PRIMS Full-text transcription (HTML)
Getreuͤer Hofmeiſter auf Academien und Reiſen,
Welcher Hn. Ehrenfr. Walthers von Tſchirnhauß auf Kißlingswaldau, ꝛc. Fuͤr Studierende und Reiſende, ſonderlich Standes-Perſonen, und Deroſelben Hofmeiſter, zu einer ſichern Anleitung zur anſtaͤndigen Conduite auf Univerſitaͤten und Reiſen, in Manuſcripto hinterlaſſene XXX. Nuͤtzliche Anmerckungen mit XLVI. Erlaͤuterungen und XII. Beylagen vermehrter, wohlmeynend ans Licht ſtellet.
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HANOVER,Verlegts Nicolaus Foͤrſter und Sohn,1727.

Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Hanß Heinrich dem Aeltern, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Hochberg, Frey-Herrn zu Fuͤrſtenſtein, Herrn der Herrſchafft Rohnſtock, wie auch der Guͤter Wernersdorff, Mertzdorff und Jngrambsdorff Erb-Herrn der Guͤter Tſchechen, Puſchkau, Gohlitſch, Kratzkau, Altenburg und Kniegnitz, Meinem gnaͤdigen Grafen und Herrn, Jngleichen Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Lonrad Ernſt Maximilian, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Hochberg, Frey-Herrn zu und auf Fuͤrſtenſtein Herrn derer Herrſchaften Fuͤrſtenſtein und Friedland, Meinem gnaͤdigen Grafen und Herrn, Ferner Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Hanß Heinrich dem Juͤngern, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Hochberg, Frey-Herrn zu Fuͤrſtenſtein, Erb-Herrn der Herrſchafft Rohnſtock, wie auch der Guͤter Wernersdorff, Mertzdorff und Jngrambsdorff, Herrn der Guͤter Tſchechen, Puſchkau, Golitſch, Kratzkau, Altenburg und Kniegnitz, Meinem gnaͤdigen Herrn Grafen, Wie auch Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Heinrich Ludwig Carl, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Hochberg, Frey-Herrn zu Fuͤrſtenſtein, Erb-Herrn derer Herrſchafften Fuͤrſtenſtein und Friedland, Meinem gnaͤdigen Herrn Grafen, unterſtehe mich, Der, auf mein gehorſamſtes Anſuchen ertheilten gnaͤdigen Erlaubniß gemaͤß, Dieſen Getreuen Hofmeiſter als ein zwar geringes, iedoch wohlgemeintes und pflichtſchuldigſtes Danck-Opffer, vor das in die ſechs Jahre gegen mich fortgeſetzte ungemein gnaͤdige Vertrauen, und vor die mir, aus angebohrner huldreichen Großmuth, vielfaͤltig erzeigte unverdiente und unſchaͤtzbahre hohe Gnade, zu Dero gnaͤdigem Schutz unterthaͤnig zu uͤberreichen; und von Grund der Seele zu wuͤnſchen:A 5Daß GOtt! der Geber aller guten und vollkommenen Gaben in denen Hoch-Reichs-Graͤflichen Hochbergiſchen und andern mit Jhnen alliirten Hohen und Graͤflichen Haͤuſern, alle nur erſinnliche leibliche und geiſtliche Wohlfahrt, nach dem Reichthum ſeiner Guͤte, mit uͤberfluͤßigem Maaß beſtaͤndigſt austheilen; mir aber Gelegenheit und Geſchicklichkeit geben wolle: meine Danck-volle Ehrerbietung durch angenehme und treue Dienſte noch ferner zu bezeigen und mit unterthaͤniger Ehrfurcht und gehorſamſter Hochachtung Zeit Lebens zu verharren Meiner gnaͤdigen Grafen und Herrn, unterthaͤniger gehorſamſter Diener Wolff Bernhard von Tſchirnhauß.

Vorrede.

Wohlgeſinnter Leſer,

DJe Treue iſt eine in allen Staͤnden beliebte, allen Menſchen hoͤchſt nuͤtzli - che, in allen Verrichtungen hoͤchſt noͤthige, und im menſchlichen Leben gantz unentbehrliche Tugend. Weil ſie aber bey dem Lauf der falſchen und intereſſir - ten Welt, von denen wenigſten Leuten, ſo wie es verdienet, weder genungſam erkant, noch recht - ſchaffen belohnet wird: So haͤtte faſt Bedencken tragen ſollen, dieſen getreuen Hofmeiſter, und in demſelben die mir von dem Seeligen Vet - ter, Herrn Ehrenfried Walther von Tſchirn - hauß, Anno 1704. in XXX. nuͤtzlichen Anmer - ckungen, ertheilte ſchrifftliche General-Inſtru - ction, mit XLVI. Erlaͤuterungen und XII. Bey - lagen, wohlmeynend vermehrter ans Licht zu ſtellen. Weil ich aber keine andere Belohnung, als die Freude, welche uͤber deinem dadurch be - foͤrderten und erhaltenen loͤblichen Endzweck ha - ben werde, davor erwarte; Hiernechſt auch die - ſes renomirten Cavaliers Schrifften, welche du in des Herrn Buddei teutſchen Lexico in fol. in Herrn Menckens compendioͤſen Gelehrten Le -xicoVorrede. xico 8. 1726. in denen Memoires de l’Academie roïale des ſciences à Paris, in denen Actis Eru - ditorum Lipſienſibus, und in andern Buͤchern mehr recenſirt finden wirſt, von denen meiſten ſeinen Wiſſenſchafften zugethanen Gelehrten in Teutſchland, Holland, Engelland, Franckreich und Jtalien wohl aufgenommen worden ſind: Als habe geglaubet, ich wuͤrde ſehr uͤbel thun, wenn ich deſſen nuͤtzliche Anmerckungen vor mich allein behalten, und ſie dir nicht durch den Druck getreulich mittheilen wolte. Jch habe die da - rinnen beliebte Ordnung, aus Beſcheidenheit, unveraͤndert gelaſſen, die XLVI. Erlaͤuterungen aber, an denen Orten, wo es noͤthig und nuͤtzlich geſchienen, und damit der getreue Hofmeiſter ſeine Treue deſto vollkommener erweiſen moͤge, nach dem Maaß des von GOtt mir anvertrau - ten Talents, und der ſeit 1702. auf meinen wie - derhohlten Reiſen, erhaltenen Experientz, ge - treulich beygefuͤget. Biſt du nun, Vielgeliebter Leſer, wie ich dir zutrauen will, wohlgeſinnet: So wirſt du alles, und alſo auch meine von dir entdeckte Fehler, mit dem Mantel der Chriſtli - chen Liebe zudecken. Haſt du mehr Studia und Erfahrung als ich: So wirſt du als ein Chriſt, dich deiner beſondern, dir von GOtt, aus Gna - den, und ohne dein Verdienſt, geſchenckten Ga - ben wegen, nicht erheben; ſondern den HoͤchſteninVorrede. in wahrer Hertzens-Demuth davor preiſen, und aufrichtig wuͤnſchen, daß ich auch kuͤnfftighin, in dieſen Stuͤcken, dir gleich werden moͤge. Biſt du in der Klugheit deine oder anderer Studia und Reiſen wohl zu reguliren, noch nicht ſo weit als ich gekommen: So ſuche aus dieſem Buͤchlein, die dir gefaͤlligen und dienlichen Maximen aufs beſte zu Nutze zu machen, weil ſie dir hauptſaͤch - lich gewiedmet ſind. Biſt du aber uͤbel geſinnet, und ſtehen dir dieſelben nicht an: So bleibe im - merhin bey deinen Meynungen, biß du durch ei - gene Erfahrung, von ihrer Richtigkeit oder Falſch - heit beſſer uͤberfuͤhret wirſt. Denn ich will dir weder die Anmerckungen, noch die Erlaͤuterun - gen, noch die Beylagen aufdringen; vielweniger mich deſſentwegen in einen Streit einlaſſen. Wer Luſt zu zancken hat, der wiſſe, daß ich ſolche nicht habe; ſondern daß ich vielmehr wuͤnſche, daß du, und ein ieder mit dir, ſeine Freyheit zu ſentiren, zu ſeinem und des Nechſten Gott-gefaͤlligen Nu - tzen vernuͤnfftig und ungeſtoͤhrt brauchen moͤge. Jch werde mich auch im geringſten nicht movi - ren, wenn dir auch gleich meine wohlgemeinte Ar - beit mißfallen ſolte. Kleine Haͤuſer ſind ſo wohl als groſſe Palaͤſte des Tadlers Urtheil unter - worffen, und ich wuͤrde mit Recht zu tadeln ſeyn, wenn ich mir flattiren wolte, daß, was in dieſer Schrifft enthalten iſt, durchgehends allen anſte -henVorrede. hen werde. Jch verſichre dich aber, daß ich hier - mit ohne Abſicht auf eigene Ehre, allein der Lehr - begierigen ſtudirenden und reiſenden Standes - Perſonen und ihrer redlichen Hofmeiſter Nutzen zu befoͤrdern ſuche. Hoffe hiernechſt du werdeſt, Wohlgeſinnter Leſer, zum beſten auslegen, daß, da der Autor derer Anmerckungen in de - nenſelben hin und wieder einige Special-Sachen von Holland, Engelland, Franckreich und Jta - lien einfließen laſſen, ich ſolche in meinen Er - laͤuterungen weiter auszufuͤhren Gelegenheit ge - nommen habe; Jndem ich nicht verſichert bin, wie lange GOtt, der HErr uͤber Leben und Tod, mich meine Wanderſchafft in dieſer Welt gnaͤdigſt fortſetzen laſſen wird, und ob ich nach dem gefaſten Vorſatz, dir des getreuen Hofmeiſters beſondere Reiſe-Maximen durch Engelland, Holland, Franckreich, Jtalien und andere Laͤnder mehr, mit Nutzen zu reiſen, kuͤnfftig hin zu communiciren geſchickt ſeyn werde: Dahero wirſt du dich inzwi - ſchen auch dieſer ſonderlichen Erlaͤuterungen nach deinem Gefallen und nach Erforderung dei - nes Scopi bedienen koͤnnen. Was ferner die Beylagen betꝛifft, ſo habe dieſelben beyzuſetzen vor dienlich erachtet, damit eines Theils die Eltern, wenn ſie ihre Soͤhne auf Univerſitaͤten und Rei - ſen verſenden wollen, aus denen Beylagen ſub Lit. C. D. E. zu Ausfertigung derer gewoͤhnli -chenVorrede. chen Inſtructionen vor ihre Kinder und deroſelben Hofmeiſter einige Anweiſung finden, und aller - ſeits die ihnen anſtaͤndigen Paſſus daraus erweh - len koͤnnen; anderntheils aber ſtudirende und reiſende Perſonen, nebſt ihren Hofmeiſtern, zu Dreſſirung einer ordentlichen Rechnung ſub Lit. A. einer General-Qvittung ſub Lit. B. eines nuͤtz - lichen Academie - und Reiſe-Journals ſub Lit. F. eines Regiſters uͤber die Touren ſub Lit. G. und uͤber die Connoiſſancen ſub Lit. H. zu Verferti - gung einer kurtzen Genealogiſchen Tabelle ſub Lit. I. zu der hoͤchſtnoͤthigen Conſervation der Ge - ſundheit ſub Lit. K. und L. eine gruͤndliche Anlei - tung und endlich von denen von mir und andern Reiſenden gutbefundenen Wirths-Haͤuſern ſub Lit. M. ein zulaͤngliches alphabetiſches Verzeich - niß antreffen moͤgen. Letzlich haͤtte ich auch geꝛn ei - ne accurate Specification des Quanti, welches eine ſtudiꝛende uñ reiſende Stands-Peꝛſon, weñ ſie ſich allein oder in Compagnie auf gleiche Speſen, mit einem oder ohne einen Hofmeiſter, mit einem oder ohne einen Diener, auf Univerſitaͤten oder Reiſen befindet, zu ihren noͤthigen, nuͤtzlichen, ehrlichen und ergoͤtzlichen Ausgaben jaͤhrlich brauchet, er - theilen wollen. Nachdem aber dieſe Sache der vielen vorkommenden Umſtaͤnde wegen und ohne dieſer zulaͤngliche Erkaͤntniß, ſo nett nicht ausge - rechnet und ausgemachet werden kan, daß dasFacitVorrede. Facit nicht einigen zu groß, andern aber zu klein vorkommen ſolte: Als habe davon nichts zuver - laͤßiges melden koͤnnen; will aber nicht allein uͤberhaupt rathen, das ſich Eltern und mit ihnen ein ieder vernuͤnff - tiger, ſtudirender und reiſender Menſch nach der Be - ſchaffenheit des Veꝛmoͤgens und des vorgeſetzten Zwecks vornehmlich richten moͤgen, ſondern auch noch dieſes er - innern: daß diejenigen, welche nur zum Plaiſir oder aus bloßer Curioſitaͤt auf Univerſitaͤten und in die Laͤn - der gehen, meiſtentheils weit mehr als diejenigen zu verzehren pflegen, welche einen loͤblichen Zweck haben, und die tauglichen und zulaͤnglichen Mittel, ſolchen zu er - halten, anzuwenden wiſſen. Es kommt alſo hierinnen auf eine vernuͤnfftige Einrichtung und derſelben unun - terbrochene Fortſetzung hauptſaͤchlich an. Dieſe uͤber - laſſe nun, wie billich, eines ieden freyen Diſpoſition, er - biete mich aber anbey nicht allein denenjenigẽ Eltern, die mich vor capable halten, und aus einem auf dieſe Ach - tung gegruͤndeten guten Vertrauen bey Verſendung ih - rer Kinder ſich meines wenigen Raths bedienen wollen, alle gefaͤllige Dienſte zu leiſten, ſondern auch andern Perſonen, welche ſich auf Univerſitaͤten und Reiſen be - geben, und deſſentwegen mein ohnmaßgebliches Parere verlangen moͤchten, auf mir vorher eꝛoͤfnete genungſame Umſtaͤnde, mit einer treuen Anweiſung, nach dem Ver - moͤgen, das GOtt darreichen wird, ſo willig als ſchuldig zuaſſiſtiren. Und hieꝛmit will ich dir nochmals alles, was du in folgenden Blaͤttern anſtaͤndiges leſen wirſt, zu guͤ - tiger Aufnahme, reiflicher Uberlegung und ſorgfaͤltiger Anwendung, beſtens, mich aber zu deiner Gewogenheit, und dich der goͤttlichen Obhut aufrichtigſt empfohlen haben. Lebe wohl!

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Die I. Anmerckung.

DJeweil junge Leute vonJunge Leu - te inclini - ren zur Li - bertinage, Natur zu einem libertini - ſchen Ingenio, das von ſich allein und von keiner Zucht-Ordnung dependi - ren will, incliniren; in der Welt aber dergleichen Frey-Geiſter,(a) Athei - ſt en und Debauchanten genung ſich offeriren, die ihre Gedancken, bey oͤffentlichen Mahlzeiten und Converſationen, wider die Religion ſehr ſcheinbar, und mit groſſem Eſprit vorzuſtellen wiſſen; welcheskoͤnnen leicht ver - fuͤhret wer - den bey dergleichen jungen Leuten viel Impreſſiones giebet, die ſehr inhæri - ren: So iſt beſonders noͤthig, daß vor allen Dingen, ehe man fremde Laͤnder beſucht, von Informatoribus bey ihren Untergebenen in derA(b) Theo -2Die I. Anmerckung. wann ſie in ihrem Chriſten - thum nicht gruͤndlich informiret worden ſind. Wie man andeꝛer Re - ligionen Buͤcher le - ſen,(b)Theologie recht gruͤndliche Funda - menta geleget, und ſo bald ein Hof - meiſter hernach dergleichen Diſcur - ſe anhoͤret, ſolche alsdenn von ihm, insgeheim, nicht oben hin, ſondern ſolide widerleget werden. Sol - ten jungen Leuten von(c) andern Religionen handelnde Buͤcher recommendiret werden, oder ſie ſelbſt Belieben tragen, dergleichen zu leſen: So muß man wohl in - culciren, daß bey deren Leſung nur dasjenige zu attendiren, was zu ei - nem gottſeligen Leben dienet, was aber Opiniones ſind, ſolche gaͤntzlich zu negligiren: So kan alles mitund in An - ſehung des Juris Patro - natus gutem Nutzen, ohne Anſtoß, gebrau - chet werden. Beſonders iſt hoͤchſt - noͤthig, weil die Nobleſſe das Jus Patronatus einmahl zu exerciren hat, und hierbey groſſer Schaden ge - ſchehen kan, davon ſo vieler Seelen Heyl dependiret, daß ſie auf Rei - ſen, da die ſchoͤnſte Gelegenheit iſt,den Unter - ſcheid den wahren Unterſcheid rechtſchaf - fener Theologorum zu erkennen, ja in keinerley Weiſe verabſaͤumen. Da vornehmlich jungen Leuten,bey3Die I. Anmerckung. bey oͤffterer Anhoͤrung derer Pre - digten, wohl angewieſen werden muß: Was kaltſinnige Predigerkaltſiñiger Prediger ſind, denen dasjenige, was ſie vor - bringen, kein rechter Ernſt iſt, viel - mehr nach der Gewohnheit, bloß aus dem Gedaͤchtniß, aber aus kei - ner lebendigen Erfahrung, predigen. Wie denn Predigten, ſo viel nach menſchlicher Erudition ſchmecken, zwar wohl die Ohren ſehr afficiren, aber denen Hertzen wenig dienen. Doch kan nichts nuͤtzlichers hier - bey ſeyn, als, weil dergleichen Pre - diger leider! nur allzuviel (wie in allen Staͤnden, die Anzahl derer untuͤchtigen Menſchen groͤſſer) an - zutreffen, ſie auch offt dergleichen rechtſchaffene(d) Theologos, da dieund recht - ſchaffener Gotts-Ge - lahrten Lehre aus eigener Erfahrung, und einem exemplariſchen Wandel fluͤſ - ſet, anhoͤren. Da denn Hofmei - ſter Acht haben muͤſſen, daß ſie als - denn wohl attent ſeyn, damit ſiebeobachten ſoll. ſelbſt empfinden, wie bey derglei - chen Maͤnnern, denen es ein rech - ter Ernſt iſt, einfaͤltige Worte vol - ler Krafft und Geiſt ſind, auch dieA 2Her -4Die I. Anmerckung. (a) Hertzen gantz anders ruͤhren, als ſonſt gewoͤhnlicher Prædicanten ihre Predigten, wenn ſie noch ſo wohl mit vielen Kunſt-Realien angefuͤllet ſeyn. Weilen denn alle andere Qualitaͤten, die junge Leute ſich als Politici acquiriren, andern einmahl wenig nuͤtzen, wo ſie das rechte Weſen der Gottſeligkeit nicht bey ſich haben: So erſehen Hofmeiſter hieraus, wie noͤthig ſie hier haben, das Unum ſo neceſſarium beſonders wohl bey ihren Untergebenen zu practiciren, und ſie alſo zu der rech - ten Weißheit anzufuͤhren, die viel - mahl in der Welt hochmeritirten Theologis leider! fehlet, aber ein - faͤltigen Chriſten offt viel beſſer be - kant iſt.

Daß kein Atheus cheoreti - cus
(a)Atheiſt en.) Daß kein Atheus Theore - ticus, oder, daß kein Menſch in der Welt ſey, der liberum rationis uſum hat, nachſinnen und ab effectu ad cauſam, oder a creaturis ad creatorem ſchluͤſſen will, ein Ens unum, a ſe exiſtens, verum, bonum, ſummum, per - fectum, neceſſarium, infinitum &c. er mag es GOtt, oder wie er es will, nennen, wahr - hafftig in ſeinem Hertzen negiren koͤnne, iſt, meinem wenigen Urtheil nach, beydesex5Die I. Anmerckung. (a) ex Natura, als auch ex Revelatione klar und offenbahr. Allein derer Atheorum practi -aber viel Athei pra - ctici ſind, corum giebt es leider! mehr als zu viel. Einige unter dieſen haben eine vortreffliche Erkaͤntniß von GOttes Weſen und Wil -die nur ei - ne Gehirn - Erkaͤntniß, von GOtt haben; len, es iſt aber ſolche nur in dem Gehirn, in das Hertz iſt wenig oder nichts davon gekommen. Sie haben einen Glauben, der aber todt iſt, weil ihm die guten Wer - cke, als die rechten Fruͤchte, mangeln. Da - her leben ſie in den Tag hinein, laſſen ih - ren boͤſen Begierden den vollen Zuͤgel, und fallen aus einer Suͤnde in die andere, biß ſie endlich in dem Habitu zu ſuͤndigen ſo weit kommen, daß ſie entweder die Beſtrafung ihres eigenen Gewiſſens nicht mehr nachdruͤcklich empfinden; oder, da es je zuweilen bey ihnen aufwachet, ſie ſolches durch allerhand Luſtbarkeiten und Diverti - cula einzuſchlaͤfern; oder durch Bier, Wein und anderes hitziges Getraͤncke zu erſaͤuf - fen; oder dieſem bellenden Hunde, durch Ausuͤbung fleiſchlicher Luͤſte, das Maul zu ſtopffen; oder durch Vermehrung ihrer Wolluſt des Fleiſches, den in ihnen meiſtens erſtorbenen Geiſt vollends zu toͤdten ſu - chen. Andere haben auch ziemliche Wort - Erkaͤntniß von ihrer Religion; Sie wol -vor Eſprits forts in der Welt paſſi - ren wol - len; len aber gern in der Welt vor Eſprits forts paſſiren, und eine ſonderliche Weißheit vor andern beſitzen. Daher nehmen ſie An -A 3laß,6Die I. Anmerckung. (a) laß, ob zwar wider ihr eigenes beſſers Wiſ - ſen und Gewiſſen, die Wahrheit der heili - gen goͤttlichen Schrifft in Zweifel zu zie - hen; meynen die Religion koͤnte auch wohl nur ein Inventum politicum ſeyn, um da - durch das gemeine Volck deſto beſſer imDahero ſich auf ſo - phiſtiſche Schluͤſſe legen und ſolche hart - naͤckicht be - haupten; Zaum zu halten; legen ſich dabey auf al - lerhand ſophiſtiſche Schluͤſſe, und wollen keinem, der ihnen wider ihre Aſſerta etwas gruͤndliches einwendet, durchaus nicht nachgeben; weil ſie die Wahrheit, die ſie doch verſtehen, nicht annehmen wollen, da - mit es nicht das Anſehen gewinne, als haͤt - ten ſie geirret, und alſo ihre Reputation nicht gemindert werden moͤge. Dieſe nun thun denen, welche in der rechten Vernunfft - Lehre nicht geuͤbte Sinne haben, einen unendlichen Schaden; weil dieſe nur dadurch zu Wetter-Haͤhnen in der Religion gemacht werden, und gar leicht aus dem Zweifel in einen entſetzlichen Jrrthum fal -Mit denen Luͤgnern gleiches Ungluͤck haben. len koͤnnen. Jene Verfuͤhrer aber haben meiſtentheils das Ungluͤck, welches denen Luͤgnern von Profeſſion zuzuſtoffen pfleget: Daß ſie eine offtmahls wiederhohlte und defendirte Unwahrheit, die ſie anfaͤnglich ſelbſt vor Unwahrheit gehalten haben, end - lich als eine Wahrheit ſelbſt glauben, und andere deren zu uͤberzeugen, wohl gar Stein und Bein ſchwehren. Noch7Die I. Anmerckung. (a) Noch andere fuͤhren, nach dem ExempelDie Heuch - ler ſind. derer heuchleriſchen Phariſaͤer, ein aͤuſerlich erbahres Leben; aber nur darum, damit ſie die Leute vor fromm und in Ehren halten, und ſie nicht etwan in die Strafe der welt - lichen Obrigkeit verfallen, und dadurch in Schimpf und Schande gerathen moͤgen. Jhr Symbolum heißt: Si non caſte, tamen caute. Wann nun die Furcht der oͤffent - lichen Schande und Strafe ceſſiret: ſo offenbahren ſie bey allen Gelegenheiten ihre gottloſen Principia, erklaͤren die vom Freſ - ſen, Sauffen, Huren, Ehebrechen und dergleichen handelnde Spruͤche der heiligen Schrifft nach ihrem fleiſchlichen Sinn und Gemuͤthe, und machen dasjenige, was doch die Bibel als eine verdammliche Suͤnde ſo gar nachdruͤcklich verbeut, zu erlaubten Sachen, oder wohl gar zu Tugenden. Hierdurch finden ſie bey jungen fleiſchlich - geſinnten Menſchen, (denn andern werden ſie ſo leicht nicht ihres Hertzens-Tuͤcke zu erkennen geben) ohne ſonderliche Muͤhe Gehoͤr, und verleiten ſie zu allerhand gehei - men Suͤnden und Laſtern. Weiter ſind noch andere, nehmlich dieDeren der Bauch ihr GOtt iſt. Feinde des Creutzes Chriſti, deren der Bauch ihr Gott iſt. Dieſe leben in allen ſinnlichen und fleiſchlichen Ergoͤtzlichkeiten, bey ihrem Reichthum, Ehre und Geſund - heit dergeſtalt diſſolut, daß ſie keine ZeitA 4uͤbrig8Die I. Anmerckung. (a) uͤbrig haben ihren elenden Seelen-Zuſtand zu betrachten, weil immer eine Solennitaͤt der andern, ein Feſtin dem andern, ein Schmauß dem andern und eine Luſtbarkeit der andern die Hand beut. Und da ſie zwar einen GOtt glauben: ſo bezeugen ſie doch durch ihr unordentliches und wuͤſtes Leben, daß ſie in ihrem Hertzen wuͤnſchen, daß kein GOtt ſeyn moͤchte, wuͤrden ihm auch gerne den Himmel nach dieſem Leben laſſen, wann ſie nur in dieſem Leben ihren Himmel ohngeſtoͤrt auf Erden haben koͤn - ten. Die zum Gold - Klumpen ſprechen: Du biſt mein Troſt!Letzlich ſind noch andere, die zum Gold - Klumpen ſprechen: Du biſt mein Troſt! Dieſe haben auch nicht Zeit an GOtt zu gedencken, und durch fleißige Leſung der hei - ligen Schrifft und Anhoͤrung des goͤttlichen gepredigten Wortes, als woraus der Glau - be kommt, und durch hoͤchſtnoͤthigen Ge - brauch der von GOtt verordneten Mittel des Heyls, ihre Seeligkeit zu befoͤrdern. Jhr ſchaͤndlicher Geitz, der doch eine Wur - tzel alles Ubels iſt, ſoll und muß vor eine Chriſtliche Spaarſamkeit paſſiren; ohn - geachtet ſie dem Armen und Huͤlfbeduͤrff - tigem Naͤchſten von ihrem Uberfluß ſehr wenig Gutes thun; ſondern ſich vielmehr mit Hintanſetzung der Liebe GOttes und des Naͤchſtens (es ſey mit Recht oder mit Unrecht) Tag und Nacht, und meiſten -theils9Die I. Anmerckung. (a) theils recht kuͤmmerlich und aͤngſtiglich be - muͤhen, wie ſie ihr Vermoͤgen vermehren koͤnnen. Von dieſen ietzt erwehnten und mehr an - dern Arten derer Atheorum practicorum, welche nicht allein ihre Meynungen und Thaten mit fleiſchlichen Schein-Gruͤnden zu beſtarcken wiſſen, ſondern ſich wohl gar unterſtehen, ihr gottloſes Weſen mit Spruͤchen der heiligen Schrifft, die ſie nach ihrem fleiſchlichen boͤſen Sinn erklaͤ - ren und verkehren, zu beſcheinigen und zu rechtfertigen, hat der aufrichtige, geiſtrei - che und gelehrte Senior des Evangeliſchen Miniſterii vor Schweidnitz, Herr M. Gott - fried Balthaſar Scharff, die verkehrte Bibel der Gottloſen in 2. Tom. in 4to ge - ſchrieben, und bey iedem Spruche oder Tex - te, 1) deſſelben ſuͤndliche Verkehrung, 2) deſſelben gruͤndliche Erklaͤrung, und 3) deſ - ſelben nuͤtzliche Anwehrung gezeiget, und ſeine Realia, durch eine richtige Anfuͤhrung derer bey dieſer heiligen Arbeit geleſenen Schrifften, getreulich legitimiret. Aller dieſer und gleicher Art LeuteDieſe und dergleichen Leute ſoll man aͤrger als die Peſt, meiden. Freundſchafft und Vertraulichkeit ſoll man ſo viel moͤglich meiden. Denn das Gifft ihrer Meynungen ſo wohl als ihres Exem - pels, ſtecket den Verſtand aͤrger, als die Peſt den Coͤrper, an; Oder, wenn man ja ohnvermuthet in ihre Geſellſchafft kommt,A 5und10Die I. Anmerckung. (b) und ſie ihren Krahm ſelbſt eingebildeter Weißheit auslegen, oder wohl gar zu aller - hand Ausuͤbung verdammlicher Suͤnden, welche die Seele toͤdten, den Leib kranck machen, und den Beutel geſchwind fegen koͤnnen, unter dem Vorwand einer erlaub - ten Luſt, Gelegenheit geben wollen: So ſoll man ſich, durch vernuͤnfftige Entſchul - digungen, die man, wenn man nur will, gar leicht finden, und auf eine deutliche und beſcheidene Art vortragen kan, von ihnen und ihrer Compagnie ie eher ie beſſer loß zu machen, und ſich ihres kuͤnfftigen Umgangs, iedoch mit gebuͤhrender Vorſichtigkeit, gaͤntzlich zu entziehen ſuchen, und bey der einmahl erkanten unveraͤnderlichen Wahr - heit, auch ohnveraͤndert biß an das Lebens - Ende ſtandhafftig verbleiben.
(a)
Bey Erler - nung derer Glaubens - und Le - bens-Re - geln
(b)Jn der Theologi e.) Denen Kin - dern muß erſtlich Milch-Speiſe, das iſt: naͤchſt erlerntem Catechiſmo die ſaͤmtli - chen Artickel der Chriſtlichen Glaubens - Lehre, in denen einfaͤltigſten und verſtaͤnd - lichſten Kern-Dictis probantibus; Nachge - hends wenn ſie an Jahren und Verſtand zunehmen, immer ſtaͤrckere Speiſen, als etwan D. Johann Guͤnthers Him - mels-Weg; Heinrich Kaufmanns des wahren Chriſtenthums Kern in Fragen und Antworten; Hunnii Epitome Credendo - rum, teutſch; D. Johann Adam Scher -tzers11Die I. Anmerckung. (b) tzers kurtzer Hand-Griff durch einen eintzi - gen Haupt-Satz den Kern heiliger Schrifft und reine Theologie leicht zu faſſen; und dergleichen vorgetragen werden. Hierbeykommt es auf den Lehrenden hauptſaͤch - lich an. kommt es auf des Lehrenden guten Willen und Capacitaͤt, in Anſehung der Wiſſen - ſchafft und Methode, hauptſaͤchlich an: Daß er derer Lernenden Gedaͤchtniß nicht ohne Noth mit allzuvielem memoriren be - ſchwehre; ſondern der Memorie durch fleißiges Repetiren zu Huͤlffe zu kommen, und deroſelben Judicium, nach Erklaͤrung des Dicti biblici, oder eines Kern-Spruchs, den ſie gelernet haben, durch allerhand Fra - gen dergeſtalt zu uͤben ſuche, damit ſie eine Sache cum judicio ſich imprimiren lernen. Deren Me < supplied > - < / supplied > thode,Alle in erwehnten Buͤchern angefuͤhrte Spruͤche muͤſſen fleißig in der Bibel nach - geſchlagen, und von dem Docente ange - wieſen werden, wie und was vor einen Lehr - Satz das aufgeſuchte Dictum beweiſe, und daß es nicht genung ſey, daß man den Spruch nach deſſen Wort-Verſtande wohl verſtehe und auswendig gelernet ha - be; ſondern auch, daß man deſſen Krafft in der Seele empfinde, und denſelben in ſeinem Leben zu practiciren ſchuldig ſey; alſo iedes - mahl cum Theoria Praxin zu verbinden, und ſolchergeſtalt bey Zeiten den Grund zu einem thaͤtigen Chriſtenthum zu legen, al - len Fleiß anwende. Auf dieſe Weiſe wer -den12Die I. Anmerckung. (b) den die Diſcentes im Auf - und Nachſchla - gen derer Spruͤche fertig, lernen nach und nach immer beſſer raiſonniren, und ihren Glauben durch gute Wercke beweiſen. Von der Information uͤberhaupt mußWelches die beſten Informato - res ſind. noch dieſes erinnern: Daß Eltern ſehr gluͤcklich ſind, wenn ſie einen ſolchen Infor - matorem vor ihre Kinder bekommen, der ſchon als ein Schuͤler oder Gymnaſia - ſta auf Schulen und Gymnaſiis, oder auch als Studente auf Univerſitaͤten, ſeinen noͤthigen Unterhalt mit informiren hat ſuchen muͤſſen. Denn dieſe haben mei - ſtentheils aus langer Ubung und gehabten treuen Anweiſung ihrer Lehrer, ſich einen leichten und guten Methodum angewoͤhnet, daß ſie alſo viel hurtiger, ordentlicher und gruͤndlicher, auch mit mehrer Gedult als andere, die niemahls informiret haben, ih - ren Untergebenen die Sprachen und Wiſ - ſenſchafften beybringen koͤnnen. Denn wer niemahls informiret hat, kan unmoͤglich mit gehoͤriger Methode ſeine InformationWie man bey dem Lehren ſelbſt ler - nen gluͤcklich verrichten; weil er die Lehr - Art noch lernen ſoll. Dahero ſollten alle Gymnaſiaſten, und Studenten, ſie moͤgen arm oder reich ſeyn, ſo bald als ſie etwas gelernet haben, die erſtern pro pane lucran - do, die andern aber gratis, Gelegenheit ſu - chen quovis modo, ſolches wieder andern zu lehren und an den Mann zu bringen. DerNutzen13Die I. Anmerckung. (c) Nutzen dieſes Raths iſt unvergleichlich groß,und davon groſſen Nu - tzen haben kan. und ſie werden niemahls beſſer uͤberzeuget, daß ſie eine Sache gruͤndlich wohl verſte - hen, als wenn ſie derjenige, den ſie ſolche wieder gelehret haben, auch gleicher Ge - ſtalt wohl begriffen hat.
(b)
(c)Von andern Religionen han - delnde Buͤcher.) Der Autor ſetzet hier meines Erachtens zum Voraus: Daß der Untergebene ſchon vollkommen in Theſi richtig ſey, und alsdenn iſt die gegebene Ma - xime mit Nutzen applicable, und des um die Kirche Chriſti wohl verdienten Herrn Caſpari Neumanni Trutina Religionum zuWer nicht in Theſi richtig iſt, kan ande - rer Religio - nen Buͤcher nicht mit Nutzen le - ſen. leſen. Wenn man aber denen, ſo noch in Theſi nicht recht fundiret ſind, anderer Antitheſin zu leſen geben wollte, wuͤrde man ſie nur confundiren, und wohl gar zu An - nehmung allerley Opinionen, welche aͤuſ - ſerlichen Schein und Farbe der Wahrheit haben, verleiten helffen. Dahero waͤre zu wuͤnſchen, daß der groͤſte Theil derer Præceptorum und Hof - meiſter ſelbſt beſſere Chriſten, und im Stande waͤren, bey vorfallenden hoͤchſt - ſchaͤdlichen Meynungen, ſich ſelbſt, und ih - re Anvertrauten, vor ſolchem Gifft zu ver - wahren, und durch ſolide Widerlegungen ein rechtes Antidotum zu adhibiren; Allein ſo geben ſie vielmahls, als ſchwache Chri - ſten, die entweder nicht genungſame Erkaͤnt -niß14Die I. Anmerckung. (d) niß haben, oder in Verbeſſerung ihres Wil - lens noch nicht weit gekommen ſind, ſelbſt zu dergleichen Verfuͤhrungen Anlaß. Auf was Eltern bey der Wahl der Præ - ceptorum vor ihre Kinder ſonderlich ſehen ſol - len,Und es haben Eltern, bey Erwehlung eines Informatoris, Præceptoris, oder nach eingefuͤhrtem Termino eines Hofmeiſters vor ihre Kinder, mehr auf deſſen innerliche Qvalitaͤten, ich meyne, auf ein thaͤtiges Chriſtenthum und reelle Wiſſenſchafften, und daß er nach der ſub Lit. (b) gemachten Erlaͤuterung ſchon vorher informiret habe; als auf aͤuſſerliche à la modiſche Eigen - ſchafften, als: Fechten, Tantzen, Reiten, Muſic und dergleichen (welche an ſich ſelbſt nicht verwerfflich ſind, und ihren Neben - Nutzen haben) zu ſehen. Allermaſſen die Seele dem Leibe, ut pars nobilior ignobilio - ri, allerdings vorgezogen und deroſelben Cul - tivirung vornehmlich, und das von Rech - tens wegen, weil die zeitliche und ewige Wohlfahrt davon dependiret, befoͤrdert wer - den ſolte.
(c)
Guter Theolo - gorum Schrifften ſollen mit der Inten - tion, ſein Leben dar - aus zu beſ -
(d)Theologos. ) Die Anleitung zu ei - nem thaͤtigen Chriſtenthum kan zum groͤſten Seelen-Nutzen aus des Mart. Lutheri, Spe - ners, Johann Arnds, Paul Gerhards, Scri - vers, Laſſenii, Francken s, und anderer geiſtreicher Theologorum Schrifften ge - nommen; bey deroſelben Leſung aber dar - auf vornehmlich gezielet werden: Daß mandie15Die I. Anmerckung. (d) die Qvellen der Suͤnden verſtopffen, den al -ſern, gele - ſen wer - den. ten aͤuſſerlichen ſuͤndlichen, und fleiſchlichen Menſchen toͤdten, und dargegen den neuen innerlichen, GOttgefaͤlligen, geiſtlichen Menſchen taͤglich mehr und mehr lebendig machen moͤge. Und kan dieſes nicht an - ders und nicht beſſer geſchehen, als wenn man, nach feſt gefaſtem Schluß die wahre Hertzens-Veraͤnderung vorzunehmen, und dieſelbe biß in den Todt getreulich fort zu ſetzen, allem dem, was fleiſchlich iſt, gaͤntz - lich entſaget, und lediglich den Heiligen Geiſt in ſeiner Seelen, ohne Widerſtand zu thun, wuͤrcken, und nach ſeinem allein guten Willen und Wohlgefallen das alte Babel zerſtoͤren, hingegen das neue Jeru - ſalem aufrichten, und einen neuen und ge - wiſſen Geiſt in derſelben ſchaffen laͤſſet. Hierbey koͤnnen des Herrn Jo. Franciſci Buddei Inſtitutiones Theologiæ Dogmaticæ in 4to 1724. und deſſen Inſtitutiones Theo - logiæ Moralis in 4to 1723. mit Nutzen gele - ſen werden.
(d)
Die16Die II. Anmerckung.

Die II. Anmerckung.

Wie gute Hofmeiſter

SCheinet es wohl ein groſſes Paradoxum zu ſeyn, wenn man ſagen wolte: Daß(e) Hofmeiſter, die ihren Unterge - benen ſehr ſorgfaͤltig und ſo wohl vorſtehen, daß ſie nicht allein der gegebenen(f) Inſtruction, ſo viel moͤglich, nachkommen, ſondern auch von allen den Ruhm rechtſchaffe - ner Hofmeiſter davon getragen, dennoch eben hierdurch ihren Un - tergebenen groſſen Schaden gethan haben; So iſt doch gleichwohl dieſes ſo wahr, daß ich oͤffters geſehen, wieihren An - vertrauten junge Leute, die gute Hofmeiſter ge - habt, viel incapabler geweſen, was rechtes in der Welt hernach zu thun, als Leute, die ſich, ohne Hofmeiſter zu haben, mit Muͤhe durch die Welt bringen muͤſſen. Die Wahr - heit dieſer Poſition kan gar leicht re - monſtriret werden: Maßen, indem dergleichen Hofmeiſter vor ihre Untergebene, meiſtentheils alle Sor -ge17Die II. Anmerckung. ge circa omnia ſpecialia auf ſich neh - men: So geſchicht es hierdurch,ſchaden koͤnnen. daß junge Leute ſich gewoͤhnen, ohne Sorge zu ſeyn, laſſen alles auf den Hofmeiſter ankommen, ohne ſich bey Zeiten zu beſtreben, ſelbſt ohne Hofmeiſter, oder ieman - dens anderer Huͤlffe, ſich zu gouver - niren. Was das vor Schaden thut, ſiehet man bald bey dergleichen ſorgloſen Leuten; wenn ein Hof - meiſter etwan bey vierzehn Tagen ſich abſentiren muß, oder Kranckheit wegen ſeine Function nicht gehoͤ - rig oder gewoͤhnlich abwarten kan, und ſie eine kleine Reiſe thun ſol - len, was da vor Lamentirens und Quæſtionirens entſtehet: wie es anzuſtellen ſey? Und wenn es her - nach unternommen worden, ſo iſt der Succeß denn hoͤchſt ſchaͤdlich. Wenn dergleichen Leute nachge - hends ſelbſt in Regierungen kom - men, da es viele Sorgen und Be - muͤhungen ſetzt: So uͤberlaſſen ſie, da ſie ſo viel Jahre ohne Muͤhwal - tung geweſen, alles ihren Bedien -Bten18Die II. Anmerckung. ten. Da denn Land und Leute vielmahl durch eigennuͤtziger Men - ſchen Conſilia gouverniret werden. Wie dieſer Schade zu verhuͤten ſey.Dahero weil dieſes unglaublichen(g) Schaden bringt: Als ſind meine wenige Gedancken: Daß Hofmeiſter zwar bey aller Gele - genheit, was zu thun, gute Inſtru - ction denen Jhrigen geben, ſolches aber ſie ſelbſt verrichten laſſen; auch ſelbſt in Perſon allezeit dabey ſeyn, und ſie erinnern, wo ſie in etwas fehlen. Und auf dieſe Manier kan ein junger Cavalier, der einen guten Hofmeiſter hat, welcher wohl er - fahren iſt, freylich mehr Nutzen ha - ben, als ein anderer, der mit keinem verſehen iſt, weil er viel Lehrgeld in der Fremde geben muß, welches hier præcaviret wird, und auch nicht leicht zu befuͤrchten, daß junge Leu - te in ſchaͤdliche Jrrwege gerathen werden, die ſo glatt und eben bey fremden Nationen gebaͤhnet ſind, daß ich noch wenige geſehen, die ſich alleine behoͤrig ſelbſt gouverni - ret haben.

(e) Hof -19Die II. Anmerckung. (e)
(e)Hofmeiſter.) Daß die ChargeDie Hof - meiſter - Charge iſt ſehr be - ſchwerlich, eines Hofmeiſters ſehr beſchwerlich ſey, werden ſich diejenigen nicht wohl einbil - den koͤnnen, welche ſich dieſelbe, als etwas ſehr reputirliches, nuͤtzliches und vergnuͤgtes vorſtellen. Diejenigen aber, welche ſchon dergleichen Function bedienet haben, wer - den ambabus manibus zugeben: daß ein Hofmeiſter meiſtentheils vor ſeine ſaure Muͤhe und Sorge wenig Ehr und ſchlech -bringt we - nig Ehre und oͤffters ten Danck davon trage. Denn kommt der Anvertraute qualificirt nach Hauſe, ſo attribuiren deſſen Eltern den gluͤcklichen Fort - und Ausgang ſeines Studirens und ſeiner Reiſen, entweder ihrer eigenen bey der Education gebrauchten Klugheit, oder doch des Herrn Sohnes gutem Naturell und Fleiß, und hat er alsdenn von Gluͤck zu ſagen, wenn er taliter qualiter und ohne Diſguſto genaͤdig dimittiret, und ihm der verſprochene Recompens ausgezahlet wird. ſchlechten Danck;Lauffen die Sachen aber etwas contrair: daß der Herr Sohn nichts gelernet, von ſeinen Reiſen wenig profitiret, und da er ſich von dem Hofmeiſter nicht hat wollen ra - then laſſen, viel Geld verzehret hat: So wird dem Hofmeiſter alles zugerechnet; Er muß alles, und der liebe Sohn nichts, verſehen haben, und deſſentwegen mit ei - nem ſchlechten Recompens vorlieb nehmen; Ohngeachtet er die ehmahlige uͤble Educa -B 2tion20Die II. Anmerckung. (e) ob man gleich ſein beſtes ge - than hat.tion derer Eltern und Præceptorum zu ver - beſſern, ſich alle Muͤhe gegeben, und mit Lehren, Ermahnen und Warnungen be - ſtaͤndigſt angehalten hat; daß es nun nicht fruchten wollen, kan ja dem Hofmeiſter nicht imputiret werden. Jch kan nicht unterlaſſen bey dieſer Ge - legenheit zu erinnern: Daß die meiſtenDie mei - ſten Eltern ſind Urſach an ihrer Kinder Verder - ben, Eltern ein groſſes zum Verderben und Un - tergang ihrer eigenen Kinder beytragen, und wegen ihres boͤſen Exempels des Freſ - ſens, Sauffens, Spielens, Hurens, Zan - ckens, unmaͤßiger Pferd - und Hunde-Lie - be ꝛc. oder wegen uͤbel eingerichteter oder nachlaͤßiger Zucht, ſelbſt Urſache ſind, daß ſie nicht wohl gerathen: Jndem ſie ihnen ſchon in ihren kindiſchen Jahren zu wenig oder zu viel Freyheit erlaubet; ſie zu ge - linde oder zu ſcharff gehalten, und alſo ſtatt guter Sitten und Tugenden, lauter uͤble Gewohnheiten und Untugenden in ſie ge -weil ſie die - ſelben ent - weder zu gelinde tra - ctiren, pflantzet haben. Einige unter ihnen hal - ten ſichs vor eine ſonderbahre Ehre, daß ſie ihre Kinder mit einer uͤbermaͤßigen Zaͤrt - lichkeit in allen Koͤſtlichkeiten der Welt er - ziehen koͤnnen. Da muß ein Kind von 2. oder 3. Jahren ein chamarirtes Roͤckgen, einen Hut mit einer Feder, einen Stock mit einem ſchoͤnen Bande und Knopff ꝛc. ha - ben, um es von Jugend auf zur Kleider - Pracht zu gewoͤhnen; da muß es aufsdeli -21Die II. Anmerckung. (e) delicateſte geſpeiſet, aufs weichlichſte gela - gert, und aufs beſte bedienet, und fein bey Zeiten der Wolluſt-Goͤtze in ihm aufge - richtet werden; Da muß es bey manchen Eltern eher tantzen, reiten, fechten, mit Hun - den ſpielen, die Hetzpeitſche fuͤhren, und die Karte kennen, als ſingen, beten, leſen, ſchrei - ben, und den Catechiſmum lernen; Und da die Eltern von dem eingebildeten Lichte ihres Verſtandes und dem Glantze ihrer Schoͤnheit eingenommen, und gleichſam be - zaubert ſind, ſo laſſen ſie ihnen alle Frey - heit, und uͤberſehen ihre Fehler, ohne ſich zu bekuͤmmern, was kuͤnfftig hin aus ihnen werden wird. Andere hingegen haltenoder zu ſcharff hal - ten. ihre Kinder gar zu ſcharff, ſchlagen, ohne Urſache, und unvernuͤnfftig in ſie hinein, ſo offt ſie ſelbe zu ſehen bekommen: ſtrafen ſie alſo entweder zur Unzeit, oder zu hart, und ſchlagen ihnen das point d’honneur aus dem Kopfe, und machen ſie Schlaͤge-faul, und dieſe verderben ſo wohl ihre Kinder, als die erſtern. Weil eine uͤberfluͤßige Zaͤrtlichkeit nicht weniger die Kraͤffte ih - res Leibes und ihrer Seele ſchwaͤchet, als eine allzuharte Zucht dieſelben ſtumpf, furchtſam und ungeſchickt macht etwas rechtes zu werden. Um ſie nun alſo zu dem wohl anzufuͤhren, was ihre zeitliche und ewige Wohlfahrt befoͤrdern ſoll, ſo iſt noͤ -Kindliche Furcht uñ Liebe muͤſ - thig, daß Eltern zwiſchen der Gelindig -B 3keit22Die II. Anmerckung. (e) ſen bey ei - ner guten Auferzie - hung in æquilibrio erhalten werden.keit und Schaͤrffe die Mittel-Straße er - wehlen, und beydes dergeſtalt zu temperi - ren wiſſen, damit Liebe und Furcht, als die beyden Grund-Saͤulen einer guten Educa - tion, bey denen Kindern beſtaͤndigſt in Æqui - librio unterhalten werden. Jch kenne einige beguͤtterte und anſehnli - che Eltern, welche (entweder weil ſie nicht genungſamen Verſtand haben, oder mit zu vielen Landes-und Wirthſchaffts-Geſchaͤff - ten uͤberhaͤuffet oder zu gemaͤchlich ſind; oder weil es in ihren Haͤuſern, nach der heu - tigen Welt-Art zu reden, wohl und galant zugehet, herrlich tractiret, tapffer geglaͤ - ſelt, biß an den hellen Morgen wacker ge - tantzet, gewinnfuͤchtig geſpielet, brave ge - fluchet, und ander unverantwortliches We - ſen mehr veruͤbet, und dadurch ein boͤſes Beyſpiel gegeben wird) ihre Kinder in ihrer Jugend aus ihren Haͤuſern thun, und an - dern Leuten, zu denen ſie ein gutes Vertrauen haben, und die in der Kinder-Zucht be - ruͤhmt ſind, zur Auferziehung uͤbergeben. Ob ſich nun wohl dergleichen Eltern da - durch von der Suͤnde des ihren eigenen Kindern gebenden Aergerniſſes und andern Zurechnungen mehr, frey zu machen ſuchen; So waͤre, meines wenigen Erachtens, den -Was El - tern fer - ner be - noch viel beſſer und weit ſeeliger, wann ſie in ihren Haͤuſern, dem Teuffel und ſei - nem Anhange zum Trotz, eine ſolche Chriſt -liche23Die II. Anmerckung. (e) liche Lebens-Art erwehlen, und einfuͤhrenobachten ſollen, wolten, wodurch ſie ihren Kindern, Be - dienten und Unterthanen, mit einem wahr - hafftigen und unſtraͤflichen Tugend-Wan - del vorleuchten, und ſonderlich in der Seele ihrer Kinder bey Zeiten das Reich GOt - tes (welches nicht im Eſſen und Trincken, ſondern in einem innerlichen Seelen-Frie - den, und einer unausſprechlichen Freude im Heiligen Geiſt beſtehet) aufrichten, und ſie alſo durch eine gute Zucht, Vermah - nung, und ihr eigenes Exempel dem HErrn Chriſto ſelbſt zufuͤhren, und dereinſtens an jenem groſſen Erſcheinungs-Tage mit Freu - den ſagen moͤchten: HErr! hier bin ich, und die Kinder, die du mir gegeben haſt. Denn, ſie ſollen nicht allein ihre ei - gene, und ihrer Kinder zeitliche Wohlfahrt und ewige Seeligkeit zu befoͤrdern ſuchen; ſondern ſind auch verbunden, dem gering - ſten Menſchen keine Aergerniß zu geben. Und weil es ungewiß iſt, wie die von an - dern, in der Ferne uͤber ſich genommene Auferziehung ablauffen werde: So thun Eltern, die vermoͤgend ſind und Verſtand genung haben, am beſten, wann ſie ihre Kinder entweder ſo lange bey ſich behalten, oder doch nicht allzuweit von ihnen aufer - ziehen, und nichts weder an tuͤchtigen Præce - ptoribus, noch an guter ununteꝛbrochener Auf - ſicht, noch an andern zulaͤnglichen Mitteln,B 4wo -24Die II. Anmerckung. (e) damit ſie zu ihrem Zweck ge - langen.wodurch ſie zur Gottſeeligkeit, Weißheit, Gerechtigkeit und Klugheit angefuͤhret wer - den muͤſſen, ermangeln laſſen; biß ſie die - ſelben auſer Landes, zu rechter Zeit, wohl bereitet und mit Ehren verſenden koͤnnen. Das Haupt-Directorium muͤſſen die El - tern bey der Education ſelbſt fuͤhren, und ſonderlich die Vaͤter auf die Soͤhne, die Muͤtter aber auf die Toͤchter, ihre Haupt - Aufſicht richten; Weil iedes Geſchlechte am beſten weiß, was ſeinem Geſchlechte wohl anſtaͤndig und nuͤtzlich iſt, und alſo mit ge - hoͤrigem Nachdruck und Autoritaͤt der vor - geſetzte Zweck am ſicherſten erhalten werden kan. Wenn aber der Sohn denen Eltern ſelbſt zu Kopf gewachſen und verdorben iſt, und der Hofmeiſter ſoll ihn zur Raiſon bringen, da iſt es warlich zu ſpaͤt. Dahero darf ſich keiner, der ſonſt auf andere Art leben kan, zu der Hofmeiſter-Wuͤrde, als einer gewiß groſſen Buͤrde, reiſſen. Vide von de - nen Fatalitaͤten eines Hofmeiſters mehre - re Umſtaͤnde in dem Adelichen Hofmei - ſter. Welches die Haupt - Qvalitaͤ - ten eines guten Hof - meiſters ſind.Sonſten ſoll ein guter Hofmeiſter vor ſeine eigene Perſon ſeyn
  • 1) Wahrhafftig fromm: Damit er ſeinen Anvertrauten nicht allein mit einer gruͤndlichen Lehre wohl vorſtehen; ſon -dern25Die II. Anmerckung. (e) dern auch mit einem Chriſtlichen Tugend - Wandel vorleuchten kan.
  • 2) Gelehrt: Damit er ihnen den kuͤrtzeſten und beſten Weg zu reellen Wiſ - ſenſchafften zeigen und ihre Studia dirigiren kan.
  • 3) Klug: Daß er ihre Fehler erken - nen, ſolche mit Beſcheidenheit, Geduld und Vernunfft, nach und nach abſchaffen, und aus ihnen geſchickte Leute machen kan.
  • 4) Gereiſt: Damit er auf Reiſen alle Vortheile zeigen, und ſie, Zeit und Geld zu menagiren, zu anſtaͤndigen Qvalitaͤten gehoͤ - rig anfuͤhren kan.
  • 5) Der Sprachen verſtehe: Damit er ſie in fremden Laͤndern bey gelehrten und vornehmen Leuten introduciren, und ſie zu einer Fertigkeit im Reden, durch ein fleißi - ges Exercitium und gute Converſation, brin - gen kan.
  • 6) Ein guter Wirth: Das iſt, er muß die Pretia rerum zulaͤnglich wiſſen, damit er ſie die Menage lehren und dahin bringen kan, daß ſie keinen Thaler aus - geben, den ſie nicht entweder durch die Nothwendigkeit, oder den Nutzen, oder durch die Ehre, oder durch eine erlaubte Ergoͤtzlichkeit juſtificiren koͤnnen.
B 5Hier -26Die II. Anmerckung. (e) Hiernechſt muß ich mich Occaſione des guten Wirths ein wenig aufhalten, und meine wohlgemeynte ohnmaßgebliche Ge - dancken wegen der Rechnungen, welche von denen Eltern denen Hofmeiſtern auf Uni - verſitaͤten und Reiſen zu fuͤhren, aufgetra - gen werden, folgender maſſen eroͤffnen. Weil es doch immer heißt: Die Hofmei - ſter ſuchen hier und da bey denen Rechnun - gen, und bey dem was ausgegeben wird,Guter Rath vor die Hof - meiſter we - gen ihres Engage - ments; ihren Vortheil zu machen: So rathe ich denen, die ſich als Hofmeiſter engagiren wollen, daß ſie gleich anfangs, weil ſie noch in Tractaten begriffen ſind, dahin trachten, daß ihnen, nebſt der voͤlligen Defrairung auf Univerſitaͤten und Reiſen, ein raiſonables Honorarium jaͤhrlich aus - und in den Contract, bey Viertel oder halbjaͤh - rigen Ratis zu erheben, geſetzet, auch wo es ſich thun laͤßt, das Quantum des gewoͤhn - lichen Recompenſes zugleich mit darinnen exprimiret werde. Wenn dieſes nach Wunſch geſchehen, ſo ſuche er auf alle Wei -Wegen des Soubçons des ſich machen - den Profits; ſe ſeinen anvertrauten jungen Herrn den Soubçon des ſich etwan beym Einkauff, Mie - thung der Zimmer, Bezahlung und andern Angelegenheiten zueignenden Profits gaͤntz - lich zu benehmen. Dieſes kan nun nicht beſſer geſchehen, als wenn er mit ihnen con - fidenten Umgang pfleget, und ſie die Be - ſchaffenheit der Ausgabe, wenn er etwasbehan -27Die II. Anmerckung. (e) behandelt, in Summa der gantzen Wirth - ſchafft wiſſen laͤſſet. Hiernechſt habe er zu ſeinen Rechnungen ein, aus 1. oder 2. Wegen der Rechnun - gen,Buch Papier beſtehendes eingebundenes Buch in 4to: Darinnen die Paginæ durch und durch numeriret ſind, damit kein Blat ausgeriſſen werden kan, und ſolches Buch kuͤnfftig hin eben ſo viel bey dem Beweiß gelten moͤge als die Kauff-Manns-Buͤ - cher. Jn dieſem laſſe er vorne etliche Blaͤt - ter frey zu der Rechnung der Einnahme oder des Empfangs; Zeichne alle Ausga - ben hinein, und laſſe ſolches allezeit auf dem Tiſche oder ſonſten wo liegen, daß die jungen Herren nach ihrem Gefallen daraus ſehen koͤnnen, was vor und vor was das Geld verzehret wird, damit ſie deſto eher zur Sparſamkeit dadurch veranlaſſet wer - den, und ſelbſt Wirthſchafften lernen; So bald als eine Seite in der Ausgabe ange - fuͤllet iſt, ſo ziehe er die Summam und laſſe ſie ſeine jungen Herren unterſchreiben. Beyweche man durch Un - terſchriff - ten und Qvittun - gen Bezahlung derer Poſten, die mehr als 4. 5. oder 6. Thlr. betragen, muß er ſich Qvit - tungen daruͤber geben laſſen, ſolche nume - riren, und deroſelben Numern in der Rech - nung anziehen. Und endlich wenn die Jah - res-Rechnung zu Ende iſt, ſo laſſe er ſich die jungen Herren hinter dem Schluß ſei - ner Rechnung daruͤber qvittiren, und ſolche Qvittung durch ihre eigenhaͤndige Unter -ſchriff -28Die II. Anmerckung. (e) ſchrifften corroboriren. Auf ſolche Weiſe wird der Hofmeiſter ſeinen Anvertrauten allen Soubçon gantz gewiß benehmen, ſich bey ihnen in voͤlligen guten Credit ſetzen, und ſeine Rechnungen vor GOtt und der Welt am beſten juſtificiren koͤnnen. Denen zurnach dem unten an - gefuͤhrten Modell ju - ſtificiren kan. Nachricht, welchen dieſer Vorſchlag gefal - len moͤchte, wird unten ein Model aus mei - ner auf der Univerſitaͤt Leipzig, als Tit. plen. den juͤngern Herrn Grafen von Hoch - berg, aͤlterer Linie von Rohnſtock zu ac - compagniren, die Ehre hatte, gefuͤhrten Rechnung ſub Lit. A. zu finden ſeyn. Ehe ich den Paſſum der Wirthſchafft gaͤntzlich zum Ende bringe, finde ich mich im Gewiſſen verbunden (nicht ehrlichen Hofmeiſtern zum Tort, ſondern vielmehr zur Avantage, damit ihre Principalen ihre Treu und Ehrlichkeit und unintereſſirte Conduite deſto reichlicher recompenſiren moͤ - gen; auch nicht zur Nachahmung, ſondern zur Warnung) noch etwas von ungewiſſen - haffter Wirthſchafft und Auffuͤhrung eini - ger Hofmeiſter zu gedencken, welche auf meinen drey und zwantzig jaͤhrigen Reiſen kennen lernen, und die keine Scheu getra - gen haben, ihre Maximen einem und dem andern ihres gleichen zu recommendiren; und welche bey ihren jungen Herren, Frey - Herren und Grafen weder dero Studia und Qvalitaͤten zu befoͤrdern, noch ihr Geldnuͤtz -29Die II. Anmerckung. (e) nuͤtzlich anzuwenden; ſondern ihre eigeneUngewiſ - ſenhaffter Hofmeiſter Keñzeichen aͤuſern ſich Vergnuͤgung und ihr eigenes Intereſſe auf Univerſitaͤten und Reiſen geſucht haben. Jhr und ihrer Nachfolger Characteriſmus iſt vornehmlich dieſer:
  • 1) Wird an das ordentliche Morgen -
    in Anſe - hung des thaͤtigen Chriſten - thums;
    und Abend-Gebet, und das hoͤchſt noͤthige Bibel-Leſen, bey ihren Anvertrauten, wo dieſe es nicht vor ſelbſt thun, wenig oder gar nicht gedacht; noch weniger des Sonntags der Gottesdienſt gehoͤrig abge - wartet: Weil ſie ſelbſt weder vom Gebet, noch Bibel-Leſen, noch vom Kir - chen-Gehen viel halten, und ihre, GOtt weiß wie beſchaffene Privat-Andachten, denen oͤffentlichen, nicht ohne Aergerniß, vor - ziehen; Kurtz: Weil ſie entweder ſelbſt noch keine wahre Chriſten ſind, oder doch ſich keine rechte Muͤhe, ſolche zu werden, geben wollen.
  • 2) Suchen ſie ſich nicht bey ihren Ca -
    Derer Col - legiorum und Exer - citiorum;
    valiers durch eine untadelhaffte Conduite beliebt zu machen, und beſtaͤndigſt in ihrer Geſellſchafft zu ſeyn, ob ſie gleich noch ſo traitable Gemuͤther zu gouverniren haben; beſuchen auch ſelten die Collegia und Exer - citien-Meiſter mit ihnen; ſondern ihre Herren koͤnnen ſie nach Belieben abwarten oder nicht, das gilt ihnen gleichviel. Da doch ihre Gegenwart ihren Fleiß ſtimuliren, oder ſie wenigſtens von Vernachlaͤßigungderer30Die II. Anmerckung. (e) derer Stunden abhalten koͤnte, welches ich vor hoͤchſt nuͤtzlich und noͤthig befunden, auch nach dem Zeugniß vieler Gelehrten, auf Univerſitaͤten, ohne mich zu ruͤhmen, be - ſtaͤndigſt gethan, und mich weder mein Al - ter, noch Commoditaͤt, noch andere hochmuͤ - thige Einfaͤlle davon habe abwendig machen laſſen.
der Repeti - tion;
  • 3) An die Repetition derer Collegiorum, welche doch Anima Studiorum iſt, wird we - nig gedacht; Ohngeachtet man ſolche in allen Collegiis ſo man bey Magiſtris, Do - ctoribus & Profeſſoribus haͤlt, dergeſtalt einrichten ſolte, daß wann zwey Stun - den geleſen worden, die dritte allezeit der Repetitioni und dem Examini gewiedmet wuͤrde; wenn man ja etwan ſelbſt nicht repetiren wollte noch koͤnte.
der Con - verſation;
  • 4) Nachmittags nehmen ſie Gelegen - heit mit ihres gleichen zu converſiren und ſich zu divertiren, laſſen alſo ihre junge Her - ren wieder ihres gleichen ſuchen. Dahe - ro wiſſen ſie oͤffters nicht wo, und bey wem ſie ſind, welches ſie doch allezeit wiſſen ſol - ten; oder wiſſen ſie es gleich, ſo verhindern ſie doch nicht allerhand in der Geſellſchafft junger und iezuweilen allzu luſtiger Leute, wider das Intereſſe, das Decorum und das Chriſtenthum lauffende Auffuͤhrungen, welchen ſie oͤffters gar wohl durch ihre Ge -gen -31Die II. Anmerckung. (e) genwart und eine kluge Conduite ſteuren koͤnten.
  • 5) Laſſen ſie ihre Cavaliers, nach eigenem
    derer vor zunehmen - den Plai - ſirs;
    Gefallen, Reit-Fahr-Spiel-Frauen - Zimmer und andere Luſt-Partien machen; an ſtatt daß ſie zur Gemuͤths-Ergoͤtzung dieſelben, nachdem es die Umſtaͤnde leiden wollen, ſelbſt vorſchlagen und dirigiren ſol - ten. Allein was iſt daran Urſache? Mancher hat ſelbſt ein Tobacks-Collegium oder eine Dulcimene, und iſt froh, daß er ſie ohne Hinderniß abzuwarten, ſich in der angenehmen Freyheit befindet.
  • 6) Ein dergleichen Hofmeiſter miethet
    derer Mie - thungen;
    die Zimmer, welche ſeine Cavaliers choiſi - ren helffen, und ihnen angeſtanden haben, vor ſich alleine, ohne ihre Zuziehung; ſaget wider den Hauß-Wirth: Jch will Jhm den Gefallen erweiſen und die Stuben be - halten; aber ich gebe jaͤhrlich davor nicht mehr als 100. Thrl., iedoch wird er glei - ches mit gleichem vergelten, und in dem Contracte 120. Thlr. anſetzen laſſen, ſich auch ſchrifftlich obligiren, daß er mit 100. Thlr. zufrieden ſeyn, und mich bey deren Zahlung, als wenn er 120. Thlr. von mir empfangen haͤtte, qvittiren wolle. Wel - che Kunſt ſelbter mit mehrern Profit, auch weit ſicherer auf Reiſen zu practiciren mei - ſterlich gelernet hat. Soll aber dieſe Fi - neſſe nicht raus kommen: ſo muß er ſich inacht32Die II. Anmerckung. (e) acht nehmen, daß er den Wirth nicht dis - gouſtire; Denn ſonſten moͤchte zu beyder - ſeits Proſtitution Gelegenheit gegeben wer - den.
des Ein - kauffes;
  • 7) Wann ſeine Herren ſich Kleider ma - chen laſſen, ſo gehet er in den Laden, wo er gemeiniglich zu kauffen pfleget, nimmt daſelbſt allerhand Tuch - und Stoff-Pro - ben, dieſe zeiget er ihnen, und laͤßt ſie da - von nach ihrem Belieben einige choiſiren; verhuͤtet aber, daß ſie ſolche nicht behan - deln. Oder er macht es noch feiner, er re - det vorhero alles mit dem Kauffmann ab: Daß wenn ſeine junge Herrn und er gleich die Waaren behandeln wuͤrden, er doch die Elle Tuch nicht unter 3. Thl. und die Elle Brocard nicht unter 14. Thlr. laſſen ſollte: Damit er, der Hofmeiſter, an ieder Elle Tuch 8. gute Groſchen, und an ieder Elle Brocard 1. Thlr. frey vor ſeine Bemuͤ - hung habe: Alſo gewinnet der Hofmeiſter an einem ſchlechten Kleide mit einer gu - ten Weſte folgendes: an . Ellen Tuch à 3. Thlr. hat er 3⅙. Thlr. an 5. Ellen Brocard à 14. Thlr., hat er 5. Thlr. und alſo zuſammen 8⅙. Thlr. Profit, und der Kauffmann bringt gleichwohl den voͤlligen behandelten Wehrt, nehmlich 98½. Thlr. in Rechnung, welche der Hofmeiſter gegen Qvittung nur mit 90⅓. Thlr. bezahlet. Wenn nun 3. 4. 5. und mehr galonnirtegeſtickte33Die II. Anmerckung. (e) geſtickte und ſammetene Kleider auf ein - mahl in Paris, Turin, Straßburg, Wien und andern Oertern angeſchaffet werden, was muß alsdenn nicht vor ein groſſer Profit vor des ungerechten Haußhalters Caſ - ſa uͤbrig bleiben?
  • 8) Wegen der Tafel muß ich eines
    der Tafel,
    Hofmeiſters gedencken, der Anno 1704. auf einer Univerſitaͤt in Holland mit ſeinem Herrn Grafen in einem Wirths-Hauſe 6. Monathe logirte, und an der ordinairen Tafel Mittags die Woche par tête vor 5. Gulden Hollaͤndiſch ſpeiſete. Dieſer ſagte wider den Hauß - und Tiſch-Wirth: (welcher mir alles ſelbſt, nachdem ſie verrei - ſet waren, umſtaͤndlich erzehlet hat) Wenn ich euch acht Cavaliers, meinen Herrn mit darunter gerechnet, ſchaffe, die ordentlich bey euch ſpeiſen, wollet ihr mir die Mittags - Tafel ſo lange als ſie continuiren, frey ge - ben, und die 5. Gulden Hollaͤndiſch gleich - wohl, als wenn ſie woͤchentlich vor das Mittags-Eſſen verzehret haͤtte, in Rech - nung bringen? Der Wirth ſagte Ja; und jener ſchaffte die Compagnie complet. Ferner hatte er des Mittags vor ſich und ſeinen Herrn vor ieden 1. Bouteille Frantz -
    mehr ande - rer Vor - theile
    Wein à. 10. Stuͤber, des Abends aber nur unter beyde 1. Bouteille und Butter-Brod mit kaltem Braten ausgeſetzt. Und weil er uͤber der Mittags-Tafel, nur eine hal -Cbe34Die II. Anmerckung. (e) be Bouteille, und des Abends Bier tranck, ſo menagirte er ieden Tag 1. Bouteille. Weiter zahlte er vor drey Zimmer monath - lich 30. Gulden Hollaͤndiſch, der Wirth aber muſte 35. in Rechnung bringen, und ihn uͤber alles ordentlich qvittiren. Was nun dieſer gute Wirth, ich meyne den Hof - meiſter, bey dieſer Wirthſchafft monath - lich profitiret hat, betraͤgt, den Monath zu 28. Tagen gerechnet, an Mittags-Eſſen 20. Gulden, an Wein 14. Gulden, und an Zimmer-Miethe 5. Gulden, macht zuſam - men 39. Gulden, und von 6. Monathen 234. Gulden Hollaͤndiſch. Die Rechnung iſt richtig, ſie iſt bezahlt, der Wirth hat ſie unterſchrieben, und niemand kan dieſem Be - lag etwas ausſetzen.
der Beſu - chung de - rer Hoͤfe.
  • 9) Dergleichen Hofmeiſter begleiten ih - re junge Herren kaum zu der Zeit, wenn ſie, Curioſitaͤten zu beſehen, ausgehen oder aus - fahren; Und wenn dieſe in groſſer Herren Reſidentz-Staͤdten nach Hofe gehen, ſo bleiben jene in ihrem Qvartier; Da ih - nen doch niemand bey Hofe die Anticame - ra ſo leicht verbieten wuͤrde, und ſie Gele - genheit haͤtten, allerhand Miniſtros und Raͤ - the daſelbſt kennen zu lernen, und ihre Ca - valiers zu obſerviren, und ſolchergeſtalt wohl anzufuͤhren. Und kaͤmen ſie gleich nicht an die Hertzogliche und Fuͤrſtliche Tafel, wuͤrde man ſie, wann ſie anderseine35Die II. Anmerckung. (f) eine gute Conduite und groſſe Vorſorge und Liebe vor die ihnen anvertrauten jun - gen Herren bezeigten, bey Gelegenheit an die Marechals-Tafel ziehen. Allein von dieſer Schuldigkeit ſo wohl als von vielen andern Amts-Pflichten, haͤlt ſie entweder die Unwiſſenheit und ſchlechte Experientz, oder die Gemaͤchlichkeit und die Menage ab. Tantum!
Wann nun ein gewiſſenhaffter Hofmei -Von Gene - ral-Quit - tungen ſub Lit. B. ſter mit ſeinen, auf Univerſitaͤten und Rei - ſen, ſich wohl qualificirt gemachten Cava - liers in dero Vaterland und bey ihren El - tern gluͤcklich angelanget iſt, muß er alſo - bald ſeine Rechnungen abzulegen ſuchen, und ſich daruͤber eine General-Qvittung, wovon unten ſub Lit. B. meine letzte Qvit - tung zum ohnmaaßgeblichen Model anfuͤh - ren wollen, ertheilen laſſen. Sapienti ſat!
(e)
(f)Inſtruction. ) Jch habe noch keinenDenen Hofmei - ſtern wer - den Inſtru - ctiones, redlichen Hofmeiſter geſehen, der nicht allen moͤglichen Fleiß angewendet haͤtte, ſeiner Inſtruction gebuͤhrend nach zu leben; aber auch keinen gefunden, der mit Wahrheit verſichern koͤnnen: Daß alle Puncta derdie ſchwer zu erfuͤllen ſind, Inſtruction von ſeinen Anvertrauten voll - kommen erfuͤllet, und niemahls dawider ge - handelt worden waͤre. Denn man kan alle kuͤnfftige Begebenheiten, und Umſtaͤnde der Zeit, des Ortes, der Perſonen und der Geſchaͤffte nicht vorhero ſehen, und alſo aufC 2ieden36Die II. Anmerckung. (f) ieden Fall keine beſondere Regel geben; ſondern man muß ſich dißfals auf des Hof - meiſters Experientz, Prudentz und Dexteri -und Gene - ral-Maxi - men in ſich faſſen, taͤt verlaſſen. Dahero koͤnnen die Inſtru - ctiones, welche Hofmeiſtern gegeben wer - den, nichts als General-Maximen in ſich faſſen, deren Applicatio ad ſpeciales caſus auf des Hofmeiſters Capacitaͤt und derer An - vertrauten Befolgung ankommt. auf Uni - verſitaͤten und ReiſenNachdem es auch Mode worden iſt, daß man denen, welche junge Standes - Perſonen, auf Univerſitaͤten und Reiſen, unter dem Titel eines Hofmeiſters, oder ei - nes Compagnons, fuͤhren, eine wohlge - meynte Inſtruction mitgiebet, quia ſuper - flua non nocent: Als habe meine zwey er -wovon die Modele zeugen, mit - gegeben. ſteren Inſtructiones, die erſte von Tit. Herrn George Albrecht von Tſchirnhauß, auf Schoͤnfeld, ſub Lit. C. und die andre von Tit. dem Herrn Ehrenfried Walther, von Tſchirnhauß, auf Kießlingswaldau, ſub Lit. D. und (weil bey denen folgenden Engagemens, mit Tit. dem Herrn Baron von Bibran, und Tit. dem Herrn von Kannenberg, ingleichen mit Tit. dem Herrn Baron von Abſchatz, und mit Tit. dem Herrn Baron von Stoſch, keine be - kommen habe) die letztere, ſo wegen Tit. plen. des juͤngern Herrn Grafens von Hochberg, aͤlterer Linie zu Rohnſtock, em -pfan -37Die II. Anmerckung. (g) pfangen, ſub Lit. E. zu communiciren, vor dienlich erachtet.
(f)
(g)Schaden) Dieſen kan ein Lan -Wie ein Landes - Fuͤrſt ſeine jungen Ca - valiers zum Dienſt des Vater - Landes ge - ſchickt ma - chen koͤnne. des-Fuͤrſt verhuͤten helffen, wann er jun - gen von Univerſitaͤten und Reiſen zuruͤck gekommenen Cavaliers, und andern quali - ficirten Buͤrgerlichen Subjectis, nach vor - hergegangener Unterſuchung ihrer Capaci - taͤt und Inclination, alſobald in ſeinen Re - gierungs-Collegiis, als bey der Steuer, bey der Kammer, bey der Acciſe, bey der Appellation, bey dem Hof-Rath, bey dem Kriegs-Rath, und ſo fort, einen Zutritt allergnaͤdigſt erlaubet, und anbey verord - net, daß dieſe als Titulair-Raͤhte ſo lange arbeiten, und die Affairen ihres Collegii zu tractiren lernen muͤſſen, biß ſie, nach dem Zeugniß derer alten experimentirten Raths - Glieder, ſich geſchickt gemacht haben, die vacanten Stellen zum Aufnehmen des Va - ter-Landes mit Ehren zu bekleiden.
(g)

Die III. Anmerckung.

