PRIMS Full-text transcription (HTML)
C. D. Der rechte und wahrhafftige Feldſcher / Oder / Die rechte und warhafftige Feldſchers-Kunſt
Worinnen Kuͤrzlich doch grundrichtig an - gewieſen wird / wie man alle[Verletzun - gen des] gantzen menſchlichen Coͤrpers, (nebſt noch einigen Kranckheiten ſo im Felde graſſiren) ſie ha - ben Nahmen wie ſie wollen / durch waſſerley Jnſtrumen - ta ſie auch verurſacht; Vollkoͤmmlich erkennen / deren vielfaͤltigen Zufaͤlle verhindern / und in kurtzer Zeit gluͤcklich curiren koͤnne; Umb alſo wuͤrdig zu wer - den / ein rechter und wahrhafftiger Feldſcherer zu heiſſen. in 4. Theile abgetheilet.
Jn HalberſtadtverlegtsJoh. Eraſmus Hynitzſch/1680.

Kunſtbegieriger Leſer.

DU wirſt dich nicht un - billich verwundern / warum ich nun eben / da es (Gott lob) Frie - den mit einer Feldſchers-Kunſt auffgezogen komme: Wenn ich dich aber berichten ſolte wie dieſes Wercklein ſchon uͤber 3. Jahr fertig gelegen und dem Druck gewidmet worden / ja nur an meiner Abweſenheit und nicht am Herrn Verleger gemangelt: ſo hoffe ich (weil mit ſtaͤtigem marchiren / Be - laͤger - und Eroberungen derA ijOer -Vorrede. Oerter in Pommern genung - ſam vor mich zuthun voꝛgefal - len) dießfalß entſchuͤldiget zu ſeyn. Zu deme mir auch wohl wiſſend / daß man auſſer dem Kriege mit derogleichen Schrifften den jungen Wund - aͤrtzten dienen kan / wie ſolches den jenigen wohl bekand / wel - che mich unablaͤſſig darumb erſucht / und kan ich wohl mit groͤſtem Grunde der Wahr - heit ſagen / daß ich bey noch et - lichen muͤſſigen Stunden mir kaum vorgenommen dieſes kleine Wercklein zu meiner ſelbſt eignen Vergnuͤgung auffzuſetzen: Mehrentheils da -rumbVorrede. rumb / daß jenige nicht zu ver - geſſen / welches mich die Er - fahrung in denen 6. Feldzuͤgen gelehret / ſo fanden ſich ſchon welche die mich antrieben / es ans Tagelicht zu bringen. Jch erwog hier auff nicht unbillich daß viel ſich finden wuͤrden / dieſes nicht allein zu tadeln / ſondern wohl gar zu verach - ten / wie ich denn auch die Wahrheit zu bekennen in ſol - chem Wahn 3. Jahr geblie - ben; Aber daß vielfaͤltige an - halten und die Begierde mei - nem Naͤchſten zu dienen zwang mich / eine andre Mey - nung zu faſſen / mich daranA iijwe -Vorrede. wenigkehrende / was etwan die Welt davon urtheilen wuͤr - de. Gewiß iſts / daß meine Mei - nung niemahls geweſen daß jenige zu verbergen / daß mir Gott durch viele Muͤhe / und unverdroßnen Fleiß in deꝛglei - chen Wiſſenſchafft gegoͤnnet und vielen nothleidenden zu Nutz gereichen kan. Hierauff hab ich alſofort das Gemuͤthe derer mich hierzu anreitzenden zu beſaͤnfftigen / und denn allen trewen Feldſchern und Wund - aͤrtzten mehrern Fleiß und Auffmunterung an die Hand zu geben dieſes kleine Tractät - lein zu verfertigen mir vor ge -nom -Vorrede. nommen. Es konte aber mei - nes erachtens nicht beſſer ge - ſchehen als wenn ich ihnen ei - nen rechten und wahrhafften Feldſcher oder die rechte und warhaffte Feldſchers-Kunſt vor Augen ſtellete: Als worin - nen begrieffen wie man alle Verletzungen des menſchlt - chen Coͤrpers von der Fußſoh - len biß auff die Scheitel / ſie ſind gehauen / geſtochen / ge - ſchoſſen / zerquetſcht / verbrand / verrenckt oder zerbrochen etc. Ja ſie haben Nahmen wie ſie wollen auffs beſte und ge - ſchwindeſte curiren / deren viel - faͤltige Zufaͤlle verhuͤten oderA ivwoVorrede. wo ſie ſchon dar und durch Verwahrloſung von andern verurſacht ſind / wieder zuruͤck treiben und wo moͤglich in vo - rigen Stand bringen koͤnne: Deñ auch wie deꝛkalte Bꝛand / Gliedwaſſer / Colica / unmaͤſ - ſiges Bluten der Naſen / Braͤune / Hauptkranckheit / Fieber / rothe Ruhr / Frantzo - ſen / allerhand Magenwehe / Rothlauff / Schwinden und die Peſt als Gebrechen denen die Soldaten im Felde offters unterworffen / und in Mangel einiger Medicorum der Feld - ſcher Cur unter geben werden muͤßen / zu vertreiben / voll -kom̃lichVorrede. kommlich zu heilen und zu vo - riger Geſundheit zu bringen. Jch hab es aber umb beſſerer Richtigkeit und Verſtandes wegen im 4. Theil abgetheilet / und in 1. die Hauptwunden im 2. die Bruſt im 3. die Glieder - wunden / und im 4. die Gebre - chen und Beſchwerden ſo im Felde vorfallen beſchrieben / wie in gedachten 4. Abtheilun - gen der liebwerthe Leſer mit mehrem zu erſehen haben wird: Wobey in einem ſonder - lichen Capitel die Medica - menta zu den erſten dreyen Theilen mit angehenckt wor - den. Noch muß ich beym letz -A vtenVorrede. ten Theile / worinnen der Kranckheiten gedacht woꝛden / unerrinnert nicht laſſen / daß ob ich wohl nur ein Wundartzt und aͤuſerlicher Cuꝛen mich un - terſtehe / dennoch nothwendig dieſes Wercklein erfodert der noͤhtigſten zu gedencken als ohne welche es ſonſt gantz un - vollkommen geweſen. Jch ha - be aber keinem Medico mit wiſſen zu nahe getreten / und ſtelle nur meine Meinungen den Feldſchern und jungen Wundaͤrtzten zu Liebe dar / da - mit ſie ſehen koͤnnen / worauff ich meine Curen gegruͤndet / und was ich vor Medicamen -taVorrede. ta zu Wiederbringung der Ge - ſundheit hiebey angewendet / hat ſie jemand beſſer wil ich mich gerne unterrichten laſ - ſen / und kan leicht ſeyn / weil ich auch ein Menſch / daß in etlichen Dingen wieder Wil - len geirret worden. Gewiß iſt / daß ich es nur wie erſt gedacht denen jungen Feldſchern zu ge - fallen geſchrieben / und denn iſt auch dieſes was ich angefuͤh - ret wahrhafftig von mir pro - biret und von keinem entlehnet woꝛden. Daß ich mich aber die - ſes Tituls gebraucht iſt auß keiner andern Meinung als auß folgender Urſachen ge -ſche -Vorrede. ſchehen / damit man ſehen koͤn - ne / was ein rechter und wahr - hafftiger Feldſcher ſey / und worinnen deſſen Nahme und Kunſt beſtehe (deñ ſonſten koͤn - te wohl dem Worte nach / (ein Pfluͤger / ein Schwein und Maulwurff ein Feldſchereꝛ genennet werden) und deñ auch damit alle die jenigen ſich beſſern moͤchten / welcher es jetziger Zeit gar zu viel giebet / ſo ihrem Herrn kaum auß der Lehre entwiſcht / und uͤber auß klug ſich ſeyn duͤncken / da ſie doch mit groſſer Muͤhe kaum einen Bart putzen koͤnnen / und ſich vor rechte und wahrhaff -tigeVorrede. tige Feldſcher beſtellen laſſen / in der That aber nichts ſind / und wie ich offters geſehen ei - nen Patienten ſo martern / daß er nicht allein vor großen Schmertzen nicht weiß ob es Tag oder Nacht / ſondern Zeit ſeines Lebens ein Kriepel blei - ben muß / geſchweige derer die offt das truckne mit naſſem / das naſſe mit trucknem / das Feuer mit Oel / das heiſſe mit dem kalten / das kalte mit dem heiſſen außleſchen und curiren wollen / treiben die Geſchwul - ſten und Entzuͤndungen eines Gliedes in das ander / und machen alſo auß heiſ -ſemVorrede. ſem Brand gar den kalten / worauß nichts als Laͤhme / Kruͤm̃e / ſchwinden und wohl gar abſterben des Patienten und Gliedes erfolget. Jn Summa etliche ſind / welche gar mit Muͤhe kaum eine Wunden heilen koͤnnen / wie ich deñ einen keñe welcher nach außgeſtandenem Examine ein ſolch Teſtimonium be - kahm / er koͤnte ja zur Noth ei - ne friſche Wunden heilen / wuͤrde ſich vielleicht beſſern / und muſte man in Anſehung daß der gute Mañ geheirathet ihn dismahl paſſiren laſſen. Neulich iſt demſelben weißnichtVorrede. nicht was vor eine Freude in die lincke Achſel gefahren / daß er ſich im Kꝛiege geſucht zu veꝛbeſ - ſeꝛn wie er den bey ſeiner Ruͤck - kunfft groſſe Thaten vermeinet im auff - und abſchneiden ge - than zu haben. Jch halte aber darvor / es waͤre beſſer gewe - ſen / wenn er vor andern ſeiner Frauen fleiſſiger abgewartet und in der Scherſtuben geblie - ben: Und dieſes heiſt recht wie der vortreffliche Paracelſus in ſeiner groſſen Wundartz - ney Cap. 1. p. 2. ſaget. Da Frauen nehmen Mei - ſter zu machen auff ſtund da kam die Artzney in großElend.Vorrede. Elend. Dahero laſſe ſich ein je - der warnen / und nehme ſich der edlen Wundartzney mit groͤſſerm Fleiſſe an / ſo wird er nicht allein ſeinem nothleiden - den Naͤchſten mit trewern Fleiſſe dienen koͤnnen / ſondern auch recht wuͤrdig werden ein rechter und wahrhafftiger Feldſcher zu heiſſen. Hier auff ſchreite ich numehro ferner fort / und ſage daß ich mich nicht habe auffgehalten / das Werck zu beſchmincken und mit frembd entlehnter Farbe zu bemahlen und herauß zu putzen viel weniger mit zierli - cher Rede zu beſpicken / wel -chesVorrede. ches jetzo der gemeinſte Gebrauch / habe ſolches auch nicht gelernet / ſondern weil ich ein Schleſier ſo habe ich mich zwar einer ſchlechten aber recht-teutſchen Redens-Arth gebrauchet / welches auch das Werck an ſich ſelbſten und de - nen es zu gefallen geſchrieben worden / nicht leiden wollen. Jch habe mich aber nicht ge - ſcheuet etliche neue Meinun - gen hervor zu bringen / welche mich meine eigne Erfahrung glaubend gemacht / und ſon - derlich in Beſchreibung der Kranckheiten und deren Zu - faͤlle. Alles iſt geſchehen wieBvorge -Vorrede. vorgedacht denen Feldſcheren zu Nutz / weil es Kranckheiten die ihnen im Felde genung zu thun machen. Solte es aber von etlichen getadelt werden / werde ich es nicht groß achten und bitte disfals nicht mehr / als man unter ſuche die Na - tur / welche viel aͤlter als du und ich / mit der gleichen emb - ſigen Fleiß / ſo werdet ihr vie - leicht auch der Meinung wer - den als ich bin / und dieſe Din - ge ehrenwerth ſchaͤtzen: Was mein Vermoͤgen geweſen ha - be ich gethan welche Erklaͤ - rung ich allen guten Goͤn - nern vor die Augen legen wil. DieVorrede. Die jenigen aber / welche dieſe Arbeit lobens werth achten / bitte ich dienſtfreundlich / daß ſie mir goͤnſtig verbleiben wol - len / damit ich auffgemuntert werden moͤge / meinen allbe - reit ziemblich verfertigten Chi - rur giſchen Lorberkrantz von 120. Blaͤttern zuſammen ge - flochten und durch und durch mit noch niemahls ſo im Dꝛuck geſehenen Kunſt-Stuͤcken / in welchem auch die ſubtieleſten Handgrieffe / ſo bißhero bey den Oculiſten, Stein - und Bruͤchſchneidern gantz ge - heim gehalten worden / zu be - finden an das Tagelicht kom -B ijmenVorrede. men zu laſſen: weil ich eine ge - ringe Zeit dar auff anwenden doͤrffte / ihn vollends außzu - arbeiten. Jm uͤbrigen habe ich mir nichts vorbehalten / ſo ich gewuſt daß es dienlich gewe - ſen / mit gar zu vielen Rece - pten habe ich euch nicht belaͤ - ſtigen moͤgen / ob es mir ſchon gar ein leichtes geweſen ſie anhero zu ſetzen / wohl wiſſend / daß die Vielheit der Medica - menten, da man offters nicht weiß zu welchem man greiffen ſol / euch nur irrig machen / und dem Patienten dadurch wenig geholffen werden wuͤr - de. Jedoch hab ich auch der be -werthe -Vorrede. wertheſten und zu jeder Sach dienlichen nicht vergeſſen ſol - len / wie ſolches die letzten Ca - pita bey jedem Theil mit meh - rem außweiſen werden. Alles hab ich ſelbſten probiret / wie mir dieſes wenn es noͤthig / daß Regiment wobey ich 9. Jahr gedienet / daß Zeugnuͤß geben konte: Keinen groͤſſern und beſſern Danck begehre ich nicht / als das der Kunſt - liebende Leſer / es mit einem ſolchen geneigten Hertzen und Gemuͤthe annehmen wolle / wie ich es ihme mittheile / und daß er das ewige Licht vor mich bitten wolle / umbB iijzuVorrede. zu erlangen von dem gerech - ten Himmel neues Licht / und mehrere Erkaͤndnuͤſſe in ſolchen Wiſſenſchafften / ſo ich ihm ferner mitheilen koͤnne.

Ver -

Verzeichnuͤs aller Capitel / ſo in dieſen 4. Theilen zu befinden.

  • Jn der 1. Abtheilung von den Hauptwunden.
    • 1. Capitel. Von Verwundungen des Haupts ins gemein / deren Unterſcheid und Kennzeichen. p. 2.
    • 2. Von den ſchlechten Hauptwun - den und deren Cur. pag. 5.
    • 3. Verwundung mit einem Bruch / ſo durch die Hirnſchale gegangen / doch ohne Verletzung des harten Hirnhaͤutleins. pag. 6.
    • 4. Von den Wunden mit Verle - tzung des harten und duͤnnen Haͤutleins auch des Hirns ſelb - ſten. pag. 9.
    • 5. Von den Wunden der Stirn / Augbraunen und Augenlieder. pag. 12.
    • 6. Von den Naſenwunden mit / undB ivohneohne Verletzung des Naſenbeins pag. 15.
    • 7. Verwundung des Mundes / Ohren und Wangen. p. 16.
    • 8. Wunden der Zungen / Gaumen und Slundes. pag. 19.
    • 9. Von den Wunden der Lufft und Speißroͤhre / wie auch der daſelbſt hinauff ſteigenden Pulßadern. pag. 22.
    • 10. Von den Wunden des Halſes. pag. 24.
    • 11. Von den Medicamenten deren hin und wieder in vorigen Capi - teln gemeldet worden. pag. 26.
  • Jn der 2. Abtheilung von den Bruſtwunden.
    • 1. Beſchreibung der Bruſt derſelben Verwundung / Unterſcheid und Cur. pag. 38.
    • 2. Von den Wundẽ der Lungen / de - ren Kennzeichen und Cur. pag. 40.
    • 3. Beſchreibung des Zwergfells /deſ -deſſen Wunden / Kennzeichen und Cur. pag. 43.
    • 4. Magenwunden / deren Unter - ſcheid / Kennzeichen / und welche noch zu curiren. pag. 45.
    • 5. Von den Wunden der Leber / und Gallenblaͤßleins / derſelben Unterſcheid / Kennzeichen / und ob es moͤglich daß noch einigen dißfals zu helffen. pag. 48.
    • 6. Miltz und Nieren Verwundung / Wobey ſie zu erkennen und zu cuꝛi - ren. p. 51.
    • 7. Von Verwundung der Daͤrme / deren Unterſcheid / Kennzeichen / Weiſe zu haͤfften und Cur. pag. 45.
    • 8. Von den Wunden der Harnblaſ - ſen und des Gemaͤchtes / welche noch davon curiret werden koͤnnen. pag. 58.
    • 9. Was von Verwundung des Hertzens zu halten / und ob es moͤg -B vlich /lich / daß ein Menſch nach deſſen Verwundung noch eine weile le - ben koͤnne. p. 61.
    • 10. Von Verwundung des Ruͤcken - marcks und Netzes / und wenn daſſelbe herauß hinge / wie ihm zu helffen. pag. 64.
    • 11. Nothwendiger Unterſcheid der gehaunen / geſtochnen und ge - ſchoßnen Wunden / auch was bey vergifften Biſſen / Stichen und Waffẽ in acht zu nehmen. pag. 68.
    • 12. Von den Medicamenten / wel - cher in dieſem 2. Theil gedacht worden. pag. 75.
  • Jn der 3. Abtheilung von den Gliederwunden.
    • 1. Von den Wunden der Schulter / deren Unterſcheid und Cur. pag. 88.
    • 2. Ellbogen Wunden / was vor Schaden ſie bringen koͤnnen / de - ren Zufaͤlle und wie es anzuſtellenwennwenn eine gluͤckliche Cur erfolgen ſol. pag / 92.
    • 3. Verwundung des Gelenckes / an der Hand und derſelben Theile / wie auch der Finger / und was vor Unterſcheid bey deren Cur in acht zu nehmen. pag. 97.
    • 4. Verwundung des Knies / des Fußblats der Zehen / und derſel - ben Cur. p. 100.
    • 5. Von den Wunden der Spana - dern nnd Nerven / und ob es moͤg - lich / daß ſie koͤnnen gehaͤfftet wer - den. p. 103.
    • 6. Kennzeichen / Urſachen und viel - faͤltiger Unterſcheid / der Arm und Beinbruͤche / und welche davon am gefaͤhrlichſten zu curiren. pag. 107.
    • 7. Noͤthige Erinnerung beym ein - richten der Bruͤche und wie ſie nach der Einrichtung unverruͤckt bey einander zu behalten. p. 112.
    • 8. Wie man erſtlich anfangs / und deñ von Zeit zu Zeit verbinden muͤſſe / wenn eine beſtaͤndige Cur erfolgen ſol. p. 117.
    • 9. Wie man ſich bey offnen Bruͤ - chen da eine Verwundung dabey / und in Klackbruͤchen verhalten ſol. p. 120.
    • 10. Was die Bruͤche vor zufaͤllen unterworffen / und wie denſelben abzuhelffen. p. 125.
    • 11. Auff wie vielerley Art und Weiſe eine Verrenckung und Außwei - chung geſchehen koͤnne / deren ur - ſach und Kennzeichen. p. 134.
    • 12. Außweichung des Kinnbackens und der Schulter pag. 137. 13. Außweichung des Ellbogens / deſſen Unterſcheid / Kennzeichen und Cur. p. 144.
    • 14. Außweichung der Hand und Finger / deren Unterſcheid / Wiedereinrichtung und Cur. p. 148.
    • 15. Verrenckung der Huͤffte / wie die zu erkennen / wieder ein zu rich - ten nnd zu curiren. p. 152.
    • 16. Außweichung des Knies / des Gelenckes am Fußblat oder des Knoͤchels und auch der Zehen / wie ſie wieder ein zu richten und zu euriren p. 157.
    • 17. Wie ein Glied abgenommen werden muͤſſe / was vor Gefahr bey derſelben Verrichtung / und wie es wieder zu curiren. p. 161.
    • 18. Beſchreibnng einiger Medica - menten / ſo zu dieſem dritten Theil gehoͤrig / wie ſie zu bereiten und zu gebrauchen. p. 169.
  • Jn der 4. Abtheilung von den Kranckheiten ſo im Fel - de zu graſſiren pflegen.
    • 1. Von der ſo genandten Braͤune oder Halßkranckheit auß was ſiever -verurſacht werde / und wie ſie zu curiren. p. 179.
    • 2. Von allerhand Magenbeſchwe - rungen / deſſen empfindlichen Er - brechen / und wie es zu curiren. p. 187.
    • 3. Von der rothen Ruhr / derſelben Unterſcheid / Urſach und rechten Cur. p. 191.
    • 4. Handelt von einigen Unterrich - tungen in der Hauptkranckheit o - der hitzigen Fieberſucht / ſambt de - ren Kennzeichen / Zufaͤll und Cur. p. 199.
    • 5. Wie das allzuhefftige und viele Naſenbluten zu ſtillen und was deſſen vornembſte Urſachen. pag. 208.
    • 6. Von dem Huſten / allerhand Bruſtbeſchwerungen / auch der Schwind - und Lungenſucht / wie der zu begegnen. pag. 212.
    • 7. Von der anſteckend-gifftigenFrantzo -tzoſen / deren Urſach Kennzeichen / Zufall nnd Cur. 218.
    • 8. Von Fiebern / deren unterſchied - liche Arthen nnd Curen. 230.
    • 9. Vom heiſſen Brande / deſſen Vorboten / Unterſcheid / Kenn - zeichen / Urſach und Cur / auch wie dem kalten Brande und end - licher Erſterbung zu begegnen. p. 240.
    • 10. Von dem Rothlauff oder Roſe (Eryſipelate) wie ſie zu erkennen / auß was ſie verurſacht werde / und wie ſie zu curiren. p. 254.
    • 11. Woher die Schwindung der Glieder entſtehe / wie ſie zu verhuͤ - ten / und wo ſie ſchon dar / wie ſie wieder zu rechte zu bringen. p. 262.
    • 12. Von dem ſo genandten Glied - waſſer / was es eigentlich ſey / auß was es verurſacht werde / und wie es zu verhindern. p. 268.
    • 13. Von der Peſt / deren unterſchied - liche Urſachen / Kennzeichen / gifftige Geſchwiere / und wie ſie zu curiren. p. 273.
    • 14. Von der Colica oder Grim - men der Daͤrme / deren Urſa - chen / Kennzeichen und Cur. p. 290.
Noth -

Nothwendiger Vorbericht an alle der Wund-Artzney Ergebene.

BLeich wie zu eineꝛ vollkom - nen Artzney-Kunſt / vornehm - lich folgende drey Dinge erfor - dert werden 1. die innerliche und 2. die euſerliche Cur / und denn 3. die Zerglieder - oder Zerleguns - Kunſt / als welches der Grund / worauff die zwey erſten gebauet werden muͤſſen. Alſo beſtehet in nachgeſetzten zweyen Gruͤnden der gantze Bau menſchlichen Le - bens 1. Wenn man ſich befleißiget denſel - ben geſund und unverletzt zu erhalten; Und denn 2. wenn vor ſich ſelbſt oder durch andre Zufaͤlle daſſelbe verlohren worden / wie es wieder zu rechte / und wo moͤglich in vorigen Stand zu bringen. Von die - ſem letztern / handelt gegenwaͤrtiges Tra - ctaͤtlein zwar kuͤrtzlich doch außfuͤhrlich / beydes kan weder die Natur noch Medica -Amentamenta vor ſich allein. Wenn ſie auch noch ſo gut ohne Gehuͤlffen verrichten / und da - hero hat Gott zu ſolchẽ Helffeꝛn die Medicos und Chirurgos verordnet: Wenn du nun zu einem Patienten erfordert wirſt / und den Ruhm davon tragen wilt / daß du ein recht treuer Gehuͤlffe und Beyſtand der Natur geweſen: So nimb folgende hoͤchſt-noͤthige Reguln wohl in acht / ſo wil ich dich naͤchſt Gott verſichern / daß alles gewuͤnſcht von ſtatten gehen werde.

1. Ruffe hertzinbruͤnſtig deinen GOtt umb gnaͤdigen Beyſtand an / weil von demſelben alles gute herkommen muß / ſo kan man ſich auff deſſen Huͤlffe deſto gewiſ - ſer in allen Verrichtungen verlaſſen.

2. Habe allezeit in ſauberer Bereit - ſchafft / die jenigen Dinge / ſo theils zur Artzney / und zum Verbinden deines noth - leidenden Nechſten noͤthig / und ſiehe zu / damit ſie von dir ſelbſt bereitet und ver - ſtanden werden / weil hier durch deſto fuͤgli - cher und ſicherer einem ieden Theile das ſeinige beygebracht werden kan / geſchwei - ge wenn die Noth etwann ein euſſerſtes Mittel erfordert / ſo wirſtu dich nicht ver -tieffentieffen oder einen Fehler begehen / noch auch durch einige Furcht dich von deinem Vornehmen abſchrecken laſſen / denn wer ſeine Medicamenta ſelbſt bereitet / und ver - ſtehet kan ſich auff deren Wirckung am beſten verlaſſen / worzu ich dir in nachfol - genden Abtheilungen dienliche Nachricht geben wil.

3. Erforſche auffs allergenaueſte ob die Verwundung toͤdtlich oder nicht / groß o - der klein / gehauen / geſchoſſen / geſtochen ꝛc. Ob auch daß Inſtrument etwa ſey vergiff - tet geweſen / und was vor theile es beruͤh - ret / denn dieſes iſt hoͤchſt-noͤthig / damit al - lerhand Zufaͤlle verhuͤtet / und die Medica - menta darauff gerichtet werden koͤnnen.

4. Erkundige mit Fleiß des Patienten Natur / ob es eine Manns - oder Weibes - Perſohn ſey / ob ſie ſtarck oder ſchwach / jung oder alt / ob er vorher oder noch itzo einige Kranckheiten und Zufaͤlle an ſich gehabt / weil dieſes die Cur nicht wenig ver - zoͤgern und wohl gar verhindern kan.

5. Huͤte dich ſo viel moͤglich beym ver - binden vor der Lufft / und laß keine ver - daͤchtige Perſohnen zu nahe an gefaͤhrli -A ijcheche Wunden / damit derſelben gleichſam gifftiger Athem ſich nicht mit denen im Schaden befindlichen Feuchtigkeiten ver - miſche und denſelben verſchlimmere.

6. Gebrauche dich allezeit dienlicher Baͤnder und Binden / und ſiehe zu daß ſie eine noͤthige Breite und Laͤnge haben / nach Unterſcheid des Orts / wohin ſie gebraucht werden muͤſſen / damit daß von einander geſchiedene zuſammen gehalten / daß tieffe ſich herauß geben muͤſſe / und die auff den beſchaͤdigten Theil gelegten Medicamenta liegen bleiben koͤnnen. Binde nicht zu haꝛt / auch nicht zu ſchlapff / damit uͤbrigens alles die Heylung befoͤdre / und daß ungeſchickte binden keine Schmertzen und Entzuͤndung verurſache.

7. Habe acht / damit zeitwehrender Cur / wo moͤglich (und es bey Soldaten ſeyn kan) eine gute Diät-gehalten werde / weil durch uͤberfluͤſſige Speiß und Tranck nicht allein der Magen verdorben / ſondern auch das Haupt und alle Glieder beſchwehret / die Heylung verhindert und allerhand Zu - faͤlle verurſacht werden koͤnnen: Herge - gen iſt der Hunger gleichfals ſchaͤdlich / deñhier -hierdurch koͤmpt der Patient von Kraͤff - ten / und die Natur kan ſich nicht mehr helffen. Erwehle derowegen daß Mittel und richte den Wein und Bier nach Hitze und Kaͤlte ein.

8. Wo einiges hefften bey der Wunden noͤthig / ſo thue es nicht eher / es erfordre es denn die hoͤchſte Nothdurfft / ſonderlich huͤte dich vor dem Nadelhefften und wo es ja geſchehen muß / ſo habe acht / damit die Wunden nicht zu ſehr zuſammengezogen werden weil hierdurch der Natur keine Lufft gelaſſen wird / das wiedernatuͤrliche der Materi herauß zuſtoſſen und von ſich zu treiben / die Medicamenta nicht recht operiren koͤnnen und auch leicht eine Sene oder Flachſe ꝛc mit durchſtochen und Ent - zuͤndung und Schmertzen verurſacht wer - den kan; Geſchweige was vor ungeſchick - te Narben nach dieſem hefften ins gemein zu folgen pflegen. Erwehle hingegen ein gutes Haͤfftpflaſter und ziehe mit ſchmal - geſchnitenen ſtuͤcklein nach beliebiger Groͤſ - ſe die Wunden zuſammen. Denn dieſes verhindert alle Schmertzen und Zufaͤlle und macht auch keine ſchaͤndliche MaaſenA iijwobeywobey aber daß Nadelhaͤfften noͤthig / und wie es zu verrichten / ſol nach folgends be - richtet werden.

9. Wann groſſe Verblutungen ver - handen / ſo ſtille es bey Zeiten mit dienlichẽ Dingen (deren oͤffters gedacht werden wird / ſo auch der Wunden nicht ſchaͤdlich / damit alſo der Schatz und Erhaltung menſchlichen Lebens nicht entzogen und die Natur geſchwaͤcht werde / wovon in folgenden Capiteln mehrere Nachricht noͤthig ſeyn wird.

10. Hoͤchſtnoͤthig iſt auch daß der Pa - tient in wehrender Zeit / ſo er ſich curiren laͤſt bey offnen Leibe erhalten werde / weil die Verſtopffung des Leibes und Urins al - ler hand ſchaͤdliche Zufaͤll erwecken / und die Heylung nicht wenig verhindern kan.

11. Weil vorher gehends der Zufaͤlle ge - dacht worden / wil ich derſelben etwas mit Nahmen gedencken und dieſelben beſchrei - ben / damit man ſie unterſcheiden koͤnne und ſich davor huͤten und fuͤrſehen kan: Als Fieber / Krampff / Wundſucht / Ent - zuͤndungen / unleidlicher Schmertz / Glied - Waſſer / ſchwinden Schlag / Jammer /Ver -Vergicht / Laͤhme / Mattigkeit / kalter und hitziger Schweiß ꝛc. wovon in folgenden vier Theilen mehr gedacht werden ſol.

12. Jm vorher gehendem Eingange iſt der Zergliederungs-Kunſt gedacht worden / als welches der Grund darauff die gantze Chirurgi gebauet werden muß und ohne derſelben Wiſſenſchafft nichts fruchtbares und beſtaͤndiges verrichtet werden kan. So ermahne ich einen jeden Feldſcher und jungen Wund Artzt / nochmahls / damit er in derſelben Erkaͤntnuͤß keine Muͤhe und Fleiß ſpahre / weil es ihme ſolches wohl be - lohnen und alle angewandte Zeit mit Wu - cher einbringen wird.

Dieſes ſind die vornehmbſten und noͤ - thigſten Erinnerungen / welche ich / ehe noch zu der Sache ſelbſt geſchritten wor - den / nothwendig erinnern muͤſſen. Wor - auß hoffentlich ein jeder junger Feldſcher fehen kan / was ihme zu Befoͤderung der Cur nuͤtzlich / und dagegen derſelben ſchaͤd - lich. Viel wehren noch anzufuͤhren noͤ - thig aber die Kuͤrtze des Werckes leidet es nicht / und wil ich den kunſtliebenden Leſer verſichern / daß wenn er nur dieſen folgenA jvwirdwird / man in allen Occaſionen ſie ſeynd auch wie ſie wollen Jhn vor einen rechten und wahrhafftigen Feldſcher paſſiren laſſen wird: Solte aber noch wider Wil - len etwas vergeſſen worden ſeyn und denſelben abgehen / ſo wird meine groſſe Chirurgi welche ſchon ſo weit fertig / daß ſie nur eines durchblaͤtterns noͤthig / dir mit eheſtem vollkommnere Vergnuͤgung ge - ben.

Des

Des rechten und wahrhafftigen Feldſchers Erſte Abtheilung Handelnde von den Haupt - Wunden / deren Unterſcheid / Kenn - Zeichen / Zufaͤlle und Cur.

Cap2Des warhafftigen

Cap. I. Von Verwundungen des Haupts ins gemein deren Unterſcheid und Kennzeichen

D Haupt und deſſen Verwun - dungen weil daſelbſt (wie viel ge - lehrte meinen) die Seele ins gemein ihren Auffenthalt hat / und deren edelſte Verrichtungen vollbringet / haben billich den erſten Vorzug; Alle dieſelben auſſer die gar geringen erfodern einer genauen Auff - ſicht / weil offt ein ſchlechter Zufall den Tod erwecken kan / wie auß der Vermah - nung Hippoc: in Proæm: libr: de vuln: Cap: mit mehrem zu erſehen. Wenn die Verle - tzung nur durch die Haut / und auff dem Hintertheil des Haupts geſchehen / iſt es ſo gar gefaͤhrlich nicht als auff dem Vorhaͤupte / deñ dieſes nicht allein mehrern Zufaͤllen unterworffẽ / ſondern es ſind auch die Gebeine deſſelben duͤnner und ſchwaͤcher als am Hinterhaupte und ins gemein mit wenigerm Fleiſche bedecket / dahero die Verletzung auch eher geſchehen kan / und weil daß Gehirne daſelbſt viel hoͤher und der Hirnſchale naͤher liegt / leicht die Augenlie -der3Feldſchers. Cap. I. der und Maͤußlin zu einer Entzuͤndung und Schmertzen gebracht werden koͤnnen. Jſt die Verwundung durch die Haut und Fleiſch biß an die Hirnſchale / ja die Hirn - ſchale ſelbſt verletzet / ſo haſtu dich deſto beſ - ſer vorzuſehen / und des vorgedachten eher zu beſorgen. Solte aber die Verwundung gar biß auff die darunter liegende Hirn - haͤutlein und daß Hirn ſelbſten gehen / ſo ſind alſobald Zufaͤlle verhanden / und die vorboten des Todes nicht weit.

Den Unterſcheid der Hauptwunden machet man billich von dem Orth / und mit den Waffen / womit die Verwundung ge - ſchehen; Als / es ſey gehauen / geſtochen / geſtoſſen / geſchlagen / und geworffen etc. et - nes wird zerſchnitten / durchloͤchert und durchboret / das ander aber wird zer - knitſcht zerſtoſſen und zerquetſcht / und die - ſes beglauben die Kenzeichen auß welchen zu muthmaſſen was vor Theile verletzet worden / wie auß folgendem zuerſehen. Solte die Hirnſchale verletzet ſeyn / ſo er - folgt insgemein erbrechen des Magens mit vieler Gallen vermiſcht / Verliehrung des hellen Geſichts / und der Patient kannicht4Des warhafftigennicht etwas hartes zwiſchen den Zaͤhnen zerbeiſſen. Dieſes ſind die Zeichen wenn man ſolches durch den Augenſchein nicht abnehmen kan / iſt aber die Hirnſchale bloß / ſo kan durch fleißiges Nachforſchen der Bruch ergruͤndet und geſehen werden. Bißweilen geſchicht es auch daß die Bruͤche nicht an demſelbigen Orth / wo die Verle - tzung iſt geſchehen / wie mir offt wiederfah - ren / daß es ſeit ab und gegen uͤber gewe - ſen / und dann kan es nicht wohl anders / als durch vorgedachte Zeichen und Zufaͤlle / welche doch etwas ſpaͤter kommen erkand werden / wovon folgends mehr gedacht werden ſol. Solte aber das darun - ter liegende harte und duͤnne Hirnhaͤutlein verletzet ſeyn / ſo entweder vom Inſtrument oder auch wohl gar von den hineinſtechen - den Schieffeꝛn geſchehen / ſo mercke nebſt den vorhergehenden folgende Kenzeichen / weñ der Patient mit einem ungewoͤhnlichen auß - dehnen und wiedereinziehen der Nerven / Schwindel / offtern Erſchuͤtterungen und Vergicht behafftet. Ja daß Blut ihm zur Naſen und Ohren heraußlaufft / ſo iſt ge - wiß eine Verletzung der Haͤutel geſchehen /und5Feldſchers. Cap. II. und dieſes iſt auch bey Verwundung des Hirnß ſelbſten in acht zu nehmen. Nun kommen wir zu den Wunden und zwar erſtlich zu den ſchlechten Hauptwunden.

Cap. II. Von den ſchlechten Hauptwunden und deren Cur.

NOr erſt / ſo ſaͤubre dieſelben von al - lem Gebluͤth / und nimb die Haare mit einem Scheermeſſer hinweg / damit nicht allein die Wunde recht betrach - tet / ſondern auch die Medicamenta und Pflaſter / deſto beſſer darauff liegen / und ihre Operation verrichten koͤnnen / huͤte dich vor unnoͤthigem ſuchen mit Inſtrumenten und vor dem Nadelhaͤfften / welches hier gantz gemieden werden muß und hoͤchſt - ſchaͤdlich. Erfodert die Verwundung einer Blutſtillung / ſo gebrauche dich nebenſt den Pulvern des Bubenfiſches / doch daß des letztern nicht mehr ſey als es noͤthig. Jn dem die jenigen ſehr irren ſo ein groſſes Stuͤck darauff legen / und hernach ohne groſſe Muͤhe nicht wieder weggebracht werden kan / ja vielmehr verhindert es nur die Me - dicamenta in ihrer Operation und Auffle -gung6Des warhafftigengung der Pflaſter / denn ein klein Stuͤck - lein mit rechter Vorſichtigkeit auffgelegt / kan eben daß verꝛichtẽ / was ein gꝛoſſes thun kan / zudeme ſo ſind auch ſo groſſe Verblut - tungen ins gemein hierbey nicht verhan - den. Wenn es nicht mehr noͤthig / ſo bemuͤ - he dich es ſauber weg zu bringen / und brauche an ſtatt der Wundbalſamen etliche Tage ein recht bereitetes Mel Roſarum denn Fettigkeiten und hitzige Oehle leiden die Hauptwunden gar nicht. Jſt die Wunde ſo daß das haͤfften noͤthig / ſo verrichte es mit einem Haͤfftpflaſter und continuire mit aufflegen des Hauptpflaſters Bauſchen und Baͤndern biß der Patient curiret.

Cap. III. Verwundung mit einem Bruch / ſo durch die Hirnſchale gegangen doch ohne Verletzung des har - ten Hirnhaͤutleins.

WEil im vorhergehenden nur der Wunden gedacht worden / ſo die euſerliche Haut und das innerliche Haͤutlein verletzet / ſo wollen wir auch die folgenden / wobey die Hirnſchaale ſelbſten zerbrochen / beſehen. Erſt handle mit ſau -bern7Feldſchers. Cap. IIIbern und abſcheren wie vorgedacht / und wenn du vermercken ſolteſt / daß der Bruch nicht gantz durch gegangen / oder ſo ſubtil / daß man nicht recht ſehen kan / ob es tieff o - der nicht / ſo gebrauche dich derſelben In - ſtrumenta und Schabeiſen womit man dergleichen Bruͤche wegfeilet und außloͤ - ſchet / wie beym Sculteto Tab: 3. fig. 1. & 2. zu ſehen / feuchte ſie offters mit Roſenoͤhl an / damit ſie ſich nicht erhitzen / ſolte aber die Haut etwas zerdruͤcket und noch gantz ſeyn / ſo muſtu ohn allen Verzug die Haut ſo viel noͤthig oͤffnen / und wenn auß dem Hirnwuͤten / fantaſiren / Fieber und der - gleichen / abzunehmen / daß ein Bruch ver - handen / und etwas unter die Hirnſchalen auff die Haͤutlein kommen / ſo muß daß Trepaniren vor die Hand genommen wer - den / weil ſonſten der Krampf und kurtz vorhergedachte Zufaͤlle ja der Todt wohl gar darauff folgen wuͤrden. Jch habe nie - mahls uͤber 3. oder 4. Tage verzogen / wie es aber geſchehen muß und was nothwen - dig alle Gefahr zu vermeiden / in acht zu nehmen / beſiehe Thom: Fieni Wundartz - ney pag: 25. & Fabricij ab Aquapend:Chir -8Des warhafftigenChir. part 2. pag. 9 & ſeq: und daß in Scul - teti Armamentar: Tab: 2. fig. iij. iv, v, vi, vij. auffgezeichnete Trepanum: Jſt aber der Bruch ſo groß daß die Materia herauß kan / ſo iſt daß durchboren nicht noͤthig / ſolte a - ber die Hirnſchaale zugleich mit eingedruͤckt und eingebogen ſeyn / ſo muß daſſelbe Theil mit aller Sorgfalt wieder auffgerichtet und in die Hoͤhe gezogen werden / welches mit denen darzu verordneten Inſtrumen - ten geſchiehet / und auß offtgedachten D, Scultet: Armament: Tab: 2. & 3. zu ſehen / huͤte dich beym verbinden vor der euſerli - chen Lufft / und laß nichts von deinen Me - dicamenten und Faſeln hineinfallen: Da - mit aber auch bey ſolchen groſſen Bruͤchen / und wenn Schieffer verhanden / daß harte Hirnhaͤutlein nicht ſelbſten durch ihr ſteti - ges pulſiren ſich verletze / ſo nimb die Schief - fer aufs behaͤndeſt her auß / und wenn du etliche wenig Tropffen jung Tauben Blut / oder auch ſtatt deſſen rein Roſenoͤhl hinein - getreufft damit ſich der Schmertzen lin - dern / und die Feuchtigkeit zertheilen moͤ - ge / ſo ſchiebe ein wenig rothen Zindel dar - ein biß ſich daß ſtarcke ſchlagen lege / welchesinner9Feldſchers. Cap. III. innerhalb 2. oder 3. Tagen zugeſchehen pfleget / halte den Ort ſo lange offen / biß alle Feuchtigkeit heraus / und gebrauche neben dem trocknen verbinden und dem dick geſtrichnen Haupt-Pflaſter allezeit auch ſolche Mittel ſo einen Callum generi - ren und daß Loch wieder zuſchluͤſſen / uͤber daß Pflaſter lege ein gutes Defenſiv, und ein in Wein gekochtes Kraͤuterſaͤcklein warm uͤber / und diß des Tages 2. mahl? procedire uͤbrigens wie vorgedacht / und ſuche die gedachten Medicamenta im letz - ten Cap. der 1. Abtheilung.

Cap. IV. Von den Wunden mit Verletzũg des harten und duͤnnen Hirn - Haͤutleins auch des Hirns ſelbſten.

BEy dieſer hochgefaͤhrlichen und toͤdtlichen Wunden wobey groſſe Auffſicht vonnoͤthen und ſchwer zu gehet / ſonderlich in Verletzung des duͤn - nen Hirnhaͤutleins, daß einer euriret wer - den kan / procedire anfangs wie im 2. Capitel gemeldet worden / nur muſtuBdie -10Des wahrhafftigendie jenigen Zufaͤlle wobey Schmertzen und Entzuͤndung die erſten ſeyn und bey den vorgemeldten zu beſorgen / allhier alſo betrachten und mit Artzneyen verſehen / als wenn ſie ſchon dar / weil ſie ſelten und faſt niemahls auſſenbleiben. Jſt der Bruch nicht groß genug / ſo erweitere ihn mit dem durchbohren / und ſiehe zu / damit das har - te Hirnhaͤutlein entweder ſich durch Huͤlf - fe der Natur zuſammenſuͤge / oder der Ort mit etwas Fleiſch erfuͤllet werde / weil Jch noch niemahls geſehen (wenn einer curiret worden) wie etliche unrecht meinen / daß einiges Haͤutlein wieder zuſammen gehei - let; und hierzu / nebſt den groſſen Schmer - tzen zu ſtillen / habe ich mit groſſem Nu - tzen ein paar Tropffen Taubenblut oder warm Roſen-Oel hinein fallen laſſen: Jſt aber der Schmertzen nicht groß / ſo bediene dich der zeitigenden doch nicht allzuhitzigen und fetten Dinge / (denn dieſe verurſachen Faͤulung und vermehren die Entzuͤn - dung) biß die Materi anfaͤngt zu gehen / dann halt inne und continuire 2. oder 3. Tage mit einem gelinden Roſenhonig / biß daß trocknende und fleiſchmachende Medi -camen -11Feldſchers. Cap. IV. camenta noͤthig: uͤbrigens mache es biß zur Heylung wie es vorgemeldet worden. So aber das Hirn ſelbſt verwundet waͤre / ſo folget etwas von dem Geſth oder Sub - ſtantz des Hirns herauß / und ſind Jam - mer / Krampff / Fieber / Ohnmacht und ſantaſiren als vornehmbſten Zufaͤlle alſo - fort verhandenden / und dieſe Wunden wenn ſie recht in die Subſtantz hineinge - hen ſind ins gemein toͤdtlich / es mag auch darwider geſaget weꝛden was es wil. Doch waͤre auch unrecht wenn man den Pa - tienten Huͤlffloß laſſen wolte / weil oͤffters naͤchſt Gott eine junge Natur und embſi - ger Fleiß eines recht meinenden und ver - ſtaͤndigen Wund-Artztes viel Wunder verrichten koͤnnen; Dahero was von den vorhergehenden Wunden geſaget worden / nimb hier auch in Acht / und halte vor al - len Dingen den Patienten in einem war - men Gemach / meide alle Fettigkeiten / und gebrauche jederzeit erwaͤrmende und dro - ckende Medicameta: Einige legen zwar eingenetzte Tuͤcher in Aqua Vitæ, Roſen - Oel oder Wein / auff das verletzte Gehirn aber ſie irren ſehr / denn alles naſſe oͤhlichteB ijund12Des warhafftigenund hitzige kan daß Hirn durchauß nicht vertragen / iſt ihme hoͤchſt ſchaͤdlich / und macht nur mehr Schmertzen und Faͤulung. Und dieſes ſey genung von den Haupt wun - den / ſo viel dieſes kurtze Tractätlein leiden wollen: Nun folgen unſerer gemachten Ordnung nach die Angeſichts Wunden und zwar erſtlich.

Cap. V. Von den Wunden der Stirn / Augbraunen / und Augenite - der.

GLeich wie die Hauptwunden daß Haͤfften nicht wohl vertragen koͤn - nen / alſo und noch vielweniger leiden es die Angeſichts Wunden / weil man doch ohne dem etwas auff die Zierligkeit ſehen muß / welche daß haͤfften gantz verhindert und auch der Natur zu wieder ſeyn ſchei net. Waͤre es aber eine lange Wunden / ſo ziehe die Leffzen mit ſchmal geſchnittenen und anklebenden Pflaſtern zuſammen /[le]- ge ein gutes Stichpflaſter darauff / doch nicht viel breiter als die Wunden iſt / und ein defenſiv daruͤber. Mache die Binden nicht zu ſchwach / und wenn du ein ſechsfachPaͤuſch -13Feldſchers. Cap. V. Paͤuſchlein darauff geleget / ſo laß dieſelben etliche mahl umb daß Haupt herumbgehen / und dieſes verbinden und binden muß die er - ſten Tage geſchehen. Jſt einige Verblutung dabey / ſo ſtille es auff die weiſe / als in ſchlechten Hauptwunden des 2. Cap. ge - dacht worden.

Ein gleiches kan auch bey den Augbrañen Wunden verrichtet werden / nur daß man vor allen Dingen acht habe / damit keine Entzuͤndung / welche den Augen hoͤchſt - ſchaͤdlich darzu ſchlage / und die Wunden genau zuſammengefuͤgt werde / weil die Augenlieder ſonſt ſchlaff und nicht mehr ſo kraͤfftig ſeyn wuͤrden ſich ſelbſten auffzuhe - ben. ſo viel moͤglich eile mit der Cur / und brauche erſt reinigende / dann fleiſchma - chende und endlich trucknende Mittel / weil ich mich am beſten dabey befunden.

Die Augen koͤnnen auff unterſchiedliche Weiſe verwundet werden; als das euſerliche Theil / dann daß Auge ſelbſten und deſſen Haͤutlein mit verluſt der waͤßrigen glaͤſer - nen und Chriſtalliſchen Feuchtigkeit / und dañ weñ daß Auge gantz uñ gar auß ſeinem Orte verruͤckt uñ herauß geriſſen wird. Die erſte erhaͤlt daß Geſichte noch / die andern a -B iijber ber auben14Des wahrhafftigenben es. Die Cur beruhet auff folgenden 4. Regeln / welche genau in acht genommen werden muͤſſen.

  • 1. Stille daß Bluten
  • 2. Wehre aller Entzuͤndung
  • 3. Gebrauche von Anfang an Linde - rungs Mittel
  • 4 - Heile die Wunden ſo bald es moͤglich

Welches in kleinen Wunden leicht geſche - hen kan / huͤte dich in wehrender Cur vor fetten Dingen / den ſie verurſachen Schmer - tzen und Entzuͤndung. Laß die Medicamen - ta auch die Augen nicht beruͤhren / und wenn es nicht gantz herauß / ſo druͤcke erſt die Augen zu / ſo kan der im letzten Capitel gedachte Umbſchlag deſto beſſer auffgelegt werden. Die halbe Cur uͤber / laß den Patienten im finſtern ſeyn / und waͤre gleich daß eine Auge nur verle - tzet / ſo binde dennoch daß geſunde mit dem - ſelben zu weil durch deſſen offtere Bewe - gung / nahes Lager und ſonderliche Ver - wandſchafft mit dem andern es leicht zu - gleich mit Schaden leiden koͤnne / und brauche uͤbrigeus Schmertz ſtillende Mit - tel / ſo wird eine gewuͤnſchte Cur erfolgen.

Cap. 15Feldſchers. Cap. VI.

Cap. VI. Von den Naſenwunden / mit / und ohne Verletzung des Naſen - beins.

AUß dreyen Dingen iſt die Naſen zu ſam̃en geſetzt oben auß Beinen / unten auß Croßpel und uͤbrigens bekleidet mit Fleiſch / dahero geſchiehet die Verwun - dung entweder in einem Theil allein / oder in alle drey zugleich. Jſt die Wunden nicht tieff und nur in der Haut / ſo gebrauche dich der Haͤfftpflaſter / weil dieſes die klein - ſten Narben gibt / iſt die Verwundung a - ber in den Beinen / ſo habe ich es allezeit wie einen Bruch tractiret / richte derowe - gen alles wieder ein / und ſchiebe ein beque - mes Roͤhrlein in die Naſenloͤcher / damit der Paß unverruͤckt offen bleibe / das eingerichtete nicht wieder abweiche / daß A. themholen nicht verhindert werde und ſon - ſten nichts unfoͤrmliches darauß erfolge. Siehe dich aber wol fuͤr / damit daß Roͤhr - lein nicht zu lang noch zu kurtz fey / den daß erſte verurſacht nieſen / und daß andre kan nicht nach belieben außgezogen und wieder eingeſtecket werden. Gebrauche in der CurB ivanſich16Des warhafftigenan ſich ziehende und trocknende Mittel / oder die erſten Tage Felix Wuͤrtzens Bruch-Pflaſter / welches mir ſehr wohl gethan (denn feuchte Dinge ſind hierzu gantz nicht dienlich / die Binden mache nicht allzubreit / und in der mitten ein Loch / daß die Naſenſpitze durchgehen und alſo obenwerts umb das Haupt gebun - den werden kan: Dieſe Art iſt hierzu am allerbequemſten.

Wen der Naſen Croßpel verwundet / ſo procedir wie gemeldet / ſolte er aber gantz hinweg ſeyn / ſo kan er nicht wieder zu - ſammen geheilet werden / und muß man einzig und allein ſeine Zuflucht zu Jm - pffung einer andern Naſen nehmen / wo - von ich in meiner Chirurgi wie es moͤg - lich vollkommener melden wil.

Cap. VII. Verwundung des Mundes / der Ohren und Wangen.

BEy den Verwundungen des Mun - des werden insgemein nur die Leff - zen verſtanden / iedoch muß man ei - nen Unterſcheid machẽ / ob dieſelben laͤngs / die quer oder von einem Schuß zerquet -ſchet17Feldſchers. Cap. VIIſchet worden: Die erſten beyde erfordern einiger Haͤffte mit einem wohlklebenden Haͤfftpflaſter / deſſen ich mich am beſten be - dienet / und mir nebſt fleißiger Auffſicht des Patienten daß er ſich nicht bewege und rede keinmahl fehl geſchlagen / in ſchuͤſſen aber muſtu erſt ſolche Mittel gebrauchen die das zerquetſchte und gleichſam getoͤdtete Fleiſch vom geſundẽ abloͤſen und reinigen auch ſo viel moͤglich dich der Zierligkeit befleißigen / verbinde allezeit trucken / lege ein gutes Stichpflaſter darauf und euſerlich ein De - fenſiv ſo wird der Patient bald geneſen / weil ohne dem dieſe Wunden leicht heylen.

Ein gleiches verrichte bey der Verwun - dung der Wangen / nur daß folgendes wol in acht genom̃en werde / weil gemeiniglich groſſe Verblutungẽ / wegẽ der vielen duꝛch - einander gehenden Blut-und Pulßadern / uñ der Ort mit guten Blutſtillungen und Haͤfften verſehen werden / daß der Patient die geringſte Bewegung meide / uñ ſich auch im Eſſen ſo viel moͤglich in Acht nehme. Bey den tieffen Backen Wunden / als fetten Leu - ten gebꝛauch alſofort reinigende und fleiſch - machende Mittel / weil die Leffzen nicht ger - ne zuſammen bleiben und leicht eineB vFiſtel18Des wahrhafftigenFiſtel verurſacht werden kan / dahero ver - hindert dieſes nichts beſſer / als daß man ſo viel leidlich die Cur beſchleiniget / und ſich uͤbrigens verhaͤlt als wie bey den Stirn-Wunden vermeldet worden.

