PRIMS Full-text transcription (HTML)
Der enthauͤptete Carl Stuart /[K]oͤnig in Groß-Britannien /
[J]n der Fuͤrſtlichen Reſidentz-Altenburg den 1. Mertz des 1671ſten Jahrs / vorgeſtellet
Gedruckt beyGottfried Richtern/ Fuͤrſtl. Saͤchſ. Hof - Buchtrucker.

Hochgeneigter Leſer!

WEnn die ſtudirende Jugend bey Vorſtellung ei - nes Freuden - oder Trauer-Spiels angefuͤhret wird / em - pfindet ſie davon nicht geringen Nutzen; denn zugeſchwei - gen derer vielen Nutzbarkeiten bekoͤmmt ſie an ſtatt der Bloͤ - digkeit einen unerſchrockenen Muth zu reden / ſie erlanget ei - ne zierliche / wohlklingende / und mit denen Gemuͤths-Nei - gungen uͤbereinkom̃ende Außrede / und erlernet allerhand wohlanſtaͤndige Sit - ten und Stellungen. Und auff dieſen herrlichen Nutzen haben zweiffels ohn[e]die Herrn Inſpectores hieſiger Schulen geſehen / in dem ſie unter andern gu[te]Satzungen verordnet / daß nach Gelegenheit ein Dramā der Jugend zum be - ſten auffgefuͤhret werde. Dieſer loͤblichen Anordnung nun gehorſamſt nach[-]zuleben / habe ich den enthaͤupteten Koͤnig in Groß Britannien / Carl Stuart ten aus des gelehrten Hn. Andr. Gryphii Seel. Trauer-Spielen vorzuſtellen erkohren. Damit aber der Hochgeneigte Leſer einigen entwurff dieſes Trauer - Spiels haben moͤge / will ich den Jnhalt iedweder Handlung / deren fuͤnff / m[it]wenigen anzeigen. Den Schauplatz eroͤffnet nach gewoͤhnlicher art der Vor - redner / welcher in deutſchen Reymen andeutet / was obangeregtes Trauer - Spiel in ſich begreiffe / und erſuchet die ſaͤmtlichen Anweſenden uͤmb willige[n]Anſchauen und geneigtes Gehoͤr. Darauff faͤhet an

Die erſte Handlung

und deroſelben Erſter Aufftritt.

DJe Gemahlin des Feldherrn Fairfax betruͤbet ſich uͤber des Koͤnigs be - vorſtehenden Todt / beſchlieſſet alle muͤhe anzuwenden / uͤmb den Koͤnig zu retten: Eroͤffnet ihre Gedancken ihren ankommenden Gemahl / welchen ſie mit beweglichen Worten und zu zweyenmalen geſchehenen Fußfalle endlich be - redet / daß er mit Mund und Hand verſpricht / den Koͤnig dem Richtbeil zu ent - ziehen: Woruͤber ſie ſich / nach dem er von ihr geſchieden / hoͤchlich erfreuet.

Der andere Aufftritt.

HUgo Peter, Uhrheber der Independentiſchen oder freyen Rotte / und O[b -]briſter neben Daniel Axteln / Obriſten gedencket gegen Wilhelm Hewle[t]Obriſten / (der / nach dem der Nachrichter die Hand an den Koͤnig zu legen ver - weigert / aus der Verſamlung getreten / und ſich zu dieſer That angeboten) wie hoch er ſich bedient mache / daß er die Execution auff ſich genommen. Berath - ſchlagen ſich miteinander / wie dem Koͤnige zu begegnen / wenn er ſich wiederſe - tzen wolte.

Der dritte Aufftritt.

DJe ermordeten Engellaͤndiſchen Koͤnige Edward I. Wilhelm der Rothe[.]Richard I. Edward II. Richard II. Johannes und Heinrich VI. ſinge[n]nachgeſetztes Lied.

