DJeſen Ofen anbelangend / davon doch in Præfatione des erſten Theils dieſes Buchs im geringſten kein meldung oder verheiſſung gedacht worden / wie ich auch nicht willens ge - weſen / deſſelben in dieſem fuͤnf - ten vnnd letzten Theil zu ge - dencken / ſondern hatte mir nur allein von bereittung etlicher jrdenen vnnd glaͤſernen Gefaͤſen / vnnd andern zu den vor-her-gehenden vier Theilen / nothduͤrftigen vnd gehoͤrigen dingen zu han - deln vorgenommen. Weilen ich aber betrachtet vnd gut gefunden / daß ſeine ſtelle in dieſem letzten Theil / (da ich doch zuvorn ein andere darzu erwehlet hatte) vnd ſonderlich darumb / weilen keines andern Ofens hierin gedacht / nicht vbel kommen ſolte. Alſo wil ich dem ſuchenden Kuͤnſtler zur nachrichtung / ſo viel ich thun darf vnd mir zu gelaſſen iſt / ſeine vberauß wunderbahr - liche arth vnd eigenſchaft zu entdecken nicht verſchwei - gen. Wiewohl ich gewiß bin / daß jhrer ſich mehr / als an allen meinen andern Schriften / daran ſtoſſen vnd aͤrgern werden / vnnd ſonderlich die jenigen / welche die Natur noch nicht durchſucht haben; doch kan ich es gleichwol nicht laſſen / weilen ich dargegen auch nicht zweifele / daß es bey etlichen fleiſſigen Nachſuchern der Natur vnnd Kunſt / nicht vnannehmlich ſeyn wer - de. Dann ich mit Warheit betaure / daß vnter allenA ijmeinen4Fuͤnfter Theilmeinen Secreten / da ich hofnung zu etwas gutes in habe / dieſes mir am allerliebſten ſeye / dann ich albereit wunderliche dinge darin geſehen habe / bin auch gaͤntz - licher hoffnung / daß mir Gott der Almaͤchtige weitern Segen darzu verleihen werde.
Was nun dieſes fuͤr ein wunderbahrlicher Ofen ſeye / wie er gemacht vnd gebraucht werde / iſt nicht viel davon zu ſchreiben / dan er nicht wie andere Oefen auf - gebawt wird / ſondern findet ſich allenthalben von der Natur bereitet / vnnd dienet auch nur allein der Natur in jhrem vorhaben / vnd ſonſten zu gantz nichts anders / dann allein ein ſolches Menſtruum, welches nicht allein Golt / Silber vnd alle andere Metallen vnd Minera - lien / ja alle Edel - vnd Vnedel-geſtein / auch das Glaß ſelbſten ohne alle corroſiv vnd ſtrepitu auf-loͤſet / darin gemacht wird / vnnd iſt doch der Ofen ſelber des Men - ſtrui, vnd das Menſtruum des Ofens vrſprung vnd herkommen. Was nun das fuͤr ein wunderbahrlicher Ofen ſey / der auß eigener kraft ein ſolches Koͤnigliches Menſtruum, (der doch zuvor ſelber das Menſtruum geweſen iſt) ohne alle muͤhe vnnd arbeit gar bald vnnd leichtlich herfuͤr bringt / iſt leicht zu erachten / daß es kein gemeiner Ofen ſey / dadurch man andere dinge diſtillire vnd gleichwol ein ſo kraͤftiges / doch nicht corroſiviſches Waſſer dargiebet. Gewißlich muß es kein gemeines / vnd von jederman bekandtes Waſſer ſeyn / dan ſolches das einige iſt / welches mir bekant / das nicht corroſi - viſch / vnd doch mehr thun kan / als alle corroſiven / dan vnter allen corroſiviſchen Waſſern / wie ſie auch moͤ - gen genennet werden / als Aqua Fortis, Aqua Regis, Spiritus Vitrioli, Salis, Aluminis vel Nitri, ſo maͤchtignicht5Philoſophiſcher Oefen. nicht iſt / daß es Golt vnd Silber zu gleich / wil geſchwei - gen alle andere harte / von den ſtaͤrckeſten corroſiven / vnzerſtoͤrliche dinge (wie ſie auch nahmen haben) auf - loͤſe. Welches fuͤrwahr ein groſſes Wunder-werck der Natur iſt / daß ein ſolch gering-ſchaͤtzig / vnachtſamb / allenthalben findlich vñ verwuͤrflich Weſen / ein ſolches vngemeines / viel-geſuchtes vnd wenig erlangtes Werck verrichten kan. Jch weiß nicht was mich ſo kuͤhn ge - macht hat / davon zu ſchreiben / in deme ich wol weiß / daß ich bey den jenigen die es kennen / groſſen vndanck / als wann ich zu offen / vnd bey denen / die nichts davon wiſſen / verlaͤumbdung vnd verachtung / (gleich als wan ich keine Wahrheit geſchrieben haͤtte) erlangen werde. Dieſe vrſach mich billich ſolte von ſolchem ſchreiben ab - gehalten haben / troͤſte mich aber wieder dargegen / wei - len ich ein ſehr nuͤtzlich Werck / das manchen von ſei - nem Jrthumb auf einen guten Weg bringen moͤchte / gethan habe. Dan der mehren-theil vnter den Chymi - cis nicht glauben / daß noch ein anders Menſtruum, als obgedachte ſcharpffe corroſiviſche ſpiritus, die Me - tallen darmit auf zu loͤſen / (weilen jhnen die Natur in jhrem vermoͤgen verdeckt iſt) ſeyn koͤnne. Da doch die Philoſophi einhellig ruffen / daß man durch corroſivi - ſche ſpiritus nichts fruchtbarlichs bey den Metallen verrichten koͤnne / ſondern ſolche nur ein verderben bey jhnen verurſachen / wie auch noch taͤglich die Erfahren - heit genug bezeuget / daß ſolche ſolutiones / die mit Aqua Forti oder Aqua Regis, oder andern ſpiritibus gemacht ſeyn / alzumahl die haͤnde faͤrben / welches ein vera ſolutio Philoſophica aber nicht thut / darauß be - wieſen wird / daß ſolche ſolutiones, die die haͤnde faͤr -A iijben /6Fuͤnfter Theilben / vnter die wahre Philoſophiſche ſolutiones nicht gehoͤren / ſondern als ſchaͤdlich zu verwerffen / vnd als Gifft zu fliehen ſeyn.
Habe derohalben vielen jrrenden zur nachrichtung alhier davon etwas melden wollen. Wolle derohalben jhme niemand einbilden / als wann ein ſolch gering - ſchaͤtzig Weſen nicht mehr als corroſiviſche ſpiritus verrichten ſolte; Jch / fuͤr mein Perſohn / habe mir ſelber von erſt nicht einbilden koͤnnen / daß in eim ſo veraͤcht - lichen Menſtruo ſolche kraͤften verborgen weren / ſo lang vnd viel / biß ich durch die Experientz / die wahrheit vnd moͤglichkeit geſehen vnd erfahren habe / vnnd gehet alhier eben alſo zu / gleich wie es nun in der gantzen Welt her gehet / nemlich / daß von jederman nur das an - ſehnliche geliebet vnd geſucht / hergegen aber das gerin - ge verworffen vnd nicht geacht wird / da doch die Natur al jhr Weſen in ſchlechtheit verrichtet / man muß ſich derowegen nicht daran kehren vnd ein ding gering ach - ten / weilen es nicht bekandt vnd groß iſt.
Die Juden aͤrgerten ſich auch an Chriſto / weilen Er ſo aͤrmlich gebohren vnd gering lebete / welcher doch alles in allem war / ſie ſahen vnd merckten wol / daß Er ſolche Zeichen vnd Wunder thaͤte / welche kein anderer / als der verheiſſene Meſſias thun konte / dannoch blieben ſie bey jhrer halßſtarrigkeit beharlich / nur darumb / weil ſeine geſtalt ſo veraͤchtlich war / vnd ſo Er nicht menſch - liche Natur vnnd eine geringe geſtalt haͤtte an ſich ge - nommen / ſo haͤtte Er vnſer Mittler vnnd Verſuͤhner zwiſchen Gott nicht ſeyn koͤnnen / dann durch den Fall Adams waren wir gantz von Gott geſcheiden / alſo daß wir in Suͤnden verhartet / vnnd der Hoͤllen vnd Todegantz7Philoſophiſcher Oefen. gantz ergeben / weilen der Geiſt Gottes von vns ge - wichen / alzeit hetten verbleiben muͤſſen. Da aber das ſuͤſſe Manna vnd liebliche Thau / von Oben herab auf vnſere truckene Hertzen fiele / ſolche mit ſeinem Gnaden - reichen Wort / vnd vergieſſung ſeines theuren Bluts erquickete vnd befeuchtete / alſo balden wurden wir wie - derumb bequaͤm den Geiſt Gottes zu empfangen / wel - ches vns zuvorn vnmoͤglich war: Alſo ſiehet man klaͤrlich / daß durch der allerverachteſten vnſere verſoͤh - nung geſchehen muſte. Gleich wie nun die vbel-gelehr - te Phariſeer vnd Hohe-prieſter / ſich an dem armen vnd vnachtſamen Zimmermans Sohn ſtieſſen / vnnd Jhn fuͤr den wahren Meſſiam nicht erkennen wolten.
Alſo wuͤrde es auch geſchehen / wan man das Men - ſtruum univerſale mit nahmen nennete / niemand et - was davon halten wuͤrde / weilen es von jederman vn - achtſamb / verworffen vnd allenthalben im Koth ſtecken bleibt / (wil nicht hoffen / weilen ich die verniedrigung Chriſti alhie angezogen / daß es mir vbel auf genommen werden ſolte / dann dieſer mein Diſcurß nicht zu Chriſti verkleinerung / ſondern viel mehr zu ſeiner Ehre gerei - chet / in deme Er / vnter allen Menſchen Kindern / der aller-aͤrmſte vnnd veraͤchtlichſte / dannoch das gantze menſchliche Geſchlaͤcht / welches ſonſt kein anderer thun konte / von allen Banden des Tenfels erloͤſen muſte) al - ſo auch der Mercurius univerſalis, deme an veraͤcht - lichkeit in der gantzen Welt nicht vorgehet / wann er erſt ſelber durch den magern Tod vberwunden iſt / dem Metalliſchen geſchlecht zu gut mit ſeiner herrligkeit wieder auf ſtehet.
Alhier koͤnte ich wol einige Gleichnuͤſſen einfuͤhren /A iiijmeinen8Fuͤnfter Theilmeinen Diſcurß deſto beſſer zu erlaͤutern / wie / nemlich / ein Medium oder Mediator, zwey widerwertigen na - turen vereinigen kan / als wann man / nemlich / vom Wein oder Vrin / ſeinen reinen ſpiritum abſtrahiret / vnnd ſolchen nach der reinigung mit ſeinem eigenen Saltze wiederumb vereinigen wolte / ob ſchon beide / ſo wol der ſpiritus als Saltz / zu vorn eins herkommens / dannoch dieſelbe ohne ein Medium, nemlich Waſſer / nimmermehr koͤnnen conjungiert werden / vnd iſt al - hier das Waſſer loco mediatoris. Vor dem fall A - dams war Gott mit jhme / nach vbertrettung aber ſei - nes Gebotts / wiche die gemeinſchaft Gottes wieder von jhm / vnd bliebe jhme nichts vbriges als Erden vnd Koth / welches vnterworffen iſt jammer vnd noth / zeit - lichem vnd ewigem Tode / ſo lang bis Chriſtus Menſch worden / vnnd ſich als einen Verſoͤhner ins mittel ge - legt / haͤtte nun Chriſtus kein beide naturen gehabt / wie haͤtte Er vns vereinigen koͤnnen?
Gleicher weiſe alhier / bey oberzehlten Exempeln / das Waſſer beider naturen theilhaftig iſt / ohne welches ſon - ſten der ſubtile ſpiritus mit dem fixen Saltze nicht kan vereinigt werden. Wan es mir gezimbte vnd gut were / viel worte davon zu machen / ſo koͤnte ich leichtlich das Philoſophiſche Werck / mit der Empfaͤngnuß / Menſch - werdung / Geburt / Leben / Leiden / Todt vnnd Auffer - ſtehung Chriſti vergleichen / welches aber nicht noͤtig iſt / hab es doch nicht laſſen koͤnnen / etwas davon zu melden / moͤchte wol wuͤndſchen / daß ich die Jrdiſche Wunder - wercke mit den Himliſchen nur ein wenig vergleichen doͤrfte / ich weiß dem vnglaͤubigen Thomas wuͤrden die Augen geoͤffnet / wil ſich aber nicht ſchicken /wie9Philoſophiſcher Oefen. wie wol Moiſes / Daniel / Joſeph / vnd noch etliche an - dere Propheten / der natuͤrlichen Philoſophia vnd Ma - gia, dadurch ſo wol die Himliſche als Jrdiſche Wun - der-wercke erkandt werden / nicht vnerfahren geweſen / vnnd an etlichen orthen ſich darmit haben hoͤren laſſen / welches vnter tauſendten nicht einer / der jhre Buͤcher lieſet / in acht nimbt.
Beſchließlich / daß Gott der Almechtige / nicht nur das Groſſe vnd Anſehnliche liebe / ſondern vielmehr ni - der ſtuͤrtze / vnd das Geringe erhebe / dan Gott traͤgt kein anſehen der Perſohn oder ſeiner Creaturen / davon viel Exempel koͤnten bey - gebracht werden / die Welt / die nur das anſehnliche ſuchet vnd liebet / vrtheilet von al - len dingen falſch / darnach man ſich nicht richten ſoll / ſondern feſtiglich glauben / daß das aller fuͤrnembſte / durch gantz geringe vnnd vnachtſame dinge / verrichtet werde.
Jch haͤtte wol von dieſem Vnachtſamen Menſtruo univerſali ſeinem geringen herkommen / groſſen Kraͤf - ten / vnnd wunderbarlichem Weſen / dadurch alle Me - tallen / Mineralien / vnd Lapides, ſeine ſtrepitu radica - liter ſolvirt, unirt, vnd figiret werden / deren ſolutio die haͤnde nicht faͤrbet / conjunctio vnzertrennlich / fi - xatio vnverbrennlich iſt / ein mehrers ſchreiben koͤn - nen / weilen mir aber nicht vnbewuſt / daß man durch ſchreiben jhme nur ſelber muͤhe vnd arbeit / ja noch wol haß / neid / vnnd feindſchaft auf den halß ladet / iſt es bey dieſem verblieben / dann ſo man nur die moͤglichkeit der Natur vnd Kunſt meint zu entdecken / iſt mancher nicht zu frieden darmit / ſondern meinet / er muͤſſe alſobalden alles wiſſen / haben vnnd bey jederman bekant machen /A vwil10Fuͤnfter Theilwil man aber nicht damit herauß / ſo folget die feind - ſchaft / vnnd ſo ſolche Menſchen nur ein wenig wuͤſten / wie vielmahl einer die haͤnde verbrennen muß / ehe er et - was gutes erlanget / ſie wuͤrden anderſt geſinnet ſeyn / als ſie thun. Wolle ſich derohalben der Kunſt-liebende mit dieſem Diſcurß gnuͤgen laſſen / vnd zu frieden ſeyn / daß jhme angezeigt / was die Kunſt mit der Natur ver - mag / vnnd ſelber in der furcht Gottes fleiſſig ſuchen / ſo zweifele ich nicht / wan es auß guter meinung geſchicht / ſeine muͤhe vnd arbeit werde jhm zu ſeiner zeit reichlich belohnet werden.
