WEnn die ſtudirende Jugend bey Vorſtellung ei - nes Freuden - oder Trauer-Spiels angefuͤhret wird / em - pfindet ſie davon nicht geringen Nutzen; denn zugeſchwei - gen derer vielen Nutzbarkeiten bekoͤmmt ſie an ſtatt der Bloͤ - digkeit einen unerſchrockenen Muth zu reden / ſie erlanget ei - ne zierliche / wohlklingende / und mit denen Gemuͤths-Nei - gungen uͤbereinkom̃ende Außrede / und erlernet allerhand wohlanſtaͤndige Sit - ten und Stellungen. Und auff dieſen herrlichen Nutzen haben zweiffels ohn[e]die Herrn Inſpectores hieſiger Schulen geſehen / in dem ſie unter andern gu[te]Satzungen verordnet / daß nach Gelegenheit ein Dramā der Jugend zum be - ſten auffgefuͤhret werde. Dieſer loͤblichen Anordnung nun gehorſamſt nach[-]zuleben / habe ich den enthaͤupteten Koͤnig in Groß Britannien / Carl Stuart ten aus des gelehrten Hn. Andr. Gryphii Seel. Trauer-Spielen vorzuſtellen erkohren. Damit aber der Hochgeneigte Leſer einigen entwurff dieſes Trauer - Spiels haben moͤge / will ich den Jnhalt iedweder Handlung / deren fuͤnff / m[it]wenigen anzeigen. Den Schauplatz eroͤffnet nach gewoͤhnlicher art der Vor - redner / welcher in deutſchen Reymen andeutet / was obangeregtes Trauer - Spiel in ſich begreiffe / und erſuchet die ſaͤmtlichen Anweſenden uͤmb willige[n]Anſchauen und geneigtes Gehoͤr. Darauff faͤhet an
DJe Gemahlin des Feldherrn Fairfax betruͤbet ſich uͤber des Koͤnigs be - vorſtehenden Todt / beſchlieſſet alle muͤhe anzuwenden / uͤmb den Koͤnig zu retten: Eroͤffnet ihre Gedancken ihren ankommenden Gemahl / welchen ſie mit beweglichen Worten und zu zweyenmalen geſchehenen Fußfalle endlich be - redet / daß er mit Mund und Hand verſpricht / den Koͤnig dem Richtbeil zu ent - ziehen: Woruͤber ſie ſich / nach dem er von ihr geſchieden / hoͤchlich erfreuet.
HUgo Peter, Uhrheber der Independentiſchen oder freyen Rotte / und O[b -]briſter neben Daniel Axteln / Obriſten gedencket gegen Wilhelm Hewle[t]Obriſten / (der / nach dem der Nachrichter die Hand an den Koͤnig zu legen ver - weigert / aus der Verſamlung getreten / und ſich zu dieſer That angeboten) wie hoch er ſich bedient mache / daß er die Execution auff ſich genommen. Berath - ſchlagen ſich miteinander / wie dem Koͤnige zu begegnen / wenn er ſich wiederſe - tzen wolte.
DJe ermordeten Engellaͤndiſchen Koͤnige Edward I. Wilhelm der Rothe[.]Richard I. Edward II. Richard II. Johannes und Heinrich VI. ſinge[n]nachgeſetztes Lied.
I. ChorDEr Geiſt Thomæ Wentworts / Graffen zu Straffordt und Koͤnigl. Stadthalters in Jrrland (welcher im Jahr Chriſti 1641. den 12. MaijA ijzuzu Londen oͤffentlich enthaͤuptet) erzehlet die Urſachen / warumb er auff das Trauer-Geruͤſt komme: Hierauff erſcheinet der Geiſt Wilhelm Lauds / Ertz-Biſchoffs zu Cantelberg (welchen den 10. Jenner im Jahr Chriſti 1645. in Londen das Haupt abgeſchlagen worden) dieſe reden von der ihnen ange - legten Straffe / bejammern des Koͤnigs Todt / und zeigen der Blutrichter zu - kuͤnfftige Straffe an.
DEr Geiſt Mariæ Stuartæ Koͤnigin in Schottland (welche auff Befehl der Koͤnigin in Engelland Eliſabethen auff dem feſten Schloß Foudringen im Jahr Chriſti 1587. gerichtet worden) tritt vor das Bette Caroli, handelt von der Engellaͤnder Art ihre Koͤnige uͤmbzubringen.