I. Chor

I. Chor.

DJe heiſſe Peſt die Kirch und Herd
Uñ gantze Reich in nichts verkehrt /
Auffruhr / das Ebenbild der Helleñ /
Das die mit Blitt gefaͤrbten Wellen
Mit tauſend Leichen uͤberdeckt /
Und das verderbte Land befleckt /
Will nach den buͤrgerlichen Kriegen
Auff Stuardts truͤbẽ Mordplatz ſiegẽ.

I. Gegen-Chor.

Was hat dich Albion erhitzt?
O Land mit Koͤnigs Blut durchſpritzt!
Machſt du mit einem tollen Streiche /
Dich ſelbſt zu einer Todten Leiche?
Das Beil das du auff Carlen wetzt /
Wird deiner Ruh an Hals geſetzt /
Habt ihr / wohl je nach unſern Wunden
Jhr Koͤnigs Moͤrder Ruh gefunden?

I. Abgeſang.

HErr der du Fuͤrſten ſelbſt an deine ſtatt geſetzet /
Wie lange ſihſtu zu?
Wird nicht durch unſern Fall dein heilig Recht verletzet?
Wie lange ſchlummerſt du?

II. Chor.

WAr iſts / ein Fuͤrſt der frevelt dir /
Und du haſt Mittel da und hier /
Dein Recht / dz ewig Recht muß zih -
ren /
(ren.
Durch Menſchen Unrecht außzufuͤh -
Wird aber das verkehrte Reich /
Erquicket durch feins Koͤnigs Leich?
Und ſteht es frey den Mord zu wagen
Und die Geſalbten außzutagen?

II. Gegen-Chor.

Zutagen vor ein blindes Recht!
Da uͤber Herren ſpricht ein Knecht!
Da was der Unterthan verſprochen /
Wird durch des Fuͤrſten Mord gerochen.
Des Fuͤrſten / deſſen hoͤchſte Schuld /
Kein ander als zu viel Geduld!
Wird diß mit Wohlthun noch beſchoͤnet?
Heiſt das nicht Recht und GOtt verhoͤ -
net?

II. Abgeſang.

MEer / Himmel / Lufft und Erd hat ſich auff dich verſchworen /
Verblendet Brittenland!
Die Straffen brechen ein! Du haſt dein Haupt verloren
Und taumelſt in dem Sand!

III. Chor.

ACh! Juſei rauher denn dein Meer!
Die iederzeit der Moͤrder Heer
Auff deine Printzen außgeſchicket /
Die du meineydig haſt verſtricket.
Wer fiel nicht hier nach herben Hohn
Durch Schwerd / durch Pfeil / durch Gift
vom Thron?
Nur diß iſt Neid: Mit tollen Haͤnden
Der heil gen Themis Richt-Axt ſchaͤndẽ.

III. Gegen-Chor.

Auff neue Laſter zeucht auch ein
Der unerhoͤrten Straffen Pein!
Krieg / Erdfaͤll / Seuchen / faule Luͤffte
Gehn noch nicht gleiche deinem Giffte.
Was eines jeden der gekroͤnt /
Und durch dich hir viel Mord außſoͤhnt;
Wird wider dich zu Felde ziehen.
Wer kan des Hoͤchſten Fauſt entflie -
hen?

III. Abgeſang.

WEicht Geiſter! Britten iſt kein Ort vor ſtille Seelen!
Entweicht dem Traur-Gericht!
Entzieht dem Mord-Tumult / der ungeheuren Hoͤlen
Eur weinend Angeſicht.

Die andere Handlung.

Erſter Aufftritt.

DEr Geiſt Thomæ Wentworts / Graffen zu Straffordt und Koͤnigl. Stadthalters in Jrrland (welcher im Jahr Chriſti 1641. den 12. MaijA ijzuzu Londen oͤffentlich enthaͤuptet) erzehlet die Urſachen / warumb er auff das Trauer-Geruͤſt komme: Hierauff erſcheinet der Geiſt Wilhelm Lauds / Ertz-Biſchoffs zu Cantelberg (welchen den 10. Jenner im Jahr Chriſti 1645. in Londen das Haupt abgeſchlagen worden) dieſe reden von der ihnen ange - legten Straffe / bejammern des Koͤnigs Todt / und zeigen der Blutrichter zu - kuͤnfftige Straffe an.

