PRIMS Full-text transcription (HTML)
Deutſches Helicons
Ander Theil /
Darinnen begriffen Allerley Arten und Muſter der Deutſchen Gerichte / Bey welchem zu baͤſſerm fortgang un - ſerer Poeſie / Ein Richtiger Anzeiger Der Deutſchen gleichlautenden und einſtimmigen Maͤnnlichen Woͤrter (nach dem a b c. Reim-weiſe geſetzt / und aufs neue vermehret) zu finden.
Wittenberg /Gedruckt bey Johann Roͤhnern /Jm Jahr 1641.

Denen Wohl-Edel-gebohrnen / Geſtrengen und Mann-Veſten / Herrn Wolff Chriſtoff von Ar - nimb / auff Zichau / etc. Jhr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen wohlbe - ſtaͤlten Oberſten zu fuße / und Ober-Befehlichs - habern der Feſtung Wittenberg / etc. Herrn Georgen Herrmann von Schweinitz / auf Romnitz / ꝛc. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen in dem Loblichen Arnimbiſchen Regiment / wohlbeſtaͤlten Oberſten Lieutenant. ): (2undund Herrn Georgen Heinrich von Biſchoffsheim / Eben Jhrer Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen / des auch Loͤblichen Arnimbiſchen Re - giments wohlbeſtaͤlten Oberſten Wach - meiſter. Meinen Hoͤchſt - und Hoch-ge - ehrten Herren.

ES geſtehet ſonders zweiffels ein jedweder / daß zur ſchoͤnen Fruͤh - lingszeit / wann mann ſich in die verfuͤnſterten Buͤſche und ſchattichten Waͤlder / die Sinnen in etwas anzufriſchen / be - gibt / mehr furcht und zittern als An - muth und freude zu gegen ſey: Alſo beduͤncket mich auch / es werde mein Gemuͤthe / wann es ſich in den Ge -ſchichtenſchichten unſerer Vorfahren / der uner - ſchrockenen und Maͤnnlichen Deut - ſchen vertieffet und eingelaßen / aus verwunderung nicht nur entzuͤcket / ſondern in ebenmaͤßiges zittern / und ſo zu reden / gleichſam in eine heilige Furcht und Entſetzen gejagt. Da dann die Ritterlichen Thaten dieſes unuͤberwuͤndlichen Volcks / und die vortraͤfflichen Tugenden / welche die Deutſchen den Goͤttern gleichſam aͤhnlich gemacht / mit Beſtuͤrtzung von jedermann geleſen werden. Der tapf - fere Helden-muth / die muthige Tapfer - keit war auff der gantzen Erden er - ſchollen / daß auch Room die Fuͤrſtin der Welt / welche ſo viel unzaͤhlichen Voͤlckern obgeſiegt / ſelbſten dafuͤr er - zittern muſte: Nur der Deutſchen bloſ - ſer Nahme / ich geſchweige / die Groß - muͤthigkeit und angebohrne traͤffliche Staͤrcke war allen Voͤlckern erſchroͤck -): (3lichlich zu hoͤren. Vnd nicht nur dieſes / ſondern auch die ruhmwuͤrdige Auff - richtigkeit / die unvergleichliche Be - ſcheidenheit / war jhnen auch gleich - ſam alß von Natur eingepflantzet und alſo mehr zu erheben alß nach zu thun; Weßwegen Sie auch nicht allein von Freunden / ſondern auch von Feinden geliebet worden. Wo ſeyn aber jtzund die traͤfflichen Tugenden? Wo iſt die edle Beſtaͤndigkeit? Jn der Kleidung behielten Sie einerley Manier zu al - len zeiten / jtzo aber / laßen ſie jhnen ſel - bige alle Monat zu aͤndern / belieben / borgen kleidung und ſitren von Auß - laͤndiſchen / ja Barbariſchen Voͤlckern. Die edle Aufrichtigkeit iſt bey vielen in eine machiavelliſche ſcheinheiligkeit verwandelt / die herrliche und majeſtaͤ - tiſche Sprache / welche ſo viel hundert Jahr rein und unverfaͤlſcht geblieben / hette vor etlichen Jahren jhre Maie -ſtaͤtſtaͤt auch ſchier verlieren doͤrffen; Wo ſolches nicht durch Hoch-verſtandige Leuthe verwehret und hintertrieben worden / welche ſich als treue Liebha - ber der Deutſchen Zierde / jhre Mut - ter-ſprache nicht allein in voriger ho - heit und Reinligkeit zu erhalten / be - muͤhet ſondern es iſt auch dieſelbe ver - mittelſ der Deutſchen Poeſie / nun mehro ſo hoch geſtiegen / daß ſie auch ſich gleichſam mit gewalt aus dem ſchaͤndlichen verdacht der Barbarey herrauß geriſſen; Da es doch faſt das Anſehen gewonnen / als ſolte ſie nun gantz untergehen / weil ſo viel fremder Sprachen woͤrter miteingemiſchet wurden / derſelben eine ſonderliche hoͤffligkeit und zierde damit zu erwer - ben / da ſie doch dadurch vielmehr ſchaͤndlich verſtellet / als gezieret ward.

Wovon dann ſonderlich der Hoch - Verſtaͤndige Buchner im ſechſten Ca -): (4pittelpittel ſeiner Deutſchen Proſodie weit - leufftiger handelt; und wie Juvenalis die vermiſchung der Sprachen den Roͤ - mern ſonderlich dem Frauen-zimmer in ſeinem Tugend - und Laſter-getich - te verwieſen / welche ſich auch / wie die unſrigen zu thun pflegen / mitfrem - den Worten kuͤtzelten / Alſo kann auch unſer Opitz dieſelbe Hoff-art an einem Orte ſeiner Getichte gar hoͤflich durch - zihen / wenn er ſpricht:

Er darff ſein Huͤtlein nicht ſters in der hand bihalten /
Wann er nach Hofe koͤm̃t und vor der Thuͤr erkalten /
Eh als er audiens (verhoͤr iſt viel zu ſchlecht)
Zu wege bringen kann

Soll mann ſich derowegen ſolcher Woͤrter und Arten zu reden / alß da ſeyn / die Fortun hatt Jhm dermaßen favoriſieret; Er hatt mich aus der ta - bell ſeines hertzens ausradieret etc. wo ſie nicht / ſo zu reden / bey uns jhr buͤrger-recht ſchon erlangt / und vor Deutſche wort gehalten werden /gaͤntz -gaͤntzlich entſchlagen; Sonderlich in der Deutſchen Poeſie / welche / wie ge - dacht / unſerer Murter-ſprache eine ſonderliche zierde und anſehen machet / darumb ich dann auch hiedurch bewo - gen / meinem lieben Vaterlande zu eh - ren die feder anzuſetzen / damit der Deutſchen Sprache Hoheit und Zier - de noch ferner erhalten und fortge - pflantzet wuͤrde / wozu denn die Deut - ſche Poeſie ſehr nuͤtzlich und guth; wie ich dann im nechſt abgewichenem Jah - re den Anfang gemacht und den einen Theil meines Deutſchen Helicons auf vieler Anhalten herfuͤr gegeben und des verſtaͤndigen Leſers urtheil erwartet; und / weil ich aus dem faſt geſchwinden abgange deßelben ver - mercken kan / daß Er einem und dem andern gefallen / hab ich mich gar leichtlich bereden laßen / folgende Theile dem oͤffentlichen urtheil auch): (5zu un -zu unterwerffen / biß ich mit der zeit / wann uns der Himmel allerſeits das leben friſten wuͤrde / ein hoͤhers und baͤſſers vor die hand nehme / wie ich dann meinem geliebten Vaterlande ein mehrers zu thun ſchuldig.

Daß ich aber J. J. J. Hoch edl. Hoch - Edl. Hoch Edl. Geſtr. Geſtr. Geſtr die - ſen Andern Theil meines Deutſchen Helicons zuſchreiben mag / meine ich mehr als genug urſache zu haben. Vornehmlich weil die letzten Beyde aus Ebenſelbi gen Landen und Gren - tzen / worauß der Edle und Sinn-rei - che Opitz der Deutſchen Poeſie uhrhe - ber und erfinder entſproſſen: und dann auch weil deroſelben Geſam̃te vor - traffliche Gemuͤther den Gelehrten ſonderlich gewogen / auch ſich jederzeit auf allerley gute und freye Kuͤnſte be -〈…〉〈…〉 ſſen / und ſelbige in hohem wertheundund Ehren gehalten. Dannenhero ich Denenſelben meine geringe Ge - tichte zu zuſchreiben und zu verehren bewogen worden; Bitte aber Sie wollen ſolches mein kuͤhnes unterfan - gen im beſten vermercken / und ge - neigter ſich erweiſen / als meine We - nigkeit verdienet / auch mich alſo in Jhre Gunſt-gewogenheit befohlen ſeyn laßen / der ich bin und verharre.

J. J. J. Hoch Edl. HE. HE. G. G. G. Gegeben am 12. tage des Mer - tzens im 1641. Jahre.Dienſt-Schuldiger Philipp Coͤſtus.

Wohl -
Wohlmeinender Leſer.

GEgenwertige Buͤcher koͤnten zwar hin und wider mit allerley noch vie - len andern Oden und Getichten / ſonderlich die letzten beyde / vermehret werden / dieweil die Deut - ſche Poeſie nunmehr ſo hoch geſtiegen / daß mann anjetzo in unſerer Mutterſprache uͤber die tauſend Oden auf allerley Art vorſtellen kann / alſo daß jmmer eine anders alß die ander in ſchrenck - und Abwechſelungen der Verſe ge - ſchrieben und geleſen wird / darumb ich denn nur die vornehmſten herrein ſetzen wollen / (wiewohl ohne dis die Bůcher uͤber verhoffen etwas ge - wachſen) damit ſie Jhm ein jeder / weil uns die unbilligkeit der zeiten ein hoͤhers mißgoͤnnet / mit geringern koſten ſchaffen koͤnte / was aber kuͤnffti - ger zeit in einem abſonderlichen Buche geſche - hen moͤchte / wil ich nicht gaͤntzlich in abrede ſeyn.

Wann dier etwan verliebte Reden und gedancken bey verleſung dieſer Buͤcher vorkom - men moͤchten / welche / wie ich ungezwungen be - kennen muß / mit allerley der gleichen Liebes-ſa - chen erfuͤllet ſeyn / ſo wiſſe / daß ich nicht ſolcherLiebeLiebe / uͤmb welche ſich die Welt bemuͤhet in der - gleichen Oden nachgehangen / ſondern vielmehr es dahin geſpielet / meine noch friſche Jugend und andere freudige Gemuͤther unterweilen mit der Weißheit und ſo fort / welche ich offtermahls als eine Nimfe anzuſingen pflege / noch weiter zuerluſtigen / wie ein gelehrtes und verſtaͤndiges gemuͤthe / in voͤlliger betrachtung und verleſuͤng leichtlicher verſpuͤren wird / als es Jhm meine Wenigkeit kann darthun und erweiſen. Jm fall ja etwan was weltlichs vorlieffe / ſo verhoffe ich nicht / daß ich den geſaͤtzen guter ſitten zu wider / oder aus den ſchrancken der Erbarkeit geſchrit - ten ſey.

Were auch etwa im ſetzen was verſehen worden / ſonderlich in den doppel-lautenden / da offt euͤ vor eu / aͤu vor en alß lieb-aͤugelt vor lieb-eugelt geſetzt iſt; Da ich dann jenes vor unrecht erachte / weil drey oder mehr ſelb-lauten - de zu einem doppel-lautenden zu viel / wie wir im Erſten Theil erinnern / und was es ſonſten mehr iſt / wird der geneigte Leſer ſchon ſelbſten / ohne beſchwerden / verbaͤſſern / und Seinem Freunde / wie Er dann der ungezweiffelten hoffnung le - bet / jederzeit guͤnſtig und gewogen verbleiben.

Gehab dich wohl!

Kurtze

Kurtze Entwerffung Der vornehmſten Waſter der Deut - ſchen Getichte / ſo in folgenden vier Buͤchern zu finden.

  • 1. Ein Muſter der Neuen Jambiſchen Art / da ſich jede Strophe mit zween weiblichen 15-ſylbigen Verſen anfaͤht und mit zween maͤnnlichen 14 - ſylbigen endetam 3. blat.
  • 2. Ein Muſter der Alexandriniſchen oder Helden - Art / darninen jede Strophe auff zween weiblt - chen dreyzehen-ſylbigen und zween maͤnnli - chen zwolff-ſylbigen beſteht /bl. 5. 6.
  • 3. Ein Muſter Gemeiner Art /bl. 18 19.
  • 4. Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art / darin - nen beydes der weibliche und maͤnnliche Vers / 15-ſylbig. bl. 43.
  • 5. Ein ander Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art da die Strophe auff zween weiblichen 1〈…〉〈…〉 - ſylbi - gen und zween maͤnnlichen 12-ſylbigen beſte - het. bl. 44.
  • 6. Ein Anders der Neuen Trochaͤiſchen Art / darin - nen der weibliche 11. ſylben / der maͤnnliche 10. ſylben und den Abſchnitt allzeit nach der 5. ſylbe jedes Verſes hatt. bl. 45
  • 7. Ein Anders der Neuen Trochaͤiſchen Art / darin - nen der weibliche 9-ſylbig / der maͤnnliche 8-ſyl - big / ſo den Abſchnit nach der dritten hai /bl45. 46
  • 8. Ein Muſter der Neuen Verſel darinnen allerley pedes vermiſcher werdenbl. 170.
  • 9. Ein Muſter der langen Dactyliſchen Verſe. bl. 87. 84. etc.
  • 10. Ein Muſter der kurtzen Dactyliſchen Verſe. bl. 78.
  • 11. Sechſtinne / von maͤnnlichen und weiblichen Alexandriniſchen Verſen. bl. 8.
  • 12. Sonnet von neuen Verſen / bl 4. von Alexan - driniſchen / bl. 10. 11. von gemeinen Verſen / bl. 21. 22. von langen Trochaͤiſchen Verſen neuer Art / bl. 43. von kurtzen Trochaͤiſchen Verſen / bl. 47. von Dactyliſchen Verſen / bl. 77. von Anapaͤſtiſchen Verſen /bl. 88.
  • 13. Elegie von Alexandriniſchen Verſen /bl. 11.
  • 14. Quadrain oder vierzeilich geſetze von Alexandri - niſchen Verſen / bl. 13. 14. von gemeinen /bl. 22. 23.
  • 15. Sexain / Sechs-zeilich geſetze von Alexandrini - ſchen / bl 14. von gemeinen /bl. 23.
  • 16. Huetain / Acht-zeilich geſetze von Alexandrini - ſchen / bl. 15. von gemeinen /bl. 23.
  • 17. Rondeau oder Ringel-getichte von Alexandrini - ſchen / bl. 17. von gemeinen /bl. 24.
  • 18. Ringel-Ode von Jambiſchen langen und kurtzen Verſen /bl. 39. 40.
  • 19. Ode von Alexandriniſchen Verſen /bl. 16.
  • 20. Ode von gemeinen Verſen /bl 20.
  • 21. Pindariſche Ode von lauter Jambiſchen Ver - ſen /bl. 25.
  • 22. Ode von 9 - und zehn-ſylbigen Trochaͤiſchen ver - ſen /bl. 46.
  • 23. Pindariſche Ode von lauter Trochaͤiſchen Ver - ſen /bl 51.
  • 24. Ode auff Echoniſche Art von lauter Trochaͤi - ſchen Verſen /bl. 55. 56.
  • 25. Oden von Dactyliſchen Verſen /bl. 80. etc.
  • 26. Pocal von Dactyliſchen Verſen /bl. 83. 86.
  • 27. Hertze von Dactyliſchen Verſen /bl 84.
  • 28. Sapphiſche Oden. bl. 95. 96.
  • 29. Pindariſche Ode von allerhand vermiſchten Verſen /bl. 145. 146.
  • 30. Ode auff Echoniſche Art von Jambiſchen und Trochaͤiſchen Verſen /bl. 160. 161.
  • 31. Oden mit allerley Verſen vermiſcht /bl. 149. etc.
  • 32. Ode von neuen Verſen darinnen Jambiſche und Dactyliſche pedes vermiſcht werden /bl. 170.
PHILIP.
[1]

Philippi CÆsii Erſtes Buch / Von den Muſtern der Jambi - ſchen Arten.

ASon -2.
Sonnet An den Leſer.
Hier muſtu was gemach im erſten Buche ſchleichen
den wohlbedachten tritt nach jambiſcher manier /
ſo lange / biß ſich auch das Andre laͤſſt berfuͤr /
darinnen dañ die Verß den ſchwinden gang erreichen /
auf zweyen fuͤßen gehn / und ſo den Erſten gleichen /
nur daß ſie ſchneller ſeyn und eylen mit begier
gleich einer waſſerfluth; Drauf zeigt ſich / Leſer / Dier
das dritte Muſterbuch / dem alle beyde weichen
an fluͤchtigkeit und zier; Darinnen alles ſpringt /
und geht den trippeltantz / da auch die Sappho
ſchwingt
jhr fuͤßes ſpiel empor. Dann werden uns die Lieder
im Vierden auch gezeigt / darinnen fuͤr und fuͤr
die Arten ſeyn vermiſcht; Nun ſey gewogen mier;
Mein Leſer / wer du biſt / ſo thu Jch gleich fals wieder!
Ein3.

I. Ein Muſter der neuen Art Jambiſcher Verſe / da ſich die ſtrophe mit zween Weiblichen 15-ſylbigen Verſen anfaͤhr und mit zween maͤnn - lichen 14-ſyllbigen endet.

Von der Ewigkeit.
WAs iſt dis fuͤr ein ſchweres wort / das marck ein bein ver -
zehret?
Das ſelbſten der Bered ſamkeit das ſprechen bem̃t und wehret?
Vor dem die welt erzittern muß / vor dem ich tag und nacht /
Wenn gleich kein einig ſtern noch licht am hohen Himmel
wacht /
Gantz ſchlaffleß und voll ſchrecken bin? das mier erregt viel
ſchmertzen /
Das durch ſein langes ewig-ſeyn ein pfeil in meinem hertzen /
Das ich durch dieſen Reim und Vers / wie lang er auch mag
ſeyn /
Mitt nichten doch ausſprechen kann / ô uͤbergroße pein!
Ein wort von ſtaal und Deamant / ſo Ewigkeit genennet
Fuͤr dem der Him̃el ſelbſten ſich noch viel zuſchwach erkennet /
Ein wort ſo hertz und ſinn erregt nach unvergaͤngligkeit
Mit feuriger begier zuſtehn; ein End unendlich weit.
Es wird der Hellen ſchwartzer ſchwall je mehr und mehr ent -
zuͤndet /
Das Feuer brennt und wird doch nicht die Endſchafft ausge -
gruͤndet /
Es ſchmeckt nach lauter Ewigkeit ſo nimmermehr zerrinnt /
Das dreygeſchnautzte Hellenthier kein ende ja gewinnt.
Hingegen aber bleibet auch unendlich ſolche wonne /
Die allen Frommen hatt bereit die Secl - und Lebens-Sonne;
Druͤmd laß mich ja nur buͤßen hier laß leiden angſt vñ ſpott /
Daß ich in freuden ewig ſey hernach dey dier / ô Gott!
A 2II. Son -4.

II. Sonnet neuͤer Art / ſo ſich mit weiblichen anfaͤht.

An die Stadt Leypzig.
WAs iſt dis fuͤr ein ſchoͤner toon? wes iſt dis ſuͤße ſingen?
Das ſich erbeben kann ſo hoch und brechen durch den Neid /
Das Leypzig / dich beruͤhmet macht / du ſchoͤne zier der zeit.
Wie laͤſſe nicht Phoͤbus ſelbſt in dier die bohen Lieder klingen /
und lehrt in Deutſcher Poeſie die guͤldnen ſetten zwingen?
Dann Flemming uͤbte ſich in dier mit ſingen allbereit /
dem Lund vnd Olearius nichts fehlt an zierligkeit;
ja Hartman / Bremen / Finckeltaus und Heinſius ſich ſchwingen
biß an den blauen Himmel nauf und geben dier den preiß /
weil ſie / ô ſchoͤne Stadt / in dier durch angenehmen fleiß
den Opitzinnen abgeſiegt und jhr verſuͤßtes ſpielen
bey fruͤh - und ſpaͤter Abends-zeit erlernet und geuͤbt;
Druͤmb dich / ô ſchoͤne Muſen Stadt ein jeder ehrt und liebt:
Der Saͤnger Printz ſpitzt auf dein Lob die zahrten federkielen!

Dieſe art Jambiſcher Verſe / ſo nach der 8. ſylbe den Abſchnitt hat / iſt nach manier der 14 vnd 15 Trochaͤiſcher Verſe gemacht / derer zween weibliche 15-ſylbige Verſe in Opitzens Hercinie am 51. blate zu finden / auf ſolche art:

ungrad iſt den Goͤtternlieb; dreymahl iſt er auch gebunden
dreyer farben ſaden ſind uͤmb den harten hals gewunden.

Hiervon kan der Hochgelehrte und Welt - bekante Herr Buchner in ſeiner Proſodie weit - leuͤfftiger geleſen werden: Auch kann man Opi - tzens Judith aufſchlagen / darinnen unterſchied - liche zu finden.

III. Ein5.

III Ein Muſter der Alexandriniſchen-o - der Helden-art / darinnen ſich jede ſtrophe mit zween. Weiblichen dreyzehen-ſylbigen anfaͤht und mit zween Maͤnnlichen zwoͤlffſylbi - gen Verſen ſchließet.

Auff Dorotheen Bildnuͤs.
WAs ziert doch Jungfern wohl? ich moͤcht es gerne
wiſſen /
ey mein / ey ſagt miers doch? Das unverſchaͤmte kuͤſſen
mit jedem / oder iſts der guͤldnen Kleider-pracht?
O nein: die reden ſeyn mier warlich ſehr verdacht.
Jch weiß was beſſer ziert; geht fraget Dorotheen /
Was gilts / die keuſchheit iſts / Sie wird es euch geſtehẽ /
daß ſie den Todt begehrt / eh ſie von keuſchheit zier
vnd remen Lehre wich; der folget nun auch Jhr.

Jn dieſer Art wird der erſte und andre Vers Tri - meter hypercatalectus jambicus, der dritte und vierde Trimeter acatalectus jamb. genennt / ſo zuſammen eine ſtrophe machen / wie im erſten Theil erinnert worden.

IV. Ein Muſter Alexandriniſcher Art / da ſich jede ſtrophe mit zween mannlichen zwoͤlfſylbigen anfaͤht / vnd mit zween weiblichen dreyzehnſyl - bigen endet.

A 3Ach -6.
AEh ſchmertz! ach weh! ach leid! wie bricht herein
die nacht /
der ſchwartze ſuͤndẽſchwarm / kein einig ſtern der wacht /
die Sonne ſcheint nicht mehr / der Mond iſt auch
verdunckelt / (ckelt /
die Nacht iſt ſchreckens voll kein einig ſtern der fun -
wie hab ichs doch verdient / ô großer Gott uͤmb dich /
daß du dich kehrſt von mier und ſo beſchaͤmeſt mich.
Jch bin ja voller angſt / weiß nicht was ich beginne /
ja hellen-angſt fuͤhl ich es will mier nicht zu ſinne /
daß mehr gewoͤlcke ſey / da / wo zu ruͤcke geht /
der guͤldnen Sonnenlicht / alß hier bey mier entſteht /
Jch halte gaͤntzlich nicht daß grauſamer die Helle /
der ſchwartzen Naͤchteburg / da Lerm und Schwarm
zur ſtelle /
Jch halte gaͤntzlich nicht / daß trauriger ſich zeigt
der vorverblaſſte Mond / dort wo der Veer auffſteigt.
Bey nacht ſehr ihre nacht die Scyther wohl und
wiſſen /
daß ohne Sonnenſchein Sie offte leben muͤſſen.
Wenn gegen mitternacht der mond zwey vierthel jahr
regieret / giebt er doch der Sonnen jmmerdar
das dritte vierthel ein. Jch aber bin verdammet
gantz gantz zur finſternuͤs / kein einig ſternlein
flammet /
und doch (was blinden troſt uñ rechtes laabſaal macht /)
ſiht mein gemuͤthe nicht / ô weh! ſein eigne nacht /
es liebet ſie viel mehr, das licht iſt jhm verhaſſet /
weil vor den hellen tag die fuͤnſtre Nacht es faſſet /
denn7.
denn Jhm hatt ſchon geraubt die hoffart flam̃ uñ licht /
und iſt verdunckelt gantz; Der Ehrgeitz laͤſſet nicht
der Sonnenglantz hinnein: die boͤſe luſt verdun ckelt
dieſelbe gantz und gar / daß auch kein ſtraal nicht
funckelt;
So offt derſelben Bild will ſchleichen ins gebluͤth /
ſo offt die ſchwartze nacht zu folgen ſich bemuͤht.
Die augen habens guht / ſo zu gewiſſen zeiten
dem blaſſen Monde nach die Sonne ſehen ſchreiten /
Jch aber bin nun gantz mit fuͤnſternuͤß uͤmbringt /
jemehr ich ruff und ſchrey / jemehr es auf mich dringt;
Es ſchmertzet traun viel mehr wenn augen ſeyn zu
finden / (blinden
und darff ſie brauchen nicht / als wenn ſie einem
zu brauchen Gott nicht gibt: Ein Wandersmañ der iſt
voll trauren / wenn die nacht zu kommen iſt geruͤſt /
Des morgens aber kann er wieder ſich ergoͤtzen
mit ſeiner Wanderſchafft / mich aber helt in netzen
gefangen allzulang anjetzt die ſchwartze nacht /
ſo dier / ô Sonne / will verbieten deine macht.
Ja wann aus mitternacht die Sonne koͤmt zu ruͤcke /
ſo wuͤndſchet jedermann / daß er ſie auch erblicke;
Der Roͤthin-volck wendt ſich dort gegen morgen hin /
und ſpricht / willkommen ſey / du tagesbringerin.
Alſo ich offtermahls mein traurigs Angeſichte /
mein hochbetruͤbtes heupt hinn auf gen him̃el richte /
und ſpreche / brich herein / du Sonne meine zier /
die du ſo lange zeit dein Licht verborgen mier / (tzen
Ach kom̃! ach kom̃! ach kom̃! uñ zuͤnd in meinem her -
dein licht und fackel an / und lindre meine ſchmertzen /
A 4ob8.
ob auch gleich ſolchen glantz noch nicht erlanget ich /
ſo iſt es doch genug / daß ich erbethen dich; (werden /
Die hoffnung laͤſſt mich nicht an dier zu ſchanden
(daß ich ſo reden mag) weil ich noch bin auff Erden /

V. Sechſtinne. Von maͤnnlichen vnd weiblichen Alexan - driniſchen Verſen.

WEnn wird mich ſterblichen aufnehmen doch der
Himmel?
Wenn werd ich doch einmahl anſchauen meinen Gott?
Wenn werd ich hoͤren wohl die Engeliſchen Lieder?
Jch irre traurens-voll in dieſer ſchwartzen Nacht.
Wenn kom̃ich doch einmahl zur himmeliſchen freude?
Die Erd iſt mier zu klein / zu klein iſt mier die Welt.
Mein Gott ich halte dich viel hoͤher als die Welt /
mein Gott ich halte dich viel hoͤher als den Himmel /
druͤmb hab ich große luſt bey dier zu ſeyn mein Gott;
Mein Gott / ich hoͤre dich vor ſeitenſpiel und lieder /
Mein Gott / ich liebe dich und hoffe tag und nacht
mein Gott / bey dier zu ſeyn / zu ſchauen dich mit frenden.
Es ſuchet ſeine Braut der Breutigam mit freuden /
es liebet geld und gold die arme ſchwache Welt /
die Erde liebet auch und wieder Sie der Himmel /
vor liebe gegen uns gab ſelbſt vor uns ſich Gott /
und Du / ô Seelenſchatz! erhoͤrſt nicht meine lieder /
uñ nim̃ſt mich nicht zu dier aus dieſer ſchwartzen nacht.
Wo9.
Wo du nicht biſt / mein Gott / da iſt es lauter nacht /
wo du nicht biſt / mein Gott / da ſeyn wir ohne freuden /
wo du nicht biſt mein Gott / ver geh ich in der Welt /
wo du nicht biſt mein Gott / was hilffet mir der Himmel!
Es iſt uͤmb mich geſchehn / wo du nicht biſt mein Gott /
mein bethen wer uͤmbſonſt / uͤmbſonſt die ſteren Lieder.
Doch fahr ich immer fort zu ſingen meine Lieder /
und gleube feſtiglich / daß ich nach dieſer nacht /
ô großer Gott / dein Licht ſoll ſchauen an mit freuden /
Jch hoffe feſtiglich zu ſegnen bald die Welt /
Jch hoffe feſtiglich zu nehmen ein den Himmel
und traue feſtiglich zu ſchauen meinen Gott.
Da lob und lieb ich dich von hertzen / hoͤchſter Gott /
da ſollen erſt angehn die rechten freuden-Lieder /
weil uns kein ungethuͤmb kein ſchrecken / keine Nacht /
kein Krieg abhalten wird allda von ſolchen freuden /
die Gott uns hat hereit: Ey nun du ſchnoͤde Welt /
Jch laße deine Luſt und ſuche luſt in Himmel!
Erhoͤre liebſter Gott / mein bethen / meine Lieder /
und zeuͤch mich aus der Welt dir nach hinnauf gen
Himmel /
weil hier nur lauter nacht dort aber licht der freuden!

Eine Sechſtinne iſt ein gedichte von 6. ſtro - phen / darinnen jede ſtrophe auch 6. verſe hat / wie aus vorhergehender ungereimten / das iſt / darin - nen ſich kein vers mit einander reimet / zuſehen; Wie denn auch Opitz eine von lauter maͤnnli - chen auch ungereimet mit in ſeine Schaͤferey ge - ſetzt / ſo am 57. blate zu finden.

A 5VI. Alexan -10.

VI. Alexandriniſch Sonnet. So ſich mit weiblicher endung anfaͤht.

Auf die haar einer Jungfer.
SEyn das die guͤldnen haar? ach gold / ſie koͤnnen
zwingen
und binden meinen muth mit ihrem glantz an ſich;
Nicht bande; ſtraalen ſeyns; damit ſie blaͤndet mich
die Sonne meiner zeit; Nicht ſtraalen; blitze dringen
mit eingemiſcht herzu / und in den Luͤfften ringen;
Nicht blitze; Seenen ſeyns / davon ſo ſeuberlich
die guͤldnen pfeile ſchieſt der kleine Wuͤtherich.
Nicht Seenen; was denn ſonſt ſo unter vielen dingen?
Dañ guͤlden ſeyn ſie nicht / weil gold nit halb ſo theuer /
auch bande ſeyn ſie nicht / weil bande feſter ſeyn;
Auch Sonnenſtrahlen nicht / weil nur ein Sonnen -
ſchein;
Nicht blitze; weil der blitz ein augenblicklich feuer /
auch ſeyn ſie Seenen nicht. Noch werden ſie mit
macht
gold / ſtraalen / banden / blitz und ſeenen gleich geacht.

VII. Alexandriniſch Sonnet. Welchs ein maͤnnlicher Vers anfaͤht.

uͤber Wittenberg.
WAs iſt dis fuͤr ein Sitz? Was iſt dis fuͤr ein ort?
Jſt hier nicht Tullius? nein. Buchner der Beredte /
den mann zu ruͤhmen weis / wo Titan geht zu bette /
und11.
und wider aufferſteht: Was hoͤrt man fuͤr ein wort?
Der Goͤtter Ausſpruch? nein. Hier iſt derſelbe port /
wo Luther erſt mahls harr geſtritten uͤmb die weite
und ritterlich zerbrach des Pabſtes ſtarcke kette /
der uns gefangen hielt: Der Ablas muſte fort;
Das wort / das edle wort quoll lauter rein und klar /
hier hier erwehlte Gott ſein Feuer und Altar;
Nun quillt noch weiter fort die himmeliſche Lehre;
Hier lehrt der Alten Fuͤrſt der große Mann Martin /
Herr Roͤber / Huͤlſeman / Scharff / Sperling viel
erzihn /
So dann auch werden ſeyn der Wittenberger Ehre.

