DEr Ofen kan ſo groß oder klein gemacht werden / als man wil / nach deme man auf einmal viel oder wenig darin ſchmeltzen wil / oder nach dem man ſolchen zu ſeinem werck groß oder klein von noͤten hat: Wan der Ofen inwendig eines Werck-ſchuchs weit iſt / ſo kan man einen Tie - gel darein ſetzen / der vngefehr 4. 5. oder 6. Marck helt: So man aber groͤſſere Tigel wolte einſetzen / muͤſte auch der Ofen deſto groͤſſer oder weiter darzu gemacht wer - den. Vnd muß derſelbe von guten Fewr-beſtaͤndigen Steinen vnd Luto viereckicht auffgeſetzt werden / von der Erden 1. oder 2. Fuß hoch / ehe man den Roͤſter le - get / welcheꝛ alſo gemacht ſeyn muß / daß man denſelben / wan er von vbergelauffenen Tigeln / ſchlacken oder an - derm vnraht / welcher mit den Kohlen hinein kommen / moͤge reinigen: Oder / er ſol gemacht ſeyn / gleich dieſer oben im Erſten Theil / erſtlich 2. dicke Stangen zwerchs in dem Ofen feſt eingemauret / mit Faltzen geſchnitten / darein andere 5. 6. oder 7. kleinere / nemlich in den Faltz - en feſt vnd vnbeweglich liegen koͤnnen / welche / ſo ſie verſchlacket vnd verſtopffet / koͤnnen bewegt / oder auß - genommen werden; vnd ſol auch vnter dem Roſter / am vorder-theil des Ofens / auff dem Boden ein LochA ijgelaſ -4Vierdter Theilgelaſſen werden / vngefehr einer kleinen Spannen weit vnd hoch / mit einer Thuͤr von Eiſen oder Kupffer / welche man beheb / wan es von noͤhten iſt / ſchlieſſen koͤn - ne / vnd auff einer oder andern ſeiten recht vnter dem Roͤſter auch eines / dardurch man den Wind einlaſſen / vnd durch ein Regiſter / welches man auf vñ zuſchieben kan / das Fewr regieren moͤge. Deßgleichen ſol auch ein Loch einer zwerchen-hand breit vber dem Roſter ge - macht ſeyn / dardurch man den Tigel auß vnd einſetzen / deßgleichen Kohlen eintragen koͤnne / vnd ſolches nach groͤſſe des Ofens proportioniret / als nemlich / wan der Ofen inwendig eines Werckſchuchs weit iſt / ſo muß das Kohlen-loch eines halben Werck-ſchuchs weit / vnd bey nah eines gantzen hoch ſeyn / auff daß man deſto fuͤg - licher den Tiegel auß vnd einſetzen / deßgleichen mit einer Schuͤp die Kohlen einwerffen koͤnne; vnd ſol fuͤr daſ - ſelbige Loch ein Fewr-beſtaͤndige / ſteinerne oder eiſerne mit gutem luto beſchlagene Thuͤr gemacht werden / welche man beheb vnd dicht zu ſchlieſſen moͤge / auff daß wan der Tiegel in der Glut ſtehet / das Fewr kein Lufft dardurch nehmen moͤge / ſondern ſolche auß dem neben - loch vnter dem Roſter allein zu ſich ziehen muͤſſe; vnd muß der Ofen ober dem Kolen-loch noch ein gute ſpan - nen hoch hoͤher auffgemauret werden / daruͤber ein Ge - welb mit einem rundten Loch / vngefehr einen dritten - theil ſo weit als der Ofen iſt / durch welches die Flamm vnd Rauch ſpielen moͤge / vnd ſo man mit groſſer Ge - walt ſchmeltzen wil / kan man auff das loch ein Roͤhre von ſtarckem Eiſen-blech gemacht ſetzen / vngefehr 5. 6. 8. oder 12. Schuch hoch / vnd je ſtaͤrcker das Fewr bren - nen vnd hitz geben ſol / je hoͤher ſol auch die Roͤhren ſeyn:Vnd5Philoſophiſcher Oefen. Vnd ſo man wil / kan man vber das Gewelb 1. 2. oder 3. Kammern mit jhren Thuͤren / die man ſchlieſſen kan / auff einander bauen / auff daß ſich die Flamm darinnen fange / vnd zu gut komme / in welchen Cammern man nach gelegenheit vnterſchiedliche operationes verrich - ten kan; welche Kammern auch vnterſchiedliche gra - dus des Fewers haben; dan die vnterſte wird ſo heiß / daß man darinnen leicht-fluͤſſige Metallen / Minerali - en vnd Salien im fluß halten kan; deßgleichen kan man darin cimentiren / calciniren / vnd reverberiren: Auch kan man ſeine Tiegel / vnd andere nohtduͤrfftige erdene Geſchirꝛ / die man ſelbſten von guter Erden gemachet / (wie im Fuͤnfften Theil gelehret wird) darin brennen / glaſiren / backen / auch kan man im fall der noht darin abtreiben / verblaſen / vnd roͤſtern. In der Andern Kam - mer / welche etwas weniger hitze hat / als die Erſte / kan man auch Ertz vnd Berg-arten roͤſtern; die Calces Metallorum als Bley / Zinn / Eiſen / vnd Kupffer / welche man zu den wercken von noͤhten hat / darinn be - reiten vnd zurichten: Auch kan man Tartarum cru - dum, vnd andere vegetabiliſche Dinge (jhr Saltz dar - auß zuziehen / welches zu den laboribus Chimicis nicht zu entrahten:) Deßgleichen die Hoͤrner vnd Beiner / welche man zu den Capellẽ braucht / wie auch geſchleim - te Holtz-aſchen: darinnen calciniren / vnd zum gebrauch bereiten. In der Dritten Kammer / welche viel lindere hitze hat / als die Zweite / koͤnnen die zubereite Tiegel / Ci - ment-Buͤchſen / Deckel / vnd andere Inſtrumenten / die man von guter Erden zum gebrauch hat zugerichtet / fein wol durchaus truckenen / vnd zum brennen / ſo in der Erſten Kammer geſchicht / vorbereiten / vnd wasA iijſonſten6Vierdter Theilſonſten mehr nohtduͤrfftige dinge vorfallen / in dieſen 3. Kammern wol verrichten / alſo daß man kein beſonder Fewr derentwegen anmachen / vnd viel Kohlen ver - brennen doͤrffe. Vnd weiters / ſo dieſer Ofen auffs al - lerſtaͤrckſte treiben vnd ſchmeltzen ſolle / ſo muß man ein langen Windfang oder Canal vnten an das Lufft loch / da das Regiſter an iſt / accommodiꝛen / auf daß das feur ſeine Lufft auß der weite vnd ferne her zuholen gezwun - gen ſey. Dan je ferner das Fewr ſeine Lufft muß ho - len / vnd je hoͤher es auch ſpielen muß / ehe es einen Auß - gang oder Lufft wieder findet / je ſtaͤrcker es ſchmeltzen vnd hitz geben kan: Derentwegen vnten der lange Windfang / vnd oben die hohe Roͤhren von noͤhten. Vnd ſo man ein gelegene Kammer hat / in welcher ne - ben deſſen Schornſtein noch ein anderer von vnten her - auff gehet / ſo kan man den Ofen vnter den ober Schorn - ſtein ſetzen / vnd ein Loch durch die Maur brechen / ein Regiſter daran accommodiren / dardurch das Fewr ſeine Lufft auß der tieffe des Neben-ſchornſteins holen muͤſſe / alſo darf man keines beſondern Windfangs / vnd tuht man nur in der vnter Kammern eine Thuͤr oder Fenſter auff / auff daß die Lufft in den Schornſtein ge - hen moͤge / ſo zieht das Fewr den Wind auß dem Ne - ben-ſchornſtein alſo kraͤfftig zu ſich / daß ſich darob hoͤch - lich zuverwundern iſt / vnd jhme kein Balg gleich tuht / alſo / daß auch der Ofen / ſo er nicht von Fewr-beſtaͤndi - ger Erden gemacht were / dahin ſchmeltzen wuͤrde / wie dan offtermals die beſte Tiegel / ſo dieſelbe lang in dem groſſen Fewr ſtehen / nicht beſtehen / ſondern zuſammen fallen vnd ſchmeltzen / derentwegen das Regiſter ordi - niret / auff daß man das Fewr damit regiren / vnd ſoviel7Philoſophiſcher Oefen. viel oder wenig / als man ſelber wil / hitze geben koͤnne.
Dieſer Ofen nun / ſo ſchlecht er im erſten vorkombt / iſt / nechſt GOtt / das einige Mittel / dardurch ich alle meine beſte Wiſſenſchafften erlangt habe. Dan zuvor hab ich mich von Jugend auff bey andern / vnd hernach bey mir ſelber / elendiglich mit den kurtzen gemeinen Windoͤfen vnd Blaßbaͤlgen marteln vnd quaͤlen muͤſ - ſen / welches mir nicht wenig an meiner Geſundheit ge - ſchadet / in deme man ſich vor dem ſtaube vnd gifftigen Rauch gantz nicht bewahren / oder huͤten kan; Alhier aber darff man ſich gantz vnd gar nicht allein keines gif - tigen Geſtancks / Rauchs / vnd Staubs / ſondern auch keiner vnleidlichen hitze befuͤrchten: dan dieſer Ofen im geringſten keinen Rauch / als oben hinauß von ſich gie - bet / ja ziehet auch ſo ſtarck an ſich / wan man die Thuͤr aufftuht / Tiegel auß vnd einſetzet / oder Kohlen hinein wirfft / daß auch ein ander Rauch / wan er ſchon ein halbe Ellen von dem Ofen were / mit Gewalt durch des Fewrs Krafft wird zu ſich gezogen / vnd weiln das fewr ſo kraͤfftig an ſich ziehet / ſo behelt es auch ſein eigen hitze bey ſich / alſo daß man ſich nicht dabey verbrennet / doch iſt von noͤhten / daß man einen dreyfachen leinen naſſen Handſchuh an dieſe Hand ziehe / mit welcher man die Zange halte / vnd in die andere einen Schirm von holtz / dardurch man in das Fewr ſiehet / ſein Geſicht vor dem hellen Glantz zubewahren / nehme / ſonſten hat man ſich daꝛbey weiter fuͤr gifftigen Duͤnſten der Kohlen / vnd ſolches Zeugs / den man ſchmeltzet / wie auch keiner hitze im geringſten nicht zubefahren / welches fuͤrwar einem Laboranten ein groſſe Wolthat iſt. Ich bekenne rund auß / ſo ich dieſen Ofen nicht gefunden hette / den ich auchA iiijvber8Vierdter Theilvber 4. Jahr noch nicht gehabt / ich hette die gantze Al - chimiam mit all jhrer muͤhſeligen Arbeit / Geſtanck vnd ſudelen / mit groſſem Verdruß vnd Schaden auffgeben / dan ich albereit ſo viel Jahr lang mit allerhand gefaͤhr - lichem Schmir-werck / vnd verdrießlicher Kocherey / mein Leben in Muͤh / Arbeit / Wachen vnd Geſtanck / vnd vielen Sorgen zugebracht / alſo / daß es mir ein Greuel war / vnd die Haar zu Berge ſtunden / wan ich in mein Laboratorium gienge / vnd ſo vielerhand mate - rialien vnd Species in Papiꝛen / ſchachteln / vnd Geſchir - ren / wie auch ſo mancherley gantze vnd gebrochene erde - ne / glaͤſerne / kuͤpfferne / vnd eiſerne Inſtrumenten / da liegen ſahe / daß ich mich auch vielmahls vngluͤcklich achtete / weiln ich mich in ein ſolche elende Schlavernie begeben hatte / ſonderlich auch darumb / weiln ich klaͤr - lich ſahe vnd merckte / daß jhrer baͤlder 100. durch die Alchimiam verdurben / als einer (deren ich auch einer war) damit naulich ſeine Koſt gewinnen konte: Solch - er beweglicher vrſachen halben ich mir gaͤntzlich fuͤrge - nommen / weiters damit nicht mehr vmbzugehen / ſon - dern mich an die Medicin vnd Chirurgiam, da ich nie - maln vngluͤcklich geweſen / zuhalten / vnd mein Nah - rung hinfuͤrder / ſo gut ich konte / darin zu ſuchen: Da ich aber nach gutem Rahtſchluß / ſolches ins werck zu ſtellen gedachte / vnd alle Bruͤllen von Potten / Glaͤſern / vnd allerhand Inſtrumenten / meinte hinweg zu werf - fen / fanden ſich vnter andern auch noch etliche gebroch - ene Tigel / darin Gold vnd Silber geſchmoltzen ware / vnd noch voller Koͤrner hiengen / welche ich zuſammen laſe / vnd neben anderm Kretz vnd Zuſamen-fegſel fuͤr - name zu ſchmeltzen / vnd zu recht zubringen: Da ichaber9Philoſophiſcher Oefen. aber albereit mein Blaßbaͤlge ſchon verkaufft hatte / vnd mir vnmuͤglich auff andere weg vnd weiſe ſolchen hart - fluͤſſigen Zeug zu ſchmeltzen / gedachte ich den ſachen beſſer nach / vnd fande alſo dieſen Ofen / bawet ſol pen alſo balden auff / vnd probiret denſelben / vnd fandt jhn ſo kraͤfftig vnd gut / daß ich wiederumb einen Muht ſchoͤpffte / vnd einen andern Sinn vnd Meinung be - kam: In dem ich ſpuͤrete / wie leichtlich vnd compen - diosè man das ſchmeltzen damit verrichten koͤnte / fienge derohalben wieder an zuſuchen vnd ſchmeltzen / vnd fand von Tag zu Tag je laͤnger je mehr ſchoͤne Secreten vnd Heimligkeiten der Natur / welche mich nicht wenig er - freueten / lieſſe alſo nicht ab / vnd ſuchte ſo lang / biß daß mir Gott endlich die Augen auffthet / vnd zeigte / wor - an ich ſo lange Zeit vergeblich gearbeitet hatte; Merckte gleichwol ſo viel dabey / wan ich zuvor ſchon mehrers ge - wuſt hette / gleichwol ohne dieſen Ofen ſchwerlich hette zu recht kommen koͤnnen: Hab alſo hinfuͤrter durch die Gnade Gottes / mit Huͤlff dieſes Ofens von Tag zu Tag mehr vnd mehr gefunden / dafuͤr ich dem Allmaͤch - tigen vnd Guͤttigen Gott all mein lebenlang ſchuldigen Danck erzeigen / vnd auch meinem Naͤheſten ſolche herrliche Invention des Ofens treulich zu communi - ciren nicht vnterlaſſen ſol.
Nun wil ichs einem jedwedern / der im Fewer kuͤnſt - elt / heimſtellen / vnd vrtheilen laſſen / ob nicht dieſer O - fen viel bequaͤmer ſey zu allem ſchmeltzen / als ein gemei - ner Wind-ofen oder Blaßbalg? Dan / ſo du etwas hart-fluͤſſiges in eim Windofen ſchmeltzen wilt / wie lang muß ſolches ſtehen ehe es in fluß kombt? Wie viel Zeit vnd Kohlen koſtet es? So du dan fuͤr dem geblaͤßA vſchmeltzeſt /10Vierdter Theilſchmeltzeſt / muſtu alzeit jemand bey dir haben / der dir ſolchen ziehe / vnd muſt alzeit ſorgen / daß der Tiegel von dem Wind / wan jhme die Kohlen entgangen / zerbreche / vnd dein Gut ins Fewer lauffe: Auch blaſen ſich die Tiegel leichtlich vmb / oder faͤlt der Deckel ab / vnd Vn - reinigkeit in den Tiegel / wiewol ſo viel nicht angelegen iſt / wan Metallen geſchmoltzen werden / daß Kohlen in den Tiegel fallen / ſo man aber Salia vnd Mineralien ſchmeltzet / ohne welche die Metallen im guß keine Ver - beſſerung erlangen / leiden ſie keine Kolen / ſondern lauf - fen dan vber / vnd gibt groſſe hindernuͤß / welches alhier in dieſem Ofen nicht zufuͤrchten / dan der Wind von vnten auff rings vmb den Tiegel gehet / vnd kan man auch allzeit darzu ſehen / weiln dieſelbe ſo tieff nicht mit Kohlen doͤrffen begraben ſeyn / gleich wie bey den ge - meinen Wind-oͤfen / vnd fuͤr dem geblaͤß geſchehen muß: Alhier aber kan dein Zeug ſchmeltzen / wan der Tiegel ſchon nur halb in den Kolen ſtehet / vnd der deck - el frey vnd vnbedeckt iſt / vnd darf man auch keines Ge - huͤlffens / der den Blaßbalg ziehe / ſondern man regiret das Fewr mit dem Regiſter / giebet ſolchen grad / als man ſelber haben wil / gleich als wan man ſolches in ei - nem Sack hette / vnd ſo viel darauß nehmen koͤnte / als man bedarff.
Wil derhalben dieſen Ofen allen den jenigen / die jhr Gluͤck im Fewr ſuchen / hoch commendiret haben / daß ſie denſelben wol auffbauen / daß er ſtarck blaſe / vnd mit dem Regiſter recht verſehen / auff daß das Fewr behoͤr - lich moͤge regirt werden / ſo bin ich verſichert / daß viel guts damit werde außgerichtet / vnd manchem damit auff die Bein geholffen werden.
ERtz vnd Berg-werck zu probiren iſt nun allenthal - ben bekant genug / derohalben nicht noͤhtig etwas wei - ters davon zuſchreiben / weiln albereit vor langer Zeit vnterſchiedliche beruͤhmte Bergleute vnd Probierer / als Georgius Agricola, Lazarus Ercker vnd andere mehr / deutlich vnd außfuͤhrlich genug davon geſchrie - ben / an welcher Schrifften ich den guͤnſtigen Leſer wil gewieſen haben. Sonderlich hat der weitberuͤhmbte Lazarus Ercker ein ſchoͤn Buch laſſen außgehen / welch - es ſehr deutlich vom Vnterſcheid der wilden vnd milden Ertzen ſolche zu probiren lehret / alſo daß das geringſte nichts daran zu tadeln iſt: Gleichwol findet ſich in der Prob / daß er vnd ſeine Vorfahren noch nicht alles ge - wuſt haben / oder wol gewuſt / vnd nicht haben ſchreiben oder gemein machen wollen. Deme ſey nun wie jhm wolle / ſo findet ſich in der That / daß das beſte noch vn - beſchrieben iſt / vnd vielleicht auch ſo bald / wegen der vn - danckbaren Welt / nicht wird beſchrieben werden; Wiewol die fuͤrnehmſte vnd warhaffte Philoſophi ein - hellig melden / daß die vnvollkommene Metallen / als Bley / Zinn / Eiſen / Kupffer / vnd Queckſilber in jhrem innerſten gut Silber vnd Gold ſeyn / gleichwol ſolches ſchier von niemand bißhero geglaubt / oder die Warheit in der That alſo durch Vnachtſamkeit vnd Vngeſchick - ligkeit gefunden worden / ſondern hat ſich ein iedweder mit dem jenigen benuͤgen laſſen / was er von ſeinen Vor - fahren gehoͤret vnd geſehen; Nemlich / wan nichts auffder12Vierdter Theilder Capellen mit dem Bley geblieben / fuͤr vnhaͤltig ge - achtet; da doch die Capellen-prob fuͤr das rechte Exa - men der Metallen / (welche bißhero ſchier von jederman darfuͤr gehalten worden /) der Philoſophorum nicht / ſondern nur der Berg-leuten vnd gemeinen Probirern jhr Prob iſt / welches mir viel Philoſophi werden Zeug - nuͤß geben / als Iſaacus Hollandus, vnd fuͤrnemlich Paracelſus an vielen orthen / da er von den Metallen ſchreibet / ſonderlich in ſeinem Buͤchlein / das er Vexa - tionum Alchimiſtarum nennet / in welchem die gantze gruͤndliche Eigenſchafft aller Metallen vnd jhrer Ver - beſſerung deutlich genug beſchrieben iſt / ob nun ſchon ein jedweder ſolches nicht verſtehet / ſchadet nicht / es ſol ſo gemein auch nicht werden / ſo ſchlecht vnd gering auch die Kunſt iſt / welcher außdruͤcklich meldet / daß die ge - meine Metallen / durch Ablegung jhrer Vnreinigkeit viel gut Silber vnd Gold halten: Wie aber ſolche Ab - legung vnd Saͤuberung der gemeinen Metallen geſche - he / ſagt er nicht / ſondern ruͤhmet vnd lobt das Bley ſehr / als einen Meiſter ſolches zuverrichten / dahero alzeit von den vnverſuchten Alchimiſten geglaubt / daß es nur das gemeine Bley ſey / vnd ſein Waſſer nicht gekennet (durch welches er doch nicht allein andere Metallen / ſondern auch ſich ſelber waͤſchet vnd reiniget) haben ge - meint / wan ſie Zinn / Eiſen / oder Kupffer mit Bley auf einer Capellen laſſen abgehen / daß ſolches die rechte Waſchung were / vnd nicht gemercket / daß jhr Bley kein Gemeinſchafft mit Zinn vnd Eiſen in ſtarckem Fewer leidet / ſondern dieſelbe alſo ſchwartz vnd vnſauber / ohn einige Verbeſſerung wieder von ſich ſtoͤſſt / wie iederman wol bewuſt iſt: Dieſes aber kan das gemeine Bley /wan13Philoſophiſcher Oefen. wan Ertz oder Berg-arten / die vollkommen Silber vnd Gold halten / auff was weiſe es auch ſey / jhme zugeſetzet vnd im Fewr einverleibet werden / es mit derſelben Vn - reinigkeit auff der Capellen eingehet / vnd laͤſſt das Sil - ber vnd Gold allein zuruͤck auf der Capellen ſitzen / welch - es die Berg-leut abgetrieben heiſſen: Vnd geſchicht ſolches auff dieſe weiſe; weiln Silber vnd Gold von Natur von jhrem Sulphure ſuperfluo gewaſchen / vnd gereinigt ſeyn / alſo daß dieſelben auch hinfuͤrter ſich nit wider mit den vnvollkommenen Metallen / (welche noch voller vnreinen vnd vnzeitigen groben Sulphuris ſteck - en /) radicaliter vermiſchen wollen / zwar mit denſelben ſich gern vnterſchmeltzen vnd mengen laſſen; ſo bald aber hernach ſolche mixtur in das Fewer kompt / ſo ar - beit der verbrennliche Sulphur der gemeinen Metallen / in ſeinem eigenen Queckſilber / macht ſolchen zu einer Schlacken / welche Schlacken ſo die mixtur auff guten Capellen ſteht / weil ſie ſich von dem Metall ſcheidet / in die poroſe materi der Capellen ſchlucket vnd eingehet / welches auf einem beſtaͤndigẽ von guter Erden gemach - ten Treibſcherben nicht geſchicht / ſondern / ob ſich die - ſelbe ſchon von dem Metall ſcheidet / gleichwol in die Er - den nicht gehet / ſondern darauff als ein bruͤchig oder ſchlack-weſen ſtehen bleibt; auf der Capellen aber / weiln ſolche von lucker Holtz oder Bein-aſchen gemacht / leicht - lich eingehen kan: Gehet derohalben allgemach ſo viel das Fewer zu Glett oder Schlacken macht / in die Capel - len / ſo lang vnd viel biß alles Bley / das bey dem Sil - ber oder Gold war / mit den andern vnvollkommenen Metallen / welche ſich damit vereinigen / zu Schlacken worden / ſich in die Capellen verkrochen hat / vnd daß feinSilber14Vierdter TheilSilber vnd Gold allein ſitzen bleibt. Dan dieſe Natur hat das Bley / wan es in einem flachen Geſchirꝛ oben hitz beſindet / vnd vnten Kalt ſtehet / daß es alles zu Glett wird / geſchicht ſolches auff guter Compacter-Erden / ſo bleibt der Glett ſtehen / vnd wird endlich zu einem gel - ben durchſichtigen Vitro, wan kein andere Metallen dabey ſeyn / ſo aber andere Metallen als Kupffer / Eiſen oder Zinn dabey ſeyn / ſo faͤrbet ſich auch das Vitrum davon / vnd wird gruͤn / roht / ſchwartz vnd weiß / nach dem des Metalls viel oder wenig darbey geweſen. So aber ſolches geſchicht auff einer Capellen / die von lucker Aſchen gemacht iſt / ſo findet die Schlacken oder Glett poros, darin ſie gehet / ſo lang biß alles Bley eingan - gen / welches daſſelbe nicht getahn hette / ſondern wol dar - auff were ſtehen blieben / wan es nicht zu Glett worden were. Iſt alſo das Abtreiben nichts anders / als ein Verwandlung des Bleys mit ſeinem vnvollkomme - nen Zuſatz in ein Schlacken welche in die Capellen ge - het / vnd das Silbeꝛ vnd Gold / welches zu keiner ſchlack - en / wegen ſeiner reinen Natur / hat werden koͤnnen / ſauber vnd fein zuruͤck bleibt.
Dieſer Vnterꝛicht moͤchte manchem vnnoͤhtig zu ſeyn vorkommen / weiln das Abtreiben albereit vberall gemein vnd bekant iſt; der ſol wiſſen / daß er nicht vn - noͤhtig / ſondern ſehr noͤhtig iſt zu wiſſen: Dan der meh - rer theil die mit Abtreiben vmbgehen / nicht wiſſen wie es hergehe mit dem abtreiben / ſondern vermeinen das Bley lauffe alſo corporaliſch mit dem Kupffer vnd an - derm Zuſatz in die Capellen / weiln es ſich wider corpo - raliſch darauß ſchmeltzen laͤſſt / vnd nicht in einer Glett geſtalt außkompt; Es iſt zwar auch nicht noͤhtig ſolchenLeuten15Philoſophiſcher Oefen. Leuten viel Vnterꝛicht davon zutuhn / weiln ſie ſolchen zu jhrem Werck nicht von noͤhten haben / ſondern nur jhr Arbeit ohne nachdencken hinweg tuhn / als ein an - der Handwerck; Iſt aber nur denen zu lieb geſchrieben / welche keinen fleiß ſparen die Natur zu durchſuchen / vnd nach einem Philoſophiſchen Abtreiben trachten / den Vnterſcheid beider Arbeit auß dieſem Diſcurs zu - erlernen. Was aber nun das Ander bißher doch vnge - meine (davon Meldung geſchehen) fuͤr ein Abtreiben ſey / dardurch vielmehr Silber vnd Gold erhalten wird / als durch bekante vnd gemeine weiſe / gehoͤret noch nicht jederman zuwiſſen / vnd gemein zu ſeyn / iſt genug daß man Anleitung darzu habe / daß ſolches der Kunſt muͤg - lich ſey: Doch ſo viel zur Nachrichtung ſol ich nicht verhalten / wan du Zinn / Eiſen / oder Kupffer dahin bringen kanſt / daß dieſelbe ſich mit dem Waſſer des Sa - turni radicaliter uniren / vnd die Gewalt des Fewers mit einander außſtehen koͤnnen / ſo wird das Bley ein Scheidung machen / das Gold vnd Silber auß obge - dachten imperfecten Metallen zu ſich nehmen / vnd auf der Capellen hernach reichlich zuruͤck laſſen / ſonſten wirſtu wenig oder gar nichts auß jhnen bringen / dan ob du ſchon dieſelbe mit Bley / nach Lehr der Probierer / anſiedeſt / vnd verſchlackeſt / ſo richteſtu doch nichts da - mit auß / dan Zinn vnd Eiſen / welche ſehr Gold - vnd Silber-reich ſeyn / bleiben nicht bey dem Bley in ſtarck - em Fewer / ſondern ſetzen ſich wegen jhres zu viel ha - benden Sulphurs oben auf / als ein Haut oder Schlack - en / gleich wie ein Fettigkeit auf gemeinem Waſſer / vnd gibt keine Scheidung / doch außgenommen ſolches Zinn oder Eiſen / in welches im erſten ſchmeltzen auß derminera16Vierdter Theilminera Lunæ vnd Solis kommen iſt. Alſo machet biß - weilen ein Laborant vngefehr ein gute Prob / in deme er vnwiſſend einen guten Weg trifft; weiln es aber oh - ne Verſtand iſt hergangen / vnd ſeines thuns kein rati - ones geben kan / ſo wil es hernach alſo nicht mehr ange - hen / ſondern bleibet damit ſtecken. Wan die Chimici oder andere die mit abtreiben vmbgehen / den ſachen ein wenig nachdaͤchten / inſonderheit die vrſach ſuchten / warumb jhr Bley / welches einmal abgetrieben / ſein Silber zuruͤck gelaſſen / vnd wieder auß der Capellen ge - ſchmeltzet iſt / noch Silber halte / ſie wuͤrden leichtlich auff einen guten grund gelangen; ſo lang man aber ſolcher vrſach vnwiſſend bleibt / ſo lang man nichts guts auß den vnvollkommenen Metallen zuhoffen hat. Die - ſes ſey nun von eim beſondern bißhero noch gantz gehei - men probiren vnd abtreiben der Metallen geſagt. Das gemeine / welches allenthalben im ſchwang gehet / anbe - langend / iſt nicht noͤhtig etwas davon zumelden / weiln Lazarus Ercker ſolches außſuͤhrlich genug beſchrie - ben hat.
