ALß der Allmaͤchtige GOtt Deut. 8. 9. dem Jſra - elitiſchen Volck fuͤrgehalten und zu Gemuͤht gefůhrt / was er ihnen vor ein herrlich Land einraumen wolte / hat er die Vortrefflichkeit ſolches gelobten Landes fuͤrnemlich damit zu erkennen geben wollen / wann er außdruͤcklich geſagt: Es ſey ein Land auß deſſen Steinen ſie Eiſen / und auß den Bergen Ertz hauen wuͤrden. Worauß abzunehmen / daß der liebe GOtt ſelber die Metallen / fuͤrnemlich aber Eiſen / und Kupffer nicht vor eine geringe Gabe wolle geachtet haben / als mit welchem faſt alle Noht - durfft dieſes zeitlichen Lebens muß verrichtet werden / nemlich Bauen / Ackern / Pfluͤgen / Graben / Hacken / Egen / Hauen / Saͤgen / Schneiden / Hobeln / Stechen / Bohren / Feilen / Haͤmmern / und andere Handwerck - liche Verrichtungen / nebenſt deren Jnſtrumenten auch eiſern und kupffern Gefaͤſſen / ſo zu dieſem Leben alleſambt unentrahtlich ſind. Sol - ches alles aber koͤnte nicht geſchehen noch genoſſen werden / wann nicht die aller Ehren werthe Bergleute mit groſſer Muͤh und Arbeit / Berg / Erde / und Steine durcharbeiteten / und auß der tieffe der Gebuͤrge die metalliſchen Ertze herauff ſchaffeten / im Feuer die gleichſam ſteinerne und taube bergichte Spreu von dem ſaubern Metall abſcheideten / und alsdann alle Welt mit geſchmeidigem Eiſen / Stahl / Kupffer / Bley / Zien / Silber und Gold mit ſolchem Vberfluß verſorgten / daß faſt kein Hauß iſt / worinn nicht etliche Centner an allerley metalliſchen Sachen / als Keſſeln / Schieſſeln / Kannen / Loͤffeln / Leichtern / Kroppen / Krahnen / Ketten / Schloͤſſern / Riegeln / Handhaben / Thuͤrbanden / Schluͤſſeln / Moͤrſeln / Naͤgeln / Zangen / Haͤmmern / Gabeln / Spaden / Schauffeln / Kahrſten / Hacken / Axten / Beilen / Saͤgen / Spieſſen / Dachkenneln / Fenſterbley und andern dergleichen Hauß-Nohtdurfft zufinden / und ſo man bedenckt / wie viel wol Millionen Doͤrffer / Staͤdte / und Flecken in aller Welt ſind / ſo ſtehet zu erachten / wie gantz unzaͤhlich alle Haͤuſer der - ſelben / und noch unzaͤhlicher der berůhrte metalliſche Vorraht in denſel - ben ſeyn muͤſſe / zugeſchweigen was ins groſſe mit unterlaufft / an unzahl - baren Glocken / Vhren / Orgeln / Geſchuͤtzen / Stůckkugeln / Schiffan - ckern / Feuermoͤrſeln / eiſern Oefen / Amboͤſſen / Stangen und dergleichen /a ijwel -Vorrede.welches alles mit einer viel unbegreifflichern Menge Schlacken / Geſtein / und Bergunart umbgeben geweſen / und damit hat muͤſſen auß den tief - fen Gruben gebracht werden / ſo / daß daran die unverdroſſene Arbeit der Bergleute gnugſam erſcheinet / denen auch die gantze Welt deßwegen ver - pflichtet iſt / weil ohne ſie kein Handwerck getrieben werden mag. Wann dann nicht unbillich dieſe Ehren - und Lobwerthe Zunfft von allen ver - ſtaͤndigen Menſchen / hoch und niedrigen Standes geliebt / auch von vie - len eins und anders von dero zugehoͤrigen Kůnſten unterſucht wird / und aber dieſe Zunfftver wandten mehr als alle andere Profesſionen / ihre be - ſondere Terminos, Redarten / uñ Benamung ihres Gezeugs im Brauch haben / ſo ins gemein nicht zu verſtehen / ſo hat der Herr Ber Wardus eine nůtzliche Arbeit verrichtet / in dem er die Außlegung der fůrnembſten Bergwoͤrter zu Papier bracht / und alſo dem gemeinen Nutz damit gedie - net / in deſſen Namen dann auch ihme hier offentlich zu dancken / und ſei - ner in Ehren zu gedencken ſtehet / mit verhoffen / es werde demſelben in ſolcher Jntention nicht unmißfaͤllig ſeyn / diß ſein Werck mit dem fůrtreff - lichen Schrifften deß hochverdienten Herrn Erckers in offentlichem Druck zu Vergeſelſchafften; Jm ůbrigen ein mehres nicht / als den Leſer hiemit Goͤttlichem Schutz empfohlen.
