WAs fuͤr vrſachen mich bewo - gen haben / dieſen Appéndicem an meine Philoſophiſche Oefen an - zu ſetzen / kan aus dem Eingang deſſelben etlicher maſſen verſtau - den werden; derohalben nicht noͤtig ſolches zu wie - derholen: Vber daſſelbige aber iſt auch mein In - tent vnd Augenmerck geweſen / nemblich / dar - durch der gantzen Welt bekant zu machen / das je - nige / ſo Gott der Allmaͤchtige vns Menſchen in dieſen letzten Zeiten zu groſſer Befoͤrderung vnſe - rer zeitlichen Nahrung / ſo viel herrliche / ſchoͤne / vnd nutzbahre / bißhero gantz vnbekandte Secre - ten offenbahret hat / hoffende / vieler hartnaͤckiger Menſchen Gemuͤhter darmit zu ermuntern / vnd zur Danckbarkeit gegen vnſern guͤtigen Gott fuͤr ſolche Gaben / Vrſach vnd Anlaß zu geben. Jſt aber das contrarium erfolget / in deme ſolcher Ap - pendix von vielen / ſo wol verſtaͤndigen als vnver - ſtaͤndigen Menſchen iſt geſehen worden / haben ſich jhrer ein theil hoͤchlich darůber verwundert / daß ſolche nůtzliche Wiſſenſchafften ſo lang vn - bekandt blieben ſeyn / vnd Gott darfůr gedancket /A ijdaß4Vorrede.daß er dieſelbigen zu vieler Menſchen Nutzen hat offenbahren wollen; Andere aber / vnd auch der groͤſſere Hauff deroſelben / haben (nach gewohn - heit der boͤſen Welt) damit geſpottet / vnd fuͤr vn - warheit vnd vnmuͤgliche Dinge außgeruffen; ja / es haben auch etliche Naſeweiſe Spoͤtter (wel - chen natuͤrliche Kuͤnſte verborgen ſeyn) ſagen doͤrffen; Es iſt Wunder / daß Glauber nicht auch ſchreibet / wie daß man aus Steinen Brodt ma - chen ſoll / weil er meldet / daß man aus Waſſer Wein machen koͤnne / ſo haͤttens die Bauren gut gehabt / vnd hinfuͤrter ſo viel Muͤhe vnd Arbeit nicht mehr / dieſelben zu ziehlen / anwenden doͤrf - fen: Solche vnd dergleichen ſpoͤttiſche Reden ha - ben etliche bey jhren Zuſammen-kuͤnfften darvon getrieben / vnd noch ſolche Leute / welche nicht fůr gemein zu ſeyn / wollen angeſehen werden / ſondern jhnen einbilden / daß ſie ſehr viel wiſſen / vnd fuͤr groſſer Weißheit / (Narrheit meine ich) ſich ſel - ber nicht kennen / vnd doch rechte vngeſchickte / vn - erfahrne / hoffaͤrtige / grobe Eſel ſeyn / ob ſie ſchon noch ſo hoch geſchoren ſind / deſſen ſie ſich beruͤh - men / vnd andere dadurch verachten / welche doch mehr vielleicht vergeſſen / als jene jemahlen ge - wuſt haben: Jch verwundere mich immer ſo ſo viel vber jhrer Vnwiſſenheit / als ſie vber mei - ne Schrifften; ſehe vnd ſpuͤre nun ſehr wol / wasdie5Vorrede.die vrſach iſt / daß jhrer viel / welchen Gott ſonder - liche Erkantnuͤß natuͤrlicher Dingen geben hat / davon gantz ſtill geſchwiegen / vnd im geringſten nichts jhren Nachkommenen ſchrifftlich nachlaſ - ſen wollen / es iſt aber ſoviel nit daran gelegen / nie - mand kan jederman recht thun / welches alzeit ge - weſen / vnd ohne zweifel auch alſo bis zu der welt Eude bleiben wird / deſſen man ſich zu troͤſten hat; gleichwol iſt es verdrießlich / wan man fuͤr viel ge - habte Muͤhe vnd Fleiß / von boͤſen Menſchen Vndanck zu Lohn empf angen muß: Ja nicht al - lein Vndanck / ſondern auch vbel Nachreden vnd Verkleinerung / gleich als wan man mehr / als die Warheit geſchrieben hette / vnd geſagt / wann Glauber ſolcher Dingen Erkantnus haͤtte / deren er ſich in ſeinem Appendice hoͤren laͤſſet / warumb greiffet er nicht ſelber zur That / vnd machet ſich nicht erſt reich genug damit / da man doch ſiehet / daß er an dergleichen Wercken kein Hand anle - get; muͤſſen derohalben nur Einbildungen ſeyn / darauff nicht zu gehen iſt. Ey lieber / wie kanſtu doch ſo ſcharpff ſehen / ohne Brillen / vnd vrthei - len von Farben / die du niemahlen geſehen haſt / was dringet mich darzu / dir auff die Naſen zu hencken / die Vrſach meines nun zur Zeit ſtillhal - tens / darzu haſtu mich auch nicht gefragt / haͤtteſt du ſolches gethan / vielleicht hette ich dir geant -A iijwortet /6Vorrede.wortet / vnd dardurch verhindert / daß du ein ſolch naͤrriſches Vrtheil nicht gefaͤllet hetteſt. Aber / was ſoll man ſagen / ſolche Leute geben darmit zu erkennen / daß ſie nicht wiſſen / was im Fewer zu laboriren ſey / oder was darzu gehoͤre: Soll einer Fiſch fangen / ſo muß er ſeine Garn auffs Waſ - ſer bringen; vnd nicht auff hohe Berge / vnd ſo jemand ſeine Nahrung durchs Fewer in den Me - tallen ſuchen will / ſo muß er auch ſeyn an ſolchen Orthen / da dergleichen gefunden werden: Daß Jch mich nun etliche Jahre allhier in dieſem Lande / zu meinem groſſen Verſaͤumnůß / gegen meinen Willen habe auff halten muͤſſen / iſt mihr zu vielem Glůck / (welches mir vielleicht an einem andern gelegenen Orthe zu laboriren / haͤtte bey - fallen koͤnnen) hinderlich vnd ſchaͤdlich geweſen. Gleichwol iſt es beſſer / wenig mit Ruhe im Frie - den / als viel in Gefahr vnd Sorgen zu beſitzen / ſonderlich an ſolchen Orthen / da Mars die oberſte Hand hat / darunter nicht ein jedweder gern ſeyn will.
Gleichwohl hab ich nun gaͤntzlich beſchloſſen / des lang mit Schmertzen erwarteten Friedens in Teutſchland / er folge oder folge nicht (ſo es Gott gefaͤllig) zukuͤnfftigen Sommer / mich an einen ſolchen Orth zu begeben / da man die Haͤnde in die Erden vnd Kohlen ſtecken kan. Alßdann moͤ -gen7Vorrede.gen ſolche Veraͤchter nachfragen / ob ich etwas laborire oder nicht / vnd nicht allhier / da ich nie - mahlen (wegen vnbequaͤmheit des Orths) etwas an zu ſtellen vnd reich darmit zu werden / willens geweſen bin: Dan es mir allhier Arbeit genug geben hat / dieſe Zeit vber / an einem ſolchen Orth / da alles ſo thewer muß erkaufft werden / nebenſt einem ehrlichen Vnterhalt / nur die Natur vnd jhre Heimligkeit / dir vnd andern zum beſten / ins kleine zu ergrůnden / vnd keine groſſe Dinge habe anſtellen koͤnnen. Alſo kanſtu hierauß leichtlich abnehmen / was meines bißhero Stillhaltens vr - ſach geweſen ſey / vnd auf ein ander mahl ſo leicht - lich nicht von vnbekandten Dingen zu vrtheilen herein tappen / ſondern dich nur vmb deine eigene Sachen bemůhen vnd andere fuͤr die ſeinige ſor - gen laſſen.
Dieſes iſt nun die Vrſach / daß ich ſolchen Appendicem habe etwas erklaͤren můſſen: Aber nicht darumb / als wann ſolche Secreten allen Menſchen ohne Vnderſcheid ſolten gemein ge - macht werden / gantz nicht / dan ich ſo gering nicht / (wie leichtlich zu errachten) darzu kommen bin / ſondern iſt nur darumb geſchehen / auff daß dem Vnglaubigen vnd Vnwiſſenden aus dem Traum geholffen / vnd daß es keine Fabeln (darfuͤr ſie von vielen ſind angeſchen worden) ſondern natuͤr -A iiijliche8Vorrede.liche / gute vnd nuͤtzliche Secreten, (deren Inven - tor zu ſeyn / ich mich mit Ehren vnd Warheit wol ruͤhmen darff) jederman ſehen moͤge.
Will derohalben anfangen / vom erſten Stůck bis zum letzten / vñ von einem jedwedern abſonder - lich in der kuͤrtze darvon zu handeln / vnd ſo viel es moͤglich iſt / vnd ohne meinen Schaden geſchehen kan / Vnterricht zu thun / auff daß ein jedweder / der nur halben Verſtand hat / (daß es keine Traͤu - me / ſondern warhafftige vnd natürliche / nütz - liche / gute Wiſſenſchafften ſind) mercken vnd be - kennen müſſe / vnd auch den Naſe-Weiſen Spoͤt - tern / das Maul dadurch zugleich geſtopffet werde:
Vnd lauten die Puncten oder Paragraphi alſo.
ALle Kornfruͤchten / als Habern / Gerſten / Rocken / Weitz - en / wie auch alle Oepffel / Bieren / Kirſchen / Pflaumen / vnd andere dergleichen Baumfruͤchte / durch eine beſon - dere Fermentation zu bereitten / daß dieſelben in der Di - ſtillation einen lieblichen / reinen vnd guten Spiritum geben / deme / welcher aus Wein-mutter gebrandt iſt / an lieblichkeit vnd ſtaͤrcke nicht viel bevor giebet / vnd ſehr wenig zu machen koſtet / vnd vber dieſes / wann der Brandewein davon diſtilliret iſt / aus dem hin - derſtelligen / durch zuthun behoͤrlicher Dingen / iſt es Korn / ein gut Bier / oder Eſſig; ſind es Frůchte / einen guten Tranck (dem Wein gleich) zu machen; alſo daß man doppelten Nutzen davon zu genieſſen hat / dadurch man nicht allein ſeine Nahrung reich - lich haben / ſondern auch ein Ehrliches dabey fůr die Seinigen auf - legen kan.
DJeſes erſte Stuͤck iſt vielen Menſchen gar frembdt vorkommen / in deme zu vor niemahls der gleichen Sachen in Schrifften gedacht worden. Etliche / wel - chen der gemeine Modus deſtillandi bekandt war / mei - neten vnd bildeten jhnen ein / wann etwas (welches Spi - ritus ardentes in ſich haͤtte) in einen Brennkeſſel ge - than wuͤrde / daß es nicht fehlen koͤnte / das Fewer muͤſte ſolche vber-treiben vnd in der Remanentz gantz vnd gar keine Spiritus mehr ſeyn oder bleiben laſſen: Dieſes iſt jhrer Einfalt vnd vnwiſſenheit gar wol zu zugeben / inA vdeme10Annotationes vber den Appendicemdeme ſolche Leute jhres Thuns keine rationes zu geben wiſſen / ſondern alſo bloß vnd ohne Nachdencken / das je - nige / was ſie bey andern geſehen haben / nach thun / vnd auch jhnen im geringſten keine Gedancken machen / daß ein naͤherer Weg ſolche Spiritus zu machen / ſeyn koͤnne / mit welchen ich auch allhier keinen Streit wil anfan - gen / ſondern nur allein kuͤrtzlich erinnern / auff was Weiſe vnd Wege / alles Korn - vnd Baumfruͤchten mehr Spiritus, als auff gemeine vnd bekandte Weiſe geben koͤnnen / oder auffs wenigſte neben dem Spiritu, wan er abgezogen iſt / noch etwas anders aus dem hin - derſtelligen (welches die Materi davon der Spiritus ge - machet / bezahlet / vnd alſo der Brandtewein dardurch gar wenig vnd bißweilen auch gar nichts zuſtehen kom - me / vnd geſchicht auff dieſe Weiſe.
Es iſt bekandt genug daß alle vegetabilien, als Korn / Hecken - vnd Baum-fruͤchten / ja alles Graß vnd Kraͤu - ter / durch vorhergehende præparation vnd fermenta - tion, einen Spiritum ardentem geben / aber jmmer eins mehr vnd beſſer als das ander / nach deme es reiff oder vnreiff / fett oder mager in ſeiner Natur iſt: Dan je fetter oder ſuͤſſer dieſelbe ſeyn / je mehr Spiritus ſie geben / vnd je ſaͤurer / vnreiffer vnd magerer / je weniger Spiritus, vnnd ſolches erſt nach vorhergehender fermentation, durch welche die ſuͤſſigkeit oder fettigkeit dahin gebracht wird / daß ſie hernach in der Diſtillation einen Sp. arden - tem geben koͤnne / welches vor der fermẽtation vnmuͤg - lich were: Weilen dan klar genug iſt / daß die vegetabili - ſche Dinge ohne vorhergehende fermentation keinen ſp - ardentem geben koͤnnen / alſo folget daraus / daß die fer - mentation allein vrſach ſey / daß dieſelbe einen Sp. gebenkoͤn -11des Fünfften Theils / Ph. Oefen. koͤnnen / derohalben das einige Mittel iſt / viel Spiritus zu erlangen / wann man die vegetabilien wol kan jaͤhren machen / dardurch ſie bequaͤm gemacht werden / her nach jhren Spiritum gern in der Deſtillation von ſich zu ge - ben vnd je beſſer dieſelbe fermentiren / je mehr Spiritus ſie auch geben / weilen dann die gemeine Weiſe / ſolche Fruͤchten an zu ſetzen / heben oder ſermentiren zu machen ſo kraͤfftig nicht iſt / daß dadurch aller Spiritus koͤnte er - hoben werden / alſo bleibet der meiſte Theil zuruͤck in dem Keſſel / welches bißhero zu nichts anders hat koͤnnen ge - braucht werden / als die Schweine dar mit zu meſten / iſt aber nicht der rechte Weg / dan aus denſelben zu vorn erſt die Fettigkeit ſolte benommen vnd entweder mehr Spiri - tus, Bier oder Eſſig darvon gemacht / vnd dan die Tre - ber den Schweinen geben werden / ſo vnd auff dieſe Weiſe kan doppelter Nutzen davon kommen / vnd iſt da - bey zu wiſſen / daß ſolche Arbeit in einem gemeinen Brennkeſſel / darinnen die Fruͤchten anbrennen / vnd ei - nen vnlieblichen Geruch vnd Geſchmack erlangen / nicht geſchehen kan / ſondern ſoll vnd muß in einem andern Jnſtrument gethan werden / welches alſo beſchaffen ſey / daß es vnmuͤglich iſt daß etwas (wie dick es auch were) darinn anbrennen koͤnne / durch welches Mittel ein lieb - licher vnd durch die ſecrete fermentation viel Brante - wein erlanget wird: Alſo haſtu nun genug verſtanden / wie es nemblich hergehen muͤſſe / wann man aus Korn oder andern Fruͤchten mehr vnd beſſern Brantenwein / (dardurch doppelter Gewinn kompt) nemblich / durch ein beſondere vnd ſecrete fermentation vnd einen beſon - dern vnd bißhero noch vnbekandten Brennkeſſel erlan - gen koͤnne.
Aus etltchen Korn vnd Baumfruͤchten einen lieblichen geſun - den Tranck / dem Frantzoͤſiſchen / Reiniſchen vnd Spaniſchen Wein nicht ſehr vngleich zu machen / welcher ſich viel Jahren hal - ten kan vnd beſtaͤndig bleibet.
Allhier hat es eine andere Gelegenheit mit dieſem Pa - ragrapho, als mit dem vorhergehenden / dan der vorher - gehende bezeuget / daß mehr vnd beſſere Spiritus aus dem Korn vnd Baumfruͤchten / als auff gemeine Weiſe koͤnnen gebracht werden; Dieſer aber ſaget / daß gute Ge - traͤncke / dem natuͤrlichen Wein gleich / darauß zu machen ſeyen / vnd auch nicht einerley Geſchmacks / Geruchs / Farb vnd Arth / ſondern vnterſchiedlichen / nach deme man will / als gute Tiſch-Weine / dem Reiniſchen oder Frantzoͤſiſchen gleich / oder aber etwas fettere vnd ſuͤſſere / dem Spanniſchen gleich / vnd darzu viel Jahr beſtaͤn - dig / vnd zu allem / darzu ſonſten andere von Trauben ge - machte Weine dienen / auch zu gebrauchen / alſo / daß da - rinnen gar wenig Vnderſcheidt kann geſpuͤret werden / welches fuͤrwahr eine ſehr nuͤtzliche vnnd der gantzen Welt dienſtliche Kunſt iſt; Dan ein klarer Tranck / als Wein / einem truͤben oder laffen Bier weit vor zu ziehen iſt; vnd ob ſchon jemand ſagen moͤchte: Ein ſolcher Tranck / welcher aus dem Korn gemacht iſt / ob er ſchon an Geſchmack vnd Farb einem Wein gleich / gleich - wohl kein rechter Wein iſt / weilen keine Trauben darzu kommen / ſondern nur fuͤr ein gut / geſund / vnnd wohl - ſchmeckend klar Bier kan angenommen werden. Dieſer ſoll wiſſen / daß ich der erſte nicht bin / welcher ſolchen Getraͤncken / die einem Wein am Geſchmack vnd Farbgleich13des Fuͤnfften Theils / Phil. O. gleich ſeyn / einen Wein-Nahmen geben habe / dann bekandt genug iſt / daß jedermann den außgepreſſeten Oepffel oder Biren Safft / Oepffel oder Biren / Moſt / vnd Wein nennet / vnd ſolches nicht vnbillig / dann wan zwey Dinge einander in allen Proben gleich ſeyn / wa - rumb ſolten ſie auch nicht einen Nahmen fuͤhren moͤ - gen. Wird doch allendhalben bey den Brandtenwein - brennern das jenige / was vom Korn gemacht iſt / Korn - wein geneñet / vnd ſo ſie recht damit wuͤſten vmbzugehen (welches jhnen bißhero iſt verborgen geblieben) wuͤrden ſolche Korn-weine / deme / welcher aus Wein / oder Weinmutter gemacht iſt / gar nichts; oder aber gar we - nig in allen Proben bevor geben / welches aber (meines wiſſens) noch von niemand / als von mir iſt practiciret worden: Wolle jhme derohalben niemand einbilden / als wans vnnatuͤrliche Dinge weren / ſondern den Sa - chen fleiſſig nach-dencken / oder ſich bey den jenigen er - kuͤndigen / die davon Erkandtnus haben / ſo werden ſie erfahren / daß es vber die Maaſſen nuͤtzliche vnd noth - wendige / ſchoͤne Wiſſenſchafften ſeyen / damit man nit al - lein ſeinem Naͤchſten dienen ſondern auch ſich vñ die ſei - nigen / ſelber reichlich damit verſorgen kan: Dan was es fuͤr ein annehmlich vnd lieblich Weſen ſeyn wuͤrde / wan in den kalten Laͤndern / da kein Wein / wegen Kaͤlte wach - ſen kan / vnd mit groſſem Vnkoſten von weit abgelegenen Laͤndern muß geholet werden / jemand aus Korn oder Baumfruͤchten einen lieblichen klaren / beſtaͤndigen vnd geſunden-Tranck oder Wein zu machen wuͤſte? Gewiß - lich / wan ſchon die Menſchen lieber ein truͤb Bier / deſſen ſie gewohnet ſeyn / trincken wolten / ſo were es doch fůr die Krancken vnd alte verkalte Manns vnd Weibs per -ſohne /14Annot. vber den Appendicemſohnen eine herrliche Labung vnd Erquickung in jhren alten Tagen / darzu kan auch ein lieblicher vnd klarer Eſ - ſig / einem guten Weineſſig gantz gleich / welcher auch einem truͤben Bier-Eſſig weit vor zu ziehen iſt / aus ſol - chem Wein gemacht werden; vnd ob ſchon jemand ſagen wolte / aus aͤpffeln vnd biern Weine zu machen / iſt nichts fre mbdes / ſondern wiſſens vnd koͤnnens alle Menſchen thun; ſolche aͤpffel vnd biern Weine kommen zwar in et - lichen Dingen mit eim anderm Wein / der aus Trauben gemacht iſt / vberein / aber in etlichen gantz nicht / dann dieſelbigen nicht beſtaͤndig ſeyn / ſondern nur ein halb Jahr oder auffs laͤngſt ein Jahr vnverdorben waͤhren koͤnnen / vnd roth / lang / zaͤh vnd ſchimlicht werden / ver - liehren jhren Geſchmack / vnd ob ſchon Eſſig daraus wird / ſo iſt er doch keinem Wein - Eſſig gleich / ſondern wird mit der Zeit auch roth / lang vnd ſtinckend / derohal - ben bey weitem nicht ſo gut iſt / als von Trauben ge - macht. Dieſes ſtehe ich zu vnd bekenne mit / daß ein Apffel oder Biern-Wein / welcher auff gemeine Weiſe gemacht iſt / einem Wein aus Trauben / nicht gleich ſeyn kann: Dan den aͤpffel / biern vnd andern baum - fruͤchten mangelt etwas / welches die Weintrauben ha - ben / vnd haben auch etwas zu viel / welches die Trauben nicht hahen / derenthalben auch ſolche Weine einander nicht gleich ſeyn koͤnnen; Wer aber ſo viel Verſtand hat / vnd den Baͤumen vnd Hecken-fruͤchten das jenige ge - ben kan / welches jhnen mangelt / vnd auch jhr vbriges / welches den Wein vnlieblich machet / benehmen kann / ſo geben ſie jmmer einen ſo guten / lieblichen / klaren vnd beſtaͤndigen Wein / als die Trauben. Wie dann der - gleichen Weine von Baum - vnd Hecken-fruͤchten ge -macht /15des Fuͤnfften Theils / Phil. O. macht / von vielen Perſohnen / bey mir fuͤr guten Reini - ſchen Wein getruncken ſind / deſſen ich auch allzeit fuͤr meinen taͤglichen Tranck einen Vorraht im Keller ha - be; vnd bekompt vnd ſchmecket ſolcher Wein mir vnd andern die jhn trincken / viel beſſer / als ein geſchwefelter vnd gebuͤtterter Franzoͤſiſcher Wein. Jſt derowegen eine vber die maſſen ſchoͤne vnnd ergaͤtzliche Kunſt vnd Wiſſenſchafft fuͤr alle Menſchen / in allen Laͤndern / es wachſe gleich Wein daſelbſien oder nicht / dann man al - lendhalben Korn haben kan / deßgleichen wachſen auch allendhalben / wie kalt auch die Laͤnder ſeyn / Aepffel vnd Biern / davon man dan einen guten Wein machen kan; vnd ſich daſelbſten an ſtatt eines thewren Weins / wel - cher von weittem mit groſſem Koſten bey gebracht wird / gebrauchen kan; vnd in den beſten Wein-Laͤndern ſelber iſt es ein gute Kunſt / dann der Trauben-Wein viel Muͤhe vnd Koſten erfordert / hergegen aber das Korn nicht halb ſo viel; vnd die Baum - vnd Heckenfruͤchten / beynahe gantz keine / dan man dieſelbe nur ablieſet / wann ſie zeittig worden ſind; vnd koͤnnen ſolche Baum - vnd Heckenfruͤchten an allen vngebaweten vnd vngduͤngten Feldern wachſen / da aber dargegen der Weinſtock einen guten geduͤngten Grund / vnd auch den Sonnen-ſchein neben anderer vieler Arbeit / haben will. Jch bin in einem Wein Land auffgebracht / nemblich im Francken - Land / da immer ſo viel Wein waͤchſet / als ſonſten an kei - nem Orth des gantzen Teutſchlands / vndgleichwohl die Weinziehler oder Haͤcker mehrentheils Waſſer trincken vnd den Wein / der jhnen waͤchſet / verkauffen / vmb an - dere nothduͤrfftige Dinge / als Kleider vnd Koſt darfuͤr ins Hauß einkauffen muͤſſen; vnd dieſes darumb / weilender16Annot. vber den Appendicemder Weinſtock eine vnglaubliche Muͤhe vnd groſſe Be - ſchwerung mit graben / hacken vnd anderer ſtaͤtigen Ar - beit / den gantzen Sommer durch erfordert / vnd wann der Wein das Jahr einen guten warmen Sommer hat / ſo wird er deſto beſſer; vnd gilt jhnen deſto mehr Geld / wan ſie denſelben in die vmbliegende Laͤnder / da keine Weine wachſen / verſchicken vnd verkauffen / vnd faͤllt ſo viel ab / dz ſie auch ein Faͤßlein fuͤr ſich ſelber behalten / damit ſie einander verehren; vnd ſich jhrer ſchweren vnd ſawren Arbeit / welche ſie in Erbawung deſſelben erlit - ten / etlicher maſſen ergoͤtzen: So aber im Mayen ein Froſt einfaͤllt / vnd die junge / zahrte / new-außgeſproſſene Zweiglein erfroͤret / oder die Bluͤte im Junio durch einen Melthaw verderbet wird / oder aber / wann die Trauben bey nahe gantz groß vnd reiff ſind / von einem Ha - gel / (deſſen man ſich in ſolchen bergichten Laͤndern viel zu befoͤrchten hat) verſchlagen wird / ſo haben ſie wenig oder gar nichts daſſelbige Jahr zu erwarten / vnd muͤſſen gleichwohl leben vnd die Weinberge mit aller gebuͤhr - licher Arbeit auffs kuͤnfftige Jahr weitter verſehen / ſol - len ſie nicht verderben / ſie nehmen gleich das Geld / wo - her ſie es wollen / muͤſſen biß weilen einen Weinberg ver - kauffen / daß ſie einen andern damit bawen koͤnnen; oder wan es wohl abgehet / Geld auff Zinſe nehmen / vnd das kuͤnfftige Jahr wan der Wein wohl gerahten / den Moſt fuͤr halb Geld an ſolche Weinſchlaͤuche / die jhnen haben vorgeſtreckt / vberlaſſen vnd darmit bezahlen. Was Raht nun? wan ſolcher. Miß-jahre etliche nach einan - der kommen? darumb ſage ich / daß die jenigen / welche den Wein bawen / gemeiniglich arme Leute ſind / vnd blei - ben / muͤſſen fuͤr andere den Wein ziehlen vnd ſelberWaſſer17des Fuͤnfften Theils / Phil. O. Waſſer trincken / die jenigen aber / welche ſo viel Gelt im voꝛraht haben / daß ſie gleichwol wieder anbawen koͤn - nen / wan ein vngluͤcklich Jahr kompt / haben keine noth / werden bißweilen ſehr reich damit / vnd ſonderlich / wan ſie den armen Haͤckern Geld vorſchieſſen / vnd jhre Wei - ne hergegen fuͤr ein gering Geld zur Bezahlung anneh - men; welches fuͤrwahr ein armſeeliger Handel iſt.
