PRIMS Full-text transcription (HTML)
Cum Privil: Clect: Saxon:
Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel /
Oder: Anweiſung / wie man den Sonn - tag mit Andacht zubringen / und in der Kirche ſich GOTT-gefaͤllig verhalten ſolle:
Nach den Hauptſtuͤcken Chriſtlicher Lehre eingerichtet / auch mit Sinnbild - und Geſchicht-Kupfern neben neuen Liedern gezieret
Samt dem gewoͤhnlichen Kirch-Lieder-Buͤchlein.
Mit Churfl. Saͤchſ. gnaͤdigſten Privilegio.
Nuͤrnberg/ Jn VerlegungJohann Jacob von Sandrart/ und in Frankfurt und Leipzig zu finden bey David Funcken / Kunſt - und Buchhaͤndlern. Gedruckt daſelbſt beyChriſtian Sigmund Froberg. Anno1681.

Dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herꝛn / HERRN Anton-Ulrich / Herzogen zu Braun - ſchweig und Luͤneburg / Der Hohen Stiffs-Kirchen zu Straßburg Evangeliſchen Domb Capituls Decanats-Statthaltern / ꝛc. ꝛc. ꝛc. Meinem gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herren.

) (iijDurch -Uberreichungs
Durchleuchtigſter Herzog / gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herꝛ

DJE Buͤrger des Alten Roms verſchaffeten ihre liebſte Verlaſſenſchafften / nach dem Tode / gemeiniglich den Goͤttern / die ſie im Leben / vor an - dern / geehret hatten. Dannen - hero / wie der Mars-Tempel mit den Speeren / Schwerdern / Schil - den und Siegs-Zeichen der Helden prangete: ſo war des Foͤbus ver - meintes Heiligthum / von den Schrifften und Erfindungen der Ge -lehr -Schrifft. lehrten und Kuͤnſtlere hochberuͤhmt. Viele widmeten ihnen ſo gar ihre Leib - und Liebes-Fruͤchte / zu ewigen Tempel-Dienſten.

Unſer Neues Teutſchland hat dem Alten Rom wenig Raum vom Kunſt-Ruhm abzutretten. Jenes hatte erdichtete / dieſes hat wahr - haffte Goͤtter / die der Einig-Ewi - ge GOTT ſelbſt mit dieſem Na - men ehret. Wie nun die Teutſche Vaͤtter nicht laugneten / daß ſie die Roͤmer-Kuͤnſte gelernet: ſo ge - ſtehen auch die Soͤhne gern / daß ſie ihnen noch heut die Gewohnheiten abborgen.

Gnaͤdigſter Fuͤrſt / Jhr ſeyd / was Jhr heiſſet / Der Durchleuchtigſte /) (iiijundUberreichungsund alſo ein andrer Foͤbus groß unter den Kunſt-Fuͤrſten / groͤſſer von Fuͤrſten-Kuͤnſten; deſſen Ruhm - Stralen / mit der Sonne / den Erd - Kreis durchleuchten.

Der Seelige Erwachſene hatte die Ehre Eurer Hoch Fuͤrſtl. Duͤrchleucht. Verehrer zu leben / und zu ſterben. Dieſe Andachten / wie ſie das letzte / alſo waren ſie viel - leicht (nach der Eltern Art) das liebſte Sinnen-Kind; welches er ſo lang meiner Pflege uͤberlaſſen / bis es tauglich wuͤrde / das Liecht zu ſehen.

Jetzt / da es ſich aus der Dun - ckelheit ſoͤhnet / weiß ich es nirgend baͤſſer hinzuleiten / als zu dem Durch - leuchtigſten Sonnen-Tempel Eu -rerSchrifft. rer Hoch Fuͤrſtlichẽ Gna - de: um deſſen Ein - und Aufna - me es / mit mir / Fusfaͤllig flehet.

Die Bild-Kuͤnſtleꝛe ſtellen auf die rechte Foͤbus-Hand die drey Hul - dinnen. L. Hoch Fuͤrſtl. Durchl. haben allbereit des ſeeli - gen Verfaſſers Geſchicht - und Ge - dicht-Schrifften in die Hand zu faſ - ſen gewuͤrdiget: Sie belieben dieſe Lehr-Schrifft gnaͤdigſt beyzuſtellen / und ſie alſo wahrhafftig zu der Drit - ten / unter den Gratien, zu machen / und mit den Stralen ihrer Gnad - Hulde zu beglaͤnzen.

Jch werde mich unter die Gluͤck - ſeeligſten zaͤhlen / wann mir vergoͤn - net iſt / hinter ihnen / in dem Schat - ten zu ſtehen / oder vielmehr zu lie -) (vgenUberreichungs Schrifft. gen / und fuͤr meine hoͤchſte Angele - genheit achten / dieſe groſſe Gnad-Be - zeugung mit ſchuldigſten Dancke zu ruͤhmen / und ewig zu verharren

E. Hoch Fuͤrſtl. Durchleuchtigkeit. Meines gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herꝛnunterthaͤnigſt-demuͤtigſter Diener
Johann Jacob von Sandrart.
Vor -

Vor-Anſprach / An den Andacht-liebenden Leſer.

MJr leben leider! heut in einer Zeit / da mehr Schein als Seyn iſt. Welt und Geld reimen ſich wol / indem ſie gemeiniglich mehr Scheines als Feines weiſen. Die Kuͤnſte hegen Duͤnſte / und ergetzen oͤfters mehr / als ſie nutzen. Neue Gebaͤue ſind ſchoͤner: viel alte feſter. Heutige Worte ſind milder / die Wercke wilder. Die Zungen gezuͤ - ckert / die Hertzen gepfeffert. Geſchmink - te Geſichter und geſchmuͤckte Kleider de - cken mehrmals ſieche Leiber / und / welches das aͤrgſte iſt / tode Seelen. Dieſe ſind es / von welchen der Apoſtel ſagt: daß ſie den Schein der Gottſeligkeit haben / und dero Krafft verlaugnen. Doch iſt dieſer Schein / wie manche ſchlechte Muͤnze / bey dieſen Zeiten gangbar.

AnVor-Anſprach

An ſtatt des Saltzes der Chriſtlichen Klugheit wuͤrzet man mit dem Heuchel - Miſt / und wird dieſer hochgeachtet / wie der Tauben-Miſt in der Theurung zu Samaria / da ein Kab fuͤr 20 Silberling verkauffet wurde. Hievon zeuget ſatt - ſam unſere heutige Sabbats-Feyer. GOTT hat uns vergoͤnnet ſechs Tage in der Wochen unſer Brod / nach ſeinem Be - fehl / in Schweiß und Fleiß zu ſuchen; Die - ſe Nahrungs-Geſchaͤffte hat er mit ſei - nem Ruhe-Tag unterbrochen / und den Gedanken von der Eitelkeit die von der Ewigkeit einſchalten wollen: damit wir auf Erden des Himmels / und um des Leibs willen / der Seele nicht vergeſſen moͤgten. Aber wir meinen am Sonnta - ge / wann wir eine Predig / mit kalter An - dacht und ohne heiliges Verlangen der Erbauung / gehoͤret / ſo muͤſſen wir mit Spielen / Luſt wandeln / Fuͤllerey und ei - teln Scherzen die uͤbrige heilige Zeit un - heilig hinbringen. Dannenhero hoͤret man manche fragen und ſagen: ſie wu - ſten nicht / womit ſie den Sonntag ſonſten zubringen ſollen.

Hiezu nun dienen folgende Andachten des heiligen Kirch-Wandels / welche derWol -an den Leſer. Wolſeelige Erwachſene meiſtens ver - fertiget / und der Preſſe untergeben; in - zwiſchen aber aus der ſtreitenden in die triumphirende Kirche / von unſerem Sonntage zu den groſſen Sadbat der freudigen Ewigkeit / ſeinem langen Ver - langen nach / abgewandelt iſt.

Dieſe koͤnnen zwar / als weitlaͤufig nicht alle in der Kirche oder ganz geleſen werden; ſondern zielen vielmehr dahin; daß man ſich derſelben zu Hauſe / zur Leß - und in der Kirche zur Geſang Andacht be - diene. Es wird eine feine Sonntags-U - bung ſeyn / wann man alſo die 6 Haubtſtuͤ - cke Chꝛiſtlicher Lehre widerholet / GOtt lo - bet / mit dem JEſus-Gebet verſtaͤndig an - ruffet / ſeine Glaubens-Bekaͤntnuͤs wider - holet / vor die Gemeine bittet / in Erinner - ung des Tauf-Bundes / ſeinem GOtt von neuen huldiget / einen Freuden-Blick in das ewige Leben ſendet / und alſo den Sonntag mit Dank - und Gebet-Seufzern ſchlieſſet. Gebrauche es / Andacht-lieben - der Leſer / wie es der Verhimmelte Er - wachſene gewuͤnſchet; ſo wird es auch an dem Wachsthum deiner Gottſeeligkeit nicht mangeln. Solten dir mehr und an - dere Geiſt-Schrifftẽ des Seelig gedachtenVer -Vor-Anſprach an den Leſer. Verfaſſers belieben: ſo wird dir die loͤb - liche Blumgenosſchaft an der Pegnitz / die ſie / nach dem lezten Willen des Wolſee - ligen in Verwahrung hat / hiemit gerne bedienet ſeyn.

GOTT ſegne dich indeſſen an Leib und Seele / und bewahre dich / durch ſeine Macht / in Chriſto JEſu / zur Seeligkeit. Dem ſey Ehr und Preiß in Ewig - keit. Amen.

Blat -Blatzeiger.

Blatzeiger Der Andachten / und der da - rinnen enthaltenen ſonderbaren Betrachtungen.

I Morgen-Andacht am Soñ - tage.
  • 1 Dem Erſten das Erſte. 1
  • 2 Morgen Gebet am Sonntag6
  • 3 Sonntags Moͤrgen-Lied. 12
  • 4 Betrachtung der Sabbat-Feyer. 15
II Der Tempel iſt GOttes Haus - und Hof-Palaſt.
  • 1 Gehe zur Kirchen mit Reverenz und Andacht. 35
  • 2 Der Tempel GOttes ein Morijah. 39
  • 3 Das Gebet des HErꝛn. 42
  • Vatter Unſer-Lied. 47
  • 4 Himliſche Vatter-Zuflucht. 50
  • 5 Gehe bußfertig in das Haus GOttes56
  • GOtt Verſoͤhnungs Lied. 57
III Der Tempel Gottes ein Heiligtum.
  • 1 Tritt heilig und heiligend vor dem Al - lerheiligſten. 60
  • 2 Gebet beim Kirch-Eintritt62
  • 3 Erfuͤll am Sonntag und in der Kirche / die erſte Vatter Unſer Bitte / um Heiligung Goͤttliches Namens. 65
  • 4 Die Erſte Bitte des Vatter Unſer - Gebets. 71
  • 5 Gebet um Goͤttliche Ramens Heilig - ung. 74
  • 6 Vom Lob Gottes am Sonntag. 76
  • 7 Lobgeſang Gottes des Vatters. 78
  • 8 Lobgeſang JEſu Chriſti deß Sohns Gottes. 84
  • 9 Lobgeſang Gottes des H. Geiſtes. 90
  • 10 Dank Gedanken fuͤr Goͤttliche Wol - thaten. 95
  • 11 Dank-Geſang fuͤr den Engel-Schutz. 101
VI DerBlatzeiger.
IV Der Tempel und die Can - zel / ſind Gottes Canzley.
  • 1 Lerne in der Kirche Gottes Gebot und Willen. 107
  • 2 Goͤttliche Donner-Lied. 110
  • 3 Andacht vor der Predigt. 115
  • 4 Gebet vor der Predigt. 118
  • 5 Andacht nach der Predigt. 121
  • 6 Gebet nach der Predigt. 122
V Der Tempel Gottes iſt eine Verſam̃lung der Glaubigen.
  • 1 Thue / in der Kirche und am Sonntag / dein Glaubens-Bekaͤntnuͤs. 126
  • 2 Gebrauch der Gottes-Erkaͤntnuͤs. Sie lehret Demut. 131
  • 3 Gottes Erkaͤntnis / lehret GOTT fuͤrchten und ihm dienen. 134
  • 4 GOttes Warheit erfordert Gehor - ſam des Glaubens. 135
  • 5 Gottes Erkentnis fordert Gehorſam des Lebens und Leidens. 140
  • 6 Gottes Vatter-Name / erfordert Kind - liche Pflicht. 141
  • 7 Gottes Vatter-Name / erfordert Gott - aͤhnlichkeit143
  • 8 Gottes Vatter-Name / heiſſet GOtt vertrauen. 144
  • 9 Gottes Erkentnis lehret GOtt an - betteln. 146
  • 10 Gottes Erkentnis lehret GOTT ehren. 149
  • 11 GOtt und genug / und des Satans Betrug. 150
  • 12 GOtt und Ehre genug. 151
  • 13 GOtt und Weißheit genug. 153
  • 14 GOtt und Wolluſt genug. 154
  • 15 GOtt und Reichthum genug. 157
  • 16 Leichter gen Him̃el / als zur Hoͤlle. 159
  • 17 Die Kunſt / reich / groß und gluͤckſee - lig zu werden. 160
  • 18 Jm Himmel iſt alles vollkom̃en. 161
  • 19 Chriſtliche Glaubens Bekentnis. 163
VI. Geiſt - und Weißheit Ver - langen / nach der zweyten Vat - ter unſer-Bitte. 175
  • 2 Gebet um Zukunfft des Reichs Got - tes ins Hertze. 183
  • 3 Gebet zum himliſchen Vatter um den Heiligen Geiſt. 184
  • 4 Himliſches Weißheit-Verlangen. 189
  • 5 Einladung des Himliſchen Herz-Ga - ſtes. 192
  • 6 Zum Geiſt des Gebets / Geſang-Bitte. 197
VIIBlatzeiger.
VII Am Sonntag und in der Kirche / erinnere dich der
  • 1 Geiſtlichen Ritterſchafft: nach der 6 Vatter unſer-Bitte. 201
  • 2 Gebet Lied uͤber die 6 Vatter unſer - Bitte. 217
  • 3 Gebet zu GOtt wider die geiſtliche Verſuchungen. 219
  • zu JEſu Chriſto223
  • zum Heil. Geiſt226
  • 4 Glaubige Fortweiſung des Fuͤrſtens deꝛ Finſternis227
  • 5 Welt-Abſagung. 233
  • 6 Gebet-Lied wider das aufruͤhriſche Fleiſch. 236
VIII Sonntag und in der Kiꝛ - che / Bitte.
  • 1 Um Leibes Nottdurfft nach der vierd - ten Bitte. 241
  • 2 Geitz und Mammons-Dienſt. 249
  • 3 Nothdurft muß von Gott zufallen. 251
  • 4 Laß Gott ſorgen: er verſorget. 253
  • 5 Bete und arbeite. 257
  • 6 Der Weg zum Reichthum260
  • 7 Reichthum ohne GOtt. 262
  • 8 Gibe / wann Gott giebet. 265
  • 9 Die Armen Steur. 270
  • 10 Bete und gibe. 272
  • 11 GOtt iſt guͤtig / zum Geben. 274
  • 12 Die vierdte Bitte des Vatter-unſer Gebets. 276
  • 13 Gebet um zeitliche Nottdurft. 278
  • 14 Gott und genug / Andacht-Lied. 285.
IX Die Fuͤrbitte.
  • 1 Bitte in deꝛ Gemeine fuͤr jedeꝛman289
  • 2 Dankſagung und Gebet fuͤr die heilige Chriſtliche Kirche. 296
  • 3 Gebet um treue / und wider falſche Lehrer. 299.
  • 4 Der Goͤttliche Wort-Brunn. 301
  • 5 Allgemeine Fuͤrbitte. 303
  • 6 Gebet um Abwendung der drey Land - plagen. 307
  • 7 Fuͤrbitt-Lied. 312
X Tauf-Andacht / nach der drit - ten Vatter unſer Bitte. 316
  • 2 Der Taufbund verbindet uns zu Got - tes guten Willen. 320
  • 3 Der Taufbund verbindet uns wider den eigenen Fleiſches Willen. 323
  • 4 Wider den Satans Willen. 324
  • 5 Deꝛ Taufbund verbindet uns wideꝛ den Willen der Welt. 327
  • 6. Der Himmel iſt unſer Fuͤrbild in Er -fuͤl -Blatzeiger. fuͤllung des Goͤttlichen Willens329
  • 7 Gebet um Erfuͤllung des Goͤttlichen Willens. 334
  • 8 Wie GOtt will. 338
XI Tempel-Blick in den Him - mels-Tempel. Sonntags-An - dacht vom ewigen Leben / nach der Siebenden Vatter Unſer Bitte.
  • 1 Der Kirch-Tempel erinnert uns des Him - mel-Tempels. 341
  • 2 Der Sonntag erinnert uns des ewigen Sabbats. 343
  • 3 Am ewigen Sabbat werden wir von allem Ubel erloͤſet. 344
  • 4 Die Himmel-Freude iſt unermaͤßlich / und unausſprechlich. 348
  • 5 Himmel-Geſonnenheit. 352
  • 6 Jm Himmel iſt keine Suͤnde / noch Urſach derſelben. 355
  • 7 Jm Himmel iſt keine Straff der Suͤnden. 357
  • 8 Unſere Leiber werden geiſtlich ſeyn. 358
  • 9 Unſere Leiber werden unſterblich ſeyn. 361
  • 10 Unſere Leiber werden ſeyn unempfindlich. 362
  • 11 Rein und wolriechend. 363
  • 12 Hell-verklaͤrt. 364
  • 13 Die Klarheit der Seele. 366
  • 14 Das Anſchauen GOttes. 367
  • 15 Die Vereinigung mit Gott. 370
  • 16 Die ſchoͤne Himmel-Wohnung. 374
  • 17 Die liebliche Geſellſchaft der Seeligen377
  • 18 Himliſches Lobgeſang. 382
  • 19 Gebet / um Verlangen nach der Seelig - keit. 385
  • Himmel-Seufzer-Lied. 390
XII Abend-Andacht am Soñ - tage.
  • 1 Dem Letzten das Letzte. 393
  • 2 Pruͤfung des Gewiſſens. 395
  • 3 Todes Gedanken. 397
  • 4 Bett - und Bet-Gedanken. 399
  • 5 Abend-Gebet am Sonntage. 401
  • Abend-Lied. 404
Hei -1

* m! * Heiliger Sonntags-Handel und Kirchwandel.

I Yorgen-Andacht am Sonntag.

1 Dem Erſten das Erſte.

JCH bin der Erſte und der Lezte:(a)Offenb. 1. v. 11. alſo ſagt der Ewi - ge Sohn des Ewigen / durch welchen Alles iſt / und deꝛ da iſt Alles in Allem. Jſt nun Gott deꝛ Eꝛſte und Alles / ſo gebuͤhret ihm ja das Erſte von Allem. Die Eꝛſtgebuꝛt von Menſchẽ und Vieh / und die Erſtlinge der Feldfruͤchte / hat Gott von ſei - nem Volk begehret:(b)2. Moſ. 34. v. 19. 20. ſolte er nicht auch die Erſtlinge der Zeit / auch die Erſtgeburt derAGe -2Dem ErſtenGedanken und Lippen / von uns verlangen? Dem Erſten das Erſte! Die Opferung der Erſtgeburt und Feld-Erſtlinge / heilig - te und ſegnete Alle Nachgebohrne und die ganze Ernde. Alſo wird auch die ganze Woche heilig und geſegnet ſeyn / wañ man den Erſten Tag GOtt aufopſert.

2 Es ſcheinet / die Sonne aller unſrer Tage / JEſus Chriſtus / habe dieſes an - deuten wollen / als er / in der Erſten Woche ſeines Lehr-Amts auf Erden / einem Braut - Feſt zu Cana beigewohnet / und alda ſei - ner Goͤttlichen Allmacht Erſtes Wun - derzeichen ſehen laſſen. Ein Waſſer - brunn / muſte Sechs Kruͤge mit Wein an - fuͤllen: die Hochzeit Gaͤſte damit zu bewir - ten. Dieſe Waſſerquelle / dieſer Wunder - Weinbrunn / iſt das Goͤttliche Wort. Bei GOtt iſt die Lebensquelle oder lebendige Quelle:(c)Pſal. 36. v. 10. daraus man Waſſer zu Wein ſchoͤpfet. Unſer Heiland befihlt: Trach - tet am Erſten nach dem Reich Gottes / ſo wird euch alles das andere zufallen. (d)Matth. 6. v. 33.Er ſpricht / an jeden Erſten Wochentag: Fuͤl - let die Herzen-Kruͤge / mit Waſſer Goͤtt - liches Worts und him̃liſcher Andacht! ſo ſollen euch / die Sechs uͤbrige Wochentage / mit dem Freuden Wein Goͤttliches Geiſt -und3das Erſte. und Leiblichen Segens / bis oben an ge - fuͤllet werden. Ach ja!

Einer fuͤllet ſie alle.

Jch ſage / mit ſeiner hochgelobten Mutter: Was er euch ſaget das thut: Gebt dem Erſten das Erſte.

3 Der Sonntag /(e)Dieſer § erklaͤret das Titelkupfer. iſt des Liechtes Geburtstag. Aus der Sonne / als dem Liecht-brunn / darein am vierten Tag das Liecht geſamlet worden / quillet das Liecht alle Morgen. Aber die rechte Liechtquel - le / die ewige Sonne / iſt JEſus Chriſtus. Dieſe Sonne bildet ſich im Goͤttlichen Wort: gleichwie die erſchaffene Sonne ſich im Brunn bildet. Jn dieſem ſeinem Liecht / ſehen wir ihn / das Liecht. (f)Pſal. 36, v, 10.So laſſet uns dañ heut in dieſen Bruñ ſchauen / in das Goͤttliche Wort: daß wir JEſum erblik - ken. Wo dieſe Lebensquelle / das Goͤttli - che Wort / hinflieſſet / da wird alles belebet. Wer Luſt hat zum Geſetz oder Wort des HErꝛn / der iſt wie ein Baum / gepflanzet an den Waſſerbaͤchen. (g)Pſal. 1. v. 2. 3.Wer den Erſten Tag dem Erſten und Hoͤchſten gibet / der pflanzet / die Baͤume der Sechs uͤbrigen Tage / an den Bach / der von dieſem Lebens - Brunn rinnet.

A ijEiner4Dem Erſten

Einer nehret ſie alle Was er Wochen-uͤber machet / das wird wol gerahten.

Demnach

4
AUf /
(h)Jſt in der bekanten Weiſe zu ſingen / wie es ſich anfaͤhet.
(h) auf mein Herz und du mein ganzer Siñ!
Wirf alles heut / was Welt iſt / von dir hin.
Verlaß den Leib / in dem du biſt gefangen:
imfall du wilſt / was Goͤttlich iſt / erlangen.
2 Auf / auf / mein Herz! du muſt ermuntren dich.
Heut muͤßen wir uns ſchwingen uͤber ſich.
Heut hat das Werk der Schoͤpfung angefan - gen:
da dieſem Rund das Liecht iſt aufgegangen.
3 Auf / auf / mein Herz! leg alles Jrdiſch ab:
Heut JEſus iſt erſtanden aus dem Grab /
Heut hat er ſein Erloͤſung-Werk geendet;
Heut hat er auch den Geiſt herabgeſendet.
4 Diß heilig heut heiſt dich auch Heilig ſeyn.
GOTT / dieſen Tag / bei dir wil ziehen ein.
So ruhe du von Arbeit / Sorg und Suͤnden:
Daß GOtt in dir moͤg ſeine Ruhe finden.
5 GOtt gibet dir Sechs Tage fuͤr den Leib.
Der Seel allein / der Siebend / eigen bleib.
Sie muß ja auch / von Sieben / Einen haben:
Daß ſie ſich moͤg mit Himmelſpeiſe laben.
6 Viel Suͤnden dir die Woche laͤdet auf.
An dieſem Tag / mit Bitten / Gnade kauf /
leg ab die Laſt. Geh / Goͤttes Wort zu hoͤren /
und laß dich heut die Wochen-Wege lehren.
7 Sechs5das Erſte.
7 Sechs Tage dich Gott ſegnet / ſchuͤtzt und nehrt:
Heut er dafuͤr wil ſeyn mit Dank verehrt.
Der Erſte ſoll heut fuͤr die andre bitten:
daß GOtt ſie moͤg mit Segen uͤberſchuͤtten.
8 GOtt woͤchentlich gibt Sieben Tage dir:
gib Einen du / den Erſten / ihm dafuͤr.
Der Erſte wird die Sechſe Segen-zieren:
wirſt du heut GOtt im Mund und Herzen fuͤhren.
9 Am Erſten du nach Gottes Reiche tracht:
ob ſchon die Welt nur deiner Andacht lacht.
Der Schad iſt ihr. Dir aber wirds gedeyen:
GOtt alles Gut auf dich wird reichlich ſtreuen.
10 An dieſem Tag hab deine Luſt am Herꝛn:
Was wuͤnſcht dein Herz / wird er dir geben gern: Befihle GOtt heut deine Weg und Sachen / und hoff auf ihn: gewiß / Er wirds wol ma - chen!
(i)Pſal. 37. v. 4. 5.
(i)
11 Wirſt aber du ihm nehmen ſeinen Tag: ſo macht er dir die Sechſe voller Plag.
Wer ehret GOtt / den ehrt auch GOtt / auf Erden.
Wer ihn veracht / ſoll auch verachtet werden.
12 Drum ſchau / mein Herz / hinauf und uͤber dich /
nach dem / das nit den augen zeiget ſich.
Laß dich nicht ſo umſchlieſſen und beſchranken
mit Eitelkeit / die fluͤchtige Gedanken.
13 Volbringſt du diß / mein Herz und du mein Siñ /
und legſt die Laſt der Erden von dir hin / ſagſt ab dem Leib / in dem du biſt gefangen:
So wird GOtt dich / und du wirſt GOtt / erlangen.
A iijMor -6Morgen-Gebet

* 2 * Morgen-Bebet am Sonntag.

D iſt der Tag / den der HErꝛ gemacht hat. Diß iſt ein Tag des HErꝛn. Dein Tag iſt er / O Gott Vatter im Himmel / du großmaͤchtiger Schoͤpfer aller Tage! An dieſem Erſten Wochen-Tag haſt du angefangen / die Welt zu erſchaf - fen. Dank / Lob und Preis ſei Deiner Goͤtt - lichen Majeſtet / daß du diß große Haus der Erden / und alles was darinn iſt / zu Dienſt des Menſchen / und mich neben an - dren Menſchen / erſchaffen / auch bisher er - halten haſt.

2 Diß iſt der Tag / den der HErꝛ ge - macht hat. Diß iſt ein Tag des HErꝛn. Dein Tag iſt er / O Jeſu Chriſte / ewiger Sohn Gottes / Sonne aller Tage! An die - ſem Erſten Wochen-Tag / als am Sonn - tag / haſt du dein Werk der Menſch-Erloͤ - ſung / durch deine ſiegreiche Auferſtehung / geendet. Dank / Lob und Preisſei Deiner Goͤttlichen Majeſtet / daß du / mich und andere verlohrne Menſchen wieder zu bringen / in der angenommenen Menſch -heit7am Sonntag. heit ſoviel Marter und den Tod erlitten haſt.

3 Diß iſt der Tag / den der HErꝛ ge - macht hat. Diß iſt ein Tag des HErꝛn. Dein Tag iſt er / O GOtt Heiliger Geiſt / Erleuchte aller Tage! An dieſem Erſten Wochen-Tag haſt du / uͤber die Apoſtel und Mundboten Jeſu / dich ſichtbarlich ſen - den und ausgießen laſſen. Dank / Lob und Preis ſei Deiner Goͤttlichen Majeſtet / daß du / durch die Lehre des Heil. Evan - gelii / mein und anderer Menſchen Hertzen erleuchteſt / heiligeſt und in GOtt fuͤhreſt.

4 Dank / Lob und Preis ſei dir geſagt / O allerheiligſte / hochgelobte Goͤttliche Drei Einigkeit! daß du mich dieſen deinen Tag abermal erleben laſſen; daß du mich die vorige uͤber leben ließeſt / und nun eine neue Woche friſch und geſund anfahen laͤſſeſt.

5 Was die Sonne meinen Augen iſt / das biſt du / O Gott / meiner Seele. Die - ſe ſehnet und ſihet ſich um / nach dir. Aber eine dicke Wolke / verdecket mir dein An - geſicht. Ach! das ſind meine Suͤnden / das leidige Scheid-gewoͤlke. Was thut die Sonne? ſie bricht durch Nebel und Wolken / und zeiget ſich wieder. Thue du ſolches / O Jeſu / du Sohn Gottes undA iiijmei -8Morgen-Gebetmeine Sonne! Vergib mir und zertreibe dieſes Suͤnden-gewoͤlke. Unterdrucke auch und truckene die aufſteigende Suͤn - den-duͤnſte: daß ſie mir nicht ferner die - ſen Nebel verurſachen und mich von mei - nem Gott ſcheiden.

6 O Gott / du befihleſt und ſprichſt: Heiliget meinen Sabbath! Und ich / ſpreche taͤglich im Gebet des HErꝛn: Geheiligt werde dein Name. Damit verſpreche ich ja / daß ich deinen Namen heiligen wolle. Heut iſt der Tag / dieſes Verſprechen zu halten / dieſes Verlangen zu erlangen. So ſol dañ heut diß meine Freude ſeyn / daß ich mich zu GOTT halte. (k)Pſal. 73. v. 28.

7 Jch wil / den erſten Tag / deiner Eh - re ſchenken: du wirſt mich den letzten froͤlich erleben laſſen. Jch will heut von Arbeit und Suͤnden feiren: aufdaß du dein Werk in mir haben moͤgeſt. Jch will dir heiligen den Anfang der Woche: Du wirſt mir ſegnen die ganze Woche. Jch will / wie Alles / alſo auch die Woche / mit GOTT anfahen. Meine Seele iſt / unter der Buͤrde des Fleiſches / recht muͤhſeelig und beladen. Du ruffeſt ihr: ſie kommet / O Jeſu! ach! laſſe ſie heut Ruhe fin - den. Jch will heute in dir ruhen: duwirſt9am Sonntag. wirſt mir / die uͤbrige Tage / in meinem Beruff wieder arbeiten helfen.

8 Heute / am Erſten Tag / will ich trachten / O GOtt / nach Deinem Reich: das andere wird mir zufallen. Ach! dein Reich iſt das Liecht: dariñ wohneſt du / O Vatter des Liechts! Du ſelber / biſt das Liecht / und mein Liecht. Jch kan dich nicht finden / ohne dich / in dieſer Welt-Finſter - niß. O Sonne der Gerechtigkeit / O du Glanz des Ewigen Liechts!(l)Weißh. 7. v. 26. ſprich heut in meinem Herzen / Es werde Liecht! gleich - wie du heut das Liecht aus der Finſternis haſt hervor geruffen. (m)2. Cor. 4. v. 6.Ei ja! ſo ma - che dich nun auf / meine Seele / und werde Liecht:(n)Eſ. 60. v. 1. dañ dein Liecht / das Reich Got - tes / kommet.

9 Ach ja! in ſeinem Wort kom̃et heut mein Jeſus zu mir: dañ da hoͤre ich ihn mit mir reden. Er iſt ja / wo ſein Wort iſt. Da hoͤre ich ihn auch mir antworten / wann ich zu ihm rede. Heut ſuche ich geiſtliche Speiſe / fuͤr meine Seele. Jch bitte / um Brod des Verſtandes und Waſſer des Le - bens:(o)Sir. 15. v. 3. Laß mich damit / mit dem Goͤtt - lichen Wort / O du Geiſt der Weißheit /(p)Eph. 1. v. 17. reichlich verkoͤſtet werden. Alſo werdeA vich /10Morgen-Gebetich / in allen Chriſtlichen Tugenden / heilig wachſen und zunehmen / und dieſe Woche vor dir im Liecht wandlen koͤnnen.

10 Dieſer Erſte Tag / ſol fuͤr die Sechs andere bitten. Jch thue / wie der blinde Bettler am Weg bei Jericho. Heute / da mir mein JESUS ſtill ſtehet und mir ruffet / bitte ich / nicht allein: HERR / hilf mir / daß ich dich in deinem Wort ſe - hen moͤge! ſondern auch: HERR / gib mir / daß ich dieſe Woche deinen Segen ſehen moͤge. Gib mir / dieſe Tage / mein taͤglichs Brod. Jch will heut dich ehren und preiſen: du wolleſt mich Wochen - uͤber nehren und ſpeiſen.

11 Solte mich dann / heut oder dieſe Woche / wie den Jonas / die Truͤbſal-Son - ne auf den Kopf ſtechen / daß ich matt werde: HErꝛ / dein Wille geſchehe! Es iſt doch kein anderer Weg gen Himmel / als den unſer Vorgaͤnger Jeſus Chriſtus ge - bahnet hat.

Durch Truͤbſall und Leiden /
Zu Labſal und Freuden;
Durch Weinen zur Wonne /
Durch Wolken zur Sonne.

Laß mir aber auch das Liecht der Freude wieder aufgehen /(r)Pſal. 97. v. 11. und nach dem Un -gewit -11am Sonntag. gewitter die Troſt-Sonne mich anſchei - nen. (s)Tob. 3. v. 23.

12 Du wolleſt auch / dem Fuͤrſten der Finſternis und ſeiner Welt / nicht allen ih - ren boͤſen Willen wider mich verſtatten / mich in Verſuchung zu fuͤhren. Befihl den Geiſtern des Liechtes / deinen Engeln / uͤber mir: daß ſie mich und die Meinen tragen / begleiten und ſchirmen. Staͤrke auch / durch deinen guten Geiſt / meinen Geiſt: daß er / im Streit wider das Fleiſch / ſiege und ob - lige. Du wolleſt mich durch ihn / nach dei - nem Ebenbild neu erſchaffen / der du am Erſten Tag angefangen die Welt zu er - ſchaffen / O du getreuer Schoͤpfer in gu - ten Werken!

13 Endlich / erloͤſe mich von allem Ubel / und hilf mir auf zu deinem him̃liſchen Reich. Leuchte du mir vor / O Jeſu mei - ne Feur Seule / durch dieſe Welt-Wuͤſte / und bringe mich zum Erbtheil der Heiligen im Liecht /(t)Col. 1. v. 12. zu deiner heiligen Wohnung / zur Stadt Gottes / die keiner Sonne mehr bedarf. (u)Offenb. 22. v. 5.Da / da wird deine Herꝛlich - keit / du unvergaͤngliches Liecht / deine Glau - bigen erleuchten; da wird keine Hitze noch Sonne mehr ſtechen. (x)Eſ. 49. v. 10.Dahin ſehne ich mich. Dahin hole du mich / wann du wilſt:ach12Mornen-Liedach daß du heut wolteſt! Dort wird mir dein Antlitz ewig leuchten / und ich werde geneſen. (y)Pſal. 80. v. 20.Amen! Jn Jeſu Namen / Amen!

* 3 * Sonntags-Morgen Lied.

Nach der Singweiſe: Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenſtern.

BEgruͤßet ſei / der iezt anbricht /
der Tag / der aller Tage Liecht /
der alles Liechtes Quelle.
Du auch / O Schoͤpfer / ſei gegruͤſt:
der du des Liechtes Vatter biſt /
machſt Erd und Himmel helle. Sonne / Wonne kehret wieder / heiſchet Lieder /
dich zu preiſen.
Mein Dank ſol gen Himmel reiſen.
2 Der Tag ſei ein Verſoͤhnungs-Tag:
daß mein Gebet zu dir hin mag /
zu mir dein Gnade / ſteigen.
Die Suͤnden Wolke ſchaff beiſeit:
mir kan / vor ihrer Dunkelheit /
die Sonne ſich nicht zeigen.
Ach ja / Abba! hoͤchſte Liebe / mir vergibe
alle Schulde.
Jch verſeh mich deiner Hulde.
3 Hier iſt mein Herz / das finſtre Haus:
gib dieſem auch den Tag heraus /Du13am Sonntag.
Du / der du wohnſt im Liechte.
Sprich heut / Es werde Liecht! in mir.
Du / mein Aurora / tritt herfuͤr /
und meine Nacht vernichte.
Ja du / JESU / du biſt Wonne / du biſt Sonne /
Liecht der Erden:
Laß auch mich erleuchtet werden.
4 Ja / ewigs Liecht / erleuchte mich.
Laß mich in deinem Worte dich /
mein Schoͤnſter / heut erſehen.
Dein Geiſt beglanze meinen Geiſt:
daß ich / was Gott-gefaͤllig heiſt /
moͤg faſſen und verſtehen.
Laß mir / von dir / ſeeligs wiſſen reich zuflieſſen.
Deinen Willen /
lerne heut mein Will erfuͤllen.
5 Dein Wort / dein heiligs Wort allein /
kan meines Lebens Leuchte ſeyn:
ohn Anſtoß fort zu gehen.
Diß ſei der Feuer Seule Brand:
die zum gelobten Him̃els Land
den Weg mich mache ſehen.
Gib Schein in mein Herz-Laterne / du Lucerne /
mich regire:
daß kein Jrꝛliecht mich verfuͤhre.
6 Lehr mich ein Kind des Liechtes ſeyn.
Mein Glaub in Liebes Werken ſchein
und vor den Leuten leuchte.
Und daß die Lampe meiner Seel
hellbrennend bleib / dein Geiſtes-Oel
den ſchwachen Docht befeuchte. Heute14Morgen-Lied am Sonntag.
Heute ſtreute ſich das theuer Himmels-Feuer
auf die Deinen:
Laß es mir auch iezt erſcheinen.
7 O Sonn! ich ſtelle mich hinein /
in deinen ſchoͤnen Gnaden-Schein;
auf daß ich ſuͤß erwarme.
Mein Glaube ſoll / als Simeon /
im Tempel / dich Marien-Sohn
heut nehmen auf die Arme.
Mach mir / nach dir / heilig brennen / Himmel-rennen
die Gedanken:
Laß ſie zu der Welt nicht wanken.
8 Heut ſtiegeſt du aus deinem Grab:
Der Tod dich lebend wiedergab.
Jch lag im Tod der Suͤnden:
ach! dieſen man begrub mit dir /
Erloͤſer! moͤchteſt du an mir
ein neues Leben finden!
Geh du / JEſu meine Kerze / in diß Herze /
als zu Grabe:
Dañ leb ich / wañ ich dich habe.
9 Zween Juͤngern macht im Herzen heiß /
die heut gethan die Sabbath-Reis /
dein Reden und Geleite.
Kom / Feur / geſelle dich zu mir.
Hoͤr ich dein Wort / ich bin bei dir.
Mach mich auch brennen heute.
Bis ich endlich werd / in Wonne / wie die Sonne /
leuchten droben:
Da will ich dich ewig loben.
4 Be -15Die Sabbath-Feyer.

* 4* Betrachtung der Sabbath - Feyer.

HEut / an dieſem Tag des HErꝛn / iſt noͤtig / daß wir von uns aus - und in Gott ein-gehen / von dem wir urſpruͤnglich ausgegangen. Wer ſind wir? Weſſen und von wan - nen ſind wir? Wir ſind von Himmel / und ſtreben gen Himmel: der iſt unſerer Seelen Geburt Stadt / unſer Vatterland. Wir ſind Gottes / ſein Geſchoͤpfe / ſein E - benbild / ſeine erloͤßte Kinder / ſeine gehei - ligte Knechte. Wir ſind Buͤrger des him - liſchen Jeruſalems / eingeſchrieben in das Stadt Buch Gottes. Wir ſind Pilger auf Erden / und das Ende unſerer Wan - derſchaft iſt der Himmel.

2. Was iſt inzwiſchen unſer Amt und Beruff? Worzu dinget / ein Herꝛ / ihm Knechte? freilich / daß er von ihnen ge - ehrt und bedient werde. Ach! wir elen - de Menſchen! wie weit hat uns / des Sa - tans Verfuͤhrung / der blinde Wahn / und die toͤrichte Gewonheit / von unſerem Ur - ſprung abgefuͤhret! Wir vermeinen / wir ſeyen darum erſchaffen / daß wir Guͤterund16Betrachtungund Reichtum ſamlen; daß wir / nach dieſes Lebens eitler Ehre und ſchnoͤden Wolluͤſten / ſtreben; daß wir unſer Ge - daͤchtnis mit eitlem Wiſſen anfuͤllen. Diß iſt / in der Jugend unſere Hoffnung / und im Alter unſere Arbeit. Und wer iſt ſo redſeelig / daß er uns dieſe Torheit aus dem Siñ rede?

3 Wir ſind / Gott zu ehren und ihm zu dienen / erſchaffen. Koͤnnen wir nicht / wie wir billig ſolten / das ganze Leben / ſo ſollen wir doch / wie wir wol koͤnnen / ein Theil deſſelben / dieſer Schuldigkeit wid - men. Jſt es nicht die ganze Woche: ſo ſei es doch ein Tag in der Woche. Wir ſollen ja von der Zeit / die uns Gott gibet / ihm etwas wiedergeben. Wir muͤßen / von unſern Wochen Tagen / auch der Seele und unſrer Seeligkeit einen zueignen. Wañ wir Sechs Tage arbeiten / und den Siebenden mit irdiſchen und ſuͤndlichen Beluſtigungen verbringen: was bleibt uns dañ zur Be - ehrung Gottes und zur Seel-Sorge uͤbrig? Wañ diß Gute am Sonntag nicht geſchihet / ſo bleibt es / das ganze Jahr durch / ungeſchehen.

4 Unſre Wochen-Arbeit / und die ge - woͤnliche Sonntags-Ergetzungen / dienen nur zu des Leibes Notturft und Beluͤſten. Nun17der Sabbath-Feyer. Nun haben wir / nicht nur den Leib / ſon - dern auch eine Seele. Jener iſt von der Erde. Dieſe aber iſt von Himmel / ein O - dem Gottes / und ſoviel edler / als der Leib / ſoviel baͤßer der Himmel als die Erde iſt. Sie ſollen auch nicht auf Erden bleiben / ſondern in den Himmel / in die ewige See - ligkeit / verſetzet werden.

5 So iſt es ja billig / daß ein Menſch / wo nicht alle Tage / (welches / wegen der Beruffs-Geſchaͤfte und Wochen-Arbeit / nicht recht geſchehen kan) doch wenigſt ei - nen Tag in der Woche / ſich mit den Ge - danken dahin ſchwinge / wo er ausgegan - gen / wohin er wiederkehren und wo er ewig lebenſol. So iſt es ja unbillig / wañ er immer nur / des unedlern Theils / des Lei - bes pfleget / und niemals / oder gar ſelten / fuͤr ſeine Seele ſorget. Jeſus muß ja auch einen Tag haben / da er ſeine Braut-See - le beſuche. Denket doch ein Wanders - man immer an ſein Heimat / dahin er reiſet.

6 Gott wuſte / unſere irdiſche Traͤg - heit und eitele Muͤhſeligkeit. Darum ver - ordnete er wochentlich einen Tag / da wir alles Jrdiſches beiſeit legen / den Leib ru - hen laſſen / mit der Seele aber uns zu Gott und gen Himmel ſchwingen ſollen. DaBſoll18Betrachtungſoll auch die Seele ruhen / die Wochen-uͤber dem Leib zur Arbeit dienen muß. Er ru - hete / am erſten Sabbath / in dem Men - ſchen / als ſeinem lezten und baͤſten Ge - ſchoͤpfe. Diß thut er noch immer / und will am Soñtag in uns ruhen. Er will auch / daß wir hin wieder / an dieſem Tag / in ihm ruhen ſollen.

7 Dieſe Seelen-Ruh und Gottes - Anſprache / iſt ein Engel-Thun. Jm Him - mel haͤlt man einen Sabbath nach dem an - dern / ja einen unaufhoͤrlichen Sabbath / und lobet GOtt ohn unterlaß. Solten wir nun / die ſiebentaͤgige Woche uͤber / nicht einen einigen Tag thun / was die En - gel im Him̃el immer thun? Wem hieꝛeckelt / zuweilen ein Engel im Fleiſch zu ſeyn: der wird nicht / im Him̃el / den Engeln gleich werden.

8 Es iſt auch / der Wochen Sabbath auf Erden / ein Fuͤrbild des ewigen Sab - baths im Himmel. Wer jenen verachtet oder verunachtſamet / der wird zu dieſem nicht gelangen. Und was iſt auch von ſolchen Seelen zu halten / die nur des Lei - bes Salven ſind / und keine luſt haben / mit Gott umzugehen? Sie muͤßen ja ganz ihres Urſprungs vergeſſen haben. Dañ / wer an Gott und den Himmel denket / undweiß /19der Sabbath-Fever. weiß / was Gott und Himmel iſt / der wuͤn - ſchet ſich ja dahin / und gehet gern mit Gott um / bei dem er ewig zu leben gedenket.

9 Solte es wol vieler Beweisgruͤnde bedoͤrfen / uns zu bereden und glauben zu machen / daß wir / Gott einen Tag von der Woche zu geben / ſchuldig ſeyen? Erfor - dert denn ſolches nicht die Dankbarkeit? Juden und Tuͤrken erkennen ſolches / und ehren Gott mit eifriger Feyer eines Wo - chen Tages. Warum ſolten wir nicht Gott einen Tag in der Woche dienen / da uns die ganze Woche ſeine Geſchoͤpfe dienen? Da er uns ſieben Tage nehret / ſchirmet und beiſtehet: ſolten wir nicht einen Tag dazu nehmen / ihm dafuͤr zu danken? Und da wir / die Woche uͤber / dieſes Segens / Schutz - und Beiſtandes ferner vonnoͤten haben: ſolten wir nicht / am erſten Tag / ihn darum anruffen?

10 Uberdas hat er ja uns / da wir nichts waren / zu Etwas gemacht. Er hat uns ſo theur erloͤſt / da wir verlohren wa - ren. Er hat uns / zu Erben des Himmels / erneuret und geheiligt / und uns die ewige Seeligkeit verſprochen. Jn ihm leben / weben und ſind wir. (z)Ap. 17. v. 28,Solten wir nun nicht freiwillig / zu ſeinem Ehrendienſt /B ijwoͤchent -20Betrachtungwoͤchentlich einen Tag heiligen? Nun er uͤberdas ſolches befohlen hat: ſolten wir ſo undankbar ſeyn / und ihme den ſchuldi - gen Gehorſam verſagen.

11 Wañ ein Koͤnig einen armen Bau - ern auf ſeinen Mairhof ſezte / ihn daſelbſt mit aller Notturft verſorgte / und ihn ein - mal nach Hof zu nehmen verſpraͤche; mit erbietung / daß er / aus ſonderbarer Gnad - huld / ihn woͤchentlich einmal beſuchen und einige Gaben mitbringen wolte: weswe - gen er ſelbigen Tag alle Arbeit hinweg le - gen / ihm allein aufwarten / und das Haus rein halten ſolte. Jch bitte euch / was wuͤr - det ihr von dieſem Bauern halten / wañ er / ſolchen Befehl verunachtſamend / an ſelbi - gem Tag allerlei Arbeit vornaͤhme / ſich nicht daheim antreffen ließe / mit dem Nachbar-geſindel uͤppigkeit triebe / und die Schweine im Haus herum laufen ließe? Wañ er hierdurch des Koͤnigs Gnadhuld verſcherzte / daß er nicht allein von dem Mairhof verſtoſſen wuͤrde / ſondern auch nimmermehr vor des Koͤnigs Augen kom - men doͤrfte? Jhr wuͤrdet warlich ſagen / es habe nie kein groͤßerer Narꝛ / als die - ſer Bauer / auf Erden gelebet.

12 Ach! ſolcher großen Narren wer - det ihr eine große Anzahl finden: die / desKoͤ -21der Sabbath-Feyer. Koͤnigs aller Koͤnige Gnade zu verſcher - zen / aus dem Tag des HERRN einen Narren - oder Narretei-Tag / einen Teu - fels-Feſttag / aus dem Sonntag einen Suͤnd Tag und Sau-Tag machen. Jhr werdet finden / die an ſolchem Tag den Madenſack / den Leib / ſchmuͤcken / und die Seele nacket gehen laſſen. Dieſe werden es fuͤr eine Langweil halten / mit GOTT zu reden / und ihn zu preiſen: welches ihm doch / wie er ſaget / ein luſtiger Sabbath heißen wuͤrde. Sie werden hingegen / wi - der Gottes verbot daſelbſt / ihre eigene We - ge gehen / und thun / was ihnen nur gefaͤllet. (a)Eſ. 58. v, 13.Sie werden zwar den Tag feiren / aber nicht heiligen / ſondern mit ungoͤttlichem Neben-thun entheiligen. Ja / ſie wer - den wol gar / an dieſem Tag / ihre irdiſche Wochen-Arbeit verrichten / und alſo / wi - der Gottes Gebot / Sieben Werk Tage aus Sechſen machen.

13 Man ſihet ja leider! wie alle Boß - heit auf den Sonntag geſparet wird; wie man ingemein / die ganze Woche / nie mehr Suͤnden / als am dieſem Tag / bege - het. GOtt wird nie mehrers erzuͤrnet / als an ſeinen Tag / da er von uns wil ge - ehret ſeyn. Ach! die Teufel ſehen zu / ſpot -B iijten22Betrachtungten unſrer Feirtaͤge / und lachen in diefauft / daß wir ihnen ſo gehorſam und GOtt un - gehorſam ſind. Sie erfreuen ſich / daß ſie Gottes heilſam-heiligen fuͤrſatz ſo fern umgekehret / und der Menſch / den Gott am Sonntag zu ſich und gen Himmel zie - hen wil / von ihnen ſich auf den Weg ver - ſuͤhren laͤßt / der zur Hoͤlle ſtuͤrzet.

14 Gott hat befohlen / daß am Sab - bath auch das Vieh nicht arbeiten ſol: weil Leute dabei ſeyn muͤſſen / die es regiren / und dadurch an der Seelen-Ruhe ver - hintert werden. Aber bei den Reichſten / die doch / Gott zu danken und zu preiſen / am meiſten urſach haben / iſt oftmals das Vieh nie arbeitſeliger / als am Sonntag: da dann zuweilen Vieh / vom Vieh / zur Vieh - weide gefuͤhret wird. Alſo muͤßen die ar - me Creaturen / zur Uppigkeit / zur Sonn - tags-entheiligung / zu ihres Schoͤpfers Er - zuͤrnung / froͤnen.

15 Und / iſt es nicht erſchrecklich zu hoͤ - ren? da wir Gott / am Sonntag / die Suͤn - den voriger Woche abbitten und Soͤhn - tag halten ſolten: da haͤufen wir / an die - ſem Tag / Suͤnde mit Suͤnde / verbringen denſelben mit Aufputz des Leibes / mit Gefraͤß und Fuͤllerei / mit uͤppiger Geſell - ſchaft und leichtfertigen Danzen / mit ge -winn -23der Sabbath-Feyer. winnſuͤchtigem Spielen und andeꝛer Kurz - weil / mit Ubelreden vom Naͤchſten und aͤrgerlichen Schandworten / mit laͤſterli - chem Fluchen / mit Unzucht und boͤſen Luͤ - ſten / mit unchriſtlichem Zanken / Raufen und Balgen.

16 GOtt arbeitete einmal ſechs Ta - ge / in der allererſten Woche / am Werk der Erſchaffung / und ruhete am ſiebenden Tag / heiligte und ſegnete denſelben. Er gebote auch ſeinem Volk / alle Wochen Sechs Tage zu arbeiten / und am Sieben - den Tag zu ruhen. Gedenke des Sabbath - Tags /(b)1. Moſ. 20. v. 8. rieffe ſeine Donnerſtimme / daß du ihn heiligeſt! Sechs Tage ſolſt du arbeiten / und alle deine Dinge beſchicken. Aber am Siebenden Tag / iſt der Sabbath des HErꝛn deines GOttes: da ſolſt du kein Werk thun / noch die deinen / noch dein Vieh / dann in Sechs Tagen hat der HErꝛ Himmel und Erde ge - macht / und ruhete am Siebenden Tag. Dar - um ſegnete er den Sabbath-Tag / und heilig - te ihn.

17 GOtt arbeitet noch immer wo - chentlich Sechs Tage / mit den Arbeiten - den / durch ſeine allgegenwaͤrtige Regi - rung: und am Siebenden Tag will Er noch immer ruhen in und mit uns / und fuͤrB iiijſeine24Betrachtungſeine woͤchentliche Arbeit-Huͤlfe geprieſen ſeyn. So ſuͤndiget dann derjenige / der Sieben Tage arbeitet: weil er wider GOttes ausdruͤckliches Gebot handlet. Dieſes Gebot / iſt eines von den zehen ewi - gen Geboten / die vom Berg Sinai aus - geruffen / und auf zwo Stein-Tafeln ge - ſchrieben worden. Der befohlen hat / Du ſolſt nicht toͤden / ehebrechen / ſtehlen! der hat auch befohlen / Heilige meinen Sabbath.

18 Es iſt laͤcherlich / daß Leute ſind / die da maͤinen / ſie wollen ihre Haabe ver - mehren / wann ſie auch am Sonntag ar - beiten. Jſt eben ſo viel / als wann ſie auch gedaͤchten: ich will morden / huren und rauben / auf daß ich froͤmmer werde. Was hilft euch eure Arbeit / wann ſie GOtt nicht ſegnet? Wie ſoll aber GOtt eure Arbeit ſegnen / wann ihr an einem Tag / da er ſolches verboten / arbeitet / und damit ihn erzuͤrnet? wie koͤnt ihr Gnade hoffen in einem Thun / womit ihr mut - willig Straffe verdienet?

19 Die am Siebenden Tag hingien - gen / Manna zu ſamlen / die fanden nichts. (c)2. Moſ. 16. v. 27.Merket dieſes! alſo ſoll es euch auch ergehen: nichtes ſollet ihr finden / wannihr25der Sabbath-Feyer. ihr am Sonntag Nahrung / oder durch Nachſehung der Saufgelage / Einkom̃en ſuchet / und GOtt nichts von der Zeit ge - ben und goͤnnen wollet. Und ob ihr ſchon et was auf ſolche weiſe gewinnet / ſoll es doch wie der Schnee zerrinnen und zu nichtswerden. Daß aber / unter dieſem verbotenen Arbeiten / die Noht - und Lie - bes Werke nicht verſtanden werden / kan die geſunde Chriſt-Vernunft / ohne diſputi - ren / leichtlich ermeſſen.

20 Andere / die ohndas lieber feiren / als arbeiten / halten fuͤr genug / wann ſie eine Predigt (ohne Nutzen) gehoͤret / und das gemeine Gebet (ohne Andacht) mit - geſprochen. Nach dieſem begeben ſie ſich auf eitle Ergetzlichkeiten / und ent - ſchuldigen ſich damit: weil ſie Wochen - uͤber viel Muͤhe und Arbeit gehabt / ſo muͤßen ſie am Sonntag / zu erholung der Kraͤfte / eine Beluſtigung ſuchen. Aber wie gar ſehr irren ſolche Leute! GOtt hat nicht geſagt / Feiret mir etliche Stundẽ des Sabbaths! ſondern ſein Gebot iſt: Ge - denke des Sabbaths / daß du ihn / den ganzen Sabbath / heiligeſt. Er gebrau - chet hierbei das Wort / Gedenke: wel - ches er ſonſt bei keinem ſeiner Gebote ge - than hat.

B v21 GOtt26Betrachtung

21 GOtt hat auch nicht befohlen / daß wir am Sabbath allein feiren und kurz - weilen ſollen. Dann / jenes gehoͤret nur den Pferden / Ochſen / Eſeln und anderen Laſt-Thieren: dieſes aber iſt noch ver - wer flicher / als die Arbeit / weil viel Eitel - keit und Suͤnde daran klebet. Man muß nicht allein feiren / ſondern auch die Feyer heiligen. Der aber heiliget den Sabbath / der ihn mit heiligen Sachen zu bringet: der - gleichen ſind nicht / die eitele Eꝛgetzlichkeitẽ.

22 Man geſtehet und goͤnnet euch gern / daß ihr / nach der Arbeit / ausruhet und euch ergetzet. Aber wann ihr leibli - che Ergetzung ſuchet / ſo nehmet nicht dar - zu den Tag / der zur geiſtlichen Seel-Er - getzung gewidmet iſt. Nehmet einen von euern Sechs Werk-Tagen / und laſſet GOtte ſeinen Tag: in betrachtung / daß auch ihr von eurem Geſinde euch keinen Tag nehmen laſſet / den ſie verfeiren und verſchlendern wolten / da ſie arbeiten oder euch aufwarten ſolten.

23 Jhr moͤget ja / wie vorzeiten die fromme Juden / nach dem Gottes-Dienſte zuſammen kommen und ein maͤßiges Abendmal halten: doch / daß ihr dabei von GOttes Wort und Seel-erbaulichen Sachen redet. Jhr moͤget auch / wie diezween27der Sabbath-Feyer. zween Juͤnger / auf das Feld oder in die Gaͤrten luſtwandelen: aber JEſus muß auch eurer Geſpraͤche innhalt und euer Ge - faͤrte ſeyn / und ihr ſollet GOtt in Betrach - tung ſeiner Geſchoͤpfe ehren. Jhr moͤget auch eine geiſtliche Muſik halten oder an - hoͤren: dabei aber euch der himliſchen En - gel-Capelle erinnern.

24 Man moͤchte wol unſern Maul - Chriſten und Sabbath-Schaͤndern / wie Nehemia ſeinen Juden / zuruffen:(d)Neh. 13. v. 17. Was iſt das boͤſe Ding / das ihr thut und bre - chet den Sabbath? thaͤten nicht unſere Vaͤtter auch alſo / und unſer GOtt fuͤhrte alles diß Un - gluͤck uͤber uns: daß naͤmlich unſer Jeruſa - lem und Tempel zerſtoͤret worden / und wir 70 Jahre gefangen geſeſſen. Jhr ma - chet / des Zorns uͤber Jſrael / noch mehr. Es ergienge ja den Juden / wie ob-er - wehntem Bauern: weil ſie ihren himli - ſchen Seelen-Koͤnig am Sabbath nicht bewirten wolten / hat ſie das Land / daß er ihnen eingegeben / ausſpeyen muͤßen.

25 Jch vermeine ja / es habe auch uns / in erlittenen Kriegsjahren / eingetroffen: daß die Kirchen in der Aſche / Staͤdte und Doͤrfer oͤde und wuͤſt gelegen. Man ſtel - let dieſes boͤſe Ding nit ab / gleichwie dieJu -28BetrachtungJuden nach ihrer Gefaͤngnis. Jſt dem - nach zu beſorgen / GOtt werde einen Ne - bucadnezar / Veſpaſian oder Mahumed / wie uͤber die Juden und Griechen ſenden / der mit uns auch / wie mit ihnen / den Ga - raus mache.

26 GOtt ſtraffet auch taͤglich / daß die / ſo ſeinen Sabbath nicht feiren wollen / endlich mit den Zaͤhnen feiren muͤßen. Manche doͤrfen / in Tuͤrckiſche Dienſtbar - keit hinweggefuͤhret / oder ſonſt des Hun - gers ſich zu erwehren / gar nicht feiren / und werden haͤrtiglich zu arbeiten gezwungen. Man ſchaͤndet dem Sonntag / mit Freſſen und Sauffen: iſts dan Wunder / wan GOtt deswegen mit Duͤrre / Naͤſſe / Ha - gel / Mißwachs / eiſernen Gaͤſten / Theu - rung und Mangel ſtraffet / auch etwan gar die Feyertaͤge zu erſchrecklichen Feuer - taͤgen machet? Nun / wer boͤſe iſt / der ſei immerhin boͤſe: er wird es ewiglich / aber allzu ſpat / bereuen.

27 Suchet man Freude und Ergetz - lichkeit / am Sonntag: ach! was groͤßere Freude kan ſeyn / als mit David ſich zu GOtt halten?(e)Pſ. 73. v. 28. als mit dem himliſchen Seelen - Braͤutigum ſich ergetzen? als an den Him - mel und unſere kuͤnftige Seeligkeit geden -ken? 29der Sabbath-Feyer. ken? Ein Kind greiffet etwan nach ei - nem Apfel / und achtet nicht das Goldſtuͤck / das ihm der Vatter zeiget: mit dem es doch viel tauſend Aepfel erkauffen koͤnte. Laſſet uns doch nicht ſo naͤrriſche Kinder ſeyn! Laßt uns / mit Maria / das baͤſte Theil erweh - len / und heut zu Jeſu Fuͤßen ſitzen. GOtt und Genug! wer den ergreiffet / der hat alles ergriffen. Und muͤßet ihr nicht hin - gegen / nach der eingenom̃enen Ergetzung / bekennen / daß es Narretei und Eitelkeit geweſen?

28 Suchet man / am Sonntag / ſeine Nahrung zu baͤßern: man thue ſolches / durch ein eifriges Gebet um den Goͤttlichen Wochen-Segen. Man gehe / dieſen Tag / zum Brunne aller Guͤter / und drehe mit der glaubigen Andacht Hand / die Roͤhre auf: ach! das Waſſer des Segens / wird alsdan die ganze Woche fließen. GOtt gibt ſeinen Freunden / auch wann ſie ſchlaf - fen:(f)Pſ. 127. v. 3. gleichwie / auch bei Nacht ein Roͤhrbrunn ſpringet / und ein Waſſer - Rad das Waſſer in die Wieſen ſchoͤpfet / dieſelbe Gras - und Kraͤuter-reich zu ma - chen. Dieſer Brunn wird euren Herz - Garten / mit dem Lebenswaſſer ſeines Worts / befeuchten / und Tugend-frucht -bar30Betrachtung.

[figure]

31der Sabbath-Feyer. bar machen / auch die Feuerflut ſeines H. Geiſtes uͤber euch ausgießen.

29 GOtt hat / an dieſem Tag / das Liecht erſchaffen / wodurch alle Augen ſe - hend werden. Wir elende Menſchen ſind / durch die leidige Erbſuͤnde / an der Seele erblindet / wandern auf Erden im ſinſteꝛn Thal / und wiſſen nicht / wo wir in unſerm Chriſtentum und Beruff hingehen ſollen. Was werden dan wir blinde Leute Wo - chen-uͤber gutes verrichten / wan wir nicht nach einem Liecht trachten / das uns leuch - te? Dieſes Liecht iſt der Sohn GOttes / und ſein H. Geiſt: und dieſes finden wir in der Leuchte ſeines Worts. Nach die - ſen Liecht laſſet uns / an dieſem Tag / ſehen und ſeufzen.

30 Gleichwie die Sonne / den andern ſechs Planeten das Liecht gibet: alſo heiligt und verhellet der Sonntag / wann er recht geheiligt wird / die andere ſechs Wochen - Tage.

Einer erleuchtet ſie alle.

GOtt hat den Sabbath geheiligt und ge - ſegnet: auf die Heiligung / folget der Se - gen / auf den Glanz die Waͤrme. Werden wir an dieſem Tag heilig leben / ſo werden wir Wochen-uͤber des Segens genießen /den32Betrachtungden GOtt daruͤber geſprochen. Und ha - ben wir die Sonne / ſo doͤrffen wir nicht um Liecht ſorgen.

31 Ach ja! Eines / dieſes iſt noͤtig /(g)Luc. 10. v. 41. Alle unſre irdiſche Arbeit und Ergetzung / iſt eitel und nichtes / und dienet allein dem Leibe / dem Erdklumpen. Die Verrichtun - gen der Wochen-Tage ſind ſechs Nulla oder nichts bedeutende Zahlen.

000000

Sollen ſie vor GOtt etwas gelten und uns erſprießlich ſeyn / ſo muß man Eins / die andaͤchtige Sonntags-Feyer / voran ſetzen: alsdann wird eine große Zahl

1000000

daraus werden / die uns mit vielen Segen uͤberſchuͤtte.

32 GOtt hat / an dieſem Tag / das Licht erſchaffen. JEſus CHriſtus / das Liecht der Welt / iſt an dieſen Morgen / wie die Sonne / aus und von der Erde wieder auf - und hervorgeſtiegen; und der Heil. Geiſt / der Glanz GOttes / hat an dieſem Tag die Apoſtel erleuchtet. Dieſe drei H. Werke / die Erſchaffung / Erloͤſung und Erleuchtung / ſind ja Beweiſes genug / daß man dieſen Tag heiligen ſoll. Es hat aber unſer Heiland JEſus CHriſtus / de -me33der Sabbath-Feyer. me der himliſche Vatter alle dinge uͤber - geben hat /(h)Matth. 11. v. 27. c. 28. v. 18. alſo daß er auch ein HErꝛ des Sabbaths iſt / den alten Juden-Sabbath mit ſeiner Ruhe im Grab (von ſeiner Erloͤſung Arbeit / gleichwie GOtt im An - fang der Welt von der Schoͤpfung Ar - beit / ausruhend) beſchloſſen und gleich - ſam begraben / und hingegen den neuen Chriſten-Sabbath / durch ſeine Auferſte - hung am Sonntag / angefangen und ein - gefuͤhret.

33 Das Werk der Erſchaffung / hat GOtt nur ein - und anderes Wort: aber das Werk der Erloͤſung hat ihn ſeinen Sohn / das Ewige Wort / gekoſtet. Weil nun dieſes letzere / naͤmlich der Welt Neu - erſchaffung / Widergeburt und Wider - bringung oder Erloͤſung / ein weit-groͤſ - ſers Werk iſt / als das erſtere: als hat man billig in der erſten Chriſt-Kirche / die Heiligung eines Wochen-Tags von dem lezten auf den Erſten verleget. Es iſt auch unſer Erloͤſer / zu deſſen beſtaͤti - gung / ſeinen Juͤngern zweimal und zwei - felsfrei oͤfter / an dieſem Tag erſchienen: wie er dañ / als geſagt / an ſelbigem auch ſeinem Heiligen Geiſt ausgegoſſen. Da - her ſie ihn den Tag des HERRN genen -Cnet /34Betrachtung der Sabb. Feyer. net / an ſelbigem gepredigt / das Heilige Nachtmal gehalten / und Almoſen ge - ſamlet.

34 Zur Zeit des Alten Bundes / hat - te der Sabbath-Tag das Recht der Erſt - geburt: weswegen er auch das Mor - gen - und Abendopfer zweifach empfan - gen. Wer darf ſich dañ erkuͤhnen / den Sabbath ganz aufzuheben / und GOtt nicht einen von den Sieben Tagen wie - der zu geben? Weil man nun woͤchentlich GOtt einen Tag geben ſoll / und die Kir - che / um angefuͤhrter Urſachen willen / die Sonntags-Feyer eingefuͤhret: ſo iſt ja billiger / daß ein jeder Chriſt mit der Kir - che dieſen Tag feire / als daß er ihm ſelbſt einen Tag hierzu er - wehle.

II Der35Gottes Heiligtum.

* II * Der Tempel iſt Gottes Haus und Hof Palaſt.

Darum * I * Behe zur Kirchen mit Reve - renz und Andacht.

DER Ort / wo die Gottes - Gemeine zum Gottesdienſt ſich verſamlet / iſt gleichſam der Himmel auf Erden. Dañ wo GOtt wohnet / da iſt der Himmel. Jn der Hun - gariſchen Sprache / heißet auch der Tem - pel / ein Haus des Himmels oder Himmel - Haus. [i]Egy haz, von ég Cœlum und haz Domus. Daher wird dieſer Ort / in H. Schrift hin und wieder genennet Gottes Haus / das Haus des HErꝛn / (mit wel - chem unſer Teutſches Wort Kirch[k]ex Gr. κυριακὴ ὀικία Domus Dominica. uͤbereinkommt) die Wohnung Gottes / undC ijvon36Der Tempel-Gottesvon dem Propheten der Thron der Herꝛ - lichkeit Gottes[l]Jer. 14. v. 21. genennet.

2 Zwar der Unendliche / laͤßt ſich nicht in ein Haus einſchließen. Er hat aber doch / durch Moſe / dem Volk Jſrael verſprochen: An welchem Ort ich meines Namens Ge - daͤchtnis ſtiften werde / da will ich zu dir kommen und dich ſegnen. [m]1. Moſ. 20. v. 24.Er hat auch nachmals diß Verſprechen gehalten: maſ - ſen er nicht allein die Stiſtshuͤtte /[n]c. 40. v. 34. ſon - dern auch den von Koͤnig Salomo erbau - ten Tempel / mit ſeiner Herꝛlichkeit erfuͤl - let / daſelbſt gewohnet / auch denen / die ihn alda anruffen wuͤrden / Erhoͤrung zuge - ſagt. [o]1 Koͤn. 8. v. 10. c. 9. v. 3.Er iſt auch / an dieſem Orte / dem Propheten Eſaia / in ſeiner Herꝛlichkeit erſchienen. [p]Eſa. 6. v. 1.

3 Ein irdiſcher groſſer Herꝛ / hat in al - len ſeinen Staͤdten einen Palaſt: alda er zu zeiten einkehret und Hof-haͤlt. So ein Palaſt Gottes / iſt der Tempel oder das Haus des HErꝛn / da kommet GOtt zu uns / und wir zu ihme.

4 Da iſt die Gerichtſtube / der Beicht - ſtul: da wir / weil wir GOtt taͤglich be - leidigen / durch ſeinen Sohn die Verſoͤh - nung ſuchen / und ſolche auch erlangen.

5 Da37Haus und Hof Palaſt.

5 Da heiligen wir den Namen Got - tes / durch Widerholung unſrer Glaubens - bekentnis / durch Lob und Dankſagung: gleichwie man / einen ankommenden Fuͤr - ſten / mit Lobſchriften bewillkommet und verehret.

6 Da iſt die Canzley Gottes / die Tan - zel: von der laͤßt Gott ſeine Mandat und Gebote ausruffen und vorleſen; da redet er zu uns / was ſein Wille und unſere Chriſt - pflicht ſey.

7 Da werden wir dañ / von dem in der naͤhe ſtehenden Tauf Stein / als gleichſam dem himliſchen Archiv -[q]Durch den Tauf Bund / werden wir in das himliſche Burger Buch eingeſchrieben. oder Briefe - Schrein / unſres Taufbund-Briefes erin - nert: weswegen wir unſer Taufgeluͤbde zu Gott wiederholen / und verſprechen / daß wir den Goͤttlichen Willen zu erfuͤllen uns befleißigen wollen.

8 Da iſt die Verhoͤr - oder Audienz - Stube Gottes / da werden wir vorgelaſ - ſen / ihm unſere Bitten oder Suppliken zu uͤbergeben und unſer Anligen vorzu - tragen.

9. Da iſt auch / im Tempel Chor / der Tafel Saal / und der hohe Gottes Tiſch: da werden wir / im H. Abendmal / zur TafelC iijgezo -38Der Tempel / Gottes

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39Haus und Hof Palaſt. gezogen / und mit uͤberhimliſcher Hof-Koſt bewirtet.

10 Da gehen wir dañ / durch den Glau - ben / in die Schatz - und Ruͤſt Kammer Gottes: daraus wir dan nehmen und em - pfahen / warum wir bitten / Gaben fuͤr die Seele und zur leiblichen Notdurft / auch Waffen wider die Feinde.

11 Da wird uns endlich / der Tempel / auch zum Geiſtlichen Luſtgarten: da wir / durch die Predig Goͤttliches Worts / in das bevorſtehende uns-verſprochene Paradeis einen Blick zu thun / geleitet werden.

* 2 * Der Tempel Gottes / ein Morijah.

12

DER erſte Ort auf Erden / au - ſer dem Paradeis / da Adam / Noah / Sem und andere Erz - vaͤtter / Gottesdienſt gehalten / ſol geweſen ſeyn der Berg Mo - rijah zu Jeruſalem. Es hat auch endlich Salomo den Tempel Gottes darauf ge - bauet. Es ſcheinet / dieſer Berg habe eben hiervon dieſen Namen bekommen:C iiijdañ40Der Tempel Gottes /dañ diß Wort heißet zu Teutſch / ein Ort / da GOtt ſihet / da man GOtt ſihet und eh - ret / und da man von GOtt lehret.

13 Dieſer Ort und Name / ſamt der Geſchichte Abrahams / lehret uns / wie wir uns verhalten ſollen / wañ wir auf den Heil. Berg des HErꝛn / in das Haus Gottes / gehen wollen. Wir muͤßen mit Abra - ham / zum Eſel der irdiſchen Geſonnenheit / und zu deſſen Knechten / den Welt Sorgen und Fleiſches Gedanken ſprechen / ehe wir von Haus gehen: Bleibet ihr hier! ich will hingehen / mit dem himliſchen Jſaac / Gott dieſen ſeinen Sohn zu opfern / das iſt / ihn in JEſu Namen anzuruffen; und wañ ich angebetet habe / will ich zu euch wieder - kehren. [r]1 Moſ. 22. v. 5.

14 Jſt der Tempel Gottes ein Mori - jah / ein Ort da GOtt ſihet: ſo muͤßen wir alſo dahin gehen / wie er uns gern ſihet: ſonſt wird er uns ungnaͤdig anſehen / wan wir kommen mit Pracht-Lumpen und Klumpen um und um behangen / um von den Leuten deswegen angeſehen zu wer - den? Unſere Erz Eltern giengen nacket: die Suͤnde hat ihnen und uns Kleider an - gezogen. So ſind ſie dann ein Suͤnden - Denkmal / und erinnern GOtt der Suͤnde /wañ41ein Morijah. wañ wir uns damit ſchmuͤcken: wie kan uns dañ GOtt darum guͤtig anſehen? Sie ſind auch gemeinlich aͤuſerliche Zeichen der innerlichen Hohfart: die iſt ein Greul vor den Augen Gottes.

15 Jſt der Tempel Gottes ein Mori - jah / da man ihn ehren ſoll: ſo kan der ihme nicht wilkommen ſeyn / der / ohne einige Vorbereitſchaft / Reverenz und Ehrſurcht / in die Kirche / als wie in ein Trinkhaus / hinein lauffet und gumpet / auch in der Kirche mit den Augen und Gedanken her - umflattert. Wer ſich mit dem irdiſchen ſuͤndlichen Gedanken-kram traͤget / ſtehet in der Gefahr / daß ihn JEſus auch aus ſeinem Haus hinaus peitſche. Dann er machet daſſelbe zur Moͤrdersgrube / indem er alſo die hoͤlliſche Seel Moͤrder mitbrin - get / die ſeine Gedanken von GOTT ab - kehren.

16 Wie werden dan dieſe vor GOtt ſtehen und beſtehen / die bis zur Predig vor der Kirche ſtehen / und einander mit eitelem boßhaftigen Gewaͤſche / von Kirch - Gedanken abhalten? Oder in der Kir - che / durch unzeitiges Plaudern / ſich und andere am Gebet und Predig-hoͤren ver - hintern? Man gehet zur Kirche / daß man GOtt reden hoͤre / und hinwider mitC vGott42Das GebetGOtt rede. Wie ungnaͤdig wuͤrde es ein weltlicher Koͤnig vermerken / wañ einer ihn ſtehen und warten ließe / und inzwiſchen mit ſeinen Hof Gecken Fantaſey triebe? ja / wañ er ihn noch darzu laͤſterte und ver - lachete?

17 Unſer reden mit Gott / iſt das Be - ten. Mein Haus / oder das Haus Gottes / iſt ein Bethaus: ſagt unſer Heiland. Ach! wir haben viel mit Gott zu reden: und da - her bleibt uns keine Zeit uͤbrig in der Kir - che / mit und von der Welt zu ſchwatzen / an ſie zu denken / oder nach ihr uns umzuſe - hen. Beten / iſt das baͤſte Reden: weil es zu dem Hoͤchſt Baͤſten[s]Opt. Max. abgehet / und von ihme Segen / Troſt / Huͤlfe und Bei - ſtand erbittet. Wer lehret uns aber be - ten? Freylich derjenige / der von Gott aus - gegangen iſt / und darum am baͤſten weiß / wie er wolle angeruffen ſeyn. Laßet uns ihn / mit ſeinen Juͤngern anſprechen: Herꝛ lehre uns beten.

* 3 * Das Bebet des HErꝛn.

DAs Gebet / das dieſer Gebet Mei - ſter ſie hierauf gelehret / iſt auch das baͤſte Gebet Muſter: nach wel -chem43des HErꝛn. chem wir dann billig unſre Kirch-Andacht eintheilen / und hier / mit dem Eingang / den Anfang machen.

1 Der Sonntag iſt ein Bet Tag / ein Tag / da Gott mit uns redet / und da wir hinwieder mit GOtt reden. Wir koͤnnen aber nicht angenehmer zu Gott reden und beten / als wann wir ihn mit der Gebet - form anſprechen / die er uns ſelber durch ſeinen Sohn vorgeſprochen.

2 An dem Tag des HErꝛn / betrachten wir billig das Gebet des HErꝛn: welches wir ingemein / von den beiden Anfangs - Worten / Vatter Unſer nennen. Wir be - ten taͤglich dieſes Gebet: am Sonntag ſollen wir betrachten / was wir dariñ be - ten. Dieſes geſchihet fuͤglich / ehe wir in des HErꝛn Haus gehen: damit wir zur Gebet-Andacht uns vorher zu Haus auf - mundern / und dieſes Gebet in der Kirche mit deſtomehrerm Verſtaͤndnis ſprechen moͤgen.

3 Jm Eingang dieſes Gebets / nen - nen wir Gott unſren Vatter: weil er uns erſchaffen und in ſeinem Sohn zu Kindern und Himmels-Miterben angenommen hat. Alle Sieben Bitten dieſes Gebets / fuͤhren uns zu Gott in den Himmel.

4 Den Himmel betrachten wir / in derEr -44Das GebetErſten Bitte / als Gottes Tempel: da ſein Name / von den Engeln und Himmels Buͤr - gern / unaufhoͤrlich mit Lob / Preis und Dank geheiligt wird. Demnach bitten wir / daß der auch alſo von uns auf Erden / durch Gott-ehren / recht-glauben und recht leben / geheiliget werde.

5 Aus dem ſo genannten Tempel fuͤh - ret uns die zwette Bitte gleichſam zur Re - ſidenz und Hof Stadt Gottes / da Er in ſei - nen Reich der Herꝛlichkeit wohnet und thronet. Da bitten wir nun / daß ſein Geiſtliches Reich und ſein Geiſt zu uns / und wir aus der Welt / als dem Reich des Sa - tans / zu ihme in ſein Reich kommen / auch daß dieſes ſein Reich mit vielen Buͤrgern moͤge angefuͤllet werden.

6 Mit der dritten Bitte / wandlen wir in die Canzley Gottes. Daſelbſt ſehen wir wie die Engel immer den Willen Gottes thun / und lernen / was auch Gott von uns fordere. Demnach bitten wir / daß Got - tes Wille / gleichwie er immer im Himmel ge - ſchihet / alſo auch auf Erden geſchehen / und dem Satan / als dem Widerſacher Gottes / geſteuret / auch unſer boͤſer freyer Wille gezaͤumet und gezaͤhmet werden moͤge.

7 Aus der Canzley ſpaziren wir fuͤr - ter / mit der Vierten Bitte / in die Schatz -Kam -45des HErꝛn. Kammer Gottes. Daſelbſt erſehen wir wie reich unſer himliſcher Vatter ſei / und was Schaͤtze wir einmal zu erben haben. Jndeſſen bitten wir um unſer taͤglichs Brod / was wir heute / zum leiblichen Unterhalt / und zur Wegzehrung in dieſem irdiſchen Wanderthal / vonnoͤten haben. Hierbei ſchoͤpfen wir das gewiße Vertrauen / daß / der uns ſo ein großes dort zu ſchenken ver - ſprochen / auch dieſes kleine aus ſeiner irdi - ſchen Schatzkammer uns zu zu werfen / nicht unterlaſſen werde.

8 Die fuͤnfte Bitte erinnert uns / daß wir / als Suͤndere / der zeitlichen und ewi - gen Gaben und Guͤter Gottes unwuͤrdig ſeyen / und fuͤhret uns deswegen in die Ge - richt-Stube Gottes. Da bitten wir aber den himliſchen Vatter / um Gnade und Vergebung unſrer Schulden: und hoffen ſolche / als Kinder / im Namen / auch durch das Verdienſt und die Fuͤrbitte / JEſu Chriſti. Wir verſprechen hierbei / daß wir auch unſeren Naͤchſten / als Mitbruͤdern / aus Liebe ihre Schulden vergeben wollen.

9 Damit wir aber fuͤrter uns vor Suͤnden huͤten moͤgen / ſo ſendet uns die Sechſte Bitte in das Zeughaus Gottes. Da - ſelbſt bitten wir um die Geiſtliche Waffen / zum Sieg wieder die Anfechtung unſresFlei -46Das GebetFleiſches / des Satans / und ſeiner Welt. Wir bitten auch daß der himliſche Vatter dieſen unſren Feinden / uns in Verſuchung zu fuͤhren / nicht zu viel erlauben und nachſehen wolle.

10 Endlich thun wir / in der lezten Bit - te / einen Blick in das himliſche Paradeis / als den Luſtgarten Gottes / und troͤſten da - mit unſer zeitliches Leiden. Wir bitten darneben / daß unſer himliſcher Vatter / durch ſeinen Boten / einen ſeligen Tod / uns arme himmelfluͤchtige Exulanten / aus die - ſer elenden Erdwanderſchaft / zu ſich in un - ſer ewiges Vatterland bald abfordern / und alſo vom Satan und allem Ubel uns gnaͤdiglich erloͤſen wolle.

11 Jm Beſchluß bekennen wir / daß unſer himliſcher Vatter ein HErꝛ uͤber al - les ſei / und daher mit der Allmacht ſeines Reiches unſer Gebet / das ſein H. Geiſt uns ſprechen halfe / erhoͤren koͤnne. Wir be - zeugen damit unſren Glauben / daß dieſer großer Koͤnig / uns / denen er befohlen ihn an zulaufen / von ſeinem Angeſicht nicht werde betruͤbt und unbegabt hinweg ge - hen laſſen. Wir preiſen damit ſeine Herꝛ - lichkeit: welches wir dort / in der Ewig - keit / ohn unterlaß thun werden. Alſo ſprechen wir / in JEſu Namen / ein glaͤubiges Amen.

Vat -47des HErꝛn.
Vatter Unſer-Lied.
1
GOTT Vatter in dem Himmels-Thron!
Wir deine Kinder bitten /
mit Worten / die dein lieber Sohn
uns ſelber lehrt ausſchuͤtten.
Wir wiſſen auch / daß er ſie dir
mit ſeiner Fuͤrbitt traͤget fuͤr.
Uns du befihlſt zu beten.
Dein guter Geiſt uns reg ietzund:
daß auch das Herz moͤg / wie der Mund /
in Demut vor dich treten.
2 I Vor allem ſchwingt ſich unſer Geiſt
in deinen Himmels-Tempel:
da dich das Heer der Engel preiſt /
der Erde zum exempel.
Laß uns mit ihnen ſtimmen ein.
Es muͤß auch ſo geheiligt ſeyn dein großer Nam auf Erden!
Laß bei uns wohnen deine Ehr
im Leben / und in reiner Lehr:
die laß verfaͤlſcht nit werden.
3 II Dein Hof Palaſt / dein Reiches Thron /
im Himmel ſteht erhoben.
Wir Unterthanen deiner Kron / ſind mit dem Sinne droben.
Des Satans Reich tobt hier auf Erd:
das wird durch deine Macht zerſtoͤrt. Dein Reich laß zu uns kommen:
nimm uns darein zum Engel Heer. Dein48Das Gebet
Dein Geiſt / die Welt zu dir bekehr /
vermehr die Zahl der Frommen.
4 III Dort in der himliſchen Canzley /
befihlſt du deinen Willen:
den deine Engel / fromm und treu /
verehren und erfuͤllen.
Der Satan hier und ſeine Rott
aufruͤhren wider dich / ô GOtt! Dein Will geſcheh auf Erden /
von Menſchen deinen Kindern hier.
Dein Geiſt helf / daß wir immer dir /
ach! mehr-gefaͤllig werden.
5 IV Dein Schatzhaus haſt du hier auf Erd /
voll deiner Guͤt und Gaben:
das deine Knecht und Kinder nehrt.
Laß uns die Notturft haben.
Dein Reich zuvoͤrderſt ſuchen wir /
den Seelen-Schatz: dem Leib von dir
wird Taͤglichs Brod zufallen.
Du gibſt ja morgen auch / wie heut.
Ach! laß nicht / uns verſorgte Leut /
in Geitz und Sorgen wallen.
6 V Wir ſind der Gaben wuͤrdig nicht:
es ſtellen uns / als Suͤnder /
viel Schulden / GOtt / vor dein Gericht.
Doch ſind wir deine Kinder.
Wir bitten deine Vatter-Lieb:
ach! unſre Suͤnden uns vergib /
um deines Sohnes willen. Dem Naͤchſten wir auch alle Schuldver -49des HErꝛn. vergeben gern / und mit Gedult
diß dein Gebot erfuͤllen.
7 VI Daß wir nicht ferner Suͤnd begehn / ſo laß unsauch / nach Waffen
dort in dein Himmels-Zeughaus gehn.
Die Feinde ja nicht ſchlaffen.
Der Satan gern verfolgt und faͤllt.
Es aͤrgert uns die arge Welt.
Das Fleiſch den Geiſt bekrieget. Verſuch durch ſie uns nicht zu ſehr.
Gib deines Geiſts und Worts Gewehr.
Gebet und Glaube ſieget.
8 VII Jn deinem Himmels-Paradeis /
dem rechten Wolluſt-Garten /
wo waͤchſet ew ge Lebens-Speis /
viel Freuden auf uns warten.
Dort wuͤnſchen wir zu kommen ein:
daß Kinder bey dem Vatter ſeyn.
Hier plagen uns die Boͤſen.
Auf Erd wir troͤſten unſre Noht:
der Tod wird nah / dein lieber Bot / vom Ubel uns erloͤſen /
9
GOtt Vatter! du haſt Reich und Macht
diß alles uns zu geben.
Nicht deines Geiſtes Bitt veracht!
durch den wir Seufzer heben.
Zum Dank / wir deine Herꝛlichkeit
dort wollen preiſen allezeit.
Es geht / in JEſu Namen /
zu dir von Herzen diß Gebet. DWer50Die himliſche
Wer durch ihn bittet / der empfaͤht.
Ja / unſer Glaub ſpricht Amen.

* 4 * Himliſche Vatter-Zu - flucht.

DJeſes von JEſu uns vorge - ſprochene Gebet / lehret uns Gott anſprechen / nicht als Herꝛn / ſon - dern als unſren Vatter. Er iſt ja der Vatter / uͤber alles das Kinder heißet im Himmel und auf Erden /(t)Eph. 3. v. 15. naͤmlich uͤber Engel und Menſchen / weil er ſie alle erſchaffen hat. Er iſt unſer Vatter und unſer Erloͤſer / von alters her iſt das ſein Name:(u)Eſa. 63. v. 15. weil er uns nicht allein er - ſchaffen ſondern auch / als wir / durch Suͤn - de / des Teufels und Todes Gefangene worden / durch ſeinen Sohn uns wieder er - loͤſet hat.

13 Er laͤßt ſich auch gerne Vatter nennen / und wird dadurch zur Vaͤtterli - chen Liebe bewogen. Dann er erinnert ſich dabei ſeines Sohns / und denket an deſſen Verdienſt: als welchen er Menſch werden laßen / auf daß wir die Gottes Kind -ſchaft51Vatter-Zufluchtſchaft empfiengen. (x)Gal. 4. v. 5.Er erſihet daraus unſren Glauben / und ſihet uns als Kin - der an: dann durch den Glauben an JEſum Chriſtum / ſind wir Gottes Kinder:(y)c. 3. v. 26. Eben dieſer Gebet-Lehrmeiſter hat auch ſonſt / wann eꝛ von ſeinen Vatteꝛ geredet / ihn oft - mals unſren himliſchen Vatter genennet. Euer himliſcher Vatter weiß / was ihr beduͤrfet: ſpricht er in ſeiner Predig von der Nah - rung Sorge. (z)Matth. 6. v. 32.Und nach ſeiner Auf - erſtehung / befihlet er der Maria: Gehe hin / und ſage meinen Bruͤdern / Jch fahre auf zu meinem Vatter und zu eurem Vat - ter. (a)Joh. 20. v. 17.

14 Ach! ein herꝛlicher Name / Got - tes Kind und Jeſu Bruder heißen! Die - ſer Ehre werden wir verſichert / durch den Geiſt GOttes: der gibt Zeugnus unſrem Geiſt / daß wir Gottes Kinder ſind; der ruffet in unſrem Herzen / Abba lieber Vatter! (b)Rom. 8. v. 15. 16. 14.Wollen wir aber Gottes Kinder heißen / ſo muͤßen wir ſeine Nachfolger ſeyn / und dem Trieb ſeines Geiſtes folgen. (c)Eph. 5. v. 1.Thut Gutes! ruffet unſer himliſcher Eh - ren Brder: auf daß ihr Kinder ſeyet eures Vatters im Himmel. (d)Matth. 5. v. 43.

D ij15 Die52Die himliſche

15 Die zwei erſte Worte dieſes unſ - res taͤglichen Gebets / machen uns das lezte Wort / Amen / mit glaͤubiger Zuverſicht ſprechen. Jſt der allmaͤchtige liebreiche Gott / unſer Vatter: welcher Menſch ſolte nicht alles Guten / des zeitlichen Unteꝛhalts / der Suͤnd Vergebung / ſeines Schutzes und Beiſtandes in allen Noͤten und Ge - ſchaͤften / und der ewigen Seeligkeit / ſich von ihm verſehen? Jſt Gott unſer Vatter er wird ein Vatterherz haben / der das Vatterherz erſchaffen hat. Er wird thun was irdiſche Vaͤtter thun: der mehr / ja al - les / thun kan. Unſer GOtt iſt im Himmel / er kan ſchaffen / was er will / der uns erſchaf - fen hat.

16 So ihr / die ihr arg ſeit / (ſagt un - ſer Heiland) koͤnnet euren Kindern gute Gaben geben: wie vielmehr wird der Vat - ter im Himmel Gutes geben / denen die ihn bit - ten. Ja er ſelbſt der himliſche Vatter / ſagt zu einer jeden glaͤubigen Seele: Biſt du nicht mein / durch meines Sohns Blut / erkaufter theurer Sohn und mein trautes Kind? Darum bricht mir mein Herz / daß ich mich deiner erbarmen muß. [e]Jer. 31. v. 20.

17 Dieſer unſer Vatter iſt im Himmel / im Reich der Allmacht / ewigen Herꝛlichkeitund53Vatter-Zuflucht. und hoͤchſten Seeligkeit. Sind wir nun Kinder / ſo ſind wir auch Erben Gottes und Miterben Chriſti. [f]Rom. 8. v. 17.Ein Kind / erbet ja des Vatters Gut; ein Sohn des Vatters Reich. Unſer Vatter / unſer Bruder / iſt und herſchet im Himmel. So gehoͤren wir dann auch hinein / und der Himmel iſt unſer. Wir ſind deßen Erb-Prinzen: darum nennet / unſer Groß Prinz / uns Kin - der des Reichs[g]Matth. 8. v. 12. naͤmlich des Reichs Got - tes. Jſt nun das groͤßere / der Himmel / unſer: ſo iſt auch unſer das kleinere / die Erde mit ihren Guͤtern / die unſer Vatter erſchaffen und uns eingeraumet hat: was kan uns dan manglen.

18 Zwar hier iſt die Welt / das Fuͤr - ſtentum des Satans: da wallen wir im Elend / als Pilger[h]Pſal 39. v. 14 und Fremdlinge / weit vom Himmel. Wir haben aber un - ſer Buͤrgerrecht im Himmel:[i]Phil. 3, v. 20. der iſt unſer Vatterland / da ſind unſre Ramen eingeſchrie - ben. [k]Joh. 14. v. 2.Jn dieſem Haus unſers Vatters / ſind viel Wohnungen. Dahin laſſet uns denken / bei dieſen Gebetworten / und unſe - rer Heimfart mit Freuden erwarten. Weil aber niemand gen Himmel faͤhret / als der von Himmel herab gekommen /[l]Joh. 3. v. 27.D iijnaͤm -54Die himliſchenaͤmlich JEſus Chriſtus: ſo muͤßen wir uns an ihn halten / wañ wir hineinkommen wollen. Allein durch dieſen Sohn / kommen wir zum himliſchen Vatter. [m]c. 14 v. 6.

19 Wer nun dieſen Vatter und ſein himliſches Vatterland liebet / und dahin zu kommen verlanget / wer auch im Tempel erhoͤrlich beten will / der ſoll ihn allemal / gleich im Eintritt / am Sonntag und ſonſt / oder zu Haus / ehe er zur Kirche gehet / durch das Verdienſt und im Namen ſeines Sohns / mit dieſen und dergleichen Wor - ten anſprechen.

VAtter!
(*)Kan geſungen werden nach der Weiſe: Steh doch See - le ſteh doch ſtille.
(*) alſo darf dich nennen
unſre Bitt / in deinem Sohn.
O GOtt / den wir guͤtig kennen
durch ihn / als den Gnaden-Thron.
Laß dich unſre Bitt anſprechen /
dir das Vatter-Herze brechen.
2 Unſer biſt du / deiner Kinder:
weil auch JEſus unſer iſt.
Dein wir ſind / ſind wir ſchon Suͤnder:
weil du JEſu Vatter biſt.
Laß / um unſres Bruders willen /
der uns dir verſoͤhnt / dich ſtillen.
3 Der du biſt wirſt du wol bleiben:
Suͤnde dich nicht anders macht.
Du biſt gut / wann wir nur glaͤuben.
Unſre Anſpraͤch nicht veracht.
Zeig uns dich: daß wir geneſen.
Sei uns / was du ſtets geweſen.
4 Du55Vatter-Zuflucht.
4 Du biſt unſer: ach! ſo muͤßen
deine Schaͤtz auch unſer ſeyn.
Laß dañ / Vatter / uns genießen /
deine Kinder / was iſt dein.
Es macht deines Sohnes Sterben /
uns zu deiner Guͤter Erben.
5 Biſt du Vatter: Vatter-Liebe
wird in deinem Herzen ſeyn.
Ach! dich ſo zu kennen gibe.
Der die Herzen in gemein
kant mit Vatter Treu begaben /
auch ein Vatter-Herz wird haben.
6 Jn dem Himmel wohnſt du droben /
heilig / ſeelig und geehrt.
Wir / bekriegt von Satans Toben /
wallen aͤngſtig hier auf Erd.
Ach! wañ ſollen aufgenommen /
Kinder zu dem Vatter kommen.
7 Dem nicht manglet Gluͤckes-Haabe /
ach! ein Erden-Vatter / gibt ſeinen Kindern manche Gabe.
Sei doch auch in uns verliebt /
Himmels-Vatter! deiner Schaͤtze
uns auch hier zu Erben ſetze.
8 Himmel / der uns iſt verſprochen /
aller Guͤter guldner Schrein!
Sei durch unſre Bitt erbrochen /
laß jezt unſre Seufzer ein.
Laß / uns Pilger dieſer Erden /
bald auch deine Buͤrger werden.
D iiijGehe46[56]Gehe bußfaͤrtig

* 5 * Gehe bußfaͤrtig in das Haus Gottes.

WER nach Hof kommen und vor ſeinem Fuͤrſten erſcheinen ſoll / der ziehet ein ſaubers Kleid an / und ſchaͤmet ſich / in ſchmutzigen alten lumpen aufzutretten. Alſo pfleget man auch / wañ man zur Kirche gehet / etwas reiner / als man zu Hauſe auſziehet / ſich an - zu kleiden. Ach! unſer alter Adams - Rock / die ſuͤndliche Natur / iſt zerlumpt und befleckt: damit beleidigen wir die Augen Gottes / vor denen die Suͤnde ein Greul iſt. Dieſe Lumpen muͤßen wir ab - legen / und hingegen anziehen JEſum / das Kleid der Gerechiigkeit. Jn dieſem al - lein / koͤnnen wir vor GOtt ſtehen und be - hen: und der wird alſo angezogen / wañ wir / durch den Glauben uns in ſein Ver - dienſt huͤllen.

2 Wañ ein Unterthan ſeinen Fuͤrſten beleidigt hat / ſo ſuchet er einen Mittler und Fuͤrſprecher / der ihme perdon und Ver - gebung ausbitte. Ein Chiſt-vernuͤnftiger Kirchgaͤnger / thue ihm auch alſo am Soñ - tag und ſonſten: er ſchicke JEſum Chri -ſtum /57in Gottes Haus. ſtum / den Mittler zwiſchen GOtt und Menſchen / voran / der uns alle bei GOtt verbittet. Alsdañ folge er mit Buße und Ehrfurcht / und trette demuͤtig in die Kir - che: nicht wie der aufgeblaſene Phariſeer / der ſich fuͤr einen Heiligen geachtet / ſondern wie der Zoͤllner.

3 Dieſer ſtund ferne von dem hohen Altar / wolte auch ſeine Augen nicht auſhe - ben gen Himmel ſondern ſchlug an ſeine Bruſt / und ſprach die ſchoͤne Beicht von fuͤnf Worten: GOtt ſei mir Suͤnder gnaͤ - dig! Er kame bußfaͤrtig / und mit dem Vor - ſatz der Baͤſſerung: gerecht und Gott-ver - ſoͤhnt iſt er nach Haus wieder gekehrt. Wer im Haus des HErꝛn wilkommen ſeyn wil / der ſpreche: HErꝛ ich bin nicht wuͤrdig / daß ich unter das Dach deines Hauſes ein - gehe. So wird hingegen die gnaͤdige Ant - wort erſchallen: Wer zu mit kommet / den werde ich nicht hinaus ſtoßen.

GOtt Verſoͤhnungs Lied.
O GOtt!
(*)Kan auch ſonſt geſungen werden nach der Weiſe: HErꝛ JEſu Chriſt wahr Menſch und GOtt.
(*) wie kan vor dir ich ſtehn /
wie kan dein Antlitz ich anſehn?
Du zuͤrneſt uͤber meine Suͤnd:
ich ſuche Huld / hab Straff verdient.
D v2 Mich58Gott Verſoͤhnungs-Lied.
2
Mich Flam̃-verdam̃tes duͤrres Reis /
dein Feuer. Zorn neñt ſeine Speis.
Jch ſteh in Furcht von ferne hier /
darf nicht wol naͤher treten dir.
3
Jch darf nicht ſchauen Himmel-an:
weil ich hab wider GOtt gethan.
Wehrt bin ich / daß er auf mich ſchick
den Donner / keinen Sonne-blick.
4
Jch ſchlage an mein ſuͤndlichs Herz /
daraus mir quolle dieſer Schmerz.
Jch ſprich diß kleine Wort voll Reu: O GOtt / mir Suͤnder gnaͤdig ſey!
5
Ja / dir bekenn ich meine Schuld.
Jedoch ich kenn auch deine Huld.
Dir nicht behagt des Suͤnders Tod:
Dich ſelbſt betruͤbet ſeine Noht.
6
Ach Schoͤpfer / nicht mein Richter ſei.
Hier iſt / zwar Suͤnde / doch auch Reu.
Ob ſich verbirgt dein Angeſicht:
Du / Sonne / biſt doch allzeit liecht.
7
Dein Wort heiſt widerkehren mich.
Jch kom̃ und ſuch: laß finden dich.
Kehr um zu mir / wie ich zu dir.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir.
8
8 Um JEſu willen ſchau aufmich:
Jhn ſtell ich zwiſchen mich und dich. Er59beim Kirch-Eintritt.
Er wird die Scheidwand werfen ab:
daß meinen GOtt ich wieder hab.
9
Sein Nam iſt ja Jmmanuel / ſpricht / GOtt mit dir! zu meiner Seel.
Schau JEſum / der dir gnug gethan /
und mich um JEſu willen an.
10
Ob du die Suͤnder hoͤreſt nicht:
denk / ein Verſuͤhnter dich anſpricht.
Dein Sohn mich ſoͤhnt; ſprich du mich frei:
daß JEſus auch mein JEſus ſei.
11
Die Unſchuld Jeſu decket mich.
Jn dieſem Kleid / tret ich vor dich.
Mein Glaub hat mirs gezogen an:
daß ich vor GOtt beſtehen kan.
12
Er / der fuͤr uns auf Erden litt /
ietzund im Himmel uns verbitt.
Jn JESU Namen bitt ich dich:
Du hoͤreſt ihn: erhoͤr auch mich. Amen!
III Der60Der Tempel Gottes /

III Der Tempel Gottes / ein Heiligtum.

* 1 * Tritt heilig und heiligend vor den Allerheiligſten.

DER Patriarch Jacob hat / auf ſeiner Reiſe nach Me - ſopotamien / im Traum eine Leiter geſehen / die auf Erden ſtunde / und mit der Spitze an den Himmel ruͤhrte: und die Engel Gottes ſtiegen dar - an auf und nieder. Und der HErꝛ ſtun - de oben darauf / und redete mit ihm / und ſegnete ihn / und verſprache ihm Schutz und Huͤlfe. Als er nun vom Schlaff er - wachet / furchte er ſich / und ſagte bei ſich ſelbſt: Gewißlich iſt der HErꝛ an dieſem Ort: wie heilig iſt dieſe Staͤtte! Hier iſt nichts anders / dañ Gottes Haus / hier iſt die Pforte des Himmels. Er verſprache auch / wann er gluͤcklich wieder kehren wuͤr -de /

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61ein Heiligtum. de / an dem Ort ein Gottes Haus anzurich - ten:(n)1. Moſ. 28. welches er dann hernach treulich gehalten / und den Ort Bethel d. i. Gottes Haus genennet. (o)c. 35.

2 Was hier von dieſem Ort geſaget worden / das kan auch geſagt werden von allen Kirchen oder Gottes-Tempeln. Jn denſelben ſtehet der Sohn Gottes JEſus Chriſtus / die rechte Jacobs-Leiter: und iſt jene ſein Fuͤrbild geweſen. Er haͤſtet ja Himmel und Erden wieder zuſammen / und iſt der Weg / der die Menſchen zu Gott fuͤhret: dan niemand komt zum Vatter / als durch ihn. (p)Joh. 14. v. 6.Durch ihn tretten wir in die Geſellſchaft der Engel Gottes / die zwiſchen GOtt und uns gleichſam Boten - laufen / auf - und abſteigen. Da redet Gott mit uns / von dieſem Gnadenſtul: und wir empfangen / wir erbetteln in dieſem Beth - El / von ihme / Troſt / Huͤlfe und Segen. Da iſt die Pforte des Himmels: da wir vorgelaſſen / und nicht leer abgewieſen werden.

3 Jſt nun die Kirche ein Beth El / ein Haus und Palaſt Gottes / da er gegenwaͤr - tig iſt / da er redet / ſihet und hoͤret: ſo muͤſ - ſen wir / ſo bald wir die Kirche betreten / das Herze zu GOtt wenden / und ihme das Op -fer62Gebet beimfer unſerer Gedanken und Lippen bringen. Ein ieder gedenke / beim Tempel-Eintritt / GOtt ruffe ihm zu / wie dortmals dem Mo - ſe und Joſua:(q)2. Moſ. 3. v. 5. Joſ. 5. v. 15. Zeuch deine Schuhe aus von deinen Fuͤßen / d. i. lege ab den irdiſchen Wandel und alle eitle Gedanken! Dann dieſer Ort / darauf du ſteheſt / da ich iezt mit dir reden will / iſt heilig.

4 Da ſol man dann hin wider mit Ja - cob ſagen: Ach ja! wie heilig iſt dieſe Staͤtte. Ein ieder ſol denken / er ſtehe da im Angeſicht und vor dem Thron des Koͤ - nigs aller Koͤnige: der hat viel Hofdiener / die Engel die auf unſere Gebaͤrden / Worte und Werke / merken und horchen. Ja er ſelbſt ſihet uns gar in die Gedanken / ob wir auch / mit Chrſurcht und in heiliger An - dacht / vor ihm erſcheinen.

* 2 * Gebet beim Kirch - Eintritt.

SJhe da / eine Huͤtte GOttes bei den Menſchen / da er bei uns wohnet! (r)Offenb. 21. v. 2.Hier iſt Gottes Haus: da er uns lehret ſeine Wege /(s)Mich. 4. v. 2. daman63Kirch-Eintritt. man hoͤret die Stimme des Dankens / da man predigt alle Wunder. HErꝛ! ich habe lieb die Staͤtte deines Hauſes / da deine Ehre wohnet. (t)Pſal 26. v. 6. ff. 2. §.Wie lieblich ſind deine Wohnungen / O HErꝛ der Heerſcharen! Ein Tag in deinen Vorhoͤfen / iſt baͤßer / dan ſonſt tauſend. Jch wil lieber der Thuͤr huͤten in dem Hauſe meines Gottes / als lang wohnen in den Huͤten der Gottlo - ſen. (u)Pſal. 84. v. 2. 11.

Jch danke dir / HErꝛ mein Gott! daß du mir zu wohnen gibeſt an einem Or - te / da du dein Feuer und Herd haſt: daß du mir Geſundheit und Kraft gibeſt / zu ſchauen die ſchoͤne Gottes-Dienſte des HErꝛn / und ſeinen Tempel zu beſu - chen. (x)Pſal. 27. v. 4.

ES iſt ja diß auf Erden dein Palaſt /
in welchem du hier deine Hofſtatt haſt /
du Herren Herꝛ / du großer Himmels Kaͤiſer!
an dieſem Ort iſt eines deiner Haͤuſer.
Wie heilig iſt die Staͤtte / da ich ſteh.
Mit Jacob ich die Himmels-Leiter ſeh /
die auf und ab / Herꝛ / deine Engel leitet /
die mir zu dir die Pforte zubereitet.
Den Deinen du ertheileſt hier Verhoͤr.
Die Deinen dir hier geben Dank und Ehr.
Du64Gebet beim
Du redſt mit uns: mit dir wir reden wieder.
Hier unſre Noht vor dir wir legen nieder.
So iſt dan diß ein Beth El / Gottes Haus /
da GOtt und wir die Boten ſenden aus.
Dort ſein Gebot / hier mein Gebet / abgehet.
Hier Gottes Hof / der Himmel / offen ſtehet.
Hier JEſus ſteht / der Erd und Himmel ruͤhrt /
die Menſchen auf - und Gott herunter fuͤhrt.
Durch ihn zu GOtt ſich unſer Bittwort ſchwinget:
von GOtt er uns die Gnaden-Antwort bringet.
Jch komm / O HErꝛ. Zuvoͤrderſt bitt ich dich:
Vergib / warum du billig zuͤrnſt auf mich.
Denk / daß du ja fuͤr Suͤnder gnaͤdig ſeyeſt.
Jch weiß / daß du in JEſu gern verzeiheſt.
Es bleib das Fleiſch / der Eſel / unten ſtehn:
der Geiſt wil auf den Berg Morijah gehn /
zum Gottes-Dienſt. Jch werd / mit Moſe / muͤßen
die Suͤnden Schuh abziehen von den Fuͤßen.
Alsdan ſo red / befihl was dir gefaͤllt.
Dein Knecht / dein Wort gern hoͤret und auch haͤlt.
Ach! ſchreib es du mir ſelbſt in die Gedanken /
und laß mich nicht aus dem Gehorſam wanken.
Hoͤr dañ auch an / was ich dir klag und ſag.
Erhoͤr! daß ich von dir auch ſagen mag:
man pfleg vor dir nicht lang betruͤbt zu ſtehen;
man pfleg von dir begabt hinweg zu gehen.
Diß Beth El du mir mach zum Bethlehem
(y)Brodhaus.
(y)
daß ich dein Huͤlf / die Brode / mit mir nehm
aus deinem Haus. Wolſt mir den Hunger ſtillen /
du reicher HErꝛ / und meine Bitt erfuͤllen.
Ach! eine Gab vor andern ich begehr:
gib deinen Geiſt / der dir mich dienen lehr.
Jch65Kirch-Eintritt.
Jch frage nichts nach Erden Sachen allen.
Hab ich nur GOtt: das andre wird zufallen.
Doch bitt ich dich weil alles deine Gab:
die Notturft gib / daß ich zu leben hab.
Laß deine Erd mich ſpeißen hier und nehren.
Mein Vorſatz waͤr / nur preiſen dich und ehren.
So geh ich reich / der ich kam leer / davon.
Mich macht getroſt mein Bruder / der dein Sohn.
Er wird bei dir / was gut iſt / mir ausbitten.
Er ſelbſt / er wird mit Geiſt mich uͤberſchuͤtten.
Wie lieblich iſts auf Erd in deinem Haus.
Wie ſchoͤn dan wirds im Himmel ſehen aus.
Nun du wirſt mich dorthin auch heißen kommen.
O ſeligs wohnen in den Haus der Frommen!
Amen!

* 3 * Erfuͤll / am Sonntag und in der Kirche / die Erſte Vatter - Unſer-Bitte / Um Heiligung Boͤttliches Namens.

WAS wir / in der Erſten Bitte des himliſchen Gebet Muſters / taͤg - lich bitten / das koͤnnen und ſollen wir erfuͤllen / am Sonntag / oder wan wir zur Kirche gehen. Weil der Tag von GOtt geheiligt / und der Ort Gottes Heiligtum iſt / ſo ſagen wir billigEam66Heiligungam Sonntag und beim Kirch-Eintritt / was wir ſo oft ſagen: Geheiligt werde dein Name!

2 Das Wort Heiligkeit / heißet ſoviel / als die hoͤchſte reine Unſchuld und Gerech - tigkeit: und hat dieſen Namen von Heil / weil an ihr die hoͤchſte vollkommene See - ligkeit hanget. Dieſe Heiligkeit iſt allein in GOtt / und in ſeinen Engeln / denen er ſolche aus Gnaden mitgetheilet: darum wohnet er / mit ihnen im Himmel / in der Seeligkeit. Er wohnet im Heiligtum des Himmels /(z)Eſa. 57. v. 5. und Heiligkeit iſt die Zierde ſeines Hauſes ewiglich. (a)Pſal. 93. v. 5.

3 GOtt allein / iſt von ſich ſelbſt hei - lig: darum gebuͤhret ihm auch allein die Ehre. Wir Unheilige / koͤnnen nicht hei - ligen den Namen des Heiligen: wir hei - ligen ihn aber / wann wir ſeine Heiligkeit ehren und preiſen. Diß thun ſeine Mil - lionen Engel im Himmel / die ihme ohn un - terlaß das Dreimal-Heilig ſingen. (b)Eſa. 6. v. 3.

4 Dieſes will er nun gleichfalls / von ſeinen Kindern auf Erden / haben. Wir koͤnnen ihm auch ſonſt nichts geben / als Ehre. Er hat keines Guts vonnoͤten / und gibt ſelber alles allen: dafuͤr ſollen wir ihm nur eines / die Ehre / wieder geben. Erhat /67Goͤttliches Namens. hat / dem Adam / alle Baͤume in Paradeis uͤberlaſſen: nur einen / den verbotnen Er - kentnis-Baum / der ihre Ehrfurcht pruͤfen ſolte / hat er ausbehalten.

5 Weil GOtt alles hat / auch allen al - les gibet / ſo ehren wir ihn auch damit / wann wir alles bei ihm ſuchen / von ihm er - warten / und ihm darum danken. Ach ja! Alles komt allein von GOtt: ohn ihn ha - ben / wiſſen und koͤnnen wir nichtes. So iſt dann GOtt alles / und wir ſind nichtes. Nichts iſt unſer eigen / als unſre Suͤnde. GOtt iſt allein heilig: und wir alle ſind Suͤnder. So heiligen wir dañ Gottes Namen am Sonntag und in der Kirche / wann wir ihm unſer Gebet opfern.

6 Weil GOtt heilig iſt / ſo will er gleichfalls heilige Kinder haben / an de - nen ſein Ebenbild erſcheine. Er hat auch den Menſchen nach Gottes Bild / d. i. hei - lig / erſchaffen. Dieſe Heiligkeit gieng verlohren / durch die leidige Suͤnde. Dar - um befihlet der im Himmel creirte Do - ctor, wir ſollen anziehen den Neuen Men - ſchen der nach GOtt geſchaffen iſt / in rechtſchaffener Gerechtigkeit und Heilig - keit. (c)1. Theſſ. 4. v. 3. 4.Jm Herzen / muß das Bild Got - tes wieder aufgerichtet werden.

E ij11 Hier -68Heiligung

7 Hiermit nun heiligen wir den Na - men Gottes / und ziehen ihm Ehre zu / wan wir dahin trachten / daß er / gleichwie im Himmel / alſo auf Erden heilige Kinder habe. Dann unartige Kinder ſind ihres Vatters Verdruß und Schande. Wol - len wir aber heilige Kinder Gottes / und nicht ſeine Schandflecken ſeyn / ſo muͤßen wir ihme nachahmen / ſeine Guͤte und Ge - rechtigkeit / die Demut / Sanftmut und Gedult JEſu Chriſti / und andere Goͤtt - liche Eigenſchaften / an uns nehmen / unſchuldig und unſtraͤfflich leben.

8 Weil unſer himliſcher Bet Lehr - meiſter uns dieſe Bitte fuͤrgeſprochen / und nachzuſprechen befohlen hat / ſo muß es ja bei uns an Heiligung Goͤttliches Namens manglen. Ach! freilich wird GOtt von uns taͤglich gelaͤſtert / und ſein Name entheiligt. Wir befleißen uns ja wenig / Gottes heilige Kinder zu ſeyn / und ſein Ebenbild an uns zu erneuren. Wir ge - ben auch GOTT nicht die Ehre unſrer Vorſorg - und Erhaltung / bitten ihn nicht um ſeine Gaben / und danken ihm nicht da - fuͤr / wie wir ſollen.

9 Die leidige Hohfart / die den Luci - fer zum Teufel / und Adam zum Suͤnder gemacht / dieſe iſt es / die den Namen Got -tes69Goͤttliches Namens. tes immer laͤſtert / und alle Suͤnden gebie - ret. Adam und Lucifer / wolten ſich ne - ben GOtt ſetzen. Dieſes thun noch im - mer diejenige / die mit den von GOtt ver - liehenen Gaben / mit Ehre und Reichtum / mit Kunſt und Wiſſenſchaft prangen und pralen / ſolche fuͤr ihr eigen achten / GOtt nicht darum bitten / loben und danken. Solche nehmen GOtt ſeine Ehre / und ge - ben ſie ihnen ſelber. Sie ſind Kinder / nicht Gottes / ſondern des Satans: deme ſie nacharten / indem ſie viel von ſich ſelbſt halten / und etwas ſeyn wollen / um Nich - tes / wie er / zu werden.

10 Damit nun GOtt / (ſchreibet ein vornehmer Gottes Lehrer) wegen dieſer Entheiligung ſeines Namens / nicht zu ſehr zuͤrne und uns im Grimm ſtraffe / ſo hat ſein Sohn uns dieſe Bitte vor allen andern gelehret: in welcher wir unſere Unheiligkeit bekennen / unſere Gebet - Traͤgheit und Hohfart ihm abbitten / und um Beiſtand zur Heiligung bitten: dañ / weil wir von uns ſelber / wegen der leidi - gen Suͤnd-Verderbnis / zu allem Guten unfaͤhig ſind / ſo haben wir / gleichwie alles alſo auch die Heiligung ſeines Namens bei GOttzu ſuchen.

11 Weil der Sohn Gottes ſelber unsE iijalſo70Heiligung Goͤttliches Namens. alſo beten gelehrt / ſo iſt das Gebet mehr ſein / als unſer. So will und wird er es dann gewißlich erhoͤren / wañ es ernſtlich zu GOtt abgehet. Und deſſen hat man / bei allen dieſen Bitten / ſich unfehlbar zu getroͤſten.

12 So trage dann ein andaͤchtiger Kirchgaͤnger / entweder am Sonntag zu Haus / oder in der Kirche / wann er zur Thuͤr eingegangen / (wie man einem an - kommenden Welt Herꝛn thut) die Schluͤſ - ſel zum Thor oder der Thuͤr ſeines Her - zens / GOtt entgegen / und bitte um den Heil. Geiſt / daß der da hinein gehen wolle: damit er / nicht allein Gottes Namen in ſeinem Heiligtum heiligen / ſondern auch ſelbſt Gottes Haus werden / und deſſen Tempel und Heiligtum aus der Kirche nach Haus wiederkehren moͤge.

13 Jn ſolcher Andacht kan er / entwe - der in der Kirche leſen / oder nach verrich - tem offentlichen Gottesdienſt am Sonn - tag zu Haus folgender maſſen abſingen.

Die71Die Erſte Vatter Unſer-Bitte.

* 4 * Die Erſte Bitte Des Vatter Unſer-Gebets.

CANTUS.

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E iiij72Die Erſte
[figure]
1 VAtter /
(d)Kan auch ſonſt geſungen werden nach der Weiſe: Damon gieng in tiefen Sinnen. Oder: Corydon der gieng betruͤbet.
(d) unſer hier auf Erden / der du dort im Himmel biſt!
Dein Sohn unſer Bruder iſt.
Hoͤr / laß uns erhoͤret werden.
Gib / wir bitten dich durch ihn.
Unſre Schuld laß ſeyn verziehn.
2 Dein iſt Heiligkeit und Ehre.
Ehre heiſcht / wer Heilig iſt.
Unſer Mund dich Lob-begruͤſt /
wie die Stim̃ der Engel Choͤre:
Heilig / Heilig / Heilig heiſt
GOTT / der Vatter / Sohn und Geiſt.
3 Nach dir wir / in deinem Namen / ſind genennet und getauft /
Du haſt uns auch theur erkauft.
Deine Kinder wir / dem Samen /
wie Du / Heilig ſollen ſeyn.
Druͤck dein Ebenbild uns ein.
4 Menſchen ſind wir / Suͤnd-verderbet.
Adams Hohfart-Gift / der ſich
wolte ſetzen neben dich /
haben wir von ihm geerbet. Was73Vatter Unſer-Bitte.
Was traumt uns vom Heilig-ſeyn?
Es iſt alles dein allein.
5 Werden wir nicht Satans-Kinder /
wañ wir rauben dir die Ehr?
Alſo fiele Lucifer.
Stolz gebieret alle Suͤnder.
Dieſer Heilig wird erkennt /
der ſich nichts / dich Alles / nennt.
6 Geh mit uns nicht ins Gerichte.
Taͤglich Aufruhr hebet ſich
in dem Herzen / wider dich.
Dein Erkentnis / uns vernichte.
Heiligkeit / iſt Himmels Zier:
Heil-los iſt die Erde hier.
7 Heiſcheſt du doch nichts / als Ehre:
nichts man ſonſt dir geben kan.
Nim̃ das deine von uns an /
wie vom Heil’gen Himmels Heere.
Weil du unſer Vatter biſt /
deine Ehr auch unſer iſt.
8 Ligt die unſre an der Deinen:
gib / daß wir ſie geben dir. Heilig ſey dein Name hier!
bis wir dort auch rein erſcheinen /
und ſelbſt heilig ohne Zeit
preiſen deine Heiligkeit. Amen!
E vGebet /74Gebet um Goͤttliche

* 5 * Gebet um Boͤttliche Namens - Heiligung.

HEiliger HERR und himliſcher Vatter! hier ſtehe ich vor dir in deinem Heiligtum / und bitte dich um Heiligkeit / und um die Gabe / deinen Namen iezt und allezeit mit Wor - ten und Werken recht zu heiligen. Du gabeſt ſie deinen heiligen Engeln / die dich im Himmel immer loben und preiſen.

Du gabeſt ſie auch meinem irdiſchen Vatter / dem erſten Menſchen: aber er hat ſie durch Hohfart verlohren. Jch empfienge ſie ja wieder / im Bade der Wi - dergeburt / durch das Blut deines Sohns und durch den H. Geiſt: aber ich verliere ſie taͤglich wieder / durch die Suͤnde / ach durch die unſeelige Suͤnde.

Heiliger Vatter! gleichwie ich taͤg - lich deinen Namen entheilige / alſo vergib du mir auch taͤglich / um JEſu Chriſti wil - len. Heilige und erneure mich auch taͤg - lich / zu deinem Ebenbilde / durch deinen H. Geiſt: daß ich dein heiliges Kind ſei /und75Namens-Heiligung. und ewig bei dir in deinem himliſchen Heiligtum bleiben und leben moͤge.

Mein Glaube nimmet hiermit das heilige Opfer-Blut des Lammes JE - ſu Chriſti / und heiligt / durch deſſen An - ſprengung / den Raͤucher-Altar meines Herzens: auf daß mein Gebet-Rauch - werk zu GOtt wolgefaͤllig aufſteige. Jch bitte auch / daß mein Heiland / als der rech - te Hohprieſter / mit dem Gnaden-Oel ſei - nes H. Geiſtes / den Tabernakel meines Herzens ſalben / weihen und heiligen wol - le: damit ſeine Heiligkeit luſt habe / dar - iñ zu wohnen.

Und dieſer dein Geiſt / O GOtt / trei - be und werfe hinaus / aus meinem Herzen / die ſchaͤndliche Hohfart / die dir deine Eh - re raubet / und laſſe nichtes darinn / was dir zuwider iſt. Jch werde deinen Na - men heiligen / wann ich dich recht erkennen lerne / deiner Warheit glaube / an deine Allmacht mich halte / deiner Guͤte und Treue vertraue / deine Gerechtigkeit fuͤrch - te / deinem Wort gehorche / dich in Noͤten anruffe / fuͤr deine Wolthaten dir danke / dich lobe und preiſe. Alſo werde ich / hier dein liebes Kind / und dort im Himmel dein Erbe ſeyn / und das Amt der heiligen Engel ewig mit-verrichten. Hilf mir hier -zu /76Vom Lob Gottes. zu / ô heiliger Vatter / durch deinen Sohn und Geiſt. Amen.

* 6 * Vom Lob Bottes / am Sonntag.

ES iſt ein Stuck Goͤttlicher Na - mens Heiligung / wann man / wie die Engel im Himmel immer thun / Gott ehret u. preiſet. Wañ ſoll aber dieſes geſchehen / wann es nicht am Sonntag geſchihet? Leute / die etwas zu thun haben / nehmen ihnen je die Wo - che uͤber wenig Zeit dazu. Warum aber ſol diß edle Thun ganz unterlaſſen werden? Was iſt ruͤhmlicher / als etwas auf Erden thun / daß die Engel im Himmel verrich - ten? Und wir ehren ja uns ſelber / wann wir den verehren / der der allerhoͤchſte und zugleich unſer Vatter iſt.

15 Wie achtet es ihme mancher fuͤr die groͤſte Ehre / wann er einem großen Po - tentaten eine Lobſchrift uͤbergeben darf: zumal weil er weiß / daß es nicht leer ab - gehet / und ein Geſchenke dafuͤr folgen wird / auch wol ſonſt viel Gnade und Befoͤrde - rung. Ach! wer iſt groͤßer / wer reicher /wer77Vom Lob Gottes. wer mildgebiger / als der Koͤnig aller Koͤ - nige / der alles und allen gibet?

16 Und iſt es nicht er allein / der uns die ganze Woche ernehret und durch ſeine H. Engel fuͤr Unfall beſchirmet / der uns / zu unſrem Beruff und Leben / Geiſt und Re - gierung gibet / der uns Huͤlfe und Beiſtand leiſtet? Solte er dann um uns nicht ver - dienen / daß wir ihn am Sonntag loben und preiſen / und fuͤr ſeine Wolthaten / fuͤr den Engel-Schutz / ihm herzlich danken? Haben nicht die Heiden gewuſt / daß / wer dem Wolthaͤter danket / ihn zu neuen Wol - thaten bewege.

17 Und wen die Ehre und der Nutze hierzu nicht anhalten kan / der ſol wiſſen / daß ihn die Notwendigkeit hierzu verbin - de. Wer eine gluͤckhafte Woche haben will / der ehre GOtt am Sonntag / und dan - ke ihm fuͤr die vergangene Woche: einge - denk / daß auch er dank heiſchet von denen / die er bewolthaͤtigt / und den Undank nicht anders als uͤbel zu ver - merken pfleget.

Lob -78LobGeſang

* 7 * Lobgeſang Gottes des Vatters.

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79Gottes des Vatters.
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JCH will meinen Schoͤpfer loben /
meinen GOtt und Vatter droben:
ihm gebuͤhret Lob und Ehre.
Duͤnkt mich doch / ich hoͤre ſingen /
und ihm tauſend Lieder bringen /
Himmel deine Engel-Choͤre.
Solt man diß nicht thun auf Erden?
Ach ja / ich will Engliſch werden /Gottes80LobGeſang
Gottes Ruhm-Poſaune ſeyn.
Gottes Geiſt! weiß mir die Weiſen:
wolſt mir Odem blaſen ein.
Jch wil meinen Schoͤpſer preiſen.
2 Ewigs Seyn / ſelbſtaͤndigs Leben!
Ach! wer kan von dir anheben /
da dein Anfang nicht zu finden?
Jch / ein Troͤpflein / muß im ruͤhren
mich in dieſes Meer verlieren /
kan den Abgrund nicht ergruͤnden.
Ei ſo will ich in dich ſinken /
ewigs Weſen aus dir trinken /
immer ſeyn in deinem Seyn /
und in dir unſterblich heiſen.
Leben! ach! du biſt ja mein. Ewiger! ich will dich preiſen.
3 Großer Urbrunn aller Sachen!
Es iſt deiner Allmacht Machen /
dieſe Welt / aus dir gefloſſen.
Millionen Engel gehen /
Dir zu Dienſt / und vor dir ſtehen.
Und du haſt zur Hoͤll verſtoſſen /
die ſich wider dich entpoͤret.
Mir / weil du ſie haſt verſtoͤret / ſchadt kein Teufel nicht / wie dir:
deine Engel mich umkreiſen.
Meine Seel ſol fuͤr und fuͤr.
Dich unuͤberwindlich preiſen.
4 Dort den Himmel den man ſchauet /
haſt du dir zum Thron gebauet:
und zum Schaͤmel deiner Fuͤße
dieſes Rund von Meer und Erde.
Die Geſchoͤpf hier / deine Heerde /trinken81Gottes des Vatters.
trinken deiner Gnaden Fluͤße /
und dein Land iſt ihre Weide.
Es wird / auf ſo breiten Heyde /
auch fuͤr mich ein Graͤslein ſtehn.
Du wirſt mich / dein Schaͤflein / ſpeiſen /
und in wolle laſſen gehn /
Jch wil dich / Erhalter / preiſen.
5 Unter den Geſchoͤpfen allen /
hat der Menſch dir wol gefallen /
ihm dein Goͤttlichs Bild zu geben.
Du haſt ihm / aus Erd gedrehet /
deinen Odem eingewehet:
daß er ſoll unſterblich leben.
Unſer Vatter! ach der Ehre!
Du haſt / daß dein Gut uns nehre /
uns die Erde eingethan /
und den Himmel dort verheiſen.
Dich wir kindlich ſprechen an.
Jch wil dich / ô Vatter / preiſen.
6 Dieſes biſt du erſt recht worden /
da in unſern Menſchen-Orden
deinen Sohn du treten ließeſt.
Uns du / da du ihn gegeben
in den Tod fuͤr unſer Leben /
deine große Liebe wieſeſt.
Der diß hoͤchſte Gut mir gabe /
wird das kleine / Erden-Haabe /
mir auf Erd verſagen nicht.
GOtt du wirſt dich mir auch weiſen /
wie mir deine Huld verſpricht.
Jch wil deine Liebe preiſen.
7 Du biſt gnaͤdig / weil du liebeſt /
gibeſt Gutes und vergibeſt /
wanwir deinen Zorn verdienen. FDei -82LobGeſang
Deine Langmut uͤberſihet:
laͤſſet / wañ uns Straffe bluͤhet / ſich durch deinen Sohn verſuͤhnen.
Guter GOtt! ohn dein Erbarmen /
waͤren wir die aͤrmſte Armen.
Ach! du wolleſt gegen mir /
der du allzeit hießeſt / heißen.
Aller Troſt flieſt mir von dir.
Jch wil deine Guͤte preiſen.
8 Worte / Zeugen deiner Liebe /
deines Geiſtes Finger ſchriebe:
Felſen ſind ſie / die nicht wanken.
Welt und Hoͤll vor dir verſtumme!
Die Vernunft / die blinde thume /
muß nicht mit dem Glauben zanken.
Wahr iſt / wahrer GOtt / dein Sprechen.
Deine Treu wirſt du nicht brechen:
wer dir traut / der hat gebaut /
nicht auf falſches Eis / auf Eiſen.
Hoffnung deine Wunder ſchaut.
Jch wil deine Warheit preiſen.
9 Deine Haͤnde alles regen.
Dein Aug ſihet allerwegen.
Deine Ohren alles hoͤren.
Dir ſind moͤglich alle Sachen:
deine Macht kan alles machen.
Alles voll / iſt deiner Ehren.
Solt ich dañ / mein Onmacht-kraͤnken /
nicht in dich den All Brunn ſenken? ſolt er fließen nicht auf mich?
Wolleſt maͤchtig dich erweiſen.
Alles ich vermag / durch dich.
Jch wil deine Allmacht preiſen.
10 Die Natur und Welt-Geſchichte /
taͤglich tauſend Lobgedichteop -83Gottes des Vatters.
opfert dir / dem Weißheit-Brunnen.
Die Geſchoͤpfe / deine Proben /
ihren weißen Meiſter loben.
Alles kommt von dir geronnen.
Du weiſt Wege mir zu weiſen /
wann ich muß in Noͤten reiſen.
Zu der Quell komm ich / zu dir.
Du kanſt recht mich unterweiſen.
Welt nur Pfuͤtzen zeiget mir.
Jch wil deine Weißheit preiſen.
11 GOtt! du biſt auch der Gerechte: ſtraffeſt hart die boͤſe Knechte /
und belohneſt die dir dienen.
Ach! mich nicht mit Grimm belade /
Richter! laß mir / deine Gnade /
deinen ſtrengen Zorn verſuͤhnen.
Muß mich Unrecht hier vernichten:
Du wirſt meine Feinde richten.
Deine hoͤchſte Majeſtet
wird ſich einſt dem Satan weiſen /
der dir ietzund wiederſteht.
Jch wil dein Gerichte preiſen.
12 Kenne mich / der ich dich kenne.
Du mein Urſprung / ich entbrenne /
ach! in dich zu widerkehren.
Wolſt dein Bild in uns verneuen:
daß wir / dir gleich / heilig ſeyen.
Dein Geiſt in mir wolle mehren /
was die Tauf hat angefangen.
Meinen Geiſt mach himliſch prangen:
deine Luſt zu ſehn an mir.
Vatter / ich wil mich befleißen /
wann ich habe Kraft von dir /
daß dich moͤg mein Leben preiſen.
F ij13 Solt84LobGeſang
13 Solt mich / auſer dir / was laben?
Hoͤchſtes Gut! dich will ich haben.
Du biſt alles / was man liebet.
Deines iſt ein ſeligs Leben:
und das wilſt du mir auch geben /
wann mich / diß hier / ſatt betruͤbet.
Jn dein ſchoͤnes Haus der Frommen /
Vatter / laß ja bald mich kommen /
von der ſchnoͤden Suͤnder-Bahn:
da die Freud wird ewig heißen.
Nimm dis ſchwache Lallen an:
Dort will ich beredter preiſen. Amen!
* 8 * LobGeſang JESU CHRJSTJ / Des Sohns Gottes.
JCH wil
(e)Nach der Singweiſe: JEſu du mein liebſtes Leben.
(e) meiner ſelbſt vergeſſen /
JEſu / daß ich denk an dich.
Deine Gottheit hat beſeſſen
meine Seel / entzuͤndet mich.
Jch wil aus dem Leib entrinnen:
Dich / wie du unangethan
mit dem Fleiſch / zu ſchauen an.
Weicht / ihr Erdgeſinnte Sinnen!
Abgeſtorben ſei der Welt /
wer mit GOtt Geſpraͤche haͤlt.
2 Soll ich deine Ankunft lernen?
Dein hochherꝛlichs Vatterlandſihet85JEſu Chriſti. ſihet unter ſich die Sternen.
JEſu / du biſt GOtt verwandt /
GOtt von GOtt / aus GOtt gezeuget /
Sohn des Himmels / vor der Welt /
Erſt - und hoͤchſtgeborner Held:
gleichwie / wann die Sonn aufſteiget /
tritt ihr Schein gleich mit empor /
lauft ihr weder nach noch vor.
3 Ob ich nicht verſteh dein Weſen:
doch ſo laͤſſet / wer du biſt /
dein warhaftes Wort mich leſen.
GOtt muſt fagen / wer er iſt. Ewigkeit hat dich gebohren.
Deine Zeit heiſt Ewigkeit.
JEſus geſtern / JEſus heut /
bleibt mir ewig unverlohren.
Sterb ich / ſtirbt mir alles hier:
bleibt und lebt mein JEſus mir.
4 GOtt dein Vatter / Sohn dich nennet.
Sohn! du nenneſt Vatter ihn.
Auch der Satan dich bekennet:
ob es quaͤlet ſeinen fiñ.
Deines Vatters große Boten / ſagten eben diß von dir.
Jn den Ohren ſchallen mir
ach! die Engel-Saͤnger-Noten: Gottes Sohn wird euer heut / ſeit ohn Furcht / ihr Menſchen Leut!
5 Ja du wurdeſt hier auf Erden /
was du warſt im Himmel dort:
und ein Menſchen Sohn muſt werden
Gottes Sohn nach ſeinem Wort.
Gottes Bild warſt du dort oben:
wardſt auf Erd ein Menſchen-Bild /F iijhaſt86LobGeſang
haſt in mich dich eingehuͤllt /
haſt die Menſchheit hoch erhoben.
Eine Mutter ſuchtſt du hier /
brachteſt deinen Vatter mir.
6. Mein Verſtand iſt blind / zu ſehen /
er kan deine Goͤttlichheit
nicht ſo / wie er wuͤnſcht / verſtehen / ſpart es in die Ewigkeit.
Unterdeſſen glaub ich feſte /
daß mein Fleiſch iſt Gottes Kleid /
bleibet von ihm ungezweit.
Dieſer Troſt mich ewig troͤſte:
JEſus geſtern / JEſus heut /
vor und in und nach der Zeit.
7 Ruͤhmen will ich / nicht ergruͤnden /
diß Geheimnis Wunder-voll.
Dort im Himmel werd ich finden /
was ich hier nicht ſuchen ſoll.
JEſu / GOtt! von dir ausgehet /
wie vom Vatter / Gottes Geiſt /
der die Seelen Gnade ſpeiſt.
Meine Seele dich anflehet:
wolſt ihn ſenden auch zu mir;
daß ich wuͤrdig ſing von dir.
8 Durch dich / Jeſu / ward erſchaffen
alles was erſchaffen iſt.
Haͤnd und Augen noch nit ſchlaffen.
Weſſen du ein Schoͤpfer biſt /
dein Geſchoͤpfe / du regireſt:
du erhaͤltſt und haͤlteſt Wacht.
Du biſt unſre Lebens-Macht /
aus dem Tode du uns fuͤhreſt. Durch87JEſu Chriſti.
Durch dich leb ich und in dir:
Laß dann dir mich leben hier.
9 Darf ich Erde vor dir reden /
und vor deiner Majeſtet?
Ach! ein Knecht ja ohn Erbloͤden
nie vor ſeinem Herren ſteht.
Hoͤchſter Herꝛſcher aller Dinge!
hilf / daß ich d ein treuer Knecht
diene dir / dich fuͤrchte recht.
Ach! auch / wie du kanſt / bezwinge
dein - und meiner Feinde Pracht:
Dein iſt Herꝛſchaft / Reich und Macht.
10 Alle Macht iſt dir gegeben.
Gottes Allmacht wohnt in dir.
Du kanſt ſtuͤrzen / du kanſt heben.
Ach! laß maͤchtig ſeyn in mir
deine Allkraft in mir Schwachen.
JEſu / ſei mein Helfer-Freund /
wann mir nicht zu helfen ſcheint.
Kan ich nicht / du kanſt’s wol machen.
GOtt ſind moͤglich alle Ding /
ob ſchon ich mit Onmacht ring.
11 JEſu / GOtt! du biſt zugegen /
uͤberall und allezeit.
Du biſt mit auf meinen Wegen / ſihſt mein Elend und mein Leid /
kanſt und wilſt es aͤndern / enden.
Du / du hilfſt auch / was ich ſol /
mir verrichten recht und wol.
Alles ſteht in deinen Haͤnden.
Gib / daß ich recht denk und thu:
dann du ſihſt und hoͤreſt zu.
12 Sihſt du alles allerwegen
ey ſo weiſt du alles auch. F iiijHuͤlfe88LobGeſang.
Huͤlfe ſchickſt du / Troſt und Segen /
wunderſam nach deinem Brauch.
JEſu / aller Weißheit Quelle!
um ein Baͤchlein bitt ich dich /
das du gießen wolſt in mich.
JEſu / komm / ſei mein Geſelle /
der du aller Orten biſt: ſchau mein Herz dir offen iſt.
13 Zwar / ich Suͤnder darf nicht laden /
dich die Heiligkeit / zu mir.
Doch / du Brunn / du kanſt mich baden.
Was mich reinigt / flieſt von dir.
Unſchuld quillet nicht auf Erden.
Mein Herz iſt ein Suͤnden-Born / ſeuft ſich ſtets voll Gottes Zorn.
Nur durch dich kan heilig werden /
JEſu wer es wuͤnſcht zu ſeyn.
Ach! ſo komm / und ſchaff mich rein.
14 Deine Warheit laß ich reden.
Dein Verſprechen fuͤr mich ſpricht /
wann mich Noht und Tod befehden.
Gottes Mund kan luͤgen nicht: ſein Verheißen und ſein Dreuen /
es muß beides werden wahr.
Laß mich meiden die Gefahr /
und mich deiner Zuſag freuen.
Laß auch dir mich folgen nach /
nur von Warheit halten Sprach.
15 Adam hat uns aufgeladen /
Gottes Zorn und alle Noht.
JEſu / Brunn der Gottes-Gnaden!
du erſeufſt uns Hoͤll und Tod.
Durch dich / und um deinet willen /
will GOtt ewig gnaͤdig ſeyn. alle89JEſu Chriſti.
alle Gaben ſchenken ein /
uns mit ſeinen Guͤtern fuͤllen.
Unſers Dienſtes Armut hier /
nimt er guͤltig an dafuͤr.
16. Ach! der Gnad / und ach der Liebe!
als die Menſchheit war verflucht /
haſt du ſie / aus eignem Triebe /
in dem Jammertal geſucht /
uns GOtt wider zugefuͤhret.
JEſu / Lieb! entzuͤnde mich:
daß ich wieder liebe dich.
Laß mich auch / wie ſich’s gebuͤhret /
lieben den / der neben mir /
wird geliebt von GOtt und dir.
17 JEſu / ſelber Gottes Guͤte!
du haſt uns Gott gut gemacht.
Lieb-entbrannt iſt / ſein Gemuͤte /
und auf unſer Heil bedacht.
Er nun Vatter / nennt uns Kinder /
weil wir deine Bruͤder ſeind.
GOtt iſt nimmer unſer Feind /
und vertraͤgt uns arme Suͤnder.
GOtt! mach deine Langmut mein:
andren auch ſo gut ſeyn.
18 Guter JEſu! hier du ſchoneſt:
dorten du mit Hoͤllen-Pein /
den Veraͤchtern ewig lohneſt /
wirſt ein ſtrenger Kichter ſeyn.
Ach! ſo laß mich Suͤnde meiden:
daß / den Anwalt meiner Sach /
ich mir nicht zum Richter mach.
Plagt man mich: ich will es leiden /
dir die Rache nehmen nicht /
und erwarten dein Gericht.
F v19 JEſu!90LobGeſang.
19 JEſu! hier du laͤſſeſt plagen
deine Lieben von der Welt:
dort du / ewigs Freud behagen /
ihnen gibſt zum Widergelt.
Dorthin haſt auch du / durch Leiden /
deine Menſchheit eingefuͤhrt / ſie mit Sonnenglanz geziert.
Jmmer her / was nicht zu meiden!
Jch wil / ſoviel Centner Freud /
kaufen um ein Quintlein Leid.
20 Jch bin ganz in dich entzuͤcket /
JEſu / du mein hoͤchſtes Gut!
Hier das Jrdiſch / iſt zerſtuͤcket /
waͤhrt nicht lang / macht kurzen Muht.
Schein es iſt: du biſt die Sonne.
Baͤchlein ſind’s: du biſt das Meer.
Ach! wer in dem Himmel waͤr!
da da wohnet Freud und Wonne.
JEſu! nun / dir leb ich hier:
daß ich ſterbend komm zu dir. Amen!