Jſt eine Grube vor dem Geblaͤſe wie ein Stichherd in Schmeltz-Huͤtten / darin - nen das Kupffer gar gemacht wird.
DAß Bley-Ertz wird drey mahl auff dem Huͤtten Hof unter dem blauen Himmel geroͤſtet / damit der Schwefel gaͤntzlich herauß rauche / es ſetzet ſich oben in den Roſt / wann er gebrandt / der Schwefel / den ſie mit Kellen koͤnnen außſchoͤpffen. Es treufft auch auß dem Roſt Schwefel / und ſetzet ſich alß Eiß-Zapffen / welcher Tribſchwefel heiſſet / wird hin und wieder in den Apothecken verkaufft / wann es gnugſam geroͤſtet / wird es in den Schmeltzofen gebracht / und uͤber das leichte Geſtübe geſchmoltzen / und ſeiget ſich das Bley durch das leichte Geſtübe / und die Schlacken ſtehen oben / das Bley und Silber wird auß dem Schmetzofen mit Kellen in den Kühlherd geſchoͤpf - fet / und Scheiben weiſe weggenommen / das Bley und Silber zuſam̃en / ſo ſonſt Werck heiſſet / wird Schwartz-Bley genennet / hat aber wenig Silber bey ſich / geſtalt der Cent - ner Ertz über ein halb Loth bey dieſem Bergwercke nicht haͤlt.
Leicht -39Berg Phraſes.WAnn ſie den Kupffer-Rauch auß dem Rammelsberge in das Victriol-Hauß ge - bracht / iſt das ſeine erſte Prob / daß 1. Tonne waͤgen / wann er gut iſt / 2½ Centner / auch wohl geringer waͤgen muͤſſen / wann er aber nicht gut und zu viel Ertz darunter iſt / kompt das Gewicht auff 4. wohl 5. Centner.
