EJn thoͤrichter Mann / der ſein Haus auf den Sand gebauet hat / da fiel ein Platz-Regen herab / und kamen Waſſer-Flutte / und blie - ſen die Winde / und ſtieffen auf daſſelbe Haus / und es fiel nieder / und ſein Fall war ſehr groß. Matth. 7. v. 27.
Alle die es ſehen / anfangen ihn zu beſpotten / und ſagen: dieſer Menſch hat angefangen zu bauen / und hat es nicht ausfuͤhren koͤnnen. Luc. 14. v. 30.
Aber ihre Zeugnuſſen kommen nicht uͤberein. Marci 14. v. 56.
Ein jeglich Reich / daß wider ſich ſelbſt getrennet iſt / wird verwuͤſtet werden / und ein jegliche Stadt / oder Haus / ſo wider ſich ſelbſt getrennet iſt / wird nicht beſtehen. Matth. 12. v. 25.
Ein jegliche Pflantze / die mein himmliſcher Vat - ter nicht gepflantzet hat / wird ausgereutet werden: laſſet ſie fahren / ſie ſeynd blind / und Fuͤhrer der Blinden / wann aber ein Blinder den Andern fuͤhret / ſo fallen ſie Beyde in die Gruben. Matth. 15. v. 13.
Derowegen kommet / laſſet uns hinabfahren / und daſelbſt ihre Sprachen verwirren / daß keiner ſeines Naͤchſten Rede verſtehe. Gen. 11. v. 3.
Pruͤffet die Geiſter / ob ſie aus GOtt ſeyn; dann es ſeynd viel falſche Propheten in der Welt ausgan - gen. 1. Joan. 4 v. 1.
Wehe denen unwitzigen Propheten / die ihren eignen Geiſt folgen. Ezechiel 13. v. 3.
Der Lugen-Geiſt war im Mund aller Propheten Achab. 3. Reg. 22. v. 23.
Der Ertz-Ketzer / Ketzereyen / und Falſch - Lehren in Glauben / die in dieſen Wercklein enthalten ſeynd / der Alphabet - Ordnung nach.
Abhandlungen Von denen Ertz-Ketzern / Ketzer - Thumen / und irrigen Glaubens-Lehren / die in unſern / von Chriſti Geburth Sieben / und Zehenden Jahr-Hundert / daß iſt im Jahr 1600. biß auff 1700. entſprun - gen / und erwecket / oder von neuen wiederumb ſeynd hervor ge - zogen worden.
BEvor wir denen Regiſtern / und Erzehlun - gen der Ertz-Ketzer / Ketzer-Thumen / und Jrꝛ-Lehren im Glauben / dieſes ſieben-ze - henden Jahrs-Hundert / was naͤhender beyrucken / haben wir gantz noͤthig erachtet / was weniges darvon / ehender und voran hinaus zuge - ben / und was gruͤndlicher zu unterſuchen. Und er -A 2ſtens4ſtens zwar / was ein Ketzerthum / oder Ketzerey ſeye? wie ſolche von der Glaubens-Spaltung zu unter - ſcheiden / und was groſſes Ubel darhinder enthalten liege. Andertens woher / und aus was Urſachen ſelbe aufgekommen? Drittens / was vor Grund-Ur - ſachen der ſo viel jeder Ketzerey Zertheilungen ſeynd? Viertens / aus was Urſachen GOTT die Ketzereyen / und ſo groſſe deroſelbem Untertheilung verſtatte / und zulaſſe? Fuͤnftens iſt gleichfals zuerweiſen / und darzuthuen / daß alle und jede / die ſich von der Ca - tholiſchen Kirch trennen / kein Mittel noch Weiſe haben / in Einigkeit der Religion / oder GOttes - Dienſt / und Glaubens-Saͤtzen / ſich untereinander zuvereinigen / und einhellig mit einzuſtimmen. Sechſtens / mueß nicht minder bewehret werden / daß in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch allein / ſolches Mittel / und Weiſe zu finden / Krafft dero alle Glau - bige / die deroſelben einverleibet / was jemahlen die Glaubens-Saͤtz anbelanget / eben eines / in allen gantz und gar fuͤhlen / und halten. So dann / ſeye
ErſterDJe Ketzerey entſprieſſet urſpringlich vom Griechiſchen Wort #, welches eben ſo viel / als eligo, ich erwaͤhle / oder er - kieſe heiſſet: alldieweilen nemblich jeder / der ſich von der Catholiſch / Algemeiner Kirch trennet / jene Glaubens-Saͤtz auserkieſet / die ihme mehr belieb - lich und gefaͤllig / oder auch wohl gantz neue / die er nach ſeinem Kopff / und Gueterachten erdichtet / und zuſammen ſchmiedet. Der wahre Chriſtliche Glaub aber / wird nicht in eigener Willkuͤr / und frey - williger Auserkieſung / ſondern in Goͤttlicher Offen - bahrung allein gegruͤndet / zumahlen er / nach Pauli Lehr / Hebr. 11. v. 1. Ein ſicher (und zwar un - betriegliches / deme auf keine Weiß was falſches an - kleben kan) Beweißthum jener Sachen iſt / die nicht moͤgen geſehen werden. Der Sach Weſenheit aber nach / iſt die Ketzerey eine falſche Lehr / welche dem reinen / oder Catholiſchen / und allgemeinen Glauben / gantz und gar zuwider / und entgegen iſt. Eine der -A 3gleichen6gleichen alſo falſch-liſtig / und betriegliche Lehr iſt / jedweder er falſch - und betrieglicher Vortrage / oder Spruch / er werde hernach gleich Lehr-Weiß / und offentlich vorgetragen / oder nur allein im Sinn / und Geheim hinterhalten. Noch kuͤrtzer aber. Jſt jede Ketzerey ein freywilliger Jrꝛthum / oder Fehler des Verſtands nicht ohne Helsſterrigkeit wider etwelche des rein / Catholiſch / und allgemeinen Glaubens War - und Klarheit Dannenhero womit ein Jrꝛthum des Verſtands moͤge in Wahrheit eine Ketzerey benamb - ſet werden / wird erſtens erfordert / das ſolcher dar - von ſein Urtheil ſchoͤpffe / wie immer ſolches / entwe - der in Abneinung / oder Bekraͤfftigung einer Glau - bens-Sach gefehlet. Andertens / daß das gefehlte Urtheil falſch / und irꝛig ſeye. Drittens / daß ſelbes bedacht-und freywillig / daß iſt mit Beyfall / und Einſtimmung des Willens beſchehe / oder von deme gebotten werde / und diß / nach ſatſamer Vermerckung des Verſtands auf ſolches. Viertens / daß daſſelbe welcher Glaubens Wahrheit zugegen ſey. Fuͤnfftens / auff ſolchen Schluß / und Urtheil hartneckig halten / und verfechten. Woraus dann hell am Tage / daß nicht jeglicher irꝛige Verſtand-Schluß eine Ketzerey zubenambſen ſey / gleich wie nicht jeder wahrhaffte Schluß ein Glaub benambſet wird / ſondern nur der jenige allein / der in Glaubens-Saͤtzen geſchloſſen wird / ja auch nicht jeder jenige / eine alſobald formal Ketzerey zuachten iſt / ſondern nur jener Verſtands - Schluß allein / der in Glaubens-Sachen / nach er - kannter / von der Kirch erklaͤhrter Wahrheit / gegen ſolche halsſterrig verthaͤtiget / und feſt gehalten wird. Dann / wie der H. Auguſtinus Epiſt. 162. ſchreibet: Qui ſententiam ſuam, quam vis falſam, ac perver - ſam, non audaciâ ſuæ præſumptionis peperêrunt,ſed7ſed ſeductis Parentibus (vel Majoribus) accepe - runt, quærunt autem cautâ ſolicitudine verita - tem, corrigi parati, cùm eam invenerint, ne - quaquam ſunt inter Hæreticos computandi. Zu teutſch: Die ihre Meinung / wiewohl ſie verkehrt / und falſch / nicht aus Kuͤhnheit ihrer Vermeſſenheit geſchoͤpfft / ſondern von verfuͤhrten / und in Jrꝛthum gerathenen Eltern (oder Groß-Vaͤttern) uͤbernom - men / und gleichſam ererbet haben / nachforſchen doch mit behutſamer Sorgſamkeit der Wahrheit / willig / und bereit / ſelbe zuverbeſſern / allwo ſie dieſe verkundſchafftet / und lauterer vernommen haben / ſollen / und muͤſſen / mit nichten unter die Ketzer ge - rechnet werden. Jnmaſſen jede dergleichen Mate - riales allein (wie man ſie in Schulen nennt) Ketzer zunambſen / daß iſt / welche von wahrer Ketzerey die Unwiſſenheit entſchuldiget / dafern doch eben dieſe Unwiſſenheit keine / allzugrobe / und angenom - mene ſich zeige / dergleichen jenen anhanget / die zur Erkanntnuß der Wahrheit des rein-und Catholiſchen Glaubens unſchwer gelangen moͤgen / deroſelben aber viel nachzuforſchen / oder ſie zuvernehmen / wie auch darin unterwieſen zu werden / ſich ſonders Fleiſſes darvon abſchrauffen / und entziehen / oder wohl auch gebuͤhrende Mittel dahin vorzukehren ver - nachlaͤßigen / und all anerbotne ausſchlagen / und verwerffen. Dahin jedoch iſt nicht noͤthig / daß je - der beſonderer Fehler im Glauben / von neuen / vor Ketzereyen / von der Kirch erklaͤhret / und ausgeruffen werden / zumahlen bey der Kirch nicht gebraͤuchlich / daß / was ſie einsmals beſtimmet / und erklehret / wiederumb / und von neuen gleichſam her - vorziehe / und dem Geiſtlichen Gericht-Stuel unter - werffe. Dero Urſach wegen / wann Jemand widerA 4dieſes8dieſes / was die Kirch ſchon zuvor einsmals beſchloſ - ſen / und geordnet / etwas haltet / oder lehret / und mit Hartnaͤckigkeit ſchuͤtzet / und ſchirmet / iſt er billich / und gaͤntzlich / vor ein Ketzer zu achten / und zuhalten.
2. Die Ketzerey alſo / wird von der Spaltung in dieſen unterſchieden / daß die Ketzerey / ein Fehler / oder Jrꝛthum des Verſtands mit anklebiger Hart - neckigkeit ſeye / krafft deſſen ſich eine freywillige Ent - ziehung / und Abſoͤnderung von der Kirch / in Einig - keit des Glaubens heget / und hervor thuet / die Spal - tung aber eine freywillige Entziehung / und Abſoͤn - derung / von dem Gehorſamb der Allgemeinen Kirch allein / ſambt deroſelben hoͤchſten Kirchen-Haubt ſeye / woraus die Spaltung ihrer Weſenheit nach / keine deßwegen forderiſt / Ketzerey mag genannt werden / es werde dann ſelber / ein Fehler / oder Jrꝛthum des Verſtands in Glaubens-Saͤtzen beygefuͤget / und alſo jeder ſolcher ein Formal-Ketzer / und zugleich Schis - maticus, oder Abtrinnige / je dannoch nicht jeder Abtrinnige / ein Ketzer waͤre. Daß demnach recht / und fuͤglich der H. Hieronymus geſchrieben: Supra Epiſt. ad Galatas. Inter Hæreſim, & Schisma, hoc eſſe diſcrimen arbitror, quod Hæreſis perverſum dogma habeat, Schisma verò ab Eccleſia (ejúsque ſupremo capite) pariter ſeparet. Geteutſcht: Meinen Wahn / und Meinung nach / iſt zwiſchen der Ketzerey / und Spaltung dieſer Unterſchied / daß die Ketzerey eine widrige / und umbkehrte Lehr fuͤhre / die Spaltung aber ſich von der Kirch (und dero hoͤchſten Haubt) ebenfals abſoͤndere / und threnne. Worbey noch zwey anzumercken / daß erſte iſt / das / womit jederman vor einen Ketzer ausgeruffen werde / erklecke / wann er auch nur eineintzigen Glaubens-Satz ab - neinet / oder widerſprechet / ob er ſchon allen anderenbey -9beyfiele / und glaubte / wie ſolches der Heil. Jacobus bewehret: c. 2. v. 10. Quicúnque autem (ſeyn deſſen eigene Wort) totam legem ſervaverit, offendat au - tem in und, factus eſt omnium reus, welches ſo viel geſagt: So aber jemand das gantze Geſaͤtz hal - ten wuͤrde / und in einen Gebott anſtoſſen / der iſt in allen Stucken ſchuldig worden. Ja ein ſolcher / gibt eben derentwegen keinen Glaubens-Satz / eintzigen Glauben ut oportet wie ſichs geziemet / nemlich ein Goͤttlich - und uͤbernatuͤrlichen / ſondern nur allein pur menſchlich / und natuͤrlichen Glauben. Und diß zwar / alldieweilen all Goͤttlicher-Glaub ſich auf die Goͤttliche Wahrhafftigkeit / als dero eintzigen For - mal-Vorwurf / oder Beweg-Urſach / propter quam, welcher wegen / ſteuret / und ſteiffet. Eben derentwe - gen / daß jemand einen Glaubens-Satz / oder der dar - von / von GOtt geoffenbahrten Wahrheit nicht glau - ben gebt / verachtet er auch / und ziehet in Zweiffel das Anſehen / und unbetrieglichkeit GOttes gegen andern Glaubens-Saͤtzen / und auch uͤbrigen von ihme geoffenbahrten Wahrheiten / die er entdecket / und bezeuget hat. Das andere iſt / daß vergebens / und unnuͤtz jener jetziger Zeit-Lauffen erneuerer er - dichte Vorwand / und Ausflucht ſeye / da ſie die Glaubens-Saͤtz / in weſentliche / und beyfellige ver - theilen. Sintemahl alle Goͤttliche Glaubens-Saͤtz weſentlich / und gleichfoͤrmig / ſich auf ihr e - ben einen Vorwurff / und Beweg-Urſach ſtuͤ - tzen / und ſteiffen / welches kein anderes / weder das Anſehen GOttes / in Bezeugung der Wahrheit des geoffenbahrten Geheimnus iſt. So dann / ha - ben weſentlich / und in der Sach ſelbſt / alle eine Un - betrieglichkeit / welches / wo es nicht hand-gehabet wird / wird es eben ſo viel ſeyn / als ſagte man / GOttA 5moͤge10moͤge in minder wichtigen Sachen betrogen / und hintergangen werden / oder daß er in ſolchen / betrie - gen / uns hintergehen / und liegen koͤnne / wiewohlen er in wichtigen Sachen die Menſchen nicht betriegen / und in Jrꝛthum einfuͤhren wolle. Welches von ihme Vorgeben / die hoͤchſte Gottes-Laͤſterung waͤre.
Ferner erhellet die Schwere der Boßheit jeder Ketzerey erſtens aus deme / daß ſie eine aus denen ſchwereſten Tod-Suͤnden / und zwar aus der Arth derjenigen ſeye / in welchen keine klein - oder Wenig - keit der Sach ſich zeiget / noch gebilliget werde / nicht minder / als ſolches die gemeine Lehr von der Tod - Suͤnd der Gottlaͤſterung behaubtet. Zweytens / daß die Ketzerey eine Suͤnd des Unglaubens / und unter dero manigfaltigkeit / uͤber alle andere ſchwerer ſey. Drittens / daß ſelbe ihrer Art nach / erſt / und vor - nemblich den Menſchen von Erwerbung des ewigen Heyls ausſchlieſſet. Dann / indem der wahre Glaub der erſte Grund des ewigen Heyls / und zu ſolchen in erwaxenen neceſſitate medij (wie die Schrifft - Gelehrte reden) daß iſt / als ein Haubt - und Noth - Mittel nothwendig iſt. Die Ketzerey aber dieſen Grund gerad umbſtoſſet / und zerſtoͤhret / folget in Gegentheil ſonder allen Zweiffel daraus / daß ſelbe die erſte Anſtalt und Straß zur ewigen Verdamnuß ſeye. So ſeynd auch / die der Urſach wegen / ſo bil - lich / als nur gewiß vorgeben / das / was jemahlen in uͤbermaͤßiger groͤſſe der Suͤnd / und Laſter das uͤbleſte iſt / weniger ſey / wann man ſolches der Abſchenlich - keit / und Schande der Ketzeriſchen Boßheit zugegen haltet. Viertens iſt die ſchwere eben dieſer Boßheit aus denen Beyleg-Worten abzunehmen / welche der Ketzerey die H. Schrifft / und Heil. Vaͤtter zueignen. Alſo Matth. 6. v. 2. unter dem Namen Phariſaͤer / undan -11anderer Sectierer wird ſie Hypocriſis ein Heuchle - rey / oder Gleißnerey genannt / Matth. 7. v. 15. Ein falſche Weiſſagung / und erdichte Sanfftmuth. Matth. 19. v. 8. Ein Hartnaͤckigkeit des Hertzens / Matth. 23. v. 13. Ein verfluchte Gottloſigkeit. Der H. Paulus aber 1. ad Tim. 1. v. 4 nannt die Ketzerey eine eitle Redſambkeit / und eben alldort am 5ten vers: Eine Geſtirnloſe / unverſchambte Unwiſſenheit / und fol - gends allda Inſaniam, inanem gloriationem, pro - phanos clamores, quæſtiones inconditas, mentem reprobam, conditionem peſſimam, perverſitatem, conſcientiam cauteriatam, daß iſt: eine Unſinnigkeit / einen laͤhr - und eitlen Ruhm / ungelehrtes Geſchrey / ungereumbte Fragen / ein verworffenes Gemuͤt / den uͤbleſten Zuſtand / eine Boßheit / und verkerten Sinn / ein Brand-mahliges Gewiſſen. Und der H. Petrus in ſeinem anderten Sendſchreiben / und darinn fol - genden / nannt alle Ketzerey eine Wirckung des Jrꝛ - thumbs / die ein erſchroͤckliches End / und Ausgang gewinnet / ein unlauteren Lebens-Wandel / eine Blind - heit des Verſtands / eine Verthunlichkeit / Betrug / und Abſcheulichkeit / ein verderbten Geitz / und Trag - heit / ein Gottloſe Schmaͤh - und Laͤſterung / eine Ei - telkeit / und hoͤchſt-ſchaͤdlichen Ehrgeitz / und Hoch - tragenheit / ein falſche Ruhmſucht / und Felſcherin der H. Schrifft. So reden auch nicht anderſt die Heil. Vaͤtter von derſelben / der H. Jgnatius Martyrer / benambſet ſelbe Erroris venenum, ein Gifft des Jrꝛthums / der H. Polycarpus in Epiſtol. ad Philipp. Vanitatem, & falſam Doctrinam, eine Eitelkeit / und falſche Lehr. Der H. Martialis im Sendſchrei - ben an die Burdigalenſes, Doctrinam alienam à DEO, amicam autem Diabolo: GOtt eine fremb - de / dem Teuffel aber freundliche Lehr. Der H. Ire -næus12næus L. 1. adverſus Hæreſes Figmentum teſtimo - nio carens ein Zeugnuß-Loſes Gedicht. Lactantius Firmianus L. 1. Inſtitut. divinarum c. 15. Menda - ciorum nebulas, Nebliches Lugen-Gewuͤlck. Der H. Baſilius beygenannt der Groſſe. L. 5. ad Eunom. In - fidelitatem, einen Unglauben. Der H. Hierony - mus Epiſt. ad Ruſti. Impoſturam, ein Betriegerey.
Fuͤnfftens / wird die Schwere der Ketzerey aus dieſem erkannt / daß ſie aller Ublen ein kurtzer Auszug ſey. Dann / alldieweilen die wahre Religion / oder Gottes-Dienſt / und die Liebe zwey GOtt angenehm - ſte Tugenden ſeynd / aufhebet ſelbe voͤllig von Grund aus die Ketzerey / die Liebe aber verunkraͤfftet / und ausblaſet ſie gar mit boͤßgeneigten Willen / Hoch - muet / und Uneinigkeit der Gemuͤther / und Sitten. Und weilen die Chriſtliche Vollkommenheit in deme beſtehet / daß man vom Ubel abſtehe / und Guetes wircke. Befleiſſet ſich die Ketzerey dieſen Grund mit ihren Peſt-ſchaͤdlichen Lehren / gantz und gar zu un - tergraben / und zu faͤllen. Welches nur allzuklar in ſchwebenden zu unſern Zeiten Ketzereyen / allen am Tag / und vor Augen ligt; als dievor ihre erſt / und vornehmere Glaubens-Saͤtz / ihrer ſauberer Hoͤllen - Lehr haben. 1. Daß die Gebott GOttes zu halten / eine unmoͤgliche Sach ſeye. 2. Daß die Zehen Ge - bott die Chriſten nichts betreffen. 3. Daß von Gott keine Suͤnd / vor eine Suͤnd / auſſer des Unglaubens gerechnet / oder uns zugemuetet werde. 4. Daß der Menſch keiner andern Suͤnd halber / als wegen der Suͤnd des Unglaubens verdammet werde. 5. Daß der Glaub allein zur Seligkeit erklecke. 6. Daß die guete Werck / ſelbe zuerwerben / vergebens / und unnuͤtz ſeynd. 7. Daß etwelche von Ewigkeit hero / von GOtt zum ewigen Leben vorgeſehen / andere zurewigen13ewigen Verdamnus / ohne alle / auf dero Verdienſt / oder Unverdienſt Vorſehung verworffen ſeynd. 8. Daß fuͤr die begangene Suͤnd keine Genuegthuung erfordert werde / maſſen Chriſius vor ſelbe ſchon voll - kommentlich gnueg gethan. 9. Daß alle unſere gue - te Werck Suͤnden ſeynd. 10. Daß alle Suͤnden e - ben gleich ſeynd / und folgbahr die Vatter - oder Mutter-Mord / keine groͤſſere Suͤnd ſeye / als wann jemand einer ſeines Nachbahrs junges Huͤnlein toͤd - tete. 11. Die GOtt gemachte verlobnuſſen nicht halten / oder brechen / ſeye keine Suͤnd. 12. Die Gebott der Kirchen ſeyen unnoͤthig zuhalten. Nach welchen ſchoͤnen Grund-Lehren / wann wer ſeinen Lebens-Wandel einrichtete / wie wird (mein lieber) ſolcher vom Boͤſen abſtehen / und Guetes wircken?
Sechſtens / wird die Schwere der Ketzerey / auch ſcheinbahr erwieſen / daß durch ſie / der Fried / und Chriſtliche Einigkeit aufs ſchweriſte verletzet / und verwirret wird / und zwar nicht nur allein der Kirchen - Fried / welcher in Einigkeit des Glaubens beſtehet (die doch nicht minder eine / als ein GOtt ſeyn mueß) indeme ſich jemand durch die Ketzerey von ſelbiger trennet / und abſoͤnderet / ſondern auch der Politiſche / oder buͤrgerliche / und allgemeine Fried. Dann wie die Wahrheit ſelbſt bezeuget: Omne Regnum in ſe diviſum deſolabitur. Jedes Reich / daß in ſich ſelbſt zertrennet iſt / wird wuͤſt werden. Wie dann ſolches die Erfahrnheit ſelbſt ſattſam bewehret: Allerguͤti - giſter GOTT / was nicht vor groſſes Lermen / und Unrueh haben in gantz Orient / gegen Sonnen-Auf - gang die Arrianer erwecket / und mit / faſt die geſamb - te Welt angeſtecket? was auch groſſe in Griechen - Land die Macedonier / in Africa / die Donatiſten / in Roͤmiſchen Reich / die Jconomachi oder Bilderſtuͤr -mer14mer und Albigenſer! wie auch nicht minder die Huf - ſiten in Boͤhmen? und womit wir die veralte / verwi - chen / und verblichene Ubel / die aus denen Ketzereyen entſproſſen / ſtillſchweigend vorbey gehen / wie groſſe Veraͤnderungen des Reichs / haben die Calviniſten in Engeland verurſachet / die Hugonotten in Franck - reich / in Niederland die Geuzij. Die Proteſtirende in Teutſchland? Dieſe ſo groſſe / und mannigfaͤltige allenthalben Uble / waren aber nur Auslaͤndiſche / laſſet uns vor ſelbe auf die Jnnerliche / und Einhei - miſche die Augen ſchlagen; wie groſſe Verwuͤſtungen / Rauberey / und Verhergungen / was Ruin / und Leyd / was vor Zerſtoͤrungen / Unrueh / und Aufſtandt ha - ben jene erwecket / und eingefuͤhrt / die ſich die Evan - geliſche nennen / in unſerm Koͤnigreich Hungern / und Siebenbuͤrgen? Es zeigen ſich annoch die neuliche Fueß-Stapffen / und friſche Gedaͤchtnnß / der ſo lang - wirigen / ſo ſtetigen / und grauſamen in heimiſchen Krieg - und Auflaͤuffen / des Zappolianiſchen / Boes - kaianiſch-Bethlehemianiſch-Rakoczianiſch - und Toͤkoͤlianiſchen. Und was Wunder ſoll es ſeyn? niemahlen der Zeit / fande ſich eineintziges Geſchlecht / oder Hauß / in welchen die Ungleichheit / und Unei - nigkit der Religion / unter Eltern und Soͤhnen / unter Muͤtter / und Toͤchtern ſelbſt nicht den Fried verwir - ret / und zerſtoͤret haͤtte. Wie dann faſt allzeit / der Religion-Unterſchied / groͤſte Abwendungen / und Bitterkeit der Gemuͤter zuverurſachen pfleget / wie ſolle demnach in gantzen Koͤnigreichen / Laͤndern / in Staͤd - ten / und gemeinen Staats-Weſen / bey zwey - und Uneinigkeit der Religion / die Einhellig - und Einig - keit erhalten werden? concordiâ res parvæ creſcunt, diſcordiâ maximæ dilabuntur. Aus Einſtimmung / und Einigkeit aufnehmen / und wachſen kleine Sa -chen15chen / aus Uneinigkeit / und Widerwill / gehen auch die Groͤſte zu Grund / und ins Verderben. Aller Ketzereyen / mit einem Wort / Fruͤcht ſeynd / der wah - ren Religion Abwendung / und Untergang / wider Rechtmaͤſſige Obrigkeit / Fuͤrſten / und Koͤnigen Em - perungen / und Aufſtaͤnd / Verwuͤſtung des Vatter - Lands / Fortpflantzung der Abſcheulichſten Suͤnd - und Laſtern / Unterdruckung alles Gueten / und Einfuͤh - rung darvor alles Ubels.
Sibentens wird die Schwere der Ketzeriſchen Boß - heit aus denen Straffen / welche der Ketzerey von vielen weiſeſten Geſaͤtz-Gebern / ſo wohl in Geiſtlichen / und der Kirchen / als Buͤrgerlich - und Politiſchen Rechten aufgeſetzt ſeynd / unſchwer erachtet. Und zwar Vermoͤg des Geiſtlichen Rechts ſeynd denen Ketzern dieſe folgende Straffen verordnet. 1. Ex - communicatio der Kirchen-Bann. 2. Die Berau - bung aller Geiſtlichen Jurisdiction, oder Gerichts - Zwangs. 3. Die Irregularitet / oder Unfehigkeit zu Geiſtlichen Aembtern. 4. Die Beraubung aller Geiſtlichen wuͤrden / Einkuͤnfften / und Renten. 5. Inhabilitas, die Untuͤchtigkeit zu ſolchen. 6. Die Beraubung imgleichen der Kirchen-Begraͤbnuß. Nebſt dieſen Beykommen aus buͤrgerlichen Recht auch fol - gende. 1. Bonorum omnium Confiſcatio. Die Fal - lung aller lieg - und fahrenden Guͤter. 2. Privatio omnium Officiorum publicorum, die Beraubung aller offentlichen Ambt-Verwaltungen. 3. Infa - mia, Schand / und Unehr. 4. Leib - und Lebens - Straff vor Jahren in Hungern / und zu unſern Zeiten in Spanien / und Welſchland annoch in Rogo ex - uſtio. die auf den Holtz-Hauffen Verbren - nung zur Aſchen.
DEr Vatter / und Urheber aller Ketzerey iſt der Teuffel (welchen imgleichen ein Vatter der Luͤgen / und von Anbegin der Welt / von Chriſto ein Lugner iſt ausgeſprochen wor - den) wie ſolches von ihme der H. Jgnatius Marty - rer / und Cyprianus de unitate Eccleſiæ bezeugen. Die Mutter aber der Ketzereyen / iſt Ehrgeitz / und Hoch - muth. Dann wie Tertullianus de præſeriptione leh - ret: Hæretici omnes tument, omnes pollicentur ſcientiam. Alle Ketzer ſeynd aufgeblaſen / alle verſprechen die Wiſſenſchafft. Mit welchen der H. Auguſtinus / L. de Paſtoribus c. 8. Diverſis lo - cis ſunt diverſæ, ſed una Mater ſuperbia omnes Hæreſes genuit. An unterſchiedlichen Orthen / und Winckeln / finden ſich unterſchiedliche Ketzereyen / die eintzige Mutter aber / die Hoffarth / hat alle gebohren / und ans Licht (wie finſter ſie immer ſeyen) gebracht. Woraus dann gefloſſen / daß die Ketzer ruͤhmliche Ehren-Titul / und praͤchtige ihrer Schwermerey / und Secten Benambſungen an ſich nehmen. Alſo nann - ten ſich die Samoſatener die Engliſche / die Gnoſtici, die Erleuchte. Die Novatianer die Reinen. Noch erwandte an denen / die ſich Apoſtoliſche doͤrfften nen / nen. Und zu dieſen unſern letzten Zeiten / wollen die Lutheraner Evangeliſche / die Calviniſten insgemein die Reformirte / andere aus dieſen Geſchmeiß / Puri - tani, die Gereinigte / gleichſam per antonomaſiam, daß iſt auf eine vortrefflichere Weiß / indeme ſie inwahr -17wahrheit per antilogiam, daß iſt in gantz widriger Bedeutung / nemblich die Ungereinigte / ſolten be - nambſet werden:
Der Ketzereyen Saͤug-Amme nun / die ſolche ernehret / und unterhaltet / iſt die fleiſchliche Freyheit / und ungezaͤumbte Geilheit; dann wie der H. Hie - ronymus in cap. 3. Jeremiæ ſchreibet: Nulla Hære - ſis, niſi propter gulam, ventremq́ue inſtituitur, ut ſeducant mulierculas oneratas peccatis. Daß iſt: Keine Ketzerey aufkommet anderer Urſach / als des ſchaͤndlichen Fraſſes / und Bauchs wegen / womit ſie mit Suͤnden beladene Weiblein verfuͤhren. Und / in cap. 9. Oſeæ. Difficile eſt Hæreticum invenire, qui diligat Caſtitatem, Es iſt ſchwer einen Ketzer auftreiben / der die Keuſchheit liebe; noch mehr aber dringet auf das Jnnerſte / oder vor - ſaget vielmehr die Sitten / und Lebens-Wandel der Ketzer / und forderiſt der Ertz-Ketzer die H. Schrifft ſelbſt / da ſie die Urſachen / und Eigenſchafftem / ihr Ziel / und Abſehen / ſambt dero Vorhaben an Tage / und zwar gantz deutlich / und eigentlich der Heilige Paulus, 2. ad Tim. der H. Petrus 2dâ. und der H. Jacobus in ſeinem eintzigen Sendſchreiben gebet: Noviſſimis ſagt er diebus, daß iſt in naͤchſt-kuͤnffti - gen Zeiten inſtabunt tempora periculoſa. Erunt ſiquidem 1. Homines ſeipſos amantes. Jn denen letzten Tagen werden gefaͤhrliche Zeiten ankommen. Dann es werden Menſchen ſeyn / die ſich ſelbſt lieb haben / daß iſt / die ihrer Ehr / und Ruhm / ihren Ge - win / und fleiſchlichen Wolluͤſten abwarten. 2 Sine affectione, ohne Bewegung: daß iſt ohne wahre / und ſtandhaffte Andacht / und wie Theophylactur liſet: Inhumani, & crudeles. Unmenſchlich / und grauſame. Elati, daß iſt Praͤchtige / Stoltze / undBRuhm -18Ruhm-Suͤchtige. Superbi, Aufgeblaſen / und U - bermuͤthige / die die geſambte Kirch / und alles dero Alterthum verachten / und verſchimoffen. 5. Blasphemi, Laͤſterer GOttes / und der Heiligen. 6. Mit Laſtern behaffte / daß iſt / die die Gebotten GOttes nicht halten / und ſelbe zuhalten vor eine Unmoͤglichkeit ausgeben / und Lehren. 7. Sine pace, Unfriedſame / daß iſt / die aller Orthen Krieg / Zanck / und Hader / Lermen / und Unruh erwecken / und aus - breuten. 8. Criminatores, oder Calumniatores, Schmaͤher uͤber Chriſti Kirchen. Incontinentes, Un - zuͤchtige / daß iſt dem Fraß / und der Geilheit nach - hangende. 9. Proditores, Verraͤther / daß iſt / die alle Freundſchafft / und Eleigkeit aufheben / und verlaſſen. 10. Protervi, Muthwillige / daß iſt Ei - genſinnige / und die ihrer eigenen Meinung hartnaͤckig ankleben. 11. Tumidi, Aufgeblaſene / von Hoch - und Ubermuth. Voluptatum amatores magis quam Dei. Die Wolluſt mehr lieben dann GOtt. 12. Ha - bentes quidem ſpeciem Pietatis, die wohl einen Schein der Gottſeligkeit haben / aber keine wahre An - dacht / die zwar allſtets im Mund JEſum / und das Evangelium fuͤhren / Virtutum autem ejus abnegan - tes, deroſelben Krafft aber verlaugnen / daß iſt / die der Evangeliſchen Vollkommenheit / und Chriſti Raͤth / zum wenigſten nachkommen / noch ſelben fol - gen. Captivas mulierculas oneratas peccatis du - centes. Die Weiblein gefangen fuͤhren / welche mit Suͤnden beladen ſeynd / daß iſt / die ſie mit ihrer falſchen Lehr ihnen ſelbſt ſchaͤdlich machen / und als Gefangene allenthalben herumb fuͤhren / und anrei - tzen / die indeſſen mit Suͤnden-Laſt beſchweret / und faſt unterdrucket ſeynd. Semper diſcentes, & nun - quam ad ſcientiæ veritatem pervenientes, die im -merdar19merdar lehrnen / und nimmer zur Erkandtnuß der Wahrheit gelangen / alldieweilen denen / niemahlen von ihnen die Wahrheit / ſondern der Jrꝛthum / und falſche Lehr vorgetragen werde. Und diß iſt die Weiſſagung des H. Pauli von denen Ketzern / und Ertz-Ketzern / wie auch von dero Urſachen / aus wel - chen die Ketzereyen ſich hegen / und entſpringen. Der H. Petrus aber im vorerwehnten ſeinem Sendſchrei - ben c. 2. entwerffet die Boßheit der Ketzer / und Ertz - Ketzer dermaſſen meiſterlich folgender Geſtalten: Erunt Magiſtri mendaces, qui introducent ſectas perditionis. Es werden falſche Lehr / ſeyn / welche verderbliche Ketzereyen einfuͤhren werden / daß iſt die mit ihren Lugen / und Schmehungen wider Chriſti Kirchen die Schedlichſte Ketzereyen / heimlich / ver - ſtohlen unterm Schein verſtelter Gottſeligkeit / der Reformation, und Verbeſſerung des Evangelij ein - fuͤhren werden / welche das gemeine Staats-Weſen / und gantze Koͤnigreich zerſtoͤren / und zu grund rich - ten werden. 2. Eum, qui emit eos, Dominum negantes. Die dem HErꝛn, der ſie erkaufft hat / verlaugnen werden. Daß iſt / Chriſtum / der ſie mit ſeinen Bluet erloͤſet hat / werden ſie / was maſſen ſolche die Arianer ſich anmaſſen / ſeine GOttheit ab - ſprechen / oder Jhme der ſchuldigen Ehr-Bezeugung berauben / und vermeſſen vorgeben / daß er nicht vor alle geſtorben ſeye / noch auch wahrhafftig beſtettige / daß im Heiligen Abendmahl ſein Leib / und Bluet an - weſend / und zugegen ſey / wie ſolches die Calviniſten / und Sacramentirer unverſchambt ausſtoſſen. 3. Lu - xurias Eorum multi ſequentur. Und viel werden ihren fleiſchlichen Luͤſten folgen: daß iſt / ſie werden einen groſſen Anhang haben derjenigen / die ihre Ge - viſſen weite / und denen fleiſchlichen Beginnen wohl -B 2geneigte20geneigte Lehr / mit beyden handen umbfangen wer - den. 4. Per quos via Dei blasphemabitur. Durch welche der Weeg der Wahrheit wird gelaͤſtert werden. daß iſt / von welchen nicht wenige laͤſterliche / wider GOtt / und Chriſtum / wider ſeinen Statt-Halter auf Erden / und die Heilige der ſowohl ſtreitbahren / als Sieg-praͤchtigen Kirchen-Lehrern / werden aus - geſpeiet werden. 5. Fictis verbis de Hominibus negotiantes. Und ſie werden durch Geitz / mit er - dichten Worten / umb euch Kauff ſchlagen. Daß iſt / ſie werden mit erdichten / angeſtrichenen / und gleich - ſam mit Zucker-ſuͤſſen uͤberzogenen Worten / ſie liſtig hintergehen / nicht ihre Seelen / ſondern ihren eige - nen Nutzen und Gewin aus ihren Ohren-kuͤtzlenden Predigen verhoffen / und ſuchten. 6. Velut irratio - nalia pecora, naturaliter in captionem, & perni - ciem, in his, quæ ignorant blaſphemantes. Sie ſeynd wie die unvernuͤnfftige Thier / welche von Na - tur zufahen / und zum verderben geneigt ſeynd / die - weilen ſie ſolche Ding laͤſtern / darvon ſie nichts wiſ - ſen. Daß iſt / ſie werden ſich niemahlen einhalten / noch verſchonen / auch Sachen / die ihnen unbewuſt / oder ihren Witz / und Sinn uͤberſteigen / mit aller - hand Fluch - und Schmach / mit Affter - und Laſter - Reden zuelegen. 7. Voluptatem exiſtimantes di - ci delicias, die das taͤgliche Wolleben vor Luſt achten. Daß iſt / welche die ſchaͤndlichen Geluͤſten der kuͤrtzi - ſten Zeit / vor die wahre / und ſtand-veſte Seeligkeit halten. 8. Oculos habentes plenos adulterij, & inſatiabilis delicti. Sie haben Augen / die voll des Ehebruchs ſeynd / und nimmer aufhoͤren zu ſuͤndigen. Daß iſt / ſie ſeynd gantz und gar / mit Haut und Haar / der geilen Unzucht ergeben. 9. Pellicientes animas inſtabiles. Sie locken an ſich die leichtfertige Seelen /jene21jene nemlich / die in Glauben / und Tugend der Keuſchheit nicht ſattſam gegruͤndet ſeynd. 10. De - relinquentes rectam viam, erraverunt ſecuti viam Balaam. Sie haben den richtigen Weeg verlaſſen / und ſeynd irꝛ gegangen / dem Weeg Balaams folgent. daß iſt / ſie haben die rechte Straß der Heiligen Vaͤttern / und erſter Kirch verlaſſen / und haben den Weeg ihrer Fahnen-Trager Luthers / und Calvini gefolget / die dem Poͤfel / und gemeinen Mann / an - genommene Fehler / und Freyheit des Fleiſches aus eignen Kopff erdichtet / und vorgemahlen / womit ſie mit diſen Lock-Keter die Unvorſichtige in ihre Rei - ſchen / und Ketzer-Netz einbrechten / und in heuffi - ger Menge beſchließten. 11. Fontes ſine aqua. Sie ſeynd Brunnen ohne Waſſer / daß iſt / Lehrer ohne wahre Lehr / die nur Blaͤtter geben / und dem Volck von denen Baumern vortragen / die nebſt denen Brunnen des lebendigen Waſſers gepflantzt / ſchieſſen / und aufwachſen / aber keine Fruͤcht der ſtand-veſten Tugenten. / und gueter Wercken hervorbringen. 12. Nebulæ promittentes pluviam, ſed turbini - bus exagitatæ. Nebel / die von Wirbel-Winden umbgetrieben werden / die nemblich / entweder gar keine / oder nur allein ſchedliche Fruͤchte von ſich ge - ben. 13. Quibus caligo tenebrarum reſervatur, welchen die Dunckelheit der Finſternuß vorbehalten wird / daß iſt / nach Bred-dicken Finſternuͤſſen der allzugroben Glaubens-Fehler / und Jrrthumen die Fiuſternuͤſſen / und ewiges Nacht-Feuer der Hoͤllen: 14. Superba vanitatis loquentes. Die da hoch - trabende Wort / wo nichts darhinder iſt / reden. Daß iſt / uͤberaus praͤchtige / eitle / und betriegliche / mit vollen Packen / von ihrem Schwetz-Stuel / und Affter-Cantzel ausſtoſſen. 15. Pellicientes in de -B 3ſiderijs22ſiderijs carnis luxuriæ eos, qui paululùm effugi - unt, & qui in errore converſantur. Die jene an ſich locken / durch fleiſchliche Luͤſten / und Geilheit / welche kaum von denen entflohen waren / die in Jrꝛ - thum wancklen Daß iſt / die ſchwach - und wanck - lende im Glauben / und die denen Fleiſch-Geluͤſten ergeben / ihnen an - und nachhengig machen. Pro - mittentes ſuis libertatem. Die allen Jhrigen die Freyheit verheiſſen / ſo wohl von der Suͤnd / als Straffe derſelben / ſo wohl von Goͤttlichen / als Menſchlichen Geſetz. 17. Cum Ipſimet ſervi ſint corruptionis. Da ſie doch ſelbſt Knecht des Verder - bens ſeynd. Daß iſt / Leibeigne der Geilheit / und Geluͤſten / des eignen Kopffs / und Urtheils / welche Leib / und Seel ins Verderben ſtuͤrtzen. Soviel bey - bringet der H. Petrus von Ketzern / Ertz-Ketzern / und Urſachen / woraus die Ketzereyen entſpringen. Letztens eben von ſolchen ſchreibend gebrauchet ſich faſt gleicher Worten der H. Apoſtel Judas, der noch uͤber alles beyrucket. 1. Daß ſie ſeynd Arbores au - tumnales. Kahle unfruchtbare Baumer / die keine Fruͤcht / noch guete Werck / ſondern laͤhre / unnuͤtze / ja auch ſchedliche Bletter tragen / und fortzweigen. 2. Arbores bis mortuæ. Zweymahl erſtorbene. Daß iſt / zuvor im Leben / da ſie bey allen heilſamen abnehmenden Safft / und Feuchtigkeit verdorren / und hernach zu End / und Auslauff des Lebens / da ſie ausgehauen / und von der Wurtzen aus vertilget werden. 3. Fluctus feri maris. Ungeſtuͤmme Wel - len des Meers. Daß iſt / unruhige / und aufruͤhri - ſche Menſchen. 4. Sydera errantia irrende Stern - Menſchen / die von einen Jrꝛthum in den anderen gerathen / und in eben ſelbe Jrꝛthumen auch andere einfuͤhren / und nach ſich ins Verderben ziehen.
Weiter23Weiter iſt der Brun aller Ketzerthum. Mala ſcripturarum ſacrarum intelligentia, & perverſa interpretatio earum. Der Miß-Verſtand heiliger Schrifft / und die verkehrte Auslegung deroſelben; welches aus langer Erfahrenheit der H. Auguſtinus erlehrnet / und an vielen Orthen / inſonderheit gantz deutlich bezeuget / da er darvon alſo redet: Tom. 3. L. 3. in Geneſim ad literam. Neq́ue enim non om - nes Hæretici ſcripturas Catholicas legunt, neq́ue ob aliud ſunt Hæretici, niſi quod eas non rectè in - telligunt, & ad ſuas opiniones contra earundem veritatem pertinaciter attrahunt. Welches ſo viel zu teutſch: Dann nur allzugewiß / das alle Ketzer / die Catholiſche Schrifft - und Buͤcher leſen / und kei - ner anderer Urſach halber Ketzer ſeynd / als daß ſie ſelbe nicht recht verſtehen / und auf ihre Meinungen / wider deroſelben Wahrheit hartnaͤckig ziehen / und ausdeuten. Und abermahl / L. 3. de Baptis: contra Do - natiſtas: Sacramenta & ſcripturas tenent (Hæretici) ad ſpeciem, non ad ſalutẽ: ad imagines enim phan - tasmatum ſuorum convertunt omnia Sacramenta, & verba Librorum Sanctorum. Sie (die Ketzer) hal - ten die Sacramenten / und Schrifft zum Schein / nicht zum Heil / dann ſie ſelbe alle zu ihren falſchen Einbil - dungen wenden. Und Tom: 4. lib: 53. quæſtionũ, quæſt: 69. Non poſſet error oboriri, palliatus nomine Chri - ſtiani niſi de ſcripturis non intellectis. Dañ es kunte kein Jrꝛthum / noch Faͤhler mit den Nahmen eines Chriſten bemaͤntlet entſtehen / als allein von nicht ver - ſtandner heiliger Schrifft. Und entlich, Epiſt. 222. O - mnes enim Hæretici, qui ſcripturas in authoritate recipiunt, ipſas videntur ſibi ſectari, cum ſuos potius ſectentur errores, ac per hoc, non quod eas contemnunt, ſed quod eas non intelligunt,B 4Hære -24Hæretici ſunt. Sintemahlen alle Ketzer / die die Schriſſt ihres Anſehens halber annehmen / die be - duncken ſich / daß ſie ſolcher immerdar nachfolgen / da ſie doch mehr ihren Jrꝛthumen folgen / und deß - wegen nicht / daß ſie ſelbe verachten / ſondern nicht verſtehen / Ketzer ſeynd. Wie dann eben auch an - dere heilige Vaͤtter / nicht anderſt darvon urtheilen / welches mit mehr dann Sonnen-klahren Beyſpielen erwieſen / und bewehret wird. Alſo gaben die alte Arrianer vor / daß der Sohn in Goͤttlicher Weſenheit minder dann der Vatter ſey / alldieweilen ſie jene Wort Chriſti bey Joanne Joan 14. nicht verſtunden / Pater major me eſt, der Vatter iſt groͤſſer dann ich Sich veſt einbildend / daß diß von Chriſto ſimpli - citer, oder nur bloß / auch ſeiner Gottheit nach ge - ſprochen worden / indem doch Chriſtus allda ſeiner Menſchheit nach von ſich geredet hat. Alſo lehreten andere Arrianer / daß der Vatter allein GOtt waͤre / weilen ſie jene Wort Chriſti bey Joanne / Joan. 17. mit welchen Chriſtus den ewigen Vatter anredet / nicht verſtunden. Ut cognoſcant te ſolum Deum verum, damit ſie dich allein einen wahren GOTT erkennen / da ſie / was eben in ſelben Text / oder Stelle folget / ausgelaſſen / und vertuſchet. Et quem miſiſti JEſum Chriſtum, und deme du geſandt haſt JEſum Chriſtum / welcher Worten wahrer Ver - ſtand iſt: daß ſie dich erkennen / und den du geſandt haſt JEſum Chriſtum einen wahren GOtt allein / oder daß durch das Woͤrtlein ſolum allein / die fal - ſche Goͤtter und Geſchoͤpff / nicht aber der Sohn / und Heiliger Geiſt (welche zwey Perſohnen mit dem Vatter eben einer Weſenheit ſeyn) ausgeſchloſ - ſen werden. Alſo ſagten / und lehreten auch die An - tropomorphiſten / daß GOtt leiblich ſeye / alldie -wei -25weilen die Schrifft vermeldet / das Adam ſeye nach dem Ebenbild GOttes geſtaltet worden / als die nicht verſiunden / daß dieſe Stelle der Schrifft nicht vom gantzen Adam / ſondern nur / was ſeine Seele / und nicht zugleich den Leib betraf / redete. Alſo fuͤhrten vor ihre Lehr die Waldenſer / nullum Indicem poſſe damnare aliquem reum ad mortem & pœnam. Daß kein gevollmaͤchtigkeit Richter jemand beklagten / moͤge zum todt verurtheilen / noch zu gebuͤhrender Straff ſeines Verbrechens halber ziehen / weilen ſie nicht verſtehen / noch jene Wort Chriſti faſſen wolten / aus welchen ſie bey Matthæo thren Fehler zu be - haubten ſuchten: Matth. 7. Nolite judicar, & non judicabimini. Richtet nicht / ſo werdet ihr nicht gerich - tet werden / wormit allein freventliches Urtheil von Naͤchſt - und Neben-Menſchen / die aus ſchlechtem Verdacht / und Argwohn ſich ereignen / verbotten werden. Alſo die Seleuci, und Hermiani Ketzer / druckten ihren Teuflingen mit gluͤenden Eiſen ein Brandmahl ans Geſtirn / weilen ſie jenen Orth der H. Schrifft bey Matthæo, c. 3. v. 11. allwo Joannes der Tauffer von Chriſto redet / nicht verſtunden: Ipſe vos Baptizabit in Spiritu Sancto, & igne. Der - ſelbe wird euch tauffen im H. Geiſt / und Feur / in welchen Worten nicht das materialiſche Feuer / ſon - dern durch ſelbes die Gab des H. Geiſtes / die in der Tauff uns ertheilet wird / zuverſtehen kommet / welche Gab / gleich dem Feuer / ſie reiniget / erleuchtet / an - ſtammet / und zu himmliſchen Begierden anfriſchet / und erwecket. Eben gleiches iſt von anderen Ketze - reyen zu ſchlieſſen / wie wir ſolches p. 2. decade 2. Selectiorum, & curioſiorum variarum ſcientiarum miſcelaneorum weitlaͤuffiger an Tag gege - ben haben.
WOhl / und recht lehret der H. Athanaſius in Ausſpruͤchen des Nicæniſchen Kirchen - Raths / daß unter andern Zeichen / und Anzeigen der wahr - und falſchen Lehre / jener eine wunderſame Einformigkeit / dieſer aber ei - ne erbaͤmlich / und elende Vielformigkeit ſeye / da er alſo ſchreibet: Veræ diſciplinæ, & Magiſterij ar - gumentum eſt, ubi eadem confitentur, nec in ſe invicem, nec à majoribus diſſentiunt. Certè Ethnici, cum inter ſe diſcrepent, veritatem non habent, ſinceræ autem veritatis præcones, inter ſe ſententijs conveniunt. Das Beweißthum einer wahren Lehr / und Wiſſenſchafft iſt / wo ſolche eben eins bekennen / und noch unter ſich ſelbs / noch in wichtigern Sachen uneins ſeynd. Die Heyden fuͤr - wahr / weilen ſie unteremander uͤbel zuſammen ſtim - men / haben keine Wahrheit / dann die Auskinder aufrichtiger Wahrheit / einſtimmen in ihren Lehr - Spruͤchen einhellig. Der H. Irenæus L. 4. c. 69. ingleichen bewehret nachdrucklichſt die Wahrheit des Catholiſchen Glaubens / aus der Einformigkeit der Lehr folgender Geſtalten: Nos de ijsdem rebus, ſemper eadem dicimus, conſonanter, & ſimiliter credimus, quaſiunum habentes cor, unum os. Nam etſi in mundo loquelæ diſſimiles ſint, tamen virtus traditionis una, & eadem eſt, & nequè hæ, quæ in Germania fundatæ ſunt Eccleſiæ, aliter cre -dunt,27dunt, aut aliter tradunt, neque quæ in Iberis, neque quæ in Celtis, nequè quæ in Oriente, nequê quæ in medio mundo ſunt: ſed ſicut Sol in univer - ſo mundo unus, & idem eſt, ſic & lumen præ - dicationis veritatis ubiquè lucet. Wir von eben einen Sachen / ſagen allzeit eben eines / wir glauben gleich / und einſtimmig / als die wir gleichſam ein Hertz und einen Mund haben. Dann / ob ſchon in dieſen weit - und breiten Welt-Gezirck / und Umbkreiß / ſich ungleiche Sprachen finden / ſo iſt doch eben eine Macht / und Krafft der allzeit mit beſtaͤndiger Ein - helligkeit uͤbergebenen Lehr / indeme weder jene Kir - chen / die in Teutſch land ſich gegruͤndet / anderſt glau - ben / weder bey denen Spaniern / weder bey denen Cel - tirern / weder die gegen Soñen-Aufgang / weder in der Mitte der Welt ſeynd. Sondern / gleich wie die Sonn in aller Welt eintzig / und eben eine iſt / ebner maſſen leuchtet / und hervor ſtrahlet aller Orten der Welt das Licht der gepredigten Wahrheit. Dannenhero nicht minder der H. Auguſtinus, deciv. Dei c. 1. unter andern Beweißthumen / auch aus dieſen die falſche Lehr der Heyden / und Welt-Weiſen beweiſet / daß ſie nie - mahlen / unter ſich in der Lehr eingeſtimmet / ſondern die Lehrlingen ſich wider die Lehrmeiſter aufgewor - fen / und die Schuel-Genoſſene ſich unter einander gezancket haben. Ja / weder dero Lehrmeiſter / ha - ben jemahlen in ihren Meinungen moͤgen eins wer - den / alſo zwar / daß von eintziger Seeligkeit des Men - ſchens / worinn doch ſolche beſtunde / ſie ſich ſelbſt in zweyhundert / und achzig unterſchiedliche Meinun - gen zertheilet haben. Wo demnach ſo manigfaͤltig - und groſſes Lehr-Gezaͤnck in puncto Religionis, oder Glaubens-Saͤtzen ſich zeiget / alldort kan die Wahr - heit des Glaubens / keines wegs gefunden werden. Diß28Diß aber iſt allen Ketzereyen gemein / und wie man zuſagen pflegt / ein Bundhaderin. Dann wie der H. Georgius L. 3. Moral. c. 14. ſpricht: Hoc proprium habent Hæreſes, quod in eo gradu, in quo de Eccleſia exeunt, diu ſtare non poſſint, ſed ad deteriora quotidiè ruunt, & ſentiendo pejora, in multis ſe partibus ſcindunt, atque à ſemetipſis plerúmque longiús, confuſionis ſuæ altercatione dividuntur. Diß iſt eigentlich denen Ketzereyen an - gebohren / daß ſie auf jenen Staffel / auf deme ſie von der Kirch ausgetretten / in die Laͤnge nicht ſtehen moͤgen / ſondern ſie fallen taͤglich in weit boͤß - und aͤrgers / und da ſie in weit aͤrgers verhaſplet / tren - nen ſie ſich in viel Theil / und werden von ſich ſelbſt / aus Zanck / und Zwiſpalt ihrer Verwirrung / gemei - niglich immer weiter zertheilet / und entſcheidet. Wel - cher Wahrheit Tertullianus L. contra Marcioniſtes c. 5. beyfallet / der allen Ketzern gleiches abgemer - cket / da er von ſolchen bezeuget: Doctrinam ſuam quotidiè reſormant, prout à nobis convincuntur. Sie reformiren / ſchleiffen / und poliren / ihr Lehre taͤglich / wie ſie deſſen von uns uͤberzeuget werden / und eben ſelber von ſelbigen: c. 42. Mentior, ſi non etiam â Regulis ſuis variant, dum unusquisquè perinde ſuo arbitratu modulatur, quæ accepit, quemadmodum de ſuo arbitrio ea compoſuit ille, qui tradidit. Jch rede ſparſam die Wahrheit / wann ſie nit auch ihre gruͤndliche Lehr-Saͤtz veraͤndern / in - deme jedwedrer ſelbe die er uͤbernom̃en / nit anderſt / als ſeinen belieben nach / vorſinget / was maſſen der - jenige ſie auf ſeinen Schlag / und Gefallen nach / ge - richtet / und zuſammen getragen / der ſie uͤbergeben. Mit deme der H. Irenæus von. Ketzern ſeiner Zeiten einſtimmet / ſprechend: Cum ſint duo, vel tres,de29de ijsdem non eadem dicunt. Wo auch nur zwey / oder drey ſeynd / reden / und lehren ſie doch nicht von eben einer Sach / gleiches / und eben eines. Und anderwaͤrtig. Diſcrepant ad invicem & doctrinâ, & traditione, ac recentiores corum affectant pro fingulis diebus novum aliquid invenire. Sie kom - men noch in der Lehr / noch in der Ubergebung uͤber eins / und die was neulichere / werden von der Begierd / vor alle Tag / was neues zuerſinnen gekitzlet. Und eben in ſelbem Buch / c. 15. Quotidiè adinvenit u - nusquisque eorum aliquid novi. Taͤglich erfindet / und ziehet jeglicher was neues unter der Banck her - vor. Zum Beyſpiel moͤgen uns die Donatiſten die - nen / die (wie der H. Auguſtinus, Tom. 7. L. 1. de Baptismo c. 6. mit Epiphanio Hæreſi 69. bezeugen) nachdem ſie von der Catholiſchen Kirchen abgewi - chen / ſich in vielfaͤltige / und unter ſich gantz unter - ſchiedene Secten zertheilet haben. Diſen nicht ungleich die alte Arrianer / von denen Nicephorus, L. 12. c. 29. & 35. wie auch Ruffinus c. 24. alſo ſchreiben: Poſt - quam enim ſemel Eccleſia Dei diviſa eſt (per Arrianos) res in ea diſceptatione non conſtitit, ſed illa in ſeipſa per diſſentiones diſſecta eſt. Nachdem die Kirch GOttes einmahl zertheilet worden / hat es in ſelber Strittigkeit nicht geſtanden / ſondern ſie iſt in ihr ſelbſt durch Zwiſpalt / und Uneinigkeit in Stuͤ - cken zerriſſen worden. Eben diß erzaͤhlet mehr-er - wehnte Nicephorus von denen Eutychianern, daß ſie in kurtzer Zeit / nach dem Abfall / und Abſoͤnderung von der Catholiſchen Kirch / in zwoͤlf Theil / und unterſchiedliche unter ihnen Secten zertheilet wor - den. Die Urſach aber dieſer Zwiſpalt / und Uneinig - keiten unter denen Ketzern anſpinnet ſich aus deme / daß jedwederer in Unterſcheidung der Schrifft / unddero -30deroſelben Erklaͤr - und Auslegung / ſeinen eignen Ver - ſtand / und Geheim-Geiſt folget / wie ſolches Tertul - lianus In præſcriptionibus c. 7. villweiß abnehmet / wo er alſo redet: Hæreſis quasdam ſeriptunas non recipit, adjectionibus, & detractionibus interver - tit. Et ſi integras recipit, diverſas expoſitiones commentata invertit, tantum vero veritati ob - ſtrepit adulter ſenſus, quantum & corruptor ſty - lus. Die Ketzecey aber nimbt etliche Schrifften nicht an / wann ſie aber etwelche annehmet / ſo verſtellet ſie ſolche mit Beywuͤrffen / oder mit Entwendung der Worten. Dafern ſie aber die voͤllige Schrifft annehmet / verkehret ſie ſolche mit unterſchiedlichen Erleutherungen / die ſie deroſelben aufdichtet / ſo viel aber widerſtrebet der Wahrheit der gefaͤlſchte Ver - ſtand / als viel der Faͤlſcher / die Art zuſchreiben. Was bedarff es aber der Alten dieſer Sachen Beyſpiel / in - deme weit friſchere / mehr dann zu beniegen voll auf ſeynd. Dann kaum hat der Luther im Jahr 1517. die unzertheilte Einigkeit der Kirch auffzuloͤſen / und das ungenahete Kleid Chriſti in Stuͤcken zuzerreiſſen angefangen / iſt ſie faſt in einem Augenblick der Zeit in viel andere Secten zertheilet worden / damahln dann / als zur Sturm-Glock / und gegebenen Auf - ſtand-Zeichen / wolte jeder der erſte ſeyn / alle aber gaben vor / daß ſie von GOtt geſandt / von GOtt zur Verbeſſerung / und zur Rechtbringung der Kirch er - wecket / und erkieſen worden. So dann wurde jedem gebilliget / von GOtt / von Glauben zuhalten / zu - ſchreiben / und zureden / was / und wie er / ohn allen Reſpect / und Aufſehen des alten Glaubens / wolte. Darupffte / und zupffte einer an dieſen / der andere am andern Glaubens-Satz / und anfochten nicht allein die heiligſte Lehr der Kirch / ſondern ſie ſcharmi -tzirten31tzirten auch unter ſich ſelbſt / einer widerlegte dem an - deren / wo doch keiner wuſte / was er handlete / und verfochte. Niemahlen in wahrheit ware ſo groſſe Verwirrung / und Uneinigkeit unter denen Babylo - niſchen Thurns Erbauern / und Auffuͤhrern / weder unter dieſen neuen falſch-Evangeliſchen / worvon ſo gar ihre Magdeburgiſche Centuri-Schreiber ſelbſt / vor Verwunderung / und ſeltzſambkeit der Sach auf - geſchrirern: O infelix fæculum, in quo tot, & tan - ti errores naſci & renaſci niſi ſunt! O ungluͤckſeli - ges Sæculum oder Jahr-Hundert / in welchen ſo viel neu - und wider-gebohrne Jrꝛthumb geſehen worden! woruͤber der erſte Urheber / und Redel-Fuͤhrer dieſer Zertheilung Luther / ſich dermaſſen aus ſo unterſchied - licher Menge der neuen Secten entſetzet / daß es ihm dieſes ſo freventlichen Anfangs zwar gereuete / und wie er immer ſich umb Mittel umſahe / dieſem Ubel zu ſteuren / ſahe er doch nur allzuwohl / daß diß / in ſchon hellen Brand ausgeſchlagene Feuer nicht mehr zuloͤſchen / und an ſolche Werck hand anzulegen / alle Muͤh / und Arbeit verlohren wer. Dann alſo zu - ſprache er ihme ſelbſt (wie ſolches Florymundus Raymundus von Urſprung / und Fortzweigung / wie auch den Untergang des vorigen Jahrs-Hundert Ketzereyen aufuͤget) Quid faciam? quid dicam? was thue ich? was ſage ich? vix unum os Diabolo ob - turo, & eccè decem ille alia apetit. Jch verſtopffe dem Teuffel kaum einen Mund / ſehe ſo ſperret er darvor andere zehen auf. Was iſt aber / O Luther / dieſer deiner Ungluͤckſeligkeit Urſach? damit du auch noch im Leben / ſo viel / und unterſchliedliche / unter ſich gantz widrige aus deiner Lehr entſprungene Se - cten / ja die wider dich ſelbſt ſich aufgelehnet / und aufs ſchaͤrfeſte bekrieget / aller Orthen mit Augen an -ſehe -32ſeheteſt. Du ſelbſt / wareſt der Schmied dieſes dei - nes Ungluͤcks / da du nicht auf veſten Felſen / ſon - dern auf Sand / die zu jeglichen Blaſen der Winden / oder auch nur zur geringer Bewegung der Lufft Ver - aͤnderlich / den Grund deiner Lehr geſteiffet / und dar - durch den Weeg ſo vielfaͤltigen / ja faſt unendlichen Secten zu erdencken / gebahnet / und eroͤffnet haſt. Was Wunder demnach / wann von einem abſurdo, oder ungereimbter Grund-Lehr / die du aufgewor - fen / und verfochten / noch weit mehr ungereumtere von andern daraus gezogene beygebracht / und aus deinen ſalſchen Grund-Saͤtzen / und gleichſam unge - zweifleten Spruͤchen / falſche / und ſelbe vaſt unzahl - bahre folgen geſchloſſen werden? waren dann nicht deiner Lehr / diß zwey Grund-Veſte? Die erſte / daß keiner zuglauben / oder zuhalten verpflicht waͤre / auſ - ſer deme / was expreße ausdrucklich / und mit kla - ren unlaugbahren Worten in H. Schrifft zufinden iſt? die andere / daß unnoͤthig / noch jemand dahin verbunden ſey / daß er in Auslegung der H. Schrifft / umb das Urtheil / und Ausſpruch / ob ſolche die rechtmaͤßige Ausdeutung ſeye / oder nicht / der Kirch zulauffe / umb ſeinen Zweiffel bey ſelber anhengig zu machen / ſo darff er ſich auch nicht viel anfechten laſ - ſen / was dero Vor-Erleuchtung denen alteu Heili - gen Vaͤttern ware / ſondern daß die H. Schrifft / per ſe / vor ſich ſelbſt klar / und lauter ſeye / das jedem zuſtaͤndig / und gebilliget waͤre / deroſelben wahren Verſtand zu erklaͤhren / wie ihme ſolchen ſein privat, geheim - oder ſonder-Geiſt mit eignen #, oder Sinn-Gericht eingebet / und vormahlet. Aus dieſen zweyen deinen falſchen Grund-Lehren / quelle - ten ſo viel / und mannigfaltige / gantz unterſchiedliche Secten / und deren wiederumb ſo hauffige auf ebenſolches33ſolches Recht gegruͤndte Zertheilungen hervor / mit welchen du deine uͤbel zuſammen geflickte Haubt - Sect / allzuunbehutſamb zuſammen geſtochen / und ausgefertiget haſt.
Worauf dann Calvinus gleich / und im huy auf deine dieſe erſt gelegte Grund-Lehr / und groͤſſern (wie man in Schuelen redet) Vortrag / den kleinern unterzogen / und offentlich aufgeworffen. Jn heili - ger Schrifft aber / iſt an keinen Orth / oder Stelle ausdruckentlich zuſehen / daß wir die Feſt-Tag der Heiligen ſollen feyeren / die Kirchen-Altaͤr / die Bild - nuſſen Chriſti des Herrens / und der Heiligen in Kir - chen und GOtts-Haͤuſern verwahren / und aufbe - halten / daß wir in kleinen Theil des Brods / oder Hoſtien das Abendmahl darreichen / und machte folgbahr daraus den Schluß; So muß dann diß al - les abgethan / und aufgehoben werden / die du doch in der Kirch zuerhalten erachtet haſt. Durch dieſe neu-eroͤffnete Pforten drangen ſich gleichfals unver - zuͤglich die Wider-Tauffer hinein / die ohn ſondere Muͤhe gleiche Schluß-Folg ausgekochet: Jn heili - ger Schrifft / wird nirgent ausdrucklich vermeldet / daß die Kinder ſollen getaufft werden; So iſt dann keiner zu tauffen / er komme dann zu vollkommenen Verſtand. Wie dieſe / alſo ingleichen bediente ſich Oëcolampadius ſolcher aufgeworffner Lehr / und ſchloſſe folgends daraus: Jn heiliger Schrifft / wird an keinen Orth die Villheit der Ehe-Weiber verbot - ten / ſo dann / iſt auch in der Chriſtenheit Polyga - mia die Macht mehr Weiber zuhaben zugelaſſen / und verſtattet. Deme folgte nicht mit ungleichen Schluß Michaël Servetus. Jn H: Schrifft (ſagte er) findet ſich nirgent mit ausdeutlichen Worthen / das GOtt in der Weſenheit einig / und dreyfaltig in PerſoynenCſeye /34ſeye / ſo mueß man dann diß Geheimnuß / der Drey - Einigkeit in der GOttheit verneinen / und austilgen. Dieſen allen beyruckten ſich die Ketzer Libertini, die Frey-Glaubige genannt / die mit ihren aus ſo ſchoͤ - ner Lehr Begriff / und Auszug / ſich mit andern beygeſelleten / und die Freyheit-Wuͤrffel vor alle auf - wurfen / vorgebend: Nach Luthers-Lehr erfordert die heilige Schrifft zum Heyl den Glauben allein / ſo moͤgen wir dann auſſer aller Befahrung des Heils / uns in alle Frech - und Freyheit des Fleiſches / und Geluͤſten dieſes Lebens biß uͤber die Ohren verſen - cken / wann wir nur den Glauben in GOtt / und Chriſtum den Herrn haben. Uber dieſe ſchnapten auch umb ihre portion, oder Antheil die Sibbatha - rij, oder Sabbaths-Verfechter / dero durchaus Folg / und Schluß ergangen: Jn heiliger Schrifft wird nirgent klar anbefohlen / daß der Sonntag vorn Sabbath zuhalten / und zuehren ſey / ſo muß dann von Chriſt-Glaubigen nicht der Sonntag / ſondern der Sabbath / oder Sambſtag geehret und gehei - liget werden. Diſen Bratten rochen auch die Soci - nianer / und ſchnitten nach Belieben ihren Theil auch darvon / da ſie alſo ſchloſſen: daß Chriſtus die andere Perſohn der Dreyfaltigkeit / und mit dem / einer Weſenheit / wird aus H: Schrifft nit ausfuͤhrlich er - wieſen / ſo muß man demnach ſolches nicht vorgeben / noch glauben. Noch ungereimbtere Folg auspreſſe - ten daraus die neue Arrianer in Siebenbuͤrgen / die gleichfals auf ihre minorem, oder kleinen Vortrag gantz ungeſtuͤm gedrungen / und diß ſchoͤne Liedlein ſungen: von denen Nahmen aber der Weſenheit / der Perſohnen / Suppoſiti, der Zweyen in einer Perſohn Goͤttlich - und Menſchlicher Naturn / Proceſſionum Divinarum, und der einer von anderer PerſohnGoͤtli -35Goͤttlichen Ausgang / geſchicht keine ausdruckliche meldung in heiliger Schrifft / ſo mueß man dann diß alles aus der Zahl der Glaubens-Saͤtz ausmuſtern / und verwerfen.
Nicht ungleiches aus anderer deiner Grund - Lehr / daß nemblich keiner an die Auslegung der H: Schrifft / der Kirchen Urtheil nach angebunden / oder der ausdeutung dero alten H: Vaͤttern nachzukom - men verpflichtet / ſondern dahin eines jedwederen Geheim - oder Sonder-Geiſt erklecke / haben alſobald die Sacramentirer dir den Spitz gebotten / und aus deiner Brueth diß Abentheuer hervor / und auf die Welt gebracht: Der Geheim-Geiſt eingebet uns / daß jene Wort Chriſti: Hoc eſt corpus meum, Diß iſt mein Leib / nur Figur - und Wort-wechſels - Weiß / oder uneigentlich zu nennen / und zu verſtehen ſeynd / deswegen wir billig verneinen / daß aus ſel - ben die weſentliche Gegenwart des Leibs Chriſti moͤ - ge dargethan / und erwieſen werden. Uber dieſen Leiſt ſchlugen auch ihren Schuch die Ubiquitarij, gleiches auſſagend: ebner maſſen der Geheim-Geiſt uns eingebet / daß jene Wort Chriſti / Ubi duo vel tres congregati fuerint in nomine meo, ego ſum in medio illorum. Allwo zwey / oder drey in mei - nen Nahmen verſamblet ſeyn / dort bin ich in mit - ten deren / wie auch folgende: Ego vobiſcum ſu[m]omnibus diebus, Jch bin bey euch alle die Taͤge / diß zum Untergang der Welt / muͤſſen in ihren eigent - lich - und ſtrengen Verſtand genommen werden / woraus wir dann ſchlieſſen / das Chriſtus allent - halben / und aller Orthen / auch ſeiner Menſchheit nach anweſend / und zugegen ſey. Jngleichen leitete diß Waſſer Beza auf ſeine Muͤhl / als derjenen in Apoſtoliſcher Allgemeiner Bekandnuß Glaubens -C 2Satz /36Satz / Er iſt abgefahren zur Hoͤlle: Lehret daß all - da durch die Hoͤlle ſolle das Grab verſtanden wer - den / und alſo dieſes Glaubens-Satzes / deſcendit ad inferos, er iſt abgefahren zur Hoͤlle / dieſer Ver - ſtand ſeye / & ſepultus eſt, und er iſt begraben. Dann alſo (ſagt er) gibt mir dieſe Stell der Schrifft mein Geheim-Geiſt zuverſtehen / daraus ich die Folge zie - he: Somnia illa eſſe omnia, quæcnnq́ue apud ve - teres de deſcenſu animæ Chriſti ad inferos comme - morantur. Jſt ſo viel geſagt: das alles / was je - mahlen bey denen Alten von Abſteigung der Seelen Chriſti in die Hoͤlle erzehlet wird / nichts dann eitle Traum / und Fabel ſeynd. Und alſo kan jeder aus Luthers Grund-Lehren nach eignen Kopff / und Be - lieben / eine Glaubens-Lehr / was er immer vor eine wolle / ausſinnen / und erdichten.
GOTT der Allerweiſiſte Vermittler aller Sa - chen / ſahe (nach Zeugnuß des heiligen Auguſtini In Enchiridio.) Daß ſeiner Vorſichtigkeit mehr zuſtunde / aus verſtat - ten Ublen Guetes zu verſchaffen / als keine Ubel zu verſtatten / ja ſeine unausſprechliche Guͤete laſſet kein Ubel / noch was Boͤſes zue / er ſehe dann aus Verhengnuß deſſelben / ein groͤſſeres Guet / weder deſſen Boßheit iſt / daraus erfolgen. Dannenhero eben dieſer H: Lehrer vielweiß angemercket: In Pſal - mum 54. ad verſum primum. Non putetis malosin37in hoc mundo gratìs eſſe, & nihil boni de illis agere Deum. Omnis enim malus, aut ideo vivit, ut corrigatur, aut ideo vivit, ut per illum bonus exerceatur. Niemand bilde ſich ein / daß die Boͤſe in dieſer Welt vergebens ſeynd / und GOtt von ſel - ben nichts Guetes wircke / zumahlen jeder Boͤſe / entweder derentwegen lebet / daß er gebeſſert werd / oder er lebt der Urſach wegen / damit durch ihme der Fromme geuͤbet werde. Die Suͤnd / und Verbre - chen vorwahr unſerer Stam - und Groß-Eltern / wa - re eins von ſchwer - und groͤſten Ublen / als welches dero geſambte Nachkommenſchafft des ewigen Ubels / und Verderbens ſchuldig gemacht / und doch ſinget die Kirch darvon: O felix culpa, quæ tantum ha - bere meruit ſalvatorem. O der gluͤckſeligen Schuld / die ſo groß-werthen Seligmacher verdienet hat! maſ - ſen aus vieler H: Vaͤttern / und hoch-anſehnlichſten Schrifft-Gelehrten Ausſpruch / der eingebohrne Sohn GOttes niemahlen die Menſchliche Natur an ſich genommen haͤtte / wann Adam nicht geſuͤndiget haͤtte Und alſo zulaſſet / und verhaͤnget auch GOtt aus ſeiner dieſer Welt wunderſamen Verwaltung / und gegen iner Kirch ſonderbahrer Vorſichtigkeit / das groͤſte Ubel aus allen Ublen die Ketzereyen / da - mit er aus Verſtattuug deroſelben ein groͤſſeres Guet hervor locke / und erzwinge. Deßwegen der Lehrer der Voͤlcker / der Apoſtel Paulus zu denen Corinthi - ern ſchreibet; 1. ad Corinthios 11. v. 19. Oportet & Hæreſes eſſe, ut qui probati ſunt inter Fideles, manifeſti fiant. Es muͤſſen auch Ketzereyen ſeyn / auf daß diejenige ſo bewehret ſeynd / offenbahr werden Daß iſt / die in Chriſtlichen Glauben veſt / und ſtandhafft / ſich noch mehr pruͤffen / und ihre Be - ſtaͤndigkeit alſo kundbahr machen / daß ſie in MittenC 3der38der Ketzeriſchen Sturm-Winden / ſich von aller Ke - tzerey frey / und unbefleckt erhalten. Und diß iſt daß erſte Guet / welches die Goͤttliche Guͤte aus Verheng - nus der Ketzereyen hervor bringet.
Daß andere Guet iſt / welches eben mehrer - wehnte H. Lehrer beyfuͤget: L. de vera Religione c. 8. Quod Hæreticorum inquietudine Catholiccrum excitatur induſtria ad penitius indagandam verita - tem, utquè excitetur eorum fervor in Veritatis Catholicæ propugnatione, ac inflammetur zelus jam ſeductarum animarum reductione, ac conver - ſione. Utamur ergo (ait) hoc Divinæ providentiæ beneficio, utamur Hæreticis, non, ut illorum approbemus errores, ſed ut Catholicam diſcipli - nam adverſus eorum inſidias aſſerentes, vigilan - tiores, ferventiores, zeloſiores, & cautiores ſi - mus. Damit (ſpricht er) von der Unruh der Ke - tzer der Catholiſchen Fleiß / und Arbeit / die Wahrheit aufs inneriſt durchzuſuchen angefriſchet / und dero Eyffer in Verfechtung der Catholiſchen Wahrheit aufgemunteret / wie auch die Brunſt zur Zuruckbrin - gung / und Bekehrung der ſchon allbereit verfuͤhr - ten Seelen / noch deſto mehr angeflammet werde. Laſſet uns demnach dieſer Wohlthat der Goͤttlichen Vorſichtigkeit bedienen / laſſet uns auch der Ketzer gebrauchen / nicht daß wir ihre Fehler / und Jrꝛthum guet ſprechen / ſondern daß wir die Catholiſche Zucht / und Lehr / gegen deroſelben Hinderliſt / und Nachſtel - lungen beſtaͤtigen / und daraus wachtſamer / Eyffri - ger / bruͤnſtiger / und behutſamer werden. Worauf er dieſe Wahrheit in Erleuterung des 54iſten Pſalm (mit Exemplen / und Beyſpielen / alſo beleuchtet. Nunquid perfectè de Trinitate tractatum eſt, an - tequam ohlatrarent Arriani? nunquid perfectè dePœni -39Pœnitentia tractatum eſt, antequam obſiſterent Novatiani? Jſt wohl von der Goͤttlichen Drey-Ei - nigkeit vollkommen gehandlet worden / bevor die Ar - rianer ſolche angebellet? Jſt auch wohl ausfuͤhrlich von der Bueß was abgehandlet worden / bevor die Novatianer ſich dero widerſetzet haben? welches zwar zu dieſen Zeit-Laͤufften ſich auch mehr dann Sonnen-Klar erzeiget. Sintemahlen die Catholi - ſche Glaubens-Satz / die ſich die Erneuerer unſerer Zeit zubeſtreiten angemaſt / niemahlen waͤren alſo erlaͤuteret / alſo ausgehillet und verfochten worden / dafern nicht anjetzo ſchwebende Ketzereyen denen Leh - reren der Kirchen dieſe Gelegenheit / und Anlaß an - erbotten / und zu Handen gegeben haͤtten.
Daß dritte Guet / welches GOtt aus Verheng - nuß der Ketzereyen erwecket / iſt. Daß auf ſolche Weiß die Kirch GOttes mehr gereiniget werde / da ſie von dergleichen liderlichen Geſchmeiß / von ſo ſchaͤdlich - und Laſter-hafften Gliedmaſſen befreiet wird. Dergeſtalten wird mancher mit auserleßni - ſten Blumen reichlich beſetzter Luſt-Garten weit an - ſehnlicher / wo die unnutze / und ſchaͤdliche Kraͤuter darvon ausgerautet werden. Alſo nemblich mueß der reine Weitz / von Unkraut / und Mißwachs / ein fruchtbahrer Baum von ausgedorten Zweigen / und Aeſten / von underer Brueth / obern unnutzen Ne - ben-Geſchoß / ein herrliches gemaͤhl von Staub / und Spinnen-Geweb / das fein - und reineſte Gold vom Schaum / und ſchlack ausgereiniget / und geſaͤubert werden. Dahin ſahe der H: Cyprianus, der gantz fuͤglich darvon im Buch von der Einigkeit der Kirch / mit folgenden Worten geſchrieben: Chriſto gratu - landum eſt, cum tales de Eccleſia feparantur, ne columbas, ne oves Chriſti venenatâ contagioneC 4Præ -40prædentur. Chriſto iſt deswegen Danck zu ſagen / wo ſolche von der Kirch abgeſoͤndert werden / damit ſie nicht die Taublein / und Laͤmmer Chriſti mit an - ſteckenden Gifft / zur Beuth / und Raub machen. Den Weitz hebt der Wind nicht in die Lufft / ein veſt gewurtzten Baum ſtoſſet kein Ungewitter umb. Die lahre Splitter / und Spreyer werden von boͤſen Wettern / und Winden herumb getrieben / nur die kleine / und ſchwache Baum-Geſproß / werden vom Anlauf des Sturm-Winds geſtuͤrtzt / und zu Boden gelegt. Und dieſe Verfluchte der beliebte Bueſen - Juͤnger / und Chriſti Geheim-Schreiber Joannes / da er von ſolchen geliffter ſpricht: Ex nobis exierunt, ſed non fuerunt ex nobis. Von uns ſeynd ſie ausgegangen / ſie waren aber nicht aus uns.
