PRIMS Full-text transcription (HTML)
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FURNI PHILOSOPHICI, Oder Philoſophiſcher Oefen /
Dritter Theil
Darinnen beſchrieben wird des Dritten Ofens Eigenſchafft / dadurch oder damit man ohne Veſic, Kolben oder andern Kuͤpffernen / Zinnernen / oder Bleyer - nen Inſtrumenten vielerhand vegetabiliſche ſpiritus ardentes, extracta, olea, ſalia, vnd dergleichen: Nur durch ein einiges von Kupffer gemachtes kleines Inſtrument, durch huͤlff hoͤltzernen Gefaͤſſen. Nicht allein zur medicin, ſondern auch zu vielerhand operationibus Chimicis, ſehr dienſtlich vnd noht-duͤrff - tig / zurichten vnd bereitten kan.
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Amſterdam/ Gedruckt beyHans Fabeln. 1648.
[2]3Dritter Theil Philoſophiſcher Oefen.

Von Bereitung des Kuͤpffernen Inſtruments vnd Ofens.

DAs Jnſtrument wird von ſtarckem kuͤpffernen Blech ge - formiret; vnd ſolches folgender Geſtalt. Es werden zwey hal - be Sphæræ oder Kugeln von ſtarckem rothem oder gelben Kupffer-blech gemacht / vnge - fehr eines Menſchen - Haupt groß / vnd beyde halbe Kugeln mit harter Solitur, vnd nicht mit Zinn zuſammen ge - loͤdtet / doch muß an das eine halbe Theil eine Roͤhre gemacht ſeyn / in form eines Kranen / welchen man in die Wein-Faͤſſer pfleget zu ſtellen / nemblich hinden an der Kugel weiter vnd dicker als vornen / vnd ſolche aufs wenigſte einer Spannen lang / vnd nach groͤſſe der Ku - gel muß die Roͤhre auch weit vnd eng ſeyn: welche auch veſt an die halbe Kugel muß geloͤdtet werden / vnd muß die Roͤhre der Kugel wol rund ſeyn / auff daß die - ſelbige ein rund gebohrtes Loch / wan ſolches darein ge - ſtellet wird / dieſer Groͤſſe vngefehr / vorn zwey zwerch - Finger weit / gleich es einem kuͤpffernen-Weinkranen zugehoͤret / vñ keine Naͤſſe darneben herauß rinnen laſſe. Vnd muß zu ſolcher Kugel ein beſonder Oefelein von dickem eiſernen Harniſch oder kuͤpffernen Blech ge - macht / vnd inwendig mit Stein gefuͤttert oder mit gu - ter Erden beſchlagen werden / darin man das kuͤpfferne Inſtrument lege / gleich wie man eine Recorte zum di - ſtilliren pflegt ein zurichten; nemblich / daß ſolches vberA ijden4Dritter Theilden Roͤſter oder Kohlen-loch ein oder anderthalb Span - ne hoch auff zwey Eiſernen Stangen ruhet / vnd der Halß deſſelben auffs wenigſt eine Spanne vor dem Ofen außgehe / auch muß der Ofen vnten mit einem Aſchen-Loch / vnd oben mit einem Deckel vnd Lufft - roͤhren / (dadurch der Rauch gehen vnd das Fewer da - mit regieret werden moͤge / gleich als beygeſetzte Figur außweiſet) formiret ſeyn / vnd ſol auch ſolches Oeffelin vnten drey Fuͤſſe haben / daß es feſt ſtehen koͤnne / mit zwey Handheben / damit man daſſelbe von einem Orth zu dem andern tragen moͤge: Dan ſolches nohtwendig iſt / weil man daſſelbige nicht allein zum diſtilliren der ſpirituum ardentium durch hoͤltzerne Faͤſſer / welche an ſtatt kuͤpffernen Veſiken genom̃en werden / ſondern auch zum diſtilliren vnd digeriren in kolben / Phiolen / vnd andern / glaͤſernen / ſteinernen / kuͤpffernen / zinner - nen vnd dergleichen Jnſtrumenten / welche ins Balne - um geſetzet werden / wie auch zu anderen hoͤltzernen Ge - ſchirren / darin man Bier / Meht Wein / oder ander Getraͤnck brawen oder kochen wil / haben muß.

Von den Hoͤltzern Geſchirren / welche an ſtat Kupffernen Veſiken / Balneorum vnd anderer Keſſeln gebraucht werden.

VNd Erſtlich von den Faͤſſern / welche an ſtatt kuͤpffernen Brenn-Keſſeln genommen / darin man allerhand Spiritus ardentes von Wein / Bier / Haͤfen / Maltz / Korn / Mehl / Wurtzeln / Kraͤuter / Blumen / Samen / vnd andern vegetabili - ſchen Dingen / wie auch jhre Olea diſtilliren vnd ma - chen kan.

Laſſe5Philoſophiſcher Oefen.

Laſſe dir von gutem Eichen Holtz ein Faß machen / einem andern Wein oder Bierfaß gleich / ſocher groͤſſe / als durch das kuͤpfferne Inſtrument zum kochen kan gebracht werden / dan die kuͤpfferne kugel vnd Faß / da - rinnen man diſtilliren wil / muͤſſen auff einander cor - reſpondiren / dan ſo das Faß groͤſſer were als es ſolte / ſo wuͤrde gar zu viel Zeit dazu gehoͤren / ſolches durch die Kugel ins kochen zu bringen / vnd einen Verdruß vervrſachen. Ein groͤſſere Kugel kan wol zu einem klei - nern Faß / aber ein groͤſſer Faß nicht zu einer kleinern Kugel genommen werden. Dan je groͤſſer die Kugel / vnd je kleiner das Faß iſt / deſto eher das Werck kan befoͤrdert werden. Weil aber dieſe Invention darumb erfunden / vieler kuͤpffernen Keſſel / Oefen vnd anderer Gebaͤw vnd Vnkoſten dadurch zu erſparen / alſo iſt es nicht rahtſamb / daß man die Kugel gar zu groß mache / darzu dan auch ein groſſer Ofen gehoͤrete / vnd ſo leicht - lich nit von einem Orth zum andern zu verſetzen were / (ſonderlich wan er inwendig mit Steinen belegt iſt) als wan ſie nur eben ſo groß / als zum warm machen oder kochen des Zeugs im Faß gehoͤrig / gemachet iſt. Wil derohalben dem Kunſtliebenden Leſer die pro - portion, ſo wol der Kugel als des Faſſes / welche zu - ſammen gehoͤren / kuͤrtzlich vnd deutlich entwerffen / dar - nach ein jedweder ſich in der diſtillation zu verhalten / vnd ſeine Inſtrumenta an zugeben wiſſe. Vnd wird ſolches alſo verſtanden.

Ein Kugel eines gemeinen Mannes Haupt groß / darin vngefehr / drey oder vier Kannen gehen / die Kan - ne zu vier Pfund ſchwer gerechnet / kan gar wol ein Faß von 30. 40. 50. 60. oder auch wol von 100. MaaſſenA iijans6Dritter Theilans kochen bringen. Je naͤher aber 30. je baͤlder / vnd je naͤher 100. je laͤngſamer / doch wans einmahl kochet ſo kans leichtlich / ſo lang man wil / darin erhalten wer - den. Iſt aber mein Raht nicht / daß man al zu ein groß Faß zu einer kleinen Kugel nehme / dann weil es lang - ſamb zum kochen kan gebracht werden / verdrießlich ſeyn wuͤrde. Iſt nicht noͤhtig daß mans gar zu genaw ſuche / es iſt genug / daß man mit einem kleinen kuͤpffern Geſchirꝛ ſo viel thun kan / als mit vnterſchiedlichen an - dern von vielerhand geſtalten kuͤpffernen Keſſeln. Dan allhier viel leichter ein Hoͤltzerner Bren-keſſel / Brau - Keſſel / oder Balneum, kan zu wegen gebracht werden / als ſo viel Vnkoſten an zulegen zu vnterſchiedlichen kuͤpffernen Inſtrumenten ins Laboratorium gehoͤrig. Vnd iſt dieſe Invention nicht allein gut / die Koſten zu ſparen / welche man ſonſten an kuͤpfferne Geſchirre le - gen muͤſte / ſondern es wird auch viel Raum vnd Platz damit erhalten / alſo / daß man ſo viel Oefen ins Labo - ratorium nicht bawen darff / dan wan man alhier das eine hoͤltzerne Geſchirꝛ / es ſey gleich ein Faß zum diſtil - liren oder ein Balneum gebrauchet / vnd nicht mehr von noͤhten hat / ſo ſetzet man ſolches auff eine Seite / ſo lan - ge biß man ſeiner wieder bedarff / welches man aber an den ingemaurten Keſſeln nicht thun kan; deßgleichen dienet dieſe Invention auch an ſolche Oerther / da man keine gute Arbeiter oder Handwercks-Leut haben kan / kuͤpferne Inſtrumenta zu machen / dan man viel leichter ein hoͤltzernes Faß als einen kuͤpffernen Keſſel kan ma - chen laſſen. Es iſt auch gut ſein Werck durch eine ſolche Kugel zu verrichten / wo man etwas ſecrets thun wil / das nicht ein jedweder daruͤber lauffen koͤnne. Dannman7Philoſophiſcher Oefen. man kan an einem Orth den Ofen mit der Kugel / vnd an einem andern Orth oder Kam̃er / (welche etwan den Ofen mit einer Wand vnterſcheidet vñ abgeſchloſſen) ſein Balneum oder Brau-keſſel ſtehen haben: Alſo / daß der jenige / welcher das Fewer ſchuͤret / nicht ſehen kan / was damit gethan wird / dan man oftermahl das Fewer im Nohtfall durch vnachtſame Jungen oder Maͤgde muß ſchuͤren laſſen / welche bißweilen einem aus Vn - vorſichtigkeit ein Glaß zerſtoſſen / daß die Medicin da - rinnen verſchuͤttet wird / daran man offt viel Koſten vnd Muͤhe gewendet / welches allhier nicht zu befuͤrch - ten iſt. Vmb dieſer oberzehlten Vrſachen willen / iſt ein ſolche kuͤpfferne Kugel vnd hoͤltzern Geſchirꝛ bequaͤmer / als kuͤpfferne keſſel zu gebrauchen. Dieſes aber iſt auch dabey zu wiſſen / daß eine ſolche Diſtillation durch ein kuͤpfferne Kugel etwas langſamer von ſtatten gehet / als durch gemeine Keſſel / derowegen auch etwas mehr Brand erfordert / als jene: derohalben zu rathen / wer die Vnkoſten thun kan / vnd Raum genug in ſeinem labo - ratorio hat / daß er zu gemeinen Dingen vnterſchied - liche Ofen vnd keſſel habe / denen aber die keinen gerau - men Orth zum laboriren / vnd die koſten an die kuͤpffer - ne keſſel zu legen / entweder nicht haben oder anlegen wollen / oder auß mangel der Handwercks - Leute ſolche nicht koͤnnen bereitten laſſen / iſt rahtſamer ein ſolches Inſtrument zu gebrauchen / dan ob ſchon etwas mehr Brand dazu von noͤhten iſt / als zu andern / ſo hat man hergegen wiederumb dieſen Vortheil / daß man ſo viel Oefen vnd keſſel nicht machen laſſen vnd vnterhalten darff / welches dem Brand weit vorſchlagen wuͤrde wan beyde Modi gegen ein ander in einer Wage ſoltenA iiijauff -8Dritter Theilauffgezogen werden. Dieſen nun / die ſolches nicht be - greiffen koͤnnen / ſtehet frey an die gewoͤhnliche keſſel ſich zu halten / zweiffelt mir aber nicht / es werden ei - nige gefunden werden welche den Vnterſchied in der Arbeit finden / vnd meine Invention der andern vor - ziehen vnd gebrauchen wollen. Iſt mehrentheils vmb der armen Laboranten / Weinbrenner vnd Haußhalter willen geſchrieben / welche offtermahl gern etwas labo - riren / diſtilliren / vnd brawen oder kochen wolten / vnd ſolches wegen mangel der keſſel abzuſtellen gezwungen werden. Denen vieleichter drey oder vier pfund Ku - pffer zu bezahlen ſeyn / als 60. 80. oder 100. vnd auch leichter ein hoͤltzern Faß laſſen machen / als einen Ofen bawen / da mancher offt wenig Raum zu hat / wolte er ſchon die koſten daran legen / Mag derhalben ein jeder das beſte das jhm anſtehet herauß leſen vnd folgen. Das ich allhier beſchreibe vnd lehre / mehr den Armen als Reichen zu gefallen geſchehen iſt; Doch wolle ſich kein reicher Laborant ſchaͤmen / ob er ſchon Raum genug in ſeinem Laboratorio hat / vnd die koſten an kuͤpfferne Keſſel zu wenden nicht ſcheuen darff / dieſem Weg zu folgen / dan jedermann frey ſtehet / zu ſeinem Vorhaben den kuͤrtzten Wege zu ſuchen / es were dan / daß mancher lieber auff gebahntem Weg wolte weit vmbgehen / als durch einen vngebahnten leichtlicher zu ſeinem Fuͤr - haben gelangen. Der alſo geſinnet iſt / kan hierin keine Huͤlff finden. Ich fuͤr mein Perſohn contentire mich darin / daß ich vermeinet / daß es meinem Nechſten zum guten offenbahret / es ſey nun wol oder vbel angelegt / ſo iſt es gleichwol auß gutem Hertzen vnd Meinung ge - ſchehen / vnd bin verſichert / daß mehr gutes als boͤſesdadurch9Philoſophiſcher Oefen. dadurch zu wegen kan gebracht werden; Der nun ſo wol die hoͤltzerne als kuͤpfferne Inſtrumenta wird an zugeben vnd zu bereiten / auch dieſelbe recht zu gebrau - chen wiſſen / jhn ſein Thun nicht gerewen wird.

Folget nun weiter die Bereittung des Faſſes.

WAnn das Faß vollendet / ſo ſetzet man ſolches an den einen Boden auff ein Geſtell darzu gemacht / vnd bohret vnten recht vber dem Boden ein Loch hin - ein / ſo groß / daß des kuͤpffernen Inſtruments Halß oder Roͤhre hinein moͤge. Welche auch ſo man darauß di - ſtilliren wil / zuvorn mit einem Leinen Tuͤchlin vmb - wunden / darin geſteckt vnd accommodiret werden muß. Auff der andern Seiten des Faſſes wird auch ein Loch vber dem Boden gemacht / darin man einen Zapffen (oder welches beſſer iſt) einen hoͤltzernen oder kuͤpfernen Krahn ſtecken kan / dardurch nach der diſtil - lation das bleibende kan herauß gelaſſen werden. Im obern Boden des Faſſes muß ein groſſes Loch / vnge - fehr einer guten Spannen weit hinein gebohrt werden / dadurch man den Zeug zum diſtilliren durch einen Traͤchter hinein gieſſen koͤnne / vnd recht vnter dem obern Boden wird auch ein Loch gebohret / vngefehr drey oder vier zwerch-Finger weit / daran man eine Roͤhren von Kupffer einer Spannen lang feſt naͤglen muß / an welche kurtze Roͤhren ein ander hoͤltzern Faß mit einer kuͤpffernen Schlangen / darein kalt Waſſer / einem gemeinen Refrigeratorio gantz gleich / koͤnne ac - commodiret werden. Welche Fugen / nemblich derA vkurtzen10Dritter Theilkurtzen Roͤhren des Faſſes / darein der Zeug zum di - ſtilliren iſt / vnd der kuͤpffernen Schlangen im kuͤhl - Faß / ſich wol in einander ſchlieſſen oder fuͤgen / vnd in der Diſtillation koͤnnen verlutirt werden. Dieſes iſt nun die Form oder Geſtalt des hoͤltzernen Faſſes oder Inſtruments / welches man an ſtatt einer kuͤpffernen Veſic oder Braukeſſels / allerhand Spiritus ardentes, vnd Olea darauß zu diſtilliren / gebrauchen kan.

Alhier moͤchte jemand einwerffen vnd ſagen / daß ein ſolches hoͤltzern Gefaͤß / in der diſtillation viel Spiritus vnd olea verſchlucken ſolte / weilen es nur von einem poroſiſchen Holtz vnd nicht von einem compacten Metall gemacht. Deme geb ich zur Antwort / daß ein Spiritus nicht ſuche durch ein Holtz mit gewalt zu dring - en / wann er die geringſte oͤffnung findet. Weilen dan allhier die Roͤhren den erwaͤrmbten Spiritum durch zu - laſſen / Lufft vnd Raum genug geben kan / alſo hat man ſich nicht zu beſorgen / daß der Spiritus ſolche nicht fin - den / ſondern durch das gantze vnd dichte Holtz zu gehen ſuchen moͤchte / Auch bleibt kein Oleum daran hangen / dan was das heiſſe vnd ſiedende Waſſer von den Aro - matibus oder Seminibus kan ſepariren vnd ledig ma - chen / das kan es auch weiters durch die Roͤhren vol - lends hinuͤber in das Refrigeratorium treiben: vnd gehet alſo nicht mehr verlohren / als wan die diſtilla - tion in einer kuͤpffernen Veſic geſchehen were. Vnd koͤnnen auch nach der Diſtillation die Spiritus durch dieſes hoͤltzern Gefaͤß (ſo es zuvorn rein gemacht iſt) rectificiret werden / eben ſo wol vnd gut als in kuͤpffer - nen Keſſeln.

