JN meinen letztern habe die Ehre gehabt, mon tres cher Pere gehorſamſt zu melden, daß man allhier Hoffnung gehabt, daß Accomodement, zwiſchen der Republique, und de - ren Rebellirenden Unterthanen, bald zu ſehen; Jn die - ſer nun haben wir faſt 14. Tage nach einander geſtanden, indem die liſtigen Corſer, alles was noͤthig geweſen, uns ſolches glaubend zumachen, ſehr wohl zu incaminir en gewuſt, wie ſie denn den Anfang dieſer Tractaten, ſo wohl eingerichtet, als wohl Richellieu ſelbſt nicht beſſer gethan haben wuͤrde, wann er noch lebete. Sie haben auch zu dieſem Ende beſtaͤndig des Ta - ges offtmahls zwey auch drey Mahl den Obriſten von Wachtendonck mit ihren Deputirten, bald mit dieſen bald mit einen andern Verlangen be - ſchicket, und hat der einzige Punct, daß ſelbige mit den Genueſiſchen allhie - ſigen General Gouverneur Segnor la Variano nichts, ſondern immediate mit den Obriſt Wachtendonck, dieſerhalb zuthun haben wolten, das Werck einiger Maaſſen und das gantze Negotium ſehr traini ret, welches ſich denn endlich gedachter General-Gouverneur, gefallen laſſen muͤſſen, doch geſchiehet ihm von allen Communication, und wird ohne deſſen Con - ſentement nicht das Geringſte expedi ret.
Den 26. Octobr. kam von denen Corſern eine Solenne Deputation in 12. Perſonen beſtehende zu uns, und brachten von den Cheff allerhand auf der Jnſul wachſende Fruͤchten, an den Obriſten Wachtendonck zum Geſchencke, zugleich Klage fuͤhrende, daß ein Detachement, unſerer Hu - ſaren Tages vorhero in dem Kloſter al Volo allwohin ſie commendirt geweſen, Feuer angeleget, ſo daß dadurch nach ihren Ab-march wuͤrck - lich ein Feuer entſtanden, und wann ſolches nicht bey Zeiten von denen Kloſter Leuten decouvri ret und geloͤſchet worden, das ſaͤmmtliche Kloſter in Feuer aufgegangen waͤre, ſtelleten dannenhero vor, daß da ſie zum Ac - commodement bereit, und willig waͤhren man ſie doch nicht auf die Art tracti ren moͤchte.
2) Begehrten ſie, der Obriſter Wachtendonck, moͤchte ſich mit ſeinen Trouppen 2. Meilen von Torre Bellegrino zuruͤck ziehen, in die Ebene Mao genannt, und die beſetzte Hoͤhen Cariola und Miſſa (wel - che beyde Aveniien gegen Weſcovvato commendi ren) verlaſſen, wobey der Cheff dieſer Rebellen Segnor Medriomaro, wie er ſich nennet, ver - ſichern ließ, daß dadurch die Bahne zum Vergleiche welches ohne das gantz nahe waͤre, gebahnet, und es weiter keine Difficultæ ten ihre DeputirtenA 2an(4)an den Ort ſo ausgemacht werden wuͤrde, zu ſchicken, geben duͤrfften ingleichen hielten ſie an daß weiter keine Trouppen nach Corſica transpor - ti ret werden ſolten, NB. denn ſie ſtehen in der Meynung daß nach fuͤnff Bataillons uͤbergeſetzt werden ſollen.
Jngleichen wolten ſie zwey ihrer Mitt-Bruͤder welche von dem Gre - nadier Capitaine Graff Moravvsky als er ein Detachement der Rebel - len bey Hui, vor einiger Zeit aus einandergejaget, und ſolche Gefangen eingebracht, looß haben, und endlich nur mit ihnen ſprechen.