Noch mehr aber hervor ſpillet / und erhellet die Weißheit Goͤttlicher Vorſichtigkeit in Verſtattung ſo groſſer Zertheilung in ſo viel andere / und unter - ſchiedliche Secten auch einer eintzigen Ketzerey. Al - lermaſſen auf dieſe Weiſe die Ketzereyen ſich unter - einander / wie die winnige Hunde abbeiſſent / und zerreiſſent / aufzehret / gemindert / und endlich nach und nach abnehment / gantz / und gar ausgetilget werden. Deſſen wir in denen Madianitern ein kla - res Beyſpill haben. Judic. 7. v. 22. Supra quos Deus immiſit gladium in omnibus caſtris eorum, quo mutuâ cæde ſe truncabant. Der Herꝛ ſandte ins gantze Lager das Schwerd uͤber ſie / daß ſie ſich un - ter einander aufrieben / und zu todt ſchlugen / und alſo haben ſie dem Gedeoni den Sieg in die Hand ge - ſpielet. Und gleich wie denen Aegyptiern GOTT betrohet: Iſa. 19. 2. Et concurrere faciam Ægyp - tios, & pugnabit Vir contra fratrem ſuum, & Vit contra amicum ſuum, Civitas adverſus Civitatem,Regnum -41Regnum adverſus Regnum. Et dirumpetur Spi - ritus Ægypti in viſceribus ejus, & conſilium ejus præcipitabo. Und ich will die Aegyptier wider die Aegiptier verhetzen / ein Mann ſoll wider ſeinen Bruder ſtreiten / und ein jeglicher wider ſeinen Freund / ein Stadt wider die Andere / und ein Reich wider das Andere. Und der Geiſt Aegypti des Ae - gypten-Lands wird in ihren Leib zerberſten / auch ihre Rath-Schlaͤge will ich umbſtoſſen. Zu welchen Vorhaben zierlich / ſeinem Brauch nach / ſchreibet der H: Auguſtinus. To. 7. L. contra Epiſtolam Parme - nionis. Neceſſe eſt, ut minutatim ſecti, conſciſ - ſiquè diſpareant, qui tumorem animoſitatis ſuæ, Catholicæ pacis ſanctiſſimo vinculo pra tulerunt. Es iſt gantz nothwendig / daß ſie Stuͤckweiß zerhackt / und zerhauet verderben / die ihren aufgeblaſenen Hochmuth ihrer Kuͤnheit dem heiligſten Band des Catholiſchen Friedens vorgezogen haben. Und mit ihme Euſebius. L. 4. Hiſt. c. 7. Dum ergo novæ Hæreſes, aliæ ſuper alias introducuntur, perpe - tuò primæ defluunt, inquè multiſarias, & mul - tiformes ſpecies, aliter, atquè aliter mutatæ de - ſtruuntur. Solius Catholicæ Eccleſiæ ſplendor, perpetuò ſibi ſimilis in augmentum exſurgit. Jndeme alſo neue Ketzereyen andere uͤber andere aufkommen / und eingefuͤhret werden / zerflieſſen ohne Unterlaß die Erſte / und werden in villfaltig - und mancherley Geſtalt - und Gattungen / je anderſt / und anderſt verkehret / zu Grund gericht / dahinge - gen der eintzig Catholiſchen Kirch wahrer Schein / und Glantz / ihme allſtats gleich / empor ſteiget / und zu mehrem Wachsthum gelanget. Denen bietet im - gleichen die Hand Irenæus, 2 L. 2. c. 18. da er dieſe Wahrheit denckwuͤrdig mit der Feder verfechtet /B 5und42und folgender maſſen beyſtimmet: Pugnant ad ſe invicem, ſua propria vindicantes, & malos fu - res ſeipſos convincentes. Sie ſtreiten / und zancken ſich untereinander / da ſie ihre eigne Mißgeburth zur Rach ziehen / und daß ſie verruchte Dieb ſeyn / ſich ſelbſt uͤberzeugen. Und letzlich der heilige Hilarius. L. 1. de Trinitate. Hæretici omnes con - tra Eccleſiam veniunt, ſed dùm Hæretici con - tra ſe vincunt, nihil ſibi vincunt, victoria enim illorum, Eccleſiæ triumphus eſt, dùm in eo Hæ - reſis contra aliam pugnat, quod in Hæreſi altera Eccleſia damnat, & inter hæc fidem noſtram, dùm ſibi adverſantur, confirmant. Alle Ketzer werffen ſich auf wider die Kirch / indem aber die Ketzer wider ſich obſiegen / ſiegen ſie nichts vor ſich / dann all ſolcher Sieg / dienet / und ausſchlaget zum Triumph / und Sieg-Gepraͤng der Kirchen / da eine Ketzerey gegen die Andere in dieſen ſtreitet / was in anderer Ketzerey die Kirch verdammet / und unter - deſſen / da ſie miteinander im weiten Feld liegen / und kriegen / beſtaͤttigen ſie wider Willen unſern Glauben.
Die andere dieſer Sach Urſach iſt / Pœna peccati, Die Straff der Suͤnd; zumahlen wor - durch wer ſuͤndiget / dardurch werde er auch beſtraf - fet. Pharao, der die Kinder Iſraël befalche in Waſſer zu trencke / war ſelbſt mit allen ſeinem Kriegs - Heer im Waſſer erſauͤffet. Uriæ Todt-Schlag ſtraffte GOtt ſolcher Geſtalt in David / daß niemahlen von ſeinem Hauß das Schwerd gewichen. Mit glei - cher Straff wurde Adonibezek angeſehen / die er von anderen Koͤnigen eingehollet / dannenhero er ſelbſt geſprochen: Judic. 1. v. 7. Sicut feci alij, ita reddidit mihi Deus. Wie ich andern gethan hab /alſo43alſo hat mir GOtt wiederumb vergolten. Es wird fuͤrwahr / in Ketzern jene Iſaiæ c. 33. v. 1. Weiſſagung wahr / Væ, qui prædaris, nonnè & ipſe præda - beris? & qui ſpernis, nonnè & ipſe ſpernêris? cum conſummaveris deprædationem, deprædaberis, cum fatigatus deſieris contemnere, contemneris. Wehe dir / der du raubeſt / werdeſt du nicht auch beraubet werden? und der du verachteſt / werdeſt du nicht auchverachtet werden? wann du das Rau - ben vollendet haſt / ſo wird man dich auch berauben / und wann du des Verachtens muͤd biſt / und aufhoͤ - reſt / ſo wird man dich auch verachten. Alldiewei - len dann die Ketzer das Band der Einigkeit der Kirch zerriſſen / iſt es billig / und recht / daß ſie aus gerech - ten Urtheil GOttes / auch ſelbſt unter ein ander zer - riſſen / und zerſchnitten werden / und die Grueben / die ſie denen Catholiſchen zum Fall gegraben / ſelbſt fuͤllen / und hinein fallen / und alſo ihnen mit glei - cher Maß ausgemeſſen werde / mit welcher ſie denen Catholiſchen eingemeſſen.
Diß alles bekraͤfftiget der H: Auguſtinus, Tomo 3. de agone Chriſti c. 29. worvon er alſo ſchreibet: Completum eſt in ipſo Donato Hæreſiarcha (in Luthero / Calvino) quod ſcriptum eſt. In qua menſura menſi fueritis, remetietur vobis, ſicut e - nim ille Chriſtum dividere (ſeparando ſe ab Ec - cleſia) conatus eſt, ſic & ipſe à ſuis quotidiana diſciſſione dividitur. Percuſſit ille Eccleſiam lin - guâ litigiosâ, quâ nunc ipſe conciditur, ut om - ninò diſpereat, atquè moriatur, & doctrina il - lius intereat, ac penitus diſpareat. Jn Donato dem Ertz-Ketzer ſelbſt (in Luther / Calvino) iſt er - fuͤllet worden / was geſchrieben iſt: Jn welcher Maß ihr einmeſſet / in gleicher wird euch ausgemeſſen wer -den.44den. Dann gleich wie er Chriſtum zuzertheilen (ſich von der Kirch abſoͤnderent) ſich befliſſe / als wird er von Seinigen mit taͤglicher Zerreiſſung zertheilet / und zerzehret. Er ſchluge die Kirch mit zaͤnckiſcher B[o]lder-Zung / mit welcher er nun ſelbſt zerſtuͤcket w[e]rde / und dermaſſen zwar / daß er gantz und gar v[e]derbe / und erſterbe / und ſeine Lehr ingleichen m[i]t ihme zu Grund gehe / und voͤllig verſchwinde. Und auf dieſe Weiſe haben alle Ketzereyen ihnen ſelbſt den Hals gebrochen / deren doch etwelche / wiewoh - len ſie ſo maͤchtig waren / daß ſie ein ziemlich groſſen Th[ei]l der Chriſt-Welt eingenommen / ſeynd ſie doch mitt er Zeit alſo in Abgang / und Reißaus gerathe[n /]daß kaum was von ihren Nahmen uͤbrig verblieben / und dafern nicht in Buͤchern der Catholiſchen / dero - ſ[e]lben Widerlegungen / annoch vorhanden waͤren / wuͤſten wir kaum / ob / und was vor eine / ſie geweſen waͤren. Deſſen ſich niemand zu bef[rem]bden hat /[o]mnis ſiquidem plantatio (inquit æterna veritas) quam non plantavit Pater meus æternus, eradica - bitur. Weilen eine jegliche Pflantze (nach Aus - ſag der ewigen Wahrheit) die mein himmliſcher Vatter nicht gepflantzet hat / wird ausgereutet / und was weit erſchrecklicher in ignem mittetur, ins Feur geworffen werden.
Aus dieſer endlichen Verhaͤngnuß GOttes / der ſo viel - und manigfaltigen Zertheilung / und Abſchnid der Ketzereyen in andere ſo unterſchiedliche Secten / beykommet uns jene Nutzb[a]rkeit / daß wir weit leich - ter der Ketzer / und Sectire[r]zum uralten Glauben / von deme ihre Vorfahr[e]r freventlich abgewichen / Zuruck-Kehr hoffen moͤgen / es ſeye dann / daß ſie aus der Arth ſchlagen / und gar zu Atheiſten / die an keinen GOtt glauben / werden wollen. Dann nichtwe -45wenige unter ihnen allein materialiſche / und einfaͤl - tige Ketzer ſeynd / verfuͤrte Taͤublein jenem nicht viel ungleich / welches zur Zeit der Suͤnd-Fluth Noë aus der Arch entlaſſen / welches / wo es nicht fande / worauf deſſen Fueß ruhete / kehrete ſolches wiederum der Arch zue. Nicht weniger fuͤrwahr pflegte zu be - gegnen / daß / wo ſie dieſe beſondere Ketzereyen / und dero Grund durchſuchen / nichts aber in ſolchen fin - den / wo ihr Gemuͤth / und Gewiſſen ruhe / kehren ſie zur Arch des Catholiſchen Glaubens zuruck / und aus dieſen tragen etliche ein Oliven-Zweig von gruͤnen Blaͤttern in Mund mit ſich: Daß iſt / ſie ziehen mit ihren Schrifften / und Worten auch andere nach ſich / die ſie dero zufuͤhren / und gewinnen.
WAs maſſen die Goͤttliche Weißheit jener hoch-getragenen Bau-Fuͤhrern des Thurns Babel / die / damit ihr Nahm beruͤhmet wurd auf Erden / bey ſich eine Stadt / und Thurn / deſſen Spitz an Himmel angipfflete / zu erbauen beſchloſſen / allen Fleiß / und Arbeith hinderte / und vernichte / hat er ſolches auf keine andere Weiß (wiewohlen er unentliche Mittel diß Werck zuſtellen hatte) als durch die eintzige Ver -wir -46wirrung der Sprachen vorkehren wollen / damit die - ſem nach / einer den andern nicht hoͤrte / daß iſt / nicht verſtunde / noch verſtehen kunte (indem zuvor die gantze Erde / eben eines Lefzen / und einer Sprach ware) und alſo zertheilte er ſie von ſelben Orth in alle Welt; und auſſetzeten vom Bau der Stadt / und deswegen iſt der Nahm jenes Orths Babel, daß iſt eine Verwirrung genannt worden / weilen der Lefzen aller Erd verwirret worden / der zuvor nur einer war / alſo doch / daß jene erſte Sprach in eintzigem Heber, nebſt ſeinen Geſchlecht / und Nachkoͤmlingen / mit wahren Glaub / und Andacht verblieben iſt. Alſo gantz / und gar ergienge ſolches denen Ertz - Ketzern / und Ketzern dieſes / und naͤchſt hinterlegten Sæculi, oder Jahr-Hundert / vor dero Thrennung von der Kirch / die geſambte Ehriſtenheit auch eines Lefzens ware / eines Glaubens / einer Religion, und GOttes-Dienſt / eben einer Gebraͤuch / und heiligen Ceremonien / unter eben einen Haupt / mit eben ei - ner Verwaltung / und Ausſpendungs-Form / und Weiß der H: Saeramenten. Jndeſſen entſtunden neue Werck-Maͤnner des anderten Thurns Babel, Luther, Calvinus, Zwinglius, Melancton, Ser - vetus, und andere Erneuerer mehr / die die Koͤpff zuſammen geſtoſſen / und ſprachen: kombt / laſſet uns ein neue Kirch / Stadt / und Thurn erbauen / deſſen Gipffel ſich biß in Himmel erhebe / und mit ſei - ner Hoͤche / die Hoͤche der alten Kirchen uͤberſteige / damit unſer Nahm in aller Welt geprieſen werde / und dieweilen es uns an der Felſen / worauf die Roͤ - miſche Kirch gebauet / gebricht / laſſet uns vor Stein / und Felſen / der Alten / und ſchon laͤngſt verdambten Ketzereyen Ziegel nehmen / und ſelbe von neuen aus - brennen / und weilen es uns auch am Kalch / daßiſt /47iſt / an Erklaͤhrung der Kirchen-Raͤth / an Anſehen der H: alten Vaͤttern / und erſter Kirch ermanglet / wollen wir uns darvor des Leimbs / und Berg-Hartz der Geluͤſten / und Freiheit des Fleiſches / gebrauchen. Da aber GOtt dieſes dero aufgeblaſenes / und ver - kehrtes Vorhaben ſahe / abſtiege er / und verwirte nicht nur die Sprachen / ſondern die Meinungen / und Ausſpruͤch deroſelben / damit dergeſtalten / einer den andern nicht verſtunde / und einer dem andern in der Lehr nicht beyfiele / ſondern ein jeglicher ſeinem pri - vat, oder Geheim-Geiſt / der anderer ſonder Geiſt zugegen war / folgten. Die dann hernach / eine ge - meine Kirch zu erbauen ausgeſetzt / ja von ſelbiger aufzurichten / gaͤntzlich verzweifelt haben. Worvor alſo ein jedwederer Theil ihme eine beſondere / und Privat - Kirch geſtalt / die ſie nach ihren Belieben / und derentwegen uͤbel verſehen / und ausgezimmert / ohn alle Proportion, oder Vergleichung / ohn alle Symetria, oder Gleichmaͤßigkeit / ohn alle rechter Vernunft Richt-Schnur / und ohn allen Winckel - Maß / und Ordnung auf - und ausgefuͤhret haben / da indeſſen der erſte Glaub / und eine Zung des Heil: Geiſts / in eintzigen Heber, ſeinen Geſchlecht / und Nachfahrern / daß iſt / in eintziger erſter / recht-glau - biger Apoſtoliſcher Kirch / die allein die Roͤmiſch-Ca - tholiſche iſt / ſtandhafft verblieben.
Warumb aber alle dieſe vom Glauben der Roͤ - miſch-Catholiſchen Kirch enteußerte Secten kein Mittel / noch eintzige Weiß haben ſich zu vereinigen / und in Einigkeit ihres neuen Glaubens miteinander einzuſtimmen / wiewohlen ſolches ſchon zum oͤfftern durch unterſchiedliche zu dieſem Ziel - und Abſehen / ausgekuͤndigte Geſpraͤch / und Concordi, oder Ein - helligkeit-Schrifften verſucht / und von ihnen allemErnſt48Ernſt nach geſucht worden / ligt jeden / und allen Verſtaͤndigen vor Augen. Dieweilen ſie nemblich kein Gewiſſe / und unfehlbare Regl haben / dero ſie ihre Lehren / und Meinungen gleich formen / wie auch keine abgezircklete Winckelmaß / nach dero ſie ſich in ſelben lencken / und leiten muͤſſen. Sie haben kein ungezweifflete Stahl / noch Gold-Wage / wel - cher nach / ſie eben ſelbe pruͤfeten / und abwogen / daß doch vor allen / und eintzig noͤthig waͤre / ihren Zweck / und Ziehl zu erreichen. Laſt uns die Sach in jenen Kuͤnſtlern / und Werck-Meiſtern bewehren / denen zu - ſtaͤndig / und gebotten / eines ſonders Vornehmen / nud herrlichſten Gebaͤu vollſtandige Ausfuͤhrung / der - gleichen ſeynd Bau - und Werck Meiſter / Maurer / Bild - und Stein-Hauer / Tiſchler / und Zimmerleuth / unter einander eins zu werden / und einhellig zu ſchlieſſen / daß ſie insgeſamdt einen zierlichſten Pallaſt erbauen / und auffuͤhren wollen: Die aber hernach (wiewohln jeder in ſeiner Kunſt beſt erfahren) dem vom obri - ſten Bau-Meiſter vorgeſchrieben / und entworffenen Abriß keines Wegs nachkommen / noch eben ſelber ausgezeichneter Maß / nach deſſen Ab - und Ausmeſ - ſungen ſich gebrauchen / ſondern da ihme einer ſein anvertrautes Werck / ſeiner Kunſt nach / mit Geometriſch - oder von Feld-Meſſerey genommen / der Andere mit Roͤmiſchen / der Dritte mit Griechi - ſchen / der Vierte mit Wieneriſch-der Fuͤnffte mit Nuͤrnbergiſchen Schuh abmeſſen / und ein jeglicher in eignen Kopf / und ſeinen Sinn nach / ein anderes / und anderes Vorbild ſtalten / und vorſtellen ſollte / was nicht vor mißgeſtaltes / und gantz abentheuriges Gebaͤu wuͤrde ſich zeigen / und empor ſteigen? Nebſt dieſen beliebe auch ingleichen zuerſinnen / daß eine geraume Anzahl der Virtuoſen / und in allerhandMu -49Muſic / ſo wohl in ſtimmen / als allen anderen Jn - ſtrumenten / und Seiten-Spielen wohl-erfahrne / und weit-beruͤhmbte Muſicanten zuſammen tretten / ein jedwederer aber ein Liedlein / daß ihme gefiele / ſingete / oder klingete / oder aber jenen gantz unauf - merckſamb vernachlaͤſſigten / deme allen Muſicanten darzue den Tact / und Einſtimmungs-Zeichen zu - geben / und den voͤlligen Muſic-Chor einzurichten Ambts halber zuſtunde / O wie unangeneme / wie uͤbel lautende / und abſcheuliche Muſic wurden ſie anſtim - men? So bleibt dann dieſe Wahrheit ungezweifelt / und unbeweglich / daß zur zuſammen Fuͤgung / und Einſtimmung unterſchiedlicher Meinungen / auch in Glaubens-Sachen / ein gewiſſe / und unfehlbare Regul / oder Richt-Schnur / nach welcher alle ſtrittige Fragen / alle unterſchiedliche Ausſpruͤch / und Meinungen moͤgen / und auch muͤſſen entſchie - den / und geebnet werden / eintzig vonnoͤthen ſeye.
Dieſen letzten Diſcurs, oder Unterredung / werden ſonder allen Zweiffel nur allzuwahrhafft die Widerſacher / und Glaubens-Gegner bekennen / ſie werden aber guet runt verneinen / und widerſpechen / daß ſie nicht eine gewiſſe / und ungezweifflete ihrer Religion / und Lehr / auch Regul / und Richt-Scheid haben. Dieſe ſeye kein andere / weder Verbum Dei ſcriptum, das geſchriebene Wort GOttes / welche in Wahrheit Grund-Veſte / mit ſeiner Ge - wißheit / und Unfehlbarkeit alle andere Bewegnuſ - ſen zuglauben / und aller Glaubwuͤrdigkeit uͤber - ſteiget. Non enim poterit ſolvi ſcriptura. Jo. 10. 35. Es kan doch die Schrifft nicht aufgeloͤſet werden. Und 1. Petri 1. v. 25. Et Verbum Dei manet in æternum. Das Wort GOttes bleibt in Ewigkeit. Und Pſal. 18. v. 9. Præceptum Domini eſt lucidum, illuminans Homines. Das Geſaͤtz des HErrensDiſt50iſt unbefleckt / uud bekehret die Seelen. Diß waͤr freylich ein ſchoͤn - und koſtbahrer Titul / ein fein - und gantz veſter Grund / wann ſolches bey ihnen nicht mehr ein lauterer / und falſch-angeſtrichener Vor - wand waͤr / der allen Ketzern gantz und gar gemein iſt / wie darvon der H: Auguſiinus L. 3. de Baptiſino c. 19. redet: Scripturas quidem tenent, ſed ad ſpeciem, non ad ſalutem. Sie halten ſich zur H: Schrifft / aber nur zum Schein / nicht zum Heyl. Dann auch der H: Athanaſius Oratione 1. contra Ar - rium ſchreibet: Cum unaquæquè Hæreſis ſui com - menti Parentem habeat diabolum, ac pudore tam exoſi nominis teneatur, pulcherrimum nomen ſalvatoris profitetur, ſcripturarumquè dictioni - bus amicitur. Alldieweilen jede Ketzerey vor ihren Vatter den Teufel hat / und ſo verhaſten Nahmens wegen ſchamroͤthet / ſo aufdichtet ſie ihr den Nahm des Seligmachers / und ſchmucket / und kleidet ſich mit Spruͤchen der H: Schrifft. Mit dieſen der H: Irenæus. L. 5. c. 21. Mendacium dæmon abſcon - dit per ſcripturam, quod faciunt etiam Hæretici. Die Lug berget der Teuffel durch die Schrifft / deſſen auch die Ketzer pflegen. Und was Wunder / weilen auch der Teuffel unſern Heiland ſelbſt zum dritten - mahl zuverſuchen ſich angemaſt / und keines andern dahin / weder dieſes Tituls bedienet: Scriptum eſt, es iſt geſchrieben. So iſt derohalben noch uͤbrig / und ausſtaͤndig zu erweiſen / daß das geſchriebene Wort GOttes bey denen Uncatholiſchen mit nichten eine unfehlbare Form / Weiß oder Re - gul ihrer Lehr / Glaubens / oder Religion ſeye / noch auch Krafft dieſer Regul / bey ihnen eintzige ſtrittige Glaubens-Fragen / moͤgen eroͤrdert / oder verglich - ner beygelegt werden. Dann gegeben / daß ſie auch auf alle Weiß wolten / und ſich befleiſſeten (nichtaus51aus Lieb ihres Heils / und Erkandtnuß der Wahr - heit / ſondern nur der Verſchimpfung / und Spotts halber / in die ſie / aus ſo groſſer Zertheilung unter ihnen / bey denen Catholiſchen in Glaubens-Saͤtzen gerathen) dieſe Religions-Einigkeit einzufuͤhren / und dieſe unter ihren Meinungen / und Ausſpruch zu vereinigen / in dieſer eintzigen Krafft des geſchrie - benen Wort GOttes / ſelbes vor die Richt-Schnur der wahren Religion aufzuwerfen / ſo vermoͤchten ſie doch diß auf keine Weiß ins Werck zurichten / maſſen alſobald / eben gegen dieſen gelegten Grund / ſich mehr andere unter ihnen Fragen erheben wur - den / die durch ſie nimmermehr wurdet geebnet / und vereiniget werden. Und erſtens / kundte man billich fragen / und zweiflen / ob das geſchriebene Wort GOttes alſo der Glaubens-Lehr Richt-Scheid / und Regul waͤr / daß wir nichts zuglauben / oder zu halten verpflicht / ja ſolches noch halten kunten / noch muͤſten / als was ausdrucklich in geſchriebnen Wort GOttes enthalten / und klar zu finden ſey? Und wo man es alſo / und nicht anderſt abreden / und entſcheiden ſolte / ſo werden eben deswegen Puritaner, wider die Calviniſten / und Lutheraner / deren jene etwelche / dieſe aber noch ſehr viel / aus der alten Kirch Satzungen / und deroſelben an die Nachkoͤm - lingen uͤbergebungen / die in geſchriebnen Wort Gottes ſich nicht ausdrucklich zeigen / und doch zu halten uͤbernommen haben / den voͤlligen Sitz erhal - ten / und den Meiſter ſpillen. Nicht minder wer - den die Arrianer / wider eben ſelbe / und auch wi - der die Puritaner ſich Hahn in Korb erzeigen / und begehren / ſie wollen doch andern aufweiſen / wo in geſchriebnen Wort Gottes ausdrucklich ſich dieſer Spruch / oder Vortrag zeige / Leus eſt Unus inD 2eſſen -52eſſentia, & Trinus in Perſonis. GOtt iſt einig in der Weſenheit / und dreyfaͤltig in Perſohnen. Jtem daß der H: Geiſt GOtt ſey / und daß der Sohn in Goͤttlichen Weſen nicht minder / dann der Vatter ſey? Auch die Socianer werden ihneu die Fauſt voll anlachen / und mit vollen Packen den Sieg aus - rieffen / da ſie werden aufgewieſener Begehren / wo in geſchriebnen Wort Gottes zu finden ſey / Quod Filius in divinis ſit Conſubſtantialis Patri, daß in Goͤttlichen Weſen / dem Vatter der Sohn mit-we - ſentlich / oder einer Subſtantz / und Weſenheit ſeye? die Widertauffer werden ebenfals nach den Lorber - Zweig greiffen / und begehren / man moͤchte ihnen zu gefallen aus den geſchriebnen Wort Gottes jenen Orth / oder Stelle vor Augen legen / Quod infantes poflint, aut debeant beptizari, daß die Kinder koͤnnen / und auch muͤſſen getaufft werden? dafern ſie alſo das Widerſpill erklaͤhren werden / daß nemb - lich etliche auch Glaubens-Sachen zu glauben / und zu halten ſeynd / welche nicht ausfuͤhrlich in geſchrie - benen Wort Gottes enthalten / wann ſie nur in uͤber - gebnen Wort Gottes / entweder durch die Kirchen - Raͤth / oder die Apoſtoliſchen Ubergebungen zuerſe - hen ſeynd / werden die Catholiſche / uͤber alle Erneu - erer das Haubt empor erheben / und den Sieg-Fahn in handen fuͤhren.
Zweytens kunte man fragen / und zweiflen / ob alle Buͤcher / welche das geſchriebne Wort GOttes genannt / und mit einen Wort / die Bibel getaufft werden / Canoniſch / oder ungezweifelt / und dar - thuentlich das geſchriebene Wort GOttes ſeynd / und wo nicht alle / was Urſach mehr dieſe / weder andere? und diß nicht aus Muethmaſſungen / ſondern aus Unfehlbarkeit des Goͤttlichen Glaubens.
Drittens53Dritteus entſtehet die Frag / und Zeifel / in welcher ſprach diß geſchriebne Wort Gottes / muͤſſe die einige Glaubens-Regul ſeyn? ob nemlich in der urſpringlichen / oder auch uͤberſetzten? wann es alſo auch in uͤberſetzter / anhaͤſplet ſich ſtarck der vierte Zweifel / welche aus denen Uberſetzungen / die wahre / natuͤrlich / oder angebohrne / und eine ſolche ſey / welche unfehlbahr / und auſſer allen Zeifel moͤge die einige Regul / und Richt-Schnur aller Glaubens - Sachen / die zu glauben / und zu halten ſeyn / abge - ben / und vertretten? Ob villeicht ſolche die gemei - ne Edition, oder Herausgebung / dero ſich die Kirch vor dieſen neuen Entſprungenen Ketzereyen / vor faſt 1300. Jahren gebraucht hat / oder aber die Teutſchung des Luthers / die Dolmetſchung der Zuͤr - ckher / oder Genfer / die Engellaͤndiſch - oder Hollaͤn - diſche ſeye? Jn welchen Punct ſie niemahlen moͤgen eins werden. Zumahlen Zwinglius To. 2. de Sacra - mentis pag. 412. & 413. des Luthers Dolmetſchung vor eine gefaͤlſchte / und oͤffentlich verderbte ausrie - fet / die Zuͤrckhiſche hingegen der Zwinglianer / Luther nicht annehmet / als dero Urheber / er die Anti-Chri - ſten / die Betrieger / und Menſchen eines Eſels-Ver - ſtand nambſet. Die Baſeliſche Bibel der Proteſtan - ten / nannt mit andern Calviniſten / an vielen Or - then Beza impiam / ein Gottloſe Dolmetſchung. Die Teutſchung aber der Genfer / erachtete Jacobus Koͤnig in Engelland ſelbſt (und mit ihme die uͤbrige des Koͤnigreichs Engellands Calviniſten) daß ſie aus allen Bibeln / die ihnen jemahln zuhanden gekom - men / deterrimam, die aller boͤß - und aͤrgiſte ſey. Von der Engellaͤndiſchen Bibel Teutſchung / bezeu - gen / und beteueren mehr der in Engelland Worts - Diener ſelbſt / daß ſie voller Faͤhler ſey / da ſie baldD 3den54den Verſtand aͤndern / bald den Orth / oder Text faͤl - ſchen / und verkehren / jetzt was bald abzwacken / bald aber was ankleben / und hinbey rucken. Jn des Luthers Verſion, oder Dolmetſchung / hat Emſerus ein gantzes Buͤchel mit Anmerckung uͤber tauſend Faͤhler / die er ſonders Fleiſſes aus ſeiner eigner Hirn - Geſponſt / bald ein-und daß andere beyſetzent / bald ſtuͤmplend / und abzwackent begangen / in Druck ver - fertiget. Daß ingleichen in der Hungariſchen Uber - ſetzung der Bibel des Gaſparis Karoli, und Alberti Molnar, auch unzahlbahre Faͤhler mit eingelaufen / hat der Laͤnge / und Breite nach P. Georgius Kaldi, der Societet JESU Theologus, oder Schrifft-Ge - lehrte in der Vorrede der Hungariſchen Bibel / und Pazmannus der Roͤmiſchen-Kirch Purpur-Prieſter / Libro Controver ſiarum fol. 357 mehr dann ſattſam erwieſen / und dargethan. Wann ſie aber zugegen vorerwehnte Glaubens-Fragen ſolten entſcheiden / und eroͤrtern / vorgebend / daß das geſchriebene Wort GOttes / vor die Regul / und Richt-Schnur des Glaubens muͤſſe in der Eigenſchafft der urſpringlichẽ / oder Griechiſchen Sprach genommen werden / wer - de ihnen abermahl die Krucke im Ofen bleiben / und der fuͤnffte Zweifel / bang / und angſt machen / ob nemblich der Hebræiſche / und Griechiſche Text (der nun im Schwang gehet) nicht in etwas / der / von denen alten Griechiſchen Ketzern / jener aber von de - nen Juden ſeye verruckt / und gefaͤlſchet worden / und woher diß / vor gewiß / und unfehlbar bekannt ſeye? indeme vornehmlich die hoͤchſt - und anſehnlichſte Lehrer / und Schrifft-Verfaſſer / nicht allein die Alte / ſondern auch etwelche Reulingen ſolches klar / und lauter bekennen / und mit vielen Beyſpielen be - glaubigen / und bewehren: Wir wollen aber auchdarvor55darvor halten / daß der Hebræiſch - und Griechiſche / oder urſpruͤngliche Text gantz und gar in gerinſten nichts verkehret worden / ſo werde doch gleichwohl der ſechſte Zweifel ſich anſpinnen / ob der Hebræiſche Text muͤſſe mit ſeinen Punctem / oder ohne ſelbe geleſen werden? dafern er mit denen Puncten / ſo iſt kundbahr / daß dieſe von denen Juden eine gerau - me Zeit nach Chriſti Geburth ſeynd erfunden wor - den / als die Chriſtum / und den Chriſtlichen Glauben hoͤchſt gehaſſet / und angefeindet / und alſo aus Anlaß / und Gelegenheit dieſer Puncten / ſon - der Zweifel dem Chriſtlichen Glauben / nicht wenigen Schaden zuzufuͤgen ſich vorgenommen haben / und alſo die Text der heiligen Schrifft / die Chriſti Wuͤr - digkeit was mehr gewogen waren / auf dieſe Weiß / in welchen andern Verſtand kruͤmmeten / und / ſo viel ſie kundten / biegeten. Wo er aber ohne Puncten zuleſen / alsdann / dieweilen ohne dieſe / unterſchied - liches / auch bey denen Juden ſelbſt / eines Text / ja auch eines Worts / und nicht unſelten gantz unglei - ches / ja zu weilen in gantz widriger Bedeutung ge - leſen wird / beyfallet der ſibente Zweifel / und Frag / welche Leſung beſſer / und dem Verſtand / auf wel - chen durch die Propheten der Heil: Geiſt redent ge - zihlet / gleichformiger ſeye. Zu deme ſeynd wenig aus denen Erneuerern / die der Hebræiſchen Sprach ſo wohl erfahren / ja unter denen Hebræern ſelbſt gar ſeltene / in etlichen Secten der Ketzer aber gantz keine. So dann werde dieſer / die gantze Beweg - Urſach zu glauben / deſſen Anſehen / und menſchliche Zeugnus ſeyn / daß man alſo / und nicht anderſt / der H: Schrifft urſpruͤnglichen Text leſen muͤſſe / und al - ſo werd deren Glaub / ſich nicht auf die Goͤttliche Of - fenbahrung ſtuͤtzen / und ſteifen / und folgbahr wer -D 4de56de dero Einwilligung / ein lauterer menſchlicher Glaub ſeyn. Bey ſothaner Beſchaffenheit / werden demnach / jede / und alle dieſe Theologi / oder Schrifftlingen / durch alle ihre hier beygebrachte Vortrag / und Fragen / nicht uͤber die Grammatic, oder erſte Eingang-Schul der Sprach-Kunſt / und zwar nur uͤber den underiſten Theil derſelben / welchen man Orthographiam, die rechtſchreibung zu nen - nen pflegt / ſchreiten. Bey dieſem allen / uͤbrigt / und erhebet ſich annoch ein weit wichtigere Frag / die un - ter ihnen ferner zueroͤrdern / wo ſie auch ſchon unter einander ſich in dieſen vereiniget haͤtten / daß dieſe Buͤcher Canonici oder der H: Schrifft / und keine andere waͤren / ja daß auch in dieſer Sprach jenes geſchriebene Wort GOttes enthalten ſey / welches ein Form / und Regul aller Sachen / die zuglauben / und zu halten / ſeyn mueß. Nemblichen / welche die - ſes / oder jenes Texts wahre / und angebohrne Aus - legung ſey? Ob nicht jene villeicht / welche gleich - formiger der Auslegung der uralten Kirchen-Raͤth / und alter heiligen Vaͤtter? oder welche ſich mehr der Augſpurgeriſch - oder Schweitzeriſchen Confeſſion, und Bekandtnuß gleich formet / und mit eintreffet / oder letztens die mehr nach den Kopff / und Sinn der Urheber deroſelben Secten / denen jene zugethan / oder die / welche aus jedes Privat - oder Geheim - Geiſt herruͤhret? bekennen ſie ſich zum erſten / ſo ſeynd ſie aufs Haubt geſchlagen / und abtretten denen Ca - tholiſchen offentlich den Sieg. Wann ſie aber die - ſe Auslegung verwerffen / ſo werden die Lutheraner / Calviniſten / Puritaner / mit andern Sectirern / die ſonſt von dem Geheimnuß der Goͤttlchen Dreyfal - tigkeit / und vom Tauf der Kinder recht geſinnet / nichts wider die Arrianer / Socianer / und Wider -Tauffer57Tauffer beybringen / und erweiſen koͤnnen. Sagen ſie das Andere / ſo werden eines theils die Calvinia - ner / andern Theils die Lutheraner dieſem nicht bey - fallen / noch mithalten. Geben ſie das dritte endlich vor / ſo werde unter ihnen das alte Gmiſch Gmaͤſch / und Verwirrung / die ſich annoch wuͤrcklich zeiget / veſt verbleiben / und alſo niemahlen die Zuſammen - Fuͤgung / und Einigkeit ihrer widrigen Meinungen erfolgen
So bleibt dann / gruͤndlich dargethan / daß die Uncatholiſche noch Mittel / noch eintzige Weiſe unter ihnen / in Einigkeit des Glaubens / und der Religion / oder Gottes-Dienſts uͤbereinszukommen / deſſen wir ein ſcheinbahres Beyſpill im Buch Concordiæ der Ubereinſtimmung / oder Einhelligkeit / wo nicht mehr im Buch Diſcordiæ der Unhelligkeit haben / deſſen dieſe Gelegenheit / und veranlaß ware. Jm Jahr 1576. da die Saͤxiſche Prædicanten vermercket / daß ihre Lutheriſche Sect von Tag zu Tag / in mehr all - zeit unterſchiedliche / neue / Schwermerey / und Se - cten ſich ausgoſſe / und hervor wuchſe / beredeten ſie den Hertzog aus Sachſen / er wolle der Koſten nicht ſchonen / in zuſammen Beruffung der vornehmſten Pradicanten / und Lehrern der Augſpurgiſchen Con - feſſion, oder Bekandtnuß / die dieſe Religions-Un - einigkeiten einſtimmeten / und vereinigten / der ihnen in dieſen willfahrete / und alle Koſten auf ſich nahme / mit / den Spott / und Schand-Fleck ſeiner Religion / der aus dieſen Zwiſpalt / und Unterſchied der Lehren / in ſelber entſprange / aufzuheben / und den uͤblen Nachklang zuentziehen. Alſo dann beruffte / und ver - ſamblete er diſelbe nach Targonium in eine Saͤxiſche Stadt zu teutſch Targen genannt / und darſchoſſe zu ſolcher Zuſammen-Kunfft / und Winckel-LandtagD 5der58der Religion / Reiniſcher Wehrung achzig tauſent Gulden. Dieſe dann ausgemachte Mánner / und Kern der Schrifft-Gelehrten / nach dem ſie unter ſich / viel zuvor abgedroſchen / und das March ihrer Meinung nach / voͤllig vom Bein geleſen / ſchreiben ſie ein Buch zuſammen / welches ſie mit dem Titul der Einigkeit geehret / und hernach im Jahr 1580. auch in offenen Druck heraus gegeben haben / wor - mit ſie doch nichts zur Einhelligkeit / und ihrer Re - ligion Einigkeit verſchaffen. Ja wohl der ſchoͤnen Einigkeit! nur deſto groͤſſere Uneinigkeit erweckte die - ſe Affter-Einigkeit. Und was noch / eben dieſe Ei - nigkeit ſelbſt mißhelliget unter ſich / und ſtimmet wie Gaͤnß / und Schwanen zuſammen / der Urſach wegen / ein gueter Theil der Spieß-Geſellen der Augſpurgiſchen Confeſſion, ſo wohl der Fuͤrſten als der Stadten / mit andern Geſchlechten / Kirchen-Be - dienten / und Schul-Haltern deroſelben / ſich eben dieſem Concordi-Buch widerſetzet / und ſich ſolchem zu unterſchreiben / ſtandhafft verweigeret haben. Ja ſie haben ſo gar ſolches mit offentlichen Schrifften widerleget / und die ſolchem ſich unterzeichnet haben / mit folgenden Rheim-Verſen verſchimpffet / und aus - geblaſen.
Zu teutſch.
Die im Buch des Lebens nicht kunten zeichnet werden / Spendirten ihren Nahmen in diß Buch auf Erden.
Von welchen Buch das gefehlte Urtheil bleibt.
R. habet Hebræum, prætereaq́ue nihil. Daß iſt:
Latei -59Lateiniſch R, ein Griechiſch R (daß iſt #, oder ro) Hebræiſch R (daß iſt #, oder res) beyneben / Enthalt diß Buch / und ſonſt nichts mehr / wolt drum kein Haller geben.
Daß iſt:
præter er ro res (zuſammen gefuͤgter zuleſen errores) auſſer denen Fallern / iſt nichts in dieſen Buch zufinden.
Worauf auch die Pfaltz Calviniſche Schrifft-Docto - res ſpornſtreich die Feder angeſetzt / und dieſem Con - cordi-Buch zwey und dreyſſig allzugrobe Lugen ausgeſetzt / Krafft dero / ſich ſolches die Faͤhler deren uͤbrigen der Augſpurgeriſchen Confeſſion zugethanen / zuverhuͤllen geflieſſen. Nebſt dieſen unverſchambten Lugen-Schwarm / auszeichneten ſie auch andere achzehen mercklichſte Falſchheiten / die im Concordi - Buch ſelbſt hervor blicken und letzlich noch 60 eigne Widerſprechungen / die eben enthalten ſeynd. Wann nun der allein Lutheriſchen Sect Rott-Meiſter / ihrer eintzigen Sect Zertheilungen / nicht zur Einigkeit der Religion haben bringen / noch einrichten koͤnnen / was waͤre wohl zu hoffen / wann welche / alle anje - tzo ſchwebende Ketzereyen in eine Religion bezwingen / und einſchrencken wolten? Fuͤrwahr ſeynd ſchon oͤff - ter dergleichen Unterredungen / und kleine Verſamb - lungen unter denen Lutheranern ſelbſt / und Calvi - niſten ſelbſt allein / verſucht / und vorgenommen wor - den / und doch iſt aus keiner / derſelben Glaubens - Einigkeit / auch heunt zu Tag erfolget. Alldiewei - len nemlich alle Sectirer nur von Privat - oder Son - der-Geiſt / und nicht vom Geiſt JESU / der ein Geiſt der Lieb iſt / der uns mit enger Chriſt-Lieb zu - ſammen fuͤget / gefuͤhret / und gezogen werden. Die - ſer iſt ein Geiſt der Reinigkeit der uns von Ungleich -heit /60heit / und aller Unbilligkeit reiniget. Er iſt ein Geiſt deß Friedens / der uns friedſam macht. Er iſt ein Geiſt des Lebens / der uns Beſeelet. Er iſt ein Geiſt der Gnad / der uns heiliget / er iſt ein Geiſt der Freud / der uns troͤſtet Er iſt ein Geiſt der Demuth / der uns in Demuth ſteiffet. Er iſt ein Geiſt des Gehorſambs / der uns unterthaͤnig / und Dienſt-willig machet. Der Geiſt JESU abſteiget nicht uͤber die Stoltze / und Hoch-Getragene. Er ruhet nicht in unruhi - gen Hertzen Er verfluchet die Suͤndhaffte Seelen / Er haſſet / und abwendet ſich von allen / die der Ei - telkeit ergeben.
DEr eintzige Grund des Catholiſchen Glau - bens iſt GOTT / ut revelans, als der ein Geheimnuß / oder Wahrheit etwelcher Sach offenbahret. So iſt dann die Formal - und gantze Urſach des Glaubens bey denen Catholiſchen / die eintzig allein Goͤttliche Wahrhafftigkeit / die unsdie61die Wahrheit ſelbe zuglauben offenbahret / oder der Schuelen-Lehr nach / Authoritas DEI atteſtantis, das Anſehen GOttes / der ſolches vortraget / und von der Wahrheit deſſen / was uns zuglauben / bezeuget. Was demnach immer / GOtt von ſich / oder ande - ren Sachen uns geoffenbahret / iſt unfehlbar wahr / und von ſolcher Gewißheit / daß keine groͤſſere moͤge ſeyn / noch gefunden werden. Zu dieſen aber / daß wir was mit Goͤttlichen Glauben zu glauben verpflichtet werden / mueß uns ungezweifelt die wahre Weſen - heit ſolcher Goͤttlichen Offenbahrung / oder aus - ſpruchs bekannt ſeyn. Welche Goͤttliche Rede / oder Ausſpruch / gleicher Authoritet, und Anſehens iſt / ſie ſeye hernach geſchrieben / oder uͤbergeben / maſſen ſolche Rede nicht deßwegen eines unfehlbahren An - ſehens / weilen ſie geſchrieben / ſondern / weilen ſel - be ein Rede GOttes / oder ein Rede unfehlbahrer Wahrhafftigkeit iſt. Dannenhero einſtimmen in dieſen / ſo wohl die Catholiſch-als Uncatholiſche / daß beede Theil vorn Grund des Glaubens Verbum DEI, das Wort GOttes zulaſſen / ſie unterſcheiden ſich aber erſtens in dieſen / daß die Uncatholiſche zum Grund des Glaubens legen ſolum Verbum DEI ſcriptum, das geſchriebene Wort GOttes allein / die Catholiſche aber præcise guet runt Verbum DEI, das Wort Gottes / es ſeye hernach gleich geſchrieben / oder uͤbergeben. Zweytens werden ſie unterſchiden in deme / daß die Catholiſche in Auslegung der Heil: Schrifft der einhelligen Ausdeutung der Kirchen - Raͤth / und der alten Heil: Vaͤttern folgen / die Un - catholiſche aber ſolche verwerffen / und ſich auf die Auslegung der Schrifft ſteiffen / welche jedem ſein Sonder-Geiſt eingebet. Die Erkanntnuß aber von geſchehener Goͤttlicher Offenbaͤhrung der Wahrheiteiner62einer Sach zuerhalten / gelangen wir in der Catho - liſchen Kirch / durch ſieben gleichſam Staffel zur ſel - ben. Der Erſte iſt jener Sachen / die offentlich in eignen Terminis, oder Worten in H: Schrifft ent - halten ſeynd / der Andere deroſelben / welche klar / und per ſe durch ſich ſelbſt aus H: Schrifft folgbahr ge - zogen werden. Der Dritte deren / die aus Apoſtoli - ſcher Ubergebung uͤbernommen worden. Der Vier - te derjenigen / welche von rechtmaͤßig verſammleten / und vom hoͤchſten Prieſter den Papſt approbirt / und beſtettigten Kirchen-Rath erklahret / und ausgeſpro - chen werden. Der Fuͤnffte deren / die vom Apoſto - liſchen Stuhl tanquam de Fide, als Glaubens-Saͤtz vorgetragen werden. Der Sechſte derſelben / welche als Glaubens-Saͤtz vorgetragen / und wider die Ke - tzer / mit einhelliger Einſtimmung der H: Vaͤtter der erſten Kirch / vor gewiß ausgeſprochen / und beſteti - get werden. Der Sibende derjenigen Sachen / die augenſcheinlich aus denen drey letzten Staͤflen / die gewiß geſchehene / und annoch ſtehende von denen Glaubens-Sachen Offenbahrung zu erkennen / folg - bahr gezogen / und geſchloſſen werden. Auf dieſe Weiß dann / ſeynd alle Strittigkeiten gegen die Glau - bens-Saͤtz / die jetzthero entſprungen / und annoch entſpringen / und entſpringen moͤchten / beygelegt / und eroͤrderet worden / und werden noch wuͤrcklich in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirchen / durch ſolche richtige Lehrart beygelegt / und zu jeder Vergnuͤgung / voͤllig abgethan / und aufgehoben Eben dieſe Weiß haben alle alte H: Vatter / in Strittigkeiten gegen die Glaubens-Saͤtz jederzeit gehalten / worvon der H: Auguſtinus Epiſt. 158. ausdrucklich meldet: Diſputare circa ca, quæ univerſa tenet Eccleſia, inſolentiffimæ inſaniæ eſt. Von deme / was diegeſambte63geſambte Kirch haltet / ſich viel zancken / und diſpu - tiren / oder was witzig unterſuchen / iſt eine unleid - liche / und allzuvermeſſene Thorheit. Und L. 4. de Baptismo c. 12. Quod enim univerſa tenet Eccle - ſia, id, vel à Concilijs eſt inſtitutum, vel Apoſto - licâ Authoritate eſſe traditum, rectiſſimè credi - mus. Dann was die geſambte Kirch haltet / iſt entweder von denen Kirchen-Raͤth verordnet / und zu halten auferlegt / oder das ſolches mit Apoſtoli - ſchen Anſehen uͤbergeben worden / glauben wir gantz billich / und recht. Und abermahl: To: 10. Ser: 14. de verbis Apoſtoli. Hoc habet Authoritas Matris Eccleſiæ (ut deciſioni ipſius acquieſcamus) hoc fundatur Veritatis canon, contra hoc robur, con - tra hunc inexpugnabilem murum, quisquis arie - tat, confringitur. Diß Anſehen hat unſer Mutter die Kirch (daß wir bey dero Erklaͤhr-und Auslegun - gen geruhen) in dieſen wird der Canon / oder Regul der Wahrheit gegruͤndet / wider dieſe Macht / und Staͤrck / wider dieſe undurchbrechliche Mauer / der ſich immer verſtoſſet / wird den Kopf zerbrechen / und zerquetſchen. Und letztens wieder Creſconium. L. 1. c. 33. Scripturarum à nobis tenetur Veritas, cum hoc facimus, quod univerſæ jam placuit Ec - cleſiæ. Qui igitur falli metuit obſcuritate quæ - ſtionis, Eccleſiam conſulat. Wir halten uns bey der Wahrheit der Schrifft / da wir jenes vollziehen / was der geſambten Kirch gefaͤllig war. Der demnach aus Dunckelheit der Fragen / und Zweifelsecken / ſich eintziges Hinderliſts befoͤrchtet / berathſchlage ſich mit der Kirch. So reden auch andere Vaͤtter / aus welchen der Heil: Roͤmiſche Clemens iſt / nicht anderſt darvon / deſſen eigne Wort folgende ſeynd: Epiſt. 5. apud Gratianum. Lex64Lex DEI, cum legitur, non ſecundum propriam intelligentiam doceri debet, ſunt enim multa verba in ſcripturis divinis, quæ trahi poſſunt in eum ſenſum, quem extrinſecùs adulteret quis, oportet ergo ab eo intelligentiam diſcere ſcriptu - rarum, qui eam à Majoribus, ſecundum verita - tem ſibi traditam ſervavit. Allwo das Geſatz GOttes verleſen wird / mueß ſelbiges nicht nach eig - nen Verſtand gelehret werden / zumahlen nicht we - nige Wort in heiliger Schrifft ſich finden / welche auf jenen Verſtand moͤgen gezogen werden / deme welcher falſchet; ſo mueß man dann von jenen den Verſtand der Schrifft erlehrnen / der ſolchen von ſeinen Vorfahrern / ihme der Wahrheit nach / uͤber - geben / gehalten hat. Und diß iſt der ewig - und im - merwerende Gebrauch / und Gewohnheit der Catho - liſchen Kirch in Erlauterung aller ſtrittigen Frag - Stucken / die auf einigerley Weiß zum Glauben / und der recht-glaubigen Kirch Einformigkeit / und Zucht - Haltung gehoͤrig ſeynd. Dann alſoſtracks von An - begin der Kirch / da in Apoſtoliſchen Geſchichten Act. 15. die Frag ſich erhoben / ob diejenige / die aus de - nen Heyden zum Chriſtlichen Glauben bekehret wur - den / ſolten zur Beſchneidung gezwungen werden / und eben deswegen ſich beederſeits die hitzigſte Ver - fechter aufgeworffen hatten / verſammleten ſich die Apoſtel / und Aeltere nach Jeruſalem videre de Ver - bo hoc. Zuſehen / wie es umb diß Wort waͤre? und ſie beſchloſſen / daß denen Heyden die bekehret wur - den / ſolches Joch nicht aufzubuͤrden waͤre / und durch dieſe Erklaͤhrung wurde dieſe gantze Frag / und Zwiſpalt in der Kirch / voͤllig beygelegt. Alſo zum Zweytenmahl / wiewohl der H: Apoſtel Paulus, von der Wahrheit ſeiner Lehr vergewiſſet waͤr / jedoch /da65da nur etliche aus Verdacht daran zweiffeten / zoge er nach Jeruſalem / Lauth der Offenbahrung / und uͤberlegte mit andern Apoſtlen das Evangelium / daß er predigte / damit er villeicht nicht ſelbſt / wie er meldet / in vacuum curreret, ad Gal. 2. v. 2. Ver - geblich lieffe / uͤber welche Stelle der H: Auguſtinus L. 28. contra Fauſtum c. 4. alſo ſchreibet: Paulus A - poſtolus de cælo vocatus, ſi non inveniret Apoſto - los, cum quibus conferendo Evangelium, ejus - dem ſocietatis appareret (verebatur) ne Illi Fi - deles, quibus Evangelium prædicabat, omnia non crederent. Der vom Himmel beruffene Apoſtel / wann er nicht die Mit-Apoſtel haͤtte aufgeſtoſſen / mit welchen er ſein Evangelium uͤberlegent / haͤtte mit eintreffent gefunden / (verebatur) beſorgte er ſich / daß ihme die glaubige / denen er das Evange - lium predigte / nicht alles glaubten.
Drittens / da die Arrianer / Eunominianer / und Macedonianer die Kirch verwirten; einrathete Siſi - nyus dem Kayſer Theodoſio, daß man mit denen die einer andern Meinung waͤren / ſich in keinen Wort-Streit oder Diſputat einlieſſe / als welcher ein uͤber den andern Gezanck / und Hader zuerwecken pflegt / ſondern man ſolle ſie befragen / ob ſie die Dolmetſcher / und Ausleger der heiligen Ausſpruͤch / die zuvor dahin beſtellet waren / ehe ſich in der Kirch eine Mißhelligkeit angeſpunnen / zulaſſen / und dar - von hoͤren wolten? und dafern ſie ihre Ausſpruͤch verwurffen / ſagte er / wuͤrde geſchehen / daß ſie gleich - fals alle ihrer zuſammen geſchlagener Gemeinde Aus - ſpruͤch verworffen / wann ſie aber ſelbe vor duͤchtig / uud taugliche zur Entſcheidung ihrer Strittigkeiten erachteten / muͤſten ſie ihre Buͤcher / und Schrifften alſobald beybringen / und denenſelben offentlich vor -Elegen.66legen Alſo ſchreibt Nicephorus L. 13. v. 15. mit an - deren als Socrate, Sozomeno &c.
Viertens erhube ſich umb das Jahr 196. in der Kirch eine Zwiſpalt / von rechtmaͤßigen Tag die O - ſtern feyerlich zubegehen / und dieſe wurde von Pa - lœſtiniſchen Kirchen-Rath / wie auch hernach vom Roͤmiſchen / unter Papſt Victore beygelegt / und gedempffet / die erklaͤhret / das ſolches hohe Feſt ſolle den naͤchſten Sonntag nach deß erſten Fruͤhlings Monaths Lunam XIVtam. 14ten Monds-Alter begangen werden.
Fuͤnfftens entſtunde abermahlen gegen Chriſti Jahr 251. eine Frag in der Kirch / ob die von Glau - ben abgewichen / wiewohln Bueßfertig / und ihren Abfall bereuent / ſolten wiederum in die Kirch an - und aufgenommen werden? und auch dieſe wurde / durch die von ja ergangene Erkkaͤrung des African - und Roͤmiſchen Kirchen-Rath geſtillet.
Sechſtens umb das Jahr 315. wurde von Arrio auf die Frag von der Mit-Weſenheit des Sohns mit dem Vatter gedrungen / und ſie wurde durch den A - lexandriniſchen Kirchen-Rath / und hernach durch Allgemeinen / Nicaͤniſchen / und mehr nachfolgende / von ja gleichfals erleuteret / und beſtettet.
Sibenden umb die Jahr 390. und 398. war von etwelchen eintziger Zweifel von der Enthaltung / oder Keuſchheit der Diaconen / oder Kirchen-Gehuͤlffen / und Prieſtern / wie auch von dem Kinder-Tauff bey - gebracht / welcher durch den vierten Carthaginenſi - ſchen Kirchen-Rath aufgeloͤſet / und zur Beſtaͤttigung erklaͤhret worden.
Achtens umb das Jahr 402. erhube ſich aber - mahlen eine Strittigkeit von Pelagio der uͤbernatuͤr - lichen Gnad zu denen heilſamen Wercken nothwen -digkeit67digkeit halber / und auch dieſe wurde durch Arauſica - niſchen Kirchen-Rath beygelegt / und bejahet.
Neuntens umb das Jahr 430. wurde in welchen Zweiffel gezogen / ob die Seligſte Jungfrau muͤſſe geſagt werden / und auch wahrhafft waͤre / Mater DEI, die Mutter GOttes / oder Chriſti / als Men - ſchen forderiſt? Und die Erklaͤhrung ergienge von Epheſiniſchen Allgemeinen Kirchen-Rath von ja.
Zehendens umb das Jahr 728. brache die ſich ſchon lang angeſpunnen / als glommerende Kohlen unter den Aſchen / die ſchweriſte Strittigkeit hervor / ob die Bildnuſſen Chriſti / und der Heiligen in Kirchen zuerhalten waͤren? und auch dieſe wurde durch den andern Nicæniſchen / und wiederumb durch im Jahr Chriſti 794. gehaltenen Franckfur - tiſchen Kirchen-Rath beygelegt / und ſolche zuerhalten behauptet.
Elfftens umb das Jahr 1050. erweckte Beren - garius ein neuen Zweifel von der in der Sach ſelbſt wuͤrcklicher Anweſenheit des Leibs Chriſti im heilig - ſten Abendmal / und die Erklaͤhr-und Erleuterung wur - de vor den Uraͤltiſten Ausſpruch der ſolches beweren - den Kirch / durch Roͤmiſchen Kirchen-Rath geſchloſ - ſen / in welchen ſich Berengarius ſelbſt eingefunden / ſeinen Faͤhler erkannt / und offentlich mit Mund / und Feder Widerruffen. Daß alſo jederzeit dieſer Ge - brauch und Gewohnheit in der Kirch in Schwang gegangen / kunte ohn ſondere Muͤh durch alle ver - floſſene Jahr-Hundert biß zum letzt allgemeinen Tridentiniſchen Kirchen-Rath / der in vorigen Jahr - Hundert gehalten worden / chronolgicè, oder der Zeit Rechnung nach / erwiſen / und ausgefuͤhret werden.
Dieweilen aber nicht allzeit allgemeine Kirchen - Raͤth moͤgen gehalten / und ausgeſchrieben werden /E 2hat68hat derowegen in ſolchen Vorfaͤllen die Catholiſche Kirch ſich dieſes Gebrauchs bedienet / daß ſie vor die Erklaͤhrungen der ſtrittigen Fragen / beym Apoſtoli - ſchen Sthul anlange / und was durch ſelben erklaͤh - ret / und geſchloſſen wird / daß annehmen vor unge - zweiffelt alle Glaubens-Genoſſen der Catholiſchen Kirchen. Alſo im Jahr Chriſti 1579. hat Papſt Gregorius, diß Nahmens der dreyzehende Michaëlis Baij von Loͤven / Pariſiſchen Cantzlers 79. Propoſi - tiones, oder Vortrag / und Lehr-Puncten / als Ke - tzeriſche verdammet / und eben ſelbe hat hernach Ba - jus ſelbſt widerruffen / und ſich der Erklaͤhrung / und Urtheil deß Paͤpſtlichen Stuhls unterworffen / deme zur Folg / alle Catholiſche vor ſolche erkannt / und verworffen. Alſo hat Innocentius der Zehende / 5. dergleichen Lehr-Vortraͤg deß Janſenij vor Ketzeriſch erklahret / und nach dieſer Erklaͤhrung / und Ver - damnuß / verdammen / und verfluchen eben ſelbe alle Catholiſche. Alſo Alexander der Achte / und Inno - centius der Eilffte / wie auch dieſes Nahmens der Zwelffte / verbotten / ziemlich viel Lehr-Vortraͤg / die etliche Gewiſſens-Lehrer gelehret / und dieſem Verbott folgen / und nachkommen alle Catholiſche Lehrer. Eben alſo verdambte Innocentius der Eilffte die Lehr / und Meinungen Michaëlis Molines, und keiner aus allen Catholiſchen unterfanget ſich ſolche zu lehren / ſie zuhalten / oder zuverfechten Alſo iſt annoch ein nicht geringer Streit-Handel zwiſchen denen PP. Dominicanern / und der PP der Societet JESU, von denen Huͤlff-Mitteln der Goͤttlichen Gnad / und der unbefleckten Empfangnuß der Se - ligſten Jungfrauen / doch verdammet kein Theil den Andern deswegen der Ketzerey / ſondern Jeder iſt be - reit / willig / und fertig / ſich der Erklaͤhrung / undEnt -69Entſcheidung der Kirch / oder Apoſtoliſchen Stuhls gehorſamblieh zu unterwerffen. Und obwohlen zwar die PP. der Societet uͤber diß ein Eyd-Schwur ablegen / und dieſen alle und jede Jahr deroſelben Lehrer offentlich erneueren / daß ſie dieſen Gottſeligen Wahn / und Ausſpruch von der unbefleckten Em - pfaͤngnuͤß der Seligſten Jungfrau ſchuͤtzen / lehren / und verfechten wollen / ia noch verſtatten / noch zu - laſſen / daß eintziger aus ihren Untergebenen das Widerſpill halte / jedoch beyſetzen ſie eben ſelben Schwur: Donec aliter à ſede Apoſtolica defini - tum, aut declaratum fuerit. Biß dahin / daß ſolches vom Apoſtoliſchen Stuhl anderſt erklaͤhret / und ausgeſprochen werde. Auf dieſe Weiſe dann (welche denen eigenſinnigen / und allzeit Wider - ſpenſtigen Ketzern / und Privat - Geiſtlern / keines Weegs will eingehen) wird die Einigkeit des Glau - bens-in der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch unverletzt erhalten. Laſſet uns dermahlen aber / nach dieſen Vor aͤuffen zur Erzehlung der Ertz-Ketzer / dero Ketzereyen / und in Glauben irrigen Falſch-Leh - rern / die in naͤchſt-verwichenen ſiben-zehenden Chri - ſti Jahr-Hundert von neuen erweckt / oder aus den Alterthum wiederum alt-friſch hervorgezo - gen worden / kommen / und weitlauffi - ger fortſetzen.
VOr die erſte Ketzerey des ſiben zehenden Jahrs-Hundert / in dieſer zehenden Zahl / ſetzen wir die Ketzerey Metaphoriſtarum, oder Umtrags / und Gleichnus-Redner / die im Jahr 1661. von Daniel Chamerico einen Mon - tilienſiſchen Worts-Diener in Franckreich erwecket / und ausgeſprenget worden / der gelehret / erſtens: daß der Sohn GOttes nicht eigentlich das Wort / oder Ebenbild GOtt des Vatters / ſondern nur nach gewiſſer Red-Art / und uneigentlich ſeye. Zwey - tens / daß die Glaubige nicht allein in der Commu - nion / oder Genuß des Abendmahls / ſondern auch auſſer derſelben / wahrhafft und in der Sach ſelbſt / die Subſtantz / und Weſenheit Chriſti / oder den Leib / und Blueth Chriſti empfiengen / doch beyfuͤgte er / daß ſolches durch den Glaub / und auf eine Geiſtliche Weiſe ſich fuͤgte. Drittens / daß der Wucher in ſich ſelbſt keine Suͤnd / ſondern nur der euſſerlich - und politiſchen Geſtalt nach ſeye / und alſo nur allein uneigentlich. Warumb hat aber dieſer muͤhſelige /und71und Hirn-verruckte Menſch nicht ingleichen auch zugelaſſen / daß er nur ein Metaphoriſcher Chriſt / ein Metaphoriſcher / alſo uneigentlich genannter Menſch waͤre? Deſſen dann erſter Faͤhler nur aus dieſen leichtlich kan widerlegt werden / daß er zulieſſe / daß das Wort wahrhafft / und eigentlich / und nicht allein uneigentlich der Sohn ſeye / ſo haͤtte er dann auch zugeben ſollen / daß er wahrhafft / uneigentlich das Wort / oder das Ebenbild GOtt des Vatters / und nicht nur uneigentlich ſeye. Dann wie der heilige Auguſtinus Homiliâ 49. lehret / Eo quippè modo eſt Filius, quo Verbum, & eo Verbum, quo Fi - lius. Er iſt auf ſolche Weiß der Sohn / auf wel - che er das Wort / und auf ſolche Weiß das Wort / auf welche er der Sohn iſt. Woraus folgbahr zuſchlieſſen / daß entweder das Wort nur uneigent - lich der Sohn ſeye / oder aber daß der Sohn eigent - lich GOtt des Vatters Wort ſeye. Und abermahlen eben ſelber H: Lehrer Lib. 7. de Trinitate. bewehret: Filium ſic dici Verbum, quomodo imago dicitur, daß der Sohn alſo werde das Wort / wie das Eben - Bild geſagt. Folget dann / gleich wie der Sohn wahr - hafft / und eigentlich GOtt des Vatters Wort iſt / alſo wahrhafft / und eigentlich iſt er das Ebenbild GOtt des Vatters. Der andere deſſen Faͤhler war gegen die von Chriſto ſelbſt geſchehene Einſetzung deß hochwuͤrdigſtens Altars-Sacramens / dann ſo auch auſſer der Nieſſung des Abendmahls des Herrns / und alſo in jeden gemeinen Nachtmahl die Subſtantz / und Weſenheit / oder der Leib / und Blut Chriſti genommen werd / warzue ſolle deſſen Ein - ſetzung ſeyn? Warzue ſo groß - und vielfaͤltige Ver - heiſſungen / die ſelbes wuͤrdig genieſſen? Wohin ebner maſſen ſo groſſe Betrohungen die bey dieſenE 4GOt -72GOttes-Tiſch ſich unwuͤrdig einfinden? Wohin ſo viel Anſtalt / und Vorbereitungen ſelbes nicht frucht - loß zugenieſſen? Wohin ſo viel Anmahnungen des Heil: Pauli, und inſonderheit I. ad Cor: II. v. 28. Probet autem ſeipſum prius homo, & ſic de pane illo edat, & de calice bibat. Qui enim manducat, & bibit indignè, judicium ſibi manducat, & bibit non dijudicans Corpus Domini. Der Menſch aber pruͤ - fe ſich ſelbſt / und alſo eſſe er von diſen Brod / und trin - cke aus dieſen Kelch / dann wer unwuͤrdig eſſet / und trincket / der eſſet / und trincket ihm ſelbſt das Gericht / dieweil er den Leib des HErrns nicht unterſcheidet.
Nebſt dieſen / dafern wahrhafft und in der Sach ſelbſt die wahre Subſtantz / und Weſenheit Chriſti / in Nachtmahl des HErrns genommen wird / was Urſach beyfuͤget er fide, & Spiritualiter / in Glauben / und auf Geiſtliche Weiſe? dann dieſe Unterſcheidung wird Jeder / er ſeye dann Blind / nicht unſchwer durchſehen / daß ſie mit nichten / wann man eigentlich reden will / mit der Wahrheit / und weſentlichen Worten beſtehen moͤge.
Der dritte Fahler deſſen wird aus diſen verworffen / daß der Wucher nicht allein aus aufgeſetzten / ſo wohl Goͤttlich-als Menſch ichen / ſondern auch natuͤrli - chen Recht keines Weegs gebilliget werde. Maſſen dẽ Recht der Natur zugegen gehet / daß eben ein Sach werde zweymahl / oder umb verdoppleten Preiß ver - kauffet / wie auch / daß dieſes von Verkaͤuffer verkauf - fet werde / was dem Verkauffer nicht eigentlich zu - ſtehet / diß aber ereignet ſich im Wucher. Dann entweder nimbt der Wucherer den Wucher pro ſorte vors Capital oder Haubt-Summa / und alſo hat er doppelten Preiß / nemblich die gleiche Summa dem Capital / und nebſt dieſen den Wucher uͤber dasCapi -73Capital / oder er nimbts vor den Gebrauch des ent - liehenen / oder dargeſtreckten Capitals / und alſo verkaufft er den Gebrauch einer Sach / die nicht ſeyn iſt / dann einer entlichenen Sach iſt der Entlehner Herr.
Jn die Zweyte Stell ſetzen wir die Ketzerey der Pſeudo-Irenicorum, oder Falſorum Pacificato - rum, & Tepidorum. Das iſt der falſchen Fried - macher / und Geiſt-Lauen. Unter welchen Nahm / ich nicht will diejenige verſtanden haben / die in vorigen Jahr-Hundert / entweder unter denen Widertauffern ſo villfaͤltigen Secten / oder Calviniſten unter ihnen / und der Lutherauer unter ihnen / ſo unterſchiedliche / und widrige Zertheilungen (wiewohl vergebens / zu einer Einigkeit zubringen ſich gefliſſen haben) ſondern diejenige / die anfangs dieſes Siben-Zehenden Jahrs - Hundert einen neuen Weeg verſuchten / unter denen neuen Religionen / und der alten Catholiſchen ein Vergleich zu treffen / und miteinander zuvereinigen / deren Raͤdel-Fuͤhrer waren Iſaac Cauſabonus ein Genferiſcher Worts-Diener. Joannes Seranus ein Arauſicaniſcher / und einer desgleichen Geliffters unbenambſet / unter den Titul Chriſtiani Conſtan - tis eines ſtandhafften Chriſt-Glaubigers. Zu dieſen ihren Zweck / und Abſehen / lieſſen ſie viel dem Catho - liſchen Glaubeu guͤnſtiges / gantz freywillig zue / als da ſeynd: 1. Daß die Catholiſche Kirch niemaln Faͤhle. 2. Daß nicht Jeden / ſondern denen Prie - ſtern / und der Kirch zuſtehe die heilige Schrifft / und die Geheimnus des Glaubens zuerklaͤhren / und aus - zulegen. 3. Daß nebſt den geſchriebenen Wort GOttes / auch die nicht geſchriebene Ubergebungen muͤſſen angenommen werden. 4. Daß hoch zu ach - ten / und allen anderen / das Gezeugnus der Heil. E 5Vaͤt -74Vaͤtter / der Kirchen-Raͤth / der Geiſtlichen Rech - ten / wie auch der Schuel-Doctorn oder Schrifft - Gelehrten in Auslegung der Schrifft vorzuziehen. 5. Daß kein Menſch zum Boͤſen vor-verordnet ſeye. 6. Daß niemand von GOtt zur Suͤnd angefriſchet / beredet / minder verreitzet / oder angetrieben werde. 7. Daß das offentliche Gebett fuͤr die Verſtorbene nicht zuverdammen ſeye. 8. Daß nicht alle unſe - re Werck / als zum Exempel GOtt bitten / Suͤnd ſeyen. 9. Daß die Selige zuehren / und ihre Feſt - Taͤg zu feyern ſeynd. 10. Daß die Jungfrauſchafft / und Ledige Stand / wie auch der Nonnen / ein nutz - bahre Anſtellung guet zuheiſſen / und zu loben ſey. 11. Daß die weſentliche Anweſenheit des Leibs Chri - ſti im Altar-Sacrament nicht zuwiderſpechen ſey. 12. Daß man diß ſolle mit gebogenen Knyen em - pfangen. 13. Daß diß heiligſte Sacrament ſolle zu denen Krancken getragen werden. 14. Daß die Beicht vor der Communion bey denen Prieſtern ab - zulegen ſey. Wider dieſe aber haben ſich alſobald an - dere Calviniſten aufgelehnet / und denenſelben in allen erzaͤhlten Puncten / mit ungeſtimmen Geſchrey / und Aufruhr widerſprochen. Sie haben aber auch mit ſolchen denen Catholiſchen ein Begnuͤgen gege - ben. Dann ob ſchon dieſe ihrige Glaubens-Saͤtz gantz / oder faſt gantz und gar Catholiſch ſcheinen / jedoch weilen dieſe falſch - und verſtelte Friedmacher / unter andern ihren Lehren / mehr andere Faͤhler die - ſen Lehr-Saͤtzen einvermenget hatten / der Catho - liſche Glaub aber dermaſſen mit der Wahrheit ein - ſtimmet / daß / wann wer auch nur einen eintzigen Glaubens-Satz nicht glauben / und halten / und welchen anderen Faͤhler denſelben beyrucken ſolte / vor keinen Catholiſchen gehalten werde (Lauth je -nes75nes des H: Jacobi 2. v. 10.) Quicunquè totam le - gem ſervaverit, offendat autem in uno, factus eſt omnium reus. So aber jemand das gantze Geſaͤtz halten wurde / und in einen Gebott anſtoſſen / der iſt an allen ſchuldig worden. Dero Urſach wegen bil - lich ihr neue erfundene Straß der Einigkeit / und Beyſtimmung von denen Catholiſchen verworffen worden: Und obwohln dieſe / allem Anſehen nach / was naͤhender ſich der Catholiſchen Kirch beygeruckt / und zur Schoß deß Catholiſchen Glaubens was leichter zubringen waͤre / ſo kan doch ſelben jenes nicht unfuͤglich zugeeignet werdẽ / was dem Laodicæiſchen Engel / oder Biſchoffen / die Waͤhrheit ſelbſt von Jo - anne dem Evangeliſten zuzuſchreiben anbefelchet: Apoc. 3. v. 15. und 16. Scio opera tua, quia nequè frigidus es, nequè calidus, utinam frigidus eſſes, aut calidus, ſed quia tepidus es, & nec frigidus, nec calidus, incipiam Te evomere ex ore meo. Jch Weiß deine Werck / daß du weder kalt / noch warm biſt: walte GOtt / daß du kalt / oder warm waͤreſt! dieweilen du aber lau biſt / und weder kalt / noch warm / ſo will ich anfahen / dich auszuſpeyen aus meinen Mund: So iſt auch / und ware dieſer / und anderer gleiches Gelifters Fleiß unmuͤglich / und eine vergebene Arbeith. Quæ enim Societas luci ad tenebras? Quæ conventio Chriſti ad Belial? aut quæ pars fidei cum Infideli? 2. Cor. 6. v. 17. Was Geſellſchafft hat das Licht mit der Finſternuß? Wie kombt Chriſtus mit Belial uͤbereins? oder was vor ein Theil hat der Glaubige mit den Unglaubigen? So iſt auch der Weltweiſen ungezweiffleter Spruch / Bonum ex integro, malum vero ex quolibet defe - ctu. Alles was guet / iſt vom Voͤlligen / was aber boͤß / aus jeden Mangel / oder Abgang.
Die76Die dritte Ketzerey dieſes Siben-Zehenden Jahrs-Hundert haben die Puritaner / oder Gerei - nigte zuſamm geblaſſen. Dann wiewohl vorm end / und Ausgang des vorigen Jahrs-Hundert etlichen Samen dieſer Sect ein Calviniſcher Predicant in Engelland / Nahmens Samſon ausgeſtreuet / wor - durch er uͤber andere Calviniſten wolte vor reiner angeſehen / und gehalten ſeyn / und deswegen nicht wolte an jene Orth kommen / betten / oder tauffen alldort / die vorhero nach Catholjſchen Gebrauch einsmahls geweyhet worden / auch mit Prieſterlichen Habit / oder Kleidung nicht wolte angethan werden / ſo haben doch deſſen Affter Spill / und Thorheit / an - fangs des Siben-Zehenden Jahrs-Hundert / mehr und mehr in Engelland auszubreiten / und fortzu - zweigen ſich angefangen / da man vor die alte Ge - braͤuch durch Minderung deroſelben / neue einge - fuͤhrt hat. Sie wollen aber dieſem nach Puritaner benambſet werden / dieweilen ſie oͤffentlich bekennen / daß ſie allein dem reinen geſchriebnen Wort GOt - tes anhangen wollen / und alſo von ſich vorgeben / daß ſie alles daßjenige / was in H: Schrifft ſich nicht ausdrucklich zeiget / verwerffen. Von dannen fuhlen ſie in die Haar ſo wohl denen Lutheranern / als an - deren Calviniſten / und forderiſt denen beym Brett vor an ſitzenden / und Schein-Biſchofflichen / daß ſie annoch viel Gebraͤuch / und Lehren der alten Ca - tholiſchen Kirch / von denen in H: Schrifft nicht ein - tzig ausdruͤckliche Meldung geſchicht / handhaben / und erhalten. Mit welchen allen / ſie doch nie - mahln ſebſt / ihre Kirch alſo ſaͤubern / und reinigen werden (ſie wollen dann ſelbe alſo verwuͤſten / daß ſie keine Geſtalt der Chriſtenheit habe) daß ſie nicht noch etliche Fuß-Stapffen der alten Rechtglaubig -Catho -77Catholiſchen Kirch erhalten / und verſpuͤhren laſſen. Zumahlen ſie weit mehrers ſtuͤmblen / ſchneiden / und abzwacken muͤſten / welches in H: Schrifft ſich nicht ausdrucklich zeuget / und doch bis hiehero geben ſie freywillig zue / was ſie nicht wohl anderſt vermer - cken koͤnnen. Mein / wo wird in H: Schrifft klar dem Leſer vor die Augen gelegt / daß Polygamia, die Macht mehr Weiber zu habeu / nicht gebilliget werd? daß die Kinder moͤgen / oder auch muͤſſen getaufft werden? Daß der Tauff nicht moͤge widerholet / o - der zum andernmahl genommen werden? Daß de - nen Chriſt-Glanbigen nicht verbotten / vom Bluet / und erſtickten zugenieſſen? Daß der Sonntag / und nicht der Sonn-Abend / oder Sabbath zu freyeren? Daß die Faſt-Taͤg / der Geburth / der Urſtaͤnd / und Pfingſten Chriſti des Herrens / und noch viel mehr anderes zu halten? Welches alles doch jetzhero von denen Puritanern nicht ausgemuſtert / noch aufge - hoben worden? von welchen fuͤrwahr weit ein an - derer Verſtand / und Urtheil der H: Vatter der er - ſten Kirch war. Aus denen / (damit ich andere Weitlaufftigkeit halber nicht beybringe) der A gu - ſtinus Tom. 3. in Gen. ad Lit: L: 10. c. 23. von dieſen alſo ſchreibet: Conſuetudo Matris Eccleſiæ in ba - ptizandis parvulis nequaquam ſpernenda eſt, ne - q́ue ullo modo ſuperflua reputanda, nec omnino credenda, niſi Apoſtolica eſſet traditio: Die Ge - wohnheit der Mutter der Kirch in dem Tauff der Kinder iſt keines Weegs zu verachten / noch eintziger Weiß unnoͤthig / oder uͤberfluͤſſig zu halten / die ſo gar nicht zuglauben / wann nicht darvon eine Apo - ſtoliſche Ubergebung vor handen waͤr. Und Tom: 7. L. 2. de Baptis: contra Donatiſtas c. 7. Quæ conſti - ſuuntur per Eccleſiam univerſam, non niſi abipſis78ipſis Apoſtolis (eſto non inveniantur in illorum Libris) tradita, & commendata creduntur. Alles / was durch die geſambte Kirch beſtellet / und verord - net werde / wird nirgent anderſt her (wann ſchon ſolches in ihren Buͤchern nicht zu finden) dann von denen Apoſtlen ſelbſt uͤbergeben / und anbefohlen geglaubet. Und wiederum Epiſt. 118. Illa quæ non ſcripta, ſed tradita cuſtodimus, quæ quidem toto orbe obſervantur, datur intelligi, vel ab ipſis Apoſtolis, vel plenarijs Conſilijs, quorum eſt in Eccleſia ſaluberrima auctoritas commendata reti - neri, ſicut quorum auctoritate Domini Paſſio, & Reſurrectio, & adventus de cælo Sancti Spiritûs, anniverſariâ ſolennitate celebratur. Jenes / was wir nicht geſchrieben / ſondern uͤbergeben verwahren / und zwar in aller Chriſt-Welt gehalten werde / wird jedem zuverſtehen gegeben / das ſelbes entweder von Apoſteln ſelbſt / oder aber von voͤlligen Kirchen-Raͤth / deren in der Kirch das heilſammiſte Anſehen iſt / an - beſohlen / erhalten wird / was geſtalten dero An - ſehen nach / das Leyden des HErrns / ſeine Urſtend von Todten / und des H: Geiſts von Himmel Ankunfft / mit jaͤhrlicher Herrligkeit begangen werden.