Daß ich nun weitters zu erkennen gebe / daß dieſe Wein-kunſt / davon ich ſchreibe / nicht allein in kalten Laͤndern / da ſonſten kein Wein waͤchſt / ſondern auch in denen Laͤndern / da viel Weins waͤchſet / ſehr gut vnd nuͤtzlich ſeye / will ich alſo beweiſen; Weilen in den be - ſten Weinlaͤndern gemeiniglich gantz kein Bier gebrau - et wird; ſondern der Reiche den Wein vnd die Armen das Waſſer trincken (außgenommen die Laͤuren) wie ſie es heiſſen / wann der Moſt außgepreſſt iſt / ſie Waſſer auff die Treſter ſchuͤtten / vnd noch einmahl außpreſſen vnd jaͤhren laſſen / gibt jhnen einen Tranck / welchen ſie im heiſſen Sommer / wann ſie die Weinberge graben / ge - brauchen; vnd in groſſer vnleidlicher Hitze ſich darmit laben vnd erquicken / dann jhren Wein doͤrffen ſie nicht außtrincken / ſondern muͤſſen denſelben verkauffen / vnd dagegen andere nothduͤrfftigkeiten ins Hauß darfuͤr ver - handeln: So dan nun ſolche Leute einen guten Tranck aus jhren Aepffeln vnd Biern / davon allenthalben in ſelbigen Laͤndern an groſſer Maͤnge in der Wilde wach - ſen vnd gar leichtlich ein groſſe quantitaͤt derſelben / fuͤr ein gar kleines zu erlangen iſt / ſo koͤnten ſie ſich das gan - tze Jahr durch / damit behelffen / vnd den natuͤrlichen ge - wachſenen Wein verkauffen / vnd jhre Nothdurfft damit erſetzen; welches aber nicht geſchicht / muͤſſen ſich derohal -Bben18Annot. vber den Appendicemben wegen jhrer Vnwiſſenheit / mit ſchoͤnem klarem vnd geſundem Quellwaſſer behelffen / welches ſie nicht noͤtig hetten / wan ſie den dingen wolten nach dencken vnd der - gleichen Weine (wie ſie dan wohl thunkoͤnten) zu jhrem taͤglichen Gebrauch macheten: Moͤchte dann jemand ſagen / waͤchſt dan kein Korn in ſolchen Laͤndern / daß ſie Bier darauß brauwen vnd ſich deſſelben an ſtatt Weins gebrauchen koͤnnen? Ja gewißlich / waͤchſt viel vnd gut Korndaſelbſten / wird aber kein Bier darauß gebrauet / dan ſolche Leute / welche mit dem Wein vmbgehen / ſol - ches nicht trincken moͤgen / ſondern ſich viel lieber beim guten Waſſer halten / wann ſie keinen Wein zu bezahlen haben / als einen ſolchen truͤben Tranck (wie ſie ſagen) Pferde-Seich gleich ſicht / ſolten in Leib gieſſen / vnd ſind derohalben nicht naͤrriſch / vnd habens vielleicht von dem alten Sprichwort: Jß was gahr iſt / vnd trincke was klar iſt / ſage was wahr iſt / ſo lebſtu lang. Sey derohalben genug geſagt vnd bewieſen / daß dieſe Kunſt / aus Korn vnd Baumfruͤchten Wein zu machen / in allen Laͤn - dern / ſo wohl da Wein / als da keiner waͤchſet / mit groſ - ſem Nutzen vnd frommen vieler Menſchen moͤge mit Ehren gethan werden.
Guten Brandtewein / aus geringen vnd doch bekandten Din - gen / zu machen / welcher in allen Proben / dem Reiniſchen oder Frantzoͤſiſchen Brandtenwein gleich iſt / vnd doch nicht halb ſo viel koſtet.
Dieſer Paragr. bedarff keines ſonderlichen Beweiſ - ſes / dann allbereit in den zween vorhergehenden Paragr. ſo viel geſagt iſt / daß man leichtlich darauß lernen vndver -19des Fůnfften Theils / Phil. O. verſtehen kan / daß dieſes / was allhier geſchrieben / auch wahr ſeyn koͤnne / iſt derohalben im geringſten nichts da - ran zu zweiffeln / ſondern als ein vnverfaͤlſchte Warheit an zu nehmen.
Aus Honig guten Zucker vnd Weinſtein / welcher dem Zucker aus Weſt-Jndien / vnd dem Reiniſchen Weinſtein aus Teutſch - land gantz gleich iſt / mit ſehr wenig Koſten zu machen; alſo daß ein Pfund Zucker kaum 8. oder 10. ſtuͤber / vnd ein Pfund groben weiſſen Weinſtein kaum 2. ſtůber zu ſtehen kompt.
Wann man die Natur vnd Eigenſchafft des Ho - nigs wol betrachtet / ſo wird man leichtlich glauben vnd begreiffen koͤnnen / daß ſolches muͤglich ſeye; Nemblich Zucker vnd Weinſtein darauß zu machen / dan zwiſchen Honig vnd Zucker ein kleiner Vnderſcheid iſt / welches die gewiſſe vnd ſcharpffe vnfehlbare Probe der Zerle - gung in jhre Principia beweiſet / davon allhier mein In - tent nicht zu ſchreiben iſt; ſondern will nur ſo viel anzei - gen / auff daß man ſehen moͤge / daß es der Kunſt moͤglich ſey / ſolche ob erzehlte Dinge darauß zu machen: Der Zucker iſt ein lieblicher ſuͤſſer Safft / welcher in einem Rohr / als ein Marck / darinnen er in ſehr warmen Laͤn - dern durch die heiſſe Sonne wird außgezeittiget / vnd hernach abgehauwen / durch beſondere Muͤhlen zer - quetſcht vnd klein gebrochen / davon außgepreſſt / einem braunen Honig nicht vngleich / welcher Safft hernach durch beſondere Kunſt / die nun gemein iſt / in groſſen Keſſeln gelaͤuttert / gereinigt vnd clarificiret vnd in eine ſolche Geſtalt (wie er zu vns in Europa gebracht) bereit - tet wird; vnd von anfang keine ſo harte vnd weiſſe Ma -B ijteri20Annot. vber den Appendicemteri geweſen / ſondern hat zuvorn durch vielerhand Ar - beit vnd kunſt muͤſſen darzu gebracht werden. Alſo iſt auch der Honig ein fuͤſſer vegetabiliſcher Safft / wel - chen die Bienen aus den Bluͤſelen der Baͤumen oder andern Blumen / welche auff den Heiden vnd Wieſen wachſen / geſogen oder gezogen / vnd alſo mit groſſem Fleiß vnd Muͤhe zu jhrem Vnterhalt zuſammen getra - gen: Welches mehrentheils einem vnbereitteten Zu - cker gleich iſt / doch etwas vnzeitiger vnd vnreiner / wel - ches durch Probierer gefunden iſt. Jſt deme nun alſo / warumb ſolte man dann auch nicht durch Kunſt / welche jetziger Zeit ſehr hoch kommen iſt / ſolche Vnreinigkeit dem Honig benehmen vnd dem Zucker gleich machen koͤnnen? Es iſt doch bekandt genug / daß der Honig in vieler Arbeit (vnd ſonderlich bey den Apotheckern jhre Sirupos vnd Conſerven zu machen) an ſtatt Zucker / vnd Zucker an ſtatt Honig genommen wird / vnd iſt kein Vnderſcheid; als daß der Zucker von Natur etwas rei - ner vnd wolſchmeckender als der Honig erfunden wird; welcher Vngeſchmack vnd Vnlieblichkeit dem Honig doch mit kleiner Muͤhe kan benommen werden / daß er in allem dem Zucker gantz gleich iſt: Welches ohne zweiffel mit der Zeit dahin kommen wird / (darzu dieſe meine Schrifften keine geringe Vrſach geben) daß man aus Honig in allen Landen guten Zucker machen vnd nicht mehr ſo thewer erkauffen wird.
Anbelangend den Weinſtein / welcher aus dem Ho - nig ſoll koͤnnen gemacht werden / iſt jmmer ſo gewiß vnd thunlich als der Zucker darauß zu machen; Gleichwohl zweiffele ich nicht / daß es nicht weniger ſolte geglaubt ſeyn / als enes / dann Zucker vnd Honig ſind beide ſuͤß /aber21des Fuͤnfften Theils / Phil. O. aber Honig vnnd Weinſtein ſind einander nicht gleich / dan Honig iſt ſuͤß vnd naß / der Weinſtein aber ſauwer vnd hart; die Muͤglichkeit aber kuͤrtzlich zu beweiſen / will ich ein oder etliche Gleichnuͤſſe geben; vnd erſtlich von newem Wein oder Moſt / wann derſelbe aufaͤnglich von der Preſſen kompt vnd noch nicht gejohren hat / in ei - nem Keſſell eingeſotten / derſelbe zu einem dicken Safft / einem Honig oder Zucker am Geſchmack gleich werden wird / welcher / ſo er in guten erdenen oder beſſer glaͤſernen Gefaͤſen hingeſtellet vnd verwahret wird / mit der Zeit das Sal Eſſentiale ſich davon aus eigener krafftſcheidet / vnd ſich gerings herumb in dem Pott oder Glaß als Huͤ - ner - vnd Tauben - Eyer groß ancandeliſiret, in allem gleich einem candeliſirten rohten Zucker / die feces aber bleiben fuͤr ſich ſelber / mit dem vbrigen Zucker / welcher wegen des Schlams nicht hat anſchieſſen koͤnnen / beſon - der / vnd iſt ein ſolcher Zucker jmmer ſo lieblich vnd ſuͤß / als ein Zucker / welcher als Indien zu vns gebracht wird vnd in den Rohren gewachſen iſt / welche Suͤſſigkeit durch die Fermentation alſo verendert / vnd zu einem ſawren Weinſtein werden kan. Da gibt vns die Na - tur ja genug anleittung / den Dingen beſſer nach zu den - cken vnd Muͤglichkeit an die Hand / daß aus dem Moſt von Trauben gemacht / guter Zucker / nach benehmung des Schlammes vnd vberfluͤſſiger Feuchtigkeit / welcher im kochen exhaliret, werden kan.
Deßgleichen ſicht man auch an den Roſinen / welche nichts anders als Weintrauben ſind / denen jhre waͤſſe - rigkeit von der Sonnen außgezogen iſt / wann ſie ein Jahr gelegen / voll gekoͤrnten Zucker inwendig werden / welcher deme / der in dem ein gekochten Moſt geweſen /B iijin22Annot. vber den Appendicemin allem gleich iſt: Deßgleichen ich auch vielmahl ge - ſehen / daß in den Weinlaͤndern gute Haußhalterinnen bißweilen einen Keſſel voll Moſt einkochen vnd in eine Honig dicke bringen / zu dem Ende ſolches hernach das gantze Jahr an ſtatt Zucker in Speiſen vnd Getraͤncken bey Geſunden vnd Krancken zu gebrauchen. Deßglei - chen thun ſie auch mit den ſuͤſſen Kirſchen vnd Biern / preſſen dieſelben auß / kochens auff die Honig-dicke vnd verwahrens viel Jahre / vnd waͤchſt eben ein ſolcher Zu - cker darinnen / als in dem Moſt geſchicht; vnd wann bißweilen ſolche weiber keine gute Potten oder Glaͤſer haben / darinn ſie jhren eingeſottenen Moſt von Wein - trauben / Kirſchen / Biern oder andern ſuͤſſen Fruͤchten gemacht / gieſſen / vnd zu bewahren hinſtellen; ſo ſchwitzet das reineſte Theil / nemblich / das Sal Eſſentiale durch die Poros des Hafens / vnd coaguliret oder criſtalliſi - ret ſich außwendig an den Hafen an / gantz ſchoͤn weiß vnd klar / als der ſchoͤneſte vnd reineſte Zucker / vnd da - rumb / weilen nur das reineſte durch den luͤcken erdenen Hafen gehet / vnd die Feces zuruͤck bleiben.
Da ſichſtu nun klaͤrlich / daß aus allen vegetabili - ſchen ſuͤſſen Fruͤchten vnd Saͤfften / ein ſuͤß Saltz oder Zucker werden kan; Welche ſuͤſſigkeiten alle einen Tar - tarum geben. Warumb wiltu dann nicht glauben? daß es auch von Honig (der viel reiner iſt / als ſolche außgepreſſte Safften) geſchehen koͤnne? Ja / moͤchteſtu ſagen / dieſes will ich noch zu gefallen glauben / daß Zu - cker aus Honig koͤnne gemacht werden / weilen ich ſiehe / datz es mit andern fuͤſſen Saͤfften auch geſchicht / die dem Zucker in einem Theil / nemblich in der Suͤſſe / gleich ſeyn; aber / daß auch Weinſtein darauß werden ſolte / willmir23des Fuͤnfften Theils / Phil. O. mir in den Kopff nicht / dann Weinſtein iſt ein ſawer / vnd Zucker ein ſuͤß Saltz: Wie kan dann beides aus ei - nem Weſen werden? Nun mein lieber / der du die War - heit verlaͤugneſt / wiltu wiſſen was die vrſach ſey / deines Vnglaubens / ſo will ich dirs ſagen; dein grober vnge - ſchickter / harter Kopff iſt Vrſach daran / dann ſo dein Kopff nur halb ſo viel poros hette / als ein ſolcher Ha - fen / dardurch den Weibern der Zucker von Moſt oder Biern-Safft ſchwitzet / ſo wuͤrde dir leichtlich ſo viel Glauben der muͤglichkeit koͤnnen hinein ſchwitzen / als den weibern gegen jhren willen Zucker aus jhren von er - den gemachten hafen herauß ſchwitzet; Siehe nun / wie groß vnd lang deine Ohren / vnd wie kurtz vnd gering dein Verſtand iſt / in natuͤrlichen Dingen / kanſtu nicht die Kappe daruͤber ſetzen vnd ſolche deine Eſels - Ohren darmit bedecket laſſen / wo thut es dir nun gut / oder was hilffts dich / daß du die warheit beſtreitteſt vnd doch ſelber dardurch zu ſchanden wirſt?
Nun will ich dir ſagen / wie daß aus ſuͤſſen Dingen / natuͤrlicher ſawrer Weinſtein werden koͤnne / vnd nicht vmb deinet willen (weilen du zuvorn weiß genug biſt / wie du dir faͤlſchlich einbildeſt vnd andere darmit ableit - teſt /) ſondern vmb derent willen / die ſich nicht ſchaͤmen zu lernen / was ſie nicht wiſſen: Vnd iſt alſo damit be - ſchaffen; ſiehe an / wie ſuͤß der Moſt iſt von zeittigen Trauben / wann er von der Preſſen laufft / vnd wie ein ſuͤſſes Saltz er giebet / wann die waͤſſerig keit davon ab - ſtrahiret iſt / vnd gleichwohl / wan das waſſer darbey blei - bet vnd zu ſammen fermentiret, ein groſſe quantitaͤt ſauren Weinſtein von ſich wirffet; welche Scheidung nur die bloſſe fermentation allein zu wegen bringet /B iiijdurch24Annot. vber den Appendicemdurch welche die reinere Theilen colligiret vnd die vn - reinere vnd groͤbere Theilen ſepariret werden. Nun moͤchteſt du ſagen / kan ſolches durch die fermentation allein geſchehen / daß aus ſuͤſſen Dingen ein natuͤrlicher Tartarus wird / warumb geſchicht es dann auch nicht bey dem Honig oder Zucker-waſſer / wann es zu Meth geſotten / vnd doch niemahlen in ſolchen Faͤſſern Wein - ſtein gefunden wird: Jſt alſo nicht moͤglich / daß es durch eine gemeine fermentation kan geſchehen: Nun redeſtu wol vnd iſt wahr / durch eine gemeine fermenta - tion des Honig-waſſers / kann kein Weinſtein werden / dann in ſolcher Arbeit / kann ſich kein ſawres Saltz oder Weinſtein ſcheiden / derohalben auch ſolche Gekoͤche nit geſund oder lieblich ſind / ſondern allzeit laxirend vnd walgericht ſind vnd bleiben / ob ſie ſchon noch ſo alt wer - den / vnd iſt allein die Vrſach daß dem Honig kein Zu - ſatz geben wird / dardurch eine rechte Scheidung geſche - hen kan. Dann wer aus dem Honig keinen Weinſtein machen kan / der wird gewißlich auch keinen Wein da - rauß machen koͤnnen; was nun eigendlich das Meiſter - ſtuͤck ſey / dardurch ſolches zu wegen gebracht wird / iſt nicht noͤhtig alſo bald gemein zu machen / ſondern ſoll noch etwas vnter den Freunden bleiben / ſo lang / bis die Zeit (durch welche alles geaͤndert wird) einmahl ſolches offenbahren werde: Vnterdeſſen laß dich genuͤgen / daß du weiſt / daß es kan gethan werden. Were mir vor dieſem ſo viel geſagt worden / als ich dir jetzunder ge - ſagt habe / ich hette viel leichter zu dieſer Wiſſenſchafft gelangen koͤnnen; weilen ich aber bey niemanden / ſo wol ſchrifftlich als muͤndlich dergleichen Dinge gefunden / ſo kanſtu leichtlich errahten / was fuͤr Muͤhe vnd Koſtenich25des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ich daran gewendet / ſelbe zu erforſchen: Derohalben billig iſt / daß ich auch die Fruͤchte davon genieſſe.
Einen jedwedern ſchlechten vnreinen Weinſtein / auf eine beſon - dere weiſe / ohne abgang / zu reinigen / vnd in groſſe Cryſtallen ſchieſſen machen / daß ein Pfund kein 6. ſtuͤber zu machen koſtet.
Dieſe Wiſſenſchafft beſtehet allein in einem beſon - dern Niederſchlag / darinn ſich aller Schlamm auff ein - mahl zu boden ſetzet / wann der Weinſtein in waſſer auff - geloͤſet iſt; Derohalben nichts / oder gar wenig davon verlohren gehet / vnd alſo leichtlich in groſſe Cryſtallen kan gebracht werden.
Dem Honig ſeinen vnlieblichen Geruch vnd Geſchmack zu be - nehmen / daß man hernach darauß guten lieblichen Brandten - wein / welcher gantz nicht nach dem Honig ſchmecket / diſtilliren / vnnd guten lieblichen Meth / an Geſchmack einem guten Wein gleich machen kan / aus welchem Wein hernach alles / was mit ei - nem natuͤrlichen Wein gethan wird / kan verrichtet werden.
Dieſes Secretum beſtehet auch in einem Nieder - ſchlag des Schlammes vnd vbelen Geruchs / dardurch der Honig einen lieblichen Geruch vnd Geſchmack er - langet / vnd hernach fuͤglich gute Weine vnd Eſſige da - rauß zu machen / kan gebraucht werden
Von Roſinen vnd Corinthen einen lieblichen / ſchoͤnen / klaren vnd viel Jahren beſtaͤndigen Meth zu machen / der einem gutenB vSeck26Annot. vber den AppendicemSeck oder andern Spanniſchen Weinen in allen Dingen gantz gleich iſt / aus welchem auch guter klarer Eſſig wird / der gar we nig koſtet.
Die Roſinen ſeind nur auß-getrucknete / zeittige Weintrauben / welche zu gewiſſer Zeit / wann dieſelben wol zeittig ſind / in Spanien vnd andern warmen Laͤn - dern abgeſchnitten vnd auff der warmen Erden getruͤck - net / in Koͤrben vnnd Faͤſſern ein gepackt / zu vns in Teutſchland gebracht werden / vnd iſt jhre Natur vnd Eigenſchafft anders nichts als ein Safft / ſampt den Huͤlſen von guten Weintrauben / dann die waͤſſerigkeit oder feuchtigkeit im trucknen derſelben / darvon gewi - chen / vnd den ſuͤſſen Safft / Zucker oder Eſſentiam der Wein Trauben allein bey den Huͤlſen gelaſſen hat / der - halben jhnen ſolches / was ſie durch die warme Sonne verlohren / nemblich jhre waͤſſerigkeit oder feuchtigkeit wieder durch ein ander waſſer erſtattet / vnd zu einem gu - ten Wein gebracht werden kan: wie daß ſolches von vie - len verſucht vnd probieret iſt; Nemblich / daß ſie Roſinen genommen / vnd ſolche alſo gantz oder zerhacket / in einem Faß mit warmem waſſer haben vbergoſſen vnd jaͤhren laſſen / in meinung / einen guten Spanniſchen Wein da - von zu erwarten / aber es iſt jhnen nicht nach jhrem wundſch gelungen / ſondern ſie haben zwar einen ſuͤſſen Safft davon erlanget / aber keinen Spanniſchen Wein davon machen koͤnnen / dann die Roſinen zuvoren in jhrem trucknen eine andere Natur erlanget haben / vnd ſolchen Wein / gleich wie er aus den friſchen vnd vnge - truckneten Trauben außgepreſſt wird / mit nichten geben koͤnnen.