Wie11Philoſophiſcher Oefen.

Wie man von Holtz ein Gefaͤß zuberei - ten ſol / welches man an ſtat eines kuͤpffernen oder Bleyernen Keſſels / zum Waſſerbad / Glaͤſer hinein zu ſetzen / darin zu diſtilliren oder digeri - ren gebrauchen kan.

L dir von Eichen Holtz ein Gefaͤß zu richten / ſo groß oder klein / als du von noͤhten haſt / nach deme du groſſe oder kleine Glaͤſer / viel oder wenig hinein ſetz - en willſt / vngefehr zwey oder drey Spannen hoch / oben etwas enger als vnten / mit einem Abſatz / darauff ein Hoͤltzern / kuͤpffern oder bleyernen Deckel behaͤb ſchlieſſe / in welchem Deckel nach groͤſſe der Kolben oder anderer Glaͤſer / die du darein ſetzen wilt / die Loͤch - er muͤſſen geſchnitten werden / gleich wie man ſonſten bey einem kuͤpffernen Balneo zu thun pflegt / vnd auch allhier in beygeſetzter Figur zu ſehen iſt / vnd muß ein Banck oder Stuhl dazu gemacht werden / darauff der Zuber oder Balneum ſtehet / vngefehr einer Ehlen hoch von der Erden / oder ſo hoch als die kuͤpferne kugel in dem Oefelin lieget / alſo daß ſich daſſelbe zu vnterſt an dem Balneo, da ein Loch ſol gebohret ſeyn / mit ſeiner Roͤh - ren in das Loch ſchicke / daß man leichtlich beyde / nemb - lich das Balneum vnd kuͤpfferne kugel zuſam̃en fuͤgen / vnd accommodiren koͤnne. Vnd ſo man in der eil ein Balneum von noͤhten haͤtte / oder aber ſo viel koſten (die doch klein ſeyn) an ein ſolches Gefaͤß zu machen / nicht wenden wil / ſo kan man nur ein Wein oder Bier-Faß in der Mitte von einander ſchneiden / vnten vber dem Bodem ein Loch / da die kuͤpfferne Kugel mit jhrem Halß hinein koͤñe / bohren / vnd einen geloͤcherten Deckelvon12Dritter Theilvon Holtz darauff legen / ſo iſt das Balneum fertig. Der aber curioſer in ſeinem Werck iſt / kan ſolches be - ſonder nach ſeinem Sinn vnd Willen dazu machen laſ - ſen / wie es einem jedwedern geliebet.

Wie man ein Geſchirꝛ von Holtz ma - chen ſol / darin man Bier / Meht / Eſſig / vnd andere Getraͤnck / kochen vnd brawen moͤge: Eben ſo wol vnd gut / als were es in Kuͤpffernen / Eiſernen / oder Zinnernen Keſſeln geſchehen.

L dir ein Gefaͤß machen / welches etwas hoͤher als weit iſt / oben entweder enger als vnten / nach dem du ſolches vonnoͤhten haſt oder gebrauchen wilſt / vnd kan auch wol nur ein Wein oder Bier-Faß in der Mitte von einander geſchnitten werden / vnd vnten vber dem Boden ein Loch hinein gemacht / darin man des kuͤpffer - nen Inſtruments Roͤhren fuͤgen koͤnne / vnd oben nur mit Brettern zugedecket / kan alſoalle Kocherey ſo wol als in keſſeln darin fuͤglich gethan werden.

Wie man ein Gefaͤß bereitten ſol / dar - in man gemeine oder mineraliſche Waſſer in ſtaͤter Waͤrmbde ſo lang man wil (zur Geſundheit dienſtlich ſich darin zu baden) erhalten koͤnne.

MAn muß einen hoͤltzernen langlechten Zuber be - reitten laſſen / darin ſich ein Menſch / wann er dar - in ſitzet / wol ſtrecken koͤnne: vnd ſolches auff ein Geſtell ſetzen / auff daß der Boden deſſelben mit der Hoͤhe dem Halſe der kuͤpffernen Kugel / welche in dem oͤfelin ligt / gleich komme / welche oben bey der Diſtillation gemel - det / vnd kan man auch einen Deckel daruͤber machenlaſſen /13Philoſophiſcher Oefen. laſſen / welcher den gantzen Zuber bedecke / doch alſo / daß man oben bey dem Haupt denſelben von einander ſchieben / vnd den Kopff (wie der Abriß zeiget) herauß behalten koͤnne. Vnd ſo man wil / kan man hoͤltzerne ſpruͤgel daruͤber machen / auff welche man Decken le - gen koͤnne / vnd alſo das Haupt nicht darin bleibe / ſon - derlich / wan man nur in eim warmen Schwadem / von gemeinem oder medicinaliſchen ſuͤſſen waſſern ſich ba - den wolte / oder man kan einen dichten vnd behaͤben ho - hen Deckel von Holtz daruͤber machen laſſen / daß ent - weder das Haupt darin oder herauſſen bleiben / vnd alſo trucken darinnen ſchwitze / wie der Abriß zeiget.

Wie man die ob beſchriebene hoͤltzerne Gefaͤſſe zum diſtilliren / kochen / brawen / vnd baden gebrauchen ſolle. Vnd Erſtlich: Von dem diſtillir-Faß.

WAnn man in dem ob-beſchriebenen diſtillir-Faß 1. Spiritus ardentes, von Wein / Meht / vnd Bier / Mutter / Item von Maltz / Korn / Mehl / Obſt / auch allerhand Baum-Fruͤchten / als Kirſchen / Aepfel / Bieren / Feigen / Pflaumen / ꝛc. Wie auch aus allen Blumen / Samen / Kraͤutern / Wurtzeln vnd andern vegetabiliſchen Dingen diſtilliren wil / ſo muß man ſolche zuvoren darzu bereitten / vnd zurichten / auff daß dieſelbigen auch jhre Spiritus in der diſtillation von ſich geben koͤnnen. Derenthalben es noͤhtig iſt / von ei - nes jedwedern Gewaͤchſes Vorbereittung etwas zu ſa - gen / auff daß man wol vnd recht damit wiſſe vmb zu -gehen /14Dritter Theilgehen / vnd einem jedwedern Ding ſein Recht beweiſe / ſonſten wuͤrde man wenig Nutzen damit erlangen / ſon - dern viel mehr Vnruhe vnd eitele Arbeit verrichten. Wie das taͤgliche Sprichwort lautet: Hopffen vnd Maltz verlohren ſeyn.

Vnd Erſtlich von Vorbereittung aller Haͤfen oder Mutter von Wein / Meht / Bier / vnd andern Getraͤncken.

DIe Mutter / fæces, oder ſedimentum des Weins / Mehts / Biers oder anderer Getraͤncke / bedoͤrffen gantz keiner Vorbereittung / ſondern geben alſo / wie die - ſelbe an ſich ſelber ſeyn / in der diſtillation jhre ſpiritus gar gerne von ſich: Es were dan / daß von ſolchen zu - vor die Naͤſſigkeit / als Wein / Meht oder Bier / davon gepreſſt worden / vnd ſolche gantz trocken weren / dan iſt es noͤhtig / daß man dieſelbe wiederumb mit gemeinem Waſſer zertreib / vnd duͤnn mache / auff daß ſolche in der diſtillation nicht an dem keſſel hangen vñ verbren - nen: wie in der diſtillation derſelben weiter davon ge - lehret wird: Aber die Blumen / Kraͤuter / Wurtzeln / Samen / Fruͤchte vnd alles Obſt kan ohne vorherge - hende præparation nicht diſtillirt / ſondern muͤſſen zuvor darzu bequaͤm gemacht werden / als folget.

Wie man alles Korn / als Rocken / Gerſten / Habern / Weitzen vnd dergleichen be - reitten ſol / daß dieſelbe in der diſtillation einen Spiritum ardentem von ſich geben.

ERſtlich muß das Korn gemaltzet werden / gleich als wan man Bier davon brawen wolte. Wie aber ſolch -es15Philoſophiſcher Oefen. es Maltz-machen geſchicht / iſt faſt jederman bekant / vnd nicht noͤhtig / daß man viel davon ſchreibe / dan ge - meiniglich in ſolchen Laͤndern / da kein Wein waͤchſt / ſchier in allen Haͤuſern Maltz gemacht vnd Bier ge - brawet wird / alſo / daß das Maltz machen nun keine Kunſt iſt / vnd ſo wol bey Buͤrgern vnd Bauern viel gethan wird. Doch iſt zu wiſſen / daß ein groſſer Vn - terſcheid im Maltz-machen gefunden iſt; dan nicht alle die lange Meſſer tragen / gute Koͤche ſind / nicht alle gu - te Wein-trincker gute Wein-zihler ſeyn: alſo auch im Maltz-machen zu verſtehen iſt. Dann der mehrer theil Menſchen jhnen einbilden / wan ſie nur alſo thun gleich wie ſie von jhren Eltern oder Vorfahren geſehen ha - ben / den Sachen ſchon meinen genug gethan zuhaben / (ob ſie ſchon weit gefehlet) vnd ſonderlich ſolche Men - ſchen / welche von niemanden lernen woͤllen. Iſt dero - wegen noͤhtig / daß man von den Vnterſchieden des Maltzes etwas melde. Ich muß bekennen / daß ich nie - mahls weder ein Maltz-macher / Bierbrawer / oder Wein-brenner geweſen / vnd auch noch zur Zeit nicht bin / gleichwol / ſo es ein Wettung guͤlte / ich von dem beſten Brenner vnd Brawer vberwunden zu werden mich nicht fuͤrchte. Dan ich vielmahls mit verwunder - ung angeſehen / die Schlechtigkeit der Menſchen in jh - rem Thun / ſonderlich / das noch deſto mehr zu verwun - dern iſt / in ſolchen Dingen / da ſie alle Tage mit vmbge - hen / vnd lebten ſolche Leute etliche 100. Jahre / wuͤrden ſie doch nicht trachten jhr Thun vnd Handwerck im geringſten zu verbeſſern / ſondern ſeyn vnd bleiben zu - frieden mit dem jenigen / welches ſie ſchon vorlaͤngſt ge - ſehen vñ zu thun gewohnt waren. Ach was fuͤr ſchlech -te Leut16Dritter Theilte Leut findet man itziger Zeit im Gut thun / oder etwas guts zu erfinden / oder das erfundene zu verbeſſern. Hergegen aber im Boͤß thun vnd betriegen / wird Tag vnd Nacht nicht gefeyert ins Werck zu ſtellen / vnd ein Meiſter darin zu werden: nun ſucht ſchier ein jedweder nur reich zu werden / es geſchehe gleich mit GOtt oder ohne GOtt / ehrlich oder vnehrlich / haben iſt haben / ſagt mancher / gilt jhme gleich wie ers hat / wan ers nur in ſeinem Sack hat / vnd dencken ſolche Leut nicht / daß vnrecht Gut nicht faſelt oder Wurtzel bekompt / auch an das dritte Glied ſeiner Erben nicht gelanget / ja auch das mit recht gewonnene zu gleich damit verſchlungen wird / auſſerhalb der zeitlichen vnd ewigen Straff / die noch daruͤber zu erwarten ſtehen / Haͤtten vnſere vor - Eltern auch alſo gethan / vnd weren ſo vnfleiſſig im ſu - chen vnd beſchreiben guter ehrlicher vnd nuͤtzlicher kuͤnſten geweſen / was wuͤrden wir doch nun wiſſen oder koͤnnen? Alſo weit iſt es gekommen / daß das gute ſich ſehr vermindert vnd das boͤſe vermehret hat.

Vom Vnterſcheid des Maltz - machens.

DEr Vnterſcheid vom Maltz machen / daß eines beſſer oder wolgeſchmackter Bier oder Brantewein gebe als das ander / beſtehet gemeiniglich nur in der Bereittung / dan ſo ſolches nur auff die gemeine Wei - ſe gemachet wird / ſo behelt es ſeinen Geſchmack / das dan keinen lieblichen Spiritum noch gut vnd wolgeſchmackt Bier geben kan / welches von vielen nit geachtet wird / derhalben ſie auch keinen lieblichen Spiritum von Korn machen koͤnnen. Dan was fuͤr einen Geſchmack vndGeruch17Philoſophiſcher Oefen. Geruch das Maltz hat / ſolchen fuͤhret es auch mit ſich in der diſtillation vber / derhalben dan kein lieblicher vnd guter ſpiritus vom Korn gemacht wird / da es doch nicht des Korns / ſondern vielmehr des Brenners oder Maltz-machers ſchuld iſt / dann ſo nach der Kunſt wol mit dem Maltz-machen / anſetzen / diſtilliren / rectifici - ren verfahren / wird das Korn einen ſehr lieblichen ſpi - ritum von ſich giebet / welcher in allen Tugenden / ſo wol auch am Geruch vnd Geſchmack / dem jenigen / welcher von Wein-mutter gebrant / wenig oder aber gar nichts bevor gibt / ob es ſchon nicht von jeder man kan gethan werden / ſo folget darumb nicht / daß ſolches nit zu thun moͤglich ſeye / daß aber ſolche diſtillation dadurch er ei - nem Spiritui Vini gleich werde / auff gemeine Weiß (gleich wie allhier gelehret wird) hergehe / ſag ich nicht / dan etwas ſubtieler damit muß procediret werden / ſol es eim guten Spiritui Vini am Geruch / Geſchmack vnd andern Tugenden gleich ſeyn.

Dieſes iſt zu wiſſen / daß ein ſpiritus ardens aus allen vegetabiliſchen Dingen kan gemacht werden / daß aber am Geruch vnd Geſchmack darunter ein Vn - terſcheid / iſt nicht der ſpiritus ſchuldig daran / ſondern das Kraut / Samen / Korn oder anders / daraus der ſpiritus gemacht iſt / welches dem ſpiritui ſeinen Ge - ſchmack / Geruch / vnd Kraͤffte in der diſtillation hat mitgetheilet / dardurch ein ſolcher ſpiritus doppelter vnd nicht einfacher Natur iſt / ſonſten iſt ein ſpiritus ar - dens (wann er rein von allem phlegmate geſaͤubert) er ſey gleich von welchem ſimplici gemachet / als er wol - le / gleicher Kraͤfften in allem zu verrichten mit dem ſpi - ritu vini, ob ſchon ſolches von dem wenigern Theil er -Bkant18Dritter Theilkant vnd geglaubt wird. Daß aber ein ſimplex vor dem andern nicht mehr oder weniger lieblichen oder ſonderlichen ſpiritum auff gemeine Weiſe geben ſolte / verneine ich auch nicht / dann je lieblicher vnd wolge - ſchmackter ein Wein iſt / je lieblicher vñ wolgeſchmack - ter er einen ſpiritum von ſich giebet / vnd wird auch von einem jedwedern klaren Wein ein beſſerer ſpiritus gemacht / als von ſeiner eigenen Hefen oder Mutter / wie wol ſie beyde in einem Faß gelegen / ſolches Vnter - ſcheids Vrſach iſt / weilen der Wein / klar lieblich vnd ohne Vnreinigkeit iſt / derhalben auch einen lieblichen ſpiritum von ſich giebt / hergegen die Hefen allerhand Vnreinigkeiten bey ſich hat / welche in dem ableſen / außpreſſen vnd anders hinein kommen / davon der ſpi - ritus (welcher an ſich ſelber ſonſten lieblich iſt) in der diſtillation einen frembden Geruch vnd Geſchmack er - langet. Alſo / daß jhme mit recht der jenige / welcher von einem reinen vnd wolgeſchmackten klaren vnd gu - ten Wein kompt / kan vorgezogen werden / weil er ſim - plex vnd einfach / hergegen aber jener aus der Mutter accidentaliter vervnedelt. Alſo muß auch von allen vegetabiliſchen ſpiritibus verſtanden werden / Dieſes habe ich ein wenig anregen muͤſſen / nur darumb / weil ſich viel vberreden laſſen / als wan ſie jhre operationes mit ſpiritu frumenti ſo wol nicht verrichten koͤnten / als mit ſpiritu Vini, da ich doch niemahls in meinen laboribus, ſo wol in extrahiren der mineralien vnd Metallen / als vegetabilien Vnterſcheid darinnen ge - funden. Dieſes iſt nun meine Meinung vnd Er - fahrung / der es nicht glauben oder begreiffen kan / der mag bey ſeiner Meinung bleiben / mit dem ich zu ſtreit -ten19Philoſophiſcher Oefen. ten nicht geſinnet bin. Wan es niemand ſchaden thaͤte vnd auch noͤhtig were / koͤnte ich alhier mit wenig Wor - ten anzeigen / wie man aus allem Korn einen lieblichen ſpiritum, dem aus Weinhaͤfen gemacht / gantz gleich / ohne alles Maltz-machen / mahlen oder vorhergehende Muͤhe vnd koſten mit groſſem Vortheil vnd Nutzen di - ſtilliren koͤnte / ſol aber auff dißmahl bleiben / vnd biß auff ein andere Zeit verſparet werden. Dann dieſes Buͤchlein nur wegen einer beſondern Weiſe zu diſtil - liren / vnd nicht alle Secreten zu offenbahren / gemacht wird. Dieſes aber iſt zu wiſſen / ſo ein lieblicher ſpiri - tus dem Wein geiſt gleich. Von Korn oder Honig ſol gemacht werden / daß das Korn zuvor auff ein beſon - der Weiſe muͤſſe gemaltzet werden / deßgleichen muß auch dem Honig ſein vnlieblicher Geſchmack zuvor be - nommen werden / ehe er zur diſtillation durch fermen - tiren vnd heben bereittet wird / ſonſten wann ſolches nicht geſchehe / wuͤrde ein gantz vnlieblicher ſpiritus, gleich wie auß dem gemeinen Maltz auch geſchicht / wel - cher freylich im geringſten keim Spir: Vini nit zu ver - gleichen / davon kom̃en. Beſtehet derohalben die gantze Kunſt der Dinge / auß welchen man einen lieblichen ſpiritum diſtilliren wil in der Vorbereittung: Dann ein vnliebliches Weſen kan durch Kunſt / verbeſſert vnd lieblich / auch ein liebliches deßgleichen durch Vnge - ſchickligkeit verderbet vnd vnlieblich gemacht werden. Welches zur Nachrichtung gemeldet ſey.