* 9 * LobGeſang Gottes des Heil. Geiſtes.

[figure]
91Gottes des H. Geiſtes.
[figure]
ODem du der Engel-Floͤten /
Gottes heil’ger Lob-Trompeten /
in der Himmels-Saͤngerei!
Laß auch meinen Mund / auf Erden /deine92LobGeſang
deine Ruhm-Poſaune werden.
Dieſer Orgel Wind verleih:
daß dich moͤgen alle Roͤhren /
von dir angeblaſen / ehren.
2 Geiſt / den Sohn und Vatter wehet /
der da GOtt von GOtt ausgehet
und mit ihm Drei Einig iſt /
Raht der Gottheit / ewigs weben!
du biſt aller Dinge leben.
Aller Seelen Seel du biſt.
Ach! beleb auch hier die meine:
daß mein Geiſt ſei auch der deine.
3 Als ein Seyn zu ſeyn an fienge /
der vermengte Ball der Dinge: ſchwebteſt du auf deiner Brut /
wie die Taube auf dem Eye /
machteſt / daß GOtt wonhaft ſeye
hier / wo tobt des Satans Wut.
Jn des Menſchen Fleiſches-Hoͤle /
blieſeſt du die Himmel-Seele.
4 Als der Satan uns vergiftet /
Suͤnd und Tod auf Erd geſtiftet /
bliebeſt du der Seelen Troſt.
Du haſt / daß von GOtt ſie ſchrieben /
heil’ge Maͤnner angetrieben /
labeſt uns mit dieſer Koſt.
Du ſelbſt predigſt in den Herzen / ſtillſt die Noht - und Suͤnden-Schmerzen.
5 Als GOtt wolt / uns zu entquaͤlen /
mit der Menſchheit ſich vermaͤhlen:
fuͤrteſt du ihm zu die Braut.
Jn dem auserwehlten Weibe /
in dem keuſchen Jungfrau-Leibe /
haſt du dieſes Paar getraut. Thu93Gottes des H. Geiſtes.
Thu es auch in meiner Seele /
meinem JEſu mich vermaͤhle.
6 Als er unſre Tauf einweihte /
und den alten Bund verneute /
fuhreſt du herab auf ihn /
in Geſtalt von einer Taube.
Diß geſchicht auch / wie ich glaube /
wann wir in der Tauf anziehn
JEſum / unſer Kleid der Ehren.
Er macht dich bei uns einkehren.
7 Wind und Feuer blieſ und floſſe /
als ſich deine Kraft ergoſſe
auf die erſte Chriſt Gemein.
Auch mich / mein Favon /
(f)Weſtwind.
(f) anwehe:
daß mein Glaub in Flammen ſtehe /
daß er geb der Liebe Schein.
Mache durch dein Feuer-taufen /
Andacht ſtroͤme von mir laufen.
8 Brunn des Liechtes / Weißheit-Quelle /
die vom Sions-Berg rinnt helle /
und durch Salems Auen rennt!
hier will ich mich trinken trunken /
leſchen meinen Durſt mit Funken /
der ſonſt keinen Kunſt Brunn kennt.
Mein Geiſt brennen wird und ſtrahlen /
wirſt du ihn mein Phoͤbus /
(g)der Sonne Glanz.
(g) mahlen.
9 Geiſt der Warheit /
(h)Joh. 16. v. 13.
(h) du lehrſt gehen /
kluͤglich guten Weg verſtehen.
Dir ſei diß mein Herz verwandt /
als dein Tempel / da du lehreſt /
meine Seel mit Tugend nehreſt
und ſie ſpeiſeſt mit Verſtand.
(i)Eſa. 11. v. 12.
(i)Sei94LobGeſang
Sei auch aller Lehrer Lehrer /
und bekehr durch ſie die Hoͤrer.
10 Treuſter Freund und Raht der Herzen /
Beiſtand in den Suͤndenſchmerzen /
Troͤſter / wann die Hoͤll anficht!
Bringe / nach den Suͤndflut-guͤſſen;
in die Arche mein Gewiſſen /
Oel Laub das mir Fried verſpricht.
Sei du meines Herzens Freude /
wann ich leben muß in Leide.
11 Geiſt der Staͤrcke / Staͤrck der Geiſter!
mach mich meiner Feinde Meiſter.
JEſus iſt ja mein Panier.
Sie ſind Koͤrnlein / dir dem Berge.
Dieſe Maden / dieſe Zwerge /
Rieſe! jag von dir und mir.
Lehre mich dein Wort-Schwerd wetzen /
mit dem Glaubens Schild verſetzen.
12 Meinen GOtt lehrſt du mich kennen /
ihn von Herzen Vatter nennen.
Solt ſein Kind ich heißen nicht /
da ſein Geiſt ſelbſt in mir redet /
meinen ſchwachen Geiſt entbloͤdet?
Leuchtend wird mein Glaubens-Liecht /
wann diß Gnaden-Oel es nehret /
immer fließend unverzehret.
13 Meinen GOtt ich fuͤrchten lerne:
Er iſt ja von mir nicht ferne /
wann ſein Geiſt iſt Herzens Gaſt.
Suͤnden Thun muß ich vermeiden: ſonſt wuͤrd ich ihn machen ſcheiden.
Heiligkeit die Boßheit haſſt.
Heilger Geiſt! gib heiligs Wallen:
daß ich moͤge GOtt gefallen.
14 Got -95Gottes des H. Geiſtes.
14 Gottes-Feuer! meine Seele
dir zum Weihrauchfaß erwehle /
mach aufrauchen mein Gebet.
(k)Zach. 13. v. 7.
(k)
Jch weiß nicht / was ich ſol bitten.
Seufzer wolſt fuͤr mich ausſchuͤtten.
Durch dich ich beredter red.
Alſo dein iſt / mein Begehren:
GOtt ſich ſelber wird erhoͤren.
15 Dieſe deine Sieben Gaben /
Geiſt der Gottheit / laß mich laben: ſei mir alles / was du biſt.
Laß mich deinen Tempel heißen.
Dieſen Dank / mein armes Preiſen /
nimm von mir / wie ſchlecht es iſt:
bis ich einmal werde droben /
hoͤchſter Freund / dich Engliſch loben.
16 Wolſt indeſſen mir / O Leben /
deine Tauben-Fluͤgel geben:
daß ich JEſu fliege zu /
und in dieſes Felſen Ritzen
moͤg fuͤr Feinden ſicher ſitzen.
da find meine Seele Ruh:
bis mich tragen dieſe Fluͤgel /
auf den hohen Sternen Huͤgel. Amen!

* 10 * Dank-Bedanken fuͤr Goͤttliche Wolthaten.

JCh erinnere mich / O Gott him̃ - liſcher Vatter / mit demuͤtigſtem Dank / deiner Vaͤtterlichen Lie - be und Treue / und unzaͤhlig -vie -96Dank-Gedankenvieler Gnad Wolthaten / die du mir die Zeit meines Lebens haſt widerfahren laſſen. Jch gedenke / daß ich vor der Zeit Nichts geweſen: du aber haſt mich zu Etwas gemacht / ja gar zu deinem Bild erſchaffen. Du haſt mich / unter ſoviel elenden / bloͤden und gebrechlichen Menſchen / im Mutter - leib / zu einem geraden uud ungebrechli - chen Menſchen gebildet / und mich / von Chriſt-Ehe - und Ehrlichen Eltern / geſund und vernuͤnftig laſſen gebohren werden.

Worzu huͤlfe mir aber das Gebohren - ſeyn / als nur zum Verlohren ſeyn / wañ ich nicht auch wiedergebohren waͤre? Jch hatte / als ein Adams Kind / dein Bild ver - lohren / und war in der Erb-Suͤnde zum Ewigen Tod empfangen worden. Aber deine Liebe hat ſich / von Ewigkeit her / uͤber mich erbarmet. Dieſe hat / durch dei - nes theuren Einigen Sohns heilige Menſchgeburt / meine Suͤndliche Geburt gereinigt. Sie hat / durch ſein mit Angſt und Marter vergoſſenes Blut / mich von allen Suͤnden abgewaſchen. Sie hat / durch ſeinen Tod / das Ewige Leben mir wieder geſchenket. Sie hat / durch ſein Verdienſt / mir armen Himmelfluͤchtigen Exulanten / die Thuͤr zum Paradeis wie - der geoͤffnet.

Dein97fuͤr Goͤttliche Wolthaten.

Dein Kind Jeſus / muſte mein Bru - der werden: damit ich wieder dein Kind wuͤrde. Und dieſer Gnade mich zu ver - ſichern / ließeſt du mir / vor ſoviel tauſend unglaubigen Juden / Tuͤrken und Heiden / das Gluͤck wiederfahren / daß ich durch das heilige Taufwaſſer Jeſum Chriſtum angezogen / den Heiligen Geiſt empfangen / und durch dieſe Blut-Dinte der Wunden meines Erloͤſers / in deinen him̃liſchen Bundbrief / und in das Buch des Lebens / wieder eingeſchrieben worden.

Als ich nacket und duͤrftig zur Welt gekommen / fande ich vor mir ein Haus voll deines Vorrahts / zum Unterhalt mei - nes Zeitlichen Lebens. Dañ du haſt / wie allen Menſchen / alſo auch mir / Feur / Luft und Waſſer erſchaffen. Du haſt mir die Erde zur Wohnung eingeraumet / durch ihre Fruͤchte mich / von Mutterleib an / Vaͤtterlich erhalten / ernehret und geklei - det. Du haſt mir / alle Leibes Notturft und meinen Reiſe-Zehrpfennig zu dieſer Jrdiſchen Wanderſchaft / zugeworfen und beſcheret. Du haſt die Sonne / auch mir zur Leuchte / an Himmel geſtellet / und dei - ne Creaturen mir zu Dienſt verordnet.

Du haſt mich / von Jugend auf / in der rechten reinen Chriſtlichen Glaubens -GLeh -98Dank-GedankenLehre / und durch dein theures wehrtes Wort zur ſeeligen Erkaͤntnis deines heili - gen Weſens und Willens / unterrichten laſſen: alſo daß ich weiß / wie ich / mit dei - ner Gnadhuͤlfe / recht glauben / Gottgefaͤl - lig leben / und ſeelig ſterben ſoll.

Du haſt mir ein ſolches Herz verliehen / das den Vorſatz und das Verlangen hat / Gott zu ehren / dem Naͤchſten zu dienen / und nicht an der Welt / noch am Jrdiſchen / durch Luſt Seuche / Geitz - und Ehrſucht zu kleben / ſondern nach dem das droben iſt / und nach Gottes Reich zu trachten.

Du haſt mich zu Jahren kommen / zu Chriſtlichen Tugenden / auch loͤblicher Kunſt und Wiſſenſchaft / erziehen laſſen / mir Verſtand / Sinne und Gedaͤchtnis ver - liehen / etwan durch mich / deinen armen unwuͤrdigen Werkzeug / Gutes gewirket / und mich tuͤchtig gemacht / dir und meinem Naͤchſten auf Erden zu dienen.

Du haſt mir wolgeneigte Obern / gute Goͤnner / Wolthaͤter und Freunde / wie auch eine liebe Lebensgehuͤlfin und Reis - geſellin / gegoͤnnet: die mir alle viel Huld und Liebe erwieſen. Du haſt auch mei - nem Leibe Geſundheit verliehen / mir Eh - re und Gut / als einen Vorſchmack der Himliſchen Guͤter / zugeworfen / und durchdei -99fuͤr Goͤttliche Wolthaten. deine himliſche Fron Geiſter / mich und das Meine / fuͤr Unfall und Nachteil bewahꝛet.

Du haſt / da du mich oft haͤtteſt in mei - nen Suͤnden uͤberfallen / und in die Hoͤlle / dariñ etwan mancher liget / der weniger als ich geſuͤndigt / ſtuͤrzen koͤnnen / meiner mit großer Langmut verſchonet. Du haſt nicht allein / welches vielen nicht wiederfah - ren / mir zur Buſſe Raum und Zeit gelaſſen / ſondern auch ſelbige / durch gute Gedan - ken / in meinem Herzen gewirket. Ach! wie oft haſt du / mich gefallenen wieder aufgerichtet / mich wiederkehrenden ver - lohrnen Sohn aufs neue angenommen / und / wie den lieben Petrus / mit Gnaden - Augen angeſehen. Du haſt mich auch fol - gends in gutem Vorſatz erhalten / und mir das Vermoͤgen gegeben / ſelbigen ins Werk zu ſetzen.

Du haſt mich / in ſo mancher Seelen - und Leibs Gefahr / wider den Teufel / und deſſen Werk Zeuge boͤſe Leute / geſchuͤtzet und behuͤtet / durch deinen Heil. Geiſt vom Boͤſen ab - zum Guten angehalten / durch deine liebe Engel aus - und einbegleitet / und nicht zugegeben / daß ich / durch die Gottloſe Welt / von dir waͤre abgefuͤhrt worden.

Haſt du ja etwan / mit Krankheit /G ijNoht100Dank GedankenNoht und Ungemach / mich heimgeſuchet / oder Schmach und Unrecht uͤber mich ver - haͤnget: ſo war es doch keine Rach Peit - ſche / ſondern nur eine Vatter Rute / da - durch von der Welt und ihren Luͤſten mich abzuziehen; die du auch bald wieder hin - gelegt / und mich mit viel verſchonen ge - richtet.

HErꝛ / mein GOtt! groß ſind deine Wun - der / und deine Gedanken / die du an uns be - weiſeſt: Dir iſt nichts gleich. Jch wil ſie ver - kuͤndigen / und davon ſagen: wiewol ſie nicht zu zehlen ſind. (l)Pſal. 40. v. 6.

Nun fuͤr dieſe und alle andere deine Gnad Wolthaten / danke ich dir demuͤtigſt / mein liebreichſter himliſcher Vatter / mit Herz und Mund: und bitte dich / du wol - leſt dir / in dieſer meiner Schwachheit / mein armes Lallen nicht misfallen laſſen / bis ich dort einmal / vor dem Thron deiner Herꝛ - lichkeit / mit allen Engeln und Auserwehl - ten / unaufhoͤrlich ſprechen werde: Amen! Lob und Ehre / und Weißheit / und Dank / und Preis / und Kraft / und Staͤrke / ſei un - ſerm GOtt / von Ewigkeit zu Ewig - keit! Amen! (m)Offenb. 7. v. 12.

Dank -101Dank-Geſ. fuͤr den Engel Schutz.

* 11 * Dank-Geſang fuͤr den Engel-Schutz.

[figure]
G iij102Dank-Geſang
[figure]
BRoͤſter und der Großen Meiſter!
deiner hoͤchſten Majeſtet /
manche Million der Geiſter
zu Gebot und Willen ſteht.
GOtt / den die Geehrtſten ehren! ſoltſt du / aus der Menſchen Mund /
nicht auch deine Ehre hoͤren?
wolſt ſie hoͤren / dieſe Stund.
2 Ein durchleuchtigs Liecht-Geſchlechte /
iſt diß edle Geiſter-Heer.
Sie ſind Diener / wir ſind Knechte.
Dannoch / ach der hoͤchſten Ehr! hießeſt103fuͤr den Engel Schutz.
hießeſt du ſie nicht nur werden
Engel / Boten deiner Huld:
Sie bedienen / hier auf Erden /
auch uns Menſchen unverſchuldt.
3 Wer kan Danks genug dir ſagen?
deiner Himmels Fuͤrſten Hand /
muß uns Erdenkloͤße tragen.
Jhnen iſt / wie dir / verwandt
hohe Demut / ſich zu niedern.
Die ſo hochgebohren ſind /
mit uns Menſchen ſich verbruͤdern.
Dein Befehl ſie an uns bindt.
4 Wolleſt mir auch zu-geſellen
dieſe Waͤchter dein Geleit /
mich auf ihre Haͤnde ſtellen.
Ach! du weiſt ich hab noch weit
durch diß Jammerthal zu gehen.
Einen treuen Raphael
laß mir an der Seite ſtehen:
daß ich ſichre Tritte zehl.
5 Mache mich / wie ſie / dir dienen /
fuͤrchten / ehren / lieben dich.
Laſter-Rauch / wuͤrd dieſe Bienen
von mir jagen hinter ſich.
Wann den Suͤndſtank dieſe Tauben
riechen / fliegen ſie davon.
Bosheit muß mir ſie nicht rauben:
ach! ihr Schild iſt meine Kron.
6 Jch muß gehn auf Tugend-Wegen / ſoll dein Engel mit mir ſeyn.
Weg dann mit den Suͤnden-Stegen /
die zum Fall mich laden ein!
Mein Gefaͤrte mich entwirre /G iiijwann204[104]Dank-Geſang
wann der wilde Wald der Welt
mich wolt fuͤhren in die Jrre /
wann mich Nacht gefangen haͤlt.
6 Vor mir her dein Engel ſende /
der mir mache Weg und Bahn:
daß ich mein Vorhaben ende /
wann es dir gefallen kan.
Dieſe Feur - und Wolkenſeule
geh mir allzeit vor und nach:
und / ob Satan mir nacheile /
zwiſchen ihn und mich ſich mach.
7 Mich dein Engel warn / als dorten
Joſeph in dem Traumgeſicht /
wann Gefahr iſt vor der Pforten.
Wann der Satan mich anſpricht
mit Verſuchung / wolſt mich retten;
deine Engel laß zu mir /
wie zu meinem JEſu / tretten:
daß den Sieg ich nicht verlier.
8 Laß ein Feuer Lager ſchlagen /
HErꝛ / dein Engel Heer um mich /
wie ſie um Eliſa pflagen:
wann mir Feinde rotten ſich. Michael ſtreit mit dem Drachen / ſchließ mir wie dem Daniel
dieſes Hoͤllen Lewens Rachen /
wann er ſchnappt nach meiner Seel.
9 Wann die Angſt mich legt gefangen /
HErꝛ / dein Engel mich befrei:
laß diß Feur mich nicht belangen /
wie der dreyen Maͤnner Treu.
Sein Hand mir ſich heilſam weiſe /
wie ſie war am Wunder-Teich. Mich105fuͤr den Engel Schutz.
Mich ſein Troſt auch traͤnk und ſpeiſe /
mache dem Elias gleich.
10 Dieſer Bot traͤgt mein Begehren:
lehn die Jacobs Leiter an /
GOtt / daß er dein Gnad-Erhoͤren
mir zu ruͤcke bringen kan.
Deine Troſt Poſt / wann das Zagen
meine Hoffnung iezt begraͤbt /
laß ihn liefern mir / und ſagen:
Sei getroſt! dein JEſus lebt.
11 Schick mir diß dein Heer entgegen /
wann ich meinen Pilger Stand /
als wie Jacob / ſoll ablegen /
gehn ins Himmels-Vatterland.
Und wann mit dem Tod ich ringe / ſend mir deine Engel-Poſt:
die auch mir / wie JEſu / bringe
ach! den lezten baͤſten Troſt.
12 Laß / in ihrem Schutz / mich gehen
aus dem Sodom dieſer Welt /
als wie Loth / zu deinen Hoͤhen /
eh dein Feuer auf ſie faͤllt.
Laß / durch den Elias-Wagen /
meine Seel in deinen Schoß /
wie den Lazarus / hintragen:
da ſie ruhe Sorgen-los.
13 Wann die Engel von dem meinen /
JEſu / wie von deinem Grab /
da du herꝛlich wirſt erſcheinen /
einſt den Stein auch waͤlzen ab:
laß mich / dieſe Schnitter / fuͤhren
dort in deine Himmel Scheun;G vlaß206[106]Dank-Geſ. fuͤr den Engel Schutz.
laß mich deine Ernde zieren /
eine Weitzen-Aehre ſeyn.
14 Laß mich alſo thun auf Erden /
wie wann ich im Himmel waͤr /
und im Leib ein Engel werden /
der dich mit Gehorſam ehr /
nicht um Zeitlichs ſich betruͤbe /
lebe Goͤttlich / rein und keuſch /
GOtt und Bruͤder herzlich liebe /
wohne Geiſtlich in dem Fleiſch.
15 Leb ich Engliſch hier auf Erden:
werd ich dort den Engeln gleich
und ein Himmels Buͤrger werden /
kommen in dein Ewigs Reich.
Dorten ich alsdann dich lobe /
mit beredtem Engel-Mund.
Nimm indeſſen hier die Probe /
was ich kindiſch lallen kund. Amen!
IV107Die Canzel / Gottes Canzlei.

IV Der Tempel und die Canzel / ſind Gottes Canzley.

Lerne / in der Kirche / Bottes Bebot und Willen.

1

EJN andaͤchtiger Kirch - gaͤnger / ſo oft er die Kir - che betritt und die Canzel oder den Predigſtul anſi - het / ſol dieſelbe halten fuͤr die Canzley Gottes: dar - inn allen und jeden ihre Pflicht-Gebuͤhr vorgeleſen / oder von neuem zu Gedaͤchtnis gefuͤhret wird.

2 Der Prieſter oder Prediger / iſt der Cancelliſt des Gros Canzlers JEſu Chri - ſti / der die Gebote und Verbote Gottes uns vortraͤget / uns zum Gehorſam ver - mahnet / mit Verſprechen der großen Be - lohnung / und hingegen vor der Straffe des Ungehorſams warnet.

3 Er ſoll aber / vor der Predigt / dasGe -108Wiederholung

[figure]

109des Goͤttlichen Geſetzes. Geſetze Gottes / das der HErꝛ vom Berg Sinai mit Donner und Blitzen ausgeruf - fen / auch nachmals auf die zwo Steinerne Tafeln Moſe geſchrieben / ihm ſelber wie - derholen: damit ſie ihm immer bekandter werden / und ſein Herze / zu fernerer nutzli - chen Anhoͤrung des Goͤttlichen Worts / da - mit vorbereiten.

4 Selbige Gebote ſind ſo ſchicklich und wol aufeinander geordnet / daß es nicht ordentlicher und vernuͤnftiger koͤnte ausgeſonnen werden. Dann in der er - ſten Tafel / wird dem Menſchen anbefoh - len / daß er GOtt allein fuͤr ſeinen Herꝛn achten / und keinen Menſchen / noch aus Hohfart ſich ſelber / neben ihn ſetzen / ſon - dern ihn allein ehren / loben / anbeten / lieben / fuͤrchten / und ihm vertrauen / auch woͤ - chentlich den erſten Tag ihme widmen und heiligen ſoll.

5 Die andere Tafel / lehret die Ver - haͤltnis gegen dem Naͤchſten / und befihlt / naͤchſt GOtt / die an Gottes ſtatt uns vor - ſtehen / als Eltern / Obern und Belehrer / zu ehren.

6 Sie verbietet / den Naͤchſten / an Seele und Leib mit haͤſſigen Gedanken / oder mit moͤrdlichen Haͤnden / oder mit dem Munde / zu beleidigen. Sie befihlet / ihnun -110Goͤttlicheunſtraͤflich zu lieben / wie ſich ſelbſt / und daß du ihm thueſt / auch nicht thueſt / was du wilſt und nicht wilſt / daß dir von ihm gethan werde.

7 Sie verbietet einem jeden / an ſeinem eigenen Leib / durch Unzucht und Unmaͤſ - ſigkeit / ſich zu verſuͤndigen / und andere zu aͤrgern.

8 Sie befihlet den Fleiß des Beruffs / um / zu Unterhalt des Leibes und der Sei - nen / etwas zu erwerben / und dem Duͤrfti - gen mit zutheilen: und verbietet hingegen daß man dem Naͤchſten durch Diebſtal oder Betrug aus Geldgeitz / an ſeiner Haa - be keinen Schaden zufuͤgen ſolle.

9 Sie befihlet / mit dem Munde die Warheit zu reden / und verbietet des Naͤch - ſten guten Namen nicht zu verletzen / auch alles dieſes nicht im Herzen / durch boͤſe Luſt / zu begehen.

10 So kan dann / eine GOtt-ergebene Seele / in der Kirche / oder zu Haus / am Sonntag / gegen GOtt dieſe ſeine Geſetz - Worte wiederholen / und ihme ſeinen eif - rigem Gehorſam-Vorſatz / vortragen / auf dieſe oder andere Weiſe.

* 2 *

O du großer
(n)Kan geſungen werden nach dem Thon des Lieds: An Waſſer fluͤſſen Babylon.
(n) GOtt der Goͤtter!
der du / von dem Berge dort /dei -111Donner-Gebote.
deinem Volk / in Blitz und Wetter /
gabeſt dein Geſetz und Wort.
Daß erwach mein Suͤndenſchmerze /
will ich’s / HErꝛ / zu Ehren dir / ſelbſt iezt wiederholen mir.
Donnre nun auch in mein Herze:
daß ich hoͤre deine Stimm /
und mich fuͤrcht fuͤr deinem Grimm.
2
I Jch muß neben dich nicht goͤtzen /
du mein HErꝛ und GOtt allein /
noch auf ſie mein Hoffnung / ſetzen /
nicht mein Abgott ſelber ſeyn /
noch auf mich und Menſchen bauen.
Jch muß / mit Gelaſſenheit /
ehren dich in Freud und Leid /
Dir ohn Zweifelmut vertrauen.
Deine Hoheit / Furcht-gebuͤhr
und Gehorſam heiſcht von mir.
3
II Jch muß deinen Namen ehren /
nicht zuwider reden dir.
Du biſt Heilig / HErꝛ / wilſt hoͤren /
nur was heilig iſt / von mir.
Der dich anſpricht / der dich preiſet / ſeine Noht dir machet kund:
der iſt dir ein lieber Mund.
Huͤlfe ihm dein Mund verheißet /
heiſchet Ehr und Dank dafuͤr.
Lob ſind wir ja ſchuldig dir.
4
III Allermeiſt ſol diß geſchehen
an dem Tag / HErꝛ / den du haſtdir112Goͤttliche
dir von Sieben auserſehen.
Mit dir muß ich halten Raſt /
nach Sechs muͤden Arbeit-Tagen.
Jch muß deinem Geiſt und Wort
oͤffnen meine Hertzenspfort /
und nur dich im Sinne tragen.
Da du ruhen wilſt in mir: ſolt ich ruhen nicht in dir?
5
IV HErꝛ / nach dir / muß ich auch ehren /
mit dem Mund und in der That /
die da wehren / lehren / nehren /
die mir ſind an Gottes ſtat /
Eltern / Obern und Belehrer.
Du wilſt ſeyn / wann Lieb und Forcht
dieſem deinem Wort gehorcht /
meiner Wolſtand-Jahre Mehrer.
Diß iſt meine Dank-gebuͤhr:
Sie thun ja viel Gutes mir.
6
V HErꝛ / ich muß am Naͤchſten uͤben /
was ich wuͤnſch daß er mir thu /
ihn betruͤben nicht / ihn lieben /
keinen Haß ihm legen zu /
ihm nicht nehmen gar das Leben;
ihn vertragen mit Gedult /
nicht aufſchreiben ſeine Schuld.
Wer vergibt / dem wird vergeben.
Deine Knechte ſind ja wir:
was ich ihm thu / thu ich dir.
7
VI Doch muß ich nicht ſchaͤndlich lieben.
Jch muß leben keuſch und rein. Zucht113Donner-Gebote.
Zucht muß ich im Ehſtand uͤben:
nicht im Herzen heitzen ein /
mit der Hoͤll Gedanken-Flammen;
maͤßig ſeyn / nicht muͤßig ſtehn /
nach der Welt nicht ſehn und gehn.
HErꝛ / du ſihſts / und kanſt verdammen.
Meine Lieb ſich wende hier /
Schoͤpfer / vom Geſchoͤpf zu dir.
8
VII Jch muß nicht des Naͤchſten Haabe /
mit Unrecht / Gewalt und Liſt / ſtehlen ihm / HEr / deine Gabe.
Geitz / der Suͤnden Wurzel iſt.
Wer dem hoͤchſten Gut nachtrachtet /
dieſer deinen Willen thut;
wer durch Fleiß erwirbt ſein Gut /
nichts verpraſſet noch verprachtet.
Jch muß geben / wie du mir:
wann ich gib / ſo leih ich dir.
9
VIII Jch muß nicht dem Naͤchſten ſtehlen /
mit dem Mund / ſein Ehr und Glimpf; ſeine Maͤngel nicht erzehlen;
plaudern nicht zu Schad und Schimpf.
Seine Schand muß ich verſchweigen.
Meine Zung ſoll Warheit nur /
als der innern Herzens-Uhr
ein getreuer Zeiger / zeigen.
HErꝛ / diß forderſt du von mir.
Luͤgen ſchwatzt der Satan fuͤr.
10
IX Nicht nur muß ich Herz / Mund / Haͤnde /
von dem Naͤchſten halten ab /Hdaß114Goͤttliche Donner-Gebote.
daß ich ihm nicht ſchad / noch ſchaͤnde /
an dem Leib / an Ehr und Haab:
Es muß mich auch nicht geluͤſten / ſein Gluͤck / Amt / Gewerb und Haus /
was darinn geht ein und aus /
ihme heimlich abzuliſten.
HErꝛ / du ſihſt ins Herze mir:
Denken auch / iſt Suͤnd vor dir.
11
Dieſer Spiegel / dein Geſetze / ſtellt mir meine Schulden fuͤr.
Ach! dein Zorn mich nicht verletze.
Einen Buͤrgen ſtell ich dir:
der erfuͤllet deinen Willen /
der die Zahlung thut fuͤr mich.
Strenger Richter / laß dan dich /
mir zum Heil / durch JEſum ſtillen.
Straffe nicht die Suͤnd an mir:
dein Sohn mich verſoͤhnte dir.
12
Hier iſt Wille / kein Vermoͤgen /
GOtt / zu thun / was du befihlſt.
Soll ich wirken / du muſt regen.
Hilf volbringen / was du wilſt.
Dein Gebot ins Herz mir ſchreibe:
daß ich allzeit denk daran.
Dein Geiſt mich auf rechter Bahn
immer fortzugehen / treibe.
Wann ich falle / heb mich bald:
wann ich ſtrauchle / mich erhalt.
An -115Andacht vor der Predig.

* 3 * Andacht vor der Predig.

WER nun alſo die Gebote Gottes / aus den Geſetz Tafeln / ihme ſelbſt wiederholet hat / der bereite hier - auf ſein Herze zur Andacht / richte Augen und Ohren gegen die Canzel / und hoͤ - re zu / was ihme GOtt ferner vortragen laͤſſet. Dann die Prieſter / ſind Unterbot - ſchafter Gottes an die Menſchen / und Chriſti Vicarien.

12 Der Tempel iſt unſere Hoh Schule / unſer Lehr - und Hoͤr-Haus / darinn wir unſer lebenlang zu ſtudiren haben. Durch die Prieſter redet GOtt zu uns: gleichwie wir / im Gebete / mit ihm reden. Dieſes Goͤttliche Wort wird uns allemal / entwe - der etwas ſagen / das wir noch nicht wiſ - ſen / oder an etwas erinnern / daß wir ver - geſſen haben.

13 Alle Schrift / von GOtt einge - geben / iſt nuͤtzlich zur Lehre / zur Straffe zur Baͤßerung / zur Zuͤchtigung in Gerech - tigkeit. (o)2. Tim. 3. v. 16.So ſoll dann ein rechtſchaffe - ner Chriſt aufmerken / und faſſen was ge -H ijredet116Andachtredet wird. Die Lehren vom Glauben / werden ihn in ſeiner Religion ſtaͤrken.

14 Wann zu einer Tugend vermah - net wird / muß er ſolches fuͤr eine gute Le - bens-Lehre annehmen / und ihme vorſetzen / ſelbige / mit Goͤttlichen Beiſtand / ihm ver - wandt zu machen. Wann aber Laſter ge - ſtrafft werden / ſoll er nicht denken / dieſe Lauge ſey nicht fuͤr ihn gegoſſen: er ſol ſich hingegen ſelbſt pruͤfen und beſchauen / ob er damit behaftet ſey / ihme Baͤßerung ernſtlich vornehmen / und ſeufzen / daß GOtt ihme und andren ſolchen Suͤndern vergeben und ſie bekehren wolle.

15 Wie dann leider! diß die groͤſte urſach iſt / daß ſoviel Predigten ohne Baͤſ - ſerung der Zuhoͤrer abgehen: weil ieder ihm einbildet / dieſes / was geredt wird / ge - he nicht ihn / ſondern ſeinen Naͤchſten an. Hierzu hilfet / wann mancher Prieſter einem laͤcherlichen Arzt nachahmet / der zum Patienten ſaget: Er ſolle ſich aufma - chen / und nicht krank ſeyn.

16 Man muß dem Suͤnder nicht allein die Abſcheulichkeit ſeiner Seel Krankheit vorſtellen / ſondern ihm auch ſagen / wie er dazu gelanget / und wie er deren wieder koͤn - ne los werden. Dann wer die Gelegen - heit zu ſuͤndigen / als boͤſe Gedanken / Wor -te117vor der Predig. te und Blicke / die Trunkenheit / boͤſe Ge - ſellſchaft und den Muͤßigang vermeidet / hingegen mit Arbeit / Gebet und Andacht ſich beſchaͤftiget / der wird wol geiſtlich ge - ſund bleiben und bald wieder geneſen.

17 Neben den Lehren / muß er auch die Creutz - und Sterb-Troſt-Spruͤche flei - ſig beobachten / und ſolche auf ſich ziehen / als wann ſie GOtt ſelber allein zu ihm ge - redt haͤtte / und ſie im Herzen als koͤſtliche Perlen beilegen. Dann / ob man ſchon iezt lebet / auch wol und geſund lebet: ſo ſol man doch wiſſen / daß Noht und Tod alle augenblicke auf uns warten / und man alſo leichtlich in den Stand gerahteen koͤn - ne / da man Goͤttlicher Huͤlfe und Troſtes vonnoͤten habe.

18 Thut ihr ſolches nicht: ſo hilft euch euer Kirche gehen ſo wenig / als eure Hunde / die euch etwan zur Kirche begleitet. Ja es wird ſolche faule Schuͤler / die im - mer zur Schule gehen und doch ungelehrt und unbekehrt bleiben / vielmehr zu Scha - den foͤrdern und verdammen. Dann der Knecht / der ſeines Herꝛn Willen weiß und nicht thut / wird zweifache Schlaͤge / naͤm - lich zeitliche Straffe und ewige Verſtoſ - ſung / erleiden muͤßen. (p)Luc. 12. v. 47.Ach! dieſes zuH iijver -118Gebetvermeiden / laſſet uns ja niemals zur Kirche wandeln / daß wir nicht gebaͤſſert wieder heraus gehen.

19 Wann der Koͤnig Numa dem Volk zu Rom ſeine Geſetze vorleſen ließe / muſte einer herum gehen / und die Unaufmerkſa - men mit einem Stab ruͤhrend / ihnen zu - ruffen: Hoc age! Thue / was iezt hier zu thun iſt! Unſer Heiland / hat es anders ausgeredet: Wer Ohren hat zu hoͤren / der hoͤre.

20 Jn der Kirche / da der Diener Gottes deßen Wort redet und ausruffet / muß man / wann der auf die Canzel ſteiget / alle Gedanken zu ſich hinein verſammlen / und gleichſam der ganze Leib nichts als Ohren werden / GOtt reden zu hoͤren. Man ſoll auch hierzu / durch ein Gebet / ſich auf - muntern.

* 4 * Bebet vor der Predigt.

MEin GOtt! ich ſage / mit Samuel: Hier bin ich! rede / HERR / dañ dein Knecht hoͤret. Thue mir / wie der Lydia / das Herz auf:(q)Ap. G. 16. v. 14. daß ich aufdein119vor der Predig. dein Wort acht habe / und mich daraus baͤßere.

Jch erwehle / mit Maria / das baͤſte Theil / und ſetze mich / O Jeſu / zu deinen Fuͤſſen / dir zu zu hoͤren. (t)Luc. 10. v. 4.Gib mir ein munde - res Herz und Gehirn / faͤhigen Verſtand und Gedaͤchtnis / offene Ohren und heili - ge Gedanken.

Wende meine Sinnen ab von der Eitelkeit / und laſſe ſie einwarts gekehret ſeyn an den Herz Tempel. Lehre mich dei - ne Steige / und leite mich in deine War - heit. (u)Pſal. 25. v. 4. 5.Laß mich / O GOtt / einen Brief Chriſti ſeyn / und ſchreibe / durch den Fin - ger deines Heiligen Geiſtes / dein Wort und Willen / auf die nicht ſteinerne Tafel mei - nes Herzens:(x)2. Cor. 3. v. 3. daß ich deſſen nimmer - mehr vergeſſen moͤge.

Regire auch / durch deinen Heiligen Geiſt / die Herzen dieſer ganzen Chriſt Ge - meine: daß wir die Gnade des offentli - chen Gottesdienſtes hochachten / und ja durch Heuchelei und Undank ſie nicht ver - ſcherzen.

Laß uns nicht unter denen ſeyn / de - rer Herz ferne von dir iſt / ob ſie ſchon mit dem Leib herzu nahen; die nur aus Ge - wonheit / und zum Schein des Chriſten -H iiijtums /120Gebet vor der Predig. tums / die Kirche betreten; die ihren Kraͤmpel / irdiſche Sorgen und Gedan - ken / mit herein bringen; die ohn Buße und Ehrfurcht vor deine Goͤttliche Maje - ſtaͤt kommen / auch ungebaͤßert wieder hin - aus gehen.

Ach nein! Wir muͤßen nicht ſolche ſeyn. Wir moͤchten damit verdienen / daß du uns / wie die Juͤden und andere Voͤlker / austreiben / und dein Haus bei uns abbre - chen ließeſt.

Wann wir hingegen dich und dein Wort lieben / ſo wirſt du Heilige Drei Einig - keit / mit deinem Segen / zu uns kommen und Wohnung bei uns machen. (y)Joh. 14. v. 23.Und endlich werden wir auch zu dir in deinem ewigen Tempel kommen / und daſelbſt / mit den Heiligen Engeln / einen Sabbath und Kirchtag nach dem andern halten / dich eh - ren und preiſen. Amen.

Hier bin ich / großer Gott! HErꝛ rede / dein Knecht
hoͤret.
Kom / ſchreibe dein Geſetz in mein Gedaͤchtnis ein:
laß deinen Finger ſelbſt hierzu den Griffel ſeyn.
Gib mir dein Wort / das Brod / das meine Seel er -
nehret.
Was wilſt du / HErꝛ! das ich ſoll hier auf Erden
thun?
Thu auf mein Herz / daß es die Lehren moͤge faſſen /
und121Andacht nach der Predig.
und lerne / was dich kan erzuͤrnen / zeitlich haſſen.
So bleib ich ewig dein / nach dieſem eitlen Nun.

* 5 * Andacht nach der Predigt.

WJR tretten in der Kirche vor GOtt / und verlangen / daß er uns nicht allein anhoͤre / ſondern auch erhoͤre. So ſollen wir dañ auch vor ihn tretten / nicht nur ſein Wort zu hoͤ - ren / ſondern auch ihme zu gehorchen. Jhr muͤßet ſeyn / nicht allein Hoͤrer / ſondern auch Thaͤter des Worts. (z)Jac. 1. v. 22

22 Seit ihr auch zufrieden mit euren Knechten / wann ſie zwar euren Befehl an - hoͤren / aber hierauf / wie vorher / in ihrer Faulheit verharren / und nicht einmal dar - an gedenken / vielweniger verrichten / was ihr ihnen anbefohlen? Jch vermeine ja / ihr werdet ihnen nicht lang euer Brod goͤnnen / und ſie bald von euch hinweg jagen.

23 Jhr muͤßet / wie die reine Thiere / das Manna des Goͤttlichen Worts wider - keuen / und in eure Geiſtliche Seelen-Nah - rung verwenden. Jhr muͤßet es / nicht allein hoͤren / ſondern auch behalten. (a) H vJhr122GebetJhr muͤßet dieſen himliſchen Samen in ein nicht-felſichtes Herz-Feld annehmen / und es dariñ wurzeln und Frucht-bringen laſſen.

24 Wann ihr / aus der Kirche / gleich wieder zum Welt Weg oder auf den Plau - dermarkt / eilet: man wird euch diß theure Koͤrnlein zertretten / und die Hoͤlliſche Raubvoͤgel werden es auffreſſen. Es wird auch erſticken in eurem Herzen / wann ihr die Dornen der Welt-Sorgen nicht daraus reutet.

25 Ein frommer Gottes-Knecht: und Chriſt Schuͤler / danket dem himliſchen Groß Canzler und Schul-Obriſten JE - ſu CHriſto / fuͤr die getreue Unterrichtung / auch fuͤr die Offenbarung ſeines Goͤttli - chen Wortes / erbietet ſich zu allem Gehor - ſam / und bittet zugleich um Staͤrkung der Arme des Glaubens / daß er an die himliſche Verheißungen ſich feſt halten und derer genießen moͤge.

* 6 * Bebet nach der Predig.

ACH mein HErꝛ Jeſu! ich ſage von dir / mit deinen beiden Ema - untiſchen Reisgefaͤrten: Brante nicht mein Herz in mir / da er mituns123nach der Predig. uns redte und uns die Schrift oͤffnete! (b)Luc. 24. v. 32.

Jch hab dich reden gehoͤret / durch den Mund deines Dieners: ich will auch ge - horchen. Jch hab gelernet / was du wilſt: hilf mir auch thun / durch deinen Heiligen Geiſt / was du befihlſt. Laß dein Wort von mir nicht leer wiederkehren: laß es mich lehren und bekehren.

Jch danke dir / O du Ewiges Wort des Vatters / daß du / von dir / deinem him - liſchen Vatter und Heiligen Geiſt / zu uns heilige Worte geredet / und dadurch der Hochheiligſten Drei Einigen Gottheit Weſen und Willen uns geoffenbaret.

Jch danke dir / daß du auch mich / durch diß Goͤttliche Wort / durch deinen Heiligen Geiſt und deſſen innerliches Wort im Herzen / zur Erkentnis Gottes beruf - fen haſt: daß ich weiß / wie ich recht glau - ben / Chriſtlich Leben und ſeelig ſter - ben ſoll.

Jch danke dir / daß du dieſes dein heil - ſam-heiliges Wort von alters her ausruf - fen und noch bei uns rein predigen laͤſſeſt: dann die heilige Maͤnner Gottes haben geredet und geſchrieben / getrieben durch deinen H. Geiſt / und durch ihren Mund gehet noch immer ſeine Rede.

Jch124Gebet

Jch habe GOtt / aus ſeinem Wort / erkennet. Jch glaube auch / durch deine Herz Predigt / O heiligſter Gottes Geiſt / daß er mein gnaͤdiger GOtt und Vatter ſei / in CHRJSTO JESU. Diß Erkentnis / und dieſer Glaube / iſt das ewi - ge Leben. (c)Joh. 3. v. 16. cap. 17. v. 3.

Ach ſo mehre in mir den Glauben / nnd mache dieſes Senfkorn / zum gro - ſen Strauch erwachſen. Staͤrke mir die - ſen Arm: daß ich meinen GOtt und ſeine Verheißungen damit ergreife / faͤſt halte und nicht auslaſſe. Jch werde Gott und Alles haben / wann ich den Glauben habe: dann alle Dinge ſind moͤglich / ſo wol GOtt / als dem der an Gott glaubet. (d)Marc. 9. v. 22.

Setze du mir die vier Seulen / Got - tes Warheit / Guͤte und Allmacht / und das Verdienſt JEſu Chriſti / daraus auch ſeine Vor bitte entſpringet / ins Herze: und ich wil meinen Glauben darauf bauen. Hilf du mir auch / daß ich in der Liebe und gu - ten Werken / meinen Glauben leuchten laſſe: ohne die er todt iſt / wie ein Leib ohn Seele / wie eine verloſchene Liecht - Kerze.

Laß mich / ſelbſt deinen Tempel /von125nach der Predig. von hieꝛ hinaus und nach Haus gehen. Fah - re fort mir alſo in meinem Herzen zu pre - digen / du Doctor mit der gelehrten Zun - ge / und ſtelle darein deine Canzel. Stelle auch deinen Beichtſtul hinein: mich armen Suͤnder alle Stunden zu abſolviren.

Vermahne / warne / ſtraffe mich / wann ich wanke: daß ich nicht falle. Ste - he mir bei / und troͤſte mich / wann ich leide und ſtreite. Jch nehme an / was du ge - redet / als haͤtteſt du es allein zu mir gere - det. Jch ziehe es alles auf mich / und will es mir zu Nutz machen / in Freud und Leid / im Leben und Sterben. Amen.

V. 126Die Gottes-Erkentnis.

V Der Tempel Bottes / eine Verſam̃lung der Glaubigen.

Thue / in der Kirche und am Sonntag / dein Glaubens - Bekentnis.

DER Tempel iſt ein Ort / da die Glaubigen zuſam - men kommen / GOtt mit - einander ſeinen Ehren - dienſt zu leiſten. Dieſer Ehrendienſt aber / beſtehet haubtſaͤchlich in der Erkentnis Gottes. Dañ wie ſol man den lieben / loben und preiſen / den man nicht kennet. Wie kan man auch GOtt anruffen und ihm ver - trauen / ohne Erkentnis ſeiner Liebe / War - heit und Allmacht? Wie ſoll man ihn auch fuͤrchten / ſonder Betrachtung ſeiner ſtrengen Gerechtigkeit?

2 So iſt dan / nicht allein ein notwen - diges Stuck des Gottesdienſtes / ſondern auch unſer Chriſtentum und Himmel -Wan -127Die Gottes-Erkentnis. Wandel erfordert es / daß wir / in der Er - kentnis Gottes / uns oͤfters uͤben: damit wir alſo GOtt ſtets vor Augen und im Herzen haben. Dann ohn ſolche Betrach - tung / kommet Gott und ſein Reich leicht - lich aus den Gedanken: darauf dan Gotts - Vergeſſenheit und Ruchloſigkeit erfolget.

3 Es iſt demnach noͤtig / nutz und ſee - lig / daß wir am Sonntag / (dann in Wo - chen Tagen nimmet man wenig Zeit dar - zu) und in der Kirche die Erkaͤntnis Got - tes aus ſeinem geoffenbartem Wort ſchoͤp - fen und ihm verwandt machen. Die Unter - laßung deßen / iſt die leidige Urſache / daß man Gott ſo wenig achtet / und die meiſten ruchlos in den tag hinein leben: weil ſie Gottes herꝛlich - und ſeliges Weſen / auch deſſen heiligen Willen / nicht kennen. Weil dieſe Erkentnis inſonderheit den Glauben wirket / ſo wird daraus von ſelbſt eine herz - liche Glaubens Bekentnis erfolgen.

4 Der Grund aber dieſer Gottes-Er - kentnis iſt / daß man wiſſe / Gott ſei Alles in Allem /(f)1 Cor. 15. v. 28 Gott erfuͤlle alles /(g)Eph. 1. v. 23. Him - mel und Erde /(h)Jer. 23. v. 23. und Gott wirke alles in Allem. (i)1. Cor. 12. v. 6.Jſt nun Gott alles in Allem und erfuͤllt Alles: ſo iſt ja alles in ihm undvon128Die Gottes-Erkentnis.

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129Die Gottes-Erkentnis. von ihm / und auſer Gott iſt nichtes. Von ihm und durch ihn / und in ihm / ſind alle Dinge. (k)Rom. 11. v. 36.Gott iſt in Allem / und Alles iſt in Gott. Er hat / in ihm ſelbſt / alle Dinge erſchaffen / haͤlt und erhaͤlt auch in ihm alle Dinge. Sonderlich wir Menſchen / die er nach ſeinem Bild erſchaffen / ſind ſeines Goͤttlichen Geſchlechts /(l)Ap. Geſch. 7. v. 28. 29. und in ihm le - ben / weben und ſind wir.

5 Ein Bildnis dieſer ſeiner Allheit / hat Gott an den Himmel geſtellet / naͤmlich die liebe Sonne: die erleuchtet / erwaͤrmet und bekraͤftet alles. Sie iſt ein Brunn des Liechtes und der Waͤrme / und es lebt alles wohin ſie ſcheinet. Sie gibt das Licht / wo nicht allen Sternen / doch den Plane - ten: wie wir von dem Monde wiſſen / und von den andern glauben. Sie bringet auch der Erde den Tag / und ohne ſie waͤren alle Geſchoͤpfe verborgen.

6 Jſt nun Gott Alles in Allem / und Alles iſt in ihm: ſo iſt er der Einige der keinen ne - ben ſich hat / und Alles iſt unter ihm. So iſt er der Groͤſte weil er alles in ſich be - greift: gleichwie das Meer alles Waſſer in ſich faſſet. So iſt er der Hoͤchſte: weil er aller Orten uͤber uns iſt / herſchet und re - giret. So iſt er Allgegenwaͤrtig / undJalle -130Die Gottes-Erkentnis. allemal uͤberall: dañ wie koͤnte er ſonſt al - les erfuͤllen? Er iſt / wie Auguſtinus re - det / mit ſeiner Majeſtet und Herꝛlichkeit im Himmel / (daß wir taͤglich im Gebet des HErꝛn bekennen /) mit ſeiner Gnade auf Erden / und mit ſeinem Zorn in der Hoͤlle.

7 Jſt Gott Alles in Allem / und Alles iſt in ihm: ſo iſt er Allmaͤchtig / und kan uͤberall allezeit alles thun / weil er das Le - ben und Weſen aller Dinge iſt / alles regi - ret und reget. So iſt er auch Allweiß und Allwiſſend: dann wer alles ſchaffen kan und ſoll / was er will / uͤberall iſt / ſihet und hoͤret / der muß auch alles wiſſen / und kan vor ihme nichts verborgen ſeyn.

8 Jſt Gott Alles in Allem / und Alles iſt in ihm: ſo iſt er der Baͤſte /(m)Opt. Max. gleich - wie der Groͤſte / ja das Hoͤchſte Gut / als der Begriff und Brunn alles deſſen / was man Gut nennet. Daher ſagt der Sohn Gottes: Niemand iſt Gut / dañ der einige GOtt. Es ſcheinet auch / Gott habe / in Teutſcher Sprache / von Gut den Na - men. Weil nun alles Gut in Gott iſt / ſo folget auch / daß er muͤße ſeyn der Allerſee - ligſte / mit ſich ſelbſt und vollkomlich ver - gnuͤgt: dahero dañ / in Gott ſeyn / alle Seeligkeit iſt.

9 Die131Die Gottes-Erkentnis.

9 Die aͤuſerliche Seeligkeit Gottes / begreift auch die innerliche Gutheit(n)Bonitas. des Willens / die Heiligkeit und ganz-reine Unſchuld: dañ der HErꝛ iſt gut und from̃. (o)Pſ. 25.So iſt er dan warhaftig / oder die Warheit / in ſeinem Wort und Verheiſun - gen / und kan nicht luͤgen noch betriegen. Er iſt Gerecht / im Belohnen und Straf - fen. Er iſt liebreich und guͤtig: wie er dann / aus Liebe / alles erſchaffen hat und noch erhaͤlt. Jnſonderheit iſt er der Menſchen Vatter: die er / durch ſeinen Sohn / vom Tod wieder erloͤſet / ihrer Ge - dultig ſchonet / und ſie bei ſich im Himmel haben will / wañ ſie nur kommen wollen. Er iſt mildgebig / und ſtehet immer mit vol - len Haͤnden faͤrtig / iedem zu geben / der ihn anbettelt: dan des guten eigentum iſt / ſich gern mittheilen.

* 2 * Bebrauch der Bottes - Erkentnis. Sie lehret Demut.

ES iſt aber nicht genug / Gott al - ſo erkennen / auch diß alles von ihme wiſſen und glauben: dañ das thun auch die Teufel / aberJ ijſon -132Gottes Erkentnis /ſonder Gott-Verehrung und ohn ihren Nutzen. Man muß die Erkentnis Got - tes / zu deſſen Ehre und in unſern Nutzen kehꝛen / auch daraus die notwendige Selbſt - Erkentnis ſchoͤpfen.

11 Ach Menſch wer biſt du / ſo groß du auch ſeyn magſt? Meſſe dich gegen Gott / der Alles iſt: was wirſt alsdañ du ſeyn? Ein Staͤublein biſt du dieſes groͤ - ſten Bergs / ein Troͤpflein dieſes Meers / ein Fuͤnklein gegen dieſer Sonne. Und was iſt alles / das du haſt? Gottes iſt es / der hat es dir nur geliehen. Was bleibt dir dañ uͤbrig / du elende Aſche / dich groß damit zu machen? Was prangeſt du mit dem / das eines andern iſt? Du biſt die Materie / daraus Gott Nichts machet: weil du dich etwas zu ſeyn duͤnkeſt.

12 Wie kanſt du Gott erkennen / und doch hohfaͤrtig ſeyn? Fuͤrchteſt du nicht / mit Lucifern und Eva zu fallen / da du uͤber Gott ſteigen und neben ihn ſitzen wilſt? Biſt du Etwas / in der Menſchen Augen: Gott hat dich dazu gemacht / wie Lucifern zum großen Engel: er kan dich auch / wie ihn / zum Teufel machen / und wird es thun / wañ du dich ſelbſt groß achteſt / und ande - re verachteſt.

13 Chriſti Regel heiſt: Wer ſich ſelbſterhoͤ -133lehret Demut. erhoͤhet / ſoll ernidrigt werdẽ? (p) Du ſiheſt die warheit dieſes Spruchs / an deinem Vorgaͤnger und Fuͤhrer dem Satan / und an ſoviel andern geſtuͤrzten Gipfelſteigern. Gott / widerſtehet den Hohfaͤrtigen: aber den Demuͤtigen / gibt er Gnade / und erhoͤ - het ſie zu ſeiner Zeit. Wer ſich ſelbſt erni - driget ſoll erhoͤhet werden. Wer ſich fuͤr Nichts haͤlt / der iſt die Materie / daraus Gott Etwas machet.

13 Man ehret die Hohen der Welt: zuvoͤrderſt wegen ihres Standes. Und das iſt billig: dann dieſe Ehre kommet Gott zu / der ſie in ſolchen Stand erhoben hat; man ehret Gott in ihnen. Und ſie ſelbſt ſollen Gott ehren: weil ſie von ihm / wie der Mond von der Sonne / ihren durch - leuchtigſten Glanz haben / weswegen es billig heißet / GOtt allein die Ehre! Man ehret ſie auch darum / weil ſie begaben und gluͤckſelig machen koͤnnen. Warum thut man dann ſolches nicht auch dem Hoͤchſten Gott / dem Meer / daraus alle Gaben flie - ſen? Ach! darum wird es unterlaßen / weil wir Gott nicht erkennen und kennen.

J iijGot -134Gottes Erkentnis / lehret

* 3 * Bottes Erkentnis / lehret Bott fuͤrchten und ihm dienen.

MAN fuͤrchtet ſich fuͤr den Hohen der Welt / und haͤlt ihre Gebote: weil ſie ſtraffen koͤnnen. Wel - cher Diener iſt ſo toͤricht / daß er / vor den Augen ſeines Koͤnigs / wider ihn thue oder rede? Aber leider! vor der Majeſtet Gottes / des Herꝛn aller Herren / ſcheuet man ſich nicht / ihn mit Worten und Werken zu beleidigen: der doch / als Allgegenwaͤrtig / alles hoͤret und ſihet; der / weil er gut und gerecht iſt / das Boͤſe nicht dulten kan; und der auch ſtraffen kan / weil er Allmaͤchtig iſt. Wer wolte dañ glau - ben / daß man Gottes Allgegenwart / Hei - ligkeit / Gerechtigkeit und Allmacht erken - ne und glaube / da man ſo gar keine Gottes - Furcht zeiget?

15 Man dienet den Herren dieſer Welt / und wird mancher Leib und Gut / ja gar die Seele / fuͤr ſeinen (manchmal gottloſen) Herꝛn aufſetzen und dahin geben. Was hat dann der liebe GOtt / der hoͤchſte HErꝛ / verſchuldet / daß wir ihm nicht dienen? Jadaß135Gott fuͤrchten und ihm dienen. daß wir / dem Satan und der Welt / wider ihn dienen? Er iſt ja unſer Herꝛ / der uns / ſowol als die Engel / zu ſeinem Dienſt er - ſchaffen / und hierzu / als wir verlohren wa - ren / wieder erkauffet; der uns / auf Erden nehret und alle Notturft beſcheret; der uns auch ſeinen Engeln im Himmel zu zu - geſellen verſprochen; dem wir / in der Tauffe / unſrem Dienſt geſchworen / und ſeinem Feind abgeſagt haben. Wer kan dañ anders ſagen / als daß ſolche Leute / die Gott nicht dienen wollen / deſſen Maje - ſtet und Hoheit / und ihr Pflicht / nicht erkennen?

16 Ein Diener / muß ſeinem Herꝛn gehorchen: ſonſt iſt er nicht / was er heiſ - ſet. Warum muß dann Gott klagen: Jch bin HErꝛ / aber man gehorchet mir nicht. Gott ſol man dreyerlei Gehorſam leiſten / im Glauben / im Leben und im Leiden.

* 4 * Bottes Warheit / erfordert Behorſam des Blaubens.

WJE kan beiſammen ſtehen / wiſſen / daß Gott die Warheit ſelber und folgbar ſein Wort warhaftig ſei / und dannoch nicht glauben / wasJ iiijGott136Gottes Warheit / erfordertGott ſaget? GOtt kan nicht luͤgen: ſo muß dann / der Gott und ſeinem Wort nicht glaubet / und ihn alſo zum Luͤgner machet / folgbar Gott verleugnen. Was der Feind Gottes und Geiſt der Luͤgen von Anfang gethan / das thut er noch immer: er machet die Kinder Eva / wie ihre Mut - ter / an der Warheit Goͤttliches Worts zweiflen / und folgbar von Gott abfallen.

18 Die Vernunft / iſt der verbotne Baum: da der Satan verborgen liget / uns zu verfuͤhren und in den Tod / wie die Eva / zu ſtuͤrzen. Da wird Gott und ſein Wort examiniꝛt / ob eꝛ es auch ſei / der dieſes geſagt? Ob es alſo zu verſtehen? Und ob es auch ſeyn koͤnne? Darauf folget endlich die Widerede: es iſt nicht wahr / ihr wer - det nicht ſterben / ſondern kluͤger und halb - Goͤtter werden / wann ihr Gott widerſpre - chet und vom Baum der Vernunft na - ſchen werdet.

19 Ach! iſt es dan nicht tauſendmal baͤßer / Gott und ſeinem Wort glauben / als den Menſchen / die da luͤgen koͤnnen? als dem Satan / dem Vatter der Luͤgen? Und da man je fuͤr Betrug ſich fuͤrchtet: waͤre es nicht baͤßer / von Gott / (wo es moͤglich) als vom Teufel / als von Men -ſchen /137Gehorſam des Glaubens. ſchen / als von ſich ſelbſt / betrogen werden. O wol geirret / wan Gott fuͤhret!

20 Die Mahumetaner widerſprechen nichtes / was ihr Prophet geſchrieben: iſt auch ſolches ihnen bei Lebensſtraffe ver - boten. Die Schuͤler des Pythagoras / ſagten von den Lehrſaͤtzen ihres Meiſters: Er hats geſagt. (q)ἀυτὸς ἔφᾳ.Sie verſtunden damit: weil es Pythagoras geſagt hat / ſo iſt es wahr. Ach! ſoll dann Gott und Chri - ſtus / von ſeinen Kindern und Chriſten / die - ſe Gnade nicht haben / daß ſie auch ſagen: Gott / Chriſtus / hats geſagt / darum iſts wahr? Sol des Satans und der Lehr - ſchwaͤrmer Wort mehr bei ihnen gelten / als Gottes Wort?

21 Haben dann dieſelbige Menſchen uns erſchaffen / erloͤſt nnd geheiliget? Sind wir auf ſie getauft? Werden ſie uns das ewige Leben geben? Womit haben ſie es um uns verdient / daß wir ihrer Wahnlehre mehr glauben / als der Warheit Gottes? Ach! es ſind ja allemal hohfaͤrtige eigen - Ehrſuͤchtige / auch ſonſt Jrglaubige Leute geweſen: was kan gutes von ihnen kom - men / da ſie boͤſe waren? Sollen ſolche uns den Weg gen Himmel weiſen?

22 GOtt iſt nicht allein warhaftig /J vſon -138Gottes Warheit / erfordertſondern auch Allmaͤchtig. Er kan nichts als Warheit reden: er kan auch thun / was er redet. Jſt etwas nicht klar in ſei - nem Wort: es iſt der verbotne Baum / daran Gott unſren Glauben und Gehor - ſam pruͤfen will. Wer uͤber einen einigen Spruch diſputiret / der muß notwendig an der ganzen Heil. Schrift zweiflen und an - dere zweiflen machen: dann / ein Geiſt der Warheit / hat alles geſchrieben und den heiligen Maͤnnern Gottes in die feder gedictiret.

23 Jhr werdet ſeyn / wie Gott: ſagte die hoͤlliſche Schlange zur Eva. Ach! die verfluchte Hohfart / des Teufels Haubt - Tugend / iſt es / die ſich alſo / in der Ver - nunft / wider Gott erhebet / und ihn uͤber - kluͤgeln will. Nun aber Gott der groͤſte und All erfuͤllende / und ein Menſch gegen ihm nur ein Staͤublein / iſt: ach! war - um will dann das Staͤublein den Berg meſſen / ein Gruͤblein das Meer in ſich faſſen / eine Maen den Elephanten um - greiffen?

24 Die Geheimniße / und was wir in Gottes Wort nicht verſtehen / ſind Glau - bens - und nicht Vernunft-Sachen: man muß ſie glauben / und nicht begreiffen. Was man ſihet und verſtehet / das darfman139Gehorſam des Glaubens. man nicht glauben: es ligt ſchon vor Au - gen. Was man aber glaubet / das muß verborgen ſeyn / und nicht geſehen oder ver - ſtanden werden. So machen dann / Glau - be und Vernunft / keine geſellſchaft: eines hebt das andere auf. Das Weib / die Vernunft / muß ſchweigen in der Kirche und wo Gott redet.

25 Der Heiden Apoſtel befihlet uns / wir ſollen die Vernunft unter den Gehor - ſam des Glaubens gefangen nehmen. (r)2. Cor. 10. v. 5.Wann ſie gehorſam und gefangen ſeyn ſoll / ſo muß ſie nicht befehlen und frei wider - ſprechen. Wehe denen / die eine ſolche Vernunft-Meinung / gegen Gottes Wort / hervorlegen und lehren! das Blut ſovieler tauſend Verdammten / die ihnen geglaubet / wird Gott von ihnen fordern. Ach! ſol mir dann an meiner oder meines Lehrers Meinunu ſoviel gelegen ſeyn / daß ich darum mich und andere ins Verdamnis ſtuͤrzen ſolte?

26 Ach! wieviel Arius-Bruͤder / wie viel Schwaͤrmer / liegen deswegen in der tiefſten Hoͤlle! waͤre es nicht weit baͤßer geweſen / ſie haͤtten Gott / mit Abraham / dieſen Sohn / dieſe ihre Geheim-Brut / die - ſe Meinung / gehorſamlich aufgeopfert /als140Gehorſam desals daß ſie dadurch dem Teufel heim - gefallen?

* 5 * Bottes Erkentnis / fordert Behorſam des Lebens und Leidens.

DA nun Gott den Gehorſam des Glaubens / der nur im bloßen Beifall beſtehet / von uns nicht haben kan: wo wird dann der Gehorſam des Lebens bleiben / der den fleiſchlichen Willen ſo ſchwer ankommet? Weltlicher Herren (oftmals-ungerechte) Befehle / werden eiferigſt / und wol mit blin - dem unvernuͤnftigem Gehorſam / erfuͤllet. Aber uͤber uns / muß der Sohn Gottes klagen:(s)Luc. 6. v. 46. Jhr nennet mich / HErꝛ / und thut nicht / was ich ſage. Wer iſt unter uns / der ſolchen Ungehorſam an ſeinem Knecht dulte? Und wir doͤrfen ſo frefent - lich wider Gott thun / vor deſſen Angeſicht wir doch aller Orten / auch in dem finſterſten Winkel / ſtehen.

28 Weil GOtt heilig iſt / ſo iſt die Suͤnde vor ſeinen Augen ein Greul: und weil er gerecht iſt / ſo muß er die Suͤndeſtraf -141Lebens und Leidens. ſtraffen. Daher hat er den Teufel / der die Bosheit ſelber iſt / von ſeinem Ange - ſicht / in den Hoͤllen-Kerker hinein ver - ſtoßen. Fuͤr die verfuͤhrte Menſchen / an denen er noch gutes erſihet / hat er ſeinen Sohn leiden und am Creutze ſterben laſ - ſen. Und dieſen / legt er auch etwas vom Creutz auf: damit er ſie / nicht allein ih - rem Erloͤſer aͤhnlich mache / ſondern auch vom Weg der Suͤnde / von Welt und Sa - tan / ab - und zuruͤck halte. Er ſtraffet hier zeitlich: uns der ewigen Straffe zu ent - reißen.

29 Da manglet nun wieder / der Ge - horſam des Creutzes und die Gedult. Nie - mand will das heilſame Cꝛeutz auf ſich neh - men / und JEſu nachfolgen. Wann man bedaͤchte / daß Gott gerecht / weiß und lieb - reich ſei: man wuͤrde die Vatter-Ruhte gern vertragen / und ſich mit dem Glauben troͤſten / daß Gott unter den Schlaͤgen liebe / und mit dem Unheil weißlich auf un - ſer ewiges Heil abſehe.

* 6 * Bottes Vatter-Name fordeꝛt Kindliche Pflicht.

WJr ſind / in JEſu Chriſto und duꝛch ihn / Kinder Gottes. Was thut einwol -142Gottes Vatter-Namewol - artiges Kind? Es liebet ſeinen Vatter: weil es ſihet / daß es auch von ihm geliebet wird. Es ehret ihn / als von dem es das Leben und zu leben hat / und fuͤrchtet ſich / ihn zu erzuͤrnen: dañ / Lieben und Beleidigen / ſtehet nicht in einem Stall beiſammen. Es dienet und gehorchet ihm / aus Dankbarkeit / und iſt nicht widerſpaͤn - ſtig. Dieſes alles heiſchen / wir gegen Gott arme Maden / von unſern Kindern: aber den großen Gott machen wir uͤber uns kla - gen: Bin ich Vatter / wo iſt meine Ehre? (t)Mal. 1. v. 6.Mit was Herzen nennen wir Gott unſ - ren Vatter / wie wir taͤglich thun / da er nichts kindliches an uns ſihet?

31 Weil wir alle einen Gott zum Vat - ter / und einen Chriſtum zum Bruder ha - ben: ſo ſind wir auch ſchuldig / einander zu lieben. GOtt hat andere ſeine Kinder ſo lieb / als dich: wie ſoll er dañ vertragen / daß du haſſeſt / was er liebet? Da auch Jeſus Chriſtus / als das Haupt der Menſch - heit / alle ſeine Glaubigen / als Glieder / an ſich traͤget / und unſer Geiſtlicher Vatter iſt: wie kanſt du an ſeinen Leib gehoͤren / wann du deine Mitglieder haſſeſt / verfolgeſt / ver - achteſt und beraubeſt?

32 Siheſt du nicht an deinem eignenLeibe /143erfordert Kindliche Pflicht. Leibe / daß / wañ man ein Glied ſchlaͤget / ſolches das Haupt und der ganze Leib em - pfindet. Und da Chriſtus uns vorgeſaget / er wolle / am letzten Tag der Welt / offent - lich ruͤhmen / was man ſeinen Gliedern gu - tes gethan / als waͤre es ihm ſelbſt geſchehen: wie wird dañ der beſtehen / der den Gliedern Chriſti boͤſes gethan / ſie entkleidet / ihnen ihr Haus und Brod genommen / und ſie ſonſt betruͤbet? Und das hat der Richter / weil er Allgegenwaͤrtig iſt / ſelbſt mit angeſehen: daher er ihm nichts wird aus den Augen leugnen laſſen.

* 7 * Bottes Vatter-Name / erfor - dert Bott-aͤhnlichkeit.

EJn Tugendhafter Vatter ſihet ger - ne / hat ſie auch darum deſto lieber / wann ihm ſeine Kinder nachahmen und gleich ſind. Wir ſind / an Kindſchaft - Adel / allen andern Creaturen uͤberlegen: dañ allein den Menſchen / hat Gott nach ſeinem Ebenbild erſchaffen. Wir betrach - ten ſolches wenig: da wir doch Maul und Augen fuͤr Hochachtung aufſperren / wañ wir einen Koͤnigs-Sohn zu ſehen bekom̃en. Dieſes Bild / haben ja unſre Erz Elternver -144Gottes Vatter-Nameverlohren / und um des Teufels Larve ver - tauſchet. Da wir aber / in ſeinem Sohn / wieder zu Gottes Kindern worden / und an Jeſu Chriſto ein Fuͤrbild eines Gott-aͤhnli - chen wolgefaͤlligen Sohne haben: ſo iſt ja billig / daß wir diß Ebenbild Gottes / wie - der an uns zu nehmen trachten.

34 Fraget ihr / worinn ſolches beſtehe? Es antworten euch die Eigenſchaften Got - tes. Gott iſt heilig / Rein und Unſchuldig: er will auch ſolche Kinder haben / damit er ſie ewig habe. Jhr muͤſſet ihm nachahmen / in der Liebe / in der Guͤte und Milde in der Sanftmut und Gedult / in der Ge - rechtigkeit und Warheit. Seit barmher - zig / ruffet unſer Vorgeher / wie auch euer Vatter barmherzig iſt. Und der himliſche Vatter ſelber ſaget: Jhr ſolt heilig ſeyn / gleichwie ich heilig bin. (u)3. Moſ. 19. v. 2.Ach! daß wir doch / dieſem Vatter / dieſe Freude macheten!

* 8 * Bottes Vatter-Name / heißet Bott vertrauen.

BLauben wir / daß Gott unſer Vatter und zugleich Allmaͤchtig iſt: was zagen und klagen wir dañ? was ſor - gen und worgen wir? Ein Kind / ſorgetnicht145heißet Gott vertrauen. nicht um Nahrung und Kleider: es laͤßt den Vatter ſorgen / und vertraut ihme / er werde ſein Kind verſorgen. Ach! darum ſorget nicht! der HErꝛ iſt nahe: er ſihet und weiß unſere Notturft. Wer das nicht thut / der glaubet nicht / der iſt kein Kind Gottes.

36 Ein Kind iſt nicht Geitzig / nimmet wol einen Zuckerſtengel fuͤr ein Goldſtuͤck / ſamlet nicht Gold und Reichtum: ſeines Vatters Schaͤtze ſind ſeine Haabe / die es endlich erbet. Und da wir / im Gebet des HErꝛn / taͤglich um die Leibes Notturft bitten: warum ſcharren und ſparen wir auf ſoviel Jahre hinaus? Unſer himliſcher Vatter weiß ja / was wir zum Leben be - doͤrffen. (y)Matth. 7. v. 32.

37 Jſts nicht wahr? ihr glaubt nicht / was ihr betet / weil ihr Gott entweder nicht kennet / oder nicht liebet. Jhr wollet euch darum Schaͤtze ſamlen / daß ihr Gottes nicht vonnoͤten habet / und euch ſelbſt ver - ſorgen moͤget. Warum trachtet ihr nicht / nach eures him̃liſchen Vatters Reich und Reichtum: da euch ja die Nottuꝛft vonſelbſt / wie allen andern lebendigen Geſchoͤp - fen / zu fallen wuͤrde.

KGot -146Gottes Erkentnis

* 9 * Bottes Erkentnis lehret Bott anbetteln.

UND wann ihr ja wollet irdiſch - reich werden / warum ſuchet ihr ſol - ches nicht bei den Brunn / aus wel - chem alle Gaben fließen? Der Segen des HErꝛn machet reich / ohn Muͤhe. Die ihn ſuchen / haben keinen Mangel an ir - gend einem Gut. Jch weiß wol / was es iſt. Jhr ſuchet Mittel / (wie euch der Apoſtel Jacobus predigt) ſolche mit euren Wolluͤſten zu verzehren /(z)Jac. 4. v. 3. euren Pracht damit zu unterhalten: darum moͤget ihr Gott nicht darum anſprechen / weil ihr nicht glauben koͤnnet / daß ihr bei ſolchen Vorſatz / von ihm empfangen werdet / was ihr bittet.

39 Oder ihr hinterleget ſolches euern Kindern: damit auch ſie Gott nicht in die Hand ſehen / noch etwas mit Arbeit erwer - ben / muͤßen. Jhr bedenkt aber nicht / daß ihr / wie man taͤglich ſihet / ihnen alſo ein Schwerd hinterlaſſet / womit ſie ſich ſelbſt erwuͤrgen. Lernet ihr ſelbſt / und lehret eure Kinder / den Reichtum recht brauchen /und147lehret Gott anbetteln. und von eurem Uberfluß unter die Arme ſtreuen: ſo wird GOtt euch / wie die Springbrunnen / reichlich anfuͤllen.

40 Alſo auch / in andern Notturften. Warum ſuchen und ſchoͤpfen wir nicht die notwendige Weißheit / wie Salomo / bei und aus dem Brunn der Weißheit / bei der ſelbſten Weißheit? Warum verlaſſen wir das Goͤttliche Wort / die allgegenwaͤrtige Quelle des Lebens / und lauffen zu den menſchlichen Ciſternen / deren Waſſer kot - icht iſt? Wann auch / der Satan und die Welt / uns plaget und verfolget: warum ruffen wir nicht den Allmaͤchtigen zu Huͤl - fe? Wann wir kranken / oder ſonſt Noht leiden: warum lauffen wir nicht dieſen Vatter an? Ein Kind hat ja Zuflucht / zu ſeinem Vatter / oder legt ſein krankes Haubt in den Schoß der Mutter / und gil - fet um Huͤlfe?

41 Wann wir glaubten und uns erin - nerten / daß Gott alles hat und iſt / und al - les don ihm kommet: wir wuͤrden uns nicht alſo auf Menſchen verlaſſen. Men - ſchen wolten oft gern / aber ſie koͤnnen nicht: oder / ob ſie koͤnnen / ſie wollen nicht helfen. So iſt auch ein Menſch heut roht / morgen todt: da ligt dann die Seule / und du mit ihr / die dich geſtuͤtzet. Ach! wie pflegetK ijman148Gottes Erkentnis lehret. ꝛc. man mit Supplikẽ zu betteln / auch oft mit Geſchenken etwas zu ſuchen: da man doch manchmal erbaͤrmlich fehl ſchießet. Ar - mer thumer Menſch! warum laufeſt du nicht zu dem großen Brunne / aus welchem alle ſolche Baͤche fließen?

42 GOtt verfluchet dich / wann du dich auf Menſchen verlaͤſſeſt: weil du alſo Goͤtter neben ihn ſetzeſt. Hingegen ſtehet er uͤberall und allezeit mit Haͤnden voll al - ler Gaben faͤrtig / und wartet auf iemand / uͤber den er dieſelben ausſchuͤtte. Es iſt ihme / wie einer Mutter / die die Milch druk - ket: die nach dem Seugling begierig lan - get / daß er ihr die volle Bruſt ausleere. Er iſt ein Brunn / der vor der Hand ſtehet / voll Waſſers fuͤr die Durſtigen: es jam - mert ihn / wann er nicht uͤberlauffen und einſchenken ſoll. Er will aber / um ſein Waſſer / angebetet und angebettelt ſeyn / darum ruffet er uns zu: Alle die ihr dur - ſtig ſeit / komt her und ſchoͤpfet. Bittet und ſuchet! ihr ſolt nehmen und finden. Das Gebet muß anklopfen / und der Glau - be das Gefaͤß unterhalten. Wer nun nicht beten und anbetteln mag / der iſt ein boͤſer Knecht / und kein frommes Kind Gottes.

Bot -149Gottes Erkentnis / lehret Gott ehren.

* 10 * Bottes Erkentnis lehret Bott ehren.

RUffe mich an / (ruffet Gott einem ieden zu) ſo will ich dich erhoͤren und du ſolſt mich preiſen. (b)Pſ. 50. v. 15.Wir thun ja zu weilen das erſte / und erlangen damit das zweite: aber des dritten vergeſſen wir. Jrdiſchen Wolthaͤtern / widmen wir oft ſchoͤne Lob - und Dank-Schriften / etwan auch ganze Buͤcher: aber Gott verehren wir wenig / fuͤr ſeine tauſend Wolthaten / und muß er mit einem lauen Deogratias vorlieb nehmen. Ach! dieſem wuͤrden wir / nicht allein unſre Lobworte / als dem Aller preiswuͤrdigſten / ſondern auch unſer ganzes Leben / als unſrem Herꝛn / widmen / wann wir ihm fuͤr einen ſolchen erkennten. Diß thun auch die Engel im Himmel: die loben Gott / und dienen ihm / ohn unterlaß / weil ſie ihn erkennen. Wie kan man doch ſo toͤricht ſeyn / daß man ſich nicht befleißen mag / vor Gott auf Erden ein En - gel zu werden?

K iijGott150Gott und Genug.

* 11 * Bott und Benug / und des Satans Betrug.

WEil Gott Alles in allem / und alles in ihm iſt / ſo iſt ja auch in ihm alle Ehre / Weißheit / Reichtum / Wol - luſt und Seeligkeit. So ſoll dann ſeyn der Spruch deſſen / der / Gott erkennet: GOtt und Genug! Aber hierwider bellet auf Erden / des Satans Betrug. Diß thaͤ - te er / von Anfang. Gott hatte den Men - ſchen in vollkommene irdiſche Seeligkeit geſetzet / und ware nichts / das ihm mangle - te: dann er truge das Bild Gottes. Er ſolte hier all-vergnuͤgt leben / und endlich mit Seele und Leib / wie Henoch / in den Himmel gezuckt werden. Aber da kame der neidiſche / falſche / verlogne Lucifer / der ſagte: Nicht genug! ihr muͤßet Goͤt - ter auf Erden ſeyn. Aber es war Be - trug: ſie ſind / aus Gottes Bildern / Teu - fels-Larven und Hoͤll-Slaven / ſie ſind de - me gleich worden / der zuvor auch hat Gott ſeyn wollen / und deme ſie in der Hohfart nachgefolget.

Gott151Gott und Ehre Genug.

* 12 * Bott und Ehre Benug.

ER thut noch immer / was er damals gethan: er neidet / luͤget und betrie - get. Vor allem blaͤſet er den Men - ſchen gern das Laſter ein / das ihn wider Gott aufgeblaſen: dann er weiß / daß Hoh - fart zu allen Suͤnden treibet. (c)Sir. 10. v. 15.Daher iſt der leidigen Ehrſucht kein ende / auf Er - den: ieder will der Groͤſte ſeyn / das doch Gott allein iſt. Ach! das iſt Teufels Betrug / ein nichtiger Traum / ein Schat - ten. Jhr nicht alſo / die ihr Gott kennet! Gott / und Ehre genug! Gott will nicht / daß iemand ſich ſelbſt erhoͤhen ſoll: er al - lein will es thun. Er kan ein Gefaͤß der Ehren machen / wie an Joſeph / Moſe / David und Daniel zu ſehen. Aber da muß das Gefaͤß nicht damit prangen: ſonſt wird es Gott umkehren / verſchuͤtten und zerbrechen.

46 Gott hat den Seinen verſprochen / die ewige Hoheit im Himmel / und daß ſie mit ihm herſchen ſollen: aber hierzu muͤſ - ſen ſie / wie er der HErꝛ JEſus / durch ſelbſt-Erniedrigung ſteigen. Auf hohenK iiijStel -152Gott / und Ehre genug. Steltzen / kan man nicht Berg-auf gehen. Und wann ihr dann ja ſo Ehrſuͤchtig ſeit / warum ſuchet ihr nicht die Ehre / die ewig waͤhret? Warum ſchnappet ihr nach dem Schatten / und laſſet den Selbſtand fah - ren? Wann ihr klug ſeit / wie ihr euch dann achtet: warum ſeit ihr ſo kindiſch / daß ihr nach dem Apfel greiffet / und nicht nach dem Kleinod / daß viel tauſend Aepfel wehrt iſt? Was hilft es / wann man ein Reich auf Erden gewinnet / und verlieret hinge - gen das Himmelreich? wer kan ſolches / Klugheit nennen?

47 Wie bruͤſtet ſich mancher / wann er von Adelichen Eltern gezeugt iſt? Er bildet ihm ein / er ſei vom Himmel herab geflogen und aus einem Stern gebildet / und haͤlt andere fuͤr Erdſchwaͤmme. Ach! was iſt das gegen dem hohen Adel / daß wir Kinder des Allerhoͤchſten ſind? daß Gott unſer Vatter / und der Himmel Prinz JEſus Chriſtus unſer Bruder iſt? Hieruͤber laſſt uns einen Hochmut faſſen / auch dem Sa - tan / das verfluchte Kind Gottes / den Him - wel verſtoſſenen Banditen / und ſeine Hoͤl - len-Brut / die Laſter / verachten. Wir muͤßen uns viel zu Edel achten / mit ihnen Geſellſchaft zu machen / und ihre Sitten abzunehmen: gleichwie die rechtſchaffeneEdlen /153Gott und Weißheit genug. Edlen / der Sitten und beiwohnung ge - meiner liederlicher Leute / ſich ſchaͤmen. Jndeſſen bleibt es bei dem Ausſpruch des H. Geiſtes: Wer Gott fuͤrchtet / uͤber den iſt niemand. (d)Sir. 25. v. 13.

* 13 * Gott / und Weißheit Genug

DJE / ſo man unter den Menſchen fuͤr die Baͤſten achtet / ſind die Weiß - heit-begierigen. Gott / und Weiß - heit genug! Er iſt der Weißheit Brunn / der rechte Parnaß mit der Kunſtquelle / die uͤberal fließet. Von dieſem Alles-wiſſen - den / hatte auch der allerweißeſte Koͤnig ſein Vielwiſſen. Was halfe aber ſolches / ihn und andere Weltweißen? Er / wurde zum Abgoͤtter: und dieſe / ligen nun / als Heiden in der Hoͤlle. Die Welt-Gelehrten / die Verkehrten. Es iſt auch / die Welt Weiß - heit / vor Gott eine Torheit. (e)1. Cor. 3. v. 19.

49 David war gelehrter / dann alle ſei - ne Lehrer: dann des HErꝛn Wort mach - te ihn klug. (f)Pſ. 119. v. 91. 96.Paulus / der gelehrtſte un - ter den Apoſteln / ſagte von ſich ſelbſt: Er halte nicht / daß er etwas wiſſe / als JE - ſum den Gecreutzigten. (g)1. Cor. 2. v. 2.Eꝛ hat alles / wasK ver154Gott / und Wolluſt genug. er ſonſt wuͤſte / das doch viel geweſen / fuͤr kein Wiſſen gehalten / darum ſagte er an - derswo? Chriſtum lieb haben / ſei baͤßer / dann alles Wiſſen. (g)Eph. 3. v. 19.Wer dieſen nicht / und ſonſt alles weiß / der weiß nichtes. O Betrug des Satans! Gott lehret allein Gutes. Wer aber vom Satan / wie Eva ſich in die Schule fuͤhren laͤſſet / der lernet zugleich boͤſes erkennen / und wird endlich gewar werden / daß er an Gutem nacket ſei und nichts wiſſe.

* 14 * Gott / und Wolluſt genug.

WER iſt / der gut Leben begehret / und gern gute Tage haͤtte: dieſer Mann heiſt der Jederman. Je - derman wolt gerne im Garten Eden / in Wolluſt und Freude leben. Gott hatte ja den Menſchen / in den Garten der Wolluſt / in das Paradeis geſetzet / da er alle Ver - gnuͤgung haben ſollen. Wie iſt er dann darum und heraus gekommen? Ach! durch des Satans Betrug / durch das luͤſterne Naſchen. Und noch werden wir alle / wie unſere Erzmutter / von der hoͤlliſchen Schlange betrogen. Sie fuͤhret uns zumver -155Und des Satans Betrug. verbotnen Baum / anzuſchauen / was lieb - lich anzuſehen und gut zu eſſen iſt. Die Luſtbegier muß uns einnehmen / daß wir den verbotnen fuͤr einen luſtigen Baum anſehen.

51 Alſo fuͤhrte und verfuͤhrte der Teu - fel den Schlemmer / der nun bei ihm in der Hoͤlle ſitzet. Dieſer ſuchete allein die Sinnen-Weide und Bauchfuͤlle / die Sauf - nnd Sau-gelage und Prachthuͤlle. Augen und Ohren ergezten ſich / mit uͤppiger Ge - ſellſchaft und ihren Geſpraͤchen. Er klei - dete ſich koͤſtlich / und lebte Tag fuͤr Tag her - lich und in Freuden. Da wurde / die edle Zeit und das Gut / die man zur Ehre Got - tes verwenden / und das man unter arme Naͤchſten verſpenden ſollen / verfreſſen / ver - ſaffen / verſpielet und verbuhlet. Er nah - me das Linſengericht wie Eſau / und ver - ſchlunge mit Huren / ſein Theil in dieſem Leben / ſein Muͤtterliches Erd-Erbe. Er ließe ſich durch eitle Schoͤnheiten / die nur ſchoͤne Haͤute und Sodomaͤpfel ſind / voll Stank und Staub / daran man den Tod naſchet / zur Wolluſt reitzen / und zur Hoͤlle reiſſen. Und daſelbſt muſte er den harten Spruch hoͤren: Du haſt dein Gutes em - pfangen in jenem Leben / nun wirſt du gepeinigt.

52 Hie -156Gott / und Wolluſt genug.

52 Hieher zum Liecht / du betrogener Welt - und Wolluͤſtling! dieſer Mann iſt dein Vorgaͤnger: du folgeſt ihm im Leben / du muſt ihn auch im Sterben folgen. Ler - ne aus dieſer Erzehlung deſſen der die War - heit ſelber iſt / daß du nicht zwei Freuden - Leben haben kanſt. Erwehlſt du das Jr - diſche / ſo verlierſt du das Himliſche. Zu die - ſem / muß man durch Truͤbſal gehen. Je - nes / waͤhret einen Augenblick: dieſes / in Ewigkeit. Du muſt ja ſelber bekennen / daß du naͤrriſch thueſt / wañ du jenes weh - leſt. Noch wehleſt du es / und wilſt doch der Kluge heißen. O Teufels Betrug / den du nicht ſehen wilſt! dieſer Abſolon laͤ - det dich / daß er dich ermorde.

53 Ach! kehre doch zuruͤcke / von dem verbotnen Baum. Gott / und Wolluſt genug! aber erſt im andern Leben. Den - ke doch / O Menſch / an die Seeligkeit / in welcher Gott das hoͤchſte Gut wohnet: da iſt Freude die Fuͤlle / und ewig-liebliches Weſen. Dahin ſolſt auch du kommen: aber durch Truͤbſal / uñ durch Verleugnung der Welt Luͤſte. Dort iſt die ewige Freu - den Tafel / mit der Engel-Muſik. Dort / O Seele / iſt dein Braͤutgam / der Aller - ſchoͤnſte unter den Menſchenkindern: und deſſen verklaͤrtem Leibe / ſoll auch der deineaͤhn -157Gott / und Reichtum genug. aͤhnlich werden. Dorthin ſpare deine Wolluſt und Liebe / und

Da ein Koͤnig dich will trauen /

woltſt du nach den Knechten ſchauen? Eine Braut muß nicht mit Docken ſpielen: und wann ſihet man / einen Adler / nach Schnaken ſchnappen?

* 15 * Gott / und Reichtum genug.

PRacht und Wolluſt / erfordert einen reichen Mann. Daher iſt aller Welt-Leute einiges Dichten und Trachten / reich zu werden. Aber die al - lerclendſte Thoren ſind dieſe / die in den Reichtum ſich verlieben / und ihn allein da - rum ſamlen / daß ſie ihre Augenluſt daran haben. Unausſprechlich-große Narꝛheit! kan / die unſterbliche Seele / ein todtes Ding lieben? Was iſt Gold und Silber? roht - und weiſer Koht / und Erde.

55 Laß dir doch ſagen was du biſt / du thum̃er Geitzwanſt! du biſt ein Maul - wurf: der wuͤhlt immer in der Erde / und wirſt hier und dar Erdhaufen auf; endlich / wann er verreckt und ein Aas iſt / thut er erſt die Augen auf / die er zuvor immer zu -gehabt.158Gott / und Reichtum genug. gehabt. Was thuſt du anders? was ſam - leſt / was graͤbeſt du auf? Erdhaufen ſind alle deine Schaͤtze / die du in deiner Blind - heit ſo hoch achteſt. Nach dem Tod / in der Hoͤlle / da du als ein Aas ligen wirſt / da wirſt du erſt ſehend werden / und in dei - ner groͤſten Armut ſehen / daß dich des Teu - fels Betrug zum Narren gemacht hat.

56 Es hat ja / unſer Heiland / dich ſo treulich gewarnet: Jhr koͤnnet nicht Gott dienen / und dem Mammon. Dieſer Mam - mon iſt dein Goldgoͤtze / den du anbeteſt und liebeſt. Um Gold / ja um Koht / ja leider! um den Teufel / gibſt du deinen Gott hin: der dich im Himmel / an wahren Schaͤtzen / ewig reich machen will. Ach ja! Gott / und Reichtum genug! Jm Himmel ſoll man Schaͤtze ſammlen / durch Wolthat von dem das man uͤbrig hat / ge - gen denen / die nichtes haben. Was du ſam̃leſt / ſpareſt und bewahreſt / das ver - lierſt du / naͤmlch im Tode. Was du aber unter die Armen wegwirfeſt / das leiheſt du Gott / und behaͤltſt es ewiglich.

Leich -159Leichter gen Himmel / als zur Hoͤlle.

* 16 * Leichter gen Himmel / als zur Hoͤlle.

NOch iſt ein Name / der euch eignet / ihr Weltlinge! ihr ſeit Teufels Maͤr - terer. Es komt euch viel ſaͤurer an / in der Hoͤlle / als den Frommen / in dem Himmel zu kommen. Was Muͤhe und Arbeit koſtet es euch / groß und reich zu werden! was Angſt und Sorge / euch bei Ehre und Haabe zu erhalten. Wie ſauer wird einem Wolluͤſtling / ſein Freſſen und Sauffen / und ſein Huren leben? wie leidet er daruͤber Schaden an ſeiner Geſundheit / an Gut und Ehre. Alſo kommet man / durch Hohfart zum Fall / durch Uberwitze zur Torheit / durch Geitz und Wolluſt zu Armut und Unluſt. Jſt das nicht Teu - fels Betrug? Und endlich wird / dieſer ihr Verfuͤhrer / auch ihr Peiniger / hier und dort. Ach! thut doch die Augen auf / ihr Thoren / und ſehet nach dem Liecht / aus eurer Fin - ſternis.

58 O freilich iſt es leichter / zur See - ligkeit / als zur Verdammnis gelangen. Dar -160Die Kunſt /Darum ſagt der Sohn Gottes: ſein Joch / das wir auf uns nehmen ſollen / ſei ſanft und leicht. Wie ruhig lebet der / der Gott gehorchet und ihn liebet! Wie groß iſt der vor Gott / der demuͤtig iſt / der keine Ehre verlanget / und gern bleibet / worzu Gott ihn gemacht hat / der ihn auch auf Erden groß machen kan. Wie leicht gehet der / der ge - nuͤglich iſt / und in dieſer Wallfart nicht nach vielem zeitlichen Plunder trachtet: und er hat dannoch von Gott / als Vattern / die Notturft des Lebens. Es kan ihn auch der Segen des HErꝛn / ohn ſeine Muͤ - he / reich machen. Er hat geſunden Leib / den andere verhuren und verſauffen / und ein gutes Gewiſſen; kan allemal froͤlich ſter - ben; iſt ſchon ſeelig in der Hoffnung / und ſte - het bei Gott in Gnaden.

* 17 * Die Kunſt / reich / groß und gluͤckſeelig zu werden.

JEderman wuͤnſchet / reich / groß und gluͤckſeelig zu werden. Lernet doch dieſe Kunſt / aus Gottes Er - kentnis. Gott / iſt Alles in allem. Jn Gott und allein von Gott iſt und kommt alles was du hoch achteſt / liebeſt / wuͤnſcheſtund161gluͤckſeelig zu werden. und verlangeſt. Was kanſt du dann an - ders thun / wann du etwas verlangeſt / als daß du / wie David / dich zu Gott halteſt. Haſt du Gott / ſo haſt du alles: weil du den haſt / der Alles iſt und hat. Gott und ge - nug! Hoͤret Gott ſelbſt zu euch reden: Wolte mein Volk mir gehorchen und auf meinem Wege gehen / ſo wolte ich ſie mit dem baͤſten Weitzen ſpeiſen / und mit Ho - nig ſaͤttigen. (h)Pſ. 81 v. 13. 16.Chriſtus heißet euch nur nach Gott und ſeinem Reiche trachten: das andere ſoll zufallen. Gelanget ihr / ohne Gott / zu etwas: es iſt Teufels-Betrug / wie der verbotne Apfel / wodurch er die Eva verfuͤhret: ihr werdet den Tod daran naſchen.

* 18 * Jm Himmel iſt alles voll - kommen.

UNd da ihr nach Wol-ſeyn trachtet / ſo trachtet ihr ja darnach / daß es ein langes vollkommenes Wolweſen ſeyn moͤge. Nun ſehet ihr taͤglich / daß Leute verderben / oder ſterben / die in hohen Ehren / in Wolluͤſten / gelebet / in Palaͤſten voll alles Reichtums gewohnet: und wieLſie162Jm Himmelſie verdorben / wie ſie geſtorben / alſo koͤnnet ihr auch verderben / alſo muͤßet ihr auch ſter - ben. So nimmet dann das Wolweſen auf Erden ein Ende / und waͤhret nicht lang. Jſt dan nicht ein anders Wolweſen zu fin - den / das laͤnger waͤhret?

61 Ach ja! im Himmel / wo Gott woh - net / da iſt alle / da iſt ewige Seeligkeit. Al - les / was du hier liebeſt / was dich hier labet / das iſt ſo klein gegen dem / das droben iſt / als klein du biſt gegen Gott / als klein die Erde gegen dem Himmel / als kurz die Zeit iſt gegen der Ewigkeit. Und zu die - ſem vollkommenem ewigen Labſal / muß man / durch Verachtung des Zeitlichen / und durch kurze Truͤbſal / gelangen.

62 So kan dann ein Gottliebender ſa - gen / wann ihm Satan auf Erden einen Sodom-Apfel weiſet: hinweg mit dieſem! Jm Himmel iſt alles tauſendmal groͤßer und baͤßer: darauf will ich warten. Jch will nicht wie eine Sau / die Eicheln fuͤr die Mandeln / wie ein Kind / den Pfennig fuͤr die Million / nehmen. Jch verachte hier alles / und trachte nach dem Ewigen. Jch will / wie ein Adler / die Muͤcken vorbei flie - gen laſſen / mich allein nach der Sonne JEſu umſehen / und nach der großen Atze der Seeligkeit in die Ferne fliegen.

63 Jſt163iſt alles vollkommen.

63 Jſt nun dieſes die wahre Gottes - Erkentnis und richtige Glaubens-Bekent - nis / wie ſie dann in Gottes Wort gegruͤn - det und wahr iſt: ſo iſt der kein Chriſt / der nicht alſo glaubet / und nach ſolchem Glauben lebet. Ja / er iſt nicht klug / wie Weltweiß er auch ſeyn mag / wann er Gott / als das hoͤchſte Gut und den Brunn aller Guͤter / den er kennet / nicht liebet / ſuchet und ergreiffet / wann er vom Satan ſich blenden und verfuͤhren laͤſſet. Und wer ein Chriſt ſeyn will / ſol dieſe Betrachtung alle Sonntaͤge wiederholen / ſich pruͤfen / ob er ſeither nach ſolcher Erkentnis gelebet / ſei - nen Glaubens-Ungehorſam Gott abbitten / zur Baͤßerung um ſeines H. Geiſtes Bei - ſtand bitten / und ihm ſolche mit Ernſt vor - nehmen. Er ſoll auch / in der Kirche oder zu Haus / GOtt zu Ehren / ſprechen ſeine

* 19 * Chriſtliche Glaubens Bekentnis.

JCH glaub an Gott /
(i)Nach der Singweiſe: Danket dem HErꝛn / dann er iſt ſehr freundlich.
(i) den Vatter / der
was Erden
und Himmel heiſt / im Anfang hieße werden.
Der ſein Geſchoͤpf erhaͤlt / verſorgt und nehret.
L ijDer164Chriſtliche
Der uns bewahrt und allen Feinden wehret.
Deß Allgewalt herſcht ewig aller Orten
mit Vatter-Guͤt / nach ſeiner Warheit Worten.
Der auch gerecht im Straffen und Belohnen:
doch Liebe-voll uns richtet mit verſchonen.
Jch glaub an GOtt / den Sohn / von GOtt ge -
bohren /
der JEſus heiſt / zum Chriſtus uns erkohren.
Der wurde Menſch / gezeugt im Mutterleibe /
durch Gottes Geiſt / von einem Jungfer-Weibe.
Er litt fuͤr uns / nahm auf ſich unſre Plagen /
ſtarb an dem Creutz / und ward zu Grab getragen.
Er ſtieg hinab / warf Tod und Hoͤlle nieder.
Am dritten Tag ſah man ihn leben wieder.
Dann fuhr er auf gen Himmel / da er nuͤtzet
mit Fuͤrbitt uns / zur rechten Gottes ſitzet.
Doch ließ er ſich in ſeinem Mahl auf Erden:
dadurch in ihn wir eingepflanzet werden.
Von Himmel er wird endlich wiederkehren /
und alle Welt ſein Urtheil laſſen hoͤren.
Jch glaub an GOtt / den Gottes Odem wehet /
der / als ein Geiſt / aus deſſen Weſen gehet.
Der ſammlet uns in eine Kirch auf Erden:
nach Chriſto wir dariñ genennet werden.
Er heiligt uns zur wahren Chriſt-Gemeine /
die heilig iſt: GOtt kennet hier ſonſt keine.
Er iſt es auch / der uns von allen Suͤnden /
durch Tauf und Wort / kan loͤſen und entbinden.
Der Leib / muß er im Tod ſchon ſchlaffen gehen /
ſoll wachen auf und lebendig erſtehen.
Dann faͤhet an ein ewig-ſeeligs Leben.
Das wird uns GOTT / als wir dann glauben /
geben.
Jch165Glaubens Bekentnis.

* 20 *

JCH weiß / an wen ich glaube / und wil reden von meinem Glauben. Jch lege hieꝛmit ab mein Bekentnis / was ich von Dir glaube / Allerheiligſte / Hochgelobteſte Goͤttliche Drey-Einigkeit! wie ich dich aus deinem Wort erkenne / und was ich dir zutraue.

Jch glaube / daß du biſt der Einige Gott / und auſer dir iſt kein Gott. (k)Eſa. 44. v. 6.Jch glaube / daß du biſt der Unendliche Ewige GOtt / aller Dinge Anfang und Ende / aber ſelbſt ohne Anfang und Ende: Du bleibeſt / wie du biſt / und deine Jahre neh - men kein ende. (l)Pſal. 102. v. 28.Und weil ich an dich und dein ewiges Wort mich halte / ſo werde auch ich ewig ſeyn: ich werde leben / weil du lebeſt.

Jch glaube / weil du unendlich biſt / daß du auch biſt der Allgegenwaͤrtige Gott / al - lezeit allenthalben und Alles in Allem / der Himmel und Erden erfuͤllet. (m)Jer. 23. v. 24.Du ſi - heſt / hoͤreſt und weiſt alles. So wirſt du dann auch auf mich ſehen / meine Seuf - zer hoͤren / und um alles mein Anligen wiſſen.

Jch glaube / daß du biſt der Allmaͤch -L iijtige166Chriſtlichetige Gott / der ſchaffen kan was er will. (n)Pſ. 115. v. 3.So troͤſte ich dañ meine Onmacht / mit deiner Allmacht / und ſage in faͤſter Zuver - ſicht: du kanſts wol machen. (o)Pſ. 52. v. 11.

Jch glaube / daß du biſt der Allweiße uñ Allwiſſende Gott / verlaſſe mich auf deine Weißheit / die alles regiret und wolhinaus fuͤhret. Und aus dir / O du Brunn der Weißheit! will ich allein ſchoͤpfen / was mir zu wiſſen vonnoͤten iſt.

Jch glaube / daß du ein Warhaftiger Gott biſt / daß dein Wort die Warheit iſt / und daß du gewiß halteſt / was du zuſageſt:(p)Pſ. 33. v. 4. darum traue ich auch deinem Wort / uñ hoͤre dem Satan nicht zu / der mich wil zwei - flen machen.

Jch glaube / daß du biſt ein Drei Ei - niger Gott / Einig im Weſen und Dreifal - tig in Perſonen / Vatter / Sohn und Heil. Geiſt / wie du bei der Taufe JEſu Chriſti dich haſt geoffenbaret: wirſt auch von den Seraphim in Himmel / mit dem drei - mal-Heilig(q)Eſa. 6. v. 3. ohn aufhoͤren beehret und geprieſen.

Jch glaube daß du biſt der Allerhoͤch - ſte HErꝛ uͤber Alles / der ewige Koͤnig: und haſt die Engel / deiner Majeſtet zu dienen /vor167Glaubens Bekentnis. vor der Welt erſchaffen. Du haſt auch eine Anzahl derſelben / die Teufel / die wi - der dich aus Hohfart ſich entboͤret / von deinem Angeſicht in die Hoͤlle und Finſter - nis verſtoſſen: uns zum Straffe-Fuͤrbild / und zur erinnerung / daß man vor dem Hoͤchſten niedrig wandlen / und dich Eif - rigen GOtt(r)2. Moſ. 20. v. 5. nicht erzuͤrnen muͤße.

Jch glaube / daß du im Anfang Him - mel und Erde / zum Dienſte des Menſchen / und endlich auch den Menſchen zu deinem Dienſt / zwar aus Erde / iedoch zu deinem Ebenbild / erſchaffen / und ihme etwas von deinem Himmel / die unſterbliche Seele / eingehauchet.

Jch glaube / daß du dieſes ganze Welt - Rund / als Allgewaltig / mit allerweißeſter Vorſicht regireſt / deinen Geſchoͤpfen das Leben und zu leben gibeſt / auch wider den Satan und ſeinen Anhang / deine Engel / die himliſche Fron Geiſter / uns Menſchen zuordneſt. Dieſes Schutzes / wie auch deiner Regirung / Erhaltung und Vor - ſicht / troͤſte ich mich in wahrer Zuverſicht / und weiß gewiß / daß du mich / den du er - ſchaffen haſt / nicht haſſen noch verlaſſen koͤnneſt.

Jch glaube / daß du biſt ein liebreicherL iiijGOtt /168ChriſtlicheGOtt / ja die Liebe ſelber. Und alſo gar haſt du das Menſchliche Geſchlecht gelie - bet / daß du / als das erſte paar Menſchen / durch Verfuͤhrung des Satans / von dir abgefallen / dein Ebenbild verlohren und den ewigen Tod verſchuldet / dich uͤber uns erbarmet / deinen Einigen Sohn fuͤr uns in den Tod gegeben / und unſre Suͤnden auf ihn geworfen: daß wir / an ihn glaubend / nicht verlohren werden / ſondern das ewi - ge Leben haben ſollen. Du biſt / weil er im Fleiſch unſer Bruder / in ihm unſer Vat - ter worden / (wie er uns / dich zu nennen / in ſeinem uns vorgeſprochenem Gebet ge - lehret) haſt uns zu deinen Gnad Kindern und Himmels-Erben angenommen / und erbarmeſt dich uͤber uns / wie ſich ein Vat - ter uͤber ſeine Kinder erbarmet. (s)Pſ. 103. v. 13.

Ach ja! ich glaube von Herzen / daß du mein treuer huldreicher Vatter biſt / mit meiner Schwachheit Gedult tragen aus hoher Guͤte und Langmut / um deines lie - ben Sohnes willen micht nicht nach Ver - dienſte ſtraffen / ſondern meine Buße fuͤr meine Bosheit annehmen / mich allhier auf Erden an Seele und Leib vaͤtterlich ver - ſorgen / und dort im Himmel ewig ſeelig machen werdeſt. Alſo traue ich deinerVat -169Glaubens-Bekentnis. Vatterliebe / als dein liebes Kind / laſſe dich ſorgen / wachen und machen: du wirſt es mit mir alles wol und gut machen. (t)Pſ. 37. v. 5.Weil du aber ein heiliger Gott und from - mer Vatter biſt / als wilſt du auch fromme Kinder haben / die dir in Unſchuld und Heiligkeit nachahmen. Ach! ſo ein Kind wuͤnſche ich zu ſeyn / und wil nimmermehr ablaſſen / dich demuͤtig zu erſuchen / daß du dein Ebenbild in mir erneuren wolleſt.

Jch glaube / daß Du / einiger Sohn Gottes JEſu Chriſte / von Ewigkeit her / Gott von Gott / gleiches Weſens mit dem Vatter gezeuget worden. Jch glaube auch / daß du / in der Zeit / wie du geredet haſt zu unſerm Erz Vatter Adam / im Jungfraͤulichen keuſche Leib Mariæ dei - ner hochgelobten Mutter / durch uͤberſchat - tung deines H. Geiſtes / empfangen / und ein wahrer mit der Gottheit unzertrennlich vereinter Menſch gebohren worden. Alſo haſt du / duꝛch deine heilige reine Empfaͤng - nis und Geburt / mich von der Erb Suͤnde gereinigt / und indem du ein Menſchkind worden / mich zu einem Gotteskind und Mit Erben des Himmels gemachet. Und weil du mein Bruder worden biſt / als ha -L vbe170Chriſtlichebe ich zu dir aller Liebe und Treue mich ewiglich zu verſehen.

Jch glaube / daß du allein / du hochge - lobteſter Gott-Menſch / zwiſchen Gott und Menſchen der Mittler(u)1. Tim. 〈…〉〈…〉. v. 5. worden / uns den Weg zum Leben gezeiget und gelehrt / alle unſere Suͤnden auf dich genommen und verbuͤßet / fuͤr uns auf Erden gelitten / und endlich am Creutz geſtorben biſt: daß du hiermit wie auch mit deinem gan - zen Leben / das Geſetze / als mit volkomme - nem Gehorſam / erfuͤllet / der Gerechtigkeit Gottes ein genuͤgen gethan / ſeinen Zorn geſtillet / uns mit deinem und unſrem him - liſchen Vatter wieder verſoͤhnet / den Sa - tan uͤberwunden / die Suͤnde vertilget / den Tod getoͤdet / die Hoͤlle zerſtoͤret / uns ar - men Exulanten das Paradeis wieder auf - geſchloſſen / uns vor Gott gerecht / heilig und ſeelig gemacht / alles was wir durch unſren Abfall verſcherzet hatten / uns wie - der erworben / und alſo / O mein Herꝛ / zu deinem Eigentum mich theuer erkau - fet haſt.

Jch glaube / daß du / zu deſſen Verſi - cherung / deine Sacramente / die heilſam-hei - lige Taufe und das hochwuͤrdige Abendmal / (in welchem du / unter Brod und Wein /dei -171Glaubens Bekentnis. deinen wahren Leib und dein wahres Blut / uns zu eſſen und zu trinken gibeſt) als die beyde Siegel unſres mit Gott er - neurten Bundes / uns hinterlaſſen: durch jenes uns zum ewigen Leben wiederge - bohren und von Suͤnden abgewaſchen / dich den Rock der Gerechtigkeit uns an - gezogen / und den Heil. Geiſt uns mitge - theilet; durch dieſes aber / uns als Glieder / dir dem Haubt einverleibet haſt. Alſo troͤſte ich mich deines allerheiligſten Ver - dienſtes und meiner Taufe / achte mich de - rentwegen ſchon ſeelig in der Hoffnung /(x)Roͤm. 8. v. 24. und bin gewiß / daß ich / als dein Glied / von dir ewig ungeſchieden bleiben werde.

Jch glaube / daß du / aus dem Grab vom Tod wieder auferſtanden / mit verklaͤr - tem Menſchlichem Leib gen Himmel gefah - ren / dich zur Rechten Gottes geſetzet / uns daſelbſt vertrittſt(y)c. 8. v. 34. und verbitteſt / und uͤber alle Dinge herſcheſt. So weiß ich dañ / daß ich / dein Glied / auch nicht im Grabe bleiben / ſondern deinem Leibe aͤhn - lich auſerſtehen / mit der Seele ſeelig wieder vereinigt dir gen Himmel nachfahren / und daſelbſt ewiglich mit dir herꝛſchen werde; daß mich auch / weil du mir das Wort re - deſt / nichts beſchuldigen noch verdammen koͤnne.

Jch172Chriſtliche

Jch glaube / daß du einmal / uͤber alle Menſchen das Gerichte zu halten / deine Braut und Kirche heim zuholen / und die Glaubigen ins ewige Leben einzufuͤhren / die Gottloſen aber in die Hoͤlle zum ewi - gen Tod zu verdammen / von Himmel wie - derkommen werdeſt: da ich dañ / weil ich an dich glaube / und weil der Richter mein Erloͤſer / Bruder und Anwalt iſt / ein gnaͤ - diges Urtheil anzuhoͤren verhoffe.

Jch glaube und troͤſte mich deſſen / daß du O Gott H. Geiſt / von Ewigkeit her / gleiches Weſens mit dem Vatter und Sohn Gott von Gott ausgeheſt / uͤber die H. Apo - ſtel ſichtbarlich ausgegoſſen woꝛden / Chri - ſto JEſu auf Erden eine Kirche und Ge - meine ſamleſt / in mir und allen Glaubigen den Glauben und alle Tugenden wirkeſt / die Vergebung der Suͤnden / und den Frie - den mit Gott in unſren Herzen beſtaͤtti - geſt / uns heiligeſt / erleuchteſt / troͤſteſt und ſtaͤrkeſt / der Gottes Kindſchaft und Him - mels Erbſchaft uns verſicherſt / und uns zu Gott ſeufzen hilfeſt.

Jch glaube / Allerheiligſte Goͤttliche Drei Einigkeit / daß du biſt ein Gerechter Gott / und wirſt deine boshaftige Veraͤch - ter hier und dort ſtraffen: die Gottſeeli - gen aber / zeitlich und ewig belohnen. Jchlerne173Glaubens-Bekentnis. lerne aus deinem Wort und Geſetze / die Ehr - und Lieb-Gebuͤhr gegen dir und meinem Neben Menſchen / befleißige mich / ſoviel Menſchlicher Schwachheit moͤg - lich / mein Leben darnach anzuſtellen / und des Glaubens-Fruͤchte zu bringen. Jch erkenne aber zugleich daraus meine ſuͤnd - liche Unvollkommenheit / und halte mich an die allguͤltige Genugthuung meines Erloͤſers: den ich / um ſeinen Geiſt und Beiſtand zum Guten / inſtaͤndig anruffe.

Jch glaube endlich / mein Gott und HErꝛ / daß du biſt das hoͤchſte Gut / und der ewige Brunn aller Guͤter: daß du auch in die hoͤchſte vollkommene Seeligkeit / die du von Ewigkeit her beſitzeſt / mich einmal zu dir holen und beruffen werdeſt. Alſo troͤſte ich mein zeitliches Leiden / mit Hoff - nung der himliſchen Freude / und gehe durch den Tod in das ewige Leben. Jnzwi - ſchen bitte ich meinen himliſchen Vatter / in dem Gebet / welches uns ſein liebſter Sohn auf Erden gelehret / um Heiligung ſeines Namens / Mehrung ſeines Reichs / und Erfuͤl - lung ſeines Willens / um des Leibes Notturft / um Vergebung der Suͤnden / um Schutz wider meine Geiſt - und leibliche Feinde / und um ein ſeeliges Ende meines zeitlichen Le -bens174Chriſtliche Glaubens Bekentnis. bens / welches iſt die Erloͤſung von allem Ubel.

Dieſes / liebſter Gott / iſt meine einige und herzliche Glaubensbekentnis: darauf will ich trauen und bauen / damit will ich le - ben und ſterben. Dieſer Gaube ſei auch heut und allezeit / meine Huͤlfe im Leben / mein Reichtum in Mangel / mein Troſt in Truͤbſal / mein Schutz in Verfolgung / mei - ne Ehre in Verachtung / mein Leben im Tod / und in der Auferſtehung meine See - ligkeit. Das verleihe mir / und dabei eꝛhalte mich / gegen allem Widerſpruch der Ver - nunft / Welt und Hoͤlle / die Allerheiligſte Hochgelobteſte Drei Einigkeit / Gott Vat - ter / Gott Sohn / Gott Heiliger Geiſt in Ewigkeit / Amen!

VI175Verlangen nach Gottes Reich.

VI Geiſt - und Weißheit - Verlangen.

nach der Zweyten Vatter Unſer - Bitte.

EJN rechtſchaffener Chriſt und Kirchgaͤnger / wann er Gott im Tempel / oder zu Haus am Sonntag / reden gehoͤrt / ſuchet hinwider mit Gott zu reden / und zu be - ten. Dan / wañ man Gottes Wort pre - digt / oder liſet / ſo redet Gott mit uns: und wir reden mit ihme / wann wir beten. Was ſoll man aber reden / und bitten? das leh - ret uns / der himliſche Gebetmeiſter. Dein Reich komme! ſpricht ſeine Zweite uns vorgeſprochene Bitte.

2 Das Allmacht-Reich Gottes /(z)Regnum potentiæ. wird allhier nicht verſtanden: dann die - ſes iſt ſchon auf Erden / von Anfang aller Dinge / da Gott der Schoͤpfer Alles in al - lem allezeit allenthalben iſt / alles erhaͤlt / re -giret /176Verlangen nachgiret / reget und beweget / wie er es in der Erſchaffung geordnet hat.

3 Zweifelsfrei wird hier gemeinet / das Gnaden-Reich(a)R. Gratiæ. Gottes / woruͤber er ſeinen Sohn / den Gott-Menſchen JE - ſum Chriſtum / zum Koͤnig eingeſetzet hat. Zu wem dieſes Reich / und wer in dieſes Reich / kommet / der kehret wieder in GOTT / wie Adam geweſen / und wird aller Gnaden und Privilegien teilhaf - tig / die dieſer himliſcher Kron-Printz durch ſein Menſchwerden / Leiden und Sterben uns erworben hat. Dann / welches Reiches Unterthan man wird / da tritt man in den Genuß deſſen Rechte und Freiheiten / und machet ſich derſelben allerdings teilhaftig. Chriſtus erklaͤret ſich ſelber / da er / in eben ſelbigem Cap. uns am erſten trachten heißet nach dem Reich Got - tes und nach deſſen Gerechtigkeit. (b)Matth. 6. v. 33.Und anderswo lehret er / das Reich Gottes ſei inwendig in uns:(c)Luc. 17. v. 21. ſo kan es dan nichts aͤuſerliches oder ſichtbares / ſo muß es ja Geiſtlich und im Herzen ſeyn.

4 So iſt dan / das Reich Gottes auf Erden / nichts anders / als dasjenige / was unſer Erzvatter unter dem verbotnen Baum verlohren / naͤmlich die Gott-aͤhn -lich -177dem Reich Gottes. lichkeit / oder das Ebenbild Gottes: die Faͤrtigkeit im Verſtand / Willen und Be - gierden / zu erkennen / zu wollen und zu voll - bringen / was goͤttlich und gut iſt. Es iſt / wie es der Heiden-Apoſtel beſchreibet /(d)Rom. 14. v. 17. Gerechtigkeit des Wandels / Friede mit Gott im Gewiſſen / und Freude des Her - zens im H. Geiſt: welche zwei lezere auf das erſte folgen.

5 Es iſt die Gott - und Chriſtfoͤrmig - keit / wann Gott und Chriſtus ſein Reich in uns hat / durch ſeinen H. Geiſt uns re - giret / uns in alle Gerechtigkeit und War - heit leitet / und ein glaͤubiges tugendhaftes Unſchuld-Leben in uns wirket. Es iſt eben diejenige Kraft / die uns Gott nach ſei - nem Weſen und Willen erkennen / und ih - me den Gehorſam des Glaubens / des Le - bens und des Creutzes opfern machet. Es iſt das Einige / worum David gebeten / daß Gott ſein Herz dabei erhalten wolle; das allein noͤtige / davon Chriſtus der Martha gepredigt. Es iſt der Geiſt der Warheit / welchen Salomon von Gott erbetten.

6 So iſt dañ dieſes / eine große und not - wendige Bitte. Dann / wer dieſes Reich / den H. Geiſt und himliſche Weißheit / nicht zu ſich erbittet / der iſt nicht baͤſſer daran /Mals178Verlangen nachals ein blinder Heide / der von Gott nichts weiß. Dañ was er thut / das thut er al - lein aus natuͤrlicher Faͤhigkeit / und hat ſich des ſonderbaren Goͤttlichen Beiſtandes nicht zu getroͤſten. Ach! auſer Gott / iſt nichts als Tod. Wie noͤtig iſts demnach / daß Gott hierum / um ſeinen Geiſt und himliſche Weißheit / oft erſuchet werde. Wann geſchihet aber ſolches? ach! ein ganzes Jahr durch ſelten / oder gar nicht: da doch mehr als gewiß iſt / daß wir ohne Gott (wie Chriſtus ausdruͤcklich ſaget)(e)Joh. 15. v. 5. gar nichts / naͤmlich Gutes / thun koͤn - nen. Daher gehen oft ſoviel Rahtſchlaͤge den irꝛweg / die aufs kluͤgſte erſonnen wor - den: dann Gott ward nicht angeruffen und mit in raht gezogen.

7 Wir wohnen hier im Reich des Sa - tans / des Fuͤrſtens der Welt: der reiſſet uns von Gott ab und verreitzet zu Suͤnden; oder er plaget und verfolget uns / wañ wir ihm nicht folgen wollen. Es ergehet uns / wie den Jſraeliten in Egypten und zu Ba - bel / wie den gefangenen Chriſten in der Tuͤrkey: da iſt lauter Schmach und Elend / Angſt und Noht / und letzlich der Tod. Gleichwol ſind blinde Weltlinge gern in dieſem Reich / ſuchen und nehmen / was dieWelt179dem Reich Gottes. Welt geben kan / folgen nicht Chriſto und ſeinem H. Geiſt / ſondern ihrem Fleiſch und dem Feind Gottes. Dieſe laͤſtern Gott / wann ſie dieſe zweite Vatter Unſer-Bitte beten. Dann ſie haben nicht luſt an Got - tes Reich / ſondern hintern und ringern nur daſſelbe. Sie trachten nur nach der Zu - gabe / und verlieren dadurch die Gabe / wor - nach ſie haͤtten trachten ſollen.

8 Nicht alſo die Gottliebenden! Die ſeufzen unter dem Dienſt-Joch des hoͤli - ſchen Farao / im finſtern Weltgefaͤngnis. Sie bejammern / daß im Gott-gelobten Land ihres Herzens auch Jebuſiter woh - nen / und daß ſie dem Satan wider ihren Willen dienen. Demnach bitten ſie ohn unterlaß: Vatter im Himmel! dein Reich / dein Ebenbild / dein H. Geiſt komme in unſer Herze: und jage von dar hinaus / was vom Reich des Satans herruͤhret / daß wir dir nicht widerſtreben. Durch dieſe Bekentnis und Bitte wird auch Gott ermildert / daß er unſre Suͤnden / als Fruͤch - te des hoͤlliſchen Reichs / uͤberſihet / und uns darum nicht ſtraffet / wie er wol oft thun ſolte.

9 Es wird hier nicht widerſprochen / daß man in dieſer Bitte / auch um die Zu -M ijkunft180Verlangen nachkunft des Reichs der Glori(f)Regnum Gloriæ. und Herꝛ - lichkeit Gottes / und um die heran-eilung der ſeligen Ewigkeit bitte. Und dieſes werden freilich nur diejenigen thun / die auf Erden im Reich der Gnaden zu leben ver - langen: dann eines fließet aus dem andern und kan es nicht fehlen / eine Seele / in de - ren Gott mit ſeinem Geiſt wohnet / die muß ſich ſehnen / Gott in ſeinem Reich bald anzuſchauen. Andere / die hier geiſt - lich in Satans Reich und er in ihnen woh - net / haben hingegen kleine oder gar keine Begierde / aus dem Leibe zu Gott zu wan - dern / oder Chriſtum kommen zu ſehen. Es ſcheinet aber / dieſes gehoͤre in die lezte Vat - ter Unſer-Bitte / da Gott um die Erloͤſung vom Ubel / welches der Satan / der Arge / und ſein Reich iſt / angeruffen wird.

10 Ach! man denke doch daran / ſo oft man das Gebet des HErꝛn oder Vatter - Unſer betet / daß man / in dieſer zweiten Bitte / um die edelſte Gabe von der Welt / naͤmlich um GOtt ſelber und um ſeinen Geiſt bitte. Man laſſe ihm demnach um ſoviel angelegner ſeyn / dieſes zu erbitten / was das Kleinod iſt von allen Bitten. Dann was kan man mehr und baͤßers er - bitten / als wann man den zu ſich laͤdet undberuf -181dem Reich Gottes.

[figure]

M iij182Verlangen nach Gottes Reich. beruffet / der Alles iſt und alles mitbringet?

11 Zur Zeit der Suͤndflut / ſteckte und ſchwebte Noah in den Kaſten / und ſahe / außer denen die bei ihm waren / alles Fleiſch untergehen / in der großen Zornflut Gottes. Da war die Welt / als des Teu - fels Reich von Tod uͤberſchwemmet. Gott redte nicht mit Noah / wie zuvor / und ſchie - ne er nun ganz verlaſſen. Doch glaubte er an das / was ihm Gott vorgeſagt / und ſchickte endlich eine Taube aus: die kame mit einem Oelzweig wieder / und verkuͤn - digte ihm den neuen Frieden mit Gott. Ach! der H. Geiſt / iſt dieſe Taube: die bringet uns den Frieden mit Gott ins Her - ze / wañ wir ihm daſſelbe reinigen / und Ge - bet-Boten nach ihm ſenden.

12 Und damit man dieſe Briefe und deren innhalt recht erlerne / ſo leſe man fleiſ - ſig / am Sonntag und in der Kirche / dieſe und dergleichen Andacht / und erbitte alſo den himliſchen Beiſtand. Es kan ja nicht fehlen: man wird alsdañ wider alle Ge - fahr ſich verſichert achten / und in Beruffs - werken lauter Segen hoffen koͤnnen / auch von Gott / weil man erſtlich nach ſeinem Reich getrachtet / den Zufall aller andern Notturft gewiß zu erwarten haben.

Gebet183Die zweite Vatter Unſer-Bitte.
* 2 * Gebet um Zukunft des Reichs Got - tes ins Herze.
D U Vatter
(g)Jſt zu fingen nach ber Weiſe: Die helle Sonn iſt nun dahin.
(g) auf dem Himmels Thron /
du Herzens-Koͤnig du!
vor dich ſtellt uns dein lieber Sohn:
hoͤr unſrer Bitte zu.
2 Ei ja es ſolt dein heiligs Reich
in uns auf Erden ſeyn /
dir ſolten Kinder ſehen gleich:
ach Gott! es trifft nit ein.
3 Nit Pharao / die Babel-Welt /
der Jebuſiter nicht
uns goͤũt / daß man zu dir ſich haͤlt:
Gott! deine Feinde richt.
4 Reizt hier und reiſſet uns zu ſich /
des Satans Reich und Liſt:
hilf / das wir halten uns an dich /
zeig daß du Herꝛſcher biſt.
5 Erhalt und halte deinen Sitz
in unſrem Herz-Palaſt /
O Hoͤchſter! deine Wohnung ſchuͤtz: ſie prangt mit dieſem Gaſt.
6 Ia / kehre wieder / Gottes Bild /
du erſte ſchoͤnſte Zier.
Wañ Gottes Geiſt die Seele fuͤllt / ſo wohnt ſein Reich in ihr.
M iiij7 Chriſt184Gebet zum himliſchen Vatter
7 Chriſt-aͤhnlich ſollen Chriſten ſeyn: ſonſt ſchaͤndt der Nam die That.
Kom / JEſu! hier wird Tugend ſeyn /
wañ dich das Herze hat.
8 Kom / Gottes Reich / du Seelen-Ruh!
am erſten ſuch ich dich.
Mir wird mit alles fallen zu /
Wañ mir Gott gibet ſich.
9 O wer doch von des Satans Reich
Bald ledig moͤchte ſeyn!
Ja / Fuͤrſt der Hoͤlle / weich und fleuch!
Mein JEſus ziehet ein.
10 M mir die Suͤnd ja kleben an:
doch herꝛſchen ſol ſie nicht.
Fuͤr mich / ob ich oft Suͤnd gethan /
der Richter ſelber ſpricht.
11 Mach uns dort in das Himmel-Reich.
auch / Vatter / gehen ein:
da werden wir / den Engeln gleich /
recht deine Kinder ſeyn.
12 Es komme Gottes Reich auf Erd: ſo kommen wir hinauf.
Der Himmel / daß er werd gemehrt /
hieher entgegen lauf. Amen!

* 3 * Gebet zum himliſchen Vatter um den Heil. Geiſt.

SO ihr / die ihr arg ſeit / koͤnnet euren Kindern gute Gaben geben: vielmehr wird der Vatter im Himmel den H. Geiſt185um den Heil. Geiſt. Geiſt geben / denen die ihn darum bitten. (h)Luc. 11. v. 13Alſo hat / O Gott mein Vatter im Himmel / dein ewiger Sohn geſagt. Er hat auf Erden geſagt / was im Himmel wahr und Amen iſt. Jch glaube / daß er es geſagt / daß er es auch meinetwegen geſagt / daß er die Warheit geſagt / und daß du thun koͤn - neſt und wolleſt / was er geſagt hat.

Jch glaube: darum rede ich. Aber du erhoͤreſt die Suͤnder nicht. Ach! eben darum bin ich ein Suͤnder weil du mich nicht erhoͤreſt. Es iſt mir leider! leid ge - nug / daß ich ein Suͤnder bin. Jch moͤchte es auch wol gerne nicht ſeyn: aber / ohne deinen Geiſt / muß ich es ſeyn.

Bin ich ein Suͤnder: ach! ſo iſt ja JE - ſus Chriſtus mein Verſuͤhner / mein Erloͤ - ſer / mein Fuͤrſprecher / und mein Vorbitter; ſo biſt du himliſcher Vatter / ein Vergeber / ein guͤtiger Vatter. Du haſt ja geſagt in deinem Wort: Wann der HErꝛ vrrſoͤhnt iſt / gibt er den Geiſt der Weißheit reichlich. (i)Sir. 39. v. 8.Ach getreuer Vatter! ich glaube / daß ich durch deinen Sohn mit dir verſoͤhnt bin. Bin ich dan verſoͤhnt: ſo laß mich haben die Gabe / die du gibeſt den Verſoͤhnten.

Es iſt ja wahr: die boͤſe Vaͤtter auf Erden erbarmen ſich uͤber ihre Kinder /M vund186Gebet zum himliſchen Vatter /und geben ihnen zu ihrer Notturft / was ſie geben koͤnnen. Solteſt dañ du / du hoͤchſter und baͤſter Vatter / von dem auch alle Vatter-Liebe fließet / weniger thun / der du doch uͤberſchwenglich mehr thun kanſt?

O du Koͤnig Himmels und der Erden! ſchaue doch / wie ich hier wohne im Reich des Satans / des Fuͤrſten dieſer Welt. Dieſer will ſein Reich in mir haben / haͤlt mich gefangen durch die Suͤnde / zu ſeinem Mutwillen / und ich ſoll ihme dienen mit Werken der Finſternis. Ach! dieſer ſtar - ke Gewaffnete drenget ſich in die Herzen hinein / und bewahret ſeinen Palaſt.

Du haſt uns ja errettet von der Ob - rigkeit der Finſternis / und verſetzet in das Gnaden-Reich deines Sohnes JESU Chriſti. Wir haben dir / in der Tauffe / unſre Namen gegeben / und dir gehuldigt: und du haſt uns / als deine Buͤrger / in dein himliſches Stadt Buch / ja in deine Haͤnde / eingezeichnet. Ach! ſo wolleſt du dan nicht zulaſſen / daß dieſer dein abgeſagter Feind mich aus deiner Hand reiſſe / den du / druch deines Sohns Blut und Tod / theuer wieder erkauffet haſt.

Jch weiß auch / und glaube / daß er iezt vor dir ſtehet / uñ fuͤr mich und dieſe hoͤchſteGa -187um den Heil. Geiſt. Gabe dich bittet. Ja es duͤnket mich / als wañ ich ihn alſo zu dir reden hoͤrte.

