DU wirſt dich nicht un - billich verwundern / warum ich nun eben / da es (Gott lob) Frie - den mit einer Feldſchers-Kunſt auffgezogen komme: Wenn ich dich aber berichten ſolte wie dieſes Wercklein ſchon uͤber 3. Jahr fertig gelegen und dem Druck gewidmet worden / ja nur an meiner Abweſenheit und nicht am Herrn Verleger gemangelt: ſo hoffe ich (weil mit ſtaͤtigem marchiren / Be - laͤger - und Eroberungen derA ijOer -Vorrede. Oerter in Pommern genung - ſam vor mich zuthun voꝛgefal - len) dießfalß entſchuͤldiget zu ſeyn. Zu deme mir auch wohl wiſſend / daß man auſſer dem Kriege mit derogleichen Schrifften den jungen Wund - aͤrtzten dienen kan / wie ſolches den jenigen wohl bekand / wel - che mich unablaͤſſig darumb erſucht / und kan ich wohl mit groͤſtem Grunde der Wahr - heit ſagen / daß ich bey noch et - lichen muͤſſigen Stunden mir kaum vorgenommen dieſes kleine Wercklein zu meiner ſelbſt eignen Vergnuͤgung auffzuſetzen: Mehrentheils da -rumbVorrede. rumb / daß jenige nicht zu ver - geſſen / welches mich die Er - fahrung in denen 6. Feldzuͤgen gelehret / ſo fanden ſich ſchon welche die mich antrieben / es ans Tagelicht zu bringen. Jch erwog hier auff nicht unbillich daß viel ſich finden wuͤrden / dieſes nicht allein zu tadeln / ſondern wohl gar zu verach - ten / wie ich denn auch die Wahrheit zu bekennen in ſol - chem Wahn 3. Jahr geblie - ben; Aber daß vielfaͤltige an - halten und die Begierde mei - nem Naͤchſten zu dienen zwang mich / eine andre Mey - nung zu faſſen / mich daranA iijwe -Vorrede. wenigkehrende / was etwan die Welt davon urtheilen wuͤr - de. Gewiß iſts / daß meine Mei - nung niemahls geweſen daß jenige zu verbergen / daß mir Gott durch viele Muͤhe / und unverdroßnen Fleiß in deꝛglei - chen Wiſſenſchafft gegoͤnnet und vielen nothleidenden zu Nutz gereichen kan. Hierauff hab ich alſofort das Gemuͤthe derer mich hierzu anreitzenden zu beſaͤnfftigen / und denn allen trewen Feldſchern und Wund - aͤrtzten mehrern Fleiß und Auffmunterung an die Hand zu geben dieſes kleine Tractät - lein zu verfertigen mir vor ge -nom -Vorrede. nommen. Es konte aber mei - nes erachtens nicht beſſer ge - ſchehen als wenn ich ihnen ei - nen rechten und wahrhafften Feldſcher oder die rechte und warhaffte Feldſchers-Kunſt vor Augen ſtellete: Als worin - nen begrieffen wie man alle Verletzungen des menſchlt - chen Coͤrpers von der Fußſoh - len biß auff die Scheitel / ſie ſind gehauen / geſtochen / ge - ſchoſſen / zerquetſcht / verbrand / verrenckt oder zerbrochen etc. Ja ſie haben Nahmen wie ſie wollen auffs beſte und ge - ſchwindeſte curiren / deren viel - faͤltige Zufaͤlle verhuͤten oderA ivwoVorrede. wo ſie ſchon dar und durch Verwahrloſung von andern verurſacht ſind / wieder zuruͤck treiben und wo moͤglich in vo - rigen Stand bringen koͤnne: Deñ auch wie deꝛkalte Bꝛand / Gliedwaſſer / Colica / unmaͤſ - ſiges Bluten der Naſen / Braͤune / Hauptkranckheit / Fieber / rothe Ruhr / Frantzo - ſen / allerhand Magenwehe / Rothlauff / Schwinden und die Peſt als Gebrechen denen die Soldaten im Felde offters unterworffen / und in Mangel einiger Medicorum der Feld - ſcher Cur unter geben werden muͤßen / zu vertreiben / voll -kom̃lichVorrede. kommlich zu heilen und zu vo - riger Geſundheit zu bringen. Jch hab es aber umb beſſerer Richtigkeit und Verſtandes wegen im 4. Theil abgetheilet / und in 1. die Hauptwunden im 2. die Bruſt im 3. die Glieder - wunden / und im 4. die Gebre - chen und Beſchwerden ſo im Felde vorfallen beſchrieben / wie in gedachten 4. Abtheilun - gen der liebwerthe Leſer mit mehrem zu erſehen haben wird: Wobey in einem ſonder - lichen Capitel die Medica - menta zu den erſten dreyen Theilen mit angehenckt wor - den. Noch muß ich beym letz -A vtenVorrede. ten Theile / worinnen der Kranckheiten gedacht woꝛden / unerrinnert nicht laſſen / daß ob ich wohl nur ein Wundartzt und aͤuſerlicher Cuꝛen mich un - terſtehe / dennoch nothwendig dieſes Wercklein erfodert der noͤhtigſten zu gedencken als ohne welche es ſonſt gantz un - vollkommen geweſen. Jch ha - be aber keinem Medico mit wiſſen zu nahe getreten / und ſtelle nur meine Meinungen den Feldſchern und jungen Wundaͤrtzten zu Liebe dar / da - mit ſie ſehen koͤnnen / worauff ich meine Curen gegruͤndet / und was ich vor Medicamen -taVorrede. ta zu Wiederbringung der Ge - ſundheit hiebey angewendet / hat ſie jemand beſſer wil ich mich gerne unterrichten laſ - ſen / und kan leicht ſeyn / weil ich auch ein Menſch / daß in etlichen Dingen wieder Wil - len geirret worden. Gewiß iſt / daß ich es nur wie erſt gedacht denen jungen Feldſchern zu ge - fallen geſchrieben / und denn iſt auch dieſes was ich angefuͤh - ret wahrhafftig von mir pro - biret und von keinem entlehnet woꝛden. Daß ich mich aber die - ſes Tituls gebraucht iſt auß keiner andern Meinung als auß folgender Urſachen ge -ſche -Vorrede. ſchehen / damit man ſehen koͤn - ne / was ein rechter und wahr - hafftiger Feldſcher ſey / und worinnen deſſen Nahme und Kunſt beſtehe (deñ ſonſten koͤn - te wohl dem Worte nach / (ein Pfluͤger / ein Schwein und Maulwurff ein Feldſchereꝛ genennet werden) und deñ auch damit alle die jenigen ſich beſſern moͤchten / welcher es jetziger Zeit gar zu viel giebet / ſo ihrem Herrn kaum auß der Lehre entwiſcht / und uͤber auß klug ſich ſeyn duͤncken / da ſie doch mit groſſer Muͤhe kaum einen Bart putzen koͤnnen / und ſich vor rechte und wahrhaff -tigeVorrede. tige Feldſcher beſtellen laſſen / in der That aber nichts ſind / und wie ich offters geſehen ei - nen Patienten ſo martern / daß er nicht allein vor großen Schmertzen nicht weiß ob es Tag oder Nacht / ſondern Zeit ſeines Lebens ein Kriepel blei - ben muß / geſchweige derer die offt das truckne mit naſſem / das naſſe mit trucknem / das Feuer mit Oel / das heiſſe mit dem kalten / das kalte mit dem heiſſen außleſchen und curiren wollen / treiben die Geſchwul - ſten und Entzuͤndungen eines Gliedes in das ander / und machen alſo auß heiſ -ſemVorrede. ſem Brand gar den kalten / worauß nichts als Laͤhme / Kruͤm̃e / ſchwinden und wohl gar abſterben des Patienten und Gliedes erfolget. Jn Summa etliche ſind / welche gar mit Muͤhe kaum eine Wunden heilen koͤnnen / wie ich deñ einen keñe welcher nach außgeſtandenem Examine ein ſolch Teſtimonium be - kahm / er koͤnte ja zur Noth ei - ne friſche Wunden heilen / wuͤrde ſich vielleicht beſſern / und muſte man in Anſehung daß der gute Mañ geheirathet ihn dismahl paſſiren laſſen. Neulich iſt demſelben weißnichtVorrede. nicht was vor eine Freude in die lincke Achſel gefahren / daß er ſich im Kꝛiege geſucht zu veꝛbeſ - ſeꝛn wie er den bey ſeiner Ruͤck - kunfft groſſe Thaten vermeinet im auff - und abſchneiden ge - than zu haben. Jch halte aber darvor / es waͤre beſſer gewe - ſen / wenn er vor andern ſeiner Frauen fleiſſiger abgewartet und in der Scherſtuben geblie - ben: Und dieſes heiſt recht wie der vortreffliche Paracelſus in ſeiner groſſen Wundartz - ney Cap. 1. p. 2. ſaget. Da Frauen nehmen Mei - ſter zu machen auff ſtund da kam die Artzney in großElend.Vorrede. Elend. Dahero laſſe ſich ein je - der warnen / und nehme ſich der edlen Wundartzney mit groͤſſerm Fleiſſe an / ſo wird er nicht allein ſeinem nothleiden - den Naͤchſten mit trewern Fleiſſe dienen koͤnnen / ſondern auch recht wuͤrdig werden ein rechter und wahrhafftiger Feldſcher zu heiſſen. Hier auff ſchreite ich numehro ferner fort / und ſage daß ich mich nicht habe auffgehalten / das Werck zu beſchmincken und mit frembd entlehnter Farbe zu bemahlen und herauß zu putzen viel weniger mit zierli - cher Rede zu beſpicken / wel -chesVorrede. ches jetzo der gemeinſte Gebrauch / habe ſolches auch nicht gelernet / ſondern weil ich ein Schleſier ſo habe ich mich zwar einer ſchlechten aber recht-teutſchen Redens-Arth gebrauchet / welches auch das Werck an ſich ſelbſten und de - nen es zu gefallen geſchrieben worden / nicht leiden wollen. Jch habe mich aber nicht ge - ſcheuet etliche neue Meinun - gen hervor zu bringen / welche mich meine eigne Erfahrung glaubend gemacht / und ſon - derlich in Beſchreibung der Kranckheiten und deren Zu - faͤlle. Alles iſt geſchehen wieBvorge -Vorrede. vorgedacht denen Feldſcheren zu Nutz / weil es Kranckheiten die ihnen im Felde genung zu thun machen. Solte es aber von etlichen getadelt werden / werde ich es nicht groß achten und bitte disfals nicht mehr / als man unter ſuche die Na - tur / welche viel aͤlter als du und ich / mit der gleichen emb - ſigen Fleiß / ſo werdet ihr vie - leicht auch der Meinung wer - den als ich bin / und dieſe Din - ge ehrenwerth ſchaͤtzen: Was mein Vermoͤgen geweſen ha - be ich gethan welche Erklaͤ - rung ich allen guten Goͤn - nern vor die Augen legen wil. DieVorrede. Die jenigen aber / welche dieſe Arbeit lobens werth achten / bitte ich dienſtfreundlich / daß ſie mir goͤnſtig verbleiben wol - len / damit ich auffgemuntert werden moͤge / meinen allbe - reit ziemblich verfertigten Chi - rur giſchen Lorberkrantz von 120. Blaͤttern zuſammen ge - flochten und durch und durch mit noch niemahls ſo im Dꝛuck geſehenen Kunſt-Stuͤcken / in welchem auch die ſubtieleſten Handgrieffe / ſo bißhero bey den Oculiſten, Stein - und Bruͤchſchneidern gantz ge - heim gehalten worden / zu be - finden an das Tagelicht kom -B ijmenVorrede. men zu laſſen: weil ich eine ge - ringe Zeit dar auff anwenden doͤrffte / ihn vollends außzu - arbeiten. Jm uͤbrigen habe ich mir nichts vorbehalten / ſo ich gewuſt daß es dienlich gewe - ſen / mit gar zu vielen Rece - pten habe ich euch nicht belaͤ - ſtigen moͤgen / ob es mir ſchon gar ein leichtes geweſen ſie anhero zu ſetzen / wohl wiſſend / daß die Vielheit der Medica - menten, da man offters nicht weiß zu welchem man greiffen ſol / euch nur irrig machen / und dem Patienten dadurch wenig geholffen werden wuͤr - de. Jedoch hab ich auch der be -werthe -Vorrede. wertheſten und zu jeder Sach dienlichen nicht vergeſſen ſol - len / wie ſolches die letzten Ca - pita bey jedem Theil mit meh - rem außweiſen werden. Alles hab ich ſelbſten probiret / wie mir dieſes wenn es noͤthig / daß Regiment wobey ich 9. Jahr gedienet / daß Zeugnuͤß geben konte: Keinen groͤſſern und beſſern Danck begehre ich nicht / als das der Kunſt - liebende Leſer / es mit einem ſolchen geneigten Hertzen und Gemuͤthe annehmen wolle / wie ich es ihme mittheile / und daß er das ewige Licht vor mich bitten wolle / umbB iijzuVorrede. zu erlangen von dem gerech - ten Himmel neues Licht / und mehrere Erkaͤndnuͤſſe in ſolchen Wiſſenſchafften / ſo ich ihm ferner mitheilen koͤnne.