Von Anſetzen des Maltzes.

WAn nun das Maltzgeſchroten vnd klein gemacht iſt / ſo thue ſo viel davon als du zu diſtilliren ver -B ijmeineſt /20Dritter Theilmeineſt / in ein Faß welches auffrecht auff eim Boden ſtehet / oder in ein ander hoͤltzern Geſchirꝛ / vnd gieſſe ſo viel kalt waſſer dazu / daß es damit wol kan befeuchtiget / gemengt vnd zertrieben werden / darnach gieſſe vom Warmen auch noch ſo viel dazu / daß der Satz zimlich duͤnn davon werde / vnd zuſammen laulecht / vnd nicht heiß oder kalt ſeye / dan miſche etwas jungen Bier-gaͤſt oder Haͤfel darunter / decke das Faß mit Decken oben zu / vnd laß es alſo in der Waͤrmbde ſtehen / ſo wird es bald anfangen zu heben vnd ſteigen / darumb das Faß nicht vol muß gemacht ſeyn / laß ſolches alſo in der Fer - mentation ſo lang ſtehen / biß es nicht mehr traͤget / ſon - dern ſich wieder nieder ſetzet / welches vngefehr den drit - ten Tag geſchicht / ſo ſolches geſchehen / ſo iſt das Maltz fertig vnd bereittet zum diſtilliren.

Von Anſetzen des Honigs.

DEr Honig bedarff auch keiner ſonderlichen Kunſt vmb anzuſetzen / ſondern wird nur mit 6. 7. 8. oder 10. mahl ſo viel warmen Waſſers zertrieben vnd ver - maͤngt vnd mit Geſt angeſetzet / gleich bey dem Maltz gelehret / vnd zugedeckt in der Waͤrmbde alſo heben laſ - ſen / vnd ſo es außgehoben / iſt er bequaͤm zu diſtilliren / nb. Dieſes iſt aber zu wiſſen / wann man den Satz zu fett von Honig lieſſe / daß er wol etliche Wochen oder Monden zaͤhren ſolte. Darumb ich alhier lehre viel Waſſer dazu zu nehmen auff daß die Fermentation deſto eher geſchehe / wiewol er ſonſten viel ſpiritus gibt / aber auch ſehr vngeſchmackt / derhalben niemand rah - ten wil / wan er jhme ſeine Vnliebligkeit nicht zu beneh - men weiß / daß er einen ſpiritum davon diſtilliren ſolle dan er nichts guts davon erlangen wuͤrde.

Von21Philoſophiſcher Oefen.

Von Vorbereittung der Fruͤchten / Sa - men / Blumen / Kraͤutern / Wurtzeln / vnd andern vegetabiliſchen Dingen.

DIe Baum-Fruͤchte / als Kirſchen / Pflaumen / Aepffel / Biern / Feigen / Wacholderbeer / Hol - derbeer / Himbeer / Maulbeer / Brumbeer / vnd ande - re dergleichen Fruͤchte / werden mit Hoͤltzern Stoͤſ - ſeln in von Holtz darzu gemachten Troͤgen gequetſcht / mit warmem Waſſer vbergoſſen / mit Geſt angeſetzet / vnd ſeine Zeit fermentiren laſſen / wie oben bey dem Maltz iſt gelehret worden / die Saamen werden gemah - len / die Blumen / Kraͤuter / vnd Wurtzeln klein gehackt / vnd mit warm Waſſer vnd Geſt zur fermentation gebracht.

Annotatio oder Anmerckung.

EHe man nun dieſe oder dergleichen obbeſchriebene durch die fermentation zugerichte vegetabiliſche Dinge diſtilliren wil / ſo muß man zuvorn wol zuſe - hen / ob das angeſetzte Werck wol gehoben vnd gearbei - tet habe / dan bißweilen durch Vnachtſambkeit / entwe - der / daß mans zu heiß oder zu kalt angeſtellet / oder nicht wol zugedeckt / daß die kalte Lufft hinein ſchlaͤgt / dadurch das fermentiren verhindert wird / vnd hernach in der diſtillation kein ſpiritus gehen kan: dan durch die fer - mentation wird der ſpiritus ardens der vegetabilien entbundẽ / ohne welche keiner kan gemacht werden / auch giebt es bißweilen Hindernuͤß wan man zu fruͤhe oder zu ſpaht das angeſetzte außnimpt vnd diſtilliret. Dan ſo man zu fruͤhe anfaͤngt / vnd die voͤllige fermeutationB iijnoch22Dritter Theilnoch nicht geſchehen iſt / ſo gibt es wenig ſpiritus / vnd wird die beſte krafft offtermahls von dieſer Kunſt vn - geuͤbten / als vnachtſam hinweg fuͤr die Schwein ge - worffen / welches zwar ſo groſſer Schade nicht iſt / wans von Korn geſchicht / vnd die Schweine fett dadurch ge - macht werden / ſo es aber andere vegetabiliſche Dinge ſeyn die den Schweinen nit zu nutz kom̃en / ſo geſchicht Schaden. Deßgleichen wan man das fermentiren zu lang ſtehen vnd ſawer werden laͤſſt ehe mans diſtillirt / gibt es auch wenig / wie dan ſolches gar gemein iſt / daß man die angeſetzte Kraͤuter oder Blumen aus Vnver - ſtand zu 3. 4. 5. oder mehr Wochen ſtehen laͤſſt / ehe man ſolches diſtillirt / dadurch der meiſte theil des Spiritus ſich vmbkehret / vnd zu Eſſig wird / wiewol ſolches auch noch wol hingienge / wan ſolche Leut das hinter-bleiben - de Weſen wuͤſten zu clarificiren / vnd vollends ſaur zu machen / ſo gieng auch nichts verlohren / dan der Eſſig von den Blumen / Kraͤutern / Samen vnd Wurtzeln / auch nicht zu verwerffen iſt. Wird derohalben offter - mahls der beſte Theil aus Vngeſchickligkeit hinweg ge - worffen / vnd mehr zu beklagen / wan ſolches in koͤſtli - chen Aromatibus oder andern lieblichen Sahmen vnd Kraͤutern / als Zimmet vnd Naͤglin / welche thewer muͤſſen erkaufft werden / geſchicht. Habe derenthalben alhier zur Warnung etwas davon berichten muͤſſen / auff daß man den Sachen deſto fleiſſiger nachdencken moͤge / vnd ſo man ja den Kopff daruͤber nicht zerbre - chen wil / bey die Bauren vnd ſchlechte einfaͤltige Leut - lin in die Schul gehen / vnd lernen wie man Spiritus diſtilliren ſol / welche ihr Korn vñ Maltz nicht erſt ſauer oder ſchimlicht vnd ſtinckend werden laſſen / ehe ſie esdiſtil -23Philoſophiſcher Oefen. diſtilliren / ſondern ſo bald es auff hoͤret zu ziehen (wel - ches vngefehr den 3. vnd 4. Tag geſchicht) daß man zu diſtilliren anfange. Es moͤchte mir aber vorgeworffen werden (weilen ich lehre daß man Geſt oder Hefel zu ſe - tzen ſolle / dadurch die vegetabilien bald zur fermenta - tion gebracht werden) daß mein ſpiritus nicht pur vnd rein fuͤr ein Kraͤuter-Geiſt koͤnte erkant werden / weilen der Hefel auch ſeine ſpiritus von ſich giebet / der ſol wiſ - ſen / daß man ſo viel nicht zu ſetzet / daß der Kraͤuter-Geiſt dadurch koͤnte vervnedelt werden / dan ob man ſchon ei - ner gantzen Tonnen etliche Loͤffel vol Geſt zuſetzet / wel - che kaum etliche Tropffen ſpiritus von ſich geben / was kan ſo wenig Tropffen vnter ſo viel Kannen vol andern ſpiritus hindern oder ſchaden? gantz nicht; Ich habe vielmahl geſehen / daß etliche welche mehr als andere vermeinten zu wiſſen / vnd keine Geſt oder Hefel vnter jhren Kraͤuter-Geiſt haben wolten / vnd ſetzten dem ſel - ben an ſtatt des Hefels / Zucker oder honig bey / vermein - ten alſo dadurch die fermentation zu wegen zu brin - gen / vnd einen guten pur lautern reinen ſpiritum zu erlangen / vnd dachten nicht daß Zucker vnd Honig auch ſpiritus von ſich geben / wan ſie fermentirt haben / ja ein Loͤffel voll mehr als 10. oder 20. des Haͤfels / vnd iſt dabey zu wiſſen / daß weder Honig noch Zucker von ſich ſelber nicht wol gehen vnd heben wil / wie ſol er dan etwas anders zum heben helffen koͤnnen? Welche dan auch ſolches befunden vnd geſpuͤret / daß jhr Zuſatz oder ſermentum vntauglich geweſen / in deme jhre Blumen vnd Kraͤuter etliche Wochen geſtanden ehe ſie von ſich ſelber haben ans heben gelangen koͤñen / ja offtermahls gantz ſauer / ſchimlicht vnd ſtinckend worden ſeyn / iſt al -B iiijlein24Dritter Theillein daher kommen / weilen ſie jhren Kraͤutern kein be - quaͤm ferment zu zuſetzen wuſten. Ich muß bekennen / daß etliche Baum-Fruͤchte welche einen fetten vnd ſuͤſ - ſen Safft geben / als Weintrauben / Kirſchen / Birn / Aepffel / Feigen vnd dergleichen / keines anſetzens mit Hefel bedoͤrffen / ſondern von Natur jhr fermentum mit ſich bringen / daß aber ſolches darumb auch bey al - len magern vegetabilien, als Blumen / Kraͤutern vnd Wurtzeln geſchehen ſolle / befind ſich in der Erfahrung viel anders. Iſt derohalben nicht allein ſehr gut / ſon - dern gantz noͤthig / daß man der fermentation mit et - was Hefels zu huͤlff komme / auff daß die Kraͤuter vnd Blumen deſto eher außziehen / nicht ſo lang ſtehen / vnd jhren ſpiritum durch exhaliren verlieren doͤrfften. Dieſes habe ich zu vermelden nicht vnterlaſſen koͤnnen / hoffe daß es manchem zum beſten gereichen werde / ſon - derlich denen / die gute medicamenten lieben / vnd der - gleichen ardentes ſpiritus dazu appliciren muͤſſen / dan nicht allein ſolches als ein gut aqua vitæ zu vielen kalten Kranckheiten / ſo wol euſſerlich als innerlich / wann etwan von guten Hertzen vnd Hirn-ſtaͤrckenden Kraͤutern bereittet iſt / alſo per ſe kan nuͤtzlich taͤglich ge - noſſen werden / ſondern es koͤñen auch derſelben Kraͤu - ter diſtillirte eigene olea damit conjungiret / vnd bey vielen ſchwachen vnd krancken Perſohnen / nicht ohne ſonderbahre Augenſcheinliche Huͤlffe mit Ehren ge - brauchet werden.

Dieſes ſey nun von Bereittung deren vegetabili - ſchen Dingen / welche einen ſpiritum ardentem von ſich geben / gnugſamb geſaget.

Fol -25Philoſophiſcher Oefen.

Folgt der Modus diſtillandi. In Genere.

WAnn man nun diſtilliren wil / ſo ruͤhret man die fermentirte Fruͤchte / blumen / oder kraͤuter / mit einem Stock in dem Faß darin ſie ſtehen / wol durch ein ander / auff daß das duͤnnere ſich mit dem dicken Theil vermiſche / vnd ſchoͤpffet davon ſein Hoͤltzern diſtillir - Faß / welches auff einem drey oder vier-Fuß ſtehet / da - rin das kuͤpfferne Inſtrument mit dem oͤfelin accom - modiret ſey / deßgleichẽ muß auch auf der andern Sei - tẽ da das refrigeratorium an das diſtillir-Faß gerich - tet / mit naſſen Ochſen-blaſen / oder nur mit Steifffel vnd Papier (auff daßkein Spir. darzwiſchen außgehe / verbunden werden / welches euſſerſte Theil der Roͤhren inwendig im diſtillir-Faß mit einem kuͤpffern oder hoͤl - tzern Koͤrblin muß verwahret ſeyn / damit keine kraͤuter oder anders dicke Weſen durch dieſelbe zuruͤck in die Ku - gel komme / ſondern nur allein das Naſſe durch das Koͤrblin hinein ſeigern koͤñe / vnd ſol auch das ober Loch / dadurch die Kraͤuter vnd Fruͤchte eingethan werden / mit ſeinem dazu gehoͤrigen Zapffen / welcher mit naſſen Leinen Tuͤchern vmbwunden iſt / gleich wie man den Spruͤtzen thut / welche zu den Weinfaͤſſern gebrauchet / ſolche damit behaͤb zu ſchlieſſen / nicht vergeſſen werden. Vnd dan in Gottes Nahmen das Fewer ins oͤfelin vn - ter die Kugel an machen / vnd jhme ſo lang Zeit laſſen / dadurch das gantze Faß ins kochen gebracht wird / ſo wird der Spiritus ardens ſich erheben / in die kuͤhlung ſteigen / vnd ſich daſelbſt eben alſo / als wan er durch ei - nen kuͤpffernen Keſſel getrieben / in einen ſubtielen ſpiri - tum condenſiren / vnd in ein vorgeſetzt Glaß rinnen /B vvnd26Dritter Theilvnd muß man ſolche diſtillation ſo lang continuiren / biß kein Spiritus mehr gehet / ſondern ein vngeſchmackt phlegma kom̃et / welches durch oftermahls verſuchung des außlauffenden ſpiritus kan erfahren werden. Wan ſolches geſpuͤret / ſo laͤſſt man das Fewer im oͤfelin auß - gehen / vnd die Kraͤuter / oder zuruͤck gebliebene Rema - nentz durch den weiten Krahn vnten aus dem Faß auß - lauffen / vnd kan ſolches dem Viehe geben / oder zu an - dern vnd beſſeren Nutzen / ſo gut ein jedweder weiß vnd gelernet hat / angewendet werden. Der vbergeſtiegene ſpiritus, welcher ſchwach ſeyn wird / kan in demſelben hoͤltzern diſtillir-Faß / nach deme es zu vorn ſambt der kuͤhl-Schlang iſt ſauber vnd rein gemacht / auff ſolche Prob / oder ſo ſtarck als man jhn haben wil / auch recti - ficiret werden. Vnd iſt zu mercken / daß bißweilen bey dem phlegmate, wan der ſpiritus davon iſt rectificirt worden / ein fett vnd leicht Ol. gefunden wird / welch - es dann von demſelben Kraut oder Gewaͤchs davon der ſpiritus gemacht iſt / herkommen / vnd erſtlich in der erſten diſtillation aus dem rauhen mit ſtarckem Fewer mit vbergetrieben iſt / hernach aber in der rectification mit lindem Fewer nit weiter mit dem ſpiritu hat vber - ſteigen koͤnnen / ſondern zuruͤck bey dem vngeſchmackten phlegma hat bleiben muͤſſen / ſolches Oleum hat auch ſeine ſonderbahre Wuͤrckung / ſonderlich / wan es in ein glaͤſern Kolben mit Spiritu ſalis in B. rectificirt vnd klar gemacht wird / vñerlangt man faſt von allen kraͤu - tern / Blumen / Samen vnd Fruͤchten ein ſolches ole - um, doch von einem / nach deme es hitziger oder kalter Natur iſt / mehr als von einem andern. Vnd gibt inſon - derheit die Wein-mutter ſolches oͤhls eine zimliche quan -titaͤt27Philoſophiſcher Oefen. titaͤt die zur Medicin nicht zu verwerffen / dann es ein wahres Ol: Vini iſt / bekompt aber ſeinen lieblichen Ge - ſchmack erſt nach der rectification, ein herꝛliches cor - diale, wiewol ſolches meines wiſſens biß dato noch von wenigen oder gar niemands iſt obſervirt worden. Alſo iſt nun gelehrt wie ins gemein Spiritus ardentes in dem ob-beſchriebenen hoͤltzern diſtillir-Gefaͤß ſollen ge - macht werden. Folget nun:

Wie man die Olea, aromatum, ſemi - num, florum, herbarum, radicum, lignorum vnd dergleichen vegetabilien machen ſol.

