Dem Durchlauchtigſten / Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herren / Herꝛn Johann Georgen / Hertzogen zu Sachſen / Juͤlich / Cleve vnd Bergk / des heiligen Roͤmiſchen Reichs Ertz Mar - ſchallen vnd Chur Fuͤrſten / Landgrafen in Thuͤringen / Marg - grafen zu Meiſſen / auch Ober: vnd Nieder Laußnitz / Burg - grafen zu Magdeburg / Grafen zu der Marck vnd Ravensburgk / Herren zum Ra - venſtein / ꝛc. Vnſerm gnaͤdigſten Herꝛn. GOttes Gnade / Friede vnd Segen durch Chriſtum / in Krafft des heiligen Geiſtes.
DVrchlauchtigſter / Hochge - borner Chur Fuͤrſt / Gnaͤdigſter Herr / Wann wir ein wenig in die Zeiten zuruͤck gehen vnd vns darinnen uͤmbſehen / was etwa bey Andencken vnſer Vaͤter vnd Vor-Eltern geſchehen / ſo befinden wir / daß nach vnſers Erloͤſers vnd Seligmachers JEſu Chri -A nato Chri - ſto Seculum VII. & VIII. ſti Menſchwerdung vnd Geburt faſt kein Seculum vnd hundertjaͤhrige Zeit verbracht / ſo der Allgewaltige vnd Alleinweiſe GOtt nicht mit etwas ſonderliches / wunder - liches vnd merckwuͤrdiges gezieret vnd beruͤhmt gemacht. Vnd damit wir ſolches nur von Zeiten des Großmaͤchti - gen Kaͤyſers Caroli Magni, welche theils in das 700. theils 800. Seculum einfallen / mit Exempeln beſtaͤrcken / ſo be - finden wir in den Hiſtorien / daß ſolche ſonderlich beruͤhmt): (ijwor -Dedicatio. Witekinds Bekehrung.worden / eines Theils / weil gleich dazumal Witekind / Fuͤrſt zu Engern / nach gefuͤhrten drey vnd dreyſſig jaͤhri - gen Krieg durch ſonderbare Schickung Gottes / vnd jetzt - bemeldtes Kaͤyſers Caroli Magni Fleis / vom Heyden - thumb bekehret / vnd zum Chriſtlichen Glauben gebracht worden / ſo geſchehen im Jahr Chriſti 785. (David Chy -Erſter An - fang der Schulen in Germaniâ in - terioti. træus in Chronico Saxoniæ pag. 53.) Anders Theils / weil auch gleich uͤmb ſelbe Zeit in vnſerm Ort Teutſches Landes (welches die Alten genennet Germaniam interiorem, zwi - ſchen den Rhein vnd Donaw) nach langer grober Bar - barey die freyen Kuͤnſte vnd Hauptſprachen erſt recht zu floriren vnd uͤberal Schulen auffzurichten angefangen / wie denn Ludovicus Pius, Caroli M. Sohn / im Jahr Chri -Stifftung der Cloſterſchu - len New Cor - bey. ſti 820. aus dem alten Cloſter Corbeia in Franckreich eine herꝛliche beruͤhmte Cloſter Schule in Sachſen an der We - ſer geſtifft / ſo noch heut zu Tage genennet wird Corbeia nova. (Martin. Chemnitius Concione inaugurali Academiæ Ju - liæ Helmſtad. An. 1579. excuſa) Zugeſchweigen / daß Hochbe - meldter Kaͤyſer Carolus M. ebenes falles bey ſolcher ZeitErbawung der Stadt Dreßden. Anno 808. zu Jhrer Churfuͤrſtl. Durchl. Reſidents-Stadt Dreßden die erſte Hand anlegen / vnd allda wider die vn - ruhigen Boͤhmen ein Caſtrum auffrichten laſſen. (Regino Abbas Prunienſis in Chronico.)
Das bald darauff erfolgte 900. Seculum wird dahero bey vns fuͤr beruͤhmt gehalten / weil in demſelben der Kaͤy -Stadt Meiſ - ſen angefan - gen zu bawẽ. Ordnung der Marggraf - ſchafft Meiſ - ſen. ſer Heinricus Auceps, ein Hertzog aus Sachſen / die Stadt Meiſſen an der Elben gebawet / vnd allda eine Marggraf - ſchafft geordnet / ſo geſchehen im Jahr Chriſti 928. (Calvi - ſius ex Trithemio Part. II. Chronol. p. 581.) Jngleichen daß nach ſeinem ſeligen Abſterben ſein Sohn Kaͤyſer Otto dasDes Saͤchſi - ſchen Rechts Beſtetigung. Saͤchſiſche Recht im Jahr Chriſti 939. conſtituiret vnd beſtaͤtiget / (Alb. Crantzius) darzu koͤmpt / daß Kaͤyſer Otto,mitDedicatio. mit dem Zunamen das Kind / im Jahr 998. ſanciret, daß allein die Teutſchen Fuͤrſten / ſo wol Geiſt-als Weltliche / einen Kaͤyſer wehlen ſollen. (Seth. Calviſius d. l. p. 605.)
Das 1000. Seculum belangende / iſt darinnen wenig no -Seculum X. Eroͤberung der Stadt Jeruſalem. tabels fuͤrkommen / auſſer daß in deſſelben 99. Jahr den 18. Julij Godefridus die Stadt Jeruſalem eingenom̃en / vnd ſelbe dadurch an die Chriſtenheit gebracht. (Calv. d. l. p. 645.)
Das 1100. Seculum hat ſich hochpreißlich gemachtSeculum XI. Vhrſprung des Rauten - Crantzes in Chur-Fuͤrſtl. Saͤchſ. Wa - pen. durch den Edlen Rauten Crantz / ſo Kaͤyſer Friedrich Bar - baroſſa Fuͤrſt Bernhardten von Anhalt / der in Welſch - land ein Fendrich geweſen / vnd in ſelben Kriegen ſich Rit - terlich gehalten / nachdem er jhn zu einem Hertzog zu Sach - ſen inveſtiret vnd beſtetiget / zum Wapen ertheilet / daß er daſſelbe wegen ſeiner Fahnlehn vnd des Hertzogthumbs Sachſen fuͤhren / vnd ſein Heerſchild daran erkennen vnd beweiſen ſoll. (Georg. Fabricius Chronic. Miſn.)
Das 1200. Seculum wird celebre durch die hoͤchſtloͤbli -Seculum XII. Ordnung der ſieben Chur - Fuͤrſten. che Ordnung der ſieben Chur Fuͤrſten / ſo im Jahr Chriſti 1208. vom Kaͤyſer Ottone V. auff dem Reichs Tage zu Franckfurt auffgerichtet / da er denn mit conſens der Fuͤr - ſten / vnd in Gegenwart der Paͤbſtiſchen Legaten Hugoli - ni Oſtienſis, vnd Leonis Sabinenſis Cardinalis, nachfol - gendes Geſetz von Erwehlung eines Roͤmiſchen Kaͤyſers gemacht: daß ſich kuͤnfftiger Zeit ſolcher Kaͤyſerl. dignitet keiner durch Erbſchafft anmaſſẽ / ſondern durch 6. Reichs - Fuͤrſten darzu eligiret werden ſoll / deren drey Geiſtliches - als die Ertzbiſchoffe zu Meintz / Trier vnd Coͤlln / drey aber Weltliches Ordens / als der Pfaltzgraf am Rhein / Her - tzog zu Sachſen / vnd Marggraf zu Brandeburg / welche denn / wenn ſie ſich der Wahl halben nicht vergleichen koͤn - ten / ſolte der Koͤnig in Boͤhmen darzu genom̃en werden. (Conſtitutiones Imp. à Goldaſto collectæ; Albert. Abbas Staden - ſis in ſuo Chronico.)
): (iijDasDedicatio.Das 1300. Seculum uͤberkoͤmpt dahero ſeinen Ruhm / daß in deſſelben 56. Jahre den 10. Januarij vom Kaͤyſer Carolo IV., Koͤnig in Boͤhmen / zu Nuͤrnberg die GuͤldeneErfindung der Buͤchſen. Bulla ſanciret, (Jo. Scala Dubravius Hiſtor. Bohem. ) vnd uͤmb das 78. Jahr die Buͤchſen von einem Teutſchen Freibur - giſchen Moͤnch erfunden worden. (Gvido Pancirollus Nov. Repert. p. 679.)
Ob nun wol dieſes alles / was in jetztberuͤhrten Seculis geſchehen / an ſich ſelbſten ruhmwuͤrdig / vnd dahero einem jeglichen ſein Lob billich gegoͤnnet vnd gegeben wird. So wird doch auſſer ſtreit geſetzet / daß vnter dieſen allen ſon - derlich den Preiß behelt das folgende 1400. Seculum, vnd ſolches dahero / weil daſſelbe Gott der Allerhoͤchſte mit ſol - chen Gaben vnd Regalien geſchmuͤcket / daß ſeiner Goͤttli - chen Majeſtaͤt darfuͤr nicht kan gnungſam gedancket wer -Fundation der Vntverſi - teten. Roſtock. Gripswalde. Baſel. Freiburg. Tuͤbingen. Leipzig. den. Denn eben dieſes Seculum iſt es / darinnen ſo viel herꝛ - liche Univerſiteten, als zu Roſtock im 19. zu Gripswalda im 56. zu Baſel vnd Freiburg in Brißgaw im 60. zu Tuͤ - bingen im 77. vnd welche billich zu erſt / nicht nur allein der Zeit / ſondern auch anderer prærogativen wegen hette ge - nennet werden ſollen / allhier zu Leipzig im 9. Jahr fundi - ret vnd geſtifftet. Dieſes Seculum iſt es / in deſſen 15. Jahre d. 6. Julii, war der Tag vor den VI. Sontag nach demConcilium zu Coſtnitz ver - brennet Jo - hann Huſſen. Feſt der heiligen Dreyfaltigkeit / der trewe Bekenner Jo - hannes Huß auff dem vntrewen Concilio zu Coſtnitz mit allen ſeinen Kleidern zu Aſch vnd Pulver verbrand / nach - mals ſelbe in den Rhein geſtrewet worden / der denn kurtz vor ſeinem Ende noch in dieſe Wort ſoll heraus gebrochen ſeyn: Hodiè Anſerem uritis, ſed poſt centum annos ex meis cineribus naſcetur Cygnus, qvem non poteritis as - ſare: Heut verbrennet jhr eine Gans / aber vber 100. Jahr wird aus dieſer meiner Aſchen herfuͤr wachſen einSchwan /Dedicatio. Schwan / den werdet jhr wol ſollen vnd muͤſſen vngebra - ten lan / Mit dem Namen Gans auff ſich ſelbſt deutende / ſintemal Huß in Boͤhmiſcher Sprach ſo viel bedeutet / als eine Gans / mit dem Schwan aber auff D. Lutherum / (Theobaldus in Bello Husſitico) der auch gleicher geſtalt bald darauff noch in dieſem Seculo, als nemlich im 83. JahrLutherus na - ſcitur. d. 10. Novembr. horâ noctis 10. zu Eißleben in der Graf - ſchafft Manßfeld an dieſe Welt geboren worden / (Matthe - ſius Conc. de Luthero) doch aber ſeine Schwanen Stimme nicht ehe hoͤren laſſen / als biß gleich 100. Jahr verfloſſen / vnd iſt allzuwahr worden / was dazumal Johann Huß von jhm propheceyet / daß jhn die wuͤtende Roͤmiſche Ba - bylon wol wuͤrde zu frieden laſſen muͤſſen / ſintemal ſie jhm das geringſte Haͤrlein / auch bey jhrem groſſen Gifft vnd Zorn / nicht hat verletzen koͤnnen / alſo gar hat die Hand des HErren uͤber jhn gehalten. Vnd damit wir endlich auff das / waruͤmb dieſe gantze Rede angeſtellet / kommen / So iſt es auch eben dieſes Seculum, in deſſen 40. JahreAnno 1440. Erfindung der Drucke - rey. GOTT der Grundguͤtige die Edle Buchdrucker-Kunſt durch den Dienſt etzlicher ſcharffſinniger Leute / als da ge - weſen Johann Fauſt / Johann Guttenberg vnd anderer mehr / zu erſt an das Tageliecht kommen vnd herfuͤr bre - chen laſſen / welches denn ein ſolches hohes Wunder / wenn man demſelben in etwas nachſinnet / daß wañ gleich ſonſt in dieſem Seculo nichts mehr fuͤrgangen / es doch durch die - ſe Kunſt gnungſam beruͤhmt worden were / vnd koͤmpt vns dieſelbe fuͤr gleichſam als die ſchoͤne Morgenroͤthe / ſo fuͤr der Sonnen des bald