Von dem Mund und Wangen kommen wir zu den Ohren und deſſen Laͤplein / als welches letztere am allerleichteſten verletzet werden kan / iſt es moͤglich und die Ver - letzung ſo / daß es noch ein wenig am Flei - ſche hanget / ſo gebrauche an ſtatt der Na - del ein wohlanklebendes Haͤfftpflaſter / wo - mit ich ieder zeit am beſten fort kommen / wo aber ein Theil vom andern gantz abge - ſchieden / ſo muſtu die Nadel zur Hand nehmen / doch alſo daß du im haͤfften nur die Haut beruͤhreſt / weil ſonſten wenn der Croßpel mit gefaſt wuͤrde allerhand Zu - faͤlle und Entzuͤndung folgen wuͤrde / ſo bald dieſer erſte Handgrieff vorbey / ſo ver - binde trucken / und gebrauche nichts neben des Crollii Stichpflaſter / als zuſammen - ziehende und fleiſchmachende Mittel / daruͤ - ber lege mein rothes defenſiv. Damit a - ber zeitwehrender Cur kein Eyter in das Ohr lauffen moͤge ſo ſtopfe daſſelbe allezeitmit19Feldſchers. Cap. VIII. mit Baumwollen zu / und reinige es taͤg - lich mit rothem Wein oder Mandeloͤhl.

Cap. VIII. Wunden der Zungen / Gaumen und Schlundes.

OB ſchon die Zungen wegen ſtarcker Vormauren der Kinbacken und Zaͤhne nicht leicht / ſonderlich im hauen und ſtechen verwundet weꝛden kan / ſo geſchiehet es doch oͤffters im ſchuͤſſen / als welche derogleichen Bollwerck nicht zu re - ſpectiren pflegen / daß ſie hieꝛdurch verletzet wird; oͤffters ſtecken auch die nah an - graͤntzenden Theile ſie durch ihre Zufaͤlle mit an / und machen ſie derſelben theilhaff - tig.

Die Verwundung geſchiehet entweder mit Verluſt derſelben oder Zerreiſſung der halben Zungen und derſelben Theile / es iſt ſehr ſchwer / und wohl gar nicht wieder zu - ſammen zu bringen / es muͤſte denn in dem Moment geſchehen / da es verletzet wor - den / denn es mir niemahls ſonſten ange - gangen wie ſehr ich mich auch bemuͤhet /haͤn -20Des warhafftigenhaͤnget es aber noch ziemblich ſtarck anein - ander / und die Verwundung iſt obẽ waͤrts und nicht unten geſchehẽ / ſo bemuͤhe dich mit trucknenden und zuſammenziehenden auff - geſtreuten Pulvern es wieder aneinander zu bringen / den Fettigkeiten von Oehlen und Salben auch Pflaſtern haben hier kei - ne ſtatt / iſt es aber moͤglich daß die Zunge herauß gebracht werden kan / ſo bediene dich einiger Haͤfft mit der Nadel / doch daß es nur oberwerts an der Haut geſchehe / theils die Entzuͤndung zu vermeiden / und den auch weil es auſſerdehm nicht viel helf - fen wuͤrde. Dieſe Zeit aber gebrauch ein Mund Waſſer gemacht von Wegebreit - waſſer / womit der Schleim auß Quitten Kernen gezogen worden / und mit Maul - beeren Safft und etwas Alaun vermiſcht; den Patienten unterhalte die gefaͤhrlichſte Zeit uͤber / nur mit ſtaͤrckenden und kuͤhlenden Suppen / weil andre Spei - ſen nicht wohl gebraucht werden koͤn - nen.

Jn der Cur des Gaumens procedire e - ben ſo / nur daß der Ort taͤglich etliche mahlmit21Feldſchers. Cap. VIII. mit Roſen-Honig geſchmieret werden muß.

Nach dieſem folgen die Wunden des Schlundes welche gefaͤhrlicher als die vori - gen / und unter die toͤdtlichen Wunden / ſonderlich wenn die Droſſel verletzet mit zu rechnen / nicht allein wegen Enge des Or - tes ſo mit Maͤußlein / Blut und Pulß-A - dern beſetzet / ſondern auch wegen der groſ - ſen Gefahr des Erſtickens und Verblu - ten / dahero richte deine Medicamenta da - hin / damit alle Entzuͤndung vom erſten Anfange an / bald verhindert werden / als woraus die braͤune leicht entſtehen kan / ſol - te es ſich aber ſchon dabey befindene und der Patient ſchon ſchwerlich Athem holen / ſo ſchiebe ein darzu bequem gemachtes Roͤhr - lein / (ſo unten enge ohne Abſatz und oben weit ſeyn muß) in den Halß und kan ſol - ches nach Arth des im Wundartzneyiſchem Zeughauſe D. Sculteti Tab. x. fig. xi. verfertiget werden / welches nicht al - lein daß Athem holen befoͤdern / ſon - dern auch die Speiſe / welche in ge - linden Suppen und ſtaͤrckendenBruͤ -22Des wahrhafftigenBruͤchen beſtehen muß / in den Mund bringen wird. Hierbey habe ich die erneh - rende Cliſtirl: mit groſſem Nutzen gebrau - chet und uͤbrigens im Munde die kuͤhlenden Mundwaſſer mit Quittenſchleim / wie vor - hergehendes gemeldet worden fleiſſig ge - braucht Euſſerlich aber lege auff daß Loch mein Stichpflaſter doch nicht groͤſſer als daſſelbe iſt / und ein gutes Devenſiv ſo alle umbliegende Theile beſchuͤtzen kan daruͤber und verneure es taͤglich dreymahl.

Cap. IX. Von den Wunden der Lufft und Spe[i]ßroͤhre / wie auch der da - ſelbſt hinauff ſteigenden Pulß Adern.

L die Lufftroͤhre verwundet kan nicht wohl anders als durch die Kenzeichen ergruͤndet und verſtan - den werden: Als: Es verlieret ſich ſo fort der Athem und die Sprach / und erfolget ein ſtaͤtiger Huſten / daß Blut laufft auß dem Munde und Wunden / welches ge - ſchwind geſtillet / und verhuͤtet werden muß / daß es nicht in den Leiblauffe / weil ſonſten daß erſticken und der Tod daraufffolgen23Feldſchers. Cap. IX. folgen wuͤrde / beſchuͤtze die naͤchſt liegenden Theile vor Entzuͤndung als wodurch nur die Lufftroͤhre mehr zuſammengezogen und die Erſtickung befoͤdert werden wuͤr - de / daß Haͤfften kan hier gebraucht werden entweder mit Nadeln oder Pflaſtern / doch muß es alſo geſchehen daß der Eyter Lufft habe heraußzukommen / damit er nicht zuruͤck in die Lufftroͤhre lauffen moͤ - ge / uͤbrigens verhalte dich / wie beyden Halßwunden gemeldet werden ſol.

Waͤre aber die Speißroͤhre mit verletzet / ſo folgen nebſt vorigen Kennzeichen auch ein ſtaͤtiges Schlucken und Erbrechen der Speiß und Tranck durch die Wunden / halt die Wunden beym verbinden allezeit ſauber und ſiehe zu / wenn etwas von der Speiſe in den Wunden ſtecken blieben / daß es allezeit wieder heraußgebracht werde / und keine Inflammation verurſache / der Leib muß ſtaͤtig offen gehalten werden / und dienen die Clieſtir hier zu am beſten / weil dadurch daß abgefuͤhret wird / wel - ches die Natur von dem Schaden dahin gebracht / und entledigt ſein wil / doch muß wenn ſie alſo zugerichtet worden / damitſie24Des warhafftigenſie allezeit etwas ernaͤhrendes zuruͤck laſ - ſen: Wovon in dem letzten Capitel mehr gemeldet werden wird / halte dich ſonſten beym Verbinden / wie bey dem Schlund und Lufft-Roͤbre gemeldet worden / und gebrauche aͤuſerlich ein gutes Stich-Pfla - ſter / Defenſiv, Paͤuſche und dienliche Binden.

Cap. X. Von den Wunden des Halſes.

NAch dem numehro die Wunden des gantzen Hauptes und Angeſichtes / wie auch die innern am Halſe als: des Schlundes / der Lufft und Speiß-Roͤ - ren gedacht worden / ſo wollen wir auch die aͤuſern Wunden des Halſes beſehen und mit demſelben den Schluß dieſes er - ſten Theiles machen: Weil es gleichſam der Unterſcheid zwiſchen dem Haupte und der Bruſt. Wenn deſſelben fleiſchichter Theil nur verletztet / ſo iſt es ſo gefaͤhrlich nicht / es waͤre denn wie ſchon gedacht / daß die darunter liegende Speiß und Lufft - Roͤhre / mit denen angrentzenden Halß - Blut - und Pulß-Adern ſambt der Droſ - ſel mit beſchaͤdiget worden / dann ſind die -ſe Wun -25Feldſchers. Cap. X. ſe Wunden nicht allein gefaͤhrlich / ſondern wohl gar toͤdtlich ſtille vor allen Dingen das bluten / und reinige die Wunden mit einem eingelegten gelinden Mel Roſarum die erſten Tage / brauche nach dieſem fleiſch - machende Mittel / und ſchleuß alsdenn die Wunden mit trucknenden Pflaſtern zu / uͤber die Medicamenta lege allezeit ein gu - tes Defenſiv Pflaſter / welches ſo groß / daß es die nahliegenden Theile beſchuͤtzen und vor Entzuͤndung bewahren kan / ſo wird naͤchſt Goͤttlicher Benedeyung eine ge - wuͤnſchte Chur erfolgen.

Aber genung von den Hauptwunden / damit wir auch zu den folgenden Theilen woriñen die Bruſt-Wunden abgehandelt werden ſollen / ſchreiten koͤñen. Jch zweiff - le bey Endigung dieſes Theiles nicht / der Kunſtliebende Leſer wird in allem Unter - richt / uñ vollkomne Anleitung gefundẽ ha - ben / was hieriñen gedacht worden habe ich ſelbſten probiret / und hat man ſich darauff ſicher zuverlaſſen / hette es die Kuͤrtze dieſes Weꝛckleins leiden wollen / ſo wolte ich mich mehrerer und noͤthiger Weitlaͤufftigkeit gebraucht haben.

CCap. 26Des wahrhafftigen

Cap. XI. Von den Medicamenten / deren hin und wieder in vorigen Capi - teln gemeldet worden.

LJeber Leſer / ich habe hoͤchſt noͤthig zu ſeyn er achtet dieſes umb beſſern Ver - ſtandes willen in ein ſonderliches Ca - pitel einzuſchluͤſſen und abzuhandeln. Denn Anfang ſol machen nachfolgendes Hauptpflaſter: Als /

  • Rp. Succ: e Herb: Bethon:
    • Euphraſ:
    • Salv:
    • Majoran:
    • Alchymill:
    • Roriſmarin:
    • Auric: Mur:

Auß dieſen Kraͤutern preſſe den Safft herauß und weñ ſie insgeſambt ein Pfund waͤgen / ſo koche ſie uͤber gelindem Feuer biß alle Feuchtigkeit verzehret / und thue ſol - ches zu nachfolgenden 5. Stuͤcken welche erſt ſonderlich zerlaſſen werden muͤſſen.

  • Ceræ Lib. j.
  • Reſin: lib: S.
  • Sev: Hircin: Unc: xj.
Ol:27Feldſchers. Cap. VI.
  • Ol: Roſar: Unc: iij.
  • Gum: Elem: Unc: j. S.

Laß es ein wenig erkalten und ruͤhre folgen - de Pulver darein.

    • Maſtic:
    • Myrrh:
    • Succin: ppt. ana q. ſ.
  • M. F. Empl:

Kanſtu zu der Bereitung kommen / ſo iſt daß beym Joh: Agricol: in ſeiner Chir: pag. 55. Tr: 2. beſchriebene Hauptpflaſter einer koͤſtlichen Wirckung und habe ich mich viel - faltig darauff verlaſſen koͤnnen es wird al - ſo gemacht.

  • Rp. Succ: Sanicul: Unc: iiij.
    • Oliban: Unc. s.
    • Axung: Homin: Unc. ij.
    • Lapid. Magnet: ppt.
    • Sulph: Antimon:
    • Sacchar: Saturn: ana unc: j.
    • Ceræ
    • Reſin: ana Unc. iiij.
  • M. F. Emplaſtr: l. A.

Die offtgedachten Kraͤuter ſo bey den Hauptwunden gebraucht worden / ſind auff folgende Art zuſammengeſetzet undC ijtaͤg -28Des wahrhafftigentaͤglich 2. biß 3. mahl warm uͤbergelegt worden.

  • Rp. Herb. Card. benedict.
      • Bethon.
      • Roriſmarin.
      • Euphraſ.
      • Serpill.
      • Majoran. ana. M. j.
    • Flor. Roriſmarin.
      • Citr.
      • Chamom.
      • Roſar.
      • Lil. Convall. ana. M. j. S.
    • Rad. Caryohpyllat. Drach. ij.
      • Acor. Drach. j.

Groͤblicht zerſchnitten und zerſtoſſen / in - drey Saͤcklein gethan / wohl durchnaͤhet / in Wein gekocht und warm uͤbergeleget. Daß Haͤfftpflaſter iſt alſo bereitet worden.

  • Rp. Ceræ unc iij.
    • Reſin. unc. vj.
    • Therebinth. unc. iiij.
    • Pic. naval. unc. iij,
    • Gumm. Arabic. unc. j. S.

Laß es uͤber gelinden Feuer zergehen / da - mit ſich der Gumm: und Pech mit denan -29Feldſchers. Cap. XI. andern 3. Stuͤcken recht vermiſchenkan / und wenn es ein wenig erkaltet / ſo ruͤhre von folgenden Pulvern ſo viel darein daß es die Haͤrte eines Pfl. uͤberkomme.

    • Rad: Conſol. Major.
    • Sant. rubr.
    • Gumm. Traganth. ana. q. S.
  • M. F. S / Haͤfftpflaſter.

Daß Pulver zum Haͤfften bereite / nach folgender Formul.

  • Rp. Gallar. immaturat. unc. S.
    • Rad. Ariſtoloch. rotund.
      • Conſol. Major. an drach. i. s.
    • Farin. Hord.
      • Fabar. ana. Scrup. iiij.
    • Traganth.
    • Sanguin. Dracon. Drach. j. S.

Vermiſche es wohl untereinander und ma - che es zu einem zarten Pulver.

Daß gruͤne Defenſiv-Pflaſter mache von friſchen Kraͤutern und nachfolgender Be - ſchreibung.

  • Rp. Pulv. Alchymill. unc. ij. S.
    • Malv. unc. ij.
    • Oliban.
    • Myrrh. ana unc. S.
    • 30
    • Chamom:
    • Roſar:
    • Bethon: an. Drach. iij. S.
    • Therebinth:
    • Cera
    • Reſin: an. unc vj.

Die letztern 3. Stuͤcke laß uͤber gelindem Feuer zergehen / und ruͤhre hernach unter ſtetem agitiren die obigen Pulver gemach hinein. So iſt es bereitet.

Daß rothe Defenſiv Pflaſter wird alſo gemacht.

  • Rp. Cer: Citr: unc. vj.
    • Sev: Hircin: unc. iij.
    • Ol: Lin:
      • Roſar: an. Drach: ij. S.

Laß es mit einander zeꝛgehen / ſeige es durch ein Tuch und wenn es nochmahls zergan - gen ſo thue darein.

  • Pulv: Cerusſ:
    • Lytharg: an. unc: j.
    • Maſtic:
    • Oliban: an. Drach. j. S.
    • Myrrh: Drach. ij.
    • Min: unc. iij.
    • Camphor: unc. S.
Mer -31Feldſchers. Cap. XI.

Mercke aber / es muß erſt ein wenig kalt ſeyn / und ſonderlich zuletzt daß Minium unter ſtetem agitiren darein geruͤhret / letz - lich den Camphor ſo zuvor in Spirit: Vin: ſolviret worden.

  • F. l. A. Emplaſtrum.

Dieſes Pflaſter wie ſchlecht es auch anzu - ſchen mache mit Fleiß es wird dir deine Muͤhe wohl belohnen / denn es zertheilet alle hitzige Geſchwulſt / ſtillet die Schmer - tzen / und wehret allen Inflammationen.

Daß Stich-Pflaſter ſo ich bey dieſen Wunden offters gebraucht / habe ich alle - zeit ſo gemacht.

  • Rp. Ceræ
    • Reſin: ana unc. iiij.
    • Therebinth:
    • Ol. Olivar:
      • Juniper:
      • Bethon:
        • Puleg: ana unc. iii.

Laß alles mit einander zergehen uͤber ge - lindem Feuer / exprimir es durch ein Tuch / und wenn es wieder zergangen ſo thue ſol - ches zu nachgeſaͤtzten Kraͤuter Saͤfften / welche zuvor alſo gekocht werden muͤſſen /C iiijdaß32Des wahrhafftigendaß keine Feuchtigkeiten mehr darinnen zu ſyuͤhren.

  • Succ. de Herb. Bethon.
    • Veron.
    • Puleg.
    • Majoran.
    • Salv. ana. unc. j. S.

Wenn dieſes wohl mit einander vermiſcht / ſo thue nachdem es erſt ein wenig erkalt er folgende Gummata ſo zuvor in Eſſig ſolvi - ret / und durch ein Tuch geſiegen worden / darein.

  • Oliban.
  • Myrrh.
  • Gumm. Elem. ana. Drach. ij. S.
  • Benzoin.
  • Colophon. ana. unc. S.

Letzlich bey ſtaͤtigem umbruͤhren ſchuͤttele dieſe Pulver gemach hinein.

    • Lap. Magnet. ppt. unc. S.
    • Rad. Ariſtoloch. rotund.
    • Aloes Epatic.
    • Coral. rubr. ppt.
    • Succ. ppt.
    • Lapid. Hæmatit ppt. ana. unc. j.
  • M. F. Empl.
Der33Feldſchers. Cap. XI.

Der Umbſchlag in hitzigen Augen und Ge - ſchwulſten wird nach folgender Beſchrei - bung alſo gemacht.

  • Rp. Succ. Ruth.
    • Euphraſ. ana. unc. j.

Vermiſche ſolche Saͤffte mit folgenden Waſſern.

  • Aq. Flor. Roſar.
      • Cyan. unc. ij.
    • Fœnic. unc. j.
    • Ruth. unc. j. S.
    • Plantagin.
    • Tuſſilagin. ana, unc. ij. S.

Und letzlich thue mehꝛ dieſe 3. Pulveꝛ daꝛein.

  • Tut. ppt.
  • Sacch. albiſſ. ana. unc. S.
  • Camphor. Drach. S.

Hierin netze ſechsfache Tuͤchlein druͤcke ſie allezeit wohl auß / und legs des Tages etli - che mahl uͤber die Augen.

  • M. F. Umbſchlagwaſſer.

Reinigendes und kuͤhlendes Gurgelwaſſer in Halßwunden

  • Rp. Herb. Veron.
      • Vinc. pervinc.
      • Agrimon.
      • Bethon. an. M. j.
    Flor. 34Des wahrhafftigen
    • Flor: Prunell:
      • Roſar: m. j. s.

Koche dieſes in 3. Maaß Brunnen Waſſer mit Drach: j. s. Alaun. und Drach: ij. Rad: Torm: biß ein Theil eingeſotten / den ſeige es durch ein Tuch / laß es erkalten und mi - ſche noch darein.

  • Sem: Cydon: Unc. s.

Ziehe derſelben Schleim wohl zerſtoſſen mit Unc: iij. Wegebreitwaſſer herauß und miſche noch darzu.

  • Mell: Roſar: Unc. j. s.
  • Syr: ex Cort: Arant:
    • Papav: errat.
    • Roſar: ana Unc: ij.

Die Pulver zum einſtreuen umb das Blu - ten zu ſtillen koͤnnen auff folgende 2. Arten bereitet werden.

Daß rothe.

  • Rp. Sangv: Dracon:
    • Aloes.
    • Bol: Armen: ana Unc. s.
    • Terr: Sigill: Sileſ: rubr. Drach: ij. s.
    • Farin volatil: Unc. ij.
    • Myrrh: Drach: iij.
    • Pul: Traganth: Unc. j.
    • 35
    • Oliban: Drach: j. s.
  • M. F. Pulv.: ſubt:

Folgendes iſt etwas beſſer und habe ich mich auff deſſen Wuͤrckung offters verlaſ - ſen koͤnnen.

Daß Graue.

  • Rp. Mum:
    • Aloes Epat:
    • Conſolid: Major: ana. Unc. j.
    • Colophon: Unc. s.
    • Nuc. Moſchat: Drach: vj.
    • Cort. Granat: Drach: ij.
    • Ter: Sigill: alb: Unc. j.
    • Gypſ: Drach: vij
  • M. F. Pulv: ſubtiliſſim.

Die Clyſtier ſo abfuͤhren ſollen und zugleich auch etwas ernaͤhrendes zuruͤck laſſen / koͤnnen auff nachgeſetzte Art bereitet und appliciret werden.

  • Rp. Hord: mundif: Unc. ij.
    • Herb: Althææ
      • Malv:
    • Flor: Chamomill: ana. M. j. s.
      • Sambuc. M. j.

Dieſe Stuͤcke koche in einer Huͤnerbruͤhe biß ein Theil davon eingeſotten / dañ thue dar ein

Ol. 36Des wahrhafftigen
  • Ol. Chamom. unc. j. S.
    • Roſar. unc. S.

Dieſes muß nicht uͤber ein Pfund ſeyn / und ſo warm als es zu erleiden taͤglich 2. mahl appliciret werden.

Und hiermit ſey daß Ende dieſer erſten Abtheilung / in welchem die Haupt / An - geſichts und Halß Wunden ſambt deren Medicamenten und Cur beſchrieben und abgehandelt worden. Nun kommen wir zu dem Leibe / welches unter dem Wort Bruſt und deſſen darunter liegenden Theilen dem geliebten Leſer vor - geſtellet werden ſol.

Des

Des rechten und wahrhafftigen Feldſchers Andre Abtheilung. Jn welcher alle Wunden des gantzen Leibes / und der Bruſt be - ſchrieben werden / ſambt deren Unterſcheid / Kenzeichen / Zu - faͤlle und Cur.

Cap. 38Des wahrhafftigen

Cap. I. Beſchreibung der Bruſt / derſel - ben Verwundung / Unterſcheid und Cur.

U Nter dem Wort Bruſt geehrter Le - ſer habe ich zugleich den gantzen Leib und deſſen edle Glieder bedeuten wol - len. Ehe und bevor ich aber zu den Wun - den inſonderheit ſchreite / werde ich nicht unrecht thun / wenn ich dir eine kurtze doch gruͤndliche Anatomiſche Unterweiſung der aͤuſerſten Decke / womit der gantze Menſch - liche Coͤrper umbhuͤllet und bekleidet vor - ſtelle / und dieſes ſoͤl bey jedem Capitel ge - ſchehen. Daß erſte / daß uns zu Geſichte kompt / iſt die aͤuſerſte und die darunter lie - gende Haut / dann das Schmaltz / daß fleiſchichte Fell / die Maͤuſe ſo wohl zwi - ſchen der Rippen als Unterbauchs / dann die Rippen ſelbſt / und derſelben in wendi - ges Haͤutlein Pleura, im Unterbauch aber daß umbgeſpante feſte Haͤutlein Perito - næum. Denn gleich wie daß Rippen - Fell den Oberleib gantz umbzogen / und fornen daß Bruſtbein / hinten den Ruck -grad /39Feldſchers. Cap. I. grad / und unten daß Zwerchfell oder die Scheidewand zugraͤntzen hat damit daß Hertz und die Lunge / ſambt der groſſen Holl - Blut-Pulß und Lufft-Ader deſto freyer ihre Bewegung verrichten koͤnnen. Alſo bekleidet gleichſam daß Peritonæum den Unterleib / und deſſen Theile: Als / Ma - gen / Lebeꝛ / Miltz / Nieren / Gedaͤrme / Haꝛn - blaſſe / derſelben Gaͤnge / und Saamenge - faͤſſe.

Dahero kan die Bruſt auff vielfaͤltige Art und Waffen bald durch hauen / ſtechen[/]ſchuͤſſen / quetſchen / ſchlagen etc. verletze[t]werden / davon etliche nur die aͤuſerſte[n]Theile: Als / Haut / Fett und Maͤußlei[n]beſchaͤdigen und naͤchſt fleiſſiger Auffſich[t]leicht curiret werden: Und dieſes nenne[t]man die aͤuſerlichen Bruſtwunden die an[-]dern aber / gehen gar in den holen Leib mi[t]und ohne Verletzung der Principal Glieder[/]die erſten koͤnnen wenn kein vornehme[ſ]Glied verletzet auch curiret worden / ſind a[-]ber gefaͤhrlich / und erfodern eine genaue Auffſicht. Abſonderlich muß man ſich wohl fuͤrſehen / damit nicht zuviel Blut in den Leib lauffe / und durch deſſen ſchaͤdlicheFaͤu -40Des wahrhafftigenFaͤulung Ungelegenheit verurſache. Am aller gefaͤhrlichſten ſind dieſe / welche gegen den Ruͤcken Grad angebracht werden / und die ſo durch und durch gehen / weil der Todt die meiſten mit fort zu nehmen pfleget / und dieſes wegen Menge der Nerven / Blut - und Pulß-Adern / davon die erſten eine genaue Verwandſchafft mit dem Hertzen / Hirn / und Genicke haben / die andern aber haͤuffig daſelbſt auff und ablauffen.

Wenn bey ſolcher Beſchaͤdigung die in - nerliche Glieder verletzet muß es aus den Kennzeichen / wie bey eines jedweden Theils Beſchreibung nachfolgend gemel - det werden wird geurtheilet werden / und dieſes ſol aus 2. Urſachen geſchehen / erſt - lich damit ein jeder Feldſcher / derſelben Unterſcheid / Zufall / Kenzeichen und Cur recht erkennen / und denn mit denen benoͤ - thigten Medicamenten deſto beſſer proce - diren koͤnne.

Cap. II. Von den Wunden der Lungen / deren Kenzeichen und Cur.

Die41Feldſchers. Cap. II.

DJe Lunge iſt einer weichen und lu - ckern Subſtantz, damit ſie vermit - telſt der Lufft-Roͤhre welche ſich in viel Theile daſelbſt zertheilet / und mit der Lungen vereiniget die aͤuſerliche Lufft an ſich ziehen / und ſolche dem Hertzen (weil ſonſten deſſen Spiritus gleichſam vor rau - hender Waͤrme erſticken muͤſſen (zu einer Kuͤhlung zuſchicken koͤnte / hat ſonſten mit vorgedachter Verrichtung noch dieſe Wuͤr - ckung / daß ſie durch daß Athem holen die eingezogene Lufft von ihrer Unſauberkeit vermittelſt derſelben ſchwaͤmmichten We - ſens vorher ein wenig laͤutere und reinige.

Wenn ſie nicht in dem mittleren Theile verletzet / ſo kan ſie noch wohl / wie mir off - ters wiederfahren curiret werden.

Derowegen wenn dir ein ſolcher Pati - ent vorkompt / und du biſt durch folgende Kennzeichen verſichert daß die Lung ver - wundet / als: Staͤtiger Huſten und daher entſtehender ſchwerer Athem / welcher haͤuffig zu den Wunden außdringet / daß Gebluͤte ſo auß dem Halſe kompt iſt voller Schaum / uñ dieſes aus dẽ Wundẽ ſchleimig deꝛ Schmeꝛz iſt an dem Orte ihres Lageꝛs uñDder Pa -42Des warhafftigenPatient wird bald hitzig / bald bleich / ſo ſtille wo moͤglich vor allen Dingen das blu - ten. Euſerlich mit einer guten Blutſtil - lung / innerlich aber mit ein wenig rothem Sandel und Bol Armen: mit Wegebreit Waſſer und Scrup. j. gereinigtem Sal - peter vermiſcht / welches taͤglich 4. 5. und mehrmahl geſchehen und wiederholet wer - den muß.

Die Cur richte alſo fort ein / daß die verletzten Theile vor Entzuͤndung und Schmertzen bewahret werden / und weil gemeiniglich viel Blut in den Leib hinein - laufft / ſo treib ſolches durch zertheilend - und abfuͤhrende Wundtraͤncke her auß / wie auß der Formul: ſo im letzten Capitel dieſes 2. Theils beſchrieben zu vernehmen ſeyn wird / halte den Leib ſtaͤtigs offen / verwahre allezeit denſelben mit moͤglich - ſter Nothwendigkeit / und wo einige Ader - laß noͤthig / ſo thue ſolches nicht allein / ſon - dern wiederhole es auch zum 2. und dritten mahl / weil es Lufft macht und der Ent - zuͤndung wehret. Jſt die Wunden groß / ſo ziehe ſie mit einem anklebenden Pflaſter zuſam̃en / und halte ſie eine Zeit offen / da -mit43Feldſchers. Cap. II. mit die Matert ihren noͤthigen Gang habe zum Außlauffen / die Meiſſel mache nicht zu dicke und zu lang / auch alſo damit ſie nicht in den holen Leib fallen koͤnnen. Heile letz - lich die Wunden mit einem guten und dick - geſtrichnem Stichpflaſter und lege allezeit ein Defenſiv mit einem dicken Paͤuſchlein daruͤber.

Cap. III. Beſchreibung des Zwerchfells deſ - ſen Wunden / Kennzeichen und Cür.

Das Zweꝛchfell als die Scheidewand des Obern - und Unternleibes / ver - hindert daß die Daw - und Nah - rungs Glieder nicht hinauff treten uñ daß Hertz und die Lunge in ihrer edlen Verrich - tung verhindern koͤnnen / iſt einer mem - branoſiſchen und Muſculoſiſchen Art / da - mit es durch deſſen offtere Bewegung daß Hertze deſto beſſer abkuͤhlen moͤge / ſonſten ſind noch 2. Haͤutlein im Oberleibe / als Pleura und Mediaſtinum, vom erſten und deſſen Nutzen iſt vorhero gemeldet woꝛden / das andre aber iſt dem Zwerchfell ziemlich gleich und wie daſſelbe den Untern-und O - bern Leib von einander ſondert / alſo theilet dieſes die Bruſt gleichſam in 2. Theil.

D ijWie -44Des warhafftigen

Wiewohl die Wunden des Zwerchfells ins gemein vor toͤdtlich gehalten werden ſo halte ich doch davor / daß man einen Un - terſcheid machen muß ob die Verletzung in dem duͤnnen Spanaͤdrigen und mitleren Theile geſchehen oder in deſſelben Umbkrei - ſe und fleiſchichtem Theile: Von den erſten ſage ich gleichfals daß ſie ins gemein toͤdt - lich / wegen der Erſtickung ſo darauff fol - get / die andern ſind zwar auch gefaͤhrlich / koͤnnen aber noch mit groſſem Fleiß curiret werden. Die Kennzeichen dieſer Ver - wundung ſind folgende / aus der Wun - den fleuſt ein ſchaͤumicht Blut / die Schmeꝛ - tzen ziehen ſich von dem Ort der Verwun - dung biß uͤber die Schulter und Schulter - blat / das Athemholen iſt ſchwer und muß mit vielen Keichen und Huſten geſchoͤpfft werden / der Patient geraͤth unterweilen in wunderliches Lachen und Aber witz / und dieſes wegen genauer Verwandtnuͤß deſ - ſelben mit dem Haupte.

Deine Cur richte voꝛnehmlich dahin da - mit keine Entzuͤndung darzu kom̃e / welche dir ſonſten die allergroͤſte Verhinderungen verurſachen wuͤrde / und procedire uͤbri - gens mit dem Verbinden / wie ich dir imvor -45Feldſchers. Cap. IV. vorhergehendem Cap: bey den Lungen - Wunden gemeldet habe.

Cap. IV. Magenwundẽ / deren Unterſcheid / Kennzeichen / und welche noch zu curiren.

DEr Magen iſt einer laͤnglich runden Geſtalt hat oben zu deſſen Eingan - ge und unten zum Außgange der verdauten Speiſe einen langrunden Halß / welcher letztere ſich mit dem zwoͤlff Finger Darm vereiniget / der erſte wird der Ma - genmund / und der ander von etlichen der Pfoͤrtner genand. Er iſt dz rechte Proviant Haus uñ Kuͤche des menſchlichen Coͤrpeꝛs / ohn deſſen Wohlſtand / richtiger Dauung / und Verfertigung des Milchſufftes kein Glied beſtehen kan / ſein Lager iſt im Mittel des Oberbauchs unter dem Zwerchfell / ru - hende auf den Lenden / Gewerbbeinen und dem Ruͤcklein / iſt zuſammengeſetzet von 3. Haͤutlem / davon daß erſte das ſtaͤrck eſte iſt / uñ nicht geringe Verwandſchafft mit dem umbgeſpañeten Fell hat / von den andern 2. aber befiehe des ſinnreichen Bartholin: A - natomi. lib. 1. c. 9. p. 77. woſelbſten er merck - wuͤrdig davon redet.

D iijWie46Des wahrhafftigen

Wie in den vorigen Wundẽ des Zweꝛch - fells ein Unterſcheid zu machen / ob ſie noch curiret werden koͤnnen oder nicht / alſo muß es auch in den Wunden des Magens geſchehen / denn welche oben bey deſſen Eingange tieff und in die Hoͤle gegangen / alſo auch die durch und durch in dem mit - lern Theile deſſelben geſchehen / ſind toͤdt - lich / die jenigen aber ſo nur eine Seite und den aͤuſerſten Theil verlaͤtzet / wie auch die ſo unterweꝛts geſchehen / ſind ſo gar gefaͤhr - lich nicht / und habe ich derſelben unter - ſchiedliche naͤchſt Gott wieder zu rechte ge - bracht.

Die Kenn zeichen dieſer Verwundung ſind / wenn bald darauff ein Erbrechen von Blut Gall und Speiſe erfolget / inglei - chen was an Speiß und Tranck genoſſen worden / gehet unverdauet oder wie ein Brey zu der Wunden herauß / der Pa - tient hat keine Luſt zum eſſen / empfindet groſſe Schmertzen / und der allbereit er - zeugte Milchſafft gehet mit der Speiſe zu - gleich herauß; Uñ dieſes ſind unbetruͤgli - che und gewiſſe Muthmaſſungen eines ver - wundeten Magens / wornach du deine Cur alſo anfaͤnglich einꝛichten uñ anſtellẽ muſt.

Gieb47Feldſchers. Cap. IV.

Gieb dem Patienten taͤglich 3. mahl von dem heilenden und remigenden Tranck / welcher im letztern Capitel unter Beſchrei - bung der Medicamenten zu befinden alle - zeit Unc. ij. iſt es moͤglich / ſo unterhalte denſelben die Zeit uͤber mit gelinden und ſtaͤrckenden Speiſen / weil nach ſolchen der Magen ſich etwas einziehet / und zur Hey - lung geſchickt gemacht wird / haͤlt das Er - brechen zu lange an / ſo gebrauche aͤuſerlich ein Magenpflaſter und innerlich die zu - gleich mit ernaͤhrenden Clyſtiere / welche ich bey keiner Verwundung nuͤtzlicher als bey dieſer gebraucht / aͤuſerlich ſchmiere umb den Magen und deſſen Theile herum daß ſtaͤrckend und lindernde Oel / welches die aͤuſerliche Zufaͤll wird helffen zuruͤck - halten / iſt die innerliche Wunden groß / und du kanſt vermittelſt eines fuͤglichen an dich ziehends darzu kommen / ſo bemuͤhe dich durch ein kuͤnſtliches haͤfften derſelben wieder zu helffen / wie ich mit Gregor Kre - ſpen einem Musquetier von des damaligẽ Herꝛn Obriſtlieutenant Cannen Compa - gnie gluͤcklich vor genommen / die Wunden verſiehe aͤuſerlich des Tages 2. mahl mit warmen Teryentin ſo mit RoſenhonigD iiijver -48Des warhafftigenvermiſcht worden / und halte dieſelbe eine weile offen / mit nicht gar zu langen und zu kurtzen Meiſſeln damit die erſten nicht Schmertzen verurſachen und die andern die Medicamenta recht hinein bringen koͤnnen / beſtreich dieſelben mit vorgedach - tem reinigenden Saͤlblein / worzu du noch ein wenig vom Eyerdotter miſchen kanſt / wenn alles gereiniget / und keine Gefahr zu befuͤrchten / ſo beſchleuß die Wunden mit einem guten Stichpflaſter.

Cap. V. Von den Wunden der Leber und Gallen Blaßleins / derſelben Unter - ſcheid / Kennzeichen / und ob es moͤg - lich das noch einigen dißfalß zu helffen.

DJe Leber hat ihr Lager unter den O - bern-Rippen gegen der rechen Seiten / woſelbſt auch daß Gallen-Blaͤßlein ſeinen Sitz hat / dahere man offters ſiehet daß derſelben groͤſter Theil den Magen theils bedecket nnd eꝛwaͤrmet iſt einer fleiſchichten doch luckern Subſtantz, ſich vergleichende mit einem ſtuͤck gerunnen Bluts: Wie der Magen eine Kuͤche und Wohn-Haus derSpei -49Feldſchers. Cap. V. Speiſe / alſo iſt die Leber eine Werckſtadt und Kuͤche des Gebluͤtes / ohne welcher rich - tigen Außarbeitung uñ Hinſendung nach dem Hertzen der menſchliche Leib nicht bey Geſundheit erhalten werden kan.

Die Wunden der Leber ſo in derſelben Subſtantz gehen ſind toͤdtlich / weil durch ſolche Verletzung die Blutkochung zerſtoͤ - ret wird / das Blut heraus laufft und die Leber erkalten muß / wie aus dem aͤuſerli - chen Anſehen des Patienten abzunehmen / welcher gantz blaß wird und eine haͤßliche Farbe uͤberkom̃et / iſt aber die Verletzung nur aͤuſerlich / und gleichſam auf dem Ran - de / ſo iſt noch Hoffnung uͤbrig dem Ver - wundeten zu helffen wie man deñ niemals an der Genaͤſung verzweifflen ſoll / dero - wegen mercke / wie du deinem nothleidendẽ Naͤchſten zu Huͤlffe kom̃en kanſt und nimb folgende Kennzeichen erſt in acht. Die aͤu - ſerliche Wunde iſt ins gemein umb die Ge - gend des Zwerchfells nach der rechten Sei - ten zu / daß Blut laufft haͤuffig her auß / der ſtechende Schmertzen kombt geſchwind die gantze Seitẽ biß zum Schulterblat hinauf / der Verwundte giebt viel Galle von ſich / und wil gerne auff dem Bauche liegen /D vhar -50Des wahrhafftigenharnet ſo fort Blut / auch der Stullgang iſt nach etlichen Tagen mehrentheils blu - tig / und dieſes ſind die Zeichen welche eine verwundete Leber gewiß machen koͤn - nen.

Die Cur muß alſo geſchehen: Anfaͤnglich gebrauch vor allen diugen ſolche Mittel wel che daß Gebluͤte ſo in den holen Leib gelauffẽ zertheilen und abfuͤhren / weil daſſelbe ſich ſonſten unten an der Schaam zuſammen ſetzen und durch deſſen ſchaͤdliche Faͤulung allerhand Ungelegenheit ja wohl gar Ge - ſchwiere verurſachen wuͤrde / worzu der un-letzten Cap: beſchriebene Wund - tranck ein dienliches Mittel / unterhalte den Patienten mit gelinden und ſtaͤrcken - den Speiſen / und habe acht / damit der Leib allezeit offen bleibe / ſo wird zur in - nerlichen Heylung die ohne diß Huͤlff begi - rige Natur ihr beſtes mit zugleich beybrin - gen.

Und dieſes alles nimb auch in Verwun - dung des Gall-Blaͤßleins in acht / bey deſ - ſen Verletzung die Gelbeſucht mitzuzu - ſchlagen pfleget: Aeuſerlich tractire die Wunden wie bey allen Bruſtwunden ge -meldet51Feldſchers. Cap. VI. meldet worden und wenn ſie ſehr groß ſo kan anfaͤnglich ein wenig Haͤfften nicht ſchaden / letzlich Beſchließ die Wunden mit trucknenden Mitteln.

Cap. VI. Miltz und Nieren-Verwundung / wobey ſie zuerkennen und zu cu - riren.

DEr Miltz iſt einer laͤnglich-rundten Geſtalt faſt wie eine Ochſenzunge / ſtoͤſt auff einer Seiten gemeiniglich an den Magen und mit der andern beruͤh - ret er die falſche Rippen / ſo daß ſein Lager in der lincken Seiten / gegen der Leber und Ruͤcken zu ſich befindet / deſſen Verrich - tung iſt nach D. Bartholini Meinung lib. j. Cap. 16. pag. 169 / das er die verwerfflichen ſchlam̃ichten Feuchtigkeiten auß der Leber an ſich ziehe / die melancholiſche Unart da - von abſondre / damit es ſich von dem gu - ten erhalte / und denn daß abgeſonderte in den Magen und Gedaͤrme außſtoſſen koͤn - ne. Die Nieren derer Weſen ein hart der - bes Fleiſch / mit einem ſubtielen Haͤutlein uͤberzogen / haben beyderſeits ihr Lager unter der Leber und Lendenwirbel / ihreVer -52Des warhafftigenrichtung iſt die verſamblenden uͤberfluͤſſi - gen Feuchtigkeiten des waͤßrichten theils vom Michlſaffte und Gebluͤte / welche ſie von den Venis emulgentibus empfangen / in Harn zu verwandeln und in die Blaſen zur Außguͤſſung zu ſchicken

Die aͤuſerlichen Wunden des Miltzes er - zeugen ſich in dem weichen der lincken Sei - ten / und iſt derſelbe nur etwas ſettwerts verwundet / ſo iſt noch moͤglich dem Pati - enten zu helffen / die jenigen aber / welche in deſſen Subſtantz und Gefaͤſſe gehen ſind mehrentheils toͤdtlich / weil ohne Verle - tzung der Blut Gefaͤſſe der Miltz nicht leicht beſchaͤdiget werden kan / und nach dieſem ſo fort daß nahrhaffte Gebluͤte vertrieben / die Lebens Waͤrme außgeloͤſcht und die Geiſter verjaget werden.

Die Zeichen eines verwundeten Miltzes ſind theils wie ſchon bey der Leber gemeldet worden und wenn der Patient Schmer - tzen biß zur Kehlen empfindet / auß der Wunden laufft dick ſchwartz Blut mit et - was von Milchſafft vermiſcht und endlich findet ſich auch wohl ein Fieber mit groſſem Durſt ein.

Die53Feldſchers. Cap. VI.

Die Verwundung der Nieren erkennet man aͤuſerlich bey der 5. oder 6. Spondilen der Lenden / der Schmertzen erſtrecket ſich biß umb die Schaam und Geburths Glie - der / der Patient harnet Blut wil offters und kan doch nicht recht harnen / auß dem Wundenloch laufft offt Waſſer mit Harn und Blut vermiſcht / und dieſes ſind Zeichen der gefaͤhrlichſten Nierenwunden / die andern wo nur daß fleiſchlichte Theil ein wenig verletzet / ſind nicht ſo haͤuffig und nur der Urin etwas roͤthlicht mit Blut vermiſcht.

Derowegen wenn dn deinem Naͤchſten noch zu helffen gedenckeſt / ſo tractire den - ſelben mit inner-und aͤuſerlichen Artzneyen wie bey der verwundeten Leber außfuͤhr - lich gemeldet worden: Nur mercke bey den Nierenwunden / daß allezeit wenn ſich der Harn verſtopffet man ſolche Artzneyen ge - brauche die oͤffnen und denſelben abtreiben / oder aber daß Inſtrument welches man in groſſen Steinſchmertzen durch daß maͤnnli - che Glied hineinſteckt undden Harn abloͤſt / gebrauche. Ein koͤſtlich Mittelbeſchrei -54Des wahrhafftigenbeſchreibet den Harn abzutreiben Jch. A - gricol. in S. Chirurg. p. 26. j. welches ich vielmal mit groſſem Nutzen gebraucht.

Cap. VII. Von Verwundung der Daͤrme / deren Unterſcheid / Kennzeichen / Weiſe zu haͤfften und Cur.

DEr Gedaͤrme ſind ins gemein an der Zahl 6. davon der halbe Theil die duͤnnen und der andre die dicken ge - nennet werden / alle ſind wie ich offters an - gemercket von 2. Haͤutlein zuſammen ge - ſetzet der 1. Von den duͤnnen wird der Pfoͤrtner oder zwoͤlff Finger Darm duo - dentum genant. 2. Der Leere oder Kuttel Darm Jejunum der 3. Von dieſer duͤnnen und erſten Art iſt der ſo genande Ileon oder krumme Darm wegen ſeiner kruͤmme und laͤnge der 4. oder 1. von den dicken iſt der blinde Darm (Cœcum) der fuͤnffte der grim Darm Colon der ſechſte und letzte aber iſt der Maſt-und Affterdarm (Rectum.) Dieſer nimbt vermittelſt ſeiner Weite allen Unrath von den andern Daͤrmen an / und ſchittet ſie durch den Hindern als unnoͤhti - ge Dinge auß.

Wenn55Feldſchers. Cap. VII.

Wenn die Daͤrme verwundet ſo geſchte - het es nicht allein durch vielfaͤltige Inſtru - menta, ſondern auch auff unterſchiedliche Art / als nach der laͤnge / uͤber quer und wohl gaꝛentzwey / davon die erſten zwar ge - faͤhrlich die andern aber gar toͤdtlich ſind / weil der Unflat in die Hoͤle des Schmer - bauchs ſteiget / und ſchaͤdliche Faͤulung ver - urſachet. Am aller gefaͤhrlichſten ſind die Verletzung der duͤnnen Daͤrmer / wegen ihrer ſubtilen Membranoſiſchen Subſtantz und groſſer Empfindligkeit und weil auch den dicken noch eher als dieſen einige Huͤlffe geſchehen kan. Was aber vor Daͤrmer ver - wundet / kan auß folgenden Kenzeichen ab - genommen werden.

So die duͤnnen Daͤrmer Wund / befin - den ſich die zeichen ſo bey den Magenwun - den gemeldet worden hierbey auch / denn die Speiſe gehet gemeiniglich gekocht mit Galle und den weiſſen Milchſafft vermiſcht zu der Wunden herauß die Verletzung iſt oberhalb des Nabels und der Schmertzen iſt unter der kurtzen Rippen. Wo aber die dicken Daͤrmerwund / ſo gehet entweder ein groſſer Geſtanck oder gar Miſt und Un -flath56Des warhafftigenflath auß der Wunden / wie ſonderlich bey der Verwundung des Maß-Darmes zu geſchehen pfleget die Wunden ſind unter dem Nabel und die Schmertzen biß zur Ge - gend des maͤnnlichen Gliedes. Die Cur der Darm-Wunden erfodern vier noͤthige Dinge.

1. Daß man die verletzten Theile wiede - rumb zuſammen bringe / und wenn ſie nicht gantz entzwey wieder haͤffte.

2. Wenn etwas von dem Eingeweide herauß hinge / daſſelbe geſchwind ehe es noch angegangen wieder hineinbringe und mit dem zuſammen heilendem Pulver be - ſtreue.

3. Die aͤuſerlichen Wunden wo es noͤ - thig auch Haͤfften etwas offen rein und ſau - ber halten.

Und 4. Wenn keine Gefahr verhanden und die Wunden gereiniget den Schaden zuheilen.

Daß Haͤfften muß wenn der Darm her - auß entweder auff die Art wie die Kuͤrſch - ner die Peltze zu naͤhen pflegen / geſchehen / oder mit einer ſubtilen Seiten gemacht von Hamelßdaͤrmern / ſo uͤber Nacht inWein57Feldſchers. Cap. VII. Wein eingeweicht verrichtet werden. Jch habe mich aber allezeit der erſten Art bedie - net / weil alle andren ſo theils Albucaſis, Galenus, und Joh. Vigo lehret mir nie - mahls angehen wollen / iſt aber der Darm nicht herauß ſo bemuͤhe dich daß du ihn zum Haͤfften an dich ziehen kanſt und ſaͤubre den Ort vorher wo du haͤfften wilt von al - ler Unſauberkeit / und wolte dich die Enge der Wunden daran verhindern / ſo ſcheue dich nicht dieſelbe durch einen vorſichtigen ſchnit zu erweitern / denn wenn du deinem Naͤchſten helffen wilt / ſo muß daß haͤfften nicht unterlaſſen werde / ſolte ſchon etwas Geſchwulſt an dem herauß hangendem Darm zu mercken ſeyn / ſo baͤhe ihn mit erweichenden Kraͤutern und bringe es denn in ſeinen gehoͤrigen Ort.

Die aͤuſerliche Cur richte auff reini - gen Fleiſch machen / und trocknen / doch daß anfaͤnglich die Wunden mit warmen rothem Wein etliche mahl außgewa - ſchen werden / und wenn ſieEwie -58Des wahrhafftigenwieder rein abgetrucknet / ſtreue etwas von dem zuſammen heilenden Pulver darauf / zum reinigen brauch die erſten Tage daß Roſenhonig / dann ein dick geſtrichnes Stichpflaſter nach groͤſſe der Wunden uͤber gelegt und ein gutes Defenſiv und Paͤuſch - lein darauff / damit daß erſte die Zufaͤlle verhindere / und daß andre verhuͤte / da - mit keine aͤuſerliche Lufft hineindringen moͤge / innerlich vergieß die Wundtraͤncke nicht / und ſonderlich halte allezeit den Leib offen / wie man den bald anfaͤnglich einige Clieſtierl. gebrauchen koͤnte / damit der noch in den Daͤrmen ſtoͤckende harte Unrath duͤnne gemacht und abgefuͤhret wuͤrde / und keine Verhinderung in der Cur verur - ſachen koͤnte.

Cap. VIII. Von den Wunden der Harnbla - ſen und des Gemaͤchtes / welche noch davon curiret werden koͤnnen.

DJe Blaſe iſt ein rechter Sammel - platz und Behalter des Harns / zwi - ſchen den Hindern und der Schamgele -59Feldſchers. Cap. VIII. gelegen / iſt in derſelben weitem Theile von 2. Haͤutlein zuſammen geſetzet / welches ſich doch bey deren Halſe in ein fleiſchicht-mu - ſculoſiſche Haut veraͤndert / damit ſie den Harn deſto fuͤglicher an ſich halten / und nicht wieder Willen außlaſſen koͤnne / wie es aber zugehe daß die Harngaͤnge in die Blaſen kommen beſtehe Vesling. Anat. p. 40. & ſeq. Cap. 5.

Bey den Wunden der Harn-Blaſen muß man gleichfals einen Unterſcheid ma - chen ob die Verloͤtzung in ihre Subſtantz ge - gangen oder nur den Halß und daß flei - ſchichte Theil beruͤhret / die erſten ſind we - gen membranoſiſchen Weſens und groſſer Empfindligkeit / worauff alſo fort / Ent - zuͤndung / Krampff / Fieber / etc. ſich ein - finden / toͤdtlich / geſchweige / der Ungele - genheit / welche von dem außrinnen des Harns in dem Unterleibe verurſacht wird. Die andern aber koͤnnen durch guten Fleiß des Wundaͤrtztes curiret werden / derer ich viel Exempel anhero ſetzen koͤnte / wenn es die kuͤrtze des Werckes leiden wolte.

Bey dieſen Wundẽ halte den Patienten zu einer guten Diät / und daß er wenigE ijtrin -60Des wahrhafftigenwincke / weil alle Dinge / ſo die waͤßrigen Feuchtigkeiten vermehren / und den Harn treiben ſchaͤdlich / gebrauch taͤglich gute Wund-Traͤnck / und euſerlich wenn das bluten geſtillet ſo waſche die Wunden mit warmen rothem Wein / und halte ſie eine Zeit mit einem ſubtilen Meiſſel offen / wel - cher zuvor mit Roſen Honig und Jndia - niſchem Balſam beſtrichen werden muß / und kehre dich daran nicht ob es gleich an - dre verbieten wollen / ſolte der Urin ſtehen bleiben und nicht fort koͤnnen / ſo hilff ihm mit einem darzu gemachten Inſtrument zum Außgange / lege ein Oppodeltoch - ber die Wunden und ein gutes Defenſiv, gemacht von Synnau und Bonenmehl darauff / damit keine Schmertzen und Entzuͤndung darzu ſchlagen koͤnne.

Die Wunden des Gemaͤchtes ſind ſehr gefaͤhrlich und die welche mit Verluſt der Roͤhren und Geilen gar toͤdtlich / dahero wo du merckeſt / daß die Verletzung des Patienten ſo / daß man ihm noch helffen kan / wie denn bey dieſer Verwundungder61Feldſchers. Cap. VIII. der aͤuſerliche Augenſchein die gruͤndlich - ſte Nachricht geben kan / ſo verwehre vor allen Dingen mit einem guten Cata - plasma die Entzuͤndung und Schmer - tzen / welche dir ſonſten die groͤſte Verhin - derung in der Cur machen wuͤrden / brau - che zum reinigen keine fette Dinge / wel - che die Vielheit der Nerven und Gefaͤffe allhier gantz nicht leiden wollen / hangen die Geilen herauß / und ſind doch nicht wund / ſo thue ſie bald hinein und haͤffte den Sack wieder zuſammen / procedi - re uͤbrigens wie bey der Heylung anderer Wunden gedacht worden / und erwar - te dießfals in meiner groſſen Wundarzney außfuͤhrlichen Bericht.

Cap. IX. Was von Verwundung des Her - tzens zu halten und ob es müguch / das ein Menſch nach deſſen Verwundung noch eine Weile leben koͤn - ne.