ERſtlich muͤſſen die Samen gemahlen / die Blumen / Kraͤuter vñ Wurtzeln klein gehacket / die hoͤltzer klein getraͤhet oder geraſpelt / vñ mit ſo viel Waſſer angefuͤllet werden / daß dieſelbe wol darinnen ſchwim̃en vñ maceri - ren koͤnnen / vñ noch feuchtigkeit genug nach der diſtil - lation dabey verbleiben moͤge / auff das dieſelbe in der diſtillation durch mangel des waſſers nit verbrennen / vnd an ſtat eines lieblichen Oels / ein brentzlendes vnd ſtinckendes erlanget werde / doch auch nit zu viel waſſer / ſondern nicht mehr / als daß die Kraͤuter oder Blumen vnverbrent in der diſtillation jhr oleum von ſich geben koͤnnen / vñ koͤnnen die gruͤne kraͤuter / Blumen / Fruͤch - te / Samen vnd Wurtzeln / alſobalden ohne vorherge - hende macerirung mit jhren zugehoͤrigen Waſſern ein - gethan vnd diſtilliret werden / truckene Samen / Blu - men / Kraͤuter / Wurtzeln vnd Hoͤltzer muͤſſen zuvoren etliche Tage in dem Waſſer ſtehen / vnd ſich erbeitzen / ehe ſie koͤñen diſtilliret werden / vñ muß auch das Waſ - ſer zu den truckenen ſpeciebus wol geſaltzen werden / da -durch28Dritter Theildurch dieſelben erweichen / vnd jhre olea deſto lieber von ſich geben / zu denen noch gruͤnen Gewaͤchſen iſt es nicht noͤhtig; doch kan es auch nichts ſchaden / dan das Waſ - ſer kan durch huͤlffe des Saltzes deſto heiſſer werden / da - durch die Olea deſto lieber ſteigen / vnd hilfft auch viel dazu wan man Weinſtein vnd Alaun zu thut / welche der Diſtillation nicht wenig Befoͤrdernuͤß thun / wan mans recht zu gebrauchen weiß. Wan dan die ſpecies jhre Zeit in dem geſaltzenen Waſſer geſtanden / vnd wol durchbiſſen ſeyn / ſo thut man dieſelbe oben durch einen Traͤchter in das diſtillir-Faß / vnd ſchuͤrt Fewer vnter / gleich oben bey dem ſpiritu ardente gelehret worden / ſo gehet mit dem Waſſer wan es kochet deſſelben Krauts Samen / oder holtzes-oͤhl heruͤber / vnd wiewohl auff die - ſe weiſe / durch huͤlff des Saltzes vielmehr vbergehet / als mit ſuͤſſem Waſſer allein / gleich wie bißhero faſt allent - halben die olea aromatum gemacht worden ſeyn / ſo bleibt doch noch viel zuruͤck / welches vom Waſſer nicht hat ledig gemacht / vñ vber getrieben werden koͤñen. De - rohalben der beſte Weg iſt / ſolche olea mit nutzen zu ma - chen / wie ich in dem erſten Tractat dieſes Buchs durch den Spiritum ſalis zu thun / hab lehren machen / kan de - rohalben nun ein jedweder den jenigen / welcher jhme am beſten zu ſeyn duͤncket / gebrauchen vnd ins Werck richten. Wan nun die diſtillation vollendet / vnd kein oleum mehr vbergehet / welches man durch Abwechs - lung der recipienten vernehmen kan / ſo laͤſſt man das Fewer außgehen / vnd nimpt den außgebranten Zeug herauß / ſind es ſahmen / kraͤuter vnd fruͤchte / ſo kan man dieſelben / weilen ſie noch warm ſeyn (ſo man wil) mit Geſt anſtellen vnd fermentiren laſſen / vñ hernach nocheinen29Philoſophiſcher Oefen. einen Spirit. darauß diſtilliren / doch gibts ſo viel nicht / als wan jhr oleum noch dabey were / dann ein jedweder Spirit. ardens viel olei in ſich hat / von welches Natur vnd Weſen hernach etwas mehrers ſol gehandelt wer - den / vnd muß auch bey den vegetabilien davon jhr oͤhl diſtilliret / vnd einen ſpiritum hernach geben ſol / kein Saltz ſeyn / dan das Saltz verhindert die fermentation, ohne welche kein Spir. ardens werden kan. Das vber - geſtiegene Waſſer mit dem oͤhl ſetzet man hin an ein lau - lichten Ort / ſo lang biß ſich das oͤhl oben auff ſetzet / wel - ches man durch ein ſpitziges Scheide - Glaß / welches Geſtalt im fuͤnfften Theil zu finden / kan davon ſeparirt werden / doch ſetzen ſich auch etliche Olea zu boden / vnd ſchwim̃en nicht auff dem Waſſer / welche gleicher maſ - ſen durch obgemeltes Glaß koͤnnen geſchieden vnd zum gebrauch bewahret werden; wie man ſolche olea lange Zeit / ſchoͤn klar vñ lauter ohne zaͤh werden / bewaren ſol / findeſtu im fuͤnfften Theil / vnd wan ſie durch laͤnge der zeit ſind zaͤhe worden / wie dieſelben wiederum ſollen klar gemacht werden / iſt im erſten Theil zu finden / vnd nicht noͤhtig / weiters allhier davon zu ſchreiben.

Wie man die diſtillirte olea in Balſama coaguliren ſolle.

DIe Olea aromatum in Balſama zu bringen / iſt ſchon vorlaͤngſt bekant geweſen / vnd im ſchwange gangen / vnd hats jm̃er einer beſſer als der ander wiſſen wollen / iſt aber alles nichts anders als ein recht ſchmier - werck biß auff den heutigen Tag zu / geblieben: haben gantz nicht in Leib zu nehmen gedienet / ſondern nur al - lein zum Geruch / das Hirꝛn vnd Hertz dadurch zu ſtaͤr - cken / koͤnnen gebraucht werden. Der Weg ſolche oleahart30Dritter Theilhart zu machen / daß dieſelben in Zinnern / Silbern vnd Helffenbeinen gedraͤhten Buͤchßlin bey ſich zu tragen / iſt mancherley / etliche haben nur die Olea mit jungen Laͤm̃er-fett in der Waͤrme zuſam̃en geſchmeltzt / vnd ein Salbe darauß gemacht / ſolches auch mit beſondern Farben gefaͤrbet / als die olea von gruͤnen kraͤutern ge - macht / als Roßmarin / Majoran / Lavendel / Rauten / Salbey vnd andere dergleichen haben ſie mit Spaniſch - gruͤn gefaͤrbet / welches doch dem Hirꝛn vnd Hertzen ein ſchaͤdlich Gifft iſt / was alſo das eine als das Oel gut ge - macht / das ander als Spaniſch-gruͤn wiederumb ver - derbet hat. Die Balſama von ligno Rodio vnd Cina - momo, haben ſie mit dem vergifften Mercurial-Gifft Zinnober / roth gefaͤrbet. Etzliche aber / welche den Sa - chen beſſer nach gedacht / haben die olea mit extrahirten farben der kraͤuter gefaͤrbet / welche Balſama zwar beſſer vnd ſicher genug zu gebrauchen weren / wolten ſich aber gleichwol nit lang haltẽ / ſondern wurden zaͤhe vñ garſtig am Geruch / darum̃ ſie endlich weiß Wachs / die olea da - mit zu haͤrten / gebraucht haben / welches zwar nicht ſo garſtig oder alt-riechend / gleichwol in kurtzer Zeit zaͤhe wird / alſo wan man dieſelbe auff die Hand geſtrichen / ſich ſolche gewelgert vnd wegen des Wachſes nicht ein - gehen wollen / auffs letzte hat man noch ein beſſers erfun - den / vnd die olea mit einem außgepreßten Oleo nucis muſcatæ, davon zu vor die Farb vnd Geruch mit S. V. extrahiret war / welches ſie matrem balſamorum nen - neten / gehaͤrtet. Welche Kunſt die Apotheker lange Zeit ſehr geheimb gehalten / biß daß endlich dieſelbe gemein worden / vnd nun zur zeit auff ſolche Weiſe faſt in allen Apotheken alſo zubereittet werden / wie wol dieſer mo -dus31Philoſophiſcher Oefen. dus dem vorigen fuͤr zu ziehen / ſo iſt doch auch nichts be - ſtaͤndiges daran / weiln kein Saltz dabey iſt / vnd mit der Zeit auch riechicht werden. Wiewol ich ſolche darumb nicht wil veracht haben / dan weren ſie beſſer zu machen bekand geweſen / ſie weren beſſer gemacht worden / nie - mand kan mehr geben als er hat / oder mehr thun als er kan / daß iſt allen Menſchen verbotten. Derohalben die jenige nicht allein entſchuldigt / die ſolche mit dem Ham - mel-fett / Wachs / und Muſcaten-oͤhl haben zugerichtet / ſondern auch noch lobens werth ſind / weilen ſie das je - nige was ſie gehabt / geben haben. Weilen aber ſolche ob - erzehlte Balſama in Leib zu nehmen vntuͤchtig / vnd euſ - ſerlich zu gebrauchen fett vnd ſchmirig ſeyn / iſt den Sa - chen weiters nach gedacht vnd gut erfunden / daß man die olea mit jhren eigenen fixen ſalien coagulire / wel - che dan nicht allein nicht rantzigt oder zaͤh werden / ſon - dern ſich in Wein / Bier / Waſſer vnd andern liquori - bus ſolviren / zertreiben / oder vermiſchen laſſen / dero - halben nicht allein gut in Leib zu nehmen / ſondern auch beſſer als die vorigen vmb Geruchs willen an zu ſtreich - en / welche ſo man wil wieder mit Waſſer abweſchen kan / vnd machen ſolche Balſama nit allein die Haut wol - riechend / ſondern auch wegen jhres fixen ſaltzes / welch - es naturam ſalis Tart. hat / ſchoͤn / rein / weiß vnd ſauber. Derohalben ſehr gut / in rein warm Waſſer ſolvirt / vnd das Haupt / Haar vnd Angeſicht damit gewaͤſchen / machet nicht allein ſolches rein / ſondern ſtaͤrcket / wegen deſſelben Geruchs / das Hirꝛn trefflich: welches man mit keinem fetten vnd oͤhlichten Balſam thun kan. Iſt de - rohalben dieſer modus den andern weit vor zu ziehen. Doch einem jed wedern ſeine Meinung gelaſſen / dan ichwol32Dritter Theilwol weiß / daß newe dinge nit ſo leichtlich von jederman angenommen werden / ſonderlich / wan dieſelben etwas frembd vorkom̃en / vnd nicht alſo balden koͤnnen begrif - fen werden / zweiffelt mir aber nicht / die Zeit die alles en - dert / werde ſolches gut zu ſeyn confirmiren.

Vnd iſt die Bereittung alſo.

NImb das Reſiduum davon der Spir. ardens iſt di - ſtillirt worden / auß dem diſtillir-Faß / preſſe in ei - nem haͤnffen-Sack das Waſſer davon / vnd huͤlffe jhm daß ein guter ſaurer vnd lieblicher Eſſig darauß werde / wan du Roſen diſtilliret haſt / ſo wird ein Roſen-Eſſig darauß / den man auff der Speiſe in der Haußhaltung verbrauchen kan / das truckene nimb auß dem Sack / laß ſolches in einem hafners Ofen zu einer weiſſen Aſchen brennen / vnd gieſſe die phlegma, davon der Sp. ardens ſepariret / darauff / zieh das Saltz damit auß der Aſchen / verkoche in einem Erden-verglaſirten Hafen die Feuch - tigkeit von dem Saltz / ſolches gluͤe in eim ſaubern Tie - gel lind auß / ſo wird ſolches gantz weiß / ſchmecket auff der Zungen als ein Sal Tartari, vber welches du etlich malen den abgezogenen Sp. ardentem abſtrahiren ſolt / doch allezeit nach der abſtrahirung das Saltz wieder außgegluͤet / ſo wird auff ſolche weiſe der Spir. ardens ſo ſtarck von ſeinem eigenen ſale fixo, daß er ſein eigen oͤhl / ſo es darauff goſſen / alſobalden zu ſich nimt / ſich damit vermiſchet / alſo / daß ſolches nit in dem Spir. kan erkent werden / ſondern im̃er ſo klar / als er zuvor war / bleibet / wann ſolches geſchehen / ſo gluͤe das fixe ſal noch ein - mahl im Tigel wol auß / vnd ſolvire ſo viel mit ſeiner ei - genen phlegmate als zum Oel zu coaguliren noͤhtig iſt / thue alſo ſolche ſolution, mit ſampt dem Sp. ardenteder33Philoſophiſcher Oefen. der mit dem oͤhl zu voren vermiſchet in eine phiol mit einem langen Halſe / ſetze dieſelbe in ein Balneum, vnd laß die mixtur zuſam̃en kochen / doch oben das Glaß wol bewahret / daß der Sp. ardens nicht verrieche / ſo wird in kurtzer Zeit / oder wenig Stunden die mixtur einan - der annehmen / vnd weiß als Milch werden. Wan ſolches geſchehen / ſo laß das Glaß erkalten / ſo hat ſich der Sp. vnd Olea mit jhrem Sal conjungiret / alſo / daß keins vor dem andern zu erkennen iſt / welches man in einen glaſierten weiten Mund gieſſen ſol; ſo wird es in der kaͤlte geſtehen als eine ſchnee-weiſſe Salbe / welche ſich ſchmieren laͤſſt vnd im Waſſer zergehet / reucht vber die maſſen wol / kan auch bequaͤmlich in Leib genommen werden / vnd euſſerlich zum Anſtrich / die Haut ſchoͤn / weiß / zart / vnd wolriechend damit zu machen / vnd fuͤr Weibsbilder vnd groſſe Herꝛn ein lieblicher vnd geſun - der Balſam: vnd ſeynd alſo die drey principia des Ge - waͤchſes geſcheiden / gereinigt / vnd wieder zuſam̃en ge - ſetzet / darin die Krafft / Geruch / vnd Geſchmack des Ge - waͤchſes erfunden. nb. So man aber dem Balſam eine Farb geben wil / kan man mit dem Sp. V. aus vegeta - bilien ſolche extrahiren / vnd mit laſſen coaguliren. vnd koͤnnen alſo auff dieſe weiſe aus allen kraͤutern / blu - men oder andern gewaͤchſen die Sp. ol. vnd Salia geben / ſolvirliche / wol-riechende Balſama, ohne zuthun fremb - der dingen / gemacht werden / welche meines beduͤnckens nit vnannehmlich ſeyn ſolten. Weilen aber allhier ge - lehrt / aus Roſen einen wolriechenden Balſam zu mach - en / vnd doch die Roſen wenig oͤhl geben / ohne welches kein Balſam kan gemacht werden / ſo iſt zu wiſſen / daß die Roſen-blaͤtter freylich wenig oder ſchier gar kein oͤhlCgeben /34Dritter Theilgeben / ſolches aber zu erlangen / muß man die Blaͤtter nicht allein / ſondern die Knoͤpff daran die Blaͤtter ge - ſtanden / mit nehmen / dan das Gelbe ſo daran iſt / hat das oͤhl / vnd nicht die Blaͤtter / derohalben man ſolche nicht wegwerffen ſol / wan man ein oͤhl davon habẽ wil / dieſes ſey nun geſagt von meiner Bereittung der Balſamen / von welchen / ſo ſie wol gemacht / ich viel halte / vnd ver - achte gleichwol die andern / welche ohne Saltz gemacht ſeyn / auch nit / wer nun etwas beſſers hat / der gebs auch herauß / vnd tadele nichts biß daß ers zuvor kennet.

Wil hiemit vnter einem proceß alſo begriffen haben / wie man aus den vegetabilien in einem hoͤltzernen Ge - ſchirꝛ kraͤfftige Sp. ard. vnd ol. diſtilliren ſoll. Vnd wie dieſelben durch huͤlff jhres eigenen Saltzes wiederumb zuſam̃en conjungiret oder vermiſchet werden. Ich het - te wol etwas von weitterm Nutzen vnd Gebrauch des Sp. V. vnd der wol-riechenden vegetabiliſchen oliete - ten melden ſollen / weilen aber jhre Tugenden von vnter - ſchiedlichen weitleufftig beſchrieben / habe ichs fuͤr vn - noͤtig geacht / ſolches zu wiederholen / ſondern nur von einer jedwedern Arbeit ein einigen proceß zu beſchrei - ben vorgenommen. Darnach man ſich in andern ge - nug wird wiſſen zurichten.

Folget nun wie man das zweytte hoͤl - tzerne Geſchirꝛ / welches an ſtatt eines kuͤpffernen oder Bleyernen Keſſels / Kolben darin zu ſetzen vnd darauß zu diſtilliren / vnd auch zum digeriren / extrahiren vnd figiren gebrauchen koͤnne.

