PRIMS Full-text transcription (HTML)
ÜBER ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER THIERE.
ERSTER THEIL. MIT DREI COLORIRTEN KUPFERTAFELN.
KÖNIGSBERG1828. BEI DEN GEBRÜDERN BORNTRÄGER.

Simplex est sigillum veritatis!

AN MEINEN JUGENDFREUND Dr. CHRISTIAN PANDER.

IV

Beiträge zur Entwickelungsgeschichte wollen hier in die Welt treten. Be - vor sie selbst reden, ist über ihre eigene Entwickelungsgeschichte zu berich - ten, damit man wisse, was sie erzeugt, gepflegt und sonst auf sie gewirkt hat. Wer aber wird ein freundliches Ohr schenken der Rede des Vaters, die vielleicht länger sich ausspinnt, als sie sollte, da er kaum weiſs, ob er das Vorliegende eine verspätete Frühgeburt oder eine frühzeitige Spätgeburt nennen soll? Wohl nur der Jugendfreund, den früh gleiche wissenschaftliche Liebe mit ihm verband!

Du hast noch ein näheres Recht, ja vielleicht eine Verpflichtung, des Kindleins Pathe zu seyn. Wenn nämlich die Bildung der Frucht ein Wachs - thum über die Schranke des Individuums hinaus ist, so dürfen die vorliegen - den Untersuchungen sich rühmen, eine Folge jener für die Naturwissenschaft ewig denkwürdigen Verhindung zu seyn, in welcher ein in physiologischen Forschungen ergrauter Veteran, ein von Eifer für die Wissenschaft glühen - der Jüngling und ein unvergleichlicher Künstler sich verbanden, um durch vereinte Kräfte eine feste Grundlage für die Entwickelungsgeschichte des thie - rischen Organismus zu gewinnen. Du wurdest der Sprecher dieses Triumvi - rates, Dir also überreiche ich, was ich dem Vereine widmen möchte, zu dessen Bildung eine zufällige Veranlassung gegeben zu haben, mir das unver - diente Glück zu Theil wurde, indem ich Dich bei unsrer Begegnung in Jena bewog, nach Würzburg zu kommen, um meinen Herrn und Meister Döllin - ger kennen zu lernen, in dessen Hause jeder angehende Naturforscher Anre - gung, Unterstützung und Belehrung jeglicher Art fand. Du bliebst länger, als Du gewollt hattest. Da entwickelte sich jene glückliche Zeit, (wie gern verweilt meine Erinnerung bei ihr!) in welcher uns Döllinger und Nees von Esenbeck nach Würzburg und Sickershausen wie zwei Pole zogen,VI die sich aber nicht gegenseitig flohen, sondern selbst anzogen. Auf einer solchen Wanderung nach Sickershausen war es, wo Döllinger, als wir über den kleinen Steg gingen, der, von dem Wege aus Kitzingen nach Mainbern - heim ab, gegen Sickershausen leitet, den Wunsch äuſserte, daſs ein junger Naturforscher unter seinen Augen, eine neue Reihe von Untersuchungen über die Entwickelung des Hühnchens austelle, und hinzufügte, er hoffe, daſs sich wichtige Resultate ergeben würden. Der Vorschlag zog mich ungemein an, aber mein Aufenthalt in Würzburg kennte nicht mehr lange währen und auch in andrer Hinsicht ging die Unternehmung über meine Kräfte. Zum bessern Glücke für die Wissenschaft warst Du in der Nähe und Du faſstest den Ge - danken mit Wärme auf, der in Sickershausen zu einem festen Plane sich ge - staltete. So begannen die Untersuchungen, deren Anfängen ich noch berwoh - nen konnte und für die ich eine groſse Verliebe mitnahm. In Königs - berg zu einem neuen Berufe angekommen, hatte ich anfangs diesem Gegen - stande keine Zeit zu widmen. Als ich aber im Jahr 1818 Deine Disserta - tion erhielt, ward der Wunsch in mir rege, daſs auch der ungenannte Freund der ersten Zeile sein Scherflein zur Entwickelungsgeschichte beitragen möge. Er wurde bald noch lebendiger, als Deine Beiträge ankamen. Sie gaben mir Licht, aber das Faltensystem wollto mir durchaus nicht zusagen und gegen die Darstellung von der allmähligen Bildung des Amnions meinte ich Zwei - fel hegen zu dürfen. So ging ich 1819 an die erste eigene Beobachtung, die nur auf Verständniſs Deiner Untersuchungen gerichtet seyn konnte. Die Bildung des Amnions fand ich zwar wie Du sie angegeben hast, aber die Faltungen glaubte ich als Abschnürungen auffassen zu müssen. Im folgenden Sommer wurde eine neue Reihe von Untersuchungen begonnen. Jetzt ward es mir zuerst klar, daſs ein Schatten, den die innere Fläche Deiner Primi - tivfalten wirft, und die schräge Richtung, in welcher diese Erhebungen nach auſsen in die Fläche der Keimhaut übergehen, wodurch ihr Uebergang schwerVII kenntlich wird, Dich zu der Ansicht verleitet haben, als lägen die Wichel - aufänge nach auſsen neben den Primitivfalten, während sie doch in ihrem Innern liegen. An diese Bemerkung knüpfte sich meine ganze fernere Unter - suchung, denn gleich einem leuchtenden Strahle schoſs es mir nun durch die Seele, wie der Typus im Bau der Wirbelthiere sich allmählig im Embryo ausbildet. Schon früher nämlich hatten sich in mir die Vorstellungen von den verschiedenen Typen im Bau der Thiere gestaltet, von denen ich endlich im Vten Bande der Verhandlungen der Leopoldinischen Akademie eine Skizze vorgelegt habe, und über welche bereits im Winter von 1816 auf 1817 Hartmann, Fowelin und andre unsrer Freunde in Berlin meinen ersten Lehrkitzel in vier oder fünf Verlesungen aushalten muſsten*)Also vor Erscheinung von Cuvier’s Règne animal. Ich erlaube mir, diesen geringfügigen Umstand zu bemerken, um mich zu rechtfertigen, wenn ich die in dem vorliegenden Buche zum Grunde gelegten Ansichten über die Verwandtschaftsverhältnisse der Thiere als die mei - nigen behandle, in so fern man Etwas sein Eigenthum nennen kann, was eine Frucht der Zeit ist. Denn daſs Cuvier’s Eintheilung des Thierreiches in vier groſse Gruppen, die so unendlich fruchtbar für die Erkenntniſs des thierischen Baues geworden ist, durch mehr - fache Entdeckungen, unter denen seine eigenen oben an stehen, vorbereitet gewesen seyn muſs, sieht man schon daraus, daſs Rudolphi’s vorgeschlagene neue Eintheilung der Thiere in seinen Beiträgen zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschiehte im Grunde dieselbe ist. Auch diese vortreffliche Abhandlung, die später mit Cuvier’s unsterblichem Werke meinen Vorstellungen mehr Festigkeit und Klarheit gegeben hat, war mir damals noch nicht bekannt. Nur der Einwirkung war ich mir bewuſst, die Oken’s Nachweisung der Wirbel im Schädel auf mich gehabt hatte, und der Vergleichung dieses Verhältnisses mit denjenigen niedern Thieren, die ich selbst untersucht hatte. Hiermit mag man meine Vor - liebe für diese Ansichten von den thierischen Verwandtschaften entschuldigen, die mir die Beobachtung im Felde der Entwickelungsgeschichte überall wieder zu geben schien. Ru - dolphi und Cuvier haben mehr den Zweck, Eintheilungsgründe für eine systematische An - ordnung der Thiere zu geben. Worin ich von ihnen abweichen zu müssen glaube, habe ich in der siebenten Abhandlung meiner Beiträge für den genannten Band der Nova Acta Acad. Nat. Curies. hervorgehoben. Ueberhaupt bitte ich jenen Aufsatz, so wie die Bemerkun - gen über das äuſsere und innere Skelet in Meckel’s Archiv 1826 mit dem vorliegenden Buche als ein organisch zusammengehöriges Ganzes zu betrachten. Sie kommen aus dersel - ben Wurzel und sind nur verschiedeue Blätter desselben Stammes.. Es sind die - selben Vorstellungen, welche ich in jener Schrift im Jahr 1819 zu entwik -VIII keln unternahm, von der ich Dir die vier ersten Bogen mitgetheilt habe. Mehr sind nicht gedruckt, weil es mich in Verlegenheit setzte, mein eige - ner Verleger zu seyn und ich das nonum prematur in annum in Anwendung bringen wollte. Es wurde nach dieser Vorbereitung mir nun klar, wie von einer Mittellinie aus sich Deine Primitivfalten, die ich später Rückenplatten benennen lernte, nach oben und die Bauchplatten nach unten schlagen, um den animalen Theil des Wirbelthiers zu bilden, und wie im plastischen Theile der Typus der Mollusken sich offenbart. So wurden mir die Unter - suchungen über Entwickelungsgeschichte immer lieber, da sie sich mit mei - nen übrigen Ansichten von der thierischen Organisation überall verschmolzen und beide gegenseitig die Gewähr ihrer Wahrheit zu geben schienen. Jetzt wird man freilich, wenn der Entwickelungsgang sich so unendlich einfach zeigt, finden, daſs sich das alles von selbst so verstehe und kaum der Be - stätigung durch die Untersuchung bedurft hätte. Aber die Geschichte vom Ei des Columbus wiederholt sich täglich, und es kommt mir darauf an, es einmal auf den Ring gestellt zu haben. Wie langsam man übrigens in der Erkenntniſs dessen, was sich von selbst versteht, fortschreitet, besonders wenn beachtungswerthe Auctoritäten entgegenstehen, davon habe ich an mir selbst Erfahrungen genug gemacht. Obgleich ich schon im Jahr 1820 er - kannt hatte, daſs der Typus der Wirbelthiere die ganze Entwickelungsge - schichte beherrscht, und meine Untersuchungen während der Sommer 1821, 1822 und 1823 fortsetzte und in dem zuerst genannten Jahre bereits nach die - sen Ansichten in der hiesigen physicalisch-medicinischen Gesellschaft eine Reihe von Vorlesungen mit Demonstrationen verbunden hielt, so hatte ich doch den dunklen Streifen, der sich schon früh in der Mittelebene zeigt, nicht für das erkannt, was er ist, weil Du, mein Freund! ihn für das Rückenmark angesehen hast. Ich hatte ihn nicht erkannt, obgleich ich im - mer eingestehen muſste, den Zusammenhang zwischen der spätern Form des -IXRückenmarkes und diesem dunklen Faden nicht begreifen zu können. Ueber - haupt hat mich die Erfahrung gelehrt, daſs der Fortgang der Entwickelung so einfach und so gleichmäſsig ist, daſs man, so bald er für irgend einen Theil gefunden ist, nicht begreifen kann, wie man ihn nicht vorher gesehen hatte. Es wird sich immer finden, daſs unter allen möglichen Weisen, die man sich ersinnen kann, die Natur die einfachste und zunächst liegende befolgt. So kann ich jetzt nicht ohne Vergnügen an die lange Sorge denken, die mir die Entstehungsweise der Leber verursacht hat. Ihr erstes Auftreten ist sehr schwer aufzufinden, und wird nur zu leicht verkannt, weil die Vorbildung zur Leber selbst gar keine äuſsere Aehnlichkeit hat. Nachdem ich nun, im - iner rückwärts gehend, die Weise der Entstehung vollständig gefunden, konnte ich nicht mehr begreifen, wie ich andre Möglichkeiten in meinem Geiste gestattet hatte. Nicht anders ist es mir mit dem Athmungsapparate ergangen. Seine Entstehungsweise, lange ein Räthsel für mich, ist die mög - lichst einfache. Unsre Phantasie aber schreitet so leicht über den einfachen Gang der Natur weg!

Ich habe aber noch Historisches zu berichten. Bis zum Jahr 1823 waren also meine Untersuchungen fortgesetzt und hatten mir bereits die Fun - damental-Resultate gegeben, von welchen aus alles übrige betrachtet werden muſs. Vorzüglich hatte ich jedoch in der frühern Bildung mich zu orienti - ren gesucht, und da ich schon mit dem Gedanken umging, einst eine aus - führliche Darstellung zu geben, mich vor allen Dingen bemüht, die schwie - rigen ersten Tage der Entwickelung vollständig kennen zu lernen. Darauf trat eine lange Lücke ein, indem die Anlegung eines zoologischen Museums hieselbst mir die Nöthigung auflegte, mich näher mit der beschreibenden Zoo - logie zu beschäftigen, auch einzelne anatomische Arbeiten mich in Anspruch nahmen.

bX

Die Wiederaufnahme der unterbrochenen Untersuchungen verdanke ich dem freundlichen Zureden unsers ersten Lehrers in der Anatomie und Physio - logie, der die Liebe für diese Fächer in uns erweckt hat, meines jetzigen Collegen Burdach. Nachdem von demselben der Plan zu einer umfassen - den Bearbeitung der Physiologie entworfen und die Realisirung derselben be - gonnen war, hatte er die Güte, mich zu einer Bearbeitung der Entwickelungs - geschichte des Hühnchens für diese Physiologie aufzufordern. So schmeichel - haft es mir auch war, an einem so ehrenvollen Platze eine kurze Darstel - lung meiner bisherigen Erfahrungen zu geben, so wäre es meinen Wünschen noch mehr entsprechend gewesen, nur über die Entwickelung der ersten fünf Tage zu berichten, weil ich nur für diese Zeit mit einiger Vollständigkeit orientirt zu seyn glaubte, und ich den Wunsch hegte, bei meiner Darstellung der Entwickelungsgeschichte, so viel an mir läge, die Aufnahme von Unrich - tigkeiten zu vermeiden. Indessen lieſs ich mich zur Uebernahme des Ganzen bewegen und glaubte mir nur das Recht vorbehalten zu müssen, meinen Bei - trag als opusculum in opere betrachten zu können, und nicht bloſs erzählend zu verfahren, sondern die zunächst liegenden allgemeinen Resultate, wie ich sie schon im Jahr 1821 vorgetragen hatte, mit aufnehmen zu dürfen.

So entstand, nachdem ich im Jahr 1826 und 1827 die früheren Pe - rioden noch einmal untersucht und in der spätern, so viel die Zeit erlaubte, mich umgesehen hatte, die nachfolgende Abhandlung. Sie wurde, so wie sie niedergeschrieben war, theilweise von Ende des Augusts 1827 an, meinem Collegen übergeben. Nachdem gegen Ende des Septembers die Ablieferung bis zu dem Schlusse des §. 7 (nach dem vorliegenden Abdrucke) erfolgt war, fand es sich, daſs wir uns doch nicht gehörig verständigt hatten. Burdach wünschte einige allgemeiner scheinende und nicht streng zur Erzählung gehö - rige Bemerkungen entweder an andere Stellen versetzt oder ganz weggelassen zu sehen. Ich konnte mich zu den Versetzungen nicht entschlieſsen, da ichXI die Stellen, in welche sie eingerückt werden sollten, noch nicht kannte, willigte aber gern in die Weglassung, für welchen Fall ich einen schon ge - schriebenen Bogen (es ist der §. 8 dieses Abdruckes) zurückbehalten zu müs - sen glaubte, da die meisten allgemein scheinenden Bemerkungen nur Vorbe - reitungen für diesen Paragraphen sind.

Später erst, nach Ablieferung des Ganzen bis §. 14, fand ich, daſs durch ein Miſsverständniſs dennoch einige jener Bemerkungen an andre Orte des Hauptwerkes verlegt waren, und in der für den Druck genommenen Abschrift meines Manuscriptes, um es mehr dem Ganzen anzupassen, noch kleine Umgestaltungen vorgenommen waren, die, wenn sie auch nicht we - sentlich seyn mochten, doch um so mehr den Wunsch in mir rege machten, das Ganze in seiner ursprünglichen Form mit seinen Unvollkommenheiten er - scheinen zu lassen, da ich den Umfang der Veränderungen nicht kannte, während ich ursprünglich die Absicht hatte, dieser vorläufigen Skizze eine erweiterte, mit zahlreichen Abbildungen versehene Entwickelungsgeschichte des Hühnchens später folgen zu lassen.

Bei einer neuen Durchsicht des Manuscriptes habe ich nur einige Un - vollkommenheiten des Ausdruckes verändert, Marginalien über den Inhalt der einzelnen Abschnitte zum bequemern Gebrauche beigefügt, und ein Paar Be - merkungen, eben nicht von Bedeutung, sind unter den Text gesetzt. Selbst was ich über die Bildung der Wolffischen Körper gesagt hatte, ist in seiner ursprünglichen Form geblieben, obgleich ich bei Ausarbeitung des Manu - scriptes über sie durch Rathke’s Darstellung der spätern Umbildung (ver - gleiche: Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Bd. I. Heft 4.) sehr in Zweifel gesetzt war. Jetzt hat Rathke, wie ich erſahre, selbst seine frühere Ansicht geändert. Wenn ich seine jetzige auch noch nicht näher kenne, so würde ich doch nun nicht mehr zweifeln, daſs die Wolffischen Körper nichts sind, als vorübergehende Nieren, ähnlich den blei -b 2XIIdenden Fischnieren. Es freut mich wenigstens, für die Art ihrer Bildung die Ansicht verſochten zu haben, daſs sie aus einem Blutgefäſse hervorspros - sen. Ich hoffe, daſs diese sich bewähren wird.

Vielleicht hätte ich das Ganze umarbeiten sollen, um die trockne Er - zählung durch eingestreute Anwendungen auf physiologische Fragen lebendiger zu machen. Das aber hätte ein neues Werk gegeben, was ich nicht beab - sichtigte, und mir die Möglichkeit einer spätern ausführlichen Bearbeitung ab - geschnitten. Auch hebt sich wohl nach einer Frist von drei Vierteljahren allerdings manches Verhältniſs klarer hervor, und besonders tritt uns eine consequentere Benennung entgegen, wenn wir die angenommene erst in der Ausarbeitung erprobt haben. Indessen habe ich in dieser Hinsicht auch nur Eine Umänderung vorgenommen. Ich habe die Benennung Keimhaut nur für den hautförmigen Theil gebraucht, welcher nach allen Seiten vom Embryo sich ausbreitet, für die frühere Zeit aber, wo der Embryo noch gar nicht verschieden ist von einer umgebenden Keimhaut, sondern beide Theile nur ein indifferentes Ganzes bilden, schien mir die Bezeichnung Keim der Sache und der Sprache am angemessensten. Das Wort Keimblatt, welches Du zu - gleich mit Keimhaut anwendest, hat das Unbequeme, daſs in diesem Blatte wieder Blätter zu unterscheiden sind und in manchen Thieren der Keim schon beim Hervortreten sackförmig ist. Die Benennung Rückenplatten und Bauch - platten hätte ich auch vielleicht nach einer Verbesserung, die ich später ken - nen lernte, verändern sollen. Burdach nennt sie Spinalplatten und Visce - ralplatten. Nun bilden die ersten allerdings in den Wirbelthieren die obere Hälfte des Leibes, welche das Rückenmark enthält, und die letztern die un - tere Körperhälfte, welche die bildenden Organe einschlieſst. Allein ganz entschieden schien mir der Vorzug auch nicht, denn die Benennung medulla spinalis, von welcher das erstere Wort abgeleitet wird, ist selbst wieder ab - geleitet, und zwar morphologisch unrichtig abgeleitet von Spina, dem StammeXIII der Wirbelsäule. Dieser Stamm hat aber eben sowohl Beziehung zur obern, als zur untern Hälfte des Körpers der Wirbelthiere. Zweitens würden die beiden Platten, aus welchen die gegliederten Thiere sich bilden, nach dieser Benennung Visceralplatten genannt werden müssen. Die Thiere sind aber wohl nicht blos Bäuche. Ueberdieſs hatte ich die frühere Benennung auch schon in Druckschriften gebraucht. So ist sie denn auch hier beibehalten, da die obere und untere Fläche der Thiere nicht nur im gemeinen Sprach - gebrauche, sondern auch in der zoologischen Kunstsprache Rücken - und Bauch - fläche (venter, gastraeum) benannt werden. Wenn in gegliederten Thieren nicht für beide Flächen besondere Plattenpaare auftreten, so wird es am passendsten seyn, das einfache Paar Seitenplatten zu nennen, besonders da die Centrallinie die - ser Platten mehr in der Bedeutung der Centrallinie der Bauchplatten der Wirbel - thiere, die Schluſslinie in der Bedeutung der Schluſslinie der Rückenplatten der - selben steht, (worüber ich auf das 4te Corollarium zu Schol. V. verweise,) ohne jedoch vollständige Uebereinstimmung zu haben. Hiervon suche ich den Grund in dem Schema der Entwickelung selbst, welches in den Wirbelthieren den Pri - mitivstreifen, den Inbegriff aller Centrallinien, in die Mitte stellt, in den geglie - derten Thieren ihn aber an der einen Fläche läſst, welche die untere wird. Dieselben Gründe, die mich bestimmt haben, das Wort Rückenplatten beizu - behalten, muſsten mir aber auch die Benennung Rückensaite als unpassend er - scheinen lassen, da dieser Theil zwischen Rücken und Bauch in der Mitte liegt. Ich habe ihn in dem zweiten Abschnitte dieses Buches Wirbel - oder Spinalsaite genannt, konnte aber die Umänderung in der bereits zum Drucke beförderten Entwickelungsgeschichte selbst nicht mehr anbringen. Die Veränderung ist in - dessen so einfach, daſs Miſsverständnisse dadurch nicht zu fürchten sind.

Diesen ausführlichen Bericht über die erste Abhandlung der vorliegenden kleinen Sammlung, glaubte ich mehr mir selbst als dem Publicum schuldig zu seyn, um den neuen Abdruck zu rechtfertigen. Die Erzählung der EntwickelungXIV des Hühnchens ist, wenn auch nicht kurz, dennoch ihrer ursprünglichen Bestim - mung gemäſs gedrängt und beschränkt sich nur auf das, was zur Darstellung der Vorgänge gehört, ohne vollständige Rücksicht auf die Leistungen meiner Vorgän - ger zu nehmen. An einigen Stellen, wo mir eigene Beobachtungen fehlten, und ich doch wichtige Verhältnisse nicht übergehen wollte, wie das Maaſs des Gewichts - verlustes und die Weiterbildung der an der Lunge hängenden Blasen zu Luftsäcken, habe ich die benutzten Auctoritäten genannt. Alles übrige bitte ich als den Be - richt über eigene Untersuchungen anzusehen. So ist, was ich über die Blutbil - dung zweifelnd anführe, auch nicht als Widerspruch gegen Deine oder Wolff’s Darstellung zu betrachten, sondern soll nur genau angeben, wie weit ich selbst ge - langt bin. Das erste Strömen im dunklen Theile der Keimhaut aufzufinden, scheint mir so unendlich schwierig, daſs ich darauf aufmerksam zu machen nicht für über - flüssig hielt, da man jetzt in Inaugural-Dissertationen die Sache so darstellt, als ob sie nach Eröffnung von ein Paar Dutzend Eiern Jedem entgegenträte. Daſs es C. Fr. Wolff und Dir gelungen ist, die erste Bewegung zu erkennen, wenn Ihr Euer Augenmerk anhaltend auf diesen Gegenstand gerichtet habt, bestimmt läug - nen zu wollen, war meine Absicht nicht. Auch bin ich vollkommen davon über - zeugt, daſs erst durch die Bewegung des Blutes die Gefäſswand sich bildet, aber zwischen dem Mangel einer festen Gefäſswand und der Bewegung ohne vorgebil - dete Bahn, sind noch viele Zwischenstufen, welche wohl in Embryonen kaltblü - tiger Thiere, die lange unter dem Microscope leben, sich auffinden lassen. Im Hühnchen wird man die erste Bewegung kaum in tausend Fällen einmal treffen können, vielleicht nie. Dieses näher aus einander zu setzen, würde mich hier zu weit führen.

Die Zahl der von mir geöffneten Eier mag sich auch, wie bei der Würzbur - ger Untersuchung, auf ein Paar Tausend belaufen. Du weiſst aber sehr wohl, daſs solche Zahlen den Erfolg eben nicht ausmachen, und daſs es vielmehr darauf an - kommt, die Embryonen in den am meisten belehrenden Momenten zu erhalten,XV und diese gehörig zu benutzen, nachdem man die nöthige Fertigkeit erlangt hat, vor allen Dingen aber auf ein deutliches Bewuſstseyn von Dem, was man sucht. Die Verwunderung über die Kleinheit der Theile, an der die Vorzeit sich erfreute, genügt nicht mehr. Wie und woraus sie sich hervorbildeten, müssen wir erfor - schen, sie deshalb in der Bildung rückwärts verfolgen und zu diesem Zwecke eine groſse Zahl von Embryonen untersuchen.

Eine vollständige Reihe von Abbildungen zu liefern, war mir jetzt nicht möglich, theils weil ich ein noch wenig geübter Zeichner bin, theils weil Kupfer - stiche, die man nicht unter seinen Augen ausarbeiten lassen kann, selten genügen, und eine bedeutende Zahl derselben in Königsberg anfertigen zu lassen nicht mög - lich ist, der Kosten nicht zu gedenken. Die idealen Abbildungen, die diesen Theil begleiten, werde ich unter meinen Augen stechen lassen, und dem zweiten Theile eine Tafel Abbildungen über einige wichtige Momente der Entwickelungs - geschichte beiſügen. Diese soll auswärts gestochen werden, um daran zu erſah - ren, welchen Grad von Richtigkeit man auf diesem Wege erlangen kann. So sehr ich mich bemüht habe, in den Zeichnungen der beiden ersten Tafeln die mög - lichste Richtigkeit mit einleuchtender Verständlichkeit zu verbinden, und sie des - halb im Verlaufe von sieben Jahren mehrmals umgezeichnet habe, so finde ich doch, daſs beide Aufgaben sich nicht vollkommen verbinden lassen. Wo sie sich entgegentraten, habe ich die der Deutlichkeit vorwalten lassen, und ich hoffe in der That, daſs die Betrachtung derselben in fortlaufender Reihe das Wesentlichste in der Entwickelungsgeschichte, die Hervorbildung des Embryo aus einem blattför - migen Theile, dem Beschauer lebendig vor die Seele stellen wird. Indessen muſs - ten doch offenbare Unrichtigkeiten vermieden werden. So durften die Figuren V und VI, da sie Längsdurchschnitte in der Mittelebene des Thiers sind, das Herz nicht so lang darstellen, als es um diese Zeit mit seinen Zipfeln wirklich ist, son - dern nur die Länge seines Mitteltheiles zeigen. Eben so wird man in den Queer - durchschnitten der letzten Zeit die Höhe der häutigen Theile der Bauchwand we -XVI niger ansehnlich finden, als man sie vielleicht nach dem beschreibenden Texte er - wartet. Man muſs sich hierbei erinnern, daſs diese Schnitte, um die allmählige Metamorphose des Darmes zu zeigen, sämmtlich in derjenigen Gegend der Bauch - höhle gedacht sind, die sich zuletzt schlieſst. Anderes bemerkt die schon in den Druck gegebene Erklärung der Abbildungen. Ich erinnere nur noch, daſs nicht alle Zwischenglieder gegeben werden konnten und eben deshalb eine Figur auch wohl zur Erläuterung einer Bildung angeführt wird, die einige Stunden vorher - ging.

Für die Darstellung der Entwickelungsgeschichte habe ich noch zu bemer - ken, daſs ich den Embryo immer nach seiner horizontalen Lage beschrieben habe, nicht so, wie man die Raumverhältnisse in organischen Körpern wohl nach dem Baue des menschlichen bestimmt. Die Bauchfläche heiſst also die untere, das Kopfende das vordere.

So viel über den ersten Abschnitt! Ihm ist, um dem Ganzen Leser und Käufer zu verschaffen, ein zweiter neu beigegeben, in welchem ich unter dem Namen Scholien und Corollarien einige allgemeine Bemerkungen mittheile. Eine gröſsere Strenge für Reinheit der deutschen Sprache mag sie Folgesätze und Zusätze nennen. Sie sollen Skizzen aus meinem wissenschaftlichen Glaubensbekenntniſs über die Entwickelungsgeschichte der Thiere geben, wie es sich aus der Beobach - tung des Hühnchens und verwandten Untersuchungen in mir bisher gestaltet hat.

Es war vielleicht zu kühn, jene allgemeinen Umrisse, die bestimmt waren, nach längerer Zeit auf das gröſsere Werk zu warten, schon jetzt zu geben, da für sie kaum die Frucht eines ganzen Lebens hinreicht, und die genauere Untersu - chung über Entwickelungsgeschichte der übrigen Thierklassen erst begonnen ist, ich auch von Rathke’s Untersuchungen über das Krebsei nur die frühern Resul - tate und von den Ergebnissen seiner Beobachtungen am Blennius viviparus noch gar nichts kenne, meine eigenen Beobachtungen an wirbellosen Thieren, so wie an Fischen aber noch dürftig sind. Was ich von wirbellosen Thieren untersucht habe, ist hie und da in der Schrift angeführt. Von Fischen hatte ich vor mehre -renXVIIren Jahren bereits Gelegenheit, ein Paar kleine, durchsichtige Individuen in den Kiemen von Muscheln zu finden. Alle spätern Bemühungen haben mir nur ein - mal lebendigen Barschlaich verschafft, der in zweien Tagen abstarb, noch ehe es zur Entwickelung eines Gefäſssystems kam, so daſs meine Kenntniſs des Fisch - embryo viel mangelhafter ist, als die der andern Wirbelthiere, da ich Amphibien und Säugethiere wohl untersucht habe.

Dennoch habe ich nicht angestanden, jene Umrisse schon jetzt zu geben, weil einige Jahre in dem Leben eines einzelnen Beobachters wohl nur wenig in ih - nen ändern werden, und weil Niemand sicher ist, ob die vorgefaſste Meinung nicht auf sein Auge mehr einwirkt, als er glaubt und weiſs. Deswegen hoffe ich Dank zu verdienen, wenn ich sie jetzt gebe, und zur Prüfung und Berichtigung auffordere; denn irrige, aber bestimmt ausgesprochene allgemeine Resultate, haben durch die Berichtigung, die sie veranlassen, und die schärfere Beach - tung aller Verhältnisse, zu der sie nöthigen, der Wissenschaft fast immer mehr genützt, als vorsichtiges Zurückhalten in dieser Sphäre. Anders ist es mit der Beobachtung. Diese kann nie genau genug seyn.

Erfolgreicher ist es freilich für die Anerkenntniſs unserer Bemühun - gen, solcher allgemeinen Resultate sich so viel möglich zu enthalten. Man bekämpft diese Aussprüche, wenn sie zu allgemein scheinen und übersieht nur zu leicht alles Andere darüber. Das habe ich nicht übersehen können, da die Geschichte der Arbeiten über die Entwickelung der Thiere mich nur zu lebhaft daran erinnert. An Oken’s Untersuchungen über die Entwicke - lung der Säugethiere hat sich der stumpfeste Witz geübt und hat nicht auf - gehört den allgemeinen Resultaten, die er ausspricht, zu widersprechen. Darüber scheint man aber fast nicht anerkennen zu wollen, welchen Werth die unmittelbare Beobachtung in diesen Untersuchungen hat. Sie gehört offenbar zu den genauesten, die wir über Säugethiere besitzen, und die all - gemeinen Sätze, obgleich ein groſser Theil von ihnen jetzt als irrig erschei -cXVIIInen muſs, haben doch die Erkenntniſs der Entwickelungsgeschichte dadurch unendlich gefördert, daſs sie die Naturforscher zu einem deutlichern Bewuſst - seyn brachten. So hoch ich auch Dutrochet’s und Cuvier’s Belehrun - gen über die Entwickelung der Säugethiere schätze, so scheint es mir doch unläugbar, daſs Oken’s Untersuchungen der Wendepunkt für eine richtigere Erkenntniſs des Eies der Säugethiere geworden sind.

Die Erinnerung an das Schicksal der Oken’schen Bestrebungen flöſst mir nur Einen Wunsch ein, den ich nicht unterdrücken will. Mögen meine Nachfolger, die nothwendig meine Richter sind, mir die Bitte nicht abschla - gen, meinen Bericht über die Entwickelungsgeschichte des Hühnchens stets von den angehängten Folgerungen zu unterscheiden, und die Erzählung über die Veränderung der letzten Tage nur als gelegentliche Ergänzung anzusehen. Es würde Beschränktheit verrathen, wenn ich glaubte, nicht auch in der frühern Zeit geirrt zu haben, aber das Zeugniſs, den Irrthum nach Kräften vermieden zu haben, hoffe ich zu verdienen. Daſs ich in den Anhängen dreister gewesen bin, habe ich so eben erklärt. Obgleich ich immer von dem Bestreben erfüllt war, nichts zu sagen, was ich nicht vertheidigen könne, so habe ich aus den angegebenen Gründen doch manches Verhältniſs sehr scharf und bis ins Einzelne bestimmt ausgesprochen. Das gilt besonders von einem Theile dessen, was ich über das Schema der Entwickelungsweise der Wirbelthiere sage. Ich glaubte dieses Schema, nach dem was ich in Vögeln, Amphibien und Säugethieren beobachtet habe, vollständig ausmalen zu müs - sen, damit es Richtschnur für künftige Untersuchungen und Vergleichungen werden könne. Diese mögen bestimmen, was weniger allgemein ist und wie sich das Schema im Einzelnen modificirt, dessen Gültigkeit im Allgemeinen ich nicht bezweifeln kann. Ich betrachte das Einzelne als hingestellte Frage - sätze. Deshalb wird mich jede Belehrung und Beleuchtung herzlich freuen. Es ist nicht Sache Eines Menschen, die Gesetze der Entwickelungsgeschichte in allen Modificationen zu durchschauen, und es soll mir vollständiger Lohn seyn,XIX Gedanken aufgeregt zu haben. Das Meiste scheint mir freilich so schlagende Wahrheit zu haben, daſs ich nicht umhin kann, zu hoffen, es werde bald als solche anerkannt werden. Dahin rechne ich die Ansicht von der Meta - morphosenreihe des Individuums.

Um diese beiden Abhandlungen auch für augehende Naturforscher und Aerzte verständlich zu machen, die mit dem Studium der Entwickelungs - geschichte sich noch nicht beschäftigt haben, suchte ich nach zweien früher von mir gehaltenen populären Vorträgen eine leicht faſsliche Darstellung zu entwerfen, die ich, da dieser erste Band schon ansehnlich geworden ist, für ei - nen zweiten, in wenigen Wochen nachfolgenden, mit dem das Ganze schlieſst, zurückgelegt habe. Sie wird vor allen Dingen auch als Ergänzung der ersten Abhandlung dieses Bandes zu betrachten seyn. Hier setze ich den Bau des befruchteten Eies als bekannt voraus. Dort soll ein Abriſs der Bildung des Eies bis zur Befruchtung gegeben werden und eine Beschreibung seiner Theile, damit man sich in der Darstellung der Entwickelungsgeschichte orientiren könne. Wenn ich dabei wenig Eigenes gebe, so ist hierüber Niemand an - zuklagen als Purkinje, der mir so wenig Neues zu sagen und zu finden übrig gelassen hat. Dennoch hoffe ich, daſs diese Darstellung für Anfänger nicht überflüssig erscheinen wird. Ich weiſs aus eigner Erfahrung, wie schwierig es ist, sich die erste Einsicht in die bisherigen Leistungen im Fache der Entwickelungsgeschichte zu erwerben, besonders wenn man mehrere Schrift - steller zugleich oder rasch nach einander studirt, wo die Verschiedenheit der Benennungen, auch wenn sie nicht groſs ist, doch sehr verwirrt. Daher wird auch das Wesentlichste in dem Fortgange der Entwickelung des Hühn - chens mit zwei Pinselstrichen nochmals zusammengefaſst werden, weil man, ohne mit dieser Vorkenntniſs ausgerüstet zu seyn, in der Darstellung des Ein - zelnen sich nur zu leicht verliert. Auch soll, da die Aerzte in der Regel mehr mit der Form des Eies des Menschen und der übrigen Säugethiere in späterer Zeit bekannt sind, zur Zurechtfindung derselben eine kurze Verglei -c 2XXchung des Eies der Vögel und der Säugethiere gegeben werden. Für Männer vom Fache werde ich noch eine oder die andre Abhandlung hinzufügen, viel - leicht auch eine bereits ausgearbeitete, aber vorläufig noch zurückgelegte, in welcher ich versuche, dem Grunde der verschiedenen Organisations-Typen - her zu treten.

Doch schon zu viel, wenn auch nicht dem Freunde, doch wohl jedem Andern. Mögen Dir diese Blätter eine lebendige Erinnerung an glückliche Tage seyn! Was ich im Anfange erzählte, brauchte ich freilich Deinem Ge - dächtnisse nicht zurückzurufen, allein ich glaubte es unter Deiner Adresse öffentlich berichten zu müssen, weil ich im frohen Gefühle, eine Veranlas - sung zu den Würzburger Untersuchungen gegeben zu haben, in einer Druck - schrift öffentlich gesagt habe, ich hätte eine ansam qualemcunque dazu geboten. Da könnte ein Glossenmacher glauben, ich hätte mehr Verdienste um dieselben, als ich habe, nämlich gar keine.

Ein Anderes habe ich aber noch Dir und dem Würzburger Trium - virate zu sagen. Indem ich die nachfolgende Erzählung über die Entwicke - lungsgeschichte des Hühnchens nochmals durchlese, finde ich, zu eigner Ueberraschung, daſs ich Deiner Darstellung mehrmals widersprochen habe, obgleich ich nichts weniger im Sinne hatte, als einen Commentar, sey er widerlegend oder bestätigend, über frühere Arbeiten zu schreiben. Habe ich etwa Eure Leistungen herabsetzen wollen? Dann müſste ich verkannt haben, wie viel ich Euren Untersuchungen für die eigenen verdanke. Oder ist es meine Absicht gewesen, durch Widerspruch gegen meine Vorgänger mir einen Schimmer zu erborgen? Dann hätte ich von Maipighi bis auf die neueste Zeit wohl reichlichern Stoff finden können.

Nur der Wunsch hat mich immer beseelt, die Vorgänge der Entwicke - lung, wie sie mir erschionen sind, überzeugend darzustellen. Deswegen muſste ich, wo ich solchen Lehren, die vielfach in die Wissenschaft über - gegangen sind und die mir nicht begründet schienen, bestimmt widersprechen,XXI um den Leser nicht in Zweifel zu lassen. Aus diesem Grunde habe ich, wenn meine Darstellung auch sonst gedrängt ist und keinesweges auf histo - rische Erörterungen eingeht, doch bei der Entwickelungsgeschichte des Dar - mes den immer noch von manchen Seiten miſsverstandenen, zum Theil aber auch irrenden Wolff ausführlich berücksichtigen müssen. Aus demselben Grunde habe ich aber auch Dir zuweilen widersprochen, da Dein Werk mit Recht die höchste Achtung sich erworben hat und seine Unvollkommenheiten, wenn sie da sind, Gewicht erhalten haben. Untersuchungen zu widerlegen, die bald spurlos vorübergehen, ist überall vergeblich und lag ganz auſser der ursprünglichen Bestimmung dieser Abhandlung. Es ist aber das Erkennungs - zeichen einer tüchtigen Arbeit, daſs man oft auf sie zurückkommen muſs, entweder bestätigend oder widerlegend. Linné hat man fast ein Jahrhundert hindurch widerlegt, und noch sehr lange wird man bei irgend einer Unter - suchung aus dem Felde der beschreibenden Naturforschung Linné nicht über - gehen können. Das eben ist die Spur eines groſsen Mannes, die sich Jahr - hunderte lang erhält.

So ist es also nur eine Frucht der Anerkenntniſs der Würzburger Ar - beiten, die Du bekannt gemacht hast, wenn ich Deinen Namen öfter nenne, als andere. Daſs eine Nachlese auch für die erste Zeit der Entwickelung noch übrig geblieben sey, wirst Du nach eilfjähriger Frist, in der Du selbst wei - ter geforscht hast, am wenigsten bezweifeln. Und wer lieſse auf diesem schwierigen Felde, wo jeder Halm einzeln und sorgsam gesammelt seyn will, nicht noch volle Aehren stehen, auch wenn er sein ganzes Leben der Ernte widmete, und wer nähme nicht einige taube Aehren für volle mit. Selbst Caspar Friedrich Wolff, der wohl das Vollendetste in anatomischer Un - tersuchung leistete, hat geirrt! Glücklich nur, wem es gelang, Eine reife Garbe zu binden, welche Frucht giebt für fernere Aussaat! Du hast durch nähere Erkenntniſs der Spaltung im Keime, welche Wolff dunkel geblieben war, ein Licht gegeben, das sich auf alle Formen der Entwickelung ausbrei -XXII tet. Zufrieden würde ich seyn, wenn man es als meinen Antheil betrach - tet, nachgewiesen zu haben, daſs der Typus der Organisation die Entwicke - lungsweise bedingt. Noch Manchem wird ein Preis zu Theil werden. Die Palme aber wird der Glückliche erringen, dem es vorbehalten ist, die bil - denden Kräfte des thierischen Körpers auf die allgemeinen Kräfte oder Le - bensrichtungen des Weltganzen zurückzuführen. Der Baum, aus welchem seine Wiege gezimmert werden soll, hat noch nicht gekeimt!

I. Ent -

Verbesserungen.

Der Verfasser dieser Schrift lebt leider an einem Orte, an welchem ein anstän - diger Druck nicht unter seinen Augen ausgeführt werden konnte, und zugleich so weit entfernt von allen gröſsern Druckereien, daſs es ihm unmöglich war, die Correctur selbst zu besorgen. Jedem andern Corrector muſste der Inhalt unverständlich seyn. So haben sich denn Schreib - und Druckfehler erhalten, die zum Theil wenigstens das Verständniſs um so leichter hindern können, je mehr schon an sich eine ausführliche Darstellung der Entwickelungsgeschichte schwer faſslich ist. Aus diesem Grunde wer - den die Leser vom Unterzeichneten angelegentlich ersucht, die nachstehenden Verbes - serungen einzutragen.