Weiters iſt noch ein Weg ohne Bley die Ertz vnd Berg-arten zuverſuchen / was fuͤr Metall ſie fuͤhren; Nemlich / mit Venediſchen / oder ſonſt fluͤſſigem Glaß / in deme man des Ertzes oder Berg-art 1. oder 2. granen klein pulveriſirt / vnd vnter 1. Loht klein gepulvert Glaß miſchet / ſolches in eim verdeckten Tiegel ſchmeltzt vnd außgeuſſt / ſo wird das Glaß die Berg-art gantz vnd gar zu ſich nehmen / auff ſolviren / vnd ſich davon faͤrben / an welcher Farb man erkennen kan / was die Berg-art oder Ertz fuͤr ein Metall halte / darnach man ferner ſein probiren mit dem Bley anſtellen kan / wan man nemlichzuvor17Philoſophiſcher Oefen. zuvor weiß / was darin iſt. Vnd dienet dieſe Vor-prob ſehr wol auff die allerwildeſte Berg-arten / als Blut - ſtein / Schmirgel / Granaten / Schwartz vnd Rohten Talck / ꝛc. welche offtermals viel Silber vnd Gold hal - ten / vnd gleichwol nicht ins Bley gehen wollen / dero - halben manche Berg-art die ſehr reich am Gold iſt / hin - weg geworffen / vnd nicht geachtet wird / weiln ſolche nicht probirt kan werden: Wan man aber verſichert iſt / durch ein ſolche Vor-prob / was darinnen ſey / ſo darff man deſto kuͤhner hernach ſuchen / ſolche zu recht zubringen. Vnd ſeynd dieſes die Farben: Wird das Glaß Meer-gruͤn davon / ſo iſt nur Kupffer darin: Wird es Graß-gruͤn / ſo iſt Kupffer vnd Eiſen zugleich darin: Wird es Roſt-gelb davon / ſo haͤlt der Stein Ei - ſen: Wird es Bleich-gelb / ſo haͤlt es Ziñ: So aber Gold - gelb oder Rubin-roht / Silber: Blaw oder Saphir-farb / ſein Gold: Smaragden-farb / Gold vnd Silber zugleich: Ametiſten-farb / Gold / Silber / Kupffer vnd Eiſen zugleich. Vber dieſe Farben bekompt bißweilen das Glaß noch andere Farben / nach dem vnterſchiedliche Metallen / deß einen mehr als des andern / in der Berg - art iſt / welches durch Vbung muß erlernet / vnd ſein probieren hernach mit dem Bley angeſtellet werden. Auch koͤnnen Vor-proben mit Salpeter / ſo wol auff al - lerley Ertz vnd Berg-arten / als Metallen gemacht wer - den; Vnd gibt ſonderlich Zinn / Eiſen / vnd Kupffer reichlich / daß aber hernach ſolches in dem Bley nichts geben wil / folget nit / als wan nichts darinn were / ſon - dern zeiget klaͤrlich an / daß das gemeine Bley der rechte Prob-meiſter der Metallen nicht ſey; dan ſo ers were / wuͤrde er in groſſem das jenige was in kleinem darinBgefun -18Vierdter Theilgefunden wird / herauß bringen koͤnnen; Vnd geſchicht die Prob alſo:
Man machet ein mixtur von 1. Theil guten Sul - phur: 2. Theilen reinen Weinſtein / vnd 4. Theilen wol gelaͤuterten Salpeter / von welcher unc. j. man dragm. j. klein gepulveriſirt Ertz oder Metall miſchet / thut ſolch - es zuſammen in einen Tiegel / ſtecket ein gluͤend Eiſen oder Kohlen darein / ſo entzuͤndt ſich die mixtur, vnd gibt ein gewaltig ſchnell vnd heiß Fewer / dardurch das Ertz oder Metall zu Schlacken wird; Was aber nicht zu Schlacken wird / muß wieder mit ſolcher mixtur ge - brandt werden / biß alles verzehret iſt; ſolche Schlack - en oder Saltz / darin das Ertz oder Metall verzehret iſt / muß man in einem ſtarcken Tiegel ſo lang flieſſen laſſen / biß ein Vitrum draus wird / ſolches außgoſſen / ſo findt ſich ein klein koꝛn Gold odeꝛ Silbeꝛ / welches das Eꝛtz odeꝛ Metall hat von ſich geben / vnd ſo du nun recht damit vmbgeheſt / vnd triffſt / wirſtu deinen luſt daran ſehen / doch keinen nutzen daran haben / in dem ſolche Arbeit in groſſem nicht zu thun iſt / auch der Salpeter zu koͤſtlich darzu faͤllet / iſt nur darumb angezeigt / auff daß man ſe - he / daß bey nahe alles Zinn / Eiſen / vnd Kupffer / Gold halte / ob es ſchon keines auff der Capellen gibt mit ab - treiben. Vnd darff jhm niemand einbilden / als wan dieſe Arbeit ein Transmutation were / gantz nicht / es iſt nur ein außbringen vnd ſcheiden / darnach man ſeine Rechnung auf andere weiſe außzubringen machen kan - Wol muß man ſich vorſehen / daß man dieſe mixtur nicht mit dem Tiegel auff kohlen ſetze / vnd verpuffe / ſon - dern von oben anzuͤnde / ſonſten wuͤrde ſie ſchlagen als ein aurum fulminans, vnd gefahr dabey ſeyn. Sonſtenkan19Philoſophiſcher Oefen. kan man auch leichtfluͤſſige Ertz mit nachfolgender mix - tur probieren vnd auch capellieren. ℞. 1. Theil Saͤg - geſpaͤn von duͤrrem Linden Holtz / 2. Theil Schwefel / vnd 8. oder 9. Theil reinen Salpeter / mach ſtratum ſu - pra ſtratum in eim Tiegel / nimb zu 11. oder 12. Theil dieſer mixtur, 1. Theil klein gerieben Ertzes / zuͤnde es an / ſo fleuſt das Ertz zuſammen in ein Korn / wan es nicht gar zu vnrein iſt / ſo verzehret dieſes ſchnelle Fewr das vnreine / vnd laͤſſt das Silber oder Gold fein liegen. Ob nun ſchon dieſe Prob keinen nutzen bringt / ſo bringt ſie doch auch keinen Schaden / vnd iſt nicht vergeblich hieher geſetzt / ſondern hat ſeine Bedeutung vnd Anlei - tung zu andern dingen.
DIe Ertz vnd Metallen in groſſem zuſchmeltzen / vnd zu gut zumachen / gehoͤret hieher nicht / dan ſolche Arbeit in dieſem Ofen nicht kan gethan werden / ſon - dern iſt bey andern in jhren Berg-buͤchern weitlaͤufftig beſchrieben worden.
DAs ſcheiden der Metallen iſt ein alte vnd ſehr nuͤtz - liche ſchoͤne Kunſt / dardurch ein Metall von dem andern kuͤnſtlich geſcheiden wird: Vnd geſchicht ſolche Scheidung gemeiniglich auff viererley weiſe vnd wege; als durch Aqua fort, Cimenta, Guß mit Schwefel vnd Bley / vnd auch durch Antimonium: Welche vierer - ley weiſe vnd wege der Kunſtreiche Probierer vndB ijBerg -20Vierdter TheilBergman Lazarus Ercker / ſchoͤn vnd wol mit allen Vmbſtaͤnden beſchrieben hat / welche Beſchreibung im geringſten nicht zu ſchelten / vnd auch wenig zu verbeſ - ſern iſt / ob ſchon noch einige noͤhtige Handgriff darzu koͤnten geſetzt werden / ſo iſts doch ſo viel nicht / daß man ſolche Beſchreibung / welche an ſich ſelber deutlich genug iſt / wiederholen / vnd auß einem alten Buch ein neues machen ſolte. Vnd beſtehet ſolche Scheidung nur al - lein in den dreyen fuͤrnehmſten Metallen / als Gold / Silber / vnd Kupffer. In Scheidung anderer Metal - len hat er nichts ſonderliches gedacht. Auch werden nur die zween modi von den 4. als dieſe / durch ſtarck Waſſer vnd Cimenten, mehren-theils gebraucht / weiln ſolche am leichteſten zuthun ſeyn; Die anderen 2. als durch den Guß mit Sulphur vnd Bley / wie auch mit Antimonio werden wenig getahn / welches zuverwun - deꝛn iſt / da doch die Metallen viel leichter als duꝛch Aq. F. oder Cimentiren dardurch koͤnnen geſcheiden wer - den / weil darfuͤr gehalten wird / als wan der Schwefel vnd Antimonium rauben ſolte / da es doch nur dem Scheider an Geſchickligkeit mangelt / welcher den Schwefel vnd Antimonium nicht kennet / dahero auch dieſelben nicht zu regiren weiß / muß alſo der vnſchuldi - ge Schwefel vnd Antimonium vrſach ſeyn / daß ſolche compendioſe Scheidung vnterlaſſen bleibet. Doch muß ich auch bekennen / daß ohne dieſen Ofen ich ſelber nicht gern darmit ſcheiden wolte: Dan es nicht fehlet / wan man alzeit mit der Naſen bey ſolchem Geſtanck des Schwefels vnd Antimonii ſeyn muß / (welches dan in den gemeinen Wind-oͤfen / vnd auch vor dem Geblaͤß nicht anders ſeyn kan) welcher mit dem Athem attrahirtwird /21Philoſophiſcher Oefen. wird / mit der Zeit nichts guts geben kan / weiln Lung vnd Leber / wie auch das Hirn vnd Hertz mercklich dardurch beſchaͤdiget wird: Iſt derohalben kein Wun - der / daß dieſe beide modi ſeynd geſcheuet worden / vnd noch auff dieſen Tag gehaſſet werden / auch darumb / weiln ſie etwas mehr fleiß vnd Wiſſenſchafft erfordern / als die zweiten erſte Wege. Nun aber / weiln dieſer O - fen an Tag kommen / in welchem man ohne Gefahr des Geſtancks vnd gifftigen Rauchs gemaͤchlich ſchmeltz - en kan / trag ich kein Zweiffel / dieſe 2. letzte modi werden hinfuͤrder (weiln ſie die nuͤtzlichſten ſeyn) den erſten vor - gezogen / vnd mehr gebrauchet werden / als vor dieſem geſchehen iſt. Dan wer das Antimonium recht kennt / vnd mit jhme weiß vmbzugehen / der kan nicht allein das Gold von ſeinen Zuſaͤtzen leichtlich mit kleinem koſt - en in kurtzer zeit damit / ohne allen Verluſt deſſelben / ge - ſchwind rein vnd fein machen / ſondern kan auch das verguͤldte Silber nuͤtzlich vnd compendioſe damit viel beſſer / als durch Schweſel / Bley / vnd ander Zuſaͤtze / in groſſer menge / ohn einigen Verluſt des Golds vnd Silber ſcheiden: Vnd iſt dieſes die nuͤtzlichſte Scheidung des Goldes vom Silber im Guß / die mir bekandt iſt / weiln anders keine koſten angeleget werden / als an Kohlen / dan das Antimonium bezahlet ſich ſel - ber / weiln keines gefunden / daß nicht ſo viel Gold bey ſich fuͤhret / als es koſtet / welches Gold dan dem Schei - der zu nutzen kombt / vnd dadurch alſo ſich ſelber bezah - let / vnd liegt nur allein daran / wie man das Antimoni - um wieder von dem Gold vnd Silber bringe / dan ſolch - es nicht durch verblaſen (wie bißhero im brauch gewe - ſen) ſondern durch eine Seigerung geſchehen muß / alſoB iiidaß22Vierdter Theildaß das Antimonium behalten / vnd wider zu dergleich - en Arbeit koͤnne gebraucht / vnd nicht hinweg geblaſen werden / welches niemand zu nutzen kombt. Wie aber ſolche Seygerung zugehet / wird ſeine ſtelle bekommen. Vber dieſe 4. erzehlte wege / iſt noch ein anderer / Gold / Silber vnd Kupffer ohne Guß von einander zu ſcheid - en / welcher noch niemaln an Tag kommen / vnd die vorigen alle weit vbertrifft / vber die maſſen nuͤtzlich vnd foͤrderlich / vnd ſolches nur mit Sp. Sal. nitroſo. Nemlich das man einen Spiritum Salis rectificatum, welchen man mit wenig koſten in copia, durch mein 1. vnd 2. Ofen zurichten kan / mit gemeinem Salpeter / den man darin zergehen laͤſſt / ſtercke / vnd das Gold dabey Sil - ber vnd Kupffer iſt granulirt hinein legen / vnd in einen Kolben auff einem warmen Sand ſolviren laſſen / ſo ſolvirt ſich das Gold vnd Kupffer / vnd das Silber bleibtliegen / die Solution geuſt man ab von dem Sil - ber-kalch / vnd thut einen guͤldiſchen Niederſchlag dar - zu / vnd laͤſſt es mit einander auffkochen / ſo geſchicht ein Scheidung / vnd faͤllt alles Gold pur vnd rein / als ge - feylet oder gemahlen / ſo ſchoͤn von Farb vnd Glantz / daß man damit ſchreiben vnd mahlen koͤnte / vnd das Kupfer bleibt bey dem waſſer / welches / ſo man wil / auch auß dem Waſſer ſcheiden kan / doch iſts beſſer / daß man das Aqua Reg. davon ziehe / vnd zu dergleichen Arbeit wieder gebrauche: Das niedergefallene Gold nimbt man auß / waͤſchet ſolches mit gemeinem Waſſer ab / vnd macht daſſelbe trocken / gehet jhme im ſchmeltzen gantz nichts ab / vnd iſt das feineſte vnd ſchoͤnſte Gold / das immer zu machen iſt: Dan kein Gold ſo fein durch Aq. fort. in der Quart kan gemacht werden / vnd auch keinfeiners23Philoſophiſcher Oefen. feiners durch Antimon. Iſt alſo dieſer modus vor all den andern hoch zupreiſen / vnd nicht allein darumb / weil er nicht viel koſtet / ſondern auch darumb / weil kein groſſe Muͤh vnd Zeit dar zu erfordert wird / vnd das ſchoͤnſte Gold davon kombt; Deßgleichen auß andern ſcheiden nicht kommen kan. Den Silber-kalch aber / welcher in dem Scheid-kolben iſt liegen blieben / nimb herauß / ſuͤß jhn ab / vnd mach jhn trucken / vnd laß in einem Tiegel ein wenig Salis Tartari flieſſen / wirff mit einem Loͤffel immer ein wenig von dieſem Silber-kalch hinein / ſo wird das Silber alſo balden in ein corpus ge - hen / vnd nichts verlohren werden; Auch kan es nicht ſchaden / daß man denſelben alſo bald er auß dem Kol - ben genommen / alſo naß mit lixivio Salis Tartari koch - et / vnd die Feuchtigkeit davon laͤſſt duͤnſten / daß trocke - ne hernach in einem Tiegel ſchmeltzet / geht auch gantz nichts verlohren; Ohne dieſes Mittel aber laͤſſt ſich ein ſolcher Silber-kalch / der im Aq. Reg. geweſen / fuͤr ſich allein nicht ſchmeltzen / ſondern giebt ein bruͤchige maſ - ſam, einem Weiß-gelben Horn gleich / derentwegen ſie auch von den Chimicis Luna cornua genennet wird / daran auch von vielen gekuͤnſtelt worden / wie ſolche oh - ne verluſt wieder in ein corpus zubringen / welches all - hie deutlich vnterwieſen wird: Vnd ſo man keinen Spi - ritum Salis hat / kan man ein gemein Aq. reg. von Aqua fort. vnd Sale Armoniaco gemacht / nemen / thut gleich viel / koſtet aber dreymahl mehr als mit Spir. Salis ni - troſo gethan. Vnd iſt auch dieſer Weg den andern weit vorzu ziehen / weil er zu allem Gold / wie hoch oder gering es ſey / kan gebraucht werden / wan nur des Gol - des mehr als des Silbers iſt / auff daß das Aq. reg. an - greiffen vnd ſoluiren kan.
B iiijAuff24Vierdter TheilAuff daß man aber wol mercke vnd gewahr werde / wie vortheilhafftig dieſes ſcheiden gegen anderer ſey / ſo wil ichs dem Kunſt-ſuchenden ein wenig entwerffen.
Wiltu durch die Quart mit Aq. fort. ſcheiden / ſo muſtu zuvoꝛn fein Silbeꝛ machen / welches du dem Gold zuſetzeſt / nemlich 2. oder 3. Theil fein Silber gegen 1. Theil vnſauber Gold / vnd haſtu erſtlich die Muͤh vnd Koſten das Silber fein zubrennen / mit dem Gold zu - ſamen zuſchmeltzen vnd granuliren / darnach die menge des Aqua fort. anzuwenden / vnd ſo viel Silber auff - zuloͤſen / zu faͤllen / abzuſuͤſſen / vnd zu ſchmeltzen / vnd gleichwol auch das Gold abzuſuͤſſen / zutrucknen / vnd ſchmeltzen / wie viel Muͤhe / Arbeit vnd Koſten erfordert dieſes ſcheiden / mehr als das meinige? Wiltu durch Cimenten das Gold fein machen / ſo haſtu die Muͤhe zu granuliren / vnd Koſten der Ciment-buͤchſen / vnd in einem grad continuirlichen / langdaurigẽ Feurs / welch - es viel zeit vnd kohlen bedarf / vnd kan auch auf einmal nicht fein außkommen / ſondern muß bißweilen zum 2. vnd 3. mahl / nach dem es vnſauber / vnd duͤnn granu - lirt iſt / wieder auffs new angeſetzt vnd cimentirt wer - den. Vberſchlage nun was fuͤr Zeit / Muͤh / vnd Koſt - en ein ſolches ſcheiden erfordere? Wiltu ſolches mit Schwefel vnd Antimonio thun / welches zwar ein gu - ter Weg iſt / vnd nicht viel koſtet / wan du das Gold vom Antimonio ohne verblaſen wieder ſepariren kanſt / doch dreymahl mehr Wercks vnd Muͤh finden wirſt / biß du all dein Gold vnd Silber wieder auß den Schlacken / o - der Blackmal / wie es die Scheider nennen / des Anti - mon. herauß geſeigert vnd zu gut gemacht wirſt haben. Sihe nun / vnd vberlege es / welches dir am beſten zu -thun25Philoſophiſcher Oefen. thun anſtehet / darduꝛch du dein Gold am geſchwindeſten vnd leichteſten rein vnd fein macheſt; Ich zweiffle nicht du wirſt dieſen Weg den andern weit vorziehen vnd ge - brauchen.
Auch giebt dieſe weiſe ein ſehr groſſen Vortheil im verguͤldten Silber zuſcheiden / in deme man daſſelbe nicht darff fein brennen / ſondern nur granuliren vnd mit Waſſer ſcheiden / wan das Kupffer / welches bey dem Silber iſt / ſchon etwas raubet / ſo kan es doch leichtlich mit dieſem Saltz gefaͤllet werden. Auch giebts ein ſchoͤ - ne Scheidung auff verguͤldt Silber / das Gold mit ob - gemeldtem Sp. Salis nitroſo abzukochen / vnd hernach mit dieſem Niederſchlag gefaͤllt / iſt ein ſauber vnd gantz nuͤtzlich vnd leicht Werck. Vnd vber dieſe nuͤtzliche Scheidungen / ſo kan auß einem gemeinen kuͤpfferigen Silber damit Gold gefaͤllet werden.
Zum verguͤldten Silber aber im Guß das Gold da - von zuſcheiden / iſt meines wiſſens kein leichterer vnd ge - ring-koſtiger Weg / als mit Schwefel oder Antimonio, ſo man die rechte Handlung davon hat / damit man dan in wenig Zeit ein groſſe quantitaͤt kan ſcheiden vnd zu recht bringen. Kanſtu aber mit dem Antimonio oder Schwefel nicht wol vmbgehen / da zu ſonſten dieſer O - fen ſehr dienen kan / ſo laß ſie zufrieden / vnd bleibe bey dem gebraͤuchlichſten / das du gewohnet hat / auff daß du mir hernach / wan es nicht gelingen wil / kein ſchuld ge - beſt / daß ich dich / der ichs doch gut vnd zum beſten ge - meinet / nicht wol vnterrichtet hette.
WIe man Zinn von Bley / vnd Kupffer von Eiſen ſcheiden ſol / daß beyde Metallen erhalten werden / iſt bißhero noch von niemand beſchrieben worden / vnd wegen jhrer verbrennlichen Natur / bey mir fuͤr vnmuͤg - lich gehalten / welches auch die Muͤhe nicht bezahlen wuͤrde / weiln es gering-ſchaͤtzige Metallen ſeyn / wan man viel Vnkoſten / als Fewer vnd Arbeit daran wen - den ſolte / derowegen nicht viel davon zuſchreiben iſt.
Wie man aber das Silber vnd Gold vom Zinn / deſſen es gemeinlich zimlich viel helt / ohne Verluſt deſ - ſelben ſcheiden koͤnne / iſt von vielen darnach getrach - tet / aber dem wenigern Theil gelungen; Gleichwol wan man ſeine Natur vnd Eigenſchafft betrachtet / die moͤg - ligkeit zufinden iſt. Wie wol ich nun ſolches niemaln in groſſem gethan / aber in kleinem den Niederſchlag ver - ſuchet / laß ich mir vorſtehen / daß es in groſſem mit viel Centnern zugleich mit groſſem profit vnd nutzen koͤnte practicirt werden / in deme man daſſelbe in einem be - ſondern Ofen / der alſo zugerichtet / wan das Silber vnd Gold darin in groſſer hitz mit Bley vnd Halbkopff nie - dergeſchlagen / durch den ſtich ſo tieff ablaſſen koͤnte / als noͤhtig were / alſo daß vngefehr von 10. Theilen 1. Theil zuruͤck in dem Ofen bliebe / welchen Zehenden Theil man auch beſonder durch den ſtich auffangen vnd zu - ruͤck legen / vnd in demſelben Ofen wieder auffs new Zinn niederſchlagen / vnd durch den ſtich ablaſſen biß auff den Koͤnig / welcher Koͤnig dan wieder beſonder zu dem Erſten muͤſte abgeſtochen werden / vnd ſolche Ar - beit ſo lang continuirt, biß man der Koͤnige ſo viel het - te / daß man den Ofen davon koͤnte voll ſetzen / ſolche Koͤ - nige dan allein auffs new wieder niedergeſchlagen / ſokaͤme27Philoſophiſcher Oefen. kaͤme das Silber vnd Gold in die enge / welches man dan hernach leichtlich von dem vbrigen Zinn koͤnte rein machen vnd ſcheiden: Alſo auff dieſe weiſe meine ich ſolte man ein nuͤtzlich Werck anſtellen koͤnnen / vnd ver - liehret das Zinn wenig an ſeinem Gewicht / verbrennet ſich nuꝛ etwas zu Zinn-aſchen / vñ raucht etwas hinweg; Daß aber Bley vnd Halbkopff darzu kombt / ſchadet dem Zinn auch nichts / weiln doch ſonſten dem Zinn / Bley / wan es verarbeitet wird / zugeſetzet / vnd der Halb - kopff ſich gantz vnd gar wieder davon ſeparirt: Vnd ſo man noch beſſer thun wolte / koͤnte man alte Kandeln vnd Schuͤſſeln / die ſchon Bley bey ſich hetten / an ſtatt new Zinn nemen / vnd mit Halbkopff allein niederſchla - gen / vnd das Silber vnd Gold davon ſcheiden; Das vbrige / weiln es kein alteration durch das niederſchla - gen empfaͤngt / hernach wieder verkauffen oder verarbei - ten laſſen / welches nach meinem erachten keinen gerin - gen nutzen bringen wuͤrde.
