Jnnhalt:
§. I.
THeſſalonich war nebſt Phi - lippen die Haupt-Stadt in Macedonien, einer groſ - ſen Landſchaft in Griechen - land. Als Paulus mit Sila von Antiochia den Zug durch die Laͤnder Aſi - ens bis gen Troada, wel - cher Apoſt. Geſch. c. 15, 40. 41. c. 16, 1 -- 18. be - ſchrieben wird, gethan hatte, wurde er, wie ſchon bey dem Briefe an die Philipper erwehnet iſt, durch ein beſonders Geſicht in der Nacht von GOTT nach Macedonien berufen. Erſtlich kam er uͤber Samothraciam und Nicopolin nach Philippen, woſelbſt unter andern die Lydia und der Kerckermeiſter nebſt den Jhrigen zu Chriſto bekehret und getaufet wurden v. 11-42. Von Philippen, woſelbſt er um des Evangelii willen vieles erlitten hatte, aber auch wunderbarlich errettet worden war, zog er nach Theſſalonich; alwo die Juden eine anſehnliche Schule oder Sy - nagoge, das iſt, eine Kirche, ein Haus zum oͤf - fentlichen Gottesdienſte, hatten. Jn dieſe gieng Paulus ſeiner Gewohnheit nach, und redete mit den Juden auf drey Sabbaten aus der heiligen Schrift des alten Teſtaments, er that ſie ihnen auf, und legete es ih -nen mit gar nachdruͤcklichem Beweiſe vor, daß Chriſtus muſte leiden und auferſte - hen von den Todten, und daß der JEſus von Nazareth, den er ihnen verkůndigte, der wahre Meßias ſey. Cap. 17, 1-3. Und alſo war die Haupt-Summa aller ſeiner Pre - digten von Chriſti Tode und Auferſtehung. Da - bey er aber nichts zuruͤck gelaſſen von dem, was noch ſonſten zu dem Rathe GOttes, von dem Grunde, von der Ordnung und Vollendung, des Heils gehoͤrete. Siehe desgleichen 1 Cor. 15, 3. 4. Der Erfolg war, daß eines theils ih - rer viele in der Ordnung wahrer Bekehrung ſich zu dem Glauben an Chriſtum bringen lieſſen; ſonderlich von den Heyden; und zwar ſolchen, welche, als Proſelyten, oder Juden-Genoſſen, ſich zum wenigſten in ſo weit zur Juͤdiſchen Re - ligion gehalten hatten, daß ſie der heydniſchen Abgoͤtterey hatten abgeſaget, und mit den Juden dem wahren GOTT Jſraelis dieneten, obgleich ohne uͤbernommene Beſchneidung. Andern theils aber erhub ſich, ſonderlich von den wider - ſpenſtigen Juden, eine groſſe Verfolgung wider Paulum und die Erſtlinge der neuen Gemeine: die denn ſolcher geſtalt unter dem Leiden gepflan - tzet, und auch zugleich beveſtiget und bewaͤhret wurde. v. 4-9.
A 2§. II. 4Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli§. II. Der Ort / alwo Paulus dieſen Brief geſchrieben, war Corinthus. Welches man daraus erkennet: Paulus gieng von Theſ - ſalonich nach Berrhoen, alwo er Silam und Timotheum ließ, ſelbſt aber von dar nach Athen reiſete, und daſelbſt Timotheum und Silam er - wartete v. 15. Als ſie nun angekommen, ließ er ſichs gefallen, daß er in Athen allein gelaſſen wuͤrde, und da er ſelbſt nicht wieder nach Theſ - ſalonich kommen konte, 1 Theſſ. 2, 17. 18. ſandte er Timotheum dahin, um ſie zu ſtaͤrcken und zu ermahnen, daß nicht iemand weich wuͤrde in den uͤber ſie verhaͤngten Truͤbſalen c. 4, 1. 2. 3. Es kam Timotheus nicht lange darauf wieder zuruͤcke, und brachte dem Apoſtel von der Theſ - ſalonichiſchen Gemeine dieſe erfreuliche Nach - richt, daß es um dieſelbe recht wohl ſtehe v. 6-9. Er fand aber Paulum nicht mehr zu Athen, ſon - dern zu Corinthus; als wohin er von Athen ge - reiſet war c. 18, 1-5. worauf denn Paulus die - ſen erſten Brief zu Corinthus an ſie geſchrieben hat: ſintemal er bey Schreibung dieſes Briefes der Ankunft Timothei und der von ihm empfan - genen Nachricht, als einer kurtz vorher geſche - henen Sache, gedencket. 1 Theſſ. 3, 6. u. f. Wenn man hiebey zuſammen haͤlt, was wir 1 Theſſ. 3, 6-9. und Apoſt. Geſch. 18, 5. leſen, ſo ſehen wir daraus, daß die von den Theſſalonichern, durch Timotheum und Silam, empfangene er - freuliche Botſchaft vieles dazu beygetragen, daß ſich Paulus von der Zeit an zu Corinthus ſon - derlich erwecket gefunden Chriſtum zu verkuͤn - digen.
§. III. Die Zeit / da dieſer Brief ge - ſchrieben, faͤllt in das andere Jahr, nach - dem die Kirche zu Theſſalonich war gepflan - tzet worden, und ins ſiebenzehende Jahr des Apoſtel-Amts Pauli: welches war das 12te Jahr des Kaͤyſers Claudii, und das 52ſte nach Chriſti Geburt. Und es iſt wohl zu mer - cken, daß dieſer Brief unter allen Pauliniſchen Briefen der allererſte iſt; wie auch bereits aus der oben allen Epiſteln vorgeſetzten Chro - nologiſchen Anweiſung erhellet. Daß alſo die - ſer Brief nebſt dem andern an die Theſſaloni - cher, als der auf den erſten bald erfolget iſt, der Ordnung nach billig voran ſtehen ſolte: Daran doch aber ſo viel eben nicht gelegen iſt, nachdem ſchon von Alters her die groͤſſern Brie - fe den kleinern vorgeſetzet ſind.
§. IV. Die Veranlaſſung / welche Pau - lus in Schreibung dieſes Briefes gehabt, iſt leichtlich zu erkennen aus dem, was zuvor von dem Ort, wo er geſchrieben worden, ange - fuͤhret iſt: Nemlich Paulus hatte Timotheum von Athen nach Theſſalonich geſandt, um ſich nach ihrem Zuſtande zu erkundigen, und ſie unter vielem Leiden im Glauben zu ſtaͤrcken. Als nun Timotheus wiedergekommen war, und zwar nebſt Sila; es ſey daß dieſer mit ihm dorthin geſchicket geweſen, oder daß er unterweges, etwa zu Berrhoen, zu ihm ge - kommen, und Paulo zu Corinthen Ap. Geſ. 18, 5. eine gar erfreuliche Nachricht von der Theſſalonicenſiſchen Gemeine gebracht hatte;ſo wurde Paulus dadurch bewogen, dieſen Brief, unter beſonderm Antriebe GOttes, an ſie zu ſchreiben. Und ſo gut es auch um dieſe Gemeine, was den groͤßten Haufen betraf, im - mer ſtehen mochte; ſo fehlete es doch auch dar - innen nicht an einigen Anſtoͤſſen; und zwar wie in der Lehre, alſo auch im Leben. Denn, der Lehre nach, waren einige irre gemacht, oder noch nicht genugſam beveſtiget in dem Articul von der Auferſtehung der Todten, was die Ordnung, in welcher ſie in Anſehung der ſchon Verſtorbenen, und derer, welche Chriſtus in ſeiner Zukunſt noch lebendig finden wuͤrde, an - langete. c. 4, 13. u. f. Jm Leben ſchienen ei - nige noch manches von ihrer vorigen heidni - ſchen Unart an ſich zu haben, oder doch dage - gen noch nicht gnugſam verwahret und beve - ſtiget zu ſeyn. Da nun Paulus gleiches vom Timotheo und Sila vernommen, ſo hat ihn ſolches mit veranlaſſet, den Brief an ſie zu ſchreiben.
§. V. Der Zweck und Jnnhalt dieſes Briefes iſt aus angefuͤhrter Veranlaſſung leicht - lich zu erkennen. Denn Paulus ermuntert die Theſſalonicher, mit Bezeugung des zarteſten Affects ſeiner Liebe und ſeiner Freude uͤber ihr gegenwaͤrtig geſehenes und in Abweſenheit von Timotheo vernommenes rechtſchaffenes We - ſen, und ermahnet ſie wie zur Beſtaͤndigkeit im Glauben unter dem Creutze, mit dem Unter - richt von der Beſchaffenheit der Zukunft Chri - ſti und der Auferſtehung der Glaͤubigen; alſo auch zum heiligen Wandel, wie derſelbe in al - len Stuͤcken zu beweiſen ſey.
§. VI. Die vornehmſten Materien dieſes Briefes ſind:
§. VII. Stellen / welche vor andern ei - nen beſondern Nachdruck haben, ſind:
Es kan dieſer Brief fuͤglich in zwey Theile eingetheilet werden.
Der erſte Theil.
Dieſer haͤlt nach der Inſcription und nach dem Segens-Wunſche in ſich eine Liebes - und Lobes-volle Anfuͤhrung deſſen, was da ge - hoͤret
Der andere Theil.
Darinn der Apoſtel den Theſſalonichern viele gute Erinnerungen giebet zum fernern und immer richtigern rechtſchaffenen Wandel: als da ſind:
PAulus (der Apoſtel JEſu Chriſti) und Silvanus (oder Silas) und Timotheus (ſeine geweſe - ne getreue Gehuͤlfen in Pflan - tzung) der Gemeine zu Theſ - ſalonich) (die dergeſtalt von GOTT iſt, daß ſie auch iſt) in GOtt (in der Gemeinſchaft mit GOtt) dem Vater und dem HErrn JEſu Chriſto (folglich auch in dem Heiligen Geiſte, als dem Geiſte des Va - ters und des Sohnes.) Gnade ſey mit euch (ϖληϑυνϑέιη, werde vervielfaͤltiget 1 Pet. 1, 2.) und Friede von GOtt unſerm Vater und dem HErrn JEſu Chriſto. (in welchem der Vater uns ſegnet mit allerley geiſtlichen Segen in himmliſchen Guͤtern. Eph. 1, 3.)
1. Paulus war die Haupt-Perſon, von welcher eigentlich der Brief kam; wie man auchaus deſſelben gantzem Context ſiehet: als der auch eigentlich die Apoſtoliſche Gabe der goͤttli - chen Inſpiration hatte.
2. Silvanus, ſonſt auch mit einem kuͤr - tzern Ausdruck genannt Silas, und Timo - theus, waren ſolche Apoſtoliſche Maͤnner, welche GOtt mit recht Apoſtoliſcher Kraft aus - geruͤſtet hatte, und die Pauli Reiſe-Gefaͤhrten waren in dem groſſen Zuge von Antiochia durch Aſien und Griechenland, und von da zuruͤck nach Jeruſalem bis wieder nach Antiochiam Ap. Geſch. 15, 39-41. c. 16. 17. 18, 1-22. Da ſie nun; wie wir aus der Einleitung geſehen haben, Pau - lo ſehr getreue Dienſte in Pflantzung der Gemei - ne zu Theſſalonich gethan hatten, ſie auch bey derſelben in einem guten Anſehen ſtunden, und, da Paulus dieſen Brief zu Corinthus ſchrieb, erſt aus Macedonien, wohin er ſie geſandt hatte, zuruͤck gekommen und um ihn waren; ſo ſetzet er ihre Namen bey dem Seinigen, umA 3die6Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 1. v. 1. 2. die Einigkeit des Sinnes, in welcher er mit ih - nen ſtuͤnde, zu bezeugen, und dadurch die Theſſa - lonicher deſtomehr zu beveſtigen, wie in allem dem, was er itzo ſchrieb, alſo auch in dem, was er mit dieſen beyden Maͤnnern ihnen muͤndlich vor - getragen hatte.
3. Dieſe drey getreue Arbeiter ſind nun nach aller ihrer Arbeit, Muͤhe und Truͤbſal ſchon vorlaͤngſt in ihre Ruhe eingegangen, und genieſ - ſen der Fruͤchte ihrer Arbeit aus Gnaden in voll - kommner Seligkeit. Wohl dem, der unter den Lehrern ihnen in aller Treue nachfolget; und wer unter den Zuhoͤrern und Leſern zum See - gen annimt, was auch in dieſem Briefe von ih - nen uns hinterlaſſen iſt. Denn der wird ſie dermaleins in der Herrlichkeit zu vieler Freude auch von Perſon kennen lernen. Wie denn, wenn dieſes nicht ſeyn ſolte, im ewigen Leben ſich eine Unvollkommenheit finden muͤßte; aber ge - wiß ein Stuͤck der Seligkeit mit ſeyn wird, wenn man ſich wird in der Gemeinſchaft der in dieſem Leben nur bloß aus einiger Beſchreibung be - kannt gewordenen Patriarchen, Propheten, A - poſtel, und ſo vieler andern Glaubens-Helden und Heldinnen, ſonderlich aber JESU Chriſti ſelbſt, beſinden.
4. Die Stadt Theſſalonich iſt zwar noch vorhanden, aber nach ſo vielfaͤltiger Veraͤnde - rung in einem gantz andern Zuſtande unter der Botmaͤßigkeit des Tuͤrckiſchen Kayſers, und wird mehr von Tuͤrcken und Juden, als von Chriſten bewohnet. Wie denn die particu - lair-Kirchen auf Erden der Moſaiſchen Stifts - Huͤtte gleich ſind, die vieler Veraͤnderung un - terworfen war. GOtt laſſe in Chriſto geſegnet ſeyn, die noch itzo ſich daſelbſt von dem Namen Chriſti nennen, und laſſe Tuͤrcken und Juden auch zu ihm gebracht werden:
5. Da wir dieſen an die Theſſalonicher ge - ſchriebenen Brief noch uͤbrig haben, als eine theure Beylage; und er gewiß auch um unſert - willen durch die guͤtige Providentz GOttes auf uns gekommen iſt; ſo hat ein jeglicher Leſer zu ge - dencken, als ſey er an ihn inſonderheit mit ge - ſchrieben; damit er die Application in allen ſich auch auf ihn ſchickenden Materien ſo viel ge - wiſſer und richtiger mache. Schicket ſich denn gleich manches nicht auf ihn, ſo kan er doch dar - aus die guͤtigen Wege des HErrn an ſeiner Kirche und an ſeinen Kindern zu vieler guten Er - innerung mit zum Lobe GOttes erkennen.