  • S. V. Z. 12. lies: Frucht statt: Folge
  • VIII. Z. 15. l.: nur st.: mir
  • IX. 10. l.: Leber mit der ausgebildeten Leber selbst st.: Leber selbst
  • 9. Z. 6. l.: immer mehr st: immer
  • 10. Z. 7. l.: von der zwölften Stunde an st.: in der zwölften Stunde
  • 17. l.: immer st.: innere
  • 35. l. kreisförmigen Gruben st.: kreis - förmige Grube
  • 11. 4. l.: werdenden Fötus st.: Fötus ver - dünnt
  • 12. 34 l.: ausscheidenden st.: ausschnei - denden
  • 13. 12. l.: physical st.: phisical
  • 15. 10. l.: Dünne, nur st.: Dünne nur
  • 24. l.: Rückenplatten st.: Rücken - platte
  • 16. 14. l.: ihr st.: ihm
  • 20. 27. l.: die Namen st.: den Namen
  • 30 l: worden ist ... hat st.: worden sind .... haben
  • 26. 14. l.: vordern st.: andern
  • 28. 3. l.: Abschnüren st.: Abscheuern
  • 31. 3. l.: nicht mehr st.: viel mehr
  • 33. 6. l.: Decke st.: Dicke
  • 34. 15. l.: die Seitenzipfel st.: den Seiten - zipfel
  • 37. 30. l.: Bottes st.: Blattes
  • 38. 5. l.: und die st: um die
  • 41. 18. l.: Scheide, umgeben st.: Scheide umgeben
  • S. 41. Z. 27. lies: einnimmt statt: vereint
  • 43. 37. l.: dreiseitig, eine Kante st.: drei - seitig eine Kante,
  • 50. 24. das Wort: hervorgetreten ist auszustreichen
  • 53. Z. 5. l.: nicht so zu st.: so zu
  • 9. l.: die Gefäſsbogen st.: den Gefäſs - bogen
  • 54. 5. l.: freien st.: feinen
  • 55. 19. l.: Lagenverhältniſs st.: Lagerver hältniſs
  • 21. l.: als das Hirn, st.:, daſs das Hirn
  • 56. 10. l.: den st.: dem
  • 11. l.: wie st.: nie
  • 57. 3. l.: wendend st. zuwendend
  • 8. l.: den ersten st.: dem ersten
  • 23. l.: sich theilt; st.: sich theilt:
  • 64. 19. l.: Hülfe; da .... ist, st.: Hülfe, da .... ist;
  • 67. 18 l.: eben nichts st.: aber nichts
  • 69. 33. l.: der st.: der der
  • 70. 1. l.: des Speisekanals st.: der Speise - röhre
  • 74. 12. l.: Arterien st.: Aorten
  • 24. l.: sie st.: diese
  • 76. 14. l.: wulstigen st.: wülstigen
  • 27. l.: viele Schwierigkeit st.: viel Schwierigkeit
  • 79. 18. l.: auch oben st.: nach oben
  • 80. 33. l.: und besteht, der Speiseröhre st.: und der Speiseröhre
  • S. 87. Z. 80. lies: noch einmal statt: nur einmal
  • 88. 24. l. schon deshalb vermuthen st.: schon vermuthen
  • 89. 26. l.: Asymmetrie st.: Aesymmetrie
  • 94. 14. l.: bald nachdem st.: bald, nach - dem
  • 15 l.: schärfer st.: schiefer
  • 97. 36. l.: schickt st.: schickte
  • 98. 2. l.: fortsetzt st.: festsetzt
  • 33. l.: venösen st.: nervösen
  • 102. 37. l.: den Falten st.: der Falte
  • 107. 28. l.: letzterem st.: letzterer
  • 30. l.: Verwachsung st.: Verwechse - lung
  • 108. 33. l.: bildet st.: bilden
  • 126. 28. l.: Kropf st.: Kopf
  • 128. 31. l.: nach innen st.: noch immer
  • 37. l.: nah an der st.: nach der
  • 131. 12. l.: umgiebt st.: umschnürt
  • 133. 9. l.: auf st.: aus
  • 136. 3. l.: Vorkammer st.: Kammer
  • 137. 20. l.: communicirende st.: concurri - rende
  • 145. 37. l.: unterscheiden st.: erkennen
  • 148. 31. l.: seinen Leib st.: einen Leib
  • 156. l.: polarische st.: plastische
  • 165. 23. l.: b. st.: l.
  • 167. 4. l.: Dottersack st.: Dotter
  • 169. 33. l: doppelt st.: doppelte
  • 35. l.: §. 8. h. st.: §. 8. l.
  • 170. 34. l.: nicht, daſs die st.: nicht die
  • 18. l.: hier auf st.: hierauf
  • 179. 6. l.: weniger st.: wenigen
  • S. 182. Z. 29. lies: den statt: der
  • 191. 2. l.: Mittelhand ist st.: Mittelhand
  • 195. 9. l.: derselbe st.: der Unterkiefer
  • 196. 1. l.: in der Thierreihe st.: in das Thier - reich
  • 199. 12. l.: da es sich mir st.: da es mir
  • 201. 17. l. daran st.: dann
  • 202. 3. l.: nur wenig st.: nun wenig
  • 211. 27. l.: dem folgenden st.: den folgen - den
  • 213. 27. l.: organischen Strömung st.: Or - ganisation
  • 215. 19. l.: muſs st.: muſste
  • 219. 9. u. 10. l.: des Haupttypus st.: der Haupttypen
  • 223. 8. l.: Er ist st.: Es ist
  • 224. 14. l.: Entwickelung: st.: Entwicke - lung,
  • 29. l.: ihrem st.: seinem
  • 229. 3. l.: ist, andere st.: ist: Andere
  • 238. 1. l.: Diese st.: die
  • 3. l.: fortgepflanzt st.: sich fortge - pflanzt
  • 239. 13. l.: lebhaften st.: lebhaftern
  • 243. 27. l.: Umhüllung st.: Umbildung
  • 246. 4. l.: gesonderte st.: gerundete
  • 253. 10. l.: Dotter st.: Dotter,
  • 259. 16. l.: untere st.: innere
  • 262. 1. l.: Freſswerkzeuge st.: Fuſswerk - zeuge
  • 266. 13. l.: ersten Tages st.: zweiten Tages
  • 269. 27. l.: Gefäſshofes st.: Fruchthofes

Auch bitte ich um Verzeihung, daſs derselbe Satz auf Seite 225 und Seite 231 vorkommt. Ich habe vielleicht versäumt, ihn an der ersten Stelle wegzustreichen, wie meine Absicht war.

Baer.

[1]

I. Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Eie.

A[2][3]

Vorwort.

Nach Pander erfolgt die Entwickelung des Hühnchens im Eie unter einemNothwendi - ger Wärme - grad. Wärmegrade zwischen 28° und 32° R. Ich halte diese Angabe im Allgemeinen für richtig, wenn man nicht jene Grenzen für unübersteiglich ansieht, und ich weiſs aus Erfahrung, daſs es räthlich ist, bei der Brütmaschine sich zwischen diesen Extremen zu halten. Indessen irrt man, wenn man glaubt, daſs eine - here Wärme sogleich tödtet, und eine niedere die Entwickelung hemmt. Viel - mehr dürfte bei eifrig brütenden Hennen, wenn ihr Nest trocken liegt, die Wärme wohl häufig über 32° seyn. Hievon überzeugte mich vorzüglich das Ge - fühl der eignen Hand. An der Brütmaschine hatte ich mich so gewöhnt, die Temperatur von 31°, die, wenig die menschliche Temperatur übersteigend, ein angenehmes Gefühl von Wärme erregt, zu erkennen, daſs ich schon ohne An - sicht des Thermometers mit Sicherheit entscheiden konnte, ob das Lampenfeuer zu vermehren war, oder nicht. Ich habe aber mehrere Hennen gehabt, deren Nest meiner Hand nicht das Gefühl von angenehmer Wärme, sondern von einem gelinden Grade von Hitze gab, die 32° zu übersteigen schien. Unmittelbare Mes - sungs-Versuche habe ich noch nicht anstellen können, weil mir kein hinläng - lich kleines Thermometer zu Gebote stand. In der Brütmaschine war die Temperatur zuweilen auf kürzere Zeit bis zu 35° gestiegen, ohne daſs die Eier ab - gestanden wären, ausgenommen wenn sie das Metall unmittelbar berührten. Im letztern Falle zeigte der zunächst gelegene Theil des Dotters eine Zersetzung, und jüngere Embryonen, sie mochten mehr oder weniger von der angegriffenen Stelle des Dotters entfernt liegen, waren immer todt. Bei einer Wärme, die einige Grade geringer als 28° ist, stirbt der Embryo noch weniger ab, sondern er entwickelt sich nur langsamer; dann folgt ein noch tieferer Grad der Tempe - ratur, welcher ohne Weiterbildung das Leben doch erhält. An einem Eie, wel - ches ich im Juli öffnete, nachdem es 30 Stunden lang in der Stube gelegen hatte,A 24bemerkte ich, daſs das Herz ohne Anwendung künstlicher Wärme eine Pulsation machte. Ich wartete nun auf einen zweiten Herzschlag, und dieser erfolgte wirk - lich nach einer sehr langen Pause. Hierdurch aufmerksam gemacht, stellte ich Versuche an, und fand, daſs in allen Eiern, die ich im Juli (bei ansehnlicher Hitze im Freien) in einer nach Norden liegenden Stube, in welcher überdieſs zur Abkühlung die Fenster während der Nacht immer offen standen, der Embryo nach Verlauf von vier und zwanzig Stunden nie abgestorben war, sondern der Herz - schlag in sehr langen Zwischenräumen, zuweilen von weniger als einer Minute, in andern Fällen von 5 und mehr Minuten fortbestand. Meine Versuche stellte ich mit Embryonen an, die nicht über fünf Tage alt waren; es ist aber nicht zu zweifeln, daſs die ältern und selbstständigern Embryonen mit noch mehr Kraft ihr Leben erhalten. In der zweiten Hälfte des Augustes überlebten die jüngern Embryonen eine Abkühlung von 24 Stunden nicht. An den längere Zeit hindurch ohne Absterben in der Abkühlung erhaltenen Embryonen bemerkte ich keine an - dere Veränderung, als daſs mir die Gefäſse weniger voll, und das Blut weniger geröthet schien.

Einfluſs der Lage des Eies.

Auſser der Wärme hat auch die Lage des Eies auf die Entwickelung Ein - fluſs, denn Eier, die in der Brütmaschine eine senkrechte Stellung haben, pfle - gen bald abzusterben.

Ungleich - mäſsigkeit der Entwik - kelung.

Mit dem Einflusse des verschiedenen Wärmegrades auf die Lebens-Aeu - ſserung im Fötus steht die Verschiedenheit der Zeit für die einzelnen Stufen der Entwickelung im innigsten Zusammenhange. Ueber die Ungleichheit in der Zeit, in der die Eier sich entwickeln, haben schon alle Beobachter geklagt, welche diese Entwickelungs-Geschichte nach der Zeitfolge darzustellen unternahmen. Eine neue Erörterung könnte also überflüssig scheinen. Indessen finde ich sie nothwendig, um die Grundsätze vorzulegen, nach welchen ich die einzelnen Pe - rioden der Entwickelung festgestellt habe. Wenn man nicht solche Grundsätze ſesthält, so kann man eine ganz monströse Entwickelungs-Geschichte liefern, de - ren einzelne Bestimmungen durchaus nicht zusammen passen. Selbst der genane Wolff hat manche Angaben, die gar nicht mit einander zu vereinen sind. Am Ende des zweiten Tages soll nach ihm das Herz vom wahren Amnion oder der se - rösen Schicht des Keimblattes noch nicht bedeckt seyn (eine sehr langsame Ent - wickelung!); nach dem Ende des dritten Tages soll sich der Fötus so krümmen, daſs der Kopf den Schwanz berührt (eine Form, die er selten vor dem fünften Tage hat!), und erst nach dem Ende des fünſten Tages soll der Harnsack (Allan - tonis, Chorion) hervortreten (wieder eine so langsame Entwickelung, daſs durch - aus ein Auſenthalt hier Statt gefunden haben muſs!). Alle drei Beobachtungen5 können an sich richtig seyn, allein sie sind auf keine Weise mit einander zu ver - einigen.

Die Ungleichheiten in der Periodicität der Entwickelung sind von doppel - ter Art: 1) Ungleichheit im Nebeneinanderseyn der Erscheinungen, 2) Ungleich - heiten im Fortgange der gesammten Entwickelung.

Die Ungleichheiten der ersten Art sind nicht sehr bedeutend. Im Allge -Ungleich - heit im Ne - beneinan - derseyn der Erscheinun - gen. meinen findet man, daſs Theile um so mehr in gleichem Maaſse ſortschreiten, je enger ihre physiologische Beziehung, namentlich in der Entwickelung selbst ist. Gekrös - und Darmbildung bedingen sich gegenseitig so unmittelbar, daſs sie ein - ander nicht voraneilen können. Dagegen steht die Ausbildung des Hirns und des Darmes weniger in Uebereinstimmung. Am unbestimmtesten schien mir das Ver - hältniſs der allgemeinen Krümmung des Körpers zur übrigen Ausbildung. Zu - weilen bildet am Ende des dritten Tages der Hals einen rechten Winkel mit dem Rumpfe, und in andern Fällen ist um dieselbe Zeit der Rücken vom Hinterhaupte an fast gerade. Angenscheinlich ist aber das Verschwinden von Theilen, deren Wirksamkeit aufgehört hat, den meisten Abweichungen unterworfen. Die Grenzvene habe ich zuweilen am Ende des fünften Tages nicht mehr und in an - dern Fällen am zehnten Tage noch ganz deutlich erkannt.

Viel schwankender als das Verhältniſs des Nebeneinanderseyns ist das Fort -Ungleich - heit in der Dauer der Entwicke - lung. schreiten der Ausbildung nach der Dauer der Bebrütung, und eine wahre Plage für den Beobachter, der, wenn er einen bestimmten Moment beobachten will, fast gar nicht zum Ziele kommt, wenn er nicht alle Verhältnisse beachtet und be - herrscht. Ich habe schon gesehen, daſs Eier, die bereits im siebenten Tage der Bebrütung waren, Embryonen enthielten, wie sie im Anſange des dritten Tages hätten seyn sollen. Bei den Eiern in der Brütmaschine hört ohnehin fast alle Be - rechnung auf, wenn man nicht eine stete Wache, die für gleichmäſsige Tempera - tur sorgt, unterhält. Den Grund dieser Abweichungen in jedem einzelnen Falle anzugeben ist nicht leicht, da mehrere Verhältnisse zugleich wirken. Aus eige - ner Erfahrung glaube ich hierüber Folgendes sagen zu können.

Zuvörderst entwickeln sich, wie es mir schien, im Allgemeinen die EierEinfluſs der Jahreszeit. schneller im Frühlinge und Anfange des Sommers, als im Herbste. Allein die Mitte des Sommers stand auch nicht zurück, so daſs ich noch nicht ganz sicher bin, ob die Jahreszeit einen eigenthümlichen Einfluſs hat, oder dieser vielleicht auf dem Einflusse der Wärme beruht. Indessen schien mir doch die rasche Ent - wickelung im Anfange des Maies ersteren zu beweisen. Auf jeden Fall erzeugt aber die Jahreszeit nur geringe Abweichungen. Viel ansehnlicher ist der obenEinfluſs der Wärme. berührte Einfluſs der Wärme, und so allgemein anerkannt, daſs er nicht näher6 zu beweisen ist. Ich habe stets gefunden, daſs diejenigen Eier, welche unter der Brust der Henne liegen, sich rascher entwickeln, als diejenigen, die am Rande des Nestes unter dem Flügel sind.

Einfluſs vom Alter des Eies.

Am auffallendsten aber ist, wenigstens für die ersten Tage der Bebrütung, die Verschiedenheit der Entwickelung, je nachdem die Eier kurze oder lange Zeit vorher gelegt waren. Wenn ich am Ende des Juli vom Markte Eier kaufte, so brachte ich im Durchschnitt kaum die Hälfte derselben zur Entwickelung, im August weniger als die Hälfte, und im September unter dreiſsig Eiern zwei. Da die meisten Eier, die man in diesen Zeiten vom Markte kauſt, lange gelegen ha - ben, und ich zu denselben Zeiten andere Eier, die bei mir kurz vorher gelegt wa - ren, fast alle zur Entwickelung brachte, so konnte ich nicht nur die alte Bemer - kung bestätigen, daſs Eier, wenn sie längere Zeit gelegen haben, und für unsere Geruchsorgane noch völlig frisch erscheinen, doch zur Entwickelung nicht taug - lich sind, sondern ich glaubte auch zu erkennen, daſs, abgesehen von den gar nicht befruchteten Eiern, im Dotter eine Metamorphose vorgegangen war. Be - kanntlich ist auch in nicht bebrüteten Eiern eine langsame Verdunstung. Auſser - dem schien mir aber in der Umgebung des Keimblattes eine ansehnlichere Lage von weiſslichen Dotterkügelchen sich angesammelt zu haben, als man in frischen Eiern findet. Da diese weiſsen Kügelchen mit denen übereinstimmen, welche während der Bebrütung sich in den Halonen sammeln, so glaube ich, daſs die - selbe Metamorphose, welche der Dotter während der Bebrütung unter dem Ein - flusse des Keimblattes erfährt, auch ohne Bebrütung jedoch überaus laugsam, in ihm eintritt. Eine Folge davon ist, daſs nun, wenn das Ei der Bebrütung unter - worfen wird, ein Miſsverhältniſs zwischen Keimblatt und Dotter sich findet, wel - ches entweder die Entwickelung ganz hindert, oder, wenn es noch nicht so weit vorgeschritten ist, sie verzögert, indem das Miſsverhältniſs nur langsam überwun - den wird. Alte Eier können gegen frische bei demselben Wärmegrade um einen bis zwei Tage zurückbleiben, wie ich im Bereiche der ersten fünf Tage gefunden habe. Ueber die spätere Zeit habe ich weniger bestimmte Erfahrung.

Nach wel - chen Grund - sätzen die Zeit der Ent - wickelung bestimmt ist.

Um nun doch die Zeiten für die einzelnen Entwickelungsstufen bestimmen zu können, suchte ich eine Normal-Entwickelung festzustellen. Ich wählte Eier, welche wenige Tage vorher gelegt waren, und schob sie unter die Brust der brü - tenden Henne. Ich bestimmte nun die Entwickelungsstufe für das Ende des er - sten, zweiten u. s. w. bis zum Ende des fünften Tages, und suchte die Zwischen - zeiten theils annäherungsweise durch Schätzung, theils durch unmittelbare Beob - achtung zu finden. Ich glaubte das Ei unter günstige Umstände bringen zu müs - sen, um darnach die Zeit zu bestimmen, weil offenbar viele Momente die Ent -7 wickelung verzögern können, es aber nicht gut denkbar ist, daſs, besonders un - ter dem Huhne, nicht in der Maschine, die Entwickelung viel über das Normale getrieben werden kann. In der That kam es mir auch nicht darauf an; alles recht frühzeitig zu finden, und ich habe nicht den höchsten Grad der Entwickelung, die zuweilen um einige Stunden vorgeschritten schien, sondern den unter den an - geführten günstigen Umständen gewöhnlichsten, als den normalen angenommen. Dazu kommt noch, daſs ich nicht eine hinlängliche Zahl von Eiern erhalten konnte, die so eben gelegt waren, um mit ihnen Versuche anzustellen. Auf die Erwärmung eines Eies müssen wenigstens ein Paar Stunden hingehen, und man würde besonders für die ersten Momente der Entwickelung eine Priorität von eini - gen Stunden erhalten, wenn man Eier beobachtete, die sich noch nicht abgekühlt haben. Schon aus diesem Grunde sieht man, daſs ich eher zu lange als zu kurze Zeitmaaſse angegeben habe.

Man könnte noch den Einwurf machen, ob die Entwickelung, wie ich sie für die ersten fünf Tage festgesetzt habe, zu der Durchschnittszeit der ganzen Ent - wickelung von 21 Tagen paſst, oder ob nicht die Eier, wenn sie immer unter der Brust der Henne liegen, früher zur Reife kommen würden? Es ist möglich ja wahrscheinlich. Allein ein Versuch läſst sich darüber kaum anstellen, da die Hennen nur in der ersten Zeit die Eier ruhig liegen lassen, nachher aber, wahr - scheinlich weil sie die Ungleichheit in der Ausbildung bemerken, die innern nach auſsen schieben, so daſs dann ein Ei, das bis zur Beweglichkeit des Fötus unter der Brust gelegen hat, nachher an den Rand des Nestes kommt, wo es sich etwas langsamer entwickeln und in der Regel von der gewöhnlichen Zeit nicht sehr ab - weichen wird. Ueberhaupt ist die Bestimmung der Zeit bei dieser Wandelbar - keit etwas Unwesentliches, leider nur etwas Unvermeidliches für die Darstellung, um von dem Zusammenseyn der Erscheinungen eine Ansicht zu geben. Genauig - keit ist nur für das relative, nicht für das absolute Zeitmaaſs wichtig. So habe ich nicht angestanden, die Ausbildung des ersten Kreislaufs der Einfachheit we - gen an das Ende des zweiten Tages zu setzen, obgleich nach meinen vergleichen - den Beobachtungen sie eigentlich um ein Paar Stunden früher fällt.

Die ganze Entwickelung des Hühnchens im Eie habe ich zur bessern Ueber -Eintheilung der Entwik - kelung. sicht in drei Perioden getheilt, nach der Verschiedenheit des vorherrschenden Kreislaufs. Die erste Periode reicht bis zur völligen Ausbildung des ersten Kreis - laufs und währt ungeſähr zwei Tage. Die zweite Periode umfaſst die Zeit des Kreislaufs durch die Dottersackgefäſse. Sie währt drei Tage, wenn man sie bis dahin rechnet, wo die Harnsackgefäſse genug ausgebildet sind, um wesentlichen Antheil am Kreislaufe zu nehmen. Die dritte Periode, durch den Kreislauf ver -8 mittelst dieser Gefäſse bezeichnet, reicht bis zur Geburt oder bis zum Vortreten des Lungenkreislaufs, welcher endlich die vierte Periode, das Leben auſser dem Eie, umfassen würde.

Verlust am Gewichte.

Ein Phänomen, das während der ganzen Brütezeit sich zeigt, ist die Ver - minderung des Gewichtes vom Eie. Nach Pfeil (De evolutione pulli in ovo incu - bato. Dissertat. inaug. Berol. 1823. in append. ) verlieren die Eier im Durch - schnitte während der ganzen Zeit der Bebrütung 117 Gran an Gewicht, und zwar ist der Verlust in den letzten Tagen etwas geringer, weil auch der Vorrath von flüssigen Stoffen geringer ist. Ein Gewichtsverlust zeigt sich auch in Eiern, die nicht bebrütet sind, jedoch in weit geringerem Grade, so daſs diese während ein und zwanzig Tagen ungefähr 29 Gran verlieren.

Der Gewichtsverlust beruht ohne Zweifel auf einer Verdünstung eines Thei - les vom Inhalte des Eies.

Er -9

Erste Periode.

§. 1. Erster Tag.

Die erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischena. Sonderung des Keimes vom Dotter. Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so daſs er beim Abziehen derselben ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die oberſlächliche Schicht des Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, daſs sie mit ihr ab - gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der Keimschicht (Pander’s Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit. Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei - mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeit. Der Keim wird da - bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig.

Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen,b. Sonderung innerhalb des Keimes 1) in der Dicke, eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut-ähnliche, und eine untere, dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderung selbst läſst sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der Bebrütung. Sie läſst sich schon vor der zwölſten Stunde nachweisen, wenn man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerreiſst. Vollstän - dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit Pander das seröse Blatt*)Diese Benennung ist wenig passend und muſs einst mit einer neuen vertauscht werden, da diese Schicht, jetzt zwar wie ein bloſser Ueberzug erscheinend, doch die Grundlage des gan - zen animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen. Ich habe die Pander’sche Beuenuung der Blätter beibehalten., die untere das Schleimblatt.

B10
2) in der Fläche.
1

Ungefähr gleichzeitig mit dieser Sonderung in der Dicke des Keimblattes erfolgt eine andere vom Mittelpunkte nach der Peripherie, indem die Mitte des Keimblattes heller, der Umfang aber dunkler wird, weil in der Mitte das seröse Blatt, im Umfange das Schleimblatt vorherrscht. Der helle Raum in der Mitte der durchsichtige Fruchthof (Area pellucida) ist anfänglich klein und ziemlich rund, wird aber bald länglich und an einem Ende breiter. Aus dieser eirunden Form geht er gewöhnlich in eine deutlich birnförmige über, die er in der zwölf - ten Stunde nur bis zur Bildung der Kopfkappe des Embryo zu haben pflegt, in - dem das breitere Ende immer mehr an Breite zunimmt. Der dunkle Theil des Keimes umgiebt den hellen, wie ein breiter Ring.

c. Erhebung des Keimes.
1

Um diese Zeit hat der Keim einen Durchmesser von 3 bis 4 Linien, ist mit Ausnahme seines Randes stark nach oben gewölbt, wodurch auch die Dotter - haut hier hervorsteht, wie die Hornhaut des Auges. Ueber ihm wird also das Eiweiſs verdrängt. Das Schwinden des Eiweiſses über ihm ist aber zu groſs, als daſs es allein von der Wölbung des Keimes und des darüber liegenden Thei - les der Dotterhaut abhängen sollte. Es scheint vielmehr die ganze Dotterkugel sich innerhalb des Eiweiſses immer mehr zu erheben, wodurch der innere nach oben liegende Keim der Schaalenhaut näher kommt. Diese Veränderung ist na - türlich in den folgenden Tagen merklicher als im ersten.

Der Keim ist unterdessen vollständig von den unter ihm liegenden Theilen geschieden; denn beim Abziehn der Dotterhaut mit dem Keime bleibt der Hügel der Keimschicht zurück, der nach oben eine Vertiefung zeigt, umgeben von ei -d. Halonen. nem weiſsen kreisförmigen Rande. Dieser weiſse Rand der obern Fläche ist durch eine kreisförmige Furche, welche eine helle Flüssigkeit enthält, von einem an - dern weiſsen Kreise getrennt, den der Dotter bildet, und der wieder durch eine Furche sich von der zunächst nach auſsen liegenden Dottermasse scheidet. Indem diese kreisförmigen Wälle und die zwischen ihnen befindlichen mit Flüssigkeit gefüllten Furchen durch den Keim durchschimmern, entsteht das, was man Ha - lonen nennt. Aehnliche Sonderungen in helle und dunkle Ringe sind auch in dem Keime, und zwar schon in unbebrüteten Eiern. Wenigstens ist der Rand dessel - ben dunkler als die Mitte, noch ehe der eigentliche fast körnerlose und durch - sichtige Fruchthof sich gebildet hat. Die Halonen im Dotter beginnen bald nach der achten Stunde, sind Anfangs kreisförmig, dann ein klein wenig länglich und wachsen mit dem Keime. Ihre Zahl ist ursprünglich 2 3. Am zweiten Tage aber werden die Wälle, welche die kreisförmige Grube trennen, durchbrochen, und die Gruben laufen wellenförmig zusammen, wobei es unmöglich wird, die Zahl der Halonen zu bestimmen. Sie liegen in dieser spätern Zeit nur unter dem11 Umfange der Keimhaut, deren Mitte ganz über einer Flüssigkeit schwebt. Es sammelt sich nämlich unter dem Keime immer mehr Flüssigkeit, weswegen der Hügel der Keimschicht schon bedeutend von ihm absteht, und daher auch nicht immer an derselben Stelle im Verhältniſs zu dem Fötus verdünnt liegt. Diese Flüssigkeit mag theils aus der Masse des benachbarten Dotters ausgeschieden seyn, theils aber aus der Centralhöhle des Dotters sich erhoben haben. Da der Gang, der aus der Centralhöhle nach dem Keime führt, durch den Hügel der Keimschicht oben gleichsam verstopft ist, so muſs die Flüssigkeit sich in Kreisen um jenen Hügel sammeln, wodurch sich die oben bemerkte Furche zwischen dem Hügel und der übrigen Fläche des Dotters leicht erklärt. (Vergleiche Fig. I.) Daſs aber auch der Dotter unter dem Embryo selbst umgewandelt wird, lehrt die weiſsliche Farbe, welche der nicht flüssige Theil annimmt.

Um die Metamorphosen zusammen zu fassen, welche von der Keimhaute. Neue Son - derung in der Keim - haut als solcher abhängen, erwähnen wir hier noch einer, welche allerdings erst deut - lich beobachtet wird, wenn schon die erste Grundlage des Embryo erschienen ist. Zwischen der 16ten und 20sten Stunde bemerkt man in dem äuſsern dunkelnin der Flä - che, Theile der Keimhaut eine durch gröſsere Dunkelheit auffallende Kreislinie, welche wie ein aufgeworfener Saum nach unten vorragt. Genauer angesehen zeigt sie sich nicht ganz kreisförmig, sondern aus 2 Bogenlinien bestehend, welche zu bei - den Seiten am meisten ausgebildet sind, nach vorn und hinten (im Verhältniſs zum werdenden Embryo und zu dem in der Mitte liegenden Fruchthofe) aber un - scheinbarer werden, und vorn gleich Anfangs auffallend, zuweilen auch hinten, aber stets weniger deutlich gegen einander eingebogen sind. Durch diese beiden Bogenlinien wird der den Fruchthof umgebende dunkle Theil der Keimhaut wie - der in 2 Ringe getheilt, einen äuſsern und einen innern. Nur in dem innern Ringe bilden sich die am 2ten Tage entstehenden Gefäſse, weshalb man ihn mit Recht den Gefäſshof (Area vasculosa) genannt hat. Schon vor dieser Scheidungin der Dicke. in der Fläche, aber weniger in die Augen fallend, entsteht eine übereinstimmende in der Dicke der Keimhaut. Zwischen dem serösen und dem Schleimblatte bil - det sich nämlich eine Schicht von Kügelchen, welche Pander das Gefäſsblatt nennt, da aus diesen Kügelchen sich später die Gefäſse bilden. Es fehlt diese Schicht in dem äuſsern Ringe. Sie findet sich dagegen im Gefäſshofe und im durchsichtigen Fruchthofe. Verherrschend ist sie als wahre Gefäſsschicht im Ge - fäſsraume, so daſs derselbe Wechsel, welchen wir in der Keimhaut der Tiefe nach, d. h. in seiner Dicke finden: seröses Blatt, Gefäſsblatt, Schleimblatt, sich auch in der Ebene vom Centrum zur Peripherie zeigt, im (durchsichtigen) Fruchthofe, dem Gefäſshofe und dem äuſsern Ringe, den man, um ihm einen Namen zu ge -B 212ben, den Dotterhof nennen könnte. Im Fruchthofe nämlich ist das seröse Blatt, im Gefäſshofe das Gefäſsblatt und im Dotterhofe das Schleimblatt vorherrschend.

f. Erste An - lage des Em - bryo.
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Bis über die Mitte des ersten Tages hat noch kein Theil des Embryo sich zu bilden angefangen. Um die vierzehnte oder funfzehnte Stunde tritt das erste Rudiment desselben auf. Dieses besteht keinesweges in den beiden Primitivfal - ten Pander’s, sondern in einem mittlern Streifen, der etwa Linie lang ist, und den ich Primitivstreifen nenne. Er ist der Vorläufer der Wirbelsäule undg. Lage des Embryo. liegt in der Längenachse des durchsichtigen Fruchthofes. Die Längenachse des Fruchthofes entspricht aber nicht der Längenachse des Eies, sondern der Quer - achse desselben, und zwar liegt der Kopf des zukünftigen Embryo, der in dem ersten dunklen Streifen schon durch ein etwas dickeres Ende angedeutet wird, nach links, das Schwanzende nach rechts, wenn man das Ei in seiner Längen - achse so vor sich stellt, daſs das stumpfe Ende dem Beobachter zu - und das spitze Ende abgekehrt ist, der Keim aber nach oben liegt. Hiernach ist die linke Seite des Embryo nach dem stumpfen Ende des Eies gerichtet, die rechte nach dem spitzen Ende. Indessen ist diese Lage nicht immer so bestimmt, daſs die Län - genachse des Embryo mit der Längenachse des Eies genau einen rechten Winkel bildete, der Winkel weicht vielmehr so ab, daſs die erstere bald auf der einen, bald auf der andern Seite sich mehr der letztern nähert, so daſs, freilich in sehr seltenen Fällen, beide Achsen fast zusammenfallen können, wobei denn der Kopf des Embryo bald dem stumpfen, bald dem spitzen Ende des Eies zugekehrt ist. Nur einmal fand ich den Embryo umgekehrt liegen, so daſs sein Kopf in der Hälfte des Eies lag, in der das Schwanzende hätte liegen sollen. Dieses Ei war nach dem spitzen Ende zu in seiner Schaale gebrochen. Es steht nämlich die Entwik - kelung der Eier nicht gleich still, wenn die Schaale Brüche bekommt, obgleich sie auch nie bedeutend vorzuschreiten scheint, so weit meine Erfahrungen reichen.

h. Grund dieser Lage.
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Diese Beobachtung scheint einen Wink über den nächsten Grund von der Stellung des Embryo zu geben. Da nämlich die Luft immer am stumpfen Ende des Eies eintritt, das nicht verbrauchte Eiweiſs dagegen nach dem spitzen Ende desselben allmählig getrieben wird, so scheinen sich stumpfes und spitzes Ende zu einander zu verhalten, wie aufnehmender und ausscheidender Pol, und berück - sichtigen wir die Lage des Eies während seiner Bildung, so erkennen wir, daſs es im Eileiter so liegt, daſs das stumpfe Ende dem aufnehmenden und das spitze Ende dem ausschneidenden Pole nicht nur des Organes, sondern des ganzen müt - terlichen Körpers zugekehrt ist. Auf jeden Fall müssen die heterogenen Substan - zen, die in der Längenachse des Eies hinter einander liegen, erregt durch Wärme, einen dynamischen Prozeſs hervorbringen, der längs der Achse des Eies vor13 sich geht, und der vielleicht nach genauen physikalischen Versuchen näher zu be - stimmen seyn wird. Dagegen glaube ich auf die verschiedene Wärme-Empfindung, die man hat, wenn man das stumpfe oder das spitze Ende des Eies mit der Zunge berührt, wenig Gewicht legen zu dürfen, denn da das Eiweiſs ein gröſseres Lei - tungsvermögen für die Wärme hat, als die Luft, so folgt daraus, daſs die wär - mere Zunge am spitzen Ende schneller abgekühlt wird, als am stumpfen. Ein Ei, das auf 29° 30° R. erwärmt ist, scheint der Zungenspitze an beiden Enden gleich warm zu seyn. Ein ziemlich empfindliches Thermometer an beide Enden eines nicht erwärmten Eies angesetzt, oder in dieselben eingesenkt, lieſs mich kei - nen Unterschied finden. Indessen will ich auf diese Beobachtung gar kein Ge - wicht legen, da ich nicht alle störenden Einflüsse vermeiden konnte. Aber auch die Versuche von Murray (Edinb. phisical journal 1826), nach denen das stum - pfe Ende wärmer seyn soll, erregen nicht volles Vertrauen. Vielmehr scheint diese Frage noch einer neuen, sehr sorgfältig anzustellenden Untersuchung zu be - dürfen.

Der Prozeſs, der längs der Achse des Eies wirksam ist, hat die Folge, daſs in dem über dieser Achse liegenden Keime der neu anschieſsende Stoff nach links sich in rundern, d. h. für die Fläche in breitern, für die Masse in dickern For - men sammelt, als nach rechts, wo die Formen mehr spitz auslaufen. So war es schon in der birnförmigen Gestalt des Fruchthofes, so ist es in dem Primitivstrei - fen des Embryo und allen übrigen Theilen desselben im Allgemeinen. Dieses Ver - hältniſs dürfte daher mit dem Electromagnetismus in Beziehung zu bringen seyn.

Was nun den früher erwähnten Primitivstreifen anlangt, so besteht er nuri. Primitiv - streifen. kurze Zeit, weshalb Pander ihn in der Darstellung der Entwickelungsgeschichte ganz ausgelassen hat. Gesehen hat er ihn jedoch ohne Zweifel, denn die Abbil - dungen in Tab. I. Fig. 4. 5. Tab. II. Fig. 2. in Pander’s Beiträge u. s. w. kann ich nur auf diesen Streifen beziehen. Er ist auch sehr verschieden in seinem Aus - sehen. In der Regel besteht er aus einer Ansammlung von ziemlich lose zusam - menhängenden Kügelchen. Der Fruchthof ist nämlich um diese Zeit noch nicht so hell, als später, und enthält noch ziemlich viele Kügelchen, die sich aber im Primitivstreifen noch besonders ansammeln, der daher wegen gröſserer Dunkel - heit von geübten Augen schon ohne Vergröſserung erkannt wird. Er ist mehr oder weniger erhaben, und wenn ich nicht sehr irre, steht seine Erhebung mit der Dunkelheit im Gegensatze. Einige Mal sah ich ihn als einen erhabenen, nach unten hohlen, dann aber fast durchsichtigen Wulst, der sich wohl Linie aus der Ebene erhob, wie nicht nur der Schatten, sondern besonders auch das Her - abgleiten an seinen Seiten mit einer feinen Sonde oder Borste lehrte. Kaum ist es14 glaublich, daſs diese Variationen auf einander folgen müssen als Stufen der fort - schreitenden Entwickelung, vielmehr ist wohl die hohe Auftreibung des Primitiv - streifens nur Abweichung von dem normalen Verlaufe; denn man sieht nicht recht ein, wie sich diese beiden Formen des Primitivstreifens aus einander entwickeln sollen. So viel ist aber gewiſs, daſs vor dem Auftreten der Pander’schen Primi - tivfalten der Stamm der Wirbelsäule immer zuerst durch einen mittlern unpaari - gen Streifen markirt wird.

k. Rücken - platten.
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Aus diesem Streifen erheben sich bald zu beiden Seiten die Erhabenheiten, welche Pander Primitivfalten nennt, die aber einen andern Namen erhalten müs - sen, indem sie weder das Erste des Embryo, noch wahre Falten sind. Sie sind zuerst unregelmäſsige, rundliche, ziemlich dunkle Wülste. Der Raum zwischen ihnen ist heller. Es scheint also, daſs die Körner aus dem Primitivstreifen nach den Seiten weichen. Sie treten zwischen der 16ten und 18ten Stunde auf, und erreichen einander beim ersten Auftreten weder am vordern noch am hintern Ende. Ueberhaupt bilden sich die beiden Enden zuletzt, aber doch bald aus. Mit dem obern Rande stehen sie etwas weiter von einander, als mit der Grund - fläche, indem der obere noch zugerundete Rand über der Mitte der Grundfläche liegt. (Fig. 2.) Aus diesen beiden Wülsten wird der Rücken (denn nicht an, son - dern in ihnen bilden sich, wie wir zeigen werden, die Rudimente der Wirbel - bogen), weshalb sie Rückenplatten heiſsen mögen.

Die Metamorphose der Rückenplatten ist verschieden, je nachdem der Pri - mitivstreifen mehr körnig und weniger gewölbt, oder mehr ein hohler Wulst ist. Im erstern Falle nämlich erhebt sich unter fortgehender seitlicher Ausbreitung der Basis die obere Kante dieser Platte in einen scharfen Kamm, dessen Schneide zuerst gerade in die Höhe gerichtet ist, nach der innern Seite ganz senkrecht ab - schüssig gegen die Furche*)Rückenfurche oder Rückenspalte. (Spatium carinatum Malpighi’s und Pander’s), nach auſsen aber allmählig herablaufend. Später sind die Schneiden gegen einan - der gekehrt, und ragen also über die sie trennende Furche vor (Fig. 8.) und errei - chen einander endlich, wodurch die Furche in einen geschlossenen Kanal verwan - delt wird. Sie verwachsen darauf mit einander. Je mehr aber der Primi - tivstreifen gewölbt ist, um desto mehr sind die Schneiden oder Kämme der Rük - kenplatten nach auſsen gekehrt. Ihre Vereinigung muſs daher später und lang - samer erfolgen. Ja, in einem Falle, wo die Erhebung des Primitivstreifens wohl ½ Linie betrug, waren die Kanten der Rückenplatten so nach auſsen gekehrt, daſs diese fast horizontal lagen, wie man durch untergebrachte Sonden leicht fand;15 dennoch war schon der erste Anfang von 3 Wirbeln in jeder Platte zu erkennen, so daſs ich nicht glauben kann, daſs sie sich jemals vereinigt hätten, sondern ver - muthe, daſs hier sich eine Rückgratsspalte gebildet haben müſste, so selten auch diese Krankheit in Vögeln vorzukommen scheint.

Mit den Rückenplatten bildet sich aber noch ein anderer Theil, den ichl. Rücken - saite. die Rückensaite (Chorda dorsalis) nenne. Dies ist ein Streifen, der gerade in der Achse der zukünftigen Wirbelsäule und also des ganzen Fötus verläuft. Er be - steht ursprünglich aus einer einfachen Reihe dunkler Kügelchen, die nach dem vordern Ende mehr zusammengedrängt, am hintern Ende mehr vereinzelt sind. Man erkennt ihn in seiner ersten Bildung wegen seiner Dünne nur, wenn das Wasser, in welchem man den Keim untersucht, sehr rein von Dotterkügelchen ist. Er nimmt darauf an Dicke und Festigkeit zu, indem die Zahl der Kügelchen in ihm sich mehrt. Das vorderste Ende ist schon sehr früh in einen runden, viel dickern Knopf ausgebildet, und die ganze Rückensaite gleicht daher schon vor dem Ende des ersten Tages einer sehr dünnen Nadel mit einem zarten Knopfe. Dieses Ansehn behält sie auch ferner, indem sie allmählig stärker wird, und sich (freilich mit dem ganzen Embryo) krümmt. Diese Saite ist offenbar übereinstim - mend mit der Knorpelsäule, welche sich in der Wirbelsäule einiger Knorpelfische während des ganzen Lebens findet. Wie bei jenen legen sich im Huhne die Wir - belkörper um die Saite, aus denen man sie bis in die Hälfte der Entwickelung, wo sie allmählig stärker wird, wie eine Schnur hervorziehen kann. Sie ist nicht nur die Achse, um welche sich die ersten Theile des Fötus bilden, sondern der wahre Maaſsstab für den ganzen Leib und alle Hauptsysteme.

Ihre Entstehung scheint mir mit der Entstehung der Rückenplatte gleich - zeitig. Zwar sieht man, wenn die Rückenplatten zuerst deutlich werden, die Rückensaite oft noch nicht; indessen liegen doch in der Mitte unter der Rücken - furche einzelne Kügelchen in einer geraden Linie, und diese Kugelreihe ist nichts anders, als die werdende Rückensaite. Auch habe ich deutlich gesehen, daſs bei stark gewölbten Primitivstreifen die Rückensaite bestimmt schon da war, ohne Spur von Rückenplatten. Die Norm der Entwickelung scheint also darin zu be - stehen, daſs der Primitivstreifen, bald nach seiner Entstehung, in zwei Seitenhälf - ten, die Rückenplatten, und einen mittlern Streifen, die Rückensaite, sich scheidet, und zwar so, daſs ziemlich zugleich beide Theile entstehen, aber zu Anfange die Entwickelung nach den Seitentheilen rascher geht, wenigstens deutlicher bemerkt wird.