DIeſes iſt ein harter Knopff / welcher mit keinem ſtumpfigen Pfriemen kan auffgeloͤſet werden / in deme ſo viel vnd mancherley opiniones vor viel 100. Jahren geweſen / vnd noch taͤglich ſeyn / alſo daß der mehrentheils Menſchen / hindan geſetzt aller Glaubwuͤr - digen Philoſophorum einhelliger Bezeug - vnd Be - kraͤfftigung der Warheit / gleichwol ſolches auff den heutigen Tag nicht glauben oder zuſtehen koͤnnen / ſon - derlich aber darumb / weiln allenthalben genug am Tagiſt /28Vierdter Theiliſt / daß allzeit 100. die darnach ſuchen / verderben / als einer damit fortkompt / iſt derhalben auch niemand zu - verdencken / ein zweiffel in ein Ding zuſetzen / da ſo we - nig apparentz der Warheit geſpuͤret wird: Dieſem ſey nun wie jhm wolle / ſo weiſt vns die Experientz, daß ſolches der Natur vnd Kunſt muͤglich zuthun ſey / ob ſchon ſolches ſelten getroffen wird; Wie plump vnd vngereimbt wuͤrde es ſtehen / wan jemand hals-ſtarrig darauff halten / vnd verbleiben wolte / daß kein Him - mel oder Helle were / weiln er ſolche nit geſehen? Moͤch - te jemand antworten vnd ſagen / ſolches hetten wir vr - ſach zu glauben / weil es vns von Gott durch die Pro - pheten vnd Apoſteln iſt geoffenbahret worden / dieſes aber nur durch die Philoſophos, welche mehrentheils vnglaͤubige Heyden geweſen / denen man alſo nit ſchul - dig zuglauben were. Ob ſchon der mehrentheil / die da - von geſchrieben / Heyden ſeynd geweſen / (wiewol vnter den Chriſten auch viel treffliche Maͤnner deßgleichen ge - than haben /) ſo ſeynd ſie vnd jhre Schrifften / welche von der Seligkeit nicht handeln / darumb nicht zuverach - ten; Were jhnen Chriſtus geprediget worden / vielleicht hetten ſie Ihn angenommen / weiln auß jhren Schriff - ten genugſam blicket / daß ſie Gottsfuͤrchtige fromme Maͤnner geweſen / welche / ob ſie ſchon Chꝛiſtum mit dem Mund nit bekant / gleichwol ſeinen Willen mit Werck vnd That vollbracht / vnd wir / die wir Chriſtum genug kennen wollen / verlaͤugnen denſelben mit der That. Dan nicht alle / die ſprechen HErꝛ / HErꝛ / werden ein - gehen in das Reich Gottes / ſondern die den Willen mei - nes Vaters thun / ſagt Chriſtus. Wan ſie boͤſe Menſch - en geweſen weren / warumb folten ſie ſo viel Muͤh vndArbeit29Philoſophiſcher Oefen. Arbeit auff ſich genommen haben / jhren neben Naͤhe - ſten zum beſten / ſo ſchoͤne Buͤcher die zur Zucht vnd Er - barkeit vermahnen / geſchrieben haben? Hetten ſie nicht ſolche Muͤh ſparen koͤnnen / vnd jhr Leben mit vnnuͤtzem ſchlampampen / gleich wie ietziger Zeit der mehrentheil thut / der jenigen / welche vns zum guten Leben vnd Wandel vermahnen ſolten / zu bringen koͤnnen? Welch - es aber auß jhren Schrifften nicht zu mercken / daß ſie ſolche heyl-loſe Leut geweſen ſeyn. Was ſolte dieſelbe darzu bewegt haben / mit Vnwarheit vnd Luͤgen jhre Nachkoͤmlinge zuverfuͤhren / vnd in ſchaden zubringen / da ſie doch keinen nutzen oder gewinn davon geſucht ha - ben? In deme ſie ſolches nicht von noͤhten gehabt / ſon - deꝛn mehrentheils Koͤnige / Fuͤrſten / vnd andere Herꝛn / denen kein Reichthum gemangelt / geweſen ſeyn. Dar - zu ſeynd vnter vns Chriſten ſo viel fuͤrnehme groſſe Stands-perſonen / darunter auch Biſchoͤffe / Prælaten vnd andere Canoniſirte Geiſtlichen / als Thomas de Aquino, Albertus Magnus, Lullius, Arnoldus, Ro - gerius Baccho, Baſilius, vnd dergleichen vnzaͤhliche viel Gottsfuͤrchtige Maͤnner geweſen / welche die Kunſt alle zum hoͤchſten betheuret / vnd wahr zu ſeyn geſchrie - ben haben: Was ſolte doch dieſe Leut darzu bewegt ha - ben / durch jhr ſchreiben die Menſchen auff ein Irꝛweg zubringen? die doch viel zu from darzu geweſen. Vnd wan ſchon von fuͤrnehmen Leuten keine Schrifften da - von weren / ſo find man doch lebendige Zeugnuͤß / daß die Kunſt kein Fabel / ſondern ein pur lautere Warheit iſt Dan ich wol glaube / daß noch bey vnſern zeiten Leut gefunden werden / die mehr wiſſen als ſie ſagen / vñ ſolche dinge ſtill bleiben / vnd nicht viel davon geſungen wird. Wer30Vierdter TheilWer wolte auch ſo vnfuͤrſichtig ſeyn / wan er etwas het - te / vnd andern ſich offenbahren? In deme man fuͤr die Belohnung nur Vngunſt vnd Haß / ſo man damit nit herauß wolte / auff ſich laden wuͤrde? Darff ſich der - halben niemand daran kehren / vnd die Kunſt darumb vnwarhafftig achten / weiln ſolche nicht gemein iſt. Moͤchte jemand fragen: Warumb ſteheſtu der Kunſt alſo fuͤr? haſtu dan auch jemahlen etwas warhafftiges darin geſehen oder gefunden? Deme geb ich zur Ant - wort / daß ich zwar niemahln im geringſten keine pro - jection zur Verbeſſerung der Metallen / oder einige an - dere transmutation derſelben geſehen / viel weniger ſel - ber gethan habe.
Gleichwol weiß ich / vnd bin verſichert / daß ſolches wahr iſt / vnd wahr ſeyn muß / in deme ich nicht nur eins ſondern vielmahl durch huͤlff des Fewers / mit eim Me - tall auß dem andern / welches kein Gold vnd Silber auff der Capellen ließ / gut / vnd in allen Proben beſtaͤn - dig Gold vnd Silber gebracht habe: Welches zwar al - ſo nicht zuverſtehen / als wan ein vnvollkommen Metall das ander ſolte zu Gold vnd Silber machen koͤnnen / da es doch ſelber nur koht vnd dreck iſt in ſeinem euſſerſten / gegen das Gold zu rechnen / wie wolte es dan ein ander gemein vnd gering Metall verbeſſern koͤnnen? welches alſo muß verſtanden werden: Gleich wie ein Waſſer / oder Safft der Vegetabilien ein anders / ſo ſie zuſamen gekocht / reinigen kan / gleich als wan man Zucker / Ho - nig / oder ander Safft eines Krauts / mit gemein Waſ - ſer auffkochet / vnd mit Eyer-weiß laͤutert vnd reiniget / daß der vegetabiliſche Safft ſchoͤn klar vnd ſauber dar - durch werde; Alſo kan vnd muß es auch mit den Mi -nera -31Philoſophiſcher Oefen. neraliſchen Saͤfften vnd Metallen geſchehen / wan wir nur wiſten / was fuͤr Waſſer / vnd was fuͤr ein Eyerweiß wir jhnen zuſetzen ſollen / die vnſauberen Metallen / in welchen jhr Gold vñ Silber / gleich als in einer ſchwartz - en Huͤlſſen gefangen vnd verborgen liegt / genugſam reinigen vnd waſchen koͤnnen / daß dieſelbe jhr vnſicht - lich Gold vnd Silber herauß geben muͤſſen / welches dan eigentlich kein Gold vnd Silber gemacht iſt / ſondern nur daſſelbe auß dem dreck herauß geſucht. Moͤchte je - mand fragen / wie iſt es dan muͤglich / daß von Zinn / Ei - ſen / Kupffer vnd Bley durch waſchen / wie du es nen - neſt / Gold vnd Silber kan gebracht werden / da dieſel - ben doch in dem beſten Examen der Capellen wie es in gemein gehalten wird / nichts von ſich geben? Demſel - ben iſt albereit oben bey dem probieren geantwortet / vnd geſagt / daß die Prob auff den Capellen die beſte Prob nicht ſey / auff alle Metallen / darff derowegen allhier keiner weitern beantwortung / ſondern wil den Kunſt - begierigen an Paracelſi Vexir-buch der Alchimiſten ge - wieſen haben / da er finden wird / daß noch ein andere Waſchung oder Reinigung der Metallen ſeyn muͤſſe / von welcher die Berg-leut noch nichts wiſſen. Zu fer - nerm Vnterricht ſo mercke diß Exempel: Wan ein Berg-man ein Kupffer-Ertz antrifft / vnd ſolches wil zu recht bringen / ſo braucht er ſeine Kunſt vnd Wiſſen - ſchafft / die er von ſeinen Vorfahren erlernet / auffs beſte als er kan / ſolches zu recht / vnd in ein Metalliſche form vnd geſtalt zubringen / bricht erſtlich daſſelbe zu ſtuͤcken / vnd roͤſtet es / auff daß der hinderliche grobe Schwefel zum theil davon komme / darnach ſchmeltzet er ein Stein darauß / wie ſie es nennen / weiters laͤſſt er den Steinwieder32Vierdter Theilwieder durchs Fewer gehen / vnd zieht ſolchem durch Bley ſein bey ſich habendes Gold vnd Silber herauß / darnach macht er ſchwartz / vnd endlich gar roht / vnd Kupffer davon / welches ſein letztes Werck iſt / weiln daſſelbe geſchmeidig zuverarbeiten vnd zuverkauffen be - reit iſt. Hernach kompt der Kuͤnſtler / vnd macht noch ein Scheidung / davon dan Gold vnd Silber außkompt / von welcher alhier anregung geſchehen / die bißhero noch von wenigen gepracticiret vnd gefunden iſt worden. Auch ſagt obgedachter Paracelſus in demſelben Buͤch - lein / daß Gott der Allmaͤchtige etlichen Menſchen viel einen naͤhern vnd beſſern Weg gezeiget habe / wie man Gold vnd Silber ohn alles Bergwerck bauen / allein durch kuͤnſtliche Seigerung auß den vnvollkommenen Metallen / als Eiſen / Kupffer / Zinn / vnd Bley / erlan - gen koͤnne / den Weg aber ſolches zuthun / beſchreibt er nicht von Wort zu Wort / ſondern ſagt / daß er denſel - ben in den 7. Regeln / da er von der Metallen Natur vnd Weſen ſchreibt / genugſam gezeiget habe / darauß es der jenige / deme es Gott goͤnnet / erlernen kan. Dieſe Saͤuber - vnd Waſchung der vnreinen Metallen / halte ich fuͤr die leichteſte vnd bekanteſte Verbeſſerung derſel - ben / weiln ichs ſelber in kleinen Proben darin gemacht habe. Nun zweifle ich auch nicht / Gott werde durch die Natur manchem Kuͤnſtler noch mehr wege gezeigt ha - ben / dadurch die geringeren Metallen zuverbeſſeꝛn ſeyn: Als zum Exempel: Gleich wie man ein vnſauber Erd - gewaͤchß durch die Diſtillation reinigen vnd ſaͤubern kan / daß es nach Ablegung ſeiner ſchwaͤrtze vnd Vnſau - berkeit einen neuen / klaren / vnd ſchoͤn-glaͤntzenden Leib bekommet: Als / wan mann ein gemein braun oderſchwartz33Philoſophiſcher Oefenſchwartz vnd vnanſehnlich Succinum oder Agſtein durch einen Retorten diſtillirt, ſo macht das Fewer ei - ne Scheidung / die vnnuͤtze Waſſerkeit ſcheidet ſich auff eine / vnd das brennende Oleum, deßgleichen auch das Sal volatile auff ein andere ſeiten / vnd das aller vnrei - neſte bleibet zuruͤck / als ein todte Erde im Retorten: Nun iſt in ſo kurtzer Zeit / vnd wenig Muͤh vnd Arbeit der Diſtillation ſchon ein groſſe Enderung vnd Verbeſ - ſerung geſchehen / wiewol das Oleum noch ſchwartz / ſtinekend / vnd vnſauber iſt; Wan man aber daſſelbe mit eim rein-machenden Waſſer als Spir. Salis, wie -[derumb] dernmb auffs new in einer reinen glaͤſernen Retorten diſtillirt, ſo macht der Spir. Salis wieder eine Scheid - ung / vnd gehet das Oleum, nach hinterlaſſung ſeiner ſchwaͤrtze vnd geſtanck / viel klaͤrer vber / als es zuvorn war / welches dan / ſo es von noͤhten / noch einmahl mit friſchem Sp. Salis kan rectificirt werden / ſo lang / biß es ſo ſchoͤn vnd helle / als ein klar Waſſer / vnd ſo lieblich am Geruch / als Ambra vnd Biſam worden iſt / welche Veꝛ - aͤnderung aber auß einer harten materi ein weiche vnd fluͤſſige gemachet hat / die der erſten an Form / Geſtalt / auch Namen gantz vngleich / (mancher ſagen moͤchte) welches wahr iſt / aber ſolche fluͤſſige materi oder Oleum wol wieder durch Kunſt in die haͤrte zubringen iſt / alſo / daß ſie den Namen des vorigen Dings / darauß ſie ge - macht iſt / wiederumb erlange; nemlich wan man ſolch - es duͤnne Oleum, welches auff die hoͤchſte Reinigung durch die Diſtillation gebracht worden / mit rein vnd friſchem Sp. Salis in ein Glaß thut / vnd zuſamen dige - rirt / ſo erlangt das duͤnne Oleum wieder ſo viel Saltz auß dem Spir. Salis als jhme zu ſeiner Haͤrtung vndCCoagu -34Vierdter TheilCoagulation vonnoͤhten iſt / vnd wird wieder hart / als ein ander Succinum, aber ſo ſchoͤn vnd durchſichtig an Farb / daß ſich darob zuverwundern / daß ein ſolche ſchoͤne materi, in einem ſo ſchwartzen Weſen verbor - gen iſt / welcher 1. Loht mehr werth iſt / als des ſchwartzen etliche Pf. iſt aber kaum der 8. oder 10. theil des ſchwartz - en Succini am Gewicht / welcher Abgang dan nichts anders als Vnreinigkeit geweſen iſt.
Alſo vnd auff gleiche weiſe / ſolten vielleicht auch wol vnſaubere ſchwartze Metallen koͤnnen gereiniget / vnd zur Verbeſſerung gebracht werden / wan wir nur wuͤſt - en / wie man erſtlich durch die Diſtillation oder Subli - mation jhre ſchwaͤrtze vnd Vnſauberkeit davon / vnd hernach das zarte Weſen oder Blum derſelben wieder - umb haͤrtten / vnd in ein Metalliſche geſtalt bringen ſol - te. Was fuͤr ſchoͤne Metallen ſolten wol darauß wer - den? Wan aber jemand ſagen moͤchte / wie daß es vn - muͤglich were / die Metallen gleich als die Vegetabilien durch die Diſtillation zu reinigen / der ſehe vnd betrach - te den Ofen im Erſten Theil dieſes Buchs / welcher nit den Bauren / Birn darin zubraten / ſondern den Chimi - cis die Metallen dardurch zuveraͤndern / beſchrieben iſt.
Gleich wie nun oben in beiden Exempeln die Verbeſ - ſerung der Metallen einfaͤltig iſt fuͤrgetragen / alſo iſt es auch moͤglich durch ein fermentation die kleine Metal - len zu reinigen. Dan gleich wie ein junger Heffel oder Geſt / wan er einem ſuͤſſen außgekochten oder gepreſſten vegetabiliſchen Safft wird zugeſetzt / denſelben auffge - hen vnd heben macht / nach welcher Hebung oder fer - mentation hernach der Safft ein wehrhafftige Natur vnd Verbeſſerung erlanget / weiln dardurch die Vnrein -igkeit35Philoſophiſcher Oefen. igkeit des gewaͤchſes geſcheiden wiꝛd / wie bey dem Wein / Bier / Meht vnd andern Getraͤncken zuſehen / welche Beſtaͤndigkeit ſie aber allein durch das jaͤren / dardurch ſich der Safft gelaͤutert vnd verbeſſert hat / erlanget ha - ben / vnd jhnen zuvorn vnmuͤglich geweſen were / gegen die Elementen zubeſtehen / ſondern haͤtten in wenig Ta - gen verſchimlen / ſtinckend werden / vnd verderben muͤſ - ſen / da ſie doch nun viel Jahre vnverdorben beſtehen koͤnnen: Alſo wan wir auff die Metallen ein bequaͤme fermentation finden koͤnten / wuͤrden dieſelben gleich - ermaſſen gereinigt / vnd zur Beſtaͤndigkeit verwandelt koͤnnen werden / alſo daß ſolche hernach ſo leichtlich nicht wuͤrden roſten oder ſchimlich werden / ſondern gegen Fewer vnd Waſſer beſtehen koͤnnen; wan ſie nemlich - en zuvor Waſſer vnd Fewer haben außgeſtanden: Al - ſo muſte erſtlich die Welt mit Waſſer vntergehen / fuͤr - terhin aber ſol dieſelbe mit Fewer verzehret / vnd wir o - der vnſere Leiber nicht weniger alſo putrificiren vnd zu - vorn verweſen muͤſſen / vnd durchs Fewr diſtillirt vnd clarificirt, ehe wir Gottes Angeſicht zu beſehen / bequem vnd wuͤrdig werden. Dieſes ſey von der Metalliſchen fermentation geſagt / dardurch dieſelben geſcheiden vnd verbeſſert werden koͤnnen.
Die Metallen werden auch geſcheiden / gereinigt vnd zur Verbeſſerung gebracht / als bey der Milch zuſehen / wan ſolche lang ſtehet in natuͤrlicher Waͤrme / daß ſich das beſte / als der Room / darin die Butter ſtecket / oben auffſetzet / vnd ſich von dem Kaͤſe vnd Molcken ſcheidet / vnd je waͤrmer die Milch ſtehet / je baͤlder ſolche Schei - dung geſchicht: Alſo auch mit der Metallen Scheidung bewandt / wan nemlich dieſelbe in behoͤrliche waͤrmeC i jgeſetzt36Vierdter Theilgeſetzt werden / daß alſo per ſe, vnd ohne zuthun anderer dingen (doch daß es Metallen ſeyn / die in ein Milch ge - ſtalt oder Kurꝛ zuvorn gebracht ſeyen) mit der Zeit eine Scheidung geben / vnd das reineſte ſich von dem vn - reineſten ſcheidet / vnd alſo ein reicher Schatz dardurch offenbaret wird: Vnd gleich wie die Milch im Winter in der Kaͤlte / ohne zugethane Waͤrme / ſich nicht gerne ſcheidet / ſondern lang ſtehen muß: Alſo auch die Me - tallen thun / wan jhnen nicht mit Fewer geholffen wird / gleich wie bey dem Eiſen zuſehen / daß in langer zeit in der Erden ſolches ohne zuthun menſchlicher Huͤlff in Gold gezeitiget wird. Dan vielmahl Eiſen-Ertz gefun - den / darin aͤderlein von gutem gedigenen Gold geſehen werden / alſo durchwachſen / daß es eine luſt zuſehen iſt / welche Gold-aͤderlein ſich durch die centraliſche Waͤr - me / von dem groͤberen jrꝛdiſchen vnzeitigen Sulphure geſcheiden haben. Vnd wird gemeinlich bey ſolchem Eiſen-Ertz kein Vitriol gefunden / in deme ſolcher durch ſein contrarium albereit geſcheiden / vnd in ein Beſſe - rung iſt verwandelt worden.
Zu ſolcher Scheidung aber in der Erden die Natur ein ſehr lange Zeit haben muß / welches die Kunſt in kurtzer Zeit verrichten kan / gleich alß man mit der Milch thut / wan man bald Butter im Winter davon haben wil / ſetzet man ſolche an ein warmen ort / ſo gibt ſie jhren Room bald von ſich / vnd ſo man ſolches noch baͤlder verrichten wil / ſo gebraucht man einen Niederſchlag darzu / mit acidis, davon das Sal urinoſum in der Milch getoͤdtet / vnd die principia geſchieden werden / alſo daß die Butter / vnd das dickere als der Kaͤſe auff ein ſeiten / vnd das duͤnnere / als Molcken / auff ein andere ſeitenweichet /37Philoſophiſcher Oefen. weichet / daß alſo in einer Viertel-ſtund im kochen ſolche Scheidung geſchehen kan / welches ſonſten ohne zuthun der ſaͤure in etlichen Wochen kaum haͤtte geſchehen koͤn - nen. Kan nun das bey den vegetabiliſchen vnd ani - maliſchen Dingen geſchehen / warumb ſolte ſolches nit auch bey den mineraliſchen geſchehen koͤnnen? War - umb ſolte nicht Gold vnd Silber in Bley / Zinn / Eiſen vnd Kupffer ſeyn / ob man ſchon keines darin ſehen kan? Solten die kleine Metallen nicht eben ſo wol etwas guts bey ſich haben / als die Vegetabilia vnd Animalia, da ſie doch viel beſtaͤndiger gegen jhnen zu rechnen ſeyn?
Worauß wil man beweiſen / daß Bley / Zinn / Eiſen / vnd Kupffer zu ſolcher perfection kommen ſeyn / als die Natur gewolt? Die Natur ſuchet allzeit jhre Kin - der zur perfection zubringen / vnd die geringe Metal - len ſeynd nicht perfect: Warumb ſolte man der Natur nicht zu huͤlffe kommen / vnd dieſelbe verbeſſern koͤnnen? Dieſes aber muß wol obſervirt werden / was bey den Metallen die Theilen zuſammen halte / auff daß man wiſſe / wie ſolches Band koͤnne auffgeloͤſet vnd die par - tes zertrent werden. Alhier bey der Milch haͤlt ein Sal urinoſum (beſſer kan ichs nicht verdeutſchen) die But - ter / Kaͤſe vnd Waſſer zuſammen / welches mit ſaͤure / als ſeinem contrario, muß getoͤdtet werden / auff daß die Scheidung folge; Bey dem Eiſen aber helt ein vi - trioliſch Saltz die Theilen zuſammen / welches mit ſei - nem contrario, ſcilicet Sale nitroſo, vel urinoſo, muß getoͤdtet werden / auff daß die Scheidung folge. Wer derhalben dem Eiſen ſeyn vbriges Saltz nehmen kan / es geſchehe gleich via humida vel ſicca, der wird ein gereinigt Eiſen finden / welches der Roſt ſo bald her - nach nit wird verzehren koͤnnen.
C i i jAuch38Vierdter TheilAuch hat das bloſſe Fewer ohn alles zuthun in Ver - wandlung der Metallen mehr Krafft als man meinet / wird doch durchs Fewer auß Eiſen / Staal / vnd hinwie - der auß Staal / Eiſen / nach dem man damit procedirt. Weiſt vns doch die taͤgliche Erfahrung / daß durchs Fewer mancherley Veraͤnderung vnd Verbeſſerungen geſchehen / warumb ſolte dan ſolches nicht auch in den Metallen / nach guter erkaͤndtnuͤs jhrer Naturen / vnd huͤlff eines fleiſſigen vnd guten Chimici geſchehen koͤn - nen? Wer ſolte glauben / daß in einem Ey ein lebendi - ger Vogel mit aller ſeiner geſtalt; oder in eim vnan - ſehnlichen Samen ein Kraut mit Stengel / ſchoͤnen Blumen vnd Farben / wie auch lieblichem Geruch (wans nicht ſo bekandt vnd gemein were) ſolte verbor - gen ſeyn? Warumb ſolten nicht auch die metalla em - bryonata, welche jhre Vollkommenheit noch nicht er - langet / durch Kunſt vnd Huͤlff des Fewers koͤnnen ge - zeitiget werden? Wird doch ein vnreiff ſaurer Apffel vnd Birn / durch der Sonnen waͤrme / in ein liebliche vnd wolgeſchmacke Frucht gezeitiget? welches etliche vnverdroſſene Leut gemercket / dergleichen operationes ins Werck geſtellet / vnd befunden / daß etliche Metal - len / wan ſie noch nicht durchs Fewers gewalt zerſtoͤret ſeyn / durch ein linde vnd bequaͤme Waͤrme an jhrem Halt / ſehr koͤnnen verreichert werden / alſo / daß auch nach ſolcher digeſtion im ſchmeltzen / noch einmahl ſo viel Gold oder Silber erlanget wird / als ſonſten durch gemeine weiſe des ſchmeltzens hat koͤnnen außgebracht werden: Ja / was noch mehr iſt / hab ich geſehen / daß ein gemein Bley-Ertz / auf ſolche weiſe iſt digerirt wor - den / daß es hernach nicht allein reichlicher am Silber /ſondern39Philoſophiſcher Oefen. ſondern auch zimlich an Gold geſchuͤttet hat / da doch zu - vorn im geringſten kein Gold in der gemeinen Prob dar - in zufinden waꝛ. Vñ laͤſſt ſich ſolche Aꝛbeit auch im gꝛoſ - ſen thun / vnd mit vielen Centnern zugleich einſetzen vnd digeriren / welches denen die Bley-bergwerck haben vñ bauen koͤnnen / keinen geringen Nutzen bringen wuͤrde / wan ſie ſolches wuͤſten ins Werck zuſtellen. Doch iſt dieſes dabey zuwiſſen / daß ſich nicht ein jeder Bley-Ertz mit Gold verreichert / doch aber alle mit Silber / welch - es die jenigen erfahren / die es verſuchen werden. Die - ſer vnd dergleichen arbeiten ſeynd ſehr viel in der Na - tur / welches ein Vnverſtaͤndiger / deme nichts durch die Hand gangen / nicht wol glauben vnd begreiffen kan. Ach daß wir Menſchen doch beſſer vnd fleiſſiger in dem groſſen Buch / welches Gott der Allmaͤchtige mit ſeiner Hand auff die 4. groſſe Blaͤtter der Elementen geſchrie - ben hat / ſtudirten vnd ſuchten / wir wuͤrden viel Wun - derwerck vnd Geheimnuͤſſe darin finden / doch nit durch muͤſſig gehen / ſondern durch ſchweiß des Angeſichts wird Kunſt vnd Gut erlanget / vnd heiſſt billich / ora & labora.
Auch koͤnnen die Metallen veraͤndert werden durch ein gradation, welche einem Propf - oder Impf - werck der Baͤum kan vergliechen werden. Dan / wie jederman bewuſt iſt / daß man ein klein Zweiglein oder nur Aug / von einem fruchtbaren Baum / einem wilden Baum einverleibet / daß der wilde Baum gantz vnd gar keine wilde / ſondern hinfuͤrter gute vnd wolgeſchmacke Fruͤchten / nach deme man darauff geimpffet hat / her - fuͤr bringt: Wie bey dem Eiſen zuſehen / wan daſſelbe mit einem Spir, acido, darin ein fermentum tingensC i i i jVener. 40Vierdter TheilVener. iſt / durch die Solution zu Kupffer wird / vnd ohne Zweiffel Kupffer zu Silber / vnd Silber zu Gold / wan man den Weg wuͤſte / durch appropriirte fermen - ta jhme zu helffen. Iſt auch ſolche transmutation ei - ner digeſtion gleich / als wan ein Pferd oder Ochs Graß iſſet vnd digerirt, auß welchem digeſto die Na - tur Ochſen vnd Pferden Fleiſch machet / vnd in des Menſchen Magen das Ochfen - fleiſch zu Menſchen - fleiſch digeriret wird.
Es kan auch das beſſere theil von dem geringern ge - ſcheiden werden / durch attrahirung gleicher Naturen / gleich als wan man einem ſchwefel-haltigen Metall im ſchmeltzen Eiſen zuſchlaͤget / ſo friſt ſich der Schwefel an dem Eiſen (mit welchem er groͤſſer gemeinſchaft hat vnd jhm mehr Liebe zutraͤgt / als mit dem jenigen Metall er gebohren iſt) vnd laͤſſt alſo ſein Metall reiner fallen / dan es ſonſten ohne zuthun Eiſens hette thun koͤnnen / wie bey dem ſchwefel-haͤltigen Bley-Ertz zuſehen / welchem man im ſchmeltzen Eiſen zuſetzet / daß das Metall ge - ſchmeidig / vnd nicht ſchwartz vnd bruͤchig herauß komt. Wan man dan wuͤſte / was man weiters dem geſchmei - digen Metall ſolte im fluß zuſetzen / daß der vbrige vn - nuͤtze vnd verbrennliche Sulphur auch geſchieden wuͤr - de / ſo muͤſte ohne zweiffel das Metall noch reiner dar - durch werden / als es zuvorn geweſen iſt: Weiln wir aber ſolches nicht zu thun wiſſen / ſo bleiben die Metal - len wie ſie ſeyn / vnd werden nichts verbeſſert. Vnd hat Gott der Allmaͤchtige / gleich wie in all ſeinen Werck - en / auch allhier gar wol gethan / daß Er ſolche Wiſſen - ſchafft vns verborgen helt; Dan / ſo ſolches zu thun be - kant were / wuͤrden die Geitzigen alles Bley / Eiſen /Kupffer41Philoſophiſcher Oefen. Kupffer vnd Zinn auff-kauffen / das Gold vnd Silber herauß zu ziehen / vnd den armen Handwercks-leuten vnd Bauren ſolche Metallen / jhre Werckzeug darauß zumachen / gar zu theuer vnd vbel zubekommen ſeyn: Welches aber Gott nicht haben wil / daß alle Metallen ſolten ver wuͤſtet / vnd in Gold verwandelt werden.