WAn dieſes Geſchirꝛ zugerichtet / wie es oben fol. 11. zu thun gelehret iſt / ſo darff man nichts weiters darzu / als daß man das oͤfelin mit der Kugel daran ac - commodire / vñ das Waſſer darin ſo heiß als man wil /durch35Philoſophiſcher Oefen. durch regierung des Fewers im oͤfelin machen / vnd in welchem Grad als man wil erhalten / vnd kan alſo dar - innen alles / das ſonſten in eim andern Balneo gethan wird / auch gemacht werden / iſt derohalben im gering - ſten kein vnterſcheid darinnen / als daß dieſes Geſchirꝛ von Holtz / vnd andere von Kupffer / Bley / oder Eiſen gemacht ſeyn / vnd daß man zu dieſem eben daſſelbige Oefelin vnd kuͤpffern Inſtrument / welches oben zu der diſtillation iſt gebraucht wordẽ / auch gebrauchen kan / iſt derohalben nit noͤhtig / daß man etwas darin zu ma - chen lehrete / weilen allenthalben kein gemeinere diſtil - lation, als ein Waſſerbad gefunden wird / ſol derohal - ben auff dißmahl bey dem Gebrauch des kuͤpfernen In - ſtruments verbleiben. Gleich wol hab ichs fuͤr gut an - geſehen / etliche vnbekante zur medicin ſehr dienſtliche extracten darin lehren zu machen / welche ſo ſie wol zu - bereittet / in den mehrentheil Kranckbeiten groſſe vnd vnverhoffte Huͤlffe beweiſen koͤnnen.

Vnd Erſtlich vom Extracto Vomitivo.

REcipe zu einer unc. Florum Antimonii, 2. unc. Tartari purgati, vnd 6. unc. Sacch. Candi vnd ge - mein Regen-waſſer 2. . thue dieſe ſpecies zuſamen in eine ſtarcke glaͤſern Phiol / vnd ſetze dieſelbe in das Bal - neum, vnd laß alſo angehen vnd ſtarck kochen 10. oder 12. ſtunden lang / dan laß das Baln. kalt werden / nimb dein Glaß herauß / vnd gieſſe was darin gekocht hat / in ei - nen Traͤchter / darin filtrir Papier liege / vñ laß alſo das duͤnne oder naſſe dardurch lauffen / welches etwas roͤht - licht ſeyn wird / vnd keinen anderen Geſchmack / als ein gezuckert Waſſer / doch etwas ſaͤuerlich / haben wird / das vbrige welches nicht durch das Papier laufft wirff hin -C ijweg36Dritter Theilweg / vñ nim̃e das durch-gelauffene / gieſſe es in ein klein glaͤſern Koͤlblin / laſſe im linden Balneo alle feuchtigkeit davon gehen / ſo bleibet auff dem Boden des Koͤlblins ein honig-dicker brauner Safft / gieſſe ſolchen in ein Phi - ol mit eim langen Halſe / vnd 1. Pfund des beſten Sp. V. darauff / ſetze das Glaß mit dem Extract vnd Spir. V. in das Baln. vnd laß ſolches vngefehr in zimlicher waͤrmde 8. oder 16. ſtunden ſtehen / ſo geſchicht wieder eine ſcheid - ung / vnd der Spir. V. nimbt das beſte vnd reineſte aus dem extracto an ſich / vnd laͤſſt viel feces liegen / welche ſo das Glaß mit dem extracto erkaltet / durch filtrirung eines doppelten grawen Papiers von der Tinctur muͤſ - ſen geſchieden werden / die Tinctur welche ſchoͤn roht ſeyn wird / thue in ein glaͤſern Koͤlblin / vnd abſtrahire in lindem Baln. den Sp. V. bey nahe allen davon / ſo bleibt zu ruͤck in dem Koͤlblin ein lieblicher / ſuͤſſer / vnd gantz an - nehmlicher Safft / ſolchen nimb aus vnd verwahre den - ſelben als das allerbeſte vomitivum in vielen Kranck - heiten / da alle purgantia nichts thun wollen / iſt ein koͤſt - licher Schatz. Dan dieſe medicin gantz lind operirt, vñ kan gantz ohne Gefahr kleinen Kindern von anderthalb Jahr ohne ſcheu / wie auch alten Leuten eingeben wer - den / purgiret alle humores, zeucht alle boͤſe Feuchtig - keit aus dem Gebluͤt vnd Sehnen / oͤffnet die verſiopffte Leber / Lung / Miltz vnd Nieren / dadurch viel ſchwere Kranckheiten koͤnnen curiret werden / in ſumma vnter allen vomitivis ich keins gefunden / welches im gering - ſten dieſem were gleich geweſen / dan es ohne ſonderbare beſchwerung das ſeinige bald verrichtet. Doſis von 1. 2. 3. 4. biß auff 20. oder 30. Tropffen / nach Gelegenheit des Alters vnd Kranckheit / mit Wein / Bier oder nuralſo37Philoſophiſcher Oefen. alſo per ſe eingeben / faͤngt in einer viertel Stund an zu operiren / vnd iſt in 1. oder 2. Stunden alles gethan / macht bißweilen gantz kein erbrechen / ſondern wuͤrcket nur vnter ſich / dazu man auch helffen kan wan man wil / nemblich daß man zuvorn ein Cliſtier nur von warm geſaltzen waſſer mit 2. oder 3. eß-Loͤffel vol Baum - oͤhl warm ſetze / vnd alſobald die medicin darauf nehme / ſo macht das Cliſtier einen Weg vnter ſich / vnd operirt alſo das Vomitivum gar ſelten vber ſich / vnd kan der Patient auch nach dem Einnehmen ein warm gebehte ſchnitte Brod fuͤr den Mund nehmen / hilfft ſolches auch zuruͤck halten / daß es vnter ſich wuͤrcket / wiewol viel beſ - ſer were / daß man der medicin jren eigenen willen / vnd vor ſich ſelber einen Weg ſuchen lieſſe / dan das vomi - ren vielen beſſer bekompt als per ſeceſſum purgiren / iſt fuͤr den welcher das vomiren nit vertragen kan / vnd gleichwol per eſſentiam Antim. purgiren wolte / wel - ches bey mir das beſte / ſicherſte vnd lieblichſte purgans vnter allen die mir jemahls bekandt geweſen / erfunden worden / dan es den Leib fuͤr all andern purgantibus durchſuchet / ſaͤubert / vñ von vielen verborgenẽ Kranck - heiten reiniget / welches allen vegetabiliſchen purgan - tibus jhme nach zuthun vnmoͤglich iſt: Dan bey dem Antimon. hat man auch noch dieſes vor andern / daß es keinen ſchaden dem Leib zu fuͤge wie andre purgantia, wan ſolche zu gering geben werden / liegen bleiben / vnd nicht operiren / dann ob ſchon dieſes entweder / wegen ſchwachheit des Doſis oder hart-beweglicher Natur des Patienten / keine vomitus oder ſedes machet / ſo iſt es doch dem Leibe nit ſchaͤdlich / ſondern thut gleichwol noch das ſeinige / entweder per ſudorem oder urinam, alſo /C iijdaß38Dritter Theildaß der Uſus eines wolbereitteten Antim. nim̃er ohne Frucht abgehet. Hergegen aber die vegetabiliſche pur - gantia, ſo dieſelbe zu ſchwach geben werden vnd liegen bleiben / ob ſchon nicht allzeit der Leib davon auffſchwillt vnd ſichtliche Kranckheiten vervrſachet / dannoch vn - ſichtlich demſelben Schaden zugefuͤget wird / dieſes aber nit allein kein ſchaden / ſondern vnſichtbarlich dem Leibe zum beſten ſeine wuͤrckung verrichtet / iſt derohalben gar ein groſſer vnterſcheid vnter mineral: vnd vegetabili - ſchen purgantien. Dieſe werden in gantz kleinen vnd lieblichem doſi, den Krancken fuͤglich zu jhrem from̃en ohne Widerwillen vnd eckel beygebracht / jene aber mit gantzen Potten vol mit groſſem Vnluſt / vnd vielmahls groſſen Nachtheil des Krancken mit gewalt eingeſchwel - gert. Daß auch ſolcher Widerwillen / den ſie gegen ein - nehmen ſo groſſe Becher vol vnlieblicher Getraͤncke er - tragen muͤſſen / jnen nicht offtermals vielmehr ſchaden / vnd Kranckheit / als der Tranck ſelber zufuͤgen ſolte / kan man leichtlich ermeſſen. Es were zu wuͤndſchen vmb der armen Krancken willen / daß einmahl die Zeit kaͤme / daß ſolche ſudel-Koͤcherey abgeſchafft / vnd lieb - liche Extracta vegetabilium, vnd gute Eſſentiæ mi - neralium dargegen geſtellet wuͤrden.

Ein Extractum purgans zu machen.

. Rad. Helleb. nigri zu rechter zeit geſamblet / vnd in der Lufft getrucknet 1. Pf. Rad. Mechoacæ, Jalap - ana unc. iiij. Cinnam. ſem. aniſi fænic. ana unc. j. Croci Britannici dr. j. Dieſe ſpecies mache zu einem Pulver / vnd vbergieſſe dieſelbe in einem glaͤſern hohen Kolben / mit einem guten dephlegmirten Sp. V. ſetze ei - nen blinden Helm darauff / vnd digerire ſolche in lin -wem39Philoſophiſcher Oefen. dem Baln. ſo lang / biß der Sp. V. ſich daruͤber hoch roht gefaͤrbet hat / ſolchen gieſſe ab / vnd einen andern darauf / laß ſolchen auch ſo lang damit digeriren / biß er gefaͤr - bet iſt / dan auch ab / vnd wieder friſchen darauff gegoſ - ſen vnd extrahiren laſſen / ſo lang biß der Sp. V. ſich nit mehr daran faͤrben wil / welches gemeinlich zu 3. malen geſchicht / ſolche gefaͤrbte Spirit. muͤſſen filtrirt / vnd zu - ſammen in ein glaͤſern kolben in einem Balneo von der Tinctur gantz lind abſtrahiret werden / ſo bleibet am bo - den des kolbens ein honig dicker / braun-ſchwartzer lieb - licher Safft / welchen man alſo warm aus dem Kolben nehmen / vnd zum gebrauch in einem reinen Glaſe ver - wahren kan. Der Sp. V. welcher von dem extracto iſt abſtrahiret worden / kan zu dergleichen gebrauch bewa - ret werden. Das Extractum kan à gr. 3. 6. 9. 12. biß vff drag. j. nach Gelegenheit der Perſohn vnd Alters / mit Zucker vermiſcht vnd eingenom̃en werden / hat keinen vnangenehmen Geſchmack / vnd purgiret gar lind / iſt auch kein Gefahr dabey zu fuͤrchten / wan der Doſis nicht zu ſtarck geben wird. Vnd ſo man dieſes Extractum in forma pillular. haben wil / kan man unc. j. Aloes Lu - cidæ, vnd unc. ſem. Diagrid. pulveriſati, warm da - runter miſchen in ein maſſam pillul. redigiren / vnd zum gebrauch bewahren / davon die Doſis à gran. j. ad ſcr. j. purgiret auch ſehr wol alle vberfluͤſſige humores auß dem Leibe / aber bey weitem dem aus dem Antimo - nio gemachten Extracto nicht gleich. Hab dieſes nur darum̃ (welches bey mir noch eines von den beſten aus vegetabiliſchen purgirenden dingen gemachtes Extra - ctum gehalten wird /) zu huͤlff vnd dienſte den jenigen die ſich vor den mineralien ſchewen vnd kein vomiren vertragen koͤnnen / hieher geſetzet.

Ein40Dritter Theil

Ein Schweiß-treibend Extractum zumachen.

. Lign. ſaſſafras, ſalſaparillæ ana unc. vj. zinzib. Galangę, Zeduariæ ana unc. iij. pip. longi, Car - dam. Cubeb. ana unc. j. Cinam. macis. ana unc. ſemis. Croci Brittan. nucum, M. Cariophyl. ana drag. j. die hoͤltzer geraſpelt / die wurtzeln vnd Aromata pulveriſirt, muͤſſen mit Sp. V. im Baln. gleich oben bey dem Extra - cto purgante gelehret / extrahiret / vnd in einen honig - dicken Safft per abſtractionem Sp. V. gebracht wer - den. Solcher wird zum Gebrauch bewahret / welcher in peſte, febribus, ſcorbuto, lepra, morbo Gallico, vnd andern von vnreinem Gebluͤth entſtandenen Kranck - heiten / da ſchwitzens von noͤhten iſt / à ſcr. ad dr. j. mit be - quaͤmen vehiculis gebrauchet / befoͤrdert den Schweiß gewaltig / treibt die gifftige vnd ſchaͤdliche Duͤnſte von dem Hertzen / vnd macht ein rein Gebluͤht. Dieſes ſu - dorificum vegetabile thut das ſeinige gnugſamb / wie - wol es den ſubtilen ſpiritibus mineralium, davon im andern Tractat gehandelt / nicht zu vergleichen / deßglei - chen thun auch die animaliſche ſudorifera, als caro vi - perina vnd ſal aranearum, & Bufonum fixum das jh - rige auff eine beſondere weiſe / wil aber ein jedweder ſein eigen Meiſter ſeyn / vnd das ſeine all ein verrichten: deß - gleichen ſchicken ſich auch nit die mineraliſche / als Be - zoart: minerale, antimon: diaphor. merc. vnd aur: dia - phor. bey die vegetabil: oder animaliſche ſudorifera.

Extractum Diureticum.

. Seminis ſaxifragiæ, carvi, fænic. petroſel. urti - ana unc. iij. Rad. Glicyrrhicæ, lappæ majo - ris, ana unc. j. pulveris millepedum unc. ſemis. Dieſe wurtzeln vnd ſamen zerſtoſſen / muͤſſen mit Sp. jun. nachder41Philoſophiſcher Oefen. der kunſt extrahiret / vnd zu dem Extracto hernach wei - ter gethan werden folgende ſtuͤck. R. Salis ſuccini, fuli - ginis, urinæ, ana unc. ſemi. Nitri purgati unc. j. dieſe ſtuͤck muͤſſen pulveriſirt, vnter das Extractum gemi - ſchet vnd zum gebrauch bewahret werden. Doſis a ſcr. ad drag. ij. in aqua petroſel. fæniculi oder dergleichen. Dieſes Extractum treibet urinam, oͤffnet die ureteres, oder Harn-gaͤng / reiniget die Nieren vnd Blaſen von allem Schleim / davon ſich der ſchmertzhaffte Tartarus coaguliret / vnd generiret / wan es bey zeiten gebraucht wird / ſonſten iſt auch nicht boͤß ein reiner Sp. ſalis, darin ſilices oder Cryſtallen ſolvirt ſeyn. Deßgleichen ſeynd noch beſſer die ſalia, welche aus den Herbis nephriticis per expresſionem & cryſtalliſationem, vnd nicht per calcinationem gemacht ſeyn / deren Beſchreibung aber hieher nicht gehoͤret / ſondern an einen andern bequaͤ - mern Orth hernach geſchehen ſol.

Extractum Somniferum.

. Opii Thebaici, unc. iiij. Sp. Salis unc. ij. Tartari purgati unc. j. miſche dieſe 3. ſtuͤcke zuſam̃en vnd laß ſolche in eim glaͤſern Geſchirꝛ im linden Baln. Tag vnd Nacht wol zuſam̃en erbeitzen / ſo wird der Sp. ſalis mit dem Tart. das opium auffſchieſſen / auch muͤrb vnd zum extrahiren bequaͤm machen / auff ſolches opium gieſſe lib. ſemis des beſten Sp. V. ſetze ſolches zu extrahi - ren in ein laulicht Baln. den tingirten Spir. V. gieß ab / vnd einen andeꝛn daꝛauf / laß ſolchen auch faͤꝛben / ſolche extracta oder gefaͤrbte Spirit. thu zu ſamen in ein glaͤ - ſern kolben / vnd thu auch weiters dazu drag. ij. Croci optimi, dr. j. olei cariophyl. vnd abſtrahire in Baln. allen Sp. V. davon / ſo bleibt in fundo des Koͤlblins einC vſchwartz42Dritter Theilſchwartz dicker Safft / welchen man außnehmen / vnd in einem reinen glaͤſernen Geſchirꝛ verwahren ſol. Doſis a gran. j. ad 5. vel 6. den alten / den Kindern aber oder eines grans auf einmahl / dienet in allen hitzigen kranck - heiten ohne ſchew zu gebrauchen / macht einen ruhigen vnd milden Schlaff / ſtillet die ſo wol euſſerlich als inner - liche Schmertzen / treibet den Schweiß dabey kraͤfftig - lich. Inſonderheit iſt dieſe medicin ein offt bewehrtes ſtuͤck bey allen new-gebohrnen Kinder-kranckheiten die ein Genus Epilepſiæ iſt; Dan ſo bald man jhnen / ſo es an denſelben geſpuͤret wird / nur ein eines granes / mit ein wenig Wein zertrieben oder Mutter-Milch eingie - bet / ſo fangen ſie alſobalden an zu ruhen / vnd einen gu - ten ſchlaff zu thun / darbey der ſchweiß nit auſſen bleibt /[durch] welchen viel boͤſes aus dem Leibe kompt / vnter deſ - ſen erheben ſie ſich / fangen an zu eſſen vnd trincken / vnd wird hinfuͤrder dergleichen nicht mehr an jhnen geſpuͤ - ret / vnd wan ja ſchon ſich ſolche ſymptomata vber etli - che Tage wieder mercken lieſſen / kan man ſolchen doſin noch einmahl geben / dadurch die ſchwache Kinder vber die maſſen geſtaͤrcket vnd zu recht gebracht werden / wel - che ſonſten ohne Huͤlff dahin ſterben muͤſſen / deren ich viel mit dieſer medicin naͤchſt Gott erhalten habe. Wei - ters iſt auch der Sp. Volatilis vitrioli, aluminis, Anti - monii vnd andere mineralien ein kraͤfftige vnd ſchnel - wuͤrckende Ruhe-machende medicin. Deme neben dem Tartare vitrioli narcotico, welcher aus dem Sp. volatili gefaͤllet meines wiſſens nichtes bevor gehet / da - von im andern Tractat gehandelt worden.