Mein Vatter! ſchaue an dieſe meine Wunden: und bedenke / warum ſie mir geſchla - gen worden. Bedenke / wieviel ich ausgeſtan - den / dir das Menſchliche Geſchlecht wieder zu verſoͤhnen. Es ſtehet da vor dir / das Ebenbild deiner Gottheit: aber auch das Bildnis der Menſchheit. Jch trage an mir / als meine Glieder alle Menſchen / die an mich glauben / und die du in mir zu Kindern und Himmels - Erben angenommen haſt. Weil ſie nun meine Glieder ſind / als fuͤhle ich ihr Anligen / als wañ es mein eigenes waͤre. Sihe an den Menſchen der als Gott und dein Sohn mit dir redet: und erbarme dich eines Menſchen / fuͤr den er zu Gott redet. Er wolte gern dein frommes Kind ſeyn: das iſt ſein herzliches einiges Ver - langen. Er iſt zwar ein Suͤnder: aber du weiſt / daß ich dir ſeine Schulde volkoͤmlich be - zahlet. Er bittet dich / durch mich / um den Heil. Geiſt / und um deine himliſche Weiß - heit: zu thun / was vor dir recht und gut iſt / und das Boͤſe zu meiden. Du haſt mich als ich von der Erden gen Himmel wiederkehrte / und dich bate / meinen Juͤngern den Heil. Geiſt zu ſen - den / dazumal / ſage ich / haſt du mich gnaͤdiglich erhoͤret. Ach! ſo erhoͤre mich auch nun / und ſende / dieſem meinem Gnad-hungerigen liebenBru -188Gebet zum himliſchen Vatter / ꝛc. Bruder / deinen Heil. Geiſt: daß er ſehe und verſtehe / auch thun koͤnne was dir gefaͤllig / ihm ſeelig / und deinem Reich auf Erden erbaulich iſt. Eben dieſer Mund / der dich hierum bittet / hat ihme auf Erden verſprochen / daß du es geben werdeſt. Darum bitte ich dich / mein Vatter! laß doch dein und mein Wort-verheiß an ihme nicht zur Unwarheit / und ihn in ſeiner Hoff - nung nicht zu ſchanden / werden. Das bitte ich dich / um deiner Liebe willen / die du zu mir zu allem Menſchen traͤgeſt. Amen!

Ach ja / mein himliſcher Vatter! ich weiß / daß mein JEſus alſo fuͤr mich bittet: ich weiß auch / daß du ihn allezeit erhoͤreſt. Wer kan das boͤſe Herz aͤndern / und ein neues ſchaffen? Du / HErꝛ allein / du ge - treuer Schoͤpfer in guten Werken. Ach! ſo ſchaffe in mir ein neues Herz / und gib mir einen neuen gewißen Geiſt.

Du haſt geſagt: Jch wil meinen Geiſt in euch geben / und ſolche Leute aus euch machen / die in meinen Geboten wandlen. (k)Ezech. 36. v. 27.Ach! du haſt es ja auch zu mir geſagt / weil ich an dich und dein wahres wehrtes Wort glau - be. So thue dañ / Herꝛ / nach deinem Wort. Mache mich faͤrtig / durch deinen H. Geiſt in allem guten Werk / zu thun deinen Wil - len / und ſchaffe in mir / was dir gefaͤllig iſt. Laß189Weißheit-Verlangen. Laß deinen Geiſt uͤber mich gerahten: daß ich ein ander Mann werde / ein Mann nach deinem Herzen. Amen.

* 4 * Himliſches Weißheit-Ver - langen.

DER himliſche Vatter / wird ſeinen Heil. Geiſt geben. JEſu ge - treuer Mittler und Vorbitter! du haſt auf Erden alſo geſagt: ſage auch al - ſo im Himmel. Du haſt zu den Menſchen vom Vatter geredet: rede auch zum Vat: ter / von den Menſchen / und erbitte uns / was du verſprochen.

Zwar was bitte ich / daß du fuͤr mich bitten wolleſt? Kanſt du doch ſelber mir helfen / und geben was ich bitte: dañ der Vatter hat dir das Reich und alle Macht uͤbergeben / im Himmel und auf Erden. Du haſt nicht allein geſagt: was ihr den Vatter bitten werdet in meinem Namen / das wird er euch geben. (l)Joh. 16. v. 23.Du haſt auch dieſes geſagt / und das Verſprechen wie - derholet: Was ihr bitten werdet in meinem Namen daß wil ich thun. (m)Joh. 14. v. 13. 14.

Es ſagt ja die himliſche Weißheit:ſie190Himliſchesſie komme nicht in eine boßhaftige Seele / noch in einen Leib / der Suͤnde unterworf - fen. Jch muß ja bekennen / ich bin ſo eine Seele / und die in einem ſolchem Leibe woh - net. Aber es iſt mir leid / daß ich es bin: und ich aͤngſte mich daruͤber / daß ich es doch nicht ſeyn moͤchte. Meine Augen ſe - hen ſtets zu dem HErꝛn / daß der meinen Fuß aus dieſem Netze ziehe. Jch ſage fuͤr meine Suͤnde: ich ſeufze / bitte und hof - fe. Ach! ohne Fromkeit / kan ich von dir keine Gnade hoffen: und ohn deine Gna - de / kan ich auch nit from ſeyn.

So jemand Weißheit manglet / ſagt / O JEſu / dein Apoſtel / der bitte von Gott / der da gibet jederman / ſo wird ſie ihm gegeben wer - den. (n)Jac. 1. v. 5.Jch bitte ja / mein Geber und Begaber! ach ſo erhoͤre doch / und ſende herab deine Weißheit / daß ſie bei mir ſei und mit mir arbeite: auf daß ich verſtehe / was dir wolgefalle. Du wolleſt deinem Knecht geben ein gehorſams Herz: daß er gehe allen guten Weg und nicht geꝛahte auf die Bahn der Boͤſen. Dann in dei - ner Hand ſind / beides wir ſelbſt und unſe - re Rede / darzu alle Klugheir und Kunſt in allerlei Geſchaͤften.

Die Weißheit (ſagt das Lehrbuch derWeiß -191Weißheit-Verlangen. Weißheit) gehet herum / und ſuchet wer ihrer wehrt ſey. Sie laͤſſt ſich gern ſehen und finden von denen / die ſie lieben und ſuchen. Ja ſie begegnet ihnen / und gibt ſich ihnen / ſelbſt zu erkennen. Ach! und ich habe die Weißheit geſucht von meiner Jugend auf / und gedenke ſie mir zur Braut zu nehmen: dañ ich hab ihre Schoͤ - ne lieb gewonnen. Jch gehe herum in der Jrre / ſuche und kan ſie doch nicht finden. Und du geheſt auch herum / und ſucheſt ei - nen Liebhaber! Und du ſteheſt vor mei - ner Thuͤr / du himliſche Weißheit! Ach! warum ſehe ich dich dan nicht? Warum thue ich dir nit auf?

Ach! ich bin zu blind / dich zu ſehen; zu bloͤd und ſchwach / dir auf zuthun. Ach! wañ du warten wolteſt / bis ich dir auf - thue: du wuͤrdeſt wol immer draußen / und ich ewig einſam und elend bleiben; wir wuͤrden nimmermehr zuſammen kommen. Ach! ſo thue dan dir ſelber auf. Thue gewalt: ſtoſſe auf die Pforte meines Her - zens. Komme herein / du Geſegnete des HErꝛn! warum ſteheſt du draußen?

Ach daß ich dich finden und faſſen moͤchte! ich wolte dich halten / und nicht laſſen biß du mich ſegneteſt. Ach komme doch herein / du Auserwehlte! ich woltſagen /192Einladung des him -ſagen / in mein Herze: aber du biſt ſchon darinnen. Komme mir in meine Arme! komme und begegne mir / wie eine Mut - ter. Empfahe mich / wie eine junge Braut. Komme herein / und laß uns miteinan - der hinaus gehen / aus der Eitelkeit die - ſer Welt / und in den Auen himliſcher Wolluͤſte ſpaziren gehen. Ja komme / Herꝛ JEſu / Amen!

* 5 * Einladung des himliſchen Herz Gaſtes.

ODu Hauchen der Goͤttlichen Kraft / Gott heiliger Geiſt! der du dich gibeſt in die heilige Seelen / und macheſt Gottes Freunde:(o)Weißh. 7. v. 25. 27. Ach! wie gern wolte ich dir meine Seele uͤber - geben / zur Wohnung und zum Tempel. Es hat auch der himliſche Vatter durch ſeinen Sohn JEſum Chriſtum verſpro - chen / daß er Weißheit geben und ſeinen Heil. Geiſt aus der Hoͤhe ſenden wolle denen die ihn darum bitten. Ach! ohne dich / gerahte ich in die Haͤnde des boͤſen heilloſen Geiſtes / der fuͤhret mich zur Hoͤl - le: da ich hingegen durch dich / zu Gottund193liſchen Hertz-Gaſtes. und in den Himmel / in das Geiſtliche und ewige Reich Gottes / geleitet werde.

Du gibeſt dich aber / du Heiligſter! nur in die heilige Seelen: dann wie ſolte der Heilige wohnen / bey den Unheiligen? Jch bekenne ja leider! du findeſt hier keine heilige Seele. Der Satan und die Suͤn - de haben ſie verfinſtert / widerſpenſtig und zum Guten onmaͤchtig gemacht. Wie oft habe ich darum mich ſelber verdammet! Aber was wuͤrde meinem Gott meine Verdammnis nuͤtzen? und er hat mich ja zur Seeligkeit erſchaffen. Womit wuͤrde ich Gott in der Hoͤlle dienen / da man ihn weder liebet und lobet / und da er nur ge - laͤſtert wird?

Du weiſt ja / O du Allwiſſender! und haſt es ſelber geſagt / daß das Dich - ten des Menſchlichen Hertzen boͤſe iſt von Jugend auf. So weiß auch ich und be - kenne / daß in mir / in meinem Fleiſch / nichts Gutes wohnet. Wollen habe ich wol: aber vollbringen das Gute / finde ich nicht. Das Gute / das ich will / thue ich nicht: ſon - dern das Boͤſe / das ich nicht will / thue ich. Jch habe ſchon laͤngſt erfahren / daß ich nicht kan zuͤchtig ſeyn / oder in deiner Zucht und Furcht leben / du gebeſt miꝛ es dañ: und diß iſt ſchon deine Gnade / erkennen / weßNſol -194Einladung des him -ſolche Gnade und bei wem ſie zu ſuchen ſey. Du allein biſt es / der in mir wircket / beyde das Wollen und das Thun.

So ſteht es dann nicht bey mir / dir ei - ne heilige Seele zur Wohnung einzuge - ben. Alle Heiligkeit iſt in dir / und kom - met von dir / und auſer dir iſt alles unheilig. So muß ich dann dich haben / O heiliger Geiſt! wann meine Seele ſoll heilig wer - den. Deine Huͤlfe muß vorhergehen / wann deine Gnade ſoll hernach folgen. Du muſt / du himliſche Taube / das Oelblat des Friedens / in die Arche meines Her - tzens bringen / wann die leidige Suͤndflut aufhoͤren ſoll.

Der himliſche Vatter will ſeinen hei - ligen Geiſt geben / denen die ihn darum bit - ten. Ach! da ich gar nichts gutes ver - richten kan ohne dich / O heiliger Geiſt! wie ſolte ich dan beten ohne dich? Wir wiſſen nicht / wie wir bitten ſollen: Du / du muſt uns vertretten / mit deinem unausſprechli - chen Seufzen. Du ſelbſt / du Geiſt des Ge - bets(p)Zach. 13. v. 7. muſt dich mir von Gott erbitten helfen: ſonſt werden / du und ich die un - heilige Seele / wol ewig voneinander blei - ben muͤßen. Ach! ſo hilf mir dañ beten / und ohn unterlaß bitten / um dich / die edel -ſte195liſchen Hertz-Gaſtes. ſte Gabe. Staͤrcke die Arme meiner An - dacht und Glaubens: daß ich dich an mich ziehe / feſt halte / und nicht wieder auslaſſe.

Ja / gibe du dich mir ſelber / O du hoͤch - ſte Gabe / den mir mein JEſus vom Vat - ter verſprochen hat. Jch weiß wol / daß du gern in den Hertzen einkehreſt und wohneſt: deine Luſt iſt bey den Men - ſchen-Kindern. Hier iſt mein Hertze: zeuch herein / und ſey Commendant in dieſer Veſtung. Sind noch Aufruͤhrer darin - nen: jage und ſchlage ſie hinaus. Stehe mir bey wider das Fleiſch / das immer dem Geiſt widerſtehet. Errette mich von mir ſelber / und ſtaͤrcke meinen Geiſt / du Geiſt des Rahts und der Staͤrcke /(q)Eſa. 11. v. 2. du Krafft aus der Hoͤhe:(r)Luc. 24. v. 49. daß er deinen und meinen Feinden / dem Fleiſch der Welt / und ihrem Fuͤrſten obliege.

Du Geiſt der Widergeburt! uͤber - ſchwebe mich / wie JEſum in der Tauffe / und mache in meinem Hertzen erſchallen / die troͤſtliche Stimme Gottes: Diß iſt mein lieber Sohn / an dem ich Wolgefallen ha - be. Du Geiſt des Himmels! fuͤhre meine Gedanken gen Himmel / und lehre mich zu Gott ruffen / Abba lieber Vatter! du Geiſt der Kindſchafft! gib Zeugnis meinemN ijGeiſt196Einladung des himliſchen Hertz. ꝛcGeiſt / durch deinen heiligen Trieb / daß ich Gottes Kind ſey. (s)Roͤm. 8. v. 16.

Ach ja! befihle / du Hertz-Lehrer / du Geiſt der Weißheit(t)Eſa. 11. v. 2. und Warheit /(u)Joh. 14. v. 17. was du wilſt: und hilf mir auch thun / was du befihlſt. Du Glanz des ewigen Liech - tes! leite mich in alle Warheit / und gehe mir vor auf meinem Wege / daß ich nicht anſtoße oder irꝛ gehe. Du himliſches Feuer entzuͤnde mein Hertz mit Goͤttlicher Liebe und himliſcher Andacht / und verzehre da - rinn alle fleiſchliche Begierde.

Jch trachte nach dem Reich Gottes / nach dem Reichtum in GOtt. Dieſes Eine iſt noht. Das erwehle ich / das baͤſte Theil. Das andere / die Notdurft / wird zufallen. Der himliſche Vatter / wird mir ſeinen Heil. Geiſt geben / wie er mir ver - ſprochen hat / und wie ich ihn gebetten ha - be. Jch bitte und glaͤube: Er wirds wol machen. Mein Glaube / mein Vertrau - en / ſoll ſchauen / und das Reich Gottes mit Gewalt zu ſich reiſſen. Ach ja! mein ſey dein Gnaden-Reich / gleichwie dein iſt das Ehren-Reich. Jn JEſu Namen / iſt alles Amen.

Zum197Geſang-Bitte zum Geiſt des Gebets.

* 6 * Zum Geiſt des Gebets / Geſang-Bitte.

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N iij198Geſang-Bitte zum
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GOttes Geiſt / du edler Gaſt! der du haſt
Deine Wohnung in den Seelen /
komm / du Lehrer / auch zu mir: daß ich dir
meine Noht recht lern erzehlen.
Gott gibt Ohren meiner Bitt /
Gott will hoͤren und erhoͤren /
Gott muß ja zu mir ſich Lehren /
wann dein Seufzen mich vertritt.
2 Laß mich ein kleins Voͤgelein / Adler! ſeyn / ſitzen zwiſchen deinen Fluͤgeln /
trag mein Beten Himmel-auf: ſo ein Lauf
kan die Sternpfort uns entrigeln.
Gott laͤſſt gern den Boten fuͤr /
den ſein Geiſt ſelbſt abgeſendet;
Gott zu dem ſich gerne wendet /
der das Siegel weiſt von dir.
3 Goͤttlichs Feuer! mir zueil. niedren Veil
wolleſt himliſch diſtilliren:
meines Geiſtes beſten Saft / meine Kraft /die -199Geiſt des Gebets.
dieſe Flamm wird ſublimiren.
(x)Diß iſt nach der Chimie geredet.
(x)
Und ſie wird auch ſondern ab (daß ich werde auserleſen)
allen Schlack von meinem Weſen /
was ich irdiſch an mir hab.
4 Jch will meine Seele hier / nach gebuͤhr /
dir zur Glutpfan macher eigen:
daß nach altem Tempel-Brauch / Andach-Rauch
moͤg vom Herz-Altee ſteigen.
Suͤß mein Opfer rechen wird /
meinen GOtt im H[im]mel laben /
wann es wird dein Fuer haben /
wañ es dieſe Glut[au]ffuͤhrt.
5 Himmels-Wi[nd]! ach! blaſe du auf m[ich]zu:
daß mein Glaube[nſ -]Liecht entbrenne
Dich ich auch das Graden-Oel / das der Seel
Andacht-Lampe nehre[t / ne]nne.
Wann du gießeſt dich in mich
und den trucknen Docht[machſt]trunken /
faͤngt der Geiſt bald an zu funken /
flammt mein Beten uͤber ſich.
6 Lebensquelle! mich begab / dich herab
in mein Hertzens-tieffe neige:
daß der Seufzerfluten lauf wieder auf
durch die Andacht-Roͤhren ſteige.
So hoch ſteigt / als tief er fiel /
dieſer Einfluß deiner Gnaden /N iiijpfle -200Geſang-Bitte zum Geiſt ꝛc.
pfleget ab und auf zu pfaden /
wie des Brunnes Waſſerſpiel.
7 Fluͤße / die ſich aus dem Meer gießen her /
in das Meer zu ruͤcke ſchießen.
Andacht / die du ſendeſt mir / wieder dir
und dem Himmel ſoll zufließen.
HErꝛ! in mir das Bächlein mehr /
durch den Zufluß deiner Flammen /
daß ein Waſſer lauf zuſammen /
daß ein Strom dir widerkehr.
8 Mein Gebet iſt ja ni[ch]t mein / es iſt dein /
dein Geiſt rufft in meine Seele:
was du wirckeſt Vatter hoͤr / mein Bege[hr]/
meine / deine Seufzer zehle.
Ja erhoͤre mein Gebet /
laß es durch die Wolke[n]dringen /
eine Gab zu ruͤcke brin[ge]n /
das aus dir zu dir[ab]geht.
VII201Geiſtliche Ritterſchaft / nach der ꝛc.

VII Am Sonntag / und in der Kirche / erinnere dich der

Geiſtlichen Ritterſchaft: nach der VI V. U. Bitte.

GOttes Geiſt / und der un - ſaubere Geiſt / wie ihn un - ſer Heyland nennet / ſind immer wider einander. Je - ner bauet Gottes / dieſer ſein Teufels-Reich. Wann wir bitten um Gottes Reich / und zu deſſen Anrichtung den Geiſt Gottes in unſer Hertz einladen: ſo iſt der hoͤlliſche Geiſt alſobald in Waffen / nimt zu ſich ſeine liebe Tochter / die ſchnoͤde Welt / beſezt die Po - ſten deß Fleiſches / als des Hauſes der See - le / und will jenen nicht einlaſſen. Daher hat unſer himliſcher Gebetmeiſter / dieſen Streit in die ſechſte Bitte geſetzet: an wel - chen aber / und daß ſie immer Feinde vor ſich haben / die wenigſte denken / und daher ſich gar zu keinem Widerſtand ruͤſten / ob ſie wol das Vatter Unſer taͤglich plappern. N vMan202Geiſtliche Ritterſchaft /Man ſol doch meinſt / wo nicht Wochen - uͤber / doch am Sonntag und in der Kirche daran denken: dann der Tempel iſt gleich - ſam Gottes Ruͤſtkammer / daraus wir / zu dieſem Krieg / Geiſtliche Waffen durch ein glaubiges Gebet holen muͤßen.

2 Der Teufel / iſt Urheber des Kriegs: dañ vor ſeinem Abfall war / in der Allent - halbenheit / Friede und alles ſtille. Als aber dieſer ſtoltzer Engel-Obriſter / aus Hohfart / uͤber GOtt ſteigen wolte / und zur Hoͤlle geſtuͤrzt worden / wurde er der Feind Gottes und deſſen Widerſacher: daher hat er in heiliger Sprache den Namen Satan. Weil er aber GOtt nichts anhaben / auch keinen Engel mehr verreitzen konte / machte er ſich an das Geſchoͤpfe Gottes / den Men - ſchen; dem er / ohne das aus Neid / ſeine Seeligkeit mißgegoͤnnet. Alſo verreitzte er das erſte paar Menſchen zu gleichem La - ſter / und ſchwatzte ihnen ein den Hochmut / Gott gleich zu werden. Dieſes brachte er zu wegen durch Luͤgen / und heiſt darum der Teufel / ein Verleumder / und Luͤgner und deren Vatter. Und weil er hierdurch den Menſchen in den Tod geſtuͤrzet / welcher ewig hat leben ſollen: darum wird er auch der Moͤrder von Anfang gennet. (y)Joh. 8. v. 44.

3 Gott203nach der VI V. U. Bitte.

3 GOtt hat den Menſchen das Fuͤr - ſtentum der Erde geſchenket / und ihm ausdruͤcklich anbefohlen / daß er dieſelbe mit ſeinem Samen erfuͤllen / ſie ihm unter - than machen / und uͤber alles herſchen ſol - te. (z)1. Moſ. 1. v. 28.Als er aber vom Satan ſich wider GOtt zu Krieg werben laſſen / da iſt der Teufel Fuͤrſt dieſer Welt worden: und iſt noch immer ſein und ſeines unzaͤhligen Hee - res boͤßliches Dichten und Trachten / wie er die Menſchen / durch Liſt oder Gewalt / GOtt abfangen und in ſein verdammtes Reich ziehen moͤge. Diejenigen nun / (ach! die meiſte Menſchen) die ſich vom Teufel fangen / verfuͤhren und anfuͤhren laſſen / die werden genannt die Welt. Da heiſt es nun: Ein Menſch iſt des andern Teufel. Dem Satan koͤnten wir man - chesmal leichtlich obſiegen / durch Gebet / Glauben und Gottes Wort: aber / das wol erſchroͤcklich zu hoͤren / er verfolgt und beſtreitet die Menſchen meiſt durch Men - ſchen / und koͤnte uns oͤfters nicht ſchaden / wañ nicht boßhaftige Leute ſeine Werk - zeuge waͤren. Und was das aͤrgſte iſt / un - ſer eigenes Suͤnd-luͤſternes Fleiſch haͤlt es heimlich mit ihme / und oͤffnet ihm der Sin -nen204Geiſtliche Ritterſchaft /nen Thuͤren und Thore: daß er alſo leicht - lich zu uns einbrechen und uns uͤbermei - ſtern kan.

4 Es iſt ein großes Stuͤck des Siegs / wann man ſeinen Feind kennet. Wolt ihr dieſen Feind und ſeine Anhaͤnge baͤßer ken - nen lernen? Jch will ſie euch vor die Au - gen ſtellen. Sehet hier dieſen Bock - Menſchen oder Satyrum / den Hertzog des Heerzugs. Er tritt aber nicht voran / ſondern er ſtehet in der Hinter-hur / als ein liſtiger Feldherꝛ. Er bekrieget durch ſei - ne Vorfechter / lauret mit Streiten / und ſpielet darzwiſchen mit ſeinen Feuerpfei - len. (a)Eph. 6. v. 16.Dieſe ſind die boͤſe Gedanken / der Suͤnden-Same / dadurch er gleichſam die Seele ſchwaͤngert / indem er ſie mit Zorn - oder Unzucht-Flammen anzuͤndet / und mit Ehrgeitz heitzet. Da muß nun der Chriſt - krieger ſolche Schlangen-Eyer zertretten: damit kein Drach ausgebruͤtet werde / der ihn verſchlinge / er muß / dieſen Feueꝛpfeilen / den Schild des Glaubens entgegen hal - ten: So werden ſie ihn nicht brennen koͤnnen.

5 Wolt ihr mehr Feinde ſehen? Die Welt iſt der ſichtbare Teufel: auſer deren iſt dieſer boͤſer Feind unſichtbar. Sie iſtſeine205nach der VI V. U. Bitte. ſeine Tochter / und er ihr Vatter. Sie ſe - hen auch einander gleich: aber hinten / vor - nen iſt ſie / als ein ſchoͤnes / lachendes und frech-entbloͤſtes Weib / anzuſehen: dañ ſie reitzet zur Fleiſches-Luſt. Auf dem Haub - te traͤget ſie eine Krone von Pfaufedern: diß iſt ein Sinnbild von ihrem Hohfartle - ben. Goldketten und Kleinode hangen ihr an dem Hurenhals / und unten an der Kette ein Goldbeutel mit vielen Faͤchern / an ſtat einer Medalie: erkennet daraus ihren Geitz und Augen-Luſt. Dieſe ſchoͤn - ſcheinende Docke bietet er jedem an / und ſpricht: dieſe meine Tochter will ich dir / auch Ehre / Reichtum und Freude zum Heurat-Gut / geben / ſo du meines theils ſeyn wilſt.

6 Jhr habt ja etwan geleſen / wie die Stadt Venedig Kaiſer Friedrichen den Rohtbart / der ſie und den Papſt dariñ be - laͤgert / uͤberwunden. Sie ſchickte / auf ei - nem Luſt-Schiffe / eine ſchoͤne Curtiſane zum Kaiſerlichen Lager: und durch die Schoͤnheit / auch durch den Harpffenklang und Geſang / dieſer wahren Sirene / wur - de der Prinz / des Kaiſers Sohn verleitet / daß er zu ihr in das Schiff ſtiege und alſo gefangen entfuͤhret worden. Dieſen wie - der zu bekommen / muſte der Kaiſer demPapſt206Geiſtliche Ritterſchaft /Pabſt ſich unterthaͤnig machen. Eben al - ſo thut der Satan / durch Fraͤulin Welt. Jhr ſehet / auf einem Lockheerd / wie die Voͤgel / wann ſie die Vorlaͤufer herum hup - fen ſehẽ und pfeiffen hoͤren / haufenweis auf die Atz fallen / aber ploͤtzlich mit dem Garn gedecket / beruckt und erwuͤrgt werden. Dergleichen Vorlaͤuffer / ſind die Welther - tzen. Wann ſie ſich empor ſchieben / Geld zum Pracht und Wolluſt ſamlen / herꝛlich und in Freuden leben: ach! das iſt die Welt / die aͤrgert und verleitet alſo / durch boͤſe Exempel und Geſellſchaft. Diß iſt der gefaͤrlichſte Liſt-Krieg des Satans: Man muß die Welt nicht anſehen / nicht mit ihr umgehen: wann man unverfuͤhrt und un - gefangen bleiben will. Und was ihrer viel thun / das iſt unzweifelich der Weg / der zum Verderben fuͤhret: wie unſer Heiland uns gelehret.

7 Jhr habt noch mehr zu ſehen / den drit - ten Feind: ach! der ſeit ihr ſelber. Euer Fleiſch iſt es / oder vielmehr die ſuͤndliche Begierde darinn. (b)Gal. 5. v. 17.Das Fleiſch geluͤ - ſtet wider den Geiſt / und Fleiſches-Luͤſte ſtreiten wider die Seele. (c)1. Pet. 2. v. 11.Es iſt gleich - ſam der Seele Bruder / aber nicht eines Sinns mit ihr. Er iſt nach der leiblichenGe -207nach der VI V. U. Bitte. Geburt / von der Erden / und ſie nach der Geiſtlichen / von Himmel: daher iſt ſie himliſch und er irdiſch geſinnet. Jhr ſehet ihn hier / als einen frechen Juͤngling / und Morian. Er ſchlaͤgt Madame Welt einen Arm um den Hals / hat ein Pokal und einen Torten in der andern Hand / uñ iſt vo[l]- bꝛaͤtig / wie man den Goͤtzen Bachus mahlet. Dieſer Feind iſt unſer Hausgenoß / den wir nehren und verpflegen muͤßen. Der un - ſer Brod iſſet / tritt uns unter die Fuͤße. Komt her / und ſpieglet euch. Betrachtet ja recht dieſen ſchoͤnen Gaſt / den ihr manch - mal ſo ſehr liebet / ach! den Leib / den Boͤs - wicht.

8 Schauet er ſitzt auf einem Thier / das heiſt die Begierlichkeit: das gehet auf niedren Fuͤßen / und ſchier an der Erden. Dieſer Drache hat ſieben Koͤpfe: verſte - het ihr darunter die ſieben Haubt-Laſter. Der erſte / ein Fledermaus-Kopf / blaͤſt ſchwartzen Rauch gen Himmel: das iſt die Wahn-Weißheit / die wiederſpricht immer dem Liechte / der Warheit Gottes / da ſie ſelbſt im finſtern ſchwaͤrmet. Der zweite / iſt ein hochbefederter Pfauen-Kopf: haͤlt im Schnabel den Abfall-Apfel des verbot - nen Baums / den die Hohfart abgebrochen. Der dritte iſt ein Loͤwen-Kopf: ein Bilddes208Geiſtliche Ritterſchaft /des Zorns mit ſeinen großen Augen und gleichſam Feuer-lohenden Rachen. Der vierdte / ein Wolfs Kopf / ſinnbildet den Geitz / mit ſeinem Stuck Luder im Maul / und mit den Stirnfenſtern / die nach meh - rerm umſchauen. Der fuͤnfte / ein Hunds Kopf / zeiget den Neid; der ſein eig - nes Hertz im Rachen haͤlt und naget / mur - ret / und ſcheel ſeitwarts ſihet. Der ſech - ſte / ein Satyr-Kopf / lachet / voll Geilheit / die Welt an. Der lezte ein Schweins - Kopf / als ein Bildnis der Schlaͤmmerer / wuͤhlet mit dem Ruͤſſel in der Erden.

9 Ach betrachte doch / O Menſch / was fuͤr ein greuliches Thier dir im Her - tzen ſtecket:(d)Matth. 15. v. 19. Dann aus dem Hertzen ſteigen auf die Laſter und Fleiſches-Luͤſte / ſo volbeſagter maſſen wider die Seele ſtreiten: wie uns unſer Heiland ſaget. Von Kaiſer Friedrich den IV liſet man / wie er einsmals in ſeiner Burg zu Wien / von ſeinem Bruder und den Burgern daſelbſt hart belaͤgert worden. So ein Aufruͤh - rer / iſt der Leib und deſſen Begierden: die fechten nicht allein wider die in der Burg des Haubtes wohnende Seele / ſondern ſie oͤffnen auch / dem Feind / (wie die Wiener Herz. Albrechten) die Pforten der Augen /Oh -209nach der VI V. U. Bitte. Ohren und Gedanken. Er ſolte unter - thaͤnig ſeyn / und thun / was ihm die Ver - nunft befihlet: aber dieſer Knecht / will im - mer herꝛſchen. Solte man nicht / mit S. Paulo / ruffen. (e)Roͤm 7. v. 24.Jch Elender! wer wird mich erloͤſen / von dem Leib dieſes Todes / oder von dieſem Tod im Leibe / von dieſem Leibe / der mir immer will den Tod anthun?

10 Laſt uns nun auch den Chriſt-Rit - ter beſchauen / der mit dieſen Feinden zu kaͤmpfen hat. Jezt bemeldter Feld Mar - ſchalk unſres himliſchen Feldherꝛn / hat ihm ſchon laͤngſt die Waffen angezogen. (f)Eph. 6. v. 11.Es ſind aber derer zweyerlei / und dienen ſolche entweder zum Verſetzen oder zum Verletzen. Unter den Schutz-Waffen iſt das voͤrderſte / der glaͤnzende Helm des Heils /(g)Eſa. 59. v. 17. deſſen Kleinod die heilige Pfinſt - Taube: verſtehet hierunter die Weißheit in dem Verſtand / und die unter dieſem Helm hervorſchauende Vorſicht-Augen. Eine Taube ſihet ſich immer auf alle Seiten um / ob nicht von irgendwo ein Hacht daher ſtoße. Vorſicht gehoͤrt voͤrderſt zum Krie - ge / die Fuͤnden der Feinde abzuſehen und auszunehmen. Des Satans Anfechtun -Ogen210Geiſtliche Ritterſchaft /gen / ſind liſtige Anlaͤuffe. (h)Eph. 16. v. 11.Er legt Stricke: wie dorten Ziſka / der Boͤhmen Haubtman / die Erde mit Weiber-Schley - ern beſtreuet / daß die Feinde darein mit den Sporen ſich verwirꝛten. Er graͤbet Gruben / und ſteckt Pfaͤle darein: wie das Volck in America den Spaniern. Er legt heimlich Feuer ein / wie die Mordbrenner / und untergraͤbt die Veſtung der Seele / durch ſuͤndliche Gedanken: da muß man leſchen und entgegen graben. Er uͤber - faͤllt unverſehens: man muß immer / zur Gegenwehr / in Bereitſchaft ſtehen. Da - rum warnet unſer Feldherꝛ: Wachet / daß ihr nicht in Anfechtung fallet. (i)Matth. 26. v. 41.Ach! du ſchlaͤffeſt / und dein Feind wachet. (k)Aug. in Pſ. 65.Der H. Geiſt / muß des Geiſtes Augen ſchaͤrfen und erleuchten: ſo muß der hoͤlliſche Geiſt zu ſchanden werden.

11 Der uͤbrige Leib des Chriſt-Rit - ters iſt angethan / mit dem Harniſch Got - tes / nemlich mit dem Krebs der Gerechtig - keit / angeguͤrtet mit dem Gurt der War - heit. Diß iſt der feſte Vorſatz eines un - ſtraͤflichen Lebens und die Beharꝛlichkeit / der wird angeguͤrtet / durch die Erkentnis Gottes und der Chriſtgebuͤhr. Es iſt derdap -211nach der VI V. U. Bitte. dapfere Entſchluß / ein Chriſt nicht nur zu heißen / ſondern auch zu ſeyn / und heroiſch wider diejenigen zu fechten / die ihn wollen zum Unchriſten machen. Dieſe macht ihn zu einer eiſernen Mauer / die der Satan und ſeine Rotte weder durchſchieſſen noch einwerffen kan. Und hierzu gehoͤren auch die Bein-Stiefeln eines unſchuldigen un - befleckten Wandels / der Wandel des Frie - dens: daß die Fuͤſſe / durch die Dornen der Luͤſte nicht verletzet / noch durch den Koht der Laſter beſchmitzet werden.

12 Das vornemſte Schutz-Waffen / iſt der Schild des Glaubens / darauf iſt ge - mahlet der Marter-Zeug / naͤmlich das Creutz / die Dorn-Crone / die Bande / Geiſel und Naͤgel JEſu Chriſti. Dieſe Zeichen ſeiner Paſſion / damit wir von Hoͤlle und Tod erloͤſet ſind / erwecken und ſtaͤrcken unſ - ren Glauben: damit koͤnnen wir / gegen des Teufels und der Welt Anlaͤufe / uns be - decken. Diß iſt der rechte Gorgons - Schild / (von dem die Heiden viel gefabelt) den unſre Feinde nicht anſchauen koͤnnen / und vor welchem ſie zu unbeweglichen Steinen werden. Dañ dazumal / als ſie mit dieſem Marter-Zeug wider unſren Er - loͤſer gewuͤtet / hat er ſie uͤberwunden: und hiermit hat er zugleich uns unuͤberwind -O ijlich212Geiſtliche Ritterſchaft /lich gemacht / und ihnen die Haͤnde ge - bunden.

13 Wir muͤßen auch des Chriſt-Rit - ters Gewehr betrachten / womit er dieſe Feinde kan ſchlagen und von ſich jagen. Das eine nennet S. Paulus das Schwerd des Geiſtes / welches iſt das Wort Gottes / von Heil. Geiſt in die Feder der Gottes - Maͤnner gegoßen / oder auch von Chriſto ſelbſt ausgeſprochen; das Schwerd das aus ſeinem Mund hervorgehet.(l)Offenb. 1. v. 16. wie es Johannes geſehen. Gottes Wort / iſt kein todtes Wort: es lebet / und thut / was es ſaget. Mit dieſem Schwerd verjagte unſer Feldherꝛ den Satan / der ihn in der Wuͤſten befochte. Wer im Geiſtlichen Krieg das Feld erhalten will / der mache ſich nur wol beleſen in Gottes Wort: er wird / wie JEſus mit ſeinem Jch bins in der Paſ - ſion / alle ſeine Feinde auf einmal zu Boden ſchlagen. Eine ſtarcke Glaubens-Hand muß dieſes Schwerd ergreiffen / halten und dapfer fuͤhren: Gottes Wort muß man fuͤr wahr halten / ſo wird man von demſelben gehalten und erhalten.

14 Es iſt aber noch ein Gewehr / Bo - gen und Pfeile / die dem Chriſt Ritter am Hals hangen. Ein zum Gebet aufgehob -nes113[213]nach der VI V. U. Bitte. nes paar Haͤnde / ſagt Efrem / iſt ein rechter ehrner Bogen wider die Feinde. Wañ ein klumpe Teufel beiſammen waͤren / ſo groß als der hoͤchſte Berg ſeyn mag: das Gebet eines glaubigen Chriſten kan ihm befehlen daß er ſich heben und in die Tieffe ſtuͤrzen muß. Ein ſolcher Gebet-Pfeil dienet / den Feind in die Ferne und abzuhalten / daß er nicht naͤher komme. Mit ſolchen Pfeilen ſchoße der Koͤnig Hiskia aus Jeru - ſalem in das Lager der Aſſyrer: und damit hat er ihrer 185000 zu todt geſchoßen. Dar - um befihlt unſer Feldherꝛ: Betet! daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Und eben dar - um auch hat er dieſe Bitte ins Vatter Un - ſer geſetzet / daß wir taͤglich ja ſtuͤndlich ſpꝛe - chen ſollen: Vatter im Himmel! fuͤhre uns nicht in Verſuchung. Was hiemit geſagt ſey / wird durch hernach folgende Andachten klar werden. Wer dieſe Bitte von Herzen betet / fuͤr den bittet JEſus / wie fuͤr Pe - trum / daß ſein Glaube in der Verſuchung nicht aufhoͤre / welcher nohtwendig uͤber - winden muß.

15 GOtt laͤſſet zu / daß Jebuſiter / daß ſeine Feinde / unter uns wohnen. Er pro - biret / durch deren Anfechtung / unſern Glauben / unſre Beharꝛlichkeit und Ge - dult. Er machet uns damit aͤnlich / demO iijEben -214Geiſtliche Ritterſchaft /Ebenbilde ſeines Sohns. Er ziehet uns dadurch an ſich / zum Gebet / und zur De - mut. Der HErꝛ JEſus wuſte / daß wir auch / wie er / wuͤrden ſtreiten muͤßen. Er keñte unſre Schwachheit / und daneben unſ - rer Feinde Liſt und Gewalt. Darum hie - ſe und lehrte er uns ſeinen und unſren him - liſchen Vatter bitten / daß er ſeinen und unſren-Feinden nicht zu lang und zu viel er - lauben wolle / uns zu verſuchen und anzu - ſprengen. Und diß Gebet muß immer geſprochen werden: dann immer und ſo lang wir leben / werden wir von dieſen drei - en Feinden bekaͤmpfet. Wol dem / der alle Stunden zum Streit fertigſtehet. Wir muͤßen / wie dorten die Juden / mit einer Hand arbeiten / und mit der andern Hand die Waffen halten. (m)Nehem. 4. v. 17.Widerſtehen /(n)Jac. 4. v. 7. macht den Satan fliehen. Wen er aber nicht im Gewehr findet / den ſchlaͤgt er zu Boden / und nimt ihn gefangen / und ſtellet ihn unter ſeine Fahnen. Ach! wieviel muß er dann taͤglich fangen und unterſtel - len / da man faſt niemand ſihet / der von die - ſem Krieg weiß und dieſen Feind kennet.

16 Der Satan / wie geſagt / greift die Sache erſtlich mit Liſt an. Kan er damit nichts gewinnen / und will man ihm nichtfol -215nach der VI V. U. Bitte.

[figure]

O iiij216Geiſtliche Ritterſchaft / ꝛc. folgen: ſo verfolget er / und ſeine Welt. Hat etwan der Menſch ſich einmal oder zwei von ihm faͤllen und fangen laſſen / und iſt ihm wieder entronnen; ſo hezt er wie - der ihn / wie hier im Kupfer zu ſehen / den Hund des Gewiſſens / ihn anzubellen und zu beißen. Er ſchieſt ihm / ſeine feurige Angſtpfeile / in die Seele / und peitſchet ihn mit Leibesplagen / wie den frommen Hiob. Die Welt muß mit Schmach / Verach - tung / Ungerechtigkeit / Verfolgung / Luͤgen und Verleumdung / auf ihn loß ſtuͤrmen. Und dieſes thut dem Fleiſch weh / es will kein Creutz dulten. Was iſt da zu thun? Die Chriſto angehoͤren / die creutzigen ihr Fleiſch. (o)Gal. 5. v. 24.Ach! ſo muͤßen dann dieſe Chri - ſto nicht angehoͤren / die ihr Fleiſch nicht creutzigen. Die aber creutzigen ihr Fleiſch / die ihme verſagen / wornach es luͤſtert.

17 Ach! betrachtet doch dieſe Figur / alle Sonntage und ſo oft ihr zur Kirche gehet / und machet ſie euch bekandt. Es ſind keine Fabel-Poſſen: es iſt alles die Warheit. Und kan euch die Notwendig - keit dieſes Kampfs nicht aufmuntern / ſo betrachtet doch die Belohnung eines guten Kampfs. Sehet hier eine Krone /(p)2. Tim. 4. v. 7. die ein Engel dieſem Chriſt Ritter vor dieAu -217Gebet-Lied uͤber die Sechſte ꝛc. Augen haͤlt. Jhr werdet ja verlangen / unter den Gekroͤnten ewig im Himmel / und nicht / unter den Verſtoſſenen in der Hoͤlle zu ſitzen. Was Muͤhe und Arbeit uͤbernahmen vorzeiten die heydniſche Grie - chen / in den Olympiſchen Spielen / bloß ei - nen gruͤnen Laubkranz als Uberwindere zu erobern? was ſolte dan nicht thun ein Chriſt / uͤm der unvergleichlichen Himliſchẽ Krone willen.

* 2 * Gebet-Lied. uͤber die Sechſte Vatter Unſer Bitte.
FUhr uns / O Vatter! uns verfuͤhret /
der Satan / dein und unſer Feind /
ob er ſchon hier auf Erd regiert:
Du biſt und bleibſt doch unſer Freund /
du Groͤſter! er iſt viel zu klein;
daß er ſolt GOttes Meiſter ſeyn.
2 Uns, die du haſt zum Reich erſchaffen /
die er zu Slaven machen will /
wolſt du dir laſſen nicht entraffen.
Er hab ihm ſeine Hoͤllenpfuͤl:
ihm dieſer Kercker iſt bereit;
und uns das Erb der Seeligkeit.
3 Nicht iſt bei uns die Krafft zu finden /N vdem218Gebet-Lied uͤber die Sechſte ꝛc.
dem ſtarcken Feind zu widerſtehn.
Du wolſt ihm ſeine Faͤuſte binden /
Mach ſeinen Schlingen uns entgehn.
Gib uns die Wacht der Engel zu: ſo muß uns Satan laſſen Ruh.
4 In uns das freche Fleiſch aufruͤhret.
Von auſen reizt die ſchnoͤde Welt /
und tobt wan ſie uns nicht verfuͤhret.
Ach! dieſe uͤberwand der Held /
dein JEſus unſer Fleiſch und Bein:
laß ſeinen Sieg auch unſer ſeyn.
5 Vergiß nicht unſer / deiner Kinder.
Wir muͤßen ja geprobet ſeyn /
doch laß uns nur nicht werden Suͤnder.
Ach! raum dem Feind zu viel nicht ein:
daß er uns nicht zu ſtreng befecht /
noch uns in ſeine Stricke flecht.
6 Such, die er hat gefangen / wieder /
Laß ihm das deine nicht zur Beut.
Ach! denk wir ſind ja JEſu Bruͤder /
von ihm ſo theur erloͤſte Leut.
Der Satan uns zur Hoͤlle fuͤhrt:
da keine Zung dich loben wird.
7 Un-Geiſt der Boßheit! fleuch von hinnen!
hier iſt der gute Gottes-Geiſt:
du kanſt doch dem nichts abgewinnen:
Jmmanuel mein JEſus heiſt.
Weich / Welt! weg / Satan! ſchweig / Begierd!
Bei GOtt man bleibet unverfuͤhrt.
Ge -219Gebet zu Gott wider die Geiſtl. V.

* 3 * Gebet zu GOtt wider die Geiſtliche Verſuchun - gen.

HJmliſcher Vatter! ich habe dich ja gebeten / und bitte dich taͤglich / im Namen deſſen / der mir diß taͤgliche Gebet vorge - ſprochen / du wolleſt mir deinen Heil. Geiſt geben / und mich um JEſu willen in dein geiſtliches Reich nehmen / wie er verſpro - chen hat. Aber / indem ich hiernach trach - te / ſo iſt einer / der dein Feind iſt / der will mich von dir abreiſſen und zu ſich ziehen. Er iſt ein ſtarcker Gewapneter / der Fuͤrſt dieſer Welt / ein alter Soldat / mit Liſt und Gewalt geruͤſtet. Es iſt ja mein Troſt / daß er dein Widerſacher iſt: dañ daraus nim ich ab / daß ich dein Fꝛeund bin; andeꝛe / die dir nicht angehoͤren / die wird er wol un - angefochten laſſen.

O Gott! ich weiß ja / daß ich ſtreiten muß. Du haſt mich ausgeſendet / durch dieſes irdiſche Welt-Wanderthal die Rei - ſe zu thun. Ach! da iſts unſicher gehen: da ſind nichts als Schlingen und Fallgru -ben;220Gebet wider die Geiſt -ben / und es iſt finſter / daß man ſolche nicht ſihet. Da warten mir vor / ganze Hauf - fen Feinde. Der groͤſte unter denſelben / der Teufel / geſellet ſich hinterliſtig zu mir / will mich verfuͤhren / wie meine Erzmutter. Du haſt mir auch einen Reisgefaͤrten zu - gegeben / mein Fleiſch: ach! das kan nich - tes / als fehlen und fallen.

Als du dein Volck Jſrael in das Land Canaan einfuͤhrteſt / da vertriebeſt du die Heiden nicht gaͤnzlich / die Joſua hatte ge - laſſen: damit du Jſrael an ihnen verſuch - teſt /(q)Richt. 2. v. 21. ob ſie auf den Wegen des HEr - ren bleiben wuͤrden. Alſo haſt du zwar den andern Joſua / deinen Sohn JEſum / geſendet / der fuͤr uns den hoͤlliſchen Ama - leck / und das geiſtliche Canaan die Welt / uͤberwunden. Aber du haſt ſie doch noch darinn gelaſſen / uns zu verſuchen / ob wir auch auf deinen Wegen wandeln und dir treu verbleiben wuͤrden.

Aber / ach Vatter im Himmel! wer bin ich / daß ich ſo viel ſtarcken Feinden wider - ſtehe? Mir wurden auch meine Waffen / unter dem verbotnen Baum / abgenom - men. JEſus hat ſie mir zwar widerge - geben: aber ich toͤdlich-verwundter Sa - mariter bin viel zu bloͤd / wie David /(r)1. Sam. 17. v. 39. ſiezu221liche Verſuchungen. zu tragen und zu fuͤhren. Du kenneſt mei - ne Schwachheit. Wie kan es dan fehlen / daß ich nicht falle in eine von dieſen Gru - ben und Schlingen? daß ich nicht zu Bo - den geſchlagen und gefangen werde?

Ach! da klaget mich dañ Satan bei dir an / Tag und Nacht / und ſpricht / ich ſei mut - willig zu ihm gelauffen: da doch er die Ur - ſach aller meiner Suͤnden iſt / und meiner Abfaͤlle. Er verklaget mich bei dir / und begehret Erlaubnis / daß er mich ſtraffen moͤge: da doch billiger er / als der Urſaͤ - cher / ſolte geſtraft werden / weil er mich verfuͤhret. Wañ du ihm dan erlaubeſt / mich wie den Hiob zu zuͤchtigen / da gehet er als ein Henker mit mir um / und iſt froh / daß er mich alſo an deinem Dienſt / und an dem Lauf meines Chriſtentums / hintern kan. Er macht es zu viel / und nimt die die ganze Hand / wann du ihm den Finger erlaubeſt.

Er verklagt und verleumdet auch dich bei mir / macht dich aus meinem Vatter zum Richter / und verwandlet dich mir in einen Grauſamen. Er ſtellet dich mir zornig fuͤr / und machet mich dadurch zwei - felmuͤtig / daß ich mich ſcheue / vor dich zu tretten / und wider ihn zu beten. Er reiſ - ſet mir den Glauben an JEſum Chriſtumaus222Gebet wider die Geiſt -aus meinem Hertzen / und macht meine Suͤnden zu hohen Bergen / daß ich nicht daruͤber zu Gott und meinen Heiland ſehen kan. Er reitzet mein Gewiſſen wider mich / daß es mich anbelle und beiße.

Nun iſt es ja / liebſter Vatter im Him - mel / nicht recht / daß er / dein Feind / alſo mit deinem Kind umgehe; daß er alſo das Gute hintere / ſein Reich foͤrdere / und ſei - nen Willen habe. Ach! wañ du ihm nicht wehreſt / ſo wird er mich gar zur Hoͤlle reiſ - ſen. Und was wird es dir fuͤr Ehre ſeyn / wann ich dein Kind / daß dich liebet / mit ihm einmal ewig in der Hoͤlle ſitze / da man dich nicht lobet / ſondern ohne ablaß laͤſtert?

Und ich muß ja mit Joſaphat ſagen: Jn mir iſt keine Kraft / wider dieſen ſtarcken und großen Hauffen. Jch weiß nicht / was ich thun ſoll / ſondern meine Augen ſehen nach dir. (s)2. Chr. 20. v. 12.Befihle doch einem deiner ſtarcken Engel uͤber mir / daß er mich behuͤte auf allen meinen We - gen / daß er mich auf den Haͤnden trage. (t)Pſ. 91. v. 11.Laß mich doch des Satans Engel / dir nicht entragen. Du weiſt baͤßer / als ich dir ſa - gen kan / was ich von ihnen leiden muß. Ach treuer barmherziger Vatter! vergib meiner Schwachheit / verzeihe mir alle mei -ne223liche Verſuchungen. ne Fehltritte / und wirf mich nicht hinweg / den du erſchaffen und erloͤſet haſt.

Zu JEſu Chriſto.

UNd hoͤre doch du mich auch / mein trauter HErꝛ JEſu! durch dich nenne ich Gott meinen Vatter: der wurde er ja / als du mein Bruder im Fleiſch geworden. Du heißeſt mich auch ihn / als Vattern / anruffen. Jch armer Menſch doͤrfte nicht alſo reden / wan du nicht ſelbſt / deine Apoſtel und die ihrer Lehre glauben / haͤtteſt deine Bruͤder genennet. Du ken - neſt mein truͤbſeliges gefaͤhrliches Wallen / hier auf Erden. Du ſelber biſt dieſen Weg gegangen / und von dieſen Feinden die mich befechten / angefochten worden. du haſt die Welt uͤberwunden / und ihrem Fuͤrſten obgeſieget. Was hilft mich aber dieſer Sieg / wann er nicht auch mein Sieg iſt?

Ach mein edles Haubt / JEſu Chriſte! in deinem Sieg kan ich / als dein Glied / die - ſe Feinde uͤberwinden / wañ ich mich glau - big daran halte. Diß iſt der Schild des Glaubens / den muß ich ihnen entgegen halten: ſo koͤnnen ſie nicht ſtehen noch be - ſtehen. Sie wolten mir ihn ja gern vomHal -224Gebet wider die Geiſtli -Halſe reiſſen: er verleumdet dich bei mir / als waͤreſt du nicht mein Erloͤſer und Ver - fechter / welches du doch allen Men - ſchen biſt.

Du haſt mir dein Wort hinterlaſſen: dieſes Schwerd ſoll ich feſt halten / und den Feind damit hinweg ſchlagen. Aber man will mir auch dieſes aus der Hand ſchwa - tzen: dein Wort ſoll nicht wahr ſeyn / oder es ſoll mich nicht angehen. Alſo leugt mir vor / der Teufel / der Erzluͤgner / wie er der Eva gethan: daß er mich / von dir ab / zu ſich in ſein Reich reiſſe. Ach! gib doch nicht dem Thier / dem alten Drachen / die Seele deiner Turteltaube.

Ach! es heiſt freilich mit mir / wie dort mit David: Jch bin ein Knab / dieſer Feind / aber / der Satan / iſt ein alter Kriegsman /(u)1. Sam. 17. v. 33. doch was thut er / indem er mich verfol - get? Er jaget mich / der hoͤlliſche Jaͤger / durch ſeine Hetzhunde / wie einen Hirſchen zu dir / HErꝛ JEſu / und in deine Wunden. Ach! da ſtehe ich / und klopfe an. Thue mir auf / mein einiger / mein baͤſter Freund! du ſchlieſſeſt ja nicht hinaus / die zu dir kom - men. Jch bin meinen Feinden zu ſchwach. Und eben dieſes troͤſtet mich / weil du ge - ſagt haſt: deine Kraft ſei in den Schwa -chen225che Verſuchungen. chen maͤchtig / ach! bei dir / ſitze ich wol. Jn deinen Wunden / bleibe ich ewig un - uͤberwunden.

Du haſt wol auf Erden viel / von dei - nen und meinen Feinden geredet; du haſt aber wenig davon geſagt / daß ich wider ſie kaͤmpfen ſolte; dan du wuſteſt / daß ich / ohne dich nichts thun / weder kaͤmpfen noch ſiegen koͤnne. Du haſt mir geſagt / wir ſollen / als Kuͤchlein / unter deine Fluͤgel kommen / als Schaͤflein zu dir unſrem Hir - ten uns halten / dich fechten und machen laſ - ſen. Ach! du allein / kanſt alles wol machen.

Eines nur / haſt du uns befohlen: Wa - chet und betet. (x)Matth. 26. v. 14.Du haſt uns auch alſo zu Gott beten gelehret: Vatter im Himmel / fuͤhre uns nicht in Verſuchung. Die Schleu - der Davids / haſt du uns in die Hand gege - ben. Ach! ein Pfeil aus dem Gebet-Koͤ - cher / kan den hoͤlliſchen Goliath faͤllen. Ach! ſo gib mir dan nun ſo viel Kraft / Herꝛ JEſu / daß ich allezeit wache / weil mein Feind nie ſchlaͤffet; daß ich / aus der Gebet-Schleuder einen Stein nach dem andern hervor lange / ihme ſolchen in die Stirne zu ſchmitzen. Jch will nur beten und dich anbettlen: du wolleſt / du biſt jaPun -226Gebet wider die Geiſtli -unſer Fuͤrſprecher bei dem Vatter / fuͤr mich bitten / wie fuͤr Petrum / daß nicht mein Glaube / ſondern bald die Verſuchung / auf - hoͤre. Du wolleſt ſeyn die Feuer - und Wolken-Seule zwiſchen mir und dieſem boͤſen Farao: daß er nicht zu mir gelan - gen koͤnne / ſondern im rohten Meer des Zorns Gottes erſauffen muͤße.

Zum Heiligen Geiſt.

DU aber / O Heiliger Geiſt / du Geiſt des Rahts und der Staͤrke! hier iſt mein Herze: ziehe doch herein / du edler Gaſt. Sei und bleibe Commendant in dieſer Veſtung / und laß dich nicht aus - jagen. Alsdañ kan ich mutig ſprechen: Mit mir iſt der HErꝛ unſer Gott!(y)2. Chr. 13. v. 10. hier Schwerd des HErꝛn und Gideon! (z)Richt. 7. v. 20.Brin - ge du nur mit dir fuͤr mich / die wachſame Vorſicht-Augen / und die ſtarke Glaubens Arme zum Gebet. So lang dieſe wie des Moſe ſeine / werden empor ſtehen / ſo lang wird der hoͤlliſche Amalek unterligen /(a)2. Moſ. 7. v. 12. und ich werde durch Joſua / durch Jeſum obſiegen. Mache mich ſehen die Schlingen des Fein - des: daß ſie mich nicht verſchlingen. Be - huͤte mich fuͤr Faul - und Traͤgheit: dieden227che Verſuchungen. den Satan reitzen / mich zu uͤberfallen.

Ach ja / mein Gott und Vatter im Him - mel! du biſt ja HErꝛ uͤber alles / und dein Sohn unſer Ehren-Bruder / herſchet mit - ten unter ſeinen Feinden. Du wolleſt doch dem Satan / deinem Feinde / und ſei - ner Freundin / der Welt / nicht zu viel Macht uͤber dein Kind einraumen. Ma - che die Verſuchung ertraͤglich / und befihle dieſem feindſeligen Laban / daß er mit Ja - cob nicht anders als freundlich rede. Die - ſer Eſau(b)1. Moſ. 32. mag mir zwar entgegen zie - hen: aber laß du mir auch begegnen Got - tes Heere /(c)c. 33. die mich Schutz-geleiten und ſicher ins himliſche Canaan bringen. Der Fuͤrſt dieſer Welt habe nichts an JE - ſu / an mir / und an allen ſeinen Gliedern / und ihm bleibe von dieſem der Kopf zer - tretten. Amen / in ſeinem Namen / Amen!

* 4 * Glaubige Fortweiſung des Fuͤrſtens der Finſternis.

(Pſ. 6. v. 9. )Weichet von mir ihr Ubelthæter.
W As /
(d)Jſt zu ſingen nach der bekandten Weiſe: O wol dem der ſeine Tag.
(d) du Hoͤll-Geiſt / ſuchſt du hier?
Gott mit mir! P ijwas228Glaubige Fortweiſung
was hab ich zu thun mit dir?
weich von mir / hin zu den deinen /
Gottes-Feind!
Gott / mein Freund / nennt mich den Seinen.
2 Ewig deine Hoͤllenpein
trag allein:
ich mag dein Geſell nicht ſeyn.
Pack dich in dein Haus voll Flammen!
Gott will mich
nicht / wie dich / zur Qual verdammen.
3 JEſus litt und ſtarb vor mich:
durch ihn ich
Gott verſoͤhnt bin ewiglich.
Aber dir zur Gnad ſteht offen
keine Thuͤr
fuͤr und fuͤr / nichts kanſt du hoffen.
4 CHriſtus hat dich ganz entwehrt
und zerſtoͤrt /
als er war ein Gaſt der Erd.
Jch / ſein Chriſt / will auch obſiegen
ritterlich /
du ſolſt mich umſonſt bekriegen.
5 Ey ſo weich und ziehe hin / ſteig im Siñ
wieder an die Wolkenziñ /
da du warſt ein großer Engel: dieſes Haus
warf dich aus / du ſtolzer Schwengel.
6 Trolle dich / fahr in ein Schwein /das229des Fuͤrſten der Finſternis.
das wird fein
fuͤr dich eine Wohnung ſeyn:
da magſt du / als Unflat wuͤhlen
in dem Koht /
und mit Sot den Ruͤſſel ſpuͤlen.
7 Vnd du kanſt nur diß auch nicht /
bis mein Liecht /
JEſus / die Erlaubnis ſpricht.
du darfſt eine Sau nit ruͤhren:
und wie ſoll
deinen Groll ein Chriſt noch ſpuͤren.
8 O! ich lache deiner Wut
wol gemuht;
ich weiß / daß ſie mir nichts thut:
weil mein JEſus mir hilft ſtreiten
und mit Schutz /
dir zu Trutz / mir ſteht zur Seiten.
9 Neide mich um dieſen Schild / ſtell dich wild /
wider GOtt kein Teufel gilt.
GOtt bleibt Vatter / Jeſus Bruder:
der wirft dich
unter mich / du Hoͤllen-Luder!
10 Mahl mir meine Suͤnd nit roht:
JEſu Tod
hat getoͤdet alle Noht.
Dein Regiſter iſt zerriſſen /
das verklagt
und uns nagt in dem Gewiſſen.
P iij11 IE -230Glaubige Fortweiſung.
11 JEſus mein Erloͤſer heiſt.
Gottes Geiſt
Huͤlf und Gnade mir erweiſt.
Luͤgner! du ſolſt mir nicht rauben
dieſen Troſt /
den ich koſt im feſten Glauben.
12 Raͤchen wird mich GOtt an dir /
daß du mir
Jhn nur zornig ſtelleſt fuͤr /
und verleumdeſt ſeine Liebe;
da du luͤgſt /
mich betriegſt / aus Neides-Triebe.
13 JEſus iſt mein Fleiſch und Blut /
redt mir gut /
der zur Rechten Gottes ruht.
Wo mein Fleiſch itzt herꝛlich wohnet /
da werd ich
ewiglich auch ſeyn bekronet.
14 Hab du dein Verdamnis dir
fuͤr und fuͤr /
du verworfnes Drachenthier!
Gottes Reich iſt dir verſaget:
aber mein ſoll es ſeyn / da nichts mehr plaget.
15 Reichtum wartet dort auf mich:
ob ſchon ich
hier muß leben kuͤmmerlich.
Jſt nur JEſus meine Haabe:
was acht ich /Sa -231des Fuͤrſten der Finſternis.
Satan / dich und deine Gabe.
16 Und zwar ſind ſie doch nit dein /
es ſind ſein
alle Schaͤtze / und auch mein.
Der ſich ſelbſt mir hat gegeben /
gibt mir auch
was ich brauch in dieſem Leben.
17 Bocket ſchon auf mich dein Horn /
ob dein Zorn
mir aufſetzet manchen Dorn:
deſto ſchoͤner wird auch kroͤnen
JEſus dort
an den Ort der ewig-Schoͤnen.
18 Er wird / die mit dir es haͤlt /
deiner Welt
zahlen auch das Widergelt.
Meine Ruhte ſie / dein Buhle /
brennen ſol
eine Kohl im Hoͤllenpfule.
19 L / mein Fleiſch / ach! laß dich nit ſchleppen mit /
dich fuͤr Welt und Teufel huͤt: ſonſt muſt du mit ihnen brennen.
Baͤßer Leid /
als durch Freud zur Hoͤlle rennen.
20 Troll dich / du geſchwollnes Thier!
Woltſt du hier
deinen Stoltz einblaſen mir.
Weich du Fliegen-Koͤnig / weiche! P iiijmei -232Glaubige Fortweiſung des Fuͤrſt ꝛc.
meine Ehr
ich begehr in Gottes Reiche.
21 Hoͤllenbrand / weich hinterwerts!
deine Kertz
nicht entzuͤnden ſoll mein Hertz
JEſu Sanft mut wird abkuͤhlen /
keine Glut
Zornes-Wut mich laſſen fuͤhlen.
22 Alte Schlamm-Sau! ach ſolt ich
bilden dich /
in dem Luſt-Koth waͤltzen mich!
ich / ein Glied an JEſu Leibe!
nein ach nein! ſein und rein ich ewig bleibe.
23 Trutz der Hoͤlle! Gott iſt hier
und bei mir!
Sei ohn Furcht / ich bin bei dir!
rufft er mir in ſeinem Worte.
Gott iſt Freund:
Gottes Feind / mach du dich forte.
24 Ey ſo weich / laß mich in Ruh /
Moͤrder du!
GOtt wird nichts dir laſſen zu.
Seine Engel mich behuͤten:
in dem Schutz /
kan ich trutz dir / Teufel bieten.
25 Raſe / Farao der Hoͤll!
mein Geſell /
mein Freund iſt Jmmanuel. Die -233Welt-Abſagung.
Dieſe Feuer-Seul ſoll uns trennen /
du / dein Heer /
muſt ins Meer der Flammen rennen.

* 5 * Welt-Abſagung. Auf die Sing-Weiſe: Lebt jemand ſo wie ich. ꝛc.

FAhr hin du ſchnoͤde Welt!
an dir mir nichts gefaͤllt /
du ſtehſt im bunten Rocke.
Jch will dir / falſche Docke /
du uͤbertuͤnchtes Grab /
die Larve ziehen ab.
2 Du ruffeſt mir auch zu:
fahr hin / O Einfalt du!
weg mit den kahlen Chriſten.
Je ja / mich ſolt geluͤſten!
wer es nicht macht / wie ich /
der iſt kein Buhl fuͤr mich.
2 Hab Dank / fuͤr dieſen Thon.
Dein Hon iſt meine Kron.
Feindſeligs Bild / dein Lieben
mich wuͤrde nur betruͤben.
Wer hier gefaͤllt der Welt /
dort ſeinem GOtt misfaͤllt.
4 Ja / Lea bloͤde Zier!
ich ſehe nichts an dir /
das mir heiß koͤnte machen.
Jch muß der Schminke lachen /
Jch will / nach rechter Schoͤn /
aus Jacobs-Augen / ſehn.
P v5 Du234Welt-Abſagung.
5 Du Hur / Dione du /
Du gibſt verkehrte Ruh.
Laß ab nach mir zu ſchauen.
Solt ich / auf Laſter / bauen
der Wolluſt Unluſt-Laſt.
Mein Hertz diß Lieben haſſt
6 Du Dirne koͤderſt mir /
und woltſt mich gern zu dir
Durch falſche Biſſen zucken /
den Tod hinein zu ſchlucken.
Umſonſt iſt deine Muͤh:
weil ich den Angel ſih.
7 Weg / Delila du Balk!
dein Anblik iſt ein Schalk.
Jch greif zu Joſefs waffen /
mag nicht wie Simſon ſchlaffen
Sei die Sirene du:
Ulyſſes hoͤrt nit zu.
8 Dich haſſet meine Seel /
Baals Buhle / Jeſebel!
Du lehrſt zum Mam̃on lauffen
und Gott um Koht verkauffen.
Jn GOtt ich alles hab:
was acht ich deiner Gab!
9 Jhr Armen / du und er /
waskoͤnt ihr geben her?
O Welt! all deine Gabe
iſt meines Gottes Haabe.
Er / gibet / und nicht du:
von GOtt faͤllt alles zu.
10 Ja / Welt / was heute dein /
kan morgen werden mein /
kan morgen dir entwerden.
Es legt auch in die Erdenden235Welt-Abſagung.
den Segen / mein Gebet /
den deine Hand empfaͤht.
11 Solt holen ich von dir?
kom Welt holdu von mir.
Und iſt / du eitle Dame /
nicht Sodoma dein Name?
Geht Loth von dir hinaus:
du wirſt ein Aſchen-Hauß.
12 Das Eitle wehlſt du dir:
das Edle wehlich mir /
das Eine / ja / den Himmel.
Erkenn / in dem Getuͤmmel /
daß ich in meiner Ruh
viel kluͤger bin als du.
13 Schenk / Circe / mir nicht ein.
Du gibeſt Gift / fuͤr Wein.
Jch mag / bei deinen Heerden /
nicht eine Schlamm-Sau werden.
die Seel / der Himmels-Gaſt / ſucht hier nicht Erden-Maſt.
14 Fahr hin mit deinem Pracht /
du Pfau von Gott verlacht!
Sturtz wird den Stoltz erwiedern.
Der Himmel hebt die Niedern.
Durch Demut / will noch ich
weit uͤberſteigen dich.
15 Verfolgſt du mich ſchon hier /
weil ich nicht folge dir:
du darfſt mir doch nit ſchaden.
Jch ſteh in Gottes Gnaden:
der macht / aus jedem Leid /
mir einen Zentner Freud.
16 Viel leichter mich die Reis
traͤgt hin zum Paradeis /als236Welt-Abſagung.
als dich der Weg zur Hoͤlle.
Wer moͤchte dein Geſelle /
wer ſolt gern um dich / ſeyn?
du machſt dir ſelber Pein.
17 Jch warne dich / du lachſt.
Mach fort / wie du es machſt.
Straff drohet ſchon den Boͤſen.
Mich / JEſus wird erloͤſen.
Dein / ſoll die Hoͤlle ſeyn:
der Himmel bleibet mein.
18 Jch lebe ſchlecht und recht /
ich mag nicht ſeyn dein Knecht
auf Undank / den du gibeſt.
Gott labt: ob du betruͤbeſt.
Gott ehrt mich: laͤſterſt du.
Tritt ab: GOtt tritt mir zu.
19 Ja / Welt! verachtſt du mich:
ich auch verachte dich.
So bleiben wir geſchieden. ſo laß mich dañ mit Frieden.
Jch himliſch bin: du Erd /
biſt meiner Lieb nicht wehrt.
20 O Himmel! hol mich ab:
den Leib ſchick in das Grab;
laß meine Seel entkommen /
hin in das Land der Frommen.
Nichts mir auf Erd gefaͤllt.
Ade du ſchnoͤde Welt!

* 6 * Gebet-Lied. wider das aufruͤhriſche Fleiſch. Nach der Singweiſe: Steh doch / Seele / ſteh doch ſtille ꝛc. CANTUS. Ben. Schulth.

Nach237Gebet-Lied wider das aufruͤhriſche ꝛc.
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238Gebet-Lied wider das
[figure]
AUfruhr / JEſu / muß ich ruffen.
Laß die Stimme kommen hin /
GOtt / zu deines Thrones Stuffen.
Schau doch / wie bedrangt ich bin:
nicht nur plagt mich Welt und Hoͤlle;
auch mein Fleiſch iſt ihr Geſelle.
2 Dieſer Koͤrper will / die Erde /
daß / was an mir himliſch iſt /
daß die Seel auch / irdiſch werde.
Meines Adels er vergiſt:
ich ſoll nach den Knechten ſchauen /
da mich will ein Koͤnig trauen.
3 Haſt du nicht / den Leib / der Seele
zugeſellt / als einen Knecht?
Er iſt in der Fleiſches-Hoͤle
Schaffner / daß er diene recht.
Und er darf ſich doch erkuͤhnen /
Feinden wider mich zu dienen.
4 Wann in deines Wortes Auen
ich ſpazir und ſeh nach dir:
er heiſt mich durch Brillen ſchauen /
haͤlt mir Wahnes-Glaͤſer fuͤr.
Mir wil ſo der Satan rauben
meine Augen / meinen Glauben.
5 Jch239aufruͤhriſche Fleiſch.
5 Jch ſoll neiden / ich ſoll haſſen
da dein treues Lieb-Gebot
mich heiſt dieſe Laſter laſſen.
Zorn / der macht auch zuͤrnen GOtt:
dieſer richten will und raͤchen /
wan den Feind wir ledig ſprechen.
6 Er will mich auf Stelzen ſtellen /
daß ich ſo zum Falle ſteig.
Diß warf Lucifern zur Hoͤllen.
Stolz und Sturz iſt gleicher Zeug.
Himmel-auf erhoͤht ſol werden /
der auf Erd ſich legt zur Erden.
7 Er will ſich mit Pracht behaͤngen /
Schlamm ihn machen ſol zum Schwein:
daß die Hoͤlle hab zu ſengen /
wo die Kleider Flammen ſeyn.
Solt ich mich zur Welt bekennen /
und zuletzt mit ihr verbrennen.
8 Er will mich mit Gold beladen /
mir die Reiſe machen ſchwer.
Welt gewinnt ihr Gut / zu Schaden.
Leichter geht / wer wandlet leer.
Solt ich alſo Unkraut rauffen /
GOtt um rohten Koht verkauffen?
9 Er wil / die Begierd zu kuhlen /
immer huren mit der Welt.
Und ich / ſol mit Satan buhlen:
die ich JEſu bin vermaͤhlt.
Er ſucht ihn zu mir zu fuͤhren /
durch der Aug - und Ohren-Thuͤren.
10 Hab ich dan die Luſt empfangen:
Bald wird jung das Kind / die Suͤnd.
Nein! an JEſu will ich hangen:
da ich reine Wolluſt find. Die240Gebet-Lied wider das aufruͤhriſ. ꝛc.
Die Magd Hagar ſei vertrieben:
Sara hier allein wil lieben.
11 Ach! mein Fleiſch / das hat nicht Augen /
Die / mein JEſu / kennen dich:
hier nur Glaubens-Augen taugen.
Weiß ich doch / wie du um mich /
treuer Jacob / dienſt auf Erden:
Rahel wil nur deine werden.
12 Solt mir Satyr Satan lieber /
als mein ſchoͤnſter Joſef / ſeyn?
Jag mir diß Geſpenſt fuͤruͤber /
das bei mir wil tretten ein /
Held! du wollſt dich nicht beſchaͤmen /
dir das deine laſſen nehmen.
12 Halte bei mir / du der Beſte!
Ach! ich walle mit Gefahr.
Du kanſt / biſt du doch der Groͤſte /
meine Feind / wie Spreu und Haar
von mir in die Ferne blaſen.
Du biſt Loͤw: mach ſie zu Haſen.
14 Hilf das freche Fleiſch mir zaͤhmen /
daß es bleibe unterthan.
Deinen Geiſt wolſt zu dir nehmen /
der den Geiſt mir ſtaͤrken kan.
An das Creutz hilf mir es ſchlagen:
daß es lerne Jeſum tragen.
15 Scheid bald gar mich und das Boͤſe /
JESU / wann ich wuͤnſchen mag /
und vom Leib des Tods mich loͤſe:
Ach ja! eil mit dieſem Tag /
oder bald den lezten ſende /
dann hat aller Streit ein Ende.
VIII241Bitte um Leibes Notturft / ꝛc.

VIII Am Sonntag und in der Kirche /

Bitte um Leibes Notturft: nach der Vierdten Bitte.

EJnem getreuen Gottesdie - ner / wann er im Tempel / als in Gottes Hof-Palaſt / ihm aufgedienet / wird die Kirche zur Schatz-Kam - mer / und Gott ſpricht zu ihme / wie zum Salomo: Bitte / was ich dir geben ſol. (e)1. Koͤn. 3. v. 5.So hat auch unſer Hei - land verſprochen: Bittet / ſo werdet ihr nehmen! (f)Joh. 16. v. 24.Wer von einem Hohen / wie Uria von David / hinweggehet / dem folget nach des Koͤnigs Geſchenke. (g)2. Sam. 11. v. 8

2 Wer am erſten nach dem Reich Got - tes / wie ſein theurer Sohn befihlt / getrach - tet / auch um daſſelbe und wider deſſen Fein - de (wie in vorhergehenden zweyen Andach - ten geſchehen) gebetet: dem wird / wie die - ſer Spruch unſres Heilands verſpricht /Qdas242Bitte um Leibes Notturft /das andere alles / alle Notturft / zufallen.

3 Es hat uns ja auch / eben dieſer ewi - ge Sohn gelehret / der himliſche Vatter wiſſe / was wir bedoͤrfen. (h)Matth. 6. v. 32.Dann wie ſolte ein vernuͤnftiger Vatter nicht wiſſen / was ſein Kind vonnoͤten habe. Er hat uns ja viel gegeben / ehe wir ihn noch bit - ten und anſprechen konten. Er will aber von uns erwachſenen die Ehre haben / daß wir ihn auch um die zeitliche Notturft bitten und anſprechen ſollen: damit wir uns erinneren / von wem wir alles haben. Er will keine Saͤue zu Kindern haben / die die Eicheln auffreſſen / und nicht einmal nach dem Baum empor ſehen / von dem ſie herab gefallen.

4 Mein Haus / iſt ein Bethaus: ſagt unſer heiliger Heiland. Jn eines Koͤnigs Palaſt / iſt etwan auch ein Zimmer / die Audienz - oder Verhoͤr-Stube genannt: da er ſeine Unterthanen anhoͤret / die etwas vorzubringen und zu bitten haben. GOtt der ewige Koͤnig / laͤſt in der Kirche / als in ſeiner Audienz-Stube / ſich antreffen und anſprechen: gleichwie zur Zeit des Alten Teſtaments / bei dem Opfer-Tiſch und Gnadenſtul.

5 GOtt ſtehet fertig / ſo wol mit denOh -243nach der vierdten Bitte. Ohren / uns gnaͤdig anzuhoͤren / als mit dem Munde ſeines Goͤttlichen Wortes / und ſei - nes Geiſtes im Herzen / uns ſreundlich zu antworten. Er hat auch immer die Haͤn - de voll Gaben und Gnaden / und wartet mit verlangen / daß jemand komme und ihm etwas abgeile. Er laͤſſet auch / wie Kaͤiſer Titus / niemand von ſeiner Anſprache be - truͤbt abtreten.

6 Man ſolte glauben / da GOtt ſo freundlich beruffet und zu Wolthaten be - ruffet / daß jederman zu ihme / ihn anzuſpre - chen / ſich drengen wuͤrde / die Notturft und Gutes zu empfangen. Gleichwol aber ſind Chriſten / die weder zu Haus / noch in der Kirche / ſich ernſtlich zu Gott nahen / ihn anzuruffen. Ja etliche / zumal unter den Großen / werden es gar fuͤr Torheit achten / wan man viel betet. GOtt moͤch - te wol zu ihnen / wie Kaͤiſer Auguſtus zum Poeten Horatio / ſagen: fuͤrchteſt du / es werde dirv or der Welt eine Schande ſeyn / daß du dich gar zu gemein mit mir ge - macht?

7 Es irren aber die Großen und Rei - chen / die da vermeinen / ſie haben ſchon al - les / und brauchen dieſes Gott-anbettlens nicht. Es iſt nicht allein nichtes / alles was ſie haben / weil es irdiſch iſt / ſondern ſieQ ijwiſ -244Bitt um Leibes Notturft /wiſſen auch nicht / wie lang ſie es haben werden. Man ſihet ja taͤglich / wie man - cher verdirbt und untergehet / und kan man zu ſolchen / mit dem Apoſtel Jacobo ſagen: Jhr habt nicht / darum daß ihr nicht bit - tet. (i)Jac. 4. v. 2.

8 Alles / was ſie haben / ſind Gottes Gaben. Aber niemand ehret ihn weniger / als die am meiſten von ihm empfangen. So pfleget er dan ſeine Gaben wieder zu ſich zu nehmen / und laͤſſet da / die tolle Doh - le / arm und nacket ſtehen.

9 Wie uͤbel wuͤrde es ein Weltherꝛ ver - merken / wañ jemand ſeine angebotne Ver - hoͤr und Gnadmilde verſchmaͤhte / und ihn vergeblich warten ließe? Was wuͤrdet ihr auch ſagen von einem Bettler / den ein rei - cher Mann zu ſich beruffen / ihn zu beſchen - ken / und er wolte nicht einmal kommen? Wuͤrdet ihr nicht urtheilen / dieſer baur - ſtolze Menſche ſei wehrt / daß er ewig elend und arm verbleibe! was ſol man dañ von euch ſagen / die ihr GOtt nicht aufdienen wollet / ohne den ihr doch gar nichtes ſeit und haben koͤnnet? Der euch auch nicht nur irdiſche / ſondern auch himliſche Guͤter / zu ſchenken anbietet.

10 Wir brauchen taͤglich / der GabenGot -245nach der vierdten Bitte. Gottes: und GOtt will darum angeſpro - chen ſeyn. Daher hat ſolches / unſer him - liſcher Gebet-Lehrer / in die vierdte Bitte / ſeines uns vorgeſprochenen Gebets / mit dieſen Worten eingeſchloſſen: Unſer taͤg - lichs Brod gib uns heut. Dieſes Gebet wird ja von uns / die Woche uͤber / ihme oͤf - ters nachgeſprochen. Damit wir nun recht verſtehen lernen / was wir damit bit - ten / ſo kan die Betrachtung deſſen / auch ei - ne von den Sonntags-Andachten ſeyn.

11 Unter dem Wort Brod wird in H. Schrifft meiſt alles das verſtanden / was zur zeitlichen Notturft des Menſchen ge - hoͤrt. Das beiſtaͤndige Wort Taͤglich / iſt in der Griechiſchen Grund-Sprache ein ſolches Wort /(k)ὲπιούσιος, ad ſubſtantiam. das nicht baͤßer kan ge - teutſchet werden / als wie es H. Lutherus ausgelegt / naͤmlich / was zur Leibes-Nah - rung und Notdurft / was zu Unterhaltung unſres leiblichen Weſens / gehoͤret. Der theure Johann Arnd ſchreibet /(l)Wahr. Chriſt. l. 4. 6. 3. v. 823. es ſtecke im Brod / deſſen ſich niemand uͤberdruͤſſig iſſet / die ganze Natur des Menſchen / und werde er alſo durch die Brod-Nahrung / wie im Anfang / taͤglich aus der Erde er - ſchaffen.

Q iijGott246Bitte um Leibes Notturft /

12 GOtt hat den Menſchen erſchaf - fen und in das Paradeis geſetzet: darinn alles zu finden war / was zur Nahrung und Notturft ſeines Leibes gehoͤrt. Da war der immer-Fruͤling und eine gemaͤſſigte Luft / ohn Froſt / Hitze und Sturmwind: darum bedorfte er kein Kleid / ſich dafuͤr zu ſchirmen. Da ſtunde der Baum des Le - bens: davon ſolte der Menſch eſſen / und leben ewiglich. Da trugen andere Baͤu - me / auch Kraͤuter und Graͤslein / die an - genemſte Fruͤchte zur Ergetzung des Men - ſchen: dergleichen noch ſind die Zimmet - Baͤume / die Zucker-Rohre / die Erdbeere / und dergleichen. Da floßen Brunnen und Baͤche mit Getraͤnke / das wol ſo gut war als izt Malvaſier und Muſcateller / oder / wie die H. Schrift redet / mit Milch und Honig. Da wohnte man / in luſtigen Hoͤ - len und ſelbſt gewachſenen Baum-Laͤuben.

13 Man dorfte ſich nicht fuͤrchten vor den wilden Thieren: dañ ſie waren alle dem Menſchen unterthan und gehorſam. Da hatten / die beide fromme Ehegatten / liebe wolartige Kinder zu hoffen. Da war keine beſchwerliche Arbeit: daher man keines Dienſtbotens vonnoͤten hatte. Da brauchte man weder Gold noch Sil - ber: weil alles gemein / und noch kein deinund247nach der vierdten Bitte. und mein / auch nichtes zu kauffen und zu verkauffen war / da warn keine Obern: weil man kein Unrecht thaͤte oder litte. Da war man immer geſund / bei ſtets gutem Wetter / da waren GOtt und Menſchen / und ſie ſelbſt untereinander / Freunde / und war kein Feind vorhanden: bis der Sa - tan / unter der Schlange Geſtalt / ins Pa - radeis hineingeſchlichen.

14 Aber / nach dem leidigen Suͤnden - fall / da der Menſch und die Erde den Fluch angezogen / da begunte des Menſchen Leib an allem mangelhaft und notduͤrftig zu werden. Da muſte er / wider Staub / Froſt / Hitz / Wind / Schnee und Regen ſich mit Kleidern behaͤngen. Er muſte / weil der Weg zum Baum des Lebens vom En - gel mit dem feurigen Schwerd verwahrt wurde / ſein Brod aus der Erde hervor-ar - beiten / und hierzu ſchlechtes Brunnenwaſ - ſer trinken. Er muſte / Milch und Butter aus den Vieh-eitern / und das Honig aus den holen Waldfelſen oder Staͤmmen her - vor ſuchen.

15 Da muſte Adam arbeiten / Cain ackern / Abel der Schafe warten / Eva die Kinder mit Schmertzen gebaͤhren / und mit Sorgen Seth / Enos / Henoch Gottesdienſt anrichten / und die Jugend unterrichten /Q iiijJa -248Bitte um Leibes Notturft /Jabal Viehzucht anſtellen / Tubal Kain Handwercke zur Notturft erfinden. Da muſte auch Kain / aus Furcht vor Men - ſchen und Thieren / ſich mit Haͤuſern und mit einer Stadt verwahren. Da begun - ten ſeine Nachkommen / Gold und Silber / mit Eiſen / aus der Erden zu graben: da dan das dein und mein angefangen. Da fiengen an Obern zu ſeyn: um die From - men wider der Boͤſen ihren Gewalt zu ſchuͤtzen. Da begunte man zu leiden / zu ſtreiten / zu kranken / und zu ſterben.

16 So iſt dan viel Dings / das zum Taͤglichen Brod und zur Notturft des Le - bens gehoͤret. Die Thiere bringen ihr Kleid / auch wol ihren Belz / mit ſich zur Welt: a - ber der arme Menſch wird nacket gebohꝛen / und hat darum Kleider vonnoͤten. So muß er auch ein Haus haben / darin er woh - ne und das ſeinige verwahre. Sein Leib fordert Trank und Speiſe / zu ſeinem Un - terhalt. Zur Arbeit / darzu GOtt ihn erſchaffen / iſt ihm noͤtig ein Amt / Gewer - be oder gewiſſes Handwerk: und hierzu gebraucht er geſunde Sinne und Glieder / ſeinen Werkzeug / und in der Nacht ſeine Ruhe / da ihn das Bette bekleidet. Er hat vonnoͤten / einer Ehegehuͤlfin / treufleißi - gem Geſindes / auch ſonſt guter Freunde /und249nach der vierdten Bitte. und Nachbarn. Uberdas muß der Feld - man / Kot / Feld / Wald und Wieſen / und zu ſeinem Feldbau gut Wetter haben.

17 Vor alters hat ein jeder gearbeitet / oder Vieh gezogen / oder Feldbau getrie - ben: da man dan Waaren gegen Waaren getauſchet. Als aber nachmals Leute ſich erhuben / die nicht gearbeitet / und daher nichts zu vertauſchen gehabt / haben ſie Geld und Muͤnzen erfunden: damit man alles verkauffen kan / was man verlanget. Hierzu nun wurden Gold / Silber und an - dere Metallen aus der Erde gegraben / und begunten die Menſchen Gold / Silber / Perlen und Edelſteine / auch zum Pracht zu verwenden. Es fiengen auch die Rei - chen an zu ſchwelgen und zu praſſen / ſich herꝛlich zu kleiden / koſtbare Palaͤſte zu bau - en / zu kriegen / und andere Menſchen ihnen zu unterwerffen.

2 Beitz und Mammons - dienſt.

VOn ſelbiger Zeit an / hat die alte Genuͤglichkeit aufgehoͤrt / und iſt faſt niemand mit dem TaͤglichenQ vBrod250Geitz und Mammonsdienſt. Brod zu frieden geblieben. Da hat man allerlei Practiken erſonnen / wie einer den ander etwas abgewinnen und ſich damit bereichern moͤchte. Da iſt der leidige Geitz und Mammonsdienſt / mit dem Gold / aus der Erde und von der Hoͤlle hervorgeſtiegen / und hat die Menſchen mit den Wahn be - thoͤrt / daß man trachten muͤße reich zu werden. Da hat man / bis auf heutigen Tag / ſich aͤuſerſt befliſſen / den ſo genandten Stein der Weiſen oder die Goldmachende Tinctur zu erobern. Da kame Geld und Gold in achtung / und hingegen GOtt in Verachtung / weil jeder das Gut fuͤr ſein hielte / und ohne GOtt ſich zu nehren ver - meinte.

19 Unſer Heiland hat / in ſeiner Berg - Predigt ausdruͤcklich geſagt: Jhr koͤnnet nicht GOtt dienen und den Mammon. (m)Matth. 6. v. 24.Diß erklaͤret der H. Paulus / in dem er den Geitz eine Abgoͤtterei nennet. (n)Col. 3. v. 5.Der Geitz iſt ein Goͤtze und Abgott / den die Geld-Raben wie die Filiſter ihren Dagon neben GOtt ſetzen. So muß er dan der leidige Teufel ſeyn: weil er Gottes Wi - derſacher iſt / und GOtt verachtet wird / wan man ihm anhanget. Jn ſolchem Ver - ſtãd wird auch von den Wolluͤſtlern geſagt /daß251Notturft muß von Gott zufallen. daß der Bauch ihr Gott ſei. (o)Philip. 3. v. 9.Der Sohn Gottes nennet ihn anderswo / den unge - rechten Mammon / weil ſolche Reiche ge - meinlich Ungerechte / oder ungerechter Leu - te Kinder ſind. Er gibt auch dieſen er - ſchroͤcklichen Ausſpruch von dergleichen Reichen: Es ſei leichter / daß ein Camel durch ein Nadeloͤhr gehe / als daß ein Rei - cher in das Reich Gottes komme:(p)Matth. 19. v. 23.

3 Notturft muß von GOtt zu - fallen.

ES iſt ja wahr: ein Menſche hat / zu dieſem Leben / zeitlicher Haabe von - noͤten. Er braucht einen Nehr - pfennig / einen Ehrpfeñig / einen Nohtpfen - nig / einen Labungspfennig / und einen Ar - menspfennig fuͤr den duͤrftigen Nechſten. Wo ſol er dan dieſes alles hernehmen? und wie ſoll er es ſuchen? wer alles in allem iſt und alles hat / der muß uns auch alles dieſes geben. GOtt / der allein allen uͤber - all gibet / will darum angeſprochen ſeyn: damit man wiſſe / daß er es gebe. Er will / als Vatter / uns nicht verſagen / was er weiß / daß wir beduͤrfen. Er will dererThun252Notturft mußThun und Arbeit ſegnen / die ihn / wie Ja - cob / Joſef / und David / fuͤrchten und lieben.

21 Bitten ſollen wir / um die Taͤgliche Notturft: und die wird uns von GOtt gewiß zufallen. Aber das Trachten nach Reichtum / iſt von GOtt verboten. Wie koͤnnen wir aber von GOtt / wan wir ihn bitten / Erhoͤrung hoffen / wann er uns nicht liebet? Nun liebet er dieſe nicht / die ihn nicht uͤber alles lieben / noch ihm die Ehre des Vorzugs goͤnnen. Wann ein Kind nur in des Vatters Kaͤſten und Kiſten nach Roſenobeln und Kleinoden herum mauſte / ihn aber dabei verachtete / ja ſo gar die er - mauſte Schaͤtze zu ſeiner Beleidigung ver - wendete: wuͤrde er nicht aus billigem Verdruß / nicht allein ſeine Kaͤſten vor ihm verſchließen / ſondern auch das zuſammen - gefiſchte Gut ihm wieder abnehmen? Wie kan er es hingegen laſſen / wan das liebe Kind allein trachtet / durch Liebe und Ge - horſam ſich ihm gefaͤllig zu machen / daß er ihm nicht reichlich zu werfe?

22 Und eben darum heißet unſer Hei - land uns erſtlich nach Gottes Reich / oder in GOtt zu kommen und in Gerechtigkeit nach ſeinem Willen zu leben / trachten: das andere wird zufallen. Dan wer inGott253von Gott zufallen. Gott kommet / und Gott an ſich ziehet / der hat ja mit ihm alles. Habe deine Luſt an dem HErꝛn / der wird dir geben was dein Herz wuͤnſchet:(q)Pſ. 37. v. 4. alſo pſalliret der Gott - liebende David / der ein Exempel von die - ſer Regel iſt / und aus einem Hirten ein großer reicher Koͤnig geworden. Sein Segen / machet reich ohne Muͤhe. (r)Syr. 12. v. 21.Sei - nen Freunden gibt er / wan ſie ſchlaffen. (ſ)Pſ. 127. v. 3.Nemlich wan ſie auch nicht darnach ſtreben. Die den HErꝛn ſuchen / haben kei - nen Mangel an irgend einem Gut. (t)Pſ. 34. v. 10.Mit dieſem Spruch lehret David / wie der Reichtum zu finden ſei / nemlich / wan man den HErꝛn ſuchet. Und der iſt gut zu fin - den: dañ er iſt nahe.(u)Philip. 4. v. 6. weil er uͤberall zugegen iſt.

4 Laß GOtt ſorgen: er ver - ſorget.

SOrget nicht auf morgen / was ihr eſſen und trinken / und was ihr an - ziehen werdet:(x)Matth. 6. v. 25. ruffet JEſus uns ſelber zu. Und ſeine Apoſtel: Alle eure Sorge werffet auf den HErꝛn / dener254Laß Gott ſorgen /er ſorget fuͤr euch. (y)1. Pet. 5. v. 7.So ſol man dan nicht ſoꝛgen / ſondeꝛn Gott ſorgen laſſen: der zuͤrnet / wan man in ſeine Sorge ſich mit einmaͤngen will. Dan / wan wir ſorgen und uns verſorgen wollen / ſo darf GOtt nicht ſorgen: ſo iſt unſer taͤglichs Gebet um das Taͤgliche Brod nichts nuͤtze.

24 Wann wir darum bitten / ſo doͤrfen wir nicht darneben ſorgen: ſonſt glauben wir nicht / daß GOtt erhoͤren und thun wer - de / was wir bitten. Glauben wir nun nicht / ſo empfangen wir auch nicht: dan wer zweiflet / der empfaͤht nichts. (z)Jac. 1. v. 7.Wer nicht glaubet den Verheiſungen / und trau - et nicht ſeiner Allmacht und Liebe / der ver - leugnet GOtt: dañ er macht ihn zum Luͤg - ner / onmaͤchtig und unbarmherzig. Der Sohn Gottes hat uns ja nicht geteuſchet / in dem er uns dieſe vierdte Bitte vorge - ſprochen / und Erhoͤrung verſprochen. Laſt uns alſo beten / und glauben: ſo ſind wir verſorget. Erleben wir den Morgen / ſo heiſts wider heute / und uͤbermorgen wie - der alſo: ſo haben wir taͤglich unſer Taͤg - lichs Brod.

25 GOtt hat / ſchon vor 3000 Jahren verſprochen: Jch will meinem Segen - ber euch gebieten / daß ihr eſſet: dann dasLand255Er verſorget.

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256Laß Gott ſorgen / Er verſorget. Land iſt mein / und ihr ſeit Fremdlinge und Gaͤſte vor mir. (a)3. Moſ. 25. v. 20. 23.Er hats auch gehal - ten / und wirds ewig halten. Er wird er - halten / die an ihn ſich halten. Ein glaubi - ger Chriſt denket: der mich von Mutter - Leib an lebendig erhalten / und mir alles gutes gethan.(b)Sir. 50. v. 24. der mich verſorget / ehe ich noch von einer Sorge gewuſt! der ſchon ſo viel tauſend Jahre Haus gehalten und vor mir ſo viel tauſend Millionen Menſchen ernehret: derſelbe alte und all - maͤchtige GOtt lebet noch / und wird ferner thun / was er ſo lang gethan hat. Der den Kindern Jſrael Manna und Brod vom Himmel regnen laſſen / den Profeten Eliam durch die rauberiſche Raben geſpei - ſet / der beiden armen Witwen Oel und Meel geſegnet: der wird auch mich ſpei - ſen und ſegnen.

26 Und wie ſolte / der das Leben gege - ben / ſeinen Lieben nicht auch zu leben ge - ben? Der das groͤßere / die Seele / verſor - get / und ſeinen Ewigen Sohn fuͤr ſie in den Tod gegeben / der wird auch fuͤr den Leib / als das geringere / ſorgen. Der das hoͤheꝛe / das Ewige Leben / verſprochen / wird auch das kleinere / das irdiſche Leben / erhalten. Auf den aller Augen warten / der taͤglicheine257Bete und Arbeite. eine große Tafel / daran auch Juden / Tuͤr - cken und Heiden ſitzen / uͤber den ganzen Erd - boden decken / und allen Creaturen anrich - ten laͤſſet / der allen gibet / wird ja auch dir die Notturft vorlegen: wan du nur glaͤu - big zulangen wilſt / und nicht etwan her - um laufeſt / dich ſelbſt anderweit zu ver - ſorgen. Der auf Erden geſagt: Mich jammert des Volks / ſie haben nichts zu eſſen! der zu ſeinen Schiffern und Fi - ſchern geſagt: Werfet das Netze aus / daß ihr einen Zug thuet; der nun zur Rechten Gottes ſitzet / und regieret: der hoͤret nicht auf / uns alle Notturft auszubitten und herabzuſchuͤtten.

5 Bete und Arbeite.

ES ſind uns ja / von GOtt / zweier - lei Sorgen anbefohlen: die See - len-Sorge / daß wir moͤgen ſeelig werden; und die Beruff-Sorge / daß jeder etwas redlichs arbeite. Dann / jenes ei - nige iſt noͤtig; und wer nicht arbeitet / der ſoll auch nicht eſſen. (c)2. Theſſ. 3. v. 10.Aber die dritte Sorge / die Nahrung-Sorge / die Narren - Sorge iſt uns allerdings verbotten / inhaltsRvor -258Bete und Arbeite. vor - angezogener Spruͤche. Dieſe muß man auf Gott werfen / arbeiten / und ſeines Segens erwarten. Wan wir arbeiten und beten / ſo wil Gott ſegnen. Er befihlt uns das erſte: und wir ſollen ihm das an - dere empfehlen. Ein Feldman thut alſo: er ſeet ſeinen Samen / gehet davon / laͤſſt GOtt ſorgen und ſegnen / und erwartet der Frucht und Ernde. Dañ / er weiß / daß er fuͤr ſich kein Koͤrnlein kan hervorbringen. Ein Schaͤflein ſorget nicht um die Weide / laͤſt ſeinen Hirten ſorgen / und folget ihme. Alſo thue ein Chriſt / und ſage glaubig: Der HErꝛ iſt mein Hirt / mir wird nichts manglen. (d)Pſ. 23. v. 1.Jch bin ein Schaf ſeiner Weide. (e)Pſ. 100. v. 2.

28 Es hat ja der Geitz viel Aus und Einreden / und die Welt ſpricht: Man muß gleichwol trachten / wie man mit Eh - ren durch die Welt komme / und ſich nehren moͤge; es fliegt keinem eine gebratne Tau - be ins Maul. Aber diß Spruͤchwort hat die Welt und der Unglaube erdacht / der wider Gottes Wort ſtreitet. Sind nicht dem Volke Gottes / Wachteln in die Hand / und das Manna in den Mund geflogen / auf Gottes Befehl? Der alles erſchaffen hat / der kan ja leichtlich etwas geben / danichts259Bete und Arbeite. nichts iſt. Wie dañ auch hingegen / ohne Gottes Segen / keine Arbeit erſprießet. Mancher laͤſts ihm ſauer werden / und ei - let zum Reichtum: und hintert ſich nur ſelber. Dagegen thut mancher gemach / und iſt ſchwach und arm: den ſihet GOtt an in Gnaden / und hilft ihme. (f)Sir. 11. v. 11.Wie man dan taͤglich ſihet / das reiche Scharꝛhanſen verderben / hingegen fromme Arme empor kommen; denen GOtt Reichtum zu wirft / der ſie manchmal keinen Tropfen Schweiß gekoſtet. Jener ſagte: wer weiß / wer iezt Geld zehlet / das noch mein werden ſoll.

29 Es folget aber hieraus nicht / daß man feiren / die Haͤnde in den Schos legen / und allein das Maul aufſperren moͤge / bis eine Gans oder Taube geflogen komme. Nein! man muß die Hand an den Arbeit - pflug legen / GOtt und dem Naͤchſten die - nen / und trachten / wie man / mit Gottes Huͤlfe / ſeinem Beruff recht vorſtehe. Die Sorge aber um den Arbeit-Segen muß ein rechtſchaffener Chriſt in einen Buͤndel zu ſammen faſſen / und durch ein glaubiges Gebet auf GOTT werfen. Kurz: man muß arbeiten / beten / glauben und hoffen.

R ijDer260Der Weg

6 Der Weg zum Reichtum.

ES iſt zwar / der Reichtum / nicht die geringſte von den Gaben Got - tes: dan man wird dadurch faͤhi - ger / GOtt und dem Naͤchſten zu dienen / ſeiner Geſundheit zu pflegen / und ihm ſel - ber gute Bequemlichkeit zu verſchaffen. Wie ſol man dañ hierzu gelangen: Hoͤret Davids Antwort: Wol dem / der den HErꝛn fuͤrchtet! Reichtum und die Fuͤlle wird in ſeinem Hauſe ſeyn. (g)Pſ. 112. v. 1.Hoͤret / merkt es doch! Gottsfuͤrchtig / Gottſelig muͤſt ihr ſeyn. Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nutz / und hat die Verheiſung / dieſes und des zukuͤnftigen Lebens. (h)1. Tim. 4. v. 8.Alſo kan man wol / zugleich reich und from ſeyn. Solche waren die Heil. Erzvaͤtter / Abra - ham / Jſaac / Jacob mit zweien Heeren / Joſef der Nachkoͤnig in Egypten / Joſua der Fuͤrſt / David der Koͤnig in Jſrael / Daniel der Hofmañ / und mehr andere.

31 Jederman wil nur ſtraks reich ſeyn: aber niemãd wil den rechten Weg gehen / der zum Reichtum fuͤhꝛet. Hohe und Niedeꝛe ſu - chẽ ſolchen in der Glashuͤtte des ſo genand - ten Mercurius / und wil man dieſen fluͤch -tigen261zum Reichtum. tigen Gaſt anbinden / daß er Gold machen lehre. Ach GOtt! wañ du / durch ſolches Mittel / manchem genug gaͤbeſt: was wuͤrde von ihm werden? Zweifelsfrei ein Gottes - und Menſchen-Veraͤchter; ein Wuͤterich und Tyrañ / der alles unter ſich bringen wolte; ein Sardanapalus / im Schwelgen und Unzucht - Leben; ja ein Widerſacher Gottes / und Fleiſchbekleidter Lucifer; ein Nimrod / der einen Thurn bis an den Himmel bauen / und ohne GOtt in Gottes Reich kommen wolte.

32 Wolt ihr wiſſen / wie ihr zu dieſer Gold-Tinctur gelangen ſollet? Jch habe es geſagt / und will es euch nochmals ſagen. Bittet erſtlich um den H. Geiſt / daß der euch regire / daß ihr mit dem Geld nicht ſuͤn - diget / noch den Reichtum mißbrauchet. Habt ihr dieſes erbetten und erlanget: ſo hat GOtt keine Urſache / daß er euch et - was verſage. Was ihr anruͤhret / das wird lauter Gold ſeyn. Wañ ihr den un - veraͤnderlichen Willen habet / GOtt damit zu ehren und dem Nechſten zu dienen / nicht aber das Geld zu verprachten / zu ver - ſchwenden / oder nur zu verſchließen: war - um ſolte euch Gott ſolches nicht goͤnnen / der euch ſo viel Geiſtliche Schaͤtze gi - bet / und das neue guͤldne Jeruſalem zur ewigen Wohnung verſprochen.

R iij33 Es262Reichtum

33 Es moͤchte etwan nicht ſo ganz un - glaubbar ſeyn / daß dieſe Gabe in d’Natur ſe[i]. Weil aber Gott / ſo einẽ geſezten Siñ / bei keinem Menſchen findet / und wir alle zum Boͤſen geneigt ſind: alſo verſagt GOtt dieſe Gabe / die nur ein Werckzeug der Boß - heit ſeyn wuͤrde / und ein Strick / der die Menſchen zur Hoͤlle zerre. Jch habe geſe - hen / die bei ihrer Armut reich an GOtt ge - weſen / von ihren wenigen gerne mitgethei - let / und ihnen genuͤgen laſſen. Aber / da ihnen Gott Reichtum zugeworffen / ſind ſie / entweder uͤbermuͤtig und gottlos worden / oder haben ſich auf Uppigkeit verlegt / oder haben ſich in das Geld verliebt / daß ſie deſ - ſen nicht ſatt werden koͤnnen.

7 Reichtum ohne GOtt.

VJele laſſen ihnen ein langes Leben traumen / ſorgen demnach / wie ſie viel eintragen moͤgen / daß ſie auf hundert Jahr zu leben und der Wolluſt zu pflegen haben: uneingedenk / wie es ihrem Vorgaͤnger / dem reichen Korn-Juden im Evangelio(i)Luc. 12. v. 20. ergangen. Andere trachten ihren Kindern ſo viel zu hinterlaſſen / daßſie263ohne GOtt. ſie auch / wie ſie / reichlich zu zehren haben. Aber dieſe ſollen wiſſen / daß ſie ihnen / nicht Geld / ſondern Gift hinterlaſſen / und nicht ihren Unterhalt / ſondern ihren Untergang befoͤrdern: weil ſie dadurch nur Gottsver - geſſen / traͤg / ſtolz und vermeſſen werden.

35 Die / ſo allein um des guten Lebens oder Wollebens willen nach Reichtum trachten / ſollen wiſſen / wann ſie den erlan - gen / daß GOTT ſie / weil ſie es ja alſo haben wollen / zu ihren Verderben reich werden laͤſſet / und ihnen ihr theil gibt / in dieſem ihrem Leben:(k)Pſ. 17. v. 14. als welches ſie / wie der reiche Schlemmer in Evange - lio fuͤr ihr einiges Leben achten. Weil ſie Saͤue ſind / und nur Kleyen fuͤr Mandeln haben wollen / gegen ſo viel Goͤttliche War - nungen ſich verſteinen und verbeinen / und dem Mammon dienen / ſo uͤberlaͤſt ſie GOtt ihrem freyen Willen und Wahl / und laͤſſt ſie / ihrer Meinung nach / hier wol leben.

36 Denen er aber den Reichtum ver - ſaget / die haben ſich zu verſichern / daß er es gnaͤdig und gut mit ihnen meinet / ihrem verderben vorbeugen will / und ihr Wolwe - ſen ihnen / wie dem Lazaro in ein anders und ewiges / ja in das rechte Leben / verſparet: da hingegen die Mammoniſten / ihre kurzeR iiijzeit -264Reichtumzeitliche Wolluſt / in der Hoͤlle und in der Qual ewig buͤßen muͤßen.

37 Zu der ewigen / hat ein Reicher / der ſeinen Reichtum nicht nach Gottes Willen zu gebrauchen weiß / auch viel zeitliche Pla - ge. Dann es gehet ihme / wie einem Waſ - ſerſuͤchtling / er wird / wie dieſer des Trin - kens / des Gelds nimmermehr ſatt / weil er Geld liebet. (l)Pred. 5. v. 9.Weil er das Gut nur meh - ren will / ſo darf er deſſelben nicht gebrau - chen / damit deſſen nicht weniger werde. Er wird auch von jederman gehaſſet / und fuͤr einen allgemeinen Feind gehalten / weil ſein Wunſch iſt / alles an ſich zu bringen / was andere haben / und es zu verſchließen / daß niemand etwas davon bekomme: zu geſchweigen / daß er geben ſolte denen / die nichts haben. Man wuͤnſchet ihm den Tod: weil man ſeiner / als eines Spar - krugs / alsdañ erſt genießet / wann er zer - brochen iſt. Die Erben pflegen auf ihn / wie die Raben auf ein Aas / zu warten.

38 Gleichwie er nichts mit in die Welt gebracht / alſo kan er auch nichts mitneh - men. Und ob er koͤnte / ſo hilft es ihn doch nicht. Es wird ihn vielmehr anklagen vor GOtt / und verdammen helffen: weil er damit nicht GOTT geehret und demNech -265ohne GOtt. Nechſten gedienet. Alſo verarmet er dor - ten auf ewig / und auf Erden lebt er auch nicht davon / wie unſer Heiland geſagt / daß er viel Guͤter hat. (m)Luc. 12. v. 15.Midas erwuͤnſchte / daß alles / was er anruͤhrte / moͤchte zu Gold werden: und waͤre daruͤber ſchier Hungers geſtorben. Jener verſchloſſe ſich / durch Unfall / in ſein Geldgewoͤlbe / und muſte darin verrecken / weil man nicht mit Speiſe zu ihm gekommen. Dem Pythias / der alle ſeine Unterthanen nach Gold im Berg ar - beiten ließe / und den Ackerbau einſtellte / ſezte ſeine Gemahlin guͤldne Speiſen vor / und verwieſe ihm darmit ſeine Geitz-Tor - heit / als er nicht davon eſſen konte.

8 Bibe / wann GOtt gibet.

BEitzwaͤnſte / thuen ihnen ſelber nichts gutes / was ſollen ſie dan an - dern thun? (n)Sir. 14. v. 5.Sie wollen nur im - mer nehmen / aber nicht geben: da man doch denken ſolte an die Worte des HErꝛn JEſu / Geben iſt ſeeliger als Nehmen. (o)Ap. G. 18. v. 35.Es erfuͤllet aber / das Almoſen oder die Armen-Steur / eines von den ausdruͤck - lichen Geboten Gottes. Jch gebiete dir /R vbe -266Gibe / wannbefihlt er durch Moſe / du ſolt den Armen geben.(p)5. Moſ. 15. v. 11. dieſes Gebot Gottes ſtehet in unſren Kraͤften / zu erfuͤllen: darum hat es auch ſo großen Verheiß der Belohnung. Dann um deswillen / ſagt er ferner / wird dich dein GOTT ſegnen / in allen deinen Werken. Der Sohn Gottes widerho - let beydes: Gebet! ſpricht er / ſo wird euch gegeben. (q)Luc. 6. v. 38.Eben dieſes ſagte vor ihm / ein anderer JEſus / naͤmlich Sirach: Gib gerne / ſo wirſt du wider empfa - hen. (r)Sir. 14. v. 16.

40 Noch mehr ſaget / des Meſſiœ Bruder nach dem Fleiſch / der Sohn Da - vids Salomo: Wer den Armen gibt / der leihet dem HErꝛn. (ſ)Sir. 14. v. 16.Jſt das nicht ein herꝛliches Werk / das Gott zum Schuldner machet! ja / was noch daruͤber iſt / JEſus Chriſtus will es annehmen / als waͤr es ihm ſelber geſchehen: Was ihr gethan habt / einem unter meinen geringſten Bruͤ - dern und Gliedern / wird er im lezten Welt - gericht ſagen / das habt ihr mir gethan. (t)Matth. 25. v. 40.Wir ſehen Chriſtum ſelber / wañ wir einen Duͤrftigen ſehen: wer wolte ſo einen großen Herꝛn nicht gutes thun / der ſo reich - lich vergelten kan?

41 Al -267GOtt gibet.

41 Aller Reichtum iſt vergaͤnglich / und verlaͤſt entweder uns / oder wir muͤßen ihn im Tod verlaſſen. Wir koͤnnen ihn aber ewig machen / wan wir ihn alſo / durch Wolthat gegen den Armen / hinter GOTT legen. Jm Sterben verlie - ren wir alles: nur allein die gute Werke reiſen mit uns / oder vielmehr vor uns / gen Himmel / daſelbſt ſie fuͤr uns reden / und von dem Richter JEſu als ſchoͤne Glau - bens-Fruͤchte / nicht aber als Verdienſte / werden geruͤhmet werden. Und dieſes meinet er / wann er uns befihlt / daß wir uns / nicht irdiſche und nichtige / ſondern ewige Schaͤtze im Himmel ſamlen ſollen. (u)Matth. 6. v. 21.Was thun die Reichen lieber / als daß ſie ihre Gelder / auf Zins und Wucher le - gen? Wie koͤnnen ſie aber mehr damit er - wuchern und gewinnen / als wann ſie ſol - che GOtt im Himmel leihen? ſie haben ja nicht nur fuͤnf oder ſechs vom hundert / ſon - dern hundert / ja tauſend / fuͤr einen / zu hoffen.

42 So laſt uns dañ ausſtreuen / und den Armen geben! (x)Pſalm 112. v. 9.Dañ zu ſeiner Zeit werden wir auch ernden / ohn aufhoͤren. (y)Gal. 6. v. 9.Und ſolche Ernde / wird noch auf Erden ſichan -268Gibe / wannanfahen / nach verſprechen des Spruchs: Wer den Armen gibt / dem wird nichts manglen. [z]Spr. 28. v. 27.Wol deme / nach den Pſalm - Worten /[a]Pſ. 41. v. 2. Davids / der ſich des Duͤrf - tigen annim̃et! den wird der HErꝛ erret - ten zur boͤſen Zeit. Er wird ihn bei Le - ben erhalten / und es ihm laſſen wolgehen / auf Erden / und ihn nicht geben in ſeiner Feinde Willen. Er wird ihn erquicken auf ſeinem Siechbette / und ihm helfen von aller ſeiner Krankheit. Faſt dergleichen iſt bei dem Profeten Eſaia zu leſen. [b]Eſa. 58. v. 6.Wir verdienen ja nichts damit: aber wir thun alſo / was wir ſollen / und gehorchen dem Befehl Gottes. Hierdurch gewin - nen wir ihm das Herz ab / daß er uns wider gutes thut: gleichwie ein Weltherꝛ es in Gnaden erkennet / wañ man die Seinigen liebet / und ſeinen Geboten gehorchet.

43 Tauſend Beiſpiele Hiervon / ſind in den Hiſtorien zu finden: unter denen wir nur eines beſehen wollen. Kaͤiſer Tiberius II war ganz ausgelaſſen mildgebig gegen den Armen / und wurde deswegen von ſei - ner Gemahlin mit Worten geſtraffet / de - ren er zur Antwort gabe: Es wuͤrde der Kaͤiſerlichen Rentkammer nicht an Geld manglen / ſo lang er nach dem Befehl Chri -ſti /269GOtt gibet. ſti / durch Wolthat an den Armen / ihme Schaͤtze im Him̃el ſamlete. Kurz hernach als er im Creutzgang ſpazirte / und einem Stein mit dem Creutz Chriſti bezeichnet im Boden eingemauret fande / wolte er nicht / daß er unter den Fuͤßen ligen ſolte / und ließe ihn ausheben: da fande er dar - unter viel Tonnen Golds vergraben. Es kame auch aus Jtalien ein alter Mann / der ihm das Ort anſagte / wo der Feldherꝛ Marſes einen großen Schatz vergraben hinterlaſſen. Dieſen hat der Kaͤiſer auch heben laſſen:(c)Cluv. l. 9. Hiſt. in Tib. und iſt ihm alſo die Ar - men-Steur / wol und uͤberreichlich vergol - ten worden.

44 Unſer Heiland / nennet uns Got - tes-Haushaltere. [d]Luc. 16.Gott gibt darum den Reichen / daß ſie wieder geben ſollen den Armen: gleichwie etwan ein Weltherꝛ ſeinem Schatzmeiſter einen Beutel mit Schaupfenningen zuſtellet / ſolche unter das Volk auszuwerfen. Wir ſind Spring - brunnen / daꝛein das Waſſer von oben faͤllet / daß es fuͤr jederman wieder ausfließe und ſpringe. Aber da halten die meiſten ihre Guͤter fuͤr eigen / die ſie doch durch Gottes Segen und aus deſſen Hand empfangen haben / und brauchen ſolche allein zu ihrerNot -270Die Armen-Steur. Notturft: da doch / nach des Apoſtels Vermahnung / ihr Uberfluß anderer ihꝛem Mangel dienen ſolte. [e]2. Cor. 8. v. 14.

9 Die Armen-Steur.

GOtt hat ſeinem Volk durch Moſe befohlen / ſie ſolten allemal uͤber drei Jahre den zehenden ihres Einkom - mens ausſondern / und davon geben / den Prieſtern / den Fremdlingẽ / den Waiſen und Witwen / mit dem Zuſatz: aufdaß dich dein GOtt ſegne in allen Werken. [f]5. Moſ. 14. v. 29.Hierinn iſt nun gar ſchoͤn enthalten die Lehre / wo - von und wieviel / auch wem und warum man geben ſoll. Eben dieſes Verſtands ſaget Sirach: lege dein Almoſen an einen beſondern Ort! Jſt ſo viel geſagt: man ſoll abzehlen und beilegen / was man von ſeinem Gut den Duͤrftigen zu geben geden - ket / und es zu dieſem Gebrauch abſondern / damit man allezeit wiſſe / wo man es her - nehmen koͤnne. Alſo hat Jacob ein Ge - luͤbde zu GOtt abgelegt / daß er ihme von allem / was er ihm beſcheren wuͤrde / den Ze - henden geben wolte.

46 Eine unchriſtliche Torheit iſt es /dar -271Die Armen-Steur. daruͤber auch Jacob der Apoſtel klaget / daß mancher / der doch zum Geben die Mittel von Gott empfangen / die Armen / ſo ihme um eine Gabe anſprechen / zur Antwort gi - bet: Gott helfe dir! Gott berahte dich? [g]Jac. 2. v. 16.Dann eben durch dich / du tauber Geld - ſack / will GOtt dem Armen / den er zu dir ſendet / geholfen ſehen / weil er eben darum dir viel uͤbriges gegeben. Du hoͤreſt ja auch / daß er dich um Gottes und Chriſti willen bittet / und wirſt / wann du ihm ver - ſageſt / einmal auch hoͤren muͤßen dieſe Wor - te: dein Gold helfe dir iezt / das dir in ſei - nem Leben lieber / als meine arme Bruͤder und Schweſtern / geweſen. Die ihr Ohr verſtopfen / vor den Schreyen der Armen / und ihre Augen abwenden / die weꝛden ſehr verderben / und wann ſie zu GOtt ruſſen / gleichfalls nicht erhoͤret werden. [h]Spr. 21. v. 13. c. 28. v. 27.

47 Mancher Strotzer iſt ſo hochmuͤ - tig / daß er es ihm fuͤr eine Schande achtet / einen Armen anzuhoͤren oder ihm ſtill zu ſtehen. Ein ſolcher betrachtet nicht / daß ihm zum Widerſpiel / die groͤſte Ehre wider - fahre / wann ihme Chriſtus in der Perſon eines Armen begegnet. Und was kan groͤ - ſere Ehre ſeyn / als wann man der Guͤte Gottes nachahmet / und gleichſam / durchMil -272Bete und Gibe. Mildigkeit ein irꝛdiſcher GOtt wird.

48 Man hat ſich auch nicht damit zu entſchuldigen / daß bei manchen boͤſen Bett - ler die Gabe uͤbel angelegt wird. Man ſe - he nicht auf dem / der die Gabe empfaͤhet / ſondern auf den / der befihlet: Seit Kinder Ebenbilder und Nachfolger eures Vatters im Him̃el / der laͤſſet ſeine Sonne aufgehen uͤber Boͤſe und Gute / und laͤſt regnen uͤber Gerechte und Ungerechte. (i)Matth. 5. v. 45.Man muß auch nicht pralen mit dem Almoſen / noch damit Ehre vor den Leuten ſuchen.(k)Matth. 6. v. 4. viel weniger andern abnehmen / das man den Armen gebe. Das baͤſte wird ſeyn / wann ein jeder etwas redlichs mit ſeinen Haͤnden arbeitet / auf daß er habe zu geben dem Duͤrftigen. (l)Eph. 4. v. 28.

10 Bete und Bibe.

JN denen Geſchichten der Apoſtel / wird dem Haubtman Cornelio durch einen Engel angekuͤndet / ſein Gebet und Almoſen ſey vor GOrt gekom - men:(m)Ap. G. 10. v. 4. und dadurch ward er / aus einem Heiden zum Chriſten. Hieraus erlernen wir / daß das Gebet und Almoſen muͤße zu -ſam -273Bete und Gibe. ſammen vor GOtt kommen / wann wir et - was von ihme erbitten wollen. Die Goͤttliche Geſetz-Tafel hat zwey Blaͤtter: das erſte befihlt die Liebe gegen GOtt / das andere / die Liebe gegen dem Naͤchſten. Dieſe beide hangen aneinander: Gott und die Bruͤder / Chriſtus das Haubt und die Glieder / muͤßen zugleich geliebt werden. Es heiſſet: Liebe deinen Nechſten / als dich ſelbſt. Wie ich nun ſelbſt nicht gern darbe / ſondern lieber ſehe / daß mir Gott die Notturft gibet: alſo ſoll ich auch meinen Naͤchſten nicht darben laſſen / ſondern ih - me mittheilen / und alſo das Gebot Chriſti und der Natur erfuͤllen: Was du wilſt / das man dir thue / das thue auch du einem an - dern.

50 Welche nun / alſo mit den Guͤtern umzugehen / ſich gewoͤhnen / und den HErꝛn dabei fuͤrchten: denen wird dieſe Gabe / oder vielmehr dieſe Zugabe / von GOtt reichlich zufallen. Sie haͤngen aber das Herz nicht daran / wañ ihnen Reichtum zu - faͤllet / trotzen und veꝛlaſſen ſich nit darauf: ſondeꝛn(o)Pſ. 49. v. 7. ſie veꝛlaſſẽ ſich auf Gott / der ihnẽ gibt reichlich und taͤglich allerley zu genieſ - ſen / nicht zu verſchließen und aufzuſpa - ren. Sie thun gutes den Armen / werdenSalſo274Gott iſt guͤtigalſo reich an guten Werken / und ſamlen ihnen Schaͤtze im Himmel. (p)1. Tim. 6. v. 17.

11 GOtt iſt guͤtig / zum Be - ben.

VJele unterlaſſen / GOtt um ſeine Gaben zu bitten / weil ſie Suͤnder ſind / und darum nichts von ihm hoffen koͤnnen: dann / GOtt erhoͤret die Suͤnder nicht. (q)Joh. 9. v. 31.Aber diß iſt ein Einwurf des Satans / der uns immer gern / unſren guten liebreichen Vatter im Himmel / als einen zornigen Richter vorſtellet / und will / daß auch wir Teufel werden / und kein Ver - trauen / wie dieſe / zu ihm ſetzen ſollen. Aber Satan / du leugeſt! wann Gott um deß - willen ſeine Gaben entziehen wolte / ſo mu - ſte er niemand nichts geben: dann wir ſind allzumal Suͤnder. Es iſt ein Unter - ſchied / mit den Suͤndeꝛn: etliche ſuͤndigen aus Schwachheit / andere aus Bosheit. Von dieſen letzeren ſagt der Apoſtel: Jhr bittet / und erlanget nicht / darum daß ihr uͤbel bittet / naͤmlich daß ihr es mit euren Wolluͤſten verzehret. (r)Jac. 4. v. 3.

52 Die Fehler aber / die man ausMenſch -275zum Geben. Menſchlicher Schwachheit begehet / die vergibt GOtt / um des Verdienſts und vol - kommenen Gehorſams JESU CHriſti / und um ſeiner Vorbitte willen / und rechnet uns dieſelben nicht zu / daß er deswegen uns aus ſeiner Vaͤtterlichen Vorſorge aus - ſchließen ſolte: wann wir nur ſolche taͤglich bereuen und ihme abbitten. Und dieſes hat unſer himliſcher Gebet-Lehrer uns bedeu - ten wollen / indem er / auf die Nahrungs - Bitte / dieſe Abbitte geordnet: Vergib uns unſre Schulden.

53 Gewiß iſt es / wie droben erwehnt worden: wer ſein Gemuͤte alſo in Gottes - Furcht befaͤſtet hat / daß er den Reichtum nicht zum Suͤnden Werkzeug mache / dem wird Gott dieſer Zugabe ſo viel zuwerfen / als er immer verlangen mag; ſonderlich wann er dem Nechſten damit zu dienen be - gehrt. Weil aber der Reichtum nur die Seelen zu verderben und von Gott zur Welt abzufuͤhren pfleget / und weil ihn un - ſer Heiland den Dornen vergleichet / die den Samen des Goͤttlichen Worts erſticken und nicht Frucht bringen laſſen: als iſt das ſicherſte / daß man / mit Agar / das Mit - tel zwiſchen Reichtum und Armut / naͤm - lich die Notturft / verlange / GOTT dar -S ijum276Die vierdteum bitte / und ihme daran genuͤgen laſſe. (ſ)Spr. 30. v.[s].

54 GOtt gibet ja gerne / ſeinen Kin - dern / die er erſchaffen hat. Er kan auch wol dulten / daß man ihm ſelbſt etwas gu - tes thue. Dann hierzu / hat er auch die Erde / unſer Haus mit ſeinen Guͤtern an - gefuͤllet. Aber man muß dabey nicht ſei - ner vergeſſen / noch vom Schoͤpfer ſich zum eitlen Geſchoͤpfe wenden. Man muß den Brunn kroͤnen / daraus man Waſſer ſchoͤp - fet. Man muß ſich erinnern / daß man al - les aus der Hand des HErꝛn habe. Man muß ein Springbrunn ſeyn / der das Waſ - ſer / ſo ihme durch Roͤhren von erhobenen Orten zufließet / wieder in die Hoͤhe ſpritzet. Man muß denken / und Gott danken. Und wer alſo danket / der machet / daß GOt - tes reiche Hand ſich ferner auf ihn aus - leeret.

12 Die Vierdte Bitte. des Vatter Unſer - Gebets.

VAtter / Unſer hier auf Erden /
der du dort im Himmel biſt /
hoͤr / laß uns erhoͤret werden.
Dein Sohn unſer Bruder iſt /
du277Vatter Unſer-Bitte.
du biſt Vatter: ſey uns Suͤndern /
ſey uns gnaͤdig / deinen Kindern.
Unſer Leib und armes Leben
deiner hier vonnoͤten hat.
Sol man haben / du muſt geben:
alles lebt von deiner Gnad.
Dein iſt alles hier auf Erden:
laß die Notturft unſer werden.
Taͤglich fordert Trank und Eſſen /
dein Geſchoͤpfe unſer Leib.
Ach! ſey unſer unvergeſſen /
und ſo unſer Vatter bleib!
Gib auf unſer taͤglichs Beten /
was uns taͤglich iſt vonnoͤten.
Brod wir heiſchen / deine Kinder.
Thut / ein Vatter hier auf Erd /
thut ein Menſche doch nicht minder /
gibt dem Kind / was es begehrt.
Brod / O reicher GOtt / uns gibe:
Vatter / thu nach deiner Liebe.
Gib uns / wie du oft gegeben /
das wir auch ſo oft verzehrt.
Herz und Hand zu dir wir heben.
laß uns ferner ſeyn gewaͤhrt.
Segen gib / zu deiner Gabe:
daß ſie unſer Leben labe.
Uns gibſt du: ach! gib darneben
andren die auch hungrig ſind;
gib uns allen / die wir leben.
Auch der Arme iſt dein Kind.
Laß uns ſelbſt den Naͤchſten laben
mit dem / was wir uͤbrig haben.
Heute gibſt du: gib auch morgen.
S iijJa /278Gebet um
Ja / du gibeſt allezeit.
Laß uns nur dich laſſen ſorgen:
Taͤglich ſteht dein Tiſch bereit.
Jndeß wir dafuͤr dich ehren /
dein Geſchenk mit Dank verzehren.

13 Gebet um zeitliche Notturft.

GRoßmaͤchtiger GOTT und Schoͤpfer Himmels und der Er - den! ich ſtehe allhier vor dir in deinem Hauſe und bitte dich um deine Gaben / deren du ein unerſchoͤpflicher Quellbrunn biſt. Und von wem ſolte ich ſonſt etwas zu erbitten trachten / da du al - les in allem biſt / und alles von dir kom̃et / und dein iſt? So kan ich auch mir ſelbſt nichts nehmen / ſondern alles / was ich ha - be / iſt deine Gabe.

Du befihleſt mir auch / daß ich bitten / ſuchen nnd anklopfen ſoll: Ach! laß mich nehmen und finden / wie du verſprochen haſt. Jch habe dich erſtlich um die Not - turft der Seele / um das Reich Gottes / ge - beten. Laß nun / darum ich dich auch bit - te / das andere alles / die Notturft des Lei - bes / mir zufallen.

O Gott! 279zeitliche Notturft.

O GOtt! du weiſt alles: du weiſt baͤßer / was ich bedarf / als ich dir ſagen kan. Jch aber weiß und bekenne / daß ich auſer von dir / nichts habe / auch nichtes zu empfangen habe. Und eben darum will ich dir meine Notturft erzehlen: aufdaß ich mich ſelbſt erinnere / daß ich alles von dir habe.

Du haſt mich auch eben darum arm und nacket zur Welt kom̃en laſſen / da die Thiere ihr Kleid und ihren Belz mitbrin - gen: damit ich an dich meinen Vatter ge - denke / dir zulaufe / und die Notturft bei dir hole. Du haſt auch ſelbſt / dem erſten paar Menſchen / Roͤcke von Thier-Fellen gemacht / ihre Bloͤße damit zu decken.

Ach ja / Vatter im Him̃el! du weiſt daß ich Kleider vonnoͤten habe. Kleide dein Kind / wie ein irdiſcher Vatter thut. Gib mir auch ein Ehrenkleid / wie den Lilien. Regire mich aber hierbey durch deinen H. Geiſt / daß ich nicht damit prange / was ein Suͤnden-Denkmal iſt. Dann haͤtten unſ - re Erz-Eltern nicht geſuͤndigt / ſo doͤrften wir uns der Bloͤſſe nicht ſchaͤmen / ſo wuͤrde der Leib nicht von Hitze / Froſt / Regen / Wind und Staube bekrieget.

Du ſitzeſt / O GOtt / mit deiner Ma - jeſtaͤt im Him̃el: aber die Erde / die auchS iiijdein280Gebet umdein iſt / haſt du den Menſchenkindern ein - gegeben. Du weiſt / daß ich ein Haus und Wohnung brauche. Die Fuͤchſe ha - ben Gruben / und die Voͤgel ihre Loͤcher. Gib auch mir eine / wo nicht eigene / doch zu meinen Beruff und Leben bequeme ruhige Wohnung; und dein Heil. Geiſt mache ſolche zu deinem Tempel / darinn man dich liebet und ehret: ſo wirſt du / hochheili - ge Goͤttliche Drey Einigkeit zu mir kom̃en / und Wohnung bey mir machen.

Ach! moͤchteſt du mir / zum Gedaͤchtnis des Paradeiſes / auch wie dem Adam einen Garten zu bewohnen und zu bauen geben / dich alda in deinen Geſchoͤpfen zu betrach - ten! laß auch deine heilige Engel meine Wohnung umlagern / daß weder Geiſt - noch leibliche Feinde dieſelbe beſchaͤdigen koͤnne. Dein Heil. Geiſt lehre und leite mich aber dabei / daß ich damit keinen Pracht treibe / ſondern bedenke / daß es nur meine Herberge ſey / und daß wir hier kein Bleibnis haben; daß wir im himli - ſchen Heimat / eine beſtaͤndige Wohnung ſuchen ſollen.

Du haſt / O GOtt / die Menſchliche Leiber alſo erſchaffen / daß ſie ohne Speis und Trank nicht leben koͤnnen. So gib dañ / O Vatter im Him̃el / deinem Kinde /zur281zeitliche Notturft. zur Notturft / auch die Nahrung des Lei - bes / das Taͤgliche Brod: wie du weiſt / daß wir deſſen bedoͤrfen. Erinnere mich al - lezeit durch deinen H. Geiſt / daß ich hierum nicht ſorge / ſondern dich unſren Vatter ſor - gen laſſe / der fuͤr alle ſorget und alles ver - ſorget. Und wie ſolte ich daran zweiflen / da alles taͤglich aus deiner Hand iſſet / und alles / was Augen hat / auf dich ſchauet / und du taͤglich ſaͤttigeſt / alles was da lebet?

Jch bin dein Kind / dein Knecht / der hier auf Erden in deinem Hauſe wohnet; ein Herꝛſpeiſet und traͤnket ja taͤglich ſeine Dienſtboten. Du wirſt ferner thun / was du ſo lange gethan. Du haſt mich von Mutterleibe an / durch vaͤtterliche Unter - haltung / lebendig erhalten und mir alles Gutes gethan. Du laͤſſeſt ja Brod und Wein aus der Erden wachſen / fuͤr deine Kinder / deren ich ja auch eines bin. Laß doch nicht zu / daß die Kinder dieſer Welt alles an und in ſich ziehen / und uns den dei - nen alles vor dem Maul hinweg zehren.

Regire aber mich und die Meinen durch deinen H. Geiſt / daß wir dich nicht unehren mit dem Munde / der deine Ga - ben verzehret / noch denjenigen mit Wor - ten und Werken erzuͤrnen / an deſſen Ta -S vfel282Gebet umfel wir ſitzen. Laß mich nicht / durch Schwelgen deine Guͤter verſchwenden / noch meinen Leib wider die Seele waff - nen. Du gibſt Speiſe / denen die dich fuͤrchten: andren muß ſie im Leib zum Fluch werden. Verſchaffe in mir / daß ich alles mit Dankſagung empfange / und alſo das deine mit Segen genieße: ohne wel - chen mir lauter nichts gedeyen kan.

Und weil niemand auf Erden eſſen ſol / der nicht arbeitet: ach mein GOtt! ſo ſeze du mich in einen folchen Beruff / darinn zu arbeiten / den du meinen Kraͤften und Ver - moͤgen anſtaͤndig weiſt / dich damit zu eh - ren / und meinem Naͤchſten zu dienen / auch etwas fuͤr mich und die Meinen zu erobern. Hilf du mir auch ſelber arbeiten / und ſegne mein Thun / wie den Fiſchzug Petri: daß es wol gerahte / und Frucht bringe. Jch will arbeiten / beten / glauben und hoffen: du wirſts wol machen / der du alles ge - macht haſt.

Die edelſte irdiſche Gabe / iſt die Ge - ſundheit der Seele / der Sinnen und des Leibes: ach! deren habe ich / du weiſt es / zu meiner Arbeit vonnoͤten. Sie kranken ja billig / weil ſie immer ſuͤndigen. Aber ich ſpreche / nach deines Sohns meines Ver - ſuͤhners / Anweiſung auf dieſe / dienechſt -283zeitliche Notturft. nechſtfolgende Bitte: Vergib mir meine Schulden / um ſeines Verdienſts und Vor - bitte willen. Laß mein Beruffs-Werk nicht / durch Krankheit verhindert werden.

Dir begehre ich ja / mit Huͤlfe deines H. Geiſtes / zu dienen. Verwehre doch / daß ich nicht in den Dienſt der Eitelkeit / um zeitlicher Nahrung willen / verwicklet wer - de / und der liebloſen Gottsvergeſſnen Welt in die Hand ſehen muͤße. Es iſt ja alles dein / und du haſt mir mit JEſu alles geſchenket: ach! ſo laß dan / zu meiner Notturft / auch mein ſeyn / was dein iſt / weil ich / O himliſcher Vatter / dein Kind bin.

Laß mein Oel und Meel / wie dorten der Witwen ihres / nicht auf hoͤren. Du haſt ja im̃er die Haͤnde voll / und kanſt die Fuͤlle geben. Gib mir dan / zu dem Noht-Brod / auch einen Labungspfennig / einen Ehr - pfennig. Laß mich nicht zu Schanden werden / weil ich auf dich hoffe und traue. Es iſt ja billig / daß dieſe haben / was ſie beduͤrfen / die dich haben. So wirſt du ja auch durch deine Allmacht halten / was deine Warheit verſprochen hat.

Jch begehre nichts zur Eitelkeit / daß ichs mit Geitz verwahre / oder damit pran - ge / oder daß ichs mit Wolluͤſten verzehre. Jch284Gebet um zeitliche Notturft. Jch bitte nicht allein um das Gut / ſondern auch um deinen guten Geiſt / der es mich recht brauchen lehre. Jch verlange et - was uͤbriges / fuͤr meinen Nechſten. Gib: daß ich geben koͤnne. Jch geile um die drei Brode / daß ich habe meinem Freund / mei - nem Nechſten vorzulegen. Jch will / mei - nen Glauben / in der Liebe zeigen. Jch will dein treuer Haushalter ſeyn.