darauff erfolgten hellen Evan -Druckerkunſt ein Vorboth der Reforma - tion. gelij hergegangen / vnd jhr die Bahne gebrochen / Vnd wird billich auſſer allem Zweiffel von jedermaͤnniglichen geſetzet / daß aller Preiß / aller Ruhm / ſo dem 1500. vnd dieſem jetzigen 1600. Seculo fuͤr allen andern gehoͤret /nechſtDedicatio. nechſt dem vielguͤtigen GOtt einig dieſer Kunſt zuzuſchrei - ben: Zuzuſchreiben iſt jhr der Anfang der beſchehenen Re - formation, denn wenn Lutherus zu Erfurt in dem Augu - ſtiner Kloſter die gedruckte Bibel / die er zuvor wenig / oder wie etliche wollen / gar niemals geſehen / nicht were in die Haͤnde kommen / vnd er ſie mit ſolchem Fleis / als geſche - hen / nicht durchleſen / Lutherus hette dergleichen WerckDruckerey dienet viel zur Außbrei - tung der Aug - ſpurgiſchen Confeſſion. fuͤrzunehmen ſich nicht vnterſtehen koͤnnen: Zuzuſchrei - ben iſt dieſer Kunſt die in alle Welt ergangene divulgation vnd Außbreitung vnſer Augſpurgiſchen Confesſion, denn wenn dieſe Kunſt dazumal noch verborgen / wuͤrde es ſchwer hergangen ſeyn / daß ſie ſo vielmal vnd in ſo vielen Sprachen vnd in ſolcher Geſchwindigkeit hette koͤnnenTeutſche Bi - bel wird durch die Druckerkunſt in der Chri - ſtenheit bey maͤnniglichen gemein. außgeſchrieben werden: Zuzuſchreiben iſt dieſer Kunſt / daß das Wort Gottes ſo reichlich vnter vns wohnet / vnd daß die Teutſche Bibel vnter vns in der Chriſtenheit / die zuvor / ehe dieſe Kunſt auffkommen / gar vnter der Vanck geſtecket / ſo bekand worden / ſonderlich aber wie vns dieſel - be der thewre Ruͤſtzeug Gottes Lutherus in vnſere Mut - ter-Sprache verſetzet / die denn ſo hell / ſo deutlich / ſo eigent - lich / ſo reich / ſo maͤchtig vnd nachdruͤcklich / daß dieſe bloſſe Verdolmetſchung beſſer iſt / als vor dieſem viel Commen - taria, Nunmehro koͤnnen wir recht vnd wohl ſagen / daß auch vnſere Soͤhne vnd Toͤchter weiſſagen / das iſt / die hei - lige Schrifft leſen / verſtehen / vnd andere daraus vnter - weiſen koͤnnen / welches denn der Buchdrucker-Kunſt inLutheraner koͤnnen mit Recht aus dem Reli - gions-Frie - den nicht ge - ſetzet werden. Warheit nicht zu wenigem Ruhm gereichet: Zuzuſchrei - ben iſt dieſer Kunſt / daß wir Lutheraner noch biß auff die - ſe Stunde mit Recht aus dem Religions-Frieden / ſo An - no 1555. auff dem Reichstage zu Augſpurg / krafft des im 1552. Jahr zu Paſſaw getroffenen Vertrags / geſchloſſen / nicht moͤgen geſetzet werden / denn der Buchſtabe deſſelbendurchDedicatio. durch den offenen Druck / vnd alſo durch dieſe Kunſt aller Welt klar vnd ſo bekand gemacht worden / daß nun vnd in alle Ewigkeit davon nichts mag außgekratzet werden / wie hoch ſich auch die Jeſuiten zu Duͤllingen darinnen bemuͤ - hen / vnd dadurch ſolche Vnruhe in dem H. Roͤmiſchen Reich wider jhr Wiſſen vnd Gewiſſen ſtifften: Zuzuſchrei - ben iſt dieſer Kunſt / daß nunmehro durch ſo vielfaͤltigen Abdruck des Augapffels der gantzen Chriſtenheit offenbarAugapffel. worden / wie noch biß auff dieſe Stunde wir der reinen / wahren / vnverfaͤlſchten vnd vnverenderten Augſpurgi - ſchen Confesſion zugethan / vnd dahero aller Aufflagen / die vns eine Zeit hero auffgebuͤrdet werden wollen / vn - ſchuldig / Vnd ob gleich nach edirung deſſelben etliche Widerwertige mit allerhand Schmehſchrifften nicht ru - hen moͤgen / ſo iſt jhnen doch durch die HauptvertheidigungHauptver - theidigung. hinwiederuͤmb das Maul geſtopffet. Jn Summa / der Wolthaten / ſo aller Welt / vnd namentlich vns Luthera - nern durch dieſe Edle Kunſt der Buchdruckerey zukom - men / vnd noch taͤglichen zuwachſen / ſind ſo viel vnd herꝛ - lich / daß ſie nicht koͤnnen noch moͤgen gnungſam mit Wor - ten außgeſprochen werden.
Dahero vnd in fleiſſiger Erwegung derſelben / wir denn /Vrſach der von den Leipzigiſchen Buchdru - ckern gehalte - nen Jubel - Frewde. dieſer Kunſt Zugethane / bewogen worden / weil gleich jetzo zweyhundert Jahr verfloſſen / da ſie jhren Vhrſprung ge - nom̃en / vnd zu exerciren angefangen worden / GOtt dem Allerhoͤchſten zufoͤrderſt zu Lob / Ehr vñ Preiß / denen Er - findern derſelben zu vnſterblichem Ruhm / vns aber zu Erweckung ſchuldigſter Danckbarkeit eine zweyhundert - Jaͤhrige Jubel-Frewde anzuſtellen / welche denn auch ver - wichenen Johannes-Tag juͤngſthin gluͤcklichen vnd mit Chriſtlichen Ceremonien fuͤrgenommen vnd vollbrachtAwor -Dedicatio. worden / vnd hat vns ſonderlich auch darzu bewogen / daßJubilæum re - formatæ Aca - demiæ Li - pſienſis. eine loͤbliche Univerſitet allhier gleicher geſtalt aus Chriſt - lichem Eifer vmb dieſe Zeit ein Jubilæum der beſchehenen hundert-Jaͤhrigen Reformation wegen gehalten / darbeyIn Facultate Theologicâ: XIV. Bacca - laurei. VII. Licentia - ti. VI. Doctores. In Facultate Juridicâ: VII. Licentia - ti. In Facultate Medicâ: III. Doctores. In Facultate Philoſophi - câ: XXVI. Bacca - laurei. XX. Magiſtri. vns denn ſonderlich merckwuͤrdig vorkommen / daß in al - len Faculteten, vnd ſonderlich in Facultate Theologicâ ſo ſtarcke Promotiones vorgangen / daß dergleichen binnen 200. vnd mehr Jahren nicht geſchehen / vnd muß jeder - maͤnniglichen bekennen / daß vnſere Drucker-Kunſt nicht wenig darzu geholffen / ſintemal durch Behuff der in offe - nen Druck befindlichen Buͤcher / anjetzo ſo viel gelehrter Maͤnner entſtehen / dergleichen bey vorigen Seculis groſſer Mangel vorgefallen. Vnd weil vns denn dazumal von vielen vnterſchiedenen Orthen / vnd vielen vornehmen Leu - ten allerhand Carmina congratulatoria zugeſchicket / da - durch ſie theils vnſer vorgenommenes Feſt approbiren, theils jhr danckbares Gemuͤth gegen Gott / wegen Offen - bahrung dieſer Kunſt / entdecken wollen / Als haben wir fuͤr gut erachtet / ſolche nebenſt andern / was etwa auff vielge - nandten vnſern Jubel-Feſt vorgangen / in gegenwertige wenig Bogen zuſammen zu bringen / vnd durch offenen Druck allen deroſelben Liebhabern communiciren zu laſſen.
Nachdem wir aber / Gnaͤdigſter Chur-Fuͤrſt vnd Herꝛ / alſo im Werck begriffen / vnd darauff zu Rath gangen / wem doch ſolches geringſchaͤtzige Wercklein zu dediciren, haben wir nach reifflicher deliberation die Billigkeit zu ſeyn erfunden / bey Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. als vnſerm Gnaͤdigſten Herꝛn vnd ſorgfaͤltigſten Landes-Vater / damit vns in Vnterthaͤnigkeit anzugeben / vnd daſſel - be demuͤtigſt zuzuſchreiben / darzu vns denn anreitzet /Son -Dedicatio. Sonderlich weil Ew. Churfuͤrſtl. Durchlaͤucht. vnd de - ro Hochloͤblichſte Herren Vorfahren am Hauſe Sach - ſen / Chriſtmilden Andenckens / zu allen Zeiten (wie der gantzen weiten Welt bekant) nicht allein als rechte ſtand - haffte / eifferige Chriſtliche Bekenner / vnd Heroiſche Be - ſchuͤtzer der heiligen Evangeliſchen Lehre / ſich in der That erwieſen / auch zu Fortpflantzung vnd Erhaltung ſolches ſeligmachenden Liechts / einige Gefahr Leibes vnd Le - bens / Landes vnd Leute / niemals geſchewet: wie denn Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. nunmehr neun vnd zwantzig Jaͤhrige / wiewol Glorwuͤrdigſte / jedoch hoͤchſt beſchwer - vnd gefaͤhrliche Regierung / es mehr als zuviel darthut vnd bezeuget: Sondern auch ſich / als rechte Liebhaber vnd gnaͤdigſte Befoͤrderer der Druckerey-Kunſt / (welche nechſt GOtt / das einige vnd beſte Mittel / ſolchen ſchnellen Lauff des heiligen Evangelij zu befoͤrdern / vnd annoch zu erhalten) mit Auffwendung groſſer Vnkoſten / allewege Gnaͤdigſt erwieſen / wie denn von vndencklichen Jahren hero / als hiebevor in Torgaw / vnd annoch dieſe Stunde in Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. Reſidentz - vnd Haͤupt-Ve - ſtung Dreßden / wolbeſtellte / mit vielen ſchoͤnen Schriff - ten gezierte Hoff-Buchdruckereyen befunden / die Hoff - Buchdrucker auch jederzeit mit anſehnlicher Beſtallung gnaͤdigſt erhalten worden.
Allermaſſen wir nun der vnterthaͤnigſten Zuverſicht leben / Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. werde dieſe vnſere De - dication-Schrifft in allen Gnaden vermercken vnd auff - nehmen / vns auch ferner mit Chur - vnd Landes-Fuͤrſtli - cher Guͤte zugethan verbleiben / vnd was durch dieſe of - fentliche Begruͤſſung von vns geſuchet / jhr Gnaͤdigſt be - lieben laſſen. Gleicher geſtalt Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. A ijvn -Dedicatio. vnterthaͤnigſte / getreweſte vnd gehorſambſte Dienſte zu leiſten / ſind wir jederzeit wie pflichtſchuldig / alſo auch hoͤchſtwillig.
Der GOTT aller Gnaden vnd Troſtes wolle Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. in ſeinem Allmaͤchtigen Gnaden - Schutz haben vnd behalten / vnd ſeiner bedrengten Chri - ſtenheit / ſonderlich aber dieſen Landen zu Troſt vnd Frew - de langes Leben / beſtaͤndige Geſundheit / gluͤckſelige Regi - rung / auch alle zeitliche vnd ewige Wohlfarth geben vnd verleihen / vnd dagegen fuͤr allen verderblichen Schaden vnd Vnfall Leibes vnd der Seelen gnaͤdig behuͤten vnd bewahren vmb JEſu Chriſti willen / Amen.
Leipzig / Am Tage Michaelis des Ertz-Engels / war der 29. Septembr. dieſes lauffenden 1640. Jahres.
Ew. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. Vnterthaͤnigſte / gehorſamſte vnd getreweſte: Diener vnd geſampte Buchdrucker daſelbſt.