WJe man von Steinen vnnd Laimen / die Diſtillir - oͤfen zum erſten vnd andern theil auf bawen ſolle / iſt nicht noͤtig viel davon zu ſchreiben / dan ſolcher Buͤ - cher ſehr viel gefunden werden / die weitlaͤuftig davon handeln / darumb ſolches alhier nicht wiederholet wird / doch iſt / ſo viel zu wiſſen / daß ein vnterſcheid muß gehal - ten werden in auf-bawung der Oefen / dan ſolche Oefen darinnen keine ſtarcke Fewer gemacht werden / keine ſo ſtarcke Mauren von noͤhten haben / als die jenigen / dar - innen mit groſſem Fewer / viel ſublimirt / diſtillirt oder geſchmoltzen wird.
Zum ſublimiren vnnd diſtilliren kan man nur ge - meine Ziegel-ſteine / von Laimen gebrandt / nehmen / ſolche fein dicht mit gutem Luto ſchlieſſend oder bindend auf einander ſetzen / vnd auch die Mauren ziemlich dick machen / auf daß ſolche die waͤrme deſto beſſer vnd laͤn - ger halten vnnd vertragen koͤnne / dann ſo man ſolchesvberſicht /11Philoſophiſcher Oefen. vberſicht / hat man alzeit daran zu flicken / dan die Waͤn - de bekommen leichtlich ſpalten oder riſſe / dadurch die re - girung des Fewers verhindert wird / derowegen man wol thut / wann man eiſerne reiffe oder baͤnder darumb leget / ſo hat man des aufreiſſens des Ofens nicht zu be - ſorgen / vnnd gibt langwerende vnd beſtaͤndige Oefen. So man aber Schmeltz - oͤfen machen wil / dienen dieſe Steine nicht wol darzu / dann ſie in groſſer hitze ſchmel - tzen / vnnd nicht lang beſtehen koͤnnen / derowegen man dieſelbe von guter Fewer-beſtaͤndigen Erden / davon die Schmeltz-tiegel vnd andere gefaͤſe / die viel Fewer ver - tragen muͤſſen / davon hernach zu finden iſt / in dazu ge - machte hoͤlzerne oder blecherne formen bereiten / vnd dar - nach brennen muß / vnnd nach deme der Ofen ſeyn ſol / rund oder viereckicht / muͤſſen auch die formen / darein die Erden gedruckt / geſtaltet ſeyn / alſo / daß deren 6. oder 8. ein lege machen / doch darff der gantze Ofen nicht von ſolchen Steinen auf gemauret werden / ſondern nur ſo weit oder hoch als die kohlen zu liegen kommen / das vbrige kan nur mit gemeinen Steinen vollends auß ge - macht werden.
EJn ſolcher Laimen kan auf viel vnterſcheidliche wei - ſe zugerichtet werden / dan immer einer ſein Lutum anders als der ander zu-bereittet: Etliche miſchen vn - ter geſiebten Laimen / geſchlagen Ochſen / Kuͤhen oder Hirſchen haar / oder auch wol die ſprewer von Gerſten / Agen von Flachs / Scheer-Wolle / Pferden-miſt / vnddergleichen12Fuͤnfter Theildergleichen andere dinge / die den Laimen beyſamen hal - ten daß er nicht reiſſe / darzu thun ſie auch geſiebten Sand / wann der Laimen zu fett iſt / vnnd arbeiten ſolche mixtur mit Waſſer wol vnter einander / auf ſolche haͤr - te / als zum bawen von noͤhten iſt / vnd helt dieſe mixtur ſehr wol vnnd reiſſet nicht / wird aber mit der zeit gantz muͤrb / dann die haar / oder ſprewer verbrennen ſich / da durch der Laimen luͤck vnnd bruͤchig wird / vnnd nicht lang halten kan.
Etliche laſſen ſolche verbrennliche dinge herauß / vnd miſchen oder temperiren den Laimen vnnd Sand nur allein mit Saltz-waſſer / vnd bawen darmit jhre Oefen / helt ſehr wol / verbrennet nicht ſo bald / wie der erſten / vnnd reiſſet gleichwol auch nicht / dann das Saltz bindet vnd verhindert das reiſſen / darzu iſt auch gut die Lacke oder Saltz-waſſer / welches von ein-geſaltzen Fiſch oder Fleiſch vberbleibt / weilen das Blut auch mit binden hilft / ſo man aber das Caput mortuum, wie es genen - net wird / vom Vitriolo oder Aqua forti haben kan / ſol - ches mit Waſſer weich machet vnnd vnter den Laimen vnd Sand miſchet / thut man beſſer / dan dieſes Lutum gantz nicht reiſſet / vñ ſehr wol im Fewer haͤlt / damit man auch Retorten / Kolben von Erden / oder Glaß lutiren oder beſtreichen kan / die man zum diſtilliren gebrauchen wil / auch koͤnnen die fugen des Retorten vnd Recipien - ten damit bewahret werden; helt wol / vnd laͤſſt ſich / nach der diſtillation, mit eim naſſen Tuch / das man darumb leget / wieder gern erweichen vnnd abmachen / wie auch dieſer thut / darein Saltz kommen iſt / andere aber / darin kein Saltz komvt / ſeind vbel zu erweichen / vnd werden bißweilen die Glaͤſer damit zerbrochen / ſo man aberdieſe13Philoſophiſcher Oefen. dieſe oberzehlte dinge nicht haben kan / ſo iſt genug den Laimen vnd Sand / nur mit einem Saltz-waſſer bereit - tet / helt wol die Oefen damit auf zu bawen. Sonſten thun auch etliche Hammer-ſchlag / geſtoſſen Glaß / Kiß - ling / vnd noch andere dergleichen dinge vnter dern Lai - men / in meinung daß er deſto beſſer im Fewer halten ſoll / iſt aber nicht noͤhtig zu den Oefen zu gebrauchen; doch ſo man Glaͤſer / darinn zu ſcheiden oder darauß zu diſtilliren / darmit beſchlagen wil / kan es nicht ſchaden / ſondern iſt gut / dan ſonderlich der Hammerſchlag / wei - len das Saltz daran arbeitet / wol bindet vnnd lang haͤlt.
DJeſes ob-beſchriebene Lutum iſt gut genug / die Fu - gen an den diſtillir oder ſublimir gefaͤſen des er - ſten Theils darmit zu verwahren / da die ſpiritus lufft haben vnnd ſteigen koͤnnen / derohalben nicht durch zu gehen ſuchen. Bey den andern Oefen aber / darinnen penetrirliche ſpiritus gemacht werden / iſt er nicht gut gnug / dan er nicht gnug haͤlt / ſondern laͤſſet die volati - liſche ſpiritus durch-gehen / welches ein groſſer Schade ſeyn wuͤrde / wan der beſte Theil verlohren ginge / derent - halben man einen andern darzu haben muß / doch wan ſolcher wol trucken worden iſt / vnd man mit einem pin - ſel / klein gerieben oder gemahlen / vngeloͤſchten Kalck mit Lein-oͤhl daruͤber her ſtreicht / alſo daß der luͤcke Lai - men ſolches wol in ſich ſchlucke / ſo wird das Lutum da - von hart / vnnd laͤſſt keine ſpiritus durch-gehen / iſt aber nach der diſtillation nicht wol wieder ab zu thun / danner14Fuͤnfter Theiler das Waſſer nicht gern annehmen wil / vnnd ſich er - weichen laſſen / welcher aber ſonſten ſehr wohl haͤlt / dero - wegen man nur den Laimen mit Eyer-weiß anmachen kan / auf ein Tuͤchlein ſtreichen vnnd die Fugen damit verbinden; ſo man aber ein ſolche diſtillation thaͤte / daß der Halß des Recipienten vor groſſer hitze ſolte zu heiß werden vnd die tuͤcher verbrennen / ſo muß man ei - nen halß oder roͤhren von guter Erden oder Glaß / zwi - ſchen dem diſtillir-gefaͤß vnnd Recipienten legen / auf daß das Lutum nicht durch die hitze verderbe / vnnd der ſpiritus außgehe vnnd verlohren werde: Auch koͤnnen die Fugen mit Ochſen-blaſen / die in geſchlagen Eyer - weiß genetzet / oder auch nur Steifſel auf Papier ge - ſtrichen / vnnd etlich mahl vber einander gebunden / ver - wahret werden / haͤlt alle ſubtile ſpiritus, doch muͤſſen ſie nicht corroſiviſch ſeyn; zu den corroſiviſchen aber dienet am beſten dieſer / darunter die Remanentz / davon ein Aquafortis diſtilliret iſt / gemiſchet / vnnd wann er trucken / mit Lein-oͤhl vnd Kalck vberſtriechen.
Solcher vnd dergleichen werden viel vnd mancher - ley gebraucht / nach deme man jhrer vonnoͤhten hat.
ES kompt bißweilen / daß ein Recipient oder ander Glaß von ſtoſſen / fallẽ / oder hitze einen Riß bekompt / vnd doch ſonſten noch gut iſt; ſolche ritze aber / wann die Glaͤſer hernach wieder in der diſtillation warm wer - den / forth gehen / groͤſſer werden vnnd endlich gar zer - brechen / deme vor zu kommen / mache einen duͤnnenLutum15Philoſophiſcher Oefen. Lutum von Lein-oͤhl / vngeloͤſchten Kalck vnnd Mini / ſtreich jhn auf ein tuͤchlein / leg es daruͤber vnnd laß es truckenen / darnach wieder ein anders darauf / vnd wan der Riß groß iſt / kan es nicht ſchaden / daß deren tuͤchlein 3. oder 4. auf einander kommen / haͤlt deſto ſtaͤrcker vnd laͤſſt nicht weiters einreiſſen / oder man kan Eyer-weiß zu Waſſer klopffen / leinen tuͤchlein darin netzen / vnnd auf den Riß legen / dann alſo bald geſiebten guten vnge - loͤſchten Kalck darauf zetteln / mit der hand hart darauf drucken / vnnd wieder ein ander tuͤchlein / mit Eyer-weiß genetzet / darauf / mit Kalck beſtrewet / alſo laſſen tru - cken werden / haͤlt auch ſehr wohl / doch wird dieſes lie - ber von den corroſiviſchen ſpiritibus angrieffen / als das erſte nb. Man muß den Kalck nicht mit dem Eyer - weiß miſchen vnnd auf tuͤchlein ſtreichen / wie etliche thun / es taug gantz nichts / dann das Eyer-weiß wird hart von dem Kalck / ehe es recht vnter einander ge - miſchet wird / derohalben nicht ankleben oder halten wil / ſondern muß alſo erſt das naſſe tuͤchlein / vnnd her - nach auf das tuͤchlein der Kalck geſtraͤuet werden / wan das tuͤchlein ſchon auf dem Glaß liget / alſo / daß der Kalck nicht auf das Glaß / ſondern zwiſchen die beide tuͤchlein komme.
DJe Glaͤſer darin die ſpiritus gemeinlich behalten werden / pflegt man mit einem Stoͤpffel von Kurck oder Wachß / vnd endlich mit einer Blaſen vber-bun -den /[16]
17Philoſophiſcher Oefen. den / zu bewahren / iſt zwar gut zu etlichen ſpiritibus, die das Kurck oder Wachs nicht angreiffen / dann alle cor - roſiviſche ſpiritus, als Vitrioli, Aluminis, Salis com - munis, Salis nitri, &c. zerfreſſen den Kurck / vnnd alle Urinoſiſche / als Cornucervi, Tartari, Salis-armonia - ci, Urinæ, Vini, &c. erweichen das Wachs vnnd gehen durch / vnnd ob man ſchon noch andere ſtoͤpffel machen koͤnte / die beiderley Spiritus halten koͤnten / ſo iſt es doch muͤhſamb / alzeit ſo viel Werck zu haben / die Glaͤſer auf vnd zu zu machen. Habe derohalben den dingen beſſer nach gedacht / vnnd Glaͤſer machen laſſen / oben mit ei - nem Faltz / darein ſich ein Deckel ſchlieſſe / wie bey-ge - ſetzte Figur außweiſet / [als zum Exempel / A der De - ckel / B das Glaß / C der Heber / damit man die ſpiritus herauß hebe] in welchen Faltz man Mercurium currentem leget / vnd den Deckel darauf ſetzet / ſo laufft alſobald der Mercurius neben dem Deckel in dem Faltz herumb / vnd ſchleuſſt ſo dicht / daß auch das allergering - ſte nicht außriechen kan / dann der ſpiritus gehet nicht durch den Mercurium (nb.) So aber der ſpiritus gar zu corroſiviſch were / wuͤrde er mit der zeit den Mercu - rium in dem Faltz auch zu Waſſer machẽ / welches aber in langer zeit nicht geſchicht / vnnd ſo ſolches geſchaͤhe / kan er einmahl vernewert werden / darzu iſt auch nicht noͤhtig / daß man corroſiviſchen ſpiritibus ſolche Ehr anthue vnd ſo fleiſſig beware / weilen dieſelben ſo koͤſtlich nicht ſeyn / die volatiliſche / welche von den corroſivi - ſchen abſtrahiret ſeyn / greiffen den Mercurium nicht an / vnd noch viel weniger die urinoſiſchen / derent-wil - len mehrentheils dieſe Glaͤſer erfunden ſeyn; koͤnnen alſo auf dieſe weiſe die aller-ſubtileſten ſpiritus, ohne einigeBver -18Fuͤnfter Theilverliehrung jhrer kraͤften / ſo lange man wil / wol vnnd gut behalten werden / vnnd weil man aber auß ſolchen Glaͤſern die ſpiritus, wan man deren vonnoͤhten hat / nicht außgieſſen kan / dann auß dem Ranft der Mercu - rius mit fallen wuͤrde / alſo muß man ein Glaͤßlein darzu machen laſſen / an geſtalt eines Hebers / damit man die Weine auß den Faͤſſern hebet / doch kleiner / mit einem Baͤuchlein vnnd ſehr ſpitzigen Muͤndlein; welches Glaß man in den Spiritum helt / vnnd ſo viel hinein laͤſſt gehen / als man haben oder gebrauchen wil / vnd wan man mit dem Finger das ober-theil des Glaͤß - leins zu haͤlt / ſo laͤufft nichts herauß / vnd kan man auß dem Glaͤßlein den Spiritum in ein beſonder Glaͤßlein lauffen laſſen vnd gebrauchen; den vbrigen Spiritum muß man dan alſobald wieder zu decken / ſo bleibt er al - zeit gut / vnnd ſo oft man etwas davon gebrauchen wil / ſolches mit dem glaͤſern Heberlein herauß nehmen. Dieſes iſt nun der beſte Weg / der mir bewuſt / ſubtile ſpiritus vor exhaliren zu behalten.