Die Rückensaite nun ist es, welche von allen Beobachtern, die das Rücken - mark sehr früh gesehen haben wollen, für dieses Organ gehalten worden ist; denn16 das Rückenmark fehlt als gesonderter Körper durchaus vor der Verwachsung der Rückenplatten. Die Lage der Rückensaite in der Mittellinie des Körpers konnte zu dieser Verwechselung Veranlassung geben, indessen ist es immer merkwürdig, wie man einen so haardünnen und dabei dunklen, vorn mit einfachem Knopfe en - digenden Körper, dessen Knopf zu den Hirnblasen in gar keiner Beziehung steht, und welcher mit seiner Umgebung eng verwachsen ist, für das Rückenmark hal - ten konnte.

m. Scheide der Rücken - saite.
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Die Einfügung der Rückensaite ist nämlich ganz eigenthümlich. So wie durch eine einfache Reihe von dunklen Kügelchen die Rückensaite sich zu bilden anfängt, sieht man auch diese Linie von einem hellen Saum umgeben, und je dunkler die Rückensaite wird, desto heller ist dieser Saum, bis er die Durchsich - tigkeit von Glas erhält. Da der Saum aber von allen Seiten erscheint, so ist er eigentlich eine Scheide für die Rückensaite. Er ist mit dieser letzten ursprüng - lich ein Ganzes, und in den beiden ersten Tagen so eng mit ihm verbunden, daſs nur die allergröſste Geduld und die feinsten Nadeln im Stande sind, die Saite von der Scheide zu trennen, und am ersten Tage mag der Versuch wegen der Dünne der Saite nie ganz gelingen. Um diese Zeit sind beide Theile wirklich nur Eins, das so in sich gesondert wird, wie wir fast überall, wo im Embryo sich ein dunk - ler Körper bildet, auch neben ihm einen Gegensatz von heller Masse ohne Kügel - chen werden sehen. Auffallend ist nur in der Scheide für die Rückensaite die Fe - stigkeit, die diese glashelle Masse hat. Am dritten Tage läſst sich die Rücken - saite mit einiger Vorsicht aus der Scheide ziehen, und vom 4ten Tage an gelingt der Versuch ziemlich leicht.

n. Umbeu - gung des Vorder - endes.
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Die Scheide umgiebt auch den Knopf der Rückensaite. Hier ist es, wo die vordern Enden der Rückenplatten zusammenstoſsen, nicht unmittelbar an den Knopf, sondern durch die Scheide von ihm getrennt, indem alles, was gegen die Rückensaite wächst, durch die Scheide von unmittelbarem Anstoſsen an sie abge - halten wird. Der Rücken ist also ursprünglich grade eben so lang, als der Stamm der Wirbelsäule oder die Rückensaite. Allein da die Rückenplatten schneller wachsen, als die Rückensaite, so krümmen sie sich, und besonders ihre obere Kante. Beim ersten Auftreten der Rückenplatten sind sie nämlich nicht mehr ge - krümmt, als der Primitivstreifen war, und dieser ist in der Länge nur so viel ge - krümmt, als die Wölbung der Mitte der Keimhaut beträgt. Indem sie aber sich vergröſsern, bilden sie nicht nur mit ihrer ganzen Masse einen Bogen, dessen Krümmung nach oben gerichtet ist, sondern vorzüglich krümmt sich ihre obere Kante an dem vordern Ende etwas um den Knopf der Rückensaite nach unten. Die Folge davon ist, daſs, wenn man jetzt den Fötus von oben betrachtet, ervorn17vorn 2 Spitzen (die vorragenden Umbeugungen der Rückenplatten) hat. Diese vordern Umbeugungen nehmen immer zu, und ziehen auch das vordere Ende der Rückensaite mit sich. Es ist mithin der ganze Stamm der Wirbelsäule, aber nur am vordersten Ende, umgebogen, und diese Umbeugung wird zum Kopf, in wel - chem der Knopf der Rückensaite die Mitte der Schädelbasis einnimmt. (Fig. II. und in späterer Form Fig. III.) Nach vorn grenzt diese Umbeugung mit halb - mondförmigem Rande an den nicht umgewandelten Theil der Keimhaut, mit dem sie einen Winkel bildet, der allmählig spitzer wird.

Wenn ich so eben die Umbiegung des Vorderendes vom Embryo als auso. Abschnri - rung des Embryo von der Keim - haut. dem ſtarken Wachsthum der Rückenplatten hervorgehend dargestellt habe, so ge - schah es mehr, um die Metamorphose anschaulicher zu machen; denn allerdings sieht man bald, daſs diese Veränderung von einem tiefern gemeinsamen Grunde bedingt wird, der sich in allen Theilen der Bildung als ein Streben offenbart, den Embryo von dem umgebenden Theile des Keimes und des übrigen Eies zu schei - den*)Denjenigen Theil des Keimes, welcher sich nicht zum Embryo umgeformt hat, werden wir in Zukunft die Keimhaut nennen, und wir haben diesen Ausdruck schon angewendet für die Zeit, in welcher schon ein Anfang vom Embryo da ist.. Kaum hat sich nämlich das vordere Ende der Wirbelsäule umgekrümmt, so zieht sich der benachbarte Theil der Keimhaut nach hinten an die untere Flä - che des Fötusrudimentes, indem die Stelle, wo der Umschlag der Keimhaut vom vordern Ende des Fötus in die Fläche der übrigen Keimhaut abgeht, immer mehr nach hinten rückt, und dadurch wirklich eine Leibeshöhle von vorn nach hinten sich zu formen anfängt, deren untere Wand jetzt nur von der Keimhaut gebildet ist. (Fig. III.)

Dieser Vorgang beruht also 1) auf dem Wachsthum des Embryo, der sich schneller vergröſsert als seine Basis, auſserdem 2) aber auch auf beginnender Verengerung der Communication zwischen dem Embryo und der Keimhaut, wel - che aber erst am zweiten Tage deutlich wird; denn die erste Umbeugung der Rückenplatten erfolgt erst um die 20ste Stunde, das weitere Zurückweichen von der Umbeugung der Keimhaut am Ende des ersten Tages. Dadurch wird ein Theil der vordern Hälfte des Fruchthofes aus der Ebene gezogen und er erscheint nun nicht mehr birnförmig, sondern bisquitförmig.

Wir verfolgen nun jene Verengung der Verbindung zwischen dem Embryop. Anlage der Wirbel. und der Keimhaut hier nicht weiter, sondern kehren vielmehr zu den Rücken - platten zurück. Während sich diese mit ihren obern Kanten einander nähern, erscheinen in ihnen die Wirbel in zwei gegenüber liegenden Stücken für jeden Wirbel. Sie bestehen, wie die Rückensaite, aus zusammengedrängten Körn -C18chen, welche Flecken bilden, umgeben von hellen Umkreisen, die zu ihnen in demselben Verhältnisse stehen, wie die Scheide zur Rückensaite. Eine andere dem Knorpel ähnlichere Textur ist durchaus noch nicht da. Die Flecken sind zwar beim ersten Auftreten noch nicht ganz viereckig, gehen aber sehr bald in diese Form über, wodurch die hellen Zwischenräume Queerbändern gleich wer - den. Diese Anlagen der Wirbel bilden sich in der Gegend, wo der kammför - mige erhabene Theil der Rückenplatten in den ebenen übergeht, und die Kante des Kammes wird von ihnen nicht erreicht. Die Folge davon ist, daſs es scheint, als bildete sich der Wirbel neben den Rückenplatten, indem man, wenn der Rücken sich zu schlieſsen anfängt, bei der Ansicht von oben auf jeder Seite neben den Wirbelanfängen nach innen einen hellen Streifen bemerkt, den zwei Schatten begrenzen. Dieser helle Streifen ist der durchsichtige übergebogene Kamm. Der äuſsere Schatten ist die Grenze der Höhle für das Rückenmark, wie besonders die Betrachtung der Fig. 3. deutlich macht, wo wir oben in 3′ die Ansicht der Rük - kenseite haben, durch punktirte Linien auf den Queerdurchschnitt reducirt. Daſs die Wirbelanfänge wirklich in den Rückenplatten liegen, erkennt man, wenn man beide Platten mit Nadeln aus einander legt, wobei ein Theil der Wirbel - rudimente mit umgelegt wird, und vorzüglich in den Fällen, wo die Rückenplat - ten, auf den hochgewölbten Primitivstreifen sitzend, ganz nach auſsen gekehrt sind. In diesen sah ich die Wirbelrudimente, die ganz im ersten Beginnen wa - ren, vollständig umgeworfen. Die ersten Wirbelrudimente entstehen gegen Ende des ersten Tages und zwar in der Halsgegend; von da bilden sich nach vorn und hinten neue.

Daſs sich die Ränder der Primitivfalten kräuseln, und Buchten bilden,q. Schluſs des Rückens. indem sie sich einander nähern, bezweifle ich. Zwar sieht man in der Regel solche Kräuselungen, wenn man Embryonen, deren Rücken eben im Begriff ist, sich zu schlieſsen, in kaltem Wasser untersucht. Man erkennt aber auch, daſs diese Kräuselungen sich allmählig immer mehr von einander geben und die Rük - kenfurche sich weiter öffnet. Durch die Einwirkung des kalten Wassers werden nämlich die Rückenplatten von einander gezogen, und da die Wirbelrudimente etwas fester sind, als ihre Zwischenräume, so zieht sich die Mitte jedes Wirbels etwas weniger zurück. Untersucht man Embryonen um dieselbe Zeit in warmem Wasser, so sieht man die Kräuselungen so lange nicht, als das Wasser warm bleibt. Weniger gewiſs bin ich darüber, ob auch im vordern oder Kopf-Theile der Wir - belsäule vor dem Schlusse keine Erweiterungen sind. Es hat allerdings zuweilen das Ansehn, doch fand ich, daſs wenigstens die innern einander zugekehrten Ränder der Rückenplatten immer gerade waren, und nur der umschlossene Raum19 d. h. also die Seitentheile der Platte sich nach auſsen wölbten, jedoch ohne abge - sonderte Zellen zu bilden, in einer gleichmäſsigen Erweiterung, mit Ausnahme des vordersten Endes.

Während diese Veränderungen im Rücken am Ende des ersten Tages er -r. Erhebung des Embryo und des Fruchthofes. folgen, erhebt sich der Embryo von dem Dotter, und der ganze durchsichtige Fruchthof nimmt an der Erhebung Antheil, und zwar gleichmäſsig, da in ihm der Umfang der Bauchplatten noch nicht bestimmt ist. Alle Blätter sind zugleich erhoben und liegen dicht an einander. Nur nach vorn fangen die Blätter an, sich zu trennen, und zwar in Folge des Zurückziehens unter das Kopfende, was wir am zweiten Tage näher ins Auge fassen werden.

Am Ende des ersten Tages hat also der Embryo folgende Beschaffenheit. s. Allgemei - ne Beschaf - fenheit des Embryo am Ende des er - sten Tages.Man erkennt in ihm nur noch Bildungsgewebe, oder jene Grundmasse aller thie - rischen Theile, welche aus einem eiweiſsähnlichen Grundschleime und unvoll - ständig isolirten Kügelchen besteht. In einer Gegend sind mehr Kügelchen, in einer andern ist mehr geronnener Grundschleim angehäuft; nirgends ist die Spur einer continuirlichen Faser. Der Embryo ist nach oben gewölbt, wie ein umge - stülptes ganz flaches Boot. Von den zukünftigen Theilen des Thieres ist noch nichts kenntlich, als die Rückensaite und die beiden Rückenplatten, die der Ver - wachsung nahe sind und 5 bis 7 Wirbel enthalten. Ueberhaupt ist also nur die obere Hälfte des Thieres da. Die untere oder Bauch-Hälfte ist noch gar nicht von der Keimhaut abgesondert. Die Theile, welche wir weiter unten als Bauchplat - ten bezeichnen werden, scheinen zu beiden Seiten der Wirbelsäule schon ange - legt, denn neben der Wirbelsäule ist die Keimhaut etwas dicker, und im vorder - sten Ende sind die Bauchplatten schon etwas kenntlich. Sie sind aber nach auſsen noch nicht begrenzt, und da sie sich offenbar nicht aus dem jetzt schon sichtba - ren Rudimente des Embryo entwickeln, sondern aus dem benachbarten Theile der Keimhaut, so sieht man daraus, daſs der Embryo noch nicht gegen die Keim - haut begrenzt ist, mit Ausnahme des vordern scharf begrenzten Endes. Ueber - haupt wird man aus der Darstellung erkannt haben, daſs das Rudiment des Em -Der Embryo ist ein um - gewandelter Theil der Keimhaut. bryo nichts ist, als eine besondere Modification einer Stelle des Keimes, eine iso - lirte Wucherung desselben, ein Verhältniſs, welches während der ganzen Ent - wickelung im Eie bleibt, nur mit der Veränderung, daſs jener isolirte Theil, den wir Embryo nennen, und der jetzt noch unbedeutend ist gegen die übrige Keimhaut, bald der wesentliche wird, und diese beherrscht.

Der Embryo dieses Zeitraums hängt also nicht bloſs mit der Keimhaut zu -t. Schichten im Embryo. sammen, sondern geht ohne bestimmte Grenze in sie über. Im Embryo kommen daher auch alle Schichten der Keimhaut wieder vor. Das Schleimblatt liegt ganzC 220dünn und lose an der untern Fläche der Wirbelsäule. Das seröse Blatt setzt sich ununterbrochen in die glatte äuſsere und innere Oberfläche der Rückenplatten fort. Der Inhalt der Rückenplatten ist der festeste Theil im Embryo. Viel lockerer ist eine Schicht von weichem Bildungsgewebe zwischen den Rückenplatten und dem Schleimblatte. Es ist durch den Augenschein nicht ganz fest zu bestimmen, ob nur diese lose Schicht, oder auch der Inhalt der Rückenplatten als der Gefäſs - schicht angehörig anzusehen ist, da der Inhalt der Rückenplatten nach auſsen nicht scharf begrenzt ist. Ueberdies ist die Gefäſsschicht in der Keimhaut nicht ein so selbstständiges Blatt, wie das seröse und Schleimblatt. Sie ist gegen beide nicht scharf begrenzt, und überhaupt nur das Bildungsgewebe zwischen jenen beiden Blättern, gleichsam die Leibesmasse zwischen der Oberhaut und der Schleimhaut jenes nicht zu höherm Leben bestimmten Theiles vom Keime; denn offenbar kann man den ganzen Keim, da ein Theil desselben zum Embryo wird, als den ungeformten Leib des Thieres selbst betrachten, der nichts ist, als ein groſser, nicht geschlossener Darmsack.

Auf jeden Fall ist aber jene weiche Schicht unter der Wirbelsäule der Ge - fäſsschicht in der Keimhaut durch den lockern Bau ähnlicher, und nimmt auch allein die Gefäſse aus der Gefäſsschicht der Keimhaut später auf und löst sich von den Rücken - und Bauchplatten, nieht aber von der Gefäſsschicht der Keimhaut. Ferner ist auch die innere Masse der Rückenplatten nicht nur jetzt, sondern auch im ganzen zweiten Tage innig mit der Oberfläche derselben verbunden, und das Auge unterscheidet keine Grenze zwischen jener Masse und der äuſsern allerdings bellern Bekleidung. Beides scheint nur eins, und erst am dritten Tage wird eine bekleidende Schicht abtrennbar. Man kann daher die ganzen Rückenplatten als Wucherungen des serösen Blattes betrachten*)Panders Benennungen: seröses Blatt und Gefäſsblatt, sind nicht recht passend. Indessen habe ich den Namen nicht verändern wollen, theils weil die Pander’schen Benennungen der Schichten des Keimes allgemeinen Eingang gefunden haben, und eine Unterscheidung der Schichten in der Keimhaut ein Wendepunkt in dem Studium der Entwickelungsgeschichte ge - worden sind und den spätern Forschungen das wahre Licht angezündet haben, theils weil ich noch keine ganz consequent durchgeführte zu geben weiſs. Das Wesentliche in der Schichtung scheint mir nur in der Vorbereitung zu künftigen Bildungen zu bestehen. Wie nämlich aus dem weitern Verlaufe der Darstellung erhellen wird, tritt beim Uebergange des zweiten Tages in den dritten eine Spaltung des Embryo und der Keimhaut in einen animalischen und einen plastischen Pheil auf (§. 5. c.). Wenn die Spaltung erfolgt ist, hat jede Lage 2 Schichten, in der untern Lage ist ein Schleimblatt und ein Gefäſsblatt, jedes von eigenthümlicher Organisation. In der obern Lage sind auch zwei Schichten, die im Embryo deutlich zu unterscheiden sind (§. ebend. ) als zukünftige Haut und der animalische Theil des Leibes. Es ist aber nicht mög - lich zu bestimmen, ob die letztere Schicht in die Keimhaut übergeht oder nicht. Gesondert ist sie in der letztern nicht, sie scheint aber in die untere Begrenzung der obern Lage überzu - gehen. Früher lassen sich (im Verlaufe des zweiten Tages) beide Lagen durch künstliche Tren -.

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Fassen wir alles, was von der Entwickelung am ersten Tage gesagt ist, inu. Allgemei - ner Chara - cter der Ent - wickelung am ersten Tage. einen allgemeinen Ausdruck zusammen, so finden wir das Characteristische die - ser ersten Bildung in einen bis jetzt nur noch am vordern Ende begrenzten Hervor - wachsen aus dem Keime, wedurch dieser in einen Embryo und eine Keimhaut sich scheidet.

Der Stoff für das Wachsthum des Embryo kann jetzt wohl nur von der un -v. Der Nah - rungsstoff kommt von unten. tern Fläche kommen, wo sich eine Flüssigkeit aus dem Dotter angesammelt hat. Daſs der Dotter selbst wieder Stoff aus dem Eiweiſs angezogen hat, scheint mir nicht zu bezweifeln; denn, wenn auch der Dotter jetzt noch nicht augenschein - lich gewachsen ist, so ist doch die Zunahme desselben in den folgenden Tagen nicht zu verkennen. Sehr deutlich ist aber jetzt schon die Abnahme des Eiweiſses und wohl gröſser, als sie durch die bloſse Verdünstung seyn könnte, wie man daraus sieht, daſs sie in solchen Eiern, die keinen Embryo enthalten, unbedeu - tend ist. Besonders ist das Eiweiſs über dem nach oben gewölbten Fruchthofe zurückgewichen.

§. 2. Zweiter Tag.

Wenn wir die Erzählung der Bildungen des ersten Tages damit schlossen,a. Allgemei - ner Chara - cter der Ver - änderungen am zweiten Tage. daſs sie im Wesentlichen auf einem Hervorwachsen des Fötus aus den ursprüng - lichen Theilen der Dotterkugel beruhen (§. 1. u.), so wollen wir den Bericht über den zweiten Tag mit der Bemerkung beginnen, daſs in ihm die Isolirung des - tus aus den Theilen der Dotterkugel auch durch Abgrenzung des Zusammenhan - ges immer mehr hervortritt, welche für die vordere Hälfte des Körpers schon eine Abschnürung wird, und daſs, so wie anfänglich aus dem Stamme der Wirbel - säule nur eine Entwickelung von der Seite nach oben bemerkt wurde, um eine Höhle für die Centraltheile des Nervensystems zu umschlieſsen, nun auch eine Entwickelung aus derselben von der Seite nach unten hervortritt, um eine Höhle für die plastischen Organe zu bilden, und somit der allgemeine morphologische Character des animalischen Theiles vom Wirbelthiere vollständig wird. Wir schicken diese Bemerkung voran, weil nur nach dieser Ansicht die Vorgänge in der ersten Hälſte des zweiten Tages, die alle auf den bezeichneten Metamorpho -*)nung in der Keimhaut unterscheiden. Allein am ersten Tage ist eigentlich nur eine obere glatte, und untere körnige Begrenzung. Dazwischen ist Etwas, das kein continuirliches Blatt für sich ist. Auch ist es zu viel, um es allein auf das künftige Gefäſsblatt zu beziehen, wenn auch allerdings in ihm das Blut sich bildet.22 sen beruhen, deutlich dargestellt werden können. In der zweiten Hälfte des zwei - ten Tages gehen sie zwar noch fort, allein sie werden mehr verdeckt durch Ent - wickelung eines Hauptgegensatzes in dem nunmehr selbstständig gewordenen - tus, in der Entwickelung des Nerven - und Blutsystems.

b. Verwach - sung der - ckenplatten.
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Zuvörderst betrachten wir die Weiterbildung dessen, was am vorigen Ta - ge schon begonnen war, die Bildung des Rückens und der in ihm enthaltenen Höhle. Nachdem die Aneinanderlegung der Rückenplatten mit geraden, nicht gebuchteten Rändern bewirkt ist, erſolgt die Verwachsung derselben. Sie ist am Anfange dieses Tages so zart, daſs die leiseste Berührung mit der Nadelspitze sie trennt, ja die Contraction, welche die Rückenplatten durch kaltes Wasser erfah - ren, sie zerreiſst, und die wenigstens in einem Theile der Länge bestehende Ver - bindung unter den Augen des Beobachters sich löst.

Die Verwachsung tritt zuerst hinter dem künftigen Kopfe auf, und verbreitet sich von da ziemlich rasch nach vorn und hinten. Nur in der Gegend des künftigen Kreuzbeins klaffen die Dorsalplatten einige Zeit von ein - ander, und bei flüchtiger Untersuchung scheint es, als ob sie sich hier wäh - rend des ganzen zweiten Tages nicht erreichten, indem die dunkeln Streifen, welche die Rückenplatten ihrer Dicke wegen jetzt bilden, hier noch am Ende des zweiten Tages aus einander laufen. Indessen zeigt die Untersuchung mit der Sonde, daſs dennoch um diese Zeit eine Verwachsung erfolgt ist, daſs nur die Grundflächen der Rückenplatten hier weiter von einander stehen, die obern Kan - ten sich dagegen stärker umgebogen und einander erreicht haben, ihrer Durch - sichtigkeit wegen aber nicht sogleich erkannt werden. Es bleibt also der Kanal für das Rückenmark*)Dieser Kanal ist zugleich der Kanal im Innern des künftigen Rückenmarkes., der eben durch die Verwachsung der Rückenplatten er - zeugt wird, in der Kreuzgegend eine Zeitlang offen, schlieſst sich aber dann, be - hält jedoch eine breite Grundfläche.

c. Vermeh - rung der Wirbel.
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Während der Verwachsung der Rückenplatten nimmt die Zahl der Wir - belrudimente zu, und da die neuen Wirbel sowohl vor als hinter den frühern sich ansetzen, so ist es eben nicht leicht, die Gegend zu bestimmen, in welcher die ersten Wirbelrudimente sich gezeigt haben, da man, wenn sich eine vermehrte Zahl von Wirbeln zeigt, nicht einmal bestimmen kann, wie viele sich vor, und wie viele sich hinter den frühesten angesetzt haben. Zwar liegen um die 30ste Stunde die vordersten Wirbelrudimente ziemlich dicht hinter der Gegend, wo das Schleimblatt sich umbeugt, allein abgesehen davon, daſs diese Stelle selbst in23 der Wirbelsäule in Ermangelung vieler andern Theile sich schwer bestimmen läſst, so ist es auch offenbar, daſs innerhalb der Wirbelsäule der Raum vor den ersten Wirbeln bedeutend anwächst. So viel ist aber gewiſs, daſs weit mehr Wir - bel hinter als vor den ersten sich erzeugen. Die Wirbel werden immer deutlicher viereckig und zwischen ihnen die hellen Stellen bandförmig, nur die ersten und letzten Wirbel sind noch unregelmäſsig. In der Mitte des zweiten Tages sind 10 bis 12 Wirbel da.

Schon wenn die Verwachsung der Rückenplatten im vordern Theile desd. Schädel - und Wirbel - höhle. Rückens erfolgt, ist der eingeschlossene Kanal etwas weiter, als im hintern Theile, so daſs man deutlicher und etwas weiter von einander stehend die zwei Schatten sieht, welche die innere Höhlung dieses Kanals zeigt. Diese Erweiterung ist die erste Andeutung der Schädelhöhle, und ragt mit ihrer hintern Spitze bis über die Stelle, wo die Umbeugung des Schleimblattes sich um die 30ste Stunde befindet. In der 36sten Stunde reichen beide gleich weit nach hinten, indem die Schädel - höhle durch die fortgehende Umbeugung der Rückenplatten mehr nach vorn rückt. Die Schädelhöhle hat im ersten Auftreten noch keine Einschnürungen und Erwei - terungen, bis auf das vorderste Ende, welches sehr früh, und wenn nicht zu - gleich mit dem Schlusse der Rückenplatten, doch gleich nach demselben, eine ganz kleine rundliche Höhle bildet, die kaum den 6ten Theil einer Linie im Durchmesser haben kann, so daſs die gesammte Höhle für den Centraltheil des Nervensystems einen hohlen Raum bildet, der eben so, wie die Rückensaite, die Gestalt einer Nadel hat, nur weiter ist, als die Rückensaite. Sehr bald, und zwar schon um die 30ste Stunde, vergröſsert sich die vorderste Höhlung auf eine sogleich näher zu beschreibende Weise, und hinter ihr entsteht eine zweite Er - weiterung für die Vierhügel, hinter dieser eine dritte sehr viel längere für das verlängerte Mark. Diese letzte Zelle hat selbst wieder geschlängelte Wandungen, so daſs man in ihr eine gewisse Unbestimmtheit der Bildung, oder eine Neigung, in mehrere Zellen zu verfallen, erkennt. Besonders ist eine Einschnürung ziem - lich deutlich, welohe den Raum in eine vordere kürzere rundliche, und eine hin - tere längere engere Abtheilung einigermaaſsen trennt. Diese Einschnürung ist bald mehr bald weniger früh bemerkbar, bildet sich aber nicht weiter aus. Da - her kommt es, daſs die Beobachter bald 3, bald 4 Hirnzellen auftreten lassen. Die vorderste dieser Zellen, oder diejenige, welche die früheste war, umschlieſst in späterer Zeit die Schenkel des groſsen Hirns und die Sehhügel. Die enge run - de Gestalt, welche sie im ersten Erscheinen hat, verändert sie schon um die dreiſsigste Stunde, indem sie im hintern Theile ihres Umfanges sich erweitert hat, und nach vorn sich etwas zuspitzt. Diese seitliche Ausdehnung des hintern24 Theils nimmt ziemlich rasch zu und treibt zu beiden Seiten rundliche Erhöhun - gen hervor, die ersten Anfänge der Augen. Um die 33ste Stunde hat das vordere Ende des Embryo sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer Fliege, in - dem die vordere Zelle nach hinten sich stark erweitert hat, nach vorn aber ver - engt ist. Auf dem Vorderende selbst sind kleine Vorragungen, welche man, nach der Ansicht von oben, für Spitzen halten könnte. Es sind aber vielmehr Leisten, wie man erkennt, wenn man das umgebogene Vorderende an seiner vordern Flä - che betrachtet. Um die 36ste Stunde sind diese Leisten stark vorspringend, auch erkennt man um diese Stunde die Augen sehr bestimmt als solche. Sie sind ein wenig nach unten gerückt. Wenn man nämlich das Vorderende etwas auf die Seite dreht, bemerkt man nach unten eine seitliche Vorragung. Dreht man den Kopf ganz auf die Seite, so sieht man in dieser Gegend eine helle Kreisfläche, um - geben von einer dunklern Kreislinie. Der Kreis selbst ist so hell, daſs man durch ihn und durch den ganzen Kopf wie durch Wasser sehen kann, wenn beide Au - genrudimente in der Achse des Beobachters liegen, während die übrige Seiten - fläche des Vorderendes schon einige Undurchsichtigkeit hat. Die Augen sind also seitliche Hervortreibungen der hintern Region der vordern Hirnzelle. Ich habe nicht finden können, daſs diese Stelle vorher in dem Kopfende der Rückenplatten angedeutet oder vorgebildet wäre, vielmehr muſs ich glauben, daſs die Augen aus dem Innern der Hirnzelle hervorgetrieben wurden, und nur ihre äuſsere ver - dünnte Wölbung der ursprünglichen Seitenwand des Kopfendes angehörte.

e. Inhalt der Schädel - und Wirbel - höhle.
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Was ist nun aber das Hervortreibende? Diese Frage führt uns nothwendig auf eine andere. Was ist im Kanal für Hirn und Rückenmark, und wann und wie treten die Centraltheile des Nervensystems auf? Ich habe schon früher be - merkt, daſs ich gewiſs bin, sie seyen noch nicht da, wenn die Rückenplatten sich der Verwachsung nähern. Dieselbe Beobachtung habe ich auch in Frosch - eiern gemacht, die ich in Salpetersäure erhärtet hatte. Läge hier ein Rücken - mark offen da, es könnte auf dem dunklen Grunde der schwarzbraunen Rücken - furche, da das Eiweiſs durch die Salpetersäure verzehrt wird, schwerlich der Untersuchung entgehen. Ich glaube aber auch mit Sicherheit behaupten zu kön - nen, daſs Rückenmark und Hirn noch nicht angeschossen sind, wenn die Rük - kenplatten des Hühnchens erst kürzlich verwachsen sind; denn, wenn man die Verwachsung mit einer feinen Nadel trennt, erscheint der Inhalt des eingeschlos - senen Kanals völlig hell, und auch die innere Fläche der Wände ist hell. Selbst wenn die Hirnzellen auftreten, enthalten sie noch gar keine feste Nervenmasse. Es muſs aber doch etwas da seyn, was sie aus einander treibt. Wenn man den Rücken eines Fötus aus dieser Periode unter Wasser öffnet, so tritt keine Luft -blase25blase hervor, auch findet man, daſs die Hirnblasen im kalten Wasser nur wenig zusammenfallen. Man sieht hieraus, daſs weder Luft noch ein bloſser Dunst im Rückenkanale und den Hirnzellen sich findet, sondern eine tropfbare, durchsich - tige Flüssigkeit. Später, wenn das Hirn schon gebildet, aber noch sehr hohl ist, läſst sich in ihm eine Quantität Flüssigkeit sehr leicht und bestimmt erkennen, und es ist wohl keine Frage, daſs diese früher die ganze Höhlung ausfüllte. Statt des Hirns und Rückenmarkes ist also ursprünglich nur eine Flüssigkeit da. Der erste Anfang vom Auftreten des Auges wird auch nur von ihr bewirkt. Sie ist die Vor - läuferinn der Centraltheile des Nervensystems, und als solche war sie schon bei Erhebung der Rückenplatte vorhanden. Gegen die Mitte des zweiten Tages wird Hirn und Rückenmark erkennbar. Unter welchen Formen es geschieht, soll an - gegeben werden, wenn wir auch die übrigen Veränderungen bis zu dieser Zeit verfolgt haben werden.

Die Bildung des Gesichtstheils vom Kopfe scheint durch das Hervortretenf. Gesicht. der Augen veranlaſst zu werden. Das Auge bezeichnet die Grenze zwischen Schä - del und Gesicht. Zugleich aber zeigt sich eine Masse hinter dem Auge, die nicht unmittelbar zu dem Kopftheile der Rückenplatten gehört, sondern, da auf der untern Fläche Kopf und Rumpf (mit Inbegriff des Halses) noch durch gar nichts unterschieden werden, denn noch fehlt die Mundöffnung, das vorderste Ende der Bauchplatten zu seyn scheint.

Die Bauchplatten aber sind es, von welchen wir schon oben bemerkten,g. Bauch - platten. daſs sie nach unten eben so (§. 2. a.) zu einer Höhle unter der Wirbelsäule sich verbinden, wie es oben die Rückenplatten thun, jedoch geht jenes Schlieſsen sehr viel langsamer vor sich, und wird im Grunde nur mit dem Ende der Bebrütung vollständig bewirkt. Da die Metamorphose der Bauchplatten nicht in ihrer gan - zen Länge gleichzeitig ist, so kommt es vor allen Dingen darauf an, von den Bauchplatten überhaupt eine Vorstellung zu gewinnen. Man sieht in der Mitte des zweiten Tages in der hintern nicht geschlossenen Hälfte des Embryo zu bei - den Seiten der Rückenplatten in der Keimhaut ein Paar breite dunkle Bänder, welche parallel mit der Wirbelsäule herablaufen. Durch eine helle Linie sind sie von den Rückenplatten und durch eine andere nach auſsen von der nicht veränder - ten Keimhaut getrennt. Sie liegen hier hinten noch innerhalb der allgemeinen Wölbung, welche der Fruchthof um diese Zeit bildet, und bestehen aus einer verhältniſsmäſsig festen und halb durchsichtigen Masse, welche eng an dem serö - sen Blatte anhängt, und aus diesem gleichsam herausgewachsen scheint, gerade wie früher die Rückenplatten. Verfolgt man diese Platten nach vorn, wo schon der vordere Theil des Leibes geschlossen ist (§. 1. o. §. 2. k.), so bemerkt man,D26daſs die Bauchplatten hier in den geschlossenen Theil hineingehen und die Seiten - wand bilden. Sie reichen bis zum Knopf der Rückensaite. Wolff schon hat ihnen den passenden Namen Bauchplatten (Laminae abdominales)*)Da sie aber die ganze Länge der untern Fläche einnehmen, was Wolff nicht erkannte, so sollte man sie lateinisch Laminae ventrales nennen. gegeben, al - lein Pander hat diese Benennung mit dem Ausdrucke Bauchfalten (Plicae abdo - minales) vertauscht, und setzt ihre Entstehung an den Schluſs des zweiten Tages. Allerdings krümmen sie sich um diese Zeit nach unten, und bilden dadurch eine Faltung in der Keimhaut, allein es ist keinem Zweifel unterworfen, daſs sie schon viel früher in der Ebene der Keimhaut kenntlich sind, und sobald der vordere Theil des Embryo von unten umschlossen ist, zeigen Queerschnitte desselben, daſs die Seitenwände aus zwei ansehnlich dicken Platten gebildet werden. Sie sind also im Vorderende schon am Anfang des zweiten Tages, weiter nach hinten etwas später kenntlich, ja im Grunde schon am Ende des ersten Tages angelegt, aber noch nicht von der übrigen Keimhaut abgegrenzt. (§. 1. s.)

h. Kopf - kappe.
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Um die Schlieſsung des andern Leibesendes genauer zu beschreiben, keh - ren wir zum Ende des ersten Tages zurück, und erinnern nur, daſs die Rücken - saite oder der Stamm der Wirbelsäule am vordersten Ende sich nach unten ge - krümmt hatte, und die Umbeugung des Keimblattes eine ganz kurze Strecke sich hinter den Knopf der Rückeusaite zog (§. 1. o. Fig. III.). Mit dem Beginnen des zweiten Tages rückt diese Umbeugung immer weiter nach hinten, und so wird denn der Embryo immer weiter von unten geschlossen und bekommt in seinem vordern Ende eine stets wachsende, vom Schleimblatte ausgekleidete Höhle. (Fig. IV.)

Zugleich muſs der Theil der Keimhaut, welcher von der Umbeugung nach vorn verläuft, um in die übrige Fläche der Keimhaut überzugehen, das Vorder - ende des Kopfes verdecken, wenn man es von unten betrachten will. Wir nen - nen diesen Theil die Kopfkappe (Fig. IV. p r). Es wird aus der Darstellung so - wohl als aus der Ansicht der Abbildung allgemein verständlich seyn, daſs die Kopfkappe nichts Selbstständiges, sondern ein unmittelbarer Theil der Keim - haut ist.

i. Erste Trennung der Blätter.
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Sobald mit dem Ende des ersten Tages die Anlage der Kopfkappe entsteht, wird in ihr auch schon eine Trennung der Blätter der Keimhaut angedeutet. In der ersten Hälfte des zweiten Tages geht diese Trennung rasch vorwärts, so daſs um die Mitte desselben das obere oder seröse, im Umschlage also das vordere, Blatt um eine halbe Linie vom Schleimblatte absteht. Die Trennung verliert sich auch27 nie wieder, denn es wird hier, da die Abschnürung nicht bloſs von vorn nach hinten, sondern auch zugleich von der Seite im Vorderende des Körpers erfolgt, der körnige Inhalt des Gefäſsblattes von beiden Seiten zusammengeschoben, wo - durch schon das seröse Blatt vom Schleimblatte entfernt gehalten werden muſs. Eine unmittelbare Folge davon ist, daſs die Kopfkappe in der Mitte des zweiten Tages in ihrem serösen Blatte viel kürzer ist, als im Gefäſs - und Schleimblatte. (Fig. IV.)

Das Zurückweichen des Umschlages der Keimbaut ist der Anfang der Ab -k. Bildung der ver - dauenden Höhle. schnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut, welche wir am dritten Tage allgemein im ganzen Umfange finden werden. Da sie vorn zuerst auftritt, so er - hält der Embryo auch im vordern Ende zuerst eine Höhlung. Diese Höhlung (d g) ist unmittelbar durch das Schleimblatt von allen Seiten gebildet, denn das Schleim - blatt ist die unterste Schicht im Rudiment des Embryo, und die oberste im um - geschlagenen Theile der Keimhaut. Die Höhlung selbst ist noch sehr weit, und reicht vorn an die Umbeugung der Wirbelsäule, welche den Boden der Höhlung bildet. Sie ist also hier in Form eines Blindsackes geschlossen. Nach hinten geht sie durch eine ansehnliche runde, offene Mündung (wo der Umschlag aufhört) in den Raum über, in welchem der Dotter liegt. Offenbar ist diese Höhlung der vorderste Theil des werdenden Speisekanals, und mit diesem unbestimmten Na - men wollen wir ihn vorläufig belegen, da noch keine Abtheilungen in ihm sich gebildet haben, um sie als Rachenhöhle, Speiseröhre oder dergl. zu unterschei - den, obgleich der umgebogene Theil der Wirbelsäule sich als Decke der Rachen - höhle schon jetzt characterisirt. Das offene Ende der vordern Höhlung (Fig. III. IX. g) nennen wir den vordern Eingang in den Speisekanal. Die Wolff’sche Be - nennung Fovea cardiaca, welche Meckel bald Magengrube, bald Herzgrube übersetzt, muſs durchaus vermieden werden. Sie hat gewiſs zu dem schweren Verständnisse der Wolff’schen Arbeit sehr wesentlich beigetragen. Denn wie soll man es verstehen, daſs die Fovea cardiaca bald in die Speiseröhre, bald in den Magen, dann in den Darm, oder gar in die Darmrinne Wolff’s, d. h. in die Lücke zwischen den Blättern des Gekröses führen soll, abgesehen davon, daſs die letztere Angabe nicht ganz richtig ist?

Indem sich nun der vordere Theil des Speisekanals bildet, sieht man schon an den Seitenwänden desselben die vordern Enden der so eben beschriebenen Bauchplatten. Am Knopf der Rückensaite stoſsen sie unter sich zusammen, wei - ter nach hinten aber stehen ihre untern Ränder von einander ab, und die Lücke ist also bloſs von der zurückgezogenen Keimhaut (§. 1. o.) ausgefüllt. In der Ge - gend des Umschlages gehen die Bauchplatten noch mehr aus einander, und ihrD 228hinterer Theil liegt, wie bemerkt wurde, nur schwach ausgebildet in der Ebene des Keimblattes.

l. Anlage zur Herzbil - dung.
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Wir erwähnten, daſs durch das Abscheuren der vordern Hälfte des Leibes und das damit verbundene Zusammenrücken der vordern Enden der Bauchplatten, (denn daſs auch diese ursprünglich ziemlich horizontal gelegen haben, versteht sich von selbst, und ist auch in den ersten Stunden des zweiten Tages kenntlich,) indem der körnige Inhalt der Gefäſsschicht aus dieser Gegend zusammengedrängt wird. Es zeigt sich nämlich zwischen dem serösen und dem Schleimblatte schon am Ende des ersten Tages eine dunkle, körnige Masse, die in 2 seitliche Schen - kel nach hinten in die Seitenränder der Kopfkappe ausläuft. Beide Schenkel sind nach vorn durch einen ganz dünnen Faden verbunden. Während der ersten Hälfte des zweiten Tages rücken beide Schenkel immer mehr zusammen, wodurch allmählig eine dunkle Masse in Form eines umgekehrten sich bildet. Sie hat nämlich, da die Schenkel von vorn nach hinten zusammengeschoben werden, ei - nen vordern gemeinschaftlichen Stamm und hinten zwei Schenkel, und ist der Stoff, aus dem sich das Herz bilden soll. Der Stoff, sage ich, denn noch kön - nen wir ihn nicht das Herz selbst nennen, da er weder scharf begrenzt, noch hohl, sondern eine Körnermasse von zäher Consistenz ist, welche ihrer Dicke wegen etwas nach unten vorragt.

Um die Mitte des zweiten Tages nun wird die beschriebene Masse hell und im Innern flüssig, während die äuſsere Fläche sich zu einer Wandung umformt. So entsteht das Herz, indem diese Masse sich in flüssiges Blut verwandelt, wäh - rend gleichzeitig oder ganz kurz vorher im flüssigen Inhalte des Rückenkanals sich die feste Nervenmasse von Hirn und Rückenmark zu sondern angefangen hat. Die beiden wichtigen Momente der Blut - und Nervensystem-Bildung haben wir nun näher ins Auge zu fassen.

m. Hirn und Rücken - mark.
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Kurz vor der Mitte des zweiten Tages sieht man zuerst an der innern Flä - che der Rückenplatten, die vor wenigen Stunden einen geschlossenen Kaual mit mehreren Zellen im vordern Theile desselben gebildet haben, eine trübe Abson - derung. Diese Absonderung enthält ausehnliche, ziemlich dunkle Körnchen, die durch eine helle zähe Masse verbunden werden, und sieht aus wie ein mit dem Pinsel aufgetragener Ueberzug, welcher mit der innern Fläche der Rückenplatten sehr fest verbunden ist. Er ist zu weich, um ihn ein wahres Blatt zu nennen. In der 2ten Hälfte des 2ten Tages bildet der Niederschlag mehr ein Continuum und kann den Namen eines Blattes erhalten. Man erkennt das Blatt beim Oeffnen des Rückenkanals als eng an der Wand desselben anliegend. Auch im senkrechten Durchschnitte ist das Blatt kenntlich, allein es ist noch so dünn, daſs bei un -29 geöffnetem Fötus der Rückenkanal bloſse Flüssigkeit zu enthalten scheint. Läſst man den Embryo einige Stunden in kaltem Wasser liegen, so wird diese Körner - schicht weit deutlicher, und man erkennt nun, namentlich in den Hirnzellen, auch von auſsen eine dunkle, körnige Bekleidung, die ganz das Ansehn von matt geschliffenem Glase hat.