d iiijDie -40Berg Phraſes.Dieſen wird nun alle Wochen auff Serenisſimorum Vietriol-Hauſe zur Lauge gemachet / und verſotten / 144. Tonnen / Anfangs wird mit einer eiſern Harcken unter - einander gezogen / und was darunter zu groß iſt / wird mit einem Hammer klein geſchla - gen / darnach das kleine unten / und das groſſe oben auff zuſammen in eine Buͤdde geſchuͤt - tet / und dann darauff eine Pfanne voll warm Waſſer gefüllet / und alſo ſtarck von dreyen Knechten mit eiſernen Harcken deß Tages dreymahl durchgezogen / ſolches heiſſetTreck. Treck / und bleibet Nacht und Tag darauff ſtehen. Hernach wird ſolche außgewogene Lauge in eine Schier-Buͤdden gefüllet / darinn es 4. Tag ſtehet / und ſich ſchieret oder ſetzet / da aber ſolcher Kupffer-Rauch in dem erſten Waſſer noch nicht alle zergangen / oder ins Waſſer gezogen / wird ſolcher Schlam zum Uberfluß noch einmahl durch hoͤl - tzerne Koͤrbe / in einer Büdden gewaſchen / und ſolches umb den andern Tag auch in eine Schier-Buͤdden gefuͤllet / muß gleicher Geſtalt 4. Tage ſich ſetzen / welche Lauge nun am erſten ſich geklaret hat / wird in die Siedpfannen / welche von lauterem Bley iſt / ge - ſchlagen / und eine Nacht und Tag / auch wohl 30. biß in 36. Stunden geſotten / darauff wird es probieret / und wann die Prob richtig befunden / wird der Sud in eine bleyerne Kaͤhlpfanne gefuͤllet / darinn es erkalten muß / dann ſolche heiſſe Lauge in keinem hoͤltzern Geſchirr bleiben kan; ſondern alsbald durchlaͤuffet / wann ein ſolcher Sud ſich erkaltet / wird er in die Setz-Faͤſſer gefuͤllet / darinn wird dann Rohr auß den Teichen ſo tieff die Faͤſſer ſeyn in hoͤltzerne Riegel / jedes eine Hand breit voneinander / in den Faͤſſern nieder gelaſſen / daran ſich dann ſolcher Vitriol an das Rohr ſo hoch die Laͤnge ſtehet / in 14. Ta - gen anſetzet.
Wann ſolches nun in die 14. Tage geſtanden / und der Vitriol ſich angeſetzet / wird derſelbige außgenommen / und in Faͤſſer gepacket / deren ein jedes 9. Centner ungefehr rein Gut haben muß / welches dann alſo tuͤchtige Kauffmans Wahren iſt / ſolcher Faͤſſer muͤſſen wochentlich achte geſacket werden / die Lauge ſo in den Setzfaͤſſern uͤberbleibet / wird wiederumb in die Siedpfanne gefuͤllet / und der vorgemeldeten Lauge der Kupf - ferrauch auß der Schierbuͤdde darzu gegoſſen und geſotten.
Der Schlamm auß der Büdden / welcher durch hoͤltzerne Koͤrbe gewaſchen iſt / wird auſſerhalb deß Hauſes gewaſchen und auff die Huͤtten die Roſten damit zubedecken ge - fuͤhret.
Was nun an unreinem Vitriol in den Setzfaͤſſern ſich befindet / wird gleichfals wie - der zur Lauge gemacht / dann ſolche Lauge wird genennet ein Gruß / dann ſie helffen die Sud foͤrdern.
EJnen auff die Halle ſetzen. Heiſſet ſo viel als betriegen.
Syn. Einem ein Lodlein eintragen.
Einem ein Kuͤnſtel haͤngen. Jſt / einem was zu thun ſchaffẽ oder Poſſen reiſſen.
Er hat mir eines verſetzet. Jſt / er hat mich ſtattlich hintergangen / ꝛc. Dieſes kompt her von einer betrůglichen Gewohnheit / ſo vor Zeiten bey den Lehnſchafften im Schwange gangen / dann wañ ſie den Herrn haben wollen auffloͤſſig machẽ / haben ſie die Ertze verzimmert oder verſchmieret / wann nun die Herrn in Meinung / daß kein Ertz vorhanden ſey / die Grube haben liegen laſſen / ſind dieſe vor ſich / oder durch andere zuge - tretten / und dieſe ins freye gefallene Gruben gemuhtet / die Bergleute ſagen: Die Alten haben neben den Ertzen hingelochet / und ſie verſchmieret; Etliche aber ſo die Leute haben wollen anreitzen in