Derohalben bißhero nicht bekandt worden / wie manaus27vber den Fünfften Theil / Phil. O. aus den Roſinen einen lieblichen Spanniſchen Wein / deme / welcher aus den gruͤnen vnd friſchen Trauben außgerreſſt iſt / gleich machen koͤnne / welches aber allbe - reit ſchon gefunden iſt / vnnd von vielen geglaubt wird / daß die auff getroͤgde Weintrauben oder Roſinen mit gemeinem waſſer koͤnnen angefeuchtet / vnd was ſie im truͤcknen verlohren / jhnen wieder kan geben werden / al - ſo / daß aus denſelbigen eben ein ſolcher Wein / an Ge - ſchmack / Tugend vnd Kraͤfften / als wan er von friſchen Trauben were außgepreſſt / kan gemacht werden. Aber nicht auff gemeine vnd bekante weiſe / ſondern durch viel einen andern weg; Nemblich / durch einen Niderſchlag / oder benehmung des Roſinen Geſchmacks / vnd huͤlffe zur vollkommenen Fermentation, auch ablegung der vnreinen vnd hinderlichen Theilen: Dann ſolches keine Kunſt iſt / aus Roſinen mit zu thun waſſers / einen ſuͤſſen Tranck zu machen / welches allendhalben bekandt genug iſt / vnd fuͤr einen guten vnd beſtaͤndigen Wein nicht be - ſtehen mag / dann ſo bald er auß gejohren hat vnd noch nicht recht klar iſt / ſo faͤngt er an allgemach zu ſaͤuwren / zu Eſſig zu werden / vnnd zu verderben / welches aber ein guter Spanniſcher Wein (ob er ſchon auch baͤlder als andere weine vmbſchlaͤgt vnd ſawer wird) dannoch nicht thut / ſondern auffs wenigſte etliche Jahren / wann er wol gewartet wird / gut vnd beſtaͤndig bleiben kann: Hergegen aber dieſe weine von Roſinen auff gemeine weiſe gemacht / nicht lang gut bleiben koͤnnen; weilen dan ſolches ſo viel mahl probiret / vnd nicht gut befunden worden; hat man davon abgeſtanden vnd nicht geglaubt / daß ein beſtaͤndiger Wein darauß koͤnte gemachet wer - den; welches aber nicht den Roſinen / ſondern nur demKuͤnſt -28Annot. vber den AppendicemKünſtler ſoll zu gelegt werden / dann wan im aufferucke - nen derſelben nichts anders als eine bloſſe vngeſchmacke Feuchtigkeit hinweg rauchet vnd alles Gute zuruͤck blei - bet; warumb ſolte dann nicht weitter ein guter Wein / deme / welcher aus gruͤnen vnnd friſchen weintrauben außgepreſſt iſt / ſo jhme ſeine entgangene Feuchtigkeit wieder geben wird / daraus koͤnnen gemacht werden? Dieſes aber allein iſt im weg / daß man den wilden Ge - ſchmack / welchen die Roſinen im aufftrucknen erlanget / nicht wieder benehmen kan / vnd derohalben keine gute geſunde vnd klahre weine darauß werden koͤnnen. Wer aber ſolches thun kan / deme iſt es nicht vnmuͤglich / nicht allein guten Spaniſchen / ſondern auch gute Reiniſche weine darauß zu machen. Nun moͤchte jemand ſagen / wie kan es ſeyn / daß aus Spaniſchen Rofinen / wan ſie trucken ſeyn / auch Reiniſche-weine koͤnnen gemacht wer - den; da ſie doch / wan ſie am allerbeſten ſeyn / vnd erſt vom Stock kommen / nur ſuͤſſe vnnd lappe-weine geben? Deme werden die vorhergehende Paragr. antworten / vnd Zeugnuͤß geben / daß durch die Kunſt aus einer jed - wedern ſuͤſſen Materi / vnderſchiedlicher Arth weine koͤn - nen gemacht werden.
Jch mag diß wol fuͤr warheit ſagen / daß ich bißweilen dergleichen ſuͤſſe weine von den gemeinen Korb-Roſinen oder Honig gemachet hab / welche von allen Menſchen fuͤr den beſten Spaniſchen Seck iſt getruncken worden. Jſt alſo weitter nichts davon zu ſagen / ſondern muß der Experientz vnd Prob heimgeſtellt werden.
Dieſes aber will ich noch ſagen / wann man gute wiſ - ſenſchafft hat / dem Honig ſeinen vnlieblichen Geruch vnd Geſchmack zu benehmen / daß man an allen Orthenin29des Fuͤnfften Theils / Phil. O. in allen Laͤndern / da nur Honig iſt / oder ſuͤſſe Biern wachſen / einen reinen wohlſchmeckenden vnd beſtaͤndi - gen Spaniſchen Wein / oder andere ſuͤſſe vnd ſtarcke weine / als Malvaſier / Reinfahl oder Peter Semin, da - von machen kan; vnd der Roſinen darzu nicht vonnoͤh - ten hat / ſondern in allen Landen ſo viel gefunden wird / daß man ſolches dardurch verrichten kan / vnd geben ſolche weine / ſo man will / vber die maſſen ſtarcke / weiſſe / klare vnd ſcharpffe Eſſige / alſo daß man viel weitter da - mit reichen kan / als mit gemeinen Eſſigen / die aus Fran - tzoͤſiſchen oder Reiniſchen weinen gemachet ſeyn / vnd hat man auch noch dieſen Vortheil darbey / daß man nicht gebunden iſt / ſolche weine zu gewiſſer Zeit des Jahrs nur allein zu machen / ſondern man kan ſolches thun / wan vnd wo man will / ſo wol den winter als den ſommer / vnd allzeit newe Moͤſte vnd arbeittende weine in ſeinem Keller haben / welches denen die viel weine con - ſumiren, einen groſſen nutzen bringen kan.
An ſolchen Orthen / da die Weintrauben in der wilde wach - ſen / nicht gebawet werden vnd ſawer bleiben / gleichwohl guten Wein vnd Eſſig darauß zu machen.
Dieſes iſt auch ein vber die maſſen ſchoͤn vnd nuͤtzlich Secretum, dan in vielen Laͤndern koͤnnen wol Wein - trauben geziehlet oder gepflantzet werden / geben aber kei - ne gute weine / dan ein ſaurer vnreiffer Trauben kan kei - nen guten wein geben / wie ſolches Teutſchland genug Zeugnuͤß giebet / in deme bißweilen die Trauben durch einen kalten Sommer in den beſten vnd warme -ſten30Annot. vber den Appendicemſten Orthen Teutſchlands ſtecken bleiben vnd nicht zeit - tig werden; alſo / daß gar ſawre vnd ſchlechte weine da - von kommen / dann die Haͤcker oder Weinziehler offter - mahls groſſen Schaden leiden / vnd mit ſolchem ſawren Wein nirgends hin wiſſen / als ſelber auß zu trincken / dan ſolche weit zu verfuͤhren / wan ſie ſo ſchlecht ſind / will die vnkoſten nicht bezahlen / in deme dieſelben / wo ſie hin - gebracht werden / wenig gelten koͤnnen / bleiben derohal - ben gemeiniglich liegen; vnd warten auff ein gut Wein - Jahr / auff daß ſie mit den guten weinen moͤgen vermi - ſchet / durchgehen / vnd entweder mit oder ohne Schaden verkauffet werden; welches den Weinziehlern ein harter Schlag iſt / vnd bißweilen etliche Jahren daran zu hei - len haben: Dann ſo das kuͤnfftige Jahr auch kein guter Wein waͤchſet / wie ſollen ſie dann dem alten Sauwren helffen; vnd wan ſchon ein gut Jahr kompt / vnd die Trauben ziemlich reiff vnd ſuͤß werden / ſo haben ſie jhre Suͤſſigkeit vnd Guͤte ſelber vonnoͤhten vnd nichts vbri - ges / wollen ſie anders fuͤr gute weine beſtehen / vnd koͤn - nen dem ſawren Wein / welcher das vorige Jahr ge - wachſen iſt / gantz nichts helffen; vnd haben genug mit ſich ſelber zu thun / daß ſie moͤgen an den Mann gebracht werden: Derohalben ſie eines guten Noth-helffers ſehr wol vonnoͤhten haben / aber haben ſolchen bißhero nicht finden koͤnnen; dan ich vielmahl gehoͤrt vnd geſehen habe daß ſolche ſchlechte vnd geringe ſawre weine / viel Jahre haben liegen muͤſſen vnd endlich wegen geringer kraͤfften gantz verdorben ſind: Vnd kompt biß weilen / daß die Weinziehler ſehen / daß der wein nicht gut wird / ſolchen nicht achten oder in den Keller bringen / ſondern nur das beſte ableſen vnd das vbrige hangen laſſen; welches fuͤr -wahr31des Fünfften Theils / Phil. O. wahr ein vnertraͤglicher Schaden iſt; wuͤſten nun ſol - che Menſchen / wie ſie den vnreiffen Trauben jhre wil - digkeit vnd ſaͤure benehmen ſolten / ſie wuͤrden dieſelben in beſſern Ehren halten: Dan ein ſolcher ſawrer Wein von vnzeitigen Trauben gepreſſt / kan durch geringe Mit - tel / alſo verſtaͤrcket vnd verbeſſert werden / daß er fuͤr den allerbeſten Wein genugſamb paſſiren kan; wie ich dan ſolcher weine in dieſen kalten Landen / von paſſel-harten Trauben / welche mit einem Hammer haben muͤſſen zerſchlagen werden / gemacht habe / vnd fuͤr maͤnniglich / die ſolche gepruͤfet / fuͤr gute Reiniſche / liebliche vnd ge - ſunde weine angenommen vnd probiret ſind; was nun dieſes fuͤr ein nuͤtzliches vnd vber alle maſſen ſchoͤnes Se - cretum ſeye / will ich andere daruͤber vrtheilen laſſen / dan dieſe Kunſt nicht allein an ſolchen Orthen / da kein wein kan wegen der Kaͤlte zeittig werden / ſondern auch an die - ſen Orten / da ſonſten gute weine pflegen zuwachſen / vnd durch kaltes Wetter verhindert werden; Gleichwohl alle Jahr / der Sommer ſey gleich warm oder kalt (wegen der Huͤlffe / die man den vnzeittigen Trauben durch Kunſt leiſten kan) ohne Fehler / gute wohlſchmeckende verkauffliche weine koͤnnen gemacht werden; dardurch / wan es bekandt were / viel hundert tauſend Menſchen jhre ſawre weine abgenommen / verbeſſert / vnd an den Mann koͤnten gebracht werden: Vnd vber dieſes / kan an ſolchen Orthen / da der verderbliche Krieg gehindert / daß viel Weinberge nicht haben koͤnnen gebawet wer - den / ſondern gantz vnd gar ſind liegen blieben / vnd nur kleine vnzeittige ſaure Traͤublein tragen / welche ſonſten hangen bleiben / vnd niemanden nichts nuͤtz ſeind / eben ſo wol ein guter lieblicher vnd verkauflicher Wein daraußge -32Annot. vber den Appendicemgemachet werden; alſo / daß es nicht auß zu ſprechen / was fuͤr Nutzen dieſe vberauß ſchoͤne Wiſſenſchafft geben koͤnte; wan ſie in vielen Orthen angeſtellet vnd practici - ret wuͤrde. Will ſich aber nicht geziemen / daß man ſolche groſſe Wiſſenſchafften / der gantzen Welt ohne vn - terſcheid ſolte gemein machen: Dann ſo etwas aus der Feder iſt / kan es eben ſo wol ſeinen Feinden als Freun - den dienen; Derohalben beſſer geſchwiegen / als boͤſes damit angeſtellet / wann es aber Gott wird haben wol - len / daß es gemein werde / ſo wird er auch wol Anlaß darzu geben / daß es geſchehe. Vnter deſſen ſey genug geſagt / daß ſolche Dinge in der Natur ſind vnd koͤnnen gethan werden.
Deßgleichen von Johans-traͤublein / Saurach-beerlein / Him - beeren / Brombeeren / Creutzbeeren / Roſen - vnd Hagendorn Put - ten / vnd andern dergleichen Hecken-fruͤchten / gute / liebliche vnd geſunde Getraͤncke / welche ſich Jahr vnd Tag halten koͤnnen / zu machen.
Dieſer Paragr. erinnert oder erneuert den 2. vnd 8. Par. dann dieſe Kunſt / welche zu den vnreiffen Wein - trauben gebraucht wird / gute / ſuͤſſe / liebliche vnd beſtaͤn - dige Weine darauß zu machen / die dienet hieher auch / vnd iſt ein Proceß / nur daß dieſen Hecken-fruͤchten zu - vorn jhre wildigkeit / oder frembder Geruch benommen werde / welches die vnzeittigen Weintrauben nicht von - noͤhten haben; derohalben ſie dieſen Hecken-fruͤchten vor - zu ziehen ſeyn / hergegen ſind die Hecken - vnd Baum - fruͤchten / wieder den vnzeittigen Trauben in einem Fall vor zu ziehen / in deme man ſolche in groſſer Maͤnge al -lend -33des Fuͤnfften Theils / Phil. O. lendhalben fuͤr ein geringes genug haben kan / dann viel leichter ein groſſer Garten mit derogleichen Hecken - fruͤchten kan geziehlet werden / als ein kleiner Weinberg / welcher alſo nicht wachſen vnd Frucht bringen will / auf duͤrren vnd vngeduͤngeten Laͤndern / als die Hecken-fruͤ - chten thun; dan die Johans-traͤublein / Creutz - vnd Sau - rach-beerlein allenthalben / ja in den kalten Laͤndern ſo gern wachſen / daß auch dieſelben; wann man ein Zweig - lein / 1. oder 2. Spannen lang im Fruͤhling von einem Stock abſchneid vnd nur in die Erden ſtecket / noch den - ſelbigen Sommer Frucht tragen kan / vnd auch auff gantz vnfruchtbahren oͤrthern; doch wan ſie an einem fetten Orth ſtehen / auch deſto fettere vnd groͤſſere Bee - ren bringen.
Jtem / wie man alle truͤbe / lange / rohte / ſchimlichte / ſawre vnd andere mangelhaffte Weine / leichtlich wieder zu recht bringen ſol.
Dieſer Paragr. laͤſſt ſich anſehen / als wann er nicht viel zu bedeutten habe / vnd kan nicht wol bey der Wein - kunſt entrahten werden / vnd wie genugſamb bewuſt / daß offtermahls groſſe Faͤſſer voll guten Weins / durch verwahrloſung derer die damit vmbgehen / vmbſchlagen / vnd lang / roth / zaͤh vnd ſchimlicht / bißweilen auch gantz vnd gar ſtinckend werden vnd verderben; ſoll man dann ſolche Weine gantz hinweg ſchuͤtten? das ſolte viel zu viel Schaden ſeyn; derohalben man jhnen durch natuͤrliche Mittel muß zu huͤlffe kommen / vnd dieſelben durch Me - dicamenten (gleich wie man den krancken Menſchen thut / wiederumb zu recht helffen:) Dan von wegwerffenCkompt34Annotationes vber den Appendicemkompt kein Nutzen: Wann du nun einen ſolchen Wein bekommeſt / ſo muſtu denſelben curiren, vnd allen man - gel darin durch eine præcipitation niderfaͤllen / ſo wird derſelbe in wenig Tagen wieder ſchoͤn / hell / klahr / lieb - lich vnd gut: Wofern er aber ſauwer / vnd nicht gar Eſſig iſt / kan er auch wieder erfriſchet vnd trincklich ge - macht werden / ſo er aber gar zu ſauwer iſt / kan man noch guten vnd lieblichen Eſſig darauß machen / welcher ſein Gelt auch wehrt iſt / alſo / daß man nimmer Schaden da - von zu erwarten hat.
Aus etlichen Vegetabilien, die allendhalben gern wachſen / ei - nen guten / klahren / lieblichen vnd beſtaͤndigen Eſſig / dem Frantzoͤ - ſiſchen nicht ſehr vngleich / in groſſer Maͤnge zu machen / daß eine Ohm nicht einen Thaler zu ſtehen kompt.
Dieſes iſt auch ein ſchoͤnes Kunſt ſtuͤcklein / in deme man an allen Orthen durch geringe Vegetabilien, gar leichtlich mit wenig Koſten / an eine groſſe Maͤnge guten Eſſigs gelangen kan / vnd dienet ſolche Wiſſenſchafft ſonderlich an ſolche oͤrther / da derſelbige in andere Laͤn - der kan verfuͤhret vnd in groſſer Maͤnge verkaufft wer - den; als da ſind die Seeſtaͤdte / da groſſe Kauffmanſchaff - ten getrieben werden / damit man jaͤhrlichs ein groſſes ge - winnen kan.
Jn den mehrentheil kalten Laͤndern Europæ, (doch außgenomen etliche von den kaͤlteſten) da ſonſten kein Wein kan zeittig werden; gute / liebliche / ſuͤſſe vnd beſtaͤndige / geſunde Weine wachſen ma - chen / welche andern guten Weinen / die in warmen Laͤndern / alsTeutſch -35des Fũnfften Theils / Ph. Oefen. Teutſchland / Franckreich / Spannien oder Jtalien / gewachſen / an guͤte / lieblichkeit vnd beſtaͤndigkeit nicht viel bevor geben.
Dieſe vberauß ſchoͤne vnd nuͤtzliche Wiſſenſchafft / kompt ſchier vberein mit der 8. vnd 9. Nur dieſes gehoͤret hierbey zu wiſſen / wie man der Wurtzel des Weinſtocks durch eine noͤhrende vnd ſterckende Medicin bey ſpringe vnd zum wachſtumb bringe / fruchtbar mache / vnd vor dem Froſt erhalte / auff daß Trauben wachſen koͤnnen; vnd wan dieſelben ſchon nicht reiff werden / koͤnnen ſie gleichwohl durch huͤlffe der Kunſt / ſo wohl in als nach der Fermentation verbeſſert vnd in einen guten beſtaͤn - digen vnd lieblichen geſunden Wein verwandelt wer - den.
Den Wein aus Bergichten / von den Revieren weit ab gelege - nen Landen / die wegen mangelung der Schiffahrten vnd theuwe - rung der Axt-fuhren / nicht koͤnnen fortgebracht werden / mit ei - nem ſolchen Vortheil zu verfuͤhren / alſo / daß 10. Fuder nicht ſo viel als anders ein Fuder zu verfuͤhren koſiet / damit man ein groſſes gewinnen / vnd die auß-laͤndiſche Weine / in abgelegenen Landen guten kauff trincken kan.
Allhier an dieſem Orth hat mancher ſich hart geſtoſ - ſen vnd geſagt / es iſt nicht moͤglich zu thun / es muß dem Mann getraͤumet / vnd alſo im Traum ſolche vnmoͤgli - che Dinge geſchrieben haben: Vnd iſt ſolches nicht allein bey dem gemeinen Mann / welcher von ſecreten Dingen keinen Verſtand hat; ſondern auch von Gelehrten / wie ſie ſichnennen laſſen / agiret, diſputiret vnd endtlich das impoſſibile zum Vrtheil gefaͤllet worden / welches / nach deme es mir durch ehrliche vnd warhafftige Maͤn -C ijner36Annot. vber den Appendicemner zu Ohren kommen / nicht wenig gereuet hat / daß ich den Mund davon hab auffgethan / ſondern vielmahl ge - wuͤnſchet / daß ich zu ſchreiben nimmer haͤtte angefan - gen / in deme ich nur Vnruhe / Gegenſprechen vnd Miß - trauen dardurch verurſacht / habe mich aber gleichwohl wiederumb ſelber getroͤſtet vnd contentiret, in deme ich betrachtet / daß es nun der boͤſen Welt Brauch iſt / ehr - liche Leute vnd deren Wiſſenſchafft / da ſie im gering - ſten keinen Verſtand von haben / noch koͤnnen; zu verklei - neren / wie allhier geſchehen iſt: Dann ſolches in vieler Koͤpffe nicht hat eingehen wollen / ſondern geſagt / wann man dem Wagen Fluͤgel machen koͤnte / alſo / daß man keine Pferde darzu von noͤhten haͤtte / ſo wolten ſie es glauben / daß es muͤglich were / vnd ſonſten nicht / hat alſo jmmer einer den andern vnglaͤubig vnd zweiffelhafftig gemachet / vnd ein Blinder den andern bey der Hand gefuͤhret / vnd einhellig beſchloſſen / daß es ein vnnatuͤrlich vnd vnmuͤglich Ding were. Ey lieber / ſo du ja ein ſolcher verſtaͤndiger Mann wereſt / gleich wie du dafuͤr wilt angeſehen ſeyn; War umb faͤlleſtu ſo ein blind vnd vnbetrachet Vrtheil? Gewißlich / ſo du eines einigen Se - creti vor andern theilhafftig wereſt / du wuͤrdeſt alſo plump nicht herein tappen / ſondern gedencken / was man nicht weiß / noch verſtehet / ſoll man nicht verachten / noch vrtheilen / ſondern allzeit das beſte davon ſprechen: Ein hoffaͤrtiger Spoͤtter aber / ſicht nichts liebers / als daß nur die ſeine vnd ſonſten keines andern Worte in acht ge - nommen wuͤrden / vnd er nur allein groß bey andern an - geſehen were; welches er aber nicht vonnoͤhten haͤtte / wan er etwas wuͤſte / weil er aber nichts weiß noch ver - ſtehet / damit er ſich nehren kann / ſo muß er ſich desſchma -37des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ſchmarutzens - vnd Teller-leckens / bey einem oder dem andern behelffen / vnd alſo den Mantel nach dem Wind hencken / vnd ſich wol fuͤrſehen / daß er ja niemand auff einen Fuß trette / oder mit einem Bein geworffen wer - de / deſſen auch ſolche Leute (weilen ſie die haͤnde nicht wollen ſchwartz machen / etwas dardurch zu erfahren vnd die Freyheit zn erlangen) nicht beſſer werth / vnd im geringſten nicht zu beklagen ſeyn. Daß ich nun wie - der zu meinem Fuͤrhaben komme / vnd beweiſe / daß ich die Warheit geſchrieben habe / ſo iſt es alſo darmit be - ſchaffen: Ein jedweder neuer Wein oder Moſt / ehe daß er noch gejohren hat / im kochen keine Kraͤfften von ſich giebet / ſondern nur allein ein lautter vngeſchmack vnd vnkraͤfftig Waſſer / dann die ſuͤſſigkeit vnd kraͤfften bleiben zuruͤck / vnd laſſen die feuchtigkeit fahren / welches die Experientz genug bezeuget / hergegen aber / wann ein neuer Wein oder Moſt fermentiret hat / vnd hernach hitze leidet / ſo gehet das beſte Theil / als ein Spiritus ar - dens davon vnd das vngeſchmacke vnd vntůchtige We - ſen bleibet zuruͤck / wie in der Diſtillation des Weins zu ſehen iſt: Wann man dann dieſes Kunſt-ſtuͤck ins Werck richten will / ſo muß man an ſolchem Orth vnd Ende / einen neuen vnd vnverjohrnen ſuͤſſen Moſt / wel - cher erſt von der Kelter kommet / ad conſiſtentiam mel - lis verduͤnſten laſſen / aber nicht in einem Keſſel / welches zu lang wuͤrde zu gehen vnd auch der Moſt brenntzelt da - rinn werden; ſondern durch ein btſonder vnd ſecret Ge - ſchirr / vnd wann die Feuchtigkeit weg gerochen iſt / ſo bleibet vngefaͤhr der 8. oder 10. Theil zuruͤck / an geſtalt eines Honigs / in welchem alle die Krafft vnd Staͤrcke verborgen / welche zuvoren in den 10. Theilen ſuͤſſenC iijMoſts38Annot. vber den AppendicemMoſts geweſen iſt / vnd kan ſolcher Trauben-Safft / deſ - ſen zuvorn 10. mahl ſo viel war / als nun iſt / in einem Faß verſchicket werden / wohin man will / verdirbt nicht / haͤlt ſich als ein Honig; vnd iſt auch leichter ein ſolch Faß mit dickem Safft zu verſchicken / als 10. Faͤſſer mit duͤnnen vnd angreifflichen Weinen: Welches nicht allein durch viel Fuhr-lohn vnd Zoͤlle verthewret / ſon - dern auch groͤßlich bißweilen mit außzapffen des Weins vnd wieder einfuͤllung des Waſſers / in ſeinen Kraͤfften geringert wird; Welches alles man allhier nicht zu be - foͤrchten hat / ſondern kan man vielleichter auff dieſe Weiſe 10. als ſonſten nur 1. Fuder bringen / wohin man will; vnd wan man ſolchen Safft hat hingebracht / da er wieder zu Wein ſoll gemacht werden / ſo geuſſt man wie - der ſo viel Waſſer darzu / als jhme im kochen entgangen iſt / oder ſo man die Weine ſtaͤrcker vnd beſſer haben will / als ſie zuvoren geweſen / oder mit jhrem eigenen Waſſer hetten werden koͤnnen / ſo genſſt man weniger Waſſer bey / vnd laͤſſt den Safft darinn zergehen / fuͤllet denſelben in Faͤſſer vnd laͤſſt ſolchen jaͤhren / ſo wird ein beſſerer Wein darauß / gleich als er geworden / wann ſein eigen Waſſer bey dem Safft geblieben were: Vnd man kan auch nicht allein nur einerley Weine aus ſolchem Saft / ſondern vnderſchiedliche Arthen der Weine (nach deme man viel oder wenig Waſſers zu thut) darauß machen / welches einen groſſen Nutzen vnd Gewinn geben kan / vnd man nicht noͤtig hat / aus Hiſpanien / oder andern weit abgelegenen Laͤndern / ſuͤſſe oder ſtarcke Weine / mit groſſem Koſten zu holen / ſondern kan ſolche an allen Orthen ſelber wachſen machen. nb. Dieſes aber ſolſtu wiſſen / daß ſolche Einkochung in keinem Keſſelge -39des Fuͤnfften Theils / Phil. O. geſchehen muß / dann der Safft bekompt einen vnliebli - chen Geruch vnd Geſchmack dardurch / oder aber ver - dirbt / wird gantz brentzlet darinn / vnd hernach keinen Wein geben kan: Deßgleichen gehoͤret auch ein beſonde - rer Niederſchlag darzu / welcher die Gilbe vnd den Ge - ſchmack / die der Safft im kochen erlanget hat / darvon ſcheide / niederfaͤlle / vnd den Wein ſchoͤn / hell vnd klar mache / ohne welche zwey Secreten, nemblich / des beſon - dern einkochens vnd wieder-benehmung der Farb vnd Geſchmacks / in - vnd nach der Fermentation, kein guter Wein darauß werden kan: Wer aber mit dem außduͤn - ſten vnd wiederumb auff-ſolviren wol weiß vmb zu ge - hen / der kan einen groſſen Reichthumb in kurtzer Zeit da - mit gewinnen / vnd wird ſolche liebliche Weine von vie - lerley Arth vnd Geſchmacks darauß machen koͤnnen / als er ſelber will vnd begehret: Der aber ſolcher beiden Kunſt-ſtuͤcken vnwiſſend iſt / ſelbiger bleibe davon / dann er wird doch nichts gutes machen koͤnnen. Dieſes aber / kan man probiren / vnd den Moſt in einem Keſſel; als eine kleine proba verkochen / bis auff die Honig-dicke / ſo wird er ſehen / daß nichts gutes weg-gehet / ſondern alles zuruͤck bleibet / vnd kan auch hernacher ſolchen ſuͤſſen Safft wieder mit ſo viel Waſſer miſchen / als jhme im kochen entgangen iſt / ſo wird er ſehen / daß es dieſelbe Suͤſſigkeit wieder erlanget / vnd einem ſolchen Moſt wie - der gleich worden / gleich als er vor dem kochen geweſen iſt / doch außgenommen den vbelen Geſchmack / welches jhme der Keſſel geben hat / vnd wann ſolches Waſſer wird zum jaͤhren gebracht / giebt es zwar einen Wein / aber gantz vnlieblich / wegen des Keſſels / gelb vnd vn - klar wegen des kochens / alſo / daß er fuͤr keinen gutenC iiijWein40Annot. vber den AppendicemWein beſtehen kan: So du jhme aber in dieſen zweyen ob er zehlten Stuͤcken helffen kanſt / ſo will ich dich ver - ſichern / daß du die allerbeſte vnd lieblichſte Weine / nach deinem Wundſch erlangen wirſt.