Viel habe ich mich mit der Frage beschäftigt, ob diese erste Anlage des Centraltheils vom Nervensysteme aus zwei von einander gesonderten Blättern be - steht, welche erst später unter sich verwachsen, oder nicht. Ich muſs mich ge - gen die gewöhnliche Meinung erklären. Oft habe ich nämlich aus Queerschnitten von Embryonen der 2ten Hälfte des zweiten Tages, und noch öſter aus dreitägi - gen Embryonen das zarte Rückenmark herausgenommen, und wenn dieses ohne Quetschung und Zerreiſsung gelungen war, zeigte sich das Rückenmark immer als ein geschlossener, seitlich zusammengedrückter Kanal. Nach oben ist die Wandung des Kanals sehr dünne, eben so auch ursprünglich nach unten, wo sie jedoch bald an Dicke zunimmt. An den Seiten ist die Wand aber dicker, dunk - ler, körnerreicher, und diese vorherrschende Dicke der Seiten nimmt immer zu, so daſs man allenfalls sagen könnte, der hohle Cylinder bestünde aus zwei ur - sprünglich vereinigten Hälften, die wir in Zukunft mit dem Namen der Blätter des Rückenmarks belegen werden. Die Marklage, welche die Hirnzellen im In - nern bekleidet, scheint bei erster Ansicht wirklich während des zweiten Tages nach oben getheilt zu seyn, weil die Wandung der Zellen, von oben angesehen, ganz durchsichtig ist; diese Ansicht gewinnt dadurch noch an Augenscheinlich - keit, daſs in der Mittellinie der obern Wölbung ein zarter, dunkler Strich ver - läuft. Allein eine nähere Betrachtung zeigt, daſs dieser Strich die noch nicht verwischte Naht der Rückenplatten ist, und wenn man den Embryo längere Zeit in Wasser liegen läſst, und die dunkelkörnige Lage, wie oben bemerkt wurde, deutlicher erscheint, sieht man bestimmt, daſs die Hirnzellen auch von oben von ihr bekleidet sind, sogar die Gegend, wo später die vierte Hirnhöhle entstehen soll. Ich halte also auch das Hirn für eine in mehrere Zellen getheilte, oben völ - lig geschlossene Blase, und spreche diese Meinung nur nach sehr sorgfältigen, viel - fach wiederholten und nicht bloſs im Vogeleie bestätigten Untersuchungen aus. In - dessen muſs ein sehr wesentlicher Umstand ins Auge gefaſst werden. Der Cen - traltheil des Nervensystems enthält am 2ten Tage nicht bloſs das eigentliche Ner - venmark, sondern auch seine Hüllen in indifferenter Verbindung. Keinesweges aber kann ich beistimmen, wenn man behaupten wollte, was ich in der Mittel - linie des Körpers am 2ten Tage gesehen habe, sey bloſs harte Hirnhaut, und aus oder an dieser bilde sich erst später Markmasse, vielmehr glaube ich, es sey,30 was jetzt in der Mitte liegt, dasselbe, was die Seitentheile bildet, und daraus würden erst die Hüllen für Hirn und Rückenmark ausgeschieden. Denn ganz in der Mittellinie, so dünn auch hier das Blatt seyn mochte, sah ich doch immer noch Kügelchen, die ich für wahre Nervenkügelchen hielt.

Was nun die äuſsere Form des Centraltheiles anlangt, so ist das Rücken - mark, wie ich bemerkte, eine seitlich zusammengedrückte Röhre mit verhält - niſsmäſsig ansehnlicher Höhlung, die eine Flüssigkeit enthält. Das verlängerte Mark ist eine unmittelbare, allmählig sich erweiternde Verlängerung dieser Höhle, in welcher die Gegend für das künftige kleine Hirn ein wenig abgegrenzt ist. Die Vierhügel bilden eine Zelle vor diesem. Bis hieher liegt das Hirn in gerader Linie mit dem Rückenmarke. Nur die Zelle, welche am frühesten sich gezeigt hatte, ganz am vordern Ende lag, und aus welcher die Augen herausgetreten sind, liegt vor dem Knopfe der Wirbelsäule, und da diese nach unten umgebogen ist, unter dem übrigen Hirne.

Untersucht man die Dicke der Hirnwand, so findet man, daſs sie im obern gewölbten Theile sehr unbedeutend ist, nach unten aber zunimmt, so daſs der un - tere Rand jeder Hälfte im vordern Theile des Hirns schon das Ansehn eines ver - dickten Fadens hat. Dieser Faden nun, der zukünftige Schenkel des groſsen Hirns, läuft um den Knopf der Rückensaite herum, und erreicht hier auf der Schädelbasis sein Ende in einer Verlängerung, die nach unten geht, und sich zum Trichter ausbildet. Dieser ist wohl das wahre ursprüngliche Ende vom Central - theile des Nervensystems, und ein umgebogenes Ende der zuerst erschienenen Zelle. Aber es liegt nun (gegen Ende des zweiten Tages) vor dieser Zelle noch eine durch einen mittlern Einschnitt getheilte. Diese vorderste Doppelzelle halte ich jetzt, nachdem ich mich lange nicht habe orientiren können, für entwickelt aus den beiden Leisten, deren ich aus dem Anfange des zweiten Tages erwähnte (§. 2. d.), und für die Hemisphären. Hiernach werden die Hemisphären erst spä - ter entwickelt, aus der Zelle, welche ursprünglich die erste ist, und das vordere umgebogene Ende der Hirnschenkel, mit ihrer blattförmigen obern Ausbreitung, und den Trichter umfaſst.

n. Schnerve.
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Der Kanal vom Hirn zum Auge ist nun auch mit einer dünnen Lage Ner - venmark ausgekleidet, und somit ist auch der Sehnerve anfänglich hohl und un - mittelbare Fortsetzung des Hirns.

o. Ohr und - Hörnerve.
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So wie in der ersten Hälfte des zweiten Tages das Auge aus der vordern Hirnzelle hervorgetrieben wird, eben so tritt in der zweiten Hälfte das Ohr aus dem verlängerten Marke hervor, als ein mit Nervenmark ausgekleideter hohler Cylinder, der die Rückenplatte an dieser Stelle etwas hervortreibt. Die Hervor -31 treibung endigt aber nicht sphärisch, wie im Auge, sondern, wie es scheint, ist die äuſsere Fläche etwas concav. Auf jeden Fall steht der vordere Rand der Auf - treibung nicht mehr vor, als der hintere. Die Auskleidung von Nervenmark ist der Gehörnerv.

Von andern Nerven sah ich nichts.

Die Ausbildung des Blutsystems habe ich nicht in allen einzelnen Momen -p. Blutbil - dung. ten verfolgen können. Nach Pander sollen schon sehr früh unter dem serösen Blatte dunkle Inselchen sich bilden, welche aus kleinen Kügelchen bestehen. Gegen die 20ste Stunde soll das inselartige wieder verschwinden und die ganze Fläche gleichförmig mit Kügelchen angefüllt seyn. Gegen die 30ste Stunde zei - gen sich wieder zarte Risse zwischen den Kügelchen. Diese sammeln sich von neuem zu Inseln, welche zuerst eine gelbliche Farbe annehmen, dann nach und nach roth werden, und nun die von Wolff beschriebenen Blutinseln sind. Diese Inseln verlängern sich, werden schmaler, greifen mit ihren Enden in einander, und bilden ein röthliches Netz mit durchsichtigen Zwischenräumen. So entstehen zarte Ströme röthlicher Kügelchen, die sich nach ihrer verschiedenen Dicke in Aeste und Stämme einreihen. Der Zwischenraum zwischen diesen Strömungen wird unterdessen durch eine zarte Haut ausgefüllt.

Ich kann über die Blutbildung nur sagen, daſs in dem Gefäſsblatte am er - sten Tage Bläschen entstehen, vom Bildungsgewebe zusammengehalten, daſs et - was später dunkle Körner sich zeigen, daſs dann zwischen diesen Körnern Risse sich bilden, welche die Körner wie Maschen umgeben. Den Inbegriff der Kör - ner, welche von einer solchen Masche umgeben sind, nennt Pander eine Insel. In den Rinnen erkennt man bald eine Strömung, welche ich jedoch nur im durch - sichtigen Fruchthofe sehen konnte, da der Gefäſshof zu dunkel ist, um so zarte Strömungen erkennen zu lassen. Im Gefäſshofe sieht man vielmehr eine Flüssig - keit in groſsen Massen sich ansammeln, sich röthen und dem bloſsen Auge als Blutstropfen erscheinen, und zwar sah ich im Gefäſshofe schon Blutinseln, wenn ich im Fruchthofe noch keine Strömung entdecken konnte. Dagegen ist das, was im Fruchthofe zuerst flieſst, ungefärbt, und es bilden sich in demselben gar keine rothen Blutstropfen. Ja es schien mir, daſs zuerst Bewegung im Herzen sich fin - det, etwas später die Strömung in den Rinnen des Fruchthofes und zuletzt erst ein Hinzuströmen des rothen Blutes aus dem Gefäſshofe. So viel ist gewiſs, daſs im Herzen einige Stunden hindurch eine ganz helle Flüssigkeit sich bewegt, die nicht etwa nur deshalb ungefärbt erscheint, weil ihre Quantität gering ist, denn zu der - selben Zeit sind schon rothe, oder wenigstens gelbe Blutinseln im Fruchthofe, de - ren Durchmesser geringer ist, als die Weite des Herzens. Nicht ohne groſse Be -32 denklichkeit gebe ich diese Darstellung als das Resultat meiner bisherigen Unter - suchungen, da sie durchaus meinen Vermuthungen nicht entsprochen haben. Es schien nämlich vielmehr wahrscheinlich, daſs durch Zuströmungen aus dem Keim - blatte das Herz zuerst mit Blut versorgt werde, deshalb möchte ich zu wiederhol - ten Untersuchungen auffordern, denn die Blutbildung in warmblütigen Thieren zu erforschen, unterliegt fast unendlichen Schwierigkeiten, und nur sehr viel - fache Beobachtungen können so viele einzelne glückliche Momente geben, daſs daraus eine vollständige und zuverlässige Geschichte dieser Bildung entworfen wer - den kann. Selbst die vielbesprochene Strömung des Blutes, ohne Kanäle, würde mir am Hühnchen nicht erweisbar scheinen, denn so oft ich auch Strömun - gen im durchsichtigen Fruchthofe sah, erkannte ich doch jedes Mal einen überaus zarten Schatten zu beiden Seiten der Strömung, der, wenn er auch nur die Grenze des benachbarten Bildungsgewebes andeutete, doch anzeigte, daſs das Blut in einer ausgefurchten Bahn sich bewegte. Dagegen habe ich an Eidechsen-Em - bryonen, deren Kreislauf man stundenlang beobachten kann, mit Bestimmtheit gesehen, daſs aus einer Schlagader für das Hirn sieben bis acht dünne Strömchen über die Wölbung dieses Organs flossen, und daſs, je nachdem jeder einzelne Herz - schlag kräftiger oder schwächer war, die beiden hintersten Strömungen näher oder entfernter von den vordern verliefen, als entscheidenden Beweis, daſs durch ein halbflüssiges Bildungsgewebe hier das Blut ohne vorgezeichnete Bahn getrieben wurde.

q. Herzbil - dung.
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Wir gehen zur Bildung des Herzens und der Gefäſsstämme über. Der er - steren glaube ich sehr vollständig gefolgt zu seyn. Gegen die Mitte des zweiten Tages scheint die dunkle Masse, die in der untern Wandung des vordern geschlos - senen Theils des Embryo zusammengetrieben war, zu schwinden; indem diese Gegend hell wird. Untersucht man das vordere Körperende aber von der Seite, so bemerkt man eine stärkere Hervortreibung nach unten, also nicht Abnahme, sondern Vermehrung des Umfanges. Sehr bald sieht man auch Pulsationen und die Wandung des Herzens. Daſs das Herz aus der dunklen zusammengescho - benen Masse geworden ist, wird schon daraus ersichtlich, daſs die Schenkel jener Masse, deren äuſserste Zipfel nicht hell geworden waren, jetzt Schenkel des Her - zens sind. Die früheste Form des Herzens, die ich beobachtet habe, war näm - lich folgende. Nach hinten, dicht am Umschlage des Schleimblattes, lief es nach beiden Seiten in zwei Schenkel aus, deren Anfang hohl zu seyn schien, die aber nach der Seite ganz unbestimmt sich in die Keimhaut verloren, ohne Gefäſse auf - zunehmen, aber durchaus auch nicht mit offenen Mündungen, sondern von noch nicht aufgelöster Körnermasse begrenzt. Von dem Vereinigungswinkel der Schen -kel33kel verlief ein ganz heller Kanal nach vorn, nicht gerade, sondern unregelmäſsig geschlängelt, weil der Raum ihm offenbar zu kurz war. Nach vorn verengerte sich der Kanal ein wenig und theilte sich in 2 äuſserst dünne und zarte, ich möchte sagen, mehr angedeutete als ausgebildete Schenkel. Diese vordern Schen - kel gingen etwas aus einander und zugleich nach vorn und nach oben, als ob sie die Dicke und die Rückenfläche der Rachenhöhle erreichen wollten, schienen sich aber im Bildungsgewebe, das das Vorderende der Wirbelsäule von unten verdeckt, mit unbestimmten Grenzen zu verlieren, noch ehe sie die Wirbelsäule erreichten. Im Herzen befand sich eine ganz helle Flüssigkeit, die durch Pulsationen bewegt wurde. Die Bewegung in dem Herzkanale war eine undulirende, von hinten nach vorn verlaufende, die sich durch lange Beschreibung unmöglich so deutlich machen läſst, als wenn ich sage, daſs die Art der Bewegung groſse Aehnlichkeit mit der Bewegung in dem Rückengefäſse der Insecten hat, wie man diese Bewe - gung in den Larven des Nashornkäfers schon von auſsen beobachten kann. Indem nämlich eine Contraction von hinten nach vorn verlief, sah man deutlich, daſs das enthaltene Blut, noch ehe die Contraction das andere Ende erreicht hatte, wieder zurücklief, eine Bewegungsart, welche in dem Herzen der Insecten den Streit erregt hat, ob die Bewegung von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn geschieht, die aber nothwendig daraus hervorgeht, daſs, weil das Gefäſs geschlossen ist, oder nur enge Ausgänge hat, nur die von der Contraction zunächst gefaſste Blutmasse vorwärts und eben deshalb die übrige Masse zugleich rückwärts getrieben wird. Hieraus schon kann man schlieſsen, daſs das Herz in dieser Bildungsperiode, wenn es nicht ganz verschlossen ist, doch nur wenig Blut aus - treibt. Auch habe ich in dem durchsichtigen Fruchthofe keine Blutströmung nach dem Herzen hin entdecken können. Im Gefäſsraume war noch keine deut - liche inselartige Ansammlung der Kügelchen. Die Lage des Herzens ist um diese Zeit ganz unter dem zukünftigen Kopfe, denn die Anlage des verlängerten Markes reicht nach hinten, wie wir bemerkten, bis an die Gegend, wo nach unten der Umschlag der Keimhaut ist. Die hintern Schenkel des Herzens liegen aber grade in diesem Umschlage. Hirn und Herz reichen also nach hinten gleich weit. Die vordern aus dem Herzen tretenden Schenkel gehen bis an den Knopf der Rücken - saite, und nur sehr wenig ragt also nach vorn das Hirn über das Herz. In dieser Lage ist das Herz zu beiden Seiten umschlossen von den vordern Theilen beider Bauchplatten. Es scheint in seinem Raume sehr beengt und eben daher die ge - schlängelte Gestalt zu haben. Bei der Weiterbildung treibt das Herz die Bauch - platten wie ein Keil auseinander, und ragt nach unten heraus in Form eines Bruches. Die Schlängelungen des Herzkanals verwandeln sich nun sogleich inE34Eine continuirliche Krümmung, welche schon jetzt nach rechts, zugleich aber noch mehr nach unten gewölbt ist. Nur die vordersten Enden der Bauchplatten, welche wirklich verwachsen waren, bleiben verbunden. Hinter diesen Stellen ist der Zwischenraum zwischen den Bauchplatten nur von der Keimhaut ausgefüllt, und zwar ist nur die vordere Hälfte des Herzens vom serösen Blatte bedeckt; die hintere Hälfte des Herzens liegt, da der Umschlag des serösen Blattes nicht so weit nach hinten reicht, zwischen dem serösen und dem Schleimblatte. Von der Kopfkappe ist aber das ganze Herz überdeckt, wenn wir die Kopfkappe nach dem Schleimblatte messen. (Vergl. Fig. IV.)

Das so hervorgetretene Herz ist weit deutlicher sichtbar, als früher. Sein Inhalt ist anfangs noch völlig ungefärbt. Ich habe die Bewegungen in ihm, etwa 2 bis 3 Stunden nach der früher beschriebenen Form, sehr deutlich gesehen. Sie sind nicht mehr undulirend, sondern von hinten nach vorn gehend beinahe in der ganzen Länge gleichzeitig und treiben den Inhalt wirklich heraus, so wie sie auch Blut aus den Venen, die in den Seitenzipfel des Herzens eintreten, auf - nehmen. Nach jedem Austreiben des Blutes ist ein Moment der Ruhe. Dann dehnt sich das Herz in seiner ganzen Länge aus und saugt das Blut aus den Venen in einem langsamen Zuge ein. Darauf folgt eine kürzere Contraction. Da das Herz um diese Zeit in einem einfachen Bogen hervorragt, so geben seine Bewe - gungen das Bild einer sehr langsamen Inſpiration mit kürzerer Exspiration. Diese Bewegungen hatten ganz das Ansehen, als ob die Aufnahme des Blutes das Primäre und Bedingende, die Ausstoſsung desselben das Secundäre sey.

r. Bildung der Aorta.
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Die beiden Kanäle, die aus dem vordern Ende des Herzens hervortreten, sind um diese Zeit ganz deutlich ausgebildet. Sie gehen, die Rachenhöhle um - fassend, bis an die Decke derselben, d. h. bis an die umgebogene Fläche der Wirbelsäule, und krümmen sich hier an die vordere Grenze der innern Höhlung des Körpers nach oben, laufen an der untern Fläche des Rückgrats fort und ver - einigen sich wahrscheinlich nachdem sie eine Zeitlang getrennt gewesen sind, was man freilich jetzt noch nicht nachweisen kann, da sie unter der Wirbelsäule alle Wandung zu verlieren scheinen, und ihr Inhalt zu hell ist, um sie nach diesem zu verfolgen, das Zusammenflieſsen ist aber noch vor dem Schlusse des zweiten Tages deutlich nachzuweisen. Es ist nach dem Frühern wahrscheinlich, daſs durch das Blut aus diesen beiden Gefäſsen erst allmählig eine Aorta aus - gegraben wird, nachdem eine Zeitlang vielleicht das Blut sich unbestimmt im Bildungsgewebe verloren hatte. Wenigstens konnte ich in der erwähnten Bildungsstufe noch durchaus keine aus dem Fötus hervortretenden Arterien er - kennen. Uebersieht man nun, wie die erste im Herzen bemerkliche Strömung35 gegen das Vorderende des Hirns andrängt, wie dann das Blut sich eine Bahn längs der Basis des Schädels und der untern Fläche des Rückgrats ausgräbt, so scheint aus der Beobachtung selbst unmittelbar hervorzugehen, daſs das Blut vom Vorderende des Nervensystems angezogen und nach dem hintern Ende desselben fortgestoſsen wird.

Die Umbildung, die das Herz bis zum Ende des zweiten Tages oder biss. Weiter - bildung des Herzens. zur vollständigen Ausbildung des ersten Kreislaufes, mit der wir den ersten Zeit - raum beendigen, erleidet, besteht darin, daſs seine Krümmung sich vermehrt, indem es noch weiter zwischen den Vorderenden der Bauchplatten hervortritt. Zugleich nähern sich seine beiden Enden ein wenig. Namentlich zieht sich das vordere Ende zurück. Das vorderste Paar der austretenden Arterienbogen ist jetzt leicht zu erkennen und steigt noch bis an die Decke der Rachenhöhle hinauf, schlägt sich also nicht sogleich um die verdauende Höhle, sondern steigt noch erst nach vorn, indem sich das vordere Ende des Herzens, welches zur Wurzel der Aorta wird, zurückgezogen hat. Auſserdem findet man im dritten Viertel des zweiten Tages noch ein zweites hinteres Paar am Gefäſsbogen, welches aus dem Herzen tretend hinter dem vorigen um den Anfangstheil der verdauenden Höhle sich bildet, und eben so zart werdend, wie früher das erste Paar, nach oben verschwindet. Am Ende des zweiten Tages scheint sich ein dritter Bogen hinter dem zweiten auf dieselbe Weise zu bilden. Die vermehrte Krümmung des Herzens ist am Ende des zweiten Tages mit der Convexität nicht nur nach unten, sondern schon sehr merklich nach rechts gerichtet. Genauer angegeben liegt der Zusammentritt der Venen ziemlich in der Mitte des Leibes. Von hieraus geht der durch die Verbindung derselben entstandene gemeinschaftliche Herzkanal an - fangs ein wenig nach links, krümmt sich dann stark nach rechts, zugleich geht er zuerst nach unten und dann nach oben, und in dem ganzen Verlauf von hinten nach vorn. Das Herz bildet also einen nach unten und rechts vorragenden Bauch, und es ist ganz unrichtig, wenn Pander dem Herzen eine Krümmung nach links giebt, indem die Krümmung des hintern Endes nach links immer geringer ist, als die Krümmung nach rechts und die erstere sich schon am Anfange des folgenden Tages ganz verliert. Im Wesentlichen ist das Herz noch am Ende des zweiten Tages ungetheilt, indessen erkennt man doch schon in der äuſsern Form die Spuren einer Abgrenzung der Kammern gegen den venösen Theil und gegen den Aortenwulst. Da die bestimmtere Ausbildung aber in die nächste Periode gehört, so werden wir dort die Art der Entwickelung angeben. Auch sieht man eine dunkle Linie in dem mittlern Theile des Herzens, deren Bedeutung auch erst später klar wird.

E 236
t. Bildung des übrigen Gefäſs - systems.
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Das übrige Gefäſssystem hat bei seiner ersten Ausbildung folgende Ge - staltung. Ein groſser Blutbehälter, nächst dem Herzen der weiteste Kaual für das Blut, hat sich in den beiden dunklen Halbbogen gebildet, welche den Gefäſshof gegen den Dotterhof begrenzen. Da beide Bogen einen Kreis bilden, der nach vorn immer einen deutlichen Einschnitt hat, zuweilen auch nach hinten einen weniger tiefen, so ist das Gefäſs auch ein kreisförmiges, aus zwei Bogen - hälften bestehendes. Jeder Bogen ist nach hinten am dünnsten, nach vorn weiter. Dieser Blutkreis (sinus terminalis) ist lange ohne eigene Wand, eine bloſse Lücke zwischen dem serösen und dem Schleimblatte; es ist aber unrichtig, daſs er nie eine eigne Wand bekomme, vielmehr ist am Ende der zweiten Periode die Wand leicht darstellbar, indem man das seröse Blatt abtrennt. In diesem spätern Zustande verdient er den Namen Grenzvene (vena terminalis). In dem Blutkreise sieht man am frühesten rothes Blut. In jedem Halbbogen ist die Auf - nahme des zuströmenden Blutes in der Mitte, indem diese von den letzten Enden der Schlagadern erreicht wird. Die Bewegung des Blutes geht von der Mitte in einem stärkern Strom nach vorn, in einem schwächern nach hinten. Am vordern Ende treten aus dem Blutkreise eine Menge Blutadern hervor, die sich sammeln, so daſs sie bald in einem, bald in zwei Stämmen zum Embryo gelangen. Diese Verschiedenheit beruht nicht auf verschiedenen Entwickelungsstufen, sondern findet sich in allen Perioden bis zum Verschwinden des Blutkreises. Sind zwei Venenstämme da, so tritt jeder in einen Schenkel des Herzens ein. Ist nur ein Stamm gebildet, so geht er in den linken Herzschenkel, der rechte Schenkel ist dann doch nicht ganz ohne Vene. Es tritt nämlich eine kleine Vene von der rechten Seite aus dem Gefäſshofe in ihn ein, die durch ihre feinsten Zweige wohl mit dem Blutkreise in Verbindung steht, aber nicht als Stamm aus ihm kommt. So wie die eine oder das Paar vorderer Venen nach hinten gegen den Embryo herabsteigt, so verläuft dagegen eine etwas später sich entwickelnde aufsteigende Vene aus dem hintern Theile des Gefäſshofes nach vorn und senkt sich in den linken Schenkel des Herzens ein. Die beiden Schenkel sind überhaupt nichts als die doppelten Venenstämmchen, die alles Blut in das Herz führen. Es flieſst nun durch das Herz, durch eine gemeinsame Pulsation des Herzens fortgestoſsen, in die zwei oder drei Bogen-Paare, kommt durch diese an die untere Fläche der Wirbelsäule, flieſst hier in zwei Armen fort, die endlich über dem Speisekanale in einen Stamm zusammenlaufen. Dieser Stamm der Aorta theilt sich bald wieder in zwei Aeste, welche ziemlich nahe zusammen liegend nach dem hintern Ende des Fötus verlaufen, vorher aber, in der Mitte des Verlaufs, fast im rechten Winkel einen Ast abgeben, der viel stärker als die nach dem hintern Ende ver -37 laufende Fortsetzung ist, sich im Gefäſsraume verzweigt und mit seinem letzten Ende den Blutkreis erreicht.

Da das Herz noch ein fast ganz ungetheilter Kanal ist, so ist die Pulsation anfangs auch noch eine ununterbrochene in der ganzen Länge des Herzkanals, durch die Arterien bis in den Blutkreis. Am Schlusse des Tages, wo das Herz stärker gekrümmt ist, wird die Einheit der Pulsation weniger kenntlich.

Die Bedeckung des Herzens hat sich unterdessen auch verändert. Dieu. Kopf - kappe. Umbeugung des serösen Blattes, welche in der ersten Hälfte des zweiten Tages lange still zu stehen schien, während der Umschlag der andern Blätter fort - rückte, wodurch denn auch nur der vorderste Theil des Herzens in der 36sten Stunde vom serösen Blatte bedeckt war, geht im letzten Viertheil des Tages rasch weiter, so daſs am Schlusse dieſer Periode fast das ganze Herz von unten einen Ueberzug vom serösen Blatte hat und nicht viel mehr als die Herzschenkel in der Umbeugung zwischen dem serösen und Schleimblatte liegt.

Da wir, mit Ausnahme des Nerven - und Gefäſssystems, die übrigen Ver -v. Schwanz - kappe, Ab - schnürung des Embryo. änderungen nur bis zur Mitte dieses Tages fortgeführt haben, so ist hier noch kurz zu bemerken, daſs, wie so eben gesagt wurde, die Kopfkappe mit allen ihren Schichten weiter nach hinten sich verlängert. Auch wölbt sie sich nach unten, während sie früher fast flach gelegen hat. Ihr gegenüber bildet sich am Ende dieses Tages, indem das Schwanzende nicht nur über die Verbindung des Embryo mit der Keimhaut hinaus gewachsen ist, sondern diese einen ähnlichen Umwurf am hintern Ende beginnt, wie schon viel früher am vordern, eine Schwanzkappe, die jedoch am Ende des zweiten Tages noch ungefähr so kurz ist, als die Kopfkappe am Ende des ersten Tages. Indessen wird hiermit hinten auch schon eine Grube durch das Schleimblatt gebildet ein hinteres Ende des Speisekanals vom Embryo. Zugleich senken sich die Bauchplatten etwas, so daſs also eine Abschnürung des Embryo vom Keimblatte schon von allen Seiten eingeleitet ist.

Die Form des Embryo ist nach der gegebenen Darstellung die eines um -w. Allgemei - ne Form des Embryo. gekehrten Schuhes, in welche die Form des umgestülpten Blattes dadurch über - gegangen ist, daſs das vordere Ende auf eine ansehnliche Strecke, das hintere auch schon auf eine ganz kurze umschlossen ist und die Seitenwände herab - gebogen sind.

Der Vollständigkeit wegen führen wir nur noch an, daſs in den Seiten -x. Trennung der Blätter in den Bauch - platten. theilen eine Spaltung der Blätter beginnt und daſs aus der vordern Grenze der Kopfkappe eine Falte nach oben sich zu erheben anfängt (§. 5. g.). Die Bedeu - tung beider Vorgänge wird aber erst am dritten Tage klar.

38
y. Anlage zur Mundbil - dung.
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Nach der Mitte des zweiten Tages sieht man hinter dem umgebogenen Ende der Rückensaite an der untern Fläche eine dunkle Bogenlinie. Es ist eine Art Narbe in umgekehrtem Sinne. In dieser Bogenlinie wird nämlich das Vorder - ende der Bauchplatten immer dünner, um am Anfang des folgenden Tages ganz aufzureiſsen, um die Mundöffnung zu bilden.

z. Krüm - mung des Embryo.
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Die Krümmung des Embryo nimmt in der ersten Hälfte dieses Tages wenig zu, in der zweiten krümmt sich das Kopfende so, daſs die Zelle für die Vier - hügel die vorderste Spitze bildet.

aa. Verän - derte Form des Frucht - hofes.
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Der Fruchthof ist schon im Anfange dieses Tages biscuitförmig geworden, indem bei Bildung der Kopfkappe ein Theil seiner vordern Hälfte sich an den Embryo gelegt hat, diese vordere Hälfte also schmaler erscheint, als sie früher war.

bb. Die Halonen schwinden.
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Die Halonen waren am Anfange des Tages geschlängelt, und verlieren sich am Ende ganz wegen Zunahme der Flüssigkeit unter dem Embryo.

§. 3. Allgemeiner Character der ersten Bildungs-Periode.

Die Geschichte der ersten Periode lehrt, daſs der Embryo ein zu höherer Selbstständigkeit erwachter Theil des Keimes ist, daſs, so wie seine Selbstständig - keit sich offenbart, der Typus der Wirbelthiere, Entwickelung aus einem Stamme nach oben und nach unten hervortritt, und daſs dann im animalischen Theile eine Gliederung als Hineinbildung des Typus der gegliederten Thiere sich zeigt.

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Zweite Periode.

§. 4. Vorbemerkung.

Die zweite Periode wird characterisirt durch den Kreislauf in den Dotter - gefäſsen, ohne Kreislauf in den Gefäſsen des Harnsackes, der erst am Ende dieser Periode vorbereitet wird, so wie der Kreislauf durch die Dottergefäſse am Ende der ersten Periode vorbereitet wurde. Die Grenze zwischen der zweiten und dritten Periode ist noch weniger genau zu bestimmen, als die zwischen der ersten und zweiten. Indessen scheint die naturgemäſseste Grenze in dem Momente zu liegen, wo der Harnsack so weit vorgetreten ist, daſs er die Schaalenhaut erreicht, und daher die Athmung übernehmen kann. Nach dieser Abtheilung umfaſst der zweite Zeitraum den dritten, vierten und fünften Tag. In dieser Zeit steht also der Embryo mit der Keimhaut in lebhafterer Wechselwirkung, als früher, wo er sich nur von ihr abzugrenzen schien. Die Isolirung geht auch im zweiten Zeit - raume fort, und erscheint räumlich als Abschnürung, d. h. als gesteigerte Form der Abgrenzung und als Einhüllung des Embryo.

§. 5. Dritter Tag.

Indem die Abschnürung des Embryo von der Keimhaut, welche schona. Allgemei - ner Charac - ter. in der ersten Periode begonnen hatte, während der zweiten Periode fortschreitet, wird durch sie die Bildung der Brust und des Unterleibes, so wie des Gekröses und des Speisekanals bewirkt. Die Erzeugung dieser Theile geht nur aus einer besondern Modification der Abschnürung hervor, welche schon am Ende des zweiten Tages auftrat, die aber erst am dritten Tage sich in ihren Wirkungen zu erkennen giebt, und die wir daher jetzt im Zusammenhange betrachten.

Vorher bemerken wir nur noch, daſs Brust - und Unterleibshöhle in derb. Untere Hälfte des Körpers. Bauchseite. Entstehungsweise nicht verschieden sind, sondern gemeinschaftlich durch die Bauchplatten gebildet werden. Da sie im Embryo mehr noch als im erwach -40 senen Vogel eine gemeinsame ununterbrochene Höhle bilden, die unter der Wirbelsäule des Rumpfes liegt; so werden wir unter der Benennung: Bauchhöhle, beide zusammenfassen, und in dieser Brust - und Unterleibsgegend unter - scheiden. Da aber die Bauchplatten auch den Hals umschlieſsen, und dieser ursprünglich hohl ist, so ist auch seine Höhlung von der Bauchhöhle nicht ge - trennt. Erst später schwindet seine Höhlung, indem das Herz zurücktritt.

c. Spaltung in den Bauchplat - ten.
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Die Bauchplatten waren am Ende der ersten Periode noch fast in der Ebene des Keimblattes, jedoch schon nach der untern Fläche concav, und mit dem äuſsern Rande tiefer stehend, als mit dem innern. Vom Schlusse des zweiten Tages an nimmt die Aushöhlung der Unterfläche des Embryo rasch zu, indem die Bauchplatten sich immer mehr mit ihrem äuſsern Rande nach unten neigen. Zugleich aber erfolgt eine Trennung innerhalb der Bauchplatten. Die Tren - nung besteht darin, daſs eine obere Lage von einer untern in der ganzen Breite der Bauchplatten bis zum innern Rande geschieden wird. Da dieser innere Rand bis an den Stamm der Wirbelsäule reicht, so geht also die Trennung bis an den Rand der Unterfläche der Wirbelsäule. Sie erfolgt sehr rasch und die untere Lage vergröſsert sich zugleich, wodurch sie nach unten sich wölben muſs, während sich etwas Flüssigkeit zwischen beide Lagen absetzt. Eine nothwendige Folge der Wölbung nach unten, oder vielmehr ein Begleiter derselben, ist der Um - stand, daſs am Rande der Wirbelsäule der innere Rand der gelösten untern Lage, da sie hier angeheftet bleibt, sich immer mehr senkrecht stellt. Indem der senk - recht gestellte innere Rand sich zugleich verdickt, so erscheint er natürlich von unten oder von oben betrachtet nur als ein dunkler Streifen, indem das Uebrige der untern Lage fast durchsichtig ist. Ferner wird es leicht verständlich, wie es das Ansehen habe, als ob der senkrechte, durch Dicke ausgezeichnete Rand - streifen, wenn man seinen Uebergang in den durchsichtigern gewölbten Theil der untern Lage nicht berücksichtigt, aus den Seitenrändern der Wirbelsäule hervor - gewachsen sey. Dieses Ausdruckes hat sich denn auch Wolff zuweilen be - dient, um die Sache anschaulicher zu machen, allein er hat so vielseitig und um - ständlich die ganze Metamorphose, so wie den Uebergang dieser Blätter in die nach unten gewölbte tiefere Lage der Keimhaut (Wolff’s falsches Amnion) dar - gestellt, daſs jener Ausdruck nicht zu Miſsverständnissen hätte Veranlassung ge - ben sollen. Wolff hat die Metamorphose, die wir darzustellen angefangen haben, mit einer Sicherheit und Vollständigkeit beschrieben, welche gar keine wesentliche Unrichtigkeit zulieſs. Leider aber hat er sich mancher Benennung bedient, welche für den Gegenstand nicht recht paſst, und daher zu falschen Vorstellungen führen konnte. So steht die Rinne, welche Wolff Darmrinnenennt,41nennt, mit dem Darmkanale gar nicht in nächster Beziehung, sondern ist eine Lücke zwischen beiden später geschlossenen Blättern des Gekröses. Hierzu kom - men noch seine vielfältigen Wiederholungen, welche mehr verwirren als aufklä - ren. Selbst Pander scheint über die Wolff’sche Darstellung, so wie über den eigentlichen Hergang in Zweifel geblieben zu seyn. (Beiträge zur Entwicke - lungsgeschichte S. 22.) Ich habe es mir daher besonders angelegen seyn las - sen, die Entstehungsweise des Gekröses und Darmes mit Genauigkeit zu verfolgen, und kann als Resultat dieser Bemühungen versichern, daſs Wolff’s Darstellung nur an der Unvollkommenheit leidet, daſs er das Schleimblatt vom Gefäſsblatte nicht unterscheidet. Fügt man diese Unterscheidung, durch welche Pander der ganzen Entwickelungsgeschichte Licht gegeben hat, noch hinzu, so sind alle einzelnen Angaben Wolff’s richtig.

Wir wollen, um diese Metamorphose gehörig verstehen zu können, vor - her noch einen Blick auf den Zustand des Embryo vor Beginn derselben werfen. Wir haben an ihm einen Mitteltheil und zwei Seitentheile. Diese sind die bei - den Bauchplatten; jener besteht nach oben aus den verwachsenen Rückenplatten, welche schon Rückenmark umschlieſsen. Unter ihnen liegt die Rückensaite mit ihrer Scheide umgeben, von ungeformtem, nicht ganz lockerem, an die Basis der Rückenplatten anstoſsendem Bildungsgewebe, als Grundlage der künftigen Wir - belsäule. Weiter nach unten ist die Aorta umgeben von einer durchsichtigen, lockern, der untern Fläche der Wirbelsäule lose verbundenen Masse von Bildungs - gewebe. Fragt man nun nach den ursprünglichen Schichten des Keimblattes, die alle in die Bildung des Embryo übergegangen sind, so findet man das Schleim - blatt noch sehr dünn auf der ganzen untern Fläche vom Mitteltheile des Embryo ausgebreitet, und bei gehöriger Vorsicht und Uebung leicht trennbar, indem es überall nur durch ein wenig Bildungsstoff angeheftet wird. Die Aorta, mit der hellen umgebenden Masse, welche die untere Hälfte des Stammes vereint, gehört wohl dem Gefäſsblatte an. In den Seitentheilen oder den Bauchplatten ist, so lange sie horizontal liegen, keine bestimmte Trennung der Lagen erkennbar. Indem sie sich aber am Ende des zweiten Tages herabkrümmen, entsteht in ihnen jene oben berührte Spaltung in eine obere und eine untere Lage. In der un - tern Lage lassen sich wieder zwei Schichten deutlich erkennen, die jedoch immer an einander geheftet bleiben. Die untere ist das Schleimblatt, die obere ist dik - ker, durchsichtiger, enthält die Blutgefäſse, und wird von nun an als das eigent - liche Gefäſsblatt von uns betrachtet werden, da es sich in das Gefäſsblatt des Ge - fäſshofes ſortsetzt, obgleich wir es immer als durch Beobachtung noch nicht ent -F42schieden müssen gelten lassen, ob die eigentliche Bauchplatte nicht auch dem ur - sprünglichen Gefäſsblatte (der ersten Zeit) ihren Ursprung verdankt.

In der obern Lage nämlich lassen sich jetzt auch zwei Schichten erkennen, die noch enger an einander gefügt sind, als die Schichten der untern Lage. Es hat sich das seröse Blatt als eine Oberhaut etwas gesondert, von einer dickeru, anfangs gefalteten, bald aber in sanfter Wölbung ausgebreiteten Platte aus dunk - lerem Bildungsgewebe. Letztere ist die eigentliche Bauchplatte, aus der das fibröse System, die Knochen, Muskeln und Nerven der Bauchwände (mit Ein - schluſs der Brust - und der Halswände) sich erzeugen. Sie bilden also mit denDiese Spal - tung ist eine Trennung in den anima - lischen und vegetativen Theil des Lei - bes. Rückenplatten gemeinschaftlich den animalischen Theil des Rumpfes, während die abgelöste untere Lage den vegetativen Theil bildet. Diese am Schlusse des zweiten Tages in den Seitentheilen eintretende Trennung ist im Grunde nur eine Fortsetzung der schon früher in der Kopfkappe bemerklichen. Sie geht wäh - rend des dritten Tages rasch fort, so daſs bald die untere Lage stark nach untenDurch die - se Trennung entsteht die Kappe oder Wolff’s fal - sches Am - nion. gewölbt ist. Die Wölbung wird noch dadurch vermehrt, daſs auch die ei - gentlichen Bauchplatten, indem sich ihre Faltung hebt, ihren untern Rand nach unten und innen krümmen. Da aber unter der Wirbelsäule das Gefäſsblatt sich nicht ablöst, so hat das nach unten gerichtete Gewölbe eine tiefe, mittlere, rinnenförmige Einsenkung, welche Wolff die Oeffnung des falschen Amnions nennt, indem bei ihm der nach unten gewölbte Theil der Keimhaut, da er den Embryo gewissermaſsen von unten verhüllt, das falsche Amnion heiſst. Es wird aber um diese Zeit, nach dem Gesagten, nicht der ganze Embryo verhüllt, sondern die untere Fläche der Wirbelsäule ist unverdeckt, und man könnte das falsche Amnion als aus zwei Gewölben gebildet beschreiben, wenn beide nicht vorn und hinten zusammenliefen. Beide Gewölbe gehen nämlich vorn in die Kopfkappe und hinten in die Schwanzkappe über, was nothwendig so seyn muſs, da ja diese beiden Kappen auch nichts sind, als Theile der Keimhaut, welche Theile des Embryo von unten überwölben, und es ist nun ganz klar, daſs die Bil - dung der Kopf - und Schwanzkappe die Anfänge einer Metamorphose sind, wel - che jetzt allgemein ist, und den ganzen Embryo mit Ausnahme der Wirbelsäule verhüllt; man kann daher mit gröſstem Rechte die Seitentheile Seitenkappen nennen. Kopfkappe, Schwanzkappe und Seitenkappen sind die einzelnen Regio - nen des falschen Amnion oder einer allgemeinen Kappe. Mit diesem Namen be - legen wir nämlich die ganze Wölbung der untern Lage der Keimhaut, welche Wolff das falsche Amnion nennt. Die letztere Benennung ist ohnehin von Pan - der für etwas ganz anderes gebraucht worden. Von der allgemeinen Kappe zeigt43 uns Fig. VI. die Kopf - und Schwanzkappe im Längendurchschnitte, Fig. 6′ und 6″ aber die Seitenkappen im Queerdurchschnitte.

Wir bemerkten schon, daſs der innere Rand der abgetrennten untern Laged. Gekrös - platten. der Bauchplatten sich bald senkrecht stellt, und sich verdickt. Der verdickte Theil sondert sich durch zwei immer deutlicher werdende Winkel von den benach - barten Theilen ab, durch einen obern Winkel (Fig. 6′ h.) von der untern Fläche der Wirbelsäule, durch einen untern Winkel (oder den Wulst nach Wolff) (ebend. i.) von dem nicht verdickten, aber desto mehr gewölbten Theile des Ge - fäſsblattes. Der verdickte Streifen zwischen beiden Winkeln ist nichts anderes, als eine Gekrösplatte. Ziemlich rasch nämlich spitzen sich die untern Winkel bei - der Seiten zu und rücken zugleich gegen einander, bis sie sich erreichen. Bevor sie sich erreicht haben, bilden beide Gekrösplatten mit der untern Fläche der Wir - belsäule, die noch von dem nicht abgetrennten Theile des Gefäſsblattes bekleidet bleibt, einen Halbkanal. Dieser ist es, den Wolff die Darmrinne nennt; sie ist offenbar nichts, als eine Weiterbildung seiner Oeffnung des falschen Amnions. Die Verbindung der beiden untern Winkel ist das, was Wolff die Naht nennt. Wolff irrt aber, wenn er glaubt, daſs vor der Bildung der Naht die Lücke des Gekröses (seine Darmrinne) völlig offen ist, und dieser Irrthum rührt daher, daſs Wolff das Schleimblatt nicht berücksichtigte. Dieses Blatt liegt nämlich nur so lange an der Wirbelsäule an, als die Gekrösplatten noch nicht senkrecht stehen. So wie aber die Gekrösplatten sich senkrecht stellen, wird die zarte Bindemasse zwischen dem Schleimblatte und den übrigen Lagen in der Mitte des Embryo im - mer lockerer, und das Schleimblatt steht daher ab. Wenn nun die untern Winkel beider Gekrösplatten sich einander nähern, so schieben sie sich über dem Schleimblatte weg und lösen dieses immer mehr von der Wirbelsäule ab, so daſs nach gebildeter Naht keinesweges ein Theil des Schleimblattes in der nun geschlos - senen Naht enthalten, sondern das ganze Schleimblatt von derselben hervorgetrie - ben ist. Es folgt daraus, daſs, so lange die Gekrösplatten noch nicht senkrecht stehen, der Halbkanal zwischen ihnen nach unten allerdings völlig offen und nach oben von der Schleimhaut ausgekleidet ist, daſs aber, wenn die untern Ränder oder Winkel der Gekrösplatten sich einander nähern, der Halbkanal nicht nach unten offen, sondern von dem hervorgetriebenen, sehr dünnen Schleimblatte über - deckt ist. Hieraus sieht man ferner, daſs, wenn nach Bildung der Naht die Lücke völlig umschlossen ist, sie von allen Seiten nur vom Gefäſsblatte umgeben ist. Es wird also dieser Kanal im Gekröse auf ähnliche Weise durch das Gefäſsblatt ge - bildet, wie oben der Kanal für das Rückenmark durch Verwachsung der Rücken - platten. Die Lücke im Gekröse ist dreiseitig eine Kante, ist nach unten gegenF 244die Naht gerichtet, zwei Flächen seitlich gegen die Gekrösplatten und eine Fläche nach oben gegen den Theil der Gefäſshaut, der an der Wirbelsäule angeheftet bleibt. Die Lücke verbleibt ziemlich lange unausgefüllt, wenigstens den ganzen dritten Tag hindurch, aber unter steter Veränderung, denn sie nimmt an Breite zu, aber an Höhe stets ab, bis sie ganz verschwindet. Die obern Winkel beider Gekrösplatten nämlich rücken nicht von der Stelle, gehalten durch die, unten zu besprechende, Bildung der Wolff’schen Körper, und da der Fötus immer breiter wird, so muſs die obere Fläche sich vergröſsern. Dagegen legen sich die Gekrös - platten, vom Augenblicke der Bildung der Naht an, immer mehr an einander, wo - bei sie in senkrechter Richtung zunehmen, so daſs in der zweiten Hälfte des drit - ten Tages die Platten in der Mitte des Leibes schon eine ansehnliche Höhe haben und also schon ein unverkennbares Gekröse bilden.