Dero iſt gantz zugegegen die Ketzerey der Anti - puritaͤner / die ihren Urſprung aus dem Engellaͤndi - ſchen Synodo, oder Geiſtlichen Rath / im Jahr 1603. und 1604. genommen hat / welcher von Calviniſchen Worts-Dienern zu Londen verſamblet / und in Bey - ſeyn des Koͤnigs gehalten worden / worin 141. Cano - nes, oder Reguln / der Puritaͤner Lehr gantz zugegen geſchmiedet / und ausgefertiget worden / aus denen die Puritaner ſelbſt zu kurtz gekommen / und zugleich mit ihren Lehr-Saͤtzen verdammet worden. Jn dieſen Affter-Rath wurden unter viel andern / auchfol -79folgende der Puritaͤner Lehr widrige Ausſpruͤch be - ſchloſſen. Als nemblich die hoͤchſte Macht / und Anſehen des Koͤnigs in der Engellandiſchen Kirch / auch in geiſtlichen Sachen. Die Weyhung der Bi - ſchoͤffen / die Ordinierung der Prieſter / und Diaco - nen / oder dero Mit-Gehuͤlffen / die Vigilien / und Faſt-Taͤge / die Litaneyen / und Gebrauch des Chor - Rocks / in Predigen / und Ausſpendung der Sacra - menten / die Knye-Biegung zum Nahmen JESU / die Haltung der vier Quatember, die Firmung / Ohrn-Beicht mit mehr anderen / unter der Straff des Geiſtlichen Banns in jede / und alle / die keinen Scheu / noch Zweifel trugen / ſolchem ſich einiger Weiß zu widerſetzen. Welches doch alles andere Calviniſten / und forderiſt die Puritaͤner verwerffen / und verdammen. Was iſt dann vor eine Einigkeit unter ihnen? da doch dieſe / ein aus denen vornehm - ſten Kenn-Zeicken Chriſti wahrer Kirch iſt: doch moͤgen die Puritaͤner ihre Uncatholiſche Widerſacher / und Gegner mit dieſen Beweisthumb moͤchtig ins Bockshorn treiben. Unſere / und euere Lehr iſt / das wir nichts muͤſſen glauben / noch halten / als was ausdrucklich und klar in H: Schrifft iſt / dieſe aber alle Gebraͤuch / und Ceremonien ſeynd in helliger Schrifft nicht / klar / und ausfuͤhrlich geſchrieben / ſo muͤſſen ſie dann alle verworffen werden / oder euer / und unſere Lehr iſt falſch / und verkehrt. Allermaſ - ſen auch bey denen Neulichen / und angehenden Lehr - lingen Dialecticæ, der Diſputier-Kunſt gantz nichts unbekanntes / dann wann ich einen Bekraͤfftiguns - Spruch von einer Sach in ſonderheit zugebe / daß deſſen gegen eben ſelber Materi / oder Sach / der all - gemeine Nachſpruch uͤbel ſchlieſſe / und falſch folge. Dieſe aber Schul-Schluß / und Beweißthummen kanvon80von denē Catholiſchen denen Puritaͤnern ſelbſt wieder - um zuruck in Buſen getrieben werden / indeme / wie er - wieſen worden / ſie auch noch was behalten / was in H: Schrifft nicht klar / und ausdrucklich zufinden iſt.
Die Fuͤnffte Ketzerey iſt dieſes Jahrs-Hundert / iſt von Joanne Piſcatore der Calviniſchen Theolo - gey in Herbonenſiſcher Schuel Lehr-Meiſter / aus der duͤſteren Nacht an Tag gebracht / und ausgeſpren - get worden / deſſen Lehr die Calviniſche Worts-Die - ner in Vapinienſiſchen / aus den Land-Volck ver - ſambleten Rath verworfen im Jahr 1603. deſſen doch Erklaͤhrung / und Verdammung / mit gleichen / ja mehrern Fug / und Recht der Pilcator billich haͤtte verwerffen / und verſchimpffen moͤgen / mit welchen die Calviniſten die heiligiſte Erklaͤhrnngen / und Aus - ſpruͤch der uraͤltiſten Kirchen-Raͤth / und allgemei - ner Verſamblungen / die vorige Jahr-Hundert / und juͤngſt des Trientiſchen gehaltenen Kirchen-Raths / verwerffen / und verdammen. Unter andern dem - nach / lehrete dieſer Ertz-Ketzer erſtens / daß Chriſtus durch die Gehorſamb des Todts allein / nicht aber durch die Gehorſamb des Lebens / uns der Suͤnden Nachlaß verdienet habe / daß alſo ſelbe des Todts al - lein / und nicht des Lebens gehorſamb / uns von Gott zur Gerechtigkeit gerechnet werde. Jndeme a - ber alle Gehorſamb des Lebens Chriſti / und alle ſeine Werck nicht minder / als die Gehorſamb / des Todts / und Ergebung in ſelben Actiones Theandri - cæ, daß iſt GOtt-Menſchliche Werck / und demnach eines unendlichen Werths / und Verdienſtes / wie auch folgbahr die Verdienſt anbelangend / alle gleich waren / folget nicht minder daraus / daß Chriſtus nicht durch die Gehorſamb allein / uns den Nachlaß der Suͤnden verdienet habe / und alſo nicht die Ge -horſamb81horſamb allein des Todts ſondern auch die Gehor - ſamb ſeines Lebens / uns von GOtt zur Gerechtigkeit gerechnet / und zugemutet werde. Beynebens wird von Chriſto in Pſalmen gemeldet: Pſal. 14. v. 8. Dilexiſti Juſtitiam, & odiſti iniquitatem, propte - rea unxit Te Deus tuus oleo lætitiæ præ conſorti - bus tuis. Du haſt die Gerechtigkeit lieb / und haſ - ſeſt die Ungerechtigkeit / darumb hat dich O GOtt / dein GOtt mit Freuden-Oehl geſalbet vor deinen Mitgenoſſen / welche Tugent der Gerechtigkeit Chri - ſtus freylich geliebet / und die Ungerechtigkeit gehaſ - ſet / nicht allein in Gehorſamb des Todts ſondern auch durch die Gehorſamb des gantzen Lebens. Und eben alldort / iſt von Chriſto ebner maſſen geſchrieben: v. 6. Propter veritatem, & manſuetudinem dedu - cet te mirabiliter dextra tua. Umb der Wahrheit / und Sanfftmuͤtigkeit willen / wird dich deine rechte Hand wunderſam fuͤhren. Daß iſt: dieſer Tugenden wegen / werdeſt du erhoͤhet werden / damit du der Erloͤſer / und Wiederbringer der Menſchen ſeyeſt. Welche Tugenden ſonder allen Zweiffel Chriſtus nicht allein durch die Gehorſamb des Todts / ſondern auch durch die Gehorſamb des gantzen Lebens geuͤbet hat. Er lehrete zum zweyten / daß man in GOtt unrecht ſcientiam conditionatam, die Beding-Wiſſenſchafft ſetze. Jn welchen Punct ich ihme zwar der Ketzerey nicht beſchuldigen kan / indeme dieſe Frag / auch un - ter denen Catholiſchen Lehrern ſelbſt / herumbgetrie - ben / und ſowohl ſcharff angefochten / als verfochten wird. Sondern ich abforſche nur allein ihme / ob er in GOtt die vollkommeniſte aller wiſſentlich - und erkanntlichen Sachen Erkanntnuß / und Wiſſenſchafft zulaſſe? wo nicht / ſo hat dann GOtt in allerhand Vollkommenheiten / kein unendliche Vollkommenheit. FWann82Wann es aber alſo? So ſeyn die Bedingnuß-Sa - chen erkanntlich / ſo erkennt ſie dann GOTT / und zwar aufs vollkommeniſt / ſo dann auch unfehlbar / und durch die Wiſſenſchafft. Dieſe Wiſſenſchafft a - ber / iſt ſcientia media die Mittel Wiſſenſchafft / die dritte nemblich / zwiſchen der vollkommenen / und Bedingnuß-Wiſſenſchafft. Ergo. Alſo dann / bleibt ihme Beederſeits die Krucke im Offen. Drittens lehrete er / daß GOtt die ungerechte Werck wolle / nicht zwar ſolche gebietend / ſondern eben ſelbe ver - ordnent. Dannenhero er ſeiner Lehr beyfuͤget: Quip - pe ex decreto Dei Judas Chriſtum prodidit, & Ju - dæi Eundem interemerunt. Alſo hat aus dem Schluß / und Verordnung GOttes / Judas Chri - ſtum verrathen / und denſelben die Juden hernach getoͤdtet / welches doch der Guͤte GOttes / und Heil: Schrifft gantz zu gegen lauffet. Dann Deuterono - mij 25. v. 16. wird gemeldet: Deus averſatur om - nem Injuſtitiam. GOtt hat ein Abſcheuen von aller Ungerechtigkeit. So will er dann ſelbe nicht aus beſtimbten dahin und vorſetzlichen Willen. Und im Buͤchel der Weißheit. c. 14. Similiter odio ſunt Deo Impius, & Impietas. GOtt haſſet ingleichen den GOttloſen / und ſeine Gottloſigkeit. So dann auch den Ungerechten / und ſeine Ungerechtigkeit. Und in Spruͤchen Salomonis Prov. 15. 9. mit eben deutlichen Worten. Abominatio eſt Domino vita Impij. Das Leben des Gottloſen iſt dem HErrn ein Greuel. Und eben alldort: v. 29. Longè eſt Dominus ab impijs. Der HErr iſt weit von denen Gottloſen. So will demnach GOtt keine Gottlo - ſigkeit / und folgbahr keine ungerechte Werck / und Handlungen. Viertens lehrete er / daß GOtt affe - ctivè, daß iſt mit einer Zuneigung die Suͤnd wolle /und83und alſo dieſelbe verſchaffe. Dieweilen aber GOtt aufs ſchweriſte die Suͤnd verbotten / und ſelbe aufs ſchaͤrfeſt beſtraffet / folget ſo klar / als unlugbahr / daß GOtt ſolche mit keiner Zuneigung wolle / noch dieſelbe verſchaffe / nebſt deme noch / daß ſolches wi - der die Goͤttliche Guͤte ſtreitet. Fuͤnfftens lehrete er / daß der Menſch zum Glauben bekehret werde / thue ihme GOtt ſolchen Gewalt an / deme er zu wi - derſtreben nicht machtig. Jn Geſchichten der Apo - ſteln aber / verweiße der H. Stephanus Ertz-Mar - tyrer denen Juden mit dieſen Worten: Durâ cer - vice, & incircumciſis cordibus, vos ſemper Spi -[tu]i Sancto reſiſtitis. Act. 7. v. 51. Jhr hartneckige / und unbeſchnitene an Hertzen / und Ohren / ihr wi - derſtrebet allzeit dem H: Geiſt. Alſo kan der Menſeh GOtt ſich widerſetzen / da er ſelben zum Glauben beruffet. Jngleichen iſt geſchrieben: Prov. 1. v 24. Vocavi & renuiſtis. Jch habe euch beruffen / und ihr habt euch geweigert / und bey Matthæo 23. v. 37. Quoties volui congregare Filios tuos, quemadmo - dum gallina congregat pullos ſuos ſub alas, & no - luiſti. Wie offt habe ich deine Kinder verſamlen wollen / wie eine Henne ihre junge Huͤnlein unter die Fluͤgel ſamblet / und haſt nicht gewolt. Dieſem ſtracks zugegen / lehrete er ſechſtens / das Chriſtus aus Goͤttlichen Willen die Juden nicht habe zu ſich ver - ſamblen wollen / welcher Lehr Falſchheit / ſat - ſamb erſt-erwaͤhnter Text erweiſet. Deſſen ſibende Lehr war: Daß der Menſch in ſeiner Bekehrung GOtt nicht mitwircke. Welcher Lehr-Spruch / wann er / wie er ligt / genommen / und verſtanden werde / iſt er der Gefaͤlſchiſte / dann wann die Gnad GOttes beykommet / iſt es allzugewiß daß der Menſch GOtt mitwircke in ſeiner Bekehrung / ober ſchon ſol -F 2ches84ches mit denen Kraͤfften der Natur allein nicht leiſten moͤge. Und bey dieſem Verſtand wird bey Joanne c. 6. v. 29. vermeldet: Non Hominis, ſed Dei o - pus eſſe, ut credamus. Diß iſt das Werck Gottes / daß ihr an deme Glaubet. Und bey Matthæ c. 11. v. 27. Nemo novit Patrem, aut Filium, nisi cui voluerit Filius revelare. Niemand kennet den Vat - ter / oder den Sohn / als deme der Sohn ſolches of - fenbahren will. Und / quod non ſimus ſufficientes cogitare aliquid ex nobis (ſicut oportet) quaſi ex nobis, ſed ſufficientia noſtra ex Doo eſt. 2. ad Cor. c. 3. v. 5. Daß wir deß Vermoͤgens nicht ſeyn / et - was von uns / als von uns ſelbſt zu gedenckeu (wie es ſich geziemet) ſondern unſer Vermoͤgenheit iſt aus GOtt. Und zu den Epheſern 2. v. 8. Fides Donum Dei eſt. Der Glaub iſt ein Gab GOttes. Sinte - mahlen zu jedem heilſamen Werck wird die Gnad GOttes (die uns umbſonſt gegeben wird) erſtens zwar die Erleuchtende / darnach auch die Erwecken - de vor-erforderet / auf welche unſers Willens Mit - Wirckung folget / welche nicht minder mit GOttes mitwirckender Gnad geſchicht. Der achte Lehr - Punct war. Daß die Goͤttliche Vor-Erwaͤhlung eine Urſach des Unglaubens ſeye. Jn welchen Punct dieſer Ertz-Ketzer fuͤrwahr nicht wuſte / daß die Guͤte GOttes / ſo viel an ihme iſt / allen Men - ſchen zur Bueß / und zum Glauben anweiſe / und verleite / ſondern der Menſch ſecundum duritiam ſuam, & impænitens cor, theſaurizat ſibi iram, & indignationem, haͤuffet ihme ſelbſt den Zorn nach ſeinen verſtockten Weſen / und unbueßfertigen Hertzen / wie der H: Paulus ad Rom. 2. v. 5. lehret / und bey Joanne 1. v. 9. Illuminat omnem Hominem ve - nientem in hunc mundum. Der allen in dieſerWelt85Welt ankommenden Menſchen erleuchtet. So er - manglet dann auf keine Weiß eintzigen erwachſenen Menſchen / wiewohlen noch nicht glaubigen / ſo viel an GOtt iſt / die nothwendige Huͤlff der Gnad / und die Erklaͤckung zur Bekehrung / und Heyl. So vor - erwaͤhlet dann GOtt keinen zum Unglauben / und al - ſo folgbahr / iſt die Vor-Erwaͤhlung GOttes / keine Urſach des Unglaubens / deſſen ſie auch keine ſeyn kan. Und deßwegen ſagt billich der H: Paulus: ad Rom. 1. v. 21. Gentes inexcuſabiles eſſe, quod non per - venerint ad Dei cognitionem. Daß die Heydni - ſche Voͤlcker keine Entſchuldigung haben / daß ſie zur Erkandtuus GOttes nicht gelanget ſeynd. Sie wur - den aber entſchuldiget / wann ſie zum Unglauben vor - erwaͤhlet wurden. So iſt demnach dieſe Schluß - Rede die faͤlſchiſte / daß die Vor-Erwehlung GOttes eine Urſach des Unglaubens ſeye.
Die ſechſte Ketzerey war der Armeniaͤner / deſ - ſen Urheber Jacobus Armenius der Calviniſchen Theologey / oder H: Schrifft Wiſſenſchafft / auf der hohen Schuel zu Leyden Schul-Halter geweſen / der / wiewohl er des Roͤmiſchen Papſtens abgeſagteſter Feind war / hat er doch / auch den Calvinum ſelbſt runt / und offentlich mit Worten / und Schrifften ſchiempfflich bekrieget / und herumbgezogen / da er 35. Lehr-Saͤtz die der anderen Calviniſten Lehr gantz zugegen waren / verfechtet / und durch Buͤcher / und durch ſeine Lehrlingen ausgeſprenget / und fortge - zweiget hat / die dann in andere hohe Schulen ſich eingedrungen / anderen Calviniſten uͤber die maſſen ſpotteten / und ſelbe der hoͤchſten Gottloſigkeit be - ſchuldigten. Der vornehmbſte Zweck aber / und Ab - ſehen Armeni ware / die Gottloſe / und Laͤſterliche von der Vor-Erwaͤhlung / und Verwerffung Lehr -F 3Spuͤch86Spruͤch Calvini, in etwas zu lindern / und ſo viel er kunte / zuentſchuldigen / wo nicht / ſolche / als ſchaͤd - liche Ohren-Geſchwar zuverwerffen Dannenhero / die ſeiner Lehr angehangen / hernach Calviniſtæ mol - les / daß iſt / die weiche Calviniſten benambſet wor - den: Jacobus Armenius aber ſtarb im neunten Jahr dieſes Jahr-Hundert / daß iſt 1609.
Die Sibente dieſer gantz zugegen geſetzte Ketze - rey / war der Gomarritarn / die ihren Urſprung / und Anfang von Franciſco Gomaro, einem in eben ſelber Leydiſchen hohen Schuel des erwaͤhnten Ja - cobi Armeni Collega, oder Mitgeſpan genommen. Dieſem dann fuhle Gomarus in die Haar / und un - terfienge ſich / die Lehr-Spruͤch Calvini (wiewohln die Gottloſeſte) zuſchuͤtzen / und deroſelben ſtraͤng - und harte Annehmung hand zuhaben / und zuverfech - ten. Aus dieſer zweyen Streit / und Kampff / ent - ſtunde unter denen Calviniſten die hoͤchſte Uneinig - keit / und Gegenſtreit Da ein Theil dieſes / der An - dere des andern Kopff-Grillen auserkohren / und ver - fochten / und alſo erhube ſich eine neue zweyſpaltige Sect / und was maſſen jene der Armeniſten / der wei - chen / alſo wurde dieſe der ſtraͤng - und harten Calvi - niſten / daß iſt der Gottloſen benambſet. Unter die - ſen beeden Secten aber / iſt nicht allein mit Zung / und Feder / ſondern auch mit Waffen eine lange Zeit Scharff Scharmuͤtzirt / und gefochten worden / und haben annoch Beede ihren Anhang / und Nachfolger / die ebner maſſen niemahlen zuſammen ſehen / ſondern allzeit miteinander in weiten Feld ſtehen.
Aus dieſer Gegen-Zuſammen Stoſſung der Ar - meniſten erhube ſich die achte Ketzerey aus Beyſein eines der Hollaͤndiſchen Staͤnden Secretarij, oder Geheim-Schreibers / Nahmen Theodorus Cornar -tius,87tius, der in beede ſich eingemiſchet / etwas von je - ner / und was von dieſer abgezwacket / warzu er noch (deſſen ſich keine aus beeden angemaſt) die Erb - Suͤnd verlaugnete / und alſo ein neue Seet / auch un - ter ſeinen Nahmen ausgebrutet hat. Dieſen Faͤhler aber widerlegen Sonnenklar der Heil. Schrifft Ge - zeugnuſſen / ſintemahlen Per unum Hominem pec - catum in hunc mundum intravit, & per peccatum mors, & ita in omnes Homines pertranſijt, in quo omnes peccaverunt. Rom. 5. v. 12. Die Suͤnd iſt durch einen Menſchen in dieſe Welt eingangen / und durch die Suͤnd der Todt / und alſo iſt der Todt zu allen Menſchen hindurch gangen / dieweilen ſie alle in ihm / den erſten Menſchen geſuͤndiget haben. Und v. 19. Durch eines Menſchen Ungehorſamb / ſeynd viel Suͤnder worden. Und Jobi 14. v. 4. Quis poteſt facere mundum de immundo conceptum ſemine? Wer kan den rein machen / der von unrei - nen Saamen empfangen iſt?
Die neunte Ketzerey aufkame durch Conradum Worſtium, Lehrern der Calviniſchen Theologey: und der Kirch zn Steinfort vornehmen / und erſten Worts-Diener / hernach aber wurde er nach Leyden in Holland auf den erſten Lehr-Stuhl in dieſer ho - hen Schul beruffen / der ſowohl mit dem Wort / als Schrifft gelehret / geprediget / und eingerathen / und auch nicht wenige zu viel Vortraͤg / und Lehr-Saͤtz / die denen Goͤttlichen Vollkommenheiten gantz zuge - gen / und dermaſſen ergerlich / und irrig / daß viel Cal - viniſche Predicanten ſich darob entſetzet / beredet hat. Deſſen doch allen unangeſehen / hatte er viel Anhaͤn - ger / und Schirmer ſeiner Lehr / daß alſo nur allzu - wahr / daß keine ſo naͤrriſche Meinung / oder Aus - ſpruch ſeye / der nicht etwelche Liebhaber / und Gut -F 4ſpre -88ſprecher finde. Er lehrete aber / daß in Goͤttlicher Weſenheit / eine vielſaͤltigkeit / und Unterſcheid ware / da doch GOtt Ens ſimpliciſſimum das einfaͤltigſte Weſen / und wie man in Schulen redet actus purus, ein reine Weſentlichkeit iſt / eben derentwegen / daß er das vollkommeniſte Weſen / daß in ſich gantz und gar alle Vollkommenheit einſchlieſſet / ſeye / alle aber Vermiſchung / Zuſammenfuͤgung / und Unterſchied in einen Weſen / eine Unvollkommenheit / und Abgang anzeiget / ergo? So dann falt das gantze Dicht - Gebau zu Boden. Nebſt dieſer / war ſeine andere Lehr. Deum non eſſe omnis quantitatis expertem. daß GOtt nicht auſſer aller Groͤſſe / Laͤnge / und Men - ge ſeye. Dannenhero er den H: Auguſtinum, L. 5. de Trinit. c. 1. da er von GOtt ſagt / daß er groß / ohne Viele / Laͤnge / und Menge ſey / ſeiner eignen Wider-Red beſchuldet / als ſagte er dardurch / GOtt ſey Groß ohne Groͤſſe / welcher Jrrthum / nicht allein wider des vollkommeniſten Weſens Beſchaffenheit / daß von ſich / in ſich / und durch ſich ſelbſt alle Voll - kommenheit / und folgbahr auch alle Groͤſſe hat / ſon - dern auch wider das Gezeugnuß der H. Schrifft iſt / die durch Baruch 3. v. 25. beteueret: Magnus Do - minus, & non habet finem excelſus, & immenſus. Der HErr iſt groß / und hat kein Ende / iſt auch hoch / und unermaßlich / welches GOtt nicht zuſtunde / wann er nicht auſſer aller Groͤſſe / Dicke / Laͤnge / Viele / und Mange waͤre. 3. Lehrte er: Deum non eſſe actu ſimpliciter infinitum, nec abſolutè immenſum. Das GOtt wuͤrcklich / nicht einfaͤltig unendlich / noch unbeſchrencket unermaͤſſen ſeye. Deme augenſchein - lich die H. Schrifft widerſprechet / und daß gerade Widerſpiel zeiget: Jobi. 11. 8. Excelſior Cælo eſt. profundior inferno, longior terrâ menſura ejus &latior89latior mari. Er iſt hoͤher dann der Himmel / tieffer dann die Hoͤlle / ſeine Maß iſt langer dann die Erde / und breiter dann das Meer. Und bey Jeremia 23. v. 24. Cœlum, & Terram Ego impleo. Jch er - fuͤlle Himmel / und Erden. Und 3. Reg. 8. v. 27. Quem cœlum, & cœli cœlorum capere non poſ - ſunt. Deme die Himmel / und die Himmel aller Himmeln nicht begreiffen moͤgen. 4. Daß GOtt nicht durchaus unveranderlich ſey. Nach Jacobi 1. v. 17. Lehr aber / Deus eſt, apud quem non eſt transmutatio, nec viciſſitudinis obumbratio. GOtt iſt / bey welchen keine Veraͤnderung / noch einige Uber - ſchattung des Wechſels iſt. Und diß ware die ſau - bere Theologey des Worſtij, welche die hoͤchſte Verwirrung / und Zertheilung der Calviniſten / wie eine helle Feuer-Flamm erwecket / und ausgeblaſen hat. Deren andere ihme mit Zung / und Feder zer - riſſen / ein erſchreckliches Wunderthier / und Aben - theur / die grauſameſte Peßt / einen Gottslaͤſterer und Ketzer verſchreyen / andere aber ſchuͤtzen / und ſchirmen ihme / folgen demſelben / und erheben ihme an die Wolcken / und nur nicht uͤber die Himmel.
Die zehende Ketzerey ware des Sibrandi Luber - ti, eines aus denen ſtrengern Calvini Nach-Eyffe - rers / der nebſt denen Gottloſen Lehr-Spruͤchen / die die ſtrengere Calviniſten lehren / und halten / die wei - che aber Calviniſten entweder linderen / oder ver - werffen / noch daruͤber folgendes gelehret hat 1. Chriſtus habe jene Gluͤckſeligkeit nicht erworben / die er andern verheiſſen hat. Jſt aber nicht Chriſtus ad Ep. 4. v. 10. ſuper omnes cœlos, uͤber alle Him - mel aufgefahren? iſt er nicht ad Hebr. 2. v. 9. Gloriâ. & honore coronatus, mit Ehr / und Herr - ligkeit gekroͤnet? Nonne intravit in gloramF 5ſuam90ſuam iſt er nicht in ſeine Herr lichket eingangen? Luc. 24. v. 26. Nonnè ſedet cum Patre æterno in throno ejus? Sitzt er nicht mit ſeinem ewigen Vatter in ſei - nem Throne? Apoc. 3. v. 22. Nonnè eſt dignus fa - ctus accipere divinitatem, & fortitudinem, & honorem & gloriam, & benedictionem? Jſt er nicht wuͤrdig worden die Straff / und die GOttheit / Weißheit / und Staͤrcke / Ehre / und Herrlichkeit / und Danck zu empfangen? Apoc. 5. v. 12. 2. Lehrete er / daß Chriſtus wolle / alle ſollen ſteiff / und veſt glauben daß ſie auserwaͤhlet ſeyn / wiewohlen diß / allzuweit von der Wahrheit iſt. Auf was Weiß iſt dann Chriſtus die Wahrheit? Jo. 14. 6. auf was Weiß Viam Dei in veritate nos docuiſti Luc. 20. v. 22. Hat er uns den Weeg GOttes in der Wahrheit gelehret? wann er will / daß wir glauben ſollen / was falſch / und nicht wahr iſt? 3. War ſein Lehr / daß der wahre Glaub ſo viel als er wahr iſt / uns mit nichten zur Gerechtigkeit gerechnet werde 4. Daß eben dieſer Glaub / keine uns anhangende Gerechtigkeit ſeye / in welchen zwey Puucten er von der Lehr der anderen Calviniſten abweichet / und folgbahr eine neue Sect / die von der Calviniſchen unterſchieden / ihme aus eignen Kopff ſchmiedet. 5. Lehret er noch / daß die Buß bloß nur / auf die Rechtfertigung folge / wer iſt aber ſo alber / und unerfahren / daß er nicht wiſſe / daß die Buß nach begangner / und nach veruͤbter Suͤnd zuwircken ſeye? ſo muß dann die Buß der Rechtfertigung vor - und nicht nachgehen.
DJe erſte Ketzerey / der andern Zehen - Zahl ſeye Quinquè articulorum dicta, die den Nahm von fuͤnff Glaubens-Saͤtz fuͤh - ret / die in Engelland der fruchtbahreſten Ketzerey-Mutter / erſtens ausgebrochen / im Jahr 1611. in Haagiſchen Rath-Schlag / und Abredung / worzu mehrere Calviniſche Worts-Diener zuſamm gelauffen / umb denen Catholiſchen fuͤnff Glaubens - Satz vorzuwerffen; in welchen (wie ſie ſagten) ſie allein mit denen Catholiſchen nicht einſtimmeten / und eines waͤren / in uͤbrigen / daß ſie keines wegs den Glaub der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch verdam - meten / ja auch bereit / und willig ſich erzeigten / auch dieſe fuͤnff unter einander zuvergleichen. Dieſe alſo fuͤnff Glaubens-Satz waren. 1. Von der Vor-Er - wahlung. 2. Von der Allgemeinheit des Todts Chriſti. 3. Von der Natur / und Gnad GOttes. 4. Von der Bekehrung des Menſchens. 5. Von der Verharrung der Heiligen. Sie haben aber weder denen Catholiſchen / weder denen andern Calviniſten gefallen / jenen zwar / weilen der Catholiſche Glaub in einer unzertheiligkeit beſtehet / und diß zwar / gantz und gar in allen Glanbens-Saͤtzen / daß man nemb - lich ſie alle ſammentlich / voͤllig / und unverletzt glau - be / keinen auslaſſe / keinen demſelben beyſetze / nochver -92vermehre Dieſen aber / weilen ſie nicht allein in dieſen fuͤnff Glaubens-Saͤtzen / ſondern in 64. mit der Roͤmiſchen Kirchen / ſich ſtrittig / und uneins bekannten.
Die zweyte / und andere Sect iſt Quinque ar - ticularia, die ein Engellaͤndiſcher Ritter Hubertus mit Nahmen zuſammen getragen / dieſer ſagte / daß der Catholiſche Glaub / allein in dieſen fuͤnff Glau - bens-Saͤtz beſtunde. 1. Daß GOtt das hoͤchſte Guet ſeye. 2. Daß er muͤſſe geehret werden. 3. Daß die Tugend / und die Gottſeligkeit oder Andacht die vornehmſten Theil der Ehre GOttes waͤren. 4. Daß man die Suͤnden bereuen / und darvon weichen muͤſſe. 5. Daß aus Goͤttlicher Guͤte / und Gerech - tigkeit / der Lohn / und die Straff / ſo wohl in die - ſen / als nach den Todt anderen Leben ertheilet wer - de. Dieſer Lehr aber ihrer Allgemeinheit halber / he - bet mit nichten den Unterſchied der Religionen auf / dann ob man ſchon alle dieſe Lehr-Saͤtz zulaſſet / und billichet / ſo verbliben doch annoch faſt alle Fragen / welche unter denen Recht-Glaubigen ſtrittig herumb getrieben werden.
Die dritte Ketzerey iſt der Gebruͤder des Ro - ſenfarbigen Creutzes / welche im Jahr 1615. ans Tag - Licht gekommen / den Urheber ihrer Sect geben / und ruͤhmen ſie / Chriſtianum Roſenkrenczium, oder Roſenkrantz / deme ſie erdichten / daß er im Jahr 1388. aus edlen / und ſcheinbahren Geſchlecht der Teutſchen von Roſenferbigen Creutz hergeſtammet / von vielen aber Offenbahrungen / und unermatter Arbeith / zu Himmliſch - und Menſchlichen Geheim - nuſſen ſeye zugelaſſen worden. Deſſen Grab / uͤber ein Jahr-Hundert verborgen / und entlich gefunden worden / worbey mit ihme viel Geheim-Schrifftender93der Wahrheit / die hernach aus oͤffentliche Licht ge - bracht ſich eingefunden haben. Wo? und welcher Orthen? von welchen? und wann? ſchweigen ſie meißl ſtill / und haben darvon auch nichts beyzu - bringen. Jhre Lehr-Saͤtz ſynd. 1. Daß ſie ſich zu aller Kuͤnſten Wiſſenſchafft / forderiſt zur Zaube - rey (Jch halte darvor) zu natuͤrlicher bekennen. 2. Lehren ſie / daß ſie volkommen ſeynd / und ſonder - bahre Reguln ihrer Bruderſchafft / mit viel des Pa - racelſi, und Veigelij vermengten haben. Es iſt aber glaublich / daß ſie ſeynd / oder lauter Alchimi - ſten / Metall-Kuͤnſtler / und Goldmacher geweſen waren. Doch hat dieſe Sect unter dieſen Nahm / nicht lang geharret / auſſer deme / daß etliche dero - ſelben Lehr / eine aus denen Secten / der Wider - Tauffer / ihr zugeeignet / worvon in hier folgender Zahl.
Nun gebe ich die vierte Ketzerey / jene neue Sect der Widertauffer / welche der Enthuſianorum, oder Extaticorum, daß iſt der von Geiſt angetriebenen / oder verzuckten genannt / ihren Urſprung wenigſt eines Theils aus der vorigen Sect der Gebruͤder Roſeæ Crucis, des Roſenfarbigen Creues genom - men. Dieſer Lehr-Saͤtz ſeyen 1. erfordern ſie Traum / und geheime Sonder-Offenbahrungen ihre Sect - Lehr / mit zubeſtettigen. 2. Verachten ſie das ge - ſchriebene Wort GOttes / und H: Schrifft. 3. Leh - ren ſie / daß im alten Geſaͤtz allein Gott der Vatter ſeye geehret worden / anjetzo in neuen muͤſſe allein Chriſtus geehret werden / nach der Urſtaͤnd aber / werde die Ehr allein des H: Geiſts verbleiben. Wider die er - ſte / und andere Lehr dieſer Sect ſtreitet / daß die Regul / und Richt-Schnur des Glaubens muͤſſe un - ſehlbahr / und die allergewiſſeſte ſeyn / dieſes aberkom -94kommet mit denen Traumen / und geheimen / oder beſſer vermeinten offenbahrungen nicht uͤber eins / zumahlen in Traumen die hoͤchſte Eitelkeit ſich findet / und aus ſolchen genommene Muetmaſſungen / oder dero Ausdeutung iſt pur lauter muetmaͤßig / und hoͤchſt betrieglich / die geheime Offenbahrungen aber ſeynd hoͤchſt verdaͤchtlich / ob ſie nicht etwan Betrug / und Verſchimpffung des Teuffels / oder aber lauter naͤrriſche Einbildungen / und durchaus phantaͤſtiſche Mucken / und Hirngrillen ſeyen? ſo koͤnnen ſie dann / und muͤſſen viel minder / vor eine Regul / und Richt - Schnur des Glaubens / die aus allen Gwißheiten die Gewiſſeſte iſt / geſetzt / noch gehalten werden. Wider die letzte Lehr ſtreitet ingleichen / daß der wahre GOtt vor jeden Stand zu ehren ſey / der wahre GOtt aber / iſt einer in der Weſenheit / und dreyfach in Perſonen / ſo muß er dann vor jeden Stand / als ein ſolcher ge - ehret werden.
Die fuͤnffte Ketzerey hat aus der dicken Finſter - nus Valentinus Veigelius der Augſpurgeriſchen Confeſſion oder Bekandnuß Schrifft-Gelehrte in Mißnien / und Paſtor, oder Hirt uͤber die Herde zu Zſcopa im Jahr 1613. an Tag gebracht / deſſen Lehr - Spruͤch waren: 1. Daß GOtt vor der Erſchaffung keine Perſohn / noch Wirckung gehabt habe. 2. Daß die H: Schrifft-Verfaſſer haben irren / und faͤhlen moͤgen. 3. Daß der Vatter allein den Menſchen / und alles erſchaffen / und gebildet habe. 4. Daß der H: Geiſt / vor der Geburt Chriſti / ſeye allein vom Vatter / nach der Geburt aber auch vom Sohn aus - gangen. 5. Daß er Fleiſch und Bluet vom Him - mel / und allein vor die Glaubige / mit ſich gebracht. 6. Daß die Kinder von Natur in Mutter-Leib den Glauben haben. 7. Daß des Menſchen freyer Willnoch95noch gantz / und voͤllig ſeye / daß er das Geſetz GOt - tes vollkommentlich erfuͤllen moͤge. 8. Daß die Menſchen nicht / durch Zurechnung der Gerechtig - keit Chriſti / (zumahlen dieſe ein Erfindung / und Gedicht iſt) ſondern durch die Einwohnung / oder Vereinigung / und durch die Nachfolgung Gerecht - fertiget werden. 9. Daß drey Theil der Buß ſeyn / nemblich die Erkanntnuß der Suͤnd mit Reu / und Leyd / der wahre Glaub / die Gnugthuung. 10. Daß die Sacramenten den Glaub nicht wircken / ſon - dern daß ſie nur ein Angedencken Chriſti / und aͤuf - ſerliche Zeichen der Gnad / oder pur lauter ceremo - nialiſche Sachen ſeynd / weßwegen ſie noch noͤthig / noch heilſamb / und nutzlich / und ſich deren / nicht mit den Mund / ſondern mit den Glanben zugebrau - chen ſeye. 11. Daß der Eheſtand eine eheliche Hu - rerey ſey. 12. Daß guldene Jahr-Zeiten kuͤnfftig kommen werden / wie die Chiliaſten muthmaſſen. 13. Daß die hohe Schulen / Schulen des Teufels ſeyn. 14. Daß der Beruff der Worts-Diener Ge - rad von GOtt herkomme. 15. Daß der Glaub nicht aus dem Gehoͤr / und daß die Kirch Chriſti un - ſichtbahr ſeye. 16. Das keine Erb-Suͤnd gegeben werde. 17. Daß die Menſchen nach der Aufferſte - hung werden ohne Fleiſch / und Gebein Geiſtliche Leiber haben. 18. Daß der H. Geiſt / nicht allein durch die Uberſchattung des Leibs der Seligſten Jungfrauen / ſondern wahrhafft / und in der Sach ſelbſt Chriſti Vatter ware / und in ſeiner Empfaͤng - nuß das Ambt eines wahren Vatters erſetzet / und erfuͤllet habe.
Wohin verſtoſt ſich nicht die Kuͤhn - und Frech - heit der Ketzerey? was iſt jemahln naͤrriſch - und aus der Weiß greulich - und abſcheulicher / dann dieſeGotts -96GOttslaͤſterliche Faͤhler / und Jrrthumen gehoͤret worden? Alle zuwiderlegen will die Zeit nicht ver - ſtatten / doch wird die Falſchheit deroſelben / theils vor ſich ſelbſt / theils ausfolgenden / was noch uͤbrig zu ſagen / mehr dann Sonnenklahr erhellen. Dann erſtens / weilen GOtt weſentlich unveranderlich / noch eintzige in ihme Uberſchattung des Wechſels fallet (wie Jacobi 1. bewehret wird) noch auch deſſen Weſenheit / was jemahlen neues / was in ſelber nicht von Ewigkeit hero war / noch auch in dero etwas Begeblich - oder Beyfaͤlliges Platz findet / ſon - alles / was in ſeiner Weſentheit enthalten / ewig / und von Ewigkeit hero auch iſt / folget klahr / und lauter / daß der erſte Lehr-Spruch des Veigelij, nicht nur mit Falſchheit uͤberzogen / ſondern vom Kern / und March aus / der aller Falſcheſte ſeye / daß nemblich GOtt vor der Erſchaffung an der Perſohn / oder Wir - ckung / eintzigen Mangel / oder Abgang erlitten (ich verſtehe ad intra, daß iſt von innen / oder innerlich die in GOtt nothwendig iſt) wie dieſer / alſo auch der vierte Lehr-Schluß / in welchen er ausſtoſſet / daß der H. Geiſt vor Chriſti Geburth / allein vom Vat - ter / nach ſelber aber / auch vom Sohn ausgangen ſey. Dem zweyten zugegen lauffet: daß / wann die H. Schrifft-Verfaſſer (wie ſolches Veigelius in anderen Lehr-Satz vorgebet) betrieglich waͤren / ſo waͤr auch folgends die H: Schrifft betrieglich / ſin - temahlen zu deme / daß ein Buch der H: Schrifft Canonicus, daß iſt richtig / und rechtmaͤſſig ſey / iſt gantz noͤthig / daß es uns unfehlbar bekannt ſeye / daß ſolches nicht allein von heiligen Schrifft-Verfaſſer geſchrieben ſondern noch daruͤber / daß es aus Einge - bung des H: Geiſts zuſammen geſchrieben worden. Der Heil: Geiſt aber iſt nicht betrieglich / ſo ſeynddem -97demnach auch die Zuſammen-Schreiber derſelben unbetrieglich. Nun frage ich den Veigelium, die Heil: Schrifft ſelbſt iſt entweder betrieglich / oder unbetrieglich? wann ſie betrieglich? ſo kan Veigelius dann keinen ſeiner Lehr-Saͤtz mit Gezeugnuß der H: Schrifft erweiſen / und behaupten. Jſt ſie unbe - trieglich? ergo? eben darumb weilen die H: Schrifft zum Roͤmern 10. v. 17. bezeuget / daß der Glaub aus dem Gehoͤr / ſo wird der fuͤnff-zehende Lehr - Schluß des Vegelij, worinn er ſchwaͤtzet / daß der Glaub nicht aus dem Gehoͤr ſey / als welches der ge - offenbahrten Wahrheit daß der Glaub aus dem Ge - hoͤr ſey / ſtracks / und widerſprechlich zugegen laufft / eben falſch / und mit Lug verhaͤſpelt ſeyen. Wie dieſe alſo iſt auch falſch ſeine 6te / in dero er erwaͤhnet / daß die Kinder von Natur in Mutter-Leib den Glauben haben. Dann / weilen der Glaub aus dem Gehoͤr / das Gehoͤr aber durch das Wort Chriſti / oder Got - tes / die Kinder aber diß Wort nicht vernehmen / als die ſolches weder mit Ohren hoͤren / weder mit den Sinn verſtehen / indem ſie den Gebrauch des Verſtands nicht haben / ſo moͤgen ſie ja keinen Glaubens-Act / oder Ubung nicht darbey haben Deme noch bey - kommet / daß der Glaub ein Gab GOttes ſey / Krafft dero jemand faſt deme beyfallet / was GOtt geoffen - bahret hat / ſo haben dann die Kinder von der Natur in Mutter Leib keinen Glauben. Ferner iſt die Hu - rerey wider das Geſetz GOttes / und demnach eine Suͤnd. Der Eheſtand aber iſt nicht wider das Ge - ſaͤtz GOttes / und folget auch keine Suͤnd Letzlichen / alldieweilen die H: Schrifft lauter und klar bezeu - get / daß die Menſchen in eignen Fleiſch erſtehen werden / andere zur Glori, andere zur ewigen Ver - damnuß / iſt eben derentwegen auch falſch / und irrigGder98der ſechszehende Lehr-Schluß Veigelij, daß die Menſchen nach der Urſtend werden ohne Fleiſch / und Gebein Geiſtlich Leiber haben. Dann im Buͤchel Job / 19. v. 25. ſagt er von ſich ſelbſt / Scio, quod in noviſſimo die ſurrecturus ſum, & rurſum circum - dabor pelle mea, & in carne mea videbo Deum meum: Jch weiß / daß ich werde am letzten Tage von der Erde aufferſtehen / und werde wiederumb mit meiner Haut umbgeben werden / und werde in meinen Fleiſch meinen GOtt ſehen.
Die ſechſte Ketzerey iſt von Iſaia Sti[ff]elio, einen aus denen verzuckten / von Tyringen gebuͤrtig / im Jahr 1623. erwecket / und durch ſeine mit Wider - taufferiſch / Schwenckfeldiaͤniſchen / und Veigeliani - ſchen Jrrthum-vollen Buͤchern / denen er auch was von Seinigen eingemenget / ausgeſprenget worden. Deſſen ſaubere neue Lehr in folgenden beſtehet. 1. Die Ayd-Schwuͤr moͤgen aufgehoben / und denen zuwider gehandlet werden. 2. GOtt ſeye dreyfaͤl - tig in der Weſenheit / nemblich der Vatter / der Sohn / und der Lebendigmacher. 3. Die Goͤttliche Weſen - heit / ſeye denen Menſchen / und Engeln (die er ihme leiblich zu ſein getraumen lieſſt) angebohrn / und zu - ſammen gewachſen. 4. GOtt habe Adam nicht zu ſeinen Ebenbild / ſondern in ſeinen ebenbild Chriſto nemblich erſchaffen / und gebildet. 5. Der Teuffel habe denen Menſchen die Erb-Suͤnd eingepflantzet. 6. Chriſti Verdienſt ſeye nicht unſer Gerechtigkeit / und daß Chriſtus auch die Teuffel erloͤſet habe. 7. Daß GOtt in Menſchen alles / ſo wohl innerlich / als auſſerliches unmittelbahrer Weiß wircke / und handle. 8. Die Glaubige ſein weſentliche Glieder des Leibs Chriſti / Allmaͤchtig / und Allwiſſend. Et - liche zumuethen deme auch jenen Jrrthum / daß ergelehret99gelehret habe / daß die Jungfrau GOtt von Ewig - keit hero vermaͤhlet ware / von welcher er als einer Mutter / den Sohn uͤberkommen habe. Er iſt aber von denen Lutheranern ſelbſt deßwegen erſtens zu Leibzig / und hernach zu Erfurth mit jaͤhrigen Kotter Handfeſt angehalten / und gezuͤchtiget worden. Sei - ne faͤhler / und Jrrthumen / hat ſich Weberus zu Ohrdorff ſuper intendens / oder Ober-Hirt zuwi - derlegen gefliſſen / er aber ſchutzete ſeine Faͤhler eben mit dieſen Grund-Lehren / mit welchen die Luthe - raner ihrige zu ſchuͤtzen pflegen / nemblich mit der H: Schrifft / nach Rath / und Eingebung ihres Geheim - Geiſtes auslegung.
Die ſibente Ketzerey ausſchluffe von Ezechiel Methen der Schuel zu Langelſatt in Tuͤringen Re - ctors, oder Vorſtehers Sohn / der viel irrthumen des Veigelij verfechtet / und ſolchen ſeine neue mit eingeſprenget hat / als 1. Er ſeye der Fuͤrſt Michaël, und GOttes Wort. 2. Daß er ſeine Lehr aus ſon - deren Traumen / Offenbahrungen / und Einſprechun - gen erlehret / und geſchoͤpffet habe. 3. Der Tauff / und das Nachtmahl ſeynd Zaubereyen. 4. Chriſtus der Perſoͤhnlichen Weſenheit nach / ſeye ihme allzeit gegenwaͤrtig / ja er handlet mit ſich alles / was er aufnehmet / lehret / und ſchreibet. Dieſer / ſeine Sect auszubreiten / und fortzupflantzen / ankame ins Teutſchland / und wurde endlich mit ſeiner Kram / von ſeinen (zweifels frey) Geheim-Geiſt / nach Sachſen zum Churfuͤrſt gebracht / wo er dann uͤbel zu ſtreichen gekommen / dann da er von ſeinen Faͤhlern nicht abſtehen wolte / iſt er aus deſſen Befehl / in ei - nigen einſamen Orth entfuͤhret worden / und beſchloſ - ſe allda ſo kuͤrtzlich / als kuͤmmerlich ſein Leben / hatte doch / auch nach ſeinen Todt Verfechter / undG 2Nach -100Nachfolger ſeiner Thorrechten Sect hinterlaſſen.
Die achte Ketzerey ſchreibt ſich denen Suiſten zue. Unter welchen Wahn ich jene Kirchen der Unca - tholiſchen verſtehe / forderiſt aber der Lutherauer in Hungern / die ihren eignen Gebraͤuchen / und Cere - monien folgen / von Calviniſten aber in denenſelben gantz und gar entſchieden ſeynd / als die alles Geiſt - liche / auf eitle / und ungeſchliffne Weiß abhandlen / und doch etliche Gebraͤuch des alten Catholiſchen Glaubens / annoch erhalten / von dannen ſie die Calviniſten / Affen der Papiſten benambſen / ſie kommen aber mit andern Lutheranern / anderer Orth / und Laͤnder / nicht uͤber eins / ſondern durchaus ih - ren Meinungen / und nach gefallen belieblichen Ge - wohnheiten nach / weßwegen von ihnen nicht unbil - lich ein Vers-Dichter in folgenden Reimen geſungen:
Geteutſcht.
Die neunte Ketzerey iſt ſemi credentium der Halb-Glaubigen / maſſen etwelche / vornehmlich unter denen Lutheranern ſich finden / die aus na - tuͤrlicher Neugung zur Andacht gelencket / von GOtt eine fromme Seel uͤberkommen haben. Dergleichenſeynd /101ſeynd / denen der Catholiſche Glaub vor allen andern Secten gefallet. Dannenhero ſie die Feſt-Taͤg fey - ren / und ehren / in der Faſten meiſten theils faſten / am Freytag ſich vom Fleiſch-eſſen enthalten / denen Armen gern allmoſen mittheilen / ja ſie beſuchen die Catholiſche Kirchen zum oͤfftern / und betten in ſelben aufs ehrerbietigſt / ſie verfluchen der Calviniſten / Arrianer / und Widertauffer als Gottloſe Secten / halten auch wenig von Luthers Lehr / und weichen von ſolcher in mehrern / keiner andern Urſach wegen / als daß ſie Gottſelig wollen leben / und ſich von Suͤnden zu enthalten befleiſſen / wormit ſie alſo recht / in actu ſecundo, oder exercito, daß iſt in Werck / und U - bung ſelbſt / ſeiner falſchen Lehr abſagen / und ver - werffen / daß nemblich die Gebotten GOttes mit Goͤttlicher Gnad nicht moͤgen gehalten werden / daß die guete Werck zum Heyl nicht erſprießlich ſeynd / wiewohln ſie von denen / ſignatè, und reflexè, daß iſt wohl-bedacht / und deutlich befragt / ſolche lehren / als die der rechten Vernunfft zugegen ſeynd / vernei - nen / und verwerffen / indeſſen doch in was wenigen Glaubens-Saͤtz der Catholiſchen Kirch / entweder nur in einen / oder anderen ſich beaͤngſtigen / und alſo / wo - mit ſie minder den Catholiſchen Glauben annehmen / und umfahen verweilet / und zuruck gehalten werden. Dieſe dann / ſpinnen ein neue / und zwiſchen der Lu - thriſch - und Catholiſchen / mitle Religion an. Wel - chen ich zu bemuͤtigen / und was reifer bey ſich ſelbſt zu uͤberlegen will gerathet haben / ob in anderen Leben durch die gantze Ewigkeit / ein Mittel-Orth zwiſchen Himmel / und Erden gegeben werde? ſonder Zweifel werden ſie diß abneinent antworten. So mache dann auch ich den Schluß / eben ſo wenig / werd dem - nach eintziger Mittel-Glaub / zwiſchen den falſch /G 3und102und Seligmachenden gegeben / daß derowegen vor ſolche ſich wohl reimet des Prophetens Eliæ 3. Reg. 18. v. 21. ausſpruch: Usquequò claudicatis in duas partes? Si Dominus eſt Deus, (ſine additione) ſe - quimini eum, ſi autem Baal, ſequimini illum. Wie lang hincket ihr auf beede Seiten? Jſt der HErr GOtt / ſo folget ihm (ohne Zuſatz) Jſt aber Baal Gott / ſo folget ihme.
Die zehende Ketzerey / oder mehr falſch-Lehr / iſt der Anti-Matrimoniſtarum, der Eheſtands-Faͤl - ſcher / dero Jrrthum in dieſen Jahr-Hundert / unter denen Calviniſten in Ober-Hungern / und Siben - buͤrgen / wie auch in Daͤhnen / Schweden / und Hol - land / nebſt dieſen angraͤntzenden Theil / und Flecken / wie auch unter denen Luthranern (doch nicht unter denen in Hungern / unter welchen die Heyrathen / und Ehelichungen / pur lauter / und mit ewig / oder immerwaͤhrenden Band zuſammen gefuͤgt / und be - ſchloſſen werden) uͤber hand genommen / mit welchen ſie die Weſenheit / und Werck des Eheſtands umb - ſtoſſen / der mit unausleßlichen Band mueß ver - bunden / und bis in todt immerwaͤhrend verewiget werden. Dann heut zu Tag ſchlieſſen / und eingehen ſie ihre Heyrathen allenthalben unter einer Beding - nuß allein / die ſie ausdrucklich mit Worten von ſich geben / nemblich / daß ſie zwar untereinander mit ei - nen Ayd verbunden ſeynd / aber nur allein ſo lang / biß ein Theil dem Andern Gelegenheit / und Urſach der Scheidung gebe. Jhre Predicanten aber ſcheiden ſie / auch ſchlechter Urſach / und geringen Gelds wegen / nicht allein der Beywohnung / ſondern auch dem Ehebeth nach / von einander / und theilen beeden Theil Verlaub / und Freyheit mit / ſich anderwaͤr - tig / und zum andernmahl zuverehligen. Dannen -hero103hero ſich nicht unſelten fuͤget / und ereignet / daß ein Mann daß andere / ja wohl auch daß dritte Eheweib habe / da doch die vorige / oder auch wohl Beyde bey - leben / und gleicher Geſtalten eine Ehe-Frau den an - dern / oder wohl auch dritten Ehegatten habe / wo noch keiner aus vorigen mit Todt abgegangen. Was daraus vor Beſchwerden / und Unruh entſtehen / moͤ - gen auch Blinde / wo nicht ſehen / doch mit Haͤnden greiffen Dann erſtens / nebſt dieſen / daß ein ſolche Ehe / keine Ehe iſt / und alſo ſolches Eheſtands Ge - brauch / ein pur lautere Hurerey ſeye / folget nicht minder daraus / daß alle darvon erzeigte Kinder / in der Sach ſelbſt Baͤſtaͤrth / oder Huren-Kinder ſeynd. Andertens erfolget daraus / daß dergleichen erzeugte Kinder keiner Erbſchafft faͤhig ſeynd / vornehmlich / wann andere rechtmaͤßige Nachfolger vorhanden. Drittens / moͤgen dergleichen aus ſolchen Eheſtand erzeugte Kinder / dafern ſie ſolten zum Catholiſchen Glauben bekehret werden (welches immerzue ſich ereignet) in keine Religion, oder Geiſtlichen Or - dens-Stand angenommen werden / ſo ſeynd ſie auch unduͤchtig zu allen Geiſtlichen Stifften / und wuͤrden / wie nicht minder unfaͤhig der Geiſtlichen Weyhen. Diß alles folgete nach Strengheit der geiſtlich - und weltlichen Rechten / wann nicht der in Hungern / und Sibenbuͤrgen ſolche Ehe-Verlobnuſſen aus ge - meinen Wahn / und Meinung / was die Legitima - tion, oder Ehrlichung der Kinder anbetrifft / aus des Koͤnigs / und Koͤnigreichs nachſehen / vor recht - maͤßige gehalten / und erduldet wurden. Dieſe An - nehmung aber der Ehrlichung erſtrecket ſich nur bloß auf die Succeſſion, oder Nachfolg in zeitlichen Guͤ - tern / und indeſſen bleiben in der Sach ſelbſt derglei - chen Heyrathen unguͤltig / alldieweilen noch der Koͤ -G 4nig /104nig / noch das Koͤnigreich / unguͤltige Ehelichungen / noch rechtfertigen / noch guͤltig machen moͤgen.
Nun gehet allda die Frag / ob / wann welche Perſohn ſich dergeſtalten verheyrathete / und mit der andern Perſohn die Ewigkeit ausſchluſſe / oder auch mehr eheliche Verbindnuß mit mehrern Perſohnen / nach / und nach eingienge / von Predicanten aber ge - ſcheidet wurde / und hernach den Catholiſchen Glau - ben umbfienge / und begunte mit der Andern / oder dritten Catholiſchen Perſohn / nach Catholiſchen Ge - brauch ſich zuverehligen / kunte er wohl die andere oder dritte guͤltige freyen / wann ſchon noch jene er - ſte / oder noch mehr vorige von Predicanten geſchiede - ne Ehe-Weiber bey leben waͤren? Jch antworte von ja. Die Urſach iſt / alldieweilen dergleichen Ehe / keine guͤltige Ehe / ſondern nur eine Buͤrgerliche / und mit Ausdingung gemachter Contract, oder Vertrag waren / mit dieſer nemblich ausdrucklicher Beding - nuß / daß ſie ſo lang miteinander wollen beywohnen / als lang kein Theil dem andern zu beyder ſeits Schei - dung wurde Anlaß / und Urſach geben. Wann dem - nach ſich ein ſolche Urſach / und Anlaß aufſtoſſet / und ſelbe / eine gnugſame / nach ihrer Predicanten / oder des Conſiſtorij, Ehe-Gerichts Meinung beduncket / auch unter ihnen Beyden erklaͤhret / ja auch ausge - ruffen wurde / daß unter ihnen eine Scheidung be - ſchehen / und (wie in ſolchen Faͤllen gebraͤuchlich) Beyderſeits angenommen werde / ſo wird jener buͤr - gerlicher Vertrag aufgehebt / und entbunden / und al - ſo verbleiben jene Perſohnen frey / und ledig / mit ei - nen andern / ein neue wahre Heyrath bey de - nen Catholiſchen zu treffen. Wie dann bekannt / daß ſolche Ehelichungen / auch unter denen vornehm - ſten Herrn ſeynd zugelaſſen / und verſtattet worden /Go -105Gobat beglaubiget eben diß von anderen Orthen. Tract. 10. in Experimentalis Theologiæ caſu 19. Daß fehrner die Ewigkeit von der Weſenheit des Eheli - chen Vertrags ſeye / wird aus jenen Chriſti klahren Worten dargethan Quod Deus con junxit, Homo non ſeparet Matth. 19. v. 6. Was GOtt zuſammen gefuͤget hat / ſoll der Menſch nicht ſcheiden. Allwo der HErr von der Ehelichen Zuſammen-Fuͤgung / und Scheidung redet / wie auch aus andern Chriſti Worten bey Luca 16. v. 18. Omnis, qni dimiſerit Uxorem ſuam, & aliam duxerit, mæchatur. Ein jeglicher / der ſein Weib von ſich laſſet / und nimbt ein Anderes / der bricht die Ehe. Und zum Roͤ - mern 7. v. 2. der H: Paulus. Mulier, quæ ſub Vi - ro eſt, vivente Viro alligata eſt Legi, ſi autem mortuus fuerit Vir ejus, ſoluta eſt â Lege Viri. Igitur vivente Viro vocabitur adultera, ſi ſuerit cum alio Viro, ſi autem mortuus fuerit Vir ejus, liberata eſt à Lege Viri, ut non ſit adultera, ſi fue - rit cum alio Viro. Ein Weib / daß unter dem Mañ iſt / iſt an das Geſaͤtz gebunden / ſo lang der Mañ lebet / wann aber ihr Mann ſtirbet / ſo iſt ſie vom Ge - ſetz des Manns entbunden. Derowegen / wann ſie ſich bey leben ihres Manns / zu einen andern geſellet / ſo wird ſie eine Ehebrecherin genannt werden / wann aber ihr Mann geſtorben iſt / ſo iſt ſie vom Geſetz des Manns gefreyet / alſo / daß ſie nicht eine Ehebre - cherin iſt / wann ſie ſich zu einen andern Mann geſellet.
DJe erſte unter denen falſchen Glaubens-Leh - ren dieſes Siben Zehenden Jahrs-Hundert / anerbietet ſich in gegenwaͤrtigen Schrifft - Abſatz / ſemi baptizantium, der nur Halb - Tauffenden. Welche Lehr etliche Lutheriſche Predi - canten / vornehmlich in Hungeriſchen Berg-Staͤdten gehalten / und verfochten haben / dann indeme eben dieſer Orthen oͤffter die Predicanten ſich verſam̃leten / erhube ſich unter ſelben die Frag / welchem aus ihnen die Einkunfften von der Tauff-Stol zuſtunden? wo - mit alſo aller Zwiſpalt / und Gezanck verhuͤtet / und deme zeitlich vorgebogen wurde / aufrichteten ſie ei - nen Vertrag untereinander / daß unter zweyen dieſe aus dem Tauff eingelaufene Stolen-Renden verthei - let wurden / mit aber auch / die Muͤh - und Arbeit in Verwaltung des Tauffs folgender Geſtalten: daß einer aus ihnen ſolle dem Tauffling das Waſſer auf - gieſſen / der andere aber die Wort / oder Tauff-Form ausſprechen. Welchen ſo ſchwer / als unleidlichen Fahler / wo R. P. Matthias Faber, von Seelen - Eyffer / und Gelehrtigkeit / wie auch von in Druck ſeiner vortrefflichſten gegebenen Predigen der be - ruͤhmteſte Mann ſeliges Andenckens / der eben da - mahln zu Neu-Sollen / einen Sitz der Societet JESUOberer107Oberer ware / vernommen / hat er dem Rath zu Neu-Sollen eine Denck-Schrifft uͤbergeben (der dazumahln gantz von Luthranern beſetzet ware) mit deme ermahnend / daß ſie dieſen ſchedlichſten Faͤhler / in ihren Worts-Dienern / mit ihren Anſehen zuhin - dern / und voͤllig auffzuheben / ſich befleiſſen wolten. Deſſen Zwar ſchrifftliches Anbringen / anfangs vom Rath verworffen worden / weilen ſie ihnen vor ver - faͤnglich hielten / daß ſie von Jeſuitern / die ſie die ſchaͤrffiſten Anfechter / und ihrer Sect Verfolger wu - ſten / dero Kirchen-Bediente ſolten verbeſſeret / und von ihren Faͤhlern / und Miß-Braͤucheu entlehret werden. Da aber ſelben von deme hernach klahr vor - getragen worden / daß er durch dieſe Andeutung nichts anders Suchte / noch verlangte / weder die Sicher - heit des Heyls ihrer eigenen Kindern dardurch zu - befoͤrderen / alldieweilen ſolcher Tauff unguͤltig / und folgbahr keine Tauff waͤre / als der der Tauff - Einſetzung Chriſti zugegen / der ſolchen alſo verord - net / und eingeſetzt / daß von eben einen die Abwa - ſchung / und der gebuͤhrenden Form Wort-Ausſpre - chung beſchehen ſolle / maſſen widriges Falls / der Verſtand der Form geendert / und die Form des Tauffs falſch wurde gemacht werden. Bey welchen eingenommenen Bericht / und Unterweiſung / ſie ſei - nen Rath nachkommen / und geruhet / mit gaͤntzki - cher Zuſag / daß ſie dieſen Faͤhler in ihren Seel - Sorgern verbeſſern wolten. Ob aber dieſe Ver - beſſerung hernach erfolget / habe ich dato nichts dar - von zu berichten. Doch befrachten ſich jewelche / ob alle ſelbe Kinder / die alſo getaufft worden / nach - mahln zu tauffen waͤren / und da die Antwort ergien - ge / ja freylich / weilen ſolcher Tauff / kein wah - rer / und folgends kein Tauff ware.
2. Die1082. Die Anti-Ubiquiſten. Dero Jrrthumb / wir vor diß Jahr-Hundert beybringen / dann weilen in verwichen Jahr-Hundert die Calviniſten / denen Lu - thranern allzuhart zugeſetzt / und faſt auffs lebendi - ge gedrungen / auf was Weiſe nemblich der Leib Chriſti / in der Sach ſelbſt / im Abendmahl zugegen ſeye / da er im Himmel iſt / und kein Leib zugleich an zweyen voͤlligen / oder voneinander weit entlegnen Orthen ſeyn moͤge? worbey ſich die Lutheraner zwi - ſchen Thuͤr / und Angel ſahen / und leichtlich zu er - achten haͤtten / daß ſie ungeklembter kaum auskom - men wurden / nahmen ſie ihre Zuflucht zu dieſer neu-erdacht / und jetzhero niemahlen erhoͤrten Unter - ſcheidung. Daß ſie zukieſſen / daß einer / und eben ſelber Leib / nicht zugleich / und auf einmahl / an un - terſchiedlich voͤlligen / und forderiſt ſehr von ſich entlegenen Orthen / wann er nicht anderſtwoher / allenthalben waͤr / ſeyn koͤnne / verneinten aber / daß ſolches nicht geſchehen moͤge / wann er anderſtwo her allenthalben / und an allen Ortthen waͤr. Damit ſie alſo die weſentliche Gegenwart deß Leibs Chriſti ein H: Danck-Mahl behaupteten / haben ſie erdicht / daß der Leib Chriſti / oder ſeine Menſchheit nicht minder / als die Gottheit / deroſelbe Hypoſtatice, daß iſt perſoͤhnlich vereinbahret / allenthalben / und aller Orthen / doch auf unterſchiedliche Weiß / im Himmel / in Abenmahl / und allenthalben ſeye. Jn Himmel demnach / iſt er dem Orth nach; in Altar / oder Abendmahl dem Sacrament nach; aller Orthen aber / ohne Orth / und Stelle / unſichtbahrlich. Da ſie aber ferner von denen Catholiſchen / und Calvini - ſten bedranget wurden / wann dann Chriſti Menſch - heit / oder Chriſtus / ſeiner Menſchheit nach / habe angefangen aller Orthen zu ſeyn? ob villeicht in erſtenaugen -109augenblick ſeiner Empfaͤngnuß / und der Perſoͤhnli - chen Vereinigung der Menſchheit / mit der Goͤttlichen Perſohnheit? oder nach der Geburt? oder der Auf - erſtehung? oder Auffarth im Himmel? wo ſie uͤber - all den Sack / vor Augen ſahen / und mit keiner ge - reimbten Antwort aufkommen kunnten / lieſſen ſie ihren vorigen von Chriſti aller Orthen Gegenwart Ausſpruch fahren / und damit ſie die weſentliche Gegenwarth des Leibs Chriſti im Nachtmahl bewer - ten / hielten ſie eine andere Straß / und ſagten: Daß der Leib Chriſti im Himmel / und in Abendmahl auf unterſchiedliche Weiſe ſeye. Jm Himmel nemblich dem Orth nach / in Abendmahl dem Sacrament nach. Und alſo ſeynd ſie in dieſen Punct von ande - ren Lutheranern gewichen: daß die Menſchheit Chri - ſti allenthalben ſeye; wordurch ſie ihnen eine beſon - dere Sect beſtellet / und ſeynd demnach jene Ubiqui - ſten / dieſe aber Anti-Ubiquiſten verblieben.
3. Der neuen Ubiquiſten. Kurtz hernach ent - ſtunde unter denen Ubiquiſten ſelbſt / ein ſehr ſcharffer Streit / und Frag? wie / und auff was Weiß die Menſchheit Chriſti allenthalben ſey? und in gewiſ - ſer Reichs-Stadt / kamen die Predicanten ſelbſt un - ter einander in die Haar / deren einer / auf eben ei - ner Cantzel das Volck lehrte / daß die Menſchheit Chriſti allenthalben ſeye in abſtracto, daß iſt ohne die Perſohn / der andere aber / daß ſie ſeye aller Or - then in concreto, mit der Perſohn zugleich / nach de - ren Beyderſeits Zanck / und Hader / ſich das Volck in zwey Theil getrennet hat / einer hielte die Lehr dieſes / der andere des andern Predicanten / nicht ohne ſchar - fes zu beeden Seithen Wort-Gefecht / und Schar - muͤtzeln / ja ſo gar die Weiblein zanckten / und ſchme - heten ſich unter einander / da eins daß andereSchmach -110Schmach-Weiß ein Huer in abſtracto, ſchulte / und die andere daß ſie eine in concreto waͤre / hingegen nicht minder wohlberedet / verſetzte. Letztens aber aufſtunden zwey falſche Zeugen / und ihre Zeugnuß kommen nicht uͤberein. Dann in abſtracto, kan kei - ne Menſchheit in der Sach / die vom Menſchen ſelbſt unterſcheidet / gegeben werden / ſo dann weit minder eine ſolche / die allenthalben in abſtracto ohne den Menſchen oder ſeine Perſohn ſelbſt ſeye. Jn concre - to aber / wo die Menſchheit mit den Menſchen ſelbſt genommen werde / zerſtoͤret / und aufhebet das Altar - Sacrament / und ſeine Nothwendigkeit / gantz und gar die aller Orthen Leibliche Gegenwart des Leibs Chriſti. Dann ſo der Leib Chriſti in concreto aller Orthen iſt / wann er in allen Brot / und Wein / in aller Speiß / und Getranck iſt / was werde es noͤthig ſeyn / das Abendmal in der Kirch zugenieſſen / wo es auch alſo zu Hauß mag genommen / und genoſ - ſen werden. Woraus / wie ich erachte / folgender Faͤhler in Glauben hergeruͤhret.
4. Der vierte Faͤhler in Glauben vor dieſe Ze - hende Zahl ſeye der Præterconſecratiſtarum, derje - nigen nemblich Predicanten in Hungern die auch darvor halten / und ausgeben / daß man das Abend - Mahl moͤge / ohn alle Verwandlung machen / und den Leib Chriſti darinn reichen / und nehmen. Jch kan den Orth nahmhafft machen / wo / und mit welcher edler Perſohn ſich folgender Caſus, oder Begeben - heit ereignet hat. Der Predicant ſelbigen Orths / hatte an groſſen Donnerſtag die Communion ange - ſtellet / an welchen die Lutheraner ihr Nachtmahl ins gemein auszuſpenden pflegen / worzue eine edle Per - ſohn wider ihr Gewohnheit (dieweilen ſie was ent - fernter von denen ihren Edel-Sitz hatte) was ſpaͤterſich111ſich eingefunden / und der Predicant eben Recht ſeine ceremonien vollendet / ſchon wuͤrcklich im Ab - zug von der Kirch begriffen / deſſen ungeacht / dieſe edle Perſohn ihme angehalten / er wolle auch ihr das Nachtmahl reichen; der Predicant durffte nicht ſo edler Perſohn die Communion verweigern / befahle demnach dem Meßner / ihme ein kleinen Theil der Hoſtien beyzubringen / wie auch den vom Wein hin - terbliebenen wenigen Uberreſt / nahme Beedes in die Hand / und ohn allen Segen / reicht er dero die Ho - ſtien / und darauf mit Wein den Becher: Sie hatte kaum beedes genoſſen / daß ſie nicht alſobald groſſe Engſtigkeit empfunden / mit ſolchen gehet ſie den Predicanten nach / und verweiſet deme / daß er ihr Brod / und Wein / ohn allen vorhergehenden Segen - Spruch vor die Communion dargereichet haͤtte; der Predicant befahle dero / ſie ſolte ſich zur Ruhe be - geben / und ſagte / es waͤre ſchon genueg / daß ſie die Meinung zu communiciren durch die Nieſſung Brod / und Weins gehabt habe; Worauf ſie ſchwirig worden / und folgendes verſetzet / und in Bart gerieben: wann diß euere Lehr iſt / will ich lieber unter einer Geſtalt bey denen Catholiſchen den wahren Leib / und Bluet / als bey euch unter doppelter Geſtalt / keines anneh - men. Dieſes ſagte ſie / und gienge unverzuͤglich zu denen Catholiſchen uͤber / unter welchen ſie einen Lob-wuͤrdigen Wandel / bis zum End ihres ſeligen Hintritts gefuͤhret hat. Ein anderer Calviniſcher Predicant / war von einen edlen Herrn von fern zu ſich beruffen / daß er ihme erkranckten / und an Schra - gen allbereit ligenden / vor den Zerpfenning / die H: Communion darreichen / und mit zum Abzug ver - ſehen wolte. Weilen aber den Predicanten verdroſſe / an ſo weit entlegenen Orth / und villeicht zu ungele -guer112guer Zeit / ſolche Reiß auf ſich zunehmen / lieſſe er durch den Bedienten / der ihme dieſe Poſt zugebracht / jenem Herrn entbieten / daß er zu Haus ſelbſt ein biſſen Brod nehmen / und ein Trunck Wein darauf / mit der Meinung darmit zu Communiciren / thuen wolte / ſo werde er eben ſo wohl Communicirn / als wann er ſelbſt zugegen / ihme ſolches reichete!
5. Jch komme zur fuͤnfften Ketzerey / der Pſeu - dopiſtarum, unter welchen Nahmen ich diejenige will verſtanden haben / die darvor halten / daß man etliche Sachen moͤge mit Goͤttlichen Glauben / glauben die in der Sach ſebſt falſch ſeynd. Deſſen Geſchmeiß / Calviniſche Predicanten in Ober-Hungern von ſelber Zeit an zufinden / in welcher / in ihre Schuelen / der in der Pfaltz am Rhein zuſammen getragene / und uͤberaus mit vielen Glaubens-Faͤhler ausgeſpickte Catechismus, iſt eingefuͤhret worden. Die / damit ſie die Lutheraner an ſich locken / als waͤren ſie einer Confeſſion, oder Bekanntnuß (von denen ſie doch als Sacramentirer verworffen werden) lehreu ſie das Volck / daß zwar im Abendmahl der Leib / und Bluet Chriſti ſey / aber nur allein durch den Glauben / und nicht in der Sach ſelbſt. Alſo dann bezwingen ſie das Volck / daß ſie glauben im Abendmahl zu ſeyn / was in der Sach ſelbſt nicht iſt / und folgends / daß ſie der hoͤchſten Falſchheit / mit durchaus veſten Bey - fall beylegen / da doch jeder Act, oder Ubung des Goͤttlichen Glaubens Weſenheit iſt / daß ſich alſo deſſen Vorwurff gehabe / wie ſolcher act, oder Ubung ausgeſprochen wird / und ſich anderſt gantz / und gar nicht gehaben moͤge. Jch habe einen alten Edelman von alten Herkommen in Ober-Hungern gekannt / der bey dieſer Gelegenheit / freywillig / und auf ei - genen Antrib zum Catholiſchen Glauben bekehretworden.113worden. Dann er ſagte klug / und witzig / ich kan auf keine Weiſe faſſen / daß / was er weiß / daß in der Sach irgentwo nicht ſey / und doch veſt ſich einbilde / und glaube / daß ſelbes an gewiſſen Orth / alldort ſey. Welches auch in anderen Materien / etwelche Calvi - niſten zugeben / ſintemahlen aus ihnen etliche lehren / das Chriſtus wolle / alle Chriſt-Glaubige glauben / daß ſie vor-erwaͤhlet ſeyn / da doch diß durchauß / wie wir hernach ſehen werden / ohne Grund / und Falſch iſt.
6. Folget die ſechſte Ketzerey Scientificorum der Wohl-Erfahrnen / und Vielwiſſenden. Zumah - len nicht wenige unter denen Calviniſten / und Luthe - ranern zufinden / die pochen / und prahlen / daß ſie nichts glanben wollen / als was ſie ſelbſt vor gewiß wiſſen / daß es alſo ſeye / indeme doch der Glaub nach des H: Apoſtels Pauli, Bezeugnuß argumen - tum rerum non apparentium, ein Beweißthum der Ding / die nicht geſehen werden / iſt. Dann / waß man weiß / werde nicht geglaubt / ſo werd auch das Verdienſt deß Glaubens gemindert / allwo ein Be - weißthumb der Wiſſenſchafft iſt / wie der H. Grego - rius lehret. Zudeme muß der Goͤttliche Glaub unbetrieglich ſeyn / alle unſere Wiſſenſchafft aber / ſie ſey aus Erfahrnheit / oder Geſpraͤch-Fuͤhrung (wo du die augenſcheinliche Erweiſungen ausnehmeſt) iſt ſehr betrieglich / was iſt dann ſolcher vor ein Glaub? da doch uͤber alle auch augenſcheinliche Erweiſungen ſelbſt / der Act, oder ein Glaubens-Ubung / gewiſſer / und unbetrieglicher ſeyn muß; alſo zwar / daß wann unter Beyden der eine muͤſte widerſprochen werden / muͤſte mehr der Verſtand von der Gewißheit der Wiſſenſchafft / als vom Glaubens-Act, oder Ubung deſſen welchen. Endlich / wann wir jenes allein mitHGoͤt -114Goͤttlichen Glauben ſolten glauben / was unſer Verſtand faſſet / und begreiffet / folgte unwiderſprech - lich daraus / daß auch GOtt in ſeiner Wiſſenſchafft / und Allmacht / wie auch in Vollkommenheiten ſeiner Goͤttlichen Weſenheit / begrentzet / und umſchrieben waͤr / da doch GOtt in allerhand Vollkommenheit / un - eingeſchrenckt / und unumbſchrieben iſt. So dann / weilen unſer Verſtand ſehr beſchrencket / folget noth - wendig / daß ein ſothaner Menſch ohne Verſtand ſeye / der mit ſeiner Vernunfft jenes faſſen / und begreiffen will / was daß menſchliche Vernunfft-Hauß (der - gleichen die Glaubens-Geheimnuſſen ſeynd) weit uͤberſteiget. Dann dieſe ſehen wir nun durch den Spiegel in der Dunckelheit / und gleichſam wie die H: Schrifft 1. Cor. 13. v. 12. redet / in einen Rhaͤtſel / was dunckler / weder ſolches?
7. Die ſibente Ketzerey der Folg nach / iſt der Anti-Lutheraner / und Anti-Calviniſten / dann ob ſchon in vorigen Jahr-Hundert / die Lutheraner / und Calviniſten / des Luthers / und Calvini Lehr / ſtet / und ſteiff ſchuͤtzten / und ſchirmeten / ja dieſelbe biß an die Wolcken erhuben / und alle deren Vortraͤg / und Ausſpruͤch / wie ſie jmmer die ungeraͤumeſte / Gottloß / und laͤſterlich waren / hartnaͤckig verfoch - ten / wo ſie anjetzo was beſcheidner worden / und ſel - be ferner zu verfechten / oder zu entſchuldigen ver - zweifflen / ſagen viel uͤberaus von ſelben / guet rund / und allenthalben heraus / was gehet mich Luther / und Calvinus an? ſie wahren auch Menſchen / und deßwegen gebraͤchlich / und irrig / als die gleichfals in jewelchen haben ſtrauchlen / und Fah - len moͤgen / daß ſie demnach nichts anderes vor ihres Glaubens-Regul / und Richt-Scheid / weder die H: Schrifft / noch wahren Verſtand / und Auslgungdero -115deroſelben / die ihnen der Geheim - oder Son[d]er - Geiſt eingebet / haben / und halten. Die Boßheit aber liegt ihr ſelbſt. Pſal 26. v. 12. Dann ich befrage ſolchen Sectirer / ob er auch ſich einen Menſchen er - kenne / und vor einen zugleich gebraͤchlich / und irri - gen / der nicht minder etwelchen Faͤhler unterworf - fen / halte? Er wird zweifels frey meine Frag beja - ken / dannenhero ich ja nicht unrecht ſchlieſſe: wann dann auch deinen gefahlten Urtheil nach / wie du es zugebeſt / oder wenigſt durchgehen laſſeſt (weilen du alle dero Lehr-Spruͤch zu ſchuͤtzen / und zuverfechten / dich noch anmaſſeſt / noch doͤrfeſt) Luther / und Calvinus / haben in jewelchen Punct / und Auslegung einer / odern andern Stelle der Heil: Schrifft fahlen moͤgen / die doch (wie-wohln ſchamloſiſt) ſich ande - ren / ja auch den heiligſt - und aͤlteſten Vaͤttern / und Lehrern in Auslegung H: Schrifft vorgezogen haben / werdeſt du ja billich gleiches von dir verdencken moͤgen / ob deine / nach deinen eignen Kopff / etwelches Texts der H: Schrifft Auslegung / nicht von der Wahrheit / und jenem Verſtand / deme der H: Geiſt durch ſolchen Text uns zu offenbahren ge - trachtet / abweiche / und faͤhl ſchlage? daß du alſo deſſen / was du ſagſt / daß du glaubeſt / ſolche unfaͤhl - bare Gewißheit nicht habeſt / dero kein gewiß - oder groͤſſere moͤge gegeben werden / die doch zu jedem act, oder Ubung des Goͤttlichen Glaubens erfordert werden.