AUf Univerſitaͤten muͤſſen dieAuf Uni - verſitaͤten muͤſſen die Schul-Stu - dia repeti - ret, Studia, ſo man vorhero auf Schulen exerciret hat, nicht gaͤntzlich negligiret; ſondern die Excolirung des Styli fortgeſetzet, undC 3die38Die III. Anmerckung. die Humaniora wohl wieder repeti -das Studi - um Juris aber vor - nehmlich getrieben werden, ret werden. (h)Das vornehm - ſte aber iſt das Studium Juris, das auf Univerſitaͤten getrieben werden ſoll. Hierbey nun iſt zu beklagen, daß daſſelbe auf eine ſo verdruͤßli - che Art vor die Jugend eingerichtet wird, indem dieſelbige viel Zeit auf groſſe Weitlaͤufftigkeit, woran ſie nicht gewoͤhnet worden, wenden muß, darunter viele Sachen, die ſelten oder niemahls vorkommen, theils in groſſer Ungewißheit ſind, vielmahl elende Rationes haben, ja offt wider alle Vernunfft zu ſeyn ſcheinen. Da thut man wohl, wenn man hier anfangs, ehe man zu demals das Jus Naturæ & Gentium, Jure Civili ſchreitet, das Jus Naturæ & Gentium ſich wohl bekannt ma - chet, welches die richtigen Funda - menta zu vorigem ſubminiſtriret, und von denen Neotericis, nachdem der beruͤhmte(i) Hugo Grotius den An - fang gemacht hat, ſehr deutlich vor - getragen wird, abſonderlich von dem Herrn von Pufendorf ſehr kurtz im Buͤchlein de Officio Hominis & Civis tradiret, in ſeinem groſſenWerck39Die III. Anmerckung. Wercke aber de Jure Naturæ & Gen - tium ſehr weitlaͤufftig abgehandelt worden iſt; und als denn die In - ſtitutiones durchgehet. Weil aber dieſelben alſo abgefaſſet, daß junge Leute wenig Guſto darinnen fin - den, auch zu einer univerſalen Idea Juris nicht complet genung ſind: Als recommendire ich des Peretziidas Jus Civile Erotemata Juris, welches Buch ſich ſelbſt ſo wohl recommendiret hat, daß ich die zwantzigſte Edition davon geſehen habe, ob es ſchon in Teutſch - land nicht ſo ſehr bekant iſt; nebſt des Pacii Analyſi ad Inſtitutiones. Hier ſind nun meine Gedancken: daß ſolche Buͤcherichen wohl durch tra - ctiret wuͤrden, ehe man junge Leu - te ein Collegium uͤber die Inſtitutio - nes halten lieſſe. Denn die Profeſ - ſores auf Univerſitaͤten bꝛingen zwar gute Sachen vor, ſie ſind aber nicht allezeit ad captum incipientium ein - gerichtet, und habe alſo befunden, daß junge Anfaͤnger, wenn ſie daswird das zweyte mahl mit groſſem Nutzen ge - hoͤret, erſtemahl ein Collegium uͤber das Jus gehalten, wenig Nutzen ge - habt; ſondern ſolchen alsdenn al -C 4ler -40Die III. Anmerckung. lererſt empfunden, wenn ſie eben daſſelbe Collegium das andremahl gehoͤret haben, welches aber nebſt dem Schaden ein groſſer Zeit-Ver -und der Hollaͤndi - ſche Ge - brauch ge - ruͤhmet, luſt iſt. Jn Leyden in Holland war zu meiner Zeit der Gebrauch, daß wer einmahl ein Collegium mitgehalten, der durffte hernach eben daſſelbige, ſo offt es repeti - ret wurde, wieder umſonſt frequenti - ren, welches zu wuͤnſchen, daß es auch an andern Orten(k) in uſu waͤre. Aber am allernuͤtzlichſtenHofmei - ſtern eine Lection er - theilet, wuͤrde es ſeyn, wenn die Hofmei - ſter zugleich mit anweſend ſeyn ſol - ten: So koͤnten ſie beſſer verſichert ſeyn, wie ihre Untergebene hierbey die Zeit zubraͤchten, und hernach dieſelbigen Sachen, ſo vor Anfaͤn - ger zu ſchwehr, beſſer explaniren. Weiß aber nicht, ob dieſe Lection, ſo nuͤtzlich ſie auch iſt, vielen Hof -und das Jus Publi - cum re - commen - diret. meiſtern anſtehen moͤchte. Endlich, was das Jus Publicum anbelanget, ſo iſt bereits von klugen Leuten an - gemercket worden: Daß zwar an - faͤnglich, wegen der Menge ſo vie - ler Scriptorum, einer gleichſam er -ſchroͤ -41Die III. Anmerckung. (h) ſchroͤcket wird; weil aber die nach - folgenden gemeiniglich derer vor - hergehenden Compilatores ſind, man nur des neueſten Autoris, ſo beruͤhmt, ſich hierinnen bedienen ſolle, wie der Monzambano in der Præfation uͤber den Statum Imperii Romano-Germanici ſehr ingenioſe raiſonniret. Vorietzo iſt des(l) Phil. Reinh. Vitriarii, Profeſſoris in Ley - den, Jus Publicum zu conſuliren. Aus allem aber, ſo bißhero erweh - net worden, erhellet klar: Daß, wo ein junger Herr in dieſen Studiis was rechtes zu thun geſonnen iſt, der Hofmeiſter ſelbſt darinnen wohl verſiret ſeyn muͤſſe, damit er mit ihm repetiren koͤnne, und nicht dasjenige, was auf Univerſitaͤten erlernet worden, auf Reiſen wie - der vergeſſen werde.

(h)Das Vornehmſte) Obgleich dieNebſt dem Principal - Studio ſoll man auch Logica, das Jus Naturæ, die Ethica und Po - litica, nebſt dem Studio Juris, principaliter auf Univerſitaͤten, von einem Cavalier muͤſ - ſen getrieben werden; So wollte ich den - noch nicht rathen, daß man die Neben - Studia, ſonderlich diejenigen gaͤntzlich negli -C 5girte,42Die III. Anmerckung. (h) girte, welche in dem menſchlichen Leben ſo einen unbeſchreiblichen Nutzen haben, unddie Mathe - matiſchen Wiſſen - ſchafften welche, meines Erachtens, die Mathemati - ſchen Wiſſenſchafften, die Hiſtorie und die Oratorie ſind. Denn wenn ein Cavalier ſich gleich nicht ex profeſſo darauf applici - ret: ſo ſind es doch ſolche Studia, womit er ſich dereinſten einen groſſen Nutzen ſchaffen, und ſeinem Vater-Lande dienen kan. Von denen erſteren, nehmlich denen Ma - thematiſchen Wiſſenſchafften, ſind ihm dieals Arith - meticam und Geo - metriam Arithmetica unentbehrlich, und die Geome - tria hoͤchſt nuͤtzlich. Wenn einer dieſe bey - de wohl gelernet hat, ſo wird es ihm her - nach gar leicht ſeyn, einen andern Theil dieſer Wiſſenſchafften, worzu ihn ſeine In - clination antreibet, ſich in kurtzer Zeit be - kannt zu machen. Und es waͤre zu wuͤn - ſchen, daß ſich die ſtudierende vornehmen Standes-Perſonen mehr auf die Mathe - ſin, als leider geſchiehet, applicirten, und wenigſtens einige von denen ſo genanntenin denen Neben - Stunden tractiren; Neben-Stunden, welche von vielen off - termahls mit Spielen, Sauffen, Muͤßig - gang, oder andern Zeit verderbenden fuͤnd - lichen und koſtbaaren Eitelkeiten vertrieben werden, GOtt gefaͤllig gewiedmet, und mit gehoͤriger Attention und Fleiß unausge -deroſelben Nutzen iſt groß. ſetzt abgewartet wuͤrden. Was die Arith - metica vor Nutzen in omni vitæ genere ſchaffet; wie die Geometria den Kopf auf -raͤu -43Die III. Anmerckung. (h) raͤumet, das Judicium ſchaͤrffet und das Gemuͤth ergoͤtzet, in der Stadt und auf dem Lande hoͤchſt nuͤtzlich, und ſonſten bey Erlernung aller andern Mathematiſchen Wiſſenſchafften hoͤchſt noͤthig, ja faſt un - entbehrlich ſey, iſt ſo gewiß, daß ich nicht Ur - ſach habe, es weiter umſtaͤndlicher zu be - weiſen. Will alſo nur treulich rathen, daß doch ein ieder ſtudierender Cavalier wenig - ſtens uͤber die Matheſin puram, das iſt, uͤber die Arithmeticam und Geometriam, zu ſei - nem Vergnuͤgen und Nutzen auf Univerſi - taͤten ein Collegium, und zwar, wo moͤglich, nur unter zwey oder drey Perſonen ein Pri - vatiſſimum, bey einem renomirten Mathema - tico, der die Theoriam mit der Praxi zu ver - binden und angenehm zu machen weiß, mit Attention hoͤren, und die Stunden fleißig abwarten wolle. Und wo er mit NutzenDie Archi - tectura ci - vilis & mi - litaris wird recommen - diret. zu reiſen gedenckt, muß er von der Archi - tectura Civili und Militari wenigſtens ſo viel verſtehen lernen, daß er die Terminos technicos, die Ordnungen und Arten wiſ - ſe, und daß er bey Beſichtigung derer Fe - ſtungen, Palais und Hotels von deren Soli - ditaͤt, Staͤrcke, Symmetrie, Commoditaͤt, proportionirten Theilen, Auszierungen, ꝛc. ſich ein foͤrmliches Concept oder einen paſſa - blen Riß machen, und von denen Feſtun - gen, Gebaͤuden und deren Grund-und Auf - riſſen, mit denen gewoͤhnlichen Terminisgruͤnd -44Die III. Anmerckung. (h) gruͤndlich raiſonniren koͤnne. Sonſt wird er wenig Plaiſir daran finden, oder wenn er gleichwohl davon zu reden ſich unterſtehen ſolte, ſeiner Ignorantz wegen nur ausgela -und ein gantzer Curſus Ma - thematicus fuͤr hoͤchſt nuͤtzlich ge - halten. chet werden. Noch nuͤtzlicher aber wuͤrde es ſeyn, wenn man einen gantzen Curſum Mathematicum zu hoͤren, und ſich bey denen nuͤtzlichſten Partibus Matheſeos am laͤngſten, bey den andern aber nur zulaͤnglich aufzu - halten ſuchte. Jch bin gaͤntzlich verſichert, daß derjeni - ge Cavalier, der dieſer wohlgemeynten, ie - doch ohnmaaßgeblichen, Vorſtellung folgen, und ſolchergeſtalt die Neben-Stunden wohl anwenden wird, ſeine darauf gewen - dete Zeit, Muͤhe und Unkoſten, durch ſein daraus entſtehendes Gemuͤths-Vergnuͤ - gen, und den kuͤnfftig hin ſich zeigenden un - vergleichlichen Nutzen vollkommen juſtifici - ren, und mir vor dieſen Rath alles gute an - erwuͤnſchen werde. Herrn Chriſtian Wolffens Auszug aus den Anfangs - Gruͤnden, und deſſen Anfangs-Gruͤnde al - ler Mathematiſchen Wiſſenſchafften, inglei - chen deſſen Elementa Matheſeos univerſæ in 4to. 2. Tom. ſind ſo bekannt und beliebt, daß ich ſie nicht weitlaͤufftig recommendi - ren darff. Er hat auch ſelbſt eine ausfuͤhrliche Nachricht von ſeinen eigenen Schrifften, die er in Teutſcher Sprache, von denen verſchie - denen Theilen der Welt-Weißheit, heraus gegeben, 1725. in Franckfurt drucken laſſen. Denen45Die III. Anmerckung. (h) Denen angehenden ſo wohl als denen allbereits weit avancirten Liebhabern der philoſophiſchen und mathematiſchen Wiſſen - ſchafften, wird aus denen davon handeln - den vielen Schrifften die Anfuͤhrung eini - ger unſtreitig ſehr guter und auserleſener Buͤcher nicht mißfallen. Als:
  • Chriſt. Junckeri Lineæ primæ eruditionis
    Auserleſe - ne Philoſo - phiſche Buͤ - cher.
    univerſæ, 4. 1714.
  • Burc. Gotthelffii Struvii Introductio in no - titiam rei litterariæ & uſum bibliotheca - rum. 8.
  • Ejuſd. Bibliotheca philoſophica ſelecta. 8.
  • Dan. Georg. Morhofii Polyhiſtor. 4. 2. Vol.
  • Gottlieb Stolles Anleitung, zur Hiſto - rie der Gelahrheit. 4. in 3. Theilen, die 2. Auflage. Der Autor hat in der Vor - rede verſprochen, die Hiſtorie der medi - ciniſchen juriſtiſchen, und theologiſchen Gelahrheit, unter GOttes Huͤlffe kuͤnff - tig an das Licht treten zu laſſen.
  • Thom. Stanley Hiſtoria philoſophiæ. 4. 1711.
  • Joh. George Walch philoſophiſches Lexi - con. 8. 1726.
  • Andr. Ridigeri Senſus veri & falſi. 4.
  • Gottlieb. Gerhard. Titii Ars cogitandi. 8.
  • Ehrenfr. Walth. â Tſchirnhaus Medicina mentis & corporis. 4.
  • Carteſii Meditationes cum objectionibus & reſponſionibus. 4.
Chriſt. 46Die III. Anmerckung. (h)
  • Chriſt. Thomaſii Vernunfft - und Sitten - Lehre. 8. 2. Vol.
  • Nic. Hieron. Gundlingii via ad veritatem, pars 1. logicam 2. philoſophiam mora - lem, 3. jurisprudentiam naturalem ſiitit.
  • Joh. Franciſc. Buddei Elementa philoſo - phiæ inſtrumentalis, theoreticæ & practi - . 8. 3. Vol.
  • Boecleri Inſtitutiones politicæ.
  • Chriſt. Wolffens ſaͤmmtliche Schrifften, von denen verſchiedenen Theilen der Welt - Weißheit.
  • Joh. Adolf. Hofmanns Zufriedenheit nach Anleitung der Vernunfft und Glau - bens-Gruͤnde. 8. 1722.
  • Ejuſd. Wahre und falſche Staats-Kunſt. 8. 1725.
  • Förſtneri Annotationes ad Tacitum.
  • La fauſſete des vertus humaines par Mr. Eſprit. 8. 2. Vol.
  • Andr. Ridigers Zufriedenheit, ed. noviſſ.
  • Die Kunſt zu leben und zu herrſchen. 8.
  • Chriſt. Thomaſii Inſtitutiones jurispruden - tiæ divinæ. 4. 1702. & in uſum audito - rii 1705.
  • Ejuſd. Cautelæ circa præcognita juris. 4.
  • Juſti Heningii Boehmeri Introductio in jus publicum univerſale ex genuinis natu - principiis deductum. 8.
  • Wicquefort Ambaſſadeur.
  • Carteſii principia philoſophiæ.
Ejuſd. 47Die III. Anmerckung. (h)
  • Ejusd. opera philoſophica.
  • Cours de philoſophie de Regis. 4. Amſt. 3. Vol.
  • Jac. Rohault phyſique. 8. 2. Vol. ins latein uͤberſetzt durch Clarckum.
  • Joh. Chriſtoph. Sturmii phyſica conciliatrix & eclectica.
  • Ejusd. Collegium experimentale phyſi - cum. 4.
  • Joh. Clerici opera philoſophica. 8.
  • Andr. Ridigeri Phyſica divina. 4.
  • Keil Introductio ad veram phyſicam. 8. Oxon. 1706.
  • Galilæi Syſtema coſmicum & dialogi de motu. 4. Lugd. Batt. 1699.
  • Borelli de motibus a gravitate pendentibus. 4. Lugd. Batt. 1686.
  • Hugenii Horologium oſcillatorium. fol. Lu - tet. 1673.
  • Hermanni Pnoronomia. 4. Amſt. 1716.
  • Newtonii principia philoſ. natur. mathem.
    Auserleſe - ne Mathe - matiſche Buͤcher.
    4. Lond. 1687. & 1720.
  • Carteſii Dioptrica inter opera ed. Amſt. 4. 1644. & 1696.
  • Hugenii opera poſthuma. 4. Lugd. Batt. 1702.
  • Iſaac. Barrow Euclides. 8. Lond. 1678.
  • Ejusd. Archimedes Appollon. Theon. 4. Lond. 1675.
  • D. Hallei Appollonius Pergæus. fol. Oxon. 1710.
Pappi48Die III. Anmerckung. (h)
  • Pappi collectiones mathematicæ Fed. Com - mandini. fol. Piſauri, 1602.
  • Andr. Tacqueti Euclides. 8. Amſt.
  • Carteſii Gebmetria 4. Lugd. Bat. per Schoo - tenium.
  • Bern. Lamy Traité de la grandeur. 8. Paris. ed. poſtr.
  • Ejuſdem Elemens de Geometrie. 4. Paris, chez Charles Savreux 1667.
  • Andr. Tacqueti Geometria practica.
  • de la Hire Ecole des arpenteurs. 8. Paris, 1692.
  • Leçons de Geometrie pratique de Torar. 8. Paris, 1691.
  • Franciſci â Schooten, Exercitationes mathe - maticæ.
  • Geometrie pratique par Boulenger. Paris, 1640.
  • Galilæus, Henrion, Ozanam und Michael Scheffelt haben von dem Circino pro - portionum geſchrieben.
  • Andr. Tacquet Arithmeticæ theoria & pra - xis. 8.
  • Abraham de Graaf Reeken Konſt.
  • Newtoni Arithmetica Univerſalis. 8. Lond. 1707.
  • Analyſe demontrée par le P. Renau. 4. Pa - ris, 1708. 2. Vol.
  • Traité analytique ſur les ſections coniques par feu Mr. le Marquis de l’Hôpital. 4. Paris, 1706. & 1719.
  • Ejusd. Analyſe des infiniment petits. 4. Pa - ris, 1696.
de la49Die III. Anmerckung. (h)
  • de la Hire Traité des ſections coniques, fol.
    Auserleſe - ne Mathe - matiſche Buͤcher.
    Paris 1685.
  • Taylor methodus incrementorum, 4. Lond. 1715.
  • Mac-laurin Conſtructio curvuram, 4. Lond. 1720.
  • Newtonii Quadratura curvarum, 4. Lond. 1706.
  • de Monmart Analyſe ſur les jeux du hazard, 4. Paris, 1710.
  • Ozanam Elemens d’Algebre, Amſt. 1702.
  • Abrah. de Graaf Beginſelen der Stelkonſt, 4. Amſt. 1672.
  • Ejusd. Inleiding tot de Wiskonſt ofte Be - ginſelen der Geometrie en Algebra, 4. Amſt. 1706.
  • Opera Gerhardi Kinckhuyſen.
  • de la Hire Traité de mecanique, 8. Paris, 1695.
  • Bern. Lamy Mecanique, Paris, 1703.
  • Gregorii Aſtronomiæ, Geometr. & Phyſ. ele - menta, fol. Oxon. 1702.
  • Newtonii Aſtronomia Britannica.
  • Riccioli Aſtronomia reformata, fol. Bonon. 1685.
  • Memoires de l’Academie roïale des ſciences, 4. Paris, & 8. Leyden, 1692. 1693. & 1700 1723.
  • Transactiones Anglicanæ 1662 1725. 4. Lond.
DActa50Die III. Anmerckung. (h) Auserleſe - ne Mathe - matiſche Buͤcher.
  • Acta Eruditorum Lipſienſia 1682 -- 1726. 4. Lipſiæ, ap. Dn. Burc. Mencke.
  • Newtonii Optica, 4. Lond. 1706.
  • Zahnii oculus artificialis teledioptricus, fol. Herbipol. 1683. 3. Vol.
  • J. Niceron Thavmaturgus opticus, fol. Lu - tet. 1646.
  • F. Aquilonii Optica, fol. Antwerp. 1630.
  • Maniere univerſelle pour pratiquer la Per - ſpective par Mr. Desargues, Paris, 1648.
  • La Perſpective pratique neceſſaire à tous les peintres, 4. Paris, 1647.
  • Bern. Lamy Perſpective.
  • P. Pozzo Perſpettiva, fol. 2. Tom. ed. Rom.
  • de la Hire Gnomonique, 12. Paris, 1698.
  • La Gnomonique de Richer, 8. Paris, 1701.
  • La maniere univerſelle de Mr. Desargues pour poſer l’eſſieu & placer les heures & autres choſes aux cadrans au ſoleil, 8. Paris, 1643.
  • La pratique du trait à preuve pour la coupe des pierres par Mr. Desargues, 8. Paris, 1643.
  • Converſations ſur la connoiſſance de la pein - ture, 8. Paris, 1677.
  • Vitruvii Architectura civilis per Jo. Lætum, Amſt. 1672.
  • Les dix livres d’Architecture de Vitruve par Mr. Perault, fol. Paris, 1684.
  • Perault Traité ſur les cinq ordres ſelon la methode des anciens, fol. Paris.
Cours51Die III. Anmerckung. (h)
  • Cours d’Architecture de Vignole, Amſterd.
    Auserleſe - ne Mathe - matiſche Buͤcher.
    1694. 2. Tom.
  • Vom Palladio, Senlio, Scamozzi hat man vielerley Editiones.
  • Blondel Cours d’Architecture, fol. Paris.
  • Felibien Principes d’Architecture de Sculptu - re & de Peinture, Paris, 1697.
  • Goldmanns Bau-Kunſt, fol. ed. noviſſ.
  • Sturms Ausuͤbung der Goldmanniſchen Bau-Kunſt.
  • Les Fortifications du Chevalier Antoine de Ville, fol. Lyon, 1640.
  • G. Melder Fortification.
  • Rimplers befeſtigte Feſtung.
  • Nouvelle maniere de fortifier les places, qui demontre en même tems les defauts, qui ſe rencontrent dans la conſtruction des ouvrages, faits par les plus fameux Inge - nieurs modernes &c. par J. H. D. Lands - berg, fol. à la Haye.
  • Fortification tirée des methodes du Chevalier de Ville, Pagan, Vauban &c. 8. Paris, 1689.
  • Mallet Travaux de Mars.
  • l’Art de fortifier, de defendre & d’attaquer les places par Deschales. 8. Paris, 1685.
  • Methode nouvelle de fortifier par Mr. Vau - ban.
  • Chevalier de St. Julien Architecture mili - taire.
D 2Coe -52Die III. Anmerckung. (h) Auserleſe - ne Mathe - matiſche Buͤcher.
  • Coehorn maniere de fortifier.
  • Ejusd. l’Attaque & la defenſe d’une place.
  • Nouvelle Fortification Françoiſe, Eſpagnole, Italienne & Hollandoiſe. 8. Amſt. 1698.
  • S. Remy memoires d’Artillerie. 4. Paris, 1707. 2. Vol.
  • Deschales Mundus mathematicus. fol. 4. vol.
  • Jo. Chriſtoph. Sturmii Matheſis juvenilis.
  • Ozanam Cours de mathematique, 8. 4. vol.
  • Ejusd. Dictionaire mathematique. 4.
  • Chriſtian Wolffens mathematiſches Lexi - con.
Wer mehr in guter Ordnung rangirte, iedoch ohne beygefuͤgtes Raiſonnement an - gefuͤhrte Autores wiſſen will, der leſe die curieuſe Studenten-Bibliothec, worin - nen gezeiget wird, was vor Buͤcher ein Stu - dioſus philoſophiæ und Politices, Theologiæ, Juris und Medicinæ noͤthig habe, und ſich be - kant machen muͤſſe, 8. Leipzig, edit. noviſſ. Man findet auch in derſelben eines Aufrich - tigen Frommen Politici Inſtruction, wornach ein junger Menſch, der von ſeinen Eltern oder Freunden auf hohe Schulen und Uni - ſitaͤten geſchickt wird, quoad vitam, mores & ſtudia ſich zu verhalten hat. Jngleichen D. Martin Geiers Vaͤterliche Lehren an ſeinen liebſten und einigen Sohn, ſolchen fleißig nachzuleben, und wo nicht monath - lich, doch quartaliter, ſolche wohlbedaͤchtigzu53Die III. Anmerckung. (h) zu betrachten, und ſich darnach zu pruͤ - fen. Endlich des Herrn Baron von Lyncker Anfuͤhrung zu einer auserleſenen Gelehrſamkeit und darzu behufigen Buͤ - chern, ehemahlen nur vor ſeine Soͤhne auf - geſetzt, nunmehro aber von Herrn Joach. Frid. Fellero, Secret. Vinar. zum gemeinen Nutzen zum Druck befoͤrdert. Was die Hiſtorie anlanget, ſo ſetze zumDie Hiſt < supplied > o < / supplied > - rie iſt noͤ - thig; Voraus: Daß ein Cavalier ſchon auf Schu - len die noͤthigen Fundamenta in der Geo - graphie, Chronologie und Genealogie, als welche zuſammen das A. B. C. der galan - ten und politiſchen Wiſſenſchafften genen - net werden koͤnnen, geleget, und etwan uͤber Herrn Johann Huͤbners oder Chri - ſtoph. Cellarii Geographiſche Fragen; uͤber Chriſtoph. Schraderi, oder eines andern gu - ten Autoris, Tabulas Chronologicas; uͤber gedachten Herrn Huͤbners oder George Lohnmeyers genealogiſche Tabellen ein Collegium gehalten, und darauf die Hiſto - riam Fundamentalem, etwan uͤber Herrn Gottlob Krantz, Prof. und Inſpectoris in Breßlau, Compendium Hiſtoriæ civilis ab Orbe condito usque ad finem Seculi XVII. in uſum Gymnaſiorum Wratislavienſium (welches Buch der guten Ordnung, des Sty - li und der Kern-Allegatorum wegen, durch - gehends geruͤhmet wird) oder uͤber Herrn Johann Huͤbners Hiſtoriſche Fragen,D 3oder54Die III. Anmerckung. (h) oder Herrn Chriſtoph. Cellarii kurtze Fra - gen aus der Univerſal-Hiſtorie, oder ein ander gutes Compendium, zulaͤnglich gebauet habe. Denn die Erlernung derer Special politiſchen Hiſtorien und des reciproquen In - tereſſes derer Staaten gehoͤret, der judicien - ſen Abhandlung wegen, auf die Univerſitaͤ - ten, allwo ſolche, von denen, die ſich ex pro - feſſo darauf geleget haben, und darinnen excelliren, am gruͤndlichſten koͤnnen tradiretdarzu dien - liche Buͤ - cher; werden. Auf Teutſchen Univerſitaͤten wird uͤber des Herrn Samuel von Pufendorf Einleitung zur Hiſtorie der vornehmſten Reiche und Staaten, der guten Ordnung, des angenehmen Styli, und der Realien we - gen, viel geleſen. Anon. Le grand theatre hiſtorique, in fol. und der Neueroͤffnete Hi - ſtoriſche Bilder-Saal in 8. haben auch Approbation gefunden, und Herrn Gott - fried Ludwigs Univerſal-Hiſtorie, in - gleichen des Herrn D. Gottfried Lan - gens Einleitung zu denen Geſchichten, ſind uͤberall bekant. Von der Teutſchen Reichs-Hiſtorie hat man unter andern fol - gende gute Buͤcher, als:
  • DN. Jac. Caroli Speneri Notitia Germa - niæ antiquæ. 4. 1717.
  • Herrn Burc. Gotthelf Struve Einlei - tung zur Teutſchen Reichs-Hiſtorie. 8. 1724.
  • Ejuſd. Erlaͤuterte Teutſche Reichs-Hiſtorie. 4.
Herrn55Die III. Anmerckung. (h)
  • Herrn D. Simon Friedrich Hahns vollſtaͤndige Einleitung zur Teutſchen Staats-Reichs - und Kayſer-Hiſtorie, und dem daraus flieſſenden Jure Publico, in 4. davon vier Theile heraus ſind.
  • Herrn D. Johann Maſcou Geſchichte der Teutſchen, biß zu Anfang der Fraͤnckiſchen Monarchie, 4. iſt vergangenes Jahr ediret worden. Beyde letzteren ſollen conti - nuiret werden. Dieſe drey Wercke, deren iedes ſeine beſonderen Meriten hat, dienen zum Nachleſen.
Die andern Fontes oder Kern-Buͤcher ie - des Staats, werden von denen Herrn Do - centibus, wenn ſie anders gegen ihre Audito - res, wie vermuthlich iſt, aufrichtig handeln wollen, in denen Collegiis uͤber die Staa - ten, angefuͤhret, und zum Nachleſen an - gewieſen. Einige gelehrte Maͤnner, als der Herr Geheimde Rath Gundling in Halle; Der Herr D. Maſcou und der Herr D. Gebauer in Leipzig, pflegen ihre eigene wohl ausgearbeitete conciſe Poſitio - nes zum Grunde zu legen, und daruͤber cum applauſu zu leſen. Ehe noch dieſe Betrachtung endige, muß ich denen Liebhabern des Studii Hiſtorici, Herrn Burc. Gotthelfii Struvii Bibliothe - cam hiſtoricam ſelectam. 8. und des Herrn Abts Langlet du Freſnoy Anweiſung zur Erlernung der Hiſtorie, nebſt einem vollſtaͤn -D 4digen56Die III. Anmerckung. (h) digen Verzeichniß derer vornehmſten Ge - ſchicht-Schreiber, durch Herrn Jo. Burc. Mencken, 8. 1718. zum ſelbſt beliebigen nuͤtz - lichen Gebrauch beſtens recommendiren. Die Acta eruditorum, die Europaͤiſche Fa - ma, die gelehrten Zeitungen und andere monathlich zum Vorſchein kommende in - und auslaͤndiſche Piecen, nebſt denen ordent - lichen Gazetten, koͤnnen mit groſſem Nutzen geleſen werden. Jngleichen die Orato - rie;Endlich, was die Teutſche Oratorie be - trifft: So pfleget ſolche zwar auf niedrigen Schulen dociret zu werden; Weil aber niemand wohl reden kan, er habe denn vor - her wohl dencken gelernet: So kan man auch nicht weit darinnen fortkommen, und weder von denen Docentibus, die ſich ad ca - ptum diſcentium accommodiren muͤſſen, noch auch von ihren Schuͤlern, als noch ſehr jungen Leuten, ein mehrers prætendiren. Allein auf Univerſitaͤten, da man reelle Wiſſenſchafften tractiret, und nach Anlei - tung einer gruͤndlichen Vernunfft-Lehre, auch gruͤndlich raiſonniren lernet, kan es nicht anders ſeyn, die Oratorie muß auch ſolider abgehandelt werden, und ein gantz anderes Anſehen gewinnen. Denn da die Lernenden, wegen Mangel des Erkaͤnnt - niſſes und annoch unpolirten Judicii, auf Schulen groͤſtentheils nur Memorial-Din - ge, als Sprachen, die Fundamenta Theo -logiæ57Die III. Anmerckung. (h) logiæ, Logices, Geographiæ, Chronologiæ, Genealogiæ, Hiſtoriæ, Arithmetices, Geome - triæ &c. lernen, und in Anſehung der Rheto - rica zur Verfertigung eines Periodi, einer Chriæ, eines Briefes und einer kleinen Rede angewieſen, und bey denen Amplificationi - bus wenig judicieuſe und reele Argumenta angebracht werden koͤnnen: So lernet man hingegen auf Univerſitaͤten, wie man die aus denen Wiſſenſchafften eingeſammelten Realien, ordentlich, deutlich, annehmlich und gruͤndlich, in oͤffentlichen Schrifften und Reden, nach denen Umſtaͤnden der Zeit, des Ortes, der Perſonen und der Sachen vor - tragen ſoll; Als worzu gewiß eine groſſe Wiſſenſchafft und ein geſchaͤrfftes Judicium erfordert wird. Hierzu dienendarzu dien - liche Buͤ - cher.
  • Herr D. Gottfried Langens Einleitung zur uͤblichen und nuͤtzlichen Oratorie. 8.
  • Herr M. Friedrich Andr. Hallbauers Anweiſung, zu der verbeſſerten Teutſchen Oratorie. 8.
  • Herr M. Joh. Andr. Fabricii philoſophi - ſche Oratorie. 8.
  • Herr Johann Chriſtian Luͤnigs Laby - rinth der Staats - und gelehrten Bered - ſamkeit. 8.
  • Ejuſd. Groſſer Herren, vornehmer Mini - ſtres und anderer beruͤhmten Maͤnner ge - haltene Reden. Dieſe ſind der Exempel und ihres Nutzens wegen ſehr beruͤhmt. 8.
(h)D 5(i) Gro -58Die III. Anmerckung. (i)
Der Gro - tius de J. B. & P. iſt kein Buch vor die Anfaͤn - ger.
(i)Grotius de Jure Belli & Pacis iſt, nach aller Gelehrten Meynung, ein un - vergleichliches Buch. Diejenigen aber, welche jungen Leuten, wenn ſie auf Univerſi - taͤten kommen und Jura ſtudieren wollen, ſo gleich ein Collegium daruͤber recommendi - ren, verſtehen entweder ſelbſt nicht, was im Grotio iſt; oder, da es Profeſſores ſind, ſo muͤſſen ſie nur ihr eigenes Intereſſe ſuchen, und ſich wenig bekuͤmmern, ob ihre Audito - res etwas oder nichts lernen. Denn da der Grotius faſt durchgehends mit haͤuffigen Al - legatis & Legibus Romanis angefuͤllet iſt, wie ſollen die, welche ne quidem prima Juris ele - menta gelernet haben, uͤber denſelben mit Nutzen hoͤren koͤnnen? Den Grotium hat Joh. Friedr. Gronovius cum notis in 4. Amſt. und dieſen wider Gerhardus van der Muelen in fol. Ultraj. ad Rhen. herausgege - ben; Jngleichen Joh. Teſmarus und Ulri - cus Obrecht in fol. Francof. 1696. ediret; und Joh. Georg. Kulpiſii Collegium Gro - tianum iſt auch wohl als eine Præparation daruͤber zu leſen. Dahero iſt es weit beſſer, wenn man ihnen anfaͤnglich uͤber des Pufen - dorfs Buͤchlein, de Officio Hominis & Ci - vis, und zwar cum notis Titii, zu hoͤren, den Rath giebet. Denn da das Jus Naturæ das Fundament aller menſchlichen Rechte iſt, ſo werden ſie gehoͤrig ad Jurispruden - tiam Civilem & Canonicam præpariret. Wie -59Die III. Anmerckung. (i) Wiewohl es noch weit dienlicher und nuͤtz - licher ſeyn wuͤrde, wenn ſie einen gantzenEin Curſus Philoſo - phicus iſt hoͤchſt nuͤtz - lich, auf das Jus Naturæ folgt der Curſus ju - ridicus. Curſum Philoſophicum, etwan uͤber des Herrn Andreæ Ridigeri Philoſophiam pragmaticam methodo apodictica & quoad ejus licuit mathematica conſcriptam, hielten, und ſo bald das Jus Naturæ zu Ende gebracht worden, alsdenn ein Collegium Inſtitutionale oder gar einen Curſum juridicum anfiengen: Worzu des Hrn. D. Gottlieb Gerhard Titii Jus privatum Romano-Germanicum in 4to, als eines der beſten Syſtematum Juris, die - nen koͤnte; Allermaſſen derſelbe das gantze Jus Civile, Eccleſiaſticum & Feudale, welche ſonſt ſeparatim dociret werden, nach denen rechten Fundamentis Juris Naturæ, und nach denen Regeln einer guten Vernunfft-Lehre combiniret, a tricis & obſoleto jure purgiret, und nach dem Teutſchen Foro attemperiretWie er nach des Titii Rath in ei - nem Jahre gar wohl, hat. Er meldet unter andern in der Præfa - tion: Daß, wer des Tages eine Stunde auf das Jus Naturæ & publicum, und zwey Stunden auf die Jurisprudentiam privatam wenden wollte, innerhalb Jahres-Friſt die Fundamenta der gantzen in vita civili noͤthi - gen Rechts-Gelahrheit ad ſufficientiam er - lernen koͤnte. Wenn nun ein Hofmeiſter, mit ſeinen jun -ſoliderabeꝛ in zwey Jahren abſolviret werden koͤnne. gen Herrn etliche Jahr auf Univerſitaͤten zu leben, Ordre hat: ſokan er nicht beſſer thun, als wenn er einen Curſum philoſophicumuͤber60Die III. Anmerckung. (i) uͤber oben angefuͤhrte Philoſophiam pragma - ticam, und ſo bald das Jus Naturæ abſolviret, uͤber erwehntes herrliche Opus auch einen Curſum juridicum, bey einem beruͤhmten Do - ctore oder Profeſſore Juris, taͤglich zwey Stunden hoͤret, und die Mittwochs - und Sonnabends-Stunden zum repetiren und examiniren auſſetzet. Wie denn der be - ruͤhmte Herr D. Rechenberg in Leipzig, ſchon etliche mahl, ſummo cum applauſu, daruͤber taͤglich zwey Stunden geleſen, und es mit hoͤchſt annehmlichen Vortrage in einem Jahre gruͤndlich abſolviret hat. Solcher Geſtalt kan man die gantze Philoſophiam, das Jus Civile, Eccleſiaſticum, Feudale & Publi - cum, benebenſt einem Collegio practico, gleichſam ſpielende und mit groſſem Nutzen, in zwey Jahren abſolviren. Solte iemand die Inſtitutiones, in einem natuͤrlichen Zuſammenhange derer Grund - Regeln mit ihren Folgerungen, ehe er uͤber den Titium das Collegium anfaͤngt, hoͤren wollen, der halte ein halbjaͤhriges Collegium, taͤglich eine Stunde, uͤber des Herrn D. Chriſtian Heinrich Freieslebens Einleitung zur Buͤrgerlichen Rechts-Ge - lahrheit, und widme die Mittwochs - und Sonnabends-Stunden der Repetition und dem Examini, ſo wird er profitiren, und in dieſem Buche, als in einem guten und brauch - bar verfaßten Compendio, dasjenige finden,was61Die III. Anmerckung. (i) was er in manchen Syſtematibus vergebens ſuchen wird. Hierauf folget abermahls, denen Anfaͤn -Eine Elite guter juri - ſtiſcher Buͤ - cher. gern zum beſten, auſer denen vorher an - gefuͤhrten Autoribus, noch eine Elite guter Ju - riſtiſcher Buͤcher, als:
  • Burc. Gotthelf. Struvii Bibliotheca Juris ſe - lecta. 8.
  • Ejusd. Hiſtoria Juris Romani Juſtinianei, Græci, Germanici, Canonici, Feudalis, Cri - minalis & Publici. 4.
  • Joh. Gottl. Heineccii, JCt. Antiquitat. Roman. Jurisprudentiam illuſtrant. ſe - cundum ordinem Inſtitutionum Juſtinia - ni. 8.
  • G. H. Nieuport ſuccincta explicatio rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, ad intelligentiam veterum auctorum. 8.
  • Jo. Samuel Stryckii Inſtitutiones Juris. 8. 1698.
  • Joach. Hoppii Examen Inſtitutionum impe - rialium. 12.
  • Ejusdem Commentarius ad Inſtituta, cum uſu moderno. 4to.
  • Georg. Beyeri Poſitiones ad Inſtituta. 4.
  • Lüder. Menckenii Tabulæ & ejusdem uſus Inſtitutionum.
  • Georg. Adam. Struvii Jurisprudentia Roma - no-Germanica forenſis cum additionibus Lüder. Menckenii.
  • Schüzzii Compendium Lauterbachianum.
Jo. 62Die III. Anmerckung. (i) Eine Elite guter juri - ſtiſcher Buͤ - cher.
  • Jo. Sam. Stryckii notæ ad Lauterbachium.
  • Gottl. Gerh. Titii Obſervationes ad Lauterba - chium.
  • Schœpferi Synopſis Juris Romani & foren - ſis.
  • Struvii Syntagma Juris civilis, cum notis Mülleri. 4.
  • Lüder. Menckenii Tabulæ, fol. & ejusdem uſus Pandectarum. 8.
  • Georg. Beyeri Poſitiones ad Digeſta. 4.
  • Jo. Sam. Stryckii Uſus modernus. 4.
  • Werneri Manuale. 8.
  • Jo. Henr. Bergeri Oeconomia Juris ad uſum hodiernum accommodati. 4.
  • Jac. Frid. Ludovici Doctrina Pandectarum. 8. 1725.
  • Juſt. Hening. Boehmeri Introductio in Jus Pandectarum. 8.
  • Ulrici Huberi Prælectionum Juris Civilis Tom. III. cura Lüder. Menckenii. 4. 1707.
  • Jo. Sam. Stryckii Tractatus de Jure ſen - ſuum. 4. 1717.
  • Ejusd. Tractatus de Cautelis Juramentorum in foro obſervandis. 4. 1719.
  • Ejuſd. Tractatus de ſucceſſione ab Inteſta - to. 4. 1719.
  • Ejuſd. Tractatus de cautelis teſtamento - rum. 4. 1726.
  • Ejuſd. Tractatus de cautelis Contractuum. 4. 1717.
Godofr. 63Die III. Anmerckung. (i)
  • Godofr. Barthii Bericht von der Gerade,
    Eine Elite guter juri - ſtiſcher Buͤ - cher.
    Leib-Gedinge, Morgengabe, Muß - Theil und Heer-Geraͤthe. 4. 1721.
  • Juſt. Hening. Boehmeri Jus Eccleſiaſticum Proteſtantium, uſum modernum Juris Ca - nonici juxta ſeriem Decretalium oſtendens. 4. 3. Tom.
  • Joh. Pauli Lancelotti, JCti Peruſini, Inſti - tutiones Juris Canonici, cum notis vario - rum in uſum auditorii Thomaſiani. 4. 4. Tom.
  • Brunnemanni Jus Eccleſiaſticum, cum no - tis Stryckii.
  • Joh. Schilteri Inſt. Juris Canonici, cum præ - fat. Juſt. Hen. Boehmeri.
  • Ejuſd. Differentiæ Juris Civilis & Cano - nici.
  • Gottl. Gerh. Titii Probe des Teutſchen Geiſtlichen Rechts.
  • Joh. Laurentii Fleiſchers Einleitung zum Geiſtlichen Rechte. 8. 1724.
  • Caſp. Hornii Jurisprudentia Feudalis Longo - bardo-Teutonica. 4. 1720.
  • Georg. Beyeri Poſitiones Feudales. 4.
  • Carpzovii Synopſis Feudalis.
  • Struvii Syntagma Juris Feudalis.
  • Stryckii Examen Juris Feudalis.
  • Gottl. Gerh. Titii Teutſches Lehn-Recht.
  • Petri Tarnovii Tractatus de Feudis Meck - lenburgicis. 4. 1. Tom. 1708. 2. Tom. 1711.
Lüder. 64Die III. Anmerckung. (i) Eine Elite guter juri - ſtiſcher Buͤ - cher.
  • Lüder. Menckenii Gymnaſium polemicum Juris. 4.
  • Joh. Henr. Bergeri Reſolutiones legum ob - ſtantium.
  • Petri Mülleri Jurisprudentia Criminalis, aucta per Burc. Gotthelf. Struvium. 4. 1701.
  • Mich. Henr. Gribneri Principia proceſſus judiciarii.
  • Juſti Hening. Bœhmeri Doctrina de Actio - nibus ad praxin hodiernam accommodata. 1725.
  • Ejuſd. Einleitung zum Gebrauch der Acten.
  • Gailii Obſervationes practicæ.
  • Jac. Fried. Ludovici Einleitungen zu denen ſaͤmtlichen Proceſſen, 4.
  • Diet. Gotth. Eckardi Examen actionum forenſium. 1724.
  • Godofredi Barthii Hodogeta Forenſis, Civi - lis & Criminalis. 4. 1725.
  • Georg. Melch. de Ludolf de Jure Camerali commentatio Syſtematica, cum Appendi - cibus, edit. 2. 1722. Blumius u. Rodingius haben vom Cammer-Proceß geſchrieben.
  • Joh. Chriſtoph. von Uffenbach de Conſilio Cæſareo imperiali aulico, fol. 1700. Die neuere Edition ſoll nicht ſo gut ſeyn als die - ſe.
  • Anon. Praxis ſive Proceſſus Imperialis.
  • Joh. Chriſtian. Lunigii Bibliotheca curioſa Deductionum.
Letzlich65Die III. Anmerckung. (i) Letzlich kan als ein Auszug deſſen, wasAuszug aus dem vorherge - henden. im vorhergehenden von denen Studiis Acade - micis angefuͤhret worden iſt, folgende kurtze Inſtruction dienen, welche einem meiner Bluts-Freunde, der Anno 1721. auf die Univerſitaͤt nach Wittenberg gieng, erthei - let habe, und alſo lautet: Jm Nahmen der Heiligen Drey-Einig - keit, Amen! Ohngeachtet der heilige Apoſtel Paulus Tit. 2, 11. 12. mit wenig aber ſehr nach - druͤcklichen Worten, die gantze Pflicht eines wahren Chriſtens deutlich beſchrieben, und deren GOtt gefaͤllige Ausuͤbung getreulichſt angerathen hat, wenn er ſaget: Es iſt er -Summa der Chri - ſten-Pflich - ten. ſchienen die heylſame Gnade GOttes allen Menſchen, und zuͤchtiget uns, daß wir ſollen verleugnen das un - goͤttliche Weſen und die weltlichen Luͤſte, und 1) zuͤchtig (gegen uns ſelbſt) 2) gerecht (gegen unſern Naͤchſten) 3) gottſeelig (gegen GOtt) leben in die - ſer Welt; So habe dennoch zu Befoͤr - derung der hoͤchſtnoͤthigen Application fol - gende Puncte, als eine gute Regel, darnach ein Chriſtlicher Studioſus Juris & Politices vornehmlich ſein Academiſches Leben ein - richten ſoll, mit Zeit-maͤßigem Vorbedacht aufſetzen, und dieſelbe zur GOtt und Men - ſchen gefaͤlligen Beobachtung beſtens recom - mendiren wollen. Demnach ſoll manE1) Keinen66Die III. Anmerckung. (i) Man ſoll nichts oh - ne Gebet thun;
  • 1) Keinen Tag, und wo moͤglich, keine Stunde, auch keine Arbeit und Geſchaͤffte ohne Gebet anfangen, mitteln und vollen - den, Pſ. 5, 4. und 62, 9. und 63, 7. und 79, 12. Eſ. 26, 9. ſondern mit Ernſt und An - dacht, in glaͤubigem Vertrauen, ohne Zorn und Zweifel thun Bitte, Gebet, Fuͤr - bitte und Danckſagung vor alle Menſchen, 1. Tim. 2, 1. Wird man hierinnen GOttes Befehl ausrichten, ſo wird man ſich auch der goͤttlichen gnaͤdigen Verheiſſungen Pſ. 145, 18. 19. Eſ. 56, 24. Luc. 11, 9. 10. im Leben, Leiden und Sterben zu getroͤſten haben.
Schaffen ſeelig zu werden mit Furcht und Zit - tern;
  • 2) Soll man ſchaffen ſelig zu werden mit Furcht und Zittern, und in der Erkaͤnt - niß des dreyeinigen GOttes, in dem wah - ren ſeeligmachenden Glauben, und in der Gottſeeligkeit, nach 1. Tim. 4, 8. und nach Johann Arnds uͤber dieſen Spruch im 1. Buch im 40. Cap. vorgeſchriebenen Re - geln eines Chriſtlichen Lebens, taͤglich im - mer mehr und mehr zu wachſen und voll - kommener zu werden, ſich eyfrigſt bemuͤ - hen. Hierzu wird dienen, was im erſten Puncte beruͤhret worden iſt. Ferner, daß
    Den Sa - bath hei - ligen;
    man den gantzen Tag des HErrn, (der offtmahls auf Univerſitaͤten beydes von Lehrenden und Lernenden, zu groſſem Aergerniß, ſchlecht gefeyert wird) mit auf - merckſamer Anhoͤrung des goͤttlichen ge -pre -67Die III. Anmerckung. (i) predigten Wortes, mit andaͤchtigem Beten und Singen, und mit fleißiger und auf ei - ne rechte Lebens-Beſſerung zielender Leſung der heil. Schꝛifft und geiſtreicher aufs thaͤtige Chriſtenthum dringender Schrifften, als ge - dachten Joh. Arnds wahres Chriſtenthum, (editio Lipſienſis 1722. 8.) Laſſenii, Scri - vers, Geiers, Franckens, Speners, Gerhards, Neumanns und anderer der - gleichen mehr, zubringe, auch alle Tage, ſo viel die ordentliche Beruffs-Arbeit und Studia zulaſſen, ſonderlich bey denen Mor - gen - und Abend-Andachten fleißig damit continuire. Denn wer dieſe Buͤcher mit Lehr-begieriger Aufmerckſamkeit lieſet und ſeinen Lebens-Wandel darnach einrichtet, deſſen Hertz wird zum Tempel des drey - einigen GOttes werden, und von dieſer Jnwohnung wird er hier zeitlich Gnade um Gnade, und innerlichen Seelen-Frie - den, und dort ewiglich unausſprechliche Herrlichkeit und Seeligkeit zu genieſſen haben.
  • 3) Wenn man nun alſo nach dem Rei -
    Die Haupt - Abſichten beobach - ten;
    che GOttes am erſten getrachtet hat, ſo kan man mit groſſer Freudigkeit ſeine Be - ruffs-Geſchaͤffte, Studia, Sprachen und Ex - ercitia antreten, und ſich den goͤttlichen Seegen dabey gewiß verſprechen: iedoch daß bey dieſen Verrichtungen allemahl die Ehre GOttes, des Naͤchſtens und unſereE 2eigene68Die III. Anmerckung. (i) eigene zeitliche und ewige Wohlfahrt, die Haupt-Abſichten bleiben. Denn ſolcher - geſtalt koͤnnen viel unnoͤthige, unnuͤtzliche und eitle Dinge, womit man in ſeinem Stande weder GOtt noch Menſchen rechtſchaffen dienen kan, und womit die unwiederbringliche Zeit unverantwortli - cher Weiſe verſchwendet wird, weggelaſ - ſen, und die Leibes-Gemuͤths - und Gluͤcks - Guͤter auf was beſſers angewendet wer - den.
Das Stu - dium Juris vornehm - lich trei - ben;
  • 4) Weil das Studium Juris das Ἔργον ſeyn ſoll, ſo iſt dienlich, daß, ehe man ad Inſtituta, Digeſta, das Jus Canonicum, Feu - dale und Criminale ſchreitet, die ad Juſti - tiam & Prudentiam gehoͤrige Diſciplinen, ich meyne das Jus naturæ, die Ethica und Po - litica, tractiret werden, und man ſonderlich das Jus Naturæ zum Grunde lege, weil aller Legum humanarum valor auf die Le - ges divinas Naturalem & poſitivam gegruͤn - det iſt. Wenn man uͤber Hrn. Joh. Franc. Buddei Elementa philoſophiæ inſtrumentalis, theoreticæ & practicæ, oder uͤber Hrn. Andr. Ridigers Inſtitutiones eruditionis, oder wenn deſſen Philoſophia pragmatica bald heraus kommen ſolte, daruͤber einen gantzen Cur - ſum philoſophicum zu halten Gelegenheit haben ſolte, ſo wuͤrde es von unbeſchreibli - chem Nutzen ſeyn, und dadurch beydes der Verſtand und Wille geſchaͤrffet undver -69Die III. Anmerckung. (i) verbeſſert werden. Man kan auch die Zeit zu menagiren, alſobald nach geendig - tem Jure Naturæ den Curſum Juris anfan - gen, und die ad Prudentiam gehoͤrigen Thei - le zugleich continuiren. Die Wahl derer Syſtematum Juris wird denen Herren Do - ctoribus & Profeſſoribus billig uͤberlaſſen; indem ſie die beſten ohn allen Zweifel zu choiſiren wiſſen werden. Nach vollende - ter Theoria Juris ſoll man ein Collegium practicum, etwan uͤber Dn. Mich. Henr. Gribneri Principia proceſſus judiciarii, bey einem beruͤhmten Juris Practico hoͤren und fleißig elaboriren.
  • 5) Die Πάρεργα und Neben-iedoch nuͤtzli -
    Die Neben - Studianicht negligiren;
    chen Studia, ſind die Arithmetica, Geometria, Architectura civilis & militaris, ingleichen die Hiſtoria civilis derer Europaͤiſchen Staaten. Dieſe koͤnnen in vielen Gelegenheiten ſehr er - ſprießlich ſeyn, man muß aber dieſelben nach dem vorgeſetzten Zweck und nach ſeiner In - clination erwehlen, nach dem man nehm - lich von der Oeconomie, von dem Kriege, oder von dem Hof-Leben ſein Fait zu ma - chen Luſt hat. Das Jus Publicum per hiſto - riam illuſtratum iſt auch ein nuͤtzliches Stu - dium vor einen kuͤnfftigen Politicum. Die Oratorie, in ſo fern ſie die aus denen Wiſſen - ſchafften geſammleten Realia, ordentlich, deutlich, gruͤndlich und annehmlich vortra - gen lehret, iſt gleichfals ſehr dienlich; DieE 3leere70Die III. Anmerckung. (i) leere Wort-Plauderey aber und der Fucus Oratorius, ſind ſchaͤdliche und unanſtaͤndige Dinge.
Beyde zu rechter Zeit abwarten;
  • 6) Die Haupt-Studia muͤſſen Vor - mittags, die Neben-Studia, Sprachen und Exercitia, wo moͤglich, Nachmittags getrie - ben, und vor iede Stunde Lection, billig eine Stunde zu derſelben Repetition ausge - ſetzet, und alſo taͤglich nicht uͤber vier Colle - gia gehalten, ſondern ſolche ordentlich nach einander angefangen werden, wo man an - ders etwas rechtes und gruͤndliches ſtudiren
    Die Spra - chen und die Exerci - tia lernen;
    will. Die exotiſchen Sprachen, als Fran - tzoͤfiſch, Jtaliaͤniſch, Engliſch, und die Exercitia ſollen niemahls eines Studioſi Haupt-Werck ſeyn, weil ſie groͤſten theils nur ad ornamentum dienen, und man weder Sprach-noch Exercitien-Meiſter zu Miniſtern, die Land und Leute regieren, ma - chen ſiehet. Die Muſic muß zur Recrea - tion dienen, und zu keinem Zeit-Verderb Anlaß geben.
Die Regeln einer guten Converſa - tion practi - ciren;
  • 7) Jn Anſehung der Converſation ſoll man ſich zwar, des Nutzens wegen, mehr zu hoͤhern als niedrigern Perſonen halten, ie - doch ſo viel moͤglich mit allen Menſchen ver - nuͤnfftig, friedlich und manierlich umgehen lernen, und ſich allezeit gegen hoͤhere demuͤ - thig, gegen gleiche dienſtfertig, und gegen niedrigere freundlich bezeigen; ſich niemand aus Hochmuth und unmaͤßiger Eigen-Liebevorzie -71Die III. Anmerckung. (i) vorziehen; ſeiner eigenen Leibes-Gemuͤths - und Gluͤcks-Gaben nicht ſelbſt erheben, oder andere neben ſich verachten; ſich mit niemand allzu familiair machen; nie - mand uͤbel nach -, ſondern von iedermann das beſte reden; das Vertraute niemand of - fenbahren; Klaͤtſchereyen vermeiden; keine Haͤndel anfangen, oder unnoͤthige Bravoure zeigen, niemand zuſammen verhetzen, ꝛc. ꝛc. ſondern mit aller Vernunfft und Behutſam - keit ſeinen Lebens-Wandel zu fuͤhren, ſeinen eigenen Willen zu brechen, und allen aller - ley, doch ohne Suͤnde, zu werden, trachten.
  • 8) Wird man die drey ſchaͤdlichen Stei -
    Die drey Haupt-La - ſter mei - den;
    ne des Anſtoſſes, oder die drey Haupt-La - ſter, welche des Menſchen zeitliche und ewige Wohlfahrt ruiniren koͤnnen, aͤrger als die Peſt meiden. Denn aus der Voͤllerey ent - ſtehen vornehmlich liederliche Haͤndel, Mord und Todſchlag, aus der Hurerey entſetzli - che Kranckheiten, und aus dem Spielen un - verwindlicher Verluſt derer zeitlichen Guͤ - ter. Ein Menſch, der nur in eines von die - ſen drey Laſtern faͤllet, verlieret den Ge - brauch ſeiner Vernunfft. Denn durch die Voͤllerey wird er zu einem tollen Hunde; durch die Hurerey zu einem geilen Bocke, und durch das Spielen zu einem heiß-hungri - gen Wolfe.
  • 9) Jn Anſehung derer Depenſen muß
    Jn der Depenſe der Eltern
    die Diſpoſition derer Eltern die Cynoſur ſeyn. E 4Denn72Die III. Anmerckung. (i)
    Diſpoſition nachleben;
    Denn dieſe wiſſen ihr Vermoͤgen, und ver - ſtehen am beſten, wie viel ſie einem Kinde, oh - ne denen andern Abbruch zu thun, zum noͤ - thigen und ehrlichen Unterhalt jaͤhrlich auſſe - tzen ſollen. Wer klug iſt, wenn er gleich nichts uͤberfluͤßiges zu verzehren hat, der bleibet deſto fleißiger uͤber ſeinen Buͤchern ſi - tzen, lernet was rechtes, und ſuchet ſeinen Zeit-Vertreib in loͤblichen Dingen, bemuͤht ſich auch nicht die Reichen in ihren unnoͤthi - gen Aufwendungen zu imitiren, ſondern wie er es ihnen in der Gelehrſamkeit und anſtaͤn - digen Qvalitaͤten, wenigſtens gleich, wo nicht zuvor thun moͤge. Ein weiſer Sohn ſtreckt ſich nach der Decke, theilet ſeine Zeit ordentlich ein, vermeidet die boͤſen Geſell - ſchafften, und gehet mit dem deſtinirten jaͤhr - lichen Quanto, als einem von GOtt, durch ſeine liebe Eltern, ihm anvertrauten Pfun - de, dergeſtalt wohl um, daß er es gegen bey - de verantworten kan. Wer auf Univerſi - taͤten mehr ausgiebt als er einnimmt und be - zahlen kan, der iſt ein boͤſer Wirth, weil ſeine Verſchwendungen ihm ſelbſt an ſeinem Ge - wiſſen, Credit und Ehre; ſeinen Creditoribus aber an ihrem Vermoͤgen Schaden brin - gen.
Endlich al - les das thun, was GOtt, Ge - wiſſen und
  • 10) Endlich ſoll ein ieder Chriſt, und ſon - derlich ein Studioſus, alles dasjenige zu beob - achten ſuchen, worzu ihn GOtt, Gewiſſen und Ehre verbindet, und was ich, wegenKuͤr -73Die III. Anmerckung. (k) Kuͤrtze der Zeit und Weitlaͤufftigkeit der
    Ehre erfor - dern.
    Sache, nach allen Umſtaͤnden der Laͤnge nach nicht habe anfuͤhren koͤnnen. Jch re - commendire nur noch zu guter letzte des Joh. Franc. Buddei Theologiam moralem, des Pictet Morale chretienne, die aus dem En - gliſchen uͤberſetzte gantze Pflicht eines Men - ſchen, die Spruͤche Salomonis und den Je - ſus Syrach, welche einen ſolchen Schatz guter Moralien in ſich faſſen, die ieder ver - nuͤnfftiger Menſch zu practiciren trachten ſoll; und ſchlieſſe mit denen Worten Pauli, Galat. 6, 16. Wie viel nach dieſer Re - gel einher gehen, uͤber die ſey Friede und Barmhertzigkeit!
(i)
(k)In Uſu) Die in Holland auf denenDie Col - legia gratis repetiren zu koͤnnen, iſt ein herr - liches Inſti - tutum. Univerſitaͤten eingefuͤhrte Gewohnheit, daß man die einmahl gehaltenen Collegia, wann ſie von denen Profeſſoribus wieder angefan - gen werden, gratis beſuchen und alſo repeti - ren darf, wird in Teutſchland wohl durch - gehends ſo leicht nicht introduciret werden; Ohngeachtet einige Gelehrte, Doctores Juris, und beruͤhmte Philoſophi in Leipzig, bey ih - ren Collegiis darzu einen ſehr loͤblichen An - fang gemacht, und noch andern, dergleichen zu thun, Gelegenheit gegeben haben. Denn in Holland haben die Profeſſores, nicht allein treffliche Salaria, ſondern laſſen ſich auch vor ein Collegium inſtitutionale biß 6. Du - catons, ſind præter propter 10. Thaler, undE 5vor74Die III. Anmerckung. (l) vor ein Collegium Pandectarum biß 12. Du - catons bezahlen; da hingegen auf Teutſchen Univerſitaͤten etwan 4. und 8. Thlr. gezah - let werden; auch die ausgeſetzten Salaria mit jenen in keinen Vergleich kommen.
(k)
Viel reiſen - de Stan - des-Perſo - nen hoͤ - ren das Jus publi - cum in Hol - land,
(l)Vitriarii.) Deſſen Inſtitutiones Iuris publici haben vielen teutſchen, denen drey im Roͤmiſchen Reiche recipirten Chriſtli - chen Haupt-Religionen zugethanen, Standes-Perſonen Anlaß gegeben, ſich etwas laͤnger in Utrecht, und ſonderlich in Leyden aufzuhalten, und allhier ehemahls den Autorem ſelbſt, ietzo aber deſſen Herrn Sohn, der wegen ſeiner guten Conduite und groſſen Force in Iure Publico ſehr bekant iſt, daruͤber zu hoͤren. Hiernechſt iſt Herr Profeſſor Otto zu Utrecht, in Iure Publicopropter ſentiendi libertatem. ſehr beruͤhmt. Und da die Gelehrten uͤber - haupt in Holland alle Freyheit haben, ihre Meynungen der Welt zu communiciren, ſo iſt auch einem Profeſſori erlaubet, die Iu - ra Publica derer Staaten ohngehindert zu dociren, und ſeine gruͤndliche Gedancken, in oͤffentlichen und Privat-Collegiis, ſeinen Auditoribus vorzutragen, und werden da - hero des Imperatoris, Electorum, Principum & reliquorum ſtatuum Imperii Romano - Germanici Jura, ohne Furcht, ſolide tractiretJn Teutſch - land iſt es nicht pra - cticable. und unterſuchet. Denn auf denen Univerſi - taͤten in Teutſchland will einer die Jura Imperatoris contra Electores, ein andererEle -75Die III. Anmerckung. (l) Electorum contra Cæſarem Jura, und ſo fer - ner bald zu weit extendiren, bald zu enge re - ſtringiren, nachdem es ſeines Landes-Her - ren Intereſſe, welches er zu befoͤrdern ſchul - dig iſt, mit ſich bringet. Sonſten ſind auch, als gute Syſtemata, zuEtliche Sy - ſtemata und Com - mentarii Juris pu - blici wer - den recom - mendiret. recommendiren, des Schwederi, Cocceji, Hornii, Schilteri, Struvii, und des Titii Jus Publicum, welches letztere, wie des Au - toris Schrifften alle zuſammen, in groſſer Re - putation iſt, alſo daß auch, nechſt andern Rechts-Gelehrten, der Welt-beruͤhmte Herr Thomaſius in Halle Collegia daruͤber geleſen hat; Als Commentarii aber des Vi - triarii Inſtitutiones Juris Publici, welche Herr Joh. Friedr. Pfeffinger mit Noten der - geſtalt illuſtriret hat, daß man dieſes ietzt in drey Quartanten beſtehende Werck, als eines der beſten Commentariorum, ſonderlich wann es gantz heraus ſeyn wird, billig anſe - hen und hoch ſchaͤtzen muß. Des Herrn Burc. Gotthelf Struvii Syntagma Juris Pu - blici in 4to 1720. hat auch groſſe Approba - tion gefunden. Nicht weniger ſoll auch Herrn Jacob Carl Speners Teutſches Jus Publicum, oder des Heiligen Roͤmiſchen Teutſchen Reiches vollſtaͤndige Staats-Leh - re, in XVI. Buͤchern in 4to, davon der ſechſte Theil dieſe Oſter-Meſſe vermuthet wird, ein ungemein gutes Werck ſeyn. Endlich dient zum Nachſchlagen, Herrn JohannChriſt. 76Die IV. Anm̃erckung. Chriſt. Luͤnigs Reichs-Archiv, und des Herrn Struvens Teutſches Corpus Juris publ.
(l)

Die IV. Anmerckung.