Gib mir / geneigte und gerechte Obern. Gib mir / wo nicht etliche / doch nur einen ge - treuen Nachbaꝛn / nur einen guten Fꝛeund / der es redlich mit mir meine. Hilf mir / daß ich mit jederman Frieden halte. Schuͤtze mich / die Meinen und das Meinige / vor Feinden und allem Unfall. Befihl dei - nen Engel / den baͤſten Freunden / daß ſie mich begleiten und auf den Haͤnden tragen: und mache mich alſo leben / daß ſie Luſt ha - ben um mich zu ſeyn.

Jch habe dich / O GOtt / um viel ge - beten. Jch ſtelle aber alles in deinen Willen / und ſenke darein meinen Willen: gib mir / was dir gefaͤllt mir zu geben. Deſ - ſen aber bin ich verſichert / daß du mir die Notturft nicht verſagen werdeſt.

Gib mir auch das Geiſtliche Brod / JEſum Chriſtum / das im Brod-Haus Bethlehem ein Menſch gebohren iſt. Ach! das285Gott und Genug. das gibt der Welt das Leben / das Ewige Leben. Gib dich mir / du trautſter Heiland! und verſchaffe durch deine Wunden / durch deine heilige Fuͤrbitte / daß dieſes mein Gebet / daß du mich ſelber gelehret / und daß dein H. Geiſt mich zu GOtt aus - reden gemacht / moͤge erhoͤret werden. Amen / ja in deinem Namen / Amen.

14 GOtt und Genug. Andacht-Lied. Nach der Singweiſe: Herzlich thut mich verlangen. ꝛc.

MEin GOtt gab mir das Leben.
er gibt zu leben auch.
Solt ich in Sorgen ſchweben?
weg mit dem Heiden-Brauch!
GOtt / eh ich ward gebohren / ſchon meine Notturft wug:
die bleibt mir unverlohren GOtt hat / fuͤr mich / Genug.
2
Ob ich ſchon bin ein Suͤnder:
der Vatter bleibt doch gut / ſorgt auch fuͤr boͤſe Kinder.
Die Reu nimt ihm die Rut:
ich ſtell ihm einen Buͤrgen:
fuͤr meine Schulden-Rug / ſein Sohn ſich ließe wuͤrgen. GOtt liebt / und gibt Genug.
3 Was286Gott und Genug.
3
Was ſolt mich viel verlangen
nach Geld und Gut der Welt?
Von GOtt werd ich empfangen /
Was meinen Leib erhaͤlt.
Die Schaͤtze dieſer Erden / ſind nichtig / voll Betrug.
Dort wir erſt recht reich werden.
Jndeſſen GOtt und Gnug!
4
Welt / Geld / will ich verachten.
Nach GOtt will ich allein /
nach meinem Gotte / trachten.
Er wird mir Alles ſeyn.
Er kan mir Alles geben /
und ſegnen Dopf und Krug.
Solt ich nach Haabe ſtreben?
Wer GOtt hat / hat Genug.
5
So will ich dañ vor allen /
auf dieſer Erden-Bahn /
nach Gottes Worte wallen /
will ſuchen GOtt voran /
den Seelen Hunger ſtillen.
Sein Segen / und mein Pflug /
wird mir die Kuͤche fuͤllen.
Wer GOtt ſucht / find Genug.
6
Solt der den Leib nicht nehren /
der meine Seele ſpeiſt?
Solt er nicht Brod beſcheren /
der mir ſein Reich verheiſt?
Wer erſtlich GOtt nachſtrebet /
der macht es recht und klug:bei287Gott und Genug.
bei ihm er ſorglos lebet.
Wo GOtt / da iſt Genug.
7
Der mir / in jenem Leben.
Die Million verſpricht:
wird hier das Scherflein geben /
wird mich verlaſſen nicht.
der laͤſſet Speis begegnen
den Voͤgeln / in dem Flug:
wird auch mein Arbeit ſegnen. Gott Allen gibt Genug.
8
Wer weiß / ob ich leb morgen? ſolt ich dañ / mir zu Leid /
mit Angſt auf morgen ſorgen?
GOtt / der mir gibet heut /
wird mir auch morgen geben /
der allzeit Sorge trug /
Wañ ich ſol morgen leben. Gott ſagt: es iſt Genug.
9
Jch will auf mich nit nehmen /
der Nahrung Narren-Sorg:
ich wuͤrd nur GOtt beſchaͤmen.
Nein! auf ſein Wort ich horch.
Will man / ohn ihn / ſich nehren:
den Spott er nie vertrug.
Er kan das Gut verſtoͤren.
Ohn Gott / iſt nichts Genug.
10
Jch greife nicht / mit Sorgen /
in Gottes Vorſorg ein:
ohn die / wird alles worgen
doch nur vergebens ſeynGOtt288Gott und Genug.
GOtt will ich zu mir laden:
Ein reicher Peters-Zug ſol meinen Kahn begnaden.
Komt Gott: er bringt Genug.
11
Wie ſolt nach Waſſer ſchreyen /
der bei dem Brunne ſteht?
Mein Arbeit will ich weihen /
mit glaubigem Gebet.
GOtt denen / die ihm trauen /
nie ſeine Huͤlf abſchlug.
Der wird auf mich auch ſchauen.
Wer Gott haͤlt / hat Genug.
12
GOtt / ob klein das Vermoͤgen /
kan machen viel daraus.
Es ligt an ſeinem Segen /
der fuͤllet Korn und Haus.
Wer hofft auf ſeine Gabe /
dem gibt er ohn Verzug.
Wann meinen GOTT ich habe / ſo hab ich all - Genug.
IX289Fuͤrbitt-Andacht.

IX Die Fuͤrbitte.

Bitte in der Bemeine / fuͤr jederman.

WJR ſind alle Adams-Kin - der: den hat GOTT er - ſchaffen / und als er / durch die Suͤnde / in des Todes - und Teufels - Stricke ge - fallen / durch ſeinen Sohn JEſum CHriſtum erkauft und erloͤſet. Sind wir nun alle / im erſten und andern Adam / GOttes Kinder / ſo ſind wir ja Bruͤ - der und nahe Verwanten.

2 Wir leben auch alle auf und von ei - ner Erde / die GOtt erſchaffen und uns zur Wohnung eingeraumet / in dieſem ſeinem Hauſe / werden wir auch alle von ihm / un - ſerem HErꝛn und Vatter / ernehret und er - halten. Wir werden durch einen Engel - Schutz / von ihme / wider ſeine und unſere Widerſacher / den Teufel / und deſſen liebe / getreue Weltlinge / beſchirmet: alſo ſind wir nun alle / Haus-Tiſch und Schutz: ge - noſſen.

T3 Weil290Fuͤrbitt-Andacht.

3 Weil wir nun / wann wir in der Kir - che / im Bethaus / ſind / auch die daſelbſt vor Augen ſtehende Chriſt-Gemeine uns der Menſch-Gemeinſchaft in GOtt und Chri - ſto erinnert: ſo finden wir ja billig / daß wir fuͤr alle Menſchen GOtt bitten und anruffen ſollen / inſonderheit fuͤr die Chriſt - Glaubens-genoſſen / die mit uns einen wahren GOtt und Vatter in Chriſto / ei - nen Erloͤſer und Vorbitter / einen H. Geiſt und Erleuchter / einen Weg zur Seeligkeit / eine Taufe und ein geiſtliches Nahrungs - Mahl haben. Es ſoll demnach kein Chriſt aus der Kirche gehen: Er habe dann dieſe Fuͤrbitte / vor GOtt abgeleget.

4 Wir ſollen ja bitten / fuͤr die arme Menſchen / als Heyden / Tuͤrken und Ju - den / die in geiſtlicher Finſternis leben / und den rechten GOtt nicht kennen: daß ſie zum Schafſtall Chriſti bekehrt und ver - ſammlet / und alſo das Reich GOttes auf Erden und im Himmel erweitert und ver - mehret / hingegen des Satans Reich ver - ſtoͤrt werden moͤge. Dann es waren un - ſere Voreltern auch Heiden / und ſind wir GOtt hohen Dank ſchuldig / daß er uns zu ſeiner Kirche beruffen laſſen.

5 Die Fuͤrbitte / iſt GOtt ein ſonder - bar angenemes Gebet / daß er mehr alsgern291Fuͤrbitt-Andacht. gern erhoͤret: weil es aus der Liebe abge - het. GOtt hat alle Dinge dem Menſchen / und einen Menſchen dem andern / zu Dienſt erſchaffen. Allen Menſchen koͤnnen wir ja nicht dienen / weil wir ſie nicht alle gegen - waͤrtig haben: aber fuͤr alle Menſchen koͤnnen wir bitten / und ſie GOtt empfeh - len / der ſie alle kennet. Wir koͤnnen auch allen und jeden Menſchen keinen groͤßern Dienſt erweiſen / als wann wir ihnen Got - tes Huld erbitten helfen.

6 Es hat unſer himliſcher Fuͤrbitter uns eine Gebet-Form gelehret: darinnen jeder / nicht ſeinen / ſondern unſern himli - ſchen Vatter anruffet / und nicht fuͤr ſich al - lein / ſondern fuͤr uns / fuͤr alle Menſchen bittet; wie dann das Woͤrtlein Unſer und uns darinnen zehenm al enthalten iſt. Dar - um ſolten wir billig / worum wir auch im - mer zu bitten haben / allemal andere mit einſchlieſſen: weil auch allezeit Menſchen ſeyn werden / die dieſer Gabe / worum wir GOtt bitten / beduͤrftig und von GOtt er - waͤrtig ſind.

7 GOtt erhoͤret uns auch lieber / wañ wir fuͤr andere / als wann wir fuͤr uns ſel - ber / bitten: dann ſolches Gebet gefaͤlt ihm ſonders wol / wie beruͤhrt / weil es aus der Liebe gehet / und kein Eigennutz dabey iſt. T iiAlſo292Fuͤrbitt-Andacht. Alſo hat er den Moſe zum oͤftern erhoͤret / wann er fuͤr ſein Volk gebetten: aber die Bitte / daß ihn GOtt wolte ins gelobte Land miteingehen laſſen / ward ihme ver - ſaget. Wann Glaub und Liebe miteinan - der vor GOtt kommen / da iſt er uͤberwun - den und gebunden: Er kan ſolche Bitte nicht abſchlagen / er muß hoͤren und er - hoͤren.

8 Ein glaubiger Fuͤrbitter thut eben das auf Erden / was JEſus Chriſtus im Himmel thut: das mag ja ein hohes Werk ſeyn. Du wirſt / auf dieſe Weiſe / deines Bruders Heiland / wann du glaubig fuͤr ihn bitteſt. Und wir ſind dannoch ſo verdroſſen / ſo ein herꝛliches Amt zu uͤber - nehmen. Es ſoll auch die Fuͤrbitte dem Beter mit-nutzen: dann er ſchlieſſet ja ſich ſelbſt mit ein / wann er fuͤr alle bittet.

9 Jſt den Chriſten in allen Dingen / ſo iſt auch ihnen im Gebet / die Einigkeit noͤtig. Bey dem Ungewitter bloͤckt die ganze Schaf-Heerde: warum nicht / bey angedrohten Goͤttlichen Zorn-Sturm / die ganze Chriſtgemein? Viel Tropfen hoͤlen den Marmor; manche Streiche faͤllen die Eichen; viel Geſchuͤze eine Maurẽ: viel Thꝛe - nen erweichen das Goͤttliche Vatterhertz. Soll das Waſſer-Rad aus dem Fluß einenTeich293Fuͤrbitt-Andacht.

[figure]

T iij294Fuͤrbitt-Andacht. Teich anſchwemmen / ſo ſchoͤpft nicht ein Gefaͤſſe / ſondern es gibt / durch Viele die Fuͤlle. So muß auch die vereinigte Gottes-Kirch den himliſchen Segen-Strom / durch viel Hertz-gefaͤſe / in dieſes Elend-Thal leiten.

10 Kein Zweifel iſt / der Fuͤrbitt - Mangel ſey die Urſache / daß ſo wenig Jrꝛ-und Unglaubige bekehrt werden / und daß GOtt oftmals ſchwere Landſtraffen ergehen laͤſſet: wañ naͤmlich niemand iſt / der ſeinen Vatter-Namen anruffet / und ſich aufmachet / daß er ihn halte. (t)Eſa 64. v. 7.GOtt ſelbſt klaget hieruͤber / durch den Propheten(u)Ezech. 22. v. 30 / 31. Jch ſuchte unter ihnen / ob jemand ſich zur Mauer machte / und wider den Riß ſtuͤnde / gegen mir fuͤr das Land / daß ich es nicht verderbte; aber ich fande keinen: darum hab ich meinen Zorn uͤber ſie aus - geſchuͤttet.

11 O Wunder-Wuͤrde eines eiferigen Fuͤrbitters! wer wolte zweiflen / daß Jo - ſua die Sonne ſtillgeſtellet? GOtt ſelbſt will ſtill ſtehen / wann er zu ſtraffen ſich aufgemacht / und der Stimme eines Mañs gehorchen. (x)Joſu. 10. v. 14.So einen Glaubens - Hel - den will GOtt nachſehen / daß er ihm ſelbſtwi -295Fuͤrbitt-Andacht. widerſtehe: er ſoll / gegen ihm / die Vor - Mauer eines ganzen Landes ſeyn / und der Damm / der die Straf-Flut nicht einreiſſen laͤſſet. Alſo hat Moſe das Volk Jſrael / durch ſeine Fuͤrbitte errettet / da GOtt ſie vertilgen wollen. Hoͤret doch Wunder! GOtt ſagt zu ihm / der Berg zum Staͤub - lein / laß mich / daß mein Zorn uͤber ſie er - grimme / und ſie auffreſſe!(y)2. B. Moſ. 32. v. 10. und her - nach: Jch habe ihnen vergeben / wie du geſagt haſt. (z)4. B. Moſ. 14. v. 20.

12 Wer wolte dann nicht gerne nach dieſer Ehre trachten / ſo ein Wundermann zu werden? und da Chriſtus befohlen hat / ſeine Juͤnger und Diener ſollen in alle Welt gehen / alle Voͤlker zu lehren und zu bekehren: wie leichtlich kan ſolches hie - mit geſchehen. Laſt uns / mit herzlicher Fuͤrbitte / dahin ziehen / und ſie GOtt an - daͤchtig empfehlen: der kan und wird ſie / durch ſeinen Heil. Geiſt lehren und bekeh - ren. So ſoll dann in der Kirche und bey der Gemeine / wenigſt am heiligen Sonn - tage / ehe man von Gottes Angeſicht hin - weggehet / die alſo noͤtige und nuͤtzliche Fuͤr - bitte / mit Andacht und Glauben ab - geleget werden.

T iiijDank -296Dankſagung und Gebet

2 Dankſagung und Bebet fuͤr die heilige Ehriſtliche Kirche.

OEwiger Sohn GOttes JESU Chriſte! Du haſt / von Anfang / eine Kirch und Gemeine der Heili - gen dir auf Erden geſamlet / ſie zur Braut angenommen / und dich mit ihr verlobet in Ewigkeit. Du haſt ſie durch dein heiliges Menſchwerden / Leiden und Sterben / von Tod und Hoͤlle erloͤſet. Du haſt ihr dei - nen heiligen Geiſt zum Troͤſter geſendet / und ſie gereinigt durch den heiligen Tauf - Brunn deines fuͤr ſie vergoſſenen Blutes. (a)Eph. 5. v. 26.Du biſt ihr Haubt / als deines Leibes(b)Cap. 1. v. 22. du biſt ihr Hirt / als deiner Heerde und Schafſtalles. (c)Joh. 10. v. 1.Du wohneſt in derſelben als in deiner Stadt.

2 Jch danke dir / daß du uns arme Ja - phetiten zu deiner Kirche verſamlet / und in den Huͤtten Sems wohnen laͤſſeſt. (d)1. B. Moſ. 9. v. 27.Jch danke dir / daß du auch mich zur Ge - meinſchaft der Heiligen beruffen: daß du mich / in meiner Taufe / durch deinen Heili -gen297fuͤr die H. Chriſtliche Kirche. gen Geiſt / zum Glied deiner Kirche und geiſtlichen Leibes / zum Burger des neuen Jeruſalems / in die Gottes-Kindſchaft und Himmels-Erbſchaft an und aufgenom - men haſt; daß du durch dein heilig Him - melmahl auf Erden / zum ewigen Leben mich nehreſt.

3 Ach mache dieſe deine Kirche / wider alle Hoͤllen-Pforten feſt und ſicher ſtehen. Du wolleſt ja nicht dem Thiere geben die See - le deiner Turteltaube. (e)Pſalm 47. v. 19.Sie iſt der Wein - berg / darinn du ſelbſt der groſſe Weinſtock biſt / und wir ſind die Reben / in und an dir. Laß denſelben mit deinem Allmacht - Schutz / wider die Wuͤtriche und Jrꝛtum - Lehrer als wilde Saͤue und liſtige Ver - nunft-Fuͤchſe / wol umzaͤunet ſtehen / und nicht durch ſie verwuͤſtet werden. Sende ihm treue Huͤter und Arbeiter / die da ſey - en ein Fuͤrbild der Heerde / und die Schaͤf - lein zur nahrhafter Seelen-Weide fuͤhren.

4 Laß auch dein Reich auf Erden er - weitert / und / durch Regung deines Heil. Geiſtes / die verſtockte Juden / blinde Hei - den / und wider dich wuͤtende Mahumeta - ner / als Unglaubige herzu geholet / und die Jrꝛglaubige zum rechten Wege bekehret werden. Dann dieſe werden in der HoͤlleT vdich298Dankſagung und Gebetdich nicht loben: und warum ſolteſt du ſo viel Menſchen umſonſt geſchaffen haben? Erbarme dich doch derſelben / und noͤtige ſie herein zu kommen: auf daß dein geiſt - liches Hochzeit-Hauß voll werde.

5 Sey du / HErꝛ JEſu Chriſte / bey dieſer deiner Kirche / alle Tage biß an der Welt Ende: wie du verſprochen haſt. (f)Matth. 28. v. 20.Sey und bleibe in derſelben / als in deiner Stadt: ſo wird ſie wol bleiben. (g)Pſalm. 46. v. 3.Ja blei - be bey uns: dañ es will Abend werden / der Tag der Welt hat ſich geneiget. Laß / deine Kinder und deine Kirche / nicht Waiſen: dann ſie hat ſonſt keinen Vatter. Laß deinen Namen herlich werden in allen Landen: daß man dir danke im Himmel. Endlich / und bald / fuͤhre ſie und ihre Glie - der als die Geſegneten deines Vatters / aus dieſem Gnaden - und Creutz-Reich / und laß ſie / als deine Mit Erben kommen / in das Reich deiner Herꝛlichkeit / und er - fuͤlle dieſes dein Wort: Vatter ich will / daß wo ich bin / auch dieſe bey mir ſeyen / die du mir gegeben haft / daß ſie meine Herꝛlichkeit ſehen. (h)Joh. 17. v. 24.Amen / Herꝛ JEſu / Amen!

Ge -299Gebet um treue / und wider ꝛc.

3 Gebet um treue / und wider falſche Lehrer.

OJEſu du getreuer Hoherprieſter / Hirt und Ertzbiſchof unſrer See - len! wir bitten dich ſende uns treue Hirten und Lehrer / die uns zur geſunden Weide deines H. Worts fuͤhren; die uns den Weg gen Himmel zeigen / und ſelben vorgehen / zu gleich recht lehren und leben. Ziere deinen geiſtlichen Himmel mit Ster - nen: die uns / wie dorten einer die Weißen aus Morgenland / zu dir weiſen und fuͤh - ren. Mache ſie / wie deine Apoſtel / mit feurigen Zungen reden / und gleich dem Menſchen-Fiſcher Petro / eine große Maͤn - ge der Seelen in dein Netze ziehen. (i)Ap. G. 2. v. 3. 41.

2 Regiere ſie durch deinen heiligen Geiſt / daß ſie bedenken / Chriſtum lieb ha - ben / ſey baͤſſer / dann alles Wiſſen. Ma - che ſie getroſt ruffen und nicht ſchonen: weil du des Suͤnders-Blut wirſt von ih - ren Haͤnden fordern. Mache ſie leben / wie ſie lehren / und der Gemeine vorleuch - ten. Pflanze durch ſie dein Reich / und deinen geiſtlichen Himmel auf Erden. Ma -300Gebet um treue / undMache ſie einen Sieg nach dem andern erhalten / wieder Suͤnde / Welt / Tod und Teuffel. Gib ſolche Hirten / die da ſuchen die Heerde und nicht ſich ſelbſt zu weiden. Mache ſie geiſtig und mit feurigen Zungen reden / daß es ins Hertz hinein gehe: auf - daß ſie dort / wie des Himmels-Glanz / leuchten moͤgen.

3 Lehre uns die Geiſter pruͤfen / ob ſie aus GOtt ſind.[k]Joh. 4. v. 1. und die rechten Hirten an deiner Stimme erkennen. Laß uns der Schlange / die uͤber Gottes Wort di - ſputiret / nicht gehoͤr geben: damit wir nicht / wie Eva / von dir abgefuͤhret werden und vom Baum der luͤſternen Erkentnis den Tod naſchen. Wehre dem Satan daß er nicht zu viel quackende Froͤſche aus - ſpeye / die uns die klare Quelle deines Worts vertruͤben. Sie reden mitein ander unnuͤtze Dinge / und lehren aus uneinigem Hertzen. Sie heiſen uns / dich die Lebens - quelle verlaſſen / und ihren Ciſternen nach - lauffen / die doch kein geſundes Waſſer geben.

4 Behuͤte uns fuͤr ſolchen Jrꝛliechtern / die nur verfuͤhren: weil ſie von dir / dem ewigen Wege abfuͤhren. Laß das Liecht deines heiligen Worts nicht verleſchen /und301wider falſche Lehrer. und die Vernunft den Glauben nicht aus - rotten. Laß es an dieſem Welt-Abend noch Liecht werden. (l)Zach. 1 4. v. 7.Laß uns / in Goͤtt - lichen und Geheimnis-Sachen / die Ver - nunft unter den Gehorſam des Glaubens gefan - gen nehmen /[m]2. Cor. 10. v. 5. und bedenken / daß der na - tuͤrliche Menſch nicht verſtehet / was des Geiſtes GOttes iſt. [n]1. Cor. 2. v. 14.Erhalte noch deine ſiben - tauſend / die du kenneſt / die ihre Knie nicht beugen vor dem Baal der Vernunft Weiß - heit / noch weniger vor ſeiner Buhlin / der Atheiſterey: und um derſelben willen / wolleſt du mit deinem Wort nicht von uns hinweg wandern / ſondern bey uns blei - ben. Amen / in JEſu Namen / Amen!

4 Der Goͤttliche Wort - Brunn.

OGroſſer GOtt / wer kan den Spott
doch unbeklaget laſſen?
Man will den Brunn / der von dir runn /
dein heiligs Wort / jetzt haſſen!
Sophiſten-Zunft / zu der Vernunft
fuͤhrt in die Schul den Glauben.
Des Satans-Wut die reine Flut
verſchwemmen will und rauben.
Das Staͤublein will / O Narren-Spiel!
in302Der Goͤttliche
in ſich die Sonne faſſen.
Manholt zuſamm Ciſternen-Schlamm /
dort aus der Heiden Gaſſen.
Kein Waſſer ſie / mit leerer Muͤh /
der armen Seel einſchenken.
Das Wahn-Geſpuͤl und Koht-Gewuͤhl
taugt Schweine nur zu traͤnken.
GOtt! deine Lehr von oben her
iſt heilig-rein gerunnen.
Wir ſchoͤpfen hell die Lebens Quell /
aus dieſem klaren Brunnen.
Es ſchenkt auch ein Troſt-Waͤſſerlein /
wann wir im Creutz-Durſt lechzen /
iſt Labungs-Trank / im Fall wir krank /
am Seelen-Fieber aͤchzen.
Jn dieſe Flut und Himmels-Strut /
auch Froͤſche ſich verlieben.
Sie ſpringen drein / den Seelen-Wein
ſie ſchlaͤmmen und auftruͤben.
Ein truͤbe Huͤl man machen will /
aus dieſem Brunn der Gnaden:
Weil diß Geſchmeiß / gern / wie man weiß /
in Pfuͤtzen pflegt zu baden.
Diß Bruͤnnlein wallt und lieblich lallt /
erfreuet Hertz und Ohren.
Ach! durch die Froͤſch ein Waſchgedroͤſch
darinnen wird gebohren.
Sie quacken ſehr und plaudern her:
man kan / vor ihrem Loͤren /
den reinen Klang und Kunſt-Geſang
GOtt! deines Worts nicht hoͤren.
Verjag die Rott! dein iſt der Spott:
das deine ſie dir ſchaͤnden.
Schuͤtz deinen Brunn / du kanſt es thun:
es303Wort Brunn.
es ſteht in deinen Haͤnden.
Zieh an den Grimm / erheb die Stimm;
Diß Thier im Rohr zu ſchelten.
Jm Wehrt dein Wort laß bleiben fort /
und mach es wider gelten.
Den Durſt uns loͤſch: verjag die Froͤſch /
die uns den Trunk misguͤnnen.
Nicht wie die Froͤſch mit Wahn-gedroͤſch
als Fiſche / laß uns drinnen
fein ſtumme ſeyn / es trinken ein /
und dir die Ehre geben.
Wer alſo thut / aus dieſer Flut
wird trinken ewigs Leben.

5 Allgemeine Fuͤrbitte.

GRoßmaͤchtiger GOTT Himmels und der Erden / du Koͤnig aller Koͤnige und HErꝛ aller Herren! Du haſt uns durch deinen hochgelobten Sohn befohlen / daß wir unſern Naͤchſten als uns ſelbſten lieben ſollen. (o)3. B. Moſ. 18. v. 19.Wie kan ich ihn aber hoͤher lieben / als wann ich ihn dei - ner Gnad-Liebe empfehle?

2 So befehle ich dir dann die Amtleute deines Reichs /(p)Weißh. 6. v. 5. auf Erden / alle Chriſt - liche Potentaten und Regenten: inſon - derheit deinen Geſalbten / die Roͤm. Kaͤi - ſerl. Majeſtet / ingleichen unſre wehrte lie -be304Allgemeinebe Obrigkeit / unter deren Schutz wir le - ben. Gib ihnen und ihren Raͤhten deinen heiligen Geiſt / und alſo die Weißheit von oben herab / daß ſie bey ihnen ſey / und mit ih - nen arbeite: auf daß ſie erkennen / was dir wolge - faͤllet /(q)Cap. 9. v. 10. und demſelben auch in allen ih - ren Rath - und Anſchlaͤgen zu deiner Ehr und gemeinen Baͤſten / eifrig nachſetzen. Mache ſie / die reine Lehre / Gerechtigkeit und den lieben Frieden handhaben / und bey uns erhalten. Mache auch uns / mit Gehorſam / Liebe und Treue / auch mit al - ler Schuldigkeit ſie ehren: und gib / daß wir unter ihnen ein geruhlichs und ſtilles Leben fuͤhren moͤgen / in aller Gottſeligkeit und Er - barkeit. (r)1. Tim. 2. v. 2.

3 Gib Friede zu unſern Zeiten / und laß uns / jeden unter ſeinen Weinſtock und Feigenbaum ruhig wohnen. (ſ)1. Koͤn. 4. v. 25.Segne und bewahre Saat und Frucht auf dem Feld: daß wir unſer taͤglichs Brod haben moͤgen. Straffe uns nicht durch Zweitracht und Aufruhr / durch Feuer und Waſſers-Noht / durch Mißwachs / Ungewitter / Sturm - wind und Erdbeben / durch Krieg / Hun - ger und Seuchen.

4 Jch befehle dir auch / O GOtt / die Noht und Anligen aller meiner Mit Chri -ſten305Fuͤrbitte. ſten und Mitknechte. Gib den Schwan - gern und Saͤugenden / froͤliche Frucht und Gedeyen. Regiere die Eltern / daß ſie ihre Kinder auferziehen in der Zucht und Ver - mahnung zum HErꝛn. (t)Eph. 6. v. 4.Rege auch durch deinen heiligen Geiſt die Kinder / daß ſie ihre Eltern mit Gehorſam ehren / und / wie das Kind JEſus / im Geiſt wachſen / und zu - nehmen an Weißheit / Alter und Gnade / bey GOtt und den Menſchen. (u)Luc. 2. v. 40. 52.Leite die Ehe - leute / daß ſie ſich wol miteinander begehen /(x)Sir. 25. v. 2. Regiere Knechte und Maͤgde / daß ſie ge - horchen und treu-fleiſſig dienen. Sey der Waiſen Vatter /(y)Pſ. 68. v. 6. Pſ. 10. v. 14. Helfer und Vormund. Sey der Witwen Richter und Erhalter. (z)Pſ. 146. v. 9.

5 Staͤrcke und ſegne die Arbeitenden daß ſie ſich wol nehren / und vom Schweiß ihres Angeſichtes ihr Brod eſſen. Fuͤhre die Jugend / und trage die Alten. Sey durch deine Engel der Reiſenden Schutz - geleite. Sey der Kranken Artzt / und der Armen Verſorger.

  • Troͤſte die Betruͤbten.
  • Hilf den Nohtleidenden.
  • Errette die Bedrangten.
  • Erledige die Gefangenen.
  • Staͤrke die Bloͤden.
UEr -306Allgemeine
  • Erhalte die Wankenden.
  • Richte auf die Gefallenen.
  • Bring zu recht die Verfuͤhrten.
  • Unterrichte die Unwiſſenden:
  • Bekehre die Gottloſen.

Erhoͤre auch die Betenden / entbinde froͤlich die Sterbenden / und erbarme dich allezeit allenthalben aller Menſchen.

6 Jch befehle dir inſonderheit auch alle / die mir lieb / verwandt und bekandt ſind / meine Freunde / Gutgoͤnner und Wol - thaͤter. Nim ſie in deinen gnaͤdigen Vatter-Schutz. Regier ſie durch deinen heiligen Geiſt. Behuͤte ſie durch deine liebe Engel / auf allen ihren Wegen. Gib ihnen / was ihr Hertz wuͤnſchet / Segne ſie an Seele und Leib / an Gut und Ehre. Saͤttige ſie mit geſund-langem Leben / und zeige ihnen endlich im Himmel dein ewi - ges Heil.

7 Meine Feinde wolleſt du bekehren / und wider ſie mich ſchuͤtzen. Laß mich daraus erkennen / daß meine Wege dir wol - gefallen / indem du auch meine Feinde mit mir zu frieden macheſt. (a)Spr. 16. v. 3.

8 Um diß alles / und was ich ſonſt zu bitten habe / bitte ich dich / O GOtt himli - ſcher Vatter / durch JEſum Chriſtum / dei -nen307Fuͤrbitte. nen Sohn und unſern Heiland / in Kraft des heiligen Geiſtes: welcher was mir an Andacht und Worten abgehet / gnaͤdig er - ſetzen wolle. Jch erinnere dich deiner Erhoͤrungs-Zuſage / und zweifle nicht / du werdeſt / um JEſu heiligen Verdienſtes und theurer Fuͤrbitte willen / nach deiner unfehlbaren Wahrheit / unendlichen Barmhertzigkeit / und unerſchoͤpflichen Allmacht / mein Gebet ja und Amen ſeyn laſſen. Du kanſt es thun / du wolſt es thun / du wirſt es auch thun. Jn JEſu Na - men / Amen!

6 Bebet um Abwendung der drey Land - Plagen.

ES iſt ja wahr / du gerechter GOtt / wir noͤtigen dich / durch unſer gott - loſes Suͤnden - Leben / uns mit Landſtraffen im Zorn heimzufuchen. Wir kriegen wider dich mit Hohfart / wie Luci - feꝛ / und fuͤꝛchten uns nit / wieder deine Goͤtt - liche Majeſtet uns mit aller Boßheit zu entboͤren / und deine heilige Gebote zu ver achten. Wir laſſen unſer fleiſchliche Ver - nunft wider dein Goͤttliches Wort und denU ijGlau -308Gebet um AbwendungGlauben bellen. Wir vergeſſen auch des Gebots der Liebe / und bekriegen ein - ander / durch Haß / Reid / Zank / und Verach - tung / durch alle Arten der Ungerechtigkeit. Hiemit verdienen wir / daß du die eiſerne Kriegsrute uͤber uns zuckeſt / und uns haͤr - tiglich zuͤchtigeſt / daß Blut und Threnen von uns flieſſen. Und wie koͤnnen wir im Lande Frieden hoffen / da wir nicht ablaſ - ſen wider GOtt den Allgewaltigſten / zu kriegen?

2 Wir beleidigen deine Heiligkeit mit unſerem ungoͤttlichem Schand-Wolluſt - Leben. Was iſts dann Wunder / wann du / uns die Sterb-druͤſe anzuhaͤngen / den Giftdeutenden Seuch und Peſt-Beſem er - greifeſt / und uns / als Beſtien / zum Land hinauskehreſt. Dann wer mit dem Lei - be ſuͤndiget / muß auch am Leibe leiden.

3 Wir machen uns unwuͤrdig deiner vaͤtterlichen Guͤte und Mildigkeit / indem wir deinen Segen mit Schwelgen / Pracht / nud Uppigkeit verſchwenden. Wir tra - gen uns auch mit dem Geitz / und verfluch - ten Mammons-Dienſt / als der Wurtzel al - les Ubels. Jeder will alles allein haben / und zu ſich reiſen. Man gibet nicht allein nicht / wie du befohlen / ſondern man nimt auch dem Nechſten / was du ihm gegebenhaſt. 309der drey Landplagen. haſt. Hiemit geben wir dir die Hunger - Peitſche in die Hand / und verdienen / daß du uns den Segen entzieheſt / und den Vor - raht des Brods durch Mißwachs ringerſt oder Raupen und Raben (unnuͤtze frem - de Gaͤſte) uͤber uns ſendeſt / die uns das unſrige vor dem Munde hinweg zehren.

4 Ach! daß doch die Leute ſich baͤßer - ten! ſo wuͤrdeſt du / O guter GOtt / auch die Zeiten baͤſſern. Aber / HErꝛ / du ken - neſt ja unſer Verderbnis und Schwach - heit / und daß wir / ohne dich / nichts vermoͤ - gen. Du allein kanſt / du muſt bekehren / wann wir ſollen bekehret werden. Warum laͤſſeſt du dañ uns alſo irꝛ gehen von deinen We - gen / und unſer Hertz verſtocken: daß wir dich nicht anruffen. (c)Eſa. 63. v. 17.

5 Kehr dich doch wider zu uns / auf daß wir uns wider zu dir kehren. Gib und gieße in uns deinen heiligen Geiſt / wie du verſprochen / und mache ſolche Leu - te aus uns / die nach deinen Geboten wan - deln. Ziehe uns / ſo laufen wir nach dir. Thue Gewalt an uns / und noͤtige uns in dein Reich zu kommen / wie will ſonſt dein Himmelhaus voll werden / wann du nicht auch die Kruͤppel / die Lahmen und Blin - den herzu holen laͤſſeſt?

6 Und ob es ja die letzte Zeit iſt / daU iijdein310Gebet um Abwendungdein Zukunft-fertiger Sohn JEſus Chri - ſtus wenig Glauben finden wird: ſo ver - ſchone doch der Deinen / und um der Dei - nen willen / wie wenig auch derer ſeyn moͤ - gen; du kenneſt ſie. Wilſt du aber ja das Feuer deines Grims auf Sodoma regnen laſſen: ſo wolleſt du zuvor die / ſo dich lie - ben / wie den frommen Loht / heraus fuͤh - ren. Ach! ich ſage mit Abraham: du moͤgteſt etwan / wo nicht funfzig / doch ze - hen Gerechte unter uns finden: Warum wilſt du die Frommen mit den Gottloſen ver - derben? (d)1. B. Moſ. 18. v. 25.

7 Bedenke / O Vatter / daß unſre Suͤnden / um welcher willen uns der Sa - tan / bey dir Tag und Nacht verklaget / und / auf deine Zulaſſung uns peitſchet / von ihm ſelbſt herkommen. Sie ſind ſein: ſo ſtraffe dann hierum / nicht uns / ſondern ihn / der uns wider dich ſuͤndigen machet / wir haben dir / und nicht ihm / geſuͤndiget: zuͤchtige du uns vaͤtterlich / und ſtraffe uns nicht im Zorn / durch dieſen Henker. Er plaget uns auch / nicht dir zu Ehren / ſon - dern weil er dein und unſer Feinde iſt. Er verfolget ja dich ſelber / indem er alſo die Deinen ſchlaͤget.

8 Er / und dieſe / ſo wider uns anziehen /ſu -311der drey Landplagen. ſuchen nur ſein Reich und ihre eigne Macht zu erweitern / nicht aber dein Himmelreich zu foͤrdern: ſolteſt du ihren Mutwillen gluͤcklich fortgehen laſſen? Ach! ſchuͤtte doch deinen Grimm / nicht durch ſie auf uns / ſondern auf ſie / die dich nicht / wie wir / ken - nen und anruffen. Schlage ſie durch deine Engel / wie das Heer Senacherib. Zer - ſtreue die Voͤlker / die aus Hochmut gerne kriegen.

9 Haben wir deinen Seuch-Beſen verdienet: ach! laß darum deinen Zorn / deine Feuerpfeile und Keile / den heißen Vorſchmack der Hoͤllen / nicht wider uns wuͤten. Laß dieſe Plage / zu unſren Huͤt - ten ſich nicht nahen. Denke an die Ehrne Schlange / deinen lieben Sohn / den du am Creutzes-Pfal erhoͤhen laſſen / den wir glaubig anſehen / den feurigen Schlangen - Biſſen zu entf liehen. Laß dieſen ewigen Hohenprieſter zwiſchen uns und dich tret - ten / der mit dem Rauchwerck ſeines Ver - dienſtes dich verſoͤhne: damit der Plage gewehret werde. Du haſt ja auch unſre Krankheit und Schmerzen auf ihn gele - get / auf daß wir Friede haͤtten.

10 Laß auch nicht zu / daß / um der Jnnwohner Suͤnde willen / daß Land kei - ne Frucht trage. Wir fliehen zu dir / duU iiijhim -312Gebet um Abwendung ꝛc. himmliſcher Joſef! ob wir ſchon deine boͤ - ſe Bruͤder ſeyn / die dich verrahten und verkauft haben. Sey du unſer Speiß - meiſter in der Wuͤſten / wie du ehmals geweſen. Gedenke / ob dich viel boͤſe Buben verſpotten / daß doch auch noch liebe Kinder am Tiſche ſitzen: und un - terlaſſe darum nicht / deine milde Hand aufzuthun / daß wir geſaͤttigt werden. Kroͤne das Jahr mit deinem Gut / und laß die Erde voll ſeyn deiner Guͤter.

11 Du wilſt ja / daß man / mit dem Arm der Glaubigen Fuͤrbitte / dir in die Rute falle / und dich halte. Ob wir dich nicht alle bitten / ſo laß dich doch der wenigen glaubige Seufzer erbitten / die ſich um den Schaden Joſefs bekuͤmmern. (e)Am. 6. v. 6.Ja hoͤre und erhoͤre / die große Fuͤrbitt JEſu Chri - ſti / unſers getreuen / und in deinen Augen theuren Fuͤrſprechers: thue es / um ſeiner heiligen Wunden willen. Amen! in JEſu Namen / Amen!

7 Fuͤrbitt-Lied.

Hoͤchſter Vatter aller Kinder /
du ſchuffſt ja die Menſchen-Welt:
die313Fuͤrbitt-Lied.
die dein Allmacht noch erhaͤlt.
Ach verſchmaͤhe nicht mich Suͤnder.
Laß die ganze Menſch-Gemein.
dir / durch mich empfohlen ſeyn.
JEſu! du haſt ja gelitten
fuͤr die ganze Menſchen-Welt:
ſitzeſt auch im Sternen-Zelt /
uns beym Vatter zu verbitten.
Ach! ſo hilf / daß mein Geſpraͤch
nicht umſonſt die Wolken brech.
Deine Kirch / dein Reich auf Erde /
dein Leib / deſſen Haubt du biſt /
deine Chriſtenheit / HErꝛ Chriſt!
treuer Ertzhirt! deine Heerde /
deine Braut / dein Fleiſch und Blut /
ſey befohlen deiner Hut.
Sende / die den Weinberg bauen /
Selbſt der Lehrer Lehrer ſey.
Fuͤhr / durch fromme Hirten Treu /
uns auf deines Wortes Auen.
Laß die Weide / gut und rein /
nicht mit Tand vergiftet ſeyn.
Hilf / daß ihr unſtraͤfflichs Leben
mit der Lehr moͤg ſtimmen ein:
daß ſie unſer Fuͤrbild ſeyn.
Mach auch unſre Hertzen beben /
durch des Wortes Donner Kraft;
daß in uns werd Frucht geſchaft.
Die Regenten Du regiere /
daß / durch ſie / dein reines Wort /
redlichs Recht / der Armen Hort /
und der guldne Fried uns ziere;
daß wir / unter ihrer Hut /
leben ehrlich / fromm und gut.
U vWollſt314Fuͤrbitt-Lied.
Wolſt mit Raͤhten ſie berahten /
die da ſeyen fromm und weiß /
folgen deines Geiſts Geheiß.
Gib Gedeyen zu den Thaten.
Sey auch ſelber du ihr Schutz /
und wehr allem Feindes Trutz.
Staͤup nicht / mit der Krieges-Rute.
Straff uns nicht mit Hunger-Noht /
nicht mit bleichem Seuchen-Tod /
nicht mit Glut-und Fluten-Wute.
Jns Gericht mit uns nicht geh.
Ach! dein Gnaden-Will geſcheh!
Mehr dein Reich / bekehr die Heyden /
fuͤhr ſie in den Schafſtall ein
deiner Heerd und Kirch-Gemein;
Weitre deines Wortes Weiden.
Mach die harte Hertzen weich /
und zerſtoͤr des Satans Reich.
Steur dem Ertzfeind deiner Chriſten /
Chriſte / der dich ſo veracht.
Laß ihn fuͤhlen deine Macht /
und zernicht ſein moͤrtlichs Ruͤſten.
Mach den Juden gehen in ſich /
der noch immer kreutzigt dich.
Mach die kalte Liebe brennen.
gib dem Glauben Oel und Liecht;
daß man aus der Chriſten-Pflicht /
uns die Deinen moͤge kennen.
Schaff das todte Leben ab /
und gieß deinen Geiſt herab.
Alle Chriſten deine Kinder /
laß dir / GOtt / befohlen ſeyn.
Hole die Verirꝛten ein.
Mache fromm die freche Suͤnder /
Sey115[315]Fuͤrbitt-Lied.
Sey der Reiſenden Geleit /
der Betruͤbten Troſt und Freud.
Sey du ſelber Artzt der Kranken /
heile ſie an Seel und Leib.
Auch der Bloͤden Angſt vertreib.
Staͤrke die da wollen wanken.
Richte die Gefallnen auf /
bring ſie wieder in den Lauf.
Sey der Schwangern ihr Entbinder /
die Gefangnen ledig mach.
Fuͤhre der Bedraͤngten Sach.
Sey ein Vatter Waiſen Kinder.
Sey auch nicht den Armen arm.
Aller Menſchen dich erbarm.
Segne auch / uns zu erfreuen /
unſers Elends Arbeit-Pflug /
und der Witwen Meel und Krug.
Mach die Frucht im Feld gedeyen:
Froſt / Hitz / Naͤß und Hagelſtein /
laß nicht unſre Rauber ſeyn.
Wolſt auch meine Lieben lieben:
wolleſt ſeyn ihr Lebens-Hort /
und ſie laben hier und dort.
Feinde / die mich hier betruͤben /
gib ich dir in dein Gericht:
doch wollſt ſie verdammen nicht.
Vatter hoͤre / JESU bitte:
daß ich moͤg erhoͤret ſeyn.
GOttes Geiſt / gieß Seuftzer ein.
Nur noch dieſen ich ausſchuͤtte:
JESU / bald komm / hol von hier
deine Heerd und mich zu Dir.
X316Tauf -

X Tauf-Andacht / nach der III Vatter Unſer Bitte.

OER in dem Gottes-Tem - peln gewoͤhnliche Tauf - Stein (von welchem eif - rige Chriſt-Hertzen wuͤn - ſchen / daß er / wo er iſt / ſeyn moͤge / was er heiſſet) iſt das himliſche Archiv / oder der Brief - Schrein / der uns unſeres Bundes mit GOtt erinnert: durch welchen wir / bald nach dem Antritt unſerer irꝛdiſchen Pilger - ſchaft / in das himliſche Burger-Buch ſind eingeſchrieben worden. Er iſt der geiſt - liche Schaf-Brunn / da der himliſche Jacob unſerer Seele / als ſeiner Rahel / den erſten Liebes-Kuß gibet. (f)1. B. Moſ. 29. v. 11.Es iſt der andere Jordan / aus welchen ein ſuͤndaus - ſaͤtziger Naeman gereinigt ſteiget. (g)2. B. Koͤn. 5. v. 14.Bey welchem wir / wie Johannes /(h)Joh. 1. v. 28. un - ſere erſte Glaubens-Bekantnus ablegen.

2 Wann317Andacht.

2 Wann nun ein Jnnwohner / ſeinem Namen dem Burger-Buch / ein Kriegs - knecht der Muſter-rolle / einverleiben laͤſſet: ſo unter gibt er nicht nur ſeinen eigenen Willen dem Willen ſeiner Obrigkeit und Befehlhabere / ſondern er iſt auch ſeinen Widerwillen / gegen ihre Feinde / zu bezeu - gen verbunden. Eine verlobte Braut un - terwirft nach dem Goͤttlichen Befehl / ihren Willen dem Vertrauten / und widerſtrebet den Reitzungen ſeiner Neben-Buler. Ein gereinigter ziehet von dem Siech Kobel / und entziehet ſich der Gemeinſchaft ſeiner vorigen Seuch-Geſellen / und fliehet die Urſach des abſcheulichen Ausſatzes. Ein glaubiger Bekenner verbleibt bey ſeiner erſten Ausſage / er ſtehet als ein ſtarker Kir - chen-Pfeiler / und laͤſſet ſich / weder die lin - de Schmeichel-Luft / noch den rauhen Ver - folgungs Wind / gleich einem wankenden Rohr / hin und wider wehen.

3 Demnach ſind wir auch ſchuldig / ſo oft wir in der Kirche den Tauf-Stein er - blicken / oder / nach vieler Kirchen loͤblichen Gewohnheit / der Tauf-Handlung daſelbſt beywohnen / uns unſeres erſten Chriſt - Geluͤbdes / da wir zu der Blut-Fahne JE - ſu geſchworen / und unſere Namen dem Lebens-Buch einzeichnen laſſen / zu erin -nern.318Tauf -nern. Wir ſind ja alle von Natur Kin - der des Zorns.(i)Eph. 2. v. 3. und dannenhero / unſe - rer fleiſchlichen Ankunft nach / nicht beſſer als die junge Goͤtzen - Dienerin Rahel. Dannoch iſt uns / von ſeiner Himmel - Heimat / der trauteſte JEſus nachgereiſet / und hat uns bey dem Tauf-Brunne / mit ſeinem Kuß empfangen und umfangen / und uns zu ſeiner lieben Bulin angenom - men. Dieſe Liebe erheiſchet Gegenliebe / dieſe treue Verloͤbnis loͤbliche Treu.

4 Es erbete dorten Gehaſi / wegen ſeines liſtigen Raubs / den Ausſatz Nae - mans / und / welches ſehr entſetzlich / Sein Same nach ihm ewiglich. (k)2. B. Koͤn. 5.Unſer Ur - vatter Adam / der die Feyerkleider Goͤttli - chen Allweis und Wiſſenheit zu rauben gedachte / hat nicht nur ihm ſelbſten / ſon - dern allen ſeinen Nachkoͤmlingen / den Suͤnden-Ausſatz zugezogen. Jene kon - ten nicht von ihrer Erb-Seuche / wie vor - mals Naeman / durch das Jordan-Waſ - ſer geheilet werden: weil ſie / wie dieſer / des HErꝛn Wort / von Eliſa / nicht hatten. Wir aber haben / bey unſerm Tauf-Jordan das Goͤttliche Befehl - und Verheiſungs Wort. Welches / weil es von dem All - maͤchtigen und Warhaftigen kommet / lei -ſten319Andacht. ſten kan / und leiſtet / was es ſaget. Jn - dem wir nun unſerer Reinigung alſo ver - ſichert ſind / ſo koͤnnen wir / uns / ohne hoͤch - ſten Undank / nicht in den Laſter-Wuſt waͤltzen; ſondern haben Urſach mit der Sulamithin zu ſprechen: Jch hab meinen Rock / den befleckten Fleiſches-Rock / aus - gezogen / wie ſolt ich ihn wieder anziehen? Jch habe meine Fuͤſſe gewaſchen / wie ſolt ich ſie wieder beſudeln? (l)Hoh. L. 5. v. 3.

5 Es hat der Drey-einige GOtt uns elende Erden-Maden / bey der Taufe / ge - wuͤrdiget / einen Bund mit ihme zu ſchlieſen / und uns die Kind - und Mit-Erbſchaft ſei - nes einigen Sohns anzubieten. Wie es / bey der JEſu-Taufe / lautete: Diß iſt mein lieber Sohn: alſo heißet es auch / bey unſerer: diß iſt mein lieber Sohn / meine liebe Tochter. Wollen wir dieſe liebe Kinder bleiben / und das herꝛliche Erb der himliſchen Guͤter dermaleins genießen: ſo muͤſſen wir nicht bundbruͤchig und meineydig werden / uns nicht Baſtarte / ſondern Kinder weiſen / und den Bund des guten Gewiſſens / mit dieſem unſern Gnaden - Vatter veſt balten.

Der320Gottes guter

2 Der Tauf-Bund verbindet uns zu Bottes guten Willen.

LJnder ſollen wollen / was der Vat - ter will. Jhr eigner Will iſt ge - meiniglich Mutwill / den der Vat - ter haſſet. Vatter-Will / guter Will; der kindiſche / der boͤſe. Ach! daß wir Boͤſe dieſen Baͤſten allzeit waͤhleten. Dieſer will / daß wir nicht verloren werden / ſon - dern daß ſich jederman zur Buſſe kehre. (m)2. Petr. 3. v. 9.Dieſen Willen hat er uns / nicht nur durch ſeine Diener / ſondern durch ſeinen Sohn ſelbſten geoffenbaret / welcher uns in ſeinem Wort noch heut zuruffet: das iſt der Will des Vatters / der mich geſandt hat / daß ich nichts verliere von allem / daß er mir gegeben hat. (n)Joh. 6. v. 39.Er will / daß wir an ſeinen Sohn glauben / welches uns dieſer wahre Mund ebenmaͤſſig entdecket: Es iſt der Will deß / der mich geſandt hat / daß / wer den Sohn ſihet / und glaubet an Jhn / habe das ewige Leben. (o)v. 40.Er will / daß wir verlaugnen das ungoͤttliche Weſen /und321Will.

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X322Gottes guter Will. und die weltliche Luͤſte / und zuͤchtig / ge - recht / und gottſeelig leben in dieſer Welt. (p)Tit. 2. v. 11. 12.Er will / daß wir gleich ſeyn ſollen dem Ebenbild ſeines Sohns /(q)Rom. 8. v. 29. und durch Leiden in die Herꝛlichkeit eingehen /(r)Luc. 24. v. 26. zu - vor mit ihm leiden / nachmals mit Jhm herꝛſchen. (ſ)2. Tim. 2. v. 12.

7 Dieſer Will des Dreyeinigen glei - chet / der Drey geeinten Bley-Wage der Bau-Kuͤnſtler / welche anzeiget: ob der Grund richtig oder nichtig ſey? Jſt er nicht Wag-richtig / ſo iſt er baufaͤllig. Weichen unſere Neigungen von dem Goͤttlichen Willen / ſo nahen wir dem Fall und Hoͤllen-Sturtz. Widerſtre - ben wir dieſem / ſo widerſtreben wir unſe - rem Heil. Er iſt die Richtſchnur / nach welcher alles Menſchliche Thun und Laſ - ſen / in Gedanken / Worten und Wercken ſoll gemeſſen werden. Dann er lehret uns Be - ſtaͤndigkeit im Glauben / Demut im Wan - del / Gerechtigkeit im Handel / Liebe in Werken / Zucht in Geberden / Erbarkeit in Sitten / Schamhaftigkeit in Worten / und Gedult im Leiden. O heiliger Will!

Der323Des Fleiſches boͤſer Will.

3 Der Tauf-Bund verbindet uns / wider den eigenen Flei - ſches Willen.

WJE nun der Wille GOttes gleich - ſam unſer Himmel / ſo iſt der Flei - ſches-Will unſere Hoͤlle. Wie wir uns jenem zu ergeben / ſo haben wir die - ſem zu widerſtreben. Gottes Willen lie - ben / heiſſet unſern haſſen; jenem dienen / iſt uͤber dieſen herſchen. Es iſt kein ſo grau - ſamer Tyrann / als unſer Will / und keine groͤſſere Slaverey / als ihm gehorchen. Wilt du ein Kind / und nicht ein Knecht / ein freyer Jſaac / und kein dienſtbarer Jſmael ſeyn: ſo entziehe dich dieſer Tyranney / und wirf das Joch dieſes Hausfeindes von deinem Halß. Wie der Satan ein Suͤn - den-Vatter / ſo iſt dein Will die Mutter: toͤde die Mutter / ſo wird auch die Tochter ſterben. Weh dem / der mit dem eigen - willigen Jſrael ſpricht: Wir wollen nach unſern Gedanken wandeln / und ein jegli - cher thun / nach dem Gedanken ſei - nes boͤſen Herzens. (t)Jer. 18. v. 12.

X ijWi -324Des Satans

4 Wider den Satans-Wil - len.

DER eigne Fleiſches Will iſt die Ket - te / an welche der Satan ſeine Stri - cke kuppelt / und die Menſchen ge - fangen fuͤhret / zu ſeinem Willen. (u)2 Tim. 2. v. 25.Die - ſer Widerſacher kehret allen Fleiß an / den Willen Gottes bey uns zu verhindern. Er leget uns denſelben zweydeutig fuͤr / und machet ihn alſo zweifelhaftig. So hat er unſere Groß-Eltern gefaͤllet / und die erſte Gottes-Pflanzen / die edelſte im Paradeis / in Unkraut verkehret. Weil der / in dem Wort geoffenbarte / Goͤttliche Will ſein Reich mindert und hindert / ſo wehret er / ſo viel moͤglich / daß der Hoͤrer das Wort nicht in das Hertz faſſe. Er iſt der Rau - ber Rab / der diß theure Samkoͤrnlein weg friſſet / nach des Heilands Gleich - und Zeug - nis. (x)Luc. 8. v. 5.Wort / Glaub / und Seeligkeit ſind aneinander hangende Ketten-Glieder: loͤſet er eines / ſo iſt das andere getrennet. Das Wort iſt die Nerve oder Senne der Glaubens-Hand; hauet er dieſe ab / ſo iſt die Hand gelaͤhmet. Womit will ſie das Kleinod faſſen?

10 Du325boͤſer Will.

10 Du haſt demnach / O getaufter Chriſt! mitten in dem Gottes-Tempel mit Furcht und Zittern zu ſchaffen / daß du ſeelig werdeſt: weil dieſer arge Gaſt und Geiſt auch daſelbſten geſchaͤftig iſt / den gnaͤdigen Willen Gottes bey dir zu hin - dern. Dann / indem man ſich am wenig - ſten verſihet / gehet er herum / und verſchlieſt einem die Augen / durch den Schlaff / wie dem Eutychus(y)Ap. Geſch. 20. v. 9. einem andern die Oh - ren / durch das Nachbar-Gewaͤſche; einem andern das Hertz / durch Unachtſamkeit; und / welches das ſchrecklichſte iſt / ſo langet er gar in das Hertz hinein / den Wort-Sa - men herauszureiſen. Waͤre es dir nicht baͤſſer / das Hertz aus dem Leibe / als das Wort aus dem Hertzen geriſſen: Jener Riß entreiſſet nur das zeitliche / dieſer das ewige Leben. Darum ſtelle dieſem Raub - Vogel / ein Schau-Bild in deine Gedanken verzaͤune dein Hertz mit den Kron-Dornen des leidenden JEſu. Denke / daß Gottes All-Aug uͤber dich wachet / ſo werden deine Augen nicht ſchlummern; daß ſein Ohr auf dich merke / ſo wird deine Zung nicht plandern; daß es JEſu Blut und Leben gekoſtet / dich vom Satan zu erloͤſen: ſoX iijwird326Des Satanswird dein Hertz dieſen Feind nicht ein - laſſen.

11 Wie er nun in der Lehre / ſo ſuchet er auch im Leben den Goͤttlichen Willen bey uns zu hindertreiben. GOtt will / daß wir leben ſollen in Heiligkeit und Ge - rechtigkeit / die ihm gefaͤllig iſt. (z)Luc. 1. v. 75.Man - cher Menſch hat den Vorſatz / ſeine Glie - der zu Waffen der Gerechtigkeit zu bege - ben: der Satan aber ſuchet und verſuchet / ſolchen guten Entſchluß zu aͤndern oder zu - hindern. Manchen faͤllet er durch Wol - luſt / und ſtellet ihm ein Reitzbild fuͤr: wie dem David die entbloͤſte Bathſeba. (a)2. B. Sam. 11. v. 2.Manchen / durch Ehrſucht / wie er eben die - ſen reitzete das Volk zu zehlen. (b)2. Sam. 24. v. 1.Manchen / durch Geitz / wie den Verraͤhter Judas: in welchen er gefahren. (c)Joh. 13.Manchen / durch Furcht / wie den verlaͤugneten Petrum: den er zu ſichten begehrte / wie den Wei - tzen. (d)Luc. 22. v. 31.

12 Bisweilen gebrauchet er ſich der li - ſtigſten Raͤnke / blendet mit dem Tugend - Schein die Gemuͤts-Augen / daß ſie das Boͤſe / vor Gutes anſehen. So verkehret er ihnen die loͤbliche Suͤnden-Reu in Ge - wiſſens-Angſt / oder gaͤnzliche Verzweif -lung;327boͤſer Will. lung; die himliſche Betrachtung / in Un - terlaſſung der Liebe / und Beruffs-Werke; die Leiſtung dieſer / in Verſaͤumung jener. Kan er endlich das Tugendwerk nicht hin - dern / ſo haͤlt er uns den Heuchel Spiegel fuͤr / welcher die Froͤmmigkeit vergroͤſſert / uns zu Selbſt-Bulern machet / und von der JESU-Verloͤbnis trennet. Jſt demnach hoͤchſtnoͤtig / aus dem Paulini - ſchen Zeug-Hauſe die geiſtliche Ritter - Waffen (von welchen oben gedacht wor - den) zu ergreiffen / einen guten Kampf zu kaͤmpfen / und den Glauben und gutes Ge - wiſſen zu behalten.

5 Der Tauf-Bund verbindet uns wider den Willen der Welt.

KAn der liſtige Widerſacher / an - und vor ſich ſelbſt / nichts ausrichten / ſo ſchicket er an uns ſeine Liebſtin / die Welt. Dieſe Jſabel reitzet uns / mit ihrer Schminke / zur Bulſchaft. Wie ſie fuͤr ſich im argen lieget / alſo trachtet ſie uns auch arges anzuſchmitzen. Mit ihrem boͤſen Geſchwaͤtz verderbt ſie gute Sitten. X iiijJhre28[328]Der boͤſe(e)1. Cor. 15. v. 33.Jhre boͤſe Beyſpiele / verkehren und verderben das Gute / und ihre reitzen - de Luſt verkehret unſchuldige Herzen. (f)B. Weißh. c. 4. v. 12.Sie bietet ihre Toͤchter / Fleiſchesluſt / Au - genluſt / hohfaͤrtiges Leben / zur Heyrat aus / und verſpricht zur Morgengabe / was den luͤſtren Fleiſches-Sinnen gefaͤllt / wer ſolte ſie dann nicht / wie Demas / lieb ge - winnen? (g)2. Tim. 4. v. 10.

13 Aber gemach! du GOtt-verlobte Chriſten-Seele / dein Tauf-Bund verbie - tet dir ſo wol / mit dem Satan / der alten Schlange / zu leichen / als mit ſeiner Braut / der Welt / zu bulen. Jhre Freundſchaft iſt Gottes Feindſchaft. (h)Jac. 4. v. 4.Und nicht nur GOttes / ſondern auch deine eigene. Lie - beſt du ſie / ſo haſſeſt du dich ſelbſt. Dann dieſe Jſabel verkauft dich nur uͤbel zu thun fuͤr den HErꝛn. (i)1. B. Koͤnig. 21. v. 20.Dieſe Delila / liebkoſet dir / in ihrem Schos / dich zu blenden / und in die Gewalt der hoͤlliſchen Philiſter zu lieffern. Sie gibt dir Jacobs Linſen-Ge - richt / welches dem Mund ſchmecket / aber ſpate und oft vergebliche Reu / und thraͤnen - de Augen machet. Sie reichet dir der Jael Milch-Topf / der den Luſt-Durſt le - ſchet / aber den ewigen Todes-Schlaff wuͤrket.

14 Hier -329Welt-Will.

14 Hieraus erſiheſt du ſattſam / wel - che wichtige Urſachen du habeſt / taͤglich mit hertzlicher Andacht / deinen GOtt anzu - ruffen / daß ſein Will bey dir geſchehe: weil ihn ſo maͤchtige und liſtige Feinde zu hindern unablaͤſſig trachten. Glauben und Gebet ſind die Waffen womit du ſie beſiegen kanſt. Dieſe 2 G machen 3 Fein - de / Fleiſch / Teufel / und Welt / gehen. Da - rum widerſtehe dem hoͤlliſchen Widerſa - cher feſt im Glauben / wie dich / der verſuch - te Felſenmann / Petrus vermahnet. (k)1. Petr. 5. v. 9.Wache und bete / damit du nicht in Anfech - tung falleſt. (l)Matth. 26. v. 41.Erbitte die Goͤttliche Gnade / daß ſie deiner Schwachheit wolle auf helfen.(m)Rom. 5. v. 26. dich vollbereiten / ſtaͤrken / kraͤftigen / gruͤnden. (n)1. Petr. 5. v. 10.

6 Der Himmel iſt unſer Fuͤr - bild in Erfuͤllung des Goͤttlichen Willens.

DJe Schuld / den Goͤttlichen Willen zu vollbringen / und deinen demſelben zu untergeben / vergroͤſſert dein eig - nes Gebet / in dem du hinzuſetzeſt: wie imX vHim -330Gottes WillHimmel. Hiemit macheſt du dir den Himmel / zu einen Spiegel: in welchem du das Fuͤrbild des willigen Gehorſams / dir zur Nachfolge / ſehen kanſt. Du erbli - ckeſt JEſum ſelbſten / welcher ſich gegen ſeinem Vatter erklaͤret: deinen Willen thu ich gern. (o)Pſ. 40. v. 9.So nun der Sohn den Willen des Vatters gerne thut: warum ſolte der Knecht dem Willen des Herꝛn nicht gehorchen? Dieſes Beyſpiel locket dich den Willen Gottes von Hertzen zu thun:(p)Eph. 5. v. 16. welches auch die Feder des Him - mel-gelehrten Heiden-Lehrers ſchreibet / und treibet.

16 Du ſiheſt darinnen die dienſtbaren Engel-Geiſter / welche Gottes Befehl aus - richten / ihm dienen / und ſeinen Willen thun / nach dem Zeugnis des Gold-gekroͤn - ten Pſalnen-Dichters. (q)Pſ. 103. v. 20.Jhr Lob - Schall ſoll bey diꝛ eꝛwecken den Gegenhall. Das iſt der Wille Gottes / und ein koͤſtlich Ding dem HErꝛn danken. (r)Pſ. 92. v. 2.Jhr Streit / wider den Satan verpflichtet dich zu glei - chem Kampf / und heiſſet dich ergreiffen den Harniſch Gottes / auf daß du beſtehen moͤ - geſt / am boͤſen Tage / alles wol ausrichten und das Feld behalten. (ſ)Eph. 6. v. 13.Jhre Unter -rich -331geſchicht im Himmel. richtung / die ſie auf Goͤttlichen Befehl / den Menſchen ertheilen /(t)Dan. 7. v. 9. Apoc. 12. 6. verbindet dich / deine Angehoͤrige / die Furcht des HErꝛn zu lehren(u)Pſ. 34. v. 12. Jhre Umlagerung der Gotts - fuͤrchtigen / ſoll bey dir hertzliche Liebe / ge - gen dem Naͤchſten / erwecken: Dann es iſt der Wille Gottes / daß wir / als Glieder eines Leibs / einander dienen. (x)1. Cor. 12. v. 12.Jhre Buß-Freud ſoll dich zur Mit-Freude / Jhre Reinigkeit zur Keuſchheit / treiben / und dich von der Welt / unbefleckt erhalten. Jhre Beſtaͤndigkeit lehret dich verharren / biß ans Ende. Wie ſie GOtt im Himmel ſo diene ihm auf Erden; wie ſie Jhn im Himmel nicht beleidigen / ſo erzuͤrne ihn nicht allhier. Kanſt du es ihnen nicht gleich thun / ſo ahme ihnen nach. Das Woͤrtlein Wie bedeutet hier keine Gleich - heit / ſondern ein Gleichnis. Hier / im Er - den-Jrꝛland / hauſet die Unvollkommen - heit / die Vollkom̃enheit muͤſſen wir in das wahre Engel-Land ſparen: da wir ihnen werden gleich ſeyn / nach der Zuſage des Erloͤſers. (y)Matth. 22. v. 30.

17 Daſelbſten ſind nunmehro viel / ja unzaͤhliche / auserwehlte Seelen / die den Reitzblicken des Fleiſches / den Tuͤrken derWelt332Gottes WillWelt / den Stricken des Satans / auf ewig entgangen ſind. Dieſe / wie ſie / auf Got - tes Angeſicht / alſo ſehen ſie auch auf ſeinen Willen. Dieſer ſeeligen Seelen Geſchaͤf - te beſtehen in Verwunderung der Goͤtt - lichen Guͤte / und herꝛlichen Freude; in Dank - uñ Lobſagung wegen der Erloͤſung aus dem Jam̃ervollen Erdẽ-Thal; in dem Rach-Ge - ſchrey / wider die Kirchen-Feinde; welches letztere die geheime Offenbarung alſo ent - decket: Ach! du Heiliger und Warhafti - ger / wie lang richteſt du / und raͤcheſt nicht unſer Blut / an denen die auf Erden woh - nen? (z)Offenb. Joh. 6. v. 10.Wie koͤnnen wir anderſt / wann wiꝛ thun wollẽ / was wir bitten / als uͤbeꝛ die groſſe GOttes Guͤte / mit Verwunderung zu ruffen: O! wie iſt die Barmhertzigkeit des HErꝛn ſo groß. (a)Sir. 18. v. 27.Die uns aus Gna - den bereitete Freude iſt unausſprechlich. (b)1. Petr. 1. v. 8.Der Dank iſt billig ein Gefaͤrt dieſer Ver - wunderung / welcher ſich / wegen der vielfaͤl - tigen Wolthaten / mit dieſen Davidiſchen Worten erklaͤret: Jch danke dem HErꝛn von ganzem Hertzen / und erzaͤhle alle dei - ne Wunder.(c)Pſalm 9. v. 1. 2. und / mit Jacob hinzuſe - tzet: HErꝛ ich bin zu gering aller Barm - hertzigkeit / und aller Treue / die du an mirge -333geſchicht im Himmel. gethan haſt. (d)1. B. Moſ. 32. v. 20.Die allgemeine Kirch - Noht pꝛeſſet zuvor einem jeden Gottlieben - den Hertzen die David-Seufzer aus: Ach! HErꝛ / wie iſt meiner Feind ſo viel. Auf / HErꝛ / und hilf mir / mein GOtt! (e)Pſ. 3. v. 1. 8.

18 Wir wollen an jetzo nicht ſagen von den Geſchoͤpfen an dem ſichtbaren Himmel von der Sonne / dem Wunderwerck des Hoͤchſten / dem groſſen Meiſterſtuck ſeiner Allmacht-Hand / die am Morgen heraus - gehet / wie ein Braͤutigam aus ſeiner Kam - mer / und freuet ſich / wie ein Held zu lauf - fen den Weg:(f)Pſ. 19. v. 6 die / auf des Schoͤpffers willen / nicht nur ſtillgeſtanden /(g)Joſ. 10. v. 13. ſondern auch (wie viel Lehrer glauben) zu ruck ge - gangen. (h)Eſa. 38. v. 8.Die / auf ſein Gebot / nicht aufgehet / und verſieglet die Sterne; wie Job redet /(i)Hiob 9. v. 7. Mond und Sterne leuch - ten in ihrer Ordnung mit Freuden / und / wann er ſie herfuͤr ruft / antworten ſie: hie ſind wir / und leuchten mit Freuden / um deß Willen / der ſie geſchaffen hat. (k)Baruch 3. v. 34.Die - ſe Himmel-Fackeln lehren / mit ihrem freu - digen Aufgang / uns fruͤh zu GOtt zu ſchi - cken; mit ihrem Ruckgang / von dem Suͤn - den-Pfad zu kehren; mit ihrem Still -ſtand /334Gebet um Erfuͤllungſtand / im Leiden ſtill und ſtarck zu ſeyn; mit ihrem Untergang / den letzten Todes - Gang willig anzutretten. So gar auch die untermondiſche Dinge / Feuer / Hagel / Hunger / wilde Thiere / Scorpionen / Schlangen und Schwerd (wie ſie Syrach zuſammen ſetzet) thun den Goͤttlichen Wil - len mit Freuden / und ſind bereit / wann er ihrer bedarf / auf Erden /(l)Syr. 48. v. 34 / 3. 36. und ruffen uns Menſchen gleichſam zu: betet und be - muͤhet euch / daß Gottes Will geſchehe!

* 7 * Gebet / um Erfuͤllung des Goͤttlichen Willens.

JCh ruffe / O groſſer GOtt / wie je - tzund / alſo lebenslang: Dein Will geſchehe / und beichte zugleich meinen Ungehorſam: weil er nicht / wie er ſolte / bey mir geſchehen iſt.

Jch habe in meinem Taufgeluͤbde / dir verſprochen: deinem Willen nachzuleben. Mit dieſem Bedinge bin ich in das Lebens - Buch eingeſchrieben worden; auf dieſe Weiſe haſt du meine Seele zur Bulin an -ge -335des Goͤttlichen Willens. genommen; ſo wurde der Bund eines guten Gewiſſens mit dir geſchloſſen.

Aber / ach leider! ich bin der Knecht / der deinen Willen gewuſt / und nicht ge - than. Doppelte Streiche ſind mein Ver - dienſt. Du haſt mich zur Buſſe geruffen ich bin in der Suͤnde fortgefahren; du haſt mir den Glauben anbefohlen: den habe ich mit boͤſen Wercken verlaugnet / oder mit meiner Vernunft widerſprochen; deine Rute / die ich als ein Kind kuͤſſen ſol - len / habe ich mit Grimm angeſehen. Des Satans Winken hab ich mehr / als dein Drohen / des Fleiſches Begierden hoͤher / als dein Verlangen / der Welt Reitzungen beſſer als dein Ruffen geachtet.

Vergib mir ſolchen meinen Ungehor - ſam / und rechne mir meinen ſuͤndlichen Wi - derwillen nicht zu. Nim aber an / zur Bezahlung / den vollkommenen Gehor - ſam deines lieben Sohns JEſu Chriſti / der deinen Willen gerne gethan / und voͤllig erfuͤllet.

Gib mir / daß ich geſinnet ſey / wie Er / daß mir alles wolgefalle / was dir gefaͤllt: daß ich erkennen moͤge / daß meine hoͤchſte Seeligkeit ſey / wollen was du wilſt; und meine groͤſte Unſeeligkeit / nicht wollen / was du wilſt. Behuͤte mich vor meinen eigenen Willen / der nur will / was ange -nem /336Gebet um Erfuͤllungnem / nicht was gut iſt. Heilige dieſen boͤ - ſen Willen / daß er deinem guten nicht wi - derſtrebe. Laß mich / durch deines Gei - ſtes Kraft / die boͤſen Begierden des Flei - ſches toͤdten.

Laß mich nicht in Sicherheit gerahten / und in die Netze des Widerſachers fallen / daß er mich nach ſeinem Willen fuͤhre. Laß mich allzeit in Chriſtlicher Bereit - ſchaft / mit dem Schwerd deines heiligen Worts umguͤrtet / erfunden werden: damit ich ritterlich wider ihn ſtreite / und ſeelig ſiege.

Kehre meine Neigungen ab / von der Eitelkeit der irꝛdiſchen Dinge: damit ich nicht wandle / nach dem verkehrten Welt - Lauf / und nach heidniſchen Willen / in Un - zucht / Luͤſten / Trunkenheit / Freſſerey / Saufferey / und greulichen Abgoͤttereyen. Laß mich alſo ein Gefaͤſe deiner Gnade und deines Geiſtes / und nicht des Zorns und des Satans / ſeyn.

Gib mir ein ſolches Hertz / daß nicht tro - tze / in guten / und nicht verzage / in boͤſen Tagen / daß ſich freue deinen Willen zu thun / in Lieb und Leid / im Leben und Tod. Laß mich gewiß glauben / es muͤſſe mir al - les zum baͤſten und zur Seeligkeit dienen / waß mir / nach deinem Willen / widerfaͤhret.

Laß337des Goͤttlichen Willens.

Laß mich in Verfolgung / mit David ſprechen: Sihe hier bin ich / der HErꝛ machs mit mir / wie es ihm wolgefaͤllt;(m)[s]. Sam. 15. v. 26. in ſchwe - ren Ungluͤcks-Faͤllen / mit Hiob: Der HErꝛ hats gegeben / der HErꝛ hats genommen / der Name des HErꝛn ſey gelobet. (n)Hiob 1. v. 21.Haben wir gutes empfangen von GOtt / und ſolten das Boͤſe nicht auch annemen? (o)Hiob 2. v. 10.Jn Krank - heiten / mit dem Ausſaͤtzigen: HErꝛ / ſo du wilt / kanſt du mich wol reinigen. (p)Matth. 8. v. 2.Jn Le - bens Gefahr / mit Paulo: Jch bin bereit nicht allein mich binden zu laſſen / ſondern auch zu ſterben.(q)Ap. G. 21. v. 13. mit JEſu: Vatter / nicht mein / ſondern dein Will geſchehe. (r)Luc. 22. v. 41.Mitten in der Todes-Noht / mit Elia: HErꝛ / es iſt genug / ſo nim nun meine Seele / ich bin nicht baͤſſer dann meine Vaͤtter. (s)1. B. Koͤn. 19. v. 4.Laß mich demnach alles deinem Willen heimſtellen / und ſo ich etwas / wider deinen Willen / bit - ten wuͤrde / ſo halte mir meine Schwachheit und Thorheit zu gut; hindere meinen / und befoͤrdere deinen Willen / vollbring denſelben / durch dich in mir / und mach mich alſo den Engeln und ſeeligen Seelen gleich / die deinen Willen im Himmel mit Freu - den thun.

YDu338Wie GOtt will.

Du GOtt des Friedens / der du von den Toden auferweckeſt haſt den groſſen Hirten der Schafe / durch das Blut des ewigen Teſta - ments unſern HErꝛn JEſum Chriſtum / mache mich faͤrtig in allem guten Werck zu thun deinen Willen / und ſchaffe in mir / was fuͤr dir gefaͤllig iſt / durch JEſum Chriſtum / welchem ſey Ehr von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen! (t)Hebr. 13. v. 20. 21.

* 8 * Wie GOtt will. Nach der Singweiſe: Warum betruͤbſt du dich mein Hertz. ꝛc.

DEin Will / O GOTT / ſey meines Willens - Will!
Dein Gnaden-Raht ſey meiner Wuͤnſche Fuͤll. Erfuͤll es nicht / O GOtt!
wann / was der Seel nicht ſelig hier /
mein thoͤrichts Fleiſch begehrt von dir.
2 Du / weiſer GOtt! du weiſt / was mir gebricht /
Jch / was mir nuͤtzt / das weiß ich ſelber nicht / und wuͤnſche / was mir ſchadt.
Mein Sinn / was vor mir iſt / vergiſt:
wie ſolt er ſehn / was kuͤnftig iſt?
3 Was ſchreib ich viel dir meine Notdurft fuͤr /
du weiſt / was gut / und gibſt es gerne mir / du treues Vatter-Hertz!
Ach! ſchenkſt du uns doch unbegehrt /
haſt ungebetne Bitt gewaͤhrt.
4 Du meinſt es gut / boͤs iſt oft / was ich meyn /er339Wie Gott will.
es ſey mir nuͤtz / und richte nach dem Schein / iſt doch mein bittrer Schad:
Jch ſeh ihn nicht / den ſiheſt du /
und laͤſſeſt / ob ich will / nicht zu.
5 Was iſt / und war / und was noch werden wird /
dein weiſer Raht ſchon in Gedanken fuͤhrt / eh ich noch worden war:
Der mich / ohn mich / aus nichts gemacht /
hat laͤngſt mein gutes vorbedacht.
6 Der dieſes Rund in ſeinen Armen haͤlt /
der alle Haar auf meinem Haubt gezaͤhlt / der alles weiß und kan:
Solt der mein Baͤſtes wiſſen nicht /
noch geben koͤnnen / was gebricht?
7 Er haſſet nicht / was er zur Welt gebracht /
und liebet ſtets / was ſeine Hand gemacht. mein Lieben / iſt mir feind /
Sein lieben hat mein Heil zum Ziel /
das meine mich erwuͤrgen will.
8 Zwar uns verklagt die Suͤnd vor deinem Thron:
die Bosheit heiſcht / von dir / auch boͤſen Lohn. Doch gehet Gnad vor Recht.
Dein Sohn die Schlaͤge fuͤr uns hielt /
durch Jhn / bey dir / Erbarmung gilt.
9 Wer lebet fromm / ſo viel ein Menſche kan /
den ſiheſt du mit Langmut-Augen an / wann er aus Schwachheit faͤllt.
Bald aber auch dein Zorn ergreift
den / der beharꝛlich Suͤnden haͤuft.
10 Mein Sinn iſt blind / kennt deinen Willen nicht /
laß gehen auf in mir der Weisheit Liecht / HErꝛ! daß ich ſehen moͤg.
wann du mich willig haben wilt /
pflantz in mir deines Willens Bild.
Y ij11 Jch340Wie Gott will.
11 Jch thue nicht das gute / das ich will;
das ich nicht will / das Boͤſe / ich erfuͤll / und kaͤmpfe ſo mit mir.
O GOtt / mach du das Gute faͤſt:
biß daß das Boͤſe von mir laͤſt.
12 Jch bitte dich: laß mich nichts bitten ſehr /
auf daß es mich / iſts boͤſe / nicht gefaͤhr. Jſts gut / du wirſt es mir
wol ſchenken / auch ohn meine Bitt:
wann ich an dir nur zweifle nit.
13 Will ich / was du: ſo wilſt du / was ich will.
Wilſt du dann nicht: wer iſt / der mir erfuͤll mein Wollen / ſonder dich?
will ich auch nicht / ſo muß ich fort:
es muß geſchehn dein Will und Wort.
14 HErꝛ! wie du wilt / ſo ſollmein Wille ſeyn /
in Lieb und Leid bin ich und bleibe dein / im Leben und im Tod
in Schmach und Ehr / arm oder reich /
krank und geſund: gilt alles gleich.
15 Fahr hin / mein Will / ihr Sorgen gute Nacht!
GOtt will mir wol / vor mich ſorgt ſeine Macht / de alles / alles kan.
Euch folg ich nicht / Hoͤll / Fleiſch und Welt!
des Himmels Will mir nur gefaͤllt.
XI341Sonntags Andacht vom ꝛc.

XI Tempel-Blick in den Himmels-Tempel. Sonntags-Andacht vom ewigen Leben / nach der VII Vatter Unſer Bitte.

* I * Der Kirch-Tempel erinnert uns des Himmel-Tempels.

ES kan ein jeder Chriſt / mit Warheit von dem Kir - chen-Tempel ſagen / was Jacob von Beth El ſagte: Sihe / hier iſt Gottes Haus und hier iſt die Pforte des Himmels. (u)1. B. Moſ. 28. v. 17.Sind wir nun / bey der Him - mel-Pforte / ſo koͤnnen wir / auf das wenig - ſte / die Blicke in ſeinen Vorhof ſenden. Durch den Kirchen-Tempel gehet man in den Himmel-Tempel / Wie bey den Roͤ - meꝛn / von dem Tugend zu dem Ehꝛen-Tem -Y iijpel.342Sonntags Andachtpel. Jener iſt auch ein Vorbild dieſes. Die ſteinerne Waͤnde erinnern uns der / auf 12 Gruͤnde gebaueten / groſſen und ho - hen Mauren des neuen Jerufalems. (x)Offenb. Joh. 21. v. 20.Verwunderten ſich dorten die Jeſus Juͤn - ger / uͤber das Tempel-Gebaͤu des irdiſchen Jeruſalems / und ſprachen: Meiſter / ſihe / welche Steine / und welch ein Bau iſt das? (y)Marc. 13. v. 1.Wie vielmehr werden wir in den him - liſchen Urſach zu wundern haben / und ein - ander alſo anreden: Schaue Zion / die Stadt unſers Stifts / deine Augen werden Jeru - ſalem ſehen / eine ſichere Wohnung / eine Huͤtte / die nicht weggefuͤhret wird / wel - cher Naͤgel ſollen nimmermehr ausgezo - gen / und ihrer Seile keines zerriſſen wer - den. (z)Eſa. 33. v. 20

2 Das Tempel-Thor ſinnbildet un - ſern JEſum / welcher ſich ſelbſt die Thuͤr nennet /(a)Joh. 10. v. 7. und bezeuget: daß niemand zum Vatter komme / dann durch Jhn.(b)Joh. 14. v. 6. Die Fenſter / durch welche das Liecht ein - faͤllt / erinnern uns an die Klarheit des Lamms / welches dorten die Leuchte iſt. (c)Offenb. 21. v. 23.Der Tauf-Stein fuͤhret uns zu Gemuͤt den lebendigen Waſſer-Brunnen /(d)Offenb. 7. v. 7. derAl -343vom ewigen Leben. Altar-Tiſch / die Tafel der Herꝛlichkeit: da wir eſſen und trinken werden in ſeinem Reich. (e)Luc. 22. v. 30.

3 Die Canzel ſtellet uns vor den er - habnen Gottes-Thron. (f)Eſa. 6. v. 1.Das Orgel - werk / die ſuͤſſe Zuſammenſtimmung der Engel-Choͤre. Die Kirchgemein wendet unſere Gedanken zu der Schaar der Aus - erwehlten. Jhre / in einem Hauſe / nacher Stand - und Amts-wuͤrde / unterſchiedene Stuͤle / bezeichnen uns ihre / in ungleicher Klarheit / gleiche Freude. (g)Cor. 15. v. 4. 1

* 2 * Der Sonntag erinnert uns des ewigen Sabbats.

WJe uns der Kirch-Tempel des hei - ligen Tempels / in welchem der Herꝛ wohnet /(h)Pſ. 11. v. 4. wie David redet: alſo erinnert uns der Sonntag / als der ſonderbare Tempel-Tag / des ewigen Sab - bats / welchem kein Wercktag wird einge - ſchaltet ſeyn: ſondern wir werden kom - men / einen Sabbat nach dem andern / fuͤr dem HErꝛn anzubeten / nach ſeiner eigenen Vertroͤſtung. (i)Eſa. 66. v. 23.Wie jener ein Tag desY iiijHErꝛn344Der Sonntag / ein Fuͤrbild des ꝛc. HErꝛn / und ein groſſer Wunder-Tag heiſ - ſet und iſt: alſo wird auch dieſer der rechte Herꝛn-Tag ſeyn / da wir / von aller Suͤn - den-Dienſtbarkeit befreyet / dem HErrn in den Wolken ſollẽ entgegen gezucket werdẽ. (k)1. Theſſ. 4. v. 17Er wird ſeyn / der Tag der Wider - bringung aller Dinge /(l)Ap. G. 3. v. 21. Da uns alles / was wir durch die Suͤnde verſchertzt / durch Ungluͤck und Tod verloren / ſoll erſetzet werden. Der groſſe Ehren-Tag / da un - ſer Seelen-Braͤutigam die Heimfuͤhrung mit uns halten wird; der Tag der Erloͤ - ſung / da nicht allein die Creatur wird frey werden von dem Dienſt des vergaͤngli - chen Weſens;(m)Roͤm. 5. v. 21 ſondern auch die Glau - bigen von allem Ubel ſollen erloͤſet wer - den. (n)Luc. 21. v. 28.

* 3 * Am ewigen Sabbat werden wir von allem Ubel er - loͤſet.

DEßwegen ruffen wir hier einmuͤ - tig: Erloͤſe uns vom Ubel / und verſtehen hiedurch nicht nur den Satan / den JEſus und ſein liebſter Juͤn -ger345Die Erloͤſung von allem Ubel. ger den Argen / oder Boͤſen nennen:(o)Matth. 13. v. 19. ſondern auch alles andere ſo wol Schuld - als Straff-Ubel(p)1. Joh. 2. v. 13. welches uns an Seel / Leib / Ehr und Gut / zeitlich und ewig kraͤn - ken kan. Doch nicht in dieſer Meinung / daß alle Widerwaͤrtigkeit allhier von uns ſolte abgethan werden. Dieſes waͤre wi - der die Verordnung unſeres Himmel-Vat - ters / welcher uns / wie Chriſto / das Reich / durch Leiden beſcheiden;(q)Luc. 22. v. 21. Wider das Beyſpiel der Mitglaubigen / weil ſolches Leiden uͤber alle Bruͤder in der Welt gehet. (r)1. Petr. 5. v. 9.Es waͤre wider unſer Heil: dann es iſt uns gut / daß wir alſo gedemuͤtiget wer - den / damit wir die Rechte des HErrn ler - nen. (s)Pſ. 119. v. 71.

5 Sondern unſere Seufzer zielen da - hin / daß uns der HErꝛ / unſer Erloͤſer / vor dem Ubel bewahre / und in demſelben alſo erhalte: daß es unſerer Seeligkeit nicht ſchade; dem bruͤllenden Hoͤllen Loͤwen den Rachen zuhalte / daß er uns nicht verſchlin - ge; uns / ſo wir durch Menſchliche Schwachheit uͤbereilet / in Suͤnde fallen / mit ſeiner Gnade unterſtuͤtze / daß wir wider aufſtehen. Mit maſſen zuͤchtige / und nicht in ſeinem Grimm aufreibe: dieY vVat -346Die Erloͤſung von allem Ubel. Vatter-Rute und nicht den Staup-Be - ſen gebrauche; den Tod in einen ſanften Schlaff verwandle / und unſern letzten Tag in der Zeitlichkeit / zu einen Geburts-Tag der ewigen Seeligkeit und ſeeligen Ewig - keit mache.

6 Dann / weil alles in dieſem Leben / alſo iſt auch die Erloͤſung / unvollkommen. Wie ſich die Wellen im Meer / ſo ſchlaͤget auf Erden / eine Widerwaͤrtigkeit die andre. Der von manchem Ubel / erloͤſte Paulus ruffet gleich wol: Jch elender Menſch / wer wird mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? (t)Rom. 7. v. 24.Darum bitten wir: daß er uns endlich / nach ausgeſtandnem Ubel / von aller Noht erloͤſen wolle. Er wolle uns aus dem Erd-Egypten / in das ewig - gelobte und belobte Canaan / aus dieſem Welt-Babel / in das neue Jeruſalem und himliſche Zion bringen: da wir / als die Erloͤſete des Herꝛn / jauchzen werden / da ewige Freude uͤber unſern Haubt ſeyn wird / da wir Freude und Wonne werden ergreiffen; Schmertzen und Seuf - zern aber wird wegmuͤſ - ſen. (u)Eſa. 35. v. 10.

Die347Die unermaͤßliche Himmel-Freude
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348Die unermaͤßliche

* 4 * Die Himmel-Freude iſt un - ermaͤßlich / und unaus - ſprechlich.

MJt dieſem himliſchen Canaan ge - het es uns allhier / wie Moſe mit dem irdiſchen. Der Herꝛ zeigte ihm ſolches auf der Spitze des Gebuͤrges Piſga:(x)5. B. Moſ. 34. v. 1. 2. Wir ſtehen hier / auf dem Berge des HErꝛn / und erblicken im Wort / durch das Glaubens-Glaß / das Land der Le - bendigen

von Ferne.

Die Entlegenheit verkleinert bey uns die Groͤſſe ſeiner Herꝛlichkeit. Wie wir ei - nen groſſen Thurm-Knopf / als einen klei - nen Ballen / ein fernes Nacht-Feuer / als ein Kerzen-Liecht anſchauen / und erſt in der Naͤhe den Fehler unſeres Geſichts erken - nen: ſo achten wir das Himliſche wie groß und herꝛlich es iſt / klein und gering / das irdiſche aber / ſo vor unſern Fuͤſſen lie - get / groß und ſchaͤtzbar.

8 Aber / laſt uns das Glaubens-Glaß recht ausziehen / und mit Gott ſeeliger An -dacht349Himmel-Freude. dacht dem Himmel naͤher tretten! ſo wer - den wir / mit heiliger Verachtung / die Er - de fuͤr einen Dupf / und die hochmuͤtige Menſchen / fuͤr Omeiſen und kriechende Wuͤrmlein halten: den Himmel hingegen / fuͤr eine anſtaͤndige Wohnung des groͤſten Herꝛns ſchaͤtzen; und indemſelben die groͤ - ſte Freude / den groͤſten Frieden / groͤſten Reichthum / groͤſte Ehre ſuchen; kuͤrzlich: alles in demſelben groͤſſer ſchaͤtzen / als unſer kleiner Verſtand anjetzo faſſen kan.

9 Paulus / ſo noch in dieſem Leben etli - che Troͤpflein aus dieſem Freuden-Meer gekoſtet / nennet es eine ewige und uͤber alle Maſſen wichtige Herrligkeit(y)2. Cor. 4. v. 17.. Wie der Stiffter und Geber / alſo iſt auch dieſe ſeine Gabe unermaͤßlich. Weil dieſes / von uns verlorne Perlein / durch die Blut-Rubinen deß einigen Gottes-Sohns / wieder einge - loͤſet worden: ſo muß es hoͤchſt-ſchaͤtzbares Wehrts ſeyn. Und / weil der Heil. Geiſt / das Pfand dieſes unſers Erbes /(z)Eph. 1. v. 13. herꝛ - licher iſt / dann Himmel und Erden: ſo muß das verpfaͤndete Gut nicht gering ſeyn.

10 Jſt doch die Jahr-Kron / womit die Goͤttliche Guͤte die Erde bekraͤnzet / ver - wunderbar: indem ſie mit Liecht und Fin -ſter -350Die unermaͤßlicheſternuͤs / Hitz und Froſt / Regen und Schnee ſo ordentlich abwechſelt / und mit tauſender - ley Baͤum-Blum - und Kraͤuter-Arten un - terflochten iſt. Alle unter-mondiſche Ur - weſen ſind mit nutz - und luſt-baren Ge - ſchoͤpfen angefuͤllet: welche / nicht nur die Frommen und Glaubige / ſondern auch die Gottloſe und Unglaubige genieſſen. Wie wird dann die Kron der Ewigkeit / die den Auserwehlten gewidmet iſt / gezieret ſeyn? HErꝛ / ſo du dieſes thuſt im Kerker / was wirſt du thun im Palaſt? So du die hoͤlli - ſche Maſt-Schweine / in dem Erden-Stall / mit dem baͤſten Weitzen ſaͤttigeſt: was ſoll dein Kind / in dem Himmel-Saal / an der Tafel der Herrlichkeit / nicht hoffen?

11 Die reine Geiſter / welche wir En - gel nennen / werden ſich weder mit Gold / Silber / Edelſteinen / noch allem / was die Welt ſelten und ſchaͤtzbar achtet / beluſtigen: doch iſt es ihnen eine Freude / die Seligkeit anzuſchauen / wie Petrus zeuget. (a)1 Petr. 1. v. 12.Wie ſie ſich uͤber der Herrlichkeit deß dreyeinigen Schoͤpfers erfreuen / ſo ſehnen ſie ſich nach dem Tage / da ihre Mitgeſellen / die Auser - wehlte / derſelben ſollen theilhafftig werden. Gleiches Verlangen haben dieſe ſelbſten / ſie begehren aufgeloͤſt zu werden / und beydem351Himmel Freude. dem Herrn zu ſeyn. (b)Philip. 1. v. 23.Viele / die nur einigen Vorgeſchmack dieſer Herrlichkeit hatten / haben ihr Blut mit Freuden ausge - ſtuͤrtzet / Spott und Geiſeln erlitten / darzu Band und Gefaͤngnuͤs / ſie ſind geſteinigt / zerhacket / zerſtochen / durchs Schwerd ge - toͤdet worden: dann ſie haben durch den Glauben Zeugnuͤs uͤberkommen / daß Gott etwas beſſers fuͤr ſie erſehen habe. (c)Hebr. 11. v. 36. 37. 39.

12 Der unreine Geiſt / der Ur - und Erz - Luͤgner / zeuget doch warhaftig von der Ubermaß dieſer Freude / als welcher er / vor ſeinem Fall / ſelbſten genoſſen: in dem er / als der abgeſagte Widerſacher / und gifftigſte Neider / dieſelbe dem Menſchen mißgoͤnnet / und ihn (wie oben gedacht) auf mancherley Weiſe daran zu hindern ſuchet. Er goͤnnet uns nicht einmal die Glaubens - Freude / ſolche Seeligkeit im Wort von fer - ne zu ſchauen; wie ſolte er uns dann den vollkommenen Beſitz derſelben goͤnnen? Er hat das ſchwarze Regiſter der Hoͤll - wuͤrdigen in ſeinen Mordklauen / und trachtet darnach / ſolches taͤglich zu ergroͤſ - ſern / und die / durch ſeine liſtige Verſuchun - gen / gefaͤllte hinein zu zeichnen. Welches dann ſattſam bezeuget / daß die mißgegoͤnteFreu -352Himmel -Freude nicht vom ſchlechten Wehrt ſeyn koͤnne.

13 Wie dorten das Allerheiligſte mit dem Fuͤrhang bedecket wurde: ſo wird bey uns das Allerherꝛlichſte / von der Decke der Unwiſſenheit(d)2. Cor. 3. v. 15. verhuͤllet. Es iſt eine Freude / die kein ſterbliches Aug geſe - hen / kein ſterbliches Ohr gehoͤret / und die in keines Menſchen Hertz kommen iſt. (e)1. Cor. 2. v. 9.Fragen wir hievon Petrum / welcher be - kennet: Er habe die Herꝛlichkeit ſeines Jeſu geſehen;(f)2. Petr. 5. v. 16. ſo antwortet er: ſie iſt un - ausſprechlich. (g)1. Petr. 1. v. 8.Forſchen wir von Pau - lo / was er in dem dritten Himmel gehoͤret habe / ſo verſetzet er uns: unausſprechliche Worte. (h)2. Cor. 12. v. 4.Weil wir nun das unaus - ſpꝛechliche nicht reden koͤnnen / ſo laſſet uns / nach Kinderart / davon lallen.

* 5 * Himmel-Geſonnenheit. Nach der Singweiſe: Seit daß der Tugend-Pfad. ꝛc.

JCh kan ja bilden nicht
mit Worten meine Freude /
in dem ich mein Geſicht /
dort an den Sternen weide:wann353Geſonnenheit.
wann ich gen Himmel ſinn / ſo wird mein Sinn voll Himmel /
fliegt uͤber Wolken hin /
aus dieſem Welt-Getuͤmmel.
2 Ach ja! ſo trifft es ein /
der GOtt-verliebte Name
uns allen ſey gemein.
Wir ſind des Himmels-Same,
Der Urſprung droben iſt
von unſrer edlen Seele.
Es denkt / wer diß ermiſſt /
daß er die Heimat wehle.
3 Verachter Himmel du /
von deinen ſchlimmen Kindern.
wir ſuchen unſre Ruh
auf Erden mit den Rindern.
Es will uns ſchmecken nur
ein Maulvoll eitler Kleyen.
Verlorne Creatur!
du kaͤueſt mit den Saͤuen.
4 Du theures Vatterland /
du allerliebſter Himmel!
wol dem! der dir verwandt /
veracht das Erd-gewimmel.
Weil GOtt iſt ſeine Freud /
GOtt ihn auch labt und liebet /
ihm dort die Seeligkeit
und hier viel gutes gibet.
5 Lern / Welt! gluͤckſelig ſeyn /
der hat es wol genoſſen /
der ſich ſchwingt Himmel ein /
bleibt / wo er iſt entſproſſen. Zwer /354Himmel-Geſonnenheit.
wer / was man ſoll / gern thut / ſucht Gottes Reich vor allen:
ihm laͤſt GOtt Ehr und Gut
hier reichlich auch zufallen.
6 Doch er / wie David ſpricht /
das Hertz daran nicht haͤnget.
Er hat / als haͤtt er nicht.
GOtt er mit Gold nicht maͤnget.
Jhn machet zeitlichs Gut
den Geber nur betrachten.
O rechter Himmels-Mut!
Gut haben und verachten.
7 Der nur das eitle preiſt /
verweht wie Spreu und Halme /
ein Gott-verliebter Geiſt
gruͤnt ſtaͤts / wie eine Palme /
die Himmel auf ſich ſchwingt / ſteht an den Silber-Baͤchen /
man wird auch / die er bringt /
als edle Fruͤchte / brechen.
8 Jch wehle ſeeliglich
mir dieſen Sinn und Orden:
der macht erwachſen mich /
daß ich halb himliſch worden.
Fahr hin / du ſchnoͤde Zeit!
Jch bin die Sonnenwende:
fort hin zur Ewigkeit
ich mein Geſicht hinſende.
Jm355Jm Himmel iſt keine Suͤnde / ꝛc.

* 6 * Jm Himmel iſt keine Suͤn - de / noch Urſach der - ſelben.

WJR koͤnnen leichter ſagen / was im Himmel abweſend / als gegen waͤr - tig ſeyn werde. Keine Suͤnde wird ſich daſelbſt finden laſſen. O herꝛli - cher Mangel! keinen Frefel wird man hoͤ - ren in dieſem Lande(i)Eſa. 60. v. 18. Hier iſt unſer er - ſter Blutstropf mit dieſem Gift angeſte - cket. Ehe wir an die Welt kommen / ſind wir Zorn-Kinder / und verdamliche Hoͤl - lenbraͤnde; und / ob uns ſchon der ofne Tauf-Brunn / wider die Unreinigkeit / ab - waͤſchet: verbleibet doch die Suͤnden - Wurtzel / welche nach und nach ſchoſſet und Hoͤllen-wuͤrdige Zweige treibet. Aber dorten wird unſere Seele dem Himmel - Braͤutigam rein zugefuͤhret / und mit dieſer Anſprache bewillkommet: Du biſt aller dings ſchoͤn / meine Freundin / und iſt kein Flecken an dir. (k)Hoh. Lied. 4. v. 7.Die Suͤnden-Laſt wird uns daſelbſt nicht mehr drucken / die Schulden Menge nicht aͤngſten / die La -Z ijſter356Jm Himmel iſt keine Suͤnde und ꝛc. ſter-Stricke nicht binden / das Geſetz nicht verklagen / das Gewiſſen nicht bekuͤmmern. Vor unſer Blut-beſudeltes Suͤnden-Ge - wand wird uns die weiſſe Seiden der Ge - rechtigkeit kleiden. Dann wird der HErꝛ ruffen: Thut die Thore auf / daß herein gehe das gerechte Volk! (l)Eſ. 26. v. 2.

15 So lang Jſrael in der Wuͤſten wal - lete / wurde es mit feurigen Schlangen / Scorpionen / und Waſſeꝛ-Mangel geplagt. (m)5. B. Moſ. 8. v. 15.Jn der Welt-Wuͤſten werden wir ge - faͤhret von der alten Schlange / dem Teu - fel / welcher mit ſeinen feurigen Pfeilen auf uns lauret; von dem gifftigen Scorpion / der Welt / die uns anzuſtecken trachtet; von unſerm Suͤnden-durſtigen Fleiſch / welches wider den Geiſt geluſtet. (n)Galat. 5. v. 17.Nach dem boͤſen lechzet / und das Unrechte in ſich ſauf - fet / wie Waſſer. (o)Hiob 15. v. 16.Wann uns aber jenes himliſche Canaan wird einnemen / ſo wer - den wir von dieſen Plagen ewig ſicher ſeyn. Der Satan iſt und bleibet verworfen. (p)Offenb. 12. v. 9.Die Welt iſt mit ihrem Weſen vergangen. (q)1. Cor. 7. v. 31.Das Fleiſch wird uns nicht mehr rei - zen. Wie wir getragen haben das Bild des irrdiſchen / ſo werden wir tragen das Bild des himliſchen Adams.(r)1. Cor. 15. v. 49. Alsdannwer -357Jm Himel iſt keine Suͤnden-Straff. werden wir unſerer Seele mit David freu - dig zuſprechen koͤnnen: Sey nun wieder zu frieden / meine Seele / dann der HErr thut dir guts: Denn du haſt meine Seele aus dem Tod geriſſen / mein Aug von den Threnen / meinen Fuß von dem gleiten / ich will wandeln fuͤr dem HErrn im Land der Lebendigen. (s)Pſ. 116. v. 7 / 8.

* 7 * Jm Himmel iſt keine Straff der Suͤnden.

DJe Suͤnde gebieret die Straffe / die ſchaͤndliche Mutter / eine ſchaͤdliche Tochter. Weil nun jene aus dem Haus der Seeligkeit verbannet iſt / ſo darf ſich auch dieſe darinnen nicht bliken laſſen. Die Jnwohner deſſelben koͤnnen / mit baͤ - ſtem Warheits-Grund die Davids-Worte gebrauchen: Keine Plage wird zu unſern Huͤtten ſich nahen. (t)Pſ. 91. v. 10.Und mit Eſaia ſprechen: Die Tage deß Elends haben ein Ende. (u)Eſai. 60. v. 20.Niemand / unter ihnen kan klagen: ich bin ſchwach. Jacobs verrenckte Huͤft iſt eingericht; der Lea Augen ſind klar / Moſe ſtamlet nicht mehr; Mephiboſet ge - het gerad; Lazarus wird von keinen Ge -Z iijſchwaͤ -358Geiſtlichkeitſchwaͤren beſchweret; Die Lahmen ſprin - gen / wie ein Hirſch. (x)Eſai. 35. v. 6.Der Tod iſt ver - ſchlungen ewiglich / und der HErꝛ HErꝛ wird abwiſchen alle Threnen von allen An - geſichten / und wird aufheben die Schmach ſeines Volks. (y)Eſai. 28. v. 8.

* 8 * Unſere Leiber werden geiſt - lich ſeyn.

UNſere Leiber / welche natuͤrlich auf dem Gottes-Acker ſind geſaͤet wor - den / ſtehen / zu dem neuen Leben / geiſtlich auf. Nicht durch Ablegung des leiblichen Weſens / ſondern durch Empfa - hung geiſtlicher Eigenſchafften. Sie wer - den zwar dieſe / aber nicht ſolcherley Leiber mehr ſeyn; oder / wie es der Heyland aus - redet: Sie werden gleich ſeyn / wie die Engel Gottes im Himmel. (z)Matth. 22. v. 30.Wie nun dieſe keiner Speiſe bedoͤrfen / ſondern ſich mit dem Anſchauen der Goͤttlichen Herrlichkeit ſaͤttigen: Alſo wird die Auserwehlten we - der hungern noch duͤrſten. (a)Offenb. 7. v. 16.Den Pro - pheten Eliam ſtaͤrcket dorten ein geroͤſtet Brod / und eine Kanne mit Waſſer / die ervon359der Leiber. von dem Engel empfienge; daß er in Krafft ſolcher Speiſe / 40 Tag und Nacht / bis an den Berg Horeb gegangen. (b)1. B. K. 19. v. 8.Wann wir den Himmel Horeb erſtiegen / wird uns das Engel-Brod / nicht nur auf 40. Tage / ſon - dern auf ewig ſaͤttigen. Hier iſt unſer Ma - gen ein ungeſtuͤmmer Glaubiger / welcher / ob er ſchon taͤglich befriedigt wird / dannoch ſeine Schuld-forderung widerholet: dor - ten wird er ſein unverſchaͤmtes Geilen ein - ſtellen muͤſſen. Wie unſere Seele / als ein geiſtliches Weſen / ſich in der Leibes-huͤtte / 70 und mehr Jahre / ohne Speiſe erhaͤlt: ſo wird auch der / mit geiſtlichen Eigenſchaff - ten begabte / Leib ohne Speiſe ewig beſtehen koͤnnen.

18 Hier muͤſſen wir den Thieren ihre Felle / den Schafen die Wolle / den Wuͤr - mern die Seide / den Pflanzen ihre Zaſern abborgen / den Leib / den ſchnoͤden Maden - ſak / damit zu behaͤngen / und ſeine Schand - bloͤſſe damit zu verhuͤllen: dort wird die Bloͤſſe unſer Schmuk ſeyn. Wir werden / mit JEſu die Leinwad und Leibes-Huͤlle in den Graͤbern laſſen / und / gleich unſern Pa - radis-Eltern keine Urſach / uns zu ſchaͤmen / haben. Die Luſt-Seuche iſt in dem Him - mel als der Keuſchheit Heimat / ausgerot -Z iiijtet.360Geiſtlichkeit der Leiber. tet. Die eheliche Beywohnung / nicht aber die herzliche Liebe / hoͤret darinnen auf / und hoͤret man nicht mehr: ſeyd fruchtbar und mehret euch! weil man in dieſer Freude / weder freyet / noch ſich freyen laͤſſet.

19 Unſer Leib / welcher hier in der Ju - gend / an Groͤße und Staͤrcke / zu-im Alter aber wieder abnimt / wird unveraͤnderliche Kraͤfften behalten. Der hier / den Ort zu aͤndern / Muͤhe und Zeit haben muͤſſen / wird mit Engliſcher Behendigkeit begabet ſeyn. Wann die Verlobte Rebecca den geliebten Jſaac zu Hebron erfreuen will; muͤſſen ſie die Kamele / von Nahor dahin tragen; Wañ Joſeph ſeinen verlebten Vat - ter noch einmal kuͤſſen will / muß er ihme Waͤgen zu ſenden: Jn jenem Leben aber werden wir dieſer traͤgen Traͤger nicht von noͤhten haben; weil der Leib zugleich wird ſeyn koͤnnen / wo Geiſt und Hertz iſt. Wir ſehen es an dem entſtandenen Heyland / wel - cher / mit ſeinem verklaͤrten Leibe / bald in dem Garten / bald zu Emaus / bald zu Je - ruſalem erſchienen iſt / und ſich endlich / durch die Wolken / uͤber alle Himmel geſchwungen hat. (c)Epheſ. 4. v. 10.

Unſe -361Der Leiber Unſterbligkeit.

* 9 * Unſere Leiber werden un - ſterblich ſeyn.

HJer ſieget uͤber uns der Tod / der Reuter auf dem fahlen Pferde / und fuͤhret wider uns die ſcharfe Suͤn - den-Lanze / als ſeinen Stachel. (d)1. Cor. 15. v. 55.Nie - mand lebet der ihn nicht ſihet:(e)Pſ. 89. v. 49. Nie - mand ſihet ihn / der ihn nicht fliehet; Nie - mand fliehet ihn / der entfliehe / wie der Schatten dem Koͤrper / ſo folget er uns. Wann jemand die Leichname ſollte beyſam - men ſehen / die in dem ganzen Erd-Kreiſe / nur an einem Tage / verbliechen: er wuͤrde ſich gewiß / vor dieſer Niderlage / entſetzen / und wenig froͤliche Abend-Stunden ha - ben. Dieſer letzte Feind iſt dorten auf - gehaben. (f)1. Cor. 15. v. 26.Und iſt das Sterbliche von dem Leben verſchlungen. (g)2. Cor. 5. v. 4.Die bleiben - de Himmel-Stadt hat keine wandrende Pilger / ſondern ewige Buͤrger. Der Bunds - lade wurden die Dachsfelle abgenommen / die ſie in der Wuͤſten bedeckten / da ſie in den Tempel gebracht / und zwiſchen die Cherubin geſezet worden: Alſo wird auchZ vuns362Der Leiberuns die Toden-Haut ausgezogen werden / wann wir / aus der Welt-Wuͤſten in den Himmel-Tempel / zu den heiligen Engeln gelangen. Da werden wir erlangen / was der Lebens-HErꝛ verheiſt: Sie koͤnnen forthin nicht ſterben. (h)Luc. 20. v. 35.

* 10 * Unſere Leiber werden ſeyn unempfindlich.

WJE nun kein Tod im Lande der Le - bendigen / alſo iſt auch kein Schmer - zen / der zum Tode bereitet / daſelbſt zu finden. Es wird kein Leid / noch Ge - ſchrey / noch Schmerzen mehr ſeyn / dann das erſte iſt vergangen / rufft uns die Him - mel Stimme zu. (i)Offenb. 21. v. 4.Hier brennen uns in - nerlich die unordentliche Begierden / davon oͤffters die Glieder erbeben / und die Geber - den ſich verſtellen: aͤuſſerlich ſezen uns Hiz und Kaͤlte / Thiere und Waffen / Seuchen und Krankheiten / zu. Dorten aber iſt der Luſt-Zunder gaͤnzlich abgethan: der Zorn gehoͤret in die Hoͤlle / da die Verdammte ihre Zungen fuͤr Schmerzen zerbeiſſen. (k)Off. 16. v. 10.So faͤllet auch nicht auf die Seelige dieSonne363Unempfindlichkeit. Sonne oder irgend eine Hitze. (l)Offenb. 7. v. 16.Keine Feinde ſind vorhanden; keine ſchaͤdliche Waffen werden mehr geſchmiedet; keine Beſtien irren in dem Lebens-Hain; Die Natur-Waͤrme und Lebens-Feuchte wird nimmer geaͤndert noch gemindert / und folg - bar keine Seuche gezeuget. Hier muͤſſen wir mit Hiob bekennen: Weil der Menſch das Fleiſch antraͤgt / muß er Schmerzen ha - ben / und weil ſeine Seele noch bey ihm iſt / muß er Leid tragen. (m)Hiob. 14. v. 22.Und oͤffters mit David ſeufzen: Es iſt nichts geſundes an meinem Leibe. (n)Pſ. 38. v. 4.Dorten aber werden wir / mit dieſem ruffen: Jch gehe einher in der Krafft des Herren. (o)Pſ. 71. v. 16.

* 11 * Rein und wolriechend.

UNſer Leib erhaͤlt hier ſein Weſen / vom Verweſen / indem er meiſtens von dem Fleiſch der toden Thiere ſeine Nahrung hat: welche er in ſich be - graͤbt / ehe er begraben wird. Dieſe Ver - weſung erreget / in und bey dem Menſchen / Wuſt und Unluſt. Dannenhero er nicht unbillich ein ſtinkendes Gefaͤs / ein Koht -Sak364KlarheitSak und Behaͤltnus der Faͤulung kan ge - net werden. Jn dem Freuden Paradeis aber wird keine Unreinigkeit dem unver - weslichem Leibe ankleben. Man wird von ihm / was JEſus von ſeiner Freundin / ruͤhmen koͤnnen: Dein Gewaͤchs iſt wie ein Luſtgarten von Granat-Aepfeln / mit edlen Fruͤchten / Cypern mit Narden / Narden mit Safran / Kalmus mit Cyna - men / mit allerley Baͤumen des Weyh - rauchs / Myrrhen und Aloes / mit allen baͤſten Wuͤrtzen.(p)Hoh. L. 4. v. 14. oder was Jſaac von Jacob ſagte: Dein Geruch iſt wie ein Ge - ruch des Felds / das der HErꝛ geſegnet hat. (q)1. B. Moſ. 21. v. 28

* 12 * Hell-verklaͤret.

DJe Herꝛlichkeit der verklaͤrten Lei - ber entdecket uns JEſus ſelbſt / in dem er uns verſpricht: daß die Ge - rechten leuchten werden / wie die Sonne in ihres Vatters Reich.(r)Matth. 13. v. 2 und zeiget uns ein Vorbild ſeiner Verheiſſung / an ſeinem ei - genen Angeſicht / welches / bey ſeiner Ver - klaͤrung / auf dem heiligen Berge / leuchtete wie die Sonne. (s)Matth. 17. v. 2.Petrus wurde / uͤberdie -365der Leiber. dieſen Glanz / verſtuͤrtzt / daß er nicht wu - ſte / was er redete. (t)Marc. 9. v. 6.So nun ein einiges verklaͤrtes Angeſicht in eine Beſtuͤrtzung ſetzet / was wird der Wunder-Glanz ſo vie - ler Millionen Sonnen wuͤrcken? Wir werden / als Himmel-Fuͤrſten / den Na - men der Durchleuchtigſten mit Warheit fuͤhren. Es wird uns alsdann die wun - derbare Zuſammenfuͤgung der kleinſten Aederlein / und die annoch theils unſichtba - re Gaͤnge der Lebens Feuchtigkeiten (wel - che die Goͤttliche Allmacht-Hand in dem Meiſterſtuck des Menſchlichen Leibes ver - borgen) fuͤr Augen liegen. Dieſe Durch - ſchauung wird uns / ſo wol in Verwun - derung / als in Freude ſetzen. Wir bewun - dern ja das Strahlen-Spiel des liechten Demants / die Durchſichtigkeit des reinen Chryſtalls / die Klarheit des weiſẽ Berills / warum nicht vielmehr / der dieſe alle uͤber - trifft / den Glanz der verklaͤrten Coͤrper? ſo eine Jungfrau ſich freuet ihres Schmucks / warum nicht eine ſelige Seele ihres ver - klaͤrten Leibes? indem der ſelbige iſt wie ein Tuͤrkis / das Antlitz wie ein Blitze / die Augen wie feurige Fackel / Arm und Fluͤſſe wie ein gluͤendes Erz: Wie Daniel ei - nes Engels Geſtalt beſchreibet. (u)Daniel 10. v. 6.

Die366Klarheit der Seele.

* 13 * Die Klarheit der Seele.

DJeſer Leibes Glanz ruͤhret her von der Beſchaffenheit der Seeli - gen Seele. Wie die Sonnenſtrah - len durch das Glaß / ſo ſchimmert der See - len Glanz durch den verklaͤrten Leib. Jhr Liecht durchleuchtet die Glieder / wie Chri - ſti Klarheit die Kleider / welche hell und ſehr weiß wurden / wie der Schnee / daß ſie kein Faͤrber auf Erden kan ſo weiß machen(x)Marc. 9. v. 3. Dann ſo der Leib / der geringere Men - ſchentheil / dem verklaͤrten JEſus-Leibe ſoll aͤhnlich werden: ſo wird die Seele / als der edlere / nicht geringere Klarheit em - pfangen. Hat der Leib / der ſeinen Ur - ſprung aus und von der Erden hat / ſich die - ſer Gnade zu troͤſten: ſo wird die Seele die Tochter des Goͤttlichen Athems / nicht ge - ringer Zierde hoffen koͤnnen. Wir / die wir / in dieſem Leben / unſerer eigenen See - le Urſprung / Weſen / Sitz und Wuͤrckun - gen noch nicht eigentlich und voͤllig erfor - ſchet / koͤnnen ihren Zuſtand / in jenem / noch weniger ergruͤnden: ſondern muͤſſen es / zu der verlangten Erfahrung / ausſtellen.

Das367Das Anſchauen GOttes.

* 14 * Das Anſchauen GOt - tes.

JNdeſſen iſt kein Zweiffel / daß ſie ihre Klarheit von dem ſeligen Anſchauen GOttes erlange / als welcher das Liecht ſelbſten iſt. (y)Joh. 1. v. 4.Hat Moſe auf dem Berge Sinai / von dem Geſpraͤche mit GOtt ein ſtralendes Angeſicht uͤberkom - men / deſſen Glanz das Volk nicht ertragen konte: wie vielmehr werden die Auserwehl - te von dem ewigen Anſchauen Gottes be - glaͤnzet werden. So das Klarheit hatte / das da aufhoͤret / wie vielmehr wird das Klarheit haben / das da bleibet? ſchlieſ - ſen wir mit dem Himmel-gelehrten Pau - lo. (z)2. Cor. 3. v. 11.Wir ſehen zwar auch allhier GOtt / aber nur mittelbar / entweder durch die Vernunft oder durch den Glauben. Jene ſihet ihn in den Geſchoͤpfen / dieſer in dem Wort. Beedes anſchauen iſt dunkel: der Glaub gleichet einem Spiegel / in welchem nit das Angeſicht ſelbſten ſondern das Bild des Angeſichts geſehen wird: alſo iſt im Glauben nicht das klare Angeſicht der ewigen Gottheit ſondern ein durch das Wort davon geſchoͤpftes Bild.

26 Wer368Das anſchauen

26 Wer in dem Nebel reiſet / ſihet wol eine Stadt von ferne / aber ihre Palaͤſte und Haͤuſer kan er nicht unterſcheiden / biß er hinein kommet: ſo ſehen wir auch die Stadt GOttes(a)Offenb. 21. v. 10. von ferne im Nebel / aber unvollkommen / biß wir hinein gelan - gen / und in ſeinem Liecht das ewige Liecht ſehen. (b)Pſ. 36. v. 10.Es hat ſich GOtt ſeinen Heili - gen allhier oͤfters in einer Wolken gezeiget / und damit ſeine dunkele Offenbahrung vor - gebildet. Wir ſehen zwar / bey wolckich - tem Himmel das angebrochene Tages - Liecht / und ſchlieſſen hieraus den Aufgang der Sonnen; die Sonne aber ſehen wir nicht / biß der Himmel entwolket iſt: alſo ſtehet GOtt / in dieſem Leben / hinder einer Wolken. Wir ſehen ſein Liecht / aber nicht das Angeſicht: in jenem Leben wird er die Wolke abthun. Da werden wir ihn ſehen von Angeſicht zu Angeſicht /(c)1. Cor. 13. v. 12. wie Er iſt. (d)1. Joh. 3. v. 2.Hier wandlen wir im Trauen / dorten im Schauen. Hier iſt der Glaubens-Spiegel / dorten das Ange - ſicht; Hier das Wort / dorten das Weſen / hier der Schatten / dorten das Liecht.

27 Dieſes anſchauen iſt die vollkom - menſte Himmel-Gab / welche alle ande -re in369GOttes. re in ſich ſchlieſſet / ſo kraͤfftig / daß ſie Leib und Seele ſaͤttiget; von welchem der ſeeli - ge Anſchauer alle Genuͤge empfindet; von welchem der Verſtand / das helleſte Liecht; der Will / den ſicherſten Frieden; das Hertz den liebſten Schatz; die Augen / das ſchoͤnſte Bild; die Ohren / den lieblichſten Klang; deꝛ Geꝛuch / den koͤſtlichſten Balſam; und der Geſchmack / das ſuͤſſeſte Manna erlangen und empfangen. So die dunkle und un - vollkommene Erkaͤntnuͤß GOttes / welche wir in dieſem Leben / durch das Wort / ſchoͤpfen / uns der Goͤttlichen Natur theil - haftig machet / nach dem Zeugnuͤß Petri:(e)〈…〉〈…〉Petr. 1. v. 4. Wie vielmehr werden wir / durch das voͤllige und ſeelige Anſchauen aller Guͤter / die in GOtt ſind / erlangen? So das freundliche Koͤnig-Angeſicht / Leben / und ſeine Gnade iſt wie ein Abendregen:(f)Spruͤchw. 16. v. 15. Wie vielmehr wird das holdſeligſte Ange - ſicht des Koͤnigs aller Koͤnige / Liecht / Liebe / Weißheit / Heiligkeit / ja! alles in allem ſeyn?

28 Wir ſehen hier manche Schoͤnheit / die wir eine Augen-Luſt nennen: weil ſie aber vergaͤnglich / ſo kan ſie die Seele nicht vergnuͤgen. Das Eitle ſehen / machet ei - tel / und ſaͤttiget nicht: das Goͤttliche An -A ageſicht370Die Vereinigunggeſicht aber machet ſeinen Schauer ſatt; worauf ſich David freuet: Jch will ſchau - en / ſpricht er / dein Angeſicht / ich will ſatt werden / wann ich erwache nach deinem Bild.(g)Pſalm 17. v. 15. die irdiſche Saͤttigung ziehet ge - meiniglich einen Eckel nach ſich / eine volle Seele zutritt wol Honigſeim:(h)Spruͤchw. 17. v. 7. aber die - ſes Goͤttliche Anſchauen wird uns ohne Uberdruß ſaͤttigen / taͤglich neue Freude und Herꝛlichkeit gebaͤren. Die heilige Engel / welche etlich tauſend Jahre dieſer Freuden-Schau gewohnet ſind / ermuͤden nicht hieruͤber: ſondern ſehen heut / mit eben dieſer Begierde / ihren Schoͤpfer / mit welcher ſie ihn das erſtemahl erblicket haben.

* 15 * Die Vereinigung mit GOtt.

DJeſes Anſchauen iſt ſo kraͤftig / daß es die ſeelige Seele mit GOtt verei - niget / nicht weſentlich noch perſoͤn - lich / doch abſonderlich und unausſprech - lich. Der Verſtand / der Will / die Begier - den / die Gedanken und Kraͤfften ſind mitGOtt371mit GOtt. GOtt / und GOtt mit ihnen / vereiniget. Die Lieb vereiniget auf Erden Mann und Weib alſo / daß ſie ein Fleiſch ſind. (i)Matth. 19. v. 6.A - ber die Vereinigung der Seele mit GOtt iſt hoͤher und veſter. Der Mann wohnet bey dem Weibe: GOtt in der Seele Je - ne ſind ein Fleiſch: GOtt und die Seele ein Geiſt. (k)1. Cor. 6. v. 17.Der Tod kan jenes / aber die - ſes Band nicht / loͤſen. Der Apoſtel ver - gleichet dieſe Vereinigung mit dem Leibe und ſeinen Gliedern; GOtt iſt das Haubt die Auserwehlte die Glieder. Haubt und Glieder haben Freud und Leid gemein. Gottes Freud iſt der Auserwehlten Freud. Waͤre es moͤglich / daß einiges Leid im Freu - den-Land dieſe ruͤhren koͤnte: ſo wuͤrde GOtt ſolches auch fuͤhlen / und ſagen: Sie ſind ja mein Volk / wer ſie aͤngſtet / der aͤng - ſtet mich. (l)Eſa. 64. v. 9.GOtt ſencket ſich / mit ſeiner Liebe / ſo tief in die Auserwehlte / daß er in ihren Augen der Schoͤnſte / in den Mund der ſuͤſſeſte / in den Haͤnden der angenehm - ſte / in dem Hertzen der froͤlichſte / in allen Gliedern der kraͤftigſte iſt und bleibet. Er kan ſie keinen Augenblick / ſie ihn auch nicht / verlaſſen.

30 Dieſe Vereinigung zuͤndet ein ſol - ches Liecht in dem Verſtand an / deſſenA a ijGlanz372Die VereinigungGlanz die vollkommene Erkaͤntnuͤß Got - tes und aller Dinge zeuget und zeiget. Bey dieſem Liecht koͤnnen die ſelige Himmel - Burger GOttes Weſen und Eigenſchaf - ten / ſeine Allmacht / Weißheit / Barmher - tzigkeit / Gerechtigkeit / Warheit und Ewig - keit ſehen. Sie koͤnnen erkennen das un - begreiffliche Geheimnuͤß der Heil. Drey - faltigkeit / das einige Weſen dreyer Per - ſonen. Sie koͤnnen verſtehen / wie der Vatter von Ewigkeit / aus ſeinem Weſen den gleich-ewigen Sohn gezeuget; wie die Gottheit und Menſchheit des Sohns verbunden! wie der heilige Geiſt vom Vatter und Sohn ausgehe; die weiſe Weiſe der Goͤttlichen Regierung; das We - ſen / den Unterſcheid und Eigenſchaften der Geiſter / die Beſchaffenheiten und Urſachen aller natuͤrlichen Dinge: von welchen wir hier ſehr viel waͤhnen / aber wenig wiſſen. Konte der ſuͤndige Salomo ſich ruͤhmen: GOtt hat mir gegeben gewiſſe Erkaͤnt - nuͤs alles Dings / daß ich weiß / wie die Welt gemacht iſt / und die Kraft der Ele - mente / der Zeit Anfang Ende und Mittel / wie der Tag zu und abnimt / wie die Zeit des Jahrs ſich veraͤndert / und wie das Jahr herum lauft / wie die Sterne ſtehen / die Art der zahmen und wilden Thiere / wieder373mit GOtt. der Wind ſo ſtuͤrmet / und was die Leute im Sinn haben / mancherley Arten der Pflanzen und Kraft der Wurtzeln:(m)B. Weißh. 7. v. 16. Was ſolte GOtt ſeinen lieben Auserwehl - ten nicht geben?

31 Die gedachte Vereinigung heiliget auch den Willen / und gleichet ihn mit GOtt. Wann wir hier / mit Moſe / in un - ſern Buſen greifen / ſo ziehen wir eine Suͤnd - ausſaͤtzige Hand heraus; dann die Luſt-volle Bruſt verunreiniget unſerer Haͤnde Werk: in jenem Leben aber wer - den wir voͤllig gereiniget ſeyn. Hier ſind die Glaubige / wie der Mond / der zwar ſcheinet / doch ſeine Flecken hat: dorten wer - den die Suͤnden Flecken ausgetilget ſeyn. Hier tragen wir den befleckten Fleiſches - Rock: dort das weiſe / ſeidene / Kleid der Gerechtigkeit. (n)Offenb. 19. v. 8.Die vorigen truͤbe Suͤn - den Quell flieſſet mit reinem Waſſer der Heiligkeit. Wir ſind alsdann warhaftig Menſchen / nach dem Hertzen GOttes / und koͤnnen ihn alſo anreden / wie er Jſrael an - redete: Mein Geiſt / der bey dir iſt / ſoll von dir nicht weichen von nun an biß in Ewig - keit. (o)Eſa. 59. v. 22.Die Suͤnden-Nacht iſt vergan - gen / der Tag der Gerechtigkeit iſt herbey kom̃en. Die giftige Suͤnden-Otter habenA a iijwir /374Die ſchoͤnewir mit Paulo / nicht nur vor der Hand / ſondern von allen Gliedern in das Hoͤllen - Feuer geſchleudert.

* 16 * Die ſchoͤne Himmel-Woh - nung.

WAs ſagen wir von der Wohnung / was von der Geſellſchaft der Aus - erwehlten? was wir von dieſen allen koͤnnen. Wir muͤſſen doch allhier den Glanz dieſer Freuden-Sonne mit einer Kolen mahlen. JEſus nennet dieſe Woh - nung das Paradeis /(p)Luc. 23. v. 42. und vergleichet ſie alſo dem lieblichſten Luſtgarten / welchẽ die Goͤttliche Wunder Hand ſelbſten gepflan - zet; wo kein rauher Nord ſtuͤrmete / kein brennender Sudwind hitzete / kein friſcher Oſtwind kaͤltete; ſondern ein gemaͤſſigter Weſt wehete; wo der Baum des Lebens ſtaͤrkete / der helle Strom waͤſſerte / der Gold-kies ſchimmerte / die Edelſteine ſpiele - ten; wo die Roſen erroͤtheten / die Lilien blaſſeten / die Balſame ſchwitzeten / die Specereyen dufteten / die Blumen bluͤhe - ten und die Baͤume fruchteten. Der Apo -ſtel375Himmel-Wohnung. ſtel heiſſet ſie den dritten Himmel /(q)2. Cor. 12. v. 2 und ſchlieſſet hiemit aus den Luft - und Sternen - Himmel / und bezielet den Sitz GOt - tes / darinnen er ſich / nach ſeiner Herꝛlich - keit / offenbaret. Dieſes muß ja der edel - ſte und vollkommenſte Sitz ſeyn (ſo erlaubt iſt / alſo zu reden) in welchem das vollkom - menſte und alleredelſte Weſen wohnet.

33 Der liebſte Juͤnger des liebſten Heylands beſchreibet dieſe Wohnung / als eine / vom lautern Gold / Perlen / und Edel - ſteinen und Chryſtallen erbauete Stadt. (r)Offenb. 21. v. 18.Weil wir in dieſem Leben nichts koͤſtli - chers / als beſagte Dinge / wiſſen. Er nen - net ſie das neue Jeruſalem; weil das ir - diſche / als ein Bildnuͤs des Himliſchen / hei - lig war vom Gottes-Dienſt / herꝛlich von Gebaͤuen / beruͤhmt von Jnwohnern. Die groſſe Stimm vom Stul erklaͤret es alſo: Es wird ſeyn eine Huͤtte Gottes / bey den Menſchen / er wird bey ihnen wohnen / ſie werden ſein Volk ſeyn / und er ſelbſt GOtt mit ihnen / wird ihr GOtt ſeyn. (s)Offenb. 21. v. 3.Wann wir dieſen die Worte des Heilands beyhal - ten: Wer uͤberwindet / den will ich machen zum Pfeiler des Tempels meines Gottes / und ſoll nicht mehr hineingehen / und will auf ihn ſchreiben den Namen meines Got -A a iiijtes /376Die ſchoͤne Himmel-Wohnung. tes / und den Namen des neuen Jeruſa - lems / der Stadt meines Gottes / die vom Himmel hernieder komt / von meinem GOtt / und meinen Namen / den neuen /(t)Offenb. 3. v. 12. und zugleich betrachten das Verlangen des Apoſtels / welches er alſo entdecket: Wir ſehnen uns nach unſerer Behauſung / die von Himmelkomt / und uns verlanget / daß wir damit uͤberkleidet werden:(u)2. Cor. 5. v. 4. ſo ſchlieſſen wir hieraus / daß dieſe Freuden - Wohnung kein liebliches Gebaͤu / ſondern die verklaͤrte / und von Gottes Herꝛlichkeit erleuchteten Auserwehlten ſelbſten ſeyn werden.

34 Was Eſaias von Erſchaffung ei - nes neuen Himmels und neuer Erde weiſ - ſaget / iſt eine verbluͤmte Rede / die uns das himliſche Weſen in irdiſchen Bildern dar - ſtellet. Was der Erloͤſer / von den vielen Wohnungen ſeines vaͤtterlichen Hauſes / verſpricht / zielet auf die unterſchiedlichen Herꝛlichkeiten der ſeligen Himmels Buͤr - ger; die theils unter den milden Oliven des Friedens / theils unter Siegprachtenden Lorbeer-Staͤmmen der Herꝛlichkeit / theils unter den erhabenen Zedern der Ehre / theils unter den holden Myrten der Liebe / theils unter den reinen Palmen der Seelig -keit377Die liebliche Geſellſchaft der Seel. ꝛc. keit weiden / oder / ſonder Gleichnuͤs / von einer Freude in die andre wandren.

* 17 * Die liebliche Geſellſchaft der Seeligen.

FReude haben ſie an GOTT / wie oben gedacht / Freude haben ſie an der Geſellſchaft der heiligen Engel / derer Choͤren ſie gleichſam eingemaͤnget ſind / und mit ihnen GOtt loben. Hat ſich Loht gefreuet / da zwey Engel bey ihme Her - berge namen / hat ſich Petrus gefreuet / da ein einiger den Kercker oͤfnete: wie viel - mehr werden ſich die Auserwehlte freuen / daß ſie kommen ſind zu der Maͤnge vieler tauſend Engel? (x)Hebr. 12. v. 22.Tauſend ſind viel / viel tauſend noch mehr: aber die Maͤnge vie - ler tauſend uͤbertrift alle vorige Vielheit. Daniel bezeuget / daß tauſendmal tauſend GOtt dienen / und zehen hundertmal tau - ſend vor ihm ſtehen. (y)Daniel 7. v. 10.Die geheime Of - fenbarung berichtet: daß ihre Zahl ſey viel tauſendmal tauſend. (z)Offenb. 5. v. 11.Wodurch ſie bee - de eine unzaͤhliche Zahl andeuten wollen. Freuen ſich dieſe heilige Geiſter uͤber einen bußfaͤrtigen Suͤnder / warum nicht ein ge -A a vweſe -378Die liebliche Geſellſchafftweſener Suͤnder / uͤber dieſe heilige Chri - ſten? Redeten ſie in dem Jammerthal nur von Freude und Troſt / leiteten ſie die Glau - bige bey den Haͤnden / gruͤſten ſie dieſelbe / als ihre Mitknechte und Bruͤder: Welche Freundlichkeit werden ſie in dem Freuden - Saal nicht erzeigen?

36 Es gelangen aber die Auserwehl - te nicht nur zu der Maͤnge vieler tauſend Engel / ſondern auch zu der Gemeine der Erſtgebornen / die im Himmel angeſchrie - ben ſind / und zu den Geiſtern der vollkom - menen Gerechten. (a)Hebr. 12. v. 22.Deren Zahl eben - maͤſſig unausſprechlich iſt. Viel / ſagt der Heiland / werden kommen von Morgen und Abend / und mit Abraham / Jſaac / und Jacob im Himmelreich ſitzen. (b)Matth. 8. v. 11.Jo - hannes berichtet uns: daß er gehoͤrt habe die Zahl deren / die zum ewigen Leben ver - ſiegelt waren / nemlich hundert und vier und vierzigtauſend / von allen Geſchlech - ten Jſrael / eine groſſe Schaar / die man nicht habe zehlen koͤnnen. (c)Offenb. 7. v. 4Wer will die theuren Martyrer / welche ihr Blut / in Hoffnung dieſer Freude / freudig vergoſſen / in eine gewiſſe Zahl einſchraͤncken? Der andaͤchtige Hieronymus verſuchte es / undgab379der Seeligen. gab endlich dieſen Beſcheid: wann man allen Maͤrtyrern Jahr-Taͤge ſtiften / und ihr Gedaͤchtnuͤs in der Kirche ehren ſollte / muͤſte man / an jedem Tage des gantzen Jahrs / fuͤnftauſend zuſammen ſetzen. Wel - ches ſich auf tauſend mal tauſend / acht hun - dert und fuͤnff und zwanzig tauſend belauf - fen / und doch viele von dieſer Ehre aus - ſchlieſſen wuͤrde. Wann man nun dieſen / alle andere beſtaͤndig-glaubige Hertzen / Mann - und Weiblichen Geſchlechts / bey - ſezen ſolte / welche ohne Blut und Marter ihre Seelen GOtt uͤbergeben / wer wuͤrde ſolche Zahl ausreden koͤnnen?