die Lehnſchafft zu trettẽ / haben frembd Ertz geſaͤet / das iſt Ertz in LettẽHiſtoria. oder lettig Gebirg getrieben / umb dadurch den Gewercken einen Muht zumachen. Hie - von hat man eine gewiſſe Hiſtoria / ſo bey dem Meißniſchẽ Bergwerck ſich zugetragen / ſo herbey zutragenbeliebet. Es hatte ein Bergmañ etliche frembde in Lehnſchafft eine Grubemit41Berg Phraſes. mit zu bauen angereitzet / und groſſe gůldene Berge zugeſagt / alſo / daß ſie ziemlich zum Bau hergeſchoſſen. Als aber lange Zeit die Hoffnung unfruchtbar blieben / ſind ſie nach ihrer Grube ſelbſt gereiſet / und als ſie den Bergmann gefraget / ob noch kein Ertz vorhanden? hat er geantwortet / wann er noch ¾ Lachter weggearbeitet / wůrde er das Ertz antreffen; dann das Bergmaͤnnlein oder Bergmoͤnnich haͤtte es ihm geſaget / und wann ſie es ſelbſt hoͤren wolten / koͤnten ſie mit in die Grube fahren. Dieſe reſolviren ſich wieder verhoffen deß Bergmanns mit in die Grube ſich zu begeben. Jnzwiſchen ſtellet der Bergmann einen Berg-Jungen unweit von dieſem Ort / mit der Jnſtruction, wann er rieffe: Bergmaͤnnle / wie weit haben wir zum Gang? ſolte er antworten: Drey Viertel Lachter. Was geſchiehet / als der Bergmann rieffe in beyſein der Frembden / Bergmaͤnnle wie weit haben wir zum Gang? antwortet der Jung / drey Viertel Mei - len / iſt alſo der Betrug kund worden. Solch ein Betrug kan bey den Bergwercken / die durch Gewerckſchafften gebauet werden / wie allhier auff dem Hartz geſchiehet / nicht vorgehen.
BErg-Hauptmann. Jſt / der vornehmſte Officirer bey dem Bergwerck / ſo an Statt deß gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn commandirt, welchem dann auch dahe - ro alle Bediente zu gehorſamen ſchuldig ſeyn.
Die ůbrigen ſind zweyerley / etliche die das Berg-Ambt bekleiden / etliche die darinn keine Sesſion haben / ſondern ſonſt dem Bergwerck entweder mit der Feder oder Hand - Arbeit bedienet ſeyn. Jene heiſſen ins gemein Ober-dieſe Unterofficirer / beyde werden hinwieder ins gemein abgetheilet / daß ſie entweder von der Feder oder vom Leder ſeyn. Jene ſind / welche Rechnung fuͤhren / und ſonſt auch den Berg und Hüttenwercken Con - ſulendo bedienet und vorgeſtellet ſeyn / dieſe ſind ſo den Berg-Bau dirigiren und befeh - len / wie dieſes oder jenes die Bergleute machen und angreiffen ſollen / mit Leder als Schurtz-Fellen / ſo ſie Ars-Leder nennen / tragen. Als Bergmeiſter und Geſchworne.
GOtt gruͤſſe euch alle mit einander Bergmeiſter / Geſchworne / Steiger Schlegel - Geſell / wie wir hier verſamblet ſein / mit Gunſt bin ich auffgeſtanden / mit Gunſt will ich mich nieder ſetzen / grüſſe ich das Gelach nicht / ſo waͤre ich kein ehrlicher Berg - mann nicht.
SChurffen ſuchen und einſchlagen nach Ertz / iſt das erſte Fůr - nehmen zum Bergbau / welches einem jeden wann er Anzeigung hat / daß im Gebůrg / Gaͤnge vorhanden ſeyn / vergoͤnnet iſt / darinn auch kein Herr und Beſitzer derer Gůter / darinnen angeſchlagen wird / Hinderniß thun kan / wei - len der gemeine und groͤſſere dem Privat Nutze vorgehet.
DUrch ſolches Schurffen und Außrichten der Gaͤnge / erlanget man der Finders und Außrichters recht / nemlich eine Fundgrube / die Maaſen aber nach deroſelben werden dem erſten Muther verliehen.
DAs Schurffen und Einſchlagen aber wird nicht zugelaſſen / wann muhtwilliger Weiſe auß Neid oder Feindſchafft ſolches fuͤrgenommen wird / (2.) Jngleichen wann der Bergmeiſter zweiffelt / ob er den jenigen / ſo einſchlaͤgt / bey kuͤnfftiger Muthung er - halten koͤnne.
