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Hiſtoriſche warhaffte Relation Von einem Chriſtlichen Eheweibe im Marggraffthumb Oberlau - ſitz vnd Budiſſimſchen Kreiſſe im Dorffe Jazeba /
welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Toͤchter den 10. Ja - nuarij, Anno 1616. zur Welt geboren / ſo alle die H. Tauffe erlanget / vnd etliche Wochen gelebet haben / Mit andern denckwuͤrdigen Exem - peln vnd wunderbaren Hiſtorien / derer ſo viel Kinder gehabt / illuſtriret, erkleret vnd in druck genommen;
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Ænigma. Dic! animas Homo qvi ſimul, unô in corpore, qvinꝗ Geßit; ubi emißis qvattuor, una manet?
Rath! Welch Menſch hat fuͤnff Seeln gehat
Zugleich in ſeinem Leib von Gott?
Vnd da vier Seeln aus ſolchem Leib
Schieden / doch ein 'Seel drinnen bleib.
VonNicolas ZipſernBuchdrucker zuBudiſſin.

Anno Chriſti 1616. den 10. Januarij Newen Ca - lenders / den Sontag vor dem alten-Newen-Jahre / welchen Tag der Roͤm: Kay: Mayt: Hertzallerlieb - ſtes Gemahl / von den Staͤnden der loͤblichen Kron Boͤheimb zu Prage / mit ſonderlichen Solenniteten iſt gekroͤ - net worden / hat in dem Dorff Jazeba / im Marggraffthumb Oberlauſitz / vnd Budiſſimſchen Kreiſſe in der Kirchfahrt Kluͤx vnter Joachim von Schreiberßdorff Jurisdiction vnd Bott - meſſigkeit / Martin Borns des Kretzſchmars Weib / mit Namen Catharina Wichorin / vier lebendige vnd wol proportionirte Toͤchter durch Gottes ſonderlichen Gnaden ſegen zur Welt geboren / als eine des Morgens fruͤhe / da der Tag angebrochen / vnd die andern 3. vngefehrlich anderthalb ſtunden vor Abends / Darauff der Pfarꝛer zu Milckel Georgius Crantzius, wegen der gar nahen Nachbarſchafft erfordert / vnd vmb adminiſtra - tion der heyligen Tauffe iſt angelanget worden / Vnd als er bald hin kom̃en / iſt erſtlich die juͤngſte Tochter / als die ſchwaͤchſte getaufft / vnd Dorothea genant worden / hernach die aͤltiſte mit einem ſchwartzen Haͤuptlein / ſo Maria genant / vnd letzlich ſindt die Mittlerzwey / ſo einander gar ehnlich / vnd auff des Pfarꝛers anordnung der einen ein weiſſes / der andern aber ein rothes Schnuͤrlein angebunden / zugleich getaufft vnd die eine Catha - rina, die andere aber Magdalena genennet worden / hatte auch eine jedere drey ſonderliche vnd vnterſchiedliche Tauff Pathen / als zwey Weibes / vnd ein Mannes Perſon / waren alſo in der anzahl zwoͤlff Tauff Pathen.

Von ſolchen Kindern iſt den nachfolgenden Dinſtag den 12. Januarij gegen Abends die juͤngſte Tochter Dorothea in der Mutter Haͤnden / als welche jhr vnter andern am liebſten geweſen (nach dem gemeinen Sprichwort: Daß juͤngſte dasliebſte)liebſte) im Wochenbette geſtorben. Den Donnerſtag hernach / als den 14. Januarij, ſtarb auch gegen Abend vnter den Mit - telſten die eine / nemlich Magdalena, in gleichen auch Catha - rina die dritte / am 19. Januarij, vnd letzlich nach 3. Wochen / am Sontag Septuageſima den letzten Januarij, Maria die aͤltiſte oder erſte. Welche alle nach Kluͤx begleitet / vnd vom Herꝛn Andrea Garzero Pfarꝛern daſelbſten / Chriſtlich ſindt zur Erden beſtattet worden. Horum memoria ſit in benedictione.

Sonſten hat dieſes Weib hiebevor Gemellos oder Zwil - lings Kinder geboren / darvon eins noch am leben.

Nun iſt kein zweiffel / es werden hievon ſeltzame Cenſuren vnd mancherley Splitterreden fallen / da einer ſo / der ander aber anders judiciren vnd richten wird / nach dem gemeinen Sprich - wort:

Koͤnnen wir nicht alle Tichten /
Wollen wir doch alle richten.