37 So wir nun auf Erden ein wolge - ordnetes Kriegsheer verwundern / ſo uns ein Volckreicher Hochzeitgang beluſtiget / und eine groſſe Leich-Begleitung troͤſtet? da jenes doch nicht gaͤnzlich der Furcht / und dieſe der Eitelkeit mangeln: wie viel tau - ſendmal mehr werden uns die Reihen der Auserwehlten / die vermutlich eine ſchoͤne Schicht-Ordnung halten / in eine Wun - der-Freude ſezen? So eines Groß-Herꝛns zierlicher Einzug die Augen an ſich ziehet: was ſolte der glaͤntzende Aufzug des groſſen Ehren-Koͤnigs / JEſu / mit dem verklaͤr - ten Gefolge ſeines auserwehlten Volks / nicht vermoͤgen? So Herzens-Freude /nach380Die liebliche Geſellſchafftnach langem Abweſen / einander bey der Widerkunft / mit groſſer Freude gruͤſſen; So Joſeph ſeinen liebſten Vatter / nach vie - len Jahren / mit Freuden-Threnen und Liebs-Kuͤſſen empfaͤhet und umfaͤhet: welche Freude wird entſtehen / wann die / durch den Tod getreñte / Blut - und Mut - Freunde in des Himmels Ehren-Burg wie - der zuſammen kommen werden?

38 Wann wir hier / bey einem Gaſt - mahl / in fuͤrtreflicher Leute Geſellſchafft gerathen / ſchmeicheln wir uns zwar ſelb - ſten mit der Ehre; aͤngſten uns aber doch dabey / wann uns der Stand und Zuſtand derſelben verborgen iſt: Dieſe Sorge wird uns / bey der Tafel der Herꝛlichkeit / benommen ſeyn / weil wir alle Himmel - Buͤrger voͤllig erkennen werden. Dann / ſo wir GOtt ſehen von Angeſicht zu Ange - ſiche / wie er iſt; ſo werden wir auch dieſe ſehen / wie ſie ſind / und folgbar erkennen / die bey und um GOTT ſind. So er - kante unſer Grosvatter in dem irꝛdiſchen Paradeis die nie geſehene Eva / und neñte ſie Fleiſch von ſein em Fleiſch. So wuſte Petrus / auf dem heiligen Berge / Moſe und Eliam mit Namen zu neñen; die viel Jahr hundert zuvor der Zeitlichkeit entnommen waren. Hier / da unſere Sinnen mit Suͤn -den381der Seeligen. den beflecket / kan eine geringe Zeit das Ge - daͤchtnuͤs eines Freundes in dem Herzen / und deſſen Bildnuͤs in den Augen / ausle - ſchen. So kanten die Jacobs Soͤhne ih - ren Bruder Joſeph nicht mehr / der doch lang mit ihnen redete: aber in dem Land deꝛ Geꝛechtigkeit kan keine Unwiſſenheit das Gemuͤt / und keine Dunkelheit die Augen benebeln.

39 Hier werden nicht nur die Angeſich - ter / ſondern ſo gar die Zungen geſchmin - ket. Das Lippen-Honig muß die Herzens Gall verſuͤſſen / die aͤuſſerliche Verſtellung den innerlichen Grollen bergen / die Schein - Freundligkeit die wahre Feindſchafft ver - huͤllen / der Judas Kuß und Joabs Gruß die Fang-Stricke und das Mord-Schwerd hinterhalten: dorten iſt Mund und Mut einſtimmig. Keine Liſt-Fuͤchſe koͤnnen ſich in den Himliſchen Weinberg einſchlei - chen; Sie muͤſſen / mit den neidiſchen Hun - den / darauſen bleiben. Kein widerwaͤrti - ges Woͤrteln wird daſelbſt gehoͤret. Es wird den Gros-Eltern / Adam und Eva / von ihren Kindern nicht vorgeruckt / daß ſie von dem verbotenen Aſt Noht und Tod abgebrochen / und ſie zugleich in das bitter Elend geſtecket haben. Jacob iſt mit Eſau voͤllig vertragen. Die Propheten zuͤrnennicht382Himliſchesnicht mit Manaſſe / der ſie getoͤdet; die er - ſte Chriſten nicht mit Paulo / der ſie verfol - get. Sie wohnen in den Haͤuſern des Frie - dens / und kan man von ihnen warhaftig ſa - gen: Sihe / wie lieblich iſt es / wann Bruͤ - der eintraͤchtig beyſammen wohnen(d)Pſ. 133. v. 1.

* 18 * Himliſches Lobgeſang.

DJeſe Eintraͤchtigkeit wuͤrket eine ein - muͤtige Zuſam̃enſtim̃ung des Goͤttli - chen Lobgeſangs / mit welchem ſo wol die Choͤre der heiligen Engel / als der Auser - wehlten / beſchaͤftiget ſind. Alſo ſahe Jo - hannes / wie die 24. Elteſten fielen fuͤr das Lamm / und hatte ein jeder Harfen und guldene Schalen voll Rauchwerks / und ſungen dem Herꝛn ein neues Lied und ſpra - chen: du biſt wuͤrdig zu nemen das Buch und aufzuthun ſeine Siegel. Dann du biſt erwuͤrget / und haſt uns erkauft mit deinem Blut aus allerley Geſchlecht und Zungen / und Volk und Heiden / und haſt uns unſerm GOtt zu Koͤnigen und Prie - ſtern gemacht. (e)Offenb. 5. v. 8. 9. 10. 11.Dieſen antwortete gleichſam eine Stimm vieler Engel um den Stul / um die Thiere / und um die Elteſtenher /383Lobgeſang. her / derer Zahl war viel tauſend mal tau - ſend: Das Lamm / das erwuͤrget iſt / iſt wuͤrdig zu nemen Krafft und Reichthum / und Weisheit / und Staͤrcke / und Ehre / und Preis / und Lob. Faſt gleiches Geſicht hat - te er bald hernach / da ihm eine groſſe Schaar / die niemand zehlen konte / aus al - len Heiden / Voͤlckern und Sprachen / vor dem Stul des Lam̃s gezeiget wurde. (f)Offenb. 7. v. 9. 10.Er hoͤrete auch nachmals dieſe Himmel - Buͤrger das Lied Moſis und des Lamms abſingen. (g)cap. 12. v. 10.Solte man ihnen nicht mit David zuruffen: Wol denen / die in dei - nem Hauſe wohnen / die loben dich immer - dar. (h)Pſ. 84. v. 5.

41 Es koͤñen die kraus-gefuͤhrte Stim - men der Wald-Voͤgel (unter welchen die Nachtegal Capell-Meiſters Stelle haͤlt) in dieſem Leben unſere Ohren laben; als wel - che gleichſam gefluͤgelte Pſalter ſind / und Gottes Lob in ihren Schnabel-Floͤten fuͤh - ren. Noch mehr erquicket uns der gelehrte Saiten-Streit / wañ er von ſondern Kunſt - Haͤnden gefuͤhret wird; welchem die Wind - erregte Thon-Spiele oͤfters die Wage hal - ten. Dieſen allen obſieget die Kunſt-ge - uͤbte Menſchen-Zunge / welche dem lieb - lichen Thon einen gleichfoͤrmigen Wort -Jn -384HimliſchesJnhalt zugeſellen / und nicht nur eine ſchoͤne Schale weiſen / ſondern auch mit einem ſuͤſ - ſen Kerne Ohren und Herzen ſpeiſen kan: Doch ſind alle dieſe Lieblichkeltẽ / gegen dem Himmel-Klang und Geſang / einem Eul - Geheule zu vergleichen. GOtt fuͤllet mit ſeinem Lob den Mund(i)Pſ. 81. v. 11. der Auserwehl - ten / wit David redet / und ſinget gleichſam / ſo wol durch ſie als die Engel / ſelbſten: da - rum iſt auch die Lieblichkeit unvergleich - lich und unausſprechlich. Betrachten wir den Himmel / als einen Berg / wie muß dieſer holde Klang erſchallen in dem Thal? Sehen wir ihn an / als einen groſſen Pa - laſt; wie muß er erklingen in den Zim - mern? ſtellen wir ihn fuͤr / als eine Stadt: wie herꝛlich muß es lauten in den Gaſſen?

41 Weil dann das himliſche Jeruſa - lem ſolche Freuden-Vollkommenheiten he - get / welche der Menſchliche Verſtand nicht erreichen / noch weniger die Zunge ausſpre - chen kan: ſo laſſet uns / mit Daniel / die Fenſter unſers Verlangens / gegen das ir - diſche Babel / verſchlieſſen / und nur dieje - nige / die dort hin ſehen / oͤfne. Es erfreue - te Joſua und Caleb nicht die Wuͤſten / da - durch ſie reiſeten: ſondern das Land Ca - naan dahin ſie reiſeten: laſt uns demnachdie -385Lobgeſang. dieſe Welt-Wuͤſten / darinnen wir Pilger ſind / mit heiliger Verachtung uͤberblicken / uñ nur nach dem ewigen Canaan als unſe - rer Heimat ſchauẽ. Das Vieh mag nach der Eꝛdẽ ſehen / dahin es die Natur / in ihrẽ han - genden Koͤpfen verwieſen: wie unſer Haubt / ſo ſollen die Gedanken an deſſelben erhaben ſeyn. Es hat der Heyland nicht ohne Ur - ſach unſer taͤgliches Gebet mit dieſen Wor - ten ſchlieſſen heiſſen: Erloͤſe uns vom Ubel. Dieſe Bitt iſt der kurze Begrief der andern. Wird dieſe erhoͤret / ſo ſind die andere gewaͤhret. Ende gut / alles gut. Das Ende alles Ubels iſt der Anfang alles Guten. Laſſet uns demnach dieſe Worte mehr mit dem Mut / als Munde / reden; da - mit man uns nicht fragen koͤnne / wie den Moren-Kaͤmmerer: Verſteheſt du auch / was du beteſt. (k)Ap. G. 8. v. 30.

* 19 * Gebet / um Verlangen nach der Seeligkeit.

OHeilig-herꝛlicher Vatter im Him - mel / der du mich zu den ewigen / ſeeligen / Leben erſchaffen / durchB bdei -386Gebet um Verlangendeinen einigen Sohn dazu erkauffet / und durch deinen Geiſt dazu beruffen und ge - heiliget haſt / ich ruffe / von der Kirche zu deinem heiligen Tempel / fuͤr mich und mei - ne Mit Chriſten: Erloͤſe uns vom Ubel!

Hier auf Erden iſt das Vatterland des Ubels / der Fuͤrſt dieſer Welt / der Arge / ſuchet und verſuchet uns / in das Ubel zu fuͤhren; die im Argen liegende Welt / und mein eigenes Fleiſch und Blut reitzen mich zum Ubel / und verurſachen / daß es oͤfters / an Seel und Leib / Ehr und Gut / uͤbel mit mir ſtehet.

Laß mich / O getreuer Vatter! in die - ſem Ubel / in welches ich durch Schwachheit ſinke / nicht verſinken; reiche mir deine Gnaden-Hand und hilff mir auf; zuͤchtige mich mit deiner Liebes-Rute / daß ich in dem Ubel erſchrecke / aber nicht verzage / von demſelben um - und zu dir kehre.

Erloͤſe mich endlich von allem Ubel / und laß meine Seele im guten wohnen. Laß mich / von dem irdiſchen / zu dem himli - ſchen Sabbat gelangen / da ich ewige Ru - he / Friede und Freude / und alles gute / in dir / dem hoͤchſten Gut / finden und behalten werde.

Verzeihe mir indeſſen meine Torheit / daß ich mich in die ſchnoͤde Eitelkeit derEr -387nach der Seeligkeit. Erden vergaffet / einen Schatten / ja gar nichts geliebet / mir viel vergebliche Unru - he / nichtige Sorgen / und unnuͤtzes Graͤ - men gemacht / und die uͤber alle maſſen wichtige Herꝛlichkeit wenig / oder gar nicht geachtet habe.

Feure in mir an ein brennendes Ver - langen und einen heißen Durſt / nach dieſer unausſprechlichen Freude / daß meine See - le nach ihr lechzen und ſchreye / wie der Hirſch / nach friſchem Waſſer.

Laß nur ein einiges Troͤpflein dieſer Suͤſſigkeit in mein Hertz fallen / das ich ei - nen Vorgeſchmack der Herꝛlichkeit haben / und daraus merken und erkennen moͤge / wie uͤberkoͤſtlich der Trunk aus deinem Wolluſt-Strom ſeyn werde.

Laß dieſes Troͤpflein mir alle Welt - Suͤſſigkeiten verbittern / und erwecke ein Grauen in mir / vor allem dem / das die Er - de lieblich heiſſet. Laß mich haſſen / was ſie liebet / verlieren / was ſie ſuchet; ſchmaͤ - hen / was ſie preiſet. Laß mich alle ihre Guͤ - ter betrachten / als eine Wander Buͤrde / welche / neben der Suͤnden-Laſt / meine Schultern drucket. Laß mich eilen auf dem Pilger-Wege / daß ich bald die Heimat erreiche / die Laſt ablege / und die Buͤrde mit Wuͤrde vertauſche.

Laß mich die Augen zu drucken / gegenB b ijder388Gebet um Verlangen. der Eitelkeit: damit ich ſehen moͤge / JE - ſu! deine Herꝛlichkeit. Du wilſt ja / daß ich bey dir ſey / auf daß ich ſie ſehe. Diß iſt ein Haubt-Stuck deines Gebets zum Vatter. Nun dieſer hat mich dir / und dich mir gegeben; wer will uns dann ſcheiden!

Durch dich ſind wir Kinder deines Vatters / und dannenhero des Vatters Erben / und deine Mit Erben. Du haſt uns deinen Geiſt / das Pfand dieſes Erbes / gegeben; du haſt uns damit verſiegelt / biß auf den Tag unſerer Erloͤſung. Laß denſelben bald anbrechen / damit ich das verpfaͤndete Gut / beſitzen moͤge.

Ach! wann wird die gewuͤnſchte Mor - gen-roͤhte erſcheinen / da mir dieſer Glanz aufgehet! da mein ſterblicher / gebrechli - cher und elender Leib aͤhnlich wird werden deinem verklaͤrten Leibe; da er / als ein verweslicher / ſchwacher Same / unverwes - lich aufgehen / und in eine herꝛliche Ehren - Aehre ſchoſſen wird? Wann werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angeſicht ſehe? wann wird mein Trauen in Schau - en / mein Verlangen in Erlangen / mein Begehren in Gewaͤhren verwandelt werden?

HERR! es hungert meine Seele /nach389nach der Seeligkeit. nach den Guͤtern deines Hauſes; ich werde nicht ehe ſatt werden / biß ich erwache nach deinem Bild. Wann ich dich ſehen werde von Angeſicht zu Angeſicht / ſo wird meine Seele geneſen.

Von deiner Klarheit werde ich leuch - ten; deine Heiligkeit / deine Weisheit / dei - ne Krafft / deine Schoͤnheit wird Seel und Leib erfuͤllen. Nicht auſer / ſonder in den - ſelben wird dieſer Schatz ſeyn. Du biſt alles in allen: und weil ich dich habe / wer - de ich alles in dir haben. Deine Liebe wird in meiner / meine in deiner / dein Hertz in meinem / meines in deinem / eingeſchloſſen ſeyn. Alsdann werde ich beſitzen

Reichthum / ohne Verluſt / Uberfluß / ohne Mangel / Wuͤrde / ſonder Buͤrde / Ehre / ohne Beſchwere / Liebe / ſonder Liſt / Luſt / ohne Laſt / Staͤrke / ſonder Schwachheit / Freyheit / ohne Joch / Weisheit / ohne Fehler / Sicherheit / ohne Furcht / Ruhm / ohne Neiden / Freude / ſonder Leiden / Klarheit / ohne Wolken /B b iijFuͤl -390Gebet um Verlangen nach ꝛc. Fuͤlle / ſonder Eckel / Leben / ohne Tod.

Alsdann werde ich mit den Engel-Choͤ - ren / und der Schaar der Auserwehlten den ewigen Jubel-Thon anſtimmen / und zu deinem Lobe fortſingen. Jndeſ - ſen / du GOtt unſers HErꝛn JEſu Chriſti / du Vatter der Herꝛlichkeit / gib uns allen den Geiſt der Weißheit / und der Offenbarung / zu deinem ſelbſt Erkentnis / und erleuchte die Augen unſe - res Verſtaͤndnuͤs / daß wir erkennen moͤgen / welches da ſey die Hoffnung unſeres Beruffs / und welcher ſey der Reichthum deines herꝛli - chen Erbs an deinen Heiligen /(l)Epheſ. 1. v. 17. 18. durch deinen einigen Sohn / in Krafft des H. Geiſtes / welchem / ſamt dir / ſey Lob und Ehr in Ewigkeit. Amen!

* 20 * Himmel-Seufzer. Nach der Singweiſe: Was quaͤlt mein Hertze ꝛc.

OHimliſches Leben!
Ach! ſolt ich aufgeben
Diß Sterben auf Erden /
Dort lebend zu werden! Hier391Himmel-Seufzer.
Hier ſtirbt man in Leiden:
Dort lebt man in Freuden. O Himmel! zu dir
Steht meine Begier.
2. Hier lig ich gefangen /
Umfangen von Schlangen /
Verfolget vom Boͤſen.
Wer wird mich erloͤſen?
Wer oͤfnet die Pforte /
Und fuͤhret mich forte / O Himmel! zu dir /
Du meine Begier?
3. Hier nichtes ich ſihe /
Als Arbeit und Muͤhe.
Herz / Augen und Haͤnde
Zu JEſu ich wende.
Wann werd ich mich legen /
Die Ruhe zu hegen? O Himmel! zu dir
Steht meine Begier.
4. Hier hab ich zu kaͤmpfen /
Die Feinde zu daͤmpfen.
Die Glieder ermuͤden /
Und ſeufzen um Frieden.
Wann wird mir die Krone
des Sieges zu Lohne? O Himmel! nach dir
Steht meine Begier.
5. Die Wellen hier wallen /
Mein Schifflein an fallen:B b iiijSie392Himmel-Seufzer.
Sie wollen mich ſenken /
Jm Welt-Meer ertraͤnken.
Die Segel ich wende /
Zum Sternen ich lende. O Himmel! nach dir
Steht meine Begier.
6. Mein Herz iſt erhoben /
Zum Vatterland oben.
Wann werd ich eingehen /
Dich / JEſu / zu ſehen?
Wann werd ich dich gruͤßen /
Die Reiſe beſchließen? O Himmel! zu dir
Steht meine Begier.
7. Welt! fahre zur Hoͤllen /
Zu deinem Geſellen.
Mich troͤſten im Leiden /
Die ewige Freuden /
Jn Hofnung ich lebe /
Dort ſeelig ſchon ſchwebe. O Himmel! zu dir
Steht meine Begier.
XII393Abend-Andacht ꝛc.

XII. Abend-Andacht Am Sonntage.

* 1 * Dem Letzten das Letzte.

DEr ewige Sohn des ewigen Vatters / gleich wie er ſich den Erſten / ſo nennet er ſich auch den letzten. Wie ihm das erſte / ſo gebuͤhret ihm auch das lezte; ſo wol das Abend-als Morgen-Opfer. Wie / an den Opfer-Thieren / der gantze Schwanz; ſo ſoll ihm / von den Tagzeiten / das gantze En - de / der Abend / geheiliget ſeyn. So das Ende baͤſſer iſt / als der Anfang / nach des Weiſen Koͤnigs Worten:(m)Predig. 7. v. 9. ſo muß es auch dem Baͤſten geeignet werden. Weil auch unſere letztere Gedancken die erſte ge - meiniglich uͤbeꝛtꝛeffen: ſo ſollen ſie dem Fuͤr - trefflichſten gewidmet ſeyn.

2 Es gehen aber billich unſere letztere Tags-Gedanken erſtlich auf das Danken. Dank ſind wir dem Schoͤpfer ſchuldig / daßB b vſei -294[394]Abend-Andacht am Sonntage. ſeine Guͤte und Weisheit den verwiechenen Ruhe-Tag geordnet / und uns Muß gegoͤn - net / Seel und Leib zu erquiken. Dank ſind wir dem Erloͤſer ſchuldig / daß er dieſen Tag mit ſeiner ſiegreichen Auferſtehung geheili - get / und uns mit ſeinem Wort / als dem Lebens Brod / geſpeiſet hat. Dank gebuͤh - ret dem Heiligen Geiſt / der uns zu der Ge - meine der Heiligen beruffen / die heilige Gottes-Maͤnner zum reden und ſchreiben getrieben / den Goͤttlichen Willen eroͤffnet / den Verſtand erleuchtet / die Begierden ge - zaͤhmet / und zum Guten geleitet hat.

3 Dank gebuͤhret der Hochheiligen Dreyeinigkeit wegen des Schuzes des - berlebten Tages; als die uns mit ihren Fit - tigen bedecket / vor den ſchaͤdlichen Nachſtel - lungen des allgemeinen Feindes und ſeiner tuͤckiſchen Werkzeuge beſchirmet / vor tau - ſend Unfaͤllen bewahret / und uns und den Unſerigen alles gutes erwieſen / mit Leib - und Lebens-Nohtdurfft verſorget / und alſo Leben und Wolthat an uns gethan hat.

Pruͤ -395Pruͤfung des Gewiſſens.

* 2 * Pruͤfung des Gewiſſens.

SOlchem Dank ſoll folgen die Pruͤ - fung des Gewiſſens / und Unterſu - chung der verwiechenen Tag-Be - gegnuͤſſe / abſonderlich die Widerholung des gehoͤrten Worts. Soll das Sam - Koͤrnlein kaͤumen und aufgehen / ſo muß es nicht nur in den Acker geworfen / ſondern auch mit Erde bedecket werden: ſo muß auch der Wort-Same in dem Hertzens Feld bewahret werden / wann er Frucht brin - gen ſoll /(n)Luc. 11. v. 28. 8. v. 15. nach dem Zeugnis des Hei - lands. Andaͤchtige Hoͤrer gleichen den reinen Thieren. Wie dieſe das Futter widerkeu - en: ſo widerholen ſie die Seelen-Speiſe / und ziehen / durch oͤftere Betrachtung des Worts / zu ihrer geiſtlichen Nahrung / Safft und Krafft heraus.

5 Man fraget ſich demnach billich: ob man der angehoͤrten Goͤttlichen Lehre / in Kindlicher Einfalt glaubigẽ Beyfall gegebẽ / und diekluͤglende Vernunft bezaͤhmet habe? Ob man der Goͤttlichen Weisheit / Wahrheit und Allmacht die Ehre gegeben / und ſie mit zweifel-muͤtigen gruͤbeln nicht beleidiget? Ob396Pruͤfung des Gewiſſens. Ob man den Kampf wider die Feinde des Goͤttlichen Reichs und Willens mit glaubi - ger Grosmut angetreten / und mlt Beſtaͤn - digkeit fortgeſetzet? Ob man den Goͤttli - chen Segen mit Dankſagung empfangen / zur eigenen Notdurft / und Erleichterung des duͤrftigen Naͤchſten angewendet: oder mit Pracht und Fuͤllerey verſchwendet? Ob man die Sonne nicht habe uͤber ſeinen Zorn untergehen laſſen / und einen Moͤrder zum Schlaff-Geſellen aufbehalten? Ob man die Welt-Eitelkeit und ihre Schein - Guͤter den ewigen Seelen-Schaͤtzen nicht vorgezogen? Kuͤrtzlich: ob man den Tag mit dem Lobe Gottes angefangen / in deſſen Dienſte / zu Nutz des Naͤchſtens / fortge - geſtellet / und darinnen geendet habe?

6 So fleiſſige Haus-Vaͤtter ihre Tag - Buͤcher halten / Eiñam und Ausgab / Schul - den und Gegen-Schulden einzeichnen / und taͤglich Abends berechnen / ob ihnen Gewiñ oder Verluſt bleibe: Warum durchſuchen wir nicht vielmehr unſer Gewiſſen-Regi - ſter / und ſorſchen unſer Weſen; ob wir an Seelen-Reichthum ab - oder zugenommen haben? Warum berechnen wir nicht zeit - lich unſere Suͤnden-Schulden? Lange Rechnungen ſind die verworrenſte. Dem Aufſchieben folget Weitlaͤufftigkeit / derWeit -397Todes-Gedancken. Weitlaͤufftigkeit Gefaͤhrlichkeit. Laſſet uns derowegen unſer Haubt nicht ehe ſanft le - gen / bis wir die Abend-Rechnung gehal - ten / und angehalten haben: daß ſie GOtt in Gnaden richtig erkennen / und mit JEſu Blut durchſtreichen wolle.

* 3 * Todes-Gedanken.

LAſſet uns auch bedenken / daß der Tag unſer Leben / und der Abend das Sterbenbilde. So gewiß der Abend auf den Tag / ſo gewiß folget der Tod auf das Leben. Wie der Sonnen Aufgang auf die Geburt / ſo deutet der Un - tergang auf den Tod. Wie ſich nun ein Tagloͤhner nach den Abend ſoͤhnet / der ihm Ruh und Lohn bringet: ſo hertzlich ſoll uns nach dem Lebens-Ende verlangen / welches die Unruh endet und den gnaͤdigen Kronen-Lohn verſpricht. Dann ſeelig ſind die Toden / die im HErꝛn ſterben / von nun an / und der Geiſt ſpricht / daß ſie ru - hen von ihrer Arbeit. (o)Offenb. 14. v. 13.Und die Gerech - ten empfahen ein herꝛliches Reich / und eine ſchoͤne Krone von der Hand des HErꝛn. (p)B. Weißh. 5. v. 17.

8 Was398Todes-Gedanken.

8 Was ſtellet uns unſer eigenes Bett anders fuͤr / als ein Grab? welches unſere letzte Schlaff-Stelle ſeyn wird / darinnen der Leib / bis an den groſſen Reichs-Tage der Auserwehlten / ruhen ſoll. Wer weiß / ob man uns nicht morgen aus dem Bette in das Beete des Gottes-Ackers / von dem leichten Feder-in das ſchwere Leichen-La - ger bringet? laſſet uns mit dieſen Gedan - ken in die Federn begraben / und alſo liegend dem Tode entgegë gehen. Wer ſich / gegen ſei - ne Ankunft / alſo bereitet / der hat alsdann nichts weiteꝛs zu thun / als Steꝛbẽ. Weꝛ ſich aber in die Eitelkeit alſo vertiefet / daß er an den Tod / vor dem Tode / nicht gedenket / dem bleiben die wichtigſten Geſchaͤffte zu ruck / und wird er ſterben muͤſſen / ehe er die Kunſt ſeelig zu ſterben erlernen kan.

9 Der Abend mahlet uns auch fuͤr das Ende der Welt. Er fertiget die Arbeiter ab / und bringt ihnen den Lohn: Am Welt - Abend werden auch wir / dem Leibe und der Seelen nach / belohnet und abgefertiget werden. Dann wir muͤſſen alle offenbar werden fuͤr dem Richtſtul Chriſti / auf daß ein jeglicher empfahe / wie er gehandelt hat bey Leibs-Leben / es ſey gut oder boͤſe. (q)2. Cor. 5. v. 10.Ein trauriger Abend den Gottloſen / einfroͤ -399Bett - und Bet Gedanken. froͤlicher den Frommen! Jene wird der Richter mit der Zorn-Stimme erſchroͤ - cken: weichet von mir ihr Verfluchte in das ewige Feuer / welches bereitet iſt dem Teufeln und ſeinen Engeln. Dieſe wird er mit dem Gnaden Ruff erquicken: kom - met her / ihr Geſegnete meines Vatters / er - erbet das Reich / das euch bereitet iſt / von Anbegin der Welt. Wie wir nun nicht wiſſen / wann der Lebens-Abend herein - brechen werde / weil uns leichtlich begeg - nen kan / was Hiskias fuͤrchtete / Er ma - chets ein Ende mit mir / den Tag vor A - bends. (r)Eſa. 38. v. 12.So iſt uns auch der Welt-A - bend verborgen / deſſen nahende Zukunft doch die Liebs-Kaͤlte und Suͤnden-Dem - merung weiſſagen.

* 4 * Bett - und Bet-Gedan - ken.

WJll der Todes-Bruder / der Schlaf / die Augen ſchlieſſen / ſo oͤfne dein Hertz / ſchicke deine Seufzer nach den Himmel / um fernere Gnaden Bewah - rung. Die Perlen Schnecken / die ſich / bey Tage / in dem geſaltznen Meer verber -gen /400Bett - und Bet-Gedanken.

[figure]

401Abend-Gebet am Sonntage. gen / begeben ſich Abends an das Ufer / eroͤf - nen ihre Muſcheln / und ſchnappen gleich - ſam nach den Silber-hellen Thautroͤpflein / von welchen ſie die edle Perlen

im Fangen Empfangen;

Die nach und nach in ihnen erhaͤrten / und mit ihren weiß hellen Glanz den himliſchen Urſprung erweiſen: ſo laß und verlaſſe auch du das herbe Meer der Erden-Sor - gen / oͤffne mit hoͤchſter Begierde das Herz / den Gnaden-Thau Gottes zu empfangen; damit du Threnen-Perlen zeugen moͤgeſt / die Zeitigen und fallen / vor Leid uͤber die Suͤnde / vor Freuden uͤber GOttes Guͤ - te / vor Verlangen nach der Seeligkeit.

* 5 * Abend-Gebet am Sonn - tage.

BArmhertziger Vatter im Him - mel / der du in der Schoͤpfung / am heutigen Tage / Liecht und Finſternuͤs unterſchieden / und die Nacht dem Tage nachgeordnet / ich ſage dir nicht allein vor dieſe deine weiſe Ordnung / in ſchuldigſter Demut / Lob und Danck / ſondern ich preiſe auch deine Guͤte /C cdie402Abend-Gebetdie mir an dieſem Tage viel gutes gege - ben / und viel boͤſes abgewendet hat.

Du haſt mir Gnade erwieſen / und in deinem Wort mit mir geredet / mich hin - gegen in meinem Gebet gehoͤret / und wie ich hoffe / erhoͤret.

Du haſt nicht nur der Seele / ſondern auch dem Leibe Raum gegeben / der Ruhe zu genieſen und ſich zu erquicken. O! wie iſt deine Guͤte ſo groß / die du uns armen Menſchen erweiſeſt / O / wie viel ſind dei - ner Wolthaten! wer kan ſie zaͤhlen und erzehlen?

Habe ich / O Vatter / an dieſem Tage / mehr Ruhe dem Leib als der Seele zuge - legt; hab ich dich in der Ruhe in mir geſtoͤ - ret / und meine Luſt / auſer dir / in den Ge - ſchoͤpfen geſuchet: ſo rechne mir dieſe Suͤn - de nicht zu. Du weiſt / was fuͤr ein ſchwa - ches Gemaͤcht wir ſind. Laß / wie ſie iſt / die Fuͤrſprach deines Sohns vor mich / bey dir hochguͤltig ſeyn. Wie er an dieſem Ta - ge aus dem Grabe erſtanden: ſo laß mich von den Suͤnden auferſtehen / zu einem neuen Leben. Laß mich im Leben bewei - ſen / daß ich dir lebe / und der Suͤnden tod ſey.

Gib deinem Wort Krafft / daß es fort - hin nicht leer zu dir komme / und bey mirfort -403am Sonntage. forthin auf keinen Welt-gebahnten / fel - ſichten / noch dornichten Hertzens-Acker falle; ſondern ein gutes Land finde / und Frucht bringe in Gedult.

Und weil es nun an deme iſt / daß mein er - muͤdeter Leib / auf ſeiner Lager-ſtaͤtte / Ru - he ſuchet; ſo laß indeſſen die Seele in dir Ruhe finden. Segne dieſes mein Beten / daß es beeden wol bette.

Laß dieſes Raͤumlein / da ich liege / ei - ne Niderlag meiner Sorgen / und die Fe - dern eine Decke deiner Fittigen ſeyn. Oꝛd - ne mir deine Waͤchter / die heiligen Engel zu / daß ſie den bruͤllenden Hoͤllen-Loͤwen abtreiben; und / ſo mich der Schlaff ſei - nem Bruder / dem Tode / nach deinem Wil - len / ſolte uͤberantworten: ſo faſſe meine Seele / die ich dir hiemit uͤbergebe / in deine ſtarcke Hand / daraus ſie niemand reiſſen kan / und laß ſie / nach dieſem Sonntag / ewige Woñe-Taͤge haben / bis der / mit ihr vereinigte / Leib zugleich den groſſen Sab - bat mit allen Auserwehlten feyren wird. Hoͤre Barmhertziger Vatter / und erhoͤre mich / durch Jeſum / deinen einigen Sohn / in Krafft des Heiligen Geiſtes / Amen.

C c ijSonn -404Abend -

* 6 * Sonntags-Abend - Lied. Nach der Singweiſe: Die helle Sonn iſt nun dahin ꝛc.

DJe liebe Sonne weicht von hier /
der Tag verjagt die Nacht.
Hirt Jſraels! du biſt bey mir:
ich trane deiner Wacht.
2
Gehſt du mir auf / du ewigs Liecht! ſo hab ich Sonnenſchein.
Biſt du bey mir / ſo werd ich nicht /
im Hertzen finſter ſeyn.
3
Fuͤrcht / meine Seele! nur kein Leid:
dein Liecht ſchon tritt herzu.
Bey dir die Sonn einkehret heut /
iſt deiner Ruhe Ruh.
4
Nacht / gute Nacht / mach dich davon!
mein Tag mich dannoch gruͤſt.
Ja meine Sonn iſt GOttes Sohn /
mein Liecht heiſt JEſus CHriſt.
5 Ob405Lied.
5
Ob Suͤnden-Nacht dazwiſchen ſteht /
raubt mir den Sonnenſchein.
Durch ſeines Blutes Morgenroͤth / ſoll ſie zertrieben ſeyn.
6
Geh ſchlaffen / Leib / und ruhe wol
dich ſchutzt der Engel wacht.
Die Sonn geſund dich wecken ſoll
wol ſag ich: gute Nacht!

ENDE.

Kirch Geſang - Buch Oder Zuſammentrag. Der Geiſtlichen Lieder / welche in Evangeliſchen Kirchen beim H. Gottesdienſt pflegen geſungen zu werden. Nuͤrnberg / Gedruckt bei Chriſtian Sigmund-Froberg. Jm Jahr Chriſti / 1681.

m!

ES ſind viel Kirch Geſang-Buͤcher in den Druck gekommen: die mei - ſten aber haben entweder die Lie - der nicht alle / die man in der Kirche ſinget oder ſie maͤngen mit groſſer Anzahl darun - ter die Lieder die offentlich beim Gottes - dienſt nicht pflegen geſungen zu werden / und nur privat - oder Haus Lieder ſind. Weil nun uͤberfluͤßig iſt / dem Kirchgeher / mit ein ſo dicken Buch in die Kirche mit zu - geben / und er außer dem Geſang / in vor - hergehendem Buch in der Kirche genug zu leſen hat: als hat man hier allein die Lieder / die man hin und wieder beim Got - tesdienſt zu ſingen pfleget / anhaͤngen / und die Haubt-Lieder in ein Buch / Geiſtliche Haus Capelle genannt / verſparenwollen. Doch ſind etliche neue / die an etlichen Or - ten auch ſchon in der Kirche geſungen werden / hierzu gethan worden.

1

* 1 * Morgen Lieder.

I
AUs meines Herzen Grunde / Sag ich dir Lob uñ Dank: /: Jn dieſer Morgenſtunde: /: Darzu mein Lebenlang / O Gott in dei - nem Thron! Dir zu Lob / Preiß und Eh - ren / Durch Chriſtum unſern HErren / Dein einge - bohrnen Sohn.
2 Um daß du mich aus Gnadẽ / Jn dieſer vergan - genen Nacht: /: Vor Gefahr und allem Schaden / Behuͤtet und bewacht. Jch bitt demuͤtiglich / Wollſt mir mein Suͤnd vergeben / Womit in dieſem Leben / Jch hab erzoͤrnet dich.
3. Du wollſt auch gnaͤdiglichen / Mich behuͤten dieſen Tag: /: Vors Teufels Liſt und Wuͤten / Vor Suͤnden und vor Schmach / Vor Feur - und Waſ - ſersnoht / Vor Armut und vor Schanden / Vor Ketten und vor Banden / Vor boͤſem ſchnellen Tod.
4 Mein Seel / mein Leib / mein Leben / Mein Weib / Gut / Ehr und Kind: /: Jn deine Haͤndthu geben / Darzu mein Hausgeſind / Jſt dein Geſchenk und Gab / Mein Eltern und Verwandten / Mein Bruͤder und Bekandten / Und alles was ich hab.
5 Dein Engel laß auch bleiben / und weichen nicht von mir: /: Den Satan zu vertreiben / Aufdaß der boͤß Feind hier / Jn dieſem Jammerthal / Sein Tuͤck an mir nicht uͤbe / Leib und Seel nicht betruͤbe / Und bring mich nicht zu Fall.
a ij6 GOtt2Morgen.
6 GOtt will ich laſſen rahten / Dann er all Ding vermag: /: Er ſegne meine Thaten / Mein Fuͤrne - men und Sach. Dann ich ihm heimgeſtellt / Mein Leib mein Seel mein Leben / Und was er mir ſonſt ge - ben: Er machs wies ihm gefaͤllt.
7 Darauf ſo ſprech ich Amen! Und zweiffle nicht daran: /: GOtt wird es allzuſammen / Jhm wolgefallen lan: Und ſtreck aus meine Hand / Greiff an das Werk mit Freuden / Dazu mich GOtt hat beſcheiden / Jn meinem Beruff und Stand.

Joh. Mattheſius.

II

DEr Tag vertreibt die finſtre Nacht / Jhr lieben Chriſten ſeyd munter und wacht / Preiſet Gott den HErren.
2 Die Engel ſingen immerdar / Und loben GOtt in groſſer Schaar / Der alles regiret.
3 Die Haͤhn und Voͤgel mancherley / Loben GOtt mit ihrem Geſchrey / Der ſie ſpeiſet und kleidet.
4 Der Him̃el / die Erd / und das Meer / Geben dem HErꝛn Lob und Ehr / Thun ſein Wolgefallen.
5 Alles was je geſchaffen ward / Ein jedlich Ding nach ſeiner Art / preiſet ſeinen Schoͤpffer.
6 Ey nun Menſch du edle Natur O vernuͤnftige / Creatur / Sey nicht ſo verdroſſen.
7 Gedenck daß dich dein HErꝛ und GOtt / Zu ſei - nem Bild geſchaffen hat / Daß du ihn erkenneſt:
8 Und lieb habeſt aus Herzen-Grund / Und bekeñeſt mit deinem Mund / Sein alſo genießeſt.
9 Weil du nun ſeinen Geiſt gekoſt / Und ſeiner Gnad genoſſen haſt / So dank ihm von Herzen.
10 Sey munter / bet mit Fleiß und wach / ſih daß du ſtets in ſeiner Sach / Treu werdeſt erfunden.
Du3Lieder.
11 Du weiſt nicht wenn der HErre koͤmmt / Dann er dir keine Zeit beſtimmt / Sondern ſtets heiſt wachen.
12 So uͤb dich nun in ſeinem Bund / Lob ihn mit Her - zen / That und Mund / Dank ihm ſeiner Wolthat.
13 Sprich: O Vatter in Ewigkeit / Jch dank dir aller Guͤtigkeit / Mir bisher erzeiget.
14 Durch Jeſum Ehriſtum deinen Sohn / Welchem ſamt dir im hoͤchſten Thron / All Engel lobſingen.
15 Hilf Herꝛ daß ich dich gleicher weiß / Von nun an allzeit lob und preiß / Jn Ewigkeit / Amen.

Heinr. Albert.

III

JCh dank dir lieber HErre / Daß du mich haſt bewahrt / Jn dieſer Nacht ſo gefaͤhre / Darin ich lag ſo hart / Mit Finſternis um - fangen / Darzu in groſſer Noht / Woꝛaus ich bin ent - gangen / Halfſt du mir HErre GOtt.
2 Mit Dank wil ich dich loben / O du mein GOtt und HErꝛ / Jm Himmel hoch dort oben / Den Tag mich auch gewaͤr / Worum ich dich thu bitten / Und auch dein Will mag ſeyn: Leit mich in deinen Sitten Und brich den Willen mein.
3 Daß ich / HErꝛ / nicht abweiche / Von deiner rechten Bahn / Der Feind mich nicht erſchleiche / Da - mit ich irꝛ moͤcht gahn. Erhalt mich durch dein Guͤte / Das bitt ich fleißig dich / Fuͤrs Teufels Liſt und Wuͤten / Damit er ſezt an mich.
4 Den Glauben mir verleihe / An dein Sohn JEſum Chriſt / Mein Suͤnd mir auchverzeihe / Al - hie zu dieſer Friſt. Du wirſt mirs nicht verſagen / Wie du verheiſſen haſt: Daß er mein Suͤnd thut tragen / Und loͤſt mich von der Laſt.
5 Die Hoffnung mir auch gibe / Die nicht ver -a iijder /4Morgen -derben laͤſt / Darzu ein Chriſtliche Liebe / Zu dem der mich verlezt: Daß ich ihm guts erzeige / Such nicht darin das mein / Und lieb ihn als mich eigen / Nach all dem Willen dein.
6 Dein Wort laß mich bekennen / Fuͤr dieſer ar - gen Welt: Auch mich dein Diener nennen / Nicht foͤrchten Gwalt noch Geld / Das mich bald moͤgt verleiten / Von deiner Warheit klar: Wollſt mich auch nicht abſcheiden / Von der Chriſtlichen Schaar.
7 Laß mich den Tag vollenden / Zu Lob dem Na - men dein: Daß ich nicht von dir wende / Ans End beſtaͤndig ſeyn. Behuͤt mir Leib und Leben / Darzu die Fruͤcht im Land: Was du mir haſt gegeben / Steht alls in deiner Hand.
8 HErꝛ Chriſt / dir Lob ich ſage / Um deine Wol - that all Die du mir all mein Tage / Erzeigt haſt uͤber - all. Dein Namen wil ich preiſen / Der du allein biſt gut / Mit deinem Leib mich ſpeiſe / Traͤnk mich mit deinem Blut.
9 Dein iſt allein die Ehre / Dein iſt allein der Ruhm: Die Rach dir niemand wehre / Dein Se - gen zu uns kom: daß wir im Fried entſchlaffen: Mit Gnaden zu uns eil; Gib uns des Glaubens Waffen / Fuͤrs Teufels liſtige Pfeil.

Joh. Kolroß.

IV
JCh dank dir ſchon / Durch deinen Sohn O GOtt durch deine Guͤte / Daß du mich heut in dieſer Nacht ſo gnaͤdig haſt behuͤtet.
2 Jn welcher Nacht ich lag ſo hart / Mit Fin - ſternis umfangen / Von all meinn Suͤndn geplaget ward / die ich mein Tag begangen.
3 So bitt ich dich aus Herzen-Grund / Du wol - leſt mir vergeben / all meine Suͤnd / die ich begunt in meinem ganzen Leben.
4 Und5Lieder.
4 Und wolleſt mich auch dieſen Tag in deinem Schutz erhalten / Daß mir der Feind nicht ſchaden mag / Mit Luͤſten mannigfalte.
4 Regir mich nach dem Willen dein / Laß mich in Suͤnd nicht fallen / Aufdaß dir moͤg das Leben mein / Und all mein Thun gefallen.
5 Denn ich befehl dir Leib und Seel / Und alls in deine Haͤnde / Jn meiner Angſt und ungefell / HErꝛ mir dein Huͤlffe ſende.
6 Auf daß der Fuͤrſt in dieſer Welt / Kein Macht an mir nicht finde / So mich HErꝛ nicht dein Gnad erhaͤlt / Jſt er mir viel zu gſchwinde.
7 Jch hab es all mein Tag gehoͤrt / Menſchen Huͤlff iſt verlohren / So ſteh mir bey du treuer Hort / Zur Huͤlf biſt du geboren.
8 Allein Gott in der Hoͤh ſey Preiß / Samt ſeinem einigen Sohne / in Einigkeit des Heiligen Geiſts / der herꝛſcht ins Himmels Throne.

Mich. Prætorii.

V
JCh danke dir / HErꝛ Gott / in deinem Throne / Durch JEſum Chriſtum deinen lieben Soh - ne / Daß du mich heute dieſe Nacht bewahret / Vor allem Schaden und vor aller Gfahre / Und bit - te dich / wollſt mir all Suͤnd vergeben. Behuͤt mich auch heut dieſen Tag gar eben.
2 Dann ich dir / HErꝛ in deine Haͤnd beſehle / Mein Leib und Gut und meine arme Seele. Dein Heil. Engel zu allen Zeiten / Der ſey und bleib bei mir auf allen Seiten / Auf daß der boͤſe Feind ſo arg und gſchwinde / Nimmermehr keine Macht an mir moͤg finden.
3 Jch bitte auch / HErꝛ GOtt / vor alle Men - ſchen / inſonderheit vor alle fromme Chriſten / vora iiijmei -6Morgen-Lieder. meine Eltern / Gſchwiſter und Verwandten / Sie ſeyen hier oder in fremden Landen: Vor allem Un - fall wollſt du ſie bewahren / Laß ihnen alles gutes widerfahren.
4 All traurige / verfolgte Leut und Kranken / all die in Truͤbſal nach dir HErꝛ verlangen / Die wolleſt du in ihrem Noͤten troͤſten / Und endlich ſie aus aller Noht erloͤſen. All arme Suͤnder zu dir / HERR / bekehre. Ein ſeeligs End uns allen ſamt beſchere.

A. Lobwaſſer.

VI

Jm Thon:

Nun laſſt uns GOtt dem HErꝛn.
WAch auf / mein Herz! und ſinge Dem Schoͤpfer aller Dinge / Dem Geber aller Guͤter / Dem frommen Menſchen Huͤter.
2 Heut / als die dunkle Schatten / Mich ganz umgeben hatten / Hat Satan mein begehret / GOtt aber hats gewehret.
3 Ja / Vatter / als er ſuchte / Daß er mich freſſen mochte / War ich in deinem Schoſſe / dein Fluͤgel mich beſchloſſe.
4 Du ſprachſt: mein Kind nun lige / Trotz dem der dich betruͤge! Schlaff wol laß dir nicht grauen / Du ſolt die Sonne ſchauen.
5 Dein Wort das iſt geſchehen / Jch kan das Liecht noch ſehen / Fuͤr Noht bin ich befreyet / Dein Schutz hat mich verneuet.
6 Du wilſt ein Opfer haben / Hie bring ich meine Gaben: Mein Weyrauch und mein Widder / Sind mein Gebet und Lieder.
7 Die wirſt du nicht verſchmaͤhen / Du kanſt ins Herze ſehen / Und weiſt wol / daß zur Gabe Jch ja nichts beſſers habe.
8 So7Abend-Lieder.
8 So wollſt du nun vollenden / Dein Werk an mir / und ſenden / Der mich an dieſem Tage / Auf ſei - nen Haͤnden trage.
9 Sprich ja zu meinen Thaten / Hilf ſelbſt das Beſte rahten / Den Anfang / Mittl und Ende / Ach HErꝛ! zum beſten wende.
10 Mit Seegen mich beſchuͤtte Mein Herz ſey deine Huͤtte / Dein Wort ſey meine Speiſe / Bis ich gen Himmel reiſe.

Paul Gerhard.

* 2 * Abend Lieder.

I
CHriſt der du biſt der helle Tag / Fuͤr dir die Nacht nicht bleiben mag / Du leuchteſt uns vom Vatter her / Und biſt des Liechtes Prediger.
2 Ach lieber Herꝛ behuͤt uns heint / Jn dieſer Nacht fuͤrm boͤſen Feind / Und laß uns in dir ruhen fein / Und fuͤr dem Satan ſicher ſeyn.
3 Ob ſchon die Augen ſchlaffen ein / So laß das Herz doch wacker ſeyn / Halt uͤber uns dein rechte Hand / Daß wir nicht falln in Suͤnd und Schand.
4 Wir bitten dich HErꝛ JEſu Chriſt / Behuͤt uns fuͤr des Teufels Liſt / Der ſtets nach unſer See - len tracht / Daß er an uns hab keine Macht.
5 Sind wir doch dein ererbtes Gut / Erworben durch dein theures Blut / das war des ewigen Vat - ters Raht / Als er uns dir geſchenket hat.
6 Befihl deinm Engel daß er kommt / Und uns bewach dein Eigentum / Gib uns die lieben Waͤch - ter zu / Daß wir fuͤrm Satan haben Ruh.
a v7 So8Abend -
7 So ſchlaffen wir im Namen dein / Dieweil die Engel bey uns ſeyn / Du Heilige Drei Einigkeit / Wir loben dich in Ewigkeit.

Mich. Weiß.

II
CHriſte / der du biſt Tag und Liecht / Fuͤr dir iſt HERR verborgen nicht: Du vaͤtterliches Liechtes Glanz / lehr uns den Weg der War - heit ganz.
2 Wir bitten dein Goͤttliche Kraft / Behuͤt uns HErꝛ in dieſer Nacht / Bewahr uns HErꝛ vor allem Leid / GOtt Vatter der Barmhertzigkeit.
3 Vertreib den ſchweren Schlaf HErꝛ Chriſt / Daß uns nicht ſchad des Feindes Liſt / Das Fleiſch in Zuͤchten reine ſey / So ſind wir mancher Sor - gen frey.
4 So unſer Augen ſchlaffen ein / So laß das Herz doch wacker ſeyn / Beſchirm uns Gottes rechte Hand / und loͤß uns von der Suͤnden Band.
5 Beſchirmer HErꝛ der Chriſtenheit / Dein Huͤlff allzeit ſey uns bereit / Hilf uns HErꝛ GOtt aus aller Noht / Durch dein Heilig fuͤnf Wun - den roht.
6 Gedenk / O HErꝛ der ſchweren Zeit / Damit der Leib gefangen leit / Der Seelen / die du haſt er - loͤſt / Der gib HErꝛ JEſu deinen Troſt.
7 GOtt Vatter ſey Lob / Ehr und Preiß / darzu auch ſeinem Sohne weiß / Des Heilign Geiſtes Guͤ - tigkeit / Von nun an bis in Ewigkeit / Amen!

M. Weiß.

III
DJe helle Sonn iſt nun dahin / Das Liecht verſchliechẽ iſt: Doch glaͤnzt meinm Herzẽ ein Rubin / Der heiſſet JEſus Chriſt.
2 O9Lieder.
2 O Diamant! O du Saphir! O du Ophi - riſch Gold! O Perle mein! O hoͤchſte Zier! O al - les was ich wollt.
3 Wie koͤnt es doch mir finſter ſeyn / Wo du noch gibeſt Liecht? Bei dir iſt alles hell und rein / Bei dir kein Tag gebricht.
4 Laß nur die groſſe Suͤnden-Laſt / Die ich ge - haͤuffet hab / Mich bei dir manchen nicht verhaſt / Noch ſondern von dir ab.
5 Setz du uͤms Bettlein meiner Ruh / Ein Schildwacht unverzagt / Dein heilge Waͤchter gib mir zu: So bleib ich unverjagt.
6 Jch ſchlaffe hin: mein HErꝛ der wacht: Dem ſag ich Dank zur lezt / Daß er hat alles wol gemacht Gelegt wol / wol geſezt.
7 Laß mit deim Lob mich ſchlaffen ein / Und wie - der wachen auf: Mich ſtetig laſſe bei dir ſeyn: HErꝛ! ich verlaß mich drauf.

J. M. Dilherꝛ.

IV
HJnunter iſt der Sonnenſchein / Die finſtre Nacht bricht ſtark herein / Leucht uns HErꝛ Chriſt / du wahres Liecht / Laß uns im Fin - ſtern wandeln nicht.
2 Dir ſei Dank / daß du uns den Tag / Fuͤr Scha - dn / Gefahr und mancher Plag / Durch deinen En - gel haſt behuͤt / Aus Gnad und vaͤtterlicher Guͤt.
3 Womit wir habn erzuͤrnet dich / Daſſelb ver - zeih uns gnaͤdiglich / Und rechn es unſer Seel nicht zu / Las uns ſchlaffen mit Fried und Ruh.
4 Durch dein Engel die Wach beſtell / Daß uns der boͤſe Feind nicht fell / Fuͤr Schreckn / Geſpenſt und Feuersnoht / Behuͤt uns heut / O treuer GOtt!
5 Das10Abend -
5 Das wir geſund / wieder aufſtehn / Froͤlich an unſer Arbeit gehn / Dir dienen bis ans lezte End / So nim̃ unſr Seel in deine Haͤnd.

Nic. Herman.

V
NUn ruhen alle Waͤlder / Vieh / Menſchen / Staͤdt und Felder / Es ſchlaͤfft die ganze Welt: Jhr aber meine Sinnen / Auf / auf / ihr ſolt beginnen / Was eurem Schoͤpſer wolgefaͤllt.
2 Wo biſt du Sonne blieben? Die Nacht hat dich vertrieben / Die Nacht des Tages Feind: Fahr hin! ein andre Sonne / Mein JEſus meine Wonne / Gar hell in meinem Herzen ſcheint.
3 Der Tag iſt nun vergangen / Die guͤldne Sternen prangen / Am blauen Himmels-Saal: Al - ſo werd ich auch ſtehen / Wenn mich wird heiſſen ge - hen / Mein GOtt aus dieſem Jammrrthal.
4 Der Leib eilt nun zur Ruhe / Legt ab das Kleid und Schuhe / Das Bild der Sterblichkeit / Zieh ich hie aus: dagegen / Wird Chriſtus mir anlegen / Den Rock der Ehr und Herꝛlichkeit.
5 Das Haubt / die Fuͤß und Haͤnde / Sind froh / daß nun zum Ende / Die Arbeit kommen iſt / Herz / freu dich / du ſolt werden / Vom Elend dieſer Erden / Und von der Suͤnden Arbeit frey.
6 Nun geht ihr matten Glieder / Geht hin und legt euch nieder / Des / Bettes ihr begehrt: Es kom - men Stund und Zeiten / Da man euch wird bereiten / Zu Ruh ein Bettlein in der Erd.
7 Mein Augen ſtehn verdroſſen / Jm Huy ſind ſie geſchloſſen: Wo bleibt denn Leib und Seel / Nim̃ ſie zu deinen Gnaden / Sey gut fuͤr allen Schaden / Du Aug und Waͤchter Jſrael.
8 Breit aus die Fluͤgel beyde / O JEſu meineFreu11Lieder. Freude / Und nimm dein Kuͤchlein ein / Will Satan mich verſchlingen / So laß die Engel ſingen: Diß Kind ſoll unverletzet ſeyn.
9 Auch euch / ihr meine Lieben / Soll heute nicht betruͤben / Ein Unfall noch Gefahr / GOtt laß euch ſeelig ſchlaffen / Stell euch die guldne Waffen / Ums Bett und ſeiner Engel-Schaar.

Paul. Gerhard.

VI
WErde munter mein Gemuͤte / und ihr Sin - nen geht herfuͤr: Daß ihr preiſet Gottes Guͤte / Die er hat gethan an mir / Da er mich den ganzen Tag / Fuͤr ſo mancher ſchweren Plag / Hat erhalten und beſchuͤtzet / Daß mich Satan nicht beſchmitzet.
2 Lob und Dank ſey dir geſungen / Vatter der Barmhertzigkeit / Daß mir iſt mein Werk gelungen / Daß du mich fuͤr allem Leid / Und fuͤr Suͤnden man - cher Art / So getreulich haſt bewahrt / Auch die Feind hinweg getrieben / Daß ich unbeſchaͤdigt blieben.
3 Keine Klugheit kan ausrechnen / Deine Guͤt und Wunderthat / Ja kein Redner kan ausſpre - chen / Was dein Hand erwieſen hat: Deiner Wolthat iſt zu viel / Sie hat weder Maß noch Ziel / Ja du haſt mich ſo gefuͤhret / Daß kein Unfall mich beruͤhret.
4 Dieſer Tag iſt nun vergangen / Die betruͤbte Nacht bricht an / Es iſt hin der Sonne prangen / So uns all erfreuen kan: Stehe mir / O Vatter! bey / Daß dein Glanz ſtets vor mir ſey / Und mein kaltes Herz erhitze / Wañ ich gleich im Finſtern ſitze.
5 HERR verzeihe mir aus Gnaden / Alle Suͤnd und Miſſethat / Die mein armes Herz bela - den / Und ſo gar vergiftet hat / Daß auch Satandurch12Abend-Lieder. durch ſein Spiel / mich zur Hoͤlle ſtuͤrzen wil: Da kanſt du allein erretten; Straffe nicht mein uͤber - retten.
6 Vin ich gleich von dir gewichen / Stell ich mich doch wieder ein / Hat uns doch dein Sohn vergli - chen / Durch ſein Angſt und Todes Pein: Jch ver - laͤugne nicht die Schuld; Aber deine Gnad und Huld / Jſt viel groͤſſer als die Suͤnde / Die ich ſtets in mir befinde.
7 O du Liecht der frommen Seelen! O du Glanz der Ewigkeit / Dir wil ich mich ganz befehlen / Dieſe Nacht und allezeit: Bleibe doch mein GOtt bei mir / Weil es nunmehr tunkel ſchier: Da ich mich ſo ſehr betruͤbe / Troͤſte mich mit deiner Liebe.
8 Schuͤtze mich fuͤrs Teufels Netzen / Fuͤr der Macht der Finſternis / Die mir manche Nacht zu - ſetzen / Und erzeigen viel Verdrieß. Laß mich dich O wahres Liecht! Nimmermehr verlieren nicht / Wann ich dich nur hab im Herzen / Fuͤhl ich nicht der See - le Schmerzen.
9 Wann mein Augen ſchon ſich ſchlieſſen / Und ermuͤdet ſchlaffen ein: Muß mein Herz dannoch geflieſſen / Und auf dich gerichtet ſeyn / Meiner See - le mit Begier / Traͤume ſtets O GOTT von dir! Daß ich feſt an dir bekleibe / Und auch ſchlaffend dein verbleibe.
10 Laß mich dieſe Nacht empfinden / Eine ſanft und ſuͤſſe Ruh / Alles Ubel laß verſchwinden / Decke mich mit Segen zu / Leib und Seele / Muht und Blut / Weib und Kinder Haab und Gut / Freunde / Feind und Hausgenoſſen / Seyn in deinen Schutz geſchloßen.
11 Ach bewahre mich fuͤr Schrecken! Schuͤ - tze mich fuͤr uͤberfall: Laß mich Krankheit nicht auf -wecken /13Advent-Lieder. wecken / Treibe weg des Krieges Schall / Wende Feur - und Waſſersnoht / Peſtilenz und ſchnellen Tod / Laß mich nicht in Suͤnden ſterben / Noch an Leib und Seel verderben.
12 O du groſſer GOtt erhoͤre! was dein Kind gebeten hat / JESU den ich ſtets verehre / Bleibe ja mein Schutz und Raht / Und mein Hort / du wehrter Geiſt / Der du Freund und Troͤſter heiſt / Hoͤre doch mein ſoͤhnlich Flehen. AMEN! ja / es ſoll geſchehen.

Joh. Riſt.

* 3 * Advent-Lieder.

I
NUn komm der Heyden Heiland / Der Jung - frauen Kind erkannt / des ſich wundert alle Welt / GOtt ſolch Geburt ihm beſtellt.
2 Nicht von Manns Blut noch vom Fleiſch / Al - lein von dem Heilign Geiſt / Jſt Gottes Wort wor - den ein Menſch / Und bluͤht ein Frucht Weibes Fleiſch.
3 Der Jungfrau Leib ſchwanger ward / Doch bleib Keuſch heit rein bewahrt / Leucht herfuͤr manch Tugend ſchon / GOtt da war in ſeinem Thron.
4 Er gieng aus der Kammer ſein / Dem Koͤni - glichen Saal ſo rein / GOtt von art und Menſch ein Held / ſein Weg er zu lauffen eilt.
5 Sein Lauff kam vom Vatter her / Und kehrt wieder zum Vatter / fuhr hinunter zu der Hoͤll / Und wider zu Gottes Stul.
6 Der du biſt dem Vatter gleich / Fuͤhr hinausden14Advent -den Sieg im Fleiſch / Daß dem ewig Gottes Gewalt Jn uns das krank Fleiſch erhalt.
7 Dein Krippen glaͤnzt hell und klar / Die Nacht gibt ein neues Liecht dar / Dunkel muß nicht kommen darein / Der Glaub bleibt immer im Schein.
8 Lob ſey GOtt dem Vatter thon / Lob ſey GOtt ſeinem einigen Sohn / Lob ſey GOtt dem Heiligen Geiſt immer und in Ewigkeit.

D. M. L.

II
LOb ſey dem Allmaͤchtigen GOtt / Der ſich unſer erbarmet hat / Geſandt ſein allerliebſten Sohn / Aus ihm geborn im hoͤchſten Thron.
2 Auf daß er unſer Heiland wuͤrd / Uns freye von der Suͤnden Buͤrd / Und durch ſeine Gnad und Warheit / Fuͤhrt zu der ewigen Klarheit.
3 O groſſe Gnad und Guͤtigkeit! O tieffe Lieb und Mildigkeit! GOtt thut ein Werk / das ihm kein Mann / Auch kein Engel verdanken kan.
4 GOtt nimt an ſich unſer Natur / Der Schoͤp - fer / eine Creatur / Er veracht nicht ein armes Weib Menſch zu werden in ihrem Leib.
5 Des Vatters Wort in Ewigkeit / Wird Fleiſch in aller Reinigkeit Das A und O / Anfang und End / Gibt ſich fuͤr uns in groß Elend.
6 Was iſt der Menſch? was iſt ſein Thun? Daß GOtt fuͤr ihn gibt ſeinen Sohn? Was darff unſer das hoͤchſte Gut / Daß es ſo unſert halben thut.
7 O weh dem Volk / daß ihn veracht! Der Gnad ſich nicht theilhaftig macht / Nicht hoͤren will des Sohnes Stimm! Dann auf ihm bleibet GOttes Grimm.
7 O Menſch wie daß du nicht verſtehſt! Und dem Koͤnig entgegen gehſt! Der dir ſo ganzdemuͤ -15Lieder. demuͤtig koͤmmt / Und ſich dein ſo treulich annimmt.
9 Ei nim ihn heut mit Freuden an / Bereit ihm deines Herzens Bahn / Aufdaß er komm in dein Gemuͤt / Und du genieſſeſt ſeiner Guͤt.
10 Unterwirff ihm deine Vernunfft / Jn dieſer Gnadenreichn Zukunft / Untergib ſeiner Herꝛlichkeit. Die Werk deiner Gerechtigkeit.
11 Wo du diß thuſt / ſo iſt er dein / Bewahrt dich fuͤr der Hoͤllenpein: Wo nicht / ſo ſih dich eben fuͤr / Denn er ſchleuſſt dir des Himmels Thuͤr.
12 Sein erſte Zukunft in die Welt / Jſt in ſanft - muͤtiger Geſtalt / Die ander wird erſchroͤklich ſeyn / Der Gottloſen zu groſſer Pein.
13 Die aber itzt in Chriſto ſtehn / Werden als - denn zur Freuden gehn / Und beſitzen der Engel Choͤr / Daß ſie kein uͤbel mehr beruͤhr.
14 Dem Vatter in dem hoͤchſten Thron / Samt ſeinen eingebornen Sohn / Dem Heiligen Geiſt glei - cher Weiß / Sey in Ewigkeit Dank und Preiß.

Mich. Weiß.

III Magnificat.
MEine Seel erhebt den HErren / und mein Geiſt freuet ſich Gottes meines Heilands.
2 Denn er hat die Niedrigkeit ſeiner Magd angeſehen / Sihe von nun an werden mich ſe - lig preiſen alle Kindes Kind.
3 Denn er hat groſſe Ding an mir gethan / der da maͤchtig iſt / und des Name heilig iſt.
4 Und ſeine Barmherzigkeit waͤret immer fuͤr fuͤr / bey denen die ihn fuͤrchten.
5 Er uͤbet Gewalt mit ſeinem Arm / und zerſtreuet die hoffaͤrtig ſind in ihres Herzens Sinn.
b6 Er16Advent-Lieder.
6 Er ſtoͤſt die Gewaltigen vom Stul / und er - hebt die Niedrigen.
7 Die Hungrigen fuͤllet er mit Guͤtern / und laͤſt die Reichen leer.
8 Er denket der Barmherzigkeit / und hilft auf ſeinem Diener Jſrael.
9 Wie er geredt hat unſern Vaͤttern / Abraham und ſeinem Samen ewiglich.
10 Lob und Preiß ſey GOtt dem Vatter / und dem Sohn / und dem Heiligen Geiſt.
11 Wie es war im Anfang / iezt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.
IV
VOn Adam her ſo lange Zeit / war unſer Fleiſch vermaledeyt / Seel und Geiſt biß in Tod verwundt / am ganzen Menſchen nichts geſund.
2 Uns hat umfangen groſſe Noht / uͤber uns herꝛ - ſchet Suͤnd und Tod / wir ſunken in der Hoͤllẽ Grund und war niemand der helffen kund.
3 GOtt ſah auf aller Menſchen ſtaͤt / nach einem der ſeinn Willen thaͤt / er ſucht ein Mann nach ſei - nem Muht / fand aber nichts denn Fleiſch und Blut.
4 Denn die rechtſchaffne Heiligkeit / Wuͤrdig - keit und Gerechtigkeit / hatten ſie in Adam verlorn / aus welchem ſie waren geborn.
5 Als er ſolch groß Siechtum erkannt / und kei - nen Artzt noch Helffer fand / dacht er an ſeine groſ - ſe Lieb / und wie ſein Wort warhafftig blieb.
6 Sprach: ich will Barmhertzigkeit thun / fuͤr die Welt geben meinen Sohn / daß er ihr Arzt und Heiland ſey / ſie gefund mach und benedey.
7 Er17Weihnacht-Lieder.
7 Er ſchwur ein Eyd dem Abraham / auch dem David von ſeinem Stamm / veꝛhieß ihm zu geben den Sohn / und durch ihn der Welt Huͤlffe thun.
8 Er thaͤts auch den Propheten kund / und brei - tets aus durch ihren Mund / davon Koͤnig und from - me Leut / ſein warteten vor langer Zeit.
9 Ob ſie wol / wie ihr Herz begehrt / Deß leiblich nicht wurden gewaͤrt / Doch hatten ſie im Glauben Troſt / Daß ſie ſolten werden erloͤſt.
10 Da aber kam die rechte Zeit / Von welcher Jacob propheceyt / Las er ihm ein Jungfrau aus / Einm Mann vertraut / von Davids Haus.
11 Jn der wirckt er mit ſeiner Kraft / Schuf von Blut ihrer Jungfrauſchaft / Das rein gebenedeyte Kind / Bei dem man Gnad und Warheit find.
12 O Chriſt gebenedeyte Frucht / Empfangen rein in aller Zucht / Gebenedeyt und mach mich frey / Sei unſer Heil Troſt / und Artzney.

4 Weihnacht Lieder.

I
LHriſtum wir ſollen loben ſchon / Der reinen Magd Marien Sohn / So weit die liebe Sonne leucht / Und an aller Welt En - de reicht.
2 Der ſelig Schoͤpfer aller Ding / Zog an eins Knechtes Leib gering: Daß er das Fleiſch durchs Fleiſch eꝛwuͤrb / Und ſein Geſchoͤpf nicht alls verduͤrb.
3 Die Goͤttlich Gnad vom Himmel groß / Sich in die keuſche Mutter goß / Ein Maͤgdlein trug ein heimlich Pfand / Daß der Natur war unbekand.
b ij4 Das18Weihnacht -
4 Das zuͤchtig Hauß des Hertzens zart / Gar bald ein Tempel Gottes ward / Die kein Mann ruͤhret noch erkant / Von Gottes Wort man ſie ſchwan - ger fand.
5 Die edle Mutter hat geborn / Den Gabriel ver - hieß zuvorn / Den St. Johannes mit ſpringen zeigt; Da er noch lag im Mutterleib.
6 Er lag im Heu mit Armut groß / Die Krippen hart ihn nicht verdroß / Es war ein kleine Milch ſein Speiß / Der nie kein Voͤgelein hungern ließ.
7 Des Himmels Chor ſich freuen drob / Und die Engel ſingen GOtt Lob: Den armen Hirten wird vermeld / Der Hirt und Schoͤpffer aller Welt.
8 Lob / Ehr und Dank ſey dir geſagt / Chriſt ge - born von der reinen Magd / Mit Vatter und dem Heiligen Geiſt / Von nun an biß in Ewigkeit / Amen!

D. M. Luth.

II
DEr Tag der iſt ſo freudenreich / Aller Creatu - re: /: Den Gottes Sohn vom Himmelreich / Uber die Nature / Von einer Jungfrau iſt geborn: Maria du biſt auserkorn / Daß du Mut - ter werdeſt: Was geſchah ſo wunderlich? Gottes Sohn von Himmelreich / Der iſt Menſch geboren.
2 Ein Kindelein ſo loͤbelich / Jſt uns geboren heu - te: /: Von einer Jungfrau ſaͤuberlich / Zu Troſt uns armen Leuten. Waͤr uns das Kindlein nicht ge - born / So waͤrn wir allzumal verlorn: Das Heil iſt unſer aller / Ei du ſuͤſſer JEſu Chriſt! Daß du Menſch geboren biſt / Behuͤt uns fuͤr der Hoͤllen.
3 Als die Sonn durchſcheint das Glas / Mit ih - ren klaren Scheine: /: Und doch nicht verſehret das / So merket allgemeine: Zu gleicher Weiß gebo - ren ward / Von einer Jungfrau rein und zart /GOt -19Lieder. GOttes Sohn der werthe / Jn ein Krippn ward er gelegt / Groſſe Marter fuͤr uns traͤgt / Hie auf die - ſer Erden.
4 Die Hirten auf dem Felde warn / Erfuhren neue Maͤhre: /: Von den Engeliſchen Scharn / Wie Chriſtus geboren waͤre / Ein Koͤnig uͤber alle Koͤnig groß / Herods die Red gar ſehr verdroß: Ausſand er ſeine Boten / Ei wie gar eine falſche Liſt / Erdacht er wider JEſum Chriſt / Die Kindlein ließ er toͤdten.

D. M. L.

III
EJn Kind geborn zu Bethlehem / Bethlehem / Des freuet ſich Jeruſalem / Halle. Halleluja.
2 Hie ligt es in dem Krippelein / Krippe - lein / Ohn Enbe iſt die Herꝛſchafft ſein / Halle. Hal - leluja.
3 Das Oechslein und das Eſelein / Eſelein / Er - kanten GOtt den HErren ſein / Halle. Halleluja.
4 Die Koͤnig aus Saba kamen dar / kamen dar / Gold / Weirauch / Myrrhen brachten ſie dar / Halle. Halleluja.
5 Sein Mutter iſt die reine Magd / reine Magd / Die ohn ein Mann geboren hat / Halle. Halleluja.
6 Die Schlang ihn nicht vergiften kunt / ver - giften kunt / Jſt worden unſer Blut ohn Suͤnd / Hal - le. Halleluja.
7 Er iſt uns gar gleich nach dem Fleiſch / nach dem Fleiſch / Der Suͤnden nach iſt er uns nicht gleich Halle. Halleluja.
8 Damit er uns ihm machet gleich / machet gleich / und wieder braͤcht zu Gottes Reich / Halle. Halleluja.
9 Fuͤr ſolche gnadenreiche Zeit / reiche Zeit / Sey GOtt gelobet in Ewigkeit / Halle. Halleluja.

Petr. Dresd.

b iijEr20Weihnacht -

IV

Jn eigener Melodei.

ERmuntre dich mein ſchwacher Geiſt / Und trage groß Verlangen / Ein kleines Kind / das Vatter heißt / Mit Freuden zu empfan - gen / Diſt iſt die Nacht / darinn es kam / Und menſch - lich Weſen an ſich nahm / Dadurch die Welt mit Treuen / Als ſeine Braut zu freyen.
2 Willkommn / O ſuͤſſer Braͤutigam / Du Koͤ - nig aller Ehren / Willkommn / O JEſu GOttes Lamm / Jch wil dein Lob vermehren / Jch wil dir all mein Lebenlang / Von Herzen ſagen Preis und Dank / Daß du / da wir verloren / Fuͤr uns biſt Menſch geboren.
3 O groſſer GOtt / wie / kont es ſeyn / Dein Him - melreich zu laſſen / Zu ſpringen in die Welt hinein / Da nichts den Neid und haſſen / Wie konteſt du die groſſe Macht / Dein Koͤnigreich / die Freuden - pracht / Ja dein erwuͤnſchtes Leben / Fuͤr ſolche Feind hingeben?
4 Jſt doch / HErꝛ JEſu / deine Braut / Ganz arm und voller ſchanden / Noch haſt du dir ſie ſelbſt vertraut / Am Creutz in Todes-Banden / Jſt ſie doch nichts: als Uberfluß / Fluch / Unflat / Tod und Fin - ſternus / Noch darfſt du ihrentwegen / Dein Scepter von dir legen.
5 Du Fuͤrſt und Herꝛſcher dieſer Welt / Du Friedens wiederbringer / Du kluger Raht und dapffrer Held / Du ſtarker Hoͤllenzwinger / Wie iſt es muͤglich / daß du dich / Erniedrigeſt ſo jaͤm - merlich / Als waͤreſt du im Orden / der Bettler Menſch geworden?
6 O groſſes Werk / O Wundernacht / Der - gleichen nie gefunden! Du haſt den Heyland her -gebracht21Lieder. gebracht / Der alles uͤberwunden / Du haſt gebracht den ſtarken Mann / Der Feur und Wolken zwin - gen kan / Fuͤr dem die Himmel zittern / Und alle Berg erſchuͤttern.
7 O liebſtes Kind / O ſuͤſſer Knab / Holdſelig von Geberden / Mein Bruder / den ich lieber hab / Als alle Schaͤtz auf Erden / Komm ſchoͤnſter in mein Herz hinein / Komm eilend laß die Krippen ſeyn / Komm / komm / ich wil bey Zeiten / Dein Lager dir bereiten.
8 Sag an / mein Herzensbraͤutigam / Mein Hoff - nung / Freud und Leben / Mein edler Zweig aus Ja - cobs Stamm / Was ſol ich dir auch geben? Ach nim̃ von mir Leib / Seel und Geiſt / Ja alles was Menſch iſt und heiſt / Jch wil mich ganz verſchreiben / Dir ewig treu zu bleiben.
9 Lob / Preis und Dank / HErꝛ JEſu Chriſt / Sey dir von mir geſungen / Daß du mein Bruder worden biſt / Und haſt die Welt bezwungen / Hilf / daß ich deine Guͤtigkeit / Stets preiß in dieſer Gna - denzeit / Und moͤg hernach dort oben / Jn Ewigkeit dich loben.

Joh. Riſt.

V
GEborn iſt uns der heilig Chriſt / der Weibes Saamen iſt ein HErꝛ zu aller friſt / wie man im Moſe liſt.
2 JEſus iſt ſein Goͤttlicher Nam / Aus Vatters Schoß er kam / Und iſt Abrahæ Sam / Ein Reiß aus Davids Stamm.
3 Er iſt des Vatters Bild und Schein / Der Jungfrau Kind allein / Der Hoheprieſter rein / Und Gottes Laͤmmelein.
4 Er traͤgt all unſer Pein und Schuld / Leidt Ar -b iiijmut22Weihnacht -mut mit Gedult / Erwirbt uns Gottes Huld / Sein Haͤnd der Vatter fuͤllt.
5 Den rechten Segen bringt er mit / Beym Vat - ter uns vertritt / Der Schlangen Kopf zertritt / Am Creutz er fuͤr uns litt.
6 Mit ſeinem Creutz troͤſt er uns nu / Er ſchenkt uns Freud und Ruh / Sein Gerechtigkeit darzu / in ihm leben wir nu.
7 Er iſt der ſtarke Gottes Held / Der ſich zu uns geſellt / Und uns in dieſer Welt / Jn ſeiner Hand erhaͤlt.
8 Wer ihm vertraut und ruft ihn an / bhelt Wort / und dient jederman / Solchn er nicht laſſen kan / der wahre Gottes Mann.
9 O Ewig / geſalbter Chriſt / Der du Fleiſch worden biſt / Fuͤr uns Bluts-Troͤflein ſchwitzſt / zur Vatters Rechten ſitzſt.
10 Bewahr dein Erb in Creutz und Noht / Durch dein Geburt und Todt / Angſt / Blut und Wunden roht / Biſt du wahrer GOtt.
11 Rett du dein Ehr / erhalt dein Wort / Gib Fried / Verſtand hinfort / Dempf Ketzerey und Mort unſer Mittler und Hort.
12 Zerſtoͤr den Satan durchs Gericht / Er iſt der Boͤſewicht / Der ſtets dein Kirch anficht / Und dich in dein Verß ſticht.
13 Wir preiſen unſern Vatter ſchon / Der uns ſchenkt mit ſeinm Sohn / Dem rechten Gnaden - Thron / die unverwelcklich Cron.
VI
GElobet ſeyſt du JESU Chriſt / Daß du Menſch geboren biſt / Von einer Jungfrau das iſt wahr / Deß freuen ſich der Engelſchar / Kyrieeleiſon.
2 Deß23Lieder.
2 Deß ewigen Vatters einig Kind / Jtzt man in der Krippen find; Jn unſer armes Fleiſch und Blut / Verkleidet ſich das ewig Gut / Kyrieeleiſon.
3 Den aller Welt Kreiß nie beſchloß der ligt in Marien Schos / Er iſt ein Kindlein worden klein / Der alle Welt erhaͤlt allein / Kyrieeleiſon.
4 Das ewig Liecht geht da herein / Gibt der Welt ein neuen Schein / Er leucht wol mitten in der Nacht Und uns des Liechtes Kinder macht / Kyrieeleiſon.
5 Der Sohn des Vatters GOtt von Art / Ein Gaſt in der Welt ward / Und fuͤhrt uns aus dem Jammerthal / Er macht uns Erben in ſein Saal / Kyrieeleiſon.
6 Er iſt auf Erden kommen arm / Daß er nnſer ſich erbarm / Und in dem Himmel machet reich / Und ſeinen lieben Engeln gleich / Kyrieeleiſon.
7 Das hat er alles uns gethan / Sein groſſe Lieb zu zeigen an / Deß freu ſich alle Chriſtenheit / und dank ihm deß in Ewigkeit / Kyrieeleiſon.

D. M. L.

VII
GRoſſe Freud iſt do / Nun ſinget und ſeyd froh Unſers Herzens Wonne / Ligt in der Krippen groß / Und leuchtet als die Sonne / Jn ſeiner Mutter Schos / Anfang und End iſt das / Wie klein das Kindlein was.
2 O Jeſu Kindlein klein! Von Herzen ich dich mein: Troͤſt mir mein Gemuͤte / Wahr Gott und Menſch allein / Durch alle deine Guͤte / O groſſer Fuͤrſte rein! Ziehe mich nach dir fein / Dein eigen wil ich ſeyn.
3 O Lieb des Vatters groß! O Kind in der Mutter Schoß! Wir waͤren all verlohren / Durchb vunſer24Weihnacht -unſer Suͤnde groß: So hat er uns erworben / Deß Himmels Freude bloß / Eja wie gut iſt das? Alſo der Menſch genaß.
4 Wo iſt den ſolche Freud? Gebt uns guten Beſcheid. Da die Engel ſingen / Ein ſchoͤnes neues Lied / Und die Schellen klingen / Jn dieſes Koͤnigs Saal. Eja waͤren wir da! Zu ſingen Halleluja.

VIII

Jſt das vorige.

JN dulci jubilio, Nun ſinget und ſeyd froh / Un - ſers Herzens Wonne / Ligt in præſepio, Und leuch - tet als die Sonne / Matris in gremio, Alpha es & O, Alpha es & O.
2 O Jeſu parvule! Nach dir iſt mir ſo weh / Troͤſt mir mein Gemuͤte / O puer optime! Durch alle deine Guͤte / O Princeps gloriæ! Trahe me poſt te, trahe me poſt te!
3 O Patris Charitas! O Nati lenitas! Wir waͤren all verlohren / Per noſtra Crimina: So hat er uns erworben / Cœlorum gaudia, Eja waͤren wir da! Eja waͤren wir da.
4 Ubi ſunt gaudia: Nirgend mehr den da / da die Engel ſingen / Nova cantica. Und die Schel - len klingen / In Regis curia. Eja waͤren wir da / Eja waͤren wir da.
IX
EObſinget GOtt und ſchweiget nicht / denn er hats ſehr wol ausgericht / Maria hat ein Sohn geborn / damit ihr Keuſchheit nicht verlohrn.
2 Es hat dem HErꝛn alſo behagt / wie Ezechiel hat geſagt / durch ſie zu gehn aus groſſer Lieb / daß doch ihr Leib verſchloſſen blieb.
3 Wer25Lieder.
3 Wer hat gehoͤrt dergleichen ding / daß eine Jungfrau ſchwanger gieng / ein Sohn geborn von einem Weib / nicht hat verſehret ihren Leib.
4 Alſo ſolts ſeyn / alſo thets noht / Alſo gefiels dem hoͤchſten GOtt / Als ein Braͤutgam aus ſei - nem Saal / Zu gehn aus dieſem Jammerthal.
5 Der Sohn GOttes vom hoͤchſten Thron / Erſchein als eines Menſchen Sohn / Der allem Leben Speiß beſchert / Wird als ein armes Kind ernehrt.
6 Dem das Meer dienet und der Wind / Der war gewindelt als ein Kind / Der alles in ſich ſchleuſt und traͤgt / Ganz arm in ein Krippen gelegt.
7 Der Koͤnig von dem Himmelreich / wrid auf Erden einm Knechte gleich / Er hett weder Pallaſt noch Thron / Weder Scepter noch guͤlden Kron.
8 Es war bey ihm kein weltlich Schein / Er ſolt auch nicht ihr Koͤnig ſeyn / Sondern ihr Diener und Heiland / Derhalben er auch war geſand.
9 Kehrt euch zu ihm O lieben Leut / Denn es heiſ - ſet noch immer heut / Er ruffet euch noch immerdar / Nur nehmt ſeiner Stimm eben war.
10 Kommt zu ihm die ihr kommen koͤnnt / genieſt ſein / weil ers euch vergoͤnnt / Thut fleiß weil er ſo guͤ - tig iſt / Arbeit eh ihr die Zeit verlieſt.
11 Laſt ab von Suͤnd und Eitelkeit / Und kehrt euch zur Bußfertigkeit / Thut was er von euch ha - ben wil / Und wendet euch vom Widerſpiel.
12 Wer mit mit einm guten Herzen / koͤmmt / ſein Wort und reinen Dienſt annimmt / Die Warheit thut / die fuͤr ihm gilt / Den hat er lieb und iſt ſein Schild.
13 Wer vom Herzen iſt auserkohrn / Jn und durch ſein Wort neu geborn / Ein Glaubenhat /26Weihnacht -hat / Und Kraft darzu / Der iſt und koͤmmt in GOt - tes Ruh.
14 Erbarm dich unſer JESU CHriſt / Der du hie Menſch geboren biſt / Verleih uns wehrter GOttes Sohn / Daß wir dein beſten Willen thun / Amen.
X
LObt GOtt ihr Chriſten alle gleich / Jn ſeinem hoͤchſten Thron / Der heut ſchleuſſt auf ſein Himmelreich / Und ſchenkt uns ſeinen Sohn / Und ſchenkt uns ſeinen Sohn.
2 Er kommt aus ſeines Vatters Schoß / Und wird ein Kindlein klein / Er ligt dort Elend / nackt und bloß / Jn einem Krippelein. Jn einem Krip - pelein.
3 Er aͤuſſert ſich all ſeiner Gwalt / Wird niedrig und gering / Und nimmt an ſich ein Knechts Ge - ſtalt / Der Schoͤpffer aller Ding / Der Schoͤpffer aller Ding.
4 Er ligt an ſeiner Mutter Bruſt / Jhr Milch die iſt ſein Speiß / An dem die Engel ſehn ihr Luſt: Denn er iſt Davids Reiß / Denn er iſt Davids Reiß.
5 Das aus ſeinm Stamm entſprieſſen ſolt / Jn dieſer lezten Zeit / Durch welchen GOtt aufrich - ten wolt / Sein Reich die Chriſtenheit / Sein Reich die Chriſtenheit.
6 Er wechſelt mit uns wunderlich / Fleiſch und Blut nimmt er an / Und gibt uns in ſeins Vatters Reich / Die klare Gottheit dran / Die klare Gott - heit dran.
7 Er wird ein Knecht und ich ein HErꝛ / Das mag ein Wechſel ſeyn / Wie koͤnt er doch ſeyn freund - licher Das herze Jeſulein / Das he rze Jeſulein.
8 Heut ſchleuſt er wieder auf die Thuͤr / Zumſchoͤ -27Lieder. ſchoͤnen Paradeiß / Der Cherub ſitzt nicht mehr da - fuͤr / GOtt ſey Lob / Ehr und Preiß / GOtt ſey Lob Ehr und Preiß.

Nic. Herm.

XI
UNs iſt ein Kindlein heut geborn / Von einer Jungfrau auserkohrn / Deß freuen ſich die Engelein / Solten wir Menſchen nicht froͤ - lich ſeyn? Lob und Dank ſey GOtt bereit / Fuͤr ſol - che Gnad in Ewigkeit.
2 Des Weibes Samen habn wir nun / Des ewigen Vatters waren Sohn / Der Schoͤpffer al - ler Creatur / Nimmt an ſich unſr ſterblich Natur. Lob und Dank ſey GOtt bereit / Fuͤr ſolche Gnad in Ewigkeit.
3 Damit er uns erloͤſt vom Tod / Und wider bracht zu Gnad bey GOtt / Und heilt der giftigen Schlangen Biß / Den wir bekamen im Paradiß. Lob und Dank ſey GOtt bereit / Fuͤr ſolche Gnad in Ewigkeit.
4 Drum preiſet dieſes Kindelein / Mit allen Heilgen Engelein / Das freundlich aus ſeinn Win - delein / Uns lachet an im Krippelein. Lob und Dank ſey GOTT bereit / Fuͤr ſolche Gnad in Ewigkeit.
XII
UNS iſt geborn ein Kindelein / ein Kindelein Von Maria der Jungfrau rein / Halle. Halleluja.
2 Des Namen heiſt Emmanuel / Emmanuel / Wie uns verkuͤndigt Gabriel / Halle. Halleluja.
3 Das iſt ſo viel als mit uns GOTT / mit uns GOTT / Der uns erloͤſt aus aller Noht / Halle. Halleluja.
4 Wer uns das Kindlein nicht geborn / nichtge -28Weihnacht -geborn / So waͤrn wir allzumal verlohrn / Halle. Halleluja.
5 Die Engel ſich des freuten all / freuten all / Und lobten GOTT im hoͤchſten Saal / Halle. Halleluja.
6 Den Hirten ſagten ſie die Maͤr / ſie die Maͤr / Wie daß Jeſus geboren waͤr / Halle. Halleluja.
7 Zu Huͤlff und Troſt den Suͤndern hie / den Suͤndern hie / Die ihr Vertrauen ſtelln auf ihn / Halle. Halleluja.
8 Die Weiſen von der Welt End / Welt End / Erkandten an einm Stern behend / Halle. Hallel.
9 Wie daß ein Kind geboren waͤr / geboren waͤr / Ein Koͤnig Himmels und der Erd / Halle. Halleluja.
10 Sie kamen dar gen Bethlehem / gen Beth - lehem / Dem Kindlein ſie da opfferten / Halle. Hal - leluja.
11 Von Weyrauch Gold und Myrrhen fein / Myrrhen fein / Zum Zeichn / daß er unſer Heyland ſey / Halle. Halleluja.
12 Dem ſollen wir auch opffern weiß / opffern weiß / Dankopfer / Dank und ewig Preiß / Halle. Halleluja.
13 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / und dem Sohn / Samt heiligen Geiſt in einem Thron / Halle. Halleluja.
14 Welchs ihm auch alſo ſey bereit / ſey bereit / Von nun an biß in Ewigkeit / Halle. Halleluja.
XIII
VOm Himmel hoch da komm ich her / Jch bring euch gute neue Maͤr / Deꝛ guten Maͤr bring ich ſo viel / Davon ich ſingn und ſa - gen wil.
2 Euch29Lieder.
2 Euch iſt ein Kindlem heut geborn / Von einer Jungfrau auserkorn / Ein Kindelein ſo zart und fein Das ſoll euer Freud und Wonne ſeyn.
3 Es iſt der Herꝛ Chriſt unſer GOtt / Der wil euch fuͤhrn aus aller Noht / Er wil eur Heiland ſel - ber ſeyn / Von allen Suͤnden machen rein.
4 Er bringt uns allen Seeligkeit / Die Gott der Vatter hat bereit / Daß ihr mit uns im Himmelreich Solt leben nun und ewiglich.
5 So merket nun das Zeichen recht / Die Krip - pen Windelein ſo ſchlecht / Da findet ihr das Kind gelegt / Das alle Welt erhaͤlt und traͤgt.
6 Deß laſt uns alle froͤlich ſeyn / Und mit den Hir - ten gehn hinein / Zu ſehen was GOtt hat beſchert / Mit ſeinem lieben Sohn verehrt.
7 Merk auf mein Herz und ſih dahin / Was ligt dort in den Krippelein / Weß iſt das ſchoͤne Kinde - lein / Es iſt das liebe Jeſulein.
8 Biß willkommen du edler Gaſt / Den Suͤnder nicht verſchmaͤhet haſt / Und koͤmſt ins Elend her zu mir / Wie ſoll ich immer danken dir!
9 Ach Herꝛ du Schoͤpffer aller Ding / Wie biſt du worden ſo gering / Daß du da ligſt / auf duͤr - rem Graß / Davon ein Rind und Eſel .
10 Und waͤr die Welt vielmal ſo weit / Von Edel - ſtein und Gold bereit / So waͤr ſie dir doch viel zu klein / Zu ſeyn ein enges Wiegelein.
11 Der Sammet und die Seiden dein / Das iſt grob Heu und Windelein / Darauf du Koͤnig ſo groß und reich / Herprangſt als waͤrs dein Him - melreich.
12 Das hat alſo gefallen dir / Die Warheit an - zuzeigen mir / Wie aller Welt Macht / Ehr und Gut / Fuͤr dir nichts gilt / nichts hilft / noch thut.
13 Ach30Weihnacht-Lieder.
13 Ach mein herzliebes Jeſulein / Mach dir ein ein rein ſanfft Bettelein / Zu ruhen in meins Herzen Schrein / Daß ich nimmer vergeſſe dein.
14 Davon ich allzeit froͤlich ſey / Zu ſpringen / ſin - gen immer frey / Das rechte Suſannine ſchon / Mit Herzensluſt / den ſuͤſſen Ton.
15 Lob / Ehr ſey GOtt im hoͤchſten Thron / Der uns ſchenkt ſeinen eingen Sohn / Des freuen ſich der Engel Schaar / Und ſingen uns ſolchs neues Jahr.

D. M. L.

XIV
VOm Himmel kam der Engel Schaar / Er - ſchien den Hirten offenbar / Sie ſagten ihnn / ein Kindlein zart / Das ligt dort in der Krippen hart.
2 Zu Bethlehem in Davids Stadt / Wie Micha das verkuͤndigt hat: Es iſt der Herre JEſus Chriſt Der aller euer Heiland iſt.
3 Deß ſolt ihr billig froͤlich ſeyn: Daß GOtt mit euch iſt worden ein / Er iſt geborn eur Fleiſch und Blut / Eur Bruder iſt das ewig Gut.
4 Was kan euch thun die Suͤnd und Tod? Jhr habt mit euch den wahren GOtt / Laß zoͤrnen Teuf - fel und die Hoͤll / Gotts Sohn iſt worden eur Geſell.
5 Er will und kan euch laſſen nicht: Sezt nur auf ihn eur Zuverſicht. Es moͤgen euch viel fechten an / Dem ſey Trotz ders nicht laſſen kan.
6 Zulezt muͤſt ihr doch haben recht / Jhr ſeyd nun worden Gotts Geſchlecht / Deß danket GOtt in Ewigkeit / Gedultig froͤlich allezeit.

D. M. L.

XV
MJr Chriſtenleut / Haben iezt Freud / Weil zu uns Troſt Chriſtus iſt Menſch gebohren: Hat uns erloͤſt / Wer ſich des troͤſt / und glau - bet feſt / der ſoll nicht werden verlohren.
2 Ein31Neu-Jahrs-Lieder.
2 Ein Wunderfreud / GOtt ſelbſt iſt heut / von Maria ein wahrer Menſch gebohren. Eine Jung - frau zart / Sein Mutter ward / von Gott dem Herren ſelbſt darzu erkohren.
3 Die Suͤnd macht Leid / Chriſtus bringt Freud / Weil der zu uns in dieſe Welt iſt kommen. Mit uns iſt GOtt / nun in der Noht: Wer iſt der uns als Chriſten kan verdammen.
4 Drum ſag ich danck / Mit dieſem Geſang / Chriſto dem Herꝛn / Der uns zu gut Menſch wor - den / Daß wir duꝛch ihn / nun alle loß ſeyn / Der Suͤn - den Laſt und untraͤglichen Buͤrden.
5 Halleluja! Halleluja! gelobt ſey GOTT Sginen wir all aus unſers Herzens-Grunde. Dann GOtt hat heut / gemacht groß Freud / Der wir vergeſſen ſolln zu keiner Stunde.

5 Neu Jahrs-Lieder.

I
DAs alte Jahr vergangen iſt / Wir dancken dir / HErꝛ JEſu Chriſt / Daß du uns in ſo groſſr Gefahr / Behuͤtet haſt lang Zeit und Jahr.
2 Wir bitten dich ewigen Sohn / Des Vatters in dem hoͤchſten Thron / Du wollſt dein arme Chri - ſtenheit / Bewahren ferner allezeit.
3 Entzeuch uns nicht dein heilſam Wort / Welchs iſt der Seelen hoͤchſter Hort / Fuͤr falſcher Lehr / Abgoͤtterey / Behuͤt uns HERR! und ſteh uns bey.
4 Hilff / daß wir von der Suͤnd ablan / Undcfromm32Neu Jahrs. fromm zu werden fahen an / Keinr Suͤnd im alten Jahr gedenk / Ein gnadenreich neu Jahr uns ſchenk.
5 Chriſtlich zu leben ſeeliglich / Zu ſterben und her - nach froͤlich / Am juͤngſten Tag wiedr aufzuſtehn / Mit dir in Himmel einzugehn.
6 Zu danken und zu loben dich / mit allen Englein ewiglich / O JEſu! unſern Glauben mehr / Zu deines Namens Lob und Ehr.
II
DAs neugeborne Kindelein / Das herze liebe Jeſulein / Bringt abermal ein neues Jahr / Der auserwehlten Chriſten-Schaar.
2 Des freuen ſich die Engelein / Die gerne um und bey uns ſeyn / Sie ſingen in den Luͤfften frey / Daß GOtt mit uns verſoͤhnet ſey.
3 Jſt GOtt verſoͤhnt / und unſer Freund / Was kan uns thun der arge Feind. Trotz Teufel / und der Hoͤllenpfort / Das Jeſulein iſt unſer Hort.
4 Es bringt das rechte Jubel-Jahr / Was trau - ren wir denn immerdar? Friſch auf / itzt iſt es ſin - gens-Zeit / Das JEſulein wend alles Leid.

Melch. Joh. Crug.

III
HElfft mir Gottes Guͤte preiſen ihr lieben Kin - derlein: /: Mit Gſang und andern Weiſen / Jhm allzeit dankbar ſeyn / Fuͤrnemlich zu der Zeit / Da ſich das Jahr thut enden / Die Sonn ſich zu uns wenden / Das neu Jahr iſt nicht weit.
2 Ernſtlich laſt uns betrachten / Des Herren rei - che Gnad: /: Und ſo gering nicht achten / Sein un - zehlich Wolthat: Stets fuͤhren zu Gemuͤt / Wie er diß Jahr hat geben / All Nohtdurfft dieſem Leben / Und uns fuͤr Leid behuͤt.
3 Lehramt / Schul / Kirch erhalten / Jn gutemFried33Lieder. Fried und Ruh: /: Nahrung fuͤr Jung und Alten / Beſcheret auch darzu / Und gar mit milder Hand / Sein Guͤter ausgeſpendet / Verwuͤſtung abgewen - det / Von dieſer Stadt und Land.
4 Er hat unſer verſchonet / Aus vaͤtterlicher Gnad: /: Wann er ſonſt haͤtt belohnet / All unſer Miſſethat / Mit gleicher Straff und Pein / Wir waͤ - ren laͤngſt geſtorben / Jn mancher Noht verdorben / Die wir voll Suͤnden ſeyn.
5 Nach Vatters Art und Treue / Er uns ſo gnaͤ - dig iſt: /: Wann wir die Suͤnd bereuen / Glauben an JEſum Chriſt / Herzlich ohn Heucheley: Thut er all Suͤnd vergeben / Lindert die Stꝛaff darneben / Steht uns in Noͤhten bey.
6 All ſolch dein Guͤt wir preiſen Vatter ins Him - mels. Thron: /: Die du uns thuſt beweiſen / durch Chriſtum deinen Sohn: Und bitten ferner dich / Gib uns ein friedlichs Jahre / Fuͤr allen Leid bewahre / Und nehr uns mildiglich.
7 Gott Vatter und dem Sohne / Und dem Heili - gen Geiſt: /: Sey ewig Preiß und Wonne / Der uns ſo hat geſpeiſt / Jn dem vergangnen Jahr: Der woͤll uns ferner geben / Ein fein richtiges Leben / Jn dieſem neuen Jahr.

Pauli Eberi.

IV
LAſt uns alle froͤlich ſeyn / Preiſen GOtt den Herren / Der ſein liebes Soͤhnelein / Uns ſelbſt thut verehren.
2 Er kommt in diß Jammerthal / wird ein Knecht auf Erden: Damit wir im Himmelsſaal / Groſſe Herren werden.
3 Er wird geborn ein Kindlein klein / Lieblich und holdſeelig: Daß wir moͤchten Kinder ſeyn / Unſres Gottes ewig.
c ij4 Er34Neu Jahrs -
4 Er nimmt uns zu Bruͤdern an / Liebet uns von Herzen / Wann es uns thaͤt uͤbel gahn / Das macht ihm viel Schmerzen.
5 Er ligt in dein Krippelein / Auf dem Stroh elende: Damit credenzet er fein / Unſer Creutz behende.
6 Er vergeuſt ſein theures Blut / Jn der Bſchnei - dung eben: Solchs gechicht alles uns zu gut / Daß wir moͤchten leben.
7 Jſt das nicht ein edle Gab / Von GOtt unſ - rem Herren? Was koͤnt er zum neuen Jahr / Uns baͤſſers verehren.
8 Theurer ſind ſein Blutstroͤpflein / Dann rothe Goldgulden: Damit bezahlen wir fein / Unſre Blut - ſchulden.
9 Jhm wird gebn ein ſchoͤner Nam / JEſus muß er heiſſen: Danner ſein Volk allzuſamm / Aus der Noht ſoll reiſſen.
10 Der lieb HErꝛ leidt Angſt und Noht / Jn ſeim gantzen Leben. Er muß der Welt ſeyn ein Spot Der doch Heil thut geben.
11 Er muß bald nehmen die Flucht / in ſeinn kind - lichen Jahren / Von Herodes des Teufels-Zucht / Der kein Muͤhe thut ſparen.
12 Der ihm tracht noch ſeinem Leb’n / will ihn kurz tod haben: Druͤm er mit ſeinem Eltern ebn / Jn Egypten muß traben.
13 Uns er ſeelig macht von GOtt / bringet zu dem Leben / Welchs der HErꝛ zu ſeiner Zeit Seinm Herzlein wird geben.
14 Er wird arm / wir werden reich / Jſt das nit ein Wunder. Drum lobt GOtt im Himmelreich Allzeit wie ietzunder.
15 Singet mit den Engeln ſchon: Ehr ſey GOttdem35Lieder. dem Herren: Jn dem hohen Himmelsthron / und Friede auf Erden.
16 Den Menſchen ein Wolgefallen: Vermahn einer den andern. Laſſet uns vor andern allen / Zum HErꝛn JEſu wandern.
17 Jn der Kirch und in ſeinm Wort / Finden wir den Herren: Der iſt unſer hoͤchſter Hort / Auf der ganzen Erden.
18 Ruffet und betet ihn an / Daß er im Elen - de / Uns getreulich woll beyſtahn / Und das Elend wende.
19 O HErꝛ Chriſt / nimm unſer war / Durch dein heiligen Namen / Gib uns ein guts neues Jahr / Wers begehrt ſprech Amen.
V
WAs fuͤrchſt du Feind Herodes ſehr / daß uns geborn koͤmmt Chriſt der HErꝛ? Er ſucht kein ſterblich Koͤnigreich / Der uns zubringt ſein Himmelreich.
2 Dem Stern die Weiſen folgen nach / Solch Liecht zum rechten Liecht ſie bracht / Sie zeigen mit den Gaben drey / Diß Kind / GOtt / Menſch / und Koͤnig ſey.
3 Die Tauff im Jordan an ſich nam / Das Himmeliſche Gottes Lamm / Dadurch der nie kein Suͤnde that / Von Suͤnden uns gewaſchen hat.
4 Ein Wunderwerk da neu geſchah / Sechs ſteinern Kruͤge man da ſah / Voll Waſſers das verlohr ſein Art / Roter Wein durch ſein Wort draus ward.
5 Lob Ehr und Dank ſey dir geſagt / Chriſt ge - born von der reinen Magd / Mit Vatter und dem heilgen Geiſt / Von nun an biß in Ewigkeit / Amen.

D. M. L.

c iijPaſ -36Paſſion -

6 Paſſion-Lieder.

I
CHriſtus der uns ſeelig macht / Kein boͤß hat begangen / Der ward fuͤr uns in der Nacht Als ein Dieb gefangen / Gefuͤhrt fuͤr gottlo - ſe Leut / Und faͤlſchlich verklaget / Verlacht / verhoͤnt und verſpeit / Wie denn die Schrifft ſaget.
2 Jn der erſten Tages Stund / Ward er unbe - ſcheiden / Als ein Moͤrder dargeſtellt! Pilato dem Heyden / Der ihn unſchuldig befand / Ohn Urſach deß Todes / Jhn derhalben von ſich ſand / Zum Koͤ - nig Herodes.
3 Um drei ward der Gottes Sohn / Mit Geiſ - ſeln geſchmiſſen / Und ſein Haubt mit einer Cron / Von Dornen zerriſſen / Gekleidet zu Hohn und Spott / Ward er ſehr geſchlagen / Und das Creutz / zu ſeinem Tod / Muſt er ſelber tragen.
4 Um ſechs ward er nackt und bloß / An das Creuz geſchlagen / An dem er ſein Blut vergoß / Betet mit Wehklagen: Die Zuſeher ſpotten ſein / Auch die bey ihm hiengen: Biß die Sonn auch ihren Schein / Entzog ſolchen Dingen.
5 JEſus ſchrey zur neundten Stund / Klaget ſich verlaſſen / Bald ward Gall in ſeinem Mund / Mit Eſſig gelaſſen / Da gab er auf ſeinen Geiſt / und die Erde bebet / Deß Tempels Vorhang zerreiß / Und manch Felß zerklebet.
6 Da man haͤtt / zur Veſperzeit / Die Schaͤcher zerbrochen / Ward JEſus in ſeine Seit / Mit einm Speer geſtochen / Daraus Blut und Waſſer ran /Die37Lieder. Die Schrifft zu erfuͤllen / Wie Johannes zeiget an / Nur uͤm unſert willen.
7 Da der Tag ſein Ende nahm / der Abend war kommen / Ward Jeſus / vons Ereutzes Stamm / Durch Joſeph genommen / Herꝛlich nach juͤdiſcher Art / Jn ein Grab geleget / Alda mit Huͤtern ver - wahrt / Wie Matthœus zeuget.
8 O hilff Chriſte Gottes Sohn / Durch dein bit - ter Leiden / Daß wir dir ſtets unterthan / All Untu - gend meiden / Deinen Tod und ſein Urſach frucht - barlich bedenken / Darfuͤr / wiewol arm und ſchwach / Dir Dankopfer ſchenken.

Mich. Weiſſen

II
ALs JEſus Chriſtus / unſer HErꝛ / Wuſt daß ſein Zeit nun kommen waͤr / Daß er von hinn ſolt ſcheiden: /: Zu Tiſch er mit ſein Juͤn - gern ſaß / Mit ihnn das Oſter laͤmmlein / Zuletz voꝛ ſeinem / Leiden. Er ſprach: Jch hab herzlich be - gehrt / Mit euch / eh ich getoͤdet werd / Eſſen diß Oſter - lamme: Denn ich ſag euch / daß ich hinfort / Von dieſem nicht mehr eſſen werd / Biß das Reich Got - tes komme.
2 Als er nun alſo mit ihnn / Er ſonderlich be - trachtet / Daß ihr Herz und Glaub nicht zaget: /: Sezt darum ein das Sacrament / Nahm das Brod mit Dank in fein Haͤnd / Brachs / gab ihnn das und ſaget: Nehmt hin / eſſt / das iſt mein Leich - nam / Der fuͤr euch an deß Creutzes Stamm / Soll dargegeben werden. Solchs thut / daß ihr mein denkt dabey / Daß ich eur HErꝛ und Heiland ſey / All die ihr glaubt auf Erden.
3 Deſſelben gleichen als nun gar / Solch Abend - mahl vollendet war / Staͤrckt er ſein Juͤnger ſchwa - che: /: Und machet ganz diß Sacrament / Nahmc iiijauch38Paſſion -auch den Kelch in ſeine Haͤnd / Dankt / gab ihnn den und ſprache: Nehmt hin / trinkt all / das iſt mein Blut / Deß neuen Teſtamentes Gut / Welchs ich ans Creuz gehenket / Vergieſſen werd fuͤr eure Suͤnd. Solchs thut ſo offt ihr davon trinkt: Daß ihr mein dabey denket.
4 Gleichwie GOtt in Egypten thaͤt / Da er all Erſtgeburt ertoͤdt / Jm Land in einer Nachte: /: Den Koͤnig Pharao ertraͤnkt / Jm rohten Meer zu Grund verſenkt / Mit aller feiner Machte: Da ſazt er ein das Oſterfeſt / Daß ſein Volck dabei daͤcht und wuͤſt / Sein groſſe Wunderthaten / Durch wel - che ſie gefuͤhret aus / Mit ſtarcker Hand aus dem Dienſthaus / Durchs roht Meer trucken tratten.
5 Alſo auch da Chriſtus der HErꝛ / Durch ſein Blut in der Tauffe Meer / All unſer Suͤnd verſen - ket: /: Den Tod erwuͤrgt die Hoͤll zerſtoͤrt / Die Handſchrifft die das Gwiſſen moͤrdt / Mit ſich ans Creutz gehenket: Daß ſein Kirch ſolchs allzeit be - tracht / Er ſelbſt zum Oſterlamm ſich macht / Jm Teſtament uns ſchaffte / Seinn Leib zu eſſen in dem Brod / Jm Wein zu trinken ſein Blut roht / Durch ſeines Wortes Kraffte.
6 Wer nun diß Brod nach dem Befehl / Jſſt und trinkt / von des HErren Kelch / Der ſoll ſein Tod yerkuͤnden: /: Nemlich daß Chriſtus Gottes Sohn / Am Creuz bezahlt / und gnug gethan / Fuͤr aller un - ſer Suͤnden: Und daß uns GOtt nun gnaͤdig ſey / So wir glauben / und auch darbey / Uns an die Tauf ſtarck halten / So ſolln wir Gottes Kinder ſeyn / Und das Himmelreich nehmen ein / Deß will GOTT ewig walten.
7 So pruͤf der Menſch nun ſich ſelbſt recht / Eh er diß Sacrament empfaͤht / Daß er ſein Herz er -ken -39Lieder. kennet: /: Ob er im rechten Glauben ſteh / Und in wahrer Lieb hinzugeh / Daß ihn kein Unbuß trenne; Daß er ihm nicht das Gericht / Drum daß er un - terſcheidet nicht / Den Leib Chriſti des HErren / Daß er den Suͤnden Sauerteig / Durch Huͤlff des Heilign Geiſt’s ausfeg / Chriſto dem Lam̃ zu ehren.
8 Darum ſo laßt uns alle gleich / GOtt dem Vatter im Himmelreich / Von ganzen Herzen bit - ten: Durch JEſum Chriſtum ſeinem Sohn / Weil der fuͤr uns allgnug gethan / den Tod fuͤꝛ uns gelitten: Daß er uns durch den Heiligen Geiſt / Sein Gnad zu ſtarckem Glauben leiſt / Nach ſeinem Wort zu leben / Jn rechter Lieb und Einigkeit / Und daß er uns nach dieſer Zeit / Die ewig Freud woll geben.
III
ACh wir armen Menſchen / was habn wir ge - than? Chriſtum unſern HErren / gar offt verkauffet han / Deß muͤſtn wir in der Hoͤl - len leiden groſſe Pein / wolt er ſelbſt nicht Helffer und der Mittler ſeyn / Kyrieeleiſon.
2 Jn vertrauen unſer ſelbſt erfundnen Werk / Habn wir ihn gekuͤſſet / Gehofft in ihre Staͤrk. Muͤndlich ihn geehret / Von dem Herzen weit / Durch ihn nicht verlaſſen / alles in der Zeit / Chri - ſteeleiſon.
3 Zeitlich Ehr und Wolluſt / Furcht und Men - ſchenliſt macht uns offt verkauffen / Das Wort das Chriſtus iſt / dichten falſchen Glauben / der die Frucht nicht bringt / Eigennuͤtzigs ſuchen / uns offt von ihm dringt / Kyrieeleiſon.
4 HErꝛ der fleiſchlich Adam / ſolches in uns thut / aͤnder unſre Herzen / Durch dein vergoſſen Blut / Daß wir nicht verkauffen / deines Namens preiß / Gib uns rechten Glauben / Der die Fruͤcht beweiſt / Kyrieel.
c v5 Ach40Paſſion -
5 Ach du armer Judas / was haſt du gethan / Daß du deinen HErren / alſo verrahten haſt / deß muſt du in der Hoͤllen leiden groſſe Pein / Lucifers Ge - ſelle / muſt du ewig ſeyn / Kyrieeleiſon.
IV
DA JEſus an dem Creutze ſtund / Und ihm ſein Leichnam ward verwund / ſo gar mit bit - tern Schmerzen: Die ſieben Wort / die Je - ſus ſprach / Betracht in deinem Herzen.
2 Zum erſtn ſprach er gar ſuͤſſiglich / Zu ſeinem Vattr vom Himmelreich / Mit Kraͤfften und mit Sinnen: Vergib ihnn Vatter ſie wiſſen nicht / Was ſie an mir verbringen.
3 Zum andern gedenk ſeinr Barmherzigkeit / Die GOtt am Schaͤcher hat erzeigt / Sprach GOtt gar gnaͤdigliche: Fuͤrwar du wirſt heut bei mir ſeyn / Jn meines Vatters Reiche.
4 Zum dritten gedenk ſeiner groſſen Noht / Laß dir die Wort nicht ſeyn ein Spott / Weib ſchau dei - nen Sohn gar eben / Johannes nim deiner Mutter war / Du ſolt ihr eben pflegen.
5 Nun merket / was das vierd Wort was / Mich duͤrſt ſo ſehr ohn Unterlaß / Schrei GOtt mit lauter Stimme / Das Menſchlich Heil thaͤt er begern / Sei - ner Naͤgl thaͤt er empfinden.
6 Zum fuͤnften gedenk ſeiner Bitterkeit / Die GOtt am H. Creuz ausſchreit: Mein GOtt wie haſt du mich verlaſſen? Das Elend daß ich leiden muß / Das iſt ganz uͤber die Maſſen.
7 Das ſechſt war gar ein kraͤfftiges Wort / Das mancher Suͤnder auch erhoͤrt / Aus ſeinm Goͤttlichen Munde / Es iſt vollbracht mein Leiden groß / Wol hie zu dieſer Stunde.
8 Zum ſiebendn befehl ich mich Vatter in deineHaͤnd41Lieder. Haͤnd / Dein Heilign Geiſt du zu mir ſend / An mei - nen lezten Zeiten / Wenn ſich mein Seel vom Leib ab - ſcheid! Und mag nicht laͤnger beiten.
9 Wer Gottes Marter in Ehren hat / Und oft gedenkt der ſieben Wort / Deß will GOtt eben pfle - gen / Wol hie auf Erd mit ſeiner Gnad / Und dort im ewign Leben.
V
DA JEſus an des Creutzes Stamm / Der gan - zen Welt Suͤnd auf ſich nahm / Sprach er in ſeinem Schmerzen / Noch ſieben Wort / die laſſet uns erwegen wol im Herzen.
2 Zum erſten: Vatter / ſtraffe nicht An ihnen / was mir izt geſchicht / Weil ſie es nicht verſtehen. Vergib uns GOtt / wann wir auch noch / Aus Jr - thum was begehen.
3 Zum andern er deß Schaͤchers dacht / Fuͤrwar du wirſt noch vor der Nacht / Jn meinem Reich heut leben. O HErꝛ / nim uns bald zu dir / Die wir im Elend ſchweben.
4 Zum dritten deinen Sohn ſieh / Weib / Johan - nes / ihr zu Dienſte bleib / Und ſie als Mutter liebe. Verſorg / HErꝛ / die wir laſſen hier / Daß niemand ſie betruͤbe.
5 Zum vierdten ſaget er: mich duͤrſtt. O Je - ſu groſſer Lebens-Fuͤrſt / Du haſt Durſt und Ver - langen Nach unſer Seeligkeit / drum hilf / Daß wir ſie auch empfangen.
6 Zum fuͤnften: O mein GOtt / mein GOtt! Wie laͤſt du mich ſo in der Noht! Hie wirſt du / HErꝛ / verlaſſen / Daß uns GOtt wieder dort auf - nehm: Den Troſt laß uns wol faſſen.
7 Zum ſechſten: Hiemit iſt vollbracht / Und alles nunmehr gut gemacht. Gib / daß wir auch durch -drin -42Paſſiondringen / Und was du HErꝛ uns auferlegſt / Hilf ſee - liglich vollbringen.
8 Zum ſiebenden: Jch meine Seel / O GOtt mein Vatter / dir befehl Zu deinen treuen Haͤnden. Diß Wort ſey unſer lezter Wunſch / Wann wir das Leben enden.
9 Wer oft an dieſe Wort gedenkt / Wenn ſeine Miſſethat ihn kraͤnckt / Der wird es wol genieſſen: Denn er druch Gottes Gnad erlangt / Ein ruhiges Gewiſſen.
10 Verleih uns diß / Herꝛ JEſu Chriſt / Der du fuͤr uns geſtorben biſt / Gib / daß wir deine Wunden / Dein Leiden / Marter / Creutz und Tod / Betrachten alle Stunden.
V
ES lenkt mein Suͤnden kranker Sinn / Sich / Jeſu in dein Leiden hin / Daß mir hat Freud erworben. Daß ich ein Kind des Lebens bin Macht daß du biſt geſtorben.
2 Die Wort / ſo dir der Schmerz und Lieb / Am Creuz aus deinem Herzen trieb Jn meinen Ohren hallen. Ach moͤchte was ich ſeufzend gib / Auch wol in deinen ſchallen.
3 Die ganz verwildte Menſchenrott / Die Rott / ſo deine Macht verſpott / Die ihren GOtt vernich - tet / Verbitteſt du bey deinem GOtt / Sie / die dich hingerichtet.
4 Jch / ich / und meiner Suͤndenſchwal / Urſachte deine Naͤgelmal / Die ich ſelbſt hab verdienet: Doch hat deiner Wunden-Qual / Die meinen ausgeſuͤnet.
5 Den Moͤrder / der dir hing zur Seit / Hat dein Verdienſt voran erfreut / Von denen / die erkauffet / Der Suͤndig lebte biß auf heut / Der Hoͤlle noch entlauffet.
6 Jch43Lieder.
6 Jch zwar fuͤhl taͤglich Suͤndenreu / Doch wird die Suͤnd auch taͤglich neu / Jch gleiche dem Verbre - cher: Schaff / daß einmal ich bey dir ſey / So auch wie dieſer Schaͤcher.
7 Du wolteſt ein Nohthelffer ſeyn / Jn deiner ſchweren Creuzes Pein / Den treuen Huͤlff entbloͤſten Und dieſe / die ſich nennten dein / Selbſt arm an Tro - ſte / troͤſten.
8 Nun / JEſu / ich ſteh auch vor dir; Wann mein Gewiſſen billt herfuͤr / Komm meiner Seel zu ſtatten: Wann ich wein unterm Creuz alhier / Laß mich Troſt uͤberſchatten.
9 Es quaͤlte dich der Suͤndendruͤß / Die GOtt auf deine Schultern ſtieß / Die du von unſern na - meſt: Du klageſt / daß dich GOtt verließ / Dein Gott von dem du kameſt.
10 Ach! meine Suͤnden druͤcken dich / Auf dir ſie / JEſu / regten ſich / Sie machten dich verblaſſen: Daß mich GOtt nicht ließ ewiglich / Lieſt du dich ſo verlaſſen.
11 Du Menſchen freund was war doch dir / Als dich ſo quaͤlte Durſtbegier / Und deine Seel umfan - gen? Mein Heil / O Heiland nahte ſchier / Das / das war dein Verlangen.
12 Uns leider! hat auch Durſt bekrigt / (Wann du nicht haͤtteſt ihn beſiegt.) Dort in der Hoͤllen - flammen. O JEſu bring uns wol vergnuͤgt / Zum Lebensbrunn zuſammen.
13 O ſuͤſſes Wort / O troͤſtlichs Wort / O Wort der armen Seelen-Port / Ein Ausſpruch zu dem Le - ben! Es iſt vollbracht! ſpricht unſer Hort / Der ſich dem Tod will geben.
14 Hab dank / du treues Bruderherz / Hab dank / O JEſu / fuͤr den Schmerz / Den Schmerz der micherqui -44Paſſion -erquicket! Tod / Teuffel / Hoͤll / bleibt hinterwaͤrts! Die Handſchrifft iſt zerſtuͤcket.
15 Die Suͤndenſoͤnung iſt vollbracht. Der Mit - ler gibet gute Nacht / Der Lebensherꝛ verſtirbet: Nim Vatter meine Seel in acht / Spricht / der den Frend erwirbet.
16 Du ſtirbſt. Dein ſterben machet mich / O JEſu / leben ewiglich. Ach laß an meinem Ende. Mein Seelchen auch ſo letzen ſich: Nim mich in dei - ne Haͤnde.
17 Mir JEſu hat dein Martertod / Dein Tod in harter Creutzesnoht / Das Leben wollen ſchenken / Daran O du mein Seelenbrod / Laß mich ja ſtets gedenken.
18 Dein Creuz ſey meines Creuzes Troſt / Dein Duͤrſten meiner Seelen Koſt / Biß ſie bey dir moͤg leben. Jndes laß mich / ohn Glaubensfroſt / An dei - ner Gnade kleben.

C. B.

VII
DLamm GOttes unſchuldig / Am Stamm des Creutzes geſchlachtet: /: Allzeit gefunden / gedultig / Wiewol du wareſt verachtet. All Suͤnd haſt du getragen / Sonſt muͤſten wir verzagen Erbarm dich unſer O JEſu!
2 O Lamm GOttes. ꝛc. Erbarm dich unſer O JEſu!
3 O Lamm GOttes. ꝛc. Gib uns deinen Frieden O JEſu!
VIII
HJlff GOtt / laß mirs gelingen / Du edler Schoͤpfer mein: /: Die Wort in Reim zu bringen / Zu Lob den Ehren dein: Daß ich moͤg froͤlich heben an / Von deinem Wort zu ſingen / HErꝛ du woͤllſt mir beyſtahn.
2 Ewig45Lieder.
2 Ewig dein Wort thut bleiben / Wie Eſaias meldt: /: Jn ſeinem Buch thut ſchreiben / Eh wird vergehn die Welt: Und was GOtt ſelber je ge - ſchuf / Sollt es alles verderben / Er thaͤt kein Wi - derruff.
3 JEſus das Wort des Vatters / Jſt kommen in die Welt: /: Mit groſſen Wunderthaten / Ver - kaufft um ſchnoͤdes Geld. Durch Judam ſeiner Juͤnger ein / Ward er in Tod gegeben / JEſus das Laͤmmelein.
4 Nachdem ſie haͤtten geſſen / Vernehmt das Oſterlamm: /: Da thaͤt er nicht vergeſſen / Das Brod in ſein Hand nahm / Sprach: eßt / das iſt mein Leichnam lind / Der fuͤr euch wird gegeben / Zur Vergebung euer Suͤnd.
5 Reicht ihn auch dar zu trincken / Jm Wein ſein Blut ſo roht: /: Sein Tod ſolt ihr verkuͤnden / Pau - lus geſchrieben hat. Wer wuͤrdig ißt von dieſem Brod / Und trinkt aus dieſem Kelche / Wird nicht ſehen den Tod.
6 JEſus wuſch ihn ihr Fuͤſſe / Wol zu derſelben Stund: /: Lehrt ſie mit Worten ſuͤſſe / Aus ſeinm Goͤttlichen Mund. Liebet einander allezeit Da - bey wird man erkennen / Daß ihr mein Juͤnger ſeyd.
7 CHriſtus der HERR im Garten / Da er ge - betet hat: /: Der Juͤden thaͤt erwarten / Von ihnn gebunden hart. Sie fuͤhrten ihn zum Richter dar / Gegeiſſelt und gekroͤnet / Zum Tod verurtheilt war.
8 Hoch an ein Creutz gehangen / Der hochge - borne Fuͤrſt: /: Nach uns thaͤt ihn verlangen / Dar - uͤm ſprach er / mich duͤrſt: Vernim: nach unſer Se - ligkeit / Daruͤm ein Menſch geboren / Von einer rei - nen Magd.
9 Mit46Paſſion -
9 Mit ſeinem Haubte geneiget / Er ſeinen Geiſt aufgab: /: Als uns Johannes zeuget / Er ward ge - nommen ab. Vom Creutz ins Grab ward er ge - legt / Am dritten Tag erſtanden / Wie er vorher geſagt.
10 Und in denſelben Tagen / JEſus ſein Juͤn - ger lehrt: /: Allein ſein Wort zu tragen / Predign in aller Welt: Wer glauben thut und wird ge - taufft / Der hat das ewig Leben / Jſt ihm durch Chriſt erkaufft.
11 Lucas gar ſchoͤn thut ſchreiben / Von ſeiner Himmelfahrt: /: Doch allweg bey uns bleiben / Wie er verſprochen hat / Jn ſeinem offenbarten Wort / Wider das kan nicht ſiegen / Kein Gwalt der Hoͤllen Pfort.
12 Ein Troͤſter thaͤt er ſenden / Das war der Heilge Geiſt: /: Von GOtt / der thaͤt ſie lenden / Jn Warheit allermeiſt. Denſelben wolln wir ruffen an / Er wird uns nicht verlaſſen / Und uns treulich beiſtahn.

Heinr. Muͤl.

IX
DMenſch bewein dein Suͤnde groß / Daruͤm Chriſtus ſeins Vatters Schoß / Euſſert und kam auf Erden: /: Von einer Jungfrau rein und zart / Fuͤr uns er hie geboren ward / Er wollt der Mittler werden. Den Todten er das Leben gab / Und legt darbey all Krankheit ab / Biß ſich die Zeit hertrange / Daß er fuͤr uns geopfert wird / Trug unſer Suͤnden ſchwere Buͤrd / Wol an dem Creu - tze lange.
2 Denn als das Feſt der Juden kam / JEſus ſein Juͤnger zu ihm nahm / Gar bald thaͤt er ihn ſa - gen: /: Deß Menſchen Sohn verrahten wird / Ans Creutz geſchlagen und ermordt / darauf die Juden ta -gen.47Lieder. gen. Jn Simons Haus ein Fraue kam / Viel koͤſtlichs Waſſer zu ihr nahm / Wollts uͤbern HErꝛn gieſſen: Etlich der Juͤnger murꝛten bald / JEſus die Fraue gar nicht ſchalt / Das thaͤt Judam verdrieſſen.
3 Zum Hohenprieſter er ſich fuͤgt / Den HErren zu verrahten luͤgt / Nahm dreyſſig Pfennig bhende: /: Bald JEſus mit ſeinn Juͤngern kam / und mit ihnn das Oſterlamm / Und thaͤt daſſelbig enden. Er ſatzt uns auf ein Teſtament / Sein Tod zu bdenken biß ans End / Und wuſch den Juͤngern die Fuͤſſe / Er bild ihm fuͤr die Liebeſchon / Und wie ſie ihn wuͤrden verlan / mit Troſt thaͤt ers beſchlieſſen.
4 Darnach Er an den Oelberg trat / Jn Furcht und Zittern er da bat! Ach betet und thut wachen /: Ein Steinwurff bald er fuͤr hin gieng / Zu ſeinem Vatter auch anfieng: O Vatter! thu hie machen / Daß dieſer Kelch hie geh von mir / Dann alle Ding ſind muͤglich dir: Doch es geſcheh dein Wille. Solchs er zum dritten male bat / So offt auch zu ſein Juͤn - gern trat / Sie ſchlieffen all in Stille.
5 Er ſprach: Schlafft ihr in meinem Leid / Es iſt gnug / die Stund iſt bereit / Des Menſchen Sohn wird geben: /: Jn d Haͤnd der Suͤnder / ſtehet auf / Der mich verraͤht / der lauret drauf / Nun betet ihr daneben. Als er noch redt / ſih Judas kam / Ein groſſe Schaar er mit ihm nahm / Mit Spieſſen und mit Stangen. Ein Zeichen der Verraͤhter gab: Welchen ich kuͤß / merckt eben ab / Den ſolt ihr weiß - lich fangen.
6 Als JEſus nun wuſt alle Ding / Gar bald er ihnn entgegen gieng / Und ſprach zu ihnn mit Guͤte: /: Wen ſucht ihr hie / mit ſolchem Gwalt / JEſum ſprachn ſie / und fielen bald / Zu ruͤck in ihrem Wuͤten. dJu -48Paſſion -Judas gab ihm den Kuß behend / Der grauſam Hauff auf JEſum rennt / Und fiengen ihn mit Grimme. Petrus ſein Schwerd auszucket recht / Hieb ab ein Ohr des Biſchoffs Knecht / JEſus bald antwort ihme:
7 Ficht nicht / ſteck ein das Schwerde dein / Sol ich den Kelch nicht trinken mein? Den Knecht macht er geſunde: /: Der Hauff JEſum zu Hannas fuͤhrt / Und auch zu Caipha da ruͤhrt / Gefangen und ge - bunden. Petrus folgt in den Hof hinein / Durch den bekandten Juͤnger ſein / Verlaͤugnt dreimal den HErren / Der Biſchoff fragte JEſum that / Sie ſuchten falſche Zeugn und Raht / Jhn zu verdam - men fuͤhren.
8 Chriſtus antwortet ihnen nicht / Der Hohe - prieſter zu ihm ſpricht: Was thuſt du darzu ſa - gen: /: Jch bſchwer dich bey dem Gotte mein: Sag / biſt du Chriſt der Sohne ſein? JEſus antwort ohn Zagen. Jch bins / und ſags zu dieſer Zeit / Werd ihr des Menſchen Sohne weit / Jn Wolcken ſehen kommen / Sitzen zur Rechten Gottes fein. Der Biſchoff zreiß das Kleide ſein / Er ſprach: ihr habt vernommen:
9 Daß er hat glaͤſtert GOtt ſo ſehr / Er ſprach: merckt auf: was wollt ihr mehr? Sie ſprachen: er ſoll ſterben: /: Und ſpeiten ihm ins Angeſicht / Viel Backenſtreich auf ihn gericht / Mit Laͤſter - worten herbe; Verdeckten ihm das Antlitz ſein / Und ſchlugen ihn mit Faͤuſten drein / Sagten: wer hat dich gſchlagen? Am Morgen fruͤ der Hauffe gar / Fragten JEſum mit mancher Gfahr / Thaͤten mit ihm bald jagen.
10 Und gaben ihn Pilato bhend / Als Judas ſah / wo naus es lend / Ward ihn die Sach gereuen: /:Das49Lieder. Das Geld er bald den Prieſtern gab / Und ſprach: ich ſehr geſuͤndigt hab / Erkante ſein Untreue / Erhencket ſich und ſchnellt entzwey / Die Hohenprieſter beider - ley / Rahtſchlagten um das Gelde / Eins Hafners Acker kaufften ſie / Den Bilgern zum Begraͤbnis hie / Als auch der Prophet meldet.
11 Als JEſus vor Pilato ſtund / Erhub ſich groſ - ſe Klag ohn Grund / Thaͤten ihn hoch verklagen: /: Dem Kaͤiſer hat er wider thon / Und nennet ſich ein Gottes Sohn / Verfuͤhrt das Volck all Tage. Pilatus ihn viel fragen thaͤt / JEſus aber kein Ant - wort redt / Das nahm Pilatum Wunder / Er ſchickt ihn zu Herodes hin / Herodes freuet ſich auf ihn / Meint / was zu ſehn beſonder.
12 Als JEſus nun kein Antwort gab / Verach - tet ihn Herodes drab / Schickt ihn Pilato wie - der: /: Pilatus bruft die Juden / ſprach: Den Men - ſchen auch Herodes ſah / Und achtet ihn fuͤr bieder. Ein Gwohnheit ihr allwegen hant / Darinn ihr ein Gefangen lant: JEſum will ich loß geben / Sie ſchrien all mit lauter Stimm: JEſum uns an das Creutze nim / Barrabam laß uns leben.
13 Pilatus JEſum geiſſeln ließ / Und untr die Schaar ins Richthaus ſtieß / JEſus ein Purpur truge: /: Aus Dornen flochten ſie ein Kron / Die muſte durch ſein Haubte gohn / Mit eim Rohr ſei ihn ſchlugen / Und gruͤſten ihn ein Koͤnig mit Spott / Speiten auch in ſein Angſicht Koht / Sein heiligs Haubt auch ſchlugen / Pilatus ſprach: ſeht an den Mann / An dem ich kein args finden kan / Und hab nicht ſtraffens Fuge.
14 Sie ſchrien all mit lauter Stimm / Creutzige / Creutzig / den hinnim / Sonſt biſt nicht Kaͤiſers Freunde: /: Als nun Pilatus hoͤrt das Wort /d ijSetzt50Paſſion -Setzt er ſich an das Richters Ort / Wuſch d Haͤnd wolt ſeyn ohn Suͤnde / Gab ihnn den Moͤrder Bar - rabam / bald JEſum er zu creutzgen nahm / Nach ih - ren falſchen Willen / Sein Kleider ſie anthaͤten ihm / Und fuͤhrten ihn mit groſſer Stimm / Das Creutz trug er mit Stille.
15 Als ſie nun giengen aus mit ihm / Zwungens Simon in ihrem Grimm / Daß er ihms Creutz nach - truͤge: /: Viel Volcks und Frauen weinten da / Bald JEſus ſprach / als er ſie ſah / Thaͤt ſich zu ih - nen biegen: /: Und ſprach: weinet nicht uͤber mich / Jhr Toͤchter Zion / bweine ſich / Ein jedes und ſein Kinde. Jhr werd noch ſprechen: ſeelig die / Unfrucht - barn / und die ſaͤugten nie / Vor Forcht und Qual der Suͤnde.
16 Sie kamen bald zur Schedelſtaͤtt / Zween Ubelthaͤter man da haͤtt / Die man ans Creutz auch ſchluge: /: Zur lincken und zur rechten Hand / Wie es die Schrifft laͤngſt hat bekant / JEſus bald ſprach mit Fuge: Verzeih ihn / Vatter! dieſe That / Kei - ner weiß / was er hie gthan hat: Pilatus thaͤt auch ſchreiben / Hebrœiſch / Griechiſch und Latein: JEſus ein Koͤnig der Juͤden fein / Das thaͤt die Prieſter betruͤben.
17 Als JEſus nun gecreutziget war / Sein Klei - der ſie auch nahmen zwar / Und ſpielten druͤber bhen - de: /: Als JEſus da ſein Mutter ſach / Dazu Jo - hannem / bald er ſprach: Weib! dieſen ich dir ſende: Diß iſt dein Sohn: zum Juͤnger ſpricht: Das iſt dein Mutter / laß ſie nicht / Bald er ſie zu ihm nahme / Die Hohenprieſter trieben Spott / Auch andre viel laͤſterten GOtt / Biſt dus / der von GOtt kame.
18 Biſt du nun Gottes lieber Sohn / Steig itzt vom Creutz / hilff dir davon / Das thaten auch dieSchaͤ -51Lieder. Schaͤcher: /: Doch einer ſich zum andern kehrt / JEſus Unſchuld er ihn da lehrt / Sprach: JESU denk mein nacher / So du kommſt in das Reiche dein Er ſprach heut wirſt du bey mir ſeyn / Wol in dem Paradeiſe / Ein Finſtern war zur ſechſten Stund / Um neune JEſus ſchrei von Grund / Mit lauter Stimm und Weiſe.
19 Mein GOtt / mein GOtt! wie laͤſt du mich? Jn Spott / brachten ſie bald Eſſig / Und gaben ihm zu trinken: /: Als JEſus den verſuchet haͤtt / Sprach er / vollbracht iſt / das ich thaͤt / Sein Haubt ließ er da ſinken. O Vatter in die Haͤnde dein! Befihl ich dir den Geiſte mein / Schrey er mit lauter Stimme / Gab auf ſein Geiſt / der Vorhang bhend / Jm Tempel rieß entzwei zu End / Die Felſen wichen Jhme.
20 Das Erdreich auch erzittert war / Die Graͤ - ber wurden offenbar / Der Haubtmann und ſein Gſinde: /: Sprachen: Fuͤrwar der Fromme was / Und Gottes Sohn / diß zeuget das / Schlugen ihr Herz gſchwinde. Als ſie den Schaͤcher brachn die Bein / War JEſus tod / brachen ihm kein / Und ſta - chen auf ſein Seiten / Es ran daraus Waſſer und Blut / Ders hat geſehen / zeugets gut: Die Schrifft zeigets auch weiter.
21 Nachdem als nun der Abend kam / Joſeph der fromme JEſum nahm / Vom Creutz / ihn zu be - graben: /: Darzu auch Nicodemus kam / Viel Aloes und Myrrhen nahm / Damit ſie JEſum ha - ben / Gewickelt in ein Leinwad rein / Da war ein Grab in einem Stein / Jn einem Felſen neue / Dar - ein ſie JEſum legten ſchon / Thaͤten ein Stein dar - uͤber thun / Und giengen hin mit Reue.
22 Die Juͤden fuͤhrten noch ein Klag / Verhuͤt -d iijtens52Paſſion -tens Grab am dritten Tag / JEſus ſtund auf mit Gwalte: /: Aufdaß er uns ja fromme maͤcht / Und mit ihm in ſein Reiche braͤcht / Aus der ſuͤndli - chen Gſtalte. Daruͤm wir ſollen froͤlich ſeyn / Daß unſer Seeligmacher fein / Chriſtus hat uͤberwunden / Fuͤr uns der Suͤnden groſſe Noht / Darzu die Hoͤl - le / und den Tod / Und auch den Teufel bunden.
23 So laſt uns nun ihm dankbar ſeyn / Daß er fuͤr uns lidt ſolche Pein / Nach ſeinem Willen le - ben: /: Auch laſt uns ſeyn der Suͤnden feind / Weil uns GOtts Wort ſo helle ſcheint / Tag und Nacht darnach ſtreben. Die Lieb erzeigen jederman / die Chriſtus hat an uns gethan / Mit ſeinem Leidn und Sterben / O Menſchenkind! betracht das recht / Wie Gottes Zorn die Suͤnde ſchlaͤgt / Thu dich da - fuͤr bewahren.