8. Die Achte betrifft die Nativitarios. oder Na - taliſten / durch welche ich doch nicht jene Nativita - rios verſtehe / die der H. Auguſtinus de Hæreſibus c. 8. aufieget / ſondern jene uncatholiſche / deren in groſſer Anzahl ſich in Hungarn einfinden / die ſich bereden / und von ihren Predicanten ſeyn beredetH 2worden /116worden / daß keinem verſtattet / oder gebillichet wer - de / unter was jemahlen Vorwand / Schein / und Urſachen zur anderer Religion uͤberzugehen / und von ſelber abweichen / in welcher jemand gebohren iſt. Dannenhero / wie dieſe mit immer augenſcheinlichſten Beweißthumen / des handgreifflichen Jrrthumbs / und Falſchheit ihrer Sect / und hingegen der Wahr - heit des allein ſeligmachenden Catholiſchen uͤberzeu - get werden / verſetzen ſie ihre alte Leyer hingegen / diß eintzig vorgebend: daß ſie in jenen Glaub / und Reli - gion / in dero ſie gebohrn / ſterben / und vor die wahre Lehr ihres Glaubens halten wollen / weilen ihnen nicht gebilliget werde / daß ſie zur anderen Religion von ſelber / in dero ſie gebohren worden / uͤbergehen / und dort erſt umbſatlen / wo die Reiß allbereit ſein End erreicht. Nichts leichter / dann die Falſchheit dieſes Haubt-Faͤhlers zuerweiſen. Dann erſtens / wird keiner in einiger Chriſtlicher Religion gebohren / indeme jedwederer erſt durch den Tauff zum Chriſten werde. 2. Die Apoſteln / und erſte Chriſten / ſeynd entweder Juden / oder Heyden gebohren worden / doch haben ſie geſcheid / und heilſam den Chriſtlichen Glauben umbfangen. 3. Alle Voͤlcker / und Ge - ſchlecht / waren zuvor Abgoͤtterer / Unchriſten / und Heyden / wie auch unſere Hungern / und Pannoner / und gleichwohln ſeynd ſie alles Lobs werth / daß ſie bey abgelegter Heydenſchafft / zum Chriſtlichen / und zwar Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben ſeynd bekeh - ret worden. 4. Wann dieſe Urſach was vermoͤchte / oder eintzigen Grund der Wahrheit haͤtte / ſo haͤtten fuͤrwahr weder Luther / weder Calvinus / noch deren erſte Zech-Bruͤder / die Lutheriſch / oder Calviniſche / oder was jemahlen andere neue Religion annehmen / und verwechſeln ſollen / alldieweilen dieſe alle in Roͤ -miſch -117miſch-Catholiſchen Glaub gebohren / und auferzeu - get worden 5. Wann dieſe Urſach ſtand hielte / ſo diente ſie auch ingleichen vor Arrianer / Wider - Tauffer / vor Juden / und Mahometaner / und doch aus eigner Gezeugnuß der Lutheraner / und Calvi - niſten / bekommet ihnen ſolche mit nichten So dann wird ſie ebner maſſen denen Lutheranern / und Cal - viniſten nichts behuͤlfflich ſeyn.
Die neunte Ketzerey / aneignen ihnen die Calvi - no-Anabaptiſtæ, oder die Halb-Calviniſten / und Halb-Widertauffer. Die Widertauffer verneinen insgemein / daß die Kinder zu tauffen ſeyn. Die Calviniſten aber haben anfangs dieſen Jrrthum be - ſtritten / und allgemein verſtattet / daß die Kinder wenigſt der Glaubigen / ſollen / oder doch zulaͤſſig moͤgen getaufft werden. Von Anbegin aber dieſes Jahrs-Hundert / anfiengen ſie dieſe der Halb-Wi - dertauffer Lehr auszuſtreuen / worvon ſie in ihren Vilner-Rath / und in der Pfaltz / zu End des vorigen Jahrs-Hundert / folgenden Lehr-Satz ertheilet. In - fantes, qui ex illegitimo thoro naſcuntur, æternæ perditionis, & damnationis obnoxij ſunt, nec per baptismum juvari poſſunt, & conſequenter baptizandos non eſſe. Pfui der thorrechten Lehr! die Kinder (ſagen ſie) welche auſſer den Ehe-Beth gebohren werden / ſeynd dem ewigen Verderben / und Verdammug unterworffen / moͤgen auch durch den Tauff nicht geholffen werden / ſeynd alſo folgends nicht zu tauffen. Was dergleichen haben ſie in ihren Rath zu Waradein erklaͤhret / und gelehret. Singa - rorum proles (quæ eſt Gens per orbem vaga) non eſſe ad baptismum ullâ ratione admittendas. Die Kinder der Zigeiner (welche durch die Welt ein fluͤch - tiges Volck) ſollen auff keine Weiß getauffet werden. H 3Hat118Hat aber nicht Chriſtus vor alle ſterben wollen / und alſo / ſo wohl vor die eheliche / als uneheliche Kinder? Jſt dann der Tauff von Chriſto nicht vor alle verordnet / und eingeſetzt worden? dann wie der H: Apoſtel Paulus ad Gal. 3. v. 25. redet: In Chriſto non eſt Judæus, nequè Græcus, non ſervus, ne - que liber, non maſculus, nequè Fœmina. Jn Chriſto iſt kein Jud / noch Grieche / kein Knecht / noch Freyer / kein Mann / noch Weib. Und der H: Petrus Act. 10. v. 34. In veritate comperi, quod non eſt Perſonarum acceptor Deus. Jch habe in Wahrheit erfahren / daß GOtt kein Annehmer der Perſohnen iſt. Dieſen beykommet das Gezeugnus des H: Au - guſtini L. 2. contra 2. Epiſt. Palagianorumc. 6. & 7. Sæpè (inquit) fit, ut Infans natus ex Parentibus optimis, & Sanctiſſimis ſine baptiſmo moriatur, & pereat, natus verò ex Patre fornicatore, à Ma - tre Meretrice per baptismum regeneretur, & ſal - vetur. Es begibt (ſagt er) ſich offtermahlen / daß ein von fromm - und heiligſten Eltern gebohrnes Kind ohne Tauff ableibe / und verderbe. Ein von Huren-Vatter / und Huren-Mutter gebohrnes durch den Tauff wider gebohren / und ſelig werde.
Dieſe zehende Zahl ſchlieſſet die Ketzerey der Lu - thero-Calvinizantium circa Baptiſmi Sacramen - tum, daß iſt deren / die aus denen Lutheriſchen das Sacrament des Tauffs betreffend / etwas Calviniſt - len Calvinus verwilligte die Kinder der Glaubi - gen ſolcher Geſtalt allein zu tauffen / daß ſie doch bey Unterlaſſung deſſen / derentwegen vom Reich GOttes nicht ausgeſchloſſen / und alſo ohne Tauff auch moͤ - gen ſelig werden. Dieſes lieſſen auff keine Weiß in vorigen Jahr-Hundert die Lutheraner paßiren / in dieſen Jahr-Hundert / haben ſie ſich eines beſſerenbeſun -119beſunnen / und halten es nicht wenige deren Predi - canten mit ihren Stieff-Bruͤdern denen Calviniſten / daß nemblich der Tauff ein pur lautere Ceremoni ſeye / und alſo ſelber / gantz und gar kein noͤthiges Mittel zur Seligkeit waͤre. Jch hoͤrte vor Jahren noch ein Juͤngling uͤber dieſen Punct / ſich zwey Lu - thriſche Predicanten ziemlich ſcharff aneinander ab - kaͤmplen / deren einer faſt handhabete / daß der Tauff ein noͤthig Sacrament zur Seligkeit waͤre / der An - dere abneinte hartnaͤckig ſolches / und wolte kurtz umb / zugegen behaupt haben / daß der Tauff ein pur lautere Ceremoni waͤre / welche zwar in Kin - dern moͤge vollzogen werden / wann er aber unter - laſſen / und nicht vorgekehret werde / nichts der Se - ligkeit benehme / deme er ein feinen Spruch zu Ende ſeines Maul-Gefechts beywurffe / daß mehr Predi - canten / und ſeiner Sect wohl-erfahrne / mit ihme eines Sinns / und Meinung waͤren. Was iſt aber aus H: Schrifft hell - und klarer / in dero wir das Zeugnus bey Joanne aus dem Mund der ewigen Wahrheit haben. Niſi quis renatus fuerit ex aqua, & Spiritu Sancto, non poteſt intrare in Regnum DEI. Joan. 3. v. 5. Es ſeye dann / daß jemand wiederumb gehohren werde / aus dem Waſſer / und Heiligen Geiſt / ſo kan er nicht eingehen ins Reich GOttes.
VOrn erſten Jrrthum dieſer zehenden Zahl / ge - be ich Lutheranos Nominales die Luthera - ner den Nahmen nach. Zumahlen ſich un - ter dieſen auch finden / die von Lutherthum nichts auſſer den bloſſen Nahmen haben / die mit ſittlichen Tugenten vortrefflich verſehen / die Gerechtigkeit lieben / und hand haben / von Suͤnd und Laſtern Scheu tragen / viel Guetes wir - cken / und keines Weegs ſich dahin bereden / noch vor glaubwuͤrdig bey ſich erachten koͤnnen / daß die gute Werck nichts zur Seligkeit dienen / noch eintzi - ges Verdienſts bey GOtt ſeyen. Sie glauben ſo gar auch nicht / was ihre Predicanten von Red - Stuel herunter blappern / daß alle unſere Werck Suͤn - den ſeyn / oder das GOtt denen Menſchen ſolche Gebott aufgetragen habe / welche man nicht halten moͤge / oder daß der pur eintzige Glaub / erklecke zur Seligkeit Von der Bekehrung zum Catholiſchen Glauben aber / wollen ſie gantz nichts hoͤren / als die immerdar zu ihren Vorwand / und Ausflucht jenes vorrucken / und deme entgegen ſetzen: daß ſie ſich durch die Gnad GOttes fromb zu leben fleiſten / kei - nem eintzigen Unrecht zufuͤgen / alles / was einen Chriſt Glaubigen zuſtehet / halten. Und in Wahr - heit leben deroſelben etliche weit fromb - und Gottſe -liger /121liger / was die ſitlichen Tugenden anbetrifft / weder manche Catholiſche Aus dieſen war ein edler Ge - ſchlechter in Hungarn / der / wo er nur ſeinen Predi - canten in der Predig gehoͤrt / daß die guete Werck nichts zur ewigen Seligkeit dienten / ja daß alle un - ſere Werck Suͤnde ſeynd / ward er dadurch ſehr ver - letzet / und befrembdete ſich ſolcher Affter-Lehr / wie billich / uͤber die maſſen. Er hinderhielte dazumahln ſeinen Unmuth / und verglimpffte die gantze Sach zur beſſerer Gelegenheit / die ſich eben nach kurtzer Zeit ihme anerbotte / da ſein Herr Paſtor, und See - len-Hirt ſich bey ihme perſoͤhnlich einfande / und den ihme annoch ausſtehenden jaͤhrlichen Zehent der Ge - buͤr nach zuentrichten anforderte. Diß war eben dem edlen Geſchlechter ein gewuͤnſchter Handel / der ſeinen Vortheil erſehent / ihme befragte / ob den Ze - hent abzuſtatten / ein guetes Werck waͤre? dieſer ſahe die Fall annoch nicht vor der Naſen / bejahete alſo - bald die Frag / worauff der ſchlaue Edelmann ihme verſetzte / ſo kan ich dann nicht / bins auch nicht ſchul - dig / dir eintzigen Zehent zureichen / dann / wie du wohl dich werdeſt annoch zu entſinnen haben / will ich / ſo viel es ſeyn kan / die Suͤnden verhuͤten / ich ſuͤndigte aber / wann ich dir den Zehent entrichten ſolte / dann / recht anjetzo haſt du ausgeſprochen / daß ein guet Werck ſeye / den Zehent abzuſtatten / in dei - ner Predig aber naͤchſt / haſt du ſehr muͤhſam zuer - weiſen dich gefliſſen / daß all unſere guete Werck lau - ter Suͤnde waͤren; wo alſo dieſer Predicant aus ſei - nen eignen Mund ſich uͤberwunden / und im Sack ſahe / und gleichwohl ſich des Zehents nicht entbehren wol - te / hat er ſeine Lehr poßirlich herumb gedraͤhet / und weilen es umb das Maul-Fuether zu thun ware / ſprache er / gnaͤdiger Herr / ich kan nicht in AbredH 5ſtehen /122ſtehen / daß ich juͤngſt nicht ſolches geprediget / und mich in etwas darin verſtoſſen habe / weilen aber ein jeder ſeiner Reden Dolmetſch / und Ausleger iſt / gebe ich deren Verſtand hiemit was lauterer / daß nemb - lich alle unſere guete Werck Suͤnde ſeyn / diß eintzige allein ausgenommen / decimas Prædicantibus præ - ſtare, daß man denen Predicanten Zehent gebe. Bey ſolcher Religion-Beſchaffenheit / pflegen nicht weni - ge dieſe Frag auf die Bahn zu bringen: was gebricht dann ſolchen / daß ſie minder das Himmelreich erwerben ſollen? Jch antworte / daß / an nicht wenigen ihnen noch faͤhle / und fuͤrwahr am meiſten gebreche / indeme es ihnen an wahren Glau - ben ermanglet / ohne welchen nicht moͤglich iſt / GOtt zugefallen. Sintemahlen Juſtus ex fide vivit. ad Rom. 1. v. 17. Der Gerechte lebet aus den Glau - ben. Gleich wie alſo der Glaub ohne Werck todt iſt / alſo ſeynd auch die guete Werck todt / und unnutz ohne Glauben. Die andere Frag pflegt zu ſeyn / was vor ein Unterſcheid / oder Ungleichheit zwiſchen ei - nem Uncatholiſchen / der wohl / und Chriſtlich lebet / und einem Catholiſchen / der boͤß / und Unchriſtlich le - bet / ſeye? Jch antworte / und gebe dieſen Unterſcheid / daß der Uncatholiſche fromb lebend / nicht gleichfor - mig ſeines Glaubens Grund-Lehren nachlebe / der Catholiſche aber boͤß lebend / ungleichformig denen Grund-Lehren des Catholiſchen Glaubens lebe / als welcher lehret / daß die Suͤnden zu fliehen / die guete Werck aber zu uͤben ſeynd.
Die andere der Ordnung nach Ketzerey / pranget mit den Ehren-Titul Quodlibeticorum, daß iſt / der Freyglaubigen nach jedes Guetachten / und Belieben. Dieſe ſeynd jene Uncatholiſche / die weder des Luthers / weder des Calvini / weder der Lehr ihrer Predicantenanhan -123anhangen / die ſich nicht ſorgen / was andere Luthe - raner / oder Calviniſten glauben / und halten / ſondern ſie glauben nach ihren Belieben / was ſie glauben wollen / und halten diß / was ihnen zu halten wohl - gefaͤllig iſt. Von denen jenes / was der H: Hylarius zu Conſtantio dem Kayſer von denen alten Arrianern ſchreibet / wahr werdet: Miſerabile eſt tot nunc fi - des eſſe, quot ſunt voluntates, & tot Doctrinas, quot mores, dùm aut ita fides ſcribuntur (& for - mantur) ut volumus, aut ita, ut volumus, in - telliguntur, & cum ſecundùm Deum ſit unum baptisma, etiam fides una ſit, excidimus âb ea fide, quæ ſola eſt, & dùm plures fiunt, ad id cæpe - runt eſſe, ne ulla ſit. Zuerbarmen iſt / daß der Zeit ſo viel glauben / als willen / ſo viel lehren / als Sitten ſeynd / indeme / entweder die vielfaͤltige Glau - ben alſo beſchrieben (und geſtaltet) werden / wie wir wollen / oder aber alſo / wie wir wollen / verſtanden werden / und indeme nach Goͤttlicher Glaubens - Lehr / nur ein Tauff / auch nur ein Glaub ſeye / ſeynd wir von ſelben Glauben abgefallen / und da der Glau - ben mehr werden / haben ſie angefangen ſich dahin zuvermehren / auf das keiner ſey.
Dergleichen Frey-Glaubige aber / glauben in der Sach ſelbſt / gantz und gar / und durchaus / ſau - ber nichts. Dann nichts glaubet der / der nicht al - les glaubt / was zu glauben iſt / zumahln ein Goͤttli - cher Glaub ſeyn mueß. 1. Ein Allgemeiner / der ſich auf alles erſtrecket / und auslanget / was GOtt jemahln geoffenbahret. 2. Muß er der veſteſte / und gewiſſeſte / ſo wohl objective als ſubjectivè, daß iſt / ſo wohl den Vorwurff / als der Glaubens-Sach nach / oder ſo wohl Diſſeits des Glaubenden / als Jen - ſeits geglaubten Vorwurff ſelbſt ſeyn. Was abernach124nach Belieben / und jedes Willkuͤhr geglaubet werde / hat weder dieſe Veſte / weder die Gewißheit / ſeynd demnach Wahn - und Meinungen / die ſich oͤffter im Menſchen aͤndern / dann was heut einem gefallet / kan ihme morgen mißfallen / und was er anjetzo guet ſprechet / kan er morgen / oder hernach (wie derglei - chen pflegen) wiederumb umbſtoſſen / und wider - ſprechen. 3. Mueß er ein eintziger Glaub ſein. Auf dieſe Weiß aber / werden ſo vielerley Glauben / als Koͤpff / und Menſchen ſeynd: Alldieweilen ſo unter - ſchiedliche Sinn / und Meinungen / auch von eben einer Sach / als Koͤpff ſeynd
Die dritte Ketzerey nannt ſich Illuminatorum, der Erleuchten / die in Spanien geniſtet / iſt eine Sect / und Art der verruchtiſten / und unfletigſten Menſchen / die dem Schein nach doch / dem Gebett / welches wir das Beſchauliche (weilen ſolches allein im Sinn / und Gemuͤth beſtehet) nennen / gantz und gar erge - ben ſeynd / deme ſie die H: Sacramenten / und an - dere Werck Chriſtlicher Andacht / weit nachgeſetzt haben. Sie iſt aber in dieſen hoͤchſt Catholiſchen Reich / in kuͤrtze / durch den Scheider-Hauffen dero ſiben darauff eingeaͤſcherten Urhebern / als ein ſched - lichſte Seuch / mit gedaͤmpffet / und erſticket worden.
Man haͤtte dieſe Sect weit fuͤglicher Illuſorum der Bethoͤrt / und Verblenten / weder Illuminatorum der Erleuchten nambſen ſollen. Allermaſſen der Teufel / der ſich in einen Engel des Lichts meiſterlich zuverſtalten weiß / ihme vorgenommen / dieſe Muͤh - ſelige Leuthe zuſchimpffen / und dahin durch etliche Schein-Lichter des Verſtands / und falſchen Erleuch - tungen des Gemuͤths zubethoͤren / ſie dadurch von Geiſtlicher Seelen-Frucht abzuſpennen / welche die Glaubige aus den Genuß der Sacramenten empfa -hen.125hen. Wie dann die Sacramenten / als ſichtbahre Zeichen der unſichtbahren Gnad / den Menſchen zu heiligen / von Chriſto eingeſetzt worden. Die Krafft demnach / und Wirckung aller / und jeder in ſon - derheit Sacramenten / iſt die heiligmachende Gnad / oder die den Menſchen GOtt angenehm macht / nebſt welcher heilgmachender Gnad / werden denen Men - ſchen / die ſolche wuͤrdig empfahen / durch ſelbe uͤber - natuͤrlichr Habit, oder gleichſamb Gewohnheiten der Tugenten / die von ſelber nicht moͤgen geſoͤndert wer - den / ſambt mehr andern / jedem Sacrament eigent - lichen Gaaben / und Gnaden ertheilet.
Die vierte Ketzerey ware deß Georgij Eniedij, aus Siebenbuͤrgen gebuͤrtig / ſeiner Bekanntnuß / und eigner Auſſag nach / ein Photinianer, oder beſſer ein Socinianer, aus jenen Geliffter / die wir in Gemein die neue Arrianer nambſen / der ein voͤllig Buch (in welchen erdie Heiligſte Drey-Einigkeit aus den Platz zu raumen / Chriſtum den HErrn / und den Heiligen Geiſt ihrer GOttheit zu berauben ſich fleiſſet) zuſam - men geſchrieben. Zu welchem Ende er die Bibel vom Anfang biß zum Ausgang durchlauffet / und al - le Zeugnuß der H: Schrifft / mit welchen das Geheim - nus der Heiligſten Drey-Einigkeit / und Chriſti / wie auch des H: Geiſts Gottheit erwieſen wird / mit Umb - trags / und Wechſels-Reden / mit neuen von ſich ſelbſt erdachten / und erdichten Auslegungen / und uneigent - lichen Worten gefaͤlſcht / und verfinſtert hat. Deſſen doch alle vergebliche / und unnuͤtze Spitzfindigkeiten / als lauter Fatz-Poſſen / und laͤhres Geſchwaͤtz / Am - broſius Pennuloſa der Societet Jeſu Theologus, in ſeinen anſehnlichen / den Nahmen / und der That nach Werck / im Jahr Chriſti 1634. widerlegt / und zu Schanden gemacht.
Damit126Damit aber der guͤnſtige Leſer dieſes ſchaͤndlich - ſten Ertz-Ketzer ungeraͤumteſte Auslegungen (wo - rinnen gantz und gar nichts darhinder) der Text / und Stellen der H: Schrifft / mit welchen die Catho - liſche Lehrer Chriſti des Herrens Gottheit nachdruͤck - lich darthuen / ſehe / will ich etwelche dero beybrin - gen / und vor augen ſtellen. Erſtens alſo / ſagt er / daß jene Wort Chriſti bey Joanne c. 8. v. 58. Amen, amen dico vobis, antequam Abraham fieret, Ego ſum. Warlich / warlich / ich ſage euch / ehe dann A - braham ward / bin Jch. Aus welchen die Catholiſche erweiſen / daß Chriſtus ſeiner GOttheit nach / oder / daß ſeine Goͤttliche Natur zuvor ware / bevor er die menſchliche Natur angenommen / oder aus der Jung - frau-Mutter ſeye gebohren worden / muͤſſen alſo / und nicht anderſt ausgelegt werden: Daß Chriſtus mit dieſen Worten nicht habe anzeigen wollen / daß er aͤlter dann Abraham waͤre / wie dieſe Wort lauten / ſondern daß er zuvor Meßias war / und ehunter die Voͤlcker zum Chriſtenthumb bekehren werd / als das Abraham ſolte genannt werden / oder aber ſchon waͤr / ein Vatter vieler Voͤlcker / durch dero Bekehrung zu Chriſti Glauben / alſo daß deroſelben Worten die - ſer Verſtand ſey: bevor Abraham ward / oder vieler Voͤlcker Vatter werde / bin ich Meßias / da doch Chriſtus alldort / durchaus / von ſeiner Selbſtendig - keit als Meßiœ / und von der Stendigkeit Abrahams / als eines Vatters vieler Voͤlcker redet.
2. Jene auch bey Joanne c. 10. v. 30. Chriſti Wort / Ego, & Pater unum ſumus. Jch / und der Vat - ter ſeyn eins; mit welchen die Catholiſche erweiſen / daß des Vatters / und Chriſti / ein Natur / und We - ſenheit / der Gottheit nach ſeye / legt er alſo aus: Jch / und der Vatter ſeynd eines Sinnes / und eben einerEin -127Einſtimmung. Daß aber Chriſtus alldort von der Einigkeit Goͤttlicher Weſenheit rede / erhaͤllet allzu - klahr / aus naͤchſt darauff folgenden Worten. Pater in me eſt, & ego in Patre. Der Vatter iſt in mir / und ich im Vatter.
3. Jenen Text bey Joanne, 20. v. 28. der von Thoma dem Apoſtel meldet / daß / wo er von Todten erſtanden / Chriſti Wunden geſehen / und beruͤhret / aufgeſchriehen habe / Dominus meus, & Deus meus! Mein HErr / und mein GOtt! aus welchen die Catholiſche beweiſen / daß auch der Apoſtel Tho - mas Chriſtum ein wahren GOtt bekannt habe / ſchna - tert Eniedius, daß Thomas durch dieſe Wort / nicht die GOttheit Chriſti / ſondern ſeine Befrembdung geoffenbahret habe / als der / ob ſo ungewoͤhnlicher Sach / ſich verwunderet / und gleichſamb darob er - ſtaunet / auf faſt ſolche Weiß / auf welche die Men - ſchen vor Verwunderung / oder Forcht erſchreckt / aufzuſchreyen pflegen. Bone Deus! guͤtiger GOtt! oder wie die Catholiſche die Wort JEſus / und Ma - ria ſich gebrauchen. Daß aber dieſe Wort vom A - poſtel Thoma gerad auf Chriſtum geredet worden / zeigt ſich aus jenen Worten Chriſti / die alſobald dar - auf folgen: Dicit Illi Jeſus, quia vidiſti me Thoma, credidiſti, weilen du mich geſehen haſt / haſt du geglaubt Thoma.
4. Auf jene Wort / Auctorem vitæ interfeciſtis. Act. 3. v. 15. Den Urſprung des Lebens habt ihr getoͤdtet. Aus welchen die Catholiſche wider die Ar - rianer behaubten die GOttheit Chriſti. Der wahre Urſprung / auch des zeitlichen Lebens iſt GOTT / Chriſtus aber iſt der wahre Urſprung des zeitlichen Lebens / ergo, ſo iſt dann Chriſtus GOtt. Eniedius antwortet / das allda in Nahm des Urſprungs desLe -128Lebens / Chriſtus nicht als die Erſt / und Vornehmſte / ſondern als nur die Urſach des Werck-Zeugs darzue / bemercket werde / daß alſo aus dieſen Spruch die GOttheit Chriſti / nicht moͤge erwieſen werden. Es erſcheinet aber ſatſam / aus vom H: Paulo alldort erwehnten Gegenſatz / daß er von Chriſto als der erſt / und vornehmbſten Urſach des Lebens / geredet habe / dann er ſagt: Petiſtis Virum homicidam donari vobis, Authorem verò vitæ interfeciſtis. Jhr habt gebetten / daß euch ein Mann geſchenckt wurde / der ein Moͤrder war / den Urſprung aber des Lebens / habt ihr getoͤdtet / woraus erfolget; gleich wie Barab - bas der vornehmſte Urſprung / und Urſach des Todts / durch den Todtſchlag war / alſo auch Chriſtus der Urſprung / und vornehmſte Urſach des Lebens.
5. Jenes nicht minder Pauli, 20. v. 28. Atten - dite Vobis, & univerſo Gregi, in quo vos Spiritus Sanctus poſuit Epiſcopos regere Eccleſiam DEI, quam acquiſivit ſanguine ſuo. Habt acht auf euch ſelbſt / und auf die gantze Heerde / in welcher euch der H: Geiſt zu Biſchoffen geſetzt hat / die Kirch GOttes zu regieren / die er mit ſeinem Bluet erworben hat / woraus ebner maſſen die Catholiſche Chriſti GOtt - heit beweiſen / als der mit ſeinem Bluet die Kirch erworben hat. Sagt mehr-erwaͤhnte Eniedius, daß in dieſen Orth durch das Bluet GOttes / nicht verſtanden werde / daß innere Bluet / welches aus einer ſolchen Perſohn die Goͤttlich waͤre / gefloſſen ſeye / ſondern nur das Euſſere / welches aus der Perſohn des von GOtt beliebten Sohns / und ihme ſonders lieb-werthen gequellet hat. Dafern aber Paulus haͤtte anzeigen wollen / das GOtt nicht mit eignen / und innerlichen Bluet die Kirch erworben haͤtte / haͤtte er mit nichten geſchrieben, welche ermit129mit ſeinen Bluet / ſondern mit dem Bluet ſeines Sohns / erworben hat. So bleibt dann annoch das Bewißthum der Catholiſchen / in ſejner Krafft / daß vor Chriſti GOttheit / aus dieſem Text beyge - bracht worden / und zwar alſo in forma, daß iſt noch gebrauchlichen Schuelen-Schluß / und Arth vorge - tragen. Jene Perſohn / welche mit eigner Bluet - Vergieſſung die Kirch erworben / iſt GOtt / Chriſtus der HErr aber hat mit eigner Bluet-Vergieſſung die Kirch erworben / ſo iſt dann Chriſtus der HERR / GOTT
6. Drifftert er auch jene Pauli Wort. ad Rom. 9 v. 5. Ex quibus eſt Chriſtus ſecundùm carnem, qui eſt ſuper omnia Deus benedictus. Aus welchen auch Chriſtus herkommen iſt / nach dem Fleiſch / der GOtt iſt / uͤber alles gebenedeyet Allwo der H: Pau - lus eigentlich / und ausdruͤcklich aller Nachwelt uͤ - bergebet / daß Chriſtus GOtt ſeye. Die er alſo ver - ſchimpffet / da er ſagt: diß Woͤrtlein Deus bene - dictus, der gebendeyte GOtt / werde uneigentlich / vor das vortrefflichſte Geſchoͤpff genommen / daß alſo Paulus unter den Titul des gebenedeyten Gottes / nur habe anzeigen wollen / das Chriſtus das hoͤchſte Ge - ſchoͤpff waͤre. Jch beylege mehr dieſes Erß-Ketzer Affter-Lehren / und beobachte jenes eintzige allein / daß / wann jedem verlaubt / und gebilliget werde / die H. Schrifft / ſeinem Belieben nach zuerklahren / und auszulegen / daß er bald ſich auf die Wechſel - Reden begebe / bald die Wort kruͤmme / und verdrae / bald ſelbe faͤlſche / und andere / wurde freylich daraus folgen / daß keine Glaubens-Lehr aus H: Schrifft / wider eintzige Ketzerey kundte verfochten / noch ver - thaͤtiget werden / und alſo die H: Schifft zum Uber - fluß / und vergebens waͤre.
JDie130Die fuͤnffte Ketzerey / oder mehr Faͤhler / aneig - nen ihnen die Indifferentes, oder Gleich-Guͤltige / die in ſo groſſen Unterſcheid / und Vielfaͤltigkeit der Religionen / da in dieſen unſern Jahr-Hun[d]ert / mit ſo unterſchiedlicheu Gluͤcks - und Ungluͤcks-Ablauf / die Religions-Sachen hin-und wider getrieben wur - den / daß bald eine / bald die andere Religion durch Krieg / und einheimiſche Aufſtaͤnd / entweder erhoben / oder unterdrucket wurde / haben ſie darob geſtutzt / und ſtehen annoch / zu dieſer / oder jener Religion / wie vor ſolche das Gluͤck ausſchlagen / und das Blaͤtlein ſich wenden werde / gleichguͤtig / jewelche in Zweifel zu umbfahen. Und dieſe / wiewohln ſie (politiſch darvon zu reden) ſich einbilden / daß ſie gar klug / und witzig handlen / faͤhlen ſie doch aufs ſchaͤndlichſt / indeme ſie dardurch mehr ſchetzen die zeitliche Gelegenheiten dieſes Lebens / als das ewige Heyl ihrer Seele / wolte GOtt daß dieſe allzeit / vor denen Augen des Hertzens jene Chriſti Anmahnungs - Wort haͤtten: Quid prodeſt homini, etiamſi uni - verſum mundum lucretur, animæ vero ſuædetri - mentum patiatur? aut, quam dabit homo com - mutationem pro anima ſua? Matth. 16. v. 26. Was nutzet es einem Menſchen / wannter die gantze Welt gewinne / aber Schaden leide an ſeiner Seele? oder / was kan der Menſch zum Werth geben ſeiner Seel? wo diſe nemblich einmahl zur Hoͤlle verdambt / einmahl von Goͤttlichen Gericht dahin verurtheilet? welches fuͤrwahr ein unwiderbringlicher ſchad durch alle Ewigkeit iſt.
Mit ſechſten Faͤhler ſeyn behafft / malè, & ini - què contrahentes Matrimonium, die ſich uͤbel / und unbillig verheyrathen. Dann / obſchon in Mit - ternacht-Landern / und forderiſt in Teutſchland / undHun -131Hungern / allwo die Catholiſche mit denen Ketzern ſehr vermengt / und mehriſten Theils zwar nur mit Materialiſchen / und der Zeit erdulten / nicht un - glaublich ſey / daß den Catholiſchen mit denen Ketzern ſich zuverheyrathen / kuͤrtzlich / und der Sach nach zu reden / gebilliget werde: So iſt doch der ſchaͤdlig - ſte / und unentſchuldlige Faͤhler (der ſich nicht un - ſelten ereignet) wann der Heyrath zwiſchen Caͤtho - liſcher / und Ketzeriſcher Perſohn / mit dieſer aus - druͤcklicher Beſchaffenheit / geſchloſſen wird / daß / wann ſie aus Goͤttlichen Segen ſolten Kinder / und Leibs-Erben erzeugen / die Soͤhne der Religion des Vatters / die Toͤchter aber / der Religion der Mutter folgen ſollen / zumahlen dieſe Verbindnuß denen Kindern hoͤchſt verfaͤnglich iſt / weilen ſie zur Gefahr der ewigen Verdamnus eines oder des andern Ge - ſchlechts der Kinder gereichet. So iſt auch ſolcher Vertrag der hoͤchſten Unvorſichtigkeit / und Grauſam - keit. Dann ja beyde Eltern glauben feſt / daß ihr Glaub der wahre ſey? wie wird dann der Vatter / o - der die Mutter / klug / und witzig einwilligen moͤgen / daß der eine Theil der Kinder / in frembder von ſeinen Glauben Religion auferzeuget werde / die erſelbſt vor eine falſche / und ſchaͤdliche haltet / und die ſeinen ei - genen Urtheil nach / nicht zum Leben / ſondern zum ewigen Verderben / und Untergang fuͤhret.
Der ſibente Faͤhler in Glauben iſt der Erga ſe Inclementium. Der gegen ſich ſelbſt unguͤtigen / der - gleichen viel Uncatholiſche ſich finden / die / ob ſie ſchon wider den Catholiſchen Glauben keinen Zweifel ha - ben / weigern ſie ſich doch ſelben anzunehmen / die Soͤhne / und Toͤchter aber laſſen ſie ſolchen nicht un - gern umbfahen. Ja ſie beyfuͤgen noch / daß ſie ſchon eralt / und gar zuerwachſen / und demnach ſo ſpat dieJ 2Reli -132Religion zu aͤndern unduͤchtig ſeyen / ſie werden ihren Ehrn / und Chriſtlichen Ambt / oder Schuldigkeit / ja genueg thuen / da ſie Soͤhn / und Toͤchter von Ca - tholiſchen Glauben noch abwenden / noch hindern / ſondern ihren freyen Will / und Belieben uͤberlaſſen / und heimſtellen. Dieſe vorwahr ſeynd gegen ihren Kindern zwar guͤthig / und gnaͤdig / gegen ſich ſelbſt aber gantz und gar unguͤtig / und grauſam / indeme ſie ſelbſt wollen verderben und zu grund gehen / und ihre Kinder ſelig haben. Weit anderſt / wahrhafftig ſorg - te vor ſich der H. Apoſtel Paulus, 1. Cor. v. 26 & 27. der von ſich zu denen Corinthiern alſo ſchreibet? Ego igitur ſic curro, non quaſi in incertum, ſic pugno, non quaſi aërem verberans; ſed caſtigo corpus meum, & in ſervitutam redigo, ne fortè eum alijs prædicavero, ipſe reprobus efficiar. Nun lauffe ich alſo / nicht als aufs Ungewiſſe / ich ſtreite alſo / nicht als einer der Lufft-Streiche thuet / ſondern ich caſteye meinen Leib / damit ich villeicht nicht / da ich andern geprediget habe / ſelbſt zuver - werfen ſey?
Jn die Stelle der achten Ketzerey ſetzen ſich die Confo miſten / oder gleichformige in Engeland / de - ren im Jahr 1645. dieſer Urſprung / und Urſach war. Es erhube ſich unter denen Biſchofflichen Calviniſten (die auch von andern Calviniſten Lyturgici, daß iſt Kirch-Schuͤtzer genannt werden) und denen andern Calviniſten / die ſich Puritanos nambſen / groſſer Zwiſpalt / und Unemigkeit / der Urſach halber / daß jene nicht allein die Biſchoͤffliche Renten / und Ein - kuͤnfften / wie auch die Wuͤrden / wie zur Zeit der Ca - tholiſchen / ſondern auch die Gebraͤuch / und Monar - coiam Eccleſiaſticam, oder die allein Herrſchafft der Kirch behulten / dieſe aber / diß alles beſtreiten / undſchelten /133ſchelten / dardurch alle jede Catholiſche Gebraͤuch / gantz und gar aufzuheben / und zu vernichten. Jn welchen Zweiſpalt / und Gezaͤnck / ein Theil der Biſch - offlichen Caliviniſten / doch die Oberhand / und das Feld erhalten haben / denen anderen Calviniſten aber / ware auferlegt / daß / wann ſie gaͤntzlich der Biſchoff - lichen Calviniſten Gebraͤnch / nicht wolten guetſpre - chen / ſo ſolten ſie mit offentlicher Schrifft-Bekannt - nuß / und Ubung nur bekennen / daß ſie ſich zu denen - ſelben indeſſen bequemen wollen Die ſolches gethan / und geleiſtet / ſeynd Conformiſten / und Conforman - tes genannt worden.
Die neunte Ketzerey iſt der nicht Conformiſten / nemblich derjenigen / die alle vor Jahren in der Roͤ - miſchen Kirch gewoͤhnliche gebraͤuch / die biß noch heunt zu Tag / etlicher maſſen in der Engellaͤndiſchen Kirch in Schwang gehen / gaͤntzlich / und ſamment - lich verwerffen / und auf keine weiß ſich nach dieſer in 1645iſten jahr gemachter Entſcheidung richten wollen / von dannen ſie die nicht Conformiſten aus - geruffen werden Sie ſeynd ſo wohl denen Confor - miſten / die ſie noch ziemlich vertragen moͤgen / und doch nicht allerdings guetheiſſen / als denen Biſchoff - liſchen Calviniſten zugegen / die ſie mit allen Ernſt ſchutzen / und behalten.
Die zehende Ketzerey geben ihren Nahm Pres - byteriani, die Prieſterliche: Dieſe nam eben ihren Anfang in vorerwehnten Jahr 1645. dieſer Sect zu - gethane Calviniſten / ſeynd die abgeſagteſte Feinde der Biſchofflichen Calviniſten / als die offentlich leh - ren / daß die Kirch nicht von Biſchoͤffen / weder von einen Haupt / ſondern von denen Prieſtern muͤſſe re - girt / und verwaltet werden / dannenhero ſie eine neue Weiß / und Formb ihre Kirch zu verwalten ein -J 3gefuͤhrt /134gefuͤhrt / die / ſo wohl von jener / welche ſo wohl die Biſchoffliche Calviniſten halten / als von dero / die die Puritaner / und andere Calviniſten fuͤhren / gantz un - terſcheiden. Wer iſt nun ſo ſtockblind / der nicht ſe - het / daß dieſe Verwirrung der Kirchen in Engelland groͤſſer ſeye / als die Sprachen / die beym Thurn Ba - bel vor Unzeiten waren? wo ſo viel Bekanntnuſſeu / oder beſſer ſo viel Zerſtoͤrungen / ſo viel Abſoͤnderun - gen / und halb-Sonderheiten / ſo viel Theilungen / und Zertheilungen / ſo viel deren bloſſen Nahmen nach Gleichheit - und Einigkeiten / der Sach nach Uneinig - keiten ſeynd.
DEn Anfang demnach deren / gebe die Erſte dieſer Zehenden-Zahl Ketzerey der Separi - ſtarum, der ſich Abſoͤnderenden. Dieſe ſeynd / die ſich nicht allein von der Engel - laͤndiſchen Kirch / ſondern auch von Conformiſten / und nicht Conformiſten / und anderen Engellaͤndi - ſchen Kirchen gantz und gar abgeſoͤnderet / und ihnen neue Sect geſchmiedet haben. Deren abſondere Glaubens-Lehr iſt: Erſtens / daß jede Kirch (auch von wenigen Perſohnen) ununterworffen denen Schuelen / und Kirchen-Raͤth / eignen Rechts-Ge - walt / und Vollmacht Geſetz aufzurichten / Gebraͤuch /und135und Gewohnheiten einzufuͤhren habe. Nach Zeug - nuß der Schrifft aber / iſt die wahre Kirch Chriſti / Matth. 28 v. 45. und werde auch / una Familia, ein Hauß-Geſind genant. Ein Wein-Gart Matth. 24. Ein Schaff-Stall Joan. 10. Ein Leib ad Rom. 12. Ein Glaub 1. ad Cor. 12. Wohin ſeynd / und ziehlen dann ſo viel Theilungen / ſo viel Abſchnid / und Tren - nungen der Kirchen / als daß ſolche falſch / und Affter - Kirchen / gantz und gar zu Grund gehen. Zumah - len ein jedes Reich in ſich ſelbſt zertheilt / wird wuͤſt /[oͤ]ed gelaſſen werden / und jede zertheilte Stadt / oder Hauß werde wider ſich nicht beſtehen. Matth. 12. v. 25. Zweyte Lehr: Daß weder die Biſchoffen / weder das Prieſterthum / ſondern die geſambte Kirch / alle / und jede dero Glieder nemblich / Maͤnner / und Weiber zugleich / den Gewalt der Schluͤſſeln / und das Recht Kirch - und Worts-Diener zubeſtellen haben. Von Anbegin aber der von denen Apoſteln gegruͤnd - ten Kirch / ware dieſe der Kirch-Bedienten Anſtalt / und Einſetzung nicht / ſondern die Biſchoffen wur - den von denen Apoſtlen / und von denen Biſchoffen die Prieſter / und nicht von anderen beſtellet / wie ſolches die Magdeburgiſche Centuri - Schreiber Centuriâr. L. 2. c. 2. ſelbſt bekennen / und der H: Paulus da er an Titum c. 1. v. 5. geſchrieben / ſagt: Hujus rei gratiâ reliqui Te Cretæ, ut conſtituas per Civitates Presbyteros, ſicut Ego diſpoſui tibi. Jch habe dich dieſer Urſach halber in Creta gelaſſen / daß du ſolt in denen Staͤdten Prieſter hin / und wider beſtellen / wie ich dir die Ordnung gemacht habe. Und 1. ad Tim. 5. v. 22. Manus citò nemini impoſueris, niemand lege bald die Haͤnde auf. Und zu Timotheo. 2. c. 1. v. 6. Admoneo Te, ut reſuſcites gratiam, quæ eſt in te per impoſitionem man uum (non Populi, ſed) I 4mea -136mearum. Jch ermahne dich / daß du die Gnad GOttes wiederumb erweckeſt / welche durch Aufle - gung meiner (nicht des Volcks) Handen in dir iſt. Und jene Wort Chriſti / Matth. 18. v. 18. Quæcun - q́ue ſolveritis ſuper terram, erunt & ſoluta in cœlo. Alles / was Jhr auf Erden loͤſen werd / daß wird auch in Himmel geloͤſet ſeyn. Und bey Joanne 20. v. 23. Et quorumcúnque remiſeritis peccata, re - mittentur eis. Welchen ihr die Suͤnd erlaſſet / denen ſeynd ſie erlaſſen. Alle dieſe Wort / ſeynd nicht zu allen Menſchen / ſondern zu denen Apoſtlen / und ihren Nachfolgern allein geredet. Andere ihre Aff - ter-Lehren / weilen ſie ſchimpfflich / und lachens werth / laſſe ich ſondern Fleiſſesfahren.
Die zweyte Ketzerey anerbietet ſich mir der Se - mi-Separiſtarum, der Halb-Abgeſoͤnderten. Dann ſo bald ſich der abgeſoͤnderten Sect hervorgethan / iſt ſie in die weiche Abgeſoͤnderte / die die ſtrengen Mei - nungen der Abgeſoͤnderten in etwas verglimpffen / und maͤſſigen / abgetheilet worden / ſeynd doch gleich - wohl mit anderen Engelaͤndiſchen Kirchen zur Einig - keit niemahlen kommen / dannenhero ſie auch die Halb-Abgeſoͤnderte genannt worden.
Die Drittebietet dieſer die Hand der Indepen - dentium, deren Ununterworfenen. Dieſe ſeynd ſo wohl denen Puritanern / als Proteſtanten gantz zu gegen. Erſtens / daß ſie auch den Koͤnig in Enge - land der von denen Biſchofflichen Calviniſten vors Haubt der Kirch gehalten / und geehret wird) weder die Biſchoffen / weder die Prieſter zur Kirch-Regie - rung gelangen laſſen / ſondern ſie wollen / daß jeder / ihrer Kirch Worts-Diener / und Dolmetſch abgebe. Vorn Schutz / und Schirm aber ihrer Sect / wenden / und draͤhen ſie wider die andere Sectirer dieſen Be -grif /137grif / und Jnhalt ſo kraͤfftig / als meiſterlich herumb. Euch allen iſt verſtattet / und gebilliget worden / alle alte Gebrauch / und Ceremonien der Roͤmiſchen Kirch / ſambt ihren Satzungen / meiſten theils / oder auch wohl gar / deren ſie ſich uͤber viel hundert Jahr ge - braucht hat / umbzuſtoſſen / und zu vernichten / ſo wird dann uns vielmehr zugelaſſen / und gebilliget ſeyn / euere Gebraͤuch / Kirch / und Ceremonien ab - zuthuen / die nur von neuen ſich hervor gedrungen / und nichts minder / dann mit Roͤmiſcher Kirch glei - ches Anſehen / und Alterthum / annoch erhalten ha - ben Deßwegen unter dieſen Ununterworfnen / ein ſolche Vielfaltigkeit der Religionen / als jedes beſon - dere Meinung iſt Vorwahr die Engelandiſche Cal - viniſten bekennen ſelbſt guet runt heraus / daß aus dieſer Sect der Ununterworfnen / ſchon allbereit mehr dann vierzig andere neue / und neuerhoͤrte Secten / ausgebruetet / und vermuethet worden.
Die vierte Ketzerey / und Sect geben die Con - ſiſtoriani, daß iſt die Ehe-Gerichts-Verwalter. Dieſe ſeynd jene Prieſterliche in Engeland / die zu ge - wiſſen Zeiten pflegen Ehe-Gericht zu halten / darin die Strittigkeiten ihrer Kirch zu eroͤrdern / und bey - zulegen. Welches die andere Prieſterliche vor ihr Kirch nicht vornehmen / und alſo durch ſich ſelbſt alle Fragen / und Zweifel / die zu ihrer Kirch gehoͤren / entſcheiden.
Die Fuͤnffte iſt deren Congregationalium, der Verſambleten. Die im Jahr 1650. in Engeland aus der Sect Ununterworfnen entſtanden Dieſe / wo - mit ſie nicht des gemeinen der Ununterworfenen Rahmens halber / von ſchwaͤr / und groſſen Fahlern des Glaubens verdaͤchtig wurden / haben ſie ſich ſelbſt geſcheidet / und wolten fuͤrtershin nicht Ununter -J 5worfe -138worfene / ſondern die Verſamblete genannt werden. Wie ſie aber in Nahmen / alſo werden ſie auch in der Lehr von anderen Ununterworfenen entſcheidet.
Aus dieſer nun Vielfaͤltigkeit / und Unterſcheid / Zerſpaltung / und Thrennung / Theilung / und Zer - theilungen der Secten / erhaͤllet uͤber Sonnenklahr / daß die Engelaͤndiſche Kirch nicht die wahre Kirch / weder dero Nachfolger wahre Glieder der Kirch Chriſti / oder wahre Chriſt-Glaubige ſeynd. Maſſen die wahre Kirch una, eine / wie der H. Apoſtel Paulus ad Epheſ. 4. v. 5. lehret / ſein muß. Unus DEUS, una fides, unum baptisma. Ein GOTT / ein Glaub / ein Tauff / ſo mueß ſie dann in ſich unzertheilt ſeyn. Die wahre Glieder der Kirch Chriſti / muͤſſen unter ſich verbunden ſeyn / und wie unter ſich / alſo auch mit ihren Haupt / laut der Wort des H: Apoſtels 1. ad Cor. c. 12. v. 27. und 28. Vos autem eſti[s]corpus Chriſti, & membra de membris, & talia, quæ non faciant ſchisma in corpore, ſed pro invi - cem ſint ſollicita, & ſi quid patitur unum mem - brum, compatiantur eidem reliqua membra, & ſi glorietur un um membrum, congaudeant eidem omnia membra. Nun ſeyd ihr aber der Leib Chri - ſti / und Glieder miteinander / und ſolche / daß in Leib keine Spaltung ſey / ſondern die Glieder zugleich vor ein ander Sorg tragen / und wann ein Glied etwas leydet / ſo leyden alle Glieder mit deme / oder wann ein Glied verehret wird / ſo erfreuen ſich alle Glieder mit ſelben. Sie muͤſſen eben einen Leib / in Chriſto / durch eben einen Glauben / in eben einen Siñ / und in eben einen Hertzen / in eben einen Gemuͤth machen / und auswircken. Die wahre Chriſt-Glau - bige muͤſſen / unanimes eſſe in fide, & occurrere om - nes in unitatem fidei, ad Epheſ. 4. v. 13. eines inEinig -139Einigkeit des Glaubens ſeyn / biß wir alle ein ander unter augen kommen in Einigkeit des Glaubens. Sie muͤſſen mit einen Mund eben eines bekennen / ad Rom. 15. v. 6. vor welche Einigkeit Chriſtus zum ewi - gen Vatter / vor ſeine Glaubige alſo gebettet: Non pro eis rogo tantùm, ſed & pro eis qui credituri ſunt per verbum eorum in me, ut omnes unum ſint, ſicut Tu Pater in me, & Ego in Te, ut & ipſi in nobis unum ſint, ut credat mundus, quia Tu memiſiſti. Jo. 17. v. 20. und 21. Jch bitte a - ber nicht allein vor ſie / ſondern auch vor diejenige / welche durch ihr Wort an mich glauben werden / auf daß ſie alle eins ſeynd / wie Du Vatter in Mir biſt / und Jch in Dir / daß ſie auch alſo in Uns eins ſeynd / damit die Welt glaube / daß Du mich geſandet haſt. Daß iſt / daß ſie durch den Glaub / und Lieb / in Fried / und Einigkeit verknuͤpffet ſeynd / damit aus ſo ſcheinbahren der Gegen-Lieb / und Einigkeit des Glaubens / wie auch einhelliger Lehr Beyſpiel / die Welt zum Glauben / und durch ihre Beredung an mich zuglauben / verleitet / und gezogen werde. Dieſe aber Einigkeit findet ſich mit nichten unter denen Bi - ſchofflichen Calviniſten / Puritanern / Gleich-For - miſten / Prieſterlichen / Abgeſoͤnd - und Halb-Abge - ſoͤnderten / Ehe-Gerichts-Verwaltern / und anderen Engelaͤndiſchen Secten / die von Tag zu Tag neu ausſchlieffen / oder aus ihren Alterthum widerumb hervorkriechen. So iſt dann freylich die Engelaͤn - diſche Kirch nicht die wahre Kirch Chriſti / noch dero - ſelben Rachfolger wahre Chriſti Glieder / noch wah - re Chriſt-Glaubige. Deme beyfuͤge noch / daß Chri - ſtus in eben ſelben Gebett / den ewigen Vatter bitte / ut Fideles ſanctificet in veritate. v. 17. Daß Er ſie (die Glaubige) heilige in der Wahrheit. Unter ſoviel140viel und mannigfaͤltigen Widerſprechungen aber / iſt die Wahrheit nicht zufinden / als die in indiviſibili in der Unzertheiligkeit beſtehet So moͤgen demnach alle jede Secten / nicht wahrhaſſt / ja aus allen nicht eine inſonderheit ſeyn / indeme vor jede inſonderheit / nicht mehr / als vor andere ſtreitet die Wahrheit.
Die Sechſte machen eben in Engeland andere Congregationales, oder Verſamblungs-Bruͤder / wel - che aus den Unflat vieler unterſchiedlichen Ketzern ſich zuſammen gerottet / die Weiß nicht was vor neues Licht / das ihnen aufgegangen / erdichten / war - von ſie ſich vor Erleuchte ausgeben / und unver - ſchambr pochen / und prahlen / daß ſie das heilige Volck / JESU Chriſti / und ſeines Reichs / wider alle andere Sectirer / Schirmer / und Verfechter ſeynd: Sie ſeynd aber in ihren Glaub / und Religion der - maſſen unbeſtaͤndig / und ungewiß / daß was ſie heut glauben / morgen ihrer Bekandtnuß nach / als von groͤſſern Licht beſtrahlet / zuverwerffen pflegen. Diß Liecht aber iſt kein Liecht von ewigen Liecht / noch ein Schein / oder Glantz von ewigen Glantz / bey welchen keine Enderung / noch Uberſchattung des Wechſels iſt / noch auch / eſt & non eſt, es iſt / und iſt nicht / ſondern entweder eſt, eſt, iſt / iſt / oder non eſt, non eſt, es iſt nicht / es iſt nicht: Jndem alſo dieſe von unden herauf erleuchte / alle Tag ihre Glaubens - Lehr aͤnderen / und einen Tag ſagen / daß diß wahr / oder deme alſo ſeye / den andern Tag / daß es falſch / und unwahrhafft / oder nicht alſo ſeye / iſt es ein Zei - chen / daß dieſes ihr Liecht / und Erleuchtung / beſſer zu ſagen Verblendung / vom Teufel dem Lugner / und Vatter der Luͤgen herruͤhre / der ſich nicht unſel - ten in einen Engel des Lichts verſtellet / und unter ſei - ner Blend-Larven / all Schein-Heiliges meiſterlich ſpillet.
Die141Die ſibende Ketzerey / iſt der Calvino-Walden - ſium, der Waldenſer-Calviniſten Da die Patres Societatis der Geſellſchafft JESU im Jahr 1661. mit dem Fuͤrſten Francisco Rakoczio ſeiner Bekeh - rung halber zum Catholiſchen Glauben / ſich ſtreng / und eyfrig bearbeitet / vortrugen ſie unter andern Beweißthumen wider die Calviniſche Sect dem Fuͤr - ſten / daß ſie keine alte Religion / und folgbahr von Apoſtien nicht gegruͤndet / ſondern durchaus eine neuliche / und von Calvino / in vorigen allein Jahr - Hundert erſinnet / oder aus denen alten von der Kirch ſchon laͤngſt verdambten Ketzereyen zuſammen geflickt worden Damit dieſem Vortrag die Patres glaubwuͤrdig machten / drungen ſie in Beyſein des Fuͤrſten / auf die Calviniſche Predicanten mit allen Ernſt / alldieweilen ſie ſolches ihnen hartnaͤckig ab - neineten / ſie ſollen erweiſen / wo / und welcher Or - then / dieſe Religion vor Calvino ware / oder wer ſolche jemahlen gehalten / und gelehret habe? welche nach lang geſuchter Ausflucht / endlich ſich auf die Waldenſer begeben / und bey ihnen geanckeret haben / vorgebend / daß ihre Religion mit nichten mit den Calvino / angefangen / ſondern daß ſie aufs genauiſt in allen Glaubens-Satzen mit ihnen die ſie vor Zeiten gelehret / und gehalten / eintreffen / und mit eine waͤre Welches hernach mit einen gantzen Buch der Hungeriſchen Religions Sachen Unterweiſung / Herr Joannes Poſahazi, einer aus deroſelben vor - nehmſten widerlegern / und meiner auch vor Jahren in der Jugent geweſter Lehr-Meiſter / ſich zuerwei - ſen gefliſſen hat. Dieſem folgen der Zeit hin-und her die Calviniſche Predicanten nach. Es wird aber auch dieſe Ausflucht widerlegt / und daß ſie ein laͤhre / oder gar keine ſey / dargethan / und erwieſen Er -ſtens /142ſtens / obſchon die Calviniſten viel Glaubens-Saͤtz der Waldenſer halten / ſo verwerffen ſie doch viel von ſelben / dergleichen nachfolgendeſeynd: Die Walden - ſer lehreten / daß kein vollkommener Menſch ſolte eintzige Hand-Arbeit uͤben / daß man keine andere Weiß / oder Form zu betten / weder das Gebett des Herrns / daß iſt den Vatter unſer halten ſolle Daß in H: Altar-Sacrament die Verwandlung Brod / und Weins / in Fleiſch / und Bluet Chriſti / durch ſiben - mahl daruͤber geſprochenes Vatter Unſer / und Se - gen / uͤber das Brod geſchehe: Daß die Geiſtliche keine Aecker / oder Grund-Stuck beſitzen moͤgen? Daß die Glaubens-Bekandtnuß der Apoſtlen zuver - achten waͤre. Daß aller Ayd-Schwur denen Chri - ſten gaͤntzlich verbotten ſey. Daß keiner koͤnne bil - lich / und mit Recht zum Todt verdammet werden / wie immer der Richter ſchon daruͤber das Urtheil ge - faͤllet / und was dergleichen mehr / welches die Cal - viniſten weder halten / weder zulaſſen Hingegen a - ber lehren viel die Calviniſten / was die Waldenſer nicht gelehret haben / ja wann man eben ſelben ſolches vorgetragen haͤtte / wurden ſie niemahln / nicht allein darein eingewilliget / ſondern als Fluch / und Greul verworffen haben / dergleichen ſeyn / daß GOTT ein Urſach der Suͤnd ſeye / daß GOtt ohn all vorgeſehe - nes Verdienſt / andere zum Leben vor-erwaͤhlet / an - dere zur ewigen Peyn verordnet / und beſtellet habe. Daß all unſere gute Werck Suͤnd ſeyn / und was ſo ſauberer Un-Lehren mehr. Dannenhero aus dieſen Vorwand der Calviniſten nichts anders folgte (ge - geben / daß man ihnen diß nachſehete / und zulieſſe) als daß ihre Religion / theils aus denen Alten von der Kirch ſchon vorlaͤngſt verdambten Ketzereyen / theils aus nen erdicht - und erfundenen / nicht anderſtals143als ein Kleyd / theils aus neuen / theils aus alten / und verworffenen Tuch-Stuͤcklein / und Lumpen zu - ſammen geflickt ſeye. O ein uͤberaus ſchoͤn / und herrliches Kleid / welches aber nur vor Bettler / und Schalcks-Narrn ſich gezimmet! Gewiß iſt es / daß die Waldenſer / weit einen groͤſſern Schein der An - dacht / und Gottſeligkeit / als heuntige Calviniſten / von ſich gegeben haben / in welchen gar kein / oder wenigſter Fuß-Stapff eintziger Gottſeligkeit ſich verſpuͤhren laͤſt / ja / jemehr einer aus ihnen Gottlo - ſer / deſto mehr wird er vor bruͤnſtigen / und eyferi - gen Calviniſten gehalten / und beobwachtet werden. Schließlich / ſeynd eben eine / und gleiche Beſchwer - den der Waldenſer / und Calviniſten Lehr anbetref - fent / deren Eine ſo irrig / als die Andere / ſo ſchwartz / als Teufel / und Kohlen. Nun iſt die Frag / ob vor denen Waldenſern (die im zwoͤlfften Jahr-Hundert Chriſti ihren Urſprung genommen) die wahre Kirch Chriſti / und dero Apoſtlen / von Chriſti Zeiten an / geweſen ware? Zweifels frey werden ſie antworten / daß alſo / und daran nicht zu zweifeln ſeye. Wolan / ſo ergehet dann ferner die Frag / ob ſelbe wahre Chri - ſti Kirch / ſeye von der Waldenſer-Kirch unterſchei - den geweſen / oder nicht? iſt deme alſo? ſo iſt die Kirch der Waldenſer / ein falſch-und Ketzeriſche Kirch. Jſt ſie nicht unterſcheiden geweſen / ſo gehet aber - mahln die Frag / wo ſelbe ware? wer dero Lehr ge - lehret / und gehalten habe? und / wie ſie ſich immer verantworten ſolten / lauffet ihnen diß Beweißthum zugegen. Die Lehr der Waldenſer / iſt in allgemei - nen eilfften Kirchen-Rath / in dritten Lateranenſiſchen aber auch allgemeinen / unter Alexandro Papſten diß Nahmens den Dritten / deme faſt 300. Biſchof - fen im Jahr Chriſti 1178. beygewohnet / als eineneue144neue / und in verfloſſenen Jahr-Hundert unerhoͤrte vor eine falſche Lehr verdammet / und offentlich aus - geruffen worden. So iſt ſie dann neu heraus ge - ſchloffen? ſo iſt ſie ja zur Zeit der Apoſtlen niemahln ans Tag-Licht kommen! So moͤgen dann ferner die Calviniſten keines wegs aus dieſer ihrer Ausflucht / das Alterthum ihrer Kirch erweiſen / als welche zu Apoſtlen Zeiten / oder auch der vier / oder fuͤnff Jahr - hundert Chriſti geweſen waͤre / in welchen ſie nicht verneinen / daß die wahre Kirch Chriſti / und in der - ſelben die wahre Lehr Chriſti / und der Apoſtlen ge - weſen ware.
Die achte Ketzerey / zuſchreiben ihnen die neue in Engeland Fanatici, die Unſinnige / dero Sect aus unterſchiedlichen anderen Secten / zuſammen gefuͤgt / oder verſamblet iſt / diſe Lehren erſtens Sacros cotus privatæ lectionis prætextu negligere, daß man ſolle die heilige Zuſammen-Kunfften unter den Schein der privat, oder geheimer Hauß-Leſung vernachlaſ - ſigen / da doch der H: Paulus ad Hebr. 10. v. 25 die Glaubige ermahnet / ut non ſint deſerentes colle - ctionem aliorum Fidelium. Damit wir unſere Verſamblung nicht verlaſſen / daß iſt die Haufen offentlicher Zuſammenkunfften. Zum zweyten leh - ren ſie / Pios veteris Teſtamenti non habuiſſe pro - miſſiones Spirituales. Daß die Frommen / und Gottſelige des alten Geſetzes / keine Geiſtliche Ver - heiſſungen gehabt haben / indeme doch die Schrifft Hebr. 11. v. 10. ſagt / Abrahamum ex repromiſſio - ne expectaſſe fundamenta habentem civitatem, cujus Artiſex, & Conditor eſt Deus. Daß Abra - ham wartete auf die Stadt / die mit Grunden verſehen iſt / dero Baumeiſter / und Schoͤpffer GOtt iſt / daß himmliſche Vatterland nemblich / oder das ewig /und145und ſelige Leben. Drittens verwerffen ſie den Tauff der Kinder. Viertens wollen ſie ſich von Burgerli - cher Obrigkeit / und alles Zolls Schuldigkeit befreyen / die ſie doch abzuſtatten bezwungen werden. Da doch der Apoſtel zun Roͤmern 13. v. 1. uns mahnet: Ut omnis anima (id eſt omnis Homo) poteſtatibus ſublimioribus ſubjecta ſit. Ein jegliche Seel (daß iſt jeder Menſch) ſey der Obrigkeit / ſo in der Hochheit / unterworffen. Fuͤnfftens / halten ſie darvor / daß durch die Communion des Nachtmahls des HErrns / die Vertroͤſtung nicht wachſe / dieweiln ſie ſelbe villeicht niemahlen erfahren / als die allzeit unwuͤrdig ſich deme neheren / wann doch ihr Nachtmahl / ein wahres Nachtmahl des HErrens mag geſagt wer - den. Sechſtens Novas Revelationes jactitant, ruͤh - men ſie ſich von neuen Offenbahrungen / und erwe - gen nicht / was befohlen wird / daß man nemblich die Geiſter pruͤfen muͤſſe / ob ſie aus GOtt ſeynd / und daß nicht jedem Geiſt zuglauben ſey. Sibentens lehren ſie / daß natuͤrlicher Weiß / kein Unterſcheid des Schaͤndlichen / und Ehrlichen / im Menſchen ge - gegeben werde. Nemblichen / dieweilen / wie der Apoſtel ad Philip. 3. v. 19. redet: Eorum Deus ven - ter eſt. Jhr Gott der Bauch iſt / & gloria in con - fuſione ipſorum. Und ihr Ehr wird zu Schanden / daß iſt / ſie ruͤhmen ſich in ſolchen Sachen / deren ſie ſich beſchaͤmen ſolten / als die der Erd / und allen Jrdiſchen / nicht der Tugent / und Himmliſchen nachtrachten.
Die neunte Ketzerey iſt der neuen Antinomo - rum, welche / ob ſie wohl in vorigen Jahr-Hundert / von ihren Urheber Joanne Agricola, einen Lutheri - ſchen Schul-Regenten zu Eißleben ihren Anfang genommen / iſt ſie doch in dieſem Jahr-Hundert inKneuen146neuen Engeland verneueret / und mit viel mehr Jrr - thumen / und Faͤhler vermehret / und bald hernach / auch in alten Engeland Wurtz-Feſt / und ferner fort - gezweiget worden Allwo dero erſter Stiffter Joannes Sedonius ware. Dieſer Sect ſeynd die vornehmeſte Lehr-Saͤtz. 1. Legem non eſſe dignam, quæ Ver - bum Dei vocetur. Daß das Geſaͤtz nicht werth / noch wuͤrdig ſeye / daß ſolches ein Wort GOttes genannt werde. Und doch iſt geſchrieben: Exodi 20. v. 1. Et locutus eſt Deus omnia verba hæc, nempè Legem dando. Und GOtt hat alle dieſe Wort geredet / nemblich da er das Geſaͤtz gegeben / und vorgetragen hat. 2. Fidem ſalvum facere Hc - minem, etiamſi cæteroquin impius vivat. Daß der Glaub den Menſchen ſelig mache / wie er immer in uͤbrigen Gottloß lebet Jndeme doch der H. Petrus 1. c. 4. v. 18 ſich ſelbſt befraget / Etſi juſtus etiam, wann der Gerechte auch (nicht allein der Glaubige) vix ſalvabitur kaum wird ſelig wer - den / in pius, & Peccator ubi parebunt? Wo wird dann der Gottloſe / und der Suͤnder erſcheinen? daß iſt wie es der Ehrwuͤrdige Beda ausdeutet / Quo ibunt? quis locus? quæ ſors eos excipiet? wo wer - den ſie hingehen? welcher Orth? welcher Gluͤckfall / oder Zuſtand werde ſie aufnehmen? 3. Decalogum pertinere ad curiam, non ad ſuggeſtum. Daß die zehen Gebotten GOttes auf das Rath-Hauß / und nicht auf offentliche Red-Stuͤel gehoͤren / da doch die Schrifft Malach. 2. v. 7. vermeldet: Labia Sacerdo - tis obſervant ſcientiam, & Lex requiretur ex ore illius: Die Lippen des Prieſters werden die Erkand - nus bewahren / und ſie werden das Geſaͤtz aus ſei - nen Mund ſuchen. 4. Legem non docere bona opera, nec prædicandam, ut bona opera fiant. Das147Das Geſaͤtz lehre keine gute Werck / muͤſſe auch deß - wegen nicht geprediget werden / damit ſolche geuͤbet werden. Hat aber nicht Chriſtus deme ihme abforſchenden Schrifft-Gelehrten / was thue ich / daß ich das ewige Leben beſitze? vom Geſaͤtz geantwortet / welches gantz / und voͤllig in dieſen zweyen Stuͤcken beſtehet: Du ſolt deinen HErrn lieben von gantzen Hertzen / und aus gantzer deiner Seel / und aus allen deinen Kraͤfften / und von gantzen Gemuͤth / und den Naͤchſten wie dich ſelbſt Diß noch daruͤber beywerf - fend: Hoc fac, & vives, diß werckſtellige / ſo wer - deſt du leben. Dieſen aber Glaubens-Faͤhlern ha - ben die neue Antinomi, noch mehr als zwantzig an - dere Faͤhler beygetragen.
Die Zehende haben die Anti-Scripturiſtæ, oder Affter-Schrifft-Lehrer / dero Sect erſter Stiffter Cle - mens Wrigter in Engeland im Jahr 1644. erwecket / die erſtens abnemen / daß die H: Schrifft entweder in Original / oder ihren Urſprung / oder wie ſie in ih - rer Uberſetzungen jemahlen genommen / und verſtan - den werde / das Wort GOttes ſeye / dero demnach kein Glaub zugeben. Jn welchen Punct ihnen andere Sectirer ſcharff / und hefftig zuſetzen. Aber unfolgbahr / dann aus was Recht ſie etli - che Buͤcher der heiligen Schrifft verwerffen / mit eben ſolchen Recht moͤgen die Anti-Scriptu - riſten die gantze H: Schrifft verwerfen / und vernei - nen. 2. Verneinen ſie / daß die Seele unſterblich. 3. Halten ſie darvor / daß der Menſch biß zur Aufer - ſtehung ſchlaffe beeden Theil nach / daß iſt den Leib / und der Seelen nach. 4. Daß man die H. Schrifft nicht mehr glauben / als nemblichen / wie wir etwan die Geſchicht eines Henrici III. oder je anderes Glau - ben / geben ſolle. 5. Verneinen ſie den Dienſt desK 2Glan -148Glaubens / oder Evangelij / es ſeye dann daß jemand erweiſen moͤge / daß er eben ſo unmittelbahren Be - ruff / alſobald von GOtt / wie die Apoſtlen habe. 6. Daß keiner / als wegen des verworffenen Evangelij moͤge verdammet werden. Wider dieſe Faͤhler bey - bringen andere Sectirer ſelbſt unterſchiedliche Zeug - nuſſen der H: Schrifft. Gegen das Erſte zwar jenes des H: Petri 2. c. 1. v. 21. Non enim voluntate humanâ allata eſt aliquando Prophetia, ſed Spi - ritu Saucto inſpirati, locuti ſunt Sancti Dei homi - nes. Kein Weiſſagung iſt jemahlen aus menſchlichen Willen hervorgebracht / ſondern die Heilige Menſchen GOttes habet geredet / was ihnen von Heil: Geiſt iſt eingeblaſen worden / gegen das Andere jenes Mat - thæi 22. v. 32. Ego ſum Deus Abraham, Deus Iſaac, Deus Jacob, non eſt Deus mortuorum: Jch bin der GOtt Abrahambs / und der GOtt Jſaacs / und der GOtt Jacobs. Nun iſt GOtt / nicht ein GOtt der Todten. Woraus ſie dieſe Folg ziehen / und ſchlieſſen: So dann lebe der Seelen nach Abra - ham / Jſaac / Jacob / und alle Verſtorbne Heilige. Dem Dritten ſetzen ſie jenes des H: Petri 2. c. 1. v. 19. zugegen. Habemus firmiorem Propheticum Ser - monem, cui benefacitis attendentes, &c. Wir haben ein veſter Prophetiſch Wort / und ihr thuet wohl daß ihr darauf acht habet ꝛc. Wider das Vier - te / jene des H: Pauli Wort: Hujus gratiâ dereliqui te Cretæ, ut conſtituas per Civitates Presbyteros, ficut & diſpoſui Tibi. ad Titum. 1. v. 5. Jch ha - be dich dieſer Urſach halben in Creta gelaſſen / daß du in denen Staͤdten hin - und wieder Prieſter ſolt beſtellen / wie ich dir die Ordnung gemacht habe. Dem Sechſten anziehen ſie jenes in heimlicher Offenbah - rung zugegen. Homicidis, & Fornicatoribus, Ve -neſi -149neficis, mendacibus, pars illorum erit in ſtagno, ardenti igne, & ſulphure. Denen Todſchlaͤgern / und Hurern / denen Zauberern / und Abgoͤttiſchen / und allen Lugnern wird ihr Theil in dem Pful fallen / der mit Feuer und Schwefel brennet. Auf diß alles aber werden die Anti-Scripturiſten antworten / daß ſie von dieſen Texten der heiligen Schrifft ſelbſt / die gegen ſie beygebracht werden / eben eines hal - ten / und geſinnet ſeyn / was ſie von anderer heili - ger Schrifft halten / und glauben / nemblichen / daß die Buͤcher der heiligen Schrifft das Wort GOttes / und denenſelben etwas zu glauben ſeye. Wie werden dann ſelbe ſie aus ihrer Religion eignen Grundlehren eines Faͤhlers uͤberzeugen? Nebſt deme daß der am letzten Orth erwehnte Text / eben auch erweiſet / und darthue / daß der eintzige Glaub zum Heyl nicht erklecke / und daß des Unglaubens halben die Men - ſchen nicht verdammet werden / der vorletzte Text aber / wider ihren Beruef zum Evangelij Dienſt ſtreite / indeme ſie ihre Weyhung nicht von denen in ewiger Ordnung nach folgenden Biſchoffen / ſon - dem durch des Volcks / und der weltli - chen Layen / zu ſolchen Dienſt / Beruf / und Beſtellung nehmen.
VOr die erſte dieſer ſechſten Zehenden-Zahl des ſibenzehenden Jahr-Hundert Ketzerey / ſetze ich Anfangs die Ketzerey Quærentium, der annoch ſuchenden Dieſer Zugethane / ſeynd jene neue in Engeland Sectirer / die glauben / daß in der Welt die wahre unter ſo viel unterſchied - lichen / und falſchen Kirch gegeben werde / daß aber ſolche irgentwo hinderhalten / und verborgen liege / und alſo ſie aufzuſuchen / und dero nachzuforſchen / noͤthig ſeye. Und dieſe in Vergleichung anderer Sectirer / die der Wahrheit nicht nachforſchen / ſon - dern ihren Jrrthumen hartnackig ankleben / ſeynd weit beſſer / und der Wahrheit was nahender / wie - wohlen noch ziemlich darvon entfernet Demnach ſeynd die e neue Aufſucher nicht uͤbel daran / daß ſie ſorgſam nachforſchen / und auskundſchafften / welche doch in der Welt die Wahre Chriſti JEſu Kirch ſeye? indeme ſie ſo groſſen Unterſcheid der Religionen ſehen / welche / ob ſie ſchon unter einander / mehr dann Him - mel / und Erden ihnen Schnur gerad zugegen ſeynd / prahlen / und ruͤhmen doch jede / daß bey ihnen die Wa[h]rhe[i]t des Glaubens / feſt im Noͤſt ſitze / und da allein zu finden ſeye. Wann ſie doch nur alſo ſu -chen /151chen / und nachforſchen / daß ſie die Faͤhler am rech - ten Orth auftreiben / und findig machen / womit wi - driges Falls / nicht villeicht ihnen begegne / eben ei - nes mit denen verſtarten Juden vom HErꝛn zu hoͤ - ren: Quæretis me, & non invenietis. Jhr wer - det mich ſuchen / werdet mich aber nicht finden / wei - len ihr mich auf gebuͤhrende Weiß nicht ſuchet. Dañ / wann ſie ſolche Aufſuchung gebuͤhrender maſſen vor - kehren / ſo werde kein Zweifel ſeyn / daß ſie nicht jene wahre Kirch / dero ſie nachſuchen entlich antref - fen / und finden werden / Lauth jener Verheiſſung Chriſti. Petite, & dabitur vobis, quærite, & in - venietis, pulſate, & aperietur vobis. Omnis e - nim qui petit, accipit, & qui quærit invenit, & pulſanti aperietur. Bittet / ſo wird euch gegeben werden / ſuchet / ſo werdet ihr finden / klopffet an / ſo wird euch aufgethan werden. Dann ein jeglicher / der bittet / der bekombt / und wer ſuchet / der findet / und wer anklopffet / dem wird aufgethan werden; welche Chriſti Wort der H: Auguſtinus, und Heil: Chryſoſtomus alſo ausdeuten / und erklaͤhren. Om - nis qui plenâ fiduciâ petit à Deo aliquid utile ad ſalutem, & illud magnâ diligentiâ quærit, & ad idem obtinendum conſtanti perſeverantiâ pulſat, certò quod optat, obſequetur, ſi non jam, certò oportuniori tempore, & ſi non ſpecie, vel for - maliter, ſaltem eminenter, ſeu in alio meliori. Jeglicher / der von GOtt zum Heyl was nutzliches mit groſſeu Vertrauen bittet / oder begehret / und ſol - ches mit groſſen Fleiß ſuchet / und zu erhalten mit be - ſtaͤndiger Verharrung anklopffet / werde was er wuͤnſchet / unfehlbahr erwerben / wo nicht jetzo / oder alſobatd / doch vor gewiß zur gelegnerer Zeit / und wo nicht der Art / und Sach ſelber nach / doch weitK 4vor -152vortrefflicher / oder in was noch beſſerer Sach. Sie werden aber auf gebuͤhrende Weiß ſie ſuchen / erſtens eyfrig / und oͤffter von GOtt dem Vatter der Liechter / das Liecht des Glaubens begehrend. Andertens / daß ſie in Goͤttlichen Einſprech - und Erleuchtungen geruehen / aus dero Zahl auch jene zurechnen iſt / daß ſie ſelbe aus ſo vielen ihrer Kirchen / und Secten vor die wahre Kirch halten. Drittens / embſich nachfor - ſchend / welche dann jene Kirch ſeye / mit dero alle Kenn-Zeichen / und Auszeichungen der wahren Kirch Chriſti einſtimmen / und uͤber einkommen / daß ſie nemblich Una, Eine / Catholica, Catholiſch oder Allgemein / und Apoſtoliſch ſeye. Daß iſt / die im - merdar / und allen Zeiten / von Chriſto / biß auf die Apoſtel Zeiten anfahend / und biß auf heutigen an - noch gegenwaͤrtigen Tag war.
Die andere Ketzerey nannt ſich Expectantium, der Erwartenden / ein eben gantz neue in Engeland / die zwar ihren Urſprung in neuen Engeland genom - men / bald aber ins alte Engeland durchdrungen / und durch Rogerum Quilhelmi erſtens zu Londen / hernach durch andere Theil des Koͤnigreichs fortge - pflantzet / und ausgebreitet worden. Der vornehm - ſte Haupt-Punct dieſes Jrrthumbs iſt. Nullam eſſe in mundo Eccleſiam, nulla Sacramenta, nulla Miniſteria, nullam Eccleſiaſticam diſciplinam, propterea quod nullus ſit Apoſtolus. Daß keine Kirch in der Welt / keine Sacrament / kein Kirch - Dienſt / kein Geiſtliche Zucht-Lehr ſeye / alldieweiln kein Aopoſtel iſt. Deßwegen erwartet ſie Joannem den Apoſtel / in deme dieſer Sect anhaͤngige Glauben / daß er annoch lebe / und bald / oder mit nachſten an - kommen werde / die Kirch wiederumb aufzurichten. Alſo haben dieſe elende Menſchen (wie ſie ſelbſt beken -nen)153nen) noch heut zu Tag keine Kirch / die von Heil: Jo - anne Evangeliſten aber kuͤnfftige / und von neuen wiederumb hervorleuchtende warten / und verwarten ſie vergebens / und eben ſo eitel / und thorrecht / als die Juden ihren Meſſiam, daß alſo ſich fuͤglichſt / vor dieſe ſchicket und reimet / was bey Luca, 16. v. 29. geſchrieben: Habent Moyſen. & Prophetas, audiant illos, quia ſi hos non audiunt, nequè ſi quis ex mortuis reſurrexerit, credent. Sie haben / Moyſen / und die Propheten / laſt ſie dieſelbe hoͤren; hoͤren ſie Moyſen / und die Propheten nicht / ſo wer - den ſie auch nicht glauben / wann ſchon jemand von den Todten auferſtuͤnde. Und folgbahr / wiewohln der H: Evangeliſt Joannes die Kirch nen aufzurich - ten ankommete / wurden ſie ihme doch mit nichten Glauben geben. Letztens iſt ſonder allen Zweifel der H: Joannes Evangeliſt mit dem Heil: Paulo eines Sinns / und Ausſpruchs / der zu denen Galatern 1. v. 8. ſchreibend / ſie mit ſolchen Ernſt ermahnet: Licet nos, aut Angelus de cælo Evangelizet vobis præter quam quod evangelizavimus vobis, Ana - thema ſit. Wann ſchon wir / oder ein Engel vom Himmel / euch ein anderes predigen wuͤrde / auſſer deme / was wir euch geprediget haben / der ſey ver - flucht. Was aber der H: Evangeliſt Joannes gepre - diget / und verkuͤndet hat / moͤgen ſie aus deſſen E - vangelio / Send-Schreiben / und geheimer Offenbah - rung vernehmen / und erlehrnen.