BLeich wie zu eineꝛ vollkom - nen Artzney-Kunſt / vornehm - lich folgende drey Dinge erfor - dert werden 1. die innerliche und 2. die euſerliche Cur / und denn 3. die Zerglieder - oder Zerleguns - Kunſt / als welches der Grund / worauff die zwey erſten gebauet werden muͤſſen. Alſo beſtehet in nachgeſetzten zweyen Gruͤnden der gantze Bau menſchlichen Le - bens 1. Wenn man ſich befleißiget denſel - ben geſund und unverletzt zu erhalten; Und denn 2. wenn vor ſich ſelbſt oder durch andre Zufaͤlle daſſelbe verlohren worden / wie es wieder zu rechte / und wo moͤglich in vorigen Stand zu bringen. Von die - ſem letztern / handelt gegenwaͤrtiges Tra - ctaͤtlein zwar kuͤrtzlich doch außfuͤhrlich / beydes kan weder die Natur noch Medica -Amentamenta vor ſich allein. Wenn ſie auch noch ſo gut ohne Gehuͤlffen verrichten / und da - hero hat Gott zu ſolchẽ Helffeꝛn die Medicos und Chirurgos verordnet: Wenn du nun zu einem Patienten erfordert wirſt / und den Ruhm davon tragen wilt / daß du ein recht treuer Gehuͤlffe und Beyſtand der Natur geweſen: So nimb folgende hoͤchſt-noͤthige Reguln wohl in acht / ſo wil ich dich naͤchſt Gott verſichern / daß alles gewuͤnſcht von ſtatten gehen werde.
1. Ruffe hertzinbruͤnſtig deinen GOtt umb gnaͤdigen Beyſtand an / weil von demſelben alles gute herkommen muß / ſo kan man ſich auff deſſen Huͤlffe deſto gewiſ - ſer in allen Verrichtungen verlaſſen.
2. Habe allezeit in ſauberer Bereit - ſchafft / die jenigen Dinge / ſo theils zur Artzney / und zum Verbinden deines noth - leidenden Nechſten noͤthig / und ſiehe zu / damit ſie von dir ſelbſt bereitet und ver - ſtanden werden / weil hier durch deſto fuͤgli - cher und ſicherer einem ieden Theile das ſeinige beygebracht werden kan / geſchwei - ge wenn die Noth etwann ein euſſerſtes Mittel erfordert / ſo wirſtu dich nicht ver -tieffentieffen oder einen Fehler begehen / noch auch durch einige Furcht dich von deinem Vornehmen abſchrecken laſſen / denn wer ſeine Medicamenta ſelbſt bereitet / und ver - ſtehet kan ſich auff deren Wirckung am beſten verlaſſen / worzu ich dir in nachfol - genden Abtheilungen dienliche Nachricht geben wil.
3. Erforſche auffs allergenaueſte ob die Verwundung toͤdtlich oder nicht / groß o - der klein / gehauen / geſchoſſen / geſtochen ꝛc. Ob auch daß Inſtrument etwa ſey vergiff - tet geweſen / und was vor theile es beruͤh - ret / denn dieſes iſt hoͤchſt-noͤthig / damit al - lerhand Zufaͤlle verhuͤtet / und die Medica - menta darauff gerichtet werden koͤnnen.
4. Erkundige mit Fleiß des Patienten Natur / ob es eine Manns - oder Weibes - Perſohn ſey / ob ſie ſtarck oder ſchwach / jung oder alt / ob er vorher oder noch itzo einige Kranckheiten und Zufaͤlle an ſich gehabt / weil dieſes die Cur nicht wenig ver - zoͤgern und wohl gar verhindern kan.
5. Huͤte dich ſo viel moͤglich beym ver - binden vor der Lufft / und laß keine ver - daͤchtige Perſohnen zu nahe an gefaͤhrli -A ijcheche Wunden / damit derſelben gleichſam gifftiger Athem ſich nicht mit denen im Schaden befindlichen Feuchtigkeiten ver - miſche und denſelben verſchlimmere.
6. Gebrauche dich allezeit dienlicher Baͤnder und Binden / und ſiehe zu daß ſie eine noͤthige Breite und Laͤnge haben / nach Unterſcheid des Orts / wohin ſie gebraucht werden muͤſſen / damit daß von einander geſchiedene zuſammen gehalten / daß tieffe ſich herauß geben muͤſſe / und die auff den beſchaͤdigten Theil gelegten Medicamenta liegen bleiben koͤnnen. Binde nicht zu haꝛt / auch nicht zu ſchlapff / damit uͤbrigens alles die Heylung befoͤdre / und daß ungeſchickte binden keine Schmertzen und Entzuͤndung verurſache.
7. Habe acht / damit zeitwehrender Cur / wo moͤglich (und es bey Soldaten ſeyn kan) eine gute Diät-gehalten werde / weil durch uͤberfluͤſſige Speiß und Tranck nicht allein der Magen verdorben / ſondern auch das Haupt und alle Glieder beſchwehret / die Heylung verhindert und allerhand Zu - faͤlle verurſacht werden koͤnnen: Herge - gen iſt der Hunger gleichfals ſchaͤdlich / deñhier -hierdurch koͤmpt der Patient von Kraͤff - ten / und die Natur kan ſich nicht mehr helffen. Erwehle derowegen daß Mittel und richte den Wein und Bier nach Hitze und Kaͤlte ein.
8. Wo einiges hefften bey der Wunden noͤthig / ſo thue es nicht eher / es erfordre es denn die hoͤchſte Nothdurfft / ſonderlich huͤte dich vor dem Nadelhefften und wo es ja geſchehen muß / ſo habe acht / damit die Wunden nicht zu ſehr zuſammengezogen werden weil hierdurch der Natur keine Lufft gelaſſen wird / das wiedernatuͤrliche der Materi herauß zuſtoſſen und von ſich zu treiben / die Medicamenta nicht recht operiren koͤnnen und auch leicht eine Sene oder Flachſe ꝛc mit durchſtochen und Ent - zuͤndung und Schmertzen verurſacht wer - den kan; Geſchweige was vor ungeſchick - te Narben nach dieſem hefften ins gemein zu folgen pflegen. Erwehle hingegen ein gutes Haͤfftpflaſter und ziehe mit ſchmal - geſchnitenen ſtuͤcklein nach beliebiger Groͤſ - ſe die Wunden zuſammen. Denn dieſes verhindert alle Schmertzen und Zufaͤlle und macht auch keine ſchaͤndliche MaaſenA iijwobeywobey aber daß Nadelhaͤfften noͤthig / und wie es zu verrichten / ſol nach folgends be - richtet werden.
9. Wann groſſe Verblutungen ver - handen / ſo ſtille es bey Zeiten mit dienlichẽ Dingen (deren oͤffters gedacht werden wird / ſo auch der Wunden nicht ſchaͤdlich / damit alſo der Schatz und Erhaltung menſchlichen Lebens nicht entzogen und die Natur geſchwaͤcht werde / wovon in folgenden Capiteln mehrere Nachricht noͤthig ſeyn wird.
10. Hoͤchſtnoͤthig iſt auch daß der Pa - tient in wehrender Zeit / ſo er ſich curiren laͤſt bey offnen Leibe erhalten werde / weil die Verſtopffung des Leibes und Urins al - ler hand ſchaͤdliche Zufaͤll erwecken / und die Heylung nicht wenig verhindern kan.
11. Weil vorher gehends der Zufaͤlle ge - dacht worden / wil ich derſelben etwas mit Nahmen gedencken und dieſelben beſchrei - ben / damit man ſie unterſcheiden koͤnne und ſich davor huͤten und fuͤrſehen kan: Als Fieber / Krampff / Wundſucht / Ent - zuͤndungen / unleidlicher Schmertz / Glied - Waſſer / ſchwinden Schlag / Jammer /Ver -Vergicht / Laͤhme / Mattigkeit / kalter und hitziger Schweiß ꝛc. wovon in folgenden vier Theilen mehr gedacht werden ſol.
12. Jm vorher gehendem Eingange iſt der Zergliederungs-Kunſt gedacht worden / als welches der Grund darauff die gantze Chirurgi gebauet werden muß und ohne derſelben Wiſſenſchafft nichts fruchtbares und beſtaͤndiges verrichtet werden kan. So ermahne ich einen jeden Feldſcher und jungen Wund Artzt / nochmahls / damit er in derſelben Erkaͤntnuͤß keine Muͤhe und Fleiß ſpahre / weil es ihme ſolches wohl be - lohnen und alle angewandte Zeit mit Wu - cher einbringen wird.
Dieſes ſind die vornehmbſten und noͤ - thigſten Erinnerungen / welche ich / ehe noch zu der Sache ſelbſt geſchritten wor - den / nothwendig erinnern muͤſſen. Wor - auß hoffentlich ein jeder junger Feldſcher fehen kan / was ihme zu Befoͤderung der Cur nuͤtzlich / und dagegen derſelben ſchaͤd - lich. Viel wehren noch anzufuͤhren noͤ - thig aber die Kuͤrtze des Werckes leidet es nicht / und wil ich den kunſtliebenden Leſer verſichern / daß wenn er nur dieſen folgenA jvwirdwird / man in allen Occaſionen ſie ſeynd auch wie ſie wollen Jhn vor einen rechten und wahrhafftigen Feldſcher paſſiren laſſen wird: Solte aber noch wider Wil - len etwas vergeſſen worden ſeyn und denſelben abgehen / ſo wird meine groſſe Chirurgi welche ſchon ſo weit fertig / daß ſie nur eines durchblaͤtterns noͤthig / dir mit eheſtem vollkommnere Vergnuͤgung ge - ben.
DesDAß Haupt und deſſen Verwun - dungen weil daſelbſt (wie viel ge - lehrte meinen) die Seele ins gemein ihren Auffenthalt hat / und deren edelſte Verrichtungen vollbringet / haben billich den erſten Vorzug; Alle dieſelben auſſer die gar geringen erfodern einer genauen Auff - ſicht / weil offt ein ſchlechter Zufall den Tod erwecken kan / wie auß der Vermah - nung Hippoc: in Proæm: libr: de vuln: Cap: mit mehrem zu erſehen. Wenn die Verle - tzung nur durch die Haut / und auff dem Hintertheil des Haupts geſchehen / iſt es ſo gar gefaͤhrlich nicht als auff dem Vorhaͤupte / deñ dieſes nicht allein mehrern Zufaͤllen unterworffẽ / ſondern es ſind auch die Gebeine deſſelben duͤnner und ſchwaͤcher als am Hinterhaupte und ins gemein mit wenigerm Fleiſche bedecket / dahero die Verletzung auch eher geſchehen kan / und weil daß Gehirne daſelbſt viel hoͤher und der Hirnſchale naͤher liegt / leicht die Augenlie -der3Feldſchers. Cap. I. der und Maͤußlin zu einer Entzuͤndung und Schmertzen gebracht werden koͤnnen. Jſt die Verwundung durch die Haut und Fleiſch biß an die Hirnſchale / ja die Hirn - ſchale ſelbſt verletzet / ſo haſtu dich deſto beſ - ſer vorzuſehen / und des vorgedachten eher zu beſorgen. Solte aber die Verwundung gar biß auff die darunter liegende Hirn - haͤutlein und daß Hirn ſelbſten gehen / ſo ſind alſobald Zufaͤlle verhanden / und die vorboten des Todes nicht weit.