DEr Koͤnige vnd Fuͤrſten Rath ſollTob. cap. 12. man heimlich halten / aber GOTTES Werck ſoll man herrlich preiſen / Tob. cap. 12. Solches hat gethan die Kirche vnd Ge - meine GOttes Alten Teſtaments; Denn als GOtt der Herr die Kinder Jſrael mit maͤchtiger Hand vnd ſtarckem Arm / aus dem Egyptiſchen Dienſthauſe / mitten durchs rothe Meer tru - ckenes Fuſſes gefuͤhret / daß er ſie ins verheiſſene gelobte Land brechte: Jhre Feinde aber / ſo jhnen nachjagten / ſaͤmptlich ins Meer geſtuͤrtzet / vnd ſie alſo von der blutgierigen Hand vnd Tyranney Pharaonis gewaltiglich errettet: Da verſamletDanck-Feſt der Kirchen Gottes Alten Teſtaments. der groſſe Heerfuͤhrer vnd Wundermann GOttes Moſes die gantze Gemeine / ſtellet dem Herrn ein Lob - vnd Danckfeſt an / ermuntert ſie zur Erkentnuͤß dieſes groſſen Wunder - vnd vnd Gnaden-Wercks GOttes / ermahnet ſie zu ſchuldiger Danckbarkeit / leſſet die Weiber mit Paucken vnd Reihen ein - her treten / vnd ſinget ſelbſten mit dem gantzen Volck dem Herrn dieſen Lobgeſang: Jch will dem HErrn ſingen /Exod. 15. denn er hat eine herrliche That gethan / Roß vnd Wagen hat er ins Meer geſtuͤrtzt: Der HErr iſt meine StaͤrckeA iijvndLeipziger Buchdruckervnd mein Lobgeſang / vnd iſt mein Heyl / ꝛc. wie Exod. 15. hiervon weiter zu leſen.
Eben ſolches hat auch gethan zu vnſern Zeiten die recht - glaͤubig Evangeliſche Kirche vnd Gemeine GOttes / Newen Teſtaments: Deñ als dieſelbe eine lange Zeit vnter des Roͤmi - ſchen Pharaonis Joch / vnd Anti-Chriſtiſchen Egyptiſchen Dienſtbarkeit vnd Greweln geſtecket / vnd aber aus lauter Guͤ - te vnd Gnade Gottes durch ſeinen thewren Werckzeug / vnd groſſen Wunder-Mann Herꝛn Doct. Martinum Luthe - rum, wunderbarlich ausgefuͤhret / vnd ins gelobte Land / da Milch vnd Honig / des lautern reinen Evangelii / vnd vn - verfaͤlſchten Worts Gottes fleuſſet / eingebracht / vnd nunmehr uͤber hundert Jahr gnaͤdig erhalten worden: Da hat der Groß - muͤtigſte vnd Hertzfrewdigſte Chriſt-Bekenner / der Durch -Von Churf. Durchl. zu Sachſen Chriſtlich angeordnet. lauchtigſte / Hochgeborne Fuͤrſt vnd Herr / Herr Johann - Georg / Hertzog zu Sachſen / Juͤlich / Cleve vnd Berg / des heiligen Roͤmiſchen Reichs Ertz-Marſchall vnd Chur - fuͤrſt / Landgraf in Thuͤringen / Marggraf zu Meiſſen / auch Ober - vnd Nieder-Laußnitz / Burggraf zu Magdeburg / Graf zu der Marck vnd Ravensburg / Herr zum Raven - ſtein / ꝛc. vnſer gnaͤdigſter Herr / ꝛc. Die Gemeine GOttes / aus vielen Landen / Koͤnigreichen vnd Provincien / ſo dieſer heil - ſamen Lehre von gantzem Hertzen zugethan / durch freundliche / Chriſtliche vnd bewegliche Ausſchreiben / in ein Hertz vnd Wil - len verſamlet / Jhre Churfuͤrſtl. Stimme ſelbſten mit jhnen er - hoben / ein froͤliches Te Deum laudamus intoniret, vnd dem allerhoͤchſten GOtt fuͤr ſolche hohe vnausſprechliche Wolthat des hellſcheinenden vnd ſchnell lauffenden Gnadenliechts des troſtreichen Evangelii / vnd rechten Gebrauch der hochwuͤrdi - gen Sacramenten / mit innerlicher Hertzens-Frewde / vnd recht Chriſt-eifferiger Begierde / gedancket; Wie denn nicht allein in S. Churfuͤrſtl. Durchlaͤucht. Landen / ſondern auch faſt al -lerZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. ler Orten vnd Enden / wo ſolch ſeligmachend Liecht nur in et - was geſchimmert / Anno 1617. das Erſte / vnd Anno 1630. das Andere vnd groſſe Evangeliſche Jubelfeſt / mit ſolchem Eiffer vnd fewriger Andacht celebriret vnd begangen worden / daß nicht allein die Menſchen daruͤber ſich ſelbſt verwundert / ſon - dern die Himmel ſolches mit Luſt angeſehen / auch die Engel GOttes ſich hoͤchlich erfrewet / vnd zweiffels ohne GOtt der Herr vmb deſſen willen vielem Vngluͤck bey dieſem bluti - gen vnd Land-verderblichem Kriege geſtewret / ja wol den offt - mals vor Augen ſchwebenden gaͤntzlichen Vntergang gnaͤdig wird abgewendet haben.
Solchen ruhmwuͤrdigſten vnd lobreicheſten Exempeln in etwas nachzuleben / haben die Buchdrucker in Leipzig ſich hoͤchſt verpflichtet befunden: Denn nach dem der allerhoͤchſte grund - guͤtigſte GOtt ſeine liebe Gemeine nicht allein von allem VbelVrſachen / warumb die Buchdrucker zu Leipzig ſolch Danck - vnd Jubel - Feſt angeſtel - let. errettet / aus der Finſternuͤß des Pabſthumbs geriſſen / vnd zur ſeligen Erkentnuͤß ſeines heiligen Willens gebracht; Sondern auch noch Anno 1440. vnd alſo anjetzo vor 200. Jahren / die hochloͤbliche / nuͤtzliche vnd werthe Kunſt der Buchdruckerey / in der vhralten Ertz-Biſchofflichen Chur-Stadt Maͤyntz / (in welcher vnwiderſprechlich die erſte gluͤcklichſte Proba gethanJn der loͤbl. Ertzbiſchoff - lichen Stadt Meyntz die erſte Proba der Drucke - rey gemacht. worden /) an das Tageliecht gegeben / welche denn kurtz vor dem Herrn Luthero hergegangen / vnd gleichſam als ein Herold proclamiret vnd ausgeruffen / daß etwas ſonderliches vnd wich - tiges vorhanden / nemlich daß der HErr Him̃els vnd der Erden / mit ſeinem heiligen Wort vnd liebreichen Evangelio einziehen / vñ Wohnung bey vns machen werde: Wie ſie deñ nechſt Gott / nachmals das einige Mittel geweſen / ſolch ſeligmachend Wort der Gnaden / ſo ſchnell / vnverhindert / faſt in alle Welt auszu -Philip. Nicol. in Hiſtor. de Regno Chri - ſti. breiten / vnd bißhero zuerhalten / deme ſonſten der Teuffel vnd alle Ketzer ſich hefftig widerſetzet / vnd wo jhnen nur muͤglichge -Leipziger Buchdruckergeweſen / daſſelbe mit Strumpff vnd Stiel ausgerottet hetten /Tiſchreden Lutheri. wie der Herr Lutherus in ſeinen Tiſchreden ſelbſt bezeuget / vnd alſo dieſe loͤbliche Kunſt gleichſam die letzte Poſaune der Welt ſeyn muͤſſen / durch welche die ſuͤſſe / liebliche / vnd in Hertzen vnd Ohren wolklingende Stimme des heiligen vnd gnadenreichen Evangelii zu guter letzte in aller Welt / vnd in allen Sprachen erſchallen / erklingen / vnd die Menſchen zur himmliſchen Hoch - zeit geruffen werden ſolten:
Als haben obgedachte Kunſt-Verwandten eine vnver -Fernere Vr - ſachen. meidliche Schuldigkeit / vnd ſchuldige Billigkeit zu ſeyn erach - tet / GOtt dem Herrn fuͤr ſolche hohe vnd groſſe Gaben vnd Wolthaten / ſonderlich aber / daß er dieſelbe in dieſen elenden vnd betruͤbten Zeiten / da faſt weder der Buͤcher noch des Worts GOttes ſelbſten (leider) mehr geachtet wird / vnd dahe - ro dieſe loͤbliche Kunſt in merckliches Abnehmen vnd muͤhſelig - keit gerathen / dennoch wiewol kuͤmmerlich / doch gnaͤdig noch erhalten / alſo / daß ſein werther Name durch ſie ferner ausge - breitet / der Chriſtenheit damit gedienet / vnd viel des Weges zum Leben koͤnnen gewieſen werden / hertzlich zu dancken / vnd darneben demuͤtiglich zu bitten / daß ſeine Goͤttliche Majeſtaͤt ſolche nuͤtz bare vnd werthe Kunſt / benebens dem hellen Gna - denliecht des H. Evangelii / vnd vielbeliebten offtgewuͤndſchten Landfrieden / ferner gnaͤdiglich geben vnd erhalten / vnd auff die liebe Poſteritet propagiren vnd fortpflantzen wolle.
Zu welchem Ende ſie deñ in einhelliger Verſamlung einmuͤ - tig beſchloſſen / zu bezeigung jhres danckbaren Gemuͤths / Gott dem Herrn zu Lob / Ehr vnd Preiß / ein Chriſtliches Danck - Lob - vnd Jubel-Feſt vnter ſich anzuſtellen / daſſelbe auch mit ſolcher Pietet, Gottesfurcht vnd Andacht zu begehen / daß / ob wol nach verrichtem Gottesdienſt eine Ehren-Mahlzeit dabey angeſtellet / dennoch alle Vppigkeit / Tantzen / vnhoͤffliche Ge -ſpraͤcheZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. ſpraͤche / vnd was der Gottesfurcht vnd Erbarkeit entgegen / (welches alles zwar bey dieſen ehrlichen Verſamlungen ohne das nicht verſtattet noch veruͤbet wird) bey hoher vnablaͤßlicher Straffe vermieden: Hingegen aber lauter Frewdigkeit im Herrn / heilige Andacht / fleiſſiges Gebet vnd geiſtliches Lie - der ſingen getrieben werden ſolte.
Damit auch ſolch Lob GOttes deſto weiter erſchallen /Ausſchrei - bung dieſes Danckfeſts an andere Staͤdte. vnd die liebe Poſteritet aller Orten zu heiliger Nachfolge auff - gemuntert werden moͤchte. Haben ſie fuͤr gut vnd rathſam er - achtet / ſolche jhre intention jhren Kunſt-Verwandten ande - rer Orten zu entdecken / ob vielleicht denenſelben belieben moͤch - te / ſolch Jubilæum mit jhnen zu celebriren vnd zu begehen / ge - ſtalt ſie denn noch im Aprilis lauffenden Jahrs / an dieſelben in etlichen vornehmen Reichs-See - vnd Handels-Staͤdten / vor -Straßburg eine Mutter vnd Geburts Stadt der Erfinder vnd Anfaͤnger dieſer Kunſt. nemlich aber in der hoch - vnd weitberuͤhmten Stadt Straß - burg / welche als eine Mutter vnd Geburts-Stadt der Erfinder vñ Anfaͤnger dieſer loͤblichẽ Kunſt geruͤhmet wird / wie auch bey den vornehmen Vniverſiteten / Wittenberg vnd Jehna / freund - vnd bruͤderliche Schreiben abgehen laſſen / jhnen jhr Chriſtlich Vorhaben zur Gnuͤge verſtaͤndiget / vnd ſie zu gleicher Danck - barkeit gegen GOtt / mit beweglichen Vmbſtaͤnden vermah - net / welche es jhnen denn auch faſt allerſeits gantz wolgefallen laſſen / vnd ſich zu gleicher Mit-Frewde im Herrn / vnd Be - gehung ſolches Feſtes / jedes Orts Gelegenheit nach / gantz wil - lig erboten.
Es haben aber vielerwehnte Buchdrucker vñ Kunſt-Ver -Waruͤmb ſolch Feſt auff den Tag Jo - hannis Bapti - ſtæ geleget worden. wandte jhnen belieben laſſen / ſolch Feſt auff den Tag Johan - nis des Taͤuffers zu legen / vmb folgender Vrſach willen: Weil erſtlich die beyden lobwuͤrdigen Erfinder vnd Anfaͤnger beyderſeits mit dieſem Namen begabet geweſen / vnd der eine Johannes Guttenberg / der ander aber Johannes Fauſt ge -Bheiſ -Leipziger Buchdruckerheiſſen / wie in nachfolgender Teutſchen Oration mit mehrerm berichtet wird / dahero jhnen zum ruͤhmlichen Ehren-Gedaͤcht - nuͤß dieſer jhr Namens-Tag hierzu iſt erwehlet worden.
Weil fuͤrs Andere / auch dieſer Jahres-Zeit Liebligkeit vnd Beqvemigkeit Anlaß gegeben / haben ſie ſolches mit Fleiß in Acht nehmen wollen.