VIII. Elegie. Von Alexandriniſchen Verſen.

Auf die Feuersbrunſt / ſo den 3. Weinmo - nat in Wittenberg im Jahr 1640. ent - ſtanden.
WJe warſtu ſo beſtuͤrtzt? wie war dier doch zu muthe /
du edles Wittenberg / was ſah ich doch in Dier?
Ach weh! ach immer weh! Gott zeigt dir eine ruthe /
faͤht an zu ſtrafen dicht; Ein Feuer bricht herfuͤr
und nimmet uͤberhand! Wie haſtu das verdienet /
du heiliger Altar? Daß eine ſolche gluth
dich alſo gar uͤmbgab? und ſich (ach leid!) erkuͤhnet
zu ſteigen auf das Hauß darinnen uns zu guth
Lutherus angezuͤnde die Fackel reiner Lehre /
darinnen Babilon zum erſten mahl erlag /
darin -12.
dariñen ſelbſt der Mann der Deutſchen ruhm und ehre
Lutherus ſteht und ruht: ach welch ein truͤber tag!
Welch eine boͤſe poſt wer Euch vor augen kommen /
Jhr Anverwanten Jhr! wo Gott es nicht gewehrt /
es hatte ja die gluth ſo uͤberhand genommen /
daß menſchen huͤlff und rath ſo gar von uns gekehrt
und nichts mehr fruchten wolt: die bach war abgelaßen /
am waſſer es gebrach / mann konte leſchen nicht /
die buͤrger in der Stadt in furcht und ſchrecken ſaßen /
biß wieder brach herfuͤr das rothe morgenlicht.
Da ſchon ein guter theil in aſche war verkehret /
da legte ſich die gluth / das feuer ward geſtillt /
der Armen angſt geſchrey und bethen war erhoͤret /
Gott ſelbſten ſtund dabey / der war der beſte ſchild /
und ſprach dem Feuer zu / hier ſey euch ſtoltzen flammen
der grentzeſtein geſetzt; nicht weiter ſolt jhr gehn.
Drauf daͤmpfte ſich mit macht das Feuer allzuſammen
und brante nicht wie vor mit ſchrecklichem gethoͤn.
Wie aber? war es dann am Himmel angeſchrieben?
Stund etwan dazumahl ein feuriger Planet /
daß du durch feuersgluth ſolt werden aufgerieben /
O heiliges geſchoͤpf / wie jtzt die rede geht /
und muſt es alſo ſeyn? ach nein. Die ſchweren ſuͤnden /
die uͤberhaͤnffte ſchuld / damit du deinen Gott
zu zuͤrnen angereitzt / ſelbſt dier die ruthe binden;
Wie oftermahls haſtu verlaßen ſein gebott /
wie oftermahls haſtu mit ſchrecklichem verbrechen
den Hoͤchſten angeflam̃t; Druͤmb weiſet er nun dier /
daß er auch ſtrafen kan uñ deinen hochmut ſchwaͤchen;
Wer hette dis gedacht / Gott wohnet ſelbſten hier;
Dis13.
Dis iſt die heilge Stadt / da Gottes quell entſprungen /
und durch das Deutſche Land mit vollen ſtroͤmen
dringt /
hier iſts zum erſten mahl der Chriſtenheit gelungen /
hier iſt dieſelbe Burg ſo alle Ketzer zwingt.
Ja freylich iſt es war; daß hier des HErren Tempel /
doch ſol man dencken nicht / daß wir võ ſtraffen frey /
wann wir verbrochen uns: Ein trauriges Exempel
ſtellt uns der Hoͤchſte fuͤr; wie er ſo zornig ſey /
doch iſt es nicht fein ernſt / er will uns ſo nur leiten
zur rechten Gottesfurcht / zur wahren froͤmmigkeit /
und daß wir unſre ſchuld erkennten ja bey zeiten /
und nicht ſo lebten fort in ſolcher ſicherheit:
Dis war des Hoͤchſten Sinn. Druͤmb wir Jhn Va -
ter nennen /
und billich danckbar ſeyn / daß er nicht alſo gar /
wie wir es wohl verdient / hatt laßen ferner brennen /
den angeflam̃ten zorn. Daß er uns noch bewar
vor feuersnoth und krieg / laſt uns ein frommes Leben
hinfuͤro ſtellen an / daß Gott dem HErrn allein
ſtets unſer Seel und Leib und alles ſey ergeben /
ſo wird er unſer Gott und treuͤer Vater ſeyn.

IX. Quadrain oder vierzeilich geſetze / ſo ſich von weiblichen Alexandriniſchen anfaͤht.

Dein vers iſt lobens werth; er wird fein lange tauren /
weil ſich ein jedes wort hart in einander ſchraubt /
daß einer wer jhn lieſt / vor ſchweren worten ſchnaubt /
wie ein Soldate thut / wenn er erſteigt die mauren.
X. Qua -14.

X. Quadrain / ſo ſich von Maͤnnlichen anfaͤht.

WEr Jungfern gleuben wil / muß pfluͤgen auff der
See /
und ſeen in den Sand: wer jhren worten trauet;
helt mit der hand die luſt / auf kemen grund er bauet;
wie glaaß iſt Jhre gunſt / druͤmb pack dich Galatee.

XI. Sexain / Sechszeilich geſetze / ſo ſich von Weiblichen anfaͤht.

WJe ſparſam werden doch / wie witzig unſre Leuthe /
durch dieſen krieg gemacht / der Mangel ſtetig denckt
auff lauter ſparſamkeit; daß ſich der Prieſter kraͤnckt
und gar verarmen muß: mann gehet auf die freyte
ſo lange biß zugleich im wochen ligt die Braut /
alſo daß auf einmahl der Prieſter taufft vnd traut.

XII. Sixain / So ſich von Maͤnnlichen anfaͤht.

DAs Frauenzimmer ſonſt iſt ja ſo eckel nicht /
wie koͤm̃t es doch / daß du verhuͤlleſt dein geſicht /
O Schwartze / wenn zu dier ein wohlgezierter Freyer
in deinen zimmer koͤm̃t? und weicheſt alſobald
aus ſeinen augen weg / weil er von geldekalt?
Ach ſih / das wuſt ich nicht / der ſchneider macht Dich
theuer.
XIII. Hui -15.

XIII. Huictain / Achtzeilich geſetze / So ſich von Weiblichen anfaͤht.

OErdmuth guͤldnes Licht! ô Sonne dieſer Erden!
Jch habe nicht geſehn bey andern dieſe zier /
die doppelt kann zugleich bey dir geſchauer werden /
der Roͤthe bild die ſchaam von innen bricht herfuͤr /
von außen ſchoͤnheit-pracht mit lieblichen Geberden /
man hat ein ſchoͤnes hauß uñ ſchoͤnen wirth an dier:
Ob dier das Alter gleich den ſpiegel wolte brechen /
ſo kan es doch die ſchaam und zierligkeit nit ſchwechen.

XIV. Huictain / So ſich von Maͤnnlichen anſaͤht.

Wie darfſtu ſchwartze Nacht doch nur ſo kuͤhne ſeym
und treten ins gemach / wo Adelheit ſich findet /
die Bluͤthe dieſer zeit / wo Sie mit vollem ſchein
ſich niederließ zur ruh / und guͤldne Kraͤntze windet:
Jhr Lichter in der Lufft / ihr Himmels-aͤugelein
wie daß ihr euch dann ſo je mehr und mehr entzuͤndet /
und brennet in der Luft? wie daß jhr nicht verbleicht /
vor dieſem glantz und licht / dem ſelbſt die Sonne
weicht?
XV. O D E16.

XV. O D E. von Alexandriniſchen Verſen.

1.
DEr abend bricht herrein / die kuͤhle nacht entſpringet /
da man der Liebe lied mit vollen freuͤden ſinget /
die Kinder kuͤhler lufft ſeyn auch in ſtoltzer ruh /
nur Echo wachet noch und rufft mir jmmerzu
die letzten ſylben nach: Jch ſehe wie den ſternen
der faſt erblaſſte mond zu wincken kann von fernen;
Nur ich bin ohne troſt und wache gantz allein /
und ſeuftze fort fuͤr fort / wenn andre ſchlaffen ein.
2.
Du ruheft / Hedewig / und liegſt in ſtoltzem frieden /
in deinem federzelt / ich muß mich noch ermuͤden
und ſchlaffloß bringen zu die gantze liebe nacht /
da ich allein auff dich ô Hedewig / bedacht;
Des hertzens vorhoff ligt dein roſen-Mund geſtillet /
dein edles Heupt iſt auch in kuͤſſen eingehuͤllet;
Nur ich bin ohne Troſt und wache gantz allein /
und ſeuftze fort fuͤr fort / wenn andre ſchlaffen ein.
3.
Es kann ein Wandersmann mit luſt zu bette gehen /
wenn auff der himmelsburg die guͤldnen ſterne ſtehen /
wenn er den muͤden tag mit reiſen durch gebracht /
ſo ruht er ſorgen-frey und ſchlaͤfft die gantze nacht /
und wann der fruͤhe tag die Sonne wiederbringet /
ſo ſteht er freudig auff und ſeinen Gott anſinget /
nur ich bin ohne troſt und wache gantz allein /
und ſeuftze fort fuͤr fort / wenn andre ſchlaffen ein.
4. Jch17.
4.
Jch bin in angſt uñ furcht / die Eul erbaͤrmlich ſchreyet /
Jch hoͤre / wie ſie mier den bittern todt ſchon dreuet.
Ach ſchmertz ach weh ach leid! ich aͤchtze durch die nacht
und liege ſchlaffloß da / biß Cynthius erwacht /
es ſchlaͤfft der Arbeitsmann / der Dreſcherruhet ſuͤße /
das ſtoltze pferd ruht aus / fuͤhlt nicht die muͤden fuͤße /
nur ich bin ohne troſt und wacht gantz allein /
und ſeuftze fort fuͤr fort / wenn andre ſchlaffen ein.
5.
Ey nun gehab dich wohl / Ade du ſtoltze Dirne /
Jch ruffe noch dazu zu zengen das geſtirne /
Euch ruff ich zeugen an / Jhr thaͤler meine zier /
jhr wieſen / berg / und buͤſch und das auch wohnet hier /
das Luſt-kind ruff ich an und kan es nicht mehr zeugen /
ſo wird es dennoch nicht mein letztes wort verſchweigen;
Daß ich war ohne troſt und wachte gantz allein /
und ſeuftzte fort fuͤr fort / wenn andre ſchlieffen ein.

XVI. Rondeau / Ringelgedichte / Von Alexandriniſchen.

Ade zu guter nacht / mein Siñ iſt abzuſcheiden /
Jch muß dich edles Land mit widerwillen meiden /
die Muld iſt ſelbſt betruͤbt ich bin auf nichts bedacht /
Als bloß auf dieſe wort / Ade zu guter nacht!
Dein Briider / trauter freund / dein lieber und getreuer /
wie du ja nenneſt mich / fuͤhlt deiner Liebe-feuer /
und nim̃t die feſte treu und Freundes pflicht in acht /
und ſagt zu letzt wie vor / Ade zu guter nacht!
BXVII. 18.

XVII. Ein Muſter Gemeiner Art / ſo ſich mit Weiblichen Verſen anfaͤhet.

WAs unſer Rund die große Welt uͤmbgreiffet /
was durch das licht der rothen Sonnen reiffet /
was geht und ſteht / was lebet / ſchleicht und kreucht /
hatt ſeine zeit / ſo weit der Himmel reicht.
An dieſes licht der Welt gebohren werden /
und wiederuͤmb genommen von der erden
hatt ſeine zeit; Zunehmen und vergehn /
verwelcken auch und voll in bluͤhen ſtehn /
hatt ſeine zeit; Das rotten / pflantzen / hauen /
das wuͤrgen auch / das heilen / brechen / bauen /
hatt ſeine zeit in klag und lachen ſeyn /
der tantz / das leid / das wohler gehn / die pein /
hatt ſeine zeit; ſtein-ſuchen / ſteine ſtreuen /
das hertzen auch / mit ſchertzen ſich erfreuen /
von kuͤſſon weit und ſchertzen ferne ſeyn /
hatt ſeine zeit, verliehren / ſamlen ein.
Zureißen auch / zunehen / werffen / halten /
hatt ſeine zeit; veriuͤngen und veralten /
das lieben auch und haſſen fried und ſtreit /
ja alles hatt beſtimmte ſtund und zeit. Pred. Sal 3

XVIII Ein ander Muſter ebenſelbiger Verſe / da der abſchintt nach der 6. ſylbe / ſo ſich auch von Weiblichen anfaͤht.

Anbind19.
Anbind-gedichte / als Adelheit den 16. Chriſtmoͤnat jhren Nahmentstag be - gieng
OAuszug aller ſchaam / ô bild der Schoͤnen /
von der die Venus ſelbſt muß ſchmuck entlehnen /
ô ſpiegel aller zucht / ô Adelheit /
ô Demant aller zier / ô Licht der zeit /
was iſt dis fuͤr ein gruß und wundſch? von wannen?
Wer hatt hier aufgeſteckt die gruͤnen Dannen?
Was iſt diß fuͤr ein ſpiel / der ſuͤße toon?
Wer tritt ô Schoͤne / doch vor deinen Thron?
Wie! oder iſt dein Licht und Tag erſchienen /
daß dier zu ehren jtzt ſo viel aufdienen?
Fuͤrwar es iſt alſo: hier iſt das band /
damit ich binden will die zahrte hand:
Hier iſt der guͤldne Krantz dich zubekraͤntzen /
den Demant ziert und ſchmuͤckt mit ſolchen glaͤntzen /
daß mann verblaͤndet wird bey ſpaͤter nacht:
Was wird er kriegen wohl vor glantz und pracht /
wenn Jhn dein guͤldnes haar erſt wird auszieren /
und mit verwunderung den glantz duplieren?
Vor dich wer er zu ſchlecht / ô ſchoͤnes Bild /
wo er von deinem glantz nicht wuͤrd erfuͤllt:
ünd ſolches weiß ich wohl / druͤmb nim vor willen /
weil dein Belieben wird nichts beſſers ſtillen /
als dieſes edle pfand der ſeſten Treu /
die durch die Feder dier verſprochen ſey.
Hier mit gehab dich wohl und leb in freuden /
nim hin den guͤldnen krantz / das band von ſeiden /
B 2der20.
der Himmel friſte dier die Lebenszeit /
und laße dich geſund ohn alles leid.

XIX. ODE von gemeinen verſen.

Als Erdmuth jhren Namens-tag begieng.
1.
ONymfe / der ich diß zu ehren ſinge /
O Erdmuth / ſchicke dich zur froͤligkeit /
und deinen ſuͤßen toon zugleich erſchwinge /
zu loben deinen Gott in dieſer zeit.
2.
Laß deine Nadel ſtehn und faden liegen /
weil jtzo bricht herfuͤr dein Nahmens-licht /
Jch ſeh ſchon kommen an mit tieffen buͤgen /
die Diener deines Herrn / der Dier verpflicht.
3.
Was tragen ſie doch nur vor ſchoͤne ſachen?
Was iſt das fuͤr ein wundjch in guͤldner ſchrifft?
Jch der ich dieſes ſeh / waß ſoll ich machen /
weil mich jtzund nun auch die ordnung trifft?
4.
Nur einen bloßen wundſch will ich dier geben /
und was es mehr wird ſeyn das ich verehr /
der Himmel gebe dier ein langes Leben /
damit ich anderwerts den wundſch vermehr.
5.
Alſo biſtu nun auch von mier gebunden /
du Tugendhafftes Bild zu dieſer zeit;
Das21.
Das band das deinen Arm und hand uͤmbwunden /
erfodert traubenbluth / das dich befreyt.

X X. Sonnet von gemeinen Verſen / ſo ſich mit Weiblichen anfaͤht.

Als die Buchdruckerey-Verwanten jhr Jubelfeſt Anno 1640. am Johannsta - ge begiengen.
ES ſeyn zwar wohl die Alten hochgeſtiegen;
Ein hoͤltzern bild gab Dedalus herfuͤr /
das ſelbſten gieng lebhafftig wie ein Thier.
Architas holtz kont in den Luͤfften fluͤgen
nach tauben-art; Homerus helffte liegen
in einer Nuß geſchrieben auff papier;
Des Himmels-lauff im glaſe mit manier
zeigt Archimed: Doch war damals im kriegen
kein Jupiter / der auf der Erden blitzt /
kein Alchimiſt / kein Muͤnch der Pulver nuͤtzt;
Zu Gallen ward auch Tanto nicht verſpuͤret /
der uns gelehrt den werthen glockenguß;
Die Druckerey / ſo jtzund trotzen muß
Athen und Rom / ward damals nicht gefuͤhret.

XXI. Sonnet von gemeinen Verſen ſo ſich mie maͤnn - lichen anfaͤht /

Auf eben daßelbe Jubelfeſt. B 3Nun22.
Nun haben wier / Gott lob! erlebt die zeit /
da uns das feſt der Druckerey nun wieder
erſchienen iſt; ſtimmt an die ſreuden-lieder!
wie bricht der tag der gnaden allbereit
voll glantz herein durch alle dunckelheit!
Der Pabſt ligt nun durch dieſe Kunſt darnieder /
Er iſt geſtuͤrtzt / zerſchlagen ſeine glieder /
es iſt nun klar und kundig weit und breit.
Diß eben iſts / was dort Sibylla ſetzet /
und propheceyt / daß des Verderbens-Sohn
ſoll durch den flachs verliehren macht und krohn;
Dis eben iſts; was Babilon verletzet /
und niederwirfft; was vormahls Gutenberg
und Fauſt erfandt / das edle Drucker-werck.

XXII. Quadrain oder vierzeiliges geſetze / ſo ſich von Weiblichen gemeinen Ver - ſen anfaͤht.

uͤber das Brautbette.
DJs iſt das zelt / wo Lieb und Luſt ſich letzet /
dis iſt das grab der ſchoͤnen Jun gferſchafft /
die durch den pfeil der Liebe weggerafft;
Dis iſt das feld / wo Venus jagt und hetzet.

XXIII. Quadrain / So ſich von maͤnnlichen anfaͤht.

Alles23.
Alles fluͤchtig! Alles nichtig!
DEr Spiegel bricht / derſchoͤnheit Zier vergeht /
der Leib nimbt ab / die Roͤthe ſelbſt muß weichen /
das Alter naht / die rothen Lippen bleichen /
was iſt es dann / das wohl an dier beſteht?

XXIV Sexain / Sechszeiliges geſetze / von gemeinen Verſen.

KEin wunder iſts / daß deine roſen bluͤhen /
ô ſchoͤnes Bild / bey rauher winterszeit /
weil ſie vor froſt dein Athem gantz befreyht /
die warme Lufft kann ſie ſo ſchoͤn erzihen;
dein Augen-glantz iſt jhnen Sonnenſchein;
wann gleich der froſt von außen bricht herem.

XXV. Huictain / Achtzeiliges geſetze.

WAs iſt doch wohl dem Menſchen zuvergleichen?
Der kleinen Welt / was uͤbertrifft er nicht
An zier und ſchmuck? Die Sonne ſelbſt muß weichen /
wo ſich nur zeigt ſein ſchoͤnes Angeſicht.
Die Roſe muß vor ſeinen Lippen bleichen /
wie iſt er doch ſo artlich zugericht?
ein Ebenbild des Hoͤchſten; doch muß ſterben
fein edler Leib und in der grufft verderben.

XXVI. Rondeau / Ringelgedichte. von gemeinen verſen.

B 4Du24.
Du biſt nicht blind / du Gott der ſuͤßen ſchmertzẽ /
Jch gleub es nicht weil du ſo nah zum hertzen
die pfeile ſchießt / und weil du ſo geſchwind
die ſtraße triffſt; fuͤrwar du biſt nicht blind.
Der Mahier treugt; kanſtu ſo grade zielen /
und auf der See mit deinen pfeilen ſpielen?
Haſtu den Mars mit Liebes gluth entzuͤndt?
So ſag ich noch / fuͤrwar du biſt nicht blind.

XXVII. Sonnet /

Darinnen Dimeter hypercatalectus und acatalectus mit einander geſchrencket werden.
JHr friſchen waſſer und jhr ſteine /
jhr beume / felder / thal und wald /
ach hoͤrt! wie ſeuftz ich mannigfalt;
Schreibt auf mein Teſtament / jhr Haine /
ſeyd meine Schreiber / wie ich weine /
grabts in die rinden / daß es bald
bekleibe / wenn ich werde kalt
und lebloß aͤhnlich bin dem ſcheine;
Jch ſterb aus lauter grauſamkeit
der Liebſten / welche mich (ach leid!)
Hatt niemahls wollen lieb gewinnen.
Nun gute Nacht / jhr meine Luſt /
jhr Waͤlder / die jhr mier bewuſt
und offt erfriſcht die matten Sinnen!
XXVIII. 25.

XXVIII. Pindariſche Hochzeit-Ode. Von eben ſelbigen verſen.

Satz.
WAs Liebe ſey und was ſie kann /
weiß jtzund faſt ein jedermann /
kein ding iſt ja von Lieben leer /
die Erde liebt das wilde Meer /
der Weinſtock pfleget uͤmbzufaſſen
des ulmenbaums begruͤnte zier;
Die Nachtigal / ſo fuͤr und fuͤr
die gruͤnen Waͤlder nicht kann haſſen /
der ſchoͤnen Welt gibt gute nacht /
wenn ſich Jhr Lieb von hinnen macht;
Nichts anders als die Lieb es machet /
daß ſich der Sternen-ſchaar anlachet /
ja daß die Lufft das Feuer tregt /
wer hatt doch Gott nur angetrieben
Sein Allmacht gegen uns zu uͤben?
Die Lieb hatt Jhn allein erregt.
Gegenſatz.
DRuͤmb recht! Jhr nunmehr Liebes-paar /
laſt Euer Leid nun ſchwinden gar;
Es wuͤndſcht Euch gluͤck ein jedermann /
Jch will die ſeiten wie ich kann
anſtimmen und odarieſieren
zu Ehren dieſem Hochzeit-ſchein;
Ach ſolt ich auf den Wieſen ſeyn /
da ſtets-die Vogel modulieren /
B 5(ô Fuͤr -26.
(ô Fuͤrſtenau ich meine Dich /
da ſchoͤne blumen haͤuffiglich
und ſtetig fruͤchte ſeyn zu ſchauen /)
Jch wolte laßen blumen hauen
und zieren aus das Braut-gemach;
Doch will ein Hochzeitlied dich ſingen /
das ſoll erſchallen und erklingen
biß an das blaue wolcken dach.
Nachklang.
Nun gute Nacht und braucht der Liebe /
des gluͤckes neid Euch nicht verſehr /
kein unfall niemahls Euch betruͤbe /
daß uͤbers Jahr Euch Gott verehr /
was Euch anlacht
zu tag und nacht /
was nach dem tod Euch lebend macht.

XXIX. ODE. Faſt nach eines Andern erfindung.

1.
W iſt der rothe Mund / das guͤldne Licht
das durch die ſpaͤten naͤchte bricht?
Weß ſeyn die roſen-wangen?
Weß iſt das lachen doch /
das mich nun fuͤhrt gefangen
aus ſuͤße Liebes-joch?
2. Haſtu27.
2.
Haſtu gezeiget dann / du ſchoͤner berg /
ein ſolches Licht und ſußes Werck
So kann ich warlich ſprechen /
die freundligkeit wohnt hier /
den ſpiegel muſtu brechen /
ô Venus / ſelbſten dier.
3.
Hier hatt ſich Tugend ſelbſt gepflantzet ein /
hier iſt das milde freundlich-ſeyn /
was ſol ich danu nun ſchließen
aus jhrer Liebligkeit /
die Gratien ſelbſt fließen
und brechen durch den neid.
4.
Das urtheil ſprech ich nun / ô ſchoͤne zier /
den guͤldnen Apfel geb ich dier /
die Tugend die ich kaum geſehen /
hatt mich ſchon ſo entzuͤckt /
was wird dann wohl geſchehen /
wenn ich dich recht erblickt.

XXX. ODE.

1.
ES hatt nun mehr das guͤldne Licht
des Himmels ſeinen Lauff verricht /
der tag hatt ſich geneiget:
Der28.
Der blaſſe Mond ſteht auf der wacht /
die Sternen lenchten durch die nacht /
der ſuͤße ſchlaff ſich zeiget.
2.
Ey nun will ich in ſtoltzer ruh /
die Nacht mit ſchlaffen bringen zu /
ermuͤdet von ſtudieren /
das durch den langen tag ich trieb /
biß mier die nacht den paß verhieb
die feder fort zufuͤhren.
3.
Jndeſſen ſey mein glantz und Licht
dein freudenreiches Angeſicht /
du Sonne meiner Seelen /
daß nicht der Naͤchte ſchatten mich
mit furcht und ſchrecken inniglich
im hertzen moͤge quelen.
4.
Nim weg den ſchweren ſuͤnden-ſchwall /
ſo ſich ereiget uͤberall /
aus meines Hertzens-ſchrancken /
daß ich fein ſanfte ruhen mag
und wann nun koͤmpt der fruͤhe-tag
dier Hoͤchſter freudig dancken.
5.
Hiermit will ich nun ſchlaffen ein
und Dier / ô Gott / ergeben ſeyn
du wirſt mich wohl erretten;
Behuͤte29.
Behuͤte mich fuͤr ſchnellen todt /
fuͤr aller angſt und krieges-noth
und fuͤr des Teufels ketten.

XXXI. Anbindgeſang /

An ſeinen Martin Segern / der Rechten Ge - flieſſenen / nach der Melodey / Frau Nachtigal / etc.
1.
WOhlauf! mein Sinn /
wirf alles hin
was traurig iſt /
her Lauteniſt /
greiff an das ſuͤße Seitenſpiel /
was wiltu noch verzihen viel.
2.
Der muͤde tag
nicht warten mag /
fliht die zeit
die uns erfreut /
der tag an dem ich ſpielen muß
den ſuͤßen toon mit uͤberfluß.
3.
Wohlauff mein Freund /
biß Luna ſcheint /
wann Wein und Nacht
uns luſtig macht /
Soll30.
ſoll recht begehn Dein Nahmens-feſt
der angeflam̃ten Sinnen-reſt.
4.
Heut iſt Martin /
nehmt Wintergruͤn /
macht Kraͤntze draus /
Er gibt den ſchmauß /
hey! froͤlich durch die gantze nacht /
und ſeyd auf nichts als Luſt bedacht.
5.
Diß ſing ich dier /
mein Freund / allhier /
ſey freuden-voll /
der Himmel ſoll
Dier friſten deine Lebens-zeit /
nun leb in lauter froͤliakeit!

XXXII. ODE.

1.
SOphia kom̃ du edles Bild /
mein Troſt und Schild /
Jch fiele deiner Liebe ſchmertzen
in meinem hertzen /
ach eyle meine Sonn und Zier /
und kom̃ zu mier /
Ach laß der augen helles ſtrahlen
mich auch bemahlen /
laß ſeyn in deinen Armen Mich /
damit ich dich /
Mein31.
Mein Lieb erkennen kann /
die ich vor laͤngſten lieb-gewann.
2.
Sophia kom̃ und traͤncke mich /
ſo lieb ich Dich /
laß deine weiſen ſtroͤme fließen
und mich durch ſuͤßen /
damit ich von dier reden mag
zu nacht und tag;
Ach laß mein Haͤupt nun auch bekraͤntzen
in dieſem Lentzen /
und ſchleuß mich nun in deine Gunſt /
Du Bild der Kunſt;
Dein braunes Angeſicht /
Sey in der dunckelheit mein Licht.
3.
Laß deinen zucker-ſuͤßen Mund /
der mich verwundt /
mit meinen duͤrren Lippen ruͤhren /
den tau zu ſpuͤren /
der auf den deinen ſich befindt /
du weiſes Kind /
wie Perlen-tau auf roſen ſtehet /
wenn einher gehet /
Die Himmels-Braut bey fruͤher zeit
in roht bekleidt /
wohlan / Jch kom̃ zu dier /
wil bey dir wohnen fuͤr und fuͤr.
4. Kom̃32.
4.
Kom̃ liebe Braut und kroͤne mich /
lieb ich doch dich /
kom̃ lege deinen Scepter nieder /
damit ein jeder
von dier / ô Fuͤrſtin / wird geehrt /
der dich nur hoͤrt;
Jch wil mein Antlitz zu dier kehren
und dich nur hoͤren /
damit ich deine Weiſe kunſt /
dein Ehr und Gunſt
Allzeit genießen mag /
O ſchoͤne Braut / zu nacht und tag.

XXXIII. ODE.

1.
ALs Adelhold auf eine wieſen
ſehr traurig ausſpazteren ging /
da lauter ſanffte Winde blieſen /
und Jhn das truͤbe Leid uͤmbfing /
ſetzt er ſich auff den gruͤnen plan
und ruͤhrt die guͤldnen ſeiten an.
2.
Er ſang von ſeiner Liebſten-Tugend /
von Jhrer Zucht und Freundligkeit /
wie ſeine noch faſt friſche Jugend /
mit jhrer Liebe wer erfreut;
Neid tobe wie du jmmer wilt /
ſein wuͤndſchen iſt doch wohl erfuͤllt.
3. Seit33.
3.
Seit daß ich bin von dir wegkommen /
Du Nimfen-ſitz und Muſen-Stadt /
hatt dreymahl ab - und zugenommen /
des faſt erblaſſten Mondes-blat /
ſo lange bin ich allbereit
von dier entfernt / ô Adelheit.
4.
Es konte niemand mich bereden /
daß auch ſo ſcharf und rau der Nord /
Jch eylte fort gleich einem bloͤden
an meiner Sinnen freuden-port /
die Muld und Elbe nahm mich an /
und hatt mir alles guts gethan.
5.
Den Krantz den mir im kuͤhlen Meyen
zu letzte noch die Liebſte ſchenckt /
den wird mein Phoͤbusbald verneuen /
an den mein hertze ſtets gedenckt /
mein Phoͤbus der beruͤhmte Mann /
der ſo vortrefflich ſpielen kann.
6.
Ein Freuden-lied ſolt ich wohl ſingen /
ach! aber welche boͤſe poſt /
welch ein geſchrey hoͤr ich erklingen?
was koͤmmt vor Botſchafft her von Oſt /
iſt unſre Lieb und Freund ſchaft todt?
Ach ô der uͤbergroßen noth!
C7. Doch34.
7.
Doch muß ich mich nur drein ergeben /
die Liebe ſtirbet nimmermehr /
ob gleich der Leib iſt ohne Leben /
bleibt doch der Liebe-Ruhm und Ehr /
Jch muß gedencken / daß ich auch
bin nichts als lauter ſchnee und rauch.
8.
Mein Freund iſt Gott der mich auch liebet /
und ohne falſch / das troͤſt ich mich /
dem ſich mein Sinn und Hertz ergiebet /
und fuͤrchtet keinen Wuͤterich /
Neid tob und wuͤte / wie du wilt /
der Hoͤchſte Gott iſt doch mein Schild.
9.
Ey nun ade / ich wil bald ſcheiden
und ſehn wo ſchoͤne Roſen ſtehn /
da mir den bunten Krantz mit freuden
wird geben und entgegen gehn
mein auserwehlte Nimf und Braut /
die ich von ferne ſchon geſchaut.
10.
Alſo ſang Adelhold zu letzte /
daß wald / berg / thal und feld erſchallt;
Als er ſich nun zu ſchiffe ſetzte /
zu ſegnen dieſen Muſen-wald /
trennt uns der Wind und dieſes Licht /
das nach der Abendroͤth anbricht.
XXXIV. 35.

XXXIV. Trauer-Lied.

Als er ſeinen freund geſegnen muſte.
1.
ALlhier in dieſen Wuͤſteneyen /
da nichts als ſchwartze baͤume ſtehn /
Muß ich vor großem wehmuth ſchreyen /
muß weinen und betruͤbet gehn /
weil nun mein Hertz / mein Ander Jch
abſondert ſich;
Nun ſeh ich wie dem iſt umbs hertze /
der ſeinen Freund verlaßen muß /
dis lehret mich mein eigner ſchmertze
mit uͤberfluß.
2.
Jhr tieffen Thaͤler und jhr Buͤſche /
Jhr die jhr in den gruͤnden ſeyd /
hoͤrt meinen ſeuftzen zu / jhr fiſche /
und helfft beklagen dieſes Leid.
weil ich den Bruder miſſen muß /
doch mit verdruß;
Nun ſeh ich wie dem iſt umbs hertze /
der ſeinen Freund verlaßen muß /
dis lehret mich mein eigner ſchmertze
mit uͤberfluß.
C 2Jhr36.
3.
Jhr berge / felſen / klufft und Steine /
Du Luſt-kind / Echo / ſpring mir bey /
ſih wie den Abſchied ich beweine /
ſtimm ein in meine melodey /
die nichts als wind und ſeuftzen iſt /
zu dieſer friſt /
nun ſeh ich wie dem iſt uͤmbs hertze /
der ſeinen Freund verlaßen muß /
diß lehret mich mein eigner ſchmertzè
mit uͤberfluß.
4.
Jhr Kraͤuter / die jhr ſtets aufgehet /
wo Wald und feuchte Bruͤche ſeyn /
das Laub / das auf den Eſpen ſtehet /
ſtim̄t ſchon in meine ſenftzen ein /
mein Auffenthalt / mein Schatz iſt hin /
das kraͤnckt den Sinn /
nun ſeh ich wie dem iſt uͤmbs hertze
der ſeinen Freund verlaßen muß /
diß lehret mich mein eigner ſchmertze
mit uͤberfluß.
5.
Jhr waſſer / brunnen / quell und baͤche /
ſteht ſtill und ſchaut dis truͤbnuͤs an /
ach hoͤrt / was ich in aͤngſten ſpreche /
in dem ich dieſe trauer-bahn
den weg des Abſchieds zihen ſoll
des kummers voll /
Nun37.
Nun ſeh ich / wie dem iſt uͤmbs hertze /
der ſeinen Freund verlaßen muß /
dis lehret mich mein eigner ſchmertze
mit uͤberfluß.
6.
Jhr Himmels-fackeln und jhr Sterne /
ſo in den blauen wolcken ſtehn /
ſchaut auf mich Armen her von ferne /
der ich ſo einſam her muß gehn /
und meines Liebſten Angeſicht
kann ſchauen nicht /
Nun ſeh ich wie dem iſt uͤmbs hertze /
der ſeinen Freund verlaßen muß /
dis lehret mich mein eigner ſchmertze /
mit uͤberfluß.
7.
Nun kom̄ / du fuͤßes ſpiel der winde /
du weiſſer Weſt und nim dis wort
und bring es eilend und geſchwinde
zu dem der mein gewuͤndſchter Port /
und zeig Jhm / daß ich meiner pflicht
vergeſſen nicht /
ſein bluth ſo auf papier geſchrieben /
das ſoll der treuͤe zeige ſeyn /
daß er mich ewiglich will lieben
in noth und pein.
C 3XXXV. 38.