Jn eintzigen ſeinen erſten Send-Schrei - ben / hat fuͤrwahr der heilige Evangeliſt Joan - nes / was vor eine Beſtellung der wahren Kirch ſey / uns uͤber ſattſam gelehret. Als erſtens / in welcher die Beicht der Suͤnden iſt / da er 1. c. 1. v. 9. ſagt: Confiteamur peccata noſtra, Fidelis eſt, &K 5Juſtus154Juſtus (Deus) ut remittat nobis peccata noſtra, & emundet nos ab omni iniquitate. So wir un - ſere Suͤnd bekennen / ſo iſt er (GOtt) getreu / und Gerecht / daß er uns unſere Suͤnde vergebe / und unß von aller Ungerechtigkeit reinige. 2. Wird in ſelben geglaubt / daß Chriſtus vor alle Menſchen geſtorben ſey / da er c. 2. v. 2. ſagt: Et ipſe eſt propitiatio pro peccatis noſtris, non pro noſtris tantum, ſed etiam pro totius mundi. Und derſelbige iſt die Ver - ſoͤhnung vor unſere Suͤnde / nicht allein aber vor un - ſere / ſondern auch vor die Suͤnde der gantzen Welt. 3. Lehret er / welche Suͤnde zuverhuͤten ſeynd / da er c. 3. v. 8. ſchreibet: Qui facit peccatum, ex Diabolo eſt, Wer ſuͤndiget / der iſt aus dem Teuffel. 4. Wel - ches Sendſchreiben haltet / daß die Gebotten GOt - tes / mit ſeiner Gnad moͤgen von uns gehalten wer - den / da er bezeuget. Et in hoc ſcimus, quoniam cognovimus eum (per veram fidem) ſi mandata Dei obſervemus. Und in dieſen wiſſen wir / das wir ihme (durch wahren Glauben) erkannt haben / wann wir ſeine Gebott halten. Und c. 5. v. 3. Hæc enim eſt Charitas Dei, ut mandata ejus cuſtodiamus, & mandata ejus gravia non ſunt. Dann diß iſt die Liebe GOttes / daß wir ſeine Gebott bewahren / und ſeine Gebott ſeynd nicht ſchwer. 5. Jn welcher nicht jedem Geiſt geglaubet werde / forderiſt / dem Privat und Sonder-Geiſt. Da er mahnet / c. 4. v. 1. Chariſſimi, nolite omni ſpiritui credere / ſed pro - bate ſpiritus ſi ex Deo ſunt, quoniam multi Pſeu - do-Prophetæ (die ihrem Geheim-und Sonder-Geiſt glaubten) exierunt in mundum Jhr Allerliebſte glaubet nicht einem jeglichen Geiſt / ſondern pruͤfet die Geiſter / ob ſie aus GOtt ſeyn / dann es ſeynd viel falſche Propheten in der Welt ausgangen. 6. Wel -155Welche einen Unterſchied der Suͤnden ſchwerer hal - ben zulaſſet / da er uns c. 5. v. 16. ermahnet: Qui ſcit Fratrem ſuum peccare, peccato non ad mor - tem, petat, & dabitur ei vita peccanti non ad mortem. Wer da weiß / daß ſein Bruder eine Suͤnd begehet / die nicht zum todt iſt / der bitte / ſo wird demſelbigen das Leben gegeben werden / der nicht zum Todt ſuͤndiget. Es iſt eine Suͤnd zum todt / nicht vor jene / ſage ich / daß wer bitte. 7. Beyfuͤ - ge ich noch daruͤber aus ſeinen anderen Sendſchrei - ben / in welchen der erſten Kirch Beobachtungen / und die Apoſtoliſche Ubergebungen gehalten werden / da er c. 1. v. 6. ſagt: Hoc eſt enim mandatum, ut quemadmodum audiſtis (& non ſolum legiſtis) ab initio, ſic ambuletis. Dann daß iſt das Gebott / daß ihr in denſelbigen wandlet / wie ihr von Anbegin gehoͤrt (und nicht allein geleſen) habt. 8. Jn welchen die Vergeltung der gueten Wercken von GOtt ge - glaubet werde. Da er eben in ſelben Capitel 1. v. 8. erweynet: Videte vosmetipſos, ne perdatis, quod op[e]rati eſtis, ſic, ut mercedem plenariam accipia - tis. Sehet auf euch ſelbſt / auf daß ihr nicht verlieh - ret / was ihr gewircket habt / ſondern daß ihr vollen Lohn empfahet. Und endlich ſchlieſſet er allda / v. 10. und 11 Si quis venit ad vos, & hanc doctrinam non affert, nolite recipere eum in domum, nec ave dixeritis ei. So jemand zu euch kombt / und bringet dieſe Lehr nicht / denſelben nehmet nicht ins Hauß / und gruͤſſet ihme auch nicht / dann / qui di - cit illi ave, communicat operibus ejus maliginis: der ihm gruͤſſet / der macht ſich ſeiner boͤſen Wercke theilhafftig.
Die dritte Ketzerey der Remonſtratenſer iſt aus ihren vorigen Loch / und Winckel in Holland imJahr156Jahr 1610. wiederumb hervor geſchloffen / dann ſt ſeynd der Armenier hinderlaſſene Abſchnitz / mit noch etlich anderen Faͤhlern / und irrigen Glaubens-Saͤ - tzen vermehret. Dann / alldieweilen zuvor unter denen Armeniern / und Gomoriſten / nur zwiſchen 5. Glaubens-Saͤtzen / eine widrige Meinung / und Gegenſtreit ſich erhoben / ſich anjetzo unter dieſen 64. angeſpunnen Da ſie alſo im vorernanten Jahr denen Staͤnden in Holland eine Bitt-Schrifft uͤberreichet / und zugleich unter den Rahm der Remonſtratenſium begehret / daß ſie von Hoch-Moͤgenden dero Staͤnden wider alle Kirchen-Straffen / im Schutz / und Schirm an - und aufgenommen wurden / ſeynd ſie Remon - ſtratenſer benambſet worden.
Die vierte Ketzerey iſt der Contra-Remonſtra - tenſer denen vorigen gantz zugegen / und dieſe ebenfals noch von Uberreſt der Ketzeriſchen Gomo - riſten / die in jenen allen 64. Glaubens-Saͤtzen der Remonſtratenſer / gantz und gar das Gegenſpiel leh - ren / halten / und bekennen.
Daß groͤſte demnach Haubt-Gefecht / unter die - ſer Zwey Burd-Hader / der Remonſtratenſer / und ihrer Gegner der Contra-Remonſtratenſer beſtehet in dieſen: daß jene mit Armenio / etliche Gottloſe / und die Ohrn der Frommen verletzende Schluß-Re - den zumeſſigen / und zulindern / und ſo viel ſich thuen laſſen / auf einen beſſeren Verſtand zuziehen ſich fleiſ - ſen. Dieſe aber gantz vermeſſen / eben ſelbe der Strengheit nach zu nehmen / freventlich und halsſter - rig ſchirmen / und verfechten wollen. Und die Re - monſtratenſer zwar moͤgen niemahln ihren Zweck er - reichen / weilen ihnen die Wort Calvini gantz zuge - gen ſtehen. Die Contra-Remonſtratenſer aber die Lehr Calvini ihrer Strengheit nach genommen / ohnehoͤchſte157hoͤchſte Hartneckigkeit / und Gottloſigkeit / auf keine Weiß verfechten / noch mit dero wider ihre Gegner aufzukommen vermoͤgen.
Laſt uns dann vor ein Beyſpill eine eintzige Cal - vini Lehr / vor der Verwerffung deren / die kuͤnfftig zu verdammen ſeynd / vor die Hand nehmen / der von ſelber L. 3. c. 23. Num. 1. alſo ſchreibet: Repro - bat Deus non alia de cauſa, niſi quod ab hæredi - tate illos vult excludere. Minimè conſentaneum eſt præparationem ad interitum aliò transferri quàm ad arcan um Dei. GOtt verwerffet keiner an - derer Urſach wegen / als daß er ſie von der Erbſchafft ausſchlieſſen wolle. Es iſt aber keines Weegs ge - meß / daß man die Vorbereitung zum Verderben / und Untergang / anderwaͤrtig hin / als zum Geheimnuß GOttes uͤbertrage. Und eben alldort Num. 5. Quos - dam in exitium ituros præſcivit, idquè ita factum, quia ſic voluit. Er wuſte vor / daß je welche ins Verderben gerathen wurden / und diß wird alſo ge - ſchehen / weil er ſolches alſo wolte. Und eben dort. Num. 3. Rationem aliam non habemus in repro - bandis, quam ejus (nempè DEI) voluntatem. Jn der Verwerffung der Verworffenen haben wir keine andere Utſach / als deſſen (GOttes nemblich) wil - len. Eben dort. Num. 11. Nullo humano digni - tatis reſpectu, quos damnationi addicit, his vitæ aditum præcludit. Unangeſehen aller Menſchlichen Hochheit / und Wuͤrde / welche er der Verdamnuß zuerkennet / denen ſpert / und verwirt er den Zutritt zum Leben. Und c. 21. Num. 7. Impij deſtinati creantur ut pereant. Die Gottloſe / zum Verder - ben verordnet / werden erſchaffen / damit ſie zu Grund gehen / und verderben. Und abermahln in Cap. ad Rom. 9. v. 18. Deus nutu ſuo, ita ordinat, ut in -ter158ter homines ſint certi, morti devoti, qui ſuo exi - tio ipſius nomen glorificent GOtt nach ſeinen Will / und Wincker / macht ſolche Anſtalt / und Ver - ordnung / daß unter denen Menſchen gewiſſe ſeyn / die zum todt geneigt / ſeinen Nahmen mit ihren Verderben ehren. Und letzlich L. 3. c. 23. Num. 16. Non pari conditione creantur omnes, in alteru - trum finem quisquè conditus eſt, vel ad vitam, vel ad mortem. Nicht alle werden auf gleiche Bedin - gung erſchaffen / jeder iſt zu entwedern Zill / und Ende gebildet / entweder zum Leben / oder zum Todt. welche Text die Remonſtratenſer ohne groſſen Ge - walt / und augenſcheinliche Zwang / auf geſund / und beſſern Verſtand zu ziehen keines wegs vermoͤgen Und hingegen die Contra-Remonſtratenſer die Text der H: Schrifft / die denen Texten Calvini gantz zugegen ſeynd / eben ſo wenig aufloͤſen / und ableinen koͤnnen. Dann der Schrifft nach Deus omnes homines vult ſalvos fieri, 1. Tim. 2. v. 4 Will GOtt alle Menſchen ſelig haben. Und aus Gezeugnus des H. Apoſtels Petri 2. c. 3. v. 9. Nolens aliquos perire, ſed om - nes ad pœnitentiam reverti. Er will nicht / daß je - mand verlohren werde / ſondern daß ſich alle Men - ſchen zur Buß wenden. Und im Buͤchel Tobiæ 3. v. 22. Non enim delectaris in perditionibus noſtris. Du haſt nicht Luſt an unſern Verderben. Und bey Ezechiele 18. v. 23. Nunquid voluntas mea eſt mors impij dicit Dominus, & non magis, ut con - vertatur à vijs ſuis, & vivat. Solt ich dann ein Wohlgefallen haben an den Todt des Gottloſen / ſpricht GOtt der HErꝛ / und nicht vielmehr daran / daß er ſich von ſeinen Wegen bekehre / und ewig lebe? Alſo dann / ſpricht der HErr. Ezech. 33. v. 11. No - lo mortem impij, ſed ut convertatur Impius à viaſua,159ſua, & vivat. So wahr ich lebe / will ich nicht den Todt des Gottloſen / ſondern daß ſich der Gottlo - ſe von ſeinen Weeg bekehre / und lebe.
Die Fuͤnffte Ketzerey geben uns der Ordnung nach / an die Hand Quakeri, die Quacker genannt. Dieſe nahm ihren Anfang in Engeland umb das 1660iſte Jahr. Dero Glaubens-Genoſſen wun - der-ſeltene Geſicht / Traͤum / und Offenbahrungen / die ſie haben / und ſelbe vor die Richt-Schnur ihres Glaubens halten / von ſich ausgeben / und darvon ohn Unterlaß prahlen Sie werden auch Templan - tes, oder Trepidantes, die Zitterende der Urſach we - gen genannt / daß / wo jemand deroſelben predigen will / zitteret er erſtens am gantzen Leib / und ſchwan - cket dermaſſen / daß an ihme alles beweget werde / nicht anderſt / als haͤtte ihme der Geiſt GOttes uͤber - ſchattet / und voͤllig eingenommen. Bald hernach aufſchreyet er / Spiritus Dei, hoc & hoc dicit &c. Der Geiſt GOttes ſagt diß / und dieſes. Sie auf - tretten aber zur ſolcher Predig denen Unſinnigen nicht ungleich / alſo wild geberdet / daß ſie abſcheulich an - zuſehen. Sie predigen hin - und her / in allen Gaſ - ſen / und Straſſen / zuweilen mit dem Hemmet allein vorn Chor-Rock angethan / in uͤbrigen entbloͤſſet / und ohne Unterſcheid / auch die Layen / ja auch die Weiber / wann ſie vorgeben / daß ſie einen von innen Lehr-Geiſt haben / weßwegen ſie keine ins gemein gedingte Predicanten haben. Dieſe Sect Lehret / wie darvon Richardus Arhdekin ſchreibet. 1. Daß die Schrifft ſo wohl des alten / als neuen Teſtaments / mit nichten das Wort GOttes ſeye. 2 Daß in der Schrifft das wahre Licht / welches die Menſchen ih - rem Heyl zufuͤhren mueß / nicht enthalten ſey. 3. Daß alle durchaus Mrnſchen / mit diſen wahren /und160und heylſamen Liecht verſehen / und erleuchtet ſeyn / daß deswegen nicht noͤthig iſt / ſelbiges zu lehren / ein - tzige Worts-Diener / oder Predicanten zu beſtellen. 4. Daß der Menſch nicht durch den Glaub in Chri - ſtum / ſondern durch die gute Werck gerechtfertiget werde. 5. Daß vor die Leiber der Menſchen nach den Todt / weder Himmel / weder Hoͤll / wo ſie ein unſterbliches Leben fuͤhren / beſtellet ſey. 6. Daß unſere Leiber / nachdem ſie werden abſtorben / und begraben ſeyn / nicht mehr zum Leben zuruͤck kehren werden. Dieſer nun Sect Lehre / und dero Sectirer Grund-Feſte / werden was klahrer aus des Vor - nehmſten Sectirers dieſer Sect Roberti Barclai, Schrifft-Gelehrtens in offentlichen Druck im Jahr 1675. zu Ambſterdam gegebenen Lehr-Satzen erhaͤl - ten / die er allen hohen Schuelen in Europa / den vier - ten Theil der Welt gewidmet / und zugeſchrieben hat. Jn dieſen dann / gibt er vor gewiß vor. 1. Daß die hoͤchſte Gluͤckſeligkeit des Menſchen in wahrer Er - kanntnuß GOttes beſtehe. 2. Daß dieſe wahre Er - kanntnus GOttes ohne Goͤttliche Offenbahrung nicht moͤge erworben werden. 3. Daß GOtt annoch / eben gleich die Wahrheit der Goͤttlichen Geheim - nuſſen entdecke / und offenbahre / als ſelbe vor Jah - ren zur Zeiten der Propheten / Apoſtlen / und Evan - geliſten entdecket / und von ihme geoffenbahret wor - den: 4. Dieſe Goͤttliche Offenbahrungen / pflegen entweder aus aͤuſſerlicher Stimm / und Worten / oder auſſerlichen Anſehens Erſcheinungen / oder aber aus Traumen / oder innerlichen des Gemuͤths Erleuch - tungen / und Bewegungen des Hertzens zu geſche - hen. 5. Dieſe nun Offenbahrungen / widerſpre - chen niemahlen denen auſſerlichen Gezeugnuͤſſen der H: Schrifft / und rechter Vernunfft / ja dieſen zn wi -der -161derſprechen / iſt auſſer allen ihren Vermoͤgen. 6. Daraus folget gleichwohl nicht / daß dieſe Offenbah - rungen / und Eutdeckungen / dem aͤuſſerlichen Ge - zeugnus der Schrifft / oder der natuͤrlichen Vernunfft / und dardurch gleichſamb der edlen menſchlichen / und gewiſſern Richt-Schnur Nachforſchung / muͤſſen unterworffen werden / indeme eben ſelbe innerliche Offenbahrungen / und Erleichtungen / was ſolches ſeynd / welches durch ſich ſelbſt augenſcheinlich / und klar / den wohlbeſtelten Verſtand / mit eigner hellen Klarheit / ihnen beyzufallen bezwinget / und alſo un - uͤberwindlich / nicht minder beweget / und neiget / als die Erſte aus dem Licht der Natur bekannte Grund - Lehren / der natuͤrlichen Wahrheiten / bewegen / und neigen / daß ſie alſo / und nicht anderſt beſchaffen ſeynd. 7. Mit dergleichen Offenbahrungen ſeynd die Buͤcher der Propheten / Evangeliſten / und Apoſt - len beſchrieben / und doch nichts deſtominder / wei - len dieſe nur allein / ein Leitung vom Brun / und nicht der Brun ſelbſt ſeynd / mueß man ſie nicht vor vor - nehmiſten Urſprung der Wahrheit / und Erkanntnuß / weder vor die voͤllige / und erſte Haubt-Regul des Glaubens / und der Sitten / ſondern vielmehr die Offenbahrungen ſelbſt / aus welchen jene Buͤcher zu - ſammen geſchrieben ſeynd / halten. Aus dieſen geleg - ten Grund / ziehet er folgende Schluß-Folg hervor. 1. Daß jeder (keinen ausgenommen) Menſch / der diß Liecht des Heil: Geiſtes hat / daß er nemblich all ſchendlich - und unehrliches verhuͤte / und was guet / und rechter Vernunfft gleichformig iſt / nachkomme / wann er dieſem Liecht Beyfall gebet / und alſo gleich - formig der rechten Vernunfft ſein Leben anordne / moͤge ſelig werden / geſetzt auch / daß er nichts je - mahlen vom Chriſtlichen Glauben / und EvangelioLgehoͤ -162gehoͤret / auch kein Sacrament jemahlen genommen / oder empfangen habe. Dannenhero er / etliche alte Weltweiſe vor ſelig erachtet / wie auch / das von Er - werbung der Seligkeit keine auszuſchlieſſen / zu wel - chen in aͤuſſeriſten Graͤntzen der Welt / niemahlen die Erkanntnuß des Chriſtlichen Glaubens gelanget / noch auch gelangen hat moͤgen / dafern ſie doch der Verleitung dieſes Liechts folgen / und nachkommen. Woraus (wie er ſagt) die Goͤttliche Guͤte / und Chri - ſti des Herꝛns vors menſchliche Geſchlecht ausgeſtan - denen Tods groͤſſere Allgemeinheit / mehr / und klarer erhaͤllet. Zweytens ziehet er daraus / daß eben derent - wegen / wo jemand mit ſolchen Kundſchafften / und Offenbahrungen von GOtt erleuchtet wird / er zum wahren Verkuͤnder des Evangelij beſtellet werde / und alſo gantz unnoͤthig ſeye / einige Worts-Diener / oder Predicanten das Evangelium zuverkuͤnden / oder das Wort GOttes regenden Ambts halber zu predigen / beſtellen / und bedingen. Drittens / daß die wahre Ehr / und Dienſt GOttes / in dieſem allein beſtehe / warzue wir Krafft dieſer Bewegung / und geheimen Einſprechungen des Geiſts Gottes / in unſern Hertzen verlencket werden / die andere aber alle Andachten / Bitt / und / Betten / und was dergleichen Andaͤcht - lerey-Ubungen mehr / nichts dann lautere Abgoͤtte - reyen ſeyen. Viertens ſchlieſſet er / daß die Sacra - menten nur ein Figur / oder Abbildung dieſer inner - lichen Erleuchtung / und Bewegungen des H: Geiſtes ſeyen / in welchen die wahre Frucht / und Wirckungs - Krafft enthalten iſt. Fuͤnfftens / Alldieweilen GOtt die Beherſchung / und Ober-Macht des Gewiſſens auf ſich genommen / der allein ſolches Recht zu un - terweiſen / und zu verwalten vermag / wird dem - nach keinem / was er immer vor eines Anſehens ſey /an -163anderer Gewiſſen zunoͤthigen gebilliget. Seine letzte Folg iſt / daß indeme die gantze Religion / und GOttes - Dienſt in innerlicher Gemeinſchafft mit GOtt beſtehe / alle andere Andachten / und Gewohn - heiten ſo wohl im Worth / als im Werck / als thor - rechte / und aberglaubiſche Weiß / und Arth zuver - werfen ſeyen.
Aus dieſen gantzen Diſcurs, und Unterredun - gen dieſes Ertz-Krtzers / erſcheinet klar am Tag / daß der gantze Grund dieſer Sect / und alles ihres Jrr - thumbs / in dieſem beſtehe / und haffte / daß er keinen Unterſcheid unter wahren / und nur Schein-wahren Offenbahrungen / wie auch unter denen Traumen / und Einbildungen / unter denen natuͤrlichen Ange - bungen der Vernunfft / unter Goͤttlichen Erleuchtun - gen / und Blendungen des Teuffels mache / ſondern dieſe alle insgeſambt vor wahre / und Goͤttliche Of - fenbahrungen halte / und diß aus keinen andern Grund / als aus An - und Eingebung des eignen / nnd geheim Jnnern-Geiſts. Welcher doch Geheim - Geiſt / wie billig er verdaͤchtlich / ob er nicht mehr ein irriger Schwindel-Geiſt / als ein Geiſt der Wahr - heit ſey / zeigt ſich hell / und laͤuter aus Heil: Schrifft. Dann erſtens bey Joanne 1. c. 4. v. 1. zuleſen iſt: Pro - bate Spiritus, an ex Deo ſint, quoniam multi Pſeu - do-Prophetæ exierunt in mundum. Pruͤfet die Geiſter / ob ſie aus GOtt ſeyn / dann es ſeynd viel ſalſche Propheten in der Welt ausgangen / als ſagte er: Ein geheimer Geiſt / iſt jederzeit des andern Geiſts / zum Zeugen beduͤfftig. 2. Zu denen Corinthiern Paulus 1. c. 12. v. 30. Nunquid omnes interpretan - tur? Legen ſie dann alle die Sprachen aus? entwe - der den Verſtand der H: Schrifft / oder der innerli - chen Bewegungen / und Unterſcheid der Geiſter? L 2nicht164nicht gantz und gar vorwahr / dann wie eben allda der Apoſtel v. 9. und 10. ſagt: Alij per Spiritum datur ſermo ſapientiæ, alij ſermo ſcientiæ, alij diſcretio Spirituum, alijinterpretatio Sermonum. Einem wird durch den Geiſt die Rede der Weißheit gegeben / einem andern aber die Rede der Erkanntnuß / einem andern aber die Geiſter zuunterſcheiden / einem andern Auslegung der Sprachen. Er ſagt einem andern / nicht allen / nicht jedem. 3. Abermahln bey Joanne, 1. c. 4. v. 6. Qui novit Deum, audit nos, qui non eſt ex Deo, non audit nos, in hoc cogno - vimus Spiritum veritatis, & erroris. Wer GOtt kennet / der hoͤret uns / wer aus GOtt nicht iſt / der hoͤret uns nicht / daran erkennen wir den Geiſt der Wahrheit / und den Geiſt des Jrrthumbs Dero - wegen muͤſſen die Geheime Geiſter / und dero Einge - bungen / der Durchſuchung / und Nachforſchung deren Zeugnuſſen / der Schrifft / und dem Urtheil der Kirch unterworfen werden. Nebſt welchen endlich / wie eitel / und erdicht jenes Geheim-Geiſts Zeugnuß ſeye / wird von dannen augenſcheinlich ab - genommen / daß des Heiligen Geiſts Gezeugnuß / ihme ſelbſt nicht widerſprechen moͤge / dieſe geheime Geiſter widerſprechen ihnen ſelbſt zum oͤffteſten / dann alle Erneuerer prahlen / und ruͤhmen ſich von ſolchen Geheim-Geiſt / den ſie haben / und doch fuͤhren ſie gantz unterſchiedliche / und ihnen ſelbſt gantz widri - ge Lehren / ſie folgen eben eines Texts der Heiligen Schrifft gantz zugegen geſetzten Auslegungen / und einer aus ihnen ſagt / daß ihme ſein Geheim-Geiſt diß eingebe / und daß des anderen Geheim Geiſt kem Goͤttlicher / ſondern ein Jrrgeiſt ſeye / und der an - dere verſetzt abermahln / daß ſein Geheim-Geiſt diß eben von des andern Geheim-Geiſt ihme eingebe / und vortrage.
und165Die ſechſte Ketzerey / iſt neu / dero Nachfolger den Nahm der Antiſolifidiorum fuͤhren / und ſeynd dieſe / die unter denen Proteſtirenden Calviniſten / was aͤufrichtiger / und freundſeliger ſeyn / dann in - deme andere Proteſtirende / und Calviniſten / daß der Glaub allein zum Heylerklecke / lehren / und hal - ten / ſchamroͤthen dieſe / ſolches vorzugeben / und er - forderen zum ſeligmachenden Glauben / auch die guete Werck. Aus welchen der Vornehmſte in ſei - nen Syſtemate Theologicorum locorum alſo ſchrei - bet: Putida calumnia eſt, quâ Pontificij, & etiam nonnulli alij, nos omnes ſerios Proteſtantes tan - quam Hæreticos Solifidios, vel Solifidianos tradu - cunt, quod velimus juſtificari fide ſolitariâ, & quæ careat omni Societate, & conſortio bonorum ope - rum, nos enim fidem talem, tanquam dæmonia - cam, & mortuam, & quæ nullo modo queat ju - ſtificare, execramur. Ein ſtinckende Schmach - Rede iſt / mit dero die Paͤpiſtiſche / und auch andere / uns alle ernſthaffte Proteſtirende / als Solifidios, o - oder Solifidianos, daß iſt / die in eintzigen Glauben ihr Religion und Seligkeit ſetzen / belegen / als die wollen mit den einſamen Glauben allein / und wel - cher aller Gemeinſchafft / und Beygeſellung der gue - ten Werck entbehret / gerechtfertiget werden / zumah - len wir einen ſolchen / als einen Teufliſchen / und todten Glauben / der mit nichten rechtfertigen kan / ver - fluchen. Und ſo viel dieſen Punct belanget / wohl / und recht; weilen ſie aber in anderen Glaubens-Saͤtzen mit denen Catholiſchen nicht einſtimmen / deßwegen machen / und beſtellen ſie / ein neue Sect Anti-Soli - fidiorum, der ſich mit bloſſen Glauben Vergnuͤ - genden.
Die ſibente Ketzerey ſchreibt ſich der Sceptico -L 3rum,166rum, dieſe ſeye in Engeland neuer Sectirer / die ihren Belieben nach / etwelche / aus denen gantz neu er - dachten Secten / jetzo bald eine / bald hernach eine andere auserwaͤhlen / und umbfangen / oder aber ſie zwacken da von einer / bald dort von anderer / ein Drum / und Spelten herab / und alſo machen ſie aus denen neuen Secten / ihnen noch eine neuere / als deren Kleid / und glauben eines iſt / ſich in alle trach - ten zuſchicken / und mit / ewigen Wechſel / und Aende - rung treiben.
Seynd aber dieſe nicht wie die von Winden hin - und her getriebene Rohr zu aller Lehr Bewegung be - weglich und begierig / in Glauben unbeſtaͤndige / und allſtets unter Zweifel / und Ungewißheit / wanckende Menſchen? Die gebe GOtt / dermahlen der Ermah - nung Pauli ad Hæbr. 13. v. 9 folgten / Doctrinis varijs nolite abduci. Laſſet euch nicht verfuͤhren mit unterſchiedlichen / und frembden Lehren. Und zum Roͤmern c. 16. v. 17. und 18. Rogo vos Fratres, ut obſervetis eos, qui diſſenſiones, & offendicula inter doctrinas, quas vos audiſtis, faciunt, & de - clinate âb illis, hujusmodi enim Chriſto Domino noſtro non ſerviunt. Jch bitte euch aber liebe Bruͤ - der / daß ihr auf jene mercket / welche Uneinigkeit / und Aergernus anrichten neben der Lehr / die ihr ge - lehrnet habt / und weichet von denenſelbigen / dann dergleichen Leute dienen nicht Chriſto unſerm HErrn. Und jenes beym Prediger: Eccleſiaſtici 2. v. 14. Væ Peccatori ingredienti duabus vijs. Wehe dem Suͤn - der / der im Land auf zweyen Weegen wandlet / was wird ſich dann mit dieſen Sectirern ereignen? die ſo unterſchiedlichen Secten anhangen / und bald jener / bald anderer folgen / ja / die in der Sach ſelbſt keinen Glauben haben / inmaſſen der Goͤttliche Glaub / be -ſtaͤndig /167ſtaͤndig / feſt / und unveraͤnderlich ſeyen mueß.
Das achte Orth / und Stelle dieſer zehenden Zahl gebe ich Marco Antonio de Dominis, der zuvor Segnienſiſcher Biſchoff / hernach Spalatenſiſcher Ertz - Biſchoff in Dalmatien war / der zwar ein Mann von groſſen Verſtand / und Scharffſinnigkeit / aber noch groͤſſerer Leichtſinnig-und Eitelkeit / der / weilen er nicht zu hoͤhern Geiſtlichen Wuͤrden gelangen kun - te / und an rothen Huet / und Kirch-Purpur ver - zweifflete / flohe er als unſinnig in Engeland / all - wo er zwey groſſe Buͤcher von Geiſtlichen Staats - und Kirchen-Weſen ausgearbeitet / in welchen er viel thoͤrlich wider den Papſt / und Kirch-Regiment ausgeplauderet / hernach aber aus Beyhuͤlff des Spaniſchen Bottſchaffters mit den Roͤmiſchen Papſt verſoͤhnet / und bey deſſen erhaltener Gnad / alles widerruffen hat. Ward er doch bald hernach / wie - derumb von neuen vermercket / daß er nachmahlen nach Engeland ſein Abſehen haͤtte / weßwegen er in Verhafft gezogen / worinn ihme eine Kranckheit auf - geſtoſſen / aus welcher er / unlaͤngſt hernach / mit allen H: Sacramenten der Kirch verſehen / auch des Todts verblichen iſt. Nichts deſto minder aus reiff geſchoͤpfften Urtheil der Geiſtlichen Ketzer-Rich - ter / ward er mit ſeinen Schrifften in campo floræ, oder Blumen-Feld / oͤffentlich zu Aſchen verbrannt. Was ſeine Ketzerey vor eine wahre / iſt dato unbe - kannt / doch wird vor glaubwuͤrdiger gehalten / daß er keine Religion ware feſt zugethan.
Die Stelle der neunten Ketzerey uͤberlaſſe ich Patri Paulo, einem gebohrnen Venetianer / und Serviten Moͤnch / der alldort in groſſen Ruff der Hei - ligkeit / und Gelertigkeit ſtunde / in der Sach ſelbſten aber / der aͤrgiſte Feind des Papſten / und uͤber dieL 4Ketzer168Ketzer ſelbſt dem Roͤmiſchen Stuel weit grammer / und abhold ware / als der ſeinen Wahn / und Mei - nung nach / in Befoͤrderung zu hoͤchſten Kirchen - Wuͤrden / die er verdient zu haben ſich ſelbſt beredet / uͤberſehen / und vernachlaͤßiget worden / denen er je - doch durch natuͤrlichen Todt hingezuckt entgangen / wiewohlen dieſe ſeine vom Apoſtoliſchen Stuel Ab - wendung / nicht minder von welchen Fahler in Glau - ben / als von hefftiger Paſſion, oder Leidlichkeit des Gemuͤths hergeruͤhret hat.
Die letzte zehende Zahl erfuͤllen die Janſeniſten / fuͤnff ihrer Glaubens-Vortraͤg halber / welche In - nocentius diß Nahmens zehender Papſt / verdam - met hat / dafern noch welche / ſie hartnaͤchig hielten / lehreten / und ſchutzten in einen Verſtand / in welchen er ſie verdammet. Den Cornelium Janſenium ſelbſt aber / rechne / noch zehle ich mit nichten unter die Ketzer / indeme von ihme bekannt / daß er eben dieſe Vortraͤg / wie auch ſeine andere Schrifften dem Apoſtoliſchen Stuel unterworffen habe / wie auch daß er willig / und bereit war / ſelbe zuwiderruffen / wofern er der Verdammung deroſelben / ſolte verſtaͤn - diget werden. Wie dann ſolches aus deſſen Teſta - ment / und letzten Willen / wie er ſolchen kurtz / und kaum ein halbe Stund vor ſeinen Todt ſelbſt in die Feder angegeben hat / verlautet. Deſſen Zuſtimme iſt / wie folget: Jch Cornelius aus Gnad GOttes / und des Apoſtoliſchen Stuels Biſchoff zu Ypern / gebe / und ſchencke aus meinen freyen Willen / alle meine zur Auslegung des Heil: Auguſtini gehoͤrige Schrifften / meinen Capellan Reginaldo Lamæo, theils / weilen er ſie mit groſſer Muͤh / und Arbeit zu - ſammen geſchrieben / oder angegeben / theils / weiln ſie ohne copia originali / oder Copey und Abſchrifftvon169von ihren Urſprung / nicht moͤgen verbeſſert werden. Dieſe meine Schanckung aber thue ich doch mit die - ſen Verſtand / daß er ſich mit denen gelehrteſten Maͤnnern / dem großmaͤchtigen Herrn Liberto Fro - mondo, / und dem Ehrwuͤrdigen Herrn Henrico Caleno, Mecheolienſiſchen Thumb-Herrn unterrede / und vor Ausfertigung in Druck / aufs getrauiſt ver - ordne. Dann ich darvor halte / daß ſchwerlich was darinn moͤge veraͤnderet werden. Wann jedoch der Roͤmſche Stul wolte was veraͤndert haben / ſo bin ich ein gehorſamer Sohn / und jener Kirch / in dero ich all - zeit gelebt / biß auf diß Todt-Beth unterthanig. Alſo iſt mein letzter Will. Gegeben den 6. May im Jahr 1638. und im zehenden Buch von der Gnad / hat er zuvor alſo geſchrieben: Quicquid de rebus tam mul - tiplicibus, tam arduis (ſcripſi) de Apoſtolicæ Sedis, Eccleſiæq́ue Romanæ Matris meæ judicio, ſententiâque ſuſpendo, ut illud jam nunc teneam, ſi tenendum, ſi revocandum, damnem, anathe - matizem, ſi damnandum, & anathematizandum eſſe judicaveri[s]. Welches geteutſcht alſo lautet: Was ich von ſo vielfaͤltigen / hoch - und ſchweren Sachen jemahlen geſchrieben habe / verſchiebe ich auf das Urtheil / und Ausſpruch des Apoſtoliſchen Stuels / und Roͤmiſcher Kirch meiner Mutter / alſo daß ich ſchon anjetzo halte / was / und wie es zu halten / wo es zu widerruffen / verdamme / und verfluche / wann ſelbe ſolches zuverdammen / und zu verfluchen / urthei - len werde. Ferner alſo / hat Innocentius der Zehen - de den 31. May im Jahr 1654. dieſe aus deſſelben Buch / Auguſtinus intitulirt / 5. Vortraͤg mit fol - genden Worten verdammet.
Den erſten Vortrag. Aliqua Dei præcepta Hominibus Juſtis, & conantibus, ſecundum præ -L 5ſen -170ſentes, quas habent vires, ſunt impoſſibilia, deëſt quoque illis gratia, quâ poſſibilia fiant. Daß iſt. Etliche Gebotten GOttes / ſeynd denen Gerechten / und ſich nach gegenwaͤrtigen Kraͤfften / die ſie haben / befleiſſenden Menſchen / unmuͤglich / und ermanglet ſolchen an der Gnad / Krafft dero ſie muͤglich wurden. erklaͤhren wir vor eine freventliche / Gottloſe / laͤſter - liche / mit den Kirchen-Fluch bemaͤrckte / und Ketzeri - ſche Schluß-Rede / und als ſolche verdam̃en wir ſelbe.
Anderer Vortrag. Interiori gratiæ in ſtatu na - turæ lapſæ, nunquam reſiſtitur. Der innerlichen Gnad / im Stand der gefallnen Natur / wird nie - mahlen widerſtrebet. Erklaͤhren wir vor Ketzeriſch / und als ſolche verdammen wir ſie.
Dritter Vortrag. Ad merendum, vel deme - rendum in ſtatu naturæ lapſæ, non requiritur in Homine libertas à neceſſitate, ſed ſufficit libertas à coactione. Daß iſt. Jm Stand der gefallnen Natur zum Verdienſt / oder Unverdienſt / wird im Menſchen die Freyheit von der dahin Nothwendig - keit nicht erfordert / ſondern darzu erklecket die Frey - heit des Bezwangs.
Vierter Vortrag. Semi Pelagiani admittebant præ - venientis gratiæ interioris neceſſitatem ad ſingulos actus, etiam ad initium fidei, & in hoc erant Hæ - retici, quod vellent eam gratiam talem eſſe, cui poſſet humana voluntas reſiſtere, vel obtemperare. Daß iſt: Die Halb - Pelagianer / lieſſen der innern vorkommenden Gnad zu jeden Act, oder Handlung / auch zum Anfang des Glaubens Nothwendigkeit zue / und deßwegen waren ſie Ketzer / daß ſie wolten / daß ſelbe Gnad / eine ſolche waͤre / dero der menſchliche will widerſtehen / oder gehorchen kunnte. Welche Lehr wir vor eine falſche / und Ketzeriſche erklaͤhren / und als eine ſolche verdammen.
Fuͤn -171Fuͤffter Vortrag. Semi-Pelagianum eſt dicere, Chriſtum pro omnibus omninò Hominibus mor - tuum eſſe, aut ſanguinem fudiſſe. Daß iſt / Halb - Pelagianiſch iſt / ſagen / das Chriſtus vor alle durch - aus Menſchen geſtorben / oder das Bluet vergoſſen habe. Welches wir gleichfalls vor eine falſche / fre - ventlich - und ergerliche / und in dieſen Verſtand / daß Chriſtus vor das Heyl allein der vor - erwaͤhlten geſtorben waͤr / genommene / Gottloſe / und laͤſter - liche Glaubens-Lehr erklaͤhren / und als ſolche ver - dammen.
DJe erſte Ketzerey dieſer zehenden Zahl / zuei - gen ihnen die von Joanne Cocceo Cocce - iſten genant / die im Niederland ſich im Jahr 1660. erſtens haben ſehen / und hoͤren laſ - ſen. Dero jene von andern Calviniſten / und Pro - teſtirenden unterſchiedene Sonder-Lehr iſt / daß ſie halten / und lehren / daß in alten Geſaͤtz kein wahre / und voͤllige Nachlaſſung der Suͤnden geweſen.
Dieſer aber des Coccei Lehr - Spruch iſt entwe - der von Nachlaß der Suͤnden quoad culpam der Suͤnd-Schuld nach / oder quoad pœnam der Straff nach / oder beeden der Schuld / und Straff nach. Daß172Daß erſte kan Cocceus nicht ſagen / noch behaubten / indeme die Calviniſten dieſe Abtheilung der Suͤnd / der Schuld / und Straff nach / nicht erkennen / oder aber er haltet diſſeits mit denen Catholiſchen / daß die Suͤnd moͤge nachgelaſſen werden der Schuld nach / und gleichwohl noch die Suͤnd - Schuld verbleibe der Straff nach Haltet er das Andere / ſo iſt alles erdicht / und verfaͤlſchet Zumahlen dem Koͤnig David / da er ſprache: Peccavi Domino, 2. Reg. 12. v. 13. Jch habe dem Herrn geſuͤndiget / alſobald darauf von Nathan dem Propheten geſagt iſt worden / Domi - nus quoquè tranſtulit peccatum tuum. Der HErꝛ hat auch deine Suͤnd hinweg genommen. Und bey Ezechiel 18. v. 21. iſt zu leſen: Si impius egerit pœnitentiam, omnium iniquitatum ejus non re - cordabor. Wann aber der Gottloſe Bueß thuet / und ſich bekehret von allen ſeinen Suͤnden / ꝛc. Will ich nichts gedencken an alle ſeine Miſſethat. So iſt dann auch noch in alten Geſaͤtz ein wahre / und voͤlli - ge Nachlaſſung der Suͤnden / pur lauter der Suͤnd nach geweſen.
Die andere Ketzerey iſt der Anti-Cocceiſtarum der Gegen-Cocceiſten / die dieſe Lehr ſcharff beſtrei - ten / und alſo unter ein ander fechten / daß ſie kein Mittel haben / nur eine eintzige Strittigkeit des Glaubens hinzuebnen / als die an keines (wer es im - mer ſeye) Ausſpruch wollen gebunden ſeyn / die keinen Scheidman ihrer Streit - Sachen erkennen / ſondern ein jeder Theil ziehet die Text der H: Schrifft vor ſich / und nach Eingebung ihres eignen / und Ge - heim-Geiſts / legen ſie dieſelbe aus.
Und vorwahr halten dieſe Gegen - Cocceiſten mit Calvino, daß weder in neuen Geſaͤtz eine voll - kommene Nachlaſſung der Suͤnden gegeben werde /ſondern173ſondern daß die Suͤnden nur bedecket / der Sach a - ber ſelbſt nach / nicht auffgehoben / und hinweg ge - nommen / ſondern nur von GOtt / vor Suͤnden nicht gerechnet werden. Weßwegen dann fallen ſie alſo dem Cocceo in die Haar / und zerzauſen denſelben dermaſſen vergebens?
Die dritte Ketzerey ſchreibet ihme ein Seelen - Hirt / oder Predicant von Ambſterdam / Beckeri ge - nannt / zue / der im Jahr 1691. ſein guet duncken / und Ausſpruch von Geiſtern / nachdem er alles bey ſich zuvor wohl uͤberlegt / und ausgekocht / offentlich ausgeruffen / und an Tag gegeben hat. Unter an - dern mehr ware ſein Lehr-Satz / daß der Teufel der Zeit gaͤntzlich an die Hoͤlle angebunden ſey / und un - ter denen Menſchen / und auf keine Weiß herumb ſchwermet / noch was in ſelbe veruͤbe / und wircke. Und er hatte nicht wenige aus denen Weltlichen die - ſer ſeiner Affter-Lehr Anhang.
Jch frage aber den Becker, von welcher Zeit an / iſt der Teufel alſo an die Hoͤlle gebunden / und mit unverſchließlichen Rigeln verſchloſſen / daß er ferner auf keine Weiß unter denen Menſchen ſchalckhafftig herumb ſtreiche / noch in ſelben was wircke / und veruͤbe? Von Chriſti Zeiten an wahrhafftig nicht / dann er Chriſtum ſelbſt in der Wuͤſteney verſucht / und von Chriſto ſelbſt / und ſeinen Juͤngern ſeynd deren viel aus denen Leibern der Menſchen ausge - trieben worden. Noch auch von der Zeit der Apoſt - len an / ſintemahlen der H. Petrus 1. c. 2. v. 8. be - zeuget: Quod adverſarius circumeat velut Leo ru - giens, quærens quem devoret. Daß unſer Wi - derſacher herumb gehe wie ein bruͤllender Loͤw / auf - zuſuchen / wem er verſchlinge. Noch auch lang vor dem End der Welt / dann der H: Apoſtel JoannesApoc. 174Apoc. 12. v. 9. ſagt / daß primò ad finem mundi diabo - lus qui ſeducit. Daß erſt zum Ende der Welt der Teufel / der den gantzen Erden-Kreiß verfuͤhret / wer - de vom Himmel (Lufft - Himmel) auf die Erde mit ſeinen Engeln geworfen werden.
Die Vierte hat ein Calviniſcher Schuel - Halter in Nieder-Land angeſpunnen / der im Jahr 1689. ſeine nene Lehr von der ewigen Geburth des Sohns / und Ausgang des Heiligen Geiſts unter das Volck auszuſprengen hat angefangen. Er ablaugnete / und verneinte / daß der Heil. Geiſt von Ewigkeit / vom Vatter / und Sohn ſey ausgegangen. Sondern er ſetzete den Vatter / Sohn / und Heil Geiſt ohne Ge - burth / und bloß / drey ungebohrne von Ewigkeit he - ro Mit - Beſtehenheiten / und haͤtte nicht wenigeaus ſeinen Schuͤlern / die ihnen von dieſer Neuheit groſ - ſen Ruhm / und Ehr zumueteten. Eben dieſer / bey - fuͤgte noch / auch einen anderen ſeinen Ausſpruch / der nicht weit der Catholiſchen Wahrheit gefaͤllet / denſel - ben aber mit was wenig anderen Worten / die die - ſen Verſtand haben / gegeben hat. Bey nachgelaſ - ſener ewiger Straf / wird denen Glaubigen die Zeit - liche nicht nachgeſehen / noch ausgeloſchen. Wel - che Schluß-Rede anderen Calviniſchen Worts-Die - nern uͤber die maſſen mißgefallen.
Dieſer Jrrthumb aber von dreyen ungebohrnen Perſohnen / nebſt dieſen / daß dieſe Lehr gegen die Er - klaͤhrung der erſten Kirchen-Raͤth / dero Anſehen auch die Erneuerer ſelbſt nicht verwerfen / ſtreitet ſie klahr wider die Bekanntnuß des Nicœniſchen Kirchen - Raths Jn welchen wir bekennen / daß der Sohn vom Vatter gebohren / und der H: Geiſt vom Vat - ter / und dem Sohn ausgehe. So iſt ſie auch wider die H. Schrifft ſelbſt / zumahlen Chriſtus von ſichſelber175ſelber redent bey Joanne c. 8. v. 42. ſagt: Ego ex Deo proceſſi. Jch bin von GOtt ausgangen / und Cap. 16. v. 28. Exivi à Patre, & veni in mun - dum. Jch bin vom Vatter ausgangen / und bin in die Welt kommen. Und in 109. Pſalm 3. Verſ. ſagt der ewige Vatter vom Sohn / Ex utero ante Luciferum genui Te. Jch habe dich vor der Morgen-Roͤthe aus den Leib gezeuget. Vom Heil. Geiſt aber ſagt Chriſtus ſelbſt bey Joanne 15. v. 26. Quod à Patre procedat, daß er vom Vatter aus - gehe. So iſt auch dieſe Wahrheit aus denen Nah - men ſelbſt des Vatters / Sohns / und H: Geiſts be - kannt. Dann der Nahm des Vatters / bedeutet der Geburts - Krafft / und der Nahm des Sohns bedeu - tet daß er gebohren / und der Nahm des H: Geiſts / wie es der dritten Perſohn eigen - zuſtaͤndig iſt / bedeu - tet / daß er geblaſt / oder geathmet / was aber geblaſt iſt / muß von jemand geblaſt ſeyn / und entſpringen.
Die fuͤnffte Ketzerey iſt durch die neue Prædeſti - nanten / oder Vor - Erwaͤhler aufkommen / dero Ur - ſprung war. Jm Jahr 1660. entſtunde unter denen Calviniſchen in Engeland das aller - grauſameſte Ge - zaͤnck / und Unruhe die Materi der Vorerwaͤhlung anbetreffent. Andere alſo gaben aus / das GOtt in der Vor - Erwaͤhlung / und Verwerffung / den Menſchen / als erloͤſt / und glaubend erwogen habe / dahero ſie Infra lapſarij, die unter den Suͤnd-Fall ſich haltende genannt worden. Dann ſie unter dem Fall hinab ſtiegen / und ſagten / daß die Vor-Erwaͤh - lung ſeye aus der Klumpe / oder Klotz der Erloͤſung genommen worden. Andere gaben vor / und ſagten / daß der Menſch in der Vor-Erwaͤhlung ſeye / als der erſchaffen kunte werden / und fallen / bedacht wor - den / und dieſe wurden Supra lapſarij, ober den Fallſich176ſich haltende / genannt. Andere hulten gaͤntzlich darvor / daß der Vorwurff der Vor - Erwaͤhlung der Erſchaffene / und noch nicht Gefallne / oder voͤllige Menſch ware / und dieſe nannte man die Integriſten / die Ergaͤntzer. Letztens fanden ſich noch andere / die ſich bedunckten / daß der Vorwurf der Vor-Erwaͤh - lung / und Verwerfung / muͤſſen / die noch nicht Er - ſchaffene / ſondern nur allein moͤgliche / daß iſt die vor den Goͤttlichen Wahl-Schluß in Stand der Moͤglichkeit waren / Menſchen geweſen ſeyn / und dieſe trugen den Nahm Meripoſſibiliſtæ, daß iſt / die nur allein / moͤglich ſeyn. Alſo zanckten darvon dieſe armſelige / und elende Schwaͤrmer / und Secti - rer / die keine gewiſſe / und unfehlbare Regul zu glau - ben haben / und zancken ſich annoch umb das hoͤchſte Geheimnuß des Goͤttlichen Wahl - Schluſſes / bey welchen doch allen Gefecht / und Gezaͤnck / die nie - mahlen ſich endende Strittigkeit mit nichten beyge - legt worden / dieweilen ſie keinen Richter / noch Scheidman / auſſer ihren Geheim - Geiſt / der un - beſtaͤndig / ungewiß / und der betrieglichſte iſt / erken - nen / und annehmen.
Die Sechſte Ketzerey iſt der Anti-Confeſſioni - ſtarum, der Beicht-Feinden. Von Anbegin der Unformigkeit der Kirch / oder von Anfang der neuen Ketzereyen vorigen Jahrs - Hundert / erhulte Luther / und andere ihme / und der Augſpurgiſchen Confeſſion, oder Bekandtnuß zugethane / in die Laͤnge hinaus die Ohren - Beicht / forderiſt die von der Teutſchen Nation oder Volck waren / dieſe aber war nach Belie - ben / und Willkuͤr der Beicht - Kinder / alſo / daß je - der beichtete / wie es ihme gefiele / nemblichen / ent - weder durch eine allgemeine offentliche Beicht / ſich insgemein / daß er / ein Suͤnder waͤr / angebend /oder177oder aber ins Ohr und in geheim / dem Prieſter ſei - ne Suͤnd inſonderheit / wenigſt / der Art / wo nicht der Zahl nach / erzehlend. Dieſe Gewohnheit taue - rete auch eine Zeit in Hungern unter denen Lutheri - ſchen Teutſchen / nach und nach aber / iſt ſie mitler Weil in Abgang kommen / und verloſchen / in etlichen doch Orthen des Teutſchlands / forderiſt in Mar - grafthumb Brandenburg / und deſſelben benachbahr - ten Umbligenheiten verbliebe ſie biß auf das nechſt verblichene Jahr. Jn welchen der Durchleuchtigſte Chur-Fuͤrſt ein offentllchen Gewalts - Brief ausge - fertiget / daß die Lutheriſche Predicanten / keinen / der von ihnen die Communion / auch ohne vorher er - gangene Beicht begerte / von der Communion auszu - ſchliſſen ſich fuͤrtershin nicht mehr unterſtunden / in - deme weder in Engeland / weder in Schweden / die Lutheraner / die Sonder / und Ohren-Beicht vor der Communion entrichten. Woraus die Predicanten dieſer Landſchafft ſehr verwirt / und zweifelecklich worden. Dann eines Theils ſtache / und antriebe ſie der Chur-Fuͤrſtliche Gewalts - Brief / anderen Theils aber druckte ſie hefftig die Form / und Weiß zuglauben / die ſie von Luthers Zeiten an hatten / und auf welche / alle / und jede Predicanten geſchwohren haben / in welcher offentlich vorgeſchrieben war / daß ſolche Beicht vor der communion muͤſſe abgelegt / und entrichtet werden. Was ihnen dann hierinn zuthuen ſey / berathſchlagen ſie annoch mit ſich.
Die ſibente Falſche Lehr / kombt à Sigillo Con - feſſionis deobligantibus, deren von Sigill der Beicht entbindenden her. Dieſe ſeynd jene Lutheriſche Pre - dicanten / die zuweilen vor eine Erleichterung des Ge - wiſſens / die Ohren-Beicht ihrer Beicht-Kinder an - hoͤren / und aufnehmen / das Sigill / und Geheim -Mnuß178nuß aber der Beicht zu halten / wollen ſie von keiner darzue Verbindnuß wiſſen / dannenhero ſie nicht un - ſelten ſolches Sigill / ohn allen Scheu / und Gewiſſens - Angſtbrechen. Dero Sach / gantz vielfaͤltige Beyſpiel moͤgten beygebracht werden / Geliebter aber kuͤrtze wegen / will ich allein drey folgende / als was neue - re hier anfuͤgen. 1. Jn juͤngſt verwichenen Tuͤrcken - Krieg befande ſich welcher Kriegs-Beambte in jener Mannſchafft / welche dem Kayſer zu Huͤlff wider die Ottomaniſche Macht in Hungern angekommen / die - ſer ſein ſchweres Gewiſſen / an gewiſſen Feſt-Tag zu reinigen / beichtete dem Predicanten ſeines Regiments / nun ereignete ſich eben ſelben Tag / das Beede / die - ſer Officier / und der Predicant vom Obriſten zur Mittag-Taffel beruffen worden / allwo unter tapf - feren Baͤcher-ſtuͤrtzen / und Glaͤſſer-Gefaͤcht / nebſt vielen mit unterloffenen Schimp - und Schertzen / je - ner Kriegs-Beambte dem Predicanten uͤberzwerch unverhofft eines verſetzet / und mit nicht wohl lau - tenten Worth / empfindlich verſchimpffet / der im Huy vor Zorn darob dermaſſen entbrant / daß er ſel - ben / alle ſelben Tag gebeichte Suͤnden offentlich uͤber die Taffel vorgeworffen / und unter die Naſe gerieben. 2. Zu Caſchau ware ein edles Lutheriſches Fraͤulein mit ſchwehrer Kranckheit behafft / dieſes befalche ei - nen Predicanten zu ſich zu beruffen / deme ſie auch gebeichtet. Der Predicant aber / bevor er ſich nach Haus begabe / ruffte die Mutter dieſes Frauleins / nach geſchehener Beicht / beyſeits / und ſagte ihr in der Still ins Ohr / daß / wofern ſie ihre / und der Tochter Ehre liebte / ſo ſolle ſie jene Juͤnglingen / die ſie in der Koſt haͤtte von aller Geſell - und Gemein - ſchafft der Tochter / auf alle weiß abwenden / und al - len Zugang ſperren / und verwirren. 3. Noch un -laͤngſt179laͤngſt in unſer benaͤchbarter Geſpanſchafft / beichter te ein Eoler / und Wohl-Gelehrter / aber Lutheriſcher Herr / vorn Troſt (wie er meinte ſeiner Seel / ſeine Suͤnd durch ein Sonder - oder Ohren-Beicht ſeinen eigenen Predicanten / der nach abgelegter Beicht / und ſeiner Seet Gebrauch nach verrichter Andacht ſich widerumb nach Hauß begab. Er war aber noch kaum abgetretten / da beſprachte ſich der Predicant mit ſeinee Ehe - Frau / und ſagt mit groſſer Verwun - derung zu dero: Sehet meine Frau / was ihr vor ein ſaubern Mann habt / wir glaubten dieſen Mann / Unſern ſondern Patron / daß er ſehr Gewiſſenhafft / und aus wenigen der ehrlichſt / aufrichtigſte waͤre / er hat mir aber heut ſolche ſchwehre Suͤnden in die Oh - ren geblaſſen / und gebeichtet / dergleichen jener nicht wohl haͤtte von ſich angeben / und erzehlen moͤgen / der vor den Gottloſeſten offentlich / und allenthalben gehalten wurde. Die guthe Frau / die niemahlen ſchweigen erlehrnt / truge dieſe neue Zeitung noch warmer einer andern Frauen zue / und dieſe wieder - umb einer andern / und alſo wurde in kurtzer Zeit bey ſolchen allenthalben ausgebreiten Rueff / und Nachklang / jener guete Mann dermaſſen verſchrirn / daß er allen gueten Nahm / und Ehr verlohren. Der dann deßwegen ſich billich ſehr verletzt befande / und den Predicanten / bey Gericht beklagen / und die Ruckſtellung ſeines ehrlichen Nahmens anſuchen / und erzwingen wolte / er kunnte aber vor dieſen Han - del kein gebuͤhrlichen Richter auftreiben / dann haͤtte er ihme bey des Predicanten Superinten denten / oder Obman ſeine Klag vorgebracht / wurde er kein andern Beſcheid zur Antwort bekommen haben / weder / daß gleich wie niemand ihrer Religion zur Suͤnd-Eezeh - lung der Art / und Zahl nach verbunden iſt / alſoM 2auch180auch ſeynd die Predicanten / die dergleichen Beicht anhoͤren / das Sigill ſolcher Beichten / und das Maul darvon zuhalten mit nichten verpflichtet. Zu weltlicher aber Obrigkeit / als alldort Catholiſcher / und noch weniger zur Geiſtlichen / doͤrffte er nicht anlan - gen / womit er nicht ſich / und ſeine Sect / in groͤſſern Schimpff / und Spot ſetzete.
Die achte Ketzerey unterhalten in Sibenbuͤrgen die Socianer / dero Urheber in vorigen Jahr-Hun - dert Lælius Socinus war / er wurde aber fruͤhe zeit - lich / in Jahr nemblich ſeines Alters des 37iſten / ins Teuffliſche Unterhaus entfuͤhret / wo er zuvor ſein Ketzer-Jrrthum einem ſeiner Bluets - Verwandten Nahmens Fauſto Socino anbefolchen / und ſelben zu ſchirmen / und zu verfechten uͤbergeben hat / wel - cher / wie glaublich iſt / wo nicht vollkommen / wenigſt nechſt diß Jahr - Hundert erreichet / alldieweilen er im 65iſten Jahr ſeines Alters abgeleibet. Diß iſt gewiß / daß etliche ſeine Lehrlingen / ihme aus denen Sibenbuͤrgern angehangen / und Anfangs dieſes Jahr - Hundert / ſeine Peſt - vergiffte Lehr (wie es aus dero Gotts - Laſterlichen Schrifften / die ſie zu Weiſſenburg in druck gegeben / ſattſam erhellet) in S[i]benbuͤrgen ausgebreit / und befoͤrdert haben. Die - ſer nun Soci ner vornehmſte Faͤhler / und Jrrthumb ſeyn. 1. Die Geheimnuſſen der Religion muͤſſen dem Licht der Vernunfft nachgemeſſen werden. 2. Daß keine natuͤrliche Erkanntnuß GOttes / weder eingegoſſene / weder uͤberkommene gegeben werde. 3. Die Goͤttliche Eigenſchafften werden in der Sach / unter ſich / und von GOtt unterſchieden 4. GOtt iſt zuſammen gefuͤgt. 5. Die Nahmen Adonai, und Elohim, haben keine Krafft die Mehrheit der Per - ſohnen der Heiligſten Dreyeinigkeit darzuthuen. 6. Cyriſtus181Chriſtus der HErꝛ iſt dem Vatter nicht Mit-Weſent - lich / noch wahrer GOtt. 7. Die Vor - Erwaͤhlung etlicher Menſchen / iſt zum Heyl nicht End-Urtheilig / oder unfehlbarlich. 8. Nach der Auferſtehung von Todten ſeynd keine Straffen der Sinnen. Noch weit mehrers laſſe ich fahren.
Wann aber eintziger Ketzer-Sect Lehr-Saͤtze / ſo ſeynd wahrhafftig dieſer Sect / die groͤſte Wahnwi - tzige Thorheiten Dann / alldieweilen ein jeder Menſch ein Lugner ad Rom. 3. v. 4. und denen Fahlern unter - worfen Gen. 6. v. 5 und diß auch gegen viel natuͤr - lichen Sachen / ſelbe abzuhandien / oder zuerforſchen / und zuergruͤnden / ja ſo gar jeder Gedancken des men - ſchlichen Hertzens auf das boͤſe geſpannt / und zu de - nen Fahlern geneigt iſt. Et cunctæ res ſint diffici - les, ut non poſſit eas homo explicare Sermone. Eccleſiaſtis 1. v. 8. alle Dinge ſeynd ſchwer / ein Menſch kan ſie mit Worten nicht erklahren. Wie moͤgen die uͤbernatuͤrliche Geheimnuſſen GOttes / und der Religion / nach dem Licht der Vernunfft abgewo - gen werden? Ja / eben deßwegen / daß ſie uͤberna - tuͤrlich ſeynd / ſo koͤnnen ſie von Licht der Natur / als welches ſie weit uͤbertreffen / nicht regulirt / oder ein - gerichtet werden. Nebſt welchen / daß die Erkannt - nuß jener Sachen / die wir aus dem Licht der Natur uͤberkommen / kein Glaub / ſondern eine Wiſſenſchafft ſeye / folget freylich / daß die Geheimnuſſen der Re - ligion / nicht vom Licht der Vernunfft genommen / ſondern von Goͤttlicher Offenbahrung muͤſſen ein - gehollen werden. Dannenhero Chriſtus bey Joanne 5. v. 34. geſprochen: Ego non àb homine Teſtimo - nium accepi. Jch nehme kein Zeugnuß vom Men - ſehen an. So dann werde zum Glauben der Reli - gions - Geheimnuuͤſſen nicht des Menſchens / des -M 3glei -182gleichen das natuͤrliche Licht der Vernunfft iſt / ſon - dern das Gezeugnus GOttes erfordert.
Dem zweyten iſt jenes des H: Pauli ad Rom. 1. v. 19. und 20. zugegen. Quia quod notum eſt Dei, man feſtum eſt illis, Deus enim illis manifeſtavit, Inviſibilia enim à creatura mundi per ea, quæ facta ſunt intellecta conſpiciuntur. Sempiterna quoquè ejus virtus, & divinitas, ita ut ſint inex[en]- ſabiles. Dann dasjenige / das von GOtt kundig iſt / iſt ihnen oſſenbahr / dann GOtt hat es ihnen geoffen - bahret Dann was unſichtbahr an ihme iſt / daß wird von Erſchaffung der Welt her / durch die er - ſchaffene Dinge erkannt / und angeſchanet / darzue ſeine ewige Krafft / und Gottheit / alſo daß ſie keine Entſchuldigung haben. Mit welchen Worttzen der H: Apoſtel zeiget / und erweiſet / daß kuͤnfftig / die GOtt nicht erkannt haben / unentſchuldiget ſeyn wer - den / ſintemahlen GOtt / durch daß von ihme erſchaf - fene / ſich ihnen geoffenbahret / daß ſie aus deroſelben reifflicher Erwegung / auf die Anweiſung der Natur allein / zu ſeiner Erkanntnuß wie auch ſeiner ewi - gen Krafft / Allmacht / und GOttheit / haben gelan - gen moͤgen. Wider dritten deſſen Faͤhler ſtreitet / das GOtt das Vollkommeniſte / und demnach einfa - cheſte / aller Unvellkommenheit unfehiges Weſen ſeye / alle Zuſammenfuͤgung aber / iſt eine Unvollkommen - heit / als die einen Abgang / und deſſen Erſetzung / in ſich enthaltet Ein Weſen hernach / welches in ſich / durch ſich / und von ſich / weſentlich das Vollkom - meniſte iſt / iſt allen anderen / unter ſich in der Sach unterſchiedenen / und durch theil jede Vollkommen - heiten enthaltenden Vollkommenheiten / gleichguͤltig / ſo dann in der Sach / und auf eine ſondere Vortreff - lichkeit enthaltet GOtt in ſeiner einfachiſter Weſent -lich -183lichkeit alle ſeine Eigenſchafften / als da ſeynd die Allmacht / die Gerechtigkeit / die Barmhertzigkeit / die Guete / Weißheit / ꝛc. So werden demnach die Goͤtt - liche Eigenſchafften weder unter ſich / weder von Gott der Sach nach unterſchieden. Den vierten Fahler widerlegt / daß GOtt weſentlich / wie er von ſich ſelbſt Exodi 3 v. 14. bewehret / actus puriſſimus, die rei - neſte Weſentlichkeit iſt / ſprechend: Ego ſum, qui ſum, ſo widerſtrebet ihme dann / daß er aus einen Geſchlecht / und Unterſcheid / oder aus einer Art / und aus mehrern einsmachenden Grund zuſammen ge - fuͤgt werde / ſo iſt dann GOtt kein zuſammeu gefuͤgtes Weſen.
Den fuͤnfften Faͤhler vernichtet / daß die Catho - liſche / auch anderwaͤrtig her / das Geheimnuß der Heiligſten Drey - Einigkeit / weder aus dieſen hoch - heiligen Nahmen / ſondern aus denen Zeugnuſſen der H. Schrifft ſelbſt / und zwar nicht nach ihrem Privat / oder eigner / und belieblicher / ſondern nach der Er - klaͤhr - und Ausdeutung der erſten Kirchen-Raͤth / und heiligen Vattern darthuen / und behaubten. Nichts deſto minder / bringen ſie auch aus dieſen hoch-hei - ligen Nahmen die Erklaͤhrung dieſes Geheimnuß an Tag. Jnmaſſen ſo gar denen Schuel-Neulingen der Hebraiſchen Sprach nicht unbekannt iſt / daß bey denen Habraͤern Adonai, und Jehova eben eines Nahmens ſeynd / alſo doch / daß dieſer Heiligſte Nahm Jehova, auch mit eignen Buchſtaben ausgedruckt / wegen Ehrerbietigkeit deſſelben / von ihnen ſelten ausgeſprochen werde / dannenhero er unausſprechli - cher Nahm genannt wird / ſondern ſtatt deſſen wird Adonai geleſen / welches einen Herrn bedeutet. Sin - temahlen dieſer Heiligſte Nahm Jehova. wiewohln er Tetragramaton, daß iſt in Hæbræiſcher SprachM 4von184von vier Buchſtaben gehalten wird / ſo beſtehet er doch nur in dreyen Buchſtaben / nemblich in Jod, He, und Vau, und wird allein der Urſach wegen von vier Buchſtaben geachtet / daß der Buchſtab He zweymahl geſetzet werde / nemblich am anderten / und letzten Orth Dannenhero die Dolmetſcher der H: Sprach ſagen / daß durch den Nahm Jehova eine Goͤttliche Weſenheit / und durch die drey Buchſtaben / woraus er beſtehet drey Hypoſtaſes, oder drey Goͤttliche Perſohnheiten bemercket werden. Und zwar durch den erſten Buchſtab dieſes Nahmens / Jod, recht die erſte Perſohn der Heiligſten Drey-Einigkeit / nemblich des Vatters bedeutet werde / wie dann Jod, princi - pium, oder ein Anfang bedeutet / und in Heiligſter Drey - Einigkeit der Vatter ein Anfang / ohne Anfang iſt / indeme von keinen andern Anfang / ſondern von ihme andere Hypoſtaſes, oder Perſohnheiten ent - ſpringen. Durch den anderen Buchſtab He aber / welches ſo viel als ſeyn / oder Leben heiſt / die andere Perſohn / oder Sohn / fuͤglichſt bedeutet werde / maſ - ſen durch ihme alles erſchaffen worden / oder ihr ſeyn alles genommen hat / und ohne ihme iſt nichts erſchaffen worden / und in Jhme ware das Leben. Durch den dritten letzlich Buchſtab Vau, welcher ei - ne Zuſammen Geſellung bedeutet / recht die dritte Per - ſohn der Heiligſten Drey-Einigkeit / nemblich des H: Geiſts bedeutet werde / als der die Vergeſellſchafft des Vatters mit den Sohn / oder die Lieb des Vatters / und des Sohns / mit welcher ſie ſich unter einander lieben / iſt. Von dannen pflegten etliche Weiſe aus denen Hæbr[æ]ern[d]ieſen Nahm GOttes Jehova durch drey Jod in Kreiß eingeſchloſſen / mit darunter geſchriebe - nen vocali, oder ſelbſt lautenden Buchſtab Câmets zuzeichnen / durch welche Beſchreibung / ſie durch diedrey185drey Jod, die drey Goͤttliche Hypoſtaſes, oder Per - ſohnheiten / durch den eintzigen ſelbſt lautenden Buch - ſtab Gamets aber / der denen drey Jod unterzeichnet war / die eintzige Natur der Goͤttlichen Weſenheit bedeuteten. Der Kreiß / indeme die drey Jod ein - geſchloſſen waren / bedeutete die Einweſenheit der Goͤttlichen Natur ſelbſt. Diß aber kombt hier in - ſonderheit zu vermercken / daß die Hæbræiſche Nah - men / nicht alſo gar wie die Nahmen anderer Spra - chen zu belieblichen Wohlgefallen ſtehen / ſondern daß ſie die Weſenheit - und Eigenſchafften der Sachen / die durch ſie angezeiget werden / nicht minder deutlich geben / und ausdrucken Gleicher maſſen ſchlieſſen eben ſelbe der H: Sprach Dolmetſcher aus den an - dern Nahmen Elohim das Geheimnuß der Heilig - ſten Drey-Einigkeit folgender Geſtalten. Jn Buͤchel der Geſchoͤpff / jenes Gea. 1. v. 1. In principio crea - vit Deus cæſum, & terram, wird im Hæbræiſchen Text geſetzt Eloim Bara, oder Elohim, creavit, er hat erſchaffen. So wird demnach durch das Wort Bara, oder Creavit, er hat erſchaffen / die Vereinbah - rung der Goͤttlichen Weſenheit entworffen / dero al - lein die Erſchaffung zuſtaͤndig iſt / durch das Wort Elohim wird die Warheit der Perſonen ausgedeutet / weilen Elohim pluralis numeri, daß iſt der vermeh - renden Zahl iſt. Dahero im Lateiniſchen bedeutet es ſo viel als dij creârunt, die Goͤtter haben er - ſchaffen. Man kan aber durch die Goͤtter / nicht die Vielheit der Goͤtter verſtehen / weilen die Weſenheit GOttes erforderet / daß nur ein GOtt ſeye. So mueß dann die Wahrheit dardurch der Goͤttlichen Perſohnen verſtanden werden Welches ſie aus e - ben ſelben Capitel v. 26. des Buͤchels der Geſchoͤpff beſtetigen / wo GOtt geſagt hat: Faciamus hominemM 5ad186ad imaginem, & ſimilitudinem noſtram. Laſſet uns einen Menſchen machen / nach unſern Bild / und Gleichnuß / welche Rede ja / nicht zu denen Engeln hat moͤgen geſprochen werden / welchen die Erſchaf - fung gantz und gar nicht zuſtehet / ſo hat ſie dann zu anderen Goͤttlichen Perſohnheiten ziehlen muͤſſen. Und alſo erweiſen wir auch wider die Arrianer / und probiren eben diß Geheimnuß der Heiligſten Drey - Einigkeit / aus jenen des neuen Geſetzes Chriſti Wor - then: Euntes baptizate in Nomine Patris, Filij, & Spiritus Sancti. Gehet hin / und Tauffet ſie in Nah - men des Vatters / des Sohns / und Heiligen Geiſts. Allwo durch den in ſingulari numero in nur eins Bedeutender Zahl / ausgedruckten Nahm / die Ver - einbahrung der Goͤttlichen Weſenheit verſtanden wird / weilen nicht in denen Nahmen / ſondern im Nahm geſagt wird. Durch die Ausdruckung aber des Vatters / Sohns / und H: Geiſts die Wahrheit der Goͤttlichen Perſohnen. So iſt dann nicht wahr / daß die Nahmen Adonai, und Elohim keine Krafft haben / die Wahrheit der Goͤttlichen Perſohnen der Heiligſten Drey - Einigkeit zuerweiſen.
Der ſechſte Faͤhler der Socianer wird aus jenen Joannis 1. v. 1. Worten widerlegt / und aufgehebt: In principio erat Verbum, & Verbum erat apud Deum, & Deus erat Verbum. Omnia per ipſum facta ſunt, & ſine ipſo factum eſt nihil. Jm An - fang war das Wort / und das Wort war bey GOtt / und GOtt war das Wort / alle Ding ſeynd durch Daſ - ſelbe gemacht / und ohn Daſſelbige iſt nichts gemacht. Und Epiſt. 1. c. 1. v. 1. eben Joannis iſt folgendes zuleſen: Quod fuit âb initio, quod audivimus, quod vidi - mus oculis noſtris, quod perſpeximus, & manusnoſtræ187noſtræ contrectaverunt de Verbo vitæ, & vi - ta manifeſtata eſt, & vidimus, & teſtamur, & annunciamus vobis vitam æternam. quæ erat apud Patrem, & apparuit Nobis. Was von An - fang geweſen iſt / was wir gehoͤret haben / was wir geſehen haben / mit unſern Augen / was wir beſchauet haben / und was unſere Haͤnde betaſtet haben von dem Wort des Lebens. Da das Leben iſt offenbah - ret worden / und wir es geſehen haben / und zeugen / und verkuͤndigen euch das ewige Leben / das bey dem Vatter war / und iſt uns erſchienen. Aus welchen Text[e]n gezohen / und erwiſen wird. 1. Daß das Wort (welches auch die Weißheit des Vatters / der Sohn GOttes geſagt wird) von Ewigkeit hero war / dann diß bedeuten / und heiſſen jene Wort. In prin - ci[p]io erat Verbum, im Anfang war das Wort / & quod ſuit âb initio, was von Anfang geweſen iſt / oder vor aller Erſchaffung der Welt / oder eintziges gaͤntzlich Geſchoͤpffs / wie ſolches klahr Salomon Prgv. 8. v. 22. anzeiget / wo er das Wort GOttes / o - der die Weißheit GOttes alſo redent anfuͤget: Do - minus poſſedit me in initio viarum ſuarum, ante - quam quicquam fieret, à principio, âb æterno ordinata ſum. Der HErr hat mich in Beſitz gehabt im Anfang ſeiner Wege / ehe dann er etwas von Anbe - gin gemacht hat. Jch bin von Ewigkeit her verord - net Welches eben auch Chriſtus beſtaͤttiget Jo. 17. v. 5. ſprechend: Clarifica me Pater, apud temetip - ſum claritate, quam habui priusquam mundus eſſet, apud Te. Vatter verklaͤhre mich dir ſelbſt mit der Klahrheit / die ich bey dir gehabt habe / ehe dann die Welt war. Und v. 24. eben alldort. Dilexiſti me ante Mundi conſtitutionem. Du haſt mich ge -liebt /188liebt / bevor die Welt gegruͤndet war. Und bey Mi - chæa c. 5. v. 2. wird von ihm geſagt / Egreſſus ejus âb initio à diebus æternitatis. Seine Ausgaͤnge ſeynd von Anbegin / ja von ewigen Tagen her gewe - ſen. Andertens wird aus dieſen Worten / daß das Wort GOtt ſeye: erwieſen: Et Deus erat Verbum, und GOtt war das Wort. Daß diß Wort ſeye die Urſach aller / und jeder Geſchoͤpffen / aus jenen in - gleichen Worten omnia per ipſum facta ſunt, & ſine ipſo factum eſt nihil, quod factum eſt. Alle Ding ſeynd durch Daſſelbe gemacht / und ohne Daſ - ſelbe iſt nichts / was gemacht worden. Viertens erhellet / daß diß Wort die menſchliche Natur an ſich genommen habe / und daß alſo Chriſtus wahrer GOtt / und Menſch ſeye / aus jenen Worten. Et Verbum Caro factum eſt. und das Wort iſt Fleiſch worden. Und jenen / Annunciamus vobis vitam æternam, quæ erat apud Patrem, & apparuit nobis. Wir verkuͤndigen euch das ewige Leben / daß bey dem Vat - ter war / und iſt uns erſchienen. Fuͤnfftens ſolget nicht minder daraus / daß diß Wort eine unterſchei - dene vom Vatter / und von ihme gebohren / und zu - gleich eben einer Weſenheit Perſohn ſeye / wie eben bey Joanne v. 18. eben in ſelben Capitel geſchrieben: Unigenitus Filius, qui eſt in ſinu Patris Der Ein - gebohrne Sohn / der in der Schoß deß Vatters iſt. Und Jo. 14. v. 10. Ego in Patre, & Pater in me eſt. Jch bin im Vatter / und der Vatter iſt in mir. Und Joannis 5. Tres ſunt qui teſtimonium dant in Cœ - lo, Pater, Verbum, & Spiritus Sanctus, & hi tres unum ſunt. Drey ſeynd die Zeugnus geben im Himmel / der Vatter / das Wort / und der H Geiſt / und dieſe Drey ſeynd eins. So iſt dann das Wort eben einer Weſenheit / und Subſtantz / oder Jnhaltsmit189mit dem Vatter / und Chriſtus iſt das Wort / und das Wort iſt GOtt. Demnach iſt Chriſtus ſeiner GOttheit nach / dem Vatter Mitweſentlich / und wah - rer GOtt.
Der ſibende Lehr-Satz dieſer Sect / daß nemb - lich der Wahl-Schluß / oder Vor-Erwaͤhlung etli - cher Menſchen / nicht end-urtheilig / oder unfehlbar - lich zum Heyl ſeye / kunte zwar entfchuldiget werden / wann ſolches in rechtmaͤßigen Verſtand genommen wird / nemblich daß GOtt von Ewigkeit hero / aus ſeinen unerforſchlich - und unbegreifflichen Rath / und Wohlgefallen / etliche Menſchen zum ewigen Leben vor-erwaͤhlet habe / ja auch zu gewiſſen Grad der Gnad / und Glori / doch nicht alſo / daß er andere ha - be wollen von der Erwerbung der ewigen Glori / ſetzlich ausgeſchloſſen / und zur ewigen Verdamnuß / ohne einige Vorſehung ihrer Unverdienſten verſtoſ - ſen haben.
Der achte und letzte Lehr-Schluß / iſt entlich de - nen Zeugnuſſen der H: Schrifft / nemblich / daß nach der allgemeinen Auferſtehung in denen Verdambten kein Straff der Sinnen gegeben werde / gerad / gantz / und gar zu gegen. Als Matth. 25. v. 30. Inutilem ſervum ejicite in tenebros exteriores, ibi erit fle - tus, & ſtridor dentium. Den unnuͤtzen Knecht werffet hinaus in die aͤuſſeriſte Finſternuß / da wird Heulen ſeyn / und Zaͤhnklappern. Und 1. v. 9. Zu denen Theſſalonienſern wird von Verdambtem ge - ſagt: Qui pœnas dabunt in interitu æternas. Wel - che in Untergang / ewige Straffen leyden werden. Und in Pſalm 20. v. 10. Pones eos ut clibanum ignis in tempore vultus tui. Dominus in ira ſua conturbabit eos, & devorabit eos ignis: Du wirſt ſie machen wie ein Feuer-Ofen / in der Zeitdei -190deines Angeſichts / der HErr wird ſie ſchrecken in ſeinen Zorn / und das Feuer wird ſie freſſen Und im Buͤchel der Weißheit 6. v. 7. Potentes, poten - ter tormenta patientur. Die Gewaltige werden gewaltige Marter leyden. Und bey Eccleſiaſtico 7. v. 19. Vindicta carnis impij, ignis, & vermis. Die Rache uͤber das Fleiſch des Gottloſen / iſt Feuer / und Wuͤrme So werden ja alſo in denen Verdamb - ten Straffen der Sinnen gegeben. Und vorwahr / wann die Selige jeder Sinnen / ihre Seligkeiten ha - ben werden / ſo geziemet ſich ja auch / daß ingleichen die Verdambte / jeder Sinnen / mit denen ſie ſich verſuͤndiget / ihre Straffen haben / und leyden.