Ein Hof - meiſter ſoll ſich ſeiner Cavaliers Affection verſichern

DAs principalſte Werck, das einem Hofmeiſter bald an - fangs oblieget, iſt: Daß er ſich derer Untergebenen(m) Affe - ction wohl verſichere; als worinnen er auf Univerſitaͤten einen feſten Grund am ſicherſten legen kan. Denn auf Reiſen hernach finden ſich offtmahls andere, die junge Leute zur Freyheit, unter dem ſcheinbaren Vorwand der unnoͤthi - gen Unkoſten, ſehr diſponiren. Wel - ches viele, die ihre Hofmeiſter, wi - der der ihrigen Willen abgedan - cket, zu ihrem irreparablen Schaden, erfahren haben. Und darf ein Hofmeiſter ſich nicht einbilden, daß allemahl redliche Vorſtehung und treue Information das vornehm - ſte ſey, dadurch er ſich der Sei -nigen77Die IV. Anmerckung. nigen Affection erwerben koͤnne. Denn das wiſſen wenige recht zu beurtheilen, iſt auch alſo die behoͤri - ge Erkaͤntlichkeit hievor bey jun - gen Leuten nicht ſo bald zu erwar - ten. Ein groſſes Mittel aber unddurch dar - zu dienli - che Mittel. ſehr ſicher hierzu zu gelangen iſt: Wenn nebſt dem vorigen ein Hof - meiſter derer Untergebenen Genio und Humeur ſich ſo viel thulich ac - commodiret, und ſie eben hierdurch zu dem, was er vor hat, bono modo anfuͤhret. Aber wo er ſich in rech - te gute Grace ſetzen will, ſo iſt wohl das vornehmſte, daß, weil junge Leute nur auf das, was Luſt brin - get, eintzig und allein ſehen, er mit ihnen denjenigen Weg erwehle, der auf allen Seiten anmuthig ausſie - het. Doch weil bey ſenſualen De - lectationen ſehr cautè zu verfahren; ſo iſt hoͤchſtnoͤthig, daß er ſie bey Zeiten zu deren rechten Gebrauch anfuͤhre; Die Jrrthuͤmer ſo hier - bey vorlauffen, und ſehr conſiderabel ſind, ob ſie gleich ſchon von vielen, ihre gantze Lebens-Zeit, nicht be - mercket werden, wohl bekant ma -che,78Die IV. Anmerckung. che, und was vor Gradus in allen Delectationibus (davon das artige Buch les Delices de l’eſprit handelt) ſelbſt vorkommen. Damit ſie nicht die ſenſualen, als die geringſten, vor die allervornehmſten anſehen. Und wenn ein Hofmeiſter ſo habil iſt, daß er ihnen ſelbſt ſolche Delectatio - nes beyzubringen vermag; da junge Leute wuͤrcklich befinden, daß alle ſolche Vergnuͤgungen, ſo ſie bißher genoſſen, nichts gegen die - ſelben zu rechnen ſind: So iſt kein leichter Mittel, ſie von denen ordi - nairen Delectationen, welche der Ver - aͤnderung ſtets unterworffen ſind, ſo wohl und beſſer als keine Præ - cepta iemahls vermoͤgen, abzuzie - hen, und kein kraͤfftigers, welches ſie guten Studiis fleißig obzuliegen, nachdruͤcklicher antreiben wird. Wovon, weil etwas umſtaͤndlicher in der Medicina Mentis & Corporis von p. 9. bis 23. meine Gedancken entdecket habe, mich allhier nicht aufhalten will.

(m) Affe -79Die IV. Anmerckung. (m)
(m)Affection) Der Hofmeiſter mußDer Hof - meiſter ſoll die Affecti - on durch ſich (1) bey denen ihm anvertrauten jungen Herrn in Achtung und Credit ſetzen: daß er ſo wohl gelehrt als tugendhafft, und ſol - chergeſtalt im Stande ſey, ihnen in allen zu ihrem vorhabenden Endzweck dienli - chen Dingen gehoͤrig vorzuſtehen. Zu die -die Ehr - furcht zu befeſtigen ſer Ehrfurcht kan der Grund von denen Eltern am beſten geleget werden, wenn ſie ihren Kindern den Hofmeiſter ſelbſt vor - ſtellen, und ihnen gruͤndlich remonſtriren: Daß, weil ſie ſelbſt unmoͤglich laͤnger in ei - gener Perſon ihnen vorſtehen, und ſie auf die Univerſitaͤt und in Laͤnder fuͤhren, und die fer - nere Aufſicht uͤber ſie haben koͤnten: So haͤt - ten ſie gegenwaͤrtigen gelehrten, tugendhaff - ten und gereiſten Mañ, ihnen unter dem Nah - men als Hofmeiſter oder Compagnon, und unter der Condition mitgeben wollen: Daß ſie demſelben mit allem ſchuldigen Reſpect, Gehorſam und Liebe entgegen gehen, und ihn ſo viel als ihre eigene Perſonen, weil er kuͤnfftig hin an Eltern ſtatt, ihre zeitliche und ewige Wohlfahrt beſtmoͤglichſt zu befoͤrdern verſprochen haͤtte, hoch halten ſolten; Den goͤttlichen Seegen und Fluch ihnen deutlich vorhalten, und die dem Hofmeiſter mitge - gebene Inſtruction, darinnen derer jungen Herren Pflichten auf Univerſitaͤten und Reiſen, in Anſehung derer Studiorum, exercitiorum, peregrinationum & ſumtuum,um -80Die IV. Anmerckung. (m) umſtaͤndlich ausgefuͤhret worden, ableſen laſſen; mit der ausdruͤcklichen Ordre, daß er, der Hofmeiſter, ihren Kindern niemahls geſtehen ſolte, etwas wider die ihnen mit - gegebene Verordnungen vorzunehmen, oder wann de facto dawider gehandelt wor - den, ſolches alſobald berichten: So wuͤr - den ſie ſchon ſolchen uͤblen Auffuͤhrungen, nachdruͤcklich genung zu begegnen wiſ - ſen. und durch die Liebe vollkom - men zu machen ſu - chen.Zum (2) muß er ſich die Liebe ſeiner jun - gen Herren zuwege zu bringen ſuchen. Die - ſes geſchiehet, wenn er ſich, wie oben allbe - reits in der Anmerckung gemeldet worden iſt, ihrem Humeur, ſo viel moͤglich und ohne Verletzung des Gewiſſens geſchehen kan, ac - commodiret; ihre Fehler nicht ſo gleich auf einmahl mit der Schaͤrffe abzubringen, ſon - dern vielmehr nach und nach, durch liebrei - che und gruͤndliche Raiſons, zu der Zeit, wann ſie wohl aufgeraͤumt ſind, zu corrigiren trachtet. Denn gute und boͤſe Gewohn - heiten, werden nach und nach angenommen, und auch auf gleiche Weiſe am beſten abge - ſchafft. Nihil enim tam naturale eſt, quam quodvis eodem modo diſſolvi, quo colliga - tum eſt, L. 35. ff. de Reg. Jur. Vor Leu - ten muß er ſie weder mit Gebehrden noch Worten reprimandiren; auch nicht iede Kleinigkeit nach Hauſe an die Eltern berich - ten. Denn ein ieder Menſch, der in derWelt81Die IV. Anmerckung. (m) Welt was bedeuten will, hat ſein gewiſſes Antheil oder Doſin vom Point d’honneur, und junge Leute haben gemeiniglich eine groſ - ſe, obgleich falſche, Præſumtion von ihrer Wiſſenſchafft und Meriten. Wenn ſol - chen etwas zuwider geſchiehet, und man ih - nen auf das Fleckchen kommt, wo es ihnen weh thut, ſo kan nichts anders als Wider - willen, Zorn und Feindſchafft daraus er - wachſen. Mit trunckenen, ſchlaͤfrigen, zorni - gen, krancken, und ſonſt verdruͤßlichen Leu - ten, kan man ſo lange dieſer Zuſtand dauert, niemahls mit Nutzen raiſonniren. Alſo muß der Hofmeiſter die Circumſtantias loci, temporis, perſonarum & rerum wohl obſer - viren, Zanck und Streit mit allen Fleiß ver - meiden, im uͤbrigen aber ſeinen Anvertrau - ten, mit einem ordentlichen, vernuͤnfftigen und tugendhafften Wandel vorleuchten, und ſich durch tadelhafftiges Leben nicht ſelbſt verwerfflich machen. Denn gute Leh - ren, ohne eigene Ausuͤbung, erbauen ſehr wenig oder gar nichts. 3) Muß der Hofmeiſter die Studia aufDie Studia auf Uni - verſitaͤten dirigiren; Univerſitaͤten dirigiren, Collegia anordnen, auch ſolche ſelbſt, wo es moͤglich iſt, oder ſie in ſein Scibile lauffen, mit abwarten, und entweder ſelbſt zu Hauſe, mit ihnen re -ſelbſt repe - tiren oder repetiren laſſen; petiren, oder doch bey dem Magiſtro, Do - ctore oder Profeſſore, woͤchentlich etliche Stunden zur Repetition und zum ExamineFauſ -82Die IV. Anmerckung. (m) nicht leicht ſelbſt Col - legia leſen;auſſetzen laſſen; Nicht aber ohne Noth, oder aus Intereſſe, ſelbſt ſeinen jungen Herrn Collegia leſen, oder einen Præcepto - rem abgeben. Denn bey dem continuir - lichen Umgange, und der beſtaͤndigen Infor - mation, kommen ſolche Umſtaͤnde vor, wel - che gar leicht beydes das Anſehen, als auch die Liebe gegen den Lehrenden und die Lernen - den mindern koͤnnen. Wenn ſie aber bey dieſem Doctore eine, bey einem andern Pro - feſſore wieder eine andere Stunde, und ſo fort uͤber verſchiedene Diſciplinen halten: So iſt die Abwechſelung dem Gemuͤthe an - genehm, und die Motion dem Leibe dien - lich. Hiernechſt da ein Menſch unmoͤg - lich ein vollkommener Polyhiſtor ſeyn kan, quia ars longa & vita brevis eſt: So iſtſondeꝛn ſol - che bey re - nomirten Maͤnnern halten laſ - ſen; man verſichert, etwas ſolides zu hoͤren, wenn man bey einem Manne, uͤber ſolche Wiſſen - ſchafften Collegia haͤlt, von denen er ſeit vielen Jahren Profeſſion gemacht, und bey welchen er ſich groſſe Reputation und Applau - ſum erworben hat. Zu Hauſe auf dem Lande, muß freylich der Informator, oder nach dem heutigen Stylo zu reden, der Hof - meiſter, die Schul-Studia alleine trei - ben; Aber auf Gymnaſiis und Univerſitaͤ - ten, ingleichen auf Ritter-Academien, kan man ſolche beſſer bey vielen, ſo ſich ex pro - ſeſſo darauf geleget haben, fortſetzen. 4) Soll83Die V. Anmerckung. 4) Soll der Hofmeiſter ſeine Cavaliersund alles beobach - ten, was zum Zweck dienlich ſeyn kan. dergeſtalt anzufuͤhren ſuchen, daß ihre Ge - ſundheit conſerviret, ihr Verſtand excoli - ret, der Wille gebeſſert, und ſonſt alles das obſerviret werden moͤge, was zu Erhaltung ihres Endzweckes dienen kan.
(m)

Die V. Anmerckung.

DAs vornehmſte Abſehen, dasEin Hof - meiſter ſoll die Seini - gen zu ei - ner Frey - heit des Gewiſſens und Gemuͤ - thes ein Hofmeiſter mit ſeinen Untergebenen haben ſoll, muß ſeyn: Sie zu dieſer Dexteri - taͤt zu bringen, daß ſie in allen Sachen, die ihnen einmahl vorkom - men moͤchten, mit groſſer Freyheit des Gewiſſens und Gemuͤths, ſich ſolcher geſchickt unterfangen koͤn - nen. Dieſer Zweck wird erhalten, wenn er ihnen beybringet, wie ſie in allen Sachen anſtaͤndige, gewiſ - ſe und ſichere Schritte thun ſollen, das iſt, daß er ihnen folgende drey Notiones wohl imprimire, als:(n) 1) Notiones Decori & Indecori. durch die Notiones Decori & Indecori;Was nehmlich in der Converſation bey aller Gelegenheit die anſtaͤn -F 2digſten84Die V. Anmerckung. digſten Sitten ſeyn. Denn da - durch koͤnnen ſich Leute, die ſich vor der Welt produciren muͤſſen, ein - mahl recht auffuͤhren, und wohl anbringen, auch hernach viel gutes ſtifften; dahingegen andere, die wohl herrliche gute innerliche Qua - litaͤten haben, in Ermangelung der aͤuſerlichen Anſtaͤndigkeit darzudurch die Notiones Veri & Falſi; nicht gelangen koͤnnen. 2) Notiones Veri & Falſi: Damit ſie das Wah - re von dem Falſchen, bey aller Ge - legenheit, wohl unterſcheiden lernen. Welches denn beſſer durch gute Praxin, als durch viel Præcepta er - lernet wird. Und da die Matheſis hierinnen den beſten Methodum eroͤffnet, und durch viel Exempel illuſtriret: So waͤre zu wuͤnſchen, daß junge Leute dieſes Studium nach dem Vorbilde anderer Natio - nen, nicht ſo ſehr negligirten. Denn hierdurch wuͤrden ſie in kurtzem habiler werden, die Wahrheit in al - len Sachen durchzuſehen, worzu(o) l Art de penſer gute Anleitungdurch die Notiones Boni & Ma - giebet. 3) Notiones Boni & Mali: Jch verſtehe aber hierdurch diereel -85Die V. Anmerckung. (n) reellen Guͤther, ſo bloß eintzig undli zu brin - gen ſuchen. alleine ſind, Weisheit, Tugend und die Vergnuͤgung des Gemuͤthes, und von allen andern Schein-Guͤ - thern, in welche ſich junge Leute ſonſt allzuſehr vergaffen, wohl un - terſchieden werden muͤſſen. Weil aber von dieſen drey Notionibus in meiner Medicina Mentis & Cor - poris weitlaͤufftig und ausfuͤhrlich gehandelt habe, und in der gruͤnd - lichen Einleitung zu der Matheſi und Phyſica die fontes genuini, woraus ſelbige zu deriviren, mit mehrern angewieſen worden ſind; als will ich mich dahin bezogen haben.

(n)Notiones Decori & Indecori)Jn hone - ten Con - verſatio - nen lernet man ſich anſtaͤndig auffuͤhren. Dieſe koͤnnen nicht beſſer als in denen Ge - ſellſchafften, wo honête und geſchickte Leu - te zugegen ſind, erlernet werden. Denn auf eine andere Art gehet man mit Hoͤhern, auf eine andere mit Niedrigern, und auf ei - ne andere mit ſeines gleichen Perſonen um. Gegen Hoͤhere brauchet man Demuth und Reſpect; gegen Niedrige Freundlichkeit und Guͤtigkeit; gegen Gleiche Dienſtfertigkeit und Vertraulichkeit. Da muß man jun -man muß mit aller - hand Leu - ge Herren angewoͤhnen, mit allerhand Leu -F 3ten86Die V. Anmerckung. (n) ten umge - hen lernen;ten umzugehen, und allen allerley, doch oh - ne Suͤnde, zu werden, und ſich nach der in der Converſation befindlichen Perſonen Qualitaͤt und Humeur zu reguliren. Dochiedoch mit Hoͤhern am mei - ſten. wolte ich rathen, daß man mehr mit Hoͤ - hern, als mit ſeines gleichen oder niedrigen Perſonen umzugehen Gelegenheit ſuche. Denn weil man ſich in der erſten ihrer Ge - ſellſchafft einigen Zwang anthun, und et - was retiré ſeyn muß, und nicht ſans façon leben darff: So profitiret man wahrhaff - tig, und machet ſich nach und nach bey ih - nen beliebt, und bahnet ſich durch gute Con - duite den Weg zu kuͤnfftigen Befoͤrderun - gen. Hierzu iſt auf denen Reiſen die beſte Gele - genheit.Zu dieſer Bienſeance zu gelangen, hat man ſonderlich auf Reiſen die ſchoͤnſte Gelegen - heit, auf welchen man mehr converſiren als ſtudieren oder Exercitia treiben muß. Denn ich ſetze zum Voraus: Daß einer zum Reiſen genungſam præpariret iſt, ſeine Studia, Sprachen und Exercitia auf Schu - len und Univerſitaͤten, albereits zulaͤnglich getrieben, und biß zur Politur abſolviret ha - be, und alſo den groͤſten Theil der Zeit, zu nuͤtzlichen und anſtaͤndigen Converſatio -Wer ſich auf Reiſen nur diver - ciren will, der thut. nen, anwenden koͤnne. Um alſo von Reiſen zu profitiren, muß ein Cavalier ſeine Zeit nicht in Aubergen und Caffé-Haͤuſern, unter ſei - nen Lands-Leuten, mit Schmauſereyen und Ausuͤbung allerhand ſuͤndlicher Luͤſte zubrin -gen,87Die V. Anmerckung. (n) gen, weil er dißfalls nicht erſt auf Reiſenbeſſer, daß er zu Hauſe bleibt. gehen duͤrffen, ſondern ſein Conto beſſer zu Hauſe finden koͤnnen; wohl aber mit vor - nehmen, gelehrten, und rechtſchaffenen Leu -Wie man von denen Converſa - tionen pro - fitiren, und ten, und den Tag vor verlohren ſchaͤtzen, an welchem er nicht von ihnen etwas in Literis oder Moribus gelernet hat. Denn durch Annehmung fremder Nationen gute Sitten, (worunter die Petits maitres airs und Affectationes nicht gehoͤren,) anſtaͤndige Le - bens-Art, und andre Qualitaͤten, corrigi - ret man die groben Mores patrios, die Ca - prices, den Pruritum dominandi, den Spiri - tum contradictionis, das Vergnuͤgen von Religions - und Staats-Sachen, mal à propos zu diſputiren, und ſeine theſin quam tenaciſſimè, als der beſte Miſſionarius, zu defendiren, und andere unanſtaͤndige Din - ge mehr, welche, wann ſie nicht abgeſchaf - fet werden, uns in denen Geſellſchafften ridicul machen, und uns honêter Leute Verachtung und Feindſchafft zuziehen. Hierbey muß nun ein Hofmeiſter, nachWie man Cavaliers darzu an - fuͤhren; gegebener Viſite oder geendigter Geſell - ſchafft, ſeine junge Herren fragen: Wie ihnen dieſer oder jener in ſeiner Auffuͤhrung, und wie ihm dieſes oder jenes Diſcurs, und Raiſonnement gefallen habe? Loben ſie was zu loben iſt, ſo kan er ſie in ihrer gegruͤnde - ten Meynung ſtaͤrcken. Loben ſie aber, was zu tadeln, oder tadeln was zu lobenF 4iſt;88Die V. Anmerckung. (n) iſt; ſo kan er ſie durch gute Raiſons corri - giren; ihnen auf den rechten Weg helffen, und ſie ſolchergeſtalt, zu einer noͤthigen und loͤblichen Aufmerckſamkeit, vor das kuͤnffti - ge mit Nutzen enconragiren. Und dieſes iſt das rechte Mittel, junge Herren zur Le - bens-Wohlanſtaͤndigkeit zu bringen, und ſie darinnen ſo feſte zu ſetzen, daß ſie auch in denen ſchlimmſten Geſellſchafften, wie die Bienen, welche auch aus denen giffti - gen Kraͤutern das ihnen dienliche, zu ihrem Honig, zu ſaugen pflegen, etwas Gutes ler - nen koͤnnen. gute Buͤ - cher leſen laſſen;Hierzu geben des Abbé de Bellegarde Schrifften nuͤtzliche Anleitung. E. g. Les Reflexions ſur le ridicule; Les Reflexions ſur la politeſſe des moeurs; Modelles des Converſations, pour les perſonnes polies; Les reflexions, ſur ce qui peut plaire ou de - plaire; L’Art de connoitre l’homme; Johann George Neukirchs Politiſch-moraliſche Ma - ximen, in der Converſation wohl zu leben, und wohl zu reden. u. ſ. f. der allzu - groſſen Ei - gen-Liebe entſagen;Hierbey aber muß man, vor allen Din - gen, der eigenen Præſumtion oder allzugroſ - ſen Selbſt-Liebe entſagen, ſich ſelbſt nicht zu hoch, zu weiſe, zu geſchickt und zu voll - kommen halten. Denn niemand iſt ſo weiſe und ſo klug, daß er nicht irren koͤnne, und niemand iſt ſo tumm und ungeſchickt, daß er nicht etwas, wenn er nur will, ler - nen und begreiffen koͤnne. Hier -89Die V. Anmerckung. (n) Hiernechſt muß man, bey Leſung guter Buͤ -die Wahr - heit ſuchen; cher, und bey Frequentirung vornehmer und gelehrter Maͤnner, ſich ernſtlich vornehmen, der Wahrheit in allen Dingen, wenn es Fleiſch und Blutgleich noch ſo weh thun ſolte, zu folgen. Denn wer der unmaͤßigen Selbſt - Liebe gaͤntzlich entſagt, und die Wahrheit in allen Sachen ſucht, der wird in der Ver - beſſerung ſeines Verſtandes und Willens hoͤchſt nuͤtzliche Progreſſen machen, und ſei - ne zeitliche und ewige Wohlfahrt dadurch aufs ſicherſte befoͤrdern. Wenn ich nun bey dieſer Erlaͤuterung, getreulich angerathen habe: Daß man mit vornehmen Standes-Perſonen, Gelehrten und honêten Leuten, taͤglich umgehen, und von ihnen Gelegenheit zu profitiren ſuchen ſolle: So habe ich auf keine Weiſe da -mit Frau - enzimmer umgehen; durch die Converſation mit vornehmen, klu - gen und honêtem Frauenzimmer wider - rathen wollen; Angeſehen, dieſes Geſchlech - te von GOtt, ſo viel Leibes - und Gemuͤths - Gaben, als das maͤnnliche, erhalten, und ſich alſo dieſes keines Monopolii dißfalls vor jenem zu ruͤhmen hat. Denn wenn bey dem weiblichen Geſchlechte die Educa - tion, mit gehoͤriger Sorgfalt, und die An - weiſung zu allerhand Wiſſenſchafften und Studiis, mit unausgeſetztem Fleiß, getrie - ben wuͤrde, koͤnten ſie es eben ſo hoch, undF 5gewiſ -90Die V. Anmerckung. (n) gewiſſer natuͤrlicher Umſtaͤnde und reitzen - der Gaben wegen, ſonderlich in Appli - catione, wohl hoͤher, als die Maͤnner, darin - nen bringen. Wovon ich viel alte und neue Exempel anfuͤhren koͤnte, wenn ſolches nicht albereits in einem gantzen Buche, das von gelehrten und qualificirten Frauenzim - mer handelt, geſchehen waͤre. Da nun in allen wohlmoraliſirten Laͤndern, die vor - nehmen Damen, in denen dem weiblichen Geſchlechte wohlanſtaͤndigen Qualitaͤten, von Jugend auf, wohl erzogen werden:Von ihrem Umgange profitiren; So muͤſſen ſie nothwendig ſich bey Hofe, und andern eingefuͤhrten Geſellſchafften, wohl zu conduiſiren gelernet, und alſo Ver - ſtand, Klugheit und Geſchicklichkeit genung haben, Manns-Perſonen, die manchmahl in anſtaͤndigen Sitten und einem ange - nehmen Exterieur nicht weit gekommen, und wenig in vornehmer, kluger und quali - ficirter Damen Compagnie geweſen ſind, theils durch Minen, theils durch Gebehr - den, und wenn dieſe nicht helffen wollen, durch nachdruͤckliche Worte, eine hoͤchſt heylſame Lection zu geben. Exempla illu - ſtrant rem. Jch will alſo eines davon an - fuͤhren:ſich durch uͤbles Be - zeigen ihre Gnade nicht ver - Vor acht Jahren, kam ein reiſender Teutſcher Cavalier, auf ſeiner Retour aus Franckreich, in eine Teutſche Fuͤrſtliche Reſidentz; gieng des andern Tages paſſa -blement,91Die V. Anmerckung. (n) blement angekleidet nach Hofe, und ließſchertzen: wie aus dem Exem - pel eꝛhellet. ſich dem Fuͤrſten præſentiren. Als er des folgenden Tages in ſeinem geſtrigen Hemb - de wieder bey Hofe erſchien, ſo fiengen die Hof-Damen allbereits untereinander an uͤber ſeinen Aufzug und malpropreté zu raiſonniren; Wie er aber den dritten Tag, mit eben dem Hembde, wieder dahin kam, und mit zwey Damen à l’hombre ſpielte, ſagte die eine zu der andern, als von der Kleidung geſprochen wurde: Es iſt doch nichts, was uͤber propere Waͤſche gehet. Die andere verfuͤgte darauf: Es waͤre vor kurtzer Zeit ein reiſender Cavalier mit drey - taͤgiger Waͤſche nach Hofe gekommen, zu dem haͤtte Madame N. geſagt: Monſieur, ich beklage ſie recht ſehr, daß ſie keine Waͤ - ſcherin in der Stadt erfragen koͤnnen, und deswegen ſich drey Tage nach einander mit einem Hembde zu behelffen genoͤthiget worden ſind; Wann ihnen aber ein Dienſt geſchiehet, ſo will ich ihnen eine gute Waſch - Frau zuweiſen laſſen, damit ſie kuͤnfftig - hin, in reinlicher Waͤſche, bey Hofe er - ſcheinen koͤnnen. Jch meyne, der ehrliche Paſſagier wuͤrde viel darum gegeben ha - beu, wann er ſeine Groſchen-Menage aufs Dorff verſparet, und nicht mit nach Ho - fe gebracht haͤtte. Hiernechſt iſt auch gewiß, daß jungeJhre Leh - ren und Re - prochen Cavaliers, durch die Dames und derſelbenLehren92Die V. Anmerckung. (n) wohl auf - nehmen;Lehren und Reprochen, weit empfindlicher geruͤhret, und nachdruͤcklicher zur anſtaͤn - digen Veraͤnderung derer Sitten gebracht werden, als durch die beſten Regeln des Gracian, Bellegarde, le Noble, Socrate moderne, oder durch der geſchickteſten Hof - meiſter ihre Lehren und Remonſtrationes. Denn ſo bald eine Dame ſiehet, daß ein junger Menſch wohlgeſtaltet iſt, ſich zu façonniren Luſt hat, und mit geziemender Modeſtie und Geduld, das, was ihm auf eine manierliche Art geſagt wird, annim̃t und ſeine vorige complaiſante Aſſiduité ge - gen dieſelbe gleichwohl auf alle Weiſe zu continuiren, und ſich dero Gnade ferner zu conſerviren ſucht: So wird ſie uͤberzeu - get, daß ſie demſelben gefallen muͤſſe, und daher ſucht ſie ihn ohnvermerckt in der Le - bens-Wohlanſtaͤndigkeit zu pouſſiren, und darzu bey allen Gelegenheiten, iedoch ohne ſich ſelbſt zu vergehen, durch wohl aſſaiſon - nirte Reprochen im Schertz und Ernſt zuund ſich gluͤcklich ſchaͤtzen, ſo ange - nehm cor - rigiret zu werden; corrigiren. Ein Cavalier, der eine ſolche vornehme, tugendhaffte und qualificirte Da - me zur Hofmeiſterin hat, iſt ſehr gluͤck - lich. Denn wo er einigen erlaubten Eſtim vor ſie heget, ſo wird er alle dero Minen, Ge - berden und Worte, welche deſſen Verbeſ - ſerung zum Zweck haben, mit groſſer Ge - laſſenheit ſehen und anhoͤren, ſolche Lehren zu practiciren ſich bemuͤhen, und in kurtzerZeit93Die V. Anmerckung. (n) Zeit mit vornehmen Damen wohl umzuge - hen, ſich bey ihnen zu inſinuiren, und wie er ſeinen eigenen Willen brechen, ſolchen anderer Leute Willen accommodiren, und dadurch zu einer anſtaͤndigen Auffuͤhrung gelangen ſolle, zu ſeinem groͤſten Vortheil und Nutzen lernen. Aber wer hat einem auf Univerſitaͤten oder auf Reiſen ſich befindendem jungen Cavalier die Kunſt gelehret, dergleichen Da - mes zu choiſiren, und wann er ſie gefundenſolche wohl choiſiren ſoll. hat, ſich ihrer Converſation zu ſeiner Avan - tage vernuͤnfftig zu bedienen? Jch will aber einen ohnmaßgeblichen Vorſchlag thun, wie man bey Gelegenheit des recommendirten Umganges mit vornehmen, gelehrten und honêten Maͤnnern, ſich nicht allein die Connoiſſance mit dergleichen Frauenzim - mer procuriren, ſondern auch eine guteHierzu die - nen die Re - commen - dationes groſſer und meritirter Maͤnner. Wahl treffen koͤnne. Dieſes kan nun, meinem wenigen Erachten nach, nicht beſ - ſer, als durch gute Recommendationes, ge - ſchehen. Da man nehmlich vor Antre - tung der Reiſe, in ſeinem Vaterlande dergleichen von Miniſtris, Generals-Perſo - nen, Geſandten und andern vornehmen Maͤnnern, an die an andern Hoͤfen befind - liche Miniſtros und vornehme Haͤuſer ſich ausbittet und damit verſiehet. Denn ſoWodurch man ſich am beſten introduci - ren kan. bald als ſich der Cavalier bey dieſen meldet, und ſeine Briefe uͤberreichet, ſo paſſiret ervor94Die V. Anmerckung. (n) vor das, vor was er ſich ausgiebet, und ſie offeriren hierauf ihre willige Dienſte zu allem dem, was ihm an Ort und Stelle dienlich und angenehm ſeyn kan; Laden ihn, wo nicht bey der erſten Viſite, doch kuͤnfftig hin zur Tafel ein; Da er denn deroſelben Gemahlinnen, und Fraͤulein Tochter, auch wohl andere vornehme Gaͤ - ſte beyderley Geſchlechtes, kennen lernet. Nach der Tafel wird er zu einem à l’hombre - oder Picquet Spiel gezogen, wobey er ſich durch ſeine Conduite denen Damen zu recommmendiren Anlaß be -Zwey oder drey vor - nehme Haͤuſer ſind ge - nung; kommt. Jſt er nun in zwey oder drey dergleichen vornehmen Haͤuſern bekant, ſo muß er ſolche Bekantſchafft auf alle Wei - ſe zu cultiviren ſuchen, und ſich nicht unter - ſtehen durch allzulang ausgeſetzte Viſiten und mittlerweile etwan gemachte Con -wie man ſolche me - nagiren muß, noiſſancen mit Cocquetten, oder wohl gar durch eine angenommene Maitreſſe, zu diſgouſtiren und ſich bey ihnen in Diſcredit zu ſetzen. wird durch ein merck - wuͤrdiges Exempel illuſtriret.Jch muß auch hier ein merckwuͤrdiges Exempel, das Anno 1714. in Paris paſſir - te, kuͤrtzlich anfuͤhren: Es lebte damahls noch Madame la Douairiere d’Orleans, wel - che, wie bekannt, eine Pfaͤltziſche Printzeſ - ſin war, und ſonderlich Teutſchen reiſenden Cavaliers, wann ſie vorhero durch ihre O - briſt-Hofmeiſterin, Madame la Ducheſſe deBran -95Die V. Anmerckung. (n) Brancas, oder eine andere von ihren Hof-Da - mes, darunter auch Madame de Ratzenhaus war, des Sommers in St. Cloud, und des Winters in Paris au Palais Roïal, præſen - tiret worden waren, einen gnaͤdigſten Zu - tritt bey ihrer Toilette, und ſonſten auch Nachmittags erlaubte: Dahero auch die meiſten vornehmen Teutſchen, ſolcher woͤ - chentlich ein oder zweymahl in St. Cloud aufzuwarten pflegten. Dieſer Schuldig - keit acquittirten ſich auch drey Teutſche Ca - valiers und Reiſe-Compagnons, kurtz nach ihrer Ankunfft in Paris, ſetzten auch ſolche Reverences etliche Wochen manierlich fort. Es legten ſich aber nachmahls dieſe dꝛey Her - ren, nach Pariſer Gebrauch, jeder ſeine eige - ne Maitreſſe zu, mit welcher ſie ſich Tag und Nacht wohl divertirten, und gantzer ſechs Wochen lang, die Beobachtung ihrer Schul - digkeit, gedachter Madame unterthaͤnigſt aufzuwarten, daruͤber vergaſſen. Und weil ſie gleich anfaͤnglich ihren Blut - und Geld - Egeln und gottloſen Exercitien-Meiſterin - nen beſondere verdeckte und an ſich ſelbſt gu - te Zunahmen beygeleget hatten: So meyn - ten ſie, es wuͤrde ſo leicht niemand dieſelben dechifriren koͤnnen. Nach dem Mittags - Eſſen giengen ſie alſofort aus der Auberge, etwan au Caffé de la veuve St. Laurent, truncken daſelbſt ihren Caffé, und fragten einander: wie ſie den Nachmittag paſſirenwol -96Die V. Anmerckung. (n) wolten? Darauf ſagte der eine: Jch wer - de zum Vereiter; der andere: ich zum Fecht - Meiſter; und der dritte: ich zum Tantz-Mei - ſter gehen. Und nachdem ſie ſolches dieſe ſechs Wochen uͤber, oͤffters von ſich hoͤren laſſen: So kamen viele hinter das Geheimniß und mochten es wohl bekant gemacht haben. Endlich kam eineꝛ von ihnen, auf die kuͤmmer - lichen Gedancken und Reden: Was wird Madame ſagen, daß wir ſo lange nicht bey ihr geweſen ſind? Darauf wurde einmuͤ - thiglich reſolviret, zu ihr zu fahren. Wie ſie bey der Toilette erſchienen, fragte ſie Ma - dame: Wo ſie ſo lange geweſen waͤren? Worauf ſich einer auf dieſe, der andere auf eine andere Art zu entſchuldigen ſuchte; Al - lein Madame verſetzte darauf: Jch weiß beſſer, wo, und wie, ihr eure Zeit zugebracht habet; Jhr N. ſeyd bey dem Bereiter; Jhr N. bey dem Fecht-Meiſter, und Jhr N. bey dem Tantz-Meiſter geweſen, und ich rathenotable Worte euch gutes, verlaſſet dieſe Geſellſchafft, welche euerm Gewiſſen beſchwerlich, eurer Ehre unanſtaͤndig, euerm Lei - be ſchaͤdlich, und euerm Vermoͤgen ſo ſehr nachtheilig iſt. Hieruͤber wurden ſie, wie man leicht gedencken kan, ſcham - roth, retirirten ſich wieder nach Paris, danckten ihre Maitreſſen ab, fuͤhrten gantz ein anderes Leben, und ſtatteten nachge - hends ihre Aufwartungen, biß zur Abreiſe,fleißig97Die V. Anmerckung. (n) fleißig ab. Wie mancher redlicher Hof - Exercitien - und Sprach-Meiſter, oder ſonſt guter Freund, mag ihnen davon ſchon vor - hero oͤffters getreulich, obgleich ohne erfolgte Wuͤrckung, abgerathen haben? Da aber eine groſſe Dame, ihnen ſolche uͤble Auffuͤh - rung, nur mit wenigen, aber ſehr nach -wuͤrcken ei - ne loͤbliche Lebens - Veraͤnde - rung. druͤcklichen, Worten vorhaͤlt, ſo changiren ſie alſofort, ihre vorige boͤſe und diſreputir - liche, in eine gute und renomirliche Lebens - Art. Hieraus koͤnnen junge Leute abnehmen, was der Umgang mit vornehmen Frauen - zimmer vor Nutzen bringet, zugleich aber anmercken: Daß ſie in groſſen Staͤdten, alle Suͤnden und Schanden nicht ſo heimlichEs wird nichts ſo klein ge - ſponnen, treiben koͤnnen, daß ſie nicht endlich an den Tag kommen ſolten. Denn wer in Rom, Paris, London, Amſterdam, Straßburg und andern groſſen Oertern wacker geſof - fen, nach aller Luſt geſpielet, ohngeſtoͤhrt gehuret, manierlich im Schwitz-Kaſten ge - ſeſſen, und brave Schulden gemacht hat, der darf ſich nur nicht einbilden, daß ſeine Auffuͤhrung verſchwiegen bleiben wird. Jmmaßen ſo bald ihre Coætanei, und ſon - derlich die Herren Landes-Leute, ſolches er - fahren: So kan es nicht anders ſeyn, eses kommt endlich an die Son - nen. muß nach und nach im Vaterlande eclati - ren, und haben ſie von Gluͤck zu ſagen, wenn dergleichen Facta nicht den Ruin ih -Grer98Die V. Anmerckung. (o) rer zeitlichen Ehre und Wohlfahrt nach ſich ziehen oder wenigſtens befoͤrdern helffen.
(n)
(o)l Art de penſer) Jngleichen die oben in der Erlaͤuterung Lit. h. angefuͤhr - ten Logicken oder Vernunfft-Lehren ver - dienen mit Nachdencken geleſen und applici - ret zu werden.
(o)

Die VI. Anmerckung.

Jn Anſe - hung der Zeit ſollen

DJe richtige Eintheilung der Zeit iſt auch wohl zu atten - diren, und iſt ſehr gut, wenn junge Leute angewoͤhnet werden, daß ſie nicht viel uͤber 6. Stundendie Mor - gen-Stun - den denen Studiis ſchlafen; des Morgens um 5. oder 6 Uhr ſtets aufſeyn, welches ihnen hernach das gantze Leben durch ſehr nuͤtzlich faͤllt; Den Morgen bloß zu denen Studiis, außer den letzten Stun - den vor dem Eſſen zu(p) denen Exercitiis, die Nachmittags-Stun - den hergegen(q) gantz nicht zu denen Studiis, ſondern bloß zur Converſation, oder was rechtes zu ſehen, anwenden. Denn wer dieStudia99Die VI. Anmerckung. (p) Studia ſo tractiret, daß er etliche Tage ſtets nach einander denſel - ben incumbiret, der wird ſtupide in ſtudiis, und wenn er in politer Leute Converſation kommt, ſo wird es gleich von andern verſpuͤh - ret. Wer hingegen ſich etliche Ta - ge an einander zur Converſation haͤlt, dem gehet das Stillſitzen wie - der ſchwer ein. Aber wer auf ge -die Nach - mittages - Stunden der Con - verſation gewiedmet werden. dachte Art alle Tage den Morgen zu denen Studiis, den Nachmittag zu einer nuͤtzlichen Converſation de - ſtiniret, der temperiret eines mit dem andern ſo wohl, daß es ihm nicht bange thut, wenn er gantz allein, oder auch in groſſen Compagnien ſeyn muß.

(p)Denen Exercitiis) Zu wuͤnſchenDie Exer - citia ſolten waͤre, daß die Exercitia auf allen Univer - ſitaͤten auf den Nachmittag ausgeſetzet wuͤrden. Denn wie kan der was rechtes ſtudiren, deſſen Leib durchs Reiten, Fech - ten, Tantzen fatiguiret und zu allem Nach - dencken untuͤchtig gemacht worden iſt, und zur Ruhe, um die verlohrnen Kraͤffte wie - der zu erſetzen, nothwendig incliniren muß. Wiewohl bey denen langen Sommer -G 2Tagen100Die VI. Anmerckung. (q) Tagen das Reiten des Morgens ſehr fruͤhund koͤnten Nachmit - tags tracti - ret werden; noch paſſiren kan; iedoch koͤnte man auch gar commode ſolches Nachmittags von 5. Uhr an, da die groͤſte Hitze vorbey, bis 8. und 9. Uhr treiben. Nachdem aber die von denen Exercitien-Meiſtern ausgeſetzte und eingefuͤhrte Lehr-Stunden nicht ſo leicht veraͤndert werden duͤrfften: Als gebe dem - jenigen, der drey Jahr auf Univerſitaͤten bleiben will, den ohnmaßgeblichen Rath:weil es aber nicht Mode, muß man ſich anders zu helffen wiſ - ſen. Er ſetze das erſte Jahr des Nachmittags eine Stunde zum Tantzen aus; das zwey - te Jahr eine Stunde zum Fechten, und Mittwochs und Sonnabends eine Stun - de zur Repetition im Tantzen; das drit - te Jahr lerne er Reiten, und nehme woͤ - chentlich zwey mahl im Fechten und zwey mahl im Tantzen Lection, ſo wird er von iedem Exercitio ſo viel erlernen, als ihm noͤthig iſt, und denen Studiis die beſte Zeit wiedmen koͤnnen.
(p)
(q)Gantz nicht zu denen Studiis) Wer die Exercitia des Nachmittags zu trei - ben Gelegenheit hat, der thut wohl, daß er auch die letzten Vormittags-Stunden, auf die Studia wendet. Denn wenn man ſich ſtarck erhitzet hat, und darauf ſo gleich eſſen und trincken muß, ſo kan man ſeiner Geſund -Die Exer - citia heit leicht Schaden thun. Die Exercitia muͤſſen auch nicht ſo gleich nach der Mahlzeit getrieben werden. Weil man durch dieheffti -101Die VI. Anmerckung. (q) hefftige Motion, die Concoction præcipiti - ren, und die Natur in ihrer ordentlichen und moderirten Operation turbiren wuͤrde. Ja, was die Studia betrifft, muß man eben dasund Studie muͤſſen nicht ſo gleich nach dem Eſſen getrieben werden; obſerviren. Denn durch das ſtarcke Medi - tiren, werden die bey der Concoction be - ſchaͤfftigte Spiritus animales an deren Wuͤr - ckung gehindert, und nach dem Gehirn mit Gewalt zugetrieben, und alſo dem Magen entzogen. Dahero geſchicht es, daß da we - der der Kopff zum Studieren geſchickt, noch der Magen ſeine gewoͤhnliche Verdauung der Speiſen zu befoͤrdern im Stande iſt, man ſich durch die Fortſetzung dieſer unor - dentlichen Lebens-Art, allerhand Kranck - heiten zuziehet. Dieſe zu evitiren, ſoll man nicht eher als zwey Stunden nach dem Eſ -um die Concocti - on nicht zu hindern; ſen, binnen welcher Zeit die meiſte Verdau - ung derer Speiſen geſchehen, und die Saͤff - te in ihre Gaͤnge vertheilet worden ſind, Stu - dia und Exercitia zu treiben, anfangen. Die - ſer Umſtand der Zeit iſt ſonderlich bey jun - gen ſtudierenden und noch im Wachsthumund das Wachs - thum des Leibes zu mindern. des Leibes begriffenen Leuten zu beobachten. Denn, wenn dieſelbe in ihrer Jugend, da die Nutrition ihres Leibes am ſtaͤrckeſten vor ſich gehen ſolte, gar zu ſehr uͤber den Buͤ - chern liegen, und die Kraͤffte ihrer Seelen aufs Studieren verwenden, ſo gehet dem Wachsthum ihres Leibes ein merckliches ab, und pflegen ſie an Statur gerne kleinG 3und102Die VI. Anmerckung. (q) und ſchwaͤchlich zu bleiben. Die Studia muͤſ - ſen auch dergeſtalt beſchaffen ſeyn, daß ſie kein allzugroſſes Nachſinnen erfordern, als etwan, Geographie, Hiſtorie, Zeitungen und Sprachen, ꝛc. Denn dieſe koͤnnen eben - falls des Nachmittags, ohne Schaden der Geſundheit, tractiret werden; Jedoch alſo:Die Con - verſation muß ver - nuͤnfftig angefan - gen und ge - endiget werden. Daß noch einige Stunden, zu der hoͤchſtnoͤ - thigen Converſation, uͤbrig bleiben, und bey derſelben nachfolgende Paſſus obſerviret wer - den. Nehmlich, daß man an dem Orte, wo man in Geſellſchafft iſt, zwar erlaubte Luſtbarkeiten mitmache, iedoch allerhand mit ſuͤndlichen und aͤrgerlichen Zoten angefuͤllte Lieder, mit zu fingen, veꝛmeide; den Wiꝛth nicht uͤber die Zeit incommodire; lieber der erſte, als der letzte im weggehen ſey; unter We - gens ſich nicht lange auf denen Straſſen, ſon - derlich in groſſen Staͤdten, aufhalte; be - ſoffenen Leuten aus dem Wege, und ohne Schreyen, Wetzen, oder anderes Lermen zu machen, in der Stille nach Hauſe gehe; Weil man ſonſten gar leicht Ungelegenheit haben, in Ungluͤck gerathen, oder ſich wohl gar den Tod zuziehen kan. Vide bey der V. Anmerckung, Lit. n. vom Decoro und Indeco - ro, mehr zur Converſation dienende Erleute - rungen. III. Lit. i. p. 70. ſeq.
(q)
Die103Die VII. Anmerckung. (r)

Die VII. Anmerckung.

WEnn man bey denen Exer -Jungen Leuten muß der rechte Zweck de - rer Exerci - tiorum, citiis ſiehet, daß junge Leu - te ſich denenſelbigen allzu - ſehr ergeben, als wenn nur alle Qualitaͤten junger Cavaliers eintzig und allein hierinnen beſtuͤnden: So muß ihnen durch ihre Hof - meiſter wohl bedeutet werden, daß, wenn dieſe Gedancken recht und Wahrheits-maͤßig waͤren: ſo muͤſten die Bereiter, Fecht - Tantz - und Sprach-Meiſter die be - qvemſten und geſchickteſten ſeyn, einen Staat zu gouverniren, wel - ches niemand glauben wird. Da - hero dergleichen Exercitien(r) rech - ter Zweck ihnen wohl beygebracht werden muß.

(r)Rechter Zweck) Welcher darin -und worin - nen derſel - be beſtehet, gezeiget, nen beſtehet, daß man den Leib zu allerhand Verrichtungen geſchickt, und ſonderlich be - qvem mache, durch aͤuſerliche Gebaͤrden und à la modiſche Stellungen des Leibes, ſich der heutigen Welt, die vielmahl nur nach demG 4Exte -104Die VII. Anmerckung. (r) Exterieur die Leute beurtheilet, zu recom - mendiren; und hiernechſt durch eine mode - rate Motion die Geſundheit zu conſerviren. Es muͤſſen aber die innerlichen Qvalitaͤten, als die Erkaͤntniß und Beurtheilung der Wahrheit, die Weißheit, die Gerech - tigkeit, die Klugheit nebſt deren Frucht, welche die Vergnuͤgung und Zufriedenheit, des Gemuͤths iſt, ihnen in keinerley Weiſeund wie weit ſie ſolche nu - tzen koͤn - nen, ange - wieſen weꝛ - den. nachgeſetzet werden. Vor einen Cavalier, der nicht von dem Degen, ſondern von Stu - diis hauptſaͤchlich Fait machen will, iſt ſchon genung, wenn er von denen Exercitiis Cor - poris ſo viel gelernet hat, daß er bey vorfal - lenden Gelegenheiten, in luſtigen Geſell - ſchafften, auf Hochzeiten, privat und oͤffent - lichen Baͤllen, manierlich und ungezwungen mit tantzen; im Fall der Noth ſeine Ehre und ſeinen Leib defendiren, und ſein Pferd gut ſoldatiſch reiten kan. Vor allen Dingen aber muß man ſich hierbey vor denen hoͤchſtſchaͤdlichen und un - angenehmen Petit-Maitre affectirten geſti - bus huͤten, und alles mit einer bonne grace, und einem bel air thun lernen, nach des Comte de Buſſy Rabutin, in einem ſeiner Briefen befindlichen Sentence: La bonne grace & le bel air eſt au corps ce que le bon ſens, & l’eſprit eſt à l’ame. Hierbey recommendire die ſaͤmmtlichen Theile des geoͤffneten Ritter-Platzes, darinnen ein Ca -valier105Die VIII. Anm̃erckung. valier, von allen ihm anſtaͤndigen Dingen, welche ſeinen Haupt-als auch ſeinen Neben - Zweck angehen, zwar kurtze, iedoch gar wohl eingerichtete, gruͤndliche Nachrichten finden, und durch dererſelben fleißige Leſung ſich in den Stand ſetzen wird, von allen darinnen abgehandelten Sachen, mit aller - ley Profeſſion zugethanen Menſchen, kunſt - maͤßig zu raiſonniren, und ihnen zu zeigen, daß er von allem eine gar gute, obgleich nicht zulaͤngliche, Wiſſenſchafft habe. Siehe die III. Anmerck. Lit. i. p. 70.
(r)

Die VIII. Anmerckung.

DAs Tantzen iſt deswegenWie weit das Tan - tzen, vid. den geoͤff - neten Rit - ter-Platz. vor einen jungen Cavalier, der einmahl bey groſſen Solennitaͤten ſich wohl aufſuͤhren ſoll, noͤthig. Weil es ſelbigem bey allen Occaſionen, es ſey bey Viſiten vornehmer Leute, bey deren Be - gleitung, bey der Tafel und ordi - nairen Converſationen ſtets dienet. Man kan es einem auch gleich an - ſehen, ob er dieſes Exercitium ge - trieben hat, und werden junge Leute hieraus beurtheilet, auch die -G 5net106Die IX. Anmerckung. net ſolches, daß man alle andere Exercitia ſich viel anſtaͤndiger ac - quiriret. Weswegen die Frantzo - ſen ihre Kinder in geringen Jah - ren hierzu anfuͤhren laſſen, indem es einen geſchickten Leib procuriret, auch zu deſſen Hurtigkeit, Wachs - thum und Geſundheit ſonderbar be - foͤrderlich iſt.

Die IX. Anmerckung.

Das Fech - ten, vid. den geoͤf - neten Rit - ter-Platz.

DAs Fechten hat dieſen Nu - tzen, daß einer, der ſeinen Degen wohl verſtehet, ſich nicht leicht in Gefahr, (darein ein Reiſender vielmahl unverhofft ge - rathen kan) wie ein anderer, der deſſen unerfahren iſt, alteriren wird. Und alſo, dieweil er vor einem un - geſchickten einen groſſen Vortheil hat, demſelbigen, wenn er nur nicht vermeſſen gehet, und die allzeit noͤ - thige Vorſichtigkeit und Prudenz ſeine Actiones begleiten laͤſſet, gantz leicht begegnen kan. Hernach, wennande -107Die X. Anmerckung. andere ſehen, daß er ſeines Degens maͤchtig iſt, und er nicht ſelbſt zu querellen incliniret, ſo werden ſie ſich nicht leicht an ihn reiben. End - lich kan er auch andern, die in Un - gelegenheit gerathen, mit guter Ma - nier daraus helffen. Nur muͤſſen junge Leute anfangs ſolches mit gu - ter Moderation treiben, dieweil es ſehr fatigant iſt.

Die X. Anmerckung.

DAs Reiten iſt ſehr koſtbar,Das Rei - ten noͤthig ſey. vid. den geoͤf - neten Rit - ter-Platz. und nicht einem ieden zu rathen, der nicht etwan einmahl bey Hofe davon Profeſſion zu machen, und ſich abſonderlich bey groſſen Herren dadurch zu inſinuiren gedenckt. Zudem ſo ge - hen auch die beſten Morgen-Stun - den damit hin, und dienet nicht al - len zu ihrer Conſtitution. Aber das iſt einem ieden Cavalier gar an - ſtaͤndig, daß er ſo viel erlernet, wie ein Pferd zu gouverniren, die be -hoͤri -108Die XI. Anmerckung. hoͤrigen Terminos der Manege ſich bekant machet, und endlich offt zu - ſiehet, um die Artificia zu bemer - cken, wodurch die Pferde zu ſo vie - len unterſchiedenen Actionen durch gar leichte Mittel und Huͤlffen dreſ - ſiret werden.

Die XI. Anmerckung.

Theils Sprachen muß man wohl ver - ſtehen;

BEy denen Sprachen ſind drey Sachen wohl zu ob - ſerviren. Denn theils Spra - chen ſind nur noͤthig, daß man ſie perfect verſtehe, als die Lateiniſche, maßen einem(s) Cavalier ſelten vor - kommt, ſolche zu reden oder zu ſchreiben, und wird in Teutſchland hierinnen ſehr geirret, daß bey der Nobleſſe ſo viel Zeit auf die(t) Com - poſition gewendet wird, die doch we - nig dienet, und wo ein ſtetes Exer - citium nicht iſt, doch bald hinweg faͤllet, und kan mancher eine latei - niſche Oration ſchreiben, und herge - gen kaum einen geſchickten Briefin109Die XI. Anmerckung. in der teutſchen Sprache aufſetzen, da doch das letztere faſt ſtets vor - kommt, und jenes faſt niemahls. Wiewohl man auch die lateiniſche Sprache zu reden leicht acquiriren kan, als auf denen Univerſitaͤten in Holland, da man wegen Vielheit verſchiedener Nationen, um einan - der wohl zu verſtehen, allezeit la - teiniſch reden muß. Jn der Frem - de hat man auch Gelegenheit die Hollaͤndiſche und Engliſche Spra - che ſich bekant zu machen, derge - ſtalt, daß man ſie wohl verſtehen lerne, welches gantz leicht, durch Leſung derer Zeitungen, ſo man allda taͤglich hat, durch den Um - gang und Leſung guter Buͤcher erhalten werden kan. TheilsTheils Sprachen ſchreiben und reden; Sprachen ſind nothwendig, daß man ein anſtaͤndig Concept darin - nen aufſetzen und eine manierliche Rede bey aller Gelegenheit vor - bringen kan, welches denn einer iedweden Nation eigene Sprache iſt, und hat der ehemahlige be - ruͤhmte Schul-Rector in Zittau,Herr110Die XI. Anmerckung. (s) Herr M. Chriſtian Weiſe, in der teut - ſchen Sprache hochſchaͤtzbare guteTheils Sprachen fertig ſpre - chen koͤn - nen. Dienſte durch unterſchiedene Buͤ - cher der Jugend gethan. End - lich ſind theils Sprachen noͤthig, daß ſie mit guter Fertigkeit gere - det werden koͤnnen, und dienet hierzu die Jtaliaͤniſche, wer den Hof zu Wien frequentiren will; aber durchgehends bey allen Hoͤfen, dievid. L Art de bien parler françois 8. 2. vol. Frantzoͤſiſche, bey welcher am beſten, daß man in der Jugend gleich dar - zu gehalten wird, ſo darff man her - nach, wenn man Realien tractiren ſoll, ſich nicht viel Zeit mit derſelben verderben.

Ein ſtudie - render Ca - valier ſoll Latein koͤn - nen.
(s)Cavalier) Dieſem kan freylich ge - nung ſeyn, wenn er ſie wohl verſtehet, und einen Profeſſorem, der auf Univerſitaͤten ſei - ne Collegia, uͤber Lateiniſche Autores, und in Lateiniſcher Sprache zu halten pfleget, aſſe - quiren kan. Allein da ſie doch der Gelehr - ten Mutter-Sprache, und vieler exotiſchen Sprachen Haupt und Fundament iſt, und man hiernechſt, wenn man dieſe perfect ver - ſtehet, alle die andern, ſo von ihr herkommen ſind, viel leichter und geſchwinder faſſen kan; Weil auch eine Sprache nicht eher und beſ -ſer,111Die XI. Anmerckung. (t) ſer, als durch fleißiges exponiren, componi - ren und translatiren erlernet wird: So lohnt ſichs wohl der Muͤhe, einige Zeit darauf zu wenden, und es auf dieſe Weiſe gantz un - vermerckt dahin zu bringen, daß man ein ziemliches Concept in ſelbiger aufzuſetzen, auch durch ein fleißiges Exercitium ſolche zu ſprechen, geſchickt iſt. Denn ich halte da -Wie ſol - ches am beſten zu lernen. vor, daß man eine iede Sprache niemahls beſſer, als durch wenige, abergute Regeln, die fleißig practice appliciret werden muͤſſen, verſtehen, ſchreiben und reden lernen kan. Allermaßen was par routine gelernet wird, ſich auſſer dem taͤglichen Exercitio, in kurtzer Zeit wieder vergiſt; Da hingegen die Re - geln das Gedaͤchtniß und Judicium derge - ſtalt feſte machen, daß wenn man das hurti - ge Reden gleich verlernet, iedennoch nim - mermehr einen Autorem perfect zu verſtehen, vergeſſen wird. Dieſes habe aus eigener Erfahrung, und ſo wahr befunden, daß ich niemand rathen wolte, eine Sprache ohne alle Regeln zu lernen, wo er ſie kuͤnfftig - hin nicht bald wieder vergeſſen will.
(s)
(t)Compoſition) Daß meiſtentheilsWarum ſo viel Jah - re damit zugebracht werden? biß zehn und mehr Jahre, uͤber dem Latein lernen zugebracht wird, kommt gemeinig - lich daher: Daß man nach dem alten Schlendrian, die Jugend, mit allzuvielen Auswendig lernen plaget, und ſie ohne gute Methode elendiglich informiret. Jch habeauf112Die XI. Anmerckung. (t) auf meiner zweyten Reiſe in Holland, 1705. in Leyden, einen Hofmeiſter gekant, der mit ſei - nem damahligen Reiſe-Compagnon, welcherWie es leichter und kuͤrtzer beyge - bracht werden koͤnne. nicht einmahl recht decliniren und conjungi - ren kunte, einen Verſuch that, und des Sey - boldi Teutſchen Donatum dergeſtalt mit ihm vornahm, daß er ihn nach denen taͤglich abgetheilten Penſis, in einem Monathe durch tractiren kunte. Den erſten Monath in der Morgen-Stunde, repetirte er mit ihm die Declinationes und Conjugationes, und die Regeln; in der Nachmittags-Stunde, wurden ſie durch fleißiges examiniren, nach und nach gelaͤuffig gemacht. Den andern Monath, erklaͤrte er ihm die Regeln Vor - mittags, und Nachmittags ſahe er, wie weit er ſie verſtanden hatte. Den dritten Mo - nath muſte er des Morgends, ſein Penſum fleißig repetiren, und des Nachmittags halff er ihm Adjectivum und Subſtantivum zuſam - men ſetzen. Den vierdten Monath, ließ er ihn die Foͤrmlichen alleine machen. Die zwey folgende Monathe gab er immer ſchwehrere Formuln vor, und die zwey letz - tern Monathe kleine Argumenta, worzu die Woͤrter meiſtentheils in ſeiner Grammatica ſtunden, welche er aus dem Teutſchen ins Lateiniſche, und aus dieſem wieder ins Teut - ſche uͤberſetzen muſte. Nachdem er nun al - ſo die Rudimenta linguæ latinæ, in acht Mo - nathen, Tages zwey Stunden, acht mahltheo -113Die XI. Anmerckung. (t) theoreticè & practicè, mit ihm durch tracti - ret hatte, fieng er an mit ihm des Guazzo leichtes Buͤchlein, de eivili converſatione, mit gutem Succeß und vieler Luſt ins teut - ſche, und aus dieſem wieder ins lateiniſche zu uͤberſetzen. Uber dieſer Arbeit verlieffen vier Monathe. Hierauf nahm er den Cor - nelium Nepotem mit ihm, und tractirte ihn auf gleiche Weiſe, und ließ ihn die Kern - Phraſes excerpiren, und dem Gedaͤchtniß, durch wiederhohltes repetiren und examini - ren, einverleiben. Hiermit continuirte er vier Monathe, und brachte es endlich in ſechzehen Monathen ſo weit, daß er die Spꝛa - che mit Realien verbinden, und des Puffen - dorfs Buͤchlein, de officio hominis & ci - vis, mit ihm leſen kunte. Ob dieſes bey zehn und mehr jaͤhrigen Knaben auch appli - cable ſeyn ſolte, uͤberlaſſe anderer Beur - theilung. Jch daͤchte aber, wenn man nach dieſer Lehr-Art, des Cellarii librum me -Cellarii Lehr-Art wird re - commen - diret. morialem, mit ſeiner angehaͤngten, kurtzen, deutlichen und gruͤndlichen Teutſchen Gram - matic, nebſt dienlichen, erſt leichten, denn ſchwehren Autoribus Claſſicis, mit der Ju - gend tractirte, ſo wuͤrde man es in drey Jah - ren, in der Latinitaͤt ſehr weit bringen koͤnnen. Allein bey dergleichen Information, da man des Lernenden Gedaͤchtniß menagiren, ſol - ches nicht obruiren, und ihn bey beſtaͤndiger Luſt erhalten will, kommt es auf eines treuenHLeh -114Die XI. Anmerckung. (t) Lehrenden ſaure und unverdroſſene Muͤh und beſtaͤndigen Fleiß hauptſaͤchlich an. Weil aber dieſe Arbeit ſehr ſelten nachVon weni - gen aber appliciret. Verdienſt erkant und belohnet wird: So findet man auch wenig Præceptores, die ſol - che nach ihrem Wiſſen gewiſſenhafft ver - richten. Ja ich mag wohl ſagen, daß die wenigſten den rechten Methodum docendi,Buͤcher, ſo von guter Methode handeln, recommen - dirt. welchen ſie aber aus M. Hofmanns, Boͤclers, Becmanns, Groſſers, und anderer beruͤhmten Schul-Maͤnner An - weiſungen und Schrifften erlernen koͤnten, ſelbſt wiſſen, und alſo bey derjenigen Lehr - Art bleiben, nach welcher ſie 16 und mehr Jahre lang unterrichtet worden ſind, laſſen es meiſtens auf des Diſcentis memoriren ankommen, und ſind ſelten recht bekuͤm - mert, daß ihre Untergebene proſitiren moͤch - ten: ſondern wie ſie von ihren Lehrern ge - handelt worden ſind, ſo handeln ſie ande - re wieder. Wer endlich etwas gruͤndli - ches weiter hiervon wiſſen will, der leſe in des Herrn D. Andr. Ruͤdigers Philoſo - phiæ pragmaticæ Lib. III. Sect. I. Part. II. Ca - put X. de Prudentia Educationis & Inſtitutio - nis liberorum, in welchem er eine feine Anlei - tung, und der Sache weiter nachzudencken, Gelegenheit finden wird.
(t)
Die115Die XII. Anmerckung.