Gleich wie nun ein Gleichnuͤs geben iſt bey dem ſchmeltzen etlicher Metallen / daß jhr ſuperfluum Sul - phur benommen / vnd der beſte vnd reineſte Theil der - ſelben erhalten kan werden; Alſo iſt es auch muͤglich den reinern Theil von dem vnreinern / durch ſeines gleichen / attrahirender weiſe herauß zubringen / alſo daß ſich gleich zu ſeinem gleichen / dem beſſern Theil ge - ſellet / vnd das vnreineſte zuruͤck / als ein heterogene - um, geſtoſſen wird / wie ſolches ſo wol viâ humidâ als viâ ſiccâ koͤnte demonſtrirt werden. Als ein Exempel im naſſen Wege zuſehen: Wan man ein vnrein Gold oder Silber in ſeinem menſtruo ſolvirt, vnd gemein Mercur. darein thut / vnter einander ſchuͤttelt vnd koch - et / ſo zieht der Mercur. das Gold oder Silber / welches zuvor gantz vnrein vnd vnſichtlich in dem Waſſer / mit vieler terreſtritaͤt vermiſcht war / gantz ſchoͤn / rein / vnd ſauber zu ſich / alſo daß ein geſchwinde Scheidung ge - macht wird / vnd thut der gemeine Mercur. ſolches auch auff truckene weiſe / in dem man ein Gold - oder Silber - baltige Erden mit ſaurem Waſſer anfeuchtet / vnd zu - ſammen ſo lang reibet / biß der Mercur. das beſſer Theil darauß gezogen hat / von welchem Mercur. hernach die taube Erden mit gemein Waſſer abgewaſchen / vnd der Mercur. wan er getrucknet / durch ein Leder von dem Gold oder Silber / welches er zu ſich genommen hatte /C vkan42Vierdter Theilkan geſcheiden werden: Vnd hat der Mercur. ſolche Eigenſchafft / daß er allzeit auß der Erden nur ein Me - tall / vnd auch das beſte auff einmahl herauß zeucht / vnd ſo daſſelbe herauß gezogen / auch endlich das ſchlechtere zu ſich nimmet: Als zum Exempel: Wan in einer Erden Gold / Silber / Kupffer vnd Eiſen were / ſo wuͤrde der Mercur. erſtlich nur das Gold allein zu ſich nehmen / vad hernach das Silber / dan das Kupffer / vnd das Ei - ſen gantz vngern / wegen ſeiner Vnreinigkeit: Zinn vnd Bley aber auch gern; am allerliebſten aber das Gold / wegen ſeiner Reinigkeit / an welcher es dem Mercur. fuͤr andern Metallen am gleicheſten iſt.
SEtze vnter eine Muffel ein gute Capellen / mit Bley zu treiben / vnd ſetze auch darzu ein Korn Gold / ſo gantz fein iſt / doch daß du daſſelbige zuvor wol wegeſt / vnd das Gewicht behalteſt; Laß alſo das Gold mit dem Bley auf der Capellen blicken / ſo wird dein Bley in die Capellen gehen / vnd das Gold bleich-gelb darauf ſtehen bleiben; welche bleiche dan nichts anders vervrſacht / als das Silber / welches das Gold im treiben auß dem Bley gezogen hat.
Moͤchteſtu vielleicht ſagen: Das glaub vnd weiß ich wol / daß das Gold mit Bley abgetrieben / nohtwendig ſchwerer vnd bleicher herauß kommen muß / weiln das Bley Silber helt / vnd ſolches im abtreiben zuruͤck bey dem Gold bleibt / dardurch es ſein Gewicht vnd bleiche Farb erlanget? Darauff ich antworte / daß es zwar nicht ohne ſey / daß das Bley im abtreiben auff der Ca -pellen43Philoſophiſcher Oefen. pellen etwas Silber laſſe / welches dan / ſo Gold dabey ab - getrieben wird / ſich damit vermiſchet / vnd ſolches ſo wol an Farb endert / als am Gewicht vermehret. Gleichwol weiſſt das Gewicht auß vnd bezeuget / daß mehr Silber zuruͤck bey dem Gold bleibt / wan das Bley darmit abge - het / als wan daſſelbe allein wird abgetrieben. Darauß zubeweiſen / daß das Gold ſeines gleichen im Fewr aus andern Metallen zu ſich ziehet / vnd mercklich davon ver - mehret wird / wie es dan ſolches auch im naſſen Weg thut / in dem man Gold in ſeinem menſtruo ſolvirt, vnd Kupffer dabey zugleich ſolviret vnd digeriret / daß ein gut theil Golds vom Kupffer durch das Gold zu ſich gezogen / vnd vom vbrigen Kupffer geſchieden wird: Ob nun ſchon ſolche Arbeit keinen groſſen nutzen bringt / ſo wird doch die muͤgligkeit darin geſpuͤret.
Wer aber ein ſolch menſtruum wuͤſte / dardurch das Gold in ſeiner zu ſich ziehenden Krafft vnd Natur ver - mehret / vnd das Kupffer darin Krafftloß koͤnte gemacht werden / daß es deſto leichter ſein einverleibtes Gold zu - laſſen gezwungen wuͤrde / dem ſolte vielleicht noch wol ſeine Muͤhe koͤnnen bezahlet werden; vnd noch viel beſ - ſer / wan man Gold vnd Kupffer in eim mineraliſch trucken Waſſer im Fewer durch einander ſchmeltzte / wuͤrde ſich das Gold von dem Kupffer vermehren koͤn - nen / vnd Paracelſi Wort nicht vergeblich geſprochen ſeyn / da er ſchreibt: Wan die Metallen im ſtarcken Fewer durch einander geſchmoltzen / vnd auff ſeine Zeit darin verharren / daß die vnvollkommene vergehen vnd zu nicht werden / vnd vollkommene an jhrer ſtatt bleiben ſollen. Welches ohne Zweiffel / ſo recht damit verfah - ren / dem Kuͤnſtler kein geringen nutzen bringen wuͤrde.
Dan44Vierdter TheilDan ich ſelber mit Warheit ſagen kan / daß ich mehr als einmahl durch Mart. die Lun. habe wollen compact machen / vnd mir mein Gold auß dem Eiſen einen Zu - wachß / gutes beſtaͤndigen Goldes / an ſtatt Lun. fixæ, die ich ſuchte / geben hat. Vnd kompt bißweilen einem Kuͤnſtler etwas guts in die Hand / das er nicht verſte - het / oder merckt / wie allhie bey der Luna fixa gemeldet / darumb man allzeit wol in acht nehmen ſol / wan man mit den Metallen vmbgehet / vnd etwan einen Zuwachs findet / wo von derſelbe komme; Dan der mehrentheil Laboranten nicht anders meinen / wan ſie bißweilen die Lunam durch Martem, Blutſtein / Magneten / Schmirgel / Gallmey / rohten Talck / Granaten / Anti - mon. Auripigment. Sulphur, Silices vnd andere der - gleichen Berg-arten / in welchen vnzeitig / vnd auch zeitig / fluͤchtig vnd fix Gold verborgen iſt / lange Zeit gemartert haben / vnd dieſelbe in der Prob Gold giebt / daß daſſelbe Gold durch huͤlff ſolcher Berg-arten auß der Lun. worden ſey / welches aber nicht iſt / ſondern die Luna hat ſolches auß den Berg arten / in welchen es fluͤchtig vnd vnſichtig lag / herauß gezogen / fix vnd cor - poraliſch gemacht: Doch wil ich nicht widerſtreiten / daß auß einer jedwedern Luna (die doch ſelber in jhrem innerſten dem Gold nicht ſehr vngleich iſt) nicht ſolte Gold durch die gerechte Kunſt der Alchimia koͤnnen ge - zogen werden: Aber durch cimentiren mit obgedach - ten Mineralien im geringſten nicht; Vnd iſt ſolches Gold nicht auß der Luna, ſondern auß den Berg arten in die Lunam durch ſolche Arbeit gebracht worden: Dieſe Arbeit / die bißweilen nicht ohne nutzen / iſt zuver - gleichen einem Samen / den man in ein vnfoͤrmlicheErden45Philoſophiſcher Oefen. Erden leget / darin verfaulen laͤſſt / welcher auß ange - borner Natur ſeines gleichen auß der Erden zeucht / vnd hundertfaͤltig dardurch vermehret wird. Es muß aber ſolche Metalliſche Erden auch mit bequemen Minera - liſchen Waſſern befeuchtet werden / vnd wan die Feuch - tigkeit mit der Zeit durch das ſtarcke Fewer wird ver - zehret vnd außgetrocknet / wiederumb mit friſchem oder newem Waſſer erquicket / welches die Philoſophi ince - riren nennen / wan ſolches nicht geſchehe / wuͤrde die Erden krafft-loß / vnd zur Frucht fortbꝛingung vntuͤch - tig werden; Vnd ſol ein ſolches Waſſer auch die Na - tur haben / daß es mit der Erden zu einer Fettigkeit wer - de / vnd Waſſer vnd Erden einander gern annehmen vnd behalten / gleich wie zuſehen / wan man auff einen magern Sand / nur ein gemein Regen waſſer wolte gieſſen / vnd darin ſaͤen / ſo wuͤrde ein kleine Sonnen-hitz das Waſſer bald von dem Sand außziehen / vnd der Sa - me in dem Sand verbrennen muͤſſen / vnd keine Ver - mehrung oder Wachßthum darauff folgen koͤnnen: So aber Kuͤh - oder Schaf miſt mit dem Sand ver - miſchet werden / ſo koͤnte daß Waſſer in demſelben ein Haltung haben / vnd die Sonne ſo leichtlich nicht auß - trockenen; Alſo vnd auff ſolche weiſe muß dein Waſſer vnd Erden auch beyſammen gehalten werden / daß der Same nicht darin verbrenne: Vnd wan ſolche Ar - beit wol gethan wird / ſo geht es nicht leer ab / dem La - boranten werden ſeine Muͤh vnd Kohlen wol bezahlet. Es erfordert aber ein ſolch Werck einen ſonderbahren fleiß vnd gute Auffſicht / auff daß die Erde allzeit in be - quemer Hitze vnd Naͤſſe erhalten werde. Dan zu viel Waſſer vertrencket das Erdreich / vnd zu wenig / hindertdie46Vierdter Theildie action oder Wachsthum. Vnd iſt ein ſolche Arbeit eine von meinen beſten / die mir bekant ſeyn / auß den ge - ringern Metallen gut vnd beſtaͤndig Gold vnd Silber zubringen / erfordert aber ſehr gute Gefaͤß / darinn der Samen mit der Erden vnd Waſſer ſeine Zeit in beque - mer hitze koͤnne erhalten werden. Ich zweiffle auch nicht / es ſolte ſich ein ſolche Arbeit auch im groſſen (wiewoln ichs niemahln verſucht) thun laſſen; Vnd glaube daß die geringere Metallen / vnd ſonderlich der Saturnus, welcher ſich vor all andern Metallen darzu bequemet / ſich nicht allein auff ſolche weiſe im Gold vnd Silber / ſondern vielleicht auch in ein medicin zeitigen laſſe: Gibt derhalben einem Chimico kein geringe Freud / wan jhm GOtt der Allmaͤchtige ein ſolch Philoſophi - ſches Werck auß Gnaden ſehen laͤſſt. Derohalben wol zu zuſehen / wan man ſo viel erlanget / wie man ſolches anlege. Dan was Gott bißweilen einem giebet / wil Er darumb nicht / daß es jederman auch wiſſen vnd haben ſol; dan mir ſelber wiederfahren iſt / daß ich ein nuͤtzlich - es Werck gefunden / vnd ſolches nicht fuͤr mich allein be - halten / ſondern einem andern auch habe zeigen wollen / daß ich hernach ſolches nicht allein jenem nit habe wei - ſen / ſondern auch ſelber hernach niemaln thun koͤnnen. Dahero auch mancher nicht vnbillich bedencken traͤgt / von etwas nuͤtzliches zuſchreiben; Dan theils alſo be - ſchaffen / wan ſie nur alles / was jhr Naͤheſter hat / zu ſich reiſſen / vnd ohne Muͤh / Arbeit vnd Koſten / groſſe Heimligkeiten von andern erlangen koͤnten / im gering - ſten ſolches zu thun ſich nicht ſcheuten: Dahero beſſer geſchwiegen / vnd einen andern ſelber ſuchen laſſen / ſo wird man erfahren / was fuͤr Muͤhe / Sorg / Koſten /vnd47Philoſophiſcher Oefen. vnd beſchwerliche Arbeit etwas guts zu erfinden / erfor - dert / vnd hernach ſo vnbeſchambt von andern wichtigen ſachen / fuͤr ein Danck habe / ſo leichtlich nicht begehren doͤrffen. Wil derohalben auch hiemit jedermaͤnniglich / ſo wol groß als geringe Stands-Perſonen / welchen die - ſes mein Schreiben zuleſen moͤchte fuͤrkommen / zum alleꝛhoͤchſten gebeten haben / daß ſie mich doch mit vielem ſchreiben / fragen vnd begehren / wollen zufrieden laſſen / vnd mir mein gut thun nicht zur Vnruh oder ſcharffen Ruhten machen / ſondern mit dem jenigen / waß ich je - derman / dems Gott goͤnnen wird / zur guten Nachricht - ung geſchrieben habe / zufrieden ſeyn. Dan mir nicht muͤglich were / wan ich auch ſonſt anders nichts zuthun hette / daß ich jederman auff ſeine Fragen antworten / vnd ſeinem begehren genug thun koͤnte / bin auch nicht geſinnet mich weiters herauß zulaſſen / als was ich all - hier offentlich fuͤr jederman geſchrieben habe; Es wol - le jhm auch niemand einbilden / als wan ich guͤldene Berge beſaͤſſe / vnd andern ſolche auch verheiſſen wolte; gantz nicht: Dan was ich alhie geſchrieben / iſt nur dar - umb geſchehen / auf daß die Natur etlicher maſſen / durch dieſe meine Diſcurſen von Veraͤnderung der geringen Metallen in beſſere / doch nur in kleinem / entdecket wuͤr - de: Dan ich niemaln dergleichen dinge / im groſſen / da - von nutzen kommen moͤchte / verſuchet / oder gepractici - ret habe / ſondern nur allein in kleinen Tiegeln die War - heit vnd Muͤglichkeit zuſehen / ſolche Arbeit ohne nutzen gethan habe / vnd auch nur zu dem ende davon geſchrie - ben / auff daß man ſchen moͤge / daß auß den geringern Metallen / beſſere zubringen / der wahren Kunſt zuthun moͤglich ſey. Wer aber Zeit vnd Gelegenheit (derenich48Vierdter Theilich bißhero noch gemangelt) ſolche Arbeit im groſſen anzuſtellen haben kan / dem iſt es nicht gewehret zu ver - ſuchen / ob nutzen damit zu erlangen. Ich fuͤr mein Perſon muß ſo lang zu frieden ſeyn / biß mir Gott ein - mal in einen bequemen ort / ſolche Dinge im groſſen zu - verſuchen / obs gelingen wolte / nutzen damit zuthun / meine ſaure vnd vielfaͤltige ſchwere Arbeiten vnd Koſt - en / die ich viel Jahr her daran gewendet / einmahl zu - genieſſen / vnd wiederumb ein Ergetzlichkeit dargegen zuhaben / helffen moͤchte.
Auff ein andere weiſe werden die Metallen verwan - delt von einer geſtalt in die andere / nemlich durch einen tingirenden Metalliſchen Geiſt / wie bey dem auro ful - minante zuſehen / wan ſolches auff einem reinen pallir - ten Metalliſchen Blech einen blitz oder ſchlag thut / ein guͤldiſche Tinctur in ſolchem Augenblick ſich in das Metall dringet / vnd ſolches zu Gold tingirt, ohne Ver - letzung deſſelben / vnd / ſo zu etlich mahlen / auff demſelben ort das aurum fulminans ſchlaͤgt / ſo gehet vnd dringet die guͤldiſche Tinctur tieff hinein in das Blech / alſo das es den Strich helt. Deßgleichen geſchicht auch im naſ - ſen Weg / wan man nemlich von nitro, vnd etlichen Mi - neralien / ein gradirenden Spiritum diſtillirt, darein laminas Metallorum leget / daß dieſelbe darvon alſo pe - netrirt werden / vnd ein andere geſtalt erlangen / nach deme der Sp. geweſen iſt: Vñ ſo jemand meinen moͤchte / daß ein ſolche gradation im Schlage-Gold auff andere Metallen / kein wahre Verwandlung were / ſondern nur ein Anſtrich / der kan die gewißheit erfahren / wan er et - lich mahl ein Schlag-Gold darauff fulminiren laͤſſt / ſo wird er ſehen / daß das Metall nicht nur oben auff ver - guͤldet / ſondern tieff hinein gradiret iſt.
Der -49Philoſophiſcher Oefen.Dergleichen auch wird man gewiß der Warheit / welche durch ein naſſen Spiritum geſchicht / wan man ſolche Metallen / die darin gradiret / auff die Prob ſetzet. Alhier wird klaͤrlich geſehen / was die Metallen eins in das ander wuͤrcken koͤnnen / wan ſie Geiſtlich gemachet ſeyn. Dan / ein Geiſt iſt ein wunderlich ding / hat groſſe Gewalt / welches ein Vngeuͤbter im Fewer nicht glau - ben kan. Vnd bezeugen ſolche gradirung der Metal - len / auß einem geringen in ein hoͤhers / nicht allein die aͤltere vnd juͤngere Philoſophi, ſondern auch die Berg - leut / welches ſie auß taͤglicher Erfahrung war genom - men / daß die Mineraliſche Duͤnſte oder Spiritus in an - dere Metallen eingehen / vnd dieſelben in ein ander vnd beſſer Metall verwandeln / wie bey Lazaro Ercker zuſe - hen / da er außdruͤcklich bezeuget / daß das Eiſen in na - tuͤrlich Kupffer veꝛwandelt werde / in gruͤnen geſaltze - nen Waſſern / vnd daß er geſehen habe in einer Gru - ben / daß die Fartheſpen / Thon-negel vnd ander Eiſen - werck mit der Zeit alſo von einem Kupffer-Geiſt ſeynd penetrirt, vnd zu einem beſtaͤndigen guten Kupffer worden; Ich verlaͤugne nicht daß die Metalliſche So - lutiones auff etlichen Metallen ſich anſchlagen / dieſel - ben verguͤlden / verſilbern / vnd verkuͤpffern / aber dar - umb nicht gradiren; Wie dan bekandt genug iſt / wan man Eiſen in ein Vitrioliſch Waſſer legt / ſolches von dem Vitriol-Waſſer nicht zu Kupffer wird / ſondern nur das Kupffer auß dem Vitriol zu ſich ziehet; davon alhier nicht diſputiret wird / ſondern angezeiget / daß es muͤglich ſey / die Metallen durch einen durchdringenden tingirenden Geiſt zuveraͤndern: Darumb ich noch ein -Dmal50Vierdter Theilmal ſage / daß den Metalliſchen Geiſtern ſehr viel zuthun moͤglich ſey / davon alhier nicht mehr zuſchreiben.
Man ſehe an ein Erde / wie grob vnd vnkraͤfftig die - ſelbe ſey / vnd darneben auch ein Waſſer / wie hell vnd klar / auch gewaltſamb / vnd noch reiner vnd gewaltiger die Lufft ſey / welche auß dem Waſſer / vnd das Waſſer auß der Erden entſprungen; kan das Waſſer bißweil - en nicht gantze Laͤnder vberſchwemmen / Staͤdt vnd Doͤrffer hinweg fuͤhren / vnd die Lufft nicht allein ſtarcke Haͤuſer vmbwerffen / ſondern auch wan dieſelben in der hoͤlen der Erden / ſo ſie nicht auß kan / auff viel Meil - wegs lang den Erdboden ſchuͤtteln / bewegen / vnd biß - weilen gantze Staͤdte vnd groſſe Berge vbern hauffen werffen / vnd viel Menſchen dardurch verderben / vnd alles Natuͤrlicher weiſe: Aber vielmehr ſchaden thut der Wind / welcher durch Kunſt mit dem Nitro gemach - et wird; welches im geringſten keinen beweiß bedarff.
Geſchicht nun ſolcher Gewalt durch die groͤbere E - lementen / wie viel ſie auch Macht vnd Gewalt haben / dannoch jhnen nicht moͤglich iſt / ohne Verletzung durch ein compact Metall / wil geſchweigen harten Stein vnd Glaß zugehen / welches aber dem Fewer-geiſt zuthun nicht ſchwer iſt. Weiln dan bekandt genug / daß die Krafft der Sonnen oder Fewers / durch alle Metallen vnd aller-haͤrteſte Stein vnd Glaͤſer / wegen ſeiner ſub - tilen Durchdringenheit vnverhindert / vnd vngezwung - en gern durchgehet; Warumb ſolte dan auch nicht ein ſubtiler Metalliſcher durchdringender Spiritus in der hitze / durch gewalt des Fewers / die aller compacteſte corpora penetriren / verbeſſern / vnd in ein ander ge - ſtalt bringen koͤnnen? Wie alhier bey dem auro fulmi -nanti51Philoſophiſcher Oefen. nanti vnd gradir-Waſſern zuſehen iſt. Derohalben gantz nicht zuzweiffeln / daß nicht ein Mineraliſche tin - girende Krafft / ſo wol in naſſer als truckener Geſtalt / die harte Metallen in beſſere zu veraͤndern Macht habe.
Es koͤnnen die Metallen auch gereiniget werden auf ſolche weiſe / wie man den gemeinen Tartarum, Vitrio - lum, vnd andere Salia reiniget / nemlich mit zuthun viel Waſſers. Dan genugſam bekant iſt / daß man durch ſolviren vnd coaguliren mit einer groſſen quantitaͤt Waſſers / den gruͤnen Vitriolum, alſo von ſeinem Zu - ſatz / nemlich Eiſen vnd Kupffer reinigen kan / daß er gantz weiß bleibet / vñ als ein Alaun anzuſehen iſt / welche Reinigung dan nichts anders iſt als ein Scheidung des Metals von dem Sale, in deme man ſehr viel Waſ - ſers zu thut / dardurch das Sal geſchwaͤchet / vnd noht - halben ſein bey ſich habendes Metall / in geſtalt eines Schlams muß fallen laſſen / vnd iſt ſolcher Schlam nit vnnuͤtz oder vntuͤchtig / ſondern der beſte theil des Vitri - ols, nemlich Eiſen / Kupffer vnd Schweſel / dadurch das weiſſe Saltz gruͤn worden war.
Wie dan nun durch ein ſolche Scheidung auß dem Vitriol koͤnnen Metall gemacht werden / die in einem hoͤhern grad der Perfection zu rechnen ſeyn / als Salia; Alſo auch mit den Metallen geſchicht / auß welchen das beſſere vnd perfecteſte Theil von dem geringern gefaͤlt / vnd geſcheiden wird. Mit dem Tartar. aber geſchicht die Reinigung zwar auch durch viel Waſſers / aber ſein beſtes theil faͤllt nicht davon / gleich wie bey dem Vitrio - lo, ſondern der geringſte theil deſſelben faͤllt vnd ſcheidet ſich davon / dardurch der Tartarus vnrein vnd ſchwartz worden war. Mercke wol auff diß Exempel. Es kanD i jder52Vierdter Theilder gemeine Weinſtein / wie er auß den Faͤſſern kompt / durch etlich mahl ſolviren vnd coaguliren mit ſo viel Waſſers / daß nur der Weinſtein darin zergehet / ſchoͤn / hell / klar vnd weiß gemachet werden / weiln allezeit / vnd in jedwederer Solution mit reinem Waſſer / derſelbige je laͤnger je weiſſer vnd ſchoͤner wird / alſo / daß auch nit allein ein weiſſer / ſondern auch ein jedweder heßlicher / rohter Weinſtein / in ſchoͤne weiſſe durchſichtige Criſtal - len kan gebracht werden / vnd ſonderlich behend durch ein Niederſchlag. Vnd iſt der Schlam / welcher das ſchoͤne weiſſe Saltz tunckel vnd vnſauber gemacht hat / nichts anders / als ein vngeſchmack / vnkraͤfftig / holtzicht Weſen / welches ſich mit dem anſchieſſen oder coaguli - ren des Tartari in den Wein-faͤſſern damit vermiſchet / vnd nun durch ſolvirung deſſelben wieder davon ge - ſchieden hat.
Dieſe Gleichnuͤs nun dieſer beyden Salien, nemlich Vitrioli vnd Tartari, iſt nicht vmbſonſt / ſondern dar - umb gegeben / auff daß man den vnterſcheid der Faͤll - ung darauß erkennen lerne. Dan bey etlichen Metal - len ſcheidet ſich das geringere Theil von dem beſſern / vnd das beſſere bleibt; bey etlichen ſcheidet ſich das beſ - ſere vnd faͤllt zu boden / vnd das geringere bleibt / nach dem das beſſere oder geringere die oberhand hat; dan bey dem Vitriol iſt das beſſere Theil / nemlich Eiſen vnd Kupffer das wenigſte / vnd faͤllt zu boden / geſchieden von dem mehrern vnd geringern theil des Saltzes: Bey dem Tartaro ſcheidet ſich das geringer vnd mindere von dem mehrern vnd beſſern Theil / vnd das mehrer vnd beſſer Theil bleibet ſchoͤn / hell / ſauber vnd klar. Alſo auch mit den Metallen geſchicht. Darumb ein jedweder / der ſichdarin53Philoſophiſcher Oefen. darin bemuͤhen wil / wol zu ſehen ſol / was er ſcheide / ob der beſſer vnd geringer theil des Metals fallen oder ge - ſchieden ſol werden; ohne ſolche Erkaͤntnuͤs iſt es beſſer vnterbleiben laſſen / als vnnuͤtze vnd verlohrne Arbeit gethan. Vnd wolle ſich auch jederman huͤten / der etwas in ſolcher Arbeit vermeint zu erlangen / daß er ja im ge - ringſten keine corroſiviſche Waſſer / ſie haben gleich Na - men wie ſie wollen / als Aq. fort. Aq. reg. Sp. Salis, Vitrioli, Aluminis, Aceti, vnd dergleichen zu ſeiner Solution nehme / welche im geringſten nichts guts koͤn - nen außrichten / ſondern alles biß in den grund hinein verderben / vnd dieſen Worten glauben vnd gehoͤr ge - ben: Auß Metallen / durch Metallen / vnd mit Metal - len werden gute vnd beſtaͤndige Metallen. Auch wer - den die Metallen gereiniget / gezeitiget / vnd jhr guts vom boͤſen geſchieden / durch das nitrum, dardurch das Sul - phur ſuperfluum comburens von dem puro verbren - net vnd conſumiret wird.
Alle dieſer erzehlte Verbeſſerungen der Metallen ge - ſchehen nur particulariter. Dan ein jedweder Medi - cina particularis, ſo wol auff Menſchen als Metallen / macht ſeine Scheidung vnd Verbeſſerung durch ableg - ung des ſuperflui: Ein univerſalis Medicina aber hergegen thut ſein Verbeſſerung durch ſtaͤrckung vnd augmentirung deß ſo wol animaliſchen als minerali - ſchen humidi radicalis, welches hernach ſelber auß ei - gener Krafft ſeine wiederwertige Theilen von ſich werf - fen kan.
