PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Geiſtliches Weiber-Aqua-Vit / Das iſt / Chriſtliche Lieder und Gebete /
Vor / bey und nach Erlangung Goͤttlichen Ehe-Segens / Wie auch Bey andern darbey ſich begeben - den Faͤllen zu gebrauchen / Aus Landes-Muͤtterlichen Hertzen / Mund und Hand Jhren Landes-Kindern zu er - wuͤnſchter / kraͤftiger Erbauung aus GOttes H. Wort zubereitet und mit getheilet.
Rudolſtadt /Mit Fleiſcheriſchen Schriften /Jm Jahr CHriſti 1683.

Pſalm CXXVII. v. 3.

SJhe Kinder ſind eine Gabe des HERRN und Lei - bes-Frucht iſt ein Geſchenck.

Ein Verzeichniß derer in die - ſen Buͤchlein befindlichen Lieder und Ge - bete.

  • I.
  • EJnes Weibes um den Ehe-Se - genBlat3.
  • II.
  • Nach vermerckten Ehe-Segen10.
  • III.
  • Ein Morgen-Lied und Morgen-Se - gen einer ſchwangern Frauen22.
  • IV.
  • Ein Abend-Lied und Abend-Segen fuͤr dieſelbe31.
  • V.
  • Wenn die Geburts-Zeit heran nahet37.
(2)VI. Ein
  • VI.
  • Ein taͤgliches Lied und Gebet der We - he-MutterBlat44.
  • VII.
  • Vor der Wehe-Mutter Berufs-Ar - beit48.
  • VIII.
  • Bey angehender Kindes-Noth der ſchwangern Frauen52.
  • IX.
  • Eines gebaͤhrenden Weibes in der Kin - des-Noth57.
  • X.
  • Des Kindes-Vaters und anderer Um - ſtehenden bey ſolcher Noth73.
  • XI.
  • Wenn es gefaͤhrlich mit Mutter und Kinde ſtehet78.
  • XII.
  • Danckſagung der Umſtehenden / wenn GOttfroͤlich geholffen85.
  • XIII.
  • Danckſagung der Kinder-Mutter nach gluͤcklicher Entbindung89.
XIV. Danck -
  • XIV.
  • Danckſagung der Wehe-MutterBlat96.
  • XV.
  • Gebet der Eltern vor ihres Kindes - Tauffe101.
  • XVI.
  • Eines Tauf-Zeugens vor der heiligen Tauffe105.
  • XVII.
  • Danckſagung eines Tauf-Zeugens nach der heiligen Tauffe110.
  • XVIII.
  • Danckſagung der Eltern nach ihres Kindes-Tauffe116.
  • XIX.
  • Ein Lied und Gebet einer Sechs - Woͤchnerin125.
  • XX.
  • Danckſagung der Woͤchnerin bey ih - rem Kirch-Gange130.
(3)XXI. Ge -
  • XXI.
  • Gebet der Eltern fuͤr ihr kranckes KindBlat136.
  • XXII.
  • Danckſagung der Eltern nach Wider - Geneſung des Kindes140.
  • XXIII.
  • Ein taͤglich Lied und Gebet der Eltern fuͤr ihr Kind143.
  • XXIV.
  • Ein Gebet der Eltern / wenn das Kind tod auf die Welt kommen151.
  • XXV.
  • Wenn es mit der Kindes-Mutter zu Ende nahet158.
  • XXVI.
  • Wenn es ſcheinet / daß Mutter und Kind bleiben werden163.
  • XXVII.
  • Kern-Spruͤche / Seuftzer / Gebet und Lieder bey ſolchem harten Zuſtand zu gebrauchen169.
O JEſu
  • O JEſu CHriſt meins Lebens-LiechtBlat179.
  • Freu dich ſehr / o meine Seele183.
  • HErr JESU CHriſt wahr Menſch und GOtt187.
  • XXVIII.
  • Gebet der Umſtehenden für die ſter - bende Frau190.
  • XXIX.
  • Spruͤche und Gebete / ſo der Sterben - den zuzuruffen193.
  • XXX.
  • Gebet der Umſtehenden / wenn die Frau ſelig entſchlaffen204.
  • XXXI.
  • Gebet des Mannes / Kinder oder an - derer Anverwandten bey den Be - graͤbniß211.
  • XXXII.
  • Der Eltern Gebet fuͤr ihr tod-kranckes Kind219.
XXXIII. Der
  • XXXIII.
  • Der Eltern Gebet / nach dem das Kind geſtorbenBlat223.
  • XXXIV.
  • Gebet ſehr betruͤbter Eltern über der Tod ihres wohlgerathenen Soh - nes229.
  • XXXV.
  • Bericht von der Noth-Tauffe aus de - nen Kirchen-Agenden237
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Jm3[1]

Jm Nahmen JESU! Ein Lied um den Ehe - Segen.

Jm Thon: Aus tiefer Noth ꝛc.

1.
AUs tiefer Noth ſchrey ich zu
dir /
Hilf GOtt durch JEſus
Wunden
Mir armen Suͤndrin gnaͤdig hir
Aus meinen Trauer-Stunden /
Die dir und mir allein bewuſt /
Und ſchencke mir doch dieſe Luſt /
Daß ich auch Erben ſehe.
A 22. Wie4[2]
2.
Wie kanſtus bringen nur ums Hertz /
Mein GOtt / und mir nicht geben
Das / was wegnehme meinẽ Schmer〈…〉〈…〉
Erfreue Leib und Leben?
Ach JEſu / du Sohn David / hoͤr /
Jch bitt uͤm deine Wunden ſehr /
Mich auch mit Kindern ſegne.
3.
GOtt heilger Geiſt / du hoͤchſtes Gu〈…〉〈…〉
Weil ich ja gantz die deine /
So hilf durch JEſus Tod und Blut
Mit Huͤlfe mir erſcheine.
Durch deine groſſe Wunder-Hand
Mach fruchtbar meinen Eheſtand /
Jch wil dir ewig dancken!
4.
O Heilige Drey Einigkeit /
Kans ſeyn / erhoͤr mein Schreyen /
Laß mich aus bloſſer Guͤtigkeit
Mit Leibes-Frucht erfreuen:
Doch ſey dir alles heim geſtellt / (faͤlt
Machs nur / mein Gott / wie dirs g〈…〉〈…〉
Dein Will ſoll mein Will bleiben
Ei5[3]

Ein anders. Jm Thon: Ach! wz iſt doch Menſchẽ Liebe ꝛc.

1.
DU weißt / JEſu / meine Thraͤnen /
Du weißt / was mein Hertze bitt /
Mein Anliegen / Hertzens-Sehnen
Liegt vor dir gantz ausgeſchuͤtt /
Es iſt nichtes Haares klein /
Daß dir ſollt verborgen ſeyn.
2.
Siehſtu nun / daß dirs zu Ehren /
Mir zum Nutzen reichen kan /
So wollſtu mir das gewehren /
Warumb du geruffen an /
So du wilt / weiß ich gewiß /
Daß mir folget alles diß.
3.
Jſt es aber nicht dein Wille /
Ey / ſo ſey dirs heimgeſtellt /
Deinem Willen halt ich ſtille /
Mach mit mir / was dir gefaͤllt:
A 3Dann6[4]
Dann das glaub ich gaͤntzlich dir /
Was du thuſt / das nutzet mir.
4.
Deine Augen ſchaͤrffer ſehen /
Was vor mich ein Gluͤcke ſey /
Laſſen deſſen nichts geſchehen /
Daß mir braͤchte Ungluͤck bey /
Ja du nim̃ſt bey Tag und Nacht /
Als dein Auge / mich in acht.
5.
Wie ſollt ich denn nun nicht ſollen
Blos / was dir vor mich gefaͤllt /
Mit dir / liebſter JEſu wollen /
Deß der Himmel / deß die Welt /
Und von beyden mir kan gleich
Leib und Seele machen reich.
6.
Jch wil nichts / was dir zu wider /
Ob es noch ſo koͤſtlich ſchein.
Jch ergeb dir Hertz / Seel / Glieder /
Die laß dir gewidmet ſeyn /
Und begehren auff der Welt /
Nur was JESU dir gefaͤllt.
7. Nun /7[5]
7.
Nun / ſo iſt und bleibt mein Wille
Mit dir / liebſter JESU / eins /
Was du wilt / an mir erfuͤlle:
Mein Hertz das wil / nur wz deins /
So du wilt / mein Bitten hoͤr /
Nuͤtzt es nicht / es von mir kehr.

Ein Gebet um den Ehe-Segen.

ABba mein Vater! weil Kinder deine Gabe und Leibes-Frucht ein Ge - ſchencke / ſo komme ich mit meinem hertzlichen Gebete / in wahrer Buſſe und ſtarcken Vertrauen auf deine Gnade / zu deinen Vaters Hertzen /A 4und8[6]und bitte durch dein eini〈…〉〈…〉 Kind / JESUM / uͤm dieſ〈…〉〈…〉 deine Vaters-Gabe und gnaͤ - diges Geſchenck. Kan e〈…〉〈…〉 ſeyn / gereichts zu deinen hei[-]ligen Ehren und meinen Be〈…〉〈…〉 ſten / ach! ſo gib doch auch daß ich ſchwanger werde〈…〉〈…〉 mache mich Unfruchtbare in meinem Hauſe wohnend / und hilff / daß ich auch eine froͤli - che Kinder-Mutter werde〈…〉〈…〉 Jch gelobe dir / wirſt du deine[r]Magd Elend anſehen / und an mich dencken / und deiner Magd nicht vergeſſen / ſon - dern mit einem Ehe-Segenbe -9[7]beſchencken / ſo wil ich dich〈…〉〈…〉 oben / ruͤhmen und preiſen / und dir ſolchen erbetenen Segen wieder geben mein Lebelang: Jſt es aber nicht dein heiliger Wille / nun / ſo biſt und bleibſt du doch der HERR / thue nur / was dir wohlgefaͤllt / und laß mich allezeit / in Lieb und Leid / dei - nen heiligen Willen erken - nen / Chriſtlich leben / und endlich ſelig ſterben / Amen / in JESUS Nahmen / Amen.

A 5Ein10[8]

Ein Lied nach vermerckten Ehe-Segen.

Jm Thon: Wer nur den lieben GOtt laͤßt [c .]

1.
DU kanſt / mein GOtt! mich doch
nicht laſſen /
Jch weiß es ja von Kindheit an /
Jch kenn dein ſtarckes Liebes-Faſten /
Jch weiß / was du mir Guts gethã /
Es iſt mir gar zu wohl bekandt /
Wie gegẽ mir dein Hertz bewandt.
2.
Eh eine Gnade mir geſendet /
Jſt ſchon die andre wieder da /
Dein Wolthun ſich gar nimmer endet /
Du biſt und bleibſt mir ſtetig nah /
Ja alle Stund und Augenblick
Gibſt du mir Gluͤcke uͤber Gluͤck.
3.
Auch ietzo merck ich deinen Segen /
Jch ſpuͤre ſchon die Gottes Hand /
Wie die aus Gnaden bey wil legen
Den Ehe-Segen meinem Stand /
Wohl11[9]
Wohl gut / du biſt und bleibſt der
Mann /
Der uͤberſchwenglich ſegnen kan.
4.
Jch weiß fuͤr dieſen Ehe-Segen
Und andre Gnade / die ſehr groß /
Nichts als mich ſelber dar zu legen /
Zum Danck / in deinen Vaters
Schooß /
Laß ruͤhmen Hertz / Seel / Sinn /
Gemuͤth /
Die groſſe Lieb und Vaters Guͤt.
5.
Thu doch zu deiner andern Treue
Noch dieſes treue Vaters Stuͤck /
Daß du mich hirmit nim̃ſt aufs neue /
Und ſchenckſt mir dieſen Liebes -
Blick /
Daß / mein GOtt / dein Geſchoͤpf in
mir
Um ſich dich ſtets den Schoͤpfer
ſpuͤr.
A 66. Jch12[10]
6.
Jch uͤbergeb zu treuen Haͤnden
Dir mich uñ meine Leibes-Frucht /
Noth und Gefahr wollſtu abwenden /
Uns finden laſſen / was geſucht /
Ach! ſchaff durch deines Geiſtes
Staͤrck /
Zu deinem Bild dein Haͤnde-Werck.
7.
Mein Helffer / bleib in meinem Hertzen /
Mein Troſt ſey JESUS blutger
Tod /
Aus Gnadẽ lindre Angſt und Schmer -
tzen /
Beweiß an mir / daß du ein GOtt /
Und ſchencke doch zu rechter Zeit
Mir dein Geſchoͤpf in Froͤligkeit.
8.
Diß / dein Geſchoͤpf / ſo gantz dein ei -
gen /
Und niemand anders bleiben ſoll /
Nim̃s hin / und laß zu ihm ſich neigen
Dein Hertze / daß der Liebe voll /
Jn13[11]
Jn deine Haͤnde ſchreib es ein /
Es ſoll dein Kind und Erbe ſeyn.
9.
So trage denn auf deinen Armen
Mich / und was du in mir bereit /
Darmit wir dir fuͤr dein Erbarmen
Darbringen Lob mit Hertzens -
Freud /
Gib nur / daß Mutter und das Kind
Bey dir ſtets Schutz und Huͤlffe
find.

Ein ander Lied einer ſchwan - gern Frauen. Jm Thon: Nun freut euch lieben Chriſten ꝛc.

1.
WOhl dem / der ſich auf GOtt ver -
laͤſt
Auf ſeiner Lebens-Straſſen /
Er wird / das glaub er ſteiff und feſt /
Nie ohne Huͤlff gelaſſen /
Kom̃t14[12]
Kom̃t ſie gleich nicht im Augenblick /
So haͤlt ſie GOTT ſo lang zuruͤck /
Biß erſt komm ſeine Stunde.
2.
Das iſt mir oft / noch ietzt geſchehn /
Da GOTTES Huͤlffe kommen /
GOTT hat mich gnaͤdig angeſehn /
Mein Trauren mir benommen /
GOTT hat mein Bitten nun erhoͤrt /
Den Ehe-Segen mir beſchert /
Seht an die GOttes Huͤlffe!
3.
GOTT! aber nim̃ zum Danck darfuͤr
Mich gantz / wie ich die Deine /
Bereite mich zum Lobe dir /
Laß mich ſeyn dein / nicht meine /
Die Leibes-Frucht / die nim̃ mit mir /
Jn deine Aufſicht fuͤr und fuͤr /
Bey dir ſind wir verſorget.
4.
Jch uͤbergebe alles dir /
Mach du es nur in allen /
Wie du weißt / daß es gut fuͤr mir /
Nach deinen Wohlgefallen.
Berei -15[13]
Bereite / bilde du allein /
Wie und was mir wird nuͤtzlich ſeyn /
Mit Danck wil ich es nehmen.
5.
Nur dein Geſchoͤpf / O Schoͤpfer /
faß
Auf deine Vaters Arme /
Zum Himmels-Kind es wachſen laß /
Jch bitt / dich ſein erbarme /
Damit ihm JESUS theures Blut
Ja komme in der Tauf zu gut /
Von Suͤnd es Schnee-weiß wa -
ſche.
6.
Jn deſſen wirſtu du ſchuͤtzen mich /
Mir laſſen nichts geſchehen /
Selbſt fuͤhren / heben / tragen mich /
Mit Vaters Huͤlf beyſtehen /
Auf daß ich ja zu rechter Zeit
Diß dein Geſchoͤpf / in Froͤligkeit
Geſund mit Dancken ſehe.
7. Nun16[14]
7.
Nun iſt mir ſo von Hertzen wohl /
Weil ich mich GOTT ergeben;
Jch wil / weil Er Erbarmung voll /
Jhm geben Leib und Leben /
Er wird / daß Mutter und das Kind
Stets ſeine GOTTES Huͤlffe find /
Als GOTT / gewißlich helffen.

Noch ein anders. Jm Thon: Nicht ſo traurig ꝛc.

1.
GOTT! was fang ich immer an /
Wie werd ich dir dancken nun?
Nimmermehr ich lallen kan
Gnug von deinem groſſen Thun /
Wil geſchweigen / daß ich dir
Dancken ſolte nach Gebuͤhr.
2.
Mein Wunſch / Hoffen und Gebet
(Was fang ich vor Freuden an)
Gantz erfuͤllet vor mir ſteht /
Ja es fehlet nichtes dran /
GOT -17[15]
GOTTES Segen ſpuͤre ich /
Seh durch Jhn geſegnet mich!
3.
O wie oft gieng ich betruͤbt /
Bate mit gefaltner Hand /
Daß doch GOTT / der alles gibt /
Segnen wolte unſern Stand /
Und uns auch im Ehe-Stand
Geben wolt ein Liebes-Pfand.
4.
Nun GOTT Lob! ich bin erhoͤrt /
Es hat meine GOTTES-Hand
Was mein Hertze hat begehrt /
Mir geſchenckt in meinem Stand /
Nun ſag ich mit frohem Mund /
Mein GOTT hilft zur rechten
Stund.
5.
Wohl dem / der ſich an GOtt haͤlt /
Deſſen Hertz zu GOtt gericht /
GOttes Guͤte ihm zufaͤllt /
GOtt verlaͤßt die Seinen nicht /
Ehe mans meint / hilft Er ja /
Und gibt was gewuͤnſchet da.
6. Nun18[16]
6.
Nun im Leben und im Tod /
Weil ich meine Sinne hab /
Wil ich trauen meinem GOTT /
Von GOTT weichen nimmer ab /
Ja wenn gleich mein Hertze bricht /
Wil von GOTT ich laſſen nicht.
7.
Hilf nur / liebſter GOTT / ſtets mir /
Daß der Wille werd vollbracht /
Daß ich dancke fuͤr und fuͤr
Dir / der alles wohl gemacht /
Und ſag darbey iederman /
Was du Guts an mir gethan.

Ein Danck-Gebet nach erlangtem Ehe - Segen.

MEin Hertz iſt froͤlich in dem HERRN / meinHorn19[17]Horn iſt erhoͤhet in dem HERRN / mein Mund hat ſich weit aufgethan / deinen Nahmen / O GOTT / zu preiſen / wenn du mein Gebet erhoͤren und mich in meinem Ehe-Stande ſegnen wuͤr - deſt / nun du gibſt mir meines Hertzens Wunſch / du uͤber - ſchuͤtteſt mich mit gutem Se - gen / und wegerſt nicht / was mein Mund bittet / ſo freue ich mich auch in deiner Krafft / und bin ſehr froͤlich uͤber dei - ner Huͤlffe / ich ruͤhme / daß du mir hilffeſt / und ſage / mein GOTT / du biſt groß undſehr20[18]ſehr loͤblich / deine Groͤſſe iſt unausſprechlich / ich habe groſſe Ehre an deiner Huͤlffe. Ach HERR! ſey nun wei - ter guͤtig / und erbarme dich mein und meiner Leibes - Frucht. Mich behuͤte vor allem Ubel / Furcht / Schre - cken / Angſt uñ Noth. Behuͤte mein Leib und Seel / meinen Ausgang und Eingang / daß ich meine Frucht / durch deine Gnade / Schutz und Schirm / biß zur rechten Geburts Zeit / gluͤcklich trage und durch dei - ne Huͤlffe ſie geſund ohne ei - nigen Schaden zur Weltbrin -21[19]bringe: Meine Leibes-Frucht bereite und bilde nach deinem Vaͤterlichen Wohlgefallen / gib ihr eine vernuͤnftige Seele / erhalte ſie / wie dei - nen Augapffel / und bringe ſie in Freuden / ohne allen Mangel / an das Tages - Licht / nim̃ ſie denn durch die Heilige Tauffe zu deinem Kinde und Himmels-Erben an / und ſetze ſie zum Segen ewiglich. So wollen wir ruͤh - men / daß du uns hilffeſt und deinen Nahmen / O GOtt / erhoͤhen immer und ewiglich. Deine Guͤte ſey nur uͤberuns /22[20]uns / wie wir auf dich hoffen / Amen / in JESUS Nah - men / Amen!

Ein Morgen-Lied einer ſchwangern Frauen.

Jm Thon: Jch ruff zu dir / HErr JEſu ꝛc.

1.
JCh ruf zu dir / GOtt Vater / hoͤr /
Nim̃ fuͤr die ſanfte Ruhe
Von mir gleich an Lob / Preiß und Ehr[e]
Und dieſe Gnad mir thue /
Daß heute dein Geſchoͤpf in mir /
Mit mir / auf deinen Armen
Dein Erbarmen
Und Vater-Sorge ſpuͤr
Aus Liebe / zu mir Armen.
2.
Jch ruff zu dir / HErr JEſu CHriſt /
Kom̃ doch mich zu uͤmgeben /
Sey / wie du heunt geweſen biſt /
Auch heut mein Schutz und Leben /
Auch23[21]
Auch lege dein Geſchoͤpf in mir
Jn deine blutge Wunden
Alle Stunden /
Wie ich mit ihm bey dir
Schon Huͤlffe hab empfunden.
3.
Jch ruf zu dir / GOtt Heilger Geiſt /
Du wollſt mir Huͤlffe ſenden /
Ach! augenblicklich Beyſtand leiſt /
All Ungluͤck abzuwenden /
Die Leibes-Frucht / die nim̃ mit
mir
Zu deiner Gnad und Treue
Heut aufs neue /
Mit Leib und Seele dir
Jn dir ſie blos erfreue.
4.
Jch ruff zu dir / Drey-Einigkeit /
Erhoͤr uͤmb JESUS Wunden /
Hilff mir und meiner Frucht allzeit /
Entbind zur rechten Stunden /
Dem24[22]
Dem Kinde laß die Heilge Tauf
Durch JEſus Blut und Sterben
Ja erwerben /
Und nim̃ es dadurch auf /
Zu deinem Himmels-Erben.
5.
So geh ich hin voll Zuverſicht /
Hang mich an GOtt zum feſten /
Du HErr / mit mir / verlaß mich nicht /
Gedencke mein im Beſten!
Beweiß an mir / daß du ein Gott /
Laß mirs in allen Dingen
Wohl gelingen /
So wil ich frey der Noth
Dir Lob und Ehre ſingen!

Ein Morgen - Gebet.

DAs walt GOTT de〈…〉〈…〉 Vater / der mich i〈…〉〈…〉und25[23]und ie geliebet / und m̃ir aus Liebe ſeinen Eingebohrnen Sohn gegeben / auf daß ich / die ich an Jhn glaube / nicht verlohren werde / ſondern das ewige Leben habe / und ſey mir um JESU CHriſti des Gecreutzigten willen / gnaͤdig und barmhertzig / Amen!

