Dem Ehrwir - digen / Ehrnveſten / vnd Wol - gelarten / Herrn George Schwalben - bergk / des Thumſtiffts zu S. Peter zu Fritzlar in Heſſen Cantori vnd Canonico, meinem groß - guͤnſtigen Herrn vnd Freund.
EHrwirdiger / Ehrnveſter vnd Wolgelarter Großguͤn - ſtiger Herr vnd Freund / es haben die Alten vor vnſer zeit geſchrieben / das man verſten - digen vnnd vielerfahrnen Maͤnnern / ſo deutliche eigentliche erklerung vnd anzeigung nicht vorgeben / noch zu ler - nen auffſchreiben darff / die ſolches ohne das durch langwirige experientz / muͤhe vnd koſten vielfaltig erlernet vnd ergruͤndet / als den jeni - gen / ſo noch in keiner ſache geuͤbet noch erfa - ren / viel weniger dem meiſten theil kundbar.
A ijWannVorrede.Wann ich dann einen Tractatum von dem groſſen Stein der Vhralten / Fratris Baſilij Valentini, Benedicter Ordens / vff vieler guter vnd vornehmer Leute begehren / in Druck befordert / welches Churfuͤrſtlicher Gnaden zu Brandenburgk / ſampt dero hochloͤblichem vielgeliebten Gemahl ich vn - terthenigſt in ſchutz offcriret vnd dediciret, vnd dann auſſerhalb deſſen darbey noch ein ſonderlich Libell befunden worden / De oc - culta Philoſophia, oder von der Wunder - geburt der ſieben Planeten / nach Philoſo - phiſcher vnd Poetiſcher art vorgeſchrieben / Jch abermalich angelanget / diß kurtze Libell gleicher geſtalt ans liecht zu befoͤrdern. Wañ ich dann ſolchen guten Leuten zu willfahren / vff anhalten mich endlich bewegen laſſen / vñ dann E. E. ohn anhoͤrendes rhums nicht al - lein alle Philoſophiſche Kuͤnſte durch lang - wirige Experientz / koſten vnd muͤhe / trefflich befoͤrdert / ſondern vnter die zahl der Philo - ſophen / ſo aus dem grunde der Natur das jh - rige zu defendiren wiſſen / ſelbſten moͤgen ge - zalt werden. Als hab ich nicht vnterlaſſen wollen / dieſes kurtze buͤchlein E. E. als einem /derVorrede. der in deme mehr mit verſtand / als ein gemei - ner / dem ſolche Secreta verborgen / zuſchrei - ben / vnd vnter derſelben Nahmen publiciren wollen / der zuverſicht / E. E. werden ſolches zum beſten vermercken / vnd wolmeinend von mir auff vnd annehmen / mit angeheffter bite gegen jederman / ſie wollen dieſes klein Libell alſo mit vnterſcheid vnd verſtand leſen / vnd dermaſſen in acht nemen / damit keine Super - ſtitiones mit vntergemengt / noch vff einen andern vnziemlichen verſtand moͤge gezogen werden / dieſe gleichniß vnd Poetiſche gedich - te mit der Natur conferiren / nichts frembdeſ drein zwingen / ſondern nach Philoſophiſcher art allein ſchlecht vnd einfeltig verſtehen / vnd ein Poetiſche ſpeculation ſein vnd bleiben laſ - ſen. Ferner vrtheil hierauff wil ich E. E. als einem mehrverſtendigen zu judiciren / an - heim geſtalt haben. Befehl E. E. hiemit in den ſchutz des Hoͤchſten zu langwiriger ge - ſundheit. Geben[Franckenhausen /]Den 20. Auguſt. im Jahr 1602.
Johan Thoͤldæ.
JCh habe mir zwar vorge - nommen zubeſchreiben nach Got - tes ordnung der Philoſophia / vnd Kunſt der wahren Cabala einfel - tig nach geringen verſtande mei - nes gemuͤts / wie die ſieben Plane - ten vnd Metallen anfenglich ſind geboren worden / wie ſonſten an - dere Poeten fuͤr mir auch gethan / Aber nicht der mei - nung / daſſelbe zu deuten auff Zauberey / vnd einen gott - loſen vnchriſtlichen verſtand / ſondern zu dem ende / das Weißheit vber Weißheit / vnd weltlicher verſtande ſich darinnen zuerſehen / ſpiegeln vnd ſcherffen moͤchte / et - was zu lernen vnd auszugruͤnden / durch die Speculati - on vnd jhre nachforſchung / damit moͤchte offenbar ge - macht werden / das die Welt zuuor nicht in acht genom - men / oder gantz vnd gar nicht verſtanden hatte. Da - mit ich aber einen anfang des Wercks mache durch die - ſe Vorrede / das ander iſt in Capita abgetheilet worden. So ſaget vnſer Erloͤſer vnd ſeligmacher Chriſtus ſelbſt im 6. Cap. Johannis / Die Wort / die ich rede / ſind Geiſt. Jtem / Das Fleiſch iſt kein nuͤtze / etc. Vnd fer - ner / Der Geiſt iſts / der da lebendig machet. DarausfolgetKurtze Vorredefolget / das der Geiſt das Leben iſt / vnd nicht das Cor - pus, dieweil das Corpus nur iſt die form vnd wonung / darinn das Leben wohnen kan.
Jch ſage ferner alſo / das drey ding ſind / die ein vol kommenes geboren haben / das iſt / Seel / Geiſt / vnd Leib / die Seele iſt geiſtlich / der Geiſt iſt fuͤr vnd in ſich ſelbſt Geiſtlich / vnd das Corpus muß auch Geiſtlich wer - den / ſo anders ein Geiſtliches rechtliches leben folgen ſol / was vber dieſes ein grober Leib / vnd ſich erzeiger ausgetheilet / das iſt die form / dariñen dieſe drey Geiſter ſich erweiſen koͤnnen / das ſie ledendig ſind / wie am Ende die Tafel der Philoſophia wird bezeugen. Vnd dieſes iſt war vnd gentzlich war / das kein Geiſt regieren noch herrſchen kan in andern / weil er noch beſchloſſen / vnnd gefangen ligt in ſeinem zugeordneten Leibe / So bald er aber entbunden wird der buͤrde / bekoͤmpt er macht vñ gewalt weiter zu dienen / vnd das jenige zuuerrichten / was ſeinem ampt vfferlegt vnd befohlen worden / wel - ches kein rechter Philoſ-entſprechen wird.
So wil ich auch nu weiter wahrſagen / Weil alleſ der Geiſt ausrichten muß / dann die Schoͤpffung ge - ſchach aller dinge allein aus dem Geiſt GOTTes des HErrn / Himmel vnd Erden / ſichtbar vnd vnſichtbar / dann ohne ſeinen Geiſt geſchach nichts / den er außbließ aus ſeinem Goͤttlichen Munde / da wurden auch her - nacher geſchaffen allerley Thiere / wachſende fruͤchte vñ Metallen / ſampt dem Geſtirne vnd Firmament / welche Schoͤpffung der lebendige Geiſt Gottes des Schoͤpf - fers herfuͤr brachte in ein Form / Leben vnd Wirckung der Tugend.
Alſo hab ich nun die Ankunfft vnd Geburt der ſie - ben Planeten vnd Metallen einfeltig fuͤrgeſtelt / nach jhrem Weſen vnd herkommen / wie andere der Elteſten auch gethan / doch nicht hoch verborgen / ſondern ſim - pliciter, ob jemand zu finden / der die merckung jhrer nutzharkeit erlernen moͤchte. Denn aus dieſem kuͤrtzenA iiijgedichtFratris Baſilij Valentini. gedicht iſt zu lernen / viel Weißheit vnd Verſtand / der grund des Fundaments ligt Parabels weiſe hierinnen begraben / vnd das liecht der gantzen erkentnis zur Ge - ſundheit / vnd langen leben / vnd Reichthumb / ſtehet hie - rinnen in dieſem Buch beſchrieben / viel werdens aber halten / fuͤr vnweis / der mehrer theil aber fuͤr thorheit gentzlich / Aber doch werden ſich die wenigſten finden / denen Gott verliehen hat Verſtand / Weisheit / vnnd Kunſt / das ſie vberwinder daraus werden aller jhrer ſeinde. Ob ich auch wol kein ordnung hierinnen / nach der gewiſſen zahl halte / wie andere / in nachfolgenden Planeten / wie ſolche von jhnen geſatzt werden / ſo las dichs nicht jrrig machen / Dann ich folge meinen we - gen / vnd iſt ohn vrſach / ſo wichtig ind / nicht geſchehen. Der Gnaden Thron Gottes des Schoͤpffers / ſey offen allen Busfertigen / mit wahrer Rewe zu der ewigen Selig - keit / Amen.