Den Unterſcheid der Hauptwunden machet man billich von dem Orth / und mit den Waffen / womit die Verwundung ge - ſchehen; Als / es ſey gehauen / geſtochen / geſtoſſen / geſchlagen / und geworffen etc. et - nes wird zerſchnitten / durchloͤchert und durchboret / das ander aber wird zer - knitſcht zerſtoſſen und zerquetſcht / und die - ſes beglauben die Kenzeichen auß welchen zu muthmaſſen was vor Theile verletzet worden / wie auß folgendem zuerſehen. Solte die Hirnſchale verletzet ſeyn / ſo er - folgt insgemein erbrechen des Magens mit vieler Gallen vermiſcht / Verliehrung des hellen Geſichts / und der Patient kannicht4Des warhafftigennicht etwas hartes zwiſchen den Zaͤhnen zerbeiſſen. Dieſes ſind die Zeichen wenn man ſolches durch den Augenſchein nicht abnehmen kan / iſt aber die Hirnſchale bloß / ſo kan durch fleißiges Nachforſchen der Bruch ergruͤndet und geſehen werden. Bißweilen geſchicht es auch daß die Bruͤche nicht an demſelbigen Orth / wo die Verle - tzung iſt geſchehen / wie mir offt wiederfah - ren / daß es ſeit ab und gegen uͤber gewe - ſen / und dann kan es nicht wohl anders / als durch vorgedachte Zeichen und Zufaͤlle / welche doch etwas ſpaͤter kommen erkand werden / wovon folgends mehr gedacht werden ſol. Solte aber das darun - ter liegende harte und duͤnne Hirnhaͤutlein verletzet ſeyn / ſo entweder vom Inſtrument oder auch wohl gar von den hineinſtechen - den Schieffeꝛn geſchehen / ſo mercke nebſt den vorhergehenden folgende Kenzeichen / weñ der Patient mit einem ungewoͤhnlichen auß - dehnen und wiedereinziehen der Nerven / Schwindel / offtern Erſchuͤtterungen und Vergicht behafftet. Ja daß Blut ihm zur Naſen und Ohren heraußlaufft / ſo iſt ge - wiß eine Verletzung der Haͤutel geſchehen /und5Feldſchers. Cap. II. und dieſes iſt auch bey Verwundung des Hirnß ſelbſten in acht zu nehmen. Nun kommen wir zu den Wunden und zwar erſtlich zu den ſchlechten Hauptwunden.
NOr erſt / ſo ſaͤubre dieſelben von al - lem Gebluͤth / und nimb die Haare mit einem Scheermeſſer hinweg / damit nicht allein die Wunde recht betrach - tet / ſondern auch die Medicamenta und Pflaſter / deſto beſſer darauff liegen / und ihre Operation verrichten koͤnnen / huͤte dich vor unnoͤthigem ſuchen mit Inſtrumenten und vor dem Nadelhaͤfften / welches hier gantz gemieden werden muß und hoͤchſt - ſchaͤdlich. Erfodert die Verwundung einer Blutſtillung / ſo gebrauche dich nebenſt den Pulvern des Bubenfiſches / doch daß des letztern nicht mehr ſey als es noͤthig. Jn dem die jenigen ſehr irren ſo ein groſſes Stuͤck darauff legen / und hernach ohne groſſe Muͤhe nicht wieder weggebracht werden kan / ja vielmehr verhindert es nur die Me - dicamenta in ihrer Operation und Auffle -gung6Des warhafftigengung der Pflaſter / denn ein klein Stuͤck - lein mit rechter Vorſichtigkeit auffgelegt / kan eben daß verꝛichtẽ / was ein gꝛoſſes thun kan / zudeme ſo ſind auch ſo groſſe Verblut - tungen ins gemein hierbey nicht verhan - den. Wenn es nicht mehr noͤthig / ſo bemuͤ - he dich es ſauber weg zu bringen / und brauche an ſtatt der Wundbalſamen etliche Tage ein recht bereitetes Mel Roſarum denn Fettigkeiten und hitzige Oehle leiden die Hauptwunden gar nicht. Jſt die Wunde ſo daß das haͤfften noͤthig / ſo verrichte es mit einem Haͤfftpflaſter und continuire mit aufflegen des Hauptpflaſters Bauſchen und Baͤndern biß der Patient curiret.
WEil im vorhergehenden nur der Wunden gedacht worden / ſo die euſerliche Haut und das innerliche Haͤutlein verletzet / ſo wollen wir auch die folgenden / wobey die Hirnſchaale ſelbſten zerbrochen / beſehen. Erſt handle mit ſau -bern7Feldſchers. Cap. IIIbern und abſcheren wie vorgedacht / und wenn du vermercken ſolteſt / daß der Bruch nicht gantz durch gegangen / oder ſo ſubtil / daß man nicht recht ſehen kan / ob es tieff o - der nicht / ſo gebrauche dich derſelben In - ſtrumenta und Schabeiſen womit man dergleichen Bruͤche wegfeilet und außloͤ - ſchet / wie beym Sculteto Tab: 3. fig. 1. & 2. zu ſehen / feuchte ſie offters mit Roſenoͤhl an / damit ſie ſich nicht erhitzen / ſolte aber die Haut etwas zerdruͤcket und noch gantz ſeyn / ſo muſtu ohn allen Verzug die Haut ſo viel noͤthig oͤffnen / und wenn auß dem Hirnwuͤten / fantaſiren / Fieber und der - gleichen / abzunehmen / daß ein Bruch ver - handen / und etwas unter die Hirnſchalen auff die Haͤutlein kommen / ſo muß daß Trepaniren vor die Hand genommen wer - den / weil ſonſten der Krampf und kurtz vorhergedachte Zufaͤlle ja der Todt wohl gar darauff folgen wuͤrden. Jch habe nie - mahls uͤber 3. oder 4. Tage verzogen / wie es aber geſchehen muß und was nothwen - dig alle Gefahr zu vermeiden / in acht zu nehmen / beſiehe Thom: Fieni Wundartz - ney pag: 25. & Fabricij ab Aquapend:Chir -8Des warhafftigenChir. part 2. pag. 9 & ſeq: und daß in Scul - teti Armamentar: Tab: 2. fig. iij. iv, v, vi, vij. auffgezeichnete Trepanum: Jſt aber der Bruch ſo groß daß die Materia herauß kan / ſo iſt daß durchboren nicht noͤthig / ſolte a - ber die Hirnſchaale zugleich mit eingedruͤckt und eingebogen ſeyn / ſo muß daſſelbe Theil mit aller Sorgfalt wieder auffgerichtet und in die Hoͤhe gezogen werden / welches mit denen darzu verordneten Inſtrumen - ten geſchiehet / und auß offtgedachten D, Scultet: Armament: Tab: 2. & 3. zu ſehen / huͤte dich beym verbinden vor der euſerli - chen Lufft / und laß nichts von deinen Me - dicamenten und Faſeln hineinfallen: Da - mit aber auch bey ſolchen groſſen Bruͤchen / und wenn Schieffer verhanden / daß harte Hirnhaͤutlein nicht ſelbſten durch ihr ſteti - ges pulſiren ſich verletze / ſo nimb die Schief - fer aufs behaͤndeſt her auß / und wenn du etliche wenig Tropffen jung Tauben Blut / oder auch ſtatt deſſen rein Roſenoͤhl hinein - getreufft damit ſich der Schmertzen lin - dern / und die Feuchtigkeit zertheilen moͤ - ge / ſo ſchiebe ein wenig rothen Zindel dar - ein biß ſich daß ſtarcke ſchlagen lege / welchesinner9Feldſchers. Cap. III. innerhalb 2. oder 3. Tagen zugeſchehen pfleget / halte den Ort ſo lange offen / biß alle Feuchtigkeit heraus / und gebrauche neben dem trocknen verbinden und dem dick geſtrichnen Haupt-Pflaſter allezeit auch ſolche Mittel ſo einen Callum generi - ren und daß Loch wieder zuſchluͤſſen / uͤber daß Pflaſter lege ein gutes Defenſiv, und ein in Wein gekochtes Kraͤuterſaͤcklein warm uͤber / und diß des Tages 2. mahl? procedire uͤbrigens wie vorgedacht / und ſuche die gedachten Medicamenta im letz - ten Cap. der 1. Abtheilung.
BEy dieſer hochgefaͤhrlichen und toͤdtlichen Wunden wobey groſſe Auffſicht vonnoͤthen und ſchwer zu gehet / ſonderlich in Verletzung des duͤn - nen Hirnhaͤutleins, daß einer euriret wer - den kan / procedire anfangs wie im 2. Capitel gemeldet worden / nur muſtuBdie -10Des wahrhafftigendie jenigen Zufaͤlle wobey Schmertzen und Entzuͤndung die erſten ſeyn und bey den vorgemeldten zu beſorgen / allhier alſo betrachten und mit Artzneyen verſehen / als wenn ſie ſchon dar / weil ſie ſelten und faſt niemahls auſſenbleiben. Jſt der Bruch nicht groß genug / ſo erweitere ihn mit dem durchbohren / und ſiehe zu / damit das har - te Hirnhaͤutlein entweder ſich durch Huͤlf - fe der Natur zuſammenſuͤge / oder der Ort mit etwas Fleiſch erfuͤllet werde / weil Jch noch niemahls geſehen (wenn einer curiret worden) wie etliche unrecht meinen / daß einiges Haͤutlein wieder zuſammen gehei - let; und hierzu / nebſt den groſſen Schmer - tzen zu ſtillen / habe ich mit groſſem Nu - tzen ein paar Tropffen Taubenblut oder warm Roſen-Oel hinein fallen laſſen: Jſt aber der Schmertzen nicht groß / ſo bediene dich der zeitigenden doch nicht allzuhitzigen und fetten Dinge / (denn dieſe verurſachen Faͤulung und vermehren die Entzuͤn - dung) biß die Materi anfaͤngt zu gehen / dann halt inne und continuire 2. oder 3. Tage mit einem gelinden Roſenhonig / biß daß trocknende und fleiſchmachende Medi -camen -11Feldſchers. Cap. IV. camenta noͤthig: uͤbrigens mache es biß zur Heylung wie es vorgemeldet worden. So aber das Hirn ſelbſt verwundet waͤre / ſo folget etwas von dem Geſth oder Sub - ſtantz des Hirns herauß / und ſind Jam - mer / Krampff / Fieber / Ohnmacht und ſantaſiren als vornehmbſten Zufaͤlle alſo - fort verhandenden / und dieſe Wunden wenn ſie recht in die Subſtantz hineinge - hen ſind ins gemein toͤdtlich / es mag auch darwider geſaget weꝛden was es wil. Doch waͤre auch unrecht wenn man den Pa - tienten Huͤlffloß laſſen wolte / weil oͤffters naͤchſt Gott eine junge Natur und embſi - ger Fleiß eines recht meinenden und ver - ſtaͤndigen Wund-Artztes viel Wunder verrichten koͤnnen; Dahero was von den vorhergehenden Wunden geſaget worden / nimb hier auch in Acht / und halte vor al - len Dingen den Patienten in einem war - men Gemach / meide alle Fettigkeiten / und gebrauche jederzeit erwaͤrmende und dro - ckende Medicameta: Einige legen zwar eingenetzte Tuͤcher in Aqua Vitæ, Roſen - Oel oder Wein / auff das verletzte Gehirn aber ſie irren ſehr / denn alles naſſe oͤhlichteB ijund12Des warhafftigenund hitzige kan daß Hirn durchauß nicht vertragen / iſt ihme hoͤchſt ſchaͤdlich / und macht nur mehr Schmertzen und Faͤulung. Und dieſes ſey genung von den Haupt wun - den / ſo viel dieſes kurtze Tractätlein leiden wollen: Nun folgen unſerer gemachten Ordnung nach die Angeſichts Wunden und zwar erſtlich.
GLeich wie die Hauptwunden daß Haͤfften nicht wohl vertragen koͤn - nen / alſo und noch vielweniger leiden es die Angeſichts Wunden / weil man doch ohne dem etwas auff die Zierligkeit ſehen muß / welche daß haͤfften gantz verhindert und auch der Natur zu wieder ſeyn ſchei net. Waͤre es aber eine lange Wunden / ſo ziehe die Leffzen mit ſchmal geſchnittenen und anklebenden Pflaſtern zuſammen /[le]- ge ein gutes Stichpflaſter darauff / doch nicht viel breiter als die Wunden iſt / und ein defenſiv daruͤber. Mache die Binden nicht zu ſchwach / und wenn du ein ſechsfachPaͤuſch -13Feldſchers. Cap. V. Paͤuſchlein darauff geleget / ſo laß dieſelben etliche mahl umb daß Haupt herumbgehen / und dieſes verbinden und binden muß die er - ſten Tage geſchehen. Jſt einige Verblutung dabey / ſo ſtille es auff die weiſe / als in ſchlechten Hauptwunden des 2. Cap. ge - dacht worden.
Ein gleiches kan auch bey den Augbrañen Wunden verrichtet werden / nur daß man vor allen Dingen acht habe / damit keine Entzuͤndung / welche den Augen hoͤchſt - ſchaͤdlich darzu ſchlage / und die Wunden genau zuſammengefuͤgt werde / weil die Augenlieder ſonſt ſchlaff und nicht mehr ſo kraͤfftig ſeyn wuͤrden ſich ſelbſten auffzuhe - ben. ſo viel moͤglich eile mit der Cur / und brauche erſt reinigende / dann fleiſchma - chende und endlich trucknende Mittel / weil ich mich am beſten dabey befunden.