Aber man ſoll wiſſen / das Gott Wunderbarlich in alle ſei - nen Wercken iſt.

Denn wenn man ſich beydes in Gottes Wort vnd andern glaubwuͤrdigen Hiſtorien erluſtiget vnd vmbſihet / ſo iſt es gar wunderſam vnd ſeltzam zuvernehmen / das Gott manchen Leu - ten ſehr viel Kinder gegeben und beſcheret hat.

Zonaras ſchreibet / das Lamech / ſo die Polygamiam auff - gebracht / von zweyen Weibern 77. Soͤhne gezeuget hat.

[Zonaras tom. 1. an.]

Der Rittermeſſige Held Gedeon / ſo auch Jerobaal genant wird / hat 71. Soͤhne von mancherley Weibern gehabt.

Abeſam aber 30. Soͤhne / vnd ſo viel Toͤchter [Iud. 8. t. 12.]

Achab der Koͤnig in Samaria hat 71. Soͤhne gezeuget / welche die Miſſethat jhres Vatern getragen / vnd von Jehu ſindt vmbgebracht worden. [2. Reg. 4.]

A ijEmbracius

Embracius Koͤnig in Brittannien hat 25. Soͤhne vnd 30. Toͤchter gehabt. [Nauclerus.]

Scylurus der Scythen oder Tartern Koͤnig / hat nach ſei - nem tode 80. Maͤnliche Soͤhne hinder ſich verlaſſen (Plutarch. de nim. loq.) von dem lieſet man / Als er jtzt hat ſterben wollen / hat er zum valete vnd guter letzte / alle ſeine Soͤhne vor ſich erfor - dert / vnd jhnen ein gebuͤndlein Pflitzſchpfeile gegeben / mit dem befehl / ſie ſolten verſuchen / ob ſie ſolche zubrechen koͤnten / Als ſie ſich aber mit der vnmoͤgligkeit entſchuͤldigten / hat er zuletzt ſelbſt einen Pfeil nach dem andern außgezogen / vnd gar leichtlich zer - brochen / vnd hierdurch ſie zu Bruͤderlicher Eintrechtigkeit ver - manet / mit dieſen denckwuͤrdigen worten: Si concordes eritis, validi invictiꝗ́ manebitis: Contrà, ſi diſsidijs & ſeditio - ne diſtrahemini, imbecilles eritis, & expugnatu faciles. Das iſt: Werdet jhr in eintrechtigkeit oder einmuͤtiger union beyſam̃en ſtehen / ſo werdet jhr ſtarck vnd vnuͤberwuͤndlich ſein / denen kein Feind leichtlich vbern Halß lauffen wird: Dargegen ſo jhr durch Zanck vnd Hadder nicht beyſammen vnd vor einen Man ſtehen werdet / ſo werdet jhr ſchwach vnd leicht zu vber - waͤltigen ſein.

Alſo lieſet man auch eine ſchoͤne denckwuͤrdige Hiſtori / vom Babone dem beruͤmbten Grafen zu Abenßberg vnd Rohr / daß er 32. Soͤhne vnd 8. Toͤchter gehabt / die er alle gar loͤblich vnd wol erzogen hatte. Als aber die Kaͤyſerliche Mayt: Henrichus / jhn einſten mit auff die Jagt zu reiten erforderte / jedoch daß er nicht viel Diener mit brechte / Sihe / da hat er alle ſeine Soͤhne auffs herꝛlichſte außſtaffiret vnd geputzet / vnd einen jedern einen reyſigen Knecht zugegeben / vnd mit einem ſolchen Comitat dem Keyſer auff den dienſt gewartet. Als aber der Keyſer jhme ſolches verweiſete / das es ſeinem befehl nicht gemeß ſey / Er hetteſollenſollen mit wenig Dienern kommen / ſo ſehe man gar das wider - ſpiel. Da antwortet der loͤbliche Grafe: Er hette nicht mehr / als einen einigen Diener bey ſich.