Diese Bildungsart des Gekröses stimmt nicht nur so vollkommen mit seinem Baue in erwachsenen Thieren, daſs sie schon dadurch an sich klar ist, sondern ist auch von mir so vielfältig in allen einzelnen Momenten gesehen, daſs darüber nicht der geringste Zweifel obwalten darf. Was die Untersuchung bei den ver - schiedenen Uebergängen sehr erleichtert, ist der Umstand, daſs die Veränderung nicht in der ganzen Länge des Fötus gleichzeitig erfolgt. Vielmehr rückt die Ver - wachsung d. h. die Bildung der Naht allmählig von vorn nach hinten fort, und vor der Mitte des dritten Tages findet man daher im hintern Theile des Fötus die Naht noch nicht gebildet, während in der Mitte sie da ist und nach vorn schon et - was Gekröse. Nach der Verwachsung der Gekrösplatten in ihrer ganzen Länge ist aber das Wachsthum des Gekröses etwas hinter der Mitte des Rumpfes bei wei - tem rascher, als in der übrigen Länge. Verfolgt man in der ersten Hälfte des drit - ten Tages die Gekrösplatten nach vorn bis in den schon umschlossenen Theil des Leibes, so sieht man, daſs hier über dem schon gebildeten Theile des Speisekanals ein eben solches sehr kurzes Gekröse ist, welches nur am vordersten Ende des Speisekanals aufhört; daſs die Platten des Gekröses sich, nachdem sie die Naht gebildet haben, nach unten aus einander begeben, den aus dem Schleimblatte ge - bildeten vordern Theil des Speisekanals umfassen und sich nach unten wieder vereinigen, so daſs also der schon geformte Theil des Speisekanals aus einer in - nern, von dem Schleimblatte gebildeten, und aus einer äuſsern, von dem Gefäſs - blatte erzeugten Röhre besteht. Wir sehen daraus, daſs dieser vorderste Theil sich auf eben die Weise früher gebildet haben muſs, die wir nun sogleich vom Darme näher beschreiben wollen, wo sie sich im Fortschreiten besser beobachten läſst.

e. Darmplat - ten.
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Wir kehren also wieder zu dem offenen Theile des Leibes zurück. Bis zur Schlieſsung der Naht des Gekröses verhält sich das Schleimblatt ganz leidend. 45Kaum aber ist dieses erfolgt, so wird es selbstständig. Nach geschlossener Naht erhebt sich nämlich auf jeder Seite ein schmaler Streifen des Gefäſsblattes mit dem Schleimblatte zugleich von neuem aus der horizontalen Ebene in die senkrechte. Beide Streifen stoſsen mit ihren obern Rändern an die Naht oder an das Gekröse, da während dieser Zeit die Naht sich in das Gekröse d. h. aus einer Linie in eine Fläche auszieht. Der untere Rand des sich erhebenden Streifens geht in einen Winkel in die (relativ) horizontale Fläche der Seitenkappen über. Beide Strei - fen sind an ihrer innern Fläche concav, an der äuſsern convex und umschlieſsen also einen Halbkanal, welcher der noch offene Darm ist. So wie früher der Theil des Gefäſsblattes, der sich abgrenzte zur Bildung der Gekrösplatte, um so mehr sich verdickte, je mehr er sich senkrecht stellte, eben so verdickt sich der neu sich abgrenzende Theil von oben nach unten, und diese Verdickung findet sich ebenfalls im Schleimblatte, wenn auch nicht ganz in demselben Maaſse, und be - weiset eben, daſs das Schleimblatt nicht unthätig bei dieser Metamorphose ist. Es scheint vielmehr bedingend. Wir nennen nun diese beiden Streifen Darmplat - ten, und machen darauf aufmerksam, daſs sie aus dem Schleimblatte und dem Ge - fäſsblatte zugleich bestehen. Die Darmplatten nähern sich einander nach unten immer mehr, und bilden so eine ziemlich tiefe Rinne von der Mitte des 3ten Ta - ges an. Wir nennen sie Darmrinne, da sie den nicht geschlossenen Theil des Darm - oder Speisekanals umfaſst. Alles scheint anzudeuten, daſs die Rinne sich bald in der ganzen Länge durch eine Naht schlieſsen will. Indessen erfolgt die Umwandlung des Halbkanals in ein geschlossenes Rohr nur allmählig und nicht durch eine mittlere Naht, sondern indem sich von den beiden Enden aus die schon geschlossenen Anfangs - und Endtheile des Speisekanals gegen die Mitte verlängern.

Während nämlich von den Seiten die Keimhaut sich gegen den Embryo wölbt, um mit ihren innersten Theilen in die Organisation des Embryo überzu - gehen, war dasselbe in der Längendimension von den beiden Enden aus schon früher erfolgt, wie uns die Abbildungen IV. V. und VI. versinnlichen werden. Wir wissen, daſs am Ende des 2ten Tages die Kopfkappe schon bedeutend war, und daſs auch mit dem hintern Ende der Embryo über seine Anheftung an das Keimblatt hinauswuchs, so daſs von unten aus betrachtet das hinterste Ende der Wirbelsäule durch den Umwurf der Keimblätter schon etwas verdeckt wurde. Die Stelle dieser hintern Umbeugung rückt nun während des dritten Tages immer mehr nach vorn. Eben so rückt die Umbeugang, welche die hintere Grenze der Kopfscheide bezeichnet, immer weiter nach hinten. Durch das Fortschreiten beider Umbeugungen wird immer mehr vom Gefäſs - und Schleimblatte nach in - nen gekehrt und wird durch diese Umkehrung unmittelbarer Theil des Speise -46 kanals. Natürlich laufen die schon geschlossenen röhrenförmigen Theile mit offe - nen Mündungen gegen den noch ungeschlossenen mittlern Theil oder die Darm - rinne aus. Die Wände der geschlossenen Enden des Speisekanals hören hier aber nicht auf, sondern biegen sich nach allen Seiten in die Kappe und die Keimhaut als ihre unmittelbare Fortsetzung um. Nur mit ihrer obern Wand gehen sie durch die Darmrinne unmittelbar in einander über. Der Eingang in den Mastdarm ist während des ganzen dritten Tages sehr weit, und der Mastdarm selbst ist in der ersten Hälfte des dritten Tages nur eine weite und tiefe Grube, ähnlich der Form der Rachenhöhle am Anfange des zweiten Tages. Am Ende des dritten Tages ist je - ner ein weiter, etwas gekrümmter Trichter, dessen stumpfes Ende fast ganz bis an die Spitze der Wirbelsäule reicht und hier bestimmt geschlossen ist, indem sich vom After noch keine Spur erkennen läſst. Da nun der hintere über der Ver - bindung mit dem Dotter hervorragende und verdünnte Theil des Embryo in Form eines kurzen Schwanzes herabgekrümmt ist, so scheint es, als ob der Darmkanal in den Schwanz hineinragte, im Grunde aber ist der wahre Schwanz noch gar nicht da, sondern wächst erst vom vierten Tage an über den Mastdarm hinaus, mit Ausnahme eines überaus kleinen Spitzchens, welches schon am Ende des drit - ten Tages sich zeigt. Der vordere Theil des Speisekanals ist am Anfange dieses Tages ziemlich weit, nur die zukünftige Speiseröhre enthaltend. Der Theil, der sich in der Mitte dieses Tages bildet, wird zum Magen, ist aber noch unmerk - lich weiter, als der am Ende desselben Tages sich bildende Anfang des Zwölffin - gerdarmes. Nur noch ungefähr ein Drittheil der ganzen Länge des Speisekanals hat am Schlusse des dritten Tages die Form einer Rinne: diesen ungeformten Theil nennt Wolff den Mitteldarm. Es ist aber der zukünftige ganze Dünndarm des Huhnes.

f. Speise - kanal.
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Wenn wir mit Wolff die Bildung der umschlossenen Enden des Speise - kanals, um sie in ihren einzelnen Momenten verfolgen zu können, als eine Hin - einstülpung der Kopf - und Schwanzscheide dargestellt haben, so versteht es sich von selbst, daſs diese Hineinstülpung nicht auf ganz mechanische Weise zu denken ist, wodurch die früher in eine Fläche ausgebreiteten Blätter der Keim - haut sich in Falten zusammenlegen müſsten, vielmehr ist diese Einstülpung mit einem organischen Wachsen verbunden, und man kann mit demselben Rechte sa - gen, daſs, nachdem durch die Enden der Rückensaite die Stellen für Mund und After bestimmt sind, beide Enden des Speisekanals aus den untern Schichten der die Dotterkugel umkleidenden Keimhaut herausgezogen würden, so daſs die Dot - terkugel der gemeinschaftliche Mitteltheil beider Enden des Speisekanals ist, in welche beide übergehen. Noch richtiger ist es, wenn wir die Darmbildung mit47 der vorhergehenden Gekrösbildung, so wie die Zusammenneigung der Bauchplat - ten als fortgehende Abschnürung des Fötus vom Dotter und dem ihn bekleidenden Keimblatte betrachten, denn die Verbindung zwischen beiden verengert sich bis zum Ende des 5ten Tages immer fort, nicht nur relativ zum wachsenden Fötus (was als ein bloſses Ueberwachsen des Fötus gedeutet werden könnte), sondern auch absolut. Im Grunde aber besteht die Metamorphose aus allen dreien Momen - ten zugleich. Daſs ein wirkliches Hineinstülpen des Keimblattes da sey, lehren die Gefäſsstämme, deren Einmündungsstellen immer mehr sich hineinziehen, so daſs z. B. die eintretenden Venenstämme am Anfange des dritten Tages ganz am hintern Rande der Kopffalte gerade eingehen, im weitern Verlauf des dritten Ta - ges aber um den hintern Rand der Kopfscheide herum nach innen laufen müssen und, ganz verdeckt von ihm, zusammen münden. Daſs zugleich ein Ausziehen der Enden des Speisekanals Statt finde, sehen wir daraus, daſs die schon gebildeten Cylinder anfänglich weit sind, dann sich immer dünner ausziehen, und erst später und zwar da, wo sie nicht in Berührung mit dem noch nicht ausgezogenen Theile des Dotters sind, in sich selbst sich zu einer weitern Höhlung ausdehnen. Die Abschnürung lehrt, wie schon bemerkt wurde, die absolut kleiner werdende Com - municationsöffnung zwischen Dotter und Fötus, und daſs dieses Verhältniſs im Grunde das vorherrschende ist, ergiebt sich wohl daraus, daſs hieran alle Schich - ten des Keimblattes und alle Theile des Fötus, die mit ihm verbunden sind, und zwar von allen Seiten in der Längen - und Queerdimension, zu gleicher Zeit Theil nehmen. Es bildet sich daher am Darmkanal keine untere Naht, weder im Schleimblatte noch im Gefäſsblatte, sondern es ist so, als ob eine unsichtbare Hand die Communication zwischen Embryo, Keimhaut und Dotter zusammen - schnürte, wobei das, was vom Darme gebildet wird, nicht erst aus zwei Hälften erwächst, sondern sogleich ganz da ist.

Das war es, was wir oben (§. 4. §. 5. a.) als die für diese Periode characte -g. Umhül - lung des Em - bryo durch die allge - meine Kap - pe. ristische Abschnürung bezeichneten. Wir erwähnten aber zugleich der Einhül - lung des Embryo. Diese geschieht auf folgende Weise. Indem die Blätter inner - halb der Bauchplatten sich von einander trennen und die untere Lage (Gefäſsblatt und Schleimblatt) sich blähend nach unten wölben, während der untere Rand der sich nach unten und innen bewegenden eigentlichen Bauchplatte sich über dem Gefäſsblatte grade so wegsehiebt, wie die Gekrösplatte über dem Schleimblatte um die Naht zu bilden, hebt sich der äuſsere Rand der Seitenkappen über den un - tern Rand der Bauchplatte ungefähr bis zur Höhe der Rückensaite des Fötus, und geht erst in dieser Höhe in einem anfangs stumpfen, dann rechten, zuletzt spitzen Winkel in das übrige Keimblatt über. (Fig. 6′, 6″). In der Längendimension48 war dieser Winkel am vordern Rande der Kopfkappe schon viel früher da. Er wird im Verlauf des dritten Tages spitzer und erhebt sich bis über das Vorder - ende des Kopfes. (Fig. VI. t.) An der Schwanzkappe tritt der Winkel, in wel - chem die Schwanzkappe hinten endet, erst im Verlauf des dritten Tages auf, et - was früher als der Winkel der Seitenkappen. Es bildet sich also ein scharfer Winkel im ganzen Umfange der allgemeinen Kappe, in Form eines elliptischen Ringes, in welchem das Keimblatt scharf umwendend aus der Kappe in seine übrige Fläche übergeht. Die Ebene dieses Ringes streift den Rücken des Embryo; der gröſsere Theil des Embryo liegt unter dieser Ebene, ist also in den Dotter ein - gesenkt. Der Ring verengt sich und verdeckt etwas die Seitenränder, Kopf - und Schwanzende des Embryo. Von unten angesehen ist der Embryo ganz verhüllt, von oben nur in seinem Umfange. Dadurch wurde Wolff veranlaſst, diese Wöl - bung der Keimhaut, die wir die allgemeine Kappe genannt haben, um es sogleich deutlich zu machen, daſs die Kopfkappe nur der Anfang dieser Bildung war, das falsche Amnion zu nennen.

Die Umhüllung, die der Embryo durch die Kappe von unten erhält, ist die Vorbereitung zur Bildung einer vollständigen Einhüllung durch das wahre Amnion. Die Kappe enthält nämlich schon einen Theil des Amnion und bald bildet sich auch der übrige auf folgende Weise.

h. Einhül - lung durch das wahre Amnion.
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So wie die Kappe sich in jedem einzelnen Theile zu bilden anfängt, ent - hält sie alle Schichten des Keimblattes. Bald aber zeigt sich die oft besprochene Trennung der Blätter. So wie sich der scharfe Winkel des Umfangs der Kappe gebildet hat, ist auch schon die Trennung bis dahin gediehen, und nun erhebt sich das seröse Blatt selbstständig in eine Falte, die wir die Amnionsfalte nennen. Die Basis der Amnionsfalte ist der elliptische Ring, den der Winkel der Umben - gung bildet. Die Falte erhebt sich aber natürlich nicht im ganzen Umfange zu - gleich, da die Kappe selbst und der Winkel nicht gleichzeitig sich ausbilden. Zuerst tritt sie am Vorderende der Kopfkappe auf, und die bogenförmige Falte, die wir schon am 2ten Tage (§. 2. x.) vor dem Kopfe des Embryo bemerkten, ist der Anfang dieser Bildung. Diese vordere Falte zieht sich ziemlich rasch über den Kopf und Hals, und da sie eine Erhebung des serösen Blattes aus der vordern Grenze der Kopfkappe ist, so wird erst jetzt aus der Kopfkappe eine Kopfscheide, welche den Kopf umhüllt, unten aus der Kopfkappe (Fig. VI. p r), oben aus der Amnionsfalte (r t) bestehend. Im Anfange des dritten Tages tritt ihr entgegen eine ähnliche Falte aus dem hintern Ende der Schwanzkappe, und verwandelt diese in eine wahre Schwanzscheide. Bald erhebt sich nun auch die Falte von der Seite aus den Rändern der Seitenkappen, indem die Schenkel der vordern und hinternFal -49Falten sich gegen einander verlängern und sich erreichen. Schon vor der Mitte des dritten Tages hat man also eine zusammenhängende elliptische Falte, die sich erhebt und zugleich nach oben immer verengt, wodurch sie einen Sack um den Fötus beschreibt, der sich allmählig schlieſst und nichts Anderes ist, als das wahre Amnion. Zwar habe ich schon Eier untersucht, bei denen das Amnion am Ende des dritten Tages ganz geschlossen war, indessen glaube ich doch als Norm an - nehmen zu müssen, daſs, auch ohne alle Verzögerung in der Entwickelung, am Ende des 3ten Tages das Amnion gewöhnlich noch eine Oeffnung von einer Linie Länge, und zwar über dem Lendentheile des Rückens behält, da das Amnion vom Kopfe aus nicht nur am frühesten anfängt sich zu entwickeln, sondern auch am raschesten damit fortfährt. Indem sich die Oeffnung immer mehr verengt, sieht man an ihrem vordern und hintern Ende eine kurze Narbe, so daſs es scheint, es sey hier eine wahre Verwachsung.

Die Basis der Amnionsfalte sitzt auf dem Umfange der Kappe. Da sie aus dem serösen Blatte der Keimhaut gebildet wird, so ist es natürlich, daſs, wenn wir von den Seitenwänden aus die innere Lamelle der Amnionsfalte verfolgen, wir an dem serösen Blatte fort bis zu der anliegenden Bauchplatte gelangen, (Fig. 6″.) Eben so läſst sich eine Continuität der innern Lamelle der Falte überall durch das seröse Blatt bis zum Umfange des Fötusleibes erkennen, wir mögen von vorn, von hinten, oder von der Seite ausgehen. So finden wir den Umfang des Ueberganges von der äuſsern Fläche des Fötus in das seröse Blatt der Keimhaut, und es ist klar, daſs, wenn durch irgend einen Umstand entweder die Basis der Amnionsfalte oder die äuſsere Lamelle dieses Blattes unkenntlich würde, man noch augenscheinlicher den Zusammenhang des Amnions mit dem Fötus erkennen, und den ganzen Theil des serösen Blattes vom Rande der Falte an bis zum Fötus als zum Amnion gehörig ansehen würde. Ein solcher Umstand tritt aber später wirklich ein, und das Amnion, wie es später selbstständiger erscheint, besteht dann nicht bloſs aus der Amnionsfalte (Fig. VI. r t, s u), die am 3ten Tage her - vorwächst, sondern auch aus dem Theile, der schon früher da war (p′ r, q′ s). Da der Uebergang des Fötus in das seröse Blatt sich eben so wohl abschnürt, als seine Uebergänge in andere Blätter, so rückt mithin die Umbeugung von allen Seiten näher zusammen. So war am Ende des vorigen Tages der hinterste Theil des Herzens noch unbedeckt vom serösen Ueberzuge und lag zwischen dem serösen Blatte und dem Schleimblatte. Im Verlaufe des dritten Tages wird durch Fort - rücken der Umbeugung nicht nur das Herz ganz von einem serösen Ueberzuge bedeckt, sondern dieser geht noch hinter das Herz und bekleidet den obersten Theil der zukünftigen Brustgegend. Eben so wird der hinterste Theil der Unter -G50leibsgegend von einem serösen Ueberzuge bedeckt. Von der Seite rückt zwar der Uebergang auch näher zusammen, da aber die Bauchplatten sich anfänglich gefaltet hatten und erst allmählig aus der Faltung sich nach auſsen stellten, so fehlt noch eine aus dem serösen Blatte gebildete seitliche Wandung.

i. Krüm - mung des Embryo.
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Während diese Abschnürung und Umhüllung sich bildet, bleibt der Embryo nicht gerade, sondern er krümmt sich in doppelter Hinsicht. Wir erinnern uns, daſs schon am ersten Tage das vorderste Ende der Rückenplatten vor und nach der Verwachsung sich über den Knopf der Rückensaite hinüber bog, daſs am zweiten Tage der hintere Theil des Kopfes bis zum Ende des verlängerten Markes eine leichte Krümmung nach unten erhielt. Diese Krümmung nimmt vom Anfange des dritten Tages an rasch zu. Die Folge davon ist, daſs das vor - dere Ende des Fötus tiefer nach unten geschoben wird, und damit hängt die stärkere Wölbung der Kopfkappe nach unten zusammen. Zugleich schiebt sich immer mehr von dem Rücken über und an den Knopf der Rückensaite. Am Ende des 2ten Tages stand nur die vorderste Hirnblase oder das groſse Hirn und nicht einmal vollständig vor dem Knopf der Rückensaite. Im 3ten Tage geht auch die zweite Hirngegend darüber weg, und der vordere Rand der Vierhügel erreicht beinahe den Knopf. Mehr aber noch als die vordere Kopfgegend rückt der hintere Theil des künftigen Kopfes, der am zweiten Tage äuſserlich von dem übrigen Rücken gar nicht zu unterscheiden war, nach vorn, was man am deut - lichsten an dem nach vorn rückenden Ohre erkennt. Eine Folge davon ist, daſs die Kopftheile sich immer mehr zusammendrängen, und nun erst die Form eines Kopfes aunehmen. Am Anfange des 2ten Tages ist die erste Hirnblase, der dritte Ventrikel mit dem Trichter, der vorderste Theil des ganzen Embryo her - vorgetreten; am 3ten Tage bildet die Blase der Vierhügel das vordere Ende, das aber allmählig auch nach der Bauchseite sich bewegt, indem am Ende des dritten Tages auch schon eine Krümmung im Nacken bemerklich wird, die aber erst am 4ten Tage sich mehr ausbildet. Zugleich krümmt sich auch das Hinterende des Körpers nach unten.

k. Drehung nach der Seite.
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Im Vorderende ist ferner die Krümmung eine doppelte, denn wenn sie auch als eine Krümmung nach unten beginnt, so verbindet sich doch sehr bald mit ihr eine Drehung auf die linke Seite, so daſs die Spitze des Kopfes sich nach der rechten Seite des Fötus dreht. Die Drehung beginnt am Kopfe und rückt allmählig fort, so wie der Fötus sich schlieſst. Der offene Theil des Leibes ist den dritten Tag hindurch noch gerade, oder, ehe der Schwanz sich auf die linke Seite dreht, S förmig gebogen, auf dem Bauche liegend.

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Das Drehen des Embryo auf seine linke Seite ist ein sehr wichtiges Moment in der Bildungsgeschichte des Fötus, denn mit ihm hängen viele Ver - änderungen, namentlich die Metamorphose des Herzens auf das innigste zu - sammen. Die linke Seite des Embryo zeigt schon bei Entwickelung des Kreis - laufes eine physiologische Verschiedenheit von der rechten, denn sie ist im Ver - hältniſs zu dieser die receptive, aufnehmende Seite. Die aufsteigende Vene steigt am linken Rande des Fötusleibes in die Höhe und geht von links nach rechts in den Fötus ein. Sind zwei herabsteigende Venen da, so ist doch die linke stärker und hat ein weiteres Fluſsgebiet, wie man wohl den Umfang der Körper - gegend nennen kann, aus welchem das Venenblut aufgenommen wird, als die rechte absteigende Vene. Ist nur eine solche Vene, so ist es eben die linke, und auf der rechten Seite bildet sich erst allmählig eine kleine analoge, welche das Blut aus der Kopfscheide aufnimmt. Von der linken Seite strömt nämlich nicht nur das Venenblut ein, sondern auch die Eingänge in den Speisekanal, besonders der vordere, stellen sich immer mehr links, und der ganze offene, rinnenförmige Theil des Speisekanals liegt mehr links, und nach der Drehung liegt der ganze Dotter an der linken Seite des Vogel-Embryo.

Wie wichtig dieses Verhältniſs seyn muſs, sieht man daraus, daſs in allen Thieren, bei denen der Dottersack nicht gleich anfangs vom animalischen Theil umwachsen wird, wozu immer eine ursprüngliche Ausdehnung des Keimblattes gehört, sondern der Fötus vom Dottersacke auf kürzere oder längere Zeit sich ab - schnürt, der Dottersack an der linken Seite des Fötus liegt, so der Dotter bei Eidechsen, Schlangen, Vögeln, so die Nabelblase in allen Säugethieren, die ich bisher im Embryonenzustande zu untersuchen Gelegenheit hatte. Unter mehreren hundert Embryonen des Huhnes fand ich nur zwei, welche die rechte Seite dem Dotter zugekehrt hatten. In dem einen war die Drehung noch nicht weit vorge - schritten, und das Herz hatte ganz die gewöhnliche Form und Lage, so daſs ich zweifelhaft bin, ob diese falsche Wendung sich nicht noch aufgehoben hätte. In dem andern Falle aber hatte schon der halbe Fötus sich auf die rechte Seite ge - dreht, die hintere Hälfte war nicht ganz gerade, sondern eigenthümlich gedreht, als ob sie eine Gewalt erlitten hätte. Das Herz war hier ganz umgekehrt gestellt; die Vorkammer lag nach rechts, die Wölbung der Kammern nach links, und so war in allen seinen Theilen das umgekehrte Verhältniſs der Lage, die wir als die normale beschreiben werden. Ich kann daher nicht zweifeln, daſs hier ein Situs inversus sich zu bilden angefangen habe. Etwas häufiger fand ich bei Säugethier-Embryonen, namentlich in Schweinen, wo das Ei des Fötus, nicht durch eine harte Schaale eingeschlossen, mehr durch die äuſsern Umgebungen inG 252der Entwickelung der ihm eigenthümlichen Raumverhältnisse gehindert wird, die Nabelblase nach rechts liegen, etwa in 12 Fällen einmal, aber nie ohne daſs die Nabelblase eine verdrehte Form hatte, indem beide Zipfel derselben nach demselben Ende des Eies hinliefen.

l. Gefäſs - system am Anfange des dritten Ta - ges.
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Von diesen Betrachtungen nehmen wir Veranlassung, zur Metamorphose des Gefäſssystems während des dritten Tages überzugehen, da auf dieses System die Drehung den gröſsten Einfluſs ausübt.

Während des dritten Tages nun erweitert sich nicht nur der Gefäſshof, sondern die Grenzvene tritt immer stärker hervor. Es mehrt sich auch sichtlich die Zahl der Blutgefäſse im Gefäſsraume. In die Gegenden, welche ursprünglich fast nur von Venen besetzt waren, in die Kopf kappe und das vordere und hintere Ende des Gefäſsraumes, verzweigen sich die Arterien, und in den Seitentheilen des Gefäſsraumes bilden sich neue Venen, die sich auf der linken Seite in die auf - steigende Vene ergieſsen, auf der rechten Seite aber einen eignen kleinen Stamm bilden, der, da er nicht das Blut aus dem hintern Theile des Gefäſsraumes empfängt, niemals die Gröſse der aufsteigenden linken Vene erhält, und mit der rechten absteigenden Vene dicht vor ihrem Eintritt in das Herz sich verbindet. Beide Venenstämme der linken und rechten Seite treten in einen gemeinsamen Stamm zusammen, der schon das hintere Ende des Herzens ist; denn jene Stämme sind dasselbe, was wir im 2ten Tage die Herzschenkel (§. 2. q.) genannt haben. Dieser gemeinschaftliche Stamm wird erst im Verlaufe dieses Tages durch Entwickelung der Leber vom eigentlichen Herzen getrennt, erscheint aber im Anfange noch als integrirender Theil desselben, so wie er nach hinten un - mittelbar in die beiden Herzschenkel sich auszieht.

Wir wissen, daſs am Ende des 2ten Tages das Herz selbst noch die Form eines Kanals hat, dessen Anfang in der Mittellinie der Bauchfläche liegt, der sich von hier unter steter Erweiterung zuerst ein wenig nach links und dann stärker nach rechts, zugleich aber nach unten krümmt. Von der Stelle der stärksten Convexität nach rechts und unten nimmt die Weite dieses Kanals wieder ab und er geht wieder nach links und oben, theilt sich dann schon am Anfange des dritten Tages in vier Paar Bogen, von welchen der erste dicht am hintern Rande der nun geöffneten Mundspalte verläuft und den stärksten Blutstrom aufnimmt, der hinterste aber so schwach ist, daſs er nur mit groſser Sorgfalt erkannt wird und von dem durchschieſsenden Blute noch nicht geröthet erscheint. Zwischen den Gefäſsbogen verdünnt sich die Körpermasse in den bis zum ersten Bogen reichenden Bauchplatten, und so entstehen allmählig drei Paar Spalten, und zwar die beiden vordern zuerst, dann die dritte. Die Spalten gehen durch bis in die53 innere verdauende Höhle, den Anfang des Speisekanals, der sich zur Rachen - höhle bildet. Da während des zweiten Tages bestimmt noch keine Spalten be - stehen, sondern diese sich mit dem Uebergange in die zweite Periode durch Tren - nung bilden, so ist es nothwendig, daſs sie anfänglich im Wachsen begriffen sind, sie nehmen aber an Breite so zu, daſs sie die Gefäſsbogen unmittelbar erreichen, vielmehr befinden sich die Blutgefäſse in sichelförmigen Abschnitten der Bauch - platten, die nach auſsen convex und breiter, nach innen concav und schmaler sind. Wir nennen sie mit ihrem Entdecker Rathke Kiemenbogen, da ihreKiemen - bogen. Uebereinstimmung mit den Kiemenbogen der Fische durch den Gefäſsbogen augenscheinlich ist. Der vierte Kiemenbogen ist also mit der übrigen Bauch - platte noch in unmittelbarem Zusammenhange. Die Spalten sind ursprünglich beinahe parallel und senkrecht gegen die Rückensaite als Achse des Körpers gerichtet.

Die vier Gefäſsbogenpaare treten aber an der untern Fläche der Wirbel - säule nicht unmittelbar in einen Aortenstamm zusammen, sondern die Bogen jeder Seite vereinigen sich zu einem Gefäſse, das wir eine Aortenwurzel nennen wollen, und beide Aortenwurzeln vereinigen sich erst eine ziemliche Strecke hinter dem vierten Bogen (es ist immer noch vom Anfange des dritten Tages die Rede) in einen gemeinschaftlichen Stamm, die Aorta. Der Stamm theilt sich sehr bald wieder und vertheilt sich auf die am Schlusse des zweiten Tages angegebene Weise.

Es wird Zeit seyn, die einzelnen Theile des Gefäſssystems zu benennen, oder, was dasselbe ist, mit dem spätern Zustande desselben zu vergleichen. Sämmtliche Venen kommen aus der dem Dotter zugekehrten Keimhaut und sind Dottervenen. Schleimhaut und Gefäſsblatt sind aber der werdende Darmkanal mit dem Gekröse, denn wenn auch anfänglich nicht diese ganzen Blätter Darm zu werden scheinen, so geschieht es doch später. Die Venen sind also Nabel - Gekrösvenen, Venae omphalo-mesentericae. Da der schon geformte Theil des Speisekanals noch keine eigenen Venen zeigt, überhaupt dieser Theil auch der Hals - und Brustgegend angehört, so sind sie auch das gesammte Pfortadersystem. Venen im schon geformten Fötus lassen sich noch nicht unterscheiden. Es be - schränken sich also sämmtliche Venen dieser Zeit nicht nur auf das Pfortader - system, sondern auch auf den Theil desselben, der vom Darm und Gekröse kommt. Diese Pfortader geht auch nicht nur unmittelbar in das Herz, sondern ihr kurzer Stamm ist eben von dem aufnehmenden Theile des Herzens noch gar nicht unterschieden. Am Herzen selbst ist die stärkste Wölbung, die zukünftige Spitze. Man kann also mit Recht sagen, daſs die Spitze des Herzens nach rechts gekehrt ist. Ein Unterschied zwischen der Herzkammer und dem venösen Theile,54 oder der künftigen Vorkammer, so wie zwischen jener und dem Aortenwulst, ist auch noch gar nicht deutlich, wenn auch der weitere Verfolg lehrt, daſs aus dem gewölbten Theile die Kammer wird. Dagegen sieht man im Innern dieser Haupt - wölbung einen dunkeln Streifen, den ich lange für zurückgebliebenes Blut ange - sehen habe, in welchem ich aber endlich den feinen Rand einer im Innern befind - lichen Falte erkannte. Es ist die zukünftige Scheidewand der Herzkammern, welche schon aus dem zweiten Tage stammt (§. 2. r.), und schon bei der ersten Entstehung des Herzens, wenn nicht gebildet, doch veranlaſst seyn muſs. Es ist also nicht eine linke Kammer zuerst da, sondern eine Kammer, welche beide zukünftige einschlieſst. Ueber die Bedeutung der Arterien ist wenig mehr zu sagen, als daſs die beiden groſsen aus dem Embryo tretenden Aeste die Nabel - Gekrösschlagadern, Arteriae omphalo-mesentericae, sind.

m. Weiter - bildung des Gefäſs - systems.
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Die Weiterbildung, welche das Gefäſssystem im Verlaufe des dritten Tages erfährt, besteht auſser den Veränderungen im und am Herzen darin, daſs, nachdem die Venen in den Seitentheilen des Gefäſshofes sich vermehrt haben, die Stämme, in welche sie gesammelt werden, sich immer mehr an die Arterien - stämme anlegen. So liegt neben jeder Gekrösschlagader eine Vene, welche in queerer Richtung auf den Embryo zu verläuft. Am Rande des sich bildenden Darmes und Gekröses tritt jede derselben in die benachbarte aufsteigende Vene. Am linken Rande liegt die ursprüngliche aufsteigende Vene, die aus dem hintern Ende des Gefäſsraumes kommt. Am rechten Rande hat sich der gemeinschaftliche Stamm einer andern aufsteigenden Vene gebildet, die ein kleineres Fluſsgebiet hat und daher enger ist. Alle vier Venen ahmen offenbar die Verzweigung der Aorta nach. So bildet sich allmählig der erste Kreislauf um. Da die Umbildung aber nicht sehr auffallend ist und nur eine unmittelbare Weiterbildung, so wollen wir sie die zweite Form des ersten Kreislaufes nennen. Vollendet wird diese Um - bildung erst am 4ten Tage, denn am Ende des 3ten liegen die Seitenvenen nur mit ihren Verzweigungen an den Arterien mit den Stämmchen etwas vor den - selben. Ueberhaupt nehmen in der Keimhaut die Arterien eine tiefere Lage ein, als die mehr nach oben liegenden Venen, so daſs die Gekrösschlagadern unter den auſsteigenden Venen weggehen, um in den Gefäſsraum zu kommen, während in den Hauptstämmen das Verhältniſs umgekehrt ist, da die Aorta an die Wirbel - säule angeheftet ist, die Venen aber in dem noch nicht zum Gekröse vereinigten Theile des Gefäſsblattes liegen. Auch ihr gemeinschaftlicher Stamm, der am Ende des dritten Tages selbstständiger und länger ist, liegt unter dem Speisekanal, während die Aorta immer über ihm liegt. In der Aorta verlängert sich der Stamm, und die Theilungsstelle rückt also immer tiefer herab, die letzten Enden55 der Aorta verlieren sich auf den im Verlauf des dritten Tages entstehenden Harn - sack (Allantois). Endlich wird das Gefäſssystem wesentlich dadurch verändert, daſs die Aorta sich in den Leib des Fötus verzweigt (zuerst läſst sich die Entstehung der Carotiden erkennen), und daſs eben so Venen im Embryo sich bilden, von denen die Drosselvenen am Ende des dritten Tages schon sehr deutlich sind. Wir verweisen aber die nähere Betrachtung der Körpergefäſse auf den vierten Tag, wo sie mehr im Zusammenhange betrachtet und verständlicher gemacht werden können, nachdem von den Umbildungen des Herzens und seinen Umgebungen gesprochen ist, und brechen hier nur mit der Bemerkung ab, daſs am Ende des dritten Tages, also auſser der Pfortader, schon ein Körpervenen - system da ist.

Das Herz ist mit seinen Ein - und Ausgängen so steten Umänderungenn. Umbil - dung des Herzens. unterworfen, daſs es von einer Stunde zur andern Verschiedenheiten erkennen läſst. Da die Veränderungen mannigfaltig und gleichzeitig sind, so muſs man, um sie im Einzelnen zu verstehen, sie sogleich in ihren allgemeinsten Resultaten überblicken.

Diese bestehen erstens darin, daſs das Herz mit seinen Anhängen sich immer mehr nach hinten zurückzieht. Da zu gleicher Zeit die über der Rücken - saite liegenden Theile sich nach vorn schieben, so wird das Lagerverhältniſs des Herzens zum Hirne ganz umgeändert. Während nämlich das Herz in seiner ersten Bildung ganz unter dem Hirne lag und grade so weit nach hinten reichte, daſs das Hirn diese Lage noch am Ende des zweiten Tages nicht sehr verändert hatte, liegt am Ende des dritten Tages nur das vorderste Ende des Herzens, in so fern man die Aortenzwiebel als solches ansehen kann, unter dem verlängerten Marke als hinterstem Ende des Gehirns. Rechnet man die Aortenzwiebel nicht mit zum Herzen, so liegt das ganze Herz hinter dem Hirne.

Zweitens schiebt sich das Herz in seinen einzelnen Theilen zusammen, während es sich zurückzieht, so daſs die vordern Theile sich mehr zurückziehen, als die hintern. Ja der aufnehmende Theil rückt sogar weiter nach vorn. Eine Folge davon ist, daſs die Mitte des Herzens weit mehr nach unten hervorgetrieben wird, und am Ende des dritten Tages wie ein weiter Kropf, nur bekleidet vom serösen Ueberzuge, zwischen dem Vorderende der Bauchplatten hervorragt, seiner allgemeinen Richtung nach, dem Kopfe parallel.

Drittens zieht sich das aufnehmende Ende des Herzens, während der Leib sich immer mehr schlieſst und auf die linke Seite dreht, nach links hin. Nach dem ersten Viertel des dritten Tages ist schon diese linke Lage sehr deutlich und nimmt bis zum Ende dieses Tages immer mehr zu. Eine Folge davon ist, daſs56 die Krümmung, welche das Herz ursprünglich von der Schenkelverbindung aus nach links machte (§. 2. s.), bald aufhört und die Beugung nun ganz nach rechts geht. Sie geht so weit, daſs die Wölbung der Umbeugung nicht bloſs nach un - ten, sondern auch sehr stark nach rechts vorragt, aber unter fortgehender Ver - änderung, so daſs sie anfangs mehr nach rechts, nachher mehr nach unten und etwas nach hinten gekehrt ist.

Viertens scheidet sich das Herz in differente Abtheilungen. In der Mitte des zweiten Tages habe ich noch keine Begrenzung zwischen Herzzipfel und sei - nem Mitteltheile, den ich Herzkanal genannt habe, so wie zwischen diesem und dem nach vorn austretenden Bogen erkennen können. Das Herz ist durchaus nur der Zusammentritt der Gefäſse und organisirt nie die Gefäſse. Am Ende des zweiten Tages aber werden drei Abtheilungen angedeutet (§. 2. s.), deren Abgren - zung immer deutlicher hervortritt. Mit dem Anfange des dritten Tages wuchert nämlich die couvexe Seite der Hauptkrümmung im Ansatz neuer und zwar dunkle - rer Masse. Diese Masse, die in späterer Zeit immer mehr anschwillt, schwam - mig aussieht und endlich aus verwebten Fäden besteht, ist die zukünftige Mus - kelmasse der Herzkammer. Sie ist schon sehr früh scharf begrenzt, endet nach vorn und hinten mit einer kleinen Vorragung und nimmt nur die convexe Seite ein, so daſs die concave noch ganz die einfache Gefäſsform und Durchsichtigkeit behält. Eben diese Begrenzung giebt mehr die Ansicht vom Hinzutritt einer ueuen Bildung, als von Verdickung einer schon bestehenden. Diese Bildung be - zeichnet die künftige Kammer und enthält schon beide, da die innere Falte von der convexen Seite sich immer deutlicher erhebt. Später verdickt sich aber auch die eigentliche Gefäſswand in der Kammer und in dem Theile des Herzens, der vor ihr liegt, der Aortenzwiebel, die noch das Ansehen eines gleichmäſsigen, je - doch von rechts nach links und von unten nach oben gekrümmten Kanals hat. Die Grenze zwischen Kammer und Aortenzwiebel hat anfangs auch noch keine deutliche Einschnürung, die aber doch am Ende des dritten Tages schon kennt - lich wird. (Das Fretum Haller’s.) Je mehr das Herz sich in drei Abtheilungen scheidet, um desto mehr verwandelt sich der anfangs einfache Pulsschlag in einen dreiſachen.

o. Umbil - dung der Gefäſsbogen im Kiemen - apparate.
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Die Aortenzwiebel erhält eine Krümmung, indem sie sich zurückzieht. Diesem Zurückziehen folgen die Gefäſsbogen, jedoch nur langsam und mehr mit ihrem untern als mit ihrem obern Theile. Besonders zieht sich der vordere Kie - menbogen zurück, indem die dicht vor ihr liegende Mundspalte sich immer mehr öffnet. Eine Folge davon ist, besonders da zugleich der Rückentheil sich nach vorn schiebt, daſs der Blutstrom im ersten Bogen, der ursprünglich grade nachoben57oben stieg, später zwei Beugungen macht, zuerst schieſst er aus der Aortenzwie - bel etwas nach vorn, um in den ersten Kiemenbogen zu gelangen, beugt in die - sem dann um, sich nach oben den Kiemenbogen entlang zuwendend. An der Stelle dieser Umbeugung entsteht hierdurch eine sackförmige Erweiterung, welche wie eine vordere kleine Zwiebel aussieht. Sie ist in Pander’s Entwickelungsge - schichte Taf. IX. Fig. III. aus einer etwas spätern Zeit (dem 4ten Tage) abgebil - det, in welcher sie gewöhnlich nicht mehr recht kenntlich ist. Nachdem das Gefäſs dem ersten Kiemenbogen entlang gestiegen ist, krümmt es sich wieder nach vorn, um die Gegend zu erreichen, die es ursprünglich vor dem Zurücktreten der Kiemenbogen inne hatte, die Decke der Rachenhöhle nämlich. Hier kehrt es scharf um, als Anfang der Aortenwurzel seiner Seite. Aus dieser Umgebung tritt schon im Verlaufe des dritten Tages ein Gefäſs in das Hirn. Es kann nur die Kopfschlagader seyn. Dieser vorderste Bogen war, wie wir wissen, der erste, der sich gebildet hatte. Er ist in der ersten Hälfte des dritten Tages der stärkste, erscheint im weitern Verlaufe desselben aber immer schwächer, während der zweite und dritte stärker werden. Am Ende des dritten Tages erkennt man schon mit Mühe im ersten Gefäſsbogen den Blutstrom, theils weil der erste Kiemen - bogen sich mehr verdickt als die andern und an seinem untern Ende zurundet, da er bestimmt ist, eine besondere Metamorphose einzugehen, theils weil wirklich der Blutstrom an sich schwächer wird, was man daraus erkennt, daſs er den An - fang der Aortenwurzel nicht mehr auszufüllen vermag, sondern am Ende dieses Tages der Blutstrom aus dem zweiten Bogen, wo er die Aortenwurzel erreicht, sich theilt, ein Theil des Blutes wendet sich gegen den Stamm der Aorta, ein kleinerer Theil aber läuft rückwärts gegen den Ursprung der Aortenwurzel. So unerwartet es mir erschien, daſs in demselben Kanale das Blut erst nach der einen und dann nach der andern Richtung flieſst, so kann ich doch an der Richtigkeit der gegebenen Darstellung nicht zweifeln, weil ich die allmähligen Uebergänge deutlich gesehen habe. Am vierten Tage nämlich verschlieſst sich der vordere Gefäſsbogen, und die Kopfschlagader wird jetzt nur aus der Wurzel der Aorta durch die hintern Bogen mit Blut versorgt. Von der Kopfschlagader wird also nur der obere Theil unmittelbar aus dem ersten Bogen, und zwar aus seiner Umbeugung in die Wurzel der Aorta, gegen den Kopf hervorgetrieben. Der Stamm der Kopf - schlagader ist aber der Anfang der Aortenwurzel selbst.