Die Augen koͤnnen auff unterſchiedliche Weiſe verwundet werden; als das euſerliche Theil / dann daß Auge ſelbſten und deſſen Haͤutlein mit verluſt der waͤßrigen glaͤſer - nen und Chriſtalliſchen Feuchtigkeit / und dañ weñ daß Auge gantz uñ gar auß ſeinem Orte verruͤckt uñ herauß geriſſen wird. Die erſte erhaͤlt daß Geſichte noch / die andern a -B iijber ber auben14Des wahrhafftigenben es. Die Cur beruhet auff folgenden 4. Regeln / welche genau in acht genommen werden muͤſſen.
Welches in kleinen Wunden leicht geſche - hen kan / huͤte dich in wehrender Cur vor fetten Dingen / den ſie verurſachen Schmer - tzen und Entzuͤndung. Laß die Medicamen - ta auch die Augen nicht beruͤhren / und wenn es nicht gantz herauß / ſo druͤcke erſt die Augen zu / ſo kan der im letzten Capitel gedachte Umbſchlag deſto beſſer auffgelegt werden. Die halbe Cur uͤber / laß den Patienten im finſtern ſeyn / und waͤre gleich daß eine Auge nur verle - tzet / ſo binde dennoch daß geſunde mit dem - ſelben zu weil durch deſſen offtere Bewe - gung / nahes Lager und ſonderliche Ver - wandſchafft mit dem andern es leicht zu - gleich mit Schaden leiden koͤnne / und brauche uͤbrigeus Schmertz ſtillende Mit - tel / ſo wird eine gewuͤnſchte Cur erfolgen.
AUß dreyen Dingen iſt die Naſen zu ſam̃en geſetzt oben auß Beinen / unten auß Croßpel und uͤbrigens bekleidet mit Fleiſch / dahero geſchiehet die Verwun - dung entweder in einem Theil allein / oder in alle drey zugleich. Jſt die Wunden nicht tieff und nur in der Haut / ſo gebrauche dich der Haͤfftpflaſter / weil dieſes die klein - ſten Narben gibt / iſt die Verwundung a - ber in den Beinen / ſo habe ich es allezeit wie einen Bruch tractiret / richte derowe - gen alles wieder ein / und ſchiebe ein beque - mes Roͤhrlein in die Naſenloͤcher / damit der Paß unverruͤckt offen bleibe / das eingerichtete nicht wieder abweiche / daß A. themholen nicht verhindert werde und ſon - ſten nichts unfoͤrmliches darauß erfolge. Siehe dich aber wol fuͤr / damit daß Roͤhr - lein nicht zu lang noch zu kurtz fey / den daß erſte verurſacht nieſen / und daß andre kan nicht nach belieben außgezogen und wieder eingeſtecket werden. Gebrauche in der CurB ivanſich16Des warhafftigenan ſich ziehende und trocknende Mittel / oder die erſten Tage Felix Wuͤrtzens Bruch-Pflaſter / welches mir ſehr wohl gethan (denn feuchte Dinge ſind hierzu gantz nicht dienlich / die Binden mache nicht allzubreit / und in der mitten ein Loch / daß die Naſenſpitze durchgehen und alſo obenwerts umb das Haupt gebun - den werden kan: Dieſe Art iſt hierzu am allerbequemſten.
Wen der Naſen Croßpel verwundet / ſo procedir wie gemeldet / ſolte er aber gantz hinweg ſeyn / ſo kan er nicht wieder zu - ſammen geheilet werden / und muß man einzig und allein ſeine Zuflucht zu Jm - pffung einer andern Naſen nehmen / wo - von ich in meiner Chirurgi wie es moͤg - lich vollkommener melden wil.
BEy den Verwundungen des Mun - des werden insgemein nur die Leff - zen verſtanden / iedoch muß man ei - nen Unterſcheid machẽ / ob dieſelben laͤngs / die quer oder von einem Schuß zerquet -ſchet17Feldſchers. Cap. VIIſchet worden: Die erſten beyde erfordern einiger Haͤffte mit einem wohlklebenden Haͤfftpflaſter / deſſen ich mich am beſten be - dienet / und mir nebſt fleißiger Auffſicht des Patienten daß er ſich nicht bewege und rede keinmahl fehl geſchlagen / in ſchuͤſſen aber muſtu erſt ſolche Mittel gebrauchen die das zerquetſchte und gleichſam getoͤdtete Fleiſch vom geſundẽ abloͤſen und reinigen auch ſo viel moͤglich dich der Zierligkeit befleißigen / verbinde allezeit trucken / lege ein gutes Stichpflaſter darauf und euſerlich ein De - fenſiv ſo wird der Patient bald geneſen / weil ohne dem dieſe Wunden leicht heylen.
Ein gleiches verrichte bey der Verwun - dung der Wangen / nur daß folgendes wol in acht genom̃en werde / weil gemeiniglich groſſe Verblutungẽ / wegẽ der vielen duꝛch - einander gehenden Blut-und Pulßadern / uñ der Ort mit guten Blutſtillungen und Haͤfften verſehen werden / daß der Patient die geringſte Bewegung meide / uñ ſich auch im Eſſen ſo viel moͤglich in Acht nehme. Bey den tieffen Backen Wunden / als fetten Leu - ten gebꝛauch alſofort reinigende und fleiſch - machende Mittel / weil die Leffzen nicht ger - ne zuſammen bleiben und leicht eineB vFiſtel18Des wahrhafftigenFiſtel verurſacht werden kan / dahero ver - hindert dieſes nichts beſſer / als daß man ſo viel leidlich die Cur beſchleiniget / und ſich uͤbrigens verhaͤlt als wie bey den Stirn-Wunden vermeldet worden.
Von dem Mund und Wangen kommen wir zu den Ohren und deſſen Laͤplein / als welches letztere am allerleichteſten verletzet werden kan / iſt es moͤglich und die Ver - letzung ſo / daß es noch ein wenig am Flei - ſche hanget / ſo gebrauche an ſtatt der Na - del ein wohlanklebendes Haͤfftpflaſter / wo - mit ich ieder zeit am beſten fort kommen / wo aber ein Theil vom andern gantz abge - ſchieden / ſo muſtu die Nadel zur Hand nehmen / doch alſo daß du im haͤfften nur die Haut beruͤhreſt / weil ſonſten wenn der Croßpel mit gefaſt wuͤrde allerhand Zu - faͤlle und Entzuͤndung folgen wuͤrde / ſo bald dieſer erſte Handgrieff vorbey / ſo ver - binde trucken / und gebrauche nichts neben des Crollii Stichpflaſter / als zuſammen - ziehende und fleiſchmachende Mittel / daruͤ - ber lege mein rothes defenſiv. Damit a - ber zeitwehrender Cur kein Eyter in das Ohr lauffen moͤge ſo ſtopfe daſſelbe allezeitmit19Feldſchers. Cap. VIII. mit Baumwollen zu / und reinige es taͤg - lich mit rothem Wein oder Mandeloͤhl.
OB ſchon die Zungen wegen ſtarcker Vormauren der Kinbacken und Zaͤhne nicht leicht / ſonderlich im hauen und ſtechen verwundet weꝛden kan / ſo geſchiehet es doch oͤffters im ſchuͤſſen / als welche derogleichen Bollwerck nicht zu re - ſpectiren pflegen / daß ſie hieꝛdurch verletzet wird; oͤffters ſtecken auch die nah an - graͤntzenden Theile ſie durch ihre Zufaͤlle mit an / und machen ſie derſelben theilhaff - tig.
Die Verwundung geſchiehet entweder mit Verluſt derſelben oder Zerreiſſung der halben Zungen und derſelben Theile / es iſt ſehr ſchwer / und wohl gar nicht wieder zu - ſammen zu bringen / es muͤſte denn in dem Moment geſchehen / da es verletzet wor - den / denn es mir niemahls ſonſten ange - gangen wie ſehr ich mich auch bemuͤhet /haͤn -20Des warhafftigenhaͤnget es aber noch ziemblich ſtarck anein - ander / und die Verwundung iſt obẽ waͤrts und nicht unten geſchehẽ / ſo bemuͤhe dich mit trucknenden und zuſammenziehenden auff - geſtreuten Pulvern es wieder aneinander zu bringen / den Fettigkeiten von Oehlen und Salben auch Pflaſtern haben hier kei - ne ſtatt / iſt es aber moͤglich daß die Zunge herauß gebracht werden kan / ſo bediene dich einiger Haͤfft mit der Nadel / doch daß es nur oberwerts an der Haut geſchehe / theils die Entzuͤndung zu vermeiden / und den auch weil es auſſerdehm nicht viel helf - fen wuͤrde. Dieſe Zeit aber gebrauch ein Mund Waſſer gemacht von Wegebreit - waſſer / womit der Schleim auß Quitten Kernen gezogen worden / und mit Maul - beeren Safft und etwas Alaun vermiſcht; den Patienten unterhalte die gefaͤhrlichſte Zeit uͤber / nur mit ſtaͤrckenden und kuͤhlenden Suppen / weil andre Spei - ſen nicht wohl gebraucht werden koͤn - nen.
Jn der Cur des Gaumens procedire e - ben ſo / nur daß der Ort taͤglich etliche mahlmit21Feldſchers. Cap. VIII. mit Roſen-Honig geſchmieret werden muß.
Nach dieſem folgen die Wunden des Schlundes welche gefaͤhrlicher als die vori - gen / und unter die toͤdtlichen Wunden / ſonderlich wenn die Droſſel verletzet mit zu rechnen / nicht allein wegen Enge des Or - tes ſo mit Maͤußlein / Blut und Pulß-A - dern beſetzet / ſondern auch wegen der groſ - ſen Gefahr des Erſtickens und Verblu - ten / dahero richte deine Medicamenta da - hin / damit alle Entzuͤndung vom erſten Anfange an / bald verhindert werden / als woraus die braͤune leicht entſtehen kan / ſol - te es ſich aber ſchon dabey befindene und der Patient ſchon ſchwerlich Athem holen / ſo ſchiebe ein darzu bequem gemachtes Roͤhr - lein / (ſo unten enge ohne Abſatz und oben weit ſeyn muß) in den Halß und kan ſol - ches nach Arth des im Wundartzneyiſchem Zeughauſe D. Sculteti Tab. x. fig. xi. verfertiget werden / welches nicht al - lein daß Athem holen befoͤdern / ſon - dern auch die Speiſe / welche in ge - linden Suppen und ſtaͤrckendenBruͤ -22Des wahrhafftigenBruͤchen beſtehen muß / in den Mund bringen wird. Hierbey habe ich die erneh - rende Cliſtirl: mit groſſem Nutzen gebrau - chet und uͤbrigens im Munde die kuͤhlenden Mundwaſſer mit Quittenſchleim / wie vor - hergehendes gemeldet worden fleiſſig ge - braucht Euſſerlich aber lege auff daß Loch mein Stichpflaſter doch nicht groͤſſer als daſſelbe iſt / und ein gutes Devenſiv ſo alle umbliegende Theile beſchuͤtzen kan daruͤber und verneure es taͤglich dreymahl.
LAß die Lufftroͤhre verwundet kan nicht wohl anders als durch die Kenzeichen ergruͤndet und verſtan - den werden: Als: Es verlieret ſich ſo fort der Athem und die Sprach / und erfolget ein ſtaͤtiger Huſten / daß Blut laufft auß dem Munde und Wunden / welches ge - ſchwind geſtillet / und verhuͤtet werden muß / daß es nicht in den Leiblauffe / weil ſonſten daß erſticken und der Tod daraufffolgen23Feldſchers. Cap. IX. folgen wuͤrde / beſchuͤtze die naͤchſt liegenden Theile vor Entzuͤndung als wodurch nur die Lufftroͤhre mehr zuſammengezogen und die Erſtickung befoͤdert werden wuͤr - de / daß Haͤfften kan hier gebraucht werden entweder mit Nadeln oder Pflaſtern / doch muß es alſo geſchehen daß der Eyter Lufft habe heraußzukommen / damit er nicht zuruͤck in die Lufftroͤhre lauffen moͤ - ge / uͤbrigens verhalte dich / wie beyden Halßwunden gemeldet werden ſol.