Aus altem Kupffer gut Spaniſch-gruͤn / in groſſer Maͤnge / mit ſehr geringem Koſten zu machen / alſo / daß auch 1. Pfundt kaum 6. ſtůber zu machen koſtet.
Dieſes iſt eine gute Wiſſenſchafft / dardurch man gantz leichtlich / mit wenig Koſten vnd kurtzer Zeit / das Gruͤnſpan in groſſer maͤnge machen kan: Vnd weilen daſſelbe nicht allein den Mahlern / ſondern auch den Faͤr - bern dienet / vnd deſſelben jaͤhrlich ein groſſe Summa kan verkaufft werden; Alſo iſt es ein gut Stuͤck / wan man nichts anders hat / ſeine Nahrung reichlich dardurch zu haben.
Auff eine gantz vnbekandte weiſe / Eſſig leichtlich zu diſtilliren / alſo compendiosè, daß auch eine gantze Ohme keinen halben Tha - ler vnkoſten darzu erfordert / damit man viel nůtzliche Dinge ver - richten kan / vnd vnter ſolchen das Spaniſch-grůn gantz leichtlich zu candiliſiren vnd Criſtalliſiren / daß auch ein Pfund keinen hal - ben Thaler zu ſtehen kompt.
Dieſer Modus diſtillandi iſt gantz vngemein / vnd bißhero bey niemand bekandt geweſen; weilen man dan zu vielen Chimicis operationibus, da Nutzen von kompt / des diſtillirten Eſſigs nicht entbehren kan / ſo iſt es wol wehrt / daß man davon gedencke / vnd ſonderlich koͤnnen die allerſchoͤneſten Farben darmit gereiniget /ge -41des Fuͤnfften Theils / Phil. O. geleuttert / vnnd thewer verkaufft werden / alſo / daß man durch ſolche Arbeit / ſo viel gewinnen kan / als man in der Haußhaltung noͤhtig hat: Welches aber / (ſo man den Eſſig in glaͤſern oder kuͤpffernen Inſtrumenten di - ſtilliren muͤſte) als eine koſtbahre vnd langſame Arbeit nicht geſchehen wuͤrde.
Aus dem Urin einen reinen vnd ſtarcken Spiritum, ohne muͤhe / arbeit vnd koſten / gantz geſchwind zu machen / alſo / daß auch 20. oder 30. Pfund fuͤr einen Thaler koͤnnen gemacht werden / damit viel wunderliche vnd nůtzliche dinge in Medicina, Alchimia vnd Mechanicis, koͤnnen verrichtet werden; vnter andern / ein ſchoͤner Himmel-blawer Vitriol von dem Kupffer / zur Medicina vnd Alchimia dienſtlich / vnd das Silber alſo flůſſig darmit gemacht wird / daß man allerhand glaͤſerne Gefaͤſſe / als Schůſſel / Teller / Leuchter / Saltzfaͤſſer / Trinck-baͤcher / vnd anderen Haußrath zum Zierrath / damit in - vnd außwendig verſilbern kan; welche nach dem Geſicht fuͤr Silberne Geſchirt erkandt werden.
Jn meinem 2. Tractatu, Furn. Philoſ. habe weit - laͤufftig von dem Spiritu Urinæ gehandelt / vnd ſolchen auff vnderſchiedliche Weiſe lehren machen; Aber deſſen Modi, davon dieſer Punct handelt / nicht gedacht / die - weil dieſe Diſtillation gantz keine Gemeinſchafft mit an - dern Diſtillationibus hat / ſie geſchehen gleich durch me - talliſche / erdene oder glaͤſerne Inſtrumenten, zu dieſer Diſtillation wird deren keins gebrauchet / ſondern ge - ſchicht nur in hoͤltzernen Gefaͤſſen / auch gantz vnd gahr ohne Feuer; Alſo / daß man zu 100. Pfund Spiritum Urinæ zu machen / nicht ein Pf. Kohlen vonnoͤhten hat / vnd der Spiritus nichts koſtet / als allein den Urin, wel - chen man auch nicht kauffen darff / koͤnnen alſo auffC vdieſe42Annot. vber den Appendicemdieſe Weiſe nicht nur 20. oder 30. ſondern 100. Pfund Spiritus gemachet werden / die nicht einen Thaler ko - ſten / das laß mir einer eine kuͤnſtliche Diſtillationſeyn?
nb. Die Diſtillation des Eſſigs / geſchicht auch ſchier auff dieſe Weiſe. Mercke / daß ich aber in dem Appendice geſetzet habe / daß man 20. oder 30. Pf. fuͤr einen Thaler machen koͤnne / iſt darumb geſchehen / auff daß es deſto glaͤublicher were / dann wan ich geſchrieben haͤtte / daß 100. oder mehr Pf. gar nichts koſten ſolten / ſo haͤtte es niemand geglaubt: Weilen ich aber ſehe / daß es den Vnwiſſenden vnglaͤublich fuͤrkompt / 20. oder 30. Pf. ſo gering zu erlangen / alſo ſetze ich nun mit der Warheit 100. Pf. Der es nicht begreiffen oder glauben kan / mag es bleiben laſſen: Es iſt gleichwol wahr vnd wird wahr bleiben / daß ſolches in der That alſo ſey. Vnd wiewohl der Spiritus Urinæ zu ſehr vielen operationi - bus Chimicis nuͤtzlich vnd gut zu gebrauchen iſt; ſo habe ichs mehrentheils der Medicin zu lieb offenbahret / dann ſo man ſolchen in copia, ohne muͤhe vnd koſten diſtilliret / kan man deſto reichlicher damit vmgehen; vnd dienet die - ſer Spiritus ſonderlich zu truckenen vnd naſſen Baͤdern / dadurch ſehr viel ſchwere vnd von den gemeinen Medi - cis vnheilbar geachte Kranckheiten / leichtlich vnd ſchleu - nig / radicitus koͤnnen curiret werden / dan dieſer Spiri - tus operiret in ſeiner groſſen Krafft miraculoſè, ja thut mehr / als ich ſagen darff vnd kan / daß ehre vnd gut dar - durch erlanget werde. Nun ſieheſtu guͤnſtiger Leſer / daß dieſer Punct ſo vnachtſamb nicht iſt / als er von vie - len darfuͤr iſt gehalten worden: Wann es die Zeit vnd Gelegenheit haͤtte leiden wollen / ich hette wol ein meh - rers von ſeiner maͤchtigen Krafft / Tugend vnd Wuͤr -ckung43des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ckung ſchreiben koͤnnen / kan aber zu ſeiner Zeit an einem andern Orth fuͤglicher geſchehen.
Den Spiritum Salis in groſſer Maͤnge zu machen / mit ſehr ge - ringem Koſten / daß auch ein Pf. kaum 6. ſtuͤber zu machen koſtet / vnd zu viel nuͤtzlichen laboribus, ſo wol in Medicina, Alchimia, als andern Kuͤnſten / kan angewendet werden / als vnter andern dieſe folgende Stuͤcke.
Jm Erſten Tractat / meiner Philoſophiſchen Oe - fen / iſt gelehret / wie man den Spiritum Salis leichtlich in copia erlangen moͤge. Dieſer Parag. aber gedenckt einer beſondern Diſtillation, welche ich nicht habe ge - mein machen wollen / vnd weilen derſelbe zu vielen Din - gen mit groſſem Nutzen (welches der Welt noch nicht bekandt iſt) kan gebraucht werden: Alſo iſt ers wol wuͤr - dig / daß man ſeiner gedencke vnd ſein Lob außbreitte. Will derohalben nur etliche Gebraͤuche in Alchimia, vmb der kuͤrtze willen auffſetzen / vnd der vbrigen / bis auf eine andere Zeit auff dieſes mahl ſparen.
Das Gold von dem Silber ab zu kochen / daß das Geſchmeid gantz bleibet; auch Silber - vnd Kupffer-haltig Goldt damit zu ſolviren vnd ſcheiden / rein aus dem Waſſer faͤllen / vnd das Waſ - ſer wieder zu dergleichen Arbeit mehrmahlen zu gebrauchen / alſo / daß vnder allen Scheidungen der Metallen / im naſſen Wege / kein nuͤtzlicher vnd profitlicher zu finden iſt / vnd das Gold auff dieſe weiſe auff den hoͤchſten Halt gebracht wird.
Dieſes iſt den Chimicis nicht vnbekandt / daß man durch ein Aquam Regis, das Goldt vom vergüldtenSilber44Annot. vber den AppendicemSilber kan abkochen / auch Kupffer vnd Silber-haltig Gold dar mit ſolviren vnd ſcheiden / wird aber wenig ge - than / vmb folgender Vrſachen willen / nemblich / wann das Gold von dem Silber Geſchmeid mit Aqua Regis ſoll abgekocht werden / vnd nicht ſehr hoch oder ſtarck verguͤldet iſt / ſo bezahlt es kaum die vnkoſten / weilen das Aqua Regis viel muͤhe vnd koſten erfordert / zu machen / hergegen aber der Spiritus Salis wenig koſtet: Zum An - dern / wann man ſchon das Gold mit dem Aq. R. ſol virt hat / ſo iſt es ſchwerlich vnd muͤhſamb / wieder darauß / oder davon zu ſcheiden; Etliche / welche damit ſind vmb - gangen / haben das Gold aus dem Aq. R. mit Lixivio Sa - lis Tartari præcipitirt, abgeſuͤſt vnd mit Borras ge - ſchmoltzen: Weilen aber ein ſolcher Gold-kalck / der durch einen Niederſchlag des Salis Tartari gemachet / ſich in der Hitze entzuͤndet / vnd ſchlaͤgt als ein groß Geſchuͤtz / deme vor zu kommen / haben ſie ſolchen Gold-kalck zu - voren mit gemeinem Schwefel vermiſchet vnd außge - gluͤet / dardurch jhme ſeine ſchlagende Krafft iſt benom - men worden / vnd dan erſt mit Borras geſchmoltzen / wel - che Arbeit dan ſehr viel Zeit / Muͤhe / Koſten vnd Fleiß erfordert / ſo man anders wol damit ſoll vmbgehen vnd nichts vom Gold verlichren will; ſo fleiſſig aber / als man da mit vmbgehet / ſo kan es gleichwohl nicht alles wieder gefunden werden / ſondern allzeit etwas vom Golde ver - lohren gehet / derohalben keinguter Modus. Andere aber haben das Aqua R. durch die Diſtillation wieder - umb von dem Golde gezogen / aber neben der groſſen Muͤhe vnd Geſtancks des Aqua R. auch Gefahr wegen brechung des Glaſes / haben ſie noch befunden / daß jhr Aq. R. viel Gold mit ſich gefuͤhret vnd geraubet hat /dero -45des Fůnfften Theils / Phil. O. derohalben auch nicht gut; Etliche haben das’ ſolvirte Gold in dem Aq. R. mit Solutione Vitrioli vnd Alu - minis nidergeſchlagen in ein ſchwartz Pulver / vnd ſol - ches hernach zuſammen geſchmoltzen / haben aber befun - den / daß ſich das Eiſen vnd Kupſſer / welches in dem Vitriolo iſt / auch zugleich mit dem Golde hat præcipi - tiret, dardurch das Gold Eiſen vnd Kupfferhaltig wor - den / welches auch nicht tuͤchtig / derohalben von ſolcher Arbeit iſt abgelaſſen worden. Allhier aber werden der - gleichen Hindernuͤſſen gantz keine geſunden / dan ſo bald das Gold in dem Spiritu Salis ſolviret iſt / thut man den Niderſchlag darzu / vnd ſetzet die Solution in einen kuͤpf - fernen Keſſel / (da kein Gefahr des brechens zu beſorgen iſt) vbers Fewer zu kochen / ſo ſcheidet ſich das Gold von dem Spiritu Salis, vnd faͤllt mit ſeiner natuͤrlichen Farbe ſchoͤn rein zu boden / das Kupffer aber bleibet in dem Spiritu, welcher von dem Golde ſoll abgegoſſen / vnd zu weitterm Gebrauch bewahret werden / das Gold abge - ſuͤſt / getruͤcknet vnd geſchmoltzen / ſo haſtu alles ohne Ab - gang / mit geringem koſten vnd kurtzer Zeit verrichtet / welches das aller ſchoͤneſte / leichteſte vnd nuͤtzlichſte Scheiden iſt im naſſen Weg / Gold / Silber vnd Kupffer von einander zu ſcheiden. Da von kan weitters geleſen werden / in meinem Vierdten Tractat Philoſophiſcher Oefen.
Aus allen Laͤtten vnd Sand / wie auch aus Kißlingſteinen / Quartzen vnd andern Berg-arthen / welche angeflogen / flaͤm - micht vnd leicht Gold halten / vnd derentwegen mit Nutzen / we - der mit waͤſchen oder Mercurio; noch ſchmeltzen kan auß-gebrachtwer -46Annot. vber den Appendicemwerden / das Gold leichtlich auß zu laugen vnd zu gut zu machen / damit an ſolchen Orthen / da dergleichen Sand / Laͤtten / oder Steine gefunden / ein groſſes kan gewonnen werden.
Dieſer Paragr. gedencket einer Arbeit / welche mit dem Spiritu Salis kan gethan werden / dadurch man al - lendhalben in allen Orthen vnd Enden / da nur Land iſt / vnd Berge / Steine / Sand vnd Laͤtten gefunden wird / mit kleiner muͤhe vnd arbeit / ſeine Nahrung reichlich ha - ben kan; dan wo nur Land iſt / da wird auch Laͤtten / Sand vnd Kißling-ſteine gefunden / da der mehrentheil ein angeflogen Gold mit ſich fuͤhren / welches man in dem Sand vnd Laͤtten zwar nicht ſehen kan / die Proba aber bezeuget ſolches / in den Kißlingſteinen vnd Quartzen / o - der Felſen / kan mans biß weilen ſehen / wann man einen ſolchen Stein von einander ſchlaͤgt / ſo aber der Stein zu hart iſt / muß man ſolchen zuvorn außgluͤen vnd in ei - nem kalten Waſſer abloͤſchen / ſo wird er muͤrb vnd laͤſt ſich hernach gern puͤlvern / vnd wird durch ſolche auß - gluͤung das Gold / welches darinnen iſt / auch ſcheinba - rer; Deßgleichen werden gantze Berge vnd Felſen von ſolcher Arth Steine gefunden / da man das Gold daran angeflogen ſiehet / aber ſo duͤnn vnd leicht / daß es keine koſten / ſolches auß zu ſchmeltzen / ertragen kan. Auff dieſe Weiſe aber / kan das Gold von dergleichen Stei - nen / durch den Spiritum Salis gar leicht gebracht / vnd eine ehrliche / ſtille Nahrung dardurch erlanget wer - den: Man muß ſolche Steine lernen kennen / vnd wer - den die Kißlingſteine vor andern leichtlich erkandt / wan man / nemblich / dieſelben in ein Fewer leget vnd auß - gluͤet / abloͤſchet vnd zerſchlaͤgt / iſt Gold darinnen / ſo iſt er allenthalben / in wie viel ſtuͤcken man ſolchen zerſchlaͤgtmit47des Fůnfften Theils / Phil. O. mit einer glaͤntzenden gilbe vnd roͤhte vberzogen / vnd wan er pulveriſiret iſt / ein roth Pulver wird / welches er vor dem außgluͤen nicht geweſen iſt; vnd halten oder fuͤhren ſolche Steine gemeiniglich auch Eiſen neben dem Golde / vnd gibt aber das Eiſen in dieſer Arbeit kein Hindernuͤß / ſondern ſchlaͤgt ſich nur das Gold allein aus dem Spiritus Salis, vnd das Eiſen bleibt im Waſſer.
Es iſt eine ſchoͤne vnd leichte Arbeit / laͤſſt ſich in groſ - ſer quantitaͤt thun / vnd giebt reiche Außbeute / alſo / daß viel tauſend Menſchen / ſolche / ohne jhres Naͤchſten Schaden / jhre koſt vnd vnterhalt vberfluͤſſig dardurch haben koͤnnen: Vnd beſtehet das Secretum allein darin / daß man den Spiritum Salis fuͤr ein kleines in copia zeugen kan / vnd hernach die handlung des Niederſchags verſtehe vnd wiſſe.
Auff eine beſondere / geheime / bißhero vnbekandte weiſe / alle wilde Berg-arthen / wie ſie auch moͤgen Nahmen haben / kuͤnſilich zu probieren / vnd den rechten Halt zu finden / welches auff gemeine weiſe vnmuͤglich zu thun iſt / vnd dienet ſolche Kunſtan denen Orthen / da Berg-wercke ſeyn; dan offtermahlen ein wild Gold - Ertz / wan es nach gemeiner welſe probieret / vnd nichts darin ge - funden wird / vngebawet liegen bleibet / vnd niemand zu nutzen kompt; Vnd werden bißweilen auch an ſolchen Orthen / da keine Bergwercke ſind / vnderſchiedlicher arth vnd ſorten / Glimmer / rothe vnd weiſſe Talcken gefunden / welche auff gemeine weiſe nichts oder gar wenig geben / vnd gleich wol offtermahls viel Sil - ber vnd Gold darinn verborgen ſtecket / vnd verlohren bleibet / welches doch mit groſſem Nutzen koͤnte herauß geſchmeltzet werden.
Dieſes probiren iſt gantz ein ander thun / als das ge -meine48Annot. vber den Appendicemmeine probieren / welches vnter einem Muͤffel auff Ca - pellen gethan wird vnd gehet mehrentheils auff die wilde Berg-arthen / welche nicht ins Bley gehen / dann ſo ein Berg-arth nicht ins Bley gehet / wie kan man wiſſen / was darinnen iſt? Jſt derowegen ein vberauß nuͤtzliche vnd noͤhtige Kunſt / denen / welche jhr Gluͤck in vnd aus der Erden / Steinen vnd Ertzen ſuchen / dan aller Halt / ſo wenig auch deſſelben iſt / kan dardurch erfahren wer - den; dan wan man den eigendlichen Halt weiß / ſo kan man ſeine Rechnung hernach machen / ob der Sand / Laͤtten / Stein / oder Berg-arth / mit Nutzen koͤnne gear - beittet werden. Vnd beſtehet die Kunſt eigendlich in der conjunction des Saturni, dann wann die Berg-ar - then keine gemeinſchafft mit dem Bley haben / vnd nicht darein gehen / oder ſich damit vermiſchen / ſo iſt es vn - muͤglich jhren Halt zu finden / vnd ſind ſolcher Berg - arthen ſehr viel / welche bißweilen ziemlich reich an Golde ſeyn / weilen dieſelben aber nicht ins Bley gehen / bleiben ſie als vnnuͤtze Steine liegen / vnd werden nicht zu gut gebracht: So man aber dieſelben durch ein Me - dium mit dem Bley wohl vereinigen kan / ſo geben ſie jh - ren Halt eben ſo gern von ſich / als die milden Ertze / vnd koͤnnen mit nutzen geſchmoltzen werden / vnd ſoll bill ich fuͤr ein Stuͤck Fundamenti Alchimiæ angenommen vnd gehalten werden.
Ein ſchoͤn Compendium, vnd vber die maſſen nuͤtzliche Inven - tion, welche noch bey niemand im gebrauch geweſen; wie man allerhand Ertz / auff eine ſehr profltliche weiſe / in groſſer Maͤnge ſchmeltzen ſoll: Alſo / daß man in einem Tage / in einem Stich -ofen49des Fũnfften Theils / Phil. O. ofen mehr Ertz ſchmeltzen / als auff die bekandte weiſe in acht Ta - gen kaum geſchehen kan / dadurch viel vnkoſten erſparet / vnd jaͤhr - lich ein groſſes / mehr als ſonſten / kan gewonnen werden.