Wie wohl dieſes auch nicht boͤß iſt / wann man ſolche in Glaͤſern bewahret / darauf geſchlieffene Staͤmpfel von Glaß gemacht ſeyn; halten auch alle ſpiritus, ko - ſten aber viel mehr als die erſten / weilen das ſchleiffen muͤhſam iſt / vnd geſchicht ſolches alſo.
LAſſe dir in einer Glaß-huͤtten allerhand Flaͤſchen / groß vund klein blaſen / mit einem ſtarcken Halß vndMund /19Philoſophiſcher Oefen. Mund / darzu auch Glaͤſerne Stoͤpffel / die ſich darein ſchicken / vnd wann du die Stoͤpffel dicht machen vnnd ſchleiffen wilt / ſo accommodire dieſelben in ein Holtz ge - faſſt an ein Traͤhe-banck / laß ſolchen vmblauffen / vnnd halte die Flaͤſche mit dem Mund dargegen / alſo daß der Stoͤpffel / der zuvor mit gemahlen Schmirgel vnnd Waſſer angefeuchtet ſey / juſt in der Flaͤſchen Mund gehe vnnd darin herumb lauffe / vnnd muß zum oͤftern die Flaͤſche / die man in den Haͤnden hat / von dem Stoͤpffel / der an der Traͤhe-banck feſt iſt / abgenommen werden; mit einem Pinſel oder Feder mehr angefeuch - ten Schmirgel daran thun / vnnd laſſen vmblauffen / ſo oft wiederholet das anſtreichen des Schmirgels / biß du ſieheſt / daß der Stoͤpfel ſich wol in die Flaͤſche ſchlieſſe / wan ſolches geſchehen / ſo fege den Schmirgel mit ei - nem reinen Tuͤchlein ſchoͤn vnnd ſauber auß der Flaͤ - ſchen Mund vnd Stoͤpfel / vnd ſtreiche geſchabten Trip - pel oder ein ander fein geſchleimte Erden mit Waſſer oder Oel angefeuchtet daran / vnd laß wieder ſo lang ſchleiffen mit oͤfterm anſtreichen des naſſen Trippels / biß der Stoͤpffel gantz glat vnd hel pallirt iſt; wan ſolches geſchehen / ſo binde denſelben mit eim Band an die Flaͤ - ſche / auf daß er nicht verwechſelt werde / damit man die Glaͤſer dicht zu macht / daß kein Spiritus darbey auß - gehen mag.
Auf daß du aber ſo viel von dem Stoͤpffel vnd Flaͤ - ſchen nicht ſchleiffen darfſt / ſo laß dir von Kupffer eine Form machen / darein der Glaͤſern Zapffen / wann er noch weich iſt / vnd erſt auß den Ofen kompt / geſtoſſen / vnd fein rund werde; deßgleichen kan man auch ein ge - gen - huͤlſen von Kupffer machen laſſen / welchen manB ijin20Fuͤnfter Theilin der Flaͤſchen Mund ſtecke / vnd denſelben damit rund mache / weil er noch weich iſt / auf daß man hernach den Stoͤpffel in das Glaß deſto eher vnnd leichter dicht ma -
chen koͤnne: [Als bey Exempel / A der Stoͤpf - fel / B das Glaß] Vnd ſo du wol damit weiſt vmb zu gehen / koͤnnen ſie gar geſchwind behaͤb ge - macht werden: Weilen aber nicht ein jedweder eine Traͤhe-banck hat / daran er den Stoͤpffel auf das Glaß ſchleiffe / ſo kan man nur alſo thun / iſt eben gut / gehet aber etwas laͤngſamer zu / iſt aber dagegen auch wieder ſicherer / als das vorige mit der Banck / daran bißweilen / wann man zu ſehr eilet / die Glaͤſer warm werden vnd ſpringen.
Vnd geſchicht alſo; man macht ein beſonder Jnſtru - ment von Holtz oder Eiſen / darin man die Flaͤſche faſſen kan / ſetzet dieſelbe hinein / ſchraubet das Jnſtru - ment fein lind zuſamen / auf daß die Flaͤſche / welche in Tuͤcher gewickelt / nicht da von zerbreche / vnnd weilen das Jnſtrument auf ein Banck geſchraubet / kan es ſich nicht bewegen / ſondern muß vnverruckt ſtehen bleiben.
Dar -21Philoſophiſcher Oefen.Darnach machet man den Zapffen in ein beſonder Holtz [als bey Exempel / A der Treiber mit dem Recip. vnnd B das Glaß mit dem andern Recip. ]
(welches ſich in der mitte von einander thut / vnd wieder zuſchrauben laͤſſt) auch feſt / vnd ſtreiche auf den Zapf - fen Schmiergel / mit Waſſer angefeuchtet / wie oben ge - meldet; nimbt das Jnſtrument / darein der Zapffen ge - faſſt / mit beiden haͤnden / vnnd reibet damit den ZapffenB iijin22Fuͤnfter Theilin der Flaͤſchen Halß ſtaͤtig vmb vnnd vmb / gleich als wie die Kupffer-gieſſer thun / wann ſie die Kranen dicht machen / die man in die Wein - oder Bier-faͤſſer ſtecket / vnd muß ſolches vmbreiben ſo lang geſchehen / biß der Stoͤpffel wol darein ſchlieſſe; darnach aufs new wieder mit Trippel gethan / ſo wird es dicht vnd gut / gleich als wan es an einer Traͤhe-banck gethan were.
Auf dieſe weiſe muͤſſen auch die groſſen Glaͤſernen Recipienten / zu dem erſten Ofen gehoͤrig / in einander geſchlieffen werden / auf daß man dieſelben nicht verlu - tiren darf / wie oben davon gedacht worden. Deßglei - chen werden auch die Stoͤffel in die Phiolen geſchliffen / darin man etwas figiren wil / auf daß man ſolche nicht verlutiren darf / ſondern nur den Stoͤpffel darein ſetzet / vnd ein Bleyern huͤtlein darauf hencket / wofern die ſpi - ritus durch vbel regierung des Fewers zu ſtarck getrie - ben wuͤrden / das Glaß nicht zerſpringe / ſondern den Stoͤpffel etwas aufheben vnnd luft ſchoͤpffen koͤnne / weilen dan ſolcher mit einem Bleyern huͤtlein beſchwe - ret iſt / alſobald wieder darauf ſitzet vnd die Phiol wie - der geſchloſſen iſt / vnnd iſt dieſer modus die Phiolen zu ſtopffen / viel beſſer / als wann ſolches mit Kurck / Wachs / Schwefel oder andern dingen geſchehen were; dann wann ja vberſehen wird / daß das Fewer zu ſtarck gehet / gleichwol das Glaß nicht brechen kan / ſondern ſo oft der ſpiritus zu viel werden / der Stoͤpffel nur ein wenig außlaͤſſt / vnnd das Glaß gantz bleibet: Wiewol nun dieſer modus beſſer als der bekandte iſt / ſo iſt doch noch ein beſſerer / die ſpiritus zu halten / vnnd doch kein Glaß brechen kan. Nemblich dieſer / daß man eine trumme glaͤſerne Roͤhren machen laſſe / nach beygeſetz -ter Fi -23Philoſophiſcher Oefen. ter Figur; in welches Bauch man ein oder zwey loth Mercurii vi - vi leget / vnnd ſetzet dieſe Sack-roͤhren mit dem Mercurio auf die Phiol / darin die materi zu figi - ren iſt / [als zum Exem - pel / A die Sack-roͤhre / B die Phiol / vnnd oben von dem Bleyerne huͤt - lein A, mit der Phiol B vermeldet iſt /] vnnd verlutire ſolche auf die Phiol / darin deine mate - ri zu figiren iſt / ſo kan die Phiol nimmermehr bre - chen.
nb. Dieſe ob erzehlte weiſe / die Glaͤſer vor dem zerbrechen zu be - wahren / ſeind zwar an ſich ſelber gut / bey denen /
die auf keinem rechten Weg ſeind / vnnd ſich mit aller - hand diſtillirten ſpiritibus, der Salien / Mineralien vnd Metallen zu figiren martelen vnd quaͤlen; welche / ſo dieſelbe ſchon durch lange zeit / mit vielem koſten fix gemacht dannoch das jenige nicht thun / was von jhnen verhoffet wird / in dem ſolche fixationes durch gewalt vnd zwang geſchehen ſeyn / die der Natur entgegen; wo man aber etwas nuͤtzliches in figirung derB iiijGeiſter24Fuͤnfter TheilGeiſter zu hoffen hat / muß die Natur gefolgt werden / vnnd nicht alſo plumb darein gedapt / dann nur die vn - weiſen in jhrer vermeinten Tinctur viel Glaͤſer zer - brechen die Philoſophi aber nicht / dan alles das mit ge - walt geſchicht / iſt der Natur entgegen / vnnd alles was mit der Natur gehet / geſchicht auß liebe; derohalben all die jenigen irren / vnnd zu keinem guten Ende nimmer - mehr gelangen werden / die jhre fixationes mit gewalt vermeinen zu verrichten.
Jch kan nicht glaͤuben / wann man halb oder gar ge - toͤdtete corpora zwingen wolte / daß dieſelben ſich mit ein ander vermiſchen vnnd vermehren ſolten / geſchehen wuͤrde; das aber glaub ich wol / wann ein lebendiger ge - ſundter Man mit einem lebendigen geſunden Weib / zuſamen behoͤrlich wol geſpeiſet vñ getraͤncket wuͤrden / daß beider angebohrne Natur die vermiſchung vnnd forth-pflantzung ſelber / ohne zwang / verurſachen. Ja lieb vnd leid bey einander außſtehen / vnnd bey einander leben vnnd ſterben; jene aber die todt ſind / vnnd mit gewalt zuſammen gebracht / alzeit todt bleiben wuͤrden; dann ſehet doch an / wie viel wunderbahrliche Jnſtru - menta von Golt / Silber / Kupffer / Eiſen / Zin vnnd Bley / wie auch von Erden / Glaß / Stein / vnd andern Materialien formirten geſchirren / hat man doch ge - ſucht den armen Mercurium mit gemeinem Gold vnd Silber zu figiren / vnnd Fewer-beſtaͤndig zu machen / aber niemahls hat gluͤcken wollen / weilen beide nicht zu - ſammen gehoͤren / vnd keine angeborne liebe zuſammen tragen; dann ob ſchon der Mercurius den Metallen an - haͤngt / oder die Metallen jhme / ſo geſchicht doch ſolches nicht / als wann dieſelben zuſammen gehoͤrten / vnd einsdem25Philoſophiſcher Oefen. dem andern zur verbeſſerung vnd forthpflantzung helf - fen koͤnte / gantz nicht / weilen gnug bekant iſt / wan ſolche conjunctio das Fewer empfindet / der Mercurius im geringſten bey dem Golt / Silber oder andern Metallen bleiben wil / noch kan / ſondern ſich gaͤntzlich davon ſcheidet / welches genug anzeigt / daß kein angebohrne Liebe zur vermehrung zwiſchen jhnen ſey / vnnd auch nimmermehr werden kan; die jenige Dinge aber / die zuſammen gehoͤren / lieben auch einander / vnd weichen nicht wieder von einander / wann dieſelbe auch noch ſo fluͤchtig weren / gleich wie der Mercurius bey dem Golt vnd Silber communi thut / ſondern halten alſo zu - ſammen / daß auch das Fewer mit al ſeiner macht ſo ſtarck nicht iſt / ſolche wieder zu trennen oder ſcheiden; darumb man wol in acht nehmen muß / wann man et - was figiren wil / ob es auch zuſammen gehoͤre oder nicht / findet man ſolches / ſo darf man ſich nicht vmbſehen wo man Glaͤſer mit langen haͤlſen hernehmen woͤlle / die - ſelben zu figiren / ſie werden ſich ſelber halten vnnd bin - den / weilen eins zum andern gehoͤret; ſo du aber ſolche Dinge nicht kenneſt / ſo bleibſtu beſſer davon / vnnd laſſe dein kochen verbleiben / dan doch nichts gutes auß kom - men wird / wie ich vnnd andere ſolches mit ſchaden ge - nug erfahren haben / vnd noch taͤglich von vnzaͤhlichen erfahren wird; daß du mich aber beſſer verſteheſt was zu - ſammen gehoͤre vnnd ſich im Fewer behalte / ſo mercke dieſes.
Nemlich / ſo jemand gemein regen - oder ander Waſ - ſer auf Golt / Silber oder ein ander Metall gieſſen wolte / in meinung / ſolche beide zuſammen zu figiren; wuͤrde nicht jederman ſeiner ſpotten / vnnd ſagen / daß erB vein26Fuͤnfter Theilein naͤrriſch Werck vor haͤtte? Jch glaub ja / er muͤſte dan ſelber ein Narr ſeyn: Siehe nun / lieber Sucher der Kunſt / wie vnverſtaͤndig doch in dieſen wichtigen Dingen gehandelt wird / dann der mehrentheil Zeit bey den Gelt - geitzigen Al - gemiſten mit ſolchem lumpen werck zugebracht wild / dahero ſie auch einerndten was ſie geſaͤet haben / vnd endlich nach viel erlittener muͤhe / arbeit / geſtaͤnck vnd wachen / das Werck als vntuͤchtig muͤſſen ligen oder ſtehen laſſen. Ob nun ſchon eben kein gemein Waſſer dazu genommen wird / ſo habe ich doch viel mahl geſehen vnnd gehoͤrt / daß etliche den Majen-Taw / Schnee oder Regen / der im Mertzen ge - fallen / Waſſer / welches von den Stern-butzen / etlichen Kraͤutern / Thieren vnd andern zu ſolchem Werck vn - tuͤchtigen dingen gediſtillirt worden / fuͤr jhr Menſtruum gehalten / vnd darin geſudelt: Wie nun dieſe oberzehlte Dinge vnmoͤglich mit einem Metall radicaliter zu conjungiren ſeyn / alſo wird auch in ewigkeit nichts gu - tes darauß koͤnnen gemacht werden / dan ſie ſo weit von einander ſeyn; vnd iſt eben als wolt einer ein hohe oder lange Leiter auf ſteigen / welche viel ſproſſen haͤtte / vnd von der vnterſten auf die oberſte ſchreitten / welches dan nicht geſchehen wuͤrde; alſo iſt auch vnmuͤglich / Dinge zuſammen zu fuͤgen / die weit in jhrer Natur von einan - der ſeyn. Gleich wie man aber algemach ohne gefahr eine ſehr hohe Leiter gantz gemaͤchlich / wan man / nem - lich / von einem ſproſſen auf den andern ſchreittet / auf - ſteigen kan.
Alſo auch geſchicht / wann man ja die extrema, wel - ches doch vnnoͤtig / wolte zuſammen bringen / erſtlich das jenige in eine ſolche materi, die jhme am nechſtenverwandt /27Philoſophiſcher Oefen. verwandt / bringen muͤſte; hernacher ſolche wieder mit einer / die jhme am naͤchſten were / vnd alſo forthan / ſolte es wol geſchehen koͤnnen / aber in einer ſehr langen Zeit / ohne nutzen vnd gewin. Derohalben man ſolche Din - ge zuſammen ſetzen ſolte / die einander nahe verwandt ſeyn / ſo wird ſich eines des andern erfrewen / gern em - pfangen / vberwinden vnd behalten.