Als aber der Keyſer repliciret vnd fraget: Wer die andern ſein? Antwortet der Graf Babo: Aller gnedigſter Herꝛ Keyſer / Es ſindt E. Keyſ: Mayt: Diener / vnd alle meine Soͤhne / die ſchencke ich / vnd vber antworte ſie E. Keyſ: Mayt: Gott wolle gluͤck darzu geben / daß ſie nach jhrem Stam̃en vnd Namen / Ewer Keyſerlichen Mayt: im Friede eine Zier / im Krieg vnd Ernſt ein beyſtandt ſein / wie dann Grafen und Herꝛn geziemt vnd wol anſtehet / habe ſie auch mit hoͤchſten fleiß darzu gezogen / Jch hoffe ſie ſollen E. Keyſ: Mayt: lieb vnd angenehm ſein / ge - meinem Nutz zu wolfart entſpriſſen. Dem Keyſer war das eine herꝛliche vnd liebe ſchenckung / Sprach die jungen Grafen alle nach einander an / gab jhnen die Hand / vnd vmbfing ſie / nennet ſie ſeine Soͤhne / vnd befahl / ſie ſolten am Keyſerlichen Hofe ſein vnd bleiben. Mit der zeit begnadet der hochloͤbliche Keyſer einen nach dem andern / vnd ſchencket jhnen Schloͤſſer vnd Flecken / Lehen des Reichs / alſo daß ſie alle jhren Herꝛen Stand fuͤhren koͤnten. (Aventinus lib. 5. Prompt. Exempl. Hondorfij im 9. vnd 10. Gebot.)

Ludovicus Vives hat einen Bawersmann in Hiſpanien geſehen / deſſen Kinder bey ſeinen lebezeiten ein Dorff faſt von hundert Haͤuſern bewohnet. (Mornæus de verit. c. 26.)

Vnd in Eubæa iſt eine Jungfraw geweſen mit Namen Combe, als die mit einem Manne iſt vermaͤhlet worden / hat ſie hundert Kinder zur Welt geboren. (Eraſm. in chil.)

Artaxerxes Koͤnig in Perſien hat mit ſeinen Kebsweibern 115. Kinder gezeuget / vnd noch 3. von ſeinem Ehlichen Weibe. (Iuſtin. lib. 10. Zonar. an. tom. 1.)

A iijMarcus

Marcus Paulus Venetus ſchreibet lib. 3. als er in die Pro - vintz vnd Landſchafft Crambe verreiſet iſt / hat der Koͤnig allda 326. Soͤhne vnd Toͤchter gehabt / vnter welchen damals jhrer 150. ſchon Wehrhafftig geweſen / vnd jhre Kriegßruͤſtung fuͤh ren kundten.

Hierotymus ein Koͤnig in Arabien hat von vielen Kebs - Weibern 600. Soͤhne erzeuget / dergleichen vor vnd zu ſeiner zeit man von keinem erfahren hat. (Iuſtin. lib. 39.)

Dergleichen Exempel findet man beſchrieben von dem Koͤ - nige in der Jnſul Porne, welcher auch 600. Soͤhne gehabt. (Maxim. Tranſyl.)

Anhero gehoͤret das Lobwuͤrdige Exempel des Roͤmiſchen Keyſers Auguſti, welcher ſeiner Neptis nepotem, das iſt ſei - nes Kindes-Kindes-Kindes-Kind erlebet hat. (Plin. lib. 7. c. 13.)

Jnmaſſen auch der loͤbliche Krieges Held vnd Graf Johan von Naſſaw ſeliger / ſeiner neptium liberos, das iſt / ſeiner Kindes-Kindes-Kinder viel hat aus der Tauffe heben helffen / vnd 85. Haͤupter an ſeinen Kindern / Kindes-Kindern / vnd Kin - des-Kindes-Kindern / zuſammen gerechnet / erlebet hat. (Sphinx Heidelfeldii cap. 17. pag. 335.)

Nicht vngleichmeſſige Exempel koͤnte man anziehen mit et - lichen loͤblichen Adelsperſonen in Oberlauſitz / als Herꝛn Han - ſen von Noſtitz auff Kunewalda / vnd Frawen Elenen Eraßmi von Gerßdorffs ſeligen / auff Lauttitz hinterlaſſener Wittiben / beyder in Gott ruhenden / welche auch vnterſchiedlich viel Kin - des Kinder mit groſſen ruhm erlebet haben.

Sonderlich aber hat man des Goͤttlichen gnaden ſegens auch ein Augenſcheinlich Exempel an vnſers jtzigen loͤblichen vnd wolverdienten Herꝛn Landes Hauptmans Herꝛn Caſparn von Metzradts / Keyſerlichen Mayt: Raths / ꝛc. lieben HerꝛnVater /Vater / Abraham von Metzradt / Chriſtſeliger gedechtnuͤs / welcher bey ſeinem leben auch 18. Kinder vnd 27. Kindes - Kinder erlebet hat.