Moͤchte jemand ſagen: Du giebſt wol Gleichnuͤſſe genug / lehreſt aber nicht wie man thun ſol? Ich hab ge - nug gelehret / ja mehr als du glaubeſt / ob du es ſchon nitD i i jalſo54Vierdter Theilalſo wol nach deinem willen verſteheſt / ſo weiß ich ge - wiß / daß nach meinem Tod / wan mein Leib verweſen iſt / erſt meine Lehre wird angenehm werden / vnd geſpuͤret / daß ich nicht eitele Ehre vnd vergaͤngliche Dinge / ſon - dern allein meinem Naͤchſten auß ſchuldiger Pflicht / ſo viel mir zugelaſſen / damit zu dienen vnd helffen / geſucht habe. Daß aber jemand meinen moͤchte / weiln ich ſo freygebig im ſchreiben bin / viel von mir zu erforſchen / oder erfahren / der ſol wiſſen / daß ſolches zwar auß gu - ter Meinung / gleichwol aber nicht darumb geſchehen iſt / mehr Muͤh vnd Arbeit auff mich zuladen / dan es mir nicht muͤglich were / einem jedwedern auff ſein ſchreiben zu antworten / vnd alle Menſchen reich zumachen / der ich doch ſelber nicht reich bin / auch Reichthum niemaln geſucht / vnd auch nimmermehr ſuchen werde; Dan ob ich ſchon dieſer Dingen wie gemeldet / auß Gnaden Got - tes / Erkaͤntnuͤs habe / vnd in kleinem gute Proben dar - ln gefunden / ſo hab ich doch ſolche Dinge noch bißhero niemaln in groſſem angeſtelt vnd practiciret / Reich da - mit zu werden / ſondern mich allzeit mit dem jenigen be - gnuͤgen laſſen / damit mich Vnwuͤrdigen Gott der All - maͤchtige verſorget hat. Wil auch einen jedwedern er ſey wer er wolle / keinen außgenommen / hiemit treulich gewarnet haben / wan jhme Gott der HErꝛ etwas zei - get / daß er ja nicht dardurch hoffaͤrtig / vndanckbar / vnd ein Vergeſſer Gottes Genaden werde / ſondern dem All - maͤchtigen reichen Geber / ohne vnterlaß an ſeinen Glie - dern den Bedoͤrfftigen beyſpringe / vnd nach vermoͤgen helffe / auff daß jhme ſein Gut nicht zur Verdamnuͤs / ſondern zur Seligkeit dienen moͤge. Auch laß dich nicht verdrieſſen / vnd kehre dich nicht daran / wan du vmb dasjenige55Philoſophiſcher Oefen. jenige das dir Gott giebt / geneidet vnd gehaſſet wirſt / es iſt der boͤſen Welt brauch / der Geitzige vnd Hoffaͤrtige goͤnnet niemand nichts guts als jhme ſelber / der doch ge - dencken ſolte / daß er auch nichts auff die Welt gebracht habe / vnd wieder ſo viel mit darvon nehmen werde: Siehe du nur zu / daß du wol hauß-halteſt / mit dem je - nigen das dir Gott beſcheret / vnd daſſelbige recht vnd wol anlegeſt: Thue recht vnd ſcheue niemand.
Dieſes ſey nun genug von der Particular-Ver - beſſerung der Metallen geſagt / ſo viel ich Erkaͤndt - nuͤs davon trage: Anbelangend aber das Vniverſale, davon ſo viel geſagt vnd geſchrieben wird / kan ich nicht wol davon vrtheilen / dieweiln ich kein Prob davon ge - ſehen hab / ſo viel aber vermercke ich in andern geringen Veraͤnderungen der Metallen / daß ſolches in der Na - tur ſeyn muͤſſe / ob ſchon ich oder du ſolches nicht wiſſen / ſo muͤſſen wir doch zu frieden ſeyn mit dem jenigen / das vns Gott giebet; vielleicht iſt es dem Menſchen nicht allezeit nutz zur Seligkeit gar zu viel wiſſen / dan gemein - lich viel wiſſen vnd viel haben macht hoffaͤrtig / vnd Hoffart bringt zum Teuffel / der denſelben auch erdacht hat / darvor vns Gott behuͤten wolle.
WEiln ſchon vor 1000. Jahren her / ſehr viel Hoch - erfahrne ſo wol Judiſche / Heydniſche / als Chriſt - liche kuͤnſtliche Maͤnner ein ſolch Philoſophiſche Me - dicin, Menſchen vnd Metallen dardurch auff die hoͤch - ſte Geſundheit zubringen / durch des Menſchen Geſchick -D i i i jligkeit56Vierdter Theilligkeit vnd Kunſt zumachen muͤglich ſey / nicht allein ge - glaubt / ſondern auch mit vielen greifflichen vnd be - weißlichen rationibus klaͤrlich dargethan vnd bekraͤffti - get haben / davon vnzehlich viel Buͤcher in allerhand Sprachen / ſo wol warhaffte als verfaͤlſchte / auff den heutigen tag / allenthalben zufinden: Alſo iſt es nicht noͤhtig / daß von mir etwas weiters davon geſchrieben werde / vnd auch darumb / weiln mir dergleichen Werck gantz vnbekant iſt / ob ich zwar von vielen offtermals ge - hoͤret / wie daß hie vnd dort bißweilen ſich einer gefun - den / der vnvollkommene Metallen / vnd inſonderheit das Bley in beſtaͤndig Gold / durch die projection einer zu - gerichten medicin, ſolle verwandelt haben; So hab ich doch ſolche Diſcurſen allzeit in jhrem werth bleiben laſ - ſen / vnd mich niemaln hoch darumb bekuͤmmert oder be - muͤhet / ein ſolch groſſes Werck vnter die Haͤnde zuneh - men / vnd zuverfaͤrtigen; vnd hat mich nicht allein da - von abgeſchrecket die menge ſo vieler / ſo wol der Gelehr - ten als Vngelehrten / vnter hohen vnd niedern Stands - perſonen / vngluͤcklicher Außgang vnd Verderben in ſolcher hohen Kunſt: Sondern habe mir auch niemaln einbilden koͤnnen / daß ein ſolche kraͤfftige vnd wunder - thaͤtige Medicin (wie derſelben zugeſchrieben) in rerum natura zufinden were; Wiewoln mir vielmaln in mei - nen laboribus wunderbarliche ſachen vnd Anleitungen in ſolchem Werck ſeynd begegnet / gleichwoln / wegen manglung der Zeit vnd gelegenheit / niemaln vnter die Haͤnde zunehmen vnterſtehen doͤrffen / ſo lang vnd viel biß mir ohngefehr das Gluͤck / in deme ich etwas anders vnd geringers geſuchet / den Glauben in die Hand ge - ben / vnd ſolches muͤglich zuſeyn bewieſen; Dan ich vielZeit57Philoſophiſcher Oefen. Zeit / Muͤh vnd Koſten von vielen Jahren her dem Gold ſeine Tinctur vnd Animam zu extrahiren / (weiln ein gute Medicin darauß zumachen) angewendet habe / vnd auch endlich ſo weit gebracht / daß es mir gelungen / vnd geſehen / wan dem Gold ſein beſtes Theil entzogen / daß das vbrige hinfuͤrder kein Gold mehr iſt / vnd im gering - ſten das Fewer / wie zuvorn / nicht mehr beſtehen kan: Darauß ich dan gemuht-maſſet / wan man ſolche auß - gezogene Krafft des Goldes wieder in ein Fewer-be - ſtaͤndiges Weſen bringen koͤnte / daß es nicht wol fehlen muͤſte / hernach wieder ein geringer Metall damit in Gold zuverwandeln; welches aber zuverſuchen dieſer mein gegenwertiger Zuſtand in der frembde nit hat zu - laſſen wollen / derowegen one meinen willen / wiewol ich vmb obgemeldter vrſachen vnd anleitung / einen ſonder - baren luſt vnd muht darzu bekommen / die Hand gleich - wol davon hab laſſen muͤſſen: Vnd darneben auch wie - der zuruͤck gedacht / wan ich mich erinnert / daß die Phi - loſophi ſchreiben ein ſolche Medicin nicht auß dem ge - meinen / ſondern auß eim beſondern Gold muͤſte bereitet werden / hab hernach aber einen Acetum Philoſopho - rum auff gemein roht Kupffer goſſen / zuverſuchen / ob es auch ein Tinctur darauß ziehen wolte / welches dan auch geſchehen / alſo daß beynah alles Kupffer als ein weiſſe Erden durch digerirung ſich von der Tinctur geſcheiden hat / welche Erden ich wieder in ein corpus zuſchmeltzen verſucht habe / aber im geringſten nit muͤg - lich gewefen / ſondern als ein todte Erden ohne fluß iſt liegen blieben. Darauß ich abermal im Glauben bin geſtercket worden / daß ein ſolche Medicin koͤnne berei - tet werden; Vnd ob ich ſchon in ſolcher Arbeit nichtD vbin58Vierdter Theilbin fortgefahren / vnd vernommen / was darauß wer - den moͤchte / ſo zweifle ich doch nicht / wan man den ſach - en fleiſſig nachdaͤchte / vnd das Werck in die Haͤnde nehme / daß nicht auffs wenigſt ein gute Medicin auff Menſchen / wo nicht auff Metallen / ſolte koͤnnen dar - auß gemacht werden. Beſtehet nun das Leben / Schoͤ - ne / Fluß vnd Guͤtigkeit der Metallen in einer ſo kleinen quantitaͤt / ja kaum in dem 100. theil des Gewichts / vnd das vbrige / ſo jhme dieſes entzogen / kein Metall mehr / ſondern eine krafft-loſe vnfluͤſſige todte Erden bleibet: Wer wolte zweiffeln / daß ſolche außgezogene Krafft vnd Leben des Metalls / wan es zuvor wieder corpora - liſch vnd fix gemacht wuͤrde / nicht wieder ein Metalliſch corpus ſolte wollen annehmen / vnd in ein beſſers ver - wandeln? Ich fuͤr mein Perſon bilde mir nun gaͤntz - lich ein / vnd glaube faͤſtiglich / wegen oberzehlten beweg - lichen vrſachen / daß ein ſolche Medicin, auß minera - liſchen vnd metalliſchen Dingen / dardurch die geringe - re Metallen im fluß / in beſſere transmutiret / koͤnten durch Kunſt gemacht werden. (Es wol jhme niemand einbilden / als wan ich allhie auff das Gold oder Kupf - er wolte gewieſen haben / weiln ich erzehle / wie es mir da - mit ergangen; gantz nicht. Dan ich wol weiß / daß noch andere ſubjecta gefunden werden / die voller Tinctur ſeyn / vnd ſich gern handlen laſſen.) Vnd ob es ſchon ſo gemein nicht iſt / vnd gar ſelten darzu gelanget wird / ſo iſt es doch nicht der Natur vnd Kunſt / ſondern vnſerer Vngeſchickligkeit / ſchaͤndlichen teuffeliſchen Geitz vnd Hoffart / wie auch boͤſem / vnbußfertigem / Gottloſen Leben / die vrſach vnd ſchuld ſolcher Verhindernuͤs zu zulegen. Vnd darff jhm niemand einbilden / daß er der -gleichen59Philoſophiſcher Oefen. gleichen Dinge wuͤrdig ſey / ſo lang er auff boͤſem Wege wandelt / Gott vnd ſein Wort verachtet / ſeinen Naͤch - ſten haſſet / vnd jhme ſelber viel zuꝛechnet. Sagt manch - er / das kompt auff vnſer Leben vnd Wandel nicht an; Es iſt ein Werck der Kunſt vnd Natur: Die Heyden haben doch ſolche Wiſſenſchaft gehabt / die vns in From - keit nicht gleich geweſen / weiln ſie von dem wahren Gott nichts gewuſt haben: Ergò, ſo kan mir mein boͤß thun vnd laſſen / nicht hinderlich oder befoͤrderlich darzu ſeyn / ſondern beſtehet allein ſolche Kunſt im wiſſen vnd Er - kaͤntnuͤs der ſachen?
O du armer vnd blinder Menſch / wie biſtu auff ei - nem ſo boͤſen Wege! Meineſtu daß dieſe heydniſche Phi - loſophi den wahren Gott nicht ſolten gekennt haben? Ja gewiß / vnd ohne zweifel beſſer als du / ob jhnen ſchon Chriſtus nicht iſt geprediget worden / ſo haben ſie Ihn doch auß ſeinen Wercken in der Natur erkand / / vnd jhr Leben / Wandel vnd Thun darnach angeſtellet / vnd ſolche hohe Gaben Gottes erlanget / bewahret / wol an - geleget / vnd nicht mißbraucht / ſondern jhrem Naͤchſten mit guter Lehr vnd Vnterricht gedienet vnd geholffen: Du aber / der du dich beſſer zu ſeyn vermeineſt / als dein Naͤchſter / jhn verachteſt / ſeinen Splitter ſieheſt / vnd dei - nes groſſen Balcken im Auge nicht gewahr wirſt / in Geitz / Hoffart / Haß / Neid / Wolluſt vnd andern Vn - tugenden dein Leben zubringeſt / meinſtu daß Gott nicht ein Aug darauff habe / vnd dich in deinem vorhaben ver - hindern koͤnne? Gott weiß wol daß den geitzigen / hof - faͤrtigen / falſchen Chriſten ſo viel nicht gebuͤhret. Dar - umb ein jedweder / der ein ſolch hohes Werck ſuchet / zu - vorn wol zuſehe / vnd ſich pruͤfe / mit was Haͤnden erſolches60Vierdter Theilſolches angreiffe. Dan gewiß vnd wahr iſt / daß der Gottloſe / ob er ſchon noch ſo ſehr laͤufft / nimmermehr darzu gelangen wird; dan es ein Gabe GOttes vnd nicht der Menſchen iſt.
Alſo haſtu meine Meinung verſtanden / was ich von der univerſal Medicin halte / vnd hat mich darzu bewe - get / das jenige / was ich im Gold / Kupffer vnd auch an - dern Mineralien vnd Metallen geſehen hab: Wil es aber fuͤr kein Euangelium gehalten haben / dan ein Menſch leichtlich jrꝛen kan / vnd jhme etwas einbilden / das nicht iſt noch werden kan. Derowegen nichts ge - wiſſes davon zuhalten / biß daß mans vom Anfang biß zum Ende vollkoͤmlich außgewuͤrcket habe / vnd dannoch nicht verſichert iſt / daß er das jenige / ſo er einmahl ge - than / wieder thun koͤnne. Dan es bißweiln gar wun - derbarlich in ſolchen Dingen hergehet / daß man ein - mahl auff einem guten Wege iſt / hernach wieder ſolch - en verliehret / vnd auch nimmer wieder finden kan; welches ohne zweiffel mir nicht allein / ſondern noch vie - len alſo wiederfahren iſt. Derentwegen man nicht zu fruͤhe vber etwas / das ſich wol anſehen laͤſſt / gloriiren ſol / dan gar leichtlich ein hindernuͤß einfallen kan / welch - es alle geſchoͤpffte Hoffnung auff einmahl in Brunnen ſencket. Vnd iſt das allerbeſte / daß man Gott / neben fleiſſiger Arbeit / embſig anruffe vnd bitte / daß Er zu vnſerm thun vnd Beruff ſeinen zeitlichen Segen vnd gedeyen geben wolle / daß wirs allhier wol gebrauchen vnd anlegen / vnd hernacher einmahl zur Ergetzligkeit all vnſerer vielfaltig gehabten Sorg / Muͤh / Arbeit vnd Vnruhe mildiglich / ohn all vnſern Verdienſt auß lau - ter Gnad vnd Barmhertzigkeit / die ewige Ruh vnd Se - ligkeit verleyhen wolle / Amen!
VNter den Chimicis iſt eine lange Zeit hero viel diſputirens geweſen / ob dieſe vorgeſetzte Minerali - en auch auß denſelben principiis, davon die Metallen generirt, jhren Vrſprung haben / vnd auch vnter die Metalliſche Geſchlechter moͤgen gezehlet werden / darin ſie dan auf den heutigen Tag noch nicht einig ſeyn / weiln der eine ſolches darfuͤr helt vnd annimpt / der ander dar - gegen verwirfft / alſo / daß ein junger angehender Lieb - haber der Chimiæ nicht wiſſen kan / welchem hauffen er beyf allen ſol.
Weil aber ſolche Erkaͤntnuͤß vnd Wiſſenſchafft nit wenig zur Verbeſſerung der Metallen dienet / ſo hab ich nicht vnterlaſſen koͤnnen / meine Meinung / welche auf die Experientz gegruͤndet / alhier zuentdecken / vnd hoffe vielen auß dem Traum damit zuhelffen. Die jenige die darfuͤr halten / daß ſolche Mineralien auß einem andern grund herkommen / als die Metallen / iſt zuverwundern auß was ſchlechtem fundament ſie ſolches behaupten wollen; in deme ſie ſagen / haͤtten Metallen darauß ſol - len werden / warumb iſt es dan nicht geſchehen / vnd ge - ſchicht noch nicht? In deme man befindet / daß ſolche allezeit Mineralia bleiben vnd keine Metallen darauß werden? Dieſe ſollen wiſſen / daß es mit dem wachſen der Metallen viel ein ander gelegenheit hat / als mit dem wachſen der Vegetabilien, die in einer kleinen Zeitwachſen /62Vierdter Theilwachſen / vnd auch wieder vergehen: Welches mit den Metallen hergegen nicht geſchicht / oder geſchehen kan / dan alles was lang beſtaͤndig ſeyn ſol / auch langſam zur Beſtaͤndigkeit gelangen muß / laut des Sprichworts: Quod citò venit, citò perit. Vnd geſchicht ſolches nicht allein bey den Vegetabilien vnd Metallen / ſon - dern auch bey den Animalien. Gleich wie bey etlichen Kraͤutern zuſehen / die in einem halben Jahr zu jhrer hoͤchſten Volkommenheit kommen / vnd auch wieder - umb deſto baͤlder vergehen: Die jenigen aber welche mehr Zeit zu jhrer perfection bedoͤrffen / deſto laͤnger hernach auch wehren koͤnnen. Ein Schwam auß eim faulen Holtz kan in 1. oder 2. Naͤchten groß werden / vnd auch wieder in ſo kleiner Zeit vergehen; welches ein Eichen-Baum nicht thun wird. Ein Ochs oder Pferd kan in 2. oder 3. Jahren ſeine volkommene Groͤſ - ſe erlangen / lebet aber ſelten laͤnger als 20. oder 24. Jahr / hergegen ein Menſch wol 24. Jahr von noͤhten hat / ehe er ſeine Staͤrcke vnd Groͤſſe erlanget / vnd auch wol 60. 80. oder 100. Jahr hernach wieder leben kan. Alſo auch mit den Metallen muß verſtanden werden / welche viel Hundert oder Tauſend Jahr wehren koͤn - nen / conſequenter auch ein lange Zeit zu jhrer Voll - kommenheit haben vonnoͤhten gehabt. Weiln dan die Metallen ſo lange Zeit zu jhrem wachſen erforderen / vnd kein Menſch / ob er ſchon etliche Hundert Jahr le - bete / jhren Anfang vnd Ende ſehen kan / ſo iſt es auch nicht zu widerſtreiten / dieſelbe ehe ſie Metallen worden / zuvorn Miner. geweſen ſeyn. Inſonderheit / weiln allzeit bey den Gaͤngen der Metallen / ſonderlich / wan ſolche nicht gedigen vnd fein ſeyn / auch Mineralien gefundenwerden /63Philoſophiſcher Oefen. werden / wie auch die Berg-leut / wan ſie Mineralien antreffen / gute Hoffnung zu Metallen haben / vnd die - ſelbe ein Mantel oder Decke der Metallen nennen / wie dan ſelten Mineralien ohne Metallen oder Metallen oh - ne Mineralien gefunden werden / vnd auch niemahln Mineralien angetroffen / die nicht etwas / es ſey ſo we - nig oder viel es wolle / beſtaͤndiges Gold vnd Silber bey ſich fuͤhren vnd halten / dahero die Mineralien recht vnd wol fuͤr ein vnzeitige Geburt der Metallen zu hal - ten ſeyn / weiln offenbahr genug iſt / daß ſolche Minerali - en durch ſonderbare Handgriffe mit Fewer dahin koͤn - nen gebracht werden / daß dieſelbe hernach ein zimliche quantitaͤt Silber oder Gold im ſchmeltzen von ſich ge - ben. Wan dan ſolche Mineralien auß keiner metal - liſchen Wurtzel herſproͤſſen / wie ſolten dan Metallen darauß koͤnnen gebracht werden? Weiln auß eim jun - gen Kind kein Ochs / oder auß einem jungen Kalb kein Menſch werden kan / ſondern allzeit gleich ſeines gleich - en herfuͤr bringet.
Iſt derohalben gruͤndlich darfuͤr zuhalten / daß obge - nante Mineralien gegen die Metallen nicht anders als vnzeitige Fruͤchten zu achten / welche jhr vollkommene Reiffe noch nicht erlanget / vnd jhr vnnuͤtze terreſtritaͤt noch nicht von ſich geleget haben. Dan wan ein Ey nicht zum Vogel prædeſtiniret vnd ſolcher Natur theil - hafftig were / wie ſolte durch die Waͤrme ein Vogel dar - auß koͤnnen gebruͤtet werden? Alſo auch wan die Mi - neralien keiner metalliſchen Natur theilhafftig weren / wie ſolten Metallen darauß durchs Fewers huͤlffe koͤn - nen gezeitiget werden? Moͤchte mancher ſagen / daß er dergleichen Prob (wie nemlich auß den geringen Mi -neralien64Vierdter Theilneralien vnd Metallen gute Metallen gebracht werden / niemaln geſehen habe / derohalben auch nicht glauben koͤnne. Der ſol wiſſen / daß viel Dinge in der Natur / welche dem mehrentheil noch vnbekant ſeyn vnd frembt fuͤrkommen. Thut derohalben der jenige nicht allein ſehr thoͤricht / ſondern auch gantz vnrecht / daß er etwas verleugnet das er nicht verſtehet / weiß / oder kan. Zeigt vns doch die taͤgliche Erfahrung in der Alchimia, daß durch wegnehmung des vbrigen Sulphurs, es geſchehe auff was weiſe vnd wege es immer wolle / (deren vnter - ſchiedliche im brauch) ſo wol die Mineralien als gerin - ge Metallen augenſcheinlich in einen hoͤhern grad der Vollkommenheit verſetzet werden. Warumb ſolte dan das Hertz nicht glauben / vnd der Mund ſprechen / was die Augen ſehen? Bezeuge vnd betheure derohalben auß gegruͤndter Experientz, daß faſt aus allen Minera - lien vnd geringern Metallen beſtaͤndige Metallen / als Gold vnd Silber / durch die vnverfaͤlſchte Kunſt der Alchimia, doch auß einem mehr vnd weniger / auch leichter vnd ſchwerlicher / als auß dem andern / zu brin - gen ſey. Dan es iſt nimmer die Nacht ſo finſter / es iſt noch ein wenig Liecht oder Schein darunter verborgen / welche durch ein Speculum concavum darauß kan col - ligiret vnd in die enge zuſammen gebracht werden / vnd iſt kein Element ſo rein / es iſt der andern Elementen et - was theilhafftig / auch kein Ding ſo boͤſe / es iſt noch et - was gutes darin. Et è contra. Gleich wie nun auß der Lufft die verborgene Sonnen ſtrahlen koͤnnen colli - giret werden / alſo koͤnnen auch aus den imperfecten Metallen vnd Miner. perfecte Metallen / welche weit darin zertheilet vnd verſtreuet ſeyn / durch das Fewervnd65Philoſophiſcher Oefen. vnd Geſchickligkeit eines geuͤbten Kuͤnſtlers: Wan nemblich dieſelbe mit jhrem behoͤrlichen ſolvente vnd mineraliſchen Waſſern eingeſetzet / vnd durch die hitze des Fewers die partes homogeneæ conjungiret vnd behalten / vnd die partes heterogeneæ abgeworffen vnd geſchieden / zuſammen getrieben / vnd herauß ge - bracht werden. Alſo daß es nicht noͤhtig mit groſſer ge - fahr ſeines Lebens nach Oſt - oder Weſt - Indien zulauf - ſen / Gold vnd Silber in den new-gefundenen Inſuln zuſuchen / vñ zu holen / ſondeꝛn alhieꝛbey vns in Teutſch - land / wan Gott der Allmaͤchtige einmahl ſeinen Zorn fallen laſſen / vnd die wolverdiente / ſchroͤckliche / vnd ver - derbliche / lang erlittene Ruhte des Kriegs-weſens weg - nehmen / vnd ein gewuͤnſchten vnd beſtaͤndigen Frie - den auß Gnaden verleihen wolte / viel Gold vnd Silber ohne Bergwerck bawen (weiln allenthalben genug alt Zinn / Kupffer / Eiſen / vnd Bley gefunden) darinnen die Berg-leut ohne jhr wiſſen einen Schatz gelaſſen.
Sol ſich derohalben niemand arm ſchaͤtzen vnd kla - gen / daß er nichts habe / der allein hat zu klagen / ja iſt aͤrmer als arm / ob er ſchon Reichthum beſitzet / (welch - es er doch leichtlich durch widerwertiges Gluͤck mit dem Ruͤcken anzuſehen / kan gezwungen werden) wan er GOtt in ſeinen Creaturen vnd Wercken nicht kennet / liebet / vnd dafuͤr dancket. Was iſt bey dem gemeinen Mañ veraͤchtlicher vnd vnachtſamer als Bley vnd alt Eiſen? welche doch ſo hoch bey denen / die ſie kennen / geachtet werden / in deme ſie bequaͤm ſeyn zugebrauch - en / wan man mit mineraliſchem Eyer-weiß ♃ vnd ♀ waſchen wil: Wie aber ſolches Waſch-werck hergehe / iſt dem Vngeuͤbten vnd Vnerfahrnen im Fewer vbelEzu66Vierdter Theilzu bedeuten; doch ſol durch Gleichnuͤſſen etlicher maſ - ſen entdecket werden. Sihe an den Antimonium wie ſchwartz vnd vnrein er iſt / wan er auß der Erden komt: So er aber durch die Berg-leute auß der minera ge - ſchmeltzet / vnd von ſeinem vnnuͤtzen Berg / wie es ande - re nennen (welcher doch jhme zu nutz von der Natur / zu huͤlf ſeiner Reinigung geben iſt / laut des Sprichworts: Deus & Natura nihil faciunt fruſtra,) geſaͤubert iſt / ſo erlanget er alſobalden ein beſſer Corpus, welches den Metallen ſchon gleicher ſihet / als die Minera, ſo man a - ber hernach ſolches Corpus oder Antimonium weiters mit Sale Tartari ſchmeltzet / ſo toͤdtet das Sal Tart. den vnzeitigen vnd verbrennlichen Schwefel / vnd macht denſelben von dem reineſten Mercurialiſchen Theil des Antimonii ledig / vnd zu einer Schlacken / alſo / daß im ſchmeltzen abermahl eine Scheidung geſchicht / vnd ein Theil deſſelben ſchoͤn weiß / doch bruͤchig zu grund / vnd das leichteſte Theil / als der verbrennliche Sulphur mit dem Sale Tart. oben auffſitzet / welche / wan ſie nach der Außgieſſung in ein Gießbukel erkaltet / durch ein ſchlag mit eim Hammer von einander koͤnnen ſepariret wer - den / welchen die Chimici einen Koͤnig nennen. Solch - er Koͤnig iſt abermahl viel ſchoͤner / als der erſte Guß auß der rohen Minera; vnd iſt dieſes die Reinigung des Antimonii, ſo bey den Chimicis im brauch vnd bekant iſt. So man aber noch etwas weiters wuͤſte zu zuſetzen / daß noch ein Reinigung zum drittenmahl geſchehe / ſo koͤnte es nicht fehlen / es wuͤrde der Koͤnig davon nicht allein ſchoͤner vnd weiſſer ſeyn / ſondern auch geſchmei - diger / compacter, vnd fixer ſeyn. Iſt es muͤglich ge - weſen auß dem ſchwartzen Antimonio einen weiſſenregulum67Philoſophiſcher Oefen. regulum zumachen / warumb ſolte es auch nicht muͤg - lich ſeyn auß ſolchem Regul. ein geſchmeidig Metall zu - machen?
MIſche zu eim Theil pulveriſirten Antimonii, 1. halben Theil Salpeter / vnd zuͤnde ſolche mixtur mit einer gluͤenden Kohlen an / ſo brennet der Sulphur Antimonii mit dem Salpeter hinweg / vnd wird ein braune maſſa darauß / welche / ſo dieſelbe in ein guten Tiegel ein Stunde mit ſtarckem Fewer ſchmeltzet / einen Koͤnig dem vorigen / welcher mit Sale Tartari gemacht iſt / gantz gleich / doch giebt nicht ſo viel. Deßgleich - en kan auch ein Scheidung mit gleichem Gewicht An - timonii, Tartari crudi, vnd nitri, zuſammen gemiſcht / vnd angezuͤndt / vnd geſchmoltzen / gemachet werden / iſt auch eben gut. Weiters kan noch auff ein andere weiſe auß dem Antimonio ein Scheidung gemacht werden / alſo / daß man kleine ſtuͤcklein Eiſen 1. Theil in ein ſtaꝛck - en Tiegel thut / vnd in eim Wind-ofen ſtarck gluͤen laͤſ - ſet / darnach 2. Theil Antimonii darzu gethan / vnd wol fluͤſſen laͤſſet / ſo greifft der vbrige verbrennliche Sulphur Antimonii lieber in das Eiſen / als in ein ſulphuriſch Metall / vermiſchet ſich damit / vnd laͤſſt alſo ſeinen rei - nen ☿ vnd Sulphur oder regulum fallen / welches vn - gefehr die helffte ſo viel / als des Antimonii geweſen / ſeyn wird.