DasWJe mein Alter nahet ſich zum Ende / das ich faſt die Welt durchzogen war / vnnd alle Ende ringsheruͤmb durch wandert hatte / vnd gedachte Ruhe vnd Friede ohne zanck zu beſitzen / da ſiel mein weg durch Egypten / das ſehr fruchtbar iſt / vnd trefflich Goldrei - che Waſſer durchſtrichen / hatte ich viel anli - gen / zu betrachten der Welt heimligkeit / vnd diſputirte mit mir ſelbſten / da thet ſich der Nilus auff / vnd gieng heraus ein grawſamer vnvberwindlicher Wind / der machte groſſe bulgen / am geſtade vnd Port des Waſſers / vnd warff heraus an das Land ein mechtige Schlange / die nante ſich ſelbſten Orcades,A vdie2die thet jhren Rachen weit auff / da bließ der Wind ein fewrigen Dampff vnd Rauch aus jhrem Rachen / den ſie weit auffgeſperret hat - te / vnd die Schlange war geneigt mich zu - verſchlingen / Aber ich bat Gott / das ich ent - rann / vnd verbarg mich eilend fuͤr der ſchlan - gen vff einem Felſen / der ſich hoch vffthet in die Lufft / Da begegnet mir ein wunderbar - licher Mann / hieß Oedipus / der ein War - ſager ſein ſolte aller verborgenen geheimniß / der hatte einen Diener hieß Tiriel / der leh - rete den Oedipum den auffloͤſer der Ge - heimniſſe ſeinen Herrn / wie er die Schlan - ge zaͤhmen / vnd in ſeine gewalt bringen ſolte / das ſie jhm vnterthan ſein muͤſte / da fiel Oe - dipus nider ſampt ſeinem Diener / vnd be - teten an jnniglich den Vulcanum / der ein Gott war des Fewers / das die Schlange moͤchte durchs ∆ verzehret werden / Wel - cher bitte ſie Vulcanus gewehrete / vnd es geſchach / das ein brauſen vom Him̃el kam / mit donnern / blitzen / vnd wetterleuchten / vñ erſchienen viel Figuren vnd Bildnis am Hi - mel / vnd ſonderlich ſtund am Firmament / ein klarer heller Regenbogen viel ſtundẽ / von mã -cherley3cherley natuͤrlichen Farben / die nicht alle zu - behalten waren / vnd die Winde giengen ſehr ſtarck / das ſich alle Elementa bewegen mu - ſten / darob die ∇ Schlange mechtig entſetzẽd ward / vnd wie die ∇ Schlange jhren rachen weit auffſperrete / ſtreich jhr der Wind ſo ge - waltig in den rachen / das die Schlange fuͤr todt erſticken muſte / vnd wie kein leben an der Schlange mehr geſpuͤret war / weil jhr le - ben aus dem Chaos ging / da kamen vier Engel herab aus der Regiôn des Hoͤchſten / vnd heiſſen / Vriel, Gabriel, Michael, Raphael, die hatten drey Diener / hieſſen / Zapkiel, Zadkiel, Camael, die da ſtettig ſind fuͤr dem Angeſicht des HERREN / vñ rieffen einem von oben herab aus der Hoͤhe / der nante ſich Lux mundi, nach Lateiniſcher ſprache / dem ſtalten ſie zu die erſtickte ſchlan - ge / die konte er nicht gnugſam erwaͤrmen / dz ſie lebendig worden wehre / Aber es war ein Arabiſcher Prophet / der nante ſich Titan, der warff die todte ſchlange in das Liecht der Welt / vnd das liecht verbrante die Schlange zu Aſſchen / die Aſſche nahm man auff fuͤr Heiligthumb / vnd opfferte ſie vff den Altar /den4den Lucpificus zu ſeinem Begraͤbniß erba - wet / vnd in der Kirchen Proſerpina im Morgenlande auffgerichtet hatte / da kam ein Geiſt / hieß Adad / der bließ vff die Aſche mit gewalt / mitten im Tempel / da der Altar ſtund des Opffers / vnd der Athem war ſehr warm / ſo bald regte ſich die Aſchen wider / vnd ward ein lebendig Thier draus / darob ſich viel hohe Leute verwunderten / viel federn hatt es an Arm vnd Beinen / der Kopff war auch mit federn gezieret / vnd zwo mechtige Schlangen hatten ſeinen leib vmbfangen biß oben aus / die Fuͤſſe waren mit Schlangen vmbgeben / die Fittige hiengen an ſeinen Bei - nen / vnd alles Landvolck / vnd die Jnwohner verwunderten ſich ob dem Thier / vnd nie - mands wuſte jm einen nahmen zugeben. Da geſchach ſchnell ein blitzen von oben herab / vnd rieff ein helle vorſtendliche ſtim̃ darein / Jhr ſollt euch gar nicht verwundern / wie das Thier heiſſen ſol / Jch bin ein ſchnelle Bott - ſchafft / euch zu verkuͤndigen die newe mehre / vnd mich heiſſet Steilbon, ein both abge - fertiget aus dem Hoͤchſten / zu verkuͤndigen den Namen des Thiers vnd ſeiner Natur /die5die da wird ſein von Gott in die Welt / von dem Himliſchen in das Syderiſche / von dem Syderiſchen / in das Elementiſche / vnd von dem Elementiſchen in das Jrdiſche / das iſt nun jtzo die begreiffliche Welt / vnd was aus mir geboren worden / das iſt ein fliegendes weſen / ſo in aller ſprach der welt fuͤr ein Gott gehalten wird / vnd heiſſet dieſes Thier Mer - curius, ein ſchneller both / dadurch alle heim - liche Brieff gantz behend koͤnnen zu recht ge - bracht werden. Wie dieſes alles ergangen ward / gab ſich Himmel vnd Erden von ein - ander / vnd die Elementa fuͤgten ſie wider zuſammen / damit die Wohnung der pflan - tzung nicht zerſtoͤret ward / vnd Mercurius war nu ein beweglicher Geiſt / ſichtbar vnd vnſichtbar / greifflich vnd vngreifflich / vnd vermochte alles zu thun / was andern vnmuͤg lich / Aber er machte Freundſchafft / vnd liebte ſich wunderbarlich mit andern / Alſo hatten die Elementa Mercurium gekochet / in form gebracht / vnd zu einem greifflichen we - ſen gemacht. Dieſer Mercurius ward ge - nandt in ſeiner Tauffe ein Hermaphrodit, that ſich vmb / vnd bewarb ſich vmb weittereBulerey6bulerey zu ſeinem gluͤcke / vnd gab anleitung / andern Goͤttern ein heyl zuerjagen / zu gut jhren nachkommenden / denn dieſer Hermo - phrodit muſte nachgeben den Goͤttern / vnd das gluͤck andern weiter befehlen / dieweil ſei - ne Regierung durch den erſten Anfang ein ende genommen hatten / vnd alle / ſo dem Mercurio befoͤrderlich geweſen waren / ver - ſchwunden angeſichts / dann ſeine geburt war vollbracht / vnd durch den erſten tag erfuͤllet worden.
ES wohnete eine Goͤttin des Glůcks nach Mitternacht / in dem ſehr hochgelegenen kalten Gebir - ge / bey der Jnſel ΘȢλῆ / die hieß Veſtæ, die hatte Mercurium zum Vater / vnd einen Gott zum Manne genom - men / der hieß Cœlus, dieſe beyde hatten nie - mands vmb ſich / dann ſie waren alleine / ſie ritten jagen / vnd aſſen die wurtzeln des Erd -reichs /7reichs / damit ſie jren leib fuͤr hunger ernehren moͤchten / jhr Getrenck war ſehr ſchlecht / vnd wañ ſie kranck wurden / ſo floß ein ſawerbrũ - nen mittẽ in einem Gewildnis durch ein war - mes ſteinich gebirge herfuͤr / der fuͤhrt mit ſich artzney / dadurch ſie konten geſund werdẽ / die kleidung an jnen war ſehr geringe / vnd nicht feſte zuſammen gewebet / darumb ſie fuͤr froſt vilmals groſſen anſtoß vnd gebrechen erleidẽ muſten / ob ſie gleich jrdiſche Goͤtter waren / Vnd es trug ſich zu / das Cœlus ein mal ſpa - tzieren ging / da dz wetter ſchoͤn klar vnd helle war / vnd es war im Lentzen / dz man vermer - cken mochte / wie die fruchtbarn bewme auß - ſchlagen wolten / da kam der abend herbey / da Cœlus muͤde wahr / dañ der Him̃el ward mit einer ſchoͤnen Abendroͤthe bekleidet. Wie ſich nun Cœlus zu ruhe begab / vnter den Thaw des Him̃els / lag er vff der Erden / das jhn die warme Lufft vberſtreichen konte / da berieff er die Goͤttin Veſtæ ſein Weib / das ſie ſich entbloͤſſen / vnd zu jhm legen muſte / dz werck der Liebe zu pflegen / da ward die Goͤttin ſchwanger von Cœlo jrem Manne / vñ wie ſie die Geburt bey ſich tregt / da ward ſie[ge - luͤſtern] einer ſuͤſſen Speiſe / welche dochnicht8nicht wol zubekommen war zu derſelbigen zeit / vnd Cœlus jr Mann wuſte nicht / wie er jhm thun ſolte / Was geſchach aber / es ging Cœlus abermalich aus / ſich zuergetzen / vnd nach dem Wilde ſich vmb zu thun / vnd fuͤh - ret die Goͤttin gantz bloß bey jhrer hand / da that ſich ein ſehr hocher runder Bergk auff / glintzende / wie ein ſchoͤner Edelgeſtein / vnd wie ein Spiegel / der da fewer von ſich gibet / vnd floß Honig vnd Milch daraus / vñ ſihe / es kam ein vngehewer / ſehr grewlicher alter vnd heßlicher geſtalt zu den Goͤttern / vnd ſprach ſie an mit ſcharffen worten / was ſie in jhrem gemuͤth zuvollbringen willens weren / das wuͤſte er wol / vnd nam von dieſer Milch vnd Honnige / ſo aus dem Berge kom - men war / vnd ſprach zu jhnen / Mich heiſt Faunus, vnd bin aͤlter dann jhr / darumb weiß ich auch mehr dann jhr beyde / folget mir aber nach / vnd gehorchet meiner ſtimme / was ich euch verkuͤndigen werde / Allein niemand rede mir ein / es koſtet ſonſtẽ ewer beyder lebẽ / dz jr forthin zu ewigẽ zeitẽ keine Goͤtter mehr ſein werdet / da ſchwiegen ſie beyde / da rieff er zu dreymalen: Das Liecht der Weißheit ſeymit9mit mir vnnd Evrimone, da kam ein groſſer Wind / darin flog gantz behend vnd ſchnel ein Manßperſon / der war ein Die - ner deß Vngehewers / trug in einer Hand zweene harte Skeine vnnd in der andern Hand eine Fackel / ſchlug die Steine zu - ſammen / das lauter Fewer heraus gieng / darein bließ er mit ſ[e]inem ſcharffen Athem / daß das Fewer ein Lohen gab / vnd die Fa - ckel anzuͤnden kondte / Wie diß geſchehen war / machten dieſe das Fewer jmmer groͤſ - ſer / vnd blieſen friſch zu / ſatzten einen Topff von Glaß gemacht / zu dem Fewer / vnd kochten die Milch vnd das Honig / vnd braweten rothen Wein daraus / der war ſo ſuͤſſe / das jhm nichts zuuergleichen war / damit ſpeiſeten ſie die Gottin Vestae, hielten ſie warm vnd wol zugedeckt biß zu jhrer Geburt / jhren Leib zurings herumb ſalbeten ſie mit Meerzwiebelſafft / ſo mit Eſſig bereitet war / vnd ſatzten Cœlo einen Krantz auff von vielen Farben / den er der Goͤttin zu ehren trug. Vnd wie die Goͤttin Veſtæ die Speiſe verſuchte / kondte ſi[e]ſich kaum genugſam erſettigen / denn ſie warBſehr10ſehr annehmlich / Vnd der Koch Favnvs lud einen Gaſt noch zu der Speiſe / den nandte er Serpentiger, der muſte das Nachteſſen mit verzehren / vnd wie ſte am beſten in Froͤligkeit lebeten / vnd ein groß Seitenſpiel in der Lufft gehoͤret hatten / Da kam die Veſtæ ein Wehe an / das jhre Geburt zu Tage eilete / Aber weil niemand da war / der ſich jhrer in der Noth von her - tzen annahm / ließ ſich Serpentiger gebrau - chen / des lohnet jhm die Vestae trewli - chen / ſie wolte jhn nicht wider wandern laſ - ſen / ſondern begabet jhn reichlichen mit g[u]- ten Geſchencken / ſchenckt jhm ein[Silber - ſtuͤck] zur Kleidung / das ſie zuuor ſelbſten niemals getragen / Vnd wie das Kind of - fenbar ward / ſo war es ein ſchwartzer Wurm / Dieſen Wurm rieff geſchwind ein fluͤchtiger Geiſt / der war gantz fewrend in ein Ohr / do verwandelt ſich der Wurm in eine andere Geſtalt. Favnvs aber ward von Cœlo gebeten / das er das Kind zur Tauffe tragen muſte / welches ſein eigener Diener mit Waſſer begoß / vnd das Kind ward Satvrnvs genant / welcher Namedurch11durch die gantze Welt außgeruffen ward / Vnd es ward dem Kinde eine Waͤrterin zugegeben / die ſeiner pflegen ſolte / die hieß Ple[i]ades, die that jhren ſachen kein genuͤge / ſondern verwarloſ[e]t das Kind mit vnrech - ter Speiſe vnd Tranck / das ſie es nicht recht auffbringen kondte / Denn es ward gantz boͤſe / zornig vnd neidiſch / durch vieles Leid / ſo jhm zugefuͤget ward / ward auch an einem Beine lahm vnd vntuͤchtig / das man jhm ein Steltzen anlegen muſte / da - mit man das hincken ſo eigentlich nicht er - kennen ſolte / was jhm aber im grunde ab - brach / das nahm er in der Hoͤhe / als im Heupte zu / Dann in ſeinem Gehirn ward er gelehrig / verſtendig / weiſe / klug vnd vor - ſichtig / das er auch im Kriege meiſtes theils alle Feinde vberwinden kondte / biß auff zwene Herrn der Welt / die jhme an Reichthumb / Gewalt / Herrligkeit vnnd Macht vberlegen waren / dieweil im Mut - terleibe vnd hernacher viel an jhm verſe - hen vnd verwarloſet war / das er ſich nicht gentzlich rechnen koͤndte. Alſo ward Satvr - nvs geboren / vnd zur Welt gebracht / derB ijherna -12hernacher viel gelerter Leute gemacht hat / Wie Saturnus nun anfieng ſelbſten zu regi - ren / ſo verlohr ſich Favnvs vnd ſein Ge - ſell / vnd Caelvs mit dor Vestae flogen zuſampt inn die oberſte Region der Lufft / Vnd hatte der ander Tag ein Ende.
WJe Saturnus allein in der gantzen Welt jrre ging / vnd ſich an keinem zu ergetzen noch zuerfrewen hatte / nam er jhm fuͤr / eine Bulſchafft zuerwelen / wie er auch ſich erſettigen / vnd etwa an ſeines gleichen zuerfrewen haben moͤchte / Vnd wie der dritte Tag anbrach / der Weißheit vnd des Verſtandes / lag Saturnus auff einem Rei - ſebette / ſtreckte ſeine Steltzen in die Hoͤhe / vnd ſchlug ſich mit Gedancken. Da fandſich13ſich ein Engel zu jhm / hieß Cherus, der bracht eine ſchoͤ[n]e Jungfraw an der Hand / die na[n]dte er Opis, war deß Saturni leibli - che Schweſter / vom Vater vnd Mutter geboren / Allein nach dem Saturno war ſie in der Lufft entpfangen worden / denn es ſolte ein Koͤniglich Geſchlecht aus jhr her - kommen / Wie Saturnus den Engel ſahe / ſtund er von ſeinem Bett auff mit der ſel - tzamen Steltzen / thet ein Reuerentz gegen dem Engel / vnd entzuͤndet ſich ſelbſten in - niglich in Liebe gegen ſeiner Schweſter / die er doch nicht kandte / vnd auch nicht wol in acht nam / dieweil aber die Begierde ſehr groß war / ſeinen Menſchlichen willen nach Luſt der Natur zuuergenůgen / wuſte er nicht / wie jhm geſchach / die groſſe Weiß - heit ſeiner grawen Haar entſanck jhm / gentzlich der weiſſe Kopff kam in Vnuer - ſtand / Alſo das er mehr einem vnſinnigen / denn einem Verſtendigen ehnlich war / da kam ein Liecht vom Himmel mit einem groſſen Glantz / das war beſchloſſen in eine runde durchſcheinende Kugel / das kondte ſehr wol vnd mit beſcheidenheit reden / fingB iijan /14an / vnnd ſprach / ô Saturne, der du jetzo der Kluͤgeſte dich danckeſt zu ſein in der Welt / Jch bin geſchickt vom Hoͤheſten dir zuuermahlen die Liebſte / welche Opis ge - nant wird / vnnd deine allerliebſte Schwe - ſter iſt / welche dir nun zu deinem Her - tzen Gemahl ſol vererawet werden / O wolte Gott / ſprach Saturnus / das du jetzo war redeſt / damit ich aus Bekuͤmmerniß kommen moͤchte / das wolte ich dir wol vergelten / es weren denn keine Goͤtter mehr auff Erden / da muſte Saturnus ſeine Hand darreichen / vnd Opis auch / vnd alſo bald erſchein eine Jungfraw / die war von dem Koͤniglichen Hofe vnd Geblůt deß Koͤniges von Orient / vnd leitete einen alten Prieſter an der Hand in Geiſtli - cher Kleidung / der trug in einer Hand ein Buch vnd in der andern einen Koͤ - niglichen Scepter / den ſtalte er dem Sa - turno freundlich zu mit guthetigen wor - ten / vnd da es jhr beyder wille war / gab er ſie in aller Freundligkeit zuſammen / vnd vermahlet ſie / vnd befahl jhm den Scepter / welcher mit Silber vnd Goldvber -15vberzogen war / vnnd propheceyet jhnen beyden / das ſie einen Sohn geberen wuͤrden in kurtzer zeit / dem ſolten ſie den Scepter zuſtellen / denn er wuͤrde ein gutthetiger Menſch werden gegen alle ſeine Feinde / wie auch geſchach / vnd der erſte anfaher werden zu herrſchen / vnnd zubeſitzer Koͤnigliche Wuͤrde / vnd ohne Schwerd regiren / Wie dieſe Rede ge - ſchach / da war es ſehr warm Wetter / vnd der Prieſter verſprach ſie ehelich zu - ſammen / vnd es ſteig aus der Tieffe deß Erdreichs ein ſehr warmer Nebel vom Nidergang nach Morgenland / das die Welt damit erfuͤllet ward / der hing ſich oben an / das ein groſſer Regen fiel auff das Erdreich / der verſchwand / vnnd ward wider / vnnd die Stralen der Sonnen trockneten leichtlich / die Feuchtigkeit gar aus / wie das geſchach / daß das Kind inn Mutterleibe keine Feuchtigkeit mehr entpfand / vnnd be - gund Hunger zu leiden / gieng die Frucht zum Ende / denn die Welt begerete ſich zu mehren / vnnd der dritte Tag derB iiijWeißheit16Weißheit war voruͤber / vnd man fand auff einem Berge vorzeiten ein ſehr hohes vnd altes Schloß mit Steinen zierlich zuge - richtet / darinnen war ein Buch gefunden worden ſehr tieff vnter der Erden / darin - nen geſchrieben war / das von dem Satur - no ein Scepter ſolte verlaſſen werden auff ſeine Kindeßkind vnd alle Nachkommen / doch ſolte zuuor Saturnus durch groſſe Kaͤlte / vnd denn durch groſſe Hitze dar - nach viel Anſtoß erleiden / welche Prophe - cey erſtlich hat muͤſſen erfuͤllet werden / denn die Geiſter der Hellen ſind Meiſter / das ſie Kaͤlte vnd Hitze machen koͤnnen. Letzlich / nu legte ſich Opis nieder auff einen Berg hieß Abba, da viel ſaltzige Bronnen waren / vnd jhr Mann Saturnus berufft jhr zum Beyſtand ein Weibßbild / hieß Hismael, war aus einem Lande buͤr - tig / da der Berg Ararat in ligt / da ſich die Archa deß HERRN auff nider - ließ / ſo er durch Noah hat auffbawen laſ - ſen / die war jhm beyſtendig in jhrer Ge - burtßnoth / Vnd Opis ſtieß an eine An - macht nach der andern / das ſie jhr MannSaturnus17Saturnus ſtetig angieſſen muſte mit Sterckwaſſer / die da gemacht waren von ſtarcken Geiſtreichen Sachen / von der Koͤ - nigen Alma aus dem Kraut Iah, ſo ſter - cker war denn kein Owy auff der Welt / da entpfand die Opis ſtercke / vnd durch Krafft gebar ſie den Sohn Iovem, der ein War - ſager ward deß Geſtuns / vnd machte viel verborgene Sachen offenbar / er war ein Gott genant / er ehrete Frawen vnd Jung - frawen / vnd war ein guͤtiger / friedfertiger Koͤnig in dieſer Welt / Gab auch wie er zu Verſtand kam / vnd im Alter zunahm / allen Reichthumb / vnd begabte ſie mit Guͤ - tern / das ſie jhm ewig muͤſſen danck ſagen / Vnd ſein Scepter fuͤhret er mit ehren vnd wuͤrden / vnnd theilete ſeine Gaben aus gutthetig gegen je - derman.