Sebald Heyd.

X
DTraurigkeit / O Herzenleid / Jſt das nicht zu beklagen? GOtt des Vatters einigs Kind / wird ins Grab getragen.
2 O groſſe Noht / GOtt ſelbſt ligt tod / Am Creuz iſt er geſtorben / Hat dadurch das Himmelreich / Uns aus Lieb erworben.
3 O Menſchen-Kind / Nur deine Suͤnd hat die - ſes angerichtet / Wie du durch die Miſſethat / Wa - reſt ganz vernichtet.
4 Dein Braͤutigam / Das Gottes Lamm / Liegt hie mit Blut befloſſen / Welches er ganz mildiglich / Hat fuͤr dich vergoſſen.
5 O ſuͤſſer Mund / O glaubens-Grund / Wie biſt du doch zuſchlagen / Alles was auf Erden lebt / muß dich ja beklagen.
6 O lieblichs Bild / Schoͤn zart und mild / DuSoͤhn -53Lieder. Soͤhnlein der Jungfrauen / Niemand kan dein heiſ - ſes Blut / Sonder Reu anſchauen.
7 Holdſelig iſt / Zu jeder Friſt / Der dieſes recht bedenket / Wie der HErꝛ der Herꝛlichkeit / Wird ins Grab verſenket.
8 O JEſu / Du / Mein Huͤlff und Ruh / Jch bit - te dich mit Thraͤnen: Hilff / daß ich mich biß ins Grab / Moͤge nach dir ſehnen.
XI
WJr danken dir HErꝛ JEſu Chriſt / Daß du fuͤr uns geſtorbẽ biſt / Und haſt uns durch dein theures Blut / Gemacht fuͤr GOtt ge - recht und gut.
2 Und bitten dich wahr Menſch und GOTT / Durch dein heilig fuͤnff Wunden roht / Erloͤß uns von dem ewign Tod / Und troͤſt uns in der letzten Noht.
3 Behuͤt uns auch fuͤr Suͤnd und Schand / Reich uns dein allmaͤchtige Hand / Daß wir im Creutz gedultig ſeyn / Uns troͤſten deiner ſchwe - ren Pein.
4 Und drauß ſchoͤpffen die Zuverſicht / Daß du uns wirſt verlaſſen nicht / Sondern ganz treulich bey uns ſtehn / Biß wir durchs Creutz ins Leben gehn / Amen.

7 Oſter-Lieder.

I
CHriſt iſt erſtanden / Von der Marter aller / Deß ſollen wir alle froh ſeyn / Chriſtus will unſer Troſt ſeyn / Kyrieeleiſon.
d iiij2 Waͤr54Oſter -
2 Waͤr er nicht erſtanden / So waͤr die Welt vergangen / Seint daß er erſtanden iſt / So loben wir den Herren JEſum Chriſt / Kyrieeleiſon.
3 Halleluja / Halleluja / Halleluja / Deß ſolln wir alle froh ſeyn / Chriſtus will unſer Troſt ſeyn / Ky - rieeleiſon.
4 Kyrie Eleiſon / Chriſte Eleiſon / Kyrieeleiſon / Deß ſolln wir alle froh ſeyn / Chriſt will unſer Troſt ſeyn / Kyrieeleiſon.
II
EHriſt lag in Todes Banden / Fuͤr unſer Suͤnd gegeben: /: Der iſt wieder erſtanden / Und hat uns bracht das Leben. Deß ſolln wir alle froͤlich ſeyn / GOtt loben und ihm dankbar ſeyn / Und ſingen Halleluja / Halleluja.
2 Den Tod niemand bezwingen kont / Bey allen Menſchenkinden: /: Das machet alles unſer Suͤnd / Kein Unſchuld war zu finden / Davon kam der Tod ſo bald / Und nahm uͤber uns Gewalt / Hielt uns in ſeim Reich gefangen / Halleluja.
3 JEſus Chriſtus Gottes Sohn / An unſer ſtatt iſt kommen: /: Und hat die Suͤnde abgethan / Da - mit dem Tod genommen / All ſein Recht / und ſein Gewalt / Da bleibet nichts denn Tods Geſtalt / Den Stachel hat er verlohren / Halleluja.
4 Es war ein wunderlicher Krieg / Da Tod und Leben rungen: /: Das Leben behielt den Sieg / Es hat den Tod verſchlungen / Die Schrifft hat ver - kuͤndet das / Wie ein Tod den andern fraß / Ein Spott aus dem Tod iſt worden / Halleluja.
5 Hie iſt das rechte Oſterlamm / Davon GOtt hat geboten: /: Das iſt an deß Creutzes Stamm / Jn heiſſer Lieb gebraten / Deß Blut zeichnet unſerThuͤr -55Lieder. Thuͤr / Das haͤlt der Glaub dem Tode fuͤr / Der Wuͤrger kan uns nicht ruͤhren / Halleluja.
6 So feiren wir das hohe Feſt / Mit Hertzens - Freud und Wonne: /: Das uns der HErꝛ erſchei - nen laͤſt / Er ſelber iſt die Sonne / Der durch ſeiner Gnaden-Glanz / Erleuchtet unſre Herzen ganz / Der Suͤnden Nacht iſt vergangen / Halleluja.
7 Wir eſſen und leben wol / Jn rechten Oſterfla - den: /: Der alte Sauerteig nicht ſoll / Seyn bey dem Wort der Gnaden / Chriſtus will die Koſte ſeyn / Und ſpeiſen die Seel allein / Der Glaub wil keins an - dern leben / Halleluja.

D. M. L.

III
ERſchienen iſt der herꝛlich Tag / Dran ſich nie - mand gnug freuen mag / Chriſt unſer HErꝛ heut triumphirt / All ſein Feind er gefangen fuͤhrt / Halleluja.
2 Die alte Schlang / die Suͤnd und Tod / Die Hoͤll / all Jammer / Angſt und Noht / Hat uͤber - wunden JEſus Chriſt / Der heut vom Tod erſtan - den iſt / Halleluja.
3 Am Sabbaht fruͤ mit Specerey / Kamen zum Grab Marien drey / daß ſie ſalbten Marien Sohn / Der vom Tod war erſtanden ſchon / Halleluja.
4 Wen ſucht ihr da? Der Engel ſprach: Chriſt iſt erſtanden / der hie lag / Hie ſeht ihr die Schweiß - tuͤchelein / Geht hin / ſagts bald den Juͤngern ſein / Halleluja.
5 Der Juͤnger Furcht und Hertzenleid / Heut wird verkehrt in eytel Freud / So bald ſie nur den HErren fahn / Verſchwand ihr Trauren / Furcht und Zagn / Halleluja.
6 Der HErꝛ hielt ein freundlich Geſpraͤch / Mit zweyen Juͤngern auf dem Weg / Fuͤr Freud dasd vHerz56Oſter -Herz im Leib ihnn brand / Jm Brod brechen er wurd erkand / Halleluja.
7 Unſer Simſon der theure Held / Chriſtus den ſtarcken Loͤwen faͤllt / Der Hoͤllenpforten er hintraͤgt / Dem Teuffel all ſein Gwalt erlegt / Halleluja.
8 Jonas im Wallfiſch war drey Tag / So lang Chriſtus im Grab auch lag / Den laͤnger ihn der Tod kein Stund / in ſeinem Rachen halten kund / Halleluja.
9 Sein Raub der Tod muſt fahren lan / das Le - ben ſiegt und gwan ihm an / Zerſtoͤret iſt nun all ſein Macht / Chriſt hat das Leben wideꝛbracht / Halleluja.
10 Heut gehn wir aus Egypten-Land / Aus Pharaonis Dienſt und Band / Und das recht Oſterlaͤmmelein / wir eſſen heut im Brod und Wein / Halleluja.
11 Auch eſſen wir die ſuͤſſen Brod / Die Moſes Gottes Volck gebot / Kein Sauerteig ſoll bey uns ſeyn / Daß wir leben von Suͤnden rein / Halleluja.
12 Der ſchlagend Engl fuͤruͤber geht / Kein Erſtgeburt er bey uns ſchlaͤgt / Unſer Thuͤrſchwell hat Chriſtus Blut beſtrichen / Das haͤlt uns in Hut / Halleluja.
13 Die Sonn / die Erd / all Creatur / Alls was betruͤbet war zuvor / Das ſreut ſich heut an dieſem Tag / Da der Welt-Fuͤrſt darnider lag / Halleluja.
14 Drum wir auch billig froͤlich ſeyn / Singen das Halleluja fein / Und loben dich HErꝛ JESU Chriſt / Zu Troſt du uns erſtanden biſt / Halleluja.

Nic. Her.

IV

ERſtanden iſt der Heilig Chriſt / Halle. Hallel. Der aller Welt ein Troͤſter iſt / Halleluja.
2 Und waͤr er nicht erſtanden / Halle. Hal. So waͤr die Welt vergangen / Hal.
3 Nun57Lieder.
3 Nun ſeyt daß er erſtanden iſt / Halle. Hallel. Lobn wir den HErren JEſum Chriſt / Halleluja.
4 Es giengn drey heilige Frauen / Halle. Hallel. Deß Morgens fruͤ im Thauen / Halleluja.
5 Sie ſuchtn den HErren JEſum CHriſt / Halle. Halleluja. Der von dem Tod erſtanden iſt / Halleluja.
6 Sie funden da zwen Engel ſchon / Halle. Hal. Sie troͤſten die Frauen lobeſan / Halleluja.
Engel.
7 Erſchrecket nicht und ſeyd all froh / Halle. Hal. Denn den ihr ſucht / der iſt nicht da / Halleluja.
Maria.
8 Engel / lieber Engel fein / Halle. Halleluja. Wo find ich denn den HErren mein? Halleluja.
Engel.
9 Er iſt erſtanden aus dem Grab / Halle. Hallel. Heut an dem heilgen Oſtertag / Halleluja.
Maria.
10 Zeig uns den HErren JEſum Chriſt / Halle. Hallel. Der von dem Tod erſtanden iſt / Halleluja.
Engel.
11 So trett herzu und ſeht die Stadt / Halle. Hallel. Da man ihn hingeleget hat / Halleluja.
Maria.
12 Der HErꝛ iſt hin er iſt nicht do / Halle. Hallel. Wenn wir ihn haͤttn / ſo waͤrn wir froh / Halleluja.
Engel.
13 Seht an das Tuch darinn er lag / Halle. Hal. Gewickelt biß an dritten Tag / Halleluja.
Maria.
14 Wir ſehens wol / zu dieſer Friſt / Halle. Hallel. Weiß uns den HErꝛen JEſum Chriſt / Halleluja.
En -58Oſter-Lieder.
Engel.
15 Geht hin ins Galllœiſche Land / Halle. Hallel. Da find ihr ihn / ſagt er zu Hand / Halleluja.
Maria.
16 Habt dank ihr lieben Engel fein / Halle. Halle. Nun wolln wir alle froͤlich ſeyn / Halleluja.
Engel.
17 Geht hin / ſagt das St. Petro an / Halle. Hal. Und ſeinen Juͤngern lobeſan / Halleluja.
Maria zum Volk.
18 Nun ſinget all zu dieſer Friſt / Halle. Hallel. Erſtanden iſt der heilig Chriſt / Halleluja.
Gemein.
19 Deß ſolln wir alle froͤlich ſeyn / Halle. Hallel. Und Chriſt will unſer Troͤſter ſeyn / Halleluja.
V
JESUS Chriſtus unſer Heiland / Der den Tod uͤberwand / Jſt auferſtanden / Die Suͤnd hat er gefangen / Kyrieeleiſon.
2 Der ohn Suͤnde war geboren / Trug fuͤr uns Gottes Zorn / Hat uns verſoͤhnet / Daß uns GOtt ſein Huld goͤnnet / Kyrieeleſon.
3 Tod / Suͤnd / Teuffel / Leben und Genad / Alls in Haͤnden er hat / Er kan erretten / Alle die zu ihm tretten / Kyrieeleiſon.

D. M. L.

8 Auffahrt-Lieder.

I
CHriſt fuhr gen Himmel / Da ſand er uns her - nider / Den Troͤſter den Heiligen Geiſt / Zu Troſt der armen Chriſtenheit / Kyrieeleiſon.
2 Chri -59Auffart -
2 Chriſtus unſer Heiland / Sitzt zur rechten Gottes Hand / Vertritt das arm Menſchlich Ge - ſchlecht / Daß wir durch ihn werden gerecht / Ky - rieeleiſon.
3 Waͤr er nicht hingangen / Der Troͤſter waͤr nicht kommen / Seit daß Er hingangen iſt / So habn wir den Geiſt durch JEſum Chriſt / Kyriee - leiſon.
4 Halleluja / Halleluja / Halleluja / Deß ſollen wir alle froh ſeyn / Chriſtus wil unſer Troſt ſeyn / Kyrieeleiſon.
II
NUn freut euch Gottes Kinder all / Der HErꝛ faͤhrt auf mit groſſem Schall / Lobſinget ihm / lobſinget ihm / Lobſinget ihm mit lau - ter Stimm.
2 Die Engel und all Himmels-Heer / Erzeigen Chriſto Goͤttlich Ehr / Und jauchzen ihm froͤlchẽ mit Schall / Das thun die lieben Engel all.
3 Daß unſer Heiland JEſus Chriſt / Wahr GOttes Sohn Menſch worden iſt / Deß freuen ſich die Engel ſehr / Und goͤnnen uns gern ſolche Ehr.
4 Der HErꝛ hat uns die Staͤtt bereit / Da wir ſolln bleibn in Ewigkeit / Lobſinget ihm / lobſinget ihm / Lobſinget ihm mit lauter Stimm.
5 Wir ſind Erben im Himmelreich / Wir ſind den lieben Engeln gleich / Das ſehn die lieben Engel gern / Und danken mit uns GOtt dem HErꝛn.
6 Es hat mit uns nun nimmer Noht / Der Sa - tan / Suͤnd und ewigr Tod / Allſamt zu Schan - den worden ſind / Durch GOttes und Marien Kind.
7 Den60Auffart.
7 Den heilgen Geiſt ſend er herab / Auf daß er unſer Herz erlab / Und troͤſt uns durch das Goͤttlich Wort / Und uns behuͤt fuͤrs Teuffels-Mord.
8 Alſo baut er die Chriſtenheit / Zur ewgen Freud und Seeligkeit / Allein der Glaub an JEſum Chriſt / Die recht Erkaͤntniß GOttes iſt.
9 Der Heil. Geiſt den Glauben ſtaͤrckt / Gedult und Hoffnung in uns wirckt / Erleucht und macht die Herzen veſt / Und uns in Truͤbſal nicht verlaͤſt.
10 Was uns die Goͤttlich Majeſtaͤt / Am heilign Creuz erworbẽ hat / Das theilet aus der heilig Geiſt / Darum er unſer Lehrer heiſt.
11 Der Vatter hat den Sohn geſand / Der Sohn wird anders nicht erkant / Ohn durch den H. Geiſt allein / Der muß die Herzen machen rein.
12 So manche ſchoͤne Gottes Gab / Bringt uns der heilge Geiſt herab / Und uns fuͤrm Satan wol bewahrt / Solchs ſchafft deß HErren Himmel fahrt.
13 So danket nun dem lieben HErꝛn / Und lobet ihn von Herzen gern / Lobſinget mit der Engel-Choͤr / Daß man es in dem Himmel hoͤr.
14 GOtt Vatter in der Ewigkeit / Es ſagt dir deine Chriſtenheit / Groß Ehr und Dank mit hoͤch - ſtem Fleiß / Zu allen Zeiten Lob und Preiß.
15 HErꝛ JEſu Chriſte GOttes Sohn / Ge - waltig / herꝛlich / praͤchtig ſchon / Es dankt dir deine Chriſtenheit / Von nun an biß in Ewigkeit.
16 Du H. Geiſt / du wahrer GOtt / Der du uns troͤſt in aller Noht / Wir ruͤhmen dich / wir loben dich / Und ſagen dir Dank ewiglich.
III
NUn freut euch / lieben Chriſten gmein / Und laſt uns froͤlich ſpringen: /: Daß wir getroſt und all in ein / Mit Luſt und Liebe ſingen /Was61Lieder. Was GOtt an uns gewendet hat / Und ſeine ſuͤſſe Wunderthat / Gar theur hat ers erworben.
2 Dem Teuffel ich gefangen lag / Jm Tod war ich verlohren: /: Mein Suͤnd mich quaͤlet Nacht und Tag / Darinn ich war geboren / Jch fiel auch im - mer tieffer drein. Es war kein Guts am Leben mein / Die Suͤnd hat mich beſeſſen.
3 Mein gute Werk die galten nicht / Es war mit ihnn verdorben: /: Der Freywill haſſet GOtts Gricht / Er war zum Gutn erſtorben / Die Angſt mich zu verzweiflen treib / Daß nichts deñ ſterben bey mir bleib / Zur Hoͤllen muſt ich ſinken.
4 Da jammert GOtt in Ewigkeit / Mein Elend uͤbr die maſſen: /: Er dacht an ſein Barmher - zigkeit / Er wolt mir helffen laſſen. Er wand zu mir das Vatterherz / Es war bey ihm fuͤrwar kein Scherz / Er ließ ſein beſtes koſten.
5 Er ſprach zu ſeinem lieben Sohn / Die Zeit iſt hie zu erbarmen: /: Fahr hin meins Herzens wehr - te Cron / Und ſey das Heil dem Armen / Und hilff ihm aus der Suͤnden Noht: Erwuͤrg fuͤr ihn den bittern Tod / Und laß ihn mit dir leben.
6 Der Sohn dem Vattr gehorſam ward / Er kam zu mir auf Erden: /: Von einer Jungfrau rein und zart / Er wollt mein Bruder werden. Gar heim - lich fuͤhrt er ſein Gewalt / Er gieng in einer armen Gſtalt / Den Teuffel wollt er fangen.
7 Er ſprach zu mir: halt dich an mich / Es ſoll dir itzt gelingen: /: Jch geb mich ſelber ganz fuͤr dich / Da will ich fuͤr dich ringen: Denn ich bin dein / und du biſt mein / Und wo ich bleib / da ſolt du ſeyn / Uns ſoll der Feind nicht ſcheiden.
8 Vergieſſen wird man mir mein Blut / Darzu mein Leben rauben: /: Das leid ich alles dir zu gut /Das62Pfingſt -Das halt mit feſten Glauben. Den Tod verſchlingt das Leben mein / Mein Unſchuld traͤgt die Suͤnde dein / Da biſt du ſeelig worden:
9 Gen Himmel zu dem Vatter mein / Fuhr ich aus dieſem Leben: /: Da wil ich ſeyn der Meiſter dein / Den Geiſt wil ich dir geben: Der dich in Truͤb - ſal troͤſten ſoll / Und lehren mich erkennen wol / Und in der Warheit leiten.
10 Was ich gethan hab und gelehrt / Das ſolt du thun und lehren: /: Damit das Reich Gotts werd gemehrt / Zu Lob und ſeinen Ehren: Und huͤt dich fuͤr der Menſchen Gſatz / Davon verdirbt der edle Schatz / Das laß ich dir zu letzte.

D. M. Luth.

9 Pfingſt-Lieder.

I
KOmm GOtt Schoͤpffer heiliger Geiſt / Be - ſuch das Herz der Menſchen dein / Mit Gna - den ſie fuͤll wie du weiſt / Daß dein Geſchoͤpff vorhin ſey.
2 Denn du biſt der Troͤſter genant / Deß Aller - hoͤchſten Gabe theur / Ein geiſtlich Salb an uns ge - wand / Ein lebend Brunn / Lieb und Feuer.
3 Zuͤnd uns ein Liecht an im Verſtand / Gib uns ins Herz der Liebe Brunſt / Das ſchwach Fleiſch in uns dir bekant / Erhalt veſt dein Krafft und Gunſt.
4 Du biſt mit Gaben ſiebenfalt / Der Finger an Gottes rechter Hand / Deß Vatters Wort gibſt du gar bald / Mit Zungen in alle Land.
5 Deß63Lieder.
5 Deß Feindes Liſt treib von uns fern / Den Fried ſchaff bey uns deine Gnad / Daß wir dein Leiten folgen gern / Und meiden der Seelen Schad.
6 Lehr uns den Vatter kennen wohl / Dazu JE - ſum Chriſt ſeinen Sohn / Daß wir deß Glaubens werden voll / Dich beyder Geiſt zu verſtahn.
7 GOtt Vatter ſey Lob und dem Sohn / Der von den Todten aufferſtund / Dem Troͤſter ſey daſ - ſelb gethan / Jn Ewigkeit alle Stund / Amen.
II
KOmm Heil. Geiſt Herre GOtt / Erfuͤll mit deiner Gnaden Gut / Deiner Glaubigen Hertz / Muht und Sinn / Dein bruͤnſtig Lieb entzuͤnd in ihnn / O HERR durch deines Liechtes Glanz / Zu dem Glauben verſamlet haſt / Das Volck aus aller Welt Zungen / Daß ſey dir HErꝛ zu Lob geſungen / Halleluja / Halleluja.
2 Du heiliges Liecht / edler Hort / Laß uns leuch - ten des Lebens Wort / Und lehr uns GOtt recht er - kennen / Von Hertzen Vatter ihn nennen / O HErꝛ behuͤt fuͤr fremder Lehr / Daß wir nicht Meiſter ſu - chen mehr / Denn JEſum Chriſt / mit rechten Glau - ben / Und ihm aus gantzer Macht vertrauen / Halle - luja / Halleluja.
3 Du heilige Brunſt / ſuͤſſer Troſt / Nun hilff uns froͤlich und getroſt / Jn deinem Dienſt beſtaͤndig blei - ben / Die Truͤbſal uns nicht abtreiben. O HErꝛ! durch dein Krafft uns bereit / Und ſtaͤrck des Flei - ſches Bloͤdigkeit / Daß wir hier ritterlich ringen / Durch Tod und Leben zu dir dringen / Halleluja / Halleluja.

D. M. L.

III
NUn bitten wir den Heiligen Geiſt / Um den rechten Glauben allermeiſt / Daß er uns be -ehuͤte64Lieder von derhuͤte / an unſerm Ende / Wenn wir heimfahren aus dieſem Elende / Kyrieeleiſon.
2 Du werthes Liecht gib uns deinen Schein / Lehr uns JEſum Chriſtum erkennen allein / Daß wir an ihm bleiben / dem treuen Heyland / Der uns bracht hat zu dem rechten Vatterland / Kyrieeleiſon.
3 Du ſuͤſſe Lieb ſchenk uns deine Gunſt / Laß uns empfinden der Liebe Brunſt / Daß wir uns von Hertzen einander lieben / Und im Friede auf einem Sinne bleiben / Kyrieeleiſon.
4 Du hoͤchſter Troͤſter in aller Noht / Hilff / daß wir nicht fuͤrchten Schand noch Tod / Daß in uns die Sinne nicht verzagen / Wann der Feind das Leben wird verklagen / Kyrieeleiſon.

D. M. Luth.

10 Lieder von der Heil. Drey - Einigkeit.

I
ALlein GOtt in der Hoͤh ſey Ehr / Und dank fuͤr ſeine Gnade: /: Daruͤm daß nun und nimmer mehr / uns ruͤhren kan kein Schade. Ein Wollgefalln GOtt an uns hat / Nun iſt groß Fried ohn unterlaß / All Fehd hat nun ein Ende.
2 Wir loben / preiſn / anbeten dich / Fuͤr deine Ehr wir danken: /: Daß du GOtt Vatter ewiglich Regierſt ohn alles wanken. Ganz ungemeſſen iſt deine Macht / Fort geſchicht / was dein Will hat be - dacht: Woll uns des feinen Herren.
3 O JEſu Chriſt Sohn eingeborn! Deineshimm -65Heil. Drei Einigkeit. himmliſchen Vatters: /: Verſoͤhner dern / die warn verlorn / Du Stiller unſers Haders / Lamm Gottes Heilger HErꝛ und GOtt / Nim an die Bitt von un - ſer Noht / Erbarm dich unſer aller.
4 O Heiliger Geiſt du hoͤchſtes Gut / Du aller - heilſamſter Troͤſter: /: Fuͤrs Teuffels Gewalt fort - an behuͤt / Die JEſus Chriſtus erloͤſet / Durch groſſe Marter und bittern Tod / Abwend all unſer Jammer und Noht / Darzu wir uns verlaſſen.

II

GOTT der Vatter wohn uns bei / Und laß
uns nicht verderben: /: Mach uns aller Suͤn -
den frei / Und hilff uns ſeelig ſterben. Fuͤr
dem Teuffel uns bewahr / Halt uns bei feſtem Glau -
ben / Und auf dich laß uns bauen / Aus Hertzengrund
vertrauen: Dir uns laſſen ganz und gar / Mit allen
rechten Chriſten / Entfliehn des Teuffels-Liſten / Mit
Waffen GOttes uns friſten: Amen! Amen! das
ſey waar / So ſingen wir Halleluja.
JEſus CHriſtus wohn uns bey / ꝛc.
Heiliger Geiſt wohn uns bey / ꝛc.

IIIDer Geſang Ambroſii und Auguſtini.

HERR GOtt dich loben wir /
HErꝛ GOtt wir danken dir.
Dich Vatter in Ewigkeit /
Ehrt die Welt weit und breit.
All Engel und Himmels Heer /
Und was dienet deiner Ehr /
Auch Cherubim und Seraphim /
Singen immer mit hoher Stimm:
Heilig iſt unſer GOTT /
Heilig iſt unſer GOTT /
e ijHei -66Lieder von der H. Drei Einigkeit.
Heilig iſt unſer GOTT /
Der HERR Zebaoth /
Dein Goͤttlich Macht und Herꝛlichkeit /
Geht uͤbr Himml und Erden weit.
Der Heiligen zwoͤlff Boten Zahl /
Und die lieben Propheten all /
Die theuren Maͤrtrer allzumal /
Loben dich / HERR! mit groſſem Schall.
Die ganze werthe Chriſtenheit /
Ruͤhmt dich auf Erden allezeit.
Dich GOtt Vatter im hoͤchſten Thron /
Deinen rechten eingen Sohn:
Den Heilgen Geiſt und Troͤſter werth /
Mit rechtem Dienſt ſie lobt und ehrt.
Du Koͤnig der Ehren JEſu Chriſt /
GOtt Vatters ewger Sohn du biſt.
Der Jungfrau Leib nicht haſt verſchmaͤcht /
Zu erloͤſn das menſchlich Geſchlecht.
Du haſt den Tod zerſtoͤrt ſein Macht /
Und all Chriſten zum Himmel bracht.
Du ſitzt zur Rechten Gottes gleich /
Mit aller Ehr ins Vatters Reich.
Ein Richter Du zukuͤnftig biſt /
Alles was todt und lebend iſt.
Nun hilf uns HERR den Dienern dein /
Die mit deim theurn Blut erloͤſt ſeyn.
Laß uns im Himmel haben Theil /
Mit den Heilgen im ewian Heil.
Hilff deinem Volck HErꝛ JEſu Chriſt /
Und ſegne / was dein Erbtheil iſt.
Wart und pfleg ihr zu aller Zeit /
Und heb ſie hoch in Ewigkeit.
Taͤglich HErꝛ GOTT wir loben dich /
Und ehrn dem Namen ſtetiglich.
Be -67Dank-Lieder.
Behuͤt uns heut / O treuer GOtt!
Fuͤr aller Suͤnd und Miſſethat.
Sey uns gnaͤdig O HErre GOTT!
Sey uns gnaͤdig in aller Noht /
Zeig uns deine Barmhertzigkeit /
Wie unſer Hoffnung zu dir ſteht.
Auf dich hoffen wir lieber HErꝛ /
Jn Schanden laß uns nimmermehr.

II Dank-Lieder.

I
NUn lob mein Seel den HErren / Was in mir iſt / den Namen ſein: /: Sein Wolthat thut er mehren / Vergiß es nicht / O Hertze mein! Hat dir dein Suͤnd vergeben / Und heilt dein Schwachheit groß / Errett dein armes Leben / Nimt dich in ſeinen Schos / Mit reichem Troſt beſchuͤttet / Verjungt dem Adler gleich / Der Koͤnig ſchafft recht behuͤtet / Die leidn in ſeinem Reich.
2 Er hat uns wiſſen laſſen / ſein heilig Recht und ſein Gericht: /: Darzu ſein Guͤt ohn maſſen / Es mangelt an ſeiner Erbarmung nicht. Sein Zorn laͤſt er wol fahren / Strafft nicht nach unſer Schuld: Die Gnad thut er nicht ſparen / Den Bloͤden iſt er hold / Sein Guͤt iſt hoch erhaben / Ob den / die fuͤrch - ten ihn / So fern der Oſt von Abend / Jſt unſer Suͤnd dahin.
3 Wie ſich ein Vatter erbarmet / Uber ſeine jun - ge Kindlein klein: /: So thut der HErꝛ uns Ar - men / So wir ihn kindlich ſoͤrchten rein. Er kennte iijdas68Dank -das arm Gemaͤchte / Und weiß wir ſind nur Staub / Gleichwie das Gras vom Rechen / Ein Blum und fallendes Laub / Der Wind nur druͤber wehet / So iſt es nimmer da: Alſo der Menſch vergehet / Sein End das iſt ihm nah.
4 Die Gottes Gnad alleine / Steht veſt und bleibt in Ewigkeit: /: Bey ſeiner lieben Gemeine / Die ſteht in ſeiner Forcht bereit / Die ſeinen Bund behalten: Er herꝛſcht im Himmelreich. Jhr ſtarcken Engel waltet / Seins Lobs / und dienet zu gleich / Dem groſ - ſen HErren zu Ehren / Und treibt ſein heiligs Wort. Mein Seel ſol auch vermehren / Sein Lob an al - lem Ort.
5 Sey Lob und Preiß mit Ehren / GOtt Vat - ter / Sohn / Heiligem Geiſt: /: Der woͤll in uns ver - mehren / Was er uns aus Gnaden verheiſt / Daß wir ihm veſt vertrauen / Gaͤnzlich uns laſſen auf ihn / Von Herzen auf ihn bauen / Daß unſer Muht und Sinn / Jhm troͤſtlich frei anhangen / Darauf ſingen wir zu Stund / Amen wir werdens erlangen / Glau - ben wir von Herzen Grund.
II
SOlt ich meinem GOtt nicht ſingen? Solt ich ihm nicht dankbar ſeyn? Denn ich ſeh in allen Dingen / Wie ſo gut ers mit mir meint? Jſt doch nichts als lauter lieben / Das ſein treues Herze regt / Das ohn Ende hebt und traͤgt / Die in ſeinem Dienſt ſich uͤben. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
2 Wie ein Adler ſein Gefieder / Uber ſeine Jun - gen ſtreckt: Alſo hat auch hin und wieder / Mich des Hoͤchſten Arm bedeckt / Alſo bald im Mutter Leibe / Da er mir mein Weſen gab / Und das Leben / das ich hab / Und noch dieſe Stunde treibe. Alles Dingwaͤhrt69Lieder. waͤhrt ſeine Zeit: GOTTES Lieb in Ewigkeit.
3 Sein Sohn iſt ihm nicht zu theuer / Nein / er gibt ihn fuͤr mich hin / Daß er mich vom ewgen Feu - er / Durch ſein theures Blut gewinn. O du uner - gruͤndter Brunnen / Wie wil doch mein ſchwacher Geiſt / Ob er ſich gleich hoch befleiſt / Deine tief er - gruͤnden koͤnnen? Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
4 Seinen Geiſt den edlen Fuͤhrer / Gibt er mir in ſeinem Wort / Daß er werde mein Regierer / Durch die Welt zur Himmelpfort / Daß er mir mein Herz erfuͤlle / Mit dem hellen Glaubens Liecht / Das des Todes Macht zubricht / Und die Hoͤlle ſelbſt macht ſtille. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
5 Meiner Seelen wolergehen Hat er ja recht wol bedacht / Wil dem Leibe Noht zuſtehen / Nim̃t ers gleichfals wol in acht / Wann mein koͤnnen / mein vermoͤgen / Nichts vermag / nichts helffen kan / Koͤm̃t mein GOtt und hebt mir an / Sein vermoͤgen bey - zulegen. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
6 Himmel / Erd und ihre Heere Hat er mir zum Dienſt beſtellt / Wo ich nur mein Aug hinkehre / Find ich / was mich nehrt und haͤlt / Thier und Kraͤuter / und Getreyde / Jn den Gruͤnden / in der Hoͤh / Jn den Buͤſchen / in der See / Uberall iſt meine Weyde: Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: GOttes Lieb in Ewigkeit.
7 Wann ich ſchlaffe / wacht ſein Sorgen / Und ermuntert mein Gemuͤht / Daß ich alſo alle morgen Schaue neue Lieb und Guͤt. Waͤre mein GOtt nicht geweſen / Haͤtte mich ſein Angeſicht Nicht ge - leitet / waͤr ich nicht Aus ſo mancher Angſt gene -e iiijſen.70Dank -ſen. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
8 Wie ſo manche ſchwere Plage Wird vom Satan umgefuͤhrt / Die mich doch mein lebetage / Niemals noch bißher geruͤhrt. GOttes Engel den er ſendet / Hat das Boͤſe / was der Feind Anzurichten war gemeynt / Jn die Ferne weggewendet. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
9 Wie ein Vatter ſeinem Kinde Sein Hertz nie - mals ganz entzeucht / Ob es gleich bißweilen Suͤnde Thut / und aus der Bahne weicht: Alſo haͤlt auch mein Verbrechen / Mir mein frommer GOTT zu gut / Wil mein fehlen mit der Ruht / Und nicht mit dem Schwerdte / raͤchen. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: Gottes Lieb in Ewigkeit.
10 Seine Straffen / ſeine Schlaͤge / Ob ſie mir gleich bitter ſeynd: Dennoch wann ichs recht er - wege / Sind es Zeichen / daß mein Freund / Der mich liebet / mein gedenke / Und mich von der ſchnoͤden Welt / Die uns hart gefangen haͤlt / Durch das Creutze zu ihm lenke. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: GOttes Lieb in Ewigkeit.
11 Das weiß ich fuͤrwar und laſſe Mirs nicht aus dem Sinne gehn / Chriſten Creutz hat ſeine Maſſe / Und muß endlich ſtille ſtehn / Wann der Winter ausgeſchneyet / Tritt der ſchoͤne Sommer ein: Alſo wird auch nach der Pein / Wers erwar - ten kan / erfreuet. Alles Ding waͤhrt ſeine Zeit: GOt - tes Lieb in Ewigkeit.
12 Weil dann weder Ziel noch Ende Sich in Gottes Liebe findt / Ey ſo heb ich meine Haͤnde Zu dir / Vatter / als dein Kind: Bitte / wollſt mir Gnade geben / Dich aus aller meiner Macht Zu umfangen Tag und Nacht / Hier in meinem ganzen Leben. Bis71Lieder. Bis ich dich nach dieſer Zeit: Lob und lieb in Ewig - keit.

P. Gerh.

III
AUf den Nebel folgt die Sonn / Auf das Trau - ren Freud und Wonn / Auf die ſchwere bittre Pein / Stellt ſich Troſt und Labſal ein / Mei - ne Seele / die zuvor Sank bis zu dem Hoͤllenthor / Steigt nun bis zum Himmels-Chor.
2 Der / fuͤr dem die Welt erſchrickt / Hat mir meinen Geiſt erquickt / Seine hohe ſtarcke Hand Reißt mich aus der Hoͤllen-Band. Alle ſeine Lieb und Guͤt Uberſchwemmt mir mein Gemuͤht / Und er - friſcht mir mein Gebluͤt.
3 Hab ich vormals Angſt gefuͤhlt / Hat der Gram mein Hertz zuwuͤhlt / Hat der Kummer mich be - ſchwert / Hat der Satan mich bethoͤrt / Ey ſo bin ich nunmehr frey: Heyl und Rettung / Schutz und Treu / Steht mir wieder treulich bey.
4 Nun erfahr ich / ſchnoͤder Feind / Wie dus habſt mit mir gemeynt / Du haſt warlich mich mit Macht Jn dein Netz zu ziehn gedacht: Haͤtt ich dir zu viel getraut / Haͤttſt du / eh ich zugeſchaut / Mir zu Fall ein Sieb gebaut.
5 Jch erkenne deine Liſt / Da du mit erfuͤllet biſt: Du beleugſt mir meinen GOtt / Und machſt ſeinen Ruhm zu Spott / Wann er ſetzt / ſo wirfſt du uͤm / Wann er ſpricht / verkehrt dein Grimm Seine ſuͤſſe Vatterſtimm.
6 Hoff und wart ich alles guts / Bin ich froh und gutes Muhts / Ruͤckſt du mir aus meinem Sinn / Alles gute Sinnen hin: GOtt iſt / ſprichſt du / fern von dir / Alles Ungluͤck bricht herfuͤr / Steht und ligt fuͤr deiner Thuͤr.
7 Heb dich weg / verlogner Mund / Hie iſt GOtte vund72Dank -und Gottes Grund / Hie iſt Gottes Angeſicht / Und das ſchoͤne helle Liecht / Seines Segens / ſeiner Gnad / All ſein Wort und weiſer Raht / Steht fuͤr mir in voller That.
8 GOtt laͤſt keinen traurig ſtehn / Noch mit Schimpff zu ruͤcke gehn / Der ſich ihm zu eigen ſchenkt / Und ihn in ſein Herze ſenkt. Wer auf GOtt ſein Hoffnung ſetzt / Findet endlich und zuletzt / Was ihm Leib und Seel ergoͤtzt.
9 Koͤmmts nicht heute / wie man will / Sey man nur ein wenig ſtill / Jſt doch morgen auch ein Tag / Da die Wolfahrt kommen mag. GOttes Zeit haͤlt ihren Schritt / Wann die koͤmmt / koͤmmt unſer Bitt / Und die Freude reichlich mit.
10 Ach wie ofte dacht ich doch / Da mir noch des Truͤbſals Joch / Auf dem Haubt und Halſe ſaß / Und das Leid mein Herze fraß / Nun iſt keine Hoffnung mehr / Auch kein ruhen / bis ich kehr / Jn das ſchwarze Todten-Meer.
11 Aber mein GOtt wand es bald / Heilt und hielt mich dergeſtalt / Daß ich / was ſein Arm gethan / Nimmermehr gnug preiſen kan. Da ich weder hie noch da / Eignen weg zur Rettung ſah / Hat ich ſeine Huͤlffe nah.
12 Als ich furchtſam und verzagt / Mich ſelbſt / und mein Hertze plagt / Als ich manche liebe Nacht / Mich mit Wachen krank gemacht / Als mir aller Muht entfiel / Tratſt du mein GOtt ſelbſt ins Spiel / Gabſt dem Unfall Maß und Ziel.
13 Nun ſo lang ich in der Welt / Haben werde Haus und Zelt / Sol mir dieſer Wunderſchein / Stets fuͤr meinen Augen ſeyn / Jch wil all mein Le - benlang / Meinem GOtt mit Lobgeſang Hiefuͤr brin - gen Lob und Dank.
14 Al -73Lieder.
14 Allen Jammer / allen Schmerz / Den des ewgen Vatters Hertz Mir ſchon itzo zugeſellt / Oder kuͤnftig auserwehlt / Wil ich hier in dieſen Lauff Meines Lebens allzuhauff / Friſch und freudig neh - men auf.
15 Jch wil gehn in Angſt und Noht / Jch wil gehn bis in den Tod / Jch wil gehn ins Grab hinein / Und doch allzeit froͤlich ſeyn. Wem der Staͤrckſte bey wil ſtehn: Wen der Hoͤchſte wil erhoͤhn / Kan nicht ganz zu Grunde gehn.

P. Gerh.

IV
DAnket dem HErren / denner iſt ſehr freund - lich / Und ſeine Guͤt und Warheit bleibet ewiglich.
2 Der / als ein barmhertziger guͤtiger GOtt / Uns duͤrfftige Creaturen geſpeiſet hat.
3 Singet ihm aus Hertzengrunde mit Jnnigkeit Lob und dank ſey dir / GOtt Vatter / in Ewigkeit.
4 Der du uns / als ein reicher milder Vatter / Speiſeſt und kleideſt deine elende Kinder.
5 Verleyh / daß wir dich recht lernen erkennen / Und nach dir ewigen Schoͤpffer uns ſehnen.
6 Durch JEſum Chriſtum deinen allerliebſten Sohn / Welcher unſer Mitler iſt worden fuͤr dei - nem Thron.
7 Der helff uns allen ſamt allhie zu gleiche / Und mach uns Erben in ſeins Vatters Reiche.
8 Zu Lob und Ehren ſeinem heiligen Namen: Wer das begehrt / der ſprech von Hertzen / Amen.
V
DAnkt dem HErꝛn heut und allezeit / Groß iſt ſein Guͤt und Mildigkeit / Alls Fleiſch er ſpei - ſet und erhaͤlt / Denn ſein Geſchoͤpff ihm wolgefaͤllt.
2 Wann74Dank -
2 Wann uͤber uns ſein Antlitz leucht / Der Regn und Thau die Erd befeucht / Alsdann waͤchſt alles Laub und Gras / Sein Werck treibt Er ohn un - terlaß.
3 Wann er aufthut ſein milde Hand / So waͤchſt die Fuͤll in allem Land / Daß ſich deß freu - et jedermann / Kein Menſch noch Vieh darf Man - gel han.
4 Er hat kein Luſt am ſtarcken Held / Kein Pracht noch Macht ihm wolgefaͤllt / Es iſt ſein Will / daß man ihm trau / Von ganzem Hertzen auf ihn bau.
5 Billich wird er von uns gepreiſt / Daß er uns reichlich hat geſpeiſt. O Vatter / fuͤr dein Guͤtigkeit Sagn wir dir Dank in Ewigkeit.
6 Ach HErꝛ / gib uns ein fruchtbar Jahr / Den lieben Kornbau uns bewahr / Fuͤr Theurung / Hun - ger / Seuch und Streit / Behuͤt uns HErꝛ zu al - ler Zeit.
7 Unſer lieber Vatter du biſt / Weil Chriſtus unſer Bruder iſt / Darum traun wir allein auf dich / Und wolln dich preiſen ewiglich.
8 Ach bleib bey uns HERR JESU Chriſt / Weil es nun Abend worden iſt / Dein Wort / O HERR / das ewge Liecht / Laß ja bey uns ausle - ſchen nicht.
9 Jn dieſer lezten betruͤbten Zeit / Verleih uns Fried / Beſtaͤndigkeit / Daß wir dein Wort und Sacrament / Rein bhalten biß an unſer End.

Nic. Herm.

VI
NUn danket alle GOtt / mit Hertzen Mund und Haͤnden / Der groſſe Dinge thut / an uns und allen Enden / Der uns von Mutterleibund75Lieder. und Kindesbeinen an / Unzahlich viel zu gut und itzo noch gethan.
2 Der ewigreiche GOtt woll uns bey unſerm Leben / Ein immer froͤlich Hertz und edlen Frieden geben / Und uns in ſeiner Gnad erhalten fort und fort / Und uns aus aller Noht erloͤſen hier und dort.
3 Lob Ehr und Preiß ſey GOtt dem Vatter und dem Sohne / Und dem / der beyden gleich im hohen Himmels-Throne / Dem dreymal einem GOtt / als er urſpruͤnglich war / Und iſt und bleiben wird itzund und immerdar.

12 Latechiſmus-Lieder.

I
D ſind die Heilgen zehn Gebot / Die uns gab unſer HErre GOtt / Durch Moſen ſei - nen Diener treu / Hoch auf dem Berg Sinai. Kyrieeleiſon.
2 Jch bin allein dein GOtt und HErꝛ / Kein Goͤtter ſolt du haben mehr / Du ſolt mir ganz ver - trauen dich / Von Hertzen-Grund lieben mich. Kyrieeleiſon.
3 Du ſolt nicht fuͤhren zu unehrn / Den Na - men GOttes deines HErꝛn / Du ſolt nichts preiſen recht noch gut / Ohn was GOtt ſelbſt redt und thut. Kyrieeleiſon.
4 Du ſolſt heilgen den ſiebenden Tag / Daß du und dein Haus ruhen mag / Du ſolt von deim Thun laſſen ab / Daß GOtt ſein Werck in dir hab. Kyrieeleiſon.
5 Du ſolt ehrn und gehorſam ſeyn / Dem Vatterund76Catechiſmus -und der Mutter dein / Und wo dein Hand ihnn dienen kan / So wirſt du langes Leben han. Kyrieel.
6 Du ſolt nicht toͤdten zorniglich / Nicht haſ - ſen noch ſelbſt raͤchen dich / Gedult haben und ſanf - ten Muht / Und auch dem Feinde thun das gut. Kyrieeleiſon.
7 Dein Eh ſolt du bewahren rein / Daß auch dein Hertz kein ander meyn / Und halten keuſch das Leben dein Mit Zucht und Maͤſſigkeit fein. Kyrieel.
8 Du ſolt nicht ſtehlen Geld noch Gut / Nit Wuchern jemands Schweis und Blut / Du ſolt auf - thun dein milde Hand / Den Armen in deinem Land. Kyrieeleiſon.
9 Du ſolt kein falſcher Zeuge ſeyn / Nicht luͤgen auf den Nechſten dein / Sein Unſchuld ſolt auch ret - ten du / und ſeine Schande decken zu. Kyrieeleiſon.
10 Du ſolt deins Nechſten Weib und Haus / Begehren nicht / noch etwas draus / Du ſolt ihm wuͤnſchen alles gut / Wie dir dein Hertz ſelber thut. Kyrieeleiſon.
11 Die Gebot all uns gegeben ſind / Daß du dein Suͤnd / O Menſchenkind / Erkennen ſolt und lernen wol / Wie man fuͤr GOtt leben ſol. Kyrieeleiſon.
12 Das helf uns der HErꝛ JEſus Chriſt / Der unſer Mittler worden iſt / Es iſt mit unſerm Thun verlorn / Verdienen doch eitel Zorn. Kyrieeleiſon.

D. M. L.

II
MEnſch / wilt du leben ſeeliglich / Und bey GOtt bleiben ewiglich: Solt du halten die zehn Gebot / Die uns geboten unſer GOtt. Kyrieeleiſon.
2 Dein GOtt und HErꝛ allein bin ich / Kein ander GOtt ſoll irren dich / Trauen ſol mir dasHer -77Lieder. Hertze dein / Mein eigen Reich ſolt du ſeyn. Kyrieel.
3 Du ſolt mein Namen ehren ſchon / Und in der Noht mich ruffen an / Du ſolt heilgen den Sab - bahttag / Daß ich in dir wircken mag. Kyrieeleiſon.
4 Dem Vatter und der Mutter dein Solt du nach mir gehorſam ſeyn / Niemand toͤdten noch zor - nig ſeyn / Und deine Ehe halten rein. Kyrieeleiſon.
5 Du ſolt einm andern ſtehlen nicht / Auf nie - mand falſches zeugen nicht / Deines Nechſten Weib nicht begehrn / Und all ſeins Guts gern entbern. Kyrieeleiſon.
III
MJr glaͤuben all an einen GOtt / Schoͤpffer Himmels und der Erden / Der ſich zum Vatter gegeben hat / Daß wir ſeine Kinder werden / Er will uns allzeit ernehren / Leib und Seel auch wol bewahren / Allem Unfall will er wehren / Kein Leid ſoll uns widerfahren / Er ſorget fuͤr uns / huͤtt und wacht / Es ſteht alles in ſeiner Macht.
2 Wir glauben auch an JEſum Chriſt / Seinen Sohn und unſern HErren / Der ewig bey dem Vatter iſt / Gleicher GOtt von Macht und Ehren. Von Maria der Jungfrauen Jſt ein wahrer Menſch geboren / Durch den Heil. Geiſt im Glauben Fuͤr uns / die wir warn verlohren / Am Creutz geſtor - ben / und vom Tod / Wiedr auferſtanden iſt durch GOTT.
3 Wir glauben auch an heilgen Geiſt / Gott mit Vatter und dem Sohne / Der aller Bloͤden ein Troͤſter heiſt / Uns mit Gaben zieret ſchone / Die ganze Chriſtenheit auf Erden / Haͤlt in einem Sinn gar eben: Hier all Suͤnd vergeben werden / Das Fleiſch ſoll uns wieder leben / Nach dieſem Elend iſt bereit / Uns ein leben in Ewigkeit.

D. M. L.

Vat -78Catechiſmus -
IV
VAtter Unſer im Himmelreich / Der du uns alle heiſſeſt gleich Bruͤder ſeyn / und dich ruffen an / Und wilt das Beten von uns han / Gib / daß nicht baͤt allein der Mund / Hilf / daß es geh aus Hertzen-Grund.
2 Geheilget werd der Name dein / Dein Wort bey uns hilff halten rein / Daß wir auch leben heilig - lich / Nach deinem Namen wuͤrdiglich / Behuͤt uns HErꝛ / fuͤr falſcher Lehr / Das arm verfuͤhrte Volck bekehr.
3 Es komm dein Reich zu dieſer Zeit / Und dort hernach in Ewigkeit / Der heilig Geiſt uns wohne bey / Mit ſeinen Gaben mancherley / Des Satans Zorn und groß Gewalt / Zubrich / fuͤr ihm dein Kirch erhalt.
4 Dein Will geſcheh / HErꝛ GOtt / zugleich Auf Erden / wie im Himmelreich / Gib uns Gedult in Leidens-Zeit / Gehorſam ſeyn in Lieb und Leid / Wehr und ſteur allen Fleiſch und Blut / Das wider deinen Willen thut.
5 Gib uns heut unſer taͤglichs Brod / Und was man darf zur Leibesnoht / Behuͤt uns / HErꝛ / fuͤr Un - fried und Streit / Fuͤr Seuchen und fuͤr theurer Zeit / Daß wir im guten Friede ſtehn / Der Sorg und Geitzes muͤſſig gehn.
6 All unſer Schuld vergib uns / HErꝛ / Daß ſie uns nicht betruͤben mehr / Wie wir auch unſern Schuldigern / Jhr Schuld und Fehl vergeben gern / Zu dienen mach uns allbereit Jn rechter Lieb und Einigkeit.
7 Fuͤhr uns / HErꝛ / in Verſuchung nicht / Wann uns der boͤſe Geiſt anficht / Zur Lincken und zur Rech - ten Hand / Hilff uns thun ſtarcken Widerſtand JmGlau -79Lieder. Glauben veſt und wolgeruͤſt / Und durch des Heil - gen Geiſtes Troſt.
8 Von allem Ubel uns erloͤß / Es ſind die Zeit und Tage boͤß. Erloͤß uns von dem ewign Tod / Und troͤſt uns in der letzten Noht. Beſcher uns auch ein ſeeligs End / Nim unſer Seel in deine Haͤnd.
9 Amen! das iſt / es werde wahr / Staͤrck unſern Glauben immerdar / Aufdaß wir ja nicht zweifflen dran / Was wir hiemit gebeten han / Auf dein Wort in dem Namen dein / So ſprechen wir das Amen fein.

V

OVatter aller Frommen / Geheiligt werd
dein Nam / Laß dein Reich zu uns kommen /
Dein Will der mach uns zahm / Gib Brod
vergib die Suͤnde / Kein args das Hertz entzuͤnde /
Loͤß uns aus aller Noht.
VI
HErꝛ JEſu Chriſt dich zu uns wend / Dein[e]n Heilgen Geiſt du zu uns ſend / Mit Huͤlff und Gnad HErꝛ uns regier / Und uns den Weg zur Warheit fuͤhr.
2 Thu auf den Mund zum Lobe dein / Bereit das Hertz zur Andacht fein: Den Glauben mehr / ſtaͤrck den Verſtand / Daß uns dein Nam werd wol bekandt.
3 Biß wir ſingen mit GOttes Heer / Heilig / hei - lig / iſt GOtt der HErꝛ / Und ſchauen dich von Ange - ſicht / Jn ewigr Freud und ſeeligem Liecht.
4 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn. ꝛc.
VII
CHriſt unſer HErꝛ zum Jordan kam / Nach ſeines Vatters Willen: /: Von St. Jo - hann die Tauffe nam / Sein Werck undfAmt80Catechiſmus-Lieder. Amt zu erfuͤllen / Da wollt er ſtifften uns ein Bad / Zu waſchen uns von Suͤnden / Erſaͤuffen auch den bittern Tod / Durch ſein ſelbſt Blut und Wunden / Es galt ein neues Leben.
2 So hoͤret und merckt alle wol / Was GOtt ſelbſt heiſt die Tauffe: /: Und was ein Chriſte glau - ben ſoll / Zu meiden Ketzerhauffen / GOtt ſpricht und wil das Waſſer ſey / Doch nicht allein ſchlecht Waſ - ſer / Sein heiligs Wort iſt auch darbey / Mit reichem Geiſt ohn Maſſen. Der iſt alhie der Tauffer.
3 Solchs hat er uns beweiſet klar / Mit bilden und mit Worten: /: Deß Vattersr Stimm man of - fenbar / Daſelbſt am Jordan hoͤrte. Er ſprach: das iſt mein lieber Sohn / An dem ich hab Gefallen / Den wil ich euch befohlen han / Daß ihr ihn hoͤret alle / Und folget ſeiner Lehre.
4 Auch GOttes Sohn hie ſelber ſteht / Jn ſeiner zarten Menſchheit: /: Der heilig Geiſt hernieder faͤhrt / Jn Tauben-Bild verkleidet: Daß wir nicht ſollen zweiffeln dran / Wenn wir getauffet werden / All drey Perſon getauffet han / Damit bey uns auf Erden / Zu wohnen ſich ergeben.
5 Sein Juͤnger heiſt der HErre Chriſt: Geht hin all Welt zu lehren: /: Daß ſie verlorn in Suͤn - den iſt / Sich ſoll zur Buſſe kehren. Wer glaubet und ſich tauffen laͤſt / Soll dardurch ſeelig werden: Ein neugeborner Menſch er heiſt / Der nicht mehr koͤnne ſterben / Das Himmelreich ſoll erben.
6 Wer nicht glaubt dieſer groſſen Gnad / Der bleibt in ſeinen Suͤnden: /: Und iſt verdamt zum ewign Tod / Tieff in der Hoͤllen-Grunde: Nichts hilfft ſein eigen Heiligkeit / All ſein Thun iſt verloh - ren / Die Erbſuͤnd machts zur Nichtigkeit / Darin er iſt geboren / Vermag ihm ſelbſt nicht helffen.
7 Das81Buß-Lieder.
7 Das Aug allein das Waſſer ſiht / Wie Men - ſchen Waſſer gieſſen: /: Der Glaub im Geiſt die Krafft verſteht / Des Blutes JEſu Chriſti / Und iſt fuͤr ihm ein rohte Flut / Von Chriſti Blut gefaͤrbet / Die allen Schaden heilen thut / Von Adam her ge - erbet / Auch von uns ſelbſt begangen.

D. M. L.

13 Buß-Lieder.

I
ERbarm dich mein O HErre GOtt! Nach deiner groſſa Barmhertzigkeit: /: Waſch ab / mach rein / mein Miſſethat / Jch erkenn mein Suͤnd und iſt mir leid. Al - lein ich dir geſuͤndigt hab / Das iſt wider mich ſtetiglich. Das boͤß fuͤr dir mag nicht beſtahn / Du bleibſt gerecht / ob man ur - theilt dich.
2 Sih HErꝛ in Suͤnd bin ich geborn / Jn Suͤndn em - pfieng mich mein Mutter: /: Die Warheit libſt / thuſt offenbarn / Deiner Weißheit heimlich Guͤter / Beſpreng mich HErꝛ mit Jſopo: Rein werd ich / ſo du waͤſcheſt mich / Weiſſer denn Schnee; mein Ghoͤr wird froh / All mein Gebein wird freu - en ſich.
3 HErꝛ ſih nicht an die Suͤnde mein / Thu ab all Unge - rechtigkeit: /: Und mach in mir das Hertze rein / Ein neuen Geiſt in mir bereit. Verwirff mich nicht von deim Angeſicht / Dein Heil. Geiſt wend nicht von mir / Die Freud deins Heils HErꝛ zu mir richt / Der willig Geiſt enthalt mich dir.
4 Die Gottloſn will ich deine Weg / Die Suͤnder auch dar - zu lehren: /: Daß ſie vom boͤſen falſchen Steg / Zu dir durch dich ſich kehren. Beſchirm mich HErꝛ / meins Heils ein GOtt / Fuͤr dem Urtheil durchs Blut bedent / Mein Zung verkuͤndt dein rechts Gebot / Schaff daß mein Mund dein Lob ausbreil.
5 Kein leiblich Opffer von mir heiſcht / Jch haͤtt dir das auch gegeben: /: So nim nun den zerknirſchten Geiſt / Betruͤbts und traurigs Hertz darneben. Verſchmaͤh nicht GOtt das Opffer mein / Thu wol in deiner Guͤtigkeit / Dem Berg Zion / da Chri - ſten ſeyn / Die opffern dir Gerechtigkeit.
f ij6 Preiß82Buß -
6 Preiß / Ehr und Lob dem hoͤchſten GOtt Dem Vatter al - ler Gnaden: /: Der uns aus Lieb geſchenket hat / Sein Sohn fuͤr unſern Schaden / Samt H. Geiſt den Troͤſter wehrt / Wol - len wir preiſen immerdar / Daß er erleucht auf dieſer Erd / Un - ſer Hertzen hie ganz und gar.

Erhardi Hegenwald.

II
OHErre GOtt begnade mich! Nach deiner Guͤt erbar - me dich / Tilg aus mein Ubertrettung / Nach deiner groſ - ſen Erbarmung: /: Und waſch mich wol / OHErre Gott! Von aller meiner Miſſethat / Und mach mich rein von Suͤnden / Die ſich in mir befinden. Denn meine Suͤnd iſt ſtets vor mir / Jch hab allein geſuͤndigt dir / Fuͤr dir hab ich uͤbels gethan / Jn dei - nem Wort wirſt du beſtahn / So man die Rede richtet.
2 Sih / in Untugend bin ich gemacht / Wie mich mein Mut - ter hat gebracht / Jn Suͤnden mich empfangen: Viel Suͤnd hab ich begangen: /: Zur Warheit haſt du aber Luſt / Und ga - beſt mir auch daß ich wuſt / Die Weißheit dein ohn Sorgen / Die heimlich iſt verborgen. Beſpreng mich HErꝛ! mit Jſop ſchon / Daß ich werd rein und waſch mich nun / Schneeweiß: auch Freud laß hoͤren mich / Daß die Gebein werden froͤlich / Die du ſo haſt zerſchlagen.
3 Sih nicht auf mein ſuͤndliche Stat / Tilg ab all meine Miſ - ſethat: HErꝛ woͤllſt in mir erſchaffen / Ein rein Hertz thu ich hoffen: /: Ein rechten Geiſt verneu in mir / Verwirff mich auch nicht gar von dir / Nim nicht dein Heilgen Geiſte / Von mir / ſein Gnad mir leiſte / Und laß mir widerkommen her / Den Troſt deins Heils O GOtt! mein HErꝛ / Der freye Geiſt enthalte mich / Die Gottloſen will lehren ich Jhr Wege zu dir kehren.
4 Von Blutſchulden auch mich errett / O GOtt du meines Heils ein GOtt! Daß mein Zung moͤg erſchallen / Dein Ge - rechtigkeit ob allen: /: HErꝛ thu mir auf die Lippen mein / Mein Mund verkuͤnd das Lobe dein / Zum Opffer haſt kein Luſte / Jch geb es dir auch ſonſte. Brandopffer auch gleich alleſamt / Gfallen dir nicht / ſind nur ein Tand / Vor deinen Augen nur ein Haß / Die Opffer Gotts ſind aber das / Ein gar zerbrochen Geiſte.
5 Ein zerbrochn und zerſchlagen Hertz / Wirſt du nicht werf - fen hinterwerts Und wirſt es nicht verachten / Das kan ich wol betrachten: /: O HErre GOtt! thu wol Zion / Nach deinem guten Willen ſchon: Jeruſalem die Mauren / Werden wieder erbauen. Denn wirſt du haben Luſt und Freud / Zum Opfferder83Liederder Gerechtigkeit / Zu den Brandopffern deinen Muht / So wird man denn die Kaͤlber gut / Auf deinen Altar legen.
6 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / Als es im Anfang war und nun / Und auch dem Heilgen Geiſte / Der uns ſein Gna - de leiſte: /: Durch unſern HErren JEſum Chriſt / Der unſer Heyland worden iſt / Und hat uns Gnad erworben / Jſt fuͤr uns all geſtorben. Daß uns die Suͤnd nicht ſchaden kan / So wir wandeln auf ſeiner Bahn / Jn rechter Lieb / Hoffnung und Glaub / Daß uns der Feind die Seel nicht raub / Durch JEſum Chriſtum / Amen;

Matth. Geiters.

III
AUs tieffer Noht ſchrey ich zu dir / HErꝛ GOTT erhoͤr mein Ruffen: /: Dein gnaͤdig Ohr kehr Herꝛ zu mir / Und meiner Bitt ſich oͤffnen / Denn ſo du wilt das ſehen an / Was Suͤnd und Unrecht iſt gethan / Wer kan / HERR / fuͤr dir bleiben?
2 Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunſt / Die Suͤnde zu vergeben: /: Es iſt doch unſer Thun umſonſt / Auch in dem be - ſten Leben. Fuͤr dir niemand ſich ruͤhmen kan / Es muß ſich fuͤrchten jederman / Und deiner Gnaden leben.
3 Darum auf Gott will hoffen ich / Auf mein Verdienſt nicht bauen / Auf ihn mein Hertz ſolllaſſen ſich / Und ſeiner Guͤtetrau - en / Die nur zuſagt ſein werthes Wort / Das iſt mein Troſt und treuer Hort / Deß will ich allzeit harren.
4 Und ob es waͤhrt biß in die Nacht / Und wieder an den Morgen / Doch ſoll mein Hertz an Gottes Macht / Verzweiffeln nicht nach Sorgen / So thu Jſrael rechter Art / Der aus dem Geiſt erzeiget ward / Und ſeines Gotts erharret.
5 Ob bey uns iſt der Suͤnden viel / Bey GOtt iſt vielmehr Gnaden: /: Sein Hand zu helffen hat kein Ziel / Wie groß auch ſey der Schaden. Er iſt allein der gute Hirt / Der Jſrael er - loͤſen wird / Aus ſeinen Suͤnden allen.
6 Ehr ſey GOtt Vatter und dem Sohn / Und auch dem Heilgen Geiſte: /: Als es im Anfang war und nun / Der uns ſein Gnade leiſte / Daß wir wandeln in ſeinem Pfad / Daß un - ſer Suͤnd der Seel nicht ſchad / Wer das begehrt / ſprech / Amen!

D. M. L.

IV
HERR JEſu Chriſt! du hoͤchſtes Gut / Du Brunnquell der Genaden: /: Sih doch / wie ich in meinem Muht /f iijMit84Buß -Mit Schmertzen bin beladen: Und in mir hab der Pfeile viel / Die im Gewiſſen ohne Ziel / Mich armen Suͤnder drucken.
2 Erbarm dich mein in ſolcher Laſt / Nim ſie aus meinem Hertzen: /: So wol du ſie gebuͤſſeſt haſt / Am Holtz / mit Todes - Schmertzen / Aufdaß ich nicht mit groſſem Weh / Jn meinen Suͤnden untergeh / Noch ewiglich verzage.
3 Ach GOtt! wenn mir das kommet ein / Was ich mein Tag begangen: /: So faͤllt mir auf mein Hertz ein Stein / Und bin mit Furcht umfangen: Ja / ich weiß weder aus noch ein / Und moͤcht wol gar verlohren ſeyn / Wenn ich dein Wort nicht haͤtte.
4 Aber dein heilſam Wort ja ſagt / Das alles wird verge - ben: /: Was mit Thraͤnen hie wird beklagt / Und nichts ſoll ſchadn am Leben: Ja HErꝛ du alle Gnad verheiſt / Denen / die mit zerknirſchten Geiſt / Jm Glauben zu dir kommen.
5 Und weil ich denn ich meinem Sinn / (Wie ich zu vor ge - klaget): /: Auch ein betruͤbter Suͤnder bin / Den ſein Gewiſſen naget / Und wolte gern im Blute dein / Von Suͤnden abgewa - ſchen ſeyn / Wie David und Manaſſe.
6 Alſo komm ich zu dir alhie / Jn meiner Noht geſchritten: /: Und thu dich mit gebeugtem Knie / Von ganzem Hertzen bitten. Vergib mir doch genaͤdiglich / Was ich mein Lebtag wider dich / Auf Erden hab begangen.
7 Ach HErꝛ mein GOtt! vergib mirs doch / Um deines Namens willen: /: Und thu in mir das ſchwere Joch / Der Ubertrettung ſtillen: Daß ſich mein Hertz zu frieden geb / Und dir hinfort zu Ehren leb / Jn kindlichem Gehorſam.
8 Staͤrck mich mit deinem Freuden-Geiſt / Heil mich mit dei - nen Wunden: /: Waſch mich mit deines Todes-Schweiß / Jn meiner letzten Stunden: Und nimm mich einſt / wenns dir ge - faͤllt / Jn wahrem Glauben von der Welt / Zu deinen Aus - erwehlten.

Barthol. Ringw.

V
ACh GOTT und HErꝛ! wie groß und ſchwer / Sind mein begangne Suͤnden: Da iſt niemand / der helffen kan / Jn dieſer Welt zu finden.
2 Lieff ich gleich weit / zu dieſer Zeit Biß an der Welt ihr En - de: Und wolt los ſeyn / des Creutzes mein / Wuͤrd ich doch ſolchs nicht wenden.
3 Zu dir flieh ich / verſtoß mich nicht / Wie ichs wol hab ver -die -85Lieder. dienet: Ach GOtt zuͤrn nicht! geh nicht ins Gricht / Dein Sohn hat mich verſoͤhnet.
4 Solls ja ſo ſeyn / daß Straff und Pein / Auf Suͤnde folgen nuͤſſen: So fahr hie fort / und ſchone dort / Und laß mich hier wol buͤſſen.
5 Gib HErꝛ Gedult! vergib die Schuld / Verleih ein ghorſam Hertze: Laß mich nur nicht / wies wol geſchicht / Mein Heil murrend verſcherzen.
6 Handel mit mir / wies duͤnket dir / Durch dein Gnad will ichs leiden / Laß mich nur nicht / dort ewiglich / Von dir ſeyn ab - geſcheiden.
7 Gleichwie ſich fein / ein Voͤgelein / Jn hole Baͤum verſte - cket / Wenns truͤb hergeht / die Lufft unſtaͤt / Menſchen und Vieh erſchrecket.
8 Alſo HErꝛ Chriſt! mein Zuflucht iſt / Die Hoͤle deiner Wunden / Wenn Suͤnd und Tod / mich bracht in Noht / Hab ich mich drein gefunden.
9 Darinn ich bleib / ob hie deꝛ Leib / Und Seel von ander ſchei - den: So werd ich dort / bei dir mein GOTT! Seyn in ewigen Freuden.
10 Ehre ſey nun / GOtt Vattr und Sohn / Dem Heilgn Geiſt zuſammen / Zweiffle auch nicht / weil Chriſtus ſpricht: Wer glaͤubt / wird ſelig / Amen!
VI
ACh GOtt / wem ſoll ichs klagen / Daß ich ſo elend bin: /: Mein Hertz will mir verzagen / Mein Suͤnd ligt mir im Sinn / Jch kan ihr nicht vergeſſen / Sie iſt zu groß und ſchwer / Sie hat mich gar beſeſſen / Gebracht in Noht und Gefahr.
2 Jn Suͤndn bin ich empfangen / Jn Suͤndn bin ich ge - born: /: Viel Suͤnd hab ich begangen / Daruͤm bin ich verlorn. Froͤlich kan ich nicht werden / Den Himmel anzuſehn / Und ſchaͤ - me mich auf Erden Mit meinen Fuͤſſn zu gehn.
3 Nun ſolt ich ja vertrauen / Deinem Sohn JEſu Chriſt: /: Auf ſein Verdienſt feſt bauen / Weil er mein Fuͤrſprach iſt: So ſchreckt mich mein Gewiſſen / Das zweiffelt immerdar / Und ſpricht dich werd verdrieſſen / Daß ich die Suͤnd nicht ſpahr.
4 Jch wollt auch hertzlich gerne / Beſſern das Leben mein: /: Mit Werck / Wort und Geberden / Fromm und gehorſam ſeyn: Jch kans ſo nicht vollbringen / Wie ichs offt hab gedacht / Boͤß f iiijGdan -86Buß -Gdancken mich verdringen / Und auch des Teuffels-Macht.
5 Was ſoll ich denn nun machen? Wo ſoll ich Zuflucht han: /: Jch fall der Hoͤll in Rachen / Wenn ich dir wil entgahn. O GOtt / ich komme wieder / Such dein Barmhertzigkeit / Unt falle fuͤr dir nieder / Mein Suͤnde ſind mir leid.
6 Du haſt dein’n Sohn gegeben / Fuͤr der ganzen Welt Suͤnd: /: Daß jedermann ſolt leben / Der an ihn glaͤuben koͤnt. Wil gleich mein Hertz nicht trauen / So glaͤub ich dennoch feſt / Hilff du meinem Unglauben / Dein Huͤlffe iſt die beſt.
7 Jch bin nicht wehrt der Guͤte / Die du mir haſt gethan: /: Daß fuͤr mich mit ſein’m Blute / Bezahlt dein lieber Sohn; Jch bedarfs aber nohtwendig / Und glaͤub den Worten dein / Die mir zuſagn beſtaͤndig: Wer glaͤubt / wird ſeelig ſeyn.
8 So wahr als ich ſelbs lebe / Sprichſt du ewiger GOtt: /: Ungern ich uͤbergebe Den Suͤnder in den Tod; Jch wil / daß er umkehre / Und ewig leb bei mir. Darum komm ich / HErꝛ Chriſte / Jch komm wider zu dir.
9 Mit dem Heiligen Geiſte / Mein’n ſchwachen Glauben mehr: /: Huͤlff und Beyſtand mir leiſte / Sey mein gnaͤdiger HErꝛ; Gleit mich auf deinem Wege / B’huͤt mich fuͤr Suͤnd und Schand / Des Teuffels Stich und Schlaͤge / Wend ab mit deiner Hand.
10 Segne mein Leib und Leben / Meinn B’ruff und mein Arbeit: /: Was du mir haſt gegeben / Aus lauter Guͤtigkeit; Erhoͤr mein Flehn und Schreyen / Und mein furchtſame Wort / Daß ich mich dein kan freuen / Verachtn des Teuffels-Mord.
11 Zuletz laß mich abſcheiden Mit ein’m ſeeligen End: /: Und nim aus dieſem Leyden / Mein Seel in deine Haͤnd. Da - fuͤr wil ich dich preiſeu Mit ſchuldger Dankbarkeit. GOtt wird mir Gnad beweiſen Und helffen in Ewigkeit. Amen!
VII
JEſu der du meine Seele / Haſt durch deinen bittern Tod: /: Aus des Teuffels finſtern Hoͤle / Und der ſchwe - ren Suͤnden-Noht / Kraͤfftiglich heraus geriſſen / Und mich ſolches laſſen wiſſen: Durch dein angenehmes Wort / Sey doch itzt O GOtt! mein Hort!
2 Treulich haſt du ja geſuchet / Die verlornen Schaͤffelein: /: Als ſie lieffen ganz verfluchet / Jn der Hoͤllen-Pfuhl hinein / Ja du Satans-Uberwinder / Haſt die hochbetruͤbten Suͤnder / So geruffen zu der Buß / Daß ich billig kommen muß.
3 Ach87Lieder.
3 Ach ich bin ein Kind der Suͤnden! Ach! ich irre weit und breit: /: Es iſt nichts bey mir zu finden / Als nur Ungerechtigkeit: All mein Tichten / all mein Trachten / Heiſſet unſren GOtt ver - achten: Boͤßlich leb ich ganz und gar / Und ſehr gottloß im - merdar.
4 HErꝛ ich muß es ja bekennen. Daß nichts Gutes wohn jn mir: /: Daß zwar / was wir wollen nennen / Halt ich meiner Seelen fuͤr: Aber Fleiſch und Blut zu zwingen / Und das Gute zu vollbringen / Folget gar nicht / wie es ſoll / Was ich nit will / thu ich wol.
5 Aber HErꝛ ich kan nicht wiſſen / Wieviel meiner Fehler ſeyn: /: Mein Gemuͤt iſt ganz zuriſſen / Durch der Suͤnden Schmertz und Pein Und mein Hertz iſt matt von Sorgen / Ach vergib mir das verborgen! Rechne nicht die Miſſethat / Die dich HErꝛ erzoͤrnet hat.
6 JEſu du haſt weggenommen / Meine Schulden durch dein Blut: /: Laß es O Erloͤſer kommen / Meiner Seelig - keit zu gut! Und dieweil du / ſo zuſchlagen / Haſt die Suͤnd am Creutz getragen / Ei ſo ſprich mich endlich frey / Daß ich ganz dein eigen ſey.
7 Weil mich auch der Hoͤllen-Schrecken / Und des Satans Grimmigkeit: /: Vielmal pflegen aufzuwecken / Und zu fuͤhren in den Streit / Daß ich ſchier muß unterligen: Ach ſo hilff HErꝛ JEſu ſiegen! O du meine Zuverſicht / Laß mich ja ver - zagen nicht.
8 Deine roht gefaͤrbte Wunden / Deine Naͤgel / Cron und Grab: /: Deine Schenkel feſt gebunden / Wenden alle Plagen ab / Deine Pein und blutigs Schwitzen / Deine Striemen / Schlaͤg und Ritzen / Deine Marter Augſt und Stich / O HErꝛ JEſu troͤſten mich!
9 Wenn ich fuͤr Gericht ſoll tretten / Da man nicht entflie - hen kan: /: Ach! ſo woͤlleſt du mich retten / Und dich meiner nehmen an / Du allein HErꝛ kanſt es ſtoͤren: Daß ich nicht den Fluch darff hoͤren / Jhr zu meiner linken Hand / Seyd von mir noch nie erkandt.
10 Du ergruͤndeſt meine Schmertzen / Du erkenneſt meine Pein: /: Es iſt nichts in meinem Hertzen / Als dein herber Tod allein: Diß mein Hertz mit Leid vermenget / Das dein theures Blut beſprenget / So am Creutz vergoſſen iſt / Gab ich dir HErꝛ JEſu Chriſt.
f v11 Nun88Buß -
11 Nun ich weiß / du wirſt mir ſtillen / Mein Gewiſſen / das mich plagt: /: Es wird deine Treu erfuͤllen / Was du ſelber haſt geſagt: Daß auf dieſer weiten Erden / Keiner je verlohren werden / Sondern ewig leben ſoll / Wenn er nur iſt Glan - bens voll.
12 HErꝛ ich glaube / hilff mir ſchwachen / Laß uns ja ver - derben nicht: /: Du / du kanſt mich ſtaͤrcker machen / Wenn mich Suͤnd und Tod anficht: Deiner Guͤte will ich trauen / Biß ich froͤlich werde ſchauen / Dich HErꝛ JEſu nach dem Streit / Jn der ſuͤſſen Ewigkeit.
VIII
ALlein zu dir HErꝛ JEſu Chriſt / Mein Hoffuung ſteht auß Erden: /: Jch weiß / daß du mein Troͤſter biſt / Kein Troſt mag mir ſonſt werden. Von Anbegin iſt nichts erkorn / Auf Erden war kein Menſch geborn / Der mir aus Noͤhten hel - fen kan / Dich ruff ich an / Zu dem ich mein Vertrauen han.
2 Mein Suͤnd ſind ſchwer und uͤbergroß / Und reuen mich von Hertzen: /: Derſelben mach mich quit und loß / Durch dei - nen Tod und Schmertzen: Und zeig mich deinen Vatter an / Daß du haſt gnug fuͤr mich gethan: So werd ich quit der Suͤnden-Laſt / HErꝛ! halt mir veſt / Weß du dich mir ver - ſprochen haſt.
3 Gib mir nach deinr Barmhertzigkeit / Den wahren Chri - ſten-Glauben: /: Aufdaß ich deine Suͤſſigkeit / Moͤg inniglich anſchauen: Vor allen Dingen lieben dich / Und meinen Nech - ſten gleich als mich. Am letzten End dein Huͤlff mir ſend / Da - mit behend / Deß Teufels-Liſt ſich von mir wend.
4 Ehr ſey GOtt in dem hoͤchſten Thron / Dem Vatter aller Guͤte: Und JEſu Chriſt ſein liebſten Sohn / Der uns allzeit behuͤte; Und GOtt dem Heilign Geiſte / Der uns ſein Huͤlff all - zeit leiſte: Damit es ihm gefaͤllig ſey / Hie in dieſer Zeit / Und folgends in der Ewigkeit.
IX
WO ſoll ich fliehen hin / Weil ich beſchweret bin / Mit vie - len groſſen Suͤnden? Wo kan ich Rettung finden? Wann alle Welt herkaͤme / Mein Angſt ſie nicht weg - nehme.
2 O JEſu voller Gnad / Auf dein Gebot und Raht / Komt mein betruͤbt Gemuͤhte / Zu deiner groſſen Guͤte: Laß du auf mein Gewiſſen / Ein Gnaden-Troͤpflein flieſſen.
3 Jch89Lieder.
3 Jch werffe meine Suͤnd / Als dein betruͤbtes Kind / So viel ihr in mir ſtecken / Und mich ſo hefftig ſchrecken / Jn deine tieffe Wunden / Da ich ſtets Heil gefunden.
4 Durch dein unſchuldig Blut / Die ſchoͤne rohte Flut / Waſch ab all meine Suͤnde: Mit Troſt mein Hertz verbinde / Und ihr nicht mehr gedenke / Jns Meer ſie tieff verſenke.
5 Du biſt der / der mich troͤſt / Weil du mich haſt erloͤſt / Was ich geſuͤndigt habe / haſt du verſchart im Grabe. Da haſt du es verſchloſſen / Da wirds auch bleiben muͤſſen.
6 Jſt meine Boßheit groß / ſo werd ich ihr doch loß / Wann ich dein Blut auffaſſe / Und mich darauf verlaſſe. Wer ſich zu dir nur findet / All Angſt ihm bald verſchwindet.
7 Mir mangelt zwar ſehr viel / Doch was ich haben will / Jſt alles mir zu gute / Erlangt mit deinem Blute: Damit ich uͤber - winde / Tod / Teuffel / Hoͤll und Suͤnde.
8 Und wann des Satans Heer / Mir ganz entgegen waͤr / Hab ich nicht Fug zu zagen: Mit dir kan ich ſie ſchlagen. Dein Blut darff ich nur zeigen / So muß ihr Trutz bald ſchweigen.
9 Dein Blut der edle Safft / Hat ſolche Staͤrck und Krafft / Daß auch ein Troͤflein kleine / Die ganze Welt kan reine / Ja gar aus Teuffels Rachen / Frey loß und ledig machen.
10 Daruͤm allein auf dich / HErꝛ Chriſt! verlaß ich mich: Jtzt kan ich nicht verderben / Dein Reich muß ich ererben: Den du haſt mirs erworben / Da du fuͤr mich geſtorben.
11 Fuͤhr auch mein Hertz und Sinn / Durch deinen Geiſt dahin: Daß ich moͤg alles meiden / Was mich und dich kan ſcheiden / Und ich an deinem Leibe / Ein Gliedmaß ewig bleibe.

Joh. Herm.

14 Abendmal-Lieder.

I
JCh weiß ein Bluͤmlein huͤbſch und fein / Es thut mir wolgefallen / Es geliebt mir im Hertzen mein / Das Bluͤmelein / Vor andern Bluͤmlein allen.
2 Das Bluͤmlein iſt das Goͤttlich Wort / Das GOtt uns hat gegeben / Es leucht uns durch die enge Pfort / Ja hie und dort / Wol in das ewig Leben.
3 Er90Abendmal -
3 Er iſt der Weg / das Liecht / die Pfort / Die Warheit und das Leben / Wer Reu fuͤr ſeine Suͤnde hat / Und bitt uͤm Gnad / Dem ſind ſie im Glaubn vergeben.
4 Er ſpricht: kommt alle her zu mir / All die ihr ſeyd bela - den / Jch wil nach eures Hertzn Begier / Das glaubet mir / Hei - len all euren Schaden.
5 Nehmt hin: eſſet / das iſt mein Leib / Den ich euch jetzt thu ſchenken / Jch verſchreib euch mein Gut dabey / Das glaubet frey Daß ihr mein ſolt gedencken.
6 Nehmt hin: trinket / das iſt mein Blut / Daß ich fuͤr euch vergoſſen / Welchs gnua fuͤr eure Suͤnde thut / So oft ihrs thut / Wie ichs euch hab gelaſſen.
7 Wir bitten dich HErꝛ JEſu Chriſt / Wol durch das bitter Leiden / Weil du fuͤr uns geſtorben biſt / HErꝛ JEſu Chriſt / Du woͤllſt nicht von uns ſcheiden.
8 Nim uns fuͤr deine Kinder an / Daß wir allzeit dich loben / Dein Wort bekennen fuͤr jederman / Auf rechter Bahn / Durch JEſum Chriſtum / Amen!
II
OChriſte Morgenſterne / leucht uns mit hellem Schein / Schein uns vons Himmels / Throne / An dieſem tunkeln Ort / Mit deinem reinen Wort
2 O JEſu Troſt der Armen Mein Hertz heb ich zu dir / Du wirſt dich mein erbarmen / dein Gnade ſchenken mir / Das trau ich gaͤr zlich dir.
3 Jch kan und mag nicht ſchlaffen / Jch kan nicht froͤlich ſeyn / Mir iſt verwund mein Seele / Und fuͤrcht der Hoͤllen Pein / O Chriſt erbarm dich mein.
4 O JEſu lieber HErre / Du einiger GOttes Sohn / Von Hertzen ich begehre / du wollſt mir Huͤlffe thun / Du biſt der Gnaden-Thron.
5 Du haſt fuͤr mich vergoſſen dein roſinfarbes Blut / Das laß mich HErꝛ genieſſen / Troͤſt mich durch deine Guͤt / Hilf mir das iſt mein Bitt.
6 Jſt dir verwund ſo ſehre / die arme Seele dein / Thue dich zu mir kehren / Jch will dem Helffer ſeyn / Vergeben Schuld und Pein.
7 Leg du dein Suͤnde abe / Und biß ein frommer Chriſt / Jch will dich ſelber laben / Und ſchenken meinen Geiſt / der dich zum Himmel weiſt.
8 Jch91Lieder.
8 Jch wil dich ſelber ſpeiſen / Mit meinem Leib und Blut / Mein Lieb an dir beweiſen / Und wil du theilen mit / Mein Schatz und hoͤchſtes Gut.
9 O JESU Lob und Ehre / Sing ich dir allezeit / den Glau - ben in mir mehre / Daß ich nach dieſer Zeit / Mit dir eingeh zur Freud.
III
ALs JEſus Chriſtus unſer HErꝛ / Wuſt daß ſein Zeit nun kommen waͤr / Daß er von hinn ſolt ſcheiden: /: Zu Tiſch er mit ſeinen Juͤngern ſaß / Mit ihnn das Oſterlamm - lein / Zu letzt vor ſeinem Leiden. Er ſprach: ich hab hertz - lich begehrt / Mit euch / eh ich getoͤdet werd / Eſſen das Oſter - lamme: Denn ich jag euch / daß ich hinfort / Von dieſem nicht mehr eſſen werd / Bis das Reich GOttes komme.
2 Als er nun alſo mit ihnn / Er ſonderlich betrachtet das: Jhr Hertz und Glaub nicht zaget: /: Setzt daruͤm ein das Sa - crament / Nahm das Brod mit Dank in ſein Haͤnd / Brachs / gab ihnen und ſaget: Nehmt hin / eſſt / das iſt mein Leichnam / Der fuͤr euch an des Creutzes Stamm / Soll dargegeben werden. Solchs thut / daß ihr mein denkt dabey / Daß ich eur HErꝛ und Heiland ſey / All die ihr glaubt auf Erden.
3 Deſſelben gleichen als nun gar / Solchs Abendmal vollen - det war / Staͤrckt er ſein Juͤnger ſchwache: /: Und machet ganz diß Sacrament / Nahm auch den Kelch in ſeine Haͤnd / Dankt gab ihm den und ſprache: Nehmt hin / trinkt all: das iſt mein Blut / deß neuen Teſtaments-Gut / Welchs ich aus Creutz gehen - ket / Vergieſſen werd fuͤr eure Suͤnd / Solchs thut ſo offt ihr da - vontrinkt: daß ihr mein dabey denket.
4 Gleichwie GOtt in Egypten thaͤt / Da er all Erſtgeburt ertoͤdt / Jm Land in einer Nachte: /: Den Koͤnig Pharao er - traͤnkt / Jm rohten Meer zu Grund verſenkt / Mit aller ſeiner Machte: Da ſatzt er ein das Oſterfeſt / Daß ſein Volck dabei daͤcht undwuͤſt / Sein groſſe Wunderthaten / Durch welche ſie ge - fuͤhret aus / Mit ſtarcker Hand / aus dem Dienſthauß / Durchs roht Meer trucken tratten.
5 Alſo auch da Chriſtus der HErꝛ / Durch ſein Blut in der Tauffe Meer / All unſer Suͤnd verſenket: /: Den Tod erwuͤrgt die Hoͤll zerſtoͤrt / Die Handſchrifft die das Gwiſſen ruͤhrt / Mit ſich ans Creutz gehenket. Daß ſein Kirch ſolchs allzeit betracht / Er ſelbſt zum Oſterlamm ſich macht / Jm Teſtament uns ſchaff -te /92Abendmal -te / Seinn Leib zu eſſen in dem Brod / Jm Wein zu trinken ſein Blut roht / Durch ſeines Wortes Klaffte.
6 Wer nun diß Brod nach dem Befelch / Jſſt und trinkt von des HErren Kelch / Der ſoll ſein Tod verkuͤnden: /: Ntmlich daß Chriſtus GOttes Sohn / Am Creutz bezahlt / und gnug ge - than / Fuͤr aller unſer Suͤnden: Und daß uns GOtt nun gnaͤ - dig ſey / So wir glauben / und auch darbey / Uns an die Tauff ſtarck halten / So ſollen wir Gottes Kinder ſeyn / Und das him̃, liſch Erb nehmen ein / Deß will GOtt ewig walten.
7 So pruͤf nun der Menſch ſich ſelbſt recht / Eh er diß Sa - crament empfaͤht / Daß er ſein Hertz erkenne: /: Ob er im rech - ten Glauben ſteh / Und in wahrer Lieb hinzugeh / Daß ihn kein Unbuß trenne; Daß er ihm nit das Gericht / Druͤm / daß er un - terſcheidet nicht / Den Leib Chriſti des HErren / Daß er der Suͤnden Sauerteig / Durch Huͤlff des Heilign Geiſtes ausfeg / Chriſto dem Lamm zu Ehren.
8 Darum ſo laſſt uns alle gleich / GOtt dem Vatter im Him - melreich / Von ganzen Hertzen bitten: /: Durch JEſum Chri - ſtum ſeinem Sohn / Weil der fuͤr uns allgnug gethan / Den Tod fuͤr uns gelitten: Daß er uns durch den Heilign Geiſt / Sein Gnad zu ſtarckem Glauben leiſt / Nach ſeinem Wort zu leben / Jn rechter Lieb und Einigkeit / Und daß er uns nach dieſer Zeit / Die ewig Freud woll geben.

Sebaldi Heyd.

IV
JESUS Chriſtus unſer Heiland / Der von uns den Got - tes Zorn wand / durch das bitter Leiden ſein / Halff er uns aus der Hoͤllen-Pein.
2 Daß wir nimmer deß vergeſſen / Gab er uns ſein Leib zu eſſen / Verborgen im Brod ſo klein / Und zu trinken ſein Blut im Wein.
3 Wer ſich wil zu dem Tiſch machen / Der hab wol acht auf ſein Sachen: Wer unwuͤrdig hinzugeht / Fuͤr das Leben den Tod empfaͤht.
4 Du ſolt GOtt den Vatter preiſen / Daß er dich ſo wohl thut ſpeiſen / Und fuͤr deine Miſſethat / Jn dem Tod ſein Sohn gegeben hat.
5 Du ſolt glauben und nicht wanken / Daß es ein Speiſe ſey der Kranken / Den ihr Hertz von Suͤnden ſchwer Und fuͤr Angſt iſt betruͤbet ſehr.
6 Solch groß Gnad und Barmhertzigkeit / Sucht ein Hertzin93Lieder. in groſſer Arbeit. Jſt dir wol / ſo bleib davon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.
7 Er ſpricht ſelber: komt ihr Armen / Laſt mich uͤber euch erbarmen / Kein Artzt iſt dem Starcken noht / Sein Kunſt wird an ihm gar ein Spott.
8 Haͤttſt du dir was koͤnn erwerben / Was doͤrfft / ich denn fuͤr dich ſterben? Dieſer Tiſch auch dir nicht gilt / So du ſelber dir helffen wilt.
9 Glaubſt du das von Hertzengrunde Und bekenneſt mit dem Munde: So biſt du recht wol geſchickt / Und die Speiß dein Seel erquickt.
10 Die Frucht ſoll auch nicht ausbleiben / Deinen Naͤchſten ſolt du lieben: daß er dein genieſſen kan / Wie dein GOtt an dir hat gethan.
V
BOtt ſey gelobet und gebendeiet / Der uns ſelber hat ge - ſpeiſet: /: Mit ſeinem Fleiſche / und mit ſeinem Blute / Das gib uns HErꝛ GOtt zu gute Kyrieeleiſon. HErꝛ! durch deinen Heiligen Leichnam / der von deiner Mutter Ma - ria kam / Und das Heilige Blut / Hilff uns HErꝛ aus allex Noht! Kyrieeleſion.
2 Der Heilig Leichnam iſt fuͤr uns gegeben / Zum Tod / daß wir dardurch Leben: /: Nicht groͤſſer Guͤte koͤnnte er uns ſchen - ken / darbei wir ſein ſolln gedenken / Kyrieeleiſon. HErꝛ! dein Lieb ſo groß dich gezwungen hat / Daß dein Blut an uns groß Wunder that / Und bezahlet unſer Schuld / Daß uns GOtt iſt worden hold / Kyrieeleiſon.
3 GOtt geb uns allen ſeiner Gnaden Seegen / daß wir gehn auf ſeinen Wegen: /: Jn rechter Lieb und bruͤderlicher Treue / Daß uns die Speiß nicht gereue / Kyrieeleiſon. HErꝛ dein Heiliger Geiſt uns nimmer laß / der uns geb zu halten rechte Maß / Daß dein arme Chriſtenheit / Leb in Fried und Einigkeit / Kyrieeleiſon.
VI
WJe ſchoͤn leuchtet der Morgenſtern / Voll Gnad und Warheit von dem HErꝛn / die ſuͤſſe Wurtzel Jeſſe: /: Du Sohn David aus Jacobs Stamm / Mein Koͤnig und mein Braͤutigam / Haſt mir mein Hertz beſeſſen / Lieblich / freundlich / Schoͤn und herꝛlich / Groß und ehrlich / Reich von Gaben / Hoch und ſehr praͤchtig erhaben.
2 Ey94Abendmal -
2 Ey mein Perle du werthe Kroa / Wahr GOttes und Ma - rien Sohn / Ein hochgeborner Koͤnig: /: Mein Hertz heiſt dich ein Lilium / Dein ſuͤſſes Evangelium / Jſt lauter Milch und Ho - nig Ey mein / Bluͤmlein / Hoſianna / Himmliſch Manna / daß wir eſſen / Deiner kan ich nicht vergeſſen.
3 Geuß ſehr tieff in mein Hertz hinein / Du heller Jaſpis und Rubin / Die Flamme deiner Liebe: /: Und erfren mich / daß ich doch bleib / An deinem auserwehlten Leib / Ein lebendige Riebe / Nach dir / iſt mir / Gratioſa / Coeli Roſa / Krank und glimmet / Mein Hertz mit Liebe verwundet.
4 Von GOtt koͤmmt mir ein Freuden-Schein / Wann du mitdeinen Aeugelein / Mich freundlich thuſt anblicken: /: O HErꝛ JEſu mein trautes Gut! Dein Wort / dein Geiſt / dein Leib und Blut / Mich innerlich erquicken: Nim mich / freund - lich / Jn dein Arme / daß ich warme / Werd von Gnaden / Auf dein Wort kom ich geladen.
5 HErꝛ GOtt Vatter mein ſtarcker Held / du haſt mich ewig von der Welt / Jn deinem Sohn geliebet: /: Dein Sohn hat mich ihm ſelbſt vertraut / Eriſt mein Schatz / ich bin ſein Braut / Sehr hoch in ihm erfreuet / Eya / Eya / Himmliſch Leben / Wird er geben / Mir dort oben / Ewig ſoll mein Hertz ihn loben.
6 Zwingt die Seiten in Cithara / Und laſt die ſuͤſſe Muſica / Gan; Freudenreich erſchallen: /: Daß ich moͤge mit Jeſulein dem wunderſchoͤnen Braͤutgam mein / Jn ſteter Liebe wallen / Singet / Springet / Jubiliret / Triumphiret / Dankt dem HErren Groß iſt der Koͤnig der Ehren.
7 Wie bin ich doch ſo hertzlich froh / daß mein Schatz iſt das A und O / Der Anfang und das Ende: /: Er wird mich doch zu ſeinem Preiß / Aufnehmen in das Paradeis / des klopf ich in die Haͤnde: Amen! Amen! Komm du ſchoͤne / Freuden-Crone / Bleib nicht lange / deiner wart ich mit Verlangen.
VII
MEin Seel dich freu / und luſtig ſey / Mit Glauben wol ge - zieret. Zur Mahlzeit ſchoͤn / wirſt du heut gehn / Zu der dich Chriſtus fuͤhret.
2 Merck auf mit Fleiß / die werthe Speiß / Sein Leib fuͤr dich gegeben / der Trank iſt gut / ſein theures Blut / Staͤrckt dich zum ewign Leben.
3 Wenn deine Suͤnd / dich wolln geſchwind / Zur Hoͤllennie -95Lieder. nieder druͤcken / Dieſr edle Tiſch machet dich friſch / Thut dich lieblich erquicken.
4 Jhr Suͤnder ſchwer / komt doch hieher / Die Laſt legt von dem Herzen. Der Arzt ſo reich / Chriſtus wird euch / Heylen an euren Schmerzen.
5 Zum Gaſtmahl hier / all pflegen wir / Mit Kleidern uns zu ſchmucken. Zier dich auch fein im Herzen dein / Thu dich recht darzu ſchicken.
6 Mit Himmel Brod / verſiht dich GOTT / Bey dieſem Tiſch von oben: Der Fels dich traͤnkt / das Lebn dir ſchenkt / Drum thu ihn herzlich loben.
7 Von Herzen ich wil freuen mich / Daß mich der HErꝛ ge - laden: Er iſt ja mein / und ich bin ſein / Meinr Seel iſt wol gerahten.
8 Sehr ich beklag / daß mancher mag / Dieſe Freud nicht be - denken: Und laͤſt ſich nicht / mit Zuverſicht / Aus dieſem Kelch ſo traͤnken.
9 Abr ich komm heut / mit großer Freud / HErꝛ Chriſt zu deinem Tiſche: und ſtell mich ein / zur Mahlzeit dein / Mein Leid und Seel erfriſche.
10 Waſch mich ja rein / von Suͤnden mein / Du hoͤchſter GOtt aus Gnaden / So kan mir nicht / der Boͤſewicht / An mei - ner Seelen ſchaden.
11 Ein geaͤngſt Herz / zerſchlagn mit Schmerz / Von wegen ſeiner Suͤnden / Sehnlich ich bitt / veracht ja nit / Laß mich Verzeihung finden.
12 Kein Opfer ſonſt / ich deiner Gunſt / Auf dieſer Welt kan bringen. O HErꝛ! laß mein erſchrockn Gebein Vor Freuden wieder ſpringen.
13 Die Mahlzeit dich / HErꝛ Chriſt! und mich / Verbind himmliſcher Weiſe. Bleib doch in mir und ich in dir / Daß ich dich ewig preiſe.
14 Gewiß ich weiß / daß da mit Fleiß / Viel tauſend Engel ſtehn: Wenn wir ſo fein / im Glauben rein / Zum Tiſch des HErren gehen.
15 Wenn in der Naͤh / ich recht anſeh / Den Kelch in dieſer Stunden: Denk ich dein Blut / als eine Fluth / Fließ aus dein heilign Wunden.
16 Wie es zugeh / ich nicht verſteh / Und wil nicht diſputi - ren / Wort Element / ein Sacrament / Heilig conſtituiren.
g17 Jn96Abendmal -
17 Jn dieſer Sach / bin ich zu ſchwach / Gar wunderbarer Weiſe / Der Glaube fein / fuͤhrts Herze mein / Zu der herꝛlichen Speiſe.
18 Aus Prieſters Hand / diß edle Pfand / Mir Armen wird gegeben / Dadurch ich mich / ſtaͤrck ſicherlich / Daß ich werd ewig Leben.
19 Ach GOtt wie ſtarck / durch Bein und Marck / Dein Freud mir itzt thut dringen. Wie ſehn ich mich / HErꝛ Chriſt! durch Dich / Nach himmeliſchen Dingen.
20 Mich duͤnckt als ſey / der Himmel frey / Wie Stephano mir offen: Dein Liebe hat / in hoͤchſter Gnad / Mein Seel ſo ſuͤß getroffen.
21 Zur Freude mein / Violen rein / Beweglich laſt er klingen. Von Hertzen thut / Muteten Gut / in Harmony bald ſingen.
22 Die Orgeln auch / nach altem Brauch / Jm Tempel Got - tes ſchoͤne / Poſaunen Klang / ziert den Geſang / Mit lieblichen Gethoͤne.
23 Auf daß die Gaͤſt / zu dieſem Feſt / Hieruͤber jubiliren: Und ſich moͤg heut / ihr Traurigkeit / Aus ihrm Gemuͤht ver - lieren.
24 Ey daß nur bald / die Engl mit Schall! Mein Seel fuͤhrn aus dem Leben: Jns Himmels Thron / da mir ein Cron Die Hand deß HErꝛn wird geben.
25 HErꝛ laß die Freud zu keiner Zeit / Auß meinem Hertzen weichen / Deins Geiſts gewiß / warlich iſt diß / Der in mir wohnt / ein Zeichen.
26 O daß ich ſolt / wie ich gern wolt / Dein Antlitz nur bald ſchauen: Doch ich deß wil / in Gdult und Still / Erwarten mit Verlangen.
27 Unter deß ich / ergeb Dir mich / Und laß dichs im Creutz walten / Jch werd einmal / ins Himmels Saal / Die ewig Tafel halten / Amen!

Sigism. Scherertz.

VIII
JEſu / deß Vatters einger Sohn / JEſu / ich komm vor dei - nen Thron / laß mich unter den Gliedern dein / nur der geringſte Diener ſeyn.
2 JEſu / jetzt fliehe ich zu dir / JEſu / jetzt kehre ein zu mir / kein an der Zuflucht habe ich / kein ander Gaſt erfreuet mich.
3 JEſu / reich mir das Manna dein / Jeſu / erquick die Seele mein / ich kan kein beſſer Abendmal / finden in dieſem Jam - merthal.
4 JE -97Lieder.
4 Jeſu / floͤß du vom Blute dein / Jeſu / nur ein kleins Troͤpffe - lein / aus deiner Seiten in mein Hertz / ſo verſchwind Suͤnd und Todesſchmertz.
5 JEſu / ich fuͤrcht der Hoͤllen Pein / Jeſu / thu auff die Wun - den dein / ich kan ſonſt nirgends ſicher ſeyn / und bleiben vor den Feinden mein.
6 Jeſu / jetzt bin ich auff der Fahrt / Jeſu / ich kom̃ jetzt mei - ner wart / bey meinem Herren will ich ſeyn / O GOtt hilff den Begierden mein.
IX
SChmuͤcke dich / O liebe Seele / laß die dunckle Suͤnden - Hoͤle / komm aus helle Liecht gegangen / fange herꝛlich an zu prangen / dann der HErꝛ voll Heil und Gnaden / will dich jetzt zu Gaſte laden / der den Himmel kan verwalten / will jetzt Herberg in dir halten
2 Eile / wie Verlobte pflegen / deinem Braͤutigam entgegen / Der da mit dem Gnaden-Hammer klopfft an deine Hertzens - Kammer. Oeffn Jhm bald die Geiſtes-Pforten / red Jhn an mit ſchoͤnen Worten: Komm / mein Liebſter / laß Dich kuͤſſen / laß mich Deiner nicht mehr miſſen.
3 Zwar in Kauffung theurer Wahren / pflegt man ſonſt kein Geld zu ſparen: Aber du willt fuͤr die Gaben deiner Huld kein Geld nicht haben / weil in allen Bergwercks gruͤnden kein ſolch Kleinod iſt zu finden / das die blutgefuͤllte Schalen und dis Man - na kan bezahlen.
4 Ach! wie hungert mein Gemuͤte / Menſchen-Freund / nach Deiner Guͤte / Ach! wie pfleg ich oft mit Thraͤnen / mich nach dieſer Koſt zu ſehnen / Ach! wie pfleget mich zu duͤrſten nach dem Tranck deß Lebens-Fuͤrſten / wuͤnſche ſtets / daß mein Gebeine mich durch GOtt mit GOtt vereine.
5 Beydes / lachen und auch zittern / laͤſſet ſich in mir jetzt wit - tern: Das Geheimniß dieſer Speiſe / und die unerforſchte Wei - ſe machet / daß ich fruͤh vermercke / HErꝛ die Groͤſſe deiner Wer - cke. Jſt auch wol ein Menſch zu finden / der dein Allmacht ſollt ergruͤnden?
6 Nein / Vernunfft die muß hie weichen / kan diß Wunder nicht erreichen / daß dis Brod nie wird verzehret / ob es gleich viel tauſend nehret / und daß mit dem Safft der Reben uns wird Chriſti Blut gegeben. O der groſſen Heimlichkeiten / die nur GOttes Geiſt kan deuten.
g ij7 JE -98Abendmal -
7 JEſu / meine Lebens-Sonne / JEſu / meine Freud und Wonne! JEſu / du mein gantz Beginnen! Lebens-Quell und Liecht der Sinnen! hier fall ich zu deinen Fuͤſſen / laß mich wuͤr - diglich genieſſen. Dieſer Deiner Himmels-Speiſe mir zum Heil und dir zum Preiſe:
8 HErꝛ es hat dein treues Lieben / Dich vom Himmel abge - trieben / daß Du willig haſt Dein Leben in den Tod fuͤr uns ge - geben / und darzu gantz unverdroſſen / HErꝛ Dein Blut fuͤr uns vergoſſen / das uns jetzt kan kraͤfftig traͤncken / Deine Liebe zu gedencken.
9 JEſu / waares Brod des Lebens / hilff / daß ich doch nicht vergebens / oder mir vielleicht zum Schaden ſey zu deinem Tiſch geladen! Laß mich durch diß Seelen-Eſſen Deiner Liebe recht ermeſſen / daß ich auch wie jetzt auff Erden / moͤg ein Gaſt im Himmel werden.

Joh. Franck.

X
WOl mir! JEſu meine Freude / Laͤdet mich zu ſeinem Mahl: /: Auf mein Hertz! und dich bereite / Eile zu dem Kirchen Saal / Laß den Eifer nicht erkalten / Jeſus will das Nachtmal halten.
2 Auf mein Hertz! in vollen Springen / Eile deinem JEſu zu: /: Auf! dir ſoll es itzt gelingen / Hier iſt wahre Seelen-Ruh / Ruhe ſoll ſie frey von Suͤnden / Bey deß HErren Nachtmahl finden.
3 Ach! indem ſein Hertz beſtreitet / Noht und Tod mit glei - cher Macht: /: Hat Er dir den Tiſch bereitet / Und aus reiner Lieb bedacht. Wie er ſich mit dir moͤg letzen / und zu Seinen Erben ſetzen.
4 Hier haſt du das Brod / das Leben / Hier haſt du den froh - nen Leib: /: Den Er in den Tod gegeben / Dir zu gutem / daß Er bleib deine Koſt / und meine Seele / Seelen-Hunger dich nicht quaͤle.
5 Sihſt du was da kommt gerunnen / Wie mit rothem Le - bens-Safft: /: Flieſſen fuͤnff frey offne Brunnen / JEſu! deiner Liebe Krafft / Allen Armen hieher wincket / Spricht: Jhr Lieben alle trincket.
6 Hungrig komm ich auch nach Gnaden / Durſtig nach Barmhertzigkeit: /: Der ich gleichfalls bin geladen / Zu des Lammes Hochzeit-Freud: Himmliſch Manna mich ergetzet / JEſus Blut die Seel benetzet.
7 GOtt99Lieder.
7 GOtt geb! daß ich dieſes Schencken / Chriſti Leibs und Bluts alhier: /: Nim zu ſeinen Angedencken / Und betrachte fuͤr und fuͤr / Wie Sein Leib am Creutz entbloͤſet / Und Sein Blut mich hab erloͤſet.
8 Nun will ich mit Danck und Ehren / Meines JEſu / weil ich bin: /: Lieb und Lob / mit Lob vermehren / Mein durch Jhn erneuter Sinn / Soll in JEſu ſich erfreuen / GOtt wird darzu Gnad verleihen.

M. Pauli Webers.

XI
SUſſer Chriſt! Der Du biſt / Meine Wonne / Du biſt meines Hertzens-Luſt / Dich trag ich in meiner Bruſt / O Du ſchoͤne Himmels-Sonne!
2 Du haſt Dich / Ja fuͤr mich / Laſſen toͤdten; Dein / den Ro - ſen gletches Blut / Jſt fuͤr meine Seele gut / Wann ſie kaͤmpfft in hoͤchſten Noͤthen.
3 Drum O Schatz! Laß mich Platz Bey Dir finden / Haſt Du doch die Seeligkeit / Auch fuͤr mich / Dein Kind / be - reit / Und bezahlt fuͤr meine Suͤnden.
4 Sprichſt Du nicht / Dein Geſicht / Blick auf Arme / Daß es / wie ein Vatter thut / Uber das geplagte Blut / Sich zu rech - ter Zeit erbarme?
5 Jſt nicht kund / Daß Dein Mund / Dem verziehen / Der im Tempel Reue trug / Und mit Weh aus Hertze ſchlug / Soll denn ich nun fuͤr Dir fliehen?
6 Nein / auf Dich / Gruͤnd ich mich / du kanſt retten / Wann mich gleich der blaſſe Tod / Wann mich Hoͤlle / Oual und Noht / Albereit gefangen haͤtten.
7 Nimm mich auf / Wenn mein Lauf / Wird geſchloſſen / Laß in Deiner Seiten-Schrein / Meine Seele ſicher ſeyn / Weil Dein Blut fuͤr ſie vergoſſen.
8 Fort O Welt! Mir gefaͤllt / Nichts auf Erden / Leid iſt in der Eitelkeit / Luſt iſt in der Seeligkeit / JEſu! laß mich ſeelig werden.

Juſt. Siebers.

XII
EJnſt ſprach der kuͤhne Jonathan / Der hertzbehertzte Hel - denmann / Zu ſeinem Waffentraͤger: /: Komm! laß uns dort hinuͤber gehn / Wo jene nicht beſchnittne ſtehn / An der Philiſter Laͤger. Auf / lauf / Bergauf / Laß uns kaͤmpffen / ſie bedaͤmpffen / Traun wir muͤſſen / Jhres Hoͤnigs heut ge - nieſſen.
g iij2 Die100Abendmal -
2 Die Feinde ſagten: Kecker Mann! Kom̃ Lochverkrochner Jonathan / Wir lachen dein verwegen: /: Erkletter nur den Fel - ſenſtein / Der wird dir brechen Hals und Bein / Das Steiger - Handwerck legen / Steige / neige / Aufwerts ſteige / abwerts neige Dich mit Fuͤſſen: Du ſolts heute nicht genieſſen.
3 Den Berg erſtieg Fuͤrſt Jonathan / Die Schiltwacht fiel in zwantzig Mann / Der Hauffe nimmer ſchlieſſe: /: Die Hand des HErren ſich erhub / So / daß man Roß und Mann begrub / Was lauffen kund / entlieſſe. Kein Mann / entrann / Der gequetſchet / der zerpfetſchet / Tod geſchmiſſen / Jhres Ho - nigs zu genieſſen.
4 Der Mann von groſſer Wunderthat / Von Siegen nicht / von Kriegen matt / Kam in der Feinde Waͤlder: /: Da Honig aus den Baͤumen floß / Durch Staͤmm und Straͤuche ſich er - goß / Jn angelegne Felder / Er ſaß / Er / Kund vom Ste - cken Honig lecken / Um des ſuͤſſen Blumen-Weines zu ge - nieſſen.
5 Der Hertzerquickend Bienenſafft / Gab dieſem Wackern wackre Krafft / Als er den eingenommen: /: Es hat / der munt - re Jonathan / Als ein recht neuer Heldenmann / Spanneue Staͤrck bekommen. Seine Beine Sich bemarcken / friſch erſtarcken / gehn mit Spieſſen / Um / ſtets Honig zu genieſſen.
6 Jch und dn / frommer Chriſtenmann / Wir alle / wir ſind Jonathan / Und Chriſti Waffentraͤger: /: Wir muͤſſen nur zu Felde gehn / Den Feinden im Geſichte ſtehn / Verfolgen ſie im Laͤger: Gut / Muht / Leib / Blut / Muß man wagen / maͤnn - lich ſchlagen / Blut vergieſſen / Himmel-Honigs zu genieſſen.
7 Der Hoͤllen-Heer ſagt: Chriſtenmann! Komm / frucht - vergrieffner Jonathan / Wir wollen dich empfangen: /: Ver - laß das Erdenhaus / die Welt / Erſteig das blaue Wolckenzelt / Du ſolt es nicht erlangen. Wache / mache Lermen / Ler - men / Feuerſchwermen / Schwefelfluͤſſen: Keiner ſoll heut es genieſſen.
8 Ermanne dich nur / Chriſtenmann: Lauf Sturm / und ſetze muthig an / Der Teufel muß ſich geben: /: Die Waͤchter nehmen ſchon die Flucht / Der helle Hauffe Reißaus ſucht / Drauf / drauf / laſſt keinen leben! Heja! da! da! Schwert des HErren / treib ſie ferren / Daß / mit Guͤſſen / Wir des Himmels - Moſts genieſſen.
9 Nun bieten wir dem Teufel Trutz: Der Berg Zion iſt un -ſer101Lieder. ſer Schutz / Auf welchen wir uns ſetzen: /: Der Lebens-Baum iſt aufgeritzt / Der nichts als Lebens-Honig ſchwitzt / Ein kraff - tend Seelennetzen / Schweig Sinn! nim hin / Brod und Le - ben / Wein von Reben: Mit erſprieſſen / Kanſt du Brod und Wein genieſſen.
10. Diß Brod / der Wein; der Leib / diß Blut / Das theure Pfand / das hoͤchſte Gut / Der letzte Wille deſſen: /: Der Menſch - lich ſtarb / fort Goͤttlich lebt / Bey ſeinem Vatter ewig ſchwebt / O Wunder! wird hier geſſen. Hin / hin / Thoͤrin! GOtt ſpricht: Hoͤre / folg der Lehre / Jn dem Biſſen / Kanſt du mei - nen Leib genieſſen.
11 Kein Menſch ermiſſt die Goͤttlichkeit / Kein weiſer Sinn / mit keinem Streit / Von den gelehrtſten Koͤpffen: /: Komm Suͤn - den-Krancker kom̃ / kom̃ / eil / Hier kanſt du wahres Suͤndenheil / Aus dieſem Kelche ſchoͤpffen. Aufſteh! geh! geh: Trinck im Glauben / Blut von Trauben: Mit begruͤſſen: Kanſt du hier mein Blut genieſſen.
12 Ach heilger Heiland / hoͤchſter Hort! Jch glaube deinem letzten Wort / Das Wort das nicht erlogen: /: Wer von dir / Warheit! wahrer Chriſt / Und deinem Wort betrogen iſt / Der iſt ſehr wohl betrogen. Hab Danck; Speiß / Tranck / Wil ich eſſen / nicht vergeſſen / Sein beflieſſen / Dich / mein GOtt! offt zu genieſſen.

Joh. Klay /

15 Allgemeine Noht-Lieder. Die Teutſche Litaney /

I
KYrie /Eleiſon.
Chriſte /Eleiſon.
Kyrie /Eleiſon.
Chriſte /Erhoͤre uns
HErꝛ GOtt Vatter im Himmel /
Erbarm dich uͤber uns.
HErꝛ GOtt Sohn der Welt Heyland /
Erbarm dich uͤber uns.
HErꝛ GOtt heiliger Geiſt /g iiijEr -102Allgemeine
Erbarm dich uͤber uns.
Sey uns gnaͤdig /
Verſchon unſer lieber HErre GOtt.
Sey uns gnaͤdig /
Hilff uns lieber HErre GOtt.
Behuͤt uns lieber HErre GOtt.
447
Fuͤr allen Suͤnden /
Fuͤr allem Jrrſal /
Fuͤr allem Ubel /
Fuͤr des Teuffels Trug und Liſt /
Fuͤr boͤſen ſchnellen Tod /
Fuͤr Peſtilentz und theurer Zeit /
Fuͤr Krieg und Blutvergieſſen /
Fuͤr Aufruhr und Zwitracht /
Fuͤr Feuer und Waſſersnoht /
Fuͤr Hagel und Ungewitter /
Fuͤr dem ewigen Tod /
Durch dein heilig Geburt /
Hilff uns lieber HErre GOtt.
447
Durch deinen Todskampf und blutigen Schweiß /
Durch dein Creutz und Tod /
Durch dein heiliges Auferſtehen und Himmelfahrt /
Jn unſer letzten Noht /
Am Juͤngſten Gericht /
Wir armen Suͤnder bitten /
Du wolleſt uns erhoͤren lieber HErre GOTT.
Und deine heilige Chriſtliche Kirchen regieren und fuͤhren /
Erhoͤr uns lieber HErre GOtt.
447
Alle Biſchoffe / Pfarherrn und Kirchen-Diener in heilſa men Wort und heiligen Leben erhalten /
Allen Rotten und Ergernuͤſſen wehren /
Alle Jrrige und Verfuͤhrte wiederbringen /
Den Satan unter unſere Fuͤſſe tretten /
Treue Arbeiter in deine Ernde ſenden /
Deinen Geiſt und Krafft zum Wort geben /
Allen Betruͤbten / und Bloͤden helffen und ſie troͤſten /
Unſerm Kaͤyſer ſteten Sieg wider deine Feinde goͤnnen /
Allen Koͤnigen und Fuͤrſten Fried und Eintracht geben / (Unſere Fuͤrſten mit allen ihren Gewaltigen leiten und ſchuͤ - tzen /)
Unſern Raht und Gemeine ſegnen und behuͤten /
Allen ſo in Noht und Gefahr ſind mit Huͤlff erſcheinen /Allen103Noht-Lieder.
Allen Schwangern und Seugern froͤliche Frucht und Ge -
Erhoͤr uns lieber Herre Gott.
447 deyen geben /
Aller Kinder und Krancken pflegen und warten /
Alle Unſchuldig Gefangene loß und ledig laſſen /
Alle Witwen und Weyſen vertheidigen und verſorgen /
Aller Menſchen dich Erbarmen /
Unſern Feinden / Verfolgern und Laͤſterern vergeben und ſie bekehren /
Die Fruͤcht auf den Land geben und bewahren /
Und uns gnaͤdiglich Erhoͤren /
O JEſu Chriſt / GOttes Sohn /
O du GOttes Lamm / das der Welt Suͤnde traͤgt / Erbarm dich uͤber uns.
O du GOttes Lamm / das der Welt Suͤnde traͤgt / Erbarm dich uͤber uns.
O du GOttes Lamm / das der Welt Suͤnde traͤgt / Verleyh uns ſteten Fried.
Chriſte /Erhoͤre uns /
Kyrie /Eleiſon /
Chriſte /Eleiſon.
Kyrie / Eleiſon. Amen!

D. Mart. Luther.

II
ACh GOtt vom Himmel ſih darein! Und laß dich das erbarmen: /: Wie wenig ſind der Heilgen dein / Verlaſ - ſen ſind wir Armen. Dein Wort man laͤſt nicht haben waar / Der Glaub iſt auch verloſchen gar / Bey allen Menſchen Kindern.
2 Sie lehren eitel falſche Liſt / Was eigen Witz erfindet: /: Jhr Hertz nicht eines Sinnes iſt / Jn GOttes Wort gegruͤndet. Der wehlet diß / der ander das / Sietrennen uns ohn alle Maß / Und gleiſſen ſchoͤn von auſſen.
3 GOtt woll ausrotten alle gar / Die falſchen Schein uns lehren: /: Darzu ihr Zung ſtoltz offenbar / Spricht Trotz / wer wils uns wehren? Wir habens Recht und Macht allein / Was wir ſetzen / das gilt gemein / Wer iſt / der uns ſoll meiſtern?
4 Darum ſpricht GOt: Jch muß auf ſeyn / Die Armen ſind zerſtoͤret: /: Jhr Seufftzen dringt zu mir herein / Jch hab ihr Klagerhoͤret. Mein heilſam Wort ſoll auf den Plan! Getroſt und friſch ſie greiffen an / Und ſeyn die Krafft der Armen.
g v5 Das104Allgemeine
5 Das Silber durchs Feur ſiebenmal / Bewaͤhrt wird lauter funden: /: An GOttes Wort man warten ſoll / Deß - gleichen alle Stunden. Es wil durchs Creutz bewaͤhret ſeyn / Da wird erkandt ſein Krafft und Schein / Und leucht ſtarck in die Lande.
6 Das wollſt du GOtt bewahren rein / Fuͤr dieſem argn Geſchlechte: /: Und laß uns dir befohlen ſeyn / Daß ſichs in uns nicht flechte. Der gottlos Hauff ſich umher find / Wo dieſe loſe Leute ſind / Jn deinem Volck erhaben.
7 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / Und auch dem hei - ligen Geiſte: /: Als es im Anfang war und nun: Der uns fein Gnade leiſte; Daß wir wandeln in ſeinem Pfad / Daß unſer Suͤnd der Seel nicht ſchad / Wer das begehrt / ſprech Amen!

D. Mart. Luther.

III
ES ſpricht der Unweiſen Mund wol: Den rechten Gott wir meinen: /: Doch iſt ihr Hertz Unglaubens voll: Mit That ſie ihn verneinen. Jhr Weſen iſt verderbet zwar / Fuͤr GOTT iſt es ein Greuel gar / Es thut ihr keiner kein Gut.
2 GOtt ſelbſt vom Himmel ſah herab / Auf aller Men - ſchen Kinden: /: Zu ſchauen ſie er ſich begab / Ob er jemand moͤcht finden / Der ſein Verſtand gerichtet haͤtt / Mit Ernſt nach GOttes Worten thaͤt / Und fragt nach ſeinem Willen
3 Da war niemand auf rechter Bahn / Sie warn all ausge - ſchritten: /: Ein jeder gieng nach ſeinem Wahn / Und hielt ver - lorne Sitten. Es thaͤt ihr keiner doch kein Gut / Wiewol gar viel betrog der Muht / Jhr Thun ſolt GOtt gefallen.
4 Wie lang wollen unwiſſend ſeyn / Die ſolche Muͤh aufla - den: /: Und freſſen dafuͤr das Volck mein / Und nehrn ſich mit ſeim Schaden. Es ſteht ihr Trauen nicht auf GOtt / Sie ruf - fen ihn nicht in der Noht / Sie wolln ſich ſelbſt verſorgen.
5 Darum iſt ihr Hertz nimmer ſtill / Und ſteht allzeit in Forchten: /: GOtt bey den Frommen bleiben will / Dem ſie mit Glaubn gehorchen. Jhr aber ſchmaͤht deß Armen Raht / Und hoͤnet alles / was er ſagt / Daß GOtt ſein Troſt iſt worden.
6 Wer ſoll Jſrael / dem Armen / zu Zion Heil erlangen: /: GOtt wird ſich ſeins Volcks erbarmen / Und loͤſen die Gefang - nen: Das wird er thun durch ſeinen Sohn / Davon wird Jacob Wonne han / Und Jſrael ſich freuen.
7 Ehr105Noht-Lieder.
7 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / Und dem heiligen Geiſte: /: Als es im Anfang war und nun / Der uns ſein Gna - de leiſte / Daß wir wandeln in ſeinem Pfad / Daß unſer Suͤnd der Seel nicht ſchad / Wer das begehrt / ſprech Amen.

D. M. Luth.

IV
EJn veſte Burg iſt unſer GOtt / Ein gute Wehr und Waffen: /: Er hilfft uns frey aus aller Noht / Die uns itzt hat betroffen / Der alte boͤſe Feind / mit Ernſt ers itzt meint / Groß Macht und viel Liſt / Sein grauſam Ruͤſtung iſt: Auf Erd iſt nicht ſeins gleichen.
2 Mit unſer Macht iſt nichts gethan / Wir ſind gar bald verlohren: /: Es ſtreit fuͤr uns der rechte Mann / Den GOtt ſelbſt hat erkohren. Fragſt du / wer der iſt? Er heiſt JEſus Chriſt / Der HErꝛ Zebaoth / Und iſt kein ander GOtt / Das Feld muß er behalten.
3 Und weñ die Welt voll Teufel waͤr / Und woltn uns gar ver - ſchlingen: /: So fuͤrchten wir uns nicht ſo ſehr / Es ſoll uns doch gelingen. Der Fuͤrſt dieſer Welt / Wie ſaur er ſich ſtellt / Thut er uns doch nicht / Das macht er iſt gericht / Ein Woͤrtlein kan ihn faͤllen.
4 Das Wort ſie ſollen laſſen ſtahn / Und kein Danck darzu haben: /: Er iſt bey uns woͤl auf den Plan / Mit ſeinem Geiſt und Gaben. Nehmen ſie uns den Leib / Gut / Ehr / Kind und Weib / laß fahren dahin / ſie habens keinen Gwinn / Das Reich muß uns doch bleiben.
5 Preiß / Ehr und Lob dem hoͤchſten GOtt / Dem Vatter al - ler Gnaden: /: Der uns aus Lieb gegeben hat / Seinn Sohn fuͤr unſern Schaden. Den Troͤſter / den Heiligen Geiſt / von Suͤn - den er uns reiſt / zum Reich er uns heiſt / Den Weg gen Himmel weiſt; Der helff uns froͤlich / Amen!

D. M. L.

V
ES woll uns GOtt genaͤdig ſeyn / Und ſeinen Segen ge - ben: /: Sein Anlitz uns / mit hellem Schein / Erleucht zum ewign Leben; Daß wir erkennen ſeine Werck / Und was ihm liebt auf Erden! Und Jeſus Chriſtus Heil und Staͤrck Bekant den Heyden werden / Und ſie zu GOtt bekehren.
2 So dancken GOtt und loben dich / Die Heyden uͤber - alle: /: Und alle Welt die freue ſich / Und ſing mit groſſem Schal - le: Daß du auf Erden Richter biſt / Und laͤſt die Suͤnd nichtwalten.106Allgemeinewalten. Dein Wort die Hut und Weide iſt / Die alles Volck er - halten / Jn rechter Bahn zu wallen;
3 Es dancke GOtt und lobe dich / Das Volck in guten Tha - ten: /: Das Land bringt Frucht und beſſert ſich / Dein Wort iſt wol gerathen. Uns ſegne Vatter und der Sohn / Uns ſegne Gott der heilig Geiſt / Dem alle Welt die Ehre thut / Fuͤr ihm ſich foͤrchte allermeiſt. Nun ſprecht von Hertzen / Amen!

D. M. Luth.

VI
WEr in dem Schutz des Hoͤchſten iſt / Und ſich GOtt thut ergeben: /: Der ſpricht: Du HErꝛ mein Zuflucht biſt / Mein GOtt / Hoffnung / und Leben / Der du ja wirſt erretten mich / Vons Teuffels Stricken gnaͤdiglich / Und von der Peſtilentze.
2 Mit ſeinen Fluͤgeln deckt er dich / Auf ihn ſolt du ver - trauen: /: Sein Warheit ſchuͤtzt dich gwaltiglich / Daß dich bey Nacht kein Grauen / Noch Betruͤbniß erſchrecken mag / Auch kein Pfeil / der da fleucht bey Tag / Weil dir ſein Wort thut leuchten.
3 Kein Peſtilentz dir ſchaden kan / Die im Finſtern uͤm - ſchleichet / Kein Seuch noch Kranckheit ruͤhrt dich an / Die im Mittag umſtreichet. Ob tauſend ſtuͤrben dir beiſeit / Und zehen tauſend anderweit / Soll es dich doch nicht treffen.
4 Ja du wirſt auch noch Luſt und Freud / Mit deinen An - gen ſehen: /: An der Gottloſen Hertzenleid / Wenn Vergel - tung wird gſchehen: Weil der HErꝛ iſt dein Zuverſicht: Und dir der Hoͤchſt ſein Schutz verſpricht: Druͤm / daß du ihm vertraueſt.
5 Kein Ubels wird begegnen dir / Kein Plag dein Haus wird ruͤhren: /: Denn er ſein Engeln fuͤr und fuͤr / Befihlet dich zu fuͤh - ren / Und zu behuͤten fuͤr Unfall / Auf Haͤnden tragen uͤberall / Daß kein Stein dein Fuß letze.
6 Auf Loͤwn und Ottern wirſt du gehn / Und tretten auf die Drachen: /: Auf jungen Loͤwen wirſt du ſtehn / Jhr Zaͤhn und Gifft verlachen. Denn dir der keines ſchaden kan / Kein Seuch kommt den vom andern an / Der auf GOtt thut vertrauen.
7 Er begehrt mein aus Hertzen Grund / Und hofft auf meine Guͤte: /: Druͤm hilff ich ihm zu aller Stund / Jch wil ihn wol behuͤten. Jch wil allzeit ſein Helffer ſeyn / Druͤm / daß er kennt den Nahmen mein / Deß ſoll er ſich ja troͤſten.
8 Er107Noht-Lieder.
8 Er rufft mich an als ſeinen Gott / Druͤm will ich ihn erhoͤ - ren: /: Jch ſteh bei ihm in aller Noht / Jch will ihm Huͤlff ge - waͤhren / Zu Ehren ich ihn bringen wil / Langs Leben ihm auch geben viel / Mein Heil wil ich ihm zeigen.
9 Ehr ſey GOtt Vatter und dem Sohn / Und auch dem Heilgen Geiſte: /: Als es im Anfang war und nun / Der uns ſein Gnade leiſte / Daß wir wandeln in ſeinem Pfad / Daß uns der arge Feind nicht ſchad / Wer das begehrt / ſprech / Amen!

Seb. Heidens.

VI
Waͤr GOtt nicht mit uns dieſe Zeit / So ſolt Jſrael ſa - gen: /: Waͤr GOtt nicht mit uns dieſe Zeit / Wir haͤttn muͤſſen verzagen / Die ſo ein armes Haͤufflein ſind / Ver - acht von ſo viel Menſchenkind / Die an uns ſetzen alle.
2 Auf uns iſt ſo zornig ihr Sinn / Wo GOtt das haͤtt zuge - ben / Verſchlungen haͤtten ſie uns hin / Mit gantzem Leib und Le - ben / Wir waͤrn als die ein Flut erſaͤufft / Und uͤber die groß Waſ - ſer laͤufft / Und mit Gewalt verſchwemmet.
3 GOtt Lob und Danck / der nicht zugab / Daß ihr Schlund uns moͤcht fangen: /: Wie ein Vogel deß Stricks kommt ab / Jſt unſer Seel entgangen. Strick iſt entzwey / und wir ſind frey / Deß HErren Namen ſteh uns bey / Deß Gotts Himmels und der Erden.
4 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / Und dem Heiligen Geiſte /: /: Als es im Anfang war und nun / Der uns ſein Gnade leiſte / Daß wir wandeln in ſeinem Pfad / Daß unſer Suͤnd der Seel nicht ſchad: Wer das begehrt / ſprech / Amen!

D. M. Luth.

VII
WO GOtt der Herꝛ nicht bei uns haͤlt / Wenn unſre Fein - de toben: /: Und er unſer Sach nicht zufaͤllt / Jm Him - mel hoch dort oben: Wo er Jſrael Schutz nicht iſt / Und ſelber bricht der Feinde Liſt: So iſts mit uns verlohren.
2 Was Menſchen Krafft und Witz anfaͤht / Soll uns billich nicht ſchrecken: /: Er ſitzet an der hoͤchſten Staͤtt / Er wird ihrn Raht aufdecken. Wenn ſies aufs kluͤgſte greiffen an / ſo geht doch GOtt ein andre Bahn / Es ſteht in ſeinen Haͤnden.
3 Sie wuͤten faſt und fahren her / Als wolten ſie uns freſſen: /: Zu wuͤrgen ſteht all ihr Begehr / Gotts iſt bey ihn vergeſſen. Wie Meeres Wellen einher ſchlahn / Nach Leib und Leben ſie uns ſtahn / Deß wird ſich GOtt erbarmen.
4 Sie108Allgemeine
4 Sie ſtellen uns wie Ketzern nach / Nach unſerm Blut ſie trachten: /: Noch ruͤhmen ſie ſich Chriſten auch / Die GOtt allein groß achten. Ach GOTT der theure Name dein! Muß ihrer Schalckheit Deckel ſeyn / Du wirſt einmal auf - wachen.
5 Aufſperren ſie den Rachen weit / Und wollen uns ver - ſchlingen: /: Lob und Danck ſey GOTT allezeit / Es wird ihnn nicht gelingen. Er wird ihr Strick zerreiſſen gar / Und ſtuͤrtzen ihre falſche Lahr: Sie werdens GOTT nicht wehren.
6 Ach HERR GOTT wie reich troͤſteſtu! Die gaͤntzlich ſind verlaſſen: /: Der Gnaden-Thuͤr ſteht nimmer zu / Ver - nunfft kan das nicht faſſen. Sie ſpricht: Es iſt nun alls ver - lorn / Da doch das Creutz hat neu geborn / Die deiner Huͤlff erwarten.
7 Die Feind ſind all in deiner Hand / Darzu all ihr Gedan - cken: /: Jhr Anſchlag iſt dir wol bekant / Hilff nur / daß wir nicht wancken. Vernunfft wider den Glauben ficht / Aufs kuͤnfftig wil ſie trauen nicht / Da du wirſt ſelber troͤſten.
8 Den Himmel und auch die Erden / Haſt du HErꝛ GOtt gegruͤndet: /: Dein Liecht laß uns helle werden / Das Hertz uns werd entzuͤndet; Jn rechter Lieb des Glaubens dein / Biß an das End beſtaͤndig ſeyn: Die Welt laß immer murren.

Juſtus Jonas.

IX
AN Waſſer fluͤſſen Babylon: /: Da ſaſſen wir mit Schmer - tzen: /: Als wir gedachten an Zion / Da weinten wir von Hertzen. Wir hiengen auf mit ſchwerem Muht / Die Harpffen und die Orgeln gut / An ihre Baͤum der Weiden / Die drinnen ſind in ihrem Land / Da muſten wir viel Schmach und Schand / Taͤglich von ihnen leiden.
2 Die uns gefangen hielten lang / So hart an ſelben Orten / Begerten von uns ein Geſang / Mit gar ſpoͤttlichen Worten / Und ſuchten in der Traurigkeit ein froͤlich Gſang von unſerm Leid: Ach lieber thut uns ſingen! Ein Lobgeſang / ein Liedlein ſchon / Von den Gedichten aus Zion / Das froͤlich thut erklingen.
3 Wie ſollen wir in ſolchem Zwang / Und Elend itzt vorhan - den: /: Dem HErren ſingen ein Geſang / So gar in frembden Landen? Jeruſalem vergeß ich dein / So woͤlle GOtt der rech - ten mein / Vergeſſen in meim Leben. Wenn ich nicht dein bleibein -109Noht-Lieder. eingedenck / Mein Zung ſich oben anehenck / Und bleib am Ra - chen kleben.
4 Ja weñ ich nicht mit gantzem Fleiß / Jeruſalem! dich ehre: /: Jm Anfang deiner Freuden preiß / Von itzt und immermehre. Gedenck der Kinder Edom ſehr / Am Tag Jeruſalem O HErꝛ! Die in ihr Boßheit ſprechen? Reiß ab / reiß ab / zu aller Stund / Vertilg ſie gar biß auf den Grund / Den Boden woͤlln wir brechen.
5 Du ſchnoͤde Tochter Babylon / Zerbrochen und zerſtoͤret: /: Wol dem / der dir wird gebn den Lohn / Und dir den wieder - kehret / Dein Ubermuht und Schalckheit groß / Und miſſt dir auch mit ſolchem Maß Wie du uns haſt gemeſſen. Wol dem / der dei - ne Kinder klein / Erfaſt / und ſchlaͤgt ſie an ein Stein / Damit dein werd vergeſſen.
6 Ehr ſey dem Vatter und dem Sohn / Und auch dem Heil - gen Geiſte: /: Als es im Anfang war und nun / Der uns ſein Gnade leiſte / Daß wir auf dieſem Jammerthal / Von Hertzen ſcheuen uͤberall / Der Welt gottloſes Leben / Und ſtreben nach der neuen Art / Darzu der Menſch gebildet ward. Wer das begehrt / ſprech / Amen!

