„ Des Abends ſprechet ihr: Es wird ein ſchoͤner Tag werden, denn der Himmel iſt roth. Und des Morgens ſprechet ihr: Es wird heute Ungewitter ſeyn, denn der Himmel iſt roth und truͤbe. Jhr Heuchler! des Himmels Geſtalt koͤnnt ihr beur - theilen; koͤnnt ihr denn nicht auch die Zeichen dieſer Zeit beurtheilen? Das iſt eine boͤſe und (faule) Art! ‟ Matth. 16, 1 — 4. M. 18, 11. 12. L. 11, 16. 29.
So wuͤrde der Herr euch antworten, euch, den boͤſen und faulen Schulmeiſtern, die wehklagend zu ihm ſprechen: „ Unſere Schulen ſollen Werk - ſtaͤtten deines Geiſtes ſeyn und ſiehe, nun will man ein neues Joch auf deiner Juͤnger Haͤlſe legen. Wir ſollen Teufelskuͤnſte treiben mit un - ſern Kindern, ſie klettern und ſpringen, laufen und raufen lehren. ‟ Wahrlich! auch euch „ ließ er und ginge davon. ‟ Und mit Recht, denn was iſt mit der boͤſen und faulen Art anzufan - gen? — Jhr, die ihr von der guten und kraͤf - tigen Art ſeyd und die Zeichen dieſer Zeit zuA 24beurtheilen wiſſet, euch darf ich nicht beweiſen, daß unſer Leib kein Schneckenhaus iſt, das ſein Bewohner unbehuͤlflich durchs Leben ſchleppt; daß nur im geſunden, ſtarken und geuͤbten Koͤr - per eine geſunde und freye Seele wohne und daß Haͤnschen lernen muͤſſe, was Hans koͤnnen ſoll. Fuͤr euch darf ich nicht wiederholen, wie bey den Muſtervoͤlkern des Alterthums das Ganze der Leibesuͤbungen unter dem Namen Gymna - ſtik einen weſentlichen Theil der Erziehung aus - machte; wie und wodurch unſere mannhaften Ahnen der Entnervung und deren Folgen entge - genarbeiteten und was bereits einige teutſche Maͤnner gethan, um durch Lehre und That wie - derherzuſtellen, was verloren war. Jhr wiſſet die Zeichen dieſer Zeit zu beurtheilen und die Verordnung einer Behoͤrde, welche dieſe Zeichen verſteht und zur Begruͤndung beſſrer Zeiten kraftvoll benutzt, durch Gehorſam zu ehren. Hunderttauſende haben ſie mit ihrem Leben, Hunderttauſende mit ihrer Geſundheit, Millio - nen mit ihrem Wohlſtande bezahlt dieſe Zeichen. Jſt die Seele, welche dem Unterdruͤcker wider - ſtehen will, aber nicht kann, weil ſie nicht in einem ſtarken und geſunden Koͤrper wohnt, eine5 freye Seele? kann ſie dankbar des Erziehers ſich erinnern, wenn der ungeuͤbte Koͤrper nach einem Nachtlager draußen auf der nackten, feuch - ten Erde ſich aufmachen ſoll, aber nicht kann, ſondern im Krankenhauſe ſiecht? wenn ein ra - ſcher Sprung, ein ſicherer Gang uͤber den Ab - grund, das Erklettern eines Baumes, ein an - haltender, ſchneller Lauf, die dienſtbare Welle retten ſollte, aber nicht rettet, weil Uebung und Kraft und deren Wirkungen, Muth und Gei - ſtesgegenwart, fehlen?
„ Keineswegs, ‟ unterbrach den Verfaſſer ein Freund, dem er dieſe Vorrede vorlas, „ wenig - ſtens der Wehrmann nicht, dem ich monatlich einen Gnadenthaler auszahle, weil er bey Groß - beeren, einen Franzoſen verfolgend, uͤber einen Graben ſprang und — das Bein brach. ‟
Eine Thatſache, die, als ſolche, ganze Ab - handlungen uͤber die Nothwendigkeit der Turn - uͤbungen fuͤr das Landvolk aufwiegt und zu der Frage berechtigt, was koſtſpieliger ſey, die Errichtung oder Nichterrichtung der Turnanſtal - ten? Allerdings iſt die Gewohnheit, bey jedem Wechſel der Witterung im Freyen auszudauern, ein Gewinn fuͤr den Dorfbewohner, um wel -6 chen der Staͤdter, den die Werkſtatt einſchließt, ihn beneiden muß und dem Juͤngling, der als Hirtenjunge ſo manche Nacht auf dem Felde um - herzog, wird ein Erdlager minder beſchwerlich ſeyn, als dem, der ſie am Schreibtiſch durch - wachte. Damit iſt Viel, aber nicht Alles ge - wonnen. Die „ ſteifen Knochen, ‟ woruͤber die Unterofficiere fluchen, muͤſſen gelenkiger wer - den. Behendigkeit, Gewandheit, daran fehlts, und auf dem Exercierplatze wird nimmer gefun - den, was nur auf dem Turnplatze zu haben iſt. Die Juͤnglinge, welche an dem Alpenhirtenfeſte bey Jnterlachen (Kanton Bern) vor Tauſenden auftreten, ihre Kraft und Gewandheit zu er - proben, ſind Hirten, keine Bauern.
Schullehrer! Das Mindeſte, was unſere Vaterlandsvertheidiger verdienten, iſt das Be - wußtſeyn, nicht vergebens gekaͤmpft und gelitten zu haben. Sie muͤſſen die Freude erleben, ein - zuſehen, die Zeit, deren Zeichen ſie ſo hart em - pfunden, koͤnne nicht wiederkehren, und es aͤrnd - ten nun ihre Nachkommen, was unter Nacht - wachen, Muͤh’ und Schweiß, Blut und Schmerz ſie geſaͤet!
Auch ſoll ja nichts Unmoͤgliches noch Uner -7 hoͤrtes geleiſtet werden. Was ein teutſcher Er - zieher, Guths Muths, in Lehre und Anwen - dung vorbereitet, das hat die Daͤniſche Regie - rung vor 16 Jahren ſchon empfohlen und ein - gefuͤhrt und durch Schullehrerſchulen verbreitet. (Vergl. einen Aufſatz des Verfaſſers als Augen - zeugen). Und mit wie viel Eifer ſo viele Staͤd - te Preußens dem Vorgang der Hauptſtadt ge - folgt und das Muſter, das der um dieſe Sache hochverdiente Jahn dort aufgeſtellt, zu errei - chen geſtrebt, iſt aus oͤffentlichen Nachrichten bekannt. Noch fehlt es aber meines Wiſſens an einem kurzen, wohlgeordneten und wohlfeilen Leitfaden fuͤr Schullehrer, nament - lich fuͤr diejenigen, welche in den von dem Ver - faſſer eingerichteten Erziehanſtalten und Lehr - ſchulen zur Nachfolge erweckt worden. Dieſe moͤgen ſich einſtweilen und ſo lange, bis ſich ein beſſerer und eben ſo wohlfeiler findet, mit dieſem begnuͤgen.