E iijDaß62Des wahrhafftigen

DAs Hertze iſt ein rechtes Wohn - Haus der lebendigen Geiſter / und ein Brunnquel der lebhafften Waͤrme nach deſſen Beſchaffenheit ſich alle Glieder des menſchlichen Leibes rich - ten muͤſſen / hat ſeinen Auffenthalt faſt im Mitteltheile der Bruſt / doch mehr nach der lincken als nach der rechten Seiten ſich wende / iſt geſtaltet wie ein Pineen Nuß / eines harten muſculoſiſchen Fleiſches / umbgeben mit einem membranoſiſchen Haͤutlein (Pericardium) theils zur Be - ſchirmung und denn auch damit durch deſ - ſen groſſe Bewegung es nicht von ſeinem Orte abweichen konne / hat zwey groſſe Hoͤhlen oder Ventriculos einen zur Rech - ten den andern zur Lincken was aber der - ſelben Verrichtung / und wie die Adern aus der Leber das Blut in daß Hertze lief - fern und von dar wieder zu jedem Gliede abfuͤhren und zuruͤcke bringen iſt uñoͤthig in dieſer Kuͤrtze zubeſchreiben / und kan ſolche Circulatio Sangvinis und dero vor - herlauffende Chylification außfuͤhrlicher in des Barbette Chirurgia Cap. XIIII. ge - leſen werden.

Alle63Feldſchers. Cap. IX.

Alle Wunden des Hertzens ſie geſchehen gleich wohin ſie wollen ſind duꝛchaus toͤdt - lich / nur das dieſelben welche in deſſen Kammer oder Hoͤle gegangen bald und in wenig Augenblicken wegen hefftiger Ver - gieſſung des Blutes und Verſchwindung der Lebensgeiſter den Todt verurſachen: Dieſe aber welche nicht groß und ohne Verletzung deꝛ Kam̃eꝛn nur in die fleiſchich - te Subſtantz gegangen / nicht ſo bald und geſchwinde als die vorigen / doch aber gleichfals den Todt mit ſich bringen. Es will zwar Paræus in ſeiner Chirurg. lib. IX. Cap. XXX. ein merckwuͤrdiges Exempel anfuͤhren / daß nicht allein einer nach Verwundung des Hertzens noch eine gute weile gelebet / ſondern auch ſeinen Feind uͤber 200. Schritte verfolget und unterſchiedlich verwundet / ehe er ge - ſuncken: Jſt es wahr ſo halte ich davor daß es nur eine geringe Verletzung im fleiſchichten Theile geweſen / und bleibet wohl gewiß; daß der jenige ſo biß in deſſen Subſtantz und Hoͤhlen verwundet wor - den / bald ſterben muͤſſen / die Adern aber zwar nicht ſo geſchwind / doch aber auch den Todt unfehlbar verurſachen.

E 4Cap. 64Des wahrhafftigen

Cap. X. Von Verwundung des Ruͤcken - marcks und Netzes / und wenn daſ - ſelbe heraußhinge wie ihm zu helffen.

WEil dieſes eine der groͤſten Ver - letzungen mit iſt / und offters im Felde vorzugehen pfleget / habe ich es in einem ſonderlichen Capittel abhandeln wollen; von den Wunden des Halſes und Genickes / welche eine genaue Verwand - ſchafft mit der Verletzung des Ruͤckgrads haben iſt ſchon im erſten Theil gemeldet worden / nun kommen wir zu denen ſo biß in den Ruͤckgrad hinein gegangen / und machen dieſen noͤthigen Unterſcheid / ob es nur die aͤuſerſten Theile deſſelben verletzet oder aber tieffer hindurch gedrungen / und die inner Ligamenten zerriſſen / die erſten koͤnnen nach angewandtem Fleiß leicht curiret werden / die andern aber weil der groͤſte Theil der Empfindligkeit und Be - wegung des menſchlichen Coͤrpers auffhoͤ - ret / daß das Athemholen faſt verſchwinden wil / und allerhand Convulſiones ſichein -65Feldſchers. Cap. X. einfinden / koͤnnen leicht den Todt verur - ſachen.

Steheſtu aber / daß dem Patienten noch zu helffen / wie man den keinen in dieſer und andern Verwunden huͤlffloß laſſen muß / ſo gebrauch folgende Mittel uñ nimb erſt dieſe 3. Regeln in acht.

  • 1. Stille den Schmertzen.
  • 2. Wende die Convulſion ab: Und
  • 3. Mache den Eyter dinn / damit er ohne

einige Schmertzen abgefuͤhret werden kan / und dieſes kan ein wohlbereitetes Re - genwuͤrmeroͤhl mit ekwas Jndianiſchem Balſam und Johannis Oel vermiſcht am beſten verrichten / die Convulſion abzu - wenden / habe ich den Patienten taͤglich mit nachfolgendem Oel 3. mahl den gan - tzen Ruͤckgrad biß ans Haͤupt geſchmie - ret.

  • Rp. Ol. Maſtichin.
    • Therebinth. ana Drachm: j.
    • Vulpin:
    • Hypericon:
    • Lumbricor: ana Drach. i. S.
    • 66
    • Camom. Drach. ij.
    • Menth. Scrup. ij.
  • M. F. Oel zum ſchmieren.

Und aͤuſerlich ein gutes Nerven-Pflaſter uͤbergeleget / ja endlich ſo verfahren / daß keine fernere Zufaͤlle darzu ſchlagen koͤn - nen.

Das Netze iſt ein zweyfaches Perga - menthaͤutlein verſehen mit Fett und vielen ſubtiel duꝛch einander lauffenden Blut und Pulß-Adern / iſt feſt gemacht am Grunde des Magens / und uͤber die Gedaͤrme auß - gebreitet / damit es ſie erwaͤrme ſtaͤrcke und erhalte / hat ſeinen Urſprung von dem um - geſpanten Fell / und dienet dem Magen gleichſam zu einem Ruhekuͤſſen / die Dau - ung deſto beſſer zu verrichten und zu befoͤ - dern. So daſſelbe verwundet und herauß - gewichen erfodert die Cur 5. nothwendi - ge Dinge / worauff ein jeder Feldſcher ge - naue Achtung geben muß. 1. Daß man das her aushangende Netze ehe es noch von der Faͤulung angegrieffen wieder an ſeiner. Ort bringe. 2. Mit nothwendi - gen Artzeneyen wie bey den Gedaͤrm -Wun -67Feldſchers. Cap. X. Wunden gemeldet worden verſtehe 3. Die Wunden gebuͤhrend und ſorgfaͤltig haͤffte. 4. So viel moͤglich verhindern / daß keine innerliche Glieder des Schadens theilhaff - tig gemacht werden. Und letzlich 5. wenn der Patient mit einer gebuͤhrenden Diæt und noͤthigen Aderlas verſehen die Wun - den reinige / zeitige und zuheile.

Zu mercken aber iſt / daß wenn daß Netze ſchon lange heraus gehangen und von der kalten Lufft ſchwartz-gruͤn ge - worden / ſo muſtu es am geſunden Orte bindeu und das vertorbene hinweg ſchnei - den / laß aber den Faden ſo lang / damit ein groß Ende aus der Wunden heraus - hangen kan / und das verwundete Netze nicht allein von dir hingezogen werden koͤnne wohin du wilt / ſondern auch wenn es wieder verheilet und abgeloͤ - ſet / der Faden heraußgezogen werden kan.

Und dieſes iſt lieber Leſer was ich dir von den Bruſt-Wunden in dieſem andeꝛn Theile mittheilen wollen / ich habe mich der Kuͤrtze befleiſſigen muͤſſen / weil esdas68Des wahrhafftigendas Wercklein an ſich ſelbſt erfodert / ſolte dir etwas abgehen / ſo wil ich dich dißfals wie ſchon offters geſchehen in meinen Chi - rurgiſchen Lorbeerkrantz vorweiſſen / wo - rinnen ich dir alles außfuͤhrlicher beſchrei - ben wil / unterdeſſen habe noch das folgen - de 11. Cap. beyfuͤgen wollen damit ein jeder Feldſcher den groſſen Unterſcheid ſehen koͤnne der gehauenen / geſtochnen / geſchoß - nen und vergifften Wunden: Auch was vornemblich bey deren Cur in acht zu neh - men.

Cap. XI. Nothwendiger Unterſcheid der ge - hauenen / geſtochnen / und geſchof - nen Wunden / auch was bey ver - gifften Biſſen / Stichen und Waffen in acht zu nehmen.

WJewohl ins gemein daß Wort Wunde alle Verletzte Gliedmaa - ſen des menſchlichẽ Coͤrpers bedeu - tet / und durch ſolche Redens Art von dem groͤſten Theile alſo bemercket wird / ſo muß man doch in dreyerley Dingen einenhoͤchſt -69Feldſchers. Cap. XI. bochnoͤthigen Unteꝛſcheid machen / 1. Welche Theile des menſchlichen Leibes verletzet / und dadurch gemeinet werden / 2. Ob die Verwundung groß oder klein / tieff / breit oder lang und 3. mit was vor einem Inſtru - ment und auff was vor Art das von ein - ander geſchiedene verletzet worden / ob es durch hauen / ſtechen / ſchieſſen / vergifftete Waffen und Biſſe der Thiere / oder auff ei - ne andere Weiſe von ſich ſelbſt verurſacht geſchehen oder nicht. (Gewiß iſt / es laufft die Deutung des Worts Wunde hinauß auff eine gewaltſame Zertrennung und Beſchaͤdigung des jenigen Theils / ſo natuͤr - licher Weiſe aneinander gehoͤret / was vor Theile verletzet und auff was vor weiſe es geſchehen / iſt theils ſchon berichtet und daß noch uͤbrige folget im 3. Theil hernach / vor dißmahl ſol in dieſem 11. Capitel nur der Unterſcheid wie ſchon gedacht worden ge - meldet werden: und machen wir den An - fang mit den

Gehaunen Wunden / welche mit rechtSolu -70Des wahrhafftigentio continui oder eine gewaltſame Zerthei - lũg uñ von einander Scheidũg eines gantzẽ Theils / welches vor aneinander geweſſen / genennet werden kan / es geſchehe gleich mit Schwerdtern / Degen / groſſen Meſſern / Senſen / Aexten und Beylen etc. mit und ohne Verletzung der Nerven / des Haar. wachſes / Blut / Pulß und Lufft Adern o - der mit einem andern Inſtrument damit man hauen kan / ſo richte auff folgende 6. Dinge deine Cur.

  • 1. Daß man daß Bluten ſtille.
  • 2. Der Entzuͤndung vorbeuge.
  • 3. Die Leffzen ſo viel noͤthig zuſammen bringe.
  • 4. Verhuͤte / daß nichts ſchaͤdliches in die Wunden falle / und darinnen bleibe.
  • 5. Daß Glied in ſeinem Weſen erhalten / reinige und zeitige.
  • 6. Und endlich die Wunden mit fleiſch - machend und trucknenden Dingen be - ſchlieſe.

Die geſtochne Wunden ſind eine gewalt - ſame Zerſtoßũg alleꝛ Theile welche ſie beruͤh - ren / geſchehen entweder mit Stoßdegen / Dolchen / Meſſern / Spieſen / etc. oder mitſol -71Feldſchers. Cap. XI. ſolchen ſpitzigen Inſtrumenten womit man einen durch den Stoß verletzen kan / die ge - hauenen Wunden ſind ins gemein ſo tieff und holl nicht als dieſe / daher verurſacht es denen Wundaͤrtzten mehr muͤhe dieſelben zu reinigen und daß abgeſonderte wieder zuſammen zubringen. Die Cur (es ſey die Verwundung auch wie ſie wolle) beſte - het.

  • 1. Daß man gleich den vorigen Wun - den daß Bluten ſtille und der Entzuͤndung vorkomme.
  • 2. Jnnerliche Artzneyen / wenn der ſtich in den holen Leib gegangen: Als: Wund - traͤucke / Blutzertheilende / Stullgang und Harn befoͤdernde Mittel nicht ver - geſſe.
  • 3 Einenoͤthige Aderlaͤß zur Hand nehme.
  • 4. Die Wunden mit dienlichen meiſſeln offenhalte,
  • 5. Den Eyter zeitige / alles wiederna - tuͤrliche heraußziehe und die Materi duͤn mache und abfuͤhre.
  • 6. Den Abgang des Fleiſches durch be - queme Mittel erſtatte und letzlich
  • 7. Die Wunden wie gebraͤuchlich zuhei - le nnd beſchlieſe.
Die72Des wahrhafftigen

Die geſchoſſenen Wunden ſind eine Zer - quetſchung / zerſchmetterung und zerreiſ - ſung der jenigen Glieder / welche ſie beruͤh - ren / und umb ein ziemliches gefaͤhrlicher als vorhergehende / wegen ihrer vielen Zu - faͤlle denen ſie unterwoꝛffen; wird verrichtet mit allerhand Sorten der Roͤhre / Muß - queten / Piſtolen / Terterolen. etc. und auch wol mit Stuͤcken. Die Cur muß wo ei - ne Genaͤſung erfolgen ſol durch folgende 9. Wege verrichtet werden.

  • 1. Daß man innerlich nnd aͤuſerlich den Brand loͤſche und ſich vor Fettigkeiten und hitzigen Oehle huͤte.
  • 2. Wo die Kugel noch darinnen und zu erlangen / dieſelbe mit dienlichen Inſtru - menten heraußziehen.
  • 3. Jn die Wunden nicht zu kurtze und nicht zu lange Meiſſel ſtecke / und ſie vorhe - ro mit der Pulverloͤſchung beſtreichen.
  • 4. Den Patienten damit nichts boͤſes darzuſchlage mit dienlichen Wundtraͤn - cken / Clieſtieren und andern Medicamen - ten ſo die Zufaͤlle verhuͤten verſehen.
  • 5. Solche Mittel in den Wunden ge - brauchen die daß zerquetſchte Fleiſch zu Ey - ter bringen und abfuͤhren.
6. Ge -73Feldſchers. Cap. XI.
  • 6. Genaw zuſehen damit die Wunden wohl gereiniget werde / und nicht etwas ſo mit hineingeſchoſſen darinnen ſtecken bleibe.
  • 7. So Beiner verletzet und Schieffer verhanden dieſelbe heraußnehmen / und wo ſie gar entzwey wieder richten nicht gar zu bald ſchienen gebr auchen / und wie einen offnen Beinbruch heilen.
  • 8. Daß verlohrne Fleiſch wieder erſetzen. Und deñ
  • 9. Die Wunden zuheilen und beſchlieſen. Hierbey wil ich noch mit anhero ſetzen.

Was bey vergifften Wunden ein Feldſcher in acht zu nehmen / weil ſolches demſelben hoͤchſtnoͤthigſt zu wiſſen. Sie ſind gleich ge - ſchehen auß Grauſamkeit und gifftigem Zorne der Thiere / oder erdacht durch Men - ſchen / vermittelſt derſelben vergifften unzu - laͤſſigen Waffen / von der erſten Art geſchie - het ſolches gemeiniglich durch raſende Hun - de / Woͤlffe / Nattern / Schlangen etc. mit beiſſen und ſtechen; Dem ſey nun wie ihm wolle / die Wunde weꝛde veꝛuꝛſacht / entwedeꝛ durch ein vergifftetes Inſtrument oder durch ein hinterlaßnes und eingedruͤcktes giftiges Ferment ſo ſind ſie in Mangel noͤthiger An - tidotorum und gegen Mittel toͤdtlich zu nen -Fnen. Am74Des wahrhafftigenAm aller gefaͤhrlichſten aber ſind dieſelben / welche groß und nahe am Hertzen gelegen.

Die Zeichen wobey man ſolche Wunden erkennen kan ſind nachfolgende. Ein em - pfindliches hin und wieder ziehen der Glie - der / ein tobend-und wuͤtender Schmertzen / gruͤn und blawlichte Farben und die Wun - den / welche endlich zu einer braun rothen Geſtalt werden groſſe Hitze und Zittern des gantzes Leibes und letzlich Raͤſereyen / continuirliche Ohnmachten und wol gar dẽ Tod verurſachen. Die Cur / wo noch einige Hoffnung uͤbrig / und bald anfaͤnglich ge - ſchehen muß / beruhet in folgendẽ 3. Regeln.

  • 1. Daß man alſofort innerlich ſchweiß - treibende und hertzſtaͤrckende Mittel ge - brauche / und eine Zeit damit anhalte / da - mit daß Hertz bewahret / und daß Gifft heraußgetrieben werden moͤge.
  • 2. Euſerlich Schrepffkoͤpffe / Saug - egeln und ſolche Medicamenta die das Gift an ſich ziehen / auffſetzen und gebrauchen / wie in folgendem Capitel auß meinem Gifft an ſich ziehendem Pflaſter zuſehen.
  • 3. Wenn kein Gifft mehr verhanden / die Wunden reinigen / zeitigen und mit einem guten Oppodeltoch zu heilen.
Cap. 75Feldſchers. Cap. XII.

Cap. XII. Von den MEDICAMENTEN, welche in dieſem 2. Theil gedacht wor - den.

NAch dem numehro nechſt goͤttlichem Beyſtand / die Wunden des Leibes kuͤrtzlich doch außfuͤhrlich betrachtet worden / ſo folgen auch die in ſelbigen ge - dachten Medicamenta und ſol mit einem zertheilend-und abfuͤhrendem Wundtrank der Anfang gemacht werden / deſſen Berei - tung iſt.

  • Rp. Herb: Veron:
    • Agrimon:
    • Sanicul:
    • Vinc. pervinc:
    • Malv:
    • Plantagin: ana. M. j. S.

Zerſchneide die Kraͤuter und koche ſie in ei - nem zugemachten Geſchir mit 2. Theil Waſſer und 1. Theil ſcharffen Bier Eſſig doch dz deſſelbẽ mehr nicht den 3. Maaß ſey / biß ein Theil eingekocht / dann ſeige es durch ein Tuch / und thue nachfolgende 4. Stuͤcke dar ein.

  • Pulv: Sangv: Hircin.
    • Ocul: caner.
    • 76
    • Sperm: Cœt:
    • Rub: tinctor: ana Drach. ij.

Hievon gieb dem Patienten taͤglich 2. mahl allezeit untzen. ii.

Der folgende Tranck dienet in allen Ver - wundungen und wird alſo gemacht.

  • Rp. Herb: Alchymill:
      • Sanicul:
      • Artemiſ:
      • Veron:
      • Periclimen:
      • Salv: ana M. i.
    • Flor: Roſar: M. i. S.
    • Rad: Serpentar:
      • Tormentill:
      • Barb: Caprin: ana Drach: ij.

Mache es gleich dem vorigen und kochs in halb Wein und halb Waſſer / doch daß es ins geſambt drittehalb Maaß ſey ſeige es durch ein Tuch und thue noch drein.

  • Pulv: Ocul: Cancr: Drachm: i.
      • Mumiæ.
      • Sperm. Cœti. ana Scrup. ii.
    • M. F. Hauſtus.

Hiervon muß der Patient taͤglich 2. mahl ein Spitz-Glaͤßlein voll trincken.

Nach77Feldſchers. Cap. XI.

Nachfolgender Tranck dienet vortrefflich zum reinigen und heilen / ſonderlich bey den Magen-Wunden und wird alſo bereitet:

  • Rp. Conſ: Roſar: unc. i.
    • Mell: Roſar:
    • Succ: Cydonior: ana unc. j. S.
    • Herb: Auric: Mur:
      • Hyſop. ana M. j. S.
    • Oliban:
    • Maſtic: ana Drach: j. S.
    • Ocul. Cancr. ana Drach. i.
    • mum. Drach. i.

Die Kraͤuter kochein Quitten oder Granathen Wein / auch in Mangel deſſen mit einem dienlichen gebrandten Waſſer / thue wenn es durch geſiegen eine ſtarcke Huͤner Bruͤhe oder die Suppen von Kaͤl - ber und Hirſchfleiſch darunter / laß es mit - einander noch ein wenig kochen und miſche die Conſervam warm darein hernach ſeige es noch einmahl durch und thue die uͤbri - gen Dinge darunter / dann gieb dem Pa - tienten taͤglich 3. mahl allezeit unc. ii. zu trincken.

F iijNach -78Des wahrhafftigen

Nachfolgendes Oel wird vornehmlich bey denen Verwundungen gebraucht / wo einige Staͤrckung und Linderung noͤthig / aͤuſer lich damit geſchmieret.

  • Rp. Ol. Abſynth.
    • Cydonior.
    • Roſar.
    • Lilior. alb. ana unc. S.
    • Olivar.
    • Myrrh. ana Drach. ij.
    • Camomill. unc. ii.

M. F. S. aͤuſerlich Oel zum ſchmieren. Die Ber eitung des Magenpflaſters / wo - von bey Beſchreibung und Cur der Ma - genwunden gedacht worden / iſt folgende:

  • Rp. Ceræ unc. xij.
    • Reſin:
    • Therebinth: ana unc. v.

Laß es abſonderlich mit einander zeꝛgehen / und thue folgende Oel darzu / damit ſie mit obigen zu noͤthiger Haͤrte gekocht und ver - miſcht werden koͤnnen.

  • Rp. Ol. Maſtich:
    • Menth: ana Drach. ij. S.
    • Abſynth:
    • Cydonior:
    • 79
    • Roſar. ana unc. j.

Und wenn es ein wenig erkaltet ſo ruͤhre darein.

  • Santal. rubr.
    • alb. ana Drach. ij.
  • Croc: Drach. j.

Und behre es ab mit Ol. Muſchat.

  • M. F. I. A. Empl:

Daß zuſammenheilende Pulver wovon offt gedacht worden und zum auffſtreuen gebraucht wird / mach alſo:

  • Rp. Maſtic:
    • Mum:
    • Bol. Armen. ana Drach. j. S.
    • Sangv. Dracon. Drach. j.
    • Rad. Barb. Caprin. Drach. ij.
    • Cort. Granator. Drach. j.
    • Conſol: Major. Drach. j. S.
  • M. F. ſubtilliſſ: pulv:

Daß Hautmachende und trucknende Pul - ver aber mache alſo:

  • Rp. Lap. Calam: præp.
    • Pulv: Ceruſſ: ana unc. S.
      • Rad. Torment Drach. j.
      • Ariſtoloch: rotund: Drach. ij.
      • Elen: Drachm. S.
      • Maſtich: Drach j. S.
    F 4Ly -80Des warhafftigen
    • Lythargir. unc. j.
    • M. F. pulv.

Wird wo Haut noͤthig gebraucht / und in fluͤſſige Schaͤden zu einſtrauen ge - braucht.

Daß Gifft an ſich ziehende koͤſtliche Pflaſter bereit nach folgender Beſchreibung.

  • Rp. Succ. d Allio
    • Sinap:
    • Diptam:
    • Ranuncul:
    • Rad. Aſphodel: ana. unc. j.

Koche vorhergehende ſaͤffte mit unc. iiij Ol. Scorpion. uͤber gelindem Feuer biß alle Feuchtigkeit der Saͤffte verzehret und thue deñ folgende Gummata ſo zuvor in gutem Rauten Eſſig ſolviret worden darem.

  • Gumm: Galban: Drach: iij. S.
    • Opopon:
    • Ammoniac:
    • Sagapen: ana. Drach. ij. S.

Denn ruͤhre wenn es ein wenig erkaltet noch darein.

  • Empl. d. Galban: unc. iij. S.
  • Mythridat: unc. S.
  • El: Juniper: Drach: ij.
Und81Feldſchers. Cap. XII.

Und letzlich dieſe 3 Pulver

    • Mum: Drach: iij.
    • Aſſ: fœtid:
    • Sulph ur. : ana. Drach: j.
  • M. F. E. S. A.

Daß Oppodeltoch deſſen offters in dieſen 2. Theilen gedacht worden / wird nach Felix Wuͤrtzens Beſchreibung in ſeiner Chirurg. part. 4. cap. 2. pagin. 620. und 621: alſo ge - macht / und waͤret wohl noͤthig daß auch die nothwendigſte Stuͤck / wie ſie zu dem Pflaſter bereitet weꝛden muͤſſen beſchrieben wuͤrden / aber es wuͤrde zu viel weitlaͤufftig - keit verurſachen. Nihm derowegen:

  • Cer: pur: Libr: ij.
  • Therebinth: Libri: j.
  • Ol. Commun: unc. iij.

Zerlaß es miteinander uͤber gelindem Feu - er und wenn es durchgedruͤckt und wieder zergangen ſo thue darein.

  • Succ: Chelidon:
    • ex fol: Quere:
    • Alchymill:
    • Veron: ana unc. j. S.
F vKochs82Des wahrhafftigen

Kochs mit obigen ſo lange biß alle Feuch - tigkeit verzehret und thue denu folgende Gummata darein.

  • Gumm: Ammoniac:
    • Galban:
    • Opopon: ana Drach. vi.

Solvire ſie in gutem Eſſig und druͤcke es durch ein Tuch.

  • Pulv: Colophon: unc. i. S.
    • Succin: unc. S.
    • Maſtic:
    • Myrrh:
    • Oliban:
    • Sarcocoll: ana Drach. iij.

Ruͤhre alles in obige Pflaſter Maſſa Und wenn es ein wenig erkaltet / ſo ruͤhre noch folgende Pulver unter ſtetem agitiren gemach darein.

  • Pulv: Subtilliſſ: de Lapid: Magnet.
      • præp. Drach. i. S.
    • Croc: Mart: unc. ij.
      • Vener. unc. j.
    • Lapid: Tut: præp. unc. iij.
      • Calaminar: præp. unc. x.

Zu letzt aber thue noch darein der ſuͤſſen rothen Erden vom Vitriol: und behre es ab mit Roſen-Oel ſo iſt es bereitet.

Zum83Feldſchers. Cap. XI.

Zum Beſchluß wil ich dir noch des Joh: Vigonis Nerven-Pflaſter mit anhero ſe - tzen / damit du dich deſſen koͤſtlicher Huͤlffe in den Ruͤckgrads-Wunden und allen Nerven Verletzungen gebrauchen kanſt nicht nach des Autoris Beſchreibung ſon - dern wie ſolches von dem Gelehrten und umb die Chirurgi hoch verdienten Cardilu - cio corrigiret und in deſſen drittem Theil der Stadt und Land-Apothecken pag. 738. und 739. beſchrieben wird.

  • Rp. Fol. & ſumit: Roriſmarin:
      • Bethon:
      • Centaur: ana m j.
    • Lumbr: Terr: lot: unc. iij.
    • Rad: Rub: tinctor: Drach. x.
    • Fol: & Semin: Hypericon: ana mj.

Zerſchneide alles klein und ſeud es in Wein und Eſſig / jedes anderthalb Pfund / biß die helffte eingekocht / druͤcke es durch ein Tuch / und verwahre die Bruͤhe / denn nim ſolgende Oel und Pulver.

  • Ol: Chamomill:
    • Roſar: ana unc. ij. S.
    • Lin:
    • Olivar:
    • 84
    • Therebinth: ana unc. j. S.
  • Pulv: Lytharg: unc. vj.
    • Min: unc. ij.

Koche dieſe Pulver mit obigen Oelen un - ter ſtetem umbruͤhren und zugieſſen vori - ger Bruͤhe (von welcher zuvor ſo viel noͤ - thig zu Solvirung der Gummaten uͤbrig behalten werden muß) biß daß es die Con - ſiſtentz eines Pflaſters bekomme / denn laß folgende Stuͤck abſonderlich zerge - hen.

  • Sev: Hircin:
    • Vitul: ana unc. ii. S.
    • Pic: naval:
    • Reſin: ana unc. j. S.
    • Cer: Citr: unc. iij.

Und wenn ſie durch ein Tuch geſiegen / ſo thue ſie unter die andre Pflaſter-mixtur, ruͤhre es wohl untereinander / und laß noch unter iiij. unc. Terp. uͤber gelindem Feuer abſonderlich zergehen.

  • Pulv: Maſtic: Drach. vj.
    • Gumm: Elem: unc. j.

Damit es unter vorige Maſſa geruͤhret werden moͤge / letzlich ſo nimb daß nochuͤbrige85Feldſchers. Cap. XI. uͤbrige Decoct: und ſiede darein folgende 3. Pulver:

  • Pulv: Ammonioe:
    • Sagapen:
    • Galban: ana Drach. iij.

Und laß es mit einander ſieden biß es wie ein Brey dicke wird / dann vermiſche es mit Fleiß mit der andern Pflaſter maſſa, doch daß es ein wenig vorhero erkaltet ſey / ſo iſt es gerecht. Die Tugenden dieſes Pfla - ſters ſind / daß es erweichet / zeitiget / zer - treibet / zertheilet und alle verletzte Nerven / Senen und weiſſe Geaͤder wieder zurechte bringet.

Und dieſes iſt der Schluß des andeꝛn Theils / unſers rechten und wahrhaff - tigen Feldſchers / worinnen dem geneig - ten Leſer / die Bruſt-Wunden und Ver - letzungen des gantzen menſchlichen Leibes / kuͤrtzlich gruͤndlich / und einfaͤltig be - ſchrieben worden / und waͤre wohl noͤ - thig geweſen daß noch bey der Anatomi - ſchen Beſchreibung hinzugeſetzet wor -den86Des warhafftigenden die Maͤußlein / Adern / Artherien / Nerven / und Ligamenten aber die belieb - te kuͤrtze hat es nicht zulaſſen wollen / und ſol es ob Gott wil eheſts mit beſſerer Ver - gnuͤgung geſchehen. Numehro kompt der 3. Theil / worinnen die aͤuſerſten Glie - der / Wunden / als Arm / Bein / und derſelben Theile vollkomlich betrach - tet / und deren Verletzung und Cur gruͤndlich berichtet werden ſol.

Des

Des rechten und wahrhafftigen Feldſchers Dritte Abtheilung. Handelnde von den Glieder - wunden der Armen / Beine und der - ſelben Theile mit deren Urſach / Unterſcheid / Kennzeichen / Zufaͤll und Cur.

Cap. 88Des wahrhafftigen

Cap. I. Von den Wunden der Schulter / derſelben Unterſcheid und Cur.

NAch dem wir von dem Haupte biß zum Leibe kommen und deſſen Ver - letzungen kuͤrtzlich beſchrieben / ſo iſt noch uͤbrig die aͤuſerſten Glieder als Arm - und Beiner zu betrachten / wobey mit ge - hoͤret / was denſelben verwand und zuge - than iſt / als bey den Armen die Schuldern / Ellbogen Haͤnde / Finger und aller derſel - ben gleiche; Und bey den Fuͤſſen / die Knie / Knoͤchel / Fußblat / Zehen und derſelben vielfaͤltige Gewerbbeiner. Denn Anfang wollen wir machen von den Schulderwun - den / ins gemein die Achſel genennet / wenn ſie nur etwas in daß fleiſchichte Theil ver - letzet / ſo iſt es wohl zu curiren / waͤre aber (wie es gemeiniglich geſchiehet) die Ver - wundung durch den Muſculum Deltoidem, welcher die Achſel uͤber ſich heben muß mit Beruͤhrung des Schulterblates ſelbſten gegangen / iſt die Cur etwas ſorglicher und wegen menge der daſelbſt befindlichen Ner - ven / ſo theils vom Gehirne und Genickeher -89Feldſchers. Cap. I. herkommen / und theils dem Arme die Be - wegung und Empfindligkeit geben muͤſſen / ſehr gefaͤhrlich / dem ſey nun wie ihm wol - le / ſo fange die Cur alſo an.

Saͤubre daß Blut ab / und wo einige Schieffer und ledigen Beiner verhanden / ſo bemuͤhe dich ſo viel moͤglich / dieſelben her - auß zu bringen / lege unter die Achſel einen dicken Pauſch / damit ſich alles am Schul - terblat in die Hoͤhe geben muß / denn dieſes dienet nicht allein darzu / damit keine Feuch - tigkeit ſich unterwerts ſetzen und ſchaͤdliche Cavitäten verurſachen koͤnne / ſondern auch in dem der Proceſſus Caracoides (wo er nicht mit beruͤhret) welcher daſelbſt herfuͤr - gehet / nicht der Zufaͤlle theilhafftig gemacht werden moͤge. Sobald wie vor gedacht die Wunden geſaͤubert und die Schieffer her - auß genommen worden / ſo ziehe die Wun - den / wenn ſie gehefftet werden muß, als in gehauenen) entweder mit Pflaſtern oder etliche Nadelhaͤfften / doch nicht allzudichte zuſammen / iſt ſie aber geſchoſſen / ſo brauch ſolche Dinge mit kurtzen Meiſſeln einge - ſteckt / die den Brand loͤſchen / und daß zerquetſchte Fleiſch zu Eyter bringen;GDenn90Des wahrhafftigenDenn bey dieſer Wunden muß man der Matert anfaͤnglich den Außlauff nicht ver - wehren / wenn die Materi gehen wil / und ſich wie gemeiniglich geſchiehet viel neben Feuchtigkeiten an dieſem Orte herzu machẽ / ſo habe fleißig Acht / damit nichts ſich un - ter daß Schulterblat ſetze / und dem Arm zugleich mit anſtecke / wie ich offt der glei - chen Patienten bekommen / welche daß Schulterblat und den gantzen Arm voller Apoſtemata gehabt / daß man es ſchwer - lich und mit groſſer Muͤhe wieder zu rechte bringen koͤnnen / und kan dieſem nicht beſſer vorgekommen werden: Als wenn man aͤnfaͤnglich den innerlichen Zufluß abhaͤlt mit einer Aderlaͤß / Purgantz, und dienlichen Clyſtieren / aͤuſerlich aber die Materi mit etwas Roſen-Honig dinne macht und abfuͤhret / denn daß laͤſt zu - gleich eine fleiſchmachende Krafft zuruͤck; und denn verbinde des Tages 2. auch wol 3. mahl fleißig: Unterwerts lege dicke Pol - ſter dem Schaden entgegen / und verſie - he den Ort mit dienlichen Baͤndern / denn ich verſichere dich daß keine Schaden imgan -91Feldſchers. Cap. II. gantzen menſchlichen Leibe leichter Er - ſchwaͤrungen verurſachen als die Schul - ter-Wunden / uͤber den Schaden lege allezeit nach deſſen Groͤſſe ein dick geſtrich - nes Stich-Pflaſter nach dem mein rothes Wund-Pflaſter und die erſten Tage - ber ein groſſes Defenſiv darauff / dieſe werden die Zufaͤlle verhindern / und die Heylung befoͤdern helffen. Salbe uͤbri - gens umb die Pflaſter herumb die Achſel und den halben Arm mit Camillen / Roſen und Lilien-Oel / welches mir allezeit gute Huͤlffe gethan. Letzlich ſo nimb noch bey dieſer Cur folgende 6. Regeln in acht.

  • 1. Verwahre und erhalte den verwun - deten Orten bey natuͤrlicher Waͤrme.
  • 2. Nimb die Zufaͤlle wohl in Acht und verhuͤte dieſelbigen.
  • 3. Laß nichts ſchaͤdliches in der Wunden bleiben und hineinkommen.
  • 4. vereinige die Leffzen wieder mitein - ander und erſetze das abgegangne Fleiſch mit anderm.
  • 5. Brauch ſolche Mittel die trucknenG ijund92Des warhafftigenund den Schaden mit friſcher Haut be - kleiden. Und
  • 6. Weil leicht eine Schwindung auff die Cur erfolgen kan / ſo verhindre die - ſelbe; wirſtu dieſes in Acht nehmen / ſo verſichre ich dich / daß du dem Patienten bald wieder zu voriger Geſundheit ver - helffen wirſt.

Cap. II. Ellbogen Wunden / was vor Scha - den ſie bringen koͤnnen / deren Zufaͤl - und wie es anzuſtellen, wenn ei - ne gluͤckliche Cur erfolgen ſol.

DUrch die Ellbogen Wunden meine ich geliebter Leſer / dieſelben Ver - letzungen / welche zwiſchen dem mitleren Gelencke des Armes hineinge - gangen / und daß Ligament oder Band womit die Glieder zuſammengeknuͤpfft ſind / verſehret oder wohl gar zerriſſen haben / dieſes geſchicht offt / und iſt eine der gefaͤhrlichſten Verwundungen / wel - che viel Zufaͤlle mit ſich bringen / und den Feldſchern groſſe Muͤhe verurſachen kan /ge -93Feldſchers. Cap. II. gefaͤhrlich ſind ſie ſage ich deßwegen / weil gemeiniglich neben der Verletzung des Gelenckes / einige Blut - und Pulß-A - dern mit beruͤhret werden / und dann auch der Ort mit wenig Fleiſch beſetzet / und die Natur wegen der vielen zufluͤſſenden Feuchtigkeiten und Beſchaffenheiten des Gliedes nicht ſo bald zur Zeugung andern Fleiſches kommen kan / ſo werden dadurch die Theile geſchwaͤcht / und bringen eine langweilige Cur mit ſich.

Etliche wollen man ſolle die Wunden anfaͤnglich haͤfften / Jch aber ſage nein darzu / denn es iſt hier nicht allein un - moͤglich etwas außzurichten mit dem Haͤfften / ſondern man wuͤrde auch nur mehr Zufaͤlle als Schmertzen / Entzuͤn - dung und Krampff etc. dem Patienten verurſachen / geſchweige der Ungelegen - heit / welche daß haͤfften mit ſich brin - gen wuͤrde / weil die Materi ſo von dem weiſſen Geaͤder kompt / ohne dem dick und wie ein Leim iſt / zuruͤck bleiben / und die Zufaͤlle verſchlimmern duͤrffte. G iijAlles94Des warhafftigenAlles einwenden iſt / daß die Natur gerne bedeckt ſeyn wolte / und der Ort keine Kaͤl - te leiden konte: Wie dieſem ohne das Na - delhefften zu helffen / ſol bey der Cur auß - fuͤhrlich gemeldet werden.

Derowegen ſo ſaͤubre den Oꝛt vom Blu - te / und ziehe die Leffzen mit einem ankle - bendem Pflaſter zuſammen / doch nicht gar zu dichte damit die Medicamenta hin - eingebracht werden koͤnnen.

Gebrauch zum einfloͤſſen des Felix Wuͤrtzen recht bereitetes braun Saͤlblein / allezeit laulicht gemacht und mit halb Roſen-Honig vermiſcht / daſſelbe muß nicht allein auff ein Leplein geſtrichen werden / ſondern es ſol deſſen auch ſo viel ſeyn / damit es die Wunden ziemlich er - fuͤllen kan / weil dadurch die Schaͤrffe der Materi und das ſo genandte Gliedwaſ - ſer ſo nicht lange auſſenbleibet / geringert / und daß letztere gar zur Verſtopffung ge - bracht wird. Jch habe mich bey gedach - tem braun Saͤlblein allezeit wohl befun - den / nur muß man Acht haben daß es recht bereitet ſey. Laß den Patienten den Arm allezeit in einer Binden tragen / doch alſodaß95Feldſchers. Cap. II. daß er etwas gebogen ſey / damit er deſto beſſer ruhen koͤnne / und halte ihn an einem temperirten Ort / verbinde anfaͤnglich des Tages 3. mahl / damit die ſcharffe Materi deſto offter aus der Wunden gezogen und die Wunden zu geſchwinder Heylung ge - bracht werden koͤnne / huͤte dich bey dieſen Wunden vor fetten Dingen / und laß keine kalte Lufft den Schaden beruͤhren / denn dieſe 2. Dinge koͤnnen die Gleich-Wunden durchaus nicht leiden / die Zufaͤlle zu ver - hinderu / gebrauch alſo fort die erſten Tage uͤber deine Pflaſter ein Lac Virginis, waͤꝛm - lich und nicht nas uͤbeꝛgelegt / ſo daß es nicht allein den Schaden bedecken / ſondeꝛn auch die andern Theile beſchuͤtzen kan / nach groͤ - ſe des Schadens lege ein Stichpflaſter und mein rothes Wundpflaſter daruͤber / denn ein groſſes Defenſiv und dieſes continuire ſo lange biß der Ort wieder mit Fleiſch erfuͤllet iſt; und durch truckne Mittel zu Beſchluͤſſung der Narben gebracht werden kan / drey Dinge ſind vornehm - lich bey dieſer Cur in Acht zu neh - men.

G iiij1. Daß96Des warhafftigen
  • 1. Daß man ſo viel moͤglich mit dieſer Cur eyle und das lauffende Waſſer ſtille / denn ſonſt wuͤrde daß Geaͤder einſchrum - pffen / ſteiff / und unbeweglich werden / und eine unfehlbare Laͤhme verurſa - chen.
  • 2. Daß wenn der Schaden ziemlich auſſer der Gefahr man den Arm aus der binden heraußnehme und gemaͤhlich bie - gen ſol / damit daß Gebluͤte nicht allein deſto beſſer wieder hinein treten koͤnne / ſondern auch die Schwindung und Laͤh - me verhindert werde / du muſt aber hier - bey eine Maaß gebrauchen / und nicht die Binden gar abſchaffen / damit nicht eine fernere Geſchwulſt und Entzuͤndung verurſacht werde.
  • 3. Wenn das Fleiſch zu haͤuffig waͤchſt und die Wunden bedeckt / ſo bilde dir nicht ein / daß ſich daß verletzte Geaͤder ſchon mit dem Fleiſche vereiniget / ſondern ſtecke alle - zeit einen kleinen Meiſſel an den nidrigſten Ohrt / damit du die Waͤßrige Materi / ſo ge - mein glich noch hinter dem Fleiſche ſich verbirget vollends abfuͤhren kanſt und ha - be ich vielfaͤltig geſehen / daß dieſes die allzuſichern97Feldſchers. Cap. II. ſichren Wundaͤrtzte am allererſten betro - gen / und hernach groſſe Zufaͤlle / auch wol gar den kalten Brand und Abſterbung des Gliedes verurſachet. Jch kenne einen / welcher ſonſten ein ſonderlich Lumen in der Wund-Artzney ſeyn wil / dem wieder - fuhr es 2. mahl / und ob ich ihm ſchon zur ſelben Zeit gnungſam einredete / muſten meine Meinungen doch nicht gelten / weil Er ſich allezeit der Kluͤgſte zu ſeyn duͤnckte / da es doch mit ihm wahrhafftig hieß viel Geſchere / wenig Wolle / und wurden die armen Patienten endlich dahin gebracht / daß der eine daruͤber ſterben / der andre a - ber den Arm ihm abſchneiden laſſen muſte. Letzlich beſchließ die Cur / wie offt gedacht worden mit tꝛocknenden und Hautzeugen - den Mitteln.

Cap. III. Verwundung des Selenckes an der Hand und derſelben Theile / wie auch der Finger und was vor Unterſcheid bey deren Cur in Acht zu neh - men.

G vDie98Des wahrhafftigen

DJe Wunden des Gewerbes an der Hand / muͤſſen gleich den Schulter und Ellbogen Wunden curiret wer - den / nur iſt dabey wohl zu beobachten wenn die Pulßadern entzwey / daß man alſofort das Bluten ſtille / weil ſonſten ei - ne uͤbermaͤſſige Verblutung und außſtuͤr - tzung der Lebensgeiſter drauf kom̃en duͤrffte wodurch nicht allein der Lebensſchatz ent - zogen und die Kraͤffte geſchwaͤcht: ſondern auch wohl gar der Todt erfolgen wuͤrde. Laß dir alſofort angelegen ſeyn die Schmer - tzen wegen ihrer ſubtielen Empfindligkeit zu ſtillen und die geſchwaͤchte Theile / welche ſehr zu Annehmung boͤſer Feuchtigkeit ge - neigt / zu ſtaͤrcken. Wenn aber die Finger verwund und die Verletznng gehet nicht allein durch das Fleiſch / Nerven / Adern / und Maͤußlein; ſondern das Bein iſt auch beſchaͤdiget / und wol gar entzwey / ſo muſtu daß letztere alſo tractiren wie in den Finger Bruͤchen gemeldet werden ſol: doch aber das 1. Die Schienen nach Proportion des Fingers gemacht und uͤber dehm 2. Die Hand alſo geleget wird / damit ſie gleich wie auff einer hoͤltzernen Gegenhand ruhenkoͤnne /99Feldſchers. Cap. III. koͤnne / und 3. an ſtatt des Bruchpflaſters gebrauch das rothe unbekandte Pflaſter / weil ich es offters indieſem Fall und andern Gliederwunden gut befunden / ich habe es auch wohl gebraucht / wogleich die Glieder nicht entzwey geweſen / weil es die hitzigen Geſchwulſte und Apoſthemata verhindert und alle Schmertzen hinweggenommen / doch mercke du muſt allezeit ein Loch mitten in das Pflaſter machen / ſo groß als es bey der Wunden noͤthig / damit ohne Abneh - mung des Pflaſters die Wunden verbun - den werden koͤnne. Und dieſes alles geſchie - het / wenn die Wunden geſaͤubert und das Bluten geſtillet iſt / wenn aber das Bein nicht verletzet ſo gebrauche ein gutes Stich - pflaſter und ein Defenſiv daruͤber ſo wirſtu nach fleiſſigem verbinden es bald wieder in vorige Ordnung bringen. Wie du aber die Entzuͤndung und den Schmertzen ſtillen ſolt / iſt in vorigen 2. Cap. gedacht worden / wenn aber ein Finger gantz hinweg gebau - en / ſo muſtu erſt ſo viel moͤglich die Haut - ber das verletzte Bein mit Pflaſtern heruͤ - ber ziehen und das Bluten ſtillen dann mit reinigen / zeitigen und trucknen den Scha -den100Des warhafftigenden wie gebraͤuchlich beſchlieſſen. Damit ich Aber beym Schluß dieſes Capitels die Cur deſto verſtaͤndlicher anzeige / ſo nehme ein je - der Wundartzt folgende 3. Regeln wohl in acht wofern eine richtige Finger Cur erfol - gen ſol.

  • 1. Haͤffte keine ſolche Wunden und lege auch keine Meiſſel darein.
  • 2. Laß bey dem verbinden auch keine Kaͤl - te zu den Schaden kommen.
  • 3. Fang allezeit mit der Binden vom Nagel gegen der Hand zu an zu binden da - mit daß Gebluͤt ein wenig abgehalten weꝛde / und durch Zufluß keine Ungelegenheit ver - urſachen koͤnne.

Cap. IV. Verwundung des Knies / des Fuß - blates der Zaͤhen / und derſelben Cur.

NAch dem die Cur der Armwunden in vorigen dreyen Capiteln vollkoͤm - lich gezeuget worden / ſo wollen wir nun auch die Schenckel beſehen / und mit der Verletzung des Knies den Anfang ma - chen. Jſt es nur geſchlagen / geſtoſſen / und durch einen Fall verſtaucht / dadurch es un -brauch -101Feldſchers. Cap. IV. brauchbaꝛ und wol gar lahm gemacht wer - den kan / ſo kanſtu es mit Uberlegung des ſchon gedachten rothen unbekandten Pfla - ſters wieder zu rechte bringen / waͤre es aber ſonſt ein ſchmertzhafftiger Fluß / ſo mache das Pflaſter ſo groß damit es das gantze Glied bedecken und den Fluß an ſich ziehen koͤnne. Jſt das Knie aber durch einen groſ - ſen Hieb verletzet alſo daß deſſen Ligamen - ta, welche das Glied zuſammen halten muͤſ - ſen / gantz entzwey / ſo tractire ſolches / wie im andern Capitel bey den Ellbogen Wun - den außfuͤhrlich gemeldet worden / nur iſt zu mercken / das offters auch bey groſſem Fleiß der Krampff darzu kompt und aller - hand Ungelegenheiten verurſacht / dahero gebrauch dich deſſen im letztern Capitel ge - dachten Krampffſaͤlbleins und richte her - nach deine Cur alſo ein.

Wenn die Wunden geſaͤubert und die le - digen Beiner hin weg genommen / ſo muſtu mit Fleiß dahin trachten / wie die Knie - ſcheibẽ in ihrem Orte erhalten werden / und habe ich bißweilen weñ es die Noth erfodert gar 2. Haͤffte thun muͤſſen; damit ſie nicht auß einander weichen und deſto eher befeſtiget werden moͤgen:den102Des wahrhafftigenden Orth der Verletzung verbinde taͤglich 2. mahl mit einem Digeſtiv, ſo etwas waͤrm - lich gemacht werden muß / darunter miſche ein wenig Jndianiſchen Balſam und Ro - ſenhonig / die Zeit uͤber laß den Patienten ruhig und in einem warmen Ort ſeyn / und umb das gantze Knie herumb ja biß an die Gegend der Huͤfft und Ruͤckgrad ſalbe den Verwundten mit dem Unguent. Nervin. und wo einige Hitze da bey ſo gebrauch das Lac Virgin. zum umbſchlagen / ſo vorher wol außgedruͤckt ſeyn muß / oder das Un - guent. Lytharg mit Campher vermiſcht / uͤber die Wunden lege ein dickes Stichpfla - ſter und ein Defenſiv daruͤber / welches al - le Theile bedecken kan / und diß iſt / was bey der Cur der Knieſcheiben / anzumer - cken.

Was iſt zuthun wenn das Gelencke am Fuſſe / die Knoͤchel oder das Fußblat beſchaͤ - diget worden der Ort an ſich ſelbſten iſt groſſer Gefahr unterworffen wegen der vielen Nerven und Adern dahero richte deine Cur ebenfals auff das Blutſtillen Schieffer außnehmen / wo einige verhan - den und wenn daß Gelencke ſchaden gelit -ten /103Feldſchers. Cap. XI. ten / auch wohl gar auß einander / ſo richte es wieder ein / und waͤhre allen Zufaͤllen. In Summa procedier wie in vorigen Knie - ſcheiben Wunden gemeldet worden / ſo kanſtu dich naͤchſt Gott gewiſſer Huͤlffe getroͤſten. Die Wunden der Zaͤhen / wer - den curirt wie die Fingerwunden / wie ſol - ches im 3. Capitel außfuͤhrlich gedacht wor - den / und dieſes ſey die Cur der weichen und fieiſchichten Theile / von welchem wir nur die vornembſten und gefaͤhrlichſten betrach - tet / weil eine ſchlechte und einfache Fleiſch - Wunden ohn dem ein jeder Feldſcher zu cu - riren weiß / zu welchen wir auch die Wun - den der Nerven und Spanadern in einem ſonderlichen Capitel mit beyfuͤgen wollen / damit denſelben auch wieder zu rechte ge - holffen werden moͤge.

Cap. V. Von den Wunden der Spanadern und Nerven / und ob es moͤglich / daß ſie koͤnnen gehafftet werden.

DJe Spanadern (Nerven) ſind nichts anders / wie der beruͤhmte Bartholinus wil / als ein ſolches Theil /wel -104Des wahrhafftigenwelches die ſinnlichen Geiſter zum fuͤhlen / und bewegen zu einem Gliede hinfuͤhret doch der Geſtalt nach / ſind etliche laͤnglich rund / weich und hart / auch wohl gar holl / wie ſolches Barbette in ſeiner Chirurg. Cap. x. pag. 103. angemercket und bekraͤfftiget / vieleicht wo es wahr / deßwegen / damit ſie in ihrer Verrichtung deſtobeſſer demſelben Theile / behuͤlfflich ſeyn koͤnnẽ Die andern weichen dienen mehr zur Empfindligkeit als Bewegung und die harten mehr zur Bewegung als Empfindligkeit / wie ſol - ches bey den Verletzungen zuerſehen / da offters nach der Cur die Empfindligkeit und Bewegung gantz auff zuhoͤren pfleget; Bißweilen werden auch die Spanadern mit den Haarwachſen gantz vermenget / wegen genauer Verwandſchafft mit den - ſelben / wie ſolches mit mehrem bey gedach - tem Barbette geleſen werden kan. Unſer Meinung iſt dieſes / wenn eine ſolche Ner - ven entzwey gehauen / ob ſie wieder koͤnnen gehaͤfftet werden oder nicht? Etliche ſagen außdruͤcklich ja / als der beruͤhmte Aurelius Severinus und Paræus lib: 22. Cap. 10. und viel andre mehr mit denẽ es Peter Buͤrger inſeinem105Feldſchers. Cap. V. ſeinem Candidat. Chirurgiæ pag. 372. allwo er die weiſe des haͤfftens ziemblich beſchrei - bet. Jch muß bekennen / daß mich gedachter Herr Buͤrger aufgemuntert es an 2. Muß - quetiren von des Herr Hauptman Sy - bergs Compagnie zu verſuchen / mit wel - chem es mir ſo gluͤcklich angegangen / daß der erſte Gottfried Friedel von Frauen Brießnitz / dem doch alle Nerven der lincken Hand gantz entzwey gehauen wieder auff ſeiner Violen ſpielen konte / und der andre / Nahmens Peter Juͤrgens Sohn / ſeine rechte Hand / welche noch viel gefaͤhrlicher Verwundet / wieder wie zuvor gebrauchen koͤnnen. Wie dieſes unter dem Regiment wobey ich 9. Jahren gedienet bekand ge - nung / daß aber dieſes allezeit und an was voꝛ Oꝛt mã wolle / angehẽ kan / ſage ich nicht; Aquapendens ſcheinet an 2. Orthen ſeiner Chirurgi dieſem haͤfften etwas beyfall zu geben / und viel andre mehr / doch rath ich einem jedweden wenn er daß Werck vor ſich nehmen wolte / daß er ſolches eher nicht thue / er haben den zuvor voll - komne Nachricht von dieſem Haͤfften:HViel106Des wahrhafftigenViel ſeind derer / und noch mehr als der andern die daß Haͤfften gantz verbieten wollen / unter welchen Joh: Vigo der vornehmſte / wie ſolches in ſeiner Chirurg: part. I. Cap. XV. pag. 485 weitlaͤufftiger zuerſehen / woſelbſten er Worte genung davon machet / daß man nicht haͤfften ſol / warumb Er aber die Art Nerven zu haͤff - ten kurtz vorhero auff eben ſelbigem Blat lehret / weiß ich nicht / wie dieſes mit ein - ander uͤbereinſtimmet / da es doch der vo - rigen Meinung ſchnur ſtracks entgegen - laufft. Dem ſey nun wie ihm wolle / Jch habe es verſucht / und nach angewandtem Fleiß gut befunden / wie ſolches viel mit Augen angeſehen / der aber damit nicht recht umbzugehen weiß (wie denn dieſes noch den meiſten Feldſchern als Boͤhmiſche Doͤrffer vorkompt) der unterſtehe es ſich nicht / und tractire die verletzte Nerven / wie ich es vorhergehends gelehret / wenn ich aber meine groſſe Chirurgi heraußge - ben werde; ſo ſol es mit allen Handgriffen dem geneigtem Leſer vollkoͤmlich vor die Augen geſtellet werden.