Dieſe viererley weiſe vnd wege / den anzuͤndlichen Sulphur von dem Antimonio zuſcheiden / ſeynd gemeinE ijvnd68Vierdter Theilvnd bekandt genug / habe ſolche nicht hieher geſchrieben / als wan es eine groſſe Kunſt were / ſolches zu thun / oder andere ſolches lehren wollen / gantz nicht / iſt nur geſche - hen / auff daß man ſehe / auff was weiſe vnd wege ſich die ſulphuriſche Mineralien reinigen vnd verbeſſern. Welches zwar noch ein kleine Verbeſſerung iſt / doch der Weg vnd Anfang darzu gezeiget / vnd nicht allein zu dem Antimonio, ſondern auch zu dieſen beyden / Ar - ſenico vnd Auripigmento, wiewol Arſenic. vnd Au - ripigment. ſich alſo mit dem Salpeter / Weinſtein vnd Eiſen nicht geben wollen / ſondern ſeynd zu fluͤchtig / muß derohalben in verſchloſſen Tiegeln mit Oehl / oder andern fetten Dingen geſchehen / geben auch nun ſolch - en Koͤnig als das Antimonium. Dieſe Koͤnige geben dem ♃ eine haͤrtte / guten Klang vnd Dichtigkeit. Wan vnter 1. Pf. 1. oder 2. Loth geſchmoltzen wird / guten Haußraht davon zu machen / vnd geben in der Seiger - ung gut vnd beſtaͤndig Gold.
Gleich wie nun alhier angezeigt vnd gelehret / ein ge - meine Saͤuberung des Antimonii, alſo muß auch ver - ſtanden werden / mit allen andern Mineralien vnd vn - vollkommenen Metallen / als Wißmuht / Zinck / Gall - may / ♄ / ♃ / ♂ vnd ♀ ſolche von jhrem zu viel haben - den Sulphur zu reinigen vnd waſchen / alſo / daß beſtaͤn - dige Metallen / als Gold vnd Silber / mit nutzen dar - auß koͤnnen gebracht werden.
Wil hiemit das metalliſche Waſch-werck beſchlieſ - ſen / vnd den Chimicis das nitrum, Tartarum, Silices, vnd Bley befohlen haben / ich weiß / wer dieſe 4. kennen lernet / jhme hernach ſeine Muͤhe / Arbeit vnd Koſten / die er an die Alchimia gewendet / nicht vnbezahlt blei - ben werden
Dieſes69Philoſophiſcher Oefen.Dieſes aber iſt zubeklagen / vnd zum Werck ein groſ - ſe Hindernuͤs / daß man nicht allenthalben gute vnd be - ſtaͤndige Erden / die den ♄ vnd Salia halten kan / findet / dan ohne dem alten ♄ iſt wenig oder gar nichts / meines wiſſens / in Seigerung oder Reinigung der Metallen zu thun. Wolle derohalben ein jedweder / der etwas in dieſem Dinge zu thun geſinnet iſt / fuͤrs erſte vmb gute Erde vmbſehen; welche den ♄ 24. Stunden halten kan.
Darnach Jovem vmb Raht fragen / was Vulcanus mit ♂ machen ſol / der jhm dan ſagen wird / wie viel er leyden muß / ehe er die Cron erlanget.
WEiln man bißweilen / ſo man euſſerlich mit probi - ren vnd ſchmeltzen vmbgehet / einen boͤſen minera - liſchen Dunſt (wie wol es bey meinem ſchmeltz-ofen nit geſchehen kan) mit dem Ahtem hinder ſich in den Leib ziehet / vnd leichtlich ein alteration dardurch erlanget / ſo wil ich dem fleiſſigen Laboranten hieher ein gute me - dicin beſchreiben / die er im noht-fall / ſo wol præſerva - tivè als curativè, gebrauchen kan. Nemlich auß dem Gold vnd Antimonio einen durchſichtigen Rubin-ro - ten vnd fewr beſtaͤndigen / ſolvirlichen Stein zumach - en. Vnd geſchicht alſo:
℞. Ein Loht fein Gold / ſolvire daſſelbe in aq. reg. vnd præcipitire ſolches mit liquore Silicum, wie oben im 2. Theil zufinden / ſuͤſſe den Calcem ab / vnd mach ihn trucken / ſo iſt er zu dieſem Werck bereitet.
Darnach nim klein pulveriſirten regul. martis, wie kurtz oben bey den Mineralien zumachen iſt gelehꝛet / vnd miſche 3. Theilen reinen Salpeter darunter / ſetze dieſeE iijmixtur70Vierdter Theilmixtur in einem Tiegel zwiſchen gluͤende Kohlen / doch nicht gar zu heiß / biß der Tiegel algemach ergluͤet / dan gib ſtarck ſchmeltz-fewer / ſo wird ein Purpur-farbe maſ - ſa auß dem reg. Ant. vnd nitro werden / die nimb auß / laß erkalten / / pulveriſire dieſelbe klein / vnd miſche zu 3. oder 4. Theilen derſelben 1. Theil oben bereites Gold - Kalchs / ſetze dieſelbe in obbeſchriebenen Wind ofen / in eim guten bedeckten Tiegel / vnd laß die maſſam zu - ſammen ſchmeltzen wie ein Metall / ſo wird das nitrum antimoniatum den Gold-kalck im ſchmeltzen zu ſich ne - men / ſolviren / vnd ein Ametiſten-farbige maſſa dar - auß werden / dieſe laß ſo lang im Fewer ſtehen vnd flieſ - ſen / biß die gantze maſſa ſchoͤn durchſichtig als ein Ru - bin worden iſt / welches man kan erfahren / wan man bißweilen mit einem krummen reinen Drat in den Tie - gel greifft / vnd ein wenig von der maſſa herauß nimbt. Vnd wan mittler weil die maſſa dick vnd vnfluͤſſig wuͤr - de / ſo muß man ein ſtuͤcklein Salis nitri, oder Tart. dar - zu werffen / dardurch die maſſa wieder einen fluß erlan - get / vnd muß ſolches ſo offt / als es noͤhtig iſt / geſchehen. Wan nun deine maſſa auff die hoͤchſte Rubin-roͤhte kommen iſt / ſo geuß dieſelbe alſo heiß auß in einen rei - nen kuͤpffernen Moͤrſel / vnd laß erkalten / ſo wird dieſel - be in Farb / Geſtalt / vnd anſehen einem orientaliſchen Rubin gantz gleich ſeyn. Welche man alſo warm pul - veriſiren muß / die ſonſten die Lufft an ſich zieht vnd feucht wird / vnd in einer Phiol mit Spiritu Vini ſein Tinctur herauß ziehen / ſo bleibt das Gold mit dem An - timonio als ein natuͤrlicher ſchnee-weiſſer zarter Talck liegẽ / welches man mit rein � auß dem Glaß ſchwenck - en / abſuͤſſen / vnd trucknen kan: Gibt mit ſtarckem fewrein71Philoſophiſcher Oefen. ein gelb nitrum, vnd wird kein Gold darin geſehen / welches gleichwol mit huͤlff Eiſen-feilich vnd Kupffer kan darauß nieder-geſchlagen oder gefellet werden / auß welchem ♂ vnd ♀ das ⊙ ſeine Farbe wieder erlanget / doch nicht mit nutzen / ſondern zimlichem abgang. Der Spir. Vini tinctus wird von der Tinct. abſtrahiret / ſo hat man eine kraͤfftige medicin, die in vielen ſchweren Kranckheiten zugebrauchen iſt. Ob alhier jemand mei - nen wolte / daß dieſe beſchriebene medicin oder tinctu - ra Solis nicht per ſe were / ſondern auch zugleich die tinctura Salis nitri vel Tart. welcher darzu gebrauch - et / mit vnter were / der ſol wiſſen / daß des nitri ſo viel nicht darzu komt / vnd wan ſchon die Tinctura Salis ni - tri vel Tartari mit darzu kaͤme / was koͤnte ſie darbey fuͤr ſchaden bringen / weiln dieſelbe fuͤr ſich allein ein gute medicin iſt. Vnd halt ich gaͤntzlich darfuͤr / daß dieſe tinctura ⊙ viel beſſer ſey / als die jenige / welche im 2. Theil zumachen ſind gelehret worden. Es kan auch dieſer Rubin alſo fuͤr ſich allein / mit bequemen vehicu - lis, gebrauchet werden / iſt an ſich ſelber ein kraͤfftige medicin, oder man kan denſelben an ein feuchte Lufft legen / vnd in einen rohten liquorem flieſſen laſſen / iſt nicht geringer zur medicin als die Tinctura ſelbſten. Dan allhier das Gold vnd reineſte Theil des Antimo - nii, ohn alle corroſiviſche Waſſer / in ein potabilitaͤt gebracht ſeyn.
Es iſt zu verwundern / daß die Salia im ſchmeltzen ſolche Macht haben / die Metallen zu zerſtoͤhren / zuver - beſſern / vnd in ein ander geſtalt zu verwandlen. Dan mir einmahl ein wunderlicher caſus wiederfahren / da ich dieſen Rubin machen wolte / in dem ich neben dieſemE iiijTiegel /72Vierdter TheilTiegel / da das Gold mit dem zugerichten regulo Anti - monii ſtunde / noch 2. andere Tiegel mit beſondern Me - tallen ſtehen hatte / (welches in dieſem Ofem leichtlich vnd wol geſchehen kan / daß man 3. 4. oder mehr Tiegel neben einander ſetzet / vnd mit einem Fewer regiren kan / welches ſonſten in andern Wind-oͤfen / oder fuͤr dem Ge - blaͤß vnmuͤglich zu thun iſt /) vnd ich ein beſonder Saltz in einen der Tiegel / der neben dem Gold ſtunde / ver - meinet zu werffen / aber ich jrꝛte / vnd ſolches in den Tie - gel / da das Gold innen war / thaͤte / welches Saltz alſo balden ein fermentation vnd ſtreiten in dem Tiegel vervrſachte / alſo daß derſelbe mit dem Zeug wolte vber - lauffen / da ich ſolches gewar wurde / auch alſo-balden ſolchen mit der Zange ergriffe / auß dem Ofen name / vnd außgoſſe / vnd mir wol einbilden kundte / daß der Rubin durch das Saltz / welches ohne meinen willen darzu kommen wuͤrde / verdorben ſey / derohalben ich nur das Gold ſuchte zu ſalviren / da ich aber das Weſen außgoſſen / befande ich die gantze maſſam Blut roht o - der viel ſchoͤner als der Rubin ſelber geweſen / vnd ſahe nach dem ⊙ / fande aber keins / ſondern ſteckten hin vnd her in den Salien kleine weiſſe Koͤrner an Farb vnd ge - ſtalt einem gemeinem ♄ gleich / ſolche da von zuſcheiden / weiln ſie ſo klein waren / konte nicht wol anders ſeyn / als die Salien mit Waſſer zu ſolviren / nach dem ſolches ge - ſchehen / blieben die Koͤrner allein von der Blut-rohten Solution geſchieden am boden des Glaſes liegen / die ich heꝛauß namb / vnd ſolche zuſamen in ein ſtuͤck zuſchmeltz - en vermeinte / ſolche in einen newen Tiegel thet / vnd in den Ofen ſetzte / mit ſeinem Deckel / da ich aber darnach ſahe / ob es geſchmoltzen moͤchte ſeyn / fande ich meinenTiegel73Philoſophiſcher Oefen. Tiegel leer / vnd war alles Gold im Rauch hinweg gangen / behalben etwas wenigs hieng noch oben vmb den Tiegel vnd Deckel / welches ich abkehrte da er kalt worden / vnd in einem kleinen reinen Tieglein wieder in den Ofen ſetzte / zuſehen was darauß werden wolte / ſo bald dieſelbe Koͤrnlein die hitze empfunden / flogen ſie ſchnell mit allen Theilen dahin / gleich als ein Arſeni - cum, vnd ließ auch nicht den geringſten flecken oder maal in dem Tiegel / alſo war ich meines Goldes quitt. Vnd namb die rohte Solution, abſtrahirte das � von den Salien, vnd fandt ein Blut-rohtes Saltz / ſetzte daſ - ſelbe in ein ſchoͤnen reinen Tiegel in den Ofen / zu ver - ſuchen / ob noch etwas corporaliſch durchs ſchmeltzen herauß kommen wolte / da ich aber daſſelbe außgoß / be - fand ich / daß alle Tinctur vnd roͤhte auch hinweg ge - raucht / vnd nur die bloſſe weiſe Salien noch im Tiegel geblieben waren / daruͤber ich mich hoͤchlich verwunder - te / vnd noch taͤglich / wan ich daran gedencke / nicht ge - nug verwundern kan / daß mein gantzes corpus auri, ſo wol die Tinctur als remanentz durch ſolches Saltz ſo fluͤchtig worden war.
Habe hernach mit fleiß dieſelbe Arbeit wieder ver - ſucht vnd eingeſetzet / iſt mir aber nicht alſo wiederfah - ren wie erſt / ſondern hat zwar ein aͤnderung gemachet / aber das Gold iſt ſo fluͤchtig nicht worden / gieb deme die ſchuld / weiln ich nicht eigentlich gewuſt das Gewicht dieſes Saltzes / welches darein vngefehr kommen war. Vnd haben mich bewegt / dieſe Hiſtorie hieher zu ſetzen / dieſe 2. vrſachen / erſtlich / daß ein Laborant ſehen moͤ - ge / wie leichtlich an einem kleinen ding etwas koͤnne v - berſehen / dardurch der gantze proceß verlohren werde. E vZum74Vierdter TheilZum Andern auch zur Verſicherung der Philoſopho - rum Schrifften / welche ſchreiben / daß das ⊙ durch Kunſt wiederumb zu ruͤck in ein geringern Grad dem ♄ gleich koͤnne gebracht werden / welches mir bey dieſer Arbeit wiederfahren iſt / vnd ſolte viel ſchwerer ſeyn / das ⊙ zu zerſtoͤren / vnd einem geringern Metall gleich zu machen / als ein gering Metall in ⊙ zu verwandlen. Welches mich auch erfreuet / vnd in meinem Hertzen gut thut / daß ich ſolche Prob mit meinen Augen geſe - hen / vnd mit meinen Haͤnden getaſtet habe / davon die vermeinte Philoſophi nichts hoͤren wollen / ja groſſe Buͤcher dargegen ſchreiben / vnd weiß nicht auß was Halsſtarrigkeit ſtand halten wollen / daß das Gold vn - muͤglich zu zerſtoͤren / oder auß ſeiner Natur zubringen ſey / welches doch ein pur lautere Luͤgen iſt. Dan ich das Gegentheil (wans die Noht erforderte) nicht nur allein auff einerley / ſondern auff vnterſchiedliche weiſe dar - thun koͤnte ..
Ich weiß nicht was ſolche Leut dahin dringet / ein Ding zu verachten vnd haſſen / welches ſie doch im ge - ringſten nicht kennen / ich fuͤr mein Perſon / was ich nit weiß vnd verſtehe / das laß ich vngeurtheilet / vnd in ſei - nem werth bleiben / wie koͤnnen ſolche Leut mit Warheit die Veraͤnderungen der Metallen verleugnen / da ſie doch jhr Lebens-zeit kein Kolen oder Zang in den Haͤn - den gehabt / ſolches zu verſuchen? Ich muß bekennen / die vmblauffende Gold-kaͤfer die im geringſten nichts wiſſen oder koͤnnen / der wahren Alchimia keinen gerin - gen Schand fleck anhencken / (in deme ſie hier vnd dort die Leut beliegen vnd betriegen) vnd Gold wollen mach - en lehren / dar ſie doch ſelber in Armuht leben / wan ſienicht75Philoſophiſcher Oefen. nicht vngefehr einen leicht-glaͤubenden Reichen / der des Geldes zu viel hat / vnd etwas ſonderliches auß jhnen zu erfahren vermeinet / antreffen / vnd das Maul-Fut - ter / vnd Kleider alſo erſchnappen / offtermal mit ſchma - len Bißlein vorlieb nemen muͤſten / wiewol deren zum theil auff geitziger Leut Beutel / als geſchilderte Papa - geyen / mit koͤſtlichen Kleidern praͤchtig vnd hochmuͤtig herein traben / ſolche Land-laͤuffer man billich haſſen / meiden vnd vertreiben ſolte; Hergegen aber die vn - ſchuldige vnd Koͤnigliche Kunſt Alchimiam darumb nicht verachten. Es iſt ein ſehr groſſe Thorheit / damit etliche Geld-begierige Leut gleichſam bezaubert ſeyn / vnd alles das ſie haben / auf ein vngegruͤndte Hoffnung bald reicher zu werden / herauß geben vnd anlegen / vnd wan es nicht gluͤcket / hernach ſelber mangel leiden muͤſ - ſen / mit ſolchen man (wan es auß Geitz geſchicht) kein mitleiden haben ſolte.
Bißweilen aber ſuchet mancher durch die Alchimi - am Reichthum zu erlangen / nicht eigentlich vmbs Geitzes willen / ſondern vielmehr daß er die Haͤnde beſ - ſer ruͤhren / vnd die Natur deſto fuͤglicher ergruͤnden moͤchte / ſolchen Leuten nun iſt deſto weniger zu verar - gen / wan ſie von loſen Buben betrogen / vnd vmb das jhrige gebracht werden. Doch iſt es auch ein groſſe vn - bedachtſamkeit ſich weiters zu entbloͤſſen als man lei - den kan.
SOlvire Gold in aq. reg. vnd præcipitire daſſelbe mitliquo -76Vierdter Theilliquore Salis Silicum, wan alles ⊙ gefallen / ſo geuß deſſelben liquoris noch ein Theil darzu / vnd ſetze das ge - faͤlte ⊙ mit dem liquore Silicum in ein Sand / vnd laß etliche Stunden kochen / ſo wird der liquor Sil. die Tinctur auß dem gefaͤlten Gold extrahiren vnd hoch Purpur davon werden / darauff geuß Regen-waſſer vnd laß es ſampt dem Pur vur-farben liquore noch ein mahl aufkochen / ſo werden die Silices davon fallen / vnd die Tinctur wird viel ſchoͤner vnd hoͤher in dem Sale Tart. bleiben / von welcher Tinctur das � per abſtra - ctionem auff die truckne muß geſchieden werden / ſo bleibet ein vber die maſſen ſchoͤn Purpur-farbes Saltz / auß welchem ein Blut-rohte Tinctur per Spir. Vini kan extrahirt werden / die einem Auro potabili wenig bevor giebt. Vnd iſt zu wiſſen / das in dieſem Purpur - farben Saltz viel verborgen ſtecket / davon viel koͤnte ge - ſchrieben werden / wils aber jetzunder die gelegenheit nicht leiden / ſondern iſt auff dißmal genug / daß ich an - leitung geben / vnd den Weg gezeiget habe / wie das ⊙ ſol vmbgewendet / vnd zerſtoͤret werden / dan ſolches Purpur-farbes ⊙ Saltz hernach durch ein kleine Ar - beit / ja kuͤrtzer als in einer Stunden lang / alſo kan ver - beſſert / ja in ein miraculum naturæ verwandelt wer - den. Daruͤber ſich zum hoͤchſten zuverwundern iſt / vnd allen Veraͤchtern der gerechten Alchimiæ die Maͤuler koͤnnen geſtopfft werden / darfuͤr wir Gott hoch zu loben vnd dancken ſchuldig ſeyn.
IN meinem Tractaͤtlein de Auro potabili, hab ich Meldung gethan / daß nicht allein die vngreifflichehitze77Philoſophiſcher Oefen. hitze des Feuers / ſondern auch die ſubtilen Sonnen - ſtrahlen in ein corporaliſch vnd greiffliches Weſen / durch beſondere ſubjecten, darein ſie geſamblet / koͤnnen geſangen vnd greifflich gemachet werden: Vnd dar - bey auch eines metalliſchen Speculi concavi gedacht habe; Vnd denſelben aber nicht jederman gieſſen / pol - liren / vnd verfertigen kan / ſo wil ich derſelben Bereit - ung / wie ich am beſten gefunden / hieher ſetzen. Vnd geſchicht alſo:
Erſtlich muͤſſen gute Formen gemacht werden von gutem Haar-laim / wie hernach im 5. Theil ſol gelehret werden / in ſolcher Form vnd geſtalt als man den Spie - gel haben wil / vnd iſt das fuͤrnembſte gethan / wan die Form nach dem Circul recht geſchnitten iſt / dan ſo ſolch - es nicht iſt / ſo iſt er zu ſolchem Werck vntuͤchtig / weiln er ſeine radios nicht wol zuſammen in die enge ſamlet / vnd von ſich wirfft / welches alles auff die Form an - kompt / ob dieſelbe wol oder vbel gemachet ſey. Dan ein Spiegel gieſſen vnd pallieren iſt keine Kunſt / kans ein jedweder Glocken-gieſſer thun / aber einen guten Spie - gel formen / auß gutem Zeug oder mixtur gieſſen vnd wol pallieren / halt ich fuͤr eine Kunſt. Anbelangend zum erſten die Formen / wie ſolche nach dem Circkel ſol - len gemacht werden / auß freier Hand mit einem auß - geſchnittenen ſcharffen Eiſen / damit dieſelben nach rech - ter proportion geſchnitten / iſt mit ſo wenig Worten nicht zu bedeuten. Wil derohalben den guͤnſtigen Leſer an ſolche Auctores, die weitlaͤufftig davon ſchreiben / als Archimedem, Johannem Baptiſtam portam vnd an - dere / gewieſen haben. Wer aber dieſelbe Scribenten nicht hat / oder nicht verſtehen kan / der ſehe daß er eineKugel78Vierdter TheilKugel bekomme / die wol vnd correct gedrehet ſey / vnd forme ſeinen Spiegel daruͤber / alſo / erſtlich mache eine mixtur von Mehl vnd geſiebter Holtz-aſchen / vnd wel - gere dieſelbe mit einem rundten Holtz zwiſchen 2. gleich - dicke ſchmale hoͤltzeꝛ / gleich wie man einen Teig von Meel vnd Butter welgert / Paſteten vnd Tarten darauß zu machen / vnd muͤſſen die hoͤltzer / daꝛauf du welgerſt / eben ſo dick oder ein wenig dicker ſeyn / als der Spiegel den du gieſſen wilt / ſeyn ſol. Darnach ſetze einen Circul darauf / vnd zeichne dir ein ſtuͤck ab / ſo groß vnd breit du einen Spiegel haben wilt / vnd ſchneid mit einem Meſſer ſolch - en herauß / vnd lege jhn auff die Kugel / welches die Gieſſer einen Dicken nennen / beſtreue denſelben auß ei - nem Sieb oder Tuͤchlein mit vngeleſchtem Kalck / vnd lege darnach den zugerichten Haar-laimen vngefehr 2. zwerch Finger-dick daruͤber / vnd ſo das ſtuͤck groß iſt / muͤſſen kleine Eiſen oder Drat Creutz-weiſe darein ge - leget werden / welche die Form halten / daß dieſelbe ſich nicht biege oder breche. Wan nun das eine Theil der Form auff der Kugel an der Sonn / oder anderm feur - warmen ort etwas erhartet vnd trucken worden iſt / ſo nimbt man daſſelbe mit dem dicken von der Kugel ab / leget es auff ein hoͤle / darauff es allenthalben fein wol ruhe / mit dem Dicken vber ſich / ſtreuet daruͤber auß ei - nem Tuͤchlein / wie oben geſagt / gepulverten Kalck o - der Kohlen-geſtieb / vnd machet das ander Theil der Formen auch darauff / ſetzet dieſelbe an die Sonne oder zum Fewer / daß dieſelbe ſein langſem trucken werde / vnd nicht reiſſe / wan ſolche trucken / ſo nimb beide Thei - len der Formen von einander vnd den Dicken herauß / ſetze beide ſtuͤck der Formen mit dem innerſten Theilgegen79Philoſophiſcher Oefen. gegen einander / doch daß auffs wenigſte ein gute zwerch Hand darzwiſchen moͤge / vnd lege erſtlich nur ein we - nig lebendige Kohlen darzwiſchen / auff daß die Form gantz trucken werde / wan ſie noch nicht were / darnach mehr tode darzu / vnd je laͤnger je mehr biß vber die Formen hin / vnd laß dieſelbe auff der glatten ſeiten wol ergluͤen / wan aber die Form groß vnd dicke were / ſo kan ein Fewer dieſelbe nicht genug brennen / ſondern muͤſſen mehr Kohlen beygelegt werden / ſo lang biß die Form inwendig auff der glatten ſeiten weiß gluͤe / dar - nach laß das Fewer algemach außgehen / vnd die Form erkalten / doch nicht gantz / ſondern nur ſo weit daß man dieſelbe antaſten koͤnne / vnd ſtreich rein-geſiebte Aſchen mit � angefeucht / mit eim zarten Pinſel behend daruͤ - ber / welche Aſchen die kleinen loͤcher vnd riſſe / da die Haar außgebrennt ſeyn / wieder dicht zumachet / vnd die Form glat davon wird / darnach lege beide ſeiten / wan ein Inguß darein geſchnittẽ / fein ſauber auf daß nichts vnreines hinein falle / wieder auf einander / vnd binde dieſelbe fein gemachſam mit ♀ oder ♂ Drat zuſamen / vnd ſchmiere mit Haar-laim rings vmb die Form die oͤffnung / da dieſelbe zuſamen treffen / wol zu / vnd ſetze einen Inguß oder erdenen Trichter darauff / vnd dar - nach die Form in truckenen Sand biß oben zu / vnd vn - ter deſſen du die Form brenneſt / vnd zurichteſt / muſtu deine mixtur oder Metall einſetzen vnd ſchmeltzen laſ - ſen / auff daß der Guß in die noch warme Form geſche - he / wan nun das Metall wol gefloſſen / vnd treibet / ſo wirff ein Tuͤchlein durch Wachs gezogen darein / in deme ſolches br ennet / ſo geuß vnter derſelben Flamm das Metall in die warme Form / vnd ſiehezu /80Vierdter Theilzu / daß keine Kohlen oder etwas anders in dem O - fen in den Tiegel gefallen / vnd das gieſſen verhindere / oder mit dem Metall in die Form kom̃e / vnd den Spie - gel verderbe. Wan nun der Spiegel goſſen / ſo laß den - ſelben erkalten in der Form / wann der Zeug im kalt werden nicht ſchwindet; ſo es aber ein ſolche mixtur were / die im kalt werden ſchwinde / vnd kleiner wuͤrde / ſo muß man den Spiegel nach dem Guß alſo balden auß der Form nehmen / vnd mit einem Erden oder Ei - ſen warm Gefaͤß bald zudecken / vnd darunter erkalten laſſen / welcher ſonſten / wan er beguͤnne kalt zu werden vnd ſchwinden wolte / vnd wegen der Form nicht koͤnte / zu ſtuͤcken ſpringen wuͤrde. Was dieſes aber fuͤr Me - tallen ſeyn / die nach dem Guß kleiner werden vñ ſchwin - den / wirſtu hernach hoͤren. Dieſes gieſſen iſt nun der gemeine Weg / Formen zu machen der ſich die Kupffer - gieſſer auch gebrauchen / vnd die Spiegel wol auf ſolche weiſe koͤnnen gegoſſen werden / wan man nur etwas daꝛ - in geuͤbet iſt. Sonſten ſeynd noch andere Weg zu gieſ - ſen / als daß man ein Patron von Holtz oder B[l]ey mache / alſo wie der Spiegel ſeyn ſolle / vnd dieſelbe Patron in ein Gieß-ſand von Spaat / Ziegel-meel vnd anderer zarten Erden forme / gleich wie die Kupffer-Gieſſer im brauch haben / laͤſſt ſich aber nit mit groſſen ſtuͤcken thun / ſondern koͤnnen nur kleine Ding auff dieſe weiſe goſſen werden / derohalben nicht mehr davon zuſagen noͤtig iſt.