Das walt GOTT der Sohn / mein Heiland / der mir von GOTT gemacht iſt zur Weisheit und zur Ge - rechtigkeit / und zur Heili - gung und zur Erloͤſung / und ſey mir umb ſeiner heiligenBMenſch -26[24]Menſchwerdung / Geburt[/]Leiden / Creutz / Tod / Be[-]graͤbniß / Hoͤllenfahrt / Auf[-]erſtehung / Himmelfahrt und Sitzen zur rechten Hand GOttes gnaͤdig und barm[-]hertzig / Amen!

Das walt GOTT der Heilige Geiſt / mein Troͤſter durch den die Liebe GOtteſ ausgegoſſen in mein Hertz und der Zeugniß gibt mei[-]nem Geiſte / daß ich GOtteſ Kind bin / und ſey mir und JESU CHriſti des Gecreu[-]tzigten willen gnaͤdig und barmhertzig / Amen!

GOTT27[25]

GOTT / du biſt mein GOTT! itzo fruͤh wache ich zu dir / du biſt mein Helffer / und unter den Schat - ten deiner Fluͤgel ruͤhme ich / daß du treuer Huͤter Jſrael heunte nicht geſchlaffen / noch geſchlummert / daß deine rechte Hand mich mit allen denen Meinigen / und abſon - derlich meiner Leibes-Frucht erhalten / und an des Ta - ges Liecht geſund wieder ge - bracht haſt. Gelobet ſeyſt du / O GOTT / daß du mein Abend-Gebet nicht verworf - fen / noch deine Guͤte biß die -B 2ſen28[26]ſen Augenblick von mir ge - wendet / ſondern mit Gnade und Barmhertzigkeit gekroͤ - net / und als wie deinen Aug - Apffel bewahret haſt. Ach / erzeuge mir nun ferner Guͤte und Treue / die mich heutee und die gantze Zeit meines Lebens vor Suͤnd und Schand / Noth und einem boͤſen Tod behuͤten / ſey und bleibe mein Hort / meine Huͤlf - fe / mein Schutz / daß mich kein Fall ſtuͤrtzen mag / wie groß er iſt. Jn deine Haͤnde befehl ich mein Leib und Seel[e]alle die Meinigen / zu foͤrder〈…〉〈…〉meine29[27]meine Leibes-Frucht / welche / wie du ſie bereiteſt / ich ſie dir / mein JESU / durch mein inbruͤnſtiges Gebet / auf dei - ne heilige Arme lege / daß du ſie auch / wie die Kindlein / die man zu dir brachte / hertzeſt und ſegneſt. Ach! lege deine Liebes Hand auf dieſelbe / ſegne ſie mit dem Finger des Heiligen Geiſtes / begnade ſie mit der heiligen Tauffe / und mache ſie mit deinem heiligen Blute von allen Suͤnden gantz rein. Nun GOTT ſey nicht ferne von uns / eile uns zu helffen / ſoB 3geh30[28]geh ich hin in deiner Kraft / und ſage:

Der HErr mit mir zu al -
ler Stund /
Der HErr mit mir / wenn
ich geſund /
Der HErr mit mir / wenn
ich bin kranck /
Der HErr mit mir mein
Lebelang /
Der HErr mit mir in al -
ler Noth /
Der HErr mit mir auch
in den Tod /

Amen / im JEſus Nahmen / Amen!

Ein31[29]

Ein Abend-Lied.

Jm Thon: Werde munter mein Gemuͤthe ꝛc.

1.
FRoͤlich kan ich vor GOTT tre -
ten /
Sagen kan mein Hertz und Mund:
Was gebeten / iſt erbeten.
Jch leb (GOtt Lob) gantz geſund /
Meine Leibes-Frucht und mich
Hat GOtt ſelbſt ſo Vaͤterlich /
Als ſein Aug / in acht genommen /
Daß kein Ungluͤck uns zukommen.
2.
Liebſter GOtt / fuͤr deine Guͤte
Habe Danck in Ewigkeit /
So du wilt / uns auch behuͤte
Dieſe Nacht und allezeit!
Meine Leibes-Frucht in mir
Geb zu treuer Hand ich dir /
Ach! laß unſre matten Glieder
Jn dir ſich erquicken wieder!
B 43. Wirſt32[30]
3.
Wirſt du / wie du pflegeſt ſorgen /
Welches gar gewiß geſchicht /
Werde ich mit Dancken morgen
Sagen / daß mir nichts gebricht.
Nun ich ſorg fuͤr keine Noth /
GOtt in mir / und ich in GOtt:
Jch werd heunt in JEſus Wunden
Haben meine Ruhe-Stunden.

Ein Abend - Gebet.

(Das walt GOTT ꝛc.)

O HERR mein GOtt / du biſt freundlich / und deine Gnade wehret ewig / und deine Warheit fuͤr und fuͤr. Ehe ich mich zu Bette lege / ſo gedencke ich an dich /du33[31]du biſt meine Staͤrcke und mein Schild / auf dich hof - fet mein Hertz / und mir iſt abermals heute an Leib und Seel geholffen. Gelobet ſeyſt du HErr! Deine Guͤte iſt beſſer / denn Leben: Meine Lippen preiſen dich. Es waͤ - re auch meines Hertzens - Freude und Wonne / wenn ich dich mit froͤlichem Mun - de nur gnug loben ſolte / dein Aufſehen hat ja mein und der Meinigen Odem bewahret / mein Leben vom Verderben errettet / und mich mit Gna - den gekroͤnet / wie mit einemB 5Schil -34[32]Schilde / deßwegen freue ich mich dein / und traue auf deinen heiligen Nahmen. Ach GOtt / ſey mir armen Suͤn - der gnaͤdig und barmhertzig vergib mir alle wiſſend - und unwiſſendliche Suͤnden / und wende dich weiter zu mir nach deiner groſſen Barm hertzigkeit. Laß mich auch dieſe Nacht mit denen Mei[-]nigen nicht / thue deine Hand nicht von mir abe / GOTT mein Heil / abſonderlich brei[-]te deine Guͤte uͤber meine Lei[-]bes-Frucht / errette ſie au[s]aller Noth / und laß ihr unterden35[33]den Schatten deiner Fluͤgel ihre Zuflucht / biß du ſie mit Freuden zur Welt und zu der heiligen Taufe aus Gnaden durch CHriſti Blut und Tod bringen wirſt. Amen / es ſey und bleibe darbey / der HErr Zebaoth iſt mit uns / der Gott Jacob iſt unſer Schutz / Se - la!

JEſu Chriſti des Gecreu -
zigten Schwachheit ſey
meine Staͤrcke!
CHriſti Wunden ſey mei -
ne Artzney!
CHriſti Creutz ſey mein
Sieg!
B 6CHri -36[34]
CHriſti Tod ſey mein Le -
ben!
CHriſti Blut-Vergießen
ſey meine Labſal / und
Erquickung! Amen.
DEr Herr ſegne und be -
huͤte mich /
Der Herr erleuchte ſein
Angeſicht uͤber mich /
und ſey mir gnaͤdig /
Der Herr erhebe ſein An -
geſicht auf mich / und
gebe mir Friede / Amen!

Das Vater unſer allzeit zum Beſchluß.

So37[35]

So oft der Zeiger ſchlaͤgt.

MEin GOtt / durch Chriſti Blut
vergib mir meine Suͤnde /
Heb / ſchuͤtz vnd fuͤhre mich / zu rechter
Zeit entbinde.
Ach / nimm mein Kindelein in deine
Gnade auf /
Schenck mirs geſund zur Welt / und
ihm die heilge Tauf!

Wenn die Geburts-Zeit heran nahet.

Jm Thon: Von GOtt wil ich nicht laſſen ꝛc.

1.
MEin GOTT / zu dir ich eile /
Und fall zu Fuſſe dir /
Komm bald / dich nicht verweile /
Komm doch zu Huͤlfe mir /
Die38[36]
Die Zeit ſich bald einſtellt /
Da ich nach dein Begehren
Mit Schmertzen ſoll gebaͤhren
Ein Kindlein zu der Welt.
2.
Jch bitt / ich ſuch / ich klopfe /
Mein GOTT / verlaß mich nicht /
Die Ohren nicht verſtopfe /
Hilf / wo mir Huͤlff gebricht /
Bleib ſtets an meiner Seit;
Laß meine Angſt und Schmertzen
Dir gehen / GOTT / zu Hertzen /
Gib Freud vor Traurigkeit.
3.
Damit alsdenn vor Freude /
So du geholfen mir /
Jch weiß von keinem Leide /
Dich lobe fuͤr und fuͤr /
Nehm an das Kind von dir /
Das in geſunden Leben
Du wohlgeſtalt wollſt geben
Aus lautrer Gnade mir.
4. Er -39[37]
4.
Erbarm / erbarm / erbarme
Dich mein / Drey-Einger GOtt /
Schließ mich in deine Arme /
Hilf aus der Kindes-Noth /
Straf nicht nach meiner Suͤnd /
Laß Gnade fuͤr Recht gehen /
Die Vaters-Huͤlffe ſehen /
Der Mutter und dem Kind!
5.
Gibt alle Welt verlohren /
Meint / daß es gar aus ſey /
So komm darzu erkohren /
Steh GOtt / als GOtt mir bey /
Gib einen froͤlgen Blick /
Hilf mir zur rechten Stunden
Durch JESU blutge Wunden /
Beweiß dein Meiſterſtuͤck.
6.
Zufoͤrderſt hilff dem Kinde /
Das nim̃ zu Gnaden auf /
Jn JESU Blut es winde /
Schenck ihm die heilge Tauf /
Jch40[38]
Jch ſchenck es gaͤntzlich dir:
Wie du es mir geſchencket /
So ſeys in dich geſencket /
Dir bleib die Sorg dafuͤr.
7.
Mit mir mag es ſich ſchicken
Zum Leben / oder Tod:
Es muß mir dennoch gluͤcken /
Weil ich es halt mit GOTT.
Jch hab ein guten Muth /
Jch hab mich GOtt ergeben /
Mag ſterben oder leben;
Mir hilffet JESUS Blut.

Ein Gebet bey her - annahender Ge - burts-Zeit.

HERR GOTT / mein Vater / ich weiß / daß meine Geburts-Zeit nun vorder41[39]der Thuͤr / uud die / meiner Suͤnde wegen / von dir recht - maͤſſig geordnete Schmer - tzen nahe ſind / deßwegen hebe ich in der Zeit meine Augen zu dir / von welchem mir Huͤlf - fe koͤmmt / ſeuftze / und ſage: GOtt ſey mir armen Suͤn - derin gnaͤdig / erbarme dich uͤber mich / wie ſich ein Vater uͤber Kinder erbarmet / ver - fahre mit mir / um dein - und meines JEſu willen ſaͤuber - lich / und hilf mir aus der Kindes-Noth / bringe deiner Haͤnde-Werck geſund an die Welt / und nim̃ es durch diehei -42[40]heilige Taufe zu deinem Kin - de und Himmels-Erben an. Mein JESU / du Sohn David / erbarme dich mein / Herr / hilf mir durch deinen Todes-Kampf und blutigen Schweiß / daß ich nicht ver - derbe / ſondern mein Kind / durch deine Gnade / geſund zur Welt bringe / und daſſelbe mit deinem heiligen Blute von ſeinen blutrothen Suͤn - den Schnee-weiß gewaſchen / und dem Buche deß Lebens einverleibet werde. Herr GOtt Heiliger Geiſt / mein Troͤſter / gib mir Kraft undStaͤr -43[41]Staͤrcke / hilf mir gluͤcklich zu dem Kinde / und dem Kinde durch CHRJSTUM zur heiligen Taufe. O du heili - ge Drey-Einigkeit / hier bin ich / wann du mich nun ruffen und zu meiner Arbeit auffor - dern wirſt / ſo mach mich be - hertzt und gutes Muthes / vollbereite / ſtaͤrcke / kraͤftige und gruͤnde mich auf Chriſti heilige Geburt / bitter Leiden / Sterben und froͤliche Auf - erſtehung / Amen / in JE - SUS Nahmen / Amen!

Einer44[42]

Einer Wehe-Mutter oder Kind-Frauen ihr taͤglich Lied.

Jm Thon: Aus tiefer Noth ſchrey ich zu ꝛc.

1.
JCh habe / mein GOtt / keine Ruh /
Wenn ich mein Amt bedencke /
Eh / als ich lauffe zu dir zu /
Und mich dir eigen ſchencke /
Mit dem Bedinge / daß du mich /
Mit Leib und Seele ſchließt in dich /
Und lenckſt nach deinen Hertzen.
2.
Hier bin ich / HERR / ach lehre mich
Zu thun nach deinen Willen /
Mein gantzes Jch neugt ſich durch dich /
Was du wilt / zu erfuͤllen:
Behuͤts fuͤr aller Zauberey /
Und gib / daß es beſtaͤndig ſey
Voll Glauben und Vertrauen.
3. Jch45[43]
3.
Jch uͤbergeb mich deiner Huld /
Mit Tugenden mich ziere /
Mit Liebe / Maͤſſigkeit / Gedult
Durch deinen Geiſt mich fuͤhre:
Daß ich auf GOTTES Huͤlf beruh /
Und meinen Dienſt ſtets fleiſſig thu
Bey Armen / als bey Reichen.
4.
So werde denn mein Amt allhie
Vollbracht in JEſus Nahmen /
Mit Singen / Beten / ſpat und fruͤh /
Jn und mit GOTT ſeys Amen /
Der HErr verleihe Kraft und Staͤrck
Und ſegne meiner Haͤnde-Werck /
So wil ich ewig dancken.

Ein taͤglich Gebet der Wehmutter / oder Kind-Frauen.

WEil / allerliebſter Gott /nach46[44]nach deinen heiligen Willen / ich in ein hoͤchſt verantwort - lich Amt geſetzet / ſo uͤbergebe ich mich dir mit Leib und Seel zu gnaͤdiger Regie - rung / Huͤlf und Schutz / ſchaff〈…〉〈…〉 in mir / GOtt / ein reines Heꝛtz / und gib mir einen neuen gewiſſen Geiſt / bewahre mei - ne Seele und errette mich / laß mich nicht zu ſchanden werden / denn ich traue auf dich / lehre mich iederzeit thun nach deinen Wohlgefallen / meine Pflicht wol bedencken / durch deine Gnade in meinem Amt / bey Reichen und Ar -men47[45]men nichts verſehen / die Wei - ber mit ihren Leibes-Fruͤch - ten / durch andaͤchtiges Ge - bet dir ſtetigs vortragen / und ihnen durch Chriſti Vorbitte zu deinen Heil. Ehren gnaͤ - dige Huͤlffe und gluͤckliche Entbindung erbitten. Nun ich hoffe auf dich und ſpreche: du biſt mein GOtt. Sey nur nicht ferne von mir / ſon - dern eile / in meinen Beruf mir ja ſtets zu helffen / biß du mich aus meinem irꝛdiſchen Haus / welches / ſo ich dich hertzlich fuͤrchten / und nach deinen Wohlgefallen lebenwer -48[46]werde / du mir ſchon aus Gnaden bauen wirſt / in das ewige Freuden-Haus durch CHriſtum aufnimmeſt / da ich dir denn vollkommen dan - cken / und mit allen H. Engeln das heilige Heilig / Heilig / Heilig ſingen werde / Amen / in JESU Nahmen / Amen.

Ein anders vor der Wehe - Mutter / oder Kind-Frauen ihrer Berufs-Arbeit.

Jm Thon: Es iſt gewißlich an der Zeit ꝛc.

1.
HErr GOtt / du meine Zuverſicht
Staͤrck mich in dieſer Stunden
Ach! ſey mit mir / weich von mir nicht /
Hilf itzt durch JEſus Wunden /
Da[m]49[47]
Damit mein Werck / wie ichs gedacht /
Zu deiner Ehre werd vollbracht /
Und deines Kindes Beſten.
2.
Mein Heiland / ach / laß mir dein Blut /
Darauf mein gantz Vertrauen /
Anitzo kommen auch zu Gut /
Und ſeine Kraft mich ſchauen /
Beweiß dein Macht / HErr JESU
CHRJST /
Der du der einge Helffer biſt /
An Mutter und dem Kinde.
3.
GOtt heilger Geiſt mit Rath uñ That
Mich leite und regiere /
Daß ich in allen deine Gnad
Und Beyſtand mercklich ſpuͤre /
Laß deine Huͤlffe mir beyſtehn /
Jn meinem Amt mich nichts verſehn /
HErr / hilf / HErr laß gelingen.
CEin50[48]

Ein Gebet vor der Wehe-Mutter oder Kind-Frauen ihrer Berufs-Arbeit.

JZo / mein GOtt / werde ich nach meinem Be[-]ruf zu deinem Kinde eine〈…〉〈…〉 erfordert; Wer wil mich nu〈…〉〈…〉 fuͤhren? Wer wil mich leiten Wirſt du es nicht thun / O GOtt / meine Staͤrcke Sihe meine Augen ſehen blos zu dir / den Herrn / a[ch]komm meine Huͤlffe / daß ich mit dir Thaten thue / ſchaff〈…〉〈…〉 mir Beyſtand in der Nothden[n]51[49]denn Menſchen Huͤlfe iſt kein nuͤtze / deine rechte Hand helfe gewaltiglich / ſie mache mich / die ich auf dich harre / getroſt und unverzagt. Erloͤſe die Frau aus bevorſtehender Kindes-Noth gnaͤdig / erhoͤ - re ſie / wenn ſie zu dir ſchreyet / wenn ſie ihre Haͤnde aufhebet zu deinen heiligen Chor / und ſchencke ihr das Kind durch CHRJSTJ Blut geſund zur Welt / und dem Kinde bald die heilige Taufe. Nun Herr / hoͤre / und ſey uns gnaͤdig / Herr / ſey unſer Helfer! Jch gehe dahin inC 2dei -52[50]deiner Kraft / ach / ſey du mei - ne Staͤrcke und Schild / auf dich hoffet mein Hertz / und glaͤubet gewiß / durch CHri - ſtum werde mir geholffen Nun Herr / hilf / Herr / la〈…〉〈…〉 wohl gelingen / ſo wil ich dei - nem Nahmen Preiß / Lob und Ehre bringen / Amen.

Bey angehender Kin - des-Noth der Schwan - gern Frauen.

1.
DAs walte GOtt! mit dir
antrete (getroſt〈…〉〈…〉
Jch meine Arbeit gantz
Das walte JEſus! ach nun bete
Vor mich / die ich dein Blut ge -
koſt!
Das53[51]
Das walte GOTT / du Heilger
Geiſt /
So ſolſtu ewig ſeyn gepreiſt!
2.
Erbarme dich / O Vater / mei -
ner /
Und mach zur froͤlgen Mut -
ter mich! (ner /
Erbarm dich JEſu / kom̃ herei -
Und reiß mich aus der Noth
durch dich!
Erbarme dich / Gott Heil. Geiſt /
Mir und dem Kinde Huͤlffe leiſt.
3.
Es ſey und bleib bey dieſem
Wercke
Meins JEſus Seit / mein
Bett dißmal!
Meins JEſus Schwachheit
meine Staͤrcke /
Meins JEſus Blut mein
Labeſal /
C 3Mein54[52]
Mein Leben meines JEſus Tod /
So hat es mit mir keine Noth.

Ein Gebet bey ange - hender Kindes-Noth.

NUn wolan / die Stun - de der ſchmertzlichen Geburts-Zeit ſtellet ſich au〈…〉〈…〉 meines GOttes Befehl itz[o]ein. Das walte GOtt mein Vater / dem ſein Hertz fuͤr Lie[-]be gegen mir breche! Das walte GOtt der Sohn / das Lam̃-GOttes / das meine Suͤnde traͤget! Das walte GOtt der Heilige Geiſt / de[r]meiner Schwachheit auf[-]hilf55[53]hilft zur gluͤckſeligen Stun - de! Er ruͤſte mich aus mit Kraft aus der Hoͤhe / daß in und mit GOtt / durch JEſu Marter und Pein / ich freu - dig an meine Arbeit gehe / ge - dultig leide / und in wahren Glauben beſtaͤndig ſey biß an das Ende. HErr GOtt Va - ter im Himmel / erbarm dich uͤber mich und beſchere mir eine gluͤckliche Geburt!

HErr GOtt Sohn der Welt Heiland / erbarme dich uͤber mich / und beſchere mir eine gluͤckliche Geburt!

C 4HErr56[54]

HErr GOtt heiliger Geiſt erbarm dich uͤber mich / und beſchere mir eine gluͤckliche Geburt!

Wie die Augen der Knech - te auf die Haͤnde ihrer Her - ren; Wie die Augen der Maͤgde auf die Haͤnde ihrer Frauen ſehen: Alſo ſehen meine Augen auf dich / O HErr mein GOtt! Sey mir gnaͤdig / HErr / ſey mir gnaͤ - dig umb JESU willen bald / ſchencke mir einen froͤlichen Anblick und dem Kinde die heilige Taufe / ſo ſoll dein Nahme gelobet / geruͤhmetund57[55]und gepreiſet ſeyn / hie zeitlich und dort ewiglich Amen / in JEſus Nahmen / Amen!

Einer Frauen in Kin - des-Noth.

1.
Hoͤr Vater / meine Bitt aus
Hertzens-Grunde /
Und kom̃ herein mit deiner Huͤl -
fes Stunde /
Es iſt dein Kind / das Angſt
empfind /
Brich treuſtes Vater-Hertz / und
hilf durch JEſus Wunden.
2.
Kom̃ / JEſu / kom̃ und laß dein
Blutvergieſſen
Hir deinem Eigenthum durch
dich genieſſen /
C 5Dein58[56]
Dein Blut und Tod reiß aus
der Noth /
Und laſſe es mir doch zu Seel
und Leib erſprieſſen.
3.
Kom̃ heilger Geiſt / der du gibſt
Kraft den Muͤden /
Gib mir auch Kraft und Staͤr -
cke gnug hienieden.
Hilf blos allein / durch Chriſt
Pein
Und bleibe nim̃ermehr von mir
mein GOtt / geſchieden.
4.
Nun Eins in Drey / kom̃ / ſo du
wilt / geſchwinde /
Mich Mutter mit dem Kinde
bald entbinde /
Durch JEſus Blut mach al[-]
les gut /
Und hilf / daß ſeine Kraft anitz〈…〉〈…〉
ich empfinde.
Ein59[57]

Ein ander Bitt-Lied.