Numehr kommen wir zu den hartenThei -107Feldſchers. Cap. V. Theilen des Leibes: Als der Beiner / von welchen wir umbſtaͤndlich berichten wol - len / wie ſolche / wenn ſie zerbrochen / oder aus dem Gelencke gewichen / wieder ein - gerichtet / vereiniget und curiret werden koͤnnen.

Cap. VI. Kennzeichen / Urſachen / und viel - faͤltiger Unterſcheid der Arm und Bein-Brüche und welche da - von am gefaͤhrlichſten zu curiren.

BLeich wie die Wunden eine Zertren - nung der jenigen weiche Theile / wel - che natuͤrlicher Weiſe aneinander gehoͤren: Alſo ſind die Bruͤche eine gewalt - ſame Zerſchoͤllung und Zerſchmetterung der harten Knochen / ſo aneinander han - gen. Bruͤche werden ſie deswegen genen - net / weil nicht leicht ein Bein von ſich ſelbſt oder durch innerliche ſcharffe Feuch - tigkeiten zernaget und zerfreſſen wird / ſondern mit groſſer Gewalt von hauen / ſchlagen / fallen / ſtoͤſſen / reiſſen / und wenn etwas ſchweres uͤber die Beiner und Armen (als Wagen) hinweg gehet / undH ijdurch108Des wahrhafftigendurch unleidliche groſſe Gewalt / wegen ihrer Haͤrte brechen und zeꝛſpalten muͤſſen / denn ſage ich heiſt es recht ein Bruch / und dieſes ſind die vornehmſten Urſachen:

Den Unteꝛſcheid macht man ins gemein mit folgenden 4. Orten. 1. Wenn ein Arm oder Bein uͤberzwerch durch entzwey ge - brochen / alſo daß man die Roͤhre hin und her bewegen und buͤgen kan / ſo heiſt es Fra - ctura ein recht vollkomner Bruch. 2. Weñ die Beiner ſo zerſchmettert und viel kleine Schieffer abgehen / als wenn es mit einem Ham̃er auff dem Amboß zerſchlagen wor - den / ſo wird es Comminutio genennet. 3. Wenn daß Bein in Gelencken entzwey ge - brochen / daß Schieffer heraußgehen / und daß Gelencke nicht leicht wieder zu voriger Bewegung gebracht werden kan / ſo kan es wohl pertusſio oder ein zweyfacher Bruch heiſſen. Die 4. iſt weñ das Bein nach der Laͤnge gleichſam geſpalten / und dabey / wie wol geſchehen kan / eingebogen / ſo iſt es Fis - ſura ein Klack - und Schlitz-Bruch / die er - ſte / dritte und vierdte Art kan ohne groſſe Verletzung des Fleiſches wol geſchehen / die andre aber nicht / und dahero iſt ſolche amaller -109Feldſchers. Cap. VI. allerbeſchwerlichſten zu curiren wegen groſſer Verletzung der Nerven und des Marcks: Gleich gefaͤhrlich ſind die Bruͤ - che im Gelaͤncke wegen groſſer Zuſam - menkunfft der Nerven / worauß ſchaͤdliche Zufaͤlle: Als groſſe Empſindlig - keit / unleidlicher Schmeꝛtzẽ / Entzuͤndung / groſſe Verblutung / uñ wol gar der Brand erfolgen koͤnnen / die andern zwey Arten - berquer / und nach der Laͤnge koͤnnen naͤchſt Goͤttlicher Huͤlffe und embſigen Fleiß wieder curiret werden.

Jn Summa ein Bruch ſo in dem groſ - ſem Bein geſchiehet iſt ſchlim̃er zu curiren als der in den kleinen / ein vielfacher Bruch mit Schieffern iſt ſchweꝛlich wieder zu rech - te bringen als ein einfacher: Die mit einer Veꝛrenckung uñ Wundẽ ſind weit gefaͤhꝛ - licher als die andern ohne dieſelbigen. Die naͤchſt dem Knie uñ Ellebogẽ auch den Knoͤ - cheln ſind uͤbeler zu heilen / als die mitten in den Roͤhren / und letzlich ein Schlitzbruch iſt muͤhſeliger als ein Morſer.

Hier rathe ich einem jeden Feldſcher er unterſtehe ſich nicht dergleichen ge - faͤhrliche Bruͤche zu curiren / er habe denn zuvor vielfaͤltig geſehen und er -H iijfahren110Des wahrhafftigenfahren wie damit umbgegangen wer - den muͤſſe. Und waͤre wohl billich daß ein jeder die Anatomi verſtuͤnde / ohn welche man die Natur-Form Zuſammen - fuͤgung und alle Umbſtaͤnde der Beiner nicht recht verſtehen noch wiſſen kan. Am beſten lernet man ſolches aus den zerlegten getꝛuckneten und wieder zuſammen gefuͤg - ten Beinen der Menſchl: Coͤrper / wie hier - von Galenus ein ſonderliches Tractätlein geſchrieben / denn wo er ſich unterſtehet et - was ſo er nicht weiß / ſo verſichre ich ihn / er wird nichts als Schimpff / Schande und ein boͤſes Gewiſſen darvon tragen.

Einige Unterſcheide kan man nochma - chen / von dem Orte / wo der Bruch geſche - hen: Als Armen / Beinen / Fingern / Rip - pen und dergleichen.

Die Kennzeichen aber eines Bruches ſind unterſchiedlich / und dahero die Auto - res gar nicht einig / Aquapendens ſagt von 5. Paræus von 3. und Vigo von 4 Dem ſey wie ihm wolle / ſo nimb folgende Zeichen in Acht / welche dich eines gewiſſes Bru - ches / unfehlbar verſichern koͤnnen. 1. Weñ du das Bein hin und her biegen kanſt / wel -ches111Feldſchers. Cap. VI. ches der leuchteſte. 2. Wenn ein Bein kuͤr - tzer iſt als das ander / und man im anruͤh - ren des beſchaͤdigten Theils ein Geraͤuſche vernimbt. 3. Wenn kein Vermoͤgen mehr bey dem Gliede / ſolches wie vor zugebrau - chen / ſonderlich in den Beinẽ / da man nicht mehr darauff treten / und in den Armen / da man dieſelben nicht mehr in die hoͤhe richten und ſich daꝛauff ſteuren kan 4 Em - pfindet der Patient an dem Orte des Bru - ches groſſe Schmertzen / wenn man daꝛauf greifft / wegen groſſer Empfindligkeit der verletzten und verdreheten Nerven. 5. Am allerbeſten iſt wenn der Verwundete dem Artzt die Beſchaͤdigung / wie ſie zugegangen berichtet / wornach er ſich am beſtẽ richten kan.

Letzlich iſt in dieſem Capitel noch zu er - iñern dz die Bruͤhe im Winter viel beſſer zu curiren als im Sommer / wie ich offt erfah - ren / und dieß vieleicht darumb weil die Knochen zu ſelbiger Zeit viel truckner als im Sommer / da bey feuchtem Wetter ſie nicht aneinander heylen wollen / und ſich gleichſam hin uñ her biegẽ laſſen / auch ſind die Bruͤche bey jungen Leuten geſchwinderH iiijals112Des wahrhafftigenals bey den Alten zu curiren / wegen vieler natuͤrlichen Feuchtigkeiten ſo die Cur befoͤ - dern helffen kan / da hingegen bey den Alten lauter unnatuͤrliche und nichts wuͤrdige Feuchtigkeiten ſich hinzu machen / die Cur verſchlimmern und auffhalten koͤnnen / und dieſes ſey genung von den Urſachen / Unterſcheid / Kennzeichen und Arten der Bruͤche. Nun wollen wir zu derſelben Cur ſchreiten / und mit dem einrichten / an - faͤnglichem verbinden und wie es unver - ruͤckt bey einander zu behalten den Anfang machen.

Cap. VII. Noͤthige Erinnerungen beym ein - richten der Bruͤche / und wie ſie nach der Einrichtung unverruͤckt bey einander zubehalten.

SO bald du zu der gleichen Patienten erfordert wirſt / laß ihn an einen ſol - chen Ort legen / woſelbſt du und dei - ne Leute rund umb daß verletzte Theil her - umbgehen kanſt / dann habe alle benoͤthigte Sachen in vollkomner Bereitſchafft: Als daß geſtrichne Beinbruch Pflaſter ſo groß es der Schaden erfodert / allerhand Tuͤ - cher die Schienen zu fuͤttern und ſonſt zu gebrauchen / groß und kleine Binden / eineSchuͤſ -113Feldſchers. Cap. VII. Schuͤſſel mit Eſſig / die Schienen von Lin - den-buͤrcken oder geſchmeidigen Holtze ge - macht ſo zuvor in heiſſem Waſſer gelegen / und gefuͤge gemacht worden / damit ſie ſich deſto beſſer nach dem zerbrochnen Gliede richten koͤnnen / den Ort wo daß Pflaſter liegen muß / laß zuvor rund umb die Ver - letzung mit einem Schermeſſer die Haare abſcheren / damit daß Pflaſter hernach de - ſto beſſer abgenommen werden kan.

Nach dieſem ſo laß einen oder zwey dei - ner Leute unten und die andern oben dem Zerbrochnen Gliede ſtehen / und zugleich gemach ziehen / damit die Einrichtung und allgemeine Vereinbahrung von dir deſto beſſer verrichtet werden kan / weñ du mer - ckeſt / daß ſie genung gezogen / ſo greiff mit beyden Haͤndẽ auf den verletzten Ort doch alſo daß die Daumen oben kom̃en / richte uñ ſchiebe daß Zerbrochne wieder gemach an ſeine Stelle / biß du merckeſt / daß alles in richtiger Ordnung und dem andern gleich wordẽ / deine Geſellen laß unterdeß immer haltẽ / biß daß du daß Bruchpflaſter / ſo im letztẽ Capittel bey den Aꝛtzneyen beſchrieben auffgelegt haſt / welches ohne Fallten rund umb den Schenckel herumb gehen /H vauſ -114Des wahrhafftigenauſſer eines ſpatii eines quer Fingers breit / ſo nicht oben noch unten ſondern auff einer Seiten ſeyn muß / dañ lege uͤber dz Pflaſter ein doppelt Tuch / eingenetzt in Eſſig und Wein.

Hier muß ich unerinnert nicht laſſen / daß etliche an ſtatt des Bruchpflaſters ein ſchlecht Wachspflaſter / nach der Lehr Hyp - pocratis oder nur allein Tuͤcher in Wein und Eſſig genetzet / wie Cellus, und etliche Doͤrbaͤnder von Trachenblut Bol. armen. Terr. Sigill. Mum. Traganth. Lapid. - matit. Maſtic. Lapid Oſteocoll. & Conſol. maj. cum Vitell: Ov. praparat. und als ein Brey dick auffgeſtrichen uͤberlegen ſie ſind zwar nicht zuverachten und ich habe daß letztere ſelbſten zu gewiſſer Zeit gebraucht aber ins gemein hab ich mich am beſten bey meinem rothen Bruchpflaſter oder des Fe - lix Wuͤrtzen ſeinem (vide pag. 319. in ſeiner Chir. ) befunden / wenn es nur bey Zeiten gebraucht werden kan / und daß Glied nicht gar zu ſehr verſchwollen. Nach dem wie be - richter daß Pflaſter und eingenetzte Tuch - ber gelegt / ſo fange an zu binden mit zwey - en gleichfals etwas eingenetzten und wiederrein115Feldſchers. Cap. XI. rein außgedruckteu binden / und fange ge - mach mit der einen von unten hinauffwerts an / und mit der andern von oben gegen dem Schaden zu / zu binden / doch daß das binden allezeit uͤber den verletzten Ort her - uͤber gehe / eine andre truckne und etwas breite Binden aber laß mitten uͤber den Schaden gehen / und alſo / daß ſie die an - dern zwey Binden zuſammen halten kan / mercke aber bey dieſem binden folgende 3. Dinge.

1. Daß du nicht haͤrter bindeſt als es der Patient vertragen kan. 2. Auch nicht zu ſchwach damit die zuſammengefuͤgten Bei - ner bey einander bleiben koͤnnen. Und dann 3. befleiſſe dich / daß du mitten uͤber den ver - letzten Ort ein wenig leidlich hart bindeſt / ſo werden ſich die Feuchtigkeiten deſto gewiſ - ſer von dem Bruch hinweg machen. Wenn aber das Gebaͤnde recht verrichtet / kan auß folgenden 2. Stuͤcken gemuth maſſet wer - den. 1. Wenn der Patient uͤber keine gar groſſe Schmertzen klaget und ſich in den er - ſten Tagen keine gar groſſe Geſchwulſt ver - mercken laͤſt. 2. Wenn ihn duͤncket / daß es anfaͤnglich ein wenig hart / und die folgen -den116Des wahrhafftigenden Tage immer lucker wuͤrde; So bald daß Gebaͤnde verrichtet / gebrauch die ſchie - nen / ſo lang und breit ſie zu dem Bru - che noͤthig / welche zuvor mit einem doppel - tem alten Tuch gefuͤttert ſeyn muͤſſen / lege ſolche umb den verletzten Orth / doch daß derſelben nicht mehr als 3. oder zum hoͤch - ſten 4. ſeyn damit zwiſchen jeder ein Spati - um eines Fingers breit und druͤber bleiben kan / binde ſie mit zwey ſchmalen Binden nicht gar zu hart an / und laß das Bein ent - weder in einer dar zugemachten Strohladen oder ſonſt bequaͤmen Lager ſtille liegen / ein gewiſſes Merckzeichen daß es unruͤckt geblieben kanſtu haben / weñ in den Schen - ckeln die groſſe Zehen allzeit oben / und die Ferſen unten / zu ſehen binde es nicht eher als nach dem 4. oder 5. Tag auff / es wol - te ſich deñ eine Entzuͤndung oder anderer Zufall mercken laſſen / den muſtu es eher auffbinden / und denſelben wehren mit dien - lichen Mitteln. Die Binde feuchte beym an - dern und dritten Gebaͤnde wieder an mit der Mixtur von Eſſig Wein oder Waſſer / und ſchlage daß Diapalmæ Pflaſter mit etwas Camphor vermiſcht daruͤber /daß117Feldſchers. Cap. VIII. daß andre / wird der geneigte Leſer in fol - genden 8. Capitel vernehmen.

Cap. IX. Wie man erſtlich anfangs und dann von Zeit zu Zeit verbinden muͤſſe / wenn eine beſtaͤndi - ge Cur erfolgen ſol.

WEnn / wie und im vorigen Capi - tel gedacht worden / der Bruch wieder eingerichtet / und daß Pfla - ſter darauff geleget worden / auch mit Auf - legung des Tuͤchleins / der Schienen / und Umbwindung der Binden der Anfang ge - macht worden / ſo laß es wie ſchon gedacht 5. Tage in der darzu gemachten Laden lie - gen / damit es ſich nicht verruͤcken koͤnne / denn ich verſichre dich / daß du deinem Pa - tienten keinen groͤſſern Dienſt / und deiner Cur keinen beßren Vortheil erweiſen kanſt / als wenn du ſtille mit ihm umbgeheſt / und kan ich wol ſagen / das ich niemahls keinen groͤſſern Fehler in der Chirurgia geſehen / als wenn man in bruͤchen offt verbin - det / den Patienten anders leget / und die Lagerſtadt veraͤndert / ja wohl gar denſelben Auffſtehen heiſt /dafuͤr118Des wahrhafftigendafuͤr huͤte ſich ein jedweder / es wolte dir den ein allzuhartes binden oder einige dar - zukommende Hitze und allzugroſſe Ge - ſchwulſt darzu Urſach geben / daß du auff - binden muͤſſeſt; Wenn du dieſem wiederſte - hen wilt ſo huͤte dich vor ſchmutzigen und andern feuchten Dingen / welche daß ent - zuͤndete Glied und geſchwollne Bruch nicht leiden wuͤrden / und kehre dich daran nicht / ſo ein anderer dich dieſen ſchaͤndlichen Miß - brauch lehren wolte / ſondern gebrauch mein kuͤhleñ Diapalmæ Pflaſter / es wiꝛd dir beßre Tugenden erweiſen / als wenn du vor etliche Thaler Oehl und andre Feuchtigkei - ten darauff geſchieret haͤtteſt / die Binden wie vorgedacht muͤſſen nicht gar zu lang noch zu ſchmall ſeyn / denn allzu vieles umbbinden in Bruͤchen iſt ſchaͤdlich / weil ſich die Natur gar nicht wil zwingen und gleichſam gefangen halten laſſen / denn die - ſes reitzet dieſelbe nur zu mehrerm Zorn / und folget dar auff nichts anders als: Ent - zuͤndung und Schmertzen / wie man offters auß ungeſchicktem binden ſiehet / daß die Geſchwulſt neben den binden und ſchienen ſich hervorgiebet / und wie eine Waſſerbla -ſen119Feldſchers. Cap. VIII. ſen hell - und durchſichtig außſiehet auch wohl gar eine Erſtickung mit ſich bringet; Dahero erwehle daß Mittel / laß den Pa - tienten allezeit ſtille liegen / und wenn du merckeſt / daß die Geſchwulſt geſuncken / und die Binden ſchlapff werden / ſo kanſtu ſie nach belieben feſter anziehen. Erkuͤndige dich die Zeit uͤbeꝛ mit Fleiß wo d’Patienteini - gen Schmertzen empfindet / damit du dem - ſelben wenn noch ſolte etwas wieder ver - ruͤckt ſeyn / oder ihn eine Schiene druͤckte / bey zeiten rathſchaffen koͤnteſt. Wenn du ihn auffgebunden und das Pflaſter abge - nommen haſt / ſo lege ein anders an die vo - rige ſtaͤtte / und binde wie zuvor / biß daß keine Gefahr von Geſchwulſt und Schmer - tzen mehr verhanden / deñ iſt wol zugelaſ - ſen daß man offters zu dem Schaden ſehe / damit keine allzugroſſe ſchwuͤhle wachſe / noch in deſſen Mangel daß Glied unkraͤfftig und unbeweglich bleibe / welches man am beſten abnehmen kan / wenn daſſelbe duͤn - ne und ſchwang wird / und wohl gar zu ei - ner Schwindung außſchlagen doͤrffte / den muſtu den Patienten wohl naͤhren / und mit ſolchen Speiſen uñ Medicamentenver -120Des wahrhafftigenverſehen / die eine ſchwuͤlen zeugen koͤnnen / und mit ſolchem verbinden continuire ſo lange / biß daß du merckeſt / daß die Beiner an einander geſtoſſen und ein Callus ge - wachſen iſt / dann lege an ſtat des Bruch - pflaſters / ein heilend und trucknend Pfla - ſter taͤglich 2. mahl uͤber / und laß den Pa - tienten ſich gemach bewegen / und im gehen etwas uͤben / die Cur vollbringet man ge - meiniglich in 30. oder 40. Tagen / minder oder mehr / nachdem der Bruch groß oder klein / der Patient jung oder alt; ja nach - dem der Fleiß des Wundartztes embſig oder nachlaͤſſig / und deñ auch wo keine Zufaͤlle darzwiſchen kommen und die Cur verzoͤ - gern.

Cap. IX. Wie man ſich bey offnen Bruͤchen da eine Verwundung dabey / und m Klackbruͤchen verhalten ſol.

WEnn ein Bein durch groſſe Gewalt zerbꝛochẽ / ſo pflegts nicht ohne Veꝛ - wundung zu geſchehen; Alſo daß man entweder daß Bein alſofort entbloͤſt o - der aber doch unter deſſen verletzter deckenkan121Feldſchers. Cap. IX. kan liegen ſehen / ſonderlich wenn man ſol - che ein wenig bey ſeit ſchiebet / und dieſe Bruͤche geſchehen ſelten ohne Schieffer o - der wohl gar mit Abgang eines Stuͤckes vom Knochen / etliche koͤnnen bald herauß genommen werden / etliche aber muß man der Natur zum abledigen anbefehlen / und ſie alsden heraußnehmen / oder wenn dieſelbe allzuſchwach darzu mit Medica - menten zu Huͤlffe kommen. Es geſchehe und ſey nun wie es wolle / ſo fange deine Cur alſo an; Erſtlich Richte vermittelſt des Außdehnens / die zerbrochnen Beiner wieder zuſammen / wie ich dich deſſen vor - her außfuͤhrlich gelehret / doch muß es bald geſchehen / ehe noch einige Geſchwulſt und Entzuͤndung verhanden / weil alßdeñ nicht allein das Außſtrecken gantz und gar nicht mehr verrichtet werden kan / ſondern auch nur groͤſſere Schmertzen / Entzuͤndung / Krampff / und wohl gar der Brand drauff folgen wuͤrde; Darumb iſt am beſten / das man es ſo lange anſtehen laͤſt / biß durch dienliche Mittel der Schmertz ge - ſtillet / die Geſchwulſt zerthenet /Jund122Des warhafftigenund die Feuchtigkeiten außgefuͤhret und verzehret ſeyn; Nach der Einrichtung ver - einige / die Wund-Leffzen / ſo viel moͤglich mit einem anklebenden Pflaſter / damit die entbloͤſte Roͤhre beſſer bedeckt / und von der aͤuſerlichen Lufft geſichert ſeyn koͤnne / umb die Wunden lege ein gut Defenſiv Pflaſter doch daß allezeit ein Loch darinnen gemacht ſey / ſo groß es zu der Wunden noͤthig / und umb das Defenſiv Pflaſter lege Felix Wuͤrtzen Bruch-Pflaſter / damit es die uͤbrigen Theile bedecken koͤnne / worinnen gleichfals ein Loch ſeyn muß / damit die andern Pflaſter ohne daſſelbe abgenom - men koͤnnen werden / und dieſes laß et - liche Tage ſtille liegen / die Wunden aber verbinde wie eine andre Wunden / taͤglich mit reinigen / zeitigen und fleiſchmachen / und lege allezeit ein dick geſtrichen Stich - Pflaſter daruͤber. Vor allen Dingen verhindre die Entzuͤndung / vertreib die Schmertzen / erhalte die zerbrochne Beiner unbeweglich bey einander / und wenn ſie vermittelſt des Calli wieder zuſammenge - heilet / ſo beſchließ den Ort mit trucknenden Medicamenten biß zu voͤlliger Geneſung:Sol -123Feldſchers. Cap. IX. Solte aber in Beinbruͤchen ein groß Stuͤck von dem Bein heraußragen / alſo daß es unmoͤglich / wenn die Außſtreckung noch ſo ſehr geſchehen / wieder an ſeinen Ort zu bringen / ſo kan man entweder mit einer be - quemen Segen / Feilen / oder mit einem an - dern Inſtrument den Knochen abnehmen / weil es beſſer / daß man dieſe Verhinderung aus dem Wege raͤume / als durch allzu - groſſe Muͤhe und Außdehnung dem Pa - tienten Convulſiones und wol gar den Brand und den Todt verurſache. Ja ich habe wohl wenn es unmoͤglich geweſen den Schenckel zu erhalten / und daß Fleiſch rund umb zerriſſen geweſen / die gaͤntzliche Abſchneidung bey Zeiten vor die Hand ge - nommen und damit dem Verwundeten das Leben gerettet: Hypocrates lehret zwar in ſolchen Faͤllen mit einigen eyſeꝛnen Inſtrumenten die Beiner wieder zuſam̃en - zubringen / aber ich habe ſie nicht verſuchen moͤgen / weil es ohne groſſe unleidliche Schmertzen und bald drauff folgende Zu - faͤlle nicht abgehen kan / denn wer wil / weñ noch andre und gelindere Mittel verhan - den / nicht lieber ſeinem Nechſten mit et -J ijwas124Des warhafftigenwas leidlicherm helffen / als auf ſolche ge - waltſame Art martern / darvor die Natur eine Abſcheu hat. Jeder Feldſcher folge meiner Erinnerung bey dieſen Bruͤchen / ſo wird er ſich auff deren gluͤckliche Cur wol verlaſſen koͤnnen.

Hier ſolte man auch der Klack-Bruͤche gedencken / welche dahero den Nah - men / wenn durch einen Fall / ſtoſſen / ſchla - gen / werffen / die Roͤhre eines Arms und Schenckels ꝛc. zerſchellet und angekleckt worden / welches etliche nicht unter die rechte Bruͤche rechnen / weil es nur ein Spalt und Ritz / in einem noch gantzen Beine iſt / Jch habe dieſelben weil ſie gar gemein offt alſo curiret / erſtlich lege ein dick geſtrichnes groſſes Bruch-Pflaſter uͤber / und verbinde ihn wie in den erſten Bruͤchẽ gemeldet worden / ſo wird der Patient bald geneſen / hat es aber ſchon eine Zeit geweh - ret / wie aus der dabey befindlichen Ge - ſchwulſt zu mercken / und waͤre wegen viel verſamleten Blutes roth / ſo mache der Ma - teri mit einer Oeffnung Lufft / und ſtecke ci - nen Meiſſel darein / die Feuchtigkeit abzu - fuͤhren / und curier es wie in den Schlitz - bruͤchen angezeuget worden.

Cap. 125Feldſchers. Cap. X.

Cap. X. Was die Bruͤche vor Zufaͤllen un - terworffen und wie denſelben abzuhelffen.

NAch dem die Cur der Bruͤche zwar kuͤrtzlich doch außfuͤhrlich gemeldet worden / ſo iſt hoͤchſtnoͤthig daß der - ſelben Zufaͤlle inſonderheit betrachtet wer - den wie in dieſem 10. Capitel die Abhand - lung augenſcheinlich zuerſehen ſeyn wird;

Der Zufaͤlle bey den Bruͤchen ſind ſehr viel und zwar / groſſe Hitze / brennende Ge - ſchwulſt / unleidlicher Schmertz / Wunden / jucken und beiſſen der Haut / Krampff / - bermaͤſſige Truckne / auch wohl Feuchte / welches erſte dem Callo wieder - ſtehet / und daß andre denſelben gar zu ſehr befoͤdert / abnehmen des Gliedes / verderb - te Geſtalt / Brand / groſſer und allzuklei - ner Callus &c.

Weñ eine Geſchwulſt und Entzuͤndung dabey / ſo nimb die Schienen weg / und ge - brauch entweder mein roth kuͤhlend De - fenſiv Pflaſter oder nachfolgendes Cata - plasma zum uͤberſchlagen.

  • Rp. Fol. Violar:
    • Herb: Alth:
    • 126
    • Rad: Althææ.
    • Flor: Camomill:
    • Fol: Plantagin: ana M. ij.

Laß es mit einander in Froſchleich Waſſer kochen / damit es wie ein Brey dicke werde / und vermiſche es mit Roſen / Camillen / und Lilien Oel ana unc. ij und machs mit etwas geklopfftem Eyerweiß zu einem Ca - taplasma, dieſes lege offt uͤber / ſo wirſtu den ſchlimmen Gaſt bald vertreiben.

Schmertzen wo die gar zu unleidlich uñ laͤnger anhalten / als bey Bruͤchen zuge - ſchehen pfleget / ſo koͤñen ſie vertrieben wer - den mit einer Mixtur von Oel / Eſſig / oder ſchmiere den Ort mit nachfolgendem Lin - derungs Oel.

  • Rp. Ol. Chamom:
    • Roſar. ana Drach. ij.
    • Lumbricor. Drach. ij. S.
    • Lil. alb:
    • Amygdal. dulc. ana Drach. j.

Und bedecke es mit einem Tuͤchlein; Etliche brauchen ein Cerat vor. Wachs / Roſen Oel und Boͤckin Unſchlit iſt auch gar dienlich in dieſem Zufall; Die Cur der Wunden iſt hier nicht noͤthig herzufuͤhrẽ / weil es ſchon genungſam gedacht worden.

Nun127Feldſchers. Cap. X.

Nun folgt daß Jucken und beiſſen der Haut / welches ins gemein verurſacht wird von einem ſcharffen Eyter / ſo ſich um die Wunden ſetzet / und denn auch von den Feuchtigkeiten / welche die Pflaſter an ſich ziehen / und zwiſchen der Haut und demſel - ben ſitzen bleiben. Etliche haben dieſe Cur an ſich / ſie gieſſen offt waꝛm Waſſer an den verſehrten Ort nach der Lehr Aquapen - dentis oder nehmen Saltz-Waſſer als Hy - pocrates und Galenus, ja etliche nehmen gar einen Schwamb / uñ netzen ihn inwar - men Wein und Waſſer / reiben daß ver - letzte Theil damit und meinen die Schweiß - Loͤcher damit am beſten zueroͤffnen / es laͤſt ſich hoͤren und mag wohl angehen / wenn aber daß Jucken ſchon uͤberband genom - men / und die Haut verſehret worden / ſo kan es wenig helffen / und muß man truck - nende und kuͤhlende Dinge gebrauchen / als daß Ungv. album, Camphorat. Ungv. Lythargir: oder Linim. ſimpl: Jch habe daß Jucken allezeit anfaͤnglich mit einem guten Ungv. Popol. dinn angeſtrichen vertrieben.

Der Krampff iſt ein boͤſer Zufall bey denJ iiijBruͤ -128Des wahrhafftigenBruͤchẽ / aus einer allzuhaͤfftigen Außdeh - nung der Glieder gemeiniglich verurſacht kan mit nachfolgendem Ungv. wie ich offt verſucht curiret werden.

  • Rp. Ol. Spic.
    • Camomill. ana Drach. ij.
    • Juniper:
    • Majoran:
    • Hypericon. ana Drach. j. S.
    • Menth:
    • Abrynth.
    • Rorismarin:
    • Salv: ana Drach. j.
  • Ungv: Alth:
    • Popul:
    • Agripp. ana Drach. iij.
  • Ceræ q. S.
    • M. F. Ungventum.

Damit ſchmiere den breßhafften Ort offt / es wird die Nerven ſtaͤrcken / und alle Feuchtigkeiten zertheilen.

Kleiner und allzugroſſer Callus; daß letztere geſchiehet am offterſten / und dahero wenn du es vermerckeſt / ſo hilff ihm alſo / che es noch die Bewegung unkraͤfftig ma - chen wolte / innerlich ordne dem Patienteneine129Feldſchers. Cap. X. eine ſolche Diæt, welche trocknet / und den Callum erweicht und zertheilet / euſerlich a - ber iſt nichts beſſers / als folgendes Cata - plasma von Eybiſch Pappeln / Steinklee - kraut / und mit Camillenblumen Leinſag - men und Bohnen Mehl vermiſcht in Milch gekocht und warm uͤbergelegt / oder daß Empl. de Alth. und dieſes uͤberlegen thut man ſo lange / biß es ſich erweicht / dann ge - brauch haͤrtere Baͤnder / und lege auch wol uͤber daß Pflaſter ein duͤnn geſchlagnes Bley / ſo wird es ſich verliehren und ver - zehren. Ein allzukleiner Callus kan theils aus dem aͤuſerlichen Anſehen / erkennet / o - der wenn daß Glied gar zu unvermoͤglich und ungeſchickt in der Bewegung bleibt gemuthmaſſet werden / es wird mehren - theils verurſacht aus dem wenigen Eſſen und Trincken und Mangel der Nahrung des Patienten / oder wenn man im verbin - den allzuharte Compreſſen und Schienen gebraucht / auch zugleich die Binden hart anzeucht / dahero muß die Cur dieſem allem entgegen gerichtet werden; Den Patienten laß in der Diæt etwas reichli - cher und nahrhaffter unterhalten /J vdie130Des warhafftigendie Compreſſen und ſchienen wegnehmen / die Binden nicht mehr ſo hart anziehen / und den Ort wenn er zuvor wohl mit war - men Tuͤchern gerieben und gebehet mit nachfolgendem Weichpflaſter belegen.

  • Rp. Emplaſtr. d. Alth.
      • Diachyl. ſimpl. an. unc. S.
    • Reſin. pur.
    • Rad. Conſolid.
      • Barb. Caprin. ana. unc. j. S.
    • M. F. Emplaſtr. S. S.

So wird der Callus bald anfangen zu wachſen.

Daß Abnehmen des Gliedes geſchiehet entweder in der Cur oder nach derſelben / geſchiehet es nach der Cur ſo iſt es gemei - niglich ein Schwinden / und muß alſo curt - ret werden / reibe den Ort mit warmen Tuͤ - chern offters / damit die Nahrung dahin gezogen werde / und ſchmiere es als den mit Roſen / Regenwuͤrmer oder Froſchleich Oel / und Spirit. Juniperi oder mit meinem Schwind Spiritus welcher im 4. Theil ge - meldet werden ſol / ſo wird ſichs bald verlie - ren / kompt es aber in der Cur / ſo wird es ins gemein verurſacht / von allzuhartembin -131Feldſchers. Cap. X. hinden / vielfaͤltiger Bewegung und allzu warmen und offtern behen und aufgieſſen des warmen Waſſers / oder auch wohl / wie mir offt bey den Soldaten wiederfah - ren / wenn der Patient die Zeit uͤber nicht hat koͤnnen die rechte Speiß und Tranck be - kommen / dieſem nun abzuhelffen ſo ordne die Diæt wo moͤglich anders / und lege uͤber den gantzen Schaden daß ſo genandte Hamburger Stichpflaſter / welches ich al - lezeit hierbey dienlich befunden / denn es zie - het die Nahrung gewaltig an ſich.

Die verderbte Geſtalt und Unfoͤrmligkeit ruͤhret entweder von ungeſchickten Artzten her / und durch Verwahrloſung des Pa - tienten ſelbſten / theils wenn die Beiner nicht recht auff einander gerichtet / und mit Gebaͤndern wohl verſehen / dadurch daß Glied ſeine vorige Geſtalt verlieret / oder aber wenn der Patient durch unruhiges liegen und bewegen ſich ſelbſten / wie offt geſchiehet / verwahrloſet / demſelben wieder zu helffen / muß in Zeiten geſchehen / dahe - ro erweiche den Ort mit behen und warmen Baͤndern / wie bey Erweichung der groſ - ſen Schwuͤhlen gedacht worden / undſchmiere132Des wahrhafftigenſchmiere allezeit den Orth vorher mit nach - folgendem Saͤlblein.

  • Rp. Ungv. Alth.
      • Roſar. ana. unc. j.
    • Axung. Homin.
      • Anſerin. ana. unc. S.
    • Ol. Camom.
      • Roſar.
      • Lil. alb. ana. Drach. ij.
  • C. S. q. Ceræ M. ad. Unguent.

Wenn es genugſam erweicht / ſo gebrauch die darzu gehoͤrigen Inſtrumenta, ſo nicht allein mit dem verwahrloſeten Gliede acor - diren / ſondern auch die Krumheit vermit - telſt der Schrauben wieder in eine gerade und forige Form bringen koͤnnen. Hat es aber ſchon lange gewehret / und die Schwuͤhlen iſt ſchon verhartet / ſo muß man es entweder alſo laſſen / oder aber wenn der Patient noch jung / es außſtehen wil und keine Verhinderung dabey / wird es wieder entzwey gebrochen und wie ein ander friſcher Fleiſch Bruch cu - riret.

Der Brand wo er ſich vermercken laͤſtmuß331[133]Feldſchers. Cap. X. muß in Zeiten auffgehalten werden / denn es ein ſolcher Zufall wo ihm nicht bald mit gebuͤhrenden Mitteln begegnet wird / er ſo uberhand nimbt / daß der Patient in kur - tzer Zeit in Lebens Gefahr / du aber in Schimpff und Schande gerathen wuͤr - deſt / dahero gebrauch dich derſelben Medi - camenta welche ich in folgenden 4ten Thei - le Cap. 10. beym kalten Brande weitlaͤuff - tig beſchrieben.

Und dieſes ſind die vornembſten Zufaͤlle bey den Bruͤchen; Welche du nach vorge - ſchriebener Art / ehe ſie noch eingewurtzelt vertreiben kanſt / denn in allen Dingen ge - brauch bey Zeiten gegen Mittel / und baue auch ſchon fuͤr ehe ſich der geringſte Zufall mercken laͤſt / ſo kan man ohn alle Sorge den Schaden angreiffen und deſto richtiger curiren. Und diß ſey auch das Ende der Bruͤche mit derſelben Urſach / Unterſcheid / Kennzeichen / Zufaͤlle und vollkomne Cur / hoffe ein jeder Feldſcher wird hierauß / ver - gnuͤgliche Nachricht und Unterricht ſchoͤpf - fen koͤnnen / ſeinem nothleidendem Naͤch - ſten damit zu dienen: Nun folgen die Ver - renckungen.

Cap. 134Das warhafftigen

Cap. XI. Auff wie vielerley / Art und Weiſe eine Verrenckung und Außwei - chung geſchehen koͤnne / de - ren Urſach und Kenn - zeichen.

NAchdem die Bruͤche und deren Cur vollkomlich abgehandelt worden / ſo iſt auch noͤthig daß wir die Ver - renckungen der Gelencke und derſelben Li - gamenta ſo ſie aneinander halten muͤſſen kuͤrtzlich / gruͤndlich und verſtaͤndlich be - trachten. Es iſt aber eine Verrenckung nichts anders / als eine Außweichung eines Gewerb-und Gleichbeines auß ſeiner Hoͤh - len oder Pfannen in einen andern ihm gantz ungewoͤhnlichen Orth worauff in deſſen Gliede es geſchiehet) nichts anders folgen kan als allerhand Zufaͤlle / Verhinderung und gaͤntzliche Auffhoͤrung der natuͤrlichen und freywilligen Bewegung. Es wird ver - urſacht / auß einer aͤuſerlichen / innerlichen und natuͤrlichen erblichen Urſachen / die er - ſte aͤuſerliche geſchiehet von gewaltſamen ſtoͤſſen / ſchlagen / fallen / ungewiſſen Trit - ten / und ungewoͤhnlichem Anſtoſſen / deſ -ſen135Feldſchers. Cap. X. ſen ſo uns allzuſchwer und unmoͤglich zu verrichten / und dieſes iſt die gewoͤhnlichſte ſo den Feldſchern unter Handen kompt. Die 2. und innerliche Urſache iſt eine groſſe und uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit / welche ſich in die gleichen und Gewerbe ſetzet / und die Li - gamenta ſchluͤpffrig machet / die 3. und erb - liche aber / werden uns von den Eltern gleichſam in der Geburt angeerbet / da ich offt geſehen / daß die Pfannnen / worinnen die Gewerbbeiner gehen gantz flach gewe - ſen / und die gleichen unmoͤglich darinnen ihre Bewegung verrichten koͤnnen es pflegt aber ſelten zugeſchehen / die andern 2. aber geſchehen offter / und bringt derſelben Ver - renckung allezeit eine hefftige Außdehnung Schluͤpffrigkeit und Nachlaſſung der Saͤh - nen und Baͤnder / womit die Gelencke an - einander gehenckt / mit ſich.

Die Kennzeichen einer Verrenckung ſind gemeiniglich alſofort nach der That ge - genwaͤrtig / als Geſchwulſt / ungewoͤhnli - che Tieffen / wegen der außeinander gewich - nen Beiner / der Kopff erzeiget ſich mit ei - nem groſſen Huͤgel an dem Orthe wo es noch niemahls geweſen / iſt die Außdeh -nung136Des wahrhafftigennung allzuhefftig geweſen / ſo haͤngt das Glied bummelnd und unkraͤfftig dar / und iſt laͤnger als das geſunde / das allergewiſ - ſeſte Kennzeichen aber iſt / wenn bey den Verrenckungen die natuͤrliche Bewegung des Gliedes auffhoͤret / und wegen des em - pfindlichen Schmertzens unbrauchbar ge - macht worden / darneben auch etwas un - gleich / kuͤrtzer und laͤnger geworden / als das andre / ſo kan man es mit gewiſſem Grunde eine vollkomne Verrenckung nen - nen.

Den Unterſcheid der Außweichungen macht man theils von dem Ort da es ge - ſchehen / als an dem Schulterblat / dem Ellbogen / der Handwurtzel / der Huͤfft / Knie / Knoͤchel und Zehen etc Und die - ſes ſeynd die vornembſten Verrenckungen oder aber / wenn die Außeinanderwei - chung des Gleichkopffs auß ſeiner Hoͤhlen / entweder unterwerts oder oberwerts auß - gewichen / ſo vor ſich / hinter ſich / und ſeit - werts geſchehen kan / wie in folgenden Capitteln bey jeder Verrenckung ſonder - lich gemeldet werden ſol.

Cap. 137Feldſchers. Cap. XII.

Cap. XII. Außweichung des Kinbackens und der Schulter.

WJewol die Verrenckung des Kuͤ - fers nur ins gemein auff zweyer - ley Art geſchiehet / als hinter ſich und ſeitwerts / ſo habe ich doch auch obſer - viret / daß es vor ſich außgewichen und wol gar / doch aber ſelten auff beyden Seiten zugleich die Außweichung geſchehen / dieſe Verrenckung macht offters viel muͤhe / und kan auß einem geringen Dinge als uͤber - maͤſſigem Lachen / ungewoͤhnlichem Geh - nen / und allzuweiter Außdehnung des Mundes verurſacht werden; Die Wie - dereinrichtung muß / wenn was gutes darauff erfolgen ſol / nicht lange verzoͤ - gert werden / dahero wenn der Kieffer ſeitwerts außgewichen / es ſey auff der rechten oder lincken Seiten / wie auß dem aͤuſerlichen Anſehen abzunehmen / wo der Mund ſich hat hingezogen / ſo muſtu den Patienten nidrig ſetzen / und dir den Kopff von jemand hinterwerts feſte halten laſſen / dann ſetze die beyden Daumen an die Backen-Zaͤhne an /Kund138Des wahrhafftigenund mit den andern Fingern faſſe daß Kinne feſt an / und ſchiebe alſo den Kieffer erſt unter ſich / denn etwas hinter ſich / und letzlich nach der Seiten zu uͤber ſich / und laß es alſo eine virtel Stunde ſtille halten / ziehe die Finger herauß / ſo wird der Kief - fer wieder in ſeiner ſtatt ſeyn / und dieſes verrichte auch alſo / wenn er nach der an - dern Seiten außgewichen; Jſt es aber hin - ter ſich geſchehen / wie zu erſehen wenn die un[t]erſten Zaͤhne viel tieffer eingebogen als die oberſten / ſo druͤcke den Kieffer mit der rechten Hand etwas hinterwerts / denn vor ſich gezogen / und letzlich ſchiebe ihn wieder uͤber ſich an ſeinen Ort / ſolte er aber vor ſich außgewichen ſeyn / wie aus den Kennzeichen der unterſten Zaͤhne ab - zunehmen / ſo muſtu im Gegentheilden Kieffer erſt unter ſich / denn hinterwerts und letzlich uͤber ſich druͤcken / iſt er aber auff beyden Seiten außgewichen / ſo bleibt nicht allein der Mund gantz offen ſondern es thut ſich auch derſelbe gantz und gar mit dem Kinne hinab nach der Bruſt / und dieſes wegen der gewalti - gen Außdehnung der Muſculorum Tem -pora -139Feldſchers. Cap. XII. poralium und verliehret ſich auch die Sprache / und dieſes iſt die allergefaͤhr - lichſte Außweichung / welche! wenn ſie nicht alsbald wieder eingerichtet wird / allerhand ſchaͤdliche Zufaͤlle und wohl gar den Todt verurſachen kan / wenn du die Wiedereinrichtung vor dich neh - men wilt / ſo laß den Patlenten auff dem Ruͤcken liegen / und deſſen Haupt von einem deiner Leute unbeweglich hal - ten / denn druͤcke mit den Daumen im Munde und mit den uͤbrigen Fingern am Kinne den gantzen Kuͤffer hinter ſich / und mit einem ſachten und unbewegli - chem ſchieben uͤber ſich / lege eine brei - te Binden umb das Haupt herumb / wie ſolches Aquapendens in ſeiner Chi - rurgi pag. 1. libr. 5. Cap. 3. pag. 416. beſchreibet: Damit es unbeweglich et - liche Tage an ſeinem Orte ſtille liegen kan / die Binde netze zuvor in Eſſig und Waſſer / und das Genicke Halß und Kinnbacken ſalbe mit Roſen / Regen - wuͤrm-und Camillen-Oel / die Ner - ven aber ſtaͤrcke mit dem Nerven-Pfla - ſter welches taͤglich zwey mahl umbge -K ijleget140Des wahrhafftigenleget werden kan / im uͤbrigen wehre al - ler Entzuͤndung / welche ſonſt die groͤ - ſte Verhinderung in der Cur bringen wuͤrde.

Die Verrenckung der Schulter oder Achſel kan auff unterſchiedliche Art ge - ſchehen / als / auff / und abwerts / vor ſich hin / und außwerts / am vielfaͤltig - ſten aber iſt mir vorgekommen das es un - terwerts geſchehen / und dieſes zeuget nicht allein die Tieffe ſo ſich oben erweiſet / ſondern auch wenn man unten hingreifft / der Kopff ſich alsbald als etwas unge - woͤhnliches fuͤhlen und mercken laͤſt und das wegen der groſſen Ellbogen Roͤhre / ſo biß an die Schulter gehet / wo ſelbſt es einen groſſen Kopff hat / und wegen der hohlen Pfannen des Schulterblats / da es eine Hoͤhle und Huͤgel machet? Die Pfanne iſt ſonſten auſſerhalb mit einem Walle ringsherumb gleichſam umbge - ben / oben mit dem Schluͤßelbein etwas befeſtiget / und inwendig mit den ſo genan - ten Anchiroidis verknuͤpfft / und den noch geſchiehet deſſen Verrenckung leichtlich /weil141Feldſchers. Cap. XII. weil der Kopff des Beines gantz rund / und die Pfanne nicht allzutieff iſt / daher es viel eher als andre außweichen kan / zu dem kompt noch daß allhier die Ligamenta nur einfach und nicht rund und doppelt wie in andern ſind / und auch iſt an dieſem wenig Fleiſch / welches es ſonſten noch befeſtigen / und vor aͤuſerlichen Zufaͤllen beſchuͤtzen helffen wuͤrde; Auff was vor Art ſolches außgewichen / weiſet dir der rundte Kopff / iſt es unterwerts geſche - hen ſo iſt oben eine Hoͤhle / und unten der Huͤgel / iſt es oberwerts geſchehen / ſo merckeſt du daß Gegentheil / doch geſchie - het dieſes ſeltener als das andre / es geſchie - het auch wohl die Verrenckung der Schulter vorwerts und hinaußwerts.

Jn Summa die Außweichung ſey wie ſie wolle / ſo richte dieſelbe alſo wie - der ein / wenn der Kopff herunter ge - wichen / ſo laß den Patienten durch zwey ſtarcke Perſohnen / hinten an der Schulter und unten an der Hand et - was ſtraͤcken / biß du merckeſt / daßK iijes142Des wahrhafftigenes wieder eingerichtet werden kan / es muß aber bey alten Perſohnen die erſten Tage geſchehen / denn ſonſten wuͤrde dieſe Art ſtrecken viel zu ſchwach ſeyn / denn faſſe die Gegend des Boltzens mit beyden Haͤnden / und ſchiebe ihn hinter ſich und uͤber ſich an ſei - nen Ort / und dieſe Wiedereinrichtung / kan auch bey den jungen Leuten durch den Handgriff verrichtet werden / wenn noch keine Geſchwulſt und Entzuͤndung dabey / wo aber dieſes ſchon dar / und die Verren - ckung vor etlichen Tagen geſchehen / ſo muß man erſt die Geſchwulſt zertheilen / den Schmertzen wegnehmen / und als deñ die Außdehnung und Wiedereinrichtung mit Inſtrumenten auf allerhand Art (wel - che zu beſchreiben allhier zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde) verrichten / wie ſolches beym Aquapendente part: I. pag. 421. beym Johann: Vigone pag. 1. Lib: 6. pag. 477. & ſeq. und beym Cardilucio Tom: 3. pag. 606. und 607. außfuͤhr - lich zu erſehen.

So bald die Einrichtung geſchehen /ſo143Feldſchers. Cap. XIII. ſo buͤge den Arm etwas nach dem Lei - be / lege einen Bauſch unter die Ach - ſel / welcher ſich darunter ſchicket / und den Boltzen uͤber ſich halten kan / die Schulter verſorge / mit einem dickge - ſtrichnem Bruch-Pflaſter / oder roth unbekandtem Pflaſter / welches faſt beſſer / und nicht allein die außgedehn - ten Nerven ſtaͤrcket / ſondern auch die Entzuͤndung gewaltig zuruͤcke haͤlt / doch mache daß Pflaſter nicht gar zu groß / damit man nach der inwendigen Sei - ten etwas Spatium laſſen kan / binde hernach den Ort mit der Binden zu / damit zugleich der untergelegte Pauſch unverruͤckt liegen bleiben kan; Und dieß Verbinden continuire alle drey Ta - ge mit Aufflegung friſcher Pflaſter / ſo wirſtu dem Patienten bald wieder zu rechte verhelf - fen.

K 4Cap. 144Des warhafftigen

Cap. XIII. Außweichung des Ellbogens deſ - ſen Unterſcheid / Kennzeichen und Cur.

DJe Verrenckung des Ellbogens oder der kleinen Armpfeiffen ge - ſchiehet nicht leicht / und muß durch eine gewaltſame wunderliche Weiſe auß - einander gebracht werden / und dahero wenn es geſchiehet / ſo gehet auch die Wiedereinrichtung nicht ohne groſſe Muͤ - he und Beſchwerung zu / und dieſes dar - umb / weil die Gewerb-Beiner weit beſſer mit Ligamenten und Baͤndern befeſtiget als andre / und auch die Bei - ner / woraus die gleichen zuſammen ge - ſetzet / nicht nur von zwey wie andre / ſondern von drey zu deſto mehrer Befe - ſtigung zuſammengeſetzet ſind / dahero gieb wohl Acht / ob die Verrenckung hinter ſich / oder vor ſich / hinterwerts oder herauswerts geſchehen / weil hoch daran gelegen / und ſiehe zu / damit die Einrichtung nicht lange verſchoben wer -de /145Feldſchers. Cap. XIII. de / weil ſonſt die bald drauff folgende Entzuͤndung / Verhartung und Ein - ſchrumpffung der Baͤnder und groſſe Schmertzen dir daß Einrichten verhin - dern wuͤrden / welches hernach / ob es ſchon nach der Erweichung und Zuruͤck - treibung der Zufaͤlle auch vorgenommen werden kan / dennoch nicht ſo leicht zu verrichten / als wenn es anfaͤnglich ge - ſchehen / geſchweige (wiewohl zugeſche - hen pfleget) daß nach ſolcher langen Ver - zoͤgerung die Natur einen Callum ge - biehret / und daß Wiedereinrichten gaͤntz - lich verbietet / daher eyle ſo viel moͤg - lich.

Wenn die Verrenckung hinaußwerts geſchehen / ſo iſt eine Hoͤhle inwerts / und der Zapffen außwerts / iſt die außweichung aber vorwerts / ſo iſt nicht allein daß Con - trarium, ſondern der Patient kan auch den außgeſtreckten Arm nicht wieder einbuͤgen und bewegen: Bey den andern Außweich - ungen / iſt entweder die Grube inwendig / und der Huͤgel außwendig / oder der Huͤgel inwendig / und die Grube außwendig / wenn der Ellbogen vor ſich oder hin -K vter146Des wahrhafftigenter ſich außgewiechen / ſo muſtu den Patienten erſt durch 2. Perſohnen gemach ſtaͤrcken / damit du in der Außdehnung acht haben kanſt / daß der Knopff nicht den Ab - ſatz des Vorder-Beins beruͤhre / und durch ein allzugeſchwindes herumbdrehen denſel - ben beſchaͤdige / ſo bald du ſieheſt / daß die Außdehnung geſchehen / ſo faſſe unten den Arm / mit deiner lincken und mit der rech - ten Hand ſchiebe den außgewiechnen Ell - bogen wieder in ſeine Hoͤhle / und diß iſt in acht zunehmen / wenn die Außweichung vor ſich geſchehen / da hingegen wo ſie hin - ter ſich iſt / ſo folgt das Contrarium in der Einrichtung / und muß die Außdehnung etwas ſchrad verrichtet werden / und dieſes ſtraͤcken und wieder hineinſchieben muß auch bey den andern zwey Außweichungen geſchehen / es were den daß die Hinterſpin - del oder Roͤhre das Unterarms / herauß ge - wiechen / ſo muſtu es nach der Außdeh - nung / mit Tuͤchern wieder an ſeinen Orth bringen / oder nach der Lehre Paræi mit ei - nem dar zugemachten Zaum und ſtecken verrichten.