Die Dritte weiſe zu formen / (welche die beſte / doch aber hergegen / wan man nicht darinn geuͤbet iſt / am ſchwerlichſten zu treffen iſt.) Geſchicht alſo: Mache von Wachs einen Teig / oder Patron durch woͤlgern zwiſchen zweyen Hoͤltzern / gleich oben bey dem erſtenformen81Philoſophiſcher Oefen. formen geſagt / vnd lege dieſelbe auff die Kugel / daß ſich das waͤchſene Blat darnach forme / vnd laß an einem kalten ort erharten / nimb dieſelbe ab / vnd ſtreich mit eim zarten Pinſel nachfolgende mixtur darauff / vnd laß im Schatten trucknen / darnach lege von Haar-laim ein oder zwey zwerch Fingers-dick ein Kleid rings vmb die waͤchſene Patron herumb / vnd laß auch trucknen / ſo iſt die Form bereit vnd fertig; das Wachs wieder her - auß zu bringen / thue jhm alſo / ſchneide mit eim Meſſer in die erdene Form ein rund loch eines Fingers dick / biß auff das Wachs / vnd ſtelle darnach die Form / wan ſie zuvorn wol trucken iſt / bey ein Kohl-ſewer / mit dem loch vnter ſich / ſo wird das Wachs darinn ſchmeltzen / vnd zu dem Loch herauß lauffen / in welche Form / die nicht darff gebrant werden / noch warm iſt / du dein Me - tall gieſſen ſolt / faͤllt gar fein vnd wol darinn / muß aber der zarte Anſtrich auff das Wachs wol bereitet ſeyn / daß er / wan das Wachs außgeſchmeltzet wird / nicht ab - falle / vnd mit herauß lauffe / vnd das Wachs in die er - dene Form dringe / vnd ſolche vntuͤchtig zu gieſſen mache. Vnd wird der Anſtrich alſo zugerichtet.
Brenne ein wolgeſchleimbten Laim in eim Hafners Ofen auff die roͤhte / darnach pulveriſire denſelben / vnd ſchleime das feineſte mit Waſſer davon / alſo daß du ein gantz zart vnd vnbegreifflich Pulver erlangeſt / ſolches mach trucken / vnd brenne daſſelbe noch einmahl in ein Hafners Ofen ſehr ſtarck / vnd nimbs auß / reib ſolches mit Regen-waſſer vnd ſublimirten Salmiac auf einem Reibſtein wol an / gleich wie die Mahler jhre Farben anreiben / in ſolcher dicke / daß man darmit mahlen koͤn - te / ſo iſt die mixtur bereitet. Der Salmiac haͤltet dasFzarte82Vierdter Theilzarte Pulver beyſammen / vnd machet daß es mit dem Wachs nicht außlauffe. Der zarte Anſtriech oder ge - brante Erden giebt einen glatten vnd reinen Guß.
ES werden zu den Spiegeln vnterſchiedliche ja vie - lerhand mixturen vnd Metallen gebrauchet / iſt aber jmmer eine beſſer als die andere / dan je haͤrter dieſelbe mixtur iſt / je beſſer die Spiegel werden / dan je haͤrter ein Metall oder Glaß / je beſſer vnd reiner es ſich ſchleif - fen vnd pollieren laͤſſt; Vnd iſt nicht genug daß die mixtur hart vnd glaſicht / ſondern auch auff dem ſtrich weiß ſey / dan ſo die Mixtur roht iſt / welches / von zu viel Kupffer / oder ſchwartz / von zu viel Eiſen / oder tunckel von zu viel Zinn kompt / ſo giebt es keine natuͤrliche re - præſentation, ſondern endert die Farben vnd Geſtal - ten nach ſeiner eygen Farb / als wan zu viel Kupfer bey iſt / ſo giebt er alle Ding viel roͤhter als ſie von Natur ſeyn / vnd ſo von andern zu verſtehen / welches dan nicht taug / muß derohalben das Metall ſehr weiß ſeyn / wan es natuͤrlich weiſen ſol. Doch wan die Spiegel nur zum brennen / anzuͤnden / oder anderm gebrauch ſollen ge - braucht werden / ſo iſt nichts daran gelegen wie die farb / ſondern genug daß der Zeug nur hart ſey / vnd ſich wol pollieren laſſe.
Wil derohalben eine Mixtur, welche ich vnter allen fuͤr die beſte befunden hab / hieher ſetzen. Nimb duͤnn ge - ſchlagen roht Kupffer-blech ſo viel du wilt / in kleine ſtuͤcke geſchnitten 1. Theil / darzu ¼ theil weiſſen Arſe -nici,83Philoſophiſcher Oefen. nici, mach die Blech naß mit liquore Salis Tartari, vnd mach mit dem gepulverten arſenic. vnd Kupffer - blech immer ein leg vmb die andere / oder ſtreue den Ar - ſenic. vber die Kupffer-blech / ſo lang biß der Tiegel voll ſey / darnach geuß Lein-oͤhl darzu / daß das Kupffer mit dem Arſenico bedecket ſey: Vnd lutire einen Deckel beheb auff den Tiegel / laß das lutum trucken werden / vnd ſetze denſelben in ein Sand-Capell / daß nur das o - berſte vom Deckel herauß ſehe / mach allgemach ein klein fewerlein darauff / vnd je laͤnger je groͤſſer / ſo lang biß der Sand ſo heiß werde / daß alles Oehl davon rauchen koͤnne / ſo wird vnter deſſen das Oehl an dem Kupffer einen reinen grund machen / vnd den Arſen. halten / daß er alſo in die ♀ blech eingehe / gleich wie ein oͤhl in ein trucken Leder / oder ſetze den Tiegel mit dem Arſenico, Oehl vnd Kupffer vnter einen Roſter / vnd lege Fewer auff den Roſter allgemach / biß das Oehl mit dem Arſe - nic. bey dem ♀ koche vnd allgemach verrauche / laß darnach erkalten / vnd brich den Tiegel auff / ſo wirſtu das ♀ finden von allerhand Farben / inſonderheit wan du an ſtatt arſenici, auripigmentum genommen haſt / vnd auffgeſchwollen / oder noch 3. mahl ſo dick / als es zuvorn geweſen / vnd gantz bruͤchig oder friabel ſeyn / ſolches ♀ nimb 1. Theil vnd 2. Theil Meſſing / ſchmeltz dieſe beide mit ſchnellem Fewer zuſammen / alſo daß mit erſt der Meſſing flieſſe / darnach das bruͤchig Kupffer darzu gethan / vnd zuſammen flieſſe vnd außgoſſen wer - de / ſo haſtu ein Metall / welches ſo hart iſt / daß mans mit keiner Feilen arbeiten kan / vnd iſt doch nicht ſehr bruͤchig / ſondern wie ein gehaͤrter Stahl / darauß man viel Dinge gieſſen / vnd an ſtatt ſtaͤleren Inſtrumenten gebrauchen kan.
F ijDieſes84Vierdter TheilDieſes harten Metalls nimb 3. Theil / vnd 1. Theil gut fein Zinn / darunter kein Bley iſt / gieſſe beyde zu - ſammen / ſo iſt dein Zeug oder Metall fertig / Spiegel davon zu gieſſen: Dieſer Zeug iſt ein ſehr hart vnd weiſſes Metall / giebt ſehr ſchoͤne vnd gute Spiegel. Wer aber ſo viel Wercks vnd Arbeit nicht thun wil / der gieſſe ſeine Spiegel von 3. Theilen roht Kupffer / vnd 1. Theil fein Zinn / vnd ein halb Theil weiſſen Ar - ſenic. gibt auch gute Spiegel / brechen aber bald / ſo wol im gieſſen als in der Pollierung / darumb man deſto fuͤr - ſichtiger damit vmbgehen muß / wan ſie gantz bleiben ſollen.
Alhier muß ich etwas notabels oder denckwuͤrdiges vermelden / welches vielleicht noch wenige obſerviret haben / vnd doch eines fleiſſigen nachdenckens wol wuͤr - dig. Nemlich dieſes: Zu verwundern iſt es / daß der meh - rentheil Menſchen vñ die jenigen noch / die ſonderlich viel vermeinen zu wiſſen / ſo falſch vnd vnwarhafftig von der Metallen Eigenſchafften halten vnd meinen. Oben im Andern Theil dieſes Buchs / da ich von den ſubti - len Spiritibus geſchrieben / albereit etwas Meldung ge - ſchehen iſt / daß die Metallen jhre poros haben / weiln Zeugnuͤs vorhanden / daß ſolche ſubtile Spiritus, als Cornu Cervi, Tartari, Fuliginis, Capillorum, wie auch bißweilen die ſulphuriſche Spirit. der Minera - liſchen Saltzen durch Zinnerne Gefaͤſen hinſchlucken vnd verrauchen / welches aber nicht ein jedweder alſo - balden im erſten anſehen begreiffen / vnd glauben kan: Solche nun in jhrem ſchwachen Glauben zuſtaͤrcken / wird dieſer Diſcurs verrichten.
Geuß85Philoſophiſcher Oefen.Geuß von rohtem Kupffer zwey Kugeln / vnd von ſeinem Zinn / da kein Bley bey iſt / auch zwey Kugeln in dieſelbe Form / da die von Kupffer eingegoſſen ſeyn worden / vnd wiege dieſe vier Kugeln / nemlich die zwey von Kupffer / vnd zwey von Zinn zuſamen / vnd mercke wol das Gewicht: Darnach ſchmeltze dieſe vier Ku - geln in eim Tiegel zuſammen / auff daß aber nicht viel vom Zinn hinweg rauche / ſo laß mit erſt die Kuͤpfferne ſchmeltzen / vnd wirff die Zinnerne hernach / vnd geuß wieder Kugeln in dieſelbe Form davon / ſo werden kein vier mehr an der Zahl herauß kommen / ſondern nicht wol drey / vnd werden dieſe drey Kugeln eben ſo viel waͤgen / was zuvorn die vier gewogen haben.
Sage mir nun / wan die Metallen keine poros ha - ben / wovon die Veraͤnderung der groͤſſe ſey herkom - men? Vnd dieſes iſt zu wiſſen / daß alle Metallen noch poros haben / doch eins mehr als das ander / Gold am wenigſten / darnach Silber / nach dem Silber Queck - ſilber / nach dem Queckſilber Bley / dan Kupffer / dar - nach Eiſen / vnd endlich Zinn / welches am allermeiſt - en poros hat. Wan wir nun ſo kuͤnſtlich weren / vnd die Metallen vmbwenden / zerſtoͤren / vnd zu nichts / auß welchem nichts hernach wieder ein ichts oder et - was machen koͤnten / ſo wuͤrden die Metallen hinfuͤrter ſo poros nicht mehr ſeyn: Gleich wie ein Kind / wan man jhme ſeinen willen laͤſſt / vnd nicht zuͤchtiget / das boͤſe ab / vnd das gute anwehnet / ſo bleibt es zu allen Dingen vntuͤchtig / hergegen ſo es vnter der Ruhten ſtreng gehalten / zuͤchtig / ehrbar / gelehrt / vnd tugend - ſam wird: Alſo auch mit den Metallen / wan dieſelben alſo bleiben / wie ſie auß der Erden kommen / vnd nichtF iijwol86Vierdter Theilwol geſotten / gebraten / vnd gehechelt werden / ſo blei - ben ſie vnfix / ſo aber dieſelbe verbrochen / zerſtoͤret / corrumpiret / vnd wiederumb regeneriret werden / ſo ſind ſie viel edler als ſie vor der Zerſtoͤrung waren. Wie auch vnſere Leiber einmahl muͤſſen vergehen / vnd wiederumb aufferſtehen vnd clarificiret werden / ehe ſie GOttes Angeſicht werden anſchawen koͤnnen. Darumb Paracelſus ſehr wol ſaget / wan es muͤglich were / daß man den Metallen in einer Stunden jhren Leib hundert mahl nehme / ſo koͤnnen ſie doch nicht ohne Leiber ſeyn / ſondern nehmen wieder ein andere newe vnd beſſere geſtalt an ſich / als ſie vor der Zerſtoͤrung hatten: Vnd iſt wol geſagt: Unius corruptio alte - rius regeneratio; Weiln deß einen Vngluͤck (ſcilicet corporis ſulphurei ſuperflui abſterben /) des andern Gluͤck / (ſcilicet animæ mercurialis reſurrectio) iſt. Dan ohne Zerſtoͤrung kan keine wahre Verbeſſerung der Metallen geſchehen: Derohalben dahin muß ge - trachtet werden / wie die Metallen auß jhrer geſtalt in ein vngeſtalt / oder vnanſehnlich / vnachtſam Weſen ge - bracht werden / auß welchem verderbten Metall her - nach durch Abſcheidung des vnnuͤtzen / vnd ſchaͤdlichen terreſtriſchen / verbrennlichen Sulphuris ein reine mer - curialiſche Form herfuͤr gehe. Davon ein mehrers bey den Amauſis.
WAn ein Spiegelſchon noch ſo wol goſſen / vnd nach rechter proportion formiret iſt / vnd nicht wolpolliert87Philoſophiſcher Oefen. polliert wird / ſo iſt er keiner Wuͤrde / dan in dem ſchleiff - en jhme leichtlich an einem ort mehr als am andern kan genommen werden / dardurch der Spiegel verdorben iſt. Sollen derohalben dieſelbe an einem Rad / wie es die Zinn - oder Kupffer-Gieſſer gebrauchen / erſtlich mit einem ſcharpffen Sandſtein das groͤbſte laſſen ab - lauffen / darnach einen reinern Schleiff - oder Wetz - ſtein mit Waſſer daran halten / biß er ſchoͤn vnd wol geſchlieffen iſt; Dan von dem Rad abgenommen / den - ſelben vber-zwerch auff einem kleinen hoͤltzern mit Le - der beſchlagenen Raͤdlein / darauff klein pulveriſirter Schmirgel geſtrichen / ſo lang laſſen gegen halten / biß alle die kleine ritzlein / die er im vmblauffen an dem Dreh-ſtuhl bekommen / gantz vnd gar nicht mehr geſe - hen werden / ſondern einen Zwerch-ſtrich oder Fadem erlanget hat. Darnach ſol man noch ein ander Raͤd - lein mit Leder beſchlagen / darauff rein-geſchleimbter Blut-ſtein vnd Zinn-Aſchen geſtrichen iſt / haben / vnd den Spiegel ſo lang dem erſten Faden nach daran hal - ten / biß er ſchoͤn vnd Glantz genug iſt: Vnd muͤſſen ſolche Spiegel fuͤr feuchter Lufft / davon ſie anlauffen / wie auch fuͤr allerhand Ahtem / behuͤtet vnd verwahret werden / vnd ſo er ja angelauffen iſt / nicht mit einem jedwedern wuͤllen oder leinen Tuch / ſondern mit einem reinen Bocken - oder Hirſch-Leder / darauff ein wenig reiner Zinn-Aſchen geſtrichen ſey / auch nicht Creutz - weiſe hin vnd her / ſondern allzeit nur einen Strich v - ber zwerch / gleich als er iſt pollieret worden / abſtreich - en vnd wieder ſchoͤn machen. Auch koͤnnen ſolche Specula concava mit einem ſtuͤck Bley / welchesF iiijdar -88Vierdter Theildarnach gegoſſen / mit Schmirgel vnd Waſſer geſchlif - fen / vnd hernach mit einem reinern Schmirgel auff Bley / vnd endlich mit Blut-ſtein vnd Zinn-Aſchen glaͤntzicht gemacht werden. Deßgleichen auch nur mit Schleiff - vnd Wetz-ſteinen / alſo daß man erſtlich ein groben / vnd je laͤnger je zaͤrtern Stein nehme / vnd zu letzt mit Zinn-Aſchen den Glantz geben. Deßgleich - en kan man das euſſer Theil des Spiegels / oder partem convexam auch ſchleiffen vnd polliren / gibt kleine Ge - ſichter / vnd wirfft die Strahlen von einander oder ver - ſpreitet dieſelbe / hingegen der jnnere oder hole Theil ſamblet vnd groß machet / auch die Geſtalt herauß wirfft.
Dieſes ſey nun geſagt wie man ein Speculum con - cavum, damit man die Sonnen-Strahlen ſamblet / gieſſen / ſchleiffen vnd polliren ſol. Wie wol von ob - beſchriebener Mixtur auch andere Geſtalten der Spie - gel koͤnnen gemachet werden / welche wunderliche Ge - ſichter geben / vnd auch ſonderliche Dinge darmit koͤn - nen zu wege gebracht werden / als da ſeyn Cylindrica, Pyramidalia, Parabolica, vnd andere Sectiones der - ſelben / gehoͤret aber hieher nicht / wie wol ich ſonſten / wans die gelegenheit hette leiden wollen / gute Anleit - ung ſolche zu machen hette geben koͤnnen / dan ich nicht wenig Zeit vnd Koſten / ſolcher Bereitung vnd Ge - brauch zuergruͤnden / angeleget habe; Iſt aber vnter allen keiner / welcher zu mehr handlungen kan gebrauch - et werden / als eben dieſer / den ich allhier zu machen ge - lehret habe / doch muß ſolcher auffs wenigſte zwey oder drey Spannen im Diametro haben / wan man etwasfrucht -89Philoſophiſcher Oefenfruchtbarliches damit ſol außrichten / wie wol einer von einer oder zwey Spannen auch viel radios ſamblet / al - ſo daß man auch Zinn vnd Bley darmit in der Son - nen ſchmeltzen kan / wan er gut iſt / doch je / groͤſſer je beſ - ſer. Vnd ſollen auch ſolche Specula concava zu die - ſem Werck nicht tieff ſeyn / auff daß jhre radii deſto - weiter vom Spiegel fallen / vnd bequem ſeyn etwas darmit außzurichten / als vngefehr der zwantzigſte Theil einer Kugel / oder auch wol der dreyſigſte Theil noch beſſer / wan du nur den Schnitt / daran das meiſte Meiſter-ſtuͤck gelegen iſt / wol vnd correct zu machen weiſſſt.
WAs anbelanget die Metalliſche Glaͤſer / weiln die - ſelbe auch zur Alchimia vnd Schmeltz-Kunſt ge - hoͤren / vnd auch kein geringe Anleitung zu der Metallen Verbeſſerung zeigen / auch ſchon vor langer Zeit von den fuͤrnembſten Philoſophis hoch vnd herrlich gehal - ten ſeyn. Alſo hab ich nicht vnterlaſſen wollen / weiln dieſelbe ſonderlich leicht in dieſem Ofen koͤnnen ge - machet werden / etwas davon zu ſchreiben / vnd iſt alſo darmit beſchaffen.
Die Alten / vnſere Vorfahren / haben ohne zweiffel ſolche Metalliſche Glaͤſer vngefehr / in deme ſie calcinirte Corpora haben reduciren wollen / vnd im ſtarcken Fewer ein Glaß darauß worden iſt / gefunden / wie dan der mehrentheil Secreten ohne ſuchen an Tag kommen /F vin90Vierdter Theilin deme man et was vermeinet zu machen / vnd ſolches mißlinget / vnd vngefehr etwas beſſers oder boͤſers dar - auß wird: Alſo vermeine ich auch / daß die Amauſen gefunden ſeyn. Es ſey jhm nun wie jhm wolle / ſo iſt an deme daß vns ſolche Glaͤſer viel gutes offenbahret haben / dan Iſaacus Hollandus außdruͤcklich meldet vnd ſaget / wan die Metallen zu Glaͤſern gemacht / vnd wieder reducirt werden / daß die Reduction viel edler vnd beſſer ſey als das Metall geweſen / davon das Glaß gemachet ſey: Vnd ſaget daß Gold ein Tinctur gebe / Silber / Gold: Kupffer / Silber: vnd conſequenter eines jedwedern Metalls Glaß ein beſſer vnd beſtaͤndi - ger Metall gebe / wan es die Glaſen-geſtalt verlaſſe / vnd wieder eine Metalliſche annehme. Welches auch die Experientz wahr zu ſeyn bezeuget / wie wol ich noch ſo viel nicht darinn gethan habe / ſo iſt mir gleichwol kundbar / daß die Metallen / wan ſie zu einer todten Aſchen gemacht / vnd die Aſchen zu eim durchſichti - gen Glaß / vnd das Glaß wieder zu einem Metall recht - maͤſſig reducirt wird / ohne nutzen ſolches nicht ge - ſchicht / wiewol ein Metall auff ſolche manier beſſer als das ander ſich geben wil / vnd iſt aber darbey zu wiſſen / daß es kein gemeine Glaͤſer oder Amauſæ, gleich wie dieſelbe bey den Gold-Schmiden gefunden werden / jh - re Arbeit als Ringe vnd andere Kleinoder damit zu verziehren / ſeyn muͤſſen: Dan jene mit Zuſatz eines fluͤſſigen von Sand-gemachten Glaſes / dieſe aber durch Metalliſche Saͤffte zu Glaſen gemacht werden. Wie - wol ich nicht laͤugne / daß ein gemein Venetiſch / oder ander fluͤſſig Glaß / etliche Metallen als Kupffer vndZinn91Philoſophiſcher Oefen. Zinn zu reinigen Macht habe / aber bey weitem nicht alſo gleich wie die Metalliſche Saͤffte thun. Ich wil nicht laͤugnen / ſondern rund außbekennen / daß ich mehr als zwantzig Proben auff ſolche Arbeit gut ge - funden / daß aber ſolches auch im groſſen ſich thun laſ - ſe / kan ich nicht wiſſen / in deme ich niemalen ſolches verſuchet / auch zweiffele daß Geſchirꝛe ſo gut koͤnnen gemacht werden / die ein fluͤſſig Vitrum ſein behoͤrliche Zeit ohne durchbohren derſelben außhalten koͤnten / dan ich viel Muͤhe vnd Arbeit ſolche Gefaͤß zu machen an - gewendet / habe aber bißhero noch nicht finden koͤnnen. Wer zeit vnd gelegenheit hat / kan ſich darinn vben / es iſt gewiß / ſo er die rechte Handlung davon findet / nicht wenig Freude dardurch erlangen wird. Dan ſo viel ich ſehe vnd ſpuͤre / wan man nur beſtaͤndige Tiegel dar - zu finden wuͤrde / ein groſſes ſolte damit koͤnnen gewun - nen werden / vnd hat ſolche Verbeſſerung der Metallen ſeine greiffliche vrſachen / in deme das Metall mit fewer zu Aſchen gebrannt wird / ſich viel ſeines verderblichen Schwefels anzuͤndet vnd verbrennet / (wie bey dem Bley / Zinn / vnd Kupffer augenſcheinlich geſpuͤret vnd geſehen wird / daß im vmbruͤhren allzeit ohn vnter - laß kleine Flaͤmlein-fewer auffgehen / verleſchen / vnd wieder andere kommen.) In deme nun bernach der - ſelbe Metalliſche Kalck mit ſtarckem Fewer reduciret wird / ſo findet ſich durch kleine huͤlff eines fluſſes das beſſere ſchwereſte Theil auff dem boden / vnd das leich - tere geringſte hebet ſich vberſich / vnd bleibt ein Schlacke oder Vitrum. Dardurch alſo ein Scheidung des Me - talls geſchicht nur bloß beneficio ignis, welches derim92Vierdter Theilim Fewer Vnerfahrne jhme nicht haͤtte traͤumen laſſen. Sihe diß Exempel deß verguͤldten Silbers / wan ſolch - es durch den Guß ſol geſchieden werden / muß es nicht erſt durch den Sulphur commune gleichſam zerſtoͤret / vnd nach Verliehrung ſeiner Metalliſchen Geſtalt / zu einer ſchwartzen Schlacken werden / ehe es im Guß ſein bey ſich habendes Gold wil fallen laſſen: Alſo vnd auff dieſe weiſe koͤnnen auch andere Metallen als Silber vom Kupffer / vnd Kupffer von Eiſen von einander geſchieden werden. Deßgleichen ſihe an das Antimo - nium crudum wie ſchwartz vnd tunckel iſt daſſelbe / ſo aber ſolches durch Fewer zu einer grawen Aſchen ver - brand / vnd mit ſtarckem Fewer geſchmoltzen wird / ſo ſcheidet ſich der reineſte Theil deſſelben von dem vnrei - nern / vnd ſetzet ſich ſchoͤn weiß vnd ſauber dem Silber gleich zu boden / das vnreineſte giebt ein Vitrum oder Schlacken / welche Scheidung ohne zuvor hergehende aͤſcherung (ob ſchon das Antimonium lange Zeit im Guß geſtanden) nicht haͤtte geſchehen koͤnnen. Sieheſt du nun was das Fewer allein in den Metallen fuͤr aͤn - derung machen kan / glaube derohalben feſtiglich / ſo du dem Fewer auch wuͤrdeſt zu huͤlff kommen / deine Muͤ - he vnd Arbeit nicht vnbelohnt bleiben wuͤrde. Kanſt dich derohalben darinn vben / findeſt allhier Anleitung ge - nug darzu / deßgleichen wird dir dieſer Schmeltz-Ofen darbey treuliche Huͤlffe leiſten / dan ohne dieſen Ofen es vnmuͤglich iſt mit dergleichen Arbeiten koͤnnen zu rechte kommen / wie dich die Erfahrung beſſer lehren / vnd meine Wort bezeugen / vnd bekraͤfftigen wird.
Weiln alhier nur der Amauſen zu Verbeſſerungder93Philoſophiſcher Oefen. der Metallen gedacht worden / kan ich gleichwol nicht vnterlaſſen / auch etwas der andern Amauſen oder ge - faͤrbten Glaͤſern zu gedencken / welche zur Zierat ge - brauchet vnd ſolche Edelgeſtein genennet werden. Ob nun ſchon dieſer Glaͤſer Bereitung vnd derſelben Be - ſchreibung nicht viel nutzen bringen moͤchte; ſo iſt es doch ein ſehr ſchoͤne vnd luſtige Arbeit. Vnd mir auch nicht vnwiſſend / daß ſo wol hohe als nieder Stands - Perſonen ſolche Wiſſenſchafft lang geſuchet / vnd noch lieben vnd ſuchen / nicht etwas nuͤtzliches darinn zufin - den / ſondern nur recreationis gratia ſich darinn ge - uͤbet / aber bißhero noch nicht auf den rechten Weg ge - langen koͤnnen: Da doch in vnterſchiedlichen Sprach - en ſolche Kunſt weitlaͤufftig iſt beſchrieben vnd an Tag geben. Vnd hat nur daran gemangelt / daß ſie den Cryſtall oder Kießling nicht haben wiſſen fluͤſſig zu machen / vnd ſeine behoͤrliche Farben zu geben / ſondern haben ſich gehudelt mit dem Bley-Glaß von 1. Theil Cryſtall oder Kießling / vnd drey oder vier Theilen Mi - nie oder Bley-weiß gemacht / da doch ſolche Glaͤſer gantz nichts taugen / dan dieſelbe nicht allein ſehr weich ſeyn / vñ ſich nicht pollieren laſſen / ſondern ſeynd auch ſchwer / weiln ſie von Bley gemacht ſeyn / vnd kan kein Farb als gelb allein vnd gruͤn wol darmit gemacht werden / dan ein jedweder Vitrum das von Kießling oder Cryſtall mit Minie oder Bley-weiß per ſe, ohn andere zuge - thane Farben geſchmeltzet wird / eine gelbe Farb / die das Bley giebet / empfaͤnget / ſolche gelbe dan / die all zeit dar - bey iſt viel hindert / vnd andere Farben veraͤndert / die jhme zugeſetzet werden. Kan alſo auff ſolche weiſe keinguter94Vierdter Theilguter Stein von Bley vnd Kießling gemachet werden / wie viel Fleiß vnd Koſten man auch daran wenden wolte.