Während der arterielle Theil des Herzens eine dicke Wandung erhält, bleibtp. Venö - ser Theil des Herzens. der venöse Theil dünnwandig und ist eine wahre Vene, die wir nur wegen der Pulsation und weil sie früher gegen die jetzige Herzkammer gar nicht abgegrenzt war, zum Herzen gerechnet haben. Die Zipfel des Herzens haben wir schon alsH58die eintreteuden Venenstämme erkannt. Der gemeinschaftliche, aus beiden ent - stehende gröſsere Venenstamm wird die künftige Vorkammer. Indem nämlich das venöse Ende des Herzens sich nach links und vorn zieht, wird dieser Stamm länger ausgezogen. Ungefähr nach dem ersten Viertheil des dritten Tages be - kommt er an seinem vordern Ende zwei, jetzt noch überaus kleine seitliche Erwei - terungen. Es sind die beiden Vorkammern, oder vielmehr die beiden Ohren der - selben. Da hier eine Umbeugung von links nach rechts ist, so liegt der Anfang des linken Herzohres bedeutend mehr nach vorn, als der Anfang des rechten, ein Lagenverhältniſs, das bis zum Ende des dritten Tages, wo beide sehr merklich zugenommen haben, ja schon gekerbt sind, immer wächst. Die herausgewach - senen Seitentaschen, wie man sie nennen kann, sind fast gleich anfangs dickwan - diger, als die durchgehende Vene. Nie habe ich eine von den Anhängen allein gesehen, so klein sie auch waren, und ich habe sie schon von Linie, viel - leicht von noch kleinerer Basis, bemerkt. Es entstehen also beide Herzohren zu - gleich. Man kann aber von dem Herzen in dieser Periode mit gleichem Rechte sagen, daſs es zwei Vorkammern habe, denn der Anfang beider Vorkammern ist da, und daſs es nur Eine Vorkammer besitze, denn die mittlere Höhle ist durch - aus ungetheilt; am richtigsten aber drückt man sich aus, wenn man ihm zwei Herzohren und Einen Venensack zuschreibt, obgleich das zwischen ihnen liegende vordere Ende der Vene noch so wenig ausgedehnt ist, daſs es kaum den Namen eines Sackes verdient. Es hat aber physiologisch die Bedeutung desselben.

q. Bildung der Leber - und Tren - nung der Körpervenen von der Pfortader.
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Indem das venöse Ende des Herzens sich zurückzieht, zieht es sich zugleich nach oben gegen die Wirbelsäule. Die Folge davon ist, daſs der gemeinschaft - liche Venenstamm sich gegen den vordern Eingang des Speisekanals hineindrückt (man erinnere sich, daſs die Zusammenmündung der Venen im Anfange des drit - ten Tages den untern Rand dieses Einganges bezeichnet). Die Vene wird also oben von dem Speisekanal mit zwei Schenkeln umfaſst. Diese Schenkel sind um die Mitte des dritten Tages hohle Pyramiden, mit breiter in den Speisekanal über - gehender Basis, und die ersten Aufänge der Leber. Kaum haben sie nämlich die Vene umklammert, so verlängern sie sich auch in den die Vene zunächst enthal - tenden Theil des Gefäſsblattes, welches den vordern Eingang in den Speisekanal von unten umgiebt, und verzweigen sich dabei, einen Ueberzug der Gefäſshaut immer vor sich her treibend. Da nun zugleich der schon geschlossene Theil des Speisekanals sich immer mehr nach hinten verlängert und sich verenget, so ragen beide hohle Kegel mit den hervorgetriebenen Enden hervor, während die Basis natürlich mit der innern Wand des Speisekanals in Verbindung bleibt. Die her - vorgetriebenen Theile erscheinen nun blattförmig und umschlieſsen eng die Vene. 59In diesen Blättern verzweigen sich die Spitzen der hervorgetretenen Kegel, wäh - rend die Basis sich immer mehr verengt und die Gestalt eines Cylinders annimmt. Die Verzweigung zeigte das Microscop durch eine verästelte dunkle Figur im In - nern jedes Blattes an. Die Form der Leber ist hiernach am Ende des Tages fol - gende. Sie besteht aus zwei kleinen blattförmigen Hälften, den beiden Leber - lappen, welche fast senkrecht auf dem Speisekanal stehen, und aus der Fläche des Gefäſsblattes hervorragen, den Venenstamm umschlieſsend, der noch unge - theilt zwischen ihnen hindurchgeht. Diese Durchgangsstelle ist aber doch als die künftige Verästelung der Pfortader bezeichnet. Nachdem diese Stelle im Venen - stamme durch Entwickelung der Leber fixirt ist, zieht sich der Venenstamm über denselben bis zum Eintritte in das Herz etwas mehr aus, und die Körpervenen, die in der 2ten Hälfte des dritten Tages sich bilden, münden in den Raum zwi - schen Leber und Herz ein. Wir haben also jetzt einen continuirlichen Venen - stamm, der bis zur Leber Pfortader ist, von da an Stamm der Körpervenen und endlich gemeinschaftlicher Venensack der Vorkammern.

Die Entwickelung der Leber führt uns zur nähern Betrachtung der Gefäſs -r. Fernere Ausbildung des Speise - kanals. schicht auf dem Speisekanale und des Speisekanals selbst. Wir müssen nämlich einen Faden, den wir früher fallen lieſsen (§. 5. d. e.), wieder aufnehmen. Es wurde die Umbildung des Gefäſs - und Schleimblattes der Keimhaut in den Speise - kanal dargestellt. Wir erinnern kurz, daſs durch eine von allen Seiten wirkende Abschnürung das Gefäſsblatt sich zu zwei Gekrösblättern, die sich über dem Schleimblatte zu einer Naht verbinden, dann aber gemeinschaftlich mit dem Schleimblatte sich zu einem Rohre schlieſsen. Am Ende des dritten Tages ist auf diese Weise der gröſste Theil des Speisekanals zu einem Rohre gebildet, ungefähr ein Drittheil in der Mitte ist noch offen, aber doch schon ein deutlicher Halbkanal. Der ganze Speisekanal besteht also aus zwei Schichten oder in einander steckenden Röhren (Halbröhren im mittlern Theile). Die innere Röhre ist aus dem Schleim - blatte gebildet und wird zur Schleimhaut des künftigen Darmes. Sie ist körnig und dunkler als die andere Schicht. Die äuſsere Röhre nämlich, aus dem Gefäſs - blatte gebildet, ist heller, durchsichtiger, glatter, und erleidet eine eigenthüm - liche Metamorphose. So wie sich der Speisekanal zu einem umschlossenen Rohre bildet, schwillt in ihm die Gefäſsschicht, die im Keimblatte ganz dünn war, auf. Man kann von diesem Aufschwellen am besten ein Bild geben, wenn man sagt, sie nähme an Umfang zu, wie ein aufgehender Teig, oder wenn man sich ein Stück Gummi denkt, das mit Wasser befeuchtet aufschwillt, durchsichtiger und weicher wird, ohne zu zerflieſsen. Eben so wird diese äuſsere Lage des Speise - kanals bis zum 5ten Tage immer dicker und durchsichtiger, so daſs am 4ten undH 2605ten Tage die innere Röhre des Speisekanals von einer viel dickern durchsichtigen Scheide umschlossen ist.

Die Weite der innern Röhre des Speisekanals nimmt dagegen, bis zum 4ten Tage wenigstens, ab. Wir erinnern, wie weit die erste vordere Einstül - pung am ersten und zweiten Tage war. Dasselbe gilt für die auf den Anfang des dritten Tages fallende Entstehung des hintern Theiles vom Speisekanal. Beide Enden nehmen während des dritten Tages, indem sie sich verlängern, an Weite ab. Nach Wolff und Pander sollte man glauben, daſs jeder Theil des Speise - kanals schon in der Bildung seine Individualität annähme, indem sie die einzelnen Zeitmomente angeben, in welchen sich durch Einstülpung die einzelnen Ab - schnitte des Speisekanals: Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm u. s. w. formen. Ich kann dieser Darstellung nicht beistimmen, sondern finde, daſs der Darm sich nach denselben Gesetzen bildet, wie das Herz, so daſs er zuerst in seiner allge - meinen Individualität sich von dem übrigen Leibe sondert, so lange aber in sich gleichmäſsig ist, und später erst die Differenz in seinen einzelnen Theilen auftritt. Freilich braucht nicht schon der ganze Speisekanal gebildet zu seyn, bevor die einzelnen Theile sich abgrenzen. Die Theile aber, die eben in der Bildung be - griffen sind, die Eingänge nämlich, sind nicht Theile der Speiseröhre, des Ma - gens und Zwölffingerdarms oder Mastdarms, wie z. B. Wolff von der Mitte des dritten Tages ganz genau angiebt, welche Theile der Wand des Magens gebildet sind, und welche nicht. Man kann nämlich, mit eben so viel Recht als Wolff, das Umgekehrte behaupten, und die ganze Oeffnung des Darmes, den Raum näm - lich zwischen beiden Eingängen, für identisch mit dem spätern Dottergange halten, der nichts ist, als die Verengerung dieser Oeffnung; wonach im vordern Theile des Speisekanals schon am zweiten Tage Rachenhöhle, Speiseröhre, Magen und Dünndarm enthalten wäre. Ich finde, daſs immer in einiger Entfernung von den Eingängen, also in den schon früher gebildeten Theilen des Speisekanals, die Individualität der einzelnen Abschnitte auftritt. So sahe ich in der ersten Hälfte des dritten Tages in der obern Hälfte des Speisekanals die Rachenhöhle abgegrenzt. Sie ist verhältniſsmäſsig sehr groſs, besonders aber weit, und verengt sich nach unten. Auf sie folgt ein enger Theil, der ganz kurz ist, und dann ein weiterer, der in die Oeffnung übergeht, und also in der Bildung begriffen ist; dieser wei - tere Theil ist aber nicht der Magen, denn aus ihm treten die Verlängerungen her - vor, welche zu Lebergängen werden, der zukünftige Magen ist also entweder mit der Speiseröhre im engen Theile oder mit dem Zwölffingerdarm im weitern Theile enthalten. Beide Abschnitte sind aber nicht einmal gegen einander abgegrenzt, sondern gehen ganz allmählig in einander über, und der Unterschied der Weite61 beruht nur darauf, daſs immer der Eingang weiter ist, als der früher gebildete, nachher in der Verengung begriffene Theil. Am Ende des dritten Tages ist auch der Theil vereugt, aus dem die Lebergänge kommen, da der Eingang nun weiter nach hinten liegt, und man sieht von der Rachenhöhle einen engen Kanal bis in die Nähe des Eingangs verlaufen, der in der Mitte kaum merklich aufzuschwellen anfängt, um die Gegend des Magens abzugrenzen, eine Abgrenzung, die aber erst am vierten Tage deutlich wird. Dasselbe gilt vom hintern Theile des Speisekanals. Wie weit der Mastdarm reicht, ist in dem gleichmäſsigen Kanale erst dann anzu - geben, wenn die Blinddärme hervorbrechen, was frühestens am Ende des dritten Tages erfolgt, und zwar nicht am Eingange, sondern in dem schon umschlosse - nen Theile, wo innerhalb der gleichmäſsigen Röhre erst dadurch ein Grenzpunkt gegeben wird.

Aus der aufgeschwollenen Gefäſsschicht des Speisekanals entwickeln sich im Verlaufe des dritten Tages die Lungen, die Leber, das Pankreas, die Blind - därme und der Harnsack. Alle diese Theile treten hervor, indem die Schleim - haut des Speisekanals aus der gleichmäſsigen Röhre sich in die Gefäſsschicht hin - einstülpt, und zwar alle aus dem umschlossenen Ende des Speisekanals, keine aus dem offenen Theile. Die Verschiedenheit derselben beruht nur auf geringen Modificationen der Entwickelungsweise, im Wesentlichen bleibt sie jedoch für alle gleich.

Schon nach der Mitte des dritten Tages sieht man in der Gefäſsschicht,s. Entwicke - lung der Lungen. welche den Speisekanal hinter der Rachenhöhle, die, wie ich bemerkt habe, schon ihre Selbstständigkeit hat und auffallend groſs und auf jeder Seite von vier Spalten durchbohrt ist, stark aufgeschwollen. Die Aufschwellung reicht bis an den vordern Eingang. Ungefähr in der Mitte sieht man zwei Höckerchen von noch nicht ¼ Linie Höhe. Nach vorn und unten verlaufen diese Höckerchen ganz allmählig in die übrige Gefäſsschicht ohne Grenze. Ihr hinterer Rand ist aber et - was aufgeworfen, und man sieht den aufgeworfenen Rand etwas nach oben ver - laufen, wo die Höckerchen auch ein wenig vorragen. Die Masse der Höckerchen ist völlig übereinstimmend, und auf keine Weise abgegrenzt von der Gefäſsschicht des Speisekanals. Jedes Höckerchen enthält eine kurze, kegelförmige Höhle, welche in den Speisekanal mündet. Die Höcker aber werden zu den Lungen, und die innern Kanäle sind die Luftröhrenäste, welche auf entgegengesetzten Sei - ten aus dem Speisekanal treten. Der Stamm der Luftröhre fehlt. Ob schon am Ende des dritten Tages beide Luftröhrenäste zusammentreten, weiſs ich noch nicht. Am vierten ist kein Zweifel mehr darüber.

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t. Entwicke - lung der Le - ber und des Pankreas.
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Von der Entwickelung der Leber wurde bei Gelegenheit des Gefäſssystems gesprochen. Das Pankreas entwickelt sich fast auf dieselbe Weise und fast um dieselbe Zeit. Kaum haben die kegelförmigen Verlängerungen, welche die zu - künftigen Lebergänge werden, angefangen eine cylindrische Gestalt anzunehmen, so tritt zwischen ihnen eine Ausstülpung hervor, die aber langsam sich vergrö - ſsert, so daſs sie am Ende des 3ten Tages noch kaum bis in die Mitte der Dicke der Gefäſsschicht reicht und äuſserlich durchaus keine Vorragung bildet. Die körnige innere Fläche deutet jedoch an der Spitze schon einige Verzweigungen an, die freilich mehr das Ansehen von Schleimgrübchen haben.

u. Blind - därme.
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Die Blinddärme zeigen sich erst mit dem Ende des dritten Tages, oft erst am Anfange des vierten, als zwei senkrecht auf dem Speisekanal aufsitzende seit - liche Ausstülpungen. Sie sind gleich anfangs von beträchtlicher Weite und bilden äuſserlich zwei stumpfe Höcker auf dem Darme durch kegelförmiges Heraustreten des Schleimblattes gegen das Gefäſsblatt, dann scheinen sie fast still zu stehen in der Entwickelung, so daſs es in der Weiterbildung gar keinen Unterschied macht, wenn sie auch erst am 4ten Tage ihre Entwickelung beginnen. Später wachsen sie zwar wieder rasch, allein eine Verzweigung bildet sich erst ganz spät und bleibt in der Form von Schleimgruben stehen.

v. Harnsack.
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Aus dem hintern Ende des Speisekanals erhebt sich ferner bald nach der Bildung desselben, schon etwas vor der Mitte des dritten Tages, eine kleine blasen - förmige Hervorstülpung, die einzige von allen, die sich nie verzweigt, sondern immer die Blasenform beibehält. Es ist der Harnsack (Allantois), beim Vogel ge - wöhnlich Chorion genannt. Er gleicht beim ersten Austritte aus dem Darmende einem stumpfen Kegel; die Basis verschnürt sich aber bald, und die Spitze wird halbkugelig. Er wächst bis zum Ende des dritten Tages nur sehr langsam, kaum über die Gröſse eines Nadelkopfes, und von unten angesehen erhebt er die Schwanz - kappe ganz unmerklich. Nicht nur aus der Entstehungsweise an diesem Tage, sondern aus der Beschaffenheit des Harnsackes selbst bis zum sechsten Tage, ist es überaus leicht zu erkennen, daſs er aus zwei Blättern, einem innern Schleimblatte und einem äuſsern Gefäſsblatte, besteht.

w. Verglei - chung der Hervorstül - pungen aus dem Speise - kanale.
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Vergleichen wir nun diese Hervorstülpungen in ihrem ausgebildeten Zu - stande, so finden wir, daſs in den vordersten, also in den Lungen, die Verästelung am weitesten sich ausbildet, nächst diesen in der Leber, weniger im Pankreas, nur angedeutet ist sie in den Blinddärmen, und sie fehlt ganz im Harnsacke. Der Grad der Verästelung nimmt also von vorn nach hinten ab, allein dieselbe Reihen - folge ist nicht in der Zeit der Verästelung; denn die Leber verästelt sich am frü - hesten und ansehnlichsten, nächst dieser das Pankreas. Die Lunge erhält wäh -63 rend der ganzen zweiten Periode keine Verästelung. Auf das schnellere Auftreten der Verästelung wirkt also wohl die Beziehung, die jedes Organ zunächst zu dem frühern Verhältnisse des Fötus hat.

Viel schwieriger, als bei allen denjenigen Organen, die durch ein Hervor -x. Wolffi - sche Körper. treiben der Schleimhaut gegen die Gefäſsschicht des Speisekanals sich bilden, ist die Entstehungsweise des Harn - und Geschlechts-Apparats in allen einzelnen Momenten zu verfolgen. Wir müssen, um ihren Ursprung zu erkennen, zu der Spaltung des Keimblattes zurückkehren (§. 5. d.) und erinnern, daſs ein Streifen der untern Lage sich senkrecht stellt als Gekrösplatte, daſs ferner die untern Winkel beider Gekrösplatten zur Bildung der Naht gegen einander neigen. Durch dieses Zusammenneigen wird der Winkel, den die Gekrösplatte oben mit der Bauchplatte bildet, immer gröſser. In diesem Winkel nun erscheint in der zweiten Hälfte des dritten Tages ein rundlicher Streifen oder dicker Faden, der am Ende des dritten Tages nicht nur im Queerschnitte, sondern auch wenn man die Kappe von unten aufschneidet, der ganzen Länge nach zu erkennen ist. Jener runde Streifen ist der erste Aufang des von Rathke so genannten Wolffi - schen Körpers, welcher von der Herzgegend bis zum Harnsacke reicht. Er zeigt schon auf der freien Wölbung abwechselnde Erhabenheiten und Einschnürungen. Die Erhabenheiten sind dunkler, weil sie aus dichterer Masse bestehen. Die Einschnürungen sind heller.

Queerdurchschnitte lassen schon am Ende des dritten Tages einen Kanal im Innern dieses Körpers dicht an seiner Anheftung erkennen, und zuweilen sieht man ein Blutströpfchen in dem Kanale. Damit stimmt es, daſs man in Embryo - nen, die am Schlusse dieses Tages schon weiter vorgerückt und blutreicher sind, einen rothen Streifen längs dieses Körpers durchschimmern sieht. Es scheint mir daher, daſs jeder Wolffische Körper sich auf und aus einem Blutgefäſse hervor - bildet; obgleich es mir noch nicht gelungen ist, den Zusammenhang dieses Blut - gefäſses mit andern vollständig aufzufinden. So viel ist aber gewiſs, daſs diese Körper niemals eine vereinte Masse darstellen, die sich erst später spaltet. Viel - mehr sind sie durch die Gekrösplatten von einander getrennt, und vor der Bil - dung der Gekrösplatten sind nicht nur die Wolffischen Körper noch nicht da, sondern nicht einmal der Raum, in dem sie sich bilden, da eben dieser Raum erst durch die Spaltung der Bauchplatte gegeben wird. (§. 5. c.)

Auf der Bauchplatte sieht man die Extremitäten in der zweiten Hälftey. Anlage der Extremi - täten. dieses Tages als schmale Leistchen entstehen.

Die Rückenplatten haben sich wenig verändert, ausgenommen daſs siez. Rücken - platten. dicker geworden sind. Die Wirbelanlagen in ihnen steigen seitlich bis über die64 Rückensaite herab. Nach oben erreichen sie sich aber nicht. Die Wirbel - rudimente gehen bis zur Schwanzspitze und vorn bis über das Ohr, so daſs man vor dem Ohre noch zwei Wirbel, wenn auch nicht immer im dritten, doch im vierten Tage erkennt. Auffallend ist es, daſs die Wirbel, welche in ihrer Ent - stehung dunkler waren, als die Zwischenräume, am dritten Tage heller werden. Zuerst sieht man in der Mitte jeder Wirbelhälfte noch dunkle Körnermasse, dann wird auch diese hell, und es sind die schmalen Zwischenräume dunkler, als die Anlage der Wirbel. Dieses Hellerwerden. das sich in allen Knochen findet, scheint mir der eigentliche Uebergang in den Knorpelzustand, obgleich der Knorpel jetzt noch sehr weich ist. Ob nun die Zwischenräume zwischen den Wirbeln bloſs dunkler erscheinen, weil die Wirbel heller geworden sind, oder ob wirklich etwas Neues sich hier erzeugt hat, läſst sich wohl kaum durch Beob - achtung entscheiden. Ich sehe wenigstens kein Mittel zur Entscheidung der Frage, ob schon die Rückenmarksnerven da sind, oder nieht. Wenn man die Zartheit des Sehnerven bei seinem Auftreten, oder das enge Anliegen seiner Mark - masse an die Umgebung betrachtet, so kann man kaum die Hoffnung hegen, aus den dicken, wenig durchsichtigen Rückenplatten und zwischen den verhält - niſsmäſsig festen Wirbeln die ersten Anfänge der Nerven auszuarbeiten, oder ohne Zergliederung zu sehen. Das Erhärten im Weingeist giebt keine Hülfe, da die ganze Masse des Embryo noch dem Eiweiſse sehr ähnlich ist; so wird sie überall weiſs, und nur wo die Nervenmasse schon in bedeutender Quantität an - gehäuft ist, zeichnet sie sich durch gröſsere Weiſse aus, wie der Centraltheil des Nervensystems.

aa. Central - theil des Ner - vensystems.
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Das Rückenmark ist noch stark seitlich zusammengedrückt, die beiden Blätter sind viel dicker geworden und füllen den Kanal fast ganz aus. Sie reiſsen sehr leicht von einander, hängen jedoch in der obern und untern Fläche durch ein sehr zartes Blättchen zusammen. Dieses Blättchen scheint aber fast keine Nervenmasse mehr zu enthalten, sondern eine einfache Membran zu seyn. Jede Seitenhälfte des Rückenmarkes ist durch eine mittlere helle Furche in einen obern und einen untern Strang getheilt.

Im verlängerten Marke treten beide Nervenblätter nach oben weit aus einander, um die vierte Hirnhöhle zu bilden, die aber noch von einer Lamelle bedeckt ist. Jedes Rückenmarksblatt bildet mehrere kurze Faltungen, und im vordern Rande der hintersten Hirnzelle treten beide Blätter wieder zusammen, um die Vierhügel zu bilden. Das übrige Hirn bildet eine groſse Blase, die in mehrere Zellen getheilt ist, eine für die Vierhügel, eine vor denselben, und zwei für die Hemisphären. In diesem ganzen Umfange schien mir das Hirn nach obenge -65geschlossen. Die Hirnmasse ist noch ganz dünne, ein in Zellen getheiltes Blatt. Kaum ist der untere Rand des Blattes als zukünftiger Hiraschenkel etwas dicker. Zwischen beiden verdickten Rändern ist eine in der Mitte gerade durchlaufende Verdünnung. Einen Sehhügel oder andere Hirnganglien kann ich nicht unter - scheiden. Der Trichter, der am zweiten Tage bloſs nach unten gerichtet war, richtet sich, im Verfolge des stärkern Zusammenkrümmens des Vorderendes vom Embryo und des Zusammenrückens aller Hirntheile, immer mehr nach hinten und ist verhältniſsmäſsig noch sehr weit. Die Hemisphären sind klein. Zwi - schen der vordersten doppelten Hirnzelle (den Hemisphären) und der darauf fol - genden einfachen nach hinten zu, war von der innern Fläche aus der Austritt des Sehnerven sehr deutlich als eine Oeffnung zu erkennen. Der Sehnerve selbst, nochbb. Auge. sehr deutlich hohl, läuft zuerst nach hinten (im Verhältniſs zum ganzen Embryo), das heiſst also nach der Schädelbasis und dann nach auſsen, und entwickelt sich bald in eine Blase, die eine Eiweiſskugel einschlieſst. Die Wand jener Blase oder die Netzhaut war deutlich erkennbar, auch lieſs sich die Linse an der Ober - fläche jener Eiweiſskugel vollkommen unterscheiden.

An der Unterfläche jeder Hemisphäre des groſsen Hirns erscheint im Ver -cc. Riech - nerve. laufe des dritten Tages eine kleine runde helle Fläche, umgeben von einem dunklen Kreise. Es ist der gegen die Basis des Schädels hervortretende Riech - nerve, der hohl ist, und dessen cylindrische Wandung von unten gesehen als ein Kreis erscheint. Diese Stelle hat auffallende Aehnlichkeit mit dem ersten Auftreten des Auges und des Ohres. Aeuſserlich bemerkt man aber an der untern Fläche des Schädels noch keine Veränderung.

Das Ohr schien, auſser daſs es mit der Umgebung nach vorn gerückt war,dd. Ohr. seit dem vorigen Tage sich nicht verändert zu haben.

Während des dritten Tages nimmt das Eiweiſs sehr merklich ab. Dieee. Die übri - gen Theile des Eies. Keimhaut hat sich bis über die Hälfte der Dotterkugel ausgebreitet. Die Hallonen sind ganz geschwunden und unter dem Embryo liegt eine gleichmäſsige Flüssigkeit zwischen ihm und der eigentlichen Dottermasse. An dieser wird die Zunahme des Umfanges bemerklich. Die Dotterhaut wird über dem Embryo dünner.

§. 6. Vierter Tag.

Am vierten Tage geht die Abschnürung des Fötus bedeutend weiter,a. Vorbe - merkung. immer aber bleibt noch ein Theil des Darmes rinnenförmig offen. Die Ein - hüllung des Embryo durch das wahre Amnion wird im Anfange dieses Tages vollendet, wenn sie nicht schon am Schlusse des vorigen erfolgt war.

I66
b. Einhül - lung durch das Amnion.
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Der Vorgang der Einhüllung ist sehr einfach. Von allen Seiten rückt der innere Rand der elliptischen Amnionsfalte gegen die Mitte zusammen, bis die Oeffnung sich mit einer weiſsen Narbe über dem Lendentheile des Rückens schlieſst. Am Ende dieses Tages ist oft auch die Narbe nicht mehr kenntlich. Da zugleich die Spaltung der Blätter in der allgemeinen Kappe bis zum Umfange derselben fortgegangen ist, so steht das abgelöste seröse Blatt jetzt nur mit der Amnionsfalte in Verbindung, und wir haben daher nun plötzlich ein geschlossenes Amnion (Fig VII und VIII. und Fig. 7″), entstanden aus der Amnionsfalte (t r′, u s′), dem serösen Blatte der Kappe (Fig. VII. r′ p′, q′ s′ und Fig. 7.) und über - gehend in die untere Wand des Embryo, so viel davon schon durch das seröse Blatt gebildet ist (d p′, q′ b) (§. 5. h.)

c. Panders falsches Amnion.
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Da das Amnion aber aus einer Falte gebildet ist, so folgt daraus, daſs über dem geschlossenen Amnion noch ein Blatt liegt, welches an die Stelle der Naht angeheftet, im übrigen Umfange aber frei ist. Es ist das obere Blatt der Amnionsfalte (r t u s). Dieses Blatt hat Pander das falsche Amnion genannt.

d. Ab - schnürung des Embryo. Nabelbil - dung.
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Was die Abschnürung anlangt, so finden wir, daſs der kreisförmige Um - wurf, welcher durch die Kopfscheide, die Schwanzscheide und die Seitenscheiden gebildet wird, sich von allen Seiten gegen die Mitte zusammenzieht. Die Com - munication zwischen dem Embryo und dem Eie erscheint nun schon als bloſse Oeffnung, die mit dem Worte Nabel bezeichnet wird. Es muſs einleuchten, daſs dieser Nabel kein neuer Theil ist, sondern die Stelle, wo der Embryo in die übrigen Eitheile übergeht, die nur durch Verschnürung die jetzige Form erhalten hat. Vergleichen wir nämlich unsere Abbildungen VII. VI. bis zu I. und die Queerdurchschnitte in derselben Reihenfolge rückwärts, so finden wir, daſs eben dieser Nabel früher die weite Oeffnung des Leibes, noch früher der ganze Um - fang des offenen Leibes und endlich am ersten Tage noch ganz unbegrenzt war, da der Embryo selbst keine Grenze hatte. Da der Nabel der Uebergang vom Embryo in das Ei ist, so müssen in ihm sich sämmtliche Blätter der Keimhaut wiederfinden, und wir wollen diese einzelnen Blätter unterscheiden, da ihre fer - nere Geschichte nicht dieselbe bleibt. Am meisten nach auſsen ist eine Scheide vom serösen Blatte (p′ q′). Sie geht nach oben in die Haut des Embryo über, nach unten in das seröse Blatt der Kappe. Da aber das seröse Blatt der Kappe in diesem Tage zum Amnion wird, so geht diese Scheide also ins Amnion über. Man könnte sie den Amnionsnabel, noch besser den Hautnabel oder Bauchnabel, nennen; denn der sonst wohl gebrauchte Name Nabelscheide ist in so fern nicht recht passend, als diese Scheide für die Leibeshöhle selbst den Nabel bildet. In ihr ist eine zweite Röhre, welche wieder aus zwei Röhren besteht, die aber67 immer vereinigt bleiben, und daher nur einen gemeinschaftlichen Kanal bilden. Im Innern dieses Kanals ist nämlich ein Uebergang des Schleimblattes aus dem Schleimblatte der Dotterkugel in die innere Fläche des Darmes. Nach auſsen ist ein übereinstimmender Uebergang aus dem Gefäſsblatte in die Gefäſsschicht des Darmes. Und dieser Kanal ist überhaupt ein bloſser Darmnabel, der im Hautnabel liegt. Seine Höhlung führt aus dem Raume, den der Dotter einnimmt, in die Höhlung des Speisekanals, und zwar durch den vordern und den hintern Eingang in die schon gebildeten Enden des Speisekanals, unmittelbar aber gegen die Darmrinne. Es ist nur noch ein kleiner Theil des Darmes rinnenförmig. Immer ist diese Darmrinne schon von beiden Seiten gewölbt und nur nach unten offen. Die Höhlung des Hautnabels führt in die Bauchhöhle, welche in der zweiten Hälfte des vierten Tages eine ansehnliche Weite hat.

Wir wollen nun der Entstehung der Bauchhöhle nachgehen, welche plötz -e. Bauch - höhle. lich aufgetreten zu seyn scheint, da ein ansehnlicher freier Raum im Embryo sich findet, welcher Speisekanal, Leber, die Wolffischen Körper und den Harnsack umschlieſst. Das Gekröse hängt tief herab bis zu dem Theile des Darmes, der noch rinnenförmig ist, und theilt dadurch die Bauchhöhle fast in zwei Hälften. Das giebt uns Licht über die Entstehung der Bauchhöhle. Diese ist aber nichts anderes, als die Vereinigung der beiden Lücken, welche am dritten Tage in den Bauchplatten sich bildeten, wie aus der Ansicht der Fig. 5, 6 und 7. deutlich werden muſs. Ginge um jene Zeit das Gefäſsblatt (das zukünftige Gekröse) nicht in einer langen Strecke in das Keimblatt über, so würde schon am dritten Tage die Bauchhöhle die gewöhnlichen Verhältnisse haben. Doch überblicken wir ihre Bildung vom Anfange bis zum Ende des vierten Tages! In den beiden ersten Tagen hat der Embryo gar keine Bauchhöhle, also auch keine offene. Man kann zwar dem Embryo in der ersten Periode einen offenen Bauch zuschreiben, in so fern die zukünftigen Bauchwände noch in der Ebene des Keimblattes liegen, aber keine offene Bauchhöhle. Offen ist dagegen seine Darmhöhle, d. h. sein Speise - kanal. Am Ende des zweiten Tages beginnt nun jene Spaltung (§. 2. x.), und so lange die Spaltung im Bereiche jeder Bauchplatte bleibt, sind zwei Bauchhöhlen da, als schmale Spalten (Fig. 5.). Im Verlaufe des dritten Tages nehmen beide Höhlungen an Weite zu, bleiben aber immer getrennt, bis auf ganz enge Com - municationen, die vorn im umschlossenen Theile des Embryo, vor und neben dem Herzen sich finden müssen (§. 5. c.). Die Trennung zwischen der obern und untern Lage des Keimblattes geht am Ende des dritten Tages über die äuſsern Grenzen der Bauchplatten hinaus und trennt das seröse Blatt im Umfange der Kopf kappe, der Schwanzkappe und der Seitenkappen, d. h. im Umfange derI 268allgemeinen Kappe, wenn nicht im dritten, doch im vierten Tage (§. 5. h.). Da zu gleicher Zeit die Abschnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut weiter schreitet, so erhält die gedoppelte Bauchhöhle immer mehr untere Wand und Seitenwand. Da ferner die Spaltung von der Bauchplatte durch den Nabel in die Kappe fortgeht, so muſs sich der Darmnabel vom Hautnabel trennen. Deshalb stoſsen beide Bauchhöhlen im Nabel zusammen. Je enger der Darmnabel wird, um desto weniger ist die Bauchhöhle getheilt. Die Verengerung geht aber im Darmnabel rascher vor sich, als im Hautnabel, und dieser Unterschied wird noch vergröſsert durch das Durchdrängen des Harnsackes, wovon weiter unten. Am Ende des vierten Tages erkennt man schon kaum mehr, daſs der Darmnabel früher die Bauchhöhle getheilt hatte, besonders da der Nabel jetzt ziemlich weit unter den untern Rand der Bauchplatten gerückt ist, oder mit andern Worten, da die Bauchhöhle nur oben von den Bauchplatten, nach unten aber von einer Verlängerung des serösen Blattes gebildet wird. Es ist aber diese Verlängerung des serösen Blattes nicht mehr bloſse Oberhaut, sondern scheint aus zwei Schichten zu bestehen, und ist wahre Haut. Die Bauchhöhle hat also oben zu beiden Seiten die Bauchplatten, die immer noch schmal sind; weiter nach unten ist sie von der Haut bis auf die Nabelöffnung umschlossen. Nach hinten geht die Bauchhöhle ursprünglich bis an die Stelle, wo das hintere Ende des Speisekanals an die Bauchplatten stöſst. Nach vorn scheint das Verhältniſs weniger einfach, ist im Grunde aber doch dasselbe. Die Rachenhöhle wird nämlich, wie unten das Afterende, unmittelbar von den Bauchplatten umfaſst. Bis hierher hat sich also die Trennung der Bauchplatten nicht erstreckt. Es ist nur der Unterschied, daſs die Rachenhöhle weit länger ist. Ihre Grenze ist noch immer durch die hintersten Kiemen - (Arterien -) bogen bezeichnet, welche am vierten Tage der nun hinzugetretene fünfte Bogen ist. Die Kiemenspalten gehen also durch die Wand der Rachenhöhle hindurch, ohne auf einen Raum zu stoſsen, der das Verhältniſs der Bauchhöhle hätte. Hinter ihnen spitzt sich die Rachenhöhle zu, um in den übrigen Speisekanal überzugehen, der viel enger ist, und hier hat man gleich eine umgebende Höhle, welche das Herz umfaſst und sich in die Bauchhöhle fortsetzt. Erinnern wir uns nun, daſs schon sehr früh in der Kopf kappe die erste Spaltung der Blätter eintritt, so sehen wir leicht ein, daſs mit diesem Momente eigentlich die Bildung der Bauchhöhle begann. Daraus folgt, daſs die Bauchhöhle im An - fange gewissermaſsen auſserhalb des Embryo lag und zuerst nur das Herz enthielt; daſs diese Bauchhöhle sich dann durch Spaltung in die Bauchplatten nach hinten in zwei Schenkel fortsetzte; daſs dann beide Schenkel hinten zusammenliefen, sobald der Harnsack nicht mehr von den Blättern der Schwanzkappe eng um -69 schlossen war, und nun endlich die Bauchhöhle die Darmhöhle umschlieſst, mit Ausnahme des Darmnabels, in welchem die Darmhöhle die Bauchhöhle durch - bohrt. Nach auſsen communicirt die Bauchhöhle mit dem Raume des Eies, der zwischen dem Amnion und der tiefern Lage der Kappe liegt und mit dem Raume zwischen Amnion und dem obern Blatte der Amnionsfalte, oder dem serösen Ueberzuge.

Die Betrachtung der Bauchhöhle führt uns nothwendig zu der Bestimmungf. Allgemei - ne Gestalt des Embryo. anderer Regionen des Embryo. Hinten ist die Wirbelsäule über die Bauchhöhle und etwas über die Darmhöhle hinaus gewachsen, und letztere haben sich zurück - gezogen. Wir haben also jetzt erst einen wahren Schwanz. Der Rumpf wird durch die beiden Paare der Extremitäten bezeichnet. Die Bauchhöhle geht aber viel weiter nach vorn in den Hals. Es scheint mir nämlich unbedenklich, daſs der Theil des Leibes, der vor der vordern Extremität liegt, der Hals ist, denn die Bauchplatten in diesem Theile, werden zu den Wänden des Halses, sobald sich das Herz zurückgezogen hat. Jetzt aber liegt nicht nur das ganze Herz, son - dern selbst die Leber im Halse.

Während des vierten Tages wendet sich zuerst das Schwanzende stark ge - gen den Kopf und legt sich auf die linke Seite. Nur der eigentliche Rumpf zwi - schen beiden Extremitäten ist gerade. Der Hals ist sehr stark gekrümmt, so daſs die Stirn gegen die zukünftige Brust gekehrt ist und der Uebergang des Rücken - marks in das verlängerte Mark die vorderste Region des ganzen Thierchens ein - nimmt. Die Rückenseite des Halses ist also viel länger als die Bauchseite. Der Kopf hat sich viel mehr zusammengeschoben, und die Zelle für die Vierhügel ist die gröſste Hirnzelle. An Länge betragen Kopf und Hals zusammen ungefähr so viel als der Rumpf. An Masse kommt aber der Kopf allein dem Rumpfe gleich.

Wenden wir uns nun an die einzelnen Theile des Embryo, und zwar zu -g. Speise - kanal. erst an die Theile in der Bauchhöhle. Der Speisekanal ist noch fast gerade. Nur der mittlere noch nicht umschlossene Theil, oder die Darmrinne, liegt tiefer, in - dem sich hier das Gekröse verlängert hat. Der vordere Eingang in den Speise - kanal ist enger, als in der ersten Hälfte des dritten Tages. Im vordern Theile des Speisekanals ist nicht nur die Rachenhöhle begrenzt, sondern hinter ihr folgt noch eine verengte, aber sehr kurze Röhre, die Speiseröhre. Hinter dieser findet sich eine längliche Erweiterung, der Magen, der aber noch ganz in der der Längen - achse des gemeinsamen Kanals ist und nur ein etwas erweiterter Theil desselben. Seine stärkste Wölbung ist nach dem Rücken, zuweilen sogar etwas nach rechts gekehrt. Hinter diesem der Zwölffingerdarm, der allmählig sich erweiternd in den vordern Eingang ausläuft. Die Darmrinne ist am Ende dieses Tages nur noch70 Linie lang. Im hintern Theile der Speiseröhre ist der weite Darm, dessen Grenze die Blinddärme bezeichnen, im Uebrigen vom hintern Theile des engen Darmes, der in den hintern Eingang übergeht, nicht verschieden. Mundöffnung weit. Einen After habe ich am vierten Tage noch nicht entdecken können.

h. Lunge.
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Die Gefäſsschicht hat sich in dem schon gebildeten Theile des Speisekanals noch mehr aufgelockert, und gleicht einer halbdurchsichtigen Gallert. Die Lun - gen heben sich nach unten mehr aus dieser Schicht hervor, hängen aber doch noch durch ein von ihrem Abtrennen aufgehobenes Blatt mit dem Speisekanale zusam - men. Die Röhre in jedem Lungenflügel hat sich nach hinten in ein kleines Säck - chen blasenförmig erweitert und nach vorn sehr verlängert, so daſs beide Bron - chien in einem sehr spitzen Winkel zusammenstoſsen. Dann folgt ein kurzer ge - meinschaftlicher Kanal, der am Ende dieses Tages oft erst Linie lang ist, die Luftröhre nämlich, die mit der Speiseröhre hinter der Rachenhöhle zusammen - mündet.

i. Leber.
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Die Leber ist in zwei flache Körper ausgebildet, die wie Platten die Pfort - ader umfassen. In diese Platten haben sich beide Lebergänge weiter verzweigt. Die innere Fläche der Lebergänge ist körnig, wie die innere Fläche des Darmes. Beide Lebergänge haben sich nicht nur in die Leberlappen verlängert, sondern auch mehr aus dem Darme herausgezogen, so daſs sie meistens schon an der Basis zusammenstoſsen, am Ende des Tages aber schon einen gemeinschaftlichen Kanal zu bilden pflegen. Zwischen die Lebergänge haben sich Verlängerungen der Vene hineingezogen.

k. Pankreas.
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Das Pankreas ist noch nicht oder nur sehr wenig aus der Ebene der Ge - fäſsschicht hervorgebrochen.

l. Blinddär - me.
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Die Blinddärme bilden noch kurze und stumpfe Kegel, die senkrecht auf der Achse des Speisekanales stehen.

m. Harnsack.
7

Der Harnsack, der im vorigen Tage und am Anfange dieses Tages nur we - nig sich vergröſserte, weil er seiner Entstehung nach nothwendig zwischen das seröse und Gefäſsblatt der Schwanzkappe eindrängt, wächst in der zweiten Hälfte des vierten Tages sehr rasch, nachdem die Trennung beider Blätter, welche der Harnsack zu unterstützen scheint, überall erfolgt ist. Zuerst drängte er sich zwi - schen den genannten Blättern der Schwanzkappe, und dann, immer wachsend, zwischen dieselben Blätter der rechten Seitenkappe hinein. Er wird dabei dünner und durchsichtiger. Seine Basis zieht sich in einen hohlen Stiel aus. Die Spitze nimmt eine kugelförmige Gestalt an und hat am Ende dieses Tages die Gröſse ei - ner Wicke oder Erbse. Ein schönes Gefäſsnetz, das er aus dem Leibe hervor - hebt und das durch eine Verzweigung der Aortenäste gebildet wird, ist in seiner71 Gefäſsschicht enthalten. Die innere Schicht oder das Schleimblatt ist davon sehr leicht unterscheidbar.