Die Cur nach der Einrichtung geſchiehetalſo /147Feldſchers. Cap. XIII. alſo / uͤberlege den verletzten Ort mit einem Bruch / oder unbekandtem Pflaſter und da - bey gebrauche noch andre Artzneyen / wel - che den Schmertzen ſtillen und die Entzuͤn - dung zuruͤck halten helffen / die Ligamenta welche ſich vorher uͤber die Gebuͤhr außdeh - nen und numehr wieder einziehen muͤſſen / beſtreich mit nachfolgendem Nerven Oehl.

  • Rp. Ol. Lumbricor.
    • Juniper.
    • Camomill. ana. unc. S.
    • Spic.
    • Hypericon. ana. Drach. j. S.
    • Roſar Drach. ij.
    • Myrrh. Drach. j. S.
  • M. F. Oehl zum ſchmieren.

Daruͤber lege ein Pflaſter und dieſes conti - nuire taͤglich / biß daß die vollkomne Cur erfolget / ſolte aber nach der Genaͤſung eine Steiffigkeit in den Armen verharren / ſo muſtu daß Glied erſtlich erweichen / mit warmen Baͤndern und den mit folgenden Ungv. bey einem Kohlfeuer geſchmieret / biß ſich die Haͤrte verlohren / und der Arm zu voriger Bewegung gebracht worden.

Rp. 148Des warhafftigen
  • Rp. Ungv. Popul.
      • Alth. ana. unc. j.
    • Ol. Laurin. Drach. j.
      • Spic. Drach. j. S.
      • Lumbricor.
      • Camomill. ana. unc. S.
      • Ovor. Drach. ij.
  • C. S. q. Ceræ fiat in formam Ungv.

Es waͤre wol gut / wenn allezeit vorher das Gelencke mit einem warmen Tuche ge - rieben wuͤrde ehe man das Saͤlblein dar - auff ſchmierete.

Cap. XIV. Außweichung der Hand und Ein - ger / deren Unterſcheid / Wieder - einrichtung und Cur.

ETliche meinen das die Handwurtzel gar ſelten und wol gar nicht außein - ander weichen koͤnne / das dieſes aber gantz und gar falſch / wird deꝛ am beſten zeu - gen koͤnnen / welchem daß Weſen / die Zu - ſammenfuͤgung / und deñ auch die genaue Verbuͤndnuͤß mit dem Arme / bekand iſt / gewiß iſt es / und koͤnte ich / wenn es noͤthig viel Exempel beybringen / daß dieſe Auß - weichung auff vielerley Art geſchehen kan. 1. vor -149Feldſchers. Cap. XIV. 1. vorwerts 2. hinterwerts 3. hinein und 4. heraußwerts am offterſten geſchiehet es / vor ſich oder wie vorgedacht vorwerts / und als den kan man auch Augenſcheinlich ſehen / das die Baͤule oberwerts ſich erzeu - get / und der Patient kan als den die Finger unmoͤglich Einbuͤgen / gleich wie er ſolche nicht außſtrecken kan / wegen groſſer Em - pfindligkeit der Nerven und Haarwachſes / wenn die Außweichung hinterwerts ge - ſchehen / denn die andern Außweichungen geſchehen gar ſelten und muͤſſen an der Sei - ten wo die hohen und Tieffen erſcheinen ge - urtheilet werden /

Die Einrichtung habe ich allezeit auff ei - nem Tiſche / oder ſonſt einem bequemen Brett / alſo vorgenommen / unten lege ei - nen runden harten Ballen / ſonderlich wenn die Außweichung unterwerts geſche - hen / laß den Patienten die Hand darauff legen / und ſtelle hinten und fornen 2. Diener an die Achſel und Hand / und laß dir dieſelben unbeweglich den Arm ſtrecken / wenn du merckeſt das es gnung geſchehen / ſo bringe mit einem ſtarcken drucken und ſachten ſchiebendas150Des wahrhafftigendaß außgewichne Bein wieder an ſeinen Ort / auff dieſe manier iſt es mir allezeit gluͤcklich angegangen / ja ich habe wol off - ters bald nach der Verrenckung bloß allein mit an mich ziehen und uͤber ſich druͤcken daß außgewichne wieder an ſeinen Ort ge - bracht.

Die Finger werden leicht und offters ver - rencket auch wieder leicht eingerichtet und werden ſolche wohl offt von den Patienten ſelber wieder an ihren Orth gebracht / es muß aber bald geſchehen / ſonſt wuͤrde es ſich wohl ver bieten / ſonſt koͤnnen ſie auff unterſchiedliche Art verrenckt werden.

Die Wiedereinrichtung kan alſo vorge - nommen werden / laß den Patienten die Hand auff ein ſchmal Brett legen / und zwey Perſohnen eine geringe Außdehnung thun / deñ ſchiebe es wieder an ſeinen gehoͤ - rigen Ort / ich habe es geſchwind und gar bequem verrichten koͤnnen / weil deren glei - che kurtz / die Pfannen nicht gar zu tieff / und die Baͤnder ſchwaͤcher als anderer Theile ſind / zudem kan man auch alles ge - nauer in Augenſchein nehmen / wegen we - nigen Fleiſches ſo dieſe Gelencke haben undleicht151Feldſchers. Cap. XIV. leicht urtheilen / wohm die Außweichung gegangen und wie die Wiedereinrichtung vorzunehmen.

Die Cur der Hand Gewerbbeiner wird wie in vorhergehenden Capiteln gemeldet worden / verrichtet / nur daß man die Hand allezeit in einer bequemen Binden tragen muß / damit dieſelben deſtobeſſer ruhen koͤnnen / und daß man kein gar zu hitziges Pflaſter aufflege / weil ich befunden / daß ſolches an dieſem Orthe gantz nicht dienlich geweſen / darumb huͤte ſich ein jeder vor dergleichen Mißbrauch; Jch habe allezeit Felix Wuͤrtzen Bruchpflaſter gebraucht und mich wohl dabey befunden.

Die Finger Cur verrichte gleichfals alſo doch daß man vor allen Dingen der Ent - zuͤndung zuvor komme die Schmertzen lin - dere / und die Nerven ſtaͤrcke / laß die Hand allezeit auff etwas ruhen damit nichts ſich unter des verruͤcken koͤnne / ſolte ſich wie wohl geſchehen kan / eine Steiffigkeit im Finger vermercken laſſen / ſo muſtu demſel - ben mit erweichen und ſchmieren wie vor - hergehends im XIII. Capitel gemel - det worden / begegnen / und den Pati -enten152Des wahrhafftigenenten zu voriger Geſundheit verholf - fen.

Cap. XV. Verrenckung der Huͤffte / wie die zu erkennen / wieder einzurich - ten / und curiren.

DJe Verrenckung der Huͤffte geſchte - het gar ſelten / und wenn ſie geſchie - het / ſo iſt derſelben Einrichtung die allerſchwer-und gefaͤhrlichſte ſo unter den Verrenckungen vorgehen kan / ja ich kan wol ſagen / daß dieſe Operation einen recht geſchickten Wundartzt erfodert / die Urſach daß dieſe Verrenckung ſelten geſchlehet / iſt / theils die groſſe und Tieffe Pfannen / wo - rinnen der groſſe runde Knopff der Ober - ſchenckel Roͤhre mit 2. ſtarcken Ligamen - ten, angefaͤſſelt und befaͤſtiget iſt / und deñ auch daß es nicht leicht ohne allzugroſſe Ge - walt / wegen Maͤnge des Fleiſches / ſo das Gewerbbein allenthalben umbgiebet / be - ſchaͤdiget werden kan / dahero ſag ich / ge - ſchiehet dieſe Verrenckung nicht ſo offt / als die andren / und deßwegen kan man auch durch Handgrieffe allhier wenig auß rich - ten.

Es153Feldſchers. Cap. XIII.

Es kan aber die Huͤffte außweichen auff 4. Arthen 1. vor ſich 2 hinter ſich / 3. hinein - werts und 4. außwerts / daß 1. und 2. ge - ſchiehet ſelten und wohl gar nicht / das 3. und 4. aber kan eher geſchehen / zuweilen wird auch eine Außweichung verurſacht wegen der haͤuffig herzuflieſſenden innerli - chen Humoren, welche die Ligamenta ſo ſchwach und ſchluͤpffrig machen / daß ſie den Kopff gar leicht durch eine ſtarcke Be - wegung auß der Pfannen heraußtreten laſſen. Jedoch wie gedacht geſchiehet es nicht offt / die Verrenckung der Huͤfft geſchehe wie ſie wolle / ſo iſt es eine vollkomne Auß - weichung / weil es unmoͤglich / daß ein Theil ohne das andre außweichen kan.

Die Kenn-Zeichen ſo viel derſelben zu mercken ſind dieſe / wenn die Verren - ckung hineinwerts geſchehen / ſo iſt der Scheuckel laͤnger als der ander / der Pa - tient kan derſelben weder auffheben noch nach ſich ziehen / und das Knie und der gan - tze Fuß ſtehet beſſer herauß als das andre / die Tieffe erzeuget ſich gegen demLHin -154Des warhafftigenHindern und der Huͤgel gegen die Scham / iſt aber die Verrenckung außwerts / ſo iſt daß Contrarium in allen Dingen zu ſpuͤh - ren / der Schenckel wird kuͤrtzer / iſt mehr inwerts gebogen / und der Huͤgel im Arß - backen / die Hoͤhle aber gegen der Schaam zu fuͤhlen; ſolte aber die Huͤffte vorwerts heraußgehen / ſo iſt es ſehr gefaͤhrlich / der Patient kan ſeinen Urin nicht laſſen / weil daß auß gewichne Bein die Harnblaſſe all - zuſehr druͤcket / an der Schaam erzeugen ſich allerhand Zufaͤlle: Als Geſchwulſt / Hitze Schmertzen ꝛc. Und iſt nicht die ge - ringſte Bewegung mehr an dem Schen - ckel zu ſpuͤren / weñ aber die Außweichung hinter ſich oder ruͤckweꝛts geſchehen / ſo ſind die vorigen Zeichen wiederwertig zu ſehen / der Stuhlgang bleibt aus / die Schaam wird runtzlicht / und die Arßbacken fan - gen an zu geſchwellen / welche ungewoͤhn - liche Hoͤhe auff derſelben Seiten / der auß - gewichene Kopff in dem Arßbackẽ machet.

Die Einrichtung geſchiehet gleich den andern mit einer Außdehnung / weil ohne daſſelbe / daß Glied nicht wieder in vori - gen Stand zu bringen / und thun die -ſelben155Feldſchers. Cap. XV. ſelben gar nicht wohl / welche wollen mau ſoll in dieſer Verrenckung und Wieder - einrichtung das ausgewichne Oberſchen - ckelbein / umb daß Os Ilium oder Darm - bein herumbgehen laſſen / und nicht eher davon abweichen biß es wieder in ſeine Pfanne kommen / denn es iſt eine ſol - che unſichre Einrichtung / die ohne Ver - letzung und wohl gar Zerbrechung des gemeldten Beines nicht leicht geſchehen kan.

Jch habe meine Wiedereinrichtung wenn ſie hineinwerts geſchehen (denn dieſes geſchiehet am oͤffterſten) allezeit ſo vorgenommen. Den Patienten lege aus - geſtraͤckt auff einen langen ſchmahlen Tiſch / und laß mit einem zwiſchen dem Ge - maͤcht und Hindern breit angelegten leder - nen Zuͤgel 2 Diener die ſtarck uͤber ſich zie - hen / welches 2. andre zugleich mit einem andern angemachten Zuͤgel am Knie auch thun muͤſſen / und damit der Patient dich nicht in der Außſtreckung verhindere ſo binde denſelben allezeit mit einem breithem Tuche umb den Leib und Armen feſte an den Tiſch an / wenn die Außſtreckung voll - kom̃en geſchehen ſo faß den OberſchenckelL ijmit156Des wahrhafftigenmit beyden Haͤnden / und buͤg ihn in der Geſchwindigkeit ohn nachlaſſen gegen den Ruͤcken und ſchiebe ihn alſo dann an ſeinen Ort. Jſt aber die Außweichung auswerts / ſo muß der Patient auff dem Bauche lie - gen / und daß Buͤgen des Schenckels ge - gen dem Bauche zu geſchehen / wolte es aber durch die Handgriffe nicht angehen wollen. So muß man entweder die Win - den gebrauchen oder aber auff dieſelbe Art / welche Paræus Libri. xv. capite 4. be - ſchreibet verſuchen / denn da legt man wenn die Huͤfft hineinwerts gewichen den Patienten gleichfalß auff einen Tiſch / in deſſen Mitte ein hoͤltzerner rundter Nagel ſtecken muß / ſo gegen dem Leibe zu mit Tuͤchern umbwunden ſeyn ſol / auff ſolche Weyſe ſagt er wuͤrde der Leib auffgehalten daß er im außdehnen nicht außweichen konte / wie in oben angezogenem Orthe weitlaͤufftiger zu leſen.

Die Cur eines wieder eingerichteten Huͤfftbeins iſt wie in den andern Verren - ckungen gemeldet worden / und ſiehet man hierinnen auff nichts anders als das man ſolche Medicamenta gebrauche / die 1. den Schmertzen zuruͤck treiben 2. die Entzuͤn -dung157Feldſchers. Cap. XII. dung verhuͤten und 3. die außgedaͤhnte Ner - ven und Ligamenta wieder einziehen und ſtaͤrcken.

Cap. XVI. Außweichung des Knies / des Ge - lencks am Fußblatt oder des Knoͤ - chels / und auch der Zehen / wie ſie wieder einzurichten und zu curiren.

DJeſe Außweichung geſchicht gleich der vorigen nicht leichtlich / weil das Knie eine doppelte Pfannen und Kopff hat / ſo mit unterſchiedlichen ſtarcken Ligamenten befeſtiget iſt / dahero es ohne allzu groſſe Gewaltthaͤtigkeit nicht außeinander weichen kan.

Sie kan auff dreyerley Weyſe verren - cket werden / uͤber ſich / herauß und ſeit - werts / hinein geſchiehet es ſchwaͤrlich auch wohl gar nicht / wegen der unterliegenden Knieſcheiben und ſtarcken Ligamenten womit es am ſelbigem Orthe befeſtiget.

Die Kennzeichen koͤnnen bey dieſer Ver - renckung leicht angemercket werden / weil an ſolchen Oerthern wenig Fleiſch / und da - her duꝛch die ungewoͤhnliche Hoͤhe uñ TieffeL iijder Unter -128Des wahrhafftigenUnterſcheid der Außweichung zu machen / zu dem hoͤret auch die Bewegung auff / nach dem die Verrenckung geſchehen; die Urſache kan ſeyn / ein ungluͤcklicher Fall von der Hoͤhe / ungewoͤhnliches ſpringen / tantzen und lauffen ꝛc.

Wenn die Verrenckung nicht gar zu groß geweſen / ſo habe ich es durch eine ge - ringe Außſtreckung wieder an ſeinen Ort gebracht / und mit Uberlegung etlicher Bruchpflaſter curiret / wenn es aber eine vollkomne außweichung geweſen / ſo iſt ei - ne ſtarcke Außdehnung / welche offters mit Riemen / Zuͤgeln und Inſtrumenten ver - richtet werden muß noͤthig / weil ohne die - ſelbe nichts fruchtbarliches auszurichten. Dahero wenn die Außſtreckung genung geſchehen / ſo druͤcke mit deinen Haͤnden das ausgewichne Bein gegen ſeinem Ort biß es wieder in ſeine Pfannen kompt. Die Cur verrichte wie in vorigen Capitel gemeldet worden.

Nun folget die Verrenckung des Fuß - blates oder Knoͤchel / deſſen Ausweichung auff 4. unterſchiedliche Arten geſchehen kan als: Hinterwerts / herauswerts / vor ſich und hinter ſich / welches zuerkennen / ob ſichdas159Feldſchers. Cap. XVI. das Fußblat heraus oder hineinwerts ge - kehret / iſt es herauswerts gekehret / ſo iſt die Ausweichung hineinwerts geſchehen / und bey der andern das Widerſpiel zu obſervi - ren / die andern 2. Verrenckungen aber weꝛ - den erkand / wenn der Fuß kuͤrtzer die Fer - ſen hart und dicht angeſpannet / ſo iſt es vor ſich ausgetreten / wenn aber die Ferſen ſich faſt verſtoͤcken wolte / der Fuß laͤnger wird / und die Fusſohlen ſchlap anzugreiffen / ſo iſt die Ausweichung hinter ſich geſchehen.

Die Einꝛichtung geſchiehet gleich den an - dern mit einem noͤthigen Ausſtrecken / wel - ches wañ es noch nicht alt und der Patient jung / mit Haͤnden / wo aber nicht und bey den erwachſenen mit Riemen / Zuͤgeln / und darzu dienlichen Inſtrumenten auch wohl mit der Banck Hypocratis verrichtet wer - den muß / weñ die Ausſtreckung geſchehen ſo kan das abgewichene leicht wieder an ſeinen Ort gebracht werden.

Die Cur verrichte wie in andern Ver - renckungen gelehret worden / und bewabre den Ort vor Entzuͤndung und andern Zu - faͤllen / und weil dieſes Gelencke das gantze Gebeude menſchliches Leibes gleichſam tra -L iiijgen160Des wahrhafftigengen muß / uñ zu einer Stuͤtzen dienet / ſo las den Patienten eher nicht von ſeinem Lager auffſtehen / du merckeſt denn / daß alles wie - der in voriger Ordnung / welches gemeini - glich in 30. 40. und mehr Tagen zu geſche - hen pfleget / denn ich verſichre dich / das ein geringer Mißtrit / dir deinen Patienten ebẽ wie zu erſt / wieder in deine Haͤnde lieffern wird und alſo das letzte ſchlimmer als das erſte werden duͤrffte.

Auff dieſe Verrenckung kommen wir zu den Zehen / den die Beine zwiſchen denſel - ben und der Knoͤchel ſind ſo genau mitein - ander vereiniget / daß ſie wegen ſtaͤrcker Verbuͤndnuͤß nicht verrenckt werden moͤ - gen; die Zehen werden gleichſals ſelten ver - renckt / jedoch wenn es geſchiehet / ſo verhal - te dich dißfals / wie bey den gleichen der Fin - ger ausfuͤhrlich im 14. Capitel gemeldet worden / denn die Wiedereinrichtung und Cuꝛ muß auf eben ſolche Art verꝛichtet weꝛ - den / wo etwas gewiſſes erfolgen ſol.

Und dieſes iſt auch kuͤrtzlich der Bericht von den Verrenckungen / und ihrer Wie - der einrichtung / da nehmlich nicht die Na - tur / ſondern ein geſchickter Wuͤndartzt unddeſ -161Feldſchers. Cap. XVII. deſſen fertige Hand und Handgriffe das beſte darbey thun muß. Nun wil ich dich auch unter weiſen / wie die Glieder wenn ſie vertorben und unmoͤglich zu erhalten / ab - genommen werden muͤſſen.

Cap. XVII. Wie ein Glied abgenommen wer - den můſſe / was vor Gefahr bey der - ſelben Verrichtung / und wie es wieder zu curiren

DJe jenigen Glieder / welche entwe - der durch den kalten Brand / oder andre Zufaͤlle zu einer gaͤntzlichen Erſterbung gebracht werden / und dem Leibe ferner keinen Nutzen mehr bringen koͤnnen / haben bißhero auff keine Art in der Chirurgia curiret vielweniger verbeſ - ſert werden koͤnnen / weil das jenige ſo ein - mahl abgeſtorben / nimmermehr wieder lebendig gemacht werden kan / dahero weñ ſolches geſchehen / ſo iſt kein beſſer Mittel / als daß man ſolch vertorbenes Glied / gleich andern uͤberfluͤſſigen Dingen des menſch - lichen Coͤrpeꝛs hinwegnehme und abſchnei - de / denn hierdurch wird nicht allein die Natur ihrer untertraͤglichen Laſterle -162Des warhafftigenerlediget / ſondern auch der Pattent vom gaͤntzlichen Verderben und Untergan - ge befreyet / weil die Faͤulung nicht in dem ſelben Gliede bleibet / ſondern von Tag zu Tag weiter gehet / und das geſunde anſte - cket / derohalben ſage ich nochmahls / das man die Abſchneidung je eher / je beſſer we - gen folgenden 2. Urſachen vor die Hand nehme 1. Damit wie gedacht das uͤbrige ge - ſunde nicht angeſtecker werde / und den 2. ſolches weil der Patient noch Kraͤffte hat / am ſicherſten zu verrichten / geſchweige des noch fernern Nutzens / wenn die Abſchnei - dung eines Arms oder Fuſſes geſchehen kan in Zeiten / ehe die Faͤulung noch uͤber die Achſel und uͤber das Knie gekommen / woſelbſt es hernach ohne Verluſt des gan - tzen Gliedes / und Lebens nicht wol geſche - hen kan / darumb iſt es immer moͤglich / ſo ſchiebe ſolches nicht laͤnger auff / den her - nach hilfft kein Abnehmen / und muß der Patient elendiglich dahin ſterben.

Wenn nun alles zu der Abſchneidung beſchloſſen / ſo verfertige deine benoͤthigte Madicamenta, und alles was zu dieſem ge - faͤhrlichen Wercke erfodert wird mit ſon -der -163Feldſchers. Cap. XVII. derlichem Fleiß / lege alles fein ordentlich auff einen nah anſtehenden Tiſch damit dir ſolches deine Diener behend zureichen koͤn - nen / und du ſelbſt bey deiner Operation es zum Grieff haben moͤgeſt / die Dinge aber zum verbinden ſind gemeiniglich dieſe: Ein - gefeuchte Rindblaſen / Hefftnadeln mit ſtarcken langen ſetdnen Faden / Bubenfiſch / blutſtillende Pulver angemacht mit Eyer - klar / und Tuͤcher und Werck geſtrichen / Baͤuſche / auffgerollete Binden und Tuͤ - cher; Zur Abſchneidung aber gehoͤren / ei - ne gute Segen mit 2. Blaͤttern / Scharffe / Meſſer / krum und lang / wie ſie noͤthig und cauteriſier Eyſen. Den Patienten deſto beſ - ſer zu ſtaͤrcken ſo gieb ihm vorhero eine kraͤf - tige Hertzſtaͤrckung / und habe zugleich bey der Hand / Krafftwaſſer zum anſtreichen / warmen Wein und Eſſig die Ohnmacht zu verhindern und zu vertreiben / wenn dieſes geſchehen / ſo bringe den Patienten auff ei - nen bequemen Ort / oder wo es moͤglich auff einen ſolchen Stuhl / welcher nicht al - lein feſt ſtehet / ſondern auch alſo ſeyn muß das man rund umb denſelben gehen kan / hinde denſelben feſt an / und laß ihn auchdurch164Des wahrhafftigendurch einige feſt halten / damit er dich in dei - ner Verrichtung nicht hindern koͤnne / es waͤre den daß der Patient nicht auff dem Stuhl ſitzen koͤnte / ſo muß es durch feſt Haltung deiner Leute auff dem Lager ge - ſcheben Ehe du aber noch die Bindung und Section des Schenckels vornimbſt / ſo ruffe nebſt den umbſtehenden den gnaͤdigen Gott umb Beyſtand an / und kan man den Abend vorhero auch dem Patienten das heilige A - bendmahl geben laſſen / den ohne des ober - ſten Artztes Huͤlffe kan nichts fruchtbahres außgerichtet werden / und als deñ auff ſol - chen maͤchtigen Beyſtand verlaſſende / pro - cedire alſo: Ziehe die Haut mit beyden Haͤnden am geſunden Theil wo du ſchnei - den muſt oberwerts ſteiff an; ich ſage deß we - gen am geſunden Theil / weil die Abſchnei - dung allezeit 3. 4. oder zum hoͤchſten 5. auer Finger uͤber der Faͤulung geſchehen ſol / und binde es mit einem ſchmall-bret - tem Bande / 2. mahl ſtarck herumb / und laß es unter wehrender Schneidung bey den langen Enden ſo lange uͤber ſich halten / biß der Schnitt durch die Meſſer undAbſtoſſung165Feldſchers. Cap. XVII. Abſtoſſung durch die Seegen geſchehen / die - ſe Bindung dienet zu zweyen Dingen; daß gewaltige Bluten etwas auff zuhalten und den 2. damit hernach die Haut deſto beſ - ſer uͤber den Strumpff gezogen und geheff - tet werden kan; Wenn die Bindung alſo geſchehen / ſo ſchneid mit deinem ſchneiden - dem Meſſer / das Fleiſch biß auff die Kno - chen gaͤntzlich entzwey / und zwar alſo / da - mit auch nicht das allergeringſte vom Fleiſch und dem Haͤutlein daran ſitzẽ bleibe / und man den Knochen entbloͤſt liegen ſehen kan / und waͤre wol noͤthig / damit das Meſ - ſer zweyſchneidig ſey / ſolches im fall das ab - ſchneiden an einem Orthe geſchehen muſte wo 2. Roͤhre bey einander / die zwiſchen Maͤußlein deſto beſſer zu zerſchneiden und abzuloͤſen; Nach dieſem ſtoß das Bein dicht am Fleiſche mit der Saͤgen in wenig ſtoͤſſen ab / doch alſo / daß die erſten ſtoͤſſe geſchwind / und wenn es bald durch / die letztern lang - ſam geſchehen muͤſſen / damit nicht Schief - ſer darauff erfolgen / ſolte das Blut unter wehrender Operation ſtarck lauffen / ſo keh - re dich daran nicht / und pfleget man ohne dem gerne etwas davon lauffen zu laſſen /die166Des wahrhafftigendie Adern ein wenig außzulehren umb der allzugroſſen Entzuͤndung die Macht zube - nehmen jedoch muͤſſen in dieſem Fall die Kraͤffte des Patienten obſerviret werden: Nach der Abſegung ziehe die Haut wieder ein wenig uͤber den Strumpff / und haͤffte ſie mit ein paar Creutzhaͤfften zuſammen / denn lege entweder ein dick Stuͤck Bu - benfiſch oder das blutſtillende Pulver mit Eyerweiß angemacht und auff etwas ge - geſtrichen dar auff / und mein rothes Wund - pflaſter daruͤber / und binde ein Blaſen / doch nicht alzufeſte darauff / die Paͤuſche ſo daruͤber gelegt / und die Binden ſo herumb gebunden werden muͤſſen / netze zuvor in warmen Wein und Roſenoͤhl / zu Verhuͤ - tung der Inflammation und kan zu Verhin - derung mehrer Zufaͤlle das abgenomne Glied allezeit / mit Regenwuͤrm - und Ca - millen Oehl ein paar Haͤnde hoch biß ans naͤchſte Gelencke geſchmieret werden; Nach - dem verbinden gib acht auff die Verblu - tung und Schmertzen / damit ſolche 2. Zu - faͤlle / welche als Gefehrten ſich allezeit bey dieſer Operation einfinden geſtillet und ver - hindert werden moͤgen / und thun die jent -gen167Feldſchers. Cap. XVII. gen nicht unrecht / welche nach der Schmie - rung das Glied oberwerts mit etlichen Baͤndern kuͤnſtlich binden / weil dadurch nicht allein das Bluten verhindert / ſon - dern auch dem Gliede die empfindlichen Schmertzen etwas benommen werden / doch muß man auch nicht gar zu ſtarck bin - den / damit nicht ein ſchaͤdlicher Zufalldar - auff erfolgen koͤnne / noch iſt hiebey zuerin - nern / das etliche das allzuhefftige Bluten mit ſtarck zuſammen gezogenen Haͤfften und Brennen zuſtillen pflegen / ich habe es aber niemahls noͤthig gehabt / weil mir alle - zeit meine Blutſtillungen nebſt angewand - tem Fleiß wohl angegangen / den Ort laß dieſen Tag wo dich nichts daran verhindert / biß auff den folgenden Morgen verbunden ſeyn / und als denn laß die Bande / wo es das Bluten leiden wil ein wenig nach und den Patienten den Stumpff allezeit etwas in die Hohe halten / ſo viel er es erleiden kan / nach 3. oder 4. Tagen binde ihn auff / nimb die Blaſen ab / und lege uͤber die noch uͤbri - ge Blutſtillung ein friſches Pflaſter / ge - gen Abend wenn nichts boͤſes zu beſorgen / ſo erweiche die Blutſtillung vollends undnimb168Des wahrhafftigennimb ſie gelinde ab / alßden reinige den Schaden / wie andre Wunden / mache Fleiſch drauff wachſend / damit das Bein bedecket werden moͤge / und ſchlieſſe alßdeñ mit einen Hautzeugendem Pflaſter.

Sonſten hat der gelehrte Fiænus in ſeiner Chirurg. Tractat xj. pag. 167. die Glieder abzuſchneiden ſehr weitlaͤufftig gelehret / wohin ich den geneigten Leſeꝛ zu fernerm Un - terricht wil gewieſen haben / etliche wollen / zwar auch / man ſol die Abſchneidung nicht am geſunden Orthe / ſondern etwas unter - werts im verdorbenen verrichten / wie ſol - chem beyfall giebet Aquapendens, Veſali - us und etliche / wie deñ gleichfalß auch Vigo ziemblich dieſer Meinung mit iſt / und die - ſes ſagen ſie / ſol man deßwegen thun / weil nicht allein die Schmertzen verhindert / ſou - dern auch daß groſſe Blut ſtuͤrtzen gaͤntzlich auff gehoben wird. Jhm ſey wie ihm wolle / ich habe es all zeit auff vorhergehende Art verrichtet / und mich wohl darauff befun - den / die Schmertzen und das viele Bluten kan man wol durch fleiſſiges vorbauen ab - wendẽ / hingegen aber iſt man in der andern Operation gantz nicht ſicheꝛ / das etwan wasvon169Feldſchers. Cap. XVII. von dem Brande nicht ſolte zuruͤck geblie - ben ſeyn und alſo das letzte aͤrger als das erſte wuͤrde / zudem muß man auch noch das unnuͤtze faule Fleiſch brennen / und ſich nicht allein viel muͤhe machen / ſondern es wird ebenfals hierdurch dem Patienten ein groſſer Schmertzen zugezogen / da - rumb ſage ich mit gemeldtem Herꝛn Fiæno, es iſt rathſamer im geſundem abſchneiden / als hernach erſt brennen; Und dieſes iſt kunſtliebender Leſer der kuͤrtzeſte und ſicher - ſte Weg die Glieder abzuſchneiden / womit bey dieſem dritten Theil der Schluß und das Ende der Wundartzney in dieſem Tra - ctaͤtlein gemacht worden / noch ſolte bil - lich der offnen Schaͤden und Geſchwieren hierinnen gedacht werden / weil ich aber hier von ehſtens ein ſonderliches Tractaͤt - lem her auß zugeben gedencke / als laß ich es hierbey bewenden; in folgendem 18. Ca - pitel aber ſind die Medicamenta dieſes 3. Theils zu befinden.

Cap. XVIII. Beſchreibung einiger Medicaten ſo zu dieſem dritten Theil gehoͤ - ren / wie ſie zu bereiten und zugebrauchen.

MUn -170Des warhafftigen

U Nſerer vorigen Ordnung gemaͤß fol - get dieſes 18. Capitel mit Beſchreibũg und Bereithung der Medicamenten, ſo in dieſem 3. Theil hin und wieder gedacht worden / weil es ein groſſes Stuͤck die Cur darauf zu gruͤnden; den Anfang ſol machẽ mein rothes Wundpflaſter / deſſen Be - ſchreibung folgende:

  • Rp. Ceræ Libr. j. S.
    • Reſin. pur. unc. xvj.
    • Sev. hircin. unc. vj. S.
    • Therebinth. unc. S.

Laß es mit einander uͤber gelindem Feuer zergehen uñ ſeige es durch ein Tuch / damit aller Unrath zuruͤck bleibe / las es noch - mals gemach zergehen / und thue darein / doch nicht eher als biß es ein wenig erkaltet.

  • Colophon. unc. j. S.
  • Succin. præparat.
  • Sal. Nicotian. ana unc. S.
  • Terr. Vitriol. pur. unc. j. S.

Agitire ſo lange bis daß es voͤllig kalt wor - dẽ ſo iſt dieſes zwaꝛ unanſehnliche aber doch koͤſtliche Wundpflaſter bereitet. Das Lac Virginis, deſſen offters gedacht worden / kan nach folgender Art bereitet werden.

Rp. 171Feldſchers. Cap. XVIII.
  • Rp. Pulv. Lytharg.
    • Ceruſſ. ana unc. i. S.
    • Myrrh. unc. S.
    • Nitr. purific. Drach. iij.
    • Alumin. uſt. unc. S.

Laß dieſe 5. Stuͤcke mit halb Eſſig und halb Wegebreit Waſſer in einem verdeckten Ge - ſchir unter ſtetem umbruͤhren kochen / bis daß ein Theil eingekocht / denn ſeige es duꝛch ein Tuch und weil es noch etwas warm / ſo thue darein.

Camphor. in Acet. ſolut. Drach. ij. S. Jſt ein kuͤhlender Umſchlag / und wird taͤg - lich 2. mal warmlich doch nicht zu naß uͤber - geſchlagen. Daß rothe unbekante Pflaſter oder rothe Sandel Pflaſter deſſen viel in den Verrenckungen und Bruͤchen gedacht worden / wil ich dem Leſer zu Gefallen mit anhero ſetzen / und zwar nach der Art wie ich es allezeit zu machen pflege.

  • Rp. Santal. rubr. ſubtiliſſ. pulveriſat. unc. j.
    • Acet. Vin. opt. unc. iiiß.
    • Spirit. Juniper. unc. j.

Laß dieſe 3. Stuͤcke vorher ehe du daß Pfla - ſter macheſt in einem vermachren Glaſe bey gelinder Waͤrme etliche Tage digiriren /M ijnach172Des warhafftigennachfolgende Stuͤcke aber laß uͤber einem Kohlfeuer gemach zergehen.

  • Reſin. unc. xx.
  • Ceræ unc. viii. S.
  • Therebinth.
  • Ol. Olivar. ana unc. ii. S.

Seige es durch ein Tuch / und weñ es nocht mals zergangen und etwas kalt woꝛden / ſo ruͤhre unter ſtetem agitiren folgende Pul - ver darein.

  • Pulv. Conſolid. maj.
    • Fœn. græc. ana unc i.
    • Bol. armen. unc. ii. S.
    • Sem. Apii Drach. iij.

Letzlich ruͤhreden Sandel mit ſeinen Spe - ciebus darein / ſo iſt es bereitet; Das Krampffſaͤlblein mache nach folgender Be - ſchreibung / alſo:

  • Rp. Ungv. Popol. unc. i. S.
      • Roſar. unc. S.
      • Alth. unc. j.
    • Ol. Spic.
      • Laur.
      • Ovor. ana Drac. S.
      • Lumbricor.
      • Camom. ana unc. S.
      • Succin. Drach. i. f. Ungv.
Dieſes173Feldſchers. Cap. XVIII.

Dieſes Saͤlblein kan umb den Schaden / auch wohl nach erfodern umb das gantze Glied geſchmieret werden / vertreibet alle Schmertzen und den Krampff auch andre Zufaͤlle; Daß oftgedachte Digeſtiv-Saͤlb - lein mache nach folgender Beſchreibung.

  • Rp. Therebinth. unc. iij.

Waſche dieſen unterſchiedliche mahl in ge - diſtillirtem Honig Waſſer / biß er gantz Schneeweiß wird / dann ruͤhre wol pulve - riſiret darein.

    • Myrrh.
    • Maſtic.
    • Oliban. ana Drach. j.
    • Ol. Roſar. Drach. ij.
      • Ovor. Drach. j.
    • Mell Roſar. unc. i.
  • M. F. S. Maturier Saͤlblein.

Daß Nervenſaͤlblein deſſen auch gedacht worden / kan in einem verzinnten Geſchirre nach dieſer Beſchreibung gemacht werden.

  • Rp. Ungv. Alth.
    • Popul. ana unc. ii. S.
    • Alabaſtr.
    • Rubr. F. W. ana Drach. ii.
    • Ol. Lumbricor.
    • 174
    • Juniper.
    • Hypericon.
    • Laur.
    • Vulpin.
    • Aneth. ana Drach. j. S.
  • Axung. Homin.
    • Can.
    • Tax. ana Drach. j.
    • Cat. ſylveſtr. Drach. i. S.
  • M. F. ad Ungv. formam.

Mache es mit genungſamen zerlaßnem Wachs zu einem Saͤlblein / und gebrauch es alſo wie offters gelehret worden / es iſt ſehr dienlich in allen Gebrechen / der Ner - ven / mildert ihre Schmertzen und vertrei - bet derſelben kalte Beſchwerungen. Nun folget mein offt gedachtes rothes Bruch - pflaſter / welches alſo gemacht werdẽ muß.

  • Rp. Cer. unc. iij.
    • Reſin. unc. x.
    • Therebinth. unc. xvij.
    • Lapid. Oſteocoll. præparat.
    • Rad. Barb. Caprin.
      • Conſol. Major. ana unc. j.
    • Santal. rubr. ſubtiliſſ. pulveriſat. unc. j. S.
    • Bol. armen. præparat. unc. ij.
    Terr. 175Feldſchers. Cap. XVIII.
    • Terr. Sigill. rubr. unc. j.
  • M. F. L. A. Emplaſtr.

Daß Wachs Hartz und Terpentin las mit einander zergehen / und wo einige Unſau - brigkeit dariñen / ſo muß es vorhero durch - geſiegen werden / letzlich wenn es ein wenig erkaltet / ſo ruͤhre die andern Species zart pulveriſiret darein / es dienet in allen Bruͤ - chen und Verrenckungen / ziehet alle Feuch - tigkeiten von Grund heraus / tꝛucknet mehr als folgendes und ziehet keine Blattern: Das graue Beinbruch Pflaſter aber wird alſo gemacht.

  • Rp. Cer. unc. vj.
    • Reſin. Libr. j. S.
    • Therebinth. unc. j.
    • Rad. Conſol. major. Drach. vj.
      • Alth. unc. S.
      • Acor. Drach. j. S.
    • Farin. Fabar.
    • Santal. rubr. ana Drach. vj.
    • Terr. ſigillat. Drach. i. S.
    • Bol. Armen. Drach. v. S.
    • Ulmar. Drachm. iij. S.
  • M. F. Empl. ſecund. Art.

Machs gleich dem vorhenden zu einem Pflaſter / wird mit groͤſerm Nutzẽ gebrau -M iijchet176Des wahrhafftigenchet in allen zerknirſchten Gliedern / und iſt wegen vieler Tugenden eines der beſten Bruchpflaſter. Daß offtgemeldte Diapal - Pflaſter hab ich allezeit ſo bereitet. Samle der Palmen wenn ſie herausge - kom̃en und nicht gar zu alt worden ſo viel dir beliebet / zerſtoß ſie ein wenig / thue ſie in ein Glaß / und geuß daruͤber friſches braun Oehl / ſo viel das es die Palmen 3. quer Fin - ger bedecken kan / laß es etliche Tage bey ei - ner maͤſſigen Waͤꝛme mit offterm umbruͤh - ꝛen ſtehen uñ preſſe alsdenn das Oel davon.

  • Rp. Hujus Ol.
    • Lytharg. unc. xiij.

Dieſe 2. Stuͤcke koche uͤber gelindem Feuer unter ſtetem agitiren / uñ thue das Unſchlit / Schmaltz uñ letzlich weñ es die rechte Con - ſiſtentz hat daß Vitriol: und Camphor ſo in Spirit Vin: ſolviret ſeyn muß / dar zu.

  • Axung. Porcin. nov. unc. ix.
  • Sev. hircin. unc. iij.
  • Vitriol. alb. recent. calcinat. unc. i. S.
  • Camphor. Drach. v.

Dieſes ſehr kuͤhlende Pflaſter wird mit groſſem Nutzen zu vielen Dingen gebrau - chet / ſonderlich in den Entzuͤndungen / hitzi - gen Geſchwulſten und podagriſchen Fluͤſ -ſen /177Feldſchers. Cap. XVIII. ſen / uñ kan offters an ſtadt einer Derenſion mit groͤſtem Nutzen gebraucht werden. Daß Hamburger Stichpflaſter deſſen ge - dacht worden mach alſo:

  • Rp. Cer. Libr. S.
  • Serv. Hircin. unc. iij.
  • Reſin. unc. viij.

Laß es miteinander gemach zergehen / und wenn du es durch ein Tuch geſiegen ſo thue darein. Pic naval. unc. i. S. ſo iſt es gerecht

Und dieſes ſey numehr / Gott ſey Danck / daß Ende dieſes dritten Theils / womit zu - gleich der Schluß gemacht worden / der in dieſem Werck befindlichen kurtzen doch gruͤndlichen Wundartzney / Jch hoffe den guͤnſtigen Leſer vollkommen vergnuͤgt zu haben / in folgendem vierdten Theil / ſol als in einem nothwendigen Anhange / unſers rechten und wahrhafftigen Feldſchers die Beſchreibung einiger Gebrechen und Kranckheiten ſo im Felde unter den Sol - daten zu graſſiren pflegen / folgen / und wird die Braͤune mit ihr er Beſchreibung / Urſach / Kennzeichen und Cur den Anfang und das 1. Capitel machen.

Des

Des rechten und wahrhafftigen Feldſchers Vierdte Abtheilung. Jn welcher einige Kranckhei - ten ſo im Felde graßiren / mit deren Urſachen / Kennzeichen und gruͤndlichen Cur abgehan - delt werden.

Cap. 179Feldſchers. Cap. I.

Cap. I. Von der ſo genandten Braͤune o - der Halßkranckheit / auß was ſie verurſacht werde / und wie ſie zu curiren.

NJcht allein / daß dieſes einer der groͤſte Zufaͤlle mit iſt / womit die an dieſer Kranckheit darnieder lie - genden hefftig geplaget werden / habe ich vor noͤthig erachtet / es in einem ſonderli - chen Capitel abzuhandeln / ſondern auch weil es eine Kranckheit / die offters einem Feldſcher im Felde genungſam zu thun machet. Ob nun wol viele mit Oeffnung der Ader unter Zungen wenn die Inflammation nicht gar zu groß / und es zu rechter Zeit geſchiehet leicht euriret wer - den / ſo geſchiehet es doch auch wohl / daß nichts verfangen wil / wie folgends weiter gemeldet werden ſol.

Dieſe Kranckheit kompt wie ich es fleiſ - ſig angemercket mehrentheils bey allzuhi - tziger Zeit / und wenn bey unordentlichen Speiſſen man allerhand Getraͤncke durch - ein ander trincken muß / und der Leib mit vielen boͤſen Feuchtigkeiten angefuͤllet / dieSolda -180Des warhafftigenSoldaten durch den March und andre vielfaͤltige Ubungen ſich erhitzen / und gar zu ſtarck trincken / worauß nicht allein et - ne Entzuͤndung und Geſchwulſt des Schlundes / des Zaͤpffleins der Zungen / und aller angrentzenden Theile verurſacht wird / ſondern ich habe auch offters erfaͤh - ren / daß die unverſtaͤndigen Feldſcher / bey einem gar geringen Fluß / mit ihrem bey - gebrachten hitzigen Zaͤpfflein Pulver (welchem ſie doch viel eher und beſſer mit ein wenig auffgelegtem Sauerteig auff dem Hauptwirbel helffen koͤnnen) Umb - legung undienlich Pflaſter und allzuge - ſchwindern Ader oͤffnen / den Fluß mehr und mehr herbey ziehen / die Inflammati - on vergroͤſſern / und offt eine toͤdtliche Braͤune verurſachen / abſonderlich wenn innerlich der Leib mit vieler Galle / und Ze - hen - ſchleimichten phlegmatiſchem Feuch - tigkeiten beladen und dar zu diſponiret iſt. Denn es iſt wol gewiß / daß dieſe Entzun - dungen des Halſſes vornemlich herkom̃en von einem zehen ſchleimichten Gebluͤte und allzuſcharffen Waſſer / welches doch das letzteꝛe noch mehꝛ verdeꝛbet / fluͤſſigeꝛ macht / und hernach von der durch den Mund hin -einge -181Feldſchers. Cap. I. eingezogenen ſchaͤdlichen Lufft / gleichſam wie ein Leim anklebend und dick gemacht wird / dahero muß man allſo fort der glei - chen Mittel gebrauchen die / die Inflammati - on verhindeꝛn / den Schleim duͤnne machen zertheilen und abfuͤhren / wobey eine Ader - laͤſſe unter der Zungen nicht undienlich / deñ dieſe zwey Adern zu rechter Zeit gelaſ - ſen / ſind eines der beſten und Augenſchein - lichſten Huͤlffmittel / in dieſer Kranckheit / und habe ich auff dieſe Weiſe vielen inner - bald wenig Stunden wieder zu rechte ge - holffen. Zu mercken iſt / das eine rechte Braͤune nicht uͤber 4. oder 5. Tage wehret / wie wohl offters inner 24. Stunden der Patient ſterben muß / dahero ſehe ein jeder wol zu / damit er innerlich wie vorgedacht verfahre / und aͤuſerlich die Inflammation abhalte und zertheile.

Daß aber etliche die Braͤune in 4. Theil abtheilen / und die erſte Art Cynanche, die andre Paracynanche, die 3. Synanche, und 4. Paraſinanche nennen / geſchiehet vieleicht deßwegen einen Unterſcheid zu machen in denen Geſchwulſten und Entzuͤndungen / weil eine ſtaͤrcker und gefaͤhrlicher als die andre / wovon in dieſem kleinẽ Tractaͤtleinzuſchreiben es182Des wahrhafftigenes einen allzugroſſen Raum erfodern wuͤrde / gnung iſt wenn du weiſt den groͤ - ſten Theil des Urſprungs dieſer Kranck - heit und wie du damit umbgehen ſolleſt / wenn eine gluͤckliche Cur erfolgen ſol.

Die Kennzeichen ſind ins gemein an - faͤnglich eine gelinde Entzuͤndung / und dahero Verhinderung am ſchlucken Schmertzen und Hitze des Schlundes / ſchwerer Athem ja offters ſo groß / daß der Patient faſt gar erſticken wil / und auch die allergelindeſten Speiſſen ſtehen blei - ben / nicht hinunter koͤnnen / und in dem man ſich bemuͤhet es mit Gewalt hinein zu ſchlingen / ſolches wieder zuruͤck und zu der Naſen heraußlauffen muß.

Deine Cur richte alſo ein daß du an - faͤnglich folgendes Gurgelwaſſer gebrau - cheſt.

  • Rp. Aq. Plantagin.
      • Tuſſilagin. ana. unc. 3.
      • Flor. Prunell.
      • Vinc. per vinc.
      • Fol. Bellid.
      • Hyſop. ana unc. ij.
    • Tinct. Flor. Bellid, unc. S.
Syr. 183Feldſchers. Cap. I.
  • Syr. Papav. errat.
  • Mell. Roſar. ana. unc. j.
  • Alumin. crud. Drach. j. S.

Miſche es wohl untereinander und ge - brauchs / es wird dir die Hitze vertreiben / den Halß von allem Schleim reinigen / und der Inflammation wiederſtehen / bey dieſem Cliſtire anfaͤnglich den Patienten / damit der Leib von allern Unrath befreyet und offen gehalten werde / welches dir nicht wenig Nutzen und Befoͤrderung zur Cur bringen wird.

Eine ſonderliche Eigenſchafft und koͤſt - liche Wirckung haben wieder dieſe Be - ſchwerung die gemeinen Bellides oder ſo genandten Maßlieben und Gaͤnſeblu - menblaͤtter theils als eine Salat genoſſen / oder aber den Safft derſelben heraußge - druͤckt und gebraucht / wie ſolches mit mehrem beym Reymund Minderer / in ſeiner Kriegsartzney Cap. 2. pag. 70. & ſeq. geleſen werden kan / ein gleiches thut auch derſelben recht bereitete Tinctur von den Blumen; Ein reines Brunnen waſ - ſer mit genungſamer Eſſent. Saturni ver - miſcht und damit gegurgelt iſt in groſſerHitze184Des warhafftigenHitze ſehr dienlich: wie auch der ohne den Sulphur gereinigte Nitrum auff vorher ge - hende Art in Waſſer zerlaſſen zum einſpri - tzen aber iſt folgendes Mundwaſſer eines der allerkoͤſtlichſten.

  • Rp. Herb. Veronic.
      • Vinc. per vinc.
    • Flor. Prunell. ana. M. j. S.
    • Fol. Bellid. M. j.
      • Hyſop. M. S.
    • Rad. Tormentill.
    • Cort. Citr. ana. Drach. j. S.

Laß es miteinander in 2. Maaß Brunnen - waſſer kochen biß ein Theil eingekocht / dann ſeige es durch ein Tuch und thue dar - ein.

  • Alumin. crud. Drach. ij.
  • Roob. Diamor. unc. ij.

Von dieſem Mundwaſſer kan ich wohl ſa - gen / daß es niemahls ohne groſſen Nutzen gebraucht worden / denn es treibet die Braͤune und alle Zufaͤlle des Halſes ge - waltig zuruͤck / ein gutes Mittel hierbey iſt auch der gerechte Spirit. Vini, mit etli - chen Tropffen vom Spirit. Sal. Armoniac vermiſcht / es muß aber behutſam / undnicht185Feldſchers. Cap. I. nicht ohne einen lindernden Safft ge - braucht werden.

Aeuſerlich umb den Halß ſchlage ent - weder ein gutes Cataplaſma mit Schwal - ben Neſtern / vermiſcht offt umb / oder a - ber lege ein gutes Defenſiv und Melilothen Pflaſter uͤber / und ſchmiere den Ort vor - her mit Mandeln und Camillenoͤhl. Mit dieſen Mitteln kan ein jeder wohl durch, kommen / gehet dir aber was ab / ſo erhole dich bey einem Medico Raths / und erwar - te mit naͤchſtem ein mehres.

Wenn aber die Braͤune ſo uͤberhand genommen / daß die innerlichen Theile vor groſſer Geſchwuͤlſt / und Entzuͤndung gleichſam wie zuſammen gewachſen / alſo daß man numehro furchten muß / der Pa - tient wuͤrde erſticken. So iſt in ſolchem aͤu - ſerſten Zuſtande kein beſſer Huͤlffmittel als die Oeffnung der Lufftroͤhre / weil Medi - camenta ſo geſchwind nicht helffen koͤn - nen / wie es aber verrichtet werden ſol / beſiehe Paræi Chir. Lib. 7. Cap. 6. pag. 266. Fabricii ab Aquapendente Chirurgiæ part. 2. Cap. 44. pag. 119. Thumæ Fieni Chirurg. Tractat. 4. pag. 64. und in Sculteti Arma - mentario Chirurgico Tab 34. Fig. 1. 2. 3. 4. p. N 109denn186Des wahrhafftigendenn es iſt beſſer in der Noth daß aͤuſerſte Huͤlffmittel hervor zu ſuchen / als den Pa - tienten ſterben laſſen / vielen grauet zwar vor dieſer Operation, abſonderlich denen welchen es unbekand und faſt unmoͤglich zu ſeyn ſcheinet: es iſt abeꝛ ein ſolcheꝛ welcheꝛ Handgrieff in der Chirurgi womit man - chem ſein Leben erhalten worden / und glaͤube ich nicht / daß ein geſchwinderes Mittel den Patienten dem Tode gleichſam auß dem Rachen zu reiſſen / als dieſes iſt.

Ein merckbares Exempel begegnete mir Anno 1672. zu Muͤnden in Weſtphalen beym Graͤfflichen Donaiſchem Regiment zu Fuß mit einem Muſquetier von des Herrn Obriſtwachtmeiſters Compagnie, welcher an dieſer Kranckheit ſchon eine Viertelſtunde gleichſam todt dar nieder ge - legen / doch aber nach meiner gluͤcklichen Oeffnung vollkommen wieder geſund und curiret worden / anderer vielen zugeſchwei - gen. Dahero laſſe ſich keiner die Gefahr uñ Muͤhe dieſes Wercks abſchroͤcken / dencke nicht / was er von ſeinem Lehrmeiſter nicht geleꝛnet und erfahren / daß es auch nicht an - gehen koͤnne / wie mir neulich ein Feldſcherin187Feldſchers. Cap. II. in Strahlſund dieſe Antwort gegeben / als ich eben einen oͤffnete / und gluͤcklich curirte: Vor allen Dingen ſehe man auff die Ehre Gottes den Nutzen des nothleidenden Nechſten und ſeinen ſelbſt eignen Ruhm welchen er davon tragen wird. Doch muß es nicht ohne Rath und beyſeyn eines ver - ſtaͤndigen Medici vorgenommen werden.

Cap. II. Von allerhand Magen Beſchwe - tungen deſſen empfindlichem Er - brechen / und wie es zu curiren.

DEr Magen iſt die rechte Kuͤche und Speiſe Kammer der menſchlichen Glieder / welcher die von den Zaͤh - nen zermalmete und gleichſam vorbereitete Speiſen annehmen / vollends außarbeiten und in einen weiſſen Milchſafft verendern muß / iſt vielen und hefftigen Beſchwer - nuͤſſen unterwoffen / welche nach der Ge - lehrten Opinion mehr entheils deſſen Em - pfindlichen Obeꝛmundloche / dem ſo genand - te Pfoͤrtner zugeſchrieben werden.

Jm Felde bey den Soldaten habe ich flei - ſig angemercket / daß der gleichen Magenbe - ſchwerungen vornehmlich entſtanden von allerhand ſcharffen ungeſunden rohen ver -N ijtorbe -188Des warhafftigentorbenen Speiſen / ſo mehrentheils mit gar - ſtigem unreinen Waſſer kaum halb gekocht und ohne Saltz haͤuffig genoſſen werden / welche verwerffliche Unreinigkeiten ſich als ein Leim anklebend in die Falten des Ma - gens anhencken / die Dauung und rechte Außarbeitung des Milchſafftes verhin - dern / und dem Gebluͤte allerhand ſchaͤdliche Feuchtigkeiten zuſchickẽ / dieſes ſage ich gibt groſſe Urſach zu allerhand Magenbeſchwe - rungen und deſſen Erbrechen; groſſe Ver - wandſchafft hat der Magenſchlung mit dem Hertzen / als welcher Schmertzen mit demſelben uͤberein kompt / oft verſamlet ſich auch ein groſſer zeher Schleim / umb die Bruſt / welches aus dem ſtetem Huſten be - ſchwerlichem Athemholen und Heiſſerkeit abzunehmen / und allerhand Magenwehe verurſachen kan.