Koͤnig Carl / nach dem der Geiſt Mariæ verſchwunden / richtet ſich im Bet - te auff / meldet / wie unerſchrocken er ſey zu ſterben. Doctor Juxton gewe - ſener Biſchoff zu Londen tritt zu ihm / redet von Vergeben und Unbeſtaͤndigkeit der irrdiſchen Sachen. Der Koͤnig laͤſt ſich ankleiden / und Waſſer reichen / und gedencket des groſſen Schmertzens / ſo ſeine Gemahlin Henrietta, Hen - rici des Vierdten Koͤnigs in Franckreich Tochter / uͤber ſolchen Fall empfin - den wuͤrde. Hiernechſt kommen des Koͤnigs Kinder Heinrich der Hertzog von Gloceſter und Eliſabetha / laſſen ſich mit einem betruͤbten Ach! vernehmen: Der Hertzog kennet den Koͤnig nicht. Dieſer thut eine Rede an die Kinder / und nimbt mit einem Kuſſe von ihnen Abſchied.
FAirfax erinnert ſich ſeiner Gemahlin gegebenen Zuſage. Welches ſie mit groſſer Vergnuͤgung annimt / und zu dem Vorhaben Gluͤck wuͤnſchet.
HUgo Peter und Franciſcus Hacker Obriſten / reden von den gefaͤlten Ur - theil / wie ſchwer es zugegangen / und wie die Geiſtlichen ſolches zu hinter - treiben gedacht. Hewlet koͤmt dazu / dieſen gibt Hacker einen Brieff von den Juſtitz-Rath die Execution betreffend / und Hugo Peter uͤberantwortet ihm das Richtbeil.
ZWey Obriſten berathſchlagen ſich / wie man das Verſprechen / ſo der Ge - mahlin Fairfax von Errettung des Koͤnigs gethan worden / koͤnne erfuͤllen / Fairfax trifft ſie mit der Leibwach ohngefehr an / eroͤffnet ihnen ſeine Meinung.
FAirfax begehret an Cromweln das wider den Koͤnig abgefaſte Bluturtheil zu endern / welches dieſer nicht nachgiebet. Unterdeſſen koͤmt Hugo Peter, uͤberlieffert Cromweln einen Brieff von des Koͤnigs aͤltiſten Sohne Carolo dem Hertzogen von Wallis. Cromwel vermiſt ſich hoch den Koͤnig nicht loß zu - laſſen. Hugo Peter gibt Rath / wie dz Volck zu daͤmpffẽ. Nach dem er aber ab - getreten / beſchreibet der Feld-Herr deſſen Gemuͤth / und erweiſet / wie er an den Todt des Koͤnigs die groͤſte Urſach ſey.
DEr Hoffmeiſter des Churfuͤrſtens zu Pfaltz und der Geſandte aus Hol - land klagen / daß ſie mit ihren Suchen und Bitten bey den Juſtitz-Rath nichts erhalten koͤnnen.
ZWey Engellaͤndiſche Graffen reden von der Sach des Koͤnigs: Der erſte iſt auff des Koͤnigs Seiten; Dieſen widerſpricht der andere.
DEr Geſandte aus Schottland beklaget ſich gegen Cromweln / daß man der Schotten Koͤnig richte / und fraget / mit was Recht ſolches geſchehe: Cromwel begegnet ihm mit ſcharffen Wortẽ / und laͤſt ihn unverrichteter Sachen von ſich. Nach dem er nun abgetreten / koͤmt Hugo Peter, ſtaͤrcket Cromweln in ſeiner Meinung / und verſchwehret ſich den Koͤnig nicht leben zulaſſen.
DEr Koͤnig rufft Gott an umb Andacht / redet von ſeiner Unterthan[en]Vornehmen: Thomlisſon der uͤbergiebt dem Koͤnige einen Brieff von dem Printzen von Wallis / der Koͤnig gibt ſolchen Thomlisſon unverſehrt wieder / und faͤhet an mit Juxton und Thomlisſon von Wentworten zu reden / darauff koͤmt Hacker / fordert den Koͤnig auffs Trauergeruͤſt: Dieſer geht wil - lig / redet mit Hackern und Thomlisſon, wie die Engellaͤnder mit ihm verfah - ren: Beweiſet mit vielen Gruͤnden / wie er ſich in ſeinen Regiment verhalten.
HUgo Peter iſt vergnuͤgt / daß der Koͤnig nach den Richtplatz gefuͤhret wird. Der dritte Aufftritt.