6. Die Theſſalonicenſiſche Gemeine war dergeſtalt durch den Dienſt Pauli und ſeiner ge - treuen Mitarbeiter von GOtt gepflantzet und gegruͤndet, daß ſie ſich auch darauf in GOtt, das iſt, in der glaͤubigen und ſeligen Gemeinſchaft mit GOtt dem Vater und dem HErrn JEſu Chriſto befunde. Ein ſolcher Baumeiſter iſt GOTT, der nicht allein das Gebaͤude ſeiner Kirche aufrichtet, ſondern es auch ſelbſt ge - treulich in der genaueſten Vereinigung mit ſich unterhaͤlt.
7. Des Heiligen Geiſtes wird in dieſen und den folgenden Worten deswegen nicht ge - dacht, weil Pauli Vorhaben nicht war vondem Geheimniß der Heiligen Dreyeinigkeit zu handeln, davon auch die Glaͤubigen bey ihrer Bekehrung dergeſtalt waren unterrichtet wor - den, daß ſie daran gar keinen Zweifel trugen, auch wohl wuͤſten, daß ſie durch die kraͤftige Salbung und Wirckung des Heiligen Geiſtes zur ſeligen Gemeinſchaft des Vaters und des Sohnes ge - langet waren.
8. Gnade und Friede gehoͤren immer zu - ſammen, nicht anders, als ein Baum und ſeine Fruͤchte, als eine Quelle und ihre Baͤchlein. Denn die Gnade bringet den Frieden, und durch den Frieden genieſſet man der Gnade. Gnade ohne Friede iſt nur ein Werck menſch - licher Einbildung. Und Friede ohne Gnade iſt nichts, als eine fleiſchliche Sicherheit. Doch findet ſich bey angefochtenen Seelen die Gnade ohne den Frieden; ſie bleibet doch aber nicht oh - ne dieſen.
9. Es thut ein jeglicher Leſer wohl, wenn er bey dieſen Worten mit ſeinem Gemuͤthe ein wenig ſtill ſtehet, und ſie ſich glaͤubig zueignet, in der Verſicherung, daß auch ihm Gnade und Friede angetragen werde, und, was er davon ſchon hat, zur Beveſtigung und Vermehrung kommen muͤſſe. Ach wie mancher bewirbet ſich mehr, und doch dabey oft vergeblich, um die Gnade bey Menſchen, als bey GOtt. Hat hin - gegen ein gedruͤckter keine Gnade bey Men - ſchen, und keinen Frieden unter Menſchen; ſo kan er doch getroſt ſeyn und bleiben, daß er bey - des bey GOtt hat und behaͤlt.
10. Daß unſer Heyland wahrhaftiger GOtt und eines Weſens, auch gleicher Wir - ckung und Ehre, mit dem Vater ſey, das ſiehet man auch daraus, daß die Chriſtliche Kirche nicht weniger iſt von und in ihm, als von und in dem Vater; Und daß Gnade und Friede, als recht goͤttliche Gaben, welche kein Menſch er - theilen kan, nicht weniger von ihm, als vom Vater, herkommen.
Wir dancken GOtt allezeit (alſo daß es bey einer und der andern Danckſagung nicht bleibet, ſondern wir damit fortfahren) fuͤr euch alle (daß ihr zu ſeiner Gemeinſchaft euch habet bringen laſſen, und bisher unter ſo vielerley Lei - den darinn beſtaͤndig beharret ſeyd) und geden - cken euer (mit aller Liebe und vielem Seegens - Wunſche) in unſerm (theils gemeinſchaftlichen, theils beſondern) Gebete (alſo, wie euer uns wohl bekannter Zuſtand es erfordert) ohn Un - terlaß (durch den Trieb unſers Amts und un - ſerer Liebe, ja des Heiligen Geiſtes, der uns im Gebet nicht laͤſſet muͤde werden.)
1. Eines rechtſchaffen Lehrers Pflicht fuͤr ſeine Gemeine iſt, daß er fleißig fuͤr ſie betet. Wie ungeſchickt aber ein Unbekehrter - und Fleiſchlich-Geſinneter in ſo vielen Stuͤcken zum Amte des Geiſtes ſey, das ſiehet man unter an - dern auch daher, daß er nicht fuͤr ſeine Zuhoͤrer betet und beten kan, ſo lange er unbekehret blei -bet.7Cap. 1. v. 2. 3. des erſten Briefes an die Theſſalonicher. bet. Was er dißfalls thut, iſt kein rechtes und GOtt wohlgefaͤlliges Gebet. Joh. 9, 31.
2. Es haben auch Chriſtliche Zuhoͤrer ſich hiebey ihrer Pflicht zu erinnern, welche iſt, daß ſie nicht weniger auch fuͤr ihre Lehrer hertzlich zu GOtt beten; ſonderlich wenn ſie ſehen, daß ſie auch ihrentwegen mancherley Leiden uͤber ſich zu nehmen haben.
3. Das loͤblichſte aber iſt bey Chriſtlichen Zuhoͤrern. wenn ſie ſich ſo verhalten, daß das Ge - bet des Lehrers fuͤr ſie mit vieler Danckſagung geſchehen koͤnne. Wenn es hingegen mit vielem Seufzen und Klagen geſchiehet, das iſt ihnen nicht gut, auch ein Zeichen ihres gar ſchlechten Zuſtandes. Heb. 13, 17.
4. Die Worte allezeit und ohne Un - terlaß zeigen nicht ſo viel an, als wenn Pau - lus nichts anders gethan, als nur immer gebe - tet habe; welches ſein Amt nicht litte; ſon - dern ſie ſind nur der gaͤntzlichen Unterlaſſung ent - gegen geſetzet, und zeigen an, daß er oft gebetet, und daß, ſo oft er gebetet, er der Theſſalonicen - ſiſchen Gemeine allezeit, ohne es zu unterlaſſen, oder ihrer zu vergeſſen, inſonderheit mit gedacht habe.
5. Und da der Apoſtel ſpricht: Wir dan - cken GOtt in unſerm Gebet; ſo iſt kein Zwei - fel, daß ſie ihr Gebet, auſſer dem, daß ein ieder oft beſonders gebetet hat, gemeinſchaftlich mit einander verrichtet haben. Wie denn diß rechtſchaffne Lehrer alſo zu halten pflegen, daß, wenn ſie zuſammen kommen, ſie ſich gern im Gebet fuͤr ihre Gemeinen mit einander verei - nigen. Recht von GOtt erweckte Zuhoͤrer ma - chen es auch alſo.
6. Daß der Apoſtel auch gegen die andern Ge - meinen alſo geſinnet geweſen, und ſeinen, GOtt und ihnen ergebenen, Sinn alſo bewieſen habe, ſiehet man aus Roͤm. 1, 8. 9. Eph. 1, 16. c. 3, 13. 14. u. f. Col. 1, 9. 2 Theſſ. 1, 3.
Und dencken (mit vieler innigen Her - tzens-Vergnuͤgung) an euer Werck im Glau - ben (του῀ ἔργου τῆς πίςεως, der Realitaͤt, welche ihr in eurem Glauben bewieſen) und an eure Ar - beit in der Liebe (da ihr ſie dergeſtalt thaͤtig erwieſen habet, daß ihr euch viele Muͤhe gege - ben, GOtt und eurem Naͤchſten zu dienen) und an eure Gedult in der Hoffnung (an eure Be - harrung im Guten und Ausdaurung im Leiden, darinn ihr durch die lebendige Hoffnung ſehr un - terſtuͤtzet werdet) welche iſt unſer HErr JE - ſus Chriſtus (an welchen ſich die Hoffnung durch den Glauben haͤlt) vor GOtt und dem Vater (vor welchem wir euer gedencken, und vor dem ihr im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung, wandelt und erfunden werdet.) Siehe auch 2 Theſſ. 1, 3. 4.
1. Durch das Wort μνημονέυοντες, (wel - ches participium ſo viel iſt; als ſtuͤnde der in - dicativus da mit dem Worte weil, weil, oder da wir gedencken, oder uns erinnern) ſtehet derdritte Vers mit dem andern in dieſer Verbin - dung, daß der Apoſtel anzeiget, was ihn zu der Danckſagung in ſeinem Gebet veranlaſſet habe, nemlich das erſreuliche Andencken von dem ſo geſegneten Zuſtande der Theſſaloni - cher.
2. Glaube, Liebe, und Hoffnung ſtehen billig bey einander, als die Mutter mit ihren zwo ihr ſehr aͤhnlichen Toͤchtern. Denn der Glaube lieget zum Grunde, und gebieret aus ſich die Liebe; beyde aber werden unterſtuͤ - tzet durch die aus dem Glauben gleichfalls ge - borne Hoffnung. Denn die Hoffnung iſt eine geduldige und gewiſſe Erwartung des ver - ſprochenen voͤlligen Heils, welches man ſich im Glauben bereits zugeeignet, davon aber nur noch die Erſtlinge uͤberkommen hat. Roͤm. 8, 23.
3. Glaube ohne Liebe iſt eine bloſſe Ein - bildung: und Liebe ohne Glauben iſt nur Natur-Werck: gleichwie ohne Glauben und Liebe nichts iſt, als eine eitele und ſelbſt ge - machte Hoffnung; die da laͤßt zu Schanden werden, und von de rechten, die nicht zu Schanden werden laͤßt, gar weit unterſchieden iſt. Roͤm. 5, 5.
4. Durch das zu dem Worte Glauben geſetzte Wort Werck verſtehet der Apoſtel al - hier nicht ein ſolches Werck, welches aus dem Glauben koͤmmt, oder welches der Glaube wir - cket und verrichtet; ſintemal er dieſes gleich darauf mit den Worten: eure Arbeit in der Liebe, ausdrucket: ſondern das rechte We - ſen und die eigentliche Conſtitution, Form und Natur des Glaubens, nach ſeiner rechten Realitaͤt und Soliditaͤt, nach welcher er ei - nem ſelbſtgemachten Glauben, oder einer lee - ren Einbildung davon, entgegen geſetzet iſt. Jn welchem Verſtande, mit der Abſicht auf die Wirckung GOttes, wodurch der Glaube ent - ſtehet, unſer Heiland Joh. 6, 19. ſpricht: Das iſt τὸ ἔργον του῀ Θεου῀, ein Werck GOttes, oder GOttes Werck, daß ihr an den glaubet, den er geſandt hat. Welcher Glaube denn auch ſeiner Natur nach und in ſich ſelbſt iſt ἐργατικὴ, oder ἐνεργὴς, wirckſam; gleichwie ein Baum, wenn man ihn auch auſſer ſeinen Fruͤchten betrachtet, in ſich ſelbſt von einer wirck - ſamen Natur iſt, und ſeine rechte ſtandhafte Conſiſtentz hat. Und auf dieſes Werck des Glaubens gehet auch, dem Wachsthum und der Vollendung nach, der Wunſch Pauli 2 Theſſ. 1, 11. da er bezeuget, wie daß ſein Ge - bet auf das Werck des Glaubens in der Kraft bey ihnen gerichtet ſey.
5. Die Arbeit der Liebe iſt, nach dem im Griechiſchen beybehaltenen Hebraiſmo, ei - ne ſehr arbeitſame Liebe, welche immer in den Pflichten gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten, nach allen Geboten GOttes geſchaͤf - tig iſt; und zwar dergeſtalt, daß ſie es ſich recht ſauer werden und ſich keine Muͤhe verdrieſſen laͤßt, auch durch alle Hinderung hindurch bricht. Siehe auch Hebr. 6, 10.
6. Das Wort Geduld, griechiſch ὑπο -μονὴ8Erklaͤrung des erſten Briefes Cap. 1. 3. 4. μονὴ, heißt eigentlich eine beſtaͤndige Behar - rung, da man das einmal auf ſich genomme - ne ſanfte Joch Chriſti nicht abwirft, ſondern darunter und damit beſtaͤndig hingehet, und wie im Leiden aushaͤlt, alſo auch vom Boͤſen inne haͤlt, und im Guten anhaͤlt. Dazu denn die lebendige Hoffnung nicht wenig beytraͤ - get: nemlich die Hoffnung, daß das Leiden kurtz und die Errettung gewiß ſey, auch bald erfol - gen und eine uͤber alle maße wichtige Herrlichkeit nach ſich ziehen werde. 2 Cor. 4, 17. Denn die glaͤubige Hoffnung iſts, welche gleichſam wie ein Ancker hinauf (da natuͤrliche Ancker un - terwaͤrts gehn) in das Allerheiligſte gehet, dahin Chriſtus vor uns eingegangen iſt, und uns die Staͤte bereit hat. Hebr. 6, 19. 20. Wel - che auch daher ein Helm des Heils heißt, Eph. 6, 17. als die da bey einem Chriſten gleichſam das Haupt verwahret, daß es in allen Anlaͤufen der Welt und des Satans unverletzt bleibet.
7. Chriſtus iſt der Grund und das Ob - ject unſerer Hoffnung, worauf ſie gerichtet iſt. Und weil die Hoffnung auch ofte ſo viel heißt, als das gehoffete Gut, und ſie dieſes allezeit vor ſich hat, Chriſtus aber das rechte Haupt-Gut iſt, mit welchem, und in welchem, uns alle uͤbrige Heils-Guͤter geſchencket werden, Roͤm. 8, 32. ſo heißt daher Chriſtus ſelbſt die Hoffnung. Dergleichen wir auch finden Col. 1, 27. da es heißt: Chriſtus in euch, oder in uns, die Hoff - nung der Herrlichkeit. und 1 Tim. 1, 1. Paulus ein Apoſtel JEſu CHriſti, nach dem Befehl GOttes unſers Heilandes, und des HErrn JESU Chriſti, der unſere Hoffnung iſt. Denn die Glaͤubigen warten auf die ſelige Hoffnung (verſprochene und gehoffete Selig - keit) und Erſcheinung der Herrlichkeit des groſſen GOttes und unſers Heilandes JE - ſu Chriſti. Tit. 2, 13.