Die XII. Anmerckung.

DJe Reiſen an ſich ſelbſten,Auf Reiſen ſoll man ſich an gꝛoſſen Oer - tern am laͤngſten aufhalten; da man heute einen, mor - gen einen andern Ort be - ſucht, hat eben ſo groſſen Nutzen nicht, und iſt nicht viel anders, als ein angenehmer Traum. Dahe - ro Reiſende allezeit ſuchen ſollen in Principal Oertern und groſſen Staͤdten viele Zeit zu verbleiben. Denn da kommen alle Paſſagiers hin; man trifft die vornehmſten Leute an, von ihnen was rechtes zu lernen; man hat da das meiſte zu ſehen und zu obſerviren; Und wenn man hernach einmahl von ſelbigen Oertern weg, und gleich - wohl aus denenſelbigen alles Aviſo in Zeitungen gegeben wird: So iſt einem alles wohl bekant, und penetriret man viel, das andere ſo nicht aſſequiren. Endlich hat man auch alle Commoditaͤt, die an an - dern kleinen Oertern nicht ſo anzu - treffen. Wenn man ſich allda be -H 2fin -116Die XII. Anmerckung. Den Plan der Stadt, derſelben, undfindet, muß man ſich den Plan der Stadt im Abriſſe alſobald bekant machen. Hernach die Beſchrei - bung derſelben, was allda paſſiret, und zu ſehen merckwuͤrdig iſt, ſich anſchaffen, und endlich die Nach - richt von des Koͤnigreichs und desderer Laͤn - der Be - ſchreibun - gen gantzen Landes Beſchaffenheit, da - von ſie das Haupt iſt, zu erhalten ſuchen. Wie in Franckreich l’E - tat de France, in Rom la Corte di Roma iſt; wie denn in denen ordi - nairen Calendern allda alles ent - halten iſt, was man alle Tage durch die Faſten-Zeit ſehen kan. Und ſo hat man andere derglei - chen(u) Buͤcher mehr, davon die Sprachmeiſter einem bald Nach - richt geben koͤnnen. Sind Vacan - tzen wegen der Ferien, und muͤſſen die gewoͤhnlichen Ubungen ausge - ſetzet werden: So kan man die in der Naͤhe gelegenen Hoͤfe, Staͤd - te und Palais mit Commoditaͤt be - ſehen, und denn ſo gleich ſich wie - der zu ſeinen gewoͤhnlichen Studiis und Exercitiis begeben.

(u) Buͤcher117Die XII. Anmerckung. (u)
(u)Buͤcher mehr) An denen groſſennach Anlei - tung dieſes Catalogi le - ſen und ex - cerpiren. Oertern, wo man etliche Tage, Wochen und Monathe zu verbleiben gedenckt, oder genoͤthiget wird, muß man ſich alles deſſen erkundigen, was daſelbſt merckwuͤrdiges zu ſehen und zu obſerviren iſt. Denen zum be - ſten, welchen dergleichen Nachrichten man - geln, will folgenden kleinen Catalogum von allerhand politiſchen Schrifften und Reiſe - Buͤchern zu ſelbſt beliebigen Gebrauch er - theilen, als:
(u)

I. Von General-Schrifften.

  • Das ietzt herrſchende Europa. edit. noviſſ.
Von Gene - ral-Schrif - ten.
  • Die Europaͤiſchen Staaten.
  • Les voïages du Sieur Aubry de la Motraye faits pendant 26. années, en Europe, en Aſie & en Afrique, in fol. 2. Vol. à la Haye.
  • L’homme de cour par Gracian; iſt auch teutſch mit des Herrn D. Auguſt Frie - drich Muͤllers Noten ſehr wohl zu leſen.
  • Von Zech Europaͤiſcher Herold.
  • Rothens Memorabilia Europæ.
  • Talanders curieuſe und Hiſtoriſche Reiſen durch Europa.
  • Conring. de Prudentia peregrinandi.
  • L’Ecole du Monde par Mr. le Noble.
  • L’Eſpion Turc.
  • Brown Brief Account of ſome Travels in divers parts of Europe.
H 3Ano -118Die XII. Anmerckung. (u)
  • Anonymi vornehmſte Europaͤiſche Rei - ſen.
  • Berckenmeyers Antiquarius. Jn dieſen bey - den ſind hin und wieder unrichtige Nach - richten anzutreffen.
  • Schowarti Theſaurus Peregrinantium.
  • Pacichelli Memorie de Viaggi per l’Europa chriſtiana.
Von Special. Schriff-ten.

II. Special-Schrifften.

1) Von Teutſchland.

  • Grund-Veſte des Heiligen Roͤmiſchen
    Von Teutſch - land.
    Reichs, die neueſte Edition.
  • Merians Topographie von Oeſterreich, Steyermarck, Caͤrnthen, Crain, Tyrol, Bayern, Schwaben, Pfaltz, Elſaß, Mayntz, Trier, Coͤln, Weſtphalen, Franckenland, Ober - und Nieder-Sach - ſen, Marck-Brandenburg, Hertzog - thum Pommern, Boͤhmen, Maͤhren, Schleſien, ꝛc.
  • Conſtantini Germanici Epiſtola de Peregri - nationibus.
  • B. von Hernick Oeſterreich uͤber alles wenn es nur will.
  • Der Wieneriſche Hof - und Staats-Ca - lender.
  • Apiani Beſchreibung des Bayer-Landes.
  • Voigts Beſchreibung des Koͤnig-Reichs Boͤhmen.
Jobſts119Die XII. Anmerckung. (u)
  • Jobſts Beſchreibung der gantzen Marck - Brandenburg.
  • Der Berliniſche Addreß-Calender.
  • Einleitung zur Hiſtorie des Chur-Fuͤrſten - thums Sachſen.
  • Calvörs Beſchreibung des Heydniſchen und Chriſtlichen Nieder-Sachſens.
  • Martini Zeileri Beſchreibung, der Her - tzogthuͤmer Braunſchweig und Luͤneburg.
  • Beckmans Anhaͤltiſche Chronicke.
  • Hieher gehoͤren alle gute Autores, die vom Teutſchen Jure publico geſchrieben haben, deren einige oben angefuͤhret worden ſind.
  • Poſtarum ſeu Veredariorum ſtationes per Germaniam & Provincias adjacentes.

2) Von der Schweitz.

Von der Schweitz.
  • Plantini Helvetia antiqua & nova.
  • Mercurius Helveticus; iſt gut.
  • L’Etat de la Suiſſe par Stanian; iſt beſſer.
  • Simlerus de Republica Helvetiorum.
  • Leti Hiſtoria Genevrina.

3) Von Jtalien.

Von Jta - lien.
  • Bozii ſtatus Italiæ antiquus & novus.
  • Miſſons voïages d’Italie; iſt auch ins teut - ſche uͤberſetzt.
  • Joach. Chriſt. Nemeitz Nachleſe beſonde - rer Nachrichten von Jtalien, als ein Sup - plement zu Miſſons, Burnets und andern Reiſen.
H 4Leti120Die XII. Anmerckung. (u)
  • Leti Italia regnante und die Dialoghi politici ſind ſehr rar zu bekommen.
  • Grævii Theſaurus Antiquitatum & hiſto - riarum Italiæ.
  • Rogiſſart Delices de l’Italie.
  • Ejuſd. Nouveau Theatre de l’Italie.
  • Abbate Pinaroli Roma antica e nouva.
  • Il Mercurio errante.
  • Meraviglie di Roma.
  • Antiquità di Roma 2. Vol. in 8. mit ſchoͤnen Kupffern.
  • Antonio Parrino Nuova guida de’Foraſtieri di Roma.
  • Tableau de la Cour de Rome.
  • La nouvelle relation de la Ville & Republi - que de Veniſe, par Frechot.
  • Coronieri Guida de’Foraſtieri di Venezia.
  • L’Etat de Veniſe.
  • Gaillardi ſtatus reipublicæ Venetæ.
  • Saint Didier Deſcription de la Ville & Re - publique de Veniſe.
  • Contarino della Republica e Magiſtrati di Venezia.
  • Guida de Foraſtieri di Napoli.
  • B. J. Hiſtoire de l’Origine du Roïaume de Sicile & de Naples.
  • Il riſtretto delle curioſita di Fiorenza.
  • Memoires de Cour d’Italie ou Etat ancien & moderne des Duchés de Florence, Mo - dene, Mantouë & Parme.
  • Annales Piſani.
La121Die XII. Anmerckung. (u)
  • La Sardaigne Paranymphe de la Paix.
  • Theatrum Statuum Sabaudiæ Ducis.

4) Von Franckreich.

  • Anon. Le veritable état du gouvernement de
    Von Franck - reich.
    la France.
  • Les delices de France.
  • Le Detail de la France.
  • Les noveaux voïages de France.
  • Deſcription de la Ville de Paris, par l’Abbé Brice.
  • Les Curioſités de Paris.
  • La Deſcription de Paris & des Environs.
  • L’Almanac roïal.
  • Des Herrn Joach. Chriſt. Nemeitz Se - jour de Paris.
  • Compilations du Droit Romain François & Canonique.
  • Le Plan de la Ville de Paris & de ſes Faux - bourgs.
  • Liſte generale des poſtes de France gravée.
  • Carte des Poſtes & des routes de France.
  • Recherches curieuſes des Antiquités par Mr. Spon.
  • Le Canal roïal de Languedoc pour la jon - ction de l’Ocean & de la mer mediterra - née, par Nolin.
  • Lettres d’Adam ſur les Antiquités de Xaintes.
  • La Deſcription des Antiquités de Narbonne, par Mr. Jerome la Font, chanoine de St. Sebaſtien.
H 5Traité122Die XII. Anmerckung. (u)
  • Traité des anciens batimens de Niſmes, par Deyron.
  • La Deſcription des Antiquités d’Arles, par Seguin.
  • La Diſſertation ſur la Venus & ſur l’Obelis - que d’Arles, par Terrin.
Von Spa - nien undPortugall.

5) Von Spanien und Portugall.

  • Verdier Abregé de l’Hiſtoire d’Eſpagne.
    • Les Delices d’Eſpagne
    • Les Delices de Portugal
    par Colmenar.
  • Herrn Schmauß Staat von Portugall.
Von Gꝛoß - Britanni-en.

6) Von Groß-Britannien.

  • Larrey Hiſtorie d’Angleterre d’Ecoſſe & d’Irlande.
  • Lelands Itinerary of great Britain.
  • L’Etat de la grande Britagne.
  • The new State of great Britain under King George by Chamberlain.
  • Temple Introduction à l’Hiſtoire d’Angle - terre.
  • Les Delices d’Angleterre d’Ecoſſe & d’Irlan - de.
  • Le Guide de Londres; iſt etwas rar, es kan aber davor
  • Des Herrn J. B. Kuͤchelbeckers der nach Engelland reiſende curieuſe Paſſagier geleſen werden.
  • Freymuͤthige unpartheyiſche Gedancken, vonder123Die XII. Anmerckung. (u) der Religion, Kirchen und Gluͤckſeelig - keit der Engellaͤndiſchen Nation, unter der gegenwaͤrtigen Regierung.
  • Heinrich Ludolf Bentheim Engliſcher Kirchen - und Schul-Staat.
  • A new view of London.
  • The Revolutions of England, ſind auch ins Teutſche uͤberſetzt.

7) Von Daͤnnemarck undVon Daͤn - nemarck uñ Schwe - den. Schweden.

  • Anon. Respublica Daniæ, Norwegiæ, Holſa - tiæ.
  • L’Etat preſent du Roïaume de Dannemarc, par Molesworth.
  • L’Etat preſent de Suede.
  • Gerdes Theatrum fati Suecici.
  • Anon. Anecdotes de Suede.

8) Von Holland und denen Spani -Von Hol - land und denen Spani - ſchen Nie - der-Lan - den. ſchen Nieder-Landen.

  • Les Delices de Hollande.
  • Banages Annales des Provinces unies.
  • Anon. Hiſtorie abbregée des Provinces unies des Pais-bas.
  • Remarques ſur l’Etat des Provinces unies, par Tempel.
  • Des De la Cour oder van Hof Schrifften, ſind bey der XXIX. Anmerckung Lit. tt. an - gefuͤhrt zu finden.
Henr. 124Die XII. Anmerckung. (u)
  • Heinr. Ludolf Bentheim Hollaͤndiſcher Kirchen - und Schul-Staat.
  • L’Intereſt de Hollande, par Tempel.
  • Le Guide ou la Deſcription de la Ville d’Amſterdam.
  • Les Delices des Pais-Bas Eſpagnols.

9) Ferner

Von Poh - len.
  • Conors Beſchreibung des Koͤnig-Reichs Pohlen.
  • Zalaszowſky Jus Regni Poloniæ.
Von Hun - garn.
  • v. Kreckwitz Beſchreibung des Koͤnig - Reichs Hungarn.
Von Moſ - cau.
  • Perry Etat preſent de la grande Ruſſie, it. teutſch.
  • Das veraͤnderte Ruß-Land, in einem biß 1720. gehenden Journal.
Von der Tuͤrckey.
  • Hiſtoire de l’Etat preſent de l’Empire Otto - man.
  • Etat politique & militaire tiré des archives les plus ſecretes des Princes Ottomans & qui ſervent pour bien gouverner leur empire tradnit du Turc en Francois, par M. P. 1725.

Dieſe und dergleichen Buͤcher mehr, kan man erſt entweder auf Univerſitaͤten oder auf Reiſen wohl durchleſen, nachſchlagen und ſich einen Extract daraus machen, ehe man die Sachen ſelbſt in Augenſchein nim̃t, bey deren Beſichtigung aber alles das an -mercken,125Die XII. Anmerckung. (u) mercken, was in den Krahm entweder haupt - ſaͤchlich, oder nur einiger maſſen zum Haupt - oder Neben-Zweck dienen kan, und taͤglich etwan des Abends, oder wenn man Zeit hat, in das darzu gewiedmete Reiſe-Journal or -Ein Reiſe - Journal halten. dentlich eintragen, nicht aber alle Bagatellen, als: wenn man Hollaͤndiſchen Kaͤſe gegeſſen, geboſelt, einen Sperling geſchoſſen, oder mit ſeinem Diener ſich gezanckt hat, und was dergleichen abgeſchmackte Dinge mehr ſind. Memoria hominum eſt labilis. Wer gleich alles beſiehet, nichts aber davon aufzeichnet, dem gehet es wie demjenigen, der ſein Geſicht im Spiegel beſchauet, nehmlich daß er alles in kurtzer Zeit wieder vergiſt, und ihm nach wenig Jahren ſeine gantze Reiſen als ein an - muthiger Traum, von welchem er nur con - fuſe Idéen hat, vorkommen, und nachge - hends niemanden davon ſolide Raiſons und Nachrichten geben kan. Die hierbey ge -deſſen Nu - tzen erwe - gen; habte Muͤhe wird durch einen vielfaͤltigen Nutzen gewiß vergolten werden.

Jch habe auf meinen Reiſen eines ums Vater-Land hoͤchſt verdienten Cavaliers aushierinnen einem gu - ten Exem - pel nach - folgen. Sachſen, zwey Herren Soͤhne angetroffen, die beyde gute Studia hatten, und ſich auf Reiſen ungemein qualificiret, und allbereits, wie man mir geſagt hat, anſehnliche Chargen, als Belohnungen ihrer Verdienſte, uͤber - kommen haben. Dieſe muſten ihr ordentli - ches Journal halten, und dero Herrn Vaterdaraus126Die XII. Anmerckung. (u) daraus monathlich einen Extract nach Sach - ſen ſenden, damit er ſehen koͤnte, wie ſie die Zeit und das Geld angewendet, und ob ſie ſich auf Reiſen, nach ſeinem Wunſch, zu qua - lificiren die rechten Mittel und Wege erweh - let haͤtten. Wolte GOtt! daß alle Eltern dergleichen nuͤtzliche Verordnungen mach - ten, und alle Kinder ſolchen gehorſamſt nach zu kommen, und gehoͤrig zur Execution zu bringen, ſich rechtſchaffen angelegen ſeyn lieſſen: So wuͤrden viel Reiſende Cavaliers mehr proſitiren, als leider geſchiehet, und der - einſt nicht vergebens wuͤnſchen duͤrffen: O mihi præteritos referat ſi Jupiter annos!

Model ei - nes Jour - nals ſub Lit. F.

Endlich, da von Reiſe-Journalen etwas gemeldet habe, ſo wird nicht undienlich ſeyn, denen zum Unterricht, welche noch keines gefuͤhret haben, und vielleicht auf eine or - dentlichere Einrichtung, als die meinige et - wan iſt, ſo bald nicht fallen moͤchten, eini - ge Anleitung mit wenigem, aus meinem Reiſe-Journal, von einer indifferenten Sa - che, nehmlich von der Kunſt-Kammer zu Berlin, unten ſub Lit. F. zu ertheilen.

Model zum Regiſter derer Tou - ren ſub Lit. G.

Weil auch ein Regiſter der Touren, in welchem man den Tag, Monath und Jahr, wie ſolche geſchehen, und wie lang man ſich unterwegens und an iedem Orte aufgehal - ten habe, finden kan, ſehr dienlich zu ſeyn ſcheinet: Als habe die mit Tit. dem Herrn B. von Stoſch, auf Kreydelwitz, in denenFran -127Die XIII. Anmerckung. Frantzoͤſiſchen Provintzen gethane Touren zum Model unten ſub Lit. G. anfuͤhren wol - len.

Und da die Stamm-Buͤcher nicht mehrModel zum Regiſter derer Con - noiſſancen ſub Lit. H. gebraͤuchlich ſind, und man weiter in denen Journalen die vornehmen Connoiſſancen und gute Freunde anmercket, ſolche aber nicht immer bey ſich fuͤhren kan: als wird unten ein Extract aus meiner Philotheca und Connoiſſancen-Collection der Buchſta - ben S. ſub Lit. H. zu einem kleinen Model dienen koͤnnen.

Wem endlich auch ein Model von einerModel ei - ner geneal. Tabelle ſub Lit. I. Genealogiſchen Tabelle, welche man auf Reiſen von iedem Landes-Herrn verferti - gen kan, anſtehen ſolte, kan ſolches unten ſub Lit. I. nachſehen.

Die XIII. Anmerckung.

JM die Logemens zu choiſi -Man ſoll nicht lan - ge in Wirths - Haͤuſern logiren; ren, muß ſonderlich erin - nern, daß es nicht gut iſt, daß man lange unter denen Reiſen - der in denen Wirths-Haͤuſern ver - bleibet. Denn es iſt an ſolchen Oertern am allertheuerſten zu le -ben;128Die XIII. Anmerckung. (w) ben; und man proficiret wenig in denen Sprachen. Allda befinden ſich auch die(w) teutſchen Wirthe und Handwercks-Leute, ſo gemei - niglich die groͤſten Betruͤger ſind, und die man wohl zu evitiren hat. Wenn man bey National-Einwoh - nern Qvartier nimmt, muß man auch ſehr vorſichtig ſeyn; doch thut man am beſten, daß man nie - mahls in einem Logis zu lange blei - be, ſondern in groſſen Staͤdten da - mit changire.

Sich vor ſeinen Landes - Leuten in acht neh - men;
(w)Teutſchen) Es iſt als eine General - Reiſe-Cautel zu obſerviren: daß man ſich in der Fremde, ſo viel moͤglich, vor ſeinen Lands-Leuten huͤten muß. Denn da die meiſten bloß zum Plaiſir reiſen, ſo divertiren ſie ſich nur, und bekuͤmmern ſich wenig um des Landes Zuſtand und Beſchaffenheit, darinnen ſie ſich befinden, und um deſſel - ben Sprache. Und die Wirthe und Hand - wercks-Leute wiſſen, unter dem Nahmen der Lands-Leute, und ſcheinbahren Prætext der Redlichkeit, gemeiniglich das meiſte zu profitiren, und am kuͤnſtlichſten zu betruͤ - gen. Dahero thut man am beſten, wenn man ſich von ſeiner par hazard formirtenReiſe -129Die XIII. Anmerckung. (w) Reiſe - und Landes-Compagnie bono modo loßmachet, und auf des Banquiers oder an - derer guten Freunde Recommendation, beychambre garnie mie - then; ehrlichen Buͤrgern, chambre garnie oder camera locanda Wochen - oder Monath - weiſe miethet. Man kan auch, wenn man einen Ort recht will kennen lernen, ſeinſolche etli - che mahl veraͤndeꝛn. Qvartier etliche mahl veraͤndern. Sol - chergeſtalt wird man vielen Zeit-verderben - den Viſiten und Geld-koſtenden Schmau - ſereyen entgehen; die Sprache beſtaͤndigſt treiben, und alles, was im Lande paſſiret, beſſer erfahren, und Geld und Zeit gehoͤrig anwenden koͤnnen. Bleibt man aber nur acht oder 14 Tage in einer Stadt, daß es ſich nicht der Muͤhe verlohnet, ein ander Qvartier zu ſuchen: So accordire manJn Wiꝛths Haͤuſern accordiꝛen, und alle Wochen bezahlen; ſo gleich wegen des Zimmers und Eſſens mit dem Wirthe; notire alle Depenſen ſelbſt auf, und bezahle ſolche, wo nicht alle Tage, doch wenigſtens alle Wochen, damit man von dem Beſtande ſeines Beutels oder Caſ - ſa immer voͤllige Gewißheit haben, und fernere Touren darnach reguliren und ſei - ne Lebens-Art à proportion etwas reichli - cher oder etwas ſparſamer einrichten koͤn - ne. Man ſoll allezeit in denen renomirteſtenin denen beſten logi - ren; Wirths-Haͤuſern logiren, weil man in de - nenſelben am wohlfeilſten accommodiret wird, und die beſte Geſellſchafft zu ſrequenti -Jren130Die XIII. Anmerckung. (w) vid. unten ſub Lit. M. ren Gelegenheit hat. Jch habe unten ſub Lit. M. denen Paſſagiers ein alphabetiſches Verzeichnis der von mir und andern ge - reiſten Perſonen gut befundenen Wirths - Haͤuſern in der Abſicht mittheilen wollen, damit ſie an iedem Orte deſto beſſer nach denenſelben fragen, und die zu ihrer Zeit re - nomirteſten erwehlen koͤnnen. beym Aus - gehen dem Wirth den Schluͤſſel zu den Zim - mern ge - ben;Beym Ausgehen ſoll man ſeine Sachen entweder dem Wirth in Verwahrung, oder doch den Schluͤſſel zu dem Zimmer geben, damit er wiſſe, daß man ausgegangen iſt, und alſo denen Leuten, die nachfragen, Ve - ſcheid ertheilen, und deſto beſſer auf die ihm anvertrauten Kammern acht haben koͤnne. Wer nun einen loͤblichen Endzweck hat, ſich durch ſeine Reiſen zu GOttes Ehren, ſeines Vaterlandes Aufnehmen; und ſei - nem eigenen wahren Leibes - und Seelen - Beſten, zu qualiſiciren: der muß nicht nur die drey Haupt-Steine des Anſtoſſes, oderdie drey Haupt-La - ſter, Wein, Weiber, und Wuͤrf - fel meiden; die drey hauptſchaͤdlichen W, ich meyne, Wein, Weiber und Wuͤrffel, oder die drey Haupt-Laſter, Sauffen, Huren und Spie - len meiden, weil GOtt dadurch beleydi - get, der Nechſte geaͤrgert, der Leib ge - ſchwaͤchet, das Gewiſſen verletzet, und der Beutel gewiß ausgeleeret wird; ſondern auch alles das unterlaſſen, was ſeinen End - zweck und die darzu dienlichen Mittel hin -dern131Die XIII. Anmerckung. (w) dern kan. Wer aber zu ſeinem Zweck aufWer der Curioſitaͤt wegen rei - ſen will, mag im - mer zu Hauſe blei - ben. Reiſen, nechſt denen Divertiſſemens, wovon oben bey der V. Anmerckung Lit. n. gehan - delt worden, die Curioſitaͤt ausgeſetzet hat, der mag nur in ſeinem Vaterlande bleiben, allwo er aus denen Buͤchern viel Curioſa, ohne ſonderliche Koſten, ſich bekant machen kan. Es thun auch diejenigen ſehr uͤbel, wel - che aus eitler Ehrſucht, und unvernuͤnffti - gem Kuͤtzel, vor groſſe Herren in der WeltMan ſoll es in De - penſen nicht allen gleich thun zu paſſiren, ſchoͤne Equipagen und viel Leute annehmen, offt koſtbare ſoupés geben, Maitreſſen entreteniren, und ſonſten unver - antwortliche Dinge vornehmen. Denn wenn ein Buͤrger wie ein Freyherr, dieſer wie ein Graf, und dieſer wie ein Fuͤrſt leben will, ſo kan er gar bald mit ſeinen ausgeſetz - ten Reiſe-Geldern fertig werden, und in ei - nem halben Jahre dasjenige mal à propos verzehren, wofuͤr er gar wohl zwey Jahr haͤtte Standes-maͤßig leben koͤnnen. Einſondeꝛn ſol - che nach ſei - nem Ver - moͤgen ver - nuͤnfftig einzurich - ten, vernuͤnfftiger Reiſender erweget bey iedem Groſchen, den er ausgiebet, ob nehmlich die Ausgaben zu GOttes Ehren, des Nech - ſten Beſten, und zur Befoͤrderung ſeiner ei - genen Wohlfahrt gereichen. Dahero pflegt er in allen Faͤllen ſeine Paſſiones zu baͤndi - gen, die Ausgaben gehoͤrig zu moderiren, und durch einen nuͤtzlichen Zwang ſich ſelbſt eine loͤbliche Gewalt anzuthum. DennJ 2das132Die XIV. Anmerckung. und ſeinen eigenen Willen zu brechen ſuchen.das Exercitium, ſeinen eigenen Willen zu verbeſſern, macht erſt rechte Leute aus uns, und ſetzet uns in den Stand, daß wir GOtt und Menſchen gefaͤllige und nuͤtzliche Dienſte leiſten koͤnnen.
(w)

Die XIV. Anmerckung.

Diener auf Reiſen mit - zunehmen, iſt koſtbar;

VOr Privat-Cavaliers(x) Die - ner auf Reiſen mitzuneh - men, iſt nicht zu rathen, weil ſie faſt ſo viel als die Herren koſten; von dem Herrn fordert man in denen Wirths-Haͤuſern mehr Geld, indem man daraus von ih - ren Mitteln judiciret; und in der Fremde koͤnnen ſie, als der Spra - chen und der Staͤdte unkundige Leute, wenige Dienſte thun. Wenn man aber an einen groſſen Ort kommt, muß man nicht geſchwin -ſolche muͤſ - ſen mit vie - ler Præcau - tion in der Fꝛemde an - genommen werden. de ſeyn, ſolche anzunehmen. Denn offt diejenigen, welche die beſten Recommendationes von Bekanten haben, ſind die ſchlimmſten, und erfaͤhret man gar bald, wenn mannur133Die XIV. Anmerckung. (x) nur ein wenig an einem Orte blei - bet, wie ihre Herren von ihnen be - trogen worden ſind, welche ihnen doch gute Recommendationes gege - ben, aber in ſo kurtzer Zeit, wie viele ſich aufhalten, ſolche ſubtile Be - truͤgereyen nicht haben vermercken koͤnnen. Endlich, man ſehe ſich ſo wohl fuͤr, als man will, und laſſe andere vor ſie caviren; ſo iſt doch hier die allerbeſte Regel: Man traue ihnen nicht weiter, als man ſie - het.

(x)Diener) Ein Cavalier der Unver -Wie ein unvermoͤ - gender Ca - valier es dißfals machen ſoll. moͤgens wegen ohne einen Diener zu reiſen genoͤthiget wird, iſt ſehr uͤbel daran, weil er bey vorfallender Kranckheit, weder die noͤ - thige Wartung, noch bey andern Zufaͤllen, ſeine Perſon und ſein weniges Vermoͤgen in Sicherheit haben kan. Dieſer muß ſich nun vor allen Dingen um einen guten Reiſe - Compagnon, der mit ihm gleichen Zweck und gleiche Mittel hat, umthun. Wenn er die - ſen bekommen, und mit ihm alles zulaͤnglich, wegen der Gelder und Touren, abgeredet hat: So koͤnnen ſie ſicher, ohne einen Diener mit ſich zu nehmen, ſich auf Reiſen begeben; auf der Route, bey dem Auf - und AbpackenJ 3des134Die XIV. Anmerckung. (x) des Poſt-Wagens, auf ihre Coffres ſelbſt Achtung geben; einander in Kranckheiten und andern Vorfaͤllen beyſtehen; an groſſen Orten zuſammen einen Lehn-Laquaien, vor den der Wirth im Qvartier, oder der Ban - quier caviret, annehmen, und die Wirth - ſchafft mit einander fuͤhren. Wenn er aberWenn er keinen Rei - ſe-Compa - gnon be - kommen kan, keinen guten Compagnon bekommen, und doch auch keinen Diener mitnehmen kan: So muß er ſich wenigſtens durch gute Re - commendationes an Kauf-Leute in groſſen Staͤdten zu helffen ſuchen. Denn ſo bald er in einem dergleichen Orte angelanget iſt, ſo muß er, ohne Zeit-Verluſt, zu ſeines Banquiers daſelbſt befindlichen Correſpon - denten gehen, ihm ſeine Recommendationes,ſo muß er ſich mit Re - commen - dationibus behelffen; Wechſel, Credit oder Circulair-Briefe zei - gen, und ihn erſuchen, daß er ihm, bey ſei - nem Auffenthalt, mit ſeiner Freundſchafft und guten Rath beyzuſtehen belieben wolle. Darauf wird der Kaufmann ihm ſeine Dienſte offeriren, ihm entweder in genom - menem Qvartier zu bleiben, oder ein ande - res zu nehmen, anrathen, einen Laquaien, wenn er einen noͤthig hat, zu weiſen, und ſeine Perſon dem Hauß-Wirth beſtens recom - mendiren. Solchergeſtalt hat er iemand gefunden, darauf er ſich verlaſſen kan. Und bey dergleichen Leuten findet man zuweilen Gelegenheit, einen redlichen Reiſe-Gefehr - ten, auch unter Wegens auf denen allbereitsfort -135Die XIV. Anmerckung. (x) fortgeſetzten Touren, zu bekommen. Son -und ſonſt allerhand Regeln obſervi - ren. ſten muß er auch, wie kurtz vorhero gemeldet worden, ſelbſt auf ſeine Sachen genaue Acht haben; ſeine Coffres und ſeine Zimmer wohl zuſchlieſſen; den Schluͤſſel bey dem Ausgange dem Wirthe geben; Den Be - ſtand ſeiner Caſſa niemand offenbahren, viel - weniger ſeine Koſtbarkeiten und den Duca - ten-Beutel zeigen. Denn dieſe Pralerey hat vor einigen Jahren, fuͤnff Engellaͤndern, die nach Paris giengen, zwiſchen Calais und Boulogne, das Leben gekoſtet. Er ſoll auch ſei - nen annoch unerkanten Reiſe-Maul - Sauff-Spiel - und Wolluſt-Freunden keinen Heller lehnen. Denn die erſte Feindſchafft iſt weit beſſer als die letzte, und dieſe kan durch allerhand Entſchuldigungen gar wohl evitiret werden, und wer wolte ſich doch mit ſeinem eigenen Gelde einen Feind er - kauffen? Zu dem ſo bekommt man das Darlehn entweder gar nicht, oder zur Un - zeit, oder in zertrennter Summa, oder doch mit groſſer Incommoditaͤt und Schaden, wieder. Spricht dich aber ein armer Teufel um ein Darlehn an, ſo redimire daſſelbe mit einem Præſent, und leihe alsdenn wo du nichts zu hoffen haſt. Wenn ihrer etliche von Hauß aus, oderJhrer etli - che koͤnnen gar wohl einen treu - en Knecht mit dero Eltern Genehmhaltung, in Compa - gnie treten: So koͤnnen ſie ſich gar wohl, wenn ſie Mittel genung haben, einen treuenJ 4Knecht136Die XIV. Anmerckung. (x) mit ſich von Hauſe nehmen.Knecht mitnehmen, und ſich deſſelben unter Wegens mit Nutzen bedienen. Kommen ſie in groſſe Oerter, allwo ſie ſich einige Zeit aufzuhalten gedencken, ſo nehmen ſie zuſam - men einen Lehn-Laquaien an, den ſie zu nichts, als zum Verſchicken in der Stadt, und zur Anweiſung, wenn und wo etwas merckwuͤrdiges zu ſehen, brauchen. Die Coffres und die andere Bagage werden des mitgenommenen Knechtes Treue uͤberlaſſen, und wenn dieſer bekant geworden iſt, kan man den fremden Knecht wieder abdancken, und ſich mit einem Diener (wenn anders nur die Herren in guter Harmonie zuſammen le - ben) gar wohl behelffen. Wie man ſich bey demſelben und denen Lehn-La - quais ver - halten,Endlich will allen reiſenden Cavaliers treu - lich rathen: Daß ſie weder denen Lehn-La - quaien, noch ihren mit auf Reiſen genomme - nen Dienern, die Schluͤſſel zu denen Coffres dergeſtalt anvertrauen, daß ſie nach Belie - ben uͤber den Geld-Sack und Waͤſche ge - hen koͤnnen, noch weniger aber dieſelben uͤber Einnahme und Ausgabe Rechnung fuͤhren laſſen. Gelegenheit macht Diebe, und die Verabſaͤumung dieſer Maxime, iſt bey den meiſten Teutſchen, als eine Urſache ſo vieler ungluͤcklichen ihnen begegneten Zufaͤlle, bil - lich anzuſehen. Und es ſind mir Exempel bekant, da Kammer-Diener, oder ſonſt andere Knechte, denen man alles gute zuge - trauet, und die ſieben und acht Jahr treuund137Die XV. Anmerckung. und wohl gedienet hatten, endlich durchs Spielen, Huren, oder Sauffen in eine Noth gerathen, und ſich daraus zu retten mit ihres Herren Geldern, Pretioſis und Kleidern fortgegangen, und zu Schelmen worden ſind. Noch eines muß noch erinnern: Daßkeinen aber zu hart tra - ctiren ſoll. man ſeine Diener, ſonderlich die Lehn-La - quaien, nicht allzuhart tractire, und durch Schimpff-Worte oder vieles Pruͤgeln zur Deſperation bringe, auch ihnen den verdien - ten Lohn nicht zuruͤck halte, und GOttes Strafe ſich auf den Hals lade, oder auch wohl dadurch ſich unbeſonnen in Leib - und Lebens-Gefahr ſtuͤrtze. Denn qui vi - tam ſuam ſpernit alterius vitæ dominus eſt.
(x)

Die XV. Anmerckung.

JN der Fremde muß man,Dererjeni - gen Con - verſation, die offt in einem Lan - de geweſen ſind, iſt ſehr nuͤtz - lich. ſo viel moͤglich, derjenigen Converſation meiden, wel - che(y) das erſte mahl in einem Lande geweſen ſind; Hergegen diejenigen aufſuchen, die bereits das andere oder das dritte mahl ſolches beſehen haben. Denn von dieſen kan man viel lernen, undJ 5muͤſ -138Die XV. Anmerckung. (y) muͤſſen ihre Diſcurſe mit Attention gehoͤret werden. Weſſentwegen der Umgang mit groſſer Herren Hofmeiſteꝛn am profitableſten. Man hat auch hier dieſen Nutzen, daß man mit dero Herren bekant wer - den, und alles mit denſelben zu - gleich mit leichtern Speſen und mehrerm Nutzen ſehen kan. Denn wenn ein ſolcher Herr was ſiehet, ſo muß er eben das Preſent geben, ob viel oder wenige bey ihm ſind; Dem Herrn gibt es wegen vielen Comitats ein groͤſſer Anſehen, und iſt alſo die Erlaubniß, mit zu ge - hen, nicht ſchwer zu erhalten. Weil auch dergleichen Herren alles beſſer als Privat-Cavaliers gezeiget wird, ſo iſt der Nutzen vor die Zuſchauer deſto groͤſſer.

Warum man einen einmahl wohl gerei - ſten Men - ſchen jun - gen Herren zum Hof - meiſter auf
(y)Das erſte mahl) Dieſer Rath ſcheinet mir, wegen ſeiner Generalitaͤt, denen - jenigen nachtheilig zu ſeyn, welche ihre Zeit auf denen Reiſen wohl zugebracht, und von denenſelben profitiret, auch ſonderlich be - ſtaͤndig darauf gedacht, und zum Endzweck gehabt haben, wie ſie ſich moͤchten geſchickt machen, nach hinterlegten Touren jungeHer -139Die XV. Anmerckung. (y) Herren, als Hofmeiſter, in die Laͤnder zu fuͤh -Reiſen mit - geben koͤn - ne. ren. Dahero wann ein Menſch die noͤthi - gen Qvalitaͤten beſitzt, ſelbſt gereiſet, und das erſte Lehr-Geld gegeben hat: So kan man ihn jungen Herren, die auf Reiſen gehen wollen, ohne vieles Bedencken zum Hofmei - ſter mitgeben. Denn ich habe noch keinen, der nur einmahl in fremden Laͤndern gewe - ſen iſt, geſehen, der nicht geſagt haͤtte: Wenn ich noch einmahl reiſen ſolte, ich wol - te meine Einrichtungen gantz anders ma - chen, und mit wenigerm Gelde zweymahl mehr Nutzen ſchaffen, als ich das erſte mahl gehabt habe. Alſo iſt daraus zu ſchlieſſen: Daß ein einmahl vor ſich ſelbſt, auf eigene Unkoſten, oder auch als Hofmeiſter, gereiſter Menſch, wenn ihm junge Herren anver - trauet werden ſolten, alles ſein moͤglichſtes thun werde, dieſelben von allem dem zu war - nen und abzuhalten, was ihm ſelbſt vor - mahls ſchaͤdlich, und nachtheilig; hinge - gen zu allem dem getreulich zu rathen, was ihm nuͤtzlich und heylſam geweſen iſt. Daß man aber von zwey-drey - und mehrmahls mit vornehmen Standes-Perſonen wohl gereiſten Hofmeiſtern, ein mehrers, als von einem einmahl gereiſten, lernen koͤnne, iſt au - ſer allem Zweifel richtig; ſonderlich, wenn man ſich ſelbe zu Freunden zu machen und von ihren Diſcurſen zu profitiren, und ihren Rath zu appliciren weiß.
(y)
Die140Die XVI. Anmerckung. (z)

Die XVI. Anmerckung.

Von der Converſa - tion, oder mit wem junge Her - ren umge - hen ſollen,

MJt wem junge Herren(z) converſi ren ſollen, iſt eine Sache, worauf der Hofmeiſter ſehr noͤthig obacht zu haben hat. Zumahl, da die meiſten Reiſenden Debauchanten ſind, und keinen andern Zweck, als ſich wohl zu divertiren, haben. Vornehmlich, wenn ſie ſehen, daß ihre Untergebene auf gewiſſe Leu - te ihre Affection beſonders fallen laſſen; ſo muͤſſen ſie wohl auf ih - rer Huth ſeyn, zwar thun, als wenn ſie es nicht merckten, aber mit allem Fleiß die rechte Raiſon deſſen zu penetriren, und denn fein bey Zeiten, ſo es Gefahr hat,(aa) zu remedi ren ſuchen.

Jſt oben ſchon et - was ge - meldet worden,
(z)Converſi ren) Es iſt oben ſchon bey der V. Anmerckung Lit. n. erinnert worden, mit wem man auf Reiſen converſiren ſoll. Weil aber dieſes jungen Leuten nicht offt ge - nung wiederhohlet werden kan: Als geht mein Rath nochmahls dahin: Daß manſich141Die XVI. Anmerckung. (z) ſich allezeit zu ſolchen Leuten halten ſoll, von denen man in Literis & Moribus ſeinem Sco - po gemaͤß etwas lernen kan. Alſo wenn man in einem Lande die Sprachen lernenes wird aber hier noch wei - ter ausge - fuͤhret, und angewie - ſen. will, muß man mit denen angeſeſſenen Na - tional-Perſonen converſiren, und ſeiner ei - genen Landes-Leute Umgang, ſo viel moͤglich, evitiren, weil ſie gern ihre Mutter-Spra - che reden, und ſub ſpecie der Landsmann - ſchafft oͤffters gar kuͤnſtlich zu betriegen, und zu allerhand unnoͤthigen Depenſen und ſuͤnd - lichen Verfuͤhrungen Gelegenheit zu geben wiſſen. Jngleichen wer eines Landes oder Ortes bald kundig werden will, der ſuche nicht allein die daruͤber im Druck befindli - chen Schrifften zu leſen, ſondern auch mit ſolchen Leuten, die davon Nachricht geben koͤnnen und wollen, zu diſcuriren. Und al - ſo mache er es auch in andern Dingen. Er nehme ehrlicher Leute Rath mit allem DanckMan ſoll gutem Rath folgen, und willigem Hertzen an, und bedencke: Daß, wenn man gutem Rathe folget, man viel beſſer, geſchwinder, ſicherer, und wohl - feiler zur Erkaͤntniß der Sachen kommt, als wenn man ſich dieſelbe durch eigene koſtbah - re Erfahrung zuwege bringen will. Wenn manche junge Herren dieſer Regel mit gu - tem Verſtande und Willen nachgelebet haͤt - ten: So wuͤrden ſie nicht haben ſo viel unnoͤ - thiges und ſuͤndliches Lehr-Geld geben duͤrf - fen; Wovon die leidigen Erinnerungen ihreGewiſ -142Die XVI. Anmerckung. (aa) Gewiſſen oͤffters biß in den Tod zu plagen pflegen. Dahero iſt ſehr klug gehandelt,aus ande - rer Schadẽ klug wer - den, wenn man ſich an anderer Leute Exempeln ſpiegelt, und betrachtet, daß dasjenige, was andern wiederfahren iſt, auch uns treffen koͤnne; und aus ihrem Ungluͤcke allerhand gute Lebens-Regeln zu ſeinem beſten formi - ret. Solche Leute aber, von denen man nichts lernen kan, ſoll man entweder gar meiden, oder ſie doch ſo wenig, als es nur thunlich iſt, frequentiren.
(z)
und ſchaͤd - liche Com - pagnien vermeiden,
(aa)Zu remedi ren ſuchen) Dahero ein Hofmeiſter die Freyheit haben muß, bey vorfallenden ſolchen ſchaͤdlichen Compagnien, wenn er ſich ſonſt nicht helffen kan, nicht al - lein das Qvartier und den Tiſch, ſondern auch wohl gar den Ort zu changiren. Manchmahl kan man dergleichen wohl ent - gehen, wenn man ſolche Converſation ſucht, wohin die Verfuͤhrer entweder nicht zu kom - men pflegen, oder nicht kommen duͤrffen, in welcher aber doch ſein Cavalier, ſeinen incli - nations-maͤßigen guten und nuͤtzlichen Zeit - Vertreib haben kan. Denn die Inclination muß niemahls gar gehindert, ſondern nur quoad exceſſum moderiret und quoad defe - ctum inſtigiret werden. Wiedrigen falls wird man ſich vielen Inconvenientien exponi - ren, die man durch Vernunfft, Geduld und Zeit gar wohl haͤtte evitiren koͤnnen.
(aa)
Die143Die XVII. Anmerckung. (bb)

Die XVII. Anmerckung.

ABer diejenigen, ſo ſich aufSonder - lich derer - jenigen, welche ſich zu unſerer Bekannt - ſchafft Reiſen zu einem dringen, ſie moͤgen auch mit ſo colo - rirtem(bb) Prætext deſſen Urſachen beſcheinigen, wie ſie wollen, ſind ſo viel moͤglich zu evitiren, oder wohl mit Circumſpection zu tractiren, und muß man ſich mit ihnen weder(cc) in Spielen, Wetten, oder Luſt-Rei - ſen mit ſelbigen zu thun, einlaſſen. Denn in dieſer Welt ſind nur weni - ge Leute, die aus genereuſem Ge - muͤthe, ohne eintziges intereſſirtes Ab - ſehen, andern dienen.

(bb)Prætext) Denn es giebt heutiges Tages, in denen groſſen Staͤdten, ſo feine und raffinirte Chevaliers d’Induſtrie, welche einem fremden reiſenden Cavalier, bey demauf man - cherley Weiſe dringen, und ſondeꝛ - liche Mittel erwehlen, ſie Mittel mercken, beſtaͤndigſt nachgehen, auf alle ſeine Schritte und Verrichtungen ach - tung geben, und in Opera, Comœdien, Caffé - und Wirths-Haͤuſern zur Connoiſſance Ge - legenheit nehmen, und wenn dieſelbe nur ein - mahl gemacht, ſo wiſſen ſie ſolche ſehr kuͤnſt -lich144Die XVII. Anmerckung. (bb) lich zu continuiren, biß ſie zur Familiaritaͤt, und denn endlich zu ihrem Zweck gelangen. Denn ſie nehmen ſich die Gedult, denſelben gantze Wochen und Monathe, bey allen Oc - caſionen, aufs hoͤflichſte und dienſtfertigſte zuwodurch ſie unſere Confidence zu erhal - ten, tractiren, und, um ſeine Confidence zu ge - winnen, pflegen ſie ihn wohl gar mit einer aufrichtigen Mine und gantz vertrauten Er - mahnungen, von dem Umgange mit ge - winnſuͤchtigen Spielern und wolluͤſtigen Frauens-Perſonen umſtaͤndlich abzurathen. Sie ſondiren ſeine Haupt-Paſſion, und wenn ſie ſolche erkant haben und wiſſen, ob er ein Liebhaber von Wein, Weibern oder Wuͤrffeln iſt, ſo haben ſie gewonnen. Sie machen darauf allerhand Projecte, um ein ſubtiles Mittel zu erfinden, ihr Vorhaben auszufuͤhren. Zum Exempel: Sie bitten ihn anfaͤnglich zu einem Souper, dabey ſie lu - ſtig zuſammen ſind, und weder geſoffen, noch geſpielet, noch gehuret wird. Er à ſon tour will ihnen nichts ſchuldig bleiben, und thut desgleichen wieder, es gehet auch dieſes mahl alles wieder ohne ſuͤndlichen und koſtbahren Zeit-Vertreib ab; und er kommt nach und nach auf die Gedancken: Sie waͤren wahr - hafftig ſeine Freunde und rechte ehrliche und aufrichtige Leute. Wenn ſie ihn nun in die - ſem Vertrauen eine Zeitlang gantz feſt geſe - tzet, und vollkommen ſicher gemacht haben, ſo laden ſie ihn auf ein Souper, oder aufeine145Die XVII. Anmerckung. (bb) eine Luſt-Reiſe, oder in Frauenzimmer - Compagnie, woſelbſt die Nymphen ſich alle vor Comteſſen, Marquiſinnen, Obriſten Weiber und Toͤchter ausgeben, und ihre Role treflich zu ſpielen wiſſen, und bey wel - chen er von der Connoiſſance in kurtzer Zeit zur Vertraulichkeit ſeiner wichtigen Quali - taͤten wegen kommen, und ſeiner Paſſion ein volles Genuͤgen thun kan. Laͤſſet erund uns meiſterlich zu betruͤ - gen, ſich nun dieſe Lock-Speiſe belieben, alſo, daß er in ihren Rath entriret, und ſich wie ein Ochſe zur Schlacht-Banck fuͤhren laͤſ - ſet: So muß er, wenn ſie aus denen Um - ſtaͤnden ihren Vortheil erſehen, und ihres Coups gewiß ſind, ſolch Plaiſir theuer ge - nung bezahlen, und ein koſtbares Lehr-Geld geben. Jſt der Cavalier oder der Fremdeoder, wann ſie nicht reuſſiren, uns zu ver - laſſen, aber zu klug, daß er ihre Fineſſen merckt, und ſie bono modo mit Glimpf und Ernſt zu evitiren ſucht: So werden ſie entwe - der die bißherigen Freundſchaffts-Bezei - zeigungen nach und nach einſtellen, und ſei - ne Compagnie nicht mehr ſuchen; oder bey deren Fortſetzung durch allerhand Schmei - cheleyen und Remonſtrationes ihn dahin zu diſponiren trachten, daß er ſie nur bey an -oder, uns ihr Intereſ - ſe zu re - commen - diren, dern ſeinen Bekanten und Landes-Leuten nicht denegriren, und ihre Intentiones und modos acquirendi verrathen moͤge: oder ſie werden ihm wohl gar die Propoſition thun, ihn in ihre Geſellſchafft aufzunehmen, undoder, wohl gar uns inKihm146Die XVII. Anmerckung. (cc) ihre Geſell - ſchafft, auf halben Ge - winſt, zu ziehen, ſu - chen.ihm ſancte zu verſprechen: Daß, ſo offt er ihnen zu einem Gewinſt Gelegenheit ver - ſchaffen, und der Coup angehen wuͤrde, ſie, ohne daß es iemand erfahren ſolle, ſolchen en hommes de parole mit ihm ehrlich theilen wolten. Nimmt er ſolchen Vorſchlag an, ſo wird ihre Bande durch eine geſchickte Per - ſon verſtaͤrckt; refuſiret er ſolchen aber, ſo mag er wohl auf ſeiner Huth ſtehen, daß ſie ihm nicht eine boͤſe Tour davor ſpielen. Ein vernuͤnfftiger und Chriſtlicher Paſſagieur weiß die Regel, Principiis obſta, ſero medicina paratur, wohl zu practiciren, und wird ſo leicht nicht mit iemand in ſonderliche Vertraulich - keit treten, den er nicht à fond kennet; ſon - dern alle dergleichen Connoiſſancen, Nach - ſtellungen und Zumuthungen, auf eine an - ſtaͤndige Weiſe zu decliniren, oder wenn es nicht anders geſchehen kan, durch Veraͤn - derung des Qvartiers, des Tiſches und des Ortes, zu evitiren ſuchen, und ſich begnuͤgen laſſen, ja gluͤckſeelig ſchaͤtzen, wenn er nur in Anſehung ſeiner eigenen Perſon dem Fall - ſtricke entgangen iſt, und mit ſeinem Gelde in Sicherheit und guter Ruhe leben, ſeinen Be - ruff abwarten, und von denen Reiſen profiti - ren kan.
(bb)
Ein junger Cavalier mag in oͤf - fentlichen
(cc)Spielen) Ein Hofmeiſter muß ſei - ne Cavaliers dahin zu diſponiren ſuchen: Daß ſie aus dem Spielen kein Handwerck ma - chen, ſondern nur manchmahl zum Zeit -Ver -147Die XVII. Anmerckung. (cc) Vertreib, und in den oͤffentlichen Geſellſchaff -Geſell - ſchafften zwar inge - nieuſe Spiele um maͤßiges Geld, ten vornehmer Leute, um ein maͤßiges Geld, ſolche Spiele ſpielen, welche ſie wohl ver - ſtehen, das Judicium ſchaͤrffen, und nicht verboten ſind, als: à l’hombre, au Pic - quet, Tocadille, Grand tric trac, aux Dames, Verkehren, Schacht, Billard, ꝛc. Hingegen aber diejenigen, welche auf den Hazard alleinaber keine hazard - Spiele, und welche verboten ſind, ſpie - len; ankommen, und wegen der vielen betruͤgli - chen Kunſt-Griffe oͤffentlich zu ſpielen ver - boten ſind, als: Einige Wuͤrffel-Spiele, à la Baſette, Pharao, Lands-Knecht, ꝛc. gaͤntz - lich unterlaſſen. Hiernaͤchſt huͤte man ſich uͤberhaupt, bey allen Spielen, vor dem Steigern des Spiels,und ſoll er ſich vor dem ſtei - gern und pariren huͤ - ten. und vor dem pariren. Denn hierinnen zei - gen ſich die Spieler von Profeſſion am allerli - ſtigſten zu ſeyn. Sie fangẽ ein klein Spiel an, und ſteigern die Bêten oder pariren ſo lang, bis ein groß Spiel daraus, und viel Geld dadurch an ſie verlohren wird: Alſo hat einer in Brannſchweig im à l’hombre zu 4. Groſchen auf dieſe Weiſe einmahl 4000. Thlr. und ein anderer in Paris im Kaufla - beth, a 1. ſol, 5000 Livres verlohren. Jn Holland muß man ſich auf denen Treckſchuyten, ſonderlich des Nachts, vor den Dobgens-Spielern und Riemſtechern, ſehr in acht nehmen, indem ſie junge Leute ſo gar kuͤnſtlich anzulocken, und um ihr Geld zu bringen wiſſen. Denn wer ſich mit ih -K 2nen148Die XVIII. Anmerckung. nen einlaͤſt, der verliehret ſein Geld ohn - fehlbar, und wenn er nicht bezahlen will oder kan, laufft er Gefahr einen Circumflex mit dem Meſſer uͤber das Geſicht zu bekom - men. Dieſes zu evitiren, darf man entwe - der in Compagnie, den, in der Treckſchuyte be - findlichen Roef gantz nehmen, oder, wenn man allein iſt, einen Platz darinnen Tages vorhero bey dem Commiſſario beſtellen laſſen. Son - ſten iſt von den Filous und Beutelſchneider - Streichen, de Hollandſche Gaudief zur noͤ - thigen Præcaution wohl zu leſen, und alles dasjenige zu obſerviren, was oben bey der V. Anmerckung Lit. (n) von der Converſa - tion mit vornehmen Leuten, beyderley Ge - ſchlechts, und bey der XVI. Anmerckung Lit. (z) angerathen worden, ſo wird er ohne etwas zu riſquiren, mit nichts, als wackern Perſonen, ohne Gewinnſucht zu ſpielen und zu converſiren, Gelegenheit haben koͤnnen.
(cc)

Die XVIII. Anmerckung.

Ein Cava - lier ſoll ſich bey Ge - ſandten

BEy vornehmer(dd) Geſand - ten und Ambaſſadeurs Be - dienten kan ein weniges Trinck-Geld machen, daß, wenn was merckwuͤrdiges zu ſehen vor -gehet,149Die XVIII. Anmerckung. (dd) gehet, ſie einem gleich Nachricht geben, welches ſonſt Privat-Cavalier nicht allezeit erfahren; man kan auch durch ſie eine gelegene Stelle erhalten, um alles wohl zu obſer - viren.

(dd)Geſandten) Wenn man an ei - nen Ort kommt, wo ein Ambaſſadeur, En - voïé oder Reſident von ſeinem Landes - Herrn oder von einer mit ihm allirten Puiſ - ſance iſt: So muß man demſelben alſobaldzu produ - ciren, die ſchuldige Aufwartung machen, ſich deſſen Protection ausbitten, die an ihn habende Recommendationes uͤberreichen, und ſich ihm beſtens recommendiren. Der Nutzen die - ſer Bekantſchafft iſt unvergleichlich groß. Denn man bekommt viele Dinge zu ſehenzu inſinui - ren, und von ihrer Protection zu profiti - ren, und zu hoͤren, welche andere, die ſich nicht ſo wohl addreſſiret haben, entweder gar nicht, oder doch nicht ſo wohl zu erfahren und zu ſe - hen bekommen; man hat Ehre davon, wenn man bey dem Herrn Geſandten freyen Zu - tritt hat und wohl gelitten iſt; man wird un - ter denen Groſſen des Landes bekant; man wird von ihm bey Hofe, oder in andern Ge - ſellſchafften, an die Miniſtros, und von dieſen an die Koͤnige, Chur-Fuͤrſten, u. ſ. f. præ - ſentiret; man bekommt vieles, ohne groſſe Unkoſten, bey Audientzen und ſonſt zu ſe -K 3hen,150Die XVIII. Anmerckung. (dd) hen; man lebt unter ſeiner Protection vor al - lerhand Zufaͤllen mehr als andere geſichert, und kan, wenn es noͤthig, ſich auf ſelbige be - ruffen. Jedoch muß man durch Continua -und dieſel - be zu con - ſerviren. tion der Aſſiduité, ſich immer mehr und mehr in deſſen Grace und durch die Verſchwiegen - heit in Credit zu ſetzen, und ſeine Confidence zu gewinnen ſuchen. Wenn aber derglei - chen Miniſtri ſeines Herrn, oder anderer Al - liirten nicht vorhanden ſind, und man gleich -Von Mini - ſtris bey Hofe ſich præſenti - ren zu laſ - ſen, wohl gern nach Hofe gehen wolte: So darff man nur demjenigen Miniſtro, welcher die Fremden zu introduciren pfleget, aufwar - ten, und wenn man Recommendationes an ihn hat, ſolche uͤbergeben, und ihn um die Introduction bey denen hohen Herrſchafften erſuchen, und ſich deſſen Protection und Ge -ſich wohl aufzufuͤh - ren, wogenheit beſtens empfehlen. Man kan ſich auch des Ceremoniels wegen vorher er - kundigen, damit man keinen Fehler begehe, und nachgehends ausgelachet werde. Denn hiervon laͤſſet ſich keine allgemeine Regel ge - ben; Und des Herrn Gottfried Stieve, ehmahligen Profeſſoris auf der Koͤniglichen Ritter-Academie in Liegnitz, Europaͤiſches mit noͤthigen Anmerckungen und Erklaͤrun - gen vermehrtes und 1723. edirtes Hof-Cere - moniel, darinnen allerhand unvergleichliche gute Nachrichten ſtehen, will noch nicht zu - laͤnglich ſeyn, weil faſt ein ieder Hof, in ei - nem oder dem andern Stuͤcke, ſein beſonde - res Ceremoniel hat. Man151Die XVIII. Anmerckung. (dd) Man ſoll ſich auch, reinlich nicht ebenJn Klei - dern rein - lich zu hal - ten; praͤchtig, in Kleidern halten, und ſonderlich in der Waͤſche, Peruque, Schuch und Struͤmpffen propre ſeyn; Wenn Hof - Trauer iſt, nicht anders als ſchwartz, und bey Galla-Tagen nicht anders als bunt er - ſcheinen. Auſer denen Galla-Tagen, hat man auch Erlaubniß ſchwartz nach Hofe zu kommen, wenn man ſeiner nechſten verſtor - benen Bluts-Freunde wegen, die Trauer anzulegen genoͤthiget worden iſt. Dahero kan ein Reiſender mit einem taͤglichen, einem ſchwartzen, einem chamarirten, einem ſchlech - ten mit einer guten Veſte, und alſo mit vier Kleidern, aller Orten gar wohl fortkom - men. Bey Galla-Tagen muß man alles wohlBey Galla - Tagen al - les wohl zu obſervi - ren. obſerviren, und ſich ſonderlich eines Miniſtres Grace dergeſtalt inſinuiret haben, damit man bey Hofe iemand habe, mit dem man reden kan. Wenn die andern ſehen, daß man einen Groſſen vom Hofe zum Freunde hat, ſo werden ſie ſich ſchon von ſich ſelbſt zum Diſ - cours und der Bekantſchafft beqvemen, und man niemahls veꝛlaſſen alleine ſtehen duͤꝛffen. Hat man von Hauſe aus gute Recommen -mit Re - commen - dations - Schreiben zu verſe - hen, dationes mitgenommen, ſo iſt es deſto beſſer, weil man die Introduction um ſo viel ge - ſchwinder haben kan; wo aber nicht, ſo bitte man ſich von dem Miniſtro des erſten Hofes, den man auf Reiſen beſucht hat, an andererK 4Hoͤfe152Die XIX. Anmerckung. Hoͤfe Miniſtros dergleichen aus: Alſo kan man immer von einem Hofe an den andern Adreſſen mit ſich nehmen, und ſich derſelben mit Nutzen bedienen. Noch eines muß ich erinnern: Daß manund oͤffent - liche So - lennitaͤten mit Vor - ſichtigkeit abzuwar - ten ſuchen. in Opern, Comedien-Haͤuſern, auf Redouten, maſquirten Baͤllen, und andern Solenn - und Feſtivitaͤten, keine pretioſa, als goldene Uh - ren, koſtbahre Ringe, Tabatieren, Duca - ten-Beutel, ꝛc. bey ſich fuͤhren ſoll; Weil die Kunſt der Spitzbuͤberey ſo hoch geſtiegen, daß auch die vorſichtigſten Leute in dem Ge - draͤnge, durch ſie oͤffters beſtohlen werden. Jſt man doch an groſſen Oertern vielmahl in ſeinem eigenen Zimmer nicht ſicher, durch ſolcher galonnirten Filous ſimulirte und un - vermuthete Staats-Viſiten, zu allerhand gefaͤhrlichen Extremitaͤten forciret zu wer - den. Dahero man auch, zu Bewillkom - mung ſolcher intereſſirten ungebetnen Gaͤſte, ſein Gewehr beſtaͤndig fertig halten, und im Fall der Noth bey der Hand haben muß.
(dd)

Die XIX. Anmerckung.

Was man bey An - ſchaffung der Buͤcher

JUnge(ee) Leute, die zum Studiren incliniren, ſchaf - fen ſich in der Fremde bald allerhand Buͤcher von denenBuch -153Die XIX. Anmerckung. Buchfuͤhrern an, welches aberbeobach - ten, gantz nicht noͤthig. Denn man kan in Holland, Franckreich und Jtalien alle Buͤcher um einen gu - ten Preiß gelehnt bekommen. Man erlegt dem Buchfuͤhrer ſo viel Geld, als die Buͤcher werth ſind, oder er davor fordert, und hinter - laͤſt ſchrifftlich ſeinen Nahmen, und wenn man es wiederbringet, ſo giebt man ein geringes, und for - dert ſein Geld wieder zuruͤcke. Jn Holland, Engelland, Franck - reich und Jtalien ſind in denen Auctionen die ſchoͤnſten und koſt - barſten Buͤcher vielmahl um ein leichtes zu erſtehen. Weil allda der Gebrauch, daß bey Abſterben gelehrter Maͤnner, ihre Bibliothe - quen, publice verauctioniret werden, alwo man etliche Tage vorher hin - gehen, ſolche Buͤcher wohl durch - ſehen, und offt was zu obſerviren Gelegenheit haben kan, dergleichen man anderswo ſo leicht nicht an - treffen wuͤrde. Gehet einem auch gleich ein Buch durch den KaufK 5in154Die XIX. Anmerckung. (ee) in der Auction weg, iſt es nicht zu achten, weil gar offte dergleichen vorgehen, und was man nicht in dieſer bekommen koͤnnen, in ei - ner andern wieder zu erhalten ſte - het.

und daß man nicht in vielen Buͤchern, ſondern in der Gelehr - ſamkeit ſei - ne Ehre ſuchen;
(ee)Junge Leute) Dieſe wollen ger - ne vor der Zeit, ehe ihnen die Fluͤgel gewach - ſen ſind, fliegen, und vor gelehrte Leute in der Welt gehalten werden, und ſchaffen ſich deßwegen allerhand Buͤcher an, welche ih - nen entweder von andern Nahm-Gelehrten recommendiret worden ſind, oder welche einen ſpeciœſen Titel haben, und in rubro mehr verſprechen als in nigro befindlich iſt. Solcher Buͤcher-Freunde kenne ich etliche, welche nicht in der ſoliden Gelehrſamkeit, ſondern in der Anzahl ihrer wohl eingebun - denen Buͤcher, und in der Groͤſſe ihrer Biblio - theque ihre Ehre ſetzen, und die etliche tau - ſend Stuͤck Buͤcher beſitzen, davon ſie kaum ein eintziges, es muͤſte denn ein Hand - Buch, oder ein Roman, oder ſonſt ein luſti - ges Buch ſeyn, recht durchgeleſen haben, und derer Wiſſenſchafften alle zuſammen in einem Buͤchlein in 16mo von einem Bo - gen ſtarck, gar wohl Raum haben wuͤrden. nicht ſein gantzesJſt doch bey renomirten Gelehrten die Buͤ - cher-Liebhaberey ſo weit eingeriſſen, daßman -155Die XIX. Anmerckung. (ee) mancher der Sache zu viel thut, alles dasVermoͤgen darein ſte - cken; Seinige an Buͤcher wendet, auch ſolche wohl gar mit Schulden kauffet, und end - lich die Creditores zu befriedigen, eines nach dem andern offt mit Verluſt wieder zu ver - kauffen genoͤthiget wird, und zuletzt nach ſei - nem Tode, ſeiner armen Wittbe und ſei - nen verwayſten Kindern, keinen Heller baa - res Geldes, aber wohl etliche Kammern voll Buͤcher hinterlaͤßt, welche ſie hernach, um das liebe Brod zu haben, in Auctionibus oder ſonſten vereintzeln laſſen muͤſſen. Groſ - ſe Bibliothequen gehoͤren vor groſſe Herrenſondern in oͤffentli - chen Bi - bliothe - quen ſich Raths er - holen; und vor groſſe Staͤdte, Ritter-Academien und Univerſitaͤten, darinnen man denen Ge - lehrten ſich Raths zu erhohlen, alle zulaͤngli - che Zeit und Freyheit vergoͤnnen ſolte. Und will iemand vor einen Mann, der groſſe Le - cture hat, und ſeine Schrifften mit Allega - tis praͤchtig anzufuͤllen geſchickt iſt, paſſiren, der findet darzu in denen oͤffentlichen Biblio - thequen die beſte Gelegenhenheit. Jch meines Ortes daͤchte, wenn ein Gelehrteroder auf eine andere Art zu helf - fen bemuͤ - hen ſoll. folgenden ohnmaaßgeblichen Rath practicir - te: Daß er nehmlich aus etlichen Dutzend guter Buͤcher und importanter Wercke, die er ſelbſt hat, das ihm dienliche excerpirte und richtig allegirte, hernach vor dieſelben wie - der andere dergleichen einhandelte, und es mit dieſen eben ſo wie mit denen vorigen machte: So koͤnte er mit einer Bibliothequevon156Die XX. Anmerckung. von 100. oder 200. Stuͤcken gar wohl aus - kommen, und dennoch der Welt mit ſeinen gelehrten Schrifften, cum ſummo applauſu dienen, und ſein Vermoͤgen, vor ſich und die Seinigen, ſeiner Schuldigkeit gemaͤß, dabey conſerviren.
(ee)

Die XX. Anmerckung.