Welche Exempla / allen Chriſtlichen Eltern / denen Gott viel Kinder gegeben hat / ſo wol ſolchen Kindern ſelbſt / zu ſon - derlichen vnd Ewigen rhum hier angezogen werden. Denn wie Herodotus in vita Homeri pag. 253. ſchreibet / ſo ſeind Kinder eine Kron des Mannes / vnd zieren ihn wie viel Thuͤrme eine Stadt / viel Roſſe das Feld / viel Schiffe das Meer / vnd viel Haußrath das Haus zieren / daran man ſeine liebe luſt ſihet.

Gleich aber wie jtzo erzelte Hiſtorien vnd glaubwuͤrdige Exempel den Leuten wunder vnd ſeltzam fuͤrkommen: Alſo viel mehr pflegt man ſich uͤber alle maſſe zum hoͤchſten zuverwun - dern / wenn ein Weib mehr / als eins / oder zwey Kinder auff ein mahl zur Welt bringet.

Darmit nun abermals Maͤnniglich wiſſen moͤchte / das ſolche fruchtbare vnd vngewoͤhnliche Geburten / von niemand anders / als von Gott dem Allmechtigen / aus ſeinem mildreichen Gnadenſegen / ſo er uͤber das Menſchliche Geſchlecht geſprochen hat (Seidt Fruchtbar vnd mehret euch) einig vnd allein herrhuͤ - ren / So wolle der Chriſtliche Leſer ferner vnbeſchweret etliche andere warhaffte vnd glaubwuͤrdige nachfolgende Hiſtorias vernehmen vnd anhoͤren / da zu vnterſchiedlichen zeiten / vnd an gewiſſen oͤrtern etliche Weibesbilder / nicht allein zu paren / ſon - dern auch zu dreyen / vieren / fuͤnffen / auch wol mehr / als zu hal - ben ſchocken / vnd etlich hundert Kindern / auff ein mahl lebendig zur Welt gebracht und geboren haben.

Auff das nun aber der Chriſtliche Leſer hieran deſto weniger zweiffel habe / ſo ſchreibet der fuͤrnehme Medicus vnd Naturkuͤn - diger Ludovicus Bonaciolus in Enneade cap. 9. mit nach - folgenden worten alſo:

Plurimis

Plurimis namꝗ́ locis, & maxima ex parte mulieres ſingulos ſingulæ, duosvé pariunt. At ſolis nonnullis, (ut in AEgypto, ubi fœtifer Nilus potus, id ipſum ſuapte natura imperit,) & geminos & ter geminos, & bis binos naſci, & plerunꝗ, plures certum est. Ut etiam Fauſta è plebe, mares duos, fœminas totidem enixa est. Sed & quinꝗ, jamꝗ́ hoc pluribus eveniſſe, exploratum est, quandoqui - dem mulier quædam viginti puerperia partubus quatuor, quinos partubus ſingulis enixa, ediderit: atꝗ́ eorum major pars enutriri & adoleſcere quivit. Aliam inſuper duodecim partubus, ſexagin - ta infantes peperiſſe inventum est. Divo Auguſto imperante, ejus quædam ancilla in agro Laurente quinꝗ́, pueros (qui pauculos vixe - rint dies) in lucem emiſit. Et in Peloponeſo binos quater, alteram enixam, majorem partem ex omni ejus vixiſſe enixu, proditum est. Pari uſu & in AEgypto ſeptenos uno utero ſimul genitos eſſe. (Vide Gyneciorum tom: 1. per Caſp: wolphium editorum Baſileæ pag. 299.) Solche wort lauten in Deutſcher ſprache alſo:

An meiſten orten vnd mehrer theils gebehren die Weiber eine jeder jmmer auff einmahl nur eins / oder zwey Kinder. Aber bey etlichen ſonderlichen Weibern (als in Egypten / da der frucht - bare Fluß Nilus getruncken / durch ſein Natur vnd eigenſchafft ſolches wircket) iſt es gewiß / das ſie zu paren / vnd drey mahl zu paren / auch zwier zu paren / vnd gemeiniglich noch wol mehr Kinder gebehren. Wie dann auch eine von dem gemeinen Poͤfel mit Namen Fauſta, zweene Soͤhne vnd ſo viel Toͤchter geboren hat / ja auch wol fuͤnffe. Vnd man hats nu gewiß erfahren / das es jhrer vielen alſo begegnet iſt. Sintemal ein Weib zwantzig Kinder auff Vier mal / jiñer fuͤnffe auf einmal gebracht vnd ge - bohren hat / vnter welchen der groͤßte theil aufferzogen vnd zu Jahren kom̃en iſt. Vber das hat man befunden / das eine andere auff zwoͤlff mahl oder durch zwoͤlff kreiſten / Sechzig Kinder (iſtgrade grade ein Schock) geboren hat. Bey Regierung des hochloͤb - lichſten Keyſers Auguſti, hat ſeiner Maͤgde eine / in dem Dorff oder Forbrige Laurente, fuͤnff Soͤhne (die wenig Tage gelebet haben) ans Tageliecht gebracht oder geboren. Vnd in der Land - ſchafft Peloponeſo hat man erzehlet / das eine andere / zu vier mahlen / alle wege ein par Kinder geboren hat / vnter welchen der groͤſte theil beym leben geblieben iſt.

Auff gleichmeſſige weiſe findt auch in Egypten in einer Ge - burt zugleich ſieben Kinder geboren worden.

Biß daher die wort des Jtalianiſchen Medici von Ferrar. Darinnen er nicht allein viel ſeltzame und vngewoͤhnliche faͤlle erzehlet / ſondern auch auff die vrſach deutet / dadurch ſolche viel - heit der Geburten cauſirt oder verurſchet worden / nemlich durch den fruchtbaren Egyptiſchen Fluß Nilum. Jnmaſſen der weit - beruͤhmbte Philoſophus vnd Naturkuͤndiger Ariſtoteles (wie Gellius ſolches erzehlet lib. 10. cap. 2.) des Keyſers Auguſti Magd auch erwehnet vnd berichtet / das nicht allein jhre fuͤnff Soͤhne / ſo ſie auff ein mahl geboren / wenig Tage gelebet / Sondern mel - det darneben / daß auch ſie die Mutter bald hernach geſtorben iſt / welcher der Keyſer zum Ewigen gedechtnuͤs ein Monimen-tum oder Grab-mahl in der Laurentinerſtraſſe hat auffrich - ten laſſen / daran die anzahl jhrer Kinder iſt angeſchrieben gewe - ſen. Was nun aber jtzt ermelter Ludov. Bonaciolus erzehlet hat / deſſen hat er noch andere vnd faſt vngleubliche Exempel mehr in hernachfolgenden worten cap. 6. pag. 278. herfuͤr bracht / welche von wort zu wort alſo lauten:

Numeroſitas conceptuum abortum ciet. Cujus rei mira quædam referre duximus. Nam qvandam duodecim, alteram duodeviginti qvatuor, ſegtuaginta alteram (omnibus efformatis) abortivos abe - giſſe fabuloſum non est. At qvod penitus incredibile cenſebiturB(qvam -(qvamvis medicæ rei profeſſus non ignobilis prodiderit) nobilis qvæ - dam mulier unà centum & qvinqvaginta efformatos vitæ compo - tes ſecundis obvolutos præmaturè abortu egeßit: quæcùm vermicu - los peperiſſe arbitraretur, medicum accerſitum iri jußit, qvo præſen - te diruptis ſecundis magnitudine minimi digiti (compluribus motum habentibus) centum & qvinqvagint a partus connumerati ſunt. Sed in Italia ſeptem & aliam tres (qvod aßiduè accidit) qvam etiam - num nos ipſi novimus, abegiſſe certum est.

Mit welchen worten der Autor vermeldet / daß ſichs gewiß zugetragen habe / als etliche Weiber abortîret, oder es jhnen vnrichtig gangen iſt / das man bey einer 12. bey der andern 22. vnd abermals bey der andern 70. Kinder / (ſo alle wol formiret geweſen) befunden habe. Ja er ſetzt noch einen andern Fall von einem fuͤrnehmen Medico beſchrieben / von einer Frawen vom Adel / welcher es mit 150. Kindern / ſo efformiret geweſen / vnd das leben gehabt / durch eine vnzeitige Geburt vnrichtig gangen ſey. Vnd als ſie vormeinet / ſie hette Wuͤrmelein geboren / hat ſie einen Medicum erfordern laſſen / in deſſen gegenwart die Affterbuͤrde ſey auffgemacht worden / do habe man 150. Leibes Fruͤchte / eines kleinen Fingers groß / vnter welchen ſich ihrer viel geregt haben / gezehlet / vnd in Italia iſts einer mit 7. einer andern mit 3. Kindern (welches offt geſchiehet) vnrichtig gangen.