Gedachte Deputirte wurden gantz kurtz abgefertiget, und ihnen an - gedeutet, ſich einen Ernſt ſeyn zu laſſen, zur Submiſſion zu ſchreiten, und da die Sache wegen der Huſaren ihren Anbringen zu wider, nach einer gehaltenen Unterſuchung falſch gefunden, ihnen ſolches ihr Anbringen verwieſen, und das Ubrige alles abgeſchlagen, auch dabey nachdruͤcklich zu verſtehen gegeben, daß man davor hielte, ſie ſuchten nur Verzoͤge - rung zu machen, welche man im Geringſten nicht geſtatten wuͤrde, ſelbige verſicherten, und betheuerten das Gegentheil, und nahmen alſo ihren Ab - ſchied.
Tages darauf kamen wieder zwey Deputirten, welche aber weiter nichts anzubringen hatten, ſondern nur ſehr beweglich bathen, dem ge - ſtern auf ſie gefaßten Argwohn fahren zu laſſen, und nur noch zwey oder hoͤchſtens drey Tage Friſt ſich ausbathen, damit der Plan des Verglei - ches ausgearbeitet werden koͤnte, welches ihnen dann accordi ret wur - de; Jndeß wurde von Seiten des Obriſten Wachtendonck, als welcher dieſen Leuten nicht das Geringſte trauete, alle vorſichtige Mittel vorgekehret, vor einer Sourpriſe, verſichert zu ſeyn, der General Gouverneur la Variano hingegen ware dieſes Obriſten Meynung zuwider, und vermeynte es waͤre nicht noͤthig ein Muͤßtrauen zu ha - ben er kenne die Nation und wiſſe dannenhero, wann ihnen zu trauen, oder nicht, der Obriſte Wachtendonck aber bliebe bey ſeiner Mey - nung, und lieſſe zu dem Ende dem Capitaine Graff Erlach mit 1200. Mann eine Hoͤhe occupi ren, welche die Aveniien des Gebuͤrges Radreppo com - mendi ret, ſo die Rebellen vorhero 24. Stunden verlaſſen, durch welche man alſo verhindern koͤnnte, daß ſich die Rebellen von Weſcovvato aus, lincker Hand gegen Torre Bellegrino nicht extendi ren, oder von denen Gebuͤrgen herunter laſſen, ſondern auf dieſen Fall, zwiſchen, und bey de - nen Hoͤhen, Cariola, und Miſſa, ſolches bewerckſtelligen muͤſten, welches ihnen aber faſt unmoͤglich fallen wuͤrde; Wir aber vermeyneten in dem Stande zu ſeyn, vermoͤge gedachter zwey, und dieſer einen Hoͤhe ob zwarnicht(5)nicht ohne groſſe Difficultæ ten, ihnen auf 2. Seiten beyzukommen; Als ſie nun dieſes wahr genommen, kamen gleich wieder Deputirte, proteſtir - ten darwieder, und gaben vor daß ſolches anzuſehen waͤre daß man[unſer] Seits kein Accommadement, mit ihnen verlange, weil man dergleichen Mouvements vornehme und die Poſten, welche ſie wieder beſetzen wollen oc - cupir te. Bathen dannenhero, man mochte doch die erwehnt, und in Be - ſitz genommene Hoͤhe, ver - und ihnen wieder uͤberlaſſen; Sie wurden aber gantz kurtz, und mit abſchlaͤgiger Antwort abgewieſen, und hielte der Obriſte Wachtendonck gewiß davor, welches auch der Ausgang nicht anders gewieſen, die Rebellen ſuchten uns nur zu amuſi ren, haͤtte auch gewiß, daß zum Frieden von ihnen vorgebende Negotium aufgehoben, wann der General Gouverneur hierinne nicht contrai rer Mey - nung geweſen, indes kehrte er alles vor, was ein vorſichtiger Commen - dant, der mit einen dergleich Feinde zu thun hat, noͤthig hat, um vor al - len nachtheiligen Suit en geſichert zu ſeyn.
Nun kam endlich der Tag herbey da die verſprochene Friedens De - putation anlangen ſolte, welche man acceptir te, und ihre Propoſitiones hoͤrete, welche darinne beſtunden.