8. Die Worte: vor GOTT nnd un - ſerm Vater, kan man conſtruiren entweder mit dem Wort μνημονέυοντες, wir gedencken euer Werck vor GOTT: wie denn, was ſolche Maͤnner GOttes thaten, das thaten ſie als vor GOTT in ſeiner allerheiligſten Gegen - wart: oder mit den Worten von dem Glau - ben, der Liebe, und der Hoffnung; daß Paulus damit bezeugen wollen, daß ſie ſich darinnen rechtſchaffen, als vor GOtt, erwieſen: wie von Zacharia und Eliſabeth Luc. 1, 6. ſtehet, daß ſie beyde fromm vor GOtt geweſen.
9. Daß die Particula und oft nur zur Er - klaͤrung gebrauchet wird, ſiehet man auch aus dieſem Ort, da GOtt und unſer Vater ſo viel iſt, als: GOtt, der da unſer Vater iſt.
10. Jm uͤbrigen pruͤfe dich, Chriſtlicher Le - ſer, bey der Application dieſes Textes, wie es ſtehe um das Werck deines Glaubens, um die Arbeit deiner Liebe, und um die Geduld, oder Beharrung in deiner Hoffnung? Und ſonderlich ob JEſus Chriſtus deine Hoffnung ſey, alſo daß du deine Gedancken und Begier - den aufrichtig auf ihn gerichtet ſeyn und blei - ben laͤſſeſt?
Denn lieben Bruͤder, von GOTT (alſo) geliebet (daß ihr auch zu ihm gezogen worden, um die Urſach anzuzeigen, warum wir euer dergeſtalt, wie geſagt, eingedenck ſind, und warum wir euch das Werck des Glaubens, u. ſ. w. zuſchreiben; ſo iſt es dieſe:) Wir wiſ - ſen, wie ihr auserwehlet ſeyd (nemlich aus den Kennzeichen, die ihr von eurem Glau - ben und von eurer Beharrlichkeit bereits gege - ben habet.)
1. Die Worte ὑπὸ Θεου῀ kan man entwe - der mit Luthero zu dem vorhergehenden Worte ἠγαπημένοι ziehen, da es denn heißt: Geliebte von GOtt: oder zu dem folgenden Worte τὴν ἐκλογὴν; da es zu uͤberſetzen waͤre: eure Er - wehlung von GOTT, nemlich daß ſie von GOtt geſchehen. Die erſte Conſtruction iſt wol die natuͤrlichſte: und die finden wir auch 2 Theſſ. 2, 13. ἀδελφοὶ ἠγαπημένοι ὑπὸ Κυρίου, ge - liebte Bruͤver von dem HErrn.
2. Die Erwehlung iſt eine ſolche Hand - lung GOttes, da GOtt, vermoͤge deſſen, daß er von Ewigkeit vorher geſehen, daß einer werde an Chriſtum beharrlich glauben, bey ſich den Schluß gemacht hat, einen ſolchen um Chriſti willen ewig ſelig zu machen. So wenig nun ein Menſch in die Ewigkeit zuruͤck ſehen kan, ſo wenig kan er auch an ſich ſelbſt von einem darinn ſchon geſchehenen Rath-Schluß GOttes eigent - lich wiſſen. Unterdeſſen aber laͤßt ſich doch von der Erwehlung GOttes von hinten her aus dem Erfolg urtheilen. Denn da es bey der Vor - herſehung und der Erwehlung GOttes auf den Glauben an Chriſtum ankoͤmmt, und dieſer ſich durch die Liebe thaͤtig erweiſet; ſo kan man hier - aus wol ſo viel ſchlieſſen, daß das, was in der Zeit geſchiehet, GOtt von Ewigkeit vorher ge - ſehen habe; und alſo ein ſolcher im Glauben ſte - hender und beharrender Menſch von GOtt er - wehlet ſey. Und dieſes konnte Paulus ſo viel mehr von den Theſſalonicenſern urtheilen, ſo viel thaͤtiger ſich ihr Glaube bisher in der Liebe erwieſen hatte, auch mitten unter den Leiden. Daher er denn aus ſolchen Proben an ihrer Be - harrung nicht zweifelte: indeſſen aber doch mit der gantzen Epiſtel, darinn er ſie zur Beharrung ermahnet, bezeugete, wie ſolche ſeine Zuverſicht noch umſchraͤncket ſey, und die Ordnung und den wuͤrdigen Gebrauch der Gnaden-Mittel erfodere.
3. Wohl dem Lehrer, der, wie Paulus, ſelbſt aus GOTT geboren iſt, und der ſeine Zuhoͤrer, wie Paulus die Theſſalonicher, wo nicht insgemein, doch dem groͤßeſten Haufen nach, fuͤr Bruͤder in Chriſto, oder fuͤr wahre Kinder GOttes, halten kan. Und wohl ſolchen Zuhoͤ - rern, an welchen die rechtſchaffnen Lehrer ſolche Freude haben. Daß aber unter den geiſtlichen Bruͤdern auch die Schweſtern, oder Perſonen weiblichen Geſchlechts, mit zu verſtehen ſind, iſt aus der Sache ſelbſt bekannt.
4. Kan ein Lehrer von der Erwehlung ſei -ner9Cap. 1. v. 4. 5. 6. Pauli an die Theſſalonicher. ner rechtſchafnen Zuhoͤrer alſo, wie zuvor gedacht, urtheilen; ſo kan vielmehr ein glaͤubiger Zuhoͤrer ſolche Verſicherung von ſich bey ſich ſelbſt ha - ben, ſo vielmehr er von der ihn bewahrenden Treue GOttes verſichert iſt. Joh. 10, 28. 29. 1 Pet. 1, 5. und ſo viel ernſtlicher, auch bereits in manchen Verſuchungen geuͤbter, ſein Vorſatz iſt, im guten Gewiſſen bey Chriſto zu verharren. Daher denn auch ein ſolcher nicht unterlaͤßt, ſei - ne Berufung und Erwaͤhlung, der innerlichen Verſicherung nach, in der Ordnung des Heils immer veſter zu machen, nach der Ermahnung Petri. Ep. 2. c. 1, 10.
Daß (ſintemal) unſer Evangelium (un - ſere Predigt vom Evangelio Rom. 16, 25. 2 Theſ. 2, 14. 2 Tim. 2, 8.) iſt bey euch geweſen (εγενὴϑη ἐις ὑμᾶς iſt geweſen, hat ſich erwieſen gegen euch mit dem Eindringen in eure Seelen) nicht allein im Worte (daß ihr einen deutli - chen Begriff davon uͤberkommen habet,) ſon - dern beyde (ſondern auch) in der Kraft (nemlich ſolcher, welche ſich zur Anzuͤndung des Glaubens und wahrer Bekehrung bey euch her - vor gethan hat: Wie es denn eine Kraft GOt - tes iſt, ſelig zu machen Rom. 1, 16.) und im hei - ligen Geiſt (der ſolche Kraft dem Evangelio bey - geleget hat, und durch das Evangelium Chri - ſtum aufs kraͤftigſte in den Hertzen der Glaͤubi - gen verklaͤret, und ſie von der Gewißheit der Gnade GOttes, ihrer Kindſchaft und kuͤnftigen Erbſchaft der ewigen Seligkeit verſiegelt oder verſichert. Eph. 1, 13.) und in groſſer Gewiß - heit (ἐν πληροϕορίᾳ πολλῆ, in vieler Glaubens - Freudigkeit, darinn ihr es aufgenommen habet, und darinn ich es euch vorgetragen habe.) Wie ihr wiſſet, welcherley wir geweſen ſind un - ter euch (mit was fuͤr Parrheſie wir, der ſo vie - len Leiden ungeachtet, den Vortrag gethan ha - ben,) um eurentwillen (um euch zu uͤberzeugen und zum Gehorſam des Glaubens zu bringen.)
1. Der Apoſtel zeiget mit dieſen Worten den Grund an, woher er einen ſo zuverſichtlichen Schluß von ihrer Erwehlung gemachet, weil er nemlich mit dem Evangelio einen ſo gar geſegne - ten Eingang bey ihnen gefunden habe.
2. Zum rechten Vortrage des Evangelii gehoͤret ein erweckter Geiſt, der daſſelbe mit al - ler Freudigkeit den Menſchen anpreiſe. Ein leb - loſer und ſchlaͤfricher Vortrag ermangelt ſol - ches Seegens: Da denn die Schuld auf den Lehrer faͤllt. Paulus lehret mit der Beweiſung des Geiſtes und der Kraft. 1 Cor. 2, 4.
3. Wort, Kraft und der Heilige Geiſt, die gehoͤren zuſammen. Denn GOtt handelt ordentlicher weiſe mit uns durch ſein Wort: ſein Wort aber iſt voller Kraft und Leben, und dieſes hat es von dem Heiligen Geiſte, der da - durch wircket. Es verſtehet der Apoſtel alhie wol nicht die Wunder-Kraͤfte des Heiligen Gei - ſtes: ſintemal dieſelben nicht eben eine Verſiche - rung von der ewigen Erwehlung geben konten,auch nicht allen Glaͤubigen gemein waren; hie aber die Rede iſt von dem, daher von der Er - wehlung aller Glaͤubigen ein zuverſichtlicher Schluß gemachet werden konte.
Und ihr ſeyd unſere Nachfolger wor - den (in der Gedult, da ihr euch durch allerhand Truͤbſal nicht von dem erkannten Evangelio habt abwendig machen laſſen) und des HErrn (JE - ſu Chriſti ſelbſt; als von deſſen Leiden und Ge - dult wir euch geprediget haben; Wie er nemlich damit zuvorderſt uns verſoͤhnet, aber auch zu - gleich ein Exempel der Nachfolge gegeben habe) und habet das Wort aufgenommen (da, oder nach dem ihr es aufgenommen habet, (unter vielen Truͤbſalen mit Freuden im Heiligen Geiſt, (πνέυματος ἁγίου, des Heiligen Geiſtes, wel - che Freude der H. Geiſt wircket.)
1. Das Wort vom Creutze Chriſti, als ein Evangelium zur Seligkeit, glaͤubig aufneh - men iſt viel: es unter vieler Truͤbſal aufneh - men iſt noch mehr: es ſolcher ungeachtet noch dazu mit Freuden aufnehmen iſt am allermei - ſten zu verwundern.
2. Da nun dieſes alles uͤber alle menſchli - che Kraͤfte gehet; ſo gedencket der Apoſtel bey der letztern Stuffe des Heiligen Geiſtes; als der in ihnen ſolches kraͤftiglich gewircket hatte. Denn der Menſch iſt auch zu dem erſten Grad, zu der glaͤubigen Aufnahme, von Natur gantz ungeſchickt: Wie Paulus bezeuget, wenn er ſpricht: Der natuͤrliche Menſch vernimt nicht was des Geiſtes GOttes iſt, es iſt ihm eine Thorheit und kan es nicht begreifen: Denn es muß geiſtlich gerichtet ſeyn. 1 Cor. 2, 14.
3. Und eben darinnen, daß das Evangeli - um alſo aufgenommen iſt, thut ſich ein gar herr - licher Character von deſſelben goͤttlichen Wahr - heit und Vortreflichkeit hervor: ſintemal es ſchlechterdings unmoͤglich zu begreifen iſt, wie in aller Welt ſo viel tauſend Menſchen von aller - hand Nationen, Staͤnden und Alter das Evan - gelium unter vielem Leiden mit Freuden haͤtten wuͤrden aufnehmen, wo ſie nicht von der Wahr - heit deſſelben, und alſo der gantzen Chriſtlichen Religion aufs allergewiſſeſte waͤren uͤberzeuget geweſen.
4. Es ſpricht zwar unſer Heyland Matth. 13, 20. 21. auch von ſolchen, die, wenn ſie das Wort hoͤren, es mit Freuden aufnehmen: Aber ſie ſind einem ſteinichten Acker gleich, dar - innen es zu keiner Wurtzel koͤmmt: Und alſo ſind ſie wetterwendiſch, alſo daß, wenn ſich Truͤbſal und Verfolgung erhebet um des Worts willen ſo aͤrgern ſie ſich bald. Gantz anders erwieſen ſich die lieben Theſſalonicher.
5. Haben die Theſſalonicher das Wort unter vieler Truͤbſal mit Freuden aufgenommen, da es noch wie eine neue und fremde Lehre ange - ſehen wurde; wie werden die vor GOTT beſte - hen, welche ſich mitten in der Evangeliſchen Kir -Bche10Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 1. v. 6. 7. 8. che befinden, aber das Wort nicht einmal ohne Truͤbſal bey aͤuſſerlicher Ruhe aufnehmen; ja andern, die es aufnehmen und es im Leben be - weiſen, wol Truͤbſal anlegen.
6. Gleichwie der Apoſtel v. 1. und 3. des Vaters und des Sohnes gedacht hat, ohne hinzugethane Meldung des Heiligen Geiſtes: alſo gedencket er v. 5. 6. des Heiligen Geiſtes, ohne dabey des Vaters und des Sohnes zu gedencken: weil es ſein Vorhaben nicht war, vom Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit zu handeln. Und alſo hat man alle andere Oerter, da nur des Vaters und des Sohnes, nicht aber zugleich des Heiligen Geiſtes gedacht wird, an - zuſehen.
7. Den Lehrern muß man folgen, aber nur darinnen, worinnen ſie den HErrn JEſum zum Vorgaͤnger haben. Darum Paulus alhie bey - des zuſammen geſetzet hat: Jhr ſeyd unſere Nachfolger geworden und des HErrn. Siehe auch 1 Cor. 11, 1. da es heißt: Seyd mei - ne Nachfolger, gleichwie ich Chriſti Nach - folger bin.
Alſo daß ihr worden ſeyd ein Fuͤrbild allen Glaͤubigen in Macedonia (ſonderlich denen zu Philippen und Berrhoen Ap. Geſch. 16, 12. u. ſ. f.) und Achaia (und darinnen fuͤr - nemlich denen zu Corinthus; auch denen zu Athen in Attica: als durch welche Laͤnder Pau - lus von Theſſalonich reiſete. c. 17. 18.)