Als zum Exempel / es iſt ein einiges Saltz / welches ein jedweder gemein Waſſer corporaliſch zu machen / vnd in ein hart corpus ſelbigem Saltze gleich / coagu - liren vnd zu figiren macht hat / welches ſonſten kein an - der Saltz thun kan; deßgleichen kan daſſelbe Saltz nur von einem einigen Mineral / welches doch zu vorn gantz vnhaͤltig / in kurtzer zeit mit dem Mineral figiret wer - den. Auch koͤnnen die Mineralien durch Metallen / vnd die Metallen (dieſes letzte ich zwar noch niemahls gethan) durch eine ſolche materi, die beſſer iſt als ein Metall / ohne zweifel fix vnnd in allen proben beſtaͤndig gemachet werden; daß es aber darumb noͤtig ſeyn ſolte / wan man Mineralien oder Metallen figiren wolte / erſt zu vnterſt an zu fangen das Waſſer in ein Saltz / vnnd das Saltz in ein Mineral zu verwandeln / nein gantz nicht / man darff ſolchen weiten Weg nicht nehmen / ſondern nur anfangen / an ſolchen Dingen / da die Na - tur albereit jhr beſtes an gethan / vnnd daran weiters zu arbeiten aufgehoͤret hat / dann ſolte hofnung ſeyn / wan keine wider-waͤrtige Naturen zuſammen geſetzet wuͤr - den / daß etwas gutes darauß werden moͤchte / ſonſten gantz nicht / ſiehe an / wie gern die Natur doch helffen wil / wan jhme nur das jenige geben wird / deme ſie helf - ſen kan.
Als28Fuͤnfter TheilAls zum Exempel: Mache ein rein Saltz durch ſol - viren vnnd coaguliren auß dem gebrandten Tartaro, (bilde dir aber nicht ein / daß dieſes Saltz das jenige ſey / davon ich kurtz oben gedacht / gantz nicht / dann noch ein anders vnnd beſſers iſt) vnnd Waͤge ſolches nach dem außgluͤen / vnnd behalt das gewicht / darnach gieſſe halb ſo ſchwer / als das Saltz gewogen / rein Regen-waſſer darauf / auf daß du aber keinen arg-wohn habeſt / daß das Waſſer etwas vnreines bey ſich gehabt / ſo diſtillire ſolches zuvorn / vnnd ſetze das Saltz mit dem Waſſer in einen Sand oder Balneum, abſtrahire das Waſſer fein linde davon / gieſſe ſolches wieder darauf / ziehe es wieder davon / vnd ſolches auf gieſſen vnd abſtrahiren thue ſo oft vnnd lang biß es genug iſt / oder biß al dein Waſſer verlohren iſt; dann nimb das Saltz auß dem kolben / gluͤe ſolches auß vnd waͤge es / ſo wirſtu befinden / daß es am gewicht wird zu genommen haben; vnnd iſt ſolches gewicht oder zuwachs nicht anders als Waſſer geweſen. nb. Die cohobierung des Waſſers vber dem Saltz muß aber ſehr oft geſchehen: Siehe / alſo kan durch Kunſt das Waſſer zu einem Saltz werden / vnnd ſo forth an; ſo du das nicht glauben kanſt / daß auß ei - nem greiflichen Weſen / ein ander greifliches vnd fixers werden kan / wie ſoltu dan glauben koͤnnen / daß ein vn - greiffliches Weſen / als die Sonn oder nur das Fewr / greifflich vnnd fix / davon in meinem Tractaͤtlein / De Auro Potabili vero, etwas meldung geſchehen / vnnd hernach in libro de Generatione Metallorum, ein mehrers (geliebt es Gott) folgen ſoll / werden koͤnne?
Dann dieſes muſtu wiſſen / daß ſich die Elementa mit jhren Fruͤchten circuliren / ſich eins in das andereverwan -29Philoſophiſcher Oefen. verwandelt / ſich eins von dem andern nehret vnnd er - haͤlt; als Erden gibt Waſſer / Waſſer gibt Lufft / Lufft macht Fewer / vnd Fewer wird wieder zu Erden; wann es rein iſt / wird auch ein reine Erden darauß / ꝛc. Auf daß du aber wohl verſteheſt / wie das jenige / das ſol fi - girt werden / muͤſſe von einem andern darzu es ſonder - bahre liebe vnnd freundſchafft trage / gehalten werden / ſo mercke diß grobe / doch dentlich Exempel: Wann ein Ackerman etwas in die Erde ſaͤen wil / daß es ſich darin vermehren ſolle / ſo iſt es jhme nicht gleich / in was Er - den er ſeinen Samen lege / ſondern erwchlet jhme ein ſol - che Erden / die auch bequaͤm ſey zur vermehrung ſeines Sahmens / als ein ſolche / die nicht zu trucken noch zu naß ſey; dann ſo er in lautern Sand ſeinen Sahmen legen wolte / wuͤrde derſelbe darin nicht koͤnnen forth kommen / ſondern verdorren vnd gantz verderben; ſo er aber ſolchen in ein Waſſer legte / verfaulen vnd gleicher weiſe verderben. Dan ein jedweders / das ſol erhalten werden vnd bleiben / in ſeiner gleichmaͤſſigen tempera - tur beſtehen muß / vnd je gleichmaͤſſiger temperatur / je beſtaͤndiger Weſen.
Weilen dan zu forth-wachſung vnd vermehrung der vegetabilien eine feuchtigkeit noͤhtig / ohne welches ſie nicht forth-wachſen koͤnnen / vnd ob ſchon der Same in einem naſſen Sande laͤge / vnnd hernach die warmen Sonnen ſtralen hart darauf fielen / ſo wuͤrde das Waſ - ſer gar leichtlich durch die hitze derſelben auß getrieben / vnnd der Samen in dem trucknen Sande verbrennen vnd verderben / weilen das Waſſer mit dem Sand kei - ne gemeinſchaft hat / vnnd von jhme nicht kan gehalten werden / dadurch der Sahmen ſeine nahrung vnndwachſtumb30Fuͤnfter Theilwachſtumb behielte / ſo aber in dem Sande ein bequaͤ - mes Saltz iſt / daran ſich der Regen halten / vnd vor der Sonnen hitz ohn auß getrieben bleiben kan / ſo haͤlt der Sand das Saltz / vnnd das Saltz das Waſſer / dadurch die Frucht ſeine nahrung hat.
Es gilt aber nicht gleich / was es fuͤr ein Saltz ſeye / dan ob ſchon Chriſtus bey Luce 14. v. ult. ſaget: Wan das Erdreich nicht geſaltzen iſt / ſo iſt es dumm / vnd kan keine Frucht bringen; ſo iſt doch kein gemein Saltz ge - meinet / dann etliche Salia, als Sal commune, Vi - trioli, Alumnis vnd dergleichen / den Gewaͤchſen nicht allein keinen nutzen bringen / ſondern auch gantz ſchaͤd - lich ſeyn / vnd das wachſtumb wegen jhrer trucknen vnd ſcharpffen Natur verhindern / hergegen aber die Urino - ſiſche Salien daſſelbe befoͤrderen; welches die Bauren beſſer verſtehen / als oftermahls die vermeinte Philoſo - phi: Dann wann ein Erdreich vnfruchtbar iſt / wiſſen ſie jhme mit den Excrementis der Thieren zu helffen / welches dan nichts anders iſt / als ein Urinoſich Saltz mit eim Schwefel vermiſchet / davon die Erden fett vnd fruchtbar gemacht wird / auf ſolche weiſe / wie oben gemeldet / nemlich / dem Regen-waſſer ein vehiculum zu geben / daß es ſo leichtlich nicht von der Sonnen wird auß getrucknet / vnd liebet auch ein jedweder Sah - men / welcher in einem Sale urinoſo vnd Sulphure be - ſtehet / gern ſeines gleichen / davon er ſeine nahrung hat vnd geneuſſt / welches ſo wohl bey den Gelehrten als Vngelehrten wenig in acht genommen wird; die Bau - ren ſeind zu entſchuldigen / daß ſie nicht mehr wiſſen / als was ſie von jhren Vorfahren geſehen / vnnd als ein Handwerck nach thun; andere aber / deren Nahmen ichnicht31Philoſophiſcher Oefen. nicht beſchaͤmen wil / die ſich ruͤhmen / vnd ein Titel fuͤh - ren etwas in der Natur zu verſtehen; ſolten billig beſſer vrſach vom wachſtumb aller Dingen zu geben wiſſen / als ſie thun / welches fuͤrwahr ein ſchande iſt / daß die Bauren in ſolchen Dingen mehr verſtehen als die Ge - lehrten; jederman kan das wol ſagen / der Miſt duͤnget vnd macht wachſen / aber wie er wachſen macht / wird geſchwiegen; wan kein Sal-nitroſum in dem Miſt were / gewißlich wuͤrde er nicht fruchtbar machen / dann ge - nugſamb bewuſt iſt / daß auß allen Excrementis anima - lium, ein guter Salpeter kan gemacht werden / beſtehet alſo die gutthat des Miſts nur allein im Sale urinoſo, welches darin iſt / vnd nicht in dem Strohe oder Huͤlſen.
Moͤchte jemand ſagen / muß dann eben ein ſolches Saltz dem wachſtumb der vegetabilien dienen vnnd helffen / das in dem Miſt der Animalien iſt / warumb thut es nicht auch ein ander Saltz; darauf iſt albereit ſchon oben geantwortet / daß gleich ſeinem gleichen helf - ſen kan vnd muß / vnnd ein contrarium das ander ver - derbe: Dann die erfahrung bezeuget / daß ein jedweder Sahmen nicht in eim Sale acido, ſondern in einem Sale urinoſo mit Sulphure vermiſcht beſtehet / darumb er auch ſeines gleichen ſuchet vnnd liebet; der ſolches nun nicht weiß oder glauben wil / der kan es verſuchen / vnd diſtilliren per Retortam, ein pfund Sahmen eines Krauts / welches er wil / ſo wird er befinden / daß kein ſpiritus acidus, ſondern ein phlegma mit vielem Oel vnd Sale volatili vbergehet; alſo / daß der gantze Reci - pient davon weiß vberzogen wird / welches kein Wurtzel oder Stiel des Krauts thun wird; dann die edleſte Kraft / Geruch vnd Geſchmack der wachſenden Din -gen /32Fuͤnfter Theilgen gehet bey allen Vegetabilien / Animalien vnd Mi - neralien in den Sahmen / vnd hat die vorſichtige Na - tur daran jhr beſtes gethan / daß ſie / nemlich / das beſte theil in den Sahmen ordiniret hat / der auch das meiſte außſtehen vnd leiden muß / vnd wird der Sahmen / wie geſagt / von ſeines gleichen vnterhalten / ernehret / vnnd geſpeiſet.
Dieſer Diſcurs hette wohl alhier koͤnnen auſſen ge - laſſen bleiben / iſt aber nur darumb geſchehen / auf daß man des wachſens aller Dingen vrſach erkenne / vnd auch das jenige von attrahirung oder figirung aller Dingen deſto beſſer koͤnnen verſtanden werden.
Muͤſſen alſo zum beſchluß alle wachſende vnnd ver - mehrende / ſo wol vegetabiliſche / animaliſche als Mi - neraliſche Dinge auß angeborner liebe / vnnd nicht auß zwanck vnd trang / geſchehen / gleich bey den vermeinten Chimiſten taͤglich gethan wird; vnd iſt auch kein wun - der / daß ſo viele jhr gewuͤndſchtes Ende nicht erlangen / weilen ſie gegen die Natur jhr Werck anſtellen vnd zu vol-fuͤhren vermeinen.
Derohalben auch ein jedweder / der etwas zu figiren geſinnet iſt / zuſehe / was er jhme zuſetze / dardurch ſolches gehalten werde / dann ohne ein haltung iſt es vnmoͤglich das geringſte zu figiren / das Fewer thut zwar ſein be - ſtes / aber es kan nicht helffen / das gegen die Natur iſt; vnd wann es etwas antrifft / das nicht nach der Natur ordinirt oder conſtruirt iſt / verzehret vnd verderbet es gaͤntzlich / vnnd kan nichts gegen das Fewer beſtehen / als allein das jenige / das wol vnnd rechtmaͤſſig zuſam - men gehoͤret; darnach ſich ein jedweder zu richten vnd ſein fixation an zu ſtellen (auf daß er nicht verlohren muͤhe vnd arbeit zu lohn bekomme) wiſſen wird.
WEilen man zum vierten Ofen gute Tigel vonnoͤh - ten hat / vnd ſolche nicht allenthalben zu bekommen ſeyn / alſo achte ich gut jhre bereittung zu beſchreiben / dann ich wol weiß / daß manchem oftermahls ſolche mangeln / vnd ſich mit vntuͤchtigem gut behelffen muß / da dann nicht allein vielmahls groſſer ſchaden gelitten wird / wann dieſelben im Fewer nicht halten / ſondern reiſſen / vnnd das Metall außlauft / ſondern auch gantz verdrießlich iſt / wann man das auß-gelauffene Metall in der Aſchen ſuchen / vnd ſein vorhabend Werck aufs newe wieder anfangen muß.
Es iſt ein groſſer Jrꝛthumb vnnd Thorheit (bey den Chimicis, Golt-ſchmieden / Scheidern vnnd andern / die Tigel gebrauchen) bißhero geweſen / daß ſie / nem - lich / jhnen eingebildet / als wann nirgends gute Erden / Tigel davon zu machen / als in Heſſen zu bekommen were; haben derohalben die Heſſiſche / wie auch Gibſer Tigel vnnd Erden mit groſſem vnkoſten hohlen laſſen / vnnd nicht gedacht / daß allenthalben dergleichen gute Erden in Teutſchland mehr zu finden were / welches ein groſſe Einfaͤltigkeit der Menſchen iſt; ich muß be - kennen / daß die Heſſiſche Erden ſchr gut iſt / Retorten / Tigel / Muͤffel / vnnd andere Gefaͤß / die im ſtarcken Fewer halten ſollen / davon zu machen / wie auch die Gibſer vnnd Waldenburgiſche ſehr geprieſen vnnd ge - ſuchet werden: Vnd ſolches darumb / weilen man nicht gewuſt / daß an andern oͤrthern dergleichen gute ErdenCauch34Fuͤnfter Theilauch zu finden ſeye: Nun aber vor wenig Jahren ha - ben ſich einige vnterſtanden von Erden (die auß Franckreich vnd Engelland in Holland gebracht wird) Tigel vnnd dergleichen Gefaͤſen (die im Fewer halten ſollen) zu machen; vnd ſeind nicht zu verachten / halten im Fewer ziemlich wol / koͤnnen aber nur Metallen vnd nicht wol Salia (weilen ſolche nicht ſo compact als die Heſſiſche / ſondern ſehr luͤck vnd poroſè ſeyn) darinn ge - ſchmoltzen werden / derohalben die Heſſiſche / wann ſie am rechten Orth herkommen / noch biß dato den preiß behalten haben / welche nicht allein die Metallen / ſon - dern auch alle Salia viel beſſer halten / vnd ob man ſchon dieſelbe Erden / davon die Tigel in Heſſen gemacht wer - den / an andere oͤhrter hat bringen laſſen / hat es doch ſolche gute Tigel nicht geben wollen / darumb mancher gemeint / daß es der Luft vnd Gelegenheit des Landes thun muͤſſe / welches doch nicht iſt / ſondern hat jhnen nur gemangelt die bereittung vnnd brennung; dann in Heſſen das Holtz ſo thewr nicht iſt / wie in Holland / da - ſelbſten ſparen ſie kein Fewer / jhre Tigel damit dicht vnd biß auf Stein-hart zu brennen / welches ein kleines Fewer von Turff nicht thun wil. Derohalben die Ti - gel / die nicht hart genug gebrandt ſeyn / nicht alle Dinge halten koͤnnen / wie die Heſſiſche thun.