Sie waͤren Jhro Roͤmiſch Kayſerl. Majeſt. in allerunterthaͤnigkeit verbunden, daß ſich ſelbte ihrer, in ihren Bedraͤngniſſe angenommen, und ſie wieder die Genueſer, als welche nicht als Chriſten mit ihnen umbge - gangen waͤren, in Schutz genommen haͤtten, indem ſie die Uberſetzung der Kayſerl. Trouppen in ihre Jnſul, vor einen Schutz, und nicht Bekrie - gung hielten, als wodurch die Genueſer gehindert worden, ihre ander - weitige Deſſains, wieder ſie arme Bedraͤngte, auszufuͤhren, recommen - dir ten ſich dann fernerweit zu Kayſerl. Gnaden, und Protection, wolten ſich auch zu dem Ende, allem unterwerffen, was Kaͤyſerl. Majeſtaͤt ihnen vorzuſchreiben geruhen wolten, baͤthen ſich aber aus, auf nachſtehende Puncte allergnaͤdigſt zu reflecti ren, als:
1) Sollen alle Hoſtilitæ ten aufhoͤren, und beyden Theilen frey ſte - hen ohne das Geringſte zubeſorgen, hin und her zu reiſen, es ſey dann daß das Heylſame Werck des Friedens welches jedoch GOtt verhuͤten wolle, abrumpi ret werden ſolte, und auf dieſen Fall, ſollen dennoch, erſt nach Verflieſſung dreyer Tage die Hoſtilitæ ten angehen.
2) Jhre wieder die Genueſer eingegebene Gravamina, welche ſie hierdurch uͤbergeben, ſo aber ein groß Volumen ausmachen, in gnaͤdige Conſideration zuziehen, und daß ſie, wie Jnhalt ſolcher zeigen wird, we - gen der vielen Oppreſſions nicht anders thun koͤnnen, als zum Waffen zu -A 3greif -(6)greiffen, umb ſich das Wiederrechtliche Joch vom Halſe zu ſchuͤtten, dabey fuͤhren ſie alle ihre Privilegia, Pacta und Vergleiche an, und beſchweren ſich inſonderheit uͤber eine Genueſiſche Familie, von welcher eine gewiſſe Zeit faſt beſtaͤndig einige in Regierungs Sachen, in Corſica employ ret geweſen, in welchen Beſchwerden ſehr viel harte, und zugleich laͤcher - liche Expreſſions enthalten, die Familie aber iſt von Calvaro.
3) Sie bitten gehorſambſt, den Ort allwo gehandelt werden ſoll, aus - zumachen, ſchlagen dazu das Gebuͤrge St. Andre vor ſtellen zugleich vor, daß ſie ihrer Seits dieſerhalb ſich nicht aus der Jnſul begeben koͤnten.
4) Damit ſie Kayſerl. Majeſt vor eine freye Republique declari ren und dabey mainteni ren moͤchte, und ihnen das Genueſiſche Joch, und Un - terthaͤnigkeit, welches ihnen dieſe wiederrechtlich aufgeleget, annehmen.
5) Davor wolten ſie, jedoch auf eine gewiſſe Art (welche ausge - macht werden koͤnte, und ſie ſich ſolche, wann es nur von Kayſerl. Sei - ten geſchaͤhe, gefallen laſſen wollen) von Kayſerl. Maj. und deren Schutz dependi ren und ihnen davor eine Jaͤhrl. Erkaͤndlichkeit contribui ren welche ſie, jedoch nach Proportion ihres Armuths einzurichten erſuchen.
6) Alles was nur ein Genueſer hieſe, ſolte die Jnſul raͤumen, auch hinfuͤhro nicht betreten, und ſolte die Republique Genua, aller Herrſchafft derer ſie ſich Zeithero, uͤber ſie angemaſſet, ſich looß ſagen, und ſie die Cor - ſikaner vor eine freye Republique erkennen, und ihnen das Praͤdicat Illu - ſtris zugeſtehen.
7) Jnnerhalb 4. Wochen, ſolte dieſes alles abgethan, und geſchloſ - ſen, denen Genueſern aber nicht geſtattet ſeyn, Ausfluͤchte, und Einwendun - gen zu machen.
8) Die freye Schiffarth und Handlung, gleich wie andre Republi - quen ſollen ihnen ebenfalls frey ſtehen.
9) Jedoch wollen ſie niemahlen wieder den Kayſer, als ihren Schutz - Herren, weder vor ſich, noch mit andern was Feindſeeliges intendi ren.