1.
HJlf / Vater / in des Him̃els-Thꝛon /
Hilf / JESU CHriſte / GOttes
Sohn /
Hilf / Heilger Geiſt / mein Troſt und
Hilf / Heilige Dreyfaltigkeit / (Freud /
Hilf / Helffer / hilf!
2.
Hilf / Ewiger / hilf / treuer GOTT /
Hilf / Vater / mir in meiner Noth /
Hilf / treuer Bruder JEſu CHriſt /
Hilf / Heilger Geiſt zu dieſer Friſt /
Hilf / Helffer / hilf!
3.
Hilf / hilf / mir hilffet niemand ſonſt /
Hilf / hilf nach deiner Vaters-Gunſt /
Hilf / hilf / nach deiner Bruders-Treu /
Hilf / hilf / mein Troſt / und ſteh mir bey
Hilf / Helffer / hilf.
4.
Hilf meinem Hertzen du itzund /
Hilf meiner Zungen / meinem Mund:
C 6Hilf60[58]
Hilf meinen Sinnen du allein /
Hilf / wo mir Huͤlffe noth wird ſeyn /
Hilf / Helffer / hilf!
5.
Hilf / Helffer / wie es ruͤhmlich dir /
Hilf / Helffer / wie es ſelig mir /
Hilf / Helffer / mir in dieſer Zeit /
Hilf / Helffer / mir in Ewigkeit /
Hilf / Helffer / hilf!

F. L. E.

Ein ander Lied in Kindes - Noͤthen.

1.
MEin JESU komm / mein HErr
und GOtt /
Es iſt itzt Noth vorhanden:
Hilf / Helffer / hilf aus dieſer Noth /
Reiß aus den Kindes-Banden.
Du biſt allein der Helffers-Mann /
Der ſelber von ſich ruͤhmen kan /
Daß Er gewiß kan helffen.
2. Koͤm̃ſtu61[59]
2.
Koͤmſtu noch nicht / du Mutter-Hertz?
Ja / ja du eilſt in weilen.
Du fuͤhleſt an dir meinen Schmertz /
Den du auch ſelbſt wollſt heilen.
Wenn Menſchen-Huͤlf ſcheint aus zu
ſeyn /
Denn ſtellſtu gantz gewiß dich ein
Mit ſtarcker Kraft und Huͤlffe.
3.
Jch wil nur warten in Gedult /
Weil du in Schwachen maͤchtig /
Biß deine wohl bekante Huld
Zukoͤm̃t mir gantz bedaͤchtig.
Jch liege da in deinem Schoß /
Wie ſolteſtu denn Huͤlffe-loß
Mich koͤnnen drinnen ſehen?
4.
Je ſchwaͤcher ich / ie naͤher GOTT /
Wie koͤnte ich nur zagen?
Mein JEſus hilft ſchon meine Noth
An meiner ſtatt mit tragen.
Sein62[60]
Sein Hertz fuͤr Lieb in Jhm zerbricht /
Und alſo kan Ers aͤndern nicht /
Durch ſein Blut muß er helffen.
5.
Mein liebſter JEſus der koͤm̃t nun /
Er wird ſchon Ehr einlegen /
An Kind und Mutter Wunder thun /
Und helffen allerwegen:
Nun ſiehſtu ſelbſt / was mir gebricht /
Jch laß dich / liebſter JEſu / nicht /
Biß du mein Kindlein ſegneſt!
Amen! in JEſus Nahmen / Amen!

Etliche Gebetlein in Kindes-Noth zu ge - brauchen.

JEſu / mein Herr und GOtt /
Aus aller meiner Noth
Wollſt gnaͤdig mich erretten /
Die Vaters-Stell vertreten /
Mit Gnaden-vollen Haͤnden
Die Noth von mir itzt wenden.
Nie -63[61]
Niemand mich in der Welt
Ohn dich zu frieden ſtellt.
Jch mag von niemand hoͤren /
Zu dir wil ich mich kehren:
Denn du aus tauſend Noͤthen
Mich ſchon gewuſt zu retten.
Je groͤſſer iſt die Noth /
Je naͤher biſt du GOTT.
Du biſt mein alls in allen /
Drum wil ich auch nur fallen
Jn deine Vaters Arme /
Dich / JEſu / mein erbarme!
Gleich wie zu Cana das Weib -
lein /
Halt ich zu JEſu mich allein /
Jch laß ihn nun und nimmer -
mehr /
Jch weiß / Er laͤßt nicht Huͤlffe -
leer /
Jch weiß / daß er ein Wundermã
Mir meine Bitt bald geben kan.
Jch64[62]
Jch troͤſt mich JESUS Guͤte
groß /
Und bitt um JEſus Blut nur
bloß /
Jſts dein Will / ſo erhoͤr die Bitt /
Theil mir ein gnaͤdg Entbin -
dung mit.
GOtt Vater / hilf itzt gnaͤdiglich!
Du JEſus Blut / errette mich!
Du Troͤſters Treu / ach ſteh mir
bey /
Daß meiner Angſt ich weꝛde frey!
Brich doch du liebſtes Vater -
Hertz!
Mein JESUS lindre meinen
Schmertz!
Hilf Heilger Geiſt aus dieſer
Noth /
So lob ich dich Drey-Eingen
GOTT!
Mein65[63]
Mein Vater kom̃ zu mir herein!
Mein JEſu / laß dich jammern
mein!
Hilf Heilger Geiſt / ſo du wilſt /
bald /
Beweiß Lieb / Gnad / Macht und
Gewalt.
Mein Aug wend ſich / Gott / nicht
von dir:
Hilf doch dem Kinde und auch
mir /
Gib bloß durch meines JESU
Blut
Mir Staͤrcke / Kraͤft und fri -
ſchen Muth!
Machs / mein GOtt / mit mir
ſaͤuberlich /
Daß nicht der Schmertz erdru -
cke mich:
Jedoch in allen / wie du wilt /
Dein Wille mir fuͤr alles gilt!
Die66[64]
Die Angſt des Hertzens iſt ſehr
groß /
Schaff / JEſu / Ruh in deinem
Schoß.
Ach / reiß mich aus der Kindes -
Noth /
Und weiſ / daß du allein biſt
GOTT.
Ach HErr / ach HErr / o wie ſo
lang!
Dein Hertz empfind / wie mir ſo
bang!
Meins JEſus Marter / Angſt
und Pein
Laß meine beſte Labſal ſeyn!
Hilf / Vater / mir nach deiner
Gunſt!
Hilf / JEſu / wir verderben ſonſt!
Hilf / Heilger Geiſt / wir hoffen
drauf /
Dem Kindlein ſchenck die heilge
Tauf!
Hilf67[65]
Hilf mir / mein GOTT / durch
JEſus Wundn
Aus meiner Angſt und Trauer -
Stundn!
Entbinde mich durch JESUS
Blut /
Und hilf / wies Kind und Mut -
ter gut.
Jch ruff / ich aͤchz / ich ſeuftz / ich
ſchrey
Mein GOtt / mein GOtt / ach /
ſteh mir bey /
Bring dein Geſchoͤpf geſund zur
Welt /
Ach / hilf mir bald / wenn dirs ge -
faͤllt.

Ein Gebet in Kin - des-Noth.

AUs der Tiefen ruff ich HErr / zu dir / HErr /hoͤre68[66]hoͤre meine Stimme. Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele / GOtt / zu dir / meine Seele duͤrſtet nach GOtt / nach dem lebendigen GOtt / und nach ſeiner gnaͤdigen Huͤlffe. Ach HErr / wie ſo lange! Siehe doch an mein Jammer und Elend / und vergib mir alle meine Suͤn - den / ich bin ſehr ſchwach. Die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus meinen Noͤthen / bringe meine Leibes - Frucht geſund und wohlge - ſtalt zu der Welt und durchdie69[67]die heilige Taufe zum Erben in deinem Reich. HErr JEſu / dir lebe ich / dir ſterbe ich / dein bin ich / mit meiner Leibes - Frucht / tod und lebendig / Amen.

Ein ander Gebet in Kindes-Noth.

ACh / HErr JESU! um meinet willen biſt du gemartert worden / laß mich / und meine arme Frucht nicht lange gemartert wer - den / um deiner erlittenen Marter willen. HErr JEſu /du70[68]du haſt um meinet wegen Muͤhe und Arbeit gehabt: Ach / laß meine Arbeit ja nicht vergebens ſeyn in dir / um dei - ner blutſamen Paſſions-Ar - beit willen. HErr JEſu! am Creutz hat man dir alle Glie - der und Aederlein geſtrecket und ausgedehnet / ſihe / hier liege ich / und muß alle viere wegſtrecken / ach / verhuͤte gnaͤdiglich / daß in dem Stre - cken und ſtarcken Bewegen nicht etwas im Leibe zerriſ - ſen / verrencket oder geſpren - get werde / um deiner heiliger Folter-Quaal willen. HErrJEſu71[69]JEſu / du haſt am Oelberge Blut geſchwitzet / ach / ziehe mich aus dieſem Schweiß - Bade heraus. Durch deinen Todes-Kampf und blutigen Schweiß hilf mir lieber Herꝛ GOtt! HErr JEſu / die ge - benedeyeten Schloͤſſer deiner Heil. Seiten hat ein Speer eroͤfnet: Ergreiffe itzt deine Mutter-Schluͤſſel / und thue meine verſchloſſene Glieder auf / damit die Frucht aus meinem Leibe / wie Noah aus dem Kaſten gehe / um deiner offenen Seiten willen. Solls aber ja nicht ſeyn / muß ichmei -72[70]meines Kindes Grab wer - den / ſo laß es geſchehen nach deinen heiligen Willen / nim̃ meine Seele und meine ver - borgene Schmertzen-Frucht zur ſel. Stunde in das ewi - ge Vaterland. Soll mein Kind zu dieſem zeitlichen Le - ben nicht gebohren werden / ſo laß es doch ſam̃t mir zum ewigen Leben um dein bit - ter Leiden und Tod gebohren werden / Amen / in dei - nen Nahmen / Amen!

Ein73[71]

Ein Fuͤrbitt-Lied des Vaters und auch der Um - ſtehenden.

Jm Thon: Nicht ſo traurig / nicht ſo ſehr ꝛc.

1.
ABba! Vater / uns erhoͤr
Und mit Huͤlffe zu uns kehr /
Reiß / ach / reiß / barmhertzger GOtt /
Dein Kind aus der Kindes-Noth
Und zeig ihr im groͤſten Schmertz
Dein barmhertzges Vater-Hertz!
2.
JESU / komm mit deinem Blut
Kind und Mutter doch zu gut!
JESUS Blut kommuͤber ſie /
JESUS Blut hilf kraͤftig hie /
Ach / durch deinen blutgen Schweiß /
JESU / deine Huͤlff erweiß.
3.
Heilger Geiſt / du hilffeſt gern /
Trit von uns anitzt nicht fern /
DLege74[72]
Lege ſelbſten an die Hand /
Staͤrcke / troͤſt / loͤs auf die Band:
Der in Schwachen maͤchtig iſt /
Helff auch itzt zu dieſer Friſt.
4.
Hilf / hilf / hilf du Vater-Hertz!
Hilf / hilf JEſus Todes-Schmertz!
Hilf / hilf / Heilger Geiſt / itzund!
Kom̃ / kom̃ GOttes Huͤlffe-Stund!
Was wir koͤnnen / ruffen wir:
Hilf / hilf JESUS Blut allhier.

Ein anders in groſſer Kin - des-Noth.

1.
ACh JEſu / hoͤr / reiß aus des Kin -
des Banden /
Die Angſt iſt nah und groſſe Noth fuͤr
handen.
Vergib die Suͤnd /
Errett dein Kind /
Laß unſre Hofnung nicht auf dich
GOtt / ſein zu Schanden.
2. Au[f]75[73]
2.
Auf dein Wort / Blut und Eyd wir zu
dir ſchreyen /
Laß dir den Schmertz / GOtt / deines
Kinds gereuen /
Denck deiner Lieb /
Und gnaͤdig gib /
Daß wir uns uͤber Kind und Mutter
hoch erfreuen.
3.
Wir laſſen dich nicht eh / biß unſer Flehẽ
Durch deine Fuͤrbitt ſelbſt wird angeſe -
Drey-Einger GOtt / (hen.
Hilf aus der Noth!
Wir hoffen alle drauf: Es wird gewiß
geſchehen.

Ein Fuͤrbitt - Gebet.

OVater der Barmher - tzigkeit und GOTTD 2alles76[74]alles Troſtes / hir iſt dein Kind / welches nach deinen Goͤttlichen Wolgefallen mit Schmertzen ein Kind gebaͤh - ren ſoll: Aber ohne deine Vaͤ - terliche Huͤlffe unterliegen und verderben muß. Darum ruffen wir dich zu allererſt an in dieſer Kindes-Noth: Ge - dencke / Herꝛ / an deine Baꝛm - hertzigkeit und an deine Guͤ - te / die von der Welt her ge - weſen iſt. Sihe dieſes dein Kind / welches in deine Haͤnde gezeichnet / vergiß ſeiner nicht / hilf ihm / du Herr / unſer Erloͤ - ſer / ſchencke ihm deine Gabeund77[75]und dein Geſchencke / als ſei - ne Leibes-Frucht geſund zur Welt / verkuͤrtze durch Chriſti erlittene Schmertzen die Ge - burts-Schmertzen und ma - che es nach deinen Willen bald zur froͤlichen Kindes - Mutter. Da haſtu es in dei - ne Vaters-Arme mit Seel und Leib / wende dich zu ihm / ſtaͤrcke / bewahre und erhalte es / loͤſe auf die Kindes-Ban - den / ſey gnaͤdig nach deiner groſſen Guͤte / in Summa / hilf Mutter und Kinde / ſo iſt ihnen geholffen. Wir uͤberlaſ - ſen ſie beyde deiner Vaͤterli -D 3chen78[76]chen Liebe / Gnade und Treue / und hoffen auf dich / du wirſt / um CHriſti willen / es alles wohl machen / die Mutter gnaͤdig entbinden und dem Kinde die heilige Taufe ſchen - cken / ja HErr / erzeige uns deine Gnade und hilf uns / Amen!

Wenn es gefaͤhrlich mit Mutter und dem Kin - de ſtehet.

1.
WJr ruffen all in dieſer Noth:
Die Frau reiß auß der Noth /
O GOTT!
Die Menſchen-Huͤlf ſcheint aus zuſ
ſeyn /
Ach / komm mit deiner Huͤlf herein!
2. Recht79[77]
2.
Recht ſehr gefaͤhrlich es nun ſteht:
Und obs uns gleich zu Hertzen geht /
So wiſſen wir doch keinen Rath:
Drum gib du Rath und That aus
Gnad.
3.
Biß zur Geburt iſt zwar das Kind /
Ach / aber keine Kraft ſich find /
Daß es gebohren werd zur Welt /
Wenn ſich dein Helffen nicht einſtellt.
4.
Hilf / Helffer / hilf deßwegen doch /
und nim̃ hinweg das Creutzes-Joch /
Entbind die Fran der Kindes-Band /
Durch deine maͤchtge Wunder Hand.
5.
Das Kind bring / wenn es dir gefaͤllt /
Friſch und geſund bald auf die Welt /
Durch CHriſti Blut ſchenck ihm die
Tauf /
Uud nimms zum Kind und Erben auf.
D 46. Er -80[78]
6.
Erhoͤr / erhoͤr / erhoͤr uns / GOTT
Reiß / reiß / reiß aus der Kindes-Noth!
Erbarm / erbarm / erbarme dich /
Und hilf / hilf / hilf itzt Vaͤterlich!

Ein anders.

1.
ACh GOTT / ach GOTT / hir iſt
Gefahr /
Das Leben haͤngt nur an ein Haar /
So wohl bey Mutter / als beym Kind /
Ach / komm mit deiner Huͤlf geſchwind
2.
So du wilſt / kanſtu helffen ſchon:
Drum hilf / durch CHriſtum deinen
Sohn /
Sih an ſein Creutz und bittern Tod /
Reiß Kind und Mutter aus der Noth
3.
Ach / kan es ſeyn / gefaͤllt es dir /
So ſchenck das Leben beyden hir /
So wollen wir mit Hertz und Mund
Dir dancken nach der Huͤlffe-Stund.
4. Nun81[79]
4.
Nun wenn es zu erbitten ſteht /
So hilf / daß unſre Bitt angeht /
Daß dieſe Frau komm wider auf
Und diß ihr Kind zur heiligen Tauf.
5.
Solt aber anders ſeyn dein Will /
So wollen wir auch halten ſtill
Und ſagen zu dir in der Hoͤh:
Machs / wie du wilt / dein Will geſcheh!
6.
Die Seelen ſollen dir allein
Zu treuer Hand befohlen feyn /
Laß ihnen kommen JESUS Blut
Jm Tod und Leben ja zu gut.

Ein Gebet in ſol - chem gefaͤhrlichen Zuſtande.

BArmhertziger Vater im Himmel / ſihe vonD 5dei -82[80]deiner heiligen Hoͤhe auf dieſe krancke Frau / die wir dir mit Chriſti Blut umhuͤllet / durch unſer andaͤchtiges Gebet / vortragen. Ach / es kommet ſie hart an uͤber der Geburt / das Kind iſt zwar biß an die Geburt kommen / aber keine Kraft iſt da zu gebaͤhren Weil du nun in dem Schwa - chen maͤchtig und der rechte Meiſter zu helffen biſt / ach ſo beweiſe auch an ihr deine Macht / und hilf ihr / ſo iſt ihr geholffen; Zeige ihr in ihrem groͤſten Schmertz dein lieb[-]reiches Vater-Hertz / Chriſtblu〈…〉〈…〉83[81]blutige Wunden und des hei - ligen Geiſtes Huͤlffe / daß ſie dadurch in ihrer Berufs-Ar - beit muthig / durch deine Kraft ſtarck und in allen Faͤllen ge - dultig deine vaͤterliche Huͤlfs - Stunde erwarte. Nun der du uͤberſchwenglich thun kanſt / uͤber alles / das wir bit - ten oder verſtehen / gib der Muͤden Kraft / und Staͤrcke gnug der Unvermoͤgenden. Entledige ſie aus Gnaden der Kindes-Banden / und ſchencke Jhr lebẽdig ihr Kind auf die Welt. Gefaͤllt es dir aber anders / ſoll das KindD 6dieſe84[82]dieſe Welt nicht erblicken und das Bad der heiligen Taufe / wornach ſo hertzlich verlan - get wird / nicht erlangen; Ach / ſo rechne / barmhertziger Va - ter / ihm ſeine angebohrne Suͤnde durch Chriſti vergoſ - ſenes Blut nicht zu / ſondern nim̃ es an in der Heiligung und Reinigung / die ihm ſein Heiland durch ſeine heilige Empfaͤngniß und heilige Ge - burt erworben und ihm durch ſeinen Tod geſchencke hat / und laſſe diß deiner Haͤn - de-Werck ewig gerecht und ſelig ſeyn / Amen. Ach / HErrhoͤre85[83]hoͤre / ach / HErr / ſey gnaͤdig / ach / HErr / mercke auf und thue es / und verzeuch nicht / um dein ſelbſt willen / Amen!

Ein Lied des Vaters und der Umſtehenden / wann GOtt froͤlig geholffen.

Jm Thon: Nun laßt uns GOTT dem ꝛc.

1.
LAßt uns dem HErren ſingen /
Und Jhm Danckopfer bringen:
Es ſchien / als wolt er toͤdten /
Und nun hilft er aus Noͤthen.
2.
Gnad hat Er laſſen walten
Und lebendig erhalten
Die Mutter mit dem Kinde /
GOtt handelte gelinde.
3. Das86[84]
3.
Das Vater-Hertz Huͤlf ſchickte /
Das JESUS Blut erquickte /
Der Heilge Geiſt der troͤſte
Und aus der Noth erloͤſte.
4.
GOTT ſey gelobt izunder /
Der du allein thuſt Wunder /
Und laͤſſeſt nach den Weinen
Die Freuden-Sonne ſcheinen.
5.
Wir wollen / weil wir leben /
Dir GOTT die Ehre geben /
Fuͤr dein liebreich Erweiſen
Mit lauter Stimm dich preiſen.
6.
Wir ruͤhmen in gemeine:
Du GOtt / hilfſt blos alleine /
Dir ſey zu Gnad ergeben
Des Kinds und Mutter Leben.
7.
Die Mutter ſtaͤrck / erhalte /
Mit Wohlthun ob ihr walte /
Auf ewig mit dem Kinde
Dich in der Tauf verbinde.
Ein87[85]

Ein gleichmaͤſiges Danck-Gebet.

GElobet ſey des HEr - ren Nahme / durch den unſer Gebet erhoͤret / die Frau aus der groſſen Noth errettet / und das Kind friſch und geſund zur Welt kommen iſt / wir wollen Jhn taͤglich loben und ruͤhmen immer und ewiglich und mit froͤlichem Munde ſagen: Der HErr iſt groß und ſehr loͤb - lich / und ſeine Groͤſſe iſt un - ausſprechlich. GOTT legt uns eine Laſt auf / aber Erhilft88[86]hift uns auch / wir haben ei - nen GOtt / der da hilfft / und einen Herrn Herrn / der vom Tode errettet. Kindes Kinder werden ſeine Wercke preiſen / und von ſeiner Ge - walt ſagen. O du liebreicher GOtt / gnaͤdig / barmhertzig / gedultig und von groſſer Guͤ - te / ſey dieſer Frauen und die - ſem Kinde nur ferner guͤtig / und erbarme dich deiner Haͤnde-Wercke / ſchencke der Frauen neue Kraͤfte und Staͤrcke / geſunde Wochen und einẽ froͤlichẽ Kirchgang / dem Kinde aber bald die hei -lige89[87]lige Taufe / daß es von allen ſeinen Suͤnden / durch Chri - ſti Blut rein gewaſchen / und ein Kind und Erbe des ewi - gen Lebens werde / ſo wollen wir dich ferner erhoͤhen und mit Dancke reden von dei - nen herꝛlichen Thaten / Amen / in JEſus Nahmen / Amen.

Ein Danck-Lied der Mut - ter nach gluͤcklicher Ent - bindung.

Jm Thon: Nun freut euch lieben Chriſten ꝛc.