Eben ein ſolcher Jrꝛthumb wird begangen / wegen der Kannen / Potten vnnd andern Geſchirren / welche bey Coͤlln zu Frecheimb / Sieburg vnd andern Orthen gemachet / vnnd ſchier durch gantz Europam verfuͤhret werden / in deme man jhre guͤtigkeit nur der Erden vnd nicht der arbeit vnd machens zu geleget; nun aber wird den ſachen beſſer nach gedacht / vnd befunden / daß eingute35Philoſophiſcher Oefen. gute Erden / allein ſtarck durch Fewer ſeine haͤrte vnnd ſteinichte Natur / vnd nicht von dem Orth da ſie gegra - ben wird / erlangen; vnnd iſt wol glaͤublich / daß ſolche gute ſteinerne Gefaͤß mit der zeit an andern Orthen zu machen / weilen es wol thunlich iſt / auch wird einen an - fang nehmen / dann ein jedweder Erden / die im brennen weiß bleibt / gibt zwar in kleiner gluth nur luͤcke Tigel vnd Kannen / mit ſehr ſtarckem vnnd langwehrendem Fewer aber gantz compacte, einem Glaſe gleich / dichte vnnd glatte Geſchirr / inſonderheit / wann man gemein Saltz haͤuffig darauf wirft / wann der Ofen am aller - heiſſeſten iſt / welches Saltz dann den jrdenen Gefaͤſen / (ob ſie ſchon inwendig compact genug gebrandt ſeyn) noch zum vberfluß außwendig eine glaͤtte / als wann ſol - che verglaſuret / weren; die dan alle Spiritus deſto beſſer halten / anbrennet.
Derohalben niemand zweifeln ſol / daß auß anderer Erden / die ſich weiß brennet / nicht eben dergleichen gu - te Geſchirr / an allen Orthen / mit ſehr ſtarckem Fewer ſolten koͤnnen gebrandt werden / vnnd je weiſſer ſich die Erden brennet / je beſſer Tigel vnnd ſchoͤnere Kannen davon zu machen ſeyn: Weilen aber in bereittung der Erden ein groſſer vnterſcheid iſt / wann Tigel die ins Fewer gehoͤren / oder Kannen die auſſer den Fewr naſſe dinge halten muͤſſen / darauß ſollen gemacht werden / ſo wil ich beder bereittung / nemlich / der Kannen / die zum erſten vnnd andern Ofen / vnd auch der Tigel / die im vierdten Ofen zu gebrauchen noͤhtig ſeyn / beſchreiben.
Welches dan alſo geſchicht / wan man eine reine vnd weiſſe Erden probiren wil ob ſie gut iſt / vnnd ſich hart brennen laſſe / ſo muß man derſelben ein ſtuͤcklein / einsC ijHuͤner -36Fuͤnfter TheilHuͤner-eyes groß / alſo vnbereittet in ein groſſe gluth werffen / vnnd darauf achtung geben / ob dieſelbe bald oder langſamb zerfelt oder zerſpringet / bleibt ſie beyſam - men / ob ſie ſchon viel riſſe bekompt / iſt nicht an gelegen / vnd zerfellet nicht gantz in ein pulver / ſo iſt ſolche gut zu verarbeiten / darauf man ſich verlaſſen darf / wann die mixtur nur wol gemachet wird / welches das Meiſter - ſtuͤck iſt.
Die Erden / davon Recipienten / Flaͤſchen vnnd Kannen ſollen gebrandt werden / bedarf keiner beſon - derlichen bereittung / anders / als wie die Haͤffner al jhre Erden zurichten / nemlich / weilen ſie gemeiniglichen zu fett iſt / mit reinem geſiebten fluͤſſigem Sande ver - menget / mit Fuͤſſen getretten vnd endlich mit den Haͤn - den wieder wol durchwuͤrcket / vnd davon gemacht was man bedarf / an der Sonnen oder an einem andern warmen orth ſehr wol trucknen laſſen; darnach mit groſ - ſer gewalt des Fewers / auch ſo man wil / mit zuwerf - fung Saltzes / 24. oder 30. ſtunden lang / hart gebren - net / gibt ſehr gute compacte Geſchirr / welche alle naͤſ - ſigkeiten / beynahe ſo wol als Glaͤſer / halten. Wil man aber Schmeltz-tiegel / Treib-ſcherben / Muͤffel / Deckel auf die Tigel / oder andere Geſchirr (die groß Fewer ſollen außſtehen) darauß machen / ſo muß man etwas mehr fleiß anwenden / die Erden zu zurichten / wie folget: Erſtlich muß man die Erden laſſen an der Sonnen / oder andern warmen orth / wol trucken wer - den / mit einem hoͤltzern Hammer klein zerklopfen / durch ein groͤblicht Sieb gehen laſſen; vnd zu einem theil die - ſer geſiebter Erden / 2. 3. oder bißweilen wol 4. theil (nach dem die Erde fett iſt) ſolche Erden / welche zuvorn37Philoſophiſcher Oefen. vorn in eim Haͤffners - Ofen gebrandt iſt / gepuͤlvert / vnter-maͤngen / mit Waſſer anfeuchten / vnd einen Tag oder Nacht alſo ligen vnnd ſich durch-weichen laſſen; darnach mit Fuͤſſen wol durch einander getretten / vnd endlich auch wol mit den Haͤnden durch-arbeitet / ſo iſt ſie fertig / darauß zu machen was man wil / vnnd wann man Tigel vnnd Treib-ſchaͤrben darauß machen wil / muß man groſſe vnnd kleine Patronen oder Formen von Holtz traͤhen laſſen / daruͤber man ſolche zurichte / dann ein ſolche Erden / die im Fewer wol halten ſol / ſehr mager muß bereittet werden / die ſich dan nicht wol auf eim Stuhl wil traͤhen laſſen / derohalben vber hoͤl - tzerne Formen gemeinlich geſchlagen wird / welches al - ſo hergehet: Man trucket mit den Haͤnden ein ſtuͤck be - reitter Erden vmb die Form / welche man in der einen Hand helt / vnd mit der andern die Erden vmbſchlaͤget / oder man ſetzet die Form zwiſchen die Beine / ſo hat man beide Haͤnde frey / vnnd kan deſto beſſer den Tigel vber das Holtz formen; es muß aber die hoͤltzerne Form zuvorn in einem geſiebten reinen Sand vmbgewaͤltzet werden / ſonſten wuͤrde die Erden ſich hart an das Holtz hencken / vnnd der Tigel nicht gantz oder vnzer - brochen davon koͤnnen abgenommen werden; vnd wan die Erden wol mit den Haͤnden vber die Patron gefor - met iſt / ſo klopffet oder ſchlaͤget man ſolches weiters / mit einem darzu gemachten glatten Holtze / beſſer vnnd fein dicht daran / von welchem ſchlagen die Tigel ſtarck vnd gut werden; vnd nimmet darnach den gemachten Tigel von der Patron ab / ſetzet ſolchen auf Bretter / erſtlich an die Luft / vnd hernach an die Sonne oder Fewer zu trucknen / vnnd endlich koͤnnen dieſelbe in der erſtenC iijKam -36[38]Fuͤnfter TheilKammer des Ofens / oder bey einem Haͤffner gebrandt werden; ſonſten wan man nur Metallen vnd keine Salia darin ſchmeltzen wil / ſo iſt es nicht noͤhtig daß ſolche ge - brandt werden / ſondern iſt genug / daß dieſelben wol trucken ſeyn; doch wan ſie vngebrandt ſollen gebraucht werden / muß man das Fewer von oben fein langſam angehen laſſen / auf daß dieſelben nicht / wegen gehlinger hitze / zu ſtuͤcken ſpringen.
Auf daß man aber nicht alzeit zu viel oder zu wenig Erden vmb die Patron ſchlage / vnnd der eine Tigel dicker oder duͤnner werde als der ander / ſo muß man den erſten / der wol gemacht iſt / in ein Wag-ſchalen le - gen / vnnd ſo ſchwer als er waͤgt / Erden dargegen auf - ziehen vnnd abwegen / dann wieder alſo / ſo lang biß daß man ſo viel ſtuͤcke Erden / als man Tigel machen wil / abgewogen hat / ſo wird immer ein Tigel ſo ſtarck als der ander / vnnd darf man an der Form die Erden nicht beſchneiden / wann man zu viel daran geſchlagen hette / vnd gehet auch deſto ſchneller forth.
Dieſes iſt nun ein guter Weg / ſtarcke vnd beſtaͤndi - ge Tigel zu machen / gehoͤret aber viel muͤhe vnnd arbeit darzu / derentwegen ich den ſachen beſſer nach gedacht / vnd die nachfolgende weiſe erfunden / welche der vori - gen weit vor zuziehen iſt / dann nicht allein die Tigel viel beſſer vnnd ſtaͤrcker dadurch gemacht werden / ſon - dern man auch in einer ſtund mehr / alß auf die be - kante vnnd erſte weiſe im 3. oder 4. ſtunden kaum ge - ſchehen / zurichten kan; vnd geſchicht auf dieſe weiſe.
Man laͤſſet eine Patron / ſo groß der Tigel werden ſol / daruͤber ich die Tigel zu ſchlagen gelehret hab / wie die Figur mit dem Buchſtaben A anzeigen wird / vongutem[39]
40Fuͤnfter Theilgutem Moͤſſing gieſſen / darzu auch eine Huͤlſen / wie mit B angewieſen / darin der Kern oder Patron des Tigels ſchlieſſe / doch alſo / daß der Kern nicht zu tieff in die Huͤlſen gehe / ſondern aufs wenigſte eines fingers dick / nicht auf den grund reiche / vnnd wann man ſehr groſſe Tigel machen wil / muͤſſen die boͤden noch dicker werden / wie dich dann die vbung lehren wird; wan man nun Tigel machen wil / ſo ſchlaͤgt man die Erden vmb die Patron / gleich oben bey der gemeinen weiß beſchrie - ben iſt / vnd nimbt ſolches wieder davon / laͤſſt denſelben an der Lufft halb trucken werden / darnach / wann man ſolcher ſo viel hat auß dem groben gemacht / als man haben wil / ſo macht man die Kernen von dem Sand vnd Erden fein rein vnnd ſauber / vnd ſchmieret denſel - ben mit einer Speck-ſchwarten oder Schwaͤmlein / welches in oͤhl genetzet ſey / deßgleichen das euſſerſte theil der Formen inwendig allenthalben wol / vnnd ſtecket in die Huͤlſen den halb außgemachten vnd halb truckenen Tigel / vnnd ſetzet den Kern darauf / vnd ſchlaͤgt mit ei - nem ſchweren hoͤltzern Hammer zwey oder drey mahl hart auf den Stiel des Kerns / ſo treibt ſich durch das ſchlagen die Erden allenthalben fein dicht vnd glat in die Patron / wann ſolches geſchehen / ſo ziehe den Kern her - auß / vnnd kehr die Huͤlfe / darin der Tigel ſtecken bleibt / vmb / vnnd ſtoß dieſelbe ein wenig auf eine ſeiten auf die Banck / darauf du die Tigel ſchlaͤgeſt / vnnd halt die Hand vnter / ſo faͤlt er dir darein / welchen du hinſetzen / trucknen vnnd brennen kanſt / gleich bey dem erſten ge - ſagt iſt / gibt vber die maſſen gute / wol geproportionirte / glatte vnnd beſtaͤndige Tigel / ſo wol allerley Metallen / als Mineralien vnd Salien / darin fuͤglich zu ſchmeltzen /der -41Philoſophiſcher Oefen. dergleichen an guͤte / mir niemahln / ſo lang ich mit Ti - geln vmbgangen bin / zuhanden kommen ſeyn / darauf man ſich wol verlaſſen mag / wan ſie nur wol von guter Erden geſchlagen ſind / vnd kan man alhier / gleich oben bey dem erſten vermeldet / erſtlich einen machen / vnnd denſelben in die Wage legen / vnnd die Erden darnach abwaͤgen / formen vnd ſchlagen; laͤſſt ſich gar geſchwind thun / vnd iſt eine ſaubere vnnd luſtige arbeit / daß man ſeine Tigel alſo leichtlich / ſo groß oder klein als man wil / ſelber zurichten vnnd bereitten kan; deß - gleichen koͤnnen auch die Treib-ſchaͤrben / in der - gleichen Formen / ſehr wol vnnd gut gemacht werden; doch daß der Kern darnach geſtalt ſey / dann er nur flach / gleich / wie man Teſten o - der Cupellen damit pflegt zu ſchlagen / vnnd nicht laͤnglicht / wie die bey-ge - ſetzte Figur / A vnd B, anzeiget / ſeyn ſolle / vnnd koͤnnen in einer Form / ſo wol die Cupellen als Treib-ſchaͤrben / geſchla - gen werden: Dieſes iſt aber zu mercken / daß
man die Treib-ſchaͤrben / viel leichtlicher als die Tigel /C vauf42Fuͤnfter Theilauf dieſe weiſe machen kan / dann man nur die Erden abwieget vnnd zuſammen gerolt an der Lufft trucknen laͤſſt / darnach immer ein ſtuͤcklein nach dem andern in die Huͤlſen legeſt / vnnd mit dem obern theil hart hinein ſchlaͤgeſt / gibt ſich genug nach dem Kern / weilen ſolcher nicht tief / ſondern nur flag iſt / vnd gehen auch gar gern herauß / wann man / nemlich / die Form vmbkehret / vnd ein wenig an einem orth auf die Banck ſtoͤſſet; doch ſo man die Erden gar zu hart in die Forme ſchluͤge / vnnd ein theil derſelben ſich zwiſchen der Banck vnnd Form neben herauß ſchluͤge / ſo muß man alzeit mit einem Meſſer ſolches abſchneiden / welches / ſo es nicht geſchaͤ - he / der Tigel oder Schaͤrben ſich an den Ring halten / vnd nicht gern außgehen wuͤrde / welches die vbung ge - nug lehren wird; dann es nicht moͤglich iſt / alles ſo gar deutlich zu beſchreiben.