Der andere Aufftritt.

DEr Geiſt Mariæ Stuartæ Koͤnigin in Schottland (welche auff Befehl der Koͤnigin in Engelland Eliſabethen auff dem feſten Schloß Foudringen im Jahr Chriſti 1587. gerichtet worden) tritt vor das Bette Caroli, handelt von der Engellaͤnder Art ihre Koͤnige uͤmbzubringen.

Der dritte Aufftritt.

Koͤnig Carl / nach dem der Geiſt Mariæ verſchwunden / richtet ſich im Bet - te auff / meldet / wie unerſchrocken er ſey zu ſterben. Doctor Juxton gewe - ſener Biſchoff zu Londen tritt zu ihm / redet von Vergeben und Unbeſtaͤndigkeit der irrdiſchen Sachen. Der Koͤnig laͤſt ſich ankleiden / und Waſſer reichen / und gedencket des groſſen Schmertzens / ſo ſeine Gemahlin Henrietta, Hen - rici des Vierdten Koͤnigs in Franckreich Tochter / uͤber ſolchen Fall empfin - den wuͤrde. Hiernechſt kommen des Koͤnigs Kinder Heinrich der Hertzog von Gloceſter und Eliſabetha / laſſen ſich mit einem betruͤbten Ach! vernehmen: Der Hertzog kennet den Koͤnig nicht. Dieſer thut eine Rede an die Kinder / und nimbt mit einem Kuſſe von ihnen Abſchied.

Der vierdte Aufftritt.

Das Chor der Syrenen ſingen nachfolgende Ode ab:

I. Chor.

HJmmel iſt das Ziel der Dinge / daß des Hoͤchſten Hand geſetzt /
Durch das ſchnelle Rad der Zeiten zu dem letzten Zweck geruͤckt[!]
Da der weite Bau der Erden durch die ſtrenge Glut verletzt
Wird in Aſch und nichts verfallen! macht der Richter ſich geſchickt
Die groſſe Schuld zurechen /
Und alles einzubrechen.

I. Gegen Chor.

RAſen daruͤmb durch die Wellen / ſtaͤrcker als die Welle geht /
Die geſchwinden Sturm-erwecker? bricht druͤmb Oſt den Weſten ein[?]
Wil die Klippe daruͤmb ſpalten / wird die Seuchte druͤmb erhoͤht.
Wil die Vorburg Amphitritens auch nicht laͤnger felſern ſeyn /
Weil alles uͤbern hauffen /
in einen nun ſol lauffen.

I. Abgeſang.

WJe? oder ſtellt des Hoͤchſten Macht
Ein unerhoͤrtes aͤndern an?
Hat ſich ſein Geiſt auff was bedacht
Das kein Gemuͤth erſinnen kan?

II. Chor.

KAum in einem Sonn-uͤmlauffen ſind ſchier alle Thron entleert /
Cimberns Silber-Haar verſtaͤubet / weil der Cron-Erb wird verſchart.
Der
Der Sarmater Fuͤrſt geſegnet eh die Auffruhr ihn beſchwert /
Boſphers Blitz / Europens Schrecken / hat der grauſam Strang erhart.
Der ſtirbt / eh als erſtirbet /
Der ſo wie er verdirbet.

II. Gegen Chor.

AUff den Jber wetzt man klingen / und verſchwert auff Portugall /
Auch der Adler ſieht Verraͤther / Franckreich greifft die Lilien an /
Nun erlebt das Rund der Dinge / uͤber Stuards herben Fall /
Amphitrit iſt gantz beſtuͤrtzet daß die Tems es wagen kan.
Sah man in einem Jahre
So vieler Printzen Bare?

II. Abgeſang.

DEs Himmels Licht entbranter Schlag
Geht auff der Voͤlcker Hirten loß /
Nun rette wer ſich retten mag /
Jhr Schafe flieht. Die Noth iſt groß.