Die Grundſaͤtze, die den Verfaſſer deſſelben geleitet, ſind folgende:
I. Eine naturgemaͤße Eintheilung der ſo mannigfaltigen Turnuͤbungen erhebt ſie zum Lehrgegenſtand, bringt den Schuͤler zur Ein -8 und Ueberſicht deſſen, was er thut, und macht ihn zum Lehrer dieſes Faches.
Das Ziel jeder Turnſchule iſt Fertigkeit, ſie mag nun von den Grundſaͤtzen aͤchter Ele - mentarbildung oder von gar keinen ausgehen. Der Schuͤler ſoll am Ende das — das — das koͤnnen. Sind dir aber die Fragen nicht gleich - guͤltig: „ wie, auf welchem Wege iſt der Schuͤ - ler zum Ziele gelangt? Weiß er, was er that? Ueberſieht er das Feld, das er durchlaufen? ‟ ſo folge einſtweilen dieſem Leitſaden, deſſen Ver - faſſer Einſicht und Fertigkeit will. Auch iſt in der That kein Lehrfach der Elementarbildung ſo ſehr, wie dieſes, geeignet, die Nothwendigkeit dieſes hoͤhern Zieles klar zu machen; denn nur durch viele, zur Einſicht und Fertigkeit gelangte Unterlehrer kann der Turnlehrer viele und vie - lerley Schuͤler gleichzeitig beſchaͤftigen und nur ſolche Unterlehrer, unterſtuͤtzt durch den natur - gemaͤßen Stufengang der Uebungen moͤgen die Schuͤler vor Schaden bewahren. Jn einer Schule fuͤr Koͤrperbildung ſind die Mißgriffe, die Mangel an Plan, Ordnung und Aufſicht, Muthwille und Leichtſinn veranlaſſen, ſchreyen - der, als in einer Schule fuͤr Geiſtesbildung. 9Es gilt Hals und Bein, Leben und Ge - ſundheit.
II. Bey allen Turnuͤbungen kann die Stel - lung, dann die Bewegung der Koͤrpertheile, zuerſt als Bewegung ohne Ortsveraͤnderung, dann als Fortbewegung Gegenſtand des Be - wußtſeyns werden. Durch die Verbindung bey - der Theile entſteht ein dritter, der eine end - loſe Menge zuſammengeſetzter Uebungen begreift.
III. Der Standpunkt, von welchem aus das weite Feld der Turnuͤbungen ſich wohl am beſten uͤberſehen laͤßt, iſt die Uebung der Glied - maßen; zuerſt der obern, Arme und Haͤnde, dann der untern, Beine und Fuͤße, und end - lich der obern und untern in Zuſammenſetzungen. Haltung und Bewegung des Kopfes und Rum - pfes wird der Uebung der Gliedmaßen unterge - ordnet, ohne Gegenſtand der Eintheilung zu ſeyn. Jede Stufe zerfaͤllt in zwey §§., deren Einer die Voruͤbungen, der Andere die Angewand - ten begreift, zu welchen irgend eine Vorrichtung noͤthig iſt.
Zeller.
Der Verfaſſer, ſeit zwey Jahren mit Auf - gaben beſchaͤftigt, die ihm die Fortſetzung ſchrift - ſtelleriſcher Arbeiten unmoͤglich machten, war laͤngſt gemeint, dieſe Schrift ungedruckt zu laſ - ſen. Sachkundige Freunde, die keine der ſeit drey Jahren erſchienenen Schriften dieſes Fa - ches fuͤr den unbemittelten Schullehrer geeignet finden, verlangten aber das Gegentheil. Moͤge der Erfolg ihre Anſicht rechtfertigen und den guten Wuͤnſchen des Verfaſſers entſprechen!
Zeller.
Anmerk. Der Verfaſſer denkt ſich eine Schule, deren Lehrer zwar von achtungswerthen Vorſtehern unterſtuͤtzt und von dem beſten Wil - len beſeelt iſt, gleichwohl aber auf eine Mehr - heit von Eltern Ruͤckſicht nehmen muß, welche mit Verdruß und Widerwillen eine Neuerung dulden, die ſie mit dem Namen Narrheit, Poſ - ſen, Gaukeley beehren. Um dieſe nicht zu rei - zen, beginne er jede neue Uebung, wobey er manches vor - oder mitmachen muß, mit Ein - zelnen im Lehrzimmer. Auf dem Turnplatze erſcheint er dann mehr als Aufſeher, der die Spiele der Jugend leitet, alſo in der Wuͤrde eines Kinderfreundes, der auch den Schwaͤchſten nicht mißfallen kann. Er laͤßt zu dem Ende nach beendigtem Schulunterricht ſeine faͤhigſten Unterlehrer in einen Halbkreis treten und ſagt:
12Stehe jeder, wie er will! .. Jch will ſo ſtehen! .. Wie willſt du ſtehen? .. du? .. du? .. Gut! Wenn ich rufe „ Stellung; ‟ ſo ſoll Jeder ſtehen, wie er will und ſo ſtehen blei - ben, bis ich rufe „ Ruhe ‟ Stellung! … Ruhe! .. Stellung! .. Ruhe! .. Gehet nun hinaus auf den Spielplatz und wiederholet dieſes Spiel, Jeder mit ſeiner Abtheilung! ..
Die Schuͤler werden nun auf die gewohnte Weiſe entlaſſen und wiederholen, in kleine Ab - theilungen vertheilt, unter den Augen des Leh - rers, was er in der Schulſtube angefangen. Der Verf. ſetzt nehmlich voraus, daß ein ge - raͤumiger Spiel - und Tummelplatz bey der Schule fuͤr dieſe Uebungen benutzt werden koͤnne, ein Platz, der, wenn die Werkzeuge, die im Laufe dieſes Unterrichts gebraucht werden, be - reits vorhanden ſind, Turnplatz heißt. — Ehe die Schuͤler auseinander gehen, fordert ſie der Lehrer auf, Steine zu ſammeln, die in 2, 3, 4 ꝛc. Haufen, etwa in den Winkeln des Platzes aufbewahrt werden, theils halb-theils ein-theils zwey - und mehrpfuͤndige Steine.
13Ruͤckſicht auf die obern Gliedmaßen.
Wie halte ich die Arme jetzt? geſtreckt oder gebogen.