Doch dieſes nimb wol in acht / daß du die Tigel oder Schaͤrben nicht zu weich ſchlaͤgeſt / vnd darnach ſolche nicht gantz auß der Formen bringen kanſt / ſondern die - ſelbe zu vorn halb trucken macheſt / ſo ſchlagẽ ſich ſolche deſto dichter / vnnd gehen auch deſto lieber gantz herauß; alſo / daß man 100. kan ſchlagen / darunter nicht einer mißlinget / wann man fleiſſig damit (nach meiner lehr) vmbgehet; vnd iſt dieſes auch zu mercken / daß man die Erden / welche man von den boͤden / die zu viel neben auß-geſchlagen iſt / abſchneidet / nicht vnter die andere thue / vnnd ſolche damit verderbe; dann weilen die For - men mit Oehl angeſtrichen werden / vnnd die Erden / die zwiſchen außgehet / im ſchlagen mehr oder weniger ſchmutzig davon wird / vnnd nimmermehr ſich wieder wol vereinigen laͤſſt / ſondern im brennen von einandergehet /43Philoſophiſcher Oefen. gehet / vnnd nicht haͤlt / dadurch die Tigel vngantz vnd vntuͤchtig davon wuͤrden: Alſo ſol man ſolche abſchnip - lein allein legen / vnnd die Oefen darmit außflicken / wan ſolche von groſſer hitze geſchmoltzen ſeyn / oder man kan Deckel auf die Tigel (auß der Hand / oder in For - men geſchlagen) darauß machen / ſo gehet nichts ver - lohren / weilen man doch Deckel zu den Tigeln haben muß / vnd gantz nicht zu entrahten ſeyn / wann man et - was ſaubers thun wil.
Anbelanget die Muͤffeln vnd ander nothwendige be - reitſchaften / zum diſtilliren oder ſchmeltzen gehoͤrig / koͤnnen vber hoͤltzernen Patronen geformbt werden / nemlbich alſo / daß man von Holtz ein ſolche Patron machen laſſe / wie der Muͤffel oder ein ander Geſchirr ſeyn ſol / vnnd von wol gearbeiteter Erden / mit einem Kupffer-drath vber zwey gleiche hoͤltzer bletter ſchnei - de / auß welchen blettern hernach man mit einem Meſ - ſer ein ſtuͤck Erden außſchneidet / vnnd vber die Form leget / vnnd daruͤber erharten laͤſſt / dann abgenommen / vnd folgends hart gedrucknet vnd gebrandt / vnd wann etwas weiters / mit außſchneiden oder anflicken / daran mehr zu thun iſt / kan ſolches / wann die Erden noch nicht trucken / ſondern nur ein wenig erhartet iſt / ge - ſchehen; vnd kan jhme alſo auf dieſe weiſe ein jedweder / ohne groſſen koſten / muͤhe vnnd arbeit / alle Erden-wer - cken / die er vonnoͤhten hat / ſelber zurichten / bereitten vnd brennen / ſo weiß er was er hat / vnd wie ſeine Tigel gemacht ſeyn; dann die jenige / die Tigel oder andere dingen auf den kauf machen / achten nicht ob ſie halten oder nicht / wan bißweilen / welches ſehr oft geſchicht im truͤcknen / der Tigel ein riß oder andern mangel bekompt /ſtreichen44Fuͤnfter Theilſtreichen ſie ſolchen mit ein wenig duͤnner Erden wie - der zu / brennens vnnd verkauffens: Wann aber ſolche Tigel in die hitze kommen / ſo koͤnnen ſie nicht halten / ſondern reiſſen / vnd lauft oftermahls / einem zu groſſem ſchaden / ſein Metall in die Aſchen / welches (ohne ab - gang) ſchwerlich alles wieder gefunden wird / wie fleiſ - ſig man auch mit dem waſchen weiß vmb zu gehen; derohalben beſſer iſt / erſtlich etwas fleiß angewendet / ſeine Tigel zu machen / als hernach ſeine Kretz zu waſchen.
Doch iſt es auch nicht muͤglich / daß alle Tigel eben wol halten ſolten / dann man nimmer ſo wol vnd fleiſſig damit vmbgehet / es mißrahten etliche / welche man dann auch zu beſondern dingen / da ſo viel nicht an gelegen iſt / vnd die beſten zu guten Metallen gebrauchen kan; auch wolle jhme niemand einbilden / als wann dieſe Tigel auf ſolche weiſe (wie alhier beſchrieben) gemacht / alle dinge halten vnd vertragen ſolten / nein / gantz nicht / es ſind zwar die beſten / die ich jemahln geſehen hab; gleichwol iſt mir noch kein Erden zu handen kommen / die mir Bley gelaͤtt / oder aber das Sal Tartari hat lang im Fewer halten wollen / dan gemeinlich alle Erden (ſo viel mir bewuſt) iſt von der Gelaͤtt / wie auch vom dem Sale Tartari, in groſſer hitze nicht frey iſt / ſondern da - von verſchluckt vnd durch-bohret wird / welches zu vie - len nutzbaren Wercken ein groſſer ſchaden iſt / daß ſol - che (dieſer vrſachen halben) vngethan muͤſſen liegen bleiben.
Dieſes ſey nun genug vom Tigel-machen gelehret / einer / deme ſeine ſachen angelegen ſeyn / wird wol fleiß anwenden / hinfuͤrter ſeine Tigel ſelber zu machen / dar -auf45Philoſophiſcher Oefen. auf er ſich dan am beſten zu verlaſſen hat / vnd jhme ſei - ne muͤhe vnd arbeit / die er daran wendet / nicht gerewet. Wie nun die Teſten vnd Cupellen in ob-beſchriebenen Formen ſollen geſchlagen werden / iſt nicht noͤtig davon zu ſchreiben / dann ſolche arbeiten (ſchon vor viel Jah - ren) von vnterſcheidlichen fleiſſigen Maͤnnern / vnd in - ſonderheit von dem weit-beruͤhmten / vnnd in ſolchen dingen hoch - erfahrnen kuͤnſtlichen Probierer / Lazaro Erckern / weit-laͤufftig vnd ſehr außfuͤhrlich geſchehen / alſo daß ich jhre Schriften (in Teſten vnnd Cupellen machen) nicht zu verbeſſern weiß / ſondern den Liebha - bern an ſolche Auctores wil gewieſen haben; darin ein jedweder traͤulichen vnterricht / zu gutem contente - ment, finden wird / doch ſeynd noch beſondere Teſten zu machen / davon vielleicht noch wenige wiſſen / vnd gantz nicht gemein ſeyn / darauf ſich das Bley im abtreiben veredelt / wann es wieder darauß geſchmoltzen wird; da - von alhier nicht zu ſagen / ſondern der Zeit vnd Fortun ſol vor behalten bleiben.
WEilen man nicht allenthalben gute Glaß-huͤtten / ſeine Inſtrumenten / zum erſten Ofen gehoͤrig / zu machen / haben kan; alſo erfordert die noth / daß man ſolche von Erden mache / vnnd hernach wol verglaſure / vnd ſind dan bißweilen dieſe von Erden beſſer / als Glaͤ - ſernen zu gebrauchen / ſonderlich / wann ſie von guter Erden / welche die Spiritus nicht einſchlucket / gebrandtſeyn;46Fuͤnfter Theilſeyn; wie dan ſolcher Erden / welche ſich in ein ſteinicht Weſen brennen laͤſſt / allenthalben genug gefunden wird / vnd mangelt nur allein an der Erfahrenheit / ſol - che zu bereitten vnd backen; davon oben albereit etwas meldung geſchehen iſt / daß / nemlich / die Erden durch ſtarck Fewer alſo compact vnnd dicht koͤnne gebrandt werden; ſo man aber zu ſolchem ſtarcken brand nicht ge - langen kan / weilen der gemeinen Haͤffners Oefen / dar - in die Koch-potten vnd ander Jrdiner Haußrath ge - brand wird / nicht darzu dienen / weilen eine ſolche ſtarcke hitze darin nicht kan gemacht werden / vnnd auch nie - mand / vmb wenige Geſchirr (die er vonnoͤhten hat) ei - nen ſolchen Ofen aufbawen wil / welches den koſten auch nicht außtragen wuͤrde; alſo iſt noch ein ander guter Weg / ein jedweder gemeine Erden (doch nicht rohten Laimen) ſchoͤn glatt vnnd wohl zu glaſuren / die dann auch (wann es wol gethan iſt) nicht zu verachten ſeyn / ſonderlich wan die Glaſur von ſolchen dingen ge - macht iſt / die im kalt werden (nach dem brennen) gantz bleibet / vnnd nicht reiſſet / vnnd von ſcharffen geiſtern nicht angetaſtet wird / wie das Bley-glaß thut / ſondern ſo wol die ſubtile als corroſiviſche Spiritus wol halte vnd nicht durchgehen laſſe / gleich wie die itzt new-erfun - dene weiſe glaſuren / welche in Italia vnd Holland ſchon gantz gemein ſeyn / thun koͤnnen: Wann man dan ſeine Erden (durch mangel des Brenn-Ofens) nicht ſtei - nicht kan brennen laſſen / ſo muß man ſolche von guter Erden laſſen zu richten / vnnd mit gutem Zin-glaß / vnd nicht mit gemeinem Pott-loth oder Bley ertz glaſuren laſſen / welches dann nicht viel koſtet / doch jemehr man Zin-aſchen vnter die Glaſur nimpt / je beſſer ſolchewird /47Philoſophiſcher Oefen. wird / dann das Zin / wan es zur Aſchen mit Bley ver - brennet wird / von den corroſiviſchen geiſtern keine gemeinſchaft mehr hat / derohalben gute vnd beſtaͤndige Glaſuren gibt; ſo man aber ſo viel koſten vnnd muͤhe auf ſolche weiſſe Glaſur nicht wenden wil / ſo kan man nur mit gemeinem Venetiſchen gepuͤlverten Glaſe gla - ſuren / helt auch ſehr wol / wil aber im brennen ein ziem - liche hitze haben / derohalben nicht in allen Haͤffners - Oefen flieſſen wil / darumb man ein wenig Borras vn - ter das Glaß miſchen ſol / ſo fleuſſt es hernach gern in den gemeinen Haͤffners-Oefen / vnd gibt gar eine gute Glaſur / oder man muß die Jrdene Geſchirr mit Glaß allein alſo vngebrandt mit Waſſer angefeucht / anmen - gen / vnnd damit ſelbe vbergieſſen / auf daß das Glaß al - lenthalben wol daran haͤngen bleibe / darnach ſehr wol laſſen trucken werden / vnd auf einen hauffen fein dicht vber einander legen / oder in ein ander ſtecken / auf daß ſie keinen groſſen platz oder raum ein-nehmen / (wie die Haͤffner mit den gemeinen Potten vnd Schuͤſſeln auch zu thun pflegen) vnd dann den hauffen verglaſurte Ge - ſchirr / er ſey gleich groß oder klein / mit gebrandten Maur-ſteinen rings herumb vmblegen / doch daß oben ein loch bleibe / dadurch man kohlen werffen koͤnne; vnd muͤſſen die Steine auch einer zwerch Hand-breit von den Geſchirren ab-liegen / alſo / daß die kohlen (zwiſchen den Steinen vnd Geſchirren) hinunter biß auf den bo - den vnverhindert fallen koͤnnen; wann nun ſolches ſpa - tium mit guter truckenen Holtz - kohlen außgefuͤllet iſt / ſo leget man zu oberſt auf den hauffen todter kohlen etliche lebendige / vnnd laͤſſt alſo das Fewer von oben an algemach hinunter brennen / ſo haben die Geſchirr keinenoth48Fůnfter Theilnoth zu ſpringen / ſonderlich / wann ſie zuvorn wol trucken ſeyn; wan nun das Fewer wol iſt angegangen / ſo leget man das loch oben vber dem Ofen mit Steinen zu / vnnd laͤſſt das Fewer ſo lang brennen als es kan / vnnd die Geſchirr ſo lang alſo ſtehen / biß ſolche von ſich ſelber wol erkaltet ſeyn / darnach nimbt man ſie auß.
nb. So aber der hauffen ſehr groß were / muͤſte man noch einmahl kohlen zu werffen / wann die erſten ver - brandt ſeyn / ſonſten wuͤrden dieſe Potten (welche in - wendig geſtanden) nicht genug gebrandt / vnd das Glaß wol gefloſſen ſeyn; derohalben man ſelber zuſehen muß / wie viel Fewer vonnoͤhten ſeye / vnd wan man wol da - mit vmbgehet / ſo brennen vnnd glaſuren ſich die Ge - ſchirr auf dieſe weiſe viel beſſer / als in einem gemeinen Haͤffners Ofen / doch hat es mehr gefahr im brechen / als in eim auf-gemaurten Ofen / vnnd wann man nur Tigel oder andere kleine Geſchirre von Erden brennen wil / vnd ſolcher nicht viel ſeyn / kan man ſelbe nur in ei - nem Schmeltz - oder Diſtillir - Ofen / mit kohlen vmb - ſchuͤttet / ſetzen / vnnd das Fewer von oben angehen laſ - ſen / brennet ſich ſehr wol; dann ich alſo bißhero noch alle meine Tigel vnd andere diſtillir Geſchirr gebrandt vnd verglaſuret hab / vnnd keine bey den Haͤffnern brennen laſſen. Vnd iſt alſo dieſe manier zu brennen vnd glaſu - ren / ein guter behelf / wann man keine Oefen hat / die hitze genug geben koͤnnen / alſo allerhand Erden-gefaͤß / innerhalb drey oder vier ſtunden lang / wohl durchauß hart gebrent vnnd glat glaſuret werden; doch iſt dieſes auch darbey in acht zu nehmen / daß die Erden / welche alſo geſchwind ſol gebrandt werden / an ſich ſelber wol gut ſeye / vnd das Fewer vertragen koͤnne / ſonſten wuͤr -den49Philoſophiſcher Oefen. den ein theil derſelben zerſpringen / vnd zerbrochen auß - kommen; doch wer den vierten Ofen mit Kammern aufgeſetzet hat / der gebrauche ſich derſelben / vnd brenne vnd glaſure ſolche in der erſten Kammer / ſo gehet er ſicherer / wiewol dieſer ob erzehlter Weg / zu brennen vnd glaſuren / auch nicht zu verwerffen iſt / vnd alles Er - den-werck (wann man vorſichtig mit dem Fewer vmb - gehet) wol damit kan gebrandt vnd glaſuret werden.
Wil derohalben einen jedwedern auch darbey ge - warnet haben / wann er ja auf dieſe weiſe brennen wil / daß er das Fewer wol zu regiren wiſſe / vnnd den ſachen nicht zu viel oder wenig thue; vnd wann ers durch vn - geſchickligkeit verſiehet / daß jhme ſeine Gefaͤſe brechen / mir die ſchuld nicht gebe / als wann ich jhme die warheit nicht geſchrieben haͤtte / ſondern jhme ſelber den fehler zu rechnen / den ſchaden fuͤr lehr - gelt nehmen / vnnd auf ein andermahl fleiſſiger zuſehen / was er thue vnd mache.
Weiters ſeind mir noch viel vnterſchiedliche andere glaſuren (von ſchoͤnen farben) bekandt / die bißhero noch nicht gemein worden ſind / vnnd auch nicht dienen gemein zu machen / dieweilen ein groſſes geheimnuͤß da - hinder ſtecket; dann wer ſo weit kommen iſt / daß er die Metallen alſo weiß zu zurichten / vnnd in ein Glaß zu bringen / welches die farb des Metals behaͤlt / vnnd doch Glaß iſt / vnd auf der Erden gleich wie ein ander Glaß haftet vnd haͤlt / der hat fuͤrwahr kein geringes Kunſt - ſtuͤck gefunden / vnnd mag den ſachen wol fleiſſig nach dencken / vnnd ſich darin vben / ich zweifele nicht / wann es Gott nicht ſonderlich verhindert / jhme leichtlich ein Licht moͤge aufgehen.