Die dritte Handlung.

Erſter Aufftritt.

FAirfax erinnert ſich ſeiner Gemahlin gegebenen Zuſage. Welches ſie mit groſſer Vergnuͤgung annimt / und zu dem Vorhaben Gluͤck wuͤnſchet.

Der andere Aufftritt.

HUgo Peter und Franciſcus Hacker Obriſten / reden von den gefaͤlten Ur - theil / wie ſchwer es zugegangen / und wie die Geiſtlichen ſolches zu hinter - treiben gedacht. Hewlet koͤmt dazu / dieſen gibt Hacker einen Brieff von den Juſtitz-Rath die Execution betreffend / und Hugo Peter uͤberantwortet ihm das Richtbeil.

Der dritte Aufftritt.

ZWey Obriſten berathſchlagen ſich / wie man das Verſprechen / ſo der Ge - mahlin Fairfax von Errettung des Koͤnigs gethan worden / koͤnne erfuͤllen / Fairfax trifft ſie mit der Leibwach ohngefehr an / eroͤffnet ihnen ſeine Meinung.

Der vierdte Aufftritt.

FAirfax begehret an Cromweln das wider den Koͤnig abgefaſte Bluturtheil zu endern / welches dieſer nicht nachgiebet. Unterdeſſen koͤmt Hugo Peter, uͤberlieffert Cromweln einen Brieff von des Koͤnigs aͤltiſten Sohne Carolo dem Hertzogen von Wallis. Cromwel vermiſt ſich hoch den Koͤnig nicht loß zu - laſſen. Hugo Peter gibt Rath / wie dz Volck zu daͤmpffẽ. Nach dem er aber ab - getreten / beſchreibet der Feld-Herr deſſen Gemuͤth / und erweiſet / wie er an den Todt des Koͤnigs die groͤſte Urſach ſey.

Der fuͤnffte Aufftritt.

DEr Hoffmeiſter des Churfuͤrſtens zu Pfaltz und der Geſandte aus Hol - land klagen / daß ſie mit ihren Suchen und Bitten bey den Juſtitz-Rath nichts erhalten koͤnnen.

Der ſechſte Aufftritt.

ZWey Engellaͤndiſche Graffen reden von der Sach des Koͤnigs: Der erſte iſt auff des Koͤnigs Seiten; Dieſen widerſpricht der andere.

BDer

Der ſiebende Aufftritt.

DEr Geſandte aus Schottland beklaget ſich gegen Cromweln / daß man der Schotten Koͤnig richte / und fraget / mit was Recht ſolches geſchehe: Cromwel begegnet ihm mit ſcharffen Wortẽ / und laͤſt ihn unverrichteter Sachen von ſich. Nach dem er nun abgetreten / koͤmt Hugo Peter, ſtaͤrcket Cromweln in ſeiner Meinung / und verſchwehret ſich den Koͤnig nicht leben zulaſſen.

Der achte Aufftritt.

DJe Engellaͤndiſchen Frauen und Jungfrauen ſingen gegen einander / wie folget:

Jungfr.

1.
GUldnes Licht der Erden Wonne
Das den groſſen Bau erhaͤlt /
Schmuck des Himmels ſchoͤnſte Sonne
Wie daß nicht dein Glantz verfaͤlt?
Kanſtu ob den Greuel ſtehn?
Wilſtu nicht in Wolcken gehn?
Und mit Donner-ſchwartzen Fleckes
Dein beſtuͤrtztes Antlitz decken.
2.
Phœbe leſcht mit naſſen Wangen
Schon ihr Silber-zartes Licht /
Dunſt und Nebel hat uͤmbfangen
Der Aſtreen Angeſicht /
Nur Orion zuckt ſein Schwerd
Auff der Britten Kirch und Heerd /
Und Meduſens Schlangen Zoͤpffe
Treuffeln uber unſer Koͤpffe.
3.
Printz! den Zeit und Ewigkeiten /
Den die Nachwelt ſchon verehrt /
Laß dich auff den Mordplatz leiten /
Wer dein letztes Seufftzen hoͤrt:
Wer den groſſen Muth betracht /
Und dein Antlitz nur beacht
Wird trotz allen Argwohn ſchlieſſen
Dem unſchuldig Blutvergieſſen.