Waͤre aber die Speißroͤhre mit verletzet / ſo folgen nebſt vorigen Kennzeichen auch ein ſtaͤtiges Schlucken und Erbrechen der Speiß und Tranck durch die Wunden / halt die Wunden beym verbinden allezeit ſauber und ſiehe zu / wenn etwas von der Speiſe in den Wunden ſtecken blieben / daß es allezeit wieder heraußgebracht werde / und keine Inflammation verurſache / der Leib muß ſtaͤtig offen gehalten werden / und dienen die Clieſtir hier zu am beſten / weil dadurch daß abgefuͤhret wird / wel - ches die Natur von dem Schaden dahin gebracht / und entledigt ſein wil / doch muß wenn ſie alſo zugerichtet worden / damitſie24Des warhafftigenſie allezeit etwas ernaͤhrendes zuruͤck laſ - ſen: Wovon in dem letzten Capitel mehr gemeldet werden wird / halte dich ſonſten beym Verbinden / wie bey dem Schlund und Lufft-Roͤbre gemeldet worden / und gebrauche aͤuſerlich ein gutes Stich-Pfla - ſter / Defenſiv, Paͤuſche und dienliche Binden.
NAch dem numehro die Wunden des gantzen Hauptes und Angeſichtes / wie auch die innern am Halſe als: des Schlundes / der Lufft und Speiß-Roͤ - ren gedacht worden / ſo wollen wir auch die aͤuſern Wunden des Halſes beſehen und mit demſelben den Schluß dieſes er - ſten Theiles machen: Weil es gleichſam der Unterſcheid zwiſchen dem Haupte und der Bruſt. Wenn deſſelben fleiſchichter Theil nur verletztet / ſo iſt es ſo gefaͤhrlich nicht / es waͤre denn wie ſchon gedacht / daß die darunter liegende Speiß und Lufft - Roͤhre / mit denen angrentzenden Halß - Blut - und Pulß-Adern ſambt der Droſ - ſel mit beſchaͤdiget worden / dann ſind die -ſe Wun -25Feldſchers. Cap. X. ſe Wunden nicht allein gefaͤhrlich / ſondern wohl gar toͤdtlich ſtille vor allen Dingen das bluten / und reinige die Wunden mit einem eingelegten gelinden Mel Roſarum die erſten Tage / brauche nach dieſem fleiſch - machende Mittel / und ſchleuß alsdenn die Wunden mit trucknenden Pflaſtern zu / uͤber die Medicamenta lege allezeit ein gu - tes Defenſiv Pflaſter / welches ſo groß / daß es die nahliegenden Theile beſchuͤtzen und vor Entzuͤndung bewahren kan / ſo wird naͤchſt Goͤttlicher Benedeyung eine ge - wuͤnſchte Chur erfolgen.
Aber genung von den Hauptwunden / damit wir auch zu den folgenden Theilen woriñen die Bruſt-Wunden abgehandelt werden ſollen / ſchreiten koͤñen. Jch zweiff - le bey Endigung dieſes Theiles nicht / der Kunſtliebende Leſer wird in allem Unter - richt / uñ vollkomne Anleitung gefundẽ ha - ben / was hieriñen gedacht worden habe ich ſelbſten probiret / und hat man ſich darauff ſicher zuverlaſſen / hette es die Kuͤrtze dieſes Weꝛckleins leiden wollen / ſo wolte ich mich mehrerer und noͤthiger Weitlaͤufftigkeit gebraucht haben.
LJeber Leſer / ich habe hoͤchſt noͤthig zu ſeyn er achtet dieſes umb beſſern Ver - ſtandes willen in ein ſonderliches Ca - pitel einzuſchluͤſſen und abzuhandeln. Denn Anfang ſol machen nachfolgendes Hauptpflaſter: Als /
Auß dieſen Kraͤutern preſſe den Safft herauß und weñ ſie insgeſambt ein Pfund waͤgen / ſo koche ſie uͤber gelindem Feuer biß alle Feuchtigkeit verzehret / und thue ſol - ches zu nachfolgenden 5. Stuͤcken welche erſt ſonderlich zerlaſſen werden muͤſſen.
Laß es ein wenig erkalten und ruͤhre folgen - de Pulver darein.
Kanſtu zu der Bereitung kommen / ſo iſt daß beym Joh: Agricol: in ſeiner Chir: pag. 55. Tr: 2. beſchriebene Hauptpflaſter einer koͤſtlichen Wirckung und habe ich mich viel - faltig darauff verlaſſen koͤnnen es wird al - ſo gemacht.
Die offtgedachten Kraͤuter ſo bey den Hauptwunden gebraucht worden / ſind auff folgende Art zuſammengeſetzet undC ijtaͤg -28Des wahrhafftigentaͤglich 2. biß 3. mahl warm uͤbergelegt worden.
Groͤblicht zerſchnitten und zerſtoſſen / in - drey Saͤcklein gethan / wohl durchnaͤhet / in Wein gekocht und warm uͤbergeleget. Daß Haͤfftpflaſter iſt alſo bereitet worden.
Laß es uͤber gelinden Feuer zergehen / da - mit ſich der Gumm: und Pech mit denan -29Feldſchers. Cap. XI. andern 3. Stuͤcken recht vermiſchenkan / und wenn es ein wenig erkaltet / ſo ruͤhre von folgenden Pulvern ſo viel darein daß es die Haͤrte eines Pfl. uͤberkomme.
Daß Pulver zum Haͤfften bereite / nach folgender Formul.
Vermiſche es wohl untereinander und ma - che es zu einem zarten Pulver.
Daß gruͤne Defenſiv-Pflaſter mache von friſchen Kraͤutern und nachfolgender Be - ſchreibung.
Die letztern 3. Stuͤcke laß uͤber gelindem Feuer zergehen / und ruͤhre hernach unter ſtetem agitiren die obigen Pulver gemach hinein. So iſt es bereitet.
Daß rothe Defenſiv Pflaſter wird alſo gemacht.
Laß es mit einander zeꝛgehen / ſeige es durch ein Tuch und wenn es nochmahls zergan - gen ſo thue darein.
Mercke aber / es muß erſt ein wenig kalt ſeyn / und ſonderlich zuletzt daß Minium unter ſtetem agitiren darein geruͤhret / letz - lich den Camphor ſo zuvor in Spirit: Vin: ſolviret worden.
Dieſes Pflaſter wie ſchlecht es auch anzu - ſchen mache mit Fleiß es wird dir deine Muͤhe wohl belohnen / denn es zertheilet alle hitzige Geſchwulſt / ſtillet die Schmer - tzen / und wehret allen Inflammationen.
Daß Stich-Pflaſter ſo ich bey dieſen Wunden offters gebraucht / habe ich alle - zeit ſo gemacht.
Laß alles mit einander zergehen uͤber ge - lindem Feuer / exprimir es durch ein Tuch / und wenn es wieder zergangen ſo thue ſol - ches zu nachgeſaͤtzten Kraͤuter Saͤfften / welche zuvor alſo gekocht werden muͤſſen /C iiijdaß32Des wahrhafftigendaß keine Feuchtigkeiten mehr darinnen zu ſyuͤhren.
Wenn dieſes wohl mit einander vermiſcht / ſo thue nachdem es erſt ein wenig erkalt er folgende Gummata ſo zuvor in Eſſig ſolvi - ret / und durch ein Tuch geſiegen worden / darein.
Letzlich bey ſtaͤtigem umbruͤhren ſchuͤttele dieſe Pulver gemach hinein.
Der Umbſchlag in hitzigen Augen und Ge - ſchwulſten wird nach folgender Beſchrei - bung alſo gemacht.
Vermiſche ſolche Saͤffte mit folgenden Waſſern.
Und letzlich thue mehꝛ dieſe 3. Pulveꝛ daꝛein.
Hierin netze ſechsfache Tuͤchlein druͤcke ſie allezeit wohl auß / und legs des Tages etli - che mahl uͤber die Augen.
Reinigendes und kuͤhlendes Gurgelwaſſer in Halßwunden
Koche dieſes in 3. Maaß Brunnen Waſſer mit Drach: j. s. Alaun. und Drach: ij. Rad: Torm: biß ein Theil eingeſotten / den ſeige es durch ein Tuch / laß es erkalten und mi - ſche noch darein.
Ziehe derſelben Schleim wohl zerſtoſſen mit Unc: iij. Wegebreitwaſſer herauß und miſche noch darzu.
Die Pulver zum einſtreuen umb das Blu - ten zu ſtillen koͤnnen auff folgende 2. Arten bereitet werden.
Daß rothe.
Folgendes iſt etwas beſſer und habe ich mich auff deſſen Wuͤrckung offters verlaſ - ſen koͤnnen.
Daß Graue.
Die Clyſtier ſo abfuͤhren ſollen und zugleich auch etwas ernaͤhrendes zuruͤck laſſen / koͤnnen auff nachgeſetzte Art bereitet und appliciret werden.
Dieſe Stuͤcke koche in einer Huͤnerbruͤhe biß ein Theil davon eingeſotten / dañ thue dar ein
Ol. 36Des wahrhafftigenDieſes muß nicht uͤber ein Pfund ſeyn / und ſo warm als es zu erleiden taͤglich 2. mahl appliciret werden.
Und hiermit ſey daß Ende dieſer erſten Abtheilung / in welchem die Haupt / An - geſichts und Halß Wunden ſambt deren Medicamenten und Cur beſchrieben und abgehandelt worden. Nun kommen wir zu dem Leibe / welches unter dem Wort Bruſt und deſſen darunter liegenden Theilen dem geliebten Leſer vor - geſtellet werden ſol.
U Nter dem Wort Bruſt geehrter Le - ſer habe ich zugleich den gantzen Leib und deſſen edle Glieder bedeuten wol - len. Ehe und bevor ich aber zu den Wun - den inſonderheit ſchreite / werde ich nicht unrecht thun / wenn ich dir eine kurtze doch gruͤndliche Anatomiſche Unterweiſung der aͤuſerſten Decke / womit der gantze Menſch - liche Coͤrper umbhuͤllet und bekleidet vor - ſtelle / und dieſes ſoͤl bey jedem Capitel ge - ſchehen. Daß erſte / daß uns zu Geſichte kompt / iſt die aͤuſerſte und die darunter lie - gende Haut / dann das Schmaltz / daß fleiſchichte Fell / die Maͤuſe ſo wohl zwi - ſchen der Rippen als Unterbauchs / dann die Rippen ſelbſt / und derſelben in wendi - ges Haͤutlein Pleura, im Unterbauch aber daß umbgeſpante feſte Haͤutlein Perito - næum. Denn gleich wie daß Rippen - Fell den Oberleib gantz umbzogen / und fornen daß Bruſtbein / hinten den Ruck -grad /39Feldſchers. Cap. I. grad / und unten daß Zwerchfell oder die Scheidewand zugraͤntzen hat damit daß Hertz und die Lunge / ſambt der groſſen Holl - Blut-Pulß und Lufft-Ader deſto freyer ihre Bewegung verrichten koͤnnen. Alſo bekleidet gleichſam daß Peritonæum den Unterleib / und deſſen Theile: Als / Ma - gen / Lebeꝛ / Miltz / Nieren / Gedaͤrme / Haꝛn - blaſſe / derſelben Gaͤnge / und Saamenge - faͤſſe.
Dahero kan die Bruſt auff vielfaͤltige Art und Waffen bald durch hauen / ſtechen[/]ſchuͤſſen / quetſchen / ſchlagen etc. verletze[t]werden / davon etliche nur die aͤuſerſte[n]Theile: Als / Haut / Fett und Maͤußlei[n]beſchaͤdigen und naͤchſt fleiſſiger Auffſich[t]leicht curiret werden: Und dieſes nenne[t]man die aͤuſerlichen Bruſtwunden die an[-]dern aber / gehen gar in den holen Leib mi[t]und ohne Verletzung der Principal Glieder[/]die erſten koͤnnen wenn kein vornehme[ſ]Glied verletzet auch curiret worden / ſind a[-]ber gefaͤhrlich / und erfodern eine genaue Auffſicht. Abſonderlich muß man ſich wohl fuͤrſehen / damit nicht zuviel Blut in den Leib lauffe / und durch deſſen ſchaͤdlicheFaͤu -40Des wahrhafftigenFaͤulung Ungelegenheit verurſache. Am aller gefaͤhrlichſten ſind dieſe / welche gegen den Ruͤcken Grad angebracht werden / und die ſo durch und durch gehen / weil der Todt die meiſten mit fort zu nehmen pfleget / und dieſes wegen Menge der Nerven / Blut - und Pulß-Adern / davon die erſten eine genaue Verwandſchafft mit dem Hertzen / Hirn / und Genicke haben / die andern aber haͤuffig daſelbſt auff und ablauffen.
Wenn bey ſolcher Beſchaͤdigung die in - nerliche Glieder verletzet muß es aus den Kennzeichen / wie bey eines jedweden Theils Beſchreibung nachfolgend gemel - det werden wird geurtheilet werden / und dieſes ſol aus 2. Urſachen geſchehen / erſt - lich damit ein jeder Feldſcher / derſelben Unterſcheid / Zufall / Kenzeichen und Cur recht erkennen / und denn mit denen benoͤ - thigten Medicamenten deſto beſſer proce - diren koͤnne.