XXXV. Valet-Ode.

Als Er verreiſet.
1.
JHr Buͤcher meine luſt und freude /
du leichte feder du /
die ich zu meinen Liedern ſchneide /
hoͤrt meinen ſeuftzen zu.
2.
Jch ſoll Euch nun verlaßen /
wie fang ichs doch nur an /
ſoll zihen meine ſtraßen /
ein ungebaͤhnte bahn?
3.
Der Weg wird mir zu lange /
das ſcheiden iſt zu ſchwer /
Es iſt mir angſt und bange
und bin bekuͤmmert ſehr.
4.
Wer will die zeit vertreiben /
die allzulange zeit /
wann ich nicht mehr kann ſchreiben
von meiner Adelheit.
5.
Wann ich nicht mehr kann leſen /
den Edlen Opitz da /
wie jhm ſey lieb geweſen
die braune Flavia.
6. Wann39.
6.
Wann Flaccus ſchoͤne Lieder /
wann Maro nicht bey mier /
ſo iſt mier nur zuwieder
die ſchoͤnſte luſt und zier.
7.
Die zeit wil nicht verfließen /
wann Sappho ſchweigen muß /
wenn mich nicht kann durchſuͤßen
der ſchwere Pindarus.
8.
Doch weil ich ja ſoll ſcheiden
und euch nicht laͤnger ſehn /
ſo hoff ich / ſoll mit freuden
mein wuͤndſchen auch geſchehn.
9.
Jn kurtzen komm ich wieder
und deſſen troͤſt ich mich /
da ſollen denn die Lieder
erſt recht anheben ſich.

XXXVI. Ringel-ODE.

1.
ADe du gifft der zeit / du eitle Liebes-luſt /
die mier (ach blinde Welt!) vor dieſem war bewuſt /
die mein gemuͤth und Sinnen
bezaubert allbereit /
nur thorhtit zu beginnen;
Ade du gift der zeit!
C 42. Jch40.
2.
Jch bin geſinnet nun der Tugend nachzugehn /
und nicht mehr bey der Welt der eiteln Welt zu ſtehn /
Jch wil mich von jhr reiſſen /
aus Eckel und Verdruß /
und mich der zucht befleiſſen /
ſo daß ich ſagen muß;
3.
Ade du gifft der zeit / du eitle Liebes-luſt /
die mier (ach blinde Welt!) vor dieſem war bewuſt /
die mein gemuͤth und Sinnen
bezaubert allbereit /
nur thorheit zu beginnen;
Ade du gift der zeit!

Ende des Erſten Buchs.

PHILIP -41.

Philippi Cæsii Ander Buch / Von den Muſtern der Trochaͤi - ſchen Arten.

C 5ET42.

ET prodeſſe volunt & delectare Poetæ.

Wer andre luſtig macht und ſchreibet nach der kunſt /
Was gut und nuͤtzlich iſt / dem zeigt man ehr und gunſt.

Omne tulit Punctum, qui miſcuit utile Dulci.

I. Ein43.

I. Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art / darinnen beydes der Weibliche und Maͤnnliche Vers 15-ſylbig.

Sonnet.
MOnde / deſſen blaſſer Schein bey der braunen nacht ſich
zeiget /
und jhr guͤldnen Him̃els-Lichter / goͤnnet uns doch euer licht /
ſchim̃ert doch mit euren ſtrahlen / biß der fruͤhe tag anbricht /
wolt jhr nicht? hier iſt der glantz / wo mich nicht jhr blitz betreu -
ſo aus jhren augen geht und in mein geſichte ſteiget / (get /
bleib ô blum und licht der Jugend / du ſchneeweiſſes Ange -
ſicht /
das den Liljen / das den Roſen / ja der Sonnen weichet nicht;
Bleibe bey uns dieſe Nacht / da das ſuͤße Lafft-volck ſchweiget /
da die Sonne nicht mehr ſcheinet und das traurẽ uns beſitzt /
ſey mein Licht und meine Soñe / wetl ſo lieblich zu mir blitzt
deiner augen guͤldnes Licht / wenn der Abend koͤm̃t gegangen /
wen die truͤbe nacht hergehet und das ſchwartze trauer kleid /
uͤmb den braunen Koͤrper huͤllet: zeige deine liebligkeit /
dein gewohntes freundlich-ſehn / zeige deine Roſen-wangen!

Wer dergleichen Verſe mehr leſen wil / und luſt dazu hatt / der kann nur Opitzens Tra - goͤdie von der Judith auffſchlagen / woraus wir deñ im erſten Theil unſers Helicons etliche exem - pel angezogen.

II. Ein44.

II. Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art / da ſich die ſtrophe mit 2. Weiblichen 13-ſyl - bigen anfaͤht / und mit 2. Maͤnnlichen 12 - ſybigen ſchließet.

SOll ich armer ſchweigen nun / oder ſol ichs ſagen?
Ach mein ſenftzen-volles hertz zwinget mich zu
klagen /
Ach wo iſt mein Seelen-Artzt / Ach wo iſt er hin!
Sein verzug alleine mier raubet muth und Sinn;
Mancher Artzt und manch balbier haben mir gedienet /
manche blume / manches kraut ſo im garten gruͤnet
und was mehr vor artzeney dieſe welt uͤmbſchraͤnckt;
nur du wareſt nicht dabey welches mich ſehr kraͤnckt /
Du gerechter Samarith / Du ô meine wonne / (ne /
Du mein Laabſaal und mein Heil / meine Lebens-Son -
druͤmb war alles nur uͤmbſonſt; nur uͤmbſonſt es iſt /
was ich hofft uñ hoffe noch / was ich laͤngſt vermiſſt /
dieſes mangelt mir allein: ach wie ſeyn verblichen
meine Wangen und der Mund dem die roſen wichen /
kennſtu / Gott / auch dein geſchoͤpf / kennſtu mich auch
der ich taͤglich zihen muß ein ſo ſchweres joch. (noch?
Meine zunge todten-blaß kaum ſich mehr erreget /
ja der gantz geſchwaͤchte puls naͤrlich naͤrlich ſchlaͤget /
Meinem hertzen iſt ſein hertz faſt benom̃en gar /
alle krafft iſt auch hinweg; ich bin in gefahr /
marck und bein iſt ſterbe-kranck / weil ich gantz verblaſſet
ſchwach und lagerhafftig bin / und der welt verhaſſet /
weil45.
weil kein aug in meinem aug und kein hertze mehr
ſelbſt in meinem hertzen iſt / das mich kraͤncket ſehr.
Eyle / weile nicht / mein Heil / komm mich zuverbinden /
und gedencke nicht der ſchuld / laß mich gnade finden /
laß mich ſeyn dein liebes kind / hilf mir aus der noth /
Jch verbleibe dier getreu / Gott / biß in den Todt.

III Ein Muſter der Neuen Trochaͤiſchen Art / darinnen der Weibliche 11. ſylben / der Maͤnnliche 10. ſylben und den Abſchnitt allzeit nach der 5 ſylbe jedes verſes hat.

HEld / vor deſſen macht Erd und Himmel zittern /
und das wilde Meer ſeinen ſtoltz legt ein /
wenn ſich regt dein fuß / muß die Erd erſchuͤttern /
und der Angel-ſtern blaß und dunckel ſeyn.
Ach! wie darffſtu mier / mier die gunſt erzeigen /
ſolche große gunſt die zu hoch vor mich /
Ehreſtu dann den / der ſich dier ſol beugen
und mit Demuth ſelbſt hoch verehren dich?
Deine Sanfftmuth iſts / die der Himmel liebet /
deine Demuht ſelbſt zieret dich ſo ſchoͤn /
die der Hoͤchſte dier reichlich ſchenckt und giebet /
daruͤmb ſoll dein Lob nimmer untergehn.

IV. Ein Muſter der Neuen Art / darinn der Weibliche 9-ſylbig / der Maͤnnliche 8-ſylbig / ſo den Abſchnitt nach der 3. hatt.

Liebſter46.
LJebſter Gott / laß mich gnade finden /
tilge doch meine ſchwere ſuͤnden /
mein gebein iſt zerſchlagen gar /
mein gemuͤth kraͤnckr ſich jmmerdar;
Schicke zu lieber Gott / mir armen /
vor das Recht langmuth und Erbarmen /
mein Geſicht iſt von thraͤnen roth /
welche mich aͤndern auf den todt.
Eyle doch / hilf mier aus den noͤthen /
eyle doch / alle furcht zu toͤdten /
die mein Hertz gaͤntzlich hat uͤmbtingt /
daß mein Mund Dier ein Dancklied ſingt.

V. ODE von 9 - und 10-ſylbigen verſen.

1.
Nun hatt mein gemuͤthe ſich erquicket /
weil das Auge dieſes Licht erblicket /
welches durch die ſpaͤten Naͤchte bricht /
und mich brennt / doch ohne flam̄ und Licht.
2.
Kom̃ und leſche dieſen brand der Liebe
kom̄ und mich nicht laͤnger ſo betruͤbe /
Du mein Auffenthalt und Lebens-zier
lindre dieſen ſchmertzen doch an mier.
3.
Nahe dich du guͤldnes Licht der Freuden;
Wiltu denn ſo bald von mier abſcheiden?
und mich laßen ohne Sonn und Licht /
weil die trauren-volle-nacht anbricht.
4. Sihe47.
4.
Sihe wie ſo ſchoͤn die Sterne lachen /
und du wilt dich ſchon von hinnen machen?
Schoͤne / du mein fruͤh - und Abendſtern /
nahe dich und bleibe nicht ſo fern.
5.
Wenn gleich alle Stern am Himmel ſchienen /
koͤnten ſie mier dennoch wenig dienen /
Du Alleine biſt mein beſtes Licht /
bey dem keine Sonne mier gebricht.

VI. Sonnet / von 8 - und 7-ſylbigen verſen. Nach der Erfindung der 20. Ode unſers Poeten.

Tugend will ich allzeit lieben /
Tugend iſt der beſte Freund /
wenn die guͤldne Sonne ſcheint /
wenn die Wolcken uns betruͤben /
wenn wier uns im Reiſen uͤben;
Tugend wird uns nimmer feind /
alles iſt ſehr wohl gemeint;
Freunde wie der rauch verſtieben /
Tugend aber jmmer bleibt /
die kein Armuth nicht vertreibt -
Freunde / wenn ſie gleich verbunden
ſich zu geben in den Todt /
wenn wier aber ſeyn in noth /
wird nichts fluͤchtiger gefunden.
VII. 48.

VII. ODE. Von eben denſelbigen Verſen.

1.
M ich denn nun noch erfahren /
wie ſo treuloß ſey dein Sinn /
Allerſchoͤnſte halb-goͤttin /
die wier doch verbunden waren
durch das feſte Liebes-band
an dem hertzen / muht und hand.
2.
Muß ich denn nun ſelbſten hoͤren
daß ein ſolcher grober Klotz /
Mier geruͤhmet wird zutrotz /
wiltu einen ſolchen ehren /
Einen ſolchen groben Knoll /
welcher aller grobheit voll?
3.
Muſz er denn mich ſo verdringen /
daſz ich deinen Roſen-mund /
den ich vormahls kuͤſſen kunt /
fort nicht mehr kann hoͤren ſingen /
ſolche ſuͤſze Melodey /
die mich machte traurens frey?
4.
Wiltu denn ſo gar verlaſzen
deinen Liebſten / der ſich Dier
gantz ergeben / meine Zier /
welchen Du auch gleicher maſzen
innig -49.
inniglich geliebet haſt /
der dier war ein lieber Gaſt.
5.
Solten deine rothen Wangen /
ſoll dein zucker-ſuͤßer Mund /
der den Himmel zwingen kunt
und die Goͤtter hielt gefangen /
dieſem Toͤlpel eigen ſeyn /
der ſo trotzig tritt herein.
6.
Nein: der Himmel wolle lencken
meiner Hertzens-meiſterin /
Dier / den gantz verirrten Sinn /
daß du moͤgeſt wieder ſchencken
deine Gunſt und Liebe mier /
der ich mich er geben dier.

VIII. ODE.

1.
HAlt / du ſchoͤner Morgenſtern
bleibe fern /
und du guͤldne Nacht-Laterne
halt der weiſſen Pferde Lauff
jtzund auff /
ſteht ein wenig ſtill jhr Sterne.
2.
Goͤnne mier die ſuͤße ruh /
Sonne / /
DLaß50.
Laß uns doch der Liebe pflegen /
laß den kuͤhlen reiff und tau
auf der Au
noch ein wenig meinet wegen.
3.
Jſt doch meine Liebſte mier
Sonn und zier /
die mich jtzund in den armen
in den zahrten armen weiß /
Die mein preiß
und mich alſo leſſt erwarmen.
4.
und du wunder-ſchoͤnes Licht /
Die ich nicht
nach der gnuͤge kann beſchreiben /
laß der hellen augen ſchein
bey mier ſeyn /
biß der tag die nacht wird treiben.
5.
Wie hatt mich dein rother Mund
doch verwundt?
Das zweyfache ſchild mich zwinget /
das vor deinem hertzen ſteht
wie ein beet /
da der Liljen pracht aufſpringet.
6.
Ach entſchlage dich ja nicht /
ſchoͤnes Licht /
dieſer Luſt in deiner Jugend /
brauch51.
brauche deiner liebligkeit
und der zeit /
ſchadt es doch nicht deiner Tugend.
7.
Laß uns immer freudig ſeyn
Nacht und Wein
reitzen uns jtzund zum lieben /
dann wenn Liebe / Nacht und Wein
bey uns ſehn /
kann uns Langmuth nicht betruͤben.

IX. Pindariſche Ode.

Auff das Seelige Ableiben Herrn Chriſtoph aus dem Winckel auf Wettien und Brandes Erbſaſſen.Der 1. Satz.
ACh wie koͤmmt es doch / daß eben
jtzt in dieſer Roſen-zeit /
da mann lebt in froͤligkeit /
viel in Todes-noͤthen ſchweben
und bald werden weggerafft
durch des grimmen Todes krafft?
Ach was wird mann denn wohl ſpuͤren
wenn ſich Parra wird verlieren /
wenn die Sonn am hoͤchſten iſt?
Ach wie werden wier dann lauffen
in des Todes hand mit hauffen /
der zu wuͤrgen iſt geruͤſt!
D 2Der52.
Der 1. Gegenſatz.
O Du Licht des gantzen Landes /
der du wareſt fuͤr und fuͤr
unſer aller Ruhm und Zier /
ja des Winckeliſchen Standes
ſtarcker Troſt und Ehrenkron /
wiltu dann nun reiſen ſchon
an den ſuͤßen ort der freuden
weit von trauren / weit von leiden?
Da du denn viel heller biſt /
und mit nichten weichſt den Sternen /
da du auch alsdenn kanſt lernen
Gott erkennen wie er iſt?
Das erſte nachſpiel.
ES betrauret deinen Todt / was allhier zu finden /
ja der Wieſenglantz
iſt verwelcket gantz /
Es betranren dich die fiſch in den tieffen gruͤnden /
ja die guͤldne Sonne ſelbſt zihet an ein ſchwartzes kleid /
gruͤne Waͤlder
bunte Felder
ſelbſt verlieren jhren ſchmuck / jhren glantz uñ liebligkeit.
Der 2. Satz.
WEinet aber nicht ſo ſehre /
Edle Frau / verlaßne nun /
ſondern richtet euer thun
nur auf Gottes Ruhm und Ehre /
ruffet Jhn in noͤthen an /
ſo iſt alles wohlgethan /
es53.
es iſt Gottes Sinn und Wille /
darumb haltet Jhm nur ſtille;
Ach! was iſt doch unſre zeit?
die wier kaum ſo lange leben
als Ephemeron kann ſchweben
an des fluſſes Liebligkeit?
Der 2. Gegenſatz.
WEil es Gott ſo pflegt zu ſchicken /
und es anders nicht kann ſeyn /
ey ſo ſoll man ſein Gebein
mit dem ſchoͤnſten balſam ſchmuͤcken /
der zur unverweßligkeit
dient dem Menſchen jederzeit /
und ſein Edles Haͤupt bekraͤntzen
mit den Blumen / welche glaͤntzen
wann der Fruͤhling will angehn /
wann ſich ſchnee und reiff verlieret /
wann die Wieſen ſeyn gezieret
und in vollen bluͤhen ſtehn.
Das 2. nachſpiel.
Nun / nun iſt der edlen Seel alles diß benommen /
was uns bringet Leid
vor die Froͤligkeit /
Die ſie nun im Himmel hatt voͤllig uͤberkommen;
nur wier armen leben noch hier in lauter krieg uñ ſtreit /
biß wier werden
von der Erden
auch einmahl hinauf gerafft / zu der großen herrligkeit.
D 3X. ODE.54

X. ODE.

1.
WAs mag ich mich unterfangen?
Ach was unterſteh ich mich
deine roſen-rothe Wangen
anzuſchauen und auch dich
ſchoͤnes Bild herfuͤr zu ſtreichen /
dem die Sterne ſelbſten weichen?
2.
Koͤnte gleich Apelles mahlen /
dich / ô wunderſchoͤnes Bild /
und der Augen helle ſtrahlen /
dieſer blancken Bruͤſte ſchild /
kann doch nicht entworffen werden
deine tugend und geberden.
3.
Solche liebligkeit im ſprechen /
das ſo milde freundlich ſeyn
kann mir muth und ſinnen brechen;
wenn dein Antlitz bricht herrein /
wenn die braunen Augen funckeln /
kann mich keine Nacht verdunckeln.
4.
Deiner hohen Stirne prangen
ſchoͤn und braunlecht anzuſehn
iſt mein hoffen und verlangen /
ach! wenn wird es wohl geſchehn
daß55.
daß da wird in meinen armen
dem ſo ſchlangker Leib erwarmen.
5.
Jch will mich mit macht bemuͤhen
zuerlangen deine gunſt /
wil mit meinem ſingen zihen
Dich / zu leſchen meine brunſt /
wenn ich dieſes werd erlangen /
will ich gerne ſeyn gefangen.

XI. Ein ander Lied.

1.
Echo zeige mier mein Leben /
E. ja dier eben.
Weiſtu meine Liebſte nicht?
E. Die dein Licht?
Ja Sie iſt mein Licht und Sonne;
E. Freud und wonne?
Ja ſie iſt mein Freuden-ſchein /
E. Sie iſt dein.
2.
Soll ich mich noch laͤnger muͤhen?
E. Laß verzihen /
Ach! verzihen macht mir Leid /
E. nein / die zeit.
Was kann lindern meine ſchmertzen?
E. Jungfern ſchertzen.
Jſt nun balde da die zeit?
E. nicht mehr weit.
D 43. Wird56.
3.
Wird mir bald das Leid benommen?
E. Sie wird kommen.
Soll Sie kommen meine Zier?
E. ja zu dier.
Ach der tag wil ſchon verfließen /
E. laß ſie gruͤßen /
Ey ſo bring jhr meinen gruß /
E. wenn ich muß?
4.
Ach wo ſeyn die langen ſtunden?
E. gantz verſchwunden.
Jſt dann ſchier der ſchmertz vorbey?
E. Du biſt frey.
Ach wenn koͤmmet mein Verlangen
E. Sih die Wangen.
Jſt dann dis mein Wunder-Licht?
E. Sihſt es nicht?
5.
Wohl! ich wil Sie auch empfangen /
E. Dein verlangen?
Wil ſie kuͤſſen unverwandt /
E. Mund und hand.
Ey nun lieg ich in den armen /
E. zu erwarmen /
Biß der Naͤchte Licht verbleicht /
E. und entweicht.
6.
Nun wil ich die nacht verjagen /
E. Schmertz und klagen.
Nun57.
Nun bring ich in froͤligkeit
E. zu die zeit.
Wil mich in dem ſuͤßen Lieben
E. ſtetig uͤben.
Druͤmb ade du ſchmertz und Leid /
E. weiche weit.
7.
Hiemit wil ich dieſes ſchließen /
E. Dich zu gruͤßen /
Edles Bild voll freundligkeit /
E. dieſer zeit.
Echo leb in gruͤnen heyden /
E. Jhr in freuden.
Wir ſeyn nur auf Luſt bedacht /
E. dieſe Nacht.

Dieſe und dergleichen Oden pflegt man in ge - mein ein Echo oder Widerſchall zu nennen / iſt aber in der that und wahrheit kein rechtes Echo / erſtlich / weil in dergleichen getichten nur / eine / zwey oder drey letzten ſylben widerholet werden / wie aus den Lateiniſchen zuerſehen / worinnen Douſa ein meiſter iſt / und wir im erſten Theil ſchon erinnert haben. Jn dieſer Oden aber be - findet ſichs ſchon anders / da allzeit auff den lan - gen Weiblichen verß ein vier ſylbiges verßlein / auff den Weiblichen aber ein dreyſylbiges folget / an ſtatt derer wort die ſonſt in den rechten Echo -D 5ni -58.niſchen Getichten widerholet werden. Darnach auch / werden nicht eben die ſylben widerholet / die den langen weib - oder maͤnnlichen verß ſchließen / kan es derhalben nicht wohl ein Echo genennet werden / ob es ſchon die Componiſten und Jn - ſtrumentiſten alſo taͤuffen. Dieſes aber iſt ein rechtes Echo / da eben die vorigen ſylben wider - holet werden / als wenn ich ſage aus unſerm Poe - ten p. 241.

Wirſtu mich troͤſten und ſonſt keine?
Ech. eine.
Leſſt mich in angſt und ablaß gehen /
Ech. laß gehen.
Wem ſoll ichs dancken mit der zeit /
Ech. der zeit.
Wer liebet doch nur mich?
Ech. ich.
Huͤlfft etwas meiner vn gedult?
Ech. gedult.
Weil ich im hoͤchſten Elend gehe?
Ech. entgehe.
Hoff alles werde guth und recht.
Ech. recht. etc.

Wo aber das wort Echo herruͤhre / erklaͤhret Ovidius in ſeinen Verwandlungsbuͤchern; Deñ es hatt eine Wald-Nimfe alſo geheiſſen / welche ein Juͤngling / Narciſſus genennt / den der allzu -guͤtige59.guͤtige Himmel mit faſt unvergleichlicher Schoͤnheit verehret hatte / hefftig liebgewonnen; Als er aber aus Hoffart und Laßduͤnckel gar keine Liebe mit Jhr pflegen wollen / und allzeit fluͤchtig erfunden ward / hat ſie in kurtzen / wegen großer Traurigkeit / jhre Leibes - und Lebens - kraͤfte verlohren und in lauter haut und beine verkehret worden / biß ſie endlich gar verſch wun - den und nichts von jhr uͤberblieben / als nur jhre bloße ſtimme und widerruff / die man noch heut zu tage in den oͤden Buͤſchen / Gebuͤrgen und Kluͤfften / wenn man etwas laute ruffet / wider - ſchallen hoͤret. Nareiſſus aber iſt hernach aus wider-vergeltung an jhm ſelbſt zum Narren worden / und ſich in Jhm ſelbſt verliebt / in dem er ſeines Angeſichts Bildnuͤs in einer klahren bach / als er truͤncken wollen geſehen / und ſolches zu kuͤſſen / mit jhme zu reden und ſelbiges zu uͤmb - fahen / ſich unterwunden; Als er aber nichts als einen bloßen ſchein und ſchatten befindet / hermet er ſich tag und nacht / verflucht ſich und das ſtets - brennende Liebes-feuer ſeines Hertzens / biß er endlich in Ohnmacht dahin fellet / der Echo nachfolget / und gar dem Tode zu theil wird; her - nach aber iſt aus ſeinem uͤberausſchoͤnem Leibe -die60.die ſchoͤne Blume / welche von jhm den nahmen fuͤhret / und Narciſſen-roͤßlein genennet wird / entſproſſen; Deſſen Opitz in ſeinem Fruͤhlings - Klag-getichte am 227. blate alſo gedencket:

So geh ich alſo nun in Einſamkeit alleine /
Vnd niemand hoͤret zu wie ich ſo ſehnlich weine /
Allein jhr Goͤttinnen / die jhr noch ſeyd betruͤbe
uͤmb des Narciſſus Fall / in welchen jhr verliebt /
Als er (ô harter Sinn) ſo ſchaͤndlich euch verſchmaͤhet /
Floh in den wald / auf daß er nicht wuͤrd außgeſpaͤhet /
Da dann ſein ſchoͤner Leib / den Echo hat begehrr /
Jn eine Wieſenblum erbaͤrmlich ward verkehrt.
Jch ſeufftz / O Echo / noch uͤmb deiner Liebe willen;
Drumb hilffſtu mir jetzt auch mein Klagelied erfuͤllen /
Daß ich mein helle Stimm erheben kan ſo ſehr /
Biß daß der Himmel auch mein trauren ſelbey
hoͤr. etc.

XII. ODE.

1.
WEißheit ſage / wo du biſt / wo dein reicher quell aufſteiget /
und ſich zeiget /
traͤncke mich mit deiner fluth /
hoͤchſtes Guth /
laß mich deinen Moſt durch ſuͤßen /
und genießen
deinen zuckerſuͤßen Wein /
laß mich jmmer bey dier ſeyn /
daß61.
daß mein Mund mit Weißheit bluͤhe
und in Tugend ſich bemuͤhe.
2.
O du fuͤrſtin aller kunſt / die mich kann mit Liebes-bluͤcken
ſo entzuͤcken /
ach wie herrlich iſt dein glantz
und der krantz
der den guͤldnen helm uͤmbringet
und mich zwinget /
der auf deinem Haͤupte ſteht /
da der Sonnen blitz ausgeht /
da die guͤlden Engels-flammen
ſich entzuͤnden allzuſammen.
3.
Deine Bruſt mit Perlen gantz uͤmb und uͤmb geſchmuͤcket
mich entzuͤcket:
ja der hellen Augen zier
funckeln dier
wie des Adlers hohe ſtraalen /
wenn ſie pralen:
Deine wangen wachſen dier /
wie der Tauſendſchoͤnen zier /
von dem tau die Lippen naſſen /
der entſpringt auf Hermons gaſſen.
4.
Du ô werthe Creatar / du haſt mir das Hertz geruͤhret /
und entfuͤhret /
deine zucker-ſuͤße wort
ſeyn mein port /
ja62.
ja das hertze will mir brechen /
kann nichts ſprechen /
wenn dein Mund ſich reget nur;
Jch muß laß[en]ziel und ſpur
und mich zu denſelben enden /
da du redeſt / willig wenden.
5.
Du ſolt meine Liebſte ſeyn / meine freude / meine Sonne /
Luſt und wonne;
wann mich ja die tunckle nacht
irrig macht /
ſoll der Augen helles blicken
mich erquicken;
Meine Schoͤne / meine Braut /
die der Himmel mier vertraut /
Du machſt / daß mich Lieben werden
die Gewaltigen auf Erden.
6.
Du ſolt meines Rahmens Lob in die hohen wolcken bauen /
ſtets zuſchauen /
mein gedaͤchtnuͤs wird beſtehn /
wo die Sterne gehn /
und unſterblich auch verbleiben
und bekleiben /
nur dier / Neid / zu trotz und hohn:
wohl dem / der denſelben Lohn /
der da trotzt die hohen Sinnen /
kann mit Ruhm und Ehr gewinnen!
XIII63.

XIII. ODE.

1.
UNlaͤngſt iſt der Neidhart kommen
in das edle Sachſenland /
an den blancken Elbenſtrand /
und ſein laͤger da genommen /
wo der große Daphnis wohnt /
da die Tugend wird belohnt.
2.
Wolte ſich in hohe ſachen /
ô der Thorheit! miſchen ein /
nichtes kont Jhm eben ſeyn /
wolte tadelhafftig machen
ſelbſten den beruͤhmten Ort /
wo mann hoͤrt ein goͤttlich Wort.
3.
Aus dem Munde gingen flammen /
die den edlen Himmels-fluß /
der dich / Rom / auch trotzen muß /
ſolten daͤmpfen allzuſammen;
Brennt er aber noch ſo ſehr /
quillt der Fluß doch mehr und mehr.
4.
Wunder! daß ſich ſo erkuͤhnet /
dieſer ſchwefel-blaue Mann /
den die Helle liebgewann /
der den Furien aufdienet /
den64.
den der Styx gezeuget hatt
und ſich nimmer friſſet ſatt.
5.
Neidhart packe dich von hinnen /
bleibe wo dein Bleiben iſt /
wo du ſonſt herkommen biſt /
und veruͤbe dein Beginnen /
wo der Schwefel-rauch entſpringt /
und ſich in die Luͤffte ſchwingt.
6.
Mann kann deiner wohl entbehren;
Deine Kunſt und Zierrath iſt /
Laͤſtern / Luͤgen / Leugnen / Liſt;
Jch wil deiner nicht begehren /
bin dier feind von anbegin /
backe dich nur jmmer hin.
7.
unſer Sinn ſoll doch nicht wancken /
ſondern ſtandhafft hier beſtehn /
wo die guͤldnen quelle gehn;
Er ſoll bleiben in den ſchrancken /
Er ſoll ſeyn zu tag und nacht
auf beſtaͤndigkeit bedacht.

XIV. ODE.

Als Er einen geſchaͤlten Apfel empfing.
1.
SChoͤnſte / ſoll der Apfel hier / den ſie mier gegeben /
Jhrer Liebe zeichen ſeyn
nur allein?
Oder65.
Oder wil Sie opfern mier in Beſtaͤndigkeit jhr Leben?
iſt der apfel rund?
Ey ſo wird die Treue kunt;
Denn was rund iſt / hatt kein Ende.
2.
Jhr gemuͤth iſt ohne falſch / druͤmb iſt er geſchelet /
aller truͤg - und gleißnerey
iſt Sie frey /
druͤmb ich zur Freundin Sie ſchon vorlaͤngſt erwehlet /
daß der apfel ſteht
auf der ſpitzen und ſich dreht /
iſt die Lieb im Tod und Leiden.

XV. ODE.

1.
CYnthia du guͤldnes Licht /
das nun durch den Abend bricht /
ſcheme meiner Liebſten doch /
blinckt jhr Sterne
her von ferne /
helfft uns tragen dieſes joch.
2.
Weil wier ſchon in ſuͤßer Ruh
dieſen Abend bringen zu /
weil mich jtzt mein Auffenthalt
in den armen
laͤſſt erwarmen.
mag es immer werden kalt.
E3. Nach66.
3.
Nach der kaͤlte frag ich nicht
wenn ich dis mein Sonnen-licht
Annoch bey mir haben mag /
das mich quicket
und anblicket /
biß ſich zeigt der hohe tag.
4.
Sie iſt fluͤchtig wie ein Reh /
Jhren haaren weicht der klee /
Jhrer rothen Lippen zier
von Korallen
uner gefallen /
wann Sie neigt jhr Haͤupt zu mier.
5.
Lieblich klingt es wenn die bach
durch die ſteine rauſcht gemach /
dieſer aber geht ſie vor /
wenn ſie ſinget /
wenn ſich ſchwinget
Jhre ſtimme hoch empor.
6.
O wie ſeelig iſt die Nacht /
da mich dieſes Licht anlacht /
da ich jhren rothen Mund
bin gefliſſen
ſtets zu kuͤſſen /
da mir alles iſt vergunt.
Jhre67.
7.
Jhre Liebe ſchenckt Sie mier
und ich ſchencke wider Jhr
meine Liebe biß die Nacht
von uns weichet /
wenn verbleichet
dieſer guͤldnen Sterne prach.
8.
Nun du guͤldnes feder-zelt /
das vor andern uns gefellt /
laß verſchwiegen ſeyn die luſt /
die wier uͤben
in dem lieben /
die nur dier und uns bewuſt.