Frau.

1.
NAcht komm in den Tag gezogen
komm du ungeheure Nacht:
Die aus Plautons Grufft geflogen /
Als des Frevels tolle Macht
Mit dem ſcharff-gezuckten Schlag
Auff Mariens Nacken lag /
Komm die Foudringen verhuͤllet /
Als es ſeinen Grimm erfuͤllet.
2.
Nein! wir wuͤnſchen kein verdecken
Die mit vaͤterlichen Blut
Wollen Sonn und Tag beflecken.
Diß erqvickt den heiſſen Mut!
Laſt uns ſehn / was nun uns ſchlaͤgt /
Was uns auff die Baare traͤgt /
Wie das Wetter ſich entzuͤnde /
Wie man Eyd und Pflicht entbindt.
3.
Printz leid uͤmb dich ſo viel zeugen /
Als uͤmb diß Geruͤſte ſtehn /
Daß wenn du dich hin wirſt beugen /
Brittens Heyl muͤß untergehn?
Brittens Heyl / das in dir lebt /
Das ſich wider ſich erhebt /
Daß / wenn du wirſt nieder ſincken /
Wird in deinem Blut ertrincken.

Die virdte Handlung.

Erſter Aufftritt.

DEr Koͤnig rufft Gott an umb Andacht / redet von ſeiner Unterthan[en]Vornehmen: Thomlisſon der uͤbergiebt dem Koͤnige einen Brieff von dem Printzen von Wallis / der Koͤnig gibt ſolchen Thomlisſon unverſehrt wieder / und faͤhet an mit Juxton und Thomlisſon von Wentworten zu reden / darauff koͤmt Hacker / fordert den Koͤnig auffs Trauergeruͤſt: Dieſer geht wil - lig / redet mit Hackern und Thomlisſon, wie die Engellaͤnder mit ihm verfah - ren: Beweiſet mit vielen Gruͤnden / wie er ſich in ſeinen Regiment verhalten.

Der andere Aufftritt.

HUgo Peter iſt vergnuͤgt / daß der Koͤnig nach den Richtplatz gefuͤhret wird. Der dritte Aufftritt.

Ein

EJn Edelknabe berichtet Fairfaxens Gemahlin / daß der Koͤnig allbereit fortge - fuͤhret werde: ihm wird befohlen / Fairfaxen alſo bald zu holen. Die Gemahlin unterdeſſen beſchwert ſich / daß Fairfax ſeinen Verſprechen nicht nachkommen / deß - gleichen thut ſie gegen einen Obriſten / welcher ſich entſchuldiget.

Der vierdte Aufftritt.

DJe Religion laͤſt ſich aus den Wolcken auff dem Schauplatz / beklaget ſich / wie ihr Nahme zu allen ſchaͤndlichen Thaten mißbrauchet werde. Sie begiebt ſich wieder hinauff / und in dem es geſchiehet / nehmen die Ketzer ihren Mantel und zancken ſich daruͤmb. Die Religion redet aus den Wolcken die Ketzer an.

Die fuͤnffte Handlung.

Erſter Aufftritt.

DEr Hoffmeiſter des Churfuͤrſten von Pfaltz und ein Engellaͤndiſcher Graffe reden von denen Blutrichtern / daß ſie der Geſandten Bitten nicht ſtatt geben.

Der andere Aufftritt.

POleh (dieſes rechter Nahme iſt von dem Gryphio nicht angefuͤhret worden /) koͤmt mit halb zerrißnen Kleidern und einen Stock in der Hand auff den Schau - Platz gelauffen / zeiget an ſeine Gewiſſens-Angſt / und der Richter Straffe: wird von denen Geiſtern Wentworts und Lands geplaget.

Der dritte Aufftritt.