WJe die Erde noch nicht bewohnet / vnd der Geiſt Gottes ſeine Schoͤpffung vollnbracht hatte / Da ka - men zuſammen von den vier Orten der Welt vier geiſtliche Maͤn - ner / die da mit Namen hieſſen / Cherub, Tharſis, Ariel vnnd Seruph, die hatten durchſichtige Kleider / angemacht aus dem Engeliſchen Gewand / nicht gewir - cket / auch nicht genehet noch gewebet / ſon - dern von Natur zuſammen gantz gewach - ſen / die hatten vier Buͤcher / darin -nen19nen ſtund geſchrieben die Weißheit aller Weißheit der Welt / vnnd waren ſieben woͤrter / Tetragramaton, Iach - phiel, Barzabel, Elaoh, Serephim, Taph - thartharath, Scedparſemoth, Dauon diſ - putirten dieſe Maͤnner / von der rechten waren Meinung dieſer woͤrter / vnd ſie funden ſo viel / das dieſes nur ein ei - niges wort war / vnnd hieß Soac, denn die andern waren alle von dieſem lebendig worden / Da beſchloſſen die vier Weiſen einen Rath / das ſie die vier Winde der Welt fuͤr ſich be - ſcheiden wolten / jhren Rath mit an - zuhoͤren / vber die Schrifften / daraus ein Gezanck moͤchte vermieden bleiben / Da erſchein ein geſchwinder Engel vom Himmel / der hieß DIn, der hieß ſie alle ſtille ſchweigen / vnnd erbote ſich in das Firmament zu fliegen / vnnd ein Vrtheil aus dem Geſtirn zuholen / vnd ſeine Geſchwindigkeit war ſchnel - ler denn der Wind / vnd behender denn der Menſchen Gedancken ſind / vnnd er fuhr auff in die Hoͤhe / vnndkam20kam fuͤr ein auß / das war auffgebawet allenthalben durchſichtig / Vnd wo mans anſach / da war es an einem Ort wie am an - dern / Der Grund deß Hauſes ſtund auff groſſen Fluͤgeln / die ſchwebeten in der Lufft auff einer runden Kugel / das Dach ward mit Wolcken bedackt / vnd die Fenſter von Fewerſtralen zugericht / Wie nun der En - gel anklopffet mit einem Stabe / der von wolriechenden Holtze rund außgedrehet war / So koͤmpt ein ſitſamer Menſch allein heraus / vnd frag[e]te den Engel Din, von was Geſchlechts er were. Vnd er antwor - tet jhm: Jch bin von den zwoͤlff Geſchlech - ten / Malchidael, Aſmodel, Ambriel, Mu - riel, Verchiel, Hamaliel, Zuriel, Barchiel[,] Adnachiel, Hanael, Hambiel, Bariel, Vnd er nam jhn bey der Hand / vnd kuͤſſet jhn / denn er war auch aus dieſen Geſchlechten / Vnd er ſagte zu dem Engel: Dieſer Heu - ſer ſind ſieben / aber ich bewohne nur eines / denn die andern gehoͤren meinen Geſellen / Jch wil aber mit dir ein wenig reden von der Warheit / damit du den Mennern / ſo dich außgeſchickt / Botſchafft zu ruͤcke brin -gen21gen kanſt / Jch bin Ivpiter, ein Gott / vnd habe nicht lange gelebet in der Welt / vnd die ſieben woͤrter / vnd das einige wort / die haben mich auff die Welt bracht / vnd ſaget den Mennern / das ich jetzo die Goͤt - tin Juno gedencke zu einem Weibe zu ha - ben / damit ich nicht allein im Obergeſtirn herrſchen moͤge / vnd Erben erwecken kan / zu Geſellen / damit die ſieben Wohnungen nicht außſterben / vnnd das ſie mir meine Braut zufuͤhren wollen / vnd Gluͤck wůnd - ſchen zu ewigem Heil vnd Wolfarth / Vnd mir zweifelt nicht / wenn ich die zwoͤlff Ge - ſchlechte meiner Geſchlecht auffzeichnen werde / ſo werden meine Erben die ſieben Buͤrge wol beſitzen / durch Huͤlffe vnd Rath der vier Menner / Vnd das iſt die Offen - barung deß worts vnd der ſieben woͤrter. Vnd alßbald zoch Ivpiter ſein Gewand aus / vnd flohe mit dem Engel zu der Er - den / vnd jhre flihende Zukunfft kondte man von ferne ſehen durch die Lufft. Wie nun Ivpiter mit dem Engel die Erden beruͤh - ret / ward jhm alßbald ein zierlich Zimmer eingethan / das hieſſen ſie Anasa, dareinging22ging Ivpiter alleine / vnd h[a]tte kei - nen Diener / denn der Engel war Tho[r]- huͤter / vnnd verwahret das Zimmer / far der Thuͤr / darinnen bleib Ivpiter einen g[antz]en Monat allein / doch ward dem Huter die Zeit nicht lang. Wie nun der Monat zum Ende lieff / rieff Ju - piter dem Engel zu / er ſolte drey Himliſche Poſ[a]unen nehmen / vnnd ein H[o]rn in die Hand / vnnd ſolte erſtlich in[das]Horn blaſen / auffrichtig nach dem Himmel / vnd darnach in die Po - launen auch blaſen nach den vier Heupt - winden der Welt zu dreyen mahlen / vnd darnach ruffen mit heller Stimme: Die Hand deß HERRN hat mich anfenglich gemacht / Der HERR Zebaoth ſey mit mir. Wie das geſchach / ſihe / da kamen die vier Maͤnner Cherub, Tharſis, A - riel vnd Seruph, vnnd giengen nach dem Gemach / da Jupiter jnnen war / vnd ſo bald ſie der GOtt erſahe / gieng er jhnen entgegen / vmbfleng vnnd hertzet ſie freundlich / vnnd redete mitjhnen25[23]jhnen von hohen dingen aus dem Ge - ſtirn vnd Firmament / vnd die Maͤnner nahmen den Jouem mitten zwiſchen ſich / neben dem Engel / vnnd ſpatziereten in ein ſehr luſtiges Thal / welches da genand ward Hiericho / vnd zeigten jhm Roſen / ſo nimmer verwelcken vnd bluͤ - hen zu allen zeiten / die jhm ſehr wolge - fielen / vnd dem Engel befahl er / das er etliche abbrechen muſte / vnnd der Engel hieß die Blumen Perpetua, vnd opfferte ſie der Goͤttin JVNO auff den Brautſtul / Vnnd da ſie ſpatzieren giengen / das war bey einem ſehr tieffen ſtilleſtehenden Waſſer / wel - ches einem ziemlichen Meere zuuer - gleichen war in der groͤſſe / da ſahen ſie heraus ſteigen aus der Tieffe deß Waſſers einen Fiſch / mit einem Menſchen Kopffe / der hatte zwene Schwentze / vnnd ſahe einem Wei - beßbild ehnlich / do ſagete der En - gel / es were eine Waſſergoͤttin / vnnd nandte ſie SVCCVBA, dieſprang24ſprang heraus / vnd kampffte Ritterlich / denn ſie wolee den Iovem mit ſich ziehen / vnd jhr denſelben vermahlen laſſen / Das erſach ein Drach / welcher aber die Hoͤhe deß oͤberſten Poli durchflohen hatte / vnd kam mit einem ſchnellen flohe dem Iovi zu hůlffe / vnd entſetzte jhn ritterlich / ſtieß die Svccvba zu bodem / das jhres Gebeines nicht dauon kam / Darnach nam er den Iovem zu ſich in einen Pallaſt / der da wol verwahret war / Vnd da Ivpiter meinet / er were am allerſicherſten / ſo machte der Drach ein Fewer / vnd fuͤhrete jhn mit ſich oben durch die Fewermawer zum oͤberſten theil deß Hauſes hinaus / dar - ob zwar Ivpiter ſehr erſchrack / doch er - mahnet er ſich / vnd bleib auff der Zinnen deß Pallaſts ſtehen / vnd beſan ſich / was jhm weiter zu thun ſein wolte / damit er ſich in ſeine vorige Freyheit bringen moͤch - te / denn er die Ivnonem mit Liebe ent - pfangen hatte. Wie die vier Menner die - ſes Vngluͤck vernahmen / weineten ſie bit - terlich / das jhnen die Threnen auff das Erdreich fielen / vnnd beſchloſſen einenRath /25Rath / wie ſie allem Vngluͤck vorkemen / das Jupiter moͤchte bewehret werden / biß er Hochzeit halten moͤchte mit ſeiner Ge - mahl / vñ ſanten einen Vogel aus / der hat - te keine Beine / vnd ſchwebete ſtetig in der Lufft / der hatte lange Feddern die ſich außbreiteten / daß jhn der Wind tragen kondte / vnd derſelbe Vogel war auß den warmen Lendern von Mittage / den heiſſen ſie Aſtrəli, der muſte Briefe wegfuͤhren / vnd viel Bawleute beruffen eine Feſtung zu machen / darinnen Ivpiter moͤcht ſicher ſein / vnd ſie baweten eine hohe Zinnen von Mawren / die war aus dem Steine auffge - fuͤhrt der Topaſien / darinnen Jupiter wo - nen muſte vff Erden. Dieſe Wonung beſaß Jupiter allein zwene Monat / da thet er ſich herfuͤr / vnd begerte Hochzeit zu ma - chen / Vnd er ſchickte aus die vier Menner / vnd ließ Kundſchafft halten wie Juno an - zutreffen were / es kamen aber vngleiche Proben ein der zeitung / denn jhrer etliche ſchlugen nicht gleich zu / Da macht ſich Ju - piter ſelbſt auff / das er das Land finden moͤchte / da Juno innen wohnete / Vnd esCbegeg -26begegnet jhm ein mechtig ſtarck Einhorn / das lieff gerade dem Joue zu / nei - gete das Heupt / vnnd erzeigete ſich als ein Zeichen der Genade / darob ſich Jupiter erfrewete / inn dem ſo fol - gete dem Einhorn nach ein vberaus ſchoͤne Jungfraw / die ſatzte ſich nieder fuͤr Mudigkeit / vnnd das Einhorn legete der Jungfrawen jhr Heupt in jhren Schoß / vnnd entſchlieff / vnd wie Jupiter zuſahe / gefiel jhme die Jungfraw ſehr wol / vnnd ward ge - war / das es die Juno war ſeine Liebſte Goͤttin / derer er zu einem Gemahl begerete / Vnnd Jupiter gab dem Einhorn Wein zu trincken / vnd Zu - cker zu eſſen / vnd machte Freundſchafft zu jhm / daß das Einhorn jhm gnedig war / vnnd ließ jhm nachfolgen die ſchoͤne Junonem / Da er mit ſeiner Ju - no zu Hauſe kam / beſtalten die vier Menner einen andern Mann / der hieß Bar, der berieff zu ſich die zwoͤlff Geſchlechte ſeiner Geburt / das ſie ei - nen Beyſtand leiſten zu der Hoch -zeit /36[27]zeit / Vnnd die vier Menner wa - ren auch zur ſtad / der Engel DIN hatte ſein Horn vnnd die Poſaunen / vnd bließ wider inn das Horn / daß das Volck hauffen weiſe zuſammen kam / den verkuͤndiget er die Maͤhre der newen Hochzeit / vnnd begerete jhr Gebet / da fiel der gantze Vmb - ſtand auff die Knie / huben jhre Augen auff / vnnd jhre Lefftzen ſeuff - zeten tieff aus dem Hertzen / Da er - ſchein eine Torteltaube mit blawli - chen Feddern / vnnd brachte Verlaub - niß von einem / der hieß Trinvs, das es nunmehr vergoͤnnet / vnd Zeit were / das Jupiter jhme die Juno - nem vermahlen mochte / TRINVS war ein Herr vom Auffgang biß zum Nidergange / vnnd TRINVS erbote ſich der Copulation. Da ward eine Anordnung gemacht von den vier Men - nern / das die zwoͤlff Geſchlechte ſel - beſten erſcheinen muſten / vnnd Jupi - ter zoch an ſein beſtes Gewand / vnd der Engel fuͤhrete jhme die Braut ent -C ijgegen /28gegen / da ward eine zierliche Rede gehal - ten von der Goͤttin Fortvnae, die der Junoni beyſtendig war mit tieffen Reden / die ſie offt widerholete / vnd Juno hat ei - nen Vnterrock vnter ſich von ſilberfarb / aber Jupiter ein Wammeſt von rothen Scharlach weich vnd geſchmeidig / wie mans an der Koͤnige Hoffe zu tragen pfle - get / Da es nun zeit war / kam der Engel / brachte dem Joui die Braut entgegen / ſatzt ſie auff einem Stul / der war mit zin - nern Fuͤſſen auffgeſatzt / vnd oben mit ro - them Ertz begoſſen / daran viel Bilder er - haben ſtunden / vnd ſchenckte jhr die Roſen / ſo er in dem Thal Jericho gebrochen hatte zu einem Zierde vnd Geſchenck der Mor - gengabe / Vnd die vier Menner fuͤhreten den Breutigam zu der Braut / in beyſein der zwoͤlff Geſchlechte / Alſo bald trat Tri - nus auch herzu / vnd gab ſie ehlich zuſam - men im Namen der Philoſophiſchen Ei - nigkeit / Da ward ein Freudenfeſt gehal - ten der Goͤttin Muria, das wehret zwey vnd viertzig Tage mit Meß halten / vnd alles / was zur Herrligkeit der Feſtage ge -hoͤrig /29hoͤrig / vnd alles Volck war ſehr froͤlich / vnd theten Brandopffer zurichten / vnd ſchickten ſie in den Tempel Eliae auff den Altar / da er nun nach Himmel gefahren war auff ſeinem fewrigen Wagen / vnd wie diß Feſt begangen war / kam eine Bot - ſchafft aus Mitternacht / vnd brachte Pro - phecey / das Jupiter auch ein Herr ſolte werden der Morgenlender / welche ſeine Er - ben beſitzen ſolten / zu einem Warzeichen ſchickte jhm der Fuͤrſt aus Mitternacht ein Adeler / darauff er ſich ſetzen / vnd die Mor - genlender vberſchweben ſolte / den verwa - ret er ſehr wol / vnd ließ ſein fleiſſig war - ten mit Speiß vnd Tranck / vnd der Die - ner / ſo auff jhn wartete / dem der Adeler be - fohlen war / hatte einen ritterlichen Na - men / vnd hieß auff deutſche Sprache / der Herr vom Paradiß / Jupiter kondte dem Geſandten kein Geſchencke geben auff diß mal zur Verehrung / wegen ſeiner Armut / ſondern bat vmb Verzeihung vnd dilacion, das ſeine Kinder wol ſolches entrichten wuͤrden / darob der Abgeſandte auch wol zu frieden war / vnd zog nach ſeinem Lande ſei -C iijnem30nem Herrn wider zu ſagen / vnnd al - les Hoffgeſind ſcheid ab / ſo auff der Hochzeit war / Die zwoͤlff Geſchlechte zogen auch in jhre Heymat / vnd die vier Menner waren nichts mehr nutze zu der ſache / ſo ſchwand ſich der Engel Din hin - weg / das niemandes weiß / wo er hinkom - men / vnnd wo ſeine Geburt her geweſen iſt / Aber Trinvs hatte einen Samen in einer Buͤchſen von Holtz gedrehet / den warff er zwiſchen die beyde Eheleute / wuͤndſchte jhnen Glůck vnd Segen / ſatzte ſich auff einen Wagen / da giengen vier Schwanen fuͤr vnd vier Loͤwen / vnd fuhr auch dauon / das Jupiter vnd Juno gar al - leine blieben. Da bawete Jupiter eine Ca - pelle in einen ſehr dicken vnnd groſſen Wald / der hieß Olia, vnd die Capelle weihe er in der Ehre der heiligen Koͤnigen vnd Frawen Aemiria, die eine Koͤni - gin aus Palonſi war / vnd that viel gutes den Armen / denn die Juno war nicht Rachgierig / ſondern erbarmete ſich jederzeit vber die duͤrfftige Menſchen / da lebeten ſie in groſſer Einigkeit bey -ſammen31ſammen eine gute Zeit. Vnd wie ſie inn Einigkeit lebeten / da ward Juno ſchwanger von jhrem Gott vnter den Baum Herſa / bey dem Bronnen Helin im Thal der Heiligen / da viel heilſamer Kreuter wachſen / zu der Geſundheit vnd Auffenthalt deß langen Lebens / Vnd Juno fuͤhrete ein friedſam eingezo - genes Leben fuͤr vnd fuͤr / vnnd viel heilige Leute beſuchten ſie aus dem Goͤttlichen Stamme / Vnnd da ſie befand die Zeit jhrer Geburt / bete - te ſie jnniglich / das jhr Huͤlffe vom Himmel widerfahren moͤchte / Vnd was geſchach / die Fenſter deß Himmels theten ſich auff / vnnd es gieng ein Weibeßbild von oben herab / die hatte ſehr ſcharffen Verſtand / die hatte GOtt aus Vor - ſichtigkeit dahin geordnet / die thet Handreichung / das Juno gebehren kond - te / vnd ſie gebar einen jungen Sohn / der war frech im anſehen / vnd ein Panir fuͤh - rete er in ſeiner Hand deß rechten Armes / darauff ſtunden ſeltzame Characteres, das man man abfinden kondte / das Juno einenC iiijKriegß32Kriegßhelt geboren hatte zur Welt / Vnd wie Juno den Sohn geboren hatte / ward ſie erſchreckt durch ein Tigerthier / das ſie mechtig kranck war / vnd in ſolcher Kranck - heit lag ſie drey gantzer Monat / da kam ein kleines Mennlein aus dem Geſchlecht der Pigmeen, vnd brachte eine Wurtzel / die man Apena nent in frembden Lendern / die ſchneid er klein / vnd goß Menſchenharm darauff / vnd gab ſie Junoni zu trincken / denn ſie kochte ſie bey dem Fewer / ſo bald die Juno den Tranck vernam / ſo gebar ſie aber ein ander Kind / das war eine Tochter / von Weiblichem Geſchlechte / das gab groß Streit vnter den Gelerten / wegen dieſes Zwillings / der Sohn hatte Kriegiſche Sitten / der ward auffgenommen von dem Jnwohner / vnd ſie nanten Martem / die Weibliche Frucht der Tochter ward von der Goͤttin Mira Venus genant / Vnd die Goͤttin Mira nahm ſie zu ſich / vnd zoch ſie auff in Wolluͤſten fleiſchlicher Begierde / biß zu jhren Jahren des Alters / da ſie durch ein Teſtament alle jhre Guͤter vberkam / durch ſolch Mittel ward Mars vnd Venuszur33zur Welt geboren / die regirten hernacher / Aber Jupiter flohe mit Junoni in das Geſtirn / vnnd ſuchten jhr Hauß / wie der ſo Jupiter zuuor verlaſſen hatte / vnd mack - ten eine newe Ordnung / wie oben zu he[rr]- ſchen were mit nutzen / damit Fewer / Waſ - ſer / Lufft vnd Erden weiter beſtehen moͤ - gen / vnd dieſe Geſchicht verlieff ſich / das zwene Tage daruͤber zubracht worden / vnd der vierdte vnd fuͤnffte Tag jhre Ende daruͤber beſchloſſen.