Extractum Cordiale.

. Roſar. rubearum unc. iiij. Lillior. conval. unc. ij. flor. 43Philoſophiſcher Oefen. flor. borrag. roriſm. ſalv. ana unc. j. Cinnam. electi, Ligni aloes ana unc. ij. Cariophyllor. macis, nucis muſcatæ, Galang. Cardam. minoris, ana unc. ſemis, raſuræ eboris, cornu cervi ana unc. j. Croci Britan. drag. j. Kraͤen-aͤuglin drag. j. Hirſchbrunſt drag. j. ſe - mis. Dieſe ſpecies muͤſſen klein pulveriſirt vnd mit Sp. V. die Tinctur im Baln. darauß extrahiret werden / da - von man den Sp. V. wieder biß auff die gebuͤhrliche dicke abſtrahiren muß / vnd das Extractum behalten. Kan fuͤglich in allen Ohnmachten vnd ſchwachheiten des Lei - bes / wan kein Hitz vorhanden gebraucht werden / doſis a gran. 3. 6. 9. biß auff Scr. j. mit bequaͤmen vehiculis offt geben / erquicket die Geiſter / ſtaͤrcket das Hertz / Hirn vnd andere Glieder des Leibes kraͤfftiglich. Doch muß ich bekennen / wan die metalliſche eſſentien, inſonderheit des Goldes damit vereiniget werden / vielmehr Krafft darin geſpuͤret wird / gleich oben im erſten Tractat de Auri ol. dulci zu finden iſt.

De Extracto Odorifero.

A den vegetabilien ein liebliches oder wol-riechen - des Extract zumachen / iſt nicht noͤthig viel davon zu ſchreiben / weilen kurtz oben gelehret / wie man auß wol - riechenden kraͤutern / blumen vñ ſahmen / ein oͤhl diſtil - liren ſol / welches dan des Krauts beſte vnd lieblichſte eſſentia iſt / durch welches Geruch / Hirn vnd Hertz ſehr geſtaͤrcket wird / vnd koͤnnen dieſelben / wan ſie zuvorn in Balſama coaguliret / fuͤglich bey ſich getragen werden. Koͤnnen derohalben meines erachtens nicht wol extra - cta, die beſſer an Geruch weren / als die diſtillirte olea, auß den vegetabilien gemacht werden. Es ſey dan / daß man diejenigen extracta welche mit dem Sp. V. aus denaroma -44Dritter Theilaromatibus gezogen / mit metalliſchen ſolutionibus conjungire vñ digerire / als dan ſepariret ſich aus dem Extracto ein ſehr wolriechendes Oel / welches deme / das per diſtillationem gemacht / im geringſten nit be - vor gibt / ja auch noch lieblicher vnd kraͤfftiger erfunden wird / weilen zugleich auch die ſpiritualiſche Krafft des Metalls / ſonderlich von Gold vnd Silber / welches in dem menſtruo acido ſolvirt / dem Ol. aromatum mit - getheilet wird. Weiter kan auch ein jedweder Ol. vege - tabile durch den Sp. urinæ oder ſalis armoniaci in ſei - ner krafft vnd lieblichen Geruch exaltiret werden / ja nicht allein ſolche olea die zu voren ſchon wol-riechend / ſondern auch die jenigen / an denen gantz kein Geruch ge - ſpuͤret wird / ſo ſie jhre Zeit mit dem Sp. urinæ digeri - ren / erlangen ſie einen lieblichen Geruch / vnd was noch mehr iſt / kan ein jedweder mineraliſcher oder metalli - ſcher Sulph. an deme doch ſein geruch hart verſchloſſẽ iſt / dadurch eroͤffnet / vnd in eine liebliche vñ wol-riechende eſſentiam durch lange zeit digeriren / gebracht werden / durch die urinoſiſche Geiſter werden die Sulph. am Ge - ruch vnd farb erhoͤhet / durch acida hergegen gereiniget / aber am Geruch vnd Farb veraͤndert. Zibet vnd Biſem erlangen jhren ſtarcken vnd lieblichen Geruch durch der Katzen ſubtiliſten urin-geiſt / durch welchen ein beſonde - re Fettigkeit in jhren Leibern alſo digeriret / vnd in eine ſolche wol-riechende Materi gebracht wird.

Dieſes ſey nun genug von den extractis geſaget / ſie haͤtten wol koͤnnen vnbeſchrieben bleiben / weilen ſchon vnzaͤhliche Buͤcher vol ſolcher extracten hin vnd wie - der in allen Sprachen beſchrieben / gefunden werden / ſeynd aber nur darumb hieher geſetzt / auff daß dieſesdritte45Philoſophiſcher Oefen. dritte Tractaͤtlin neben eroͤffnung der vnbekanten di - ſtillir-kunſt auch nicht gar ohne etliche medicamenten erfunden wuͤrde.

Von den Baͤdern.

OBen im 11. Blat iſt ein Zuber beſchrieben / darin man baden koͤnne. In welchem man nit allein mit dem gantzen Leibe doch ohne den Kopff in warmem / ge - meinem oder medicinaliſchen vnd mineraliſchen Waſ - ſern ſitzen koͤnne / ſondern auch ohne Waſſer / nemblich / daß das Geſchirꝛ nur mit warmen Duͤnſten / ſie ſeyen gleich von ſuͤſſen oder mineraliſchen Waſſern / koͤnne erwaͤrmet werden / welche Baͤder / dan ein jedweder der ſolche noͤthig in ſeinem eigenen Hauſe zurichten vnd ge - brauchen kan / dadurch eben ſo wol ſolche kranckheiten / gleich ſonſten in den Wilt-Baͤdern koͤnnen vertrieben vnd genaͤſen werdẽ / alſo / daß man die krancken ſo weit nicht vber Land mit groſſem Koſten zu den Wilt-baͤ - deꝛn fuͤhren doͤrffe / ſondern eben daſſelbe in jhrem Hauß gantz gemaͤchlich vnd ruͤhlich verrichten / darneben jh - ren Geſchaͤfften abwarten / bey jhren Weib vnd kindern bleiben koͤnnen; dan mancher die Baͤder wol noͤtig haͤt - te / wolte auch dieſelbe gern gebrauchen / aber offtermals ſein Stand vnd Beruff einen ſolchen weiten Weg in frembde Laͤnder den Baͤdern nach zu ziehen / Weib vnd kind / ja gantze Haußhaltung mit groſſem koſten zuruͤck zu ſetzen / vnd ſein Ampt vnd Beruff zu verſaͤumen nicht zulaſſen wil. Weilen dan vnlaugbar / daß durch die mineraliſche baͤder viel ſchwere / von allen Medicis ver - laſſene Kranckheiten offtermahls gluͤcklich vertrieben werden. Alſo hab ich meinem Naͤchſten zu lieb vnd beſt - en dieſes Inſtrument / mit Bereittung der minera -liſchen46Dritter Theilliſchen Waſſern offenbahren wollen: Zweiffele nicht es werde manchem wol bekommen / vnd viel Gutes damit außgerichtet werden. Wil derohalben auffs einfaͤltigſt vñ kuͤrtzeſte vnterweiſen / wie man die mineraliſche waſ - ſer / wie auch nur gemeine ſuͤſſe Waſſer zurichten vnd in dieſem Bad-kaſten gebrauchen ſolle. Vnd erſtlich:

Von ſuͤſſen oder gemeinen Baͤdern.

Anbelangend die gemeine vnd ſuͤſſe Baͤder / koͤñen die - ſelbe gar leicht ins Werck geſtellet werden / vnd darf man wenig kunſt darzu: Dan man ſchoͤpffet das bade - geſchirꝛ ſo weit als es noͤtig / vol fließ - oder in manglung deſſen Regen-waſſer / laͤſſt das Fewer angehen / ſo wird daſſelbe durch die kuͤpferne kugel erwaͤrmbt / wan es dan ſo warm iſt / daß man ſolches wol erleiden kan / ſo ſitzet der Patient hinein / leget den Deckel darauf / auff daß der warme ſchwadem darin bleibe / vnd auch kein kalte Lufft an den Leib ſchlage / leget oben ein rein Tuch vmb den Halß / da der Deckel zuſam̃en ſchleuſſt / das kein Dunſt vom warmen waſſer herauß moͤge / vñ ſitzet 1. 2. 3. ſtund drin / oder ſo lang es der Patient vertragen kan / vñ ſolch - es zu der Kranckheit noͤthig iſt / vnterdeſſen muß das Bad allezeit in rechter Waͤrmbde durch die kuͤpfferne Kugel erhalten werden. Vnd ſo der Patient in wehren - dem baden Durſt bekaͤme / muß man demſelben ſeinen eigenen / zu ſeiner kranckheit diſtillirten Tranck / reichen / davon ich allhier nicht viel ſchreiben werde / dan ich wil - lens ins kuͤnfftige ein eigen Buͤchlein vom Baden an Tag kom̃en zu laſſen / vnd alhier nur den uſum des kuͤp - fernen Inſtruments beſchreiben / damit die baͤder fuͤg - lich gewaͤrmet / vnd in ſolcher waͤrm̃de als es noͤhtig ſei - ne zeit bequaͤmlich koͤnnen erhalten werden. Sol gleich -wol47Philoſophiſcher Oefen. wol von etlichen Baͤdern vnd jhren vnterſchiedenen Wuͤrckungen / auff das wenigſte / weilen nicht volkoͤm - lich allhier in dieſem Tractaͤtlin davon gehandelt wird / kuͤrtzlicher Vnterricht geſchehen.

Von Natur / Arth vnd Eigenſchafften der Warmen-Baͤder.

ES iſt zu wiſſen / daß der mehrentheil heilſame waſſer / welche in Teutſchland vnd andern Laͤndern zum ba - den gebrauchet werden / ſie kom̃en gleich kalt oder warm auß der Erden / ein ſpiritual. ſulphuriſche ſaͤure / vnd doch nit einerley / ſondern im̃er eines ſaͤurer / geiſtreich - er vnd ſulphuriſcher als das ander mit ſich fuͤhren / in welcher ſpiritualiſcher ſulphuriſcher Saͤure die krafft vnd Wuͤrckung des Waſſers beſtehet / vnd von ſolchem Waſſer durch exhalirung der ſubtielen Geiſter der Ge - ſchmack vnd Geruch entgangen / ſo iſt daſſelbe auch alſo balden ſeiner kraͤfften beraubet / wiewol auch waſſer ge - funden werden / welche nit allein mit einẽ ſpiritualiſch - en Sulphure, ſondern auch mit einem corporaliſchen / mit Vitriolo oder alumine vermiſchtem mineral oder Metall / imprægniret ſeyen / deren krafft dan nit allein in ſpiritualitate, ſondern auch corporalitate beſtehet / Dieſe imprægnirung nun von nichts anders / als von den mineraliſchen Gaͤngen dadurch das gemeine ſuͤſſe waſſer ſeinen Lauff genom̃en / jhren Vrſprung vnd her - kom̃en hat: deßgleichen findt man auch heilſame baͤder / welcher krafft vnd Tugend weder in eim ſpiritualiſchen Sulph. noch corporaliſchen Metall vnd Sale, ſondern allein in eim ſpiritualiſchen Sale, mit einer ſubtielen / doch fixen / terreſtritaͤt vermiſchet / beſtehet / welche waſ - ſer dan nicht gleich wie die oben benante durch metal -liſche48Dritter Theilliſche Gaͤnge / ſondern vielmehr durch das centraliſche Fewer außgebrandte kalck-ſteinig Gebuͤrg / davon ſie zu gleich die waͤrme / ſubtiele ſaͤure vnd vngeſchmackte ter - reſtritatem erlanget / jhren lauff nehmen. Daß nun ſol - ches wahr ſeye / wird niemand / welcher Erkaͤntnuͤß der fluͤchtigen vnd fixen ſalien, mineralien vnd Metallen traͤget / laͤugnen koͤnnen / welches ich wol deutlicher vnd weitlaͤufftiger mit vielen greifflichen vnd beweißlichen vmbſtaͤnden darthun koͤnte / wils aber auff dißmahl die Gelegenheit nicht leiden / ſondern ſol hernach / wan Gott wil / in eim beſondern Tractaͤtlin / wie oben geſetzet / vol - koͤmlich geſchehen. Wil derohalben allhier nur anleit - ung geben / wie man auß den bekanten ſalien, minerali - en vnd metallen dergleichen baͤder durch kunſt / welche den obgemeldten nicht allein in allen Tugenden vnd kraͤfften gantz gleich / ſondern auch noch etlicher maſſen kraͤfftiger vnd durch-dringender / ohne groſſe Muͤhe vnd Arbeit leichtlich erlangen koͤnne / vnd in ſeinem eigenen Hauß gemaͤchlich vnd fuͤglich / zur abwendung vieler kranckheiten / vnd wiederbringung der verlohrnen Ge - ſundheit brauchen koͤnne. Vnd ob ich ſchon ins kuͤnff - tige in einem beſondern Tractaͤtlin / von herkom̃en vnd Vrſprung der Warmen-Baͤder / ſampt jhrem Nutzen vnd gebrauch weitlaͤufftig zu handeln vorgenom̃en / kan ich gleichwol allhier nicht vmbgehen etwas weniges / doch gruͤndliches davon zu melden / ſonderlich darumb / weilen ſo viel gelehrte verſchiedene opiniones was die Vrſach derſelben ſey / doch mehrentheil vngruͤndlich / an Tag geben / auch meine / auß der Natur vnd experientia gegruͤndete Meinung hieher zu ſetzen. Den Vrſprung vnd herkom̃en nun ſo wol der volatiliſchen vnd corpo -raliſchen49Philoſophiſcher Oefen. raliſchen ſaͤure / als der waͤrme der mineraliſchen Waſ - ſer anbelangend / ſo iſt dieſes zumercken / daß die waͤrme vnd kraͤfften derſelben nicht nur einen vrſprung haben / dann / ſo dieſes were / muͤſten ſie auch nur mit einerley Wuͤrckung begabet ſeyn / welches aber nicht befunden wird / weilen die taͤgliche Erfahrung vns viel ein anders weiſet vnd lehret. Dan genugſam bewuſt iſt / daß dieſes Badwaſſer vielen Kranckheiten dienſtlich vnd nuͤtzlich / hergegen andern ſchaͤdlich erfunden werde / welches nur allein die vnterſchiedliche krafft / eigenſchafft vnd wuͤrck - ung der Waſſer / nach deme dieſelbe mit mineraliſchen kraͤfften geſchwaͤngert ſeyn / vervrſachet. Vnd kuͤrtzlich davon zu reden / ſo nehmen die ſuͤſſe waſſer in dem gebuͤrg jhre waͤrme / krafft vnd eigenſchafft von etlichen Metal - len vnd mineralien / deren dan mancherley in der Erdẽ gefunden / welche von Natur mit einem ſcharffen Saltz - geiſt begabet / als da ſeynd vielerley ſpecies vñ geſchlaͤch - te der Marcaſiten vnd Schwefelkiß / die zum theil auch Eiſen vnd Kupffer halten / vnd bißweilen auch Silber Gold vnd andere Metallen / auch alle vitrioliſche vnd alauniſche Berg-arten / welche von den alten Bergleu - ten Miſii, Karii, Chalcitis, Melanteria vnd Pyrites ge - nennet worden / welche theils gang-weiß als Metallen / theils zertheilet in fetter letten / in runder geſtalt kleinen vnd groſſen ſtuͤcken gefunden wird / wan nun ein ſuͤſſes waſſer ſeinen lauff uͤber ein ſolchen Schwefel vnd Saltz - haltenden Berg-art nim̃et / vnd ſolche befeuchtet / ſo be - kompt der Saltzgeiſt ein vehiculum vñ huͤlffe die Berg - art anzugreiffen vnd zu ſolviren / vnd in ſolcher ſolvir - ung erwaͤrmet ſich das waſſer / gleich als wan es uͤber ei - nem vngeloͤſchten Kalckſtein ſtuͤnde oder ein waſſer Sp. Dſalis50Dritter Theilſalis oder vitrioli auff ein Eiſen oder ander Metall ge - ſchuͤttet were / vñ friſſet alſo von tag zu tag im durchlauf - en etwas von der Berg-art vnd fuͤhret ſolches mit ſich an den tag / nach deme nun die Berg-art von Natur vñ eigenſchafften geweſen / ſolche kraͤffte das waſſer mit ſich fuͤhret / dahero ſo mancherley art der Baͤder oder waſſer / weilen ſo mancherley berg-arten in der Erdẽ / davon die waſſer erwaͤrmet / gefunden werden. Der nun dieſes nit glauben kan / der nehme ein ſtuͤck von dergleichen berg - arten / vnd lege ſolches in ein naßgemachtes tuch / laß ſolches ein wenig liegen / ſo wird er befinden / daß ſolcher ſtein ſich von dem waſſer entzuͤnden / vnd ſo heiß werden wird / als hette er im fewer gelegen / alſo daß man ſolchen nicht fuͤr hitze in der hand wird halten koͤnnen / auch das waſſer darauff kochen moͤchte / ſo lang biß der ſtein gantz als ein gemeiner Kalckſtein zerfallen / vnd von dem waſ - ſer verzehret iſt.