Darmit man aber wider ad propoſitum vnd zur Hiſto - riſchen erklerung kom̃e / ſo ſindt hernach folgende Exempla aber - mals wol zumercken / damit man an des mehrgedachten Ferra - riſchen Medici vnd Phyſici relation deſto weniger dubiti - ren vnd zweiffeln moͤge.

Jn vnſerm Vaterlande in Oberlauſitz / hat vor etlichen Jahren in der Koͤniglichen Stadt Goͤrlitz eine Kirſchnerin 3. lebendige Soͤhne geboren / welche mit groſſem comitat zur hey -ligenligen Tauffe von vielen Leuten ſindt begleitet / der Sechswoͤch - nerin auch von den fuͤrnembſten Frawen / in jhren Wochen Chriſtmilde Handreichung certatim erzeiget worden.

Dergleichen hat auch eines armen / jedoch ehrlichen Gaͤrt - ners Weib / die Schaͤfferin zu Lauche / vnter der Herꝛſchafft Vn - wirda / bey der Loͤbaw / vor wenig Jahren 3. Kinder geboren / ſo Soͤhne geweſen / vnd getaufft worden.

Jnmaſſen auch kurtzverruckter Jahre in der Koͤniglichen Haupt Stadt Prage ein Weib 3. Soͤhne geboren / ſo Caſpar / Melchior vnd Balthaſar genant worden.

Zu Grim̃ in Meiſſen / da eine Churfuͤrſtliche Landſchul iſt / hat bey Menſchen gedencken zu des Herꝛn Adami Siberi Re - ctoris zeiten ein Weib vier Kinder / ſo getaufft worden / geboren / welche er auch in ſeinen poëmatibus mit einer ſchoͤnen Grab - ſchrifft gezieret hat. Ja ein fuͤrnehmer Grafe / ſo gleich damals allda geweſen / hat mit ſeinem gantzen Hofgeſinde ſolchen Kin - derlein das geleite zu jhrem Ruhebettlein / in eigener Perſon ge - geben.

Anno 1024. hat ein Weib zu nidern Altbach in Beyern auff eine Geburt 5. Kinder geboren. (Chron. Aventini lib. 5.)

Auff gleichen ſchlag hat Ariſtoteles zum ewigen gedecht - nuͤs verzeichnet / das in Egypten ein Weib / mit einer Geburt 5. Knaben geboren habe / (Gellius lib. 10. c. 2.) Vnd ob er wol ver - meldet / das man nicht erfahren habe / das eine mehr als 5. Kin - der geboren / vnd darzu ſolche anzahl gar ſelten geſchehe teſte Gellio ibidem: So hat man doch das contrarinm vnd wider - ſpiel aus dem allegirten Gynæcéo, vnd hernach verzeichneten Hiſtorien zuvernehmen.

Vnter denen iſt nicht die geringſte / ſo von einer Fuͤrſtin zu Quernfurt geſchrieben wird / welche auff ein mahl neun JungeB ijHerꝛnHerꝛn oder lebendige Soͤhne zur Welt gebracht hat. Vnd als die fromme Fuͤrſtin hieruͤber ſich hefftig entſatzt / vnd die beyſor - ge gehabt / jhr Herꝛ Gebhard moͤchte derowegen einen argwohn auff ſie werffen / ſintemahl er aus einfalt hiebevor vor ein vn - moͤglich ding es geachtet / das eine Fraw von einem Manne / mehr als ein Kind / auff einmahl empfangen koͤnte / So hat ſie derſelben wol achte durch die Bademutter in einem Keſſel in ei - nen groſſen Teich nahe beym Schloſſe vertragen laſſen.

Gleich aber wie Gott Moſen / Cyrum, Romulum vnd Remum, &c. ſo in jhrer Kindheit auch vertragen worden / wun - derbarlicher weiſe erhalten / vnd gewaltige Helden aus jhnen ge - macht hat: Alſo hat ſichs auch mit dieſen vertragenen Kindlein begeben.