WJe fuͤnff Tage voruͤber wa - ren / vnnd der ſechſte Tag ſich vermercken ließ durch Klarheit der Sterne / kamen die Goͤtter der Weißheit zuſammen / vnd beratſchlage - ten ſich einen Weg zu finden / dadurch ſie viel gutes außrichten / vnd einen jmmer we -C vrenden34renden Namen in der Welt verlaſſen moͤch - ten / vnd wurden einig / eine ſchoͤne zierliche Stad auffzurichten / dauon alle Welt zu ewigen zeiten wuͤſten zu ſagen / Vnd ſie er - weleten vnter ſich / vnd worffen auff vier Werckleute zum bawen / darunter der vor - nembſte hieß Solon, ein fuͤrtrefflicher Man / vnd der gelerteſte Aſtrologus vnter allen Goͤttern / der hatte einen Circkel / damit er ſeinen Baw abmaß / der lieff in die Runde / das nichts daran mangelte / das zuuiel oder zu wenig war / Vnd der Circkel ward gemacht von einem rothbraunen Jaſ - pis / vnd war alſo geformt / das er ſieben ſpi - tzen hette / vnd mitten ein runden Apffel / vnd wo er jhn hinwand / do war er gerecht / vnd ein Winckelmaß / das war von Helf - fenbein / da theilet er mit ab den Quadran - gulum vnd die dreyſpitzige Vergleichung gantz kunſtreich / vnd die Stad war alſo ar - geriſſen / das ſie kein Wind bewegen kond - te / Denn wo der Wind herſtreicht / vnd von welcher Ecken er kom / hatte er ſeinen Ab - ſtoß / das er nicht hafften koͤndte daran / da theten die Goͤtter alle zuſampt handrei -chung /35chung / das die Stad bald auffgebawt wuͤr - de / die Mawre ward von Diamant vnd die Daͤcher von Rubinen auffgefuͤhret / vnd wie die Stad aller fertig ward / ward ſie genent Dieſpiter / Vnd mitten in der Stad richtet man auff ein vberaus kuͤnſtl[i]- che Seule / die war rund vnd gewunden wie eine Schnecken / darauff ſatzte man das Bildniß Apellinis, das man jhm Ehr erzei - gete / das Bild war gegoſſen von einem vn - kentlichen Ertze / welches Tubal am erſten antraff / jnwendig war es holl / die Seule a - ber war von einem Stein gemacht / ſo am Berge Libano gebrochen war / vnd wie Mars erfuhr / der numehr zimlich erwachſen war / das die Goͤtter eine ſolche Stad zuge - richt hatten / trachtete er darnach / wie er die Stad gewinnen / vnd ſie beherrſchen moͤcht / derwegen machte er jhm ſelbſten fewrige Schwerdter / die muſt jhm Mulciber helffen ſchmieden / vñ wie die Schwerter fertig wa - ren / ſchreib er in ein Land / das hinder der Wildniß ligt / an ein Weib / die hieß Adad, die ſolt nach Mittag ziehen / vñ jm hulff zu - fuͤren / die kam in ein Land / dz hieß Sceno, dawaren36waren treffliche groſſe Rieſen jnnen / da ver - mocht. Adad das der Rieſen drey mit jhnen zogen / denen gab Mars jeden der fewrigen Schwerdter eins / vnd richtete jhn Fluͤgel zu von tauter Fewer vnd Lufft / vnd zogen mit jhm hin fuͤr die Stad / vnd wie ſie da - hin kamen / vnnd Mars vermeinet groſſe[Feindſchafft] zu finden / Sihe / da kamen jm alle Goͤtter entgegen / vnd wuͤndſchten jhm Gutthat / vnd entpfingen jhn ſehr freund - lich / darob Mars erzittert fuͤr jhrer Gutig - keit / dz jm das Schwerd zu der Erden ſanck / vnd verſtummet / vnd kondte kein wort re - den / ſondern er demuͤtiget ſich / vnd ging mit den Goͤttern nach der Stad / denn alle Thore waren jhm geoffnet worden. Da wurden die Rieſen ergrimmet mit zorn / das ſie die Stad nicht ſtuͤrmen durfften mit gewehrter Hand / vnnd forderten jhren Sold / Mars aber gab jhn freundlich be - ſcheid / das ſie wider umb heim ziehen ſolten / denn er jhr auff diß mal nicht mehr beduͤrff - tig wer / er wolte ſie aber zu gelegener zeit reichlich begaben / da lieſſen ſich die Rieſen weiſen / vnd zogen wider in jhr Land / da ſie herkommen waren / Mars aber ward vonallen37allen Goͤttern gantz herrlich beleitet durch das Thor zu der Stad / vñ die Goͤtter hat - ten ſechs ander beſtalt / die trugen ein Him - mel zugericht von rotẽ vñ weiſſen Sammet vber jm her / der da mit Golt / Silber / Per - len vñ allerley Edelgeſtein außgeſtuͤckt war / vñ eine groſſe menge der Gwarda lieff for - nen vnd hinden / es trug jhm auch der Goͤt - ter einer / mit Namen Sirus, ein Schwerd fuͤr / vnd Phœbus ein ſonderlicher Gott / lei - tete jhm ein fliegendes Pferd nach mit ei - ner ſchoͤnen Fahne / darauff ward gemah - let ein Lewe auff einer ſeiten / vnd auff der andern ſeiten ein Pellican / den ſchwebete ein Phaenix vber dem Heupte / vnd in der circumferens ſtunden dieſe wort: Elo - him, Nezach, Ceruiel, Vnd wie Mars mitten in der Stad Gaſſen ging / vnd be - leitet war / da kam er auff eine verborgene Fallbruͤck / vnd da ſich die Bruͤcke nider gab / fiel er hin durch hinder ſich in ein tief - fes Waſſer / das man jhn nicht geſehen mochte / das Waſſer aber roch ſehr vbel / vnd hatte einen Geſtanck / das niemand darbey verwarten kondte / da rieff Marsdie38die andern Goͤtter vmb huͤlffe an / da ſanden ſie einen aus / der ward Gerſon genant / der bracht eine Leidern aus Holtz gemacht / ſo auff dem Berge Olimpi gewachſen war / vnd da Leiter hatte 7. Staffel / vnd jede Staffel hat 12. Elen / die thaten die Goͤt - ter zuſam̃en / vnd legte[n]die Leiter an / wel - che an zweyen Hacken hing / vnd brachten mit Muͤhe vnd Gefahr den Martem aus der tieffe deß Waſſers / ſo bald Mars ent - por kam / da kam ein weiſer Vogel aus einem Lande / da jetzo America liget / vnd brachte ein Waſſer in einem durchſichtigen Glaſe / das war aus einer Schlangen ge - macht / die ſie allda Moly nandten / von ei - ner Goͤttin zugericht Nariſa am Bach Po - tina / der Vogel aber hieß Aſpiſer / damit wuſchen ſie den Martem gantz ſauber vnd ſchoͤn / das ſein Harniſch gantz rein war / vñ glintzent wie ein Spiegel / vnd fuͤhrten den Martem alſo hin fuͤr ein groſſen Pallaſt / der mit lauter gůldenen ſtuͤcken vmbhenget war / vnd ſihe wie Mars nah kam dem Pal - laſt / da gieng jm entgegen die Goͤttin Mira ſo Venerem erzogen / vnd bey jhrer Handfuͤhre -39fuͤhrete / vnd mit jhr viel Jungfrawen deß Gluͤcks / alle lieblich gezieret mit koͤſtli - chen Kleidern vnd wolriechenden Blumen / die Venus ward angethan mit lauter Gold vnd Silber / vnd jhr Geſchmuck war mit Edelgeſteine gezieret / Mars aber gieng in einem ſtalen Wammeſt / das war auch mit Gold gefuͤdert / vñ ſeine Stiffel waren aus ſilber Ledder gemacht / da fuͤhrte Mira den Marti die Venere zu mit einem groſſen Gedoͤne der Muſica, das lieblicher in der Welt niemals war erhoͤret worden an jrgend einem Koͤniglichen Hofe von menſch licher Stimme / Jnſtrumenten vnd Vogel - geſang / Diana trug der Venus vor eine brennende Fackel vnd ein runden Apffel / vnd hatte viel Krentze[zuuerſchencken] / auff jhrem Heupte / da ſtund ein Menſch auff aus einem Grabe / der war lange zeit todt geweſen / der war von den Goͤttern ge - nant Purus, der[riev] aus vnter der gemeine / dz jederman zuſehn wolt / da trat einer vnter den Goͤttern herfuͤr / der Silatromin hieß / der nam den Martem zu ſich / vnd gieng mit jhm der Venere auch entgegen / Miraſtalte40ſtalte die Jungfrawen auff eine ſeiten / vnd Silatromin die Goͤtter auff die andern ſei - ten / vnter dem bloſſen freyen offenen Him - mel / dz jederman wol ſehen mochte / da ſteig ein Bildnis aus der Erden / das war wun - derbarlich anzuſ[e]hen / hatte kurtze Beine / ein langes Angeſicht / mit erſchrecklichen Augen / vnd ſeine Arme waren lang / der gantze Leid aber reichte biß von der Erden in die Wolcken deß Himmels / das Bild hieß Lahel / denn es kam erſtlich von oben herab in das Erdreich / das trat hinzu / vnd fordert ſie beyde allein / ſides inſonderheit / Vnd weil das Bild ehrwirdig war / mu - ſten ſie jhn beichten / vnd nach der Beichte gab dieſes Bild die beyde zuſammen / wel - ches in einem Augenblick geſchach / vnd worden hingefuͤhret in ein Gemach / da es zugerichtet war mit dem guten Geruch deß Jndianiſchen Balſames / vnd jederman lebte in freuden / vnd weret die Hochzeit zwene gantze Monat / das niemands fuͤr Freude vnd Wolluſt zu bleiben wuſte / das Gemach war lauter Edelgeſteine / vnd das Brautbette von eitel ſilbern vnd guͤldenenStuͤcken /41Stuͤcken gemacht / vnd die Nachtfackeln waren zugericht von wolriechenden ge - wuͤrtzen / vnd liebliche Waſſer waren auß - gegoſſen fuͤr die boͤſe Lufft / vnd das Ge - mach ward verwaret / das ſie in zwey Mo - naten niemands vberlauffen kondte / da pflegten dieſe beyde zuſammen der Liebe / aſſen vnter deſſen Adlers Fleiſch / vnd trun - cken Loͤwenblut / vnd hielten ſich in der ſtil - le / waren verſchloſſen / biß der Sommer herbey trat / das alle Fruͤchte vberbluͤhet hatten / da machte jhm Mars ein Fenſter offen / vnd berieff die ſeinigen / ob ſie noch am Leben weren / da wurden alle Leute wach / vnd jederman wartet auff mit fleiß / denn ſie hatten noch keinen Verdroß erlid - ten / vnnd nach dieſem berieff Mars den Waͤchter deß Pallaſts bey ſeinem Namen / Helo kom herzu / vnd ſchleuß mir auff das Thor deß Gemachs / denn ich bin allhier muͤde / da war Helo willig / vnd eroͤffnete die Thuͤr / die ſonſt feſt verriegelt war / vnd er gieng heraus mit Venere ſeiner liebha - benden Gemahl / vnd ſpatzierten eine gute zeit herumb in einem warmen Thal / daDbrachen42brachen ſie Schwebelroſen vnnd ſilber - farbe Blumen / vnd wie ſie der Roſen vnd Blumen genug hatten / da kam Mars vnd danckte den Goͤttern ab / das ſie heimkeren moͤchten / auch ſegnete er Purum Silatromin vnd Mira mit weinenden Augen / Jahel aber ward gebeten das er lenger bey jhm blei - ben moͤchte / vnd in dem fand Mars einen groſſen Schatz / den hatte Venus hiebeuor in den Berg Diacuſto begraben / den nam er heraus / vnd gab jhn den Weibe Adad, die muſte jhn halb behalten / die ander Helffte aber