Wir haben mit eben ſo großem Erſtaunen als Unwillen vernommen, daß ei -2ne4ne Art von Zeitungsſchreibern unverſchaͤmtes Zeug, unſre Durchlauchtigſte Republik be - treffend, geſchrieben hat, und daß man dieſe aͤrgerliche Schrift in der Hauptſtadt des Koͤnigs, ihres Herrn, gedruckt und verkauft hat.
Noch bis jetzt hat keine Schrift, keine Zeitung aus Berlin jemanden beleidiget; es iſt uns uͤbrigens bekannt, daß Se. Koͤnigl. Preußiſche Majeſtaͤt die Schmaͤhſchriften wider Privatperſonen ernſtlichbe -5beſtrafen, wir ſind daher deſto mehr erſtaunt, zu ſehen, daß man den Druck des Wercks er - laubet hat, welches zu unſern Klagen Gelegenheit giebt, und wir unterſtehen uns zu hoffen, der Koͤnig ihr Herr, werde es in ſeinen Staaten nicht dulden, daß eine Privatperſon Regen - ten Hohn ſprechen duͤrfe. Wir ſchmeicheln uns, daß Hoͤchſt - dieſelben dem Elenden zu ſtar - fen wuͤrdigen werden, welcher uns ſo ahndungswuͤrdig belei - diget hat. Er laͤßt Tractaten und geheime Artikel drucken; es ſcheinet ſogar, daß er uns3laͤcher -6laͤcherlich machen will; wahr - haftig das iſt nicht auszuſte - hen, und es muß uns eine aus - nehmende Genugthuung ge - ſchehen. Es iſt wahr, daß es in Europa einige Staaten giebt, welche maͤchtiger ſind, als der unſrige; muß man uns aber darum verachten, weil wir nicht die ſtaͤrkſten ſind? Gleichwohl weiß meine Durch - lauchtigſte Republik ſich in Ita - lien anſehnlich zu machen; wir haben einzig und allein, ohne Bundsgenoſſen, den liſtigen Anſchlaͤgen des Kardinals Alberoni, den Kanons unddem7dem Banne der Kirche, und allen gewaltſamen Anfaͤllen unſerer Feinde widerſtanden; wir haben ihre Raͤncke entdeckt, ihre Entwuͤrfe zu nichte ge - macht, fuͤr unſre Freyheit ge - ſtritten, und uns aufrecht er - halten. Wenn dieſe Thaten zu Bern, Venedig und Am - ſterdam geſchehen waͤren, wuͤrden ſie deswegen ruͤhmli - cher ſeyn, als da ſie zu San - to-Marino geſchehen ſind? Rom ſelbſt bey ſeinem Anfan - ge war nicht einmal das, was wir jetzt ſind; die Schwelgerey hat unſre ernſtlichen Sitten4nicht8nicht verdorben; man ſiehet bey uns altvaͤterſche Tugenden; unſre Maͤßigkeit und unſre Ei - nigkeit erhalten unſern Staat; wir haben nichts koſtbares als unſre Freyheit und unſer Anſehen: weder ein unſeliger Zeitungsſchreiber, noch irgend eine Macht auf der Welt ſoll uns dieſes unſchaͤtzbare Gut rauben. Wir hoffen, Se. Majeſtaͤt werden es nicht laͤn - ger dulden, daß man uns be - leidige, ſondern als Koͤnig ſich der Sache einer unabhaͤngigen Republik annehmen. Wir ſchmeicheln uns, daß Sie,mein9mein Herr, durch ihr Anſehen, unſre gerechten Vorſtellungen unterſtuͤtzen, und meiner Durch - lauchtigſten Republik die Ge - nugthuung verſchaffen werden, welche ſie ſich von der Billig - keit des Koͤnigs ihres Herrn verſpricht. Ich habe die Ehre zu ſeyn, mein Herr, u.u.
Sobald ich den Brief, mit welchen Sie mich beeh - ret, erhalten, habe ich Sr. Ma -11Majeſtaͤt meinen Bericht da - von abgeſtattet. Sie koͤnnen verſichert ſeyn, daß hier je - dermann die Privatperſonen verdammet, welche ſich durch ihre Schriften gebietende Maͤchte zu beleidigen unter - ſtehen. Von dem Pabſte und Kayſer an, bis zu dem Bi - ſchof von Coſtnitz und dem Fuͤrſten von Zipentzerbſt muͤſ - ſen alle regierende Haͤupter von dem Publico verehret werden; ſie moͤgen ſtark, oder ſchwach, Bundesgenoſſen oder Feinde ſeyn, das thut dar - bey nichts, und der Wohl -ſtand12ſtand erfordert es, daß wenn man ihrer erwaͤhnt, es alle - zeit in den geziemenden Aus - druͤcken geſchehen muͤſſe. Die groſſen Regenten ehren ſich in ihres gleichen; wann ſie es leiden, daß eine Privat - perſon eine andere Macht an - taſtet, ſo vergeſſen ſie, was ſie ſich ſelbſt ſchuldig ſind. Seit einer gewiſſen Zeit iſt der Mißbrauch der Preſſe bis zum Aergerniſſe geſtie - gen; Privatperſonen ha - ben ſich uͤber die Boßheit der Schriftſteller zu beklagen gehabt; und mehr als eineMacht13Macht iſt von den Leuten beleidiget worden, welche Neuigkeiten zuſammenſchmie - ren, um zu leben, welche mehr Luͤgen als Wahrheiten aus - breiten, und ſich zu Aretins unſers Jahrhunderts auf - werfen. Allein, Mein Herr, nie - mand legt den Nachrichten die ſie verbreiten, Glauben bey, und da ſie das Publicum nur allzuofte ſehr groͤblich hinter - gangen haben, ſo ſind ihre Neuigkeiten verdaͤchtig gewor - den. Man hat nicht gewar - tet bis Dero Durchlauchtig - ſte Republik ihre gerechtenKla -14Klagen wieder die verſtohl - nen Neuigkeiten, die man hier ausgeſtreuet hat, ange - bracht; man hat ſogleich das Werk verbohten und es dem Verfaſſer ernſtlich unterſagt, etwas ohne Erlaubniß zu ſchreiben; ich ſchmeichle mir daß die Großmuth Dero Durchlauchtigſten Republik mit dieſer Zuͤchtigung ſich wird begnuͤgen laſſen; einem Schwaͤtzer das Reden, und einem angeſchoſſenen Kopfe das Schreiben verbieten, iſt die groͤßte Strafe die man ihnen auflegen kan; wir ſindwe -15wegen der Achtung, die man auswaͤrtigen Maͤchten ſchul - dig iſt, bis auf das aͤuſſer - ſte gewiſſenhaft, und nim - mermehr wird man es hier zugeben, daß jemand, er ſey wer er wolle, die Ehr - erbietung gegen ſie aus den Augen ſetze.
Ich bin hoͤchſt erfreut, daß dieſe Nichtswuͤrdigkeit mir Gelegenheit gegeben hat, der Durchlauchtigſten Republik zu dienen, und mit einem Manne Bekanntſchaft zu ma -chen,16chen, der, wie Sie, in ſo groſſen Anſehen ſtehet. Mit dieſen Geſinnungen werde ich unausgeſetzt verharren, Mein Herr u.u.
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