XVI. Ein Geſpraͤche zweyer verliebter Per - ſonen. Geſanges-weiſe.

Er.
SEyd willkommen / ſeyd willkommen
meiner Sinnen Meiſterin /
nun iſt mier das Leid benommen /
nun iſt wider frey mein Sinn /
weil ich nun kann wider ſchauen
der bebluͤmten glieder auen.
Sie.
Großen danck und ſeyd gegruͤßet
Hoͤchſter Schatz / mein guͤldnes Licht /
E 2Mein68.
Mein gemuͤth wird auch durchſuͤßet /
weil ich nun ſein Angeſicht
dem die roſen weichen muͤſſen /
kann in gutem friede kuͤſſen.
Er.
Schoͤnſte / wil ſie mit ſpazieren
in den garten vor das hauß /
Jch wil bey den haͤnden fuhren
Sie hinnein und wider raus /
da ſich die Natur bemuͤhet
und die ſchoͤne Roſe bluͤhet.
Sie.
Jch will folgen wo Er gehet /
wo der weiſſen Lilien ſchnee
auff den bunten beeten ſtehet /
wil mich ſetzen in den klee
und in ſeinen zarten Armen /
Liebſter Schatz / mit Luſt erwarmen.
Er.
Schoͤnſte ſeht wie ſchoͤn nur blincken
die Violen gelb und blau /
wie die bunten Nelcken wincken
darch den weiſſen Silber-tau /
allhier reiffen die Melonen /
Pommerautzen und Citronen.
Sie.
Meine hand iſt ſchon bemuͤhet
Jhm zu winden einen Krantz /
weil69.
weil die ſchoͤne Roſe bluͤhet /
weil noch voͤllig iſt der glantz /
weil die Tulpen und Narciſſen
noch zu Kraͤntzen dienen muͤſſen.
Er.
Hier kann ich mich zwar ergetzen
mit der ſchoͤnen Garten-luſt /
beſſer aber kann mich letzen
Jhre Liljen-weiſſe Bruſt /
Jhre Lippen / Jhre Wangen /
die mit ſchoͤnern ſachen prangen.
Sie.
Ach! was ſolten meine Wangen /
und Jch arme Creatur /
mit noch ſchoͤnern ſachen prangen /
Es beliebt dem Liebſten nur
ſo zu reden / ſo zu ſchertzen /
geht es Jhm doch nicht von hertzen.
Er.
Ach! was mag Sie / Liebſte / ſprechen /
es iſt jhre Hoͤfligkeit /
die ſich kann herraußer brechen
und die hand der Schoͤne beit /
wie ſolt ich mit bloßen ſchertzen
brechen aus dem treuen hertzen?
Sie.
Ach! ich moͤchte gerne wiſſen
was nur ſchoͤnes an mier ſey?
E 3Was70.
Was auf Hoͤffligkeit gefliſſen
und der Tugend falle bey?
daß Jhm hatt geluͤſt zu loben
und mich alſo ſehr erhoben?
Er.
Es beſchaͤmen jhre Wangen
das bebluͤmte garten-beet /
da die tauſentſchoͤnen prangen
und die weiſſe Roſe ſteht;
Jch kann ſagen / daß Narciſſen
Jhrer Stirne weichen muͤſſen.
Sie.
Seht der Abend koͤmmt geſchlichen /
unſre Freude wird zertrennt /
und die Sonn iſt faſt entwichen /
die mit vollem zuͤgel rennt /
die ſich nach dem Meere lencket
und die muͤden Pferde traͤncket.
Er.
Soll und muß ich von Jhr ſcheiden /
Schoͤne / meine Luſt und Zier /
Ey ſo lebe Sie in freuden
und verbleibe guͤnſtig Mier;
weil die ſchoͤne Roſe bluͤhet
und die Sonne waſſer zihet.
ODE. 71.

XVII. ODE.

Von der Eitelen Welt-freude / daß ſie fluͤchtig ſey.
1.
Ach wie eitel ſeyn die ſachen /
die uns ſollen luſtig machen!
dieſes lachen
und das bittre Zucker-wort
das uns an ein ſolches ort
ziher fort /
da die ſchnoͤden Luͤſte ſtehen /
das muß mit der zeit vergehen
fuͤr und fuͤr.
2.
Mein? wo bleiben die geberden?
die ſo weit geholet werden
hier auf Erden?
Wird nicht blaſſ der rothe Mund /
der ſo manches Hertz verwundt
auf den grund /
dem die ſchoͤnſten Roſen wichen
und vor jhm ſo gar verblichen?
er muß fort.
3.
Alle Luſt und Freud iſt fluͤchtig /
Alles was wir thun / iſt nichtig /
gantz untuͤchtig /
E 4Selbſt72.
Selbſt der Leib / ob er gleich ſchoͤn /
kann die laͤnge nicht beſtehn /
muß vergehn.
ja der gantze Kreiß der Erden
muß durch gluth zu nichte werden
mit der zeit.
4.
Wohl! was wollen wir noch prangen
und der eitlen Ehr anhangen
mit verlangen?
Da doch alles nur verſchwindt
was mann hier auff Erden find /
wie der wind;
druͤmb will ich nach jenem trachten
und das Weltliche verachten /
Welt ade!

XVIII.

Seufftzer Zu Gott dem HErrn. Geſangs-weiſe.
1.
WAnn der Tag / das Kind der Sonnen
aus dem guͤldnen Zimmer geht /
wann die Fackel iſt entbronnen
und das Feld entdecket ſteht /
wann die Vogel ſingen
und die ſtuͤgel ſchwingen /
iſt73.
iſt mein Hertze ſchon bereit
Dich ô Hoͤchſter anzuſprechen;
Meine ſeuſtzen wollen brechen
aus dem munde vor der zeit.
2.
Nach demſelben mier verlanget /
das dem Himmel iſt bewuſt /
der mit ſolchen ſachen pranget /
da nur lauter Lieb und Luſt /
da die Cherubienen
jhrem Schoͤpfer dienen /
da die Engel allzumahl
Jhre ſtimmen hoch erſchwingen
und die ſuͤßen Lieder ſingen
durch den großen Himmels-ſaal.
3.
Da iſt freude / da iſt wonne /
da empfindt mann keine nacht /
da entſpringt die Lebens-Sonne
die aus trauren freude macht /
da wir in dem Leben
ewig werden ſchweben
und genießen ſolche Luſt;
da die Lebens-quelle fließen
und in ſtroͤme ſich ergießen /
wie den Frommen iſt bewuſt.
4.
Druͤmb entweicht jhr ſchnoͤden ſachen!
keine Luſt iſt auf der Welt /
E 5die74.
Die uns kann recht froͤlich machen /
Sie iſt nur ein Trauer-feld /
jhre freude weichet /
jhre luſt verbleichet
Alles iſt nur eitel hier;
Druͤmb hab ich mich Gott ergeben
und verhoffe bald zu leben
in verklaͤhrter Leibes-zier.

Ende des Andern Buchs.

Philip -75.

Philippi Cæsii Drittes Buch / Von den Muſtern der Dactyli - ſchen / Anapaͤſtiſchen und Sapphiſchen Arten.

ARS76.

ARS non habet OSOREM niſi lgnorantem

Die Kunſt und Wiſſenſchafft wird nim̃ermehr gehaſſt
von einem der ſie weiß und gluͤcklich hatt gefaſſt:
und wie es leichter iſt zu tadeln eine ſache /
ſo iſt es ſchwerer auch / daß man ſie beſſer mache.

Ρᾅδιόν〈…〉〈…〉 στι μωμει῀〈…〉〈…〉 σθαι μιμει῀〈…〉〈…〉 σθαι.

Troſt -77

I. Troſt-Sonnet / von langen Dacthliſchen Verſen.

Als H. H. Hermanns liebes Ehgemahl F. Clara Sophia Schultzin todes verblichen.
STellet das graͤmen und hermen bey ſeite /
Eure Gemahlin iſt gaͤntzlich nicht todt /
ob ſie ſchon laͤſſet die zeitliche noth /
ob ſie ſchon euere gegenwart heute
laͤſſet und erbet die ewige Beute /
da ſie wird ſchauen den ſuͤßeſten Soot /
Nectar und Manna / das himliſche Brodt /
und die verklaͤreſten weiſeſten Leuthe /
ja mit der klaͤreſten Weißheit begabt /
die Sie auf erden nur etwas gehabt.
Die Cherubinen empfangen Sie ſchoͤne /
der Adamantine Himliſche Saal /
zieht Jhr entgegen mit großer anzahl;
Ach wer auch hoͤrte das ſchoͤne gethoͤne?

II. Morgenlied. Von Anapaͤſtiſchen Verſen.

1.
DJe guͤldene Sonne
bringt leben und wonne /
die78.
die finſternuͤs weicht /
der Morgen ſich zeiget /
die Roͤthin aufſteiget /
der Monde verbleicht.
2.
Nun ſollen wier loben
den Hoͤchſten dort oben
daß Er uns die Nacht
hatt wollen behuͤten
vor ſchrecken und wuͤten
der Hoͤlliſchen macht.
3.
Kommt laßet uns ſingen /
die ſtimmen erſchwingen /
zu dancken dem HErrn /
Ey bittet und flehet /
daß Er uns beyſtehet
und weiche nicht fern ..
4.
Es ſey Jhm ergeben
mein Leben und ſchweben /
mein gehen und ſiehn /
Er gebe mier gaben
zu meinem vorhaben /
laß richtig mich gehn.
5.
Jn meinem Studieren
wird Er mich wohl fuͤhren /
und bleiben bey mier /
wird79.
wird ſchaͤrffen die Sinnen
zu meinem Beginnen /
und oͤffnen die Thuͤr.

III. Dactyliſche Ode. Mit Anapaͤſtiſchen vermiſchet.

Als H. Bartholomaeus Heinſius zu Wittenberg Magiſter worden.
1.
Solte die Tugend ſo liegen verſchwiegen?
Solte die Wiſſen ſchafft Ehren-loß ſeyn?
Solten die Kuͤnſte verdunckelt erliegen
Ohne Belohnung und Wuͤrden? ach nein!
Die Heliconinnen
erwecken die Sinnen
und winden den Kraͤntz;
Die Hochzeit herdringet /
das Seitenſpiel klinget /
unſre Sophia die zieret den tantz.
2.
Phoͤbus hatt jtzund dier ſolches gegeben
was du verdienet durch taͤglichen fleiß /
Thoren und Breßlau gab edele Reben /
Roſtock die Trauben und Luͤbeck den Preiß;
ja Leypzig dich traͤnckte
und ſuͤßen Moſt ſchaͤuckte /
Nun folget der Wein /
den80.
den Wittenberg giebet /
das deine Kunſt liebet /
ſchaͤncket dier / Liebſter Freund / Ehre vollein.
3.
Pallas lieb-aͤugelt und laͤchlet vor freude /
alle Goͤttinnen erfreuen ſich auch /
unſre Sophia windt Kraͤntze mit ſeide /
gibet den trau-ring nach jhrem gebrauch.
Ey! luſtig! jhr Bruͤder
Dactyliſche Lieder
Nun ſinget und klingt
Sophia mein Leben /
Dier will ich nachſtreben;
unſere feder gen Himmel dich ſchwingt.
4.
Mercke Sophia / dis ſing ich zu ehren
deinem Geliebten und ſelbſten auch dier /
unſere Muſe wird ſolches vermehren /
geben dein hohes Lob weiter herfuͤr;
Hier will ich beſchließen
mit Verſen zu gruͤßen /
Dich Edeles Bild /
wil anderwerts ſingen
von hoͤheren dingen
welche dein Hertze vollkoͤmlich erfuͤllt.
Zugabe.
DJs nim aus lieber hand / mein Freund / was ich
geſchrieben
nach Buchners edlen Art / weil du ſie pflegſt zu lieben /
und81.
und ſelbſt dem Buntzler Schwan in allem folgeſt
nach
und nim̃ſt es wohl in acht / was vormals uns gebrach
Jn deutſcher Poeſie. Dein Koͤhler pflegt zu lieben
und Major ſelbſten Dich / ſo vormahls angetrieben
Den niemahls laſſen Geiſt zur wiſſenſchafft und
kunſt /
Die dich zum Meiſter macht und bringet Ehr und
Gunſt
Bey Hochgelehrter Schaar. Entſchlaͤgſtu dich der
Ehren
und wiltu nicht dein Lob mit dieſem Titul mehren?
Wie das? mein Freund / wie ſo! was geht dich an der
Neid /
Der Groben unverſtand / der ſolches dier verbent;
Nauf! nauf und acht es nicht! Es ſol dein Lob auf gehẽ /
Wo unſer Zenith ſelbſt und Nadir pflegt zu ſtehen /
Dier / Neid / zu ſpott und hohn; Nun ſchließ noch
ferner mich
Jn deine Freundſchafft ein / und deinen Neid zer -
brich.

IV. ODE. Auf eben ſelbige Art.

An Seiner guten Freunde Einen / Als er von ſeiner Braut wegen Nothwendiger Ver - richtung in Frembde Lande verreiſet; in einem geſpraͤche uͤbergeben / woraus ſie gezogen und anher geſetzt.F1. Liebſte /82.
1.
LJebſte / wie ſeyd jhr ſo ſehre bemuͤhet /
Daß ich Euch jtzo muß laßen und zihn /
Wiſſt Jhr nicht unſer Geluͤcke das bluͤhet /
Hertzes Lieb / guͤldner Schatz / Schoͤnſter Rubien /
Ach laßet mich zihen /
Jch will mich bemuͤhen
und ſchicken dazu /
Bald widerzukommen
Zu Euerem frommen /
Lebet in deſſen in Frieden und Ruh!
2.
Lebet in deſſen ach / Liebeſte / lebet /
Lebet und dencket im beſten an mich /
Euer ſo treues gemuͤthe das ſchwebet
Mir von dem Hertzen und dringet hinnein.
und ſchreibet die Treue
Mit Demand aufs Neue
Zu innerſt hinnein /
Macht ener Geſichte
Nicht alſo zunichte /
Stillet das Weinen und laßet es ſeyn.

V. Pocal von Dactyliſchen und Anapaͤſtiſchen Verſen / in W. B. H. Stammbuch.

Jugend83.
[figure]
Jugend
und tugend
ſteht artig beyſam̃en /
jugend
und Tugend
in eyfrigen flam̃en
leider! gar ſelten mañ findt
Jtzo zu unſeren zeiten entzuͤndt;
Muͤßiggang / laſter und eitele ſachen /
jtzund an Tugend vũ kuͤnſte-ſtat wachẽ /
laͤßer ſich einer zur tugend ſchõ an /
folget d tugẽd uñ findet die ban /
wird er geneidet in allen /
kañ keinem gefallen:
kuͤnſte vergehen /
laſter entſtehẽ;
biß alles vergehet /
was ſtichelt uñ ſchmehet /
das unſrige vollend / zerriñt
und ſteubet wie wellen uñ wind:
Achteſtu dieſes ſo biſtu ja blind!
F 2Hertze84.

VI. Hertze Von Dactyliſchen Verſen.

[figure]
taͤgliche klaͤgliche
klage ſoll heute vorgehen /
alles ſoll heute vol froͤligkeit ſtehen /
weil jtzo mein Bruder dein Namenstag iſt /
Da mann des klagens und zagens vergiſt /
Der Sommer vergehet /
der Winter entſtehet /
frieren und froſt /
hem̃et die koſt.
[figure]

VII. Dactyliſche Ode. Als Herr Chriſtian Gueintzius / des be - ruͤhmten Gymnaſiums zu Hall wohlverordneter Rector etc. ſeinen Nahinens-tag be - ging.

Aglata.
HErtze des Himmels und Auge der Sterne /
Welches erleuchtet und zieret das Feld /
Kertze der Erden und Fackel der Welt /
Zeige doch deine geſchmuͤnckte Laterne /
Zeige das Angeſicht voller Rubien:
Gruͤße85.
Gruͤße die Erde mit deinem Geſichte /
Mache das Trauren mit Freude zu nichte:
Freude ſol heute vor Trauren einzihn.
Thalia
Heute ſol Freude die Stunde verjagen /
Heute ſol Freude regieren den Tag /
Freude ſo ſonſten in Traurigkeit lag /
Freude ſol heute verjagen das Klagen /
Klagen und zagen ſich endet hierbey:
Heute ſol Phoͤbus und alle Goͤttinnen
Oden und ſchoͤne Geſaͤnge beginnen /
Lauten und Geigen erklingen auch frey!
Euphroſine.
Luſtig erzeiget Euch meine Geſellen /
Wuͤndſchet daß dieſes Feſt offte begeh
Gueintzius ohne Leid / Trauren und Weh.
Laßet uns Spieler und Geiger beſtellen /
Laßet mit Freude vertreiben das Leid:
unſer Herr Rector erlebe die zeiten /
Welche der Neſtor und andre beſchreiten /
Wuͤndſchet ein jeder zu jetziger zeit!

VIII. Dactyliſcher Pocal mit Anapaͤſti - ſchen veriniſcht.

Von den ſieben Zeiten der Jung - ferſchafft. F 3Jugend86.
Jugend
und tugend
ſteht artig beyſam̃en /
jugend
und tugend
erweitert das feld
und bringet auch geld:
der Tugenden Flammen
Sollen die Jungfern erwecken geſchwind
Wenn ſich das voͤrderſte fuͤnffte Jahr findt:
Kommen noch andere fuͤnffe geſchlichen /
Soll Sie ſich ſchicken zur nahrung und kuͤchen
koͤm̃t es zum dritten mahl wider herrein /
dann will die Roſe gebrochen ſchon ſeyn /
dann ſeyn die luſtigſten zeiten /
da mann ſoll Kraͤntze bereiten
da mann die Blumen eintraͤgt
die mann bißhero gehaͤgt:
Wenn aber das vierde
mit voller begierde
ſich zeiget / als dann
ſie ſchone der Mañ
laͤſſt ruhen in armen /
und ſtuͤndlich erwarmen /
koͤm̃t es zum fuͤnften mal an;
iſt es faſt uͤmb Sie gethan:
koͤm̃t es zum ſechſtenmal wider gegangen /
koͤm̃t denn kein Witwer / ſo iſt es geſchehn /
Alles in allem; iſt ſchaͤndlich verſehn;
Dann wird zu waſſer Jhr gantzes verlangen.
IX. 87.

IX. Ermunterung zur froͤligkeit / von lauter Dactyliſchen Verſen.

1.
Laßet uns Meyen und Kraͤntze bereiten /
Sehet / ach ſehet die froͤlichen Zeiten!
Sehet / jhr Bruͤder / und mercket hierbey /
Welche veraͤnderung ſolches nur ſey.
2.
Laßet uns Weinen und Trauren vertreiben /
Klagen und zagen ſoll heute verbleiben /
Klagen und zagen veriaget jtzunb /
Heute ſeyd luſtig und machet es kunt.
3.
Laßet uns Zucker und Honig beſtellen /
Laßet uns holen die guten Geſellen /
Laßet herbringen den Spaniſchen Wein /
Weil wir anitzo beyſammen hier ſeyn.
4.
Laßet uns buͤrckene Meyer beſtellen /
Daß wir Euch ſchencken Jhr guten Geſellen /
Laßet den buͤrckenen Meyer ruͤmbgehn /
Laßet die Glaͤſer nicht ſtille ſo ſtehn.
5.
Laßet den Malvaſier heute beſuchen /
Laßet aufftragen Paſteten und Kuchen /
Gebet uns Glaͤſer und Kruͤge voll Bier /
Weil wir anjtzo beyſammen allhier.
F 46. Laßet88.
6.
Laßet die Lauten und Geigen erklingen /
Laßet uns eylen zum tantze / zum ſpringen /
Nehmer die Kegel und boßel in acht /
Laßet uns ſpielen / biß kommet die Nacht.
7.
Laßet uns geiſtlich - und weltliche Lieder
Klingen und ſingen / jhr luſtigen Bruͤder /
Laßet uns letzen / die Jugend vergcht /
Wehmuth und trauren im Alter entſteht!

X. Anapaͤſtiſch Sonnet.

JHr Waͤlder und Felder / jhr Thaͤler und Steine /
Ach ſehet die Thraͤnen / den traurigen Sinn /
Wie ein ſamich ſitze / wie traurig ich bin /
Laßt eure begruͤnte Luſt trauren jhr Haine /
Weil keine mich troͤſtet / muß ſitzen alleine /
Muß klagen / Leid-tragen und zagen forthin /
Betruͤbnuͤs iſt jtzo mein beſter gewinn;
Jch aͤchtze vor Langmuth bin aͤhnlich dem ſcheine /
und niemand erbarmet ſich memer jtzund /
Die Wangen ſeyn tunckel / der roͤßlichte Mund
Verblaſſet vor Thraͤnen / der Odem verſchwindet /
Jch ruffe mit kraͤfften und ſeuftze mit macht /
Wenn Heſperus ſchildert und Venus erwacht /
Da niemand das klagen und ſeuſtzen empfindet.
XI. Ana -89.

XI. Anapaͤſtiſche Ode.

Ermahnung zur Froͤligkeit. Satz.
Lentz / Sommer / Herbſt / Winter und andere zeiten /
Die muͤſſen uns dienen zur Nahrung und koſt:
Der Fruͤhling laͤſſt Streuſer und Kraͤntze bereiten /
Gibt Blumen und Kreuter und aͤndert den froſt /
Jm Fruͤhling die Vogel ſich nehren und mehren /
Sie ſingen und klingen und laßen ſich hoͤren /
Daß Thaͤler und Waͤlder und Felder zugleich /
Daß alles erſchallet und wallet vor freuden!
Wo Coridon / Phillis und andere weiden;
Die Wieſe voll Blumen / voll Fiſche der Teich
Muß unſer Ergoͤtzligkeit helffen vermehren;
Die Beume die bluͤhen und gruͤnen mit macht /
Die Hirſche ſeyn luſtig und laßen ſich hoͤren /
Ein jedes ſo lebet und ſchwebet / das lacht.
Gegenſatz.
ES muß uns der Sommer und Herbeſt auch dienen
Der unſere Kammer und Scheinen erfuͤllt;
Es geben uns Honig im Sommer die Bienen /
Die Felder und Waͤlder Getreydich und Wild;
Der Herbeſt muß allerley Obeſt uns geben /
Bald aͤpfel / bald Birnen / bald edele Reben;
Der Herbeſt verehret und mehret den Wein /
Der unſere Keller und Tafeln auszieret /
Der froͤlich uns machet und Lieder gebuͤhret /
Der unſern Geiſt treibet zu tichten allein.
F 5Die90.
Die Letzte Zeit aber / der Winter auch nuͤtzet /
Da Netze den Vogeln und Haſen mann ſtellt /
Die Spiſſe mann ſpicker / die Stuben erhitzet /
Da ſich ein jeder zur Liebſten geſellt.
Nachklang.
Jtzt hatt ſich der Fruͤhling auch widergefunden /
Die lieblichen ſtunden /
Da alles ſich freuet und froͤlich erzeigt /
Die Sonne viel hoͤher als ſonſten aufſteigt /
Der Winter vergehet /
Der Fruͤhling entſtehet /
Die froͤliche zeit;
Der Wechſel der Zeiten uns hoͤchlich erfreut:
Druͤmb luſtig jhr Bruͤder /
Singt allerley Lieder /
Es fuͤhret uns ſelbſten die ſchoͤne Natur
und zeiget die ſpur
Zur Froͤligkeit an /
und oͤfnet die bahn.

XII. An die gute Geſellſchafft / Von Anapaͤſtiſchen und Dactyliſchen Verſen.

JHr Liebeſten Bruͤder / ſeyd luſtig und munter /
und ſchlucket den Malvaſier wacker hinunter /
Erzeiget Euch froͤlich /
und ob Jhr gleich ehlich
Des meiſtentheils lebet /
Denn ſehet wie ſchwebet
Doch91.
Doch alles in freuden /
Druͤmb meidet das Leiden /
Lebet in freuden biß kommet die Nacht /
Da ſich ein jeder nach Bettlehem macht.

XIII. ODE / Von lauter Auapaͤſtiſchen Verſen.

1.
VErzihet noch etwas jhr lieblichen Sterne /
Ach wincket und blincket ein wenig uns zu /
Bleib Roͤthin du guͤldnes Kind / bleibe von ferne /
Weil jtzo ſich findet die ſuͤßeſie Ruh /
Jn dem ich im Arme
Der Liebſten erwarme /
Halt / Sonne / dein Licht
Ein wenig verborgen /
Verjage den Morgen /
Weil jtzo mir leuchtet der Liebſten geſicht.
2.
Denn meine Geliebte wirfft guͤldene ſtrahlen
Aus jhrem Geſichte ſo heuffig und mild /
Die unſere Zimmer ſo ſchoͤne bemahlen /
Wie jrgend die Sonne die Berge verguͤldt /
Sie kann mich erquicken
Mit guͤldenen blicken /
Darff92.
Darf ſonſten kein Licht /
Sie bleibet gefliſſen /
Mich freundlich zu kuͤſſen /
Jhr Antlitz das machet die Naͤchte zunicht.
3.
Jhr Wangen-roth bluͤhet von ſchoͤnen Narciſſen /
Die Roſen und Lilien mehren die zier.
Die roͤhtlichen Lippen ſeyn aͤhnlich den fluͤſſen /
Da Zucker und Honigſeim quillet herfuͤr.
Die adliche Jugend
Jſt immer in Tugend
und Sitten bemuͤht;
Die Venus muß weichen /
Sie kann jhr nicht gleichen /
Sie ſchwebet in voͤlliger Tugend und bluͤth.
4.
Der Apfel von golde / das zeichen der Schoͤne /
Gebuͤhret dier Schoͤnſte / den geb ich auch dier /
Wie? biſtu nicht herrlich - und ſchoͤner als jene /
Die Paris erhoben an Schoͤnheit und Zier?
Die Schoͤne muß weichen /
Die Roͤthe verbleichen /
Die Tugend beſteht;
Wie ſoll man dich ehren?
Dein Ehre vermehren /
Die uͤber die leichteſte Feder auch geht.

XIV.

Seufftzer Zu Gott dem HErrn. 1. Wie93.
1.
WJe lange wil meiner der HErre vergeſſen?
Wie lange verbuͤrgſtu dein Antlitz fuͤr mir?
Wie lange ſol kummer und ſorge mich freſſen?
und aͤngſten mein Hertze / mein Leben allhier?
Wie lange ſol wuͤten
und toben der Feind?
Wann wiltu mir bieten
Die Rechte / die ſonſten mich treulich gemeint?
2.
Mein flehen und bitten / ô Hoͤchſter / erhoͤre /
Erleuchte die Augen / laß ſcheinen dein Licht /
Dem ſchrecklichen ſchlaaffe des Todes auch wehre /
Auf daß ſich mein Haſſer erluſtige nicht;
Auf daß ſich aufs neue /
Nicht ruͤhme der Feind;
Auf daß ſich nicht freue
Der / welcher mich allezeit faͤlſchlich gemeint.
3.
Doch hoff ich und traue der goͤttlichen Guͤte /
Die Gnade des Hoͤchſten erfreuet mich ſo /
Es hilffet ja gerne dein Vater-gemuͤthe /
Du hilffeſt und macheſt mein Hertzerecht froh /
Druͤmb will ich auch ſingen
Den HErren nun an /
Jch wil mich erſchwingen /
Dieweil er mir alles zum beſten gethan!

XV. Dactyliſche Ode.

Auf94.
Auf D. Weerheims und Jungfer Wa - rien Eliſabethen Fugmannin / Hochzeit.
1.
KOmmet Herr Breutigam / kommet und gehet /
Eure Geliebete ruffet gemach /
Sehet und ſchauet wie artlich Sie ſtehet /
Laͤchelt und wincket und blincket Euch nach.
Sie ſaget vor Freude /
Wir wollen nun beyde
Anfangen den Tantz /
Wir wollen uns quicken /
Die Haͤndelein druͤcken /
Wertheſter Breutigam / liebeſter Glantz.
2.
Seelig Herr Breutigam kan ich Euch ſchaͤtzen /
Weil jhr anjetzo die Ruheſtatt habt /
Da Jhr koͤnt ruhen und voͤllig ergoͤtzen
Eure Gemuͤther und da Jhr Euch labt.
Jch wuͤndſche viel Freuden /
Euch Liebeſten Beyden /
Zu jetziger zeit.
Ey ruhet ſein ſuͤße
Wann muͤde die Fuͤße /
Wann Jhr ermuͤdet von Tantze nun ſeyd.

XVI. Sapphiſche ODE / genommen

Aus95.
Aus einem Freuden-Gedichte / welches ich auf die Heimfuͤhrung K. E. v. F. geſchrieben / als Sie von Jhrem Herrn Breutgam gantz herrlich empfangen ward.
1. SOnne laß ſcheinen deine Roſen-wangen /
Die mit Rubinen voͤllig einher prangen /
Komm ach! Du Fuͤrſtin der geſtirnten Felder /
Ziere die Waͤlder.
2. Schmuͤcke dich herrlich mit geflam̃ten Haaren /
Laß durch den Himmel deine Roſſe fahren /
Eyle / die Vogel hoͤr ich ſchon erſchwingen /
Singen und klingen.
3. Nun ſeyd willkommen jhr geehrten Stunden /
Die mich dem Trauren gantz und gar entbunden /
Nun ſeyd gegruͤßet; weil wir koͤnnen meiden
Trauren und Leiden.
4. Dis iſt die Stunde / lieber / laß uns ſchreiben /
Laß uns mit Liedern dieſe Zeit vertreiben;
Meine Geliebte wil die ſuͤßen ſchmertzen
Tilgen im Hertzen.
5. Ach hoͤrt die Pferde / die geſchwinden Pferde /
Schnauben und rennen froͤlich auf der Erde /
Sie bricht mit freuden durch die ſchoͤnen Waͤlder /
Wieſen und Felder.
7. Lachet jhr Thaͤler / jhr begruͤnten Auen /
Laßet uns wider dieſe Freude ſchauen:
Die uns der Oſt-wind vormahls hatt entfuͤhret /
Kommet gezteret.
7. Sey96.
7. Sey uns willkommen / du ô zier der zeiten
Liljen und Tulpen muͤſſen wir ausbreiten /
Wo du / mein Leben / jtzo pflegſt zu gehen /
Sitzen und ſtehen.
8. Dein Abſeyn machte / daß die gruͤnen Wieſen
Muſten verwelcken und die Winde blieſen
Nicht mehr ſo ſanffte / da der Wind aus Norden
Stuͤrmiſch war worden.
9. Ey nun ſo leb ich ſtets in vollen freuden /
Es ſoll uns niemand von ein ander ſcheiden /
Kein Neid / kein Trauren / keine Noth und Leiden
Sollen uns ſcheiden.

XVII.

Jn ein Stam̄buch / auf den Gedaͤcht - nuͤs-ſpruch: Chriſten Seyn Jmmer Streiter.
Chriſten Seyn Jmmer Streiter hier auf Erden /
Biß zu den Frommen Sie verſetzet werden /
Da wird mit Wolluſt / Frieden und mit Freuden
Jeſus Sie weiden.
Chriſten Seyn Jmmer Seelig und in frieden /
Wenn Sie aus dieſem Elend abgeſchieden /
Wenn Sie gegleubet: Jhnen wird gegeben
Ewiges Leben.

Ende des Dritten Buchs.

Salo -[97]

Salomons Des Hebraͤiſchen Koͤnigs Beiſtliche Wolluſt / oder Hohes Lied / Jn Dactyliſche und Anapaͤſti - ſche Verſe gebracht / von Phil. Coͤſ.

G[98]99.

Denen Ehrenveſten / Vor Achtbahren / und Wohlgelaͤhrten Herrn M. Johann Boͤhmen / Keyſerlichen Poeten / bey der Schu - len zu Dreßden wohlverordneten Rectorn / Herrn Chriſtian Brehmen / Chur - und Fuͤrſtlichen Saͤchſt - ſchen Bedienten / etc. Herrn Johann Cramern / aus Frießland. Herrn Chriſtian Buͤrgern / von Dreßden. Herrn Julius Auguſt Tucker - mannen / von Wolffenbuͤttel. W. G. u. D.

G 2Meine100

MEine Groß - und Viel-guͤnſtige Herren und werthen Freun - de laßen Jhnen dieſer mein / wiewohl kuͤh - nes doch wohlgemeintes unterfangen nicht befrembdet fuͤrkommen / daß ich denenſelben die Geiſtlichen oder Him̃ - liſchen Hirten-Lieder Salomons / des Hebraͤiſchen Koͤnigs / welche von mir unlaͤngſt in Dactyliſche und Anapaͤ - ſtiſche Deutſche Verſe gebracht / zu ſchreiben mag; Wiewohl ich erſtlich ſelbige dero reiffem Verſtande und ur - theil zu unterwerffen oder vielmehr Jhre Nahmen vorzuſetzen / bedencken getragen; jedoch haben mich hierzu beydes Jhre angebohrne Huld - und Leuthſeelige Naturen / wie dann auch die ſonderliche Luſt und Beliebung ſo ſich zur Deutſchen Poeſie bey Jh -nen101.nen allerſeits ſpuͤren laͤßet / bewogen / und den muth in etwas angefriſchet / alſo / daß ich auch eine und andere Re - de / welche entweder aus Neid oder groben unverſtande in meinem Abwe - ſen uͤber mich ergehet oder noch erge - hen wuͤrde / mit friſchem Munde ver - lache / und jtzund in der ungezweiffel - ten hoffnung verharre / Sie werden alſo dieſes mahl meiner kuͤhnheit et - was zu guthe halten / weil ich ſonder - lich meine Wenigkeit hiedurch zu lie - fern geſonnen / auch andere / welche an dieſer Art Verſen ſonderlichen Gefal - lentragen / ein hoͤheres zubeginnen / erwecken wollen.