ſolte ſie den dreyen Rieſen bringen in das Land Scena, vnd jhnen ſolchen zum Sold entrichten / das geſchach / wie aber die andern Rieſen im Lande jnnen wor - den / das jhnen ſo ein groſſer Schatz von dem Marti bey der Adad waren ge - ſchickt worden / da ſchwuren ſie zuſammen / vnnd erſchlugen Adad ſampt den dreyen Rieſen / Vnd wie man Außbeute halten ſolte deß Schatzes / da wurden die Rieſen vnter ſich ſelbſten vneinig / ſchlugen ſich mit Keuͤlen von Eychen gemacht / vnd mit hoͤl - tzern Hammern / die waren ſehr groß / dasein43ein ſolcher auffruhr vñ todtſchlag geſchach / das viel tauſend Rieſen im Land erſchlagen wurden / ſampt Weid vnd Kind / da wurden jre Gebein zuſammen geleſen / vnd in einen Berg begraben / der heiſt Veſuuius da ſie anfiengen / vñ brennen mit fewer biß zu ewi - gen zeiten. Demnach lebte Mars vnd Ve - nus in guter einigkeit beyſam̃en etlich Mo - nat / vnd die Venus gieng ſchwanger / macht Speiſe von den ſilberfarben Blumen / vnd kochte Getrencke von den Schwebelroſen / dauon ſie vnd jhr Man ſich nehreten / denn ſie brauchten ſonſt keinen andern Tranck / auch kein ander Speiſe / vnd lebten ſehr wol ohn ſorgen / vnd es trug ſich zu / das fuͤr dem Hauſe Martis ein Getuͤmmel entſtund / Vnd es waren Feinde ins Land kommen / die lieſſen Lermen ſchlagen / das eine groſſe Empoͤrung geſpuͤret ward / Da lieff Mars vnbedachtſam hinaus den Lermen zuzuſe - hen / da ward er eilend vnd ſchnell mit vielen feinden vmbgebn / die ſtieſſen jn mit Lantzen / vnd machten jm ein hart Gebiß ins Maul / dz er nit reden kont / vnd wanderten mit jm an dz rote Meer / da warffen ſie jhn hinein /D ijdas44das er allda erſauffen muſte / vnd nach dem er erſoffen war / erhebet jhn ein mechtiger Wind heraus / vnd fuͤhret jhn zu oͤberſt der region, da ſein Pallaſt war / da bleib er jm - mer alleine / vnd ſchlieff einen gantzen Mo - nat / die zeit vber ſtund die gute Venus in groſſer Truͤbſal vnd Trawrigkeit / das ſie jhren einigen Herrn verlohren hatte durch Raub / von dem ſie ſchwanger worden war / Wie nun Venus alſo mit Truͤbſal vmb - geben war / kamen zwey Weiber zu jhr / die eine hieß Lucifera, die ander Aurora, die waren abgeſand jhr zu warten / vnd ſie blie - ben bey jhr 27. Tage / vnd troͤſteten ſie mit allem fleiß / da begerte Venus ſehr frůhe fuͤr der Sonnen auffgang / auff einem Stul / da legten ſie Kůſſen auff von weiſſer Leinwand / vnnd die Venus gerieth in Schwachheit / da ſchickten die Weiber hin zu einem alten Doctor / hoch erfahren in dem Geſtirn / der hieß Nithora, der rich - tete einen Tranck zu von einem mechtigen Kraut / ſo nach auffgang der Sonnen ge - funden wird / das nandte der Doctor in ſei - ner Hebreiſchen Sprach Amor, der Tranckwar45war weiß wie Milch / vnd ſo bald ſie den Tranck zu ſich nahm / das er bey jhr er wer - mete / denn ward es mit der Veneri beſſer / vnd gebar eine Tochter / die hatte ein Zei - chen mit am Angeſicht / vnd ſie gieng nach einem Monat / da ward jhr wider wehe in jhrem Leibe / da ſchickte ſie aber zu dem al - ten Artzt / der nam dar nach die Wurtzel deß vorigen Krauts / vnd bereitete einen andern Tranck daraus / welcher roth war wie Blut / den tranck die Venus / vnd ſo bald gebar ſie nach dreyen Tagen widerumb ei - nen Sohn / lieblicher Gliedmaſſen vnd v - beraus ſchoͤnes Angeſichts / vnd ſeine Au - gen waren ſo klar / das Menſchen Augen nicht vermochten dieſelbe anzuſchawen / noch mit jhrem Geſichte zuvberwinden / vnd es war groſſe Freude in der Welt bey allen Goͤttern / vnd wie die Geburt zur Welt erſchienen waren / ſandten die zwey Weiber / Lucifera vnd Aurora einen fliegen - den Boten aus / das war ein Knabe / dem ſie am Geſtadt deß Waſſers funden / der nandte ſich Auonanob, der flohe hin mit Brieffen / die waren mit rothen Buchſta -D iijben46ben auff einen weiſen reinen Boden ge - ſchrieben / in Caldæiſcher Schrifft hoch in die Lufft / vnd brachte dem Marti die Zei - tung ſeines Gemahls / da begabete Mars den Knaben mit gutem Botenbrod / vnd gab befehl / das zwene abgefertiget wurden hierunder / ein Man vnd Weib / Der Man war ein Geiſtlicher Ritter / hieß Poſinus, das Weib ward Scilla genant / die fuhren herunder mit dem Knaben / vnd beſuchten die Venerem / vnd gaben den Kindern Na - men / den Knaben hub der Ritter auff in die hoͤhe / vnd hieß jn Solem, denn er ſolt Leuch - tung geben / vnd ein Herrſcher werden der gantzen Welt. Die Scilla aber hieß die Toch - ter Lunam, denn ſie ſolte gehorſamen / vnd vnterthenig ſein jren Bruder / vnd ſie blie - ben beyſammen / biß Sol vnd Luna verſtendig wurden / dar nach verlieſſen ſie dieſe / als den andern Zwilling / ſo da geboren war / vnd Auonanob bekam von der Venus auch ein Geſchenck / das er gute Zehrung haben kon - te / Poſinus vnd Scilla aber namen Venerem nach dem Kindelbett / da beſtalte jhn Jahel einen Wagen / darauff fuhren ſie geſchwinddauon /47dauon / vnd Jahel brachte ſie fuͤr dem Pal - laſt / da Mars jnnen war / der nam ſie auff in ſein Hauß / Vnd Poſinus vnd Scilla auch danckten ab / wie ſie Venerem vberlieffert hatten ohne Speiß vnd Tranck / vnd lieſ - ſen Martiſein Gemahl wider vber. Alſo war Sol vnd Luna darnach Regenten der Welt nach jhrer Geburt / die lebten in groſ - ſer Einigkeit / vnd theileten aus jhren Die - nern mechtig Reichthumb in allen Lendern / biß ſie auch widerumb abgefordert worden in die Hoͤhe jhrer Wohnung. Jn dieſer Zeit war der ſechſte vnd ſiebende Tag ver - gangen / vnd die Weißheit hatte ein Ende in der erſten Welt / Vnd es kam vnd fieng an eine newe Weißheit zu regiren in der andern Welt.
WJe dieſes alles vollbracht worden war / vnd Sol vnd Lu - na das Regiment fuͤhreten / da ſahen ſie / das auff Erden alle Boßheit im ſchwang gieng / vnd ge - dachten durch jhren Rath ein Gedechtniß zu machen / das ſie hinderſich verlaſſen moͤchten / Denn weil ſie mannbar worden waren / gedachten ſie die Welt zuuerlaſſen / vnd inn jhr Hauß der Hoͤhe einzukehren / welcher Lufft der obern ſich beſſer denn der vntern gewohnet ware[n]/ vnd alßbald wa - ren viel Diener da / die Rath zu dieſer ſa -chen49ehen gaben / vnd hulffen trewlich / vnd ſie beyde zogen jhr beſte Gewand an / vnnd ſ[c]hmuͤckten ſich zum herrlichſten / denn ſie waren willens gentzlich / eine newe Hoch - zeit anzuſtellen / da ward ein Bad zuuor zugericht von dem alten Enolos, darin - nen wurden viel trefflicher guter Kreuter getragen von den Weibern / ſo vnter dem Horizonei Draconis wohneten / vnd ein alter Mann hieß Vrſus, der trug Waſſer zu / denn beyde Hende waren jhm gerecht / vnd ein Loͤwe trug jhn zu Tranck / das ſie ſich in der Hitze erquicken moͤchten / den Tranck hatte der Lowe zugericht aus ſeinem eige - nem Blute / vnd Hertzſterckung ward jh - nen gereicht aus Marcipan / ſo von einem Himmelbrod gebacken / deß weiſſen Bluts deß gruͤnen Loͤwens / wie ſie das zu ſich ge - nommen hatten / ſo ſchickte der Sonnen Mutter herunter zwene Geiſter / einer hieß Vrfæ, der ander aber Splendor, die nahmen ſie beyde aus dem Bade / vnd fuͤhreten ſie nach dem Himmel / da empfiengen ſie drey Engel / die wurden genand Somy, Haly vnd Emy, die richten ein warmes BetteD vzu /50zu / darinnen ſie Solem vnd Lunam legeten / vnd das Bette ward vermacht / das keine Lufft ſie anwehen koͤndte / vnd wie ſie am beſten lagen / da kamen Moͤrder deß Lands / derer war zwene / die kondten fliegen wie andere Vogel / der eine hieß Schin vnnd der ander Chrio, die raubeten dieſe beyde aus dem Bade / vnd fuͤhreten ſie auff einem ſehr hohen Berg / da machten ſie ein fewer / vnd worffen dieſe beyde dar - ein / vnd verbrandten ſie nackend mit Holtz von Solu zu Aſchen gantz vnd gar / da nah - men die Vmbſtender die Aſchen / vnnd be - gruben ſie in die Erde am Gotteßacker / welchen Silon gebawet hatte / zu einem Begraͤbnuͤß der Bilger / vnnd ſihe drey Tage lag die Aſchen in der Erden vnd nicht lenger / da kamen vier Thier gekrochen / eines aus der Erden / das ander aus der Lufft / das dritte aus dem Fewer / vnd das vierdte aus dem Waſſer / vnd blieſſen in ein Rohr / da erhuben ſich die toden Coͤr - per / vnd rotes Blut floß aus jrem Hertzen / das ſtriechen ſie jhn in jhren Mund / vnd vngefehr kam ein ſchlimmer Eſel / vnndtranck51tranck deß Blutes von den todten Leich - namen / da ſtarb der Eſel alſo balde / vnd lag ein Monat begraben in der Erden / darnach wuchſen jhm Hoͤrner in der Erden / vnd er ward verwandelt in ein lebendigen Hirſchen in der Erden / vnd die Hoͤrner wa - ren von lauter Golde / die hatten viel tau - ſend vnzehlich ende vberkom̃en / vnd wie der Hirſch das Liecht erſach / das er lebendig war worden / da lieff er fuͤr freuden mit ſeinem guͤldenen Hoͤrnern in einem gruͤnen Wald / der war ſo weit vnd groß wie die gantze Welt / vnd es ſtalten jhm nach vnze - lich viel Jeger jhn zu fahen / vnd leufft auch noch im Walde / das jhn die Jeger nachſtel - len biß auff den heutigen Tag / vnd wie der Coͤrper alſo noch todt lag / da kamen drey Engel / vnd hatten drey Balſam in Kruͤgen / damit ſtriechen ſie an den toden Leichnam / da regte ſich der Leichnam / vnd kam in ein außſchus von den vier Perſonen aus den Elementen / der war allein / vnd war der 5. von 4. außgangen / vnd dieſe einige Perſon nam Oel / Wein[vnd]Fleiſch / vñ gab dieſes den Coͤrpern zu tr[inck]en /[vnd]ließ ſie dar -auff52auff ruhen / da entzuͤnd ſich ein jnnerlich le - bendiger Geiſt in den Coͤrpern ſelbſten / vnd machte einen bewegenden Wind / der die Coͤrper auffnahm / vnd fuͤhrete ſie in die Hoͤhe deß Firmaments / da die andern jh - re Geſellen auch wohneten.