EinEJn Edelknabe berichtet Fairfaxens Gemahlin / daß der Koͤnig allbereit fortge - fuͤhret werde: ihm wird befohlen / Fairfaxen alſo bald zu holen. Die Gemahlin unterdeſſen beſchwert ſich / daß Fairfax ſeinen Verſprechen nicht nachkommen / deß - gleichen thut ſie gegen einen Obriſten / welcher ſich entſchuldiget.
DJe Religion laͤſt ſich aus den Wolcken auff dem Schauplatz / beklaget ſich / wie ihr Nahme zu allen ſchaͤndlichen Thaten mißbrauchet werde. Sie begiebt ſich wieder hinauff / und in dem es geſchiehet / nehmen die Ketzer ihren Mantel und zancken ſich daruͤmb. Die Religion redet aus den Wolcken die Ketzer an.
DEr Hoffmeiſter des Churfuͤrſten von Pfaltz und ein Engellaͤndiſcher Graffe reden von denen Blutrichtern / daß ſie der Geſandten Bitten nicht ſtatt geben.
POleh (dieſes rechter Nahme iſt von dem Gryphio nicht angefuͤhret worden /) koͤmt mit halb zerrißnen Kleidern und einen Stock in der Hand auff den Schau - Platz gelauffen / zeiget an ſeine Gewiſſens-Angſt / und der Richter Straffe: wird von denen Geiſtern Wentworts und Lands geplaget.
DJe Engell. Jungfrauen betruͤben ſich uͤber des Koͤnigs Untergang / welcher un - ter deſſen von Juxton, Hackern und Thomlisſon begleitet / auff das Trauerge - ruͤſte koͤmt / den Block anſehend und fragend / ob kein hoͤherer zu finden. Zeiget an / daß er ein guter Mann / Printz und Chriſt ſey! Die Moͤrder kommen vermummet / dieſen gibt dev Koͤnig ein Zeichen / wenn der Schlag geſchehen ſoll / die ausſtreckung der Haͤnde. Der Koͤnigſteckt die Haare ſelber unter die Haube / gibt den Mandel / das Ritterzeichen von S. Georgen und Petſchafft Ring D. luxton, ein Kettlein Thomlis - ſon und ein Uhrwerck Hackern: Er entkleidet ſich / betet und legt den Kopff auff den Klotz. Nach vollendeten Schlag fuͤhren die Jungfrauen ein jaͤmmerlich Geſchrey. Es iſt aber dieſe Enthaͤuptung zu Londen vor den Withal geſchehen im Jahr Chriſti 1649. den 30. Jenner nach Mittages / zwiſchen 2. und 3. Uhr / nach dem der Koͤnig 49. Jahr gelebet / und 24. Jahr regieret.
DJe Geiſter der ermordeten Koͤnige ſchreyen Rache uͤber die Moͤrder.
DJe Rache koͤmt hervor / und ruffet den Krieg / Feuer / Ketzerey / Peſt und Hunger.
NAch geendigten ſolchen Trauer-Spiel erſcheinet der Nach-Redner / ſchuldi - gen Danck abſtattend vor das Gehoͤr und Anſchauen. Aus dieſen hat der Hochgeneigte Leſer zuerſehen / was in den Trauer-Spiel abgehandelt werde. Nun iſt nichts mehr uͤbrig / als daß ich den hochgeneigten und guͤnſtigen Leſer unterthaͤnigſt dienſt - und freundl. erſuche / die hohe Gnade / Gunſt und Freundſchafft mir und der ſtudirenden Jugend[zuerweiſen] / und heutiges Tages / goͤnnets GOTT / nach Mit - tage gegen 12. Uhr auff dem gnaͤdigſt zugelaſſenen Schauplatz zuerſcheinen / und dieſes angeſtelte Trauer-Spiel mit einem liebreichen Anſehen und willigen Gehoͤr zubeeh - ren. Dardurch wird derſelbe erhalten / daß ich nicht allein die groſſe Gnade / Gunſt und Freundſchafft zeit meines Lebens in ſteten Andencken habe / auch anlaß bekomme / ein und ander Drama, mit Gott / hinfuͤhro vorzuſtellẽ: ſondern auch die Jugend wird dadurch mercklich auffgemuntert werden. Unterdeſſen beliebe der hochgeneigte Leſer dieſes Vorhaben in beſten auszulegen /[und] ſo er mit ſeiner angenehmen Gegenwart uns wuͤrdigen wird / auff die Fehler nicht ſo genau acht zu geben / als welche von denen Per - ſonen / ſo in dergleichen nicht geuͤbet / leichtlich koͤnnen begangen werden. Altenburg / den 1. Mertz / des 1671ſten Jahres.
ENDE.
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