10) Bitten ſich dargegen, auf benoͤthigten Fall Kayſerl. Maj. Schutz, und Huͤlffe, wieder alle diejenigen, ſo ihnẽ Feindſeelig begegnen moͤchten, aus. Woruͤber ein a parter Vergleich, nach Kayſerl. Maj. hohen Gefallen ge - richtet werden ſoll.
11) Gewiſſe Familien aus ihren Nation welche ſie ſelbſt, unter ſich ausmachen und in Vorſchlag bringen wollen, ſollen von Kaͤyſerl. Majeſt. vor Nobles declari ret, und hernach von jedermann in perpetuum, davor gehalten, auch aus dieſen die Aembter, und Chargen beſetzet werden.
12) Aus dieſen Noblen Familien ſoll auch das Haupt, jedoch von ih -nen(7)nen ſelbſt, allemahl erwehlet werden, ohne jemands Confirmation, daruͤber einholen zu duͤrffen, welcher das Prædicat Duca fuͤhren ſoll, NB. Wozu ſie vors erſt ihren eintzigen Cheff oder Anfuͤhrer welcher nur eiu Auge hat, haben wollen.
13) Jhre Iuſtice, und andere Verfaſſungen, wollen ſie ſelbſt reguli - ren, laſſen ſich jedoch gefallen, ſolche bey Angang ihrer Republique dieſes mahl an die Kaͤyſerl. Maj. zu communici ren, und wann ſelbige darwieder was einzuwenden faͤnden, ſolches abzuſtellen oder zu aͤndern, wie wohl in allen dieſen, ihrer Seits nichts als Billichkeit, zum Fundament genommen werden ſolle.
14) Gleich bey Anfang derer Tractaten, bitten ſelbige in aller Sub - miſſion daß die Zuruͤckſendung der ſaͤmmtlichen Trouppen angefangen wer - den moͤchte, und zwar erſtlich alles, was Genueſiſch, in der Jnſul befindl. 1000. Mann aber Kayſerl. ſolten in Baſtia bis zur voͤlligen Ratification ſtehen bleiben, nach ſolcher aber auch ihren Ruͤckweg nehmen, und ihnen den, Ort einraͤumen, und uͤbergeben.
15) Sie die Corſicaner wollen, oder vielmehr der aus ihren Mittel erwehlte Duca, und eine Anzahl Nobles in Præſence der Kayſerl. Ge - vollmaͤchtigten, daß ſie alles geſchloſſene, unverbruͤchlich halten wollen, mit einen Eyde verſichern, wobey jedoch niemand, ſo der Republique Genua angehoͤrig, zugegen ſeyn ſoll.
Nachdem nun der Obriſte von Wachtendonck, alle dieſe Pro - poſitiones ſo das Accommodement befoͤrdern ſollen, ſo beſchaffen gefun - den, daß darunter nichts als Arges verborgen, hat er ſolche zwar angehoͤ - ret, und davon ſeinen Bericht gethan, ihnen als den Deputirten aber auch alles, was er darinne unnoͤthig gefunden, verwieſen, und ſie bis auf weitere Nachricht, nach Hauſe gehen laſſen, und indeß alle noͤthige Vor - ſichtigkeit continai ret, und fleißig recognoſci ren laſſen, auch ein, und an - dere detachir te Poſten, ſo wie er es vor noͤthig gefunden, verflaͤrcket; Bis endlich den 5. dieſen der Herr Obriſt-Wachtmeiſter Fleydel von den loͤbl. Harrachiſchen Regim. ſo das Thal Diu vor, und hinter der beſatzten Hoͤ - he Miffa zu recognoſci ren commenuirt geweſen, die Nachricht eingebracht, daß er die Rebellen, eine halbe Meile, von gedachter Hoͤhe, in vollen Mou - vement gefunden, daher er ſich, umb ihr Vorhaben beſſer gewahr zu wer - den, da er ihnen ohne das, da ſie, ſeinen Befinden nach, bey 25000. Mann geweſen, nicht hindern koͤnnen, und als er geſehen, daß ſie ihren Marchre - cta nach der Hoͤhe Miffa gerichtet, genoͤthiget geſeheu ſeine bey