Dieſe meine Meinung vom vrſprung der warmen baͤ - der habe ich kuͤrtzlich hieher ſetzen wollen / bin aber ins kuͤnfftige / wan Gott wil / ſolche deutlicher vnd klaͤrlicher zubeſchreiben geſinnet / wiewol dem Krancken nit ſo viel daran gelegen / wo ſolche waſſer jhren vrſprung vñ kraͤf - te hergenommen / wan ſie nur dieſelbe haben vnd zu jhr - er Kranckheit zugebrauchen wiſſen / im uͤbrigen moͤgen ſich die Philoſophi oder Naturkuͤndiger ſchleppen vnd zanckẽ / gleichwol keiner den gꝛund beſſer treffen wiꝛd / als ein wolverſuchter Chymicus, der die Natur der Berg - arten / Metallen vnd ſalien durch langer zeit uͤbung ge - nugſam erlernet vnd erfahren hat.

Vnd erſtlich von den ſulphuriſchen mit einer ſubtilen ſaͤure-vermiſchten Waſſern vnd Baͤdern.

Oben51Philoſophiſcher Oefen.

Oben in dem 2. tractat habe ich gelehret / wie man auß Sale communi, vitriolo, alumine, nitro, ſulphu - re, antimonio, vnd dergleichen ſalien, mineralien vnd Metallen / auff vnterſchiedliche weiſe vnd wege / einen gantz fluͤchtigen / ſubtilen / vnd penetrirlichen Sp. Sulph. zubereiten ſolle / deſſen kraͤffte / innerlich zugebrauchen / auch etlicher maſſen beſchrieben. Nun ſol alhier vnter - wieſen werden / wie man ſolche Spir. zun baͤdern gebrau - chen koͤnne. Weilen dan gnug bewuſt / da man ſchon al - bereit etwas vermeldet / daß die krafft etlicher Baͤder / in der volatilitaͤt der ſubtilen Saltz - vnd Schwefelgeiſter / vnd nit in dem gemeinen vngeſchmackten waſſer beſte - he / vnd doch gleichwol ſolcher penetrirliche vnd erwaͤr - mende mineraliſche Geiſt ohne gemein vnd ſuͤſſe waſſer dem Menſchen zur Geſundheit baͤder-weiß zugebrauch - en / wegen ſeiner alzuviel hitzigen vnd verzehrenden Na - tur vnd eigenſchafft / die er alſo per ſe ohne waſſer erwei - ſen wuͤrde / nit allein nit gut / ſondern gantz ſchaͤdlich ſeyn ſolte / alſo hat Gott der Allmaͤchtige ſein vaͤterliche vnd goͤttliche Vorſorge vnd Liebe gegen vns (leider vnwuͤr - dig - vnd vndanckbaren Menſchen) zu offenbaren vnd be - kand zu machen / wie ſie nemlich der Menſch vertragen vñ zu abwendung ſeiner ſchwachheit gebrauchen moͤge / zurichten laſſen / welche kuͤnſtliche Natur als eine dien - erin Gottes / deſſen willen ſie gehorſamlich vnd vnauf - hoͤrlich volbringet / vnd noch taͤglich / nit allein allerhand diſtillationes, transmutationes, vnd generationes zu machen lehret vnd vnterweiſet. Von dieſem Lehrmeiſter wir auch alle vnſer Kunſt vnd Wiſſenſchafft / ſo wir an - ders gruͤndlich - vnd vnfehlbaren Vnterricht ſuchen / gleichſam aus einem groſſen vnauß-leßlichen Buch /D ijwelches52Dritter Theilwelches durch die Hand Gottes gemachet / voll groſſer Wunder mit ſeinem Finger geſchrieben / ſuchen vnd heꝛ - nehmen muͤſſen. Vnd gehet ſolche Lehr vnd Wiſſenſchaft viel ſicherer als derer Zeugen / welche durch lauter vn - gruͤndlich / eitel / verfuͤhriſch vnd vnnuͤtz geſchwaͤtze jhre vermeinte Philoſoph. erlanget / meineſtu daß man vmb 100. Thaler die wahre Philoſoph. erkauffen koͤñe? Wie kan einer vrtheilen von etwas das in der Erde verborgen iſt / vnd nit geſehen wird / der doch das jenige / das am tag vor ſeinen Augen ligt / nit kennet / vnd auch ſolches nicht wil kennen / ja ſich ſchaͤmet daſſelbe erkennen zu lernen. Wie wol wuͤrd es ſtehen / wenn die Wiſſenſchafft dem Namen gleich were / der das Feuer nicht kennet / wie kan er wiſſen / was dadurch gemacht oder zerbrochen wird. Durch das Feuer werden vns viel dinge offenbahr / da - durch wir gleichſam als in einem Spiegel die verbor - genſte dinge erkeñen lernen. Des feuers kraft weiſet vns deutlich / wie alle waſſer / Salia, mineralia vnd metallen / neben andeꝛn vnzaͤhligen gewaͤchſen in der Erden duꝛch das aſtraliſche vnd centraliſche feuer per reflectionem generiret werden. Vnd ohne erkaͤntnuͤs des feueꝛs bleibt die gantze Natur verhuͤllet / verdecket vnd zugeſchloſſen. Das Feuer (davon alle wahre Philoſophi allzeit viel gehalten) iſt ein Schluͤſſel zu den allergroͤſten Geheim - nuͤſſen / vnd mit einem wort zu ſagen / wer das Feuer nit kennt / der kennt auch die Natur vnd jhre Fruͤchten nit / ſondern weiß nit mehr / als was er geleſen vnd gehoͤret / da doch das Sprichwort lautet: Von hoͤren ſagen leugt man gern / auch ſo man nichts weiß / ſo muß man jeder - man glauben / er rede gleich die Warheit oder Vnwar - heit / denn er hat keinen vnterſcheid darin. Was weiſtu /der53Philoſophiſcher Oefen. der du ſo leichtlich im finſtern glaͤubeſt / ob dein Lehrmei - ſter auß der experientz, oder leſung anderer Buͤcher ge - ſchrieben habe? oder ob ſeine Schrifften durch viel ver - loffene Zeiten vnd vielem nachſchreiben nicht corrum - piret vnd veraͤndert ſeyn? oder ob du auch die meinung ſolcher Schrifften recht verſteheſt? Darumb viel beſſer iſt / wiſſen als meinen. Durch das meinen werden viel verfuͤhret / duꝛch glauben vnd nichts wiſſen wird manch - er redlich beſchiſſen. Es wolte mancher gern etwas koͤn - nen vnd geſehen ſeyn / wans nichts koſtete / weilen aber die Kohlen ſo ſchwartz / vnd die eiſerne Zangen ſo ruſtig ſeyn / nimbt mancher lieber ein Zitter oder Fidel in die haͤnde / vnd lernet ein Taͤntzlein darauf ſpielen / als daß er ſolte ſeine Hand in die kohlen ſtecken / dadurch etwas zu erlernen / vnd koͤnnen ſolche Leute dem Juͤngling beym Matth. am 19. c. verglichen werden / welcher wol gern die Warheit von Chriſto gelernet hette / wolte aber in muͤ - he vnd arbeit Chriſto nicht folgen / ſondern lieber ſein Reichthum vnd gute tage behaltẽ / blieb alſo der er war. Es koͤmbt nimmer von einem hoffaͤrtigen Pfauen / oder ſchwaͤtzhafften Papageyen anders als ein vnannemlich bey Tag vnd Nacht verdrießliches ruffen vnd ſchreyen. Wie manches klein vnd vnachtſam Voͤgelein aber er - freuet hingegen mit ſeinem lieblichen vnd hellen Stim - lein die Zuhoͤrer? Iſt alſo jammer vnd zu beklagen / daß der Menſchen Sinne alſo verkehret ſeyn / vnd mehr der eiteln Welt mit jhꝛem ſchaͤdlichen vnd veꝛgaͤnglichen ge - ſchmuck ſo leichtfertig anhangen / als ernſthafft-ehrlichẽ Tugenden vnd Kuͤnſten nach trachten. Da doch nichts edlers / lieblichers vnd nuͤtzlichers (nechſt dem ſeeligma - chenden Wort Gottes / dadurch Gottes Wille im dienſteD iijſeines54Dritter Theilſeines Nechſten erfuͤllet) als guter Kuͤnſte Wiſſenſchaft / kan erfunden werden.

Dieſes hab ich vmb der Jugend willen geſchrieben / ſolche zu erinnern / daß ſie doch ſo vnachtſam jhre Ju - gend in uͤppigen dingen nit alſo verſchleiſſen / ſondern in dem Feuer zu ſuchen / ohne welches man zur wahren er - kaͤntnis natuͤrlicher dingen nit gelangen kan / ſich nicht ſchaͤmen oder verdrieſſen laſſen wollen. Zweiffelt mir nicht / ob es ſchon in der Jugend hart eingehet / gleichwol im Alter / wan der Verſtand kompt / euch die muͤhe nicht gereuen werde.

Folget die Bereitung oder miſchung der mine - raliſchen vnd metalliſchen ſubtilen geſaltzenen Geiſter mit dem gemeinen ſuͤſſen Waſſer.

ANbelangend das Gewicht oder Maſſe der ſubtilen Schwefelgeiſter / welche man dem ſuͤſſen Waſſer zu - ſetzen / vnd jhme damit die Natur vnd Eigenſchafft eines natuͤrlichen Wilt-bads zu geben vermoͤge / iſt es alſo damit beſchaffen / vnd muß alſo verſtanden werden / weiln ſolche Geiſter oben im andern Tractat auf vnter - ſchiedliche weiſe zu machen gelehret ſeyn / vnd immer ei - ner kraͤfftiger vnd ſtaͤrcker als der ander erfunden / alſo iſt das Gewicht ſo eigentlich nicht zu ſetzen / ſondern muß ſich nach ſtaͤrcke vnd guͤte der Geiſter vnd conſtitution des Patienten / welcher darin baden ſol / gerichtet wer - den / vnd erſtlich vnter ein Badwanne vol ſuͤß Waſſer / nur ein oder 2. . Spir. miſchen / vnd dem Patienten dar - in zu baden / ſeine Krafft empfinden laſſen / iſt es zu ſchwach / kan mans den folgenden tag verſtaͤrcken / iſt es zu ſtarck / verſchwaͤchen / davon in meiner Badekunſt weitlaͤufftiger ſol gehandelt werden. Dieſes aber iſt al -hier55Philoſophiſcher Oefen. hier zu mercken / daß man die Baͤder erſtlich ziemlich ſchwach / dan etwas ſtaͤrcker / vnd je laͤnger je ſtaͤrcker machen ſol / ſo kan ſich die Natur des Patienten deſto beſ - ſer darin ſchicken / vnd ſolches algemach gewoͤhnen zu vertragen / vnd von erſt den Krancken ſo ſtarck damit nit antaſten / welches nicht allein nichts gutes / ſondern auch mehrer Schwachheit vervrſachen wuͤrde / derohalben in nuͤtzung deſſelben guter Verſtand muß gebraucht wer - den / wil derohalben dem guͤnſtigen Leſer meine Bad - kunſt recommendiren / darein er genugſam Vnterricht von allem dazu noͤtig / finden wiꝛd / vnd alhier mit kuꝛtzen worten nur den gebrauch der kuͤpffernen Kugel / die Baͤ - der damit warm zu machen / erklaͤren / daß ſich der Pa - tient mit dieſem wenigen ſo lang / biß ein mehrers folget / behelffen moͤge.

Wie man die koͤſtliche Schwefelbaͤder brauchen ſol.

Accommodire dein oͤfelein mit der kuͤpffernen Kugel an die Badewanne / wie oben vermeldet / vnd ſchuͤtte ſo viel gemein ſuͤß Waſſer darin als noͤtig / laß ſolches durch die kugel warm werden / wan das waſſer auff ſol - che waͤrmbde (als der Patient vertragen kan) kommen iſt / ſo laß denſelben hinein ſitzen / vnd ſchuͤtte ſo viel deines zugerichteten Schwefelgeiſtes hinein zu dem ſuͤſſen waſ - ſer / als du vermeineſt genug zu ſeyn / mache deinẽ Bad - kaſten allenthalben genaw zu / daß der Sp. volatil. nicht verrieche / vnd laß alſo durch erhaltung des Waſſers in bequaͤmer waͤrme den Patienten ſeine zeit darin ſitzen. Vnd muß alzeit / ſo offt man baden wil / friſch waſſer vnd auch andere Spir. genommen werden. Dieſes iſt der ei - gentliche gebrauch der kuͤpffernen Kugel zu den BaͤderD iiijwaͤrmen /56Dritter Theilwaͤrmen / ſie ſeyen gleich von gemeinem / ſuͤſſen vnd ge - kraͤuterten / oder von der Natur oder kunſt-bereiteten Schwefel-waſſern / ſo gibt die taͤgliche Erfahrung / daß viel vnleidliche langwierige kranckheiten dadurch gluͤck - lich abgewendet werden. Sey derohalben alhier in die - ſem tractaͤtlein genug vom gebrauch des kuͤpffernen In - ſtruments zu den naſſen Baͤdern gehandelt.

Folget nun wie man ſolche Kugel zu den trucke - nen Baͤdern / welche den naſſen in vielen Kranckheiten nicht al - lein gleich / ſondern auch denſelben / wegen jhrer beweißlichen Kraͤff - ten / ſehr weit ſind vorzuziehen / gebrauchen ſol.