DJe Lunge iſt einer weichen und lu - ckern Subſtantz, damit ſie vermit - telſt der Lufft-Roͤhre welche ſich in viel Theile daſelbſt zertheilet / und mit der Lungen vereiniget die aͤuſerliche Lufft an ſich ziehen / und ſolche dem Hertzen (weil ſonſten deſſen Spiritus gleichſam vor rau - hender Waͤrme erſticken muͤſſen (zu einer Kuͤhlung zuſchicken koͤnte / hat ſonſten mit vorgedachter Verrichtung noch dieſe Wuͤr - ckung / daß ſie durch daß Athem holen die eingezogene Lufft von ihrer Unſauberkeit vermittelſt derſelben ſchwaͤmmichten We - ſens vorher ein wenig laͤutere und reinige.
Wenn ſie nicht in dem mittleren Theile verletzet / ſo kan ſie noch wohl / wie mir off - ters wiederfahren curiret werden.
Derowegen wenn dir ein ſolcher Pati - ent vorkompt / und du biſt durch folgende Kennzeichen verſichert daß die Lung ver - wundet / als: Staͤtiger Huſten und daher entſtehender ſchwerer Athem / welcher haͤuffig zu den Wunden außdringet / daß Gebluͤte ſo auß dem Halſe kompt iſt voller Schaum / uñ dieſes aus dẽ Wundẽ ſchleimig deꝛ Schmeꝛz iſt an dem Orte ihres Lageꝛs uñDder Pa -42Des warhafftigenPatient wird bald hitzig / bald bleich / ſo ſtille wo moͤglich vor allen Dingen das blu - ten. Euſerlich mit einer guten Blutſtil - lung / innerlich aber mit ein wenig rothem Sandel und Bol Armen: mit Wegebreit Waſſer und Scrup. j. gereinigtem Sal - peter vermiſcht / welches taͤglich 4. 5. und mehrmahl geſchehen und wiederholet wer - den muß.
Die Cur richte alſo fort ein / daß die verletzten Theile vor Entzuͤndung und Schmertzen bewahret werden / und weil gemeiniglich viel Blut in den Leib hinein - laufft / ſo treib ſolches durch zertheilend - und abfuͤhrende Wundtraͤncke her auß / wie auß der Formul: ſo im letzten Capitel dieſes 2. Theils beſchrieben zu vernehmen ſeyn wird / halte den Leib ſtaͤtigs offen / verwahre allezeit denſelben mit moͤglich - ſter Nothwendigkeit / und wo einige Ader - laß noͤthig / ſo thue ſolches nicht allein / ſon - dern wiederhole es auch zum 2. und dritten mahl / weil es Lufft macht und der Ent - zuͤndung wehret. Jſt die Wunden groß / ſo ziehe ſie mit einem anklebenden Pflaſter zuſam̃en / und halte ſie eine Zeit offen / da -mit43Feldſchers. Cap. II. mit die Matert ihren noͤthigen Gang habe zum Außlauffen / die Meiſſel mache nicht zu dicke und zu lang / auch alſo damit ſie nicht in den holen Leib fallen koͤnnen. Heile letz - lich die Wunden mit einem guten und dick - geſtrichnem Stichpflaſter und lege allezeit ein Defenſiv mit einem dicken Paͤuſchlein daruͤber.
Das Zweꝛchfell als die Scheidewand des Obern - und Unternleibes / ver - hindert daß die Daw - und Nah - rungs Glieder nicht hinauff treten uñ daß Hertz und die Lunge in ihrer edlen Verrich - tung verhindern koͤnnen / iſt einer mem - branoſiſchen und Muſculoſiſchen Art / da - mit es durch deſſen offtere Bewegung daß Hertze deſto beſſer abkuͤhlen moͤge / ſonſten ſind noch 2. Haͤutlein im Oberleibe / als Pleura und Mediaſtinum, vom erſten und deſſen Nutzen iſt vorhero gemeldet woꝛden / das andre aber iſt dem Zwerchfell ziemlich gleich und wie daſſelbe den Untern-und O - bern Leib von einander ſondert / alſo theilet dieſes die Bruſt gleichſam in 2. Theil.
D ijWie -44Des warhafftigenWiewohl die Wunden des Zwerchfells ins gemein vor toͤdtlich gehalten werden ſo halte ich doch davor / daß man einen Un - terſcheid machen muß ob die Verletzung in dem duͤnnen Spanaͤdrigen und mitleren Theile geſchehen oder in deſſelben Umbkrei - ſe und fleiſchichtem Theile: Von den erſten ſage ich gleichfals daß ſie ins gemein toͤdt - lich / wegen der Erſtickung ſo darauff fol - get / die andern ſind zwar auch gefaͤhrlich / koͤnnen aber noch mit groſſem Fleiß curiret werden. Die Kennzeichen dieſer Ver - wundung ſind folgende / aus der Wun - den fleuſt ein ſchaͤumicht Blut / die Schmeꝛ - tzen ziehen ſich von dem Ort der Verwun - dung biß uͤber die Schulter und Schulter - blat / das Athemholen iſt ſchwer und muß mit vielen Keichen und Huſten geſchoͤpfft werden / der Patient geraͤth unterweilen in wunderliches Lachen und Aber witz / und dieſes wegen genauer Verwandtnuͤß deſ - ſelben mit dem Haupte.
Deine Cur richte voꝛnehmlich dahin da - mit keine Entzuͤndung darzu kom̃e / welche dir ſonſten die allergroͤſte Verhinderungen verurſachen wuͤrde / und procedire uͤbri - gens mit dem Verbinden / wie ich dir imvor -45Feldſchers. Cap. IV. vorhergehendem Cap: bey den Lungen - Wunden gemeldet habe.
DEr Magen iſt einer laͤnglich runden Geſtalt hat oben zu deſſen Eingan - ge und unten zum Außgange der verdauten Speiſe einen langrunden Halß / welcher letztere ſich mit dem zwoͤlff Finger Darm vereiniget / der erſte wird der Ma - genmund / und der ander von etlichen der Pfoͤrtner genand. Er iſt dz rechte Proviant Haus uñ Kuͤche des menſchlichen Coͤrpeꝛs / ohn deſſen Wohlſtand / richtiger Dauung / und Verfertigung des Milchſufftes kein Glied beſtehen kan / ſein Lager iſt im Mittel des Oberbauchs unter dem Zwerchfell / ru - hende auf den Lenden / Gewerbbeinen und dem Ruͤcklein / iſt zuſammengeſetzet von 3. Haͤutlem / davon daß erſte das ſtaͤrck eſte iſt / uñ nicht geringe Verwandſchafft mit dem umbgeſpañeten Fell hat / von den andern 2. aber befiehe des ſinnreichen Bartholin: A - natomi. lib. 1. c. 9. p. 77. woſelbſten er merck - wuͤrdig davon redet.
D iijWie46Des wahrhafftigenWie in den vorigen Wundẽ des Zweꝛch - fells ein Unterſcheid zu machen / ob ſie noch curiret werden koͤnnen oder nicht / alſo muß es auch in den Wunden des Magens geſchehen / denn welche oben bey deſſen Eingange tieff und in die Hoͤle gegangen / alſo auch die durch und durch in dem mit - lern Theile deſſelben geſchehen / ſind toͤdt - lich / die jenigen aber ſo nur eine Seite und den aͤuſerſten Theil verlaͤtzet / wie auch die ſo unterweꝛts geſchehen / ſind ſo gar gefaͤhr - lich nicht / und habe ich derſelben unter - ſchiedliche naͤchſt Gott wieder zu rechte ge - bracht.
Die Kenn zeichen dieſer Verwundung ſind / wenn bald darauff ein Erbrechen von Blut Gall und Speiſe erfolget / inglei - chen was an Speiß und Tranck genoſſen worden / gehet unverdauet oder wie ein Brey zu der Wunden herauß / der Pa - tient hat keine Luſt zum eſſen / empfindet groſſe Schmertzen / und der allbereit er - zeugte Milchſafft gehet mit der Speiſe zu - gleich herauß; Uñ dieſes ſind unbetruͤgli - che und gewiſſe Muthmaſſungen eines ver - wundeten Magens / wornach du deine Cur alſo anfaͤnglich einꝛichten uñ anſtellẽ muſt.
Gieb47Feldſchers. Cap. IV.Gieb dem Patienten taͤglich 3. mahl von dem heilenden und remigenden Tranck / welcher im letztern Capitel unter Beſchrei - bung der Medicamenten zu befinden alle - zeit Unc. ij. iſt es moͤglich / ſo unterhalte denſelben die Zeit uͤber mit gelinden und ſtaͤrckenden Speiſen / weil nach ſolchen der Magen ſich etwas einziehet / und zur Hey - lung geſchickt gemacht wird / haͤlt das Er - brechen zu lange an / ſo gebrauche aͤuſerlich ein Magenpflaſter und innerlich die zu - gleich mit ernaͤhrenden Clyſtiere / welche ich bey keiner Verwundung nuͤtzlicher als bey dieſer gebraucht / aͤuſerlich ſchmiere umb den Magen und deſſen Theile herum daß ſtaͤrckend und lindernde Oel / welches die aͤuſerliche Zufaͤll wird helffen zuruͤck - halten / iſt die innerliche Wunden groß / und du kanſt vermittelſt eines fuͤglichen an dich ziehends darzu kommen / ſo bemuͤhe dich durch ein kuͤnſtliches haͤfften derſelben wieder zu helffen / wie ich mit Gregor Kre - ſpen einem Musquetier von des damaligẽ Herꝛn Obriſtlieutenant Cannen Compa - gnie gluͤcklich vor genommen / die Wunden verſiehe aͤuſerlich des Tages 2. mahl mit warmen Teryentin ſo mit RoſenhonigD iiijver -48Des warhafftigenvermiſcht worden / und halte dieſelbe eine weile offen / mit nicht gar zu langen und zu kurtzen Meiſſeln damit die erſten nicht Schmertzen verurſachen und die andern die Medicamenta recht hinein bringen koͤnnen / beſtreich dieſelben mit vorgedach - tem reinigenden Saͤlblein / worzu du noch ein wenig vom Eyerdotter miſchen kanſt / wenn alles gereiniget / und keine Gefahr zu befuͤrchten / ſo beſchleuß die Wunden mit einem guten Stichpflaſter.
DJe Leber hat ihr Lager unter den O - bern-Rippen gegen der rechen Seiten / woſelbſt auch daß Gallen-Blaͤßlein ſeinen Sitz hat / dahere man offters ſiehet daß derſelben groͤſter Theil den Magen theils bedecket nnd eꝛwaͤrmet iſt einer fleiſchichten doch luckern Subſtantz, ſich vergleichende mit einem ſtuͤck gerunnen Bluts: Wie der Magen eine Kuͤche und Wohn-Haus derSpei -49Feldſchers. Cap. V. Speiſe / alſo iſt die Leber eine Werckſtadt und Kuͤche des Gebluͤtes / ohne welcher rich - tigen Außarbeitung uñ Hinſendung nach dem Hertzen der menſchliche Leib nicht bey Geſundheit erhalten werden kan.
Die Wunden der Leber ſo in derſelben Subſtantz gehen ſind toͤdtlich / weil durch ſolche Verletzung die Blutkochung zerſtoͤ - ret wird / das Blut heraus laufft und die Leber erkalten muß / wie aus dem aͤuſerli - chen Anſehen des Patienten abzunehmen / welcher gantz blaß wird und eine haͤßliche Farbe uͤberkom̃et / iſt aber die Verletzung nur aͤuſerlich / und gleichſam auf dem Ran - de / ſo iſt noch Hoffnung uͤbrig dem Ver - wundeten zu helffen wie man deñ niemals an der Genaͤſung verzweifflen ſoll / dero - wegen mercke / wie du deinem nothleidendẽ Naͤchſten zu Huͤlffe kom̃en kanſt und nimb folgende Kennzeichen erſt in acht. Die aͤu - ſerliche Wunde iſt ins gemein umb die Ge - gend des Zwerchfells nach der rechten Sei - ten zu / daß Blut laufft haͤuffig her auß / der ſtechende Schmertzen kombt geſchwind die gantze Seitẽ biß zum Schulterblat hinauf / der Verwundte giebt viel Galle von ſich / und wil gerne auff dem Bauche liegen /D vhar -50Des wahrhafftigenharnet ſo fort Blut / auch der Stullgang iſt nach etlichen Tagen mehrentheils blu - tig / und dieſes ſind die Zeichen welche eine verwundete Leber gewiß machen koͤn - nen.