Die neunte Ketzerey wird denen Pietiſten / oder Andaͤchtlern zugeſchrieben. Vor wenig Jahren entſprange dieſe Sect unter denen Lutheranern in Ober - und Unter-Sachſen / warzue viel nahmhaffte / ſo wohl Schrifft-Gelehrte / als in Politicis, oder Staats-Sachen wohl-erfahrne der Auſpurgeriſchen Bekanntnuß zugethane Maͤnner / Gelegenheit / und Anlaß gegeben / welche ihrer Kirch elendigen Stand ſchon laͤngſt zuvor klaglich betaueret / und umb eine Reforma / oder Verbeſſerung geſeuftzet haben. Jn - ſonderheit aber nahme ihme ſolche der Herr Philip - pus Jacobus Spener zu Hertzen / der mit unter - ſchiedlichen Predigen / und Schrifften / ein ziemlich geraume Zeit dahin gedrungen / biß endlich andere was juͤngere / und eyfferigere / von dergleichen Re - den / und Klagen bewegt / nehender zum Zweck nach - geſehen / und zum Werck aus dieſer Meinung ge - griffen haben / daß / wann ſie / wo nicht eine voͤllige Verbeſſerung / und allen in Lutherthum ihnen miß - faͤlligen Sachen Enderung erhulten / ſie doch vor das Heyl ihrer Seelen / ſich der Andacht / und einesfrom -191frommen Chriſten-Wandels fleiſſeten / und auch ihre Hauß-Genoſſene zu gleichen Leben beredeten / und alſo auf dieſe Weiß ſich vor die nothwendig be - vorſtehende Kirch-Reformation ausrichteten / und gleichſam von fern ſich fertig hulten. Es hat ſich a - ber wider dieſe ein ſehr dick finſteres Gewuͤlck zuſam - men gezogen / welches kurtz hernach in grauſameſtes Wetter ausgebrochen / indeme von andern Lutheri - ſchen Predicanten / und Schul-Haltern zu Leipzig / Wittenberg / Luͤbeck / Dantzig / Hamburg / und mehr andern Orthen / theils mit Predigen / theils mit Schrifften ſcharff darwider gehandlet worden / wor - aus ein ſolche Verfolgung ſich gehehet / daß von Tag zu Tag beede Theil untereinander / in Lehr / und Sitten / mehr - und mehr / widerwaͤrtig geſinnet / und uneins worden: Und dieſen neuen Eyfferern / alſo der Nahm Andaͤchtlern / mit welchen man ſie offent - lich belegt / anhaͤngig worden iſt / deſſen ſie ſo we - nig Scheu getragen / daß ſie ſich vielmehr vor Gluͤck - ſelig ſchaͤtzten / daß ſie durch ſolchen Nahm / von an - dern Babyloniſchen / und fleiſchlichen Bauch-Predi - gern / wie auch denen den bloſſen Buchſtaben nach / Schrifft-Gelehrten (wie ſie die andere Lutheriſche Doctores zu nambſen pflegen) unterſchieden werden. Dieſe aber der Andaͤchtlern von uͤbrigen Lutheranern Abſoͤnderung / iſt meiſtens im Jahr 1688. ausgebro - chen. Der Zweck / und Abſehen dieſer Andaͤchtler war erſtens / die eigne jedwederers Beſſerung / wie nemblich einer vorn andern / ihme eine fromme Le - bens - Form wuſte vorzuſchreiben / hernach ſeines La - ſterhafften Lebens / und aller anderer Kirchen / und Gemeinden Reformation / oder Zurechtbringung / darnach anzuſtellen. Dahingegen vorkehreten ſie die Mittel / erſtens eine oͤfftere Durchleſung / undBe -192Betrachtung der H: Schrifft. 2. Sonderbahre Zu - ſammenkunfften / in welchen ſie die Auslegung der Schrifft mit Geſpraͤch / und abgeſungenen Liedlein gewuͤrtzen / ſich unter einander anfriſchen den Willen GOttes taͤglich mehr / und mehr zu erkennen / und dem vereinigten Gebett obligent / die Huͤlff von oben vor gewuͤnſchte Reformation / und gaͤntzlicher Ver - beſſerung / zu erhalten. 3: Die gemeine Erduldung aller Religionen / und dero Meinungen / die den Chriſtlichen Nahmen fuͤhren / mit einer allgemeiner Liebe / getroͤſter Hoffnung / daß ſie nach / und nach / alle mit wahren Band der Lieb / werden einhellig zu - ſammen gebunden / und verſamblet werden. Jn uͤbri - gen ſeynd ſie nahend beym Catholiſchen Glauben; Sintemahlen ſie zugeben / daß die guete Werck zum Heyl nothwendig ſeynd / und der bloſſe Glaub keines Wegs erklecke. Wie auch / daß mit Goͤttlicher Gnad / Huͤlff / und Beyſtand / die Gebott zwar moͤ - gen gehalten / jedoch nicht erfuͤllet werden. Sie wollen auch daß ſich die Jhrige gaͤntzlich verlaugnen / und vollkommen werden ſollen / welcher Urſach we - gen ſie ſich auch die Evangeliſche Raͤth zuhalten fleiſ - ſen / und viel Prediger aus denen / wider den gemeinen Brauch / und Gewohnheit der Lutheraner haben viel Jahr hinaus in ledigen Stand gelebt / deßwegen ſie unterſchiedliche Buͤcher der Catholiſchen / vornehm - lich die Geiſtlichen Sitten-Buͤcher lieben / und in Ehren haben. Von dieſen dann zeigt ſich die beſte Hoffnung / und weit mehrere / weder von allen an - dern Sectirern / daß ſie nemblich dermahlen zur Roͤmiſch-Catholiſcher Kirch werden zuruck kehren / von welcher ſo freventlich dero Vorfahrer abgewi - chen ſeynd. Dann was maſſen das boͤß - und La - ſterhaffte Leben / jeder / und aller Sectirer der groͤſteWider -193Widerſtand und Hindernuß zu ihrer Bekehrung zum Catholiſchen Glauben iſt / alſo iſt ein frommer Le - bens - Wandel der naͤchſte Vorſchub ſelben zu erken - nen / und zu umbfahen. Dann ob ſchon der Glaub ein Gabe GOttes iſt / ſo ertheilet doch GOtt ſolche denen / die deroſelben keinen Widerſtand durch ihr boͤſes Leben / und Hartnaͤckigkeit / und in ſolchen boͤſen Leben / oder Jrrthumb des Glaubens Hals - ſtarrigkeit / thuen. Facienti autem quod ex ſe eſt, Deus non denegat gratiam, der aber thuet / und verſchaffet / was an ihme iſt / dem verweigert GOtt die Gnad nicht. Dieſe Hoffaung / und Zuverſicht vermehret mir das Beyſpill des Hauptmanns Cor - nelii / deſſen Lebens-Wandel vor ſeiner zum Chriſtli - chen Glauben Bekehrung der Apoſtlen c 10. v. 1. und 2. alſo beſchrieben wird: Vir quidem erat in Cæſa - rea nomine Cornelius. 1. Religioſus, ac timens Deum. 2. Cum omni domo ſua. Es war ein Mann zu Cæſarea mit Nahmen Cornelius 1. Der war Gottſelig / und fuͤrchtete GOtt. 2. Mit ſeinen gantzen Hauſe / daß iſt / er verſchufe / daß alles Hauß / alle nemblich ſeine Hauß-Genoſſen ſolche Gottſelige / und GOtt fuͤrchtende Leuthe waͤren. 3. Faciebat eleëmoſynas multas plebi. Er gab dem Volck viel Allmoſen. 4. Deprecabatur Deum ſem - per, und bettete immerdar zu GOtt. Daß iſt / er oblage allſtets dem Gebet / das ihme GOtt zur Er - kanntnuß der Wahrheit / und des Heyls fuͤhren wol - te. Daß war die Anſtalt / und Zubereitung Cornelij Seits / zum wahren Glauben. Deme die Gnad des Glaubens zuertheilen / GOtt nicht geweilet hat / dann er ſaͤndete ſeinen Engel zu Cornelio, der ihme ſagte: Orationes tuæ, & eleëmoſynæ tuæ aſcenderunt in memoriam in conſpectu Dei. Dein Gebett / undNdeine194deine Allmoſen ſeynd hinauf kommen in Gedaͤcht - nuß vor dem Angeſicht GOttes. Und nun ſaͤnde Maͤnner aus gen Joppen, und beruffe Petrum den Fuͤrſten / und hoͤchſte Haupt der Kirch / der wird dir ſagen / was dir zuthuen ſey.
Die zehende Ketzerey geben an die Hand die neue Chiliaſten / welche falſche Lehr neulich erſt von einen Theil der Andaͤchtlern (als die ſich jetzo in un - terſchiedliche Zweig / unter ſich vertheilet) hergeruͤhrt / diſe erwarten mit hoͤchſtem Wunſch / daß tauſente Jahr Chriſti auf Erden / in welchen ſie aus denen Weiſſa - gungen eines Fraͤuleins Roſimundis von Affenburg genannt / und etlich anderer Glauben / daß alle an - dere Babyloniſche Religion werde abgethan / und ausgetilget werden. Aus dieſen haben nicht wenige im Jahr 1693. und 1694. in die Peninſulaniſche Americæ Landſchafften abgeſeglet / in Meinung / daß ſie in Erbauung der neuen Stadt Philadelphia, die alte Gemeinſchafft der Apoſtlen ihren Sinn nach beſtellen wolten / womit ſie ſich allen menſchlichen Geſaͤtzen entzieheten / und unter den Vorwand des Reichs der tauſent Jahren / der vollen Freyheit des Gewiſſens genieſſeten. Nebſt deme aber / daß dieſe ein laͤhr / und eitle Erwartung iſt / wiſſen ſie ſelbſt nicht / woher dieſe tauſent Jahr Chriſti ſollen gerech - net werden / und wann doch dero Anfang anheben werde. Der alten Chiliaſten / ware von dieſen weit ein andere Meinung / daß nemblichen Chriſtus vor den allgemeinen Gericht tauſent Jahr zuvor werde in die Welt ankommen / und daß die Heilige auffer - ſtehen / und durch tauſent geſchlagne Jahr der irr - diſchen Guͤter genieſſen wurden / nach dieſen tauſent Jahren aber auch die Gottloſe erſtehen wurden / und dann das letzte End-Gericht werden. Von dieſen /oder195oder andern dergleichen Chiliaſten / ſchreibt der Heil: Hieronymus Homil. 3 in Matth c. 19. aus Anlaß dieſes Spruchs / welchen Chriſtus zu ſeinen Juͤngern geſprochen hat: Matth. 19. v. 28. und 29. Vos, qui ſecuti eſtis me, cum ſederit Filius Hominis in ſe - de majeſtatis ſuæ, quando & mortui de corru - ptione reſurgent incorrupti, ſedebitis & vos in ſolijs judicantium, condemnantes duodecim tri - bus Iſraël, quia vobis credentibus, illi credere noluerunt. Et omnis qui reliquerit domum, vel Fratres, aut Sorores, aut Patrem, aut Matrem, aut agros propter nomen meum, centuplum ac - cipiet, & vitam æternam poſſidebit. Jhr / die ihr mir nachgefolget ſeyd / wann des Menſchen Sohn auf den Stuel ſeiner Majeſtaͤt ſitzen wird / auch ihr ſitzen werdet auf zwoͤlff Stuͤelen / und richten die zwoͤlff Geſchlecht Jſrael. Und ein jeglicher / der ſein Hauß verlaſſet / oder Bruder / oder Schweſter / oder Vatter / oder Mutter / oder Aecker umb meines Nah - mens Willen / der wirds hundertſaͤltig wiederumb bekommen / und das ewige Leben beſitzen. Etliche abnehmen aus dieſen Worten tauſent kuͤnfftig Jahr / die ſie ihnen nach der Auferſtehung verheiſſen / und ſagen: damahlen wird uns das Hundertfaltige aller Sachen / die wir verlaſſen / wiederumb / und mit daß ewige Leben gegeben werden / die nicht verſtehen / daß wann in uͤbrigen die Wider-Vergeltung wuͤrdig iſt / in Weibern die Abſcheulichkeit erſcheinet / daß nemblich / der vor den HErrn ein Weib verlaſſet / kuͤnfftig darvor ſolte hundert empfangen. So iſt dann der Worten dieſer Verſtand / der was Fleiſch - liches vor den Selichmacher verlaſſen hat / der wirds in Geiſtlichen empfahen / welche in Vergleich / und ihren Verdienſt nicht anderſt ſeyn werden / als wannN 2einer196einer kleinen Zahl / die hunderte Zahl ſolte verglichen werden. Die jetziger Zeit Chiliaſten aber / verwer - fen die Epicurriſche Fleiſch-Geluͤſten / und laſſen nichts deſtominder das tauſende Jahr zue / aber eben wie jene / ohn eintzigen Grund.
DJeſes Abſatzes erſte Ketzerey ſeye der Viſio - niſtarum, die mit lautern aus anderer Welt Geſicht - und Geiſt - Verzuckungen umbge - ben / welche ein Aſt / oder Zweig der Pie - tiſten / oder Andaͤchtlern iſt / die unter ihnen alſo ge - nannt / weilen ſie ſich einbilden / und bereden / daß ſie zuweilen in Geiſt / zuweilen auch dem Leib nach / verzuckt / und unterſchiedliche Sachen gelehret wer - den. Dieſe verachten all Anſehen der H: Vaͤtter / ja auch der erſten vier H: Kirchen-Raͤth / wie auch die Lehr ihrer Pietiſten / wann ſolche mit ihren Wahn / und Meinungen nicht einſtimmen / und alſo haben ſie allein vor ihr Regul / und Glaubens - Richt - Schnur ihren Privat / oder Sonder-Geiſt mit ihrer ſelbſt eigner Wahn-Sinnigkeit. Von wannen un - ſchwer abzunehmen / wie weit die Viſioniſten unter ſich ſelbſt / als mit andern auch Pietiſten / in Glau - bens-Sachen nothwendig muͤſſen von einander zer -theilt /197theilt / und unterſchieden ſeyn / dermaſſen vorwahr / daß kaum zehen zu finden / die in allen Glaubens - Sachen mit einſtimmen / und eines ſeynd.
Die andere Ketzerep / und anderer Zweig der Pietiſten iſt der Renutorum, oder Wider-Gebohrnen / die ſich Wider-Gebohrne / und Kinder GOttes nen - nen / und von ſich halten / und ausgeben / daß ſie das Volck GOttes / und Koͤnigliche Prieſterthum ſeynd / ſie fleiſſen ſich mit denen Stoicis, die in Gemuͤet erſt - aufſteigende Bewegungen zu unterdrucken / und er - achten / daß in dieſen des Menſchen Vollkommen - heit beſtehe. Jndeme doch der Heil: Apoſtel Pauius Rom. 7. v. 15. 16. 17. 18. und 19. von ſich ſelbſt be - zeuget: Non quod nolo bonum; hoc ago, ſed quod odi malum, illud facio. Jch thue das Gue - te nicht / daß ich will / ſondern das Boͤſe thue ich / daß ich haſſe. Jſt ſo viel geſagt: Jch wolte gern friſch / bereit / und eilfertig groſſes / und viel Guetes thuen / wo aber die Begierd / und Luſt die Oberhand uͤberkommen / unterlaſſe ich oͤffter ſolches / in Gegen - ſpill aber / was ich haſſe / daß thue ich. Daß iſt: Von welchen mein Gemuͤth ein Haß / und Scheu traget / nemblich die erſtens erſt-aufſteigende Ge - muͤths-Bewegungen / thue ich / oder vielmehr durch die verkehrte Natur leyde ich. Si autem quod nolo, illud facio, conſentio legi, quoniam bona eſt. So ich aber daß thue / was ich nicht will / ſo falle ich dem Geſaͤtz bey / daß es guet ſey / daß iſt / wann ich aber thue / was ich nicht will / oder vielmehr leyde wider meinen Will / der Natur nach / beyfallend dem Goͤttlichen Geſaͤtz / und nicht beyfallend jenen unzimlichen Bewegungen / und Beguͤrden / folget daraus / daß ich nun daſſelbe nicht / daß iſt freywillig wircke / ſondern die Suͤnde / die in mir / nemblichN 3die198die verkehrte Natur iſt. Und doch wahre der Heil: Paulus ein vollkommener Mann / der von ſich ſelbſt 1. ad Cor. 4 v. 4. hat ſchreiben doͤrffen: Nihil mihi conſcius ſum. Jch bin mir nichts bewuſt / wiewoh - len ihme ſchon allzubekannt ware / daß er thaͤtte / was er nicht wolte / daß iſt in ſich haben die erſtens erſt Bewegungen / die pur lauter natuͤrlich / und auf keine Weiß moͤgen vermiden werden.
Die dritte Ketzerey der Pietiſten Sect iſt Con - tempiativorum, der Contemplanten / und dem beſchaulichen Gebett obliegenden. Dieſe der Art der Quietiſten nach / in Geiſtlicher Ruehe / und Betrach - tung verzuckt / enthalten / und entziehen ſich dem of - fentlichen GOttes-Dienſt / denen Predigen / und Gebrauch der H: Sacramenten / als die dero unbe - duͤrfftig / doch der Privat / oder Geheim-Communion / die ihnen auch die Weiber reichen / ſich gebrauchen / jedoch verwerffen ſie die Ohren-Beicht mit denen Calviniſten / und glauben hingegen mit denen Catho - liſchen das Fegfeur.
Die vierte Ketzerey / der vierte von Pietiſten Zweig iſt deren / die uͤber andere alle der Pietiſten Glaubens-Faͤhler / noch dieſen beyrucken / daß ſie die erſte Perſohn in Goͤttlicher Drey-Einigkeit / oder dem ewigen Vatter / dermahln eingefleiſcht zu werden / wiewohl ohn allen Grund / verhoffen.
Die fuͤnffte Ketzerey iſt eine Miß-Geburth der Inſpiratiſtarum, oder der Goͤttlichen Einſprechung erwartenden. Dergleichen ſehrviel Uncatholiſche / mehr polit - und beſcheidene ſeynd. Dieſe laſſen ſich mit denen Catholiſchen in kein Streit ein / ſie ſchmaͤhen nicht / noch verachten einiger Weiß den Catholiſchen Glauben / und verfechten auch nicht halsſtaͤrrig ihre Religion. Wo ſie aber befragt / und mit Anſtaͤndenge -199gedruckt werden / warumb ſie nicht dermahlen den Catholiſchen Glauben umbfangen / geben ſie zur ant - wort / daß ihnen diß dato / GOtt nicht eingegeben habe / wo ſie aber ſolche Einſprechung von GOTT empfangen werden / wollen ſie ihme mit nichten wi - derſprechen / ſondern vielmehr willig / und bereit folgen / und gehorchen. Wiewohln aber ſonder al - len Zweiffel iſt / daß der Glaub ein Werck GOttes ſey / wie bey Joanne 6. v. 29. zuſehen: Hoc opus Dei eſt, ut credatis in eum, quem miſit ille. Diß iſt das Werck GOttes / daß ihr an den glaubet / den er geſandt hat. Und v. 66. Nemo poteſt venire ad me, niſi fuerit ei datum à Patre meo. Niemand kan zu mir kommen / es ſey ihme dann gegeben von meinen Vatter / ſo iſt dann auch jenes das Gewiſſe - ſte / daß GOtt auch die menſchliche Mit-Wirckung zu ſeiner Gnad erfordere / womit dieſelbe ihre Krafft erhalte / Laut jenes Prov. 16. v. 1 Hominis eſt ani - mam præparare. Der Menſch mag wohl das Hertz bereiten. Und 1. Reg. 7. v. 3. wiederum. Præpa - rate corda veſtra Domino. Bereitet euere Hertzen dem HERRN. Und bey Zacharia 1. v. 3. Convertimini ad me, & ego convertar ad vos dicit Dominus. Bekehret euch zu mir / ſo will ich mich zu euch kehren / ſpricht der HErꝛ. Und bey Eze - chiel 18. v. 31. Facite vobis cor novum, & Spiri - tum novum. Macht euch ein neues Hertz / und ein neuen Geiſt. Und zu denen Corinthiern 1. c. 3. v. 9. Dei einm ſumus adjutores. Wir ſeynd GOttes Gehuͤlffen. Und Apoc. 3. v. 20. So jemand mir die Thuͤr wird eroͤffnen / ſo will ich zu demſelben hin - ein gehen. Dannenhero vielweiß die gantze Abhand - lung der H: Auguſtinus To. 10. Serm. 14. de verbis Apoſtoli beſchlieſſet / alſo ſprechend: Totum ex Deo,N 4non200non tamen ut ſimus quaſi dormientes, non quaſi, ut non velimus, ſine voluntate tua non erit in te Juſtitia Dei, qui fecit te ſine te, non te juſtificat ſine te. Alles iſt aus GOtt / doch nicht / daß wir gleichſam darbey ſchlaffen / und ſeynd gleichſam / als wolten wir nicht Ohne deinen Will / wird nicht in dir ſeyn die Gerechtigkeit GOttes / der dich gemacht hat ohne dich / rechtfertiget dich nicht ohne dich Sol - che demnach haben / daß ſie ſich durch die Gnad GOttes zubereiten (welche keinem Menſchen ver - weigeret werde) mit frommen Lebens-Wandel / mit Verhuͤtung der Suͤnden / mit Vor-Erleuchtung / und Offenbahrung / wie auch umb die Gab des Glaubens / GOtt bitten / und betten / und ſie koͤnnen ſich von Er - haltung eines heiligen Antriebs / und Einſprechung den wahren Glauben zuumbfahen / verſichern.
Folget die ſechſte Ketzerey der Calumniantium, oder Verleumbder / und Schmeher. Jn welcher Zunfft ſich viel uͤber die maſſen Lutriſche / und Cal - viniſche Predicanten eingeſchrieben befinden. Die / weilen ſie die Wahrheit ihrer Sect nicht darthuen / und behaubten / noch die rechtmaͤſſige Lehr des Ca - tholiſchen Glaubens widerſprechen moͤgen / nehmen ſie ihre Zuflucht zu uͤberaus abſcheulichen Schmaͤh - und Laͤſterungen / ſolches vor denen Zuhoͤrern dem Catholiſchen Glauben aufbindent / was die Catho - liſche Kirch niemahln gelehret / oder gehalten hat / ja ſo gar / was dieſelbe verwerfet / verdammet / und fluchet. Und dergleichen Schmaͤh - und Laͤſterungen / ſtinckend / und unverſchambte Lugen ſeynd die hier folgen. 1. Daß wir mehr ſchetzen / und halten auf die menſchliche Ubergebungen / als auf das Wort GOttes. 2. Daß die H: Schrifft von uns werde verderbt / und gefaͤlſchet. 3. Daß der Glaub vonuns201uns werde vernachlaͤßiget / und nur allein die guete Werck anbefohlen werden. 4. Daß wir lehren / der Suͤnder moͤge mit ſeinen Wercken die Gnad / und Nachlaß der Suͤnden verdienen. 5. Daß nicht min - der die Heilige / als Chriſtus von uns geehret werden. 6. Ja ſo gar / daß wir die Heilige bey uns vor Goͤtter haben / und anbetten. 7. Wann wir ableiben / und ſterben muͤſſen / daß wir unſer Ver - trauen nicht auf die Verdienſt / und Leyden Chriſti / ſondern Theils in unſern Wercken / theils in Vor - ſprechung der Heiligen ſetzen. 8. Daß wir lehren / und beſtaͤttigen / daß der Papſt wider das alte / und neue Geſaͤtz GOTTES / anordnen / und be - felchen moͤge. 9. Unterfinge ſich ſo gar vermeſſen ein Predicant in Hungern / uns mit offentlicher Schmach - und Laͤſterſchrifft zubelegen / daß der Papſt mit denen Prieſtern diſpenſirt / oder ſie befreyet ha - be / daß ſie ohne Suͤnd Hueren / und Ehebrechen moͤgen. 10. Daß wir den Papſt vor ein GOtt hal - ten. 11. Beyſetzen ſie noch aus ihren Calvino, daß der geheimen Roͤmiſchen Theologey / oder Heil: Schrifft / vornehmſte Lehr / und erſtes Haupt-Punct ſeye / daß kein GOtt gegeben werd. Daß andere / alles was von Chriſto geſchrieben worden / und an - noch gelehret wird / lauter Lugen / und Betriegerey ſeynd. Daß dritte / daß die Lehr von kuͤnfftigen Le - ben / und letzter Aufferſtehung pur lautere Gedicht / und Fablen ſeynd. Und andere dergleichen faſt un - zalbahre Lugen / die ſie taͤglich erdichten / und das Volck mit zuverfuͤhren / und zu betriegen vor ihr eignes Jn - tereſſe / und Nutzen trachten / und ſuchen / daß man ihnen nicht unbillich jenes Iſaiæ 28. v. 15. aneignen moͤge. Poſuimus mendacium ſpem noſtram, & mendacio protecti ſumus. Wir haben auf LugenN 5unſere202unſere Hoffnung geſaͤtzt / und mit Lugen ſeynd wir beſchirmet worden. Und in Wahrheit iſt es ein au - genſcheinlich Beweißthumb / daß die in Erweiſung ihrer Sach abnehmen / und zu kurtz kommen / welche wider ihre Gegner / vor vernuͤnfftig / und wohl - ge - gruͤnde Gegen-Beweißthumb / zur Schmach - und Laͤſterung fliehen / und mit ſolchen / als mit Schaur / und Hagel / ſo tapffer / als ſie vermoͤgen / der Schwere nach zuwerffen. Und doch ausdreſchen / und aus - ruffen ſolches / und dergleichen mehr / die Predicanten allenthalben / und offentlich in Cantzeln / Gaſſen und Straſſen / in Freß - und Sauff-Stuben / mit Worten / und Schrifften / damit ſie dadurch das Volck vom Catholiſchen Glauben abhalten / und ſchrecken. O der verfluchten / und verkehrteſten Art der Menſchen / wann doch dieſe ein Art der Menſchen / und nicht mehr der wildeſten Thier / und Beſtien / zunamb - ſen iſt.
Der ſibenten Ketzerey Stiffter / ſeynd die Diſ - ſimulantes Trideiſtæ, die Dreyfaltigkeit Verſchwir - tzer in Litthau. Die im Jahr 1600. in ihren gehal - tenen Affter-Kirchen-Rath zu Vilna, die zwey zu - vor andere von loſen Leuthen Zuſammen-Kunfften / beſtaͤttiget haben / in dero einem abgehandlet / und beſchloſſen worden / Patrem, & Filium, & Spiritum Sanctum invocandum eſſe, non verò unam Trita - tem. Daß der Vatter / Sohn / und Heil: Geiſt / nicht aber eine Dreyfaltigkeit anzuruffen ſey. Als wann eine Dreyfaltigkeit / was vom Vatter / Sohn / und H: Geiſt unterſchiednes / und nicht mehr / eben einer Sach Widerholung waͤre. Auf jenen nemblich Schlag / und Formb gantz gleich / und aͤhnlich jenem Engliſchen Lobgeſang / welches mit vergeſellſchaffter Frolockung die Seraphinen anſtimmen / Sanctus,San -203Sanctus, Sanctus Dominus Deusexercituum, ple - na eſt omnis terra gloria ejus. Iſa. 6. v. 3. Heilig / Heilig / Heilig iſt der HErr / der GOtt der Herrſcha - ren. Die gantze Welt iſt ſeiner Herrligkeit voll. Jn welchen dreymal Sanctus, Heilig widerhollet wird / auf daß die H: Dreyfaltigkeit in Einigkeit der We - ſenheit angedeutet wird. Jn anderer ihres Geſchmeiß Zuſammenkunfft war ein Gezaͤnck (da ſie unter ſich vom Heiligſten Geheimnus der Goͤttlichen Dreyfal - tigkeit / uͤberaus uneinig waren) beederſeits einen Vergleich zu treffen / weilen ſie auf keine Weiß / keines Weegs / erhalten / und unter einander eintreffen kunten / ergienge der Ent-Schluß / ut unus - quisquè ſequatur viſiones cordis ſui. Daß gleich - wohl jeder zuſehen / und dem Geſicht ſeines Hertzens folgen ſoll / das wahrhafftig in der Sach nichts an - deres war / als / daß jeglicher von dieſen hoͤchſten Geheimnuß halte / was ihme ſelbſt belieblich / und wohlgefaͤllig iſt. Jn dritter endlich Abredung / da die Edle ihren Wors-Dienern verwieſen / und auf - rupfften / daß ſie nicht wuſten / was ſie aus ihren Gezanck / und Hader glauben ſollen / empfiengen ſie von ſelben keine andere Antwort / weder / daß ſo lang die weltliche Herrn ihrer Verſamblung beywohnen wurden / keine Ordnung ſein werde. Welchen ſich die Adelſchafft widerſetzet / und geantwortet: So lang uns dieſe Schueler lehren werden / ſo lang wer - den wir irr gehen / und des Zwecks verfaͤhlen Nach anderer Meinung aber waren wenig uͤbrige / die erach - tet / man moͤge die Sach nit beſſer vereinigen / als wan man mit denen Faͤhlern / durch die Finger ſehe / und die gantze Sach / mit dem Huet der Vergeſſenheit be - decke. Weit / ja Himmelbreit gefaͤhlet! zumahlen aus dieſer handgreifflichen Widerſprechung / undGegen -204Gegenſtreit der Predicanten / die verfuͤhrte / ihrer Lehr-Meiſter Faͤhler nicht haͤtten nachſehen / ſondern ihr falſche Lehr verwerffen / und der Catholiſchen rei - nen Lehr anhangen ſollen. Alſo leyder aber / fuͤhret ein Blinder der andern Blinden / damit ſie hernach miteinander in die Grueben / und gebe GOtt / nicht in den ewigen Hoͤllen - Sumpf / uͤbern Hauffen fal - len. Matth. 15. v. 14. Sehe currum triumphalem den Triumph-Wagen der Catholiſchen Kirch bey Gravina.
Zur achter Ketzerey auftretten Novi Matrimo - niſtæ, die neue Eheſchmieden. Dieſe ſeynd / zwar Sectirer in Niederlanden / welche im Anfang des gegenwaͤrtigen / und Ausgang des vorigen Jahrs - Hundert dieſe Weiß / und Formb die eheliche Ver - lobnuſſen zuhalten / eingefuͤhrt haben. Daß an ſtatt des Prieſters ein Notarius, oder Marck-Schrei - ber beyſtehen ſolle / der erſtens die Einwilligung / und Entſchluß der ſich zuverelichen geſinten durchſuchen / und erforſchen ſolte / welchem / wo er nachgekom - men / ſolle er alſobald darauf antworten / weilen de - nen Herren Commiſſaris, oder Heyraths-Man - nern / kein rechtmaͤßige Hindernus beyfallet / und gantz billich ſey / daß euer Vornehmen befoͤrdert wer - de / ſo wolle GOtt eueren Entſchluß / den er euch er - theilet / bekraͤfftigen. So dann der Notarius nach zuſammen gefuͤgter beeder rechten Hand der Braut / und des Braͤutigambs / den Braͤutigam alſo anreden ſote: Bekenſt du vor GOtt / und der Obrigkeit / daß du dieſe N. allda anweſende zum rechtmaͤßigen Ehe - Weib nehmeſt / und dero verſprecheſt / daß du ſie nim - mermehr verlaſſen / ſondern ihr Lieb / und Treu erweiſen / auch den Glauben halten / und alles nach dem vorgeſchriebenen Evangelio leiſtenwol -205wolleſt? Und da diß alles der Braͤutigam verhieſſe / gleich wie auch hingegen die Geſponß / zohe der Marck - Schreiber alſobald dieſe ſchrifftlich aufgezeichnete Formb hervor. Pater miſericordiarum, qui vos per ſuam gratiam ad Sanctum hunc ſtatum matri - monialem vocavit, devinciat vos ſincerâ dilectio - ne, & fide conjugali, detquè vobis ſuam benedi - ctionem. Der Vatter der Erbarmungen / der euch durch ſeine Gnad / zu dieſen heiligen Eheſtand beruf - fen hat / verbinde euch mit aufrichtiger Liebe / und ehlicher Treu / und gebe euch ſeinen Segen. Dieſe Weiß und Formb zuvermaͤhlen hat etlichen Nieder - Laͤndiſchen Obrigkeiten / und Staͤnden gefallen / wo man das Rath-Haus in Tempel / die weltliche Obrig - keit in die Kirch / den Geheim - oder Marck-Schrei - ber in Prieſter veraͤndert hat. Alſo Gravina.
Die neunte Ketzerey erhalten Infernales, oder die Hoͤlliſche / welche Sect zwar / auch in vorigen Jahr-Hundert ausgeſprenget / doch geſchwind ver - loſchen wahr / diß Jahr-Hundert aber wiederumb von neuen / und zwar unlaͤngſt iſt erwecket worden. Dieſe verlaugnen / und abneinen / daß eine Hoͤlle ge - geben werde. Welchen / wiewohl ihren allzubund / und groͤbeſten Faͤhler / ſie doch juͤngſt / mit in Druck ausgefertigten Buch zu ſchuͤtzen / ſich befliſſen haben. Sie ſagen / daß die Hoͤll nichts anders ſeye / als eines jeglichen Grab / und daß jener Glaubens-Satz der Apoſtoliſchen Bekanntnuß von Chriſto deſcendit ad inf ros, er iſt zur Hoͤlle abgefahren / eben ſo viel be - deute / als er iſt begraben worden. Und jenes in Pſal - men 15. v. 10. Non derelinques animam meam in inferno. Du werdeſt meine Seel in der Hoͤlle nicht laſſen / welche Wort der Prophet in der Perſohn Chri - ſti vortraget / legen dieſe dem Ertz-Ketzer Beza nach -folgende206folgende / alſo aus / du werdeſt mein Todten-Coͤrper nicht in Grab laſſen Ein harte / und ſpoͤtliche Uber - ſetzung iſt dieſe: daß durch die Seel ein Todten-Coͤr - per verſtanden werde / und durch die Hoͤll das Grab / welche gantz neu - und unerhoͤrte Bedeutung / oder Nahmen-Erzehlung / in keinen jemahlen Lexico, oder Woͤrter-Buch / weder Griechiſch / weder Hæbræ - iſchen / weder je anderen Sprach-Buͤchern zufinden iſt. Wahrhafftig auch der H: Apoſtel Paulus zu de - nen Epheſiern 4. v. 9. bezeuget Sonnenklar / daß Chriſtus nach ſeinen Todt ſeye zur Hoͤlle abgeſtiegen / oder wie es andere geben / zu den unteriſten Theilen der Erden / welche Beſchreibung des Orts mit nich - ten dem Grab mag zugeeignet werden. Dannenhe - ro der H: Auguſtinus Epiſt. 99. ſagt: Quis ergo niſi Infidelis negaverit fuiſſe apud inferos Chriſtum? wer wird dann / als ein Unglaubiger / oder Heyd verneinen / daß Chriſtus nicht in der Hoͤlle geweſen ſeye?
Auch die zehende Ketzerey / iſt noch anderer Infernalium, oder Hoͤlliſchen aus Anlaß und Gele - genheit eben dieſer Chriſti des HErrns zu Hoͤlle Ab - ſteigung. Dann die Lutheraner voriges Jahrs - Hundert hatten gehalten / daß Chriſti des HErrens Seel zur Hoͤlle / nicht in die Vor-Hoͤlle der H: Vaͤt - ter / ſondern zur Hoͤlle der Verdambten abgeſtiegen ſeye / und daß er alldort die Hoͤlliſche Peinen vertra - gen habe / die Lutheraner aber dieſes Jahrs-Hun - dert lehren in ihren faſt allen hohen Schuelen (die eintzige Helmſtaͤttiſche / und Koͤnigſpergiſche ausge - nommen) daß die gantze Perſohn Chriſti / den Leib / und der Seel nach zur Hoͤlle abgeſtigen ſey. Beede aber ſchieſſen weit von der Wahrheit Faͤhl / in einer ſo wohl / als anderer Erlaͤuterung des Abſteigens Chri -ſti207ſti zur Hoͤlle. Und dem Faͤhler zwar der jetzigen Lutheranern / widerlegen die Koͤnigſpergeriſche (wie - wohl Lutheraner) ſelbſt / und benantlich Doctor Zeidler in Collegio controverſiarum Sect 4 Aus diſen allein / daß in H: Schrifft nirgentwo geſagt werde / daß Chriſtus den Leib nach zur Hoͤlle abgeſtigen ſeye / ſondern ſelbe Abſteigung allein ſich auff die Seele erſtrecke. Gleichwie in 15ten Pſalm v. 10. Non derelinques animam meam in inferno, nec dabis Sanctum tuum videre corruptionem. Du werdeſt meine Seele nit in der Hoͤlle laſſen / und nicht verſtat - ten / daß dein Heiliger die Verweſung ſehe. Allwo von ſeinen Fleiſch Meſſias ſagt / daß ſolches keine Verwe - ſung ſehen / ſeine Seele in der Hoͤlle nicht verbleiben werde. Dergeſtalten auch der H: Petrus Act. 2. v. 27. dieſe Wort anfuͤgend / dieſe zwey unterſcheidet.
ERſtens ſetze ich hier die neue Calvino-Græcos, oder Calviniſche Griechen. Die Sach hat - te ſich alſo zugetragen: Naͤchſt verfloſſenen Jahren / bemuͤhete ſich embſigſt / und wen - dete eyffrig allen Fleiß an Eminentiſſimus Cardina - lis, der hoch-erhobene Purpur-Prieſter der Kirch Leopoldus von Kollonitz, damit die Gebraͤuchder208der Griechiſchen Spaltung / die unter der Cron des Koͤnigreichs in Hungern in groſſer Menge / und An - zahl ſeynd / als die Ruthener / die Raſcianer / und Wallachen zur Einigkeit des Roͤmiſch-Catholiſchen Glaubens eingefuͤhret / und gezohen wurden / welches er auch in Ruthenern / und ziemlichen Theil der Raß - ciaͤner gluͤcklich ausgewircket hat. Zu dem Ende hat er auch ein Kayſerlichen Gewalts - oder Freyheit - Brief erhalten / daß die Prieſter des Griechiſchen Gebrauchs (die zuvor dienſtbarlich / und ohne unter - ſcheid von andern Unterſaſſen / und Bauren-Volck von ihren irrdiſchen Herrn gehalten worden) die ſich mit recht die Geiſtliche der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch gebrauchen / genieſſen ſolten. Worauf auch die Wallachen in Sibenbuͤrgen dieſe Vereinigung in - ſtaͤndig verlanget / und alſo umb ſelbe angeſucht / und auch erhalten haben / obwohlen dieſer ihrer Verei - nigung mit der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch / ſich ſcharff / und haͤfftig die Calviniſten / und Arianer zu widerſetzen gefliſſen haben. Da ſie aber ſelbe nicht hintertreiben / noch hindern moͤgten / haben ſie et - welche wenige der Wallachen Rohe / und ungeſchlif - neſte Prieſter / theils mit Bedrohungen / theils mit Verheiſſungen angefuͤhrt / daß ſie ſich mit ihrer Cal - viniſcher Kirch vereinigten / auf welche Weiſe die uͤ - brige Wallachen ſich mit der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch einhaͤllig vereiniget haͤtten. Dieſe Sach ver - urſachte bey denen Catholiſchen ein Gelaͤchter / und Ungebuͤrlichkeit zugleich / ja ſie gabe auch ein groſſe Befrembdung / und Anlaß zu zweiffeln / ob eine groͤſ - ſere Ungeſchicklichkeit in jenen Wallachiſchen Prie - ſtern / die mit denen Calviniſten die Vereinigung be - gehrten / oder aber bey denen Calviniſten / die ſie zu ihrer Einigkeit annahmen / eine dummere Hirnlo -ſigkeit209ſigkeit waͤre. Maſſen keiner aus beeden Theil ver - ſtunde / was nur den bloſſen Nahmen / weit minder der Sach ſelbſt nach / dieſe Unio oder Vereinigung war. Sintemahlen die Vereinigung der Schismaticorum, oder Abtrinnigen mit der allgemeinen Kirch / ſchon als gewiß darvor haltet / daß ſie in Glaubens - Saͤ - tzen mit dero einig / und nur allein in Unterwerffung des Kirchen-Haubts / von deme ſie getrennet / an - noch uneins ſeynd. Die Calviniſten aber verwerf - fen gaͤntzlich alle Glaubens-Saͤtz der Griechen / und hingegen die denen Griechiſchen Kirch-Gebraͤuchen nachleben / die Glaubens-Saͤtz der Calviniſten / als die Gottloſeſte / verdammen / und verfluchen Was ſoll dann dieſe Griechiſch-Calviniſche vor eine Ver - einigung ſeyn? Fuͤrwahr keine / dann nominalis, den bloſſen Nahmen nach / und in der Sach unter ſich / mehr dann Himmel weit / und breit entſchieden / und entfehrnet / und demnach ein gantz Abentheu - riſche / Fantaſtiſche / die niemahlen war / noch auch ſeyn / oder ſich ereignen kan. Diß iſt nun das unerhoͤr - te Wunder-Thier / welches aus dieſer neuen Calvi - niſch-Griechiſcher Sect hat nothwendig / aber nur in uͤbel aufgeraumbten Dauli-Koͤpffen / entſpringen muͤſſen.
Den andern Platz anderer Ketzerey / einraume ich denen Originaliſten / die ihren Nahmen von der Erb-Suͤnd fuͤhren. Jn vorigen Jahr-Hundert ſeynd etliche Ketzereyen an Tag kommen / als die Cal - viniſche / und Wider-Tauferiſche / die in Adams Nach - Koͤmmlichen die Erb-Suͤnd abneineten. Die Lu - theriſche lieſſen doch ſolche zue / wiewohln ſie ſelbe an - derſt auslegten / als die erſte Catholiſche Kirch Die Lutheraner dieſes Jahrs-Hundert aber lehren faſt in allen ihren hohen Schuelen / daß die Kinder nebſtOder210der Erb-Suͤnd auch andere wuͤrckliche Suͤnd haben / welche falſche Lehrer doch / die Koͤnigſpergiſche Schuͤ - ler (wiewohln ſie ſelbſt Lutheraner ſeynd) widerlegen / von welcher Sach eine gantze Diſputation, oder Schuel-Gefecht / des Doctor Zeilers in offentlichen Druck im Jahr Chriſti 1699. zu Koͤnigſperg ausge - gangen. Deme ich beyfuͤge / daß durch dieſe Lehr / daß vornehmeſte / gegen die vor Jahren Pelagianer eingewentes Beweißthumb (wie es aus dem Heil: Auguſtino L. 4. contra duas Epiſtolos Pelagij c. 8. be - kannt) gaͤntzlich verunkraͤfftet werde. Daß nemblich die Kinder in dieſem Leben / mit Peyn / und Schmer - tzen der Kranckheiten / und mit dem Todt ſelbſt ange - ſehen / und wo ſie nicht in Chriſto / bevor ſie von hin - nen ſcheiden / wider gebohren werden / von GOtt e - wig verworffen werden. So haben ſie dann die erbliche / oder wuͤrckliche Suͤnd / ſintemahlen GOtt / als der Gerechteſte / niemand / weder der Suͤnd hal - ben beſtraffet. Die Kinder aber haben keine wuͤrck - liche Suͤnd / alſo demnach die Erb-Suͤnd / welches Beweißthumb des H: Auguſtini, wider Pelagium zu Boden fiele / wann wahr ſeyn ſolte / daß die Kin - der auch eine wuͤrckliche Suͤnd haͤtten.
Jn die dritte Stell kommen die Koͤnigſpergiſche Schrifft-Gelehrte / die ob ſie annoch Lutheraner ſeynd / haben ſie doch in dieſen Jahr-Hundert / in vielen Glaubens-Saͤtzen / mit anderen Lutheranern uneins zu werden angefangen / und zuziehen ſich allem An - ſehen nach der Wahrheit der rein - und allgemeinen Religion. Unter welchen die Vornehmbſte waren / Herr Chriſtianus Dreyer / Herr Melchior Heidler / Herr Martin Sylveſter Graͤbe / Herr Samuel Werner / Herr Joannes Philipp Pfeiffer / der ande - re Chriſtian Dreyer des aͤltern erſt-benannten Sohn /und211und andere mehr. Dieſe dann erweiſen augenſchein - lich / daß die Lutheraner in vielen gefaͤhlt / und annoch ſich irren / und faͤhlen. Und erſtens zwar / verwerf - fen ſie mit denen Catholiſchen / und Recht-Glaubigen / die aller Orthen der Menſchheit Chriſti Anweſenheit / welche jene Lutheraner (die Ubiquitarij genanut werden) verfechten. 2. Die Abſteigung Chriſti zur Hoͤlle halten ſie den Catholiſchen Verſtand ge - maͤß. 3. Die Verzeihung / und Nachlaß der Suͤn - den auslegen ſie reiner / und geſunder Lehr nach. 4. Von der Bekehrung des Menſchens zu GOtt / von Unterſchied der toͤdtlich - und laͤßlichen Suͤnden / von Nothwendigkeit zum Heyl der gueten Wercken / hal - ten ſie alles recht. 5. Setzen ſie die Verwandlung im Altar-Sacrament / und in ſelben / nur dergeſtal - ten / und beyfaͤlligen Sachen Verbleibung allein. 6. Die Ceremonien / und Gebraͤuch des Tauffs / der Firmung / und anderer Sacramenten / wie ſie vor alter / und noch heunt zu Tag bey denen Catho - liſchen in Gebrauch / und Schwang gehen / werden von ihnen guet geheiſſen. 7. Das Anſehen der Al - ten H: Vaͤtter verwerffen ſie nicht. 8. Die Apoſto - liſche traditiones, oder unſchrifftliche Ubergebungen / Faſten / Gebett / und Meß-Opffer vor die Verſtorbe - ne / ehren ſie. 9. Sie loben die Evangeliſche Raͤth. 10. Sie verneinen beſtaͤndig / daß der Roͤmiſche Papſt der Anti-Chriſt ſeye. Sie ſeynd auch in an - deren Glaubens-Lehren der Catholiſchen Kirch guͤn - ſtig / und geneigt / daß alſo allen Anſehen nach / ſich zu ihnen das Reich GOttes naͤhere / und ſie nicht mehr / weit und fehrn / von des Catholiſchen Glau - bens Bekanntuuß / und Umbfahung ſeynd / und was noch mehr / haben ſchon allbereit etliche deroſelben / bey Ablegung alles menſchlichen Reſpects / und Auf -O 2ſehens /212ſehens / in der Sach ſelbſt / deme angenommen / und umbfangen. Von welcher Sach / mehrers im Buͤchel Chriſtiani Helwich / welches zu Glatz im Jahr 1698. ausgegangen / zuerſehen iſt. Dieſes Buͤchels Titul iſt. Manuductio Regio-Montano - rum Theologiæ Profeſſorum ad Catholicam fidem, ex varijs ipſorum ſcriptis adornata. In hoc tamen culpandi, quod necdum planè, ac palàm ſe Roma - no-Catholicos declarent.
Das vierte Orth / will denen Anti-Luthero Ca - techiſtis, oder dem Luther zugegen geſetzten in Reli - gions-Sachen Kinder-Lehrern gebuͤhren. Dann im Jahr 1587. ward der Catechiſmus / oder Chriſtliche Lehr-Buͤchel / von ſelbiger Zeit Lutheranern ſelbſt zu - ſammen getragen / und aus denen Luthers urſpring - lichen Buͤchern / und Schrifften geſogen / und gezo - hen / erſtens zu Wittenberg gedruckt / hernach zu Brigen in Schleßien / im Jahr 1667. zum andern - mahlen gedruckt / und abermahlen im Jahr 1684. zu Prag bey St. Clemens, und wiederumb im Jahr Jahr 1698. zu Wien in Oeſterreich aufgelegt / und letztlich aus der Teutſchen Sprach / in die Lateiniſche / von wohl-Ehrwuͤrdigen Herrn Joanne Lyczey Pfar - Herrn zu Bozok im verwichenen 1700erten zu Tyrnau uͤberſetzt. Aus welchen Sonnenklahr erhellet / daß die Lutheraner dieſes ſibenzehenden Jahrs-Hundert / in mehrern Glaubens-Saͤtzen / von des Luthers / und erſten Lutheraner Lehr abgewichen / und alſo von de - nen Lutheranern / des vorigen Jahrs-Hundert gantz unterſchiedene / und ausgewechslete / und folgbahr einer neuen / und anderer / weder des vorigen Jahrs - Hundert / Sect ſeynd. Und damit dieſer Wahrheit ein Augenſchein genommen werde / werden in ermel - ten Catechiſmus-Buch die eigne Luthers-Wort / inſeinen213ſeinen Buͤchern an angedeuten Poͤgen / und Blaͤtter / getreueſt angefuͤget
Erſtlich alſo haltet jener Lutheriſche Catechis - mus / daß die Heilige zu ehren / und anzuruffen ſeynd. Luther Tom. 7. fol. 7. p. 1. in informatione ad ali - quot articulos. Daß iſt ein-vor allemahl in 7ten Buch / am 7ten Blat / in erſten Theil in Unterricht etlicher Glaubens-Saͤtz.
Zweytens / daß die GOtt verſprochene Geluͤbt zu halten / und zu erfuͤllen ſeynd. To. 6. fol. 182. p. 1. de votis Clericorum, ac Religioſorum.
Drittens / daß alle Sonn - und Feyer-Taͤg / ſolle von Glaubigen die Meß gehoͤret werden. To. 1. La - tino, fol. 28. p. 1. in expoſitione decalogi.
Viertens / daß man der H: Roͤmiſchen Kirch in allen folgen ſoll. To. 7. fol. 8. de informatione ad aliquot articulos.
Fuͤnfftens / daß vor die in Chriſto Abgeſtorbene zubetten ſey. To. 7. fol. 7. p. a. de informatione ad ali - quot articulos.
Sechſtens / daß ein Fegfeur gegeben wird. To. 1. zu Wittenberg Lateiniſch gedruckt. Fol. 12. p. 1. in reſolutionibus de indulgentijs.
Sibentens / daß der Engliſche Grueß / das A[ve]Maria zu betten ſey. To. 6. fol. 114. p. 1.
Achtens / das MARIA die Jungfrau anzuruffen ſeye To. 6. fol. 21. p. 2. ſuper Magnificat.
Neuntens / daß ſiben Sacrament ſeynd. To. Wittenbergæ impreſſo latinè. Fol. 321. p. 1.
Zehendens / daß unter jeder Geſtalt des Altar - Sacraments der gantze Chriſtus ſey. To. 7. fol. 26. p. 1. in reſponſo auf einen Zettel / eines Beambten in Stelpen.
Eilfftens / daß ſich ein Chriſt muͤſſe befriedigenO 3laſſen /214laſſen / wann ihme nur ein Geſtalt im Altar-Sacra - ment gereichet werde. To. 7. fol. 17. p. 2, de Vene - rabili Sacramento.
Zwoͤlfftens / daß die Ablaß nicht zu verachten ſeynd. To. 9. fol. 12. p. 1. in propoſitionibus 72.
Dreyzehendens / daß in der Beicht die Suͤnden inſonderheit zu beichten ſeynd. To. 5. fol. 318. p. 2.
Vierzehendens / daß zwiſchen der Todt - und laͤßlichen Suͤnd / ein Unterſcheid ſeye. To. 7. fol. 11. p. 2.
Fuͤnffzehendens / daß die Bediente der Kirch durch die Biſchoͤffe muͤſſen beruffen werden. To. 1. fol. 8. in caput primum ad Galatas.
Sechzehendens / daß drey Theil des Sacra - ments der Buß ſeynd. To. 4. fol. 133. p. 2.
Aus dieſen allen halten die jetzige Lutheraner nichts / ſondern in allen das gantze Gegenſpill / und Widriges. So machen ſie ja freylich eine neue / und von vorigen Jahr-Hundert Lutheranern / gantz un - terſchiedliche Sect.
Anjetzo aber / wann jemand aus dieſen des Lu - thers beygebrachten Text / und Schrifften / ſich zu erweiſen befliſſe / das Luther das gerade Widerſpill gehalten / und gelehret habe / der wuͤrde des Luthers Handel noch uͤbler machen / und ihme dieſen Schand - Fleck anhangen / daß er nemblich von eben einen Glaubens-Satz / ja / und nein geſchrieben / warm und kalt von einen Mund ausgeworffen / und ihme ſelb - ſten / entweder in einer erwehnter Stelle widerſpro - chen / oder in einen andern Orth ſchendlich gelogen habe Dann wie er ſelbſt To. 6. fol. 216. p. 2. von Ge - luͤbten der Geiſtlichen Ordens-Genoſſen ſagt: daß die Lugen nicht beſſer moͤgen erkannt werden / als wann ſie ihnen ſelbſt zugegen ſeyn / und doch ſchrei -bet215bet er von ſich ſelbſt To. 7. fol. 150. p. 1. alſo: Si ſe - mel mentitus, aut in falſo, aut erraſſe ſtultizans deprehenſus fuiſſem, tunc mea doctrina, fides, & creditum totaliter peſſum iviſſent, quivis me pro puero, & inhoneſto, & juſte quidem haberet. Wann ich euch nur einmahl in einer Lug / oder Be - trug / in einen Faͤhler mich vernarrent / waͤre er - tappet worden / alsdann waͤre mein Lehre / Treu / und Glaub / gaͤntzlich zu Schanden gangen / jedwederer haͤtte mich vor einen Lother-Buben / und ehrloſen Geſellen / und zwar billig gehalten / und mit Finger bedeutet. Er wurd aber in vielen ſchaͤndlichen Lu - gen ergriffen / dafern aus anderen ſeinen ſelbſt eignen Schrifften erwieſen wurde / daß er denen vorerwehn - ten das gerade Widerſpill gelehret habe.
Wann aber jemand zugegen verſetzete / daß der Luther / wo er damahlen jenes / was wir angebracht haben / geſchrieben / noch nicht mit den H: Geiſt er - leuchtet war / wurd er des Luthers Handel nur noch mehr in unſaubere Waͤſch bringen. Dann wann der Luther den H: Geiſt zur Zeit ſeines von der Kirch Abfals nicht gehabt hat / wie iſt er von GOtt zur Reformation, und Verbeſſerung der Kirch geſendet worden / und wann hat er ſolchen hernach uͤberkom - men?
Die fuͤnffte Stelle einnehmet jener Faͤhler / der aus ſo offtmahliger des Luthers ihme ſelbſt Wider - ſprechung / die ſich in ſeinen Buͤchern findet / unter denen Lutheranern / die da lehren / daß wenig dar - durch dem Luther benommen werde / daß er in et - welchen ihme ſelbſt widerſprochen / entſprungen iſt. Dannenhero zu Caſchau im 1668iſten Jahr / in of - fentlichen Schuel-Streit / vor einen Ehrſamen wohl - weiſen. Stadt-Rath der vornehmſte LutheriſcheO 4Schuel -216Schuel-Oberer / auf die ihme vielfaͤltige des Luthers vorgeworffene widerſprechungen / da er ſie weder ablaugnen / weder ableinen / noch entſchuldigen kunte / geantwortet / daß ſich deſſen nicht zubefremb - den waͤre / indeme auch die Apoſtel in H: Schrifft / ihnen widerſprochen haben. Es wurde ihme aber alſobald erwieſen / daß / wofern nur eine eintzige Wi - derſprechung in Apoſtoliſchen Schrifften gefunden wurde / fuele alle dero Anſehen / auf einmahl uͤbern hauffen / indeme aus zweyen Widerſprechungen noth - wendig entweder eine falſch / und unwahrhafft ſeyn mueß. Semel autem deprehenſus falſus, præſu - miturſemper falſus. Der aber einmahl in der Falſch - heit ergriffen / wird vor allzeit falſch vermuetet. Alſo wird in H: Schrifft keine irgent Widerſprechung ge - funden / wiewohln ſich ſcheinliche darinn Gegen-Rede zuweilen zeigen / die doch unter ſich unſchwer moͤgen verglichen / und auch verglichen werden.
Vors ſechſte Ort kommen die Catholiſche Abu - ſivi, oder Mißbraͤucher / welche die mehr naßwitzi - ge Calviniſten / vornehmblich aber die Lutheraner ſeynd / die ſich unrecht Catholiſche nennen / und die - ſen Nahm ihnen unweiß zuzueignen trachten. Dan - nenhero ſie zum Unterſcheid dieſes Nahmens Catho - liſch / nennen ſie uns mit den Beyſatz Roͤmiſch-Catho - liſche / oder Papiſten / ſich aber nennen ſie pur / und einfaͤltig die Catholiſche / dann ſie ſich allbereit be - ſchemen / Calviniſch / oder Luthriſch genannt zu wer - den. Wie doch immer dieſer Nahm eben ſo wenig ihnen zuſtaͤndig / als denen Mohren / daß ſie weiß benambſet werden / und diß ſo wohl der gemeinen Annehmung / und ſo lang vorgeſchriebner Verjah - rung / als Bedeutung halber / welches alles vor die Roͤmiſch-Catholiſche Kirch allein ſtreitet / und ſowohldem217dem Sinn / als Benambſung nach / deroſelben zu - ſtehet. Dann Papiſten genannt zu werden / haben wir nicht ehender von Luther / und Calviniſchen / als nach tauſent fuͤnffhundert Jahren angefangen / die wir zuvor niemahlen anderſt durch geſchlagene 1500. Jahren / weder die Catholiſche benambſet worden. Zumahlen der Nahm der Catholiſch / und Roͤmiſchen Kirch nicht mehr / als ein Doͤgen / und Schwerd unterſchieden werden. Von dannen dieſe Folg der Heil: Ambroſius in der Lob-Rede vom Todt ſeines Bruders Satyri erzwinget: Jſt er des Roͤmiſchen Glaubens geweſen; So iſt er dann ein Catholiſcher geweſen. Der Glaub / oder Religion / oder die Kirch hernach / die auf Griechiſch-Catholiſch geſagt wird / iſt eben ſo viel als denen Lateinern Univerſa - lis, Allgemein / daß iſt / die allzeit / und aller Orthen war / dahero der H: Auguſtinus Epiſt. 170. ſagt: Catholica Græcè appellatur, ſie wird auf Griechiſch Catholiſch genannt / weilen ſie ſich durch die gantze Welt ausgieſſet. Und To. 7. de unitate Ec - cleſiæ c. 3. Singulæ Hæreſes in multis Gentibus, ubi iſta (Chriſti Eccleſia) eſt, non inveniuntur. Jede Ketzereyen in vielen Voͤlckern / werden wo dieſe (Chriſti Kirch) iſt / nicht gefunden / dieſe aber wird auch dort gefunden / wo jene ſeynd. Und abermah - len To. 6. de utilitate credendi ſagt er: Illam eſſe viam Catholicæ diſciplinæ, quæ âb ipſo Chriſto per Apoſtolos ad nos uſquè manavit, & ab hinc ad poſteros manatura eſt. Diß ſeye der Weeg der Ca - tholiſchen Zucht / und Lehr / welche von Chriſto ſelbſt / durch die Apoſtel biß zu uns gefloſſen / und von dan - nen zu der Nachkommenſchafft flieſſen / und uͤberge - hen werde. Und letzten Lirienſis, der ebner maſſen lehret und ſagt: Contra prophanas novitates c. 3. O 5Quod218Quod ubique, quod ſemper, quod âb omnibus creditum eſt, hoc eſt verè, & propriè Catholicum, quod ipſa vis nominis, ratioquè declarat. Was allenthalben / was allzeit / was von allen geglaubet worden / daß iſt wahrhafft / und eigentlich Catho - liſch / welches die Krafft des Worts ſelbſt / und der Verſtand erklaͤhret. Aus dieſen allen aber kombt nichts mit denen Calvin - und Lutheriſchen Affter - Kirchen uͤber eins / ſo wollen ſie dann ihnen gantz ungereimbt den Catholiſchen Nahm anſtreichen / und zumueten.
Jn ſibenter Stelle / hat ſeinen Sitz der Faͤhler Lutheranorum, Lutheri miſſionem ad reforman - dum Eccleſiam falsè prætendentium, daß iſt / der Lutheraner / die des Luthers Saͤndung zur Rechtbrin - gung wiederumb der Kirch / faͤlſchlich vorſchutzen. Jn vorigen Jahr-Hundert / wo die Lutheraner von Catholiſchen in die Enge getrieben / und gedrungen wurden / daß ſie aufweiſen / und kuntbahr machen ſollen ihres Fahnen-Fuͤhrers Luthers Saͤndung / oder Beruf von GOtt die Kirch zu verbeſſeren / und von neuen zurecht zubringen / ohne welche ſelbe nach jenen Spruch Pauli ad Rom. 10. v. 15. nicht kunnte vor - genommen werden. Quomodo verò prædicabunt niſi mittantur? Wie ſollen ſie aber Predigen / wann ſie nicht geſandt werden? Und ad Hæbr. 5. v. 4. Nec quisquam ſibi ſumit honorem, niſi qui vocatur à Deo tanquam Aaron. So nimbt auch niemand ihme ſelbſt die Ehr / ſondern wer von GOtt beruffen wird / wie Aaron. Und bey Jeremia 23. v. 21. Non mittebam eos (falſos ſcilicet Prophetas) & ipſi currebant: Non loquebar ad eos, & ipſi Pro - phetabant. Jch ſaͤndete ſie nicht (die falſchen Pro - pheten nemblich) und ſie lieffen gleichwohl. Jch re -dete219dete auch nicht zu ihnen / und gleichwohl weiſſagten ſie. Darauf pflegten ſie zu antworten: daß er zu dieſen Ambt beruffen / und von GOtt / durch eine / nicht gemeine / ſondern ungewoͤhnliche / und unmittel - bahre Beruffung ſey geſendet worden. Wo dieſes jetzige Lutheraner vermercket / und klahr geſehen / daß ihren Vorfahrern allda die Krucke in Ofen geblieben / und ſichs mit keinen Beweißthumb darthuen laſſe / was haben ſie erdacht? Sie ſeynd von dieſer Straß abgewichen / und ſagen nun / daß er zu dieſer Ver - beſſerung / und Zurechtbringung der Kirch / ſeye nur allzugewiß von GOtt geſandt / und beruffen worden / aber nur durch einen ordinaͤr / oder gemeinen / und zwar vom Roͤmiſchen Papſt Beruef / und Saͤndung / als der unter ſeinen Gewalt zum Prieſter geweyhet / Doctor der H: Schrifft worden / und das Ambt zu predigen / in welchen er damahlen wuͤrcklich begrif - fen / empfangen habe. Alſo ſchreiben darvon die Caſchaueriſche Lutheraner / in welchen Buͤchel / daß ſie unlaͤngſt in druck heraus gegeben. Welche ant - wort doch nichts beſſer / weder die Erſte / und ſich nur in mehrere Beſchwerden einmenget / und ver - ſtoſſet. Maſſen auf dieſe Weiß / die Lutheraner der - mahlen eins / erkennen / und bekennen / erſtens daß jener Gewalt der Saͤndung das Evangelium zu pre - digen / die er von Apoſtlen ſelbſt durch immerſtetige Fortſetzung empfangen / dem Papſten zuſtaͤndig ſey / und alſo folgends die Roͤmiſch-Catholiſche Kirch in welcher dieſer Gewalt biß auf unſere gegenwaͤrtige Zeiten verharret / und beſtaͤndig verbliben / die wah - re Kirch Chriſti ſeye. Zweytens / wird niemand recht - maͤßig geſand vermuthet / der die gantze widrige Lehr deſſen der ihme geſandt hat lehret / und prediget. Luther aber hat dem Papſten gantz widrige Lehr ge -lehret /220lehret / und geprediget / ſo iſt er dann vom Papſten / eben ſelbe Lehr noch zu lehren / noch zu predigẽ / geſandt worden / ſo hat es ihme dann an der gemein - und or - dinari Sandung gebrochen / ja auch an aller extra - ordinari, oder ungewoͤhnlichen / wie ſie es ſelbſten nicht abſprechen / noch verneinen. Wo nun deme alſo / ſo iſt er nicht durch die Thuͤr in Schaff-Stall der Schaff eingegangen / der aber nicht durch die Thuͤr zum Schaff-Stall eingehet / ſondern anderſt wo hinein ſteiget / der iſt aus Chriſti Gezeugnuß ein Dieb / und ein Moͤrder. Jo. 10. v. 1. Drittens / iſt es einmahl ſeltzſamb / und artig / daß der Luther ſeye von ſelben Papſten die Roͤmiſche Kirch zu reformirn / und wiederumb zurecht zu bringen / geſandet worden / von welchen er / eben dieſer ſeiner Lehr wegen / in Geiſt - lichen Bann erklaͤhret / und dem Sathan iſt uͤber - geben worden. 1. Cor. 5. v. 5. Viertens aus deme / daß er vom Papſt zum Prieſter geweyhet worden / folgt nicht / daß er auch von ſelbigem den Gewalt / und Macht / auch nur eine Kirch inſonderheit zuver - walten / oder zu reformirn / und zuverbeſſern empfan - gen habe / immaſſen zu dieſen nebſt den Prieſterthum noch daruͤber die Geiſtliche Jurisdiction, oder Rechts - Gewalt erfordert wird / die der Luther vom Papſt nicht empfangen hat / weder auch von jemand ande - ren / der die Macht hatte dieſen Gerichts-Zwang / o - der Rechts-Gewalt zu ertheilen. Fuͤnfftens / den ge - nommenen Doctorat der H: Schrifft / unter den Ge - walt des Papſtens betreffent / hatte zwar koͤnnen leh - ren / aber keine andere Lehr / weder die Catholiſche / ſintemahlen mit dieſer ausdrucklichen Bedingnuß / und Bey Verſprechung / die auch mit einen Eyd be - teueret / und beſtaͤttiget wird / ſolcher Doctorat mit - getheilet wird / wie er dann auch nicht anderſt demLuther221Luther ertheilet worden. Welchem / weilen er nicht nachkommen / iſt er zu einen meineydigen Verfaͤlſcher worden.
Die achte falſche Lehr / iſt etlicher Neulingen Pſeudoſtatiſtarum, oder falſchen Staatiſten / und Regenten des gemeinen Weſens / welche denen hoͤchſt - gewaltigen / und politiſchen Obrigkeiten / und Regie - rungen die freye Vollmacht / und hoͤchſten Gewalt / uͤber all Heiliges / uͤber die Kirch / Prieſter und Bi - ſchoffen ertheilen / und in ſolchen dero Rath pflegen. Und dieſen ihren falſchen Wahn / und Meinung ſchu - tzen / und ſchirmen ſie wider all Goͤttliche / und menſch - liche Recht / wider den Gebrauch / Ubung / und An - ordnung beedes Teſtaments / des Neuen / und des Al - ten / wider das Buͤrgerliche / und Geiſtliche Recht ſelbſt / wider alle Lehr aller heiligen Vaͤtter / wider al - le Erklaͤhrung aller Kirchen-Raͤth / wider alle menſch - liche Vernunfft / und Polizey / wider ſo viller Jahr - Hundert in der præſcription, oder Vorſchreibung der Kirch / wider die Ur-elteſte Geſetz / und Verord - nungen der Kayſer / wider die Bullen / oder Befelchs - Brief der Paͤpſten / wider die Freyheiten der Koͤni - gen / und Fuͤrſten / und dero Annehmung / und Ge - braͤuchlichkeit von ſo vielen Voͤlckern / Nationen / und Geſchlechtern. Denen billig kan unter die Naſe ge - rieben werden / was in H: Schrifft von Ozia dem Koͤnig 2. Paralip. 26. v. 18. geſagt worden. Non eſt tui officij Ozia (regimen politicum) ut adoleas incenſum Domino, ſed Sacerdotum, qui conſecra - ti ſunt ad hujusmodi miniſterium. Es iſt dein Ambt nicht Ozia (der Politiſchen Regierung) daß du dem HErrn Rauch-Werck anzuͤnden ſolteſt / ſon - dern der Prieſter / die zu ſolchen Dienſt geweyhet ſeynd. So iſt auch nicht denen politiſchen Staatiſtenwe -222weder denen Weltlichen / ſondern denen Apoſtlen ge - ſagt worden: Accipite Spiritum Sanctum, quorum remiſeritis peccata, remiſſa ſunt, & quorum reti - nueritis, retenta ſunt. Nehmet hin den H: Geiſt / welchen ihr die Suͤnd erlaſſen / denen ſeynd ſie erlaſ - ſen / und welchen ihr ſie behaltet / denen ſeynd ſie be - halten. Dieweilen aber dieſe falſche Staatiſchen villeicht nicht geſinnet ſeyn / der hoͤchſten Politiſchen Regierung / den Gewalt der Geiſtlichen Weyhe / und Gerichts-Zwang zuzueignen / und einzurau - men / ſondern nur allein die Macht des euſſerlichen Gerichts-Zwangs / wird auch dieſe aus folgenden Urſachen ihnen abgeſprochen / und verneinet.
Erſtens / weilen bey dieſer Staas-Weiſe / der zweyfache Gewalt verwirret wurde / der in Chriſtli - chen Weſen iſt / und jeder Zeit geweſen war / mit be - ſter / und Lob-wuͤrdiger Ordnung / und mit deſſen hoͤchſten ſo wohl Geiſtlicher / als Politiſcher Zierde / welcher verdoplete Gewalt / in ſeinen Zweck / und Abſehen / wie auch in Mittlen zu ſelben zu gelangen / unter ſich / gantz und gar unterſcheiden iſt / und alſo wurde die ſchoͤnſte Einſtimmung / die in der Kirch an - noch iſt / und von dero Anbegin war / verwirret / und zerſtoͤret.
Andertens weilen Deuteronomij 17. v. 24. und 1. Reg. 8. v. 10. das voͤllige Recht / mit ſeinen Gewalt erklaͤret werde / und noch in einen / noch in anderen Orth dem Koͤnig der Gerichts-Zwang ſo gar auch der aͤuſſerliche / in all Heiliges / Prieſter / und Kirchen - Sachen gegeben werde / und folgends weit minder anderer Macht / oder politiſch - und weltlicher Regie - rung. So haben auch die Koͤnig des alten Geſetzes ſich dieſer Freyheit nicht angemaſſet / ſondern ſchuben ſolche vielmehr von ſich / wie es aus den Beyſpill desGott -223Gottſeligſten Koͤnigs Joſaphat 2. Paral. 19. v. 11. klahr am Tag iſt. Amaſias Sacerdos, ac Pontiſex veſter, in his, quæ ad Deum pertinent, præſide - bit, porrò Zabadias filius Ismaël, qui eſt Dux in Domo Juda, ſuper ea opera erit, quæ ad Regis officium pertinent. Amaſias der Prieſter / und euer hoher Prieſter ſoll uͤber euch ſeyn in denen Sachen / die GOtt angehen / Zabadias der Sohn Ismahel, der ein Fuͤrſt iſt im Haus Juda / ſoll uͤber die Haͤndel ſeyn / die zum Ambt des Koͤnigs gehoͤren / allwo er klahr dieſen doppelten Gewalt unterſcheidet / und vill - weis zertheilet. Deſſen iſt ſichs wahrhafftig zu be - frembden / daß wo die Geiſtliche / wie ſie auch immer von Tugenten / Witz - und Wiſſenſchafften leuchten / ſich in geringiſten in die politiſche Sachen einmiſchen / alſobald von Politiſchen beſchuldet werden / daß diß ihres Beruffes / oder Thuens nicht ſeye / und diß ver - weiſen ſie ihnen zwar nicht unrecht; und doch wol - len dieſe Affter-Staatiſten den gantzen aͤuſſerlichen Recht - und Gerichts-Gwalt / ſambt der Verwaltung / und Obſicht der Geiſtlichen Sachen / der Politiſch - und weltlichen Regierung uͤbergeben / indeme doch die Politiſche / und Weltliche / wiewohlen ſonſt in politiſchen Sachen klug / und witzig / weit minder in Geiſtlichen Sachen / als die Geiſtliche in poli[ti -]tiſchen erfahren / und auspolirt ſeynd.
Drittens / iſt hierzue gehoͤrig / was bey Aggæo 2. v. 12. dem Propheten ſchrifftlich uns zur Nachricht hinderlaſſen worden. Interroga Sacerdotes legem Frage die Prieſter umb das Geſaͤtz. Er ſagt die Prie - ſter / nicht den Koͤnig / oder die politiſche Regierung. Und bey Malachia 2. v. 7. Labia Sacerdotis cuſto - diant Scientiam, & legem exquires ex ore ejus. Di[e]Lippen des Prieſters werden die Erkanntnuß be -wahren /224wahren / und ſie werden das Geſaͤtz aus ſeinen Mund ſuchen / nicht aus dem Mund des Koͤnigs / oder politiſcher Regierung / ſondern des Prieſters.
Viertens iſt gleichfals in neuen Geſaͤtz nicht de - nen Koͤnigen / noch denen politiſchen Regierungen / ſondern Petro, und ſeinen in Stuel nachfolgen ge - ſagt worden: Paſce oves meas. Jo. 21. v. 22. Weide meine Schaf. Und Matth. 16. v. 8. Tu es Petrus, & ſuper hanc Petram ædificabo Eccleſiam meam, & portæ inferi non prævalebunt adverſus eám. Du biſt Petrus, und auf dieſe Felſe / will ich meine Kirch erbauen / und Pforten der Hoͤlle / werden ſie nicht uͤberwaͤltigen. Aus welchen Chriſti Worten / mehrmahlen klahr / und lauter erſcheinet / daß dem Petro, und ſeinen Nachfolgern / und nicht der po - litiſchen Regierung / oder hoͤchſt-weltlicher Macht / und Gewalt der Schaff-Stall anvertrauet / die Schaff anbefohlen / die Schluͤſſel eingehaͤndiget / und alſo aller Recht - und Gericht-Zwang mit Geiſtlicher Macht / und Gewalt / gaͤntzlich ſeye gegeben / verſtat - tet / und uͤberliefert worden.
Fuͤnfftens der H: Paulus ingleichen / wiewohln er oͤffter vom Bau / und Regierung der Kirch Chri - ſti handlet / pflegt er doch nirgent die Koͤnigen / oder weltliche Fuͤrſten / oder die politiſche Regierung / Ver - walter der Kirch / ſondern die Apoſtel / und Biſchoffen zu nennen / wie zuſehen Act. 20. v. 28. Attendite vobis, & univerſo Gregi, in quo vos Spiritus San - ctus poſuit Epiſcopos regere Eccleſiam Dei. Habt acht auf euch ſelbſt / und auf die gantze Heerde / in welcher euch der H. Geiſt zu Biſchoffen geſetzet hat die Kirch GOttes zu regieren. Und 1. ad Corinthios 4. v. 1. Sic nos exiſtimet homo, ut miniſtros Chriſti, & diſpenſatores myſteriorum DEI. Alſohalt225halt uns jederman / als fuͤr Chriſti Diener und Aus - theiler uͤber die Geheymnuß GOttes. Und 1. ad Cor. 5. v. 20. Pro Chriſto legatione fungimur. Wir verwalten als Geſandte Chriſti Statt. Dieſen bey - fuͤge Jch jene zu denen Apoſteln Wort Chriſti: Luc. 10. v. 16. Qui vos audit, me audit, & qui vos ſpernit, me ſpernit. Der euch hoͤret / hoͤret mich / und der euch verachtet / verachtet mich. Welches alles erweiſet / daß der vollmaͤchtige Geiſtliche Rechts - und Gerichts-Gewalt bey denen Apoſtlen / und ihren Nachfolgern / und nicht bey denen Weltlichen beſtehe.
Sechſtens / kann niemand aus allen zweiffeln / daß nicht das Geichſtliche Recht vor dieſe Wahrheit ſtehe. Alldieweilen nicht wenige von dieſer Sach Canones, oder Paͤpſtlige Satzungen ausgefertiget / die annoch vorhanden / aus welchen ich allein we - nige / indeme die Sach vor ſich ſeldſt klar am Tag / beybringen will. Der erſte demnach ſeye Adriani des Papſtens. Diſtinct. 63. c. 1. Nullus Laicorum Principum ſeſe ingerat electioni, aut promotioni Patriarchæ, Metropolitæ, aut cuiuslibet Epiſco - pi, ne videlicet inordinata, aut incongrua fiat e - lectio, vel confuſio, præſertim cum nullam in ta - libus poteſtatem quemquam poteſtativorum, vel cœterorum Laicorum habere conveniat. Keiner der Fuͤrſtlichen Layen / unterfange ſich Wahl - oder Befuͤrderung eines Patriarchen / oder Ertz-Vatters / eines einer Haupt-Stadt / oder auch wie jemahln anderen Biſchoffs einzudrengen / damit nemblich kei - ne unordentliche / oder unfuͤgliche Wahl / keine Ver - wirrung oder Gezenck ſich erhebe / vornehmlich wei - len ſichs nicht geziemet / daß eintzigen Gewalt / oder Macht zu ſolchen jemand der Gewalt / und Maͤch - tigen / oder auch der anderen Layen habe. Der andere ſeye des Papſts Gregorij. aiſtinct. 69. can. 9. PQuis226Quis dubitet Sacerdotes Chriſti, Regum, & Prin - cipum, omnium Fidelium Patres, & Magiſtros cenſeri? nonne miſerabilis inſaniæ cognoſcitur, ſi Filius Patrem, diſcipulus Magiſtrum ſibi conetur ſubjugare, & iniquis obligationibus illum fuæ po - teſtati ſubjicere, à quo credit non ſolum in terra, ſed etiam in cœlis ſe ligari poſſe, ac ſolvi? Wer kan zweifflen / daß die Prieſter Chriſti / der Koͤnigen und Fuͤrſten / ja aller glaubigen Vaͤtter / und Lehr - Meiſter zuachten ſeynd? wird dann nicht vor eine erbaͤrmliche thorheit erkannt / wann der Sohn dem Vatter / der Lehrling den Lehr-Meiſter zu unterdru - cken / und ſelben mit unbillichen verpflichtungen ſeinem Gewalt zu unterwerffen / ſich fliſſe / von wel - chen er doch glaubet / daß er nicht allein auf Erd[en]/ ſondern auch in Him̃el mag gebunden / und aufgeloͤſen werden? Der dritte ſeye Papſt Joannes. diſ. 96. can. 11. Ad Sacerdotes enim Deus voluit, quæ Eccleſiæ diſponenda ſunt, pertinere, non ad ſæcu - li poteſtates, quæ, ſi fideles ſunt, Eccleſiæ ſuæ Sa - cerdotibus velint eſſe ſubjecti. Dann GOtt hat wollen / was in der Kirch anzuordnen iſt / nicht zum weltlichen Gewalt / oder Macht / ſondern zu denen Prieſtern gehoͤrig ſein ſolte / welche weltliche Gewalt oder Macht wann ſie aus denen Glaubigen ſeynd / ſo werden ſie denen Prieſtern ihrer Kirch wollen un - terworffen ſeyn. Der vierte ſeye Papſt Marcellus diß Nahmens der Eilfte. diſt. 1. can. 3. Clericum cujuslibet ordinis, abſquè Pontificis ſui permiſſu, nullus præſumat ad ſæcularem poteſtatem trahere, nec Laico quemquam Clericum liceat accuſare. Keiner unterfange ſich / eintzigen Geiſtlichen / weſſen Stands der immer iſt / ohne Verlaub / und Einwil - ligung ſeines Geiſtlichen Ober-Haubts zu weltlichenGericht /227Gericht / oder Gewalt zu ziehen: So wird auch keinem gebilliget / Clericum eine Geiſtliche Perſohn bey Layen / oder Weltlichen zuverklagen.