Jch hette mich zwar hierzu nicht bereden laßen / ſelbiges an die ſcharffe lufft zu geben / weil dieſer Art Verſe noch faſt unbekant / und noch nicht gar ausgearbeitet / auch das Anſehen het -G 3te /102.te / als wenn ich mier eingebildet / den Palmen einem andern aus der Hand zu reiſſen oder jhn allein davon zu tra - gen / da ich mich doch viel zu ſchlecht und geringe dazu achte / und viel mehr ſolche Ehre einem Hochverſtaͤndigen und geſchickterem Kopfe hinterlaße; Jedoch weil ſich keiner unterwunden / dergleichen herraus zugeben / hab ichs einmahl auf vieler Anhalten fuͤrwitzig gewagt / und bin nunmehr auch des urthells von dem Verſtaͤndigen Leſer gewaͤrtig.

Damit aber auch dieſelben / wel - che die edle Zeit

Die ſchneller als die fluth verfließet und fluͤgel angebunden hatt: in mangelung anderer geſchaͤffte und verrichtungen mit kluͤgeln und unzei - tigen ſchmaͤhen ſo unnuͤtzlich verder - ben und zubringen / etwas zu thun het -ten103.ten und unterdeß meine / wiewohl ſonſt unwerthe Sachen / zu tadeln und zu verachten vergeſſen moͤchten / hab ich folgendes Raͤtzel / wiewohl eskeine kunſt / demſelben / ſo im Rechnen etwas erfahren / auffzuloͤſen / anherge - ſetzt:

Es ging in einen Wald ein Juͤngling ausſpazieren /
und fand ein Jungfer Volck den ſchoͤnen reyhen
fuͤhren:
Gott gruͤß Euch alle zehn / jhr ſchoͤnen Jungfern
Jhr /
fing er z-jhnen an; Die eine tritt herfuͤr
und ſpricht / mit gunſt / mein Freund / wie? wenn wir
alle weren
noch eins ſo viel als jtzt / ja wenn uns wolte mehren
das dritte theil dazu: ſo weren wir allein
ſo viel von dreißigen / alß uͤber zehn wir ſeyn.
Nun / weil der Juͤngling nicht die rechte zahl getroffen /
So rechne du hieraus und laß nicht lang uns hoffen /
wirſtu die rechte zahl uns balde machen kunt /
So ſoll die eine dier von jhnen ſeyn vergunt!

Dieſem Juͤnglinge mag ich wohl die jenigen vergleichen / welche ſtracks im erſten Anblicke eine fache zu tadelnG 4und104.und zu verlachen wiſſen / da ſie doch dieſelbe noch nicht recht durchgeleſen / viel weniger zum reiffen verſtande ge - bracht und bey jhnen ſelbſt erwogen; weil Ebenſelbiger auch die Nimfen ſo den Reyhen fuͤhrten / noch nicht recht geſehen / geſchweige gezaͤhlet und doch ſelbigen bey jhrer zahl zu zuruffen ſich erkuͤhnet; Es kann es Jhm aber die Eine fein artlich und verdeckt in obge - dachtem Raͤtzel aufruͤcken und ſeiner kuͤhn - und unbeſonnenheit erinnern: Wie es dann manchem Kluͤgling und Naſeweiſen offtermahls wiederfaͤh - ret / daß er viel lieber wuͤndſchen moͤch - te / es were jhm eines und das andere wort nicht entfahren / und ſo es ſeyn koͤnte / ſelbiges mit paarem gelde wi - der zu loͤſen / wuͤrde er warlich! nichts ermangeln noch erwinden laßen.

Hier -105.

Hiermit will ich Sie / meine Hoch - und Viel-geehrte Herren und werthen Freunde der Goͤttlichen Obacht treu - lich befehlen / Mich aber deroͤſelben Gunſt gewogenheit unnd fernerer Freundſchafft / der ich bin und verblei - be

Weiner Groß - und Viel - guͤnſtigen Herren Dienſt-Ergebener Philipp Coͤſius.

G 5AD106.

AD AUTOREM EPIGRAMMATA QUÆDAM.

I.

* Gregor. Nazianzenus.

GREGORIUS Græcus Pater * aurea carmina
Græcè
Compoſuit linguam percoluitq́; ſuam.
Et nobis placeat patriæ perfectio linguæ,
Convenit utrebus ſint bona verba bonis.
Sic tamen Aſcenicam tornate, dolateq́; linguam,
Sic mulcete aures, ſic animate ſonos,
Ne ſtylus excludat magnarum pondera rerum,
Emphaſis aut pereat flaminis illa ſacri.
Quod non titillent aures, quis ſperneret hymnos
Ambroſij? aut Pſalmos, dive Luthere, tuos?
Sic vel Jeßitæ Chelys abjicienda per illos,
Verbis res potior, cedite verba rei.
Hoc ut agas, Cæſi, moneo; tibi Numina rerum
Verbòrumq́; penu divite lance ferant!

Paulus Röberus D,

Was107.

II.

Was Salomon zuvor des Himmels-voll getichtet /
Schreibt Coͤſius hier uͤmb / und in das Deutſche
richtet:
Der Leſer lobts / und ſpricht: Wol dir / geſchickte hand /
Du ehreſt Gott zu gleich / und ziehrſt dein Vaterland.

Auguſtus Buchner.

III.

Suo Philippo Cæsio, Juveni Eruditißimo & Eximio,
CEſſat hyems, deformis hyems: evanuit imber!
Surge ſacrata Venus, Cæsia Pallas amat.
Cæsia Pallas amat: Salomonis ſpargit amores,
Buchnericum docto prodit & ore genus
Æmula Buchneri, Doctorum Principis, (à quo
Nomẽ habet genus hoc,) Connubiale canit:
Connubiale canit ſacrum; proculite maligni,
Dum ſeſe prodit Cæsius, ille Meus!
Anapaͤ -108.
Anapaͤſtiſche O DEnach dem vorher - gehenden Lateiniſchen.
1.
DEr Winter vergeht /
der Fruͤhling entſteht /
der Regen entweichet / die Sonne ſcheint wieder /
Sie ſcheinet mit macht
in guͤldener Pracht:
mann hoͤret die ſchoͤnen und lieblichen Lieder /
Komm Venus ernieder
vom heiligen Thron:
Die Coͤſiſche Pallas empfindet die flammen /
die flammen entzuͤnden ſich allezuſammen /
erwecken im Munde den lieblichen toon!
2.
Es fuͤnckelt der muth
in Salomons gluth:
Sie laͤſſet die liebliche Buchner-Art klingen /
Sie ſinget ein Lied /
iſt jmmer bemuͤht
dem Fuͤrſten der Weiſen der dieſes zu ſingen
erfunden in ſpringen /
zu folgen hinnach.
Sie ſinget die Lieder die heiligen Lieder;
Druͤmb weichet Jhr Boͤſen (weil Coͤſius wieder
mein Coͤſtus ſinget) mit euerer ſchmach!

uͤberſchickt es J. C. von Fuͤrſtenan / J. U. D.

Qualis109.

IV.

QUalis volucrum rector, ungvibus ſævus,
Periclitari prolis impetus crudos,
Juvenemq́; pennam flagrat, utrum adoleſcens
Veſtiget ales remige addito Patrem;
Donce triſulcum portet armiger telum
Jovis, & ſequeſtras ambiat ſenis partes:
Virtus Opitî, nulla quam dies ſolvet,
Oſtendit uſum, quo duce, ardua, invicta,
Ac neſcia iri, ſobrius labor vincat;
Et provocavit maſculos, ſui plenos,
Stratam legentes præviæ viam laudis.
Sequitur labores CÆSIUS pios, cultos,
Atque eleganti carminis rudimento,
Quodam ruentes fulmine, ingenij teſtes,
Vires coẽrcet; diſcere omnia aſſuetus,
Nec hoc putavit degener relinquendum.

Humanißimo Juveni f. M. J. N.

Auguſti110.
Auguſtinus im zwanzichſten Capit. des Achze - henden Buchs von der Stadt Gottes. DAs Hohe Lied iſt eine Geiſtliche Wohlluſt heiliger Gemuͤther / in der Heyrath des Koͤniges vnd der Koͤnigin / welchs Chriſtus und die Kirche ſind.
Das111.

Das Hohe Lied des Weiſen Koͤniges Salomons /

Nach Arteiner unterredung in unter - ſchiedliche Lieder gebracht.

I. Die erſte Abtheilung.

Die Sulamithin an Jhren Roͤnig.
1.
Kuͤſſe mich / Liebſter mein einiges Leben /
Kuͤſſe mich / deine Braut / eyle zu mier /
Deine Bruſt kann uns den ſuͤßten Wein geben /
Balſam und Honigſeim quillet herfuͤr:
Die roͤthlichen Wangen
Seyn unſer verlangen
und riechen mit macht;
Dem Balſam ſich gleichet /
Oliven nicht weichet /
Schoͤnſter / dein Nahme / der herrlich dich macht.
2. Dar112.
2.
Daruͤmb auch lieben dich unſre Jungfrauen /
Loben und preiſen den edleſten Wein;
Laß uns doch / Liebſter / dein Angeſicht ſchauen /
Zeuch mich und nim mich ins Zimmer hinnein /
Wir folgen mit hauffen
und kommen gelauffen /
O Koͤnig zu dier /
Jch werde gefuͤhret
Mit Golde gezieret
Froͤlich und freudig ins ſchoͤne Loſier.
3.
Meinet jhr Toͤchter / jhr ſchoͤnen Jungfrauen /
Meinet nicht / daß ich geringer als Jhr /
Schwaͤrtzlich doch lieblich laß Jch mich anſchauen /
Salomons Toͤppiche weichen auch mir /
Bin ohne gebraͤchen;
Es hatt mich das ſtechen
der Sonnen verbrannt /
ſeit daß mich geneidet
und von mier ſich ſcheidet
unſer Geſchwiſter / ô trauriger ſtand!
4.
Man hatt mich zur Huͤterin laßen einſetzen /
Daß ich die Berge verwachte mit fleiß /
Da mich die Sonne ſo konte verletzen /
Daß ich an ſchoͤnheit verlohren den Preiß /
Doch hab ich der Wache
Vergeſſen / ich Schwache /
und113.
und uͤbel verſehn;
Jch muſte mich ſchmiegen /
Durch großes Anliegen
Durch viel verhindernuͤß iſt es geſchehn.
5.
Sage mier / Schoͤnſter / wo ſoll ich dich finden?
Sage / wo weideſtu heute / mein Licht?
Welchen begruͤneten Wieſen und Gruͤnden
Goͤnneſtu / Schoͤnſter / dein Lieblich geſicht?
Wo pflegſtn zu ſchlaaffen?
Wo ſchlaͤgſtu den Schaaffen
Die Huͤrden nur hin?
Damit ich nicht muͤſſe
Durch Wieſen und Fluͤſſe
Jrren und lauffen mit traurigem Sinn.
Der Koͤnig.
1.
Schoͤnſte? wie? weiſtu nicht wo ich itzt weide?
Ey ſo verfuͤge dich balde dort hin /
Schaue die ſpuren auf breunlicher heyde /
Weide die Ziegen woſelbſten ich bin.
Jch gleiche der menge /
Dem Wagen-gepraͤnge
Des Pharao / Dich:
Das Liebliche blicken
Jn guͤldenen ſtuͤcken
Zwinget / zu preiſen die Liebeſte / Mich.
H2. Sihe114.
2.
Sihe! wie lieblich in guͤldenen Spangen /
Schoͤnſte / dein Backen-roth laͤchlet erfuͤr /
Schaue die Ketten am Halſe dier prangen /
Schaue dich ſelbſten in Fuͤrſtlicher zier.
Wier laßen dier machen
Noch andere ſachen
Zu mehren die Pracht;
Hinfuͤro ſol prangen
Mit ſchoͤneren Spangen
Meine Geliebte / nach der ich getracht.
Sie.
Da ſich der Koͤnig herwante zu gehen!
Gaben die Narden den beſten geruch /
Gleich wie der puͤſchel von Myrrhen mag ſtehen
Zwiſchen den Bruͤſten / nach unſerem ſpruch /
So ſtehet mein Leben /
Mein Liebſter auch eben /
Jn voͤlligem ſchein:
Die Traube muß weichen /
Kan Jhme nicht gleichen /
Weil er viel ſuͤßer als jrgend der Wein.
Er.
O Freundin / wie ſchoͤne / wie lieblich biſtu!
Ach hoͤre mier zu:
Wie blincken und wincken die ſchwaͤrtzlichen Augen /
Sie koͤnnen mein Hertze ſo artlich ausſaugen /
Sie gleichen den Tauben an zier
und zihn mich zu Dier.
Sie115.
Sie.
Ach! ſihe mein Liebſter / wie ſchoͤne biſtu!
Komm eylend herzu /
Es gruͤnet das Bette von ſtadtlichen ſachen /
Die Balcken ſeyn Cedern / ſo fuͤrſtlich dich machen /
Cypreſſen die zieren das Dach /
Dem herrlich gemach!

II. Die Ander Abtheilung.

Sie.
WJe Liljen und Roſen zu Saron aufgehen
und praͤchtig dort ſtehen /
So ſihet mann mich /
Wie luſtig auch ich.
Er.
Meine Geliebre die kann ich vergleichen
Den Roſen an zier /
Die unter den Dornen ſich ſchwingen herfuͤt /
Dieweil jhr die anderen Schweſtern auch weichen.
Sie.
1.
Mann pfleget den aͤpfelbaum hoͤher zu halten
Der aͤpfel und ſuͤßes Obſt bringet herfuͤr /
Als einen / der beſſer ins Feuer zu ſpalten /
Traͤgt ſauere Fruͤchte / ſo deuchtet auch mier /
Sey hoͤher zu achten /
Wenn wier es betrachten /
H 2Vor116.
Vor andern mein Freund;
Mein Liebſter mich letzet /
Sein ſchatten ergoͤtzet /
Der / welchen mein Hertze ſo treulich gemeint.
2.
Er fuͤhret mich ſanffte zum Keller hinnunter /
Mit Liebes-Panieren und ſchencket mier ein /
Er fuͤhret mich freundlich und machet mich munter /
Er giebet mier Blumen-ſafft / aͤpfel und Wein;
Er ſtaͤrcket die kraͤffte
Durch mancherley ſaͤffte;
Mich labet der tranck;
Dieweil ich im Hertzen
Von Liebe mit ſchmertzen
Beladen und gleichſam vor Liebe gar kranck.
3.
Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben /
Mein Liebſter mich liebet / das weiß ich gewiß /
Die Lincke / ſo unter dem Haͤupte ligt eben /
Zeiget die Liebe / der Falſchheit gebiß /
Befeſtigt die Treue
Nun wider aufs neue /
Das herrliche pfand:
Die Rechte mich hertzet /
Die Lincke die ſchertzet /
Nun hab ich das hertze des Freundes erkant.
Er.
Euch Toͤchter Jeruſalem / will ich beſchwoͤren /
Bey allen den Hindin und Rehen jtzund /
Jhr117.
Jhr ſollet im ſchlaaffe nicht alſo verſtoͤren
Die / welche mein Hertze verwundt /
und laßet ſie liegen
Nach jhrem genuͤgen /
Biß ſie ſich aufmacht
und ſelbſten erwacht.
Sie.
1.
Wie? hoͤr ich den Liebſten nicht ruffen und ſingen?
Er nahet / ich hoͤre den lieblichen klang /
Er koͤmmet und huͤpffet mit freudigen ſpringen /
Die Huͤgel und Thaͤler empfinden den gang.
Mein Liebſter ſich zeiget /
Die Berge naufſteiget /
Die maͤchtige hoͤh;
Der Gemſe ſich gleichet /
Den Hirſchen nicht weichet /
An hurtigkeit weichet jhm ſelbſten bas Reh.
2.
Ach ſehet! Er ſtehet ſchon hinter den Waͤnden /
Sihet durchs Fenſter-lied heimlich herrein /
Er lehnt ſich mit ſeinen ſo zaͤrtlichen Haͤnden
Au meine Schlaffkammer und horchet allein;
Jhn ſeh ich ſchon lachen /
Das Gitter auffmachen /
Es glaͤntzen auch ſchoͤn
Die roͤthlichen Wangen
Mit zierlichem prangen:
Jch hoͤre ſein ſprechen / das ſchoͤne gethoͤn.
H iijEr118.
Er.
1.
Erhebe dich Schoͤne / mein beſtes verlangen /
Auf! Liebeſte Schweſter und eyle zu mier /
Der Regen iſt ferne / der Winter vergangen /
Der Fruͤhling iſt nahe / bricht froͤlich herfuͤr.
Die Blumen uns zieren /
Die freude dupiteren /
Die Wieſe wird gruͤn /
Es lachen die Waͤlder /
Es bluͤhen die Felder /
Die kaͤlte muß weichen / der Winter wegzihn.
2.
Die Vogel ſeyn luſtig und laßen ſich hoͤren /
Es girret die Taube / laͤßt ſchallen jhr Lied /
Der Weinſtock muß unſere Froͤligkeit mehren /
Die Wieſe geht traͤchtig / der Feigenbaum bluͤht.
Erhebe doch / Schoͤne /
Dein freuden-gethoͤne /
Komm / eyle mein Licht /
Komm / der ich mein Leben
Zu eigen gegeben /
Komm / meine Geliebte / verzihe doch nicht.
3.
Komm / zeige mier deine verliebete bluͤcke /
Komm zeige mier deine geehrte geſtalt /
Komm / ſchoͤneſte Taube / mich wider erquicke /
Komm kuͤſſe mich / halſe mich / hertze mich bald.
Laß fahren die Klippen /
Laß ſchauen die Lippen /
Laß119.
Laß hoͤren den toon /
Erfriſche mich wieder
Durch liebliche Lieder /
Denn deine Geſaͤnge ſeyn ſuͤßer als Moon.
4.
Laßt fahen die Fuͤchſe / ſie muͤſſen nun ſterben /
Laßt fahen die jungen und alten zugleich /
Daß unſere Reben nicht ferner verderben /
Denn unſere Berge die machen uns reich;
Sie haben gewonnen
Vom hitzen der Sonnen
Viel augen anjetzt /
Druͤmb laßet uns bleiben
und alles vertreiben
Was unſeren Bergen nicht dienet noch nuͤtzt.
Sie.
Mein Liebſter iſt mein /
Das weiß ich / allein;
Auch bleib ich ſein eigen /
und will mich erzeigen /
Wie jrgend die Freundinnen pflegen zu ſeyn.
Mein Liebſter iſt mein /
Der unter den Roſen im gruͤnen ſich weidet /
Biß wider der ſchatten von hinnen abſcheidet /
Wann voͤllig anbricht
Des morgens das roͤtliche Licht.
Komm Schoͤner / herwider und gleiche den Rehen /
Den Hirſchen / die ober den Huͤgeln hergehen.
H 4Die120.

III. Die dritte Abtheilung.

Sie.
1.
Jch ſuchte des nachtes im bette mein Leben /
Den Liebſten ich ſuchte doch fand ich Jhn nicht;
Jch konte mich nirgend zu frieden ergeben /
Jch weinte von hertzen und ſuchte mein Licht.
Die Liebes-brunſt zwang mich das bette zulaßen
Jch eylte mit macht
Durch ſchatten und nacht /
Lief traurig ernieder und fehlte der ſtraßen /
Jch fragte die wacht
Objemand den Liebſten genommen in acht?
Doch fand ich jhn nicht
Mein Leben und Licht /
Jch ginge fort / ſihe! da kam Er gegangen /
Da fand ich mein Licht. /
O Liebſter mein Leben mein beſtes Verlangen /
Jch halte Mich an Dich und laße dich nicht.
Jch fuͤhre dich Liebſter / bin immer bemuͤhet /
Daß meine geliebete Mutter dich ſihet /
Nun folge mein Licht /
Jch laße dich nicht.
Er. 121.
Er.
1.
Euch Toͤchter Jeruſalem will ich beſchwoͤren
Bey allen den Hindin und Rehen jtzund /
Jhr ſollet im ſchlaaffe nicht alſo verſtoͤren
Die / welche mein Hertze verwundt /
und laßet Sie liegen
Nach jhrem gonuͤgen /
Biß ſie ſich auffmacht
und ſelbſten erwacht.
2.
Ach ſihe? wer iſt es doch die ich von weiten
Kan ſehen aus jenem gebuͤſche rausgehn /
Jch ſehe mein Leben / die Zierde der zeiten /
Jch ſeh Sie wie weyhrauch und myrrhen entſtehn.
Die herrlich ſich zeiget
Wie Benzoe ſteiget
Nach jhrem gebrauch /
Wie jrgend ein rauch.
Sie.
Umb Salomons Bette ſtehn ſechzig geruͤſtet /
Von allen den Staͤrckſten aus ſeinem geſchlecht /
Mit Ruͤſtung verſehen wie einem geluͤſtet /
Ein jeder ſuͤhrt Lantzen und Schwerter mit recht.
Sie ſchuͤtzen den Koͤnig des nachtes und wachen /
Wenn er ſich erquicket mit ſeinem Gemahl /
Der Koͤnig ließ Pfeiler von Cedern-holtz machen /
und zierte mit Saͤnfften den Fuͤrſtlichen Saal /
H 5Das122.
Das Kuͤſſen der Saͤnſre war Purpur und Seide /
Die Seulen aus Silber / die Decke verguͤldt /
Der Boden war lieblich an dieſe[m]gebe[u]de /
Mit Liebe den Toͤchtern von Zioͤn erfullt
Jhr Toͤchter von Solyme ſehet das prangen /
Kom̃t / ſehet des Koͤniges herrliche Zier /
Die Zierde / die Salomo ſelbſten empfangen
Am tage der Wolluſt und freuden allhier;
Ach! ſehet auf Salomons Heupte die Krone /
Die Krone von Silber und Golde geſtickt /
Die jtzo die Mutter dem Liebeſten Sohne
Zu ſeinen Hochzeitlichen Ehren geſchickt.

IV. Die Vierde Abtheilung.

Er.
1.
Ach Liebſte / wie ſoll ich dein Angeſicht preiſen!
Ach Freundin / wie ſchoͤne wie ſchoͤne biſin /
Die ſchwaͤrtzlichen Augen auch zierlich ſich weiſen
Dirrch deine geflochtene Zoͤpfe dazu /
Sie ſchimmern im dunckeln
Wie lichte Karſunckeln /
und leuchten herfuͤr;
Die Taube muß weichen
und kann nicht erreichen
Das blitzen der augen / die liebliche Zier.
2. Wie123.
2.
Wie jenſeit dem Eufrat die luſtigen Ziegen
Auf Galaad huͤpfen und gleichen dem klee /
So muͤſſen die Haare ſich ſchwingen und fluͤgen
umb deine Verliebete ſtirne wie ſchnee.
Den Zaͤhnen ingleichen
Die Herde muß weichen
im waſſer geſchwem̃t /
Die allzumahl traͤget /
Viel wolluſt erreget /
Die jmmer mit doppelten fruͤchten ankoͤm̃t.
3.
Die Lippen den roͤthlichen Roſen ſich gleichen /
Dein ſprechen iſt lieblich und ſuͤße wie Wein.
Der Granat an farbe den Wangen muß weichen /
Die zwiſchen den Haaren vollfuͤhren den ſchein.
Dein Lilien-hals pranget /
Darnach mich verlanget /
Dem Thurne ſich gleicht /
Den David erbauet /
Wie jedermann ſchauet /
Der herrlich von Waffen und Schilden fuͤrleucht.
4.
Jm Fruͤhling / wenn unſere Roſen ausbluͤhen /
Worunter zwo junge Reh-zwillinge gehn /
Die ſich miteinander zu ſchertzen bemuͤhen;
So ſihet mann gleichſam die Bruͤſte da ſtehn.
Wir wollen auf ſtehen /
Zum Myrrhen-ſtrauch gehen /
Weils124.
Weils kuͤhle noch iſt /
Wir wollen uns wenden /
Zum Huͤgel hinlenden /
Wo allerley Weyhrauch und myrrhen man liſt.
5.
Kein flecken noch mackel iſt irgend am Leibe /
O Freundin / wie ſchoͤne / wie ſchoͤne biſtu!
Wer iſt es der deine geberden beſchreibe?
Komm / Schoͤne / von Hermon / mein einige Ruh /
Mit nichten verweile /
Von Libanon eyle /
Laß Senir zuruͤck /
Wo Leuen und Drachen /
Jhr Lager bewachen /
Komm eyle / mein Leben / verſuche dein gluͤck.
6.
O Schweſter / ô Schoͤne / dein liebliches blicken /
Benim̃t mit das Hertze / bezwinget den muth /
Mich koͤnnen die Ketten am Halſe beſtricken /
Entzuͤnden im Hertzen die feurige gluth.
Die Bruͤſte / mein Leben /
Seyn ſuͤßer als Reben /
Ja ſuͤßer als Moſt:
Die Salbe kan machen
Zunichte die ſachen /
und wenn ſie gleich kommen von Weſten und Oſt.
7.
Die Lippen ſeyn Honig und lieblich zu kuͤſſen /
und unter der Zunge quillt zucker wie tau /
Du125.
Du gleichſt den verſchloſſenen gaͤrten und fluͤſſen /
Du gleicheſt ô Schoͤne / der lieblichſten Au.
Die Kleider ingleichen
Dem Balſam nicht weichen
und riechen auch / ſehr:
Du gleicheſt / mein Leben /
Den Quellen dich eben /
Die inner dem Ruͤgel ſich halten vielmehr.
8.
Du gleicheſt dem Garten da Kalmus aufgehet /
Da allerley fruͤchte / da Saffran entſpringt /
Da Cypern mit Narden und Zynamen ſtehet /
Der Weyherauch / Myrrhen und Aloes bringt /
Du pflegeſt zu fließen
und lieblich zu ſchießen
Wie ſonſten ein Quell.
Nord / Suden / jhr Winde
Durchwehet gelinde
Den garten durchwaͤſſert! durch ſtreichet jhn ſchnell!

V. Die fuͤnffte Abtheilung.

Sie.
MEin Liebſter komme die Fruͤchte zu koſten /
Jch warte des Freundes an unſeren pfoſten /
Mein Hertze mein Licht /
Verſchmehe mich nicht.
Er.126.
Er.
Ja Liebeſte Schweſter / dein Bruder iſt kommen /
und gehet im Garten und ſiehet nach Dier /
Jch habe mir Myrrhen und Wuͤrtze genommen /
Jch habe den Honig gekoſtet allhier.
Jch habe von Reben
Gerruncken / mein Leben /
Den ſuͤßeſten Wein.
Kommt nehmet und eſſet
Des traurens vergeſſet /
Jhr Lieben / Ey! trincket und ſchencket vollein!
Sie
Das Auge zwar ſchlaͤffet / das Hertze doch wachet /
Jch hoͤre den Liebſten / Er ruͤhret die Thuͤr.
Sehet / ihr Schweſtern / Er kommet und lachet /
Bricht halde mit lieblichen worten herfuͤr.
Er.
Eroͤfnet die Thuͤren und Ruͤgel / ich komme /
Jch ſuche dich / Freundin / ô Schweſter ô Fromme!
Die Wangen und Haare ſeyn gaͤntzlich betaut /
Die Locken ſeyn feuchte / kom̃ Liebeſte Braut.
Sie.
1.
Ach Liebſter / Jch liege ſchon nackend darnieder /
Wie ſoll ich die Kleider anzihn /
Wie ſoll ich mir wider
Die Fuͤße beſudeln / mein ſchoͤnſter Rubien.
Doch127.
Doch ſtecket durchs fenſter mein Liebſter die haͤnde /
Mein Leben im hertzen erzittert dafuͤr.
Jch machte mich eylend zum ſelbigen Ende /
und wolte dem Liebſten eroͤfnen die Thuͤr.
Es troffen die Haͤnde
Mit Myrrhen ohn ende
und waren benetzt.
2.
Jch hatte dem Liebſten eroͤfnet die Thuͤre /
Ach! aber wo war er doch hin?
Weil keinen ich ſpuͤre.
Jch ſuchte den Schoͤnen mit traurigem Sinn;
Jch ruffte doch kont ich den Liebſten nicht hoͤren /
Die Waͤchter beraubten und ſchlugen mich wund.
Euch Toͤchter Jeruſalem will ich beſchwoͤren /
Findt jemand Mein Hertze / ſo macht es Jhm kunt /
Wie daß ich vor Liebe
Mich hefftig betruͤbe
und lagerhafft ſey.
Die Jungfrauen an die Su - lamithin.
WAs wilen du ſchoͤnſtes Licht unter den Frauen?
Wen wiltu doch ſchauen?
Jſt jrgend dein Liebſter der ſchoͤneſt auf erden?
Mit ſeinen geberden?
Daß du uns beſchwoͤreſt ſo hart?
Sie. 128.
Sie.
1.
Mein Liebſter iſt weißlecht mit Roſen beſprenget /
Der unter viel tauſenden leuchtet erfuͤr /
Am guͤldenen henpte ſtolzieret und haͤnget
Der ſchwaͤrtzlichten Haare geſtam̃ete zier /
Die artlich erhaben
und gehen den Raben
An farbe noch fuͤr:
Die augen im dunckeln
Nach Tauben-art funckeln
Mit Milche gewaſchen / in voͤlliger zier.
2.
Den Beeten / da allerley Blumen auf ſchießen /
Seyn aͤhnlich die Wangen und gehen noch fuͤr /
Die Lippen wie Roſen / da Myrrhen auffließen /
Seyn jmmer erfuͤllet mit freundlicher zier.
Die Finger ingleichen
Den Ringen nicht weichen
Mit Steinen geziert;
Wie ſchoͤne Saffieren
Das Helffenbein zieren /
Solch Glaͤntzen am Leibe mein Leben auch fuͤhre.
3.
Die Beine wie Marmor mit Golde geſchmuͤcket
Seyn hurtig zum tantzen und ſauber wie ſchnée /
Sein lieblich Anſchauen mich eben anblicket
Wie Libanons Cedern und herrliche Hoͤh.
Sein129.

Sein ſprechen und Lehren Jſt ſuͤſze zu horen: Ja (letzlich) mein Freund Jſt lieblich zu ſchauen / Jhr ſchoͤnen Jungfrauen;

Ein ſolcher iſts der mich ſo treulich gemeint.

VI. Die Sechſte Abtheilung. Die Jungfrauen.

Ach / Schweſter / wo bleibet dein liebſtes verlangen /
Du ſpiegel der Schoͤnen / Du liebliche zier;
Dein Liebſter iſt trgend von hinnen gegangen /
Wir wollen Jhn ſuchen und bringen zu dier.
Sie.
Mein Liebſter iſt jtzund ſpazieren gegangen /
Jn ſemen Wuͤrtzgarten und friſchet den Sinn /
Er binder die Narden und ſtrencher an ſtangen /
Bricht Roſen und ſetzet zun Liljen ſich hin:
Mein Liebſter iſt mein /
Das weiß ich allein;
Der unter den Roſen ſich weidet /
Kein trauren uns ſcheidet.
JEr. 130.
Er.
1.
Du gleicheſt Jeruſalems Thuͤrnen und Auen /
Du liebliches Thirza / du herrliches Schloß /
Dein blicken iſt ſchrecklich wie ſpitzen zu ſchauen /
Wie ſpitzen des Heeres / wie feindes-geſchoß.
Ach wende die pfeile
Der Augen / ach! eyle
Sie toͤdten mich ſchier;
Sie regen im Hertzen
Mehr marter und ſchmertzen /
So lange dein Auge wirſt ſtrahlen nach mir.
2.
Wie jenſeit dem Eufrat die luſtigen Ziegen
Auf Galaad huͤpfen und gleichen dem klee /
So muͤſſen die Haare ſich ſchwingen und fluͤgen
umb deine verliebete ſtirne wie ſchnee.
Den Zaͤhnen ingleichen
Die Herde muß weichen
im waſſer geſchwem̃t /
Die allzumahl traͤget /
Viel wolluſt erreget /
Die jmmer mit doppelten fruͤchten ankoͤm̃t.
3.
Der Granat an farbe den Wangen muß weichen /
Die zwiſchen den zoͤpfen volfuͤren den ſchein.
Zwar ſechzig der Koͤnigin / Achzig ingleichen
Der Frauen / die Zooffen unzaͤhlich auch ſeyn.
Doch131.
Doch bleibeſtu Meine /
O Freundin / alleine /
Mein trautes Gemahl;
Die Mutter dich liebet /
Dier alles ergiebet /
Dich loben die Toͤchter mit großer anzahl.
Die Jungfrauen.
Wer blitzet mit ſolchen verguͤldeten ſtrahlen /
Wie fruͤhe des morgens das roͤthliche Licht?
Wie ſonſten der Silber-mond pfleget zu praalen /
Wie taͤglich das glaͤntzen der Sonnen anbricht?
Sie flammet und hitzet
und ſchrecklicher blitzet /
Als jrgend die Schlacht;
Wann alles erblitzet
Vom pulver erhitzet /
Wann alles vom ſchreyen und ſchießen erkracht.
Sie.
Jch eylte zum Garten und wolte mich letzen /
Jch ſchaute die Nuͤſſe / die liebliche Bach /
Jch wolte mein Hertze mit Reben ergoͤtzen /
Mit lieblichen aͤpfeln / ich eylte gemach;
Kont aber nicht wiſſen /
Wie daß ich geriſſen
Zuricke von dar /
Es hatt mich getragen
Amminadabs wagen;
Nun ſeh ich die Pferde / das hurtige paar.
J 2Er. 132.
Er.
Kehre doch wider / kom̃ wider zu ruͤcke /
Kehre doch wieder / was ſteuchſtu fuͤr mier?
Goͤnne mir deine verliebete bluͤcke /
Eyle mein Leben / mein einige zier:
Laß ſehen und ſchauen
Die luſtigen auen /
Die ſchoͤne geſtalt;
Seht! wie mich mein Leben
Den banden begeben;
Gleichet den Heeren / der Krieges-gewalt.