DDeß -50Fuͤnfter TheilDeßgleichen ſind auch noch andere ſchoͤne glaſuren / damit man die Erden vberziehen vnnd ſchmuͤcken kan / als wan ſie mit eim Edel-geſtein vberzogen weren; wei - len aber itzund mein vorhaben nicht iſt von ſolchen din - gen zu handeln / ſo ſol es bey dieſem verbleiben; doch noch eine Glaſur wilich den Medicis offenbahren / damit ſie / ohne muͤhe vnnd arbeit / vielen Menſchen von langwuͤ - rigen kranckheiten helffen koͤnnen.
Vnd geſchicht alſo: Laſſe dir von einem Haͤffner et - liche kleine Becherlein (von guter weiſſer Erden) fein glat zu bereitten vnnd brennen / darnach ſoltu in einem ſtarcken groſſen Tigel nachfolgends Glaß flieſſen laſſen / vnd wann es wol gefloſſen iſt / immer ein Tigelein (wel - ches zuvorn in eim beſondern Oefelein gluͤent gemacht ſey) hinein mit der Zangen in das gefloſſene Glaß duncken / vnd auch ein weil darin / oder vnter dem Glaß halten / ſo zeucht ſich das Glaß wol vnd fein in die Er - den / dann außgenommen / vnnd alſobald in das neben - Oefelein / darin es zuvorn gluͤent gemacht worden iſt / ſetzen / vnnd ein anders auch alſo einduncken / auß-neh - men vnnd in den Kuͤhl-Offen ſetzen / ſo lang vnd oft / biß alle verglaſuret ſind; dann ſoltu das gluͤende Ofelein / darin die verglaſurte Becherlein ſtehen / all enthalben wol zu machen / daß kein Wind darein ſchlage / vnd alſo von ſich ſelber laſſen erkalten / ſo bleibt die Glaſur ſchoͤn glatt vnnd gantz; welches ſonſten nicht geſchaͤhe / wann ſolche alſobalden an die kalte Luft geſetzet wuͤrden; vnd wird das Glaß alſo darzu gemacht: Nimb zwey theil Antimonii crudi, vñ ein theil nitri puri, reib beide wol vnter einander / thue die mixtur in einen Tigel / vnnd zuͤnde dieſelbe mit einem gluͤenden Eiſen an / ſo ver -brennet51Philoſophiſcher Oefen. brennet der Salpeter mit dem Schwefel des Antimo - nii, vnd wird ein braune Maſſa darauß / welche du alſo warm mit eim Spatel auß dem Tigel nehmen ſolt / vnd kalt werden laſſen; darnach in einen andern ſtarcken Tigel anderthalb oder ein gantze ſtund verdeckt / wol flieſſen laſſen / ſo wird ein Vitrum darauß / darein die gluͤende Tigelein / mit jhren Deckelein darzu gemacht / ſollen geſtecket vnd verglafuret werden.
ES iſt kund genug / daß vnter allen Vomitiven / das Antimonium den preiß vnnd vorzug behalten / dero - wegen vielerhand bereittungen von den Medicis erfun - den / ſolches bequaͤm zu machen / daß es vnſchaͤdlich zu gebrauchen ſey; wie wohl ich deren ſelber in dem erſten vnnd andern Theil dieſes Buchs gedacht / vnnd den uſum darneben etlicher Maſſen kuͤrtzlich beſchrieben / wie ich dan gern bekennen wil / daß ein Bereittung der andern vor zu ziehen / ſo beweiſſt gleichwol die Erfah - renheit / daß das Antimonium, wann es in ein Vitrum gebracht / meiſter genug iſt / den Magen vnd Daͤrmen deß Menſchen / von allem ſchleim vnnd boͤſen humori - bus, ohne gefahr / (wann es recht gebrauchet wird) per vomitum & ſeceſſum, genugſamb reinigen vnnd ſaͤu - bern koͤnne / dadurch dan mancher ſchweren Kranckheit vor zu kommen / vnud auch / wann ſie ſchon vorhanden / gluͤcklich kan gewehret werden.
Daß aber mancher ſagen moͤchte / daß dieſe præpa - ration des Antimonii gar gering vnd ſchlecht / derohal -D ijben52Fuͤnfter Theilben nicht wol zu gebrauchen were / der ſol wiſſen / daß das Antimonium keiner groſſen præparation vonnoͤh - ten hat / wan es purgiren ſol / dan ſo jhme ſeine wildig - keit benommen / vnd fix gemacht wird / ſolches hernach keine vomitus noch ſedes machen wil; darf ſich der - halben niemand ſcheuhen / die vor-geſchriebene præpa - ration oder Glaß-machung des Antimonii zu gebrau - chen; es iſt kein gefahr darbey / alſo daß mans auch jun - gen Kindern / von ein oder zweyen Jahren / ſicherlich geben darff / doch nicht in forma pulveris, ſondern nur die kraft mit Zucker / Honig / ſuͤſſem oder ſauren Wein / zu vorn darauß extrahiret / vnnd alſo geben / zeucht auß allen Viſceribus des gantzen Leibes das ſchaͤdliche her - auß / vnnd fuͤhret ſolches entweder vber ſich oder vnter ſich / ohne nachtheil oder ſchaden / des Leibes auß dem Menſchen / davon an andern orthen ein mehrers ge - ſchrieben iſt / vnnd alhier nicht noͤtig weiters daſſelbe zu wiederholen: Wann man dann dieſe Becherlein zum purgiren gebrauchen wil / ſo geuſſt man ein oder zwey vnc. Wein darin / vnd laͤſſt denſelben an einem warmen orth vber Nacht darin ſtehen / ſo extrahirt der Wein / ſo viel als noͤhtig / auß der Glaſur / welcher / ſo er nuͤchtern gedruncken wird / das ſeinige eben ſo wol verrichtet / als wan der Wein vber eim gepuͤlverten vitro Antimonii, wie es auch moͤchte gemacht ſeyn / geſtanden hette / vnnd iſt auch viel ſaͤuberer zu gebrauchen / als das pulveriſirt Vitrum Antimonii; dann ſo man jemand damit purgi - ren wil / ſo ſchickt man jhme ein ſolches Baͤcherlein nach Hauß / mit befehl / daß der Patient zwey oder drey loͤffel vol ſeines ordinari Trinck-weines darein gieſſen / vnnd vber Nacht an einem warmen orth ſtehen laſſen / vndfolgen -53Philoſophiſcher Oefen. folgenden Tag / denſelben zuvorn lawlecht gemacht / außtrincken / vnd ſich weiters wie es gehoͤrt / vnnd auch jhme darneben ſol vor-geſagt werden / darauf verhalten wolle; welches dan dem Patienten viel annehmlicher zu nehmen iſt / wan er allein ſeinen gewoͤhnlichen Drinck - wein / der nur vber Nacht in einem reinen glatten Be - cherlein (welches er ſelber zuvorn ſaͤubern kan / ſo er wil) in ſeinem Hauß geſtanden hat / welches dann mei - nes erachtens viel ſaͤuberer hergehet / als ein groſſer Becher vol vbel-riechendes Trancks / gegen ſeinen wil - len oftermahls vnachtſamlich zuſamen gebrawet / ein - zuſchwelgen; vnnd iſt ein ſolches Becherlein nicht nur einmahl / ſondern gar vielmahl zu gebrauchen; vnd wan der Wein letztlich ja nicht genug extrahiren wolte / ſo kan man das Becherlein mit dem Wein in ein heiß kochend Waſſer ein weil ſtehen laſſen / ſo extrahirt der Wein deſto beſſer / vnd operirt auch deſto ſtaͤrcker; wann es vonnoͤhten iſt / wie dan der jenige / der es andern ge - brauchen wil / guten verſtand davon zu nehmen oder zu geben haben ſol / vnd iſt ein ſolches Becherlein einem fuͤr ſeine gantze Hauß - haltung / fuͤr al ſein lebtag ge - nug zu gebrauchen / doch daß ſolches nicht in allen Kranckheiten / ſondern nur bey jungen vnnd ſtarcken Menſchen / vnnd auch / wo die innerliche principal-glie - der nicht verletzet ſeyn / ſol gebraucht werden; vnnd koͤn - nen auch ſolche Becherlein noch auf ein andere weiſe / ohne das Antimonium, verglaſurt vnd zum purgiren gebraucht werden / als folget.
Man ſublimirt gemein Auripigmentum, in einem Glaͤſern oder Jrdinen Kolben / ſo gibt es vber die maſ - ſen einen ſchoͤnen ſublimat, oder Flores Vranien farb /D iijvnd54Fuͤnfter Theilvnd wann man ſolche auf eine beſondere weiſe zuſam - men weiß zu ſchmeltzen / gibt es ein ſchoͤn roth durch - ſichtig Vitrum, einem Orientaliſchen Rubin nicht vn - gleich / davon man kleine ſtuͤcklein brechen kan / vnd zur ziehrath etwas damit verſetzen / ſie ſind aber nicht ſo hart gleich wie ein Vitrum Antimonii, ſondern ſehr muͤrb vnd bruͤchig; ſolches rohte Vitrum oder nur die Flores, ehe dieſelben in ein Vitrum geſchmoltzen ſeyn / vergla - ſuren die Erden vber die maſſen ſchoͤn / roth vnnd glatt; wann man dan die Becherlein damit verglaſuren wil / ſo macht man ſolche in einem Kohl-fewerlein zuvor gluͤend / vnd tauchet dieſelbe in die zerfloſſene Flores Au - ripigmenti, zeucht es wieder herauß / vnd laͤſſt es vnter einem gluͤenden Erden / oder einem Tiſernen Geſchirr kalt werden / ſo thun ſie eben daſſelbige was oben von den Becherlein geſagt iſt / welche mit Vitro Antimonii verglaſuret ſeyn; vnnd darf man ſich nicht ſchewen / weilen die Glaſur von einem giftigen Mineral gemacht iſt / es thut keinen ſchaden / dann dem Auripigmento durch die ſublimation, gleich wie dem Antimonio durch die calcination ſeine Gift benommen wird; vnd iſt diß zu wiſſen / wann dem Antimonio oder Auripi - gmento durchs Fewer oder Salpeter al ſeine Gift be - nommen wird / daß es hernach keine Vomitus oder ſe - des machen kan.
Wie dann mit nechſtem / wann die fuͤnf Theile ver - mehret / weitlaͤuftiger ſol bewieſen werden / was purgi - ren ſey / vnnd wie alle purgatien jhre wuͤrckung als ein Gift verrichten.
Es weren zwar noch andere Glaſuren / die nicht vbel ſolten aufgenommen werden / wan ſie beſchrieben wuͤr -den /55Philoſophiſcher Oefen. den / weil aber alhier mein Fuͤrhaben nicht iſt von Me - chanicis, ſondern nur allein etwas wenige zu den vor - hergehenden Oefen gehoͤrige Inſtrumenten glaſurung zu handeln / ſo ſol es auf dißmahl dabey bernhen: Wann mir Gott das leben wird goͤnnen / ſo habe ich mir dieſe fuͤnf Theile zu vberſehen / corrigiren vnd augmentiren vor-genommen / da dann manches ſchoͤne Secretum; das auf dißmahl / wegen ſonderbahren vrſachen iſt zu - ruͤck gehalten worden / ſol beygefuͤgt werden. Wil hier - mit auf dißmahl den fuͤnften Theil der Philoſophiſchen Oefen beſchlieſſen / wie wol ich gern noch etwas ſonder - lichs von kuͤnſtlichen Oefen wolte eingebracht haben / wil ſich aber nicht ſchicken / ſondern ſol an einem andern orth / da von ſchmeltzung / abtreiben vnnd ſeygerung der Metallen gehandelt wird / ein mehrers vnd beſſers fol - gen / dann der nechſte vnnd beſte Weg / die Metallen in groſſem zu ſchmeltzen noch nicht bekant iſt / ob ſchon von dem mehrentheil Berg-leuten dafuͤr gehalten wird / daß ſie keine groͤſſere Meiſter werden koͤnten; ſo wolt ich doch leichtlich beweiſen / daß nicht halb ſo viel muͤhe / arbeit / vnnd koſten / als ſie anlegen / mehr vnd beſſer Metall in kuͤrtzerer zeit koͤnte auß den Ertzen / zu groſſem Vortheil der Berg leuten / gebracht werden. Davon zu einer gelegenen zeit ein mehrers. Wolle derhalben der guͤnſti - ge Leſer / auf dißmahl / mit dieſem meinem kleinen talen - to vorlieb nehmen / wann ich ſpuͤre / daß diß wenige wird angenehm ſeyn / wil ich meinem Naͤchſten mit einem viel beſſern vnnd angenehmern Werck zu dienen / nicht vnterlaſſen / ſondern ſolche nuͤtzliche vnd ſchoͤne ſecreten an tag geben / daß ſich maͤnniglich darob verwundern wird / wo ſolche bißher ſolang / entweder auß vnwiſſen -D iiijheit56Fuͤnfter Theil Philoſophiſcher Oefen. heit oder auß mißgunſt / der Menſchen haben koͤnnen verborgen bleiben.
Gießbuckel zu dem vierten Ofen gehoͤrig.
NAch deme ich vor zwey Jahren habe an - gefangen meine new - erfundene Oefen zu be - ſchreiben / vnnd bekant zu machen / in welcher beſchreibung etlicher Secreten vnnd Kunſt - ſtuͤcken / (die ich doch niemahlen gemein zu machen ge - ſinnet war) gedacht worden. Gleichwol ich dieſe zeit hero von vielen / wegen communicirung derſelben / ſo wol muͤndlich als ſchriftlich / viel vnruhe vnd muͤhe hab erleiden muͤſſen. Derohalben ich hiermit wil erinnert vnnd ermahnet haben / daß niemand hinfuͤrter mir / wie auch jhme ſelber weiters muͤhſamb vnd laͤſtig im ſchrei - ben oder fragen ſeyn wolle / dann ich ohne ſonderbahre vrſach etwas mehrers / als dieſe nachfolgende ſtuͤcken / bekandt vnnd offenbahr zu machen nicht geſinnet bin. Darnach man ſich richten vnnd die Zeit erwarten kan / biß die fuͤnf Theile einmahl (geliebt es Gott) corrigirt / verbeſſert oder vermehret werden / herauß kommen; da es dan an vielen ſchoͤnen vnd nuͤtzlichen Kunſt-ſtuͤcken / welche vmb ſonderbahre vrſachen / in dem erſten Druck zu ruͤck gehalten / nicht mangeln wird; vnd ſind dieſes die Secreten / welche ich / meinem Naͤchſten zum beſten / vn - ter deſſen mit zu theilen habe eingewilliget / doch mit ſol - cher erinnerung / weilen der mehrentheil derſelben alſo beſchaffen / daß man in kurtzer Zeit (wann Gott ſeinen ſegen darzu giebet) einen groſſen Reichthumb / mit eh -D vren[58]Appendix. ren vnnd gutem Gewiſſen / ohne ſeines Naͤchſten nach - theil vnd ſchaden / darmit gewinnen kan; alſo wolle der jenige wohl zu ſehen / wie er damit vmbgehe vnd ſolches gebrauche / vnd fuͤr allen dingen der Armen vnd Duͤrf - tigen darbey ja nicht vergeſſen / auf daß jhme ſein Reich - thumb zu Gottes Ehren vnd ſeiner Sehlen Seligkeit / vnd nicht zur ewigen Verdamnuß gereichen moͤge.