Dieſe Kunſt / die Ertzen leichtlich in groſſer maͤnge zu ſchmeltzen / iſt noch bey keinem Bergwerck bekandt / oder gebraͤuchlich geweſen / zweiffele aber nicht / es wer - de mit der Zeit dahin kommen / dann es dem bekandten Schmeltzwerck weit vor zu ziehen iſt; vnd beſtehet die Wiſſenſchafft alle in darinn / weilen man ſolches ohne Blaßbalg / vnd nur durch beſondern Windfang / wel - cher die kohlen jmmer ſo ſtarck anblaͤſet (als Baͤlge) ver - richten kan: Dan was fuͤr groſſe koſten / jaͤhrlich auff die Blaßbaͤlge vnd Muͤhlen / davon ſie gehoben werden / in den Schmeltzhuͤtten wird angewendet / wiſſen die Bergleute ſehr wol / vnd vber das / muß bißweilen das Ertz vnd kohlen ſehr weit in die Thaͤler / da Waſſer iſt / gefuͤhret / ohne welches die Blaßbaͤlge nicht fuͤglich koͤn - nen regieret werden / welches die Arbeit ſehr verthewret vnd das Bergwerck beſchweret. Vnd vber dieſes hat man allhier bey meinem Schmeltz-werck / noch dieſen Vortheil / welchen andere nicht haben koͤnnen; Nemb - lich / daß man die Schmeltzoͤfen ſo groß machen kan / als man will / welches andere nicht thun koͤnnen / dan ſo der Ofen noch ein mahl ſo weit ſolte gemacht werden / als ſonſten gebraͤuchlich / ſo muͤſten auch die Baͤlge noch einmahl ſo groß ſeyn / vnd auch die Muͤhlen mehr Waſ - ſer haben vnd groͤſſer ſeyn / welches man aber nicht v - berall haben kan / alhier darff man keiner Baͤlge / noch Muͤhlen / ſondern kann der Ofen ſo groß gemacht wer - den / als man ſelber will / vnd ſo viel mahl der Ofen groͤſ - ſer iſt / als ein anderer / ſo vielmahl mehr Ertz manDdarin50Annot. vber den Appendicemdarin ſchmeltzen kan: Vnd zweiffele nicht / daß dieſes nicht das aller befoͤrderlichſte Schmeltzen vnter al - len denen ſey / welche bißhero in vbung geweſen ſind: Ob aber alle Ertze darin koͤnnen geſchmeltzet werden / iſt mir noch zur Zeit vnbekandt / dan ich nur in einem klei - nen Ofen Bley-Ertz geſchmoltzen habe / andere Ertze habe ich keine Gelegenheit gehabt / zu verſuchen / weilen mir nicht allein das Ertz / ſondern auch der Orth / den Ofen zu ſetzen vnd zu ſchmeltzen / allhier / da ich mich nun auffhalte / gemangelt / hoffe aber (wans Gott gefaͤllig) ehe ein halb Jahr verlauffen / an einen bequaͤmen Orth / da kohlen vnd Ertze zu bekommen ſeyn / mich zu begeben / vnd dann ein mahl verſuchen / was Fewer vnd Kunſt vermag.
Deßgleichen ſolche Wercke / die von dem ſchmeltzen kommen / auff viel eine beſſere weiſe ab zu treiben / vnd das Silber auß dem Bley zu ſcheiden.
Dieſes Kunſt-ſtuͤck iſt nichts anderſt / als ein beſon - der abtreiben vnd ſcheidung des Bleyes von dem Sil - ber / welches darinnen iſt: Dann gleich wie auff den Schmeltzhuͤtten / allendhalben das Silberhaltige Bley durch das Geblaͤß auff einem Herd zu Glet gemachet / vnd alſo davon geſchieden wird; Alſo vnd beynahe auff ſolche Weiſe / dieſes mein Scheiden auch geſchicht; nemlich / daß das Bley zu Glett gemacht wird / aber nicht durchs Geblaͤß; ſondern / in einem beſondern Ofen. Derohalben nuͤtzlicher / als das erſte vnd gemeine.
Dieſes iſt von dem abtreiben ins Groß zuverſtehen:Weit -51vber den Fũnfften Theil / Phil. O. Weitters aber iſt noch einander abtreiben / welches man gebrauchet / wann man die Ertzen vnd Metallen / nach dem kleinen Centner Gewicht probieret: Vnd geſchicht ſolches abtreiben nicht auff Capellen / von Aſchen / oder gebrandten Beinen gemacht / gleich allendhalben ge - braͤuchlich iſt / (gantz nicht) ſondern nur allein in kleinen Tigeln / deren man 4. 6. oder 8. zugleich auff einmahl / in einem kleinen oͤfelein / zwiſchen die kohlen / vnd nit vnter einen Muͤffel ſetzen darff; vnd koͤnnen auff dieſe Weiſe in einem Tage / mehr Proben gemacht werden / als vnter einem Muͤffel auff den Capellen in 8. Tagen geſchehen kan. Dan allhier das probieren auff einmahl / in einem Geſchirr / in kurtzer Zeit geſchicht / vnd vollendet wird / auff die gemeine Weiſe aber / muͤſſen die Ertze zuvoren / wan ſie wild ſind / geroͤſtet / mit einem Zuſatz in eim Ti - gel vor den Balg oder in eim Windofen angeſotten / darnach das angeſottene auff einer Treibſcherben / vn - ter einem Muͤffel verſchlacket / vnd das geſchlackte end - lich auff einer Capellen zuletſt abgetrieben werden.
Welche 4. Arbeiten / als roͤſten / anſieden / ſchlacken vnd abtreiben / innerhalb 3. oder 4. Stunden kaum ge - ſchehen kan; Allhier aber / werden die Ertze / ſie ſeyen wild oder mild / nicht geroͤſtet oder angeſotten / ſondern wird zu gleich das roͤſten / anſieden / ſchlacken vnd abtreiben in einer viertheil oder auffs laͤngſte in einer halben Stund / in einem Tigel alles verrichtet / welches fuͤrwahr ein be - fuͤrderliches probieren oder abtreiben iſt; vnd bekenne rund auß / wan ich dieſes abtreiben nicht gefunden haͤtte / noch ſo weit in erkaͤndtnuͤß der Metallen vielleicht nicht kommen were: Dann man kan leichtlich Rechnung ma - chen / was fuͤr Muͤhe vnd Zeit (will geſchweigen der vie -D ijlen52Annot. vber den Appendicemlen kohlen / die verbrandt werden) erfordert / wan man zu jeder Prob / in vnterſchiedlichen Oefen Feuer ma - chen muß / welches aber allhier in einem Ofen vnd Feuer vollkoͤmlich / ſehr geſchwind kan gethan werden. Vnd dienet ein ſolches ſchnelles abtreiben allen denen / welche der Metallen vnd Mineralien Eigenſchafft vnd Natur zu erſuchen eifferig ſind / vnd doch jhre Geſchaͤff - ten oder Beruff nicht zu laͤſſet / viel Zeit an ſolche lange Arbeit zu wenden / vnd damit zu verliehren / vnd iſt auch ſehr nuͤtzlich zu wiſſen / den Bergleuten / leichtlich / oder mit kleiner Muͤhe vnd Arbeit in kurtzer Zeit / vielmehr Ertz zu probieren; vnd dienet auch allen andern Chimi - cis, welche nur mit Gold vnd Silber vmbgehen / etwas gekuͤnſtelt haben / vnd gern wiſſen wolten / ob jhre arbeit gegluͤcket oder nicht / koͤnnen alſo bald ein ſolches Werck in einem Tigel probieren / vnd doͤrffen ſo viel anſtellens nicht; vnd iſt dieſes ſecrete Abtreiben / nicht allein ins kleine / in kurtzer Zeit viel dardurch zu probieren / ſon - dern auch ins groſſe zu gebrauchen; Dann man eben ſo bald 10. oder 20. Pf. als ein oder zwey Loth abtreiben kan / nur daß der Tiegel zu mehr Bley / auch deſto groͤſſer (wie man leicht erachten kan) ſeyn muß / vnd hat man auch dieſes noch allhier zum Vortheil / daß man zum ab - treiben der Metallen / ſo viel Bley nicht vonnoͤhten hat / als bey dem gemeinen abtreiben / dann ſo man nur zwey oder 3. mahl ſo viel Bley zu ſetzet / als das Metall oder Ertz gewogen / vnd wann es ſchon Kupffer were (darzu ſonſten auffs wenigſte 16. oder 18. mahl ſo viel gehoͤret) ſo wird es gleichwol fein dardurch; vnd vber dieſes gehet noch des Bley / noch das ♀ allhier verlohren / ſondern wird alles behalten / vnd darff man ſolches nicht durchgroſſe53des Fünfften Theils / Phil. O. groſſe koſten wieder aus den gebrauchten Teſten (darinn es im gemeinen abtreiben gangen iſt) herauß ſchmeltzen / ſondern kan durch ein kleines Fewer das Kupffer von dem Bley geſeigert / vnd jedes beſonder erhalten werden. Vnd ſage mit Warheit / daß dieſes ſecrete abtreiben / das geringſte Stuͤck in Alchimia nicht iſt / vnd zu vielen groͤſ - ſern Secreten zu gelangen / vrſach vnd anlaß geben kan. Nun moͤchte jemand ſagen / du machſt viel Worte von guten Secreten / wilt aber nicht damit herauß / ſondern behaͤltſt den Daumen in der Hand; wer kan ſeinen Kopff daruͤber brechen vnd ſolches finden? Ey lieber meinſtu / daß man dir den Pap kaͤuen vnd einſtreichen ſoll / ſtecke die Haͤnde in die kohlen vnd ſuche auch / gleich als ich / oder ein anderer (der etwas erfahren will) thun muß: Wer hat mir etwas davon geſagt / Niemand als die V - bung vnd das Gluͤck; betrachte das Sprichwort: Uſus facit artem, oder fabricando fabri fimus, vnd haͤtte ich ſo viel anleittung gehabt / als ich dir hiermit giebe / ich haͤt - te mit geringerer muͤhe vnd koſten / weitter kommen koͤn - nen als geſchehen iſt. Gedencke an Chriſtophorum Columbam, nach deme er mit viel Sorge vnd Gefahr / das vierdte vnd groͤſſeſte Theil der Welt / America er - funden / was andere hernach fuͤr Vortheil gehabt / an ei - nem ſolchen guten gebaueten Wege / den Reichthumb mit kleiner Muͤhe vnd Gefahr von dannen zu holen? Jſt ſeine That nicht lobens werth / ſo lang die Welt ſtehet / daß er nur angezeigt hat / daß noch ein ſolch reich Land von Gold vnd Silber zu finden ſey / ob er ſchon nicht je - derman dahin gebracht vnd mit fingern gezeiget hat? Sind nun andere auff ſein Wort vnd anleittung nicht dahin gangen vnd groſſen Reichthumb geholet? ja einenD iijſol -54Annot. vber den Appendicemſolchen weitten weg vber die wilde See / warumb ſolte man dan auch nicht (ein ſolches Secretum zu erlangen / durch welches Anlaß / man eben ſo wol Gold vnd Sil - ber ohne außſtehen der gefaͤhrlichen Seefahrt / kan er - worben werden) etwas muͤhe vnd koſten anlegen wol - len: nun moͤchteſtu mit dem Fuchs ſagen; Veſtigia me terrent, ich ſehe / daß ſo viele in Alchimia ſuchen / Hauß vnd Hoff verbrennen vnd doch endlich nichts finden / darumb ich mich nicht gern auff ein vngewiſſes einlaſſen kan / das muß ich mit bekennen; iſt aber nicht der Kunſt / ſondern des Suchers ſchuld: Zweiffele aber nicht / dieſe meine Schrifften / werden zu der Alchimia ein groſſes Liecht ſeyn / vnd mancher dardurch auff einen guten Weg kommen. Vber dieſes ſoll man auch wiſſen / daß noch ein anderer Saturnus ſeye / als der gemeine / mit welchem wunder Dinge in Alchimia (darzu doch der gemeine nicht zu gebrauchen iſt) koͤnnen gethan werden / vnd iſt eben der jenige / deme Paracelſus in ſeinem Cœlo Philoſophorum ſo viel gutes zu ſchreibet / welchen man erkennen vnd zu gebrauchen lernen muß. Allhier aber zu dieſem abtreiben wird das gemeine / vnd jederman be - kandte Bley gebrauchet / vnd ſoll jhme aber darumb nie - mand einbilden / als wan er darumb geringer were / als ſein Bruder / welcher den Philoſophis angenehmer iſt / ſondern gleichwol wiſſen / wann er zuvorn geiſtlich wor - den vnd gewaſchen iſt / eben ſo wol zu dem Koͤnig in ſeine beſte Kammer (ein gut Lehen von jhme zu empfangen) eingehen darff.
Auch die Ertze an ſolchen Orthen / da keine Holtzkohlen zu be - kommen / oder wan ſie zu bekommen ſeyn / jmmer ſo wohl durch Steinkohlen / in groſſer maͤnge / zu ſchmeltzen; ein geſchwinde vnd nůtzliche Arbeit.
Dieſe arth zu ſchmeltzen / geſchicht auch nicht durch Blaßbaͤlge / ſondern durch die Flamm von Holtz oder Steinkohlen gemacht / welche vber die Ertze / (ſo gleich - ſam in einem Tigelligen vnd keine kohlen darzu koͤnnen) ſtreichet / vnd ſolche zum Fluß bringet / dienet aber nur zu weichfluͤſſigen vnd nicht zu allen Ertzen / dardurch das Ertz bey weittem ſo viel Abgang nicht leidet / als durch das Geblaͤß geſchiehet.
Alle Sulphuriſche / Arſenicaliſche / Antimonialiſche / Kobolti - ſche vnd andere gifftige oder fluͤchtige Ertzen / wegen jhrer fluͤch - tigkeit / nicht im Fewer zu halten oder zu ſchmeltzen ſeyn; durch eine beſondere arth / eines Ciments oder Roſt-ofens zu binden vnd figiren / daß ſie hernach ihr Silber vnd Gold gern von ſich geben / vnd mit groſſem Nutzen erhalten werden.
Den Bergleuten iſt ſolches genugſamb bewuſt / daß biß weilen vnzeittige Mineralien gefunden werden / wel - che gantz nichts von Silber vnd Gold halten / gleichwol wann dieſelben außgegraben vnd eine Zeitlang in die Lufft gelegt werden / ſolche hernach in der kleinen vnd groſſen Probe viel Gold vnd Silber von ſich geben / als da iſt / Wißmuth / Kobolt / Auripigmentum vnd ande - re Antimonialiſche oder Arſenicaliſche Mineralien. D iiijWei -56Annotationes vber den AppendicemWeilen dann ſolche Zeittigung oder Verbeſſerung / die bloſſe Lufft (durch welche das Sal activum oder matura - tivum in den Mineralien / zur Wuͤrckung entzuͤndet wird) verurſachen kan / warumb ſolte man dann nicht auch ſolchen vnzeittigen Mineralien / durch dergleichen figirenden Salien zu huͤlffe kommen / vnd dieſelben dar - durch zur perfection oder maturation bringen koͤn - nen? Der Natur vnd Kunſt iſt es wol muͤglich / aber vnſerm groben vnnd vngeuͤbten Hirn vnbegreifflich: Was Raht nun? ſoll man den Vnverſtaͤndigen ſolches zu glauben / (durch kaͤwen vnd in den Mund ſtreichen) alles offenbahren / gantz nicht / man laſſe ſie auch ſuchen / gleich wie ich vnd ein anderer auch gethan haben; wans jhnen Gott goͤnnet / ſo werden ſie es finden / vnd jhre Frewde daran ſehen: Wo es jhnen aber Gott nicht goͤn - net / wuͤrde doch alle Lehr vnd Vnderweiſung verlohren ſeyn. Dieſes aber will ich ſagen / daß bey ſolchen vn - zeittigen vnd fluͤchtigen Mineralien / das Gold oder Sil - ber / welches man nach der Zeittigung herauß bringet / nicht corporaliſch darin verborgen iſt geweſen / wan ſol - ches were / ſo wuͤrde man es durch kuͤnſtliches ſcheiden oder probiren herauß bringen koͤnnen / welches aber nicht geſchehen kan; ſondern es ligt darin / gleich als ein Kind in ſeiner Mutter / mit vielen Huͤlſen vmbgeben; Wie auch Paracelſus ſolche Mineralien / Sulphura Embrio - nata nennet / vnd manglen nur allein der Zeittigung / welcher ſie durch die Bergkleute (in deme ſolche zu fruͤhe aus dem Neſt gehoben) beraubet ſeyn. Auff was Weiſe vnd Wege aber ſolche Figirung vollbracht wer - de / iſt allhier nicht noͤtig zu offenbahren; doch muß ich dieſes ſagen / daß ein jedweder fluͤchtiger vnd vnzeittigerSul -57des Fůnfften Theils / Phil. O. Sulphur mit dem fixen corporaliſchen Golde / gantz kei - ne Gemeinſchafft hat / vnd ſich ſehr vngern vnd auch et - licher ſich gantz vnd gar nicht darmit vereinigen oder vermiſchen laͤſſet; wie zu ſehen iſt / bey dem ſcheiden der Metallen / durch den Guß / da etliche Metallen / fixe vnd vnfixe beyſammen geſchmoltzen ſeyn / vnd man nur ei - nen gemeinen Sulphur darzu bringet / ſo vermiſchet er ſich mit den vnfixen Metallen / welche jhme am nechſten verwand ſind / vnd macht dieſelben zu Schlacken / die fixere aber / als das Gold vnd Silber (vnd ſonderlich das Gold) will ſich nicht damit vermengen / ſondern fleugt den brennenden Sulphur vnd ſcheidet ſich auß na - tuͤrlicher krafft von der Mixtur, vnd faͤllet zu boden in einen Koͤnig / gleich als wolte es ſagen / ſoll ich mich wie - der auffs newe mit Vnreinigkeit verunedelen? der ich doch ſchon einmahl ſauber vnd rein von der Natur ge - bohren bin? vnd iſt gleichſamb eine Antipathia zwiſchen eim fixen vnd vnfixen Sulphur. nb. So aber der ge - meine Sulphur figiret iſt / ſo miſchet er ſich viel lieber mit dem Golde / als mit den andern vnvollkommenen Me - tallen / welches einem Vnerfahrnen ein Wunder iſt an - zu hoͤren; vnd ein groſſes Geheimnuͤß darhinder verbor - gen ſtecket / deme man billich nach dencken ſolte. Deß - gleichen laſſen ſich auch alle Arſenicaliſche vnd Kobolti - ſche Ertze figiren / daß ſie ſich hernach mit dem Silber gern vereinigen vnd bey jhme beſtaͤndig bleiben. Das Auripigmentum vnd Antimonium aber / ſind beider Naturen / nemblich / Goldes vnd Silbers theilhafftig / vnd laſſen ſich auch darin figiren / vnd zum theil beſtaͤn - dig machen. Dieſes aber kan ich nicht verſchweigen / daß ein ſolche Arbeit ſehr gefaͤhrlich iſt / vnd man leicht -D vlich58Annot. vber den Appendicemlich in Gefahr des Lebens dardurch kommen kan / dero - halben ein jedweder wol zu ſehe (wann er darin etwas thun will) daß er in ſeiner Arbeit behuͤtſamb ſeye / vnd in keinem andern Ofen / als in dieſem / welcher der 4. in der Zahl iſt / vnd wol an ſich zeucht / laborire / ſo hat man ſich ſo viel nicht zu beſorgen. Dieſes aber / kan ich mit War - heit ſagen / ſo lang ich etwas in Metalliſchen Dingen laboriret habe / mir niemahlen dergleichen Arſenicaliſche Duͤnſte ſchaͤdlich gefallen ſeyn / vnd habe anders kein Præſervativum gebrauchet / als mich gehuͤtet / mit einem nuͤchtern Magen / darmit vmb zu gehen / derohalben am beſten / zuvorn ein ſtuͤck Butter auff Brodt geſſen / einen guten Trunck Wermuth - Wein darauff gethan / vnd auch darneben / ſo viel es moͤglich / den Rauch gemeidet / ſo hat man ſich gantz keiner Gefahr zu befoͤrchten.
Durch den Guß das leichte vnd flaͤmmichte Gold vnd Silber aus dem Sandt / Laͤtten / Kißling-ſteinen oder andern armen Berg-arthen / mit Nutzen auß zu ſchmeltzen.
Oben in dem 19. Paragr. iſt geſagt worden / wie daß man ſolches flaͤmmichte Gold / welches wegen der leichte nicht durch ſchwemmen oder waſchen / in welchem es mit dem Sande hinweg gehet; noch durch anquicken des Quick ſilbers / weilen es leichter als der Sand iſt / vnd nicht darvon in die Engte kan gebracht werden / mit Nu - tzen aus dem Sande / durch eine Außlaugung mit dem Spiritu Salis extrahiren koͤnne. Allhier aber wird ge - ſagt / daß es auch moͤglich ſeye / durch das ſchmeltzen her - auß zu bringen / welches ohne Zweiffel manchem vn - glaͤublich vorkompt / in deme deſſelben ſo wenig vnd mitſo59des Fũnfften Theils / Ph. Oefen. ſo vielem Sande vermiſchet iſt / vnd viel Bedenckens verurſachet / auff was Weiſe vnd Wege ſolche maͤnge des Sandes oder Laͤtten / von einer ſo kleinen quantitaͤt Goldes mit Nutzen ſolte koͤnnen geſcheiden werden; da - rauff berichte ich / daß es freylich durch keinen Fluß / oder Zuſatz / wie vnkoͤſtlich derſelbe auch ſeyn moͤchte / mit Nutzen herauß koͤnne geſchmeltzet werden / dan das Gold die koſten / welche darauff gehen / nicht bezahlen wuͤrde / muß derohalben auff eine andere Weiſe geſchehen / nemblich alſo; Es ſind etliche gemeine Metallen / wel - che / ſo dieſelben durch Kunſt der Alchimiæ zerſtoͤret / vnd aus jhrer Metalliſchen Natur ſollen gebracht vnd verbeſſert werden / einen Sand oder Kißling darzu von - noͤhten haben / ohne welchen ſolche Verſtoͤrung nicht wol geſchehen kan / zu welcher Verſtoͤrung dan / man ſolchen guͤldiſchen Sand oder Kißling gebrauchen kan / alſo kompt auch dieſes Gold / welch es darinn geweſen / vnd ſonſten durchs ſchmeltzen / mit Nutzen nicht haͤtte herauß koͤnnen gebracht werden / zugleich mit dem jenigen / was die verbeſſerte Metallen geben / auch mit herauß / vnd hilfft den koſten tragen / alſo / daß deſto reichere Außbeu - ten fallen.
Aus etlichen geringen vnd vnvollkommenen Metallen vnd Mineralien jhr vnſichtlich Gold / welches durch gemein vnd be - kandt abtreiben nicht geſpuͤret wird / mit groſſem Nutzen / auff eine beſondere vnd geheime Weiſe / herauß zu ſchmeltzen.
Dieſer Paragr. handelt von der Arbeit / davon eben in den vorhergehenden paragr. auch gedacht worden;Vnd60Annot. vber den AppendicemVnd iſt ſolche Arbeit anders nichts / als eine Zerſtoͤrung der geringeren Metallen / als des Saturni, Jovis, Martis & Veneris, in ein jrrdiſch Weſen / einem Glaß odes vn - achtſamen Schlacken gleich / durch welche Zerſtoͤrung vnd wieder reducirung / dieſelben durch das Fewer ge - zeittiget / vnd durch den Zuſatz etlicher maſſen gereiniget werden / alſo / daß ſie hernach Gold vnd Silber im ſchei - den von ſich geben / welches ohne dieſe vorhergehende Zerſtoͤrung vnd Reinigung nicht haͤtte geſchehen moͤ - gen.
Das außgeſchmeltzte Silber vnd Gold / auff eine gantz ge - ſchwinde vnd vnkoͤſtliche Weiſe / durch den Guß von einan der zu ſcheiden; alſo / daß man in einem Tage in eim Ofen / durch eine Perſohn / etliche 100. Marck kan ſcheiden laſſen / koſtet nicht halb ſo viel muͤhe / arbeit / vnd anlag / als durch das Aqua fort, oder Cimenten.