1. Jm Reiche GOttes muß ein Fuͤrbild das andere erwecken, und ſich alſo der Segen vervielfaͤltigen. Paulus war mit Timotheo und Sila ein Fuͤrbild der Theſſalonicher; und dieſe wurden wieder Fuͤrbilder anderer, da ſie ihnen zur Nachfolge ein ſo gutes und erbauliches Exempel gaben.
2. Es iſt ſehr gut, daß man ſich fleißig er - kundige um das, was in der Kirche GOttes un - ter dem ſo vielen boͤſen gutes hie und da geſchie - het, um ſich dadurch zum Lobe GOttes, auch zur Nachſolge erwecken zu laſſen. Was zu Theſſalonich geſchehen, das iſt zu vielem Seegen bald kund worden durch gantz Griechenland.
3. Es gedencket zwar Lucas Ap. Geſch. 16. 17 und 18. nicht geringer Leiden, welche Paulo und ſeinen Gehuͤlfen auch zugleich den Glaͤubi - gen ſelbſt in Macedonien und Achaja wiederfah - ren ſind: Weil er doch aber den Theſſaloni - chern bey ihrem Verhalten ein ſonderliches Lob giebet, ſo muͤſſen ihre Leiden auch noch ſchwerer geweſen ſeyn, als an den uͤbrigen Orten in Grie - chenland. Und ſolchergeſtalt wird hiedurch der Text aus der Apoſtelgeſchicht c. 17. von dem, was ſich zu Theſſalonich begeben, nicht wenig er - laͤutert.
4. Daß der Glaube die Haupt-Sache im Chriſtenthum ſey, erkennen wir auch daher, daß die Chriſten daher Glaͤubige genennet wer - den.
5. Daß aber der Glaube keine Leichtglau -bigkeit ſey, erſiehet man auch an dem Exempel der Theſſalonicher, als welche gewiß das Ev - angelium nicht wuͤrden unter ſo vieler Truͤbſal aufgenommen haben, wo ſie von deſſelben Waͤhrheit nicht aus ſattſamen Gruͤnden voͤllig waͤren uͤberzeuget geweſen.
Denn von euch iſt auserſchollen das Wort des HErrn (es iſt die Nachricht von eurer Bekehrung, von eurer Pruͤfung und von eurer Standhaftigkeit wie ein heller und ange - nehmer Poſaunen-Schall, und wie ein ſuͤſſer Geruch geweſen, und hat ſich ausgebreitet) nicht allein in Macedonica und Achaja (zur beſon - dern Starckung der ſchon Bekehrten, und zur Erweckung vieler noch Unbekehrten) ſondern an allen Orten (außer Macedonia und Achaja, auf allen Seiten; da denn die ſtarcken Com - mercia, welche von Theſſalonich aus in die Na - he und Ferne gingen, dem Reiche Chriſti zur Ausbreitung des guten Geruchs nicht wenig die - nen muͤſſen,) iſt auch euer Glaube an GOtt (durch euer Bekaͤnntniß und durch euren gantzen Wandel) ausgebrochen (gleichwie man alſo auch von der Roͤmer ihrem Glauben in der Naͤ - he und Ferne vieles hat zu ſagen gewußt, Rom. 1, 8.) alſo daß nicht Noth iſt euch etwas zuſagen, (ὡ ςε μὴ χρέιαν ἡμᾶς ἔχειν λαλει῀ν τι, daß nicht noͤthig iſt, daß wir davon andern etwas ſagen, und es ihnen erſt bekannt machen, wie ihr bekehret worden ſeyd, und wie viel ihr daruͤ - ber ausgeſtanden.)
1. Es haben zwar einige Codices ὑμᾶς euch: allein andere und die beſten haben ἡμᾶς, uns: Welche Lectio richtig iſt: ſintemal ſie nicht allein an ſich ſelbſt ſchon einen viel richti - gern Senſum giebt, als das Pronomen ὑμᾶς, euch; ſondern auch von den unmittelbar fol - genden Worten bekraͤftiget wird, da es heißt: Denn ſie ſelbſt verkuͤndigen von euch u. ſ. w. Daß wir alſo, will der Apoſtel ſagen, nicht noͤ - thig haben, ihnen es erſt kund zu machen.
2. Man ſagt mit Recht von den Apoſteln und von dem Evangelio: Wo der Apoſtel Fuß nicht hingekommen, dahin iſt doch ihr Schall gelanget. Daß demnach diejenigen, welche auf dieſen nicht achten wollen, keine Ent - ſchuldigung haben.
3. Es iſt nicht undienlich denen, welche es wehrt ſind, das Zeugniß ihres loblichen Ver - haltens zu geben, um ſie dadurch ſo vielmehr zum Wachsthum im guten aufzumuntern. Es iſt aber auch die Art ſolcher rechtſchaffenen Seelen, daß ſie ſich dadurch im geringſten nicht erheben und aufblehen, ſondern ſich ſelbſt nichts, als die Maͤngel, GOTT aber alles Gute in Demuth mit ergebenſter Danckſagung zuſchreiben. Da - hingegen es ſo wol mit den Schmeichlern als auch mit denen, welche ſie gerne hoͤren, ene gantz andere Beſchaffenheit hat.
4. Wenn man noch heutiges Tages bald von dieſem, bald von jenem Ort auch mitten inder11Cap. 1. v. 8. 9. an die Theſſalonicher. der Chriſtenheit und in der Evangeliſchen Kirche hoͤret, daß eine ſonderliche Erweckung vieler Seelen geſchehen; ſo hat man ſich ſolches ſelbſt zur Ermunterung und zum Lobe GOttes dienen zu laſſen.
5. Man wird aber gemeiniglich finden, daß ſolche Erweckung mit einiger Truͤbſal ver - knuͤpfet iſt. Koͤmmt es nicht weiter, ſo bleiben doch falſche Beſchuldigungen und Laͤſterungen nicht aus. Und was ehemals unglaͤubige Juͤ - den und abgoͤttiſche Heyden gethan, das pflegen in der Chriſtenheit die Namen-Chriſten ſelbſt zu thun, ſonderlich fleiſchlich geſinnete Lehrer: als die gemeiniglich nicht leiden koͤnnen, daß an - dern die Augen recht aufgehen, und ſie weiter kommen, als ſie ſelbſt iemals gegangen ſind, und gehen wollen.
Denn ſie ſelbſt (ἀυτοὶ, welche ſich in Ma - cedonia und Achaja, auch außer denſelben Laͤn - dern befinden) verkuͤndigen von euch (was ſie mit Freuden gehoͤret haben, ſagen ſie auch an - dern zu ihrer Erweckung) was fuͤr einen Ein - gang (bey gleichſam geoͤfneter Thuͤre eures Hertzens) wir bey euch gehabt haben, und wie ihr bekchret ſeyd (έϖεςρέψατε euch durch angenommene Bekehrungs-Gnade bekehret ha - bet,) zu GOtt von den Abgoͤttern (daran ihr als Heyden vorher gehangen habet) zu die - nen dem wahren und lebendigen GOtt (in Anſehung deſſen alle Abgoͤtter ein todtes Weſen und falſches hoͤchſt ungereimtes Geticht des ver - derbten menſchlichen Hertzens ſind.)
1. Es findet ſich auch alhie in dem Prono - mine ἡμῶν und ὑμῶν eine unterſchiedene Le - ction: Es koͤmmt aber dem Verſtande nach auf eines hinaus. Denn heißt es von euch, ſo wird Pauli und ſeiner Gehuͤlfen Dienſt davon ſo vielweniger ausgeſchloſſen, ſo viel ausdruͤcklicher in den folgenden Worten deſſelben gedacht wird. Lieſet man aber ἡμῶν, uns, ſo gehet es dergeſtalt auf Paulum und ſeine Mitarbeiter, daß das, was ſie ausgerichtet, dabey auf die Theſſaloni - cher gerichtet wird.
2. Es erlaͤutert dieſer Text die Nachricht, welche uns Lucas von Pflantzung der Theſſaloni - cenſiſchen Gemeine gegeben hat, auch darinnen, daß wir ſehen, was ſich fuͤr Leute am meiſten zu GOtt bekehren laſſen, nemlich Heyden. Wie denn Ap. Geſch. 17, 4. u. ſ. f. zwar gedacht wird, daß ſich etliche Juden bekehret; aber auch dieſes, daß der groͤſſeſte Haufen einen Aufruhr wider Paulum und ſeine Gefehrte erreget haben: ja wie auch ſo gar die Theſſalonicenſiſchen Juden, als ſie gehoͤret, wie daß die Juden zu Berrhoa das Wort des Evangelii ſo willig aufgenommen, dorthin gekommen, und daſelbſt gleichfals viele zum Tumult wider Paulum aufgebracht haben.
3. Und da v. 4. was die bekehrten Hey - den betrift, eigentlich nur dererjenigen gedacht wird, welche σεβόμενοι, das iſt bereits Juden - Genoſſen geweſen oder doch das grobe abgoͤtti -ſche Heydenthum verlaſſen hatten: ſo gedencket Paulus, zur mehrern Erlaͤuterung ſolches Textes, daß auch viele von den uͤbrigen Heyden, welche bis dahin noch am groben Goͤtzendienſt gehangen haͤtten, durch das Evangelium ſich gewinnen und zu Chriſto bringen laſſen.
4. Es ſind leider die Hertzen der Menſchen gegen das Evangelium von Natur durch die Suͤnde verſchleſſen. Denn ob es gleich noch ſo lieblich und angenehm iſt; ſo ſtehet es doch der verderbten Natur nicht an: ſintemal ſie das ewige Leben aus lauter Gnaden nehmen und da - gegen ihre groſſe Unwuͤrdigkeit erkennen ſoll. Weil ſie nun dazu viel zuſtoltz iſt; ſo lehnet ſie ſich wider das Evangelium auf, zumal da ihr das Geheimniß vom Creutzes-Tode Chriſti ſo un - glaublich vorkoͤmmt, und ſie dabey auf die Ord - nung der Verleugnung ihrer ſelbſt und der Welt gefuͤhret wird. Es gehet demnach die Beru - ſungs-Gnade zuvorderſt dahin, daß die verſchloſ - ſenen, ja verriegelten Hertzen gegen dem Evan - gelio und Chriſto ſelbſt geoͤffnet werden: Wie es denn von der Lydia zu Philippen Ap. Geſch. 16, 14. heißt, daß ihr der HErr das Hertz auf - gethan, acht zu haben, was von Paulo ge - redet ward. Und unſer Heyland ſpricht Offenb. 3, 20. Siehe! ich ſtehe vor der Thuͤre und klopfe an? ſo iemand meine Stimme hoͤ - ren wird und die Thuͤre aufthun, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir.
5. Man wird aber ſelten finden, daß die Thuͤre zu den Seelen recht geoͤfnet wird ohne Widerſpruch derer, welche ſich gegen den Ein - gang des Evangelii noch immer veſter verſchlieſ - ſen. Denn alſo ging es zu Theſſelonich. So ging es Paulo auch zu Epheſus: Darum als er von dannen den erſten Brief an die Corinther ſchrieb, ſetzte er c. 16, 9. Mir iſt eine groſſe Thuͤre anfgethan, und ſie ſind fleißig, und ſind viel widerwaͤrtige da.
6. Ein rechtſchafner Lehrer hat keine groͤſſere Freude, als wenn er mit dem Evangelio bey ſeinen Zuhoͤrern vielen Eingang findet; als dahin der Zweck ſeines gantzen Amts gehet: dahingegen ein Mietling nur darauf bedacht iſt, wie er ſich vom Evangelio nicht allein naͤhren, ſondern auch bereichern moͤge: dabey er denn ſelbſt an geiſtlichen Guͤtern arm bleibet. So iſt auch die Pflicht eines guten Zuhoͤrers, daß er dem Worte der Wahrheit bey ſich allen Ein - gang laſſe.
7. Was man von Bekehrung mancher Seelen gutes hoͤret, erzehlet der, der ſelbſt wahr - haftig zu GOtt bekehret iſt, gern auch andern, ſich und ſie damit zu ſtaͤrcken: gleich wie wir ſehen, daß viele gottſelige Seelen, was ſie zuerſt von den Theſſalonichern gehoͤret, auch andern ver - kuͤndiget haben.
8. Der Menſch wird bekehret und bekeh - ret ſich ſelbſt. Er wird bekehret, wenn ihm GOTT das Hertz aͤndert. Er bekehret ſich auch ſelbſt; wenn er die Gnade und Kraft GOt - tes zur Bekehrung annimmt und ſich damit ernſt - lich zu GOTT wendet. Jenes zeiget an, daßB 2der12Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 1. v. 9. 10. der Menſch kein geiſtliches Vermoͤgen von ſich ſelbſt habe, zum Stande der Gnade zu gelan - gen: dieſes aber, daß er keine Machine ſey und durch die Gnade gezwungen werde; ſondern daß er einen freyen Willen habe, und denſelben mit Anwendung der geſchenckten Gnaden-Kraͤf - te recht getreulich anwende. Beydes finden wir zuſammen Jer. 31, 18. 19. Bekehre du mich, ſo werde ich bekehrt: Da ich bekehret ward, thaͤte ich Buſſe.
9. Es gedencket wol mancher, er gebrau - che keiner Bekehrung, da er ja nicht, wie die Heyden, den Abgoͤttern diene: allein ſtehet man nicht im Dienſte der groben Abgoͤtter, ſo hat man ſich zu pruͤfen, ob man nicht noch unter der Gewalt der beherrſchenden Suͤnde und des Sa - tans ſtehe: von welcher man zum Lichte und zu GOtt recht gruͤndlich bekehret ſeyn muß.
10. Wahrhaftig bekehret ſeyn und GOtt dienen gehoͤret zuſammen, alſo daß eines ohne das andere nicht beſtehen kan. Denn iſt die Bekehrung ohne den wahren Dienſt GOttes, ſo iſt ſie entweder nicht rechter Art geweſen, oder man hat die Bekehrungs-Gnade durch Untreu wieder verlohren. Jſt aber der Gottesdienſt ohne wahre Bekehrung, ſo iſt er eitel und GOtt mißfaͤllig.