I. geſtreckt.
Beyde Arme in derſelben oder in verſchied - ner Richtung? in
ſenkrecht, wagrecht oder ſchief? (ſenkrecht) wo - hin? nach oben) Achtung — beyde Arme — ſenkrecht nach oben! .. Oder? (ſenkrecht nach unten) Achtung — beyde Arme — ſenkrecht nach unten! .. Dieſe Richtung iſt? (wagrecht) wo - hin? (vorwaͤrts) Achtung — beyde Arme — wagrecht vorwaͤrts! .. Oder? (ruͤckwaͤrts) A — b A — w ruͤckwaͤrts! .. Oder? (vorwaͤrts rechts) A — b A — w vorwaͤrts rechts! .. Oder? (vor - waͤrts links) A — b A — w vorwaͤrts links! — Dieſe Richtung der Arme iſt? (ſchief) wohin? (nach oben) wohin? (nach oben vorwaͤrts) A — b A ſch nach oben vorwaͤrts! .. Oder? (nach oben ruͤckwaͤrts) A — b A ſch nach oben ruͤck - waͤrts! …
14Anmerk. Auf gleiche Weiſe geuͤbt Stel - lungen mit beyden Armen ſchief nach unten vor - waͤrts und ſchief nach unten ruͤckwaͤrts.
Jhr werdet nun dieſe Uebungen mit euren Abtheilungen draußen auf dem Turnplatze wie - derholen, aber ſo, daß ihr in jeder Hand einen Stein (von beliebiger Schwere) feſthaltet und ſo lang als moͤglich ohne zu ſchwanken in der aufgegebenen Stellung bleibet.
Anmerk. Dem Unterlehrer liegt hiebey ob, langſam zu zaͤhlen 1. 2. 3. 4. ꝛc. damit je - der Schuͤler wiſſe, wie lang er ausgehalten, ohne zu wanken. — Die Muskelkraft des geſtreckten Armes zu pruͤfen und zu uͤben, moͤgen die Schuͤ - ler verſuchen, Einer des Andern Arm im El - lebogen oder Handgelenk zu biegen.
Beyde Arme geſtreckt in
B. verſchiedener Richtung. Demnach ſollen
1) beyde Arme
ſenkrecht ſeyn; wohin? (der Eine a ſenkrecht nach oben, der Andere b nach unten) Achtung ꝛc. beyde Arme wagrecht, wohin? (a nach rechts,15 b nach links) Oder? a vorwaͤrts, b ruͤckwaͤrts) Oder? (a links oder rechts, b vorwaͤrts oder ruͤckwaͤrts). Beyde Arme ſchief — wohin? (a ſchief nach oben, b ſchief nach unten) Schief nach oben und wohin? (a ſchief nach oben vor - waͤrts, (b ſchief nach unten ruͤckwaͤrts u. ſ. f.) mehrere Stellungen, die der Schuͤler gern ſelbſt ſucht und findet.
A. — beyde Arme geſtreckt in verſchiedener Richtung —
2) der Eine
ſenkrecht — wohin? (nach oben) der Andere? (wagrecht nach ꝛc. ſchief nach ꝛc., der Eine wagrecht ꝛc., der Andere ꝛc., der Eine ſchief ꝛc., der Andere ꝛc.
Dieſe Uebungen wiederholt auf dem Turnplatze! (wie oben mit Ruͤckſicht auf Dauer der Stel - lung und Muskelkraft im geſtreckten Arme).
Jhr habt Stellungen geuͤbt mit geſtreckten Armen. Dieſe koͤnnen aber auch ſeyn?
II. gebogen.
Sehet dabey auf die Richtung der Oberarme! Beyde Oberarme in
16derſelben Richtung, ſenkrecht — wagrecht, ſchief. Beyde Oberarme in
verſchiedener Richtung, dennoch beyde ſenkrecht — wagrecht — ſchief. Nun a ſenkrecht, b wagrecht, ſchief; a wagrecht, b ſenkrecht ſchief ꝛc.
Jhr habt Stellungen geuͤbt mit geſtreckten, dann mit gebogenen Armen; welcherley Stellun - gen ſind noch uͤbrig? Stellungen mit
III. einem geſtreckten und einem gebogenen Arme.
Beyde Oberarme in derſelben Richtung, ſenkrecht, wagrecht, ſchief. Beyde Oberarme in verſchiedener Richtung ꝛc.
Dieſe Uebungen wiederholt auf dem Turn - platze! Der Schuͤler ſoll, trotz der Anſtrengun - gen des Gegners, den geſtreckten Arm geſtreckt, den Gebogenen gebogen erhalten.
Noͤthige Werkzeuge:
1. Einige Reihen von Stangen, welche uͤber 4, 5, 6 Fuß hohen, in den Boden einge - rammten Pfaͤhlen befeſtigt und laͤngſt den Sei -ten17ten des Turnplatzes aufgeſtellt ſind. Das hier abgebildete Werkzeug ſoll das Reck heißen.
2. Ein Paar ſolcher Recke neben einander (=), 1½ — 2 Fuß von einander entfernt, ge - nannt die Barren.
3. Ein Klettergeruͤſte, beſtehend aus 4 feſt eingerammten hohen Baͤumen, die durch 4 wag - rechte unter ſich verbunden ſind, von welchen 4 — 6 Seile, 1 — 2 bewegliche Stangen, eine Strickleiter und eine hoͤlzerne herabhaͤngen. Jn der Mitte des eingeſchloſſenen Raumes iſt ein Maſtbaum eingegraben, der durch 4, aus den obern Ecken emporſteigende Arme gehalten wird. An einem eiſernen Traͤger unter der Flagge iſt das laͤngſte Seil befeſtigt. — Fuͤr die Sicher - heit dieſes Geruͤſtes wird ein Bauverſtaͤndiger einſtehen muͤſſen. — Daß und wie dieſes Ge - ruͤſte noͤthigenfalls durch einige Baͤume erſetzt werde, braucht nicht eroͤrtert zu werden.
B18I. Reckuͤbungen.
Stellungen mit aufwaͤrts gerichteten Armen!
19Hanget mit den Haͤnden am Reck und ſehet, wie lange ihr ſo aushaltet! Auf! 1, 2, 3, 4, ꝛc. Wohin war dein Kopf gerich - tet? (nach oben) den Kopf
nach oben gerichtet! — mit beyden Haͤn - den — die Arme geſtreckt. Auf! 1, 2, ꝛc. die Arme gebogen — Auf! 1, 2, ꝛc. Nun auch an einer Hand — den Arm geſtreckt — Auf! ꝛc. den Arm gebogen — Auf! ꝛc. Wer kann nun auch ſo hangen, daß der Kopf
nach unten gerichtet iſt? … Die Arme geſtreckt — (indeß die Fuͤße ſich gegen die un - tere Seite der Queerſtange ſtemmen). Die Arme gebogen (indeß die Beine uͤber die Queer - ſtange emporragen).