Die Lücke im Gekröse verengt sich, theils indem die Gekrösblätter sichn. Lücke im Gekröse. auch nach oben an einander legen, theils indem sich in die Lücke etwas Bil - dungsgewebe absetzt.

Die Wolffischen Körper enthalten ein der Länge nach verlaufendes Blut -o. Wolffi - sche Körper. gefäſs. Die dunklen Queerstreifen haben sich vergröſsert und sind unbezweifelt hohle Röhrchen, von dunkler Wandung umgeben, ungefähr so wie die Leber - gänge in ihrer ersten Bildung; nur sind jene sehr viel enger. Sie scheinen aber Blut zu enthalten. Wenn sie Blut enthalten, so münden sie ohne Zweifel in das Längsgefäſs ein.

Die beiden Hauptäste, in welche sich die Aorta schon am zweiten Tagep. Gefäſs - system. spaltete, laufen zwar an derselben Stelle, an welcher später die Wolffischen Kör - per sich finden, allein am dritten Tage schon, und noch mehr am vierten, sieht man die Aorta in einem ungetheilten Stamme bis in die Nähe des Harnsackes ver - laufen, wo sie erst in zwei Aeste sich spaltet, und die Gekrösschlagader ist jetzt ein einfacher Ast dieses gemeinschaftlichen Stammes. Es scheint also, daſs beide Hauptäste der Aorta sich wirklich verengt haben (wohl durch Verlängerung aus dem Mittelstamme), und man kann die Ueberzeugung nicht gewinnen, zu der sonst der Anschein führen könnte, daſs aus diesen ursprünglichen Hauptästen die Wolf - fischen Körper sich bilden. Auffallend aber bleibt es immer, daſs zwischen den vordern Enden der Wolffischen Körper die Aorta viel weiter ist, als im übrigen Verlaufe, und es wäre daher auch möglich, daſs der Stamm der Aorta sich hier theilt und die Fortsetzung erst später zwischen den beiden frühesten Aesten sich bildete. Die Gefäſsstämme, auf denen die Wolffischen Körper sich bilden, sind aber vielleicht noch eher Venen, welche der Aorta entsprechen, und also die Haupt - wurzeln der untern Hohlvene wären. Am vierten Tage ist auch eine Drosselvene, die das Blut aus dem Kopfe zurückführt, sehr deutlich, und im untern Rande jeder Bauchplatte ist noch eine Vene, die mit der Drosselvene jeder Seite vor dem Eintritte in das Herz sich verbindet. Sie scheint also die Intercostalvene zu seyn. Sie entsteht, wie schon bemerkt ist, und wie man hier deutlicher als an irgend einer andern Stelle beobachten kann, so, daſs die Leibesmasse in einzelnen Punk - ten flüssig wird, die Flüssigkeit sich ansammelt, roth wird, in Form von Blut - punkten erscheint und erst allmählig in Rinnen verläuft. Im Leibe des Embryo scheint, so weit die Beobachtung reicht, die Venenbildung der Arterienbildung voranzugehen.

72

Am vierten Tage sondert sich das Pfortadersystem schon sehr deutlich vom Hohlvenensystem dadurch, daſs die Pfortader sich in die Leber verzweigt, in verhältniſsmäſsig ungeheuer weiten und kurzen Kanälen und dadurch, daſs der Veuenstamm, in welchem sich die Pfortader freilich noch mit ihrem Stamm ver - längert, bis zum Herzen eine sehr bemerkliche Strecke verläuft.

q. Herz.
7

Vom Herzen liegt der venöse Theil noch ganz nach links. Beide Herz - ohren vergröſsern sich ansehnlich und bekommen Einkerbungen. Sie münden in den gemeinschaftlichen Venensack. Die Verdickung der Wand, welche anfäng - lich nur in den Herzohren herrschte, verbreitet sich am vierten Tage von ihnen aus auch auf den zwischenliegenden Venensack, der am Ende des vierten Tages nicht mehr die ursprüngliche Venenwand hat. Deswegen will ich von jetzt an die beiden Herzohren mit dem Venensacke zusammen die (noch einfache) Vor - kammer nennen. Die Kammer spitzt sich allmählig sehr zu. Die Spitze ist an - fangs mehr nach rechts gerichtet, rückt dann aber immer mehr nach hinten. Ihre Wände nehmen sehr an Dunkelheit zu, und auch der vordere Rand pflegt am Ende dieses Tages nicht recht hell zu seyn. Zwischen Kammer und Vorkammern wird der helle Zwischenkanal (Canalis auricularis) ansehnlicher. Der Aorten - wulst verdickt sich mit einer Hauptwölbung nach unten und links, und scheint erst jetzt den Namen eines eigenen Theils des Herzens zu verdienen. Die innere Höhlung hat in der Mitte eine groſse Weite, wie schon das durchschieſsende Blut während der Circulation zu erkennen giebt. Macht man feine Queerschnitte, so findet man, daſs die Höhlung nicht cylindrisch ist, sondern in jedem Queer - schnitte eine Spalte bildet, welche in der Mitte schmal, zu beiden Seiten weiter ist. Ist das ausgeschnittene Stück aber etwas lang, so kann man nicht durch die Spalte von einer Fläche zur andern hindurch sehen, weil die zweischneidige Höh - lung sich etwas um ihre Achse dreht. Die Kammer sieht äuſserlich noch unge - theilt aus. Im Innern findet man aber eine stark vorspringende Falte, welche die Höhlung in zwei Abtheilungen scheidet, die längs des freien Randes der Falte mit einander Communication haben. Dieselbe läuft auf der einen Seite bis an die Basis der Aortenzwiebel, auf der andern bis in den Ohrkanal. Ob sie auch in dem Venensacke ist, konnte ich nicht unterscheiden, denn dieser ist zu undurch - sichtig, um ohne Zergliederung eine innere Falte in ihm zu erkennen, und zu klein, um eine zuverlässige Zergliederung gelingen zu lassen. Die Falte in der Herzkammer scheint mir nur eine Vergröſserung der schon am dritten Tage deut - lich gesehenen Falte. Sie verläuft aber jetzt auf eigenthümliche Weise schief, so daſs durch sie ein rechtes und zugleich hinteres Fach von einem linken und vor -dern73dern abgegrenzt wird. Beide Fächer münden gemeinschaftlich in die Höhlung der Aortenzwiebel ein.

Mit den Gefäſsbogen und den ihnen zugehörigen Kiemenbogen und Kie -r. Kiemen - bogen und Gefäſse in ihnen. menspalten gehen merkwürdige Veränderungen vor.

Zuvörderst wird der Blutstrom in dem ersten Bogen immer schwerer zu erkennen, und am Ende dieses Tages sah ich ihn nie. Der Grund liegt theils in einer Verdickung des Bogens, theils aber in wirklicher Abnahme des Blutstro - mes. Auch der zweite Gefäſsbogen wird allmählig schwächer, ist aber am Ende des Tages, wenn der Embryo kein Blut verloren hat, doch noch bei gehöriger Aufmerksamkeit kenntlich. Dagegen verstärken sich der dritte und vierte Bogen sehr, und nehmen bei weitem die meiste Blutmasse auf. Auch bildet sich im Verlaufe dieses Tages ein fünfter hinterster Bogen, den ich auf der linken Seite immer schwächer fand, als auf der rechten. Am Ende dieses Tages haben wir also wieder vier Blutströme, die aber nicht die Blutströme des dritten Tages sind. Daſs ich mich hierin nicht geirrt habe, erweisen mir vielfältige Beobachtungen, die im Einzelnen anzuführen hier nicht möglich ist. Während dieser Metamor - phose am vierten Tage verdickt sich der erste Kiemenbogen sehr, und sein unte - res Ende wird kolbig. Da er dieses Ansehn in geringem Grade schon am dritten Tage hatte, so ist schon daran seine Identität kenntlich. Der zweite Bogen er - hebt sich dagegen nach auſsen in ein Blatt, welches nach oben und unten in die allgemeine Ebene des Halses ausläuft, in der Mitte aber mit elliptischem Rande stark vorragt; der convexe Rand dieses Blattes ist zuerst fast nach auſsen, je mehr es wächst, um desto mehr aber nach hinten gerichtet, so daſs man am Ende des vierten Tages etwas von hinten beobachten muſs, um die ansehnliche zweite Kiemenspalte, die er etwas überdeckt, zu erkennen*)Dieses Blatt ist es, welches Rathke Kiemendeckel nennt, dessen Bedeutung es zu haben scheint.. Zwischen dem vierten und fünften Gefäſsbogen bildet sich eine länglich-rundliche Spalte, während die andern Spalten sich etwas vergröſsern, mit Ausnahme der vordersten, die sich durch ein zartes Bildungsgewebe in der zweiten Hälfte des vierten Tages anfüllt, und am Ende desselben völlig geschlossen ist, nur in der Durchsichtigkeit die ehe - malige Trennung zu erkennen gebend. Wir haben also auch drei Kiemenspalten, die nicht die frühern sind, indem eine neue hinzugekommen und eine frühere verschwunden ist (§. 5. o.). Der ganze Apparat der Kiemenbogen hat, von der untern Fläche angesehen, eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Kiemengerüste der Fische, besonders wenn wir dieses im skelettirten Zustande betrachten. AlleK74Bogen haben sich etwas verdickt, am meisten freilich die beiden ersten, und ihre untern Enden werden nicht bloſs durch eine dünne Haut verbunden, wie am dritten Tage, sondern sie sind zusammengerückt, und in der Mittellinie liegt ein Streifen festeren Bildungsgewebes, ähnlich der mittlern Knochenreihe im Kiemengerüste der Fische. Spaltet man die Rachenhöhle auf, so sieht man, wie sie vorn breiter ist und nach hinten sich trichterförmig verengt. Im vordern Theile ist eine etwas verdickte, aber noch wenig isolirte Stelle über den beiden ersten Kiemenbogen. Diese verdickte Stelle zeigt nach hinten schon zwei kurze Schenkel. Ich halte sie für die erste Anlage des Zungenbeins.

Da der stärkste Strom des Blutes durch den dritten und vierten Gefäſsbogen geht, so wird jetzt noch ein gröſserer Theil der Aortenwurzel zur Kopfschlag - ader. An diesem Tage fand ich auſser derselben ein Gefäſs, das ich für die Wirbelschlagader hielt. Das Blut, das auf das Hirn geführt wird, breitet sich fast strahlenförmig in mehrere Bogen über die Hirnblasen aus, und sammelt sich in Venen, von denen eine in Form eines Blutleiters in der Mittellinie der Vierhügel liegt. Aus der Aorta gehen sehr deutliche Gefäſszweige in alle Wirbelzwischen - räume ein. Im Gefäſshofe liegen Venen und Aorten mit ihren Verzweigungen dicht neben einander.

s. Wirbel.
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Die Wirbelanlagen in den Rückenplatten verläugern sich nach unten gegen die Wirbelsaite, wodurch der Stamm der Wirbelsäule mehr ausgebildet wird; nach oben erreichen sie sich aber nicht.

t. Extremi - täten.
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Die Extremitäten verwandeln sich aus Leisten in Blätter, welche hinten breiter und zugerundet sind, und nicht mehr auf dem Rande der Bauchplatte zu sitzen scheinen, sondern, da diese breiter geworden sind, auch auf der Furche zwischen den Bauch - und Rückenplatten ihre Basis haben.

u. Central - theil des Ner - vensystems.
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Im Rückenmarke bilden sich beide Blätter mehr aus und sondern sich von einer äuſserst zarten Hülle, welche noch sehr eng an den Rückenmarksblättern anliegt, und kaum ohne Verletzung getrennt werden kann. Ich habe daher nicht unterscheiden können, ob die Rückenmarksblätter oben mit einander verwachsen sind, oder nicht, doch scheinen sie bloſs von der Hülle zusammengehalten, nach unten sind sie aber durch eine dünne Masse verbunden, die nicht zur Hülle gehört. In jedem Blatte zeigt eine deutliche innere Furche eine Theilung in einen obern und einen untern Strang an, von denen der untere stärker ist. Im verlängerten Marke legen sich beide Blätter weit aus einander; die Kräuselungen, die man am dritten Tage sah, sind zu deutlichen Queerstreifen geworden. Die vierte Hirnhöhle ist noch von einem Blatte bedeckt, das Nervenmasse zu enthalten scheint. Nicht nur zeigt es unter dem Microscope diese Ansicht, sondern es wird auch im Wein -75 geiste völlig weiſs, wie Nervenmasse. Dieses auf liegende Blatt klebt an den Rückenmarksblättern im ganzen Umfange der vierten Hirnhöhle eng an, läſst sich aber ohne alle Zerreiſsung glatt von ihnen ablösen, und scheint eine Verdickung der hier schon mehr getrennten Hülle. Aus allem geht also hervor, daſs aus der ursprünglichen kanalförmigen Anlage für den Centraltheil des Nervensystemes sich eine Hülle von dem eigentlichen Nervenmarke trennt, daſs dieses Nervenmark nach oben gespalten ist, was am fünften Tage noch viel deutlicher wird, und daſs auf der vierten Hirnhöhle, wo sich die Blätter des Nervenmarkes am weitesten aus einander geben, eine Lage von nervenähnlicher Masse auf liegt, grade wie auf der vierten Hirnhöhle mancher Amphibien. Diese aufliegende Masse ist, wie in den Amphibien, so auch im Hühner-Fötus, vom kleinen Hirne und ver - längerten Marke getrennt. Das kleine Hirn ist schon deutlich da. Die Rücken - marksblätter breiten sich nämlich, nachdem sie die vierte Hirnhöhle gebildet haben, auf jeder Seite in ein mehr senkrecht stehendes rundliches Blättchen aus. Beide Blättchen klaffen hinten weit aus einander, stoſsen aber nach vorn zu - sammen, und umschlieſsen einen kurzen und engen Kanal, der in die Blase der Vierhügel führt. Diese Blätter waren im Grunde schon am dritten Tage kennt - lich, obgleich weniger bestimmt, da sie überhaupt von der äuſsern Hülle noch nicht deutlich geschieden waren. Am vierten Tage aber ist der Character des kleinen Hirnes unverkennbar, wenn auch nicht alle Theile desselben da sind, die dem kleinen Hirn in höhern Thieren zukommen. Die Vierhügel bilden die gröſste Blase. Sie erscheint nach oben geschlossen; die Höhlung, die sie enthält, wollen wir die Sylvische Hirnhöhle nennen. Die darauf folgende Hirnblase, die früheste von allen und ursprünglich die vorderste, bildet die Region der dritten Hirnhöhle und ist viel niedriger und kürzer, als die eben beschriebene. Aus der Mitte der Decke dieser Hirnhöhle zieht sich in der zweiten Hälfte dieses Tages schon die Nervenmasse etwas zurück, so daſs man eine helle Lücke in der Mittel - linie erkennt. Zugleich bekommt sie in der Decke eine seichte Einkerbung der Queere nach. Die dritte Hirnhöhle steigt tief gegen die Schädelbasis herab, und diese Verlängerung ist der Trichter. Da die Vierhügel weiter nach vorn (im Verhältniſs zum ganzen Embryo) liegen, und überhaupt alle Hirntheile, die ur - sprünglich hinter einander lagen, sich allmählig zusammenkrümmen, so bleibt eine Lücke zwischen dem Trichter, dem kleinen Hirne und den Vierhügeln. Die Lücke ist jetzt schmaler, als am dritten Tage. In dieser Lücke liegt die Rücken - saite und zugleich umgebendes, dem Stamme der Wirbelsäule gehöriges Bildungs - gewebe, mit immer schärfer werdender Umbeugung. Von der Stirn und Scheitelgegend aus sind die Seitenventrikel durch eine tiefe Einsenkung von ein -K 276ander abgegrenzt, aber nicht völlig geschieden. Es scheint, daſs ihre Nerven - blätter in der Mitte zusammenstoſsen, sie sind aber von der Hülle noch nicht deutlich getrennt. Das Hirn besteht also aus Blasen, welche ich nach den Ven - trikeln benannt habe, da sonst ein Name gefehlt hätte, um die Blase für die dritte Hirnhöhle zu bezeichnen. Allein die Wandung dieser unter sich zusammen - hängenden Blasen ist nicht mehr ein so einfaches Blatt, als am dritten Tage. So wie schon im Rückenmarke der untere Strang jeder Seite deutlicher ist, so ist die Fortsetzung desselben im Hirne als ein erhabener Strang noch viel kenntlicher. Diesen Strang sieht man, obgleich seitlich immer in die Seitenwand übergehend, deutlich auf den Boden der vierten Hirnhöhle und der Sylvischen Höhle bis in die dritte Hirnhöhle verlaufen. Hier bildet der Strang den Trichter. Während aber am Anfange des dritten Tages die hintere Wand des Trichters das eigentliche Ende des untern Randes des Rückenmarkes schien, und am Ende des dritten Tages, wo man schon die Andeutung eines Stranges erkennt, der Uebergang in die vordere und hintere Wand des Trichters gleichmäſsig war, ist am vierten Tage der Uebergang in die hintere Wand des Trichters schwach im Verhältniſs zu dem sehr verdickten Uebergange in die vordere Wand. Diese ist jetzt das vor - zügliche Ende des Stranges, in welches er mit ziemlicher Dicke übergeht, und dadurch dem Eingange des Trichters einen wülstigen Saum giebt. Dieses Ende des Stranges bildet in der Vorderwand des Trichters eine Anschwellung, die fast wie eine plötzliche Umbeugung aussieht, allein bei der Kleinheit der Theile läſst sich darüber nicht mit Bestimmtheit entscheiden. Endlich verliert sich der Strang aber auch mit einer kaum merklich erhobenen Fortsetzung in die Blase des Seitenventrikels seiner Seite oder in die Hemisphäre des groſsen Hirnes.

v. Sinnes - nerven und Sinnes - organe.
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Mehrere der Hirnventrikel verlängern sich in die hohlen Sinnesnerven. Die hohlen Eingänge in dieselben sind an erhärteten Hirnen von der innern Fläche der Hirnblasen aus deutlich und ohne viel Schwierigkeit erkenntlich, und zwar der Eingang in den Hörnerven aus der vierten Hirnhöhle zwischen den Blättern des kleinen Hirns und den Blättern des verlängerten Markes, der Eingang in den Sehnernen aus dem dritten Ventrikel vor dem Trichter, der Eingang in den Riechnerven aus dem Seitenventrikel in der untern Fläche desselben. Da noch keine Faserung zu erkennen ist, so kann man über den Uebergang der einzel - nen Hirntheile nur nach der äuſsern Gestaltung urtheilen, und nach diesen scheinen die Sinnesnerven nicht aus beschränkten Stellen, sondern vom ganzen Umfange der Hirnblasen zu entspringen; so daſs also z. B. der Sehnerve nicht von der Stelle käme, die künftig zum Sehhügel wird, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes eine Verlängerung der Hirnblase ist, die die dritte Hirnhöhle einschlieſst.

77

Hiernach sind überhaupt die Sinnesnerven Hervorstülpungen des Hirnes in die Leibesmasse, und die Sinnesorgane dadurch bewirkte Modificationen der letztern.

Am deutlichsten bewährt sich dieses im Auge. Oeffnet man ein in Wein -w. Auge. geist erhärtetes Auge vom vierten Tage, so findet man die Netzhaut verhältniſs - mäſsig sehr dick und fest, so daſs man sie ohne sonderliche Mühe vollständig von den andern Blättern getrennt darstellen kann. Dieses Markblatt bildet nun eine feste kugelförmige Höhle, welche durch einen hohlen Kanal mit der dritten Hirn - höhle verbunden ist, und füglich als ein nach der Seite getretener Hirnventrikel betrachtet werden könnte. Der Kanal, der sich in diesen Ventrikel ausdehnt, der künftige Sehnerve nämlich, steigt von innen nach auſsen, dehnt sich dann plötzlich zur Netzhaut aus, und zwar so, daſs in derselben Richtung, die der Sehnerve schon vor dem Eintritte hatte, in der hintern (oder, wenn wir den Kopf auf die Schädelbasis stellen, untern) Fläche der Netzhaut ein heller Streifen ver - läuft, in welchem dieselbe sehr verdünnt ist. Allerdings ist der verdünnte Streif auch nach innen gestülpt, aber nur sehr wenig. Die Verdünnung sieht aber grade so aus, wie am dritten Tage die vertiefte Furche, die durch die untere Mittellinie aller Hirnblasen durchgeht (§. 5. aa. ), oder die untere Naht der Rückenmarksblätter. Hiernach wäre jede Netzhaut nach hinten (oder unten) beinahe gespalten.

Die Blase der Netzhaut hat keinen so dünnen Inhalt, als die Hirnblasen, sondern ein dickflüssiges Eiweiſs, den Glaskörper, der sich, nach der Behandlung in Weingeist, ausschälen läſst. Die Netzhautblase ist ferner nicht überall durch Nervenmasse geschlossen, sondern hat eine kreisförmige Oeffnung an ihrem Ende, welche durch die Linse ausgefüllt wird. Diese ist ziemlich ansehnlich. Die Kapsel und die Linse selbst sind deutlich zu unterscheiden. Die Blase der Netz - haut ist von einer völlig getrennten Haut umgeben, die auf der innern Fläche schon sehr stark dunkel gefärbt ist. Die dunkle Färbung hat sie jedoch nur bis zur Linsenkapsel, d. h. also so weit auch die Netzhaut geht. Vor dieser Stelle ist sie ganz durchsichtig, und liegt dicht an der Vorderwand der Kapsel an. Eben dem Gegensatze zur Netzhaut muſs sie ihre dunkle Färbung verdanken, denn unter dem Streifen, wo diese verdünnt ist, bleibt jene ungefärbt. Dies ist die so viel beschriebene sogenannte Spalte in der Gefäſshaut, die aber keine Unter - brechung des Zusammenhanges ist. Die äuſsere Haut liegt eng auf der Augen - haut, ist verdünnt und gewölbt, ohne Spur von Augenlieder. Die vordere Augenkammer fehlt.

Von dem Ohre kann ich nur angeben, daſs sein innerer Theil noch mehrx. Ohr. verdeckt ist, als am dritten Tage. Im Boden der Rachenhöhle erkannte ich78 aber eine tiefe gegen das Ohr gerichtete Grube, wahrscheinlich der Anfang der Ohrtrompete.

y. Nase.
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An der Stelle, wo am dritten Tage der Riechnerve hervortritt, bildet sich am vierten Tage in der nun verdickten Schädelmasse ein längliches Grübchen mit wulstigem Rande, die Nasengrube. Beide Nasengruben liegen ziemlich dicht zusammen.

z. Oberkie - fer.
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Unter dem Auge, und zwar vom hintern Rande desselben anfangend und nach vorn wachsend, erhebt sich eine schmale Leiste aus Bildungsgewebe. Es ist der zukünftige Oberkiefer. Der Unterkiefer ist als solcher noch nicht kennt - lich, obgleich er schon da ist, denn der erste Kiemenbogen verwandelt sich in ihn, und in so fern er am vierten Tage schon dicker wird, als die andern, hat die Umwandlung in den Unterkiefer auch begonnen.

aa. Andere Theile des Eies.
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Was die Metamorphose der Eitheile anlangt, so bemerken wir fortgehende Verminderung des Eiweiſses, besonders über dem Dotter, weshalb dieser mit der umgebenden Hülle oft schon die Eischaalenhaut berührt. Hierdurch und durch den Umstand, daſs ein bedeutender Theil des Gefäſshofes am Luftraume sich her - abzieht, scheinen die Gefäſse desselben der unmittelbaren Einwirkung der Luft ausgesetzt. Der Gefäſshof dehnt sich nämlich allmählig über die Hälfte der Dot - terkugel aus, den übrigen Raum hat der Dotterhof fast ganz eingenommen, so daſs nach unten kaum ein Kreis von wenigen Linien im Durchmesser von der Keimhaut unbedeckt bleibt. Die Dotterhaut ist viel zarter geworden und zerreiſst leicht. Der Dotter hat sich merklich vergröſsert und ist gröſstentheils flüssig ge - worden, indem er zugleich eine weiſsgelbe Farbe annimmt. Er gleicht einer Emulsion. Diese Metamorphose beginnt zuerst unter dem Embryo, und zeigt sich dann im ganzen Umfange der Dotterkugel. Der Luftraum hat ansehnlich zugenommen.

§. 7. Fünfter Tag.

a. Vorbe - merkung.
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Der fünfte Tag scheint bestimmt zu seyn, das zu vollenden, was der dritte und vierte eingeleitet haben, und die Verhältnisse vorzubereiten, die in der drit - ten Periode in Wirksamkeit treten; denn die Abschnürung des Embryo erreicht den höchsten Grad. Dagegen entwickelt sich der Harnsack zum Athmungsorgan.

b. Abschnü - rung. Dot - tergang.
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Der Nabel verengt sich nämlich von allen Seiten, und zwar ist der Darm - nabel am Ende dieses Tages schon ein enger Kanal, der senkrecht in den Darm führt. Dieser Kanal ist der Dottergang, der von nun an bis kurze Zeit vor der79 Geburt fast unverändert bleibt. Vorderer und hinterer Eingang in den Speise - kanal sind zusammengerückt, und kein Theil des Darmes ist mehr rinnenförmig. Der Hautnabel ist zwar viel weiter, als der Darmnabel, wird aber doch, nach - dem der weite Theil des Harnsackes durchgetreten ist und nun der dünn sich ausziehende Stiel dieser Blase nachfolgt, sehr viel enger, als am vierten Tage. Er umschlieſst den Dottergang und den Stiel des Harnsackes mit den zu beiden gehörigen Gefäſsen.

Der Harnsack liegt nun gröſstentheils auſserhalb des Leibes, und nur derc. Lage des Harnsackes. Stiel geht in diesen ein. Da der Harnsack sich zwischen der Gekrösplatte und Bauchplatte der rechten Seite durchgedrängt hat (§. 6. m.), so liegt er immer rechts am Embryo, und zwar in dem Raume zwischen der obern und untern Lage der Kappe, und wenn diese schwindet, zwischen dem Amnion und der serösen Hülle. Der Harnsack erreicht einen Durchmesser von 4 5 Linien und ist sehr gefäſsreich.

Beide Blätter des Amnions erleiden aber auch eine Metamorphose. Nach -d. Seröse Hülle. dem sich das Amnion geschlossen hat, lösen sie sich von einander, und diese - sung scheint noch durch die Vergröſserung des Harnsackes befördert zu werden. Dadurch wird 1) das Amnion jetzt eine nach oben abgelöste, selbstständige Hülle, 2) hat sich aus dem obern Blatte eine neue Hülle gebildet, die oben das Amnion mit dem Embryo bedeckt, nach auſsen aber so weit reicht, als die Keimhaut, deren seröses Blatt sie ja eben ist. Dieses seröse Blatt ist nur jetzt sehr weit von der untern Lage getrennt, so daſs ein ausgedehnter Raum zwischen dem Amnion, der tiefern Lage des Keimblattes, und dem abgelösten serösen Blatte da ist, in welchen Raum die Bauchhöhle des Embryo durch den Hautnabel übergeht.

Auf die Entstehung dieser neuen äuſsern Hülle, die wir die seröse Hülle nennen, folgt eine merkliche Verdünnung und endliche Zerreiſsung der Dotter - haut. So bald diese zerrissen ist, zieht sich das Eiweiſs rascher als früher vom Dotter weg, und weicht nach dem spitzen Ende des Eies, wo man noch eine Zeit - lang die Hagelschnüre findet.

Die Keimhaut hat sich unterdessen so vergröſsert, daſs der Gefäſshof faste. Ausdeh - nung der Keimhaut. des Dotters einnimmt und der Dotterhof den übrigen Raum. Der Dotterhof ist sehr dünn und klebt so fest am Eiweiſse an, daſs er beim Abtrennen des Eiweiſses leicht zerreiſst, daher die Angabe, daſs der Dotter hier gar nicht umschlossen sey, sondern eine Lücke seiner Hülle durch das Eiweiſs, wie durch einen Pfropf ver - schlossen werde, wogegen eine sorgfältige Untersuchung mir entschieden zu spre - chen scheint.

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f. Die Kap - pe schwin - det.
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Da die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist endlich nichts da, was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte. Der Winkel, den der Umfang der Kappe gebildet hat, wird nämlich durch die Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen, an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den Dottergang dafür gelten lassen will.

g. Form des Embryo.
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Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen - gekrümmt, daſs Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn - sack an der rechten Seite des Embryo liegt, so erreicht er die höchste Gegend und wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt.

Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark vor, der Hals wächst rasch, ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer, als an der obern, so daſs er sich nicht gerade strecken läſst. Der Nacken ist hin - ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen groſsen Bogen fast gleichmäſsig gekrümmt.

Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergröſsert. Die Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in der Gegend der vordern Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm - mung des Halses zu wirken, da die Gefäſsbogen noch mit der Rachenhöhle ver - bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen.

h. Darm - kanal.
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Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot - tergang, indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö - ſsert hat.

Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen, und die ein - zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab - gegrenzt gegen den Darm, sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei - nes Blindsacks vor und bekommt eine dicke Wandung.

i. Athmungs - organe.
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Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, der sehr merklich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je - doch weniger, gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen, dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äuſsern Lage der Gefäſsschicht bedeckt. Man sieht also, daſs Speisekanal und Luftweg sich so von einander trennen, daſs die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert*)oder die Luftröhre sich mehr herauszieht..

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Die Leber ist sehr ansehnlich. Beide Lappen sind dicker geworden, undk. Leber. scheinen im Innern eine schwammige Textur zu haben. Eine genauere Unter - suchung zeigt, daſs die Venen sich überall mit weiten Aesten zwischen die Gallen - gänge verzweigt haben. Die Gallengänge haben einen gemeinschaftlichen Stamm.

Das Pankreas tritt aus der Gefäſsschicht hervor und hebt einen Theil der -l. Pankreas. Erste Darm - windung. selben vom Speisekanal ab. Um die Stelle, wo das Pankreas hervortritt, bildet der Darm eine starke Windung. So entsteht eine erste Umbeugung oder Schlinge, die dem Zwölffingerdarm eigen ist, und am nächsten Tage deutlicher wird. In - dem sich der Magen zu wölben anfing, hatte sich die Gefäſsschicht dieser Gegend sehr verdickt. Da nun die stärkste Wölbung des Magens ursprünglich nach oben und zuweilen etwas nach rechts lag (§. 6. g.), am fünften Tage aber der Magen sich so dreht, daſs die Wölbung sich nach links stellt, so wird die äuſserste Lage der Gefäſsschicht, indem sie an der Drehung keinen Antheil nimmt, vom Magen getrennt, und wandelt sich später in ein gesondertes Blatt, das Netz, um. Inm. Netz. Milz diesem Blatte sieht man zuerst am fünften Tage ein blutrothes Körperchen, die Milz.

Die Blinddärme haben noch die Form von stumpfen Kegeln. Der weiten. Blind - därme. Wei - ter Darm. Darm ist ganz kurz. Der After erscheint in Form einer einfachen Queerspalte. Dadurch wird der Schwanz für immer abgegrenzt.

Die Wolffischen Körper haben an Höhe und Breite sehr zugenommen, undo. Wolffi - sche Körper. sind überaus blutreich. An ihrer innern Fläche erscheint ein rundlicher Streifen von Bildungsgewebe, der Hoden oder Eierstock. Nach oben und auſsen ein an - derer blattförmiger Theil, der vom Wolffischen Körper in die Wand der Bauch - höhle übergeht. Die hohlen Queergänge im Wolffischen Körper verzweigen sich und winden sich. Man sieht im Wolffischen Körper nach dem Absterben des Embryo einzelne Blutströpfchen, und es schien mir deutlich, daſs diese Blut - ansammlungen im Innern der erwähnten Gänge liegen, und ich kann daher nicht umhin, die schon früher ausgesprochene Ansicht (§. 5. x.) hier noch zu bestäti - gen, daſs die Wolffischen Körper ursprünglich aus Verzweigungen eines Gefäſs - stammes sich bilden, welches mit Sicherheit zu bestimmen mir nicht gelungen ist, wie im nächsten Abschnitte näher untersucht werden soll. Am 5ten Tage sieht man deutlich den Stamm der Hohlvenen mit vielen kleinen Wurzeln aus der innern Seite der vordern Enden beider Wolffischen Körper hervortreten und hin - ter der Leber hinaufsteigen.

Das Herz ist noch mehr zusammengezogen, als früher, so daſs die Vorkam -p. Herz. mer an die Aortenwurzel angrenzt. Zwar liegt immer noch jene links und etwas nach hinten, diese rechts und etwas nach vorn, allein das linke Herzohr ist soL82zurückgewichen, daſs es ungefähr gleiche Höhe mit dem rechten hat, und das letztere liegt nicht blos an der linken Seite der Kammer, sondern schon etwas über ihr. Die Spitze der Kammer ist nach hinten gekehrt und hat sich mehr zu - gespitzt. Beide Herzohren sind stärker gekerbt, und krümmen sich etwas nach unten; der mittlere Venensack läſst äuſserlich eine beginnende Einschnürung be - merken.

Der Ohrkanal hat seine gröſste Länge und ist so durchsichtig, daſs man in ihm eine innere Falte als dunklen Streif erkennt. Die Herzkammer ist völlig dunkel, die Scheidewand in ihr hat so zugenommen, daſs sie das Innere in zwei Kammern trennt, die nur durch eine längliche Lücke mit einander in Verbindung stehen. In der Aortenzwiebel sind zwei von einander getrennte Gänge, die aber äuſserlich nicht zu erkennen sind. Es muſs also die Mitte des spaltförmigen Ka - nals, den wir am vierten Tage fanden, verwachsen seyn. Beide Gänge scheinen sich etwas um einander zu drehen, so daſs der eine, der mehr nach unten liegt, von hinten und rechts nach vorn und links geht, der andere, der mehr oben ver - läuft, von hinten und links nach vorn und rechts geht. Der erste kommt also aus der rechten Abtheilung der Kammer, der letztere aus der linken. Beide schei - nen durch zwei verschiedene Blutströme entstanden. Da nämlich die Falte in der Herzkammer immer mehr in eine schiefstehende unvollständige Scheidewand sich ausbildet, muſs der Blutstrom in ihr getheilt werden, der eine läuft mehr nach der Bauchseite in den Raum, welcher zur linken Kammer sich auszubilden bestimmt ist. Indem dieser nun in der Spitze der Kammer sich umwendet, um in den anfangs einfachen Kanal der Aortenzwiebel zu gelangen, erhält er noth - wendig, auſser der Richtung von hinten nach vorn, die von links nach rechts und von unten nach oben; der Strom in der zweiten Höhlung läuft mehr oben und nach rechts, indem er hier umkehrt erhält er die Richtung von rechts nach links, und von oben nach unten. Die Richtung von hinten nach vorn ist beiden Strömen gemeinschaftlich, allein da sie beide auſserdem noch eine verschiedene haben, so kann es nicht fehlen, daſs sie, obgleich anfangs in einen gleichmäſsigen, fast runden Kanal zusammengedrängt (am dritten Tage), diesen Kanal allmählig nach zwei Richtungen ausfurchen (am vierten Tage §. 6. q.). Beide Richtungen können aber nicht ganz aus einander fahren, sondern da alles Blut doch nur durch die ausführlich beschriebenen Gefäſsbogen in der Aorta seinen Ausgang findet, so müssen beide Ströme in einem Bogen allmählig die entgegengesetzte Richtung an - nehmen. Daher die spiralförmige Drehung. Die spätere Umänderung der Rich - tung kann, glaube ich, allein die Entstehung der Lungenschlagader erklären. Wir werden daher später wieder auf sie zurückkommen (§. 9. s.), wollen sie aber83 jetzt aus den Augen verlieren, weil das Phänomen dadurch wenigstens für die Dar - stellung sehr complicirt wird. Indessen machen wir darauf aufmerksam, wie eben durch den Umstand, daſs beide Ströme, nachdem sie sich kreuzend aus ein - ander gefahren sind, wieder sich gegen einander richten müssen, das knollenar - tige Ansehen der Aortenzwiebel entsteht, welches dieselbe am Ende des vierten und im Anfange des fünften Tages auszeichnet. Diese Anschwellung ist eine Folge der seitlichen Erweiterung der innern Höhle, und wächst allmählig von hinten nach vorn. Sie ist etwas weniger auffallend am Ende des fünften Tages, weil die Ausdehnung bis in das vordere Ende sich erstreckt hat.

Nachdem also die innere Höhlung am vierten Tage zu einer gedrehten Spalte ausgefurcht war, und die beiden Blutströme in den Winkeln dieser Spalte hinschieſsen, drängt sich in die unausgefüllte Mitte der Spalte das benachbarte Bildungsgewebe hinein, und aus der gedachten Spalte werden zwei spiralförmig um einander sich windende Kanäle. Die Scheidewand zwischen beiden ist noch schmal.

Wir sahen am Schlusse des vorigen Tages vier Gefäſsbogen, von denen dieq. Kiemen - apparat. beiden mittlern die stärksten waren. Der vordere (ursprünglich der zweite Bo - gen) wird am fünften Tage immer schwächer, und ist bald nicht mehr zu erken - nen. Die hintersten Bogen, die am vorigen Tage noch sehr schwach waren, wer - den stärker, jedoch der linke nie so stark, als der rechte. Man sieht daher auf der rechten Seite drei starke Gefäſsbogen, auf der linken Seite auf den ersten An - blick oft nur zwei; den dritten erkennt man nur bei einiger Aufmerksamkeit.

Die ehemalige erste Kiemenspalte wird unterdessen ganz unkenntlich: die vierte oder hinterste Spalte bleibt nur klein und ist mehr rundlich, als die andern. Gegen Ende des fünften Tages verschlieſsen sich die beiden hintersten Spalten. Etwas länger besteht die ursprünglich zweite Spalte; obgleich sie von dem immer mehr sich vergröſsernden und nach hinten sich richtenden Lappen, den Rathke Kiemendeckel nennt, überdeckt wird, so ist sie doch, wenn derselbe aufgehoben wird, noch am Schlusse dieses Tages deutlich. Auch die hintern Spalten sind, ehe sie verwachsen, etwas schief gestellt, so daſs man die Kiemenbogen ein we - nig nach vorn schieben muſs, um sie zu sehen. Es ist, als ob die Kiemenbogen durch die Gefäſsbogen nach hinten gezogen würden. Der ehemalige erste Kie - menbogen verdickt sich aber sehr, und hebt sich aus der Ebene der übrigen Kie - menbogen sehr merklich hervor. Eben dadurch wird nun auch der Kiemendek - kel, der jetzt mit ihm verwachsen ist, flacher gestellt. Der erste Kiemenbogen ist nämlich in der Umwandlung zum Unterkiefer begriffen. Dieser besteht also nie aus zwei getrennten Hälften, sondern hat in der Mitte den fünften Tag hin -L 284durch nur eine Einkerbung. Oberhalb der beiden ersten Kiemenbogen, d. h. der Rachenhöhle näher, bildet sich das Zungenbein, dessen beide hinteren Aeste ich jetzt sehr deutlich erkannte. Sie liegen zunächst am zweiten Kiemenbogen, und die Enden sind daher dem Kiemendeckel zugekehrt, wie in den Fischen.

r. Rücken. Wirbelsäule.
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Der Rücken ist noch immer sehr flach, dagegen die Furche zwischen Rük - ken - und Bauchplatten ziemlich tief. Die Wirbelhälften erreichen einander nach unten und umschlieſsen die Rückensaite, die ansehnlich an Dicke zugenommen hat. Auch nach oben scheinen sie sich mit sehr dünnen Fortsetzungen zu errei - chen, an den Seiten aber werden sie consistenter, indem in ihnen dunkelkörnige Masse sich ansetzt. Sie nimmt sowohl die innere als die äuſsere Fläche jedes Wir - bels ein. Die dunkle Masse der äuſsern Fläche geht ununterbrochen bis in die Bauchplatten ein, und dieser Theil der dunklen Streifen muſs die Queerfortsätze, auch wohl die Rippen enthalten. Am fünften Tage habe ich endlich zuerst die Rückenmarksnerven erkannt, jedoch nur, indem ich die Bauchplatte von der Wirbelsäule abriſs, wo denn die zarten Nervenenden zwischen je zwei Wirbeln kenntlich waren.

s. Extremi - täten.
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Die Extremitäten haben sich merklich nach hinten verlängert und ihre Form verändert. Aus einem zugerundeten, fast beilförmigen Blatte, welches sie am vierten Tage darstellten (§. 6. t.), werden sie meiſselförmig. Sie haben näm - lich einen rundlichen Stiel, der in ein zungenförmiges Blatt ausläuft. Die Basis des Stiels sitzt in der Rinne zwischen der Rücken - und Bauchplatte, der Bedeu - tung der Extremitäten entsprechend. Bis um diese Zeit sind sich die Extremitä - ten so gleich, daſs, wenn man sie abgeschnitten sieht, man sie schwerlich von einander unterscheiden wird. Im Stiele bildet sich gewöhnlich noch im Verlaufe des fünften Tages ein Winkel, der für die vordere Extremität Ellenbogengelenk, für die hintere Kniegelenk ist. Beide Gelenke sind sich völlig gleich. Im Ober - arm und Oberschenkel findet sich ein dunkles Fleckchen, die Anlage des künfti - gen Knorpels und Knochens; der Unterarm und Unterschenkel zeigten zwei dunkle Streifen. Im letzten zungenförmigen Ende ist ein dunklerer innerer noch un - getheilter Lappen enthalten, der ganz die Form des gesammten Lappens nach - ahmt. Am Ende des fünften Tages wird das zungenförmige Ende breiter.

t. Kiefern.
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So wie die Extremitäten am fünften Tage sich viel rascher entwickeln, als früher, so auch die Kiefern. Vom Unterkiefer sprachen wir schon bei Gelegen - heit der Kiemenbogen. Der Oberkiefer wird allmählig zu einem ziemlich ansehn - lichen Blatte, welches unter den Augen liegt, und sich gegen einen von oben zwi - schen beiden Nasengruben herabsteigenden Stirnfortsatz verlängert, ohne ihn an85 diesem Tage zu erreichen. Der Oberkiefer ist also nicht nur nicht vereint, son - dern doppelt gespalten.