Damit aber ſolch jhr Chriſtlich Vornehmen jhnen nicht fuͤr einen ſelbſt erwehlten Gottesdienſt vñ vnziemliches Begin - nen auffgerucket werden moͤchte / haben ſie ſolches in gebuͤhren -Jſt mit Be - willigung E. Ehrw. Mini - ſterii, ſonder - lich des H. Superintend. angeordnet worden. der Zeit zuvorhero einem Hoch - vnd Wol-Ehrwuͤrdigen Mini - ſterio, ſonderlich aber dem Herrn Superintendenten freund - lich angemeldet vñ zu verſtehen gegeben / welche deñ nicht allein ſolche Anordnung ſich wol gefallẽ laſſen / ſondern auch hochge - dachter Herr Superint. auff beniembten Johannistag in ſeiner Fruͤhepredigt ſolche Kunſt vnd derſelben groſſe vnd vielfaͤltige Nutzbarkeit / wie auch derer Erfinder vnd Befoͤrderer / herrlich com̃endiret vñ geruͤhmet / die Zuhoͤrer auch ernſtlich vermah - net / Gott dem HErrn fur ſolche hohe vñ groſſe Wolthat hertz - lich zu dancken / vnd es ja nicht fuͤr ein gering Werck Gottes zu achten; Dergleichen deñ Herr M. Lucas Pollio, der Kirchen zu S. Nicol. Diaconus, zur Veſper: wie nicht weniger Herr L. Chriſtophorus Bulæus, Superint. zu Wurtzen / auch gethan / deren Extract ſolcher Predigten / welche Hoch - vnd Wolge - dachte Herren auff freundliches Begehren vnweigerlich ausge - antwortet / vnd in dieſem Tractat dem Druck einzuverleiben / großguͤnſtig verwilliget / mit mehrerm anzeigen.
Als nun gemeldter maſſen / ſolcher Feſt - vnd Trucker-Ju - bel-Tag erſchienen / haben die geſampten Kunſt-Verwandte vorbeſchloſſener Ordnung nach / fruͤer Tageszeit / ſich ſaͤmpt - lich in das Haus des Herren verfuͤget / dem Gottesdienſt mit beten / loben vnd dancken eyfferig beygewohnet / die PredigtmitZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. mit begierlicher Andacht angehoͤret / vnd biß zu Ende verwartet. Hernach ſich in ein von jhnen allerſeits darzu erwehltes Haus begeben / in welchem ſie allerley Chriſtliche Vnterredungen von den groſſen Thaten GOttes / ſonderlich aber von der wun - derbahren Erfindung dieſer nutzbaren vñ fuͤrtrefflichen Kunſt / Fortpflantzung vnd gnaͤdiger Erhaltung derſelben / vnter ſich angeſtellet. Auch dreyen Poſtulirern, ſo zuvorhero dieſe Kunſt rechtmaͤſſig erlernet / auff jhr damahliges Anſuchen / Confirmationem wiederfahren laſſen / vnd ſie mit gewoͤhnli - chen Ceremonien zu vollſtaͤndigen Kunſt-Verwandten er - klaͤret.
Biß endlich gegen 1. Vhr die hierzu erbetene Herren vndGute Anord - nung. Gaͤſte / ſich in einer ſonderbaren Stuben / welche ziemlicher Groͤſſe / mit Gemaͤlde / friſchen Meyen / ſchoͤnen Blumen vnd wolriechenden Graß / auffs beſte geſchmuͤcket / vnd gegen einem luſtigen Garten zu gelegen / verſamlet / vnd als ſolche in guter Ordnung geſetzet / alſo / daß an einem Theil der Stuben / gegenWie der Got - tesdienſt ce - lebriret wor - den. Mittagwerts / die Herren vnd Manns-Perſonen / am andern die Cantorey ſampt dem Organiſten: Gegen Mitternacht - werts aber wieder an einem Theil / das Frawenzimmer in ſchoͤ - ner Ordnung / am andern theil aber des Herrn Oratoris Tiſch / hinder welchem er hernach mit anſehnlichen Qvaliteten vnd zierlichen Geſtibus eine anmuthige vnd ſinnreiche Teutſche Oration abgeredet / lociret worden: Jſt darauff alſobal - den / vnd zwar mit gleichangehender Veſper ein Introitus, dar - auff ein Laudate, nach dieſem aber der 111. Pſal. figuraliter, vnd denn letzlich von der gantzen anweſenden Gemeine / mit erhobe - ner Stim̃e vnd fewriger Andacht / der 103. Pſal: Nun lob meinDeutſche O - ration durch H. M. Sebaſti - an-Gottfried Starcken ge - halten. Seel den HErren / ꝛc. choraliter geſungen worden / nach wel - ches Beendung Herr M. Sebaſtianus Gottfried Starck / SS. Theol. Bace. vnd der Schulen zu S. Nicol. Con-Rector,B ijvonLeipziger Buchdruckervon ſeinem Ort auffgeſtanden / hinder den jhme hierzubereiten / vnd von der Wand etwas abgeruckten Tiſch getreten / vnd mit ſonderbahrer Reverentz gegen die anweſenden Herren vnd Frawenzimmer / oberwehnte Deutſche Oration auffs zierlich - ſte memoriter abgeleget / wie ſolche von Wort zu Wort her - nach geſetzt zubefinden. Als ſolche geendet / iſt darauff alſo - balden durch die Cantorey das Te Deum laudamus, oder Herr Gott dich loben wir / ꝛc. angefangen / von dem Orga - niſten auff dem Real darein geſchlagen / vnd von allen anwe - ſenden / mit voͤlliger Stimme vnd mercklicher Devotion vnd Andacht zu ende gebracht / nach ſolchem noch vnterſchiedene geiſtreiche Stuͤcke muſiciret, biß letzlich nochmals von der ge - ſampten anweſenden Gemeine mit ſonderbahrer Begierde das ſchoͤne Geſaͤnglein: Erhalt vns Herr bey deinem Wort / ꝛc. Jtem: Verleih vns Frieden gnaͤdiglich / ꝛc. geſungen / vnd die - ſer Actus mit dem Benedicamus Domino, &c. beſchloſſen worden.
Nach verrichtetem Gottesdienſt ſeynd die Anweſenden Herren vnd Frawenzimmer bey angeſtellter Ehren-Mahlzeit zuverwarten / freundlich gebeten / die Cantorey ſampt dem Or - ganiſten auch / ſolch Lob GOttes ferner biß zu Ende des Ta - ges zu continuiren, erſuchet worden / worauff man ſich zu Ti - ſche geſetzet / vnd nach geſprochenem Benedicite der Gaben GOttes in Froͤligkeit genoſſen / doch hat ſich dabey jederman ſtill / erbar / vnd in Chriſtlicher Andacht / zur Ehre GOttes ver - halten.
Vnter waͤrender Mahlzeit iſt das Lob GOttes alſo - balden wieder erſchollen / vnd viel lobreiche Pſalmen / wie auch andere geiſtliche Lieder figuraliter geſungen / vnd ſolches biß zum Auffbruch continuiret worden.
AlsZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt.Als die Mahlzeit vollbracht / das Gratias geſprochen / vnd der 147. Pſalm / Lobet den HErren / Lobet den HErren / ꝛc. geſungen / ſind darauff etliche gedruckte Carmina vnd Ehren - Schrifften / ſo Vornehme / Hoch - vnd Wohlgelarte Herren dieſer loͤblichen Kunſt zu Ehren / (als Liebhaber vnd Befoͤrde - rer derſelben) eingeſchicket / außgetheilet / vnd hieruͤber allerley Chriſtliche gottſelige Geſpraͤche getrieben worden.
Als dieſer Tag ſolcher geſtalt ſeine Endſchafft erlanget /Beſchluß des erſten Tages. hat man zum Beſchluß deſſelben mit einmuͤtigem Hertzen / vnd froͤlich erhobener Stimme / vocal - vnd inſtrumentaliter, ge - ſungen: Ein feſte Burgk iſt vnſer GOtt / ꝛc. vnd darauff mit dem ſchoͤnen geiſtreichen Gloria:
gluͤcklich vnd wol / auch ohne jemands einigen Widerwillen oder Verdruß / beſchloſſen.
Wie es aber nicht gnug iſt / ein Ding nur wol anfahen / ſon - dern daß man daſſelbe ruͤhmlich hinaus fuͤhre: Alſo haben es auch vielerwehnte Kunſtverwandte nicht nur allein bey dieſes Tages verfuͤhrter Danckbarkeit vnd heiliger Andacht bewen - den laſſen; Sondern ſie haben auch folgends des Lobes Got - tes nicht vergeſſen / wie ſie dann des andern vnd dritten Tages ſich wieder zuſammen verfuͤget / nach jhrem Vermoͤgen dem Armuth etwas außgetheilet / vnd zu ſtetwaͤrender Danckbar - keit gegen GOtt / fuͤr ſolche hohe Gnade / fleiſſig vnd embſig einander ermahnet / dabey auch nochmals mit hertzlicher An - dacht folgende Lieder geſungen / als:
Vnd letzlich mit dem troſtreichen Valet-Segen:
dieſes jhr angeſtelltes Jubel-Feſt in der Furcht des Herren gaͤntzlichen beſchloſſen.
DEm grundguͤtigen / allein weiſen vnd barmhertzigen GOTT ſey fuͤr die Erfindung vnd Erhaltung dieſer Edlen nutzbaren Kunſt / wie auch fuͤr alle andere geiſtliche vnd leibliche Wolthaten / nochmals Lob / Preiß vnd Danck ge - ſagt; vnd bitten ſeine Barmhertzigkeit / Er wolle ſolch ſein Werck Jhme ferner ſelbſten laſſen befohlen ſeyn / mit ſeiner Gnaden-Hand daruͤber vaͤterlich halten / trewe vnd gutthaͤti - ge Patronen vnd Schutz-Herren erwecken / welche ſich dieſer Kunſt vnd derer Anverwandten / vaͤterlich annehmen / den durch Landverderblichen Krieg / Brand / Pluͤnderung vnd al - lerley Drangſal gemachten Riß wiederumb erſetzen / vnd zu wieder Auffnahm - vnd Befoͤrderung derſelben allen Vor - ſchub thun wollen / damit ſolche werthe Kunſt noch ferner zu ſeines heiligen Namens Lob / Ehr vnd Preiß / zu Außbreitung ſeines allein ſeligmachenden Worts / zu Erhaltung der loͤbli - chen nothwendigen Studia, vnd freyen Kuͤnſte / wie auch zu vieler tauſend Menſchen ewigem Heyl vnd Seligkeit / koͤnnevnver -Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. vnverhindert getrieben / vnd auff die liebe poſteritet propa - giret vnd fortgepflantzet werden. Er wolle auch den lieben edlen langgewuͤndſchten Landfrieden beſcheren / vnd vnſere liebe hohe Lands-Fuͤrſtliche Obrigkeit bey langwieriger gu - ter Geſundheit / gluͤcklicher vnd friedlicher Regierung / auch allem anderm zeitlichem vnd ewigem Wolergehn gnaͤdiglich erhalten / damit wir vnter dero Schutz vnd Schirm / als vnter einem Feigenbaum vnd Weinſtock / vnſer Leben vnd Wandel in aller Gottſeligkeit vnd Erbarkeit fuͤhren / vnd dermaleins ſelig beſchlieſſen moͤgen / vmb ſeines lieben Sohns JEſu Chriſti vnſers Herrn vnd Heylandes willen / Amen!
Wie auch nachfolgende Kunſtverwandte Geſellen / als:
Vnd denn die jenigen / ſo an dieſem Drucker-Jubel-Feſt confirmationem erlanget / als:
Soli Deo Gloria, per Secu - lorum Secula.
Vff begehren gehalten von M. Sebastiano Gottfried Starcken Mittweiden - ſi Miſnico, der heiligen Schrifft Baccal. vnd der Schulen zu S. Niclas in Leipzig Con-Rectore.