VII. Die Siebende Abtheilung.

Er.
1.
WJe kanſtu ſo zierlich / ô Fuͤrſten-kind / gehen?
Die Schuhe ſeyn Sammet mit golde geſtickt /
Es pflegen die Lenden beyſammen zu ſtehen
Wie Spangen vom Meiſter aufs ſchoͤnſte ge -
Dein Nabel / mein Leben / (ſchmuͤckt.
Nach Bechers-art eben
Jſt ſauber und rund;
Da ſuͤßer Wein fließet /
Sich reichlich ergießet /
und fuͤllet jhn wieder und feuchtet den grund.
2. Dein133.
2.
Dein runter Leib gleichet dem hauffen von Weitzen
Der Lieblich mit Roſen-gebuͤſche verwahrt /
Die Bruͤſte / die manchen zur freudigkeit reitzen /
Wie junge Reh-zwillinge ligen gepaart.
Dein weiſſer Halß ſtehet
Wie Spitzen erhoͤhet:
Wie Helffenbein glaͤntzt;
Die Augen ich gleiche
Dem lieblichen Teiche /
Zu Heßbon am Thore Bathrabbim ergaͤntzt.
3.
Die Naſe dem Thurne von Libanon gleichet /
Der gegen Damaſcon ſo herrlich erbaut:
Dem Lieblichen Heupte der Karmel auch weichet /
Das glaͤntzen der Haare wird eben geſchaut /
Wie Purpur in falten
Der Koͤnig leſt halten /
Nach Fuͤrſtlicher zier;
Sie zieren den Ruͤcken
Sie ſchießen und blicken /
Wie flammen der Sonnen / wie ſtrahlen erfuͤr.
4.
O Leben! ô Liebe! Du gleicheſt an laͤnge
Den Palmen / wie lieblich / wie ſchoͤne biſtu?
Den Trauben iſt aͤhnlich der Bruͤſte gepraͤnge;
Was geb ich dem Seumen noch laͤngere Ruh?
Nun halt ich die zweige
Weil froͤlich ich ſteige
J 3Die134.
Die Palmen hinan;
Die lieblichen Bruͤſte
Des Liebſten Wohlluͤſte /
Laß gleichen den Trauben / an farben dem Schwan.
5.
Laß gleichen den aͤpfeln das riechen der Naſe /
Laß geben die Kehle den ſuͤßeſten Wein /
Der freudig uns machet und glaͤntzet im Glaſe /
Geht lieblich zum Munde / zur Kehlen hinnein /
Macht ſchlaaffend die Sinnen /
Erreget ſich drinnen;
Es redet dein Freund
Von kuͤnfftigen dingen /
Von Lieben und Springen /
und ſaget wie ernſtlich ſein Hertze dich meint.
Sie.
1.
Mich hab ich dem Liebſten zu eigen gegeben /
Er bleibet mein Schoͤnſter / ich bleibe ſein Leben.
Kom̃ / Bruder / und laß uns aufs Acker-feld gehn /
Damit wir des morgens bey zeiten aufſtehn /
und ſehen ob unſere Reben auch bluͤhen /
und augen gewonnen
Von hitzen der Sonnen;
Was wiltu verzihen?
Komm eylend mein Licht /
und ſeume dich nicht!
3. Wir135.
2.
Wir wollen den aͤpfelbaum heute beſchauen /
Daſelbſten auf wolluſt und froͤligkeit bauen /
Da will ich dier geben und zeigen die Bruſt /
Da will ich dich kuͤſſen und hertzen mit luſt;
Da will ich dier unſere Lilien geben /
Da ſoltu dich laben
Mit allerley gaben /
Mein einiges Leben /
Druͤmb eyle / mein Licht /
und ſeume dich nicht!

VIII. Die Achte und Letzte Abthei - lung.

Sie.
1.
Odaß ich dich / Bruder / ſolt kuͤſſen alleine /
Daß keiner mich hoͤhnte / noch ſchaute mir zu /
Jch wolte dich fuͤhren aus dieſer gemeine /
Nach hauſe zur Mutter / ô Schoͤneſter Du.
Da wolt ich dich hoͤren /
Du ſolteſt mich lehren
Dein heiliges Wort;
Jch wolte dich traͤncken
und Kreuter-Wein ſchencken /
Jch wolte Dir aͤpfelmuſt geben / mein Port.
J 42. Es136.
2.
Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben /
Mein Liebſter mich liebet / das weiß ich gewiß /
Die Lincke / ſo unter dem Heupte ligt eben /
Zeiget die Liebe / der Falſchheit gebiß /
Befeſtigt die Treue
Nun wider aufs neue /
Das herrliche pfand:
Die Rechte mich hertzet /
Die Lincke die ſchertzet /
Nun hab ich das hertze des Freundes erkant.
Er.
Euch Toͤchter Jeruſalem / will ich beſchwoͤren /
Bey allen den Hindin und Rehen jtzund /
Jhr ſollet im ſchlaaffe nicht alſo verſtoͤren
Die / welche mein Hertze verwundt /
und laßet ſie liegen
Nach jhrem genuͤgen /
Biß ſie ſich aufmacht
und ſelbſten erwacht.
Die Jungfrauen.
Wer ſtrahlet ſo herrlich? Wer iſt es doch nur 3
Wen bildet ſo kuͤnſtlich die ſchoͤne Natur?
Welche ſo ſtrahlet und ſcheint
Gelehnet auf jhren Geliebten und Freund?
Er.
1.
Unter dem aͤpfelbaum / da Du gebohren
Weckt 'ich vom Schlaaffe der Eytelkeit dich /
Da137.
Da dich die Mutter zur Tochter erkohren /
Freundin / ach! Schweſter / ach! ſetze doch mich
Wie ſonſten ein Siegel /
Du lieblicher Spiegel /
Aufs Hertze mit Luſt;
und laß mich erwarmen
und ſchlaaffen in Armen /
Halſe mich / Schweſter / ich kuͤſſe die Bruſt.
2.
Lieben iſt ſtaͤrcker als toͤdtliche ſchmertzen /
Brennet wie feuer / wie helliſche gluth /
Funckelt und flammet und gluͤet im Hertzen /
Lieben iſt ſtaͤrcker als Waſſer und fluth:
Das Silber vergehet /
Die Liebe beſtehet /
Die flamme des Herrn;
Es muͤſſen verfallen
Die Edlen metallen /
Demand und Jaſpis muß bleiben von fern.
Sie.
Was bringen wir unſerer Schweſter vor ſachen?
Denn unſere Schweſter iſt zaͤhrtlich und klein /
Die Bruͤſte nach keine beliebung uns machen /
Sie geben nicht Wein /
Was wollen wir machen und reden mit jhr?
Wann Sie ſich ins kuͤnfftige giebet herfuͤr?
J 5Ant -138.
Antwortet. Er.
Gleicht Sie den Mauren / ſo wollen wir bauen
Silberne Bollwerck und Thuͤrne zur pracht;
Jſt Sie wie Thuͤren und Thore zu ſchauen /
Seyn wir auf Cederne bohlen bedacht /
Die Libanon ſchickt:
Wir wollen die Thuͤren
Mit Tafelwerck zieren
Von Golde geſchmuͤckt.
Sie.
Ein Mauerwerck bin ich und zierlich Gebeu /
Die Bruͤſte ſeyn artlich wie Waͤlle gebauet /
Dadurch ich den edelen Frieden geſchauet /
Sie zwingen den Liebſten und machen mich frey.
Es hatte der Koͤnig den Huͤtern gegeben
Zur muͤthe den Weinberg / in voͤlliger tracht /
Die jaͤhrlich Jhm tauſend zur zinſe gebracht.
Er.
Mein Weinberg iſt zierlich und ſtehet fuͤr mir
Jn voͤlliger zier.
Sie.
Dier / Salomo / ſollen ſie tauſend entrichten;
Zwey hundert ſambt allen den edleſten fruͤchten /
Jſt Huͤter-gebuͤhr.
Er.
O Sonne / die taͤglich im Garten aufgehet /
und unter den Roſen und Lilien ſtehet /
Laß139.
Laß hoͤren die Lieder /
Es wartet ein jeder /
Die Freunde ſtehn hier /
Wir kommen gelauffen
und eylen mit hauffen /
Zu hoͤren die Stimme / die liebliche zier.
Sie.
Fleuch mein Geliebter und gleiche den Rehen /
auf Huͤgeln und Hoͤhen /
Da Weyrauch und Myrrhen mit uͤberfluß ſtehen /
Fleuch mein Geliebter und eyle mein Licht /
Eyle mein Liebſter und ſeume dich nicht.

ENDE.

Zu140.

Zu Erinnern.

ALldieweil es / Gewoge - ner Leſer / die enge der zeit / dieſe meine Geiſt - liche Salomoniſche Wohlluſt / noch ein - mahl durchzuleſen / und eines und das andere zu verbaͤſ - ſern / nicht geſtatten wollen: Geſchi - het an dich mein freundlichs Bitten / Du wolleſt es im beſten vermercken / und dieſer meiner geringen und ſchlechten uͤberſetzung dein froͤlich - und freudiges Anſchauen geneigt vergoͤn - nen / und da etwan eines und das an - dere hart und uͤbel klingen wolte / auch nicht wohl und zierlich gegeben / mit deiner Geſchickligkeit verbaͤſſern und dabey gedencken / daß ich dem Texteviel -141.vielmehr nachhaͤngen / und weil es Geiſtliche Sachen / keine ſonderliche pracht der worte gebrauchen wollen; ſintemahl ich mich / bey den Worten und deroſelben eigentlichem verſtande / wo es nur muͤglich geweſen / zu ver - bleiben / hoͤchlich bemuͤhet.

Were auch einer und der andere / dem dieſer Art verſe unbekant und fremde im leſen vorkehme / derſelbe kan in den Dactyliſchen nur drey ſyl - ben auf einmahl nehmen / und dann wider dreye / biß der verß zum ende / alſo:

Kuͤſſe mich | Liebſter mein | einiges | Leben /
Kuͤſſe mich | deine Braut | eyle zu | mier.

Jn den Anapaͤſtiſchen aber / nimt er in der erſte zwo ſylben / darnach auch allzeit drey / wie in den Dactyliſchen / alſo:

Die roͤth | lichen wan | gen
Seyn un | ſer verlan | gen
und rie | chen mit macht |
Oder142.

Oder Er kan nur in dieſen die erſte ſyl - be zufoͤrderſt alleine / und darnach wi - der dreye leſen / alſo:

Die | roͤthlichen | wangen
Seyn | unſer ver | langen
und | riechen mit | macht.

Nach dieſem kann ſich einer / dem die - ſe Verſe nicht bekant / zum beſten rich - ten / und bald damit zu rechte kommen.

Gott mit uns!

Philip -143.

Philippi Cæsii Vierdes Buch / Von den Muſtern allerley vermiſch - ter Oden und Getichte.

Seneca144.
Seneca: PUDOREM REI TOLLIT MULTI - TUDO ERRANTIUM, ET DESINIT ESSE PROBRI LOCO, COMMUNE MALEDICTUM.
Die Schaam / der Roͤthe Bild /
Weil ſelbe nicht mehr gilt /
und laͤſſt jhr Ehre ſchwaͤchen /
Durch vielheit im verbrechen /
Jſts keine Schmaach nicht mehr /
Mann ſchmaͤhe noch ſo ſehr.
VERUM, MULTIFUDO ERRAN - TIUM ERRANTI NON PARIT PATROCI - NIUM.
Wer -145.

I. Weyhnacht-ODE.

Der 1. Satz.
WAruͤmb iſt der Himmel offen?
Laß uns hoffen.
Wird die Nacht nicht hell und klar?
Es iſt wahr.
Siht mann nicht den Mond verbleichen?
Er muß weichen.
Das geſtirnte Wolcken-heer
Fliht je mehr und mehr;
Es entſpringt ein neues Licht /
Das mit ſolchen guͤldnen ſtrahlen
Durch die fuͤnſtern Naͤchte bricht
und der Woͤlcken-zelt kann mahlen
Mit Rubien und Hyacinth /
Das den Naͤchten abgewinnt.
Der 1. Gegenſatz.
WAs doch hoͤrt mann an dem Himmel?
Ein getuͤmmel.
und was iſt das vor ein klang?
Ein Geſang.
Der dort aus den Luͤfften wallet?
Ja es ſchallet.
KEine146.
Eine ſuͤße Melodey
Macht uns Kummers-frey.
Hoͤr ich / oder deucht mich ſo /
Dort die guͤldnen Cherubienen /
Ach wie ſeyn ſie doch ſo froh
Mit den klahren Seraphinen /
Hoͤre das liebliche gethoͤn /
Ach wie klingt es nur ſo ſchoͤn!
Der 1. Nachklang.
FReuet Euch alle ſeyd froͤlich im HErrn /
Das trauren ſey ferrn /
Kommet und ſchauet und fuͤrchtet Euch nicht /
Ein edeles Licht
Jſt jtzund auffgangen
Mit guͤldenen Wangen /
O Froͤliche zen /
Jeſus der Heyland iſt heute gebohren /
Welcher zum Spiegel der Gottheit erkohren /
Wird jtzund auch fleiſchlich bekleidt /
O froͤliche Zeit!
Der 2. Satz.
WEr iſts / der ſich hier einſtellt?
unſer Held.
Der dort ligt auf Stroh und Heu /
Suͤnden-frey?
Ach wie zieht Er ein die Lippen
Jn der Krippen /
Deſſen Haͤnde-werck wir ſeyn /
Der uns nehrt allein /
Der147.
Der des Großen Gottes Sohn /
Miſcht ſich in der Menſchen-Orden /
Hat verlaßen ſeinen Thron /
und iſt unſer Bruder worden:
Himmel / Erde / Lufft und Meer /
und was drinnen / freut ſich ſehr.
Der 2. Gegenſatz.
WJe mag dieſes gehen zu?
Gleube du.
Muß Vernunfft dann ſchweigen hier?
Gleube mier.
Ey ſo nehm ich Adlers-augen!
Ja die taugen.
Denn ein Adler hoͤher nicht
Durch die Wolcken bricht /
Wenn er ſeine kleine Zucht /
Jn dem Neſte nicht mehr ſihet;
Alſo meiner Sinnen-flucht
Sich zu ſchwingen nicht bemuͤhet /
Weiter in die tieffe nein;
Soͤndern hier ſoll Glaube ſeyn.
Der 2. Nachklang.
SEy uns willkommen / du Himliſches Kind /
So Friedlich geſinnt /
oͤffnet die Thore / der Hertzog koͤm̃t an /
Erweitert die Bahn.
Der Koͤnig der Ehren
Der laͤſſet ſich hoͤren /
K 2O hei -148.
O heiliges Licht!
Hertzog / du Hertze des Friedens wilkommen /
Friede wird heute verkuͤndigt den Frommen
und zeiget ſein guͤldnes Geſicht /
O heiliges Licht!
Der 3. Satz.
Koͤm̃ſtu / ſchoͤnſter Held / zu mier?
Ja zu dier.
Wie ſol das verſchulden ich?
Liebe mich.
Sol nach deiner Lieb ich ſtreben?
Ja mein Leben.
Ey ſo komm: Jch bin verwundt /
Kuͤſſe meinen Mund /
O du ſuͤßer Breutigam /
Du Beherſcher aller Hertzen /
Leſche meine keuſche Flamm /
und der Liebe ſuͤße ſchmertzen /
Jch bin dein und Du biſt mein /
und Dich lieb Jch nur allein.
Der 3. Gegenſatz.
WEr benim̃t uns ſo den Muth?
Liebes-gluth:
Frauen-Liebe brennt wohl ſehr /
Dieſe mehr.
Ja es halten deine Wangen /
Mich gefangen /
O du149.
O du guͤldner Friedens-Held /
Der mir nur gefaͤllt.
Gib daß unſer Vaterland
Mag gedoppelt widerſchauen /
Was der Feind von uns gewandt
und den ſtoltzen Frieden bauen /
Daß die gantze Chriſtenheit
Dich erheb in Ewigkeit.
Der 3. Nachklang.
EHret den HErren / lobſinget dem HErrn
Preiſet jhn gern.
Himmel und Erde laß hoͤren ein Lied /
Sey jmmer bemuͤht
Die Stimme zu ſchwingen /
Den Heiland zu ſingen /
Zu jtziger zeit.
Ehre ſey Gott in der Hoͤhe dem maͤchtigen HErren /
Frieden auf Erden; unfriede ſey ferren!
Die Menſchen ſeyn hoͤchlich erfreut
Zu jtziger Zeit!

II.

Morgen-Lied / Jm toon: Wie ſchoͤn leucht uns der Worgen - ſtern / etc.
DJe Nacht das ſchrecken-volle Kind /
Die ſchwartze Demmerung zerrinnt /
K 3Der150.
Der Fruͤhe-tag ſich zeiget /
Die guͤldne Morgenroͤth entſpringt /
Der Sonnen-glantz hernacher dringe
und auf gen Himmel ſteiget:
Singet / klinget /
Freuden-Lieder ſoll ein jeder
Gott zu ehren /
Aus dem Munde laßen hoͤren.
Wohlan! mein Hertz erhebe dich
und dencke wie der Hoͤchſte ſich
Bemuͤht vor dich zu wachen.
Er hart behuͤtet dieſe Nacht
Fuͤr aller Angſt und Krieges-macht
Fuͤr Noth und Todt uns Schwachen:
Singet / klinget
Freuden-Lieder ſoll ein jeder
Gott zu dan cken
Schuͤtten aus des Hertzeng-ſchrancken.
Brich an du Sonne meiner Seel
Jn meines fuͤnſtern Hertzens-hoͤl /
Du guͤldner Glantz der freuden /
Erquicke mich mit deinem Geiſt
und mir gewuͤndſchten Beyſtand leiſt
Jn meinem Thun und Leiden /
Aus Noth und Todt
Hilff mir Armen mit erbarmen /
Mein ſtudieren /
Laß mich vollend wohl ausfuͤhren.
Ach151.
Ach brich herfuͤr du Troſt und Licht /
Wenn mich der Suͤnden-Worm anficht /
und mein Gewiſſen naget;
Nim weg die ſchwere Suͤnden-laſt /
Dieweil Du ſie gebuͤßet haſt
und Dich vor mich gewaget.
Aus Noth und Todt
Hilff mir Armen mit erbarmen /
Mein ſtudieren
Laß mich vollend wohl ausfuͤhren!

III. ODEAuf die Deimbohl - und Ricciſche Hochzeit.

Die Jungfer Braut redet Jhren Liebſten an.
1.
ES bricht herfuͤr der Naͤchte Licht /
Ach Liebſter / kom̃t / ſein Angeſicht
Soll meine Sonne werden:
Die Nacht das ſehr verſchwigne Kind /
Erweckt den kuͤhlen Suden-Wind
Der faſterhitzten Erden:
Es wehn und gehn
Alle Winde ſaufft und linde /
Mond und Sterne
Wincken durch die Lufft von ferne.
K 42. Ja152.
2.
Ja Venus ziht zum erſten auff /
und will durch ſeinen ſanfften lauff
uns beyde ſelbſt begleiten /
Dem folgt das andre Sternen-heer
und hengt das Gold je mehr und mehr
Am Himmel auf von weiten;
Ja ich wil mich /
O mein Leben / Jhm nun eben
Gantz ergeben /
Nun wilich nach Freuden ſtreben!
Der H. Breutgam an ſeine Liebſte.
1.
Ach ſchoͤne Braut / mein ander Jch /
O mein Rubien / Jhr geb ich mich
anjtzt auch gantz zu eigen:
Es zwinget mich ihr Roſen-mund /
Das lieblich-ſehn das macht mich wund
Jch kann es nicht verſchweigen.
Es ſoll kein groll
Noch was feindlich und nicht freundlich
uns betruͤben;
Jch will Sie von hertzen lieben.
2.
Vom Himmel koͤm̃t das ſchoͤne Bild /
Der Troſt / die Luſt / das Freuden-ſchild /
Nun kann ich mich erquicken;
Wenn153.
Wenn mich der Krieg ja traurig macht
So kann Sie doch zu Tag und Nacht
Mit Troſt mich recht anblicken /
Ach mein Schaͤtzlein /
Laßt erwarmen in den Armen
Meine Glieder
Legt den Nahmen bey mier nieder.
Der Cohr / An Beyde zuſammen.
1.
SO recht! Jhr wohlgetrautes Paar /
Es wuͤndſcht Euch gluͤck der Muſen-ſchaar /
Gantz Bitterfeld erſchallet /
Die Mulda leufft zum Elbenfluß /
Daß man ſich druͤber wundern muß /
Wie ſie vor freuden wallet;
Jhr ſchoͤn gethoͤn
Cherubienen / Seraphinen
Hoch erſchwingen /
und dem HErrn ein Dancklied ſingen.
2.
Gleichwie der Perlen-tau verjuͤngt
Her aus der Morgenroͤth entſpringt /
Graß / Laub und Kreuter zieret /
So wird auch zieren Euren Tiſch /
Die kleine Schaar geſund und friſch /
Wenn Gott die Luſt duplieret.
Ehlich / froͤlich /
K 5Lebt154.
Lebt und ſchertzet / liebt und hertzet
Euch in Ehren /
Daß wir dieſen Wundſch vermehren.
3.
Nun gute Nacht und ſchlafft Euch ſatt /
Weil Jhr vielleicht von Liebe matt
und leſcht die heiſſen ſchmertzen /
Der Himmel gibt Euch ſeine gunſt
und hatt die keuſche Liebes-brunſt
Entzuͤndt in euren Hertzen.
Liebt Euch zugleich /
Lebt in freuden ohne Leiden /
Wie wir alle
Wuͤndſchen ingeſam̃t mit ſchalle!

IV. Trauer-Lied /

Auff den Seeligen Dintritt D. Fran - tzen von Trotha / Fuͤrſtl. Eyſenach. Geheimten Raths - und Oberhauptmanns des Go - tiſchen Kreyſes etc.
1.
Jhr armen Sterblichen / wolt jhr noch laͤnger leben?
Was habt jhr doch nur hier /
Als Wehmuth fuͤr und fuͤr?
Ach ſeht Jhr nicht den Todt vor euren augen ſchwe -
Lieber lieber wolt ich dort (ben?
Jn dem rechten Friede ſchweben /
Als155.
Als hirunten fort fuͤr fort
Seyn mit Krieges-noth uͤmbgeben.
2.
Wie wandelbahr der Mond wie wandelbahr die ſter -
So iſt der Menſchen zeit (ne /
Gantz voll vergaͤngligkeit /
Bald nimmet zu bald ab die große Nacht-Laterne /
Balde ſeyn wir friſch und roht /
Huͤbſch und lieblich von Geſichte /
Balde ſeyn wir kranck und todt /
Da der Leib wird gar zu nichte.
3.
Wer wolte denn nicht nun mit luſt von hinnen ſchei -
Geſegnen dieſe Welt (den
Das wuͤſte Trauer-feld /
Jn dem der Himmel iſt gantz voller Luſt und Freuden /
Da die Auser wehlten ſeyn /
Da die Seraphinen ſingen
und die Eherubinen drein
Jhre Stimmen hocherſchwingen?
4.
Jch bilde mir ſchon ein / als wenn ich koͤnte hoͤren
Den David auf der Harf
Die Seiten ſchlagen ſcharf /
Ach wolte wolte Gott! daß wir daſelbſten weren /
und den ſchoͤnen Himmels-Saal /
Der von Tuͤrckis und Rubinen /
ſam̃t der blancken Sterne zahl /
Schauten mit den Seraphinen!
5. D〈…〉〈…〉156.
4.
Dis alles kann nun auch jtzt der von Trotha hoͤren /
Weil ſich nun von uns reiſt
Sein Adelicher Geiſt /
Die Engel werden jhn mit Palmen ſchoͤn verehren /
Er empfindet vor die pein /
Lauter Freude / lauter Wonne:
Hilff Gott! daß wir balde ſeyn
Bey der rechten Lebens-Sonne!

V. Freuden-geſang /

Als Jhr Fuͤrſtl. Gn. D. Auguſtus Der - tzog zu Sachſen etc. nach Halle kommen und die Huldigung empfangen.
1.
EDler Printz / von Sachſen-Stamme /
Zweig der Rauten / ſo jtzund
Zeigt den angenehmen Mund
und die heiſſe Liebes-flamme
Dier ô Halle / (derer Tohr
Gantz / verlaßen war zuvor
und ſehr traurig ſich befunden?
Sey gegruͤßt zu dieſen ſtunden
und ihr ſtunden auch zugleich /
Stunden die Jhr Freuden-reich.
Gluͤck zu dem Rauten Zweig! hoͤrt wie die Pleiſſe
ſchreyet /
Hoͤrt wie die Saale rufft und ſich ô Fuͤrſte freuet
Auf157.
Auf eure gegenwart / die Staͤnde ruffen zu /
Gott geb Euch gluͤck und heil / Gott geb Euch fried
und ruh!
Gantz Sachſen wuͤndſchet noch gluͤck auf gluͤck auf
die reiſe /
O Edles Fuͤrſten-blut / und ſingt die freuden weiſe /
Die Sonne ſchaut herfuͤr aus jhrem blauen Zelt
und ſchickt dier / Halle zu den langgewuͤndſchten
Held.
2.
Halle / ſchicke dich zu gruͤßen
Deinen neuen Breutigam /
Den dier ſchickt der Sachſenſtam̃
Er wil in den Arm Dich ſchließen /
Neige deinen zahrten Mund
Jhm entgegen auch jtzund:
Sihſtu deinen Fuͤrſten reiten?
Sihſtu kommen Jhn von weiten?
Steig auf deine Tuͤrne Du /
Schaue wie Er naht herzu?
Ach ſeht wie blinckt das Feld mit Roſſen faſt bedecket /
Seht wie die traurigkeit ſich allgemach verſtecket
Jtzt koͤm̃t der Printz herran / jtzt neiget ſich die Stadt /
Die Er zu ſchuͤtzen Jhm jtzund erwehlet hatt.
Wie lieblich lacht er doch / wie redt er doch ſo freũdlich /
Er meinet alles guth und ſtellet ſich nicht feindlich
Wie jener Boreas: der ſuͤße Zephyr weht
Den Frieden mildiglich wo dieſer Fuͤrſte ſteht.
3. Weiß -158.
3.
WEißheit / Kunſt / Verſtand und Ehre
Jhn begleiten jederzeit /
Sanfftmuth und Gelindigkeit
Leuchten aus Jhm; Ey ich hoͤre
Wie das Volck Jhn lobt und liebt
und ſich Jhm zu eigen gibe;
Hoͤrt die angenehmen Worte /
Die Jhr ſeyd an dieſem Orte /
Edlen Buͤrger / ſeht die Zier /
Die Jhn hatt uͤmbfangen hier.
Wer? oder welcher Fuͤrſt kann ſolche reden fuͤren /
Die ſo nachdencklich ſeyn und jhn zum meiſten zieren?
Wie wie bedachtſam doch redt Er die ſeinen an /
Als je ein Weiſer Printz erwieſen und gethan?
Auguſtus iſt durch Sieg ein großer Keyſer worden /
Auguſt der Rauten-zweig aus großer Sachſen Orden
Erhielt die reine Lehr: Damit Jhr beydes thut /
O Held / ſo geb Euch Gott gedeyen / gluͤck uñ muth!

VI. ODE / Darinnen die erſten beyden Verſe Tro - chaͤiſch / der 3. und 4. Jambiſch / der 5. wider Tro - chaͤiſch / der 6. und 7. aber Dacty - liſch.

1.

Er.
Hoͤchſter Schatz /
Freuden platz /
Kom̃159.
Kom̃ her zu mier /
Jch wincke dier /
Sie.
Ach was ſoll ich bey dier thun?
Er
Deine geberden / dein reden und lachen /
Koͤnnen mich ſchweigend und rede-loß machen.

2.

Sie.
Ach! mein Licht /
Laß mich nicht
Verwarten hier /
Jch muß von Dier.
Er.
Eine viertheil-ſtunde nur.
Sie.
Liebſter / Er ſolte wohl meiner genießen /
Aber es moͤchte der Mutter verdrießen.

3.

Er.
Ach! mein Licht /
Es kann nicht
Verdrießen Jhr /
Ach! bleib bey mir.
Sie.
Nein ich kann nicht warten hier.
Er.
Jſt doch die Mutter zu gaſte gegangen
Bleibe doch jmmer mein beſtes verlangen.

4.

Sie.
Nein ich muß
Kuß uͤmb kuß
Vergelten nicht /
Mein Schoͤnes Licht.
Er.
Kann es dann ſo gar nicht ſeyn?
Sie160.
Sie.
Jch ſcheide zwar jtzo doch iſt dier ergeben /
Liebſter / zu eigen mein Leben und Schweben.

5.

Er.
Soll ich nun
Dieſes thun
und bleiben hier
Ohn alle zier!
Sie.
Liebſter nun gehab dich wohl.
Er.
Scheiden zwar ſchmertzet / doch muß ichs ertragē /
Hoffen des beſten / verſchmertzen das klagen.

VII. ODE. Auf Echoniſche Art.

1.
DJch / Luſt-Kind Echo / will ich fragen /
Ech. Dis dein klagen /
Ja klagen: wo fuͤhl ich die ſchmertzen?
E. Jn dem hertzen.
Wer macht die gluth die mich entzuͤndet?
E. Die dich bindet.
2.
Wer macht die Angſt die mich betruͤbet?
E. Die dich liebet.
Was kann doch lindern ſolch Betruͤben?
E. Treulich lieben.
Wie ſoll mich dann mein Schatz uͤmbfangen?
E. Mit den Wangen.
3. Wenn161.
3.
Wenn wird die Laſt von mier genommen?
E Sie wird kommen.
Wird Sie denn balde mich befreyen?
E. Gantz verneuen.
Wie lange wird es ſich verzihen?
E. Zeit muß flihen.
4.
Wovor wird doch geſchickt die Krone?
E. Dier zu Lohne.
Was macht der Krantz von Gold und Seiden?
E. Lauter freuden.
Ach moͤcht ich nur Sie ſelbſten haben!
E. Dich zu laben.
5.
Wird Sie bald kommen mich zu kuͤſſen?
E. Sie wird muͤſſen.
Ach ſih! der Tag leufft ſchon zum ende /
E. Gar behende.
Nun koͤm̃t Sie / Meine Freuden-Sonne /
E. Deine Wonne.
6.
Nun will ich Kuß uͤmb Kuß Jhr geben /
E. und dein Leben.
Sie wird mir Luſt und Freude machen /
E. Dich anlachen.
Sie wird mir alles ſeyn zu willen /
E. Dich zu ſtillen.
L7. Wo162.
7.
Wo ſeyn doch hin die langen ſtunden?
E. Gantz verſchwunden.
Soll ich nun fort in Freuden ſchweben?
E. Luſtig leben.
Nun will ich ruhen in den Armen;
E. Zuerwarmen.
8.
Nun fuͤhlich weder Augſt noch ſchmertzen /
E. Jn dem Hertzen.
Der Schmertz iſt jtzo gantz verſchwunden /
E. Mit den ſtunden.
Nun kann ich meine Liebſte hertzen /
E. Mit jhr ſchertzen.
9.
Jhr Zucker-Mund muß mich erquicken /
E. und dich druͤcken.
Was ſoll ich jtzo thun und uͤben?
E. Lauter lieben.
So lange biß die Nacht verſtiebet
E. Sie dich liebet.
10.
Ey nun wil ich den Schmertzen meiden
E. Angſt und Leiden.
Nun mag ein ander Leide tragen
E. Angſt und klagen.
Jch kann nun fuͤr und fuͤr mich uͤben /
E. Voͤllig lieben.
VIII. 163.