11. Es gedencke aber ja niemand, wenn er vom Gottesdienſte hoͤret und lieſet, daß Pau - lus dadurch das aͤuſſerliche Kirchgehen und Pre - digt hoͤren verſtehe. Denn er redet von dem Dienſte, welcher GOtt mit dem glaͤubigen Her - tzen und gottſeligen Leben geleiſtet wurde. Wo ein ſolcher Dienſt-GOttes war, da wurde auch die aͤuſſerliche Ubung und Erweckung zur An - dacht geheiliget und geſegnet: ſonſt aber nicht. Zum wahren Dienſt des lebendigen GOttes gehoͤret ein durch das Blut Chriſti von den tod - ten Wercken gereinigtes Hertz. Hebr. 9, 4.
Und zu warten (in lebendiger Zuverſicht und Hoffnung) ſeines Sohnes vom Himmel (der da als ein Richter der Lebendigen und der Todten erſcheinen wird) welchen er (zum ge - wiſſen Zeugniß, daß er ſeinen Tod zur guͤltigen Bezahlung fuͤr unſere Suͤnde und Suͤnden - Schuld in ſeinem Gerichte angenommen hat) anferwecket hat von den Todten (da er, als wahrer GOtt, ſich auch ſelbſt erwecket hat und auferſtanden iſt aus eigner Kraft Joh. 2, 19. u. f. c. 10, 17. 18. c. 11, 25.) JEſum, der uns von dem zukuͤnftigen Zorn (welcher uͤber alle Un - glaͤubigen und Gottloſen am juͤngſten Gerichte entbrennen wird) erloͤſet hat.
1. Die Erloͤſung Chriſti iſt eigentlich durch ſeinen vollkommenen Gehorſam im Leben und im Leiden geſchehen. Und dieſe Erloͤſung ziehet diejenige voͤllige Errettung und Be - freyung von allem Ubel nach ſich, welche denGlaͤubigen bey der Zukunſt Chriſti widerfahren wird: dahingegen die Straf-Gerichte GOttes uͤber die ergehen werden, welche ſich die Erloͤ - ſung Chriſti in der rechten Heyls-Ordnung nicht zugeeignet haben. Und hievon redet der Apo - ſtel alhie. Welche letzte Befreyung, als die voͤl - lige Frucht der einmal geſchehenen Erloͤſung, auch ſelbſt eine Erloͤſung, nemlich von allem Ubel, genennet wird. Man ſehe Luc. 21, 28. Rom. 8, 23. Eph. 4, 30.
2. Die noch kuͤnftige voͤllige Befreyung wird mit dem participio præſentis temporis, ῥυόμενος, als von einer ſchon gegenwaͤrtigen Sa - che, deswegen ausgedrucket, weil ſie ſich als - denn nicht erſt anhebet, ſondern immer in be - ſtaͤndiger Wirckung fortgehet, bis ſie zu dem voͤlligen Ausbruch ſchreiten wird. Darum von derſelben Paulus ſagt. 2 Cor. 1, 10. GOtt hat uns erloͤſet, erloͤſet noch taͤglich, und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hinfort erloͤſen, ἐῤῥύσατο, ῥύεται, ῥύσεται.
3. Gleichergeſtalt wird das Wort kuͤnf - tig, mit dem participio præſentis temporis ἐρχομένης gegeben, weil der kuͤnftige groſſe Ge - richts-Tage ſchon im herzunahen iſt, und im - mer naͤher koͤmmt, auch ſo viele Vor-Gerichte uͤber die Gottloſen ausgeuͤbet worden.
4. Mit dem Worte Zorn wird die rich - terliche Gerechtigkeit GOttes bezeichnet, in ſofern ſie mit der wuͤrcklichen Strafe zur Execu - tion ſchreitet.
5. Und dieſe Straf-Gerechtigkeit iſt des dreyeinigen GOttes, und alſo auch des Sohnes GOtt es; der uns doch aber davon erloͤſet hat nach ſeinem uͤbernommenen Mittler-Amte. Daher er denn uͤber die, welche ſolches an ſich vergeblich ſeyn laſſen, die Straf-Gerichte in al - ler Schaͤrfe wird ergehen laſſen; wie aus ſo vielen vom juͤngſten Gericht handelnden Oer - tern, und ſonderlich aus der Offenbahrung Jo - hannis zu erſehen iſt. Darum werden wir da - vor gewarnet, unter andern, Pſ. 2, 12. Da es heißt: Kuͤſſet den Sohn, daß er nicht zuͤr - ne, und ihr umkommet auf dem Wege. Denn ſein Zorn wird bald anbrennen: aber wohl allen, die auf ihn trauen!
6. Jm uͤbrigen ſiehet man aus dem erſten Capitel dieſes Briefes, wie daß die Glaubigen zu Theſſalonich gleich vom erſten Anfange an in allen Haupt-Stuͤcken Chriſtlicher Lehre wohl unterrichtet worden, nemlich in dem von der Heiligen Dreyeinigkeit v. 3. 4. 15. von dem Mittler-Amt Chriſti v. 10. von dem im Wercke der Liebe und lebendigen Hoffnung zu beweiſenden lebendigen Glauben v. 3. vom Geheimniß des Creutzes Chriſti und der Chri - ſten v. 6. von der Gnade der Goͤttlichen Beru - fung und Bekehrung durch das Evangelium v. 5. 6. 9. von der Erwehlung v. 4. von der Zukunft des Sohnes GOttes, von der Aufer - ſtehung der Todten und vom Juͤngſten Ge - richte. v. 10.
DEnn auch ihr wiſſet, lieben Bruͤ - der, von unſerm Eingange zu euch, daß er nicht vergeblich geweſen. (wie bey vielen andern, da ihr das Wort auch ſo gar unter vieler Truͤbſal mit Freuden aufgenommen habet. Cap. 1, 5. 9. und es angeſehen, als haͤtte es euch GOTT ſelbſt verkuͤndiget c. 2, 13. dieſes wiſſet ihr ſelbſt ſo viel beſſer, als andere c. 1, 9. ſo viel mehr Erfahrung ihr in und an euch davon ha - bet.)
Was der Apoſtel, zu mehrer Erlaͤuterung deſ - ſen, was er ſchon im erſten Capitel, ſonderlich v. 5. 9. von ſeinem Eingange bey den Theſſalonichern bezeuget hatte, alhie alſo ſetzet, daß er ſich auf ihre eigene Erfahrung berufet, das fuͤhret er nun dergeſtalt aus, daß er erſtlich vom 2ten Vers bis auf den 13ten vorſtellet, wie er ſein Amt, da - mit es nicht vergeblich ſeyn moͤchte, unter ihnen gefuͤhret habe: und denn v. 13. u. f. wie es von ihnen in aller Folgſamkeit angenommen worden.
Sondern, als wir zuvor gelitten hat - ten, und geſchmaͤhet geweſen waren zu Philippen, (wie ihr wiſſet) waren wir dennoch freudig in unſerm GOtt, (der zwar aller Menſchen GOTT iſt, aber doch von einem ieden Glaͤubigen inſonderheit als ſein GOtt erkannt wird, daß man mit glaͤubiger Zu - eignung ſagen kan: mein GOtt! unſer GOtt!) bey euch zu ſagen das Evangelium GOttes (welches nach der geſchehenen theuren Beylage und anbefohlnen Amts-Verrichtung auch unſer Evangelium iſt c. 1, 5.) und groſſen kaͤmpfen. (oder vielem Kampfe, πολλῷ ἀγῶνι.)
1. Daß der Apoſtel die Vorſtellung von ſei - ner Amts-Fuͤhrung mit der particula ἀλλὰ, ſondern, anhebet, und alſo einen Gegenſatz ma - chet von dem, daß ſein Eingang bey den Theſ - ſalonichern nicht vergeblich geweſen ſey, damit zeiget er an, daß er von ſeiner Seite dazu keine Gelegenheit gegeben habe; und daß, wo der Vortrag des Evangelii ſo leer abgehet, die Schuld, auſſer den Zuhoͤrern, auch groſſen theils an dem Lehrer liege, daß der entwederſelbſt keine recht-geiſtliche Tuͤchtigkeit dazu habe, noch ſich im Amte mit einem lautern Sinn getreu erweiſe, und dabey folglich auch das Creutz ſcheue.
2. Was der Apoſtel von ſeinen Leiden zu Philippen anfuͤhret, davon kan man nachleſen Ap. Geſch. c. 16, 22. u. f. denn da wurden ſie nach abgeriſſenen Kleidern geſtaͤupet, und in das tiefſte Gefaͤngniß geleget; aber auch recht wun - derbar daraus errettet.
3. Mit der Redens-Art: Freudig ſeyn in GOtt, zeiget der Apoſtel an, daß er die innere Glaubens-Freudigkeit, und die daher entſtehen - de Freymuͤndigkeit im Reden, nicht allein habe gehabt von GOtt, ſondern auch gebraucht in GOtt, in der innigſten Vereinigung und Ge - meinſchaft mit ihm.
4. Es war doch aber dieſe glaͤubige Frey - muͤthigkeit nicht ohne vielen Kampf, welchen das aͤuſſerliche Ungewitter der Verfolgung ver - urſachte: als darinn der Apoſtel nicht allein fuͤr ſich ſelbſt geweſen, ſondern auch unter vieler Ar - beit, Sorge und Muͤhe, dahin zu ſehen hatte, daß dem Satan allewege Abbruch geſchehen, und, was er zur Verhinderung des guten ſuchte, nicht gelingen moͤchte. Darum gleichwie einer kan aͤuſſerliche Ruhe und doch dabey ein nieder - geſchlagenes Gemuͤth haben, ſo kan einer wohl in der Freudigkeit und dabey auch zugleich im Kampfe ſtehen. Kan doch ein Kriegsmann wohl mit aller Freymuͤthigkeit zum Treffen ge - hen, und darinnen einen Sieg nach dem andern erhalten, obgleich nicht ohne vielen Kampf. Siehe auch Phil. 1, 30. Col. 2, 1.
Denn unſere Ermahnung (nebſt allem uͤbrigen Vortrage des Worts) iſt nicht ge - weſen (hergekommen) zu Jrrthum, (ἐκπλά - νης, aus Jrrthum, dem Verſtande nach, als wenn wir eine falſche Lehre zum Grunde gehabt haͤtten) noch (dem Willen nach) zur Unrei - nigkeit (ἐξ ἀκαρϑαρσίας, aus Unreinigkeit, aus einem unreinen und unlautern Zweck, und aus fleiſchlichen Affecten,) noch mit Liſt. (ου῎τε ἐν ὸόλῳ, noch iſt ſie geſchehen betruͤglicher Weiſe, euch hinter das Licht zu fuͤhren.)
B 3Anmer -14Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 3. 4. 5.1. Wo bey einem Lehrer im Verſtande Grund-Jrrthuͤmer, und im Willen herrſchen - de unreine Affecten und Abſichten ſind, ſo ent - ſtehet daher nichts anders, als ein Betrug und Verfuͤhrung der Seelen; daher der Apoſtel des doli, des Betrugs, zuletzt gedencket.
2. Er zielet aber damit ohne Zweifel auf die falſchen Lehrer ſeiner Zeit, welche ſich bereits in manchen Gemeinen geſunden hatten, und davor die Theſſalonicenſiſche auch nicht ſicher ſeyn konte.
Sondern wie wir von GOtt bewaͤh - ret (tuͤchtig erachtet) ſind, daß uns das Ev - angelium vertrauet iſt zu predigen, ſo re - den wir (ſo wie es uns anvertrauet und uͤber - geben iſt zum Vortrage, ſo tragen wir es auch vor, ohne etwas davon zu nehmen, oder dazu zu thun, oder es auf eine andere Art zu verfaͤl - ſchen: da wir es reden aus Lauterkeit, und als aus GOtt, in Chriſto 2 Cor. 2, 17.) nicht als wolten wir Menſchen gefallen, ſondern GOtt, der unſere Hertzen pruͤfet, (und aufs genaueſte durchſchauet, und alſo weiß, aus was fuͤr einem Grunde, in welcher Lauterkeit, und zu welchem Zweck wir euch das Evangelium verkuͤndiget haben. Und da wir es alſo mit GOTT dem Hertzens-Kuͤndiger zu thun gehabt haben, ſo koͤnnet ihr ſoviel mehr von aller Lauter - keit unſerer Lehre und unſers Zwecks verſichert ſeyn.)
1. Der Vortrag des Worts richtet ſich ge - meiniglich nach der Berufung. Jſt einer von GOtt ſelbſt tuͤchtig gemacht und erachtet, und alſo zum Amte beſtellt, ſo fuͤhret er auch das Amt in der Lauterkeit. Hat er ſich ſelbſt dazu ein - gedrungen, ſo zeiget ſich die Unlauterkeit des Grundes und des Zwecks auch gar haͤuffig in dem Vortrage.
2. Ein anders iſt, Menſchen gefallen; ein anders Menſchen gefallen wollen. Denn gleichwie dieſes ein Schalcks-Auge bey einem Lehrer anzeiget, und gemeiniglich den Vortrag und alle uͤbrige Amts-Verrichtungen unlauter machet: alſo kan jenes oft ſtatt finden ohne alle Affectation, auch wol bey den ſonſt unartigen Menſchen. Da es von frommen Seelen ohne das heißt, daß man wie GOtt gefaͤllig, alſo auch ihnen werth ſey. Roͤm. 14, 18. Menſchen nur gefallen wollen, iſt der eigentlichſte Cha - racter theils falſcher, theils fleiſchlich-geſinneter Lehrer, Gal. 1, 10.
3. Pruͤfet GOtt die Hertzen, wie er denn thut, 1 Chron. 30, 17. Pſ. 7, 10. Sprichw. 17, 3. Jer. 12, 3. und zwar, nach dieſem Text, der Lehrer, daß ſie ſich deshalb aller Lauterkeit zu befleißigen haben; ſo pruͤfet er gewiß auch die Hertzen der Zuhoͤrer: daher ſie verbunden ſind, das Wort alſo aufzunehmen, wie es die Theſſa - lonicher aufgenommen haben.