Hanget mit den Haͤnden am Klettergeruͤſte! faſſet die Stangen oder Seile und ſehet, wie lange ihr hanget — mit geſtreckten Ar - men — Auf! ꝛc. mit gebogenen Armen — Auf! ꝛc.
Anmerk. Diejenigen Schuͤler, welche am Seile hangen, moͤgen nun auch, wenn es nicht zu dick iſt, mit den Haͤnden abwechſeln. AuchB 220koͤnnen dieſe Aufgaben dadurch erſchwert werden, daß das Seil waͤhrend des Hangens mehr oder minder ſtark bewegt wird. Dabey iſt die Haupt - ſorge des Lehrers, alle Schuͤler gleichzeitig zu beſchaͤftigen, alſo zu verhuͤten, daß keine Ab - theilung laͤnger, als zur Erholung noͤthig, muͤßig ſtehe.
II. Stuͤtzuͤbungen.
Stellungen mit abwaͤrts gerichteten Armen, am Reck. Die Arme geſtreckt — Auf! 1 ꝛc., die Arme gebogen — Auf! ꝛc. an den Barren die Arme geſtreckt — Auf! ꝛc., die Arme gebogen ꝛc.
Ruͤckſicht auf die untern Gliedmaßen.
I. Die Beine
und zwar beyde Beine — geſtreckt — und gerichtet? ſenkrecht. Oder? ſchief — wo - hin? ſeitwaͤrts, a rechtshin, b linkshin. Oder? 21(vorwaͤrts und ruͤckwaͤrts) Oder? (a ſeitwaͤrts vorwaͤrts, b ſeitwaͤrts ruͤckwaͤrts). Endlich koͤn - nen ſie auch gerichtet ſeyn? ſenkrecht und ſchief, ſchief wohin? (ſeitwaͤrts, vorwaͤrts, ruͤckwaͤrts; ſeitwaͤrts-vorwaͤrts; ſeitwaͤrts-ruͤck - waͤrts.
Die Beine gebogen und beyſammen! .. die Beine gebogen und getrennt! So daß die Laſt des Koͤrpers ruht auf dem rechten Beine! auf dem Linken. (Voruͤbung des Fech - tens.)
Stellungen mit einem geſtreckten und ei - nem gebogenen Beine, ſo daß die Laſt des Koͤrpers ruht auf dem geſtreckten Beine — ſenk - recht — ſchief! So daß die Laſt des Koͤrpers ruht auf dem gebogenen Beine!
Anmerk. Der Schuͤler ſoll dabey nicht bloß darauf achten, wie lang’ ſondern auch, wie feſt er ſo ſtehe, d. h. wie viel Kraft dazu ge - hoͤre, ihn aus ſeiner Stellung zu verdraͤngen.
Stellungen auf einem Beine.
Dieſes kann ſeyn? geſtreckt. Das Andere? auch geſtreckt und gerichtet? (ſchief) wohin? (vorwaͤrts) Oder? (ſeitwaͤrts) Oder? (ruͤckwaͤrts). Kann dieſes Bein nicht auch wagrecht gerichtet22 ſeyn? (Eine Stellung, die viel Anſtrengung er - fordert). Wohin? (vorwaͤrts) Oder? (ſeitwaͤrts) Oder (ruͤckwaͤrts). Stellung auf dem geſtreck - ten Bein, das Andere gebogen, der Schenkel ſenkrecht gehalten, oder? wagrecht; oder? ſchief.
Deßgleichen Stellungen auf dem geboge - nen Bein, indeß das Andere geſtreckt und ge - richtet iſt ſchief oder wagrecht ꝛc.
II. Die Fuͤße.
Stellung auf beyden Fuͤßen — auf dem ganzen Fußblatt — auf einem Theil deſſelben: auf den Zehen — auf den Abſaͤtzen.
Dieſelben Stellungen auf einem Fuße.
III. Beine und Fuͤße.
Stehet auf beyden Fuͤßen, die Beine ge - ſtreckt und verſchiedentlich gerichtet — gebogen — a geſtreckt, b gebogen. — Dieſelben Stel - lungen auf den Zehen — auf den Abſaͤtzen —
Stellungen auf einem Fuße, zugleich mit Ruͤckſicht auf die Beine.
Noͤthiges Werkzeug:
Der Schwebebaum, moͤglichſt lang, zwi - ſchen 2 paar Pfaͤhlen liegend, um hoͤher oder tiefer geſtellt zu werden.
Unterlehrer vor! Uebet auf dem Schwebe - baum eine Stellung der
I. Beine, die Reitſtellung — die Laſt des Koͤrpers ſoll nur auf den Schenkeln oder Knieen ruhen, wel - che ſich an den Baum feſt anſchließen. Auf! geſchloſſen mit den Schenkeln — Beine ſenk - recht — Fuͤße gerad aus — 1! 2! 3! ꝛc.
Dieſelbe Stellung, geſchloſſen mit den Knieen. Stellungen der
II. Fuͤße.
Die Fuͤße abwaͤrts gerichtet. — Verſuchet feſt zu ſtehen auf abgerundeten oder ſpitzen Stei - nen — auf dem Schwebebaume, beſonders auf24 dem ſchwankenden Ende, auf beyden Beinen — auf Einem!
Die Fuͤße aufwaͤrts gerichtet — Am Reck — Auf mit den Haͤnden — Die Beine aufge - ſchwungen — Hanget an den Fuͤßen.
Ruͤckſicht auf die obern und untern Gliedmaßen.
Anmerk. Der Verf. iſt weit entfernt, dieſes weitſchichtige Feld von Verbindungen ein - theilen zu wollen. Einige beliebige Stellungen ſind hinreichend, den Schuͤler zu erinnern, daß er auf beyde, die obern und untern Gliedmaßen achten muͤſſe, z. E. die Stellung in Reih und Glied. Achtung — der Koͤrper ſenkrecht — die Haͤnde an den Schenkeln geſchloſſen — Abſatz an Abſatz — Zehen auswaͤrts. So ſtehet auf den Ruf „ richt euch″ Richt euch! .. Ruhe! .. Richt euch! .. ꝛc.
Auf gleiche Weiſe koͤnnen angeordnet werden die Fechtſtellung (S. Krieguͤbungen der Elemen - tarſchule S. 74.). Die Hiebſtellung (S. 75.). Die Schutzſtellung (S. 81.) Die Schießſtel - lung. — Eine beliebige Tanzſtellung. — Ein25 Spiel, welches durch die Aufgabe beluſtigt, Stellungen von Kuͤnſtlern und Handwerkern nachzuahmen, Stellungen, die irgend eine Lei - denſchaft bezeichnen ꝛc.