Jn Schurff aber dreymahl ungebauet von Bergmeiſtern und Geſchwornen beſun - Eden / wird frey erkannt / und mag von einem andern gemuhtet werden.
NAch dem Schurffen / ſo ein Bergmann oder kuͤnſtiger Gewercke anſtellet / folget im - mediate das Muhten / es leget nemlich der Finder einen Muht-Zetul bey dem Ober - Bergmeiſter ein / ſo alſo kuͤrtzlich geſtellet wird: Großguͤnſtiger vielgeehrter Herr Berg - meiſter / ꝛc. Jch muhte und begehre meines gnaͤdigſten Landsfuͤrſten und Herrn freyes / als nemlich eine Fundgrube / oder Maaſen / wie auch eine ins freye gefallene alte Zeche / auff dieſen oder jenen Zug ſampt der obern und unter Maaſen / auch den darzu beduͤrff - digen Waſſerfall gemuhtet / den 1. Tag May 1667.
Und iſt der Oberbergmeiſter im Namen der gnaͤdigſten Lands-Herren ſolche Muh - tung von dem / deſſen Stimm er zuerſt hoͤret / anzunehmen ſchuldig / da er aber befindet / daß der Muhter bey ſeiner Muhtung nicht bleiben mag / hat er ihn zu verwahrſcheuen / ſo er aber davon nicht abſtehen wolte / nimbt er demnach die Muhtung auff ein recht an.
BEnahmter Muht-Zetul aber muß alſo beſchaffen ſeyn / daß in ſelbigem mehr nicht / als eine Fundgrube mit beyden naͤchſten Maaſſen enthalten / und wann die Fund - grube allbereit gemuhtet / nur allein drey Maaſſen nach ſolcher Fundgruben / damit an - dern das Fall nicht verſperret / und der gemeinnuͤtzige Bergbau gehindert werde.
NAch ablauff 4. Wochen muß das gemuhtete Feld beſtaͤttiget werden / ſonſt faͤllt daſ - ſelbige wieder in deß Grundherrn freyes: Es waͤre dann / das der Bergmeiſter auß erheblichen Urſachen dem Muther auff eingekommenen erlang Zetul etwas Friſt gebe oder ertheilete. Solche Friſtung aber gibt er ohne erhebliche Urſachen nicht / und da die - ſelben ſchon vorhanden / kan ſolches doch uͤber zwey oder dreymahl nicht geſchehen.
DJe Beſtaͤttigung deß gemuhteten Feldes wird alsdann vom Bergſchreiber in das Lehnbuch eingetragen / und darüber dem Lehntrager ein Schein ertheilet.
VJer Wochen nach der Beſtaͤttigung muß der Lehntrager dem Berghauptmann ei - ne Gewerckſchafft uͤber ſeine gemuhtete Zeche uͤbergeben. Welche / nach dem ſie von demſelben revidirt, und unterſchrieben / der Bergſchreiber ins Gegenbuch ordentlich verzeichnet und eintraͤgt.
DEr erſte Muhter wird bey ſeines Lehns Richtigkeit Verzug und Alter erhalten / ob - gleich ein ander ehe Kubel und Seil eingeworffen / und ob ſchon einer ehe eine Maaſſe entbloͤſſet haͤtte / oder der Alter nicht haͤtte vermeſſen laſſen / ſintemahl der erſte Finder und Muhter bey ſeiner poſſesſion, wann ſie richtig iſt / erhalten werden muß.