BRoß ſind die Wercke des Herrn /Pſal. III. v. 2. wer jhr achtet / der hat eitel Luſt daran. Billich / Großguͤnſtige Herren / wiederhole ich dieſe Wort / ſo nur jetzo ex Pſalm. 111. des Koͤnigl. Propheten Davids lieblichen muſi - ciret, vnd brauche ſie zum Anfang vnd Ein - gang dieſer meiner Rede: Denn es iſt jhnen allerſeits be wuſt / uͤmb welcher willen dieſe loͤbliche Zuſammen - kunfft angeſtellet / nemlichen / es ſind nunmehro gleich Zwey - hundert Jahr / durch Gottes Gnade / zu ruͤck geleget vnd ver - floſſen / da die vberaus ſchoͤne / edle vnd hochpreißliche Wunder - Kunſt der Buchdruckerey erfunden vnd ans Tageliecht kom - men / die denn in Warheit ein ſolches hohes vñ groſſes Gnaden - werck GOttes / daß dergleichen bey dieſem Ende der Welt faſt nicht wird erfahren ſeyn. Ein groß Wunderwerck iſt zwar auch die Archeley vnd Kunſt Geſchuͤtz / Carthaunen vnd Buͤchſen zu gieſſen vñ zu bereiten / welche auch nur vor weniger Zeit / als nem - lich im Jahr nach Chriſti Geburt 1378. durch Erfindung einesCTeut -Leipziger BuchtruckerTeutſchen Moͤnchẽ / Namens Conſtantin Anklitz / oder wie an -a) vide Nova Reperta Gvi - donis Panci - rolli Tit. XVIII. Et ad eum Notas H. Salmuth. p. 685. dere wollen / Berthold Schwartz a) jhren Anfang genommen: Aber bey weiten iſt ſie dieſer loͤblichen Drucker-Kunſt nicht zu vergleichen. Denn / wie jhnen mehr als bekand / ſo iſt ſelbe nur zum ſchaden vnd verderb: Dieſe aber zu Nutz vnd Auff - nehmen der Menſchen angeſehen. Durch jene wird alles zer - nichtet / verheeret vnd zerſtoͤret; Durch dieſe aber erhalten vnd vermehret. Wer an jene nur gedencket / der erſchricket dafuͤr / wer aber dieſe achtet / der hat eitel Luſt daran: Luſt empfindet man / wenn man hoͤret wie ſelbe ſo wunderlich aus Anſchawungb) Exercit. 307. §. 5. p. 929. eines Wapenrings / wie zwar Julius Cæſar Scaliger b) dafuͤr helt / erfunden: Luſt / wenn man ſihet / wie bey derſelben alles ſo zierlich daher gehet / daß man offt nicht weiß / ob ſich mehr uͤber dem Schmucke / oder uͤber der Geſchwindigkeit zu verwundern: Luſt / wenn man erfaͤhret / wie durch dieſelbe ſo groſſer Nutz der gantzen werthen Chriſtenheit zugewachſen vnd noch taͤglich zu - waͤchſet: Dahero auch die Herren Buchtruͤcker allhier bewo - gen vnter andern Ceremonien, ſo ſie wohlloͤblichen bey dieſer jhrer zweyhundert-jaͤhrigen Jubel-Frewde / wie Sie ſie neñen / adhibiren, auch eine kurtze Rede einzumiſchen / ſo da ſonderlich von Erfindung dieſer hoch-edlen Drucker-Kunſt handeln moͤchte / die ſie denn von meiner wenigen Perſon zu halten ge - beten. Ob ich nun wol lieber wolte / dieſe Provintz hette einem andern auffgetragen werden koͤnnen / dem nicht nur allein dieſes Werck beſſer als mir kuͤndig / ſondern der auch beredter / vnd in dergleichen geuͤbter; Doch aber weil ſie ie alle alſo einhellig auff mich geſchloſſen / vnd das Vertrawen zu mir geſchoͤpffet / habe ich ihnen in dieſem von abhanden nicht gehen wollen / ſondern es im Namen Gottes auff mich genom̃en: Vnd muß bekennen / mit Frewden ſtehe ich jetzo allhier / vnd halte dieſe Rede zu jh - nen / ſonderlich dahero / weil ich ſehe / daß alles einig vnd alleinzumZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. zum Lobe Gottes / als dieſer Kunſt einigen vnd hoͤchſten Ge - ber vnd Erhalter angeſehen: Frewde erwecket in meinen Au - gen die anweſende ſchoͤne Freqventz, vnd das wolzugerichtete vnd ſchoͤn-gezierte Loſament: Frewde in meinen Ohren die liebliche vnd wolklingende Muſic, die jetzo erſchollen: Frewde im Gemuͤth / das groſſe Stillſchweigen vnd die geneigte atten - tion / ſo ſieallerſeits ſpuͤren laſſen / vnd wuͤnſche von Hertzen / daß ich jhnen mit dergleichen Liebligkeit begegnẽ moͤchte / als ſie wol von mir hoffen moͤgen; Doch will ich thun was mein Ver - moͤgen geben wird / vnd demnach ohne fernere weitſchweiffen - de Wort das Werck angreiffen / zu dieſem mal aber kuͤrtzlich / wie es denn begehret worden / von nichts mehr reden / als
Die Herren wollen allerſeits in der willfaͤhrigen audientz beharren / vnd wo je ein Fehler erfolgen moͤchte / mir großguͤnſtig verzeihen.
SO iſt demnach / nechſt GOtt dem Allerhoͤchſten / demJacob. 1. Vater des Liechts / von welchem vrſpruͤnglich alle gute Gaben herruͤhren / vnſere werthe Mutter Germania, vnſer geliebtes Vaterland Teutſcher Nation, eine Erfinderin dieſer hochloͤblichen Buchtrucker-Kunſt / vnd hat ſich ſonſten ſolches Ruhmes keine andere vnd außwertige Landſchafft anzu - maſſen. Zwar es haben ſich wol etliche auslaͤndiſche Neider vn - terſtanden / ſolche werthe Kunſt vnd Gabe GOttes von vns Teutſchen abzuwenden / vnd ſolche hinden in Jndien zu verſte - cken / vnd Barbariſchen Voͤlckern zu zuſchreiben / vnter welchen einer mit Namen Paulus Jovius ein Hiſtoricus, welcher c) vn -c) l. 14. Hiſtor. f. 284. geſchewt vorgeben darff / wie er aus erfahrner SeefahrendenC ijLeu -Leichziger BuchtruckerLeute relation, ſo die Jndianiſchen vnd Chiniſchen Fahrten erfunden vnd gehalten / ſo viel verſtanden / daß dieſe Drucker - Kunſt ſchon lange zuvor / ehe wir ſie allhier erlanget / bey den Voͤlckern in dem Reich China uͤblichen vnd wol bekand gewe - ſen. Mit welchem andere vbereinſtimmen / ſo da melden / daß man Buͤcher finde / welche vor 500. oder 600. Jahren in Chi -d) Hollaͤndi - ſche Schiff - fahrten. e) Garzias ab Horto l. 2. A - romat. apud Indos naſcẽt. cap. 38. f.) Johannes Conſalvus Mendoza. g) Hein. Sal - muth. Not. ad Panciroll. p. 595. na getruckt / d) ja dieſe Kunſt ſey uͤber aller Menſchen geden - cken / e) vnd habe ſie jhren Vrſprung alſobald mit dem Reich China, were von einem ausgeſonnen / der hernach von den Einwohnern als ein Gott gehalten vnd geehret worden. f)
Ob nun wol dieſes mit der Warheit nicht allerdings uͤber - einkommet / in dem die Autores jhnen theils ſelbſt wie derſpre - chen / theils ſonſten jhren Glauben verdaͤchtig machen / wie ſol - ches gnungſam von andern g) ausgefuͤhret / vnd dahero vnnoͤ - thig / daß man in Widerlegung derſelben viel Zeit zubringe. So mag es doch wol ſeyn / maſſen wir gerne zugeben / daß ſonderli - che Art zu truͤcken in China im Schwange gehe / ſie auch ziem - lich nahe auff die Spur moͤgen kommen ſeyn. Allein wir ver - neinen gantz / daß ſie mit gleicher Beqvemligkeit jhre Schriff - ten verfertigen / denn ſie haben nicht gewiſſe Buchſtaben wie wir / ſondern vnzehliche Characteres, oder wie andere wollen / uͤber 5000. Noten vnd Figuren / deren jede ein gantz Wort be - deutet / daß einer ein gut Gedaͤchtnuͤß bedarff / biß er in dem leſen perfect, ſo auch die Vrſach / warumb die Gelehrten bey jhnenh) Hollaͤndi - ſche Schiff - fahten. in ſo groſſem Anſehen ſchweben. h) Vber diß ſo iſt auch jhre Art zu truͤcken gantz anders / kein einiges Wort ſetzen ſie zuſammen / ſondern druͤcken jetztgenandte jhre Notas vntereinander her / von oben herab niederwarts / nach der Art ſo ſie im ſchreiben ge -i) vide Thom. Lanſium O - rat. pro Ger - manjâ. brauchen / vnd was dergleichen mehr / i) ſo zu vnſerm Behuff koͤnte angezogen werdẽ / aus welchẽ allen augenſcheinlich erhel -let /Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. let / daß die Chiniſche Drucker-Art mit vnſer Buchdrucker - Kunſt bey weiten / ja faſt gar nicht uͤbereinſtimmet / vnd alſo die Erfindung derſelben keines weges ſolchem Koͤnigreiche zuzu - ſchreiben; Beharret alſo der Ruhm nochmahls bey vnſerm ge - liebten Teutſch-Land: Weil aber daſſelbe in zwey Landſchaff - ten pfleget ein - vnd abgetheilet zu werden / deren eine das Ober - die andere das Nieder-Land genennet wird: Als erhebet ſich auch vnter dieſen beyden Streit / welcher eigentlich der Preis dieſes wunder-Schatzes gehoͤre / Niederland vñ in demſelben die Stadt Harlem / will jhm ſolchen durchaus attribuiret vnd zugeeignet haben / wie denn noch heut zu Tage allda auffm Marckte auswerts an den Koſteriſchen Hauſe dieſe Wort mit guͤldenen Buchſtaben geſchrieben ſtehen:
Memoriæ Sacrum. Typographia ars artium conſervatrix Hîc primùm inventa circa An. M cccc XL.
Vnd iſt ſonderlich Hadrianus Junius embſig den erſten An -k) Hiſtor Ba - taviæ c. 17. fang ſolcher Kunſt auff genante Stadt Harlem / darinnen er Stadt-Phyſicus geweſen / zu bringen / wann er alſo ſchreibet:
Es habe zu Harlem am Marckte gewohnet Laurentius Jo - „ hannes, mit dem Zunamen Cuſtos oder Kuͤſter / der habe die - „ ſe Kunſt mit ſeinem Eydam Thoma-Petro, wie auch die Truͤ - „ cker-Dinten erfunden / zwar erſtlich mit ſchlechten geringen An - „ fang hoͤltzerner Buchſtaben / hernacher aber von Bley vnd fer - „ ner von Zien gegoſſen. Vnd als jhm ſolche newe Waaren wol „ abgangen / habe er weitlaͤufftig Geſinde darauff annehmen vnd „ halten muͤſſen / doch dieſelbe mit Eydes Pflicht zu dem Wer - „ cke verbunden. Vnter ſolchen ſeinen Dienern ſoll einer ge - „ weſen ſeyn / (wie er aber mit Namen geheiſſen / wird weder vom „ Junio noch einigen Menſchen gemeldet / nur daß man argwoh - „C iijnet / „Leipziger Buchtrucker„ net / weil er Johannes geheiſſen / es muͤſſe der Johannes Fauſt „ geweſen ſeyn /) der habe in der heiligen Chriſtnacht / ſampt noch „ einem vngenanten Diebe alle Typos vnd was darzu gehoͤret / „ zuſammen geraſpelt / vnd alſo damit diebiſcher weiſe davon „ gezogen / aufangs ſey er nach Ambſterdam / darnach gen Coͤlln / „ vnd endlich nach Mayntz kommen / allda habe er ſeine geſtohle - „ ne Werckſtatt auffgeſchlagen / vnd noch innerhalb Jahres „ Friſt Anno 1442. mit denſelben Buchſtaben gedruckt / vnd ans „ Liecht gegeben Alexandri Galli Doctrinale, oder Gramma - „ ticam mit des Petri Hiſpani Tractaten.