Dieſe Bley-Glaͤſer aber koͤnnen mit Zuſatz Vene - tiſchem Glaß / Zinn-aſchen vnd Farben in ſolche Amau - ſen geſchmeltzet werden / die die Gold-ſchmiede zu jhrem amauſiren des Goldes zugebrauchen pflegen / ſonſten weiß ich wenig gutes darmit zu ſchaffen.
Wil derohalben beſchreiben / wie man auß Kießling oder Cryſtall allein / ohne Bleyweiß oder Minie / mit Zuſatz Metalliſcher Farben / Steine ſchmeltzen ſol / die an Farbe vnd ſchoͤne den natuͤrlichen nicht allein gleich ſeyn / ſondern auch dieſelbe vbertreffen: Doch nicht haͤrter als ein Glaß / dan ob ſchon der Cryſtall etwas haͤrter iſt als ein Glaß / ſo verliehret er doch ein Theil ſeiner haͤrte im ſchmeltzen / vnd wird einem Glaß gleich / doch noch ſo hart / daß man in ein ander Glaß darmit ſchneiden kan / vnd laſſen ſich ſehr wol ſchneiden vnd pol - lieren / alſo daß dieſelbe den orientaliſchen / behalben die haͤrte die jhnen mangelt / im geringſten nichts bevor geben / vnd koͤnnen nicht allein Steine auff allerhand Art vnd Geſtalt / Gold / Silber wie auch andere Me - talliſche Arbeit / auch Holtzwerck vnd Gemaͤhlte damit ſchoͤn gezieret werden / ſondern man kan auß derſelben maſſa allerhand Gefaͤß / als Saltz-faͤſſer / Meſſerhaͤff - ten / kleine Becher / vnd dergleichen gieſſen vnd ſchnei - den / auch kan man Bildnuͤſſe / Antiquiteten vnd der - gleichen Rariteten von Stein / Silber / Gold oder an - derm Geſchmeid fein nachgieſſen oder drucken / alſo daß man anders nicht ſehen kan / als were es von dem aller -kuͤnſt -95Philoſophiſcher Oefen. kuͤnſtlichſten Meiſter von freyer Hand auß einem ſtuͤck Edelgeſtein geſchnitten vnd bereitet / welches dem An - ſchauenden kein geringe delectation giebet.
Vnd werden dieſelbe alſo bereitet: Erſtlich muſt du ſchoͤne weiſſe Cryſtallen oder Kießling-ſteine / die keine rohte / ſchwartze oder anderer Farben / Aderen haben / ſondern durchauß ſchoͤn weiß ſeyn / in Baͤchen oder Sanden ſuchen / vnd in eim verdeckten Tiegel wol außgluͤen / vnd alſo gluͤend in ein kalt Waſſer werffen / ſo verſchricken dieſelbe / werden muͤrb / vnd laſſen ſich hernach gern pulveriſiren vnd klein machen / dan wan dieſelbe nicht erſt gegluͤet vnd geleſcht weren / ſo wuͤrden ſie im pulveriſiren viel Schaden vnd Hindernuͤß brin - gen / in deme dieſelbe / wan ſie ſo hart weren / von dem Moͤrſel durchs ſtoſſen etwas abreiben / vnd dardurch vervnreiniget wuͤrden / iſt derohalben viel daran gele - gen / wan man etwas ſchoͤnes machen wil / daß man ſauber darmit vmbgehe. Zu ſolchen pulveriſirten Kießlingen ſoltu gleiches Gewicht reines Salis Tarta - ri miſchen / vnd zum gebauch bewahren / vnd ſol auch das Sal Tartari nicht in kuͤpffern vnd eiſern Keſſeln / welches auch hindernuͤß bringen wuͤrde / ſondern in er - den verglaſirten Geſchirren gemachet werden.
Wan du nun ſolche maſſam zu Edel-geſteinen ſchmeltzen wilt / ſo muſtu zuvorn ein ſolche Farbe / die dn haben wilt / darunter miſchen / vnd hernach in ein guten Tiegel / der doch die helffte nicht voll ſeyn ſol / wol verdecket / ſo lang in der groͤſten Glut ſtehen laſſen / biß alles Sal Tartari von dem Kießling verrauchet / vnd der Kießling mit der Farb zu einem fluͤſſigen weſeneinem96Vierdter Theileinem Glaß gleich worden iſt: Vnd ſolſt auch in weh - rendem ſchmeltzen bißweilen mit einem reinen Eiſern Drat in den Tiegel greiffen / ein wenig von der maſſa, welche an dem Drat hangen bleibet / herauß nehmen / vnd beſehen / ob dieſelbe genug geſtanden / vnd keine Blaͤßlein vnd Sand koͤrnlein mehr darinn zuſpuͤren / ſondern ſich geſetzet / vnd dicht zuſammen gefloſſen ſey.
Wan ſolches geſchehen / alſo balden außnehmen / vnd den Tiegel ſampt dem gefloſſenen Stein darin vn - ter einem gluͤenden erdenen oder eiſern Geſchirꝛ laſſen erkalten / dan ſo ſolches nicht geſchehe / ſo wuͤrde die maſſa in viel kleine ſtuͤcke in den Tiegel zerſpringen / vnd hernach nicht tauglich ſeyn / etwas groſſes darauß zu ſchneiden / auch darff man die gefloſſene maſſam nicht außgieſſen / welche anders wieder Lufft fangen / vnd blaͤ - ſicht werden wuͤrde / ſo man aber nichts darauß zu - ſchneiden geſinnet / ſondern darauß Bildnuͤſſe vnd Pfenninge nachgieſſen wolte / ſo iſt nicht noͤhtig / daß man ſolche in dem Tiegel erkalten laſſe / ſondern kan dieſelbe / wan ſie in dem Fewer ſeine gaͤhre erlanget / alſo heiß außgieſſen in einen reinen kuͤpffern Moͤrſel / ſo bleibet nichts an dem Tiegel hangen / ſondern wird al - les ohne Abgang erhalten. Dieſe außgegoſſene maſ - ſam, ſo man wil hernach pulveriſiren / oder nur in klei - ne ſtuͤcklein brechen / vnd darauß gieſſen oder drucken kan was man wil. Die jenige aber die in dem Tiegel bleibet wan ſie kalt iſt worden / der Tiegel davon kan ab - geſchlagen / vnd auß dem Steine hernach kleine oder groſſe Steinlein geſchnitten / vnd formiret werden: So man aber Pfenninge / Bildnuͤſſe / oder andere Dingedavon97Philoſophiſcher Oefen. davon wil nach-gieſſen oder drucken / ſo muß man den Pfenning oder was man nach-machen will / mit dem Ruͤcken in ein Eiſen Ring / der eines Zwerch-fingers weiter iſt als der Pfenning / auff ein glattes Holtz oder Stein legen / vnnd auff die Bildnuͤß ein wenig zarten Trippel oder ander gut Gieß-ſandt daruͤber durch ein ſehr zart Tuͤchlein baͤutelen vnd ſtrewen / alſo dick / daß eben die Patron ein wenig damit bedecket ſey / darnach muß man einen angefeuchten guten Gieß-ſand / der wol beyſammen helt / vnnd mit Waſſer / als ein Cupellen - Aſchen angefeuchtet ſey / darauff thun / vnnd fein ge - machſamb / auff daß ſich die Patron in dem Ring nicht veꝛrucke / hart ein trucken oder ſchlagen: Darnach den Ring mit der Patron vmbwenden / vnd mit einer Meſ - ſer-ſpitz die Patron ein wenig auffheben / mit den Fing - ern oder eim kleinen Zaͤnglein ergreiffen vnd außnemen / ſo bleibet die Bildnuͤß des Pfennings auff dem Gieß - ſand in dem Ring / welchen man an die Sonne oder bey das Fewer ſetzen vnd trucken machen ſoll. Wann man nun die Bildnuͤß nach-trucken wil / ſo muß man den Ring mit der Form vnter einen Muffel ſetzen vnd ſtarck Fewer geben / alſo / daß der Ring durch-auß mit der Form gluͤe / dann herauß nehmen vnd zu ſehen / ob nicht etwas von der Form geriſſen vnd ſchaden gelitten hette / iſt dieſelbe gut / ſo legt man groͤblicht zerbrochen oben ge - machtes Glaß ſo dick darauff / daß man meinet genug zu ſeyn / wann es gefloſſen / die Bildnuͤß vnd Form auß - zu fuͤllen / vnnd ſetzet ſolche wieder vnter den Muffel / giebet ſo ſtarck Fewer / bis daß das Glaß auff der Form anfaͤngt zu ſchmeltzen vnd zuſammen zu ſincken / dann muß man ein breit glat Eiſen mit einem Stiel / haben /Gwelch -98Vierdter Theilwelches auch etwas warm / oder gar gluͤend ſeyn ſoll vnd nach deme der Ring mit einer Zangen auß dem Ofen genommen / alſo balden fein gemachſam darauff drucken / vnd das Glaß wol in die Form preſſen vnd darnach alſo-balden vnter ein gluͤendes Geſchirꝛ von Eiſen oder Erden / wie oben geſagt ſetzen / vnnd dar - unter erkalten laſſen / vnd nach der Erkaltung auß neh - men / vnd die Bildnuͤß von der Form oder Erden ledig machen / welche / ſo man wol damit vmbgangen / ſo per - fect vnd ſcharpff wird gefallen ſeyn / als immer die Pa - tron ſelbſten geweſen iſt / alſo / daß niemand anders vr - theilen kan vnd darfuͤr anſicht / als wann durch einen Pitſchier-ſchneider aus einem Edel-geſtein ſolch Bild - nuͤß oder Pfenning geſchnitten were / welches fuͤrwahr ein ſchoͤnes Kunſt-ſtuͤck iſt / dardurch viel ſchoͤne Anti - quitaͤten oder raritaͤten mit wenig Koſten leichtlich koͤn - nen nach-poſſiret werden.
DIe Farben / welche der Maſſa im ſchmeltzen zu ge - ſetzet werden / muͤſſen von Metallen oder Minera - lien gemachet ſeyn / als nemblich von Kupffer / Eiſen / Silber / Gold / Wißmuth / Magneſia vnd Granaten. Dieſe geben Farben / ob aber ſonſten noch andere Mi - neralien ſeyn moͤchten / die Farben geben / iſt mir vn - bewuſt / gemein Kupffer gibt Meer-gruͤn / Kupffer außEiſen99Philoſophiſcher Oefen. Eiſen gemacht; Graß-gruͤn / Granaten; Schmaragd - gruͤn / Eiſen; gelb / oder Hyacinten-farb / Silber; weiß / gelb / gruͤn vnd Granaten-farb / Gold; ſchoͤn Himmel - blaw / Wißmuth; gemein blaw / Magneſia; Ametiſten - farb: Vnd ſo man zwey oder dreyerley dieſer Farben zuſammen miſchet / gibts auch andere Farben / dan Gold vnd Silber gibt Ametiſten / Kupffer vnd Eiſen; Bleich - gruͤn / Wißmuth vnd Magneſia; ein Purpur-farb / Silber / vnd Magneſia; vielerley farben zugleich als ein Opalus.
Auch kan man Bildnuͤſſen drucken von vnterſchied - lichen farben / alſo / daß man die gefaͤrbte Maſſam in klei - ne Stuͤcklein gebrochen / miſche / vnd auff die Form lege / ſchmeltze vnd drucke / gibt ſchoͤne Pfenninge / vnd ſo man die Maſſam, ſie ſeye gruͤn / roth / gelb / oder blaw Opac, oder vn-durchſichtig haben wil / ſo ſetze man nur etwas calcis Jovis zu / macht dieſelbe dunckel vnd gibt jhnen ei - nen Leib / darauff die Farben ſtehen.
Als wan man wolte einen Tuͤrckois oder Lapidem Lazuli machen / kan man zu der blawen Farb / welche auß Marcaſita Argentea, oder nur aus den Kraupen / Zaforam genandt / gemacht iſt / die Maſſam faͤrben / vnd zugleich mit Calce Jovis einſetzen / vnnd vntereinander ſchmeltzen / wan man dan etwas darauß drucken wil / zu - vorn gemahlen Gold auff die Patron hin vnd her zette - len vnd das Glaß darauff legen / ſchmeltzen vnd druck - en / gibt ſo ſchoͤne Steine mit Gold-aͤderlein durchzogen / als ein natuͤrlicher Lapis Lazuli, welches luſtig anzu - ſehen iſt: Es muß aber ein Gold-kalck ſeyn / welcher im Fewer ſeinen Glantz nicht verleuret / als dieſer / wel - cher per Mercurium gemacht worden / aber noch beſſerG ijiſt100Vierdter Theiliſt der jenige / welcher aus dem Aqua Regis iſt præcipi - tiret / davon oben bey dem Scheiden gedacht worden.
KVpffer wird durch auß-gluͤen vnd ableſchen im kal - ten Waſſer aus den Laminibus gemachet / davon zu Ende dieſes Buchs im Fuͤnfften Theil mehr zu leſen / deſſen drey / vier / fuͤnff / oder ſechs Granen unc. j. Maſ - ſæ Meer-gruͤn faͤrben. Eiſen wird durch die Reverbe - ration in einen Crocum gebrandt / deſſen vier / fuͤnff / ſieben bis auff zehen Granen unc. j. Maſſæ gelb / oder Hiacinthen-farb machen. Silber wird in Aqua-Fort ſolvirt / vnd mit Liquore Silicum præcipitiret / ab - geſuͤſſet vnd getrucknet / davon ein / zwey / drey / bis auff fuͤnff oder ſechs Granen auff unc. j. genommen / gibt ge - miſchte Farben. Gold wird in Aqua Regis ſolvirt / mit Liquore Silicum præcipitirt / abgeſuͤſt vnd getrucknet / davon vier / fuͤnff / ſechs / ſieben / bis auff Scrup. ſemis auf ein unc. Maſſæ cryſtallorum genommen / gibt die ſchoͤn - ſten Saphir: So man aber des Goldes / welches mit Regulo Martis Nitroſo in einen ſolvirlichen Rubin geſchmoltzen iſt / zu unc. j. drey / vier / fuͤnff / oder ſechs Granen nimbt / werden vber die maſſen ſchoͤne Rubinen darauß; Magneſia wirdt nur gepuͤlvert / vnter unc. j. ſechs / acht / 10. oder 14. Granen genommen / gibt Ame - tiſten. Marcaſita Argentea wird in Aqua Regis ſol - virt vnd mit Liquore Silicum præcipitirt / abgeſuͤſt /vnd101Philoſophiſcher Oefen. vnd getrucknet / davon ein / zwey / drey / vier oder fuͤnff Granen zu unc. j. Maſſæ genommen / gibt auch Saphi - ren / aber ſo natuͤrlich nicht als das Gold / ſo man aber die Marcaſiten nicht zu einem calce machen wil / ſo kan man nur Zaforam nehmen / gehoͤren aber zu unc. j. fuͤnf / ſechs / acht oder zehen Granen. Die Bohemiſche oder Orientaliſche Granaten werden nur gepuͤlvert vnd vn - ter unc. j. Maſſæ, ſechs / acht / zwoͤlff / bis auff Scrup. j. ge - nommen / macht die aller-ſchoͤneſte gruͤne Steine / den Schmaragden gantz natuͤrlich gleich. Von andern Miſchungen der Farben iſt nichts eigendlichs zu ſchrei - ben / ſondern muß durch die vbung erlernet werden.
Was ſonſten mehr mit ſolchen gefaͤrbten Kißlingen oder Criſtallen koͤnte gethan oder gemacht werden / will ſich hieher zu ſetzen nicht ſchicken: Doch noch einen U - ſum kan ich nicht hinterhalten / weilen derſelbe dem bloͤ - den Geſicht dienet / welches gemeinlich von vielem wach - en vnd des Fewers Hitze vnd Rauch geſchwaͤchet wird / vnd geſchicht alſo / mache dir von Wachs ein Patron, nach dem Circkel geformbt als ein Brillen-Glaß / doch ſo groß vngefaͤhr / als ein gemeiner Tiſch-Teller / welche Formen der Glaͤſer von den Opticis lentes genennet werden / darnach ſchlag einen guten Haar-laim daruͤber / ſtreiche die Waͤchſene Patron mit Oehl an / vnd ſchlage fein dicht vnd behaͤb eine gute / fewer-beſtaͤndige wol be - reittete Tiegel-Erden eines fingers dick darumb / laß die - ſelbe daran trucken werden / oͤffne dieſelbe / laß bey dem Fewer das Wachs herumb lauffen vnd brenne die Form in eim Haffners Ofen / ſo iſt dieſelbe bereittet / welche du mit deinem zu gerichten Glaß ſolſt außfuͤllen vnd im Wind-ofen darein flieſſen laſſen / erkalten vnd die ErdenG iijda -102Vierdter Theildavon ſchleiffen / ſo haſtu ein Stuͤck Criſtall oder Glaß in ſolcher Geſtalt als die Form geweſen iſt / welche hernach auf beiden ſeiten in einer eiſernen Schuͤſſel gleich die bril - len geſchnitten / glat gemachet vnd muß in einen ſtarcken Drath gefaſſet werden / ſo hat man eine ſchoͤne Lentem cryſtallinam mit wenig koſten vñ muͤhe erlanget / welche ſonſten nicht wol moͤglich ſo groß von einem Criſtal koͤnte gemacht werden: Vñ ſo man wil / kan man dz Glaß gruͤn faͤrben / iſt dem Geſicht nicht vnannehmlich / welches Glaß auff einen hoͤltzern gedraͤheten Fuß kan geſtelt vnd zum Gebrauch accommodiret werden: Vnd dienet ein ſolches Glaß nicht allein bey Nacht mit huͤlffe einer Kertzen / weit vmb ſich zu ſehen vnd ein hell Licht vnd Schein in ein Kammer damit zu machen / ſondern iſt auch ſehr gut / die Sonnen-ſtralen damit zu fangen / die Mineralien damit zu figiren / auch zum anzuͤndten vnd brennen zu gebrauchen / die Gemaͤhlte damit zuver - groͤſſern / gleich als mit einem Speculo concavo zu ge - ſchehen pfleget / vnd was dergleichen ſchoͤne Nutzbarkei - ten mehr ſeyn / die man damit verrichten kan / halte dero - halben ein ſolches Glaß / wan es ohne Fehler bereittet iſt / eben ſo gut / als ein Speculum concavum, weiln man eben daſſelbige (wan es groß iſt) damit thun kan / was dem Speculo zu thun moͤglich / doch in der Reflection iſt noch etwas Vnderſcheidt.
Gleicher weiſe kan auch ein ſolch glaͤſern Inſtrument auff noch geringere Weiſe / Muͤhe vnd Koſten verferti - get werden / nemblich / wan man von einem geſchliffenen Spiegel-glaß zwo groſſe Scheiben / Circkel-rund / glei - cher Groͤſſe mit einem Diamandt außſchneidet vnd in ei - nem darzu gemachten Oefelein / vber einem Stein / derdie103Philoſophiſcher Oefen. die Form oder Schnit nach dem Circkel perfect habe / gleich oben bey den Speculis concavis geleret / al-gemaͤch - lich mit dem Fewer erweiche vnd ſo lang darauff in der Hitze ligen laſſe / bis daß ſich dieſelbe dicht vnd wol / wie ein warm Wachs auff den Stein geleget haben / dann laß das Fewer algemacherkalten / vnd nimb deine Glaͤ - ſer herauß / ſo werden ſie ein Geſtalt haben als ein Spe - culum concavum, koͤnnen auch / ſo man wil / mit ei - nem Folio auff der convexen Seiten vberleget wer - den / thun eben das jenige / was ein gegoſſen Speculum Metallicum concavum auch thut / nur ſo deutlich geben ſie jhre reflectiones nicht / vnd brechen auch bald / zu die - ſem Inſtrument aber ſeind ſie ſehr bequaͤm / vnd werden alſo zuſammen gemacht: man bindet dieſelben mit den hohlen Theilen oder Bruͤchen mit einem Bind-faden Creutz-weiß wol vber einander / oder zuſammen / vnnd ſchneidet mit eim Diamant an der einen Seiten am End der Glaͤſer ein klein Loch / ohngefaͤhr einer groſſen Erbeis groß darein / ſetzet ein zinnernes Schraͤublein darauff vnd machet rings herumb die Glaͤſer mit einer Waſſer - kuͤtt wol dicht zuſamen / wie auch das zinnerne Schraͤub - lein in das Loͤchlein / das du gemacht haſt / wol vnd feſt eingekuͤttet ſein muß / darnach leget man einen kuͤpffernen oder ſilbernen Band oder Reiff herum / der die Glaͤſer vn - verruckt beyſamen halten koͤnne / vnd auch alſo gemacht ſey / daß man das Glaß auff einen Fuß einſchrauben oder accommodiren koͤnne. Wan nun alles wol ver - richtet / nemblich verkuͤttet vnd mit einem Ring vmb - geben / ſo ſchneidet man die Baͤnder / damit die Glaͤſer zuvorn zuſammen gehalten / ehe dieſelbe mit Kutt - vnd ei - nem Reif verwahret worden / ſein dicht an dem kuͤpffernG iiijReiff104Vierdter TheilReiff glat ab / vnd fuͤllet mit einem Trichterlein ſchoͤn hell vnd klar gediſtillirten Brandenwein in die zuſamen - gemachte Glaͤſer bis oben an vol / macht mit dem ſchraͤub - lein wol zu / vnd ſetzet ſolches hin zum Gebrauch / thut e - ben das jenige was ein Criſtalline Scheiben thun kan / vnd koſtet nicht halb ſo viel Muͤhe vnd Koſten / vnd koͤn - nen damit die Metallen geſchmoltzen werden / vnd iſt ein Luſt zu ſehen / wan dieſelben im Diametro vngefehr ei - nes Fuß breit ſeyn / vnd gegen perſpectiviſche Gemaͤhlte oder Kupffer-ſtuͤck gehalten werden / wie groß vnd deut - lich dieſelben zuerkennen ſeyn Auch kan man bey nacht noch ein angezuͤndte Kertzen darhinder ſetzen / wirfft ein ſolch groſſes Liecht vnd Glantz von ſich / daß ein groſſes Gemach ſo licht davon wird / als wan die Sonn hinein ſchiene / vnd ſonſten noch viel andere nuͤtzliche vnd kurtz - weilige Sachen koͤnnen damit getrieben werden / welche nicht noͤtig hieher zu ſetzen.
Deßgleichen kan man bey Noth an einem jedwedern Orth ohne Kertzen den verſpreitten Tag oder Liecht auß der Lufft colligiren vnd zuſammen bringen / alſo; daß man eine Schrifft wie klein dieſelbe geſchrieben iſt / deut - lich leſen vnd ſehen kan.
Dieſer vnd dergleichen viel kuͤnſtlicher vnd nuͤtzlicher Arbeiten koͤnnen in dieſem Schmeltz-Ofen ſehr fuͤglich gethan werden / die nicht noͤtig alhier zu erzehlen oder zu - beſchreiben / vnd das Buch viel zu groß machen wuͤr - den / was derohalben noch vbrig von der Metallen vnd Ertz probierung / ſchmeltzung / abtreiben / fein-machen vnd ſcheidung noch zuſagen were / kan / wans Gott zu laͤſſet / auff ein andere Zeit noch wol geſchehen.
Wolle105Philoſophiſcher Oefen.Wolle derohalben der Kunſtliebende auff dieſes mahl mit dieſem Wenigen vorlieb nehmen / vnd auff ſein Zeit ein beſſers erwarten: Darneben mein Schreiben in gutem verſtehen / dann ich ſolches nicht gethan / die Alten in jhrem probieren / abtreiben / ſchmeltzen vnd ſeigern der Metallen zu reformiren / gar nicht / ſondern hab nur meine Experientz auch wollen bekandt machen / vnd dar - durch Anleittung geben / den Sachen beſſer nach zu den - cken / als bißhero geſchehen iſt: Dann ich wol weiß / daß bißweilen die Berg-leute den kleinen Proben zu viel trawen / wann ſie nichts finden / das Ertz fuͤr vntuͤchtig halten / da doch bißweilen ſolche ſehr reich an Gold vnd Silber ſeyn / vnd vngebawet ligen bleiben. Da doch Herr M. Johannes Matheſius in ſeiner Sarepta auß - druͤcklich vermeldet / daß bißweilen ein Ertz in kleinen Proben gantz nichts halte / im groſſen Fewer aber reich - lich ſchuͤtte / darumb ſich auff ſolche Proben nicht allzeit zu verlaſſen iſt / weilen die taͤgliche Erfahrung klaͤrlich beweiſet / daß zum oͤfftern groͤblich darinn gefehlet wird.
Vnd ſolches nicht allein an den Ertzen vnnd Berg - arten / welche auß der Tieffe der Erden / mit groſſer Muͤhe vnnd koſten geſuchet werden / ſondern geſchicht auch bey den laͤttichten vnd ſandichten Wercken / die viel Gold vnd Silber in leichter flaͤmmlein Geſtalt mit ſich fuͤhren / welches dann in kleinem vnd groſſem probieren vnd ſchmeltzen / wie auch mit ſchlemmen vnnd Merc. Weiln das Gold weit darinn zertheilet / flammicht vnd leicht iſt / nicht mit Nutzen kan herauß gebracht werden / mit beſondern Waſſern aber gantz leichtlich / ohne Fewer vnd ſchmeltzen auß zu ziehen iſt. Dan mir ſehr wol be -wuſt /106Vierdter Theil Phil. Oefen. wuſt / daß bey den mehren theil Fluͤſſen in Teutſchland vnd ohne zweiffel auch anderer Theilen Europæ der - gleichen laͤttichte vnd ſandichte Wercken gefunden wer - den / darauß ein ehrliches mit außlaugen ohne groſſe Muͤhe vnd Koſten kan erlanget werden. Vnd was ich ſonſten in verbeſſerung der Metallen in Gleichnuͤß-weiſe hab fuͤrgetragen / ſeind keine Traͤume / vnd ſol jhme nie - mand einbilden / als wann es vnmoͤgliche dinge weren / dan der Kunſt iſt es wol moͤglich der Natur zu helffen / jhr angefangenes Werck ohne hindernuͤß hinauß zu fuͤh - ren vnd zu volbringen. Derohalben es nur am Wiſſen gelegen iſt / dan ſo man der Metallen Natur vnd Eigen - ſchafft kennet / dieſelbe leichtlich hernach zu ſcheiden / rei - nigen vnd verbeſſern moͤglich ſeyn wird.
Was ich von der univerſal Medicin geſchrieben hab / iſt nicht geſchehen als wan ich dieſelbe wolte lehren ma - chen / welches doch in meiner Macht vnd Gewalt nicht iſt / ſondern habe nur wollen anzeigen / was mich zu glau - ben bewegt habe / eine ſolche Medicin in rerum naturâ zu ſeyn. Die vbrige Proceſſen aber vonden gefaͤrbten Criſtallen oder Glaͤſern / wie auch von den metalliſchen Spiegeln / hab ich darumb mit in dieſes Buch gebracht / weiln dieſelben leichtlich in dieſem Ofen koͤnnen bereit - tet vnd auch bißweilen in etlichen laboribus zu gebrau - chen ſehr dienſtlich vnd nuͤtzlich erfunden werden. Daß aber ſonſten kein andere Proceſſen mehr von handlung der Metallen weiters alhier eingefuͤhret / hat ſeine ſonder - liche vrſachen / doch was alhier auff dißmal auß gelaſſen / kan auff ein andere vnd bequaͤmere Zeit noch wol bey ge - bracht werden. Sol alſo auff dißmahl dabey beruhen.
Ende des Vierdten Theils.
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