt gewogenheit unnd fernerer Freundſchafft / der ich bin und verblei - be
Weiner Groß - und Viel - guͤnſtigen Herren Dienſt-Ergebener Philipp Coͤſius.
* Gregor. Nazianzenus.
Paulus Röberus D,
Auguſtus Buchner.
uͤberſchickt es J. C. von Fuͤrſtenan / J. U. D.
Humanißimo Juveni f. M. J. N.
Auguſtinus im zwanzichſten Capit. des Achze - henden Buchs von der Stadt Gottes. DAs Hohe Lied iſt eine Geiſtliche Wohlluſt heiliger Gemuͤther / in der Heyrath des Koͤniges vnd der Koͤnigin / welchs Chriſtus und die Kirche ſind.
Nach Arteiner unterredung in unter - ſchiedliche Lieder gebracht.
Ein ſolcher iſts der mich ſo treulich gemeint.
ENDE.
ALldieweil es / Gewoge - ner Leſer / die enge der zeit / dieſe meine Geiſt - liche Salomoniſche Wohlluſt / noch ein - mahl durchzuleſen / und eines und das andere zu verbaͤſ - ſern / nicht geſtatten wollen: Geſchi - het an dich mein freundlichs Bitten / Du wolleſt es im beſten vermercken / und dieſer meiner geringen und ſchlechten uͤberſetzung dein froͤlich - und freudiges Anſchauen geneigt vergoͤn - nen / und da etwan eines und das an - dere hart und uͤbel klingen wolte / auch nicht wohl und zierlich gegeben / mit deiner Geſchickligkeit verbaͤſſern und dabey gedencken / daß ich dem Texteviel -141.vielmehr nachhaͤngen / und weil es Geiſtliche Sachen / keine ſonderliche pracht der worte gebrauchen wollen; ſintemahl ich mich / bey den Worten und deroſelben eigentlichem verſtande / wo es nur muͤglich geweſen / zu ver - bleiben / hoͤchlich bemuͤhet.
Were auch einer und der andere / dem dieſer Art verſe unbekant und fremde im leſen vorkehme / derſelbe kan in den Dactyliſchen nur drey ſyl - ben auf einmahl nehmen / und dann wider dreye / biß der verß zum ende / alſo:
Jn den Anapaͤſtiſchen aber / nimt er in der erſte zwo ſylben / darnach auch allzeit drey / wie in den Dactyliſchen / alſo:
Oder Er kan nur in dieſen die erſte ſyl - be zufoͤrderſt alleine / und darnach wi - der dreye leſen / alſo:
Nach dieſem kann ſich einer / dem die - ſe Verſe nicht bekant / zum beſten rich - ten / und bald damit zu rechte kommen.
Gott mit uns!
1.
2.
3.
4.
5.
Ende des Vierden Buchs.
ES darff ſich der geneigte Leſer nicht wundern / daß Jch das eine Alphabeet meines Wo̊rterbuchs / ſo hiebevor bey dem Erſten Theile geweſen / zum Andern geordnet / und al - ſo die Maͤnnlichen von den Weiblichen abge - ſondert; Denn es der Anfahenden und unwiſ - ſenden wegen geſchehen / welche / wie die Erfah - rung bezeuget hatt / ſo bald in das Weibliche / als in das Maͤnnliche gerathen / da ſie doch Maͤnn - liche Woͤrter nachzuſchlagen geſonnen. Da - mit du aber deſto eher ein Wort finden moͤgeſt / ſo ſchlage deßelben letzten Buchſtaben mit dem reim-vocal auf / woferne der letzte buchſtabe nicht ſelbſt ein vocal iſt / alſo; wenn du wilt ſuchen dunſt / durſt oder luſt / ſo ſuche jhren mitlau - tenden (t) und reim-vocal (u) auſ / weil dieſes die vornehmſten buchſtaben in dieſen Woͤrtern und zum Reim gehoͤrig; darunter wirſtu die andern alle finden. Was ſonſten hierbey mehr zu erin - nern / wird der Leſer zu ende des Erſten Theils bericht empfangen.
Lebe wohl!
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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