Biß hieher Junius. Welche Narration vnd Erzehlung ob ſie wol ſpeciosè vor - bracht / ſo helt doch das Fundament, darauff ſie gegruͤndet / den Stich nicht / vnd zwar dahero / weil ſie meiſt auff hoͤren ſa - gen Nicolai Gali vnd Qvirini Taleſi, vnd endlich auffm Zeug - nuͤß eines achtzigjaͤhrigen Buchbinders Cornelii beruhet / der ſich geruͤhmet / daß er dazumal in ſolcher Kuͤſteriſchen Officin,l) alſo nennet er die Leich - predigt / ſo er David Reh - ten / einem Buchtrucker zu Stetin ge - than / vnd zu ſinden in der Hornſchuchi - ſchen Ortho - typographiâ allhier in Teutſcher Sprache / durch T. H. D. ausgangen / vnd bey Gre - gorio Ritz - ſchẽ gedruckt Anno 1634. als dieſer Diebſtal begangen / ſubminiſter Junge geweſen we - re / gleichwol aber den Namen des vermeynten Diebes / mit dem er doch etliche Monat durch in einer Kammer geſchlaffen / nicht zu nennen wiſſen: Welches deñ trefflich vnſcheinbar / vnd dahe - ro dieſen wichtigẽ Werck die Folge nicht wol gibet / zu geſchwei - gen anderer Vmbſtaͤnde vnd inconvenientien, ſo gantz vnd gar mitdieſem Zeugnuͤß nicht koͤnnen conciliiret werden / de - ren eineziemliche Anzahl anfuͤhret Herr D. Daniel Kramer / Superintendens zu Stetin / in Jobs bleyernem Schreibetaͤfe - lein / l) dahin ich den guͤnſtigen Leſer geliebter Kuͤrtze halben hiermit verwieſen haben will.
Ein beſſer vnd ſtaͤrcker Fundament haben wir Oberlaͤn - der vnd Hochteutſchen / wir fuſſen auff glaubwuͤrdiger Scri - benten vnd vnſer Adverſarien eigenen Ausſage vnd hiſtori - ſcher relation, die denn in dieſem einhellig uͤberein kommen /daßZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. daß die hoch-loͤbliche Ertzbiſchhoffliche Chur-Stadt Meyntz die Mutter ſey / in welcher dieſe werthe Buchdruͤcker - Kunſt in rechter perfection außgeſonnen / vnd zum erſten mahl darinnen nicht ohne aller Welt Verwunderung zu uͤben angefangen. Zwar daß den Hollaͤndern hierinnen gantz nichts beyzumeſſen / ſagen wir nicht / denn ſelbe die Kupfferſtiche erfun - den / davon denn die Oberlaͤnder nachmals Anlaß vnd Gele - genheit genommen / dem Wercke weiter nachzuſinnen / biß ſie es endlichen zu einer ſolchen Vollkommenheit gebracht / wie es jetzo am Tage iſt: Es iſt aber ein groſſer Vnterſcheid vnter ei - nem ſchlechten geringen Anfang / vnd vnter der perfection ei - nes Wercks; vnd ſtimmet ſonderlich in dieſem mit vns ein das Chronicon Colonienſe, ſo Anno 1499. ausgangen / wiewol es den Anfang auff einen alten Hollaͤndiſchen Donat verleget / darinnen nachfolgende Wort zu leſen ſeyn ſollen: Wie wail die Kunſt is von den zo Mentz ob die Wyſe / als dann nun „ gemeynlich gebruycht wirt / ſo is doch die eyrſte Vurbyl - „ dung von den in Holland / uyß den Donaten / die daſelbſt „ vur der Zyt gedruckt ſyn. Biſt vnd bleibeſtu demnach / O du „ glorwuͤrdiges Teutſchland / vnd in demſelben du hochberuͤhmte Stadt Meyntz / eine Anfaͤngerin vnd Erfinderin dieſer edlen Kunſt / ſolch Lob kan vnd mag von dir nun vnd nimmermehr genommen werden / vnd dein Gedaͤchtnuͤß / O du ſeliger Fauſt / der du dich dieſer Kunſt erſtenmahls vnterſtanden / muͤſſe nim - mermehr verleſchen noch vntergehen!
Aber! was ſage ich? Jſt denn Johannes Fauſt der Er - ſinner vnd Erfinder dieſes Wercks? Alſo helt man gewiß da -m) l. 2. de In - vent. rer. c. 7. n) l. 1. de Re - rum Invento - ribus p. 5. o) l. 2. Chro - nographiæ p. 233. fuͤr: Etliche zwar / als Polydorus Virgilius ein Welſcher aus dem Hertzogthumb Urbin buͤrtig / m) Alexander Sardus von Ferrar / n) vnd Gilb. Geenebrardus von Pariß / o) vnd andere mehr geben dafuͤr an Johann Guttenbergen Adeliches Ge -ſchlechtsLeipziger Buchtruckerſchlechts von Straßburg. Allein wir fallen bey der erſten Mey - nung / vnd beſtercket vns darinnen neben andern ſonderlich A - ventinus, ein Vaͤyeriſcher Hiſtoricus, welcher nicht lange nach Erfindung dieſer Kunſt gelebet / vnd als ein Teutſcher (weil die der andern Meynung zugethan ſeyn / meiſt Auslaͤnder) den beſten Bericht hiervon thun koͤnnen / der ſchreibet vnter an -p) l. 17. An - nalium. dern alſo: p) Jm Jahr Chriſti 1450. hat Johannes „ Fauſt ein Teutſcher / ein Buͤrger zu Maͤyntz / dem Menſchli - „ chen Geſchlecht eine groſſe vnd recht Goͤttliche Wolthat zuge - „ wand / in dem / daß er eine newe Art zu ſchreiben / zweifels ohne „ vom Himmel herab offenbahret / (welches man Druckerey zu „ nennen pfleget) erfunden. Diß himmliſche Werck / welches „ gedachter Fauſt vnd Petrus Schaͤffer von Gerensheim ſein „ Eidam alſo in geheim gehalten / daß ſich alle Geſellen mit Eyde „ zum Stillſchweigen verpflichten muͤſſen / das haben zehen Jahr „ hernach des Fauſts Diener / als Johannes Guttenberg / ein „ Straßburger / in Teutſchland offenbahret: ſeine Kunſtver - „ wandten als Hulricus Hann vnd Xyſtus Reiſius habens gen „ Rom vnd in Welſchland bracht.
Dieſe relation des Aventini ſo ſie wahr / wie wir denn nicht zweifeln / halten wir nochmals fuͤr gewiß / vnd bleiben da - bey / daß Johannes Fauſt dieſer Kunſt erſter Anfaͤnger vnd Außſinner geweſen. Es kan aber wol ſeyn / daß Johannes Guttenberg / weil er ein vornehmer / ſcharffſinniger Kuͤnſtler / vnd wie etliche wollen / ein Goldſchmied geweſen ſeyn ſoll / nach - mals derſelben weiter nachgeſonnen vnd verbeſſert / vnd alſo fuͤr Fauſten beruͤhmter worden / denn wie leicht zu erachten / da dieſe Kunſt erſtlich ausgebrochen / iſt ſie mehlich fortgangen / vnd hat fort einer hierinnen / der andere darinnen / wie es gehet / einen Zuſatz gethan / vnd das Ding mit mehrern Fuͤndlein geſchmuͤ - cket / vnd auffgeholffen / daß alſo durchs gemeine Geſchrey vndoͤffent -Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. oͤffentliches Verwundern dem einen ſo wol als dem andern die Erfindung zugeſchrieben worden. Jſt aber / wie mehr gedacht / der Warheit wol am ehnlichſten / daß der erſte Autor geweſen Johannes Fauſt / welchem denn huͤlffliche Hand geleiſtet Johannes Guttenberg / vnd Peter Schoͤffer von Gerns - heim / dem auch darauff Johannes Fauſt ſeine einige Tochter Chriſtina vermaͤhlet / wie aus dem Aventino q) zu erſehen.
Nun jhr ſeligen Leute / O du gluͤckſeliger Fauſt / O du gu - ter Guttenberg / O du trewer Schoͤffer / eine edle hochloͤbliche Kunſt habt jhr erfunden / dadurch ewer Lob nimmermehr ſtir - bet / ewer Gedaͤchtnuͤß wird bleiben / ſo lange die Welt ſtehet / euch muͤſſe dafuͤr ewig wohl ſeyn / GOtt verleihe euch in der Erden eine ſanffte Ruhe / vnd dermaleins am Tage der Herꝛ - ligkeit eine froͤliche Aufferſtehung zum ewigen Leben / Amen.
Hierauff folget nun die Zeit / wann dieſe werthe Kunſt erfunden / davon aber groß fragens zu treiben vnd weitlaͤufftig zu deduciren, achte ich fuͤr vnnoͤtig / jhr nennet dieſe ewere Zu - ſammenkunfft ein zweyhundertjaͤhriges Jubel-Feſt / dahe - ro / weil nunmehro gleich fuͤr 200. Jahren dieſe Wunder-Kunſt erſtesmal ans Tageliecht kommen / iſt alſo hieraus gar leicht zuſchlieſſen / dz das Jahr ſolcher Erfindung muß geweſen ſeyn das Jahr nach Chriſti Geburt 1440. Es ſcheinet zwar als wenn dieſes mit des Aventini wie auch des Sabellici Zeitrech - nung nicht uͤberein komme / in dem ſie dieſelbe allererſt auff dasr) l. 6. Eunead. 10. 1450. Jahr verleget. Allein Sabellici Wort r) gehen auff die Zeit / wann dieſe Kunſt bey den Welſchen zu floriren ange - fangen / wie ſolches der Context klar beſaget / vnd alſo zugleich mit bezeuget / daß Aventinus reden muͤſſe von dem Wercke / wie es ſchon zu einem ziemlichẽ Stand gebracht: Wir aber ha - ben anietzo ſonderlich vnſer abſehen auff den erſten Anfang / ders) In Epitom. Rerum Ger - manicarum c. 65. deñ / als auch vnter andern Wimpfelingius s) bezeuget (wiewolDerLeipziger Buchtruckerer in Benennung der gewiſſen Perſon irret / im Jahr Chriſti wie jetzo gedacht. 1440. vnter dem Kaͤyſer Friderico III. ge - macht worden / welche Zahl dann wann ich ſie nenne / erinnere ich mich gleich was 100 Jahr hernach / vnd alſo jetzo fuͤr 100. Jahren / als nemblich Anno 1540. GOtt gleicher geſtalt vns / der Lutheriſchen kleinen Herden / vor eine hohe Wolthat erwie - ſen / denn da melden die Hiſtorici, daß gleich zu derſelben Zeit D. Luther ſeine teutſche Bibel zum erſtenmal in ein Cor - pus zuſam̃en bringen / vnd bey Johann Lufften zu Witten - berg druͤcken laſſen / vnd ſetze ich auſſer Zweifel / jetzt gedachter Johann Lufft werde uͤber ſolchem goͤttlichen Werck dazumal auch ſeine Jubel-Frewde gehalten / vnd GOtt fuͤr dieſe hoch - nuͤtzliche Kunſt / wie wir jetzo thun / gelobet vnd gedancket ha - ben / wiewol er ſich hierdurch uͤmb den Pabſt ſchlecht verdient gemacht / denn eben uͤmb dieſer Vrſachen willen iſt er jaͤhrlichen am Gruͤnen Donnerſtage auff ein Papier gemahlet / mit groſ - ſen vermaledeyen von dem heiligen Vater ins Fewer geworf - fen worden / das aber der liebe Mann wenig geachtet / vielmehr darzu gelachet / vnd ſich gemeiniglich ſelben Tag mit einem Trunck luſtiger gemachet vñ Schertzweiſe geſaget: Heute wer - de ich zu Rom im Fewer gewaltig ſchwitzen / derowegen muß ich mich im Truncke erholen / vnd die Hitze dempffen vnd leſchen.
Aber wir kommen wieder auff vnſere Drucker-Kunſt / da ſolten wir nun auch handeln von deroſelben uͤberaus groſſen vñ herrlichen Nutzbarkeit / allein wo der Anfang / wo das Ende zu ſuchen / ſehe ich nicht. Vnlaͤugbar iſt / daß durch dieſe hochloͤbli - che Kunſt alle andere Kuͤnſte verwaret / erweitert / vnd aus ei - nem Lande ins andere gebracht / alle denckwuͤrdige Geſchicht werden dadurch erhalten vnd ausgebreitet / durch dieſe Kunſt werden viel tauſend Menſchen bekand vnd beruͤmbt gemacht / die da ſonſten in einer geringen Zeit mit ewiger Vergeſſenheitbe -Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. begraben wuͤrden / hierdurch haben wir alles / was ein Menſch zur Tugend vnd Geſchickligkeit begehren moͤchte / vnd mag man wol ſagen / daß dieſe Kunſt ſey eine rechte Mutter ſo vieler gelehrter Leute / denn man je bekennen muß / daß ehe ſie erſun - den / gar wenig derſelben gegen dieſe vnſere ſeligen Zeit gege - ben / welches denn entſtanden von den vnertraͤglichen Koſten / ſo man dazumal auff Buͤcher vmb - vnd aus-ſchreiben wenden muͤſſen. Jetzo kan ein armer Mañ vmb ein ſchlechtes Geld jhm eine ſolche Bibliothec zulegen / dergleichẽ wol zuvor kein Koͤnig vnd Fuͤrſt haben moͤgen / Ja wenn dieſe Kunſt zu nichts anders zugebrauchen / ſo were genung / daß dardurch die H. Schrifft vnter den gemeinen Mann alſo bekand worden. Jſt das nicht Wolthat / daß man die gantze Bibel in einem ſchlechten Preiß haben mag / alſo ſchoͤn daß man nur Luſt darein zu ſehen vnd darinnen zu leſen hat / vnd wie leicht man die heiligen Geſchicht den kleinen Kindern anjetzo beybringen kan / wenn man mit jh - nen ſitzet / vnd in der Bibel blettert / iſt jhnen allerſeits wol wiſ - ſend / vnd hat dahero vnſer lieber Vater Lutherus S. dieſe Kunſt gar recht vnd wol genennet / u) Ultimum & poſtremumu) in Tiſchre - den. DEI donum, Die hoͤchſte vnd letzte Wolthat vnd Vereh - rung Gottes / durch welche er die Sache des Evangelii fort - treibet / es iſt die letzte Flamme fuͤr dem Ausleſchen der Welt. Jn Summa / was von Anbegin dieſer Kunſt in der Chriſten - heit fuͤr uͤberaus groſſer Nutz geſchehen vnd noch geſchicht / iſt mit Zungen nicht auszuſprechen.