1.
NUn ſeht / was GOTT im Himmel
Die Worte mir gebrechen; (kan /
Das Werck / ſo GOtt an mir gethan /
Genugſam auszuſprechen.
Mein90[88]
Mein gantzes Jch das zeigt es an /
Was GOTT ſey fuͤr ein Wunder -
Mann:
Das Werck das lobt den Meiſter.
2.
Kaum meinte ich / es gieng zum Tod /
Es waͤr mit mir zum Ende:
Da brachte Gluͤck der Wunder-Gott /
Da halffen ſeine Haͤnde /
Da riß Er aus der Kindes-Noth /
Da ſchenckte Leben fuͤr den Tod
Der Meiſter mir zu helffen.
3.
Geſund und friſch zur Welt Er bracht
Die Arbeit ſeiner Haͤnde:
Zur froͤlgen Mutter Er mich macht /
Daß / wo ich mich hin wende;
(Jch ſeh das Kind / ich ſeh mich an;)
Jch ſage / das hat GOTT gethan /
Daß Kind und Mutter lebet.
4.
Hier lieg ich Mutter mit dem Kind /
Weiß von den Wunder Dingen /
Die allenthalben ich empfind /
Zu ſagen und zu ſingen.
Jch91[89]
Jch kan hir itzt auf friſcher That /
Wohl ſagen / daß GOtt gnaͤdig hat
Nach Wunſche mich erhoͤret.
5.
Es iſt am beſten GOTT bekant /
Wie ich vor Jhm getreten /
Und das / was Er mir zugeſandt /
Von Jhm durch Jhn erbeten.
O wenn ich fuͤr die GOttes-Gab /
Die ich allhier in Armen hab /
Koͤnt meinem GOtt gnug dancken!
6.
Nim̃ GOTT zu deinem Lobe hin /
Die Mutter mit dem Kinde:
Leib / Gut und Blut / Hertz / Seel und
Zu deinem Lob verbinde / (Sinn
Darmit von uns ja iederman
Erfahre / was dein Arm gethan
An mirfuͤr groſſe Wunder.
7.
Anitzt lobt dich mein ſchwacher Mund /
Es lobt dich mein Gemuͤthe /
Es lobet dich mein Hertzens-Grund /
Voll Lob quillt mein Gebluͤte /
Es92[90]
Es lobet dich mein gantzes Jch /
Und ſchlieſt mit Loben ſich in dich /
Sagt: Lob ſey GOtt im Him̃el

Ein Danck-Gebet der Mutter nach gluͤcklicher Ent - bindung.

GEtobet ſey der Drey Einige GOtt / mein Erloͤſer und Nothhelffer / der mein Gebet durch Chriſtu[m]JESUM nicht verworffen noch ſeine Guͤte von mir ge[-]wendet hat. Zu Jhm rief ich mit meinem Munde / und Er erhoͤret mich / auf Jhn hoffetmein93[91]mein Hertz / und mir iſt ge - holffen / ich bin errettet aus meinen ſchmerzlichen Kinds - Banden / und mein Kind iſt lebendig und geſund an des Tages-Licht gebracht / dar - uͤber iſt mein Hertz froͤlich / und ich wil Jhm dancken mit meinem Liede. Du HERR / meine Staͤrcke / mein Schutz und gnaͤdiger GOtt / ſey gelobet! Deine Guͤte / die ſo weit der Himmel iſt / und dei - ne Warheit / die ſo weit die Wolcken gehen / ſey geruͤh - met! Jch dancke dir / daß du mich mit Leibes-Frucht be -ſchen -94[92]ſchencken / ſelbe in Mutter - Leibe meiſterlich bereiten wunderlich erhalten / und gluͤcklichen auf die Welt brin - gen wollen. Du HERR biſt groß und hoch zu loben〈…〉〈…〉 HErr mein GOtt! Jch wil dir dancken in Ewigkeit. Se[y]nur weiter meine Huͤlffe und Schild / gib mir neue Kraͤfte〈…〉〈…〉 geſunde Wochen; und ſchen[-]cke meinem Kinde / welches hiermit gleich von Mutter〈…〉〈…〉 Leibe an / mit Leib und Seel auf dich in dein Vaͤterliches Hertz geworffen ſey / zufoͤr[-]derſt die heilige Taufe / waſch[e]es95[93]es darinnen mit Chriſti Blut von ſeinen blutrothen Suͤn - den Schnee-weiß / und nim̃ es zu deinem Kinde und Er - ben der ewigen Seligkeit auf und an. Nun / ſo hilf uns dann nach deiner Barmher - tzigkeit / ſegne dein erbe und weide uns / und erhoͤhe uns ewiglich / Amen / in Jeſus Nahmen / Amen.

Ein96[94]

Ein Danck-Lied einer We - he-Mutter / oder Kind - Frauen.

Jm Thon: Freu dich ſehr / O meine Seele ꝛc.

1.
MEine Zuverſicht und Staͤr -
cke /
GOTT / du groſſer Wunder -
mann /
Jtzt erkeñt man aus dem Wer -
cke /
Daß du alle Huͤlf gethan:
Daß du es ſehr wohl gemacht /
Uns aus aller Noth gebracht /
Haſt gefriſt der Mutter Le -
ben /
Und das Kind geſund gege -
ben.
2. Du97[95]
2.
Du biſt groß und hoch zu loben
Mit Hertz / Zunge und Ge -
muͤth /
Fuͤr die Huͤlf / geſand von oben /
Fuͤr die wunderbare Guͤt.
Schenck dem Kind nur bald die
Tauf /
Nim̃s von Mutter-Leib an auf
Und gib / daß durch deine
Staͤrcke /
Staͤrck und Kraft die Mut -
ter mercke.
3.
Dein Aug auf uns alle ſehe /
Daß es ja durch JESUM
CHRJST
Allenthalben wohl zugehe /
Segne / was dem Erbtheil iſt /
Und gib ſtets / wenn dirs gefaͤllt /
Dein Geſchoͤpf geſund zur Welt /
ESo98[96]
So wil ich / weil ich werd l[e -]
ben /
Dir den Danck alleine gebe

Ein Danck-Gebe[t]der Wehmutter oder Kindfrauen.

MEin getreuer GOtt nach deinen gnaͤdi[-]gen Befehl hab ich dich in dieſer Kindes-Noth hertzlich angeruffen / meine Augen zu dir ſehnlich aufge - hoben / und meine Haͤnde al[-]leine zu dir ausgebreitet. Du haſt auch mein Gebet nicht verſchmaͤhet / ſondern michnach99[97]nach Wunſch erhoͤret / mir treulich beygeſtanden / mir gnaͤdig geholffen / dein Kind aus der Kindes-Notherrettet / und es zu einer froͤligen Kin - des-Mutter gemachet: Nun wil ich nach deinem gnaͤdigen Befehl dich auch dafuͤr in - nig preiſen. Gelobet ſeyſt du Herr / deſſen Augen ſehen auf die / ſo Jhn fuͤrchten / die auf ſeine Guͤte hoffen / daß er ihre Seele errette vom Tode. Wol dem / deß Huͤlf - fe / du GOtt Jacob / biſt; deß Hofnung auf dich / den Herꝛn ſeinen GOtt / ſiehet. Jch freueE 2mich100[98]mich in deiner Kraft und bin ſehr froͤlich uͤber deiner Huͤlf - fe. Jch wil dich loben / ſo lan - ge ich lebe / und dir meinen GOTT lobſingen / weil ich hir bin. Ach / erhoͤre mich doch ferner nach deinen gnaͤ - digen Wohlgefallen / wenn ich ruffe: laß leuchten dein Antlitz uͤber deine Magd und hilf mir iederzeit durch deine Guͤte / daß ich aus der Angſt errettet / dich ſtetig ruͤhmen und unter allen deine Wun[-]der erzehlen koͤnne. Unter[-]deſſen ſey des Kindes GOtt von Mutter-Leibe an / ſchen[-]cke101[99]cke ihm bald die heilige Tauf - fe und der Mutter beſtaͤndige Geſundheit / daß ſie dir fuͤr deine / ihr und dem Kinde er - wieſene Gnade ſtets hertzlich dancke und deinen Nahmen preiſe / Amen / in JEſus Nah - men / Amen!

Ein Bitt-Lied der Eltern vor thres Kindes Taufe.

Jm Thon: Aus tiefer Noth ſchrey ich zu ꝛc.

1.
WAs du uns / GOtt / geſchenckt all -
hir /
Das geben wir dir wieder:
Zu deinem Kinde nim̃ es dir /
Den heiligen Geiſt ſend nieder /
E 3Daß102[100]
Daß Erſchweb uͤber ſeiner Tauf
Und ſegne ſeines Lebens Lauf
Durch Kraft des JEſus-Blutes.
2.
Auf dieſes Blut / damits erkauft /
Daß es nicht ſey verlohren /
Werd es zum Leben izt getauft /
Zum GOttes-Kind erkohren.
Diß Blut werd ſein Gerechtigkeit /
Sein Heil / ſein Schmuck und Ehren -
Kleid /
Darinn es leb und ſterbe.
3.
GOtt Vater / nim̃ diß Kindlein auf /
Jn deine Huld es winde!
GOtt Sohn / waſch es in ſeiner Tauf
Schnee-weiß von aller Suͤnde!
GOtt heilger Geiſt nimm es in Hut /
Laß es durch JEſus Tod und Blut
Den Himmel kuͤnftig erben.
Ein103[101]

Ein Gebet der El - tern vor des Kin - des Tauffe.

ALlerliebſter HErr JE - ſu / deine holdſeligſte Stimme: Laſſet die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht / denn ſol -[c]her iſt das Himmelreich: machet uns behertzt / dir un - ſer Kindlein / welches in Suͤn - den empfangen und geboh - ren / in der heiligen Taufe itzo vortragen zu laſſen. Ach / nim̃ es in deine ausgeſperrete Lie - bes-Arme / mache es durchE 4dein104[102]dein heiliges Blut von allen Suͤnden rein / bringe es wie - der in Gnaden bey GOTT erloͤſe es von Tod und Teu - fel / und gib ihm zu rechter Zeit die ewige Seligkeit. Wir uͤbergeben es dir / Drey-Ei - niger GOTT / mit Leib und und Seel zu eigen. O GOtt / ſey ſein liebreicher Vater und nim̃ es durch CHriſti Blut zu deinem Kinde auf! JEſu〈…〉〈…〉 du himmliſcher Jacob / hertze und kuͤſſe es bey dieſem geiſt - lichen Schaaf-Bruñen / und pfropfe es auf ewig in dir den Baum des Lebens! GOTTheili -105[103]heiliger Geiſt / ſchwebe uͤber[ſ]einer Tauffe / und ſchreibe ſei - nen Nahmen in den Himmel an / ſo wollen wir dich loben / ſo wollen wir dich preiſen /〈…〉〈…〉 eitlich und ewig / Amen!

Ein Lied eines Tauf - Zeugens.

Jm Thon: Ach liebẽ Chriſten ſeyd getroſt / ꝛc.

1.
HJr bring ich meinen Bathen her /
Nim̃ ihn / GOtt / auf die Arme:
Zu ſeinem Heil ihm Gnad gewehr /
Dich uͤber ihn erbarme:
Vergib ihm alle ſeine Suͤnd
Und ewig dich mit ihm verbind
Jn dieſer ſeiner Tauffe.
E 52. Zum106[104]
2.
Zum Kind nim̃ ihn / GOtt Vater / an
Du Troͤſter / ob ihm ſchwebe!
Mein JEſu / ſey ſein Helffers-Mann /
Dein Leiden ihn umgebe:
Dein Blut komm uͤber ihn anitzt /
Mit deinem Blut bleib es beſpritzt
Jm Leben und im Tode.
3.
Das Kindlein iſt gebracht zu dir /
Die Hand auf ihn / GOtt / lege!
Das JEſus-Blut waſch ſolches hier!
Dein Geiſt ſich in ihm rege!
Ach / kuͤß es doch in dieſer Stund /
Und nim̃ es auf in deinen Bund /
Jch halt es dar zum Segen.
4.
Dein ſolls mit Leib und Seele ſeyn /
Die Tauffe ihm drauf giebe:
Zum Bathen-Geld bind fuͤr mich ein
Dein Vater-Hertz voll Liebe;
Die rothen Guͤlden JEſus Bluts;
Die Anwartung des Himmels-Guts /
Des Heiligen Geiſtes Huͤlffe!
5. So107[105]
5.
So walt es GOTT / es werd getauft
Jn deinem heilgen Nahmen
Mit JEſus Blut / darmits erkauft:
Sprich GOtt ein kraͤftges Amen!
Jch wil dann bringen dir darfuͤr
Ein Hertz voll Glaub - und Liebs-Be -
gier /
Und einen Mund voll Lobes.

Ein Gebet eines Tauf-Zeugens.

DRey-Einiger GOtt / nachdem ich bey einem von dir geſchenckten Kind - lein / zu einen Tauf Zeugen erwaͤhlet worden / ſo erfor - dert meine Chriſtliche Schul -E 6dig -108[106]digkeit / daſſelbe dir / O GOtt Vater / daß du es zu deinem Kinde auf - und annehmeſt〈…〉〈…〉 Dir / mein JESU / daß du es durch dein heiliges Blut von allen ſeinen Suͤnden Schnee-weiß waſcheſt; Und dir / O GOtt Heiliger Geiſt / daß du es zu GOttes Tem - pel macheſt; durch ein an - daͤchtiges Gebet in der heili - gen Tauffe fuͤrzutragen. Hi[r]bringe ich es / gnaͤdiger und barmhertziger GOtt. Ach / das Werck deiner Haͤnde wolleſt du nicht laſſen / ſon - dern es mit gnaͤdigen Augenanſe -109[107]anſehen / und in das Buch des Lebens einſchreiben. Durch deine Huͤlffe entſage ich / an ſtatt ſeiner / dem Teu - fel / allen ſeinen Wercken und allem ſeinem Weſen / thue vor deinem heiligẽ Angeſicht fuͤr ihn ſein Glaubens-Bekaͤnt - niß und bitte / daß es nun im Nahmen GOttes des Va - ters / GOttes des Sohnes / und GOttes des Heiligen Geiſtes / auf ewig dein ſeyn und zu bleiben / getauffet; mein Hertz zu deinen Lob er - hoben / und zu dem / was es durch deine Gnade ſeinemBa -110[108]Bathen zu leiſten / oͤffentlich verſprechen wird / in der That zu erweiſen / begierig werde. Herr / gewehre mich meiner Bitte / und hilf mir um Chri - ſti willen / Amen!

Ein Danck-Lied eines Tauf-Zeugens.

Jm Thon: Jch danck dir ſchon durch deinẽ ꝛc.

1.
[JCh] danck / GOTT Vater / Sohn
und Geiſt /
Daß du itzt meinem Bathen /
Jn ſeiner Tauffe Huͤlf geleiſt:
Nun iſt ihm wohl gerathen.
2.
Des Nahmens iſt er nun ein Chriſt
Durch CHriſti Blut geworden:
Steht / weil er itzt getauffet iſt /
Jn GOttes Kinder-Orden.
3.111[109]
3.
Er hat das Pfand der Seligkeit /
Ein offne Thuͤr zum Leben:
Er prangt mit CHriſti Blut bekleidt /
Die Suͤnd iſt ihm vergeben.
4.
Weil denn mein Bathe durch dich /
GOTT /
Hat CHriſtum angezogen /
So bleibe doch in Noth und Tod
Jhm Vaͤterlich gewogen.
5.
Laß gruͤnen ihn am Lebens-Baum /
Viel JESUS-Fruͤchte bringen /
Der Suͤnde geben keinen Raum /
Nur nach dem Himmel ringen!
6.
Sorg fuͤr ſein Beſtes fruͤh und ſpat /
Daß er zunehm mit Freuden
An Alter / Weisheit und Genad
Bey GOTT und denen Leuten!
7. Jhn112[110]
7.
Jhn liebe / ſchuͤtz und ſegne hie
An Leib und an der Seele /
Und nach den Tod ihn zu dir zieh
Durch JESUS Seiten-Hoͤhle.

Ein Danck-Gebet eines Tauf-Zeu - gens.

JCh dancke dir GOtt von Hertzen / daß du als ein gnaͤdiger / barmhertzi - ger Herr / ein Gedaͤchtnis geftiftet deiner Wunder / mei - nen Bathen anitzo in der hei - ligen Tauffe von ſeinen blut - rothen Suͤnden Schnee - weiß gewaſchen / in die Zahldei -113[111]deiner Kinder angenommen / und unter deine Schaͤflein gezehlet haſt. Ach GOtt Vater / ſchlieſſe iederzeit diß dein durch CHriſtum ange - nommenes Kind / in dein Vaͤ - terliches Hertze / und laſſe ihn kuͤnftig das herrliche Erbe deiner himmliſchen Guͤter ge - nieſſen! JESU / behalte diß mit deinem Blut / beydes an der Stirn und an der Bruſt gezeichnete Schaͤflein auf deinen Achſeln; weide es / als ſein treuer Hirte auf der gruͤ - nen Auen deines Goͤttlichen Worts / und laſſe es ihm niean114[112]an einem Gute mangeln / biß du es in dem himmli - ſchen Schaafſtall zu deiner Rechten ſtellen / und es mit Freude die Fuͤlle und liebli - chen Weſen immer und ewig ſaͤttigen wirſt! GOtt hei - liger Geiſt / nim̃ dieſen mei - nen / mit CHRJſti Blut be - ſprengten Bathen / in deine heilige Regier - und Fuͤh - rung / gib im Leben und im Tode ſeinem Geiſt Zeugniß / daß er durch die heilige Tauf - fe GOttes Kind worden / und hilf / daß er ein beſtaͤndiger GOttes Freund und abge -ſag -115[113]ſagter Feind des Teufels / ſei - ner Werck und Weſens biß in Tod ſeyn und bleiben moͤ - ge. Unterdeſſen thue meine Lippen auf / daß mein Mund deinen Ruhm verkuͤndige / fuͤr meines Bathens zeitli - ches und ewiges Wohlerge - hen unablaͤſſig bete / dich an meine Statt zu einen Ge -[b]er alles Guten erbitte / und ihn Lebenslang ſeines hei - ligen Tauf-Bundes errin - nere; damit er durch deine Huͤlffe iederzeit darnach leben und fuͤr alle erzeigete Gnade mit mir dir hir zeitlich unddort116[114]dort ewig dancken moͤge / Amen!

Ein Danck-Lied der Eltern / nach ihres Kindleins Tauffe.

Jm Thon: Wir dancken dir HErr JEſu ꝛc.

1.
WJr dancken dir / Drey-Einigkeit /
Daß du zur groſſen Herrligkeit /
Zu deinem Kind genommen auf
Diß unſer Kind in ſeiner Tauf.
Alleluja.
2.
Es iſt gewaſchen dir zum Preiß
Von allen Suͤnden rein und weiß /
Es hat gezogen CHriſtum an /
Und hat nun / was man wuͤntſchen
kan.
Alleluja.
3. Ruhm117[115]
3.
Ruhm / Danck und Ehreſoll allein
Sam̃t unſerm Kind dein eigen ſeyn /
Aus Gnaden hilf / Drey-Einger
GOTT
Jhm in dem Leben und im Tod.
Alleluja.
4.
Schaff / daß die Tauf bey unſerm Kind
Wirck die Vergebung ſeiner Suͤnd /
Vom Tod und Teufel es befrey /
Schenck ihm die Seligkeit darbey.
Alleluja.
5.
Laß es den Tauf-Bund brechen nicht /
Laß leben es nach ſeiner Pflicht:
Begieng es aber einen Fehl /
So hilf zu rechte ſeiner Seel.
Alleluja.
6.
GOTT Vater / lieb es fuͤr und fuͤr /
Erbaͤrm dich ſeiner gnaͤdig hir /
Laß es in deiner Kindſchaft ſtehn /
Und einſt als Erb im Himmel gehn.
Alleluja.
7. Schaff /118[116]
7.
Schaff / JESU / durch dein Blut ihm
Ruh /
Bleib ſeiner Seelen Leben du;
Und mach es durch dein theures
Blut.
Fuͤr GOtt allzeit gerecht und Gut.
Alleluja.
8.
GOtt heilger Geiſt / ihm Huͤlffe leiſt /
Und gib ſtets Zeugniß ſeinem Geiſt /
Daß es von allen Suͤnden frey /
Warhaftig ein Kind GOttes ſey.
Alleluja.
9.
Daß / weil es glaubt und iſt getauft /
Habs JESUS Blut damit erkauft /
Leb recht voll Gluͤck auf dieſer Erd /
Und endlich dadurch ſelig werd.
Alleluja.
10.
Es bleib bey dem gemachten Bund /
Wir ruffen nun von Hertzen-Grund:
GOtt119[117]
GOtt Lob! GOTT Lob zu ieder
Friſt /
Daß unſer Kind getauffet iſt.
Alleluja.

Ein ander Danck-Lied.

Jm Thon: Singẽ wir aus Hertzen-Grund ꝛc.

1.
UNſer Hertz im Leibe lacht /
Daß die Tauffe wol vollbracht:
Unſer Kind iſt GOttes Kind /
Rein gewaſchen von der Suͤnd;
CHriſti Blut hat es beſprengt /
Jn dem Lebens-Baum geſenckt /
Und mit Himmels-Gutbeſchenckt.
2.
O hab Danck / Drey-Einger GOtt /
Daß du aus der Suͤnden-Noth /
Aus Tod / Hoͤll und Satans Macht
Unſer Kind zu dir gebracht;
Es durch CHriſti Blut und Pein /
Von der Suͤnd gemachet rein /
Deiner Hand geſchrieben ein.
3. Nim̃120[118]
3.
Nim̃ es nun auf ewig hin /
Und regier ihm Hertz und Sinn /
Daß es ja zu aller Stund
Leb nach ſeinen Tauffe-Bund /
Danck dir ſtets mit Hertz und Muth
Fuͤr diß groſſe Himmels-Gut /
Leb und ſterb auf CHRJSTJ Blut.

Ein Danck-Gebet der Eltern nach ihres Kindes Tauffe.