Denn als die Bade - oder Wehemutter mit den Kindlein ſchon auff dem Wege iſt / do begegnet jhr der Sechswochnerin geliebtes Herꝛns Bruder / Biſchoff Bruno, auch ein edler Herꝛ zu Quernfurt / der fraget ſie / was ſie ſo ſchwer vnd groß truͤge: Als ſie aber zur antwort gibt / das es junge Hunde weren / welche ſie erſaͤuffen ſolte / Steiget der fromme Biſchoff ab vnd decket ſie mit gewalt auff zubeſehen / ob jrgendt einer oder der ander zur zucht dienete / darauff ſie zum hoͤchſten erſchricket / vnd jhme den gantzen handel erzehlet. Hierauff befihlet der Biſchoff dem Wei - be ſtill zuſchweigen / vnd nimpt den Keſſel ſampt den 8. Jungen Herꝛlein / vnd leſſt ſie alle in geheim Fuͤrſtlich vnd wol erziehen: Als ſie aber erwachſſen / vnd ſchoͤne luſtige Herꝛen aus jhnen worden / hat er ſie alle in geſamptem hauffen in ſchoͤnen Kleidern der Mutter vorgeſtellet / vnd den gantzen verlauff erzehlet / welche hernachmals faſt alle zu Biſchoff - vnd Fuͤrſtlichen digniteten vnd ehren ſindt befoͤrdert worden.

Deſſen zum Ewigen gedechtnuͤs hat man den Keſſel zuQuernfurtQuernfurt in die Pfarꝛkirchen gehengt / daß er von Jederman noch auff heutigen Tag kan geſehen werden. Man wils auch dafuͤr halten / daß das vhralte fuͤrnehme vnd Adeliche loͤbliche Geſchlecht / derer von Hund / ſo in Schleſien ſehr wol bekant / von den obbemelten loͤblichen Herꝛn entſproſſen ſein ſoll.

Wie aber dieſe Fuͤrſtliche Sechswoͤchnerin vber jhren 9. Kindern ſehr erſchrocken vnd beſtuͤrtzet worden iſt: Ebenmeſſi - ger weiſe iſts auch ergangen Anno 1533. jener loͤblichen Fuͤr - ſtin / von welcher D. Selden in beſchreibung der Stadt Wien fol. 3.67. meldet / daß ſie einſten in abweſen jhres Herꝛn drey le - bendige Junge Herꝛn zur Welt gebracht. Als ſie aber nicht we - niger / als vormals erzehlte Fuͤrſtliche Sechswoͤchnerin / in hoͤch - ſten kum̃er vnd betruͤbnuͤs geſtanden / vnd ihr wegen boͤſer Leute argen verdachts ſchwermuͤtige gedancken gemacht: Do iſt durch Gottes ſonderliche ſchickung der hochloͤblichſte Koͤnig Ferdi - nandus in das Fuͤrſtliche Schloß vnangeſaget / dieſelbe Nacht mit wenig Dienern ankommen / vnd ſich biß zu jhres Herrn an - kunfft allda auffhalten laſſen. Da hat der hochloͤblichſte Koͤnig in abweſen jhres Herꝛn / jhr hertzlichen Troſt laſſen zuſprechen / mit anmeldung / das ſolches gar nicht aus ſolchen vrſachen herruͤhrete / wie ſie jhr vielleicht aus einfalt zu ſinne ziege / vnd ſel - ber ſchwermuͤtige gedancken machte / ſo ſey es auch nicht wider die Natur / wenn eine mehr Kinder / als eines / zur Welt gebiere: Sondern hat durch ſeinen trewen rath Herꝛn D. Moſern jhr viel ſchoͤner Hiſtorien anmelden laſſen: Als die newlicht erzehlte ſo zu Quernfurt ſich begeben.

Jtem: Das eine junge Adeliche Fraw in Holland habe 5. lebendige Soͤhne zur Welt gebracht / vnd drey darvon erzogen.

Jtem: Das eine Koͤnigin in Franckreich im 17. Jahre jhres alters / drey lebendige Soͤhne geboren vnd erzogen hab.

B iijJtem:

Jtem: Das Ariſtoteles ſchreibe / das eine Edle Fraw Sexapis genant / in vier Geburten 15. Kinder zur Welt ge - bracht / vnd darvon 9. erzoge habe.

Vnd das Plutarchus ſchreibe / es habe eine Alexandriniſche Fuͤrſtliche Fraw im 19. Jahre jhres alters fuͤnff lebendige Soͤh - ne zugleich geboren. Durch welche Exempla die loͤbliche Fuͤrſt - liche Sechswoͤchnerin gar herꝛlich getroͤſtet / vnd jhres groſſen kummers iſt entlediget worden.