Denen Herren gebe ich noch zum Beſchluß nur dieſes zu bedencken anheim / was dieſe loͤbliche Arbeit in nechſt vergange - nen 100. Jahren zu Erhaltung vnd Fortpflantzung Goͤttli - ches Worts vnd Liechts des H. Evangelii geholffen / vnge - ſchewt ſage ich / wann es auſſer dieſer Kunſt geweſen / Lutheri Lehre were in der Welt ſo weit nicht erſchollen / als / GOtt ſeyD ijewigLeipziger Buchtruckerewig Lob / geſchehen. Die einige Augſpurgiſche Confeſſion, (denn dieſer muß anietzo bey vns auch nicht vergeſſen werden / weil ſie gleich Morgen vor 110. Jahren / vnd iſt mir recht / auch wol gleich dieſe Stunde / auff dem demahligen groſſen Reichs - Tag zu Augſpurg / dem Keyſer Carolo V. von Johanne / Chur fuͤrſten zu Sachſen / neben ſeinen Glaubensgenoſſen allerſeits Chriſtmildeſter vnd Glorwuͤrdigſter Gedaͤchtnuͤß / uͤbergeben /) wie offt vnd in wie vielen Sprachen ſie gedruckt vnd wiedergedruckt ſeyn mag / wird wol kein Menſch ſagen koͤnnen. Solcher offt wiederholete Druck aber koͤmpt mir an - ders nicht vor / als der Saame / durch welchen ſolche Lehre in die gantze Welt ausgeſtrewet worden.
Jch erinnere mich jetzo der Feder / welche Hertzog Frie - derichen Churfuͤrſten zu Sachſen / ꝛc. im Traum iſt vorkom - men / die mit Lutheri ſchrifften alſo geknarret / daß mans zu Rom gehoͤret hat / vnd deucht mich ſolcher Feder faſt ehnlich ſeyn vn - ſere Buchdruckerey / ich meine dieſe hat dem Pabſt in die Augen geſtochen vnd in die Ohren geknarret / daß er mit Buͤcher ver - brennen / darauff er ſo fertig / noch nicht ruhen kan / aber er wird jhm dennoch wohl die Aſchen in die Augen muͤſſen ſteuben laſ - ſen / vnd gebe ich vornemblich auch in dieſem Herꝛn D. Crame -w) d. l. ro w) Beyfall / daß diß Werck der Truckerey ein ſonderlicher Vhrſprung vnd Wegbereitung / ein anteambulo Luthera - niſmi, ein Vorlaͤuffer ſey der nicht lang hernach darauff erfol - genden Erleuterung des heiligen Evangelii wider die Finſter - nůß des Pabſthumbs gleicher geſtalt im Teutzſchland durch GOttes Verleihung erſtlich in dieſen letzten Zeiten auffgan - gen. Aber! bey ſo hellen klaren Liecht weiter viel Wort zu ma - chen / vnd die Herꝛen laͤnger mit meiner uͤbel formirten Rede auffzuhalten / achte ich vor vnnoͤtig.
Zum Beſchluß wende ich mich zu euch / jhr Herren Buch -tru -Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. trucker / vnd alle derſelben Kunſt Verwandten / die jhr anjetzo nicht ohne ſonderbare Koſten dieſe Feſtivitet angeſtellet. So viel ich ſpuͤre vnd hoͤre / iſt ewer vornembſter Zweck / darnach jhr hierdurch zielet / das Lob Gottes: Nun loͤblich iſt dieſes / halt euch deſſen verſichert / deſſen Lob jhr ſuchet / der wird euch dieſes nicht vnbelohnet laſſen / muͤſſet jhr gleich jetzo in einen ſawern Apffel beiſſen / weil wegen des leidigen Kriegsweſens vnd dahe - ro entſpringenden ſchweren Zeiten ewre Kunſt faſt ligen wil / Nun GOtt wird ſchon Mittel verſchaffen / dadurch ſie wieder - umb in Schwang gebracht / vnd euch gerathen vnd geholffen werden wird. Werdet jhr gleich anietzo getrucket / nimmermehr muͤſſet noch ſollet jhr gantz vntergetruͤcket werden. Jhr lebet in einem goͤttlichen Stande / des troͤſtet euch; Jhr lebet in einem beruͤhmten Stande / des frewet euch; Jhr lebet in einem hoch - nuͤtzlichen Stande / des erinnert euch / vnd ringet darnach / wie jhr noch weiter in ſolchen ewrem Stande Gottes Lob vnd Eh - re befoͤrdern moͤget. GOtt leſſet jhm nicht vmbſonſt dienen / das glaͤubet gewißlich.
Dieſem groſſen / alleinweiſen vnd grundguͤtigen Gott ſey Lob / Ehr / Preis vnd Danck / wie fuͤr alle andere / alſo auch fuͤr dieſe hohe Wolthat der edlen Buchdruckerkunſt / der wolle noch ferner biß ans Ende der Welt ſelbe in guten Flor erhalten / vnd dadurch ſein Reich erweitern / auch euch allen dieſer Kunſt zugethanen reichlichen geben vnd beſche - ren / was euch nuͤtzlich vnd erſprießlich ſeyn mag / an Leib vñ Seele / hier zeitlich vnd dort ewig. Der HErr ſegne euch vnd behuͤte euch / der HErr laſſe ſein Antlitz leuchten uͤber euch vnd ſey euch gnaͤdig / der HErr erhebe ſein Angeſicht uͤber euch vnd gebe euch Friede.
Der Friede Gottes / welcher hoͤher iſt denn alle Ver - nunfft / der bewahre vnſere Hertzen vnd Sinne in Chriſto Jeſu zum ewigen Leben / Amen.
ALs die Zeit erfuͤllet war / daß GOtt der Herr das Liecht aus der Paͤbſtiſchen Finſternuͤß wolte laſſen herfuͤr leuchten / hat er zuvor der Welt in dieſen Teutſchen Lan - den eine ſonderliche hohe Wolthat vñ Gabe beſcheret / welche er hernach zur Ausbreitung ſeines ſeligmachenden Worts gebraucht hat. Dieſe Gabe vnd Wolthat iſt geweſen die edle freye Kunſt der Druckerey: Welche jhren Vrſprung zu Meyntz in Deutſchland genom̃en hat / vnd hat GOtt ſolche Kunſt her - fuͤr gebracht / durch Johann Fauſten / Johann Guttenber - gen / vnd Petrum Schoͤffer / welche einander geholſſen ha - ben / vnd wie es in Erfindung newer Kuͤnſte pfleget zu geſche -hen /Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. hen / hat einer bald dieſes / der ander ein anders durch Einge - bung GOttes / vnd durch ſcharffes Nachſinnen erfunden / biß mit der Zeit ſolche Kunſt zur Vollkommenheit gebracht / vnd in hohen æſtimio vnd Werth gehalten worden. Solches iſt geſchehen im Jahr Chriſti 1440. gleich vor 200. Jahren. Darauff hat GOtt das Liecht ſeines Worts Anno 1517. durch ſeinen trewen hierzu erwehlten Ruͤſtzeug den Herrn D. Martinum Lutherum angezuͤndet. Was nu GOTT der Herr durch die edle Druckerkunſt ſeinem heiligen Wort fuͤr einen ſchnellen Lauff verliehen / das iſt ruͤhmens vnd lobens werth. Wenn wir alleine die in Druck verfertigte deutſche Bibel des Herrn Lutheri betrachten / ſo iſt mit Wor - ten nicht auszuſprechen / was ſolche Deutſche Bibel fur eine groſſe Huͤlffe zu Wiederbringung der reinen vnverfaͤlſchten Religion gethan hat. Zuvorher hatte der Herr Lutherus das Newe Teſtament Deutſch laſſen in Druck gehen. Denn zu - vor hat man im Pabſtumb nichts mehr als die Sontags - vnd Feſt-Evangelia vnd dit Epiſteltexte ſampt der Paſſions Hiſto - rien gehabt. Wie hertzlich wol hat ſolch New Teſtament den Leuten gefallen. Aber Hertzog George hat ſolch Newes Teſtament bey hoher Straffe allhier zu Leipzig feil zu haben verboten / vnd als ein Buchfuͤhrer mit Namen Hans Herrgott / Anno 1524. ſolch Newes Teſtament vnd andere Lutheriſche Buͤcher in die Stadt gebracht / hat Hertzog George jhm deß - wegen auff dem Marckt den Kopff abſchlagen laſſen. Dieſer Buchfuͤhrer iſt als ein rechter Johannit / vnd frewdiger Be - kenner der Evangeliſchen Warheit geſtorben: Alſo wird noch heut bey Tage / durch die edle Kunſt der Buchdrucke - rey das Reich GOttes gewaltiglich geſtaͤrcket vnd ausge - breitet. Derowegen auch ſolche edle Kunſt zur Ehre GOt - tes / zu Ausbreitung ſeines heiligen Worts / vnd zu ErhaltungvndLeipziger Buchtruckervnd fortpflantzung der freyen Kuͤnſte / Sprachen vnd Diſcipli - nen ſoll gebraucht vnd keines weges aus Geitz vnd eigen Nutz gemißbraucht werden / wie ſolcher Mißbrauch hoͤchlichen zu be - klagen vnd hefftig zu ſtraffen iſt.
Was durch ſolche Buchdruckerey fuͤr ein rauher ſchwe - rer Weg zu dem Studieren geweſt / vnd was es fuͤr groſſe Muͤ - he vnd Vnkoſten hat verurſacht / ſo viel vnd mancherley Buͤcher auszuſchreiben / das iſt leichtlichen zu erachten. Jetzt kan ein einiger Buchdrucker mehr ausrichten / als etliche 100. Schreiber. Was gibt das fuͤr Foͤrderung in allen Kuͤn - ſten / Sprachen vnd Facultaͤten? Ja in allen Staͤnden der Chriſtenheit? Junge vnd Alte haben ſich dieſer hoch - nuͤtzlichen Kunſt zu erfrewen / vnd dem allweiſn guͤtigen GOTT zu dancken / daß er dem Menſchlichen Geſchlecht zur Wolfahrt ſolche Kunſt durch ſeinen Geiſt dem erſten Buchdrucker eingegeben / vnd ſolch edles koͤſtliches Werck numehr in die 200. Jahr vnter vns erhalten / vnd dadurch „ alle Staͤte vnd Laͤnder mit ſehr nuͤtzlichen vnd vnzehlichen „ Buͤchern erfuͤllet hat. Darumb ſollen billich alle Leute / ſonder - „ lich die Gelehrten dem grundguͤtigen GOtt fuͤr ſolche Wol - „ that hertzlich dancken / vnd ein jeder gebuͤhrlichen Fleiß anlegen / „ damit ſolche Kuͤnſt vnter vns erhalten / vnd auff die Nachkom - „ men gebracht werde. Wie aber in dem jetzigen Kriegsweſen der Stand der Gelehrten / die Kirchen / Schulen vnd Vniverſi - „ taͤten gedruckt vnd ruinirt werden / welches doch nicht ſeyn ſol - „ te / wenn wir anders gluͤckſeliglich kriegen wollen: Alſo wird „ auch dieſe Druckerkunſt vnd alles / was mit Pappier vnd Buͤ - chern handelt / gedruckt vnd mercklich gehindert / vnd geſchicht dadurch der werthen poſteritet ein vnuͤberwindlicher Schade / welchen man jetzt nicht mercket / aber man wird es wol gewahr werden. Wie viel Pappier-Muͤhlen ſind ver -wuͤſtetZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. wuͤſtet worden? vnd weil der Buͤcher Verlag nicht mehr erfol - get / ſo bleiben ſehr viel nuͤtzliche vnd noͤthige Werck liegen / da - mit den Kirchen vnd allen Staͤnden der Chriſtenheit mercklich koͤnte gerathen vnd geholffen werden. Jn Summa / der Scha - de iſt nicht auszuſprechen / welchen der verderbliche Krieg verur - ſachet / dadurch Kirchen / Schulen vnd Vniverſiteten verwuͤ - ſtet werden / alle Geſetze vnd gute Ordnungen werden zerruͤt - tet / vnd wird das oberſte zu vnterſt gekehret / auch alle Nahrung vnd Handlung zu Boden geworffen. Darumb ſollen wir Gott deſto ernſtlicher vmb den lieben Frieden anruffen / ꝛc. Daß der getrewe / allmaͤchtige Gott vns vnd vnſere Nachkom - men bey der erkandten Goͤttlichen Warheit vnd Lauterkeit des heiligen Evangelii erhalten wolle / auff daß beydes Lehrer vnd Zuhoͤrer bey dem Finger Johannis des Teuffers bleiben / vnd ſich an niemand anders halten / auch auff niemand anders wei - ſen laſſen / als auff Chriſtum den Sohn Gottes / welcher iſt das Lamb GOttes / das der Welt Suͤnde traͤgt / ꝛc.