Dieſes ſcheiden Goldes von dem Silber / durch den Guß / iſt eine vber die maſſen ſchoͤne / geſchwinde vnd profitliche Arbeit (weil es ohne Aq. F. zu gehet) das Gold von dem Silber zu ſcheiden; vnd weiß niemand / wie ein muͤhſehliges / vngeſundes vnd ſorgliches ſcheiden es iſt / durch die aquas fortes, als die jenigen / welche ſich taͤglich darmit ſchleppen muͤſſen: Alhier aber durch dieſen Weg / kan es gar leichtlich vnd geſchwind geſchehen / vnd hat eine ſolche Beſchaffenheit darmit / man zerſchlaͤ - get das Silber-werck in ſolche Stuͤcken / daß es in den Tigel gehen moͤge / fuͤllet denſelben ſo vol darmit an / als er vertragen kan / vnd thut einen Scheidfluß auch darzu / laͤſſt es zuſammen flieſſen / vnd wan es gefloſſen iſt / ſoſchlaͤgt61des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ſchlaͤgt man das Gold darinnen / mit einem Nieder - ſchlag / von dem Silber in einen kleinen Koͤnig / geuſſt das Werck aus / in einen ſpitzigen Gießbuckel / laͤſſt es er kalten / vnd ſchlaͤgt mit einem Hammer daran / ſo faͤllt der Koͤnig / welcher das Gold aus dem Silder genom - men hat / von der vbrigen maſſa, welcher aber nicht gantz ohne Silber iſt / ſondern behaͤlt gemeiniglich noch zu eim theil Gold / 2. oder 3. theilen Silber bey ſich / welches / nach deme er abgetrieben iſt / durch Aq. F. muß geſchieden werden: Alſo kan man alles Gold / welches zu voren in 100. Marck Silber war / (in 2. oder 3. Marcken auffs hoͤchſte) bringen / vnd dan mit Aq. F. ſcheiden / darff man alſo nicht die 100. Marck erſtlich alle zuſammen fein brennen / koͤrnen vnd alles Silber mit Aq. F. auffſolvi - ren vnd wieder mit viel Muͤhe vnd Arbeit auß dem Scheidwaſſer ſepariren, ſondern man darff nur zu etli - chen wenigen Marcken Silbers / Scheidwaſſer anwen - den / vnd werden fuͤrs erſte ſo viel Pf. Scheidwaſſers / (welches man zu den 100. Marcken Silber zu ſcheiden vonnoͤhten hette gehabt / neben der Gefahr des brechens wegen der Glaͤſer / darinnen es gethan wird / vnd ande - rer ſorglicher Arbeit erſparet. Zum Andern / ſo kan auff dieſe Weiſe / durch den Guß / in einem Tage / eine groſſe quantitaͤt verguͤldet Silber / mit kleiner muͤhe vnd koſten geſcheiden werden / welches durch ein Aq. F. vn - muͤglich zu thun iſt. Es darff jhme aber niemand ein - bilden / daß dieſes ein ſolche Arbeit ſeye / gleich Lazarus Ercker von ſchreibet / gantz nicht / hat keine gemeinſchafft mit derſelben / dann jene an ſich ſelber gut / vnd nicht zu verachten iſt / gleichwohl / weil dieſelbe auch ziemlichen koſten vnd muͤhe erfordert / vnd hergegen aber dieſeſehr62Annot. vber den Appendicemſehr wenig / alſo im geringſten nicht darmit zu verglei - chen iſt.
Deßgleichen kan auch ander verarbeitet Gold / als Ketten vnd dergleichen Gůlden-geſchmeid / gar geſchwind auff den hoͤchſten Halt / wie auch das Gold vom vergůldeten Silber / durch den Guß geſcheiden werden / alſo / daß leichter 100. Marck auff dieſe weiſe / als auff die bekandte 20. mit groſſem Vortheil vnd erſpahrung vieler Zeit vnd Koſten / zu ſcheiden ſeyn.
Allhier wird eines andern Scheidwercks gedacht / welches mit dem vorhergehenden / gantz keine Gemein - ſchafft hat / vnd gehet nur auff Gold / deme ſein Zuſatz / als Silber vnd Kupffer / leichtlich / vnd durch wenig muͤhe vnd koſten zu benehmen / vnd auff den hoͤchſten Halt vnd gantz ſein zu machen. Jſt auch eine ſehr nuͤtzli - che vnd geſchwinde Arbeit / dan man ſolches nicht durch die Quart, Cimenten, oder Antimonium, (welches muͤhſeligen arbeitten ſeyn) reinigen darff / gantz nicht / ſondern. man ſetzet demſelben nur einen beſondern Fluß bey / vnd laͤſſt es zuſammen flieſſen / ſo zeucht der Fluß das Silber vnd ♀ / ſampt anderm Zuſatz / welcher darin geweſen iſt / zu ſich / vnd macht ſolches zu einer Schlack - ken / welches dan außgoſſen vnd von einander geſchlagen wird / ſo findet ſich das Gold / fein vnd rein von allem Zuſatz abgeſondert / vnd der Zuſatz wird hernach aus dem Fluß præcipitiret, alſo / daß man erſtlich (ſo man nur will) das Silber allein / vnd dan hernach das Kup - fer auch beſonder niderfaͤllen kan / oder nur das Silber allein auß dem Fluß niderfaͤllet / vnd laͤſſt das Kupffer bey dem Fluß bleiben / welches doch wenig werth iſt / alſokan63des Fuͤnfften Theils / Phil. O. kan man in einer ſtunden lang Zeit / das gantze Werck oder arbeit verrichten / vnd dieſe drey Metallen / welche zuvorn waren zuſammen geſchmoltzen / als Gold / Silber vnd Kupffer / rein vnd ſauber von einander ſcheiden / vnd ein jedweders beſonder haben / welches auff andere gemeine vnd bekandte Weiſe / kaum in einem gantzen Tage / mit vielem koſten vnd muͤhe kan gethan werden. Das mag wol fuͤr ein ſchoͤnes Kunſt-ſtuͤck im Scheiden beſtehen / vnd den Ruhm vnd Cron mit Ehren tragen.
Aus einem jedwedern Bley / viel mehr Silber zu ſeigern / als durch die Cupellen-Probe darin gefunden wird.
Allhier ſind ohne Zweiffel / bey den Chimicis, Berg - leuten vnd Scheidern (die ſolches in meinem Appendi - ce geleſen haben) quæſtiones vorgefallen / wie es doch muͤglich ſeyn koͤnte / mehr Silber aus dem Bley zu ſei - gern / als ſonſten auff der Cupellen-Probe / darinn zu finden: Demſelben aber iſt allbereit in meinem Vier - ten Theil Phliloſ. Oefen / da ein wenig von dem probie - ren gehandelt wird / ſchon geantwortet vnd bewieſen / daß die Cupellen-prob den rechten Halt des Silbers / welches das Bley bey ſich fuͤhret / nicht mit bringet / da der guͤnſtige Leſer nach ſchlagen / vnd weittern Bericht davon ein nehmen kan. Daß nun in einem jedwedern vnd gemeinen Bley nicht viel ☽ ſeyn ſolte / kan ich mit Warheit wol ſagen / dann ich ſolches durch viel Proben wahr zu ſeyn gefunden habe: Vnd ſage allen frommen Chimicis zur Nachrichtung / daß der Saturnus nichts anders / als ein vnrein vnd vnzeittig ☽ ſeye / wer ſolchesnur64Annot. vber den Appendicemnur reinigen vnd zeittigen koͤnte / wuͤrde ein ſchoͤn vnd nuͤtzlich Werck haben: Jch fuͤr meine perſohn / habe mich viel bemuͤhet / (nach deme ich die muͤglichkeit geſe - hen) darhinder zu kommen / aber noch zur zeit alles ver - geblich / dan ich keine Geſchirre hab koͤnnen finden / wel - che eine ſolche Zeit / die darzu gehoͤret / das Bley mit ſei - ner Saiffen / ſo lang hetten halten wollen / ſondern auß - gelauffen / dardurch das Werck nicht zur perfection hat gelangen koͤnnen. Aber in kleinen Tigeln / wan ich / nemblich / deren etliche in einander ſtelle / ob der eine auß - lieffe / der Zeug in dem andern oder dritten gleichwohl bliebe / kan ichs noch alle Tage thun / iſt aber kein Profit darbey / wans nicht ins Groß geſchehen kan. Muß dero - halben ſo lang patientz haben / bis daß Gott der Herr mir oder einem andern / einmahl eine ſolche Materi zeige oder offenbahre / darauß ſolche Geſchirre moͤchten gemacht werden / welche dem alten Kinder-freſſer / das ander Bein / darmit er allzeit darvon ſchleichet / auch abkuͤrtze / die reinigung vnd zeittigung / alſo gegen ſeinen Willen außſtehen vnd erwarten muͤſſe.
Aus einem jedwedern alten Eiſen gut Gold auß zuſchmeltzen / welches zwar ſo ein groſſes nicht geben kan / dannoch denen / welche mit wenig zu frieden ſeyn / ein ehrlicher vnterhalt ſeyn kan.
Daß das Eiſen Guͤldiſcher Natur ſey / bezeugen nicht allein alle Philoſophi, ſondern die alten vnd newen Bergleute / daß aber alles Eiſen gleiche gut ſeyn ſolte / wird nicht geſagt / dan jmmer eins reiner vnd guͤldiſcher erfunden wird / als das ander / derohalben ein Vnter -ſcheid65des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ſcheid darin muß gemacht werden: Etliches iſt ſo reich von Gold / daß man auch bißweilen in den außgegrabe - nen Stuͤcken Ertzes / ehe es in Eiſen iſt geſchmeltzet wor - den / ſichtige graͤnlein / aͤderlein oder zeinlein / gediegenes vnd feines Goldes / darmit das Ertz durch wachſen ge - weſen / gefunden hat. Wie dan ſolches neben andern glaubwuͤrdigen Philoſophis, der hoch verſtaͤndige vnd fromme Bergman / Johannes Mattheſius in ſeiner Sa - repta bezeuget / daß er in vnterſchiedlichen Eiſenſteinen / welche von den Eiſen-minen am Fichtelberge / bey Gold - Cranach gelegen; wie auch aus den Steiermaͤrkiſchen Gebirgen / herkommen gediegen vnd fein Gold / in geſtalt kleiner aͤderlein geſunden vnd geſehen hat. Vnd Para - celſus nicht vergeblich die Steiermaͤrckiſche vnd Ca - rintiſche-Eiſen-Bergk-wercke fuͤr groſſe vnd maͤchtige Schaͤtze außruffet / ohne Zweiffel nicht vmb des Eiſens oder Stahels ſelbſten / welcher keine groſſe Schaͤtze ge - ben kan / ſondern vielmehr vmb des vielen Goldes willen / welche ſolche Eiſen vnd Stahle (den Bergleutten vn - wiſſend) mit ſich / oder in ſich haben / hergegen wiederumb das Schwediſche vnd etliches in Teutſchland ſchier gar keines helt / welches ich vielmahl probiret habe. Dero - halben der jenige / welcher darin ſuchen will / erſt zuſehe / was fuͤr Eiſen er nehme: Vnd wird dieſe Außſchmel - tzung (davon allhier geſaget) durch das Antimonium ge - than / welches in gemein auch Gold fuͤhret (doch eins mehr als das ander) vnd wird das Vngeriſche / Sieben - buͤrgiſche / vnd Gold Cranachiſche fuͤr das beſte / andere aber hergegen gemeiniglich gar arm erfunden vnd ge - halten; vnd wann ſchon ein wenig Gold in dem Eiſen vnd Antimonio iſt / ſo kan es gleichwol gethan werden /Eaber66Annot. vber den Appendicemaber mit ſolchem Nutzen nicht / als wann viel darinnen were. Moͤchte jemand ſagen / wan Gold in dem Ei - ſen oder Antimonio were / warumb ziehen ſolches die Bergkleute nicht ſelber herauß? Der ſoll wiſſen / daß die Bergkleute von ſolcher Arbeit oder ſeigerung des Gol - des / aus dem Eiſen vnd Antimonio, gantz nichts wiſſen / ſondern jhre gewoͤhnliche Arbeit / alſo ohne weitters nach-dencken oder ſuchen / dahin thun / jhren Taglohn verdienen / vnd ſich gantz vmb nichts anders bekuͤm - mern; wie der kunſtreiche vnd wol verſuchte Bergkman vnd Probierer / Lazarus Ercker ſelber bekennet / daß offtermahls der Eiſen-ſtein viel Silber halte / vnd alſo von den Bergkleuten vnwiſſend vnter den Hammer ge - bracht werde; Lehret auch / wie man das Eiſen auff Sil - ber probieren vnd ins Groß herauß ſchmeltzen koͤnne / des Goldes aber gedencket er nicht / iſt ohne Zweiffel jhme vnbekandt geweſen / dan niemand alles wiſſen kan; vnd wan ſie ſchon wuͤſten / daß Gold darinn were / iſt die Frage / ob ſie auch Gelegegenheit daſelbſten haͤtten / da das Eifen faͤllet / ſolches mit Nutzen herauß zu bringen; das Gold aber aus dem Antimonio zu bringen / glaub ich wol / wans die Bergleute thun koͤnten / ſie vnterlieſſen ſolches nicht / vnd zoͤgen freylich daſſelbe lieber herauß / als daß ſie es in dem Antimonio vmb ein geringes ver - kaufften: Daß es darinn iſt / vnd kan herauß gebracht werden / wiſſen ſie wol / aber nicht mit Nutzen / ſondern mit Schaden; was wuͤrde dan fuͤr Nutzen davon kom - men? wann das außbringen mehr koſtete / als das Gold hernach werth were: Derowegen ſie lieber das Gold mit oder in dem Antimonio verkauffen / als vergebliche oder vnprofitliche arbeitten thun: Dan die Bergkleutewiſſen67des Fuͤnfften Theils / Phil. O. wiſſen von keinen Seigerungen auff das Antimonium, dardurch ſo wol das ♁ als das Gold erhalten wird / ſon - dern / wann ſie das Gold auß demſelben ziehen wolten / wuͤrden ſie ſolches mit zuthun vieles Bleyes / durch ab - treiben thun muͤſſen / dardurch neben dem groſſen koſten des Bleyes auch alles Antimonium verlohren gienge / welches aber allhier nicht geſchicht / ſondern es wird das Gold aus dem Eiſen vnd Antimonio, wann ſie zuvorn zuſammen geſchmoltzen ſind / ohne einigen frembden Zu - ſatz (durch welchen das Antimonium oder Eiſen ver - derbt moͤchte werden) berauß geſeigert / alſo / daß ſo wohl das Antimonium als Eiſen / nach der Seigerung / wie - derumb zu gebrauchen ſind / vnd nichts davon (ohne das jenige / welches in der arbeit oder ſeigerung verrau - chet oder verſchuͤttet wird /) verlohren gehet. Alſo auff dieſe Weiſe vnd auff keine andere / kan das Gold auß dem Eiſen vnd Antimonio, mit Nutzen geſeigert wer - den: Vnd beſtehet ſolches Seiger-Werck nicht allein in dem Eiſen vnd Antimonio, welches Gold haͤlt / ſon - dern kan vber dieſes auch weitters in vielen andern ar - beitten / mit groſſem Vortheil vnd Nutzen gebraucht werden: Nemblich / daß man das Gold aus etlichen Marcaſiten / Calmeyen / vnd andern wilden Berg-ahr - ten / darin es fluͤchtig vnd duͤnn geſaͤet / vnd derentwegen durch ein gemein ſchmeltzen oder abtreiben / mit Nutzen nicht darauß zu bringen iſt / mit reichlichem Nutzen aber auff dieſe Weiſe ohne verluſt des Antim. darmit auß - ziehen kan. Jn deme man ſolche Berg-arthen mit ge - meinem Antim. (ob er ſchon gantz kein Gold haͤlt) zuſam - men ſchmeltzet / vnd durch den ♂ das Gold / welches da - rinnen iſt / niederſchlaͤget / in einen Koͤnig von 100. Pf. E ijErtz68Annot. vber den AppendicemErtz vnd Antim. vngefaͤhr 1. Pfund wiegen / vnd gleich - wol alles Gold / welches das Ertz / Eiſen vnd Antimo - nium bey ſich gehabt / darinn ſeyn ſoll / welcher kleine Koͤ - nig hernach leichtlich / ohne ſonderbahren koſten vnd muͤ - he kan abgetrieben / vnd das Gold darin erhalten wer - den / vnd wird das vbrige Antim. hernach zu andern arbeitten vnd wercken verarbeittet / alſo / daß daſſelbige nicht verlohren / ſondern ferner kan zu Nutzen angewen - det werden. Jſt derohalben dieſe Seigerung eine ſehr nuͤtzliche Wiſſenſchafft / ob ſchon nirgends guͤldiſch An - timonium vnd Eiſen zu finden were; ſondern nur aus andern wilden Bergk arthen / das Gold dardurch her - rauß gezogen / vnd in die engte oder kleinen Koͤnig / ohne Verluſt deſſelben / gebracht wuͤrde / welchen man hernach gar leichtlich vollends zu gut machen kan / vnd nicht al - les Antim. vnd Ertz / welches damit geſchmeltzet iſt / mit Bley anſieden vnd verderben darff / welches vielmehr koſten wuͤrde / als das Gold werth were / ſondern auff die - ſe Weiſe / gleichwol das Gold / welches darinnen gewe - ſen / erlanget vnd darneben das Antim. erhalten wird.
Will daruͤber aller frommen vnd verſtaͤndigen Chi - micorum vnd Bergleutten vnpartheiſch Vrtheil / vmb gewiſſer vrſachen willen erwarten / was ſie von einer ſol - chen Seiger-arbeit halten / nicht zweiffelende / es werde keiner gefunden / welcher (ſo er die Warheit bekennen will) anders ſagen koͤnne / als daß es eine vberauß nuͤtzli - che vnd ſchoͤne Seiger-kunſt ſeye. Vber dieſes Sei - ger-werck iſt auch noch ein anders / auff das Eiſen vnd Antim. kan aber in Tigeln nicht gethan / ſondern muͤſſen zuvoren zuſammen figiret / vnd hernach mit dem aller - ſtaͤrckeſten Fewer auff bloſſen Kohlen reduciret wer -den /69des Fuͤnfften Theils / Phil. O. den / ſo erlanget man auch / was das Eiſen vnd Antimo - nium bey ſich gefuͤhret haben.
Deßgleichen aus allem Zinn vnd Kupffer / doch aus einem mehr als aus dem andern / Silber vnd Gold auß zu ſeigern.
Mit dieſem Seiger-werck hat es gantz ein ander Ge - legenheit / als mit der vorigen / dan ſolches nicht durch das Antimonium, ſondern durch huͤlff des Bleyes ge - ſchicht / wan nemblich / das Zinn vnd Kupffer / geiſtlicher Weiſe zuvoren darmit vermiſchet wird / ohne welche geiſtliche Vermiſchung / das corporaliſche zuſammen - ſchmeltzen der Metallen / nichts fruchtbarliches in Ver - beſſerung derſelben auß zu richten vermag. Dann ein jedweder / geuͤbter vnd verſtaͤndiger Metallicus wohl weiß / daß ſich das Zinn mit dem Bley nicht radicaliter im gemeinen Zuſammen ſchmeltzen vermiſchet / ohne welche radicaliſche Vereinigung aber der Metallen / eins mit dem andern / keine Verbeſſerung folgen kan: Derohalben alle die jenigen jrren vnd auff einem boͤſen Wege ſind / welche auß Zinn vnd Kupffer / oder andern vnvoll kommenen Metallen / Gold vnd Silber / durchs gemeine corporaliſcheſchmeltzen herauß zu bringen / ſich vnderſtehen / ſondern / ſo jhnen die geiſtliche vnd Philo - ſophiſche Vereinigung nicht bekandt iſt / nur bey Zeit - ten auffhoͤren / vnd jhre vergebliche Muͤhe / Arbeit vnd Koſten ſpahren wollen / darzu ich jhnen trewlich rahte / dann ich ſolches vorlaͤngſt / nicht ohne ſonderbahren groſ - ſen Koſten vnd der Edlen Zeit-verliehrung / mit ſchaden erfahren habe.
E iijWas70Annot. vber den AppendicemWas nun dieſes fuͤr eine geiſtliche Vermiſchung der Metallen (welche ſo wol durch naſſe / als truckene Waſ - ſer geſchehen kan) eigendlich ſeyn muͤſſe / wird dir der hoch erfahrne vnd aller kunſtreicheſte Chimicus vnd Philoſophus, Theophraſtus Paracelſus ſagen koͤnnen / welcher vil davon helt / vnd geſchrieben hat.
Dieſes aber habe ich dem Kunſtſuchenden nicht vor - enthalten / ſondern zur guten Nachrichtung / weitters ſagen muͤſſen; Nemlich dieſes / daß zu ſolcher geiſtlichen Vermiſchung der vnvolkommenen Metallen auch noͤ - tig ſey / daß Gold darzu genommen werde / durch welches die Scheidung des guten von dem boͤſen / in den gerin - gen vnd vnreinen Metallen geſchehen muß; vnd koͤnte dieſe Scheidung (wan es ſich geziempte) ſehr wohl mit der Goͤttlichen Scheidung / da die Boͤſen von den Gu - ten in Chriſti Gegenwart (nach deme derſelben Leiber zuvorn verweſen) ſollen voneinander getheilet werden; nemlich / daß Gott die jenigen / welche reines Hertzens ſind / an ſich ziehen vnnd die Vreinen von ſich ſtoſſen wird: Gleich wie es allhier mit den vnvollkommenen Metallen; wan eine Scheidung ſoll erfolgen / auch ge - ſchehen muß; ſo muͤſſen dieſelben zuvorn jhren vnreinen Coͤrper ablegen / verweſen vnd zu clarificirten Leibern werden; alßdann vereiniget ſich das Gold radicaliter darmit / vnd macht eine Scheidung; zeucht ſeines glei - chen in ſich vnd das vnreine ſtoͤſſt es von ſich; dan gleich wie alle Menſchen eine Seele haben / welche ein Fuͤnck - lein von GOtt iſt / vnd accidentaliter durch Liſt der Schlangen mit der Suͤnde vnd Hoͤlliſchen Sulphur iſt verunreiniget vnd vor Gott ein Grewel worden; Glei - cher Weiſe auch alle Metallen / in jhren innerſten hertzenetwas71des Fuͤnfften Theils / Phil. O. etwas vnverweßliches haben / iſt aber durch den jrr - diſchen vnd vnreinen Sulphur alſo vberzogen vnd ver - derbet / daß es bey mir vnmuͤglich ſcheinet zu ſeyn / jhnen zu helffen; wan ſie nicht zuvoren wieder verweſen vnd zu nichts werden / aus welchem nichts dann hernach das Gold das gute Fuͤncklein zu ſich nehmen / vnd wieder zu ichts gutes machen kan; welches vor dem ablegen jhrer accidentaliſcher Sulphuriſcher ſchwartzer vnreinigkeit nit haͤtte geſchehen koͤnnen: Wie dan wir menſchen auch nimmermehr mit oder bey Gott werden ſeyn vnd bleiben koͤnnen; wann wir nicht zuvorn den alten Sawerteig (welchen vns der alte Adam hat angehencket) aus vn - ſern Hertzen thun; Chriſtum durch den Glauben anzie - hen / den nackenden Kindern wiederumb gleich wer - den; Welches fuͤrwahr harte Worte ſindt / darmit allhier die Natur vbereinſtimmet; vnnd ſolches zu glauben vns ermahnet; vnd doch ſo wenig zu hertzen ge - nommen wird. Gleich wie es allhier mit dem Golde geſchicht: Alſo kan es auch mit dem Silber geſchehen / welches / ſo daſſelbige mit putrificirten Metallen verei - niget wird / ſeines gleichen darauß zeucht / vnd ſich davon nehret; iſt gleich als wan man in einerley Erden vieler - ley Sahmen leget vnd ein jedweder Sahmen das jenige zu ſich zeucht / was jhme dienſtlich iſt / vnd laͤſſt das vbrige liegen: Als zum Exempel; wan man Fenchel / Kuͤm - mel vnd Zwibeln - ſahmen neben ein ander in die Erden legte / ſo wuͤrde der Fenchel-ſahmen nur allein das jenige zu ſich ziehen / welches jhme dienſtlich iſt / ein Fenchel - kraut mit Blaͤtter Stengel vnd Sahmen darauß zu - machen / deßgleichen wird auch der Zwibel - Sahmen thun.
E iiijAlſo72Annot. vber den AppendicemAlſo vnd auff dieſe Weiſe gehets auch mit den Me - tallen zu; Nemblich / wann die Vollkommenen in Vn - vollkommene geſaͤet werden / vnd darin verfaulen / her - nach jhres gleichen von denſelben an ſich ziehen vnd ſich darinn vermehren: Daß man aber aus dieſer Gleichnuͤß ſchlieſſen wolte; als wann ich das Gold vnd Silber fuͤr den allgemeinen Sahmen der Metallen nehmen wolte / gantz nicht / dan ich wol weiß / daß das Gold nur die Huͤl - ſen oder Wohnung des Metalliſchen Sahmens iſt; vnd das gantze corpus mit nichten alles Sahmen iſt: Vnd iſt dieſe Gleichnuͤß nur geben / darauß zu ſehen / daß gleich ſeines gleichen (wan es geiſtlich darmit vermiſchet wird) liebe / vnd auß angebohrner Natur zu ſich ziehe vnd be - halte.