GElobet ſey der HErr denn er hat erhoͤret die Stimme unſers biß daher gefuͤhrten ſteten Bittens und Flehens. Unſerm Kinde iſt GOtt Lob / durch die heiligeeTauffe121[119]Tauffe geholffen worden. Es iſt erloͤſet von Suͤnde / Tod / Hoͤlle und Teufel. Es iſt mit ihm ein Bund auf ewig ge - machet. GOtt wil ſein Va - ter / und es ſoll ſein Kind und Erbe ſeyn. Nichts / nichts / nichts ſoll ſie ſcheiden. O Lie - be! O Ehre! O Gnade! Wie ſollen wir dem Herrn ver - gelten alle ſeine Wohlthat? Unſer Kind iſt viel zu gering aller der Barmhertzigkeit und aller der Treue. Laſſet uns freuen und froͤlich ſeyn und Jhm die Ehre geben. Halleluja! GOTT Vater /Fder122[120]der du biſt und der du wareſt und der du koͤmmſt / der All - maͤchtige / dein Nahme ſey gelobet und gepreiſet / erzeige uns ferner deine Gnade / ſe - gne / erhoͤhe und weide dein Kind ewiglich / thue von ihm nicht die Hand abe / erdulte um CHRJSTJ willen ſei - ne Schwachheit / und ſey und bleibe ſein Heil / Halleluja. JESU / liebſter Heiland / der du mein Kind geliebet und gewaſchen mit deinem Blu - te / und haſt es zum Koͤnig und Prieſter gemacht von GOtt und dem Vater / dirſey123[121]ſey Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Laß diß unſer Kind / mit dem du dich in Ewigkeit verlobet und vertrauet / deine treue Braut verbleiben / von dir weder Liebe / noch Leid abſcheiden / Chriſtlich leben / gedultig lei - den / ſelig ſterben / und mit den Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit durch dein Blut bekleidet / zu dir mit Freuden in dein ihr erworben Himmelreich ein - gehen. Halleluja!

GOtt heiliger Geiſt / der du uͤber unſer Kind reichlichF 2durch124[122]durch Chriſtum unſern Hei - land biſt ausgegoſſen / dir ſey Preiß / Ehre und Kraft. Er - zeige weiter deine Gnade / und heilige mein Kind ſtets durch und durch / daß es durch Chriſti Blut gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens ſey und bleibe. Ja der Herr ſegne und behuͤte mein Kind der Herr erleuchte ſein An - geſicht uͤber ihn und ſey ihm gnaͤdig / der Herr erheb[e]ſein Angeſicht auf ihn und gebe ihm ſeinen zeitlichen und ewigen Friede / wir wollen dich loben / wir wollen dichruͤh125[123]ruͤhmen / wir wollen dich prei - ſen / hir zeitlich und auch dort ewig / Amen / in JEſus Nah - men / Amen!

Ein Lied einer Sechs - Woͤchnerin.

Jm Thon: Lobt GOtt in ſeinem Heiligth. ꝛc.

1.
ACh GOtt / wie ruͤhm ich ſattſam
dich?
Jn deinem Schoße ruhe ich /
Mir iſt gekommen JEſus Blut
Und auch der heilge Geiſt zu gut.
2.
Mein GOTT / du haſt mich wohl be -
dacht /
Zur froͤlgen Mutter mich gemacht /
Und mein Kind durch die heilge
Tauf
Zu deinem Kind genommen auf.
F 33. Fuͤr126[124]
3.
Fuͤr dieſe deine theure Gnad /
Fuͤr Leben / Segen / Rath und That
Sey / weil ein Odem iſt in mir /
Ruhm / Preiß und Danck geſaget
dir!
4.
Send / ſo du wilt / mir Staͤrck und
Ruh
Jn meinen Wochen gnaͤdig zu;
Mein Kind bewahr mir fuͤr und fuͤr /
Schenck einen froͤlgen Kirch-Gang
mir.
5.
Gib ſtetig / HERR / dein Vater-Hertz /
Gib / JESUS-Leiden / Blut und
Schmertz /
Gib meines Troͤſters Troſt und
Treu
Mir und dem Kinde taͤglich neu!
6.
Verlaß uns nun und nimmermehr
Und lege bey uns Ruhm und Ehr
Durch127[125]
Durch Lieb und Gnad noch weiter
ein /
Senck uns in JEſus Wunden ein.
7.
Bey dir / O GOtt / ſoll gantz allein
Beſtaͤndig unſre Zuflucht ſeyn /
Laß uns nur Chriſtlich leben hir
Und nim̃ uns ſelig drauf zu dir!

Ein Gebet einer Sechs-Woͤch - nerin.

HERR / mein GOtt / meine Guͤte und meine Burg / mein Schutz und mein Erretter / mein Schild / auf den ich traue / du biſt groß und ſehr loͤblich / und deineF 4Groͤſ -128[126]Groͤſſe iſt unausſprechlich / Kindes Kinder werden deine Wercke preiſen und von dei - ner Gewalt ſagen. O koͤnte ich nur gnug preiſen deine Guͤte / und deine Wunder iederman erzehlen / denn du haſt Groſſes an mir gethan / deß bin ich noch froͤlich. Du haſt ja mein Gebet vernom - men / meine Bitte um Chriſti willen erhoͤret und gewehret / mich mit einem Ehe-Segen Vaͤterlich beſchencket / denſel - ben geſund zur Welt und zu ſeinen ewigen Heil / durch Chriſti Blut mit Freuden zuder129[127]der heiligen Tauffe gebracht. Nun ich dancke dir daruͤber und ſage: Wunderbarlich ſind deine Wercke / und das erkennet meine Seele wohl. Jch wil dich loben / ſo lange ich lebe / und dir lobſingen / weil ich hie bin. Ach / ge - dencke nur ferner an deine Barmhertzigkeit und an dei - ne Guͤte / die von der Welt her geweſen iſt / erquicke mich um deines Nahmens willen / ſchencke mir wieder Kraft und Staͤrcke / verleihe gute geſunde Wochen / und darauf einen froͤlichen Kirch-Gang /F 5daß130[128]daß ich dir auf das neue fuͤr deine Gnade Danck brin - gen / und mein Kind zu dei - nen Goͤttlichen Segen / in deinem heiligen Tempel bey allem Wohlergehen dir dar - ſtellen moͤge / Amen! gib / GOtt / was dein heiliger Wille iſt / Amen!

Ein Lied der Woͤchnerin bey ihrem Kirch-Gange.

Jm Thon: Allein GOtt in der Hoͤh ſey ꝛc.

1.
ALlein GOtt in der Hoͤh ſey Ehr!
Hir ſtell mit meinem Kinde
Fuͤr dein Geſicht ich mich hieher
Und dancke dir geſchwinde /
Daß131[129]
Daß meine Wochen gluͤcklich aus /
Und ich nun wiederum dein Haus
Mit Freuden kan beſuchen.
2.
Daß aber ich nicht leer erſchein /
So leg zur Opffer-Gabe
Jch mich mit allem / was iſt mein /
Mit Leib / Seel / Kind und Habe /
Mein GOtt / hiher vor deine Fuͤß /
Ach / laß doch dir gefallen diß /
Und es zum Opffer gelten!
3.
Mein Hertze ſtets ausbreiten ſoll
HErr / mein GOtt / dein Wolmachẽ.
Die Zung iſt auch ſchon Ruͤhmens-voll
Und mein Mund gantz voll Lachen.
Sih / es frolocken meine Haͤnd
Und ich bezeuge aller End /
Du biſt GOtt und kein ander!
4.
Du haſt von Mutter-Leibe an
Stets biß auf die Minute
Sehr groſſe Ding an mir gethan /
Mich uͤberhaͤuft mit Gute;
F 6Das132[130]
Das andre zu geſchweigen hir /
So bin ich auch gemacht von dir
Zur froͤlgen Kindes-Mutter.
5.
Mein Kind haſt du durch ſeine Tauf
Zum Kinde angenommen:
Das JEſus Blut iſt ihm darauf
Zum Pfande zugekommen.
Die Wochen uͤber biß anitzt
Haſtus mit mir geſtaͤrckt / beſchuͤtzt /
Daß ichs nicht gnug kan loben.
6.
Jch bitte dich in deinem Haus /
Nim̃ dich an unſer weiter /
Breit uͤber uns dein Wohlthun aus /
Sey unſer Fuͤhr - und Leiter!
Erhoͤre mich / GOtt / aus der Hoͤh /
Von dieſer Stell ich nicht weg geh /
Biß du uns beyde ſegneſt.
7.
HERR / ſegne uns und uns behuͤt
An Seele und an Leibe!
HErr / uns erleucht nach deiner Guͤt /
Uns allzeit gnaͤdig bleibe!
HErr /133[131]
HErr / heb auf uns dein Angeſicht /
Und deinen Frieden auf uns richt
Jm Leben und im Sterben!

Ein Gebet auf dem Kirchgange.

HEut komme ich / mein GOtt / mit Frolo - cken und Dancken in deinen heiligen Tempel / und ſtelle mich dir nach gluͤckli - cher Entbindung und ge - ſund gehaltenen ſechs Wo - chen / mit meinem von dir ge - ſchencktem Kindlein dar. Jch gedencke an die vorigen Zei - ten / an deinen verliehenenSe -134[132]Segen / geleiſteten Schutz und treue Huͤlffe / und ſage von dem Wercke deiner Haͤn - de / daß du es ſelbſt unten in der Erden gebildet / ohne al - len Mangel geſund zur Welt und aus Gnaden zur heili - gen Taufe gebracht haſt. Ach / wie koͤſtlich ſind fuͤr mir! GOTT deine Gedancken? Wie iſt ihr ſo eine groſſe Summa! Solt ich ſie zeh - len / ſo wuͤrde ihr mehr ſeyn / denn des Sandes. Jch faſſe ſie aber alle zuſammen und ſage: Wie theuer iſt deine Guͤte / GOtt / daß Menſchen -Kin -135[133]Kinder unter den Schatten deiner Fluͤgel trauen / du HERR muͤſſeſt hochgelobet ſeyn / der ſeiner Magd wohl wil. Jch opfere dir / GOtt / zum Danck mein Hertz / Seel und alles / was ich habe: Jch bezahle dir / Hoͤchſter / mein Geluͤbde und wil dich taͤglich preiſen. Aber ach / um deines Nahmens willen ſey weiter mir und meinem Kinde gnaͤ - dig / breite deine Guͤte uͤber uns und ſegne uns itzt und allezeit. Der HErr behuͤte uns fuͤr allem Ubel / Er behuͤ - te unſere Seelen / der HErrbehuͤ -136[134]behuͤte unſern Ausgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit / ſo ſoll unſer Mund deines Lobes ſietigs voll / und alle Ehre alleine dein ſeyn / Amen!

Ein Fuͤrbitt-Lied der Eltern / wenn ihr Kind kranck.

Jm Thon: Aus tiefer Noth ſchrey ich zu ꝛc.

1.
HJlf Helffer / hilf aus Angſt und
Noth /
O GOtt / dich mein erbarme.
Beweiſſe deine Macht / O GOtt /
Jch fall in deine Arme:
Jch halte dich und laß dich nicht /
Biß mir dein Vater-Hertz verſpricht /
Du wollſt mir gnaͤdig helffen.
2. Hilf137[135]
2.
Hilf GOTT! Mein Kind das iſt ſehr
kranck /
Das kraͤncket mich von Hertzen /
Wann es ihm gut / ſo ſaͤum nicht lang /
Benim̃ ihm ſeine Schmertzen.
HERR / wenn du wilt / ſprich nur ein
Wort /
So muß die Kranckheit alſo fort
Von meinem Kinde weichen.
3.
Jch lauf vor allen erſt zu dir /
Wil Menſchen-Huͤlf nicht waͤhlen /
Wenns nuͤtz und gut / ſo hilfſtu mir /
Jch weiß / es wird nicht fehlen.
Jch kenne dich ſchon gar zu wohl /
Dein Hertze / das Erbarmens voll /
Wird gantz gewiß mir helffen.
Ein138[136]

Ein Gebet der El - tern / wenn ihr Kind kranck.

JCh hebe meine Augen auf zu dir / O GOtt / der du im Himmel ſitzeſt / mei - ne Seele duͤrſtet nach dir / mein Mund ſchreyet zu dir und mein Hertz klaget es dir / daß mein Kind / dein Eigen - thum / kranck uñ ſehr ſchwach darnieder lieget. Ach HErr / vernimm meine Stimme / laß deine Ohren mercken auf mein Gebet / hoͤre an meine Klage und ſihe an meinesKin -139[137]Kindes Jammer und Elend. Auf dich iſt es geworffen aus Mutter-Leibe und du biſt auch geweſt ſein GOtt / von Mutter-Leibe an: Alſo thue / als der beſte Artzt / auch itzo wol dem krancken Kinde. Jch uͤbergebe es dir mit Leib und Seel zu treuen Haͤnden / mache es in allen nach deinen Wohlgefallen. Unterdeſſen glaube ich gewiß / ſo du wilt / kanſt du ihm wohl helffen. Mein Hertz hoffet unverzagt / biß es ſeine Luſt an deiner Huͤlffe ſihet und dir dafuͤr Preiß / Ehre und Ruhm gie -bet /140[138]bet / Amen / in JEſus Nah - men / Amen!

Ein Danck-Lied nach Wieder-Geneſung des Kindes.

Jm Thon: Ach / was iſt doch Menſchẽ Liebe.

1.
MEin Gebet iſt ſchon erhoͤret /
Was kan nicht der Wunder -
GOtt?
Mein Leid iſt in Freud verkehret /
Mit dem Kind hats keine Noth:
Denn mit ihm / durch GOttes Hand /
Steht es ſchon in Beßrungs-Stand.
2.
Sagt ich nicht / es koͤnt nicht fehlen /
GOtt / der wuͤrde helffen mir?
Nun kan ichs / GOtt Lob / erzehlen /
Wie GOtt hat geholffen ſchier /
Er ſand mir die Huͤlffes-Stund
Und ſchenckt mir mein Kind geſund.
3. GOtt141[139]
3.
GOtt / nun ſoll dein Lob erklingen /
Du haſt Ehr geleget ein.
Jch wil dir Danck-Lieder ſingen /
Aller Ruhm ſoll deine ſeyn!
GOTT / du hilffſt aus aller Noth
Und erretteſt von dem Tod.

Ein Danck-Gebet nach Wieder-Gene - ſung des Kin - des.

GOTT Lob! nun iſt die verlangte Huͤlffe kom - men / wir ſind aus der Noth erloͤſet / mein Kind iſt von ſei - ner Kranckheit befreyet / der HErr hat groſſes an uns ge -than /142[140]than / deß ſind wir froͤlich; Mein Mund iſt deßwegen voll Lachens und meine Zun - ge voll Ruͤhmens. Nun wil ich dich / O GOtt / erhoͤhen / und mit vollem Dancke ſa - gen: GOTT leget uns eine Laſt auf / aber Er hilfft uns auch / wir haben einen GOtt / der da hilffet / und einen HErrn / HErrn / der vom Tod errettet! Dir ſey / barm - hertziger und gnaͤdiger HErꝛ / diß Kind in deine Vaͤterliche Huld / zu ſeinen zeitlich - und ewigem Heil gantz uͤberge - ben / deine Hand / die es ge -macht143[141]macht und bereitet / unter - weiſe es / daß es deine Gebot lerne / froͤlich wandele und deine Befehl ſuche / damit es nach deinen Willen hir Chriſtlich lebe und dermal - einſt nach einen ſeligen Ster - ben / die Lebens-Crone aus Gnaden ererbe / Amen / ſey hochgelobet GOTT / unſere Huͤlffe / Amen!

Ein Lied der Eltern fuͤr ihr Kind taͤglich abzulegen.

Jm Thon: Von GOtt wil ich nicht laſſen ꝛc.

1.
GOTT Vater / ich ergebe
Dir mein gegebnes Kind:
Daß dirs zu Ehren lebe
Mit Jhm dich gantz verbind.
Ach /144[142]
Ach / nimm es hin von mir /
Mit Heil es ſtets belade /
Mit Alter / Weisheit / Gnade /
Bey Menſchen und bey dir.
2.
Hab ich / HErr / Gnad gefunden /
So ſchlieſſe mein Kind ein
GOtt Sohn / in deine Wunden /
Jn ſein Hertz druͤck dich nein /
Richt es dir ab allein /
Daß durch dein Blut und Sterben
Es moͤg den Himmel erben /
Ein JESUS-Kind ſtets ſeyn.
3.
GOTT Heilger Geiſt / erziehe
Mein Kind / wie dirs gefaͤllt /
Darmit es willig fliehe
Gen Himmel von der Welt.
Jch laß es deiner Treu
Und glaube / daß dein Sorgen
Fuͤr ihm werd alle Morgen
Seyn gar gewißlich neu!
4. GOtt145[143]
4.
GOTT Lob / nun iſts gewonnen /
Mein Kind iſt nicht mehr mein /
Dem Satan iſts entronnen:
GOtt hat es gantz allein /
Der wird es ſchon erziehn /
Darmit zu GOttes Ehre
Sein Thun und Laſſen kehre /
Es GOTT und Menſchen dien!

Ein anders.

Jm Thon: Wer nur den lieben GOtt laͤßt ꝛc.

1.
HJr bring ich / JEſu / her das deine /
Mein Kind in deine treue Hut /
Das hir zwar als gelehnet meine /
Dein eigen aber durch dein
Blut /
Damit dus theuer haſt erkauft /
Und mit denſelbigen getauft.
G2. Dich146[144]
2.
Dich JESU / hab ich auserſehen
Zu einen HErren fuͤr mein Kind /
Laß es in deinem Dienſt doch gehen /
Und nim̃ es an von miꝛ geſchwind /
Jch geb es nochmals eigen dir /
Es ſoll dir dienen fuͤr und fuͤr.
3.
Nun wolleſtus nach deinen Willen
Abrichtẽ / ſeines Hertzẽs-Schrein
Mit GOttes-Furcht und Tugend fuͤl -
len:
Gieß ihm die rechte Weisheit ein[/]
Daß es recht bet und lerne wohl /
Und lebe / wie es leben ſoll.
4.
Jch hab es einmal dir er geben /
Es hat ſonſt niemand an ihm
Theil /
So ſorg nun fuͤr ſein Leib und Leben /
Sein zeitliches und ewges Heil.
Jch lebe froͤlich Tag und Nacht /
Daß ich mein Kind zu dir gebracht!
Ein147[145]

Ein Gebet der El - tern fuͤr ihr Kind taͤglich zu be - ten.

WJr preiſen dich / Gott / und dancken deinen Nahmen um deine Guͤte und Treu / daß du uns in unſerm Eheſtande ſo Vaͤterlich ge - ſegnet / und mit einem Lei - bes-Erben (welcher in ſeiner heiligen Tauffe zu der Blut - Fahne JESU auf ewig ge - ſchwohren / und zum Him - mels-Erben auch angenom -G 2men148[146]men worden) ſo gnaͤdig be[-]ſchencket haſt. Weil nun un[-]ſere groͤſte Sorge / daß ſolch〈…〉〈…〉 deine ſonderbare Gabe und Geſchencke nicht verwahrloſ - ſet oder verſaͤumet / ſondern in der Zucht und Vermah[-]nung zu dir / O HErr / erzo[-]gen werde: Als bitten wir dich von Hertzen / weil wir gantz kein Vollbringen im Guten haben / trit du an unſe - re Statt / lehre unſer Kind thun nach deinem Wohlge - fallen / dein guter Geiſt fuͤh[-]re es auf ebener Bahn / daſ es verlaͤugne das ungoͤttlich[e]We[ſ]149[147]Weſen und die weltlichen Luͤſte / dargegen durch Chri - ſtum gerecht und gottſelig lebe in dieſer Welt / ſchencke ihm dazu Beſtaͤndigkeit im Glauben / GOttes-Furcht[i]m Leben / Liebe in Wercken / Zucht in Geberden / Erbarkeit in Sitten / Schamhafftigkeit in Worten / Gedult im Lei - den / und Freudigkeit dermal - einſt auf Chriſtum zu ſterben. Es iſt dein mit Leib und Seel / es gehe nun oder liege / ſo ſey〈…〉〈…〉 u um ihn / ſiehe auf alle ſeine Wege / und ſo es ſich verſuͤn - digte / ach ſo verwirf es nichtG 3von150[148]von deinem Angeſicht / und nim̃ deinen heiligen Geiſt nicht von ihm / ſondern brin - ge es durch CHriſtum bald wieder zu rechte / daß es zu deiner heiligen Ehre und un - ſerer Freude iederzeit wohlle - be / und endlich auf Chriſtum ſanft und ſelig abſcheide / Amen / in JEſus Nah - men / Amen.

Auf151[149]

Auf betruͤbte Faͤlle ge - richtete Lieder und Gebeter. Wenn das Kind tod auf die Welt koͤm̃t.

Jm Thon: Freu dich ſehr / O meine Seele ꝛc.

1.
ACh HERR / ach HERR / wie ſo
lange!
Angſt und Trauren zu mir koͤmmt.
Siehe doch / wie mir ſo bange /
Wie mein Hertz in Thraͤnẽ ſchwim̃t!
Du weißt ja und fiehleſt GOTT
Alle meine Angſt und Noth /
Ey ſo bitt ich laß nicht fehlen
Deine Troͤſtung meiner Seelen!
2.
Meine Freud iſt mir benommen /
Mein Kind iſt in Traurigkeit
Tod / ach / tod zur Welt gekommen!
O Leid! uͤber alles Leid!
G 4Ach /152[150]
Ach es hat die heilge Tauf
Ob ich ſchon gewartet drauf /
Und darnach ſtetz hoch verlanget;
Leider! nicht / ach nicht erlanget.
3.
Du weiſt zwar / in allen Tagen /
Da ich deinen Segen fand /
Hab ich durchs Gebet getragen
Dein Geſchoͤpf in deine Hand.
Und gewuͤnſcht faſt alle Stund /
Du wollſt es doch uns geſund
Und ihm ja die Taufe ſchencken:
Aber tod iſts / O Hertz-Kraͤncken!
4.
Ach gewiß hab ich mißhandelt /
Meine Suͤnde hats verſchuldt /
Daß mir Freud in Klag verwandelt /
Jch verſchertzet deine Huld.
Jch bekenne meine Suͤnd /
Vater / vergibs deinem Kind /
Und laß JESUS ſein Verdienen
Dich an meiner Statt verſuͤhnen.
5. Gib153[151]
5.
Gib durch CHriſti Tod und Schmer -
tzen
Mitten in dem Kindes Leid
Troſt und Labſal meinem Hertzen /
Thu an mir Barmhertzigkeit.
Du ſelbſt kanſt und wilſt allein
Mir der beſte Troͤſter ſeyn:
Darum gnaͤdig mich erquicke /
Daß das Creutz mich nicht erdruͤcke.
6.
Laß mir keinen Zweifel haben
An des Kindes Seligkeit /
Und durch deines Geiſtes Gaben
Glauben mit Beſtaͤndigkeit:
Weil dir alles muͤglich iſt /
Daß gewiß durch JEſum CHriſt /
Der fuͤr mein Kind auch gebohren /
Mein Kind nimmer ſey verlohren.
7.
Daß es GOttes Lieb geſchloſſen
Jn das theure JESUS Blut /
Das fuͤr ihm ſo wohl gefloſſen /
Als fuͤr andre / ihm zu gut /
G 5Und154[152]
Und daß ihm durch deine Gnad
Nicht der Tauffe Mangel ſchad /
Weil du ſtets biſt / treu gefunden /
An die Mittel nicht gebunden.
8.
Wirſt du dieſen Troſt mir goͤnnen /
So werd ich durch deine Huld
Jn mein Creutz mich finden koͤnnen /
Faſſen mein Hertz in Gedult /
Glauben / daß durch deine Treu
Auch mein Kindlein ſelig ſey /
Und daß nach dem Welt-Getuͤm̃el /
Jch es find gewiß im Himmel.