Auch gehoͤren in dieſe Stufe
I. Hanguͤbungen am Reck.
Die Queerſtange ſoll mit Haͤnden und Fuͤſ - ſen feſtgehalten werden. Welchen Theil deines Koͤrpers wirſt du ihr zuwenden? Die Bruſt — Auf! 1, 2, ꝛc. Nun auch ſo, daß die Haͤnde zwiſchen den Beinen durchgehen — 1, 2, ꝛc. Wer kann ſo hangen, daß er der Queerſtange den Ruͤcken zuwendet? Auf! 1, 2, ꝛc. laͤngſt der Queerſtange! Queer unter der Queer - ſtange! — Du haſt der Queerſtange die Bruſt, dann den Ruͤcken zugewandt, kannſt du ihr nicht auch eine Seite zuwenden? Die rechte Seite, das rechte Bein uͤber der Queerſtange — Auf! 1, 2, ꝛc. die linke Seite, das linke Bein uͤber der Queerſtange — Auf! 1, 2, ꝛc. am Klettergeruͤſte an dieſen Seilen und Stangen mit Haͤnden und Fuͤßen ſich feſt gehalten! (Anfang des Kletterns) Auf! 1, 2, ꝛc.
26II. Stutzuͤbungen an den Barren — Auf! Ab! Wie waren deine Beine gerichtet? (ſenkrecht). Koͤnnen ſie nicht auch ſchief gerichtet ſeyn? Auf! 1, 2, ꝛc. Wer kann ſie wagrecht halten? Auf! 1, 2, ꝛc.
Jhr habt Stellungen geuͤbt. Nun werdet ihr auch Bewegungen uͤben. A vor! Eine Bewegung! (A bewegt z. E. den Arm). Biſt du eben von der Stelle gekommen, auf der du ſteheſt? (Nein). Eine Bewegung von der Stel - le! (A geht oder ſpringt vor - oder ruͤckwaͤrts ꝛc.) Eine ſolche Bewegung ſoll eine Fortbewe - gung heißen. Vorerſt
Ruͤckſicht auf die obern Gliedmaßen
Wer findet einen Unterſchied zwiſchen dieſen27 beyden Bewegungen? (der Lehrer macht eine ge - rade Bewegung und eine krumme). Dieſe iſt? (gerade) dieſe
I. krumm.
Dieſe Bewegung iſt? (eine Kreisbewe - gung). Machet auch Kreisbewegungen — wo? (an den Seiten) oben — mit einem Arme! mit dem Andern! Mit beyden! unten! mit einem Arme ꝛc. Auf gleiche Weiſe vorn — oben — mit einem Arme ꝛc., hinten ꝛc.
Dieſe Bewegung iſt eine Bogenbewegung — eine Bogenbewegung mit dem rechten Arme nach unten! nach links! nach rechts! nach links unten! nach rechts unten! nach links oben! nach rechts oben! Dieſe Bogenbewegungen wieder - holt mit dem linken Arm, moͤglichſt ſchnell und ſtark — 1, 2, 3, ꝛc.
II. Gerade
Bewegungen und zwar dieſelbe gerade Bewe - gung mit beyden Armen nach oben! nach unten! nach oben und unten! — nach vorn! nach hin - ten! nach vorn und hinten! — nach vorn und oben! nach vorn und unten! nach hinten und oben! nach hinten und unten! ꝛc. — Mit bey - den Armen verſchiedene Bewegungen — mit28 a nach oben, b nach unten! a nach vorn, b nach hinten! a nach vorn, b nach oben ꝛc.
III. gerade und krumme Bewegungen zu gleicher Zeit mit a gerade Bewegung nach oben, mit b Kreisbewegung u. ſ. f. hin - ter einander — zuerſt eine gerade, dann eine krumme ꝛc.
Anmerk. Ein weites Feld fuͤr Schuͤler, denen das Aufſuchen der moͤglichen Faͤlle Ver - gnuͤgen macht.
Werkzeuge:
1) Fuͤr die Werf uͤbungen: ein auf einem Baumſtocke oder tief eingerammten Pfahle ange - brachter, beweglicher Klotz oder Kopf von hartem Holz. Die auf einander paſſenden Kanten werden mit eiſernen Reifen belegt und in einem Gelenke verbunden. Der Wurfſpieß, Geer, womit dieſer Kopf getroffen und umgeworfen werden ſoll, muß verhaͤltnißmaͤßig lang (6 — 7 Fuß) und dick und vorn durch einen eiſernen Ring vor dem Zerſplittern geſchuͤtzt ſeyn.
292) Fuͤr die Stoß uͤbungen: eine Latte uͤber einem eingerammten Pfahle ſo angebracht, daß ſie um den eiſernen Nagel deſſelben ſich drehen kann, wenn ſie angeſtoßen oder angezogen wird.
3) Fuͤr die Schlaguͤbungen daſſelbe Werkzeug in Verbindung mit dem Sprung - meſſer (2ter Abſchn. 2te St. §. 2.)
4) Fuͤr die Hebuͤbungen eine Art von Schnellwage wie:
I. Schlaguͤbungen.
Schlaget mit der rechten Fauſt hieher (auf das kuͤrzere Ende der Latte Nr. 3.) und ſehet, wie ſtark Jeder ſchlage (wie weit das laͤngere Ende zwiſchen den Sprungmeſſern, an welchen Fuͤße und Zolle bezeichnet ſind, in die Hoͤhe ge - ſchnellt werde). Mit der linken Fauſt! … Mit beyden zugleich! …
II. Werfuͤbungen
mit Steinen (mit andern, als den bereits Geſammelten. Sind ſie ſelten, ſo iſt zu ra - then, daß nur nach einer Gegend geworfen werde, wo man ſie wieder finden kann. Die Entfernung der Ziele, nach welchen in dieſer Richtung geworfen wird, ſollte vorher mit Schritten gemeſſen werden) in die Hoͤhe! — gerad aus! (wie das Steinſtoßen der Schwei - zerhirten, Werfen ſchwerer Steine mit beyden Haͤnden) unten uͤber dem Boden oder uͤber einer Waſſerflaͤche! —
31Jhr habt dieſe Steine mit der Hand gewor - fen. Nun werfet ſie auch vermittelſt einer Schleuder, (wozu Jeder ſein Schnupftuch, ſeinen Schulriemen ꝛc. gebrauchen kann.
Mit dem Geer nach dem Kopfe Nr. 1. einen Kernwurf, gerade aus! Der Kopf muß nicht nur getroffen ſondern auch umgewor - fen werden! Eh ich werfe (L. haͤlt den Geer in wagrechter Richtung und gleicher Hoͤhe mit dem Kopfe) ſchwinge ich den Geer 1! (vorwaͤrts) 2! (ruͤckwaͤrts) 3! (ab). — Verſuchet auch Bo - genwuͤrfe!
III. Stoß-Zieh - und Hebuͤbungen.
Stoß uͤbungen (an Nr. 2.) Stoßet das rechte Ende mit der Rechten und zaͤhlet die Um - drehungen! .. Das linke Ende mit der linken Hand! ..