Aber es ſoll allhier nicht verſtanden werden / als wan man die Metallen zuvorn in ſcharpffen corroſiviſchen Waſſern muͤſte ſolviren vnd dann vber den Helm trei - ben vnd geiſtlich machen / gantz nicht; dieſe Arbeit / damit ſich die vermeinte Chimici ſchleppen / iſt den Metallen vnnuͤtz / verderblich vnd ſchaͤdlich / vnd kan in Ewigkeit aus einer ſolchen naͤrriſchen Arbeit nichts gutes erfol - gen; ſondern iſt vnd bleibt ein ſophiſtiſch vnd betrieglich Werck: Vnangeſehen / daß von ſolchen naͤrriſchen Pro - ceſſen, ſich viel gelehrte vnd fuͤrnehme Perſohnen (eine Tinctur dardurch zu erlangen) haben vberreden vnd betriegen laſſen; Jſt aber gantz gegen die Natur; Dero - halben auch nichts gutes daraus worden iſt; vnd ſo lang der ſuchende Kuͤnſtler ſeine gedancken / von dergleichen vntuͤchtigem Sudelwerck nicht abhelt vnd einem beſſern Wege nach dencket / ſo iſt es jme vnmuͤglich / daß er alle ſeine lebtage zu einer Warheit kommen kan; ſondern iſtblind /73des Fünfften Theils / Phil. O. blind / vnd laͤſſet ſich von andern Blinden betriegen vnd auff jrrwege fuͤhren: Auff Chimiſche Weiſe aber / die Metallen geiſtlich zu machen / ſoll vnd muß ſolches ohne alle corroſiv geſehehen; Vnd auch ohne ſubtile oder kuͤnſtliche Inſtrumenten, vnd geſchicht allein durch jh - ren eigenen Wurtzel-ſafft / auch ohne groſſe Muͤhe vnd Koſten; dann das gantze Werck (nemblich die Metallen durch ſolviren, putrificiren, diſtilliren, ſublimiren, vnd circulieren (auff Philoſophiſche Weiſe) rein / pe - netrirlich / lebendig vnd geiſtlich zu machen) kan genug in einer Stunden lang / von einem erfahrnen Chimico, ohne Glaͤſer vollkoͤmlich gethan werden; Alſo / daß man dieſelben ſo viel Monathen lang / mit den corroſiven, durch welche jhr humidum radicale verbrant vnd gaͤntz - lich getoͤdtet wird / nicht martelen darff; dieſes zur Nach - richtung den jrrenden nicht habe verhalten wollen.
Dieſes aber / ſoll von der particulariſchen Scheidung nach dem langen vnd naſſen Wege der Philoſophen ver - ſtanden werden: Wer aber ſo gluͤcklich were / vnd das Gold / oder ein ander guͤldiſch ſubjectum, in eine ſolche reine / fluͤſſige vnd penetrirliche / fixe ſubſtantiam, wel - che / ſo ſie auff ein gefloſſen Metall getragen / alſobalden eingienge / vnd ſich radicaliter mit dem reinern theil deſ - ſelben vereinigte / bringen koͤnte / der wuͤrde ohne Zweifel eine geſch winde particulariſche tranſmutationem, oder ſeparationem puri ab impuro, neben gutem anlaß vnd Huͤlffe zu dem groſſen Univerſal-Werck (daruͤber ſich viele lange Zeit vergeblich bemuͤhet) finden vnd er - langen.
Alle Ertze zeittigen / daß ſie mehr Silber vnd Gold geben im ſchmeltzen.
Dieſes Secretum, alle vnzeittige Mineralien vnd Metallen zu zeittigen / iſt eins von meinen allerbeſten Wiſſenſchafften / welche mir in verbeſſerung der Metal - len bekandt ſind / dann ich vielmahl alle Metallen vnd Mineralien dardurch verſuchet; vnd gefunden / daß die - ſelben durch ein beſonder ſecrete figirung / etlicher maſ - ſen koͤnnen gezeittiget vnd dahin gebracht werden / daß ſie hernach auff gemeine Weiſe vnd abtreiben / auff den Cupellen / Gold vnd Silber hinder laſſen / welche vor der figirung in ſolcher Cupellenprob im geringſten nichts ge - ben haben. Daß ich aber jemahlen ſolche Arbeit ins Groß mit viel Pfunden ſolte gethan vnd nutzen davon erhalten haben / kan ich nicht ſagen; dann ich ſolches nie - mahlen bißhero habe verſuchen koͤnnen: Was aber die Vrſach ſey / wird der Eingang dieſer Annotationen of - fenbaren; darumb nicht noͤhtig / allhier daſſelbe zu diſpu - tiren. Dieſes aber dienet noch geſagt zu ſeyn / daß ſolche figirung etwas koͤſtlich iſt; vnd derohalben vberall nicht mit nutzen (wan es ſich ſchon ins Groß zu labori - ren thun lieſſe (welches mir noch vnbewuſt iſt) kan ver - richtet werden / dann ſelbige figirung durch ein ſolches Waſſer / welches die Natur in der Erden auch gebrau - chet (zu welchem man dann nicht allendhalben / wo keine gute Erden iſt / gelangen kan) muß vollbracht werden / ſoll dan auch nutzen dardurch kommen / ſo muͤſſen die Mine - ralien nach figirung derſelben viel Gold oder Silbergeben75des Fůnfften Theils / Phil. O. geben / ſonſten wuͤrde man verlohren Arbeit thun / davon die Kuͤche nicht rauchen will. Jch habe nach meinem kleinen Centner Gewicht / vielmahl auff vnzeittige Mi - neralien oder halben Metallen / Proben gemacht / vnd bißweilen in 100. Pf. Kobolts anderthalb Marck fein Silber; vnd im Wißmuth 5. 6. bis auff 10. Loth Gold ge - funden: Deßgleichen haben auch Galmey vnd Zinck (an rechtem Orth gegraben) viel Gold geben: Gleichwohl / wan ich meine Rechnung gemacht / vnd den Zuſatz wel - cher zu der figirung gebrauchet / neben dem Werth des Minerals von dem außkommen Goldes vnd Silbers habe abgezogen / ſo iſt mir gemeiniglich wenig / vnd biß - weilen auch gar nichts vber geſchoſſen / alſo / daß ich das Werck ſo lang habe muͤſſen zuruͤck ſetzen / bis daß ich ent - weder das Figirwaſſer vmb einen geringern Preiß werde machen koͤnnen / oder aber durch laͤnger Zeit-figirung der Mineralien / mehr Gold vnd Silber geben moͤchten; welches die Erfahrenheit mit der Zeit offenbahren wird.
Vnd ob ichs ſchon nimmermehr dahin wuͤrde brin - gen / daß eine ſolche figirung mit nutzen ſolte gethan wer - den / ſo iſt es mir doch ſehr befuͤrderlich in andern labo - ribus Chimicis, vnd macht mich in meiner vor laͤngſt gefaſter Meinung verſichert / daß alle Metallen zur Voll - kom̃enheit von der Natur prædeſtiniret ſind / vñ ſo keine accidentaliſche Verhinderung darzu kaͤme / ein jedweder Minerale oder vnvollkommen Metall in beſtaͤndig Gold / ſo wohl durch Kunſt der Alchimiæ, als in der Erden durch die Natur ſolte koͤnnen gezeittiget werden / davon die moͤglichkeit beſſer vnd weitlaͤufftiger in Generatione Metallorum, ſoll gezeiget vnd bewieſen werden.
Auß dem Antimonio, Arſenico, vnd Auripigmento jhr Sil - ber vnd Gold außziehen.
Dieſe vnzeittige vnd fluͤchtige Mineralien / fuͤhren gemeiniglich ein fluͤchtig Gold vnd Silber bey ſich / ſon - derlich / wan dieſelben bey den Gold oder Silber-Berg - wercken herkommen / geben aber auff einer gemeinen Ca - pellen-prob nichts / ſondern gehet alles darvon: Wer aber ſolche zuvorn etwas figiret / vnd dan jhnen ein Me - tall zuſetzet / darinn ſich das fluͤchtige Gold vnd Silber verbergen kan / der wird ſehen / daß es nicht vnmuͤglich ſey / aus ſolchen vnachtſamen Mineralien ein gut vnd beſtaͤndig Gold vnd Silber zu erlangen / doch nur mit etlichen vnd nicht aus allen Antim. Arſen. vnd Aurip. mit nutzen ſolche Arbeit zu thun iſt.
Ex Venere Sulphur extraneum ſepariren / auff daß Cupido, jhr Kind gebohren werde.
Das Kupffer iſt von Natur dem Golde ſehr nahe verwand / vnd traͤget eine groſſe Liebe (wie auch das Ei - ſen thut) zu jhme / daran zu ſpuͤhren / daß es nicht weit von ſeiner Natur ſeyn muͤſſe: Derhalben glaͤublich / daß es durch die wahre Kunſt der Alchimia koͤnte alſo gereini - get werden / wan wir nur der rechten Arbeit / davon Pa - racelſus in ſeinem Vexierbuch gedencket / kuͤndig weren / gut Gold vnd Silber auff der Cupellen hinderlaſſen wuͤrde / welches aber / weil wirs nicht wiſſen / vngethanmuͤſſen77des Fünfften Theils / Phil. O. muͤſſen ſtehen laſſen. Meine Wiſſenſchafft aber / davon alhier meldung geſchicht / gehet mehrenteils auf die mine - ram Veneris, vnd ſonderlich auff ſolche / welche bey guͤl - diſchen Bergwercken herkompt; vnd auch nicht auff eine jedwedere: Wan man den Sulphur ſuperfluum com - burens durch Kunſt davon ſcheidet / findet ſich ein gut vnd beſtaͤndig Gold; iſt aber eine ſolche Arbeit / welche ins Groß nicht wol kan gethan werden: Derohalben nur die Muͤglichkeit der Kunſt; vnd nicht groß Reich - thumb dardurch zu erlangen iſt; doch moͤchte man viel - leicht auch noch wol nutzen davon haben / wann es am rechten Orth mit dem rechten Kupffer gethan wuͤrde / welches hieher nicht gehoͤret; ſondern ins kuͤnfftige ein mehrers davon ſoll gehandelt werden. Dieſes aber ſoll man wiſſen / daß allhier dem Kupffer-Ertz ſein verbren - licher Sulphur nicht hinweg geroͤſtet oder durch ein ge - mein Fewer verbrandt wird / gleich wie die Bergkleute zu thun pflegen / ſondern derſelbe wird durch ein beſonder ſecret Fewer / geiſtlich vnd penetrirlich gemacht / dar - durch er ſein eigen Corpus gradii et, vnd veredelt / daß es guͤldiſch wird. Dan ſolche Kupffer-Ertze / wan die - ſelben nach dem gemeinen Gebrauch der Bergleute ge - ſchmeltzt vnd geſeigert ſind / im geringſten kein Gold; ſondern nur Silber geben: Daran zu ſehen / daß es ſeine Verbeſſerung nicht zuvorn gehabt / ſondern erſt durch das ſecrete waſch - vnd gradier-fewer erlanget: Dann erfahrne Chimici, kennen mehr als das gemeine vnd jederman bekandte Fewer / dardurch die Metallen pro - biret vnd geſchmoltzen / ohne welche Erkandtnuͤß die Metallen nicht nach gebuͤhr koͤnnen tractiret werden: Als zum Exempel; wann man ein Ertz auff gemeineWeiſe78Annot. vber den AppendicemWeiſe / mit dem gemeinen Fewer roͤſtet vnd ſchmeltzet / ſo treibet ein ſolches Fewer mit Gewalt das fluͤchtigſte Theil / welches des Metalls Geiſt vnd wachſend Leben iſt / hinweg / vnd bleibet nur der fixere vnd groͤbere Theil deſſelben zu ruͤck / ſo man aber durch ein beſonder Feuer nur das vnreinere Theil kan davon ſcheiden / alſo / daß der gradirete Geiſt darbey bleibet vnd nicht mit Ge - walt hinweg getrieben wird / ſo findet ſich ein reiner vnd beſſer Corpus, als durch das gemeine violente ſchmeltz - werck / im Feuer / als in dem ſtaͤrckeſten Element / ſeind groſſe Geheimnuͤſſen verborgen; davon die vermeinte Philoſophi vnd. Chimici nichts in allem wiſſen. Bey den weg-geworffenen Schlacken / welche mehr Feuer / als das geſchweltzte Metall haben außgeſtanden; wird eine Verbeſſerung befunden / in deme ſie reinere Metal - len; wan ſie wieder auff eine beſondere Weiſe geſchmol - tzen werden / von ſich geben; welche Veredelung al - lein das grobe vnd gemeine Feuer giebet: Allhier aber bey dem Kupffer giebet ein rein-machend / erhaltendt / zeittig-machend / waſch - vnd gradier-feuer / die Verbeſſe - rung. Jch habe mehr als einmahl durch beiderley Feuer einerley Kupffer-Ertz probiret; vnd gefunden / daß es durch das gemeine kohlen Feuer / vor vnd nach der figirung nur Silber vnd kein Gold; durch das ſecre - te vnd reinmachende Feuer aber / nur. Gold vnd gantz kein Silber geben hat: Wie dan auch in allem Zinn / wan es auff gemeine Weiſe probiret wird; nur Silber / vnd kein Gold / vnd wan es zu einer Aſchen oder Schla - cken gemacht vnd mehr Feuer gelitten hat / gantz kein Silber / ſondern rein vnd fein Gold darin gefunden wird; welches dem Vnterſcheid des Fewers ſoll zu ge -meſſen79des Fuͤnfften Theils / Phil. O. meſſen werden: Dan nach deme das Feuer iſt / nach deme es auch operiret, ſeine Tugend vnd kraͤfften er - weiſet. Jſt derohalben ſehr noͤtig zu wiſſen / was fuͤr ∆ man zu einer jedwedern Arbeit gebrauchen muͤſſe; dann etliches Fewer zerſtoͤret vnd verderbet die Metallen / ein anders digerirt, maturirt, vnd zeittiget ſolche / ein anders reiniget / waͤſchet vnd ſaͤubert dieſelben; aber ein anders durchdringet / erwaͤrmet / gradiret vnd ver - wandelt ſolche in eine gantz andere vnd beſſere Geſtalt; Alſo / daß man wol mit Warheit ſagen mag:
Vber dieſe warme vnd truckene Feuren / werden auch kalte vnd feuchte feuere erfunden / welche im geringſten mit den obgedachten feueren keine gemeinſchafft haben; damit die Natur in der Erden / vnd der Kuͤnſtler auſſer der Erden; die Metallen zerſtoͤren / vnd wiederumb auffs newe gebaͤhren kan: Davon man bey den alten Philo - ſophis ein mehrers finden wird; vnd darvon ich auch etwas ſagen koͤnte / wan es rahtſamb were: Aber was ſoll man vielſagen / ſchreibet man von ſubtielen ſecreten, die nicht jederman bekandt ſind / ſo macht man jhme ſel - ber bey den Vnerfahrnen nur Vnruhe vnd Streit da - mit / aus alten Lumpen einen newen Peltz zu machen (iſt meines thuns auch nicht) ſind deren ſonſten genug / die anders nichts wiſſen / als was ſie von leſen vnd hoͤren ſagen haben; vnd newe Buͤcher davon machen: Jch fuͤr meine Perſohn will lieber ſchweigen / als groſſe Secreten offenbahren; oder dinge ſchreiben / welches andere zu vorn auch gethan haben: Dan dieſer eben ſo viel Danck / wel - cher etwas gutes / als der jenige / welcher gemeine Dinge ſchreibet / bey der ietzigen boͤſen Welt / darvon traͤget. D[a -]80Annot. vber den AppendicemDarumb ich achte genug zu ſeyn / wan man nur anleit - tung giebet / gute Secreten zu erlangen / als dieſelben ohne Vnderſcheidt der Perſohn / der vndanckhahren Welt / klaͤrlich fuͤr die Naſen zu legen.
Hiermit ſey auff dißmahl genug geſagt / vom Vnter - ſcheid des warmen vnd kalten Feuers / dardurch alle Metallen / ſo wol in-als auſſer der Erden generiret, vnd wieder zerſtoͤret merden: Davon ich etwas klaͤrlicher in meinem Buch / vom Vrſprung vnd herkommen der - ſelben / zu tractiren habe vorgenommen / daſelbſten der Kunſtliebende / das jenige / was jhme allhier mangelt / wird erſtatten koͤnnen.
Den gebrauchten Teſten das Silber / welches im abtreiben darein gangen / ohne ſchmeltzen oder andere Muͤhe vnd Koſten / zu benehmen.
Dieſes Stuͤcklein dienet denen / welche keine Gele - genheit haben / jhre Teſten zu ſchmeltzen / vnd das Silber / welches das Bley im abtreiben mit ſich hinein gefuͤhret / wieder zu benehmen; iſt gar leicht zu thun / vnd koſtet we - nig muͤhe vnd arbeit.
Jn allen Landen vnd an allen Orthen / vielerhand ſchoͤne Er - dene Geſchirr / dem Porcellein nicht ſehr vngleich oder geringer / welche das Fewer vnd alle Spiritus halten / mit wenig Koſten zu machen.
Solche Geſchirre vnd erdene Inſtrumenten, davon allhier geſagt wird / ſind nicht allein in der haußhaltung /ſon -81des Fuͤnfften Theils / Ph. Oefen. ſondern auch in einem Chimiſchen laboratorio, vnd A - pothecken nicht wol zu entrahten; derohalben nicht vbel gethan iſt / daß man meldung davon machet. Dan in die Haußhaltung kan man Schuͤſſeln / Teller / Becher / vnd Kannen zum taͤglichen Gebrauch / als ein ſauber Geſchirr / davon machen laſſen.
Jns Laboratorium koͤnnen allerhand Kolben / Re - torten / Helmen / Schalen / vnd vielerhand Gefaͤſſe dar - von formiret / vnd zum noͤhtigen Gebrauch gebrennet vnd gebacken werden. Jn der Apothecken kan man vielerhand groſſe vnd kleine Potten / Sirupos, Conſer - ven, Electuarien, vnd auch in mangelung der Glaͤſer / Aquas herbarum darinn zu bewahren / darauß formi - ren / vnd an ſtatt Glaͤſer zu gebrauchen; vnd inſonderheit koͤnnen ſolche glatte erdene Gefaͤſen / den glaͤſernen vor - gezogen werden / weilen dieſelben ſo leichtlich nicht brechen / vnd doch keine Feuchtigkeit durchgehen laſſen / ſondern beſtaͤndig allerhand naſſe Dinge / wie ſcharpff oder ſubtiel dieſelben auch ſind / halten koͤnnen.
Deßgleichen werden ſie auch den Zinnern Schuͤſ - ſeln vnd Tellern vorgezogen / in deme dieſe allezeit / im Winter vnd Sommer rein vnd ſchoͤn bleiben / bedoͤrffen auch keiner ſonderlichen Arbeit / ſolche ſchoͤn zu halten / ſondern koͤnnen mit warm Waſſer / genugſamb nach dem Gebrauch wiederumb rein gemacht werden.
Ein vnbekandter Alaun / welcher alle Farben erhoͤhet / ſchoͤner vnd beſtaͤndig machet. Jſt ſonderlich zum Carmoſſin / Schar - lacken / vnd andern koͤſtlichen Farben zu gebrauchen. Darzu ei - nen beſtendigen Keſſel / welcher die Farben nicht alterirt / mit klei - nem Koſten zu machen.
Anbelangend dieſen Alaun / wird ſolcher nirgends zu kauffen gefunden; ſondern muß durch die Kunſt / aus beſondern Mineralien gemacht werden; hat eine ſolche Natur / daß er nicht allein allen Farben / ſie ſeyen gleich was fuͤr arth ſie wollen / einen beſtaͤndigen Grund ma - thet; daß die Sonne / noch Lufft / oder andere Feuchtig - keiten / welche ſonſten die Farben zu veraͤndern pflegen / Schaden oder Enderung daran machen kan. Darzu gehoͤret auch ein beſonderer Keſſel; alle Scharlacken - faͤrber wiſſen wol / daß die Conſenilie, welches die aller - thewerſte Farb iſt / ſchoͤn roth damit zu faͤrben / darinn alteriret vnd verdorben wird / derowegen ſie die kuͤpffer - nen Keſſeln dick verzinnet / oder aber von lautterm Zinn groſſe Keſſeln haben machen laſſen; jhre farben deſtobeſ - ſer dardurch zu erlangen: Dieſer Alaun vnd Keſſel / gehet den andern weit vor / vnd darff doch ſo viel koſtens nicht / ſolche zu zeugen; vnd weilen es eine Wiſſenſchafft iſt / dardurch viel kan erworben werden / ſo iſt es auch nicht zu verwerffen / ſeiner zu gedencken.
Allerhand ſchoͤne Mahler-Farben / auff eine vnkoſtliche Weiſe zu machen / als Purpur-lacca, von vielerley Farben-Schmalten / Ultra-marinum, Cinober / vnd inſondetheit eine ſchoͤne weiſſe Farb / dergleichen noch bey niemand geſehen / welche den ſchoͤneſten Perlein gleich iſt: Wie auch Gold vnd Silber / auff eine leichte Weiſe zu mahlen.
Dieſe Farben / deren allhier gedacht wird / ſind biß - hero noch nicht ſo gemein / in copia, mit gutem nutzen zu machen / geweſen / gleich allhier geſchicht: Weil ſie dan zum mahlen dienen / durch welches man die verlauffenenſo83des Fuͤnfften Theils / Phil. O. ſo wohl Bibliſche oder Geiſtliche als Weltliche Hiſtorien vnd Geſchichten / dardurch dem Menſchen fuͤr-mahlen vnd erinnern kan; Alſo iſt es ſo vbel nicht gethan / daß man dieſelben lehre machen: Dann man ſolcher nicht wol entrahten kan; vnd ſo ſchlecht als es zu ſeyn ſcheinet / ſo iſt es gleichwohl eine ſolche nuͤtzliche Wiſſenſchafft; Weilen ſolche Farben in groſſer Maͤnge / an vielen Or - then / (dardurch man viel erwerben kan) conſummiret werden.