ſich haben - de 60. Grenadier, um ſolche Hoͤhe, zu der ſchon auf ſelbiger ſtehendenMann -(8)Mannſchafft ſtoſſen zu laſſen, damit ſolche deſto beſſer Defendiret werden koͤnten, mit noch 25. bey ſich gehabten Huſſaren aber, wovon er jedoch noch 6. und den Cornet zuruͤck gelaſſen, um daß Ferner paſſiren de zu aviſi ren, iſt er eyligſt allhier eingetroffen, und hat der Herr Obriſte Wachtendonck, von der Rebellen Mouvement Bericht abgeſtattet. Woraus ſo gleich der Herr Obriſte Wachtendonck, geurtheilet, es moͤchte wohl die Attaque der Hoͤhe von Miffa, in dem ſolche, von ſelbiger Seite, ſehr difficile, nur eine Fouſe ſeyn, und daß vielmehr der Rebellen wahre Abſicht waͤre uns durch dieſen Allarm nach bemeldter Hoͤhe zu ziehen, und indes von der andern Seite der Ebene zu gewinnen, gleich wie ihr Deffili ren ſolches andeutete, und uns alſo in Ruͤcken zu uͤberfallen; Es machte dahero ſelbiger gleich ſeine Anſtalt, und ließ ein Bataillon von jung Dbaun nebſt einer Grena - dier Compag. nach gedachter Hoͤhe marchi ren, umb ſolche ſouteni ren zu helffen, mit 4. Bataillons aber marchir te er, und ſo viel Grenadier Com - pag. durch die allhier ſich haͤuffig befindl. Straͤucher, laͤngſt der Ebene von Diu verdecket, da den der von den Obriſt Wachtmeiſter Fleydel juruͤck gelaſſene Cornet zuruͤck kam, mit der Nachricht, daß die Rebellen die Hoͤhe von Miffa attaquire ten. Jndeß wurde der March vorgeſetzter Maſſen, auf bey den Seiten continui ret, und die Huſſaren zu recognoſci - ren fortgeſchicket, welche zu unterſchiedenen mahlen, eben die gemeldte Nachricht brachten, jedoch unter andern der letzte, wie das Feuer, auf der Attaque gegen die Hoͤhe Miffa gar ſparſam gegeben wuͤrden, nachdem man alſo in dieſer Situation 3. Stunden verdecket marchi ret, und man in et - was Plane den March bis wieder an dero brouſaillen continui ren mußte, kam ein ausgeſchicktes Commando Huſaren, und brachte die Nachricht, daß es die Rebellen wuͤrcklich uͤber die Berge herunter, bey den kleinen Fle - cken Triffolli defeli ren geſehen, weilen nun juſt das Deſſein der Feinde ſo wahr, als es der Herr Obriſte Wachtendonck vorhero geurtheilet, ließ er einen kleinen Halt, machen, und die ſaͤmmtl. Commendanten, und Ober - Officiers zuſammen kommen, wiederholte kuͤrtzlich ſeine gemachte Diſpoſi - tion, und erinnerte daß ein jeder, weilen ſie ohnfehlbahr, mit den Feinde zuthun bekommen wuͤrden, das ſeinige thun, und ſeine Leute encouragi ren ſolte, detachir te auch zu gleich 2. Grenadier Compag. und 200. Mousquetier mit den Obriſt. Lieut. Nadaſti, rechter Hand naͤher den Gebuͤrge zu mar - chiren und zwar ſo viel moͤglich mit ihn in einer Linie, daſelbſt den Feind zu verhindern, ſich derſeits an das kleine Gebuͤrge, Maſai zu poſtiren, und da wurde der march, nachdem alles diſponiret, wieder angetreten, und nachdem man kaum eine halbe Stunde marchi ret wurden wir des Feindes,die(9)die Berge herunter defili ren gewahr, und daß ſchon eine groſſe Anzahl, da - von ſich in der Ebene poſti ret hatten, unſer march wurde dieſem nach, ſo ſtarck wie moͤgl. continui ret, der Feind wurde gar bald