Wolffg. Dachſtein.

X
ACh wie elend iſt unſer Zeit! Alhie auf dieſer Erden: /: Gar bald der Menſch darnider leit? Wir muͤſſen alle ſterben / Alhie in dieſem Jammerthal / iſt Muͤh und Ar - beit uͤberall. Auch wens uns wol gelinget.
2 Durch Adams Fall und Miſſethat / Solchs alles auf uns er - ben: /: O GOtt! gib du uns deinen Raht! Daß wirs erkennen lernen; Daß wir ſo blind und ſicher ſeyn / Mitten in Truͤbſal und in Pein. Das iſt ja zu erbarmen.
3 HErꝛ GOTT du unſer Zuflucht biſt / Dein Huͤlffe thu uns ſenden: /: Denn du der deinen nicht vergiſt / Die ſich zu dir nur wenden / Mit deinem Geiſte ſteh uns bey / Ein ſeligs Stuͤndlein uns verleih / Durch JEſum Chriſtum / Amen!

Joh. Gigant.

XI
ERhalt uns Herꝛ bey deinem Wort / Und ſteur des Bapſts Und Tuͤrcken Mord / Die Jeſum Chriſtum deinen Sohn Woͤllen ſtuͤrtzen von ſeinem Thron.
2 Beweiß dein Macht HErꝛ JEſu Chriſt / Der du HErꝛ al - ler Herren biſt / Beſchirm dein arme Chriſtenheit / Daß ſie dich lob in Ewigkeit.
3 GOtt110Allgemeine
3 GOtt Heilgr Geiſt / du Troͤſter werth / Gib deim Volck ei - nerley Sinn anf Erd / Steh uns bei in der letzten Noht / Gleit uns ins Leben aus dem Tod.
4 Jhr Anſchlaͤg HErꝛ zu nichte mach / Laß ſie treffen die boͤſe Sach: /: Und ſtuͤrtz ſie in die Grub hienein / Die ſie machen den Chriſten dein.
5 So werden ſie erkennen doch / Daß du unſer GOtt lebeſt noch / Und hilffſt gewaltig deiner Schaar / Die ſich auf dich ver - laſſen gar /.
6 Verleih uns Fried genaͤdiglich / HErꝛ GOtt zu unſern Zei - ten: Es iſt doch ja kein andrer nicht / Der fuͤr uns koͤnte ſtreiten / Dann du unſer GOtt alleine.
7 Gib unſern Herren und aller Obrigkeit / Fried und gut Regiment / Daß wir unter ihnen / Ein ruhig und ſtilles Leben fuͤhren moͤgen / Jn aller Gottſeeligkeit und Erbarkeit / Amen!

D. M. Luth.

XII
OHErre GOtt dein Goͤttlich Wort / Jſt lang verdun - ckelt blieben: /: Biß durch dein Gnad / uns iſt geſagt / Was Paulus hat geſchrieben / Und andere Apoſtel mehr / Aus deim Goͤttlichen Munde. Das danckn wir dir / Mit Fleiß daß wir erlebet han die Stunde.
2 Daß es mit Macht / an Tag iſt bracht / Wie klaͤrlich iſt vor Augen: /: Ach GOtt mein HErꝛ! erbarm dich der / Die dich noch itzt verlaugnen / Und achten ſehr / auf Menſchen Lehr: Da - rinn ſie doch verderben: Deins Worts Verſtand / Mach ihnn bekand / Daß ſie nicht ewig ſterben.
3 Wilt du nun fein gut Chriſte ſeyn / So muſt du erſtlich glau - ben: /: Setz dein Vektraun / darauf veſt bau / Hoffnung / und Lieb im Glauben / Allein durch Chriſt / zu aller Friſt / Dein Nechſten lieb darneben / Das Gwiſſen frey / Rein Hertz darbei / Das kein Creatur kan geben.
4 Allein HErꝛ du / muſt ſolches thun / Doch gar aus lauter Gnaden: /: Wer ſich deß troͤſt / der iſt erloͤſt / Und kan ihm nie - mand ſchaden / Ob wolten gleich Bapſt / Kaͤiſer / Reich / Sie und dein Wort vertreiben: Jſt doch ihr Macht / Gegn dir nichts ge - acht / Sie werdns wol laſſen bleiben.
5 Hilff HErre GOtt! in dieſer Noht / Daß ſich die auch be - kehren: /: Die nichts betrachtn / dein Wort verachtn / Und wol - lens auch nicht lehren: Sie ſprechen ſchlecht / es ſey nicht recht / Und habens nie geleſen / Auch nie gehoͤrt / Das edle Wort / Jſts nicht ein teuffliſch Weſen?
6 Jch111Noht-Lieder.
6 Jch glaub gwiß gar / daß es ſey wahr / Was Paulus uns thut ſchreiben: /: Es muß geſchehn / daß alls vergehn / Dein Goͤttlich Wort ſoll bleiben / Jn Ewigkeit: Waͤr es auch leid / Viel haꝛtveꝛſtockten Hertzen / Kehrn ſie nicht um / werdẽ ſie drum / Leiden gar groſſen Schmertzen.
7 GOtt iſt mein HErꝛ / ſo bin ich der / Dem Sterben kommt zu gute: /: Dardurch uns haſt / aus aller Laſt Erloͤſt mit deinem Blute: Das danck ich dir / druͤm wirſt du mir Nach deinr Ver - heiſſung geben / Was ich dich bitt: verſag mirs nit / Jm Tod / und auch im Leben.
8 Herꝛ / ich hoff je / du werdeſt die / Jn keiner Noht verlaſſen: /: Die dein Wort recht / als treue Knecht / Jm Hertzn und Glauben faſſen / Gibſt ihn berejt / die Seeligkeit / Und laͤſt ſie nicht verder - ben / O HErꝛ durch dich! bitt ich / laß mich / Froͤlich und willig ſterben /

D. M. L.

XIII
WAnn wir in hoͤchſten Noͤthen ſeyn / Und wiſſen nicht / wo aus noch ein / Und finden weder Huͤlff noch Raht / Ob wir gleich ſorgen fruͤh und ſpat:
2 So iſt das unſer Troſt allein / Daß wir zuſammen in ge - mein / Dich anruffen O treuer Gott / Um Rettung aus der Angſt und Noht.
3 Und heben unſer Augn und Hertz / Zu dir in wahrer Reu und Schmertz / Und ſuchen der Suͤnden Vergebung / Und aller Straffen Linderung.
4 Die du verheiſſeſt gnaͤdiglich / Allen / die daruͤm bitten dich / Jm Namen deins Sohns JEſu Chriſt / Der unſer Heil und Fuͤr - ſprechr iſt.
5 Drum kommen wir / O HErre GOtt! Und klagen dir all unſer Noht: Weil wir itzt ſtehn verlaſſen gar / Jn groſſer Truͤb - ſal und Gefahr:
6 Sih nicht an unſer Suͤnde groß / Sprich uns derſelbn aus Gnaden loß: Steh uns in unſerm Elend bei / Mach uns von al - len Plagen frey.
7 Auf daß von Hertzen koͤnnen wir / Nachmals mit Freuden dancken dir / Gehorſam ſeyn nach deinem Wort / Dich allzeit preiſen hie und dort.

D. Paul. Eber.

XIIII
NJmm von uns HErꝛ / du treuer GOtt! Die ſchwere Straff und groſſe Noht / Die wir mit Suͤnden ohne Zahl / Ver -hdienet112Allgemeinedienet haben allzumahl / Behuͤt fuͤr Krieg und theurer Zeit / Fuͤr Seuchen / Feur und groſſem Leid.
2 Erbarm dich deiner boͤſen Knecht / Wir bitten Gnad / und nicht das Recht. Denn ſo du HErꝛ den rechten Lohn / Uns ge - ben wollſt nach unſerm Thun / So müſt die gantze Welt vergehn / Und koͤnt kein Menſch vor dir beſtehn.
3 Ach HErꝛ GOtt / durch die Treue dein! Mit Troſt und Rettung uns erſchein / Beweiß an uns dein groſſe Gnad / Und ſtraff uns nicht auf friſcher That / Wohn uns mit deiner Guͤte bei / Dein Zorn und Grim fern von uns ſey.
4 Waruͤm wilt du doch zornig ſeyn / Uber uns arme Wuͤrme - lein? Weiſtu doch wol du groſſeꝛ Gott / Daß wiꝛ nichts ſind / dañ Erd und Koht / Es iſt ja fuͤr deim Angeſicht / Unſer Schwachheit verborgen nicht.
5 Die Suͤnd hat uns verderbet ſehr / Der Teuffel plagt uns noch vielmehꝛ / Die Welt / auch unſeꝛ Fleiſch uñ Blut / Uns allezeit verfuͤhren thut Solch Elend kennſt du HErꝛ allein: Ach laß uns dir befohlen ſeyn!
6 Gedenck an deins Sohns bittern Tod / Sih an ſein heilg fuͤnff Wunden roht / Die ſind ja fuͤr die gantze Welt / Die Zahlung und das Loͤſe-Geld: Deß troͤſten wir uns allezeit / Und hoffen auf Barmhertzigkeit.
7 Leit uns mit deiner rechten Hand / Und ſegne unſer Stadt und Land: Gib uns allzeit dein heiligs Wort / Behuͤt vors Teuffels Liſt und Mord / Verleih ein ſeligs Stuͤndelein / Auf daß wir ewig bey dir ſeyn.

D. M. L.

XV
BJb Fried zu unſer Zeit / O HErꝛ! Groß Noht iſt itzt vorhanden: /: Der Feind begehrt nichts anders mehr / Denn das er bring zu ſchanden / Den Namen Chriſt / Und daͤmpff mit Liſt / Wahrn Gottesdienſt auf Erden / Solchen er - halt / Durch dein Gewalt / Du hilffſt allein in Faͤhrden.
2 Gib Fried / den wir verlohren han / Durch Unglaubn und boͤs Leben: /: Dein Wort haſt uns geboten an / Dem wir all wi - derſtreben: Denn wir zum Theil / diß unſer Heil / Mit freveln Gwalt austreiben / Zum theil / ohn grund / bekennen rund / Ohn hertzlich Froͤmkeit bleiben.
3 Gib Fried auch deinen Geiſt uns ſend / Der unſer Hertz durch reue: Und Leid um unſer Suͤnd behend: Jn Jeſu Chriſt erneue. Auf daß dein Gnad / All Schand nnd Schad AllFurcht113Noht-Lieder. Furcht nnd Kriegeslaſte / Von uns abkehr: Dadurch dein Ehr / bey allem Volck erglaſte.

Wolff Fabricii.

XVI
DU Friede-Fuͤrſt / HErꝛ JEſu Chriſt / Wahr Menſch und wahrer GOtt: /: Ein ſtarcker Nohthelffer du biſt / Jm Leben und im Tod: Drum wir allein / im Namen dein / Zu deinem Vatter ſchreyen.
2 Recht groſſe Noht uns ſtoͤſſet an / Von Krieg und Unge - mach: Daraus uns niemand helffen kan / den du / Drum fuͤhr die Sach: Deinen Vatter bitt / Daß er ja nit im Zorn mit uns woll fahren.
3 Gedenck HErꝛ jetzund an dein Ambt / Daß du ein Fried - fuͤrſt biſt: /: Und hilff uns gnaͤdig allenſampt / Jetzund zu dieſer Friſt / laß uns hinfort / Dein goͤttlichs Wort / Jm Fried noch laͤnger ſchallen.
4 Es iſt groß Elend und Gefahr / Wo Peſtilentz regiert: /: Aber viel groͤſſer iſts fuͤrwar / Wo Krieg gefuͤhret wird / Da wird veracht / Und nicht betracht / was recht und loͤblich waͤre.
5 Da fragt man nicht nach Erbarkeit / Nach Zucht und nach Gericht: /: Dein Wort ligt auch zu ſolcher Zeit / Und geht im Schwange nicht: Drum hilff uns HErꝛ / treib von uns ferꝛ / Krieg und all ſchaͤdlich Weſen.
6 Verdient haben wir alles wol / Und leidens mit Gedult: /: Doch deine Gnad groͤſſer ſeyn ſoll / Deñ unſer Suͤnd und Schuld: Darum vergieb nach deiner Lieb / Die du veſt zu uns traͤgeſt.
7 Erleucht auch unſer Sinn und Hertz / Durch den Geiſt dei - ner Gnad: /: Daß wir nicht treiben drauß einn Schertz / der un - ſer Seelen ſchad! O JEſu Chriſt / Allein du biſt / der ſolchs wol kan ausrichten.

Ludw. Helmbod.

XVII
ZJon klagt mit Angſt und Schmertzen / Zion Gottes wer - the Stadt / Die er traͤgt in ſeinem Hertzen / Die er ihm er - wehlet hat: /: Ach! ſpricht ſie / wie hat mein Gott! Mich verlaſſen in der Noht / Und laͤſt mich mit Jammer preſſen / Mei - ner hat er gar vergeſſen!
2 GOtt der mir hat veſt verſprochen / Seinen Beiſtand in dem Leid / Laͤſſt mich nun vergeblich pochen / An der Thuͤr der Gnadenzeit: /: Ach! wil er dann fuͤr und fuͤr / Grauſam zoͤrnen uͤber mir: Kan und wil er ſich der Armen / Jtzund nicht / wie vor / erbarmen.
h ij3 Zion114Allgemeine
3 Zion / O du vielgeliebte! Sprach zu ihr deß Herren Mund: Du biſt itzund die betruͤbte / Geiſt und Seel iſt dir verwund: /: Doch ſtell alles trauren ein / Wo mag eine Mutter ſeyn / Die ihr eigen Kind kan haſſen / Und aus ihren Sorgen laſſen.
4 Ja / wann man auch ſolte finden / Einen ſolchen Mutter - Siñ: /: Da die Liebe koͤnt verſchwinden: So bleib ich doch / wer ich bin: Meine Treu bleibt gegen dir / Zion / O du meine Zier! Mein Hertz haſt du mir beſeſſen / Deiner kan ich nicht vergeſſen.
5 Laß dich nicht den Satan blenden / Der ſonſt nichts als ſchrecken kan: /: Schau doch hier! in meinen Haͤnden / Hab ich dich geſchrieben an. Wie kan es dann anderſt ſeyn / Jch muß ja gedencken dein. Deine Mauren wil ich bauen / Und dich fort und fort anſchauen.
6 Du biſt mir ſtets fuͤr den Augen / Du ligſt mir in meiner Schos / Wie die Kindlein / die noch ſaͤugen / Meine Gnad iſt uͤbergroß: /: Dich und mich kan keine Zeit / Keine Noht / Gefahr und Streit / Ja die Hoͤlle ſelbſt nicht ſcheiden: Bleib getreu in allem Leiden.

Mart. Opit.

XVIII
ACh lieben Chriſten ſeyd getroſt / Wie thut ihr ſo verza - gen: /: Weil uns der HErꝛ heimſuchen thut / Laſt uns von Hertzen ſagen: Die Straff wir wol verdienet han / Solches bekenn ein jederman: Niemand darff ſich ausſchlieſſen.
2 Jn deine Haͤnd uns geben wir / O GOtt du lieber Vat - ter: /: denn unſer Wandel iſt bei dir / Hie wird uns nicht gera - then: Weil wir in dieſer Huͤtten ſeyn / Jſt nur Elend / Truͤbſal und Pein / Bei dir der Freud wir warten.
3 Kein Frucht das Weitzenkoͤrnlein bringt / Es fall denn in die Erden: /: So muß auch unſer irdiſchr Leib / Zu Staub und Aſchen werden / Eh er komt zu der Herꝛlichkeit / Die du uns / HErꝛ Chriſt! haſt bereit / Durch deinen Gang zum Vatter.
4 Was wollen wir den fuͤrchten ſehr / Den Tod auf dieſer Erden: /: Es muß einmal geſtorben ſeyn. O wol iſt hie gewe - ſen! Welcher wie Simeon entſchluͤfft / Sein Suͤnd erkennt / Chriſtum ergreifft / So muß man ſeelig ſterben.
5 Dein Seel bedenck / bewahr deinn Leib / Laß GOtt den Vatter ſorgen: Sein Eugel deine Waͤchter ſeyn / Bhuͤt dich vor allem argen / Ja wie ein Henn ihr Kuͤchelein / Bedeckt mit ihren Fluͤgelein / So thut auch GOtt uns armen.
6 Wir115Noht-Lieder.
6 Wir wachen oder ſchlaffen ein / So ſind wir doch des Her - ren: /: Auf Chriſtum wir getauffet ſeyn / Der kan dem Satan wehren / Durch Adam auf uns komt der Tod / Chriſtus hilfft uns aus aller Noht / Drum loben wir den HErren.

Joh. Gigant.

XVIIII
HJlff GOtt mein HErꝛ / wo komts doch her / Daß nie - mand hier kan dulten: /: Uns arme Leut / die ungeſcheut / Deim Wort mit glauben hulden / Gedultig / ſtill / in Be - ſchwerung viel / Uns huͤten gern fuͤr Suͤnden / Da doch ohn Leyd / Tuͤrck / Jud / und Heyd / ihrn Raum und Platz ſtaͤts finden.
2 Das macht O Chriſt / deß Teuffels Liſt / Und Grimm zu dieſen Zeiten: Der Luͤgen treibt / und kraͤfftig bleibt / Mit Mord auf allen Seyten / Und hilfft mit Schein / Den Dienern ſein / Schafft durch ſie ſein Verlangen / Allein Gotts Wort / kan kei - nen Ort / Jn dieſer Welt erlangen.
3 Das iſt die Art / deß Schiffleins zart / Drin Noe iſt erhal - ten: Welchs ſchwebet fort / jetzt hie / Jetzt dort / im Sturmwind unzerſpalten / Lufft / Waſſer / Feur / gantz ungeheur / ſind ihm feindlich entgegen / Doch muß Sathan es ſchweben lahn / Ohn GOtt eilt kein Vermoͤgen.
4 Denn Jeſus Chriſt / mit drinnen iſt / Und ob er wol ſcheint ſchlaffen: So wacht er doch / und ſorget noch / Und wird uns nicht verlaſſen / zu ſeiner Zeit / Wird gantz bereit / ſein Huͤlff ſich laſſen finden / Dargegen bald / deß Teuffels Gwalt / Mit ſeinem Reich verſchwinden.
5 Tob noch ſo ſehr / O tolles Meer / Bedeck diß Schifflein kleine: Du alter Drach / halt kein Gemach / Spey Feur auf Chriſti Gmeine. Du Antichriſt / brauch Macht und Liſt / Trotz Feur und Schwerd darneben / Schaff Gleißnerey / Haß / Krieg / Untreu / GOtt kennt die ſeinen eben.
6 Dieſes Schifflein muß dennoch ſeyn / Und bleiben unver - ſehret / Und ſolts auch dir ein Marter ſeyn / Wirſt du es GOtt nicht wehren. Hie iſt der HErr / der Wind und Meer / Und alls nach ſeinem Willen / Regiert und haͤlt / wies ihm gefaͤllt / wer will ſeinn Eifer ſtillen?
7 Auch iſt nicht fern / der Morgenſtern / Der dieſe Nacht wird enden: Nah iſt das Land / Und wolbekant / da wir diß Schiff hinwenden / Hilff / treuer GOtt / aus aller Noht / daß wir denh iijPort116Lehr -Port erlangen / Nach welcher Zeit dein Chriſtenheit / So ſehn lich thut verlangen

Nath. Chiſtr.

* 15 * Lehr-Lieder.

I
WO GOtt zum Haus nicht gibt ſein Gunſt / So arbeit je - derman uͤmſonſt / Wo GOtt die Statt nicht ſelbſt be - wacht / So iſt uͤmſonſt der Waͤchter Macht.
2 Vergebens daß ihr fruͤ aufſteht. Darzu mit Hunger ſchlaf - fen geht / Und eſſt eur Brod mit Ungemach / Denn wems GOtt goͤnnt / gibt ers im Schlaff.
3 Nun ſind ſein Erben unſer Kind / Die uns von ihm gegeben ſind / Gleichwie die Pfeil ins Starcken Hand / So iſt die Ju - gend GOtt bekand.
4 Es ſoll und muß geſchehen wol / Der dieſer hat ſein Koͤcher voll / Sie werden nicht zu Schand und Spott / Fuͤr ihrem Feind bewahrt ſie GOtt.
5 Ehr ſey GOtt Vatter und dem Sohn / Samt heilgem Geiſt in einem Thron / Welchs ihm auch alſo ſey bereit / Von nun an biß in Ewigkeit.

D. M. L.

II
DUrch Adams Fall iſt gantz verderbt / Menſchlich Natur und Weſen: /: Daſſelb Gifft iſt auf uns geerbt / Daß wir nicht kuntn geneſen. Ohn Gottes Troſt / der uns erloͤſt Hat / von den groſſen Schaden / Darein die Schlang Hevam be - zwang / GOtts Zorn auf ſich zu laden.
2 Weil denn die Schlang Hevam hat bracht / Daß ſie iſt abgefallen /: /: Von GOttes Wort / das ſie veracht / Dadurch ſie in uns allen / Bracht hat den Tod: ſo war je Noht / Daß uns auch GOtt ſolt geben / Sein lieben Sohn / Den Gnaden Thron / Jndem wir moͤchten leben.
3 Wie uns nun hat ein frembde Schuld / Jn Adam all ver - hoͤnet: /: Alſo hat uns ein frembde Huld / Jn Chriſto all verſoͤ - net / Und wie wir all / Durch Adams Fall / Sind ewigs Tods geſtorben / Alſo hat GOtt / Durch Chriſti Tod / Verneut / das war verdorben.
4 So Er uns denn ſeinn Sohn hat geſchenckt / Da wir ſeinFeind117LiederFeind noch waren: /: Der fuͤr uns iſt ans Creutz gehenckt / Getoͤd / gen Himmel gfahren / Dadurch wir ſeyn / Von Tod und Pein Erloͤſt / ſo wir vertrauen / Jn dieſem Hort / Deß Vatters Wort: Wem wolt fuͤr ſterben grauen?
5 Er iſt der Weg / / das Licht / die Pfort / Die Warheit und das Leben: /: Deß Vatters Raht und ewigs Wort / Den er uns hat gegeben / Zu einem Schutz / Daß wir mit Trutz / An ihn veſt ſollen glauben / Darum uns bald / Kein Macht noch Gwalt / Aus ſeiner Hand wird rauben.
6 Der Menſch iſt gottloß und verflucht / Sein Heil iſt auch noch ferren: /: Der Troſt bey einem Menſchen ſucht / Und nicht bey GOtt dem HErren. Dann wer ihm wil / Ein ander Ziel / Ohn dieſen Troͤſter / ſtecken: Den mag gar bald / deß Teufels Gwalt / Mit ſeiner Liſt / erſchrecken.
7 Wer hofft in GOtt und ihm vertraut / Der wird nimmer zu Schanden: /: Und wer auf dieſen Felſen baut / Ob ihm gleich geht zu handen / Viel Unfalls hie; Hab ich noch nie! Den Men - ſchen ſehen fallen / Der ſich verlaͤſt / auf Gottes Troſt / Er hilfft ſein Glaubgen allen.
8 Jch bitt O HErꝛ! aus Hertzengrund / Du woͤllſt nicht von mirnehmen: /: Dein H. Wort aus meinem Mund: So wird mich nicht beſchaͤmen / Mein Suͤnd und Schuld / Denn in dein Huld / Setz ich all mein Vertrauen. Wer ſich nun veſt / darauf verlaͤſt / Der wird den Tod nicht ſchauen.
9 Mein Fuͤſſen iſt dein heiligs Wort / Ein brennende Lucer - ne: /: Ein Liecht das mir den Weg weiſt fort / So dieſer Morgen - ſterne / Jn uns aufgeht / Sobald verſteht / Der Menſch die hohe Gaben / Die Gottes Geiſt / dem gwiß verheiſt / Die Hoffnung darein haben.

Laz. Spengl.

III
ES iſt das Heil uns kommen her / Von Gnad und lauter Guͤte: Die Werck die helffen nimmermehr / Sie moͤgen nicht behuͤten. Der Glaub ſiht JEſum Chriſtum an / Der hat gnug fuͤr uns all gethan / Er iſt der Mittler worden.
2 Was GOtt im Gſetz geboten hat / Da man es nicht kunt halten: Erhub ſich Zorn und groſſe Noht / Fuͤr GOtt ſo man - nigfalte. Vom Fleiſch wolt nicht heraus der Geiſt / Vom Ge - ſetz erfordert allermeiſt: Es war mit uns verlohren.
3 Es war ein falſcher Wahn dabey: GOtt haͤtt ſein Gſetzh iiijdruͤm118Lehr -drum geben; Als ob wir moͤchten ſelbeꝛ fꝛey / Nach ſeinem Willen leben. So iſt es nur ein Spiegel zart / Der uns zeigt an die ſuͤndig Art / Jn unſerm Fleiſch verborgen.
4 Nicht muͤglich war dieſelbig Art / Aus eignen Kraͤfften laſ - ſen: /: Wiewol es offt verſuchet ward; Doch mehrt ſich Suͤnd ohn maſſen. Dann Gleißnerswerck GOTT hoch verdammt / Und je dem Fleiſch der Suͤnden Schand / Allzeit war ange - bohren.
5 Noch muſt das Gſetz erfuͤllet ſeyn / Sonſt waͤrn wir all ver - dorben: /: Daruͤm ſchickt GOtt ſein Sohn herein / Der ſelber Menſch iſt worden. Das gantz Geſetz hat er erfuͤllt / Damit ſeins Vatters Zorn geſtillt / Der uͤber uns gieng alle.
6 Und wenn es nun erfuͤllet iſt / Durch den / der es kont hal - ten: /: So lerne itzt ein frommer Chriſt / Deß Glaubens recht Geſtalte. Nicht mehr / denn lieber HErre mein / Dein Tod wird mir das Leben ſeyn / Du haſt fuͤr mich bezahlet.
7 Daran ich keinen Zweiffel trag / Dein Wort kan nicht be - truͤgen: /: Nun ſagſtu / daß kein Menſch verzag / Das wirſt du nimmer luͤgen. Wer glaubt an dich / Und wird getauft / Dem - ſelben iſt der Himml erkaufft / Daß er nicht werd verlohren.
8 Der iſt gerecht fuͤr GOtt allein / Der dieſen Glauben faſ - ſet: /: Der Glaub gibt aus von ihm den Schein / So er die Werck nicht laſſet. Mit GOtt der Glaub iſt wol daran / Dem Nechſten wird die Lieb guts thun / Biſt du aus GOtt ge - bohren.
9 Es wird die Suͤnd durchs Gſetz erkant / Und ſchlaͤgt das Gwiſſen nider: Das Evangelium komt zu hand / Und ſtaͤrckt den Suͤnder wieder; Es ſpricht: nur kreuch zum Creutz her-zu / Jm Gſetz iſt weder Raſt noch Ruh / Mit allen ſeinen Wercken.
10 Die Werck kommen gewißlich her / Aus einem rechten Glauben: /: Wann / das nicht rechter Glaube waͤr / Wollſt ihn der Werck berauben. Doch macht allein der Glaub gerecht / Die Werck die ſind des Nechſten Knecht / Darbey wirn Glau - ben mercken.
11. Die Hoffnung wart der rechten Zeit / Was GOttes Wort zuſaget: /: Wenn das geſchehen ſoll zur Freud / Setzt Gott kein gwiſſe Tage. Er weiß wol / wenns am beſten iſt / Und braucht an uns kein arge Liſt / Deß ſolln wir ihm vertrauen.
12 Ob ſichs anließ / als wolt er nicht / Laß dich es nicht er - ſchrecken: /: Denn wo er iſt am beſten mit / Da wil ers nicht ent -decken.119Lieder. decken. Sein Wort laß dir gewiſſer ſeyn / Und ob dein Hertz ſprech lauter nein / So laß doch dir nicht grauen.
13 Sey lob und Ehr mit hohem Preiß / Um dieſer Wolthat willen: /: GOtt Vatter / Sohn / Heiligem Geiſt / Der woͤll mit Gnad erfuͤllen / Was er in uns angefangen hat / Zu Ehren ſeiner Majeſtat / Das gheiligt werd ſein Name.
14 Sein Reich zukomm ſein Will auf Erd / Gſcheh wie ins Himmels Throne: /: Das taͤglich Brod ja heut uns werd / Woͤllſt unſer Schuld verſchonen / Als wir auch unſern Schuldi - gern thun: Laß uns nicht in Verſuchung ſtahn / Loͤß uns vom Ubel / Amen!

Paul. Sperati.

VI
KOmt her zu mir / ſoricht Gottes Sohn / All / die ihr ſeyd beſchweret nun / Mit Suͤnden hart beladen / Jhr jungen / alt / Frauen und Mann / Jch wil euch geben / was ich han / Wil heilen euren Schaden.
2 Mein Joch iſt ſuͤß / mein Buͤrd iſt ring / Wer mirs nach - traͤgt in dem Geding / Der Hoͤll wird er entweichen / Jch will jhn treulich helffen tragn / Mit meiner Huͤlff wird er erjagn / Das ewig Himmelreiche.
3 Was ich gethan und glitten hie / Jn meinem Leben ſpat und fruͤ / Das ſollt ihr auch erfuͤllen. Was thr gedenckt / ja redt und thut / Das wird euch alles recht und gut / Wenns gſchicht nach Gottes Willen.
4 Gern wollt die Welt auch ſelig ſeyn / Wenn nur nit waͤr die ſchwere Pein / Die alle Chriſten leiden: So mag es anders nicht geſeyn / Daruͤm ergib dich nur darein / Wer ewig Pein wil meiden.
5 All Creatur bezeugen das / Was lebt im Waſſer / Laub und Gras / Sein Leiden kans nicht meiden. Wer denn in Gottes Namn nicht wil / Zuletzt muß er deß Teufels Ziel / mit ſchwerem Gwiſſen leiden.
6 Heut iſt der Menſch ſchoͤn jung und lang / Sih morgen iſt er ſchwach und kranck / Bald muß er auch gar ſterben. Gleich - wie die Blumen auf dem Feld: Alſo wird auch die ſchnoͤde Welt / Jn einem hui / verderben.
7 Die Welt erzittert ob dem Tod / Wenn einr liegt in der letz - ten Noht / Denn wil er erſt from werden. Einer ſchafft diß / der ander das / Seinr armen Seel er gantz vergaß / Dieweil er lebt auf Erden.
h vUnd120Lehr -
8 Und wenn er nimmer leben mag / So hebt er an ein groſſe Klag / Wil ſich erſt Gott ergeben: Jch foͤrcht fuͤrwar / die Goͤtt - lich Gnad, die er alzeit verſpottet hat / Werd ſchwerlich ob ihm ſchweben.
9 Ein Reichen hilfft doch nicht ſein Gut / Den Jungen nicht ſein ſtoltzer Muht / Er muß aus dieſem Mayen. Wenn eineꝛ haͤtt die gantze Welt / Silber und Gold / und alles Geld / Noch muß er an den Reyen.
10 Den Glehrten hilfft doch nicht ſein Kunſt / Der Weltlich Pracht iſt gar umſonſt / Wir muͤſſen alle ſterben / Wer ſich in Chriſto nicht bereit / Weil er lebt in der Gnadenzeit: Ewig muß er verderben.
11 Hoͤret und merckt / ihr lieben Kind / Die itzund GOtt er - geben ſind / Laſt euch die Muͤh nicht reuen: Halt ſtets am Heil - gen Gottes Wort: Das iſt eur Troſt und hoͤchſter Hort: Gott wird euch ſchon erfreuen.
12 Nicht uͤbel ihr um uͤbel gebt / Schaut / daß ihr hie un - ſchuldig lebt / Laſt euch die Welt nur aͤffen: Gebt GOtt die Rach und alle Ehr / Den engen Steg geht immer her / GOtt wird die Welt ſchon ſtraffen.
13 Wenn es gieng nach des Fleiſches Muht / Jn Gunſt / und Gſund / mit groſſem Gut / Wird ihr gar bald erkalten: Daruͤm ſchickt Gott die Truͤbſal her / Damit eur Fleiſch gezuͤchtigt werd / zu ewigr Freud erhalten.
14 Jſt euch das Creutz bitter und ſchwer / Gedenckt / wie heiß die Hoͤlle waͤr / Darein die Welt thut rennen: Mit Leib und Seel muß leiden ſeyn / Ohn Unterlaß die ewge Pein / Und mag doch nicht verbrennen.
15 Jhr aber werd nach dieſer Zeit / Mit Chriſto haben ewig Freud / Dahin ſollt ihr gedencken / Es lebt kein Mann / der aus - ſprechen kan / Die Glori und den ewign Lohn / Den euch der HErꝛ wird ſchencken.
16 Und was der ewig guͤtig GOtt / Jn ſeinem Geiſt ver - ſprochen hat / Geſchworn bey ſeinem Namen: Das haͤlt und gibt er gwiß fuͤrwar / Der helff uns an der Engel Schaar / Durch JEſum Chriſtum / Amen!

Barthol. Ringswalds.

V
JHr hohe Berg / ihr lehret mich / Daß meine Augen he - ben ſich / Zum Berg davon mir Huͤlffe koͤmt / Und meiner ſich mein GOtt annimt.
2 Auf121Lieder.
2 Auf dieſen ſolle gantz allein / Beruhen das Vertrauen mein / Und wie ein Berg beſtehen veſt: Denn er die Seinen nicht verlaͤſt.
3 Auch ihr / ihr tieffe rauhe Thal / Warnt mich fuͤr allem Suͤnden-Fall: Dardurch man in die tieſſe Hoͤll / Kan hinge - worffen werden ſchnell.
4 Jhr Waſſer wallet / daß auch ich / Laß Waſſer flieſſen bitter - lich / Aus meinen Augen / Tag und Nacht / Und meine Miſſethat betracht.
5 Jhr Brunnen weiſet mich zur Quell-Fuͤr meine abgemat - te Seel / Zu Chriſti Wunden und ſeim Wort / Mich draus zu la - ben immer fort.
6 Jhr ſchoͤne Fruͤchte auf dẽ Feld / Euch mir fuͤr meine Augen ſtellt. Daß ich daruͤm GOtt dancken ſoll / Und werd der Fruͤcht des Glaubens voll.
7 Jhr Baͤum im Wald ihr ſaget mir / Daß wenn GOtt ſtraf - fen nach Gebuͤhr / Jhr all zu wenig wuͤrdet ſeyn / Zu Ruthen fuͤr die Suͤnden Pein.
8 Jhr ſtarcke Fels / und groſſe Stein / Dem Fels des Heils mich heiſſet ſeyn Ergeben / und in ſeiner Staͤrck / Verrichten mei - ner Haͤnde Werck.
9 O Berg deß Himmels nim einmal / Zu dir mich in dein Freuden-Saal! O Fels deß Heils erhalte mich! Jm Glauben dein beſtaͤndiglich.

Joh. Mich. Dilh.

VI
WOl dem / der in GOttes Furcht ſteht / Und auch auf ſei - nen Wegen geht / Dein eygen Hand dich nehren ſol / So lebſtu recht / und geht dtr wol.
2 Dein Weib wird in deim Hauſe ſeyn / Wie ein Reben voll Trauben fein / Und detue Kinder um deinn Tiſch / Wie Oelpflau - tzen geſund und friſch.
3 Sih ſo reich Segen hangt dem an / Wo in Gottes Furcht lebt ein Mann / Von ihm leſſt der alt Fluch und Zorn / Den Men - ſchen Kindern angeborn.
4 Aus Zion wird GOtt ſegnen dich / Daß du wirſt ſchauen ſtetiglich / Das Gluͤck der Stadt Jeruſalem / Fuͤr GOtt in Gna - den angenehm.
5 Friſten wird er das Leben dein / Und mit Guͤte ſtets bey dir ſeyn / Daß du wirſt ſehen Kindes Kind / Und das Jſrael Frie - de ſind.

D. M. L.

Das122Lehr -
Das Guͤlden A. B. C. VII
ALlein auf GOtt ſetz dein Vertraun / Auf Menſchen Huͤlff ſoltu nicht baun / Gott iſt allein der Glauben h[e]lt / Sonſt iſt kein Glaub mehr in der Welt.
2 Bewahr dein Ehr / huͤt dich vor Schand / Ehr iſt fuͤrwar dein hoͤchſtes Pfand / wirſt du die Schantz einmal verſehn / So iſts um deine Ehr geſchehn.
3 Claff nicht zu viel / ſondern hoͤr mehr / Das wird dir brin gen Preiß / und Ehr / Mit ſchweigen ſich verredt niemand / Claf - fen bringt manchn in Suͤnd und Schand.
4 Dem Groſſen weich / acht dich gering / Daß er dich nicht in Ungluͤck bring / dem kleinſten auch kein Unrecht thu / So lebſt du ſtets in Raſt und Ruh.
5 Erheb dich nicht mit ſtoltzem Muht / Wenn du bekommen haſt groß Gut / Es iſt dir nicht darum gegeben / Daß du dich dar - durch ſolt erheben.
6 Froͤmmigkeit laß gefallen dir / Vielmehr denn Gold / das glaube mir / wenn Geld und Gut ſich von dir ſcheid / So weicht doch nicht die Froͤmmigkeit.
7 Gedenck der Armn zu aller Friſt / Wenn du von GOtt ge - ſegnet biſt / Sonſt dir das widerfahren kan / Was Chriſtus ſagt vom reichen Mann.
8 Hat diꝛ jemand was guts gethan / Da ſolt du alzeit dencken an / Es ſoll dir ſein von Hertzen leyd / Wenn es deim Nechſten uͤbel geht.
9 Jn deiner Jugend ſolt du dich / Zur Arbeit halten fleiſſi - glich / Hernach gar ſchwer die Arbeit iſt / Wenn du zum Alter kommen biſt.
10 Kehr dich auch nicht an jederman / Der dir fuͤr Augen die - nen kan / Nicht alles geht von Hertzen-Grund / Was ſchoͤn und lieblich redt der Mund.
11 Laß kein Unfall verdrieſſen dir / Weñ das Gluͤck nicht woh - net bey dir / Anfang und Ende ſeind nicht gleich / Wie denn offt ſolches findet ſich.
12 Maͤſſig im Zorn ſey allezeit / Um klein Urſach erheb kein Streit / Durch Zorn das Hertze wird verblendt / Daß niemands recht damit erkennt.
13 Nicht ſchaͤm dich / raht ich allermeiſt / Daßman dich lehr /was123Lieder. was du nicht weiſt / Wer etwas kan den haͤlt man werth / Den Ungeſchickten niemand begehrt.
14 O! merck / ſo einer fuͤhrt ein Klag / Fuͤr dir / ſo ſoltu bald der Sag / nicht glauben auch nicht richten fort / Sondern hoͤren deß andern Wort.
15 Pracht und Hoffart meid uͤberall / Daß du nicht kommeſt in Unfall / Mancher waͤr ein gehaltner Mann / Haͤtt er Hoffart und Pracht gelahn.
16 Quat von niemand / gedenck noch ſprech / Deñ kein Menſch lebet ohn Gebrech / Redeſt du als nach deinem Willn / man wird dich gar bald wieder ſtilln.
17 Ruff GOtt in allen Noͤthen an / Er wird gewißlich bey dir ſtahn / Er hilfft einm jeden aus der Noht / Der nur nach ſeinem Willen thut.
18 Sih dich wol fuͤr / die Zeit iſt boͤß / Die Welt iſt falſch und ſehr gottloß / Wilt du der Welt viel hangen an / Ohn Schand und Schad komſt nicht darvon.
19 Tracht ſtets darnach / was recht gethan / Ob dich ſchon nicht lobt jederman / Es kans doch keiner machn alſo / daß jeder - mans gefallen thu.
20 Verlaß dich nicht auf irrdiſch Ding / Alls zeitlich Gut ver - ſchwind gering: Darum der Menſch gantz weißlich thut / der allein ſucht das ewig Gut.
21 Wenn jemand mit dir hadern will / So raht ich / daß du ſchweigeſt ſtill / Und ihm nicht helffeſt auf die Bahn / Da er gern wolt ein Urſach han.
22 Xerxes verliß ſich auf ſein Heer / Daruͤber ward er geſchla - gen ſehr. So du muſt kriegen / GOtt vertrau / Sonſt allezeit den Frieden bau.
23 Je lengr je mehr kehr dich zu GOtt / Daß du nicht kriegſt deß Teufels Spott / Der Menſch ein ſolchen Lohn wird han / Wie er im Leben hat gethan.
24 Zier all dein Thun mit Redligkeit / Bedenck zum End den letzten Bſcheid / Denn vor gethan und nach betracht / Hat man - chen in groß Leyd gebracht.
VIII
VErzage nicht / O frommer Chriſt / Der du von GOtt er - ſchaffen biſt / Ob gleich die Zeit iſt ſchwere / Vertrau du deinem lieben GOtt / Er wird dich wol ernehren.
2 Hat er dir doch zu ſeiner Zeit / Jm Augenblick dein Seelund124Lehr -und Leib / Auch das natuͤrlich Leben / Ohn all dein Muͤh Sorg und Arbeit / Jn Mutterleib gegeben.
3 Auch nehret GOtt die Voͤgelein / Die doch gar nichts thun ſamlen ein / Und in den Luͤfften ſchweben / Sie ſeen nicht / ſie ern - den nicht / Noch friſtet GOtt ihr Leben.
4 Das ſind die klein Waldvoͤgelein / die uns zu gut erſchaffen ſeyn / Sind wir dennoch viel beſſer / Wie ſoll den GOtt vergeſſen dein / Weil du dich auf ihn verleſſeſt.
5 Sih an die ſchoͤne Bluͤmlein zart / Jm weiten Feld / an al - lem Ort / Wachſen aus Staub und Erden / Die doch ſo bald in ſchneller fahrt / muͤſſen zu nichte werden.
6 Ob ſie ſchon find dahin gericht / Daß ſie nehen und ſpinnen nicht / Noch ſchmuͤckt ſie GOtt gar ſchoͤne / So ſchoͤn / daß ihnen nichts gebricht / An Kraͤfften / Staͤrck und Zierde.
7 Weil GOtt kleidet das gruͤne Graß / Und ziert es ſchoͤn uͤber die maß / Das doch gar bald verdorret / Wie viel mehr wird GOtt uns das thun / dieweil er fuͤr uns ſorget.
8 Wie ein Vatter fuͤr ſeinen Sohn / Alſo wird uns GOTT treulich thun / Wie uns Chriſtus thut ſagen / drum ſeyt getroſt / ſpricht Gottes Sohn / Und laſt die Heyden zagen.
9 Wer iſt der ſeiner Leng ein Ell / Ob er gleich drum hat groſ - ſe quel / Mit Sorgen kan zuſetzen / Ob er gleich leid groß Unge - mach / Und kuͤmmert ſich im Hertzen.
10 Laß fahren was nicht bleiben wil / denn GOtt der HErꝛ nach ſeinem Ziel / hat allbereit gemeſſen / Dein Theil und wird dirs geben wol / Er wird dein nicht vergeſſen.
11 Sprich nicht in Mangel und in Noht / Wo werden wir denn nehmen Brod / daß wir nicht Hunger leiden / Wir haben gar ein kleinen Vorraht / Womit ſolln wir uns kleiden.
12 Denn der Him̃liſche Vatter dein / Der fuͤr uns tregt die Sorg allein / Weiß wol / was wir beduͤrffen / Sih nur daß du die Sorge dein / Jm Glaubn auff ihn thuſt werffen.
13 Such erſt ſein Reich und Grechtigkeit / Und ſey in dem allzeit bereit / Fleiſſig in allen Dingen / So werden dir zu rechter Zeit / All Sachen wol gelingen.
14 Wenn ſichs anließ / als wolte nun / Noht / Angſt / Mangel und auch dazu Ungluͤck mit Hauffen kommen / So laß dichs nicht erſchrecken thun / Glaub es werd ſeyn dein frommen.
15 Wirſtu nun alle deine Noht / Jm Leben dein / biß in denTodt125Lieder. Tod / Nach Gottes Willa recht tragen / Komt Zeit / komt Raht / der treue GOtt / Wird dich nicht laſſen verzagen.
16 Hilff Helffer hilff / aus aller Noht / Beſcher uns auch das taͤglich Brod / hilff allen glaubigen Leuten / die jetzt leyden groß Angſt und Noht / Jn dieſen ſchweren Zeiten.
17 Verlaß uns nicht HErꝛ JEſu Chriſt / Weil du auch arm geweſen biſt / Und in Kummer ſo ſchwere / So hilff uns auch zu dieſer Friſt / An Leib und Seel ernehre.
18 Du gibſt alhie in dieſer Welt / Eim jeden nicht viel Gut und Gelt / Du weiſt die rechte Maſſen / jedoch wirſtu / wenn dirs gefaͤllt / Jn keinr Noht uns verlaſſen.
19 Denn Gelt und Gut nicht allezeit / Jn Noht / Angſt und Gefehrligkeit / Den Menſchen kan erfreuen / Vielmehr an gutem Gewiſſen leit / Solchs thut das Gmuͤth erneuen.
20 Gut Gewiſſen nimt man mit ſich / Das glaub ein Chriſt gantz ſicherlich / Wenn man ſcheidet von hinnen / Sonſt bleibet alles hinderſich / Wenn wir das recht beſinnen.
21 Darum halt immer feſt an GOtt / Es ſey ſo groß als woll die Noht / Laß dir nichts liebers werden / Wer GOtt ver - traut / ihm gnuͤgen leſt / Der iſt der reichſt auf Erden!
22 Wenn uns nun naht jetzund der Tod / So troͤſt du uns O HErre GOtt um deines Sohnes Namen / Hilff uns endlich aus aller Noht / Durch JEſum Chriſtum / Amen!
IX
ACh wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Jſt der Menſchen Le - ben. Wie ein Nebel bald entſtehet / Und auch wieder bald vergehet / So iſt unſer Leben ſehet.
2 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Sind der Menſchen Ta - ge. Wie ein Strom beginnt zu rinnen / Und mit Lauffen nicht haͤlt innen / So faͤhrt unſer Zeit von hinnen.
3 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Jſt der Menſchen Freu - de. Wie ſich wechſeln Stund und Zeiten / Liecht und Dunckel / Fried und Streiten / So ſind unfre Froͤlichkeiten.
4 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Jſt deꝛ Menſchen Schoͤ - ne. Wie ein Bluͤmlein bald vergehet / Wenn ein rauhes Luͤfftlein wehet / So iſt unſer Schoͤne ſehet.
5 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Jſt der Menſchen Staͤr - cke Der ſich wie ein Loͤw erwieſen / Uberworffen mit den Rieſen / Den wirfft eine kleine Druͤſen.
6 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Jſt der Menſchen Gluͤ -cke.126Lehr -cke. Wie ſich eine Kugel drehe / Die bald da / bald dorten ſte - het / So iſt unſer Gluͤcke ſehet.
7 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Jſt der Menſchen Eh - re. Uber den / dem man hat muͤſſen / Heut die Haͤnde hoͤflich kuͤſ - ſen / Geht man morgen gar mit Fuͤſſen.
8 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Jſt der Menſchen Wiſ - ſen. Der das Wort kund praͤchtig fuͤhren / Und vernuͤnfftig diſcu - riren / Muß bald alle Witz verlieren.
9 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig / Jſt der Menſchen Tich - ten. Der ſo Kunſt hat lieb gewonnen / Und manch ſchoͤnes Werck erſonnen / Wird zuletzt vom Tod erronnen.
10 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Sind der Menſchen Schaͤtze. Es kan Glut und Flut entſtehen / Dadurch / eh wir uns verſehen / Alles muß zu truͤmmern gehen.
11 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Jſt deꝛ Menſchen Herꝛ - ſchen. Der durch Macht iſt hoch geſtiegen / Muß zu Letzt aus Un - vermuͤgen / Jn dem Grab erniedrigt liegen.
12 Ach wie nichtig! Ach wie fluͤchtig! Jſt der Menſchen Prangen. Der in Purpur hoch vermeſſen / Jſt gleichwie ein Gott geſeſſen / Deſſen wird im Tod vergeſſen.
13 Ach wie fluͤchtig! Ach wie nichtig! Sind der Menſchen Sachen. Alles / alles was wir ſehen / Das muß fallen und verge - hen / Wer GOtt fuͤrcht / wird ewig ſtehen.

Mich. Franckens.

X
WEr nur den lieben GOtt laͤſt walten / Und hoffet auf ihn allezeit / Der wird ihn wunderlich erhalten / Jn aller Noht und Traurigkeit: Wer GOtt dem Allerhoͤchſten traut / Der hat auf keinen Sand gebaut.
2 Was helffen uns die ſchweren Sorgen: Was hilfft uns unſer Weh und Ach? Was hilfft es daß wir alle Morgen / Be - ſeufftzen unſer Ungemach? Wir machen unſer Creutz und Leid / Nur groͤſſer durch die Traurigkeit.
3 Man halte nur ein wenig ſtille / Und ſey doch in ſich ſelbſt vergnuͤgt: Wie unſers Gottes Gnaden Wille / Wie ſein Allwiſ - ſenheit es fuͤgt; GOtt / der uns ihm hat auserwehlt / Der weiß auch ſehr wol / was uns fehlt.
4 Er kent die rechten Freudenſtunden / Er weiß wol / wenn es nuͤtzlich ſey / Wenn er uns nur hat treu erfunden / Und mercket keine Heucheley; So komt Gott / eh wir uns verſehn / Und laͤſſet uns viel guts geſchehn.
5 Denck127Lieder.
5 Denck nicht in deiner Trangſals-Hitze / Daß du von GOtt verlaſſen ſeyſt / Und daß GOtt der im Schoſe ſitze / Der ſich mit ſtetem Gluͤcke ſpeiſt: Die folge Zeit veraͤndert viel / Und ſetzet jeg - lichem ſein Ziel.
6 Es ſind ja GOtt ſehr ſchlechte Sachen / Und iſt dem Hoͤch - ſten alles gleich / Den Reichen klein und arm zu machen / Den Armen aber groß und reich: GOtt iſt der rechte Wundermann / Der bald erhoͤh’n / bald ſtuͤrtzen kan.
7 Sing / bet / und geh auf Gottes Wegen / Verricht das dei - ne nur getreu / Und trau des Himmels reichen Segen / So wird er bey dir werden neu: Denn welcher ſeine Zuverſicht / Auf Gott ſetzt / den verlaͤſt er nicht.
XI
SAg / was hilfft alle Welt / Mit ihrem Gut und Geld? Alles verſchwind’t geſchwind / Gleichwie der Rauch im Wind!
2 Was hilfft der hohe Thron / Der Scepter und die Kron? Scepter und Regiment / Hat alles bald ein End.
3 Was hilfft ſeyn huͤbſch und fein / Schoͤn wie die Engel ſeyn? Schoͤnheit vergeht im Grab / Wie Roſen fallen ab.
4 Was hilfft ein Goldgelbs Haar? Augen Cryſtallen-klar? Leffzen Corallen-roth? Alles vergeht im Tod.
5 Was iſt das guͤldne Stuͤck / Von Gold Zierd und Geſchmuͤck? Gold iſt nur rothe Erd / Die Erd iſt nicht viel werth.
6 Was iſt das roth Gewandt / So Purpur wird genandt: Von Schnecken aus dem Meer / Kommt aller Purpur her.
7 Was iſt der Seiden-Pracht? Wer hat den Pꝛacht gemacht? Es haben Wuͤrm gemacht / Den gantzen Seiden-Pracht.
8 Was ſind dann ſolche Ding / Die wir ſchaͤtzn nicht ge - ring /? Erd / Wuͤrm-Koht / Schnecken-Blut / Jſt / das uns zie - ren thut.
9 Fahr hin / O Welt / fahr hin / Bey dir iſt kein Gewinn / Das Ewig achtſt du nit; Hie haſt dein Ernd und Schnitt.
10 Mach fort / Welt wie du wilt / Haſt gnug mit mir ge - ſpielt; Die Ewigkeit iſt nah; Fromms Leben ich anfah.
XII
STeh doch / Seele! Steh doch ſtille / Und beſinn dich / wo du biſt / Dencke doch / wohin dein Wille / der ſo gar im Eitlen iſt / Der ſo gar klebt an der Erde / Endlich dich ver - leiten werde.
i2 Weiſt128Lehr-Lieder.
2 Weiſt du dann / wohin du renneſt / Warum du dir Unruh machſt? Jſt es etwas / das du kenneſt / Oder das du recht be - trachſt? Daß du endlich zu gewinnen / ſtetig kraͤnckeſt deine Sinnen?
3 Ehr iſt Rauch. Was wilt du fangen: Gold iſt nichts / dann Kot und Erd: Traͤgeſt du darnach Verlangen? Luſt iſt gantz und gar nichts werth; Die die Erde uns erzeiget / Wañ ſie nicht vom Himmel ſteiget.
4 Wilſt du die ſo theuer kauffen / Mit Verluſt der Himmels - Freud? Laß doch / laß die Welt doch lauffen / Jn der ſchnoͤden Eitelkeit. Schwing dich Seele! von der Erden: Soll dir doch der Himmel werden.
5 Laß der Welt den Dampff der Ehre: Goͤnn ihr doch / daß ſie ihr Gold / Mit unrechten Rechten mehre: Laß ſie ſeyn den Freuden hold / die nur einen Blick erfreuen / Und gebehren ewigs reuen.
6 Wie ein Fiſcher in den Fluͤſſen / Der mit Angeln Fiſche faͤngt; Wañ er dem den Wurm entriſſen / Jhn fuͤr einen andern ſenckt / Und doch keinen laͤſt verſchlingen; So gehts auch mit ſolchen Dingen.
7 Dir wirds heute fuͤrgeſtreuet / Bis du dich gefreſſen tod: Bald daran ein andrer keuet / Bis er kommt in gleiche Noht. Viel diß Aas ins Netze treibet / Und doch letzlich keinem bleibet.
8 Ach! der Tod hat ſeine Pfeile / Auf dich laͤngſt ſchon aus - gewetzt: Eile dich zu ſchicken / eile / eh er grimmig an dich ſetzt. Laͤſſt du dich im Eitlen finden / ewig wirſt dus nicht ver - winden.
9 Was dir ewiglich kan dauren / Das iſt dein / Und ſonſt nichts mehr; Warum wollſt du dann viel trauren / Um ver - gaͤnglichs Gut und Ehr / Das dich heute kan erfreuen / Und ſich morgen muß zerſtreuen.
10 Achte dich nicht ſo geringe / Du biſt viel zu gut darzu: Daß dir ſollten ſolche Dinge / Nehmen deß Gemuͤtes Ruh. Willſt du auf der Erden ligen? Kanſt du doch in Himmel fliegen.
11 Willſt du dich in Kot ſo ſencken / Da du biſt zum Reich erkorn? Willſt du dich zu GOtt nicht lencken / Der dir hat ſo offt geſchworn; So du dich nur wollſt bekehren / Soll dein Freud ohn Ende wehren.
12 Chriſtus reicht dir ſelbſt die Haͤnde / Lauff / O Seel / imGlau -129JEſus-Lieder. Glauben lauff / ſende Mut / Gedancken ſende: Schwing dich froͤlich zu ihm auf. Wirſt du den Erloͤſer ſehen / Dann wird dir erſt wol geſchehen.
13 Wirff doch hin / was dich beſchwehret; Chriſtus will dein eigen ſeyn. Gnaͤdig er ſich zu dir kehret; Er dich zu ſich laͤdet ein. Freundlich will er den umfangen / Der nach ihm nur traͤgt Verlangen.
14 O ſo hilff / Du hoͤchſte Staͤrcke / Und mich alſo richte zu / Daß ich deine Krafft vermercke / daß ich dein Gefallen thu: Daß ich dich allein betrachte / Und der Erden nichts mehr achte.
15 Jch bin lahm: Du wollſt mich fuͤhren. Jch bin blind: Erleuchte mich. Jch bin ſtumm: Du wollſt mir ruͤhren mei - ne Zunge; Daß ich dich hier anfangen moͤg zu loben / Und her - nach im Himmel droben.
16 Wilſt du nicht / ſo iſts geſchehen: Niemand ohn dich helf - fen wird. Gib / HErꝛ / daß ich dich moͤg ſehen: Daß ich ſprech: O treuer Hirt / Niemand wird von dir verlaſſen / Der dich will mit Glauben faſſen.

Gregor. Richter.

* 17 * Jeſus-Lieder.

I
Hoͤr liebe Seel / dir rufft der HErꝛ: Da ſolt du Achtung ge - ben / Komm / meine Schoͤne / komme her / Mein Taub / mein Freud / mein Leben.
2 Jn den Felsloͤchern ſuche Ruh / Und im Steinritzen ra - ſte. Jch komm / zu dir ich fliehen thu / Verſchmaͤh nicht die - ſen Gaſte.
3 Nichts ſuch in denn Ergetzlichkeit / Jn Hoͤlen deiner Wun - den. Jn Striemen deiner rothen Seit / Jch wahre Ruh hab funden
4 O ihr Felsloͤch’r verberget mich! O ihr Steinritz laſſt leben! Jn euren Schutz mich ſicherlich: Danck will ich ewig geben.

Joh. Mich. Dilherrn.

II
HERR Chriſt / der einig Gottes Sohn / Vatters in Ewig - keit: /: Aus ſeinem Hertzn entſproſſen: Gleichwie geſchrie - ben ſteht. Er iſt der Morgenſterne / Sein Glantz ſtreckt er ſo ferne / fuͤr andern Sternen klar.
i ij2 Fuͤr130Jeſus -
2 Fuͤr uns ein Menſch gebohren / Jm letzten Theil der Zeit: /: Der Mutter unverlohren / Jhr Juͤngfraͤulich Keuſchheit: Den Tod fuͤr uns zerbrochen / Den Himmel aufgeſchloſſen / Das Le - ben wider bracht.
3 Laß uns in deiner Liebe / Und Erkaͤntniß nehmen zu: /: Daß wir im Glauben bleiben / Und dienen im Geiſt ſo; Daß wir hie moͤgen ſchmecken / Dein Suͤſſigkeit im Hertzen / Und duͤrſten ſtets nach dir.
4 Du Schoͤpffer aller Dinge / Du vaͤtterliche Krafft: /: Re - gierſt von End zu Ende / Kraͤfftig / aus eigner Macht / Das Hertz uns zu dir wende / Und kehr ab unſer Sinne / Daß ſie nicht irreu von dir.
5 Ertoͤd uns durch dein Guͤte / Erweck uns duꝛch dein Gnad: /: Den alten Menſchen kraͤncke / Daß der neu leben mag / Wol hie auf dieſer Erden / Dem Sinn und all Begerden / Und Gedan - cken haben zu dir.

Andr. Cnoph.

III
JCh ruff zu diꝛ / Herꝛ Jeſu Chꝛiſt! Jch bitt / erhoͤr mein Kla - gen / Verleih mir Gnad zu dieſer Friſt / Laß mich doch nit verzagen / Den rechten Weg / O HErꝛ ich mein! Den wolleſt du mir geben / Dir zu leben / Meim Nechſten nutz zu ſeyn / Dein Wort zu halten eben.
2 Jch bitt noch mehr O Herre GOtt! Du kanſt es mir wol geben: /: Daß ich nicht wieder werd zu Spott / die Hoffnung gib darneben / Voraus wann ich muß hie davon / Daß ich dir moͤg vertrauen / Undnicht bauen / Auf alles mein Thnu / Sonſt wird michs ewig reuen.
3 Verleih daß ich aus Hertzengrund / Meinn Feinden moͤg vergeben: /: Verzeih mir auch zu dieſer Stund: Schaff mir ein neues Leben! Dein Wort mein Speiß laͤß allweg ſeyn / Damit mein Seel zu nehren / Mich zu wehren / Wenn Ungluͤck geht da - her / Daß mich bald moͤcht abkehren.
4 Laß mich kein Luſt noch Furcht von dir / Jn dieſer Welt ab - wenden: /: Beſtaͤndig ſeyn ans End gib mir / Du haſts allein in Haͤnden / Und wem dus gibſt / der hats uͤmſonſt. Es mag nie - mand ererben / Noch erwerben / Durch Werck deine Gnad / Die uns errett vom Sterben.
5 Jch lig im Streit / und widerſtreb: Hilff O HErꝛ Chriſt! dem Schwachen: /: An deiner Gnad allein ich kleb / Du kanſt mich ſtaͤrcker machen. Kommt nun Anfechtung her / ſo wehr /Daß131Lieder. Daß ſie mich nicht umſtoſſen / Du kanſt maſſen / Daß mirs nicht bring Gefaͤhr. Jch weiß du wirſts nicht laſſen.

Paul. Speraͤti.

IV
HErꝛ Jeſu Chriſt / mein Lebens Liecht / Mein hoͤchſteꝛ Troſt / mein Zuverſicht / Auf Erden bin ich nur ein Gaſt / Und druckt mich ſehr der Suͤnden-Laſt:
2 Jch hab fuͤr mir ein ſchwere Reis / Zu dir ins himmliſch Paradeis / Da iſt mein rechtes Vatterland / Darauf du dein Blut haſt gewand.
3 Zu reiſen iſt mein Hertze matt / Der Leib gar wenig Kraͤff - ten hat / Allein mein Seele ſchreyt in mir / HErꝛ! hol mich heim / nim mich zu dir.
4 Drum ſtaͤrck mich durch das Leiden dein / Jn meiner letzten Todes-Pein / Dein Blutſchweiß mich troͤſt und erquick / Mach mich frey / durch dein Band und Strick.
5 Dein Backenſtreich und Ruhten friſch / Der Suͤnden - Striemen mir abwiſch / Dein Hohn und Spott / dein Dorne Cron / Laß ſeyn mein Ehre Frend und Wonn.
6 Dein Durſt und Gallen-Tranck mich lab / Wenn ich ſonſt keine Staͤrckung hab / Dein Angſt-Geſchrey kom mir zu gut / Be - wahr mich fuͤr der Hoͤllen-Glut.
7 Die heilige fuͤnff Wunden dein / Laß mir rechte Felßloͤcher ſeyn / Darein ich flieh als eine Taub / Daß mich der hoͤlliſch Weih nicht raub.
8 Wann mein Mund nicht kan reden frey / Dein Geiſt in meinem Hertzen ſchrey: Hilff daß mein Seel den Himmel find / Wenn meine Augen werden blind.
9 Dein letztes Wort laß ſeyn mein Liecht / Wenn mir der Tod das Herß abſticht: Behuͤte mich fuͤr Ungebaͤrd / Wenn ich mein Haupt nun neigen werd.
10 Dein Creutz laß ſeyn mein Wanderſtab / Mein Ruh und Raſt / dein heiligs Grab / Die reinen Grabe-Tuͤcher dein / Laß meinen Sterbe-Kittel ſeyn.
11 Laß mich durch deine Naͤgelmahl / Erblicken die Genaden - Wahl: Durch deine aufgeſpaltne Seit / Mein arme Seele heimbeleit.
12 Auf deinen Abſchied / HErꝛ! ich trau / Darauf mein letz - te Heimfahrt bau: Thu mir die Himmels-Thuͤr weit auf / Weñ ich beſchließ meins Lebens Lauff.
i iij13 Am132JEſus -
13 Am juͤngſten Tag erweck mein Leib / Hilff daß ich dir zur Rechten bleib / Daß mich nicht treffe dein Gericht / Welchs das erſchroͤcklich Urtheil ſpricht.
14 Alsdann meim Leib verneure gantz / daß er leucht wie der Sonnen-Glantz / Und aͤhnlich ſey deinn klaren Leib / Auch gleich den lieben Engeln bleib.
15 Wie werd ich denn ſo froͤlich ſeyn / Werd ſingen mit den Engelein / Und mit der auserwehlten Schaar / Ewig ſchauen dein Antlitz klar.
V
JEſu du mein liebſtes Leben / Meineꝛ Seelen Bꝛaͤutigam: /: Der du dich vor mich gegeben / An des bittern Creutzes Stam̃ / JEſu meine Freud und Wonne / Du mein Hoff - nung / Schatz und Theil / Mein Erloͤſung / Schmuck und Heil: /: Hirt und Koͤnig / Licht und Sonne / Ach wie ſoll ich wuͤrdiglich! Mein HErꝛ JEſu preiſen dich.
2 O du wunderſchoͤnes Weſen! O du Glantz der Herꝛlich - keit: /: Von dem Vatter auserleſen / Zum Erloͤſer in der Zeit. Ach ich weiß / daß ich auf Erden! Der ich bin ein ſchnoͤder Knecht / Heilig / ſelig und gerecht: /: Sonder dich kan nimmer werden. HErꝛ ich bleib ein boͤſer Chriſt / Wo dein Hand nicht mit mir iſt.
3 Ey ſo kom du Troſt der Heiden / Kom mein Liebſter ſtaͤr - cke mich /: /: Kom / erquicke mich mit Freuden / Kom / und hilff mir gnaͤdiglich / Eile bald / mich zu erleuchten / GOtt mein Hertz iſt ſchon bereit / Kom mit deiner Suͤſſigkeit: /: Leib und Seel mir zu befeuchten. Kom du klares Sonnenlicht / Daß ich ja verirre nicht.
4 Kom mein Liebſter laß mich ſchauen / Wie du biſt ſo wolge - ſtalt: /: Schoͤner als die ſchoͤnſte Frauen / Allzeit lieblich / nimmer alt. Kom du Aufenthalt der Siechen Kom du liechter Gnaden - ſchein / Kom du ſuͤſſes Bluͤmelein: /: Laß mich deinen Bal - ſam riechen. Du mein Leben kom heran / Daß ich dein genieſ - ſen kan.
5 Ach wie wird dein freundlichs Blicken! Allerliebſter See - len Schatz: /: Meinen Geiſt in mir erquicken / Und ihn fuͤhren auf den Platz / Da er ſolche Luſt empfindet / Die nicht zu verglei - chen iſt / Deine Lieb HErꝛ JEſu Chriſt: /: Jſt es die mich gar entzuͤndet / Die mein Hertz zu Tag und Nacht / Auch im Leiden freudig macht.
6 Schaff133Lieder.
6 Schaff in mir noch hier auf Erden / Daß ich wie ein Baͤum - lein veſt: /: Dir moͤg eingepflantzet werden / Dieſen Schatz halt ich fuͤrs beſt / Auch viel hoͤher als Rubinen / Theurer als den guͤld - nen Sand / Schoͤner als den Diamant: /: Die zur bloſſen Hof - fart dienen / Beſſer als der Perlen Schein / Wenn ſie noch ſo koͤſtlich ſeyn.
7 O du Paradis der Freuden! Das mein Geiſt mit Schmer - tzen ſucht: /: O du ſtarcker Troſt im Leiden! O du friſche Le - bens Frucht! O du Himmelſuͤſſer Biſſen! Wie bekomſt du mir ſo wol. Ja mein liebſter Schatz der ſoll: /: Mich in hoͤchſter Wol - luſt kuͤſſen. Gib mir deinen zarten Mund / Denn ſo wird mein Hertz geſund.
8 HErꝛ! ich bitte dich; erzeige / Daß du reden wilt in mir: /: Und die Welt gantz in mir ſchweige / Treibe deinen Glantz her - fuͤr / Daß ich bald zu dir mich kehre / Und dein Wort / der edle Schatz / Find in meinem Hertzen Platz: /: Daß mich deine War - heit lehre / Daß ich / Suͤnd und Laſter frey / Dir / mein GOtt! gefaͤllig ſey.
9 Lieblich ſind dein edle Huͤtten / Schoͤn von Gnad und Him - mels-Gunſt: /: Da du pflegeſt auszuſchuͤtten / Deiner ſuͤſſen Liebe Brunſt. Meine Seele / GOtt / verlanget / Daß ſie froͤlich moͤge ſtehn / Und mit klaren Augen ſehn: /: Wie dein hohe Woh - nung pranget / Leib und Seel erfreuen ſich / HErꝛ in dir gantz inniglich.
10 Wol den Menſchen die da loben / Deine Wolthat immer - dar: /: Und durch deinen Schutz von oben / Sich beſchirmen vor Gefahr / Die dich heiſſen ihre Staͤrcke: Welch ihr Leben in der Ruh / Und der Tugend bringen zu: /: Daß man ruͤhmet ihre Wer - cke. Chriſten / die alſo gethan / Tretten frey deß Himmels Bahn.
11 Dieſes / JEſu! ſchafft dein lieben / JEſu GOttes liebſter Sohn: /: Das dich in die Welt getrieben / Von des hohen Him - mels-Thron. O wie troͤſtlich iſt dein Leiden! O wie heilig iſt dein Wort! Daß uns zeigt des Lebens-Port: /: Da wir uns in Freuden weiden / Wo die groſſe Fuͤrſtenſchaar / Dir zu Dienſt iſt immerdar.
12 Machet weit die hohe Pforten / Oeffnet Thuͤr und Thor der Welt: /: Wuͤnſchet Gluͤck an allen Orten. Sehet / da komt unſer Held. Sehet / er kommt einzuziehen / Als ein Ehrenkoͤnig pflegt / Wenn er ſeinen Feind erlegt: /: Alles Volck ſoll ſichi iiijbemuͤ -134Jeſus -bemuͤhen / Hoch zu preiſen unſern GOtt / GOTT den groſſen Zebaoth.
13 Hochgelobet / hochgeehret / Sey deß HErren theurer Nam: /: Herꝛlich iſt ſein Reich vermehret / Das aus Gnaden zu uns kam: Er iſt GOtt / der uns gegeben / Seel und Leib / auch Ehr und Gut / Der durch ſeiner Engel Hut: /: Schuͤtzet unſer Leib und Leben. Dancket ihm zu aller Friſt / Weil der HErꝛ ſo freundlich iſt.

Joh. Riſt.

VI
JCh ſag dir Danck / HErꝛ JEſu Chriſt / Daß du vor mich geſtorben biſt / Am Creutzesſtamm / und mir zu gut / ver - goſſen haſt dein theures Blut
2 Kein ſolcher Schatz im Him̃el und Erden / Wie dein Blut / kan gefunden werden: Ob es auch gleich waͤr Gold und Geld / Und noch was edlers in der Welt.
3 So iſts doch gar gering geſchaͤtzt / Wanns gegen dein Blut wird geſetzt. Dein Blut das iſt der edle Safft / So beides Leib und Seel gibt Krafft.
4 Dein Blut das iſt die Medicin / So Schlangenſtich kan nehmen hin. Dein Blut das iſt der Methridat / So todes Gifft vertrieben hat.
5 Dein Blut das iſt die hoͤchſt Tinctur / So aͤndern kan mein boͤs Natur. Dein Blut das iſt die Waſſer flut / So alle Suͤnd er - ſaͤuffen thut.
6 Auf dieſen Schatz bin ich getaufft / Damit erloͤſt und theur erkaufft. Es hat mich / durch mein gantzes Lebn / erquickt / er - friſcht / mir Labſal gebn.
7 Diß iſt allein in dieſer Welt / Mein Troſt geweſt / nit Gold und Geld. So mich das Creutz betroffen hat / Daß ich gewuſt kein Huͤlff noch Raht.
8 Hab ich allein in deinen Wunden / HErꝛ Jeſu / allzeit Troſt geſunden. Hat mir der Satan zugeſetzt / Und mich an Leib und Seel verletzt:
9 So hab ich gſucht Schutz / Huͤlff und Hut / HErꝛ JEſu Chriſt / in deinem Blut. Wañ mir mein Suͤnd Unruh gemacht / Hat mich dein Blut zurecht gebracht.
10 Hat mich der Tod wolln greiffen an / So hat dein Blut das beſt gethan. Druͤm ſoll dein Blut hinfort allein / Jn allem Creutz mein Beyſtand ſeyn.
11 Und will mich ſteiff ohn alle maſſen / HErꝛ auf dein Blutallein135Lieder. allein verlaſſen. Gꝛeifft mich nun an gleich Angſt und Noht / Denk ich an Chriſti Wunden roht.
12 Macht mir ſehr heiß der Hoͤlle Pein / Der Teufel / um die Suͤnden mein / Schoͤpff ich alsbald ein guten Muht / Wann ich gedenck an Chriſti Blut.
13 So mein Gewiſſen mich will plagen / Daß ich vor Angſt wol moͤcht verzagen: Schoͤpf ich alsbald ein guten Muth / Wañ ich gedenk an Chriſti Blut.
14. So Moſes will ins Hertze nein Mit Blitz und Donner ſchlagen ein: Verberg ich mich zu allen Stunden Allein in JEſu Chriſti Wunden.
15 Druͤm ſoll dis Blut im Hertzen mein Ein ſteter Quell und Bruñe ſeyn / Das nim̃ermehr vertrucknen ſoll / Es geh mir auch gleich wie es woll
16 Kein Sturm und Wind / kein Waſſer flut Vertilgen ſoll diß Bruͤnnlein gut: Und wanns auch waͤr das rothe Meer / Solls doch uͤberſchwemmen nimmermehr.
17 Kein Krieg und Feur / kein Angſt und Pein / Austrucknen ſoll diß Bruͤnnlein fein. Und ob das Creutz waͤr alſo ſchwer / Daß mir vergieng Geſicht und G’hoͤr;
18 Die Noth mich alſo ſehr thaͤt kraͤnken / Daß ich mich gar nichts koͤnnt bedenken; Das Hertz vor Aengſten mir thaͤt brechen / Daß ich kein Wort mehr koͤnnte ſprechen:
19 So woll ja niemand zweiffeln dꝛan / Daß ich dieſen Bꝛunn verſeygen lahn. Es ſoll gewiß im Hertzen mein Nichts anders als dis Bruͤnnlein ſeyn.
20 Und ſoll daraus in allen Faͤllen Allein das JEſus Bruͤnn - lein quellen. Wann ſich nun endt dieſer Zeit Leiden / Und Leib und Seel voneinander ſcheiden:
21 So ſollen ſie ohn alles Bedenken / Aus dieſem Brunn Va - lete trinken. Das wird der armen Seele mein Jhr beſter Troſt und Lab-Trunk ſeyn.
22 Den Leib den wird es balſamiren / Und nachmals auch in Himmel fuͤhren: Allda mir beygelegt iſt ſchon Des Lebens unver - welcklich Kron:
23 Die du mir Herꝛ des Lebens Fuͤrſt / Am juͤngſten Tag auf - ſetzen wirſt. Jn Summa / JEſu Chriſti Blut / Das iſt mein Schatz und hoͤchſtes Gut.
24 Es ſoll auch bis aus letzte End / Meins Glaubens ſeyn ein Fundament. Und will hiemit zu guter letzt Mein Hoffnung ha - ben drauf geſetzt.
i vVII136JEſus -
VII
JEſu meines Hertzens-Freud / Suͤſſer JEſu! Meiner Seelen Seeligkeit / Suͤſſer JEſu! des Gemuͤhtes Si - cherheit / Suͤſſer JEſu! JEſu / ſuͤſſer JEſu!
2 Tauſendmal gedenk ich dein / Mein Erloͤſer; Und begehre dich allein / Mein Erloͤſer! Sehne mich bey dir zu ſeyn / mein Er - loͤſer! JEſu / mein Erloͤſer!
3 Weide mich / und mach mich ſatt / Himmels-Speiſe / traͤnke mich / mein Hertz iſt matt / Seelen-Weide! Sey du meine Ruh und Stadt / Ruh der Seelen / JEſu / Ruh der Seelen!
4 Nichts iſt lieblichers / als du / Liebſte Liebe! Nichts iſt freund - lichers als du / Milde Liebe! auch nichts ſuͤſſers iſt / als du / Suͤſ - ſe Liebe! JEſu / ſuͤſſe Liebe.
5 Jch bin krank / komm ſterke mich / Meine Staͤrcke! Jch bin matt / eꝛquicke mich / Suͤſſeꝛ JEſu! Wann ich ſteꝛb / ſo tꝛoͤſte mich / Du mein Troͤſter! JEſu / du mein Troͤſter.

Johann Flietner.

VIII.
MEinen JEſum laß ich nicht: Weil er ſich vor mich ge - geben / So erfordert meine Pflicht / Kletten-weiß an ihm zu kleben / Er iſt meines Lebens Licht / Meinen JEſum laß ich nicht.
2 JEſum laß ich nim̃er nicht / Weil ich ſoll auf Erden leben / Jhm hab ich voll Zuverſicht / Was ich bin / und hab ergeben. Alles iſt auf ihn gericht / Meinen JEſum laß ich nicht.
3 Laß vergehen das Geſicht / Hoͤren / Schmecken / Fuͤhlen wei - chen / Laß das letzte Tages Licht / Mich auf dieſer Welt erreichen / Wann des Lebens-Faden bricht / Meinen JEſum laß ich nicht.
4 Jch werd ihn auch laſſen nicht / Wann ich nun dahin ge - langet / Wo fuͤr ſeinem Angeſicht / Frommer Chriſten Glaube pranget / Mich erfreut ſein Angeſicht / Meinen JEſum laß ich nicht.
5 Nicht nach Welt / nach Himmel nicht / meine Seele wuͤnſcht und ſehnet / JEſum wuͤnſcht ſie und ſein Liecht / Der hat mich mit GOtt verſoͤhnet / Der mich freyet vom Gericht / meinen JEſum laß ich nicht.
6 JEſum laß ich nicht von mir / Geh ihm ewig an der Sei - ten / Chriſtus laͤſt mich fuͤr und fuͤr / Zu dem Lebens-Baͤchlein leiten: Seelig / wer mit mir ſo ſpricht / meinen JEſum laß ich nicht.

M. C. K.

IX137Lieder.
IX
ALlein nach dir HErꝛ JEſu Chriſt! Verlanget mich / weil ich hie leb / Jn dieſer Welt auf Erden. Allein an dich HErꝛ JEſu Chriſte! Glaub ich / Hoffend gewiß / Der Himmel ſoll mir werden:
2 Den du erworben haſt mit deinem Blute / Am Creutz ge - ſtorben mir zu gute: O du Lamm Gottes! erhoͤr mein herzliches - Flehen / Mein Augen gen Himmel ſehen.
3 Troͤſt mich mit deinem Geiſt / O HErre GOtt! Hilff mir in meiner Noth / Wenn ich von hinnen fahre / Wein Seel wollſt du bewahren.
4 Denn in dem Tod und auch im Leben / hab ich mich dir er - geben / O HErꝛ JEſu Chriſte! Nimm mein Seel in deine Haͤnde.

D. Nicolai Selnecceri.

X
ACh Gott! wie manches Hertzeleid / Begegnet miꝛ zu die - ſer Zeit. Der ſchmale Weg iſt Truͤbſal voll / Den ich zum Himmel wandern ſoll / Wie ſchwerlich laͤſt ſich Fleiſch und Blut / Zwingen zu dem ewigen Gut.
2 Wo ſoll ich mich denn wenden hin? Zu dir / HErꝛ Chriſte! ſteht mein Sinn / Bei dir mein Hertz Troſt / Huͤlff und Raht / All - zeit gewis gefunden hat. Niemand iemals verlaſſen iſt / der ge - traut hat auf JEſum Chriſt.
3 Du biſt der groſſe Wunder-Mann / Das zeigt dein Ampt und dein Perſon / Welch Wunderding hat man erfahren / Da du / mein GOtt! biſt Menſch gebohrn / und fuͤhreſt Uns durch deinen Tod / Gantz Wunderlich aus aller Noth.
4 JEſu! mein HErꝛ und GOtt allein / Wie ſuͤß iſt mir der Name dein! Es kan kein Trauren ſeyn ſo ſchwehr / Dein ſuͤſſer Nam erfreut vielmehr / Kein Elend mag ſo bitter ſeyn / Dein ſuͤſ - ſer Troſt der linderts fein.
5 Ob mir gleich Leib und Seel verſchmacht / So weiſt du HErꝛ! daß ichs nicht acht / Wann ich dich hab / ſo hab ich wol / Was mich ewig erfreuen ſoll: Dein bin ich ja mit Leib und Seel / Was kan mir thun Suͤnd / Tod und Hoͤll?
6 Kein beſſer Treu auf Erden iſt / Dann nur bey dir / HErꝛ JEſu Chriſt. Jch weiß daß du mich nicht verlaͤſt / Dein Warheit bleibt mir ewig veſt: Du biſt mein rechter treuer Hirt / Der mich ewig behuͤten wird.
JE -138JEſus -
7 JEſu! mein Freud / mein Ehr und Ruhm / Meins Her - zens Schatz und mein Reichthum: Jch kans doch ja nicht zeigen an / Wie hoch dein Nam erfreuen kan. Wer Glaubn und Lieb im Hertzen hat / Der wirds erfahren mit der That.
8 Drum hab ichs offt undviel geredt / Wann ich an dir nicht Freude haͤtt / So wollt ich den Todt wuͤnſchen her / Ja / daß ich nicht geboren waͤr: Denn wer dich nicht im Herzen hat / Der iſt gewiß lebendig todt.
9 JEſu! du edler Braͤutgam werth / Mein hoͤchſte Zier auf dieſer Erd / An dir allein ich mich ergetz / Weit uͤber alle guͤldne Schaͤtz / So offt ich nur gedenk an dich / All mein Gemuͤht er - freuet ſich.
10 Wenn ich mein Hoffnung ſtell zu dir / So fuͤhl ich Fried und Troſt in mir: Wenn ich in Noͤthen bet und ſing / So wird mein Hertz recht guter Ding / Dein Geiſt bezeugt / daß ſolches fꝛey Des ewigen Lebens Vorſchmack ſey.
11 Drum will ich / weil ich lebe noch / Das Creutz dir froͤlich tragen nach. Mein GOtt! mach mich darzu bereit / Es dient zum beſten allezeit. Hilff mir mein Sach recht greiffen an / Daß ich mein Lauff vollenden kan.
12 Hilff mir auch zwingen Fleiſch und Blut / Fuͤr Suͤnd und Schanden mich behuͤt / Erhalt mein Hertz im Glauben rein / So leb und ſterb ich dir allein / JEſu! mein Troſt / hoͤr mein Begier / O mein Heyland! waͤrich bey dir.

H. Martin Molleri.

X
JEſu! meine Freude / Meines Hertzens Weyde / JEſu! meine Zier: /: Ach! wie lang / ach lange! Jſt dem Herzen bange / Und verlangt nach dir / GOttes Lamm mein Braͤutigam / Auſſer dir ſoll mir auf Erden / Nichts ſonſt liebers werden.
2 Unter deinem Schirmen / Bin ich vor dem Stuͤrmen / aller Feinde frey: /: Laß den Satan wittern / Laß den Feind erbittern / Mir ſteht JEſus bey / ob es itzt gleich kracht und blitzt / Ob gleich Suͤnd und Hoͤll erſchrecken / JEſus will mich decken.
3 Trotz dem alten Drachen / Trotz dem Todes Rachen / Trotz der Furcht darzu: /: Tobe Welt und ſpringe / Jch ſteh hier und ſinge / in gar ſichrer Ruh / GOttes Macht haͤlt mich in acht / Erd und Abgrund muß verſtummen / ob ſie noch ſo brum̃en.
4. Weg139Lieder.
4 Weg mit allen Schaͤtzen / Du biſt mein Ergetzen / JEſu! meine Luſt: /: Weg ihr eiteln Ehren / Jch mag euch nicht hoͤren / Bleibt mir unbewuſt: Elend / Noth / Creutz Schmach und Todt / Soll mich ob ich viel muß leiden / nicht von JESU ſcheiden.
5 Gute Nacht / O Weſen / das die Welt erleſen / Mir ge - faͤllſt du nicht: Gute Nacht / ihr Suͤnden / bleibet weit dahinden / kommt nicht mehr ans Liecht: Gute Nacht / Du ſtoltzer Pracht / Dir ſey gantz du Laſter-Leben / Gute Nacht gegeben.
6 Weicht ihr Trauer-Geiſter / Dann mein Freuden-Meiſter JEſus tritt herein: /: Denen die GOtt Lieben / Muß auch ihr Betruͤben / Lauter Zucker ſeyn. Dult ich ſchon / hier Spott und Hohn / Dennoch bleibſt du auch im Leyde / JESU! meine Freude.

Johann Frankens.

XII
WEr GOtt vertraut / Hat wohl gebaut / Jm Himmel und auf Erden /: /: Wer ſich verlaͤſt auf JEſum Chriſt / dem muß der Himmel werden. Darumb auf dich / all Hoff - nung ich / ganz feſt und ſteiff thu ſetzen / HErꝛ JEſu Chriſt / Mein Troſt du biſt / in Todes-Noth und Schmertzen.
2 Und wenn’s gleich waͤr / Dem Teuffel ſehr Und aller Welt zuwider /: /: Dennoch ſo biſt / Du Jeſu Chriſt / Der ſie all ſchlaͤgt darnieder; Und wann ich dich / Nur hab uͤm mich / Mit deinem Geiſt und Gaben / So kan fuͤrwar / Mir ganz und gar / weder Todt noch Teuffel ſchaden.
3 Dein troͤſt ich mich / Gantz ſicherlich: Dann du kanſt mir wol geben /: /: Was mir iſt noht / Du gtreuer GOtt / Jn dieſem und jenem Leben. Gieb wahre Reu / Mein Hertz erneu / Errette Leib und Seele. Ach! hoͤre HErꝛ! Diß mein Begehr / Und laß mein Bitt nicht fehlen.
XIII
LJebſter JEſu! meine Freude / Meiner Seelen ſuͤſſe Wei - de Diꝛ hab ich mich gantz eꝛgeben / Du biſt meines Lebens Leben.
2 Ach! ich ſuche mit Verlangen / Dich / mein Jeſu! zu um - fangen / Laß mich bald der Welt entgehen / Daß ich moͤg dein Ant - litz ſehen.
3 Zwar mich hat die Suͤnd verfluchet / Doch hat deine Lieb geſuchet / Meine Seele / dein Erbarmen / Machet Gnaden-reich mich Armen.
4 Will140JEſus-Lieder.
4 Will die Hoͤlle mich verklagen Jch will darum nicht verza - gen; Jeſu! weil in deinen Wunden / Mein Gewiſſen Ruh ge - funden.
5 Deiner Wunden / deiner Striemen / Werd ich mich im Sterben ruͤhmen: So kan meine Seel mit Freuden / Hier von dieſer Welt abſcheiden.
6 Wen nun Jeſus Blut von Suͤnden / Machet rein / der wird auch finden / Gnad / und mit den frommen Knechten / Stehen zu deß Vatters Rechten.
XIIII
JEſulein / du biſt mein / Weil ich lebe / Sterb ich denn / ſo bin ich dein; Bei dir ich ſtets bleib und bin / Jch denk nir - gend anders hin.
2 Hilff du mir / Bald zu dir / Durch dein Leiden / Darinn du fuͤr mich dein Blut / Haſt vergoſſen mir zu gut / Das gnug fuͤr die Suͤnde thut.
3 Hoͤchſter Schatz! laß mich Platz Bey dir finden / Jn der ewigen Seeligkeit / Die du allen haſt bereit / Welchen ihre Suͤnd iſt leid.
4 Du ſprichſt ie / Wolleſt die / Nicht verlaſſen / Die ſich hal - ten feſt an dich / Sollen bey dir ewiglich / Wohnung haben ſi - cherlich.
5 Der ſein Bruſt / Wie bewuſt / Schlug und ſeufftzet / Ver - barg ſich hinter die Thuͤr / Sprach: HErꝛ! ſey genaͤdig mir / Den zogſt du mit Ehrn herfuͤr.
6 Du haͤltſt feſt / Biſt der Beſt / Kanſt wol helffen; Weñ mich gleich der Todt nimmt hin / So iſt Sterben mein Gewinn / Jch fahr in Freud immer hin.
7 Nimm mich auf / Wenn mein Lauff Hat ein Ende / Meine Seel in deine Haͤnd / deinen Geiſt zum Troſt mir ſend; Steh mir bey / biß an mein End.
8 Ade / Welt! Nichts gefaͤllt Mir auf Erden: Jſt bey dir doch eitel Leid: Jn der ewign Seeligkeit Werd ich haben ewig Freud.

* 18 * Creutz - und Troſt-Lieder.

I
HErꝛ wie lang wilt vergeſſen mein / Jn meinen groſſen Noͤ - then: /: Wie lang verbirgſt das Antlitz dein / HErꝛ wielang141Creutz - und Troſt-Lieder. lang ſoll ich Rahte / Suchen bey meiner traurigen Seel / Wie lang ſoll mein Hertz leyden quel? Mein Feind thut ſich erheben.
2 Schau und erhoͤr mich HErꝛ und GOtt / Und mein Augen erleuchte: /: Daß ich nicht entſchlaff in den Tod / Deß ſich mein Feind gut deuchte / Daß er mein maͤchtig worden ſey / Und ſich mein Widerſacher freu / Daß ich ſey umgeſtoſſen.
3 HErꝛ ich hoff aber auff dein Guͤt / Deins Heils freut ſich mein Hertze: /: Durch Chriſtum haſt du mich behuͤt / Fuͤr ewigli - chen Schmertzen / Der fuͤr mich leyd den bittern Tod / Deß will ich dir lobſingen GOtt / Daß du mir haſt geholffen.
II
DEr HErꝛ iſt mein getreuer Hirt / Helt mich in ſeiner Hu - te: Darinn mir gar nichts mangeln wird / Jrgend an einem Gute. Er laͤſt mich weiden ohn Unterlaß / Darauf waͤchſt das wolſchmeckend Graß / Seines heilſamen Wortes.
2 Zum reinen Waſſer eꝛ mich weiſt / Daß mich eꝛquicken thue: Das iſt ſein Fron Heiliger Geiſt / Der mich macht wolgemuthe. Er fuͤhret mich auf rechter Straß / Jn ſeinn Geboten ohn ablaß / Von wegen ſeines Namens.
3 Ob ich wandert im finſtern Thal / Fuͤrcht ich kein Ungeluͤ - cke: Jn Verfolgung / Leyden / Truͤbſal / Und dieſer Welte Tuͤcke. Dann du biſt bey mir ſtaͤtiglich / Dein Stab und Stecken troͤ - ſten mich / Auf dein Wort ich mich laſſe.
4 Du bereiteſt vor mir einen Tiſch / Fuͤr mein Feindn allent - halben: Machſt mein Hertz unverzagt und friſch / Mein Haupt thuſt du mir ſalben / Mit deinem Geiſt der Freudenoͤl / Und ſchenckeſt voll ein meiner Seel / Deiner Geiſtlichen Freuden.
5 Gutes und die Barmhertzigkeit / Lauffen mir nach im Le - ben: Und ich werd bleiben allezeit / Jm Haus deß HErren eben. Auf Erd in der Chriſtlichen Gmein / Und nach dem Tod - te werd ich ſein / Bey Chriſto meinem HErren.

Wolffg. Moſel.

III
JN dich hab ich gehoffet HErꝛ / Hilff daß ich nicht zu ſchanden werd / Noch ewiglich zu ſpotte / Das bitt ich dich / erhalte mich / Jn deiner Treu HErꝛ Gotte.
2 Dein gnaͤdig Ohr neig her zu mir / Erhoͤr mein Bitt thu dich herfuͤꝛ / Eyl bald mich zu erretten / Jn Angſt und Weh / Jch lig und ſteh / Hilff mir aus meinen Noͤhten.
3 Mein142Creutz - und
3 Mein GOtt und Schirmer ſteh mir bey / Sey mir ein Burg darinn ich frey / Und ritterlich moͤg ſtreiten / Wider mein Feind der gar viel ſeind an mir auf beyden Seiten.
4 Du biſt mein Staͤrck / mein Fels / Mein Hort / mein Schild / mein Krafft / ſagt mir dein Wort / Mein Huͤlff / mein Heil / mein Leben: Mein ſtarcker GOtt in aller Noht / Wer mag dir Wi - derſtreben.
5 Mir hat die Welt truͤglich gericht / Mit Luͤgen und mit fal - ſchem Gdicht / viel Netz und heimlich Stricke: HErꝛ nim mein waar / in dieſer Gſahr / Bhuͤt mich fuͤr falſchen Tuͤcken.
6 HErꝛ meinen Geiſt befehl ich dir / Mein GOtt / mein Gott weich nicht von miꝛ Nun mich in deine Haͤnde. O wahrer Gott! aus aller Noht / Hilff mir am letzten Ende.
7 Glory / Lob / Ehr und Herꝛligkeit / Sey GOtt Vatter und Sohn bereit / Dem Heiligen Geiſt mit Namen: Die Goͤttlich Krafft / macht uns ſieghafft / Durch JESUM Chriſtum / Amen.
IV
WJe nach einer Waſſerquelle / Ein Hirſch ſchreyet mit Be - gier: /: Alſo auch mein arme Seele / Rufft und ſchreyet HErꝛ zu dir. Nach dir lebendigen GOtt / Sie Durſt und Verlangen hat / Ach! Weñ ſoll es dann geſchehen / Daß ich dein Antlitz mag ſehen.
2 Tag und Nacht mir meine Zaͤhren / Seyn wie ein Speiß oder Brod: /: Weñ ich das hoͤr mit Beſchweren / Daß man fragt: Wo iſt dein GOtt? Jch ſchuͤtt dann mein Hertz gar aus / Und denck / wie ich in Gotts Haus / Geh mit Leuten / die lobſingen / huͤpffen und mit Freuden ſpringen.
3 Mein Seel was thuſt du dich kraͤncken? Was machſt du dir ſelber Qual: /: Hoff zu GOtt / und thu gedencken: Jch werd ihm dancken einmal / Der mir hilfft / wann er nur richt / Auf mich ſein klor Angeſicht. Mein GOtt / weh iſt meiner Seelen / Die ſich graͤmen thut und quaͤlen.
4 Dann ich denck an dich mein HErren / Jenſeit dem Jor - daner Land: /: Und dem Berg Hermon ſo ferren / Auch dem Berg Miſar genannt. Ein Abgrund dem andern rufft / Wann uͤber mir in der Lufft / Deine Ungeſtuͤmme brauſen / Und uͤber dem Haupt herſauſen.
5 Alle deine Waſſerwogen / Deine Wellen allzumal: /: Uber nich zuſammen ſchlagen / Doch troͤſt ich mich in Truͤbſal / Daßdu143Troſt-Lieder. du helffen wirſt bey Tag / Daß ich deß Nachts ſingen mag / Dich als meinen Heyland preiſe / Anruff und anbet mit fleiſe.
6 GOtt / mein Fels / (will ich dann ſagen:) Wie vergiſt du mein ſo gar?: /: Wann mich meine Feind ſo plagen / Daß ich trau - er immerdar / Jhr Schwaͤhwort und falſcher Mund / Mich biß aufs Gebein verwundt / Dann ſie taͤglich die Red treiben: /: Schau / wo nun dein GOtt mag bleiben?
7 Mein Seel / was thuſt du dich kraͤncken? Was machſt du dir ſelber Qual: /: Hoff zu GOtt / und thu gedencken: Jch werd ihm dancken einmal / Der mir ſein Heyl ſichtbarlich / Stellt fuͤr Augen / und der ſich / Ferner wird hernach erklaͤren / Als meinen GOtte und HErren.

Ambr. Lobw.

V
TReuer GOtt ich muß diꝛ klagen / Meines Hertzens Jam - mer-Stand: Ob dir wol ſind meine Plagen / Baͤſſer als mir ſelbſt bekandt / Groſſe Schwachheit ich bey mir / Jn Anfechtung offtmals ſpuͤr: Wann der Satan allen Glauben / Will aus meinem Hertzen rauben.
2 Du GOtt / dem nichts iſt verborgen / weiſt daß ich nichts von mir hab / Nichts von allen meinen Sorgen: Alles iſt / Her: deine Gab: Was ich gutes find an mir / Das hab ich allein von dir / Auch den Glauben mir und allen / Gibſt du / Wie dirs mag gefallen.
3 O mein GOtt / fuͤr den ich trette / jetzt in meiner groſſen Noht: Hoͤr / wie ich ſo ſehnlich bete: Laß mich werden nicht zu Spott. Mach zu nicht deß Teufels Werck / Meinen ſchwachen Glauben ſtaͤrck / Daß ich nimmermehr verzage / Chriſtum ſtets im Hertzen trage.
4 JEſu / Brunnquell aller Gnaden / Der du niemand von dir ſtoͤſt / Der mit Schwachheit iſt beladen: Sondern deine Juͤn - ger troͤſt / Solt ihr glauben auch ſo klein / Wie ein kleines Senff - Korn ſeyn / Wollſt du ſie doch wuͤrdig ſchaͤtzen / Groſſe Berge zu verſetzen.
5 Laß mich Gnade fuͤr dir finden / Der ich bin voll Traurig - keit / Hilff du mir ſelbſt uͤberwinden / So offt ich muß in den Streit. Meinen Glauben taͤglich mehr: Deines Geiſtes Schwerd verehr / Damit ich den Feind kan ſchlagen / Alle Pfeile von mir jagen.
6 Heilger Geiſt ins Himmels-Throne / Gleicher GOtt von Ewigkeit / Mit dem Vatter und dem Sohne / Der BetruͤbtenkTroſt144Creutz - undTꝛoſt und Fꝛeud / Deꝛ du in mir angezuͤndt / So viel ich an Glau - ben find: Uber mir mit Gnaden walte / Ferner detne Gab erhalte.
7 Deine Huͤlffe zu mir ſende / O du edler Hertzens-Gaſt / Und das gute Werck vollende / Was du angefangen haſt. Blaß das kleine Fuͤncklein auff / Biß daß / nach vollbrachtem Lauff / Allen Auserwehlten gleiche / Jch deß Glaubens Ziel erreiche.
8 GOTT / groß uͤber alle Goͤtter / Heilige Dreyfaltigkeit: Auſſer dir iſt kein Erretter: Tritt mir ſelbſt zur rechten Seit / Wann der Feind die Pfeil abdruͤckt / Meine Schwachheit mir aufruͤckt / Will mir allen Troſt verſchlingen / Und mich in Verzweifflung bringen.
9 Zeuch du mich aus ſeinen Stricken / Die er mir geleget hat / Laß ihm fehlen ſeine Tuͤcken / Drauff er ſinnet fruͤh und ſpat / Gib Krafft / Daß ich allen Strauß / Ritterlich moͤg ſtehen aus / Und ſo oͤffters ich muß kaͤmpffen / Hilff mir meine Feinde daͤmpffen.
10 Reiche deinem ſchwachen Kinde / Das auff matten Fuͤſſen ſteht / Deine Gnaden-Hand geſchwinde / Biß die Angſt fuͤruͤber geht. Wie die Jugend gengle mich / Das der Feind nicht ruͤhme ſich / Er haͤtt ein ſolch Hertz gefaͤllet / Das auf dich ſein Hoff - nung ſtellet.
11 Du biſt meine Huͤlff / mein Leben / Mein Fels / meine Zu - verſicht: Dem ich Leib und Seel ergeben: GOtt / mein GOtt / verzeuch doch nicht. Eile / mir zu ſtehen bey / Brich deß Feindes Pfeil entzwey / Laß ihn ſelbſt zuruͤcke prallen / und mit Schimpff zur Hoͤlle fallen.
12 Jch will alle meine Tage / Ruͤhmen deine ſtarcke Hand: Daß du meine Plag und Klage / Haſt ſo hefftig abge - wandt. Nicht nur in der Sterbligkeit / Soll dein Ruhm ſeyn ausgebreit / Jch wills auch hernach erweiſen / Und dort ewiglich dich preiſen.

Joh. Heermann.

VI
BEliebtes Hertz in Treu erkennt / Dein Turteltaͤublein im Elend / Thuſt nun ſo gar verlaſſen: /: Umſonſt ich ſeuffz bey Tag und Nacht / Fuͤr Trauren viel ſchier gar ver - ſchmacht / Betruͤbt uͤber die Maſſen. Weil denn der Weg ſehr hoch und fern / Daß ich auch nicht / wie ich will gern / Dir klagen kan mein Leiden: So hat die Lieb im Hertzen tieff / DenRaht145Troſt-Lieder. Raht erdacht / Der durch ein Brieff / Mein Elend zu be - ſcheiden.
2 Nachdem ich dich / O edler Held: Den mein Hertz einig hat erwehlt / Durch Ungluͤck hab verlohren: /: Bin ich daher betruͤbt ſo ſehr / Kan froͤlich werden nimmermehr / Weil ich zum Leid geboren / Niemand den Jammer wenden mag / Wenn du nicht hoͤrſt mein Elends-Klag / Thuſt wieder zu mir kehren / Ohn dich / mein Reichthum / Schatz und Gut / Werd ich im E - lend und Armut / Deß Leids mich nicht erwehren.
3 Jch armes Kind / wo ſoll ich hin? Vom heuln und weinen heiſer bin? Kan ſchier kein Wort mehr ſagen: /: Vergebns ſchau ich den Himmel an / Weil du meins Hertzens einig Cron / Nicht hoͤren wilſt mein Klagen: Mein Hertz und Augen ſuchen dich / Jch laß dich nicht / glaub ſicherlich / Du gibſt mir deñ gewonnen / Ein ſchlechten Ruhm wolts geben dir / Daß du mich laͤſt im Elend hier / Um Leib und Leben kommen.
4 Recht iſt mein Haupt ein Threnenquell / Jch ſteh / ich geh wohin ich woͤll / Waſch ich mein Haͤnd mit Zaͤhren: /: Wenn ander Thier und Voͤgelein / Unter den Zweigen ru - hen fein / Mein Jammer ſich thut mehren / Jch dencke hin / und dencke her / Ach wenn mein Lieb nur bey mir waͤr! Wolt ich gern alles leiden / Wenn ich nur auf dem Elends-Platz / Dich haben ſollt / mein hoͤchſter Schatz. Waͤr mein Hertz voller Freuden.
5 Mein Freund / Wie geht es zu / daß du / Der doch mir haſt geſaget zu / Dein Reich / Cron und dein Leben: /: Mich / wie ein Laͤmmlein in der Heid / Laͤſſeſt allein in groſſem Leid / Den Woͤlf - fen uͤbergeben? Wie hab ich ſolchs um dich verſchuld / Daß du von mir kehrſt deine Huld? Treu bin ich dir geblieben. Treu wil ich ſeyn biß an mein End / Dein Treu auch wieder zu mir wend / Mich biß in Tod zu lieben.
6 Du ſihſt wie ich / die Liebſte dein / Jn Noht / Elend / Schmer - tzen und Pein / Bin kuͤmmerlich verlaſſen: /: Steig ich gleich auf die Berge hoch / Und verberg mich ins Felſenloch / Wird mich der Wind doch faſſen: Verkroͤch ich mich in Kluͤffte tieff / Oder ans End der Erden lieff / Wuͤrd ich doch nicht entlauffen. An deine Gnad halt ich mich veſt / Werd ich mit Huͤlff nicht bald erloͤſt / Die Wellen mich erſauffen.
7 Doch was betruͤbſt du dich / mein Seel / Dein Freund weiß wohl ohn allen Fehl / Wies itzund geht dir Armen: /: Erk ijiſt146Creutz - undiſt der ewig GOttes Sohn / Und ſitzt hoch in deß Himmels Thron / Sich deiner zu erbarmen. Du biſt / O edler Braͤu - tigam! mein! Du ſihſt und weiſt mein Noht und Pein / Es iſt dir nichts verborgen / Obs ſcheint mein waͤr vergeſſen gar / So weiß ich doch / und glaub fuͤrwar / Dein Hertz thut fuͤr mich ſorgen.
8 Druͤm ich zuletzt noch ſeuffz zu dir / Laß nicht zu / daß die wilden Thier / Dein Turteltaͤublein rauben: /: Gebeut der Flut ein Stilleſtand / Mach alle meine Feind zu Schand / Mit ihrem Zorn und Schnauben. Haſt du mich lieb / und ich bin dein: So komm bald und mit Huͤlff erſchein / Nach deim geleiſten Eide. Erfuͤlls im Werck / Denn es iſt Zeit / Nim mich auf in die Herꝛ - lichkeit / Und nicht mehr von mir ſcheide.
VII
HAſt du denn / Jeſu / dein Augeſicht gaͤntzlich verborgen / Daß ich die Stunde der Naͤchte muß warten biß morgen? Wie haſt du doch Suͤſſeſter koͤnnen annoch / Bringen die traurigen Sorgen?
2 Muſt du denn / Liebſte / dich alſo von Hertzen betruͤben / Daß ich ein wenig zu lange bin außen geblieben! Weiſt du denn nicht / Wie ich mich habe verpflicht / Liebſte dich ewig zu lieben.
3 Meine betruͤbte Geiſter die weinen im Hertzen / Weil nun die Flammen und Funcken der brennenden Kertzen / Jn Liebes - Glut / Leider dein Zuͤrnen austhut / ſoll ich nun dieſes ver - ſchmertzen.
4 Ach du bekuͤmmerte Seele ſey froͤlich von Hertzen / Stille die traurige Sorgen und quaͤlende Schmertzen! Keine Suͤnd - flut / Tilget die ſeurige Gluth / Meiner lieb-brennenden Kertzen.
5 Wilt du mich laſſen in Noͤhten / O JEſu verderben / Ey nun ſo laſſe mich / ſuͤſſer / doch ſeeliglich ſterben / Auf daß ich kan / dorten die himliſche Bahn / Endlich aus Gnaden ererben.
6 Richte dich / Liebſte / nach meinem Gefallen und glaͤube / Daß ich dein Seelen-Freund immer und ewig verbleibe / Der dich ergetzt / Und in den Himmel verſetzt / Aus dem gemarterten Leibe.
7 Muß ich in dieſem betruͤbeten / zeitlichen Leben / Gleich in des Todes gefaͤnglichen Schrancken hie ſchweben; Wirſt du mir dort / Jeſu / am ſeligen Ort / Himmliſche Freude doch geben.
8 Traue147Troſt-Lieder.
8 Traue mir ſicher / Und bleibe beſtaͤndig im Glauben / Ob gleich Tod / Teuſel und Hoͤlle ſich bruͤſten und ſchnauben / Sol - len ſie doch nicht / in ihr hoͤlliſches Joch / Dich aus den Haͤnden mir rauben.
9 Hiermit ſo will ich vom zeitlichen Leiden abſcheiden; Hiermit ſo will ich geſegnen die trꝛdiſchen Freuden: Ewige Luſt wird mir bald werden bewuſt / Wenn mich der Himmel wird weiden.
10 Hertzlich verlangende Seele nach Himmliſchen Freuden / Ey nun ſo ſchicke dich ſelig von hinnen zu ſcheiden / Troͤſte dich mein / Daß ich dein Hirte will ſeyn / Und dich erquicken und weiden.
11 Fahr hin / O Erde / du ſchoͤnes / doch ſchnoͤdes Gebaͤude! Fahr hin / O Wolluſt / du ſuͤſſe doch zeitliche Freude / Bey dir / O Welt / Mir es nicht laͤnger gefaͤllt / Daruͤm zu JESU ich ſcheide.
12 Ey nun willkommen / mein Erbtheil vom Vatter gege - ben / Erbe die Schaͤtze deß Himmels und ewiges Leben / Da du mit mir / Von dem Welt-Leben alhier Ewig in Freuden ſolſt ſchweben.
VIII
NJcht ſo traurig / nicht ſo ſehr / Meine Seele / ſey betruͤbt / Daß dir GOtt Gluͤck / Gut und Ehr / Nicht ſo viel / wie andern gibt: Nim vor lieb mit deinem GOtt: Haſt du GOtt / ſo hats nicht noht.
2 Du / noch eintzig Menſchen-Kind / Haſt kein Recht in die - ſer Welt: Alle / die geſchaffen ſind / Sind nur Gaͤſt / in fremdem Zelt. GOtt iſt HErꝛ in ſeinem Hauß: Wie er will / ſo theilt er aus.
3 Biſt du doch darum nicht hier / Daß du Erden haben ſollt. Schau den Himmel über dir: Da / da iſt dein edles Gold: Da iſt Ehre / da iſt Freud / Freud ohn End / Ehr oh - ne Neid.
5 Der iſt alber / der ſich kraͤnckt / Um ein Hand voll Ei - telkeit / Wann ihm GOtt dargegen ſchenckt / Schaͤtze der Be - ſtaͤndigkeit: Bleibt der Centner dein Gewinn; Fahr der Hel - ler immer hin.
6 Schaue alle Guͤter an / Die dein Hertz fuͤr Guͤter haͤlt:k iijKei -148Creutz - undKeines mit die gehen kan / Waͤnn du geheſt aus der Welt / Alles bleibet hinter dir / Wann du trittſt ins Grabes Thuͤr.
6 Aber / was die Seele nehrt / GOttes Huld und Chriſti Blut / Wird von keiner Zeit verzehrt / Jſt und bleibet allzeit gut. Erden-Gut zerfaͤllt und bricht / Seelen-Gut das ſchwin - det nicht.
7 Ach wie biſt doch ſo blind / Und im Dencken unbedacht? Augen haſt du / Menſchen-Kind / Und haſt doch noch nie be - tracht / Deiner Augen helles Glas. Sihe / welch ein Schatz iſt das.
8 Zehle deine Finger her / Und der andern Glieder Zahl / Keins iſt / das dir unwerth waͤr / Ehrſt und liebſt ſie alzu - mal: Keines gebſt du weg um Gold / Wann man dirs abneh - men wollt.
9 Nun ſo gehe in den Grund deines Hertzens / Das dich lehrt / Wieviel Gutes alle Stund / Dir von oben wird beſchert: Du haſt mehr / als Sand am Meer / Und willſt doch noch im - mer mehr.
10 Wuͤſte / der im Himmel lebt / Daß dirs waͤre nuͤtz und gut / Wornach ſo begierlich ſtrebt / Dein verblendtes Fleiſch und Blut; Wuͤrde ſeine Froͤmmigkeit / Dich nicht laſſen un - erfreut.
11 GOtt iſt deiner Liebe voll / Und von gantzem Hertzen treu: Wann du wuͤnſcheſt / pruͤft er wol / Wie dein Wunſch be ſchaffen ſey: Jſts dir gut / ſo geht ers ein: Jſts dein Schade - ſpricht er: Nein.
12 Unterdeſſen traͤgt ſein Geiſt / Dir / in deines Hertzens / Hauß / Manna / das die Engel ſpeiſt / Ziert und ſchmuͤckt es herꝛ - lich aus / Ja er wehlet / dir zum Heil / Dich zu ſeinem Gut und Theil.
13 Ey ſo richte dich empor / Du betruͤbtes Angeſicht! Laß das Seuffzen / nimm hervor / Deines Glaubens Freuden - Liecht: Das behalt / wann dich die Nacht / Deines Kummers traurig macht.
14 Setze / als ein Himmels-Sohn / Deinem Willen Maß und Ziel / Ruͤhre ſtets fuͤr GOttes Thron / Deines Danckens Saͤitenſpiel: Weil dir ſchon gegeben iſt / mehrers / als du wuͤr - dig biſt.
15 Fuͤhre deines Lebens-Lauff / Allzeit GOttes eingedenck: Wie es kommt / nimm alles auf / Als ein wolbedacht Ge -ſchenck /149Troſt-Lieder. ſchenck / Geht dirs widrig; Laß es gehn: GOtt und Himmel bleibt dir ſtehn.

Paul. Gerhard.

IX
SEy wolgemut / Laß trauren ſeyn / Auf Regen folget Son - nenſchein / Es gibt doch endlich noch das Gluͤck / Nach Toben einen guten Blick.
2 Wenn hat der raue Winter ſich / An uns erzeiget zorni - glich / Bald wider die Sonn hoͤher ſteigt / Und alles froͤlich ſich erzeigt.
3 Favonius der zarte Wind / Auf harten Froſt ſich wider find / Das Eiß muß alsdann gantz zergehn / Und kan der Schnee nicht mehr beſtehn.
4 Die Voͤglein / ſo ſich in die Baͤum / Veꝛkrochen hatten in ge - heim / Sich ſchwingen in die Lufft hinein / Singn ihrem Schoͤpf - fer ein Liedelein.
5 So ſtell du auch dein trauren ein / Mein Hertz und laß dein Zagen ſeyn / Vertraue GOtt / und traue veſt / Daß er die ſeinen nicht verlaͤſt.
X
KEinen hat GOtt verlaſſen / Der ihm vertraut allzeit / Und wo ihn gleich viel haſſen / Geſchicht ihm doch kein Leid / GOTT will die ſeinen ſchuͤtzen / Zuletzt erheben hoch / Und geben was ihnn nuͤtzet / Hie zeitlich und auch dort.
2 Allein ichs Gott heimſtelle / Er machs wies ihm gefellt / Zu Nutz meinr armen Seele / Jn dieſer argen Welt / Jſt doch nur Noht und Leyden: Und muß auch alſo ſeyn / Denn die zeitliche Freude / Bringt uns ewige Pein.
3 Treulich will ich GOtt bitten / Und nehmen zum Beyſtand / Jn allen meinen Noͤhten / Jhm beſſr als mir bekannt. Um Gdult thu ich ſtets bitten / Jn alln Anligen mein: Er wird michwol be - huͤten / Und mein Nohthelffer ſeyn.
4 Alls Gluͤck und Ungeluͤcke / Das kommt alles von GOTT: Jch weiche nicht zuruͤcke / Und ſteh in meiner Noht. Wie kan er mich denn laſſen / Der gtreu Nohthelf - fer mein? Ja wenn mein Noht am groͤſten / Will er gwiß bey mir ſeyn.
5 Reichthum und alle Schaͤtze / Was ſonſt der Welt gefellt / Dahin ich mein Sinn nicht ſetze / Es bleibet in der Welt. Ein Schatz hab ich im Him̃el / Der Jeſus Chriſtus heiſt / Jſt uͤberal - le Schaͤtze / Schenckt mir ſein Heilgen Geiſt.
k iiij6 Jhn150Creutz - und
6 Jhn hab ich eingeſchloſſen / Jn meines Hertzen Schrein: Sein Blut hat er vergoſſen / Fuͤr mich arms Wuͤrmelein / mich darmit zu erloͤſen / Von ewigr Angſt und Pein / Wie koͤnnt auf dieſer Erden / Doch groͤſſer Liebe ſeyn.
7 Nun ſolt ich mich erzeigen / Danckbar fuͤr ſolche Gnad / Jch geb mich GOtt zu eygen / Mit allem was ich hab: Wie ers mit mir will machen / Sey ihm als heimgeſtellt: Jch bfehl ihm all all mein Sachen / Er machs / wies ihm gefellt.
8 Amen / nun will ich ſchlieſſen / Diß ſchlechte Liedelein: Herꝛ durch dein Blutvergieſſen / Laß mich dein Erbe ſeyn: So hab ich alls auf Erden / Was mich erfreuet ſchon / Jm Himmel ſoll mir werden / Die ewig Gnaden Cron / Amen.
XI
MAn ſpricht: wen GOtt erfreut / Hat gmeiniglich groß Leid: Doch wird ſein Leid verkehret / in Freud / Die ewig wehret. GOtt kan dein Leid wol ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
2 Angſt / Noht / Truͤbſal und Pein / Muß ſtets in Vor - trab ſeyn / Darnach ſo thut her reiten / Das Gluͤck auf allen Seiten. GOtt kan dein Ungluͤck ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
3 Richt dich zum Widerſtand / Wenn dir wird ſeyn be - kand / Daß man auf dich will lauren / Und bringen in groß Trauren. GOtt kan dein Trauren ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
4 Trau nicht eins jeden Wort / Denck nicht: Jch habs gehoͤrt. Wem du viel trauſt ohn maſſen / Der thut dich offtmals haſſen. GOtt kan dein Haſſer ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
5 Jn Widerwertigkeit / Ruff Gott / Er iſt nicht weit / So wird er fuͤr dich kaͤmpfen / Und deine Feinde daͤmpffen / GOtt kan dein Feind wohl ſtillen / Und brechen ihren Willen.
6 Nun iſt es einmal wahr / Es faͤllt von dir kein Haar / So kan dir niemand ſchaden / Wenns GOTT nicht will ge - ſtatten. GOtt kan deinn Schaden ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
7 Biſt du in Angſt und Noht / So trau allein auf GOtt / Denn findeſt du zum letzten / Daß es dir greich zum beſten. GOTT kan dein Angſt wohl kehren / Das wird ihm niemand wehren.
8 Jn151Troſt-Lieder.
8 Jn dieſer Welt allein / Auff GOTT den HErren dein / Solt du in Noht vertrauen / Es wird dich nicht gereu - en. GOtt kan die Noht wohl ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
9 Nach jedem Winter kalt / Erfolgt der Sommer bald / Alſo nach jedem Schmertzen / Erfolgt auch Freud im Her - tzen. GOtt kan den Schmertzen wenden / Er hats in ſeinen Haͤnden.
10 Die Bluͤmlein auf dem Feld / Auch alles Wild im Wald / Wenn es der Wintr verheeret / Der Sommer ſie wiedr ernehret. GOtt kan dem Winter wehren / Den Sommer wie - der kehren
11 Es hat wol eh geſchneyt / Vorhin vor dieſer Zeit / Darnach ſo ſchien die Sonne / Bracht uns viel Freud und Wonne. GOtt kan den Schnee wol ſtillen / Und dich mit Wonn erfuͤllen.
12 Mit dem Elende dein / Solt du zu frieden ſeyn / Denn wenn die Noht am groͤſten / Will dich GOTT ſelber troͤ - ſten. Gott kan dein Elend ſtillen / Und dich mit Freud erfuͤllen.
13 Ach GOtt: ich bitt allein / Kans ſeyn der Wille dein / Daß ſich mein Truͤbſal ende / Und ſich mein Ungluͤck wen - de: GOtt kan mein Ungluͤck wenden / Zu einem ſelgen Ende.
14 Nach jederm Hertzeleid / Erfolgt auch wieder Freud / Jch hoff auf GOtt mit Treuen / Es ſoll mich nicht gereuen. GOtt kan mein Hertzleid ſtillen / Nach ſeinen Goͤttlichen Willen.

Mich. Weiß.

XII
FRiſch auf mein Seel in Noht / Vertrau allein auf GOtt / Und laß denſelben walten / Er wird dich wol erhalten / Und dich aus allen Noͤhten / wol wiſſen zu erretten.
2 Steckſt du in Armuth ſehr / Oder in Kranckheit ſchwer / Und muſt auf allen Seiten / groß Noht und Kummer leiden / So thu nur fleiſſig beten / GOtt wird dich wol erretten.
3 Haſt du viel Hertzeleid / Jn dieſer boͤſen Zeit / Und muſt dich laſſen plagen / Solſt du drum nicht verzagen / Wenn du wirſt fleiſſig beten / wird dich GOtt wol erretten.
4 Biſt du der Welt ein Spott / Und ſteckſt in groſſer Noht / Von jederman verlaſſen / Thu ein friſch Hertze faſſen / Wenn du wirſt fleiſſig beten / Wird dich GOtt wol erretten.
5 Drum wer ein Chriſt will ſeyn / Der ſchick ſich nur darein /k vUnd152Creutz - undUnd ſey im Creutz gedultig / Geb ſich vor GOtt nur ſchuldig / Der ihn aus allen Noͤhten / Gar wohl weiß zu erretten.
6 Dean es zu dieſer Friſt / Alſo beſchaffen iſt / Weñ ein Creutz nur aufhoͤret / Ein anders bald einkehret / Drum muſt du fleiſſig beten / Zu GOtt in deinen Noͤhten.
7 Weil auſſerhalb der Noht / Unſer Gebet iſt todt / So muß GOtt Truͤbſal ſenden / Daß wir uns zu ihm wenden / Und allzeit fleiſſig beten / Daß er uns troͤſt in Noͤhten.
8 Ein Chriſt machs / wie er will / So muß er leiden viel / Wird unſchuldig angeben / Man thut ihm widerſtreben / Drum muß er fleiſſig beten / Daß ihn GOtt troͤſt in Noͤhren.
9 Denn wer hie in Gedult / Befihlt Gott ſein Unſchuld / Der ſie an Tag kan bringen / Dem wirds endlich gelingen / Wenn er in ſeinen Noͤhten / Nur ſtets thut fleiſſig beten.
10 Und weil Truͤbſal und Noht / Der Chriſten taͤglich Brod / Hertzleid in allen Staͤnden / Wo man ſich hin thut wenden / So muß man fleiſſig beten / Daß uns GOtt troͤſt in Noͤhten.
11 Darum O frommer Chriſt / Du Gott ergeben biſt / Laß dir fuͤrm Creutz nicht grauen / Thu auf den HErren bauen / Der dich aus allen Noͤhten / Wird wiſſen zu erretten.
12 Wandel auf Gottes Weg / Zum Guten ſey nicht tꝛaͤg / Fahꝛ fort / leit dich gedultig / Ob du biſt gleich unſchuldig / Und bett herzlich in Noͤhten / GOtt wird dich wohl erretten.
13 Und obs hier nicht geſchicht / Solt du verzagen nicht / Es wird nach deim Begehren / Jm Himmel beſſer werden / Da uns GOtt wird erretten / aus allen unſern Noͤhten.
14 Da denn all unſer Leyd / Sich kehren ſoll in Freud / Und wir werden zuſammen / Preiſen deß HErren Namen / Befreyt von allen Noͤhten / Fuͤr GOttes Antlitz treten.

D. Joſ. Stegmann.

XIII
ACh GOtt / erhoͤr mein Seufftzen und Wehklagen / Laß mich in meiner Noht nicht gar verzagen! Du weiſt mein Schmertz / Erkennſt mein Hertz / Haſt du mirs aufgelegt / So hilff mirs tragen.
2 Ohn deinen Willen kan mir nichts begegnen / Du kanſt ver - fluchen und auch wieder ſegnen / Bin ich dein Kind / Und habs verdient / Gib wieder Sonnenſchein nach truͤben Regen.
3 Pflantz mir Gedult / durch deinn Geiſt in mein Hertze / Und hilff / Daß ich acht es fuͤr keinen Schertze / Zu deiner Zeit /Wend153Troſt-Lieder. Wend ab mein Leid / Durch Marck und Bein / Dringt mir der groſſe Schmertze.
4 Jch weiß / du haſt meiner noch nicht vergeſſen / Daß ich fuͤr Leid mir ſollt das Hertz abfreſſen / Mitten in Noht / Denck ich an GOTT / Ob er mich ſchon mit Creutz und Angſt thut preſſen.
5 Es hat kein Ungluͤck nie ſo lang gewaͤhret / Es hat doch letz - lich wiedeꝛ aufgehoͤꝛet / Beut miꝛ dein Haͤnd / Und machs ein End / Auf dieſer Erd / mein Hertz nichts mehr begehret.
6 Soll ich noch mehr um deinet willen leyden / So ſteh mir HErꝛ mit deiner Huͤlff zur Seiten / Fein ritterlich / beſtaͤndiglich hilff mir mein Widerſacher all beſtreiten.
7 Daß ich durch deinen Geiſt moͤg uͤberwinden / Und mich in deinem Hauß allzeit laß finden / Zum Preiß und Danck / Mit Lobgeſang / Mit dir thu ich aus Liebe mich verbinden.
8 Daß wir in Ewigkeit bleiben beyſammen / Und ich allzeit deinn auserwehlten Namen / Preiß hertziglich / Das bitt ich dich / Durch Jeſum Chriſtum unſern HErren Amen.
XIIII
SChwing dich auf zu deinem GOtt / Du betruͤbte Seele! Warum ligſt du / GOtt zum Spott / Jn der Schwer - muts-Hoͤle? Merckſt du nicht deß Satans Liſt? Er will / durch ſein Kaͤmpfen Deinen Troſt / den Jeſus Chriſt / Dir er - worben / daͤmpfen.
2 Schuͤttle deinen Kopff / und ſprich: Fleuch / du alte Schlan - ge! Was erneurſt du deinen Stich / Machſt mir angſt und ban - ge? Jſt dir doch der Kopff zerknickt / Und ich bin / durchs Leiden meines Heylands / dir entzuͤckt / Jn den Saal der Freuden.
3 Wirfſt du mir mein ſuͤndgen fuͤr! Wo hat Gott befohlen Daß mein Urtheil uͤber mir Jch bey dir ſol holen? Wer hat dir die Macht geſchenckt Andre zu verdammen? Der du ſelbſt doch ligſt verſenckt Jn der Hoͤllen Flammen.
4 Hab ich / was nit recht / gethan; Jſt mirs leid von Hertzen: Dahingegen nehm ich an Chriſti Blut und Schmertzen: Denn das iſt die Ranzion Meiner Miſſethaten: Bring ich dis / fuͤr Gottes Thron / Jſt mir wol gerahten.
5 Chriſti Unſchuld iſt mein Ruhm / Sein Recht meine Kro - ne; Sein Verdienſt mein Eigenthum / Da ich frey in wohne / Als in einem feſten Schloß / Das kein Feind kan faͤllen / Braͤcht er gleich davor Geſchoß Und Gewalt der Hoͤllen.
6 Stuͤr -154Creutz - und
6 Stuͤrme / Teufel / und du Tod! Was koͤnnt ihr mir ſcha - den? Deckt mich doch in meiner Noht GOtt / mit ſeiner Gna - den / Der GOtt der mir ſeinen Sohn / Selbſt verehrt / aus Liebe / Daß der ewge Spott und Hohn / Mich nicht dort betruͤbe.
7 Schreye / tolle Welt / es ſey Mir Gott nicht gewogen! Es iſt lauter Teuſcherey / Und im Grund erlogen. Waͤre mir Gott gram und Feind; Wuͤrd er ſeine Gaben / Die mein eigen wor - den ſeynd / Wol behalten haben.
8 Denn was iſt im Himmels-Zelt / Was im tieffen Meere / Was iſt gutes in der Welt / Das nicht mir gut waͤre? Weme brennt das Sternen-Licht? Woꝛzu iſt gegeben Lufft und Waſſer? Dient es nicht Mir und meinem Leben?
9 Weme wird das Erdreich naß Von dem Thau und Regen? Weme gruͤnet Laub und Graß? Weme fuͤllt der Seegen Berg und Thale / Feld und Wald Warlich / mir zur Freude / Daß ich meinen Auffenthalt Hab / und Leibes Weyde.
10 Meine Seele lebt in mir / Durch die ſuͤſſen Lehren / So die Chriſten mit Begier Alle Tage hoͤren! GOtt eroͤfnet fruͤh und ſpat Meinen Geiſt und Sinnen Daß ſie ſeines Geiſtes Gnad Jn ſich ziehen koͤnnen.
11 Was ſind der Propheten Wort / Und Apoſtel Schreiben Als ein Licht am dunckeln Ort? Fackeln / die vertreiben Meines Hertzens Finſterniß; Und in Glaubens-ſachen Das Gewiſſen fein gewiß Und recht Grund-feſt machen.
12 Nun auf dieſen heilgen Grund Bau ich mein Gemuͤhte: Sehe / wie der Hoͤllen-Hund Zwar darwider wuͤte / Gleichwol muß er laſſen ſtehn Was Gott aufgerichtet Aber ſchaͤndlich muß vergehn Was er ſelber dichtet
13 Jch bin Gottes / GOtt iſt mein: Wer iſt / der uns ſcheide? Dringt das liebe Creutz herein / Mit dem bittern Leide? Laß es dringen: Kommt es Doch von geliebten Haͤnden / Bricht und kriegt geſchwind ein Loch / Wann es GOtt will wenden.
14 Kinder / die der Vatter ſoll Ziehn zu allen Guten / Die ge - deyen ſelten wol Ohne Zucht und Ruhten: Bin ich dann nun Gottes Kind; Warum will ich fliehen / Wann er mich von mei - ner Suͤnd / Auf was guts will ziehen?
15 Es iſt herzlich gut gemeint / Mit der Chriſten Plagen: Wer hier zeitlich wol geweint / Darff nicht ewig klagen; Sondern hat vollkommne Luſt / Dort in Chriſti Garten / Dem Er einig recht bewuſt / Endlich zu gewarten.
16 Got -155Troſt-Lieder.
16 Gottes Kinder ſaͤen zwar Traurig / und mit Threnen: Aber endlich bringt das Jahr / Wornach ſie ſich ſehnen: Dann es kommt die Ernden-Zeit / Da ſie Garben machen Da wird all ihr Gram und Leid / Lauter Freud und Lachen.
11 Ey! ſo faß O Chriſten-Hertz! Alle deine Schmertzen / Wirff ſie froͤlich hinterwerts / Laß deß Troſtes Kertzen / dich ent - zuͤnden mehr und mehr / Gib dem groſſen Namen / Deines Got - tes Preiß und Ehr: Er wird helffen Amen!

Paul. Gerhard.

XV
FRiſch auf mein Seel / verzage nit / GOtt will ſich dein erbarmen /: Raht / Huͤlff wird er dir theilen mit / Er iſt ein Schutz der Armen. Obs offt geht hart / Jm Roſen Gart / Kan man nit allzeit ſitzen / Wer GOtt vertraut / Hat wol gebaut / Den will er ewig ſchuͤtzen.
2 Diß hat Joſeph der fromme Mann / Sehr offt und viel er - fahren: Von David / Job man leſen kan / Wie ſie in Unfall wa - ren / Noch hat ſie GOtt / in ihrer Noht Genaͤdiglich behuͤtet / Denn wer GOtt traut / / hat wol gebaut / Wenn noch der Feind ſo wuͤtet.
3 Trotz ſey dem Teufel und der Welt / Von GOtt mich ab - zufuͤhren: Auf ihn mein Hoffnung iſt geſtellt / Sein Gutthat thu ich ſpuͤren. Denn er mir hat / Gnad / Huͤlff und Raht / Jn ſeinem Sohn verheiſſen. Wer ihm vertraut / hat wol gebaut / Wer will mich anders weiſen.
4 Wenn boͤſe Leut ſchon ſpotten mein / Mich gantz und gar verachten: Als ſollt GOtt nicht mein Helffer ſeyn / Dennoch will ichs nicht achten. Der Schutz-Herꝛ mein / Jſt GOtt al - lein / Dem hab ich mich ergeben / Dem ich vertrau / veſt auf ihn bau / Der kan mich noch erheben.
5 Ob ſichs bißweilen ſchon anließ / Als wollt mich Gott nicht ſchuͤtzen: Und haͤtt die Welt mein uͤberdruͤß / wolt mich auch dar - zu trotzen. So weiß ich doch / er wird mich noch / Zu ſeiner Zeit nicht laſſen / Wer GOtt vertraut / hat wol gebaut / Wie koͤnnt er mich denn haſſen?
6 Darum freu dich mein liebe Seel / Es ſoll kein Noht nicht haben: Welt / Suͤnd / Tod / Teuffel und die Hoͤll / Soll dir ewig nicht ſchaden. Denn Gottes Sohn / der Gnaden-Thron / Hatſie156Creutz - undſie all uͤberwunden / Auf GOtt vertrau / veſt auf ihn bau / Der hilfft zu allen Stunden.
7 Dern keinen er verlaſſen hat / Die nach ſeinm Willen leben / Um Gnad / Huͤlff ſuchen fruͤh und ſpat / Sich ihm gaͤntzlich erge - ben. Glaub / Lieb / Gedult / bringt Gottes Huld / Darzu ein gut Gewiſſen / Wer Gott vertraut / veſt auf ihn baut / Der ſolls ewig genieſſen.
8 Wer aber Huͤlff bey Menſchen ſucht / Und nicht bey GOtt dem HErren: Derſelb iſt Gottloß und verflucht / kommt nim - mermehr zu Ehren. Denn GOtt allein will Helffer ſeyn / Jn Jeſu Chriſti Namen / Wer ſolches glaubt / und GOtt vertraut / Soll ſelig werden / Amen.

M. Ludw. Helmbold.

XVI
WJes GOtt gefaͤllt / ſo gfaͤllt mirs auch / Und laß mich ja nichts irren: /: Ob mich zu Zeiten beiſt der Rauch / Und wann ſich ſchon verwirren / All Sachen gar / ich weiß fuͤr - war / GOtt wirds zuletzt wohl richten / Wie ers will han / So muß ergahn / ſolls ſeyn / So ſeys ohn dichten.
2 Wies GOtt gefaͤllt / zu Fried ich bin / Das uͤbrig laß ich fah - ren: /: Was nicht ſoll ſeyn / Stell ich GOtt heim / Der will mich recht erfahren. Ob ich auch will / ihm halten ſtill / Wird doch GOtt Gnad beſcheren / Jch zweiffel nicht / ſolls ſeyn / man ſpricht / So ſeys / wer kans GOtt wehren.
3 Wies GOtt gefaͤllt / ſo gfaͤllt mirs wohl / Jn allen meinen Sachen: Was GOtt verſehen hat einmal / wer kan es anderſt machen? Drum iſts umſonſt / Welt / Witz und Kunſt / Es hilfft nicht Haar ausrauffen / Man murr oder beiß / ſolls ſeyn / ſo ſeys / Wird doch ſein Weg naus lauffen.
4 Wies GOtt gefaͤllt / laß ichs ergehn / Will mich darein er - geben: Wollt ich ſeinm Willen widerſtehn / So muͤſt ich bleiben kleben. Denn gwiß fuͤrwar / all Tag und Jahr / Bey GOtt ſind ausgezehlet / Jch ſchick mich drein / es gſcheh ſolls ſeyn / So ſeys bey mir erwehlet.
5 Wies GOtt gefaͤllt / ſo ſolls ergahn / Jn Lieb und auch im Leide: Dahin ich mein Sach geſtellt han / Daß ſie mir ſollen beyde / Gefallen wohl: drum mich auch ſoll / Ja oder Nein nicht ſchrecken / Schwartz oder weiß / ſolls ſeyn ſo ſeys / GOtt / wird wol Gnad erwecken.
6 Wies157Troſt-Lieder.
6 Wies Gott gefaͤllt / ſo lauffs hinaus / Jch laß die Voͤgelein ſorgen: Kommt mir das Gluͤck heut nicht zu Haus / So wird es doch ſeyn morgen. Was mir iſt bſchert / bleibt unverſehrt / Ob fichs ſchon thut verziehen / Danck GOtt mit Fleiß / ſolls ſeyn ſo ſeys / Er wird mein Gluͤck wohl fuͤgen.
7 Wies GOtt gefaͤllt / daſſelb ich will / Und weiters nichts be - gehren: Meinr Sach hat GOtt geſteckt ein Ziel / Darbey wirds bleiben werden. Das Leben mein ſetz ich auch drein / Auf guten Grund zu bauen / und nicht aufs Eyß / Solls ſeyn ſo ſeys / Will GOtt allein vertrauen.
8 Wies GOtt gefaͤllt / ſonehm ichs an / Um Gdult will ich ihn bitten: Er iſts allein / der helffen kan / Und wenn ich ſchon wer mitten Jn Angſt und Noht / leg gar im Tod / Kan er mich wohl erretten / gwaltiger weiß / ſolls ſeyn ſo ſeys / Jch gwinns / wer nur will wetten.