Sibenden / eben dieſes gibt Jus Civile das weltliche Recht / dann des Valentiniani, Theodo - ſij, und Arcadij dreyen Kayſern offentlicher Befelch iſt: Continuâ Lege ſancimus, ut nullus Epiſcopo - rum, vel eorum, qui Eccleſiæ ſerviunt, ad judicia Judicum protrahantur, habent enim illi ſuos Ju - dices, ſuum tribunal, ſuos directores, ſuas po - teſtates. Wir verordnen mit immerwehrender Sa - tung / daß kein Biſchoff / oder jene die der Kirchen dienen / vor das Gericht der Richter gezohen werde / dann ſie ihre Richter / ihren Richter-Stuel / ihre An - weiſer / ihre Macht / und Gewalt haben. Eben eines erklaͤhret / und ordnet Kayſer Juſtinianus in ſua authentica conſtitutione 123. folgender Geſtal - ten: Si negotium Eccleſiaſticum ſit, nullam com - munionem habeant civiles Magiſtratus cum ea di - ſceptatione, ſed Religiofiſſimi Epiſcopi ſecundum ſacros canones ſinem imponant. Wann ein Geiſt - licher Handel vorfallet / ſo ſollen die weltliche Obrig - keiten nichts mit zuſchaffen haben / noch in gerin - giſten in ſolche Strittigkeit ſich einlaſſen / ſondern die Gottſeligſte Biſchoffen / ſollen ſolche nach den Geiſtlichen Rechten ausfuͤhren / und endigen.
Achtens haben eben eins die Kirchen-Raͤth erklaͤret / und ausgeſprochen / alſo (damit ich andere beyſeits ſetze) hat der ſechſte Synodus, oder Geiſtliche Ver - ſamblung geordnet: Act. 2. diſ. 36. Can. 7. Omnis electio Epilcopi à Principibus facta, irrita maneat ſecundum Regulam, quæ dixit. Si quis Epiſco - pus ſæcularibus poteſtatibus uſus, Eccleſiam per[i]pſos obtinuerit, deponatur, & ſegregentur âb Ec -P 2cleſia228cleſia omnes, qui illi communicant. Jedes Bi - ſchoffs Wahl / die von denen Fuͤrſten vorgenommen worden / ſolle unkraͤfftig verbleiben / laut der Regul die geſagt hat: dafern welcher Biſchoff ſich der welt - lichen Macht bedienent / die Kirch durch ſelbe erhal - ten hat / werde abgeſetzt / und alle von der Kirch ab - geſoͤnderet / die mit ihme einiger Gemeinſchafft pflegen.
Neuntens ſagen / und lehren gleiches alle Heil: Vaͤtter / aus welchen der Heil: Ambroſius Epiſt. 12. zur Marcella ſeiner Schweſter ſchreibet / daß er dem Kayſer Valentiniano diß geſagt habe: Noli Te gra - vare Imperator, ut putes Te in ea, quæ Domini ſunt, imperi[a]le aliquod jus habere: Noli te extol - lere, ſi vis tutius imperare, eſto Deo ſubditus, ſcriptum eſt enim, quæ Dei Deo, quæ Cæſaris Cæ - ſari. Ad Imperatorem palatia pertinent, ad Sacer - dotem Eccleſiæ, publicorum Tibi mænium jus commiſſum eſt, non ſacrorum. Jſt ſo viel geſagt: Beſchwere dich nicht O Kayſer / daß du dich bedun - cken laſſeſt / als haͤtteſt du in jene Sachen / die Goͤtt - lich ſeyn / einiges Reichs-Recht. Erhebe dich nicht / wann du ſicherer herrſchen wilt / ſeye GOtt unter - thaͤnig / dann geſchrieben ſtehet / was GOttes / GOtt / was des Kayſers / dem Kayſer. Dem Kayſer ſeynd die Pallaͤſt angehoͤrig / dem Prieſter die Kirchen. Der offentlichen Paſteyen / und Stadt-Mauren Recht / iſt dir anvertrauet / nicht der Heiligen Sachen. Und der H: Athanaſius, der in erwaͤhnten Sendſchreiben des H: Ambroſij beygebracht wird / daß er dem Kayſer Conſtantio folgendes vorgetragen habe. Quando à condito ævo auditum eſt, quod judicium Eccle - ſiæ auctoritatem ſuam âb Impeɹatore accepit? aut quando unquam hoc pro judicio agnitum eſt. Plu -rimæ229rimæ antea ſynodi fuêre, multa judicia Eccleſiæ ha - bita ſunt, ſed nequè Patres hujusmodi res Principi perſuadere conati ſunt, nec Princeps ſe in rebus Eccleſiaſticis curioſum præbuit. Wann iſt es von immerwehrender Zeit hero erhoͤret worden / daß das Urtheil der Kirch ſein Anſehen vom Kayſer eingehol - let habe? oder wann iſt jemahlen dieſes vor ein Gerichts - Urtheil erkennet worden? Es waren zuvor ſehr viel Geiſtliche Verſamblungen / viel geſchoͤpffte / und gefaͤhlte Urtheil der Kirch / doch aber haben die Vaͤtter ſich niemahlen gefliſſen / dergleichen Sachen dem Fuͤrſten vorzutragen / und dahin zubereden / noch hat der Fuͤrſt in Geiſtlichen Sachen eintzigen Vor - witz mercken / noch verſpuͤhren laſſen. Eben dieſes hat der H: Martinus, Turonenſiſcher Biſchoff / dem Kay - ſer Maximo ins Angeſicht geſagt: Novum eſſe, & inauditum nefas, quod cauſam Eccleſiæ Judex ſæculj vindicaret. Daß was neues / und ein unerhoͤr - tes Schand - Laſter waͤre / daß einen Kirchen-Handel ein weltlicher Richter entſcheiden / und darvon urthei - len ſolle.
Zehendens / beykommet dieſem allen / daß dieſe vorgeſchutzte Reformation, oder Verbeſſerung der Geiſtlichen Hierarchey / oder Ober-Herrſchafft / durch weltliche hoͤchſte Macht / eben deroſelben / und auch des politiſchen Staats-Weſen ſelbſt / die hoͤchſte De - formation, oder Mißſtalt waͤre. Nicht anderſt in Wahrheit / als wie ſichs in dergleichen vorgeſchutzten Reformation der Religion durch die Erneuerer zu - getragen / und ereignet hat / die die alte Kirch / wil - lens ſelbe zuverbeſſern / und zuerneueren / ſelbe der - maſſen ſtuͤmblend / abnehmend / veraͤnderend / ver - kehrend / und hin-und wieder biegend verungeſtaltet / und verwuͤſtet haben / daß die Kirch bey ihnen / ſoP 3gar230gar kein Geſtalt mehr einer Kirchen habe. Dann wo alſo das Heilige / und Sachen der Kirchen muͤſten der Anordnung / und Anſtalt der hoͤchſten weltlichen Macht und Gewalt unterworffen ſeyn / ſo waͤren ſo viel und mancherley Unterſcheid der Kirchen / als der - gleichen weltliche Macht / und Gewalt ſeynd / und demnach in jeden Koͤnigreichen / und Laͤndern eine andere / und andere Geſtalt der Kirchen / ja in eini - gen allein Reich / und in einiger Landſchafft / wurde ſich oͤffter ereignen / daß ſelbe nach der Unbeſtaͤndig - keit / und ewiger Abwechſelung dergleichen weltlichen Macht / und Gewalt / veraͤndert wurden. Wie weit gluͤckſeliger iſt nun der Stand der Kirchen / allwo ſel - be von eintzigen Kirchen - Haubt verwaltet / und re - gieret wird Dann obſchon viel Voͤlcker unter ſich uneins / und allſtete Krieg fuͤhren / ſo wird doch durch dieſes / unter ihnen / die Einigkeit / und Gleich - formigkeit der Kirch / nicht in mindeſten veraͤndert / oder unterſcheidet Alldieweilen dieſe Krieg / und Uneinigkeiten der Fuͤrſten / und Voͤlckern / die Geſchaͤfft der Kirchen keines Weegs betreffen / ſondern ihre Zwiſpalt / und Vorwand / werden gantz / und gar / wie groß ſie immer ſeynd / in denen Graͤntzen / und Einſchrenckungen der Landſchafften / Bottmaͤßigkeit / und Koͤnigreichen enthalten / und ausgefochten.
Die neunte falſche Lehr / gleichet faſt der vorigen / die doch mehr ungereimbts / und unziemliches in ſich haltet. Der Fahnen-Fuͤhrer deroſelben iſt David Blandel / der das Recht zwar ins Heilige auch / und Kirch / zur weltlichen Macht gehoͤrig paßiret / doch will er erzwingen / daß diß Recht / nicht dem Adel / ſondern dem Poͤbel / und gemeinen Volck zuſtehe / wi - der welche noch mehr ungereimbters / dann alle jene Beweißthumben / die wir wider die vorher gegangenefalſche231falſche Lehr beygebracht / ſtreiten / und noch daruͤber aufs ſchweriſt / wider allen Witz / und rechte Ver - nunfft ſuͤndiget / daß er diß Recht der Regierung / und Anordnung dem aller-verachtlichſten / und unge - ſchickteſten Theil der Menſchen / gantz thorrecht in die Hand ſpillet: zumahlen kein uͤblere Regierung / auch in nur buͤrgerlichen Sachen / weder des Poͤbels ſeyn kan. Maſſen wie bey Iſaia 17. v. 12. vermeldet wird. Væ multitudini Populorum multorum, & tumul - tui turbarum. Wehe dem Hauffen viller Voͤlcker / die ein Gelaut machen / wie daß rauſchende Meer. Und fuͤrwahr / wann man diß dem gemeinen Volck zugeben ſolte / war es nicht anders / als die Welt umbkehren / in welcher Sinnreich der Mahler-Bembſel die Menſchen am Wagen ziehend / und die Roß / und Eſel zu Pferd ſitzend / und den Wagen regierent / ent - werffet. Wo die Buben lehren von der Cantzel / und die Ehr - wuͤrdige Alt-Graue auf ihren Unterricht mercken / die tapffere Maͤnner ſich zum Spinrocken ſetzen / und die Weiber die Waffen tragen / die Men - ſchen auf den Kopff herein gehen / und die Fuͤß vorn Kopff in die Hoͤhe kehren.
Daß zehende Orth dieſer Zahl / gibt Platz dem allerſchaͤdlichſten Ertz - Ketzer Michaël Molines, der ein gebohrner Spanier aus Aragonien / mit der Wuͤrde des Doctorats / und Prieſterthumbs gezieret / und zugleich der groͤſte Tugend-Gleißner / und dop - pelt hertzige Schalck in der Haut ware / dermaſſen meiſterlich verſtelt / daß er euſſerlich einem En - gel gleichte / und das Anſehen eines allſtets in Geiſt verzuckten Heiligen haͤtte: letzlich aber zu Rom entdecket / und in Verhafft gezogen / wo er hernach offentlich / vorm Geiſtlichen Rath / Roͤmiſcher Hoff - ſtatt / und unermeſſenen Zulauff des Volcks ſeine Fah -P 4ler232ler widerruffen hat / deſſen Lehr-Saͤtze / und Abſcheu - lichkeiten / mit ſo groſſen Fluch aller Anweſenden an - gehoͤret worden / daß ſie ihme mit widerholten Ge - ſchrey alles Volcks zum brennenden Scheiter-Hau - fen erforderten. Der Begriff / und Jnhalt aber ſei - ner Lehr ware: Er ſetzete in der Seel des Menſchens / gleich wie im Element / oder Erſt-Geſchoͤpff der Lufft / zwey Regiones, oder zwey Lufft-Gegent / welche die Schrifft - Gelehrte / duos ppetitus, zwey Begierden nambſen / nemblich die Vernuͤnfftige / und die Sinn - liche / die vernuͤnfftige Begierd zwar lehrete er / daß ſie allſtets ſich in der Betrachtung GOttes / und Goͤtt - licher Liebe Beſchaͤfftigen / und in dero allein ruhen muͤſſe / warvon ſeine Nachfolger / Quietiſtæ, die Ru - hige / oder allſteter Rueh genieſſende genannt wor - den. Der ſinlichen Begierd aber / lehrete er / daß dero in allen nachzuſehen / und zu gehorchen waͤre / daß demnach ſelbe Begierden noch zu zaͤhmen / noch zu hinderen waͤren / ſondern vielmehr / daß ſie / als der natur angebohrne zugelaſſen / und erfuͤllet wer - den ſollen / weilen ſie doch keiner Schuld / eben ſo wenig / als die Natur ſelbſt / dero ſie Blumen / und Fruͤcht ſeynd / zubezuͤchtigen waͤren. Aus dieſer dann allgemeiuer Lehr / iſt er in ſonderbahre andere / nicht allein Gottloſe / ſondern auch unfletigſte / die zuhoͤren / oder auszuſprechen abſcheulich / und entſetzlich / Spruͤch gerathen. Unter welchen auch dieſe waren: 1 Daß dieſe anmuetlich-und betrachtliche Lieb / zum Heyl des Menſchens erklecke / und in dero allein die Vollkommenheit deß Chriſtlichen Menſchens beſtehe. 2 Der einmahl GOtt ſeinen Willen ergeben / der mueß weder nach den Himmel / weder nach der Hoͤlle mehr fragen / weder die Vollkommenheit / oder Hei -[ligk]eit und Tugenden / ja weder das ewige Heylwuͤnſchen233wuͤnſchen. 3. GOtt werde beleidiget / wann jemand was wuͤrcklich ſich fleiſſet zu uͤben / weilen GOtt al - lein im Menſchen wircken will. So gezieme ſich dann / daß man ſich gantz und gar GOtt ergebe / und ſich hernach gleich einem Todten-Coͤrper gehabe. 4. GOtt wircket in uns / auſſer / oder ohne uns. 5. die Seel nichts handlent / und nichts wirckent / gehet GOtt zue. 6. Der innerliche Weeg iſt jener / in welchen weder Licht / weder Lieb / weder die Uberge - bung in GOtt erkannt wird. 7. Ja es iſt vonnoͤthen / daß ſo gar GOtt ſelbſt nicht erkannt werde / und da - mahlen ſtehet es umb uns zum beſten. 8. Die Seel muß weder von der Hoͤlle was gedencken. 9. Von GOtt was begehren / iſt eine Unvollkommenheit / gleich wie auch ihme umb was dancken. 10. Nach - dem du GOtt deinen Willen uͤberlaſſen haſt / muß man nach denen verſuchungen nichts mehr fragen / noch ihnen widerſtehen / als allein negativè, daß iſt mit keiner Fleiß Ankehrung geſchehen laſſen / und wann die Natur was empfindet / verſtatte / daß ſie es em - pfinde / weilen ſie die Natur iſt. 11. Es iſt noͤthig / daß du im Gebett nur einen allein duncklen / und all - gemeinen Glauben haben / und vor GOTT ſte - heſt / ihme zu lieben / nichts aber handleſt / oder wirckeſt / weilen GOTT / nach dergleichen Wah - ren / wenig luſtet. 12. Die Gedancken / wie ſie immer unrein / und wider GOtt / und die Heilige / wann ſie nicht freywillig werden unterhalten / noch auch in der Sach hindertrieben / ſondern mit Gedult vertragen / hindern ſie nicht allein das Gebett nicht / ſondern machen ſelbes vollkommner. 13. Der Ver - druß Geiſtlicher Sachen iſt guet / und dienlich / dann durch ſelben wird die eigne Lieb gereiniget. Jch un - terlaſſe / und umbgehe andere deſſen unrein / undP 5allzu -234allzuunfletige Lehr - Spruͤch / als die nach der Weich - heit ſchmecken / uͤber welche nichts ſchaͤndlicheres geſchrieben / oder ohne Scheuh mag geleſen und ge - ſprochen werden.
I. DEr erſte Ertz-Ketzer / deme wir in dieſen letz - ten Abſatz ſetzen / iſt Simon Morinus, ein Albamalenſer / aus Franckreich gebuͤrtig / der von ſich ausgabe / wie er auch ſich ein - bildete / daß er der H: Geiſt waͤr / er hat auch ſchon ſeiner Unſinnigkeit ein ziemlichen Anhang aufge - bracht / die er durch 20 Jahr in feinen Jrrthumb ein - gefuͤhrt / welche er auch aufs halsſtaͤrrigſt ſchutzete. Endlichen wurde er zur Pariß ergriffen im Jahr 1663. den ſechzehenden Mertz / allwo man ihme lebendigen / den Reſt durch den Brand auf den Scheider-Hau - fen ſeinen Verdienſt nach gegeben hat / warmit er ſeiner Thorheit / und Unſinnigkeit ein Ende gemacht; wo demnach aus dieſen Beyſpiel / der Dunſt dieſes Hoͤllen-Brands ſeinen Seiten-Trabanten in die Na - ſe gerochen / haben ſie zeitlich den Krebs-Gang ergrif - fen / in dieſen Weiß / und witzig / daß ſie ihrer Unſin - nigkeit nicht mit ſo grauſamen Mittel / haben ſteueren / und abhelffen wollen.
II. Eben235II. Eben in ſelben 1663iſten Jahr ſeynd etliche neue Ketzer in Engeland / Fanatici, die Unſinnige / oder Beſeſſene genannt / hervor geſchloffen / dero Kriegs-Loſung war / Vivat Dominus Jeſus. Es lebe der HErr JEſus / und dieſe ſagten / daß ſie von GOtt geſandet / daß ſie die Monarchicos, oder allein herrſchende / die ſie die Fleiſchliche nannten / ausle - ſchen / und vertilgen ſolten / und alſo hoffen ſie bey friedſamen Engeland zu anderen Voͤlckern uͤberzuge - hen / womit ſie ſelben die Fuͤrſten entzieheten / und alles dem unerfahrnen Poͤbel / nach belieben einrau - meten. Jhr Haupt ware Vicanereus, ein Binder von Schiegel - Bnrg / welchen es in kuͤrtze uͤbel ge - lungen / maſſen ſie von der Obrigkeit zu Londen / durch zwey zu Fueß / und einen zu Pferd wider ſie ausgeſandte Kriegs - Haufen / bald zerſtreuet wor - den. Jhr Glaub / und Raͤdel-Fuͤhrer iſt am Galgen erhoͤhet / aus den Platz geraumet worden / deme noch etliche Anhaͤngige zum Schrocken vieler anderer / auch mit dem Strang abgelohnet gefolget.
III. Dieſe letzte Jahr finge zu Neapel eine neue Ketzerey ſich hervor zu thuen an / eine ſolche Sect / die naͤchſt mit denen Atheiſten an die GOttes-Verlaͤug - nung zuͤckte / die aber ingleichen / noch in ihren Ur - ſprung erſticket worden. Und wahrhafftig in ſo gro - ſer Mannigfaltigkeit / und Unterſcheid der Secten / iſt entlich noͤthig / daß man gar in die GOtts - Ver - laugnung gerathe / alle gaͤntzlich / als Falſch - und Jrrige verwerfe / keine aus ſelben halte / und entlich gar nichts glaube.
IV. Ans vierte Orth kombt die Ketzerey Præ - deſtinatorum, der Vor-Eewaͤhlten. Dieſe hatte ihr Auffkommen aus denen Gottloſen Lehren Calvini von der Vor-Erwahlung / und Verwerfung GOttes /die236die er von Ewigkeit hero uͤber alle Menſchen / ſelbe entweder ſelig zu machen / oder zu verdammen ge - macht hat; die mit dieſen Jrrthumb behafft / ſeynd in allerhand Suͤnd / und Laſter / weit von aller GOtts - Forcht / Frombkeit / und Tugenten / wie auch von Ubung der guthen Wercken die verworffneſte Men - ſchen / und Abentheur auf Erden. Dann alſo ſpre - chen jede mit ſich: Entweder bin ich von GOtt / von Ewigkeit hero zum ewigen Leben vor-erwaͤhlet / oder zur ewigen Verdamnuß verworffen. Bin ich zum ewigen Leben vor-erwaͤhlet / ſo liegen mir / was je - mahlen vor Suͤnd / und Laſter nichts in Weeg. Hat mich GOtt aber von Ewigkeit hero zur ewiger Ver - damnuß verworffen / wird mir nichts nutzen / wie ich immer ein gut / und frommes Leben fuͤhre / ſintemah - len GOttes Wahl - Schluß nicht mag veraͤnderet werden. Diß Dilemma, oder Frag-Rede aber ſtuͤtzet ſich auf falſchen Wahn / und darvor Haltung / alldieweilen GOtt keinen zur ewiger Verdamnuß vor deſſen vorgeſehenen Unverdienſten verordnet / wie dann ſolches ſeiner Guͤete / Milde / und Gerechtig - keit / gantz und gar zugegen lauffet / daß er den Men - ſchen / deme er zu ſeiner Gleichheit / und Eben-Bild erſchaffen / und zwar zu keinen andern Ziehl / und Ende / als daß er ſelig werde / ohne ſeine Schuld zu ſo er - ſchrecklichen Peynen / und Schmertzen der Hoͤllen / und diß auf alle Ewigkeit verordne / und verſtoſſe. Nebſt dieſen mueß dieſe hinderliſtige Fang - Rede alſo aufgloͤſt / und verſtanden werden: Entweder bin ich von GOtt / von Ewigkeit hero zum ewigen Leben durch gewiſſe Mittel (die in meiner Macht ſtehen) zuerwerben verordnet / und vor - erwaͤhlet / die wann Jchs anwende / ſelbes unfehlbahr erhalten werde. Oder aber bin ich meiner Suͤnd wegen / die ich frey -willig237willig begehen werde / zur ewigen Verdambnuß verordnet / ſo werde ich nur allzugewiß / wo ich ſelbe veruͤben / und mich darvon nicht enthalten werde / verdammet werden. Wo alſo dieſe Fang-Rede wird ausgedeutet / wird ſelbe machen / daß der Menſch die freventliche Vermeſſenheit verhuͤte / und nicht in die entſetzliche Verzweifflung ſich ſelbſt ſtuͤrtze. Sie ſa - gen aber / wenigſt kan man nicht verneinen / das GOtt von Ewigkeit unfehlbahr diß eben vorgewuſt habe / ob ich ein fromb / und guetes Leben fuͤhren / und alſo werde ſelig werden / oder aber ein Gottloſes / und ſo dann verdambt werden / GOttes aber Vor - wiſſenſchafft / iſt ingleichen Unfehlbahr / und un - veraͤnderlich. Antworte / ich gebe gantz und gar zue / daß dieſe Vorwiſſenſchafft in GOtt unfehlbahr / und unveraͤnderlich ſeye / geſtehe aber keines Weegs / daß ſelbe eine Urſach des frommen / oder boͤſen Lebens ſeye. Dann nicht derenthalben lebt jemand guet / oder boͤß / dieweilen GOtt hat vorgewuſt / daß er alſo leben werde / ſondern derentwegen hat GOTT vorgeſehen / daß er guet / oder boͤß leben werde / wei - len er aus ſeinen freyen Will alſo leben wurde.
V. Folgen vor die fuͤnffte Stelle / die mit ihrer Ketzer-Lehr Certificati, die Vergewiſte. Dieſe ſeynd die meiſte mehr hartnaͤckige Calviniſten / und Luthe - raner / die ihnen die hoͤchſte Gewißheit des ewi - gen Heyls verſprechen / oder beſſer erdichten. Je - ne zwar / weilen ſie ſagen / daß ſie mit Goͤttlichen Glaub glauben / daß ſie von der Zahl der Auserwaͤhl - ten ſeyn / dieſe / weilen ſie mit Goͤttlichen Glaub glau - ben / daß ſie muͤſſen ſelig werden. Dieſer aber Bey - fall / oder Einwilligung iſt auf keine Weiß ein Bey - fall des Goͤttlichen Glaubens / ſondern einer allein geheimer Sonder-Meinung / und eitler Beredung /weiln238weiln ſolcher ſich nicht auf die Goͤttliche Offenbah - rung / als ſeinen Formal - Vorwurff / ſondern nur auf eine menſchliche Beweg - Urſach ſteiffet / die nicht feſt genueg / ſondern nur ein Wahnſuͤchtige eſt. Dann keinem aus ihnen iſt von GOtt inſonderheit geoffen - bahret worden / daß er vor gewiß vor - erwaͤhlet ſey / oder daß er muͤſſe ſelig werden. Derentwegen de[r]Heil: Auguſtinus To. 7. c. 13. fraget: wer aus de[r]Zahl der Glaubigen / ſo lang man in dieſer hie[r]Sterblichkeit lebet / anmaſſet ſich / daß er aus der Zah der Vor - Erwaͤhlten ſeye? Und ferner gibt er von deme den Ausſpruch: To. 7. de bono perſeverantiæ c. 22. de vita æterna, quam Filijs promiſſionis promiſit Deus, nemo poteſt eſſe ſecurus, niſi con - ſummata fuerit iſta vita, quæ tentatio eſt ſuper ter - ram. Vom ewigen Leben welches GOtt denen Kin - dern der Verheiſſung verſprochen hat / kan niemand ſich verſichern / als wo diß Leben / welches nichts dann eine Verſuchung auf Erden / durch gebracht / und vollzohen iſt. Deme noch beykommet / daß dieſe aberwitzige / und verwegne ſicherheit / nur allzuklahr der Heiligen Schrifft ſelbſt zugegen ſtrebet. Zu - mahlen der Heilige Paulus 1. ad Corint. 4. v. 4. von ſich ſelbſt beteuert: Nihil mihi conſcius ſum, in hoc tamen juſtificatus non ſum, quia neſcit homo, an amore vel odio dignus ſit. Jch bin mir nichts bewuſt / jedoch bin ich darin nicht gerechtfer - tiget. Weilen der Menſch nicht weiß / ob er Liebens / oder Haſſens wert ſey. Wann demnach der Heil: Paulus keine Suͤnde ihme bewuſt / nicht vergewiſſet war / ob er Liebens / oder Haſſens werth war / ſo war er weit minder von der Verharrung in der Gnad / wie er ſelbſt ſchreibet / vergewiſſet. 1. Cor. 9. v. 27. Caſtigo (ſagt er) corpus meum, & in ſervit[u]-dig[o],239tem redigo, ne, cum alijs prædicavero, ipſe repro - bus efficiar. Jch caſteye meinen Leib / und bringe ihme unter die Dienſtbarkeit / damit ich villeicht nicht / da ich andern geprediget habe / ſelbſt zuver - werffen ſey. So kan dann niemand aus Goͤttlichen Glaub von ſeiner Vor-Wahl / und ewigen Heyl / auſſer der von GOtt darvon eine Offenbahrung empfangen haͤtte / vergewiſſet ſeyn / wie werd dann / der ihme viller Suͤnd bewuſt / iſt diß von ſich / witzig muetmaſſen doͤrffen? Jn Spruͤchen des Weiſiſten wird erwehnet: Prov 28. v. 14. Beatus Vir, qui ſemper eſt pavidus. Selig iſt der Menſch / der all - zeit forchtſamb iſt / forchtſamb ſagt die Schrifft / und nicht vermeſſentlich ſicher.
Sie einwenden aber zugegen das Zeugnuß der H. Schrifft / Marci 16. v. 16. Qui crediderit, ſal - vus erit. Wer da Glaubet / der wird ſelig werden / ich glaube aber daß ich vor - erwaͤhlet / und ſelig wer - de werden / ergo? ſo fehl ich nicht / ſo ſtehe ich ver - gewiſt / und ſicher. Nur gemach / wider dieſes iſt erſtens / daß allda die Schrifft rede vom lebendigen Glauben / der mit gueten wercken verbunden iſt / dann ohne dieſe / iſt der Glaub todt. Jac. 20. v. 26. Fuͤhreſt du ein ſolchen Lebens-Wandel / der in lebendigen Glauben beſtehet? und glaubſt du mit goͤttlichen Glauben / daß du ein ſolchen Wandel fuͤhreſt? Zwey - tens iſt darwider / dann geſetzt / und gegeben / daß wer ſolchen Lob - hafften Glauben habe / iſt er doch nicht ſicher / und aus Goͤttlichen Glauben von der letzten Verharrung in ſelben vergewiſt / welche die H: Schrifft erforderet / wo ſie meldet: Matth. 24. v. 13. Qui perſeveraverit uſquè ad finem, hic ſalvus erit. Wer bis ans End verharret / der wird ſelig. Jns gemein aber / haben nicht alle von dieſer Letzt - Ver -har -240harrung / eine Goͤttliche Offenbahrung / dann wie der Heil. Auguſtinus To. 5. L. 18. de Civit. Dei c. 12. ſagt: Quis hominum ſe in actione, profectuquè juſtitiæ perſeveraturum uſquê ad finem ſciat, niſi aliquâ revelatione ab illo fiat certus, qui de hoc juſto, latentiquè judicio, non omnes inſtruit. Wer kan aus denen Menſchen wiſſen / ob er im Werck / und aufnehmen der Gerechtigkeit biß ans End verharren werde / er werde dann durch eine Offenbahrung von jenen vergewiſſet / der von dieſen Gerechten / und verborgnen Urtheil / nicht alle unterweiſet. Und an - derwaͤrtig ermahnet die H: Schrifft / 1. ad Cor. 10. v. 12. Qui ſe exiſtimat ſtare, videat, ne cadat. Der vermeint daß er ſtehe / ſehe zue / daß er nicht falle. Und Eccleſiaſtis 9. v. 12. Neſcit homo finem ſuum. Der Menſch weiß ſein Ende nicht. Und zum Philip - pern c. 2. Paulus: cum metu, & tremore veſtram ſalutem operamini. Mit Forcht / und Zit - tern wircket euer Heyl. Jtem zum Roͤmern / 11. v. 20. Fide ſtas? noli altum ſapere, ſed time, du aber ſteheſt durch den Glauben? erhebe dich nicht in dei - nen Sinne / ſondern fuͤrchte dich.
VI. Jn ſechſten Jrrthumb ſtecken biß uͤber die Ohren die neue Politici, oder Subtile Staatiſten / die alles nach den Reguln heuntiger Welt - Politic, und eignen nutzen ausmeſſen / die ſich in die Zeit / und in die Leute / umb ihren Zweck / und Abſehen zuerrei - chen / meiſterlich in alle Formb zuſchicken wiſſen. Wie ſie dann nach Gelegenheit der Zeit / des Stands / und jeder Sachen Beſchaffenheit / ſich auch zur Religion bequemen / welche von wuͤrcklichen Zeitlauf / zu ihren vorgeſetzten Ziel / und Ende / mehr dienſtlich / und erſprießlich zu ſeyn / ſie beduncket. Dieſe ſeynd / die zum wenigſten ihres ewigen Heyls Sorg tragen /ſon -241ſondern ſie ſeynd gantz und gar dahin allein bedacht / und bemuͤhet / wie ſie zu Ehren / und Reichthumben / zu Wuͤrden / hohen Aembtern / allerhand gueten Gele - genheiten / und andern zeitlichen Sachen gelangen moͤgen. Dannenhero / gleich wie ſie keines Glaubens ſeynd / alſo ſeynd ſie auch keines Gewiſſens / und gleich wie ſie GOtt untreu ſeynd / den ſie allein mit erdichter Religion ehren / ſo viel jene bloſſe Schein - Ehr / ihnen zu ihren eitlen Zweck / dem ſie ihnen vor - ſetzen / dienet / und nutzet / alſo ſeynd ſie auch untreu ihren Principalen / und Ober - Herrn / denen ſie nur dem Augenſchein nach / und nicht von Hertzen dienen / wie nemblich die von ihnen geleiſte Dienſt / mehr ihnen / als ihren Ober-Herrn eintraͤglich / und gelegen ſeynd. So find ſich auch bey ſolchen keine Gerechtigkeit / dann wie der H: Auguſtinus lehret: Ubi ſana fides non eſt, non poteſt eſſe juſtitia. Wo kein geſunder Glaub iſt / kan auch kein Gerechtigkeit ſeyn. Gebe GOTT / was ich ihnen von Hertzen wuͤntſche / daß ſie oͤffter jene Wort Chriſti behertzigen: Matth. 16. v. 26. Quid prodeſt homini, etiamſi univerſum mun - dum lucretur, animæ verò ſuæ detrimentum pa - tiatur? aut, quam dabit homo commutationem pro anima ſua? was nutzet es dem Menſchen / wann er die gantze Welt gewinne / aber Schaden leyde an ſeiner Seele? oder was kan der Menſch zum Wert geben vor ſeine Seel? den groͤſten Schaden aber fuͤgt er ſeiner Seele zue / wann er ſie des Lebens ent - ſetzet / und beraubet. Das Leben der Seele iſt der Glaub / alldieweilen der Gerechte aus den Glauben lebet. Und dieſer lebhafft / und ſeligmachende Glaub / iſt allein ein eintziger / nemblich jener / von welchen in ſeiner Glaubens-Bekandtnuß der H. Athanaſius lehret / ſprechend: Hæc eſt Fides Catholica, quamQniſi242niſi quis fideliter, firmiterquê crediderit, ſalvus eſſe non poterit. Diß iſt der Catholiſche Glaub / welchen / der nicht getreu / und feſt haltet / mit nich - ten ſelig werden kan.
VII. Der ſibente Faͤhler wird billig denen Geiſt - lauen Catholiſchen zugeſchrieben / durch welche ich je - ne will verſtanden haben / die ſich einbilden / daß ſie GOtt / und ihren Gewiſſen ſchon ein Gnuͤgen thuen / wann ſie ſelbſt guet - und wahre Catholiſche Chriſten ſeynd / im uͤbrigen laſſen ſie ſich anderer Bekehrung zum Catholiſchen Glauben nichts angelegen ſeyn / und eyfferen ſo gar in wenigſten auch ſolche bey denen nichts / die ihrer Sorg unterworffen ſeyn. Derglei - chen ſeynd jene Ehemaͤnner / die ſich wenig bemuͤhen / daß ſie ihre Un - Catholiſche Ehe-Frauen zum Catho - liſchen Glauben verleithen / und anweiſen / ja ſo gar ſeynd etliche aus dieſen ſo hinlaͤßig / daß ſie ihren Weibern verſtatten / und zuſehen / daß ſie ihre Toͤchter in ihrer Ketzerey auferziehen. Jtem die irrdiſche Grund - Herrn / die ihrer Unterſaſſen / die Herrn die ihrer Diener / die Hauß - Vaͤtter / die ihres Hauß - Geſinds / die Praͤlaten / und Geiſtliche Vor - ſteher / die ihres Biſtumb Eingeſeſſenen / die Pfarrer / die ihrer Pfarꝛ-Kinder / und mehr andere / die ihrer Un - tergebnen Bekehrung zum Catholiſchen Glauben / vor ihre letzte Sorg haben / die / wolte GOtt / daß ſie weiß waͤren / und verſtuͤndens / und vorhin ſeheten / was zum letzten ſeyn wird / Deuter. 32. v. 29. daß nach dem Gezeugnuß des H. Pauli, ſie nicht allein von ihrer Seel / ſondern auch von denen ihnen unterwor - fenen Seelen / GOtt dermahlen werden muͤſſen Re - chenſchafft geben: ad Hæbr. 13. v. 17. Obedite Præpoſitis veſtris, ipſi enim pervigilant, quaſi rationem pro animabus veſtris reddituri. Seydeuern243euern Vorſtehern gehorſamb / und ihnen unter - worffen / dann ſie wachen / als die Rechnung geben werden vor euere Seelen: gebe GOtt / daß ſie nur offt jenes Pauli 1. ad Tim. 5. v. 8. zu Gemuͤth fuͤhrten: Si quis autem ſuorum, & maximè domeſticorum auram non habet, fidem negavit, & eſt Infideli deterior. Wann aber jemand vor Seinige / und in - ſonderheit vor ſeine Haus-Genoſſene nicht Sorg tra - get / ſo hat er den Glauben verlaugnet / und iſt aͤrger dann ein Unglaubiger. Wolte GOtt / daß ſie was rei - fer erwegeten / mit was Eyffer die Sectirer / ihre Secten / und Jrrthumern zubefoͤrdern ſich fleiſſen / vornemblich wo ſie maͤchtiger / dann die Catholiſche / und uͤber ſie / die Oberhand fuͤhren / und wir erla - ben in Befoͤrderung der Wahrheit? Ut jugulent Homines ſurgunt de nocte Latrones. Die Menſchen zu wuͤrgen / wachen zu Nachts die Moͤrder / und wir / daß wir uns / und andere erhalten / erwachen nicht? wolte GOtt / daß alle / die GOtt anderen vorgeſetzt hat / forderiſt aber die Geiſtliche / dem H: Neocæſa - rienſiſchen Biſchoffen Gregorio, im Eyffer / ſeine untergebene zubekehren nachahmeten / und mit auch diß / was er erhalten / erhulten Der von hinnen ſchei - dent / ſich befragte / wie viel noch in der Stadt Cæ - ſarea Unglaubige uͤbrig waͤren? und deme / daß deren nur ſibenzehen annoch ſich befanden / geantwortet worden. Danckte er GOtt / und verſetzte hingegen: Totidem erant Fideles, cum Epiſcopatum cœpi Eben ſo viel waren der Glaubigen / wo ich diß Bißthumb angetretten / und Biſchoff worden.
VIII. Der achte Jrrthumb / und faͤlſche Lehr im Glauben dieſes letzten Abſatzes / iſt jenen uͤberblieben / die das Ziehl und End der Einfleiſchung des Goͤttli - chen Worts / und in dieſe Welt Chriſti Ankunfft halbi -Q 2ren /244ren / und deßwegen dimidiantes, die Halbirer be - nambſet werden. Das Ziehl / und Ende dieſer in die - ſe Welt Chriſti Ankunfft / nach gemeiner der H: Vaͤt - ter Ausdeutung / und der H: Schrifft Gezeugnuſſen gleichformig / ware zweyfach. Daß erſte zwar / und vornehmſte / damit er mit ſeinen Leyden / und Todt das menſchliche Geſchlecht von ewiger Verdamnuß / und Ausſchlieffung der himmliſchen Glory und Herr - lichkeit erloͤſete. Daß andere aber / damit er denen Menſchen das Vollkomneſte aller Tugenden Vorbild vorſtellete / und ſie in ſolchen zu ſeiner Nachfolg reitze - te; wie diß die ewige Wahrheit ſelbſt mit dieſen Wor - ten erklaͤhret: Joan. 13. v. 15. Exemplum dedi vo - bis, ut quemadmodum ego feci, ita & vos facia - tis. Jch habe euch ein Exempel gegeben / damit ihr auch thuet / wie ich euch gethan habe. Daß ihr nem - lich auch euch unter ein ander die Dienſt der Diemuth und Liebe erweiſet. Und bey Matthæeo 11. v. 29. Diſcite à me, quia mitis ſum, & humilis corde. Lehrnet von mir / dann ich bin ſanfftmuͤtig / und die - muͤtig von Hertzen. Diß eben bezeuget der Fuͤrſt der Apoſteln in ſeinen erſten Sendſchreiben / da er alſo redet: c. 2. v. 21. Chriſtus paſſus eſt pro nobis, vo - bis relinquens exemplum, ut ſequamini veſtigia ejus. Chriſtus hat vor uns gelitten / und hat euch ein Exempel hinderlaſſen / daß ihr ſeinen Fußſtapf - fen nachfolgen ſollet. Die jetzige aber Religions - Erneuerer / tragen dem Volck allein Chriſti vor unſe - re Suͤnd Gnuegthuung vor / die ſie hoch erheben / und ruͤhmen / worbey ſie daß andere Ziehl und End ſeiner Ankunfft / damit wir nemblich / in Ubung allerhand Tugenten ihme nachfolgen / fein huͤbſch vertuſchen / wie dann von diſen bey ihnen das hoͤchſte Stillſchwei - gen iſt / da ſeynd ſie lauter ſtumme Hund / da haben ſie all Gedaͤchtnuß / und Angedencken verlohren. Diewahr -245wahrhaffte aber des reinen Glaubens Lehr iſt / daß / obwohln das Leyden Chriſti / aus ſich ſelbſt / die aller - ſatſameſte vor unſer / und des gantzen menſchlichen Geſchlechts Suͤnden gnugthuung / und eines gantz unentlichen Verdienſtes / daß ſich gaͤntzlich auf all moͤglichen Lohn / und Cron erſtrecket / iſt; Nichts deſto minder hat deſſelben Frucht / uns Chriſtus alſo wollen angeeignet haben / daß auch wir ſeinen Tu - genden nachahment / eben ſelben ſeinen Leyden Mit - wircketen. Dann wie der H: Apoſtel Paulus c. 8. v. 16. und 17. zum Roͤmern ſchreibet: Quod licet acceperimus (per merita Chriſti) Spiritum ado - ptionis Filiorum Dei, quin & Hæredum Dei, & cohæredum Chriſti, hanc tamen adjungit condi - tionem. Si tamen compatimur, ut & conglorifi - cemur. Ob wir ſchon (durch die Verdienſt Chriſti) den Geiſt der Annehmung zu Kinder GOttes empfan - gen haben / ja auch der Erben GOttes / und Mit - Erben Chriſti / ſo beyfuͤget er doch dieſe Bedingnuß / Jedoch ſo wir mit ihme Leyden / auf daß wir auch mit / herrlich gemacht werden. Uber welche Wort der H: Leo Ser. 9. de Quadrag. alſo gloſſet: Ibi cer - ta, atque ſecura eſt expectatio promiſſæ beatitu - dinis, ubi eſt participatio Dominicæ paſſionis. Alldort iſt eine gewiſſe und ſichere Eewartung der verſprochenen Seligkeit / allwo ſich die Theilhafftig - machung mit einfindet Chriſti Leydens. Und der H: Auguſtinus Tract. 119. in Joan. lehret / Crucem Chriſti non ſolum eſſe lectulum mori[en]tis, ſed e - tiam cathedram docentis exemplo ſuo, quid nos ſacere, & imitari oporteat. Daß das Creutz nicht allein des ſterbenden Chriſti Bethlein / ſondern auch die Cantzel / und Lehr-Stuel des mit ſeinen Beyſpill Lehr - Meiſters ſeye / was uns zuthuen / und nach -Q 3zu -246zuahmen ſey. Und wahrhafftig waͤre es eine allzu - bunte Thorheit / wann wir vor ſo groſſe Gnad / und Wohlthat / als unſere Erloͤſung iſt / wolten ſo un - danckbahr ſeyn / daß wir vor ſelbe ihme zu dancken / uns nicht wuͤrdigten / noch uns mit unſern Suͤnden zu beleidigen fuͤrchteten / und entſetzeten / rurſus crucifigentes Filium Dei, & oſtentui habentes, ad Hæbr. 6. v. 6. ſondern den Sohn GOttes widerumb creutzigten / und ihme zum Spott macheten / wie der Apoſtel zum Hæbræern prediget / weder auch ſeine Beleidigung bereueten / weder in eintziger Tugent (ſo viel die menſchliche Gebraͤchlichkeit mit Beyhuͤlff Goͤtt - licher Gnad zulaſſet) ſelben nachzufolgen uns befleiſ - ſeten. Habemus igitur fiduciam in ſanguine Chriſti, Hæbr. 10. v. 19. So haben wir dann das Vertrauen im Bluth Chriſti / nach Lehr des Apoſtels / der aber eben alldort v. 24. beyſetzet daß wir auf dieſe Weiß uns betrachtent / invicem per provocationem cha - ritatis, & æmulationem bonorum operum, da - mit wir einander zu der Liebe / und gueten Wercken anreitzen. Und dieſen ſein Sinn beſtaͤttiget er / eod. cap. v. 36. da er bald hernach ſagt: Patientia enim vobis neceſſaria eſt, ut voluntatem Dei faci[e]ntes reportetis repromiſſionem. Dann Gedult iſt euch noͤthig / auf daß ihr den Willen GOttes thuet / und die Verheiſſung erlanget: daß iſt / es iſt euch gantz und gar noͤthig / daß ihr in der Gedult / Glaub / und Fleiſſung der gueten Wercken verharret / biß ans End / auf daß ihr theilhafftig werdet der Verheiſſung der himmliſchen Guͤter / welche euch durch Chriſti Leyden zu Theil worden iſt.
Aus dieſen iſt leichtlich zu erachten / was groſſe Boßheit dieſer verkehrten Menſchen ſeye / denn von wannen jede andere Gottſelige / fromme / und wahreChriſten247Chriſten Hoͤnig ſamblen / von dannen ſamblen / und ſaugen dieſe Gall / und Gifft. Allzuwahrhafft iſt jener des H: Auguſtini Troſt - Spruch: Ser. 32. âd Fratres. Nihil tam ſalutiferum nobis eſſe, quam quotidiè cogitare, quanta pro nobis pertulerit Deus, ut Homo. Richts iſt uns alſo heilſamb / als taͤglich bey ſich erwegen / wie vil / und groſſes vor uns / GOtt und Menſch gelitten / und uͤberſchmertzet habe. Deme der H: Bernardus Ser. 62. in Cant. beypflichtet / quid tam efficax ad curanda conſcientiæ vulnera, nec non ad purgandam mentis aciem, quam fre - quens, & ſedula Chriſti vulnerum, paſſionis, & vitæ ac mortis meditatio. Was iſt alſo kraͤfftig die Wunden des Gewiſſens zu heilen / und des Ver - ſtands Schaͤrffe zu reinigen / als oͤffteres / und embſi - ges der Wunden Chriſti / ſeines Leydeus / Lebens / und Todts angedencken / und Betrachtung? denen bietet die Hand der benenntiſte Sitten-Lehrer Al - phonſus Rodriquez, daß dieſe Ubung denen Heili - gen / und Dienern GOttes gantz gemein ware / dar - durch ſie zum hoͤchſten Grad / oder Stapffel der Hei - ligkeit / und Vollkommenheit gelanget ſeynd. All durchaus Widriges / thuen die Glaubens-Erneuerer; dann aus dero vorhero gegangenen Lehr / das Chri - ſtus der HErr / mit ſeinen Leyden / und Todt / genueg vor unſere Suͤnd geleiſtet habe / ſchlieſſen ſie gantz boßwillig / und Verkehrteſt; So iſt dann nicht noͤthig / daß wir weiter viel uns beſorgen vor unſere Suͤnden Buß zu thuen / oder auch ſelbe fuͤrtershin zuverhuͤ - ten / und zu meiden. So hat uns auch Chriſtus mit ſeinen Leyden den Himmel verdienet. So iſt ja nicht noͤthig / daß wir uns die himmliſche Herrligkeit zuer - werben viel plagen mit Ubungen der gueten Wercken. Und alſo iſt Chriſti Todt / nnd Leyden / welchesQ 4an -248andern zum Leben dienet / ihnen znm Verderben.
IX. Der neunte Faͤhler / und Jrrthum / betrifft die Ratio - Statiſten / die all ihr Thuen und Laſſen / nach den eintzigen Staats-Weſens Abſehen richten / die ihr Ziehl / und End / aller ihrer Rath-Schlaͤgen / aller ih - rer Haͤndel / und Werck / in ratione ſtatus, einig und forderiſt ſetzen / und als ihren Haupt - Abgott ehren. Die wenig bedencken / noch achten / ob die Mittel / wel - che ſie das Staats-Weſen zu befoͤrden / vorkehren / Gerecht / oder Ungerecht / der Chriſtlichen Lehr ge - maͤß / oder zugegen / dem Angeben des Gewiſſens gleich-oder ungleichformig / vielen Unſchuldigen ſchaͤdlich oder unſchaͤdlich ſeyn / wann ſie nur zu dieſen Ziehl und End / nutzlich / und erſprießlich ſcheinen. Diß iſt ein groſſer Faͤhler / und meiſtens nur groſ - ſer Herrn / und Regenten vor dieſer Welt. Ein groſſer Faͤhler ſprich ich / und die groͤſte Unbilligkeit von der Welt. Dann was mag wohl vor eine groͤſ - ſere Unbilligkeit ſeyn / oder auch gefunden werden / als daß einer / und zwar ſchuldige / der Urſach halben / forderiſt erhoben werde / damit der andere Unſchuldi - ge gediemuͤthiget / und unterduckt werde? daß je - mand mit Unrecht bereichet werde / der Andere aber dardurch ſeiner mit Recht erworbnen / und beſeſſenen Guͤter / oder Vermoͤgens beraubet werde? Der tau - ſent Todt verſchuldet / damit er koſt - und ſcheinbahr lebe / und geehret werde / der andere ein Gottſeliges Leben fuͤhrent / deſſelben entſetzet / verachtet / und mit den Todt abgelohnet werde? Einer ohn alle Muͤh / und Arbeit vor muͤßigang zerflieſſent / von Reich - thumen uͤberflieſſe / der Andere ſein Brod in Schweiß ſeines Angeſichts ſuchent / in viel Muͤh-und Arbeit - Seligkeiten verwicklet werde? Auf daß die Schuldige / und Unruhige herrſchen / die Unſchuldige beraubet /und249und in ihrer Ruhe verwirret / und zerſtoͤret werden. Dieſer Ratio - Statiſten unbeſtaͤndig / und muͤhſe - ligen Stand beſchreibet meiſterlich der Koͤnigliche Prophet / und erweiſet zugleich / daß / wo ſie der - gleichen Un-Mittel daß gemeine Staats-Weſen zu erhalten / oder zu befoͤrdern vorkehren / daſſelbe in mindiſten nicht beveſtigen / weder ſtehen / noch beſte - hen machen / ſondern vielmehr ſolches dem groͤſten Fall ausſetzen / und ſtuͤrtzen / wo er in Geiſt der Weiſſagung von ſelben alſo redet: Pſal. 72. v. 5. Quia in laboribus hominum non ſunt, cum ho - minibus non flagellabuntur. Sie haben keine Muͤh / und Arbeith / wie andere Leute / und werden nicht geſtraffet mit anderen Menſchen. Daß iſt / weilen ſie nicht mit eigner Arbeit / ſondern mit anderer Un - terdruckung ihr Staats - Weſen befoͤrdern / und er - halten wollen / und alſo mit Mangel und Abgang / noch mit andern Ubel / und Unfaͤll / mit denen die meiſte der Menſchen vexirt / und geplagt werden / Ideo tenuit eos ſuperbia, oporti ſunt iniquitate, & impietate ſuâ v. 6. Darumb hat ſie die Hof - farth eingenommen / ſie ſeynd uͤberdecket mit ihrer Ungerechtigkeit / und Gottloſen Weſen. Daß iſt / deßwegen uͤbernehmen ſie ſich / und ſeynd mit Suͤn - den / und Laſtern / mit Ungerechtigkeit / und Gottlo - ſigkeit ausgefuͤrderet / und bedecket. Prodijt quaſi ex adipe iniquitas eorum. v. 7. Jhr Boßheit drin - get heraus gleich wie aus der Faͤtte. Daß iſt / aus den Uberfluß / Erſaͤttigung / Gluͤck-Lauf / und Zu - fluß der Guͤter bricht in groſſer Menge / und uͤber - flieſſend / nicht anderſt / als die Faͤtte / aus Faͤttiſten Schlacht - oder Maͤſt-Vieh flieſſet / ihr Boßheit her - vor. Tranſierunt in affectum cordis. ibidem. Sie gehen daher nach ihres Hertzens - Luft. Daß iſt / ſieQ 5haben250haben ſich gantz und gar der Erfuͤllung ihrer Hertz - Geluͤſten ergeben / auf daß ſie nicht dem Geſetz GOt - tes / oder rechter Vernunfft / und ihren Gewiſſen / ſondern ihren Begierlichkeiten / und Auszeichungen ihres Muthwillens folgten / und gehorcheten Cogi - taverunt, & locuti ſunt nequitiam, iniquitatem in excelſo locuti ſunt. v. 8. Sie haben Schalckheit erdacht / und ausgeredet / ſie haben wider den Aller - hoͤchſten geredet / was unrecht iſt. In excelſo, daß iſt aus erhoͤchten Orth / offentlich / und vorn Volck. Poſuerunt in cælum os ſuum. v. 9. Jhren Mund haben ſie an den Himmel geſetzt / den Laͤſterlichen nemblich wider GOtt / und die Heilige / wider die Lehr derſelbigen / und das Geſetz GOttes. Et lin - gua eorum tranfivit in terra. Und ihre Zung iſt herumb gangen auf Erden / oder wie der Heilige Hieronymus lieſet / lingua eorum deambula - vit in terra, ihre Zung ſpatzirte hin-und her / auf und ab / auf Erden / oder wie die Chaldæiſche Dolmet - ſchung hat. Lingua eorum ardet in juſtos, ihre Zung brennet gegen die Gerechte / als ſagte ſie / ſie verſchonen keines Menſchens auf Erden / ſondern ſie wollen alle ſammentlich unterdrucken / damit ſie ſich ſelbſt empor heben / und ihr Staats-Weſen befoͤrdern. Jetzhero von ihren Gluͤck - und Wohl - ſtand der Koͤnigliche Prophet. Nun laſſet uns gleich - fals ſehen / was er von ihren Fall / und Untergang weiſſaget. v. 18. Verumtamen (inquit) propter dolos poſuiſti eis (ſubintellige mala) Jedoch haſt du ſie ihrer Liſt / und Duͤcke halber (ſagt er) geſetzt (verſtehe in uͤblen / und gefaͤhrlichen Stand) etliche Griechiſche Text haben ausfuͤhrlich / Propter dolos poſuiſti eis malum. Jhres Betrugs wegen haſt du ihnen uͤbles geſetzet / daß alſo der Verſtand iſt / wegendes251des Betrugs / deſſen ſich die Gottloſe / und Ungerechte / die Affter - Ratio - Statiſten gegen ihre naͤchſt / und Neben - Menſchen gebraucht haben / damit ſie die Reichthumen vermehrten / und ihr Staats - Weſen durch ungebuͤrliche Mittel befuͤrderten / oder erhul - ten / haſt du ihnen uͤbles darvor verſetzet / und ge - macht / daß die Betrug / und Liſt / uͤber ſie aus - giengen / und zu ihren Verderben / Fall / und Unter - gang zuruck kehreten. Die Hæbræiſche Uberſetzung beym H: Hieronymo gibts alſo: Verumtamen in lubrico poſuiſti eos in interitum. Du haſt ſie auf ſchlipfrichen Orth geſetzt / du haſt ſie ins verderben geſtuͤrtzt. Daß iſt / da du denen Ungerechten / Reich - thumb / Wohlſtandt / und Gluͤckſeligkeit gegeben haſt / haſt du ſie an ſolches Orth geſetzt / wo ſie leicht - lich fallen kunten / und weilen ſie aus eigner Schuld / nicht wuſten auf ſchlipfrichten gleichſam Eyß behuet - ſamb zu gehen / ſeynd ſie aus deinen gerechten Urtheil ins Verderben gefaͤllen. Noch ferner fortſetzet der H: Prophet ſeine Weiſſagung ſprechend: Dejeciſti eos, dum allevarentur. Du haſt ſie nieder gewor - fen / da ſie erhoͤhet worden / eben an dieſen Vers. daß iſt / wo du ſie empor erhoben / und an die Ehren - Gipffel geſetzet haſt / gehling / und unverhofft aus den Sattel hebeteſt / und herunter ſtuͤrtzeteſt / damit ſie deſto ſchwerer / je hoͤher ſie ſtunden / zu Boden fuelen. Quomodo facti ſunt in deſolationem, ſu - bito defecerunt, perierunt, propter iniquitatem ſuam. Wie ſeynd ſie zur Verwuͤſtung kommen / ſie haben ploͤtzlich abgenommen / und ſeynd unter - gangen umb ihrer Ungerechtigkeit Willen Daß iſt: Sie ſeynd einer verwuͤſt / und zerſchleifter Stadt gleich werden / wo nichts mehr als die Oede S ein - Haufen verblieben / und mit / den Fall / und Untergang /jedem252jedem unter die Augen legen. Und entlich beſchlieſſet er ſeine Weiſſagung / velut ſomnium ſurgentium, Domine in Civitate tua imaginem ipſorum ad ni - hilum rediges. Wie ein Traum verſchwindet / wann man aufſtehet / alſo wirſt du O Herr / ihr Bildnuß in deiner Stadt zu nichte machen. Daß iſt / gleich wie der vom Schlaff erwachenden / die Traum / die ſie von ihrer Gluͤckſeligkeit getraumet haben / ver - ſchwinden / wo ſie vom Schlaff erwachen / alſo / wo es zum andern Leben kommen / und gelangen werd / werdeſt du ihre eingebildte / und dem Schlaff nicht ungleiche Gluͤckſeligkeit / die ſie mit ſo groſſer Muͤh / und Arbeit erjaget haben / zu nichts machen / ja ſie werde auch in dieſen Leben in die Laͤnge / noch trau - men / noch beſtehen. Jnmaſſen wir aus der Erfahrn - heit erlehrnet / das dergleichen Uberkommungen / und zuſammen Raſplungen / in Kuͤrtze zuvergehen pfle - gen. De malè quæſitis non gaudet tertius hæres. Ubel erworbenes Guet / nimbt dem dritten Erben den Mueth / wie aus gemeinen Sprichwort bekannt / es faßlet / es edlet nicht.
X. Zum Beſchluß diſes Werckels / anfuͤge ich vor die zehende Ketzerey / ein gantz neue des Georgij Comdromi, eines zu Deprezin Calviniſchen Predi - cantens in Hungern. Der / wo er mit ſeinen Spieß - Geſellen nicht kunte denen Beweiſungen der Catho - liſchen / mit welchen man erweiſet / daß die Calviniſche Religion ein neue ſeye / und nirgent vorn Calvino ſich habe blicken / noch ſehen laſſen / nicht kunte ge - nueg thuen / noch einigerley Weiß vermoͤchte das Widerſpill zu zeigen / beliebte ihme dieſe Beſchwer - nuß / als einen verzweiffleten Handel beyzulegen / und anderwaͤrtig hin ſein Ancker zu werffen / da er im Jahr 1671. mit einen gantzen zu Clauſenburg inSie -253Siebenbuͤrgen in Druck ausgefertigten Buch / per retorſionem, oder des Beweiß Zuruck - Treibung / daß die Roͤmiſche Kirch ſo wohl die Lehr - Saͤtz / als die Gebraͤuch / und andere Ceremonien betreffent / naͤchſt oder juͤngſt / und gantz neu ſeye / ja gantz und gar nichts weniger / als von ihren Alterthumb / mit deme ſie pranget / mehr uͤbrig habe. Sein ſonderer Faͤhler aber beſtehet in dieſen / daß / indem andere Calviniſten / und der Calvinus Lib. 1. c. 11. n. 3. ſelbſt bekeñen. Quingentis circiter primis annis, ſinceram, & veram Doctrinam in Romana Eccleſia viguiſſe. Daß in denen erſten beylaͤufig fuͤnffhundert Jahren / die aufrichtige / und wahrhaffte Lehr in der Roͤmi - ſchen Kirch ſich in voͤlligen Schwang befunden habe / und wie eben ſelber Calvinus L. 4. c. 2. n. 3. ſagt: Extra controverſiam eſſe, nihil à principio uſquè ad illam ætatem, in ea mutatum fuiſſe in doctri - na. Es iſt auſſer aller Strittigkeit / daß vom An - fang biß auf ſelbes Alter nichts in deroſelben Lehr verandert worden. Jene nemblich / die ſie von Apoſt - len genommen / er jedoch ſich ſo vermeſſentlich erkuͤh - ne ſieghafft zu erweiſen / und zu behaubten / daß auch jene erſte Jahr - Huudert die Roͤmiſche Kirch / ſchon in vielen von der Einſetzung Chriſti / und Lehr der Apoſtlen abgewichen ſeye / zu welchen Ende er die folgende Anhaltungen beybringet. Dann erſtens (ſpricht er) ware zur Zeit der Apoſtlen iener Canon oder Kirchen-Satzung der heiligen Buͤcher nicht / welchen hernach angenommen / und die Roͤmiſche Kirch gebraucht hat. Sintemahlen dieſer Canon der heiligen Buͤcher / unter den Papſt Siricio zuſam - men getragen worden (der im Jahr Chriſti 385. er - wahlet / und hernach im Jahr 398. geſtorben) und von dannen von Carthaginenſiſchen Kirchen - Rath /welcher254welcher im Jahr Chriſti 397. gehalten / verkuͤndet / und entlich von Innocentio, der im Jahr 400. er - waͤhlet / und diß Zeitliche im Jahr 417. geſegnet / be - ſtaͤttiget worden. So dann (ſchlieſt er) in Anneh - mung dieſes Canons der H: Buͤcher / hat die Roͤmi - ſche Kirch ein neue Lehr eingefuͤhrt / welche zur Apoſtel Zeit nicht war. Zweytens ſagt er / die Vorſtellung der Bilder in Kirchen / war nicht zur Zeit der Apoſt - len / ſondern dieſer Gebrauch iſt erſt umb das Jahr Chriſti 380. in die Kirch eingefuͤhret worden. Drit - tens die Verehrung der Gebain der Heiligen war zur Zeit der Apoſtlen nicht gebraͤuchlich / ſondern ſie nah - me erſt ihren Anfang umb das 365iſte Jahr / wo Ju - lianus der Abtrinnige in[d]ie Leiber der Heiligen Mar - tyrer zu wuͤten angefangen hat. Viertens die An - bettung des Creutzes war nicht zur Zeit der Apoſtlen / ſondern ſie nahm erſt im Jahr 326. etwelchen An - fang / allwo die Helena Conſtantini des Goſſen Mut - ter / daß von denen Heyden vergrabne Creutz erfun - den hat. Fuͤnſtens der Anruffung der Heiligen / ware allem Anſehen nach der erſte Urheber Hierony - mus umb das Jahr Chriſti 400. und alſo ware ſie zu erſten Zeiten der Apoſtlen nicht. Sechſtens / die Lehr von dem Tauff / daß er neceſſitate medij, als ein zum ewigen Heyl gantz nothwendiges Mittel von - noͤthen ſey / ware vor nicht / ſondern ſie iſt erſt umb das Jahr Chriſti 385. unter dem Papſt Siricio, und Innocentio, deſſen Nachfolger / nach Anaſtaſio ent - ſprungen / und an Tag gekommen. Sibentens / wa - ren zur Zeit der Apoſtlen gewiſſe Faſt - Taͤg nicht / we - der auch zu Zeiten der erſten Chriſt - Glaubigen / ſon - dern die Sambſtaͤglich Faſten iſt erſt in Elibertini - ſchen erſten Kirchen - Rath im Jahr Chriſti 305. von der Kirch auferlegt worden. Die vierzig-taͤgige Fa -ſten255ſten iſt von Telesphoro den Papſten im anderten von Chriſti Geburth Jahr - Hundert auf - und eingeſetzt worden. Der vier Quatember vom Papſt Calixto im driten Jahr-Hundert. Achtens / die Feſt-Taͤg der Seligen Jungfrau / und der Heiligen / waren nicht zur Zeit der Apoſtlen / ja nicht alle des Seligmachers ſelbſt / ſondern der Palm - Sonntag iſt umb das Jahr Chriſti 420. Das Feſt der Erſcheinung / oder Heil: 3. Koͤnigen umb das Jahr 370. Das Feſt des Heil. Sebaſtiani umb das Jahr Chriſti 300. Das Abend - mahl des Herrns umb das Jahr Chriſti 330. Das Feſt Georgij iſt vor den drey-hunderten Jahr nicht geweſen / weder das Feſt des H: Marci vor 465. Jah - ren. Das Feſt der Creutz-Erfindung iſt umb das Jahr 309. oder 310. eingeſetzt worden. Das Feſt der Erſcheinung des Heil: Michaëls 394. Das Feſt Joannis des Tauffers 400. Der Heiligen Petri, und Pauli gegen dem Ende des Fuͤnfften Jahrs-Hundert / das Feſt des H: Petri ad vincula zun Banden. 325. Der Himmelfahrt der Seligen Jungfrauen 364. Des H: Laurentij umb das 400. Des H: Andreæ umb das 359iſte Jahr. Neuntens / der Gebrauch der Pro - ceſſionen / und Umbgang / war nicht zur Zeit der A - poſtlen / ſondern die Proceſſion der Bett - Wochen nahm ihren Anfang im Jahr 466 und nach dieſer Andere. Jngleichen anfiengen die Wahl-Farten zu denen H: Oerthern erſt allein umb das Jahr Chriſti 300. Zehendens / unterſchiedliche Sachen / Segen / und Weyhungen waren zur Zeit der Apoſtlen nicht / ſondern die Einweyhung der Kirchen / und Freud - Hoͤffen anfienge unter Felice dem Erſten / im Jahr 273. oder unter Sylveſtro im Jahr 325. Die Wey - hung der Fruͤcht 282. Der Kertzen 483. Und alſo von anderen unterſchiedlichen Weyhungen / wie auch /der256der Gebrauch / und Gewohnheit ſich / und andere Sachen mit dem Zeichen des Creutzes zubezeichnen. Eilfftens / ſeynd die Catholiſche Kirchen - Geſang / als die Lob - Gefaͤnger / die Gegen-Stimme / und Staffel-Geſang / erſt im Jahr 466. vom Papſt Leo eingefuͤhrt worden. Die GOtt-geweyte Kleidungen unterm Papſt Stephano umb das Jahr 260. oder unter den Papſt Sylveſtro im Jahr 330. Der Ge - brauch der Jnfuln im 400erten Jahr. Zwoͤlfftens / ſagt er / daß der ledige Staud der Prieſter in Neocæ - ſarienſiſchen Kirchen - Rath im Jahr Chriſti 314 auf - nommen ſeye. Die erſte Haar-Abſchneidung der Elericorum, oder / jung angehenden Geiſtli - lichen / im Jahr 170. untern Papſt Aniceto. Die vier kleinere Geiſtliche Weyhen in Laodicenſiſchen Kirchen-Rath im Jahr 320. Der Geiſtlichen Nonnen gegen dem 300erten Jahr erſt angefangen habe / dero Moͤnichen / und Kloſter-Leuthe aber / gegen Anfang des vierhunderten Jahrs. Dreyzehendens / erzehlet er viel / und unterſchiedliche Ceremonien / und Kir - chen - Gepraͤng / in Ertheilung des Tauffs / der heil: Communion / Letzter - Oehlung / und Ausſpendung arderer Sacramenten / die von unterſchiedlichen Paͤpſten / und Kirchen - Raͤth / auch in jenen erſten fuͤnff Jahr - Hundert ſeynd eingefuͤhrt worden / ohne welche ſie zur Zeit der Apoſtlen ſeynd ertheilet / und ausgeſpendet worden. Aus welchen allen er abneh - me[t]/ und ſchlieſſet / daß die Roͤmiſche Kirch / auch die erſte fuͤnff Jahr - Hundert / von der Anordnung / und Lehr der Apoſtlen gewichen / und abgenommen ha - be. Vor die Erzaͤhlung aber dieſer ſeiner Anhaltun - gen / beybringet er das Anſehen der Catholiſchen Schreiber / und Geſchicht - Verfaſſern ſelbſt.
Nebſt der Falſchheit aber in vielen Sachen / undwei -257weiten Faͤhl - Schluß in Anregung der Catholiſchen Scribenten / enthaltet dieſe irr - und falſche Lehr auch ſehr viel anderes ungereimbtes / unartig / und thoͤ - richtes / daß zur Sach / und Zweck des Urhebers / gantz und gar noch dienet / noch nutzet. Die Falſchheit zeiget ſatſamb / daß er vieler Sachen Anfang weit ſpater ſetzet / als ſie / und dero Gebrauch / in erſter Kirch waren. Zum Beyſpiel diene erſtens: den Anfang der Anruffung der Heiligen anfuͤget er auf die Zeiten des H. Hieronymi umb das Ende des vierten Jahr - Hundert / indeme doch allbekannt / daß dieſe noch zur Zeit Origenis, der hundert und fuͤnffzig Jahr vorn H: Hieronymo gelebt / gebrauchlich / und von eben ſelben / wie es aus ſeiner Rede im Klag-Lied / und aus den anderten Buch in Job erhellet / ſeye ge - braucht / und in allgemeinen Schwang erhalten wor - den. Und ſonder allen Zweiffel / ware ſchon laͤngſt vor ihme in Gebrauch der Kirch die Heilig - und Gottſelige Andacht / ſonſt wurde er von der Kirch dieſer That / und Lehr halber / als einer neuen be - ſtrafft ſeyn worden / gleich wie er anderer ſeiner Faͤhler wegen / geſcholten worden.
Zweytens ſetzt er die vierzig - taͤgige Faſten von Papſt Telesphoro, der umb die Helffte des andern Jahrs-Hundert gelebt / und die Faſten der vier Qua - tember vom Papſt Calixto, der vorn Anfang des dritten Jahrs-Hundert gelebt / eingeſetzt / indeme doch der H: Leo Papſt von der Faſten des ſibenden Monats Serm. 8. und Serm. 2. de Pentecoſte be - zeuget / daß die vierzig-taͤgige Faſten / und der vier Quatember Apoſtoliſche Ubergebungen ſeynd / die von Apoſtlen ſelbſt hergefloſſen ſeynd. Drittens meldet er / daß im Ambt der Meß die Commemoration, oder Angedencken der Verſtorbenen ſeye vom PapſtRPela -258Pelagio, der nach Ausgang des fuͤnfften Jahrs - Hundert gelebt / verordnet worden. Der heilige Auguſtinus aber / To. 10. Ser. 32. de verbis Apoſtoli. der umb das 395iſte Jahr gelebt / und geſchri - ben hat / bezeuget / daß dieſes der aͤlteſte Ge - brauch der Kirch war / da er darvon alſo redet: Orationibus Sanctæ Eccleſiæ, & ſacrificio ſalu - tari, & eleemoſynis, quæ pro eorum Spiriti - bus erogantur, non eſt dubium mortuos adjuva - ri. Daß die Verſtorbne mit den Gebett der H. Kirch / mit dem H. Meß - Opffer / und Allmoſen / die vor ihre Seelen ausgeſpendet werden / geholffen werden / iſt auſſer allen Zweifel / und ſetzet noch hinbey: Hoc en im à Patribus traditum, univerſa ſervat Eccle - ſia, ut pro ijs, qui in corporis, & ſangvinis Chri - ſti communione defuncti ſunt, cum ad ipſum ſacrificium loco ſuo commemorantur, oretur, ac pro illis quoque id offerri commemoretur. Dann dieſes iſt uns von Vaͤttern uͤbergeben worden / und haltet ſolches die Kirch allgemein / daß vor die / welche in Gemeinſchafft des Leibs und Bluts Chriſti abgeleibet haben / wo ihrer in H: Meß - Opffer ſelbſt / an ſeinen Orth gedacht wird / gebettet werde / und auch vor ſelbe ſolches aufzuopffern / eingedencket werde. Und diß beteueret der noch weit aͤltere Ter - tullianus, der im anderten Jahr-Hundert gelebt / und darvon alſo geſchriben: L. 3. de corona Militis c. 3. Oblationes (hoc eſt ſacrificium) pro defun - ctis annuè facimus. Die Aufopfferungen (daß iſt das H: Meß-Opffer) abſtatten / und verrichten wir jaͤhrlich vor die Verſtorbene Viertens / den Gebrauch / und Gewohnheit ſich zu bezeichnen / und andere Sachen Segen - Weiß mit den Zeichen des Heiligen Creutzes / ſagt er / daß ſolches lang nach der ApoſtelZeiten259Zeiten habe uͤberhand genommen / da doch eben erſt ernannte Tertullianus, in eben obner ſeiner Rede von der Gewohnheit der Kirch zu ſeinen Zeiten alſo ſchreibet: Toties, quoties intramus, aut eximus, induimur, aut exuimur, lavamur, aut ad men - ſam imus, lumen accendimus, aut decumbimus, ſedemus, aut aliquid facimus, tunc ſignamus ſem - per frontem noſtram Signo Sanctæ Crucis. Alſo offt / ſo offt wir ein - oder ausgehen / an - oder ausge - zogen werden / wo wir uns waſchen / oder zu Tiſch gehen / das Liecht anzuͤnden / oder zu Beth gehen / ſitzen / oder was anders vornehmen / und abhand - len / zeichnen wir uns jeder Zeit mit den Zeichen des H: Creutz. Wie dann auch der H: Baſilius de Spiritu Sancto c. 27. beglaubiget / daß dieſe Gewohnheit ſich mit dem H: Creutzzeichen zubezeichnen von denen A - poſtleu urſpringlich herruͤhre / und bey allen Chriſt - Glaubigen in allſteter Ubung ſeye gehalten worden. Jch uͤbergehe derleichen mehr Falſch-und Unwahr - heiten / und vergnuͤge mich / daß er ſelbſt bekennet / daß alles was er allda erzehlet / und beygebracht / ſchon in erſten fuͤnff Jahr-Hundert im Gebrauch der Kirch ware. Jch beybringe von dergleichen Gebraͤu - chen / und Gewohnheiten / das Urtheil / und Ausſpruch des H: Auguſtini allein / der alſo ſchreibet: To. 7. L. 4. de Baptiſmo contra Donat c. 24. Quod univerſa tenet Eccleſia, nec Concilijs inſtitutum, ſed ſemper retentum eſt, non niſi auctoritate Apoſtolicâ tra - ditum, rectiſſimê creditur. Was die allgemeine Kirch haltet / und von denen Kirchen-Raͤth nicht ver - ordnet / und allzeit erhalten worden / wird gantz wohl / und recht geglaubet / daß es nirgentwo an - derſther / als aus Apoſtoliſchen Anſehen ſeye uͤberge - ben worden. Und To. 1. Epiſt. 86. In rebus de qui -R 2bus260bus nihil certi ſtatuit Scriptura Divina, mos Popu - li Dei, vel inſtituta Majorum pro lege tenenda ſunt. Jn jenen Sachen / von welchen die Goͤttliche Schrifft nichts gewiſſes beſtellet hat / muͤſſen der Ge - brauch des Volcks GOttes / und die Verordnungen der Vorfahrer vors Geſatz gehalten werden. Und abermahl Tomo eodem Epiſt 118. c. 1. Illa autem quæ non ſcripta, ſed tradita cuſtodimus, quæ qui - dem toto orbe terrarum obſervantur, dantur in - telligi, vel ab ipſis Apoſtolis, vel plenarijs Con - cilijs, quorum eſt in Eccleſia ſaluberrima aucto - ritas, commendata, atque ſtatuta, retineri. Alles aber / was wir nicht ſchrifftlich / ſondern uͤbergebner bewahren / was zwar auf den gantzen Erden - Kreiß gehalten wird / iſt entweder von Apoſtlen ſelbſt / o - der von vollen Kirchen - Raͤth zuverſtehen / daß / deren in der Kirch das heilſameſte Anſehen / befolchen / und verordnet iſt / ſolches erhalten werde.
Nun komme ich zur falſchen Anziehungen der Catholiſchen Buͤcher - Schreiber / worinn er erſtens ſich vergreifft / daß er ihre Zeugnuſſen wunderſam auf ſeinen Sinn / und eignen Kopff kruͤmmet / und bieget. Zweytens / daß er ihnen viel anſtreichet / und aufdich - tet / als haͤtten ſie ſolches beſtaͤttigent / und erklaͤh - rent gelehret / was ſie allein erzehlend / und muet - maßig geſchrieben haben. Drittens / daß er aus ihnen viel beybringet / was ſie von ſtrittigen Fragen / bevor ſelbe von der Kirch beederſeits entſchiden worden / geſchriben haben. Zumahlen von ſolchen gelehrten Maͤnnern verlaubt / und gebillichet iſt / daß ſie darvon nach Belieben halten / ſchreiben / und diſputirn, oder ſtreiten / vor Erklaͤhrung der Kirch moͤgen / nicht aber mehr nach der Erklaͤhrung derſelben in jenen Ver - ſtand / in welchen die Erklaͤhrung darvon geſchehen / und ergangen iſt.
Was261Was nun aus dieſer Falſch - Lehr / vor unge - ſchickt / und ungereimbtes folget / gibt erſtens / daß ſo aus ſolcher Weiſe zu argumentirn, oder was gruͤnd - lich zu erweiſen guͤltig waͤre / ſo kunt man auch nicht unbillig daraus ſchlieſſen / und behaubten / daß noch zur Zeit der Apoſteln ſelbſt / ſchon von erſter ihrer Einſetzung / die Kirch abgenommen habe. Maſſen von Anbegin der Kirch noch kein Evangelium ge - ſchriben / keine Send-Schreiben / keine Buͤcher der H: Schrifft des neuen Geſetzes ausgefertiget waren / ſondern mittler weil / nach / und nach erſt zuſammen getragen / und denen Glaubigen vorgehalten wor - den. Daß alſo der Heilige Joannes Evangeliſt ſein Evangelium erſt das 66iſte Jahr nach Chriſti Hinſcheiden verfertiget / und demnach zum Ende des erſten Jahrs - Hundert von der Geburth Chri - ſti: haͤtten alſo die Glaubige gleichfals ſagen moͤgen wann ſie mit dieſen Affter-Lehrer waͤren eines Sinns geweſen / daß die Apoſtel / und Evangeliſten ihnen Lehr - Buͤcher des Chriſtlichen Glaubens vorgetragen haben / die im erſten Urſprung / und Anfaͤng der Kirch nicht waren / und daß alſo die Kirch von ihren erſten Anſtellungen gewichen / und abgenommen habe. An - dertens / wo die Juͤnger / und Glaubige an der Zahl zunahmen / wie in Apoſtoliſchen Geſchichten zuleſen: Act. 6. v. 1. Factum eſt murmur Græcorum ad - verſus Hebræos, eò quod deſpicerentur in mi - niſterio quotidiano viduæ eorum. Convocantes au - tem duodecim multitudinem diſcipulorum dixe - runt: Non eſt æquum nos derelinquere Verbum Dei, & miniſtrare menſis. Conſiderate ergo Fra - tres, Viros ex nobis boni teſtimonij ſeptem plenos Spititu Sancto, & ſapientiâ, quos conſtituamus ſuper hoc opus, nos verò orationi, & miniſterioR 3verbi262verbi inſtantes erimus. Es erhube ſich ein Murren der Griechen wider die Hebræer, darumb / daß ihre Witwen / in der taͤglichen Ausſpendung nicht in acht genommen wurden / da rieften die Zwoͤlffe die Men - ge der Juͤngern zuſammen / und ſprachen: es iſt nicht billich / daß wir GOttes Wort verlaſſen / und zu Tiſche dienen ſolten. Darumb liebe Bruͤder / er - ſehet aus euren Mittel ſieben Maͤnner / welche ein guet Zeugnuß haben / auch mit dem Heiligen Geiſt er - fuͤllet / und voller Weißheit ſeynd / die wir zu dieſen Werck beſtellen moͤgen. Wir aber wollen mit den Gebett / und mit den Dienſt des Worts anhalten. Bey Vernehmung deſſen / haͤtten die Glaubige / da - fern ſie mit eben dieſen Zanck - Geiſt waͤren ange - trieben worden / mit welchen die heuntige Erneuerer / darwider ſich auflehnen / und widerſprechen moͤgen / damit nichts aus dieſen / was anfangs beſtellet wor - den / veraͤndert werde / auf daß ſich nicht anſehen lieſſe / als haͤtte die Kirch in ein - oder anderen von erſter ihrer Anordnung / und Einſaͤtzung abgenom - men / doch hatten ſie keines Weegs ſolches widerſpro - chen / ſondern vielmehr placuit hic ſermo coram omni multitudine. Und die Rede gefiel der gan - tzen Gemein vor ihren Augen wohl. Drittens / wo die Apoſtel / und die Bruͤder die in Judenland waren / hoͤrten / das auch die Voͤlcker / und Heydenſchafft das Wort GOttes angenommen hatten / da Petrus gen Jeruſalem hinauf gienge / widerſetzten ſich ihme / die von der Beſchneidung waren / und ſprachen: Act 11. v. 3. Quare introiſti ad viros præputium habentes, & manducâſti cum illis? Warumb biſt du zu denen Maͤnnern hineingangen / welche die Vor-Haut haben / und haſt mit ihnen geeſſen? wo dann Petrus dieſer ſeiner That ihnen die Urſach vor -truge /263truge / geruheten ſie darbey / wie alldort zu leſen: v. 18. His auditis tacuerunt, & glorificabant Deum di - centes; ergo & Gentibus pœnitentiam dedit Deus ad vitam? Da ſie diß hoͤrten / ſchwiegen ſie ſtill / preiſe - ten GOtt / und ſprachen / alſo hat GOtt denen Hey - den auch Bueß gegeben zum Leben? Eben in dieſen Capitel v. 19. wird erzaͤhlet / welcher Geſtalten jene / die von der Verfolgung / welche unter Stephano ſich erhoben / zerſtreuet waren / ſich nach Phœnicien, Cy - pern, und Antiochiam fluͤchtig verlauffen haben. Nemini loquentes verbum niſi ſolis Judæis, quidam tamen ex ijs Viri Cyprij, & Cyrenæi, cum introiſ - ſent Antiochiam, loquebantur & ad Græcos (Gen - tiles utique) annunciantes Dominum Jesum. Re - deten das Wort zu niemand / dann allein zu denen Juden. Es waren aber etliche Maͤnner unter ihnen aus Cypern / und Cyrenen / da dieſelbe gen Antio - chiam kahmen / redeten ſie auch zu denen Griechen / (noch Heyden wahrlich) und verkuͤndigten ihnen den HErrn JEſnm. Allda haͤtten die Chriſten aus denen Juden / auf gleiche Weiß der jetzigen zu unſern Zeiten proteſtirenden offentlich bezeugen / und wider - ſprechen moͤgen / daß durch dieſe denen Voͤlckern der Chriſtlichen Lehr Verkuͤndigung / was neues in die Kirch eingefuͤhret wurde / alldieweilen vom Anfang deroſelben / allein denen Juden das Evangelium ge - prediget wurde (und zwar daß nur Ubergebne / und nicht geſchriebne) und doch / da dieſer Ruef an die Kirch / die zu Jeruſalem war / gelangete / ſaͤndete ſie Barnabam dahin ab / und beſtaͤttigte dero Vorfahrer / ſich von der Heyden zum Glauben - Bekehrung er - freuent. So hat weder durch dieſe That ſelbe geur - theilet / daß dardurch die Kirch in jewelchen / von ihrer erſter Beſtellung abgenommen haͤtte. Dann wieR 4die264die Geſchichten der Apoſtlen Act. 13. v. 46. auswei - ſen / gaben die Urſach dieſer Enderung Paulus, und Barnabas, zu denen Juden alſo ſprechende: Vobis oportebat primum loqui verbum Dei, ſed quoni - am repellitis illud, & indignos vos judicatis æter - næ vitæ, ecce convertimur ad Gentes. Euch hat man erſtlich das Wort GOttes reden muͤſſen / die - weilen ihr aber ſolches verwerfet / und euch ſelbſt des ewigen Lebens nicht wehrt achtet / ſiehe / ſo wenden wir uns zu denen Heyden. Wiewohln alſo die A - poſtel anfangs ihnen vorgenommen / das Evange - lium denen Juden allein zu predigen / haben ſie ſich jedoch hernach aus dieſer ſo wichtigen Urſach / daß ſie das Wort GOttes verwurfen / zu denen Heyden ge - wendet: Und eben alſo auch / haben die Apoſtoliſche Maͤnner / und die Kirch etwelche Sachen / die zu deroſelben Verwaltung / und rechter Anordnung / zur groͤſſerer Zierde / und Gleichformigkeit / aus vorfal - lenden wichtigſt / und Noth - dringenden Urſachen ge - hoͤrig / beſtellen / erklaͤhren / und verordnen moͤgen.