Eine iede Nation hat gute Sachen, die man bey andern nicht fin - det; man muß ſie aber wohl zu erken - nen, und von denen boͤſen zu unterſchei - den wiſſen.

EJne iede Nation hat beſon - dere(ff) gute Sachen, die bey andern Nationen nicht befindlich ſind; und alſo hat ein Reiſender eine herrliche Ge - legenheit, ſich viel gutes zu acquiri - ren, dazu einer ohne Reiſen nicht leicht gelangen wird. Alldieweil aber auch iede Nation beſondere ſchlimme Gewohnheiten hat: So muß ein Hofmeiſter alles dieſes denen Seinigen wohl determiniren, damit ſie ſehen, was zu imitiren, und was zu vermeiden, daß man nicht etwan zu dem Boͤſen, das ei - ne iede Nation unter dem Schein einer ſingulairen Tugend vorſtel -let,157Die XX. Anmerckung. (ff) let, mehr inclinire, und das Gute hingegen nicht ſo wohl attendire, als es behoͤrig ſeyn ſolte.

(ff)Gute Sachen) Die guten ſoDeren Ab - handlung wiꝛd denen Special - Reiſe-Ma - ximen re - ſerviret. wohl als die ſchlimmen Sachen, werde kuͤnfftig hin, wo GOtt Leben und Geſund - heit verleihet, bey des getreuen Hofmeiſters beſondern Reiſe-Maximen durch Engelland, Holland, Franckreich, Jtalien, u. ſ. f. reiſen - den Cavaliers zur nuͤtzlichen Nachricht, ge - treulich anzuweiſen ſuchen.
(ff)

Die XXI. Anmerckung.

JN groſſen Compagnien zuAllzugroſſe Reiſe - Compagnie iſt ſchaͤd - lich. reiſen, ſoll man meiden; nicht allein wegen vieler Un - gelegenheit, die man haben kan: Sondern auch dieweil wenige dar - unter ſind, die eine wahre Begierde was rechtes zu ſehen und zu lernen haben, und alſo andere nur an ih - rem guten Vornehmen hindern oder davon abhalten. Da denn die we - nigſten, weil ſie per majora uͤberſtim - met werden, ſich alles muͤſſen gefal - len laſſen, wollen ſie nicht vor capri -cieuſe158Die XXII. und XXIII. Anmerck. cieuſe Leute angeſehen ſeyn, oder in Ungelegenheit gerathen.

Die XXII. Anmerckung.

Mit groſ - ſen Herren kleine Tou - ren zu thun, nuͤtz - lich.

MJt Fuͤrſten und Herren thut man nicht wohl (wenn man ſeine eigene zulaͤngliche Mittel hat) ſich in Com - pagnie zu begeben, und alle ſeine Rei - ſen in ihrer Suite zu verrichten. Und habe ich deren wenig geſehen, die es nicht beklagt haͤtten. Aber kleine Touren auf Luſt - und Jagd-Schloͤſ - ſer, ꝛc. da man nicht lange bey ihnen iſt, und bald wieder abkommen kan, geſchehen mit groſſem Nutzen, Com - moditaͤt und leichten Speeſen. vide die XV. Anmerckung. p. 138.

Die XXIII. Anmerckung.

Was auf denen Rei - ſen ſelbſt in

AUf denen Reiſen ſelbſt iſt vie - les in Acht zu nehmen, als:(gg) Jn159Die XXIII. Anmerckung. (gg)Jn Jtalien thut manacht zu nehmen iſt wohl, daß man ſich mit einem eige - nen Sattel und Pferde-Gezeug be - denckt, und ſich nicht leicht(hh) in die Betten legt. Die Cambiatur iſt ſehr beqvem, wenn man von Rom wie - der zuruͤcke gehet, nach Rom aber mit einem Vetturino. Wenn man im finſtern reiſet, iſt nicht gut der er - ſte zu ſeyn; man thut am beſten, wenn man den Poſtillon vor ſich ge - hen laͤſſet. Auf Poſten muß manWegen der Poſten; bey Tage ſchlafen, ſo iſt nicht leicht Ungluͤck wegen des Umwerffens zu befahren. Die beſte Gelegenheit faſt aller Orten iſt (ausgenommen in Holland, da man auf Treckſhuy - ten, ſo von einem oder zwey Pfer - den gezogen werden, gemaͤchlich zu Waſſer reiſet) mit denen Poſten zu gehen, es dienet der Geſundheit; man wird zu Fatiguen beſſer gewoͤh - net; man gewinnet die Zeit, und traͤget denen Unkoſten nach, wenig mehr aus, als wenn man mit der Land-Gutſche oder Diligence faͤhret. auf der See, we - gen derWenn man zur See reiſet, ſo mußman160Die XXIII. Anmerckung. Kranck - heit, undman mit Anſchaffung des Proviants, ſich die Rechnung allezeit laͤnger als kuͤrtzer machen. Wegen der be - ſchwerlichem See-Kranckheiten, iſt dieſes zu mercken: Daß ſolche groͤ - ſten theils durch nichts anders, als durch die ungewoͤhnliche groſſe Be - wegung des Schiffes, cauſiret wird. Denn dieſe machet, daß die Saliva aus dem Magen wieder in den Mund zuruͤck tritt, und einen uͤblen Ge - ſchmack verurſachet. Hierauf erei - gnet ſich ein Eckel, und wenn der uͤble Geruch vom Theer und Fiſch - Thran, damit die Schiffs-Tauen angeſtrichen werden, darzu kommt, ſo erfolget endlich ein ſtarckes Bre - chen, welches hernach nicht bald auf - hoͤret, und wegen ſteter Bewegung des Schiffes, mehr incommode faͤllt, als groſſe Kranckheiten zu Lande, kan aber alles gantz leicht(ii) præ - cavi ret werden, wenn man bloſ -wie ſolche zu curiren ſind. ſen Zucker-Cand gebrauchet; Denn hier mit treibet man die aufſteigende Salivam, durch Verſchlingung des zergangenen Zuckers, ſtets wiederin161Die XXIII. Anmerckung. (gg) in den Magen, und wenn man Ci - tronen bey ſich hat, ſo wird dem unangenehmen Geruche vorge - beuget. Dieſes Mittel, ſo ſchlecht es auch iſt, habe mehr als an 15. Perſonen probat befunden, daß ſie bey groſſer Bewegung der Schiffe auf der See nicht im geringſten in - commodiret worden ſind.

(gg)Jn Jtalien) Jngleichen inZum Poſt - Reiten muß man ſeinen ei - genen Sat - tel, Franckreich, denen Spaniſchen Nieder - Landen, Engelland, und durch gantz Teutſch - land, thut man wohl, wenn man die Poſt reiten will oder muß, daß man ſeinen eigenen Sattel habe. Weil die abgenuͤtzten Poſt - Saͤttel bald zu enge, bald zu weit ſind, und deren bey iedem Poſt-Wechſel vorfallende Veraͤnderung, den Hintertheil des Leibes bald hier bald da bleſſiret. Einige pfle - gen einen breiten Gurt feſt um den Leib, mit drey Schnaͤllichen zugeſchnallet, beym Poſt - Reiten zu tragen; ich halte es aber nicht vor gut, weil man ſich nur daran gewoͤh - net, und hernach, ohne dergleichen zu haben, kaum eine Poſt, ohne Miltz - und Seiten - Stechen zu empfinden, reiten kan. Steif - fe Frantzoͤſiſche Stiefeln, darein manSteiffe Stiefeln, mit ledernen Socken commode fahren, und ſie allein ausziehen kan, ſind ſehr dienlich. LDenn162Die XXIII. Anmerckung. (gg) Denn ſie garantiren beym Fallen der Pfer - de die Schenckel, und wenn man auf den Poſt-Wechſel kommt, wirft man ſie von ſich, und waͤrmet ſich bey dem Feuer, oder ruhet ſonſt im Sommer ein wenig aus, und die Socken dienen ſtatt der Pantof - feln. Einige haben in denen Stolpen le - derne Saͤckichen mit Riemen, in deren ie - des man ein mit Holtz uͤberflochtenes laͤng - liches Bouteillechen ſtecken, und darinnen Liqueurs oder anderes Getraͤncke, zum Ra - fraichiſſement, bey ſich fuͤhren kan. Die Poſt-Peitſche wird keiner, der das Klat - ſchen oder Klengeln liebt, zu kauffen ver -Reh - oder Bock-leder - ne Bein - Kleider ha - ben; geſſen. Bock - oder Reh-lederne Bein - Kleider, die auswendig an den Beinen ihre Nathen, zwiſchen denſelben aber kei - ne, auſer der Haupt-Nath, haben, und nicht gefuͤttert ſind, dienen zum Poſt-Reiten amWeñ man ſich wund geritten, oder ſehr fatiguiret hat, ange - fuͤhrte Mit - tel gebrau - chen. allerbeſten. Und hat man ſich wund ge - ritten, ſo darf man nur Hirſch-Unſchlit appliciren, ſo wird der Schaden bald wie - der heil werden. Die Couriers, wann ſie vom Poſt-Reiten ſehr fatiguiret ſind, pflegen folgendes Remedium zu gebrauchen: Sie laſſen ſich im Qvartier eine gute Wein - Suppe kochen, und ihr Bette mit dem ſchlechteſten braunen Zucker, der in eine, mit einem durchloͤcherten Deckel verſehene Kohl-Pfanne auf die gluͤende Kohlen ge - ſtreuet wird, durch und durch wohl waͤrmen,eſſen163Die XXIII. Anmerckung. (gg) eſſen mittlerweile die Suppe ſo warm, als ſie koͤnnen; legen ſich alsdenn ins Bette, und ziehen das Hembde uͤber den Kopf, da - mit der Zucker-Rauch nicht ſo bald ver - rauchen kan, und decken ſich feſte zu. Hier - auf fangen ſie an zu ſchwitzen, warten den Schweiß ab, und wenn ſie meynen genung geſchwitzt zu haben, und empfinden, daß die Mattigkeit nachgelaſſen hat, ſo frottiren ſie ſich mit warmen Tuͤchern, changiren das Hembde, und ruhen etliche Stunden aus, ſteigen darauf gantz erfriſchet zu Pferde, und ſetzen ihren Cours weiter fort. Man thut auch am beſten, weñ man bey Winter-Tagen desZu welcher Zeit, Tages reitet, und des Nachts ausruhet; hingegen bey Sommer-Tagen, ſo lange die groſſe Hitze dauert, ſtille liegt, und des Nachts bey Mondenſchein, oder bey ſchim - merlichtem Wetter den Cours fortſetzet, fein vorſichtig und dergeſtalt trottiret oder ga - loppiret, daß man allezeit ſechs, ſieben, auch mehr Schritte hinter dem Poſtillon,und wie man vor - ſichtig rei - ten; oder einem andern Paſſagier bleibet, damit, wenn der vorderſte faͤllt, man ihm nicht uͤber den Halß reite, hart beſchaͤdige, oder wohl gar toͤdte, und ſich ſelbſt dadurch in Leib - und Lebens-Gefahr ſetze. Wer nun aber, ſeiner ſchwaͤchlichen Lei - bes-Conſtitution oder Gemaͤchlichkeit we - gen, weder die Poſt reiten, noch auch mit denen langſam fahrenden Land-Gutſchen,L 2Coches164Die XXIII. Anmerckung. (gg) Coches oder Diligencen gehen will, der muß in Teutſchland Compagnie zu bekom -Extra-Po - ſten fah - ren; men ſuchen. Da denn, wenn ihrer 4 ſind, ſie allezeit Extra-Poſten nehmen, und wo es ihnen beliebt, unterwegens auf denen Poſt-Stationen ſtille liegen, und ausruhen koͤnnen. Oder, wenn einer Geld genung hat, oder ihrer zwey oder drey in Compagnie zuſammen reiſen, ſo koͤnnen ſie ihren eige - nen wenigſtens auf zwey Geleiſſe einge - richteten Wagen mitnehmen; ſie muͤſſen ſolchen aber auf denen Graͤntzen in einer Stadt verkauffen, oder denſelben, wenn ſie auf der Retour wieder dahin zu kom - men gedencken, daſelbſt ſtehen laſſen. in Franck - reich,Jn Franckreich hat man Chaiſes à bran - cards vor eine und vor zwey Perſonen, die man denn an einem Grentz-Ort kauffet, ſolche durch gantz Franckreich brauchet, und wenn man damit nicht weiter fortkom - men kan, wieder verkauffet, oder zwey Vor - der-Raͤder daran machen laͤſſet. in Jtalien,Jn Jtalien hat es gleiche Bewandniß mit denen Sedien, auf welche man aber weit mehr Bagage, als auf die Frantzoͤſiſchen Chaiſen, laden kan. in Engel - land ſicher reiſen.Jn Engelland iſt es iezuweilen nicht allzu ſicher mit denen ordinairen Stage-Coaches zu gehen, weil die High-way-men ſolche an - zufallen und zu pluͤndern pflegen. Zu dem ſo ſind dieſes ungeheuere groſſe Caroſ -ſen,165Die XXIII. Anmerckung. (gg) ſen, darinnen ſechs Perſonen, drey und drey einander gegen uͤber ſitzen koͤnnen. Von dem Gutſcher kan man in denenſelben nichts ſehen, weil ſein Sitz ungemein hoch iſt; ſie ſind auch ſo uͤbel gebauet und ſo ſchlecht aufgehangen, daß man nicht viel aufpacken kan. Jeder Paſſagier hat 14. Pfund frey, was druͤber iſt, muß nach der eingefuͤhrten Taxe bezahlet werden. Man nehme al - ſo eine Extra-Gelegenheit, wenn man ſie ha - ben kan, die aber ſehr hoch kommt, weil man die Retour bezahlen muß; oder man reite die Poſt, und gebe die Bagage auf die Gutſche; oder, wann ihrer vier in Com - pagnie ſind, ſo koͤnnen ihrer zwey z. E. von Dover oder Harwich bis London in der Caroſſe ihre Plaͤtze nehmen, und zwey von ihnen die Poſt alſo reiten, daß einer vor, der andere hinter dem Wagen bleibe, ſo hat es ſo leicht keine Gefahr attaquiret zu werden, und koͤnnen die Herren Reiſe-Com - pagnons nach Belieben mit einander um - wechſeln, reiten oder fahren. Jedoch iſt gut, wenn ieder ein paar Reiſe-Piſtolen oder Puffer mit ihren Hulfftern bey ſich fuͤhret, und an den Sattel ſchnallen laͤſſet, um ſich deren im Nothfall bedienen zu koͤnnen. Man mag nun zu Pferde oder zu Wa - gen gehen, ſo muß man, wenn man viel Bagage hat, ſolche auf die Poſt-GutſchenDie Bagage beſtellen, geben, ſie viſitiren, plombiren, und waͤgenL 3laſ -166Die XXIII. Anmerckung. (gg) laſſen, ſo bekommt man ſolche auf der Douäne desjenigen Ortes, oder bey ſeinem Kaufmann, an den ſie addreſſiret worden ſind, wieder. Z. E. Wenn man von Lon - don nach Calais gehet, muß man die Coffre in Dover, gegen eine halbe Crone Trinck - Geld viſitiren laſſen, und ſo bald man mit dem Pacquet-boat, oder eines von Maſter Minnets-Schiffen den Canal paſſiret, und in Calais debarquiret hat, laͤſſet man ſeine Coffres zu denen Viſitatoribus tragen, nimmt in ihrer Gegenwart aus denenſelben, was man an Weiß-Zeug ꝛc. noͤthig hat; darauf werden ſie gewogen, weiter plombiret, und nachdem von dem Commis ein Zettel dar - uͤber ertheilet worden, auf die Coche de Paris gegeben. Wenn man in Paris angelan - get iſt, faͤhret man auf die Douane, laͤßt die Coffres viſitiren, und bezahlet, was man ſchuldig iſt, davor, und nimmt ſie mit ſich in ſein Qvartier. Auf dergleichen Bu -und richtig erhalten. reaux des coches gehet alles richtig zu, in - dem die Coffres numerirter, in die Buͤcher verzeichnet, und denen Gutſchern Paſſeports uͤber alles ertheilet werden. Sonſten ſoll man die bey ſich fuͤhrenden Coffres ent - weder mit eiſernen Schrauben, oder einer Kette mit einem Schloß, wohl verwahren laſſen, damit ſie nicht ſo leicht abgeſchnitten werden koͤnnen. Endlich167Die XXIII. Anmerckung. (gg) Endlich kommt noch zu erinnern: Daßſich zu Krieges - Zeiten mit tuͤchtigen Paſſe-ports zu verſe - hen. man ſich zu Krieges-Zeiten mit noͤthigen und guͤltigen Paſſe-Ports verſehen muß, wenn man nicht Gefahr lauffen will, in Verhafft genommen und hernach genoͤthiget zu wer - den, ſeine Freyheit mit langer Gefaͤngniß, oder auf eine andere Weiſe zu erkauffen. Denn wenn der Landes-Herr, deſſen Vaſall oder Unterthan man iſt, mit auswaͤrtigen Puiſſancen in einen Krieg geraͤth, und deswe - gen alle Correſpondentzen, Commercien und Reiſen dahin verboten hat: So muß man von demſelben die Erlaubniß zu reiſen vor allen Dingen zu erhalten ſuchen, (welche aber ſehr ſchwehr zu bekommen ſeyn wird) und hernach von des feindlichen Staats dar - zu authoriſirten Miniſtris, oder Generals - Perſonen, durch ſeinen Banquier oder andere Leute ſich einen Paß verſchreiben laſſen. Hier - mit nun kan man in Feindes-Laͤndern ſo lan - ge ſicher fortkom̃en, biß denen ſich daſelbſt be - findlichen und unter feindlicher Parthey ſte - henden Vaſallen und Unterthanen anbefohlen wird, ſich binnen einer geſetzten Friſt, aus dem Lande weg zu begeben, oder gewaͤrtig zu ſeyn, auf bezeigten Ungehorſam, als Feinde tractiret, und biß zum Friedens - Schluſſe auf eigene Unkoſten, und vor vieles Geld, ſchlecht genung im Gefaͤngniſſe unter - halten und verwahret zu werden. Worauf man ſich denn nolens volens, ſo gut als manL 4kan,168Die XXIII. Anmerckung. (gg) kan, reteriren muß. Es kan aber, wiewohl ſehr ſelten, und nicht ohne allen Hazard ge - ſchehen, daß, wenn der Landes-Herr oban - gefuͤhrter maßen noch kein Verboth hat ausgehen laſſen, man von einem Miniſtre ei - nes, zwiſchen beyden mit einander Krieg fuͤhrenden Partheyen, ſich neutral halten - den Staats, einen Paſſe-Port bekommet, und alſo unter dem Nahmen eines dergleichen Landes-Vaſallen oder Unterthanen, in ſeines Herrn Contrapart Laͤndern, ſich einige Zeit verweilen darff; die aber nicht laͤnger, als biß ſeines Herrn Verboth public worden iſt, dauern kan, und muß man ſich alsdenn, demſelben zu folge, ie eher ie beſſer in des Freundes Land begeben. Unterdeſſen iſt man, bey allen genommenen Præcautionen, dennoch auf Reiſen nicht voͤllig ſicher. Denn wenn gleich regulirte ſtreiffende Par - theyen, den vorgezeigten Paß reſpectiren, und einen ſeinen Weg im Frieden fortziehen laſſen: So kan man doch durch Partis-Bleus, oder ſich zuſammen rottirtes bewaffnetes Ge - ſindel, das bey Kriegs-Zeiten auf den Raub ausgehet, ſich an keinen Frey-Zettel kehret, und die Wege unſicher macht, angefallen, und um ſein Geld und Bagage, auch manch - mahl, bey erfolgter Gegen-Wehr, um ſeinſein Gewiſ - ſen beden - cken; Leben gebracht werden. Zu dem ſo ſcheinet es auch wider die ſeinem Landes-Herrn ſchul - dige Pflicht, und alſo auch wider das Gewiſ -ſen169Die XXIII. Anmerckung. (gg) ſen zu lauffen, wenn man in Feindes-Laͤn - dern, ſein aus dem Vater-Lande gezogenes Geld verzehren wolte, und hat man zur Beobachtung ſeines Gewiſſens nicht noͤthig, das Landes-herrliche Verboth oder die Avo - catoria abzuwarten, weil man auch ohne die - ſelben, dem Feinde keinen Nutzen, weder di - recte noch indirecte, zu ſchaffen, und ſeinem Ober-Herrn keinen, auch nicht den gering - ſten Schaden zu thun verbunden iſt. Und ich weiß gar wohl daß in dem letzten Kriege, einige, die entweder unter frembden Nahmen nach Franckreich zu gehen ſich unterſtanden, und daſelbſt einige Monathe gelebet, oder auch in Krieges-Dienſten ſich engagi - ret hatten, bey ihrer Retour, und nachdem ihre Verwegenheit an den Tag gekommen war, die erſten mit Arreſt und Geld-Stra - fe beleget, die andern aber, die als Militairen in feindlichen Dienſten geſtanden, wohl gar mit ewiger Gefaͤngniß, und denen Um - ſtaͤnden nach, am Leben geſtrafet worden ſind. Welches gewiß nicht wuͤrde geſche - hen ſeyn, wenn dergleichen That erlaubet geweſen waͤre. Dahero thut man wohlam ſicher - ſten die Reiſen vor - nehmen; am allerbeſten, man qvittiret des Feindes Land, oder wenn man erſt zu reiſen willens iſt, ſo ſetze man die Reiſe dahin ſo lange aus, biß der Friede erfolget iſt; die Troup - pen aus einander gegangen; das raͤuberi - ſche Geſindel eingebracht, und die WegeL 5voll -170Die XXIII. Anmerck. (hh) (ii) vollkommen ſicher worden ſind, (welches unter Jahr und Tag nicht wohl geſchehen kan): So wird man alsdenn ſeine Touren mit aller Sicherheit, Gemaͤchlichkeit, Ver - gnuͤgen, gutem Gewiſſen und Nutzen an - treten, fortſetzen und vollenden koͤnnen.
(gg)
Jn fremb - den Betten ohne Ge - fahr ſchlaf - fen ſoll,
(hh)Jn die Betten legt) Darum thut man wohl, daß man entweder einen ledernen Teppicht, oder eine mit gewaͤch - ſter Leinwand gefuͤtterte Decke, die etwan vier Ellen lang und drey Ellen breit iſt, und welche nicht viel Platz einnimmt, in dem Mantel-Sacke bey ſich fuͤhret, und ſolche, wenn man ins Qvartier kommt, uͤber das allbereit zurecht gemachte Bette, oder uͤber die Streu deckt, ſie oben mit de - nen Ecken ans Bett-Geſtuͤhle, oder wie man kan, feſt bindet, und ſich alſo darauf niederleget, ſo hat man ſo leicht nicht zu befuͤrchten angeſtecket zu werden, oder Un - geziefer zu bekommen; Wer auch ein Haupt-Kuͤſſen und eine Ober-Decke bey ſich haben kan, wird ſich deſto beſſer pfle - gen koͤnnen. Andere muͤſſen ſich mit ihrem Schlaf-Peltze decken, und den Reiſe-Ca - put uͤber die Streu oder das gemachte Bet - te legen, ſo werden ſie auch nichts zu befah - ren haben.
(hh)
und die See - Kranck -
(ii)Præcavi ret werden) Als ich An - no 1702. das erſte mahl nach Engelland und zwar vom Briel nach Harwich uͤber dieSee171Die XXIII. Anmerckung. (ii) See gieng, wurde mir von dem Unterſteuer -heit curi - ren kan. Mann des Paquet-Boats, (nechſt welchem ich auf dem Verdeck, weil ich im Schiffe nicht dauern kunte, auf meinem Reiſe-Kuͤſ - ſen lag) wie er ſahe, daß ich kranck werden, und mich erbrechen wolte, als ein treffli - ches Remedium vor dieſe See-Kranckheit, ein guter Trunck See-Waſſers recom - mendiret. Jch folgte ſeinem Rath, und tranck etliche gute Schluͤnge deſſelben; wurde aber kurtz darauf ſo kranck, daß ich meynte, ich wuͤrde ſterben muͤſſen; ich gab à pluſieurs repriſes, alles, was nur im Ma - gen war, weg, und moͤchte es noch wohl laͤnger alſo getrieben haben, wenn nur mehr Vorrath verhanden geweſen waͤre. Hier - auf brachte mir mein See-Medicus ein Glaͤßgen Frantz-Brandewein, und ein Schiffs-Biſquit zur Staͤrckung des ſchwa - chen und Befriedigung des unruhigen Ma - gens, und meynte, nun haͤtte ich gewon - nen, und er wolte gut davor ſeyn, daß ich nimmermehr kuͤnfftighin auf der See, auf dieſe Art wieder kranck werden ſolte. Dem ſey nun wie ihm wolle: ſo kan ich doch mit Wahrheit ſagen, daß auf meiner Retour, auch auf meinen folgenden drey Engliſchen und andern See-Reiſen, keinen derglei - chen Anſtoß mehr gehabt habe. Ob end - lich dieſes ſchlechte, doch mit ziemlicher Ve - hementz wuͤrckende Medicamentum, deſſenGe -172Die XXIV. Anmerckung. Gebrauch eine Vermaͤhlung mit der See bedeuten ſoll, allen und ieden Subjectis zu recommendiren ſey, will ich anderer Beur - theilung uͤberlaſſen. Von denen Kranck - heiten der See-Fahrenden ſiehe Cockburn of the Diſtempers, of Sea-faring people and its Continuation there of.
(ii)

Die XXIV. Anmerckung.

Wenn die beſte Zeit in Engel - land, Franck - reich, Hol - land und in Jtalien zu reiſen ſey;

DJe beſte Zeit zu reiſen in Franckreich, iſt von Michae - lis an biß Pfingſten. Jn Engelland von Oſtern an, den gan - tzen Sommer durch. Jn Holland iſt Sommer und Winter viel zu obſer - viren. (kk)Jn Jtalien iſt die rechte Zeit, daß, wenn man aus Franck - reich gehet, es ſo einrichtet, noch vor Weynachten zu Turin zu ſeyn. Nach denen Feyer-Tagen uͤber Ge - nua, durch die Lombardie, auf Mey - land, ferner uͤber Verona und Pa - dua, nach Venedig gehet. Allhier bleibet man ſo lange, biß die neuen Opera und die Maſquen angehen, und wartet dieſelben nicht laͤnger als dreyTage173Die XXIV. Anmerckung. Tage ab. Nach dieſem kan man die Reiſe uͤber Loretto nach Rom antre - ten, und unterwegens das Carnaval in Bologna mit ſehen, und die Reiſe ſo einrichten, daß man die drey letz - ten Tage das Carnaval auch in Rom obſerviren kan. Hierauf thut man die Tour nach Napoli, welche in 16. oder 18. Tagen vollendet werden kan. Nach der Retour beſiehet man alles, was in Rom remarquable iſt, welches am beſten in Caroſſen mit Compagnie, worunter der Antiqua - rius iſt, geſchiehet, und gehet ſo gleich nach Oſtern, uͤber Siena nach Flo - rentz, und ſo weiter durch andere Oerter, die man voriges mahl nicht mitgenommen hat, biß nach Vene - dig, daß man auf die Aſcenſion allda iſt: So hat man in einem halben Jahre alles in Jtalien verrichtet. Denn die uͤbrige Jahres-Zeit iſt nicht vor Frembde, und gehen nichts als Feſte und geiſtliche Solennitaͤten vor, da ſie ſelbſt allerhand Divertiſſi - ments unter einander vor ſich haben. Jch muß zwar geſtehen, daß die -ſes174Die XXIV. Anmerckung. (kk) ſes vor Reiſende, ſehr gefaͤhrliche Laͤnder ſind, und wolte nicht leicht jungen Leuten, ohne Conduite guter Hofmeiſter, ſie zu beſuchen, anra - then; Aber ich vor meine Perſon, wolte nicht um was groſſes geben, daß ſolche geſehen habe.

und was man in dem letz - tern pro - fitiren
(kk)Jn Jtalien) Wer ein Liebhaber der Roͤmiſchen Antiquitaͤten, der Mahlerey, der Civil-Bau-Kunſt und der Muſic iſt, der wird auſer Jtalien, kein Land antref - fen, darinnen er ſeiner Curioſitaͤt und In - clination ein groͤſſeres Genuͤgen geben koͤn - te. Wer aber auf die Staats-Verfaſ - ſung acht geben will, der wird allhier eini - ger Regierungen Einrichtung, als eine, nach dem Urtheil vieler Politicorum, denen Com - merciis und folglich auch der leiblichen Wohlfahrt derer Unterthanen zuwider lauf - fende Politic bemercken. Die meiſten ihrer armen Unterthanen ſeuffzen unter dem Jo - che ſo vieler Straf-Geſetze, und Verſtaͤn - dige geben es heimlich denen Frembden ſelbſtund obſer - viren kan. zu verſtehen. Ja die groͤſten Staͤdte ha - ben ſo ſchlechte Handlungen, ſind ſo unbe - bauet und vom Volck entbloͤſſet, daß man ſich daruͤber verwundern muß, wenn man ſie gegen anderer Laͤnder Beſchaffenheit in Vergleichung bringet. Was hat Hol -land,175Die XXIV. Anmerckung. (kk) land, Engelland, und einen groſſen Theil vom Roͤmiſchen-Teutſchen Reiche, an Geld und Volck ſo floriſſant gemacht, als die der Religioni dominanti unſchaͤdliche Tole - rantz anderer Religionen, oder die Gewiſ - ſens - und Commercien-Freyheit? Denn in dieſen Laͤndern circuliret das Geld, die Commercien und Manufacturen floriren, die Staͤdte ſind wohl angebauet, und mit Einwohnern uͤberfluͤßig beſetzt; und ein ie - der kan ſeinem GOtt, nach ſeinem Wiſſen und Gewiſſen, bey Beobachtung der diß - falls gemachten Verordnungen der Hohen Obrigkeit, ohne Zwang dienen. Woraus dieſer Schluß folget: Jn welchem Lande, von der Hohen Landes-Obrigkeit, ohne der Haupt-Religion Tort zu thun, die Tole - rantz eingefuͤhret iſt, und die Gewiſſens - und Handlungs-Freyheit denen Untertha - nen gelaſſen wird, in demſelben kan an Geld und Volck kein Mangel ſeyn; hin - gegen wo dieſes nicht erlaubet iſt, da muß es nothwendig am Gelde und Volcke ge - brechen. Spanien und Portugal haben durch die Inquiſition; Franckreich aber in denen Jahren von 1681. biß 1685. durch die Verfolgung derer Hugenotten, beydes viel Geld und Volck verlohren, und dadurch oberwehnte Laͤnder, an Commercien, Ma - nufacturen, Geld und Volck bereichert. Man leſe die von dieſen, durch einen denenLehr -176Die XXV. Anmerckung. Lehr-Saͤtzen gemaͤſſen heiligen Religions - Eyffer derer Geiſtlichen verurſachte, und durch die Hohe Landes-Obrigkeit, aus glei - cher Abſicht, zur Execution gebrachten Ver - ordnungen, und vorgenommenen Procedu - ren, handelnde Schrifften, it. Puffendor - fium de habitu religionis chriſtianæ ad vi - tam civilem, Pere Maimbourg Decadence de l’Empire; Emiliane und Miſſons Reiſen ꝛc. So wird man obigen Satz vielfaͤltig er - wieſen finden.
(kk)

Die XXV. Anmerckung.

Was bey denen Wechſel - Briefen zu obſervi - ren.

WAs auf Reiſen, wegen(ll) der Wechſel-Gelder in acht zu nehmen, waͤre auch viel zu erinnern, indem die Kauf - Leute Reiſende ſehr beruͤcken. Doch allem dieſen vorzukommen, iſt hier - bey nichts beſſers, als daß man ſich die Wechſel in Courant-Gelde uͤber - machen laͤſſet, und hernach nicht durch die Banquiers, ſondern bey de - nen Wechſel-Baͤncken, Gold-Spe - cies, ſo in richtigen valore ſind, ſich davor geben laͤßt: So darff man einweni -177Die XXV. Anmerckung. (ll) weniges zahlen, und kan die Summam leicht bey ſich fuͤhren.

(ll)Der Wechſel Gelder) Was dieDieſe ſind auf Reiſen nicht ſo dienlich, Ubermachung der Wechſel anbetrifft, wolte ich nicht rathen, daß man formelle Wechſel-Briefe mit ſich nehme. Denn es kan leicht ein ſolcher Zettel von handen kommen, und bey geſchehener Beraubung oder andern zuſtoſſenden, unvermutheten und fatalen Zufaͤllen, verlieret man durch die Auviſi, welche man dem Traſſanten zu - ſenden, und die Nachricht, die man dem Acceptanten, wenn er bereits acceptiret worden iſt, geben muß, allzuviel Zeit, und muß, biß ein anderer ankommt, viel Geld unnoͤthig verzehren. Auch wird man bey dem Acceptanten oͤffters, entweder wegen der noch entfernten Verfall-Zeit, oder der in Anſehung der Zahlung, an einigen Or - ten eingefuͤhrten Reſpyt-Tage, oder wenn ſie laut Auviſo ertheilet worden, mit der Zahlung aufgehalten; oder es kan auch, wenn Ungluͤck ſeyn ſoll, der nicht acceptir - te oder zur Verfall-Zeit nicht bezahlte Wechſel, des Proteſts wegen, viel Zeit und Geld wegnehmen. Dahero ſind die Re - commendationes, Credit - und Circulair Briefe weit beſſer. MDie178Die XXV. Anmerckung. (ll) als die Aſſignatio - nes. Die Recommendationes oder Aſſignatio - nes, da der Ausgeber ſeinen Correſpon - denten in Straßburg, Pariß, London, Am - ſterdam, oder anderswo erſuchet: Vor - zeigern dieſes Sempronio, gegen ſeine Hand und Siegel, biß auf drey tauſend Gulden Rheiniſch, auf ein oder mehr mahl zu zah - len; oder auch, wenn die Summa nicht gantz gehoben worden, ihm auf den Reſt nach andern Orten weiter Recommendationes zu ertheilen, und die gezahlte Summam à con - to zuſtellen. Die Credit - undDie Credit-Briefe, da der Ausgeber ſeinen Correſpondenten erſuchet, daß er Jnhabern dieſes biß vier tauſend Gulden Rheiniſch, gegen ſeine Unterſchrifft und Petſchafft, nach des Jnhabers Gefallen, in einer unzertrennten Summa, oder mehr particulair Zahlungen, bezahlen, oder da die - ſer nur etwas genommen, ihn an andere Oerter biß auf die ruͤckſtaͤndige Summam, mit weitern Credit-Briefen verſehen, und die gezahlte Poſt in Rechnung bringen wolle. die Circu - lair-Brie - fe.Die Circulair-Briefe, darinnen der Aus - geber ſeine Correſpondenten, in Prag, Nuͤrremberg, Augſpurg, Stutgard, Straßburg, Nancy, London, Pariß, Bruͤſſel, Amſterdam, Hamburg, Berlin, ꝛc. erſuchet, ſie wollen an den Jnhaber dieſes, gegen ſeine eigenhaͤndig unterſchrie -bene179Die XXV. Anmerckung. (ll) bene und beſiegelte doppelte Qvittungen, welche aber nur vor eine Zahlung validiren ſollen, ſo viel er iedes Ortes verlangen wuͤrde, bis auf ſechs tauſend Gulden Rheiniſch auszahlen, und ieder das gezahl - te Quantum hinter den Circulair-Brief no - tiren, weiter aber in Rechnung brin - gen. Und dieſe letztern ſind meinesDieſe letz - tern ſind die beſten; Erachtens noch die allerbeſten vor einen Reiſenden. Denn man nichts hierbey riſquiret, und vorher weiß, an wen man aller Orten addreſſiret iſt, und ſolcherge - ſtalt ſeine Meſures gehoͤrig nehmen kan. Jn dieſen Circulair-Briefen ſtehet inwen -werden er - laͤutert: dig der Brief ſelbſt, nebſt des Ausgebers eigenhaͤndiger Unterſchrifft; auswendig aber ſiehet man der Correſpondenten Nah - men, als:
  • A Meſſieurs
  • Meſſieurs Frantz Sigh e del Curto -- à Prague.
  • Meſſieurs les Freres Buiretti --- à Norimberg.
  • Meſſieurs Rad & Heßlin -- à Augsbourg.
  • Monſieur Jean Henry Eyſenbach à Stutgard.
  • Meſſieurs Jean Nicolas Würtz & Comp. -- à Strasbourg.
  • Monſieur Domenique Anthoi - ne Treſorier General des Finances & Conſeiller d’Etat de S. A. R. de Lorraine --- à Nancy.
  • Monſieur Clement Boehm -- à Londres.
  • Meſſieurs Fulleman & Comp. -- à Paris.
M 2Mon -180Die XXV. Anmerckung. (ll)
  • Monſieur Jean Baptiſte de Foullon --- à Bruxelles.
  • Monſieur Jean Behaghel -- à Amſterdam.
  • Monſieur Henry Pierre Kentzler à Hamburg.
  • Monſieur Jacques Corviſier --- â Berlin.
Und unter dieſen Nahmen derer Herren Correſpondenten iſt des Ausgebers Pet - ſchafft gedruckt. Die Kauf - leute legi - timiꝛen ſich durch Cours-Zet - tel.Sonſten pflegen aufrichtige und Chriſtliche Kaufleute und Banquiers, das Agio der uͤber - machten Gelder, bey denen Berechnungen, mit Cours Zetteln zu juſtificiren, und vor die Proviſion, Correſpondentz, Muͤhe, und den Credit, ein leidliches anzurechnen. Man mer - cke anbey: Daß die Wechſel-Briefe oder Ordres, die a drittura gehen, nicht ſo hoch kommen, als die, welche uͤber entlegene Plaͤ - tze einen Umweg nehmen muͤſſen; weil ein ieder etwas dabey gewinnen will. Die Gelder werden ge - gen Qvit - tungen ausgezah - let;Die Qvittungen, deren Beſiegelung ei - nige Kauf-Leute verlangen, andere aber dieſelben bloß unterſchreiben laſſen, werden etwan folgender maſſen lauten: Reichs Thaler dreyhundert Holl. Court. habe ich heutigen dato fuͤr Rechnung, Herrn Andreas von Wehner, und Compe. in Breßlau, von Herrn Johann Behaghel allhier baar empfangen, welches mit zwey gleich lautenden Qvittungen, ſo aber nurfuͤr181Die XXV. Anmerckung. (ll) fuͤr eine guͤltig, beſcheinige. Amſterdam, den 20. Octobr. 1724. R. Thlr. 300. Holl. Court. (L. S.) N. -- J’ai receu de Monſieur Pierre Claude Heuſch ſuivant l’ordre de Monſieur Chre - tien van Orſoy d’Amſterdam, à l’inſtance de Meſſieurs Jean Herman Cornet & Com - pagnie de Breslau, la ſomme de trois mille livres tournois; ſurquoi j’ai donné deux quittances, qui cependant ne ſeront valables que pour une. à Paris ce 28. d Aout 1714. 3000. . (L. S.) N. -- Ik onderſchreven bekenne ondfangen te hebben van den Heer Hendrick Moors, op order van den Heer Chriſtian van Orſoy in Amſterdam, en ter Inſtanzie van de Heeren Johann Herman Cornet ende Compagnie in Breslau, een ſomme van tweehondert Ryksdaelders Holl. Court. Waervoer twee eensluydende Qvittanzien teekene, dewel - cke maar voor eene Betaalinge valideeren ſullen. Bruſſel den 15 Sept. 1707. Rdr. 200 Holl. Court. (L. S.) N. -- Doch iſt noch eines hierbey zu erinnern:iedoch muͤſ - ſen ſich die Bꝛiefs-Jn - haber erſt legitimi - ren. Daß man dem Ausgeber des Wechſels, der Aſſignation, des Credit - oder des Circulair - Briefes entweder ſo viel Billetter mit ſei -M 3nem182Die XXV. Anmerckung. (ll) nem Nahmen und Petſchafft, oder ſo viel Deviſen, die nur in eintzelen Worten oder auch in mehrern beſtehen koͤnnen, als Cor - reſpondenten ſind, gebe, damit er ſie an die - ſelben in ſeinen Avis-Briefen einſchluͤßen und verſenden kan. Die Billetter ſind nur von dieſer Groͤße, damit man ſie zu ſonſt nichts brauchen kan:durch Bil - letter, (L. S.) Chriſtoph von Habrecht. oder Devi - ſen,Zu denen Deviſen nimmt man entweder eintzelne Woͤrter, als: Macedonia, Agrip - pa, Fripon, oder mehr Worte, als: Dum ſpiro ſpero; ex utroque Cæſar; nemo ante obitum felix &c. Doch ſind die Billetter mit dem Nahmen und Siegel die beſten. ſonſt wird ihnen nichts ge - zahlet.Noch dieſes iſt zu mercken, daß die Corre - ſpondenten nichts auszahlen, als biß man ſich durch ſeinen Nahmen, Petſchafft oder Deviſe legitimiret hat. Wenn nun gleich ein ſolcher Brief verlohren gienge, und in Diebs-Haͤnden waͤre; ſo kan deſſen Jn - haber doch nichts darauf empfangen; ſon - dern riſquiret erkant und beym Kopf genom - men zu werden. Endlich183Die XXVI. Anmerckung. Endlich pflegen die meiſten Eltern, wel -Wem die Reiſe-Gel - der zur Ausgabe und wie ſolche pfle - gen com - mittiret zu werden. che ihre Kinder auf Reiſen verſenden, und ihnen, wegen allbereits geſchaͤrfften Ver - ſtandes und verbeſſerten Willens, alles gu - te zutrauen koͤnnen, es ſo einzurichten: daß zwar der Hofmeiſter die Gelder in Em - pfang nehmen, ausgeben und verrechnen ſoll; ſie aber allerſeits die Ovittungen un - terſchreiben und beſiegeln muͤſſen. Wo aber die erforderten Requiſita fehlen, da muß dem Hofmeiſter allerdings das Empfan - gen, Qvittiren, Ausgeben und Verrechnen allein committiret werden. Beyderley Ar - ten haben ihren guten Nutzen, und koͤnnen die Eltern davon eine, welche ſie vor ihre Kinder am dienlichſten zu ſeyn erkennen, nach Belieben choiſiren.
(ll)

Die XXVI. Anmerckung.

WO man in einem Lande einige Gold-Species leicht haben kan, als wie ehe - mahls in Holland die Ducatons, und in Franckreich die Spaniſche Piſtolen, und ſolche in andern Laͤndern ein weit mehrers gelten,M 4als184Die XXVI. Anmerck. (mm) als wie damahls in Teutſchland und in Jtalien: So kan man ſich groſſen(mm) Profit hiermit ma - chen, wenn man ſich bey der Ab - reiſe damit verſiehet. Wie mir denn einige bekant geweſen, welche faſt ihre Reiſe-Unkoſten in andern Laͤndern damit gewonnen haben. Zu geſchweigen, was ſich viele mit dem Einkauff allerhand Ga - lanterien und koſtbahrer(nn) Em - pletten vor Gewinſt zu machen wiſſen.

Cavaliers koͤnnen in Engel - land,
(mm)Profit) Nachdem in Engelland die Ausfuhre des Geldes uͤberhaupt, biß auf fuͤnff oder ſechs Pfund Sterling Rei - ſe-Gelder verboten iſt, und bey der Viſi - tation, was uͤber ſolche Summam gefunden und nicht angegeben worden iſt, contraband, gemacht, und ſans façon weggenommen wird; hiernechſt auch die Guineas ietzo nur 21. Shillings gelten, um dadurch die heimlichen Ausfuhren in andere Laͤnder zu verhindern. So wird in Engelland mit Einwechſeluug der Gold - und Silber - Specierum, gewiß weder ein legaler noch er - klecklicher Vortheil zu machen ſeyn. Jn185Die XXVI. Anmerckung. (mm) Jn Franckreich iſt die Ausfuhre desin Franck - reich, Geldes eben ſo hart, als in Engelland, ver - boten, und die Gold - und Silber-Species haben wegen der Koͤniglichen Deminution und Augmentation, gar keinen beſtaͤndigen Valorem, ſonderlich da beyderſeits Mittel, des Koͤniges Revenuen zu vermehren, anie - tzo nicht mehr, wie vor dieſem zu Ludovici XIV. Zeiten geſchahe, denen Unterthanen zu deſto beſſerer Einrichtung ihrer Affairen, etliche Wochen vor der Publication des Ar - reſts intimiret werden. Ferner gelten wie in vorerwehntem, al -und in an - dern Laͤn - dern mit Einwech - ſelung der Gold - und Silber - Specierum keinen Pro - fit machen. ſo auch in allen benachbahrten Laͤndern, die Geld-Sorten mehr, als dererſelben inner - licher Wehrt iſt; zu geſchweigen derer an - dern Præcautionen, die deſſentwegen in ie - dem Lande genommen werden. Uber die - ſes kan man ſich in denen unterſchiedenen Valeurs und denen Benennungen derer Muͤntzen leicht irren, und ſtatt eines einge - bildeten Gewinſtes, einen wuͤrcklichen Ver - luſt haben. Dahero duͤrffte wohl dißfalls ſo leicht kein Vortheil zu machen ſeyn; Zu - mahl da bey denen wenigſten Paſſagiers, genungſame Gelder zum Gold einwechſeln verhanden ſind. Ja es duͤrffte auch wohl nicht allzuſicher ſeyn, viele Baarſchafften mit ſich zu fuͤhren, weil man durch die ſcharffe Viſitation auf denen Graͤntzen, oder unterwegens durch Pluͤnderung oderM 5Dieb -186Die XXVI. Anmerckung. (nn) Diebſtahl, in einen groſſen Verluſt und Schaden kommen kan. Darum halte ich es mit denen oben in der XXV. Anmerckung Lit. (ll) angefuͤhrten Aſſignations-Credit - und Circulair-Briefen, weil man bey die - ſen und ſonderlich bey denen letzteren, keine Gefahr laufft, und aller Orten weiß, an wen man ſich addreſſiren ſoll, und ſich da - mit wohl helffen kan.
(mm)
Was Cava - liers vor Empletten machen koͤnnen
(nn)Empletten) Einige kauffen aller - hand Galanterie-Waaren ein, um damit zu handeln, und ſich etwas damit zu ver - dienen, und dieſer Einkauf gehoͤret vor die Kaufleute, und vor die Galanterie-Kraͤmer; Ein reiſender Cavalier aber machet nur ſolche Empletten, die er entweder zu ſei - nem eigenen Plaiſir und Andencken vor ſich behalten; oder davon er, bey ſeiner Zuruͤck - kunfft, einige Geſchencke an ſeine gute Freunde und Freundinnen austheilen will; und dieſem will ich zu beliebter Nachricht einige ſpecificiren, welche die Reiſende in Holland, Engelland, Franckreich und Jta - lien zu machen pflegen. Jn Hol - land, Amſter - dam,1) Jn Holland. Jn Amſterdam kan man alle auslaͤndi - ſche Waaren, aus allen Theilen der Welt bekommen. Die Reiſenden kauffen allhier allerhand gruͤne und Boey Thée, Oſtindiſch und Japaniſche Porcelain-Waaren, Kana -ſter,187Die XXVI. Anmerckung. (nn) ſter, allerley Rauch - und Spaniſchen Schnupff-Taback, Frantzoͤſiche Buͤcher, Brabantiſche: Kanten, ſchoͤne Kupffer und ſchwartze Kunſt-Stiche, und aller - hand lackirte Sachen, Neſſeltuch, ꝛc. ꝛc. Jn Utrecht gute Flinten und Piſtolen, beyUtrecht. Penterman und van Wyk. Jn Bruͤſſel ſchoͤne Kanten, Bâtiſt undBruͤſſel. Kammer-Tuch, Camelotte, ꝛc. Jn Haarlem findet man die beſten ſei -Haarlem. denen Dammaſte, und reiche Gold - und Sil - ber-Etoffen, die feineſte, feſteſte und am be - ſten gebleichte Hollaͤndiſche Leinewand, und bey denen Blumeniſten, die rareſten Tuli - panen, Hyacinten und andere Zwiebeln und Saamen. Jn Maſtricht gutes Gewehr. Maſtricht.Jn Leyden die beſten ſchwartzen Tuͤcher,Leyden. weil ſolche Farbe, des darzu dienlichen Waſ - ſers und anderer Sonderheiten wegen, in keiner andern Stadt ſo gut gegeben werden kan. Jngleichen allerhand Buͤcher, weil die hieſigen Druckereyen vor die beſten in der Welt gehalten werden. Jn Luͤttich ſchoͤn Gewehr und VaiſſelleLuͤttich. von weiſſen Kupffer und ſtarcke Schue. Wer mehr Nachricht von denen aus - und einkommenden Waaren haben will, der leſe den Koophandel van Amſterdam. 8. 2) Jn188Die XXVI. Anmerckung. (nn) Jn Engel - land. London.2) Jn Engelland. Schoͤne, feine und ſtarcke Tuͤcher, von aller - hand Couleurs, darunter die rothen vortreff - lich ſind. Allerley ſeidene Struͤmpffe, dar - unter wieder die rothen, wegen der un - gemein hohen und feſten Farbe, die ſchoͤn - ſten ſind. Rothe Rheiniſche extra -- feine Struͤmpffe. Gold und ſilberne ſchlechte und Repetir-Uhren. Allerhand goldne und ſilberne ungemeine ſtarcke und wohl gear - beitete Galanterien, als: Groſſe und kleine Geſtecke, Tabatieren, Uhr-Ketten, Schuh - und andere Schnallen, Galanterie - Ringe, ꝛc. Allerhand mathematiſche In - ſtrumenta; ingleichen von Stahl kuͤnſtlich verfertigte Sachen: Vortreffliche glaͤſerne Waaren, Kupffer-Stiche, Engliſch Saltz, feine Huͤte, ꝛc. Das Engliſche Zinn wird in London bey Jonas Durand in St. Martins Lane unvergleichlich raffiniret, 2 Schil. das Pfund, da man ſonſt nur 14. und 18. Pens davor zahlet. Jn Franck - reich. Paris.3) Jn Franckreich. Allerhand goͤldene und ſilberne Galante - rien, an welchen die Arbeit meiſtens ſo viel und noch mehr als das Gold oder Silber koſtet. Dergleichen bey Tabatieren und Stock-Knoͤpffen wahr zu nehmen. Vor - treffliche Inſtrumenta Mathematica; Die beſten goldenen und ſilbernen à la mode fa -çon -189Die XXVI. Anmerckung. (nn) çonnirten Degen-Gefaͤſſe, Galons und Treſ - ſen; Die beſten Muſter von Gold - und Sil - ber-Touren, Broderien, Baͤndern, Mar - ſeille, geſtickte weiſſe Sommer-Camiſoͤler. Der beſte-Rapé Taback, die Kupffer - Stiche von denen Koͤniglichen Luſt-Schloͤſ - ſern und andern Palais, Gaͤrten und Proſpe - cten. Allerhand ſchoͤne Blaß-Inſtrumenta, als Flutes traverſieren von Elfenbein und Ebenholtz. Dergleichen Flutes à bec, Wald-Hoͤrner, Hautbois. Frauenzim - mer-Galanterien, und ſo fort. Die Huͤte ſind auch ſehr gut und dauerhafft, kommen aber an Feinigkeit denen Engliſchen bey wei - ten nicht bey. Gute feine Tuͤcher, welche in denen Fabri -Abbeville. Carcaſſone. quen zu Abbeville, Carcaſſone, und an an - dern Oertern des Reichs fabriciret werden; Die dem Anſehen nach, reichſten ſilbernen und goldenen Etoffen, welche in Lyon amLyon. beſten gemacht werden; Allerhand ſeidene Struͤmpffe, welche aber, wegen Mangel der Orientaliſchen Seide, an der Guͤte denen Engliſchen nicht gleich kommen. EſſencesMontpel - lier. und deſtillirte Waſſer, welche in Montpel - lier zu bereitet werden. 4) Jn Jtalien. Allerhand Stock-Knoͤpffe, und Schnupf -Jn Jta - lien. Venezia. Tobacks-Doſen, von componirten Stei - nen; Den allerbeſten Scharlach, ſonderlich der auf einer Seiten roth, auf der andernblau190Die XXVI. Anmerckung. (nn) blau iſt; die renomirte Seiffe und glaͤſerne Waaren. Roma. Die uͤberall beruͤhmten Handſchuhe, Schildereyen, Portraits von Franceſco Treviſano; die Kupffer-Stiche von aller - hand in Jtalien befindlichen Pallaͤſten, Kirchen, Gaͤrten und Antiquitaͤten, ſonder - lich werden die vom Signor Roſſi verfertigte ſehr æſtimiret. Napoli. Gute ſeidene Struͤmpffe, welche man roh einkauffen, und in Rom faͤrben laſſen kan; gute Schnupfftuͤcher, ſonderlich ſchoͤ - ne ſeidene Futter-Hembden; allerhand Arbeit von Schild-Kroͤte, als: Etuits, Ta - batieren, Staͤbe, Stock-Knoͤpffe, ꝛc. Die beſte feine Seiffe, bey denen Oliveta - nern. Man muß aber kaum die Helffte auf das Gebot der Waaren, hier und in gantz Jtalien biethen. Fiorenza. Die wohlfeilſten und ſtaͤrckſten ſeidenen Etoffen werden allhier fabriciret, und nach Meyland die beſte ſeidene geſtrickte Struͤmpffe gemacht. Turino. Hier findet man den beſten granirten Schnupff-Toback, die gewuͤrckten Hand - ſchuhe, und die beſten mit ſchoͤnen Deſſeins façonnirten aufgeſchnittenen Sammete. Breſcia. Gutes Gewehr, als Flinten und Piſto - len, mit ungemeinen Laͤufften. Sehr191Die XXVII. Anmerckung. Sehr gute Schnupfftuͤcher von Seide,Vicenza. die rothen mit blau und weiſſen Streiffen auf denen Ecken ſind die beſten. Geſtickte lederne Veſten, vor 2. Dopp.Milano. und 21. Paoli, die beſten; Geſtrickte und ge - webte ſeidene Struͤmpffe; Schnupfftuͤcher; allerhand Waaren von Cryſtall und compo - nirten Agaten.
(nn)

Die XXVII. Anmerckung.

WEgen(oo) des Viſiti rensDas Viſiti - ren ſeiner bey ſich habenden Sachen, iſt es in andern Laͤndern vor Reiſende eine groſſe Incommoditaͤt. Jedoch iſt es nicht ſo ſcharff, wenn man aus einem Lan - de hinaus, als wenn man hinein gehet, und kan man alsdenn mit einem kleinen Trinck-Gelde dieſer Ungelegenheit uͤberhoben ſeyn. Jn Franckreich war zu meiner Zeit das gemaͤchlichſte, daß man die noͤthigſten Sachen eroͤffnen, vor das uͤbrige aber um ein we - niges Geld das Koͤnigliche Plombauf -192Die XXVII. Anmerckung. (oo) aufdruͤcken ließ, ſo blieb es unviſi - tiret.

iſt in allen Laͤndern und groſ - ſen Staͤd - ten einge - fuͤhꝛet wor - den.
(oo)Des Viſiti rens) Anietzo wird man in allen Laͤndern, bey der Herauß - und Hinein-Reiſe, auf den Frontier-Plaͤtzen und faſt in allen Staͤdten, in welchen man ſich einige Zeit aufhalten will, aufs ſchaͤrff - ſte viſitiret; Alſo daß man am beſten thut, daß man alles das, was Zoll oder Acciß - bar iſt, bona fide angiebt, ſo zahlt man vor die eingehenden, etwas mehr, als vor die ausgehenden Sachen, und kan ohne Hin - derniß, ohne Verluſt und Diſputen, ſeinen Verbleib nehmen, oder die Reiſe fortſetzen, wie und wenn man will. Die ge - machten Empletten ſoll man alſobald nach Hau - ſe verſen - den.Jch will hierbey treulich gerathen haben: Daß man die in iedem Lande gemachte Em - pletten, alſofort durch ſeinen Banquier nach Hauſe verſenden, und vor die Ausfuhre das wenige zahlen laſſe, und ſie nicht erſt in an - dern Laͤndern mit ſich herum ſchleppe, weil man ſie ſonſt zu offt an und vergeben muß. Jch habe Anno 1724. als das letzte mahl aus Engelland nach Franckreich gieng, wegen Tit. des Herrn Grafens von Hochberg, zum taͤglichen Gebrauch auf Reiſen, bey ſich fuͤhrenden ſilbernen Hand-Beckens, Gieß - kanne und Seif-Kugel-Buͤchſe, in Calais, vor die Entrée 10. Pfund 5. ſols zahlen muͤſ -ſen.193Die XXVIII. Anmerckung. ſen. Vor neue Sachen und koſtbahre Ga - lanterien muß noch ein weit mehrers erleget werden. Auf denen Jtaliaͤniſchen Graͤntzen giebtKeine Con - troverſien Schrifften bey ſich fuͤhren. man ſonderlich auf die Controverſien - Schrifften, welche die Religion betreffen, Achtung, und machet ſie contraband, ſo gar, daß ich weiß, daß einem Cavalier, der von Genf nach Turin gieng, das bekante kleine Dictionaire du Voiageur nur darum wegge - nommen wurde, weil unter dem Titel ſtund: à Geneve: Nachdem aber dieſer Reiſende den Viſitatorem, nach vielen Re - monſtrationibus, endlich aus dem Wort Dictionaire uͤberfuͤhrte, daß es un Dizzio - nario Franceſe e tedeſco ſtampato a Genevra waͤre, ſo hat man es ihm wiedergegeben. Die Urſache dieſer Buͤcher-Viſitationum in Jtalien kan ein ieder vor ſich ſelbſt er - rathen, und iſt alſo unnoͤthig, ein mehrers davon zu gedencken.
(oo)

Die XXVIII. Anmerck.

WAs die Geſundheit zu con -Die Ge - ſundheit ſoll man zu conſer - viren ſu - chen. ſerviren anlangt; ſo waͤre wohl zu wuͤnſchen, daß (nach des Tiberii beym Tacito Annnal. NL. VI. 194Die XXVIII. Anmerckung. L. VI. c. 4. §. 6. befindlichen Mei - nung) ein ieder Menſch, der XXX. Jahr uͤberlebet hat, zur Erkaͤnt - niß deſſen, was ſeinem Leibe geſund oder ungeſund iſt, keines fremden Raths benoͤthiget ſeyn moͤchte. Weil aber auch darzu gehoͤret, daß man ſelber auf ſich acht habe, ſo duͤrffte dieſes vor viele gemaͤchliche Leute ein allzuſchweres Poſtulatum ſeyn. Jedoch kan man auf Uni - verſitaͤten bey(pp) zwey oder drey Sectionibus Anatomicis, in kurtzer Zeit und ohne ſonderliche Muͤhe, die vor - nehmſten Sachen kennen lernen, derer Functiones von denen Neote - ricis gar perſpicue erklaͤret werden. Wobey des Herrn Waldſchmidii Inſtitutiones Medicinæ rationalis und des Herrn D. Hoffmanns in Halle Schrifften, als: Diſſertationes Ana - tomico-phyſiologicæ ad Johannis van Horne Microcoſmum. Ejusd. Idea machinæ humanæ anatomico-phyſio - logica. Ejusd. Diſquiſitio corporis hu - mani anatomico-pathologica &c. wohl zu leſen, welches alſo nichtviel195Die XXVIII. Anmerckung. viel Zeit erfordert, und doch ſehr nuͤtzlich iſt. Weil aber hiervon in der Medicina corporis meine Gedan - cken, wie durch gar leichte MittelAuf Rei - ſen kan man bey guter Diæt die Kranck - heiten nicht gaͤntz - lich eviti - ren; als die Geſundheit zu erhalten ſey, mit mehrerm eroͤffnet habe, ſo will mich ietzund hieruͤber nicht viel extendi - ren, ſondern nur dis wenige inti - miren, daß, wenn einer ſich auch gantz wohl und diætiſch auffuͤhrte, er dennoch auf Reiſen Kranckhei - ten(qq) nicht leicht eviti ren wird. Und zwar in Franckreich findetin Franck - reich die Diarrhœ - am. ſich, nachdem man einige Zeit da - ſelbſt geweſen, eine Species von der Diarrhœa ein, welche aber von nichts herkommet, als wenn man den Wein ſtets mit Waſſer vermiſchet. Wer alsdenn Medicamenta braucht, kan leicht eine Dyſenterie bekom - men, und drauf gehen. Aber es erfordert nichts anders, als ſich ru -deren Cur. hig und warm zu halten, ſo wird man, ob man gleich ſo von Kraͤfften koͤmmt, daß man faſt nicht uͤber die Stube gehen kan, in wenig Tagen vollkommen wieder geſund. DieN 2an196Die XXVIII. Anmerckung. an Rocken-Brodt gewoͤhnet ſind, und ſtets hernach weiß oder unge - ſaͤuert Brod eſſen, befinden auch eine groſſe Mattigkeit, ſo aber nach und nach wieder vergehet, wenn man nur wieder Hausbacken-BrodJn Jtalien die hitzigen Kranckhei - ten; iſſet. Jn Jtalien bedienen ſich die Fremden ordinair der ſuͤſſen Wei - ne, da doch die von herbem Ge - ſchmacke viel geſuͤnder ſind, und entſtehen aus vorigen gar leicht hi -deren Cur und Præ - ſervatio - nes. tzige Kranckheiten, welche nicht beſ - ſer, als durch gute(rr) Diæt, und durch die allda befindliche gefror - ne Waͤſſer curiret werden. Wer im Sommer ſich allda aufhaͤlt, muß in der Nacht, wegen der kal - ten Winde, ſo offt wehen, nicht in Gemaͤchern ſchlafen, da die Fenſter offen ſtehen, und ſo man in groſſer Hitze herum gegangen, und in de - nen ſteinern Gemaͤchern die pene - trante Kaͤlte empfindet, bey Zuruͤck - kunfft in die Haͤuſer, derſelben alſo - bald mit einem Schlaf-Rock vor - kommen, damit die Circulatio hu - morum nicht ſiſtiret, und zu ſchaͤdli -chen197Die XXVIII. Anmerckung. (pp) chen Symptomatibus Gelegenheit ge - geben werde. Jn Holland mußWas diß - falls in Holland man die geſaltzenen Speiſen, ſo viel als moͤglich iſt, evitiren, ſonſten findet ſich der Scorbut ein, vielmehr bey Frantzoͤſiſchen Koͤchen manch - mahl zu eſſen ſuchen. Jn Engel -und En - gelland zu vermei - den. land werden die Pulmones durch den Dampf der Stein-Kohlen ſehr angegriffen, und weil ſolcher ab - ſonderlich in London ſehr haͤuffig iſt, ſo hat man nur noͤthig, ſo bald als man eintzige Beſchwehrung merckt, die Lufft zu veraͤndern, und etwan die Univerſitaͤt Oxford, Cambridge, Epſom, Bath oder ande - re Land-Oerter zu beſuchen, ſo wird man gleich ein gutes Soulage - ment verſpuͤhren.