Joh. Friderich. Herz. zu Sachſen.

XVII
MAg ich Ungluͤck nicht widerſtahn / Muß Ungnad han / Der Welt / fuͤr mein recht glauben: /: So weiß ich doch / es iſt mein Kunſt / Gotts Huld und Gunſt / Die muß man mir erlauben. GOtt iſt nicht weit: Ein kleine Zeit / Er ſich verbirgt / Biß er erwuͤrgt / Die mich ſeins Wort berauben.
2 Richt / wie ich wil / itzund mein Sach: Weil ich bin ſchwach / Und Gott mich Furcht laͤſt finden: /: So weiß ich / daß kein Gwalt bleibt veſt / Jſts allerbeſt / Das Zeitlich muß verſchwinden. Das ewig Gut / Macht rechten Muht: Dabei ich bleib / wag Gut und Leib. Gott helff mirs uͤberwinden.
3 All Ding einweil ein Sprichwort iſt. HErꝛ Jeſu Chriſt: Du wirſt mir ſtehn zur Seiten: /: Und ſehen auf das Ungluͤck mein / Als waͤr es dein / wenns wider mich wird ſtreiten. Muß ich dann drau / Auf dieſer Bahn: Welt wie du wilt / GOtt iſt mein Schild / Der wird mich wol beleiten.

Mariaͤ / Koͤn. in Ungarn.

XVIII
VOn GOtt will ich nicht laſſen / Denn er laͤſt nicht von mir: /: Fuͤhrt mich auf rechter Straſſen / Da ich ſonſt irret ſehr: Reichet mir ſeine Hand: Den Abend als den Morgen / Thut Er mich wol verſorgen / Sey wo ich wol im Land.
2 Wann158Creutz - und
2 Wann ſich der Menſchen Hulde / Und Wolthat all ver - kehrt: /: So find ſich GOtt gar balde / Sein Macht und Gnad bewaͤhrt / Er hilfft aus aller Noht / Errett von Suͤnd und Schan - den / Von Ketten und von Banden / Und wenns auch waͤr der Tod.
3 Auf ihn will ich vertrauen / Jn meiner ſchweren Zeit: /: Es kan mir nicht gereuen / Er wendet alles Leid. Jhm ſey es heimgeſtellt / Mein Leib / mein Seel / mein Leben / Sey GOtt dem HErꝛn ergeben / Er ſchaffs / wies ihm gefaͤllt.
4 Es thut ihm nichts gefallen / Denn was mir nuͤtzlich iſt: /: Er meints gut mit uns allen / Schenkt uns den HErren Chriſt / Ja ſeinen lieben Sohn. Durch ihn er uns beſcheret / Was Leib und Seel ernehret. Lobt ihn ins Himmels-Thron.
5 Lobt ihn mit Hertz und Munde / Welchs er uns beides ſchenkt: /: Das iſt ein ſeelige Stunde / Darinn man ſein ge - denkt: Sonſt verdirbt alle Zeit / Die wir zu bringn auf Erden / Wir ſollen ſeelig werden / Und bleibn in Ewigkeit.
6 Auch wenn die Welt vergehet / Mit ihrem Stoltz und Pracht: /: Weder Ehr noch Gut beſtehet / Das vor war groß geacht. Wir werden nach dem Tod / Tieff in die Erd begraben / Wenn wir geſchlaffen haben / Will uns erwecken GOTT.
7 Die Seel bleibt unverlohren / Gefuͤhrt in Abrahams Schos: /: Der Leib wird neu geboren / Von allen Suͤnden loß / Ganz heilig / rein und zart / Ein Kind und Erb deß HErren / Da - ran muß uns nicht irren / Deß Teuffels liſtig Art.
8 Darum ob ich ſchon dulte / Hier Widerwertigkeit: /: Wie ich auch wol verſchulde; Komt doch die Ewigkeit: Jſt aller Frenden voll. Dieſelb ohn einigs Ende / Dieweil ich Chriſtum kenne / Mir widerfahren ſoll.
9 Das iſt des Vatters Wille / Der uns geſchaffen hat: /: Sein Sohn hat guts die Fuͤlle / erworben und Genad: Auch Gott der heilig Geiſt / Jm Glauben uns regieret / Zum Reich der Him̃el fuͤhret / Jhm ſey Lob / Ehr und Preiß.

Nie. Heerm.

XVIIII
WArum betruͤbſt du dich mein Hertz / Bekuͤmmerſt dich / und traͤgeſt Schmertz / Nur um das zeitlich Gut? Ver - trau du deinem Herren GOTT / Der alle Ding er - ſchaffen hat.
2 Er159Troſt-Lieder.
2 Er kan und wil dich laſſen nicht: Er weiß auch wol was dir gebricht / Himmel und Erd iſt ſein / Mein Vatter und mein Herre GOtt / Der mir beiſteht in aller Noht.
3 Weil du mein GOtt und Vatter biſt / Dein Kind wirſt du verlaſſen nicht / Du vaͤtterliches Hertz! Jch bin ein armer Er - denkloß / Auf Erden weiß ich keinen Troſt.
4 Der Reich verlaͤſt ſich auf ſein zeitlich Gut: Jch aber wil vertrauen meinem GOtt / Ob ich gleich werd veracht: So weiß ich und glaub veſtiglich / Wer GOtt vertraut / dem man - gelts nicht.
5 Elia! wer ernehret dich / Da es ſo lange regnet nicht / Jn ſo ſchwer theurer Zeit / Ein Witwe aus Sidonier Land / Zu wel - cher du von GOtt warſt gſand.
6 Da er lag unter dem Walcholderbaum / der Engel Gottes vom Himmel kam / Und bracht ihm Speiß und Trank / Er gieng gar einen weiten Gang / Biß zu dem Berg Horeb genant.
7 Des Daniels GOtt nicht vergaß / da er unter den Loͤwen ſaß. Seinn Engel ſand er ihn / Und ließ ihm Speiſe bringen gut / durch ſeinen Diener Habacuc.
8 Joſeph in Egypten verkauffet ward / Vom Koͤnig Pharao gefangen hart / Um ſein Gottsfuͤrchtigkeit: GOtt macht ihn zu eim großen Herrn / daß er kunt Vattr und Bruͤdr ernehrn.
9 Es verließ auch nicht der fromme GOtt / die drey Maͤnnr im Feurofen rot / Seinn Engel ſand er hin / Bewahrt ſie fuͤr des Feuers Glut / Und half ihnen aus aller Noht.
10 Ach GOtt du biſt noch heut ſo reich! Als du biſt gewe - ſen ewiglich; Mein Vertrauen ſteht zu dir / Mach mich an meiner Seelen reich / So hab ich gnug hie und ewiglich.
11 Der zeitlichn Ehr will ich gern entbern / Du woͤllſt mir nur des ewign gewaͤrn / Das du erworben haſt / Durch deinen herben bittern Tod: das bitt ich dich mein HErꝛ und GOtt.
12 Alles was iſt auf dieſer Welt / Es ſey Silber / Gold oder Geld / Reichtum und zeitlich Gut / das waͤhret nur ein kleine Zeit / Und hilft doch nicht zur Seeligkeit.
13 Jch dank dir Chriſt / O Gottes Sohn / Daß du mich ſolchs haſterkeñen lan / Durch dein Goͤttliches Wort. Verleih mir auch Beſtaͤndigkeit / Zu meiner Seelen Seeligkeit.
14 Lob / Ehr und Preiß ſey dir geſagt / Fuͤr alle dein erzeigte Wolthat: Und bitt demuͤtiglich / Laß mich nicht von deim An - geſicht / Verſtoſſen werden ewiglich.

Joh. Sachs.

lXX160Creutz - und
XX
WEg / mein Hertz / mit den Gedanken / Als ob du verſtoſ - ſen waͤrſt / Bleib in Gottes Wort und Schranken / Da du anders reden hoͤrſt / Biſt du boͤß und ungerecht / Ey ſo iſt GOtt fromm und ſchlecht; Haſt du Zorn und Tod ver - dienet / Sinke nicht / GOtt iſt verſuͤhnet.
2 Du biſt wie die andern alle / Angeſteckt mit Suͤndengifft / Welches Adam mit dem Falle / Samt der Schlangen hat ge - ſtifft: Aber ſo du kehrſt zu GOtt / und dich beſſerſt hats nicht noth: Sey getroſt / GOtt wird dein Flehen / Und Abbitten nicht verſchmaͤhen.
3 Er iſt ja kein Beer noch Leue Der ſich nur nach Blute ſehnt / Sein Hertz iſt zu lauter Treue / Und zur Sanftmuth angewoͤhnt. GOtt hat einen Vatterſinn / Unſer Jammer jammert ihn / Un - ſer Ungluͤck iſt ſein Schmertze / Unſer Sterben kraͤnkt ſein Hertze.
4 So warhafftig / als ich lebe / Wil ich keines Menſchen Tod / Sondern daß er ſich ergebe / An mich / aus dem Suͤndenkoth. Gottes Freud iſt / wann auf Erd / Ein verirꝛter widerkehrt / Wil nicht / daß aus ſeiner Heerde / Das geringſt entzogen werde.
5 Kein Hirt kan ſo fleiſſig gehen / Nach dem Schaff / daß ſich verlaͤuft. Solſt du Gottes Hertze ſehen / Wie ſich da der Kummer haͤuft / Wie es duͤrſtet / aͤchzt und breñt / Nach dem / der ſich abgetrennt / Von ihm und auch von den Seinen / Wuͤrdeſtu fuͤr Liebe weinen.
6 GOtt der liebt nicht nur die Frommen / Die in ſeinem Hau - ſe ſeynd / Sondern auch / die ihm genommen / Durch den grim - men Seelenfeind / Der dort in der Hoͤllen ſitzt / Und der Men - ſchen Hertz erhitzt / Wider den / der / wann ſich reget Sein Fuß / alle Welt beweget.
7 Dennoch bleibt in Liebesflammen / Sein Verlangen allzeit groß / Rufft und locket uns zuſammen / Jn den weiten Himmel - Schooß: Wer ſich nun da ſtellet ein / Suchet frey und loß zu ſeyn Aus des Satans Reich und Rachen / Der macht GOtt und Engel lachen.
8 GOtt und alles Heer hoch droben / Dem der Himmel ſchweigen muß / Wann ſie ihren Schoͤpfer loben / Jauchzen uͤber unſrer Buß: Aber was geſuͤndigt iſt / Das verdeckt er / und ver - giſſt / Wie wir ihn beleidigt haben / Alles / alles iſt vergraben.
9 Kein161Troſt-Lieder.
9 Kein See kan ſich ſo ergieſſen / Kein Grund mag ſo grund - los ſeyn / Kein Strom ſo gewaltig flieſſen / Gegen GOtt iſt al - les klein / Gegen GOtt und ſeiner Huld / Die er uͤber unſre Schuld / Alle Tage laͤſſet ſchweben / Durch das ganze Suͤn - denleben.
10 Nun ſo ruh und ſey zu frieden / Seele / die du traurig biſt! Was wilt du dich viel ermuͤden / Da es nicht vonnoͤten iſt? Dei - ner Suͤnden großes Heer / Wie dirs ſcheinet / iſt nicht mehr / (Gegen GOttes Hertz zu ſagen) Als was wir mit Fingern tragen.
11 Waͤren tauſend Welt zu finden / Von dem Hoͤchſten zu - gericht / Und du haͤtteſt alle Suͤnden / Die darinnen ſind verricht: Waͤr es viel / doch lange nicht / So viel / daß das volle Liecht / Seiner Gnade hier auf Erden / Dadurch koͤnt erloͤſchet werden.
12 Mein GOtt oͤffne mir die Pforten / Solcher Wolgewo - genheit / Laß mich allzeit aller Orten / Schmecken deine Suͤſſig - keit: Liebe mich und treib mich an / Daß ich dich / ſo gut ich kan / Widerum umfang und liebe / Und ja nun nicht mehr betruͤbe.

Paul Gerh.

XXI
SElig / ja ſelig / wer willig ertraͤget / Dieſer Zeit Leyden / Verachtung und Streit / Welches nach dieſer Vergaͤng - ligkeit pfleget / Mit ſich zu bringen die ewige Freud. Se - lig / wer hier was um Jeſum erdultet / Droben im Him̃el wirds doppelt verſchuldet.
2 Dieſer Zeit Leyden und Streiten zu meiden / Scheinet uns Chriſten unmuͤglich zu ſeyn: Dieſer Zeit Leyden bringt ewige Freuden; Dieſer Zeit Freuden bringt ewige Pein. Dieſer Zeit leiden nimmt Ende behende; Himmliſche Freude beharret ohn Ende.
3 Dieſer Zeit Leyden das quaͤlet gelinde / Dieſer Zeit Leyden vergehet wie Schnee / Schwindet geſchwinde wie ſchwindende Winde; Quaͤlen der Seelen bringt ewiges Weh. Dieſer Zeit leiden nimmt Ende behende; Quaͤlen der Seelen beharret ohn Ende.
4 Zeitliche Plagen ſind leichtlich zerſchlagen / Gegen der ewi - gen hoͤlliſchen Quaal: Dieſer Zeit Plagen uns nagen und ja - gen / Hin / zu den Freuden in himmliſchen Saal. Dieſer Zeit Plage nimmt Ende behende / Himmliſche Freude beharret ohn Ende.
l ij5 Die -162Mahlzeit -
5 Dieſer Zeit Schmertzen im Hertzen verſchmertzen / Ste - het geruͤſteten Chriſten wohl an / Welche im Hertzen ſind bren - nende Kertzen / Die uns erleuchten die himmliſche Bahn. Se - lig / wer alles um JESUM erdultet / Droben im Himmel wirds doppelt verſchuldet
6 Endlich / durch dieſer Zeit Schmertzen und Leyden / Wer - den wir / welches gewiß wird geſchehn / Scheidẽ aus Streiten und Leyden zu Freuden / Welche kein ſterbliches Auge geſehn. Die uns dort allen aus Gnaden wird geben / Jeſus / die Warhrit / der Weg und das Leben
7 Selig / druͤm ſelig / wer willig eꝛtraͤget / Dieſeꝛ Zeit Leyden / Verachtung und Streit / Welches nach dieſer Vergaͤnglichkeit pfleget / Mit ſich zu bringen die ewige Freud. Selig / wer alles um Jeſum erdultet / Droben im Himmel wirds doppelt ver - ſchuldet.

Joh. Flitner.

* 19 * Mahlzeit-Lieder.

I
HErꝛ Gott nun ſey gepreiſet / Wir ſagn diꝛ Lob und Dank: /: Du haſt uns wol geſpeiſet / Und geben gut Getranck / Dein Mildigkeit zu mercken / Und unſern Glaubn zu ſtaͤrcken / Daß du ſeyſt unſer GOtt.
2 Ob wir ſolchs habn genommen / Mit Luſt und Ubermas: /: Dadurch wir moͤchten kommen / Vielleicht in deinen Haß: So woͤllſt dus uns aus Gnaden / O Herꝛ! nicht laſſen ſchaden; Durch Chriſtum deinen Sohn.
3 Alſo wollſt allzeit nehren / HErꝛ unſer Seel und Geiſt: /: Jn Chriſto gantz bekehren / Und in dir machen feiſt: Daß wir den Hunger meiden / Starck ſeyn in allem Leiden / Und leben ewiglich.
II
LObet den Herren! Lobet den Herren! Denn er iſt ſehr freundlich. Es iſt ſehr koͤſtlich unſern GOtt zu loben / Un - ſern GOtt zu loben / Sein Lob iſt ſchoͤn und lieblich an - zuhoͤren. Lobet den Herren! Lobet den Herren!
2 Singt163Lieder.
2 Singt gegn einander / ſingt gegn einander / Dem Herren mit Dancken Lobt ihn mit Harpffen / Unſern Gott den werthen / Unſern Gott den werthen / Denn er iſt maͤchtig und von groſſen Kraͤfften / Lobet den Herren / Lobet den Herren!
3 Er kan den Himmel / er kan den Himmel / Mit Wolcken be - decken / Und gibt den Regen / wenn er will auf Erden / Wenn er wil auf Erden. Laͤſſet Gras wachſen hoch auf duͤrren Bergen / Lobet den Herren / Lobet den Herren!
4 Der allem Fleiſche / der allem Fleiſche / Giebet ſeine Spei - ſe / Dem Vieh ſein Futter vaͤtterlicher Weiſe / Vaͤtterlicher Weiſe / Den jungen Raben / wenn ſie ihn anruffen / Lobet den Herren / Lobet den Herren!
5 Er hat kein Luſte / er hat kein Luſte / An der Staͤrck deß Roſ - ſes / Noch wolgefallen an jemandes Beinen / An jemandes Bei - nen / Er hat Gefalln an denn / die auf ihn trauen / Lobet den Her - ren / Lobet den Herren.
6 Dancket dem Herren / dancket dem Herren / Schoͤpffer al - ler Dinge / Der Brunn deß Lebens thut aus ihm entſpringen / Thut aus ihm entſpringen / Gar hoch vom Himmel her aus ſei - nem Hertzen. Lobet den Herren / Lobet den Herren.
7 O Jeſu Chriſte! O Jeſu Chriſte! Sohn deß allerhoͤch - ſten! Gib du die Gnade allen frommen Chriſten / Allen from - men Chriſten: Daß ſie deinn Namen ewig preiſen Amen / Lo - bet den Herren / Lobet den Herren!

D. Nic. Seln.

III
SJngen wir aus Hertzengrund / Loben Gott mit unſerm Mund. Wie er ſein Guͤt an uns beweiſt: So hat er uns auch geſpeiſt. Wie er Thier und Voͤgel ernehrt: So hat er uns auch beſchert / Welchs wir itzund habn verzehrt.
2 Lobn wir ihn als ſeine Knecht: Das ſind wir ihm ſchuldig von recht: Erkennen wie er uns hat geliebt / Dem Menſchen aus Genaden gibt / Daß er von Bein / Fleiſch und von Haut / Artlich iſt zuſammen gebaut / Daß er deß Tages Liecht anſchaut.
3 Alsbald der Menſch ſein Leben hat / Seine Kuͤche vor ihm ſtaht. Jn dem Leib der Mutter ſein / Jſt er zugerichtet fein. Ob er iſt ein kleines Kind / Mangel doch an nirgends find / Biß es an die Welte kommt.
4 GOtt hat die Erden zugericht / Laͤſts an Nahrung man - geln nicht: Berg und Thal die macht er nas / Das den Vieh auchl iijwaͤchſt164Mahlzeit -waͤchſt ſein Gras. Aus der Erden Wein und Brod / Schaffet Gott und gibts uns ſatt / Daß der Menſch ſein Leben hat.
5 Das Waſſer das muß geben Fiſch / Die laͤſt Gott tragen zu Tiſch. Eyr von Voͤgeln eingelegt / Werden Junge draus ge - heckt / Muͤſſn der Menſchen Speiſe ſeyn: Hirſche / Baͤrn / Schaff Rindr und Schwein / Schaffet Gott und gibts allein.
6 Wir dancken ſehr und bitten ihn / Daß er uns geb deß Gei - ſtes Sinn / Daß wir ſolches recht verſtehn / Stets nach ſeinn Ge - boten gehn / Seinen Namen machen groß / Jn Chriſto ohn Un - terlaß. So ſingn wir recht das Gratias.
IIII
NUn laſt uns Gott dem Herren / Danckſagen und ihn eh - ren / Von wegen ſeiner Gaben / Die wir empfangen haben.
2 Den Leib / die Seel / das Leben / Hat er allein uns geben / Dieſelben zu bewahren / Thut er gar nichtes ſparen.
3 Nahrung gibt er dem Leibe / Die Seele muß auch bleiben / Wiewol toͤdliche Wunden / Sind kommen von der Suͤnden.
4 Ein Artzt iſt uns gegeben / Der ſelber iſt das Leben / Chri - ſtus fuͤr uns geſtorben / Der hat das Heil erworben.
5 Sein Wort / ſein Tauff / ſein Nachtmal / Dient wieder al - len Unfall / Der Heilig Geiſt im Glauben / Lehrt uns darauf vertrauen.
6 Durch ihn iſt uns vergeben / Die Suͤnd / geſchenckt das Leben / Jm Himmel ſolln wir haben / O GOTT wie groſſe Gaben!
7 Wir bitten deine Guͤte / Wollſt uns hinfort behuͤten / Uns Groſſe mit den Kleinen / Du kanſts nicht boͤſe meinen.
8 Erhalt uns in der Warheit / Gib ewigliche Fꝛeyheit / Zu pꝛei - ſen deinen Namen / Durch Jeſum Chriſtum / Amen!
V
DJch bittn wir deine Kinder / O Vatter HErre GOtt: Mach unſer Sorgen minter / Gib uns das taͤglich Brod. Erhalt uns unſer Leben / Das du uns haſt gegeben / Biß wir jens erben dort.
2 Geſegne mit dem Munde / Was du uns haſt beſchert: Daß es uns ſey geſunde / Die Krafft uns werd gemehrt / Jn dei - nem Dienſt zu bleiben / Die Werck der Lieb zu treiben / Stets gegen jederman.
3 Wollſt deine Lieb beweiſen / Und allen ſchaffen Rath: AllHun -165Lieder. Hungerige ſpeiſen / Mit Guͤlern machen ſatt. Daß wir dich alle loben / Dein Guͤt herab von oben / Erkennen ſtets mit Danck.
VI
ZWey Ding / O HErꝛ bitt ich von dir / Die wolleſt du nicht waͤgern mir / Weil ich in dieſem Elend bin / Eh mich mein Stuͤndlein nimt dahin.
2 Verfaͤlſchte Lehr / Abgoͤtterey / Auch Luͤgen ferne von mir ſey / Armuth und Reichthum gib mir nicht / Doch ſolches ich noch ferner bitt:
3 Ein ziemlich Nohtdurfft ſchaff dem Leib / Daß ich kan neh - ren Kind und Weib / Auf daß kein Noht und Mangel ſey / Und auch kein Uberfluß dabey.
4 Sonſt wenn ich wuͤrd zu ſatte ſeyn / Veꝛleugnet ich den Her - ren mein / und ſagte: Was frag ich nach Gott? Jch bin veꝛſorgt in aller Noht.
5 Oder wenn Armut druͤcket mich / Zum Stehlen moͤcht ge - rahten ich / Oder mit Suͤnd trachten nach Gut / Ohn Gottes Scheu / wie mancher thut.
6 Deß Herren Segen machet reich / Ohn alle Sorg / Wenn du zugleich / Jn deim Stand treu und fleißig biſt / Und thuſt was dir befohlen iſt.
7 Und wenn vorhanden iſt mein End / nim meine Seel in dei - ne Haͤnd / Gib mir und alln Chriſten zugleich / Das ewig Leben in deim Reich.
VII
VEſcher uns / HErꝛ! das taͤglich Brod / Fuͤr Theurung und fuͤr Hungersnoht / Behuͤt uns durch dein lieben Sohn / Gott Vatter in dem hoͤchſten Thron.
2 O Herꝛ thu auf dein milde Hand / Mach uns dein Gnad und Guͤt bekant / Ernehr uns deine Kinderlein / Der du ſpeiſt alle Voͤgelein.
3 Erhoͤrſt du doch der Raben Stim̃ / Drum unſer Bitt / Herꝛ! auch vernim: Denn aller Ding du Schoͤpffer biſt / Und allem Vieh ſein Futter gibſt.
4 Gedenck nicht unſer Miſſethat und Suͤnd / die dich erzuͤr - net hat / Laß ſcheinen dein Barmhertzigkeit / Daß wir dich lobn in Ewigkeit.
5 O Herꝛ gib uns ein fruchtbars Jahr / Den lieben Kornbau uns bewahr / Fuͤr Theurung / Hunger / Seuch und Streit / Be - huͤt uns HErꝛ zu dieſer Zeit.
l iiij6 Unſer166Kranken und
6 Unſer lieber Vatter du biſt / Weil Chriſtus unſer Bruder iſt: Drum trauen wir allein auf dich / Und wolln dich preiſen ewiglich.

Nicol. Herman.

* 20 * Kranken - und Sterb - Lieder.

I
WAs mein GOtt wil / das gſcheh allzeit / Sein Will der iſt der beſte: /: Zu helffen den’n er iſt bereit / Die an ihn glau - ben veſte. Er hilfft aus Noht der fromme GOtt / Und zuͤchtiget mit Maſſen. Wer GOtt vertraut / Veſt auf ihn baut / Den wil er nicht verlaſſen.
2 GOtt iſt mein Troſt / mein Zuverſicht / Mein Hoffnung und mein Leben: Was mein Gott wil / das mir geſchicht / Wil ich nit widerſtreben. Sein Wort iſt wahr / denn all mein Haar / Er ſel - ber hat gezehlet: Er huͤt und wacht / Stets fuͤr uns tracht / Auf daß uns ja nichts fehlet.
3 Nun muß ich bald von dieſer Welt / Hinfahrn in Gottes Willen: /: Zu meinem Gott / wenns ihm gefellt / Wil ich ihm hal - ten ſtille. Mein arme Seel / ich GOtt befehl / Jn meiner letzten Stunde / O frommer GOtt! Suͤnd / Hoͤll und Tod / Haſt du mir uͤberwunden!
4 Noch eins / HErꝛ! wil ich bitten dich / Du wirſt mirs nicht verſagen: /: Wenn mich der boͤſe Geiſt anficht / Laß mich HErꝛ nicht verzagen / Hilff / ſteur und wehr / O Gott mein HErꝛ! Zu Ehren deinem Namen / Wer das begehrt / dem wirds gewaͤhrt / Drauf ſprech ich froͤlich / Amen!

Albrecht Marggr. zu Brandenb.

II
ACh wie ſoͤhnlich wart ich der Zeit! Wann du HErꝛ kom - men wirſt / und mich aus dieſem Hertzenleid / Zu dir in Himmel fuͤhrſt. Ach wie ſehnlich wart ich auf dich! O kom̃ und hole mich!
2 Hie iſt mein Leib der Kranckheit voll / Biß er komt in den Tod: Dort aber wirſt dus machen wol / Daß er ſey ohne Noht. Ach wie ſehnlich / ꝛc.
3 Hie167Sterb-Lieder.
3 Hie legt man den Leib in die Erd / Die Wuͤrmer ihn ver - zehrn: Dort aber wird er ſchoͤn verklaͤrt / Durch dich / als wie die Stern. Ach wie ſehnlich / ꝛc.
4 Hie fehlts der Seel an dem Verſtand / Jhr Wiſſen Stuͤck - werck iſt / Dort wiꝛſt du ihꝛ im Vatteꝛland / Geben Weißheit ohn Liſt. Ach wie ſehnlich / ꝛc.
5 Hie bin ich mit der Suͤnd befleckt / Muß ſtreitn mit Fleiſch und Blut / Dort wird es alls ſeyn weggelegt / Bey dir / du hoͤchſtes Gut. Ach wie ſehnlich / ꝛc.
6 Hie muß ich ſehn was eitel iſt / Die Welt mit ihrem Pracht / Dort aber werd ich dich HErꝛ Chriſt! Schauen und dein All - macht. Ach wie ſehnlich / ꝛc.
7 Hie iſt die Freud ein ſchlechte Freud / Und waͤhret auch nicht lang: Dort wird ſie waͤhrn in Ewigkeit / Mit aller Engel Gſang. Ach wie ſehnlich wart ich auf dich! O komm! O komm! und hole mich.

Joh. Sauberti.

III
HErtzlich thut mich verlangen / Nach einem ſelgn End: /: Weil ich hie bin umfangen / Mit Truͤbſal und Elend: Jch hab Luſt abzuſcheiden / Von dieſer argen Welt / Sehn mich nach ewign Freuden / O JEſu kom nur bald!
2 Du haſt mich ja erloͤſet / Von Suͤnd / Tod / Teuffl und Hoͤll: /: Es hat dein Blut gekoſtet: Drauf ich mein Hoffnung ſtell. Warum ſollt mir denn grauen / Fuͤrm Tod und hoͤlliſchn Gſind? Weil ich auf dich thu bauen; Bin ich ein ſeligs Kind.
3 Wenn gleich ſuͤß iſt das Leben / Der Tod ſehr bitter mir: /: Wil ich mich doch ergeben / Zu ſterben willig dir: Jch weiß ein beſſer Leben / Da mein Seel faͤhret hin / Deß freu ich mich gar eben / Sterben iſt mein Gewinn.
4 Der Leib zwar in der Erden / Von Wuͤrmeꝛn wird verzehrt: /: Aber erwecket werden / Durch Chriſtum ſchoͤn verklaͤrt / Wird leuchten / als die Sonne / Und lebn ohn alle Noht / Jn him̃liſchr Freud und Wonne: Was ſchad mir denn der Tvd?
5 Ob mich die Welt auch reitzet / Laͤnger zu leben hier: /: Und mir auch immer zeiget / Ehr / Geld Gut / all ihr Zier: Doch ich das gar nicht achte / Es waͤhrt ein kleine Zeit / Das Himmliſch ich betrachte / Das bleibt in Ewigkeit
6 Wenn ich auch gleich nun ſcheide / Von meinen Freunden gut: Das mir und ihnn bringt Leide: Doch troͤſt mir meinenl vMuht /168Kranken - undMuht / Daß wir in groͤſſern Freuden / Zuſammen werden kom - men / Und bleiben ungeſcheiden / Jm dem Himmliſchen Thron.
7 Ob ich auch hinterlaſſe / Betruͤbte Waͤiſelein: /: Der Noht mich uͤbermaſſen / Jammert im Hertzen mein: Wil ich doch ger - ne ſterben / Und trauen meinem GOtt / Er wird ſie wol verſor - gen / Retten aus aller Noht.
8 Was thut ihr ſo ſehr zagen / Jhr arme Waͤiſelein: /: Solt euch GOtt Huͤlff verſagen / Der ſpeiſt die Raben klein? From - mer Witwen und Waͤiſen / Jſt er der Vatter treu: Wer wil ſie ihm entreiſſen? Das glaubt ohn allen Scheu.
9 Geſegn euch Gott der Herre / Jhr Vielgeliebten mein: /: Trauret nicht alzuſehre / Uber dem Abſchied mein / Beſtaͤndig bleibt im Glauben / Wir werdn in kurtzer Zeit / Einander wieder ſchauen / Dort in der Ewigkeit.
10 Nun will ich mich gantz wenden / Zu dir / HErꝛ Chriſt al - lein: /: Gib mir ein ſeligs Ende / Send mir dein Engelein / Fuͤhr mich ins ewig Leben / Das du erworben haſt / Durch dein Leiden und Sterben / Und blutiges Verdienſt.
11 Hilff daß ich gar nicht wancke / Von dir / Herꝛ Jeſu Chriſt! Staͤrck meinen Glauben krancke / Jn mir zu aller Friſt / Hilff mir ritterlich ringen / Dein Hand mich halte feſt: Daß ich mag froͤlich fingen / Das conſummatum eſt.

Barthol. Ringwald.

IIII
ACh wie lang muß ich mich ſchlagen / Nur mit eitel Trau - rigkeit; Und fuͤr Aengſten faſt verzagen? Weil iſt alle Huͤlff ſo weit / Und ſich meiner aͤuſſert Gott / Achtet nicht mein Noht und Spott. Gleich als ob ich waͤr erkoren / Zu ſeyn ewiglich verlohren.
2 Ach! will gar ſich denn nicht regen / Herꝛ! Dein frommes Vatterhertz? Ach! ſoll dich denn nicht bewegen / Meines Her - tzens Angſt und Schmertz? Sihſt du gar / Herꝛ! nicht auf mich? Seh ich ſtetig doch auf dich: Und will laſſen nimmer abe / Biß der Tod mich legt ins Grabe.
3 Und / Ach! daß doch moͤchte kom̃en / Bald das letzte End herbey. Damit ich / der Laſt entnommen / Ohn Aufhoͤren bey dir ſey. Ohne dich iſt uͤberall. Nichts als lauter Gifft und Gall: Mir ein Tod iſt dieſes Leben / Biß du wirſt ein anders geben.
4 Thut euch auf ihr Himmelspforten / Laſt mich ungehin -dert169Sterb-Lieder. dert ein: Mir iſt ja fuͤr laͤngſten worden / Zugeſagt ein Raͤume - lein / Jn dem rechten Vatterland / Da mein Nam iſt wol be - kant / Mit dem Blut deß HErꝛn beſchrieben: Da ich bleibe un - vertrieben.

Joh. Mich. Dilh.

V
MJtten wir im Leben ſind / Mit dem Tod umfangen: /: Wen ſuchn wir der Huͤlffe thut / Daß wir Gnad erlan - gen? Das biſt du HErꝛ alleine / Uns reuet unſer Miſſe - that / Die dich Herꝛ erzoͤrnet hat / Heiliger Herre GOtt! Heili - ger ſtarcker GOtt! Heiliger barmhertziger Heyland! Du ewi - ger GOtt! Laß uns nicht verſincken / Jn deß bittern Todesnoht / Kyrieeleiſon.
2 Mitten in dem Tod anficht / Uns der Hoͤllen Rachen: /: Wer wil uns / aus ſolcher Noht / Frey und ledig machen / Das thuſt du Herꝛ alleine / Es jammert dein Barmhertzigkeit / Unſer Suͤnd und groſſes Leid / Heiliger Herre Gott! Heiliger ſtarcker GOtt / Heiliger barmhertziger Heyland! Du ewiger Gott / Laß uns nicht verzagen / Fuͤr der tieffen Hoͤllen-Glut! Kyrieeleiſon.
3 Mitten in der Hoͤllen Angſt / Unſer Suͤnd uns treiben: /: Wo ſolln wir denn fliehen hin / Da wir moͤgen bleiben? Zu dir / Herꝛ Chriſt alleine; Vergoſſen iſt dein theures Blut / Das gnug fuͤr die Suͤnde thut. Heiliger Herre GOtt / Heiliger ſtarker GOtt / Heiliger barmhertziger Heyland / Du ewiger Gott / laß uns nicht entfallen / Von des rechten Glaubens-Troſt! Kyrieeleiſon.

D. M. L.

VI
MJt Fried und Freud ich fahr dahin / Jn Gottes Willen / Getroſt iſt mir mein Hertz und Sinn / Sanfft und Stil - le / Wie GOTT mir verheiſſen hat / Der Tod iſt mein Schlaff worden.
2 Das macht Chriſtus wahr’r Gottes Sohn / Der treue Heyland / den du mich / Herꝛ / haſt ſehen lan / Und machſt bekant / Daß er ſey das Leben und Heyl / Jn Noht und auch im Sterben.
3 Den haſt du allen fuͤrgeſtellt / Mit großen Gnaden / Zu ſei - nem Reich die gantze Welt heiſſen laden / Durch dein theures heylſams Wort / An allem Oꝛt erſchollen.
4 Er iſt das Heil und ſelig Liecht / Fuͤr die Heyden / Zu er - leuchten die dich kennen nicht / Und zu weiden: Er iſt deines Volcks Jſrael / Der Preiß / Ehr / Freud und Wonne.

D. Martin. Luther.

VII170Kranken - und
VII
WEnn mein Stuͤndlein vorhanden iſt / Und ich ſoll fahrn mein Straſſe / So g’leit du mich / HErꝛ Jeſu Chriſt! Mit Huͤlf mich nicht verlaſſe! Mein Seel an meinem letzten End / Befehl ich dir in deine Haͤnd / Du wirſt ſie wol bewahren.
2 Mein Suͤnd mich werden kraͤncken ſehr / Mein Gewiſſen wird mich nagen / Denn ihr’r ſind viel wie Sand am Meer: Doch will ich nicht verzagen. Gedencken will ich an deinn Tod / Herꝛ Jeſu deine Wunden roht / Die werden mich erhalten.
3 Jch bin ein Glied an deinem Leib / Deß troͤſt ich mich von Hertzen; Von dir ich ungeſcheiden bleib / Jn Todes Noht und Schmertzen. Wenn ich gleich ſterb / ſo ſterb ich dir; Ein ewigs Leben haſt du mir / Durch deinem Tod erworben.
4 Weil du vom Tod erſtanden biſt / Werd ich im Grab nicht bleiben: Mein hoͤchſter Troſt dein Auffahrt iſt / Tods-Furcht kan ſie vertreiben. Denn wo du biſt / da kom̃ ich hin / Daß ich ſtets bey dir leb und bin; Drum fahr ich hin mit Freuden
5 So fahr ich hin zu Jeſu Chriſt / Mein Arm thu ich ausſtre - cken; So ſchlaff ich ein und ruhe fein / Kein Menſch kan mich aufwecken / Denn Jeſus Chriſtus Gottes Sohn / Der wird die Himmels-Thuͤr aufthun / Mich fuͤhrn zum ewgen Leben.
6 Da nun Elias ſeinen Lauff / Mit Wundern hat vollendet / Da gleit ihn GOtt gen Himmel nauf / Einn Wagen er ihm ſen - det. Wagen und Roß warn wie ein Feur / Darauf fuhr der Pro - phet ſo theur / Jm Wettr hinauf gen Himmel.
7 Mit Leib und Seel er dahin fuhr / Mit Feuerflammn um - geben / Uns zum Beyſpiel / Troſt und Figur / Daß wir nach die - ſem Leben / Zu Gott auffahren allzugleich / Mit Leib und Seel ins Him̃elreich / Wañ Chriſt der HErꝛ wird kommen.
8 Elias auf dem Berg Thabor / Die Juͤnger Chriſti ſahen / Der viel Jahr hat gelebt zuvor / Drum ſoll kein Chriſt verzagen. Ein ewges Leben iſt gewiß / Da itzt Elias lebt und iſt / Dahin ſolln wir all kommen.
9 Elias vor dem Juͤngſten Tag / Soll wieder kommn auf Erden / Daß er der boͤſen Welt anſag / Daß Chriſtus kommen werde: Aber der theure Gottesmann / Hat ſich ſchon hoͤrn und ſehen lahn / Drum iſt das End nicht ferne.

Nic. Herm.

VIII
JCh hab mein Sach GOtt heimgeſtellt / Er machs mit mir wies ihm gefaͤllt / Soll ich alhier noch laͤnger lebn / nicht wi - derſtrebn / Seinm Willen thu ich mich ganz ergebn.
2 Mein171Sterb-Lieder.
2 Mein Zeit und Stund iſt wenn Gott will; Jch ſchreib ihm nicht fuͤr Maß noch Ziel. Es ſind gezehlt all Haͤrlein mein / Beid groß und klein Faͤllt keines ohn den Willen ſein
3 Es iſt alhie ein Jam̃erthal / Angſt / Noht und Truͤbſal uͤber - all. Deß bleibens iſt ein kleine Zeit / Voll Muͤhſeligkeit? Und wers bedenckt / iſt immer im Streit.
4 Was iſt der Menſch? Ein Erdenkloß / Von Mutterleib kommt er nackt und bloß / Bringt nichts mit ſich auf dieſe Welt / Kein Gut noch Geld / Nimmt nichts mit ſich / wenn er hinfaͤllt.
5 Es hilfft kein Reichthum / Geld noch Gut / Kein Kunſt noch Gunſt / noch ſtoltzer Muht; Fuͤrn Tod kein Kraut gewach - ſen iſt / Mein frommer Chriſt / Alles was lebet / ſterblich iſt.
6 Heut ſind wir friſch / geſund und ſtarck: Morgen tod / und ligen im Sargk. Heut bluͤhn wir wie die Roſen roht: Bald kranck und tod; Jſt allenthalben Muͤh und Noht.
7 Man traͤgt eins nach dem andern hin / Wol aus den Augen und aus dem Sinn. Die Welt vergiſſet unſer bald / Sey Jung oder Alt / Auch unſer Ehren mannigfalt.
8 Ach Herꝛ / lehr uns bedencken wohl / Daß wir ſind ſterblich allzumal / Auch wir alhie kein Bleibens han / Muͤſſn all darvon / Gelehrt / reich / jung / alt / odr ſchoͤn.
9 Das macht die Suͤnd / du treuer GOtt / Dadurch iſt kom - men der bitter Tod / Der nimt und friſt all Menſchen-Kind / Wie er ſie find: Fragt nicht weß Stands / odr Ehrn ſie ſind.
10 Jch hab hie wenig guter Tag / Mein taͤglich Brod iſt Muͤh und Klag / Wenn mein Gott will / ſo wil ich mit Hinfahrn im Fried / Sterbn iſt mein Gwinn und ſchad mir nicht.
11 Und ob mich ſchon mein Suͤnd anficht / Dennoch will ich verzagen nicht / Jch weiß daß mein getreuer Gott! Fuͤr mich in Tod / Seinn lieben Sohn gegeben hat.
12 Derſelbig mein Herꝛ Jeſu Chriſt / Fuͤr all mein Suͤnd geſtorben iſt / Und auferſtanden mir zu gut / Der Hoͤllen Glut / Geloͤſcht mit ſeinem theuren Blut.
13 Dem leb und ſterb ich allezeit / Von ihm der bittr Tod mich nicht ſcheid / Jch leb odr ſterb / ſo bin ich ſein / Er iſt allein / Der einig Troſt und Helffer mein.
14 Das iſt mein Troſt zu aller Zeit / Jn allem Creutz und Traurigkeit / Jch weiß das ich am juͤngſten Tag / Ohn alle Klag / Werd auferſtehn aus meinem Grab.
15 Mein lieber / frommer gtreuer Gott / All mein Gebein be -wah -172Kranken - undwahren thut / Da wird nicht eins vom Leibe mein / Sey groß odr klein / Umkommen noch verlohren ſeyn.
16 Mein liebn Gott von Angeſicht / Werd ich anſchaun / dran zweiffl ich nicht / Jn ewigr Freud und Seeligkeit / Die mir be - reit / Jhm ſey Lob / Preiß in Ewigkeit.
17 O Jeſu Chriſte Gottes Sohn! Der du fuͤr uns haſt gnug gethan / Ach ſchleus mich in die Wunden dein! Du biſt al - lein / Der einig Troſt und Helffer mein!
18 Amen mein lieber frommer Gott! Beſcher uns alln ein ſelign Tod / Hilff daß wir moͤgen allzugleich / Bald in dein Reich / Kommen und bleiben ewiglich.

Johan. Pappi.

IX
AUf meinen lieben Gott / Trau ich in Angſt und Noht: Er kan mich allzeit retten / Aus Truͤbſal Angſt und Noͤh - ten: /: Mein Ungluͤck kan er wenden / Steht alls in ſeinen Haͤnden.
2 Ob mich mein Suͤnd anſicht: Will ich verzagen nicht: Auf Chriſtum will ich bauen / Und ihm allein vertrauen: Jhm thu ich mich ergeben / Jm Tod und auch im Leben.
3 Ob mich der Tod nimt hin / Jſt ſterben mein Gewiñ / Und Chriſtus iſt mein Leben / Dem thu ich mich ergeben. Jch ſterb heut oder morgen / Mein Seel wird er verſorgen.
4 O mein Herꝛ Jeſu Chriſt / Der du ſo gdultig biſt / Fuͤr mich am Creutz geſtorben / Haſt mir das Heil erwoꝛben / Auch uns allen zugleiche / Das ewig Himmelreiche.
5 Amen zu aller Stund / Sprech ich aus Hertzen Grund / Du wolleſt uns thun leiten / HErꝛ Chriſt zu allen Zeiten: Auf daß wir deinen Namen / Ewiglich preiſen. Amen!

Sigismundi Weingaͤrtners.

X
HErtzlich lieb hab ich dich / O Herꝛ! Jch bitt / du wollſt ſeyn von mir nicht ferr / Mit deiner Huͤlff und Gnade: /: Die gantze Welt nicht erfreuet mich / Nach Himmel und Er - den frag ich nicht / Wenn ich dich nur kan haben: Und wenn mir gleich mein Hertz zeebricht / So biſt du doch mein Zuverſicht / Mein Theil und meines Hertzen-Troſt / Der mich durch ſein Blut hat erloͤſt Herꝛ Jeſu Chriſt: Mein Gott und Herꝛ! mein Gott und Herꝛ! Jn Schanden laß mich nimmermehr.
2 Es iſt ja Herꝛ dein Gſchenck und Gab / Mein Leib / Seel /und173Sterb-Lieder. und alles / was ich hab / Jn dieſem armen Leben: /: Damit ichs brauch zum Lobe dein / Zu Nutz und Dienſt deß Nechſten mein / Wollſt mir dein Gnade geben. Behuͤt mich Herꝛ fuͤr falſcher Lehr / Deß Satans Mord und Luͤgen wehr / Jn allem Creutz erhalte mich / Auf daß ichs trag gedultiglich / Herꝛ Jeſu Chriſt! Mein Herꝛ und Gott! mein Herꝛ und Gott! Troſt mir mein Seel in Todesnoht.
3 Ach Herꝛ laß dein liebe Engelein! Am letzten End die Seele mein in Abrahams Schooß tragen: /: Den Leib in ſein Schlaffkaͤmmerlein / gar ſanfft ohn einig Qual und Pein Ruhn biß an juͤngſten Tage. Alsdenn vom Tod erwecke mich: Daß meine Augen ſehen dich / Jn aller Freud / OGottes Sohn! Mein Heyland und mein Gnaden-Thron / Herꝛ Jeſu Chriſt! Erhoͤre mich! erhoͤre mich! Jch will dich preiſen ewiglich.

Mart. Schallings.

XI
HErꝛ Gott mein Jammer hat ein End / Jch fahr aus die - ſem Leben: /: Mein Seel befehl ich in dein Haͤnd / Die du mir haſt gegeben / Jch bitt / Herꝛlſey genaͤdig mir / Und nim mich vaͤtterlich zu dir / Mein Geiſt zu dir thut ſtreben.
2 Weil ich lebt hie in dieſer Zeit / Hab ich viel Suͤnd began - gen: /: Dein vaͤtterlich Barmhertzigkeit nicht danckbarlich em - pfangen / Solchs reut mich HErꝛ von Hertzengrund / All Augen - blick und alle Stund / Laß mich Herꝛ Gnad erlangen.
3 Mein Hoffnung ſteht zu aller Friſt / Auf deine groſſe Guͤ - te: Und meinen Heiland Jeſum Chriſt / Der woll mein Seel behuͤten / Daß ſie nicht weich von deiner Gnad / Und mir deß Feinds Gewalt nicht ſchad / Noch ſein grauſames Wuͤten.
4 Chriſtus hat fuͤr mich gnug gethan / Am Stam̃ des Creutzs gelidten: /: Den ſehe ich mit Glauben an / Fuͤr mich hat er ge - ſtritten / Den Tod / Teufel und Hoͤll verwund / Und ſie vertilget gar zu Grund / Jhr Macht gaͤntzlich zerſchnitten.
5 Deß halt ich mich / mein HErꝛ und Gott / Thu mich darauf verlaſſen: /: Daß mir nicht ſchad der leiblich Tod / Froͤlich fahr ich mein Straſſen / Zu meinen Heyland Jeſu Chriſt! Der itzund mein Beleiter iſt / Das weiß ich guter Maſſen.
6 Amen! das iſt gewißlich wahr / Und kan mich nicht betrie - gen: Daß ich ins ewig Leben fahr / Mein Glaub wird mirs nicht liegen / Denn ich mit Chriſto ewiglich / Und allen Heilgen ſeeli - glich deß Tods Macht will obſiegen.

Melch Frank.

XII174Kranken - und
XII
FReu dich ſehr / O meine Seele / Und vergiß all Noht und Qual: Weil dich nun Chriſtus dein Herre / Rufft aus die - ſem Jammerthal / Aus Truͤbſal und groſſem Leyd / Solt du fahren in die Freud / Die kein Ohr nie hat gehoͤret / Und in Ewigkeit auch wehret.
2 Tag und Nacht hab ich geruffen / Zu dem Herren meinem GOtt: Weil mich ſtets viel Creutz betroffen / Daß er mir huͤlff aus der Noht. Wie ſich ſehnt ein Wandersmann / Daß ſein Weg ein End moͤg han / So hab ich gewuͤnſchet eben / Daß ſich en - den moͤg mein Leben.
3 Denn gleich wie die Roſen ſtehen / Unter Dornen ſpitzig gar: Alſo auch die Chriſten gehen / Nur in Aengſten / und Gfahr. Wie die Meeres Wellen ſind / Und der ungeſtuͤmme Wind / Alſo iſt alhie auf Erden / Unſer Leben voll Beſchwerden.
4 Die Welt / Teufel / Suͤnd und Hoͤlle / Unſer eigen Fleiſch und Blut / Plagen ſtets hin unſre Seele / Laſſen uns bey keinem Muht / Wir ſind voller Angſt und Plag: Lauter Creutz ſind un - ſer Tag: Wenn wir nur geboren werden / Jammer gnug find ſich auf Erden.
5 Wenn die Morgenroͤth herleuchtet / Und der Schlaff von uns ſich wendt / Sorg und Kummer daher ſtreichet / Muͤh find ſich an allem End. Unſre Thraͤnen ſind das Brod / Fruͤh und ſpat in unſrer Noht / Wenn die Sonn nicht mehr thut ſcheinen / Jſt nichts denn viel klag und weinen.
6 Drum HErꝛ Chriſt / du Morgenſterne / Der du ewiglich aufgehſt: Sey von mir jetzund nicht ferne / Weil mich dein Blut hat erloͤſt: Hilff daß ich mit Fried und Frend / Von der boͤſen Welt abſcheid. Ach ſey du mein Liecht und Straſſe / Mich mit Beyſtand nicht verlaſſe.
7 Jn dein Seite will ich fliehen / An meinm bittren Todes - gang: Durch dein Wunden will ich ziehen / Jns himliſche Vatterland. Jn das ſchoͤne Paradeis / Drein der Schaͤcher thaͤt ſein Reiß / Wirſt du mich / Herꝛ Chriſt / einfuͤhren / Mit ewi - ger Klarheit zieren.
8 Ob mir ſchon die Augen brechen: Das Gehoͤre gar ver - ſchwind: Und mein Zung nichts mehr kan ſprechen: Mein Verſtand ſich nichts verſinnt. Biſt du doch mein Liecht / mein Hort / Das Leben / der Weg / die Pfort / Du wirſt mich ſelig regi - ren / Die recht Bahn zum Himmel fuͤhren.
9 Laß175Sterb-Lieder.
9 Laß dein Engel mit mir fahren / Deiner ſtarcken Helden Heer / Meine Seele zu bewahren / Biß ihr auch gibt Ruh uñ Ehr / Abrams Vatter Schoß und Bruſt; Fuͤlle ſie mit Troſt und Luſt / Biß der Leib kommt aus der Erde / Und mit ihr vereinigt werde.
10 Freu dich ſehr / O meine Seele / Und vergiß all Noht und Qual: Zeitlichs nimmer wuͤnſch und wehle / Chriſtus rufft ins Himmels Saal: Seine Freud und Herꝛlichkeit / Solt du ſehn in Ewigkeit / Mit den Engeln jubiliren / Bey ihm ewig trium - phiren.

Barthol. Ringw.

XIII
MEin Wallfaͤhrt ich vollendet hab / Jn dieſen boͤſen Le - ben: /: Jetzund legt man mich in das Grab / Da thut ſich nun anheben / Ein neue Freud und Seligkeit / Bey Chriſto meinem Herren / Die allen Frommen iſt bereit / Diß iſtdie Cron der Ehren.
2 Der Leib muß zwar verweſen gar / Und muß zu Staube werden: /: Doch wird daraus ein Coͤrper klar / Welcher nicht mehr auf Erden / Sondern hie nechſt bey JEſu Chriſt / ohn Jammer und Elende / Wird ſein und bleibn zu aller Friſt / Herꝛlich ohn alles Ende.
3 Solch ewig Leben hat er mir / Und allen Menſchn erwor - ben: /: Der Tod hat gwart fuͤr meiner Thuͤr / Biß ich bin gar ge - ſtorben / Und dieſes iſt der Suͤnden-Schuld / Wir muͤſſẽ alle ſter - ben: Jedoch beweiſt Gott noch ſein Huld / Sein Glaubge nicht verderben.
4 Denn wie ein Weitzen-Koͤrnelein / Geſaͤet wird mit Fleiſ - ſe: /: Vermodert und gruͤnt hernach fein / Alſo auch gleicher Weiſe / All fromme Chriſten hie auf Erd / Ein weil verſcharret bleiben / Stehn doch hernach auf unverſehrt / Mit ſchoͤnen kla - ren Leibe.
5 Jch hab auf meinn Herren Jeſum Chriſt / mein Hoffnung Thun und Weſen: /: Geſtellt / welcher zu jeder Friſt / Mein Hey - land iſt geweſen / Der wird mein liebe Freunde hier / welche ich hinterlaſſen / Beſchirmen und mit groſſer Zier / Endlich auch zu ſich faſſen.
6 Darum laſt fahrn all Traurigkeit / Thut mich nicht mehr beweinen: Jn mir iſt nichts als lauter Freud / Weils GOtt ſo gut thut meinen / Mein Seele preiſet GOtt den Herrn / Fuͤr ſolch freudenreich Leben / Was koͤnt ich herꝛlichers begehrn / Gott wolls euch allen geben.
mO Gott176Kranken - und
XIV
O GOtt Vatter / O Jeſu Chriſt / O Gott heiliger Geiſte! Wie boͤß hab ich zu jeder Friſt / Gelebt und allermeiſte / Verzehrt mein Zeit in Eitelkeit / Viel guts hab ich ver - ſaͤumet / Das Boͤß geliebt und auch veruͤbt / Daß von der Hoͤll mir traͤumet.
2 Aber / gnaͤdiger Vatter mein! Vergib alles aus Gnaden. Deck zu / liebſter Erloͤſer fein / Mit dem Kleid allen Schaden. Ach heil mein Seel / du Troſtes-Quell / Daß meine Suͤnden ſterben / Wann kommt der Tod / die letzte Noht / Laß mich nit drinn verderben.
3 Bey Zeit lehr ja bedenken mich / Daß mit mir hab ein En - de / Und mein Leben ein Ziel vor ſich / Mein Tag nur breit ein Haͤnde. Und wie ein Rauch all Menſchen auch / Jſts ſchon das baͤſte Leben / Muͤſſen dahin / oft widerſinn: Da hilfft kein Wi - derſtreben.
4 Gib / daß / wie ein Tagloͤhner muͤd / Der ſich ſehnet nach Ruhe / Alſo auch ich in Freud und Fried / Meins Ends erwar - ten thue. Ein Pilgram ja / bin ich hie da / Nit baͤſſer dann mein Vaͤtter: Mein Lebensweg ein Jammerſteg / Ein Pilgerfahrt im Wetter.
5 Auf dieſem Weg / O Gott / mich lehr / Laß mich ja nichts aufhalten: Sondern wann mein Tag kommet her mit dem du haſt zu walten / So nimme mich fein ſeeliglich / Zu dir aus die - ſem Leben / Treib aus von mir die Welt-Begier / Und luſt laͤn - ger zu weben.
6 Gib mir ein froͤlich-willigs Hertz / Furcht und Schrecken abtreibe / Behuͤt mich fuͤr des Feindes Schertz / Staffir mein Seel und Leibe / Mit deinem Schild des Glaubens mild; Des Geiſtes Schwerd mich ziere: Daß damit ich kaͤmpf ritterlich / Und alles wol ausfuͤhre.
7 Alsdann der Tod gewiß wird ſeyn / Mein Gwin / Chriſtus mein Leben / Wann mein Leib / als ein Weitzkoͤrnlein / Man wird der Erde geben: Daß ich hernach durch Todes-Schmach / Auf - ſteh zur ewign Freude / Von Traurigkeit leb gantz befreyt / Jm Himmel ruͤhrt kein Leide.
9 Nun lieber Heyland Jeſu Chriſt / Du Thuͤr / des Himmels Pforte! Laß mich eingehn / durch dich geruͤſt / Und hoͤrn diß ſelig Worte: Komme nun her / du Gſegneter / Ererb das Reich des Herren / Daß dir bereit vor langer Zeit! Jch komm: wollſt nicht zuſperren.

Joh. Arnd.

Valet177Sterb-Lieder.
XV
VAlet will ich dir geben / Du arge falſche Welt: Dein ſuͤndlich boͤſes Leben / Durchaus mir nicht gefaͤllt / Jm Himmel iſt gut wohnen / Hinauf ſteht mein Begier / Da wird GOtt ehrlich lohnen / Dem / der ihm dient allhier.
2 Raht mir nach deinem Hertzen / O Jeſu / Gottes Sohn! Soll ich ja dulten Schmertzen / Hilff mir Herꝛ Chriſt davon / Verkuͤrtz mir alles Leyden / Staͤrck meinen bloͤden Muht; Laß mich ſeelig abſcheiden / Setz mich in dein Erbgut.
3 Jn meines Hertzens-Grunde / Dein Nam und Creutz al - lein / Fuͤnkelt all Zeit und Stunde / Drauf kan ich froͤlich ſeyn: Erſchein mir in dem Bilde / Zu Troſt in meiner Noht / Wie du Herꝛ Chriſt / ſo milde / dich haſt geblut zu tod.
4 Verbirg mein Seel aus Gnaden / Jn deiner offnen Seit: Ruͤck ſie aus allem Schaden / Zu deiner Herꝛlichkeit / Der iſt hie wol geweſen / So koͤmmt ins Himmels Schloß / Der iſt ewig ge - neſen / So bleibt in deiner Schoß.
5 Es legt viel Netz und Stricke / Der Teuffel mir in Weg / Mein Seele zu beruͤcken / Vons Glaubens rechten Steg / Jn ſol - cher Noht und Gfahre / Schrey ich zu dir allzeit: Herꝛ Chriſte / mich bewahre durch deines Worts geleit.
6 Schreib meinn Namen aufs beſte / Jns Buch des Lebens ein / Und bind mein Seel gar feſte / Jns ſchoͤne Buͤndelein / Der / die im Himmel oben / Fuͤr dir ſchon leben frey: So wil ich ewig loben / Daß dein Hertz treue ſey.

Valer. Herberger.

XVI
HErꝛ Jeſu Chriſt / wahr Menſch und Gott / Der du lidſt Marter Angſt und Spott / Fuͤr mich am Creutz auch end - lich ſtarbſt / Und mir deins Vatters Huld erwarbſt.
2 Jch bitt durchs bitter Leyden dein / Du wollſt mir Suͤnder gnaͤdig ſeyn / Wenn ich nun komm in Sterbens-Noht / Und ringen werde mit dem Tod.
3 Wenn mir vergeht all mein Geſicht / Und meine Ohren hoͤ - ren nicht / Wenn meine Zunge nichts mehr ſpricht / Und mir fuͤr Angſt mein Hertz zerbricht.
4 Wenn mein Verſtand ſich nicht beſinnt / Und mir all Menſchlich Huͤlff zerinnt / So komm / O Herꝛ Chriſt / mir behend Zu Huͤlff an meinem letzten End.
m ij5 Und178Krancken - und
5 Und fuͤhr mich aus dem Jammerthal / Verkuͤrtz mir auch des Todes Qual / Die boͤſen Geiſter von mir treib / Mit deinem Geiſt ſtets bey mir bleib.
6 Biß ſich die Seel vom Leib abwend / So nim ſie Herꝛ in deine Haͤnd / Der Leib hat in der Erd ſein Ruh / Biß ſich der Juͤngſt Tag naht herzu.
7 Ein froͤlich Urſtaͤnd mir verleyh / Am Juͤngſten Gricht mein Fuͤrſprechr ſey / Und meiner Suͤnd nicht mehr gedenk / Aus Gnaden mir das Leben ſchenck.
8 Wie du haſt zugeſaget mir / Jn deinem Wort / das trau ich dir: Fuͤrwar / fuͤrwar euch ſage ich / Wer mein Wort haͤlt / und glaubt an mich.
9 Der wird nicht kommen ins Gericht / Und den Tod ewig ſchmecken nicht / Und ob er gleich hie zeitlich ſtirbt / Mit nichten er drum gar verdirbt.
10 Sondern ich will mit ſtarcker Hand / Jhn reiſſen aus des Todes-Band / Und zu mir nehmen in mein Reich / Da ſoll er dann mit mir zugleich.
11 Jn Freuden leben ewiglich / Darzu hilff uns ja gnaͤdig - lich! Ach Herꝛ vergib all unſer Schuld / hilff daß wir warten mit Gedult.
12 Biß unſer Stuͤndlein kommt herbey / Auch unſer Glaub ſtets wacker ſey / Deim Wort zu trauen feſtiglich / Biß wir ent - ſchlaffen ſeliglich.

D. Paul. Eberus.

XVII
HErꝛ Jeſu Chriſt ich weiß gar wol / Daß ich einmal muß ſterben: Wenn aber das geſchehen ſoll / Und wie ich werd verderben / Dem Leibe nach / das weiß ich nicht / Es ſteht allein in deim Gericht / Du ſihſt mein letztes Ende.
2 Und weil ich denn / als dir bewuſt (Zwar durch deins Geiſtes Gabe) An dir allein die beſte Luſt / Jn meinem Hertzen habe. Und gwißlich glaub / daß du allein / Mich haſt von Suͤnd ge - waſchen rein / Und mir dein Reich erworben.
3 So bitt ich dich / Herꝛ Jeſu Chriſt / halt mich bey den Ge - dancken: Und laß mich ja zu keiner friſt / Von dieſer Meynung wancken / Sondern darbey verharren feſt / Biß daß die Seel aus ihrem Neſt / Wird in den Himmel fahren.
4 Kans ſeyn / ſo gib durch deine Hand / Mir ein vernuͤnftig Ende: Daß ich mein Seel fein mit Verſtand / Befehl in dei -ne179Sterb-Lieder. ne Haͤnde Und ſo im Glauben ſanft und froh / Auf meinem Bett lein oder Stroh / Aus dieſem Elend fahre.
5 Wo du mich aber in dem Feld / Durch Raub auf fremder - Graͤntze / Jn Waſſers-Noht / Hitz oder Kaͤlt / Oder durch Peſti - lentze: Nach deinem Raht wollſt nehmen hin / So richt nicht Herꝛ nach meinem Sinn / Denn ich jezt lebend fuͤhre.
6 So wol / wo ich aus Schwachheit groß / Mich nicht mich ſchaffen hielte: Gieng etwan oder lege bloß / Und unbeſcheiden redte / So laß michs Herꝛ entgelten nicht / Weils wider meinn bewuſt geſchicht / Und mich nicht kan beſinnen.
7 O Herꝛ gib mir in Todespein / Ein ſaͤuberlich Geberde: Und hilff daß mir das Hertze mein / Fein ſanft gebrochen wer - de / Und wie ein Liecht / ohn uͤbrig weh / Auf dein unſchuldig Blut vergeh / Daß du fuͤr mich vergoſſen.
8 Jedoch ich dich nicht lehren will / Noch dir mein End be - ſchreiben / Sondern dir allweg halten ſtill / Bey deinem Wort zu bleiben: Und glauben / daß du als ein Fuͤrſt / Des Lebens / mich erhalten wirſt / Jch ſterb gleich / wie ich wolle.
9 Derhalben ich in meinem Sinn / Mich dir thu gantz erge - ben / Deñ ſih / der Tod iſt mein Gewinn / Du aber biſt mein Le - ben: Und wirſt mein Leib ohn alle Klag / Das weiß ich gwiß am Juͤngſten Tag / Zum Leben auferwecken.

Barthol. Ringwald.

XVIII
CHriſtus der iſt mein Leben / Sterben iſt mein Gewinn / Dem thu ich mich ergeben / Mit Freud fahr ich dahin.
2 Mit Freud fahr ich von dannen / Zu Chriſt dem Bruder mein / Auf daß ich zu ihm komme / Und ewig bey ihm ſey.
3 Nun hab ich uͤberwunden / Creutz / Leiden / Angſt und Noht / Durch ſein heilig fuͤnff Wunden / Bin ich verſoͤhnt mit GOtt.
4 Mein Kraͤfft beginnt zu brechen / Mein Athem geht ſchwer aus: Wenn ich nichts mehr kan ſprechen / Herꝛ / nim mein Seuf zen auf!
5 Mein Hertz und mein Gedancken / Zergehn als wie ein Liecht / Das hin und her thut wancken / Wenn ihm die Flamm gebricht.
6 Alsdenn fein ſanfft und ſtille / Herꝛ / laß mich ſchlaffen ein / Nach deinem Raht und Willen / Weñ kommt mein Stuͤndelein.
7 Hilff / daß ich an dir kleben / Wie eine Klett am Kleid / Und ewig bey dir lebe / Jn der himmliſchen Freud.
m iij8 Wo180Krancken - und
8 Wol in deß Him̃els Throne / Sing ich Lob / Ehr und Preiß / Und ewig bey dir wohne / Jm himmliſchen Paradeis.

Simon Graff.

XIX
JCh hab mich GOtt ergeben / Dem liebſten Vatter mein: /: Hier iſt kein immer Leben / Es muß geſchieden ſeyn. Der Tod kan mir nicht ſchaden / Er iſt nur mein Gewinn; Jn Gottes Fried und Gnaden / Fahr ich mit Freud dahin.
2 Mein Weg geht jetzt fuͤruͤber / O Welt / was acht ich dein: /: Der Himmel iſt mir lieber / Da muß ich trachten ein / Mich nicht zu ſehr beladen / Weil ich wegfertig bin. Jn Gottes Fried und Gnaden / Fahr ich mit Freud dahin.
3 Ach ſelig Freud und Wonne / Hat mir der Herꝛ bereit: /: Da Chriſtus iſt die Sonne / Leben und Seligkeit. Was kan mir doch nun ſchaden / Weil ich bey Chriſto bin? Jn Gottes Fried und Gnaden / Fahr ich mit Freud dahin.
4 Geſegn euch GOtt / ihr meinen / Jhr Liebſten allzumal;: /: Um mich ſollt ihr nicht weinen; Jch weiß von keiner Qual. Den rechten Port noch heute / Nehmt ja fleißig in acht! Jn Gottes Fried und Freude / Fahrt mir auch einſt hernach!

Johanes Siegfried.

XX
EJn Wuͤrmlein bin ich arm und klein / Mit Todes-Noht umgeben: /: Kein Troſt weiß ich in Marck und Bein / Jm Sterben und im Leben / Denn daß du ſelbſt / HErꝛ Jeſu Chriſt / Ein armes Wuͤrmlein worden biſt; Ach GOtt / erhoͤr mein Klagen.
2 Laß mich / O Chriſt! an deinem Leib / Ein gruͤnes Zweiglein bleiben: /: Mit deinem Geiſt / Herꝛ! bey mir bleib / Wenn mein Seel ſoll ableiben! Wenn mir vergeht all mein Geſicht / Und meines Bleibens iſt mehr nicht / Alhier auf dieſer Erden.
3 So laß mich nicht in dieſer Noht / Umkommen noch verza - gen: /: Kom mir zu Huͤlff du treuer GOtt! Mein Angſt hilff mir auch tragen! Denck / daß ich bin am Leibe dein / Ein Glied / Ein gruͤnes Zweigelein; Jm Fried laß mich hinfahren!
4 Gedenck / Herꝛ / an den theuren Eyd / Den du ſelbſt haſt ge - ſchworen: /: So wahr du biſt von Ewigkeit / Jch ſoll nicht ſeyn verlohren; Jch ſoll nicht kommen ins Gericht / Und den Tod wig ſchmecken nicht: Dein Heyl wollſt du mir zeigen.
5 Ach181Sterb-Lieder.
5 Ach GOTT! laß mir ein Leuchte ſeyn / Dein Wort zum ewign Leben!: /: Ein ſeligs Ende mir verleih! Jch will mich dir ergeben; Jch will dir traun / mein Herꝛ und Gott! Deñ du verlaͤſſſt in keiner Noht / Der deiner Huͤlff thut warten.
6 Drauf will ich nun befehlen dir / Mein Seel in deine Haͤn - de: /: Ach treueꝛ GOtt! Steh feſt bey mir; Deinn Geiſt nicht von mir wende! Und wenn ich nicht mehr reden kan / So nimm den letzten Seufftzer an; Durch Jeſum Chriſtum: Amen!

Bartholom. Froͤlich.

XXI
SO wuͤnſch ich nun ein gute Nacht Der Welt / und laß ſie fahren: /: Ob ſie mir gleich viel Jammers macht / GOtt wird mich wol bewahren. Jch meint / die Welt waͤr eitel Gold / Befind es nun viel anders.
2 Ein Hirſch von Schlangen angeſteckt / Nach friſchem Waſ - ſer ſchreyet: /: Alſo hat mich zum Durſt erweckt Die Welt ver - maledeyet; Auch macht mir bang / Die alte Schlang / Daß ich zu GOtt muß ſchreyen:
3 Weñ kom̃ ich in dein Paꝛadeiß / Da ſchon viel Chꝛiſten woh - nen: /: Und ſingen dir Lob / Ehr und Preiß / Bekleidet mit der Sonnen? Wenn holſt du mich ins Him̃el-Reich / Daß ich dein Antlitz ſchaue?
4 Mein Seel hat Noht und groſſe Quaal / Daß ich ſo lang muß harren: /: Geſpannet auf dem Jammerthal / Als zoͤg ich ſchwere Karren. Da treibt ihrn Spott / Die falſche Rott / Mit mir in meinen Noͤhten.
5 Sie fragen: Wo bleibt nun dein Gott? Ja / daß er dir er - ſcheine: /: Der Hohn kraͤnckt mir mein Hertz und Muht / Daß ich fuͤr Truͤbſal weine. Ey kom̃ doch bald / Mein Aufenthalt / Und reiß mich von der Erden.
6 Ey nim̃ mich in dein’n Freuden-Saal / Von dir bereitet dꝛo - ben: /: Da dich die Patriarchen all / Mit den Propheten loben; Und da die Schaar / Der Engel klar Um deinen Thron / her - ſchweben.
7 Was kraͤnckſt du dich / mein arme Seel? Sey ſtill / und thu nicht wancken: /: GOtt iſt mein Burg / mein Troſt und Heyl / Deß werd ich ihm noch dancken. Duck dich / und leyd / Ein klei - ne Zeit / Nach Angſt kommt Freud und Wonne.
8 Das Kraͤutlein Patientia / Waͤchſt nicht in allen Gaͤrten: /: Ach GOtt! ſchaff du mir immerdar / Daß ich koͤnn deiner warm iiijten:182Krancken - undten: Sonſt bin ich ſehr betruͤbt / und ſchwer / Fuͤr Angſt auf die - ſer Erden.
9 Jch ſeh / daß dein Zorn wie ein Fluth / Dem gantzen Land begegnet: /: Und daß es ſchrecklich brauſen thut / Wo ſich dein Grimm erhebet; Die Wellen gar / Jch auch erfahr / Sam̃t dei - nen Waſſerwogen.
10 Darum bin ich der Welt ſo muͤd / All Tag und Nacht ich weine: /: Und laß nicht ab / biß deine Guͤt / Verheiſſen mir erſchei - ne. Nun eil doch fort / mein trauter Hort / Und nimm mich hin im Friede!
11 Wie lang ſoll ich hie traurig ſeyn / Da meine Feind mich plagen: /: Es iſt ein Mord in meinen Bein / Daß ſie gantz hoͤniſch fragen: Sag an / Wo iſt dein Jeſus Chriſt? Ja / daß er dich erloͤſe?
12 Gedult Gedult / du traurge Seel / Gedult iſt hie von noͤ - then: /: Biß uns der lieb Jmmanuel / Von dieſen argen Kroͤten / Wol zu ſich reiß / Jns Paradeiß / Da werden wir ihm dancken.

Philipp. Nicolai.

XXII
EJnen guten Kampf / hab ich auf der Welt gekaͤmpfet / Denn Gott hat genaͤdiglich / All mein Leid gedaͤmpfet / Daß ich meines Lebens Lauff / Seliglich vollendet / Und mein arme Seel hinauf / Gott dem Herꝛn geſendet.
2 Forthin iſt mir beygelegt / Der Gerechten Krone / Die mir wahre Freud erregt / Jn deß Himmels Throne / Forthin meines Lebens Licht / Dem ich hie vertrauet / Nemlich Gottes Angeſicht / Meine Seele ſchauet /
3 Dieſer ſchnoͤden boͤſen Welt Jaͤm̃erliches Leben / Mir nun laͤnger nicht gefaͤllt / Drum ich mich ergeben / Meinem Jeſu / da ich bin / Jtzt in lauter Freuden / Denn ſein Tod iſt mein Gewiñ / Mein Verdienſt ſein Leiden.
4 Gute Nacht / ihr meine Freund / Alle meine lieben! Alle die ihr um mich weint / Laßt euch nicht betruͤben / Dieſen Abtritt / den ich thu / Jn die Erde nieder / Schaut / die Sonne geht zur Ruh / Kommt doch morgen wieder.

Heinr. Albert.

XXIII
I ch weiß / daß mein Erloͤſer lebt / Ob ich ſchon hier auf Erden Hab Suͤnd gethan / und ſterbe: /:All183Sterb-Lieder. All meine Feinde ſind erlegt / Nicht einer kan mir ſchaden / So gros iſt GOttes Gnade / Welcher mir ſeinen lieben Sohn Ieſum Chriſt hat geſchencket; Liebers war nichts in ſeinem Thron; ij. Hieran mein Hertz gedencke. ij.
2 Er wird hernach mich aus der Erd Leiblich wieder aufwecken / Mich ſoll kein Feind mehr ſchrecken: /: Hoͤll / Teufel / Tod / oder was mehr Entgegen iſt der Freuden / Reumt er auf mit ſein’m Leyden. Trotz / daß ihm etwas widerbell; Zutretten iſt die Schlange. O HErꝛ / mein Seel ich dir befehl; ij. Gnad iſt bey dir die Menge. ij.
3 Zu dir hab ich mein Zuverſicht / Und werde nicht betrogen; Sey bey den Unerzognen: /: Auf daß ſie / durch dein Wort erleucht / Chriſten werden und bleiben / Him̃liſche Guͤter lieben / Selig vollenden dieſe Zeit / Sammt den’n! ſo deinen Namen Erkennen / und in Ewigkeit ij. Neu dich anſchauen / Amen! ij
XXIV
CHriſtus wird mich nicht laſſen / Wenn ich von hinnen ſcheid: /: Fuͤhrt mich die rechte Straſſen / Gibt mir ſicher Geleit. Nichts kan mir widerſtreben / Darum ich froͤlich bin / Sag: Chriſtus iſt mein Leben: Sterben iſt mein Gewiñ.
2 Jſt von mir viel begangen / Jn meinem Leben / Suͤnd: /: Darob iſt mir nicht bange / Weil ſie hingworffen ſind / Und ſindm vmir184Begraͤbnis -mir gar vergeben / Durch Chriſtum gnommen hin; Deñ Chri - ſtus iſt mein Leben: Sterben iſt mein Gewiñ.
3 Mein Leben mir genommen / Nicht wird durch dieſen Tod: /: Dort werd ich erſt bekommen / Ein ewigs Lebn in Gott. Da heiſt es erſt recht leben: Dahin ſehnt ſich mein Sinn; Weiß / Chri - ſtus iſt mein Leben: Sterben iſt mein Gewinn.
4 Steꝛben mich nicht eꝛſchꝛecket / Weil Gottes ewgeꝛ Sohn: / Am juͤngſten Tag mich wecket / Setzt auf die Ehren-Kron: Dem hab ich mich ergeben / Jm ſterben froͤlich bin; Glaub / Chriſtus iſt mein Leben: Sterben iſt mein Gewinn.
5 Jſt mein Gewinn denn Sterben / So acht ich nicht den Tod: /: Dort werd ich gwis ererben / Ein ewigs Lebn in GOtt. Auf Sterben nichts will geben / Weil ich verſichert bin / Daß Chriſtus iſt mein Leben / Sterben iſt mein Gewinn
6 Chriſtus bleibt wol mein Leben / Sterben bleibt mein Ge - winn: /: Wer das nicht will zugeben / Der wird es werden inn / Und wirds erfahren eben / Wann ich erſtanden bin / Daß Chri - ſtus iſt mein Leben: Sterben iſt mein Gewinn.

Wilhelm. Alardus.

* 21 * Begraͤbnis-Lieder.

I
NUn laſt uns den Leib begraben / Daran wir kein Zweif - fel haben / Er wird am Juͤngſten Tag aufſtehn / Und un - verweßlich herfuͤrgehn.
2 Erd iſt er / und von der Erden / Wird auch zur Erd wieder werden / Und von der Erd wieder aufſtehn / Wenn Gottes Po - ſaun wird angehn.
3 Sein Seele lebt ewig in GOtt / Der ſie allhie aus lauter Gnad / Von aller Suͤnd und Miſſethat / Durch ſeinen Sohn erloͤſet hat.
4 Sein Jammer / Truͤbſal und Elend / Jſt kommen zu einm ſeelign End / Er hat getragen Chriſti Joch / Jſt geſtorben und lebt doch noch.
5 Die Seele lebt ohn alle Klag / Der Leib ſchlaͤfft biß amJuͤng -185Lieder. Juͤngſten Tag / An welchem Gott ihn verklaͤren / Und ewigr Freud wird gewaͤren.
6 Hie iſt er in Angſt geweſen / Dort aber wird er geneſen / Jn ewiger Freud und Wonne / Leuchten wie die helle Sonne.
7 Nun laſſen wir ihn hie ſchlaffen / Und gehn allheim unſer Straſſen / Schicken uns auch mit allem Fleiß / Denn der Tod koͤmt uns gleicher weiß.
8 Das helff uns Chriſtus unſer Troſt / Der uns durch ſein Blut hat erloͤſt / Vons Teuffels Gwalt und ewger Pein / Jhm ſey Lob / Preiß und Ehr allein / Amen.

Joh. Weiß.

II
HOert auf mit Trauren und Klagen / Ob den Tod ſoll nie - mand zagen / Er iſt geſtorben als ein Chriſt / Sein Tod ein Gang zum Leben iſt.
2 Der Sarg und Grab drum wird geziert / Der Leib ehrlich begraben wird / Daß wir glauben / er iſt nicht tod / Er ſchlaͤft und ruhet ſanft in GOtt.
3 Wol ſcheints / es ſey nun als dahin / Weil er da ligt ohn Muth und Sinn / Doch ſoll ſich bald finden wieder Lebn / Und Krafft in alle Glieder.
4 Bald werden dieſe Toden-Bein / Erwarmen und ſich fuͤgen fein / Zuſammen / mit Krafft und Leben / GOtt wirds herꝛlich wieder geben.
5 Der Leichnam der jetzt liegt und ſtart / Wird nun gar bald inſchneller fahrt / ſchweben in Luͤfften unbeſchwert / Gleich wie die Seele leicht hinfaͤhrt.
6 Ein Weitzen-Koͤrnlein in der Erd / Liegt erſt ganz tod / duͤrꝛ und unwerbt / Doch kommts herfuͤr gar ſchoͤn und zart / Und bringt viel Fruͤcht nach ſeiner Art.
7 Der Leib gemacht von Erdenkloß / Soll liegen in der Er - den-Schoß / Und ſoll da ruhen ohne Leyd / Biß daß er wieder auferſteht.
8 Er war der Seelen Haͤußelein / Die bließ GOtt mit ſeinm Athem drein / Ein edel Hertz / recht Muht und Sinn / War durch die Gabe Chriſti drinn.
9 Den Coͤrper nun die Erd bedeckt / Biß ihn GOtt wieder auferweckt / Der ſeins Geſchoͤpfs gedencken wird / Welchs war nach ſeinem Bild formirt.
10 Ach daß nun kaͤm derſelbig Tag / Da Chriſtus nach ſeinerZu -186Vom JuͤngſtenZuſag / Wird herfuͤr bringen gantz und gar / Was in die Erd be - ſcharret war.

Nicol. Hermann.

* 22 * Vom Juͤngſten Tag Lie - der.

I
ES iſt gewißlich an der Zeit / Daß GOttes Sohn wird kommen: /: Jn ſeiner großen Herꝛlichkeit / Zu richten Boͤß und Frommen: Denn wird das Lachen werden theur / Wenn alles wird vergehn im Feur / Wie Petrus da - von ſchreibet.
2 Poſaunen wird man hoͤren gehn / An aller Welte Ende: /: Darauf bald werden auferſtehn / All Todten gar behende: Die aber noch das Leben han / Die wird der HErꝛ von ſtunden an / Verwandlen und verneuen.
3 Darnach wird man ableſen bald / Ein Buch / darinn ge - ſchrieben: /: Was alle Menſchen Jung und Alt / Auf Erden han getrieben. Da dann gewiß ein jederman / Wird hoͤren / was er hat gethan / Jn ſeinem gantzen Leben.
4 O weh demſelben / welcher hat / Des Herren Wort verach - tet: /: Und nur auf Erden fruͤ und ſpat / Nach groſſem Gut ge - trachtet: Der wird fuͤrwar gar kahl beſtehn / Und mit dem Sa - tan muͤſſen gehn von Chriſto in die Hoͤlle.
5 O JEſu / hilff zur ſelben Zeit / Von wegen deiner Wun - den: /: Daß ich im Buch der Seeligkeit Werd eingezeichnet funden! Daran ich ja auch zweiffle nicht / Denn du haſt ja den Feind gericht / Und meine Schuld bezahlet.
6 Derhalben mein Fuͤrſprecher ſey / Wenn du nun wirſt er - ſcheinen: /: Und liß mich aus dem Buche frey / Darinnen ſtehn die deinen: Auf daß ich ſamt den Bruͤdern mein / Mit dir geh in den Himmel ein / den du uns haſt erworben.
7 O JEſu Chriſt / du machſt es lang / Mit deinem juͤngſten Tage: /: Den Menſchen wird auf Erden bang / Von wegen vieler Plage. Kom̃ doch / kom̃ doch du Richter groß / Und mach uns aus Genaden loß / Von allem Ubel / Amen.

Barth. Ringn -

GO -187Tag Lieder.
II
GOtt hat das Evangelium Gegeben / daß wir werdẽ from̃ / Die Welt acht ſolchen Schatz nicht hoch / der mehrer Theil fragt nichts darnach / Das iſt ein Zeichen vor den juͤngſten Tag.
2 Man fragt nicht nach der guten Lehr / der Geitz / und Wu - cher noch vielmehr / Hat überhand genommen gar / Noch ſpre - chen ſie / es hat kein Gfahr / Das iſt ein Zeichen vor dem juͤng - ſten Tag.
3 Taͤglich erdenckt man neue Netz / Das ſind der Gottloſen Geſetz / Damit ſie alles Gut zu ſich / Gern wolten reiſſen gwaltig - lich / Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag.
4 Man ruͤhmt das Evangelium / Und will doch niemand werden from / Fuͤrwar man ſpott dem lieben GOtt / Noch ſpre - chen ſie / es hat kein Noht / Das iſt ein Zeichen / ꝛc.
5 Es iſt doch eitel Buͤberey / Die Welt treibt groſſe Schin - derey / Als ob kein GOtt im Himmel waͤr / Das Armut muß ſich leiden ſehr / Das iſt ein Zeichen / ꝛc.
6 Die Schaͤtz der Kirchen nimt man hin / Das wird ihnn bringen klein Gewin / die Armen laͤſt man leyden Noht / Und nimt ihnn aus dem Mund das Brod / Das iſt ein Zeichen / ꝛc.
7 Die Schaͤtz der Kirchen ſind ihr Gifft / Sie ſind von ihnen nicht geſtifft / Noch nehmen ſie das Kirchen-Gut / Sih was der leidig Geitz nicht thut / Das iſt ein Zeichen / ꝛc.
8 Man fragt nach GOtt dem Herrn nicht mehr / Die Welt ſtinckt gantz nach eytel Ehr / Die Hoffart nimt gar uͤberhand / Betruͤgen / Luͤgen iſt kein Schand / Das iſt ein Zeichen ꝛc.
9 Wo bleibt die Bruͤderliche Lieb / Die gantze Welt iſt vol - ler Dieb / Kein Treu noch Glaub iſt in der Welt / Ein jeder ſpricht haͤtt ich nur Geld / Das iſt ein Zeichen / ꝛc.
10 Die Welt will ihr nicht laſſen wehrn / An Gotts Wort will ſich niemand kehrn / Sie haben nichts gelernet mehr / Denn nur freſſen und ſauffen ſehr / das iſt ein Zeichen ꝛc.
11 Jhr groͤſte Kunſt iſt pancketirn / Und in der Buͤberey ſtu - dirn / Das kan ſie aus dermaſſen wol / die Welt iſt aller Schalck - heit vol / Das iſt ein Zeichen ꝛc.
12 Die liebe Sonne kan nicht mehr / Zuſehn / und ſich entſe - tzet ſehr / darum verleurt ſie ihren Schein / Das mag ein groſſe Truͤbſal ſeyn / das iſt ein Zeichen ꝛc.
13 Der Mond und Sterne aͤngſten ſich / Und ihr Gſtalt ſihtjaͤm -188Vom Juͤngſtenjaͤmmerlich / Wie gern ſie wolten werden frey / Von ſolcher groſ - ſen Buͤberev / Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag.
14 Darum komm lieber Herre Chriſt / das Erdreich uͤber - druͤſſig iſt / Zu tragen ſolche Hoͤllen-Braͤnd / drum mach einmahl mit ihr ein End / Und laß uns ſehn den lieben juͤngſten Tag.

Eraſm. Alberus.

III
WAcht auf! rufft uns die Stimme / Der Waͤchter ſehr hoch auf der Zinnen: Wach auf / du Stadt Jeruſalem: /: Mitternacht heiſt dieſe Stunde; Sie ruffen uns mit hel - lem Munde: Wo ſeyd ihr klugen Jungfrauen? Wol auf! der Braͤutigam kommt! Steht auf! die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit / Zu der Hochzeit! Jhr muͤſſet ihm entge - gen gehn!
2 Zion hoͤrt die Waͤchter ſingen / Das Hertz thut ihr fuͤr Freu - den ſpringen / Sie wachet und ſteht eilend auf: /: Jhr Freund kommt vom Himmel praͤchtig / Von Gnaden ſtarck / Von War - beit maͤchtig / Jhr Liecht wird hell / ihr Stern geht auf. Nun komm / du werthe Kron / HErꝛ Jeſu / Gottes Sohn! Hoſian - na! Wir folgen all / Zum Freuden-Saal / Und halten mit das Abendmal.
3 Gloria ſey dir geſungen / Mit Menſchen - und Engliſchen Zungen / Mit Harpffen und mit Cymbeln ſchoͤn: /: Von zwoͤlff Perlen ſind die Pforten / An deiner Stadt / wir ſind Conſorten Der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je geſpuͤrt / Kein Ohr hat je gehoͤrt / Solche Freude / deß ſind wir froh / Jo / Jo / Ewig in dulci jubilo.

D. Philip. Nicolai.

IV
ES wird ſchier der letzte Tag herkommen / Denn die Boß - heit hat ſehr zugenommen. Was Chriſtus hat vorgeſagt / Das wird itzt beklagt.
2 Der Abfall vom Glauben wird erfahren / Daß er ſey ge - ſchehn vor langen Jahren / Wie Paulus der fromme Mann Klaͤrlich zeiget an.
3 Der verdampte Sohn hat lang geſeſſen Jn dem Tempel Gottes hoch vermeſſen / Sich geruͤhmt und ſein Gebot / Gleich als waͤr er GOtt.
4 Viel falſche Propheten ſind erſtanden / Ja noch Rotten und Secten vorhanden / Die mit ihrer That und Lehr / Der Welt ſchaden ſehr.
5 Weil189Tag Lieder.
5 Weil uns nun der Anti-Chriſtiſch Orden / Durch Gottes Wort offendar iſt worden / So laßt uns[fli]ehen mit Fleiß / Seine Lehr und Weiß.
6 Laßt uns in den Bund deß Herren tretten / Und darinnen ſtets wachen und beten: Denn der letzte Tag geht her / Kommt uns immer naͤhr.
7 Die Welt mehret ſich in Suͤnd und Thorheit / Und trach - tet zu daͤmpfen Gottes Warheit; Der Herꝛ wirds laſſen ge - ſchehn / Jhr alſo zuſehn:
8 Aber wenn ſie meint / ſie hab gewonnen / Und ſey allem, Un - gluͤck entronnen / Wirds ihr erſt mit gantzer Macht / Kommen hundertfacht.
9 Gꝛoße Plag wiꝛd ſie ploͤtzlich umgeben / Und ihꝛ alle Schoͤpf fung widerſtreben: Denn wird Ehriſtus kommen frey / Daß er Richter ſey.
10 Und er wird ſeinen Ertz Engel ſchicken / Und alle Verſtorb - ne laſſen wecken / Daß ſie allſammt auferſtehn / Fuͤrs Gerich - te gehn.
11 Denn wird er zu ſeinen Engeln ſprechen: Jch will mich an meinen Feinden raͤchen; Wer wider mich hat gethan / Wird nehmen ſeinen Lohn.
12 Verſamlet mir her meine Auserkohrnen / Alle Glaͤubigen und Neugebohrnen / Die meinen Bund wol betracht / Treulich habn vollbracht.
13 Und die werden ſie zur rechten ſtellen / Da der HErꝛ ein lieblich Urtheil wird fellen / Sie wird ſetzen gwaltiglich in die Lufft bey ſich.
14 Aber zum Gottloſen wird er ſprechen: Nun wolan / Jch werde mit euch rechten: Warum habt ihr meinen Bund / Ge - nommen in Mund.
15 So ihr doch Gottſeligkeit verachtet / Und nur nach Untu - gend habt getrachtet? Jch ſchweig / und da meinet ihr / Es waͤr nichts fuͤr mir.
16 Weicht von mir / all ihr Vermaledeyten / Jn das Feuer / welchs vor langen Zeiten / Allen Teufeln iſt bereit / Fuͤr ihre Bosheit!
17 Alsdenn werden ſie zur Hoͤllen muͤſſen / Und daſelbſt ihre Untugend buͤſſen / Jn unausſprechlicher Pein / Der kein End wird ſeyn.
18 Aber ſein Volck / von dieſen geſcheiden / Wird er fuͤhrenzur190Vom Juͤngſtenzur himmliſchen Freuden / Da es wie der Soñen Schein / Ewi - glich wird ſeyn.
19 Ey nun / Herre! ſteh uns bey auf Erden / Und bereit uns / daß wir wuͤrdig werden / Zu ſchauen in Ewigkeit / Deine Herr - ligkeit. Amen!

Mich. Weiß.

V
JHr lieben Chriſten freut euch nun / Bald wird erſcheinen Gottes Sohn / Der unſer Bruder worden iſt / Das iſt der lieb Herꝛ Jeſus Chriſt.
2 Der juͤngſte Tag iſt nun nicht ferꝛ; Kom̃ Jeſu Chriſte liebeꝛ HErꝛ! Kein Tag vergeht / wir warten dein / Und wollten gern bald bey dir ſeyn!
3 Verrahten iſt der Wider-Chriſt! Sein Heucheley und arge Liſt / Sind offenbar und gar am Tag / Deß fuͤhrt er taͤglich gro - ße Klag.
4 Du treuer Heyland JEſu Chriſt / Dieweil die Zeit erfuͤl - let iſt / Die uns verkuͤndigt Daniel / So kom̃ / lieber Jm̃anuel!
5 Sanct Simeon wart’t auch auf dich / Und deineꝛ Zukunfft freute ſich; Er ward auch ſeiner Bitt gewaͤhrt / Da er ſah was ſein Hertz begehrt;
6 Er ſprach: Nun will ich ſterben gern / Weil ich geſehn hab meinen Herꝛn: Doch ſoll es nicht geſtorben ſeyn / Sondern im Friede fahr ich fein.
7 So warten wir nun auch der Stund / Und bitten dich von Hertzen Grund / Du wolleſt nicht ausbleiben lang / Und ſtraffn einmal die alte Schlang /
8 Die alle Welt ermordet hat / Und kan nicht Luͤgens wer - den ſatt! Die nimm ſamt ihrer Laͤſter-Schuel / Und wirff ſie in den feurgen Pfuel!
9 Dein lieben Kinder warten all / Wenn doch einmal die Welt zerfall / Und wenn deß Teufels Reich zeꝛgeh / Und er in ewign Schanden ſteh.
10 Er iſts der deinen Namen ſchaͤnd / Und ſtets die armen Leut verblend; Der boͤſe Geiſt ſucht ſeinen Ruhm / Und hindert / daß dein Reich nicht kom̃.
11. Was du befihlſt / das laͤſtert er / Und tobt darwider gꝛeu - lich ſehr; Was uns beſchert dein milde Hand / Das nehm uns gern der Hoͤlle-brand.
12 Der Satan hoͤrt nicht auf zu wehrn / Daß ſich ſo wenig Leut bekehrn; Er wendt die Leut von deinem Wort / Und richtet an Haß / Neid und Mord.
13 Der191Tag-Lieder.
13 Der Teufel braͤcht uns gern zu Fall / Und wollt uns gern verſchlingen all; Er tracht nach Leib / Seel / Gut und Ehr; Herꝛ Chriſt / dem roten Drachen wehr!
14 Die Welt kan nun nicht laͤnger ſtehn / Jſt ſchwach und alt / ſie muß vergehn / Sie kracht an allen Orten ſehr / Und kan die Laſt nicht tragen mehr.
15 Die Creatur nicht laͤnger kan / Der Eitelkeit ſeyn unter - than / Und wollt gern wieder werden frey / Vons Teufels Mord und Tyranney.
16 Der Pabſt hat ſie ſo hart beſchwert / Und all gute Ord - nung verkehrt: Drum waͤrn ſie gern ſamt uns erloͤſt; Wir hoffen all auf deinen Troſt.
17 Die alten Vaͤtter warten all / Weñ du erſcheinſt mit groſ - ſem Schall / Mit aller lieben Engel Schaar / Drauf warten ſie manch hundert Jahr.
18 Eil / lieber Herꝛ! eil zum Gericht / Laß ſehn dein herrlich Angeſicht / Das Weſen der Dreyfaltigkeit / Das helff uns Gott in Ewigkeit!
VI Eraſmi Alberi.
ACh GOtt thu dich erbarmen / Durch Chriſtum deinen Sohn / Ubr Reich und uͤber Armen / Hilff / daß wir Buſ - ſe thun / Und ſich ein jedr erkennen thu / Jch fuͤrcht / Gott hab gebundn ein Ruht / Er will uns damit ſtraffen / Den Hir - ten mit den Schaafen / Es wird ihm keinr entlauffen.
2 GOtt hat uns lang geruffen / Durch ſeine treue Knecht: Unſr Ohrn aber ſind nicht offen / Drum gſchicht uns eben recht / Sein Straf habn wir jetzt in dem Land / Jch fuͤrcht / ihr ſeyn mehr vor der Hand / GOtt woll ſie von uns wenden / Und ſeine Gnade ſenden / Es ſteht in ſeinen Haͤnden.
3 Es gſchehn groß Wunderzeichen / Noch ſchlagn wirs alls in Wind: Die uns ſollten erweichen / So gar ſind wir verblindt / Daß wir kennen die Warheit nicht / Wie uns jetzt Gottes Wort bericht / Daß wir uns daran kehrten / Und ſeiner Gnad begehr - ten / Nicht ſo dawider ſperrten.
4 Aerger iſts nie geweſen / Von Anbegin der Welt: Ein jeder mags wol leſen / Was Chriſtus hat gemeldt / Kein Lieb / noch Glaub auf Crden iſt / Ein jeder braucht ſein Tuͤck und Liſt / Der Reich den Armen zwinget / Und ihm ſein Schweiß abdringet / Daß nur ſein Groſchen klinget.
5 Wer kan alles ermeſſen / was treibt die Welt mit Macht? Mit ihrem Sauffn und Freſſen / Hochmut und groſſem Pracht? nGOtt192Vom juͤngſtenGOtt wirds die laͤnge leiden nicht / Schau / daß dich nicht erhaſch ſein Gricht / So biſt ewig verlohren / dem Teufel auserkohren / Waͤr beſſer nie gebohren.
6 GOtt eylt gewiß zum Ende / Das zeugt all Creatur: Er wird kommen behende / deß han wir ſchoͤn Figur / Das glaubet der Gottloſe nicht / der wol in ſeinem Hertzen ſpricht: Es kan noch lang Zeit wehren / Wir wollen ſchlemmn und zehren / Der Teufel thut ſies lehren.
7 Die Welt leſt nun nicht abe / das Wild-vielkoͤpffig Thier: Man werff ſie dann ins Grabe / Es wird geſchehen ſchier / der Teuffel hats dahin gebracht / Daß man GOtt und ſein Wort veracht / Fragt nicht nach ſeinm Gebote / Treibet daraus ein Spotte / ſagt wol / Es ſey kein Gotte.
8 Die Axt iſt ſchon geleget dem Baum an ſeine Wurtz: Als uns Johannes zeuget / ins Feuer muß er kurtz / Wol dem / der es zu Hertzen nimt / Und wacht / wenn ſein Erloͤſer kommt / Liebet allzeit das Gute / der wird ſeyn in der Hute / Ja vor der Hoͤllen Glute.
9 Chriſtus ſein Propheceye / Jſt nun erfuͤllet zwar: Ein jeder merck dabeye / Und nehm ſein eben wahr / Daß er ſein Leben an - ders ſchick / Und Chriſtum in ſein Hertz verſtrick / Niemand weiß welche Stunde / ſpricht GOtt aus ſeinem Munde / Die Welt wird gehn zu Grunde.
10 Solchs alles iſt verborgen / in der Gottloſen Sinn: Das ſiht man alle Morgen / Wie laufft die Welt dahin / Daß ſie nur kriegt das zeitlich Gut / das ewig ſie vergeſſen thut / Daran will niemand dencken / Thut Leib und Seel verſencken / Manch Chri - ſten thut es kraͤncken.
11 GOtt haͤlt in ſeiner Hute / All die er hat erweckt: Erkaufft durch Chriſti Blute / am Creutz hoch ausgeſtreckt / Da er uns all erloͤſet hat / Vom Teufel / Suͤnd und ewgem Tod / Jſt ſelbſt fuͤr uns geſtorben / deß Vatters Huld erworben / Sonſt waͤren wir verdorben.
12 Diß Lied ſey jetzt geſungen / zu Troſt deꝛ Chꝛiſtenheit: Den Alten und den Jungen / Und dem ſein Suͤnd iſt leyd / der bitt GOtt allezeit um Gnad / Daß er nimmer in Suͤnden bad / Der helff uns allen ſammen / zu Lobe ſeinem Namen / Durch Jeſum Chriſtum / Amen.
VIII
WAcht auf ihr Chriſten alle / Seyd nuͤchtern allzugleich: /: Rufft an mit reichem Schalle / den Vattr im Him̃elreich. Er193Tag Lieder. Er wird ſonſt hefftig ſtraffen / Und uns verlaſſen gar / Wo wir die Suͤnd nicht maſſen / Von allem Ubel laſſen / O weh der groſſen Gfahr.
2 GOtt hat ſein Wort geſendet / Der Gnaden alſo klar: /: Noch ſind wir ſo verblendet / Und ſuͤndgn immerdar. Da hilfft kein ſcheltn noch ſtraffen / Daß GOtt muß ſtraffen ſchier / Sein Diener thut man haſſen / Sein heilig Wort verlaſſen / Was will doch werden hier.
3 Ein jeder ſihet klare / Was Suͤnde hie geſchicht: /: Bey Baurn und Burgern zware, Man laͤſt ſich weiſen nicht / Was ſol - len uns die Glehrten? (ſprechen die boͤſen Kind /) Sie ſind die falſch Verkehrten / Wir woͤlln deß unſern warten / GOtt geb / wo die Pfaffen ſind.
4 GOtt hat die Suͤnd gehaſſet / Von Anfang dieſer Welt: /: Und die ſo hart geſtraffet / Welchs ja auch hie nicht fehlt / Wo wir der Suͤnd nicht ſterben / Wie man zu Ninive ſah / Die Straff nicht wollen erben / Mit Schweffel und Feur verderben / Wies zu Gomorra gſchah.
5 GOtt ließ die Juden ſtraffen / Von wegen boͤſer That: /: Sein Wort ſie thaͤtn verlaſſen / Das er ihn geſagt hat / Durch Mo - ſen und Propheten / Johannem / Chriſtum recht / Und durch viel andre bekehrten / die ſie das Wort auch lehrten / Wo iſt jetzt der Judn Gſchlecht?
6 Der Tuͤrck der iſt vorhanden / und iſt fuͤrwar nicht weit: /: Peſtilentz in alln Landen / darzu ein gſchwinde Zeit. Wer will dem allen wehren? (O Vatter barmhertziger GOtt /) Wo wir uns nit bekehren / und Gottes Lob thun mehren / Wir ſtecken in groſſer Noht.
7 So laſt uns nicht entblenden / und beſſern uns davon: /: Daß GOtt die Straff woll wenden / die wir verdienet han. Der Tuͤrck der iſt die Ruhte / damit er ſtraffen will / Daß wir nit han die Hute / die ewig Gottes Guͤte / Der Boßheit iſt zu viel.
8 Darum will ich euch rahten / Laſt ab von eurer Suͤnd: /: Von euern boͤſen Thaten / Darinn ihr ligt geſchwind. Ein jedr beſſer ſein Leben / daß GOtt gefaͤllig ſey / Und thu nach Gotts Wort ſtreben / Und folg dem auch darneben / Was er uns lehrt darbey.
9 Gluͤck / Heyl wird er uns geben / Wo wir ihm gfaͤllig ſind: /: Und fuͤhrn ins ewig Leben / bey allen Gottes Kind. Darum ſo laſt uns achten / Auf Gotts Barmhertzigkeit / Dieſelbig nichtn ijver -194Vom ewigenverachten / Nur ſtets darnach thun trachten / Suͤnd / die uns ma - chen leyd.
10 Er ſchickt zu uns hernider / Chriſtum ſein einign Sohn: /: Der fuͤr uns hat gelitten / Jn Zorn / in Spott und Hohn / Dein Gnad hat er erworben / durch ſeinen bittern Tod / Er iſt fuͤr uns geſtorben / Wir wern ſonſt all verdorben / Er hilfft aus al - ler Noht.
11 Wollt ihr nicht ewig ſterben / So kom̃t zu Chriſto all: /: Sein Gnad werd ihr ererben / Nach dieſem Jammerthal / Wo ihr zu ihm thut kehren / Es iſt fuͤrwae groß Noht / Und halt ſein Wort in Ehren / das er uns recht thut lehren / Das geb der ewig GOtt! Amen.

* 23 * Vom ewigen Leben Lieder.

I
HErtzlich thut mich erfreuen / Die liebe Sommerzeit: /: Wenn GOtt wird ſchoͤn verneuen / Alles zur Ewigkeit: Den Himmel und die Erden / Wird GOtt neu ſchaffen gar / All Creatur ſoll werden / Gantz herꝛlich / huͤbſch und klar.
2 Die Sonn wird neu und reine / der Mond / die Sternen all: /: Ja vielmal heller ſcheinen / daß man ſich wundern ſoll / das Firmament gemeine / Wird GOtt auch ſchmuͤcken fein / Das wird er thun alleine / Zur Freud den Kindern ſeyn.
3 Alſo wird Gott neu machen / Alles ſo wunderlich: /: Fuͤr Schoͤnheit ſolls gar lachen / Und alles freuen ſich / Von Gold und Edelgſteinen / die Welt wird ſeyn geſchmuͤckt / Mit Perlen groß und kleinen / Als waͤr es ausgeſtickt.
4 Kein Zung kan nicht erreichen / die ewig Zierheit groß: /: Man kans mit nichtn vergleichen: Die Wort ſind viel zu bloß. Drum muͤſſen wir ſolchs ſparen / Biß an den juͤngſten Tag: Deñ wollen wir erfahren / Was Gott iſt / und vermag.
5 Denn GOtt wird bald uns alle / Was je geboren iſt: /: Durch ſein Poſaun mit Schalle / Jn ſeim Sohn JEſu Chriſt /Mit195Leben Lieder. Mit unſerm Fleiſch erwecken / Zu groſſer Herꝛlichkeit / Und klaͤr - lich uns entdecken / die ewig Seligkeit.
6 Er wird uns unſer Leben / Den Leib mit Haut und Haar: /: Gantz voͤllig wider geben / das iſt gewißlich war: Uns Leib und Seel verklaͤren / Schoͤn hell gleichwie die Sonn / Nach Luſt was wir begeren / Und geben Freud und Wonn.
7 Sein Engel wird auch ſchicken / Der Herꝛ Chriſt unſer Troſt: /: Entgegen ihm zu zuͤcken / Der uns aus Lieb erloͤſt / Wird uns gar ſchoͤn empfangen / Mit aller heilign Schaar / Jn ſeine Arm umfangen / Wird uns erfreuen gar.
8 Da werden wir mit Freuden / Den Heyland ſchauen an: /: Der durch ſein Blut und Leyden / den Himmel aufgethan / Die lieben Patriarchen / Propheten allzumal / die Maͤrtrer und Apoſtel / Bey ihm ein groſſe Zahl.
9 Die werden uns annehmen / Als ihre Bruͤderlein: /: Sich unſer gar nicht ſchaͤmen / Uns mengen mitten ein. Wir werden alle tretten / Zur Rechten JEſu Chriſt / Als unſern GOtt anbe - ten / Der unſers Fleiſches iſt.
10 Er wird zur rechten Seiten / Uns freundlich ſprechen zu: /: Komt ihr gebenedeyten / Zu meiner Ehr und Ruh / Jtzt ſollet ihr ererben / Meins liebſten Vatters Reich / Welchs ich euch thaͤt erwerben: Drum ſeyd ihr Erben gleich.
11 Alsdenn wird GOTT recht richten / Die gottlos boͤſe Welt: /: Das hoͤlliſch Feur ſoll ſchlichten / die Suͤnd mit baa - rem Geld: Den Teuffel und ſein Rotte / die Heuchler / Mam - mons-Knecht / Wird GOtt zu Schand und Spotte / Berurthei - len gerecht.
12 Wird ſich ganz zornig ſtellen / Zu den / zur lincken Hand: /: Ein recht gleich Urtheil fellen / Mit Worten ſo genant / Geht hin ihr gantz Verfluchten / Zum hoͤlliſchn Feur erkant / Jns Teuf - fels-Strick geflochten / Jn ewign Tod und Band.
13 Alſo wird GOtt erloͤſen / Uns gar von aller Noht: /: Vom Teuffel / allen Boͤſen / Von Truͤbſal / Angſt und Spott / Von Trauren / Weh und Klagen / Von Kranckheit / Schmertz und Leid / Von Schwermut / Sorg und Zagen / Von aller boͤſen Zeit.
14 Denn wird der Herꝛ Chriſt fuͤhren / Uns / die wir ihm vertraut: /: Mit groſſem Jubiliren / Zum Vatter ſeine Braut / Der wird uns bald ſchoͤn zieren / Und freundlich lachen an / Mit edlem Balſam ſchmieren / Mit Schmuck begabenſchoͤn.
15 Die Braut wird GOtt neu kleiden / Mit ſeinem eignenn iijSchmuck: /:196Vom ewigenSchmuck: /: Jn guͤldne Stuͤck und Seiden / Jn einen bunten Rock; Ein guͤlden Ring anſtecken / Der Lieb zum wahren Pfand: Jhr Scham auch wol zu decken / daß ſie nicht werd erkant.
16 GOtt wird ſich zu uns kehren / Eim jeden ſetzen auf: /: Ein guͤlden Cron der Ehren / Und hertzen freundlich drauf / Wird uns an ſein Bruͤſt druͤcken / Aus Lieb gantz vaͤtterlich / An Leib und Seel uns ſchmuͤcken / Mit Gaben mildiglich.
17 Er wird uns ewig leiten / Jns ewig Paradeis: /: Die Hochzeit zu bereiten / Zu ſeinem Lob und Preiß / Da wird ſein Freud und Wonne / Jn rechter Lieb und Treu / Aus Gottes Schatz und Bronne / Und taͤglich werden neu.
18 Da wird man hoͤren klingen / Die rechten Saͤitenſpiel: /: Die Muſica wird bringen / Jn GOtt / der Freuden viel: Die Engel werden ſingen / All Heilign Gottes gleich / Mit himmeli - ſchen Dingen / Ewig in Gottes Reich.
19 Kein Ohr hat nie gehoͤret / Kein menſchlich Aug geſehn: /: Die Freud / ſo den beſcheret / So GOtt ihm auserſehn: Sie wer - den GOtt anſchauen / Von hellem Angeſicht / Lieblich mit ihren Augen / Das ewig wahre Liecht.
20 GOtt werden ſie erkennen / Die Heilge Trinitaͤt: /: Jn Gottes Liebe brennen. Sein Weſen und ſein Raht / Wird GOtt ihrn Augen goͤnnen / Und was er iſt und hat / Auch ſeine Kinder nennen / Jn Gottes Krafft und That.
21 Alſo wird Gott erfuͤllen / Alles durch ſeine Krafft: /: Wird alles ſein in allem / Duꝛch ſeinen Geiſt und Safft: Wiꝛd ſich ſelbſt gantz zu eigen / Uns geben voͤlliglich / Und all ſein Gut uns zeigen / Jn Chriſto ſichtiglich.
22 Mit GOtt wir werden halten / Das ewig Abendmal: /: Die Speiß wird nicht veralten / Auf Gottes Tiſch und Saal: Wir werden Fruͤchte eſſen / Vom Baum deß Lebens ſtet / Vom Brunn deß Lebens Fluͤſſe / Trincken zugleich mit Gott.
23 All unſer Luſt und Willen / Was unſer Hertz begehrt: /: Was wir uns wuͤnſchen wollen / Soll alles ſein gewaͤhrt; Deß werden wir uns freuen / GOtt loben ewiglich; Von wahrer Lieb und Treuen / Uns lieben ſtetiglich.
21 Wir werden ſtets mit Schalle / Fuͤr GOttes Stul und Thron: /: Mit Freuden ſingen alle / Ein neues Lied gar ſchoͤn: Lob / Ehr / Preiß / Krafft und Staͤrcke / GOTT Vatter und dem Sohn / Deß Heilign Geiſtes Wercke / Sey Lob und Danck gethan.
25 Solchs197Leben Lieder.
25 Solchs Freuden-Lied ohn Schertzen / Wird ſeyn der Lob - geſang: /: Aus Freud und Luſt deß Hertzen / Der Auserwehlten Danck; Die Freud wird ewig bleiben / Und nimmer mehr ver - gehn / Viel groͤſſer / denn wir glaͤuben / Fuͤr GOtt im Wer - cke ſtehn.
26 Froͤlich pfleg ich zu ſingen / Wenn ich ſolch Freud be - tracht: /: Und geh in vollen ſpringen / Mein Hertz fuͤr Freu - den lacht / Mein Gmuͤth thut ſich hoch ſchwingen / Von dieſer Welt mit Macht / Sehn mich zu ſolchen Dingen / Der Welt ich gar nichts acht.
27 Drum wollen nicht verzagen / Die itzt in Truͤbſal ſeynd: /: Und die die Welt thut plagen / Und iſt ihnn Spinnenfeind: Sie wollen ihr Creutz tragen / Jm Friede mit Gedult / Auf Gottes Wort ſich wagen / Sich troͤſten Gottes Huld.
28 Wer Gottes Reich und Gaben / Mit GOtt ererben will: Der muß die Truͤbſal haben / Verfolgung leiden viel. Das ſoll ihn aber laben: Es waͤhrt ein kleine Zeit / Der Herꝛ wird bald hertraben / Sein Huͤlff iſt gwiß nicht weit.
29 Jn deß die Welt mag heucheln / GOtt ſpotten im̃er hin: /: Um Gnieſſes willen ſchmeicheln / Klug ſeyn in ihrem Sinn / Jhr Sachen liſtig beugen / Nachdem der Wind herweht: Aus Furcht der Warheit ſchweigen / Wies itzt im Schwange geht.
30 Man laß die Welt auch toben / Und redlich lauffen an: /: Es ſitzt im Himmel droben / GOtt lob / ein ſtarcker Mann. Er wird gar bald aufwachen / Der ewig ſtraffen kan / Der Richter aller Sachen / Er iſt ſchon auf der Bahn.
31 Der Braͤutgam wird bald ruffen: Kommt all ihr Hoch - zeitgaͤſt: /: Hilff GOtt / daß wir nicht ſchlaffen / Jn Suͤnden ſchlummern veſt / Bald habn in unſern Haͤnden / Die Lampen / Oel und Licht / Und duͤrffen uns nicht wenden / Von deinem Angeſicht.
32 Der Koͤnig wird bald kommen / Die Hochzeit-Gaͤſt be - ſehn: /: Wer fuͤr ihm wird verſtum̃en / Dem wirds ſehr uͤbel gehn; O GOtt! hilff daß wir haben / Das rechte Hochzeit-Kleid / Den Glauben deine Gaben / Zu geben rechten Bſcheid.
33 Ach Herꝛ duꝛch deine Guͤte! Fuͤhr uns auf rechter Bahn: /: Herꝛ Chꝛiſt! uns wollſt behuͤten / Sonſt moͤchtn wir irre gahn / Halt uns im Glauben veſte / Jn dieſer boͤſen Zeit / Hilff daß wir uns ſtets ruͤſten / Zur ewign Hochzeit-Frend.
34 Hiemit will ich beſchlieſſen / Das froͤlich Sommer-Lied: /:n iiijEs198Vom ewigenEs wird gar bald ausſprieſen / Die ewig Sommer-Bluͤt / Das ewig Jahr herflieſſen / GOtt geb im ſelben Jahr / Daß wir der Fruͤcht genieſſen! Amen / das werde wahr!

Johannis Walthers.

II
HErꝛ Chriſt thu mir verleihen / Zu ſingen deinen Geiſt: /: Mich thut hertzlich erfreuen / Was Him̃liſch iſt und heiſt / Ein him̃liſch Paradeiß / Darinn von allem Boͤſen / Der Herꝛ wird mich erloͤſen / Bereitet ich mir weiß.
2 Ein Tag iſt angeſetzet / Von GOtt dem Herren mein: /: Mein Hertz ſich ſehr ergetzet / Weñ ich gedenck dahin / Den juͤng - ſten Tag ich mein / Da mich der Herꝛ erwecken / Und froͤlich wird erquicken / Mit ſeinen Guͤtern rein.
3 Tod / Suͤnd / Noht / Kranckheit / Schmertzen / Angſt / Jam - mer und Elend: /: Und was betruͤbt die Hertzen / Jm Himmel hat ein End / Fahr hin all Traurigkeit: Mein GOtt / dem ich getrauet / Ein Freudenſaal gebauet / Hat mir in Ewigkeit.
4 Er wird freundlich umfangen / Und troͤſten meine Seel: /: Darnach ſteht mein Verlangen / Das iſt mein Troſt und Heyl / Da wird ſein lieber Sohn / Abwiſchen alle Threnen / Von denen / die hie weinen / Und leiden Schmach und Hohn.
5 Mein Leib / Mein Seel verklaͤret / Soll leuchten wie die die Sonn: /: Und was mein Hertz begehret / Wird kommen ihm zu Lohn / Denn dort in jenem Reich / An Schoͤnheit und Geber - den / Wir alle ſollen werden / Den lieben Engeln gleich.
6 Da werden wir mit Freuden / Den Heyland ſchauen an: /: Der durch ſein Blut und Leiden / Den Himmel aufgethan / Da wird fuͤr Augen klar / GOtt Vatter mit dem Sohne / Darzu die dritt Perſone / Uns werden offenbar.
7 Hie muͤſſen wir noch lallen / Gleichwie die Kinder klein: /: Dort aber in uns allen / Der Herꝛ wird ſelber ſeyn: Zu jener Sommer-Zeit / Wird GOtt mit Freud und Wonne / Erſcheinen wie die Sonne / der gantzen Chriſtenheit.
8 Da findet ſich beyſam̃en / Was ſcheidet hie der Tod: /: Die nur auf Chriſti Namen / Entſchlaffen ſind in GOtt / Der Eh - mañ ſein Gemahl / Soͤhn / Toͤchter und Bekandten / Und alle An - verwanden / Die leben allzumal.
9 Darzu viel tauſend Menſchen / So wir niemals geſehen: /: Die alten Patriarchen / Propheten groß und klein / Der zwoͤlff Apoſteln Zahl / Die Maͤrtrer mit den Cronen / Viel Mann und Weibs-Perſonen / Die GOtt gedienet all.
10 Die199Leben Lieder.
10 Die werden uns annehmen / Als ihre Bruͤderlein: /: Auch werden ſich nicht ſchaͤmen / Die Engel hiebey zu ſeyn / Die from - men Geiſterlein / Uns werden mit Verlangen / Gantz bruͤderlich umfangen / Und mengen mitten ein.
11 Da duͤrffen wir nicht fragen / Wer iſt der oder die: /: Was unſer Augen ſehen / Das alles kennen ſie / Das Stuͤckwerck hoͤ - ret auf / Wir werden uns wol kennen / Von rechter Liebe bren - nen / Die nimmer hoͤret auf.
12 Da wird man hoͤren klingen / Das him̃liſch Seitenſpiel: /: Deß Himmels Chor wird bringen / Jn GOtt der Freuden viel / Das liebe Jeſulein / Jmmittelſt uns fein druͤcken / Und freundlich wird anblicken / Mit ſeinen Aeugelein.
13 Mit den Engeln gantz fꝛoͤlich / Wiꝛ ſingen weꝛden Gott: /: Das Heilig / heilig / heilig / Jſt der Herꝛ Zebaoth / Ein neues Freu - den-Lied: Glori / Lob / Ehr und Weißheit / Krafft / Reichthum / Heil und Klarheit / Sey GOtt in Ewigkeit.
14 Kein Ohr hat je gehoͤret / Es hat kein Aug geſehn: /: Die Freud / ſo den’n beſcheret / Die Gottes Erben ſeyn /: Wenn ich ſolchs nehm in acht / Thut ſich mein Hertz hoch ſchwingen / Und geht in vollen ſpringen / Das ich die Welt veracht.
15 Drum wolln nur nicht verzagen / Die itzt in Truͤbſal ſind: /: Ob ſchon die Welt thut plagen / Und iſt uns Spinnefeind / Es waͤhrt ein kleine Zeit / Der Held wird bald hertraben / Und ewi - glich uns laben / Sein Huͤlff iſt gwiß nicht weit.

Jeremiæ Nicolai.

III
O Ewigkeit du Donner-wort / O Schwert / das durch die Seele bort / O Anfang ſonder Ende / O Ewigkeit / Zeit ohne Zeit / Jch weiß fuͤr groſſer Traurigkeit nicht / Wo ich mich hinwende / Mein gantz erſchrocknes Hertz erbebt / Daß mir die Zung am Gaumen klebt.
2 Kein Ungluͤck iſt in aller Welt / Das endlich mit der Zeit nit faͤllt / Und gantz wird aufgehoben: Die Ewigkeit hat nur kein Ziel / Sie treibet fort und fort ihr Spiel / Laͤſt nimmer ab zu to - ben / Ja wie der Heyland ſelber ſpricht / Aus ihr iſt kein Erloͤ - ſung nicht.
3 O Ewigkeit du machſt mir bang / O ewig / ewig iſt zu lang / Hier gilt fürwar kein Scheꝛtzen: Dꝛum weñ ich dieſe lange Nacht zuſammt der groſſen Pein betracht / Erſchreck ich recht von Her - tzen / Nichts iſt zu finden weit und breit / ſo ſchrecklich / Als die Ewigkeit.
n v4 Wenn200Vom ewigen Leben Lieder.
4 Wenn der Verdamten groſſe Quaal / So manches Jahr als an der Zahl / hie Menſchen ſich ernehren: Als manchen Stern der Himmel hegt / Als manches Laub die Erde traͤgt / Noch end - lich ſollte wehren / So waͤre / doch der Pein zuletzt / Jhr recht be - ſtimmtes Ziel geſetzt.
5 Nun aber / weñ du die Gefahr / Viel hunderttauſend tauſend Jahr / Haſt klaͤglich ausgeſtanden / Und von den Teufeln ſolcher friſt / Gantz grauſamlich gemartert biſt / Jſt doch kein Schluß fuͤrhanden / Die Zeit / ſo niemand zehlen kan / die faͤnget ſtets von neuen an.
6 Ach Gott / wie biſt du ſo gerecht / Wie ſtrafſt du einen boͤſen Knecht / So hart im Pfuel der Schmertzen? Auf kurtze Suͤnden dieſer Welt / Haſt du ſo lange Pein beſtellt / Ach nim̃ es wol zu Hertzen! Betracht es offt / O Menſchenkind / Kurtz iſt die Zeit / der Tod geſchwind.
7 Ach fliehe doch deß Teufels Strick / Die Wolluſt kan ein Augenblick / Und laͤnger nicht ergetzen / Dafuͤr wilt du dein arme Seel / Hernachmals in deß Teufels Hoͤll / O Menſch / zu Pfan - de ſetzen / Ja ſchoͤner tauſch / ja wol gewagt / Das bey den Teufeln wird beklagt.
8 So lang ein GOtt im Himmel lebt / Und uͤber alle Wol - cken ſchwebt / Wird ſolche Marter waͤhren / Es wird ſie plagen Kaͤlt und Hitz / Angſt / Hunger / Schrecken / Feur und Blitz / Und ſie doch nicht verzehren / Denn wird ſich enden dieſe Pein / Wenn GOtt nicht mehr wird ewig ſeyn.
9 Wach auf / O Menſch / Vom Suͤnden-Schlaff / Ermuntre dich verlornes Schaaf / Und beſſre bald dein Leben / Wach auf es iſt doch hohe Zeit / Es kommt heran die Ewigkeit / dir deinen Lohn zu geben / Vielleicht iſt heut der letzte Tag / Wer weiß noch / wie man ſterben mag.
10 Ach laß die Wolluſt dieſer Welt / Pracht / Hoffart / Reich - thum / Ehr und Geld / Dir laͤnger nicht gebieten / Schau an die groſſe Sicherheit / Die falſche Welt und boͤſe Zeit / Zu ſam̃t deß Teufels Wuͤten / Vor allen Dingen hab in acht / die vorerwehlte lange Nacht.
11 O du verfluchtes Menſchenkind / Von Sinnen toll / Von Hertzen blind / Laß ab die Welt zu lieben / Ach! ach ſoll deñ der Hoͤllen-Pein / Da mehr denn tauſend Hencker ſeyn / Ohn Ende dich betruͤben? Wo iſt ein ſo beredter Mann / der dieſes Werck ausſprechen kan?
12 O Ewig -201Blatzeiger.
12 O Ewigkeit du Donner-wort / O Schwert / das durch die Seele bort. O Anfang ſonder Ende / O Ewigkeit / Zeit ohne Zeit / Jch weiß fuͤr groſſer Traurigkeit / nicht wo ich mich hinwende. Nim du mich / wenn es dir gefaͤllt / HErꝛ JEſu in dein Freuden-Zelt!

Blatzeiger Der hierinnen befindlichen Lieder.

A.

  • ACh GOtt erhoͤr mein Seufzen und152
  • Ach GOtt thu dich erbarmen191
  • Ach GOtt und HErꝛ! wie groß und84
  • Ach GOtt vom Himmel ſieh darein103
  • Ach GOtt wem ſoll ichs klagen85
  • Ach GOtt wie manches Hertzenleid137
  • Ach lieben Chriſten ſeyd getroſt114
  • Ach wie elend iſt unſer Zeit109
  • Ach wie fluͤchtig / ach wie nichtig125
  • Ach wie lang muß ich mich ſchlagen168
  • Ach wie ſehnlich wart ich der Zeit166
  • Ach wir armen Menſchen / was habn wir39
  • Allein auf GOtt ſetz dein Vertraun122
  • Allein GOtt in der Hoͤh ſey Ehr64
  • Allein nach dir HErꝛ Jeſu Chriſt137
  • Allein zu dir HErꝛ Jeſu Chriſt88
  • Als Jeſus Chriſtus unſer HErꝛ37
  • An Waſſerfluͤßen Babylon108
  • Auf den Nebel folgt die Sonn71
  • Auf meinen lieben GOtt172
  • Aus meines Hertzen Grunde1
  • Aus tieffer Noth ſchrey ich zu dir83
  • Beſcher uns HErꝛ! das taͤglich Brod165
  • CHriſt der du biſt der helle Tag7
  • Chriſte der du biſt Tag und Licht8
  • Chriſt fuhr gen Himmel58
  • Chriſt iſt erſtanden53
  • Chriſt lag in Todes Banden54
Chriſtum202Blatzeiger
  • Chriſtum wir ſollen loben ſchon17
  • Chriſt unſer Herꝛ zum Jordan kam79
  • Chriſtus der iſt mein Leben179
  • Chriſtus der uns ſeelig macht36
  • Chriſtus wird mich nicht laſſen183
  • DA Jeſus an dem Creutze ſtund40
  • Da Jeſus an des Creutzes Stam̃41
  • Dancket dem Herren / denn er iſt ſehr freundlich73
  • Danckt dem Herrn heut und allezeit73
  • Das alte Jahr vergangen iſt31
  • Das neugeborne Kindelein32
  • Der Herꝛ iſt mein getreuer Hirt141
  • Der Tag der iſt ſo freudenreich18
  • Der Tag vertreibt die finſtre Nacht2
  • Dich bitten wir deine Kinder164
  • Die helle Sonn iſt nun dahin8
  • Diß ſind die heilgen zehen Gebot75
  • Du Friede-Fuͤrſt / Herꝛ Jeſu Chriſt113
  • Durch Adams Fall iſt gantz verderbt116
  • EJnen guten Kampf hab ich auf der Welt182
  • Ein Kind geborn zu Bethlehem19
  • Einſt ſprach der kuͤhne Jonathan99
  • Ein veſte Burg iſt unſer GOtt105
  • Ein Wuͤrmlein bin ich arm und klein180
  • Erbarm dich mein O Herre GOtt81
  • Erhalt uns HErꝛ bey deinem Wort109
  • Erſchienen iſt der herꝛlich Tag55
  • Erſtanden iſt der heilig Chriſt56
  • Es iſt das Heyl uns kommen her117
  • Es lenckt mein Suͤnden krancker Sinn42
  • Es wird ſchier der letzte Tag herkommen188
  • Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn105
  • Ermuntre dich mein ſchwacher Geiſt20
  • Es iſt gewißlich an der Zeit186
Es203Blatzeiger
  • Es ſpricht der Unweiſen Mund wol104
  • FReu dich ſehr O meine Seele174
  • Friſch auf mein Seel in Noht151
  • Friſch auf mein Seel verzage nicht155
  • GEborn iſt uns der heilig Chriſt21
  • Geliebtes Hertz in Treu erkennt144
  • Gelobet ſeyſt du Jeſu Chriſt22
  • Gib Fried zu unſer Zeit O Herꝛ112
  • GOtt der Vatter wohn uns bey65
  • GOtt hat das Evangelium187
  • GOtt ſey gelobet und gebenedeyet93
  • Große Freud iſt da23
  • HAſt du denn Jeſu dein Angeſicht gaͤntzlich146
  • Helfft mir Gottes Guͤte preiſen32
  • HErꝛ Chriſt der einig Gottes Sohn129
  • HErꝛ GOtt dich loben wir65
  • HErꝛ GOtt mein Jammer hat ein End173
  • HErꝛ Gott nun ſey gepreiſet162
  • HErꝛ Chriſt thu mir verleihen198
  • HErꝛ Jeſu Chriſt dich zu uns wend79
  • HErꝛ Jeſu Chriſt du hoͤchſtes Gut83
  • HErꝛ Jeſu Chriſt ich weiß gar wol178
  • HErꝛ Jeſu Chriſt meins Lebens Licht131
  • HErꝛ Jeſu Chriſt / wahr Menſch und177
  • HErꝛ wie lang wilt vergeſſen mein140
  • Hertzlich lieb hab ich dich O Herꝛ172
  • Hertzlich thut mich erfreuen194
  • Hertzlich thut mich verlangen167
  • Hilff Gott / laß mirs gelingen44
  • Hilff Gott mein Herꝛ wo kom̃ts doch her115
  • Hinunter iſt der Sonnen Schein9
  • Hoͤr liebe Seel dir rufft der Herꝛ129
  • Hoͤrt auf mit Trauren und Klagen185
  • JCh danck dir lieber Herre3
  • Jch danck dir ſchon / durch deinen Sohn4
Jch204Blatzeiger
  • Jch dancke dir Herꝛ GOtt in deinem Throne5
  • Jch hab mein Sach Gott heim geſtellt170
  • Jch hab mich Gott ergeben180
  • Jch ruff zu dir Herꝛ Jeſu Chriſt130
  • Jch ſag dir Danck Herꝛ Jeſu Chriſt134
  • Jch weiß daß mein Erloͤſer lebt182
  • Jch weiß ein Bluͤmlein huͤbſch und fein89
  • Jeſu der du meine Seele86
  • Jeſu des Vatters einger Sohn96
  • Jeſu du mein liebſtes Leben132
  • Jeſulein du biſt mein140
  • Jeſu meine Freude138
  • Jeſu meines Hertzens Freud136
  • Jeſus Chriſtus unſer Heyland / der den58
  • Jeſus Chriſtus unſer Heyland der von uns92
  • Jhr hohe Berg ihr lehret mich120
  • Jhr lieben Chriſten freut euch nun190
  • Jn dich hab ich gehoffet Herꝛ141
  • In dulci jubilo24
  • KEinen hat Gott verlaſſen149
  • Kom̃ Gott Schoͤpfer Heiliger Geiſt62
  • Kom̃ Heil. Geiſt Herre Gott63
  • Kom̃t her zu mir ſpricht Gottes Sohn119
  • LAſſt uns alle froͤlich ſeyn33
  • Liebſter Jeſu meine Freude139
  • Litaney101
  • Lobet den Herren! Lobet den Herren! 162
  • Lob ſey dem Allmaͤchtigen Gott14
  • Lobſinget Gott / und ſchweiget nicht24
  • Lobt Gott ihr Chriſten alle gleich26
  • MAg ich Ungluͤck nicht widerſtahn157
  • Man ſpricht: wen Gott erfreut150
  • Meinen Jeſum laß ich nicht136
  • Meine Seel erhebt den Herren15
Mein205Blatzeiger
  • Mein Seel dich freu / und luſtig ſey94
  • Mein Wallfahrt ich vollendet hab175
  • Menſch wilt du leben ſeeliglich76
  • Mit Fried und Freud ich fahr dahin169
  • Mitten wir im Leben ſind169
  • NJcht ſo traurig / nicht ſo ſehr147
  • Nim̃ von uns Herꝛ du treuer Gott111
  • Nun bitten wir den H. Geiſt63
  • Nun dancket alle Gott mit Hertzen74
  • Nun freut euch Gottes Kinder all59
  • Nun freut euch lieben Chriſten gemein60
  • Nun kom̃ der Heyden Heyland13
  • Nun laſſt uns den Leib begraben184
  • Nun laſſt uns Gott den Herren164
  • Nun lob mein Seel den Herren67
  • Nun ruhen alle Waͤlder10
  • OChriſte Morgenſterne90
  • O Ewigkeit / du Donnerwort199
  • O Gott Vatter / O Jeſu Chriſt176
  • O Herre Gott begnade mich82
  • O Herre Gott dein Goͤttlich Wort110
  • O Lamm Gottes unſchuldig44
  • O Menſch bewein dein Suͤnde groß46
  • O Traurigkeit! O Herzenleid! 52
  • O Vatter aller Frommen79
  • SAg was hilfft alle Welt127
  • Schmuͤcke dich O liebe Seele97
  • Schwing dich auf zu deinem GOtt153
  • Selig / ja ſelig wer willig ertraͤget161
  • Sey wolgemut / laß trauren ſeyn149
  • Singen wir aus Hertzen Grund163
  • Solt ich meinem Gott nicht ſingen? 68
  • So wuͤnſch ich nun ein gute Nacht181
  • Steh doch Seele! ſteh doch ſtille127
Suͤſ -206Blatzeiger.
  • Suͤſſer Chriſt! der du biſt99
  • Treuer Gott ich muß dir klagen143
  • VAlet will ich dir geben177
  • Vatter unſer im Himmelreich78
  • Verzage nicht / O frommer Chriſt123
  • Uns iſt ein Kindelein heut geborn27
  • Uns iſt geborn ein Kindelein27
  • Vom Himmel hoch da kom̃ ich her28
  • Vom Himmel kam der Engel Schaar30
  • Von Adam her ſo lange Zeit16
  • Von Gott will ich nicht laſſen157
  • WAcht auf ihr Chriſten alle192
  • Wach auf mein Hertz! und ſinge6
  • Wacht auf! rufft uns die Stimme188
  • Was mein GOtt will das geſcheh allzeit166
  • Waͤr GOtt nicht mit uns dieſe Zeit107
  • Wann wir im hoͤchſten Noͤthen ſeyn111
  • Warum betruͤbſt du dich mein Hertz158
  • Was fuͤrchſt du Feind Herodes ſehr35
  • Weg mein Hertz mit den Gedanken106
  • Wenn mein Stuͤndlein vorhanden iſt170
  • Werde munter mein Gemuͤthe11
  • Wer GOtt vertraut / hat wol gebaut139
  • Wer in dem Schutz des Hoͤchſten iſt106
  • Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten126
  • Wie nach einer Waſſerquelle142
  • Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenſtern93
  • Wies GOtt gefaͤllt / ſo gfaͤllt mirs auch156
  • Wir Chriſtenleut haben jetzt Freud30
  • Wir danken dir HErꝛ JEſu Chriſt53
  • Wir glauben all an einen GOtt77
  • Wo GOtt der HErꝛ nicht bey uns haͤlt107
  • Wo GOtt zum Hauß nicht gibt ſein Gunſt116
  • Wol dem der in GOttes-Furcht ſteht121
  • Wol mir JEſus meine Freude78
  • Wo ſoll ich fliehen hin88
  • ZJon klagt mit Angſt und Schmertzen113
  • Zwey Ding O HErꝛ bitt ich von dir165

ENDE.

About this transcription

TextHeiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel
Author Sigmund von Birken
Extent646 images; 127825 tokens; 15981 types; 801259 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHeiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel Oder: Anweisung/ wie man den Sonntag mit Andacht zubringen/ und in der Kirche sich Gott-gefällig verhalten solle Sigmund von Birken. . [12] Bl., 405 S., [1] Bl., 206 S., [1] Bl. SandrartFunckFrobergNürnberg1681.

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SLUB Dresden SLUB Dresden, Theol.ev.asc.1286http://slubdd.de/katalog?TN_libero_mab2100608

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; Gebrauchsliteratur; Andachtsbuch; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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