Aehnliche Zieh uͤbungen.
Bey den Hebuͤbungen zweyerley Aufgaben: die Schnellwage zwiſchen den Daumen und aus - geſtreckten Zeigfingern beyder Haͤnde, oder zwi - ſchen den Daumenballen und gekruͤmmten Zeig - fingern zu halten. (Der Sch. bemerkt das Gewicht, das er nach Gefallen erleichtert oder erſchwert).
Ruͤckſicht auf die untern Gliedmaßen.
Laßt ſehen, wie ihr Beine und Fuͤße bewe - gen koͤnnet! … Du biſt vom Boden wegge - kommen, du nicht. Beweget Beine und Fuͤße,
I. ohne vom Boden abzukommen in den Kniegelenken — vorwaͤrts — im - mer ſchneller und tiefer! auswaͤrts — immer ſchneller und tiefer!
in den Fußgelenken — immer ſchnel - ler und hoͤher!
II. vom Boden ab, Uebungen des Huͤpfens.
Auf beyden Beinen — die Fuͤße bey - ſammen! Auf! ꝛc. getrennt — nach rechts und links! … nach vorn und hinten! … nach vorn und hinten zweymal! … getrennt auf - beyſammen niederwaͤrts! … — — Die Fuͤße waͤhrend des Huͤpfens beyſammen — vor - waͤrts auf, ſo daß die Schenkel den Unterleib beruͤhren — 1. 2. 3 ꝛc. ruͤckwaͤrts auf, ſo daß die Abſaͤtze das Geſaͤß erreichen — 1. 2. 3 ꝛc.
Aufeinem Beine — auf dem Rechten — 1 ꝛc. vorwaͤrts auf — 1 ꝛc. ruͤckwaͤrts auf —1 ꝛc.331 ꝛc. Auf dem linken Beine! — Auf dem Rech - ten und Linken abwechſelnd.
Anm. Alle dieſe Uebungen moͤgen durch die Wahl des Bodens erſchwert werden, z. E. auf dem Schwebebaum ꝛc.
III. theils auf, theils von dem Bo - den ab. Uebungen des Wendens und Drehens.
Wendungen auf einem Bein, indeß das Andere gehoben und nach der Wendung auftritt. (S. Krieguͤbungen S. 20 — 24.)
Umdrehungen auf dem Fußballen, indeß das andere Bein gehoben bleibt und ſchief ge - richtet — wagrecht gerichtet — ꝛc.
Ruͤckſicht auf die obern und untern Gliedmaßen.
Stehet paarweiſe auf dem Schwebebaum einander gegenuͤber und verſuchet, Schlaͤge mit der flachen Hand auf dem Arme des Gegners an - zubringen. — Wer auf dem Schwebebaume nicht Raum hat, der ſtehe auf zwey Steinen oder auf Einem!
Nehmet Weidenruthen (ſtarken Bindfaden,C34Schnupftuͤcher ꝛc. ) haltet beyde Enden vor den Knieen und huͤpfet daruͤber weg! — Nun die Ruthe uͤber den Kopf vorwaͤrts geſchwungen in ihre vorige Lage! Auf! .. Auf! ..
Die Ruthe hinter die Knie und daruͤber weggehuͤpft! Nun die Ruthe uͤber den Kopf ruͤckwaͤrts geſchwungen in ihre vorige Lage! Auf! .. Auf! .. ꝛc.
Vermittelſt der obern Gliedmaßen
Jhr ſollt euch fortbewegen, ohne die Beine zu gebrauchen;
I. Hangend am Reck vorwaͤrts — ruͤckwaͤrts — vorwaͤrts und ruͤck - waͤrts — am Klettergeruͤſte! Klimmuͤbungen an den Sproſſen der Holz - und Strickleiter — auf und ab — ohne die Fuͤße aufzuſetzen an den Seilen und Stan - gen, ohne ſich mit den Fuͤßen feſtzuhalten!
35Fortbewegungen
II. geſtuͤtzt
auf das Reck — nach rechts — nach links! .. zwiſchen den Barren — vorwaͤrts — ruͤckwaͤrts.
Vermittelſt der untern Gliedmaßen.
A. vor! Geh vorwaͤrts und achte dabey auf die Knie, ob ſie geſtreckt oder gebogen ſeyn! (A. geht vorwaͤrts und findet, daß das Eine ge - ſtreckt, das Andere gebogen ſey). Kannſt du dich nicht auch ſo fortbewegen, daß beyde Kniee gebogen bleiben? (A. bejaht die Frage, indem er vorwaͤrts laͤuft).
Uebungen des Gehens —
I. in gerader Richtung — vorwaͤrts — Marſch! .. die Zehen ab - und auswaͤrts! Koͤr - per gerade! .. ruͤckwaͤrts! .. ſeitwaͤrts rechts! links! .. halbrechts! halblinks! (Voruͤbungen des kriegeriſchen Schreitens) — Gehen in
II. krummer Richtung oder Schwen - ken — rechts geſchwenkt! links geſchwenkt! — Gehen in
C 236III. gerader und krummer Richtung — rechts geſchwenkt! .. gerad aus! .. links geſchwenkt! .. gerad aus!
Werkzeuge:
1) Der oben angefuͤhrte Sprungmeſſer, zwey Latten von 6 Fuß Hoͤhe, in Fuße und Zolle eingetheilt durch eine Menge durchgebohr - ter Loͤcher, in welche hoͤlzerne Naͤgel geſteckt werden koͤnnen, eine durch Sandſaͤcke angezogene Schnur daruͤber zu legen. Um ſie bald da, bald dort aufſtellen zu koͤnnen, wird jede dieſer Lat - ten entweder auf einem Kreuze oder einem Klotze befeſtigt. — Da dieſes Werkzeug ſo einfach iſt, ſo werden billig 2 — 3 derſelben angeſchafft, um Groͤßere und Kleinere gleichzeitig damit zu be - ſchaͤftigen.
2) Den Sprung in die Weite zu meſſen, dient ein Graben von beliebiger Tiefe und etwa 12 — 15 Fuß Laͤnge, durch ein Brett in der Mitte in zwey Theile getheilt, deren jeder etwa 2 Fuß breit iſt. Auf beyden Seiten die - ſes Brettes ſind mit Oelfarbe Fuße und Zolle37 bemerkt, damit jeder Springer ſelbſt ſehen koͤnne, wie weit er geſprungen.
3) Fuͤr die Laufuͤbungen muͤſſen 2 auch 3 an einander graͤnzende kreisfoͤrmige Wege angelegt werden. — Die Kraft des Laufenden laͤßt ſich nach Raum und Zeit beſtimmen.