Denn wir nie mit Schmeichel-Wor - ten ſind umgegangen, (daß wir alſo geredet haͤtten, wie es der verderbten Natur angenehm iſt, um eure eine Gunſt zu erlangen) wie ihr wiſſet (daher ich mich gantz getroſt auf euer Ge - wiſſen berufen kan) noch dem Geitz geſtellt, (ου῎τε ἐν προϕάσει ϖλεονεξίας, noch haben wir uns des Geitzes halber, oder aus dem Antrieb des Geitzes, dieſes und jenes Vorwands bedie - net:) GOtt iſt des Zeuge, (in einer ſolchen verborgenen Sache, da es auf deſſen Allwiſ - ſenheit allein ankoͤmmt; und auf den ich mich nicht berufen wuͤrde, wofern ich deßfals nicht ein gutes Gewiſſen haͤtte.)
1. Es muß dem Apoſtel auch wol bey der Theſſalonicenſiſchen Gemeine an ſolchen Fein - den, welche den Zweck und die Fuͤhrung ſeines Amts auf alle Weiſe zu verkleinern geſuchet, nicht gefehlet haben. Sind es denn etwa keine falſche Lehrer geweſen in der Gemeine ſelbſt; ſo haben es ohne Zweifel die unbekehrten Juden und Heyden nicht unterlaſſen. Denn haben ſie ihm nach dem Leben geſtanden; wer wolte denn zweifeln, daß ſie ſeinen guten Namen auf aller - hand Art zu kraͤncken geſuchet haben werden. Und da die Glaͤubigen ſolche Leute um ſich hatten, und ſie den Schwaͤchern mit falſchen Beſchuldigun - gen zum oͤftern in den Ohren lagen; wie der Apoſtel von Timotheo und Sila wohl vernom - men haben muß: ſo ſuchet er die Theſſalonicher gegen allen Anſtoß zu verwahren.
2. Ein fleiſchlich-geſinneter Lehrer ſuchet ſich ſelbſt: und daher bedienet er ſich allerhand Liebkoſungen, um zu ſeinem Zweck zu gelangen: wobey denn ein lauterer Vortrag der Lehre un - moͤglich beſtehen kan: zum wenigſten wird das Wort GOttes in manchen Stuͤcken verfaͤlſchet, geſchiehet es nicht in der Erklaͤrung, ſo geſchie - het es doch oft in der Application, da man den noch Unbekehrten alle Heils-Guͤter in Chriſto zu - eignet, welcher ſie doch noch nicht faͤhig ſind. Paulus nennet es Roͤm. 16, 18. χρηςολογίαν καὶ ἐυλογίαν, ſuͤſſe Worte und praͤchtige Re - den, und war die ἐυλογία eigentlich ein ψευδο - μακαρισμὸς, eine falſche Seligpreiſung der Un - bekehrten und Unſeligen.
3. Das Wort Geitz ſteht bey dem Worte πρόφασις, prætext, Vorwand, als ein prin - cipium, oder eine boͤſe Qvell, woher der Vor - wand entſtehet; und zugleich auch als der Zweck, worauf er gerichtet iſt. Und der Vorwand be - ſtehet in allerhand Wegen, Mitteln und loſen Griffen, womit man den Geitz beſcheiniget und ſchmuͤcket, daß er nicht dafuͤr angeſehen werde. Denn der Welt Art iſt es, daß ſie Laſter zu ſchmuͤ - cken, ja wol gar fuͤr Tugenden zu halten; und hingegen Tugenden fuͤr Laſter auszugeben ſuchet.
4. Jn einer Sache, davon die Theſſaloni - cher ſelbſt urtheilen konten, beziehet er ſich auf ihre Erfahrung: als da war, daß er kein Schmeich -ler15C, 2. v. 5. 6. 7. 8. 9. an die Theſſalonicher. ler unter ihnen geweſen. Aber daß er von allem Affect des Geitzes ferne geweſen, das war eine Sache, die ihme ſelbſt und GOtt allein bekannt war. Daher er ſich auf GOtt beziehet.
5. Jſt der Geitz bey allen Menſchen eine Wurtzel alles Ubels, nach Pauli Ausſpruch 1 Tim. 6, 10. ſo iſt er es gewiß am allermeiſten bey einem Lehrer, als den er in vielen Stuͤcken zum Schmeichler und falſchen Propheten, und uͤber - haupt zum Mietling machet. Darum eines Leh - rers Hertz davon vor allen Dingen gereiniget ſeyn muß.
6. Man huͤte ſich ja, daß man ſich nicht auf GOttes Zeugniß berufe, da einem das Gewiſſen ein anders ſaget, oder es doch von todten Wer - cken noch nicht recht gereiniget und noch viel we - niger recht gepruͤfet iſt. Duo cum faciunt idem, non eſt idem: mag es auch alhie heiſſen. Daß es Paulus oͤfter gethan, ſiehet man Roͤm. 1, 9. 9, 1. 2 Cor. 1, 23. Gal. 1, 20. Philipp. 1, 8. 1 Tim. 2, 7.
Haben auch nicht Ehre geſucht von den Leuten, weder von euch, noch von andern: haͤtten euch auch moͤgen ſchwer ſeyn (einige Laſt mit rechtmaͤßiger Forderung des Unterhalts verurſachen v. 9. Dagegen aber Paulus mit ſeinen Gehuͤlfen in allen Stuͤcken ἀβαρής gewe - ſen 2 Cor. 11, 9.) als Chriſti Apoſtel (welche von den Gemeinen ihre Nothdurft genommen haben 1 Cor. 9, 6. u. f.)
1. Wie der Geldgeitz, alſo iſt auch der Ehrgeitz eine rechte Peſt der reinen Lehre und des Lehr-Amts; als dadurch die Lauterkeit der Lehre, und des Lehrers Verrichtung gar ſehr verkehret wird. Man ſiehet es an dem Exempel der Pha - riſaͤer, bey welchen ſich beydes funde. Von ihrem Ehr-Geitze ſpricht unſer Heyland: Wie koͤnnet ihr glauben, die ihr Ehre von einander neh - mee, und die Ehre, die von GOtt allein iſt, ſuchet ihr nicht Joh. 5, 44. Siehe auch Cap. 12, 43. von dem Geld-Geitze Matth. 23, 14.
2. Ein anders iſt Ehre haben, ein anders Ehre ſuchen. Man kan ſie alſo haben, daß ſie von ſich ſelbſt koͤmmt, und wie ein Schatten von einem Coͤrper, alſo auch von dem Amte und deſſel - ben loͤblicher Verrichtung, auch von einem exem - plariſchen Wandel faͤllt. Da man ſie denn nicht hat als ein Eigenthum, vielweniger darinnen ruhet, ſondern ſie zur Ehre GOttes richtet, ſie auch hat mit ſolcher Verleugnung, daß man bereit iſt, auch das Gegentheil, ſo einem um der Wahr - heit gar oft begegnet, uͤber ſich ergehen zu laſſen. Da hingegen ein Ehrſuͤchtiger nicht allein alles zu ſeiner eignen Ehre richtet, ſondern auch von der - ſelben Verleugnung nichts weiß, ja alles verhuͤtet, was ihn dazu veranlaſſen koͤnte.
Sondern wir ſind muͤtterlich geweſen bey euch (ἤπιοι ἐν μέσῳ ὑμῶν, freundlich, lieb - reich, gelinde, gutthaͤtig, ſo wie es der Affect ei -nes Vaters oder einer Mutter gegen zarte Kinder mit ſich bringet) wie eine Amme ihre Kin - der pfleget (τροϕός, nutrix, es ſey eine leibliche Mutter, oder an ihrer ſtatt eine Amme, welche, wenn ſie rechter Art iſt, einen rechten Mutter - Sinn in der Liebe und Treue mit an ſich nimt Siehe 4 B. Moſ. 11, 12.)
1. Nichts iſt, was einem Lehrer mehrern und leichtern Eingang bey ſeinen Zuhoͤrern mit dem Worte GOttes machet, als ein ſolcher Ev - angeliſcher Sinn und Umgang, dadurch man recht muͤtterlich in aller Liebe und Freundlichkeit mit ihnen verfaͤhret, und nach Pauli Exempel 1 Cor. 9. ſuchet allen allerley zu werden, um im - mer etliche zu gewinnen.
2. Es gehoͤret aber zu ſolchem Umgange die - ſe Vorſichtigkeit, daß das liebreiche Bezeigen nicht zu einer ſolchen Familiaritaͤt werde, wo - durch die dem Lehrer auch noͤthige Auctoritaͤt, und ſchuldige Ehrerbietung hinweg faͤllt; noch daß man dabey allen Ernſt gegen den Ausbruch der Aergerniſſe fahren laſſe.
3. Das Wort ϑάλπειν, pflegen, erwaͤrmen ſtehet auch Epheſ. 5, 29. und bey den Griechiſchen Interpretibus 3 B. Moſ. 22, 6. von den alten Voͤgeln, welche ihrer Jungen in den Neſtern pflegen.
Alſo hatten wir Hertzens-Luſt an euch, und waren willig euch mitzutheilen nicht allein das Evangelium GOttes (C. 2, 2. welches nach C. 1, 5. auch unſer Evangelium iſt) ſondern auch unſer Leben (waren bereit es fuͤr euch zu laſſen; daß alſo das Wort mitzu - theilen, eigentlich auf das Evangelium gehet, und in Anſehung des Lebens einen weiten Verſtand hat) darum daß wir euch lieb hatten ge - wonnen, (wie uͤberhaupt, da uns billig von GOttes wegen alle Menſchen lieb ſind; alſo auch inſonderheit daher, da wir an euch die ſo willige und freudige Aufnahme des Evangelii unter ſo vielem Leiden geſehen haben.)
1. Ein Lehrer hat ſonderlich dahin zu ſehen, daß ſein Hertz moͤge mit rechter vaͤterlicher und muͤtterlicher Liebe gegen ſeine Gemeine erfuͤllet werden. Denn iſt dieſe da, ſo wird ihm alle ſonſt ſchwere Arbeit und groſſe Muͤhe leicht und gar er - traͤglich. Solche Liebe aber ſetzet den Glauben und die Liebe gegen GOtt zum Grunde. Denn wo dieſe nicht iſt, da wird das Waſſer gleichſam in den Brunnen getragen, und iſt man nur ein Mietling.
2. Nicht weniger iſt es auch eines recht - ſchaffenen Zuhoͤrers Pflicht, ſich alſo gegen den Lehrer und gegen das von ihm vorgetragene Wort zu verhalten, daß er den Lehrer zur Liebe reitze, und ſeiner zarten Liebe werth ſey.
Jhr ſeyd wohl eindaͤchtig (eingedenck) lie -16Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 9. 10. 11. lieben Bruͤder, unſerer Arbeit und unſerer Muͤhe. Denn Tag und Nacht (da zur Nacht auch einige Abend - und Morgen-Stunden gehoͤren) arbeiteten wir (nemlich mit unſern Haͤnden im Teppich machen Apoſt. Geſch. 18, 3. 20, 34. 1 Cor. 4, 12. 9, 16. 2 Cor. 11, 9. 2 Theſſ. 3, 8.) daß wir niemand unter euch beſchwerlich waͤren (2 Cor. 12, 13.) und predigten euch das Evangelium GOttes (1 Cor. 9, 18.
1. Gleichwie dieſes von Paulo nicht erfor - dert wurde; ſo iſt auch kein Lehrer ſchuldig, ſich von anderwaͤrtiger Arbeit zu nehren: ſintemal ein Arbeiter am Worte ſeines Lohnes, oder Un - terhalts, werth iſt, nach Chriſti von Paulo wi - derholten Ausſpruch 1 Cor. 9, 6. u. ſ. f. Matth. 10, 10. Luc. 10, 7. Unterdeſſen aber ſo hat doch ein Lehrer ſo viel daraus zu erkennen, daß er vom Geitze ferne ſeyn, und ſich auch mit wenigen be - gnuͤgen ſoll, zumal da der Gemeine ein mehrers darzureichen zu ſchwer werden will, es auch nicht hergebracht iſt. Da aber auch der Zuhoͤrer Pflicht iſt, ſich gegen ihre Lehrer ſo viel danckba - rer und gutthaͤtiger zu erweiſen, ſo viel treuer und arbeitſamer und vergnuͤgter ſie ſind.
2. Hat Paulus ſich in ſeinem Amte ſo gar arbeitſam erwieſen, daß er es bey der geiſtlichen Ar - beit nicht einmal gelaſſen hat; wo wollen denn diejenigen Lehrer mit ihrem Gewiſſen vor GOtt auskommen, welche auch in der geiſtlichen Arbeit ſo gar ſaͤumig ſind.
3. Hat Paulus auch zur leiblichen Arbeit auſſer der Zeit bey Tage auch einige naͤchtliche, das iſt ſpaͤte Abend - und fruͤhe Morgen-Stunden an - gewendet, wie vielmehr ſoll ein getreuer Lehrer, zumal wenn er eines geſunden Leibes iſt, ſolche Stunden theils zu ſeinem Studiren, theils zum Gebet und Fuͤrbitte fuͤr ſeine Gemeine anwenden, um in der heiligen Schrift immer maͤchtiger und am Geiſte ſtaͤrcker zu werden, und das Wort der Wahrheit mit deſto mehrern Nachdruck zu deſto mehrern Segen vortragen zu koͤnnen.
4. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß, da Paulus, wenn er nicht geprediget, auch des Tages gear - beitet hat, er ohne Zweifel auch mitten unter und bey ſeiner Arbeit nicht wird unterlaſſen haben, diejenigen, welche ihn beſuchet, mit Unterricht zu erbauen: daß demnach die geiſtliche Arbeit mit der leiblichen wohl oft gar genau verknuͤpfet ge - weſen iſt. Und was kan loͤblicher und geſegneter ſeyn, als wenn Leute, die zuſammen in einer Werckſtaͤtte ſich befinden, ſich mit gottſeligen Geſpraͤchen unter einander erbauen! Denn koͤn - nen ſie Boͤſes gedencken und reden; Warum nicht viel lieber etwas Gutes? Sonderlich iſt dieſes die Pflicht der Herren und Meiſter, daß ſie disfals ihren Geſellen und Lehrlingen mit gutem Exempel vorgehen.
Deß ſeyd ihr Zeugen, und GOtt, wie heilig (gegen GOTT) und gerecht (in aller Billigkeit und Liebe gegen Menſchen) und un - ſtraͤflich (in gantzem Wandel: welches letztereaus den beyden erſten Stuͤcken entſtehet) wir bey euch, die ihr glaͤubig waret (ὑμῖντσις πιςέυου - σιν, euch eurem, der Glaͤubigen, Urtheil nach, da wir hingegen von den unglaͤubigen Juͤden aufs aͤrgſte verlaͤſtert worden) geweſen ſind.