Ein Gebet aus D. Jo - hann Olearii Gebet - Buche.

Wann ungebohrne oder unge - taufte Kinder ſterben.

LJeber GOtt / Barm - hertziger Vater / duweiſt /155[153]weiſt / daß ich in dieſem mei - nem betruͤbten Zuſtand am allermeiſten um meines lie - ben Kindes ewige Seligkeit bekuͤmmert bin. Darum bit - te ich von Hertzen / laß mich den Troſt aus deinem heili - gen Wort beſtaͤndig erqui - cken / daß mein Gebet fuͤr die von dir beſcherete Leibes - Frucht gewiß und unfehlbar erhoͤret ſey / daß du mein GOTT und der Meinigen zeitlich und ewiglich ſeyn und bleiben wolleſt / der um des Hochgebenedeyeten Weibes - Saamen JEſu CHriſti wil -G 6len156[154]len alle Geſchlechte auf Er - den geſegnet / und um ſeiner heiligen Empfaͤngniß und Menſchwerdung willen auch mein liebes Kind von ſeiner ſuͤndlichen Empfaͤngniß be - freyet. HErr mein GOtt / gleich wie mich deine Augen geſehen / da ich noch unberei - tet war / alſo / daß alle meine Tage auf dein Buch ge - ſchrieben waren / die noch werden ſolten / da derſelben noch keiner da war. Alſo haſt du auch gewuſt / wie lan - ge mein liebes Kind leben ſol - te / ehe es noch zu leben an -fieng. 157[155]fieng. Du haſt ja niemand zum ewigen Verderben er - ſchaffen / du haſt dich aller Menſchen Vaͤterlich erbar - met / dein lieber Sohn hat uns mit ſeinem theuren Blut / von Suͤnd / Tod / Teufel und Hoͤlle erloͤſet: Laß mich ſol - chen Troſt nimmermehr ver - geſſen / ſondern feſtiglich glau - ben / du habeſt auch / wie dei - nen Propheten Jeremiam / mein liebes Kind erkañt / ehe daſſelbe in Mutter-Leibe be - reitet. Erquicke mich HErr / durch deine Gnade / und laß mich mein Fleiſch und Blut /ſo158[156]ſo du mir ietzo ſchmertzlich ge - nommen / in himmliſcher Ehr und Freude wieder ſehen / und dich loben / ruͤhmen und prei - ſen / Amen!

Ein Lied / wenn es mit der Frauen / nachdem ſie das Kind zur Welt gebohren / zu Ende nahet.

1.
GOtt mit meiner matten Zungen /
Daß mein Kind geſund zur
Welt /
Sey dir Lob und Ehr geſungen /
Und das Kind hir zugeſtellt.
Nim̃ es durch die heilge Tauf
Auch zum Himmels-Erben auf /
Daß es gleich von Mutter-Leibe
Deine ſey und deine bleibe.
2. Jch159[157]
2.
Jch werd / wie es ſcheinet / ſcheiden
Von der Welt ins Him̃els-Haus:
Nun hilf / JESU / durch dein Leiden /
Halte bey mir redlich aus.
Dein Blut / Creutz und Todes -
Schmertz
Mach zum Tod geſchickt mein Hertz.
3.
Vater hilf / wenn mir am baͤngſten /
Reiß mich aus dem Weh und
Schmertz!
Hilf mein JEſu aus den Aengſten /
Dein Blut-Schweiß erquick mein
Ach du werther Heilger Geiſt (Hertz!
Jtzo / ietzo Beyſtand leiſt /
Daß ich ſanft und ſelig ſterbe
Und die Lebens-Cron ererbe.

Ein Gebet auf eben - maͤßigen Zuſtand.

HErr GOtt Zebaoth /wer160[158]wer iſt wie du / ein maͤchtiger GOtt / und deine Warheit iſt um dich her / du biſt GOtt / der Wunder thut / deſſen Haͤn - de nicht allein mein Kind ge - arbeitet und gemacht / alles was es um und um iſt / ſon - dern es auch geſund zur Welt gebracht. Dein Nahme ſey dafuͤr gelobet in Ewigkeit / und mein Kind auf dich ge - worffen / alſobalden von Mutter-Leibe an. Ach ſchen - cke ihm die heilige Tauffe und nim̃ es / nach gnaͤdigen Wil - len / zum zeitlichen und ewi - gen Leben auf. Weil aber mei -ne161[159]ne Zeit / die allein in deinen Haͤnden ſtehet / ſcheinet aus - zuſeyn / o ſo eile meine Staͤr - cke / mir zu helffen / ſey ja nicht ferne von mir / denn Angſt iſt nahe und iſt hir kein Helffer. Jch wil mich deinen Willen gantz ergeben und in deine Vaters-Hand fallen / lebe ich / ſo leb ich dir / O HErr! ſter - be ich / ſo ſterb ich dir / O Herꝛ. Denn Chriſtus iſt mein Le - ben / Sterben iſt mein Ge - winn. Jch halte im wahren Glauben mich an CHRJſti Blut und Tod / und weiß ge - wiß / durch CHriſti Verdienſtbricht162[160]bricht dir / GOtt / dein Hertz / daß du dich meiner erbarmen muſt. Nim̃ nur / Vater / mei - nen Geiſt in deine Haͤnde! JEſus Blut mach mich rein von meiner Suͤnde / und laß mich heute mit dir im Para - dieß ſeyn. Du werther Troͤ - ſter Heiliger Geiſt / gib Zeug - niß meinem Geiſt / daß ich GOttes Kind bin / und fuͤhre mich durch CHRJſti Blut bald zum ewigen Leben ein. Ach erquicke meine muͤde Seele / ach erhoͤre und troͤ - ſte mich. Nun CHriſti To - des-Schmertz verſuͤſſe meineAngſt163[161]Angſt und Schmertz! CHri - ſti Tod helffe mir aus aller Noth! CHriſti Blut machs mit meinem Ende gut / Amen!

Ein Lied / wenn die Mutter mit dem Kinde zu bleiben vermeinet.

1.
GOTT / ich merck dein Vaters -
Wincken /
Jch ſoll fort / nichts hilft davor!
Jch laß drum den Muth nicht ſincken:
Denn der Tod / der iſt das Thor /
Dadurch ich aus allem Weh
Zu dir / liebſter GOTT / hin geh /
Und nach ausgeſtandnem Leide
Stets genieß der Himmels-Freude.
2.
Muß ich gleich allhir auf Erden /
Wie es ſcheint / mit Traurigkeit
Meines Kindleins Grabſtaͤtt werden /
So troͤſt mich in meinem Leid /
Daß164[162]
Daß dein Hertze / das mich traͤgt /
Mir das Creutz ſelbſt aufgelegt
Und ich mit Bet - und Arbeiten
Hab das Mein gethan im Freuden.
3.
Jſt es aber nun dein Wille /
Daß ich ſoll von dieſer Welt /
So halt ich gedultig ſtille /
HERR / thu was dir wohlgefaͤllt:
Was du vor mir gut erkannt /
Nehm ich an von lieber Hand.
Handle nur mit deinem Kinde
Bloß nach Gnad / und nicht nach
Suͤnde.
4.
Jch halt JESUM voller Glauben /
Bleib durch Jhn treu biß in Tod /
Und laß mir den Troſt nicht rauben;
Da du ſelig ſprichſt / O GOTT /
Das Weib / das mit Schmertz gebiert /
Wenns mit Glauben iſt geziert /
O der Freud / die mich betroffen!
Jch bin ſelig nach den Hoffen.
5. Jch165[163]
5.
Jch trag weg in JESUS Nahmen
Von der Welt zu dir / O GOTT /
Den durch CHriſtum edlen Saamen
Jn das Leben durch den Tod.
Jch laß dir mein Recht daran /
Nim̃ Jhn nur auf ewig an /
Und laß Jhn zu ſeinen Frommen
Dort mit Freuden wieder kommen!
6.
Jn deß / Traͤger meiner Suͤnden /
JESU / JESU / hilf du mir /
Deines Leidens Kraft laß finden
Mir an meinem Letzten hir /
Deine Bande / Schweiß und Blut
Creutz und Tod komm mir zu Gut.
JESU / hilf zum ewgen Leben /
Droben wil ich Danck dir geben!

Ein Gebet auf eben - maͤſſigen Zuſtand.

JSt es / mein GOTT /dein166[164]dein allein guter Wille / daß ich mit meinem Kindlein itzo auf dem Platz bleiben und meines Kindes Grab werden ſoll / nun ſo geſchehe / HErr / dein Wille. Jch habe mich / wie ſtets / alſo auch itzt / in dein liebreiches Vater-Hertz / in JEſus blutige Seite und des Heiligen Geiſtes Helffers - Hand geleget. Dein Wille geſchehe nun wie im Himmel / alſo auch auf Erden. Herr GOTT Vater / erbarme dich uͤber mich / vergib mir um CHriſti willen alle mei - ne Suͤnden / erloͤſe mich vonallem167[165]allem Ubel und hilf mir aus zu deinem himmliſchen Reich. CHriſte / du Lamm GOttes / der du traͤgeſt der Welt und auch meine Suͤnde / erbar - me dich uͤber mich / ſey bey mir mit deiner Huͤlffe / in mir mit deinem Blute / vor mir mit deinem Segen und Fuͤr - bitte / damit ich durch dich / meinen Heiland / volle Gnuͤ - ge und das ewige Leben habe. Herr GOtt heiliger Geiſt / erbarme dich uͤber mich und ſencke den Troſt in mein Hertz / daß durch den Nah - men Jeſu und durch dich ichabge -168[166]abgewaſchen / geheiliget / ge - recht und ein Kind GOttes bin. Ach du Drey-Einiger GOtt / erhoͤre / troͤſte / erqui - cke und erloͤſe mich durch ein ſanft und ſeliges Sterben. Jch begehre aufgeloͤſet und bey meinem Herrn JESU zu ſeyn. GOtt der CHriſtum hat auferwecket / wird mich ſchon auch auferwecken durch ſeine Kraft. Herr JESU / nimm nur meinen Geiſt auf / Amen!

Das Vater Unſer / ꝛc.

Amen / das iſt / es werde wahr /
Staͤrck / GOTT / mein Glauben im -
merdar /
Auf169[167]
Auf daß ich daran zweifle nicht /
Wann ſchon der Tod mein Hertze
bricht /
Auf dein Wort in den JEſus Nah -
men
So ſey und bleib es Ja und Amen!

Etliche Kern-Spruͤ - che / Seuftzer / Gebet und Lieder.

Pſalm XXV. v. 1.

NAch dir / Herr / verlan - get mich / mein GOtt / ich hoff auf dich / laß mich nicht zu Schanden werden.

Vers 17.

Die Angſt meines Her - tzens iſt groß / fuͤhre mich aus meinen Noͤthen.

HLucaͤ170[168]

Lucaͤ XVIII. 13.

GOTT ſey mir Suͤnder gnaͤdig.

Pſalm LXX. 1.

EYle mich / GOtt / zu er - retten / HERR mir zu helffen!

Pſalm CXIX. 94.

JCh bin dein / hilf mir.

Galat. II. 20.

Der Sohn GOttes hat mich geliebet und ſich ſelbſt fuͤr mich dargegeben.

Rom. VIII. 38.

JCh bin gewiß / daß we[-]der Tod noch Leben / we[-]der Engel / noch Fuͤrſtenthum noch Gewalt / weder Gegen[-]waͤrti[g]171[169]waͤrtiges noch Zukuͤnfftiges / weder Hohes noch Tiefes / noch einige Creatur mich ſcheiden mag von der Liebe GOttes / die da iſt in Chriſto Jeſu / unſerm Herrn.

Philipp. I. 21.

CHriſtus der iſt mein Le - ben und Sterben iſt mein Gewinn!

Vers 23.

Jch hab Luſt abzuſcheiden und bey CHriſto zu ſeyn.

I. Corinth. XV. 55.

TOd / wo iſt dein Stachel? Hoͤlle / wo iſt dein Sieg? GOtt aber ſey Danck / derH 2uns172[170]uns den Sieg gegeben hat durch unſern Herrn Jeſum Chriſtum.

Pſalm CVIII. 14.

MJt GOtt wil ich Tha - ten thun.

Lucaͤ II. 29.

Herr / nun laͤſſeſt du dei - ne Dienerin in Friede fahren / wie du geſaget haſt denn meine Augen haben dei - nen Heiland geſehen / welche[n]du bereitet haſt fuͤr allen Voͤl[-]ckern / ein Liecht zu erleuchten die Heyden und zum Prei〈…〉〈…〉 deines Volcks Jſrael.

Jo[b]173[171]

Job XIX. 25. 26. 27.

JCh weiß / daß mein Er - loͤſer lebet / und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken: Und werde dar - nach mit dieſer meiner Haut umgeben werden / und werde in meinem Fleiſche GOTT ſehen: Denſelben werde ich mir ſehen / und meine Augen werden Jhn ſchauen und kein Frembder.

Luc. XXIII. 46.

VAter in deine Haͤnde be - fehl ich meinen Geiſt!

Act. VII. 59.

Herr Jeſu / nim̃ meinen Geiſt auf.

H 3Und174[172]
UNd ob es wehrt biß in die Nacht
Und wieder an den Morgen /
Doch ſoll mein Hertz an GOTTES
Macht
Verzweifeln nicht noch ſorgen.
WEil du mein GOTT und Vater
biſt /
Dein Kind wirſt du verlaſſen nicht /
Du Vaͤterliches Hertz /
Jch bin ein armer Erden-Kloß /
Auf Erden weiß ich keinen Troſt.
GEdenck an deines Sohns bittern
Tod /
Sieh an ſein heilge fuͤnf Wunden roth /
Die ſind ja fuͤr die gantze Welt
Die Zahlung und das Loͤſe-Geld /
Deß troͤſte ich mich allezeit
Und hof auf deine Barmhertzigkeit.
JCh lieg im Streit und Widerſtreb
Hilf / O HErr CHriſt / den
Schwachen:
An deiner Gnad allein ich kleb /
Du kanſt mich ſtaͤrcker machen.
Koͤm̃〈…〉〈…〉175[173]
Koͤm̃t nun Anfechtung her / ſo wehr /
Daß ſie mich nicht umſtoſſen /
Du kanſt maſſen /
Daß mirs nicht bringt Gefaͤhr /
Jch weiß / du wirſts nicht laſſen.
STaͤrck mich mit deinem Freuden -
Geiſt /
Heil mich mit deinen Wunden /
Waſch mich mit deinem Todes -
Schweiß /
Jn meiner letzten Stunden /
Und nim̃ mich / HERR / wenn dirs ge -
faͤllt /
Jn wahren Glauben von der Welt
Zu deinen Auserwehlten.
HERR / meinen Geiſt befehl ich dir /
Mein GOTT / mein GOTT
weich nicht von mir /
Nim̃ mich in deine Haͤnde.
O wahrer GOTT
Aus aller Noth
Hilf mir am letzten Ende.
H 4Hilf176[174]
HJlf Helffer / Hilf aus Angſt und
Noth /
Erbarm dich mein / O treuer GOtt!
Jch bin doch ja dein liebes Kind /
Trotz Teufel / Welt uñ aller Suͤnd.
Jch trau auf dich / O GOTT / mein
HERR /
Wenn ich dich hab / was wil ich mehr?
Jch hab ja dich / HERR JESU
CHRJST /
Du mein GOTT und Erloͤſer biſt /
Deß freu ich mich von Hertzen fein /
Bin gutes Muths und harre dein /
Verlaß mich gaͤntzlich auf deinn
Nahmen /
Hilf Helffer / hilf. Drauf ſprech ich
Amen.
OHERRE GOTT /
Jn meiner Noth
Ruf ich zu dir
Du hilffeſt mir.
Mein177[175]
Mein Leib und Seel
Jch dir befehl
Jn deine Haͤnd /
Dein Engel ſend /
Der mich bewahr /
Wenn ich hinfahr
Aus dieſer Welt /
Wenn dirs gefaͤllt.
O JESU CHRJST /
Geſtorben biſt
Ans Creutzes-Stamm /
Du GOTTES Lamm /
Dein Wunden roth
Jn aller Noth /
Dein theures Blut
Komm mir zu Gut!
H 5Dein178[176]
Dein Leiden und Sterben
Mach mich zum Erben
Jn deinem Reich
Dein Engeln gleich.
O Heilger Geiſt /
Ein Troͤſter heiſt /
An meinem End
Dein Troſt mir ſend /
Verlaß mich nicht /
Wenn mich anficht
Des Teufels-Gwalt /
Des Tods-Geſtalt.
Nach deinem Wort /
Du treuer Hort /
Wollſt du mir geben
Das ewge Leben. Amen.
Hilf179[177]
HJlf HERR / hilf in der To -
des-Noth /
Laß mich nicht lange quaͤlen /
Dir wil ich meine Seel / O GOtt /
Jn deine Haͤnd befehlen.
Verkuͤrtz mir alle Angſt und
Pein /
Daß / wenn mein Ende da ſoll
ſeyn /
Jch ſanft und wohl abſcheide.
SO fahr ich hin zu JEſu CHriſt /
Mein Arm thu ich ausſtrecken /
So ſchlaf ich ein und ruhe fein /
Kein Menſch kan mich aufwecken:
Denn JESUS CHriſtus GOttes
Sohn /
Der wird die Himmels-Thuͤr aufthun /
Mich fuͤhren zum ewgen Leben!
1.
OJEſu Chriſt / meins Lebens-Licht /
Mein hoͤchſter Troſt und Zuver -
ſicht /
H 6Auf180[178]
Auf Erden bin ich nur ein Gaſt
Und druͤckt mich ſehr der Suͤnden-Laſt.
2.
Jch hab fuͤr mir ein ſchwere Reis
Zu dir ins himmliſch Paradeis /
Da iſt mein rechtes Vaterland /
Daran du dein Blut haſt gewand.
3.
Zu reiſen iſt mein Hertze matt /
Der Leib gar wenig Kraͤfte hat /
Allein mein Seele ſchreyt in mir /
HErr hol mich heim / nim̃ mich zu dir.
4.
Drum ſtaͤrck mich durch das Leiden
dein
Jn meiner letzten Todes-Pein /
Dein Blut-Schweiß mich troͤſt und
erquick /
Mach mich frey durch dein Band und
Strick.
5.
Dein Backen-Streich und Ruthen
friſch
Der Suͤnden-Striemen mir abwiſch /
Dein181[179]
Dein Hohn und Spott / dein Dorne -
Cron
Laß ſeyn mein Ehre / Freud und Woñ.
6.
Dein Durſt und Gallen-Tranck mich
lab /
Wenn ich ſonſt keine Staͤrckung hab.
Dein Angſt-Geſchrey kom̃ mir zu gut /
Bewahr mich fuͤr der Hoͤllen-Glut.
7.
Die heiligen fuͤnf Wunden dein
Laß mir rechte Fels-Loͤcher ſeyn /
Darein ich flieh als eine Taub /
Daß mich der hoͤlliſch Feind nicht raub.
8.
Wañ mein Mund nicht kan reden frey /
Dein Geiſt in meinem Hertzen ſchrey.
Hilf / daß mein Seel den Himmel find /
Wenn meine Augen werden blind.
9.
Dein letztes Wort laß ſeyn mein Licht /
Wenn mir der Tod das Hertz abſticht /
Behuͤte mich fuͤr Ungeberd /
Weñ ich mein Haͤupt nun neigen werd.
10. Dein182[180]
10.
Dein Cꝛeutz laß ſeyn mein Wandeꝛſtab /
Mein Ruh und Raſt dein heilges Grab /
Die reinen Grabe-Tuͤcher dein
Laß meine Sterbe-Kittel ſeyn.
11.
Laß mich durch deine Naͤgelmahl
Erblicken die Genaden-Wahl;
Durch deine aufgeſpaltne Seit
Mein arme Seel heim begleit.
12.
Auf deinen Abſchied / HErr / ich trau /
Darauf mein letzte Heimfarth bau /
Thu mir die Himmels-Thuͤr weit auf /
Wenn ich beſchließ meins Lebens-Lauf.
13.
Am juͤngſten Tag erweck mein Leib /
Hilf / daß ich dir zur Rechten bleib /
Daß mich nicht treffe dein Gericht /
Welchs das erſchꝛecklich Uꝛtheil ſpꝛicht.
14.
Alsdenn meinn Leib verneure gantz /
Daß er leucht wie der Sonnen-Glantz /
Und aͤhnlich ſey deinm klaren Leib /
Auch gleich den lieben Engeln bleib.
15.183[181]
15.
Wie werd ich denn ſo froͤlich ſeyn /
Werd ſingen mit den Engelein /
Und mit der Außerwehlten Schaar
Ewig ſchauen dein Antlitz klaar.
1.
FReu dich ſehr / O meine Seele /
Und vergiß all Noth und Qual /
Weil dich nun CHriſtus dein HErre
Ruft aus dieſem Jammerthal /
Aus Truͤbſal und groſſem Leid
Solſt du fahren in die Freud /
Die kein Ohre hat gehoͤret
Und in Ewigkeit auch waͤhret.
2.
Tag und Nacht hab ich geruffen
Zu dem HERRN meinem GOtt /
Weil mich ſtets viel Creutz betroffen /
Daß Er mir helf aus der Noth /
Wie ſich ſehnt ein Wanders-Mann /
Daß ſein Weg ein End moͤg han /
So hab ich gewuͤnſchet eben /
Daß ſich enden moͤcht mein Leben.
3. Denn184[182]
3.
Denn gleich wie die Roſen ſtehen
Unter Dornen ſpitzig gar:
Alſo auch die Chriſten gehen
Jn lauter Angſt und Gefahr.
Wie des Meeres Wellen ſind /
Und der ungeſtuͤmme Wind:
Alſo iſt allhier auf Erden
Unſer Lauf voller Beſchwerden.
4.
Die Welt / Teufel / Suͤnd und Hoͤlle /
Unſer eigen Fleiſch und Blut
Plagen ſtets hier unſre Seele /
Laſſen uns bey keinem Muth /
Wir ſind voller Angſt und Plag /
Lauter Creutz ſind unſre Tag /
Wenn wir nur gebohren werden /
Jammer gnug find ſich auf Erden.
5.
Wenn die Morgen-Roͤth herleuchtet
Und der Schlaf von uns ſich wend /
Sorg und Kummer daher ſtreichet /
Muͤh find ſich an allem End /
Unſer185[183]
Unſer Thraͤnen ſind das Brod /
So wir eſſen fruͤh und ſpat.
Wenn die Sonn nicht mehr thut
ſcheinen / nen.
Jſt nichts denn Klagen und Wei -
6.
Drum HErr Chriſt / du Morgenſterne /
Der du ewiglich aufgehſt /
Sey von mir ietzund nicht ferne /
Weil mich dein Blut hat erloͤſt.
Hilf / daß ich mit Fried und Freud
Moͤg von hinnen fahren heut /
Ach / ſey du mein Licht und Straſſe /
Mich mit Beyſtand nicht verlaſſe.
7.
Jn dein Seite wil ich fliehen
An meinm bittern Todes-Gang /
Durch dein Wunden wil ich ziehen
Jns himmliſche Vaterland /
Jn das ſchoͤne Paradeiß /
Drein der Schaͤcher thaͤt ſein Reiß /
Wirſtu mich HErr CHriſt einfuͤh -
ren.
Und mit ewger Klarheit zieren.
8. Ob186[184]
8.
Ob mir ſchon die Augen brechen /
Das Gehoͤre gar verſchwind /
Und mein Zung nicht mehr kan ſpre -
chen /
Mein Verſtand ſich nicht beſinnt /
Biſt du doch mein Liecht / mein Hort /
Das Leben / der Weg / die Pfort /
Du wirſt mich ſelig regieren /
Die recht Bahn zum Him̃el fuͤhren.
9.
Laß dein Engel mit mir fahren
Auf Elias Wagen roth /
Und mein Seele wohl bewahren /
Wie Lazarum nach ſeinen Tod /
Laß ſie ruhn in deinem Schoß
Erfuͤll ſie mit Freud und Troſt /
Biß der Leib koͤmmt aus der Erden /
Mit Ehr wird vereinigt werden.
10.
Freu dich ſehr / O meine Seele /
Und vergiß all Noth und Qual /
Weil dich nun CHriſtus dein HErre
Ruft aus dieſem Jammerthal.
Sei -187[185]
Seine Freud und Herrligkeit
Solſt du ſehn in Ewigkeit /
Mit den Engeln jubiliren /
Jn ewigkeit triumphiren.
1.
HErr JEſu Chriſt wahr Menſch
und GOtt /
Der du littſt Marter / Angſt und
Spott /
Fuͤr mich am Creutz auch endlich ſtarbſt
Uud mir deins Vaters Huld erwarbſt.
2.
Jch bitt durchs bitter Leiden dein /
Du wollſt mir Suͤnder gnaͤdig ſeyn /
Weñ ich nun kom̃ in Sterbens-Noth
Und ringen werde mit dem Tod.
3.
Wenn mir vergeht all mein Geſicht
Und meine Ohren hoͤren nicht /
Wenn meine Zunge nichts mehr
ſpricht
Und mir fuͤr Angſt mein Hertz zer -
bricht.
4. Wenn188[186]
4.
Wenn mein Verſtand ſich nicht beſiñt
Und mir all menſchlich Huͤlf zerrinnt /
So kom̃ / O HErr CHriſt / mir behend
Zu Huͤlf an meinem letzten End.
5.
Und fuͤhr mich aus dem Jammerthal /
Verkuͤrtz mir auch des Todes-Qual.
Die boͤſen Geiſter von mir treib /
Mit deinem Geiſt ſtets bey mir bleib.
6.
Biß ſich die Seel vom Leib abwend /
So nimm ſie HErr in deine Haͤnd:
Der Leib hab in der Erd ſein Ruh /
Biß ſich der juͤngſt Tag naht herzu.
7.
Ein froͤlich Auferſtehn mir verleih /
Am juͤngſten Gericht mein Fuͤrſpre -
cher ſey
Und meiner Suͤnd nicht mehr gedenck /
Aus Gnaden mir das Leben ſchenck.
8.
Wie du haſt zugeſaget mir
Jn deinem Wort / das trau ich dir:
Fuͤr -189[187]
Fuͤrwahr / fuͤrwahr / euch ſage ich /
Wer mein Wort haͤlt und glaͤubt an
mich /
9.
Der wird nicht kommen ins Gericht /
Und den Tod ewig ſchmecken nicht:
Und ob er gleich hier zeitlich ſtirbt /
Mit nichten er drum gar verdirbt.
10.
Sondern ich wil mit ſtarcker Hand
Jhn reiſſen aus des Todes-Band /
Und zu mir nehmen in mein Reich /
Da ſoll er denn mit mir zugleich
11.
Jn Freuden leben ewiglich:
Darzu hilf uns ja gnaͤdiglich!
Ach HERR / vergib all unſer Schuld /
Hilf / daß wir warten mit Gedult /
12.
Biß unſer Stuͤndlein koͤmmt herbey /
Auch unſer Glaub ſtets wacker ſey /
Deinm Wort zu trauen feſtiglich /
Biß wir einſchlaffen ſeliglich.
Ein190[188]