(pp)Zwey oder drey Sectionibus Anato - micis) Zwey oder drey Sectiones Anatomicæ ſcheinen mir nicht zur Erkaͤntniß der innerli - chen und aͤuſſerlichen Structur des menſchli - chen Coͤrpers zulaͤnglich zu ſeyn. Denn bey denen Sectionibus wird nur dasjenige Theil des Leibes, deſſen Zuſtand und Beſchaffen - heit man, gewiſſer Urſachen wegen, wiſſenN 3will,198Die XXVIII. Anmerckung. (pp) will, ſeciret, præpariret und demonſtriret; Aber bey einer vollkommenen Anatomie, kan man eine groſſe Erkaͤntniß von dem gan - tzen Coͤrper bekommen. Die De - monſtra - tiones bey einem Col - legio ana - tomico zu ſehen und zu hoͤren, wird auf angefuͤhrte Weiſe re - commendi - ret.Anno 1705. habe in Leyden, bey dem vor ei - nigen Jahren geſtorbenen beruͤhmten Pro - feſſore Anatomices, welcher damals dem Pro - feſſori emerito, Hrn. Bidloo, adjungiret wuꝛde, nehmlich Herrn Rau, dergleichen geſehen. Die damals daſelbſt ſtudirende auslaͤndiſche Studioſi Medicinæ, deren gegen zwantzig wa - ren, und mit denen innlaͤndiſchen einen guten Numerum ausmachten, und ein Collegium privatiſſimum uͤber die Anatomiam bey ihm hielten, und es ſehr theuer bezahlen muſten, durfften auf dem daſelbſt befindlichen und wohl angelegten Theatro Anatomico, Vor - mittags bey der Præparation ſeyn; Die an - dern curieuſen Studioſi aber kunten der De - monſtration iedes mahl vor zwey Stuyvers, Nachmittags etliche Stunden lang beywoh - nen. Da nahm ich des Verheyns, wey - land beruͤhmten Profeſſoris Anatomiæ auf der Univerſitaͤt Loeven, Corporis humani A - natomiam, die Hollaͤndiſche lateiniſche Edi - tion 8 und machte mir allezeit heute diejeni - gen Terminos, und in denen Kupffer-Sti - chen diejenigen Organa bekant, welche mor - gen publice demonſtriret werden ſolten: Al - ſo fiel es mir gantz leicht, alles ziemlich zu ca - piren. Aber zu dieſen Operationen wurdenmehr199Die XXVIII. Anmerckung. (pp) mehr als 20. Coͤrper aus denen Noſocomiis von Amſteꝛdam, Haarlem, Haag und andeꝛn umliegenden Staͤdten, zu Waſſer nach und nach herbey geſchafft, und von iedem dieje - nigen Theile genommen, welche der Herr Profeſſor præpariren und demonſtriren wol - te. Wer dergleichen auf Teutſchen Univerſi - taͤten, da die Anatomie anietzo mehr, als ehe - mahls geſchehen, tractiret wird, zu ſehen be - kommen kan, der unterlaſſe doch ja nicht ſol - che hoͤchſt nuͤtzliche Demonſtrationes mit an - zuſehen und anzuhoͤren. Will er es ſo ma - chen, wie ich es gemacht habe, und vorheꝛo des Verheyns oder ein anderes gutes Compendi - um leſen, (als etwan Laurent. Heyſteri Com - pendium Anatomicum, welches vor das beſte gehalten wird. Die Frantzoͤſiſche Edition hat wegen der Kupffer vor denen andern den Vorzug) ſo wird er deſto mehr profitiren, und ihn kuͤnfftig hin weder Zeit noch Geld gereuen. Denn nachdem, nechſt der Seele,Weil man ohne Er - kaͤntniß desmenſch - lichen Coͤr - peꝛs denſel - ben vor Kranckhei - ten zu præ - ſerviren nicht ge - ſchickt iſt. der Leib ein herrlicher Theil des Menſchen iſt, und wir vor deſſen Erhaltung bey guter Geſundheit alle Sorge tragen, ja noch mehr, als wir gemeiniglich zu thun pflegen, deſſen Wohlergehen zu befoͤrdern ſuchen ſolten: So haben wir hohe Urſache, uns auch um deſſen aͤuſſerliche und innerliche Beſchaffen - heit zu bekuͤmmern, und daraus Gelegenheit zu nehmen, den Hoͤchſten zu preiſen, der un -N 4ſern200Die XXVIII. Anmerckung. (qq) ſern Leib ſo gar wunderbarlich gebildet hat, und uns fleißig zu huͤten, daß wir denſelben durch Debauchen, unnoͤthiges und unzeitiges mediciniren, oder hefftige Gemuͤths-Re - gungen, und dergleichen mehr, nicht vor der Zeit ruiniren.
(pp)
Jn Teutſch - land ſind die man - cheꝛley Bie - re an viel Kranckhei - ten Urſach.
(qq)Nicht leicht eviti ren wird) Jn Teutſchland, und ſonderlich denen Nordlichen Theilen, hat man allerhand braune und weiſſe, weitzene und gerſtene, von Lufft und andern Maltze gekochte Biere, welche einem Reiſenden iezuweilen hoͤchſt ſchaͤdlich ſind. Man muß aber ſehen, welches von beyden am beſten bekommt, und denn bey demſelben blei - ben; auſer dem aber nur etliche Tropffen vom Oleo Tartari per deliquium oder von dem Liquore Nitri Fixi hinein treuffeln, welches auch ſauer Bier dergeſtalt zurichtet, daß es nicht allein gantz veraͤndert, ſondern auch ſehr angenehm wird, daß man es ohne allenWie denen - ſelben vor - zukommen. Schaden trincken kan. Præparirte Krebs - Augen, mit ein wenig Nitro Antimoniato ver - miſcht, und im Bier gebraucht, ſind vor - trefflich geſund, und abſorbiren die Saͤure. Wer die wohl zubereitete Magneſiam Nitri haben kan, und ſolche manchmahl eines Ducatens ſchwer einnimmt, und etliche Schaͤlchen warmen Thée drauf trinckt, ſon - derlich weñer zu viel Bier oder Wein getrun - ckenhat, und des folgenden Tages mit Kopff - Wehe und andern Ubelkeiten beſchweretwird,201Die XXVIII. Anmerckung. (qq) wird, der wird ſich uͤberaus wohl hernach be - finden, und Wunder erfahren. Andere, de - ren Viſcera in gutem Stande ſind, wenn ſie einen derben Bier - oder Wein-Rauſch ge - habt haben, nehmen ein halbes Loth Egri - ſches Saltz ein, und trincken eine Flaſche Sauer-Brunn darzu aus, und fuͤhren da - durch den Uberfluß nebſt der Saͤure weg, und kuͤhlen das wallende Gebluͤt wieder ab. Alle dieſe Remedia werden gantz nicht de -Wem dieſe Remedia recom - mendiret werden. nen Saͤuffern von Profeſſion, die des Mor - gens nur darum Medicamenta einzunehmen pflegen, damit ſie des Nachmittags, bey dem angeſtellten Schmauſe, deſto beſſer aushal - ten koͤnnen; ſondern allein denenjenigen re - commendiret, welche wider Gewohnheit, ihren Willen und ohnvermerckt, mehr Wein und Bier, als ihre Conſtitution des Leibes lei - det, zu ſich genommen haben. Denn wer ſich dieſer Mittel zu deſto beſſerer Befoͤrde - rung ſeiner taͤglichen Schwelgereyen bedie - nen wolte, der wuͤrde ſich nicht allein an GOtt, durch ſchaͤndlichen Mißbrauch ſeiner Gaben, ſchwerlich verſuͤndigen; ſondern auch ſeine Natur gewaltig ſchwaͤchen, und ſich ſeinen Tod gewißlich befoͤrdern. Jn Franckreich, und ſonderlich in Paris,Man ſoll ſich in Pa - ris das Waſſer ab - kochen laſ - ſen, wo man das truͤbe und gelbe Seine-Waſſer, welches man durch die in denen Hauß-Fon - tainen befindliche Sand-Saͤcke filtriret, zuN 5neh -202Die XXVIII. Anmerckung. (rr) nehmen genoͤthiget wird, und nicht gut Brunnen-Waſſer haben kan, da muß man ſolches, wie es aus der Fontaine kommt, ab - kochen, kalt werden, und eine geroͤſtete Kroſte Brod mit ein wenig Muſcaten-Nuß berie - ben, hinein thun laſſen, und ſo unter dem Wein, oder eine von chien dents und ſuͤſſe Holtz verfertigten Tiſane dabey trincken. Man thut auch am beſten, daß man einen gu - ten leichten Bourgogner Wein auskoſtet, ei -und einer - ley Wein einlegen. ne Qvantitaͤt Bouteillen, welche verſiegelt werden, davon einleget, und beſchriebener maſſen trincket, des Morgens viel Thée, und des Mittags viel Suppe zu ſich nimmt, ſo wird man den Durſt deſto beſſer ſtillen, ſo leicht nicht die ſo genannte Pariſienne (ſc. Ma - ladie) bekommen, oder doch, wenn ſie ſich einfinden ſolte, auf dieſe Weiſe zu keinen Kraͤfften gelangen laſſen.
(qq)
Die Diæt wird re - commen - diret,
(rr)Diæt) Es heißt zwar: Bona Diæta potior eſt omni Hippocrate; und dennoch ſind wenig Leute, welche der vernuͤnfftigen Diæt gemaͤß leben, und des weiſen Hauß - und Zucht-Lehrers Sirachs gegebenen Lebens-Regel folgen, wenn er ſpricht: Mein Kind, pruͤfe was deinem Leibe geſund iſt. Da ſie nun weder die Ver - nunfft, und das, was ſie bereits an ſich erfah - ren haben, zu Rathe ziehen, noch ſich ſelbſt Diæt-Regeln daraus machen wollen; Gleichwohl aber einige General-Regeln ei -ner203Die XXVIII. Anmerckung. (rr) ner Vernunfftmaͤßigen Diæt, ſonderlich auf Reiſen dienlich zu ſeyn ſcheinen, weil man in der Fremde bey vorfallenden Kranckheiten, nicht allezeit einen experimentirten Medicum, noch auch die noͤthige Wartung, wie zu Hau - ſe, haben kan: Als habe denenjenigen Reiſen - den zum Beſten, die guten Rath brauchen, und ihn annehmen wollen, zweyer gelehrten Doctorum Medicinæ und beruͤhmter Practi - corum in Leipzig, (davon der eine allbereits geſtorben iſt; der andere aber annoch in ſei - nem Beruff unermuͤdet ſeinem Nechſten auf - richtigſt dienet, und in der That zeiget, was deſſen Seeliger Herr Vater vor ein Mann muͤſſe geweſen ſeyn,) ertheilte zwey Diæteti -und nebſt zwey Con - ſiliis ſche Conſilia, das erſtere de Anno 1716. ſub Lit. K. das zweyte de Anno 1722. ſub Lit. L. unten in Extenſo communiciren ſollen. Wem aber dieſe zwey Conſilia zu weitlaͤuff - tig ſind, der kan ſich der folgenden wenigen Diæt-Regeln bedienen. Jn Anſehung des Eſſens: Je ſim -in we - nig Regeln vorgetra - gen, als in Anſehung des Eſſens; pler die Speiſen, und ie weniger das Fleiſch und andere Garten - und Feld-Fruͤchte zur Faͤulniß geneigt ſeyn, deſto dienlicher ſind ſie zur menſchlichen Nahrung. Sie muͤſſen wohl zubereitet, ordentlich und ohne Uberfluß ge - noſſen werden, ſoll ſie der Magen recht ver - dauen. Gewuͤrtzte machen Kopff-Wehe, geſaltzene und geraͤucherte verurſachen den Scorbut, fette, rohe und unverdaulichemachen204Die XXVIII. Anmerck. (rr) machen Erbrechen, Magen-Wehe, das Schlucken, den Sod, den Durchlauf, Ble - hungen, ꝛc. des Trin - ckens;Jn Anſehung des Trinckens iſt wiederum der ſimpelſte und leichteſte Tranck der allerbeſte, als: Waſſer, darein man ei - ne geroͤſtete Kroſte Brod oder Semmel thun kan, Kofent, duͤnne und leichte Biere, Molcken, Thée und Caffée. Man ſoll bey der Mahlzeit noch einmahl ſo viel trin - cken als eſſen, gute duͤnne Suppen etliche mahl des Tages genoſſen, loͤſchen den Durſt, und ſind ſehr geſund. Alle hitzige Getraͤncke muͤſſen ſehr maͤßig getruncken werden, ſonſt machen ſie Kopff-Wehe, erhitzen das Gebluͤte, und greiffen die Viſcera an. Kaltes Trincken machet Entzuͤndung der Le - ber, auf die Hitze trincken macht Stagnatio - nes, zu wenig trincken macht Ver - ſtopffung. der Bewe - gung und Ruhe;Jn Anſehung der Bewegung und der Ruhe, muß man die Mittel-Straße erwehlen. Beyde ſind, wenn ſie recht ge - braucht werden, Mittel wieder viele Kranck - heiten. Gar zu wenige Bewegung giebt Anlaß zu Verſtopffungen, und Stagnationi - bus humorum; Allzuhefftige Bewegung macht Ebullitiones, ꝛc. der Lufft;Jn Anſehung der Lufft, iſt wohl die temperirte die allerbeſte. Die geſchwinde Veraͤnderung der kalten und warmen, dernaſſen205Die XXVIII. Anmerckung. (rr) naſſen und trockenen Lufft, iſt hoͤchſt ſchaͤd - lich. Nach der Erhitzung muß man ſich nach und nach abzukuͤhlen, und nach der Er - kaͤltung nach und nach zu erwaͤrmen ſu - chen. Jn Anſehung der Gemuͤths-Re -der Ge - muͤths - Regungen. gungen iſt zu erinnern: Daß diejenigen, welche in des Menſchen Gewalt ſind, am beſten durch die Vernunfft und die Regeln eines thaͤtigen Chriſtenthums nach und nach gebaͤndiget werden koͤnnen. Jndeſſen wenn dieſe gleichwohl ausgebrochen ſind, ſo muͤſ - ſen ſie, wie diejenigen, die nicht mehr in des Menſchen Gewalt ſtehen, und entweder an ſich ſelbſt ſchon Kranckheiten ſind, oder der - gleichen verurſachen koͤnnen, allerdings de - rer Medicorum Huͤlffe und ihrer Curæ uͤber - laſſen werden. Endlich kan man durch ſchlechte Hauß-Mittel, gelinde Abfuͤhrun - gen, Faſten, Schwitzen, Bewegung, Ru - he und Gedult, viel Kranckheiten præcavi - ren. Wer nun weiter DN. D. Stahlii Theo -Einige gu - te medici - niſche Buͤ - cher wer - den recom - mendiret. riam medicam veram, Phyſiologiam & Pa - thologiam ſiſtentem it. Hoffmans Anwei - ſung, durch ordentliche Lebens-Art ſich vor dem fruͤhzeitigen Tod und allerhand Arten Kranckheiten zu verwahren; Ferner Abelii Leib-Medicum derer Studenten; Grataro - lum de regimine iter agentium; weiter; des Herrn D. Carls Diæt vor geſunde und Kran -cke,206Die XXIX. Anmerckung. cke, deſſen Armen Apotheck, und endlich des Herrn D. Weisbachs wahrhaffte und gruͤndliche Cur aller dem menſchlichen Leibe zuſtoſſenden Kranckheiten, mit Aufmerck - ſamkeit zu leſen beliebet, der kan verſichert ſeyn, daß er in denenſelben alles dasjenige vernuͤnfftig, und ſonderlich in denen letz - tern Schrifftmaͤßig abgehandelt und fein ordentlich beyſammen finden wird, was zu ſeinem Scopo, nehmlich ad conſervandam & reſtituendam ſanitatem, dienen kan.
(rr)

Die XXIX. Anmerckung.

Auf Rei - ſen iſt des Cava - liers Haupt - werck das Studi - um politi - cum.

DAs vornehmſte darauf ſich ein junger Cavalier auf Rei - ſen abſonderlich befleißigen ſoll, iſt das Studium Politicum. Hierinnen nun kan ein Hofmeiſter ſeinen anvertrauten jungen Herren den groͤſten Dienſt thun, welches ei - ner nicht ſelbſt durch ſich zu thun ver - mag, oder man kommt ſehr lang - ſam dazu. Und zu dieſem dienen derer Profeſſorum Schrifften(ss) wenig oder gar nichts; Auf Uni - verſitaͤten kan auch hierinnen nichtgar207Die XXIX. Anmerckung. gar viel gethan werden, weil man mit andern Studiis genung zu thun hat, und gehoͤret diß abſonderlich auf Reiſen, da man bey Gelegenheit aus klugen Diſcurſen guter Staats - Leute viel nehmen, und vornehm - lich in Republiquen die rechten Kuͤn - ſte, wenn man attent iſt, gar leicht lernen kan, wie ein Staat in Flor und Aufnehmen zu bringen. Wo - von wuͤrdig zu leſen ſind alle Schriff - ten des(tt) de la Cour, ſonderlich ſeine Politike Diſcurſen, in Hollaͤndiſcher Sprache geſchrieben. Des B. v. Schröders Fuͤrſtliche Rent - und Schatz-Kammer; die Præfation uͤber das Buch l’Etat du Roîaume de Dannemarc meritiret auch conſideri - ret zu werden, und hat Valckenier in dem I. Theil des verwirrten Euro - paͤ auch viel gute Gedancken entde - cket; Les Avantures de Telemaque, koͤnnen zu gleichem Zweck geleſen werden. Und weil die gantze Sa - che auf zwey Haupt-Puncte an -Kommt auf zwey Haupt - Puncte an. kommt: Wie man groſſe Sum - men Geldes ohne Beſchwehrungderer208Die XXIX. Anmerckung. derer Unterthanen, mit leichter Muͤhe machen kan; und wie ſolche hernach zur Wohlfahrt des Lan - des in Friedens -, und zu Beſchuͤ - tzung deſſelben in Krieges-Zeiten angewendet werden muͤſſen; So muß ein Hofmeiſter ſeinen Cava - liers wohl anweiſen, welches die rech - ten Mittel ſind, wodurch man in al - len Koͤnigreichen und Republiquen dieſen Zweck zu erlangen tentiret. Was hierbey gutes und boͤſes nach allen Regiments-Formen vorfaͤllt, und welches bey ieder Form die be - ſten Mittel, alles ſolches ſicher und gewiß zu erhalten ſind; und dieſes wird um ſo viel eher gefaſſet werden: Weil man auf Reiſen alles ſenſibler in Augenſchein ſelbſt nehmen kan. Sonderlich muß jungen Herren wohl angezeiget werden: Wie in Monarchiſcher Regierung groſſe Herren zu dieſem Zweck, aus derer Unterthanen Wohlſtand ſich den Jh - rigen zu formiren, prudenter angewie - ſen werden ſollen. Worzu Les Me - moires de Melvil ein excellentes Buchiſt.209Die XXIX. Anmerckung. iſt. Und weil groſſe Herren ordinair zum Kriege ſehr incliniren: So iſt ſehr gut, daß ihnen wohl remonſtri - ret und durch die gantze Hiſtorie vor - geſtellet wird, daß nichts ſo groſſen Schaden dem corpori publico brin - ge, als der Krieg, und daß faſt nie -Friede er - naͤhrt, Unfried verzehrt. mahls durch den Krieg in vieler Zeit das acquiriret worden, was durch gute Policey zu Friedens-Zeiten in wenig Jahren, wenn man die rech - ten Mittel weiß, und appliciret, zu - wege gebracht worden iſt; Und wie vielmehr Fuͤrſten und Herren noͤ - thig haͤtten, wo ſie nur ein Krieges - Feuer aufgehen ſehen, alle conjun - ctis viribus, ſo wohl durch habile Mi - niſtros, als auch durch Haltung eines perpetui militis, ſolches in der Zeit, ehe es voͤllig ausbricht, zu daͤmpffen. Damit, wenn jungen Herren der - gleichen wohl bekant iſt, und ſie der - einſtens einmahl Acceß bey hohen Haͤuptern, Koͤnigen und Fuͤrſten be - kommen, Land und Leute von ihren vernuͤnfftigen und patriotiſchen Con - ſiliis conſiderablen Nutzen haben koͤn - nen.

O(ss) We -210Die XXIX. Anmerckung. (ss)
Zu dieſem Studio muß der Grund auf Univerſitaͤ - ten geleget werden,
(ss)Wenig oder gar nichts) Jch ſolte aber meynen, daß ein reiſender Cavalier in dieſem Studio auf Reiſen ſchlecht fortkom - men wuͤrde, wenn er nicht vorhero auf Uni - verſitaͤten darinnen einen guten Grund gele - get haͤtte. Denn wie will der in der Prudentz uͤberhaupt fortkommen, und von politiſchen Diſcurſen groſſer Politicorum profitiren, der nicht einmahl die, in der Prudentia ethica & Politica, vorkommende Terminos verſtehet? Und wie kan der ſich Regulas prudentiæ ſpe - ciales formiren, der in denen Generalibus nicht wohl verſiret iſt? Darum rathe ich ei - nem ieden, der die Mittel ſich ſelbſt und an - dere Leute zu erkennen lernen will, und den Scopum hat, in der Prudenz was rech - tes zu thun, und ſich geſchickt zu ma - chen, dereinſtens in eines groſſen Herrn Collegiis, als Staats-Rath, Land und Leuten rechtſchaffen zu dienen, und ihre Wohlfahrt zu befoͤrdern, daß er, ehe er auf Reiſen gehet, auf Univerſitaͤten bey einem gelehrten und erfahrnen Mann ein Colle - gium uͤber die Prudentiam ethicam & politi - cam zugleich hoͤre, weil gleichwohl die Ethi - ca mit der Politica in dem allgemeinen End - zweck ſeine eigene und andere Sicherheit zu befoͤrdern uͤbereinkoͤmmt. Doch iſt hierbey zu mercken, daß ſie in denen Mitteln ſelbſt gantz von einander unterſchieden ſind. Denn die Prudentia ethica lehret die Mittel,ſich211Die XXIX. Anmerckung. (tt) ſich ſelbſt zu regieren, in Sicherheit zu ſetzen, und zur Zufriedenheit des Gemuͤths zu gelan - gen. Die Prudentia politica aber die Ma - jeſtaͤtiſchen Mittel, Land - und Leute zu regie - ren, und vor einheimiſchen und auswaͤrti - gen Feinden zu ſchuͤtzen, und in Sicherheit zu ſetzen, darum ſoll er erſt ſich ſelbſt regieren lernen, ehe er ſich unterſtehen will Land und Leute zu gouverniren. Zu beyden dienet des Herrn D. Andr. Ridigeri Philoſophiæ pra - gmaticæ Liber III. de Prudentia Ethica & Po - litica, it. die Kunſt zu leben und zu herrſchen, und andere Sitten-Lehren, und politiſche Schrifften mehr.
(ss)
(tt)De la Cour) Oder van Hof hat fer - ner geſchrieben: Hylſame Politike Gronden van de Republic van Holland, ende Weſt - Vriesland, it. Politike Weeg-Schaal. An - dere zur Politic gehoͤrige Conſiderationes und Buͤcher, ſind oben bey der III. Anmerckung Lit. (h) p. 46. und in der XII. Anmerckung Lit. (u) p. 117. ſeqq. angefuͤhret worden, wo - raus ſich ein ieder die ihm gefaͤlligſten und dienlichſten erwehlen kan.
(tt)

Die XXX. Anmerckung.

ENdlich ob gleich ein jungerUnd man muß bey dem Scopo principali Cavalier, ſeinem Stande und guter Freunde Rath gemaͤß,O 2ſich212Die XXX. Anmerckung. (uu) alle Neben - Abſichten nicht gaͤntz - lich negli - ren.ſich einen(uu) Scopum principalem erwaͤhlet, wornach alle ſeine Actio - nes zu dirigiren: ſo muß er dennoch demſelben ſo gar feſt nicht inhæri - ren, ſondern alles dasjenige lernen, (ob es gleich mit ſeinem Haupt - Abſehen nicht uͤberein zu kommen ſcheinet) worzu ihm die goͤttliche Providenz Gelegenheit giebet und durch ſeine(ww) Inclination antrei - bet, und die am beſten zu ordonni - ren weiß, worzu einer oder der an - dere einmahl deſtiniret werden, und was vor eine Stelle er zum gemeinen Beſten bekleiden, und wie er in dem Dienſte GOttes und des Nechſtens zu der(xx) Zufrie - denheit der Gemuͤths, als der groͤ - ſten Gluͤckſeeligkeit des menſchlichen Lebens, gelangen ſoll.

Der Sco - pus prin - cipalis iſt vielerley;
(uu)Scopum principalem) Dieſer kan nun vielerley ſeyn, wir wollen aber ſolchen einiger maſſen andeuten, und folgender Ge - ſtalt kuͤrtzlich erwegen. Jn Anſe - hung derer Studio - rum, als:I. Jn Anſehung derer Studiorum. Die - ſe haben die Gelehrten auf Univerſitaͤten in IV. Claſſen vertheilet, und heißt die erſtedie213Die XXX. Anmerckung. (uu) die Theologiſche, die andere die Juriſtiſche, die dritte die Mediciniſche, und die vierdte die Philoſophiſche Facultaͤt. Jch mache aber ob libertatem methodi billig
  • 1) Von der Philoſophiſchen den Anfang.
    Der Philo - ſophie;
    Weil die Philoſophie die Studierenden gruͤndlich præpariret, den Verſtand ſchaͤrffet und den Willen beſſert, damit ſie in denen andern alſo genannten drey hoͤhern Facultaͤten, deſto beſſer fortkom - men koͤnnen. Derer Philoſophiſchen Wiſſenſchafften Leben oder Seele iſt:
    • 1. Die Logica. Hierauf folget ſecundum ordinem Sapientiæ, Juſtitiæ, & Pruden - tiæ,
    • 2. Die Phſiyca.
    • 3. Die Theologia naturalis.
    • 4. Das Jus Naturæ.
    • 5. Die Ethica.
    • 6. Die Politica.
      • Jn dieſer guten Ordnung hat ſie mehr erwehnter Herr D. Ridiget vor - getragen. Dieſer Diſciplinen Di - gnitaͤt iſt ſo groß, daß ſich ein ieder Studierender Cavalier wenigſtens aus denenſelben diejenigen recht - ſchaffen bekant machen ſolte, welche zu ſeinem nach denen uͤbrigen Facul - taͤten und andern Umſtaͤnden er - wehlten Zweck dienen koͤnnen. Und es wuͤrde ihm keine Schande ſeyn,O 3wann214Die XXX. Anmerckung. (uu) wann er ſich darinnen ſo habilitirte, daß er mit Ehren eine Profeſſion bekleiden koͤnte. Nach dieſer kommt
Der Theo - logie;
  • 2) Die Theologiſche Facultaͤt. Hier iſt nun zu beklagen, daß ſich ſonderlich die Teutſchen reformirter und evangeliſcher Religion zu gethane Standes-Perſonen ſo wenigauf die Theologie legen, und mei - ſtens damit zufrieden ſind, wenn ſie in Theſi richtige Fundamenta erlernet haben, und von ihrem Glauben Rechenſchafft geben koͤnnen; halten es auch vor etwas unanſtaͤndiges, wenn einer Hof-Predi - ger, Superintendens, Doctor und Profeſ - ſor Theologiæ werden wolte; ohngeach - tet ſie ſehen, daß die Catholiſchen, inglei - chen auch die Engliſchen Edel-Leute, Frey-Herrn und Grafen ſich gratuliren, wenn ſie die Ehre haben allerley geiſtliche Aemter und Dignitaͤten zu beſitzen, weil ſie dadurch ihren gefallenen Familien, ent - weder wieder aufzuhelffen, oder dieſelben wenigſtens vor dem Untergang zu garanti - ren, und ihr eigen Brod zu erwerben Ge - legenheit bekommen.
Der Juris - prudenz;
  • 3) Die Juriſtiſche Facultaͤt. Die unter dieſe gehoͤrigen Studia haben die meiſten, ſonderlich aber diejenige ſtudierende Cava - liers zu ihrem Haupt-Werck erwehlet, welche dereinſtens in denen hohen Regie - rungs-Juſtitz-Hof-Appellations - und an -dern215Die XXX. Anmerckung. (uu) dern Rechts-Collegiis emploiret werden wollen, und findet man ſehr viele, welche in dieſen Studiis was rechtes gethan haben, und allbereits in anſehnlichen Aemtern ſi - tzen, und dem Vater-Lande hoͤchſt er - ſprießliche Dienſte leiſten.
  • 4) Die Mediciniſche Facultaͤt. Hier fin -
    Der Medi - cin.
    den wir wieder wenig Standes-Perſo - nen, welche ſich auf die darunter gehoͤri - gen Studia appliciren. Da ich doch mey - nen ſolte, es wuͤrden die an groſſer Herrn Hoͤfen eingefuͤhrte Ehren-Stellen de - rer Hof - und Leib-Medicorum, inglei - chen derer Land - und Stadt-Phyſicorum, ihrem Caracter gantz nicht præjudicirlich ſeyn.
II. Jn Anſehung derer Chargen undJn Anſe - hung derer Aemter, de - ren vor - nehmſte Endzwecke ſind: Aemter. Nachdem GOtt Obrigkeiten und Unterthanen, zur Befoͤrderung der menſchli - chen Gluͤckſeeligkeit, in einer hoͤchſtweiſen Subordination geſetzet hat; Eine hohe Lan - des-Obrigkeitliche Perſon aber die gan - tze Regierungs-Laſt allein zu tragen, nicht genungſame Kraͤffte hat; Als kan es nicht anders ſeyn, ſie muß einigen treuen und ge - ſchickten Unterthanen, zu denen Sie ein gutes Vertrauen hat, einen Theil Jhrer Gewalt mittheilen, damit ſie, als Miniſtri und Geheimde und andre Raͤthe, und als ſubor - dinirte Unter-Obrigkeiten ihre Laͤnder und Leute regieren helffen, und ſie zur Vollzie -O 4hung,216Die XXX. Anmerckung. (uu) hung derer auf die allgemeine Wohlfahrt derer Unterhanen abzielenden hohen Landes - Verordnungen aufs nachdruͤcklichſte anhal - ten koͤnnen. Von dieſen Chargen ſind viele, welche folgende Endzwecke haben, als:Der Splen - deur, die Haußhal - tung, das Plaiſir des Landes - Herrn.
  • 1) Den Splendeur, die Haußhaltung und das Plaiſir des Landes-Herrn. Darzu gehoͤren unter andern dieſe Hof-Char - gen: Der Ober-Marſchall, der Ober - Hofmeiſter, der Ober-Caͤmmerer, der Oberſchencke, der Ober-Stallmeiſter, der Ober-Jaͤgermeiſter, der Ober-Ceremo - nien-Meiſter, der Ober-Kuͤchen-Meiſter, und ſo fort, nebſt ihren vornehmſten Sub - alternen, ingleichen die Kammer-Herren, die Kammer - und Hof-Juncker, ferner die Garden, nebſt ihren Officiers; Ober - Land - und andere Baumeiſter, und an - dere Perſonen mehr.
Das Fi - nantz-We - ſen.
  • 2) Das Finantz-Weſen. Darzu gehoͤ - ren die Financen-Cammer-Steuer - Ober-Rechnungs-Commercien-Berg - Acciß-Rechnungs - und andere Raͤthe; Jngleichen die Ober-Amts und Amts - Haupt-Leute, die Land-Marſchaͤlle, die Land-Raͤthe, Landes Eltiſten, Landes - Deputirten, und dergleichen.
Das Juſtitz - Weſen.
  • 3) Das Juſtitz-Weſen. Darzu gehoͤren die Geheimden-Juſtitz - die Hof-Raͤthe, die Ober-Hof-Gerichts - die Hof-Ge - richts-Aſſeſſores, die Appellations - dieConſi -217Die XXX. Anmerckung. (uu) Conſiſtorial-Præſidenten, Cantzeley-Dire - ctores und Raͤthe, u. ſ. w.
  • 4) Das Civil-Staats-Weſen. Dazu ge -
    Das Civil - Staats-Weſen.
    hoͤren die Cabinets-Miniſtri, die Geheim - den-Raͤthe, die Staats-Raͤthe, die Ge - ſandten, item die Cantzeley-Raͤthe, und andere mehr.
  • 5) Das Militair-Staats-Weſen. Dazu
    Das Mi - litair - Staats - Weſen.
    gehoͤren, nochſt denen Generals en Chef, die General-Feld-Marſchaͤlle, General - Lieutnants, General-Feld-Zeugmeiſter, auch andere hohe Generals-Perſonen, Gouverneurs, Commendanten, Obriſten und Ober-Officiers, die Geheimde - und andere Kriegs-Raͤthe, die bey der Kriegs - Cantzeley und der Kriegs-Caſſa befindli - che Directores, und Raͤthe, die Kriegs - Commiſſarii, die uͤber den Proviant und Munition, und dergleichen geſetzte Perſo - nen. Hat der Landes-Herr auch eine Macht zur See, ſo gehoͤren ebenfals hieher die dabey emploirten hohe See-Officiers, nebſt dero vornehmſten Subalternen.
Aus dieſer unvollkommenen Specifica -Dieſe kur - tze Speci - fication giebt zur Wahl des Haupt - Zweckes Gelegen - heit. tion kan ein Cavalier erſehen, daß er eine groſſe Anzahl Aemter vor ſich hat, zumahl wenn er bedenckt, daß, wenn er gleich bey ſeinem eigenen Landes-Herrn kein Emploi finden ſolte, noch viel andere Koͤnige und Fuͤrſten in Europa ſind, welche auch ge - ſchickte Leute brauchen, und er alſo Gele -O 5gen -218Die XXX. Anmerckung. (uu) genheit nehmen kan, ſich eine ſeinem Stan - de und Vermoͤgen, ſeiner Inclination und Geſchicklichkeit gemaͤße Charge daraus zu erwaͤhlen. Doch iſt bey dieſer Wahl groſſe Vorſichtigkeit, die Unterſuchung ſein ſelbſt, derer Kraͤffte der Seelen, und des Leibes, und anderer Umſtaͤnde mehr, hoͤchſt von noͤthen, damit er ſich nicht vergehe, und heute ein Metier ergreiffe, wel - ches er morgen wieder zu quittiren ſich entſchluͤſſen muß. Zu dieſer Wahl ſol - ten die El - tern den erſten Grund le - gen,Den erſten Grund zu dieſer Wahl ſol - ten die Eltern ſelbſt ſchon in ſeiner Jugend, und da er das 16. Jahr erreichet hatte, gele - get haben. Denn wenn ein Knabe vom ſie - benden oder achten Jahre an, biß zum ſechze - henden Jahre, im Leſen, Schreiben, Rechnen, im Chriſtenthum und in der Latinitaͤt wohl unterrichtet worden iſt (welches alle Eltern auch unter denen gemeinen Leuten und Buͤr - gern billig bey allen ihren Soͤhnen, ehe ſie ſol - che auf ein Handwerck thun, des unver - gleichlichen Nutzens wegen, beobachten ſol - ten) alſo, daß er dasjenige gelernet hat, was man von ihm, ſeinem Alter nach, præ - tendiren kan; die Eltern auch aus ſeinem bißherigen Bezeigen gar wohl, worzu er ſich am beſten ſchickt, haben abnehmen koͤnnen:ſich nach derer Soͤh - ne Inclina - So muͤſſen ſie ihm alsdenn allerhand ver - nuͤnfftige Vorſchlaͤge thun, und ſehen, zu was, und ob er zu dem greiffen wird, worzuſie219Die XXX. Anmerckung. (uu) ſie meynen, daß ihn ſeine natuͤrliche Leibes -tion und ihren Ge - muͤths - und Leibes - Kraͤfften richten, und Gemuͤths-Kraͤffte am meiſten porti - ren ſolten. Geſchiehet dieſes, ſo ſind ſie ver - ſichert, daß ſie ſich in der Wahl nicht ver - gehen, und wenden alsdenn mit deſto groͤſ - ſerer Freudigkeit und Zuverſicht alle Mit - tel an, welche zur Erhaltung des vorge - ſetzten Ziels dienen koͤnnen. Faͤllt er aber auf etwas anders, darauf ſie nicht gedacht haben, ſo muͤſſen ſie ihn nicht par force da - von abhalten, ſondern daſſelbe vorher gruͤnd - lich examiniren, und ſeine angefuͤhrte Motiven wohl erwegen, ſind dieſe trifftig, alſo daß ſie nicht wider ſein Naturell und ſeine Ge - muͤths - und Leibes-Kraͤffte, welche GOtt, nach ſeiner unendlichen Weißheit, einem ieden, wie er es vor gut befindet, mittheilet, lauffen; ſo koͤnnen ſie ihm den Willen laſſen, und ſich vor verbunden achten, ihm zur Aus - fuͤhrung ſeines Vorhabens, ſo gut als moͤg - lich iſt, an der Hand zu ſtehen. Denn El - tern ſollen niemahls ihre Soͤhne zu einem Metier, worzu ſie ſich nicht ſchicken, und kei -ſie zu kei - nem Metier zwingen, ne Luſt haben, zwingen, denn dadurch wird nur die Anzahl derer Stimper in denen Handwercken, Profeſſionen, Kuͤnſten und Wiſſenſchafften vermehret; noch wenigernoch weni - ger ſchon im Mut - ter-Leibe durch ein Geluͤbde wiedmen. aber aus einer blinden Devotion, oder aus Hochmuth, den Knaben in Mutter-Leibe, GOtt zu der Cantzel oder zu einem andern Amte verloben, und nach dieſem Projectden -220Die XXX. Anmerckung. (uu) denſelben groͤſtentheils wider ſeine Inclina - tion erziehen. Denn auf dieſe Weiſe kan ſelten was rechtes aus ihm werden, welches die vielen Exempel in allen Profeſſionen, ſon - derlich auf Univerſitaͤten erweiſen, da die Herren Studioſi umſatteln, von einer Facul - taͤt und einem Studio ab, zu einer andern Facultaͤt und einem andern Studio uͤberge - hen, welches gewiß von denen meiſten nicht geſchehen wuͤrde, wenn ſie von ihren Eltern von Jugend auf zu dem, worzu ſie ſich ge - ſchickt bezeiget, und Inclination gehabt ha - ben, der goͤttlichen Intention gemaͤß ange - halten worden waͤren. Wie ein Cavalier, der wohl erzogen worden iſt, in ſeinem Metier im - mer habi - ler werden,Wenn nun ein Cavalier ſo gluͤcklich gewe - ſen, daß er von Jugend an zu einem dem goͤttlichen Willen gemaͤßen Metier gruͤnd - lich angefuͤhret worden iſt, ſo muß er den Hoͤchſten davor hertzlich preiſen und ſeinen lieben Eltern davor treulich dancken, und ſolches auf Univerſitaͤten und Reiſen, da er die beſte Zeit und Gelegenheit hat, durch darzu dienliche Mittel und deroſelben ſorg - faͤltige Anwendung, immer weiter zu pouſ - ſiren ſuchen; doch rathe ich hierbey auf - richtigſt, daß er auf Univerſitaͤten und Reiſen ſich nicht etwan allzu fruͤh undder groſ - ſen Præ - ſumption entſagen, vor der Zeit, aus eitler und allzugroſſer Ambition und Præſumtion, ſeiner Capacitaͤt, Standes, Meriten und Guͤter wegen, auf kuͤnfftige hohe Chargen Rechnung ohne denWirth221Die XXX. Anmerckung. (uu) Wirth mache, Schloͤſſer in die Lufft baue, und alſo ſeine Sachen verkehrt und wider die Natur (welche das Wachsthum derer Din - ge nach und nach befoͤrdert) unbeſonnen an - fange: Sondern er ſoll, wenn er von Uni - verſitaͤten und Reiſen zuruͤck kommt, das er -und nach vollende - ten Reiſen eine Charge annehmen: ſte das beſte reputirliche Amt (worunter ich auch rechne derer Cabinets-Miniſtrorum, Geſandten und hohen Generals-Perſonen Secretarios. It. die Referendarios, die Archi - varios, Cantzeley-Raͤthe und andere derglei - chen mehr. ) das ihm von ſeinem Landes - Herrn, dem er vornehmlich zu dienen ver - bunden iſt, oder nachgehends von einem an - dern aufgetragen wird, und worzu er, nach vorher gegangenem andaͤchtigem Gebet um den goͤttlichen Seegen und angeſtelltem Exa - mine, genungſame Qualitaͤten zu haben ver - meynet, und welches einige Connexion mit ſeinem Haupt-Abſehen hat, im Nahmen GOttes annehmen, in demſelben ſeineſich dabey verhalten; Treue und Fleiß ohnermuͤdet bezeigen, (vid. bey der II. Anmerckung Lit. g.) ſeine Studia denenſelben vornehmlich bekant, und ſich bey denen durch ſeine Capacitaͤt, aſſiduité und gute Conduite zu inſinuiren ſuchen, welche am Steuer-Ruder desjenigen Collegii ſitzen, bey welchem er ſich nach Wiſſen und Gewiſ -und ſein Gluͤck im - mer hoͤher pouſſiren ſoll. ſen gerne engagiren, und GOtt, ſeinem Lan - des-Fuͤrſten, und ſeinem Vater-Lande die - nen moͤchte. So bin ich verſichert, er wirdvon222Die XXX. Anmerckung. (uu) von einem Amte zum andern befoͤrdert wer - den, und nach und nach immer hoͤher ſteigen, und endlich nach dem Exempel vieler Mini - ſtrorum, Fuͤrſten und Koͤnigen mit Ehren an die Seite geſetzet werden, und Jhnen hoͤchſt wichtige Dienſte leiſten, und ſeine Familie in groſſes Aufnehmen bringen koͤnnen. Ein ver - moͤgen - der Cava - lier, der keine Char - gen ambi - ret, ſollNachdem es auch viel Cavaliers giebt, die ihr eigenes conſiderables Vermoͤgen und Guͤ - ter haben, und gar wohl vor ſich leben, und bey groſſen Herren keine Civil - oder militair - Bedienungen ſuchen, und aus beſondern Urſachen anzunehmen nicht willens ſind, denen will ich rathen, daß ſie ſich auf Uni - verſitaͤten, auf ſolche phyſicaliſche und mathe -ſich auf die Wirth - ſchafft le - gen, damit er matiſche Wiſſenſchafften legen, welche in der Oeconomie und zu dererſelben Verbeſſe - rung ungemein nuͤtzlich ſeyn koͤnnen. Denn die Wirthſchafft iſt in allen Staͤnden hoͤchſt noͤthig, weil ohne dieſelbe keine Familie vor dem Untergange lange Zeit geſichert iſt. Wie viel adeliche, Freyherrliche, und Graͤfli - che Haͤuſer haben ſich nicht durch eine uͤble Haußhaltung ruiniret, und wie viele haben nicht das von ihren Eltern ihnen verlaſſene anſehnliche Vermoͤgen, GOtt weiß wie, und in kurtzer Zeit durchgebracht? Daheroſein eigen Vermoͤgen conſervi - ren, und dem Vater - ſoll der beguͤtterte Cavalier dahin trachten, daß er nicht allein ſein eigenes Vermoͤgen conſerviren und vermehren; ſondern ſich auch in den Stand ſetzen moͤge, Groſſen, undbeſon -223Die XXX. Anmerckung. (uu) beſonders ſeinem Landes-Herrn, in derlande die - nen kan. Verbeſſerung des Finantzen-Cameral - und Commercien-Weſens, mit heylſamen Con - ſiliis an die Hand zu gehen, und alſo ſeines Vater-Landes Nutzen nachdruͤcklich zu be - foͤrdern. Dieſen Cavaliers, welche derglei - chen Zweck intendiren, wird folgender Cata -darzu ge - ben ange - fuͤhrte Buͤ - cher An - leitung. logus einiger guten Buͤcher hoffentlich nicht unangenehm ſeyn, weil ſie die Freyheit ha - ben, ſich die beſten daraus zu choiſiren, und ſich deren zu Befoͤrderung ihres Vorhabens nach Belieben zu bedienen, als:
  • P. Chomel Dictionaire Oeconomique, fol. Paris.
  • Oeconomiſches Lexicon, darinnen alle zur Haußhaltung gehoͤrige Dinge beſchrie - ben, und nach verſchiedenen Arten deut - lich angewieſen werden. Leipzig. Soll die - ſe Jubilate-Meſſe herauskommen.
  • Georgica curioſa aucta, oder von dem Adeli - chen Land - und Feld-Leben, durch den Herrn von Hohberg, fol. Nuͤrnb.
  • Florini Kluger und Rechts-Verſtaͤndiger Hauß-Vater, fol. Nuͤrnb.
  • Lyſeri Jus Georgicum. fol. Lipſ.
  • Louis Liger Theatre d’Agriculture, 4. Paris.
  • L’agriculture & Maiſon ruſtique par Charl. Etienne & Jean Liebault Docteurs en Medicine, 4. Paris.
  • Le vinti Giornate dell Agricoltura e dei Pia -ceri224Die XXX. Anmerckung. (uu) ceri della Villa del Sr. Agoſtino Gallo Nobile Breſciano, 4. a Venezia.
  • The Gentlemans Recreations in three Parts by Richard Blome, fol. London, 1710.
  • The Engliſh Improver improved or the Sur - vey of Huſbandry ſurveyed, by Wa. Blith, 4. London.
  • Thiemans Hauß - und Feld-Buch, 4. Nuͤrnb. 1687.
  • R. P. Fiſchers Fleißiges Herrn-Auge, 4. Nuͤrnb. 1696.
  • Saͤchſiſches Wirthſchaffts-Buch, 4. Leipzig, 1704.
  • Jul. Bernb. von Rohrs Einleitung zur Land-Feld-Wirthſchaffts-Kunſt, Leipzig, 1720.
  • Herrn von Carlwitz Sylvicultura oecono - mica, oder wilde Baum-Zucht, fol. Leipzig.
  • Herrn von J** Notabilia Venatoris, oder nuͤtzliche Jagd - und Weydewercks-An - merckungen, in fol. und 8. Weymar.
  • Herrn von Flemmings Vollkommener Teutſcher Jaͤger, fol. Leipzig.
  • Le Parfait Chaſſeur, par Mr. de Selincourt, 8. Paris.
  • Elsholtz Vom Garten-Bau, fol. und 4. Leipzig.
  • La Theorie & la Pratique du Jardinage, par L. S. A. I. D. A. à la Haye, 1715.
New225Die XXX. Anmerckung. (uu)
  • New Improvements of Planting and Gar - dening in three parts, by Richard Brad - ley, F. R. S. London, 1724.
  • Le Jardinier ſolitaire, contenant la methode de farie, & de cultiver un Jardin fruitier, & potager. Suivant la copie de Bruxelles, 8. 1725.
Endlich muß hier eines guten Freundesund des Herrn B ... hoͤchſt nuͤtz - liche B ..... gedencken, welcher, (weil er viel um Leipzig herum bey Graͤntz-Scheidun - gen, und andern Ausmeſſungen, und in ſein Scibile lauffenden Commiſſionen gebraucht worden, und hiernechſt ſo gluͤcklich gewe - ſen iſt, auf einigen nahgelegenen Land-Guͤ - tern, die zur Wirthſchafft gehoͤrigen und zu derſelben Verbeſſerung reichende Mittel, nach und nach kennen zu lernen, zu examini - ren und probat zu befinden), bey etlichennach Anlei - tung der Phyſicali - ſchen und Mathema - tiſchen Wiſſen - ſchafften, zwanzig Jahren her in der Phyſic und der Matheſi, die Theoriam mit der Praxi beſtaͤn - digſt combiniret, und was rechts darinnen gethan hat, und nunmehro willens iſt, wo GOtt Leben und Geſundheit verleihet, alle aus denen phyſicaliſchen und mathematiſchen Wiſſenſchafften, zur Verbeſſerung derer Wirthſchafften dienliche Dinge, in ordent -verfertigte œconomi - ſche Tabel - len, ſo kuͤnfftig ans Licht kommen ſollen. liche und richtige oeconomiſche Tabellen zu bringen, dieſelben mit zulaͤnglichen Riſſen zu verſehen, und mit gruͤndlichen Erklaͤrungen dem gemeinen Weſen zum beſten ans Licht zu ſtellen. Solte dieſes Werck zum VorſcheinPkom -226Die XXX. Anmerck. (ww) (xx) kommen, ſo recommendire es allen Lieb - habern der Oeconomie auf das beſte, weil ich von des Autoris Capacitaͤt, Experientz und Treue vollkommen verſichert bin.
(uu)
Wie man die Neben - Studia nach der Incli - nation trei - ben kan, iſt oben an - gewieſen worden.
(ww)Inclination) Wie ein Cavalier ſeiner Inclination gemaͤß, die Neben-Studia treiben koͤnne, iſt oben bey der III. Anmer - ckung Lit. (h) angewieſen, und bey der VII. Anmerckung Lit. (r) des geoͤffneten Ritter - Platzes ſaͤmmtliche Theile zu leſen, und das darinnen befindliche in der Converſation ma - nierlich an den Mann zu bringen, angera - then worden. Die in vorhergehender Er - laͤuterung recommendirte oeconomiſche Wiſſenſchafften, kan ein ieder, nach Belie - ben, zu ſeinem Haupt - oder Neben-Zweck erwehlen.
(ww)
Den Schluß macht
(xx)Zufriedenheit des Gemuͤths) Weil mir Les Maximes de la Sageſſe humaine ou le Portrait de l’honete-homme in gebundener Rede ungemein wohl gefallen haben: Als kan nicht unterlaſſen, die da - rinnen befindlichen guten Gedancken, in fol - gende Reime zu bringen, und als eine kurtzeeine kurtze Anleitung zu der un - ſchaͤtzbaren Zufrieden - heit des Gemuͤths. Anleitung, wie man zu der unſchaͤtzbahren Zufriedenheit des Gemuͤths, darinnen die groͤſte Gluͤckſeeligkeit des menſchlichen Le - bens beſtehet, gelangen ſoll, denen Liebha - bern derſelben, zum Beſchluß meiner Er - laͤuterungen, wohlmeynend, und ohne de - nen Meiſtern in der Teutſchen Dicht - undReim -227Die XXX. Anmerckung. (xx) Reim-Kunſt Eingriff zu thun, ſo gut als ich kan, mit zu theilen:
GJb GOtt, was GOttes iſt, und du ihm ſchuldig
biſt,
Dem Kayſer Schoß und Zoll, und was ihm ſonſt ge -
buͤhret.
Bezeige in der That, du ſeyſt ein wahrer Chriſt,
Bey dem man iederzeit des Glaubens-Fruͤchte ſpuͤh -
ret.
Erlerne doch die Kunſt vernuͤnfftig umzugehn
Mit Hoͤhern, Niedrigern und deines gleichen Leuten.
Brich deinen Eigenſinn, und lerne wohl verſtehn
Die Mittel, welche dir der Seelen Ruh bereiten.
Bediene dich hiernechſt der edlen Maͤßigkeit:
Jn Speiß, in Tranck, in Ruh, und wenn du dich be -
wegeſt:
und trinck ordentlich zu der beſtimmten Zeit,
Und daß du nuͤchtern ſeyſt, wenn du dich ſchlafen legeſt.
Geh aus der Waͤrme nicht in allzukalte Lufft,
Man muß ſich nach nach erwaͤrmen und erkuͤhlen,
Wer aus der Hitze geht in eine kuͤhle Grufft,
Der wird den Schaden bald an ſeinem Coͤrper fuͤh -
len.
Die Regung des Gemuͤths: Zorn, Liebe, Kummer,
Schreck,
Haß, Furcht und Traurigkeit, nebſt andern Marter -
Dingen,
Die ſchaffe gaͤntzlich ab und aus dem Hertzen weg,
Weil ſie nur allzufruͤh den Leib zum Grabe bringen.
P 2Wenn228Die XXX. Anmerckung. (xx)
Wenn du ſtudieren wilſt, ſo brauche Fleiß und
Ernſt,
Die ausgeſetzte Zeit aufs beſte zu verwenden,
Lern, was dir nuͤtzlich iſt, weil du dich ſonſt ent -
fernſt
Von dem, was dir obliegt, mit Ehren zu vollenden.
Wenn du auf Reiſen lebſt, ſo trachte iederzeit,
Daß dein erwehlter Zweck mag deine Richtſchnur blei -
ben,
Nach welcher du dein Geld wohl und nach Billig -
keit
Anlegſt: ſo lebſt du recht, ſo wird dein Thun beklei -
ben.
Denn ſuͤndlich iſt verzehrt, was nicht zur Noth und
Ehr,
Zum Nutzen und Plaiſir iſt ausgegeben worden.
Wer nicht vernuͤnfftig ſpahrt, der foͤrdert nimmer -
mehr
Und kommet vor der Zeit gewiß zum Bettler-Orden.
Wilſt du geliebt, geehrt, vergnuͤgt und ruhig ſeyn,
So poche nicht zu ſehr auf Reichthum Stand und Ga -
ben;
Vermeide wo du kanſt des Hochmuths ſchnoͤden
Schein:
Sonſt wirſt du lauter Haß zu deinem Lohne haben.
Sprich gut was andre thun, fall ſtets der Wahrheit
bey;
Gib denen willig recht, die dich was beſſers lehren;
Und hoͤre fleißig zu, was ihr Beweiß-Grund ſey:
So zeigſt du wie man ſoll gelehrte Maͤnner ehren.
Erfor -229Die XXX. Anmerckung. (xx)
Erforſche, wenn du kanſt, der Leute Witz und
Kunſt;
Und ob man anders ſey, als man ſich wuͤrcklich ſtel -
let;
Bewirb dich allezeit um ſolcher Menſchen Gunſt,
Von denen iederman ein gutes Urtheil faͤllet.
Sey hoͤflich, angenehm, beredt und wohl ge -
ſinnt.
Halt, wo es moͤglich iſt, mit allen Menſchen Friede;
Beleidige niemand, auch nicht ein armes Kind;
Und werde ja niemahls der guten Wercke muͤde.
Wenn du urtheilen wilſt, ſo thu es mit Bedacht,
Und uͤberlege wohl, wie andrer ihre Thaten
So gut von ſtatten gehn. Denn was ein Weiſer
macht
Muß mit Gedult Vernunfft und mit der Zeit gera -
then.
Den groſſen gieb Reſpect ohn Niedertraͤchtigkeit;
Und gegen Niedrige bezeige deine Guͤte;
Und deines gleichen ſey zu dienen gantz bereit;
So lebſt du tugendhafft und zeigſt ein gut Gemuͤthe.
Die wahre Freunde ſind, die halte Ehren -
wehrt.
Wilſt du geruhig ſeyn, ſo fleuch vor den Proceſſen.
Laß einem ieden frey, was er zu thun begehrt;
Und glaube denen nicht, die ſich zu hoch vermeſſen.
Was dich ncht ſelbſt angeht, das laß ununter -
ſucht:
Man liebt zwar den Verrath, doch niemahls den Ver -
raͤther.
P 3Nur230Die XXX. Anmerckung. (xx)
Nur die Verſchwiegenheit traͤgt des Vertrauens -
Frucht;
Ein Waſch-Maul wird verfolgt gleich einem Ubel -
thaͤter.
Gib willig was du ſchenckſt; und leih mit Unter -
ſcheid;
Zahl was du ſchuldig biſt, laß dich nicht erſt verkla -
gen:
So haͤlteſt du Credit und lebſt ohn allen Streit,
Und wird ein iederman viel ſchoͤnes von dir ſagen.
Hat dir iemand genutzt und einen Dienſt gethan,
Vergilt es alſobald, und das mit vollen Haͤnden;
Es ſteht die Filtzigkeit nur ſchlechten Geiſtern an;
Die Großmuth iſt allein beliebt in allen Staͤnden.
Jn Kleidern halte dich ſo gut als dirs gebuͤhrt:
Recht reinlich, ohne Pracht, und uͤbe deine Sinnen
Jn dem was Mode iſt, und was der Kauffmann
fuͤhrt,
An Gold - und Silber-Tuch, und auserleßnem Lin -
nen.
Bey deinen Dienern merck, was man im Sprich -
wort ſagt:
Wer einen Diener hat, verlaͤſſet ſich auf einen;
Wer zwey hat, kriegt die Helfft, wenn er nach einem
fragt;
Und wer drey Diener hat, weiß offtermahls gar kei -
nen.
Nimm Theil am Ungeluͤck, wenns andern uͤbel
geht;
Hilff ihnen, wenn du kanſt, als deinen beſten Freun -
den,
Die231Die XXX. Anmerckung. (xx)
Die du von Hertzen liebſt. Wenns wohl mit ihnen
ſteht,
So uͤberlaß alsdenn die Cour verſtellten Feinden.
Den Kummer maͤßige, ſey allzeit aufgeweckt,
Und findet ſich etwas weßwegen du zu ſchelten,
Das dir was boͤſes draͤut, und ſich ſehr weit er -
ſtreckt,
So laß es weder Freund, noch Feind, noch dich entgelten.
Wo Zanck und Streit entſteht, da bring den Frie -
den hin.
Wilſt du der Feinde That zu deinem Wohlſeyn raͤ -
chen:
So kanſt du beſſer nicht veraͤndern ihren Sinn,
Als durch Gelindigkeit, Wohlthun und Seegen-ſpre -
chen.
Verweiſe ohne Zorn; lob ohne Schmeiche -
ley;
Verſtehe Schertz und Ernſt; und maͤßige das La -
chen.
Halt einen ieden werth, wes Standes er auch
ſey;
Und critiſire nicht, wilſt du dir Freunde machen.
Wirf ja niemanden vor, was du ihm guts ge -
than:
Verſchweige was man dir vertraut als Heimlichkei -
ten;
Komm dem mit Guͤte vor, der ſich nicht helffen
kan:
So kanſt du dir ein Lob, das ewig waͤhrt, bereiten.
P 4Fleuch232Die XXX. Anmerckung. (xx)
Fleuch die Undanckbarkeit noch aͤrger als die
Peſt.
Spiel nur zum Zeit-Vertreib, und ſolteſt du verlieh -
ren,
So fluche darum nicht, weil es ſehr uͤbel laͤſt,
Wer wolte ſich doch ſo um ein paar Groſchen zieren.
Sprich wenig; dencke viel; betruͤge keinen
nicht;
Mach allzeit groſſes Werck von dem, was man dir gie -
bet.
Des Schuldners ſchone doch dem Geld und Brod
gebricht:
Bezeige, daß dein Hertz der Armen Wohlfahrt liebet.
Thu gutes iederman von deinem Uberfluß,
Vornehmlich Duͤrfftigen, und zwar gantz unverdroſſen,
Ohn Abſicht eitler Ehr, und goͤnne den Genuß
Der Guͤter ſonderlich des Glaubens Mit-Genoſſen.
Beneide nicht das Gluͤck, das GOtt dem Nechſten
ſchenckt.
Er hilffet, wem er will, wohl dem, der ihm vertrauet!
Der dieſen Regeln folgt, und ſtets ans Ende
denckt,
Hat die Zufriedenheit auf einen Felß gebauet.
(xx)
A[233]

A. Model einer Academie - und Reiſe - Rechnung.

234A. Halle, Leipzig,

Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

235A. Leipzig, Wurtzen,

Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

236A. Wurtzen, Meißen, Dreßden,

Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

237A. Koͤnigſtein, Rohnſtock.

Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

238A. Rohnſtock.
B. [239]

B. Die Hoch-Reichs-Graͤfliche Hochbergiſche 1725. ertheilte General-Qvittung, welche zu einem Model dienen kan.

240B. General-Qvittung.

JCh Hanß Heinrich, des Heil. Roͤ - miſchen Reichs Graf von Hoch - berg, Freyherr zu Fuͤrſtenſtein, Herr der Herrſchafft Rohnſtock und Wer - ners-Dorff, Erb Herr der Guͤter Tſchechen, Puſchkau, Jngramsdorf, Kratzkau, Altenburg, Gohlitſch und Kniegnitz ꝛc. Uhrkunde und bekenne vor iedermaͤnniglich wo Noth, daß der Wohlgebohrne Ritter und Herr, Herr Wolff Bernhard von Tſchirnhauß auf Hackenau, meinen einigen und gelieb - ten Sohn, Hanß Heinrich, des Heil. Roͤmiſchen Reichs Grafen von Hoch - berg, Freyherrn zu Fuͤrſtenſtein ꝛc. ſeit dem 24. Junii 1721. biß den 24. Ju - nii dieſes lauffenden Jahres, und alſo vier Jahr auf der Univerſitat Leipzig, und auf denen Reiſen durch Boͤhmen, das Reich, Lothringen, Engelland, Franckreich, die Spaniſchen und ver - einigten Niederlande, Nieder - und Ober-Sachſen, biß hieher nach Rohn - ſtock gluͤcklich accompagniret und ge - fuͤhret hat. Und nachdem der Herr von Tſchirnhauß, nicht allein die ihmzur241B. General-Qvittung. zur Ausgabe und Verrechnung, laut aufgerichtetem Contracte, und ſonſten mehr committirten Univerſitaͤts - und Reiſe-Gelder, zu meines lieben Soh - nes Nothdurfft, Nutzen, Ehre und Plaiſir, ſo wie es die Zeit und Umſtaͤnde erfordert, gehoͤrig angewendet, und richtig in vier uͤbergebenen mit Belaͤ - gen und Unterſchrifften, juſtificirten Jahres-Rechnungen, verrechnet; ſon - dern auch allen Fleiß angewendet, und alle Treue erwieſen hat, womit meines lieben Sohnes Geſundheit beſtmoͤg - lichſt conſerviret, das Gemuͤthe durch Sprachen und Studia ie mehr und mehr excoliret, der Leib durch Exercitia qualificiret, und die wohlanſtaͤndige Standesmaͤßige Conduite acquiriret werden koͤnnen: Als habe nebſt mei - nem lieben Sohne, dem Herrn von Tſchirnhauß, hierdurch unſer Vergnuͤ - gen daruͤber bezeigen, und vor der ho - nêtten Welt atteſtiren wollen: Daß er in Anſehung unſer beyder, ſeinem ge - thanen Verſprechen, ſo viel ihm moͤglich geweſen, getreulich nachgekommen iſt, und alles dasjenige gethan hat, wasQvon242B. General-Qvittung. von einem Chriſtlichen und rechtſchaffe - nen Cavalier und redlichen Reiſe-Com - pagnon prætendiret werden kan. Da - mit er auch wegen der, die vier Jahr uͤber, laut ausgeſtellten Qvittungen, empfangenen und verrechneten Reiſe - Gelder, von allen kuͤnfftigen Anſpruͤ - chen frey ſeyn moͤge: So haben wir bil - lich erachtet, ſeine uͤbergebene vier Jah - res-Rechnungen, vor uns, unſere Er - ben und Erbnehmen, durch dieſen Schein, in optima forma juris zu juſtifi - ciren; Demſelben nochmahls vor alle gute Ermahnungen, gehabte Vorſorge, und erwieſene Liebe und Treue zu dan - cken, und hiernechſt zu verſichern, daß wir Jhm davor Zeitlebens mit allem ge - neigten Willen, von Hertzen zugethan verbleiben, deſſen gute Conduite ruͤh - men, und deſſen zeitliche Wohlfahrt mit Rath und That zu befoͤrdern, nie - mahls ermangeln werden. Zu meh - rer Verſicherung haben wir dieſes At - teſtat und General-Qvittung, mit unſern eigenhaͤndigen Unterſchrifften, und angebohrnen Reichs-Graͤfli - chen Jnſiegeln bekraͤfftigen wollen.

Schloß243B. General-Qvittung.

Schloß Rohnſtock, den 24. Junii 1725. (L. S.) Hanß Heinrich Graf von Hochberg. (L. S.) Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

Note:

Nota. Jch habe zwar dergleichen General - Qvittung in der II. Anmerckung Lit. e. p. 35. denen Hofmeiſtern zu ihrer Sicher - heit, vornehmlich beſtens zu recommen - diren, mich verbunden erachtet; ich muß aber gleichwohl noch einer Urſache geden - cken, welche mich bewogen hat, eben dieſe denen Beylagen einzuverleiben. Nehm - lich: Als mit Tit. plen. dem juͤngern Herrn Grafen von Hochberg, vom 19. Octobr. 1723. biß zu dem 1. May 1724. in Luneville am Lothringiſchen Hofe zu le - ben die Ehre hatte, ſo geſchahe es, daß bin - nen ſolcher Zeit, einige Leute an vielen Oertern, und endlich auch in Schleſien, allerhand uͤble Relationes, die nicht allein unſern Perſonen nachtheilig waren, ſon - dern auch die Hoch-Reichs-Graͤflichen Eltern, wenn ſie ſolche erfahren haͤtten, in den gꝛoͤſten Kum̃er wuͤrden verſetzet haben,Q 2aus -244B. General-Qvittung. ausbreiteten. Es wuſte aber GOtt, der alles wohl machet, das Werck ſo zu fuͤ - gen, daß eben noch Tages vorhero, als dergleichen fatale nova, gedachten Hoch - Reichs-Graͤflichen Herrſchafften, von ei - nem meritirten Mann, mit geziemender Vorſichtigkeit, und bono modo hinter - bracht werden ſolten, ein Schreiben von mir mit angenehmen Nachrichten einlauf - fen, das uͤble Geruͤchte gaͤntzlich zu nichte machen, und dargegen groſſe Freude ver - urſachen muſte. Damit nun die honette Welt von der Falſchheit derer, vermuth - lich groͤſten theils von uͤbelgeſinnten Per - ſonen, erdachten und nach und nach aus - geſtreuten Zeitungen, deſto mehr uͤberzeu - get ſeyn moͤchte, habe ich obige authenti - ſche Legitimation, in extenſo beyzufuͤgen, und dadurch unſere Conduite oͤffentlich zu juſtificiren, nicht ermangeln koͤnnen. Jch vor meine Perſon troͤſte mich mit dem Zeugniß meines guten Gewiſſens, und mit den Worten Chriſti, aus dem Anfange ſeiner herrlichen Berg-Predigt, Matth. 5, 11. 12. und wuͤnſche: Daß GOtt allen meinen Feinden, Verfolgern und Laͤſte - rern, vergeben und ſie bekehren moͤge.

C. [245]

C. TIT. Herrn George Albrechts von Tſchirnhauß 1704. ertheilte Inſtruction.

246C. Herrn George Albrechts
  • Inſtruction vor Tit. Heren Wolff Bernhard von Tſchirnhauß, auf Hackenau, meinen vielge - liebten Herrn Vetter, wegen der Inſpection uͤber meinen lie - ben Sohn Siegmund Gottlob in der Fremde.

I.

Die Pflicht gegen GOtt.

D ſie vor allen Dingen dahin trachten, daß ſie miteinander den lieben GOtt zum beſtaͤndigen Freunde behalten, ſeinen Dienſt mit Bibel-Leſen, Gebet, Predigt hoͤren, Sacramenten Gebrauch und Liebe - Ubung, ꝛc. beſtaͤndig treiben; und da - durch eine aufrichtige Pietaͤt mit Wor - ten und Wercken maͤnniglich beweiſen: Damit ſie beyde, wo moͤglich, nechſt GOtt, auch alle Menſchen zu Freun - den, und GOttes Seegen haben moͤ - gen. Denn ſonſten gar wenig Leute glauben, daß ein Menſch, der ſich die Wahrheit ſeiner Religion, nicht zu un - terſt ins Hertz hinunter ſteigen, und ſich ſelbige beſtaͤndig einen rechten Ernſtſeyn247von Tſchirnhauß Inſtruction. ſeyn laͤſſet, eine wahrhafftige Ehrbar - und Redlichkeit an ſich haben koͤnne. Gleichwohl aber iſt dieſes ein Concept, ſo uns der meiſten Chriſtlichen Gemuͤ - ther Vertraulichkeit und Freundſchafft procuriret. So gar, daß auch die Wetter-Haͤhne in der Religion, auch deſſenthalben von iedem redlichen Man - ne, im Hertzen angeſpieen werden. Hierbey iſt nun keine Regul vorzuſchrei - ben; ſondern es wird einem ieden ſein eigenes Gewiſſen, am beſten ſelbſt dicti - ren, wie er am aufrichtigſten an einem ieden Ort ſeine Devotion anſtellen koͤn - ne; weil es ihm nirgends an Gelegen - heit fehlet, wo man es nur mit GOtt ernſtlich und treulich meynet, denſelben aller Orten mit aufgehaben Haͤnden, ohne Zorn und ohne Zweifel anzuruf - fen. Doch ſoll man ſich auch hierinnen keiner ſingularitaͤt anmaſſen, damit man nicht unnoͤthig denegriret werde.