DJe Engell. Jungfrauen betruͤben ſich uͤber des Koͤnigs Untergang / welcher un - ter deſſen von Juxton, Hackern und Thomlisſon begleitet / auff das Trauerge - ruͤſte koͤmt / den Block anſehend und fragend / ob kein hoͤherer zu finden. Zeiget an / daß er ein guter Mann / Printz und Chriſt ſey! Die Moͤrder kommen vermummet / dieſen gibt dev Koͤnig ein Zeichen / wenn der Schlag geſchehen ſoll / die ausſtreckung der Haͤnde. Der Koͤnigſteckt die Haare ſelber unter die Haube / gibt den Mandel / das Ritterzeichen von S. Georgen und Petſchafft Ring D. luxton, ein Kettlein Thomlis - ſon und ein Uhrwerck Hackern: Er entkleidet ſich / betet und legt den Kopff auff den Klotz. Nach vollendeten Schlag fuͤhren die Jungfrauen ein jaͤmmerlich Geſchrey. Es iſt aber dieſe Enthaͤuptung zu Londen vor den Withal geſchehen im Jahr Chriſti 1649. den 30. Jenner nach Mittages / zwiſchen 2. und 3. Uhr / nach dem der Koͤnig 49. Jahr gelebet / und 24. Jahr regieret.

Der vierdte Aufftritt.

DJe Geiſter der ermordeten Koͤnige ſchreyen Rache uͤber die Moͤrder.

Der fuͤnffte Aufftritt.

DJe Rache koͤmt hervor / und ruffet den Krieg / Feuer / Ketzerey / Peſt und Hunger.

NAch geendigten ſolchen Trauer-Spiel erſcheinet der Nach-Redner / ſchuldi - gen Danck abſtattend vor das Gehoͤr und Anſchauen. Aus dieſen hat der Hochgeneigte Leſer zuerſehen / was in den Trauer-Spiel abgehandelt werde. Nun iſt nichts mehr uͤbrig / als daß ich den hochgeneigten und guͤnſtigen Leſer unterthaͤnigſt dienſt - und freundl. erſuche / die hohe Gnade / Gunſt und Freundſchafft mir und der ſtudirenden Jugend[zuerweiſen] / und heutiges Tages / goͤnnets GOTT / nach Mit - tage gegen 12. Uhr auff dem gnaͤdigſt zugelaſſenen Schauplatz zuerſcheinen / und dieſes angeſtelte Trauer-Spiel mit einem liebreichen Anſehen und willigen Gehoͤr zubeeh - ren. Dardurch wird derſelbe erhalten / daß ich nicht allein die groſſe Gnade / Gunſt und Freundſchafft zeit meines Lebens in ſteten Andencken habe / auch anlaß bekomme / ein und ander Drama, mit Gott / hinfuͤhro vorzuſtellẽ: ſondern auch die Jugend wird dadurch mercklich auffgemuntert werden. Unterdeſſen beliebe der hochgeneigte Leſer dieſes Vorhaben in beſten auszulegen /[und] ſo er mit ſeiner angenehmen Gegenwart uns wuͤrdigen wird / auff die Fehler nicht ſo genau acht zu geben / als welche von denen Per - ſonen / ſo in dergleichen nicht geuͤbet / leichtlich koͤnnen begangen werden. Altenburg / den 1. Mertz / des 1671ſten Jahres.

Ver -

Verzeichnuͤß der Perſonen.

  • Vorredner / Caſpar Altwein / Halberſtad. Saxo.
  • Fairfax / Chriſtoph Schade / Sulzenſ. Thur.
  • Deſſen Gemahlin / Joh. Craſſelius, Wernsdorff. Miſn.
  • Hugo Peter, Chriſtian Caſpar Maschovius, Aſcanienſ. Saxo.
  • Dan. Axtel, Matth. Waldtmann / Aſcanienſ.
  • Wilh. Hewlet / C. W.

Die Engellaͤndiſchen ermordeten Koͤnige.