1. Wo das Zeugniß des eignen Gewiſſens mit dem Zeugniſſe GOttes und rechtſchaffner Menſchen verknuͤpfet iſt, da zielet ſolches drey - fache Zeugniß auf die rechte Freudigkeit und Ruhe des Gewiſſens.
2. Paulus konte dieſes in Demuth nach der Wahrheit von ſich ſagen: Welches ihm niemand nachthun kan und muß, als der in eben dem Pau - liniſchen Grunde ſtehet, und daraus zeuget, auch wichtige Veranlaſſung dazu hat.
3. Was aber Paulus alhier von ſich bezeu - get, das muß ein ieglicher Lehrer an ſich haben. Denn dis ſind Gaben der Heiligung, welche ein ieglicher Glaͤubiger, und alſo noch vielmehr ein ieglicher rechtſchaffner Lehrer, mit Paulo gemein hat. Wie er denn auch daher von den Lehrern insgeſamt erfordert, daß ſie unſtraͤflich und Fuͤr - bilder der Heerde ſeyn ſollen. 1 Tim. 3, 2. 4, 12. Tit. 1, 7.
Wie ihr denn wiſſet, daß wir, als ein Vater ſeine Kinder, einen ieglichen unter euch (wie unterrichtet, alſo auch nach dem Unterricht zur rechten Application und Ausuͤ - bung der Lehre) ermahnet, (und unter dem ſchweren Leiden) getroͤſtet (und durch den Troſt zur Beſtaͤndigkeit ermuntert.)
1. Es iſt nicht genug, das Wort GOttes dem gantzen Haufen der Zuhoͤrer vortragen: ſon - dern es lieget dem Lehrer auch allerdinge ob, daß er auch bey aller, theils gegebner, theils geſuchter Gelegenheit ἕνα ἕκαςον, einen ieglichen beſonders zu erbauen ſuche. Es iſt leicht geſaget: Dic, & liberaſti animam tuam. Denn das dic, ſage es, muß bey dem oͤffentlichen Vortrage nicht al - lein bleiben. Paulus hielte es auch anderwaͤrtig alſo: Wie er ſich denn in der an die Aelteſten von Epheſus gehaltenen Abſchieds-Rede auch darauf bezog. Apoſt. Geſch. 20, 31. Da er zu ih - nen ſprach: Seyd wacker und dencket dar - an, daß ich nicht abgelaſſen habe, drey Jahr, Tag und Nacht, einen ieglichen mit Thraͤnen zu vermahnen.
2. Fuͤr eines der vornehmſten und beſten Kennzeichen eines rechtſchaffenen Lehrers, dem es um die Gewinnung und um den Wachsthum ſeiner Zuhoͤrer zu thun iſt, kan man unter andern mit Recht auch dieſes halten, daß er bey aller ge - gebenen, theils auch geſuchten Gelegenheit ſie ins beſondere zu erbauen ſuchet, und, wo er ſich bey dieſen und jenen in einer Privat-Geſellſchaft be - findet, daß er ſolche zur Erbauung anwendet: gleichwie es hingegen ein unfehlbarer Character eines Mietlings iſt, wenn er ſolches unterlaͤſſet, und ſich in Privat-Geſellſchaft der Wahrheit,davon17C. 2. v. 11. 12. 13. an die Theſſalonicher. davon er im oͤffentlichen Vortrageſo viel Redens gemachet hat, ſchaͤmet; ja andere mit ſeiner Leicht - ſinnigkeit in Worten und Geberden wol gar aͤr - gert, alſo daß man ihn unter ſeinen eitelgeſinneten Zuhoͤrern von ihnen nur bloß an der Kleidung unterſcheiden kan.
3. Nicht weniger iſt die Vaͤterliche Liebe ein rechter Haupt-Character eines rechtſchaffenen Lehrers: als nach welcher er ſuchet durch das Wort der Wahrheit geiſtliche Kinder zu zeugen. Siehe 1 Cor. 4, 15. Gal. 4, 19. Wo aber ein Lehrer noch ſelbſt unbekehret iſt, da fehlet es ihm wie an der wahren Liebe als einer Fꝛucht des Glau - bens uͤberhaupt, alſo auch inſonderheit an der be - ſondern Liebe gegen ſeine Zuhoͤrer. Was er hat, das iſt nur ein Natur-Werck, dabey er mehr ſich ſelbſt, als der Zuhoͤrer geiſtliche und ewige Wohl - farth ſuchet; folglich auch den Rath GOttes in der rechten Lauterkeit in allen Stuͤcken weder recht erkennet, noch auch vortraͤget, und alſo zum Amte des Geiſtes weder eine geiſtliche Tuͤchtig - keit, noch Treue hat: ob er wol viel wahres und gutes nach ſeiner buchſtaͤblichen Erkentniß erken - net und vortragen, auch die heilige Sacramenta in ihrer Integritaͤt, ohne Nachtheil der Zuhoͤrer adminiſtriren kan.
Und bezeuget haben, daß ihr wan - deln ſolt wuͤrdiglich vor GOtt, der euch berufen hat (καλου῀ντος, noch itzo berufet) zu ſeinem Reich und zu ſeiner Herrlich - beit.
1. Man ſiehet hieraus, wie gar genau der Apoſtel die Reinigkeit der Lehre mit der Hei - ligkeit des Lebens verbunden hat: wie denn die Heiligkeit des Lebens ohne die Rei - nigkeit der Lehre, was derſelben Haupt-Stuͤ - cke betrift, nicht ſtatt findet: und dieſe auf jene appliciret werden muß, ſonſt ſie nur gemiß - brauchet und auf Muthwillen gezogen, auch auf mancherley Art verfaͤlſchet wird.
2. GOtt wuͤrdiglich wandeln heißt nach der Erkentniß ſeines in ſeinem Worte geoffenba - reten Willens durch ſeine Kraft ſein gantzes Leben alſo fuͤhꝛen, daß es zu ſeinen Ehꝛen gereiche auch bey denen, welche ihn noch nicht kennen und ehren. Einen ſolchen Wandel forderte GOtt von Abra - ham, und funde ihn auch an ihm und am He - noch und Noah 1 Buch Moſ. 5. 17. Wie auch an allen uͤbrigen Glaͤubigen: Desgleichen an Zacharia und ſeinem Weibe Eliſabeth; als welche waren alle beyde fromm vor GOtt, und gingen in allen Geboten und Satzungen des HErrn unſtraͤflich Luc. 1, 6. Und Epheſ. 4, 1. heißt es von dieſem wuͤrdigen Wandel vor GOTT: wandeln wie ſichs gebuͤhret dem Beruf, darin man berufen iſt, mit aller Demuth und Sanftmuth u. ſ. w. und Phil. 1, 27. wuͤrdiglich wandeln dem Evangelio Chriſti. Col. 1, 10. wuͤrdig - lich wandeln dem HErrn zu allem Gefallen und fruchtbar ſeyn in allen guten Wer -cken. Tit. 2, 10. Die Lehre GOttes, unſers Heylandes, zieren in allen Stuͤcken, und alſo verhuͤten, daß der theure Schatz des Evan - gelii und GOttes Name nicht verlaͤſtert werde. Roͤm. 2, 24. 14, 16. Sonderlich gehoͤret hieher die Ermahnung Petri 1 Epiſt. Cap. 1, 15. Nachdem, der euch berufen hat, und hei - lig iſt, ſeyd auch ihr heilig in allem eurem Wandel u. ſ. f. Und daß wir hiemit ſonderlich auf die Nachfolge Chriſti gewieſen ſind, iſt an ſich ſo viel offenbarer, ſo viel vollkommner das Exempel iſt, welches er uns in ſeinem Wandel auf Erden hinterlaſſen hat. Siehe 1 Petr. 2, 21. u. ſ. w.
3. Auch die groſſe Frende der Chriſten, daß ſie zu einem Koͤnig-Reiche, welches voller Herr - lichkeit iſt, berufen ſind, und noch immer aufs neue zu viel mehrer Gemeinſchaft berufen wer - den, ſoll die Chriſten bewegen zu einem ſolches Ehrenſtandes wuͤrdigen Wandel.
Darum auch wir ohn unterlaß (wenn wir in unſerm Gebete eurer gedencken Cap. 1, 2.) GOtt dancken, daß ihr, die ihr empfinget von uns das Wort goͤttlicher Predigt (λόγον του῀ θεου῀, das Wort GOttes, als ein Wort τῆς ἀκοῆς, daß eurem Gehoͤre geprediget, oder verkuͤndiget wurde) es aufnahmet nicht als Menſchen Wort (ſo nur von Menſchen erſon - nen waͤre und bloß nach ihrem Willen vorgetra - gen wuͤrde,) ſondern, wie es denn warhaftig iſt, als GOttes Wort (welches von GOTT koͤmmt, goͤttlich iſt und zu GOtt fuͤhret, dabey GOtt uns als nur ſeiner Werckzeuge gebrauchet:) welcher (ο΅ς, welcher GOtt durch das Wort) auch wircket in euch, die ihr glaubet (alſo daß er die Geheimniſſe ſeines Willens und ſeines Reichs in euch immer mehr aufklaͤret, das in euch von der erſten Bekehrung an gewirckte Gute ver - mehret und immer mehr beveſtiget und verſiegelt; auch in denen, die noch nicht glauben, wenn ſie durch die vorlaufende Gnade nur von der Wider - ſtrebung ablaſſen, den Glauben anzuͤndet: wie denn der Glaube koͤmmt ἐξ ἀκοῆς, aus der Anhoͤ - rung des goͤttlichen Worts Roͤm. 10, 17.
1. Das ohne unterlaß zeiget nicht an, daß der Apoſtel beſtaͤndig gedancket habe, als welches ſo viel andere Verrichtungen nicht zulieſſen, ſon - dern, es iſt der Vergeſſenheit und einer gaͤntzlichen Unterlaſſung entgegen geſetzet, und gehet auf eine oͤftere Widerholung.
2. Die Menſchen werden ordentlicher Wei - ſe nicht durch unmittelbare Offenbahrung und Eingebung, ſondern durch das gehoͤrte, theils auch geleſene, und dabey recht angenommene und betrachtete Wort GOttes bekehret: Wie wir an den Theſſalonichern, und an allen uͤbrigen Apoſtoliſchen Gemeinen ſehen.
3. Man ſiehet, was die Apoſtel nach dem Grunde der Salbung und der damit verknuͤpften Wunder-Kraͤfte fuͤr ein Creditiv von GOtt anCdie18Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 13. 14. 15. die Menſchen bey ihrem Vortrage gehabt haben, und wie ſie als wahrhaftige Boten GOttes er - kant und gehalten worden. Und alſo iſts wahr worden, was ihnen unſer Heyland vorher ſagte Matth. 10, 40. Wer euch aufnimt, der nimt mich auf: und wer mich aufnimt, der nimt den auf, der mich geſandt hat. Und Luc. 10, 16. Wer euch hoͤret, der hoͤ - ret mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich: Wer aber mich verach - tet, der verachtet den, der mich geſandt hat. Siehe auch Joh. 13, 20. Darum ſchreibt auch Paulus 2 Cor. 5, 10. Wir ſind Bot - ſchafter an Chriſti ſtatt, denn GOtt ver - mahnet durch uns. Als die Galater dieſes erkannten, da nahmen ſie Paulum auf, als einen Engel GOttes, ja als CHriſtum JESUM Cap. 4, 16. u. ſ. w.
4. Jſt nun das muͤndliche Wort der Apoſtel als GOttes Wort anzuſehen, ſo gilt es ja auch allerdings mit beſonderm Nachdrucke von dem ge - ſchriebenen; und alſo inſonderheit von den bey - den Briefen an die Theſſalonicher, die wir alſo als GOttes Wort mit aller Folgſamkeit ehrerbietigſt anzunehmen haben.
5. Beydes, das geſchriebene und muͤndli - che Wort GOttes, iſt von goͤttlicher Auctori - taͤt. Denn qualis auctor, talis auctoritas, wie der Urheber iſt, ſo iſt auch das Anſehen des Worts.
6. Da GOttes Wort ſo kraͤftig iſt, daß es den Glauben in uns wircket, unterhaͤlt und be - veſtiget, ſo iſt es gewiß kein todter Buchſtabe, und ein bloſſes aͤuſſerliches Zeugniß, ſondern ein gar kraͤftiges Gnaden-Mittel, daher es auch heißt eine Kraft GOttes zur Seligkeit Rom, 1, 16. das uns kan weiſe und ſelig machen, das die Seele er - qvicket, ein lebendiger Same, daraus wir wieder - geboren werden u. ſ. w. Pſ. 19, 8. u. f. 2 Tim. 3, 15. Jac. 1, 18. 21. 1 Pet. 1, 23.
7. Ein ieder Leſer und Zuhoͤrer hat Urſache ſich zu pruͤfen, was fuͤr Wirckungen das an ſich ſelbſt ſo lebendige und kraͤftige Wort GOttes, dadurch der Heilige Geiſt ſein Lehr-Straf - und Troſt-Amt bey uns verrichtet, bey ihm gethan habe, und habe thun koͤnnen. Wohl dem, der ihm nach dem Exempel der Theſſalonicher Platz laͤßt.
Denn ihr ſeyd Nachfolger worden, lie - ben Bruͤder, (wie unſer und des HErrn JEſu Cap. 1, 16. alſo auch) der Gemeinen GOttes in Judaͤa, in Chriſto JEſu (und alſo der Chriſt - lichen Gemeinen, die von der Judiſchen, die ſich, im Gegenſatz auf die Chriſtliche, faͤlſchlich fuͤr ein Volck GOttes haͤlt, unterſchieden) daß ihr eben daſſelbe erlitten habet von euren Bluts - Freunden (ὑπὸ τῶν ἰδίων συμϕυλετῶν, Anver - wandten, die mit euch von einem Stamm, Volck und Buͤꝛgeꝛſchaft ſind) das jene von den Juden.