Ein Fuͤrbitt-Lied der Umſte - henden vor die ſterben - de Frau.

1.
VAter / ſih nach deinem Kinde /
Es liegt in der Todes-Noth:
Ach / verfahr mit ihm gelinde /
Laß ihm deines Sohnes Tod /
Seine Marter / Creutz und Blut
Kommen ja anitzt zu gut!
Deine Lieb und JEſus Sterben
Mache es zum Himmels-Erben.
2.
JESU / ach dein Blut-Vergieſſen
Steh itzt deinem Kinde bey /
Laß ihm ſeine Kraft genieſſen /
Deine Unſchuld ſprech es frey!
Ja dein Kampf und blutger Schweiß
Helf ihm itzt zu deinen Preiß /
Daß auf dein Blut / Tod und Leiden
Es moͤg ſelig abeſcheiden.
3. Heil -191[189]
3.
Heilger Geiſt / mit Troſt nicht ſchweige /
Beyſtand / Kraft und Huͤlffe ſchick:
Daß hier GOttes Kind ſey / zeuge;
Gib ihm einen Himmels-Blick /
Daß es friſch und unverzagt
Glaube / was GOtt zugeſagt /
Und nun in den letzten Zuͤgen
Moͤg auf JEſus Blut obſiegen.
4.
O du heilges Eins in Dreyen /
Reiß dein Kind doch aus der Noth /
Hoͤre unſer Hertzens-Schreyen
Und beweiß / daß du ſeyſt GOTT!
Komm mit einem ſelgen End /
Nimm die Seel in deine Haͤnd.
Ach laß ſeyn in JEſus Nahmen
Unſre Bitte Ja und Amen!

Ein Fuͤrbitt-Gebet.

HErr GOtt Vater im Him̃el / wie ſich ein Va -ter192[190]ter uͤber Kinder erbarmet / ſo erbarme dich auch uͤber dein kranckes Kind / troͤſte es / wie einen ſeine Mutter troͤſtet / weiſe ihm dein durch Chriſti Blut verſoͤhntes Hertze / und ruffe ihm erfreulich zu: Sey getroſt mein Kind / dir ſind in CHriſto JEſu alle deine Suͤnde vergeben. Fuͤrchte dich nicht / denn ich bin bey dir. Weiche nicht / denn ich bin dein GOtt / ich ſtaͤrcke dich / ich helffe dir auch / ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit / du ſolt nun ewiglich leben.

HErr193[191]

HERR GOtt Sohn der[W]elt Heiland / erbarme dich〈…〉〈…〉 er dein kranckes Kind / wel -[ch]es du mit deinem heilgen Blute ſelbſt abgewaſchen / ge -[h]eiliget und gerecht gemacht /〈…〉〈…〉 ß es anitzt durch dein Ver -[d]ienſt mit Glaubens-Freu -[d]igkeit hinzutreten zu dem Gnaden-Stuhl / und auf dei - ne kraͤfftige Fuͤrbitte Barm - hertzigkeit empfahen / und Gnade finden / itzo eben auf die Zeit / da ihm Huͤlffe noth[ſ]eyn wird.

HErr GOtt Heil. Geiſt / du hoͤchſter Troͤſter in allerJNoth /194[192]Noth / erbarm dich uͤber dein kranckes Kind / troͤſte es mit kraͤftigem Troſt / ſtehe ihm unablaͤſſig bey und gib Zeu - gniß ſeinem Geiſte / daß es GOttes Kind / GOttes Er - be und ein Mit-Erbe Chriſti ſey und ſtaͤrcke ſein Hertz / daß / ſo lange ein lebendiger Odem in ihm zu ſpuͤren / es nicht aufhoͤre dich zu loben〈…〉〈…〉 dich zu lieben und ſeine Seele in GOttes Vaters Haͤnde zu uͤbergeben!

O du Heil. Drey-Einig[-]keit / erbarme dich uͤber dein kranckes Kind / ſende ihmHuͤlffe195[193]Huͤlffe von Heiligthum / ge -[d]encke ſeiner nach deiner groſ - ſen Barmhertzigkeit / laß[i]hm Gnade und Troſt wie -[d]erfahren und durch die Wunden Chriſti / dadurch es geheilet / ſeine mit dem Blut CHRJſti beſprengte Seele durch kurtzes Leiden bald ein - gehen in die ewige Himmels - Freude / Amen!

So geſegne dich denn / du[e]dle Seele / der HERR dein GOtt und Vater / der dich nach ſeinem Ebenbilde zum ewigen Leben erſchaffen. Es geſegne dich GOTT derJ 2Sohn /196[194]Sohn / der dich mit ſeinem theurem Blute von Suͤnde / Tod / Teufel und Hoͤlle erloͤſet und zu einem Himmels-Er - ben erkauft. Es geſegne dich GOtt der heilige Geiſt / der dich beruffen / erleuchtet / im rechten Glauben geheiliget und erhalten. Es geſegne dich die Heil. Dreyfaltigkeit und bringe dich durch die Kraft des blutigen Leidens JESU〈…〉〈…〉 CHriſti mit Freuden in das himmliſche Paradiß / Amen / in Jeſus Nahmen / Amen!

Etli -197[195]

Etliche Spruͤche und Gebetlein / ſo der Kran - cken ſtets zuzu - ruffen.

II. Timoth. II. v. 8.

HAlt im Gedaͤchtniß JE - SUM CHRJſtum /[d]er auferſtanden iſt von den Todten.

Johan. I. 29.

SJhe / das iſt GOttes Lamm / das der Welt Suͤnde traͤgt.

I. Johann. I. 7.

DAs Blut JEſu CHriſti / des Sohnes GOttes / nacht uns rein von aller Suͤnde.

J 3Jo -198[196]

Johann. III. 16.

ALſo hat GOtt die Welt geliebet / daß Er ſeinen eingebornen Sohn gab: Auf daß alle / die an Jhn glaͤuben / nicht verlohren werden / ſon - dern das ewige Leben haben.

I. Johann. V. 12.

WEr den Sohn GOttes hat / der hat das Leben.

Rom. VIII. 34.

WEr wil verdammen? CHriſtus iſt hie / der ge - ſtorben iſt / ja vielmehr / der auch auferwecket iſt / welcher ſitzt zur Rechten GOttes und vertritt uns.

Galat. 199[197]

Galat. III. 26.

JHr / die ihr getauft ſeyd / habt CHriſtum ange -〈…〉〈…〉 gen.

I. Corinth. VI. 11.

JHr ſeyd abgewaſchen / ihr ſeyd geheiliget / ihr[ſe]yd gerecht worden durch[d]en Nahmen des Herrn[J]ESU und durch den Geiſt[u]nſers GOttes.

I. Timoth. II. 15.

DAs Weib wird ſelig durch Kinder-Zeugen /〈…〉〈…〉 ſie bleibet im Glauben.

II. Timoth. I. 10.

CHriſtus hat dem Tode die Macht genommenJ 4und200[198]und das Leben und ein un - vergaͤnglich Weſen ans Licht bracht.

I. Corinth. I. 8. 9.

GOTT wird euch feſt be - halten biß ans Ende / daß ihr unſtraͤflich ſeyd auf den Tag unſers Herrn JEſu CHriſti. Denn GOtt iſt getreu / durch welchen ihr be - ruffen ſeyd zur Gemeinſchaft ſeines Sohns JEſu Chriſti / unſers Herrn.

I. Pet. IV. 13.

FReuet euch / daß ihr mit CHriſto leidet / auf daß ihr auch zur Zeit der Offen -bahrung201[199]bahrung ſeiner Herrligkeit /[F]reude und Wonne haben moͤget.

I. Pet. I. 8.

JHr werdet euch freuen mit unausſprechlicher Freude und das Ende eures Glaubens davon bringen /〈…〉〈…〉 emlich der Seelen Selig -[k]eit.

I. Corinth. II. 9.

ES hats kein Auge geſe - hen und kein Ohre ge - hoͤret / und iſt in keines Men - ſchen Hertze kommen / was GOTT bereitet hat / denen die Jhn lieben.

J 5Halt202[200]
HAlt immer feſt an deinen GOTT /
Es ſey auch noch ſo groß die
Noth:
Laß dir nichts liebers werden.
Wer GOTT vertraut /
Sich JEſu laͤßt /
Der koͤmmt wohl von der Erden.
DU hoͤchſter Troͤſter in aller Noth /
Hilf / daß wir nicht fuͤrchten
Schand noch Tod /
Daß in uns die Sinne nicht verzagen /
Wenn der Feind wird das Leben ver -
klagen. Kyrieeleiſon.
DJESU / JESU ſteh uns bey /
Gewiſſen Troſt und Huͤlf verleih /
Verlaß die nicht HErr JEſu CHriſt /
Die mit deinm Blut gewaſchen iſt.
Jm Friede laß ſie ſchlaffen ein
Und in dir haben Ruhe fein /
Ein ſeligs Ende ihr beſchehr /
Dein Antlitz laß ſie ſehen / HERR.
Was203[201]
WAs uns der ewig guͤtge GOTT
Jn ſeinem Wort verſprochen
hat /
Geſchworn bey ſeinem Nahmen /
Das haͤlt und gibt Er gwiß fuͤrwahr /
Der helf uns zu der Engel Schaar
Durch JEſum CHriſtum / Amen.
〈…〉〈…〉Erbirg die Seel aus Gnaden
Jn JESU Soffne Seit /
Ruͤck ſie aus allem Schaden
Zu deiner Herrligkeit /
Verkuͤrtz ihr alles Leiden /
Staͤrck / GOtt / den bloͤden Muth /
Laß ſie ſelig abſcheiden /
Setz ſie in dein Erb-Gut.

Das Vater unſer / ꝛc.

[figure]
J 6Ein204[202]

Ein Lied des Mannes / Kinder oder Anverwandten / wenn die Frau in GOTT ſelig entſchlaffen.

1.
NUn ſo hats durch JEſus Wundẽ /
Treuſter GOtt / dein liebes Kind
Wohl und ſelig uͤberwunden /
Dafuͤr wir dir danckbar ſind.
Aber wie iſt uns geſchehn?
Nichts / als Weinen iſt zu ſehn.
Ach / das bittre Abeſcheiden
Hat uns bracht in Creutz und Leiden!
2.
Es iſt weg die uns ergetzte /
Unſer Beſtes nahm in acht /
Uns in GOTTES Hand feſt ſetzte
Durch ihr Beten Tag und Nacht.
Es iſt Lieb und Sorge aus /
Ja die Sonne aus dem Haus /
Das Leid iſt nicht auszuſprechen /
Unſre Hertzen moͤchten brechen.
3. GOTT /205[203]
3.
GOTT / nim̃ dich an unſrer Hertzen /
Sprich doch ihnen troͤſtlich zu /
Darmit ſie durch CHriſti Schmertzen
Leben in Gedult und Ruh!
Weiſe / wie fuͤr alles Leid
Die Verſtorbne habe Freud /
Wie von ihr weg / was geſchmertzet /
Weil ſie CHriſtus haͤlt und hertzet.
4.
Werden ſo die Hertzen ſehen
Den getroffnen Wechſel an /
Jhrer Liebſten Wohlergehen /
Das man nie ausſprechen kan;
Wie ſie ſteh vor GOttes Thron /
Sing und ſpring in ihrer Cron /
Und wie GOTT in jenem Leben
Uns ſie werde wiedergeben.
5.
Ey ſo werden wir denn koͤnnen
Stille ſeyn / wie dirs gefaͤllt;
Der Verſtorbnen gerne goͤnnen
Deinen Himmel fuͤr der Welt /
Sa -206[204]
Sagen mit gedultgen Muth:
Was GOTT thut / iſt recht und gut.
Er iſt HERR in allen Sachen /
GOTT kan / wil und wirds wohl
machen.
6.
Nun wir wollen aller Ende
Sehen / durch dich / bloß auf dich /
Legen uns in deine Haͤnde /
Bitten / daß du Vaͤterlich
Unſer dich wollſt nehmen an /
Seyn Schutz / Troſt und Helffersmañ /
Ach laß dein Hertz uns nur offen /
Und uns alle auf dich hoffen.

Ein Gebet auf eben - maͤſſigen Zuſtand.

HAbe Danck / HERR GOTT Vater / daß du unſere Bitte und Gebet erhoͤret / dein Kind ausder207[205]der Todes-Noth errettet und〈…〉〈…〉 s in deinem Vaters-Schoß /〈…〉〈…〉 a es nun ewig getroͤſtet und mit himmliſcher Freude er -[q]uicket wird / verſetzet haſt.

Habe Danck / HERR GOTT Sohn / der Welt[H]eiland / daß du deine / durch〈…〉〈…〉 ein theuer Blut erloͤſtes Schaͤflein in der Noth nicht[u]mkommen und aus deiner Hand nicht reiſſen / ſondern auf dein bitter Leiden ſelig einſchlaffen und in das ewige Leben kommen laſſen.

Habe Danck / HERR GOTT Heilger Geiſt / daßdu208[206]du uns in unſerer Noth bey - geſtanden / der Verſtorbenen Seele mit Kraft und Troſt erhalten und mit deinem Zeu - gniß / daß ſie GOttes Kind und Mit-Erbe CHriſti ſey / durch CHriſti Blut und Tod verholffen haſt.

Dir / heilige Drey-Einig - keit / ſey Ehr von Ewigkeit zu Ewigkeit / daß du unſre Krancke von allem Ubel er - loͤſet und ihr zum him̃liſchen Reich ausgeholffen haſt. Sey aber auch hertzlich angeruf - fen / daß du dich unſerer uͤber dieſen Tod hoͤchſt betruͤbtenSee -209[207]Seelen hertzlich annehmen / ſie mit Gnade und Troſt ver - ſehen und in dein barmhertzi - ges Vater-Hertz ſchlieſſen wolleſt / damit ſie deinen allein guten Willen erkennẽ / die auf - gelegte Laſt von lieber Hand willig aufnehmen und nim - mermehr durch Ungedult ſich verderbẽ. Wir ſind zwar arm und elend / weil du aber unſer Helffer und Erretter biſt / ſo befehlen wir dir / wie alles / alſo auch dieſe unſre Noth / du wirſts wohl machen; Wir wollen / durch deine Gnade / an dir ſtets bleiben / halte unsnur210[208]nur mit deiner rechten Hand floͤſſe ein Troͤpflein der ſuͤſſen Himmels-Freude / welche un - ſere Selige Stroͤmen-weiß genieſſet / in unſere betruͤbte Hertzen / damit wir fuͤr des Creutzes Bitterkeit deine Suͤſſigkeit ſchmecken / die Ge - dult biß ans Ende feſte be - halten / nach deinen Willen wandeln / und wenn du wilt / durch einen ſeligen Tod auch mit dir in dein Reich einzu - gehen / willig und bereit ſeyn moͤgen / Amen / in JEſus Nahmen.

Ein211[209]

[E]in Lied des Mannes Kin - der oder Anverwandten auf das Begraͤbniß. Jm Thon: Erꝛ JEſu Chriſt ich weiß gar ꝛc.

1.
SO wird deñ unſre Freundin heunt
Jn ihre Gruft geſencket.
Ob es nun zwar hoͤchſt ſchmertzlich
ſcheint;
Das Hertz durch GOTT doch
dencket:
Es werd ein Weitzen-Koͤrnelein
Geſaͤt in GOTTES Acker ein /
Das ſchoͤne werd erwachſen.
2.
Das von GOtt werd mit voller Frucht
Zu ſeinen Himmels-Freuden
Am juͤngſten Tage ausgeſucht /
Und bloß durch JESUS Leiden
Bewahret fuͤr der Hoͤllen-Feur
Und in die groſſe Himmels-Scheur
Durch GOttes Lieb geſammlet.
3. O ha -212[210]
3.
O habe Danck / du treuer GOTT /
Daß dein Kind wohl verſchieden /
Daß es befreyt vom ewgen Tod
Hir ruhet aus in Frieden /
Du haſt die Seel in deiner Hand;
Den Leib bedecket Erd und Sand /
Du haſt vor beyds geſorget.
4.
Jch goͤnn es der Verſtorbnen gern /
Daß ſie wohl uͤberwunden /
Daß ſie dich ſchauet / ihren HERRN /
Jn lauter Freuden-Stunden.
Der Seelen ruff ich Gluͤcke zu /
Dem Leib und Gliedern ſanfte Ruh
Und froͤlichs Auferſtehen!
5.
Dein Aug bleib auf dein Kind gewand
Biß hin zum juͤngſten Tage /
Die Seel bewahr in deiner Hand /
Befreyt von aller Plage:
Sein Grab laß dir befohlen ſeyn /
Bewahr ihm alle ſein Gebein /
Laß es im Friede ſchlaffen.
6. Was213[211]
6.
Was izt verweßlich iſt geſaͤt /
Der Leib und ſeine Glieder /
Das gib / wenn es durch dich erſteht /
Gantz unverweßlich wieder /
Den Leib zur Seelen bring in Freud
nnd laß ſie drauf in Ewigkeit
Der Himmels-Luſt genieſſen.
7.
Uns aber / O GOTT / ſelbſt regier /
Daß wir ſtets Chriſtlich leben:
Zum Tod uns ruͤſten mit Begier /
Und unſern Geiſt dir geben.
Vor Hertz und Ohr ſchall fuͤr und fuͤr:
Du als ein Menſch muſt ſterben hier /
Du Erd muſt Erde werden.
8.
So werden wir an unſer End
Durch deine Huͤlf ſtets dencken /
Durch CHriſti Blut in deine Haͤnd
Mit Leib und Seel uns ſencken.
Hilf alle uns wohl leben nu /
Ein ſeligs Ende ſchenck dazu /
Hernach die Himmels-Freude.
Ein214[212]

Ein Gebet auf dem Begraͤbniß-Tag des Man - nes / Kinder / oder anderer nahen Freunde.