ES verleuret aber der Muhter oder die Gewerckſchafft ihr Recht / wann ſie das gemuh - tete Feld nicht ordentlich mit arbeiten beleget oder bauet / als wann ſie nur mit ledigen Schichten oder Poſen dreyſtuͤndiger Arbeit arbeiten lieſſen. Dann wann zum wenig - ſten mit 3 oder 4. Schichten in einer Woche nicht verfahren wird / und der Muhter deß Bergmeiſters Warnung nicht achtete / erkennet alsdann das Fuͤrſtl. Berg-Ampt auff eines ander Suchen die Zeche frey und verleihet dieſelbe dem andern Muther / damit alſo hoffliche dazu feinen Ertzen gute Hoffnung man hat) und bauwuͤrdige Zechen nicht un - gebauet liegen bleiben / ſintemahlen die Bergwercke nicht fuͤr ſchlaffende; ſondern fuͤr wachende erfunden.
DJeſe Regel aber hat ihren Abfall / wann der Bergmeiſter Waſſer / oder Wetters hal - ben / oder ſonſten auch auß erheblichen Urſachen friſt ertheilet.
ES verleuret auch die Zeche ihr Recht / wann die Zeche in 3. Quartalen nicht verrech - net / und über Einnahme und Außgabe kein Anſchnitt gehalten wůrde.
WAnn von den Gewercken gutwillig auffgelaſſen / und ferner nicht gebauet wird / kan dieſelbe einem andern verliehen werden.
Faͤllet eine Zeche ins freye / wann nicht quartalig ihr Feld verſchrieben / und alſo die Be - lohnung renovirt wird.
JN particulari wird einer oder der ander Gewercke ſeiner Theile verluſtig / wann die Zubuß nicht zu rechter Zeit erleget wird / und die Kuxe ins Retardat kommen. Wie dann allhier bey dem Claußthaliſchen Bergwercke durch eine Special conſtiution ver - ſehen / wann Gewercke in jedem Quartal ihre Zubuß nicht einbringen werden / ihre Kuxe Num. 12. in ſelbigem Quartal im Gegenbuch außgeſtrichen / und alſo ins Retardat geſetzet. Wann nun dieſelbe im folgenden Quartal Num. 8. gegen Erſtattung alter und neuer Zubuß auß dem Retardat nicht redimiret werden / erkennet als dann das Berg - Ambt ſolche Kuxe vor verluſtig / und werden den gehorſamen Gewercken zugetheilet: Dann wer Bergwerck Anfangs mit bauen will / muß geben Geld / oder raumen ſein Feld. Etliche Bergordnungen laſſen den ungehorſamen Gewercken mehr zu / und wer - den ihrer Kuxe nicht eher verluſtig / als wann in drey Quartalen nach dem Retardat die Zubuß nicht einkombt.
WAnn einer gantze Gewerckſchafft aufflaͤſſigen wird / oder nicht mehr bauen will / faͤllt dieſelb dem Landherrn anheim / und darff die Gewerckſchafft das jenige / was in oder über der Gruben angeſchlagen iſt / ingleichem die Schlich oder Schlam mit hinweg nehmen / wie auch den Vorraht Ertz auff der Hallen / als welcher mit ihrem Geld gewon - nen. Jedoch mit der Beſcheidenheit / wann derſelbe in einem Quartal weggeſchafft wird.
WAnn eine Zubuß-Zeche liegen bleibet / oder ſonſt fuͤr frey erkannt wird / und etliche Gewercken biß zu letzt ihre Zubuß erlegt / dieſelbe muß der neue Muther oder Frey - macher wieder zulaſſen. Es waͤre dann daß ſolche außgelaſſene Zeche in 4. Quartalen nacheinander in freyem gelegen.