Alle Korn-fruͤchten / als Habern / Gerſten / Rocken / Weitzen / wie auch alle Oepffel / Bieren / Kirſchen / Pflaumen / vnnd andere dergleichen Baum-fruͤchten / durch eine beſondere Fermentation zu bereitten / daß dieſelbe in der diftillation einen lieblichen / reinen vnnd guten Spiritum geben / deme / welcher auß Wein-mut - ter gebrandt iſt / an lieblichkeit vnd ſtaͤrcke nicht viel be - vor giebet / vnd ſehr wenig zu machen koſtet / vnnd vber dieſes / wann der Brandten - wein davon diſtilliret iſt / auß dem hinder-ſtelligen / durch zuthun behoͤrlichen din - gen / iſt es Korn / ein gut Bier / oder Eſſig; ſind es Fruͤchten / einen guten Tranck (dem Wein gleich) zu machen; alſo daß man doppelten nutzen davon zu genieſ - ſen hat / dadurch man nicht allein ſeine Nahrung reich - lich haben / ſondern auch ein Ehrliches darbey fuͤr die Seinigen auf-legen kan.
Auß etlichen Korn - vnd Baum-fruͤchten einen lieb - lichen geſunden Tranck / dem Frantzoͤſiſchen / Reini - ſchen / vnd Spaniſchen Wein nicht ſehr vngleich zu machen / welcher ſich viel Jahren halten kan vnnd be - ſtaͤndig bleibet.
Guten Brandten-wein / auß geringen vnd doch be - kandten dingen / zu machen / welcher in allen Proben / dem Reiniſchen oder Frantzoͤſiſchen Brande-wein gleich iſt / vnd doch nicht halb ſo viel koſtet.
Auß[59]Appendix.Auß Honig guten Zucker vnnd Weinſtein / welcher dem Zucker auß Weſt - Jndien / vnnd dem Reiniſchen Weinſtein auß Teutſchland gantz gleich iſt / mit ſehr wenig koſten zu machen; alſo daß ein Pfund Zucker kaum 8. oder 10. ſtuͤber / vnnd ein pfund groben weiſſen Weinſtein kaum zwey ſtuͤber zu ſtehen kompt.
Einen jedwedern ſchlechten vnreinen Weinſtein / auf eine beſondere weiſe / ohne abgang / zu reinigen / vnd in groſſe Cryſtallen ſchieſſen machen / daß ein Pfund kein 6. ſtuͤber zu machen koſtet.
Dem Honig ſeinen vnlieblichen Geruch vnd Ge - ſchmack zu benehmen / daß man hernach darauß guten lieblichen Brandten-wein / welcher gantz nicht nach dem Honig ſchmecket / diſtilliren / vnd guten lieblichen Meth / an geſchmack einem guten Wein gleich machen kan / auß welchem Wein hernach alles / was mit einem natuͤr - lichen Wein gethan wird / kan verrichtet werden.
Von Roſinen vnd Corinthen einen lieblichen / ſchoͤ - nen / klaren vnnd viel Jahren beſtaͤndigen Meth zu ma - chen / der einem guten Seck oder andern Spaniſchen Weinen in allen dingen gantz gleich iſt / auß welchem auch guter klarer Eſſig wird / der gar wenig koſtet.
An ſolchen Orthen / da die Wein-trauben in der wilde wachſen / nicht gebawet werden vnnd ſawer blei - ben / gleichwol guten Wein vnnd Eſſig darauß zu machen.
Deßgleichen von Johans-traͤublein / Saurach beer - lein / Himberen / Bromberen / Kraͤntz beren / Roſen vnd Hagen-dorn Putten / vnnd andern dergleichen Hecken-fruͤchten / gute / liebliche vnnd geſunde Ge - traͤncke / welche ſich Jahr vnd Tag halten koͤnnen / zu machen.
Jtem /[60]Appendix.Jtem / wie man alle truͤbe / lange / rohte / ſchimlichte / ſaure vnd andere mangelhafte Weine / leichtlich wieder zu recht bringen ſol.
Auß etlichen Vegetabilien / die allenthalben gern wachſen / einen guten / klahren / lieblichen vnnd beſtaͤndi - gen Eſſig / dem Frantzoͤſiſchen nicht ſehr vngleich / in groſſer maͤnge zu machen / daß ein Ohm nicht ein Tha - ler zu ſtehen kompt.
Jn den mehrentheil kalten Laͤndern Europæ, (doch außgenommen etliche von den kaͤlteſten) da ſonſten kein Wein kan zeittig werden; gute / liebliche / ſuͤſſe vnd be - ſtaͤndige geſunde Weine wachſen machen / welche an - dern guten Weinen / die in warmen Laͤndern / als Teutſchland / Franckreich / Spanien oder Jtalien / ge - wachſen / an guͤte / lieblichkeit vnd beſtaͤndigkeit nicht viel bevor geben.
Den Wein auß Bergichten / von den Revieren weit ab gelegenen Landen / die wegen manglung der Schiffarten vnnd theurung der Axt-fuhren / nicht koͤn - nen forth gebracht werden / mit einem ſolchen vortheil zu verfuͤhren / alſo / daß 10. Fuder nicht ſo viel als anders 1. Fuder zu verfuͤhren koſtet / damit man ein groſſes ge - winnen / vnd die Auß-laͤndiſche Weine / in abgelegenen Landen guten kauf trincken kan.
Auß altem Kupffer gut Spaniſch - gruͤn / in groſſer maͤnge / mit ſehr geringem koſten zu machen / alſo daß auch 1. pfund kaum 6. ſtuͤber zu machen koſtet.
Auf eine gantz vnbekandte weiſe / Eſſig leichtlich zu diſtilliren / alſo compendioſè, daß auch eine gantze Ohme keinen halben Thaler vnkoſten darzu erfordert / damit man viel nuͤtzliche dinge verrichten kan / vnd vn -ter[61]Appendix. ter ſolchen das Spaniſch - gruͤn gantz leichtlich zu can - diliſiren vnd Criſtalliſiren / daß auch ein pfund keinen halben Thaler zu ſtehen kompt.
Auß dem Urin einen reinen vnd ſtarcken Spiritum, ohne muͤhe / arbeit vnnd koſten / gantz geſchwind zu ma - chen / alſo / daß auch 20. oder 30. pfund fuͤr einen Tha - ler koͤnnen gemacht werden / damit viel wunderliche vnd nuͤtzliche dinge in Medicina, Alchimia vnnd Me - chanicis, koͤnnen verrichtet werden; vnter andern / ein ſchoͤner Himmel - blawer Vitriol von dem Kupffer / zur Medicina vnd Alchimia dienſtlich / vnnd das Sil - ber alſo fluͤſſig darmit gemacht wird / daß man allerhand glaͤſerne Gefaͤſſe / als Schuͤſſel / Teller / Leuchter / Saltz - faͤſſer / Trinck-baͤcher / vnd anderen Haußrath zum zie - rath / damit in - vnnd außwendig verſilbern kan; welche nach dem geſicht fuͤr Silberne Geſchirr erkant werden.
Den Spiritum Salis in groſſer quantitaͤt zu machen / mit ſehr geringem koſten / daß auch ein pfund kaum 6. ſtuͤber zu machen koſtet / vnnd zu viel nuͤtzlichen labori - bus, ſo wohl in Medicina, Alchimia, als andern Kuͤn - ſten / kan angewendet werden / als vnter andern dieſe folgende ſtuͤcke.
Das Golt von dem Silber ab zu kochen / daß das geſchmeidt gantz bleibet; auch Silber - vnnd Kupffer - haltig Golt damit zu ſolviren vnnd ſcheiden / rein auß dem Waſſer faͤllen / vnd das Waſſer wieder zu derglei - chen arbeit mehrmahlen zu gebrauchen / alſo / daß vnter allen ſcheidungen der Metallen im naſſen wege / kein nuͤtzlicher vnnd profitlicher zu finden iſt / vnnd das Golt auf dieſe weiſe auf den hoͤchſten halt gebracht wird.
Auß allen Laͤtten vnd Sand / wie auch auß Kißling -ſteinen /[62]Appendix. ſteinen / Quartzen vnd andern Berg-arthen / welche an - geflogen / flaͤmmicht vnd leicht Golt halten / vnd derent - wegen mit nutzen weder mit waſchen oder Mercurio, noch ſchmeltzen kan auß-gebracht werden / das Golt leichtlich auß-zu-laugen vnd zu gut zu machen / damit an ſolchen orthen / da dergleichen Sanden / Laͤtten / oder Steine gefunden / ein groſſes kan gewonnen werden.
Auf eine beſondere / geheime / bißhero vnbekandte wei - ſe alle wilde Berg-arthen / wie ſie auch moͤgen nahmen haben / kuͤnſtlich zu probiren / vnnd den rechten halt zu finden / welches auf gemeine weiſe vnmuͤglich zu thun iſt / vnd dienet ſolche Kunſt an denen Orthen / da Berg - wercke ſeyn; dan oftermahlen ein wild Golt-Ertz / wann es nach gemeiner weiſe probiret / vñ nichts darin gefun - den wird / vngebawet ligen bleibet / vnd niemand zu nu - tzen kompt; vnd werden bißweilen auch an ſolchen Or - then / da keine Berg-wercke ſeyn / vnterſchiedlicher arth vnd ſorten glimmer / rothe vnd weiſſe Talcken gefunden / welche auf gemeine weiſe nichts oder gar wenig geben / vnd gleichwol oftermahls viel Silber vnd Golt darin verborgen ſtecket / vnnd verlohren bleibet / welches doch mit groſſem nutzen koͤnte herauß geſchmeltzet werden.
Ein ſchoͤn compendium, vnd vber die maſſen nuͤtz - liche invention, welche noch bey niemand im gebrauch geweſen; wie man allerhand Ertz / auf eine ſehr profit - liche weiſe / in groſſer maͤnge ſchmeltzẽ ſol: Alſo / daß man in einem Tage in einem Stich-ofen mehr Ertz ſchmel - tzen / als auf die bekandte weiſe in acht Tagen kaum ge - ſchehen kan / dadurch viel vnkoſten erſpahret / vnd jaͤhr - lich ein groſſes / mehr als ſonſten / kan gewonnen werden.
Deßgleichen ſolche Wercke / die von dem ſchmeltzenkommen /[63]Appendix. kommen / auf viel eine beſſere weiſe ab zu treiben / vnnd das Silber auß dem Bley zu ſcheiden.
Auch die Ertze an ſolchen Orthen / da keine Holtz-koh - len zu bekommen / oder wann ſie zu bekommen ſeyn / im - mer ſo wol durch Stein-kohlen / in groſſer maͤnge / zu ſchmeltzen; ein geſchwinde vnd nuͤtzliche arbeit.
Alle Sulphuriſche / Arſenicaliſche / Antimonialiſche / Koboltiſche vnnd andere giftige vnd fluͤchtige Ertzen / welche / wegen jhrer feuchtigkeit / nicht im Fewer zu hal - ten oder zu ſchmeltzen ſeyn; durch eine beſondere arth / ei - nes Cimentz oder Roſt-ofens zu binden vnd figiren / daß ſie hernach im ſchmeltzen jhr Silber vnd Golt gern von ſich geben / vnd mit groſſem nutzen erhalten werden.
Durch den guß das leichte vnd flaͤmmichte Golt vnd Silber auß dem Sand / Laͤtten / Kißling-ſteinen oder an - dern armen Berg-arthen / mit nutzen auß zu ſchmeltzen.
Auß etlichen geringen oder vnvolkommenen Metal - len vnd Mineralien jhr vnſichtlich Golt / welches durch gemein vnd bekandt abtreiben nicht geſpuͤret wird / mit groſſem nutzen / auf ein beſondere vnnd geheime weiſe / herauß zu ſchmeltzen.
Das auß-geſchmeltzte Silber vnnd Golt / auf eine gantz geſchwinde vnnd vnkoͤſtliche weiſe / durch den guß von einander zu ſcheiden; alſo daß man in einem Tage im eim Ofen / durch eine Perſohn / etliche 100. Marck kan ſcheiden laſſen / koſtet nicht halb ſo viel muͤhe vnd ar - beit / vnd anlag / als durch das Aq. fort oder Cimenten.
Deßgleichen kan auch ander verarbeitet Golt / als Ketten vnd dergleichen ander Guͤlden-geſchmeidt / gar geſchwind auf den hoͤchſten halt / wie auch das Golt vom verguͤldeten Silber / durch den guß geſcheiden wer -den /[64]Appendix. den / alſo / daß leichter 100. Marck auf dieſe weiſe / als auf die bekandte 20. mit groſſem vortheil vnnd erſpah - rung vieler zeit vnd koſten / zu ſcheiden ſeyn.
Auß einem jedwedern Bley viel mehr ☽ zu ſeigern / als durch die Cupellen Probe darin gefunden wird.
Auß einem jedwedern alten Eiſen gut Golt auß zu ſchmeltzen / welches zwar ſo ein groſſes nicht geben kan / dannoch denen / welche mit wenig zu frieden ſeyn / ein ehrlicher vnterhalt ſeyn kan.
Deßgleichen auß allem ♃ vnd ♀ / doch auß einem mehr als auß dem andern / ☽ vnd ☉ auß zu ſeigern.
Alle Ertze zeitigen / daß ſie mehr Silber vnnd Golt geben im ſchmeltzen / auß dem Antimonio, Arſenico, vnd Auripigmento jhr Silber vnd Golt außziehen.
Ex Venere Sulphur extraneum ſepariren / auf daß Cupido, jhr Kind geboren werde.
Den gebrauchten Teſten das Silber / welches im abtreiben darein gangen / ohne ſchmeltzen oder andere muͤhe vnd koſten / zu benehmen.
Jn allen Landen vnnd an allen Orthen / vielerhand ſchoͤne Erdene Geſchirr / dem Porcellein nicht ſehr vn - gleich oder geringer / welche das Fewer vnd alle Spiri - tus halten / mit wenig koſten zu machen.
Ein vnbekandter Alaun / welcher alle Farben erhoͤhet / ſchoͤner vnd beſtaͤndig machet. Jſt ſonderlich zum Carmoſſin / Schar - lacken / vnd andern koͤſtlichen Farben zu gebrauchen. Darzu ei - nen beſtaͤndigen Keſſel / welcher die Farben nicht alterirt / mit kleinem koſten zu machen.
Allerhand ſchoͤne Mahler-Farben / auf eine vnkoͤſtliche weiſe zu machen / als Purpur-lacca, von vielerley Farben / Schmalten / Ultra-marinum, Cinober / vnd inſonderheit eine ſchoͤne weiſſe Farb / dergleichen noch bey niemand geſehen / welche den ſchoͤne - ſten Perlein gleich iſt: Wie auch Golt vnnd Silber / auf eine leichte weiſe zu mahlen.
ENDE.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.