Daß Erbrechen aber iſt eine verkehrte / wiedeꝛnatuͤrliche Bewegung des Magens / wordurch der obere Magenmund alſo veꝛ - letzet wird / daß er ſich gar zu ſehr erweitert und nicht mehr zuſchluͤſſen kan / im Anfan - ge habe ich es nicht alſo fort geſtillet / weil es die im Magen enthaltene ſchaͤdliche Materi herausnimbt / weñ es nur nicht gar zu lan -ge an -189Feldſchers. Cap. II. ge anhaͤlt / denn ſonſt wuͤrde es gar zu ſehr ſchwaͤchen / die Kraͤffte wegnehmen / groſſen Durſt / Hitze und Mattigkeit veꝛurſachen / und auch der Magen keine Speiſe mehr annehmen und bey ſich behalten wollen. Dieſem allen vorzukommen brauch aͤuſer - lich ein gutes Magenpflaſter mit Theriac und Ol. Menth. vermiſcht / doch das der Ort zuvor wohl mit Mußkaten Oel geſchmieret worden / innerlich kan folgendes Pulver / ſo von 1. Theil Muſkatennuͤſſen und 2. Theil Zucker bereitet worden / dem Patienten / Morgends / Mittags / und Abends an - derhalb Quentl trucken eingegeben werdẽ / denn naſſe Medicamenta leidet der Magen nicht / und wird dadurch nur zu mehrem Eckel gereitzet / ſonſten ſind in allen Magen - beſchwerungen abſonderlich in dieſem die Quitten eine koͤſtliche Artzney / nur derſelbẽ Safft oder Latwerg genoſſen / wie ich denn auch einẽ gut bereiteten Quttenwein / nie - mals ohne Nutzen gebrauchet; Ein herlich Pulver beſchreibet Hartmannus in ſeiner Chimiſchen Praxi pag. 262. welches ich wegẽ ſeiner koͤſtlichen Wuͤrckung denen Feld - ſchern zu Liebe anhero ſetzen wil.

N 3Rp. 190Des wahrhafftigen
  • Rp. Sal. Nitr.
      • Fus.
      • Gemm. ana unc. S.
    • Galang.
    • Macis.
    • Cubeb. ana Drach. i.

Miſche es wol unteꝛeinander und gieb dem Patienten nuͤchtern von 4. biß 8. gr. in ei - nem bequemen Vehiculo hiervon ein / es ſtaͤrcket den Magen vortrefflich; daß Krau - ſenmuͤntzen Waſſer / ſo aus deſſen Saffte gruͤn ausgepreſt und diſtillirt wird / auff eine Untzen 2. oder 3. mahl getruncken / iſt in dieſem Zufall ein belobtes Mittel / es hilfft krůfftig der Dauung wehret dem Bꝛechen / und bewahret vor der Faͤulung. Bey etli - chen wird auch das Brechen verurſacht von vieler im Magen befindliche Galle / welches dahero zu ſehen / daß der Patient / nicht eher als nach genom̃ener Speiſen ſich bricht / und viel Gall auß wirfft / auſſer halb der Mahlzeit iſt es nur ein plagender Eckel wie der gelehrte Jonſtonius in ſeiner Prax. libr. X. Art. 9. pag. 506. gleichfals lehret / daß aber auch das Brechen des Magens ver - urſacht werden kan / aus vielen andern Ur -ſachen /191Feldſchers. Cap. II. ſachen / als: dem Ruͤcklinsſafft / Entzuͤn - dung der Leber / der Nieren etc. dadurch leicht das Zwerchfell verletzet werden kan / uͤberlaſſe ich den Herrn Medicis. Hier kan ich unerinnert nicht laſſen / das etliche un - verſtaͤndige ſich im geringen Magenbe - ſchwerungen zum brechen zwingen: als / durch Steckung des Fingers in den Mund / hefftige wiedernatuͤrliche Heꝛumbdrehung und Bewegung des Leibes / und zuſam - mendruͤckung des Schmerbauchs mit den Daumen (welches auch den Saͤuffern wohl bekand) vor dergleichen Mißbꝛaͤuche und ſchaͤdlichen Huͤlffe ich alle verſtaͤndige trewlich wil gewarnet haben / damit ſie nicht groͤſſer Schmertzen / Entzuͤndungen / Erbrechen / wornach wohl gar der Todt folgen doͤrffte / verurſachen.

Cap. III. Von der rothen Ruhr / derſelben unterſcheid / urſach und rech - ten Cur.

EEs ſind der Durchbruͤche und Bauchfluͤſſe unterſchiedliche Ar - then / davon der 1. Cæliaca genennet wird / da nemblich die Excrementa gantzN ivduͤn -192Des warhafftigenduͤnne und weißlicht / wegen Vermiſchung des Chyli mit denſelben hinweg gehen. Die andre Art iſt Lienteria da die Speiſe und Tranck unverdauet mit einander aus dem Magen in die Daͤrmer / und alſo wieder weggehet als ſie der Menſch genoſſen. Die dritte Diarrhæa, bey welcher die Stuhlgaͤn - ge bald mit Schleim / bald mit Gall und Blut vermiſcht mit und ohne Schmertzen hinweggehen / die 4. und aͤrgſte Art iſt Dy - ſenteria, welche wir auch vor dismal allein vor uns nehmen wollen / und wird insge - mein die rothe Ruhr genennet / ſie muß im Felde wegen Mangel der Medicorum der Feldſcheren Cur uͤbergeben werden: Wie ſie aber bißweilen von denſelben (die uner - fahrnen meine ich) curiret werden / hat der vergangne Herbſt Anno 1674. bey Straß - burg / da wir mit unſerer Armee eine ge - raume Zeit am Gloͤckelsbeꝛge geſtanden lei - der ausgewieſen. Dahero habe ich ſo wohl den Wundaͤrtzten als auch denen ſo damit behafftet zum beſten dieſe Kranckheit in ge - genwaͤrtigem 3. Capitel abſonderlich ab - handeln wollen.

Die193Feldſchers. Cap. III.

Die vornehmſten Urſachen ruͤhren an - fangs her von einigen ſchaꝛffen faulen / ver - torbenen ſchleimichten Feuchtigkeiten / mit vieler Gallen vermiſcht / welche ſich bey feuchtem kaltem und deñ drauff folgen dem hitzigen Wetter / auch durch gar zu unor - dentlichem Freſſen allerhand unzeitigen Obſtes / abſonderlich / der Pflaumen / Haſ - ſelnuͤſſe und Trauben ꝛc. und auch durch allzu ſtarck und haſtiges Trincken in den Leibern geſamler / der Magen geſchwaͤcht und uͤberladen / die Straſſe voller Schleim und ſchluͤpffrig gemacht / ja wenn es die Natur numehro außtreibet / ſchmertzem - pfindliche Verwundung der Daͤrme ver - urſachet (denn nicht allein die Natur / ſon - dern auch hernach die allzu groſſe Schaͤrf - fe / reitzet zu Entledigung der ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten an) damit aber der geneigte Leſer bey ſeinem Patienten recht abneh - men koͤñe ob die Kranckheit ſchon uͤbeꝛhand genommen oder nicht / ſo nehm er folgende 4. Regeln bey den Stuhlgaͤngen wohl in Acht 1. wenn ein weißlicher rotziger und gleichſam leimichter Schleim gehet / ſo iſts noch leidlich / wo aber 2. SchonN nFeiſtig -194Des wahrhafftigenFeiſtigkeiten mit vieler Gall und Blut vermiſcht weggehen / denn iſt es ſchon gefaͤhrlich / toͤdtlich aber wenn 3. die Spei - ſen wie ſie der Menſch zu ſich genommen mit membranoſiſchen Stuͤcklein der Ge - daͤrmer gleichſam wie abgeſchabet mit vie - lem Blut vermiſcht weggehen. Jſt alſo die rothe Ruhr ein groſſer Schmertz und ſchneiden des Bauchs / verurſacht von ei - ner ſcharffen / beiſſenden / faulen / und meiſt gallhafftigen Feuchtigkeit / welche den Magen und das Gebluͤte verderbet / die Leber und Venas Meſeraicas verſtopfft und die Daͤrmer ſchmertzlich verwundet. Es ſind zwar noch viel und groſſe Urſa - chen / bey dieſer Kranckheit / welche billich in acht zu nehmen / als da findet ſich gemei - niglich ein ſolches anklebendes Gifft dabey / welches andre leicht anſtecket / und beyge - bracht werden kan / weil ſie aber einen ver - ſtaͤndigen Medicum erfodern / habe ich es denſelben billich uͤberlaſſen ſollen.

Die Cur dieſer beſchwer - und gefaͤhrli - chen Kranckheit beſtehet vornemblich in folgenden 4. Dingen.

  • 1. Daß man den Schleim abfuͤhre.
2. Den195Feldſchers. Cap. III.
  • 2. Den Schmertzen ſtille.
  • 3. Die verwundeten Daͤrmeꝛ heile Und
  • 4. Stopffe.

Dahero ſpanne nicht die Pferde hinter den Wagen / und ſtopffe anfaͤnglich (wie der ungeſchickten Feldſcher brauch iſt) nicht alſofort / deñ der gleichen Idioten / dencken groſſe Thaten gethan zu haben / wenn ſie einen ſolchen Patienten in 2. Stunden ſtopffen koͤnnen / da doch her - nach der Außgang allzuſpaͤte außweiſet / wenn nemblich die gifftige Materi zu der Leber und Hertzen eilet / dem krancken Fie - ber unleidliche Schmertzen und Reiſſen der Daͤrme / auch wohl gar den Krampff / die fallende Sucht und den Todt verurſachen / was ſie mit ſolchem fruͤhzeitigen ſtopffen außgerichtet / dahero ſehe viel mehr ein je - der dahin / daß der Natur mit abloͤſenden Mitteln / welche zwar gemach abfuͤhren / doch aber zugleich etwas ſtopffen und hei - len / geholffen werde / damit ſie alſo zuvor den Schleim abfuͤhren / deſſen Schaͤrffe und gifftige Art daͤmpffen / und die Ver - ſtopffung der außſaͤugenden Adern eroͤff - nen koͤnnen / deñ ſo lange als dieſes nichtgeſchicht /196Des wahrhafftigengeſchicht / kan unmoͤglich die Kranckheit vollkommen curirt werden und wuͤrde vielmehr von Tag zu Tage zunehmen / und wohl gar den Todt verurſachen.

Dahero gebrauch anfaͤnglich 1. Drach. Außerleſene Rhabarbaram in etwas Tor - mentill waſſer doch aber ſo daß ſie vorhero erſt in einem verdecktem Geſchiꝛ auff gelin - dem Kohlfeuer ein wenig geroͤſtet werde (denn wenn ſie gar zu ſehr geroͤſtet wor - den / iſt ſie nichts nuͤtze) weil ich mich alle - zeit wohl dar auff verlaſſen koͤnnen / denn ſie reiniget nicht allein die Dau - und Nah - rungs Glieder / von allen ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten / welche einzig und allein die Schmertzen und Verwundung der Daͤrmer verurſachen / ſondern ſie hinter - laͤſt auch eine ſtaͤrckende heilend - und ſtopf - fende Krafft hinter ſich / und dieſes kan nach Gelegenheit 2. und 3. mahl wiederho - let werden / aͤuſerlich lege dem Patienten ein gutes Magenpflaſter uͤber / und wenn du merckeſt das die Daͤrmer nicht gaͤntzlich von dem ſcharffen Schleim ſich reinigen wolten / ſo waͤre ein Cliſtier nicht undten - lich / doch daß es zugleich die Schmertzenſtille179[197]Feldſchers. Cap. III. ſtille und eine heilende Krafft hinterlieſſe. Nachdem dieſes geſchehen / ſo habe ich fol - gendes Pulver Abend - und Morgens in Tormentill oder Eichenlaubwaſſer dem Patienten eingegeben / welches wol weꝛth / daß ich es wegen ſeiner herrlichen Tugen - den anhero ſetze.

  • Rp. Terr. Sigillat. rubr.
    • Lapid. Criſtall. præparat.
    • C. C. uſt. præparat. ana Scrup. S.
    • Laudan. Opiat. gr. ij.

Dieſes wird nicht allein die Schmertzen ſtillen / ſondern auch alſo gemach ſtopffen / daß du dich druͤber wirſt verwundern muͤſſen: Daß abgeraſpelte Pulver vom Priapo Cervi auff ij. Scrup. in Tormentill - Waſſer eingenommen iſt gleichfalß ein un - ſchaͤtzbares Mittel / und mit dieſen zwey - en habe ich uͤber 50. Patienten / bey wel - chen faſt alle Hoffnung auß geweſen gluͤck - lich geholffen: Dahero ich auch vor unnoͤ - thig erachtet / mehr Medicamenta anhero zu ſetzen weil ich dich damit nur irrig ma - chen moͤchte. Jns gemein iſt bey dieſer Kranckheit ein groſſer Durſt / uñ wird der Patient gezwungen allerhand Getraͤncke im Felde zu trincken / dem kanſtu alſo begeg -nen / wirff198Des wahrhafftigenwirff zuvor in Wein / Waſſer oder Bier unterſchiedliche mahl gluͤenden Stahl / es damit abzuloͤſchen / und kan nicht ſchaden wenn vorhero der Wein mit etwas Ei - chenlaub Waſſer vermiſcht werden / und zu gleich etwas geroͤſtet Brod mit Mu - ſcaten gerieben darein geworffen wird / im Fall aber kein Wein oder Bier verhan - den / und das Waſſer wegen Unreinigkeit nicht unnuͤtzlich zugebrauchen / ſo wil ich dir folgendes Waſſer zum taͤglichen Ge - traͤnck recommandiren welches dir groſſe Huͤlffe bringen wird / nunb derowegen.

  • Aq. Fol. Quercin.
    • Tormentill.
    • Rolar.
    • Tuſſilag. ana. Libr. S.

Jn dieſẽ Waſſern koche 2. Haͤnd vol Wege - richblaͤtter / und ſeige es durch ein Tuch / deñ thue von einem alten Quitten oder Schlehenſaffte unc. ij. darzu und laß es gebrauchen. Ubrigens halte den Patien - ten bey einer guten Diæt, ſo viel es im Fel - de moͤglich / und verhuͤte / daß derſelbe ſich wegen offteꝛ Entbloͤſſung im Stuhl gehen / nicht zu ſehr eꝛkalte / welches ſonſten groſſeUn -199Feldſchers. Cap. III. Ungelegenheit / mehrere Schmertzen und Verhinderung in der Cur verurſachen koͤnte.

Zum Beſchluß muß ich noch erinnern / das einige nebſt dem fruͤh und unzeitigen ſtopffen ſich der Aderlaͤß auff dem Arme ſo fort bedienen / welches doch nicht allein gantz ſchaͤdlich / ſondern auch niemahls oh - ne groſſe Gefahr abgegangen / denn man giebet den faulen gifftigen Daͤmpffen nur mehr Raum ſich mit dem Gebluͤte zu ver - miſchen / das beſte iſt / man unterlaſſe es / und verurſache nicht mehr Ungelegen hei - ten und Gefaͤhrligkeiten.

Cap. IV. Handelt von einigen Unterrich - tungen in der Haupt Kranckheit o - der hitzigen Fieberſucht / ſambt deren Kennzeichen und Zu - fůll und Cur.

Zu welcher Zeit dieſe Kranckheit ihren Anfang genommen iſt unter den Artz - ney verſtaͤndigen viel Streitens. Etli - che halten davor / ſie ſey ſchon lange und vor etlichen 100. Jahren bekand geweſen / und ſolches beweiſen ſie nebſt vielen altenScri200Des wahrhafftigenScribenten auß dem Hippocrate welcher es inter Febres acutos & malignos rechnet / es iſt auch etlicher Dings war / und nichts anders / als ein ſcharffes / mit etwas Gifft vermiſchtes umb ſich greiffendes Fieber / viel aber ſagen auch ſie habe erſt vor 100. Jahren ihren Anfang genommen / dem ſey nun wie ihm wolle / ſo dienet zu unſerm vorhaben nur dieſes vieleicht hat mit zu nehmenden Jahren / dieſe Fieberſucht mehr Zufaͤlle erwecket / ſich viel veraͤndert / nicht aber deßwegen ihren alten Urſprung ver - lohren.

Sonſten iſt dieſe allenthalben bekandte Hauptkranckheit nichts anders zu nen - nen / als ein ſtets wehrendes mit abwech - ſeln der Hitze / Gifft / boͤſes anſteckendes Fieber / ſo wegen der unordentlichen Diæt im Felde und daherigen Verſchleumungen des Magens / theils mit haͤuffiger Eintrin - ckung unſauberer und ſuͤmpffichter Waſ - ſer / groſſen Anfang und Huͤlffe darzu ge - ben koͤnnen: Durch dieſes kan leicht daß Acidum im Magen verdorben / und mit vielen phlegmatiſchen mit Gall vermiſch - ten Feuchtigkeiten uͤber haͤuffet werden /wor -169Feldſchers. Cap. IV. worauß alßden keine rechte Außarbeitung des Milchſafftes und Blutmachung er - folgen kan. Die Leber wird hierdurch ent - zuͤndet / zu allerhand faulen Eigenſchaff - ten geſchickt gemacht / und das Gebluͤte verdorben / welchen Anfang und Urſprung der Hauptkranckheit ich bey den Solda - ten fleiſſig angemercket / wie ſie ſich aber vergroſſert / und was vor Zufaͤlle ſie erwecket / ſolbey der Cur gemeldet werden.

Die Kennzeichen dieſer Kranckheit ſind viel / nur die vornembſten zu gedencken / ſo fuͤhlet ins gemein anfaͤnglich der Patient einen Froſt / und uberlauffenden Schau - der / worauff Schmertzen und Hitze bald auff der rechten / bald auff der lincken Sei - ten des Hauptes / doch einem ſtaͤrcker als dem andern folgen / hierauff findet ſich Mattigkeit / Beſchwerung der Bruſt / Zittern und Schmertzen der Glieder. Et - liche empfinden alſofort Wiederwillen und Eckel des Magens / das Fieber laͤſt nach / und kompt doch wieder / die Un - ruhe im Haupte nimbt zu /Ound202Des wahrhafftigenund der hin und wiederlauffende Glieder - Schmertzen / mit Hinterlaſſung einiger Mattigkeit und Laͤhmnuͤß der Glieder / al - ſo daß der Patient ſeiner nicht mehr maͤch - tig werden kan / haͤlt an. Etliche haben auch folgende Zufaͤlle als / Hertzzittern / Ohnmachten / Schwindel / groſſer Huſten / Seitenwehe / ſauſſen und brauſen der Ohren / Schmertzen in den Augen / der Zaͤhne / des Genickes / continuirlicher Schlaff / und in ſelbigem offters Erſchroͤck - nuͤß / und wo daß Contrarium viel wachen / uñatuͤrlicher Durſt / duͤrre des Schlunds / ſchleimige Bruſt / verſtopffter Stuhlgang / Durchlauffen / imgleichen Auffſteigen und Erbrechen des Magens / groſſe Hitze und brennen umb die Bruſt / Item Naſenblu - ten / und verſtopffte monatliche Zeit der Weiber. Nicht zu vergeſſen iſt auch / daß bey einigen ein unnatuͤrlich ſtinckender Schweiß / waſſerſuͤchtige Geſchwulſt / al - lerhand Artender Flecken / und Druͤſen / Baͤulen hinter den Ohren / unter den Ar - men und ſonſten am gantzen Leibe ſich ver - mercken laſſen / worzu noch kompt / groſſe Verwirrung im Haupte / die außſchlagen. de Gel -203Feldſchers. Cap. IV. de Gelbeſucht / der Urin iſt blutroth / und von mancherley Beſchaffenheit / etliche werden auch geplaget / mit Ruͤckenſchmer - tzen / als wenn es der Lendenſtein waͤre / in Summa es iſt nicht gnung zu beſchrei - ben / auff wie vielerley Art und Weiſe es den Menſchen ankomme und plage.

Die Cur fange alſo an / wenn die Kranckheit ſich mercken laͤſt / ſo kan eine geringe Purgantz nicht ſchaden / und laſſe ſich keiner irren / daß etliche wollen / man ſol bey dieſer Kranckheit keine Purgantia gebrauchen / da doch nicht wohl moglich ſo viel ſchaͤdliche Feuchtigkeiten auff eine beſſere Art als durch dieſe hinweg zubrin - gen und wie koͤnnen die ſchweißtreibenden Mittel / welche doch bey dieſer Kranckheit die beſte Medicin ihre rechte Wuͤrckung haben / wenn nicht zuvor die Dau - und Nahrungs-Glieder von allen ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten als groͤſtem Urſprung die - ſer Kranckheit entlediget worden / und wuͤrde wohl recht heiſſen / er hat daß Feuer noch nicht außgeloͤſcht und wil dem Rauch wehren / derowegen gebrauch ein gelin - des Laxatiu, nach Anſehen des Alters undO ijStaͤr -204Des wahrhafftigenStaͤrcke der Perſohn. Jch habe mich ſehr wohl bey erwachſenen auff folgendes Pulver verlaſſen koͤnnen / doch muß man wie ſchon gedacht mit der Reſin. Jalapp. nach Beſchaffenheit des Patienten ſteigen und fallen.

  • Rp. Cremor. Tartar. gr. xxviiij.
  • Reſin. Jalapp. gr. xiij.
  • Eleoſach. Cinamom. gr. ij.
  • M. F. P. det: in Chartam.

Nach deſſen Gebrauch kan man den Pa - tienten ein paar mahl ſchwitzen laſſen ent - weder mit einer recht bereiteten Bezoar Tinctur oder vom Bezoart: Minerali jedes 1. Scrupel und dann kan nach Gutbefin - dung eine Aderlaß vor genommen werden / es ſey an welchem Arm es ſey / und kehre dich gleichfals nicht daran / ob einige es verbieten wollen / deñ es iſt das Aderlaſſen zu præſervir - und Curirung dieſer Kranck - heit gantz noͤthig / weil durch die Verſchlei - mung dem Gebluͤte eine verterbliche Faͤu - lung mitgetheilet worden: Denn eine A - derlaͤß zu rechter Zeit erfriſchet die Natur / machet dem Hertzen Lufft / loͤſet die Ver - ſtopffung der Adern auff / und befoͤderteine205Feldſchers. Cap. IV. eine ringfertigere Bewegung des Gebluͤ - tes / ja dem Baume wird gleichſam die Wurtzel abgehauen / daß er verdorren muß / und kan ich wohl mit groͤſtem Grun - de der Wahrheit ſagen / daß ich uͤber 100. Perſohnen nach dem zeitlichen purgiren und ſchwitzen / nur mit bloſſer Aderlaͤß wie - der zu rechte gebracht / jedoch muß man auch das Alter und die Natur des Pati - enten wohl in acht nehmen / ingleichen ob viel oder wenig wegzulaſſen / wenn aber die Kraͤffte abgenommen / die Natur ziemlich unterdruͤckt / und der Patient durch vieles Naſenbluten ſich abgemattet / denn hat es keine ſtatt und geringen Nu - tzen.

Folgenden Umbſchlag hab ich taͤglich 3. mahl nicht allzu naß / umb die Stirne und Schlaͤffe geleget.

  • Rp. Nuc. perſicor. excort.
      • Amarell. excort. ana Drach. ij.
    • Sem. Papav. alb. Drach. j.
      • Aneth.
      • Lactuc. ana Scrup. j. S.

Zerſtoß es und ziehe mit folgenden Waſ - ſern derſelben Milch aus.

O iijAq. 206Des warhafftigen
  • Aq. Roſar.
    • Plantag. ana unc. ij.
  • M. F. Umbſchlag Waſſer.

Es benimbt nicht allein die Hitze und Schmertzen des Hauptes / ſondern macht auch ohne Schaden ein wenig ſchlaffen; Wider groſſen Durſt brauch einen dienli - chen Julep: und zu dem Schleim auff der Bruſt einige abloͤſende und erweichende Saͤffte ſo mit Hyſop Waſſer etwas fluͤßi - ger gemacht werden koͤnnen / auff die Pulß der Haͤnde bind offt Wein-Eſſig / worinnen klein zerſchnittene Rauten ein - geweicht worden / und auff die Fußſohlen Sauerteig mit zerſtoßnen Pferſingsblaͤt - tern vermiſcht / oder geſchabte Mohren / es wird beydes die Hitze daͤmpffen / und mit Verwunderungan ſich ziehen; Von fol - gendem Pulver aber gieb dem Patienten allezeit gegen Abend eine Doſin:

  • Rp. Corall. rubr. præparat.
    • Ocul. Cancri.
    • Nitr. pur. ana Scrup. ij.
  • M. F. Pulv. auff 3. mahl.

Oder aber das folgende in etwas Wege - wart Waſſer.

Rp. 207Feldſchers. Cap. IV.
  • Rp. Pulv. Rad. Scorzoner.
      • Fol. Scord. ana Drach. iij.
    • Lapid. Hæmatit. præparat. Scr. ij.
    • Zedoar. Drach. S.
    • Camphor. Scrup. S.
    • Fol. Aur. Num. iiij.

Wirſtu dieſen noͤthigen Regeln folgen / ſo wird es ſich bald zur Beſſerung anlaſſen. Zum Schluß muß ich noch eine Warnung vor die unvorſichtigen Feldſcher mit an - hencken / welche offt ohne Unterſcheid den Schlaff zu befoͤdern ſich des ungereinigten Laudani, und Opii Thebaic: es ſey auch bereitet wie es wolle / bedienen / und ver - urſachen daß der Krancke gar einſchlaͤfft und des auffſtehens vergiſt / denn alle dero - gleichen unbereitete Laudana ſind untaug - lich und gifftiger Art / ſonderlich diejenigen worunter der Safft von Billſen Krafft ſich befindet wenn es aber recht bereitet / ſo iſt es wol ein Arcanum, macht ohne Scha - den etwas ſchlaffen / vertreibet die Schmeꝛ - tzen / und befeuchtet daß von Hitze außge - trucknete Gehirn / es muß aber doch in dieſer Kranckheit behutſam und nichtO iiijohne208Des warhafftigenohne einen Medicum gebraucht werden. Es ware zwar noch viel bey dieſer Kranck - heit anzufuͤhren / aber die beliebte Kuͤrtze zwinget mich den Schluß dieſes Unter - richts zu machen.

Cap. V. Wie das allzuhefftige und viele Naſenbluten zu ſtillen / und was deſſen vornehmſte Urſachen.

DAs Naſenbluten iſt ein ſolcher Zu - fall / welcher einem Feldſcher offt unter Handen kompt / deſſen Ur - ſachen ſind vielfaͤltig / vornehmlich aber deren 2. Nehmlich innerlich und aͤuſerlich / vom erſten ſol in dieſem 5. Capitel etwas gemeldet werden: Die groͤſte innerliche Urſache entſpringet auß Uberfluß des Gebluͤtes / worzu die Staͤrcke der auß - treibenden Krafft / und die Schwach - heit der erhaltenden darzu kompt / wie man ſolches in Hitzigen Kranckheiten ge - nungſam ſehen kan. Bey den Solda - ten in hitziger Zeit / und groſſen marchi - ren kan es auch gar leicht verurſachtwer -209Feldſchers. Cap. V. werden / denn alle groſſe Leibes-Bewe - gungen koͤnnen eine Auffwallung des Gebluͤtes gleich jungen jaͤhrenden Wei - nen und Bieren erregen / und dieſes wie - derfaͤhret denen ſo Blutreich ſind am er - ſten / dahero ſucht die Natur ſich zu ret - ten und zuerleichtern allerhand Außgaͤnge bis ſie ſolche Lufftmach - ung an der Naſen gefunden / wie denn dieſes erhitzte und gleichſam ſchaͤumende Gebluͤte gar wohl durch dieſen Weg ſich Lufft machen kan.

Bey blutreichen Perſohnen und ge - ſunden Naturen kan ein leidliches Na - ſenbluten nicht viel ſchaden / wenn es nur nicht zu lange anhaͤlt / denn es er - leichtert alle Glieder / machet dem Hau - pte Lufft / und dienet zur Geſundheit / es waͤre denn daß es bey einer langwie - rigen Kranckheit / und wenn die Na - tur ſchon ziemlich geſchwaͤcht ſich finden wolte / denn muß man demſelben in Zei - ten wehren / weil ſolches Blut gemei - niglich aus den Pulß-Adern herkompt / wie aus deſſen hoher Farbe zuerſehen /O vund210Des warhafftigenund wuͤrde nicht allein eine Erkaltung und Schwachheit der Glieder ſondern wol gar Gefahr des Lebens verurſachen. Waͤ - re aber durch ſchlagen / ſtoſſen / etc. eine der - ſelben heutlein zerfreſſen / ſo muß man noch groͤſſern Fleiß anwenden es wieder zu - ſtopffen.

Jn Summa dieſem allem begegne alſo. Ruͤhret dieſes Naſenbluten auß Uberfluß des Blutes her / ſo eroͤffne auff derſelben Seiten eine Ader / und laß es nach Gele - genheit des Alters und der Kraͤffte gehen / dieſes wird nicht allein den Zufluß des Ge - bluͤtes abhalten und unter ſich ziehen / ſon - dern auch daſſelbe erfriſchen dick machen und abkuͤhlen / Nach dieſem lege einen kuͤh - lenden Umbſchlag / gemacht von Backof - fenleim / Bolo Armeno und Terra Sigilla - ta mit Roſeneſſig angemacht umb die Stirne und Schlaͤffe / innerlich aber gieb dem Patienten folgendes Traͤncklein auff 2. mahl ein.

  • Rp. Lap. Prunell. Drach. j. S.
    • Bol. Armen. Drach. ij.
    • Syr. Papav. errat. unc. j.
    • Aq. Plantagin. unc. ij.
      • M. F.
Und211Feldſchers. Cap. V.

Und dieſes kan wegen ſeiner koͤſtlichen Wirckung mehrmahls wiederholet wer - den. Ein gut Mittel iſt auch / ſo mir viel angegangen / wenn man ein Blech eines Thalers groß und dick recht|mitten auf die Stirne zwiſchen die Augbraunen feſt bin - det. Gleichfals iſt auch wieder daß Naſen - bluten ein koͤſtliches Remedium wenn man ein vierfach Tuch in Aq. Plantagin: netzet / ſolches dem Patienten uͤber das Ge - maͤchte leget / und offt wiederholet / auch wohl gar die Teſticulos eine Zeit in ge - dachtes Waſſer einhaͤnget; Hier faͤlt mir bey daß wunderliche Secretum des Herrn D. Agricolæ mit ſeinem O. J. P. U. L. U. welche Buchſtaben man mit einem Stro - halm aus des Patienten eignem Blute ihm auff die Stirne ſchreiben muß: Wie - wohl ich zwar wenig auff dergleichen Cha - racteres halte / ſo habe ich es doch (weil nicht allein der gelehrte Cardilucius ſon - dern auch D. Schorer / und Schmiedes be - ſtens recommandiren) unterſchiedlich gebꝛaucht und juſt befunden / beſiehe davon mit mehrem gedachten D. Agricolæ Chi - rurg. Tr. 2 pag. 193. & ſeq.

Jn212Des wahrhafftigen

Jn meiner folgenden Chirurgi aber wil ich ein gewiſſes und ſelbſt erfundenes Kunſt Stuͤcklein ſo auß der Perſicariâ be - ꝛeitet wiꝛd offenbahrẽ / welches ſo ich itzo we genengen Raums verſchweigen muß / auff deſſen Gewißheit in allen Verblutungen es geſchehe auch wo es wolle / man ſich naͤchſt Gott unfehlbar zu verlaſſen. Ge - brauch in des die obigen / ſie werden dich auch nicht verlaſſen. Nur dieſes iſt noch zu erinnern / daß man die Naſenloͤcher nicht wie einige alſobald auß Unverſtande thun / mit Bubenwiſch oder anderm Dinge zu - ſtopffe / weil es nicht allein gantz nichts nuͤtze / ſondern auch nur verurſachẽ wurde daß das Blut in den Halß und Magen hinunter lauffen und mehr ſchaͤdliche Zu - faͤlle erwecken doͤrffte.

Cap. VI. Von dem Huſten / allerhand Bruſtbeſchwerungen / auch der Schwind - und Lungenſucht / wie der zu begeg - nen.

Alle185Feldſchers. Cap. VI.

ALle Bruſt Beſchwerungen kommen vornemblich bey den Soldaten her / von allerhand geſambleten ſcharf - fen Feuchtigkeiten / verurſacht von feuch - ter kalter Lufft / unordentlichen Diæt, taͤg - lichem aprochiren in naſſen Oertern / und uͤbeler Verwahrung des Leibes: welches / wenn ſich ein ungewoͤhnlicher Schleim umb die Bruſt geſamblet / und noch mehr Fluͤſſe darzu vom Haupte heꝛunter fallen / die Lufftroͤhre und Lunge beſchweren / und eine ungewoͤhnliche Bewegung derſelben / wie auch der Muſculen, der Bruſt und wol gar des Zwerchfells verurſachen / wie auß dem ſtetigem Huſten juͤcken und gruͤ - beln (wegen Schaͤrffe des Fluſſes) im Halſe zu erſehen / wornach die Natur ver - mittelſt ſtarcker Bewegung der Lungen und außraͤuſpern alles beſchwerliche von ihr zu bringen / ſich der geſchwind und haͤuffig eingezogenen Lufft als eines Ge - huͤlffens bedienet.

Die Schwind - und Lungenſucht aber iſt eine beſchwerliche Schwachheit und Kranckheit des gantzen Leibes und aller Glieder vornemblich aber leidet die Lunge und daß Hertz die groͤſten Anſtoͤſſewie214Des warhafftigenwie aus der langſamen Verzehrung und Ausdoͤrrung der ernaͤhrenden Feuchtig - keiten menſchlicher Leiber und deren Glie - der genungſam zuerſehen. An der Lun - gen abeꝛ iſt[i]ns gemein ein rechtes Geſchwaͤ - re / anfaͤnglich herruͤhrend aus uͤbeler diſpoſition des Hertzens / der Leber und des Magens / worzu noch kompt der Her - abfall ſcharffer geſaltzener Fluͤſſe vom Haupte auff die Lungen / welche nicht al - lein derſelben zarte Subſtantz verletzen / ſondern auch endlich / wo man der Na - tur nicht bald zu Huͤlffe kompt / eine ſchaͤd - liche Faͤulung und Geſchwaͤre verurſa - chen / hierauff nimbt der Patient am fleiſchichten und fetten Theile des gantzen Leibes ab / worbey ein langſames und in - nerlich-heimliches Fieber mit ſtetswehren - der Hitze ſich anfindet und alles gemach verzehren und austrucknen hilfft.

Dieſes kan am beſten erkand werden / wenn wie gedacht der Leib ſich mehlich verzehret / und die Schlaͤffe einfallen / der Patient huſtet / und ſchwaͤhrige mit Blut vermiſchte Materi auswirfft / der Athem kurtz wird / die Wangen roth ſind / unddie215Feldſchers. Cap. VI. die innerliche Hitze fliegend / bald zu / bald ab nimbt.

Die Cur dieſer / und auch der Bruſt Kranckheiten richte alſo ein; anfaͤnglich und vor allen Dingen ſtille und wende den Fluß ab / und temperire ihn alſo / damit deſſen Schaͤrffe gebrochen und gelindert werden moͤge / halte den Patienten bey guter Diæt, und dienen ihm die jenigen Dinge am beſten / welche lieblich und ſuͤß ſchmecken / die aber welche geſaltzen / ſcharff und ſauer ſind / ſeyn ihme hoͤchſt ſchaͤdlich. Ein gutes und koͤſtliches Pulver zu allen Bruſt und Lungen Beſchwehrungen iſt folgendes.

  • Rp. Spec. Diaireos unc. S.
    • Flor. Sulphur. Scrup. ij.
    • Santal. rubr. ſubtiliſſ. pulveriſat. Drach. ij.
    • Ol. Anis. deſtillat. Scrup. j.
    • Sach. Cand. alb. unc. iiij.
  • M. F. Pulv.

Davon muß taͤglich 3. mahl / zwey gute Meſſerſpitzen voll genommen werden; noch viel kraͤfftiger kan dieſes Pulver ge - macht werden / wenn man an ſtatt desAnis -216Des wahrhafftigenAnisoͤhls das wahrhafftige Oel von der Biebenelwurtzel ſo in ihrer rechten balſa - miſchen Zeit geſamblet und deſtilliret wor - den / gebrauchet / deñ es iſt ein unvergleich - licher Schatz / zu allen dieſen Beſchwaͤrun - gen / ſonderlich der Schwind - und Lun - genſucht / es lindert nicht den allein Huſten und die dabey befindliche Rohigkeit des Halſes / ſondern es heilet auch die verſehr - te Lunge gantz wunderbahrlich.

Jn der Radic. Conſolid. ſtecket gleich - falß ein ſonderlich Arcanum zu dieſer Kranckheit / weil es aber etwas ſchwer und weitlaͤufftig zu machen ſo habe ich es dißmahl ſparen / und erſt in meiner groſſen Wundartzney melden wollen.

Ein gutes Mittel iſt auch das Hertz und Leber von einem alten ſchwartzen Hun / lebendig von einander geriſſen / herauß ge - nommen / und mit Frauen Milch ver - miſcht eingegeben: Jngleichen iſt das recht bereitete Zuckeroͤhl auch eine koͤſtliche Me - dicin in allen Bruſtbeſchwerungen auch der Schwind - und Lungenſucht; Wiltu aber gerne einen loͤſenden Safft gebrau - chen / ſo bediene dich folgender Formul:

Rp. 217Feldſchers. Cap. VI.
  • Rp. Loch de Pulmon. Vulp.
      • San. & expert. ana. unc. j.
    • Syr. Liquirit.
      • Hyſop.
      • Altheæ.
      • Tuſſilagin.
      • Roſar. ana. unc. j. S.
    • Spec. Pectoral. Croll. unc. S.
    • Flor. Sulphur. Scrup. j.
    • Aq. Hyſop. unc. vj.
  • M. F. detr. in vitrum.

Welcher taͤglich nach belieben gebraucht werden kan: den Oberleib und Bruſt ſchimere aͤuſeꝛlich mit folgendem Saͤlblein.

  • Rp. Ol. Amygdalar. dulc.
      • de Radic. Angelic.
      • Maſtichin. ana. Scrup. j.
    • Sev. Hircin. unc. v.
    • Mucilagin. Rad. Conſolid. unc. iij.
  • M. F. in Form. unguent.

Wenndas Talch zergangen / ſo laß uͤber gelindem Feuer die Mucilag. (ſo mit Ro - ſenwaſſer außgezogen werden muß) zu - gleich etwas mit kochen / biß die waͤßrige Feuchtigkeit ſich verzehret / und letzlich / wenn es ein wenig erkaltet agitire die OelPdarein / ſo218Des warhafftigenſo iſt es fertig: Hiermit ſchmiere taͤglich den Patienten 2. mahl / doch daß vorhero die alte Schmutzigkeit wieder wohl abge - wiſcht werde. Und dieſes ſey genung von den Bruſt und Lungen Beſchwaͤrun - gen / wird man deſſen Lehren und Artze - ney-Mittel folgen / ſo kan man ſich auch naͤchſt Gott auff deren koͤſtliche Huͤlffe verlaſſen.

Cap. VII. Von der anſteckend-gifftigen Frantzoſen / deren Urſach / Kennzei - chen / Zufůll und Cur.

MJt dem Nahmen und erſten Anfang dieſer abſcheulichen Kranckheit wol - len wir uns nicht lange auffhalten / weil ſolches weder zu unſerm Nutzen und Vornehmen / noch zu beliebteꝛ Kuͤꝛtze dienet. Gewiß iſts: daß ſie erſt von den Neapolita - nern bekand gemacht worden / welchen ſie die Spanier durch ihre Schifffaꝛt Ao. 1496. aus Weſt Jndigen mitgebracht / und von dieſen haben es die Frantzoſen / welche da - mals Krieg mit ihnen fuͤhꝛten bekom̃en / biß ſie endlich auch durch ſelbige an die Teut - ſchen gelanget / und von ihnen den itzigenNah -219Feldſchers. Cap. VII. Nahmen Frantzoſen bekom̃en / welchen ſie auch biß dato noch behalten.

Dieſe abſcheuliche und beſchwerliche Kranckheit iſt kuͤrtzlich zubeſchꝛeiben nichts anders / als eine ſchaͤndliche gifft-boͤß-anſte - ckende / und den Menſch durch und durch zernagende Kraͤtze / insgemein uñ anfaͤng - lich verurſacher durch einen unreinen Bey - ſchlaff mit einer garſtigen Huren / von wel - cher der Patient alſo inficiret wird / daß er zu erſt Blattern / Beulen / uñ haꝛte Duͤpffel an der Schaam und Důnnen bekompt / von denen kompt es zu den andern Glie - dern: als Hals / Gaumen / Naſen / Stirne / ins gantze Angeſicht / und auch an die Armẽ und Fuͤſſe / biß endlich dieſes Gifft das gan - tze Gebluͤte verunreiniget uñ corrumpiret / der Hals / Schlund / Gurgel und Zaͤfflein mit faulen umb ſich freſſenden Geſchwaͤren zerloͤchert und verterbet / daß Hirn gleich - ſam aus ſeiner Eigenſchafft gebracht / daß Hertze geſchwaͤcht / die Dau-uñ Nahrungs Glieder in ihrer Operation verhindert / Le - ber und Miltz enttzuͤndet / die Nieren und Harn-Roͤhre exulceriret / und der gan -P ijtze Leib220Des wahrhafftigentze Leib contract (daß faſt nichts geſundes mehr daran zu finden) gemacht wird.

Jn Summa wenn nicht der Patient durch ſein zeitiges Bekaͤndnuͤß / daß er mit dergleichen ſchaͤndlichen Metzen zu thun gehabt es dem Medico oder Chirurgo be - richtet / und rechte Gegenmittel darwie - der gebraucht werden / ſo frieſt die ſcharf - fe und gifftige Materi im Halſe und Gau - men groſſe Loͤcher und verſchonet weder Fleiſch noch Bein / wie man bißweilen ſiehet daß das Os cribroſum und Naſen - Bein gaͤntzlich durchbohret und zerfreſſen wird / welches hernach die Sprache nicht wenig verhindert. Etlichen wird der Mund faſt gar gekruͤmmet und das Ge - maͤchte gaͤntzlich verterbet / alſo daß er ohne hineigeſchobenes Roͤhrlein den Urin nicht laſſen kan; Aus welchem zu ſehen / daß ſich ein jeder ehrlicher Menſch wohl fuͤrſehen muͤſſe / wenn er nicht von ſolchen inficirten Perſohnen angeſtoͤckt ſeyn wil / denn es hat dieſes ſubtiele und ankleben - de Gifft eine ſolche Wuͤrckung / daß es lange Zeit und wohl etliche Jahr in un - ſerm Leibe gleichſam verſtockt und ver -bor -221Feldſchers. Cap. VII. borgen liegen kan / ehe es hervorbricht und ſich offenbahret. Und dieſes geſchie - het denen am meiſten / welche ſtetigs mit ſolchen Krancken umbgehen / mit ihnen in einem Bette ſchlaffen / ſie offters an - ruͤhren / und nahe umb ſie ſeyn / und der - ſelben gifftigen Athem und daͤmpffichten Schweiß an ſich ziehen / wie mit vielen Exempeln / ſo auch nur durch die inficir - ten Kleider angeſtoͤcket worden / koͤnte (wenn es die Kuͤrtze leiden wolte) bewieſen werden.

Die Zeichen dieſer Kranckheit ſind et - was ſchwer / und beruhet mehrentheils auff dem auffrichtigen Bekaͤndnuͤß des Patienten / die meiſten aber koͤnnen aus vorher ſchon gemeldten Urſachen abge - nommen werden: Doch haben etliche an - faͤnglich Schmertzen an den Schlaͤffen / Huͤfften / Schuldern; und in ſonderheit umb die Gleichen / etliche haben Schlier / Kolben und Rohigkeit im Canal, der Harn - Roͤhre / etliche haben auch Blattern und Feigwartzen im Schlund / Afftern / und Ge - maͤchte / bey vielen iſt auch faſt gaꝛ nichts zu merckẽ / auſſer daß ſie im Wechſel des Mon -P iijdens222Des wahrhafftigendens nur Haupt und Glieder Schmertzen empfindẽ: Dahero ſage ich iſt hoͤchſtnoͤthig / daß man ſo wohl auff dieſe Zeichen als auch vorhergemeldte Urſachen achtung gebe / am allermeiſten aber dringe auff die Bekaͤndtnuͤß und Ausſage des inficir - ten / wornach du dich wirſt am beſten rich - ten koͤnnen.

Die Cur dieſer Kranckheit iſt vielfaͤl - tig / einer hat dieſe / ein anderer eine an - dre Art / viele richten ihre Cur bloß allein auff das geſottene und gekochte Waſſer vom Ligno Sancto, ſaſſafras und Sarſa - parilla. Andere wenn ſie erſt purgiret und geſchwitzet / auff die Mercurial Sal - be / Pflaſter und raͤucher Pulver gemacht von Zinober mit Schweffel und Auripig - ment: vermiſcht / worzu noch einige Gum - mata und Terpentin gethan wird / wie unter andern in des Paræi Chirurgiâ libr. 18. pag. 605. usq; paginam 635. ausfuͤhr - licher zu erſehen. Noch andre aber neh - men gantz allein ihre Zuflucht zu der Rad: Chinæ, zu welcher ſie noch einen geringen Zuſatz thun / und einen Tranck davon kochen / worbey ſie denn gereinigten undpræ -223Feldſchers. Cap. VII. præparirten Mercurium in ein Ungv. ver - miſcht gebrauchen / welches alles ich in ſei - nem Werth und Unwerth beruhen laſſe / gewiß iſts das in der rechtẽ und wahrhafftẽ Rad: Chin: ſtecke ein unſchaͤtzbares Huͤlff Mittel gegen dieſe Kranckheit. Es iſt a - ber zu beklagen / daß ſie ſelten auffrichtig zu uns uͤber Land gebracht wird / denn auff dem Waſſer wird ſie nicht leicht unvertorbẽ erhalten / und dieſes haben uns anfaͤnglich lernend und glaͤubend gemacht die Jndia - ner / welche bloß allein mit dieſer Wurtzel ſolche (bey ihnen ſehr gemeine Kranckheit) ihnen vertreiben koͤnnen. Jn Summa dieſe Kranckheit erfodert einen erfahrnen Medicum und geuͤbten Chirurgum, wel - cher die Sache recht verſtehe und gruͤndliche Wiſſenſchafft davon habe / damit ſie nicht allein in deren vielfaͤltige Umbſtaͤnde ſich wiſſen zu richten / ſondern auch derſelben Symptomatis abhelffen koͤnnen / und ſaget der in dieſer Kranckheit wohlerfahrne Sar - torius in ſeinem Tractatu de Morbo Gallico Cap. 8. p. 36. gar recht / daß dieſe Kranckheit wol koͤnte eine Verſamlung aller Maͤn - gel und Gebrechen genennet werden.

P iiijMei -224Des wahrhafftigen

Meine Cur hat allezeit in folgenden 4. Regeln beſtanden.

  • 1. Ordne dem Patienten wo moͤglich ei - ne gute Diæt im Eſſen und Trincken / wo - durch nicht allein die boͤſe vertorbne Feuch - tigkeiten vertrieben / ſondern auch darge - gen ein der Natur angenehmerer Nah - rungs Safft gepflantzet werden kan.
  • 2. Gebrauch ſolche Mittel / welche dieſe ſchaͤdliche Feuchtigkeiten abfuͤhren und austreiben.
  • 3. Verhindre und wehre mehrern Zufaͤl - le / und bemuͤhe dich die anweſende wegzu - bringen.
  • 4. Gebrauch bey deren Heylung nichts als erwaͤrmende und heilende Mittel / wo - von nachgehends (von jedem ſonderlich) gemeldet werden ſol.

Wenn wie gedacht dem Patienten eine richtige Lebens-Regel im Eſſen und Trin - cken vorgeſchrieben worden / ſo erkundige dich genau / ob die Kranckheit entweder alt / mit wenigen oder vielen Zufaͤllen und Feuchtigkeiten veꝛſchlim̃eꝛt und angefuͤllet / ob es Mann oder Weib / ingleichen auch zu welcher Zeit im Jahre / im Fꝛuͤhling / Som -mer /225Feldſchers. Cap. VII. mer / Herbſt oder Winter (denn im Fruͤh - ling oder Herbſt gehet die Cur allezeit ge - ſchwinder von ſtatten / als im Sommer und Winter) und kanſtu nichts ſo genau in acht nehmen / es iſt vor dich deſto beſſer.

Den Anfang mache mit einer Purgation welche in folgenden Pillen beſtehen kan.

  • Rp. Maſſ. Pilul. Succin. Craton.
      • de Fumar. ana gr. xv.
    • Mercur. dulc. ritè præparat. gr. xvj.
    • Cum S. Q Syr de Fumar. Formentur
      • Pilulæ Num. xviiij.

So bald die verbraucht und eine gute Ope - ration erfolget / gebrauch taͤglich eine Wo - che nach einandeꝛ folgendẽ Digeſtiv-Safft / welchen Vigo in ſeiner groſſen Wund - Artzney Libr. 5. Cap. 1. p. 776. beſchreibet und mir ſonderliche Huͤlffe gethan.

  • Rp. Syr. de Fumar. minor. unc. j.
      • de Succ. Endiv. Drach. vj.
    • Aq. Capill. Vener.
      • Endiv.
      • Fumar. ana unc. j. M.

Den andern Tag nach der Purgantz ge - brauch 4. gr. vom Thurbith. mineral. den 4. P vTag226Des wahrhafftigenwiederhole die Purgantz mit den Pillen: Wie auch den 6. nochmahls / mit dem Thurbith. mineral. und den 8. und 9ten Tag beydes zum drittenmahl unter deß und die gantze Cur uͤber halt den Patien - ten in einer maͤſſig warmen Stuben / den all zu gar groſſe Hitze und kalte Lufft iſt ihm hoͤchſtſchaͤdlich / der Leib muß ſtetigs offen ſeyn / alle Speiſe die der Krancke ge - neuſt kan mehr gebraten als gekocht ſeyn / ſowol von Kalb-Rind-als Huͤnerfleiſch / und den Tranck welchen er an ſtat Bieres trincken muß mache alſo.

  • Rp. Sarſæ parill. unc. j.
    • Cort. Lign. Sanct. unc. S.
    • Rad. Chin. unc. j. s.
    • Saſſafras.
    • Lign. Sanct. ana. unc. S.
    • Polypod. Drach. j. S.
    • Hermodact. Drach. ij. S.
    • Sem. Anis.
      • Fœnicul. ana. Drach. j.
    • Fol. Sen. elect. unc. j.
    • Rad. Liquirit. unc. ij.
      • Rhabarb. ver. Drach. vj.
    • Herb. Bethon. Alchy -227Feldſchers. Cap. VII.
      • Alchymill.
      • Veron. ana. M. ij.

Wenns vorher groͤblicht zerſchnitten und zerſtoſſen / und in einen ſaubern Topff ge - than worden / ſo geuß / 12. Maaß Brun - nen Waſſer darauff / und laß es 2. Tage unter ſtetem umbruͤtteln infundiren / deñ koche es wol verdeckt biß ein Theil davon eingekocht / bey gelindem Feuer und ex - primier es durch ein Tuch / ſo iſt dieſer koͤſt - liche Tranck fertig / und dieſes iſt der ſtaͤrck - ſte / welcher zum ſchwietzen gebraucht wer - den kan / davon muß der Patient Mor - gens und Abends mit dem Bet gehen waͤrmlicht einen guten Trunck thun und darauff ſchwietzen / doch das dem Haupt und Munde etwas Lufft gelaſſen werde / auff die hinterbliebene Species aber / geuß ferner 8. Maaß Waſſer / und laß es wie vor kochen / ſo giebts einen koͤſtlichen Tranck / wovon taͤglich an ſtat Bieres muß getruncken werden / und kan man ihm mit etwas Zucker eine beliebige ſuͤſſe geben; Den andern Tag Morgends fruͤ - he / ſo laß (wo es die Zeit und Gelegenheit leiden wil) den Patienten in einem gemach -ten228Des warhafftigenten Gehaͤuß So auß des Joſeph Smiedts ſeinem Tractat von dieſer Kranckheit Tab. 13. pag. 365. & ſeq. weitlaͤufftiger zu erſe - hen / eine gute Stunde ſchwitzen / wel - ches ihm koͤſtliche Huͤlffe bringen wird / er muß aber gantz nackend darinnen ſitzen / und den Kopff biß an den Halß nur her - auß haben / wenn du nun merckeſt daß die Blattern beſſer herauß fahren / und mit purgiren und ſchwitzen wie gedacht der ge - buͤhrende Anfang gemacht worden / ſo ge - brauch zum ſchmieren folgende koͤſtliche Salbe. Doch muß der Mercurius vorher einmahl oder zwey durch ein ſtarckes Bar - chet gezwungen und gedruckt werden / ſo wird alle Schwaͤrtze und Unreinigkeit zu - ruͤck bleiben / und dieſes kan umb mehrer Reinigung wegen / nach dem er vorher in Eſſig und Saltz gewaſchen / noch einmahl wiederholet werden / die Toͤdtung aber verrichte mit venediſchem Terpentin / welches die beſte Art; Wenn dieſes geſche - hen / ſo.