Da beſaſſen ſie jhr Haus / vnd herr - ſcheten vber alles / Dem Hirſch ward aber ſolche Krafft vnd Tugend verlaſſen / wer aus ſeinem Hertzen ein Blutßtroͤpfflein be - kommen koͤndte / das wird friſch vnd geſund von aller Kranckheit / vnd kein Gut nach Reichthumb mangelt jhme allhier / weil Vulcanus noch Odem hat durch ſeinen few - rigen Geiſt / daſſelbe gar zukochen / vnd ei - ne Geiſtliche Speiſe daraus zubereiten / Das war alſo jhre Verlaſſenſchafft jhres vnuergenglichen Namens.
Der53DEm hoͤchſten GOtt im Himmel ſey danck vnd Lob geſaget fuͤr ſeine Weißheit / vnnd das wir ſolche recht moͤgen gebrau - chen / vnnd in ewigkeit als die hoͤchſte[verlaſſen - ſchafft] erkennen vñ behal - ten /
AMEN.
SOLI DEO GLORIA.
Nun wird hernacher ge - ſatzt die Tafel / darinnen der Anfang / das Mittel vnd das Ende / als der rechte warhaffte Grund aller Phi - loſophiſchen Weißheit begrif - fen iſt. Darinnen die hoͤchſte Artzney zur Geſundheit / langwirigem Alter vnd Reichthumb Menſchliches Lebens kuͤrtzlich vnnd ſummariter be - griffen iſt. Anfang / Mittel vnd das End Steht alles nun in Gottes Hend / Geſundheit / Reichthumb vnnd lan - ges Leben Kan er allein vns alles geben.
DEr Allmechtige vnd ewige Gott / deſſen Anfang kein Ende hat / vnd deſſen Weißheit von anbegin ge - weſen / vnd von ewigkeit herruͤhret / hat aus ſeinem vnerforſchlichen Rath ge - ſchaffen Himmel vnd Erden / vnd alles / was darinnen begriffen iſt / ſichtbar vnd vnſichtbar / wie das Namen haben kan oder mag / aus nichts / denn aus außge - gangener Krafft / welche durch ein eini - ges wort alles vollnbrachte / was die Goͤttliche Weißheit durch jhr Goͤttli - ches Weſen im ewigen Rath beſchloſ - ſen hatte / vnnd das wort hieß FIAT. Dieſem nach hat Gott hinfoͤrder der Natur / dadurch ſie ferner wircken / ſich mehren vnd generiren kan eine natuͤrli - che Geburt vnd zuſammenfuͤgung gege - ben / welche durch wirckung vnd hulf - fe eines deß andern alles gebehren.
Welches56Als
Dieſe drey zuſammen geſatzt / geben ein perfect vnd vollkommen corpus, es ſey auch was es wolle / vnd wie es die Natur erfordert hat / vnd ſein Same von Gott angeordnet iſt.
Die Animalia begreiffen vnter ſich alle Thiere / Menſchen / Gewuͤrm / Fi - ſche / Vogel / vnd was derſelben Art zuge - than / von Fleiſch vnd Blut herkommen / vnd einen lebendigen Odem hat.
Die Mineralia begreiffen vnter ſich alle Metallen / Ertz / Mantheſir / Ko - bold / Talch / Zincken / blenden allerley Kieß vnd Steine / ſie ſind edel oder vnedel / vndEin58in ſumma alle Mineralia, vnd alle das Ge - ſchlecht / das denſelben zugehoͤret / vnd an - hengig.
Die Vegetabilia begreiffen in ſich alle Beume / Wurtzel / Kreuter / jhre Samen vnd Fruͤchte / auch was von jhnen herkoͤmpt / oder kommen mag / nichts auß - geſchloſſen.
Jn dieſen drey ſtůcken nu iſt alles mit begriffen / was in der gantzen Welt iſt.
Nun haben die Animalia jhren ſonder - lichen Samen / welcher iſt einer Sperma - tiſchen Subſtantz vnd Weſen von einer pil - nitiſchen Eigenſchafft / ſo Fleiſch vnd Blut geberen zuſammen geſatzt / welches iſt ſeine prima materia vnd erſter Same / durch Him - liſche Jnflieſſung aus den Elementen von Gott geſchaffen / gegeben vnd gewircket worden durch die Natur.
Die Vegetabilia haben jhren Samen auch ſonderlich von Gott nach jhrer quali - tet / Form vnd Eigenſchat / welchen Sa - men jhn der Schoͤpffer reprimirt hat / vndvon59von einer Himliſchen vnd Syderiſchen Jnfluentz vnd Elementiſcher Wachſung vnd zunehmung / von oder aus dem Erd - reich fruchtbarlich entpfangen / vnd da - durch zugeberen / ferner angeordnet worden.
Die Mineralia haben nu auch jhren er - ſten Samen von Gott empfangen / welcher Same nu ſeinen Origenem hat aus dem Geſtirneten Himmel durch die Himliſche Jnfluentz vnd ſyderiſche impreßion, aus ei - ner liquioriſchen lufftigen ſubſtantz durch ei - Mercurialiſchen Geiſt vnnd ſulphuriſche Seele / mit zuthun deß jrrdiſchen Saltzes in ein perfect vnd vollkommen corpus ge - ſatzt vnd ingangen.
Sol nun dieſer Geſchlechte eines zu weiterer Fortpflantzung vnd argumenta - tion oder mehrung kommen / ſo muͤſſen ſie widerumb in jhren erſten Samen vnd pri - ma Materia geſatzt worden. Als ſo du die Metallen verendern / vermehren / vnnd zu einer Tinctur oder Lapide Philoſophicus bringen wilſt / ſo muſtu die metalliſche vnd mineraliſche form / erſtlich durch die Kunſt der Alchemerey wiſſen zu ſepariren, ſolviren vnd auffzuſchlieſſen / nemlich / daß das cor -E 3pus,60pus, durch die ſolucio, coagulacio, ſublima - cio, Calcinacio, reverberatio, vnd derglei - chen widerumb aus ſeiner corporaliſchen form gebracht werde.
Jn einen.
Dieſes gehet nun anders nicht zu / denn den Mercurialiſchen Geiſt vns ſulphuriſche Seele ſampt dem weiſen Saltz widerumb durch die ſpargiriſche vnd Alchi - miſtiſche Handgrieff in eine liquoriſche lufftige ſubſtantz bringen / welches nichts anders denn ein Philoſophiſch Waſſer / in welchen alle Elementa / vnd zu foͤderſt alle Himliſche / demnach Elementiſche vnd jrr - diſche qualitates beſchloſſen vñ verborgen li - gen. Denn der Mercurialiſche Geiſt iſt kalt vnd feucht / ſo iſt die ſulphuriſche Seele warm vnd trocken / vnd iſt ſolcher Liquor denn die rechte prima materia vnd erſte Sa - me der Metallen vnd mineralien / welcher Liquor, ſo er nach philoſophiſchen Brauch mit ſeinem ferment zuſammen geſatzt / vnddurch61durch deß Vulcani Kunſt zu der pluſquam - perfection in eine fixe Medicin bracht / der ware Lapis Philoſophorum geboren wird. Dieſes aber ſoltu nun mercken zum En - de vnnd Moral dieſer Tafel / das al - le Mineralien vnnd Metallen eine einige Materien haben / daraus ſie geboren ſind / vnd wer ſolche recht kent vnd in acht nimpt / dem iſt nicht noͤtig / die Metallen ſo weit in zerſtoͤrung zubringen / vnd durch die Ele - menta zu juſtificiren, vnd jhr erſtes Weſen der Wurtzel zu ſuchen / Sondern es wil ei - nem jeden / ſo der Weißheit anhenget / vnd zu lieben begeret / alleine obliegen / demſel - ben guͤldiſchen Magneten nach zu forſchen / dz er jhn recht erkennen moͤge / ſo wird er ſol - ches in einem einigen Dinge vnd in einer einigen Materia dieſelbe Wurtzel finden / das vnter hundert tauſend ſchwerlich einer ſolches gleuben wird / dieweil die rechtt Wurtzel vnachtſam / dem Volck fuͤr ſehen - den Augen vnkentlich / vnd ohne vielfelti - ge erwieſene proba dem Menſchen im finſtern verborgen iſt / Denn die gantze Welt ſihets vnd koͤn - nets doch nicht.
Gott62GOTt gebe Liecht vnd Schein dort zu der Himliſchen ewigen Klarheit / vnnd in dieſer Welt Weißheit zu der jrrdiſchen Verſtandniß zu al - lem guten.
LAVS DEO.
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