SJhe / allerliebſter Gott / nun tragen wir unſre liebgeweſene Freundin hin - weg aus unſern Augen / be - gleiten ſie mit hertzlichen Seuftzern und ſehen ihr in ihr Grabſtaͤdtlein nach mit vielen Thraͤnen. Ach / gib Troſt / hemme die Seuftzer / wiſche ab die Thraͤnen und halte uns der Verſtorbenen ſeligen Zuſtand vor die Au - gen / wie ſie nemlich nunmeh -ro215[213][r]o alles gluͤcklich uͤberwun -[d]en / von ihrer Arbeit wohl[r]uhe / gar ſanfte liege und im Friedẽ ſchlaffe: Ja wie ſie gar nicht tod / ſondern ihre Seele ſey dir ewig lebe / mit JESU ihrem Heilande in Freuden herrſche und durch den heili - gen Geiſt dich liebe und lobe / auch wie ihr Leib / ob er gleich〈…〉〈…〉 erweßlich geſaͤet / am juͤng - ſten Tage / wenn du ihr Grab aufthun und ſie wieder erwe - cken wirſt / unverweßlich auf - erſtehen / mit Jauchtzen wie - derkommen und ewige Freu - de uͤber ihrem Haupte ſeynwerde. 216[214]werde. Wir wollen uns dei - ner Gnade befehlen / und auf dich / den HERRN unſern GOtt ſehen / ach HErr / hilf uns / daß wir deinen heiligen allein guten Willen hierinnen recht erkennen / uns demſel - ben itzt und allezeit gedultig ergeben / und ungezweifelt glaͤuben / ob wir ſchon ein Groſſes an Liebe / Pflege und Vorſorge mit dieſer Verſtor - benen verlohren / daß wir dennoch das groͤſte und beſte Gut im Himmel und auf Er - den / nemlich dich / O GOtt / zum rechten Vater und ge -wiſſe -217[215]wiſſeſien Helffer / JESUM[de]m treueſten Freund und[B]uder und den Heiligen[G]eiſt zum ſicherſten Fuͤhrer〈…〉〈…〉 d kraͤftigſten Troͤſter be -〈…〉〈…〉 ndig noch haben / der uns[ni]mmer abſtirbet / ſondern[ew]ig bleibet / uns liebet / ver -〈…〉〈…〉 rget / beſchuͤtzet und verthei -〈…〉〈…〉 get / durch Noth und Tod〈…〉〈…〉 et und traͤget / und endlich〈…〉〈…〉 ſeinen ewigen Reich aus -〈…〉〈…〉 ffet. Mit dieſem Troſt wol -〈…〉〈…〉 n wir uns denn in unſerer〈…〉〈…〉 oͤſten Betruͤbniß aufrich -〈…〉〈…〉 n / der ſelig Verſtorbenen〈…〉〈…〉 re erwuͤnſchte Ruhe gerneKgoͤn -218[216]goͤnnen / und dir ihr Leib und Seel gaͤntzlich uͤberlaſſen; die Seele / daß ſie in deiner treuen Hand / da ſie ohne Qual auch ſchon iſt / ewig bleibe; und den Leib / daß er durch deinẽ ſicherſten Schutz in ſeinem Schlaf-Kaͤmmer - lein wohl ausruhe / am juͤng - ſten Tage mit Freuden auf - erſtehe / mit ſeinen Augen dich ſehe und mit ſeinen Armen dich umfange. Unterdeſſen lehre uns ſtets bedencken / daß wir auch ſterben muͤſſen / auf daß wir klug werden; vergeſ - ſen / was dahinten iſt / undſtre -219[217]ſtrecken uns zu dem / das da〈…〉〈…〉 rne iſt / und jagen nach dem〈…〉〈…〉 r geſteckten Ziel / nach dem〈…〉〈…〉 leinod / welches fuͤrhaͤlt die[hi]mmliſche Beruffung Got -[te]s in CHriſto JESU / wel -[ch]em ſey Ehr und Preiß von[E]wigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Ein Lied der Eltern fuͤr ihr tod-kranckes Kind.

1.
MEin Hertz quaͤlet ſich / mein GOtt /
Mein Kind / das du mir ge -
ſchenckt /
das iſt kranck und leidet Noth
Und zum Tod ſich gaͤntzlich lenckt.
wilſt du denn das geben zu /
JESU / JESU wo biſt du?
K 22. Kan220[218]
2.
Kan es ſeyn / iſt es dein Will /
Ach ſo bitt ich / laß es mir:
Jedoch / was du wilſt / erfuͤll;
Jch ſchreib dir gantz nichtes fuͤr.
Jſt das Kind doch eigen dein
Und nur als gelehnet mein.
3.
Ach hilf / Helffer / aus der Noth /
Jch halt dich und laß dich nicht:
Hilf / du allerliebſter GOTT /
Wie dein Hertz mirs nuͤtzlich ſpꝛicht.
Jch ergeb mich gaͤntzlich dir /
Dein Will der geſcheh an mir.

Ein Gebet der El - tern fuͤr ihr tod-kran - ckes Kind.

O Du groſſer GOTT / ich hebe meine Augenauf221[219]auf zu dir / daher mir Huͤlffe[k]om̃t. Jch ſchreye mit meiner Stimme zu dir / ja zu dir[ſc]hreye ich! Ach ſihe / mein Kind / das deine Haͤnde ſelbſt〈…〉〈…〉 ereitet / mit CHriſti Blut[v]on ſeinen Suͤnden gewa -[ſc]hen und uns zur groͤſten Freude biß daher erhalten / das iſt tod-kranck und lieget〈…〉〈…〉 ſt in letzten Zuͤgen. Hilf Helffer / hilf aus Angſt und Noth und erbarme dich / wie[ſ]ich ein Vater uͤber Kinder[e]rbarmet / auch itzt uͤber dieſes〈…〉〈…〉 ein Kind. JESU / du Sohn David erbarme dich mein /K 3kom -222[220]komme mit deiner Huͤlffe / ehe mein Kind ſtirbet. HERR GOtt heiliger Geiſt / ſchen - cke mir Huͤlffe und Rath / und laß deine Gnade wiederfah - ren meinem Kinde. Nun O du heilige Dreyfaltigkeit / ich habe geruffen und hoffe / weil du ſo gerne hilffeſt / auf deine Vaters Huͤlffe. Jch weiß / wie es dir wird gefaͤllig und dem Kinde nuͤtzlich ſeyn / ſo wirſt du meine Stimme hoͤren und mir helffen. Dir ſey alles an - heim geſtellet / mach es / liebſter GOtt / wie dirs gefaͤllt / dein Will ſoll mein Wille bleiben /Amen /223[221]Amen / in JEſus Nahmen / Amen!

Ein Lied der Eltern / nach - dem das Kind ge - ſtorben.

1.
GOTT / dein Wille iſt geſchehen /
Mein Kind hat auf dein Geheiß
zu dir von mir muͤſſen gehen.
GOTT ſey Lob / weil ich doch
weiß /
Daß / mein GOtt / dein Will geſchehn /
Der es alſo gut erſehn.
2.
Laß es dir nur nicht mißfallen /
Daß die Thraͤnen flieſſen mir:
Denn in dieſem / wie in allen /
Bin ich doch gelaſſen dir /
Und denck / daß du Vaͤterlich
Als dein Kind auch ſtraffeſt mich.
K 43. Du224[222]
3.
Du kennſt ja ein Vater-Hertze /
Und die wahre Mutter-Treu:
Du weiſt / daß was hertzet / ſchmertze:
Kinder-Tod hoͤchſt ſchmertzlich ſey.
Drum gib nicht der Ungedult /
Sondern bloß der Lieb die Schuld.
4.
Durch dich bin ich ja behertzet /
Wie dus machſt / ſo ſchweig ich ſtill;
Es iſt / ob das Creutz gleich ſchmertzet /
Mein und dein Will doch ein Will.
Leg nur / HERR / das Creutz auf mich /
Jch folg dir gedultiglich.
5.
Traͤgſt du doch das ſchwerſte Ende /
Haſt das meiſte aufgefaſt:
Helffen doch die JESUS Haͤnde /
Machen leichte meine Laſt;
Ja dein Hertz erbarmet ſich /
Wie ſolt ich denn wegern mich?
6. Dein225[223]
6.
Dein Wort troͤſtet / das mich lehret;
Mein Kind ſey aus aller Noth:
ich hab GOttes Reich vermehret:
Mein Kind ſchlaff und ſey nicht tod:
Mein Kind lob ins Himmels-Thron
GOTT in ſeiner Lebens-Cron.
7.
Nun / nun ſtillet ſich mein Weinen /
Nun ich GOttes Troſt empfind:
GOTT erhalt die andren Meinen /
Die von GOTT beſchehret ſind /
GOTT wird ſchon im ewgen Leben
das Verſtorbne wieder geben.

Ein Gebet nach - dem das Kind ver - ſtorben.

HOere GOTT / meine Stimm in meinerK 5Kla -226[224]Klage / und ſchaue vom Him - mel / wie mein Hertz betruͤbet und mein Geiſt in Aengſten iſt. Mein Kind / deine Gabe und dein Geſchenck / iſt durch den Tod / leider! dahin; meine Freude vergangen / und ge - he ich deßwegen den gantzen Tag traurig. Nun Herr / weß ſoll ich mich troͤſten / ich hoffe auf dich / und weil ich dein Diener ſeyn wil / ſo ſchi - cke ich mich durch deine Gna - de zur Anfechtung. Jch neh - me meines Creutzes Joch auf mich / und ob mir ſchon bange / ſo verzage ich doch nicht / ſon -dern227[225]dern glaube feſtiglich / weil[d]u GOtt getreu / ſo laͤſſeſt[d]u mich nicht verſuchen uͤber mein Vermoͤgen / ſondern macheſt / daß die Verſuchung[ſ]o ein Ende gewinne / daß ichs[e]rtragen koͤnne. Mein Fleiſch und Blut iſt zwar uͤber das Verſtorbene hoͤchſt bekuͤm - mert / alleine der heilige Geiſt iſt ſchon mit ſeiner troͤſtlichen Lehre zugegen und zeugt / daß mein Kind nicht verlohren / ſondern nur vorangeſchicket /〈…〉〈…〉 ein Tod ein ſuͤſſer Schlaf / ſeine Seele in GOttes Hand und ſeines Fleiſches Aufer -K 6ſte -228[226]ſtehung am juͤngſten Tage gewiß zu erwarten ſey / deß - wegen ſage ich aus einem GOtt-gelaſſenen Hertzen: Der Herr hats gegeben / der Herr hats genommen / der Nahme des Herren ſey gelobet! Das / was ich mit Trauren und Weinen ziehen laſſe / wird mir GOtt gewiß mit Wonne und Freu - de wieder geben. Herr / hilf mir nur um deiner Guͤte wil - len / daß dieſe herrliche Hof - nung mein Leid uͤberwiege / ich mich nach deinen heiligen Willen gedultig bezeuge undmich229[227]mich zu einen ſeligen Ster - ben taͤglich gar wohl bereite / Amen / in JESUS Nah - men / Amen.

Ein Creutz-Lied der Eltern / uͤber einen abgeſtorbenen wohl-gerathenen Sohn.

1.
E S lieget / GOtt / mein Heꝛtz gepreſt /
Die Augen-Thraͤnen quillen /
Ein Seuftzer auf den andern ſtoͤſt
Um meines Sohnes willen.
Ach ſoll / mein GOtt / denn ſterben ſchon
Der wohlgerathne liebe Sohn /
Die Hofnung unſers Landes?
2.
I ch taumele von deinem Trunck /
Ach / wie ſchmeckt er ſo bitter!
Jch bin zerſchlagen wohl genung
Von dieſem Creutz-Gewitter.
So230[228]
So ſehr ich aber bin betruͤbt /
Denckt doch mein Hertz dein / den es
Und ruffet dir gelaſſen: (liebt /
3.
H ERR / dir laß ich es heimgeſtellt /
Befehl dir meine Sachen /
Thu du nur / was dir wolgefaͤllt /
Du kanſt und wirſts wol machen /
Du HErr haſt den Sohn geben mir /
Du HERR haſt ihn genommen hier /
Dein Nahme ſey geprieſen!
4.
Z u dir ich all mein Trauren ſchieb;
Sag: Jch kan nicht fuͤruͤber /
Mein Kind war mir von Hertzen lieb;
Jedoch dein Will noch lieber.
Dein Will iſt uͤber alles mir /
Dein Will bleibt mein Will fuͤr uñ fuͤr.
Nicht mein / dein Will geſchehe!
5.
B ey dir / weil mir es iſt erlaubt /
Schuͤtt ich aus mein Anliegen /
Ach / laß doch mein betruͤbtes Haupt
Jn deinem Schoſſe liegen.
Jch231[229]
Jch weiß / mein tauſend-faches Ach /
Dz ſteigt hinauf durchs Himels-Dach
Und bricht dein Vater-Hertze!
6.
U m dich haͤng ich mich / als dein Kind:
Wiſch ab von nur die Thraͤnen /
Vergib mir alle meine Suͤnd /
Daher mein Achtz - und Sehnen;
Gantz ſacht ich dich im Glauben hier
Mit meinem Seuftzen itzt anruͤhr:
Aus dir auf mich Kraft gehe.
7.
L laben mich dein Goͤttlich Wort /
Sprich meine Seel zu frieden;
Steh JEſus mir bey fort und fort /
Troͤſt / heilger Geiſt / hie nieden.
Mach / daß ich wieder werde Muths
Und laß die Kraft deß JEſus Bluts
Mir Marck und Bein erfriſchen!
8.
G ib mir darbey in Sinn und Hertz
Das Gluͤck von meinem Sohne /
Wie er befreit von allem Schmertz /
Jauchtz dort vor GOttes-Throne;
Hab232[230]
Hab nun fuͤr Suͤnd Vollkommenheit /
Fuͤr Eitelkeit die Ewigkeit /
Und fuͤr die Welt den Himmel.
9.
H ab das / worzu du ihn erwehlt /
Erſchaffn / erloͤſt / beruffen;
Die Seligkeit / da nichtes fehlt:
Sey durch des Todes Stuffen
Uns allen nur gereiſt voran
Zum Engels-Chor / zum Him̃els-Plan /
Dahin wir folgen wollen.
10.
Z ieh alſo mich vom Trauren ab /
Laß mich in Himmel blicken /
Und daß ich mein Kind bey dir hab /
Darmit mich ſtets erquicken /
Und weiß mir / daß mein Creutze ſey
Ein Merckmahl deiner Lieb und Treu /
Das mich an dich feſt bindet.
11.
S o wird mir werden uͤberall
Jn deinem Welt-Getuͤmmel
Die Welt wie Wermuth und wie Gall /
Und Zucker-ſuͤß der Himmel;
Jch233[231]
Jch werd mir wuͤnſchen Fluͤgel her /
Um ſo zu dir / das ich begehr /
Geſchwinde fort zu fliehen!
12.
H irauf nun / wenn du mit mir biſt /
Mein JEſus und hilfſt tragen /
〈…〉〈…〉 uch mich dein heilger Geiſt ausruͤſt /
Ruͤhm ich mich meiner Plagen:
Jch nehme mein Creutz willig auf /
Geh immer mit GOTT meinen Lauf /
Schlaf ein in GOttes Nahmen.

Ein auf ſolchem Fall gerichtetes Gebet.

HErr / ſey mir gnaͤdig / ſiehe an meinen Jam - mer und Elend / und vergib mir alle meine Suͤnde / umderen234[232]deren willen / mein Kind / ach / mein wohlgerathenes Kind durch den Tod hinge - riſſen und ich dadurch meiner Freude und meines Troſtes beraubet bin. Nun liebſter GOtt / du greiffeſt mich ja wol an / da mirs am wehſten thut / du laͤßt mich rechtſchaf - fen erfahren viel und groſſe Angſt: Herr / du ſieheſt es / ach ſchweige nur mit deinem Troſte nicht: Herr / ſey in die - ſer groſſen Betruͤbniß nicht ferne von mir / laß mich Ru - he finden fuͤr meine Seele / und hilf / daß / was mir itzowider -235[233]widerfaͤhret / ich gedultig lei - de / und gewiß glaube / weil〈…〉〈…〉 ir mein Kind wohlgefallen / ſo haſt du mit ihm aus dem〈…〉〈…〉 oͤſen Leben geeilet / es fuͤr vie -〈…〉〈…〉 en Ungluͤck hinweg geraffet / und zum ewigen Fꝛieden heim in das rechte himmliſche Va - terland / (da Freude die Fuͤl -[ll]e und lieblich Weſen immer und ewiglich ſeyn wird) duꝛch CHRJſti Blut uͤberbracht. Jndeß danck ich dir mit be -〈…〉〈…〉 ruͤbten / aber ergebenen Her -[z]en / daß du mir mein Kind geſund auf die Welt geſchen - cket / die Zeit uͤber zur Freudegelaſ -236[234]gelaſſen und dich im Leben und im Tod / als ſeines Ange - ſichtes Huͤlffe und ſein GOtt bezeugt haſt. Jch laſſe dir dein Eigenthum und ergebe mich deiner Barmhertzigkeit / die kein Ende hat / und deiner Treue / die da groß iſt: Der du mir dieſe Creutzes-Laſt auf - geleget / wirſt mir ſchon helf - fen / ich wil durch deine Gna - de gedultig ſchweigen und meinen Mund nicht wieder aufthun / du wirſts wohl ma - chen / mich in meinem Creutz troͤſten und ſtaͤrcken / zu einer ſeligen Nachfarth bereiten /und237[235]und mein Kind dermaleinſt〈…〉〈…〉 himmeliſcher Freud und Seligkeit wiederſehen laſſen / Amen / in JESUS Nah - men / Amen.

Aus denen Schwartzburgi - ſchen Kirchen-Agenden, von der Noth-Tauffe.

ES ſind die gebohrnen Kinder ſo ſchwach / daß die hoͤchſte Noth fordert / ſie alſobald zu taͤuffen / welche[T]auffe denn oft Chriſtliche Mannes -[p]erſonen oder gottſelige Weiber / auch〈…〉〈…〉 derlich die hiervon zur Nothdurft〈…〉〈…〉 errichtete beeidete Weh-Muͤtter in〈…〉〈…〉 Eil verrichten / dazu ſie doch ohne〈…〉〈…〉 ſſerſte dringende Noth nicht zu eilen /〈…〉〈…〉 dern wo moͤglich / des ordentlichen〈…〉〈…〉 ieſters zu erwarten haben.

So238[236]

So aber dieſes zu erwarten nicht moͤglich / und das Kind ſo ſchwach waͤre / daß man auch den Glauben / und Vater unſer vor der Tauffe nicht beten koͤnnte / waͤre ohne Verzug die Tauffe zu verrichten / und wenn das Kind ſo lange lebet / darauf der Glaube und Vater unſer zu beten / welche ſon - ſten auſſer dieſer aͤuſſerſten Noth vor der Tauffe gebetet werden ſollen.

So lauten die Wort von der Ein - ſetzung der heiligen Tauffe / be - nebenſt der gnaͤdigen Vertroͤ - ſtung / Matth. am XXVIII. und Marciam XVI. Capitel.

DEr Herr JESUS ſpricht zu ſeinen Juͤn - ger: Darum gehet hin in al - le Welt und prediget das Ev - angelium allen Creaturen /und239[237]und machet mir zu Juͤngern alle Voͤlcker / und taͤuffet ſie in dem Nahmen des Vaters / und des Sohnes / und des hei - ligen Geiſtes / und lehret ſie halten alles / was ich euch be - fohlen habe. Wer da glaͤubet und getauft wird / der wird ſe - lig. Wer aber nicht glaͤubet / der wird verdam̃t werden.

Das Evangelium S. Marci.

LAſſet die Kindlein zu mir kom̃en und wehret[ih]nen nicht / denn ſolcher iſt[da]s Reich GOttes. Warlichich240[238]ich ſage euch / wer das Reich GOttes nicht empfaͤhet / als ein Kindlein / der wird nicht hinein kommen / und hertzet ſie / und leget die Haͤnde auf ſie / und ſegnet ſie.

Das Vater Unſer / ꝛc.

Der Glaube / ꝛc.

UNd ich taͤuffe dich in Nahmen des Vaters und des Sohnes / und des heiligen Geiſtes / Amen.

ENDE.

About this transcription

TextGeistliches Weiber-Aqua-Vit
Author Aemilie Juliane Schwarzburg-Rudolstadt, Gräfin
Extent252 images; 19925 tokens; 3718 types; 124409 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGeistliches Weiber-Aqua-Vit Das ist/ Christliche Lieder und Gebete/ Vor/ bey und nach Erlangung Göttlichen Ehe-Segens/ Wie auch Bey andern darbey sich begebenden Fällen zu gebrauchen/ : Aus Landes-Mütterlichen Hertzen/ Mund und Hand Ihren Landes-Kindern zu erwünschter/ kräftiger Erbauung aus Gottes H. Wort zubereitet und mit getheilet Aemilie Juliane Schwarzburg-Rudolstadt, Gräfin. . [5] Bl., 240 S. : Kupfert. Officina FleischerianaRudolstadt1683.

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, M: Tl 62

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; Gebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, M: Tl 62
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