  • 1. David Seyler / Geithenſis.
  • 2. Joh. Rabe, Glauchenſis.
  • 3. Dan. Doͤbricht / Altenburg.
  • 4. Mart Kuͤchler / Bornenſ.
  • 5. Otto Freundt / Göſnic.
  • 6. Frantz Dietrich Freuͤdel / Mühltorff. Var.
  • 7. Joh. Victor Chriſtiani, Bornsh.
  • Der Geiſt Th. Wentworts / Ebrenfriedt Duͤrr / Mühlâ Var.
  • Geiſt Wilh. Lauds / Joh. Friccius, Aſcanienſ.
  • Geiſt Mariæ Stuarts, Mich. Weber / Altenburg.
  • Carl Stuart Koͤnig / Joh. Chriſtoph Hempel / Altenb.
  • D. Juxton, Chriſtian Haͤrtel / Altenb.

Edelleute.

  • 1. Joh. Andr. Nicolai. Altenburg.
  • 2. Frid. Pancratius Keyſer / Altenb.
  • 3. Petrus Guͤnther / Lauſnic.
  • 4. Frid. Wilh Clauder Altenb.
  • 5. Joh. Barth. Freißleben / Wer[denſ].
  • 6. Joh. Philip. Nicolai, Altenb.
  • Heinrich der Hertzog von Gloceſter / Auguſtus Foͤrſter / Coburg.
  • Eliſabetha die Princeßin / Wolffg. Heinr. Schilling / Grünb. M.

Syrenen.

  • 1. Dan, Doͤbricht / Altenburg
  • 2. David Haͤrtel / Penic.
  • 3. Joh. Victor Chriſtiani, Göſnic, Miſn.
  • Franciſcus Hacker / Joh. Chriſtoph. Chriſtiani, Göſnic. Miſn.

Zwey Obriſten.

  • 1. Ioh. Gotſr. Mirus, Reuſſenſis Miſn.
  • 2. Ioh. Georg Hauptmann / Aumâ-Var.
  • Olivier Cromwel / Caſp. Altwein / Halberſt.
  • Hoffmeiſter des Chur-Fuͤrſten zu Pfaltz / Chriſtian Schumann / Salfeld.
  • Der Geſandte aus Holland / Joh. Dietrich Geißter / Salfeld.

Zwey Engellaͤndiſche Graffen.

  • 1. Gotfr. Matheſius, Oderâ-Miſn.
  • 2. Ioh. Andr. Muͤller / Geithenſis Miſn.
  • Der Geſandte aus Schoctland / Joh. Muͤller / Mühl-Var.
  • Thomliſon, Matth. Waldtmann / Aſcan.
  • Ein Edelknabe / Chriſtian Koͤnig / Altenb.
  • Die Religion / Chriſtoph Ern. Arnoldt / Altenb.
  • Poleh / Joh: Schultze / Altenb.

Die Engellaͤndiſche Jungfrauen.

  • 1. Wolffg. Heinr. Gr Schill. ünb.
  • 2. Heinr. Schmaltz / Altenb.
  • 3. Chriſtoph Koͤhler / Altenb.
  • 4. Friedr. Schultze / Altenb.
  • 5. Heinr. Hoͤffer / Neuſtad.
  • 6. Joh. Friedr. Zetſche / Altenb.
  • 7. Joh. Friedr. Keil / Altenb.
  • Die Rache / Chriſtoph Ernſt Arnoldt / Altenb.
  • Der Nachredner / Joh. Muͤller / Mühl.

ENDE.

About this transcription

TextDer enthaüptete Carl Stuart/ König in Groß-Brittanien
Author Paul Martin Sagittarius; Andreas Gryphius
Extent8 images; 2691 tokens; 1303 types; 19295 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDer enthaüptete Carl Stuart/ König in Groß-Brittanien Paul Martin Sagittarius, Andreas Gryphius. . 4 Bl. RichterAltenburg1671.

Identification

Erfurt UFB UFB Erfurt, P 4° 00496/01 (24)

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkUFB Erfurt, P 4° 00496/01 (24)
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