Viertens / in eben dieſen Apoſtoliſchen Geſchich - ten c. 15. v. 1. und 2 zeiget ſich / daß etliche Chriſten aus denen Juden gelehret haben / daß die Bekehrte aus denen Heyden muͤſten beſchnitten werden / und das Geſaͤtz Moyſis halten / woraus nicht ein ge - ringe Aufruhr zu Antiochia entſtanden / da Paulus, und Barnabas ſich dieſer Lehr widerſetzten / und an - dere Chriſten aus denen Juden ſelbe verfechteten / die derowegen ſich entſchloſſen etliche nach Jeruſa - lem zu denen Apoſtlen / uͤber dieſe Strittigkeit abzu - ſaͤnden / die dann ein Kirchen-Rath verſamblet / und geantwortet: daß die aus denen Heyden zu Chriſten Bekehrte weder zur Beſchneidung / weder zur Hal - tung des Geſetzes Moyſis verbunden / noch verpflich -tet265tet waͤren. Dieſer Erklaͤhrung und Entſcheidung beyfuelen / und geruheten darbey alle Glaubige / und keiner ſagte / daß dardurch die Kirch von ihrer erſter Beſtellung abgenommen habe. Alſo dann / hat weder (die fuͤnff nachfolgende Jahr - Hundert wenigſt) durch andere dergleichen Strittigkeiten / Entſcheidung / und deren Ceremonien Einſetzungen / die Kirch von erſter Lehr / die ſie von Chriſto / und denen Apoſtlen empfangen / was abgenommen / noch ſich veraͤnderet.
Nebſt dieſen ſtreitet augenſcheinlich dieſe Falſch - Lehr wider die Calviniſche / und anderer Erneuerer Sect ſelbſt. Dann / wo ich im Jahr 1699. unter andern Fang-Reden in offentlicher Schrifft allen Uncatholiſchen Herren / auch dieſe / die in der Zahl die achte war / habe vorgehalten: Eccleſia Luthe - rana, aut Calviniana, vel tenet omnia, & fide divinâ amplectitur, quæ ten uit primitiva Eccleſia à Chriſto inſtituta, primis ſaltem quatuor (aut quinque ut Calvinus exiſtimat) ſæculis, vel non? ſi non: Ergo in articulis fidei diſſentit à vera Chri - ſti Eccleſia. Si ita: ergo debent omnia admittere, quæ crediderunt, tenuerunt, & docuerunt illi Sancti Patres, & Doctores, qui vixerunt primis illis ſæculis, & quæ declarârunt credenda, ac te - nenda Concilia tempore illo celebrata ab Eccleſia, Entweder haltet / und umbfahet mit Goͤttlichen Glauben die Lutheriſche / und Calviniſche Kirch alles / was die erſte Kirch / die von Chriſto eingeſetzt die vier erſten wenigſt (oder fuͤnff / wie Calvinus erach - tet) Jahr-Hundert / gehalten / oder nicht? wo nicht / ſo einſtimmet ſie mit wahrer Chriſti Kirch in Glau - bens - Saͤtzen nicht. Wo aber alſo / ſo muͤſſen ſie al - les zulaſſen / was jene H. Vaͤtter / und Lehrer / die inR 5jenen266jenen erſten Jahr - Hundert gelebt / geglaubt / gehal - ten / und gelehret / wie nicht minder / alles / was zu glauben / und zu halten die dazumahlen gehaltene Kirchen-Raͤth erklaͤhret haben. Auf dieſe Fang-Re - de antwortete der vornehmſte Superintendent durch ein geſchriebnes Buch in Nahmen aller Lutheraner / und Calviniſten / daß er gantz freywillig zugebe den gantzen Jnhalt ſolcher Fang - Rede / doch geſtehe er keines wegs ſuppoſitum, was jene nemblich Schluß - Rede vor ungezweiffelt haltet / daß jenes / was an - jetzo die Roͤmiſche Kirch haltet / und die Calviniſche / wie auch Lutheriſche Bekandtnus verwerfet / jene er - ſte Kirch gehalten / und gelehret habe. Ja er bey - fuͤget noch / wann wir ihnen dieſes aufweiſen wuͤr - den / daß ſie ſich die Calviniſten uud Lutheraner vor uͤberwunden bekennen / und ergeben wollen. Wel - ches wir auch uͤberſatſam in reſponſis non reſpon - ſis §. de reſponſione ad hoc dilemma geleiſtet ha - ben.
Dieſer Buch-Verfaſſer aber bekennt nicht allein / ſondern erweiſet grundſetzlich auch ſolches / daß in er - ſten fuͤnff Jahr - Hundert in der Kirch daß H: Meß - Opffer / die Anruffung der Heiligen / der Gebrauch der Bilder in Kirchen / der ledige Stand der Prie - ſtern / der Moͤnch - Stand / die vierzig taͤgliche Fa - ſten / und vier Quatember / die Vorbitt vor die Ab - geſtorbne / und mehr uͤbriges / die er in ſeinen Anhal - tungen erzehlet / gebraͤuchlich waren. Alſo dann / in - deme die Calviniſten und Lutheraner bekennen / daß die Roͤmiſche Kirch die erſte fuͤnff Jahr-Hundert un - verſehrt / und unbefleckt in Apoſtoliſcher Lehr verhar - ret ſey / iſt nur allzugewiß / daß in dieſen / von ihnen die Roͤmiſche Kirch nicht moͤge beſchuldet / oder getad - let werden / ſondern vielmehr daß ſie ſtraͤfflich ſeynd /daß267daß ſie daßjenige / was die Kirch in jenen erſten fuͤnf Jahr - Hundert gehalten / und gelehret hat / nicht al - lein ſie ſelbſt nicht halten / ſondern noch daruͤber vor - ſetzlich verwerfen / und muͤhſam beſtreiten.
Uber diß alles ſihet dieſer nicht weit auſſehende Feder-Fechter / mit dieſer Affter-Lehr / ſehr uͤbel ſei - ner ſelbſt eigner Sect vor / da ſolche von Arianern / und auch von denen Catholiſchen mit ihme ſelbſt aufs Haubt ſchlagenden Beweißthumb beſtritten / und aufgefordert werde. Von denen Arianern zwar alſo: Jhr Calviniſten / und Lutheraner verwerfet die Lehr / und Anſehen der Vaͤtter auch der erſten fuͤnff Jahr - Hundert / wie auch die Erklaͤhrungen der dazumah - len gehaltenen Kirchen - Raͤth in jenen Sachen / in welchen ihr mit denen Roͤmiſch - Catholiſchen ſtrittig ſeyd. So dann auch wir / die wir Arianer genannt werden / verwerfen mit eben einen Recht deroſelben Vaͤtter Anſehen / und Erklaͤhrung des Nicæniſchen Kirchen - Rath von der GOttheit Chriſti / und Con - ſtantinopolitaniſchen von der GOttheit des H: Geiſts / und anfordern an euch / daß ihr aus den geſchribnen Wort GOttes / und denſelben klahr / und ausdruck - lich dieſe Vortraͤg erweiſet: Chriſtus eſt ita homo, ut ſimul ſit verus Deus: eſt unus Filius Dei, ei - démque conſubſtantialis. Spiritus Sanctus eſt verus Deus, Deus eſt unus in eſſentia, & trinus in per - ſonis. Chriſtus iſt alſo ein Menſch / daß er zugleich wahrer GOtt ſey. Er iſt ein wahrer Sohn GOttes / und mit deme Einweſentlich. Der H: Geiſt iſt ein wahrer GOtt / GOtt iſt einig in der Weſenheit / und dreyfaͤltig in Perſohnen. Jndeme wir / und ihr zum Grund unſers Glaubens haben / daß wir nichts glauben muͤſſen / als was in geſchribnen Wort GOttes / klahr und eigentlich ausgedruckt iſt. Dißan -268andere vermoͤgt ihr nicht zu leiſten. So muͤſt ihr dann mit uns in jenen / was das Geheimnuß der Dreyfaltigkeit betrifft / uͤber eins ſtimmen / und eben gleiches darvon halten / und Glauben. Oder wan ihr euch auf die Lehr / und Anſehen der Vaͤtter / und Kirchen - Raͤth der erſten Kirchen-Stitzen / und fleueren wolt / ſo muͤſt ihr auch in anderen Sachen eben eines mit denen Roͤmiſch - Catholiſchen halten.
Die Catholiſche aber werden ihme eben mit ſeinen eignen Schwerd auf guet Davidiſch durch folgendes Beweißthumb ſchlagen. Jhr Calviniſten und Lu - theraner erhaltet annoch die Feſt-Tag der Geburth Chriſti / der Urſtand / Auffarth / und Pfingſten. Jhr laſſet die vier Evangelia Matthæi, Marci, Lucæ, Joannis mit ſeinen Sendſchreiben zue / wie ingleichen alle Sendſchreiben des H: Pauli vor wahre heilige Schrifft: ihr haltet / und ehret den Sonntag / und nicht den Sabbath oder Sonn - Abent / ihr verlaug - net den Tauff der Kinder nicht / ihr widerhollet ſel - ben Tauff nicht / ihr gebt denen Kindern ihre Nah - men / und gebrauchet euch darzue auch der Tauff-Pa - ten. So fragen wir euch nun / ob ihr diß alles habt aus den klahren / ausgedruckten Wort GOttes / o - der aus den Anſehen der Vaͤtter erſter Kirch / und dero Ubergebung / und Erklaͤhrungen der Kirch - Rath / die in jenen fuͤnff erſten Jahr-Hundert ſeynd gehalten worden? ſagt ihr das Erſte / ſo wer - det ihr ſolches in keinen geſchriebenen Wort / klahr und ausdrucklich finden: ſagt ihr das Andere / ſo muͤſt ihr auch in allen anderen Sachen / welche in jenen erſten fuͤnff Jahr - Hundert / gehalten / verord - net / und erklaͤhret worden / eben jenes mit denen Roͤ - miſch - Catholiſchen / halten / glauben / und lehren.
Schluß-begreifflich / alle Anhaltungen / und zu ſeinen Vorhaben dieſes Buch-Schreibers darauffdrin -269dringungen ſeynd dem Catholiſchen Glauben gantz und gar nichts verfaͤnglich. 1. Weiland die Roͤmiſch - Catholiſche Kirch neben den geſchribenen Wort GOttes / auch das Ubergebne / oder die Apoſtoliſche Ubergebungen zulaſſet / erkennet / und in gleichen Ehren haltet. 2. Haltet ſie / daß die wahre Kirch / oder die Kirch des lebendigen GOttes / weilen ſie ein Saul / und Grundfeſte der Wahrheit / 1 ad Tim. 3. v. 15. und alſo von Chriſto beveſtiget / und gegruͤn - det / daß ſie auch die Porten der Hoͤllen nicht uͤber - waͤltigen moͤgen. Ja weilen Chriſtus ſelbſt durch ſie redet / Matth. 16. v. 18. Qui vos audit, me audit, der euch hoͤret / der hoͤret mich / in Verordnung / und Erklaͤhrung der Glaubens-Sachen nicht faͤhlen moͤ - ge / als die von Chriſto geliebt / und vor welche er ſich ſelbſt dargegeben hat / Luc. 10. v. 16. ut illam ſanctificaret, & eam exhiberet ipſe ſibi glorioſam, non habentem maculam, aut rugam, aut aliquid hujusmodi, ſed ut ſit Sancta & im̄aculata. ad Epheſ. 5. v. 25. 26. 27. Auf daß er ſie heiliget / und reiniget / damit er ihme ſelbſt ein herrliche Kirch darſtellete / die keine Fleck / noch Nuntzeln / oder etwas desgleichen habe / ſondern daß ſie heilig / und unbefleckt ſey. Jch ſage aber in Erklaͤhrung der Glaubens-Sachen / wei - len die Kirch keine neue Glaubens-Saͤtz machen / noch denen ſchon erklaͤhrten / was zugegen und widriges (wie ſolches faͤlſchlich / daß wir lehren / die Widerſa - cher vorgeben) erklaͤhren / noch auch die Subſtantz / oder Weſenheit der Sacramenten veraͤndern kan. Dero aber gebuͤhret / und zuſtehet / die ſtrittige Fra - gen von Glauben zueroͤrdern / und zu erklaͤhren / die Gebraͤuch der Ausſpendung der Sacramenten vor - zuſchreiben / der H: Schrifft wahren / und rechtmaͤſ - ſigen Verſtand / und Auslegung auszuſprechen / und vorzutragen. Und diß iſt bey denen Catholiſchenein270ein Glaubens-Satz / der je / und allzeit in Anbegin der Kirch ſelbſt / von allen Glaubigen / iſt geglaubt / und gehalten worden.
Wann dan die Kirch ein neuen Gebrauch vorſchrei - bet / oder den Verſtand der H: Schrifft erklaͤhret / oder aber eine zweifelhaffte / oder ſtrittige Frag in Glaubens Sachen erlaͤuteret / und erklaͤhret macht ſolches keine Aenderung / oder Erneuerung des Catholiſchen Glaubens / ſondern ſolcher Glaubens-Satz / wird dardurch vielmehr bekraͤfftiget / daß jederzeit ein ſol - ches Anſehen bey der Kirch ware / die ſie von Chriſto ſelbſt in ihrer Gruͤndung empfangen hat. Jenem bey Matth. 18. v. 17. Ausſpruch gemaͤß / dic Eccle - ſiæ, ſi autem Eccleſiam non audierit, ſit tibi ſicut Ethnicus, & Publicanus. Sage es der Kirch an / wann er aber die Kirch nicht hoͤret / ſo halte ihn wie einen Heyden und Zollner.
Jch gehe mehr andere Faͤhler dieſes Ertz-Ketzers vorbey / als die auch anderen Calviniſten gemein / wie auch deſſen Schmaͤh - und Laͤſterungen / ſambt denen vielfaͤltigen Lugen / die er wider die Roͤmiſche Paͤpſt / und Roͤmiſche Kirch gifftig ausſtoſſet / welches zwar denen Ketzern vorigen / und dieſes Jahrs-Hundert / ſchon allgemein worden iſt. Dann was maſſen jenes von der wahren Chriſti Kirch wahrhafft wird: Sie hat von Bluet angefangen / von Bluet iſt ſie gewa - chſen / in Bluet wird ſie endigen / alſo wird auch je - nes von Ketzereyen wahr: Von Lugen / und falſchen N[a]chreden haben die Ketzereyen angefangen / von Lugen / und Laſtern ſeynd ſie gewachſen / und auf - kommen / in Lugen und Laͤſterungen werden ſie ihr End / und Ausgang nehmen.
Jn Buch dieſes Schrifftlings / kombt auch die artige Weiß / ſein Vor - und Einwand vorzubringen /in271in acht zu nehmen / dann alſo vorbringet er ſeine Grund-Lehren / und Beweißthumen: Viel Glaubens - Lehr / welche nun die Roͤmiſche Kirch haltet / beken - net und lehret / wie auch Gebraͤuch / und Ceremo - nien / deren ſie ſich anjetzo bedienet / wahren nicht zur Zeit der Apoſtlen / ſondern etliche aus dieſen ſeynd in die Kirch umb daß andere / das dritte / vierte und fuͤnffte Jahr-Hundert / und hernach folgenden ein - geſchlichen / und nach / und nach eingefuͤhret worden. Dieſe aber Schluß-Folg verneinet er: der Calviniſche Glaub ware nicht in erſten Jahr-Hundert der Kirch / weder vor tauſent / weder vor fuͤnff-weder vor zwey - hundert Jahr. So iſt dann der Calviniſche Glaub / und Religion neu / und nicht nur allein naͤchſt - und geſtrigen / ſondern ja gar die Neueſte / und was ich noch beyfuͤge / die ſchalckhaͤffteſte aus allen.
Dieſer hunderten Zahl der Ertz - Ketzer / Ketze - reyen / Jrrthum / und falſchen Lehren in Glauben gebe ich zur Aufgab Joſephum Borri, der Kunſt / und Profeſſion, oder ſeines Thuns / und Gewerb nach / einen Leib-Artzt / und Chimicum, daß iſt der diſtillie - oder Aertz-Verwandel-Kunſt-Erfahrnẽ / der ſeine neue Ketzereyen im Jahr 1671. durch das Teutſchland auszuſprengen angefangen / aber bald ergriffen / nach Rom gefuͤhrt / eben ſelbe mit offentlicher Verfluch - ung allda widerruffen / und verſchworen hat. Er hatte nicht viel Nachfolger annoch aufgebracht / all - dieweilen ſeine Wahn - und Aberwitz / denen fleiſchli - chen Geluͤſten / und Freyheit des Lebens nichts bey - geflichtet / dero Lock-Vatter andere Ertz-Ketzer / ihre Secten zubefoͤrdern / und in Kuͤrtze weiter fortzu - zweigen / ſich bedienet haben.
Beſchluß.272ERſtens / daß nicht allein nicht zuhoffen ſey / daß ſelbe einsmahls in Einigkeit des Glau - bens zuſammen kommen werden / ſondern vor gewiß darvor zu halten / und zuſchlieſ - ſen ſeye / daß ſie auch fuͤrdershin / allzeit / ſich nur mehr / und mehr vermehren / und untertheilen / als mindern / und abnehmen werden / biß ſie endlich zur Einigkeit der Catholiſchen Wahrheit zuruck kehren / oder gantz und gar in Atheismum, daß iſt in euſſe - riſte GOttloſigkeit / und gaͤntzliche Verlaugnung GOttes gerathen / und aus aller menſchlicher Art / und Vernunfft ſchlagen. Dann / ſchon von 1517. Jahr an / in welchen Luther in Glauben wahn-witzig zu werden angefangen / ſeynd mehr neue Ketzereyen / und Secten entſprungen / als indeſſen biß auf ge - genwaͤrtiges 1701ſte Jahr / Jahr gefloſſen / und ausgelauffen ſeynd. Wie viel werden dann annoch entſpringen / und aus der Hoͤlle hervor dringen / wo die Welt noch mehr Jahr-Hundert daueren / und beſt ehen wird? Jndeme doch der Roͤmiſch - Catho -liſche273liſche Glaub allzeit eben einer / und unveraͤndert ver - blieben / der er von Anbegin / und vorn Luther / zur Zeit des Luthers / und nach den Luther war / und biß zum Untergang / der Welt verbleiben / und verharren wird.
Zweytens / daß alle dieſe Secten / und deren Vielfaltigkeit / und Unterſchied nirgent anderſt her ihren Urſprung haben / als daß ein Jedwedern die H: Schrifft nach eignen Kopff / und Belieben / nach Eingebung ſeines Geheim-Geiſts wolle auslegen / und auf ſeine wahn-witzige Meinung muͤhſelig zie - hen / und biegen.
Drittens / zeigt ſich aus dieſen / daß der Geheim - Geiſt / auf alle Weiß der Falſchiſt - und Betrieglichſte ſey / welches die Sectirer ſelbſt bekennen muͤſſen / ſin - temahlen alle / nebſt ihres Geheim-Geiſt / aller an - derer Sectirer Geheim-Geiſt / vor falſch erkennen / und ausgeben / und andere eben Gleiches von ihren Geheim-Geiſt halten. Und jedoch beybringet keiner deroſelben ein ſolch Beweißthumb von der Wahrhaff - tigkeit ſeines Geheim-Geiſts / welches nicht / mit eben ſo gueten Fueg / und Recht von der Wahrhafftigkeit ſeines Geheim-Geiſts / der daß gantze Widerſpill ur - theilet / beybringe.
Viertens / folget darauß noͤthig zu ſeyn / daß ent - weder alle dieſe Secten falſch / und irrig ſeynd / oder aber aufs hoͤchſte eine aus allen allein / eine wahre ſey. Weilen aber / welche ſelbe Eintzige ſey / weder denen Sectirern ſelbſt bewuſt iſt / wiewohln ein jeder ſolches von ſeiner ausgebet / deme doch alle andere wi - derſprechen / zueſtehet jeden Klug - und Witzigen alle durchaus / als ſolche zuverwerffen. Jn menſchlichen Sachen fuͤrwahr / wann jemand bewuſt waͤre / daß aus dreyhundert Menſchen / die unterſchiedliches er -Szehleten /274zehleten / entweder alle liegeten / oder aufs hoͤchſt einer aus ihnen die Wahrheit ſagte / wer aber ſolcher waͤre / ihme gantz und gar unbekannt waͤr / wurde er klug / und vielweiß verfahren / wann er keinem ausal - len veſten Glauben gebete. Alſo wird dem Staͤrckern nach / klug / und weißlich jener handlen / der aus faſt dreyhundert Secten / und falſchen Glaubens-Lehren / die diß / und voriges Jahr - Hundert ausgeſchloffen / aus eben dieſer Urſach / gleiches Urtheil ſchoͤpffet.
Fuͤnfftens / moͤgen auf keine Weiß allen dieſen Secten / wie ſie immer jede inſonderheit / oder alle zu - ſammen genommen werden / die Khen-Zeichen der wahren Kirchen / als nemblich daß ſie Eine / ein Hei - lige / Catholiſch - und Apoſtoliſche ſeye / bekommen / noch zuſtehen. Daß erſte Khen-Zeichen nicht / wel - ches iſt Unitas Fidei, & doctrinæ, die Einigkeit des Glaubens / und der Lehr. Dann was ſolle vor Einig - keit des Glaubens / und der Lehr / alldort ſich finden / wo ein ſo groſſer Unterſcheid der Urtheilen / und Ge - genſpruͤch in Glaubens-Saͤtzen / alles unterſich uͤ - berſich kehren? wo jedem verlaubt / und gebilliget werde / was er immer darvon guetheiſſen / und nach belieben halten will? Wo ſo viel Meinungen von zur Religion gehoͤrigen Sachen / als Menſchen / und ſo viel Koͤpf / als Sinnen ſeynd? Allwo keine gewiſſe Regul / und Richt-Schnur der Einformigkeit in der Religions-Lehr / kein Richter noch Scheidman in Strittigkeiten / Glaubens-Zweifeln / und der Sitten / wie einer aller Orthen aufgeſucht / doch nirgent an - zutreffen iſt? Auch daß andere Khen-Zeichen nicht / welches die Heiligkeit iſt. Jndem ſie nicht mit ein - tzigen Heiligen aufkommen moͤgen / der ihrer Sect zugethan / und gehalten haͤtte / weilen ſie gantz und gar keine Stachel / noch Antrieb haben die Suͤnd zu - verhuͤten / vom Ubel abzuſtehen / die Tugenten zu uͤ -ben275ben / und Guets zu wircken. Auch nicht das dritte / welches iſt / daß ſie Catholiſch / oder Allgemein ſeye. Alldieweilen dieſe Secten nicht allzeit waren / ſondern erſt diß Jahr-Hundert / und bey unſern Alter hervor gekrochen / auch nicht aller Orthen / ſondern nur in etlichen Landen / und ihren Winckeln / die zuvor von niemand gelehret / ſondern neu erdacht / und erdichtet / oder aber ſchon aus vor laͤngſt verdambten Ketzerey - en / in eine halb-neue / uͤbel (wie ein Bettler-Mantel) zuſammen geflichte Secten ſeynd. Auch letztens das vierte nicht / daß ſie nemblich muͤſſe Apoſtoliſch ſeyn / weilen ſie ihre Nachfolg in der Lehr / nicht von A - poſtlen her darthuen / ja nicht uͤber die Zeiten Luthers / auslangen moͤgen.
Sechſtens / in was augenſcheinliche Gefahr des ewigen Heyls ſich jede und alle begeben / und ſtuͤrtzen / die einer aus dieſen neuen Secten bey Hindauſetzung des alten Roͤmiſch-Catholiſchen Glaubens anhan - gen / und umbfangen Allermaſſen aller unſer Ge - ſchaͤfft - und Haͤndlen / daß hoͤchſt / und vornehmbſte / unſer Heyl ſeyn mueß / ſintemahlen wir nur eine eintzige Seele haben / welche entweder die Gluͤckſeligſt - oder Ungluͤckſeligſte Ewigkeit erwartet. Zum ewigen Heyl aber iſt uͤber alles noͤthig der wahre Glaub / und dieſer iſt nur einer / wie nur ein wahrer GOtt / und demnach unter ſo manigfaͤltigen Religionen / klug und witzig / ernſtlich / und mit allen Fleiß dieſe aufzuſu - chen / und erfunden / alſobald mit beeden Armben zu umbfahen / und biß zum End des Lebens / feſt und beſtaͤndig zu halten iſt. Und indeme in andern wichti - gen Geſchafften / uns die geſunde Vernunfft / und Klugheit an die Hand gibet / daß wir ſelbe wohl auszufuͤhren / und deroſelben gewuͤntſchten Ausgang zuerreichen / mehr dahin die ſichere / rathſambere / undS 2gewiſſe /276gewiſſe / als die noch ſo gewiß / noch ſicher / und zweif - felhafft ſeynd / erkieſen / und auserwahlen: wie viel mehr / wird ſich ſolches gezimmen / diß / in die - ſen Haubt-Geſchaͤfft / mit deme kein anders vergleich - lich / und an welchen eintzig unſer ewiges Heyl / oder ewige Verdamnuß hanget / uns zuthuen / und vor allen angelegen ſeyn laſſen? So ſeynd auch ferner ſolche Beweißthumb vor die Wahrheit des Roͤmiſch - Catholiſchen Glaubens / die keiner anderen aus allen Secten bekommen / noch zuſtehen moͤgen / ſolche Be - wegungen der Glaubwuͤrdigkeit / daß von dero Ge - wißheit kein Klug / und Verſtaͤndiger zweifflen moͤge. Dergleichen folgende ſeynd / als erſtlich / weiland all - bekant / daß gewiß in dieſen Glauben die mehriſte ſeelig worden / und ſeelig werden moͤgen / welches abzunei - nen auch ſich die Widerſacher ſelbſt nicht anmaſſen. Andertens / in dieſer haben ſo viel heilige Maͤnner geleuchtet / die von groͤſten Tugenden / hoͤchſter Voll - kommenheit / vortreflichſter Lehr / und nicht minder von Wunder-Zeichen Welt-beruͤhmbt waren.
Drittens / vor die Wahrheit dieſes Glaubens / haben ſo viel hundert tauſend der Martyrer ihr Bluet vergoſſen / und durch die außerleßneſte Peynen mit ihren Todt ſelben bezeuget / und unterzeichnet. Vier - tens / zu dieſen Glauben ſeynd alle Voͤlcker / und Hey - den bekehret worden. Fuͤnfftens / iſt allein in dieſen eine wunderſame gleichformigkeit in allen Glaubens - Saͤtzen zu finden. Sechſtens / iſt deſſen Lehr / der Lehr der H: Vaͤtter / der erſten Kirch / und Erklaͤhrung der erſten Kirchen-Raͤth gleichformig / und gemaͤß. Sibentens / lehren deſſen Grund-Lehre vom Ubel ab - zuſtehen / und Guets zuwircken. Achtens / hat die - ſer allein die unausſetzliche Nachfolg der Prieſter / und von der Apoſtlen Zeiten an / von denen Apoſtlenſelbſt277ſelbſt empfangene Lehr. Neuntens / iſt deſſen Lehr / mit unzahlbahren Zeichen / und Wunder-Wercken / durch alle Jahr-Hundert von Chriſti Geburth hero / laͤngeſte reihe bewehret / und bekraͤfftiget worden. Zehendens / nant der H: Apoſtel Paulus, c. 1. v. 11. und 12. dieſen / und keinen anderen / ſeinen Glauben / da er zum Roͤmern ſchreibet: Deſidero ſimul conſolari in vobis (Romani) per eam, quæ invicem eſt, fidem veſtram, atque meam. Jch habe Verlangen euch (Roͤmer) zu ſehen / und moͤchte zugleich in euch ge - troͤſtet werden / durch eueren / und meinen Glauben / den wir nater einander haben. Eilftens / deme zuſte - het allein / daß er Catholiſch / oder allgemein ſeye / wie eben an erwaͤhnten Orth der H: Paulus v. 8. be - zeuget: Fides veſtra (Romani) annunciatur in u - niverſo mundo. Euer Glaub (O Roͤmer) wird in aller Welt ausgekuͤndet. Zwoͤlfftens / iſt dieſer Glaub von Chriſto ſelbſt gegruͤndet / Krafft jener Worth / die Er zu Petro geſprochen Matth. 26. v. 18. Tu es Petrus, & ſnper hanc Petram ædificabo Eccleſiam meam, & portæinferi non prævalebunt adverſus eam. Du biſt Petrus, und auf dieſen Felſen will Jch meine Kirch erbauen / und die Pforten der Hoͤlle ſollen ſie nicht uͤberwaͤltigen / welches alles weit und fern von andern Secten ſich zeiget / und ihnen gantz und gar nicht gezihmet. So iſt dann dieſer ein gewiſſer Weeg in Himmel / als jemahlen eine der beygebrachten Secten / ja dieſe ſeynd durchaus ſchaͤd - lich / als welche die Seele zum Verderben / und ewi - gen Untergang fuͤhren. Sintemahlen ein Glaub allein der wahre iſt / ohn welchen niemand kan ſeelig werden.
JN Anbegin dieſes Jahrs-Hundert Regirte die Kirch Clemens diß Nahmens der Si - bente / dazumahlen ſchon von 1592ſten Jahr / der den 30ſten Jenner erwaͤhlet / biß auf das 1605te Jahr / in welchen er am dritten Tag des Monats Martij diß Zeitliche geſegnet hat. Unter deſſen Paſtthumb. 1. Jſt Sigismundus, Koͤnig in Pohlen Catholiſch / im Jahr des Herrns 1592. nach Ableiben ſeines Vatters / Koͤnigs in Schweden Joan - nis des Dritten zum Koͤnig in Schweden gekroͤnet worden. 2. Hat Henricus der vierte / Koͤnig in Na - varra, und in Franckreich / die Ketzerey verſchwoͤrent / im Jahr 1593. den Catholiſchen Glauben umbfan - gen. 3. Hat er im Jahr 1594. den ſeeligen Hyacin - thum der Zahl der Heiligen beygeſchriben. 4. Auf - nahme er im Jahr 1595. der Rutheniſchen Biſchoͤffen Abgeſandte zu Rom zum Dienſt des Glaubens. 5. Hat er ebenfals die Ægyptiſche zum Chriſtlichen / und Catholiſchen Glauben bekehrte Abgeſandte / zur offentlicher Glaubenskandtnuß zugelaſſen / wie auch den Ertz-Biſchoffen des Liflands / der zugleich vor ihme die Lutheriſche Ketzerey verſchworen / und ab -S 4gelegt280gelegt hat. 6. Hat er dem Kayſer Rudolph die groͤſte Beyhuͤlff anerboten / und vor die Kriegs-Be - zahlung monatlich wider die Tuͤrcken vierzig tauſent Ducaten verheiſſen. 7. Hat er das Fuͤrſtenthumb Ferraͤrien der Roͤmiſchen Bottmaͤßigkeit im Jahr 1598. beygefuͤgt. 8. Hat er in Jndien ein Goani - ſchen Kirchen - Rath zu halten anbefohlen / in welchen die Neſtorianer im Jahr 1599. den Catholiſchen Glauben bekannt / und angenommen haben. 9. Das Jubilæum, oder heilige Jahr hat er mit hoͤchſten Zu - lauf der Menſchen gehalten / warzue ſich (wie man ſchrifftlich hinterlaſſen) uͤber dreyßig hundert tau - ſent eingefunden / und in ſolcher unerhoͤrter Menge / zuſammen ſich ausgegoſſen haben / welchen er ſelbes 1600. Jahr / viel Werck der Andacht / und Freyge - bigkeit erwieſen hat. 10. Hat er die Heiligſprechung B. Raymundi Pennafort im Jahr 1601. beſtellet. 11. Hat er die Meinung etwelcher Schrifft-Gelehrten / die da lehreten: daß man in Perſohn auch abweſen - ten / der ſeine Suͤnd ſchrifftlich uͤberſandter gebeich - tet / von ſelben zuelaͤßig / und guͤltig entbinden moͤge / verdammet. 12. Jſt eben unter ſelben die ſehr groſſe aber nur die Schuelen betreffende Strittigkeit unter denen Patribus der Societet JESU, und Patribus Dominicanern / von Verhuͤlff der Gnad / und freyen Willen angefangen / und vor ihme ſelbſt von dieſer Sach die ſchaͤrffeſte Schuel-Streit angeſtellet / und gehalten worden. Er beſchloſſe Gottſeeligſt das Le - ben im Jahr 1605. den 30. Jenner / nachdem er die Kirch GOttes 13. Jahr / und 30. Tag aufs heiligſt verwaltet.
II. Leo der Eilfte gelangte zum Papſtthumb im Jahr 1605. den erſten April / ſturbe eben ſelbes Jahr / und Monath / nemblich den 27. April.
III. Pau -281III. Paulus der Fuͤnffte wurde noch in ſelben Jahr 1605. den 16. May erwaͤhlet / und verſchiede im Jahr 1621. den 28. Jenner / dieſer hat jene pur-Schue - len Strittigkeit zwiſchen denen Patribus Societatio, und Patribus Dominicanern von Beyhuͤlff der Gnad / und freyen Willen alſo beygelegt / daß beedem Theil frey ſtehe / ihre Meinung in Schuelen / ohne Ver - damnuß der Andern / beſcheidentlich handzuhaben / und zu verfechten. 2. Hat er im Jahr 1608. die Roͤmiſche Franciscam der Heiligen Zahl beygeſellet. Jn eben ſelben Jahr / hat er den Ritters-Orden Chri - ſti / den Vincentius, Hertzog zu Mantua, geſtifftet / beſtaͤttiget. 3. Hat er Henricum den Vierten Koͤnig in Franckreich von der Ketzerey loßgeſprochen / und zur Gemeinſchafft der Catholiſchen Kirch an-und aufgenommen. 4. Aufnahme er eben in ſelben Jahr die Geſandtſchafft des Koͤnigs Congi aus Jndien / und die Bottſchafft des Koͤnigs in Perſien im Jahr 1009. 5. Jm Jahr 1615. bewillkommete er die Ge - ſandtſchafft des Idiaten, Koͤnigs Voxu aus Japo - nien / in welchen Jahr er zugleich von Gabriel Gan - grenſiſchen Biſchoffen in Paphlagonien Brieff em - pfangen hat / worin er den Primat, und Vorzug / oder die hoͤchſte Wuͤrde des Roͤmiſchen Papſten erkennet.
IV. Gregorius XV. wurde im Jahr 1621. den neunten Februari erwaͤhlet / ſtarbe im Jahr 1623. den 8. Juli. Dieſer beſtellte 1. die Congregation, oder Verſamblung zu Rom de propaganda Fide von Fort - ſetzung / und Erweiterung des Glaubens. 2. Ein - verleibte er der Zahl der Heiligen S. Ignatium, S. Xa - verium, S. Thereſiam, S. Philippum Nerium, & S. Iſidorum im Jahr 1622. Regierte die Kirch Chriſti allein 2. Jahr / und 5. Tag.
V. Urbanus VIII. Jm Jahr 1623. den 6. Au -S 5guſt282guſterwaͤhlet / verlieſſe diß Jrrdiſche im Jahr 1644. den 29. Juli. Dieſer hat erſtens die Sect der Er - leuchten in Spanien gedempfft / und voͤllig ausge - loͤſcht. 2. Hat er das Jubilæum, oder Jubel-Jahr zu Rom im Jahr 1625. mit hoͤchſter Andacht gehal - ten / und einſchribe dem Regiſter der Heiligen S. Eli - ſabeth Koͤnigin in Portugall. 3. Ausfertigte er Saͤndtbrieff in Japonien im Jahr 1626. worin er die Chriſten zur Marter anfriſchte / und ſtaͤrckte / und tru - ge aus ſelben in die Zahl der Martyrer / drey aus der Societet, und mehr aus des H: Francisci Orden im Jahr 1627. ein. 4. Hat er B. Andream Corſi - num Feſulaniſchen Biſchoff im Jahr 1629 heilig geſprochen. 5. Hat er denen Cardinaͤlen / oder Pur - pur-Prieſtern der Heil: Roͤmiſchen Kirch im Jahr 1630. den Titul Eminentiſſimi, oder hoch-erhobnen zugeeignet 6. Hat er die Meinung Galilæi von Bewegung der Erden umb die Soñe betreffend / durch die Sacros Inquiſitores, oder heilige Nachforſcher verdammet 7. Hat er ſich ſehr gefliſſen / und be - muͤhet den Kayſer und die Chriſtliche Koͤnigen zuvereinigen.
VI. Innocentius X. Jm Jahr 1644. den 25. September erwaͤhlet / ableibte im Jahr 1655. den 8. Jenner. Dieſer hat erſtens alſobald im Anbegin ſeiner Regierung in gantzen Europa Fried zu verſchaf - fen verſuchet / welches er auch letztlich in 1644. Jahr erhalten / und ausgewircket hat. Weiland aber in ſolchen Frieden-Schluß / jewelche Bedingnuſſen / der Catholiſchen Religion ſcheinten nachtheilig zu ſeyn / hat er ſolchen ſelbſt nicht guet geſprochen. 2. Hat er das Jubel-Jahr zu Rom im 1650. Jahr gehalten. 3. Hat er fuͤnff des Janſenij Lehr-Spruͤch vor ketzeriſch erklaͤhret / und verdammet.
VII. Alex -283VII. Alexander VII. Jm Jahr 1655. [d]en 7. April erwaͤhlt / vertautſchte mit dem Himmel die Er - de im Jahr 1667. den 22. May. 1. Hat er die Koͤ - nigin Chriſtinam aus Schweden / die ſich zum Ca - tholiſchen Glauben bekhert / mit ſonderen Ehren zu Rom empfangen. 2. Er hatte zum Chriſtlichen / und Catholiſchen Koͤnigen / unter ihnen Fried zuſchliſ - ſen / im Jahr 1656 ſeine Bottſchaffter / und Abgeſand - te abgeordnet. 3. Hat er das Venetianiſche Staats - Weſen mit Geld / und Mannſchafft tapffer geholffen. 4. Hat er die Geſellſchafft JESU ins Venetianiſche Gebiet wiederumb eingefuͤhrt. 5. Hat er die Zahl der Heiligen auf Erden durch Heiligſprechung des H. Thomæ de Villanova im Jahr 1658. wie auch im Jahr 1661. durch den ſeeligen Franciſcum, Ge[n]fer Biſchoffen vermehret. 6. Hat er erklaͤhret / daß der Ausſpruch von der unbefleckten Empfaͤngnus der Seeligſten Jungfrauen / und Mutter Gottes wahr ſey / und auch allzeit vor wahrhafft in der Kirch in dieſen Verſtand gehalten worden / daß die Gebehrerin Got - tes in erſten Augenblick der Erſchaffung ihrer Seele / und deroſelben in Leib Eingieſſung / von der Erbſuͤnd durch die Verdienſt des Erloͤſers ſeye vorbehalten / und dero befreiet worden. 7. Hat er etliche Lehr - Spruͤch in zimlicher Zahl der Sittlichen Theologen / als aͤrgerliche verdammet / und verbannet.
VIII. Clemens IX. war im Jahr 1667. den 20. Tags Jenner erwaͤhlet / dieſer hat behend zwiſchen Koͤnig in Franckreich / und Koͤnig in Spanien im Jahr 1668. den Fried ausgewircket / hat auch Petrum de Alcantara, und Mariam Magdalenam de Pazzis Heilig geſprochen / beurlaubte bald hernach im Jahr 1669. die Welt.
IX. Clemens X. erwaͤhlet im Jahr 1670. die -ſer284ſer h[a]t fuͤnff Seelige nach gewoͤhnlicher Herrlichkeit in die Zahl der Heiligen eingeſchriben. Dieſe waren Cajetanus Thieneus. Philippus Benitius, Franci - ſ[c]us Borgias. Ludovicus Bertrandus, und Roſa Li - menſis. Er hat den Ertz-Ketzer Joſeph Borri, ſeine Thorheit mit offentlicher Verfluchung zu widerruffen gedrungen. Das Jubel-Jahr 1675. mit groſſen Zulauf des Volcks gehalten / worauf er im naͤchſt - gefolgten 1676. das Leben / ſambt der Regierung be - ſchloſſen.
X. Innocentius XI. erwaͤhlet im Jahr 1676. Dieſer hat erſtens alle Jahr denen Chriſtlichen Fuͤr - ſten vorn Tuͤrcken-Krieg haufige Geld-Mittel zuge - ſandt / deme er auch das inbruͤnſtigſte Gebett beyge - fuͤgt. 2. Hat er die Zwitracht zwiſchen beeden Koͤ - nigen / in Franckreich / und Spanien mit groſſer Klugheit / und Geſchicklichkeit vermitlet / und bey - gelegt. 3. Hat er den zehenden Theil aller Kirch - Steuer / und Renten / durch gantz Spanien / Welſch - land / Bayern / und Pohlen / den Krieg wider den Tuͤrck fortzuſetzen / verordnet / und angeſchaffen. 4. Hat er die ſchaͤdlichſte Lehr des Molines vor Ke - tzeriſch / mit deroſelben Urheber verdammet. 5. Hat er aus denen letzten Graͤntzen des Jndien / von maͤch - tigſten Siamenſiſchen Koͤnig abgeordnete Geſandt - ſchafft / ſo ehrlich / als herrlich empfangen / alldiewei - len ſolcher in ſeinem Reich dem Catholiſchen Glau - ben ſich ſonders gnaͤdig / und wohl-geneigt erweiſete. 6. Hat er ſehr viel / die eine Aergernuß gaben / aus der ſittlichen Theologey oder Lehr-Schuel / allzufreye Lehr-Spruͤch ausgerottet und verdammet / der ent - lich nach unſchuldigen / und heilig gefuͤhrten Lebens - Wandel / biß ins 78ſte Jahr / zum beſſeren / im Jahr 1688. abgeflohen iſt.
XI. Alexan -285XI. Alexander VIII. erwaͤhlet im Jahr 1689. Hat erſtens die Venetianer im Krieg wider die Tuͤr - cken mit groſſer Freygebigkeit / und Gewogenheit ge - holffen. 2. Hat er ſich ſehr viel bemuͤhet / unter de - nen Europæiſchen Fuͤrſten / ein Fried zu verſchaffen. 3. Hat er fuͤnff Seelige Heilig geſprochen. 4. Hat er ingleichen mehr in der Theologey / oder H: Schrifft Wiſſenſchafft Lehr-Spruͤch / als ungruͤndliche / ge - faͤhrlich - und ſchaͤdliche verdammet / der auch entlich im Jahr 1691. den Weeg alles Fleiſches eingegan - gen.
XII. Innocentius XII. im Jahr 1691. erwaͤhlt / anfienge alſobald der Duͤrfftigkeit der Armen / und Noth-Leydenden / mit hoͤchſter Freygebigkeit abzu - helffen / welche er auch biß zum End ſeines Lebens beſtaͤndig fortgeſetzet. 2. Die Ketzerey der Quieti - ſten / die wiederumb begunte hervor zu ſchieſſen / hat er hinterhalten / und gedaͤmpffet / und die neue Sect / die zu Neapel entſprungen / und ſich zum Atheis - mum, oder GOttes Verlaugnung neigte / in noch unter den Aſchen glommerenden Funcken erſtickt / und ausgeloſchen. 3. Hat er die Paͤpſtliche Recht / wider die Regalien / oder vorbehaltene Recht der Lands - Fuͤrſten / der Franzoſen / dapffer / und Heldenmuͤ - thig geſchuͤtzt. 4. Das Jubel - oder H: Jahr / hat er mit hoͤchſter Andacht begangen / und letztlich in Gott - ſeeligen Wercken / forderiſt der Barmhertzigkeit / dero er ſich gantz und gar ergeben / im Jahr 1700. den 27ſten Monaths Septembris / auch Gottſelig ver - ſchieden. Deme noch in eben ſelben Jahr / in Papſt - thumb zu dieſer hoͤchſten Wuͤrde / ſonderer Tugenten / und vortrefflichen von GOtt empfangenen Gaaben halber der Wuͤrdigſte gefolget Clemons XI. diß Nahmens der Eilffte.
KAyſer Rudolph der Anderte / ob ſchon allbe - reit die Ketzereyen unter denen Vornehm - ſten im Koͤnigreich Hungern uͤber hand ge - nommen hatten / deſſen doch unangeſehen / hat er niemahlen dahin beredet / noch beweget koͤn - nen werden / daß er deroſelben in Hungern frey / und offentliches exercitium, oder Ubung verſtattete / als der vielmehr im Jahr 1604. in einem Reichs-Articul / oder Geſaͤtz ernſtlich Gebotten / auf daß fuͤrdershin in allgemeinen Reichs-Zuſammenkunfften / und Land-Taͤgen nichts von Religions-Sachen beruͤhret / oder abgehandlet wurde / wo er zugleich alle Gevoll - maͤchtigte Schluß / und Ausſpruch ſeiner Vorfahrer / die zu Gunſt des Catholiſchen Glaubens eingericht waren / bekraͤfftiget / und beſtaͤttiget hat.
II. Kayſer Ferdinand ingleichender Anderte / der der hoͤchſte Eyfferer des Catholiſchen Glaubens ware / reinigte ſeine Erb - Laͤnder / Oeſterreich / Steyer - Merckt / Caͤrnthen / Craͤin / Maͤhrn / und Boͤhaim von unterſchiedlichen Secten / und Ketzereyen.
III. Fer -287III. Ferdinand der Dritte ware gantz dahin be - muͤhet / und gefliſſen / das Hungern zum Caͤtholiſchen Glauben dermahlen wiederumb gebracht wurde
IV. Leopoldus diß Nahmens erſter / und wuͤrck - lich regierender Kayſer / hat ſehr viel Kirchen in Hun - gern / welche mit Gewalt die Uncatholiſche denen Roͤmiſch-Catholiſchen abgedrungen / ihren recht - maͤßigen Beſitzern / und wahren Herrn wiederumb eingeraumet. Denen von der Kirch abtrinnigen Ru - thenern / Raſciaͤner / und Walachen die zur Kirch / und dero Einigkeit zuruck kehren wolten / ertheilte er reichlichſte Freyheyten / der in Hungern den Catho - liſchen Glauben ſehr viel befoͤrdert / und daß freye Exercitium, oder Religons-Ubung / nur auf ge - wiſſe Orth allein (und auch diß nur indeſſen) in Hungern eingeſchrencket / und eingezohen hat.
V. Philippus dritter Koͤnig in Spanien / iſt denen Catholiſchen Jrrlaͤndern / die von Engelaͤndi - ſchen Ketzern betrangt / und bekrieget wurden / mit voͤlliger Schiff-Armada wider dieſelbe zu Huͤlff kom - men. Die Mohrn / als Mahometaͤner / und Feind der Catholiſchen Kirch / hat er von gantz Spanien vertrieben / und wie man ſagt / ſeynd damahlen aus unterſchiedlichen Spaniſchen Plaͤtzen / uͤber die Hun - dert tauſent Haushaltungen der Saracener ausge - zohen. Eben dieſer Gottſeelige Koͤnig hat gleichſam unzahlbahre Kirchen / und GOtts-Haͤuſer in beeden Jndien erbauet / und begabt. Viel Collegien / Spi - taͤler / und Cloͤſter geſtifftet / und nicht wenige Mißio - nes, oder Land-Auslaͤuff der Apoſtoliſchen Maͤnner / mit ſo groſſen Koſten aufgericht / und beveſtiget / daß ſie allem Anſehen nach allen Glauben uͤberſteigen / mit dieſen diß eintzig Vorhabent / damit auf ſolche Wei - ſe jene Voͤlcker zur Erkantnuß des wahren Catholi -ſchen288ſchen Glaubens angewieſen / und verleithet wur - den.
VI. Ludovicus XIII. Koͤnig in Franckreich / da er die Ketzer / in gemein Hugonotten genannt / mit gue - ter Manier / und Weiſe nicht kunte zum Catholiſchen Glauben bringen / hat er ſolche mit Waffen angegrif - fen / und beherrſchet. Ludovicus aber der XIV. hat erſtens eben ſelbe von allen Hoff-Aembtern ſeines / und ſeines Bruders Hoff-Statt im Jahr 1655. aus - geſchloſſen / und entlich im Jahr 1687. daß gantze Koͤnigreich zu raumen gebotten.
VII. Carolus, der Erſte dieſes Nahmens Koͤnig in Engeland / wiewohln heimlich / hat er doch denen Catholiſchen in ſeinen Reich ſich uͤberaus geneigt er - zeigt / und noch geneigter Carolus der Anderte / deſſen Sohn / welchen Glauben er auch vor ſeinen Hintritt umbfangen / und bekant hat.
VIII. Koͤnig Jacobus aber / hat in Engeland offentlich ſelben Glauben bekannt / und befliſſe ſich ſolchen in ſeinen Reich / auch mit Gefahr ſeines Le - bens / und Verluſt ſeines Koͤnigreichs zubeveſtigen.
IX. Maximilianus Hertzog in Bayern hat ſich jederzeit mit Worten / und in der That unter allen Fuͤrſten des Teutſchlands gegen den Catholiſchen Glaub / und deſſen Befoͤrderung behertzt erwieſen. Eben ſolches hat Leopoldus Ertz-Hertzog in Oeſterreich Ferdinandi Kayſers des III. Bruder geleiſtet.
DUrch die Patres der Geſellſchafft JESU / wird das Goͤttliche Geſaͤtz / und Catholiſcher Glaub / in das weiteſte wohlgebauteſte / und Volck - reicheſte Koͤnigreich China, oder Sinen eingefuͤhrt / welches eintzig / und allein gaͤntz - lich alle Landſchafften / welche die neue Ketzereyen eingenommen / unvergleichlich uͤbertriffet. So haben ſie ſchon auch vom hoͤchſten Kayſer in Sinen voͤlligen Verlaub / aller Orthen / frey / und offentlich durch ſein Reich das Evangelium zu predigen / und den Catholiſchen Glaub darinn auszubreiten / und zu vermehren. Zu welchen dann ſich ſchon viel begeben haben / und annoch taͤglich mehr / und mehr begeben.
Eben durch dieſe Patres, iſt der Catholiſche Glaub ins Reich Tibeti eingefuͤhrt worden: in das Reich Mogor: Jn die Canadenſiſche Landſchafft / ei - nen Theil des Mitternaͤchtigen Americæ: Jn die Maͤriaͤniſche Eylaͤnder: Jtem ins Thuncinenſiſche Reich / welches in ſiben Laͤnder vertheilet: ins Reich Cocinchina; welches in 6. andere Landſchafften un - terſcheiden / und in weit mehr andere beeder Jndien Landſchafften.
Ferner iſt eben dieſer Glaub durch Paraquariam, durch Braſiliam, durch Tucumaniam, durch Mala - bariam, durchs Mohren-Land / und das BengalenſiſcheTKoͤnig -290Koͤ[ni]greich / und durch viel mehr andere aller vier Theil der Welt / Europæ, Africæ, Aſiæ, und Ame - ricæ Landſchafften / und Eylaͤnder / gepflantzt / und fortgezweiget worden. Jtem deßgleichen in Perſien / deſſen Koͤnig Aba / eine Geſandtſchafft zum Papſt Paulum den Fuͤnfften abgeordnet hat.
Zum Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben / ſeynd Oeſterreich / Steyrmarckt / Caͤrnthen / Crain / und Boͤheim wiederumb zuruck gebracht worden.
Die Ruthener / Raͤſciaͤner / Wallachen / haben zur Einigkeit der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch zuruck gekehrt / in Koͤnigreichen / Hungarn / und Croatien / und in Sibenbuͤrgen.
Eben in Koͤnigreich Hungarn / haben Nicolaus Eſterhazi dieſes Koͤnigsreichs Palatinus, mit Paulo Eſterhazi ſeinen Sohn / und gleichfals dieſes Reichs Palatino: Graf Franciſcus Na - dasdi: die Fuͤrſtin Sophia Battori, Georgij des an - derten Rakoczi, Fuͤrſtens in Sibenbuͤrgen hinter - laſſene Wittib: die Graͤfin Pauli Palffi, des Koͤnig - reichs Hungarn ingleichen Palatini, Wittib / und mehr andere Vornehmbere des Adels / und Land - Herren in Widerbringung ihrer Unter-Saſſen zum Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben tapffer / und mit ſo groſſen / als ſeltenen Eyffer ſich mit - bemuͤhet / dero - ſelben Bekehrung auf allweg zu be - foͤrdern.
HEnricus diß Nahmens der Vierte Koͤnig in Franckreich / der gantzen Welt zubezeugen / daß er wahrhafft / und von Hertzen den Calviniſchen Jrrthumb verfluchet / und zum Roͤmiſch - Catholiſchen Glauben ſich bekehret habe / ſaͤndete ein offentliche Bottſchafft nach Rom / ſeine Unterthaͤnig - keit dem Apoſtoliſchen Stuel zuerweiſen.
Der Koͤnig Servæ Lernæ mit zweyen Gebruͤder / und 4. Kindern / der mit ſelben von P. Balthaſare Bareria der Geſellſchafft JESU mit H: Tauff-Waſ - ſer gereiniget / und der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch einverleibet worden.
Wilhelmus Hertzog zu Neuburg verſchwerte offentlich das Lutherthumb / und bekannte darvor im Jahr 1614 den Catholiſchen Glauben.
Chriſtina Koͤnigin in Schweden / ware das Reich freywillig abtrettend / zum Catholiſchen Glau - ben im Jahr 1654. bekehret:
Der Koͤnig Ardus, oder Ardanis in Africa / an - hielte durch eine Geſandtſchafft beym Catholiſchen Koͤnig frey / und guetwillig umb etliche Geiſtliche Maͤnner / die ihme in Glaubens-Sachen unterricht ertheilten:
Ottomanus ein Bruder des Tuͤrckiſchen Kay - ſers / und Ibraimi Erſt-Gebohrner / der in 1644ſtenT 2Jahr292Jahr[m]it der Mutter / und Tuͤrckiſchen Kayſerin von Maltheſer-Rittern auf der Reiß nach Mecham be - g[r]iffen / gefangen / und hernach frey gelaſſen worden / abſagte dem Mahomet / und umbfienge den Catholi - ſchen Glauben / und eingienge daruͤber den Orden des H: Dominici.
Mulei Machomet Atafi, Koͤnig zu Feſſa, und Marocho, aus gleicher Gelegenheit von eben ſelben Rittern eingeholt / und in die Gefaͤngnuß entfuͤhret / nachdem er das Ausloͤß-Geld abgeſtattet / kehrte wi - derumb freywillig nach Maltam zuruͤck / und wo er in Catholiſchen Glauben unterrichtet worden / umb - fienge er denſelben / und uͤberkomme in H: Tauf-Bad den Nahm Balthafar Lojola, eintratte darauf in die Geſellſchafft JESU / in dero er heiligſt lebte / und endlich im Jahr 1667. darinn ſturbe.
Conſtantinus, rechtmaͤßiger Erb des Sinen - ſiſchen Reichs in Aſien im Jahr 1647. Dominicus Kayſer Monomotapæ in Africa im Jahr 1652. Lu - dovica, Koͤnigin in Monomotapa. Carolus der In - genſer in America Herrſcher. Helena der Sinen - ſer Kayſerin im Jahr 1647. Michaël des Kay - ſers zu Monomotapa Sohn in Africa im Jahr 1652. Anna Chinenſiſche Koͤnigin / und Groß - Mutter des Koͤnigs Conſtantini im Jahr 1647. Dominicus A - mathæi Koͤnig zu Tunis im Jahr 1646. Koͤnig / oder Fuͤrſt der Morienſer in Africa, erſt juͤngſt / und neu - lich bekehrt / und getaufft / der Heilig verſprochen / daß er alle ihme unterworffene Laͤnder / und ſo weit ſich ſeine Bottmaͤßigkeit erſtrecket (ſo viel ſich zwar werde thuen laſſen) ſambt allen ſeinen Unterſaſſen zum Roͤ - miſch - Catholiſchen Glauben lieblich / und kraͤfftig anweiſen / und ziehen wolle.
Ernſt Land - Graf in Heſſen mit ſeiner FrauGemahel293Gemahel Graͤfin von Salm wird nach vielen durch - drungenen Hindernuſſen / von der Wahrheit allein uͤberzeuget / Catholiſch im Jahr 1657.
Chriſtianus Hertzog zu Mechlburg / da er zu Hoff des Chriſtlichſten Koͤnig ſich aufhulte / bekannte zu Pariß offentlich nach verſchworner Ketzerey der Proteſtirenden den Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben im Jahr 1663.
Turianus der hoͤchſte Marſchall in Franckreich bekente ſich ebenfalls offentlich zum Catholiſchen Glauben / da er zu Pariß im Jahr 1668. mit Frolo - ckung der gantzen Hoffſtatt den Calvinum ausgezo - hen / und verſchworen hat.
Chriſtianus Auguſtus Durchleuchtigſter Hertzog in Sachſen / bevor jemand von ſeinen Sinn / und Ge - dancken wuſte / reiſete unter den Schein die Laͤnder zu beſuchen nach Rom / wurde alldort in Catholiſchen Glauben unterwiſen / umbfienge ſolchen / und zu - gleich den Geiſtlichen Stand / der hernach Biſchoff zu Raab worden iſt.
Der Durchleuchtigſte Chur-Fuͤrſt in Sachſen Fridericus Auguſtus, da er zu Hoff / und in Kayſer - lichen Krieg wider die Tuͤrcken kaͤmpffte / hat er aus ſothaner Gelegenheit die Wahrheit des Catholiſchen Glaubens erſtens erkant / und bald hernach auch be - kant / worauf er in Kuͤrtze Koͤnig in Pohlen erwaͤhlet worden.
Rupertus, und Eduardus, des Chur-Pflaltz Grafens (welchen die aufſtaͤndige Boͤhmen zum Koͤ - nig gekroͤnt) Gebruͤder im Jahr 1629. Chriſtianus Auguſtus Pfaltz-Graf / und Hertzog zu Sultzbach im Jahr 1655. Henricus Julius Sachſen-Lauenbur - giſcher Fuͤrſt 1631. Franciſcus Erdmanus Sachſen - Lauenburgeriſcher auch Fuͤrſt. Joannes FridericusT 3Hanover294Han[o]ver Lauenburgeriſcher Hertzog. 1650 Chri - ſtianu Wilhelmus Brandeburgeriſcher Marg-Graf / und Magdeburgiſcher Verwalter 1631. Fridericus Hand-Graf in Heſſen-Darmſtatt / hernach der Kirch Purpur-Prieſter 1634. Georgius Chriſtianus Land - Graf in Heſſen Hamburg 1677. Eliſabeth Amelia Magdalena Land-Grafin in Heſſen-Darmſtatt 1653. Alexander Soudeburg Hertzog zu Holſtein / mit ſet - nen zugleich Soͤhnen 1649. Joannes Ludovicus Fuͤrſt / Graf von Naſſau / und Catimalibotti. Ber - nardus Guſtavus Marg-Graf von Baaden / hernach der H: Kirch Purpur-Prieſter / und Abbt zu Fulden 1660 Garolus Fridericus Marg-Graf von Baaden / und Fuͤrſt Ratzivilius in Pohlen.
Graf Nicolaus Eſterhazi, hernach deß Koͤnigreichs Hungarn Palatin Dieſer ward in Schuelen der P. P. der Geſellſchafft JESU zum Catholiſchen Glauben bekehrt / und kunte auf keine Weiſe weder mit Betro - hungen / weder mit groſſen Verheiſſungen der Eltern / und Befreunten von ſelben abgewendet werden / ſon - dern vielmehr hat er ſelbſt mitler Zeit alle ſeine Gebruͤ - der / und Befreunte / ſambt den gantzen Hoch-Adeli - chen Hauß / und Hoff-Geſind zu eben ſelben Glaub / mit groͤſten Eyffer / und Jnbrunſt gezohen / der dem - nach zur vornehmbiſter Saul des Catholiſchen Glau - bens / in Koͤnigreich Hungarn erwachſen / welchen er durch daß gantze Reich / allſtets zu befeſtigen / und zu befoͤrdern fich eintzig gefliſſen / und beemſiget hat.
Graf Sigmund Forgaez, hernach Judex Cu - riæ R[e]giæ oder Gerichts-Verwalter der zur Reichs - Cantzley gehoͤrigen Sachen / und letztens zum Pala - tin des Reichs erhoben / nachdem er viel / und lange Zeit die wahre Religion zu finden ſich bemuͤhet / hat er endlich nach ſehr langen Nachdencken / und ſchaͤrf -fiſter295fiſter beedes ſtrittigen Theils urſachen / und Be[w]eiß - thumben durchſuchen / und Erforſchungen / von Goͤtt - licher Gnad erleuchtet / ſich der Catholiſchen Religion beygeſellet.
Graf Michaël Forgacz ein Juͤngling hoͤchfter Scharf-Sinnigkeit / und groͤſter Gelehrtheit / in Grie - chiſch / und Lateiniſcher Sprach wohlerfahren / mit welchen / wo Franciscus Forgacz Ertz-Biſchoff zu Gran / und Roͤmiſcher H: Kirch Purpur-Prieſter viel gehandlet / daß er ihme zum recht / und reinen Glauben bewegte / er aber ſolches in die Laͤnge ver - ſchube / biß er endlich / ſchon faſt in die Zuͤge Griefe / hat er in vieler Anweſenheit ſich einen Sohn der Ca - tholiſchen Kirch bekant / der er auch zu ſterben ver - langt / und den Ertz-Biſchoff umbhalſent / ſeuff - zent / und mit Zeher vollen Wangen jenes aufge - ſchrien: Te jam non Fratrem, ſed Patrem fas mihi vocare: Tu me Chriſto genuiſti, Tui fletus, tuæ lacrymæ, preces tuæ hanc mihi veritatis notitiam peperêre. Dich / ſey mir nun verguͤnſtiget / nicht einen Bruder / ſondern Vatter zubenambſen: du haſt mich Chriſto gebohren / dein Weinen / deine Zaͤher / und Thraͤnen / dein niemahlen vor mich unterbroche - nes Gebett zu GOtt / haben mir die Erkantnuß die - ſer Wahrheit erhalten / warunter er ſeinen Geiſt auf - gegeben.
Graf Franciscus Nadasdi, damit er nicht un - bedachtſamb / oder verwegen ſcheinte die Lutheriſche Sect verlaſſen zu haben / hat er einen gewiſſen Tag allen Predicanten jenſeits der Donau beſtimmet / daß ſie in ſeiner Gegenwarth mit denen Catholiſchen Theologis, oder Schrifft-Gelehrten / von ſtrittigen Glaubens-Saͤtzen ſich zum Gegenſtreit ruͤſten / und einfinden wolten / wo aber dieſe an beſtimbten TagT 4noch296noch[erſch]einten / noch zu erſcheinen ſich getrauten / hat[er]den Catholiſchen Glauben umbfangen / und vie aus ſeinen Unterſaſſen nach ſich gezohen.
Franciscus Ragocziu, Fuͤrſt in Sibenbuͤrgen / iſt zugleich mit ſeiner Frau Mutter / Sophia Bathori im Jahr 1661. bey verſchwerung der Calviniſchen Sect zum wahren Catholiſchen Glauben bekehret worden.
Graf Theophilus von Windiſch-Graͤtz der Ge - lehrtiſte / ſo wohl in Politiſchen Buͤchern / als Glau - bens - Strittigkeiten erfahrniſte / und vornehmbiſte Saul der Lutheriſchen Religion in Oeſterreichiſcher Bottmaͤßigkeit / nachdem er ſehr viel beederſeits Grund-Lehren geleſen / gehoͤrt / und durchforſchet / wo er entlich aus Gelegenheit der Geſandtſchafften / die er als Orator Cæſarcus Kayſerlicher Wohl-Redner / mit hoͤchſter Klugheit im Reich / Schweden / und Holland / wie auch anderer Orthen bey denen Un - catholiſchen vertretten / ſo groſſen Unterſcheid der Lehr / und der Gebraͤuchen unter denen ſelbſt / die ſich zum Lutherthum bekannten / geſehen hat / fienge er entlich an von der Wahrheit ſeiner Religion zu - zweifflen. So dann nahme er ſeine Zuflucht zum Brunquell der Alten H: Vaͤtter der erſten Kirch / als der / was deroſelben Lehr / und Sinn gegen jetzi - ge in Strittigkeit gerathene Glaubens-Saͤtz ware / zu wiſſen begunte / und wo er klahr / und lauter ge - funden / daß der Alten H: Vaͤtter Lehr / durchaus / und in allen mit der Lehr der Roͤmiſch-Catholiſchen Kirch einſtimme / hat er ſelbe mit groſſen Entſchluß / und Eyffer umbfangen.
Jch umbgehe mehr Adelicher Perſohnen in Hun - garn zum Catholiſchen Glauben in dieſen Jahr-Hun - dert begebene Bekehrungen / welche alle hier beyzu -brin -297bringen / allzuweitlaͤuffig ſeyn wurde. Man[b]elie - be ſich demnach mit dieſen znvergnuͤgen / was ich / die Geſchlechter der Hoch-Vornehmbern Herren in Hungarn betreffent / abgemercket habe. Dann i[n]- deme in vorigen Jahr-Hundert / der Neuheit halber der neu - entſprungenen Secten / und Ketzereyen der - maſſen die Magnaten / und vornehmbiſte in Hungarn bethoͤret / und gleichſam unſinnig waren / daß gegen den End des vorigen / und Anfang dieſes Jahr - Hun - dert kaum drey aus ihnen verblieben / die ſich an die Alte / und reine Religion beſtaͤndig gehalten / ſeynd ſie in dieſen ſibenzehenden Jahr-Hundert / nach / und nach / bey abgelegten Blenden / und ſo vieler Jrrthu - men Finſternuß / in Licht des Glaubens alſo von GOtt erleuchtet worden / daß anjetzo kaum drey aus denen Magnaten in Hungarn gezehlet werden / die nicht guet Roͤmiſch-Catholiſch ſeynd.
Jn Teutſchland auch / und forderiſt in Unter - gebenen Laͤndern dem Durchleuchtigſten Ertz-Haus Oeſterreich / ſeynd der Grafen / Frey-Herrn / und Hoch-Adelichen Stands zum Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben diß ſibenzehende Jahr-Hundert in groſſer Anzahl Bekehrungen beſchehen. Aus dieſen anmer - cke ich nur etliche allda des Alphabets Ordnuung nach: Altheim / Avencurt / Auerſperg-Bentheim / Boimberg / Catziaͤner / Colornna, de C[r]uee, Duras / Egg / Fuͤnffkirchen / Fuͤrſtemberg / Geraß / Gleiſt / Gloiach / Herberſtein / Herbers - ſtorff / Hochenlohe / Hoffkirchen / Joͤrger / Jſenber - ger / Kollonitz / Collobrath / Khuen / Khueffſtein / Lemberg / Laymingen / Leßle / Mansfeld / Neuhauß / Noſtitz / Nothafft / Oppeln / Oppersdorff / Otten - berg / Paradeiſer / Puechheim / Rantzau / Salmis / Saurau / Schaffgots / Schaͤfẽberg / Schlick / Schwar -T 5tzenberg /298tzenberg / Thauhantzen / Taͤttenbach / Teiffel / Traut - manſtorff / Turriani, oder von Thurn / Weiſſen -[w]olff / Wertheim / Zintzendorff. Dieſen beyſetze ich noch die Nahmen der von Wiſſenſchafften / und geſchribnen Buͤchern nahmhafften zum Roͤmiſch-Ca - tholiſchen Glauben bekehrten Maͤnner. Dergleichen waren / Petrus, und Adrianus Wallenburg. Spon - danus, Jodocus Coccius, Lucas de Hollſtein / hernach Paͤpſtlicher Buͤcherey-Verſorger in Vatica - no zu Rom. Hoffer Profeſſor / oder Schuelen Oberer zu Leipzig / Juſtus Calvinus, Juſtus Lipſius, Joan - nes Barclaius, Vitus Erberman. Labecius, hernach Kayſerlicher Bucherey-Verwahrer zu Wienn. Zwey Müllmanni. Iſaacus Volmayr. Henricus Schuel - Regent zu Magdeburg. Beſoldus, auch Schuel-Re - gent zu Tuͤbingen. Franciscus Foris-Otrokoczi. Bertholdus Niheſius. Voluſius, hernach Weyh - Biſchoff zu Mayntz / und unzahlbare andere.
JN Japon unter Quabacundono, und andern Japoniſchen Kayſern / (die grauſamer als Diocletianus, und Maximinus waren) von welchen weit groͤſſere Art der Peynen / als in Verfolgungen der erſten Kirch waren / ſeynd erdacht / und erfunden worden / deren unangeſehen / doch der Chriſten Eyffer / und Beſtaͤndigkeit / vor die Wahrheit des Roͤmiſch-Catholiſchen Glaubens / inFrey -299Freywilliger Darbietung alles Zeitlichen / Leib[ſ /]und Lebens / der erſten Kirch gantz gleich / und einlich war.
Jn Engeland / und Jrland unter Jacobo den Sechſten Koͤnig in Britannien. Jtem eine andere in Engeland / und Jrland unter den Parlament. Wie auch noch eine Andere unter jetziger Regierung / die faſt diß gantze Jahr-Hundert fortwirig / und unaus - ſetzlich war. Jn Franckreich unter denen Hugonot - ten. Jn Sinis von Jahr 1664. bis aufs Jahr 1669. unter des Regiments Anſtand. Jn Buͤnthnerland von benachtbarten Calviniſten. Jn Teutſchland zur Zeit des Schweden - Kriegs. Jn Hungarn / und Sibenbuͤrgen unter Stephano Bocskai Fuͤrſten in Sibenbuͤrgen. Jtem ein Andere / und zwar zum andertenmahl unter Gabriel Bettlehem. Eine An - dere wiederumb unter Georg Rakoczio, Fuͤrſten in Siebenbuͤrgen. Und endlich noch eine Andere in Toͤckeliſcher Rebellion / und Aufruhr.
DEr H. Franciscus Saleſius, Biſchoff zu Genf. Die H: Maria Magdalena de Pazzis. Der Seelige Turibius, Biſchoff zu Lima in Pe - ruvio. Der Seelige Andreas Arellinus ein Theatiner. Die Roͤmiſche Francisca. Raimun - dus de Pennafort. Carolus Borromæus. Andreas Corſinus. Cajetanus Thiennei. Philippus Be - nitius. Franciscus Borgias. Ludovicus Bertran - dus. Laurentius Juſtinianus. Joannes in S. Fa -cundo. 300cundo. Joannes Capiſtranus. Pasqualius Baylon - Joannes Dei. Dieſe alle werden mit gewoͤhnlicher offentlicher Heiligſprechung ins Regiſter der Heili - gen eingetragen.
Jch beyſetze vielmehr andere von Heiligen Le - bens-Wandel / und gewirckten Wunder-Zeichen be - ruͤhmte Perſohnen / die noch nicht dem Buch der H: beygeſchriben / doch aber zu ſeiner Zeit / ſondern al - len Zweiffel / ſolchem werden einverleibet werden.
ALlſo fanden ſich auch in dieſen Jahr-Hun - dert in zimlicher Anzahl / die vor den Rein - und Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben Rit - terlich gekaͤmpffet / und aus Haaß des wahren Glaubens / ihr Leben eingebuͤſt / und ihr Bluet darvor vergoſſen haben / und diß nicht allein in wil - den Barbariſchen Landen / als in Aſien / Africa, America, und forderiſt in der Jnſul Japon, ſondern auch in Europa ſelbſt / und benanntlich in Engeland / Jr - und Schottland / Franckreich / Teutſchland / Hungarn / und Sibenbuͤrgen / deren Nahmen in Ge - heim / und ſondern Denckſchrifften aufgezeichnet / und mehrere / den Nahmen nach / in unſer Synopſi 5. Decade 2. Parte 3. felectiorum, & curioſiorum ſcientiarum Miſcellaneorum beygebracht haben /wohin301wohin wir dann den Guͤnſtigen Leſer berueffen All - dort aber werden allein erzehlet / die von unſerer Ge - ſellſchafft waren / ohne Verzeichnuß anderer aus un - terſchiedlichen H: Ordens-Staͤnden Religioſen / wie auch aus den Geiſtlichen / und weltlichen Stand / die doch ebner maſſen in groſſer Anzahl waren.
ALlzumuͤhſam waͤre / alle dieſe beyzubringen / die ob ihrer Menge aus unterſchiedlichen Geiſtlichen Ordens - Staͤnden / aus den Geiſtlichen / und auch weltlichen Stand / aus dieſer Zahl / ſich befinden / will demnach allein allda die aus Unſerer Geſellſchafft ſeynd / und auch dieſe nicht alle / ſondern nur die Bekanntere der Alpha - bet Ordnung nach anfuͤgen / und nahmhafft machen.
ADamus Burghaber. Adamus Conczen. Adamus Tannerus. Adrianus Jungerus. Aloyſius Ri - chardi. Andreas Eudæmon-Joannes. Ambroſius Penaloſa. Antonius Poſſevinus.
Balthaſar Hageri.
Carolus à Kreitcz. Carolus Scribani. Chriſtopho - rus Haunoldus. Chriſtophorus Maier. Cornelius Hazart.
Edmundus Campiani.
Francrscus Anatus. Franciscus Coſterus. Franci - ſcus Garaſſus, Franciscus Suarez.
Gabriel Vaſquez. Georgius Scherer. Georgius Stengelius. Gregorius de Valentia.
Henricus Wagnereck. Hermannus Roſendorff. Hieronymus Mulman. Hieronymus Torres. Ho - noratus Fabri.
Jacobus Gualterius. Jacobus Gretſerus. Jacobus Maſenius. Jacobus Wiecei. Joannes Adamus. Joannes Arnoux. Joannes Bagotius. Joannes Flol - dus. Joannes Conterius. Joannes à Gouda. Joan - nes Kwiakiewicz. Joannes Peleëſius. Joannes Perſæus. Jodocus Kedd.
Laurentius Forerus. Leonardus Leſſius, Ludovicus Richeome.
Martinus Becanus. Martinus Laſcius. Martinus Smigletius. Mathias Sambar. Maximilianus Sandæus. Melchior Cornæus.
Nicolaus Cauſinus. Nicolaus Cichonius. Nicolaus Serarius. Nicolaus Romæus.
Petrus Cottonus. Petrus Perpinianus. Petrus Paz - mannus Cardinalis. Petrus Scarga. Petrus Talbotti.
Richardus Ardechin. Robertus Bellarminus Car - dinalis.
Sebaſtianus Heiſius. Stephanus Dechamps.
Theodorus Peltanus. Thomas Clagius. Thomas Fitzheberti. Vitus Eberman, und viel andere.
ERſte Verzeichnuß der Roͤmiſchen Paͤpſten / und von ihnen diß Sibenzehende Jahr-Hundert vor die Kirch geleiſte Lob-Thatten. 279.
Zweyte Verzeichnuß dero Kayſer / Koͤnig / und Fuͤrſten / die in dieſen ſiben zehenden Jahr-Hundert zur Aufnehmung / und Erhaltung des Catholiſchen Glaubens / dapffern Fleiß angewendet / und verſpuͤren haben laſſen. 286.
Dritte Verzeichnus / Anſehnliche dieſes ſiben zehen - den Jahrs-Hundert zum Roͤmiſch Catholiſchen Glau - ben Zuſaͤtz / und Vermehrungen. 289.
Vierte Verzeichnuß der Hoch-Adelichen Perſohnen in diſen ſiben zehenden Jahr-Hundert zum Roͤmiſch - Catholiſchen Glauben Bekehrungen. 291.
Sechſte Verzeichnuß gibt die von Heiligkeit in der Kirch durch dieſen ſiben zehenden Jahrs-Hundert - Lauf leuchtende Perſohnen. 299.
Die ſibende Verzeichnuß umbfanget die Zahl der Martyrer / oder deren / die umb des Roͤmiſch-Catholi - ſchen Glaubens Wahrheit halben von dero Feinden aus Haaß des Glaubens Ritterlich den Todt aus - geſtanden / und darvor ihr Bluet freywillig vergoſſen haben. 300. Achte Letzt-Verzeichnuß / legt unter die Augen die ſtrittige Scribenten / die den Roͤmiſch-Ca - tholiſchen Glauben mit Buͤcher auch ſchrifftlich ver - fochten / und denen Uncatholiſchen Secten den Spitz gebotten haben. 301.
Alles zu groͤfferer Glory GOttes / und Ehere der allzeit unbefleckten Jungf. Mutter GOttes MARIÆ.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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