Die Cur muß alſo geſchehen: Anfaͤnglich gebrauch vor allen diugen ſolche Mittel wel che daß Gebluͤte ſo in den holen Leib gelauffẽ zertheilen und abfuͤhren / weil daſſelbe ſich ſonſten unten an der Schaam zuſammen ſetzen und durch deſſen ſchaͤdliche Faͤulung allerhand Ungelegenheit ja wohl gar Ge - ſchwiere verurſachen wuͤrde / worzu der un-letzten Cap: beſchriebene Wund - tranck ein dienliches Mittel / unterhalte den Patienten mit gelinden und ſtaͤrcken - den Speiſen / und habe acht / damit der Leib allezeit offen bleibe / ſo wird zur in - nerlichen Heylung die ohne diß Huͤlff begi - rige Natur ihr beſtes mit zugleich beybrin - gen.
Und dieſes alles nimb auch in Verwun - dung des Gall-Blaͤßleins in acht / bey deſ - ſen Verletzung die Gelbeſucht mitzuzu - ſchlagen pfleget: Aeuſerlich tractire die Wunden wie bey allen Bruſtwunden ge -meldet51Feldſchers. Cap. VI. meldet worden und wenn ſie ſehr groß ſo kan anfaͤnglich ein wenig Haͤfften nicht ſchaden / letzlich Beſchließ die Wunden mit trucknenden Mitteln.
DEr Miltz iſt einer laͤnglich-rundten Geſtalt faſt wie eine Ochſenzunge / ſtoͤſt auff einer Seiten gemeiniglich an den Magen und mit der andern beruͤh - ret er die falſche Rippen / ſo daß ſein Lager in der lincken Seiten / gegen der Leber und Ruͤcken zu ſich befindet / deſſen Verrich - tung iſt nach D. Bartholini Meinung lib. j. Cap. 16. pag. 169 / das er die verwerfflichen ſchlam̃ichten Feuchtigkeiten auß der Leber an ſich ziehe / die melancholiſche Unart da - von abſondre / damit es ſich von dem gu - ten erhalte / und denn daß abgeſonderte in den Magen und Gedaͤrme außſtoſſen koͤn - ne. Die Nieren derer Weſen ein hart der - bes Fleiſch / mit einem ſubtielen Haͤutlein uͤberzogen / haben beyderſeits ihr Lager unter der Leber und Lendenwirbel / ihreVer -52Des warhafftigenrichtung iſt die verſamblenden uͤberfluͤſſi - gen Feuchtigkeiten des waͤßrichten theils vom Michlſaffte und Gebluͤte / welche ſie von den Venis emulgentibus empfangen / in Harn zu verwandeln und in die Blaſen zur Außguͤſſung zu ſchicken
Die aͤuſerlichen Wunden des Miltzes er - zeugen ſich in dem weichen der lincken Sei - ten / und iſt derſelbe nur etwas ſettwerts verwundet / ſo iſt noch moͤglich dem Pati - enten zu helffen / die jenigen aber / welche in deſſen Subſtantz und Gefaͤſſe gehen ſind mehrentheils toͤdtlich / weil ohne Verle - tzung der Blut Gefaͤſſe der Miltz nicht leicht beſchaͤdiget werden kan / und nach dieſem ſo fort daß nahrhaffte Gebluͤte vertrieben / die Lebens Waͤrme außgeloͤſcht und die Geiſter verjaget werden.
Die Zeichen eines verwundeten Miltzes ſind theils wie ſchon bey der Leber gemeldet worden und wenn der Patient Schmer - tzen biß zur Kehlen empfindet / auß der Wunden laufft dick ſchwartz Blut mit et - was von Milchſafft vermiſcht und endlich findet ſich auch wohl ein Fieber mit groſſem Durſt ein.
Die53Feldſchers. Cap. VI.Die Verwundung der Nieren erkennet man aͤuſerlich bey der 5. oder 6. Spondilen der Lenden / der Schmertzen erſtrecket ſich biß umb die Schaam und Geburths Glie - der / der Patient harnet Blut wil offters und kan doch nicht recht harnen / auß dem Wundenloch laufft offt Waſſer mit Harn und Blut vermiſcht / und dieſes ſind Zeichen der gefaͤhrlichſten Nierenwunden / die andern wo nur daß fleiſchlichte Theil ein wenig verletzet / ſind nicht ſo haͤuffig und nur der Urin etwas roͤthlicht mit Blut vermiſcht.
Derowegen wenn dn deinem Naͤchſten noch zu helffen gedenckeſt / ſo tractire den - ſelben mit inner-und aͤuſerlichen Artzneyen wie bey der verwundeten Leber außfuͤhr - lich gemeldet worden: Nur mercke bey den Nierenwunden / daß allezeit wenn ſich der Harn verſtopffet man ſolche Artzneyen ge - brauche die oͤffnen und denſelben abtreiben / oder aber daß Inſtrument welches man in groſſen Steinſchmertzen durch daß maͤnnli - che Glied hineinſteckt undden Harn abloͤſt / gebrauche. Ein koͤſtlich Mittelbeſchrei -54Des wahrhafftigenbeſchreibet den Harn abzutreiben Jch. A - gricol. in S. Chirurg. p. 26. j. welches ich vielmal mit groſſem Nutzen gebraucht.
DEr Gedaͤrme ſind ins gemein an der Zahl 6. davon der halbe Theil die duͤnnen und der andre die dicken ge - nennet werden / alle ſind wie ich offters an - gemercket von 2. Haͤutlein zuſammen ge - ſetzet der 1. Von den duͤnnen wird der Pfoͤrtner oder zwoͤlff Finger Darm duo - dentum genant. 2. Der Leere oder Kuttel Darm Jejunum der 3. Von dieſer duͤnnen und erſten Art iſt der ſo genande Ileon oder krumme Darm wegen ſeiner kruͤmme und laͤnge der 4. oder 1. von den dicken iſt der blinde Darm (Cœcum) der fuͤnffte der grim Darm Colon der ſechſte und letzte aber iſt der Maſt-und Affterdarm (Rectum.) Dieſer nimbt vermittelſt ſeiner Weite allen Unrath von den andern Daͤrmen an / und ſchittet ſie durch den Hindern als unnoͤhti - ge Dinge auß.
Wenn55Feldſchers. Cap. VII.Wenn die Daͤrme verwundet ſo geſchte - het es nicht allein durch vielfaͤltige Inſtru - menta, ſondern auch auff unterſchiedliche Art / als nach der laͤnge / uͤber quer und wohl gaꝛentzwey / davon die erſten zwar ge - faͤhrlich die andern aber gar toͤdtlich ſind / weil der Unflat in die Hoͤle des Schmer - bauchs ſteiget / und ſchaͤdliche Faͤulung ver - urſachet. Am aller gefaͤhrlichſten ſind die Verletzung der duͤnnen Daͤrmer / wegen ihrer ſubtilen Membranoſiſchen Subſtantz und groſſer Empfindligkeit und weil auch den dicken noch eher als dieſen einige Huͤlffe geſchehen kan. Was aber vor Daͤrmer ver - wundet / kan auß folgenden Kenzeichen ab - genommen werden.
So die duͤnnen Daͤrmer Wund / befin - den ſich die zeichen ſo bey den Magenwun - den gemeldet worden hierbey auch / denn die Speiſe gehet gemeiniglich gekocht mit Galle und den weiſſen Milchſafft vermiſcht zu der Wunden herauß die Verletzung iſt oberhalb des Nabels und der Schmertzen iſt unter der kurtzen Rippen. Wo aber die dicken Daͤrmerwund / ſo gehet entweder ein groſſer Geſtanck oder gar Miſt und Un -flath56Des warhafftigenflath auß der Wunden / wie ſonderlich bey der Verwundung des Maß-Darmes zu geſchehen pfleget die Wunden ſind unter dem Nabel und die Schmertzen biß zur Ge - gend des maͤnnlichen Gliedes. Die Cur der Darm-Wunden erfodern vier noͤthige Dinge.
1. Daß man die verletzten Theile wiede - rumb zuſammen bringe / und wenn ſie nicht gantz entzwey wieder haͤffte.
2. Wenn etwas von dem Eingeweide herauß hinge / daſſelbe geſchwind ehe es noch angegangen wieder hineinbringe und mit dem zuſammen heilendem Pulver be - ſtreue.
3. Die aͤuſerlichen Wunden wo es noͤ - thig auch Haͤfften etwas offen rein und ſau - ber halten.
Und 4. Wenn keine Gefahr verhanden und die Wunden gereiniget den Schaden zuheilen.
Daß Haͤfften muß wenn der Darm her - auß entweder auff die Art wie die Kuͤrſch - ner die Peltze zu naͤhen pflegen / geſchehen / oder mit einer ſubtilen Seiten gemacht von Hamelßdaͤrmern / ſo uͤber Nacht inWein57Feldſchers. Cap. VII. Wein eingeweicht verrichtet werden. Jch habe mich aber allezeit der erſten Art bedie - net / weil alle andren ſo theils Albucaſis, Galenus, und Joh. Vigo lehret mir nie - mahls angehen wollen / iſt aber der Darm nicht herauß ſo bemuͤhe dich daß du ihn zum Haͤfften an dich ziehen kanſt und ſaͤubre den Ort vorher wo du haͤfften wilt von al - ler Unſauberkeit / und wolte dich die Enge der Wunden daran verhindern / ſo ſcheue dich nicht dieſelbe durch einen vorſichtigen ſchnit zu erweitern / denn wenn du deinem Naͤchſten helffen wilt / ſo muß daß haͤfften nicht unterlaſſen werde / ſolte ſchon etwas Geſchwulſt an dem herauß hangendem Darm zu mercken ſeyn / ſo baͤhe ihn mit erweichenden Kraͤutern und bringe es denn in ſeinen gehoͤrigen Ort.
Die aͤuſerliche Cur richte auff reini - gen Fleiſch machen / und trocknen / doch daß anfaͤnglich die Wunden mit warmen rothem Wein etliche mahl außgewa - ſchen werden / und wenn ſieEwie -58Des wahrhafftigenwieder rein abgetrucknet / ſtreue etwas von dem zuſammen heilenden Pulver darauf / zum reinigen brauch die erſten Tage daß Roſenhonig / dann ein dick geſtrichnes Stichpflaſter nach groͤſſe der Wunden uͤber gelegt und ein gutes Defenſiv und Paͤuſch - lein darauff / damit daß erſte die Zufaͤlle verhindere / und daß andre verhuͤte / da - mit keine aͤuſerliche Lufft hineindringen moͤge / innerlich vergieß die Wundtraͤncke nicht / und ſonderlich halte allezeit den Leib offen / wie man den bald anfaͤnglich einige Clieſtierl. gebrauchen koͤnte / damit der noch in den Daͤrmen ſtoͤckende harte Unrath duͤnne gemacht und abgefuͤhret wuͤrde / und keine Verhinderung in der Cur verur - ſachen koͤnte.
DJe Blaſe iſt ein rechter Sammel - platz und Behalter des Harns / zwi - ſchen den Hindern und der Schamgele -59Feldſchers. Cap. VIII. gelegen / iſt in derſelben weitem Theile von 2. Haͤutlein zuſammen geſetzet / welches ſich doch bey deren Halſe in ein fleiſchicht-mu - ſculoſiſche Haut veraͤndert / damit ſie den Harn deſto fuͤglicher an ſich halten / und nicht wieder Willen außlaſſen koͤnne / wie es aber zugehe daß die Harngaͤnge in die Blaſen kommen beſtehe Vesling. Anat. p. 40. & ſeq. Cap. 5.
Bey den Wunden der Harn-Blaſen muß man gleichfals einen Unterſcheid ma - chen ob die Verloͤtzung in ihre Subſtantz ge - gangen oder nur den Halß und daß flei - ſchichte Theil beruͤhret / die erſten ſind we - gen membranoſiſchen Weſens und groſſer Empfindligkeit / worauff alſo fort / Ent - zuͤndung / Krampff / Fieber / etc. ſich ein - finden / toͤdtlich / geſchweige / der Ungele - genheit / welche von dem außrinnen des Harns in dem Unterleibe verurſacht wird. Die andern aber koͤnnen durch guten Fleiß des Wundaͤrtztes curiret werden / derer ich viel Exempel anhero ſetzen koͤnte / wenn es die kuͤrtze des Werckes leiden wolte.