Zu dem Ende wird an irgend einem Puncte des Kreisweges ein Pfahl eingeſchlagen und die Zahl der Schritte eines Erwachſenen, die den Um - fang dieſer Kreiſe beſtimmen, darauf bemerkt. Geſetzt, dieſe Zahl waͤre 50; ſo haͤtte der Schuͤ - ler, der 15mal an dem Pfahle vorbeygelau - fen, einen Raum von 750 Schritten Laͤnge oder eine halbe Viertelſtunde Weges zuruͤckgelegt. — Soll die Geſchwindigkeit beſtimmt werden, ſo wird auf die Uhr geſehen und angegeben, wie viel Umlaͤufe in einer Minute gemacht worden.
38auf dem Schwebebaume — hin und zu - ruͤck! .. das Gehen und Umkehren auf dem ſchwankenden Ende iſt dabey Hauptſache. — An einander vorbey — 2 Reihen, die einander ent - gegengehen.
an der Leiter, wer kann auf - und abſtei - gen ohne Huͤlfe der Haͤnde?
A. vor! Einige Schritte vorwaͤrts gelau - fen! .. halt! Einen Schritt vorwaͤrts! .. Einen groͤßern Schritt! .. Einen Schritt, ſo groß und ſchnell als moͤglich oder einen Sprung!
in gerader Richtung — die Haͤnde an die Huͤften geſtemmt — vorwaͤrts! .. ruͤckwaͤrts! .. rechts! .. links! ..
in krummer Richtung — den Kreis - lauf — wer ſchneller laͤuft als ſein Vorder - mann, gebe ihm einen Schlag mit der Hand auf die Schulter, ſofort muß dieſer ſeitwaͤrts treten und Platz machen — Marſch! ..
in gerader und krummer Richtung — der Schlangenlauf —. Richt euch — nach der Groͤße! Nun wird der Kleinſte und ſein39 Nebenmann hinter ihm vor der Reihe herun - terlaufen, am andern Ende ſich ſchwenken, her - auflaufen, ſchwenken u. ſ. f. Marſch! .. — Der Schneckenlauf — richt euch — in ge - rader Linie! .. aufgewickelt — Marſch! .. (ſo lange, bis alle, dicht zuſammengedraͤngt, wieder umkehren muͤſſen) abgewickelt — Marſch! ..
Anmerk. Beyde, der Schlangen - und Schneckenlauf ſind geeignet, eine große Anzahl von Schuͤlern auf einem maͤßigen Raume zu be - ſchaͤftigen. — Noch gehoͤren hieher alle Lauf - ſpiele, die aus „ Guthsmuths Spielen″ be - kannt ſind, beſonders „ der ſchwarze Mann. ″ Spiele, die hoffentlich von Jedem, der auf den Ehrennahmen eines Kinderfreundes Anſpruch macht, gewieſen werden koͤnnen, hier alſo nicht beſchrieben zu werden brauchen.
A. vor! Einen Sprung — mit beyden40 Beinen — einen Weitenſprung (ohne An - lauf) — im Springgraben — Fuͤße beyſammen — vorwaͤrts! .. Beym Niederſpringen ja nicht auf die Hacken, ſondern auf die Ballen geſprungen und den Koͤrper gehoben, wie wenn du noch einmal ſpringen wollteſt! .. ruͤckwaͤrts! .. Uebungen! .. Einen Hoͤhenſprung (uͤber die Schnur des Sprungmeſſers) Fuͤße bey - ſammen — vorwaͤrts! .. Eben ſo ruͤckwaͤrts! .. Dieſelben Spruͤnge auf einem Beine!
Mehr als ein Sprung oder Fortſpruͤn - ge — auf beyden Beinen — geſchloſſen — vorwaͤrts! .. auf einem Beine — vorwaͤrts! .. auf beyden Beinen abwechſelnd!
Leget eine Anzahl von Steinen in beliebi - ger Entfernung und ſpringet von einem auf den Andern, ohne ſtill zu ſtehen — vorwaͤrts! ..
Der Weitenſprung mit Anlauf — auf 6 bis 8 Schritte vom Springgraben — die Schritte immer ſchneller — Marſch! .. Koͤnnt ihr nicht auch nach dem Sprunge fortlaufen? alſo einen Weitenſprung mit Anlauf und Fort - lauf — Marſch! ..
Der Hoͤhenſprung mit Anlauf. —41 vorwaͤrts! .. vorwaͤrts auf - und ruͤckwaͤrts ab - geſprungen! .. (Eine Voruͤbung des Stab - ſpringens) mit Anlauf und Fortlauf. — Jch und R. werden dieſes Seil halten und um - ſchwingen — ihr Andern laufet nun in einem weiten Kreiſe und Jeder ſpringt, wenn die Reih’ ihn trifft, uͤber das umgeſchwungene Seil. — Richt euch! vorwaͤrts! ..
Der Hoͤhen - und Weitenſprung uͤber die Schnur des Sprungmeſſers, der in der Mitte des Springgrabens aufgeſtellt wird.
Mit Huͤlfe der obern und untern Gliedmaßen.
Werkzeug:
Zwey Schwingboͤcke oder Schwingel, die, wo moͤglich, hoͤher und tiefer geſtellt werden koͤnnen.
Wer kann ſich eine Uebung vorſtellen, wo - bey wir Haͤnde und Fuͤße zu Huͤlfe nehmen muͤſſen, um
I. uns ſelbſt
fortzubewegen? (das Klettern). Gut! ihr wer - det euch nun im
uͤben. Euer Ziel iſt, an einer Eckſtange dieſes Geruͤſtes (Abth. 1. St. 1. §. 2.) hinauf — unter einer ſchiefſtehenden Stange fort — bis unter die Flagge, dann an dem Seile wie - der herabzuklettern, oder aber an dem Seile hinauf und auf dem eben beſchriebenen Wege herab! — A.! fang’ mit dem Seil an! Nur mit den Fuͤßen, nicht mit den Schenkeln feſt - gehalten — Auf! .. Ab! .. Verſuche daſſelbe mit einer Stange — Auf! .. Unterleib frey von der Stange! ..
Anmerk. Dieſe Vorſchrift muß genau be - folgt und Reibungen der Schamtheile dadurch verhuͤtet werden. — Fortgeſetzte Uebungen wer - den dann nach und nach zum Ziele fuͤhren.
A.! eine Hand hier auf den Sattel des Schwingels gelegt — die Rechte — und uͤber -43 geſchwungen — Auf! .. Die Linke — Auf! .. Dieſelbe Uebung mit Anlauf — den Schwin - gel hoͤher und hoͤher geſtellt. (Auch ohne Schwin - gel uͤber niedere Recke).
Mit beyden Haͤnden geſchwungen, um hinter den Sattel zu kommen — Anlauf — Auf! .. Der Koͤrper muß nicht fallen, ſon - dern ſich niederlaſſen, alſo durch die ge - ſchloſſenen Kniee aufgehalten werden! .. Ruͤck - waͤrts abgeſchwungen! .. Aufgeſchwungen! .. Rechts abgeſchwungen! .. Auf! .. links ab! ..