II. Daß der liebſte Herr Vetter aufWie des Compa - gnons Per - ſon in acht genommen werden; meinen lieben Sohn, den man ihm an - vertrauet, die groͤſte Acht und Sorge habe; daß er allezeit wiſſe, wo er ſey, ihn gleichſam ſtets umgebe, und auf ſeinQ 4Thun248C. Herrn George AlbrechtsThun und Laſſen genaue Inſpection ha - be; und daß er wider ſeinen Willen ſich nirgends hin, auch in keine Compagnie begebe, und wenn es ja geſchehen ſolte, daß der Herr Vetter ſelbſt kranck waͤre, ihn indeſſen dem Herrn Hoſpiti im Hau - ſe, oder ſonſt einem redlichen Freunde, zu ſeiner Aufſicht anvertraue; und in ſpecie in Ewigkeit nicht zulaſſe, daß ſich mein Sohn, ſonderlich etwan bey Nacht-Zeit, auſer dem Qvartier auf die Gaſſen, noch ſonſten wohin be - gebe.

Was man vor Com - pagnie er - waͤhlen;

III. Deßwegen dahin zu ſehen: daß er bey dem Tiſch, wo die Geſellſchafft nicht zu groß, auch die Stube oder Kam - mer, oder im allernechſten Hauſe dabey, habe, darum er wohl darauf zu attendi - ren hat. Waͤre aber die Tiſch-Com - pagnie zu groß, welches nur zum unnoͤ - thigen Schmauſen im eigenen Hauſe Anlaß geben wuͤrde: So wird ehender ein anderer Tiſch zu ſuchen ſeyn, da man Tiſch und Logement, bey wenig und gu - ter Compagnie, die nicht diſſolut waͤ - re, und die Studia æſtimirte, haben kan.

IV. Daß249von Tſchirnhauß Inſtruction.

IV. Daß er ihn ſeine Geſundheit inWie man die Geſund - heit con - ſerviren; der ordinairen Lebens-Diæt wohl ob - ſerviren laſſe, nicht unordentlich lebe, und nur mit Tugend - und Wiſſenſchafft - liebenden und friedfertigen Menſchen, ihn umgehen laſſe, und dazu bewege.

V. Daß er ihn mit dem Gelde wohlDas Geld wohl an - wenden; menagiren lerne; iedoch daß er dabey, wenn es Ehre und Reputation erfordert, nicht karg und filtzig ſey. Deßwegen er ihm wohl ſelbſt etwas zu ſeiner Benoͤ - thigung in die Haͤnde, auf die Probe, wie es emploiret werden wird, geben kan. Denn es auch nicht anſtaͤndig, wenn man gantz ohne Geld iſt, daruͤber man nur ausgelacht wird.

VI. Jn die Thorheit des SpielensDas Spiel vermeiden; laſſe er ſich ihn nicht vertieffen; und ſonderlich gebe er acht, daß er es mit Fremden und Unbekanten gar meiden muͤſſe. Denn die Inconventien, die daraus entſtehen, ſind zu gefaͤhrlich, und darzu wird die edle Zeit damit ver - derbet. Zum Plaiſir und Gemuͤths - Recreation, kan er ihm, mit ein paar friedliebenden und honetten Freunden, wohl erlauben, auf der Druck-Tafel,Q 5oder250C. Herrn George Albrechtsoder in Kegeln, Picquet, Contra, à l’hombre, Schacht, Dame, ꝛc. doch um ein maͤßiges Geld, ſich manchmahl, ie - doch nicht oͤffters, zu divertiren. Hin - gegen aber hohe unbekante und verbo - tene Spiele, die viel Geld wegnehmen, gaͤntzlich unterſagen.

ſich in Klei - dern hal - ten;

VII. Daß er ſich propre, iedoch nicht zu praͤchtig, in Kleidungen, rein und ſau - ber halte, kan er wohl zulaſſen, aber nicht uͤber ſeinen Stand. Denn das erwecket Jalouſie und Feindſchafft. Und halte ich das beſte zu ſeyn, daß man taͤglich ordinair modeſt, wie ande - re ſeines gleichen einher gehe; Hinge - gen an Sonn - und Feſt-Tagen ſich et - was beſſer auffuͤhre, durchaus aber nichts ſonderliches in Moden affecti - re.

mit Frau - enzimmer umgehen;

VIII. Daß er das Frauenzimmer, uͤberhaupt in der Fremde, ſo wohl das gute als das boͤſe, ſo viel es ſeyn kan, meide; Jhnen nichts importantes ſpendire; ſondern indifferent, wenn es ja ſeyn muß, mit ihnen umgehe; nicht ſein Hertz an ſie haͤnge, und ſtets be - trachte, was vor Haͤndel und Ungele -gen -251von Tſchirnhauß Inſtruction. genheiten daraus entſtehen, wie er GOtt beleidige, ſeine Leibes - und Ge - muͤths-Kraͤffte ſchwaͤche, und ſich wohl gar den Lohn erwerbe, daß ihn ehrliche Geſellſchafft hernach nicht gern um ſich habe, und ſein zeitliches Gluͤck im Heyrathen damit verſchertzen koͤn - ne.

IX. Schertz, aͤrgerliche Zoten undAllerhand Laſter un - terlaſſen; Poſſen, unanſtaͤndige Reden, Fluchen und Schelten, woraus bald ein Hand - werck wird, ihm nicht concedire. Denn ehrliche Gemuͤther haſſen ſolche aͤrgerliche Menſchen und Flucher, ge - ſchweige, daß ſie es ihnen nachthun ſol - ten; weil ſie ihren GOtt dadurch muth - willig beleidigen.

X. Bey Gelegenheit ihm gelehrterGuten Ex - peln nach - folgen; und qualificirter Maͤnner Exempel, auch die Meriten und den Ruhm ſeiner uhralten Vorfahren vorhalte, und ſol - che zu imitiren anrathe; ihn der treuen Vorſorge und Education ſeiner Eltern erinnere, und ihn zur Danckbarkeit und Reſpect gegen ſie ermahne; auch daß er die Herren Profeſſores æſtimire, und ſich danckbahr vor ihre treue Infor -mation252C. Herrn Georg Albrechtsmation bezeige. Dabey nicht zu ver - geſſen, daß man wegen fideler Infor - mation, mit Diſcretionen wohl ein uͤbri - ges thun koͤnne, damit man deren Fleiß, ſonderlich bey denen Curioſis, auch bey denen Exercitien-Meiſtern heraus lo - cke.

Mit ieder - man umge - hen lernen;

XI. Daß er mit iederman ohne Un - terſcheid Freund-friedlich und ſanfft - muͤthig lebe; keinen Streit, Zanck, noch Haͤndel anfange; noch mit andern jungen Leuten kaͤlbere oder ſchertze, weil daraus Ernſt und Streit-Haͤndel ent - ſpringen. Welches am beſten verhuͤ - tet wird, wenn man keinen Stoltz noch Einbildung blicken laͤſſet, auch nicht ei - ne aͤuſerliche Mine machet, als wenn man andere verachte, oder ſich hoͤher als ſie halte; ſondern ſich fein vernuͤnfftig, freundlich, und nach Beſchaffenheit der Perſon demuͤthig bezeiget, nach der ge - meinen Zucht-Regel: Je hoͤher du biſt, ie mehr dich demuͤthige, ſo wird dir GOtt und Menſchen hold ſeyn. Und ſich allezeit hoͤflich in Worten, obligeant in Gebaͤhrden auffuͤhret, auch alle Hoͤhnungen, Ve -hementz253von Tſchirnhauß Inſtruction. hementz und Contradictiones, ſo ande - re nur irritiren, ableget, und die zanckſuͤchtigen Friedens-Stoͤhrer und Zaͤncker meidet, die Narren vertraͤ - get, und ſich etwas retiré und ſericux haͤlt. Kaͤme aber mein Sohn in zuge - muthete und unverdiente Haͤndel, (wel - ches aber nicht leicht zu vermuthen, wo er ſich nur recht gouverniret): So ſu - che der Herr Vetter ihn aufs aͤuſerſte bono modo zu protegiren, erſtlich mit glimpflichen Worten, wollen die nicht helffen, ſo ſuche er Huͤlffe bey dem Re - ctore Magnifico. Denn das Duelli -Das Duel - liren unter - laſſen; ren, Rencontriren und Secundiren, ſoll meinem Sohne in der Fremde, hiermit ernſtlich unterſaget ſeyn, und der Herr Vetter auch ſolches quocunque modo verhindern helffen; zumahl da es mei - ſtens verbothen iſt, damit ſolche Geſellen und Staͤncker abgeſchrecket werden.

XII. Daß er ihm die Schaamhaff -Zuͤchtig le - ben; tigkeit und Erbarkeit, Zucht und An - ſtaͤndigkeit offt recommendire, und ihm damit ſelbſt vorleuchte.

XIII. Daß er ihn ſonderlich vonDie Trun - ckenheit ſlichen; Sauff-Geſellſchafften abziehe. Denndoch254C. Herrn George Albrechtsdoch ausgemacht, daß durch ſolche Be - ſtialité der Verſtand verderbet, und we - nig excoliret wird, und ſolche ſocii, fu - res temporis, pecuniæ, ſanitatis & ſalu - tis ſind, und man ſich dadurch in Leibes - und Seelen-Schaden ſtuͤrtzen kan.

Sich der Aufrichtig - keit und andeꝛer Tu - genden

XIV. Jhn zur Aufrichtigkeit und Redlichkeit, ſonderlich der Wahrheit, Vorſichtigkeit, Verſchwiegenheit, Be - ſtaͤndigkeit und andere Tugenden mehr anhalte, und deutlich vorſtelle, daß man demjenigen, der einmahl betruͤglich handelt, nicht mehr traue, und dem, der einmahl etwas fingiret, nicht mehr glau - be, und ſich hierdurch groſſen Schaden an ſeiner Renommé thue; zugeſchwei - gen, daß man wider GOttes Gebote, und den Chriſtlichen Wandel verfaͤhret; ja, wenn man einmahl was Vertrautes ausſchwatzet, man ſeinen Freund nicht mehr ſo confident finde. Und nicht unerinnert laſſe, daß die Verſchwie - genheit zu vielen hohen Dingen nuͤtze, und die Freundſchafft vermehre, unter - halte und befeſtige; die Vorſichtigkeit aber dazu auch ſonderlich diene, daß man ſeinen beſten Freunden nicht zuviel255von Tſchirnhauß Inſtruction. viel traue, nicht etwan in Vertraulich - keit unbeſcheiden, wenn es gleich wahr, von andern rede. Denn ich derglei -ſonderlich mit aller Vorſichtig - keit befleiſ - ſen; chen gekennet, die einen mit Fleiß aus - geholet, und ſolches hernach, um ſich bey andern zu inſinuiren, propaliret haben; dadurch groſſe Ungelegenheit, Haͤndel und Feindſchafften entſtanden ſind, de - nen man gar wohl haͤtte entgehen koͤñen. Man ſoll vielmehr von allen alles gute reden, das vermeynte Boͤſe zum beſten kehren, und alles auch das Boͤſe in ſol - chem Fall gut ausdeuten; Weil man doch nur die Laſter haſſen, die Leute aber ſo ſolche begehen, dennoch zu lieben ver - bunden iſt; Die Beſtaͤndigkeit aber mit gutem Vorbedacht ausuͤben, damit ſich iederman auf uns verlaſſen kan, und wir nicht veꝛaͤnderlich in unſeꝛn wol præpon - derirten Actionibus erfunden werden.

XV. So mein Sohn was von Im -nichts im - portantes verſchen - cken; portance verſchencken wolte, ſoll er es hindern, und nicht zugeben; auch ſo es geſchehen, nicht paſſiren noch gelten laſ - ſen. Wie er denn auch keine Promeſſe, noch Verſchreibung, noch Wette, auf ſolche Weiſe, ohne ſeinen expreſſenCon -256C. Herrn Georg AlbrechtsConſens, verſtatten, und ſich deßhalben auf ſeine Inſtruction beruffen, und ſol - che, da ſie geſchehen, dadurch caſſiren und ceſſiren laſſen ſoll.

Die Fehler vorſtellen;

XVI. Wenn er einen Fehler an ihm gewahr wuͤrde, ſoll er ihn nicht vor Leu - ten reprimandiren, ſondern ihn priva - tim mit anſtaͤndiger Manier und keiner Vehementz reprochiren; Fromen und Schaden fuͤrhalten; ihm zum Mo - del anderer gute Exempel fuͤrſtellen; ſich auf ſeine Inſtruction und Uberge - bung beruffen, und wenn er gar nicht folgen, und ſeiner eigenen Caprice nach - leben wolte, ſolches fein ordentlich und mit Fundament nach Hauſe berichten, auch ihm vorhero damit drohen.

Die Luſt zum Stu - diren er - wecken;

XVII. Jhm die Luſt zum ſtudieren, gelehrte Buͤcher zu leſen, und die Affe - ction gegen die Profeſſores procuriren helffen. Welches geſchehen kan, wenn man ſich die Muͤhe giebet, privatim mit ihm die Schul-Lectiones als Funda - menta, und die publicas oder in Colle - giis gehaltene, fleißig zu repetiren, und etwas ſolides, worzu man incliniret, zu tractiren. Wie ich ihm denn hierinnen nichts vorſchrei -be;257von Tſchirnhauß Inſtruction. be; ſondern mich dißfals auf ſeine Induſtrie verlaſſe; Jedoch muß ſich mein Sohn dahinWelche Studia man tractiren; bearbeiten, daß er der lateiniſchen Sprache ſo weit maͤchtig werde, daß er einen Autorem perfect veꝛſtehen, und ſich der teutſchen Spꝛa - che alſo wohl gebrauchen koͤnne, daß er auch eine Satz-Schrifft, Supplic und dergleichen, formiren, und ein gutes Concept machen ler - ne. Das Hauptwerck aber ſoll hernach ſeyn, bald ad Praxin Juris zu ſchreiten, ſich in Theo - ria und unnuͤtzen alten obſoleten Materien nicht lange aufzuhalten, ſondern den Pro - ceß wohl verſtehen zu lernen, und ſich in Phy - ſicis Curioſis &c. wohl zu uͤben. Dabey ich die mitgegebene Inſtruction meines Herrn Bruders, ſo alles beſſer anzeiget, nach Incli - nation recommendire.

XVIII. Nechſt dem fleißigen Studiren kanWelche Sprachen treiben; man auch die Frantzoͤſiſche und Jtaliaͤniſche Sprache in etwas begreiffen lernen, damit man ziemlich parliren, und ein Buch wohl veꝛ - ſtehen koͤnne, wenn man in ſolche Laͤndeꝛ kom̃t.

XIX. Die Exercitia betreffend, ſo ſoll das Reiten das erſte Jahr, wie auch das FechtenWelche Ex - ercitia er - lernen; nachbleiben: Nachmittags aber kan man eine Stunde zum Tantzen erwehlen, damit der Leib hernacher zu andern Exercitiis diſpo - ſter werde. Das andere Jahr mag man den Anfang mit Reiten machen, und damit continuiren; Das dritte Jahr aber allererſt mit Fechten, und dieſes darum, weil dieſe zwey Exercitia beſſer in Franckreich und an -Rdern258C. Hn. G. A. v. Tſchirnhauß Inſtr. dern Laͤndern zu begreiffen, und das Fechten auch einige Staͤrcke erfordert; Jedoch bin ich auch wegen des Fechtens, auf das zweyte Jahr des Nachmittags zu frieden, wenn man anders darzu incliniret.

und was man wei - ter vor Col - legia, und wie man ſolche hal - ten ſoll.

XX. Bey denen Collegiis, dabey ſonder - lich auch eines uͤber die Statiſticam ſeu Politi - cam ſpecialem, und ein Complimentorium recommendire, finde dieſes zu erinnern, daß man nicht allein die Dictata, ſondern auch den gantzen Diſcurs oder das principalſte davon annotire, und ſich ſonderlich vor der pedantiſchen Philoſophia Scholaſtiea huͤte; Dargegen ſich auf des Carteſii und anderer neuern Philoſophiam in etwas lege, damit man von allem wohl und geſchickt diſcuriren, und mit Gelehrten fleißig converſiren, und immer mehr begreiffen koͤnne. Welches ich alles auf ihre Inclination und Fleiß ankom - men laſſe, doch ſollen die obigen nuͤtzlichen und noͤthigen Studia und Wiſſenſchafften nicht vergeſſen, und aus den Augen geſetzet, auch alles, was uns heut oder morgen in curioſis oeconomicis ꝛc. und ſonſt dienlich ſeyn kan, wohl gelernet und obſerviret werden, ſo nicht alles vorgeſchrieben werden kan. Denn Do - cendo & converſando, & legendo & ſcribendo diſcimus. Sapienti ſat! GOtt gebe ihnen zu allem Vornehmen ſeinen Seegen und Ge - deyen. Schoͤnfeld den 5. April. An. 1704.

George Albrecht von Tſchirnhauß.

[259]

D. TIT. Hrn. Ehrenfried Walthers von Tſchirnhauß 1704. ertheilte Inſtruction.

260D. Hrn. Ehrenfried Walthers
  • Inſtruction vor meinen lieben Vet - ter, Herrn Wolff Bernhard von Tſchirnhauß auf Hacke - nau, meinen Sohn Gottlob Ehrenfried concernirend.

I.

Wie man ſich im taͤg - lichen Le - ben und Moribus verhalten;

DJeweil ich bißhero ſolche Gou - verneurs bey ihm gehabt, die ihm wohl in Sprachen und andern Huma - nioribus an die Hand gegangen ſind; aber ihn nicht recht zu Adelichen an - ſtaͤndigen Moribus gehalten, welches auch von ihnen nicht prætendiren koͤn - nen; gleichwohl auch in andern hoͤchſt noͤthigen Sachen ihn nicht gebuͤhrend angefuͤhret haben, welches hernach jungen Leuten ihre gantze Lebens-Zeit anhaͤnget: Als daß man fein fruͤh auf - ſtehe, ſich gleich und geſchwinde ankleide, reinlich und ſauber halte, und nicht lum - picht und zerriſſen einhergehe: Als hoffe, Sie werden ihm data occaſione ſtets hierinnen mit guten Ermahnun - gen an der Hand ſtehen.

II. Und261von Tſchirnhauß Inſtruction.

II. Und weilen die Exercitia und derDie Exer - citia trei - ben und converſi - ren; Umgang mit feinen Leuten einen Men - ſchen beſonders geſchickt machen: So habe wohl nichts unterlaſſen, was hier - zu gehoͤret, und eben aus dieſer Urſache ihn auch nach Franckreich geſendet: Nun wolte wohl bald, wenn ihn ſehen ſolte, urtheilen, ob ſein Gouverneur recht an ihm gehandelt, wie ihm offte vorgeſaget, oder nicht. Jch habe aber groſſe Suſpicion, daß es nicht alles er - folget, wie es ſeyn ſolte, maßen er nicht ſo fleißig zum Tantzen gehalten worden, da doch dieſes inſtantiſſime bey ihm urgiret, und ihm feſt ein - gebunden hatte, weil es beſonders jun - gen Leuten hoͤchſt noͤthig: Als ſaͤhe wohl gerne, daß er ſolches Exerciti - um nicht gaͤntzlich abandonnirte, und nur auf der Stube, nicht aber auf dem Tantz-Boden ſich hierinnen noch exercirte. Aber das vornehmſte Ex - ercitium iſt anietzo vor ihn das Fech - ten. Will ſonſten von dieſem nicht viel melden, weil in meiner General - Inſtruction in denen XXX. Anmer - ckungen genung von Exercitiis gere -R 3det,262D. Hrn. Ehrenfried Walthersdet, und was hierbey zu thun, gemel - det habe.

Den Mor - gen denen Studiis, den Nachmit - tag der Converſa - tion wied - men.

III. Und wie man wohl zuſehen muß, das junge Leute den Morgen wohl zu - bringen, und alle Compagnien eviti - ren: Alſo haben ſie auch beſonders da - hin zu trachten, daß man ſich des Nach - mittags durch gute Converſation er - freue.

Den Herrn Sohn in Amſter - dam erfra - gen;

IV. So bald als ſie nach Amſterdam kommen, koͤnnen ſie nachfragen, in de tuyn Straet, in de roode Gans met de jongen, allwo mein Sohn nebſt Herrn Steinbruͤck logiret und ſpeiſet; Dem letztern koͤnnen ſie nur mitgegebene Briefe uͤberreichen.

Wie lange man da - ſelbſt blei - ben;

V. Es wuͤrde ſehr gut ſeyn, wenn ſie nicht gleich nach Leyden giengen; ſon - dern vorhero etwan 14. Tage oder et - was Amſterdam beſehen wolten. Sie nehmen nur meinen Sohn allezeit mit ſich, wenn er gleich einige oder andere Sachen vorhin geſehen haͤtte. Damit er ſie, und ſie ihn beſſer kennen lernen; Er auch mit dem jungen Herrn Vettervon263von Tſchirnhauß Inſtruction. von Schoͤnfeld, deſto beſſer bekant wer - de.

VI. Wenn ſie nach Leyden kommen,Jn Leyden die Menage einrichten; ſo ſehen ſie bald zu, daß ſie Logemens bekommen, und wenn es moͤglich iſt, daß ſie nicht weit von meinem Sohn logiren. Da denn darauf zu ſehen, daß man ſich ein Qvartier, nicht weit von der Aca - demie, dergeſtalt erwehle, daß man ſich Eſſen und Waͤſche mit eindinget; Da mein Sohn und ſein Hofmeiſter, auf ei - ner Kammer beyſammen ſind, (welches hoͤchſt noͤthig iſt). Es ſolte mir auch lieb ſeyn, wann Studioſi medici - in ihrem Hauſe zugleich logirten. Denn die machen privat-Sectiones und andere Experimenta, daß es alſo immer was zu ſehen giebet, und reden ſtets latein. Sehe auch nicht gerne, daß er bey oder mit Teutſchen logire, und viel mit ihnen umgehe. Auf der Raapenburgh findet man die beqvem - ſten Zimmer.

VII. Ehe mein Sohn ein Collegium,Was Herr Stein - bruͤck mit ſeinem jun - uͤber die Inſtitutiones hielte, waͤre ſehr gut, daß der Herr Steinbruͤck mit ihmR 4die264D. Hrn. Ehrenfried Walthersgen Herrn vorneh - men;die Erotemata Perezii durchgienge. Sie fragen dann und wann nach, wie weit ſie darinnen kommen: Daß man nicht zu langſam und auch nicht zu geſchwind verfahre. Und wenn er nun ſelbſt ein Collegium uͤber die Inſtitutiones hielte, ihn Herr Steinbruͤck, uͤber den Text, al - lezeit ehe er ins Collegium gehet, des Pacii Analyſin, und zwar nur uͤber die Inſtitutiones, ſelbſt durchleſen laſſe. Denn bonus Inſtitutioniſta bonus Ju - riſta. Hernach iſt nichts beſſers vor Leute, die in Jure was thun wollen, als Struvii teutſche Jurisprudentz, und Les loix civiles dans leur ordre naturel in 4. Tomis, in 8. ein herrliches Buch, ſo nicht lange in Franckreich heraus ge - kommen iſt.

Wie man die Lectio - nes publi - cas beſu - chen;

VIII. Die Lectiones publicas, ſon - derlich wenn Herr de Volder lieſet, oder ſonſt Experimenta oͤffentlich in Phyſicis zeigt, laſſen ſie meinen Sohn fleißig abwarten, und nicht verſaͤu - men.

IX. 265von Tſchirnhauß Inſtruction.

IX. Es war zu meiner Zeit, ein Theatrum chymicum daſelbſt, in wel - chem alle Operationes in chymicis pu - blice gewieſen wurden; wo dieſes noch alſo, ſo laſſen ſie ihn ſolches beſu - chen.

X. Wenn oͤffentliche Sectiones inSectioner ſehen; dem Theatro anatomico gemachet wer - den, ſo kan er ſolche auch mitneh - men.

XI. Dann und wann eine ReiſeLuſt-Tou - ren voꝛneh - men; nach dem Haag, um das Gemuͤth zu divertiren, wann man nicht zu denen Studiis geſchickt, oder nicht allzu geſund iſt, und die Lufft veraͤndern will, kan auch wohl vorgenommen, und das Bil - lard-Spiel oder Belgen-Taffel geſpie - let werden.

XII. Jn Summa, alles dasjenige zuund was man ſon - ſten thun ſoll. thun, was ſich nicht alles ſchreiben laͤſ - ſet, und was ſie meynen, daß vor mei - nen Sohn profitable iſt, und das ſchaͤd - liche zu verhindern. Beſonders erſuche, daß ſie mir von allem part geben, damit bey Zeiten erſehen kan, was und wie derR 5Sa -266D. Hn. E. W. v. Tſchirnh. Inſtr. Sache Rath zu ſchaffen. Womit ſie goͤttlicher Gnade uͤberlaſſe, zu allem ge - ſeegneten Wohlſtande, derſelbe wird, was ich nicht erſetzen kan, reichlich an ih - nen thun, à Dieu. Leipzig, den 18.

April. An. 1704. Ehrenfried Walther von Tſchirnhauß.

Note:

Nota. Die Autores dieſer beyden vorgehenden Inſtructionum waren zwey leibliche Bruͤder, aus dem Hauſe Kißlingswaldau, und Herr George Albrecht von Tſchirnhauß, auf Ober - Schoͤnfeld, war der Aeltere. Dieſer hatte ſich auf Univerſitaͤten und Reiſen, mit gantz extraor - dinairen Fleiß auf die Jura appliciret, und nach ſeiner Zuruͤckkunfft auf die Schleſiſchen Rechte, ſanctiones pragmaticas und andere Landes-Ver - ordnungen dergeſtalt geleget, und ſich darinnen ſo habilitiret, daß man ihn ſonderlich in denen Erb-Fuͤrſtenthuͤmern Schweidnitz und Jauer, zu ſehr vielen Commiſſionen brauchen, auch et - liche mahl, in wichtigen Angelegenheiten, an den Kayſerlichen Hof nach Wien abſchicken koͤnnen. Er hatte die beſondern Rechte, Statuten und Privilegien derer Fuͤrſtenthuͤmer fleißig aufge - ſucht und geſammlet, und ſich dadurch in den Stand geſetzt, mit ſeinen Manuſcriptis und Con - ſiliis ſeinen Landes-Leuten rechtſchaffen zu die - nen, und dadurch ſich einen groſſen Nahmen, gleich ſeinem juͤngern Herrn Bruder, mit Ehren zu erwerben.

E. [267]

E. Des Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Hanß Heinrich des Aeltern, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Hochberg, 1721. ertheilte Inſtruction.

268E. Hoch-Reichs-Graͤfliche
Jn dieſer Inſtruction iſt

JCh Hanß Heinrich, des Heil. Roͤ - miſchen Reichs Graf von Hoch - berg, Freyherr zu Fuͤrſtenſtein, Herr der Herrſchafft Rohnſtock und Werners - Dorf, Erb-Herr der Guͤter Tſchechen, Puſchkau, Jngramsdorf, Kratzkau, Altenburg, Golitſch und Kniegnitz, ꝛc. Uhrkunde und bekenne hiermit:nach dem Eingange Demnach der allerhoͤchſte GOtt, mich meine, unter ſeinem goͤttlichen See - gen, vor meines eintzig und hertzgelieb - teſten Sohnes, Hanß Heinrich Grafens von Hochberg, Education, Zeithero an - gewendete vaͤterliche Vorſorge, nun - mehro dahin bringen laſſen, daß noͤ - thig befinde, denſelben auſer Landes zu verſenden, und ihm hierdurch zu Befoͤr - derung ſeiner zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, alle nur moͤgliche Gelegen - heit an die Hand zu geben; Jch aber an - bey ſeinem Naturel keinesweges nuͤtzlich und convenable erachtet, ihn allein, oh - ne iemanden ihm zu adjungiren, von mir gehen zu laſſen; ſondern ihm einen ge - treuen Compagnon, zur Direction ſei - ner kuͤnfftigen Conduite mit zu geben:Als269Hochbergiſche Inſtruction. Als habe ich in dieſem Abſehen, zu demdie Urſache der Wahl meiner Perſon an - gefuͤhret; Wohlgebohrnen Ritter und Herrn, Herrn Wolff Bernhard von Tſchirn - hauß auf Hackenau, wegen ſeiner wohl bekanten Dexteritaͤt, und durch ruͤhm - lich abgelegte Proben, bey vielen er - langte Renommée und Approbation, eine gantz beſondere Confidence ge - nommen, dieſes von GOtt mir aus Gnaden geſchenckte eintzige und noch uͤbrig gelaſſene Kleynod, ſeiner treuen Aufſicht anzuvertrauen, und die Sorge vor deſſelben Seel und Leib, ſeiner klu - gen und gewiſſenhafften Direction, waͤhrenden Auſſenſeyns zu uͤberge - ben.

Und wie bey dieſer genommenen Ent -ein guter Wunſch gethan; ſchluͤſſung, zufoͤrderſt mein eintziger und hertzlicher Wunſch iſt: Daß GOtt der Allmaͤchtige, dieſe meine gute Intention, ihm zu ſeinen heiligen Ehren; Uns El - tern, und der ſaͤmmtlichen Graͤflich Hochbergiſchen Familie, zu ſonderbah - rer Vergnuͤgung, Freude und Ruhm; meinem Sohne zur zeitlichen und ewi - gen Wohlfahrt, und des Herrn von Tſchirnhauß eigenen Glorie und voll -komme -270E. Hoch-Reichs-Graͤflichekommener Befriedigung wolle gerei - chen, und zu vieler Unterthanen Gluͤck und Heyl geſeegnet ſeyn laſſen.

Wie wir Eltern auch dieſes Vorha - ben, zu gluͤcklicher Ausfuͤhrung, unſerm GOtt mit hertzlichen Seuffzern vorzu - tragen, und taͤglich mit unſerm Gebet zu ſecundiren, nicht unterlaſſen werden:das gute Vertrauen zu mir we - gen kuͤnff - tiger Edu - cation ex - primiret; Alſo wird wohlgedachter Herr von Tſchirnhauß, in dem guten und feſten Vertrauen, das hierbey auf ſeine Per - ſon geſetzet worden, es an ſeinem Theile, durch eine GOtt und Menſchen wohl - gefaͤllige Aufſicht und Converſation, mit meinem Sohne an nichts fehlen, und abgehen laſſen, was zu gluͤcklicher Erfuͤllung meines Wunſches etwas beytragen kan. Dannenhero nicht zweifele, daß er, ob zwar nicht dem Nahmen nach, iedoch wuͤrcklich in der That, alles dasjenige, was ein Gou - verneur, Amts und Gewiſſens wegen, bey der Education eines Untergebenen, und eintzigen Kindes, zu vertreten hat, uͤbernehmen, und vor allen Dingen da - hin ſich bemuͤhen werde, bey fleißiger und unermuͤdeter Anfuͤhrung zurFurcht271Hochbergiſche Inſtruction. Furcht GOttes, als dem wahren unddie Furcht GOttes; die Morale und eintzigen Qvell aller Tugenden, und al - ler nach dem natuͤrlichen Geſetz, einem Chriſten und Menſchen obliegende Schuldigkeiten; Denn auch durch eine wahrhafftige und nicht auf den aͤuſer - lichen Schein, gegruͤndete Moraliſirung, zu allen einem Cavalier zukommenden und anſtaͤndigen Qualitaͤten, aus mei - nem Sohn, nicht allein ein der Welt nuͤtzliches Werckzeug, ſondern auch ein Kind GOttes und Erben der ewigen Seeligkeit zu machen.

Wie denn Herr von Tſchirnhaußdie beſtaͤn - dige Auf - ſicht re - commen - diret; durch ſeine allbereits vielfaͤltig und ruͤhmlich erlangte Praxin, meinen Sohn, bey ſeinem feuerigen Naturel, wegen vieler, der Jugend in der Fremde vor - kommenden Leibes - und Seelen-Ge - fahren, nicht leicht aus den Augen laſ - ſen; ſondern ſo viel moͤglich, ſtets um und bey ſich haben; durch dieſes Mit - tel ihn auch zu genaueſter Obſervantz meiner ihm mitgegebenen vaͤterlichen Inſtruction, zu hertzlichem Gebet und Leſung der Heiligen Schrifft, wie auch fleißiger und ohne die hoͤchſte Noth nichtaus272E. Hoch-Reichs-Graͤflicheauszuſetzender Beſuchung des oͤffentli - chen Gottesdienſtes an denen Sonn - und Feyer-Tagen zu obligiren und anzuhalten; alles aber durch einen ver - nuͤnfftigen und mit Liebe und Furcht wohl vereinigten Umgang, in einen ge - wuͤnſchten, und zu unſerm und vieler an - dern aufrichtig geſinnten Vergnuͤgen, gereichenden Effect zu ſetzen wiſſen wird; auch alſo bey dergleichen beſondern Treue, und aufrichtig angewendeten Muͤhe, ſich deſto mehr alles Seegens von GOtt, und aller reellen Secundi - rung und Erkaͤntlichkeit von mir, getroͤ - ſten und verſehen kan.

Demnach wird dieſe unter goͤttlichem Beyſtande, mit meinem Sohne vorzu - nehmende neue Einrichtung, von heu - tigem Termino Sanct. Johann. Bapt. zu machen ſeyn. Und nach dem

Die Zeit des Auſſen - bleibens determini - ret;

I. Zu deſſen Auſſenſeyn vier Jahre reſolviret habe; auch Herr von Tſchirn - hauß, bey Renuncirung aller mittler - weil ihm vorkommenden Gluͤcks-Faͤl - le, bey meinem Sohn, biß auf dieſe ausgeſetzte Zeit, zu verbleiben verſpro - chen hat; und ich

II. Herrn273Hochbergiſche Inſtruction.

II. Herrn von Tſchirnhauß die voͤlli -Die voͤllige Direction in Litteris & moribus ge Direction der mit meinem Sohne vorzunehmenden Studien, Sprachen, und Exercitien uͤberlaſſe: Als habe zu demſelben das zuverſichtliche Vertrau - en, er werde dieſelben nach dem Genie und Penchant ſeines Anvertrauten, am profitableſten einzurichten wiſſen. Dannenhero nicht ermangeln, die wuͤrckliche Informationes, durch gute und fidele Maitres zu beſtellen, auch ſol - che beſtmoͤglichſt zu dirigiren, und durch ſeine Gegenwart zu autoriſiren; Vor - nehmlich eine fleißige Inſtruction und Continuation in der lateiniſchen und frantzoͤſiſchen Sprache, ingleichen in der Muſic, auf dem Clavier und Flute à bec; ferner im Zeichnen und Reiſſen zu beſorgen, auch bey denen Exercitiis ſich dieſe Vorſicht beſtens recommendiret ſeyn zu laſſen: daß diejenigen, welche von einer vehementen Bewegung, we - gen des Untergebenen ſchwaͤchlichen Conſtitution, und zu befuͤrchtender Blutſtuͤrtzung, moderat tractiret wer - den moͤgen. Bey welcher Cura animi,und die cu - ra animi & corporis derſelbe ſich uͤberhaupt die curam cor -Sporis,274E. Hoch-Reichs-Graͤflichemir uͤber - laſſen;poris, mit Zuziehung renommirter und geſchickter Medicorum, durch gute Præſervative, und bey ſich ereignenden Kranckheiten, welche GOtt gnaͤdigſt abwenden wolle, nach denen ihm von meines Sohnes Conſtitution, mit gege - benen mediciniſchen Berichten, mit aller Sorgfalt wird angelegen ſeyn laſ - ſen, und wie

Das jaͤhr - liche Acade - mie - und Reiſe - Quantum ausgeſe - tzet;

III. Zu denen erforderlichen jaͤhrli - chen Depenſen, wie ſolche Nahmen ha - ben moͤgen auf Univerſitaͤten, oh - ne Agio in Frantz-Gelde zu uͤberma - chen, auf Reiſen aber nach deſ - ſelben eigenem Angeben, mit dem Agio gerechnet, auf das Jahr determinire und auſſetze, und worunter zwar des Herrn von Tſchirnhauß Honorarium, nicht aber diejenigen Unkoſten, die ir - gends wegen eines importanten, und auſerordentlichen Ungluͤcks, welches GOtt in Gnaden verhuͤte, vonnoͤthen waͤren, mit gerechnet ſind: Als werdenDie Ver - rechnung der Ein - nahme und Aus - dieſe deſtinirten Gelder, von demſelben allein in Empfang zu nehmen, und die daruͤber behoͤrige Qvittungen, allein von ihm auszuſtellen ſeyn. Allein dietaͤgli -275Hochbergiſche Inſtruction. taͤglichen Ausgaben, und halbjaͤhrig ein -gabe mir committi - ret; zuſendende Rechnungen, von meinem Sohne zu anlernender Oeconomie, mit auf - und unterſchrieben werden. Wie denn auch abſonderlich, wegen herein zu - ſendender Rechnung, auf den Fall ſolche auf der Poſt verlohren giengen, ein Exemplar zuruͤck zu behalten; die Belaͤ - ge vor der Abreiſe aus Leipzig, herein zu ſenden; die andern aber auf Reiſen ge - ſammelten, bey gluͤcklicher Retour, biß zu voͤllig ablegender Rechnung, worun - ter Kleinigkeiten von Ausgaben nicht zu verſtehen ſeyn, bey ſich zu behalten. Dargegen aber Herr von Tſchirnhauß verſichert ſeyn ſoll, daß dieſe gewied - meten Gelder, ſo lange das Sejour in Leipzig ſeyn wird, durch einen guten Kaufmann richtig uͤbermachet oder aſ - ſigniret; hernach auf denen Reiſen die Verſehung mit denen erforderlichen, ie - doch auf ein gewiſſes Quantum einge - richteten Credit - und Circulair-Briefen, geſchehen ſoll; Anbey aber zu demſelben die Confidence habende, er werde die - ſes ausgeſetzte Quantum zu GOttes Ehren und ſeines Anvertrauten Avan -S 2tage276E. Hoch-Reichs-Graͤflichetage zu emploiren und auskommentlich zu machen, hoͤchſten Fleiſſes bemuͤhet ſeyn. Bin

IV. Auch gaͤntzlich perſuadiret, der - ſelbe werde mit denen meinem Sohn mitgegebenen beyden Bedienten, auf Reiſen nicht ohne erhebliche und drin - gende Urſachen; auf Univerfitaͤten aber auch nicht ohne mein Vorwiſſen, eine Mutation zu machen ſuchen, und ſonſt uͤberhaupt in allem Vorhergeſetzten, meiner vor meinen Sohn fuͤhrenden gu - ten Intention, ein Genuͤgen zu thun, nicht unterlaſſen. Jn welchem zuver - ſichtlichen Vertrauen, ich um ſo viel mehr kein Bedencken getragen, Jhm Herrn von Tſchirnhauß, vor ſeine anzu - wendende Treue und Muͤhe, zu mehre - rer Animirung, nebſt der voͤlligen undDas Ho - norarium sonſtitui - ret; ihm convenablen Defraîrung, wor - unter aller noͤthiger Unterhalt, auſer Kleidung, Waͤſche, und andere Parti - culair-Ausgaben, zu verſtehen, zu ei - nem jaͤhrlichen Honorario von Term. Joh. Bapt. A. C. zu con - ſtituiren, unter welchem aber auch die Exercitien-Gelder mit begriffen,daſſel -277Hochbergiſche Inſtruction. daſſelbe quartaliter zu erheben. Wie denn auch bey gluͤcklicher und con - duiſirter Zuruͤckbringung meines Soh - nes, mein Vergnuͤgen durch eine ab - ſonderliche Erkaͤntlichkeit, Jhm, oderein Recom - pens ver - ſprochen; wann er allenfalls, welches GOTT gnaͤdigſt abwenden wolle, inzwiſchen mit Tode abgienge, ſeinen Freunden und Erben, zu bezeigen, mir vorbehal - ten habe.

Zu deſſen Uhrkund, wenn annoch zu allen des Herrn von Tſchirnhauß vorzunehmenden Verrichtungen goͤtt - lichen Seegen und Beyſtand hertzin -und der gantze Contract mit Unter - ſchrifften beſtaͤrcket worden. nigſt anerwuͤnſchet, dieſe Inſtruction mit meiner eigenen Hand unterzeich - net, und mit meinem angeſtammten Reichs-Graͤflichen Signet bekraͤfti - get. So geſchehen Schloß Rohn - ſtock den 24. Junii 1721.

(L.S.) Hanß Heinrich Graf von Hochberg.

S 3Die -278E. H. R. graͤfl. Hochberg. Inſtruct.

Dieſer vorſtehenden Inſtruction, welche nach gehabter Conferenz, von Jhro Hoch-Reichs-Graͤflichen Gna - den, Herrn Grafen von Hochberg, mir ertheilet, zugleich von beyden Theilen beliebet, verabredet und be - ſchloſſen worden, verſpreche bey Ca - valier - und gewiſſenhaffter Parole, aus allen Kraͤfften moͤglichſt nachzu - kommen, und dieſelbe zu vertreten, welches meine eigene Hand und vor - gedrucktes Signet beſtaͤrcket. Schloß Rohnſtock den 24. Junii 1721.

(L. S.) Wolff Bernhard von Tſchirnhauß.

Note:

Nota: Aus dieſer Inſtruction erhellet genungſam, daß der Hoch-Reichs-Graͤfliche Herr Autor, bey der Education ſeines eintzigen geliebteſten jungen Herrn Grafens nichts unterlaffen ha - be, was zu Deroſelben Standesmaͤßigen Voll - ziehung etwas beytragen koͤnnen. Da auch der Hoͤchſte ſolche, nach Dero Wunſch, zum voll - kommenen Vergnuͤgen hat ausſchlagen laſſen; So gebuͤhret ihm auch davor allein die Ehre!

F. [279]

F. Model eines Academie - und Reiſe - Journals.

280F. Was merckwuͤrdiges auf der
An. 1713. 27. Febr.

Heute hat uns der Herr Rath Phi - lippi die Kunſt-Raritaͤten - und Na - turalien-Kammer gezeiget. Dieſe iſt im Koͤniglichen Schloſſe im oberſten Stockwerck gelegen, und beſtehet aus drey groſſen Zimmern.

Das I. Zimmer.

Das I. Zim - mer.

Unter denen in Wachs pouſſirten Stuͤcken, iſt des kurtz verſtorbenen Koͤ - niges Aelterer verſtorbener Herr Bru - der und deſſen Printz vortrefflich, noch mehr aber der verſtorbene Koͤnig ſelbſt, zu admiriren. Denn ſie ungemein wohl getroffen ſind, und als wenn ſie lebten, angekleidet auf einem Fauteuil ſitzen, daß man bey der Entrée davor ſtutzen muß.

Eine Chyneſiſche Machine, darinnen allerhand præſentiret wird; Die Figu - ren gehen in der Rundte herum, und ei - ne faͤllt von oben herab, macht die Thuͤ - re auf und alsbald wieder zu, und ver - liehrt ſich.

Ein Elffenbeinern Model des Tem - pels, wie er uͤber dem heiligen Grabe zu Jeruſalem hat ſtehen ſollen.

Eine281Kunſt-Kam̃er in Berlin zu ſehen.

Eine Nacht-Uhr von Cryſtall ſehrAn. 1713. wohl aus gearbeitet.

27. Febr.

Ein Clavir in der Figur einer Harffe, welches eine Hertzogin von Orleans an die verſtorbene Koͤnigin aus dem Hauſe Hannover geſchencket hat.

Carl Stuarts Bruſt-Bild en bron - ze.

Ein Cabinet, daran der groſſe Car - bunckel 800. Thlr. werth ſeyn ſoll, auf denen viereckichten Cryſtallinenen Gla - cen, ſind allerhand Landſchafften, ꝛc. ſehr natuͤrlich und angenehm exprimi - ret.

Ein Jndianiſcher Hirſch und zwey Africaniſche Eſel; ein Hirſch mit weiſ - ſen Flecken.

Ein ſehr groß Jndianiſch Bette, da - rinnen wohl zwey Paar Leute liegen koͤnten.

Chur-Fuͤrſt Wilhelm in Lebens - Groͤſſe, ſtehend von Bronze.

Ein Laplaͤnder mit ſeinem ledernen Schlitten, wovor ein Renn-Thier ge - ſpannet, deſſen Geweih ſonderlich iſt, indem es ſehr breite Enden, und derenS 5recht282F. Was merckwuͤrdiges auf derAn. 1713.recht vor der Stirne zwey heraus ſtehen hat.

27. Febr.

Zwey Bernſteinerne kuͤnſtliche Fon - tainen. Eine Uhr mit allerhand Edel-Geſteinen beſetzt. Ein Cabinet - gen mit einer Uhr, in welchem allerley vortrefflich emaillirte Dinge zu ſehen.

Friedrich Wilhelm zu Pferde, erleget die Chimæram in Bronze.

Ein Model von der groſſen Statua auf der langen Bruͤcke, auch in Bronze vortrefflich ins kleine imitirt. Marck - Graf Philip haben ſolches vor ſich ver - fertigen laſſen, ſind aber, ehe es noch zur Perfection gekommen, geſtorben.

Ein ſchoͤner Elffenbeinerner Tiſch mit dergleichen Gueridons, zwey Elf - fenbeinerne Stuͤhle, zwey Japaniſch lacquirte Paraſols, ꝛc. ꝛc.

Das II. Zimmer.

Das II. Zimmer.

Allerhand ſehr kleine Elffenbeinerne Arbeit, eine dergleichen lange Kette aus einem Stuͤcke, mit einem Bruſt - Bilde C. F. W. bezeichnet, alles iſt un - gemein kuͤnſtlich gearbeitet.

Die283Kunſt-Kam̃er in Berlin zu ſehen.

Die Gluͤckſeeligkeit des KoͤnigreichsAn. 1713. Preuſſen in roth Wachs pouſſiret, iſt27. Febr. unvergleichlich kuͤnſtlich rar und cu - rieux.

Ein Stuͤck von einem Elephanten Zahn, welches von einander genommen werden kan; inwendig auf der einen Seiten ſind die IX. Muſen, auf der an - dern aber Raptus Helenæ, kuͤnſtlich vor geſtellet.

Ein ungemein ſubtiles Elffenbeiner - nes Spinn-Raͤdchen.

Ein gantz Bernſteinernes Cabinet und ein dergleichen Altar.

Ein Meſſer, welches einem annoch le - benden Barbier, der es verſchlungen hat, zu der Bruſt vorne heraus ge - ſchwohren, und ſehr abgefreſſen iſt, wie groß es aber geweſen ſey, zeiget das dar - bey liegende hoͤltzerne Model. Daß es aber wahr ſey, conteſtirte der Herr Rath ſelbſt; weil er den Mann kennet und die Wunde ſelbſt geſehen hat. Jn Leyden auf der Anatomie-Kammer findet man auch ein Portrait von einem, dem dergleichen wiederfahren ſeyn ſoll.

Ein284F. Was merckwuͤrdiges auf der
An. 1713.

Ein ſilbernes ſehr kleines Schuh -27. Febr. Schnaͤllichen, welches ietzt regierende Koͤnigliche Majeſtaͤt im dritten Jahre ihres Alters verſchlungen, und erſt nach dreyen Tagen wieder von ſich gegeben haben ſollen.

Ein Wuͤrffel, womit ihrer zwey ums Leben ſpielen muͤſſen, der eine wirfft ſechſe, wie der andere aber wirfft, ſo ſpringt der Wuͤrffel alſo von einander, das ſechſe und eins oben liegen und ſol - chergeſtalt ſieben Augen fallen, dahero hatte der, ſo ſechs Augen gehabt, han - gen muͤſſen.

Eine von Speck-Stein unvergleich - lich natuͤrlich gemachte Wein-Traube nebſt der Rebe.

Ein groſſes ſilbernes und verguͤldetes Becken, worauf die Uberwindung des Hannibals unvergleichlich ſauber und kuͤnſtlich repræſentiret wird.

Viele kleine Portraits en Minuature, darunter des Czaarens am beſten getrof - fen ſeyn ſoll.

Drey285Kunſt-Kam̃er in Berln zu ſehen.

Drey ſilberne ſtarcke Becher, davonAn. 1713. Jhro Koͤnigliche Polniſche Majeſtaͤt27. Febr. AVGVSTVS, den einen mit der Hand zuſammen gedruckt, den andern mit dem Daumen allein zuſammen eingebogen, den dritten aber in War - ſchau mit drey Pfeilen durchſchoſſen ha - ben.

Ein Glaß, welches bey dem Koͤ - niglichen Einzuge von des Thurns Spitze herunter geworffen worden, und dennoch biß auf ein klein Stuͤck - chen ſo am Fuſſe abgeſprungen, gantz geblieben iſt.

Ein ſehr kuͤnſtlicher Becher, auf der Stuͤrtze iſt der Globus Cœleſtis, in - wendig aber einiger Teutſchen Kayſer Icones. Jm Becher iſt Europa mit allen Reichen als ein Frauenzimmer ſitzend vorgeſtellt; auswendig ſind die Chur-Fuͤrſten des Reichs, mit ih - ren Wapen; nach dieſem kommt das Templum Salomonis; denn der Baum des Lebens, und unten am Fuſſe ſind die andern drey Theile der Welt, exprimiret.

Moſco -286F. Was merckwuͤrdiges auf der
Anno 1713.

Moſcowitiſche Scepter von Ein - horn, Schild-Kroͤtene Staͤbe, Chine -27. Febr. ſiſche kleine Frauen-Schuhe, ein Gar - ten-Hauß ſehr kuͤnſtlich nach der Archi - tectur von Papier ausgeſchnitten, ꝛc. ꝛc.

Das III. Zimmer.

Das III. Zimmer.

Jn einer mit Glaß bedeckten Pyra - mide, ſind viel Paradieß-Voͤgel, nebſt ihrem kleinen purpur rothen Koͤnige. Groſſe Jndianiſche Voͤgel-Schnaͤbel, Strauß-Eyer, ꝛc.

Ein Berg-Werck mit allerhand Ertzen.

Ein ausgeſtopffter Strauß.

Zwey Steine, darinnen gediegen Gold gewachſen, der eine Kieſel, ſo voller Gold, ſoll uͤber 100 Ducaten gekoſtet haben.

Ein petrificirter Schnepfen-Kopf.

Ein ſo genanter Donner-Keil in einem Kieſelſtein.

Lapis vulva it. priapus.

Ein Menſchen-Knoche in einem Stein.

Ein287Kunſt-Kam̃er in Berlin zu ſehen.

Ein vierzackichtes auf der StirnAnno 1713. geſtandenes Haſen-Horn.

Ein groſſer Crocodil.

27. Febr.

Ein Caſuarius.

Ein Crocodillen-Ey, darinnen das junge noch ſteckt.

Allerhand Thiere und Inſecta in ſpiritibus.

Eine groſſe Maldiviſche Cocus - Nuß, welche denen Poſterioribus gleich ausſehen ſoll.

Ein gantz Cabinet von allerhand raren Coquillen, darunter ein Nauti - lus, welcher, weil er ſehr duͤnne und weiß iſt, 100. Ducaten æſtimiret wird.

Agat-Steine, worauf die Natur Landſchafften, und andere Figuren, mit ihren natuͤrlichen Farben unver - gleichlich abgebildet hat.

Ein Baum, in welchem ein gan - tzer Hirſch-Kopf eingewachſen, die Geweihe gehen durchs Holtz ꝛc. ꝛc.

288F. Was in der Koͤn. Bibl. zu ſehen.
Anno 1713.

SJnd wir auf der Koͤn. allernechſt28. Febr. dem Schloſſe gelegenen Bibliothec geweſen, daſelbſt wird unter andern der itzigen Koͤn. Maj. unvergleichliche eigen - haͤndige Schrifft gewieſen, ſo Sie An. 1698. geſchrieben, ſie lautet alſo:

Nullius eſt felix conatus
& utilis unquam
Conſilium ſi non detque
juvetque Deus.

Friedrich Wilhelm, Chur-Printz.

Die vier Evangeliſten, lateiniſch auf Pergament in folio, welche Carolus M. Wittikindo, bey der Tauffe verehret haben ſoll, am Bande ſiehet man vier Elffenbeinerne mit Silber und Gold ein - gefaßte Hiſtorien; man weiß aber nicht, qua occaſione dieſes Buch nach Berlin gekommen iſt.

Aller hand Manuſcripti Codices, aus dem IX. Seculo, ſonderlich der Pſalmen und Evangeliſten.

Andr. Clegeri in Japan bis legati Flora Japonica, die Blumen ſind zu erſt und denn die Thiere gemahlt. Chriſtian. Menzelius, Leib-Medicus, hat im 73. Jahre ſeines Alters, 1695. dieſes Werck zu gegenwaͤrtigen Stande gebracht ꝛc. ꝛc.

[289]

G. Model eines Regiſters uͤber die Touren.

T290G. Model eines Regiſters
291uͤber die Touren.
T 2292G. Model eines Regiſters
293uͤber die Touren.
T 3294G. Model eines Regiſters
295uͤber die Touren.
T 4296G. Model eines Regiſt. uͤber die Touren.
H. [297]

H. Model eines Regiſters uͤber die Connoiſſancen.

298H. Model eines Regiſters
299uͤber die Connoiſſancen.
300H. Model eines Regiſt. uͤber Connoiſſ.
I. [301]

I. Model einer Genealogiſchen Tabelle. Genealogie vivante du mois de Janvier 1727. du Roi Louis XV & de tous les Princes & Princeſſes legitimes et legimés de France.

302I. Model einer
303Genealogiſchen Tabelle.
304I. Model einer
305Genealogiſchen Tabelle.
U306I. Model einer
307Genealogiſchen Tabelle.
U 2308I. Model einer
309Genealogiſchen Tabelle.
U 3310I. Model einer
[311]

K. Das I. Diætiſche Conſilium, welches der ſeel. Herr Gottlieb Friderici, Med. D. & Pract. in Leipzig, 1716. communiciret hat.

312K. Das I. Diætiſche Conſilium
Bey der Diæt muß man unter - ſuchen, was wohl oder uͤbel be - kommt.

WAs die vernuͤnfftige Diæt anbe - langet, ſo muß vor allen Dingen dabey ein ieder Menſch ſich ſelbſt wohl unterſuchen, was ihm von Natur zuwi - der iſt oder nicht. Jmmaſſen was die - ſem Menſchen wohl bekommt, eben daſ - ſelbige dem andern Schaden thut. v. g. Kaͤſe iſt eine Speiſe, derer ſich millionen Menſchen bedienen, und gleichwohl fin - den ſich auch viele, welchen der Kaͤſe von Natur dermaſſen zuwider iſt, daß ſelbiger, wenn er ihnen auch unwiſſend beygebracht worden, brechen und an - dere Leibes-Beſchwehrungen erwecket. Und alſo begiebt es ſich auch mit vielen andern Speiſen, welche doch vor ſich ge - ſund und gut ſind. So erfahren wir es auch an Thée und Caffée, indem einem der Thée, dem andern der Caffée beſ - ſer bekommt. Ja man hoͤret faſt taͤg - lich, daß gewiſſe Perſonen auf den Caffée, andere auf den Thée, offenbah - re kraͤnckliche Zufaͤlle empfinden. Und gleicher Weiſe iſt es auch mit denen Ar - tzeneyen bekant: E. g. Biebergeil iſt ſehr viel ſo Manns - als Weibes-Per - ſonen, vornehmlich in der Colica undMut -313von Anno 1716. Mutter-Beſchwehrung, ein vortreffli - ches Mittel; und andere befinden ſich in eben dieſen Beſchwehrungen ſehr uͤbel darauf: Alſo waͤre es wohl eine ſehr groſſe Thorheit, wenn man alle Spei - ſen, welche man vor geſund haͤlt, auch in der That geſund ſind, einem ieden ohne Unterſcheid, bey der Vorſchrifft einer Diæt rathen wolte. Doch finden ſichJedoch giebt es ratione Diætæ einige Dinge, welche faſt von allen ohne Unterſcheid der Naturen in acht zu nehmen ſind. Und zwar

I. Omittenda, das ſind ſolche Dinge,Dinge die faſt von al - len ſollen gemieden die ſie meiden ſollen, als: Alle allzu fet - te, ſcharf geſaltzene, hart geraͤucherte, ſcharf gewuͤrtzte und allzu ſaure Speiſen, it. aufſteigende Dinge, als: Meerret - tig, Brunnen-Kreſſe, Zwiebeln, ꝛc. it. welche Speiſen eine groſſe Schaͤrffe bey ſich fuͤhren, als: Senff und der - gleichen, it. allerhand Kuchen, und al - les, von Mehl und Butter oder fett ge - backenes, als: Pfann-Kuchen, und alles, was von dem ſo genannten Back - Teige gemachet wird, ingleichen Pre - tzeln, ꝛc. Bey dem Fleiſche iſt alles das Fette, es ſey von Rind-Schoͤpſen -U 5Schwein -314K. Das I. Diætiſche ConſiliumSchwein - oder anderm Fleiſche, ſehr ſchaͤdlich: Das magere Fleiſch aber vom Fette abgeſondert, obſchon das Fleiſch ſehr fett geweſen iſt, gut und beſſer, als das magere Fleiſch an ſich ſelbſten: So muͤſſen auch die Fleiſch-Bruͤhen nicht fett ſeyn, ſondern es muß das Fette von denenſelben abgeſchoͤpffet werden. Un - ter denen Fiſchen ſind die unverdaulich - ſten, Aal, Neunaugen oder Bruͤcken, Lachs und Karpen. Bey dem Obſte hat man ſonderlich eine Maaß zu halten, oder es gar zu meiden, indem es leicht fau - lend iſt, und Blehungen verurſachet, als allerhand ſuͤſſe Kirſchen, Pfirſchen, Morellen, gelbe und ſuͤſſe Pflaumen, ſo man insgemein Spillinge und Roß - Pflaumen nennet. It. welche den Leib harte machen, als: Qvitten, Miſpeln, ꝛc. ingleichen auch ſchleimichte Fruͤchte, als Gurcken, Melonen, Feigen, ꝛc. Bey dem Getraͤncke hat man ſich uͤberhaupt zu enthalten, von allem was hitzig iſt, als: Wein, Brandtwein, ſtarcke hitzi - ge Biere. Die Leibes-Bewegung ge - ſchehe oͤffters, maͤßig, und nicht gewalt - ſam. Hernach ſo huͤte man ſich auchauf315von Anno 1716. auf die Hitze zu trincken, auffett Fleiſch zu trincken; Winters-Zeit in groſſer Kaͤlte mit bloſſem Haupte, oder aus der Kaͤlte jaͤhling in eine heiſſe Stube zu ge - hen, oder an einen heiſſen Ofen zu tre - ten; und wiederum im Gegentheil aus der Hitze in die Kaͤlte, aus dem Bade geſchwind an die Lufft zu gehen, oder bey denen heiſſen Sommer-Tagen des Nachts bloß zu liegen; unordent - lich in die Nacht hinein zu ſitzen, und aus Tag Nacht, und aus Nacht Tag zu machen; vornehmlich auch bey ſpaͤter Nacht zu trincken, und dergleichen Dinge mehr, welche zwar ieder weiß, daß ſie ſchaͤdlich ſind: dennoch aber von einem iedweden nicht unterlaſſen wer - den. Ubrigens koͤnnen dieſe wenige Worte eine gantze Vorſchrifft einer Diæt ausmachen, nehmlich: Jn kei - ner Sache zu viel. Vor allen Din - gen iſt noch hauptſaͤchlich zu erinnern: Daß die Gemuͤths-Regungen allen Menſchen ein Gifft wider die Geſundheit ſeyn. Dahero ſich ein ieder dafuͤr aller - fleißigſt zu huͤten hat. Jmmaſſen die taͤgliche Erfahrung ſattſam bezeiget:Daß316K. Das I. Diætiſche ConſiliumDaß gedachte Gemuͤths-Regungen, ſchwehre Leibes-Zufaͤlle verurſachen. E. g. auf Erſchroͤckniß ereignet ſich oͤff - ters ein Hertz-Klopffen, und eine Ohn - macht; auf Zorn die ſchwehre Noth; auf allzuſcharffes Nachdencken eine ſchwache Dauung des Magens, unru - higer Schlaf und Mattigkeit des Lei - bes. Die widrige Einbildung und Eckel vor einer Speiſe, machet auch oͤff - ters, wenn man nur daran gedencket, ein Erbrechen des Magens. Endlich ſo ſind die vornehmſten Gemuͤths-Re - gungen, Liebe, Haß, Angſt und Ban - gigkeit, allzugroſſe Freude, allzugroſſe widrige Einbildung und Verdruß uͤber einer Sache; Allzuſcharffes Nachſin - nen, Bekuͤmmerniß, Gram oder Harm; Beſtuͤrtzung und Entſetzung, Er - ſchroͤckniß, Furcht, Feindſchafft, Me - lancholey, Traurigkeit, Rachgier, Ver - zagung, Ungedult, und endlich der boͤſe Zorn. Und dieſes Vorherige iſt ge - ſagt von dem, was man bey der Diæt nicht thun ſoll. Nun folgen

und Din - ge die faſt

II. Facienda, oder was man thun ſoll. Hier will ich eine eintzigeSpeiſe317von Anno 1716. Speiſe auf das beſte, aus eigener Er -von allen ſollen ge - than wer - den. fahrung, recommendiren: Und dieſe beſtehet in allerhand guten Suppen, und Fleiſch-Bruͤhen, welche taͤglich zu ein oder zwey mahl in einiger Quanti - taͤt zu genieſſen. Dieſe Suppen ſollen nicht allzudick zubereitet, auch nicht zu viel in ſelbige eingeſchnitten werden, und dienet eine gute ausgebackene und nicht verbrandte Brod-Rinde, it. ge - roͤſtete Semmel, ſonderlich ihrer Locker - keit halben, zum einſchneiden. Von Fleiſch und Huͤner-Bruͤhen muß alles Fette abgeſchoͤpffet, und ſelbige ſonſten kraͤfftig eingekochet werden. Die Sup - pen aber moͤgen, nach eines ieden Belie - ben, mancherley ſeyn. E. g. Bier, Ko - fent, Waſſer, Hafer-Gruͤtz, Graupen - Suppen, it. Suppen aus Bier und Milch, oder aus Kofent ein wenig Wein und Zucker gemacht, auch andere dergleichen Suppen mehr, wie ſie nur zur Veraͤnderung erdacht werden moͤ - gen. Von denen Eyern, welche zur Suppe kommen, muß das Eyer-Weiß weg gethan, und nur allein der Dotter behalten werden. Wer Sommers -Zeit318K. Das I. Diæt. Conſil. von A. 1716. Zeit Molcken (entweder aus Kuh-Milch allein, oder aus zwey Theil Kuh - und ein Theil Ziegen-Milch) haben kan, und moꝛgens davon ein Noͤſſel, oder nach Be - ſchaffenheit des Appetits mehr oder we - niger, warm, nach Art des Thées; Nach - mittags aber ſo viel kalt eintrincket, der - ſelbe thut etwas groſſes zu ſeiner Ge - ſundheit. Es muß aber ſo wohl die Kuh - als Ziegen-Milch, daraus das Molcken zu machen, duꝛchaus nicht abgenommen, ſondern die Milch mit ihrer Saane, und wie ſie von der Kuh oder der Ziege kom̃t, darzu gebraucht werden. Ubrigens ie - mehr eine Perſon, beſondeꝛs welche einen ſchwachen Magen hat, deꝛgleichen Sup - pen und Bruͤhen genieſſet, ie beſſer iſt es. Deñ weil daduꝛch viele, und zwar waꝛme Feuchtigkeit in den Magen kommt, ſo be - darf es nicht ſo viel andern und kalten Getraͤnckes. Jmmaßen der ordinaire Durſt, bey dieſer oͤffteren Genieſſung der Suppen und Bruͤhen, weit weniger als ſonſt empfunden wird; abſonderlich Sommers-Zeit, darinnen viel tauſend Menſchen, durch das zu viele und kalte Getraͤncke, ſich um die Geſundheit, und zuweilen gar ums Leben bringen.

L. [319]

L. Das II. Diætiſche Conſilium, welches Herr Gottlieb Friderici, Med. D. & Pract. in Leipzig, 1722. ertheilet hat.

320L. Das II. Diætiſche Conſilium
Ehe die Diæt abge - handelt wird,

EHe und bevor ich zur Explication desjenigen, was zu einer, zur Er - haltung guter Geſundheit, hoͤchſt noͤthi - gen Diæt gehoͤret, ſchreite; wird nicht undienlich ſeyn, zufoͤrderſt eine irrige Meynung zu removiren, dadurch vie - le, und beſonders junge Menſchen, nicht ſelten alſo verfuͤhret werden, daß ſel -muͤſſen ei - nige irrige Meynun - gen ange - fuͤhret bige, nach Verwerffung aller Diætiſchen Vorſchrifften, ohne Sorge, in ihre ſonſt gute Naturen hineinſtuͤrmen, und ein fruͤhzeitiges Grab ſich alſo ſelbſt zu - bereiten. Es will nehmlich von eini - gen behauptet werden, daß der groſſe GOTT dem menſchlichen Leben ein gewiſſes Ziel geſetzet habe, welches auf keine Weiſe koͤnne vermieden, und we - der verkuͤrtzet noch verlaͤngert werden, es ſtelle auch der Menſch ſein Leben an, wie er immer wolle. Alſo koͤnne z. E. ein Debauchant, durch ſeine uͤbel gefuͤhrte Diæt, doch nicht eher ſterben, bevor ſein ihm von GOtt geſetztes Ziel verhan - den. Von denen zu tode geſtuͤrtzten, ertrunckenen, erſtochenen, ꝛc. ſaget man: Sein Ende iſt ihm alſo beſcheeretgewe -321von Anno 1722. geweſen. Ja es flattiren ſich die Mar - tis Soͤhne: Daß keine feindliche Ku - gel oder Schwerdt ſelbige entleiben koͤn - ne, bevor ihr Lebens-Ziel nicht zuge - gen u. ſ. w.