Zu dieſen mercke man auch nachfolgende Geſchichten vnd Exempel.

Cromerus ſetzt / das vmb Crackaw ein ehrliche Matron / Margaretha / ein Gemahl Virboslai Comitis 36. lebendige Soͤhne auff ein mahl geboren / vnd auff die Welt gebracht habe. (Calendarium ſanctorum Hondorffij fol. 25. a.)

Viel wunderbarlicher aber iſt diß zuvernehmen / ſo Guic - ciardinus, Lud. Vives, Erasmus vnd andere von einer Graͤ - fin in Holland erzehlen / welche auff einmal vnd in einer Geburt 365. lebendige Kinder / nemlich / ſo viel als Tage in einem Jahre ſindt / halb Soͤhne vnd halb Toͤchter zur Welt gebracht vnd geboren hat / welche auch alle Getaufft worden / vnd hernach ge - ſtorben / auch nicht groͤſſer als die Krabben oder ein klein Finger / jedoch in Menſchlicher geſtalt / geweſen ſindt. Welches ſich Anno Chriſti 1276. zugetragen hat.

Darneben wird auch die occaſion gemeldet / das nemlich ein armes Weib / ſo mit viel Kindern vber fallen geweſen / eine Gabe oder Allmoſen von jhr der Graͤfin gebeten hat / Als ſie aber ſo viel Kinder geſehen / hat ſie das arme Weib greulich außge - macht / vnd einen ehrloſen Balck genennet / mit vermeldung / das es nicht moͤglich were / daß ſie von einem Manne ſo viel Kinder zeugen koͤnte / das arme vnſchuͤldige Weib / bittet Gott / daß erjhrejhre vnſchuld wolle an Tag bringen / vnd do ſie vnſchuͤldig vnd jhrer ehren richtig were / ſo wolle Er der Graͤfin auff einmal ſo viel Kinder geben / als Tage im Jahre weren / Welches auch warhafftig jhr alſo widerfahren iſt.

Aber wer wil doch nur alle Exempel vnd Wunderthaten Gottes erzehlen oder beſchreiben? Wir muͤſſen bekennen / das Gottes Gerichte ſein vnbegreifflich / vnd vnerforſchlich ſeine Wege. Rom. II.

Wir wollen aber nicht zweiffeln / weil die obermelten vier Kinderlein / gleich an dem Tage zur Welt geboren worden / als der Roͤmiſchen Keyſerlichen auch zu Hnngern vnd Boͤheimb Koͤniglichen Majeſtaͤt hertz allerliebſtes Gemahl / in der Koͤnig - lichen Haͤupt Stadt Prage iſt gekroͤnet worden / das ſolches ein gluͤcklichs omen, vnd gute andeutung ſein werde. Vielleicht wil auch der HERR Chriſtus als der Ewige Sohn Gottes / hierdurch in jtziger boͤſen Welt / vor dem Augenblicklich-vorſte - henden Juͤngſten tage / die Zahl der Außerwehleten deſto ſchleu - niger erfuͤllet haben.

Vnd ſo viel ſey nach anleitung beydes der H. Schrifft / ſo wol anderer fuͤrnehmer gelaͤrter Leute vnd wolbeglaubter Hiſto - riographorum, von den Vier Kindern / vnſerm lieben Va - terlande zu Rhum vnd Ehren / vnd ſolchen nun in Gott ſeliglich ruhenden Kindern zum Ewigen gedechtnuͤs gemeldet.

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TextHistorische warhaffte Relation Von einem Christlichen Eheweibe im Marggraffthumb Oberlausitz vnd Budissimschen Kreisse im Dorffe Jazeba/ welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Töchter den 10. Januarij, Anno 1616. zur Welt geboren/ so alle die H. Tauffe erlanget/ vnd etliche Wochen gelebet haben
Author N. N.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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Bibliographic informationHistorische warhaffte Relation Von einem Christlichen Eheweibe im Marggraffthumb Oberlausitz vnd Budissimschen Kreisse im Dorffe Jazeba/ welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Töchter den 10. Januarij, Anno 1616. zur Welt geboren/ so alle die H. Tauffe erlanget/ vnd etliche Wochen gelebet haben Mit andern denckwürdigen Exempeln vnd wunderbaren Historien/ derer so viel Kinder gehabt/ illustriret, erkleret vnd in druck genommen N. N.. . [8] Bl. : 1 Ill. (Holzschn.). ZipserBautzen1616.

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