Es hette wol dieſe beſchreibung der truckenen Baͤder biß in den beſonderen Tractat / da weitlaͤufftig davon gehandelt wird / koͤnnen auffgeſchoben werden / weilen a - ber leichtlich ein hindernis moͤchte fuͤrfallen / daß daſſel - be offterwehnte Tractaͤtlein vielleicht ſo bald noch nicht herauß kom̃en moͤchte / vnd ich doch albereit ſchon etwas von Baͤdern gemeldet / als hab ich alhier kuͤrtzlich von denen nit allein ſubtilen vnd truckenen Schwefel / ſon - dern auch von andern vegetabiliſchen vñ animaliſchen medicinaliſchen durchdringenden Geiſtern vnd jhrem gebrauch / inſonderheit weilen dieſelbe viel bequaͤmer als die naſſen in den mehꝛentheils kranckheiten zu gebꝛauch - en ſeyn / etwas vnterricht zu thun / nicht vnterlaſſen koͤn - nen. So man dan ohne waſſer als trucken durch ſubtile Spir. ſchwitzen wil / ſo muß der kaſten darnach gemacht ſeyn / alſo daß der Patient fein gemaͤchlich darin auff ei - ner durchloͤcherten Blancke ſitze / welches man hoch vnd niedrig / nach dem man wil / (wie auch die bretlein / dar - auff die Arm vnd Fuͤſſe ruhen) richten koͤnne. Vnd muß der kaſten neben der groſſen thuͤr / dadurch man ein - gehet / auch zu vnterſt ein klein thuͤrlein haben / dadurchman57Philoſophiſcher Oefen. man eine Lampe mit Sp. V. oder nur eine Teſt mit holtz - kohlen / den kaſten damit zu erwaͤrmen / hinein ſetzen koͤn - ne / wan nun der kaſten durch die kohlen wol erwaͤrmet / ſo ſetzet man den Patienten hinein / macht allenthalben rings herumb dichte zu / vñ accommodiret das kuͤpfer - ne inſtrument mit ſeinem oͤfelein vnten an den kaſten / legt ein wenig Feuer darunter / daß der Spir. volat. er - waͤrme / ſo gehet er als ein ſubtiler vnd penetrirlicher dunſt in den Kaſten an den Patienten / weilen aber dieſer Spir. ſo viel nicht geben kan / daß der Kaſten dadurch in ſteter waͤrmbde koͤnte erhalten werden / ſo muß man al - lezeit entweder eine Lampe mit Sp. V. oder eine Teſt mit holtz-kohlen (die beſten ſeyn von Wacholder-ſtauden o - der Weinreben / jhre Wurtzeln ſind noch beſſer / welcher kohlen lang dauren / vnd in dem kaſten wegen des duͤnſt - igen Spir. nicht außgehen) darinn ſtehen laſſen / auf daß der Patient nicht erkalte / vnd der Spir. deſto beſſer den Leib penetriren koͤñe / die lampe zum Sp. V. aber muß ein Tocht haben / von dem allerfeineſten vnd zarteſten gold - drat welcher nimmer verbrennet / ſondern allzeit in ſei - nem weſen bleibet / davon in der Schwitz - vnd Badkunſt ein mehrers zu ſehen. In wehrender zeit durchdringet / durchſuchet vnd erwaͤrmet der Spir. volat. alle Glieder des gantzen Leibs / vnd thut das ſeinige in etlichen kranck - heiten viel beſſer / als wan er mit Waſſer vermiſcht iſt. Wan dan der Patient ſeine zeit darin geſeſſen / vnd ge - nugſam darin geſchwitzet hat / ſo laͤſt man jhn außgehen vnd legt denſelben in ein warm gemacht Bett / darin er ſein gemaͤchlich folgends außſchwitzen kan. Vnd ehe man in den Kaſten ſitzet / kan ein doſis deſſelben Sp. vo - latilis auch innerlich gebraucht werden / kompt dem euſ -D verli -58Dritter Theilerlichen zu huͤlff ſeine operation deſto baͤlder zuverrich - ten. Vnd koͤnnen alſo ohne Waſſer zum ſchwitzen vnd baden nicht allein alle ſulphuriſche Spir. volat. der ſali - en, mineralien vnd Metallen / ſondern auch vieler ve - getabilien, als ſeminis ſynapi, naſturtii hortenſis, Tart. crudi, wie auch der animalien, als cornu Cer - vi, urinæ, ſalis armoniaci, vnd dergleichen mehr mit groſſen vnglaublichen nutzen / wegen jhrer ſchnellen ope - ration, in vielen gantz verlaſſenen Schwachheiten vnd vnheilbahren Kranckheiten gluͤcklich vnd ſicherlich ge - brauchet werden. Vnd werden bey obgedachten Spir. vnterſchiedliche Wuͤrckungen gefunden / dan die jenige / welche auß den ſalien, mineralien vnd Metallen ge - macht werden / gantz eine andere Natur haben / als die je - nigen / der vegetabilien oder animalien. Weilen dieſe in einem ſulphuriſchen vnd feurigen / jene aber in eim mercurialiſchen vnd lufftigen weſen beſtehen / vnd auch beyde geſchlechte beſonderlich muͤſſen gebraucht wer - den. Dan in etlichen Kranckheiten die ſulphuriſche / mineraliſche / in andeꝛn aber die vegetabiliſche vnd ani - maliſche den preiß behalten / darin ſo wol die Kranckheit / als die Natur der Baͤder muß erkandt werden / daß nit widerwertige Naturen / dadurch mehr uͤbels als gutes entſtehen moͤchte / gegen einander gebrauchet werden. Dan faſt alle Wilt-baͤder / wie auch alle Sp. volat. der ſalien, mineralien vnd Metallen eines ſubtilen / durch - dringenden / erwaͤrmenden vnd truckenenden ſchwefel - hafftigen Saltzgeiſt / jene aber der vegetab. vnd anima - lien eines ſubtilen durchdringenden / warmen / eroͤffnen - den / zertheilenden vnd duͤnn-machenden urinoſiſchen o - der nitroſiſchen fluͤchtigheit / welche den obern entgegenſeyn;59Philoſophiſcher Oefen. ſeyn; wie zu ſehen / wan man einen Spir. volat. ſulphur - eum, er ſey gleich auß vitriol gemein Saltz / Alaun / odeꝛ mineral. vnd Metallen gemacht / zu einem wol rectifi - cirten Sp. urinæ, oder ſal. armon. ſchuͤttet / daß alſo bal - den einer den andern wird toͤdten / vnd ſeine volatilitaͤt vnd durchdringende kraft benehmen / alſo / daß auß bey - den den allerdurchdringenſten vnd ſubtileſten Geiſt ern / doch zweier widerwertiger Naturen / ein Saltz ohne Ge - ruch vnd empfindlichkeit einiger kraͤften / werden wird / dahero zu ſehen / daß nit alle ſubtile Geiſter gleicher Na - tur vnd Weſens ſeyn / vnd zu gleichen Kranckheiten koͤnnen gebraucht werden / darumb der jenige / der mit Geiſtern vmbgehen wil / ſich wol fuͤrſehen muß / was er thue / weiln groſſe gewalt vnd krafft dahinter ſtecket / auff daß er nicht einen Feind fuͤr einen Freund gebrauche / ſondern derſelben Natur / Krafft vnd Weſen zuvor wol erfahre / ehe er ſolche zur medicin gebrauche. Moͤchte ie - mand fragen / wo iſt dan beyder Spirituum groſſe krafft in einem augenblick hinkommen? iſt ſolche in dem zuſa - men gieſſen in jhrem fechten vnd ſtreiten verraucht vnd außgedunſtet? Nein / gantz nicht / jhre Krafft iſt nit hin - weg geflogen / ſondern hat ſich auß der geiſtlichkeit in ein corporalitaͤt verwandelt / vñ iſt alſo auß dem aller-rein - eſten / mineraliſchen ſulph. vnd aller fluͤchtigſten vnd durchdringenſten animaliſchen Mercurio, ein wunder - barlich corporaliſch Saltz worden / welches man wol a - quilam philoſophicam nennen moͤchte. Weilen es mit linder hitze als ein Saltz auffſteiget. Darin groſſe Ge - heimnuͤſſen verborgen ſtecken / in deme die Metallen vnd ſonderlich das Gold wunderbarlicher weiſe damit kan a - natomiret / vnd ſolches auch allein fuͤr ſich / ohne Metallin60Dritter Theilin ein uͤberauß kraͤfftige medicin kan gezeitiget werden / davon alhier nicht mehrers dienet zu ſchreiben / iſt nur darumb etwas davon gemeldet worden / auff daß man der Geiſter Natur wol in acht nehmen vnd erkennen ler - ne / daß dieſelbe / ob ſie ſchon einen andern Leib anneh - men / dannoch fuͤr keine Toͤdtung / ſondern vielmehr fuͤr ein verbeſſerung derſelben ſolten geachtet werden.

Dieſes ſey nun genug geſagt / wie man mit den Geiſt - ern alſo trucken ohne waſſer ſchwitzen / vnd viel Kranck - heiten vertreiben koͤnne / zu welcher Kranckheit aber ein iedweder Geiſt diene / wird der guͤnſtige Leſer in einem beſondern Tractat / wie vielmahl erwehnet / hernacher / geliebts Gott / finden. Doch ſo viel kuͤrtzlich zu wiſſen / daß die ſulphuriſchen Spir. ſie ſeyn gleich auß den ſali - en, mineralien oder metallen gemacht / gegen alle Ver - ſtopffung der innerlichen Glieder / als Miltz / Lungen / vnd Leber / vnd erkaltung der Senen vor andern zu prei - ſen ſeyn / weilen ſie gewaltig erwaͤrmen / erweichen / zer - theilen / außtreiben vnd reinigen / derenthalben in Con - tracturis. Paralyſi, Epilepſia, Scorbuto, Melancholia Hypochondriaca, morbo Gallico, Scabie, vnd an - dern fiſtulirten vnd vmb ſich freſſenden ulceribus, wie ſie auch namen baben / ein trefliche medicin vñ huͤlfe iſt.

Die andere art aber / welche auß dem Tartaro, Corn. Cerv. ſal armon. urina, vnd dergleichen gemacht / iſt auch zimlicher warmer Natur / doch nicht alſo trucken / ſondeꝛn neben der waͤrm̃de einer penetrirender / eꝛweich - ender / zertheilender / ledigmachender vnd außfuͤhren - der eigenſchaft / derentwegen er auch in allen obſtructi - onibus der innerlichen theilen des Leibes / wie auch der euſſerlichen theilen mit verwunderung wuͤrcket / dan erdie61Philoſophiſcher Oefen. die poros der Haut / vor allẽ andeꝛn dingen eroͤffnet vnd erweichet / den Sch weiß mit gewalt befoͤrdert / deßgleich - en erweichet vnd eroͤffnet er auch die Hemorrhoides vnd verhaltene menſes der Weiber / bey Alten vñ Jung - en / reiniget vnd erwaͤrmt die Mutter / giebt vrſach zur Fꝛuchtbarkeit / erwaͤrmet / reiniget / vnd entlediget das er - kalte vnd verroͤtzte Hirn / macht ein guten Verſtand vnd Gedaͤchtnuͤs. Doch ſollen ſich dafuͤr huͤten ſchwange - re Weiber / vnd die jenigen / welche ein offene Haut ha - ben / dieſe vnd dergleichen noch vielmehr guter Tugen - den koͤnnen mit Warheit dieſem Spir. zugeſchrieben wer - den / welche alhier vmb der kuͤrtze willen vngemeldet blei - ben. Dieſe zwey oberzehlte weiſe zu baden / nemlich / daß man mit dem gantzen Leib in ein warm Waſſer / welches mit ſubtilen Geiſtern imprægniret iſt / ſitze / vnd darin ſeine zeit verbleibe vnd ſchwitze / oder aber / daß die Gei - ſter duꝛch das obbeſchriebene Inſtrument in eim trucknẽ Kaſten an den Patienten getrieben werden / welche dan den Leib durchgehen / vnd jhre operation eben ſo wol vñ auch wol beſſer volbringen / als vnter Waſſer gemiſcht / ſeynd die geringſte mittel vnd wege nicht / die verlohrne Geſundheit wiederumb zu erlangen / dieweil vnglaub - liche dinge damit außgerichtet werden. Weilen aber die - ſe Spir. davon meldung geſchehen / vnd zun Baͤdern ge - braucht / in den gemeinen Apotheken nit gefunden wer - den / vnd auch nit ein iedweder nach Lehre meines zwei - ten Tractats ſolche zubereiten vermag vnd kan; alſo of - fenbare ich hiemit / daß noch ein andere mineraliſche materi gefunden werde / welche man nit diſtilliren doͤꝛf - fe / ſondern dieſelbe nur in das kuͤpfferne Inſtrument le - ge / ſo gehet von eigener Krafft ohne Feur eben ein ſolcheſulphu -62Dritter Theilſulphuriſcher / penetrirender Spiritus haͤuffig in den Schwitz-kaſten vmb den Patienten gleicher Natur vnd Kraͤfften / denen / welche oben im andern Tractat auß den Salien, Metallen vnd mineralien zu machen geleh - ret ſeyn / vnd wuͤrcket in allem ſo wol vnd kraͤfftig / daß ſich daruͤber zu verwundeꝛn iſt. Deßgleichen hat die Na - tur vns auch noch eine ander materi bereitet / welche al - lenthalben gefunden / vnd ebener maſſen nur alſo wie ſie iſt in das Inſtrument gethan / einen ſolchen Spiritum ohne Feuer / auß eigener Krafft gern vnd willig von ſich giebet / gleicher Krafft vnd Wuͤrckung / als dieſer vom Tartaro crudo, ſal armon. fuligine, urina, vnd der - gleichen / welche oben im andern Tractat zu machen ge - lehret ſeyn / vnd thut das jenige eben ſo kraͤfftig / als jener welcher durch viel muͤhe vnd koſten durch die diſtillati - on erlanget iſt. Koͤnnen alſo dieſe zwey vnterſchiedliche materien genugſam alles zum baden vnd ſchwitzen ver - richten / was oberzehlten / ſo wol ſulphuriſchen / minera - liſchen / als mercurialiſchen / animaliſchen Spiritib. zu thun moͤglich iſt. Was aber dieſes fuͤr materialia ſeyn / welche man ſo leichtlich ohne koſten erlangen / vnd ſo viel gutes in allen Kranckheiten damit verrichten koͤn - ne / ſolte wol jederman gern wiſſen wollen / welches ich auch gern den Frommen goͤnnete / weilen aber der groͤſ - ſere hauff allzeit vndanckbar / vnd ſolcher groſſen medi - cin vnwuͤrdig erfunden wird / alſo finde ich nit rahtſam die Perlein fuͤr die Schweine zu werffen / die From - men aber / denen es Gott goͤnnet / werden ſolche materi auß meinen andern Schrifften leichtlich erlernen vnd findenkoͤnnen.

Folget63Philoſophiſcher Oefen.

Folget nun wie man in eim hoͤltzern Zuber oder Faß / in mangel eines Keſſels / allerhand dinge kochen / Bier / Meht / vnd Eſſig brauen koͤnne.

Alhier findet ſich eine materi, davon ſehr viel zu ſagen were / wiewol allenthalben Leut gefunden werden / welche aus Korn Maltz / vnd aus Maltz hernach Bier vnd Eſſig brauen / dannoch ſo gemein es auch bey jeder - man iſt / were noch viel davon zu verbeſſern / weilen aber mein vorhaben alhier nicht iſt / ſolche dinge zu lehren / ſo bleibt es nur bey dem gebrauch des Inſtruments, ein ied - weder / der kein Keſſel hat / kan jhm gleichwol noch dieſe invention zu nutz machen / vnd ſolches durch eine ſolche kuͤpfferne Kugel mit eim Faß verrichten / gleich oben bey andern operationibus gelehret / vnd ſein Bier ſo gut machen / als er gelernet hat vnd gewohnet iſt.

Weiters koͤnte ich alhier manchem mit wenig Wor - ten zu ſehr nuͤtzlichen vnd ſchoͤnen Kuͤnſten helffen / wie man nemlich dem Honig ſeinen Geſchmack vnd uͤbelen Geruch durch ein niederſchlag benehmen / vnd hernach einen lieblichen Spir. deme / welcher aus Wein gebrandt nit weichende / machen koͤnte / deßgleichen / wie ein guter wolgeſchmackter / lieblicher / klarer / vnd wehrhafftiger Wein / dem beſten Malvaſier gleich / daraus koͤnne zuge - richtet werden. Item / wie man nach ſeiner laͤutterung denſelben kan machen anſchieſſen vnd candiſiren / ſo lieblich vnd gut am Geſchmack als Zucker. Item / wie man ſeine ſuͤſſe koͤnne vmbkehren / vnd zu Weinſtein machen / deme in allem gleich / welcheꝛ in den Weinfaſſen gewachſen iſt. Item / wie man aus allen Baumfruͤch - ten / als Kirſchen / Bieren / Apffeln vnd dergleichen ei - nen wehrhafften vnd viel-jahr-beſtaͤndigen / gutenvnd64Dritter Theilvnd wolſchmeckenden Wein / welcher von deme aus Trauben gemachtem Wein an geſchmack / farb / tugend vnd kraͤften nicht vnterſcheiden iſt / machen koͤnne. Deß - gleichen aus den vnzeitigen ſauren Trauben / welche in kalten Landen / oder ſonſt bey kaltem Wetter gewachſen vnd nicht reiff genug ſind / durch verwandlung jhrer ſaͤure in ein ſuͤſſe / die beſte Wein daraus zu machen / welche dem Rheiniſchen im geringſten nichts bevor ge - ben. Auch wie man von Sauerampffer vnd andern vegetabilien einen ſchoͤnen Weinſtein / des beſten Rei - niſchen geſchmacks / in farb / tugenden vnd allen proben gantz gleich / in groſſer copia mit ſehr kleinen Koſten machen koͤnne. Item / wie man aus Korn ohne Maltz - machen oder mahlen / einen Brandewein / klaren vnd lieblichen Eſſig dem Reiniſchen gleich machen koͤnne: Deßgleichen auß dem gemahlnen Korn oder Mehl ei - nen guten Spir. diſtilliren / vnd das Mehl noch gut vnd wolgeſchmackig / geſund Brod gebe.

Dieſe vnd dergleichen noch viel ſchoͤne vnd nuͤtzliche veraͤnderung vnd verbeſſerung der Gewaͤchſen / dadurch viel nutzen zu ſchaffen / koͤnten ſich hieher wol ſchicken / weilen aber nit gut iſt alles auf einmal gemein zu mach - en / vñ das Buch gegen meinen willen viel zu groß wer - den wuͤrde / ſo wollen wir es ietzunder bey der anregung / daß ſolche vnd dergleichen bißhero noch vnbekante ſchoͤ - ne Wiſſenſchafften der Natur moͤglich ſeyn / beruhen laſſen / vnd dieſen Dritten Theil hiemit beſchlieſſen. Hof - fentlich / ſo klein es auch iſt / derſelbe noch manchem zu ſeinem vorhaben dienen werde. Gott dem HErꝛn befohlen.

ENDE.

About this transcription

TextFurni Philosophici, oder Philosophischer Oefen Dritter Theil
Author Johann Rudolph Glauber
Extent74 images; 15351 tokens; 3475 types; 107418 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationFurni Philosophici, oder Philosophischer Oefen Dritter Theil Darinnen beschrieben wird des Dritten Ofens Eigenschafft/ dadurch oder damit man ohne Vesic, Kolben oder andern Küpffernen/ Zinnernen/ oder Bleyernen Instrumenten vielerhand vegetabilische spiritus ardentes, extracta, olea, salia, vnd dergleichen [...] zurichten vnd bereitten kan Dritter Theil Johann Rudolph Glauber. . 64 S. FabelAmsterdam1648.

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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz SBB-PK, 3 in:Mu 3581

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Chemie; Wissenschaft; Chemie; core; ready; china

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