Die συμϕτλέται koͤnnen zwar wol von den Heyden verſtanden werden; ſintemal zu Theſſa -lonich faſt mehr Heyden, als Juden bekehret worden, wie aus Apoſt. Geſch. 17, 4. zu erſehen iſt: und ſo bedeutete das Wort die Mitbuͤrger. Weil es ſich doch aber beſſer auf die Juden ſchi - cket, und es dazu wol ſeyn kan, daß die Theſſalo - nicenſiſchen Juden ſich meiſtens zu einem Stam - me gerechnet haben, auch in der Apoſtel-Geſchicht gedacht wird, daß die Verfolgung wider die Chriſten daſelbſt eigentlich von den Juden erreget worden: ſo laͤſſet ſich gedachtes Wort am fuͤglich - ſten von den Juden erklaͤren. Man ſiehet aber aus dieſem Text ſo viel, daß ſich die Verfolgung mit dem Abzuge Pauli nicht geleget habe: wie denn die faſt raſenden Juden zum Theil von da nach Berrhoen kamen, und daſelbſt auch das Volck wider Paulum aufbrachten. V. 13.
Welche auch den HErrn JEſum ge - toͤdtet haben (da ſie ihn, den ſie als ihren Hey - land mit aller glaͤubigen Folgſamkeit ehrerbie - tigſt annehmen ſolten, bis in den Tod verfolget, und nicht eher geruhet, bis er durch das richter - liche Amt Pilati in den Creutzes-Tod dahin ge - geben wurde) und ihre eigne Propheten (in ihren Vorfahren, die eben alſo geſinnet waren, wie ſie) und haben uns verfolget (ἐκδιωξάν - των, aufs heftigſte und alſo, daß wir daruͤber verja - get worden) und gefallen GOtt nicht (wie ſie doch meynen, da ſie gedencken, daß ſie GOtt einen Dienſt daran thun) und ſind allen Men - ſchen (die nach Chriſto geſinnet ſind) zuwider (womit ſie denn bezeugen, daß ſie eine rechte Sa - tans-Art an ſich genommen haben.)
1. Die cauſſa moralis, da ein Menſch, was er ſelbſt nicht thut in eigner Perſon, doch be - gehret, wuͤnſchet, auch auf allerhand Art veran - laſſet, imgleichen heiſſet, billiget, lobet, verthei - diget u. ſ. w. iſt vera cauſſa efficiens, eine eigent - liche wahre Urſache, welcher der Effect, oder Er - folg mit Recht zugeſchrieben wird; ja oft noch mit mehrerm Recht, als dem, der die Handlung ſelbſt verrichtet. Das ſehen wir hier an den Ju - den; als welchen in ſolchem Verſtande die Creu - tzigung Chriſti zugeeignet wird. Man hat ſich demnach wohl in acht zu nehmen, daß man nicht zu einer boͤſen Sache ſo viel mit beytrage, daß die Schuld uͤber einen mit komme. Mit eben ſol - chem Nachdruck hielt Petrus den Juden ihre Suͤnde vor, wenn er Apoſt. Geſch. 2, 23. ſprach: Denſelben JEſum von Nazareth habet ihr genommen durch die Haͤnde der Un - gerechten, und ihn angeheftet und erwuͤr - get. Jmgleichen Cap. 3, 5. Den Fuͤrſten des Lebens habt ihr getoͤdtet; ferner Cap. 5, 30. Der GOTT unſerer Vaͤter hat JEſum auferwecket, welchen ihr erwuͤrget habt und an das Holtz gehangen. Siehe auch Cap. 10. v. 39.
2. Wenn Kinder und Nachkommen ihren Vaͤtern und Vorfahren in der Suͤnde nachfol - gen, ſo wird ihnen auch ihre Suͤnde mit zuge - rechnet: wie wir hie an den argen Juden ſehen,deren19C. 2. v. 15-20. an die Theſſalonicher. deren eben ſo arge Vorfahren ſo feindſelig mit den Propheten umgegangen, als mit dem Meßia, JEſu, und ſeinen Apoſteln. Man ſehe davon Matth. 23, 34. 37. aus welchem Orte erhellet, daß durch die getoͤdteten Propheten, davon Paulus redet, auch ſolche Zeugen der Wahrheit verſtan - den werden, welche GOtt in den letztern Zeiten zu ihnen geſandt hat. Jmgleichen Apoſt. Geſch. 7, 51. 52. Jhr halsſtarrigen und unbeſchnit - tenen an Hertzen und Ohren! Jhr wider - ſtrebet allezeit dem Heiligen Geiſt, wie eure Vaͤter, alſo auch ihr! welche Pro - pheten haben eure Vaͤter nicht verfolget und ſie getoͤdtet, die zuvor verkuͤndiget die Zukunft dieſes Gerechten, welches ihr nun Verraͤther und Moͤrder worden ſeyd?
3. Jn der heiligen Schrift wird etwas zu - weilen viel gelinder ausgedrucket, als es ſich in der That ſelbſt verhaͤlt; welches denn in einem beſondern Abſehen auf die Menſchen, davon die Rede iſt, geſchiehet. Alſo ſtehet alhie, daß die Juden, welche JEſum und die Propheten getoͤd - tet, GOTT nicht gefallen haben: da der Verſtand iſt, daß ſie, als ſolche, welche des Hoͤch - ſten Verbrechens der beleidigten goͤttlichen Ma - jeſtaͤt ſchuldig waren, ϑεοςυγει῀ς, GOttes Feinde und ein Greuel im hoͤchſten Grad geweſen ſind. Weil ſie aber dabey ſo verblendet waren, daß ſie meyneten, ſie thaͤten GOtt einen Dienſt daran Joh. 16, 2. ſo ſpricht Paulus dagegen, daß ſie GOtt nicht gefallen haben.
4. Man huͤte ſich, daß man ja keinem Men - ſchen zuwider ſey, und ihn haſſe, am wenigſten GOtt ergebne Seelen. Denn man wird da - durch recht zum Satan, und haͤufet uͤber ſich ſol - che Schuld, welche die groͤßten Straf-Gerichte GOttes nach ſich ziehet: zumal wenn dabey, wie es wol oft geſchehen mag, und man von den Ju - den weiß, die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt mit begangen wird: gleichwie der Apoſtel mit folgenden Worten deutlich gnug anzeiget, wenn er alſo fortfaͤhret:
Wehren uns zu ſagen (das Evangeli - um zu verkuͤndigen) den Heyden, damit ſie ſe - lig wuͤrden, (wie es denn eine Kraft GOttes iſt zur Seligkeit allen Glaͤubigen Roͤm. 1, 16.) auf - daß ſie (daraus denn erfolget, daß ſie) ihre Suͤnde erfuͤllen alle wege (wie vor zeiten, alſo auch itzo) denn der Zorn (GOttes in den Straf-Gerichten) iſt ſchon endlich uͤber ſie kommen (da ihnen die gaͤntzliche Zerſtoͤrung und Aufhebung ihres Gottesdienſtes und ihrer Re - public bevorſtehet.)
1. Der hoͤchſte Grad der Suͤnde iſt, wenn man unter der falſchen Einbildung, daß man GOtt recht diene, nicht allein ſeine eigene Selig - keit nicht ſuchet, ſondern auch noch dazu andere verhindert, daß ſie ſelig werden. Welches eben die Suͤnde wider den Heiligen Geiſt iſt; als die wider das Lehr - und Straf-Amt des HeiligenGeiſtes laͤuft; zumal wenn bey der falſchen Mey - nung ſich eine beſſere Uberzeugung mit kraͤftiger Beſtrafung des Gewiſſens gefunden hat, aber nicht iſt angenommen worden.
2. Die Juden haben es den Cananitern, ih - ren Vorfahren im gelobten Lande, nach gethan. Denn gleichwie dieſe, als das Maaß ihrer Suͤn - den erfuͤllet war 1 Buch Moſ. 15, 16. guten theils ausgerottet wurden: alſo iſt es den Juden auch ergangen durch die Zerſtoͤrung Jeruſalems und die Zerſtreuung unter alle Voͤlcter: wie es ihnen unſer Heyland vorher geſaget hatte. Und darauf ſiehet alhier Paulus. Denn da iſt der Zorn, das iſt die Straf-Gerechtigkeit GOttes gegangen ἐις τέλος zum Ende, und hat es mit der Juͤdiſchen Kirche und Republic ein detruͤbtes Ende gemacht. Und weil ſolche Zeit immer naͤ - her heran ruckte, ſo ſpricht Paulus, ſie ſey ſchon gekommen Siehe auch Dan. 9, 27.
Wir aber, lieben Bruͤder, nachdem wir eurer eine weile beraubet geweſen ſind (ἀϖορϕανισϑένυες, da gleichſam der Vater von den Kindern geſchieden iſt) nach dem Ange - ſicht, nicht nach dem Hertzen, haben wir deſto mehr geeilet euer Angeſicht zu ſehen, (um uns an der innern Geſtalt eures Gemuͤths zu erqvicken) mit groſſem Verlangen. Siehe auch Roͤm. 1, 9. ſeqq. 1 Cor. 16, 7. Darum haben wir wollen zu euch kommen (ich Paulus) zweymal ([ἃ]παξ καὶ δις, ein und das andere mal, etliche mal wie Phil. 4, 16.) und Satanas hat uns (auf GOttes Zulaſſung) verhindert (indem er hie und da durch die, welche er beherrſchet, ſolche Unruhe und Gefahr bey vie - len erweckten Seelen erreget hat, um welcher willen meine Gegenwart iſt noͤthig geweſen. Siehe auch Roͤm. 1, 13. 15, 22.)
1. Daß der Apoſtel ſeiner ſelbſt namentlich gedencket, daß koͤmmt daher, weil, da das Verlan - gen in ſo weit erfuͤllet worden, daß er Timothe - um, wie wir in der Einleitung geſehen haben, und auch bey dem Anfange des dritten Capitels ſehen werden, zu ihnen ſenden koͤnnen, er fuͤr ſich hat muͤſſen zuruͤck bleiben.
2. Hat ein Apoſtel Chriſti im Wercke des HErrn koͤnnen verhindert werden; ſo duͤrfen ſich getreue Knechte GOttes daruͤber nicht verwun - dern, wenn ihnen dergleichen in manchen Stuͤ - cken ihres Amts auch widerfaͤhret, alſo daß ſie ih - ren guten Zweck nicht erreichen koͤnnen.
Denn (um den Grund unſers Verlangens nach euch zu bezeugen) wer iſt unſere Hoffnung (des im Segen mit gutem Erfolg gefuͤhrten Amts und des von GOtt zu empfangenden Gnaden - Lohns) oder Freude (die Urſache, deswegen ich mich in GOtt zu freuen habe) oder Crone des Ruhms (eine ſolche Zierde meines Amts, als eine Crone einem Koͤniglichen Haupte iſt: und daher eine Crone τῆς καυχησεως des Ruhms undC 2der20Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 3. v. 1. 2. 3. der Freudigkeit wider alle Schmach, die mir daruͤber von den Feinden des Evangelii ange - than iſt. Siehe auch Phil. 2, 16. c. 4, 1. da es auch heißt: Alſo, meine lieben und gewuͤnſch - ten Bruͤder, meine Freude und meine Kro - nc u. ſ. w. Seyd nicht (wie andere, alſo) auch ihr es vor unſerm HErrn JEſu Chriſto zu (ἐν in) ſeiner Zukunft (da ich mit euch die Kro - ne der Gerechtigkeit empfangen werde, dazu ich mich mit einer Glaubens-Freudigkeit freue. 2 Tim. 4, 8.) v. 20. Jhr ſeyd ja unſere Ehre (ἡ δόξα ἡμῶν unſere Herrlichkeit; ſinremal eure durch meinen Dienſt geſchehene Bekehrung aus Gnaden zu meiner Herrlichkeit gereichen wird,nach dem Ausſpruch GOttes bey dem Daniel c. 12, 3. Die Lehrer werden leuchten, wie des Himmels Glantz, und die, ſo viel zu der Ge - rechtigkeit weiſen, wie die Sternen immer und ewiglich) und Freude. (Welche aus der Herrlichkeit entſtehet, und damit die kurtze Schmach in den Leiden tauſendfach aus Gna - den belohnet wird.) Siehe auch Matth. 24, 21.
Ein ſchoͤner Character eines rechtſchafnen Lehrers und Zuhoͤrers, ſeine Ehre und Freude darinnen ſuchen, und damit machen, daß man viele Seelen zu GOtt bekehre, und ſich zu GOtt bekehren laſſe.
DArum haben wirs nicht weiter wollen vertragen (μηκέτι ςέ - γοντες, da wir es nicht laͤnger ha - ben ertragen koͤnnen, nemlich das Verlangen, euch wo nicht in Per - ſon, doch durch treue Gehuͤlfen zu beſuchen und zu ſtaͤrcken) und haben uns laſſen wohlgefallen, daß wir zu Athen (wohin wir von Theſſalonich uͤber Berrhoen gereiſet ſind, Ap. Geſ. 17, 10. u. ſ. w. und woſelbſt wir auch mit den Philoſophis der Epicureiſchen und Sto - iſchen Secte zu thun gehabt haben, v. 18. auch, ehe ich hieher nach Corinthus, wo ich dieſes ſchrei - be, gekommen bin. c. 18, 1. u. f.) allein gelaſſen wuͤrden.
Und haben Timotheum geſandt, un - ſern Bruder und Diener GOttes, und un - ſern Gehuͤlfen, am Evangelio Chriſti, euch zu ſtaͤrcken und zu ermahnen in eurem Glauben (ϖερὶ τῆς πίςεως ὑ μῶν, eures Glau - bens wegen, in Sachen, die euren Glauben be - treffen.)
1. Ap. Geſch. 18, 5. ſtehet, daß Silas mit Timotheo aus Macedonien wieder zuruͤck ge - kommen. Daher zu ſchlieſſen iſt, daß Silas mit ihm entweder von Paulo von Athen dorthin geſandt worden, oder daß er auf der Ruͤckreiſe, nach dem er an einen andern Ort, etwa nach Berrhoen, iſt verſendet geweſen, zu Timotheo geſtoſſen. Welches letztere daher am glaublich -ſten zu ſeyn ſcheinet, weil Paulus in dieſem Brie - fe des Timothei nur allein gedencket