Nun iſt zwar nicht zu laͤugnen,und beant - wortet weꝛ - den. daß der allmaͤchtige Schoͤpffer, dem Le - ben aller Menſchen, allerdings ein ge - wiſſes Ziel geſetzet; Allein es iſt auch dieſes wahr, daß unter zehn tauſend Menſchen kaum zwey ſelbiges erlangen; ſondern der allermeiſte Theil gehet mehr durch einen gewaltſamen Tod, und alſo fuͤr dem ihnen in der Natur von GOtt geſetzten Ziel, zu Grabe. Wie dann von keinem Menſchen, welcher an einer ſchmertzhafften oder andern Kranckheit ſtirbet, geſaget werden kan, daß er eines natuͤrlichen Todes geſtor - ben ſey, und zwar reſpectu marcoris ſenilis, oder der natuͤrlichen Aufloͤſung eines Coͤrpers, allwo nehmlich ein Menſch, aus hohem Alter nach und nach, und zwar ohne Paſſion oder wuͤrckliche Kranckheit zu empfinden, ſich verzehret, auch endlich wie ein Licht ver - loͤſchet. Dergleichen Exempel manXzwar322L. Das II. Diætiſche Conſiliumzwar ſehr ſelten, iedoch zuweilen obſer - viret.

Wenig Menſchen erlangen ihr geſetz - tes Ziel,

Daß unter ſo vielen Menſchen ſo wenige, vermittelſt eines ſolchen natuͤr - lichen Todes, ihr von GOtt geſetztes Ziel erlangen, ſind unterſchiedene Urſa - chen verhanden; Alſo wird

einige kom - men kranck auf die Welt,
  • 1) Ein Theil der Menſchen, allbe - reits in Mutter-Leibe kraͤncklich, und bringen viel Kinder, einen oder mehr Fehler ihres Leibes, ſchon mit auf die Welt, welcher nach Beſchaffenheit deſ - ſelben, bald zeitiger bald ſpaͤter ſich aͤu - ſert, und einen allzufruͤhen Tod cauſi - ret.
einige wer - den ver - wahrloſet,
  • 2) Wird ein Theil derer Menſchen, welche zwar vollkommen, und geſund auf dieſe Welt gebohren worden, durch uͤble Wartung und Boßheit ihrer Waͤr - terinnen, in der zarten Kindheit ſtracks verwahrloſet, und demnach fruͤhe ge - nung in Kranckheit und Tod geſtuͤr - tzet.
einige ſter - bẽ gewalt - ſamer Wei - ſe,
  • 3) Wird ein Theil derer Menſchen, gewaltſamer Weiſe, und durch aller - hand Unfaͤlle des Lebens beraubet. Endlich iſt
4) Eine323von Anno 1722.
  • 4) Eine uͤbel gefuͤhrte Diæt, auch
    einige rui - niren ihre Geſund - heit durch uͤble Diæt.
    eine Urſache, wodurch ſehr viele, ja die meiſten, und ſonſt von Natur geſunde Menſchen, das koͤſtliche Kleynod der Geſundheit verſchertzen, und letzlich in ein fruͤhzeitiges Grab fallen.

Es werden aber gedachte Fehler wi - der die Diæt von denen Menſchen auf zweyerley Art begangen, wiſſentlich, nehmlich und unwiſſentlich. Wiſſent -wiſſentlich; lich, wenn ein Menſch diejenigen Din - ge, welche ſeiner Geſundheit nachthei - lig, wohl kennet, nichts deſto weniger aber dennoch dieſelben admittiret, und in deren Application excediret. Z. E. uͤbermaͤßiger Trunck, veneris abuſus, hefftige Gemuͤths-Alterationes, ſtarcke Erhitzungen und Erkaͤltungen des Lei - bes, u. ſ. w. Unwiſſentlich, wannunwiſſent - lich. ein Menſch aus Gewohnheit, der ietzi - gen allgemeinen uͤblichen Lebens-Art nachlebet, und deswegen unbekuͤmmert iſt, ob ſolche der Geſundheit zutraͤglich oder nicht. Alſo pfleget man, zum Exempel: zu einer einigen Mahlzeit vielerley, auch mit vielem Fett, ſcharf - fen Gewuͤrtz, ꝛc. zugerichtete SpeiſenX 2auf -324L. Das II. Diætiſche Conſiliumaufzuſetzen, von welchen doch insge - mein von einer ieden etwas, ja offt ſo viel genoſſen, und der Magen dermaßen uͤberladen wird, daß vielmahls nach der Mahlzeit, bey Erinnerung des Ge - noſſenen, ein rechter Eckel entſtehet. Die Genieſſung vielerley Confecte, Kuchen-Wercks, Gebackenes, Obſts, ꝛc. zugeſchweigen, als welche dem menſch - lichen Coͤrper, keinen geringen Scha - den zufuͤgen; von vielen aber darum nicht regardiret wird, weil es durch die Gewohnheit alſo eingefuͤhret worden. Geben alſo dergleichen Perſonen ihnen gleichſam unwiſſend, zu vielen Kranck - heiten und fruͤhzeitigen Todes-Faͤllen, uͤberfluͤßige Gelegenheit.

Bey der Diæt muͤſ - ſen die ſex res non na - turales conſideri - ret werden, nehmlich:

Die ſpeciale Ausfuͤhrung deſſen, folget nun in der Vorſchrifft einer all - zeit in acht zu nehmenden Diæt. Und weil ſolche fuͤrnehmlich in certo regimi - ne, derer ſo genannten ſex rerum non naturalium beruhet: Als wird noͤthig ſeyn, ſelbige nach der Ordnung durch zu gehen; und zwar meritirt zu erſt be - ruͤhret zu werden,

Cibus325von Anno 1722.

Cibus & Potus: Bey welchenI. Bey der Speiſe. Qualitas was fuͤr welche; Quantitas wie viel, und Tempus zu welcher Zeit, Speiſe und Tranck zu genieſſen, anzu - mercken.

Was demnach Qualitatem Cibo -1) Die Qualitaͤt, rum anlanget, ſo iſt gewiß: ie ſimpler die Koſt, ie beſſer und zutraͤglicher ſelbi - ge fuͤr unſern Coͤrper iſt. Dannenhe - ro allerley gute und nicht dick gekochte Suppen, wohl gekochtes Kalb - und Rind-Fleiſch, gekochte Huͤner, allerley ſo wohl zahme als Wildpret-Braten, ſo recht ſafftig und muͤrbe, und nicht allzu - trocken ausgebraten ſind, gar ſehr zu re - commendiren. Von denen Fiſchen ſind diejenigen die beſten, ſo nicht fett und thranicht ſind, als: Hechte, Per - ſchen, Forellen, Schmerlen, Gruͤnd - linge, ꝛc. Hierzu iſt eine maͤßige Quantitaͤt von gekochtem, ſo wohl gruͤ - nen als getrocknetem Obſte eben auch nicht ſchaͤdlich. Gegentheils ſind ſehr ſchaͤdlich, alle mit vielem Fett, Saltz, ſcharffen Gewuͤrtz zugerichtete, it. all - zuſaure, ſcharf geraͤucherte Speiſen; Vielerley Confecturen und Kuchen -X 3Werck;326L. Das II. Diætiſche ConſiliumWerck; alle blehende Sachen, als: Kohl, Erbſen, Linſen, Ruͤben, ꝛc. Viele Garten-Fruͤchte und fruͤhzeiti - ges Obſt, als: Melonen, Pflaumen, Kirſchen, Johannis-Beeren, ꝛc. als welche viel ſchaͤdliches Phlegma bey ſich fuͤhren, und daher leicht faulend ſind; Alle Fiſche, ſo viel Thran in ſich haben, als: Lachß, Aal, Karpffen, Neunau - gen, ſo ſchwehr zu verdauen ſind, auch vieles Aufſtoſſen verurſachen. Jnſon - derheit hat man ſich fuͤr dem Fett von allem Fleiſche zu huͤten, als welches, ohngeachtet es ſehr milde ſcheinet; den - noch einer ſehr feſten Subſtantz, und da - hero auch ſchwer zu verdauen iſt. Die - ſe Zaͤhigkeit des Fettes, durch einige Exempel zu erweiſen, nehme man nur eine heiſſe Suppe oder Bruͤhe, und gieſſe ſo viel Fett darauf, daß ſelbiges die gantze Ober-Flaͤche bedecke, ſo wird ge - dachte Bruͤhe, faſt den gantzen Tag hin - durch nicht erkalten, weil das feſte We - ſen des Fettes, die Hitze einſchlieſſet, und nicht transpiriren laͤſſet. Wann ferner die hitzigen Weine aus Jtalien, oder andern entlegenen Laͤndern, zuuns327von Anno 1722. uns uͤberſchicket werden, unter Wegens gut bleiben, und nicht evaporiren ſol - len, wird in die Bouteille oben auf nur ein wenig Baum - oder ander Oel gegoſſen, ſo conſerviren ſich ſothane Weine vollkommen, welches gewiß au - ſer dieſem Vortheil nicht zu bewerckſtel - ligen, ſo feſt auch ſonſt die Bouteillen verwahret wuͤrden. Kan nun alſo weder das penetrante Kuͤchen-Feuer, noch der fluͤchtige Spiritus derer hitzigen Weine, durch beſagte Fettigkeiten drin - gen, ſo wird es gewiß der Waͤrme un - ſers Magens weit ſchwehrer ſeyn, ſol - ches wohl auszuarbeiten, zugeſchwei - gen, daß auch alle Fettigkeiten die po - ros partium gleichſam verkleiſtern, und die noͤthige Abſcheidung derer Saͤffte verhindern. Hernach wolte faſt be - haupten: Daß alles Fleiſch, etwas unſerer Natur contraires bey ſich habe. Und erhellet ſolches fuͤrnehmlich da - raus: Daß durchgehends alle Patien - ten, kein Fleiſch, ſondern mehr Zuge - muͤß oder andere ſimple Koſt leiden und vertragen koͤnnen. Und zwar aus die - ſer Raiſon, weil bey einem KranckenX 4die328L. Das II. Diætiſche Conſiliumdie Natur empfindlicher, und ſolcher da - hero weit accurater anmercken kan, was derſelben zutraͤglich iſt. Welches ge - gentheils ein Geſunder, nicht alſo em - findet, ſondern vieles uͤbertragen kan, was ihm doch mit der Zeit, durch oͤfftere Genieſſung, ſchadet. Ja es confir - miren auch die kleinen Kinder die Ge - wißheit dieſes Satzes, als welche, ihren Hunger zu ſtillen, nur etwan eine But - terſchnitte foꝛdern, und ſolche auch allem Fleiſche ſo lange vorziehen, biß ſie end - lich von denen Eltern nach und nach darzu gewoͤhnet, und gleichſam gezwun - gen werden. Zu geſchweigen, daß auch das Fleiſch fuͤr andern Dingen, mehr zur Faͤulniß geneigt iſt, und offt, beſon - ders im Sommer, binnen wenig Tagen, corrumpiret wird.

2) Die Quantitaͤt.

Was hernach Quantitatem Cibo - rum betrifft: iſt gewiß hoͤchſt ſchaͤdlich, wenn ein Menſch, deren zu viel auf ein - mahl genießt, ſo insgemein bey koͤſtli - chen Taffeln geſchiehet, woſelbſt viele ſich dermaßen zu uͤberladen pflegen: daß ſie nach vollendeter Mahlzeit offt kaum reſpiriren koͤnnen, und eo ipſoden329von Anno 1722. den Magen dermaſſen ausdaͤhnen; daß ſolcher mit der Zeit endlich geſchwaͤchet, und zu einer guten Dauung gantz un - geſchickt gemachet wird. Woraus als - denn faſt unendliche und offt ſehr lang - wierige Kranckheiten entſtehen. Beſ - ſer iſt es demnach, man nehme eine maͤſ - ſige Quantitaͤt von Speiſen zu ſich, und hoͤre, nach der alten Regel, auf, wenn es am beſten ſchmeckt.

Was die Zeit, darinnen die Speiſen3) Die Zeit. zu genieſſen, anlanget, ſo iſt ſelbige ſo ac - curat nicht zu determiniren; in Be - trachtung einige des Tages drey, ande - re zwey, noch andere nur einmahl zu ſpeiſen pflegen. In genere aber ſoll ein erwachſener Menſch, taͤglich zwey - mahl, als Mittags um 12. Uhr, und Abends um 7. Uhr, ſpeiſen, und taͤg - lich alſo continuiren; welche aber keine accurate Zeit obſerviren, ſondern eſſen, wenn es ihnen ſo zu ſagen einkoͤmmt, ruiniren in kurtzem ihren geſunden Leib.

Von dem Getraͤncke iſt das ſchaͤd -II Bey dem Getraͤncke. lichſte, welches viel von einem brennen - den Spiritu bey ſich hat, e. g. Brandt -X 5wein,330L. Das II. Diætiſche Conſilium1) Die Qualitaͤt,wein, Wein und hitzige Biere. Nehm - lich, es ſchadet dieſer in gedachtem Ge - traͤncke enthaltene Spiritus unſerm Coͤrper auf zweyerley Art: 1) Verur - ſachet ſolcher eine hefftige und wider - natuͤrliche Bewegung in dem Gebluͤte, welches deren Pulß, ſo viel davon zu ſich genommen, ſattſam ausweiſet; 2) Greiffet derſelbe unſere Lebens-Theile in ſubſtantia an, extenuiret ſolche, und verurſachet nach und nach groſſe Cor - ruptiones. Alſo iſt, zum Exempel, allen Schlaͤchtern bekant, daß, wenn ſelbige ein Schwein ſchlachten, ſo mit Brandt - wein-Spuͤhlicht gemaͤſtet worden, die Gedaͤrme zu denen Wuͤrſten nicht zu gebrauchen ſind, weil ſolche allzuduͤnn und muͤrbe. Ferner referirte mir ein Ochſen-Haͤndler, daß er offte derglei - chen Vieh mit Brandtwein-Spuͤhlicht aufzumaͤſten pflege; es wuͤrden auch die Ochſen baldigſt fett davon; iedoch muͤſten ſelbige vorhero ſchon verhandelt ſeyn, und zu gewiſſer Zeit abgeholet und geſchlachtet werden; widrigenfalls fielen ſelbige, wann ſie auch nur acht Ta - ge uͤber die Zeit ſtuͤnden, uͤbern Hauf -fen.331von Anno 1722. fen. Thut dieſes nun das Brandt - wein-Spuͤhlicht, als ein phlegma des Spiritus, was ſoll der Spiritus nicht an ſich ſelbſten thun? Dahero auch unzeh - lich viel Exempel am Tage, und nicht zu beſchreiben, mit was vielen und ſehr beſchwehrlichen Kranckheiten, dererje - nigen Leiber behafftet ſich befinden, wel - che in Genieſſung hitziger Getraͤncke excediren, und wieviel in denen beſten Jahren dahin fallen. Zu geſchweigen, was fuͤr jaͤhlinge Faͤlle ſich dergleichen Menſchen, in der Trunckenheit ſonſten annoch zuziehen koͤnnen. Und iſt nichts ungewoͤhnliches, daß von einer allzu - hefftigen Wallung des Gebluͤts, ſo in Raͤuſchen excitiret wird, Schlag-Fluͤſ - ſe, toͤdliche Hæmorrhagien, ꝛc. cauſi - ret werden. Jedoch iſt von ſolchem2) Die Quantitaͤt. Getraͤncke eine maͤßige Quantitaͤt nicht verboten, und wird ſich niemand mit ei - nem Spitz-Glaͤßgen, oder halben Noͤſ - ſel eines alten guten Weines, ſeine Na - tur ruiniren. Zum ordinairen Tranck aber dienet am beſten ein duͤnnes wohl ausgelegenes und nicht hitziges Bier, davon, was die Quantitaͤt betrifft, einvoll -332L. Das II. Diætiſche Conſiliumvollkommen erwachſener Menſch, taͤg - lich drey biß vier Kannen zu ſich nehmen kan.

3) Die Zeit.

Was hernach die Zeit anlanget, in welcher man trincken ſoll, iſt ſelbige die beſte Mittags und Abends, bey der Mahlzeit iedes mahl drey Noͤſſel oder zwey Kannen. Sonſten aber thut das viele Triucken nach der Mahlzeit, oder auch wohl gar das Nacht-Schwelgen unſerer Natur groſſen Schaden.

III. Bey der Bewe - gung, und

Auf Speiß und Tranck folget Mo - tus & Quies. Gleichwie unſer Leben in der Bewegung, und Gegentheils der Tod im Stillſtande beruhet; Alſo iſt unſtreitig, daß eine maͤßige Bewegung unſerer Geſundheit ſehr zutraͤglich; was aber druͤber und drunter iſt, ſchadet gleichfalls nicht wenig. Allzuhefftige Bewegungen verurſachen groſſe und ſchaͤdliche Ebullitiones derer Saͤffte, auch nicht ſelten gar Rupturen derer Blut-Gefaͤſſe, und andrer Theile; wo - her ſo dann Bruͤche, auch viele andere,IV. Bey der Ruhe die Mode - ration. ja toͤdtliche Zufaͤlle entſpringen. Da im Gegentheil allzuvieles Sitzen, und allzuwenige Bewegung, allerhand Sta -gna -333von Anno 1722. gnationes humorum verurſachen, und zu vielen daher entſtehenden, auch offt ſehr gefaͤhrlichen Kranckheiten Occa - ſion gegeben.

Motum & Quietem excipiren end -V. Bey der Lufft die allzuge - ſchwinde Veraͤnde - rung. lich Aer und Animi Pathemata. Was die Lufft anbelanget: ſo iſt inſonder - heit neblicht, naß und kalte, item all - zuheiſſe und trockene Lufft, ſo viel moͤglich, zu vermeiden, als welche per Inſpirationem theils viele Unreinigkei - ten ins Gebluͤte fuͤhren; theils ſel - biges allzuſehr verdicken; oder aber auch allzuſehr verduͤnnen, und dahe - ro zu vielen ſchaͤdlichen Kranckheiten Gelegenheit geben. Jnſonderheit huͤ - te man ſich, daß man nicht jaͤhling aus ſehr warmer in kalte, oder aus ſehr kalter in allzuwarme Lufft gehe, wel - ches ſonderlich Sommers - und Win - ters-Zeit zu obſerviren, als zu wel - cher Zeit leider viele die Gewohnheit haben, daß ſie nach ſehr erhitztem Coͤr - per ſtracks allzukuͤhle Oerter ſuchen, und Winters-Zeit bey ſehr erfrohrnem Coͤr - per in ſtarck eingeheitzte Stuben gehen, und ſich offt ſehr gefaͤhrliche Zufaͤlle,als334L. Das II. Diætiſche Conſiliumals Steck-Schlag-Fluͤſſe, hitzige Fie - ber ꝛc. zuziehen.

VI. Bey denen Ge - muͤths-Re - gungẽ ſon - derlich.

Was die Animi Pathemata be - trifft, ſo ſind ſolche uͤberhaupt rech - te Hencker unſers Coͤrpers, und darun - ter die ſchaͤdlichſten, 1) Zorn, 2) Kum - mer, 3) Schreck, und 4) Liebe.

1) Der Zorn,

Was der Zorn vor ein ſchrecklicher Affect, laͤſſet ſich aus eines erzuͤrnten Angeſicht und Bewegung gar leichte ſchluͤſſen; in Betrachtung ſelbiger nicht allein ſeine gantze Geſtalt veraͤndert; ſondern es erzittern ihm auch alle Glie - der, und erduldet ein ſolcher Menſch, wuͤrckliche und hefftige Convulſiones; dadurch die Vaſa offt ſo corrumpiret werden, daß man nicht ſelten rechten Geſcht fuͤr dem Munde obſerviret. Nun koͤnnen durch dergleichen gewalt - ſame Bewegungen, nicht allein epile - ptici inſultus, ſondern auch gefaͤhrliche Stagnationes, in denen Lebens-Thei - len entſtehen, woraus nachgehends Schwind-Waſſer-auch die Gelbeſucht zu kommen pflegen; Davon leider! gar viele Exempel am Tage.

2) der Kummer,

Der Kummer oder allzugroſſe Sor -ge,335von Anno 1722. ge iſt nicht minder ein ſchlimmer Affect, welcher in der That auch die ſtaͤrckſten Naturen uͤber einen Hauffen werffen kan. Dann indem ein ſolcher Menſch, durch continuirliches Meditiren, die Lebens-Geiſter, welche zur Vitalitaͤt des Coͤrpers gewiedmet ſind, conſumi - ret, ſo muͤſſen ſolche nothwendig dem Coͤrper entzogen werden. Dahero auch die Functiones naturales, bey Con - tinuation dieſes Affects, als Appetit zum Speiſen, Schlaf, ꝛc. gar bald nach - laſſen, und ein ſolcher, auch ſonſt vorher geſunder Menſch, binnen weniger Zeit, in eine ſchwindſuͤchtige oder andere ſchlimme Kranckheit geſtuͤrtzet wird.

3) das Er - ſchroͤckniß,

Was Schreck fuͤr jaͤhlinge und ſehr ſchaͤdliche Kranckheiten nach ſich ziehe, lehret die taͤgliche Erfahrung, und iſt nichts ungewoͤhnliches, daß von einem dahero verurſachten Stillſtand des Ge - bluͤts, ein geſchwinder Tod, oder auch epileptici inſultus erfolgen. Und daß wuͤrcklich vom Erſchreckniß das Blut ſtille ſtehe, ſiehet man beym Aderlaß: Dann wann ein ſolcher Menſch, waͤh - renden Abfluſſes des Gebluͤts, jaͤhlinger -336L. Das II. Diætiſche Conſiliumerſchrickt, ſo hoͤret ſolches alſo gleich zu flieſſen auf.

4) die un - maͤßige Lie - be.

Was die Liebe und deren Mißbrauch effectuiret, iſt eine gar bekante Sache, und gewiß, daß derjenige Menſch, ſo hierinnen ſich nicht zu guberniren weiß, ſeinen eigenen Leib und Seele haſſet.

Welche al - leſammt die ſtaͤrck - ſten Natu - ren ruini - ꝛen koͤnnen.

Gleichwie nun durch den Mißbrauch vorhergehender Dinge, die allergeſun - deſte und dauerhaffteſte Naturen, ſich groſſen Schaden thun, und unzehliche Leibes-Beſchwehrungen zuziehen koͤn - nen; deſto mehr und eher koͤnnen ſich ohnedem vorhin ſchon ſchwaͤchliche Conſtitutiones ruiniren, und allzufruͤh dem Tode liefern. Welche ſchwache Naturen man gar bald dahero verſpuͤ -Zeichen ei - ner ſchwa - chen Con - ſtitution. ren kan, wenn nehmlich ein annoch jun - ger Menſch, nach dieſer oder jener voll - brachten Debauche, ſich nicht bald er - hohlen kan. Welches gewiß ein boͤſes Zeichen, und eine ſolche Natur andeu - tet, welche durch eine gute Diæt noch wohl erhalten werden kan; widrigen - falls aber bald zu Grunde gehen muß.

Einwen - dung.

Es wenden zwar viele dagegen ein: Daß dieſer oder jener in ſeinem Leben,ſtarck337von Anno 1722. ſtarck debauchiret, und dennoch wohl 60. 70. Jahr heran gebracht; Wann alſo eine ſolche Lebens-Art, unſere Coͤrper ruinirte, koͤnne ein ſolches Alter dabey nicht erlanget werden. Denenſel - ben aber diene zur ſchuldigen Antwort:Beantwor - tung. Daß unter 50. Debauchanten, kaum einer zu obgedachten Jahren gelange; ſondern die andern crepiren entweder allzufruͤhe in ihrer erſten Jugend, oder auch in beſten Jahren. Und wann ein 60. jaͤhriger Debauchant, ordentlich und diæt gelebet, ſo iſt gar kein Zweifel, daß ſelbiger noch wohl 20. oder 30. Jahr laͤnger haͤtte leben koͤnnen; Jn Betrachtung, daß unſere Lebens - Theile, in der That als Werckzeuge zu conſideriren ſind, welche, wann man ſie allzu offt brauchet, ja allzuſehr miß - brauchet, auch nothwendig vor der Zeit ſtumpff und abgenuͤtzet werden.

Ferner objiciren manche junge Leu -Einwen - dung. te: Wann Debauchen allzuſchaͤdlich waͤren, ſo muͤſte man ja nach gethanem Exceſs, einige Incommoda fuͤhlen; da gegentheils viele nicht das mindeſte davon annotirten; ſondern nach getha -Yner338L. Das II. Diætiſche Conſiliumner Debauche bey vorigen Kraͤfften ſich befaͤnden. Allein hierauf diene wiederum: Daß diejenigen, ſo vor demBeantwor - tung. dreyßigſten Jahre ſchon dißfals einen notablen Abgang der Geſundheit ver - ſpuͤren, gewiß recht ſchwaͤchliche Natu - ren beſitzen; in Betrachtung, in dieſen Jahren Nutritio vera, oder die aͤchte Nahrung noch zugegen, allwo der Menſch nicht allein in eodem ſtatu cor - poris erhalten wird, ſondern auch wuͤrcklich noch waͤchſet, und die Natur dahero zu dieſer Zeit allerdings noch hier und dar die Defecte ausbeſſern kan. Nach verfloſſenen dreyßig Jahren aber; gehet die Nutritio Spuria oder die un - aͤchte Nahrung an, woſelbſten, wann das Magazin der Natur, vorher durch eine unordentliche Lebens-Art erſchoͤpf - fet worden, ſich die Defecte ſattſam zei - gen, und viele tauſend Menſchen, ſo um ſolche Jahre annoch bey vollen Kraͤff - ten ſeyn koͤnten, ſchon valetudinarii zu werden anfangen, und einen ungeſun - den Coͤrper mit ſich herum ſchleppen muͤſſen.

Letz -339von Anno 1722.

Letzlich verlaſſen ſich auch viele Men -Einwen - dung. ſchen allzuſehr auf die Medicos, und meynen: Habe man doch Medicin ge - nung, vermittelſt welcher alle Kranck - heiten gehoben werden muͤſten. AlleinBeantwor - tung. non eſt in medico ſemper relevetur ut æger. Wann ſich nehmlich der Ma -Fruͤchte des unor - dentlichen Lebens. gen, nebſt dem Gedaͤrme allzuſehr aus - gedehnet und abgezehret, die Lunge an - bruͤchig und faul, die Leber verhaͤr - tet ꝛc. befinden; welche, und offt noch mehrere Læſiones, doch auf ein unor - dentliches Leben gewiß zu folgen pfle - gen; ſo iſt wohl von keinem Medico in der Welt voͤllige Reſtitution dißfals zu hoffen; ſondern ſie flicken an denen Patienten ſo gut als ſie koͤnnen, und die - ſe muͤſſen ſich gefallen laſſen, ihre alſo miſerable zugerichteten Coͤrper und vielfaͤltige Paſſiones, biß in ihr fruͤhzeiti - ges Grab mit ſich herum zu tragen.

  • Nota: Nachdem die Sinne des Men - ſchen, durch ordentlichen Gebrauch, nach und nach abgenutzet werden; ſo kan man daraus gar leicht abnehmen, was deren Mißbrauch effectuiren muͤſſe, und daß dahero ein ieder ſolche aufs be - ſte menagiren, und nicht alle dem Flei -Y 2ſche340L. Das II. Diæt. Conſil. von A. 1722ſche wohlthuende Dinge zu zeitig unor - dentlich und unmaͤßig genieſſen ſolle. Denn wer in der Jugend alles verſu - chet, ich will ſagen: Die delicateſten Speiſen gegeſſen; die beſten Weine und koͤſtlichſten Getraͤncke getruncken; alle weltliche Ergoͤtzlichkeiten genoſſen; und in allen Wolluͤſten des Fleiſches ge - lebet hat, was will derſelbe hernach im Alter, wenn die Tage kommen, von denen es heißt: ſie gefallen mir nicht! vor Labſal, Freude und Erqvickung ha - ben? Wer endlich durch gute Conſilia, zur vernuͤnfftigen Diæt nicht gebracht werden kan, den ſolten doch die nach - druͤcklichen Spruͤche der Heiligen Schrifft bewegen: Denen Wercken des Fleiſches gaͤntzlich zu entſagen, und hingegen in denen Wercken des Geiſtes, aufrichtigſt einher zu wandeln, und da - durch des Leibes und der Seelen Wohl - fahrt zu befoͤrdern. Als: Deut. 21, 18. ſeqq. Eſ. 5, 11. 12. Hoſ. 4, 11. Prov. 7, 20. c. 14, 30. c. 15, 18. c. 20, 3. c. 21, 20. c. 23, 21. 29. ſeqq. c. 24, 1. 2. 8. 9. c. 27, 3. 4. c. 28, 7. c. 29, 22. Sap. 2, 6. Sir. 5, 2. ſeqq. c. 18, 30. ſeqq. c. 19, 2. 3. c. 28, 11. ſeqq. c. 31, 23. ſeqq. c. 37, 32. ſeqq. Luc. 21, 43. Rom. 13, 14. 1. Cor. 6, 15. Galat. 5, 19. ſeqq. Eph. 5, 3. Theſſ. 3, 4. Ebr. 13, 4. 1. Petr. 4, 3. 1. Joh. 2, 15. 16. 17. und andere mehr.
M. [341]

M. Alphabetiſches Verzeichniß einiger von mir und andern Reiſenden gut befundener Wirths-Haͤuſer.

342M. Verzeichniß einiger gut befundener
Avignon343Wirths-Haͤuſer.
Y 4C. Calais344M. Verzeichniß einiger gut befundener
Düſſel -345Wirths-Haͤuſer.
Y 5Fri -346M. Verzeichniß einiger gut befundener
Hanau347Wirths-Haͤuſer.
Liegnitz348M. Verzeichniß einiger gut befundener
Marpurg349Wirths-Haͤuſer.
Nantes350M. Verzeichniß einiger gut befundener
Piſa351Wirths-Haͤuſer.
Rot -352M. Verzeichniß einiger gut befundener
Vienne353Wirths-Haͤuſer.
Z354

Unicum NOBILITATIS fundamentum eſt VIRTVS! Symb. Virtus Vitam Beat Vitium Turbat.

DJe Tugend wuͤrckt Zufriedenheit,
Sie weiß die Laſter zu vertreiben.
Des Fleiſches-Luſt, der Geitz und Pracht,
Die muͤſſen ferne von ihr bleiben.
Sie wird zwar oͤffters ſehr veracht,
Von denen, die ſich ihrer ſchaͤmen;
Doch wenn man es nur recht betracht,
So muͤſſen ſie, weil ſie das beſte Gut
Den Hoͤchſten liebt; Dem Nechſten Gutes thut;
Von ihrem Glantz ein Gleichniß nehmen.
Der Boͤſe ſtreicht ſein Thun mit Tugend-Farben
an,
Weil ohne ſie kein Menſch recht gluͤcklich leben
kan.
So muß das Laſter auch der Tugend Affe ſeyn.
Die Tugend ſchaffet Ruh und mindert alle Pein,
Und wenn ihr ſtarcker Arm die Laſter hat beſiegt,
So lebt der gantze Menſch an Leib und Seel
vergnuͤgt.
Regiſter.

Regiſter.

A.

  • Aemter, ſiehe: Charg en.
  • Affect en, ſiehe: Gemuͤths-Regungen.
  • Anatomia, eine gantze iſt ſehr nuͤtzlich zu ſehen,198. wie man deren præparationes und demonſtrationes wohl abwarten koͤnne,198ſeqq. dazu dienliche Buͤcher,194 .198 .199 . ob zwey oder drey Sectiones genung zur Erkenntniß des menſchlichen Coͤrpers,194. 197
  • Antiquitæt en, Roͤmiſche173. 174
  • Architectura civilis und militaris wird recommendirt,43. 69
  • Arithmetica iſt ein in omni vitæ genere nuͤtzliches Studium,42. 69
  • Aſſignationes ſind beſſer als Wechſel-Briefe,178. dazu hat man biletter und deviſen noͤthig,181ſqq.
  • Atheus kein theoreticus wird gefunden,4. aber viele pra - ctici,1 .5 . die nur eine Gehirn-Erkaͤntniß von GOtt ha - ben,5. vor Eſprit forts paſſiren wollen,ibid. gemeinig - lich Sophiſten und Luͤgner ſind,6. die Heuchler ſind,7. deren der Bauch ihr GOtt iſt,7 .8 . die den Gold-Klum - pen vor ihren Troſt halten,8. dieſe ſoll man ſorgfaͤltig mei - den,9. 10
  • Auferziehung der Kinder, ſiehe: Kinder-Zucht.
  • Aufrichtigkeit, deren ſoll man ſich befleißigen,254

B.

  • Bagage, wie ſich ein Reiſender damit zu verhalten habe,165
  • Bein-Kleider, Reh - oder Bock-lederne ſind beym Poſt-Reiten ſehr dienlich,162
  • Betruͤger, vid. Chevaliers d Induſtrie. it. Spiel.
  • Betten, in fremden, wie man ohne Gefahr ſchlafen ſoll,170
  • Bewegung, maͤßige iſt dem menſchlichen Leibe dienlich,332
  • Bibel, deren Wahrheit wird von den Atheis in Zweifel gezo - gen,6. deren Spruͤche ſchaͤndlich verdrehet,7. die ver - kehrte der Gottloſen,9
  • Bibliothequ en, groſſe, vor wen ſie gehoͤren,155. darinne ſoll ein priuatus nicht ſeine Ehre ſuchen,154. nicht ſein Ver - moͤgen drein ſtecken.ibid. in oͤffentlichen muͤſſen ſich dieZ 2Ge -Regiſter. Gelehrten Raths erhohlen,155. was auf der Koͤnigl. Preuß. zu Berlin zu ſehen,288
  • Bier, giebt es in Teutſchland vielerley,200. ſaures, wie zu aͤndern,ibid.
  • Buͤcher, von frembden Religionen handelnde, wie zu leſen,2 .13 . theologiſche muͤſſen mit der Intention geleſen wer - den, ſein Leben daraus zu beſſern,14ſq. auserleſene phi - loſophiſche,45ſqq. auserleſene mathematiſche,47ſqq. zur Hiſtorie dienende,53.ſqq. zur Oratorie,57. auser - leſene juriſtiſche,61.ſqq. ſo zu Erlernung anſtaͤndiger Converſation dienlich,88. zu Erlernung der lateiniſchen Sprache dienliche,113ſeqq. einem Reiſenden nuͤtzliche Geographiſche, Topographiſche und hiſtoriſche117.ſeqq. nuͤtzliche anatomiſche,194 .198 .199 . gute mediciniſche,205. zum ſtudio politico dienliche,207 .208 .211 . zur Oeconomie dienliche,223ſqq. muͤſſen nicht mit groſ - ſen Koſten angeſchafft werden,152. kan man in Buchlaͤ - den um billigen Preiß gelehnt bekommen,153. in Auctio - nen erſtehen,ibid. in vielen Buͤchern beſtehet nicht die Gelehrſamkeit,154. darein ſtecken einige ihr gantzes Vermoͤgen,155

C.

  • Cavalier, deſſen Hauptwerck iſt das Studium politicum,206. muß ſich einen ſcopum principalem erwehlen,211ſeq. ſoll, ſo bald er von Reiſen koͤmmt, das erſte das beſte Amt an - nehmen,221. einen jungen, wie ein Landes-Fuͤrſt zum Dienſt des Vaterlands geſchickt machen koͤnne,37. welcher nicht noͤthig hat Chargen zu ambiren, kan ſich auf die Oeco - nomie legen,222. unvermoͤgender wie ſich auf Reiſen verhalten ſoll,133. kan ſich durch Recommendationes hel - fen,134. etliche zuſammen koͤnnen einen treuen Diener auf Reiſen mitnehmen,135. eines jungen Cavaliers Scopus principalis,211.ſqq. vid. Scopus.
  • Ceremoniel, deſſen muß man bey Beſuchung der Hoͤfe kundig ſeyn,150
  • Chambre garnie,129
  • Chaiſes a brancards,164
  • Chargen haben unterſchiedliche Endzwecke,216ſqq.
  • Chevaliers d Induſtrie,143. ihre tuͤckiſche Griffe144ſqq. beruͤ -Regiſter. beruͤcken einen Paſſagier,145. recommendiren ihm ihr In - tereſſe,ibid. ſuchen einen in ihre Geſellſchafft zu ziehen,ibid. wie man ſie evitiren ſoll,146. vor ihnen iſt man auch offt in ſeinem eignen Zimmer nicht ſicher,152
  • Chriſten, einfaͤltige uͤbertreffen offt in der wahren Weisheit die groͤſten Theologos,4.
  • Chriſten-Pflichten, beſchreibet der Apoſtel Paulus ſumma - riſch,65
  • Chriſtenthum, thaͤtiges, aus was vor Schrifften man es er - lernen koͤnne,14 .62 .73 . wird von ungewiſſenhafften Hofmeiſtern negligiret,29
  • Circulair - Briefe ſind am beqvemſten vor Reiſende,178ſqq. dazu noͤthige biletter,181ſqq.
  • Coffres muß ein Reiſender offt viſitiren laſſen,168ſqq. wie man ſie wohl verwahren ſoll,166
  • Collegia, werden zum zweyten mahl mit Nutzen,39. in Hol - land gratis gehoͤret,40. welches auf teutſchen Academien nicht ſo leicht wird eingefuͤhret werden,73. ſollen Hof - meiſter mit ihren Untergebenen zugleich beſuchen,40. welches ungewiſſenhaffte Hofmeiſter negligiren,30. wie viel Stunden man des Tages dazu wiedmen ſoll .70 . muͤſ - ſen repetiret werden,ibid. ſollen Hofmeiſter anordnen,81. nicht aber ſelbſt leſen,82. ſoll man bey den beruͤhmteſten Maͤnnern halten,ibid. was ſonſt dabey zu obſerviren,258
  • Commerci en bringen ein Land in guten Flor,175
  • Compagnie allzugroſſe auf der Reiſe iſt ſchaͤdlich,157. ſiehe: Converſation, it. Lands-Leute.
  • Concoction, kan durch Studiren nach dem Eſſen gehindert werden,101
  • Connoiſſancen, Model eines Regiſters uͤber die Connoiſſancen,297ſqq.
  • Converſation, mit wem, und wie ſolche am beſten einzurich - ten,70 .71 .140 .248 . darinnen lernet man ſich anſtaͤndig auffuͤhren,85. mit Hoͤhern iſt ſehr nuͤtzlich,86. dazu iſt auf Reiſen die beſte Gelegenheit,86. wie man von ſol - cher profitiren koͤnne,87. wie ein Hofmeiſter ſeine Unter - gebene dazu behoͤrig anfuͤhren ſoll,87.ſq. wird von unge - wiſſenhafften Hofmeiſtern nicht behoͤrig beobachtet,30. dazu dienliche Buͤcher,88. mit honetten Frauenzimmer iſtZ 3ſehrRegiſter. ſehr nuͤtzlich,89ſqq. was man vor Stunden dazu anwen den muͤſſe,98ſqq. 262. wie ſolche vernuͤnfftig anzuſtellen,102. mit denen, ſo offt an einem Orte geweſen, iſt ſehr nuͤtz - lich,137. ſchaͤdliche muß ein Hofmeiſter abzuwenden ſu - chen,142
  • Controverſi en-Schrifften ſoll ein Reiſender nicht bey ſich fuͤh - ren,193
  • Credit - Briefe178. dazu ſind Biletter noͤthig,181ſqq.
  • Curſus juridicus,68 .69 . wie in einem Jahre gar wohl zu ab - ſolviren,59. philoſophicus,59 .68 . juridicus und philo - ſophicus wie binnen zwey Jahren ſolide koͤnnen abſolvi - ret werden,59. 60

D.

  • Debauchant en ruiniren die Natur, und bringen ſich fruͤhzeitig ums Leben,336ſqq. verlaſſen ſich auf der Medicorum Huͤlffe,339
  • Delectation en, welche vor andern zu erwehlen,77ſeqq.
  • Depenſ en, wie am kluͤgſten einzurichten,71ſqq. darinnen muß man es nicht allen gleich zu thun ſuchen,131. muß man nach ſeinen Vermoͤgen einrichten,ibid.
  • Diæt iſt einem jeden, abſonderlich Reiſenden zu recommendi - ren,202.ſq. dazu dienliche Regeln in Anſehung des Eſ - ſens und Trincken,203 .ſqq. 325 .ſqq. der Bewegung und Ruhe,204 .332 . der Lufftibid. &333. der Gemuͤths - Regungen,205 .334 .ſqq. zwey diætiſche Conſilia ſub Lit. K. pag.311, und ſub Lit. L. pag.319.
  • Diener, auf Reiſen mit zu nehmen iſt nicht allzeit rathſam,132. muͤſſen in fremden Laͤndern vorſichtig angenommen werden,ibid. betruͤgen offtmahls ihre Herren,ibid. ihnen muß man nicht Schluͤſſel, Geld und pretioſa anvertrauen,136. wie ſie zu tractiren,137
  • Duelli ren haben Cavaliers zu vermeiden,253

E.

  • Eigen-Liebe, der allzugroſſen muß man entſagen,88. 220
  • Einkauff, dienet offt ungewiſſenhafften Hofmeiſtern zu Geld - ſchneiderey,32
  • Einwechſelung der Species-Gelder, ſiehe: Geld.
  • Eltern, ſind offt ſelbſt Urſach an ihrer Kinder Verderben,20. tractiren ſie entweder zu ſcharff oder zu gelinde,20ſeqq. gebenRegiſter. geben ihnen boͤſe Exempel,22. einige laſſen ihre Kinder au - ſer ihren Haͤuſern auferziehen,22ſqq. muͤſſen bey Auferzie - hung der Kinder ſelbſt das Haupt-Directorium haben,24. ſollen ihre Kinder aufs nachdruͤcklichſte zum Reſpect gegen ihre Hofmeiſter anmahnen,79. muͤſſen ihre Kinder zu kei - nem Metier zwingen,218.ſeqq. ſie nicht in Mutter-Leibe zu dieſem oder jenem Stande wiedmen,219
  • Emplett en, welche Reiſende in Holland, Engelland, Franck - reich und Jtalien zu machen pflegen,186.ſqq. gemachte ſoll man alsbald nach Hauſe verſenden;192
  • Engelland, wodurch es ſo floriſſant worden,175. wie man daſelbſt am beqvemſten reiſen koͤnne,164ſqq. was ein Rei - ſender vor Kranckheiten daſelbſt leicht empfinde,197
  • Ergoͤtzlichkeiten, ſiehe: Delectation en.
  • Exempel, anderer ſollen uns klug machen,142, guten ſoll man folgen,251
  • Exercitia, wie am fuͤglichſten einzurichten,100 .257 . was man vor Stunden zu ſelbigen anwenden ſoll,98. ſollen billig des Nachmittags getrieben werden,99ſq. nicht ſo gleich nach dem Eſſen,100ſq. deren rechter Zweck muß jungen Leuten gezeiget werden,103. wie weit ſie nutzen koͤnnen,104
  • Extra - Poſt, ſiehe: Poſt.

F.

  • Fechten, wie weit noͤthig und nuͤtzlich,106ſq.
  • Fleiſch, fettes iſt ſehr ungeſund,326.ſq. ob es etwas unſrer Natur contraires bey ſich habe,327ſq.
  • Franckreich, wie und zu welcher Zeit daſelbſt am beqvemſten zu reiſen,164 .172 . wodurch es von Geld und Volck ent - bloͤßet worden,175. was Reiſende daſelbſt vor Kranckhei - ten unterworffen,195
  • Frauenzimmer, hat ſo viel Leibes - und Gemuͤths-Gaben als das maͤnnliche Geſchlecht,89. koͤnte es eben ſo wohl in ſtu - diis hochbringen,ibid. deſſen Converſation iſt einem Cava - lier dienlich,89ſqq. ihre Gunſt ſoll man nicht durch uͤbles Bezeigen verſchertzen,90. ihre Lehren und reprochen wohl aufnehmen,91.ſq. ſolche wohl choiſiren,93. ſie nicht disgouſtiren,94
  • Friede ernehrt, Unfried verzehrt,209
Z 4G. Ga -Regiſter.

G.

  • Gazett en, thun bey Erlernung der Hiſtorie einige Dienſte,56
  • Gebet, iſt bey allen Dingen hoͤchſt noͤthig,66
  • Geitzhaͤlſe ſind Athei practici,8
  • Geld, ſoll man in der Frembde nicht weglehnen,135. wie - viel man deſſen hat niemanden entdecken,ibid. wird de - nen Hofmeiſtern zu verrechnen gegeben,183 .249 . deſ - ſen Ausfuhre iſt in Engelland und Franckreich verbothen,184 .185 . mit Einwechslung der Species-Gelder iſt kein ſonderlicher Profit zu machen,184. ſqq.
  • Gemuͤths-Regungen, wie zu baͤndigen,205. ſind der menſchlichen Geſundheit hoͤchſtſchaͤdlich,315 .ſq. 334. ſqq.
  • Gemuͤths-Zufriedenheit,226. ſqq.
  • Genealogi ſche Tabelle, deren Model, ſub Lit. I. pag.301. ſqq.
  • General - Qvittung, ſiehe: Qvittung.
  • Geometria, ſchaͤrffet das Judicium, und iſt hoͤchſtnuͤtzlich,4243. 69
  • Geſandten ſoll man aufzuwarten, ſich ihnen zu inſinuiren, und von ihrer Protection zu profitiren ſuchen,149. ſqq.
  • Geſellſchafft, ſiehe: Converſation.
  • Geſundheit, wie zu conſerviren,195 .ſqq. 249 . vide: Diæt.
  • Getraͤncke, das ſimpleſte iſt das beſte,204. hitziges muß maͤßig getruncken werden,204 .314 .329 .ſqq. kaltes iſt ſchaͤdlich,204
  • Gewiſſens-Freyheit iſt einem Lande hoͤchſt dienlich,175
  • GOtt, daß einer ſey, kan kein vernuͤnfftiger Menſch negiren,4
  • Gottesfurcht, dazu ſollen junge Cavaliers vor allen Dingen angehalten werden,246. 271
  • Grotius de jure belli & pacis iſt kein Buch vor Anfaͤnger,58

H.

  • Haupt-Laſter, die drey groſſen,71 .130 . was ſie nach ſich ziehen,ibid. &97
  • Heuchler, verdrehen die Spruͤche Heil. Schrifft,7. verfuͤh - ren junge Leute. ibid.
  • Hiſtorie, dazu muß man den Grund auf Schulen legen,53 die Special politiſche Hiſtorie gehoͤrt auf Univerſitaͤten,5469. dazu dienliche Buͤcher,53. ſqq.
  • Hitze, aus groſſer ſich in die Kaͤlte begeben, iſt hoͤchſt ſchaͤd - lich,196
Hoͤfe,Regiſter.
  • Hoͤfe, an ſelbigen ſoll man in reiner Kleidung und Waͤſche erſcheinen,90 .91 .151 . ſich von Miniſtris præſentiren laſſen,150. Das Ceremoniel in acht nehmen,ibid. de - ren Beſuchung wird von ungewiſſenhafften Hofmeiſtern negligiret,34
  • Hofmeiſter, worauf Eltern bey deren Wahl hauptſaͤchlich zu ſehen,14. koͤnnen ihren Untergebenen ſchaden,16.ſq. ſollen nicht eben alle Specialia beſorgen,17. deren Charge iſt ſehr beſchwerlich,19. bringt wenig Ehre und ſchlechten Danck,ibid. derſelben Haupt-Qvalitaͤten,24.ſq. was ſie bey ihren Engagemens zu obſerviren,26. wie ſie ihren Anvertrauten den Soubçon des ſich zu machenden Profits benehmen,ibid. Rechnung fuͤhren,27 .274 . durch Unterſchrifften und Qvittungen juſtificiren,ibid. ſollen ſich ihrer Untergebenen Affection verſichern,76.ſqq. ſolche durch Ehrfurcht befeſtigen,79. durch Liebe voll - kommen zu machen ſuchen,80. muͤſſen ihre Untergebene nicht mit der Schaͤrffe tractiren,ibid. ſie nicht vor Leuten reprimandiren,ibid. 256. ihnen mit tugendhafften Wan - del vorleuchten,81. ſollen ihre Untergebene, wo moͤglich, aller Orten begleiten,247 .271 . ſollen die Studia auf Univerſitaͤten anordnen,81 .273 . die Collegia, wo moͤg - lich, ſelbſt mit beſuchen,ibid. deren repetition beſorgen,ibid. 256. nicht ſelbſt Collegia leſen,82. wie ſie die Un - tergebenen zu einer Gemuͤths-Freyheit des Gewiſſens und Gemuͤths anfuͤhren ſollen,83.ſqq. item, zu anſtaͤndiger Converſation,87.ſq. ein einmahl wohlgereiſter kan oh - ne riſico zum Hofmeiſter angenommen werden,138.ſq. ungewiſſenhaffter Hofmeiſter Characteres,28. ſqq.
  • Holland, wodurch es zu ſo groſſen Vermoͤgen gelanget,175 daſelbſt ſoll man die geſaltznen Speiſen evitiren,197
  • Humaniora muͤſſen auf Univerſitaͤten nicht bey Seite geſetzt werden,37

J.

  • Informator, ſiehe: Præceptores.
  • Inſtitutiones, wie mit Nutzen zu hoͤren,60 .263 .ſqq. etliche Syſtemata werden recommendirt,39
  • Inſtructiones werden Hofmeiſtern gegeben,35. halten in ſich General-Maximen,36. deren ſind vier befindlich,1. Z 5p.65.Regiſter. p.65 73 .2 . ſub lit. C. pag. 245.ſqq. 3 . lit. D.259 .ſqq. 4 . lit. E.267. ſqq.
  • Journal, vide: Reiſe-Journal.
  • Jtalien, wie, und zu welcher Zeit man daſelbſt am beqvehm - ſten reiſen koͤnne,164 .172 .ſqq. daſelbſt floriren die Mah - lerey und Civil-Baukunſt,174. daſige Staats-Ver - faſſung,ibid. iſt ſchlecht bewohnt,ibid. was Reiſende daſelbſt vor Kranckheiten unterworffen,196
  • Junge Leute, incliniren zur Libertinage,1. koͤnnen leicht verfuͤhret werden,ibid. haben gemeiniglich eine allzugroſ - ſe Præſumtion von ihrer Wiſſenſchafft und Meriten,81
  • Jura muͤſſen auf Univerſitaͤten hauptſaͤchlich getrieben wer - den,38. wie ſie behoͤrig zu treiben,68. ſq.
  • Jurisprudentiam erwehlen die meiſten Cavaliers zum ſcopo principali,214
  • Jus civile, eccleſiaſticum & Feudale ſind in einen herrlichen Buch Herrn D. Gottl. Gerh. Titii beyſammen,59
  • Jus naturæ iſt das Fundament aller Buͤrgerlichen Geſetze,38 .58. 68
  • Jus publicum, wie es zu tractiren,40 .41 .69 . hoͤren viel reiſende Standes-Perſohnen in Holland,74. dazu dien - liche Syſtemata,75

K.

  • Kinder, werden offt durch ihre eigne Eltern verwahrloſet,20 muͤſſen zu keinem metier von ihren Eltern gezwungen, auch nicht in Mutter-Leibe zu dieſem oder jenem Stande ge - widmet werden,218. ſqq.
  • Kinder-Zucht, muß weder zu gelind noch zu ſcharff ſeyn,20ſq. welches dazu die Grund-Saͤulen,21. ſq.
  • Kleidung eines Cavaliers muß eben nicht praͤchtig, doch rein - lich ſeyn,151 .250.
  • Koſtbarkeiten, damit ſoll ein Reiſender nicht prahlen,135 ſoll man bey Solennitaͤten, Redouten, Opern, ꝛc. nicht bey ſich fuͤhren,152
  • Kranckheiten, kan ein Reiſender nicht leicht evitiren,195 derer Reiſenden in Franckreich,195 .202 . in Jtalien,196. in Holland,197. in Engelland,ibid. in Teutſch - land,200
KriegeRegiſter.
  • Kriege, ſind dem publico ſchaͤdlich, und allzeit zu wiederra - then,209
  • Kummer, thut der Geſundheit groſſen Schaden,334. ſq.
  • Kunſt-Kammer in Berlin, was daſelbſt merckwuͤrdiges zu ſehen,280. ſqq.

L.

  • Lands-Leute, ſoll man in der Fremde, ſo viel moͤglich, zu evitiren ſuchen,128. 141
  • Laquai, ſiehe: Diener.
  • Laſter, ſiehe: Haupt-Laſter. it. Suͤnde.
  • Lehn-Laquai, ſiehe: Diener.
  • Leben, dem menſchlichen ob GOtt ein gewiſſes Ziel geſetzt, und ob der Menſch nicht eher ſterben koͤnne, biß er ſolches Ziel erreicht,320. ſqq.
  • Lehrer, vide: Præceptores.
  • Leib, deſſen Kenntniß iſt hoͤchſt noͤthig,199. kan in Anato - mien erlernet werden,194 .197 .ſqq. deſſen Wachsthum wird auch durch Studiren nach der Mahlzeit gehindeꝛt,101
  • Liebe, unmaͤßige iſt hoͤchſt ſchaͤdlich,336
  • Lufft, temperirte iſt die beſte,204. deren geſchwinde Ver - aͤnderung iſt ſchaͤdlich,204. 333
  • Luͤgner von profeſſion, wie es ihnen gehe,6

M.

  • Maitreſſen, muͤſſen ſich reiſende Cavaliers nicht beylegen,94ſqq.
  • Matheſis iſt ein hoͤchſt nuͤtzliches Studium,42.ſqq. wird Ca - valiers recommendirt,222
  • Medicin koͤnte ein Cavalier gar wohl zu ſeinem Scopo princi - pali erwehlen,215
  • Medicus iſt nicht alle zeit vermoͤgend zu helffen,339
  • Molcken, von Kuh - oder Ziegen-Milch iſt ein ſehr geſundes Getraͤncke,317. ſq.
  • Muſic, wie ferne einem Studioſo dienlich,70

N.

  • Nation eine iede hat beſondere gute Sachen,156. beſon - dre ſchlimme Gewohnheiten,ibid.
  • Neben-Stunden, zu was vor Studiis man ſie nuͤtzlich an - wenden koͤnne,41. ſqq. 226
Notio -Regiſter.
  • Notiones decori & indecori, veri & falſi, boni & mali ſoll ein Hofmeiſter ſeinen Untergebenen recht beybringen,83. ſqq.

O.

  • Oeconomie, auf ſelbige koͤnnen ſich vermoͤgende Cavaliers le - gen,222. iſt von groſſem Nutzen,ibid. dazu dienliche Buͤcher .223. ſqq.
  • Oratorie, kan auf Univerſitaͤten ſolider, als auf Schulen tra - ctiret werden,56. dazu dienliche Buͤcher,57. iſt ſehr nuͤtzlich. 69

P.

  • Pariſienne (maladie) ſiehe: Kranckheiten.
  • Paſſeports ſind zu Kriegs-Zeiten einem Reiſenden noͤthig,167ſqq.
  • Philoſophi ſche Wiſſenſchafften ſoll ein Cavalier ſich wohl be - kannt machen,213 .222. 264
  • Politica, ſiehe: Studium politicum.
  • Portugall, wodurch es von Volck entbloͤſet worden,175
  • Poſt, was wegen derſelben zu obſerviren,159. wie man ſie wohl reiten ſolle,161.ſqq. was die Couriers, wenn ſie ſich wund geritten haben, vor Mittel gebrauchen,162.ſqq. zu welcher Zeit am beſten,163. wie man vorſichtig reiten ſolle,ibid. was diejenigen thun ſollen, ſo die Poſt weder reiten noch fahren koͤnnen,164. Extra-Poſt,164. ſq.
  • Præceptores, welches die beſten ſind,12.ſq. koͤnnen beym Leh - ren ſelbſt lernen,ibid. worauf Eltern bey deren Wahl am meiſten zu ſehen,14. die wenigſten haben in der Latinitaͤt den rechten methodum docendi,114
  • Prediger, welches kaltſinnige,3. welches rechtſchaffene,ib.
  • Predigten, welches die beſten, kuͤnſtliche, oder aber einfaͤlti - ge?3. 4
  • Pretioſa, ſiehe: Koſtbarkeiten.
  • Profeſſores, in Holland haben treffliche Salaria,73. haben alle Freyheit ihre Meynung ungehindert vorzutragen,74
  • Prudentia ethica & politica, worinne von einander differiren,210. ſq.

Q.

  • Qvittung, eine General-Qvittung iſt Hofmeiſtern noͤthig,35. Model einer General-Qvittung ſub lit. B. pag.239. ſqq.
R. Rath,Regiſter.

R.

  • Rath, guten muß man willig und mit Danck annehmen,141
  • Rechnung, wie ein Hofmeiſter fuͤhren ſoll,26. ſqq. Model zu einer Academie - und Reiſe-Rechnung, ſub lit. A.233. ſqq.
  • Recommendationes, dienen zur Bekanntſchafft mit vornehmen und honetten Frauenzimmer,93.ſq. der Kauf-Leute ſind ſehr nuͤtzlich,134. ſind an Hoͤfen ſehr nuͤtzlich151. kan man immer von einem Hofe an den andern mitneh - men,ibid.
  • Regiſter, uͤber die Touren,126. deſſen Model ſub lit. G.289.ſqq. uͤber die Connoiſſancen,127. deſſen Model ſub lit. H.297. ſqq.
  • Reiſe-Journal,125. deſſen Model, ſub lit. F. p.379. ſqq.
  • Reiſen, zum plaiſir,86.ſq. aus bloſſer curioſitaͤt,131. mit allzugroſſer Compagnie, iſt ſchaͤdlich,157. kleine mit groſ - ſen Herren thun, iſt nuͤtzlich,158. dabey iſt ſehr vieles in acht zu nehmen,158.ſqq. mit der Poſt,159 .161 .ſqq. zur See,159.ſq. wie am fuͤglichſten geſchehen koͤnne in Franckreich164. in Jtalien,ibid. in Engelland,ibid. ſqq. in Feindes Landen wie weit ſicher und erlaubt .167 .ſqq. zu welcher Zeit am beſten in Franckreich172. in Hol - land,ibid. in Jtalien,ibid. ſqq. Luſt-Reiſen dann und wann zu thun iſt vergoͤnnt,265. Model eines Regiſters uͤber die Touren ſub lit. G. p.289. ſqq.
  • Reiten, wie fern einem Cavalier noͤthig und nuͤtzlich107.ſq. vide: Poſt.
  • Repetition derer Collegiorum wie ſie einzurichten,30 .70 . ſoll ein Hofmeiſter fleißig beſorgen,81. wird von unge - wiſſenhafften Hofmeiſtern negligiret,30
  • Religion, in der ſeinigen muß man fundirt ſeyn,1. davon nicht unbedachtſam diſputiren,87. deren hat man ſich zu befleißigen,246.ſq. die darinnen variren, werden von iedem redlichen gehaſſet,247
  • Religions-Freyheit, bringet ein Land ins Aufnehmen,175

S.

  • Sattel, ſeinen eignen ſoll ein Reiſender haben,159. 161
  • Schlafen ſoll man nicht in Zimmern, wo die Fenſter offen,196
  • Schlemmer ſind Athei practici,7. ſq.
  • Schrecken ziehet offt toͤdliche Kranckheiten nach ſich,335
Schriff -Regiſter.
  • Schrifften vide: Buͤcher.
  • Scopus principalis eines jungen Cavaliers,211.ſqq. iſt vie - lerley212. in Anſehung der Studiorum,212.ſqq. in Anſehung der Aemter,215.ſqq. muß mit Vorſichtigkeit erwehlet werden,218. dazu ſollen Eltern den erſten Grund legen,ibid.
  • Sedi en Jtaliaͤniſche Waͤgen,164
  • See-Kranckheit, woher entſtehe,160. worinnen ſie be - ſtehe,ibid. wie zu curiren,ibid. &170. ſqq.
  • Seeligkeit, ſeine eigne ſoll man mit Furcht und Zittern ſchaf - fen,66
  • Sonntag, wie behoͤrig zu feyern,66. was vor Schrifften man am ſelbigen leſen ſoll,67
  • Spanien, wodurch es von Volck entbloͤſſet worden,175
  • Speiſen, die man meiden ſoll,197 .313 .ſq. welches die be - ſten,203 .325 . welche ſchaͤdlich,325.ſq. wie viel man deren genieſſen ſolle,328.ſq. zu welcher Zeit und wie offt man eſſen ſolle,329
  • Spiele, ingenieuſe kan man in honetter Geſellſchafft um maͤſ - ſiges Geld mit ſpielen .146. ſq. Gewinnſuͤchtige und die auf den hazard ankommen, muß man meiden,147 .249 . mit wem man ſpielen koͤnne,148
  • Sprachen, ſollen nicht eines Studioſi Haupt-Werck ſeyn,70 einige muß man wohl verſtehen,108. einige wohl reden und ſchreiben,109.ſq. einige fertig ſprechen koͤnnen,110 die Lateiniſche ſoll ein Cavalier fertig verſtehen,ibid. wie ſolche am beſten zu lernen,111. warum mit ſelbiger ſo viel Jahre zugebracht werde,ibid. wie ſie leichter und kuͤr - tzer beygebracht werden koͤnne .61. ſqq.
  • Staats-Sachen, davon ſoll man nicht unbedachtſam diſpu - tiren,87. deren ſoll man ſich in iedem Lande vorſichtig er - kundigen,116.ſqq. einige Staats-Maximen,174. ſqq. 185
  • Staͤdte, in groſſen ſoll ſich ein Reiſender am laͤngſten auf - halten,115. den Plan derſelben ſich bekannt machen,116
  • Stage-Coaches, Engellaͤndiſche ſind zum Reiſen unbeqvehme Caroſſen,164. ſq.
  • Stein-Kohlen ſind ſchaͤdlich,197
  • Stiefeln, ſteife frantzoͤſiſche ſind beym Poſt-Reiten ſehr dien - lich,161. ſq.
Studia,Regiſter.
  • Studia, die Haupt-Studia muͤſſen Vor - die Neben-Studia Nach - mittags getrieben werden,70 .98 .ſqq. ob, und welche nach dem Eſſen koͤnnen getrieben werden,101. ſq.
  • Studioſus juris & politices, wie ſein academiſches Leben ein - richten ſoll,65.ſqq. was deſſen Haupt-Abſichten ſeyn ſol - len,67. ſq.
  • Studium polivicum iſt eines Cavaliers Hauptwerck,206. ob auf Academien oder Reiſen beſſer koͤnne getrieben werden,206 .ſq. 210 . dazu dienliche Buͤcher,207.ſqq. kommt auf zwey Haupt-Puncte an,207.ſq. wie ein Hofmeiſter ſeine Untergebene dazu anweiſen ſoll,208.ſqq. v. prudentia.
  • Suͤnden, kan man auch in den groͤſten Staͤdten nicht ſo heim - lich begehen, daß ſie nicht offenbahr werden ſolten,97. die man auf Reiſen begehet, eclatiren im Vaterlande,ibid.
  • Suppen ſind eine ſehr geſunde Speiſe,317. wie ſie zuzu - richten,ibid.

T.

  • Tantzen, wie weit noͤthig und nuͤtzlich,105. bringen die Frantzoſen ihren Kindern in zarten Jahren bey,106
  • Teutſche Wirthe,128
  • Theologi, bey ihnen muß Lehr und Leben uͤbereinſtimmen,3. den Unterſchied unter kaltſinnigen und rechtſchaffenen muß man wohl beobachten,ibid. die groͤſten werden offt von einfaͤltigen Chriſten in der wahren Weißheit uͤbertroffen. 4
  • Theologie, wie die Jugend darinne gruͤndlich unterrichtet wer - den ſoll,10. dabey kommt es auf des Lehrenden Fleiß an,11. kan ein Cavalier gar wohl ſeinen Scopum principalem ſeyn laſſen,214
  • Tour en, ſiehe: Reiſen.
  • Trunckenheit, iſt zu meiden,253
  • v. Tſchirnhauß (Georg Albrecht) kurtze Nachricht von ihm,266
  • Tugend, dieſe wird geruͤhmt,354

V.

  • Verſchwiegenheit wird recommendirt,254
  • Viſiti ren iſt aller Orten, ſonderlich in Frontier-Plaͤtzen, ein - gefuͤhret,191. ſq.
  • Vitriarii Inſt. jur. publ. werden geruͤhmt,74. ſq.
  • Vorſichtigkeit wird recommendirt,255
W. dreyRegiſter.

W.

  • W. drey ſchaͤdliche, Weiber, Wein, Wuͤrffel,130
  • Wahrheit, ſoll man in allen Dingen ſuchen,89
  • Waͤſche, darinne ſoll ſich ein Cavalier, abſonderlich bey Hofe, ſtets reinlich halten,90 .91. 151
  • Waſſer, aus den Fontainen in Pariß, wie man es præpariren ſolle .201. ſq.
  • Wechſel, werden gegen Qvittung ausgezahlt,180. v. Geld.
  • Wechſel-Briefe, was bey ſelbigen zu obſerviren,176. ſind auf Reiſen nicht ſo dienlich, als die Aſſignationes, Recom - mendationes, Credit - und Circulair-Briefe,177ſeqq. da - bey werden der Sicherheit wegen Biletter gebraucht,181ſq.
  • Wein, ſuͤſſer Jtaliaͤniſcher iſt den Reiſenden hoͤchſt ſchaͤdlich,196. wer ſich darinne ungefehr berauſcht, wie er ſich helffen ſoll,200ſq. ſoll man in Franckreich einerley einlegen,202
  • Willen, ſeinen eignen ſoll man brechen,86. 131
  • Wirthſchafft, vide: Oeconomie.
  • Wirths-Haͤußer, in denen beſten ſoll man, jedoch nicht lan - ge, logiren,128.ſq. in denſelben accordiren, und alle Wo - chen bezahlen,129. dem Wirth beyn Ausgehen den Schluͤſ - ſel geben,130. der gut befundenen Alphabetiſches Regiſter ſub lit. M. pag.341. ſqq.

Z.

  • Zeit, deren richtige Eintheilung iſt noͤthig,98
  • Zimmer, auf was vor Art von ungewiſſenhafften Hofmei - ſtern gemiethet werden,31
  • Zorn, was vor uͤble Zufaͤlle nach ſich ziehe,334
  • Zufriedenheit des Gemuͤths,226ſqq.

About this transcription

TextGetreuer Hofmeister auf Academien und Reisen
Author Ehrenfried Walther von Tschirnhaus
Extent396 images; 54253 tokens; 11428 types; 396044 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGetreuer Hofmeister auf Academien und Reisen Welcher Hn. Ehrenfr. Walthers von Tschirnhauß auf Kißlingswaldau, [et]c. Für Studierende und Reisende, sonderlich Standes-Personen, und Deroselben Hofmeister, zu einer sichern Anleitung zur anständigen Conduite auf Universitäten und Reisen Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus (ed.) . [8] Bl., 354 S., [7] Bl. FörsterHannover1727.

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Universitäts- und Landesbibliothek Halle ULB Halle, Pon IIg 902

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Reiseliteratur; Gebrauchsliteratur; Reiseliteratur; core; ready; china

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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