gewahr, kon - te aber nicht ſo geſchwinde, ſich retiri ren, wie nachgehendes erfahren wor - den, wolte er es nicht thun, ſondern vielmehr uns erwarten, ſich auf ſeine Staͤrcke verlaſſende, derowegen wir alſo gar balde, zuſammen kamen, weilen aber das Terrain, eine kleine Diſtance, die wir pasſi ren muͤſſen, enge wahr, daß wir ohngefehr 300 Schritt nicht anders als Diviſions weiſe, enfronte marchi ren konten, wurden uns viele Leuthe zu Schanden gemacht, indem ſich die Rebellen, an gedachte Enge poſti ret, die unſrigen Thaten ihr Devoir zwar, doch wurden die 2 Grenadier Compagnien als die von Braun, gantz, und die von Hamilton faſt ruini ret, welche jedoch von den Uberreſt, nicht nur Souteni ret, ſondern auch courageſement ſe - cundi ret, und der Obriſt Lieut: Nadaſti kam, nachdem Er viele diffi - cile paſſagen pasſi ret, attaqui rete den Feind auf ſeiner Seiten, zu rech - ter Zeit, welches ſie ſich gar nicht verſehen, und nachdem wir endlich auch Terrain gewonnen, uns extendi ren zu koͤnnen, fingen die Rebellen an ſich in groſſer Confuſion nach dem Gebuͤrge zuruͤck zu ziehen, wiewohl ſie ſich zu zweyen mahlen geſetzet, allemahl aber wieder durch unſer Feu - er zur reteraite gezwungen worden, bis ſie endlich in der groͤſten Unord - nung fluͤchtig worden, und da das Gebuͤrge dieſes Orths, faſt in inaceſ - ſible, und die Paſſagen uͤber ſolches ſehr klein ſeyn, wurden ſelbige mei - ſtens an dem Gebuͤrge von denen unſrigen maſſacri ret und haben wir alſo eine vollkommene Victorice uͤber die Feinde erhalten.
Welche bey 5000. ſchon von denen Gebuͤrgen in der Ebene geweſen, ſo aber auch mehrentheils Maſſacriret, indem man ſchon uͤber 4000. Todte zehlete, haͤtten ſie aber Zeit gehabt, mit ihrer voͤlligen Macht in die Ebene herunter zu kommen, wuͤrden ſie uns viel zuthun gemacht ha - ben, wie dann ihre Jntention geweſen, uns von denen beſetzt habenden Hoͤhen, zu coupiren, und folglich da ſie etliche 30000. Mann wahren, uns zu attaquiren, welches aber alles durch des Obriſten Wachtendonck. Vor - ſichtigkeit nicht nur gehindert, ſondern ſie in groſſe Conſternation geſetzet worden, unſerſeits ſeynd uͤber 200. Mann theils todte, theils blesſirte, wor - unter viele brawe Officier, von welchen allen, wie auch die Situation, und Ordre de Battaille und mehrere Umbſtaͤnde, gehorſambſt mit nechſten zu - ſenden werden, unter denen Todten Kayſerl. ſeits befindet ſich der Obriſt - Lieut. Nadaſti, und unter denen blesſirten der Obriſte Wachtendonck,Bder(10)der Lieut, Buchner, welchen ich mit anhero genommen, und in unſern Dienſten geſtanden, hat gleichfalls das ungluͤckl. Sort gehabt, todt geſchoſ - ſen zu werden; Man haͤlt davor, die Rebellen, muͤſſen mit einer gewiſ - ſen Puiſance, in guten Vernehmen ſtehen, und mit ſelbigen en-concert die Friedens Propoſition gemacht haben, in der Meynung uns damit ſicher zu machen, und endlich durch das vorgehabte Deſſein, uns eines anzuhaͤngen, und den gar aus zumachen, gewiß iſt es, wann ſelbige dieſen ihren End - zweck erreichet haͤtten, wuͤrden wir einen ſchweren Stand gehabt haben, ohne daß es verhindert werden koͤnnen.