Bey dieſen Wundẽ halte den Patienten zu einer guten Diät / und daß er wenigE ijtrin -60Des wahrhafftigenwincke / weil alle Dinge / ſo die waͤßrigen Feuchtigkeiten vermehren / und den Harn treiben ſchaͤdlich / gebrauch taͤglich gute Wund-Traͤnck / und euſerlich wenn das bluten geſtillet ſo waſche die Wunden mit warmen rothem Wein / und halte ſie eine Zeit mit einem ſubtilen Meiſſel offen / wel - cher zuvor mit Roſen Honig und Jndia - niſchem Balſam beſtrichen werden muß / und kehre dich daran nicht ob es gleich an - dre verbieten wollen / ſolte der Urin ſtehen bleiben und nicht fort koͤnnen / ſo hilff ihm mit einem darzu gemachten Inſtrument zum Außgange / lege ein Oppodeltoch uͤ - ber die Wunden und ein gutes Defenſiv, gemacht von Synnau und Bonenmehl darauff / damit keine Schmertzen und Entzuͤndung darzu ſchlagen koͤnne.
Die Wunden des Gemaͤchtes ſind ſehr gefaͤhrlich und die welche mit Verluſt der Roͤhren und Geilen gar toͤdtlich / dahero wo du merckeſt / daß die Verletzung des Patienten ſo / daß man ihm noch helffen kan / wie denn bey dieſer Verwundungder61Feldſchers. Cap. VIII. der aͤuſerliche Augenſchein die gruͤndlich - ſte Nachricht geben kan / ſo verwehre vor allen Dingen mit einem guten Cata - plasma die Entzuͤndung und Schmer - tzen / welche dir ſonſten die groͤſte Verhin - derung in der Cur machen wuͤrden / brau - che zum reinigen keine fette Dinge / wel - che die Vielheit der Nerven und Gefaͤffe allhier gantz nicht leiden wollen / hangen die Geilen herauß / und ſind doch nicht wund / ſo thue ſie bald hinein und haͤffte den Sack wieder zuſammen / procedi - re uͤbrigens wie bey der Heylung anderer Wunden gedacht worden / und erwar - te dießfals in meiner groſſen Wundarzney außfuͤhrlichen Bericht.
DAs Hertze iſt ein rechtes Wohn - Haus der lebendigen Geiſter / und ein Brunnquel der lebhafften Waͤrme nach deſſen Beſchaffenheit ſich alle Glieder des menſchlichen Leibes rich - ten muͤſſen / hat ſeinen Auffenthalt faſt im Mitteltheile der Bruſt / doch mehr nach der lincken als nach der rechten Seiten ſich wende / iſt geſtaltet wie ein Pineen Nuß / eines harten muſculoſiſchen Fleiſches / umbgeben mit einem membranoſiſchen Haͤutlein (Pericardium) theils zur Be - ſchirmung und denn auch damit durch deſ - ſen groſſe Bewegung es nicht von ſeinem Orte abweichen konne / hat zwey groſſe Hoͤhlen oder Ventriculos einen zur Rech - ten den andern zur Lincken was aber der - ſelben Verrichtung / und wie die Adern aus der Leber das Blut in daß Hertze lief - fern und von dar wieder zu jedem Gliede abfuͤhren und zuruͤcke bringen iſt uñoͤthig in dieſer Kuͤrtze zubeſchreiben / und kan ſolche Circulatio Sangvinis und dero vor - herlauffende Chylification außfuͤhrlicher in des Barbette Chirurgia Cap. XIIII. ge - leſen werden.
Alle63Feldſchers. Cap. IX.Alle Wunden des Hertzens ſie geſchehen gleich wohin ſie wollen ſind duꝛchaus toͤdt - lich / nur das dieſelben welche in deſſen Kammer oder Hoͤle gegangen bald und in wenig Augenblicken wegen hefftiger Ver - gieſſung des Blutes und Verſchwindung der Lebensgeiſter den Todt verurſachen: Dieſe aber welche nicht groß und ohne Verletzung deꝛ Kam̃eꝛn nur in die fleiſchich - te Subſtantz gegangen / nicht ſo bald und geſchwinde als die vorigen / doch aber gleichfals den Todt mit ſich bringen. Es will zwar Paræus in ſeiner Chirurg. lib. IX. Cap. XXX. ein merckwuͤrdiges Exempel anfuͤhren / daß nicht allein einer nach Verwundung des Hertzens noch eine gute weile gelebet / ſondern auch ſeinen Feind uͤber 200. Schritte verfolget und unterſchiedlich verwundet / ehe er ge - ſuncken: Jſt es wahr ſo halte ich davor daß es nur eine geringe Verletzung im fleiſchichten Theile geweſen / und bleibet wohl gewiß; daß der jenige ſo biß in deſſen Subſtantz und Hoͤhlen verwundet wor - den / bald ſterben muͤſſen / die Adern aber zwar nicht ſo geſchwind / doch aber auch den Todt unfehlbar verurſachen.
WEil dieſes eine der groͤſten Ver - letzungen mit iſt / und offters im Felde vorzugehen pfleget / habe ich es in einem ſonderlichen Capittel abhandeln wollen; von den Wunden des Halſes und Genickes / welche eine genaue Verwand - ſchafft mit der Verletzung des Ruͤckgrads haben iſt ſchon im erſten Theil gemeldet worden / nun kommen wir zu denen ſo biß in den Ruͤckgrad hinein gegangen / und machen dieſen noͤthigen Unterſcheid / ob es nur die aͤuſerſten Theile deſſelben verletzet oder aber tieffer hindurch gedrungen / und die inner Ligamenten zerriſſen / die erſten koͤnnen nach angewandtem Fleiß leicht curiret werden / die andern aber weil der groͤſte Theil der Empfindligkeit und Be - wegung des menſchlichen Coͤrpers auffhoͤ - ret / daß das Athemholen faſt verſchwinden wil / und allerhand Convulſiones ſichein -65Feldſchers. Cap. X. einfinden / koͤnnen leicht den Todt verur - ſachen.
Steheſtu aber / daß dem Patienten noch zu helffen / wie man den keinen in dieſer und andern Verwunden huͤlffloß laſſen muß / ſo gebrauch folgende Mittel uñ nimb erſt dieſe 3. Regeln in acht.
einige Schmertzen abgefuͤhret werden kan / und dieſes kan ein wohlbereitetes Re - genwuͤrmeroͤhl mit ekwas Jndianiſchem Balſam und Johannis Oel vermiſcht am beſten verrichten / die Convulſion abzu - wenden / habe ich den Patienten taͤglich mit nachfolgendem Oel 3. mahl den gan - tzen Ruͤckgrad biß ans Haͤupt geſchmie - ret.
Und aͤuſerlich ein gutes Nerven-Pflaſter uͤbergeleget / ja endlich ſo verfahren / daß keine fernere Zufaͤlle darzu ſchlagen koͤn - nen.
Das Netze iſt ein zweyfaches Perga - menthaͤutlein verſehen mit Fett und vielen ſubtiel duꝛch einander lauffenden Blut und Pulß-Adern / iſt feſt gemacht am Grunde des Magens / und uͤber die Gedaͤrme auß - gebreitet / damit es ſie erwaͤrme ſtaͤrcke und erhalte / hat ſeinen Urſprung von dem um - geſpanten Fell / und dienet dem Magen gleichſam zu einem Ruhekuͤſſen / die Dau - ung deſto beſſer zu verrichten und zu befoͤ - dern. So daſſelbe verwundet und herauß - gewichen erfodert die Cur 5. nothwendi - ge Dinge / worauff ein jeder Feldſcher ge - naue Achtung geben muß. 1. Daß man das her aushangende Netze ehe es noch von der Faͤulung angegrieffen wieder an ſeiner. Ort bringe. 2. Mit nothwendi - gen Artzeneyen wie bey den Gedaͤrm -Wun -67Feldſchers. Cap. X. Wunden gemeldet worden verſtehe 3. Die Wunden gebuͤhrend und ſorgfaͤltig haͤffte. 4. So viel moͤglich verhindern / daß keine innerliche Glieder des Schadens theilhaff - tig gemacht werden. Und letzlich 5. wenn der Patient mit einer gebuͤhrenden Diæt und noͤthigen Aderlas verſehen die Wun - den reinige / zeitige und zuheile.
Zu mercken aber iſt / daß wenn daß Netze ſchon lange heraus gehangen und von der kalten Lufft ſchwartz-gruͤn ge - worden / ſo muſtu es am geſunden Orte bindeu und das vertorbene hinweg ſchnei - den / laß aber den Faden ſo lang / damit ein groß Ende aus der Wunden heraus - hangen kan / und das verwundete Netze nicht allein von dir hingezogen werden koͤnne wohin du wilt / ſondern auch wenn es wieder verheilet und abgeloͤ - ſet / der Faden heraußgezogen werden kan.
Und dieſes iſt lieber Leſer was ich dir von den Bruſt-Wunden in dieſem andeꝛn Theile mittheilen wollen / ich habe mich der Kuͤrtze befleiſſigen muͤſſen / weil esdas68Des wahrhafftigendas Wercklein an ſich ſelbſt erfodert / ſolte dir etwas abgehen / ſo wil ich dich dißfals wie ſchon offters geſchehen in meinen Chi - rurgiſchen Lorbeerkrantz vorweiſſen / wo - rinnen ich dir alles außfuͤhrlicher beſchrei - ben wil / unterdeſſen habe noch das folgen - de 11. Cap. beyfuͤgen wollen damit ein jeder Feldſcher den groſſen Unterſcheid ſehen koͤnne der gehauenen / geſtochnen / geſchoß - nen und vergifften Wunden: Auch was vornemblich bey deren Cur in acht zu neh - men.
WJewohl ins gemein daß Wort Wunde alle Verletzte Gliedmaa - ſen des menſchlichẽ Coͤrpers bedeu - tet / und durch ſolche Redens Art von dem groͤſten Theile alſo bemercket wird / ſo muß man doch in dreyerley Dingen einenhoͤchſt -69Feldſchers. Cap. XI. bochnoͤthigen Unteꝛſcheid machen / 1. Welche Theile des menſchlichen Leibes verletzet / und dadurch gemeinet werden / 2. Ob die Verwundung groß oder klein / tieff / breit oder lang und 3. mit was vor einem Inſtru - ment und auff was vor Art das von ein - ander geſchiedene verletzet worden / ob es durch hauen / ſtechen / ſchieſſen / vergifftete Waffen und Biſſe der Thiere / oder auff ei - ne andere Weiſe von ſich ſelbſt verurſacht geſchehen oder nicht. (Gewiß iſt / es laufft die Deutung des Worts Wunde hinauß auff eine gewaltſame Zertrennung und Beſchaͤdigung des jenigen Theils / ſo natuͤr - licher Weiſe aneinander gehoͤret / was vor Theile verletzet und auff was vor weiſe es geſchehen / iſt theils ſchon berichtet und daß noch uͤbrige folget im 3. Theil hernach / vor dißmahl ſol in dieſem 11. Capitel nur der Unterſcheid wie ſchon gedacht worden ge - meldet werden: und machen wir den An - fang mit den
Gehaunen Wunden / welche mit rechtSolu -70Des wahrhafftigentio continui oder eine gewaltſame Zerthei - lũg uñ von einander Scheidũg eines gantzẽ Theils / welches vor aneinander geweſſen / genennet werden kan / es geſchehe gleich mit Schwerdtern / Degen / groſſen Meſſern / Senſen / Aexten und Beylen etc. mit und ohne Verletzung der Nerven / des Haar. wachſes / Blut / Pulß und Lufft Adern o - der mit einem andern Inſtrument damit man hauen kan / ſo richte auff folgende 6. Dinge deine Cur.
Die geſtochne Wunden ſind eine gewalt - ſame Zerſtoßũg alleꝛ Theile welche ſie beruͤh - ren / geſchehen entweder mit Stoßdegen / Dolchen / Meſſern / Spieſen / etc. oder mitſol -71Feldſchers. Cap. XI. ſolchen ſpitzigen Inſtrumenten womit man einen durch den Stoß verletzen kan / die ge - hauenen Wunden ſind ins gemein ſo tieff und holl nicht als dieſe / daher verurſacht es denen Wundaͤrtzten mehr muͤhe dieſelben zu reinigen und daß abgeſonderte wieder zuſammen zubringen. Die Cur (es ſey die Verwundung auch wie ſie wolle) beſte - het.
Die geſchoſſenen Wunden ſind eine Zer - quetſchung / zerſchmetterung und zerreiſ - ſung der jenigen Glieder / welche ſie beruͤh - ren / und umb ein ziemliches gefaͤhrlicher als vorhergehende / wegen ihrer vielen Zu - faͤlle denen ſie unterwoꝛffen; wird verrichtet mit allerhand Sorten der Roͤhre / Muß - queten / Piſtolen / Terterolen. etc. und auch wol mit Stuͤcken. Die Cur muß wo ei - ne Genaͤſung erfolgen ſol durch folgende 9. Wege verrichtet werden.