FErner zeiget vns Zacharias mit ſeinem Schreibe-Taͤfelin / was fuͤr eine herrliche nuͤtzli - che Wiſſenſchafft die Schreibe-Kunſt ſey / in wel - cher Gottfuͤrchtige / verſtaͤndige Eltern jhre Kinder / neben dem Leſen billich vnterrichten laſſen ſolten. Denn zugeſchweigen / daß GOTT ſelber mit ſeinem FingerEdieLeipziger Buchtruckerdie Schreiberey geheiliget / da er Moſe gab die zwo Tafeln des Zeugnuͤß / die waren ſteinern / vnd geſchrieben mit dem Finger GOttes / Exod. 31, 18. Denn GOtt hatte ſie ſelbs ge - macht / vnd ſelber die Schrifft drein gegraben / Exod. 32, 16. Welches allein commendations vnd Herrligkeit gar gnug - ſam were: So dienet ſie hier dem ſtummen Vater an ſtatt der Rede vnd Sprache / daß er den geoffenbahrten Willen GOt - tes / von dem Namen ſeines newgebohrnen Soͤhnleins den Nachbarn vnd Gefreunden zu leſen vnd zuverſtehen geben kan. Vnd dieſes ſoll auch des Schreibens fuͤrnehmſter Nutz vnd Brauch ſeyn / daß man neben der Fortpflantzung guter Kuͤnſt vnd Sprachen / zu foͤrderſt das Wort Gottes von ſeinem We - ſen / Willen vnd Wercken durch die Feder ausbreite / vnd wo - hin man mit der Sprach vnd Stimm nicht reichen kan / daſelbſt hin mit Zacharia die Taͤfelin ſchicke / das iſt / heilſame Schriff - ten vnd Lehrreiche Buͤcher / dadurch auch die Nachbarn vnd die weitentlegenen koͤnnen vnterrichtet vnd erbawet werden. Deſſen haben wir ſtattliche Exempel im Alten Teſtament an den heiligen Menſchen GOttes / den Propheten / welche jhre Weiſſagungen nicht allein Patentsweiſe auff Tafeln ſchrieben vnd maleten / vnd wie man heutiges Tages mit oͤffentlichen Mandaten vnd Citationen pfleget / dieſelben an die Kirchthuͤ - ren / Rathhaͤuſer / oder offene Statthore anſchlugen / daß ſie le - ſen kundte / wer fuͤruͤber lieff / Habac. 2, 2. Sondern auch in Brieffsgeſtalt vnd Buͤcher-weiſe dieſelbigen an andere fremb - de Ort zu Freunden vnd Feinden ſchickten / 2. Chronic. 21, 12. Jerem. 29, 1. cap. 36, 2.
Eben dergleichen findet ſich im Newen Teſtament / an den Evangeliſten vnd Apoſteln / die ebener Geſtalt jhr Evan - gelium nicht nur muͤndlich / ſondern auch ſchrifftlich in alle Welt verkuͤndigten / Luc. 1, 3. Apoc. 1, 11. Welches jhnen jhretreweZweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. trewe Nachfolger / die lieben Vaͤter vnd Kirchenlehrer in vn - zehlicher Anzahl / mit groſſer Muͤhe vnd Vnkoſt nachgethan haben / biß auff jetzo vor zweyhundert Jahren / nemlich biß auffs Jahr nach Chriſti vnd Sanct Johannis Geburt / tauſend vier - hundert vnd viertzig: Da zu der Feder vnd dem Schreiben auch die gegoſſene bleierne Buchſtaben vnd das Buchdrucken / aus GOttes ſonder - vnd wunderbarer Guͤte erfunden worden: Denn aͤlter iſt kein gedrucktes Buch / als auffs hoͤchſte / von je - tzo an zu rechnen / zweyhundert Jahr. Vnd iſt merckwuͤrdig / daß bey Entſtehung dieſer Edlen / hochpreißlichen Kunſt / in den fuͤrnehmſten Vmbſtaͤnden an derſelben / allermeiſt Johan - niten / das iſt / ſolche Perſonen geſchaͤfftig geweſen / die den Vor - namen Johannes gefuͤhret haben. Denn
AVs erklaͤrter Feſt-Epiſtel ſollen wir vn - ſere Buſſe uͤben lernen: Ingratitudinem noſtram agnoſcendo, daß wir vnſere Vndanckbarkeit er - kennen lernen. GOtt / der ein Vater alles Troſtes iſt / befihlet dem Propheten Eſaiæ / vnd noch heut zu Tage allenF iijtrewenLeipziger Buchtruckertrewen Lehrern vnd Predigern / daß ſie allen Betruͤbten ſollen Troſt ins Hertze reden / vnd ſpricht: Troͤſtet / troͤſtet mein Volck / ſpricht ewer GOTT / redet mit Jeruſalem freund - lich / vnd prediget jhr / daß jhre Ritterſchafft ein Ende hat / denn jhre Miſſethat iſt vergeben / denn ſie hat zwiefaͤltiges empfangen von der Hand des HErren / vmb alle jhre Suͤnde. Darinnen werden vns ſolche hohe / groſſe vnd vnaus - ſprechliche Wolthaten GOttes angekuͤndiget / dafuͤr wir ſeiner Goͤttlichen Majeſtaͤt nimmermehr gnungſam koͤñen dancken. Denn GOtt leſſet vns ins Hertze predigen / wie es nach der hei - ligen Grundſprache lautet / daß vnſere mannigfaltige Suͤnden vergeben / vnd wir von der ſchweren Ritterſchafft des Geſetzes / das S. Petrus in der Apoſtel Geſchicht im 15. v. 9. ein Joch nen - net / welches weder jhre Vaͤter / noch die Juͤnger des HEr - ren haben muͤgen tragen / befreyet: Hingegen hat vns der Herr Chriſtus Leben / Gnade / vnd Seligkeit erworben / deſſen alles wir vns von Hertzen ſollen troͤſten vnd frewen / vnd mit Koͤnig David auſſm 119. Pſalm ſagen: HErr / das Geſe - tze deines Mundes iſt mir lieber / denn viel tauſend Stuͤck Gold vnd Silber. Welche groſſe Wolthaten Gottes ſind vns nun auch vornemlich durch die Edle Kunſt der Buchtruckerey mitgetheilet worden / die Johannes Guttenberg von Stras - burg / entweder allda / oder zu Meyntz / jetzo fuͤr 200. Jahren ſoll erfunden haben. Dafuͤr wir alleſampt GOtt von Hertzen dan - cken ſollen.
Denn / bedenckts doch lieben Zuhoͤrer / was vor groſſer Mangel / ſonderlich der heiligen Bibel bey vns ſeyn ſolte / wenn GOtt die hochberuͤhmte Kunſt der Truckerey vns Teutſchen nicht mitgetheilet hette? Der alte Herr Mattheſius gedencktConc. 1. de Vit. Luther. p. 3. des ſeligen Mannes Lutheri / als er auff der Vniverſitaͤt Erfurt auff der Liberey / im 17. Jahr ſeines Alters / der Hannæ / desPro -Zweyhundertjaͤhrig Jubel-Feſt. Propheten Samuelis Mutter / Hiſtoriam / in der Lateiniſchen Bibel / die er zuvor die Zeit ſeines Lebens nie geſehen / durchge - leſen / daß er angefangen von Grund des Hertzens zu wuͤnd - ſchen / vnſer getrewe GOTT wolle jhm dermaleins auch ein ſolch eigen Buch beſcheren. Jngleichen erwehnet Herr Mattheſius ſeines Vaters mit dieſen Worten: Wie gern /Ibid. Conc. 13. p. 153. ſagt mein Vater / moͤchte ich doch eine gantze Teutſche Bibel ſehen. Gegen dieſen Leuten ſind wir vnd vnſere Kin - der fuͤrwar rechte ſelige Leute / auff welche billich die Worte des Herren Chriſti / beym Evangeliſten Luca im 10. Capitel / in etwas verendert koͤnnen gezogen werden: Selig ſind die Au - gen / die da ſehen / das jhr ſehet / denn ich ſage euch / viel Maͤn - ner / Juͤnglinge / Frawen / Jungfrawen vnd Kinder / wol - ten ſehen das jhr ſehet / vnd habens nicht geſehen. DarumbId. Ibid. gleich wie der fromme D. Johann Pommer / Pfarrer zu Wit - tenberg jaͤhrlichen Feſtum Translationis Bibliorum, ein ei - gen Feſt in ſeinem Haus gehalten / daran er mit ſeinen Kindern vnd Freunden ſeinem GOtt gedancket fuͤr den thewren / wer - then / ſeligen Schatz der verdeutſchten Biblien: Alſo ſolten bil - lich alle Hausvaͤter vñ Hausmuͤtter mit jhren Kindern vnd Ge - ſinde / vnd in Sum̃a alle Menſchen / ſo in der Chriſtlichen Kir - chen leben / fuͤr die Truckerey / als der groͤſten Wunderwercke ei - nes / Gott dem HErren auffs wenigſte des Jahrs einmal / von Hertzen Grund dancken / daß er vns ſo vnterſchiedlicher / ſchoͤ - ner Format getruckter Biblien beſcheret / darinnen wir vnd die vnſerigen von Jugend auff forſchen / vnd daraus den Weg des Lebens koͤnnen erkennen lernen. Aber wie die gottloſe Welt ſonſten alle andere Wolthaten Gottes mit hoͤchſten Vndanckbezahlet / alſo verfaͤhret ſie auch hierinnen.
DJeſes ſind alſo kuͤrtzlich die Auszuͤge der gethanen Predigten in Leipzig vnd im Stifft Wurtzen / an S. Johannis Tag gehalten / ſo viel gedacht iſt worden von Erfindung der nuͤtzen Kunſt Buchtruckerey / welches dem allein guͤtigen GOTT zu ſchuldigem Danck vnd ewigem Lob / der poſteritet vnd Nachkommen aber zu gruͤndlicher Wiſſenſchafft vnd Andencken / fuͤr gut iſt angeſehen wor - den / dieſem Druck mit einzuverleiben.
Folgen nun darauff viel hochgeehrter Herren Carmina vnd Ehren-Schrifften Lateiniſch vnd Teutſch.
Divinæ Artis Typographicæ, Anno reparatæ per Christum Salutis M CCCC XL. inventæ, REPETITA ME - MORIA SECULARIS, MONUMENTUM erga & DEUM OPT. MAX. PIETATIS, & INVENTORES VENERATIONIS, & ARTEM IPSAM DEVOTIONIS.
GCarmina JubilæaSingularis affectionis, erga Typographos, de Eccleſia vera, & Republicâ, benè meritos, conteſtandæ ergò ſcripſit Matthias Hoe ab Hoenegg, SS. Theologiæ, per annos integros triginta ſex, & ultra, Doctor: nec non Serenisſ. Dn. Ele - ctoris Saxoniæ, pro tempore, Theologus, Aulicus, & Conſiliarius Eccleſiaſticus pri - marius.
Heinricus Höpffnerus, D.
Ananias Weber / Theol. Doct. & P. P.
David Auerbachius, SS. Theol. Doct. Superintend. Bornenſis.