Auf gleiche Weiſe in den Sattel — vor den Sattel — uͤber den Schwingel hinaus! .. (Uebungen, die durch den hoͤher geſtellten Schwingel nach Bedarf erſchwert werden.
A.! ſtelle die Schnur des Sprungmeſſers hoͤher, als du gewohnt biſt! Den Geer zur Hand — den Geer beym Aufſpringen gegen den Boden geſtemmt und uͤbergeſprungen. Du mußt dich waͤhrend des Sprunges drehen, den Geer fallen laſſen und ruͤckwaͤrts abſpringen — An - lauf! ..
Uebungen, ſich mit
44II. anderen Gegenſtaͤnden
fortzubewegen, Uebungen des Ziehens.
Anmerk. Der Lehrer laͤßt ein oder zwey Seile vom Klettergeruͤſte abnehmen und ordnet den Seilkampf. Zwey Abtheilungen ziehen, jede an einem Ende des Seiles und jede ſucht die Andere uͤber die zwiſchen beyden gezogene Linie hinuͤber zu ziehen, das Seil entweder mit den Haͤnden feſthaltend oder an einem Gurt, Ruͤcken gegen Ruͤcken, oder Bruſt gegen Bruſt.
Auch die Aufgabe, einen Stab ꝛc. auf ei - nem Finger der Rechten oder Linken im Gleich - gewicht zu erhalten und ſo vorwaͤrts zu gehen oder zu laufen, waͤhrend der Stab von einem Finger auf den Andern geſtellt wird, gehoͤrt hieher.
Jn dieſe Abtheilung gehoͤrt jede Leibesuͤbung, bey welcher der Schuͤler gehalten iſt, nicht nur auf die ihm aufgegebene Bewegung, deren Rich -45 tung und Kraft, ſondern auch auf die dabey noͤthige Stellung, deren Form und Dauer genau zu achten.
Stellungen und Bewegungen auf der Stelle.
am Reck mit der Aufgabe, den Koͤrper theils unter dem Reck hin und her, theils um daſ - ſelbe herumzuſchwingen.
an den Barren mit der Aufgabe, Koͤrper und Beine vorwaͤrts, ruͤckwaͤrts, ſeitwaͤrts zu ſchwin - gen.
Anmerk. Nicht jede Turnſchule hat Ge - legenheit, ihre Schuͤler ſchwimmen zu lehren, weil das dazu brauchbare Gewaͤſſer zu weit ent - fernt iſt. Gleichwohl iſt jeder Menſch, der nicht ſchwimmen gelernt hat — eine Kunſt, die, zu rechter Zeit angefangen, ſo leicht gelernt wird unverantwortlich vernachlaͤßigt und muß den Wilden beneiden, der eines dem Ungeuͤbten ſo furchtbaren Elements Meiſter iſt. Wenn die46 menſchenfreundlichen Verfaſſer der Rettungs - tafeln (Fauſt, Struve ꝛc. ) dem Verungluͤcken - den rathen, den Koͤrper geſtreckt, den Kopf zu - ruͤckgebogen zu erhalten; ſo haben ſie als Schrift - ſteller ihr Moͤgliches gethan. Allein, was ge - uͤbt werden ſoll, wird nicht durch Leſen und Hoͤren gelernt. Dieſe Uebung, wenigſtens die Voruͤbung, muß die Turnſchule geben.
Zu dem Ende fuͤhrt der Lehrer ſeine Schuͤ - ler auf einen Raſenplatz und ordnet erſt die Stellung, dann die Bewegungen, die erforder - lich ſind, um
zu ſchwimmen. Lieget auf dem Bauche! Kopf ruͤckwaͤrts! Arme vorwaͤrts, Beine ruͤckwaͤrts geſtreckt! Nun die Arme in wagrechter Hal - tung gebogen und an die Seiten gezogen! Wie - derholt und die Haͤnde ſenkrecht gehalten, (wie wenn ſie das Waſſer zuruͤckdraͤngen wollten). Die Beine gebogen und an den Unterleib gezo - gen! Alle dieſe Bewegungen wiederholt auf den Ruf Eins — Eins; Eins! ꝛc.
Nun die Haͤnde in wagrechter Haltung — dicht vor der Bruſt — vorwaͤrts gerichtet und die Arme vorwaͤrts geſtreckt! Die Beine ruͤck -47 waͤrts geſtreckt und die Fuͤße ſenkrecht gehalten, wie wenn ſie das Waſſer zuruͤckſtoßen ſollten! Dieſe Bewegungen wiederholt auf den Ruf Zwey — Zwey! Eins! Zwey! Eins! ꝛc. Lieget
Kopf zuruͤck! Auf den Ruf „ Eins″ die Arme an die Seiten, die Beine gegen den Unterleib gezogen — Haͤnde und Fuͤße in wagrechter Rich - tung — Eins! .. Auf den Ruf „ Zwey″ Arme und Beine vorwaͤrts geſtreckt — Haͤnde und Fuͤße ſenkrecht nach oben gerichtet (das Waſſer fortzuſtoßen) Zwey! .. Eins! .. Zwey! .. ꝛc.
Anmerk. Nach dieſen Voruͤbungen wird der eigentliche Unterricht im Waſſer unfehlbar erleichtert und beſchleunigt. Moͤchte doch Jeder als Kuabe lernen, was er als Vaterlandsver - theidiger koͤnnen ſollte, und in dieſem Alter mit mehr Muͤhe, zum Theil gar nicht mehr lernt!
Ferner gehoͤrt hieher das Hieb - und Stoß - fechten. (S. Krieguͤbungen ꝛc. S. 73 — 94.)
Auch die Verbeugungen, die unter ge - ſitteten Menſchen eingefuͤhrt ſind, gehoͤren doch wohl eher in das Gebiet der Turn - als der Tanzkunſt, denn der Schuͤler ſoll dabey gewiſſe48 Stellungen uͤben und darin beharren, indeß Kopf und Oberleib ſich vorwaͤrts bewegen.
Stellungen und Fortbewegungen.
Schwinguͤbungen mit der Aufgabe, hinter, in, vor dem Sattel mit den Knieen ge - ſchloſſen oder ſtehen zu bleiben eh abgeſchwungen wird.
Der Eislauf,
Der Stelzenlauf,
Das Ringen mag unbedenklich geuͤbt wer - den, wenn es unter den Augen gewaͤhlter Kampf - richter geſchieht, welche uͤber die Befolgung der Kampfgeſetze wachen, daß kein Schlag falle, kein Haarraufen geduldet, der erbitterte Ringer ſo - gleich entfernt werde.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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