VIII. ODE / Darinnen die erſten 4. Verſe Jambiſch / die andern 4. Trochaͤiſch / die letzten 2. Dactyliſch.

1.
SOlt ich an Mavors ſtatt jtzund Armeen fuͤhren /
So wolt ich aus ſtaffieren
Das gantze Krieges-heer
Mit einem ſolchen Volck / das hold den Buͤchern wer;
Die Studenten muͤſten ſeyn
Meine beſte Burſch und Fuͤhrer /
Die Gelehrten Officierer /
Phoͤbus-Voͤlcker in gemein
Muͤſten die Feinde verjagen und daͤmpfen /
Muͤſten uns helfen und ritterlich kaͤmpfen.
2.
Conſtabel ſolten ſeyn die fuͤßen Muſicanten /
Die Helicons-verwanten /
Der Orgeln freudenſchall
Solt an Trompeten ſtatt erklingen uͤberall /
Bachus und ſein Kammer[%ſr ;]rath
Ceres ſolten uns wohl geben
Proviant und Wein zu leben /
uns zu friſchen fruͤh und ſpat /
Muſen und Gratien muͤſten mit kaͤmpfen /
Muͤſten die Feinde verjagen und daͤmpfen.
L 23. Die164.
3.
Die Feder ſolte mier an ſtatt der Schwerter dienen /
Wir wolten uns erluͤhnen
Jn alle Welt zugehn.
Mich deucht ich woͤlte wohl mit dieſem Volck beſtehn
Jn gefahr und Krieges-noth;
Schriffigelehrten und Juriſten /
Muͤſten ſich zu ſtreiten ruͤſten;
Die / vor denen fliht der Todt /
Muͤſten uns helffen auch Riterlich kaͤmpfen /
Muͤſten die Feinde verjagen und daͤmpfen.
4.
Ade du wuͤſter Mars / ade mit deinen Kriegen /
Jch kann nun baͤſſer Siegen /
Ein Ziel iſt mier geſetzt /
Das nicht nach ſolchen ſtrebt / was nur die welt ergoͤtzt;
Vor den Mars wird nun gepreiſt
Dieſer Krieg und dieſes Leben /
Das den Kuͤnſten iſt ergeben /
Das uns hin zur Tugend weiſt.
Packe dich Mavors und weiche von hinnen /
uͤbe bey andern dein tolles beginnen.

IX. ODE /

Auff den Seeligen Hintritt Herrn Melchior Redels Kaͤmmerers etc.Satz165.Satz.
OJhr Hochgelehrten Maͤnner /
Derer Weißheit und Verſtand
unſer Stadt iſt wohlbekaudt!
und jhr Hochgeehrten Pfaͤnner /
Derer Redligkeit ſich ſchwingt /
Derer Muth gen Himmel dringt /
Wolt jhr dann nun von uns weichen?
und all ingeſambt verbleichen?
Wolt jhr an den ſuͤßen Ort
Reiſen / da nur Freude ſchwebet /
Da jhr mit den Engeln lebet
Stets in freuden fort und fort?
Gegenſatz.
Es iſt billich zu betrauren /
Daß Herr Redel weggerafft
Durch des Grimmen Todes-krafft:
Es iſt billich zu betauren /
Daß jtzundt ſein Weib und Kindt
Einſam und verlaßen ſind.
Ach was hilffts! Es muß geſchehen /
Daß wir ſie verbleichen ſehen /
Denn es Gott alſo geluͤſt:
Druͤmb in Weinen maße haltet /
Gott der alle Ding verwaltet /
Euch zu helffen iſt geruͤſt.
Nach-lied.
O allerſchoͤnſte Seel! nun biſtu auffgenommen
L 3Jn166.
Jn die ſuͤße Ruh /
Nach dem Himmel zu.
Nun haſtu allem Leid und Trauren abgewonnen:
Nun lebeſtu bey Gott und haſſeſt falſchen Schein.
Wir beweinen
Nur die deinen /
Die jtzund gantz und gar verlaßen ſeyn.

X.

Auf H. M. Michael Hellers etc. und Jungf. Sophien Volckmarin / Hochzeit.
ES war nun Heſperus dem Tage faſt gewichen /
Der Sonnen Kammer-Magd kam allgemach ge -
ſchlichen /
und bahnete den Weg der Tagesmeiſterin /
Der Fuͤrſtin des Geſtirns / und nahm den Nebel hin:
Spricht Pallas / lieber Sohn / ſteh auf uñ laß erſchallẽ
Ein lieblich Hochzeit-Lied / dann jtzund ſoll vor allen
Herr Heller laben ſich; Drauf ſtim̃t ich alſobald
Des Pindars Seiten an / daß thal und Feld erſchallt.
ODE Darinnen in jeder Strophe der erſte / dritte und ſiebende Vers Trochaͤiſch / und wiederuͤmb der ander / vierde / 5. 6 8. 9 und zehende Jam - biſch; der Nachklang aber iſt von lauter Jambiſchen Verſen.Satz167Satz.
WEr in ſeiner Lebens-zeit
Nur iſt auf Einſamkeit befliſſen /
Solcher haſſet Freundligkeit /
und achtet gaͤntzlich nicht / was weiſe Leute wiſſen /
Will auch kein weiſer Menſche ſeyn;
Verwirfft der Schrifften hellen Schein /
So ein anders bringen fuͤr:
Wanns ſchon beſihlt der Roͤmer Jupiter /
So muß doch dis / was uns gebeut der Herr /
Den Vorgang haben hier.
Gegenſatz.
Alles was mann findet hier
Auf dieſem weiten Rund der Erden /
Das muß lieben fuͤr und fuͤr:
Die Sternen wincken ſich mit lieblichen geberden:
Der fetten Erlen gruͤne Zier /
So liebt die Fluͤſſe fuͤr und fuͤr /
Giebt dem gruͤnen gute Nacht
Wann ſich verliert der Fluͤſſe Feuchtigkeit:
Das Volck der Lufft kann auch nicht allezeit
Vermeiden Liebes-macht.
Nachklang.
DRuͤmb ſeyd / Herr Breutgam dran /
Laßt ſchwinden Einſamkeit / greifft nur mit freu -
den an /
Der Ehe Zucker-ſuͤßen Streit /
So Juno hatt bereit:
L 4Dann168.
Dann Weißheit wil nun auch durch Liebes Band
Verbunden ſeyn mit Euch in dieſen Stand:
Gott gebe Gluͤck und Heyl dazu
und ſtille Friedens-Ruh!

XI.

Auf das Allzufruͤhe doch Seelige Ab - leiben des Edlen / Geſtrengen und Veſten Levins von Schulenburg im 1638. Jahre / den Andern Auguſtmonat verſchieden. ODE. Satz.
JHr / die Jhr mit Tugend pranget
und der Kunſt ergeben ſeyd:
Jhr / die Jhr zu dieſer Zeit
An den Caſtalinnen hanget /
Die nach Zucht und Tugend gehn /
Seht Jhr nicht allhier auch ſtehn
Auff der Bahren Eures gleichen?
Ach wie deſſen Lippen bleichen /
Welche ſonſten wichen nicht
Einem unter dieſen hauffen /
So in Pallas Tempel lauffen!
Denen keine Kunſt gebricht.
Gegenſatz.
Jhm war Weißheit / Kunſt und Adel
Allezeit gantz unterthan;
Alles169.
Alles Gute hieng Jhm an /
Niemand gab Jhm einen Tadel:
Dennoch muß der Menſchen-Fraß
Jhn zubrechen wie ein Glaß.
Hier / hier ſicht man / wem das Leben
Aller Menſchen ſey ergeben.
Todt es waͤchſet alles dir /
Dir iſt alles untergeben /
(Heiſt es) unſer aller Leben
Nichtg / fluͤchtig bleibet hier:
Nach-Lied.
Jhr aber / die Jhr ſeht / den Leichnam vor Euch tragen /
Kraͤnckt Euch nicht ſo ſehr
Sondern goͤnnet mehr
Jhm ſeine Ruh; Was hilffet Euch das klagen?
Er iſt vorangeſchickt / und machet Euch die Bahn
Zu dem Leben /
Da wird ſchweben
Sein hoher Geiſt mit Freuden angethan.

XII. ODE / Darinnen der erſte / 4. 5. und 6 und wie - deruͤmb der ander / 3. 7. und achte Verß ein - ander gleich ſeyn.

L 51. Ach170.
1.
[figure]
007C; Ach ſchoͤn | ſte / wie kann | ſo blaͤn | den
Der Sonnen-liechte glantz /
Der dich uͤmbgeben gantz?
Wie kanſtu mein Hertze wenden /
Du Herrſcherin meiner Sinnen?
Wie kanſtu mich ſo gewinnen
Durch deines Scepters-macht
zu tag und Nacht?
2.
Mein wuͤndſchen iſt / dich zu ſchauer /
Du trautes edles Bild /
Mitt ſuͤßigkeit erfuͤllt;
Jch will mich mit Dier vertrauen /
Will trincken aus deinen fluͤſſen /
Die Honig uns geben muͤſſen;
Druͤmb komm / und laß mich nicht /
Du edles Licht!

Ende des Vierden Buchs.

Philip -

Philippi Cæsii Richtiger Anzeiger / Der Deutſchen gleichlautenden und einſtimmigen Maͤnnlichen Woͤrter / nach dem a b c. Reimweiſe geſetzt und wi - der vermehret.

Dem

Dem Leſer.

ES darff ſich der geneigte Leſer nicht wundern / daß Jch das eine Alphabeet meines Wo̊rterbuchs / ſo hiebevor bey dem Erſten Theile geweſen / zum Andern geordnet / und al - ſo die Maͤnnlichen von den Weiblichen abge - ſondert; Denn es der Anfahenden und unwiſ - ſenden wegen geſchehen / welche / wie die Erfah - rung bezeuget hatt / ſo bald in das Weibliche / als in das Maͤnnliche gerathen / da ſie doch Maͤnn - liche Woͤrter nachzuſchlagen geſonnen. Da - mit du aber deſto eher ein Wort finden moͤgeſt / ſo ſchlage deßelben letzten Buchſtaben mit dem reim-vocal auf / woferne der letzte buchſtabe nicht ſelbſt ein vocal iſt / alſo; wenn du wilt ſuchen dunſt / durſt oder luſt / ſo ſuche jhren mitlau - tenden (t) und reim-vocal (u) auſ / weil dieſes die vornehmſten buchſtaben in dieſen Woͤrtern und zum Reim gehoͤrig; darunter wirſtu die andern alle finden. Was ſonſten hierbey mehr zu erin - nern / wird der Leſer zu ende des Erſten Theils bericht empfangen.

Lebe wohl!

Da
a
  • Da
  • ja
  • nah
  • ſah
  • allda
  • geſchah
  • Samaria
  • Meſopotamia
  • Tracia
  • Barbara
  • Aſia
  • Africa
  • Lucretia
  • ab
  • auf und ab
  • ſchabab
  • herab
  • hinnab
  • Achaliab
  • ſchwabb
  • ſchlapp
  • Die Trab
  • fluvius
  • grab
ab
  • ſtab
  • bettelſtab
  • gab
  • ſich ergab
  • begab
  • das laab
  • Jacobsſtab
  • halb
  • kalb
  • er ſtarb
  • erwarb
  • verdarb
  • ſpinneweb
  • Laͤb
  • derb
  • (dichte)
  • das erwerb
  • das kerb
  • ein werb
  • mein verderb
  • ein Lieb
ib
  • mein betrieb
  • er trieb
  • der Trieb
  • dieb
  • er ſchrieb
  • nim vorlieb
  • vertrieb
  • ein hieb
  • ſchwieb
  • ſchieb
  • es iſt mier lieb
  • erhieb
  • das ſieb
  • rieb
  • zerrieb
  • den paß verhieb
  • ſchwibb
  • (ſtorch) eib
  • weib
  • leib
  • treib
  • bleib
  • vertreib
  • bekleib
loobob
  • loob
  • toob
  • ſtob
  • der ſtoob
  • verſchob
  • ſchrob
  • er ſtob
  • grob
  • verſchub
  • taub
  • laub
  • raub
  • ſtraub
  • ſtaub
  • eſpenlaub
  • Jſaac
  • Salarmomac
  • der geſchmack
  • ſack
  • black
  • (dinte) Lack
  • Theriac
  • Tobac
ac
  • erſchrak
  • hammerſchlak
  • gelak
  • der Schlag
  • morbus
  • Taubenſchlag
  • er lag
  • mag
  • vermag
  • tag
  • der verlag
  • vertrag
  • uͤberſchlag
  • collare
  • uͤberſchlag
  • epithema
  • das bad
  • der dradt
  • wagenrad
  • pfad
  • ruͤckengrad
  • that
  • er baht
  • er trat
  • fruͤh und ſpat
  • ſaat
  • uͤbelthat
  • Raht
ad
  • ſchwaat
  • miſſethat
  • unflath
  • format
  • er naht
  • die naat
  • der grat
  • Salat
  • Soldat
  • Ducat
  • der ſpat
  • Magd
  • betagt
  • geſagt
  • klagt
  • wagt
  • verjagt
  • nachjagt
  • zagt
  • jhr vertragt
  • nagt
  • behagt
  • geplagt
  • gefragt
  • ertragt
  • jhr ſchlagt
  • bald
waldald
  • wald
  • alt
  • erſchal lt
  • jhr gefalt
  • entfallt
  • widerprallt
  • knallt
  • ſchnallt
  • auffgewallt
  • jſt geballt
  • es galt
  • lallt
  • hinterhalt
  • ſich ſtallt
  • wohlbeſtallt
  • wohlgeſtalt
  • die geſtalt
  • kalt
  • die gewalt
  • er ſchalt
  • altus Alt
  • nach geſtallt
  • ungeſtalt
  • behalt
  • beſtalt
  • dergeſtalt
  • dargeſtallt
  • das band
and
  • er band
  • der ſtand
  • er fand
  • pfand
  • empfand
  • hand
  • feuerbrand
  • aduſtio, brand
  • rand
  • land
  • Eheſtand
  • Deamand
  • Vaterland
  • geſand
  • der ſand
  • Engelland
  • Strand
  • Verſtand
  • uͤmbgewandt
  • das gewand
  • zugewandt
  • die wand
  • verſchwandt
  • ſtilleſtand
  • unterpfand
  • widerſtand
  • der kant
  • Zuckerkant
  • erkant
ard
  • zuerkant
  • ein Tant
  • genannt
  • verbannt
  • verbrannt
  • zertrannt
  • alakant
  • Diſcant
  • Tremulant
  • proviant
  • angeſpannt
  • aufgeſpannt
  • uͤbermannt
  • erward
  • Corigard
  • ſpickenard
  • das mard
  • es knarrt
  • geſchnarrt
  • zuſam̃enſcharrt
  • adject. hart
  • Verb. erharrt
  • Widerpart
  • gegenwart
  • aufgewart
  • hellepart
  • eingepfarrt
  • wegewart
ge -eld
  • genarrt
  • erſtarrt
  • feld
  • geld
  • ferſengeld
  • welt
  • ermelt
  • er bellt
  • entgelt
  • der herd
  • pferd
  • das ſchwert
  • werth
  • gebaͤhrt
  • begehrt
  • bewaͤhrt
  • gehaͤrt
  • es gaͤhrt
  • erklaͤhrt
  • es waͤhrt
  • beſchert
  • enbaͤhrt
  • Schmid
  • quit
  • mit
  • hiermit
id
  • ritt
  • zerſchnitt
  • ſchnitt
  • ſplitt
  • er litt
  • ſchritt
  • wegetrit
  • lied
  • glied
  • augenlied
  • fenſterlied
  • von uns ſchied
  • unterſchied
  • wohlgeriet
  • gebluͤth
  • das gebluͤth
  • bemuͤht
  • er riet
  • Muſcowith
  • verſchiedt
  • gluͤth
  • gemuͤth
  • verbfuͤht
  • ſich muͤht
  • behuͤt
  • vermied
  • neid
eid
  • unterſcheid
  • vorbeſcheid
  • Eyd
  • ſeyd
  • kleid
  • beſcheid
  • herba weid
  • hertzeleid
  • es iſt mir leid
  • grabeſcheid
  • zeit
  • breit
  • bereit
  • allezeit
  • ſcheit
  • geſcheidt
  • ſtreit
  • reit
  • befreyht
  • weit
  • allbereit
  • geleit
  • gebeut
  • verbeut
  • die hand beit
  • ſich erbeit
  • erfreut
  • zerſtreut
  • Obrigkeit
gezweyhteid
  • gezweyht
  • prophezeyht
  • verſpeyt
  • Sibengezeit
  • Adelheit
  • froͤmmigkeit
  • ewigkeit
  • erbarkeit
  • liebligkeit
  • heußligkeit
  • bedachtſamkeit
  • unachtſamkeit
  • gewogenheit
  • froͤligkeit
  • einigkeit
  • &c.
  • mild
  • fchild
  • bild
  • wild
  • ſpillt
  • trillt
  • quillt
  • bruͤllt
  • erfuͤllt
  • verguͤldt
  • verhuͤllt
  • es gilt
ind
  • er ſchilt
  • er iſt gewillt
  • geſtillt
  • zu gefuͤllt
  • kind
  • find
  • ſind
  • blind
  • das rind
  • grind
  • geſch wind
  • wind
  • befindt
  • beginnt
  • rinnt
  • gefinnt
  • gewinnt
  • entzuͤndt
  • zerrinnt
  • beſinnt
  • Hyacmth
  • Coloquint
  • bindt
  • rinnt
  • verzinnt
  • entrinnt
  • er ſpinnt
  • ſplint
eind
  • ſeind
  • ſeynd
  • freund
  • befreundt
  • gemeint
  • greint
  • ſcheint
  • weint
  • verzeunt
  • wohlgemeint
  • verneint
  • erſcheint
  • wird
  • irrt
  • girrt
  • kirrt
  • wirth
  • verwirrt
  • angeſchirrt
  • huͤrt
  • hold
  • gold
  • ſold
  • wolt
  • jhr ſollt
  • trollt
  • es golt
Mtruncken -old uld
  • trunckenbold
  • er ſcholt
  • ſchmollt
  • gerollt
  • ſchuld
  • huld
  • trullt
  • zerwullt
  • ungeduld
  • hatt geduldt
  • der bund
  • das ſpund
  • hund
  • fund
  • verſicolor bund
  • ſchlund
  • verſchwundt
  • rund
  • das Rund
  • pfund
  • grund
  • mund
  • itzund
  • geſund
  • empfund
  • kunt
  • ſtundt
ud e
  • verwundt
  • wundt
  • geſtundt
  • gekundt
  • klee
  • See
  • die zee
  • ade
  • die Schlee
  • Reh
  • eh
  • in die hoͤh
  • meh
  • Armee
  • geh
  • lendenweh
  • ſteh
  • geſteh
  • Aloe
  • Benzoe
  • ach weh!
  • Amalthee
  • Galatee
  • Dorothee
  • Solyme
  • he!
  • fluvius Spree
  • beſſere
e af
  • Scytiſche
  • Himliſche
  • irdiſche
  • aͤndere
  • ich ſeh
  • geſcheh
  • in der naͤh
  • haͤ!
  • er traaff
  • ſchaaff
  • ſchlaaff
  • graaff
  • uͤbertraaff
  • kaff
  • ſtraff
  • halff
  • behalff
  • kampff
  • dampf
  • hanf
  • warf
  • bedarf
ſcharfef if
  • jcharf
  • harff
  • entwarff
  • Senff
  • urbs Genff
  • werff
  • nerv
  • (ranck) griff
  • ſchiff
  • anſa griff
  • kiff
  • pfiff
  • triff
  • ergriff
  • er ſchliff
  • der ſchliff
  • rieff
  • tieff
  • brieff
  • lieff
  • berieff
  • ſchlieff
  • ſcheidebrief
  • poſitiv
  • curſiv
if
  • maturus reiff
  • pruina reiff
  • ſteiff
  • gryps greiff
  • der ſchweiff
  • ergreiff
  • ſchweiff
  • ſchilff
  • huͤlff
  • glimpf
  • ſchimpf
  • wirff
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  • ſchantz
  • glantz
  • totus gantz
  • rantz
  • Mars
  • hars
  • des Pfarrs
  • gemaͤß
  • laͤſz
  • es
  • des
es is
  • Aloes
  • Socrates
  • Sophocles
  • Ariſtoteles
  • gefreſz
  • geſeſz
  • gevaͤſz
  • gewaͤchſz
  • gekroͤchs
  • fels
  • piſcis weltz
  • des Bels
  • ſpeltz
  • der bels
  • zerſchmeltz
  • calx fers
  • vers
  • perca pers
  • ungewiſz
  • das gebiſz
  • donec bis
  • er biſz
N 2er riſzis
  • er riß
  • dis
  • zerſchmiß
  • ſabulum kiß
  • apfelbiß
  • das guͤldne Vliß
  • herba teufelsbis
  • lies
  • bließ
  • der genieß
  • (papier) das rieß
  • gieß
  • grieß
  • fließ
  • Amadies
  • Paradieß
  • ſchließ
  • verhieß
  • ſvieß
  • verdrieß
  • anies
  • engelſuͤß
  • bratenſpieß
  • eiß
  • oryza reiß
  • beiß
  • weiß
is
  • das reiß
  • zerreiß
  • zerſchmeiß
  • fluvius Pleiß
  • (warm) heiß
  • ſchweiß
  • geheiß
  • geſchmeiß
  • platteiß
  • chrenpreis
  • preiß
  • kreiß
  • fleiß
  • beweiß
  • geuß
  • herba ebereiß
  • alte Greiß
  • zinß
  • gewins
  • nims
  • bims
  • mutulus ſims
  • pivß
  • gips
  • groß
os
  • loß
  • bloß
  • mooß
  • kloß
  • verſtoß
  • das looß
  • ſinus ſchooß
  • neben-ſchoß
  • der ſchoß
  • roß
  • arx ſchloß
  • erſchoß
  • gos
  • der Droß
  • verdroß
  • beſchloß
  • feuerſchloß
  • verſchloß
  • (brey) mus
  • fus
  • herba gaͤnſefus
  • kuß /
  • verdruß
  • fluß
  • ſchuß
  • muß
oſcu -us
  • oſculum buß
  • gruß
  • ſchluß
  • nuß
  • beſchluß
  • thraͤnenguß
  • uͤberfluß
  • hindernuß
  • ofenruß
  • Virgilius
  • Lucretius
  • Livius
  • Americus
  • aus
  • Straus
  • laus
  • Haus
  • Claus
  • draus
  • kraus
  • Maus
  • heraus
  • Taus
  • ſchmaus
  • avis Straus
  • litis ſtraus
  • blumenſtraus
us at
  • wuchs
  • des tuchs
  • fuchs
  • luchs
  • des geruchs
  • des bruchs
  • der drat
  • der ſpat
  • that
  • baht
  • Raht
  • er trat
  • ſaat
  • uͤbelthat
  • ſchwaat
  • miſſethat
  • unflat
  • zu ſpaat
  • format
  • fruͤh und ſpat
  • der dradt
  • wagenrad
  • ruckengrad
  • herzu naht
  • So[l]dat
  • grad9 der gradt
  • grat
at
  • die naht
  • Salat
  • Dueat
  • pfad
  • das bad
  • blatt
  • ſatt
  • matt
  • glatt
  • ratt
  • ſtatt
  • ſchadt
  • hatt
  • an kindes ſtatt
  • lagerſtatt
  • urbs Stadt
  • fluv. Phrat
  • in hafft
  • fibula hafft
  • eigenſchafft
  • ſtiefelſchafft
  • gafft
  • hingerafft
  • ſafft
  • er ſchafft
  • klafft
  • krafft
N 3wiffen -at
  • wiſſenſchafft
  • Jungfrau -
  • ſchafft
  • Wittbenſchafft
  • buͤchſenſchafft
  • der ranfft
  • ſanfft
  • beklagt
  • zagt
  • ihr ertragt
  • vertragt
  • jagt
  • befragt
  • ſchlagt
  • betagt
  • geſagt
  • geplagt
  • nagt
  • abgeſagt
  • gewagt
  • balgt
  • talgt
  • langt
  • hangt
  • gelangt
at
  • erlangt
  • prangt
  • belangt
  • verlangt
  • jhr trangt
  • anfangt
  • unterfangt
  • octo acht
  • nacht
  • bedacht
  • die wacht
  • ſchlacht
  • bracht
  • pracht
  • die ſchlacht
  • ungeſchlacht
  • gemacht
  • im verdacht
  • die macht
  • die pacht
  • hochgeacht
  • veſtitus tracht
  • ſacht
  • wohlbedacht
  • verlacht
  • veracht
  • kracht
  • gebracht
at
  • ſcorbs Schacht
  • verdacht
  • ferculum tracht
  • gewacht
  • nachgetracht
  • betracht
  • der daacht
  • zerbracht
  • der Tackt
  • hackt
  • Schmaragd
  • vetus alt
  • altus Alt
  • gewalt
  • es wallt
  • ſchallt
  • er ſchalt
  • es galt
  • ſich ballt
  • kalt
  • ſpecies geſtalt
  • nachgeſtalt
  • hinderhalt
  • ungeſtalt
  • wohlgeſtalt
  • prallt
waldat
  • wald
  • halt
  • ſchnallt
  • bald
  • dergeſtalt
  • dargeſtallt
  • gemahlt
  • bezahlt
  • beſtrahlt
  • er taalt
  • praalt
  • der ſam̄t
  • ingeſampt
  • das ampt
  • verdammt
  • gelammt
  • es flammt
  • der Kant
  • Zuckerkant
  • erkant
  • zuer[k]ant
  • ein tant
  • genannt
  • gebannt
  • verſchwandt
  • umbgewandt
at
  • zertrant
  • Alakant
  • Diſcant
  • Tremuiant
  • proviant
  • widerſtand
  • hand
  • er fandt
  • pfand
  • unterpfand
  • ſtilleſtand
  • die wand
  • das gewand
  • geſandt
  • band
  • empfandt
  • ftand
  • verſtand
  • Engelland
  • Eheſtand
  • ſtrand
  • Land
  • ſand
  • feuerbrand
  • brand
  • rand
  • Apt
  • trappt
at
  • ſchnappt
  • ertappt
  • verkapt
  • klappt
  • knappt
  • zappt
  • art
  • bart
  • gepaart
  • die fahrt
  • offenbahrt
  • verwahrt
  • geſpaart
  • verfahrt
  • das maard
  • zart
  • erfahrt
  • knarrt
  • adject. hart
  • verb. harrt
  • widerpart
  • gegenwart
  • aufgewart
  • geſcharrt
  • hellepart
  • eingepfarrt
  • wegewart
N 4geſchnarrtat
  • geſchnarrt
  • ſpickenard
  • ward
  • Corigard
  • das mard
  • der aſt
  • paratus gefaſt
  • jejunavit gefaſt
  • angefaſt
  • ferè faſt
  • geraſt
  • die raſt
  • es naſſt
  • odit haſſt
  • habes haſt
  • das baſt
  • die laſt
  • unangetaſt
  • gaſt
  • auffgepaſſt
  • moraſt
  • maſt
  • uͤberlaſt
  • fantaſt
  • pallaſt
  • verpraſſt
  • verhaſſt
  • in der haſt
at
  • verblaſſt
  • Pabſt
  • du trabſt
  • du labſt
  • dich ergabſt
  • prangſt
  • zwangſt
  • vorlangſt
  • angſt
  • verlangſt
  • ſchwangſt
  • trangſt
  • kanſt
  • ſpannſt
  • wanſt
  • tantzt
  • ſchantzt
  • uͤbermannſt
  • pflantzt
  • karſt
  • knarrſt
  • er barſt
  • du harrſt
  • narrſt
at et
  • platzt
  • ſchmatzt
  • geſatzt
  • ſchwatzt
  • Prophet
  • Rachet
  • Comet
  • ſteht
  • geht
  • entgeht
  • zibeet
  • beſteht
  • begeht
  • gartenbeet
  • geſeet
  • er weht
  • dreht
  • Poet
  • herba ſpinet
  • geſchmaͤht
  • privet
  • Planet
  • er geſteht
  • verſteht
  • Univer ſitaͤt
  • geneht
  • geſchmaͤht
anfaͤhtet
  • anfaͤht
  • quotlibet
  • labeth
  • Majeſtaͤth
  • hydro - meli
  • meet
  • aſſer bret
  • Hackebret
  • unſtaͤt
  • alea bret
  • Eliſabeth
  • das bett
  • geredt
  • hett
  • errett
  • uͤmb die wett
  • unberedt
  • es geraͤth
  • fibula hefft
  • degenhefft
  • ſtifel-geſchaͤfft
  • jhr trefft
  • das geſchaͤfft
  • geaͤfft
  • widerbaͤfft
et
  • verpflegt
  • erwegt
  • gehaͤgt
  • ausgefegt
  • bewegt
  • pflegt
  • waͤgt
  • ſegt
  • auferlegt
  • erregt
  • erlegt
  • verſchlaͤgt
  • gepregt
  • moͤgt
  • knecht
  • adj. recht
  • ſchlecht
  • hecht
  • ſubſt. recht
  • gerecht
  • geſchlecht
  • gezecht
  • verſprecht
  • der ſpecht
  • buͤrger-recht
  • geſchwaͤcht
  • moͤcht
et
  • heckt
  • erweckt
  • verſteckt
  • treckt
  • bedeckt
  • erſchreckt
  • beſteckt
  • erſtreckt
  • Confect
  • leckt
  • beſteckt
  • ſchmaͤckt
  • gezeckt
  • defect
  • melckt
  • verſchaͤlckt
  • verwelckt
  • Welt
  • ermelt
  • widerbellt
  • geſchnellt
  • krellt
  • entgelt
  • feld
  • geld
  • ferſen-geld
N 5erwehltet
  • erwehlt
  • gezehlt
  • gequehlt
  • ausgehoͤlt
  • geſchelt
  • befehlt
  • gefehlt
  • verhaͤhlt
  • abgekaͤhlt
  • vermaͤhlt
  • verpfaͤhlt
  • geſchmehlt
  • beſtellt
  • zelt
  • prellt
  • behelt
  • faͤllt
  • einſtellt
  • gefaͤllt
  • abgebellt
  • aufgewoͤllt
  • zugeſellt
  • erhelt
  • ſchnellt
  • nachſtellt
  • held
et
  • hemmt
  • kemmt
  • befremdt
  • ſchwemmt
  • koͤmmt
  • bequehmt
  • einnehmt
  • benehmt
  • beſchaͤmt
  • gezaͤhmt
  • verbraͤmt
  • verlaͤhmt
  • geraͤhmt
  • gegraͤhmt
  • nennt
  • bekennt
  • jhr koͤnnt
  • zertrennt
  • brennt
  • rennt
  • goͤnnt
  • entlehnt
  • gekroͤhnt
  • verſoͤhnt
  • gewoͤhnt
  • gethoͤnt
et
  • beſchoͤhnt
  • gefroͤhnt
  • verhoͤnt
  • Regent
  • Talent
  • Element
  • Student
  • pergament
  • gewendt
  • verblaͤndt
  • geſchaͤndt
  • poſament
  • der Wend
  • operment
  • Regiment
  • verſchwendt
  • gepfaͤndt
  • er gaͤhnt
  • ſtaͤhnt
  • gebaͤh〈…〉〈…〉
  • lehrt
  • gelehrt
  • verehrt
  • verzehrt
  • vermehrt
  • verheert
hoͤrtet
  • hoͤrt
  • abgekehrt
  • geehrt
  • ausgeleert
  • verwehrt
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  • ausgekehrt
  • abgebeert
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  • verkehrt
  • empoͤrt
  • unverſeert
  • verſtoͤrt
  • ſchwert
  • beſcheert
  • werth
  • herd
  • pferd
  • gebaͤhrt
  • gehaͤhrt
  • begehrt
  • es gaͤhrt
  • bewaͤhrt
  • erklaͤhrt
  • es waͤhrt
  • entbaͤhrt
  • geſperrt
et
  • zerrt
  • N. P. Adelbert
  • genaͤrrt
  • reſt
  • das Feſt
  • vogelneſt
  • ihr eſſt
  • euch vermeſſt
  • jhr meſſt
  • vergeſſt
  • geweſt
  • jhr leſt
  • genaͤſt
  • verblaͤſt
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  • die peſt
  • laͤſſt
  • feſt
  • aufs allerbeſt
  • gemaͤſt
  • gehſt
  • ſtehſt
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  • getroͤſt
et
  • erloͤſt
  • geboͤßt
  • entbloͤßt
  • ſtoͤßt
  • fioͤßt
  • geſtehſt
  • erhebſt
  • boͤbſt
  • der groͤbſt
  • lebſt
  • ſtrebſt
  • ſchwebſt
  • webſt
  • legſt
  • erregſt
  • ſchlaͤgſt
  • aufferlegſt
  • der hengſt
  • vorlaͤngſt
  • du haͤngſt
  • beſprengſt
  • vermengſt
  • verſengſt
  • verhaͤngſt
  • anſtrengſt
geſpaͤnſtet
  • geſpaͤnſt
  • pfaͤnnſt
  • rennſt
  • trennſt
  • zu erſt
  • geboͤrſt
  • mich doͤrſt
  • zu letzt
  • ausgeſetzt
  • genetzt
  • verletzt
  • hetzt
  • geetzt
  • eingeſetzt
  • wetzt
  • ergoͤtzt
  • ſich letzt
  • ausfretzt
  • verhetzt
  • geſchaͤtzt
  • gefaͤtzt
  • weltzt
  • ſchmeltzt
  • beltzt
et it
  • grentzt
  • glaͤntzt
  • gerentzt
  • bekraͤntzt
  • ergaͤntzt
  • fuchsſchwaͤntzt
  • behertzt
  • ſchmertzt
  • ausgemertzt
  • ſchertzt
  • quit
  • mit
  • ritt
  • hiermit
  • zerſchnitt
  • ſchnitt
  • ſplitt
  • er litt
  • ſchritt
  • Wegetritt
  • polygonum
  • meſſer-ſchmid
  • Schmid
  • wohlgeriet
  • das gebluͤht
  • ausgebluͤht
it
  • bemuͤht
  • er riet
  • Muſcowieth
  • gluͤht
  • behuͤt
  • gemuͤth
  • verſchied
  • unterſchied
  • lied
  • glied
  • ſich muͤht
  • augen-lied
  • fenſter-lied
  • von uns ſchied
  • verſchied
  • vermied
  • zeit
  • breit
  • bereit
  • allezeit
  • ſcheit
  • geſcheidt
  • ſtreit
  • reit
  • befreyht
  • weit
  • allbereit
  • geleit
gebeuteit
  • gebeut
  • verbeut
  • die hand beut
  • ſich erbeit
  • erfreut
  • zerſtreut
  • Obrigkeit
  • gezweyht
  • prophezeyht
  • verſpeyht
  • Siebengezeit
  • N. P. Adelheit
  • ewigkeit
  • erbarkeit
  • liebligkeit
  • heußligkeit
  • bedachtſamkeit
  • unachtſamkeit
  • gewogen heit
  • froͤligkeit
  • froͤmmigkeit
  • einigkeit
  • etc.
  • neid
  • unterſcheid
  • vorbeſcheid
  • Eyd
  • ſeyd
  • das leid
eit
  • kleid
  • beſcheid
  • herba weid
  • hertzeleid
  • es iſt mier leid
  • grabe ſcheid
  • liebt
  • verſchriebt
  • verſchtebt
  • giebt
  • ergiebt
  • jhr triebt
  • betruͤbt
  • uͤbt
  • verliebt
  • bliebt
  • beliebt
  • riebt
  • ſtiebt
  • entleibt
  • verbleibt
  • vertreibt
  • zerreibt
  • ſchreibt
  • beweibt
  • zeit vertreibt
it
  • gifft
  • ſchrifft
  • ſchifft
  • die Trifft
  • er trifft
  • betrifft
  • grabe-ſchrifft
  • ergrifft
  • die huͤfft
  • jhr liefft
  • riefft
  • vertiefft
  • betriefft
  • ſchliefft
  • reifft
  • uͤberheufft
  • erſeufft
  • geſchleifft
  • ergreifft
  • geteufft
  • pfeifft
  • geſteifft
  • geſtreifft
  • keufft
  • ſich reufft
  • impfft
ſchimpftit
  • ſchimpft
  • verſiegt
  • zufuͤgt
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  • wiegt
  • ſchmiegt
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  • pftuͤgt
  • tuͤgt
  • verſiegt
  • ſchwiegt
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  • genuͤgt
  • ſchweigt
  • ereigt
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  • erzeigt
  • bezeigt
  • beugt
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  • ſteigt
  • verſeigt
  • geigt
  • entſpringt
it
  • ſingt
  • klingt
  • dringt
  • bringt
  • ringt
  • ſchlingt
  • gelingt
  • ſpringt
  • uͤmbringt
  • verbringt
  • ſchwingt
  • hiengt
  • abdingt
  • erwuͤrgt
  • verbuͤrgt
  • morbus gicht
  • richt
  • ſpricht
  • nicht
  • licht
  • zunicht
  • bricht
  • zerbricht
  • auffgericht
  • geſchlicht
  • zuverſicht
  • angeſicht
it
  • die geſchicht
  • fit geſchicht
  • die ſchicht
  • verpicht
  • erpicht
  • augen-licht
  • gewicht
  • die pflicht
  • verpflicht
  • boͤſewicht
  • ſticht
  • ficht
  • auffgericht
  • carmen geticht
  • figment. geticht
  • unterricht
  • verricht
  • das geruͤcht
  • geſicht
  • Stachelicht
  • anficht
  • er ſiecht
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  • kriecht
  • facilis leicht
  • erleucht
ceditit
  • cedit weicht
  • erweicht
  • keucht
  • zeicht
  • preicht
  • erbleicht
  • ſcheicht
  • vieleicht
  • vergleicht
  • ſeicht
  • feucht
  • ſchleicht
  • erreicht
  • ausſtreicht
  • dargereicht
  • ſchmeicht
  • mich deucht
  • flickt
  • druͤckt
  • ſtuͤckt
  • zerſtuͤckt
  • gerſtrickt
  • verſtrickt
  • geſchmuͤckt
  • geklickt
  • aptus geſchickt
  • erquickt
  • erſtickt
it
  • erblickt
  • gepflickt
  • gluͤckt
  • zwickt
  • knickt
  • entzuͤckt
  • gebuͤckt
  • juͤckt
  • trinckt
  • verſinckt
  • ſ[tin]ckt
  • winckt
  • blinckt
  • hinckt
  • ſchminckt
  • beduͤnckt
  • gilt
  • culpat ſchilt
  • ſpillt
  • trillt
  • quillt
  • erfuͤllt
  • bruͤllt
  • verguͤldt
  • verhuͤllt
  • gewillt
  • geſ〈…〉〈…〉 llt
it
  • zugefuͤllt
  • mild
  • ein ſchild
  • bild
  • wild
  • fchielt
  • ſpielt
  • zielt
  • hielt
  • gewuͤhlt
  • fuͤhlt
  • geſtielt
  • jhr gefielt
  • kuͤhlt
  • ausſpuͤhlt
  • eilt
  • verweilt
  • verpfeilt
  • verfeult
  • gefeilt
  • mitgetheilt
  • geheilt
  • er heult
  • glimmt
  • beſtimmt
  • nimmt
gekruͤmmtit
  • gekruͤmmt
  • ergrimmt
  • ſchwimmt
  • verſtimmt
  • geziemt
  • beruͤhmt
  • verbluͤhmt
  • auskuͤhmt
  • verſeumt
  • reimt
  • gereumt
  • verſchleimt
  • treumt
  • zeumt
  • beſchirmt
  • ſtuͤrmt
  • rinnt
  • ſplint
  • er ſpinnt
  • gewinnt
  • geſinnt
  • entzuͤndt
  • Hyacinth
  • Coloquint
  • zerrinnt
it
  • beſinnt
  • beginnt
  • befindt
  • bindt
  • ergruͤndt
  • blind
  • kind
  • find
  • empfindt
  • ſind
  • das rind
  • grind
  • geſchwind
  • wind
  • verzinnt
  • entrinnt
  • weint
  • greint
  • gemeint
  • verzeunt
  • wohlgemeint
  • verneint
  • erſcheint
  • befreundt
  • heunt
  • freund
  • feind
  • ſeynd
it
  • wirth
  • irrt
  • girrt
  • kirrt
  • angeſchirrt
  • Huͤrt
  • verwirrt
  • er wird
  • geziert
  • gebuͤhrt
  • verliert
  • ſchmiert
  • beruͤhrt
  • entfuͤhrt
  • ins gevierd
  • geſchniert
  • moduliert
  • tiereliert
  • luſtiert
  • ſpatziert
  • dupliert
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  • reſtiert
  • ſtudiert
  • verfuͤhrt
  • hoffiert
  • ſpuͤrt
  • ſtoltziert
jubalirtit
  • jubaliert
  • eſt iſt
  • edit iſſt
  • die liſt
  • er liſſt
  • er friſſt
  • die friſt
  • galgen-friſt
  • vergiſſt
  • ein kriſt
  • er vermiſſt
  • biſt
  • zu jeder friſt
  • Evangeliſt
  • Cithariſt
  • jhr muͤſſt
  • Amethyſt
  • vermiſſt
  • Prophetiſt
  • hinderliſt
  • entruͤſt
  • gekuͤſſt
  • miſt
  • niſt
  • geruͤſt
  • gebruͤſt
  • Organiſt
  • geluͤſt
it
  • Lauteniſt
  • angeſpiſſt
  • gegruͤßt
  • genießt
  • fließt
  • erkießt
  • bließt
  • hießt
  • gießt
  • entſprießt
  • ſchließt
  • verdruͤßt
  • wuͤſt
  • gebuͤßt
  • verſuͤßt
  • heiſt
  • reiſſt
  • allermeiſt
  • ſchmeiſſt
  • zerreiſſt
  • verdreiſt
  • erbeiſſt
  • geleiſt
  • ſchleuſt
  • befleiſſt
  • er weiſt
  • geiſt
it
  • zerſchmeiſſt
  • beſchweiſſt
  • du weiſſt
  • geweiſſt
  • geneiſt
  • befleuſt
  • gleiſſt
  • weggereiſt
  • ſpeiſt
  • gepreiſt
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  • gewinſt
  • beginnſt
  • beſinnſt
  • herba ginſt
  • duͤnſt
  • dienſt
  • erkuͤhnſt
  • verdienſt
  • gruͤnſt
  • verirrſt
  • kirrſt
  • knirrſcht
  • wirſt
  • zerbuͤrſt
Omichit
  • mich duͤrſt
  • verwirrſt
  • der Fuͤrſt
  • jetzt
  • ſchwitzt
  • ſitzt
  • hitzt
  • nuͤtzt
  • blitzt
  • ritzt
  • verſchmitzt
  • ſchlitzt
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  • beſchmuͤtzt
  • ſchuͤtzt
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  • beitzt
  • gefiltzt
  • gemuͤntzt
  • der gewinſt
  • verkuͤrtzt
  • gewuͤrtzt
ot
  • geſtuͤrtzt
  • geirrtzt
  • uva kleberoth
  • loth
  • roth
  • ſoot
  • todt
  • noth
  • koth
  • brodt
  • bot
  • Roſenroth
  • ſchrot
  • ſchwere-noth
  • hungers-noth
  • herba widertodt
  • Gott
  • gebot
  • verbott
  • Zebaoth
  • ſpott
  • hott
  • N. P. Loth
  • er ſott
  • obſt
  • Probſt
  • ſchnobſt
ot
  • lobſt
  • tobſt
  • erhobſt
  • offt
  • hofft
  • klopfft
  • verſtopft
  • pfropfft
  • er kocht
  • jhr krocht
  • vermocht
  • er focht
  • ſchmoocht
  • gehorcht
  • forcht
  • gebohlt
  • er holt
  • trollt
  • es golt
  • prunckenbold
  • wollt
  • jhr ſollt
  • er ſcholt
gerolltot
  • gerollt
  • ſtipendium ſolt
  • ſchmollt
  • gold
  • hold
  • gekont
  • ſponnt
  • ausgeſonnt
  • belohnt
  • Mond
  • bewohnt
  • verlohnt
  • ungewohnt
  • verhohnt
  • verſchohnt
  • ort
  • port
  • wort
  • dort
  • fort
  • hinfort
  • gort
  • ſchort
  • verdorrt
  • Hort
  • pfort
ot
  • mord
  • der Nord
  • ermordt
  • bohrt
  • verlohrt
  • ſchwohrt
  • Oſt
  • moſt
  • poſt
  • Roſt
  • aufgeſchoſſt
  • die koſt
  • froſt
  • er hat gekoſt
  • herba waſt
  • ſerdoſt
  • getroſſt
  • troſt
  • getrooſt
  • gekloßt
  • es ſchloßt
  • euphragia au -
  • gentroſt
  • ſonſt
  • ſponnſt
ot ut
  • umbſonſt
  • horſt
  • worſt
  • zerborſt
  • verdorrſt
  • wolgemuth
  • huth
  • muth
  • blut
  • 〈…〉〈…〉th
  • minut
  • ruth
  • uͤbermuth
  • gluth
  • thut
  • Ritter-guth
  • flnth
  • er ruth
  • ſtruth
  • Fuͤrſten-bluth
  • Acker-guth
  • Sud
  • fingerhut
  • N. P. Ruth
  • ein ſchuͤtt
O 2verbluttut
  • verblutt
  • die haut
  • die braut
  • laut
  • die raut
  • herba kraut
  • gebraut
  • geſchaut
  • vertraut
  • zerkaut
  • gekraut
  • grufft
  • lufft
  • klufft
  • ſchlufft
  • pufft
  • ſchufft
  • abgekufft
  • rufft
  • kaufft
  • laufft
  • buͤchſen-laufft
  • getaufft
  • erſaufft
ut
  • vernunfft
  • die zunfft
  • gefrucht
  • zucht
  • fuga flucht
  • juſculum gucht
  • waſſerſucht
  • frucht
  • er pucht
  • Schweinepucht
  • Leibes-frucht
  • geſucht
  • flucht
  • verflucht
  • haucht
  • gebraucht
  • taucht
  • raucht
  • ſchmaucht
  • entzuckt
  • verruckt
  • gebuckt
  • kluckt
  • erdruckt
  • ſchluckt
ut
  • muckt
  • funckt
  • krunckt
  • eingetunckt
  • zerwult
  • trullt
  • ungeduld
  • geduld
  • Schuld
  • huld
  • verſtummt
  • verklummt
  • brummt
  • ſummt
  • notus kunt
  • ſtunt
  • verwundt
  • das Rund
  • wundt
  • geſund
  • ſchlund
  • er ſchund
  • geſtund
  • gekunt
  • grund
einut
  • ein ſpund
  • rund
  • hund
  • fund
  • pfund
  • mund
  • adject bund
  • der bund
  • gurrt
  • murrt
  • ſchnurrt
  • gebuhrt
  • gehuhrt
  • bewuſt
  • ruſt
  • zernuſſt
  • luſt
  • bruſt
  • du muſt
  • der muſt
  • wolcken-bruſt
  • verluſt
  • voͤrder-Bruſt
  • der wuſt
  • du thuſt
ut
  • huſt
  • er buſt
  • fauſt
  • es bauſt
  • grauſt
  • knauſt
  • ſauſt
  • verh auſt
  • der wulſt
  • geſchwulſt
  • du bullſt
  • gunſt
  • brunſt
  • kunſt
  • dunſt
  • durſt
  • wurſt
  • murrſt
  • ſchnurrſt
  • butzt
  • ſtutzt
  • trutzt
  • vermutzt
u
  • du
  • kuh
  • ruh
  • ſchu
  • dazu
  • jmmerzu
  • herzu
  • zu
  • kinder-ſchu
  • Au
  • tau
  • ſau
  • ſchau
  • mau
  • ſchlau
  • rau
  • kau
  • trau
  • palea ſprau
  • Frau
  • ich brau
  • der bau
  • ſchnau
  • gnau
  • krau
  • klau
  • baͤren-klau
  • herba
O 3treueu ey
  • treu
  • palea ſpreu
  • ich ſtreu
  • gebeu
  • gereu
  • erfreu
  • neu
  • abſcheu
  • das heu
  • auff der ſtreu
  • die ſeu
  • mannes-treu
  • Oſterlucey
  • Ey
  • Paſtey
  • Artzney
  • das ey
  • Cantzeley
  • brey
  • tyranney
  • May
  • frey
  • ſchley
  • ſalbey
  • mancherley
  • vielerley
  • geſchrey
  • bley
  • ſchreiberey
ey
  • dreyerley
  • zweyerley
  • mehrerley
  • herbey
  • Poley
  • Ockeley
  • Galatey
  • zwey
  • drey
  • Lackey
  • Policey
  • Specerey
  • kley
  • heucheley
  • vorbey
  • buͤberey
  • triegerey
  • piſcis der ſchley
  • Schalmey
  • melodey
  • ſchmeicheley
  • dudeidey
  • Druckerey
  • verleih
  • latz
  • der ſatz
  • glis ratz
  • ſchmatz
  • ſchatz
az
  • (blintzen) blatz
  • (raum) platz
  • katz
  • batz
  • tatz
  • ich ſchwatz
  • natz
  • ich kratz
  • ſpatz
  • Maltz
  • Saltz
  • ſchmaltz
  • hals
  • als
  • Schals
  • ſchwantz
  • lantz
  • ſchantz
  • rantz
  • tantz
  • totus gantz
  • glautz
  • krantz
  • anſer gans
  • Hans
  • Hartz
ſchwartzez
  • ſchwartz
  • netz
  • Geſetz
  • erſetz
  • verletz
  • geſchwaͤtz
  • zea ſpeltz
  • der peltz
  • weltz
  • fels
  • des Bels
  • zerſchmeltz
  • lentz
  • referentz
  • kraͤntz
  • grentz
  • audientz
  • Peſtilentz
  • ertz
  • kertz
  • koͤnigskertz
  • hertz
  • Mertz
  • ſchertz
etz itz
  • abendwerts
  • ſtertz
  • ſchmertz
  • anderwerts
  • ſitz
  • ritz
  • Stiegelitz
  • blitz
  • ſchlitz
  • hitz
  • gritz
  • ſtitz
  • ſpitz
  • witz
  • ſchwitz
  • beſchmitz
  • ſchnitz
  • nuͤtz
  • geitz
  • ſteitz
  • reitz
  • Creutz
  • bintz
  • ſtintz
  • filtz
  • miltz
otz utz
  • klotz
  • trotz
  • rotz
  • plotz
  • holtz
  • boltz
  • ſtoltz
  • zerſchmoltz
  • ſchortz
  • des orts
  • des worts
  • M[o]rtz
  • trutz
  • mutz
  • plutz
  • ſchutz
  • nutz
  • tutz
  • ſtutz
  • untz
  • gruntz
  • kurtz
  • ſchurtz
  • Nieſewurtz
O 4Damit