  • Rp. Hujus cum Therebinth. mixt
    • Mercurii unc. ij.
& be -229Feldſchers. Cap. VII.
  • & beneinter ſe cont. in Mortario lapideo adde.
      • Axung. porcin. pur. unc. ij.
  • & iterum cum alio cont. in fine admiſc.
    • Ungv. Alth.
      • Roſar. ana. unc. S.
    • Euphorb. Drach. j. S. M. F. U.

So iſt dieſe koͤſtliche Smierſalbe berei - tet / und dieſes ſind die vornehmſten Stuͤcke ſo bey dieſer Cur in acht zuneh - men. Wirſtu dieſem folgen / ſo wil ich dich naͤchſt Gott eines gewuͤnſchten Auß - gangs verſichern. Eins muß ich noch beym Beſchluß gedencken / wie man die Loͤcher und Verſehrung des Halſſes cu - riren muß. Anfaͤnglich brauch folgendes Gurgelwaſſer.

  • Rp. Des erſtlich gekochtẽ Holtztrancks unc. iij.
    • Aq. Plantagin.
      • Prunell. ana. Drach. iiij.
    • Mell. Roſar. unc. j. S.
    • Syr. Cortic. Granator.
      • Hyſop. ana. unc j.
    • Alumen. crud. Drach. j. M. F. G.
Und230Des wahrhafftigen

Und laß den Halß offters damit gurgeln / wo aber ſchon Loͤcher am Gaumen und Schlund ſo duͤpffe mit einem Pinſel des Tages 2. mahl mit folgendem Liniment: dieſelben an.

  • Rp. Ungv. rubr. F. W. rectè præp. Drach. j.
    • Ægypt. Hildan. Drach. S.
    • Mell. Roſar. Drach. iij.
    • Syr. Cort. Granator. Drach. ij. M. F.

Und kan auch wol wie ich offt gethan / wenn behutſam damit umbgegangen wird. xv. gr. vom Mercur. dulc. darein geruͤhret werden / ſo wird es ſich uͤbrigens mit allem beſſern / was ſonſten etwan in Curirung anderer Zufaͤlle hat hier muͤſſen unterlaſſen werden / ſol außfuͤhrlich mit naͤchſten in der andern Chirurgi geſchehen / weil dieſes Capitel ohndem weitlaͤufftiger worden / als ich vermeinet.

Cap. VIII. Von Liebern / deren unterſchied - liche Arthen und Curen.

WJewol von Fiebern / deren Ur - ſach und Cur / eigentlich den Her - ren Medicis zu ſchreiben zukompt /ſo231Feldſchers. Cap. VIII. ſo hat es doch die Nothwendigkeit erſodert / weil in Feldzuͤgen und Lagern faſt nichts gemeiners als Fieber / ſonderlich im Fruͤh - ling und Herbſt / und zu der Zeit auch nicht allezeit ein Medicus bey der Hand / das man den Feldſchern zu nutz (als welche in der Zeit das beſte haben thun muͤſſen) eine kurtze doch gruͤndliche Nachricht gebe / auß was vor Urſachen eigentlich dieſe Fie - ber herkommen / damit ſie ihre Medica - menta deſto beſſer darauff richten koͤnnen / und es nicht auß Unwiſſenheit alſo ergehe / wie Anno 1676. bey der Belaͤgerung vor Ancklam / und Anno 1677. vor Stetin / woſelbſt die Fieber haͤuffig graſſirten / und mancher Soldat auß uͤbel beygebrachten Medicamenten und Unverſtande des Feld - ſchers in das Graß beiſſen muͤſſen / da doch ſonſt wenn nur der Patient ein wenig in acht genommen wird / keiner leicht daran ſtirbet. Es ſol aber in dieſem 8. Capitel nur von den gemeinen kalten und abwechſeln - den / taͤglichen / 3. und viertaͤglichen Fie - bern gehandelt werden / weil der boͤßarti - gen und anſteckenden ſchon in dem 4. Ca - pitel etwas gedacht worden. Die vornemb -ſte Ur -232Des wahrhafftigenſte Urſachen der kalten Fieber ſind anfangs gemeiniglich wie ich bey den Soldaten an - gemercket ein verdorbener und ſchwacher Magen / ſo die Speiſe nicht mehr wol ver - dauen kan / den es iſt faſt kein Menſch un - ter der Sonnen / der mehren Ungelegen - heiten unterworffen als ein Soldat / zu welchen noch kompt die boͤſe Diæt, ſo nicht anders als Cruditæten und viel Galle ver - urſachen koͤnnen / worauß erfolget daß der Succus Pancreaticus ſich mit der Galle und Milchſaffte nicht recht vermiſchen kan / die Galle nicht allein haͤuffig wieder zu - ruͤck in den Magen ſondern auch faſt wie - dernatuͤrlich durch die Hollader zum Her - tzen wieder ruͤckwarts lauffen muß. Und dieſes iſt die gelehrte Meinung / des Sinn - reichen Sylvij de le Boë, wie auß deſſen prax. libr. 1. Cap. 27. p. 339. & ſeq. weit - laͤufftiger zu erſehen; Unlaͤugbar iſt / daß ſonderlich daß 3. taͤgliche als gemeineſte Fieber eigentlich ſeinen Urſprung hat / erſt - lich von vielen umb den Magen und Ein - geweide herumb geſambleten ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten / deñ in dieſem und andern angrentzenden Theilen wird der Unflathdes233Feldſchers. Cap. VIII. des gantzen Leibes geſamblet und deñ zum andern von uͤberfluͤſſig geſamblter Galle / herruͤhrend von denſelbigen Dingen / ſo die Galle vermehren helffen / und zugleich ein hitziges Temperament der Leber ver - urſachen / dieſes aber geſchiehet bey denen am erſten / welche noch in einem jungen / hitzigen und mittelmaͤſſigen Alter ſind / wenn ſie nemblich in Sommer bey hitziger Zeit / viel marchiren und ſich erhitzen muͤſ - ſen / und nebſt allerhand Gemuͤths Bewe - gungen (als Zorn / Verdruß / vielem Wachen) und Sauffereyen auch haͤuffi - ger Genieſſung hitziger Speiſen und Obſts verurſachen / daß ſie ſolche Fieber bekom - men: Deñ zu der Zeit iſt ohne dem der Ma - gen ſchwach / und kan die geſambleten Cru - ditäten nicht verdauen Dieſes wie gedacht ſind die vornembſten Urſachen derſelben Fieber / welche erſt einen Froſt mit ſich brin - gen uñ hernach Hitze veꝛurſachen doch aber mehr entheils ohne Malignität ſeyn.

Die Keñzeichen derſelben ſind / wenn der Paroxiſmus mit einem ſtarcken Froſt und kitzlenden ſtechen der Haut ſich entweder taͤglich einſtellet / oder aber dem Krancken einen Ruhetag laͤſt / das alſo al -Qlezeit234Des wahrhafftigenlezeit einen Tag das Fiebeꝛ / den andern Tag frey / uñ den 3. der Paroxiſm 9 wiederkompt / und gleichſam ein guter und ſchlimmer Tag ſich allezeit mit einander abwechſeln. Bey Anfang dieſes Froſtes findet ſich ins - gemein und ſonderlich bey gallhafften Per - ſohnen ein groß Erbrechen des Magens / wornach groſſe Hitze / (ſo aus dem ſtarcken ſchlagen des Pulſes und aͤuſerlichem an - ruͤhren abzunehmen) und unleidlicher Durſt zu folgen pfleget / dabey ſind groſſe Schmertzen des Haupts und Ruͤckens die naͤheſten Geferten / der Urin wird entwe - der hoch Saffran gelbe oder Blutroth / die Naͤgel blau / und der Athem iſt ſchnell und ſtarck / der Schlaff aber iſt in wehren - der Zeit gantz geringe und nur eine ſchlum - merende Phantaſie, welcher doch nicht eher kompt / als bis der Paroxismus meiſt zu Ende / und alsdenn erzeiget ſich bey den meiſten ein kalter Schweiß; und dieſes ſind die beſten und noͤthigſten Kennzeichen.

Ehe wir zu der Cur ſchreiten iſt noch zu - erinnern daß in dergleichen Fiebern / wenn der Patient ſich nur ein wenig in Acht nimbt / und keine andre Zufaͤlle mehr dar - bey / man das Fiebeꝛ wol anfaͤnglich ein we -nig235Feldſchers. Cap. VIII. nig regieren laſſen kan / denn es wird hier - durch viel boͤſes mit weggenom̃en und ver - zehret / daß Gebluͤte reiniget ſich auch durch ſeine Eꝛſchittelung / gleich den Kleideꝛn / man muß aber nicht allzuſicher hierbey ſeyn / uñ ſage ich es nur den jenigen zur Nachricht / welche auch nach dem erſten Anſtoß alſo - fort dem Patienten allerhand hitzige und undienliche Medicamenta entweder vom Jndianiſchẽ oder ſchwartzen rundten Pfef - fer mit Brantewein eingeben / und das Fie - ber nicht wenig vermehren und ſtaͤrcken / da doch dieſe gantze Cur in nichts beſſers be - ſtehet / als wenn man erſtlich alle Urſachen der vielen Galle und Cruditaͤten hinweg - nimbt und dieſelbe außtreibet.

Dahero kan anfaͤnglich dieſen Patien - ten welche wie vorgedacht unmaͤſſig gele - bet / und viel uͤberfluͤſſige Feuchtigkeiten uñ Cruditaͤten geſamlet / auch wol eine Ver - ſtopffung der Leber und Miltz haben / nicht ſchaͤdlich ſey / weñ man ihnẽ ein Brechwaſ - ſer eingiebet / entweder von des Mynſichti Tartaro Emetico, von iiij biß v. gr. ſo vorhe - ro uͤbernacht in iij. Unc. Wein infundiret wird / nach Alter und Staͤrcke des Patien - ten / oder aber von den recht gereinigtẽ Flo -Q 2ribus236Des wahrhafftigenribus Antimonii von v. biß vij. gr. auf vor - hergehende Weiſe oder in i. unc: Roſen - zucker vermiſcht eingegeben / es wird den Uberfluß des Magens und der Gallen nicht wenig hinweg nehmen. Gleiches ver - richtet auch ein gutes Sal Vitrioli welches ich offters bis auf ein halben Drach. gleich - fals in Wein vorher infundiret mit groſſem Nutzen und gewuͤntſchter Operation ein - gegeben! daß Taback Waſſer welches man im Felde leicht haben kan / und vieler Feld - ſcher Zuflucht iſt / zwinget auch etwas zum Brechen / greifft aber die Natur ſehr an / und muß ohne Vorſicht und uͤber zwey Loͤffel voll nicht gebraucht werden / ſo bald dieſes geſchehen / kan nach dem Paroxismo ein abfuͤhrendes und eroͤffnendes Cliſtier appliciret / und des Morgends fruͤh an Ru - hetage bey Blutreichen eine Aderlaͤß auf ei - nem Arme vorgenommen werden / denn wenn der Magen und Unterleib vorher gereiniget worden / ſo koͤnnen die andern Medicamenta zu gaͤntzlicher Außtreibung des Fiebers deſto beſſer operiren.

Ein koͤſtlich Pulver in dieſen Fiebern iſt folgendes / welches mir niemahls ſonder Nutzen abgegangẽ / es muß aber eher nichtgege -237Feldſchers. Cap. VIII. gegeben werden / es ſey deñ wie eꝛſt gedacht / der Anfang der Cur mit Reinigung des Magens uñ Eingeweides vorher gegangẽ.

  • Rp. Sal. Carduibenedict. Scrup. j.
      • Centaur.
      • Abſynth. ana gr. xij.
    • Cran. Human.
    • Tartar. Vitriolat. ana gr. v.
      • M. F. P.

Kan entweder in Cardebenedicten Waſſer / oder Wein ein gute Stunde vor Ankunfft des Fiebers eingegeben weꝛden. Mit folgen - dem habe ich gleichfals viel Fieber vertrie - ben / wird gleich dem Vorigen eingenom̃en und erreget einen geringen Schweiß.

  • Rp. Rad. Oſtrut.
      • Ari, ana gr. xij.
    • Alumin. crud. gr. x.
    • Des Pulvers von Schnecken Haͤu - ſern gr. xv.
    • Sal. Abſynth. gr. viij. M. F. P. auf 1. mal.

Nachfolgendes Traͤncklein aber iſt eines der gewiſſeſten Huͤlffmittel die Fieber zu - vertreiben / und wird alſo gemacht.

  • Rp. Aq. Oſtrut.
      • Carduibenedict. ana unc. j.
      • Theriacal. Drach. iij.
    Q 3Spi -238Des warhafftigen
    • Spirit. Sal. Armoniac. gt. x.
    • Syr. Papav.
      • Corall. ana Drach. ij.
  • M. F.

S. Traͤncklein wider das Fieber auff ein - mahl.

Bey Gebrauchung dieſer Medicin kan allezeit dem Patienten die Hitze deſto beſſer zu daͤmpffen / etwas auff die Pulß und Fußſohlen gebunden werden / und kan das erſte / mit Rauten / Maͤußoͤhrlin-uñ Wein - Eſſig / das andre aber mit Sauerteig und Pferſings-Blaͤttern vermiſcht / geſchehen / laͤſt daß Fieber nicht alſofort nach / muß man doch zum andern und dritten mahl continuiren / ſo wird es naͤchſt Gott wohl gewiß ausbleiben; das Getraͤncke kan bey wehrender Cur ſeyn / entweder ein gutes und nicht zu ſtarckes Bier mit etwas Rha - barbar. vermiſcht / oder aber ein Stahlwaſ - ſer mit Sauerampffer Wurtzel gekocht; wird dieſes von dir wohl in Acht genom - men werden / ſo kanſtu dich eines guten Außganges unfehlbar getroͤſten Noch ein Medicament wil ich zum Beſchluß wider das viertaͤgliche Fieber anhencken / welches mich faſt niemals Huͤlffloß gelaſſen: Nimdero -239Feldſchers. Cap. VIII. derowegen das Hertz von einem Haſen uñ bereite ſolches gleich man mit den Fuchs - Lungen zu thun pfleget / doͤrre es her nach bey maͤſſiger Waͤrme / das man es zu Pul - ver ſtoſſen kan. Als denn.

  • Rp. Hujus Pulv. Scrup. j.
    • Alumin. Crud. gr. vij.
    • Pulv. Comit de Warwich. ex Au - guſtanâ gr. viij.
  • M. F. P. p. f.

Es kan vor dem Paroxismo in einem dienlichen Vehiculo eingegeben werden; Kanſtu aber zu dieſer præparation nicht gelangẽ / ſo gebrauch D. Rollfincks Pulver wider die viertaͤgliche Fieber / wie er ſolches in ſeiner Chymi. p. 373. beſchreibet / es wiꝛd dich nicht verlaſſen. Sonſten hat auch der gelehrte Riverius in ſeiner praxi ein gewiſ - ſes Secretum in dieſen Fiebern beſchrieben / weil er aber ſehr verdeckt daſelbſt redet / (da es doch aus dem Antimonio gemacht wiꝛd) und noch ziemlich geheim iſt / wil ich es zu anderer Zeit mit beſſerer Weitlaͤufftigkeit melden / daß D. Stollbergiſche Pflaſter wie ſolches in der Pharmacop. Schröd. Libr. 2. pag. 173. außfuͤhrlich beſchꝛiebẽ wiꝛd / iſt auch ein gebenedeytes Mittel / und hatQ iiijmir240Des warhafftigenmir ſelbſt 2. mal durch Aufflegung auff die Fußſohlẽ / geholffen.

Cap. IX. Vom heiſſen Brande / deſſen Vor - boten / Unterſcheid / Kennzeichen / Ur - ſach und Cur / auch wie dem Kalten - brande und endlicher Erſterbung zu begegnen.

ES kan faſt kein geſchwinder und er - ſchroͤcklicher Zufall einem Feldſcher und Wundartzte unter handen kom - men / als der heiſſe und kalte Brand / denn ehe er ſichs kaum verſiehet iſt eine ſolche ge - ſchwinde Inflam̃ation verhanden / welche nicht allein die natuͤrliche Waͤrme uñ Kꝛaͤf - te des Gliedes gantz erſticket und zuruͤcke treibet / ſondern auch wol gar zerſtoͤret und toͤdtet. Es koͤnnen zwar in groſſen Ver - wundungen und andern offnen Schaͤden / ſonderlich aber in Beinbruͤchen / Verren - ckungen und gefaͤhrlichen Schußwunden / auch in der Roſen oder Rothlauff entweder aus Unverſtande oder Unfleiß des Wundartztes / oder wegen be - gangnẽ Fehlers des Krancken / und endlich auch wol weñ die Zufaͤlle uñ Kꝛanckheit viel groͤſſer als der verletzte Ort es vertragen kan / ja noch andre Verhinderungen mehr darzukom̃en / uñ erwecket werden; Aber es241Feldſchers. Cap. IX. iſt doch alles dem heiſſen uñ kalten Brande nichts zuvergleichen / uñ ſind nicht alſofort Angeſichts unfehlbare uñ gewiſſe Medica - menta darwider verhanden / ſo wird kein Menſch wie klug er auch ſey / daß damit be - haffte Glied erhalten koͤnnen.

Es iſt aber vornehmlich der heiſſe Brand nichts andeꝛs zu neñen / als eine gewaltige Inflam̃ation ſowol des Gebluͤtes als auch deſſelbẽ verletzten Gliedes / in welchem nicht allein die weichen uñ fleiſchichtẽ Theile / ſon - dern auch deſſen gantze Subſtantz dergeſtalt entzuͤndet wordẽ / daß ſowol die Adern als Nervẽ vor gꝛoſſer uñ untꝛaͤglicher Hitze zu - ſam̃enſchrumpffẽ uñ verzehret werden / uñ dieſe Entzuͤndung kan in allen Gliedeꝛn / ab - ſonderlich aber in Armẽ und Beinen / weil ſie etwas mehr waͤrmer uñ feuchter Natuꝛ ſind als andre / entſtehẽ. Der kalte Brãd a - ber ruͤhret aus vorigem heiſſẽ her / uñ iſt nit anders als ein uͤberhand genom̃ener heiſſer Brãd / wie aus dem Anſehẽ der aͤuſerlichen Haut / welche im Heiſſẽ anfaͤnglich ꝛoth / uñ endlich tunckel roth / bey kaltẽ aber anfangs ſchwartzroth / uñ endlich ſchwartz uñ Bley - faꝛbig zu werdẽ begiñet / uñ dieſes zeuget an die vollige Eꝛſteꝛbũg u. veꝛfaulũg deß Glids. Q vDie242Des wahrhafftigenDie Urſachen des heiſſen und darauff fol - genden kalten Brandes ſind vielerley: Fabricius Hildanus lehret deren drey / wie auß deſſen unſchaͤtzbaren Tractatu von dieſer Kranckheit in folio Capit. 4. 5. & 6. pag. 1005. usq; ad 1015. weitlaͤufftiger zu erſehen. Aquapendens aber fuͤhret 5. Ur - ſachen an / wie in ſeiner Chirurg. part. 1. Libr. 1. Cap. 27. pag. 128. nachzuleſen Bar - bette macht ihrer 6. ſo gleichfalß in ſeiner Chirurg. part. 2. Cap. 14. p. 214. außfuͤhr - licher zuerſehen. Aquapendens ſcheinet uns am naͤchſten zukommen / dahero wol - len wir auch umb beſſern Verſtandes wil - len deſſelben 5. Urſachen beypflichten / nicht aber deßwegen der andern gelehrten Mei - nungen / ſonderlich des vortrefflichen Hil - dani verwerffen.

Die 1. Urſach kommet her auß allzu - groſſer und unertraͤglicher Kaͤlte / entwe - der in groſſer kalter Lufft / Froſt / und Entbloͤſſung des verletzten Gliedes / oder aber wenn ungeſchickte Wundaͤrtzte und Feldſcher / wie ich offt geſehen bald anfaͤng - lich gar zu kuͤhlende Mittel gebrauchen / und die herzugefloßne Feuchtigkeiten undMateri243Feldſchers. Cap. IX. Materi dick machen / wornach nichts an - ders als eine Verſtopffung aller Gaͤnge und Schweißloͤcher erfolgen kan / nach welcher Verſtopffung die natuͤrlichen Le - bensgeiſter nicht mehr dahin gelangen koͤnnen / und eine wiedernatuͤrliche Faͤu - lung gewinnen muß.

Die 2. Urſache iſt eine ungewoͤhnliche und allzugroſſe aͤuſerlich eindringende Hitze und Inflammation, entweder vom Brand und andern Zufaͤllen / oder aber durch allzuſcharffe und hitzig applicirte Medicamenta verurſachet / wie neulich noch mit einem ſolchen naſſen und hitzigen umbſchlage geſchehen / und zwar von ei - nem der ſich was groſſes zu ſeyn duͤncket / davon hernach der Patient ins Graß beiſ - ſen muͤſſen.

Die 3te Urſach ruͤhret her von Entge - hung des Nutriments, wenn nehmlich die Lebens und Erhaltungs Geiſter / nicht mehr demſelben Gliede wie es ſich gebuͤh - ret zufluͤſſen koͤnnen / wie theils aͤuſerlich bey ungeſchickten ſtarcken und gar zu feſt angezogenen binden und auffgelegten Compreſſen oder aber durch innerlicheObſtru -244Des wahrhafftigenObſtructiones geſchehen und verurſacht werden kan / wodurch nicht allein die A - dern und Arterien ſondern auch die Ner - ven gleichſam zuſammen gedruckt und ge - klemmet werden.

Die 4te / Urſach iſt eine Zuruͤckhaltung und Verhinderung der Außdaͤmpffung / wodurch die Schweißloͤcher alſo verſtopfft werden daß die Transſpiration gantz nicht mehr geſchehen kan / und die natuͤrliche Waͤrme gleichſam erſticken muß / dieſes kan am leichteſten verurſacht werden durch aͤuſerliche Verkleiſterung mit Cata - plaſmaten und Zuſammenſchmierung al - lerhand ſchaͤdlichen Unguenten.

Die 5te und letzte Urſach aber wird ver - urſacht von gifftigen Feuchtigkeiten wel - che entweder innerlich ſo ſchaͤdlich wor - den / oder durch eine Corruption entſtan - den / und eine ſolche ſchaͤdliche Ebullition erwecket: Aeuſerlich aber durch vergiffte unheilſam wiedernatuͤrliche Medicamen - ta und gifftiger Thiere Biß und Stiche / dem nothleidendem Theile beygebracht worden.

Auß welchem 5. Urſachen ein jeder Feld -ſcher ge -245Feldſchers. Cap. XI. ſcher genungſam abnehmen kan / worauß anfaͤnglich der heiſſe und der drauff fol - gende kalte Brand entſtehen koͤnne / und was vor dienliche Artzeney-Mittel dar - wieder gebraucht werden muͤſſen / wovon unten bey der Cur mehr zu reden noͤthig ſeyn wird.

Ruͤhret es auß Hitze und verſtopfften Schweißloͤchern her / ſo iſt anfangs eine glaͤntzende und entzuͤndete Roͤthe / welche doch in der Farbe immer roͤther und roͤ - ther wird / biß es endlich tunckel roth und bleichſchwartz wird / die Schmertzen hie - bey ſind anfaͤnglich unleidlich groß. Wel - che aber nach und nach vergehen / und ſich mit der Empfindligkeit und Pulß ver - mindern / wornach Blattern aufffahren / auß welchem wenn ſie geoͤffnet werden hellgelbes Waſſer laufft.

Kompt der Brand aber auß Kaͤlte / ſo iſt zwar anfaͤnglich auch die Farbe roth / ſie veraͤndert ſich aber geſchwinder in eine Bleichheit und Schwaͤrtze / als bey vori - gem gemeldet worden / der Schmertzen des Gliedes iſt ſtechend / und die natuͤr - liche Waͤrmbde verliehret ſich jelaͤnger246Des wahrhafftigenlaͤnger je mehr / biß endlich ein offteres er - ſchuͤttern uͤber den gantzen Leib ſich mer - cken laͤſt.

Kompt er aber auß Mangel und Ent - gehung des Nutriments, ſo ſind geringe Schmertzen und Inflammation doch nicht ohne Geſchwulſt (wie viele unrecht mei - nen) und ich offt ſonderlich an Armen und Fuͤſſen obſerviret / der Leib und ſonderlich das breßhaffte Glied iſt mehrentheils kalt / und mit einem uͤber lauffendem Schauter behafftet.

Jſt die Urſach auß hartem und ſtarcken binden und Aufflegung undienlicher Crompreſſen ſo findet ſich gemach eine Verlierung der Schmertzen mit einer Er - taubung und Empfindligkeit / wornach der Anfang zu Erſterbung und Faulung nicht lange auſſenbleibet.

Letzlich entſtehet der Brand auß Ver - gifftung entweder von innerlichen Feuch - tigkeiten / Verletzung der Thiere oder ſonſten etc. ſo ſind die Schmertzen weit groͤſſer als bey den vorigen vieren gemel - det worden / ja offt ſo unertraͤglich / das nebſt vielen Ohnmachten ſich gemeiniglicheine247Feldſchers. Cap. VI. eine Verwirrung der Sinnen und Raſe - rey befindet / das Fieber iſt als ein ſtaͤtiger Gefaͤrten allezeit dabey / und an dem ent - zuͤndeten Ort fahren hin und her eine ſchwaͤrtzlichte und blaue Blattern auff / und dieſes ſind die Kennzeichen mit ihren Unterſcheiden beym anfaͤnglichen heiſſen Brande / kompt es aber zu dem drauff folgendem kalten Brande / ſo iſt bey deſſen Anhebung in acht zunehmen / daß nicht allein die Schmertzen / Inflammation und Empfindligkeit ſich verlieren / ſondern auch eine Verloͤſchung der natuͤrlichen Waͤrme / Auffhoͤrung des Pulſes / und gaͤntzliche Erſterbung aller beweglichen Kraͤffte ſich einfinden / die Farbe wird dunckel und endlich ſchwartz / das Glied wird ſchlap / die aͤuſerliche Haut loͤſet ſich ab / und unter derſelben iſt faſt nichts / als uͤber und uͤber Blaſſen und gelbſtincken - des Waſſer zu finden / greiffeſt du auff das Glied / mit einem geringem druͤcken / ſo bleibet eine merckliche Gruben allezeit zu - ruͤck / letzlich aber wird es zu einem ſtin - ckenden Aaß / und muß wenn der Pati - ent noch erhalten werden ſol / das verdor - bene Glied abgenommen werden.

Wie -248Des wahrhafftigen

Wiewohl vornemblich und groͤſten Theils die rechte Cur des heiſſen Brandes in ſolchen Huͤlffmittelnbeſtehen muß / die der Corruption und Faͤulung wiederſte - hen / die ſchaͤdliche Feuchtigkeiten an ſich und herauß ziehen / und eine ſtaͤrckend und erhaltende Krafft dem verletzten Gliede und gantzen Leibe beybringen / ſo wird doch auch noͤthig ſeyn / daß umb beſſern Verſtandes wegen wir die Cur auff einen ſolchen Weg gruͤnden und die Medicamen - ta darauff richten / welche ſo wol die erſte Art des Brandes mit einem Zufluß der Feuchtigkeiten als die aller gewoͤhnlichſte und auch die andre ohn einen Zufluß / ſo a - ber ſelteneꝛ geſchiehet / wieder zurechte brin - gen.

Jn beyden Zuſtaͤnden ſonderlich im er - ſten kan folgender Umbſchlag nicht allzu naß und gar zu warm umb das ſchadhaff - te Glied geleget werden / er wiederſtehet nicht allein der Faͤulung / ſondern ziehet auch alles ſchaͤdliche gewaltig an ſich / da - hero muß er offt des Tages allezeit mit fri - ſchen Tuͤchern auffgelegt werden: Zu erſt mache dir vorhero eine ſtarcke Laugen vonder249Feldſchers. Cap. IX. der Aſchen auß der Wurtzel von Eichbau - men / welche im Anfange des Fruͤhlings ehe noch der Safft berauß tritt geſamblet werden muſſen / worzu ein Theil Aſchen von Weinreben und Eſchenrinden mit hin - zu gethan werden kan / damit ſie deſto ſchaͤrffer werde / hiervon nimb Libr. iij. und koche in derſelben folgende Species.

  • Rp. Fol. Scord.
      • Querc. ana. M. ij.
    • Rad. Filic.
      • Hirundinar.
      • Scorzoner. ana. unc. vj.
      • Sigill. Salomon. unc. ij.

Laß es mit einander eine gute Stunde ko - chen / und wenn der breßhaffte Ort vor - hero etliche mahl mit einem Laßeiſen ein wenig geritzet / ſo gebrauchs wie vorhero gelehret worden / es wird dich nicht Huͤlffloß laſſen. Jm erſten Anfange der Inflammation kan ehe noch der Umb - ſchlag gebraucht wird / nachgeſetzte Kuͤh - lung alle Stunden gebraucht werden / doch nicht laͤnger als es noͤthig / denn die Feuchtigkeiten muͤſſen mit ihrer ſchaͤdli - chen und ſchmertzhafften Saͤure vor allenRDingen250Des warhafftigenDingen herausgezogen werden / worzu faſt kein beſſeres Mittel / als der Umſchlag / dahero wo Kuͤhlung noͤthig / ſo mache ſie alſo: Jm Mertzẽ ſamle dir Froſchleich Libr. ij. hierunter miſche zerquetſchten Camphor unc. viij. und außerleßnen Weyrauchs unc. j. Thue es in ein verwahret Glaß / und laß es bey einer gelinden Waͤrme in einer Sand-Capellen ſich gemach mit einander vereinigen / worzu ein Monat Friſt gehoͤ - ret / hierauff zwinge es durch ein Tuch / verwahre es wieder / und wenn es noͤthig / ſo ziehe nach Belieben Tuͤcher durch / wel - che nicht gar naaß / offters erncuret uͤber - gelegt werden koͤnnen.

Es muß aber dieſer herrliche Liquor jaͤhrlich friſch gemacht werden / ſonſt iſt die Wuͤrckung nicht ſo gut / dieſe umbgeſchla - gene Tuͤcher / werden nicht allein alle Hitze an ſich ziehen / ſondern auch allezeit die Schweißloͤcher eroͤffnet laſſen / und wird man ſich verwundern muͤſſen / was vor ſchaͤdlichen Geſtanck dieſelben / wann ſie trucken worden an ſich gezogen / dahero muͤſſen ſie alſofort abgenommen und an - dre friſche an deren ſtadt geleget werden /und251Feldſchers. Cap. IX. und dieſen koͤſtlichen Liquor ſage ich ge - braucht man zu einer Kuͤhlung im Anfan - ge / wenn der Brand ſich erſt mercken laͤſt / wenn er aber ſchon uͤberhand genommen / kan er nichts nutzen. Das wahrhaffte Camphor-oͤhl mit Spirit. Vin. unter ſtetem umbſchuͤtteln vermiſcht / iſt auch eine koͤſt - liche Huͤlffe / muß aber anfaͤnglich und mit Tuͤchern gleich vorigem gebꝛaucht werden / Es widerſtehet nicht allein der Faͤulung / ſondern bringet auch nebſt der Kuͤhlung eine angenehme Verſuͤſſung unter die ſchaͤdlichen Feuchttgkeiten und dieſes iſt der Anfang mit aͤuſerlichen Mitteln zum umb - ſchlagen.

Jnnerlich koͤnnen nebſt guter Diæt ſo fort einige ſchweißtreibende hertzſtaͤrckende und eroͤffnende Mittel gebraucht und offt wiederholet werden / worzu eine Aderlaͤß wenn es noͤthig und der Patient Blutreich vorgenommen werden kan / der Leib muß mit einem dienlichen Cliſtier allezeit offen gehalten werden / denn dieſes iſt nicht allein hoͤchſtnoͤthig / ſondern es koͤnnen auch die aͤuſerliche Mittel der Natur deſto beſſer zu Huͤlffe kommen.

R ijJſt252Des wahrhafftigen

Jſt eine Vergifftung dabey ſo / gebrauch nebſt den aͤuſerlichen Artzney-Mitteln die Schroͤpff-Koͤpffe und krumm Hoͤrner zum anſich ziehen und ausſaugen / woruͤ - ber mein anſichziehendes Gifft-Pflaſter ſo im letztẽ Cap. des 2. Theils beſchrieben wor - den / gelegt werden kan / es wird alles ſchaͤd - liche heraus ziehen und abfuͤhren.

Jm uͤbrigen aber waͤre der Brand ver - urſacht aus Kaͤlte / ſo muͤſſen Artzney-Mit - tel ſo wieder erwaͤrmen als Terpentinoͤhl mit Mithridat und Saltzwaſſer vermiſcht / gebraucht werden / wo aber aus Hitze / wie am gemeineſten geſchiehet und auß der heff - tigen Inflammation zuerſehen / ſo gebrau - che was ich dich oben gelehret.

Jſt aber der Fehler am manglenden nu - triment, ſo koͤnnen die Urſachen theils vom harten binden uñ Compreſſen abgeſchafft und an ſtatt deſſen der erſte Umbſchlag von Laugen gemacht gebraucht werden; damit aber auch ſo wol das Verletzte / als auch die angrentzenden geſunden Glieder beſchiꝛmet werden moͤgen / ſo gebrauch entweder mein im 1. Theil gedachtes rothes Defenſiv Pfla - ſter / ſo groß und dick geſtrichen auch offt er -neuret253Feldſchers. Cap. X. neuret werden muß / damit alle Theile deſto beſſer beſchuͤtzet werden koͤnnen / oder aber mache dir folgendes Schutz-Mittel / wel - ches mir allezeit gute Huͤlffe gethan.

  • Rp. Bol. Armen.
    • Terr. Sigillat. ana Drach. j.

Weiſẽ Thon ſo die Toͤpffer gebrauchẽ unc ij Cum expreſſ. Succ. Scord. & Acet. fort. q. ſ. zu einem Cataplasma gemacht und ge - braucht.

Jm Fall aber der Brand ſchon uͤberhañ genom̃en und deꝛkalte ſich eingeſtellet muß man das noch geſunde zu ſalviꝛen einen Ciꝛ - ckel mit Butyr. Antimonii umb daß Glied ziehen und ſtreichen / damit ſich daß vertor - bene vom geſunden abſondern und es nicht weiter anſtoͤcken koͤnne / uͤbrigens aber ſol - che Mittel gebrauchen die das Verbrandte abloͤſen und das noch uͤbergebliebne reini - gen / welches am beſten mit dem Ungvent: Ægyptiac. und Mell. Roſar. vermiſcht ge - ſchehen kan / wo abeꝛ nicht ſo muß wie ſchon gedacht daß Glied abgenommen werden / deñ es iſt beſſer abzuſchneiden / als den Pati - enten gaͤntzlich untergehen laſſen. Gehet dir ſonſt noch etwas ab / ſo erwarteR iijent -254Des wahrhafftigenentweder in meiner groſſen Chirurgi ein mehrers / worinnen ich dich ein ſolches Kunſt-Stuͤcklein lehren wil / ſo ohne groſ - ſen Nutzen und Verwunderung nicht wird koͤnnen gebraucht werden / denn es vertreibet alle Entzuͤndungen / verhindert den Zufluß / ſchaͤdlicher Feuchtigkeiten / und ziehet alle im Gliede befindliche Beſchwer - nuͤſſe von Grund heraus: Oder aber ließ mit Fleiß den koͤſtlichen Tractat: vom heiſ - ſen und kalten Brande des vortrefflichen Fabricii Hildani ſo nicht allein in Folio ſon - dern auch in Octavo in Druck herausgege - ben worden.

Cap. X. Von dem Rothlauff / oder Roſe / (Eryſipelate,) wie ſie zuerkennen / aus was ſie verurſacht werde / und wie ſolche zu curiren.

U Nteꝛ allen und jeden hitzigen Entzuͤn - dungen und Geſchwulſten / ſo von et - nem Uberftuß der Galle herruͤhren / iſt der Rothlauff / Roſe / oder das heilige Ding die vornehmſte? Ehe wir aber zu derẽ Urſach ſchreiten / wollen wir zuvor die Mei - nung Fabricii Hildani und des vortꝛefflichẽ Theophraſti Paracelſi ein wenig er wegen /wel255Feldſchers. Cap. X. welche ſie / ſonderlich der letztere in ſeiner groſſen Wundartzney. part. 2. Cap. 5. pag. 84 & 85. uͤber dieſe hitzige Geſchwulſt uns hin - terlaſſen. Das Rothlauff ſagen ſie iſt ein Fehleꝛ welcheꝛ ſeinẽ Sitz im Blut hat / duꝛch welches es auch ſeine austꝛeibende Wirckũg in den Fleiſche und Haut erzeiget / wie aus dem Schmertzen / Entzuͤndung uñ hochro - ther Geſchwulſt zuerſehen / bleibt nicht alle - zeit an einem Ort / ſondern kompt bald hier und dar / nach dem die Witterung und Zei - chen deſſelben Gliedes regieren: Jſt wol ge - redt / und hab ich offters obſerviret / daß bey denen Patienten ſo zũ Rothlauffe geneigt geweſen / ſie faſt allezeit bey Regierung des Waſſermannes dieſelbe in die Schenckel bekom̃en / welchen dieſes Him̃liſche Zeichen eigentlich zugeeignet wiꝛd / uñ dieſes iſt auch geſchehen an Armen und Haͤnden beym Zwilling und Fiſchen / wie ſolches wenn es die Kuͤꝛtze leidẽ wolte mit vielfaͤltigen Exem - peln bezeuget werden koͤnte / und dieſes ge - ſchiehet bey denen / welche Blutreich und ei - nes Sangviniſchen Temperaments ſind.

Des Rothlauffs vornehmbſte Urſacheu ſind ein Uberfluß der ſubtilen Gallẽ / welche wenn ſie ſich mit dem Blute vermiſchet /R iiijund256Des wahrhafftigenund eine fluͤchtig-ſaure Entzuͤndung deſſen ben verurſachet / ſie ſolches hernach mit ei - nem vorhergehenden Fiebrigen Paroxismo an einem gewiſſen Orte wo es die Natur am beſten außtreiben kan / von ſich ſtoͤſſet / und dieſes kan bey Choleriſchen am erſten geſchehen zu welchem noch kompt / wenn die darzu geneigte ſich allzuhitzig gewuͤrtz - ter Speiſen und ſtarcken Getraͤnckes ge - brauchen / und dabey jehen Gemuͤths-Be - wegungen / als Zorn / Schrecken ꝛc. unter - worffen ſind / vielẽ wird auch dieſe Kranck - heit von ſolcher Natur Eltern gleichſam alſofort angeerbet / wie man denn ſiehet / daß ſie von Kindesbeinen an / nur auff ei - ne geringe Veraͤnderung in Kaͤlte und Hitze / wodurch daß Gebluͤthe alteriret werden kan / alſofort dieſen Zufall und Entzuͤndung bekommen. Am allerge - meinſten aber ſind dieſer Beſchwernuͤß / die Scheuckel Angeſicht / Armen und Haͤnde unterworffen.

Bißweilen ſchlaͤgt auch in Verwundun - gen das Rothlauff mit zu / welches ent - weder aus verſehen und Ungeſchickligkeit des Wund-Artztes geſchiehet / oder aberwenn257Feldſchers. Cap. X. wenn der Patient ſich ſelbſt nicht darnach haͤlt und dem Einreden des Feldſchers nicht folgen wil / wie unter den Soldaten offt zu geſchehen pfleget.

Die Kennzeichen des Rothlauffs oder heiligen Dinges ſind / eine groſſe Hitze und ſtechender Schmertzen / hochrothe und et - was glaͤntzende zur Gelbheit geneigte Far - be / der verletzte Ort iſt zwar entzuͤndet / abeꝛ gemeiniglich ohne Hoͤhe und Spañung der Glieder / bey etlichẽ wirfft es kleine Blaſſen und Duͤpfflein als Hirſenkoͤrner groß auf / und dieſes iſt eine Anzeigung der uͤbeꝛhand - genom̃enen Roſe / wornach offne Loͤcher zu folgen pflegen / ſo hernach weñ es nicht bey Zeiten wieder curiret wird / zu unheilba - ren Schaͤden und Leib-Fluͤſſen gerathen koͤnte / ein gewiſſes Kennzeichen iſt auch wenn man den breßhafften Ort ein wenig ſtarck angreiffet die Roͤthe ein wenig weg - zuweichen pfleget / ſo aber wenn die Fin - ger weggezogen worden bald wiederkom - met / dieſem allem gehet vorher einige Unpaͤßligkeit und Schauder des Patien - ten / worauff Hitze und Schmertzen zu folgen pflegen.

R vDie258Des warhafftigen

Die Cur geſchiehet anfaͤnglich nach er - folgtem Anſtoß mit ſchweißtreibenden Mitteln und Anordnung guter Diæt. entweder mit einem gerechten Antimon. diaphoretic. Bezoartico mineral. oder E - lect. Diaſcord. in Holunder Bluͤt - oder Cardebenedieten Waſſer eingenommen. Oder aber gebrauch folgendes.

  • Rp. Rob. Sambuc. ſine Aromat. præ. parat. Scrup. ij.
    • Antimon. Diaphoret. gr. xij.
    • Bezoart. Lun. gr. iij.
    • Aq. Carduibenedict. unc. ij.
  • C. S. q. Syr. Flor. Sambuc. M. ad Hau - ſtum.

S. Traͤncklein im Rothlauff auff 1. mahl. Daß folgende hab ich gleichfals offt mit groſſem Nutzen gebrauchet und wird alſo gemacht.

  • Rp. Theriac. Andromach. Drach. S.
    • Bezoart. mineral. gr. xv.
    • Spirit. Flor. Sambuc. gt. xj.
  • C. S. Q. Aq. Cichor. M. ad. Hauſt.

S. Traͤncklein auff 1. mahl.

Wenn dieſes nebſt einer gebuͤhrenden Rei - nigung des Leibes innerlich verrichtet / ſokan259Feldſchers. Cap. X. kan aͤuſerlich eine Behung gemacht von wilden Rettich Blaͤttern / weiſſen Wey - rauch / außerleſenen Myrrhen und etwas Schweffel vorgenommen werden / wor - nach eine Aufflegung der in Froſchleich offt genetzten und wieder getruckneten Tuͤcher oder des rechtbereiteten Diapalm Pfla - ſters / wie ich es im 3. Theil. Cap. 18. zu machen gelehret / nicht ſchaͤdlich. Licentiat. Smuck in ſeinem Theſauriolo ruͤhmet die in Sangvin. Menſtr. Mulier. durchgezoge - ne und wiedergetrucknete Tuͤcher zum aufflegen / wie in deſſen Tractat de Occult. magic. magnetica morbor. pag. 35. wei - ter zu leſen. Welches auch Staritius in ſei - nem Helden Schatze part. 6. pag. 524 be - kraͤfftiget. Und dieſes habe ich auff dieſe Weiſe nicht allein allezeit gluͤcklich ge - braucht / ſondern auch nach der Lehr / Hartmanni daſſelbe Blut in Roſenwaſſer diſſolviret / und waͤrmlicht auffgeſtrichen mit guter Wirckung bey bringen koͤnnen / wie in ſeiner prax. pag. 582. nachgeleſen werden kan / dieſes thun auch die jenigen Tuͤcher / welche durch Haſen Blut im Martio durchgezogen und auffgeleget wor -den.260Des wahrhafftigenden. D. Agricol. in ſeiner Chir. parv. Tra - ctat. 5. p. 525. & ſeq. lehret ein koͤſtlich Mittel mit dem Sacchar. Saturn. und Rob. Sam - buc. vermiſcht zu machen welches auff Le - der geſtrichen und uͤbergeleget wird / und wegen ſeiner Tugend nicht gnungſam zu loben / doch muß daß Holunder Muß oh - ne Zuſatz und Gewuͤrtze ſeyn / es iſt aber dieſes alles zugebrauchen / in dem Roth - lauff welcher noch nicht in ein Geſchwiere gegangen / weil hernach andre Mittel ge - braucht werden muͤſſen / und ſind vor - nemblich alle Fettigkeiten hierbey weil der Schaden gallicht iſt / und vom fetten Din - gen nur noch mehr entzuͤndet wird / hoͤchſt - ſchaͤdlich. Jm Gegentheil gebrauche als - deñ vielmehr reinigende und truͤcknende Medicamenta, wie man den auß dem bloſſen Lytharg. ſo in ſcharffem Wein-Eſ - ſig gekocht / und durch ein Papier filtriret worden mit ein wenig Ol. Tart. perdeliqv. ein koͤſtliches Saͤlblein? zum Tuͤcher beſtrei - chen und einzulegen machen kan / ſo wer - den ſie ſich mit Verwunderung von Gꝛund auß außheilein laſſen / zum Beſchluß wil ich dir noch ein Saͤlblein wieder das er -zuͤrue -261Feldſchers. Cap. X. zuͤrnete Rothlauffmachen lehren welches dich in keinem Zuſtande verlaſſen wird / es muß aber anfaͤnglich gebraucht wer - den.

  • Rp. Therebinth. in Aq. Spermat. Ra - nar. lot. unc. ij.
    • Butyr. nov. ſinc Sal. unc. j. S.
    • Albumin. Ovor. No. ij.
    • Sacchar. Saturn. Scrup. j.
  • M. ad Unguent.

Dieſes reibe in einem ſteinernen Moͤrſer zu einem Saͤlblein / und gebrauchs / es wird nicht allein die Hitze daͤmpfen ſondern auch es zu keinem Geſchwiere kommen laſ - ſen.

Noch ſind zu warnen die jenigen welche offters in dieſem Zufalle allzufort naſſe und gar zu kuͤhlende fette Dinge gebrau - chen welche nicht allein gantz ſchaͤdlich / ſon - dern ſie wuͤrden es auch nur wieder zu - ruͤck und hineintreiben / da doch im Ge - gentheil zertheilende an ſich ziehende und ſtaͤrckende Mittel gebraucht werden muͤſ - ſen. Noch zu erinnern iſt auch das wenn im Rothlauff des Angeſichts die gedachten Mittel wie koͤſtlich ſie auch ſeyn / nicht be -guem appli -262Des warhafftigenappliciret werden koͤnten / und man an de - ren ſtadt andre brauchen muͤſte / ſo er - wehle das jenige Saͤlblein / ſo Paræus in ſeiner Chirurgi Libr. 6. Cap. 13. pag. 236. im Rothlauff des Angeſichts beſchreibet / und von Ungv. Roſar. Succ. Plantagin. & Semper viv. mit Camphor vermiſcht ge - macht wird / es wird dir groſſe Huͤlffe er - weiſen.

Cap. XI. Woher die Schwindung der Glie - der entſtehe / wie ſie zu verhuͤten / und wo ſie ſchon dar / wie ſie wieder zu rechte zu brin - gen.

WJewohl ins gemein das Abneh - men und Schwinden der Glieder auff den allzuſtarcken Außlauff des ſo genandten Gliedwaſſers / Erſchwe - rungen der Gleiche / und Verhartung der Nerven zu erfolgen pfleget / ſo iſt doch noͤ - thig daß wir ſolches den jungen Feldſche - ren und Wundaͤrtzten zu gefallen ein we - nig weitlaͤufftiger anfuͤhren. Galenus libr. 3. de Sympt. cauſ. giebet die Urſache ent - weder dem allgemeinen Mangel der Nah -rung /263Feldſchers. Cap. XI. rung / oder aber wenn durch Verletzung und uͤbeler Heilung ein Glied abſonderlich damit belaͤſtiget wird. Von dieſem letzteren da ein gewiß Glied des menſchlichen Coͤr - pers / es ſeynd gleich Armen / Schenckel / oder ſonſt ein anders / von ſeiner ſonſt fleiſchichten Subſtantz abnimbt / gleichſam verdorret und von allen Kraͤfften kompt / andre aber ihr Nutriment und Kraͤffte be - halten wie etwan an Baͤumen zu ſehen / da offt ein Aſt / verdorret die andern aber gruͤn und friſch bleiben; von den letztern wil ich vor itzo in dieſem kurtzen Tractat auß - fuͤhrlich ſchreiben.

Die vornembſte Urſach ſolches abneh - mens und ſchwindens iſt / wenn etwan in groſſen Verwundungen der Gleichen und Nerven auß Ungeſchickligkeit des verbin - dens / Langwierigkeit des Schmertzen und andrer vielen Ungelegenheit eine ſcharffe Glied-Waſſerſucht der gleichen / veꝛurſacht wird / oder aber das Glied iſt erkaltet auß abgang vielen Blutes / unrechtem verbin - den in kalten Oertern / und gar zu kuͤh - lenden Medicamenten: Worauß nicht al - lein eine Verſtopffung der jenigen Gaͤnge /welche264Des wahrhafftigenwelche das Glied erhalten muͤſſen zu fol - gen pfleget / ſondern es wird auch eine Verletzung des Marcks und unreine Verſchleimung der erkalteten Nerven da - durch verurſachet / darauff nimbt das Glied zuſehens ab / die aͤuſerliche Haut wird etwas dunckler und aſchenfarbiger als am geſunden / das Fleiſch wird ſchlap / und der Ort wird je laͤnger je duͤnner / das faſt letzlich nichts mehr als Haut und Knochen daran zu ſehen.

Die Cur des ſchwindens / beruhet (wenn eine gute Purgation vorhergegan - gen) mehrentheils darinnen / das erſtlich nebſt guter Diæt ſo friſches Blut zeugen hilfft / ſolche Huͤlffmittel gebraucht wer - den / die einer an ſich ziehenden Krafft ſind / und deñ zum andern das breßhaffte Glied ſtaͤrckern und bey den beygebrachten Kraͤfften erhalten / damit ſie nicht wie zu erſt wieder davon abweichen / und auß Duͤnſten / ſolches nun muß mit derglei - chen Artzney Mitteln geſchehen / welche ei - ne ſubtil durchdringende und erwaͤrmen - de balſamiſche Fettigkeit bey ſich haben / deñ dieſe koͤnnen nicht allein alle Gaͤngewieder265Feldſchers. Cap. XI. wieder eroffnen und ſchluͤpffrig machen / ſondern auch den nutrirenden Liquorem wieder herbey ziehen; Folgender Spiritus iſt von mir jeder zeit mit unvergleichlichem Nutzen gebraucht worden / und kan ich wol mit groͤſtem Grunde der Warheit ſa - gen / das ich mit ſelbigem viel ſchwindende Glieder wieder zu rechte gebracht / welche ſchon gantz verdorret und halb erſtorben geweſen. Ehe er aber gebraucht wird / ſo reibe zuvor den Ort mit warmen Tuͤ - chern / damit ſich die Schweißloͤcher deſto beſſer eroͤffnen / und deñ mache ihn nach - folgender Beſchreibung.

  • Rp. Sumit. Roriſmarin. Libr. j. S.
    • Flor. Roriſmar. unc. vj.
      • Lavendul.
      • Lil. convall.
      • Primul. Ver. ana. unc. v.
    • Cariophyll.
    • Cubebar.
    • Mac.
    • Gran. Paradis. ana. Drach. iij.
    • Cort. Rad. Fraxin. unc. j.
SWenn266Des wahrhafftigen

Wenn alles groͤblich zerſchnitten und zer - ſtoſſen / ſo geuß hierauff des beſten Reini - ſchen Brande-Weins 2. Stuͤbichen / las es eine Wochen bey offterm umbſchuͤtteln di - geriren / und ziehe es 2. mahl in einer Veſic. worauff ein Glaͤſener Helm lutiret ſeyn muß heruͤber / letzlich aber diſtillir es zu voͤl - liger perfection in einer Sand-Capell / ſo iſt dieſer unſchaͤtzbare Schwind Spiri - tus fertig. Felix Wuͤrtz in ſeiner Chirur - gi. part. 3. Cap. 23. p. 593. & ſeq. beſchrei - bet gleichfals ein koͤſtliches Arcanum, in allen Schwindungen / uͤber deſſen herr - liche Tugenden man ſich nicht genung ver - wundern kan / es iſt aber etwas muͤhſam zu machen / wovon in angezogenem Orte mehr geleſen werden kan; Folgende Sal - be nach der Lehr Hartmanni hab ich jeder - zeit im Felde bey mir gehabt / und gut be - funden.

Rp. Rad. Angelic. libr. v.

Dieſe koche in einem veꝛdeckten und wol - vermachten Geſchir mit 3. Maaß gutem Rhem-Weine ſo lange biß ein Schleim daraus werde / druͤcke es wohl durchein267Feldſchers. Cap. XI. ein Tuch und laß es noch biß auff die Helff - te inkochen.

Poſteà Rp. Vin. Rhen. & Hiſpan: Libr. iiij. in quo Croc. Drach. iij. antea Solv. ſunt.

Und wenn es auff gelinden Feuer waͤrm - licht worden / ſo ſetze hinzu Sapon. Venet. optim. & in parvum ſciſ. libr. j.

Ruͤhre es mit einem Spatel ſtaͤtigs umb biß die Seiffen voͤllig ſolviret.

  • In fin. adde Ol. Therebinth.
      • Juniper. ana libr. j. ß.