NAchdem nun eine neue Gewerckſchafft ihr verliehen Feld belegt / und Ertze zu Tage fordert / iſt hochnoͤhtig Hader und Zanck zuverhuͤten / daß ſolches Feld der Gebühr nach vermeſſen werde. Die Fundgrube wird zu erſt vermeſſen / und nach derſelben muͤſſen die Maaſſen gerichtet werden. Eine Fundgrube hat 42. Lachter / und weil gemeiniglich 2. Maaſſen zu derſelben gemuhtet werden / wird zu der Fundgrube eine Maaſſe hinauff und die ander hinunter vermeſſen. Eine Maaſſe hat 28. Lachter / was nun auff den Gang der Fundgrube über vorbeſagtes Feld gemuhtet und verliehen wird / ſolches alles ſeinMaaſ -45Berg Phraſes. Maaſſen nach der Fundgrube / und wird den Maaſſen gleichfalß ein beſonderer Name gegeben / jedoch werden keine mehr als 3. Maaſſen wie oberwenth verliehen / weil eine Ge - werckſchafft nicht alles bauen kan / und derowegen auch andere neben ſich einlegen / und den Bergbau befoͤrdern moͤgen. Was ſonſten formaliter zum Vermeſſen gehoͤret / und wie jede Grube mit Lochſteinen und Erbſtuffen můſte verwahret werden / ſolches iſt weit - laͤufftig in den Bergordnungen enthalten / und verſehen.
DAs Vermeſſen / wie jetzt erwehnet / iſt zu verſtehen / auff die Laͤnge deß Ganges / die Breite deſſelben / ſonſten die Vierung benamt / iſt ohne Unterſcheid der Zechen 7. Lachter / alß 3½ Lachter ins Hangende / und 3½ ins Liegende / oder 3½ zur Rechten / und ſo viel zur Lincken / alſo daß der Hang im Mittel frey ſtehe / und nicht mit in die Vierung gemeſſen werde.
AN ſolchem vermeſſenem Feld / muß ſich eine jede Gewerckſchafft begnuͤgen laſſen / und iſt nicht befugt / der andern Gewerckſchafft in ihr Feld / es geſchehe unter was prætext es wolle / zugreiffen / und deren Ertze und Anbrüche heimlich oder offentlich hinweg zu - nehmen / Geſtalt es auch allhier heiſſt; Verflucht ſey der / welcher deß Nechſten Graͤntze aͤndert / Deut. 27.
ES traͤgt ſich dennoch wohl zu / daß zwey Gewerckſchafften auff Gaͤngen bauen / welche am Tage weit gnug voneinander ſeyn / in der Tieffe aber zuſammen fallen. Jn ſolchem Fall wird berglaͤufftigen Gebrauch nach erkannt / daß der jůngere dem aͤltern im Felde weichen / und ſelbigen wegen deß Alters / den zuſammen geſchůtteten Gang ohne Entgeld ůberlaſſen und goͤnnen muß.
ES wird auch auff vorgeſetzte Maaſſe nicht allein Bergwerck und deſſen Theile erlan - get / ſondern auch auff folgende Weiſe / als daß einer andern Kuckuß ſchencket oder verehret / verkaufft oder ſonſt durch pacta Erbſchafften / oder auch vermittelſt der Huͤlffe auff Schulden erlanget.
WAnn ein richtiger Kauff - und Verkauff geſchloſſen / und dem Bergbuch einverleibet iſt / muß er gehalten werden / ohnangeſehen der Læſion, welche in Kuxhaͤndeln gar nicht Statt findet / ſintemahl Bergwercke taͤglich / und uͤber Nacht ſteigen und fallen.
DJe Gewehr der Kuxen muß nach geſchloſſenem Contract innerhalb 4. Wochen / mit dem Gegenbuch geſchehen / alſo daß in ſolcher Zeit der Verkauffer dem Kauffer die verhandelten Kuxe zuſchreiben laſſe / der Kauffer auch die Gewehr in benambter Friſt bey dem Berg-Ampt fordere / wird von beyden Theilen ſolche Zeit nicht in Acht genom - men; ſondern ůbergangen / kan der Verkauffer zu Leiſtung der Gewehr / auch der Kauffer zu Entrichtung deß Kauffgeldes weiter nicht gehalten werden.
Derohalben durch Privathandlung oder bloſſe Worte kein Gewehr geſchehen kan.
WElcher betrieglicher Weiſe das Gewehren verzeucht / wird mit Ernſt darzu gehalten und geſtrafft / muß auch den Schaden und Intreſſe erſetzen.