WAs allhier bey dieſen Annotationibus geſagt iſt / darff niemand daran zweiffeln; ſondern als warhaffte Dinge / glauben vnd an neh - men: Dann die Natur vnd Kunſt vermag viel / wir aber wiſſen wenig; vnd dieſes von den vegeta - biliſchen Dingen zu verſtehen / in Metallicis aber wiſſen wir noch weniger / ja ſchier gar nichts / das iſt die Vr - ſach / daß den Vnwiſſenden vnd Vnerfahrnen ſolche Dinge / davon ſie zuvorn nichts gehoͤret oder geſehen ha - ben / alſo frembd / ſeltzam vnd vnglaublich ſcheinen vnd vorkommen: Bezeuge derohalben hiermit noch einmahl / daß dieſe meine Schrifften keine Fabeln / oder Traͤume; ſondern natuͤrliche gute Wiſſenſchafften vnd Secreten ſeyn; Ja viel beſſer als ſie ſcheinen / in der That erſunden werden; Dann die Natur ſehr reich / vnd der gantze Erd - boden voller verborgenen Schaͤtzen ſchwanger iſt / vnd doch von wenigen erkandt vnd geglaubt wird / vnd nichtF ijallein84Beſchluß. allein in / ſondern auch auſſer der Erden / andem Tage groſſe Reichthuͤmer / hauffen-weiſe jederman vor augen liegen; vnd mangelt nichts als Wiſſenſchafft / wie man deren genieſſen moͤchte / zu geſchweigen des Sandes / Laͤtten vnd Steinen / wie auch der geringen vnd vnacht - ſamen Mineralien vnd Metallen / darauß Gold vnd Silber zu ſeigern iſt / welche allendhalben ohne Muͤhe vnd groſſen Koſten zu erlangen / vnd viel Gold halten / ſo findet man auch in allen Landen / da vor viel 100. Ja - ren Ertz geſchmoltzen vnd noch ietzund geſchmeltzet wird / groſſe Berge von Schlacken / welche hinweg geworffen vnd niemand zu nutzen kommen / darauß noch viel ⊙ vnd Silber / wans auff rechte Weiſe angeſtellet wurde / koͤnte mit groſſem Vortheil gezogen werden. Es laͤſſt ſich aber anſehen als wann der fuͤrſichtige Gott / vns / ſeinen vn - gehorſamen eindern in Europa, vñ ſonderlich in Teutſch - land (in deme Er wol gewuſt / daß wir durch vnſer boͤ - ſes Leben / vns frembde Nationen / als blutige Ruhten darmit gezuͤchtiget / vnd des vbrigen Hoffarhts zum Theil beraubet wuͤrden) noch etwas vbrig / welches wir bey guten Zeitten ſelber / vnd jetzund auch die frembden nicht haben genieſſen koͤnnen / zum beſten hat ſparen wol - len. Brauchet doch ein Menſch / welcher von Natur boͤß iſt / ſolche Vorſichtigkeit / gegen vngehorſame Kin - der / in deme er ſiehet / daß ſie alles das jenige / was er jh - nen hat erworben vnd in die Haͤnde gegeben / ehrlich damit hauß zu halten / mißbrauchen vnd ſchaͤndlich auff vngebuͤrliche Weiſe ſuchen durch zu jagen / behaͤlt oder verwahret noch ein Stuͤck Geld auff gewiſſe Zeit / durch welches er jhnen aus der hoͤchſten Noth helffen koͤnte; vnd ſpricht / ich ſiehe wol / daß meine Kinder vbel hauß -halten85Beſchluß. halten / vnd alles verthun werden / was ich jhnen geben habe / vnd wan ſie dan alles verlohren; hernach nicht mir zu Schand endlich gantz verzweiffelen; hergegen aber vielleicht ihr thun beſſern / Rew vber jhre boͤſe Hauß - haltung gewinnen / den Vatter vmb Verzeihung bit - ten vnd ein beſſers Leben angeloben vnd verſprechen moͤchten: Warumb ſolte dann der allerweiſeſte vnd fuͤrſichtigſte GOtt / vnſer aller barmhertzigſter Vat - ter / wann er ſiehet / daß wir vns von hertzen beſſeren / nicht auch alſo durch einen bewahrten vnd zuruͤck-gehal - tenen Schatz / vns zur Danckbarkeit vnd Gehorſamb dardurch zu bewegen / wiederumb auff die Bein helffen koͤnnen? Gott thut nichts ohne Vrſach / Er weiß wol was er thut / vnd was vns am beſten dienet / wan wir vns nur mit einem Kindlichen Gehorſamb dargegen ſpuͤren lieſſen / gewißlich / er wuͤrde vnſer nicht vergeſſen; ſondern mit allem das vns zum zeitlichen vnd Ewigen noͤhtig iſt / reichlich verſorgen; vnd laͤſſt ſich anſehen / daß auff ſolche Weiſe vnd Wege gantzen Laͤndern vnd Fuͤrſten - thumen / wiederumb ſolte koͤnnen auffgeholffen werden / dan wan etliche Reichthumb erlangen; ſo koͤnnen dieſel - ben auch andern armen darmit helffen oder aufs wenig - ſte etwas zu thun geben / auff daß ſie ſich erhalten vnd jhre Nahrung ehrlich haben moͤgen. Vnd wolle ſich niemand verwundern / daß ich ſchreibe / daß in den weg - geworffenen Schlacken / noch etwas gutes ſeyn ſolte / vnd ſagen / were etwas gutes darinn geweſen / vnſere Vorfahren hetten ſolches auch herauß ſchmeltzen / vnd zu gut machen koͤnnen. Jch laß das ſeyn / daß zur ſelben Zeit durch gewalt des Fewers nichts mehrers haͤtte koͤnnen herauß gebracht werden / als ſie gethan haben; iſt darumbF iijnicht86Beſchluß. nicht beweißlich / daß auch jetzund nichts gutes darinn ſeyn ſolte; vnd ſolches wegen zweyerley vrſachen: Erſt - lich iſt bekandt genug / vnd bey den alten vnd jungen Schmeltzern verſucht / daß bißweilen eine hinweg ge - worffene Schlacken / wan ſie etliche Jahren im Wetter gelegen / ſich wieder / wegen magnetiſcher angebohrner Natur vnd Eigenſchafft erholet / mehr vnd beſſer Me - tall / als im erſten Schmeltzen / hernach geben hat / (dar - von der Vnwiſſende / die Bergkleute leſen vnd hoͤren kan:) Vnd wird zu dieſem Schmeltzen keine ſonderbah - re Kunſt oder Wiſſenſchafft gebraucht; ſondern geſchicht nur auff das gemeine vnd jederman bekandte Schmeltz - werck. Zum andern aber / kan auch aus etlicher Metal - len Schlacken (ſie haben ſich gleich zuvoren durch die Elementa wieder imprægniret, oder nicht) durch ein beſonder ſecrete Wiſſenſchafft / welche doch zuvoren in dem erſten ſchmeltzen im geringſten kein Gold vnd Sil - ber / ſondern nur geringe Metallen geben haben / gut Gold vnd Silber gezogen werden. Wie iſt das moͤg - lich / moͤchteſtu ſegen? daß in dem erſten ſchmeltzen nur vnvollkommene / vnd aus derſelben weg-geſtuͤrtzten Schlacken / vollkommene Metallen außgeſchmeltzet wer - den: Dieſes will ich dir ſagen / daß alle vnvollkomme - ne / geringe Metallen / etwas vollkommenes bey oder in - ſich haben / welches durch die Capellen prob nicht / es ſey dann / daß man ſolche zuvoren aus jhrer Metalliſchen Natur bringe / vnd zu einer Schlacken mache / (wo - von albereit mehrmahlen gedacht iſt) darvon kan ge - ſchieden werden: dan die vnvollkommene Metallen viel verbrennlichen Sulphur bey ſich haben / welcher nicht zulaͤſſt / daß dieſelben auff der Cupellen prob ſich genug -ſamb87Beſchluß. ſamb reinigen koͤnten / ſondern verurſachet / daß auch das gute darmit verbrennt / zu Glett wird / vnd mit in die Cu - pellen eingehet; das vbrige Metall aber / welches in dem groſſen Fewer / des erſten ſchmeltzens nicht alles hat Me - tall werden koͤnnen / ſondern zu Schlacken verbrand iſt / hat mehr Fewer gelitten / als das jenige / welches zu Me - tall alſobalden worden iſt / derohalben auch mehr Rei - nigkeit erlanget / auch dem Gold vnd Silber naͤher iſt / als das Metall ſelber / davon es ſich geſchieden hat.
Wer nun ſolche Schlacken / darinn offtermahlen ſehr viel Metall geblieben iſt; vnd inſonderheit die Zinn - Schlacken / wiederumb mit gutem Zuſatz ſchmeltzen kan / der wird gewißlich beſſer Metall finden / als die Bergk - leute zuvoren haben außgeſchmeltzt. Dieſes aber / will ich alſo nicht verſtanden haben / als wan ein gemein vnd grob Schmeltz-fewer / ſoviel bey den geringen Me - tallen in verbeſſerung deroſelben zu thun vermoͤchte / vnd das allein die Vrſach jhrer Vollkommenheit ſeyn ſolte / mit nichten / das Fewer thut zwar ſehr viel darbey / zeit - tiget vnd reinigt / iſt aber auch viel zu vehement vnd ſchaͤdlich zu den fluͤchtigen Metallen. Derohalben ohne Zweiffel noch andere Dinge ſeyn / welche dem Fewer in ſeinem guten Vorhaben helffen koͤnnen / wan wirs nur wuͤſten / was es fuͤr ſachen ſeyn muͤſten / ſo wuͤrde man ohne zweiffel leichtlich zu einem guten Werck gelangen koͤnnen. Weilen dan in den vorhergehenden Paragr. gehoͤret / daß etliche Metallen jhr vnſichtlich Gold vnd Silber nicht von ſich geben / es werden dan dieſelben zu - voren aus jhrer Metalliſchen Natur in Schlacken ge - bracht: Alſo iſt es nicht noͤhtig / daß man die guten vnd reinen Metallen / anderm guten Gebrauch vnd Nutzen /F iiijdarzu88Beſchluß. (darzu ſie ohne zweiffel erſchaſſen ſind) entziehe / vnd vmb des Goldes willen / ſo darinn iſt / gaͤntzlich verderbe; ſon - dern werden genug ſolcher verderbten Metallen / in den weg geworffenen Schlacken gefunden; welche man herauß zichen / vnd zu vieler Menſchen Vnderhalt an - wenden ſolte: Vnd in ſonderheit ſind dieſe Zinn reicher an Golde / welche von einem Saiffen-werck herkommen / dan ich derſelben geſunden / welche ſehr viel Gold gehal - ten haben; vnd hat ſeine vrſachen / wiewol jedweder Zinn von eigener Natur guͤldiſch iſt / ſo iſt doch jenes zwey - mahl guͤldiſcher / dan erſtlich hat es das jenige / was jhme die Natur in den Zinn-ſtein geben hat / darnach hat es auch dieſes was jhme accidentaliter iſt bey gefallen; dan gemeiniglich bey ſolchem Saiffen-werck auch Gold - flaͤmlein oder koͤrner gewaſchen vnd gefunden werden; welche dann / in deme der kleine Zinn-ſtein aus der Er - den gewaſchen wird / zugleich auch die kleine Gold-koͤr - ner / welche man nicht davon ſcheiden kan / mit vnter die Zinn kraupen geſchmoltzen werden; welches bißwei - len die Bergkleute wol wiſſen / daß es darinn iſt / aber jh - nen vnwiſſend / wie man ſolches mit nutzen herauß brin - gen ſoll. Es wird oftermals ♃ gefunden / deſſen der Cent - ner vngefaͤhr vmb 20. oder 24. Thaler verkaufft wird / vnd mehr als ſo viel ⊙ wehrt bey ſich hat; was ſoll man aber darzu thun / wan man es nicht mit nutzen herauß zu bringen weiß oder kan? dan ſol es mit ♄ abgetrieben wer - den / nach gemeiner weiſe / ſo erlanget man nicht den gan - tzen Halt / ſondern der mehrentheil gehet in die Schlacken. Geſetzt / es gienge nichts in die ſchlacken; ſo wuͤrde gleich - wol das ♄ vnd andere koſten / dadurch das ♃ muͤſte abge - trieben werden / mehr wehrt ſeyn als dz ⊙ welches davonkom -89Beſchluß. kommen wuͤrde; iſt alſo nicht mit Nutzen zu thun / ſon - dern bißhero fuͤr vnmuͤglich gehalten worden: Nun ich aber ſo viel anleittung geben habe / zweiffele ich nicht / es werde mancher mit der Zeit darhinder kommen / vnd nu - tzen damit ſchaffen. Vnd was ich auch nach meinem ver - moͤgen mit einem guten Rath darzu behuͤlfflich ſeyn kan / ſoll nicht vnterlaſſen bleiben. Was nun allhier von den Zinn-ſchlacken vermeldet / ſoll gleicher Weiſe von andern vnvollkommenen Metallen-ſchlacken ver - ſtanden werden; doch alſo nicht / als wan alle Schlacken ohne vnderſcheid viel Gold halten ſolten / von ♂ werden dieſe den andern vor gezogen / welche die groͤſte Hitze ge - litten / vnd zu einem durchſichtigen gruͤnen oder blawen Glaß worden ſind; darauß von etlichen nur durch Extra - hirung eines gemeinen Aq. R. ⊙ iſt gebracht / doch ohne Nutzen / dan der Zuſatz hat mehr gekoſtet / als das ⊙ ſo davon kom̃en wehrt geweſen iſt / vnd was noch mehr iſt / bezeugen vnd ſchreiben weitlaͤufftig etliche Philoſophi, daß aus ſolchen Schlacken eine wahre Tinctur, andere vnvollkommene Metallen / darmit in ⊙ zu verwandeln / koͤnne zu gerichtet werden / welches ich in ſeinem Werth will bleiben laſſen / weilen ichs nicht verſuchet; ſondern nur von ſolchen dingen ſchreiben / die mir die Experientz geoffenbahret hat / vnd ſage mit Warheit / daß in dem ♂ viel gutes verborgen ſtecket / aber giebt es durch eine Sei - gerung des ♁, deſſen oben gedacht / oder andere arbeit / ſo leicht nicht herauß / ſondern erwartet einen ſtarckern / als er ſelber iſt / welcher jhm den Raub / den er von audern ge - holet / wiederum abjagen koͤnne; iſt alſo niemand ſo ſtarck er findet endlich ſeinen Meiſter / oder einen / welcher jhme wieder mit gleicher maſſe einſchencke / als er andern ge - than hat.
F vDer90Beſchluß.Der alte ♄ / ob er ſchon geringes Anſehens / ſo iſt er gleichwol der hoͤchſte im Firmament / welcher bey andern Metallen viel zu ſagen hat / ohne welchen man wenig fruchtbarliches außrichten kan; derohalben billig der hoͤchſte vnd beſte iſt vnd bleibet. Vnd weitters / ſo kan ein ſolche Seiger-arbeit / nicht allein auff die weg-ge - worffene Schlacken / ſondern auch auff die Metallen ſelber / bißweilen nuͤtzlich gebraucht werden; nemblich / wan man ſolche fuͤr einen kleinen Preiß haben kan / als nun in 30. jahren her (leider) bey dieſem verderbten kriegs - weſen mehr als zu viel geſchehen iſt / daß eine ſolche groſſe maͤnge ♀ vnd ♃ in die groſſe Staͤdten gefuͤhret vnd fuͤr ein ſehr klein Geld iſt verkaufft worden / daß man auch ſolches wegen groſſer maͤnge ſchier nicht hat bergen koͤn - nen / ſondern mit groſſen Schiff en in andere Laͤnder weg - gefuͤhret hat; wer dan in ſelben Zeitten ein Seiger-ar - beit hette anſtellen moͤgen / ſolte er nicht groſſen Reich - thumb (einem guten Bergwerck gleich) darmit gewin - nen / vnd doch endlich die außgeſeigerte Metallen zu gu - tem Gebrauch; als nemblich / in die Kirchen wiederumb Klocken / vnd zur rechtmaͤſigen Defenſion wiederumb auff die Veſtungen Stuͤcke zu gieſſen / anwenden koͤn - nen / ſo were auffs wenigſte noch ein Theil davon im Land blieben; vnd nicht alles zumahl verfuͤhret worden / welchem groſſen Schaden allein durch erfahrne Metal - licos (deren die Laͤnder gemangelt haben) haͤtte koͤnnen vorkommen werden. Aber es iſt nunmehr bey mir kein Wunder / daß ſo wenig gutes ietziger Zeit in Alchimia verrichtet wird; dan ich genugſamb ſehe vnd ſpuͤhre / daß bey dem mehrentheils ſolchen Leutten / welche ſich Chi - micos nennen laſſen; im geringſten kein Erkantnuͤß derMe -91Beſchluß. Metallen iſt: Vnd wo ſolche mangelt / da mangelt auch der Chimicus, man ſey gleich gelehrt oder vngelehrt / dan ſolche Erkaͤntnuͤß auff den hohen Schulen nicht ge - lernet wird / ſondern beſtehet allein in einer fleiſſigen Spe - culation vnd ſtaͤtigen Vbung / bey den alten Chalde - ern, Perſier, Arabier, vnd Egyptiern, wurden die gute kuͤnſten beſſer æſtimiret, als bey vns Chriſten jetzundt geſchicht; wie ſie dan die geſchickteſten zu jhren Regenten erwoͤhleten / vnd die Koͤnige jhre Kinder in dergleichen freyen Kuͤnſten mit ſonderbahrem Fleiß lieſſen vnter - richten vnd auffbringen: Vnd bey den Egyptiern ſon - derlich / war die Chimia ſo gemein vnd vblich / durch welche ſie jhre Macht vnd Reichthumb erlangeten; daß auch der Koͤnig Darius dieſelben nicht hat bezwingen koͤnnen / bis daß er jhre Buͤcher hat ſamblen vnd ver - brennen laſſen; vnd ward zur ſelben Zeit viel auff ehrli - che kuͤnſten gewendet; Wie dan auch der Koͤnig Ale - xander Magnus dem Philoſopho Ariſtoteli, jaͤhrlich 4 mahl 100 vnd 80000. Cronen verehret / vnd auch 3000. menſchen zu huͤlffe geben hat / die Natur darmit zu durchſuchen. Nun aber wenden groſſe Herren lieber auff Schalcks-narren vnd Poſſen-reiſſer / die groſſe Be - cher voll auß-ſauffen koͤnnen; erfahrne Leute aber / wer - den nichts geachtet / darumb gehets auch alſo in der Welt her; alſo / daß man von nichts anders / als von brennen / morden vnd verwuͤſtung vieler Laͤnder vnd Staͤdten re - den hoͤret: Jn ſumma, guten wiſſenſchafften ſind nun ſo vngemein vnd ſeltzam / gleich als der ſchnee / in warmen Laͤndern / mitten im heiſſen Sommer; vnd iſt ſolches kein Wunder; dann der Hoffahrt nicht zu laͤſſet / etwas ehrli - ches zu erlernen; wird nur nach Geld vnd Gut getrach -tet;92Beſchluß. tet / vnd die jenigen / welche daſſelbe beſitzen / werden von jedermann reſpectiret, ſie taugen ſonſten etwas oder nichts / wird nicht auffgeſehen; vnd meinet mancher / daß es ſeiner Reputation zu wider were / wann er ſeine Kin - der etwas ehrliches lernen lieſſe / ſondern genug haͤtten jhren Stand zu fuͤhren; biß weilen aber ſichet man / wie genug ſie haben / wan ein Vngluͤck zu Waſſer oder Land das zuſamen geſcharrete Gut auff einmahl hinweg nim - met; dan ſitzet man wie Butter an der Sonnen / hat kein Gut / vnd weiß auch nichts / ſich darmit zu ernehren / vnd folget gemeiniglich ein boͤſes Ende darauff / welches (wan ſie etwas ehrliches gelernet / nicht zu foͤrchten gehabt het - ten. Were derohalben wol zu wuͤndſchen / daß einmahl eine ſolche Zeit kommen moͤchte / da man an ſtatt aller - hand Laſtern vben / die Kinder in guten Kuͤnſten (darmit ſie ſich im fall der Noth / ehrlich noͤhren koͤnten) auff er - ziehen lieſſe / ſo wuͤrde es gewißlich beſſer in der Welt her - gehen / vnd ſo viel Krieg vnd Streit / darin manchem das ſeinige mit gewalt genommen / vnd bißweilen auch todt daruͤber geſchlagen wird / nicht im ſchwange gehen / ſon - dern wuͤrden ſich die Menſchen mit jhrer Hand-arbeit ernoͤhren / vnd ohne beſchwerung des Naͤchſten ehrlich vnterhalten koͤnnen. Alſo haſtu nun gehoͤret guͤnſtiger Leſer / daß auch noch andere Mittel ſind / ſich vnd die ſei - nigen ehrlich fort zu bringen; vnd man keine vrſach hat / ſich durch Wucher / Mord vnd Gewalt zu bereichern / darbey doch (weilen es gegen das Gebott Gottes vnd Liebe des Naͤchſten / wie auch gegen die gantze Natur ſireittet) kein Gluͤck oder Segen ſeyn kan / vnd gewiß - lich / ſolcher vnrechtfertige Reichthumb / ſelten an den dritten Erben kommen wird; iſt derohalben am allerbe -ſten93Beſchluß. ſten einem jedwedern das ſeinige gelaſſen / vnd mit eige - ner Hand durch ſchweiß des Angeſichts (nach dem Be - fehl vnd Willen Gottes) ſeine Koſt vnd Nahrung ge - ſucht / welches durch dieſe meine Anleittung vnd gezeig - ten Weg geſchehen kan. Vnd ob ich ſchon bißhero ſel - ber noch niemahlen durch ſolche ſecrete Wiſſenſchaften / darvon all hier gedacht / wegen vielerhand hindernuͤſſen etwas habe erwerben koͤnnen / ſo bin ich doch zu frieden / (wan es dem lieben Gott alſo gefaͤllig iſt / vnd es auch all mein lebenlang nicht geſchehen ſolte) daß mir nur die Natur bekant iſt; doch hoffe ich / der liebe Gott / werde mir einmahl aus der Frembde in mein Vatterland wieder - umb helffen / daß ich an einem ſtillen Orth etwas moͤchte anſtellen vnd thun laſſen / dardurch meine Haußhaltung ehrlich zu vnterhalten; alßdan werde ich kuͤhner ſeyn / et - was groͤſſers / als bißhero geſchehen / dem gemeinen beſten herauß zu geben. Dann ich vorgenommen / ein ſolches Buch zu ſchreiben / deßgleichen von niemand jemahlen[i]ſt geſehen worden; welches vielen Menſchen dienſtlich / vnd zu jhrer Nahrung behuͤlfflich ſeyn wird: Vnd mag mit gutem gewiſſen wol ſagen / gleich als eine ſchwangere Fraw / deren Geburtsſtund nahe iſt; ſich nach nichts an - ders ſehnet oder verlanget / als jhrer Buͤrde / daran ſie ſo lang getragen / einmahl entbunden zu werden. Alſo ver - lange ich auch; vnd erwarte der Zeit mit ſchmertzen / da - rin mich Gott zu einem guten Jnſtrument gebrauche / daß ich meinem Naͤchſten mit Raht vnd That beyſprin - gen / vnd durch das jenige Pfund / welches er mir verlie - hen / behuͤlfflich ſeyn moͤge: Vnd mangelt mir (wie ge - ſagt) nichts anders / als die Zeit / welche das gluͤck bißhero nicht hat geben wollen; dann ein jedweder Verſtaͤndigerleicht -94Beſchluß. leichtlich errahten kan / was fuͤr muͤhe vnd arbeit (will ge - ſchweigen der groſſen koſten / an ſolchem vnbequaͤmen vnd thewren Orth) allein in erſuchung vnd erfindung der Natur heimligkeiten (will geſchweigen groſſe Dinge zu thun) darzu erfordert werde. Mag derohalben mit ei - ner brennenden Kertzen oder Liecht wol ſagen / aliis inſer - viendo conſumor: Haͤtte ich eine ſolche geitzige Eigen - ſchaft gehabt (gleich der mehrenteil menſchen haben) vnd nur ein einiges Stuͤck / welches mir ſchon vor vielen jah - ren bekandt geweſen / ins Werck geſtellet vnd getrieben / ich hette groſſen Reichthumb darmit erlangen koͤnnen / welches mir aber vnmuͤglich zu thun war; dann meine Natur hat nicht zu gelaſſen / ein ſolches Ding / welches allbereit vollkoͤmlich außgeſunden / gleich als ein Hand - werck zu treiben; wie ein Eſel / welcher vmb ſein Futter zu verdienen / taͤglich ſo viel Saͤcke in - vnd ſo viel wieder aus der Muͤhlen zu tragen gewohnet iſt; gantz nicht / ſon - dern meine Natur hat mich dahin getrieben / daß ich nach erfindung des einen / alſobalden nach einem andern vnd beſſerm (darzu mir allbereit das erſte Anlaß geben) ge - trachtet habe / vnd da ich ſolches auch gefunden / jmmer weitter fortgangen bin; weilen das eine dem andern zu groͤſſern Geheimnuͤſſen den Weg zeigte / vnd die Thuͤr auffthaͤte: Welchem ich bißhero ohne ſchewung vieler muͤhe vnd koſten / meinem Naͤchſten zum beſten / vnd meiner ſelbſten conſumirung / eifferig nachgangen bin; vnd werde ach nicht ſtill ſtehen (ſo es Gott zu laͤſſet) bis daß ich einmahl zu einem gluͤcklichen vnd gewuͤndſchten Ende gelange: Vnterdeſſen ich aber meinem Naͤch - ſten / mit dem jenigen / was mir allbereit bekandt iſt / zu dienen beſchloſſen vnd vorgenommen habe. Will dero -halben95Beſchluß. halben hoffen / die Frommen werdens in gutem verſte - hen vnd auffnehmen; die neidiſchen Spoͤtter aber moͤgen nach jhrer boͤſen Arth vnd verkehrten Natur verachten vnd thun alles was ſie wollen: Werden aber kleinen Gewinn oder Ehr davon tragen / ſondern vielmehr jhre lange Ohren dadurch zeigen / vnd ſolche von jedermann ſehen laſſen.
Will hiermit beſchlieſſen / vnd den guͤnſtigen Leſer an meine andere Buͤcher / welche von guten Secreten, klaͤr - licher / als dieſe gethan haben / handeln werden / vnd ins kuͤnfftige herauß zu geben / vorgenommen / gewieſen; vnd dem Allmaͤchtigen / guͤtigen vnd barmhertzigen Gott von welchem allein alles Gute herkompt / befohlen haben.
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