Und vereinige es mit dem Schleim der Angelic. Wurtzel ſo kan es vollends zu rechten Conſiſtentz gebracht werden / wovon in gedachten Hartmann: prax. pag. 572. mehr geleſen werden kan; Mit dieſen Mitteln habe ich vielfaͤltige Schwin - dungen vertreiben koͤnnen: Kuͤnfftig ge - liebis GOtt aber / will ich dir wieder das Schwinden und Abnehmen aller Glie - der ein rahres Kunſt-Stuͤck lehren wie man nach der Lehr des beruͤhmbten D. Tulpii vermittelſt fleiſſigem ſaugen eines darzugemachten hoͤrnernen Roͤhrleins / auch die jenigen Glieder wieder zurechteS ijbrin -236Des wahrhafftigenbringen kan / welche ſchon eine Zeit unem - pfindlich und halb verdorret geweſen / wie davon in gedachten D. Nicol. Tulp. Ob - ſervat. Med. Libr. 3. Cap. 49. p. 261. weit - laͤufftiger nachzuleſen.

Cap. XII. Von dem ſo genandtem Gliedwaſ - ſer / was es eigentlich ſey / aus was es verurſacht werde / und wie es zu verhindern.

DEr unvergleichliche Paracelſ9 neñet dieſen Gebrechen Synoviam. Cel - ſus aber Meliceriam und Iſchorem bey uns Teutſchen aber wird es gemeini - glich daß Gliedwaſſer genennet / zwar es iſt wol eigentlich ein ſcharffes und molckich - tes Waſſer / welches ſich nicht allein von den verwundten Gleichen abſondert / ſon - dern auch weil es der ſchwachen Natur unertraͤglich und beſchwerlich mit groſſem Schmertzen außlaͤufft und von derſelben außgeſtoſſen wird / mit ſich bringende aller - hand Zufaͤlle zu Geferten: Daß es aber wie viele groͤblicht irren ſolte eine ſolche Feuchtigkeit ſeyn / welche (wie ſie meinen) nicht allein dem Gliede angebohren uñ vonder269Feldſchers. Cap. XII. der Natur zugeeiguet / ſondern auch zu deſſen Unterhalt und Nahrung nothwen - dig verordnet / iſt gantz falſch / und ſiehet man dahero offt mit Verwunderung wie die unverſtaͤndigen Feldſcher bloß durch dieſen nichtigen Wahn verleitet / nur allein zu Stopffung deſſelben ihre Huͤlff Mittel anwenden / weil ſie meinen / wo dieſes nicht alſofort geſtillet wird / ſo wird daß Glied gaͤntzlich verterben und erlahmen muͤſſen / da doch das wiedernatuͤrliche Auslauffen dieſer ſchaͤdlichen Feuchtigkeit zu nichts nuͤtzet / als daß es offters die Sehnen und Ligamenta ja wohl gar die Beine mit ſei - ner Schaͤrffe zernaget und verterbet / und weit zutraͤglicher waͤre / ſie lieſſen anfaͤng - lich dieſes ſcharffe Waſſer ein wenig fort - lauffen / und die Schmertzen und Inflam - mation deſto beſſer zu mindern / doch muß es auch nicht zuviel geſchehen / damit nicht daß Glied und der gantze Leib dadurch geſchwaͤcht werden moͤchten; Denn die - ſer Außfluß iſt offters / ſonderlich in groſſen Ellbogen Wunden ſo ſtarck / daß ob ſchon des Tages vier mahl ver -S iijbun -270Des warhafftigenbunden wird / man ſich doch nicht genung daruͤber verwundern kan / wo dieſes Waſſer allher kommet. Wor - aus ein jeder verſtaͤndiger leicht abneh - men kan / daß alle Gleichen des menſchli - ches Leibes / ja auch der Leib ſelber nicht ſo viel Feuchtigkeiten in ſich behalten koͤnne / als wohl offters in Tag und Nacht aus - laͤuffet. Dahero ſage ich nochmahls / aller dieſer ungegruͤndete Meinung iſt falſch und unrecht.

Die wahrhaffte Urſach aber dieſes ſo genandten Glied-Waſſers ſind vornehm - lich / wenn nun durch eine groſſe und ge - waltſame Verletzung die Gleichen / ſo wegen wenigem Fleiſches ohne dem zur Kaͤlte von Natur geneigt / erkaͤltet wor - den / die haͤuffig herzufluͤſſende Feuchtig - keit / wegen Mangel und Abgangs der Waͤrme nicht kochen und zu einem gebuͤh - renden Eyter bringen koͤnnen zu welchem noch kompt / wenn daß verletzte Gelencke aus Schwachheit und Unvermoͤgen den Zufluß dieſer ihnen frembden Feuch - tigkeiten nicht verhindern kan / wel - ches / wenn es unverletzt genungſamabwen -271Feldſchers. Cap. XII. abwenden und thun koͤnte. Jſt alſo das Gliedwaſſer nichts anders / als ein ſcharf - fes Waſſer / welches in Verwundung der gleichen / die ſolche Feuchtigkeiten von Na - tur anzunehmen geneigt ſind / Lufft zum außlauffen bekompt / wie man etwan an ſafftigen Baͤumen / als Bircken etc. ſie - het / daß wenn ſie beſchaͤdiget werden ihren Safft lauffen laſſen / doch muß auch hier - bey ein Unterſcheid gemacht werden / deñ eines von dieſen Waſſern iſt hell und klar / das andre aber dick und molckicht / das er - ſte kompt von dem weiſſen Geaͤder und daß andre iſt allezeit etwas vermiſcht mit des Leibes Humoren und leimichten Feuch - tigkeit / ſo die Gelenck ſchluͤpffrig machet / geſchiehet aber ſelten.

Die Cur belangend / ſo habe ich zwar ſchon außfuͤhrlich in den Ellbogen Wun - den des 3ten Theils und 2. Cap. hiervon geſchrieben / ich wil aber dem geneigten Leſer zugefallen noch einige Medicamen - ta beyfuͤgen / damit er dieſem gefaͤhrlichen Zufalle deſto beſſer abhelffen koͤnne: Vor allen Dingen gebuͤhret dißfals Felix Wuͤrtzens braunem Saͤlblein der Vor -S iiijzug /272Des wahrhafftigenzug / denn es wird niemals ohne Nutzen hierbey angewendet / kan entweder mit Faͤſeln waͤrmlicht eingelegt werden / oder aber ſind die Wunden tieff / ſo kochs ein wenig hart / und mache nach Belieben Meiſſel daraus. Folgender Umbſchlag iſt auch gut wider den allzuhefftigen Lauff des Gliedwaſſers muß aber allezeit warm uͤbergeſchlagen werden.

  • Rp. Herb. Fragar. M ij.
    • Rad. Urtic. unc. ij.

Dieſes koche und roͤſte gleichſam in Acet: Flor. Sambuc: und ſchlage es uͤber. Jn dem Balſamo Indico welcher zu uns aus Jndien de Tolu gebracht wird / ſtecken ſonderliche Kraͤffte wider dieſen Zufall / man muß aber wohl zuſehen / damit man hierinnen nicht irre / denn es giebet die - ſer Balſamen unterſchiedliche / der eine ſo von der Jnſel Hiſpaniola kompt / iſt weiß an Farbe / der ander ſo aus A - merica oder de Peru zu uns gebracht wird iſt heller und durchſichtiger als der vorige / doch aber auch weiß / der drit -te273Feldſchers. Cap. XII. te kompt aus nova Hiſpaniola und iſt roͤthlich an Farbe; Der von Tolu aber iſt gelbe und eines durch dringenden lieb - lichen Geruches / und dieſer iſt / der weit koͤſtlichere als die vorigen / nicht al - lein in dieſem / ſondern auch in andern Zuſtaͤnden gleich dem Ægyptiſchen Bal - ſam gebraucht werden kan; Folgen - der Balſam aber iſt auch koͤſtlicher Wuͤr - ckung / und wird alſo gemacht.

  • Rp. Ungv. Purpur. F. W. unc. S.
    • Mell. Roſar. unc. j.
    • Succ. Fragar. Drach. ij.
    • Alumin: crud. Drach. S.
    • Balſam. de Tolu, Drach. j. S.
  • M. F. Balſam: ad U.

Hiervon allezeit waͤrmlicht verbunden ſo wird es ſich bald aͤndern.

Cap. XIII. Von der Peſt / deren unterſchied - liche Urſachen Kennzeichen / gifftige Geſchwiere / und wie ſie zu curwen.

S vDie274Des wahrhafftigen

DJe Peſt iſt eine ſolche unerforſchli - che Kranckheit / daß wie ſehr ſich auch die allergelehrteſten daruͤber bemuͤhet / bißhero doch noch keiner ſich ge - funden der eigentlich die Urſache und Na - tur dieſer anſteckenden Seuche gruͤndlich haͤtte beſchreiben koͤnnen; und diß vieleicht deßwegen weil ſie der gnaͤdige Gott zur Straffe in ſeinem unbegreifflichen Gerich - te ihm alleine vorbehalten / und von kei - nem Menſchen wil ergruͤbelt haben / wie man dennoch ſtetigs ſiehet und allezeit er - fahren hat / daß die Peſt in ihrem Weſen und Urſachen alſo veraͤnderlich als keine Kranckheit ſeyn kan / und niemahls eine Peſt mit der andern uͤber ein kompt.

Dahero iſt (was die jungen Wundaͤrtzte anbelanget) weit beſſer / ſie folgen dem Fußſtapffen Gelehrter und in dieſer Kranckheit geuͤbten Maͤnner / als daß ſie ſich in die betruͤgliche Gewißheit etlicher Lehrmeiſter und derer Medicamenta bin - den laſſen; Damit ſie aber den noͤthigen Unterſcheid dieſer Kranckheit etwas ge - nauer begreiffen koͤnnen / wie nehmlich ſo wohl bey inner-als aͤuſerlicher Cur manſich275Feldſchers. Cap. XIII. ſich in Peſtzeiten verhalten muͤſſe wenn ei - ne gewuͤnſchte Genaͤſung darauff folgen ſol / ſo wollen wir etlicher vornehmer ge - lehrter Leute Meinung anhero ſetzen.

Ambroſius Paræ9 uñ mit ihm der gelehr - te Beverwick geben vornemlich dieſe Urſa - chen der Peſt? Es ſey eine anſteckende ver - derbte aͤuſerliche Lufft und Vorbereitung boͤſer und fauler Feuchtigkeiten / deren Ei - genſchafft ſich mit der Malignität dem ſtaͤrckſten Giffte vergleichet / wie davon in ſeiner Chir. Libr. 21. pag. 693. usq; ad p. 696. weitlaͤufftiger zu leſen.

Der ſinnreiche Jeſuit / Kircherus gie - bet die Urſache bey angeſteckten Leuten ei - ner im Leibe entſtandenen Faͤulung / wel - che das Gebluͤte faul machet / und auß der - ſelben Faͤulung wachſen unzehlbahre Wuͤrmer / welche nicht anders als durch ein Smicroſcopium koͤnnen geſehen wer - den / und dieſes beweiſet er mit vielen E - xempeln daß in allen Faͤulungen Wuͤr - mer wachſen / wie ſolches mit mehren in deſſen Scrutinio ſo hernach durch D. Lan - gen in Leipzig wieder auffgeleget worden außfuͤhrlicher nachzuleſen.

D. Si -276Des warhafftigen

D. Simon Pauli aber / wiederredet vor - hergehendes ziemblich und ſaget daß es nicht bloß eine Faͤulung / ſondern ein an - ſteckend - und verdorbenes Weſen des Blu - tes ſey / welches herruͤhre auß einem ſub - tielen fluͤchtigen und unſichtbaren Saltze / ſo nichts anders als Hitze / Jaͤhrung und verderben des gebluͤtes verurſachen koͤn - ne; beſiehe darvon mit mehrem deſſen Tra - ctat. de Febr. mal[i]gn.

Der hochgelehrte Willis nennet in ſeiner Diatrib. de Fermentat. & Febr. die Peſt eine allgemeine anfaͤl - lige und anſteckende Kranckheit / welche der Natur gantz zu wieder und durch einen gifftigen Saamen / welchem die Lufft erſt an ſich genommen und hernach durch eine geſchwinde Anſteckung in der Menſchen Leiber dieſelbe verborgen und heimblich fortpflantzet / die Lebens Geiſter unter - druͤckt und toͤdtet / und macht das nebſt der Faͤulung das Blut gerinnen muß / wie er deñ nicht allein bey der Peſt / ſon - dern auch in andern Kranckheiten dieſes Principium nicht ohne Verwunderung angefuͤhret und in gedachtem Buche leß - wuͤrdig zu erſehen.

Aller277Feldſchers. Cap. XIII.

Aller dieſer Meinung / ſie ſeyn auch wie ſie wollen entweder des Paræi durch eine aͤuſerlich anſteckende Lufft / oder des Kir - cheri daß das Blut faul und lebendig wor - den oder des Thomæ Willis daß das Blut gerinne / und endlich des Simon Pauli das ein fluͤchtiges Saltz eine Jaͤhrung und unnatuͤrlichen Hitze und Verderbung des Gebluͤtes vermſache / faſſet der unveꝛgleich - liche Cardilucius gleichſam zuſammen in ſeinem Tractaͤtlein / ſo erſt vergangnes Jahr zu Nuͤrnberg gedruͤckt worden und nennet die Peſt einzig und allein eine Faͤulung welche das Gebluͤte und Lebens. ſafft in menſchlichen Coͤrpern zur Corru - ption und Faͤulung fermentiret / und da - hero (wie er ſaget) luͤfftiger und reichen - der Weiſe von einem Leibe zum andern ſich außbreitet / und je mehr derſelbe zur Faͤulung diſponiret waͤre / je eher es durch die Lufft ſich darein inſinuire und anhaͤff - te / und mehrentheils im Magen da die er - ſte Wurtzel des Gebluͤtes und Lebens Gei - ſter ihren Anfang / anhebe / und darin deſ - ſen faulende Wirckung in Gebluͤt erzeuge / ſolches gerinnend mache undihme278Des warhafftigenJhme die Circulation benehme / wie davon in angezogenem leßwuͤrdigen Tractaͤtlein p. 11. & ſeq. mehr nachgeſchlagen werden kan / worbey wir es auch dismahl bewen - den laſſen wollen / weil zu unſerm Vor - nehmen derogleichen Weitlaͤufftigkeit nicht nuͤtzlich / und ſagen nur daß aus dieſen wohlgegruͤndeten Urſachen genug - ſam zuerſehen wie ſich ſonderlich die jeni - gen davor huͤten muͤſſen / welche 1. viel un - reines boͤſes Blut / und andre uͤberfluͤſſige und zur Faͤulung geneigte Feuchtigkeiten in ihren Leibern haben / 2. bey welchen ihre gewoͤhnliche und der Natur dienliche Entledigungen ſo wohl durch den Stuhl - gang / Urin / Schweiß / goͤldne Ader / und bey den Frauens-Perſohnen die Monatliche Blume ausgeblieben und ſich verhalten 3. die jenige welche ſchwacher und weichlicher Natur ſind / bey denen die Spiritus Vitales und der natuͤrliche Bal - ſam nicht ſo ſtarck daß ſie ſolcher ankleben - den gifftigen Lufft widerſtehen konten. Und denn letzlich 4. muͤſſen ſich ſolche am meiſten. davor in Acht nehmen / welche forchtſam und verzaget ſind / denn durchEnt -279Feldſchers. Cap. XIII. Entſetzung und Schrecken wird das Ge - bluͤthe nur haͤuffiger dem Hertzen zugezo - gen / und deſſen Geiſter / ſo ohne dem mit Abtreibung des ſchaͤdlichen Gifftes ge - nungſam zu thun / nur mehr turbiret / ge - ſchwaͤcht / und wohl gar unterdruͤckt wer - den doͤrfften.

Die Kennzeichen dieſer Kranckheit ſind wenn der Patient ein Schauren und Froſt uͤber den gantzen Leib empfindet / worauff eine abwechſelnde innerliche groſ - ſe Hitze und Durſt ſich einfindet / der Mund wird trucken und das Fieber ſehei - net alßdeñ klein zu ſeyn / etliche ſchlaffen in der Zeit immerfort / und viel ſind gar wahnwitzig wegen allzugroſſer Hitze und Schmertzen im Haupte / der Pulß gehet ſchwach / das Hertze iſt umbgeben mit Bangigkeit / und die Kraͤffte fallen bald anfaͤnglich ſo geſchwind hinweg / als in keiner Kranckheit / auch in den ſchlimbſten Fiebern nicht geſchehen kan. Etliche be - kommen einen unheilbaren Durchfall / und etliche bluten ſo wohl duꝛch den Mund und Naſen / als auch durch die Ohren / maͤnnliche Glied und Beermutter / andrehaben280Des warhafftigenhaben continuirlich Erbrechen des Ma - gens / und die allermeiſten bekommen roth braune und blawe Flecken / Baͤulen am Gemaͤchte / offters umb die Gelencke am Halſe und hinder den Ohren / andre bekommen weiſe und rothe Blattern / Car - funckel und duͤpfel als Pfefferkoͤrner; in Summa das außfahren der Beulen und Blattern am gantzen Leibe und der vielfaͤl - tigen Zeichen einer gewiſſen Peſt ſind ſo viel / daß man ſie nicht alle genung beſchrei - ben kan / am aller gefaͤhrlichſten aber ſind die jenigen / welche als Pfefferkoͤrner an - zuſehen / darnach die Carfunckel / und endlich die welche nahe umb das Hertze he - rumb ſind.

Die Cur dieſer Kranckheit beſtehet vor - nemblich in folgenden 2. Dingen / daß man 1. alſofort ohne Verzug ſolche kraͤffti - ge Artzney-Mittel gebrauche / die die ſchaͤd - lichen und gifftigen Feuchtigkeiten auß dem Magen bringen / das Gebluͤte reini - gen / ja das Hertz und alle Glieder ſtaͤrcken und bewahren / deñ zum andern die ſchon inficiret und außgeſchlagen mit an ſich zie - henden / reinigenden und zeitigen den Medi -camen -281Feldſchers. Cap. XIII. camenten zu Huͤlffe kommen / wovon folgends weiter zu vernehmen ſeyn wird.

Von den innerlichen Artzney-Mitteln wollen wir ſo viel einem Wundartzte noͤ - thig den Anfang machen / und die aͤuſerli - che Cur der außgeſchlagenen Blattern / welches ihnen am meiſten unterhanden kompt am weitlaͤufftigſten tractiren / da - her laß dir von allen Dingen die Außtrei - bung des Gifftes angelegen ſeyn / worzu folgender Gifft-Eſſig ſo wohl zur Præſer - vation als Curation mit groͤſtem Nutzen gebraucht werden kan.

  • Rp. Orvietan. ver. unc. j. S.
    • Theriac. Andromach. unc. j.
    • Rad. Chelidon.
      • Scorzon.
      • Pimpinell.
      • Dictam alb.
      • All.
      • Angelic.
      • Aſar.
      • Zedoar. ana. unc. S.
    • Cort. Rad. Fraxin. Drach. iij.
    • Fol. Vinc. per. vinc.
      • Chelidon. major.
      • Ruth.
      • 282
      • Scord. ana i.
    • Bacc. Juniper. Drach. iij.
    • Flor. Calendul.
      • Tunic. ana Drach. ij.
    • Camphor. Drach. j. M. F.

Die Kraͤuter und Blumen zerſchneid / und die Wurtzelu / Beeren und Rinden zerſtoß groͤblicht; Hier auff geuß des beſten Wein - Eſſigs 2. Maaß / und laß es in einem wol - vermachten Glaſe bey gelinder Waͤrme etliche Tage unter offterm umbſchuͤtteln digeriren ſo wird ſich der Eſſig faͤrben / dañ filtrirs, und gieb alle Morgen dem Patien - ten ein paar Loͤffel voll davon / du wirſt wunderbahre Wuͤrckung ſpuͤhren / darne - ben gieb alſofort folgendes Schwitztraͤnck - lein dem Patienten in Cardebenedicten Waſſer auff einmahl ein.

  • Rp. Orvietan. ver. Scrup. i.
    • Terr. ſigillat. gr. xv.
    • Flor. Sulphur. Scrup. S.
    • Hujus Acet. contra Venen. unc. i.
  • M. F. H.

Oder aber gefaͤlt dir dieſes nicht / ſo nimb entweder vom Electuar: diaſcord. Fraca - ſtor. Drach. S. Ocul. Cancr. pulveriſ. gr. xxv. Und283Feldſchers. Cap. XIII. Und mit dem Gifft-Eſſig zu einem Traͤnck - lein gemacht / auff vorige Art ein / oder aber gebrauch dich folgenden Pulvers.

  • Rp. Bol. Armen. in Aq. Bugloſſ. lot. unc. S.
    • Santal. rubr. Drach. j.
    • Raſur. Unucorn. Drach. S.
    • Ocul. Cancr. Scrup. ij. S.
    • Flor. Sulphur. Scrup. ij.
    • M. F. P.

Hiervon gieb ij. Scrup. ir. Cardebenedicten Waſſer ein / und laß ihn darauff ſchwitzen / doch muß der Schweis allezeit mit Tuͤ - chern abgetrucknet werden / und dieſes Schwitzen es ſey von welchen 3. es ſey con - tinuire iij. oder iv. mahl / es wolten es denn die Kraͤffte des Patienten nicht zulaſſen; Wirſtu dieſer Lehre folgen / und dich dabey der Raͤucherung des Gemaches mit nach - folgendem Raͤucher-Pulver fleiſſig bedie - nen / ſo wird das ſtarcke Gifft gaͤntzlich hin - weggetrieben werden: Solte aber dem Patienten anfangs ein Vomitiv: noͤthig ſeyn / ſo gebrauch entweder des Rulandi Brechwaſſers. unc. S. mit dem du nach Alter und Staͤrcke des Patienten ſteigenT ijund284Des wahrhafftigenund fallen kanſt / oder abeꝛ des Tart. Emet. Mynſiicht. ſo in allen Officinen zu bekom - men gr. iij. ſo werden ſie den Gifft bald weg - brechen! Das gedachte Raͤucher Pulver aber mach alſo:

  • Rp. Lign. Juniper. raſp. libr. S.
    • Bacc. Laur.
    • Rad. Imperator. ana unc. j. S.
    • Fragment. de Succin.
    • Myrrh. elect.
    • Maſtich.
    • Aloes.
    • Lign. Gvajac. ana unc. j.
    • Flor. Sulphur. unc. ij.
  • Scind groſſ. modo & miſc.

Dieſes kan offt auff Kohlen geſtreuet / oder aber wenn vorher eine weile Wein-Eſſig drauff gegoſſen worden / auff einen heiſſen Ziegelſtein offt geſprenget werden / ſo wird es die Lufft vortrefflich reinigen / dabey kan man allerhand dienliche Balſamos in Bieſam Knoͤpffen / oder Schwaͤmme in Rauten Eſſig genetzt und mit Camphor vermiſcht bey ſich haben umb offteꝛs daran zu riechen / und auch allerhand Amuleta an Halß hencken / Wovon ich Kuͤrtze we -gen285Feldſchers. Cap. XIII. gen nur des Fabric. Hildan. p. 1028 und nebſt dem Kroͤten Pulver von andern Sa - chen mehr zu einem Schiltlein gemacht wird / recommandiren wil / weil ich es viel - faͤltig mit groſſer Wuͤrckung brauchen ſe - hen. Es muß aber alle 4. Tage verneuret und nicht auff der bloſſen Haut getragen werden / wie aber daß Kroͤten Pulver dar zu recht bereitet werden muß / lehret D. Schorer in ſeinem Tractaͤtlein de Me - dicinâ Peregrinantium p. 123.

Und dieſes ſey was ich kuͤrtzlich von den innerlichen Medicamenten bey der Peſt erinnern wollen / wobey noch wol mehre Weitlaͤufftigkeit / ſonderlich in Zufaͤllen zu gebrauchen noͤthig geweſen / aber die Kuͤrtze dieſes Werckleins hat es nicht zu - laſſen wollen / und ſol es mit beſſer Be - quemligkeit in meiner bald folgenden Chi - rurgi geſchehen.

Nun kommen wir zu der aͤuſerlichen Cur der Peſtilentziſchen Schlieren / Car - funckel / Feuer-Blaſen / Pfeffer-Koͤr - nern / Druͤſen / Gifft-Striemen / Duͤ - pffeln und Mafern / bey welchen vor - her zu erinnern / daß die jenigen Beu -T iillen286Des wahrhafftigenBeulen und Carfunckel / ſo vor dem Fie - ber zukommen pflegen nicht ſo gefaͤhrlich als die jenigen ſo nach dem Anſtoß ſich er - zeugen / denn hierauß kan man abneh - men? daß die Natur bey erſter Außtrei - bung ſtaͤrcker geweſen als hernach da daß Gifft ſo lange im Leibe ſeine ſchaͤdliche Wuͤꝛ - ckung gehabt: Gefaͤhrlicher ſind auch die Peſt-Beulen / ſo hinter den Ohren / am Halſe und andern Gelencken ſich ſetzen / als dieſe ſo am Gemaͤchte außſchlagen / am allergefaͤhrlichſten aber die jenigen Peſt - beulen / welche an ſolchen Oertern ſitzen / wo viel Nerven und Haarwachs ſich befin - det / uñ dieſe ſo wie Pfefferkoͤrner ſchwaͤrtz - licht anzuſehen: Toͤdtlich aber iſt / wenn uͤm die Beulen ein bleyfarbener Ring iſt / die Beulen wieder einſchlagen / und auch weñ auff eine Beulen eine groſſe umbſichfreſſen - de Entzuͤndung und Carfunckel zu folgen pfleget: ſchwerlich koͤnnen auch die Patien - ten darvon kom̃en bey welchen die auffge - legten Veſicatoria keine Blaſen mehr ziehẽ wollen / deñ wo auffs laͤngſte in 36. Stun - den die Peſibeulen uñ Carfunckel in ihrem Zunehmen und Fortgange nicht koͤnnenver -287Feldſchers. Cap. XIII. verhindert werden / ſo wird es mißlich umb den Krancken ſtehen.

Zu der Cur der Peſtbeulen iſt am aller - dienligſten daß man alſofort weñ ſie ſich ſe - hen laſſen einige Veſicatoria auffſetze / und dieſes kan mit den Cantharid. ſo pulveriſi - ret / und in Sauerteig mit etwas Eſſig ver - miſcht worden am bequemſten geſchehen / laß es alſo 6. oder nach Gelegenheit mehr Stunden darauff liegen / und ſchneid her - nach die auffgezogenen Blaſſen auf / ſo wiꝛd ein garſtiges und ſchaͤdliches Waſſer her - außlauffen / welches jederzeit rein abge - wiſcht werden muß / nach dieſem lege ent - weder mein Gifft anſichziehendes Pflaſter ſo im 2. Theil beſchrieben worden auf die Beulen / oder aber gebrauch des Ferrioli ſein koͤſtliches Pflaſteꝛ / ſo alſo gemacht wiꝛd.

  • Rp. Cœpar. cumpar. Croc. & Succ. All. in Ciner. aſſatar. unc. iij.
    • Ferment.
    • Sem. Sinap. ana unc. S.
    • Fol. Malv.
    • Rad. Alth. ana unc. S.
    • Sal. Nitr. Drach. ij.
    • Galban.
    • 288
    • Ammoniac. ana Drach. iij. ſ.
    • Cer. unc. j. S.
    • Theriac. opt. q. ſ.
    • Pulv. Bufon. Drach. ij.
  • M. F. in form. Emplaſtr.

Dieſes koͤſtliche Pflaſter wird offt erneu - ret und waͤrmlicht auffgelegt; Jm Fall aber dieſe Pflaſter die Beulen und Car - funckel nicht erweichen wolten / ſo gebrauch folgenden Umbſchlag.

  • Rp. Ficuum aſſat. & contuſſ. No. xx.
    • Farin. Fabar.
      • Hord. ana unc.
    • Rad. Alth. Coct. unc. j. S.
    • Ol. Camomill.
      • Lilior albor. ana q. ſ. M. F.

Dieſer folgende iſt noch etwas kraͤfftiger.

Nimb ein paar groſſe Zwiebeln hoͤhle die - ſelben etwas auß / und fuͤlle ſie mit Safran und Tyriack vermiſcht wider voll / laß ſie in einer warmen Aſchen braten / ſtoß deñ in ei - nem ſteineꝛn Moͤrſer folgende Stuͤcke daꝛzu

  • Ferment.
  • Fic.
  • Rad. Alth. ana unc. j. S.
  • Ol. Scorpion. unc. S.

So bekomſtu ein herrliches Pflaſter zum erweichen.

Daß289Feldſchers. Cap. XIII.

Daß Empl. Magnetic. Arſenicale wel - ches jederzeit vortreffliche Wuͤrckung in al - len Peſtbeulen und Carfunckeln gethan / abſonderlich aber in den Pfefferkoͤrnern / unterlaſſe ich hier / (Weitlaͤufftigkeit zu meiden) billich / weil deſſen rechte Bereitũg beym Hartmanno in ſeiner prax. p. 549. & ſeq. Beym Barbette in ſeinem Tractat: de Peſte p. 628. und beym Agricol. in ſei - ner Chir. parv. genungſam zu ſinden / es ziehet die gifftige und boͤßarthige Feuchtig - keit von Gꝛund heraus / und macht eine klei - ne Kruſten / ſo aber eine Blaſenziehung vorhergegangen / ſo verzehret es offt in 8. Tagen die gantze Beulen: Jſt aber wie es gemeiniglich zugeſchehen pfleget die Kruſtẽ groß / (worinnen die Schaͤdligkeit zu ſitzen pfleget /) ſo kan man ſie innerhalb 2. Tagen auffs laͤngſte mit dem Ungvent. Wurtzii ſo vorher mit etwas Theriac. vermiſcht worden / zum wegnehmen bringen; Wenn aber die Geſchwulſt widerſpenſtig / uñ nach Abgang der Kruſtẽ noch nicht gar vergan - gẽ / ſo kan daß Arſenicaliſche Pflaſter noch - mals gebraucht / uñ wie vorher damit con - tinuiret werden

T vLetz -290Des wahrhafftigen

Letzlich aber wenn es rein / ſo beſchluͤſſet und heilet den Ort entweder mit meinem rothen Wundpflaſter / ſo im dritten Theil zu befinden / oder aber mit Felix Wuͤrtzen Stichpflaſter. Und dieſes alles nim auch bey Heylung des Carbunckels in acht / denn wenn ich viel Unterſcheid in Medica - menten und Beulen gemacht / ſo wuͤrde - ſtu nur irrig daruͤber worden ſeyn: Sol - ten ſie aber weiter umb ſich freſſen und die Veſicatoria hierinnen zu ſchwach ſeyn / ſo gebrauch an ſtatt deſſen ein Cautarium A - ctual. denn es iſt beſſer ein euſſerſtes Mit - tel zu ergreiffen / ob es ſchon den Patien - ten etwas grauſam vorkommen wolte als ihn gar dahin ſterben laſſen.

Cap. XIV. Von der Colica / oder Grimmen der Daͤrme / deren Urſachen / Kennzeichen und Cur.

DJe Colica oder Schmertzen der Daͤrme / kan bey den Soldaten leicht verurſacht werden / den die - ſelben leben offt unordentlich / trincken al - lerhand junge und auch ſaure Biere / eſ -ſen291Feldſchers. Cap. XIV. ſen viel unverdauliche wiederwertige Speiſen / uͤberfuͤllen und erkaͤlten den Magen / und was dergleichen Ungelegen - heiten ſolche Naturſtuͤrmer ihnen mehr auff den Halß ziehen: Geſchweige des vielfaͤltigen hin und her marchirens in kal - ter Zeit / uͤbeler Bekleidung / und wenn bey groſſem Regenwetter im aprochiren der Leib und Fuͤſſe offt gantz naß biß auff die Haut geworden / ſo kan es ſage ich leicht geſchehen / daß ein Grimmen im Leibe ſon - derlich bey den jenigen ſo darzu geneigt ſind verurſacht werde: Und dieſes iſt off - ters mit einer ſolchen hefftigen und faſt un - ertraͤglichen Pein des Unter-Leibes / daß es nicht andeꝛs ſcheinet / als weñ die Daͤrme zerriſſen und zerſchnitten wuͤrden / wel - ches alles aus der groſſen Empfindligkeit der ſelben herruͤhret.

Es iſt aber hierinnen ein Unterſcheid zu machen / denn etliche Schmertzen ſind in den oberen und duͤnnern Daͤrmen / und wird Iliaca genennet / und etlicher in den untern und dicken Daͤrmen. Es wird a - ber insgemein beyderſeits die Colica, Grimmen / und Darmgicht genennet.

Die292Des wahrhafftigen

Die Urſachen dieſer ſchmertzlichen Kranckheit ſind vornemblich Erkaltung des Magens / von kaͤltenden Speiſen und Tranck / welche zugleich eine dickmachen - de / ſtopffende und adſtringirende Arth an ſich haben / denn auch koͤnnen haͤuffig ge - trunckne junge ungejohrne Biere / welche viel Winde und Blaͤſte verurſachen / die Colicam erregen / abſonderlich aber ſind dieſer Kranckheit die Choleriſchen gallſuͤch - tigen und zornigen Leute am meiſten un - terworffen / als welche viel ſcharffe und ſaure Feuchtigkeit bey ihnen haben / die leicht die Humoren perturbiren und Schmertzen erwecken koͤnnen / bißweilen kan auch die Colica herkommen auß Ent - zuͤndung der Daͤrme und dieſe iſt die aller - gefaͤhrlichſte; Dahero iſt die Colica oder Daꝛmgicht eine ſolche ſchmeꝛzempfindliche Kranckgeit / welche nicht continuirlich an - haͤlt / ſondern offt nachlaͤſt als wenn ſie gantz weg / bald aber mit ſolchen uner - traͤglichen Schmertzen wiederkompt / daß es nicht genung zu beſchreiben / und hat es wohl eher den Todt verurſachen koͤnnen / wenn man nicht geſchwinde Gegenmitteldar -293Feldſchers. Cap. XIV. darwieder gebraucht / und dieſes ſonder - lich bey derſelben Colica, wo die Schmer - tzen nicht umbſchweiffend / ſondern beſtaͤn - dig an einem unveraͤnderlichen Orte blei - ben / der Leib dabey verſtopfft iſt / der Pa - tient mit Erbrechen / ſchlucken / und groſ - ſer Erkaͤltung der Glieder geplaget wird.

Die Kennzeichen ſind vornemblich auß angefuͤhrten Urſachen abzunehmen / denn alle Schmertzen und Grimmen der Daͤr - mer ſind nach außſage des Patienten leicht zuerkennen / fangen ſich gemeiniglich im Unter-Leibe an bleiben nicht beſtaͤndig an einem Orte / ſondern erzeugen ſich bald hie und dar / und machen abſonderlich dem Magen / Leber / Miltz / und Nieren groſſe Wehtage / und dieſe vermehren ſich alle - zeit / wenn der Patient Speiſe zu ſich ge - nommen hat / der Leib iſt insgemein hier - bey verſtopfft ja alſo daß auch nicht die ge - ringſten Winde abgehen koͤnnen / der Magen ſtoͤſt offt auff / und bricht viel Schleun mit Galle vermiſcht weg / davon doch die Schmertzen nicht nachlaſſen ſon - dern je laͤnger je hefftiger anhalten.

Die Cur dieſer beſchwerlichen Kranck - heit beruhet vornemblich in ſolchenArtz -294Des wahrhafftigenArtzney-Mitteln / welche die Schmertzen hinwegnehmen / die geſchwaͤchten Theile ſtaͤrcken / und den Leib eroͤffnen / und die - ſes wo es moͤglich / muß bald geſchehen / damit nicht durch die allzugroſſen anhal - tenden Schmertzen / die Kraͤffte unter - druͤckt werden moͤchten wobey mir folgen - des Clieſtier jeder zeit eine gute Huͤlffe ge - weſen.

  • Rp. Hord. mund. M. j. S.
    • Herb. Alth.
      • Malv.
      • Parietar. ana. M. j.
    • Rad. Alth. unc. S.
    • Sem. Anis.
      • Cumin.
      • Lin. ana. Drach. ij.
    • Flor. Camomill. M. j.
      • Sambuc. M. S.

Wenn alles groͤblicht zerſchnitten und zerſtoſſen / ſo koche es mit anderthalb Maaß Waſſer in einem verdecktem Ge - ſchir biß 1. Theil eingekocht / denn druͤck es durch ein Tuch.

  • Rp. Hujus Decoct. unc. x. vel xij.
    • Ol. Camomill. un. ij.
    • 295
    • Elect. Benedict. laxativ. ex Au - guſt. unc. j.

So iſt es fertig / und dieſes Clieſtier muß wenn es noͤthig offt wiederholet werden / ſo wird es nicht allein den Leib oͤffnen / und die Schmertzen lindern / ſondern auch die ſchaͤdliche Materi hinwegnehmen / wo aber die Schmertzen nach Oeffnung des Leibes noch anhalten / ſo gieb entweder dem Patienten von dem recht gedeſtillir - ten Ol. Puleg. in deſſen balſamiſcher Zeit geſamblet / iiij. oder S. gr. in einer beque - men Bruͤhe ein / oder vermiſche unter et - was dienliches ij. gran. vom Laudan. Opi - at. zu Pillen und laß es gleichfals einneh - men / folgendes Traͤncklein habe ich jeder Zeit nach Oeffnung des Leibes im Brauch gehabt und gut befunden.

  • Rp. Aq. Chicor. unc. ij.
    • Mann. Calabrin. unc. ij.
    • Ol. Amygdalar. dulc. unc. j. S.
      • Cumin. gr. xj. M. F. S.

Und kan ich wohl ſagen / daß in der Colica daß Poley und Kuͤmmel-Oel ein ſonderli - ches Arcanum. Hierbey kan auff den Leib folgendes Kraͤuter-Saͤlblein in Milch ge -kocht296Des wahrhafftigenkocht warm auffgelegt und offt wiederho - let werden.

  • Rp. Herb. Malv.
      • Alth.
      • Abſynth.
      • Menth.
    • Cumin. ſylveſtr. ana. M. j.
    • Aven. mund. unc. ij.
    • Flor. Camomill.
      • Sambuc. ana. M j. S.
  • M. F. Saccul.

So wird es ſich mit dem Patienten bald aͤndern. Lazarus River. in ſeinen Obſerv. fol. 288. hat in dieſer Kranckheit ein ſonder - liches Arcanum, welches bloß von Woͤlffs-Daͤrmen / ſo getrucknet und her - nach pulveriſiret ſeyn / gemacht wird: Da - von giebt man 1. Drach. in einem beque - men Vehiculo ein / es hilfft geſchwind mit groſſer Verwunderung und hab ich es offt probiret / der Leib muß aber vorhero offen ſeyn / kanſtu aber zu dieſem auß Wolffs-Daͤrmen bereitetem Pulver nicht gelangen / ſo wil ich dir beym Schluß und Ende dieſes Tractaͤtitins ein koͤſtlich Traͤncklein lehren / ſo ich niemahls nachoffnem297Feldſchers. Cap. XIV. offnem Leibe ohne groſſen Nutzen ge - braucht / und weit und ferne unter der Armee von mir geholet worden / es wird zwar von veraͤchtlichen Dingen gemacht / hat aber beſſere Tugenden in ſich / als wenn es von den koſtbahreſten Sachen zuſammengeſetz waͤre.

  • Rp. Lut. Anſerin. Drach. j. S.
    • Vin. aduſt. Rhenenſ. unc. j. S.

Stoß es unter einander in einem ſteiner - nen Moͤrſer / druͤcks durch ein Tuch und thue noch darzu:

  • Ol. Cumin. Roman. gt. iij.
    • Puleg. gt. ij.

Und gebrauchs / es wird dich nicht ver - laſſen.

Hiermit haſtu Kunſtgeneigter Leſer / was ich in dieſem kleinen Tractaͤtlein un - ter dem Titul eines wahrhafftigen Feld - ſchers und deſſen Kunſt / dir vorſtellen wol - len: Jch wil hoffen / gleich wie alles mei - nem Naͤchſten und angehenden Wund - Aertzten zu gefallen geſchehen / es wird auch alſo geneigt / als willig ich es ihnen mittheile auff und angenommen werden. Solte noch etwas ſo hier wider WillenUauß -298Des warhaff. Feldſch. Cap. XIV. außgelaſſen werden muͤſſen / daran man - geln / ſo ſol es mit beßrer Bequemligkeit in meinem bald folgendem Chirurgiſchem Lorberkrantz weitlaͤufftiger geſchehen / je - doch kan ich wohl mit Wahrheit ſagen / daß auch in dieſem kleinen Buͤchlein ſo viel Ar - cana communiciret worden / welche nicht leicht bey andern zu finden werden ſeyn / dahero bitte ich es nicht allein zu leſen / ſon - dern auch zu probiren / ſo wird man erfah - ren / wie auffrichtigich es gemeinet: Sind ei - nige Druckfehler mit eingeſchlichen / ſo wolle man ſie ſondern Beſchwer aͤndern / und die Abweſenheit Meiner und des Hn. Verlegers zur Entſchuldigung dienen laſ - ſen. Der groſſe GOtt / daß Ewige drey einige Ein / der unergruͤndliche und unerſchoͤpffliche Brunnen unſers Lebens / ſey mit Uns allerſeits / zu deſſen Ehren und Nutzen unſers nothleidenden Naͤchſten dieſes alles geſchehen / Hertz-innig-wuͤnt - ſchende / daß wie es angefangen und gemet - net worden / alſo auch ſeinen Zweck erreichen moͤge.

Regi -

Regiſtiſter der vornehmbſten Sa - chen / welche in dieſem Buͤchlein zu befinden.

A.

  • Abnehmen der Glieder. 161
    • Waß dabey noͤthig. 163
    • Wie es zu verrichten .164 . & ſeq.
    • Cur. 166
  • Agricol. Secret. im Naſenbluten. 211
  • Arm und Beinbruͤche. 107
  • Augen Wunden13
    • Derer Cur. 14

B.

  • Balſam im Gliedwaſſer. 273
  • Brand / der Heiſſe. 240
    • deſſen Urſachen241. & ſeq.
    • Kennzeichen245
    • Cur. 248
    • Kalte. 247
  • Breune und deren Urſachen179
    • Unterſcheid181
    • Kennzeichen182
    • Cur. ibid.
  • Bruͤche an Beinen107
    • Armen ibid.
    • Und deren Kennzeichen110
    • Zufaͤlle. 125
    • wenn ſie am beſten zu curiren. 111
    • wie ſie unverruͤckt zu behalten. 116
  • Bruͤche wie ſie recht zu verbindẽ .117 . & ſeq.
    • Mit offnen Wunden. 120
  • Bruchpflaſter .174 . & ſeq.
  • Blutſtillend Pulver .34 . &35
  • Bruſt-Wunden .38 . & ſeq.
    • Beſchwerung. 213
    • loͤſender Safft. 216
    • Saͤlblein. 217

C.

  • Cataplasma im Brande. 253
  • Clieſtier ſo abfuͤhret und ernehret. 35
    • in der Colica. 294
  • Colica,294
    • Traͤncklein .295 . &297
  • Cur der Peſtbaͤulen .287 . & ſeq.

D.

  • Daͤrmer Verwundung. 54
    • Keñzeichen uñ Unterſcheid. ibid. & ſeq.
    • wie ſie zu haͤfften. 57
  • Defenſiv-Pflaſters Bereitung. 29
    • daß rothe. 30
  • Diaphragma was es ſey. 43
    • deſſen Wunden. ibid.
    • Cur. 44
Dia -Regiſter.
  • Diapalmæ Pflaſter. 176
  • Digeſtiv Saͤlblein. 173
    • Safft in der Frantzoſen. 225

E.

  • Ellbogen Wunden und deren Zufaͤlle. 92
    • muͤſſen nicht gehaͤfftet werden. 93
    • Cur. 94
    • Verrenckung. 144
    • deren Unterſcheid. 145
    • Wiedereinrichtung. 146
    • Cur. 147
  • Erbrechen des Magens. 188
    • wie es zu curiren. 189

F.

  • Frantzoſẽ Kranckheit was ſie ſey218 & ſeq.
    • deren Kennzeichen. 221
    • Cur. 222
  • Fieber und deren Unterſcheid .230 . & ſeq.
    • Kennzeichen. 233
    • Cur. 234
  • Fieber Pulver .237 . &239
    • Traͤncklein. 237
  • Finger Wunden und derer Theile. 97Verrenckung .148.
U iijFuß -Regiſter.
  • Fußblates Verletzung102
    • Cur. ibid.
    • Verrenckung. 158
    • Cur deſſelben. 159

G.

  • Gallenblaͤßleins Verletzung48
    • Deſſen Cur. 50
  • Gaumen Wunden und derer Cur. 20
  • Gehauene Wunden70
  • Geſchoßne Wunden72
  • Geſtochne Wunden70
  • Gemaͤchts Wunden60
    • Derer Cur. 61
  • Gifft Eſſig. 281
  • Gifftige Wunden .73 . & ſeq.
  • Gifft an ſich ziehendes Pſtaſter. 80
  • Gliedwaſſer was es ſey. 236
    • Deſſen Cur. 271
  • Gurgel-Waſſer in der Braͤune182
    • in Frantzoſen229
      • Halß Wunden. 33

H.

  • Haͤfftpflaſter wie es zu machen28
    • Pulver. 29
  • Haͤfften wie es in Darmwunden zu ver - richten. 56
  • Hamburger Stichpflaſter. 177
  • Halß Wunder. 24
  • Handgewerb-Beins Verrenckung148
    • Deſſen Cur. 151
  • Harnblaſen Wunden .58 . & ſeq.
  • Harns Verſtopffung. 53
  • Haupt Kranckheit. 199
    • Deren Urſach200
    • Kennzeichen201
    • Cur. 203
  • Hauptpflaſter und deſſen Bereitung. 26
  • Hauptwunden und deren Unterſcheid. 2
    • ſo ſchlecht und deren Cur. 5
    • ſo durch das Cnanium gegangen6
    • deren Cur9
    • mit Verletzung der Haͤutlein ibid.
    • derſelben Cur. 11
  • Haut machendes Pulver79
  • Heiſſer und kalter Brand240
  • Hertzens-Wunden63
  • Hitze der Augen zuvertreiben33
  • Hirnſchaalen Bruch6
  • Holtz-Tranck in Frantzoſen. 226
  • Huͤfften Verrenckun. 152
    • Wie ſie zuerkenneng. 153
U iiijwie -Regiſter.
  • Lungen Wunden. 41
    • deren Keñzeichen und Cur. ibid. & ſeq.

M.

  • Magenbeſchwerung uñ deſſen Urſachẽ. 187
  • Magenpflaſters Bereitung. 78
  • Miltz-Wunden. 51
    • deren Cur. 53
  • Mundes-Verletzung und Cur. 16
  • Mund Waſſer in der Braͤune. 184

N.

  • Naſenbluten und deſſen Urſachen. 208
    • wie es zu ſtillen. 210
  • Naſen Wunden und deren Cur.15. & ſeq.
  • Nerven Pflaſter Vigonis. 83
  • Nerven Salbe. 173
  • Nerven Wunden. 103
    • Ob ſie wieder gehaͤfftet werden koͤn - nen .104 . & ſeq.
  • Netzes Beſchreibung. 66
  • Netz Wunden. 64
  • Nieren Wunden. 51
    • deren Cur. 53

O

  • Oel in verwundetem Ruͤckengrad. 65
    • die Schmertzen zuvertreiben. 78
  • Opodeldochs Bereitung .81 . & ſeq.
  • Ohren Wunden und deren Cur.16. & ſeq. U vP. Peſti -Regiſter.
    • wieder einzurichten154. & ſeq.
    • deren Cur. 156
  • Huſten. 213

I.

  • Indianiſchen Balſams Unterſcheid. 272
    • und Nutz. ibid.

K.

  • Kalter Brand. 240
  • Kinbackens Verrenckung. 137
  • Klack-Bruͤche. 120
  • Knieſcheiben Wunden und deren Cur. 100
    • Verrenckung. 157
  • Krampff Saͤlblein. 172
  • Kraͤuterſaͤcklein in Hauptwunden. 29
    • in der Colica. 296
  • Kuͤhl-Pulver in hitziegen Fiebern. 206

L.

  • Lac Virgin. 171
  • Leberwunden und deren Beſchreibung48. & ſeqq.
  • Linderungs Oel. 78
  • Liniment. in Frantzoͤſiſchen Loͤchern. 230
  • Liquor im heiſſen Brande. 249
  • Lufft und Speißroͤhre Wunden. 22
    • Deren Kennzeichen und Cur. 23
  • Lungen Beſchwer. 213
    • deſſen Cur. 215
Lun -Regiſter.

P.

  • Peſtilentz .273.
    • deren Cur.280.
    • Eſſig .281.
    • Traͤncklein .282.
    • Pulver .283.
    • Beulen Cur.287. & ſeq.
    • Pflaſter .287.
  • Pulver das Bluten zu ſtillen .34. &35.
    • Haut zu machen.
    • wieder Erbrechen des Magens .190.
    • in der Ruhr .197.
    • zum purgiren .204.
    • in hitzigen Fiebern .206.
    • Præſervativ. in hitzigen Fiebern .207.
    • wieder den Huſten und Bruſt be - ſchwer .215.
  • Pulv. wieder das Fieber .237. &239.
  • Purgier Pillen in Frantzoſen .225.

R.

  • Raͤucher Pulver in der Peſt .284.
  • Reinigend Gurgelwaſſer .33.
  • Rothlauff .254.
    • deſſen Urſachen .255 . & ſeq.
    • Kennzeichen .257.
Roth -Regiſter.
  • Rothe Ruhr und deren Unterſcheid .191 . & ſeq.
    • Urſach .193.
    • Cur.194.
  • Roth Sandelpflaſter .171.
  • Ruͤcken Marcks Wunden .64.

S.

  • Saͤcklein in Hauptwunden. 29
  • Safft in Bruſt Beſchwerungen. 216
    • Frantzoſen. 228
  • Salben die Bruſt zu ſchmieren. 217
    • im Rothlauffen. 261
  • Santelpflaſter. 171
  • Schulterwunden. 98
    • deren Cur. 99
    • Verrenckung .140.
    • Wiedereinrichtung und Cur.141.
  • Schwinden der Glieder. 262
    • deſſen Urſachen. 263
    • Cur. 264
    • Spiritus. 265
    • Saͤlblein. 266
  • Schwindſucht. 213
    • deren Cur. 215
  • Spanadern und Nerven Wunden. 103
  • Staͤrckend und linderd Oel. 78
Stich -Regiſter.
  • Stichpflaſters Bereitung .31. 177
  • Stirn Wunden. 12

T.

  • Tranck in Frantzoſen. 226
    • in Fiebern. 237
  • Tranck in der Colicâ .294.297.
    • zu allen Wunden .76.
    • in geronnenem Blut. 75
    • in Magenwunden. 77
    • im Naſenbluten. 211
    • im Rothlauff. 258
  • Trinckwaſſer in der Ruhr. 198
  • Truckenpulver. 29

U.

  • Vergiffte Wunden .73 . & ſeq.
  • Verrenckung des Ellbogens .144.
    • der Finger. 148
    • des Fußblattes158
    • des Handgewerb beins. 148
    • des Kinnbackens. 140
    • der Huͤffte. 152
    • des Knies. 157
    • der Schulter. 140
    • der Zehen. 160
  • Umbſchlag in der Hauptkranckheit205
    • hitzigen Angen. 33
    • heiſſen Brande249
    • im Gliedwaſſer. 272
  • Unbekande Pflaſter. 171

W.

  • Wunden der Augen. 13
    • der Bruſt. 38
    • der Daͤrmer. 64
    • der Ellbogen. 92
    • der Finger. 97
    • des Fußblats. 102
    • des Gallenblaͤßleins. 48
    • des Gaumens. 20
    • die Gehauen. 79
    • des Gemaͤchtes. 60
    • die Geſchoſſen. 72
    • die Geſtochen. ibid.
    • des Halßes. 24
    • der Hand. 97
    • der Harnblaſſen. 58
    • des Haupts .2 . usq;11.
    • des Hertzens. 63
    • der Knieſcheiben. 100
    • der Leber. 48
    • der Lufft und Speißroͤhre .22 . & ſeq.
    • der Lungen .41.
    • des Miltzes. 51
    • des Mundes. 16
    • der Naſen. 15
    • der Nieren. 51
    • des Netzes. 64
    • der Ohren. 16
    • der Pulßader. 22
    • des Ruͤckenmarcks. 64
    • des Schlundes. 21
    • der Schulter. 88
    • der Spanadern. 103
    • der Stirne,12
    • die Vergifft. 73
    • der Wangen. 16
    • der Zehen. 102
    • des Zwerchfels. 45
    • der Zungen. 19
  • Wundpflaſters Beſchreibung. 170
  • Wundtranck .75.76.77.

Z.

  • Zehen Verrenckung. 160
  • Zungen Verletzung .45 . & ſeq.
  • Zuſammenheilend Pulver. 79
  • Zwerchfels Wunden .19 . & ſeq.
ENDE.

About this transcription

TextDer rechte und wahrhafftige Feldscher
Author Matthäus Gottfried Purmann
Extent351 images; 46971 tokens; 8295 types; 331265 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDer rechte und wahrhafftige Feldscher Oder/ Die rechte und warhafftige Feldschers-Kunst Matthäus Gottfried Purmann. . [16], [4] Bl., 298 S., [6] Bl. : Tbl. r&s. HynitzschHalberstadt1680.

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SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 MED PRACT 92/59 (2)

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Medizin; Wissenschaft; Medizin; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:33:52Z
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ShelfmarkSUB Göttingen, 8 MED PRACT 92/59 (2)
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