SO iſt auch verbotten allhier durch eine Special conſtitution, bey Verluſtigung der Kuxe / daß keiner dem andern dieſelbe im Schein zuſchreiben laſſe.
WEr aber eines andern Theil ihm will zuſchreiben laſſen / muß mit gnugſamer Voll - macht / vor dem Bergſchreiber erſcheinen.
WEnn die Gewehr einmahl ins Gegenbuch geſchrieben / bleibet dieſelbe / und kan nie - mand in deß Beſitzers abweſen / oder ohne deſſen Willen entzogen / oder anderwerts ůberſchrieben werden.
JN Schuldſachen wird keinem zu Bergtheilen oder Kuxen geholffen / es růhre dann die Schuld vom Bergwerck her / 2. oder daß der Beſitzer flůchtig ſey / 3. haͤtte verſpro - chen die Zahlung vom Bergwerck zu thun / oder 4. daß er ſonſten nichts im Vermoͤ - gen haͤtte.
Wůrden ordentliche vollzogene Handlung und Gewehr / hat das jus protimiſeos oder Retractus gentilitii wie auch jus congrui keine Statt.
WEnn ein Gewercke dem andern Zubuß-Kuxe verkaufft / uñ unter beydẽ Theilẽ Streit entſtehet / welcher Theil die Zubuß ſo in dem Quartal, da die Handlung getroffen / angeleget iſt / entrichten ſolle: So iſt der Bergordnung nach / dieſes verordnet / daß / wann N. 4. die Handlung geſchloſſen / Kauffer alsdann die Zubuß uͤber ſich nehmen / was aber nach beſagter N. 26. verhandelt wird / vom Verkauffer frey gewehret werden muß.
EJne jede Gewerckſchafft iſt ſchuldig vermoͤge uhralten Bergrechtens / dem gnaͤdigſten Landsfuͤrſten / als Grundherꝛn / deß entbloͤſeten Gangs 4. Lachter alß Erbtheile frey zu bauen / und davon die Außbeute zureichen. Dargegen der Grundherr dem Gewercken / auff die Gruben-Gebaͤude / Holtz ohne einige Zahlung und Forſt-Zinß / folgen laͤſſet.
VBer ſolche 4. Erb-Kuxe werden auch Kirchen und Schulen auff jeder Zechen oder Gruben 2. Kuruß frey verbauet.
SO muß auch dem Grundherꝛn Krafft Regalien, das zehende von allen Metallen gereichet werden.
Hat auch den Vorkauff anallen Metallen.
DEm jenigen ſo einen Stollen in ein Bergwerck treibet / wann mit dem Stollen-Bau vermoͤge der Bergordnungen und etwa auffgerichteten Vertraͤgen und Abſchieden gehöriger maſſen verfahren wird / gebühret das neundte von allem ſo über die Bergbanck kompt / und der vierdte Pfennig und Stollen hieb.
WEnn auff Bergwercke oder deſſen Theile geklaget wird: So wird die Sache erſtlich vor das Berg-Ampt gebracht / da dann nach Verhoͤr derſelben eine billich maͤſſige Weiſung und Beſcheid in Entſtehung der Guͤte erfolget. Darauff ſtehet zwar dem ver - luͤſtigen Theil frey / von dem erkanten Beſcheide an den Oberrichter zu appelliren. Es muß aber der Appellant nicht allein dem Gegentheil wegen der expenſen, ſondern auch dem Fuͤrſtl. Berg-Ampt auff 20. Marck Silber Caution leiſten / daß wofern er in der andern Inſtantz der Sachen verluſtig wuͤrde / ſolches Silber zur Straffe ohnfehlbar einbracht werde / damit unnoͤhtig Gezaͤnck / welches dem Bergwerck hoͤchſt - ſchaͤdlich / und dardurch eine Ruin deſſelben folgen kan / vermeidet werde.
ENDE.
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