Corſica, eine der groͤſten Jnſeln des Mittellaͤndiſchen Meers, zwiſchen den Genueſiſchen Kuͤſten und der Jnſul Sardinien. Sie wird in vier Theile abgetheilet, di qua monte gegen Norden, di la monti, gegen Suͤ - den, Banda di dentro gegen Oſten, Banda di fuora gegen Weſten. Sie wurde zu erſt von den Griecher Tercepne und hernach Cyrne, nach Cyr - no, welcher des Herculis Sohn geweſen, ſeyn ſoll, genennet. Den Nah - men Corſica aber ſoll ſie von einer gewiſſen Weibs-Perſon aus Ligurien, nahmens Corſa Babulca, bekommen haben, welche ſo behertzt geweſen, daß ſie aus bemeldter Landſchafft eine Colonie hieher gefuͤhret. Die vor Zei - in dieſer Jnſul beruͤhmte Staͤdte waren Aleria und Mariana, deren jene von Sylla, dieſe aber von Mario zu einer Roͤmiſchen Colonie gemacht wor - den, da ſonſten Aleria ſchon vor einigen Seculis durch die Phocenſer war erbauet, und nachdem von den Roͤmern in erſten Puniſchen Kriege unter den aͤltern L. Scipione erobert worden. Allein vorjetzo haben ſie beyde kaum noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit uͤbrig. Nunmehro ſind die beſten, Baſtia, welches die Haupt-Stadt iſt, alsdann Ajazzo, Nebio, Calvi, Corte, Bonifacio, &c. Es ſind 5. Bißthuͤmer darinnen, als zu Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana und Nebio. Die 4. letztern Oerter aber ſind dergeſtallt ruiniret, daß die Biſchoͤffe ſich entweder zu Baſtia oder in den benachbarten Doͤrffern aufhalten muͤſſen. Corſica hat 3. groſſe Fluͤſſe unter welchen Liamon und Tavignan aus dem See Crena entſprin - gen, welcher auf den Berge Gradaccio gegen die mitten der Jnſul zu liegt. Daſelbſt iſt auch der See Juo, woraus der Fluß Guolo kommt. Die Lufft iſt ſehr ungeſund, das Erdreich aber bergicht, ſteinigt und nicht gar fruchtbar; jedennoch waͤchſet guter Wein auf derſelben, wie auch Ge - traͤyde und Baumfruͤchte, als Oliven, Feigen, Mandeln und Caſtanien, und an ihren Kuͤſten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen Stein darinnen an, welcher Catochites genennet wird, und an der Handkle -(11)kleben bleibet. Der bequemeſte Hafen iſt Bonifacio, welcher eine gute Veſtung hat. Das Capo Corſo oder punta di Morono iſt der alten ſa - cram promotorium, und das Capo di Manza iſt das promontorium Gra - niacum.
Die Toſcaner eroberten anfaͤnglich dieſe Jnſul, hernach nahmen die Carthagimenſer ſie ihnen wieder weg; Worauf die Roͤmer unter Scipiore ſich davon Meiſter machten. Die Saracenen fielen zwar im 8ten Seculo hinein, wurden aber bald wiederum daraus vertrieben. Nach dieſem ſtritten die Grauneſer und die von Piſa eine lange Zeit um derſelben Beſitz; endlich egneten ſich jene dieſelben zu, und ſchicken nunmehro alle zwey Jahr einen Gouverneur und General-Lieutenant hie - her. Die Corſen ſind gute Soldaten, aber uͤberaus grauſam, rachgie - rich und von ſchlechten Sitten; wie man den auch dafuͤr haͤlt, daß ihr Rauben und Pluͤndern die Urſache geweſen, warum alle diejenigen, wel - che See-Raͤuberey treiben, Coſaren pflegen genennet zu werden. Weil wegen der boͤſen Lufft die Jnſul wenig bewohnt iſt, ſo haben im 17ten Seculo die Genueſer 5. oder 600. Magnoten oder Mainoten dahin auf - genommen, welche ſonſt in Form einer Republic an den Kuͤſten von Mo - rea gegen die Oeſtliche Seite des Meer-Buſens von Coron zu, von dem Vorgebuͤrge Metapan an, bis an den Fluß Calamata ſich aufgehal - ten, und ſeit der Tuͤrckiſchen Eroberung der Jnſul Candia Anno 1669. ihr Vaterland verlaſſen hatten.
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