Damit folgende Blaͤtter dem Leſer nicht leer gelaßen wuͤrden / haben wir Selbige mit folgenden Getichten erfuͤllen wollen

Auff H. H. S. Hochzeit.
Jhr Seelen voller brunſt / Jhr hertzen voll von feuer
So Venus angezuͤndt Jhr reitzerin der Freyer /
O freundliches geſchlecht? ô antrieb zu der noth!
O ſchreckung des gemuͤths! ô aller freuden todt!
O urſach zu der luſt! wer wolte ſich getrauen
Zu ſchreiben euer thun / Jhr ſchnoͤdeſten Junafrauen /
und wenn Jhm gleich ein Jahr / ja wol die Ewigkeit
Auch unter deſſen wolt geſtatten jhre zeit?
Viel ſtellen ſich / als wenn ſie Gottesfuͤrchtig weren /
Gehn fleiſſig zu der Kirch / als wenn ſie wolten hoͤren /
Doch uͤmb das hoͤren nicht und bethen nur allein /
Sie wollen etwas ſehn und auch geſehen ſeyn.
Sie ſuchen bilder auff ſo jhr Gebeth-buch zieren;
Es ſoll auch manche ſich befleiſſen mit zu fuͤhren /
Wenn ſie zur Kirchen geht / vor Arndes Paradies
Die Deutſche Schaͤfferey und Jhren Amadies.
(Die Frommen mein ich nicht!) wenn ſie zu hauſe
kommen
und werden denn gefragt / was gutes ſie vernommen /
Spricht eine der und der jetzt auffgebothen ward
zum erſt - und andern mal; die ander ſpricht / je harrt /
Jch ſah dein Schaͤtzchen auch. Weñ aber fremde lente
Denſelben ſprechen zu / und kommen auff die Freyhte /
Da ſeyn ſie erba〈…〉〈…〉 gnug / Sie reden kaum einmahl
und laͤchlen zuͤchtiglich; gar ſelten geth ein ſtrahl
Aus
Aus jhren Eugelein. Sie machen florne ſchleyer
Mitt ziñen huͤbſch verbraͤhmt / in beyſeyn jhrer Freyer /
Sie machen ſilbern worm uñ winden auf den la〈…〉〈…〉 n /
Ein jedes ſonderlich Sie wollen fangen an
Zu ſchicken ſich zur Eh / und ſtruͤcken ſeidne Hauben
Mitt Perlen eingefaſſt / im Sommer in der lauben /
Jm Winter in der ſtub: iſts nicht ein thun fuͤr ſie?
Wer jhnen dis mis goͤnnt / der darf nicht ſeyn allhie.
Sie nehen bloch-nath aus / ſo baͤſſer loch-nath hieße /
Damit die Liljen-haut ſichbaͤſſer ſchen ließe;
Sie nehen Hertzen aus mit pfeilen / ſchoͤne beum /
Hatzſch-moͤdcl / Kaͤlber-zaͤhn / erbs-loͤcher / Deut -
ſchereim /
Sie machen ſchoͤne pfiel / bereiten ſchoͤne betten /
Damit ſie mit der zeit ſchon was im vorrath hetten:
Sie nehen hohl-nath aus / waſchblauel / raͤderlem /
Saltz-koͤrbe / Sonn und Mond / und was es mehr
mag ſeyn.
Das kloͤppeln / jhre luſt / das hatzſchen jhre freude /
Das ſtruͤcken jhre muͤh / das nehen mit der ſeide
Bald blan / bald grau / bald weiß / vertreibet jhre zeit /
Der Rehmen wird beruͤhmt / beruͤhmt wird weit
und breit
Das ſchoͤne Model-tuch / So bringen ſie die Stunde /
Die ſuͤße Stunde zu / und machen ſchlechte kunde
Mitt jhrem Buhlen hier: doch ſtellen ſie ſich ſo
Dann wann er gehen will ſo ſeyn ſie nimmer froh /
Weils nicht von hertzen geht: Sie ſprechen zwar Ein
Stutzer /
Ein Gaſſen-treter nur / und bloßer Damen-butzer /
O 5Was
Was ſoll ich mit jhm thun; wann er ſie zu ſich zihn
und reden will / ſpricht ſie: Ey macht euch nicht ſo
grũn /
Kennt jhr die Ziegen nicht: dis iſt ein bloßes ſtellen /
Ein bloßer bloßer ſchein / das mercken die Geſellen /
und halten wacker an / biß ſie genommen ein
Durch dienſt und ſtetes lob / das kluge Jungfreu -
lein.
Wann ſie ſich denn nun gibt und kundſchafft mit jhm
machet
Gefaͤllt es beyden wohl / mañ hertzer / ſchertzt uñ lachet /
Die Euglein ſtreuen aus die ſuͤße Liebes-ſaat /
Biß endlich auff ſie ziehlt des runden gluͤckes radt /
Biß endlich Tyndaris die myrthen-kraͤntze brin -
get /
und jhnen von der licb ein ſuͤßes liedlein ſinget /
Biß endlich auch Vulcan die Liebes〈…〉〈…〉 ket[t]en macht
Auß gold von Ophir her / und ſelbe bey der nacht
Cupido brauchen laͤſſt; Als denn laͤſſt ſie ſich ſehen /
und thut was ſonſten nie bey Leuten iſt geſchehen /
weil ſie nun hett genug / weil ſie den tag erlebt /
Nach dem ſie fort fuͤr fort mit ſchmertzen hatt ge -
ſtrebt.
Als denn laͤſſt ſie ſich aus und ſpielet jhrem buhlen
Auff jhrer Lauten eins in jhrer Liebes-ſchulen /
Zuͤndt an die Liebes-gluth (ô maͤchtiger Tyrann!)
Daß nichts als feuers-brunſt daraus entſtehen
kann /
Wo ſie nicht wehrt alsbald und jhre Lieb erzeiget
Demſelben williglich und ſeine ſchmertzen beuget
Durch
Durch angenehme wort und Anmuth jhrer treu /
So uͤber jhren Schatz wird alle morgen neu.
So muß mann feyren ſie / ſo kann ſich erſtlich ſtellen
Das kluge Venus-volck / wie artlich kann es fellen
Auch wohl den kluͤgeſten / durch ſolche kunſt und
liſt /
Die jhn von Natur faſt eingepflantzet iſt.
Noch dieſes gieng auch hi[n]/ dis ſeyn noch gute ſitten /
Ob mann ſie oftermahls ſchon etwas ſolte bitten /
Wann ſie nur bittens werth / mit keuſchheit ſeyn be -
kleidt /
Mitt tugenden begabt / begabt mit liebligkeit.
Deñ oſtermals geſchichts; weñ ſie vom hohen ſtande /
So achtet ſie dich nicht iſt ſie die ſchoͤnſt im lande /
Geht ſie ſpazieren aus; iſt ſie deñ ſchwartz und bleich
So geheſtu beyſeyt iſt ſie an gutern reich /
So will ſie Herre ſeyn: iſt ſie denn arm geweſen /
Entſteht auch zanck und ſtreit: iſt ſie auch wohl beleſen /
So will ſie meiſter ſeyn / iſt ſie hingegen tumm /
Erhebt ſich haß und netd: iſt ſie gebuͤckt und krum̃ /
So ſiehſtu andern nach: laͤſtu ſie ausſpazieren /
So iſt ſie dein nicht nur: will ſie die Nahrung fuͤhren
und etwas heußlich ſeyn / ſo darffſtu kemen
freund
Zum truncke laden heim / ſonſt wird ſie bald dein
feind
und keuſfet auff dich zu: iſt ſie denn from̃ und zuͤchtig /
So hatt ſie nicht viel geld: iſt ſie an keuſchheit richtig /
So iſt nicht ſchoͤnheit da: doch iſt die froͤmmigkeit
und keuſchheit vorzuziehn demſelben jederzeit.
Wann
Wann ſie nur gut und fromm / wer fraget nach den
gaben /
Nach ſchoͤnheit / gold und pracht: wer kann es alles
haben
Nur freundligkeit und buld erhaͤlt das feld bey jhr /
Das ander nichtig bleibt und fluͤchtig fuͤr und fuͤr.
Dan was iſt ſchoͤnheit wohl / wann ſie zum ſchoͤnſten
leuchtet?
Ein angenehmes gifft / das unſer hertz befeuchtet /
Ein zihender Magnet / ein Spiegel voller liſt /
Ein ſcharffer ſiraal / der uns zu faͤllen iſt geruͤſt.
Ein zunder boͤſer luſt / ein fall und gang zur Hellen /
Der hoffarth Kammer-rath / der uͤppigkeit geſelle /
Ein zwang zur hurerey; ein urſach aller noth /
Der Jugend leim und hartz / ein rechter freuden-todt /
und was ſie alles iſt. Mein ſinn iſt tieff verſencket
Das hertz erſchrickt davor / in dem es nur bedencket /
Wie hoch die ſchoͤnheit doch anjetzund iſt geacht /
Da tugend / froͤmmigkeit und keuſchheit wird ver -
lacht.
Wann ſchoͤnheit oder nur einbildung ſolcher thete /
So hette nie geſchaut die ſchoͤne morgen-roͤthe
unkeuſche lieb und luſt / ſo wer auch nicht ſo bald /
Narciſſus abgefleiſcht / vor trauren worden kalt.
Druͤmb ſchaͤtzt man ſeelig die ſo ſich der zucht ergeben /
Seyn from̃ / der keuſchheit voll in jhrem gantzen leben /
und achten hochmuth nicht / noch hoffart / ehr und
pracht /
und ſeyn auf jhren ſchmuck und ſchmincken nicht
bedacht /
Die
Die werden auch geſucht: dann ehrliche gemuͤther
Sehn auff das ſchmincken nicht / viel minder auff die
guͤter
und auff der hoffart glantz; doch wird betrogen auch
Manch ſtiller Menſch / und kriegt vor klahrheit
lauter rauch.
Jhr aber / liebſten zwey / doͤrſt Euch nun nicht beſorgen /
Stellt ſolche ſachen ein / uñ ſchlaftbis an den morgen /
Jn ſtiller / ſanfter Ruh / Jhr ſeyd nun Junfer braut
Dem / den Jhr oft begehrt von hertzen anvertraut:
und jhr Herr Breutigam / habt jetzund eures gleichen /
Denn gleich und gleich pflege ſich einander fein zu
weichen /
Sie ſchlaͤgt euch gaͤntzlich nach an hertz und an
gemuͤth /
Sie iſt nicht ſtoltz und frech / ja nicht Jhr kleinſtes
glied
Der Hoffart anverwandt: Sie hatt zwar ſchoͤnheit -
gaben
Doch aber von Natur / wer wolt es baͤſſer haben?
Die andern ſchmincken ſich uñ wollen ſchoͤner ſeyn /
Sie tadeln die Natur / und gehn wie pfauen rein.
Sie aber bleibt wie ſie Jhr Schoͤpfer hatt formieret /
Hat ſich mit gummt nicht uñ ſilber-glaͤth beſchmieret /
und iſt doch Eure Schoͤnſt und liebſte fuͤr und fuͤr
Jn dem Sie ũbertrifft die andern an der zier.
Ey nun gehabt Euch wohl: die Nacht will einher bre -
chen /
Heut ſpricht man Jungfer geht / und morgen wird
mann ſprechen /
Willkom -
Willkommen Jungefrau; geht / geht und ſteckt
den kohl /
Daß er auff Pfingſten trag: Ey nun gehabt euch
wohl!
ODE / von lauter Jambiſchen Verſen. Nach der Melodey: Das Gluͤck gantz wanckelmuͤtig iſt etc.
1.
WAnn ſchon die Sonne ſcheint einmahl
und durch die wolcken blicket /
Graß / Laub und Thier erquicket /
Macht luſtig Feld und Thal;
Koͤm̃t doch das un gewitter /
und macht die frende bitter /
Der Sturmwind ſich erhebt /
Daß Meer und Erd erbebt /
Der Vogel zahl
Schweigt allzumahl /
Kein tierelier
fchwingt ſich erfuͤr /
Der Sonnen-Licht
Kann zeigen nicht
Den guͤldnen glantz; das liebliche geſicht
2
〈…〉〈…〉on das Gluͤck ſich zeigt
〈…〉〈…〉 s einmahl anlachet /
〈…〉〈…〉 Luſt und freude machet /
Wenn ſturm und wetter ſchweigt /
Bald
Bald aber koͤmmt mit hauffen
Das ungeluͤck gelauffen;
Wie Schnee und Eiß zergeht /
Die Blume nicht beſteht /
So eylt zuruͤck
Das ſchnoͤde Gluͤck
und weicht mit macht
zu Tag und Nacht
Es eylt und f〈…〉〈…〉 ht /
So bald es bluͤht /
Jſt nur allein auff fluͤchtigkeit bemuͤht.
An den Seinen. ODE / darinnen die erſten vier Ver - ſe Trochaͤiſch / die andern fuͤnffe Dactyliſch / die letzten viere Jambiſch.
1.
Goͤſtern als ſich allbereit
Mercken ließ die Abends-zeit /
Da der blaſſe Mond von ſernen /
Sich geſellte zu den Sternen;
Da wir uns luſtig erzeigten zuſammen /
Bachus entzuͤndte Poetiſche ſlammen.
Durch edelen Wein /
Welchen mein Bruder mit kraͤfftigen ſachen
verſuͤßet allein /
Kam mier ein Becher vor geſichte
Jch weiß nicht was ich ſchließ und richte?
Er
Er muß ja loͤchricht ſeyn /
Wo bliebe ſonſt der Wein?
2.
Was auf dieſem Becher ſtund
War uns allen wohl vergunt;
Trinck mich aus und leg mich nieder /
Richt mich auff und fuͤll mich wider;
Dieſes war eben am Becher geſchrieben /
Das uns zu trincken ſo wacker getrieben /
Den edelen Wein:
Wie? iſt er denn unten und oben voll loͤcher?
Wie mag es doch ſeyn?
Mein Sinn und waͤhnen wird zu nichte /
Jch weiß nicht / was ich ſchließ und richte?
Er muß ja loͤhricht ſeyn /
Wo bliebe ſonſt der Wein?
ENDE.

About this transcription

TextPhilippi Cæsii Deutsches Helicons Ander Theil
Author Philipp von Zesen
Extent241 images; 29076 tokens; 8879 types; 197941 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationPhilippi Cæsii Deutsches Helicons Ander Theil Darinnen begriffen Allerley Arten und Muster der Deutschen Gerichte/ Bey welchem zu bässerm fortgang unserer Poesie/ Ein Richtiger Anzeiger Der Deutschen gleichlautenden und einstimmigen Männlichen Wörter (nach dem a b c. Reim-weise gesetzt/ und aufs neue vermehret) zu finden Ander Theil Philipp von Zesen. . [8] Bl., 170 S., [24] Bl. RöhnerWittenberg1641.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 P GERM I, 1270:2

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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