Das ganze Rückenmark ist jetzt von einer deutlich isolirten Hülle umgeben. u. Central - theil des Nerven - systems.Nur an einigen Stellen der Hirnblasen ist diese Hülle, wie es scheint, noch nicht ganz getrennt, namentlich in der Mitte der Decke. Das Rückenmark ist im All - gemeinen seitlich zusammengedrückt. Seine gröſste Höhe und Breite hat es den Extremitäten gegenüber. Am schmalsten ist es im Halse. In der Nackenkrüm - mung geben sich plötzlich die Blätter des Rückenmarkes aus einander, und wer - den viel breiter, schlieſsen sich dann als kleines Hirn, dessen Blätter viel mehr nach oben (oder hinten, wenn wir das Hirn für sich betrachten) vorragen, als früher. Die Verbindung zwischen kleinem Hirne und Vierhügeln ist in einen an - sehnlichen Kanal ausgezogen, der dem hintern Theile der Wasserleitung der er - wachsenen Vögel entspricht. Die Vierhügelblase aber ist sehr vergröſsert, über - ragt daher vollständig die hintere Wasserleitung und nach vorn einen Theil der dritten Hirnhöhle. Die Blase dieser letztern Höhle hat sich am wenigsten ausge - dehnt, und sieht daher kaum mehr blasig aus. Dagegen hat sie sich in ihrem Boden verlängert. Die Eingänge in die Sehnerven und ihre nächste Umgebung weichen nämlich nach hinten (oder unten, wenn wir das Hirn auf seine Basis ge - stellt denken) zurück, und bilden unter (vor) dem Trichter eine diesem ähnliche Vorragung. Beide Eingänge werden dadurch einander sehr genähert. Wir wol - len diese Verlängerung die Sehnervengrube nennen. Sie ist schon am vierten Tage kenntlich. Die obere Einkerbung in queerer Richtung, die am vorigen Tage in der Decke dieser Gegend bemerklich wurde (§. 6. u.), hat am fünften Tage einen hintern, mehr cylindrischen Theil von einem vordern, mehr blasigen, abgegrenzt. In diesem Theile stehen die Markblätter oben aus einander. Die Blase für die Seitenventrikel oder das groſse Hirn ist sehr tief, die Blase für die Sylvische Hirnhöhle (Vierhügel) weniger tief in der Mitte der Decke eingesenkt. Von der innern Fläche aus sah ich aber deutlich Hirnmasse auf diesen einsprin - genden Falten. Ich kann also das Hirn nicht für gespalten an dieser Stelle anse - hen, obgleich von oben betrachtet der Auschein da ist, da die weniger weiſse Hülle sich in die Spalte einsenkt und die Hirnmasse verdeckt. Im Innern des Hirns finden wir die oben beschriebenen Stränge (§. 6. u.), die wir schon Hirn - schenkel nennen können, da sie den Stamm für alle Hirntheile zu bilden scheinen, sehr verstärkt. Sie verlaufen in den ganzen Umfang des Trichters, aber am schwächsten in die obere (oder hintere, wenn das Hirn auf seine Basis gestellt wird) Wand desselben, stärker in die untere (oder vordere), welche zugleich die obere (hintere) Begrenzung des Ueberganges in die Sehnervengrube ist, mit der86 stärksten Fortsetzung endlich in die Hemisphären, wo sie kolbig vor dem Eingange in den Riechnerven aufhören.

Das Hirn hat sich am fünften Tage am stärksten in seinen vordern Theilen gegen sich selbst gekrümmt. Wenn wir das Hirn für sich in dieser Hinsicht beschreiben wollen, ohne auf die Krümmung des ganzen Embryo selbst Rücksicht zu nehmen, jedoch auch ohne das Hirn auf seiner Basis ruhend zu denken, sondern das vordere Ende des Leibes bildend, so finden wir die Vierhügel am meisten nach vorn liegend, nach oben und unten fast gleich weit überragend. Aus dem Rückenmarke steigt das verlängerte Mark in einem stumpfen Winkel nach unten. Darauf folgt eine zweite Umbeugung auch im stumpfen Winkel, indem der Stamm des kleinen Hirns nach vorn verläuft. Dann kommt die recht - winkliche Umbeugung in den Stamm der Vierhügel. Von hier geht die Um - beugung so stark fort, daſs die Spitze des Trichters nach oben gegen den Stamm des kleinen Hirns gerichtet ist, und die Hauptfortsetzung der Hirnschenkel in die Hemisphären fast gerade nach hinten läuft. Früher war der Eingang in die Seh - nervengrube in dieser Richtung, noch früher der Trichter. Dieser ist der zuerst umgebogene Theil, der schon am zweiten Tage sich vor der Umbeugung der Rückensaite herabkrümmt (§. 2. m.). Hieraus wird ersichtlich, daſs der Hirn - schenkel am unmittelbarsten zu jeder Zeit in den Theil des Hirns übergeht, der am meisten nach hinten gerichtet ist. Mit der veränderten Krümmung ist eine Umänderung im Wachsthum verbunden. Der Trichter ist noch am dritten Tage sehr weit, so wie aber die vordere Zusammenkrümmung zunimmt, und der Trichter gegen die Rückensaite gedrängt wird, nimmt sein Wachsthum ab.

Um die Veränderungen in der Krümmung des Hirns selbst bestimmen zu können, habe ich die Richtungen nur nach ihnen bezeichnet, indem ich die Region der Vierhügel die vordere genannt habe. Nehmen wir aber auf den Embryo selbst Rücksicht, so finden wir, da er am fünften Tage stärker, als an irgend einem andern gekrümmt ist, die Vierhügel noch mehr nach unten, als nach vorn gerichtet, und die vorderste Region des Embryo ist eigentlich unaus - gefüllt, der Einschnitt nämlich hinter den Vierhügeln, zwischen ihnen und dem verlängerten Marke.

v. Auge.
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Das Auge hat sich sehr vergröſsert und seinen weiſsen Streifen behalten. In der Netzhaut sieht man diesen Streifen jetzt erhaben, und aus zwei Strängen bestehend, die eine Furche zwischen sich lassen, ähnlich den Hirnschenkeln in den verschiedenen Hirnregionen. Ich fand nicht, daſs die umgebende dunkle Haut hier deutlich nach innen gestülpt war, wie Huschke angiebt, obgleich sie an die äuſsere Fläche der beiden Nervenstränge Pigment absetzt. Mitten unter87 dem Nervenstreifen ist sie aber ohne Pigmeat, und zu einer wirklichen Einstül - pung ist kaum Raum, da die Furche zwischen beiden Nervensträngen von innen angesehn nicht erhaben, sondern vertieft ist. So sieht wenigstens das Verhältniſs in Augen, die in Weingeist erhärtet sind, aus. In frischem Zustande habe ich sie weniger untersucht. Auf jeden Fall besteht der Streif in der Netzhaut aus zwei Wülsten und einer sehr zarten Verbindung. Die dunkle Haut des Auges schien früher einfach und setzte sich ununterbrochen in die Hornhaut fort. Jetzt fängt sie an sich zu spalten, ein äuſseres ungefärbtes aber noch dünnes Blatt steht in unmittelbarem Zusammenhange mit der Hornhaut, ist also die harte Haut (Sclerotica); das innere Blatt ist dunkel gefärbt und hört am Rande der Linsen - kapsel auf. Es ist die Gefäſshaut. Der Glaskörper und seine Haut sind deutlich gebildet. Die Linse hat eine starke Wölbung.

Die Nasengruben werden weit tiefer und durch den vorspringenden Stirn -w. Nase. fortsatz mehr getrennt.

Das Ohr wird durch einen runden erhabenen Saum bezeichnet. Gewöhn -x. Ohr. lich ist aber diese Grube während des fünften Tages noch sehr unansehnlich. Nach innen scheint das Ohr durch die Eustachische Trompete schon eine Oeffnung zu haben. Die äuſsere Oeffnung bildet sich dagegen gewöhnlich am folgenden Tage, so daſs sie erscheint, wenn die Kiemenspalten geschlossen sind. Ich habe sie aber auch nicht ganz selten gesehen, wenn noch eine oder die andere Kiemen - spalte da war.

§. 8. Allgemeiner Character der zweiten Periode.

Ueberblicken wir die Vorgänge der zweiten Periode, so finden wir zu -a. Die Vor - gänge sind dreifach. vörderst eine Reihe von Erscheinungen, welche die in der ersten Periode aufge - tretene Abgrenzung des Embryo von der Keimhaut fortsetzen, ferner Erscheinun - gen, welche in dieser Periode neu auftreten und für sie wesentlich sind, und endlich Fortschritte der innern Ausbildung als Vorbereitung für die Zukunft.

Die Abschnürung und Einhüllung haben wir schon als höhere Form desb. Fortge - hende Indivi - dualisirung. Selbstständigwerdens characterisirt, denn durch sie scheidet sich der Embryo von den übrigen Theilen des Eies. Wir erwähnen ihrer hier nur einmal, um in einem Ueberblicke darzulegen, wie eben aus diesem Grunde die Vorgänge der Abschnürung und Einhüllung im ganzen Umfange des Embryo erfolgen, und wie sie in gleichmäſsiger Folge hervortreten, früher nämlich in der Längenachse, und zwar zuerst am vordern, dann am hintern Ende, später in der Queerachse, und88 endlich im ganzen Umfange. So haben wir zuerst eine Kopfkappe, dann eine Schwanzkappe, darauf Seitenkappen. Alle sind nur nach einander erscheinende Theile der allgemeinen Kappe, die zuletzt als Ganzes wirkt und den Nabel bildet. Eben so tritt die Amnionsfalte zuerst vorn, dann hinten, zuletzt an der Seite auf, und schlieſst sich endlich, von allen Seiten zusammenwachsend. Schon früher waren die Dottervenen in derselben Reihefolge aufgetreten, zuerst die vordern, dann die hintern und zuletzt die seitlichen. Noch früher hatte der Embryo sich vorn, dann hinten und später an den Seiten zusammengekrümmt. Wir sehen also alle Vorgänge, die auf das Verhältniſs des Embryo zu der Keimhaut Bezug ha - ben, denselben Gang gehen, und eine Menge der einzeln nach einander aufgeführ - ten Erscheinungen lassen sich auf den einfachen Satz zurückführen, daſs, während der Embryo sich nach dem angegebenen Gange zusammenrollt, das benachbarte Keimblatt sich zuerst mit seiner untern, plastischen Lage unter des Embryo unterer Fläche bei Bildung der Kappe, und dann mit seinem obern Blatte über seiner obern Fläche in derselben Folge zusammenzieht, um das Amnion zu formen.

c. Ausbil - dung des plastischen Theils des Leibes ist der zweiten Periode ei - genthümlich
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Die der zweiten Periode eigenthümlichen Vorgänge sind: 1) die in der ganzen Breite des Keimes (des Embryo nämlich und des Keimblattes), mit Aus - nahme der Mittellinie, entstehende Trennung zwischen dem plastischen Theile von der einen und dem animalischen Theile von der andern Seite; 2) die Wen - dung des Embryo auf die linke Seite, und 3) die Versetzung der Ingestion nach der linken Seite, nachdem sie früher die Unterfläche beherrscht hatte. Es ist auffallend, daſs diese drei scheinbar heterogenen Metamorphosen in der Zeit zu - sammenfallen, und wir dürfen schon vermuthen, daſs ein Gemeinsames ihnen zum Grunde liegt.

Was zuvörderst das letzte Verhältniſs anlangt, das Auftreten der Ingestion auf der linken Seite, so haben wir dieses schon oben (§. 5. k.) besprochen, und gezeigt, wie das Venenblut und der Dotter von der linken Seite in den Embryo gehen. Dagegen wendet sich das, was aus dem Embryo hervorgetrieben wird, nach der rechten Seite, wie der Harnsack mit seinem Inhalte. Ja die ganze rechte Seite des Embryo wächst in der zweiten Periode merklich kräftiger und rascher, und in dieser kräftigen Entwickelung während der frühesten Zeit könnte vielleicht der Grund liegen, daſs bei vielen Wirbelthieren auch in späterer Zeit die rechte Seite kräftiger ist, als die linke. Es geht also auch die Abscheidung neuer Masse mehr nach rechts, als nach links. Ja fast in allen einzelnen Organen offenbart sich dasselbe Verhältniſs, und übt auf die Gestaltung der Theile seinen Einfluſs. Von der linken Seite empfängt das Herz sein Blut, und nach der rechtentreibt89treibt es dasselbe aus. Hierauf beruht die Art der Gefäſsvertheilung in den Säuge - thieren und Vögeln, indem, wie auch die einzelnen Modificationen seyn mögen, immer der Hauptstrom des Blutes zuerst nach rechts geht.

Der Grund vom Uebertreten der Ingestion nach der linken und der Egestion nach der rechten Seite möchte wohl darin liegen, daſs die linke Seite des Embryo ursprünglich nach dem ingestiven Pole des Eies zugekehrt ist. Es scheint näm - lich, daſs, während der Embryo in seiner ersten Bildung mit der aufnehmenden untern Fläche dem Dotter zugekehrt ist, auch das polare Verhältniſs im Eie sich der Keimhaut und dem Embryo allmählig mittheilt. Daher schon in der ersten Periode der Eintritt des Venenblutes von der linken Seite. Wenn nun die linke Seite allmählig immer mehr Antheil an der physiologischen Bedeutung der untern Fläche nimmt, so scheint es nothwendig, daſs sie auch räumlich in ihre Verhält - nisse tritt, und sich nach unten stellt. Dies ist es eben, was wir mit andern Worten ein Drehen des Embryo auf seine linke Seite genannt haben. Der Embryo steht nämlich zum Dotter in nächster Beziehung und empfängt aus ihm seine Nahrung. Seine ingestive Seite muſs daher immer dem Dotter zugekehrt seyn. Die Umänderung des ingestiven und egestiven Gegensatzes und die Wendung auf die linke Seite, sind also nur Erscheinungen derselben Metamorphose.

Aufnahme von der linken und Ausscheidung nach der rechten Seite ist Character des Molluskentypus. Wir schlieſsen also, daſs in der zweiten Periode der Typus der Mollusken sich der bisher symmetrischen Anlage des Wirbelthieres einbildet. Man darf aber nicht sagen, daſs der Embryo des Huhnes jetzt auf der Bildungsstufe der Mollusken stehe. Wirbelsäule, Rückenmark und Hirn sprechen zu sehr dagegen. Vielmehr sind nur die plastischen Organe nach dem Typus der Mollusken gebaut, und im animalischen Theile ist nur eine leise Andeutung von Aesymmetrie in der stärkern Entwickelung der rechten Hälfte. Die seitliche Ungleichheit wurde aber begleitet von einer Spaltung der Schichten des Keimes in eine obere und eine untere Lage. Diese Spaltung ist, wie wir gezeigt haben (§. 5. c.), nichts als die Bildung der Bauchhöhle, eine Trennung des plastischen Theils vom animalischen durch einen mit Feuchtigkeit gefüllten Raum. Das Selbstständigwerden derjenigen Theile des Keimblattes und des Embryo, welche bestimmt sind, die plastischen Organe zu erzeugen, und, was ganz dasselbe ist, die Bildung der Bauchhöhle, die ja in der ersten Zeit alle plastische Organe von der Rachenhöhle bis zum After enthält, scheint demnach auch eine unmittelbare Folge der Versetzung der Ingestion auf die linke Seite. Ist diese aber wieder die Folge der Einwirkung des gesammten Eies auf den Keim, so scheint Alles, was die zweite Periode besonders characterisirt, auf dieser Einwirkung zu beruhen.

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d. Dadurch wird der Character des Wirbel - thieres voll - ständig.
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Vergleichen wir den Typus der Wirbelthiere mit andern Hauptabschnitten des Thierreiches, so finden wir, daſs sie sich von allen übrigen Formen 1) durch die der Länge nach durch das ganze Thier laufenden Centraltheile unterscheiden; 2) daſs auſserdem der animalische Theil den Typus der gegliederten Thiere nach - ahmt, jedoch mit dem Unterschiede, daſs von der Centralachse eine überein - stimmende Bildung nach oben und nach unten geht, daſs also auſser der seitlichen Duplicität noch eine Duplicität nach oben und nach unten sich zeigt, und 3) daſs der plastische Theil nach dem Typus der Mollusken gebaut ist. Es bedarf nicht mehr der Nachweisung, wie alle diese Charactere in der Entwickelung des Hühn - chens deutlich und rasch hinter einander hervortreten. Wir bemerken nur nach allem Vorhergehenden, daſs dasselbe schon am Anfange des dritten Tages das Wesentliche des Wirbelthieres vollständig enthält. Mit dem Hervorbrechen des Harnsackes reiht sich der Vogel-Embryo in diejenige Abtheilung der Wirbel - thiere, die weder ihr ganzes Leben, noch ihre Jugend im Wasser zubringen.

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Dritte Periode.

§. 9. Sechster und siebenter Tag.

Der Luftraum ist in steter Vergröſserung. Die Keimhaut umfaſst dena. Allgemei - ne Theile des Eies. ganzen Dotter. Der letztere ist daher in eine mit dem Embryo zusammenhängende Hülle eingeschlossen, die man Dottersack nennt. Am Dotterhofe klebt das Ei - weiſs, welches sehr an Consistenz zugenommen hat, fest an, und eben so in der Spitze des Eies an der Schaalenhaut. Den Gefäſshof umgiebt viel mehr als die Hälfte des Dotters; die Grenzvene wird enger, oder fängt schon an zu schwinden. Auch die übrigen Gefäſse sind weniger voll. Die aufsteigende und die absteigende Vene schwinden am schnellsten und sind am siebenten Tage oft nicht mehr kennt - lich. Uebrigens liegt überall ein Venenast neben einem Arterienaste. Der Dotter hat sehr an Masse zugenommen und ist fast ganz flüssig, mit Ausnahme eines kleinen Theils, der in der untern Hälfte der Dotterkugel und nicht an der Keim - haut anliegt, sondern mehr nach innen sich befindet. In dem flüssigen Theile des Dotters sind die gröſsern Dotterkügelchen sehr ansehnlich, mit bloſsen Augen leicht kenntlich, von $$\frac {1} {30}$$ bis $$\frac {1} {20}$$ Linie im Durchmesser, und ziemlich hell, offenbar von einer beträchtlichen Menge enthaltener Flüssigkeit. Zerdrückt man ein solches Kügelchen, so fallen viele kleinere heraus. Da nun die Zahl der groſsen Dotterkügelchen im Verhältniſs zu der ganzen Masse abgenommen hat, so ist auch nicht zu zweifeln, daſs sich viele von ihnen aufgelöst haben. Der Harnsack über - wächst den Embryo von der rechten Fläche desselben nach allen Seiten und breitet sich aus, je nachdem er zwischen der neuen serösen Hülle, der tiefern Lage des Keimblattes und dem Amnion Raum findet. Dadurch wird der Harnsack sehr zusammengedrückt, läſst sich aber doch deutlich als eine zusammenhängende Blase erkennen, welche eine ganz helle Flüssigkeit enthält. Am siebenten Tage hat diese zusammengedrückte Blase den Umfang eines Thalerstückes, und die beiden Hälften sind merklich durch die enthaltene Flüssigkeit gesondert, jede Hälfte läſst noch deutlich das Gefäſsblatt und das Schleimblatt unterscheiden. Das Gefäſsblatt legt sich sehr eng an die seröse Hülle, und diejenige Hälfte desM 292Sackes, welche an dieser Haut anliegt, ist gefäſsreicher, als die nach unten ge - kehrte. Durch die innige Anheftung des Harnsackes an den obern Theil der serösen Hülle wird der Embryo gleichsam oben angehängt. Eine Folge davon ist, daſs jetzt der Embryo nicht in den Dotter hineindrückt, sondern den Uebergang des Dottersackes in den Dottergang sogar etwas in die Höhe zieht; damit schwin - det denn die letzte Spur der Kappe. Das Amnion nimmt vom fünften Tage an schnell an Umfang zu, und füllt sich mit vieler Flüssigkeit.

b. Lage des Embryo.
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Gewöhnlich findet man den Embryo nicht mehr in der Mitte der obern Fläche des Dotters, sondern nach dem stumpfen Ende übergeneigt. Die Veran - lassung der Ortsveränderung scheint zum Theil in der Ortsveränderung des Ei - weiſses zu liegen, zum Theil im eignen Gewicht des Embryo. Indem nämlich am fünften Tage die Dotterhaut reiſst, und nach Zerreiſsung derselben das Eiweiſs sich nach dem spitzen Ende zurückzieht, wird die Dotterkugel etwas gedreht. Da um diese Zeit über dem Dotter sehr wenig und unter ihm noch ziemlich viel Eiweiſs ist, und dies letztere der Dotterkugel fester anhängt, so folgt daraus, daſs, indem das Eiweiſs nach Zerreiſsung der Dotterhaut sich nach dem spitzen Ende des Eies zusammenzieht, die obere Hälfte des Dotters nach dem stumpfen Ende gedreht wird. Das eigne Gewicht des Embryo vermehrt diese Drehung. Das Maaſs derselben ist aber sehr verschieden, und hängt vielleicht davon ab, daſs die ganze Dotterkugel mit ihrem serösen Ueberzuge sich bald früher, bald später durch den Harnsack an die Schaalenhaut anheftet. Zuweilen bleibt der Embryo ganz in der Mitte angeheftet, dann breitet sich dennoch der Gefäſshof mehr nach dem stumpfen als nach dem spitzen Ende aus.

c. Bewegung
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Am sechsten Tage sah ich die erste Bewegung im Embryo, welche im Zucken einzelner Glieder bestand, und vom Hinzutreten der kalten Luft hervor - gerufen zu seyn schien. Am siebenten Tage ist die Bewegung allgemeiner. Der Embryo schwingt im Amnion hin und her auf dem Nabel, wie auf einem be - festigten Stiele. Am auffallendsten war es mir, daſs dieses Hin - und Her - schwanken nicht bloſs vom Embryo bedingt wird, sondern noch mehr vom Amnion, welches sich bald an dem einen, bald an dem andern Ende zusammen - zieht, indem es sich runzelt. Es schien mir daher eine Art unregelmäſsiger Pul - sation im Amnion.

d. Gestalt des Embryo.
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Der Embryo ist stark gekrümmt, indessen doch weniger, als am fünften Tage. Namentlich nimmt die vordere Fläche des Halses sehr zu. Seine Krüm - mung vermindert sich daher, und er kann nun im todten Fötus ziemlich gerade gestreckt werden. Mit dem Geraderwerden des Halses ist das Zurückweichen des Kopfes nach der Rückengegend verbunden und dadurch das schärfere Hervor -93 treten eines Höckers im Nacken, der die Umbeugung des Rückenmarkes in das Hirn bezeichnet. Der Rumpf ist sehr aufgetrieben durch Vergröſserung der Leber und Eintritt des Herzens in den Rumpf. Dennoch hat der Kopf wenigstens so viel Masse, als der Rumpf.

Der Nabel ist nicht mehr eine bloſse Oeffnung oder ein Ring, sondern ein Kanal, der am Ende des siebenten Tages 1 Linie lang ist. Man kann in der That den Vögeln eine Nabelschnur zusprechen, die nur kurz ist und hohl bleibt. In der Höhlung derselben liegt der Stiel des Harnsackes mit seinen Gefäſsen und eine Darmschlinge mit dem Dottergange, nebst den dazu gehörigen Gefäſsen.

Die Dottergefäſse sind zum Theil aus dem Frühern bekannt. Die Arteriee. Bestim - mung der Gefäſse, die aus dem Na - bel hervor - treten. ist ein Zweig der absteigenden Aorta. Eine Vene bildet den Stamm der Pfortader, mit welcher sich die andern Darmvenen verbinden. Sie muſs fortan die vordere Dottervene heiſsen, denn von nun an tritt noch eine hintere Dottervene auf, welche längs des hintern Theils des Speisekanals nach hinten bis dahin läuft, wo die Venen aus dem Schwanze, der Kloake und so weiter zusammentreffen, und verbindet sich mit diesen. Am zehnten Tage hat sie schon eine sehr ansehnliche Weite und läſst nicht zweifeln, daſs sie der communicirende Ast zwischen Pfort - ader und Rumpfvenen ist, den man erst in neuerer Zeit beschrieben hat, obgleich er im erwachsenen Vogel sehr ansehnlich ist, und von hinten nach vorn dicker werdend ununterbrochen in den Stamm der Pfortader übergeht. Die Gefäſse des Harnsackes sind die insbesondere so genannten Nabelgefäſse. Aus dem Früheren wissen wir, daſs, indem der Harnsack hervortritt, er zwei Aeste der absteigen - den Aorta mit sich nimmt. Wir werden später hören, daſs im Vogel allmählig die rechte dieser Nabelschlagadern schwindet. Eine sehr starke Nabelvene kommt vom Harnsacke, steigt an der untern Bauchwand nach vorn und läuft in dem Einschnitt der Leber an der untern Fläche fort. In frühester Zeit habe ich ihre Endigung nicht deutlich unterscheiden können. In späterer Zeit giebt sie einen sehr starken Ast an jede Hälfte der Leber, verbindet sich dann am vordern Ende dieses Organs mit einer Lebervene, die sich sogleich in die Hohlvene, deren Stamm von oben sich in die Leber eindrückt, einmündet. Man kann also fast mit demselben Rechte sagen, daſs die Nabelvene in den Stamm der Hohlvene geht, oder daſs sie in eine Lebervene sich mündet. Der Theil der Nabelvene, welcher nach der Vertheilung in die Leber bis zum Hohlvenensystem reicht, wäre also dem Ductus venosus Arantii der Säugethiere zu vergleichen. Einen unmittel - baren Uebergang in die Pfortader auſserhalb der Leber habe ich nicht gefunden. Die Pfortader geht an der hintern Fläche in die Leber. Im Innern derselben mögen wohl Communicationen seyn. Ja, in der frühern Zeit sind sie wohl nicht94 zu bezweifeln, da die Pfortader selbst unmittelbar in die Hohlader geht und die Uebergänge nur allmählig dünner werden. Die Beobachtung kann hierüber kaum entscheiden, da die Leber so am Gefäſse durchzogen ist, daſs sie noch am zwölf - ten Tage sich ganz von der Injectionsmasse färben läſst. Ich habe eine Leber aus dieser Zeit vor mir, die wie ein Klumpen Injectionsmasse aussieht, von einer Haut überzogen. Zerreiſsungen sind dabei nicht zu finden.

f. Bauch - platten.
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Die Bauchplatten sind noch sehr schmal, und nehmen anfangs ein Drit - theil, dann fast die Hälfte der Höhe des Bauches ein; das Uebrige dieser Höhe wird von der Bauchhaut umschlossen, welche mehrere Schichten deutlich unter - scheiden läſst. So wie das Herz sich aus dem Halse zurückzieht, schlieſst sich die Höhle des letztern, indem die Bauchplatten sich daselbst enger zusammen - legen. In den Bauchplatten ist der Anfang der Rippen kenntlich als dunkle Streifen.

g. Rücken.
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Aus den Wirbelbogen schieſsen bald, nachdem sie oben geschlossen sind, ganz merkliche Dornfortsätze hervor, wodurch der Rücken schiefer wird. Dieh. Extremi - täten. Extremitäten haben sich verlängert, ihre Basis hat sich auf den Bauch - und Rük - kenplatten ausgebreitet und sie haben sich in alle vier Hauptglieder getheilt. Ober - arm und Oberschenkel sind sehr kurz; Ellenbogengelenk und Knie nach auſsen gerichtet, wie bei den meisten Amphibien; Unterarm und Unterschenkel laufen etwas nach hinten, aber besonders der erstere, doch noch mehr nach unten. Hand - und Fuſsgelenk haben noch keine Selbstständigkeit, sondern die Richtung des Unterarms und Unterschenkels wird durch die Endglieder fortgesetzt. Bis an diese Gelenke ist noch groſse Uebereinstimmung in beiden Extremitäten. In den Endgliedern ist zwar auch noch die ursprüngliche Uebereinstimmung nicht zu verkennen, allein es tritt doch auch schon die Individualität deutlich hervor. In ersterer Hinsicht sehen wir, wie beide Endglieder an Breite zugenommen und ihre freien Ränder mehr nach unten gerichtet haben, als früher, besonders in der vordern Extremität. Beide Endglieder haben sich in breite Platten umgewandelt, welche die Form eines Kreisausschnittes haben. Der dunkle Inhalt, der am fünf - ten Tage noch die Form des ganzen Endgliedes nachahmte, hat sich jetzt in ein - zelne Strahlen gesondert. In diesen Strahlen schieſsen die verschiedenen Glieder der Mittelhand und Finger, so wie des Mittelfuſses und der Zehen an, und zwar allmählig von den erstern anfangend bis zum letzten Gliede der letztern; denn die dunklen Strahlen sind die einzelnen Finger und Zehen, welche in der hellen Platte, wie in einer Schwimmhaut liegen, aus welcher noch kein Finger hervorragt. Fuſswurzel und Mittelfuſs sind noch eben so kurz, als Handwurzel und Mittelhand. In der Fuſswurzel bildet sich nicht ein einzelner Knorpel, sondern so viel als Ze -95 hen da sind. Eine Differenz zeigt sich aber darin, daſs im Endgliede der vordern Extremität gleich anfangs drei Strahlen (Finger), im Endgliede der hintern Extre - mität vier Strahlen (Zehen) sich bilden. Bei denjenigen Hühnern, welche fünf Zehen haben, bilden sich auch alle fünf zugleich. In dem Flügel ist gleich an - fangs der Mittelfinger der längste, der vordere oder der Daumen der kürzeste Fin - ger. Im Fuſs ist die vorderste Zehe die kürzeste, die vorletzte nach auſsen und hinten die längste, allein der Unterschied ist so unbedeutend, daſs der Rand den - noch in beiden Extremitäten kreisförmig aussieht. In allen einzelnen Zehen - und Fingerstrahlen sind die Knorpel der einzelnen Glieder eingesenkt in eine fortlau - fende Scheide, welche den Inhalt jedes einzelnen Strahls umfaſst. Diese Scheide ist die fibröse Hülle der Knochen.

Der Stirnfortsatz verlängert sich rasch nach unten und hinten (oder nachi. Kiefern. vorn und unten, den Kopf auf der Basis ruhend gedacht). Zu beiden Seiten sei - ner Wurzel liegen die Nasengruben. Die Oberkieferfortsätze wachsen gegen den Stirnfortsatz. Am sechsten Tage ist ein tiefer Einschnitt zwischen beiden, des - sen Spitze auf die Nasengrube trifft. Am siebenten Tage erreicht der Oberkie - ferfortsatz jeder Seite den Stirnfortsatz unterhalb der Nasengrube. An der Spitze wird aber der Stirnfortsatz noch nicht vom Oberkieferfortsatz erreicht, es bleibt vielmehr immer noch auf jeder Seite des Stirnfortsatzes ein kürzerer Ausschnitt, welchen die Nasengrube nicht mehr erreicht. Die Mundöffnung hat daher auf jeder Seite einen breiten Schenkel. Die Mitte wird verengt durch den vorragen - den Unterkiefer. Dieser vergröſsert sich rasch und spitzt sich zu. Es ist derselbe Theil, den wir früher als ersten Kiemenbogen beschrieben haben. Er besteht also niemals aus zwei gesonderten Hälften, sondern ist vom Anfange an verwach - sen. Nach innen von ihm liegt in der Mittellinie die Zunge als eine erhabene Leiste.

Die noch bestehenden Gefäſsbogen haben sich, nachdem die Kiemenspal -k. Hals. ten mit Bildungsgewebe angefüllt worden, von der Rachenhöhle getrennt, und ziehen sich rasch zurück, so daſs sie nur sehr wenig vor dem Herzen liegen. Eben dadurch wird die vordere Fläche des Halses frei und kann sich verlängern und gerade strecken. Der Kiemendeckel überwächst die zweite Kiemenspalte und verlängert sich nach hinten, dicht an die Fläche des Halses sich anlegend und daher rasch unkenntlich werdend. Zuweilen sieht man seinen hintern Rand am Ende des sechsten Tages noch als ein erhabenes Leistchen vorragen. Nach dem sechsten Tage habe ich nie eine Kiemenspalte entdecken können.

Durch die Ausbildung der Kiefern ist die Rachenhöhle nach vorn in einel. Mund - höhle. Mundhöhle verlängert.

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m. Speise - röhre.
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Die Speiseröhre hat sich sehr verlängert, der Muskelmagen springt stark nach links vor, und zeigt zwei helle Stellen, die sehnigen Mittelpunkte beider Muskelmassen. Die Höhlung des Magens ragt weit über den Austritt des Zwölf - fingerdarms hinüber. Vor dem Muskelmagen erkennt man den Vormagen. Beide sind aber noch wenig abgegrenzt.

n. Magen und Darm.
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Der Darm bildet hinter dem Magen eine Schlinge, welche den Zwölffin - gerdarm enthält, und weiter nach hinten eine zweite Schlinge, die aus zwei ganz einfachen und gleichen Bogen besteht: der erste geht von der Schlinge des Zwölf - fingerdarmes unmittelbar in den Nabel und ist der vordere Theil des Dünndarmes. Der zweite geht aus dem Nabel eben so einfach zum After und enthält den hintern Theil des Dünndarmes und den Dickdarm. Die Blinddärme entwickeln sich rasch in diesen beiden Tagen. Am siebenten haben sie die Länge einer Linie, und lie - gen dicht am Darme an, die blinden Enden nach vorn gekehrt.

o. Leber.
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Die Leber nimmt eine Menge Blut auf, und erscheint fast eben so roth, wie die von Blut angefüllte Vorkammer des Herzens. Der linke Leberlappen, der den Magen bedeckt, ist merklich kleiner, als der rechte. Die Milz ist vom Ma - gen völlig abgetrennt.

p. Ath - mungsappa - rat.
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Im Athmungsapparate finden wir die Luftröhre verlängert und sehr rasch wachsend. Die Luftröhrenäste werden dadurch verhältniſsmäſsig kürzer. Der Winkel, in welchem die Luftröhrenäste sich verbinden, wird stumpfer. Die Lungen sind ganz getrennt vom Speisekanal, oder nur durch einen Streifen Bil - dungsgewebe mit ihm verbunden. Jede Lunge theilt sich durch eine Einschnü - rung in zwei Hälften, eine vordere gröſsere, und eine hintere innere, die viel schmäler ist. Die vordere Hälfte ist solider. In ihr sieht man dunkle zusammen - laufende Streifen noch sehr undeutlich. Es sind Verästelungen der innern Höhle. Im hintern Theile ist die Höhlung ansehnlicher und nicht astförmig verzweigt. Es ist dieselbe, welche schon früher (§. 6. h.) bemerkt wurde. Wo die Luftröhre in die Rachenhöhle übergeht, zeigt sich eine kleine Erhabenheit, der Anfang des Kehlkopfes. Der Uebergang selbst ist verengt. Am fünften Tage schien die Luftröhre mehr unmittelbar in die Rachenhöhle überzugehen, und die Speise - röhre senkte sich von oben in einen Bogen in die hintere Spitze der Rachenhöhle ein. Jetzt ist die Ansicht anders, die Speiseröhre ist mehr die unmittelbare Fort - setzung der Rachenhöhle. Diese Veränderung scheint mit der mehr gelösten Krümmung des Halses zusammenzuhängen.

q. Wolffi - scher Kör - per.
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Schon am fünften Tage bemerkte ich, daſs sich nach obon und auſsen vom Wolffischen Körper ein blattförmiger Theil zeige. Man erkennt ihn am besten im Queerdurchschnitte. Er geht in die Bauchwand über, und es bleibt zwischenihm97ihm und dem Wolffischen Körper eine Lücke. Am sechsten und siebenten Tage sieht man plötzlich an derselben Stelle einen sehr dickwandigen Kanal in der gan - zen Länge der Wolffischen Körper fortlaufen. Nach hinten sich verdickend geht er in das Ende des Mastdarmes oder die zukünftige Kloake ein (§. 10. m.); nach vorn läuft er weit über das Ende der Wolffischen Körper hinaus. Er scheint aus dem losgetrennten Blatte, das man dem werdenden Bauchfelle zuschreiben kann, gebildet, und da dieser Kanal später zum ausführenden Gange der Geschlechts - theile, d. h. zum Eileiter oder Saamenleiter sich ausbildet, so liegt die Vermuthung sehr nahe, daſs er in seinem ersten Auftreten den Kanälen entspricht, welche aus der Bauchhöhle mehrerer Fische in die Geschlechtsöffnung führen. In der gau - zen Länge des Wolffischen Körpers ist er bestimmt hohl. Vorn läuft er über die Spitze des letztern hinaus, wird plötzlich dünner, vielleicht indem die Höhlung des Kanals in die Bauchhöhle übergeht, und die dünne Fortsetzung konnte ich über die ganze Lunge fort bis nah an den vordern Theil des Herzens verfolgen. Hier verlor ich aber immer den Faden in der Nähe der Vorkammer, ohne seine Endigung bestimmt angeben zu können.

In den hintern Theil dieses Kanals schienen mir, vom siebenten Tage an, zahlreiche Gänge aus dem Wolffischen Körper einzugehen. Hiernach könnte man auf die Vermuthung fallen, daſs dieser Kanal das umgewandelte Blutgefäſs sey. Allein dagegen spricht die Weite und Dicke des Kanals. Auch konnte ich ihn nie durch Injectionen der Blutgefäſse füllen. Ferner ist von hier an Rathke’s Darstellung, nach welcher dieser Kanal sich zum ausführenden Gange des Ge - schlechtsapparates umbildet, nicht zu bezweifeln, und ich werde fortan dieser Darstellung folgen, und den Kanal den Ausführungsgang des Geschlechtsappara - tes nennen.

Dagegen mag ich aber auch die frühern Angaben, nach welchen der Wolf - fische Körper ursprünglich aus einem starken Blutgefäſse sich bildet, nicht auf - geben, so wenig ich auch beides zu vereinigen im Stande bin. Injicirte ich am sechsten oder siebenten Tage Embryonen mit Glück, so füllte sich immer ein Blutgefäſs, das unter dem Ausführungsgange in der ganzen Länge des Wolffischen Körpers verlief und sich mit zahllosen Aesten in ihm verzweigte. Ich konnte nicht mit Bestimmtheit ermitteln, ob es eine Vene oder Arterie sey, da beide Ar - ten von Blutgefäſsen in Embryonen sich durch Injection zugleich anfüllen. Im frischen Zustande sah ich gewöhnlich zwei Gefäſsstämme. Da die Aorta immer bis zu dem Wolffischen Körper weiter ist und dann plötzlich dünn wird, so ist es wahrscheinlich, daſs sie bedeutende Aeste in diese Körper schickte, und da die ersten Hauptäste, in welche die Aorta im dritten Tage sich spaltet, gerade daN98liegen, wo die Wolffischen Körper sich erzeugen, so ist es möglich, daſs diese aus ihnen hervorwachsen, und der Stamm der Aorta zwischen ihnen sich fest - setzt. Ferner haben wir gesehen, daſs vom fünften Tage an deutlich aus dem vordern Ende des Wolffischen Körpers eine starke Vene hervortritt, die mit der benachbarten sich zu einem Stamme verbindet, der in die Hohlvene geht, oder vielmehr jetzt den Stamm der hintern Hohlvene eben so ausmacht, wie in späte - rer Zeit die beiden Hauptwurzeln der hintern Hohlvene aus den Nieren hervor - treten. Es ist daher glaublich, daſs das Verhältniſs der Blutgefäſse, wenigstens der Veneu, jetzt im Wolffischen Körper eben so ist, wie später in den Nieren. Darnach könnte man vermuthen, daſs der dünne Faden, der aus dem hintern Ende des Wolffischen Körpers zum Mastdarm-Ende geht, auch eine Vene sey, da eine eben solche Vene später in die Nieren tritt. Dann würden die Wolffischen Körper früher im Verhältnisse der Nieren stehen, jedoch ohne Ausführungsgang und ohne Secretion seyn. Ist der Faden ein Ausführungsgang, so ist die Aehn - lichkeit mit den Fischnieren noch gröſser.

Ich führe diese Vermuthung nur an, um zu zeigen, daſs die Bildungsweise des Wolffischen Körpers mir durchaus nicht klar ist, und unterdrücke mehrere andere, wodurch der früheste Zustand mit dem spätern in Verbindung gebracht werden könnte. Es muſs hier etwas Wesentliches noch unentdeckt, oder von mir nicht richtig gesehen seyn. Auch von der Niere weiſs ich nur zu sagen, daſs sie am Ende des fünften oder Anfange des sechsten Tages als eine dünne, fast un - geformte Masse an der obern Fläche des Wolffischen Körpers entsteht.

r. Herz.
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Im Herzen sind die einzelnen Abschnitte mehr zusammengerückt. Die Vorkammer schiebt sich aus ihrer linken Stellung allmählig über die Kammern. Beide Herzohren liegen in einer Ebene, das linke ist noch das gröſsere. Der ge - meinschaftliche Venensack hat nicht mehr blos die Gefäſswand, sondern die Wan - dung der ursprünglichen Herzohren, hat sich in diese hinein verlängert, und um - giebt sie schon ganz. Im Innern scheint die Spur einer unvollständigen Scheide - wand zu seyn, als Folge der äuſsern Einschnürung. Indem sich der Venensack ausgebildet hat, werden die ursprünglichen Theile der Vorkammern immer mehr nach unten geschoben, und zeigen sich nun deutlich in der Lage als die Herz - ohren. Der Ohrkanal Haller’s wird bald unkenntlich, indem er sich in die Kam - mern hineinschiebt, zugleich aber von der Muskehnasse der Kammern überwach - sen wird. Dieser Ohrkanal scheint also die von der nervösen Oeffnung jeder Kam - mer in ihre Höhlung hinein ragende Verdoppelung der innern Haut des Herzens zu bilden. Die Herzkammer hat nicht nur ihre Gestalt und Lage verändert, son - dern erscheint schon äuſserlich als eine doppelte. Man sieht nämlich an der untern99 Fläche eine Furche, welche eine kleinere rechte, bei weitem nicht bis zur Spitze reichende Kammer von der linken bis zur Spitze gehenden sondert. Die Aorten - zwiebel ist in einen Bogen ausgezogen, und hat am Ende des sechsten Tages, wenn man das Herz von der Bauchseite betrachtet, ganz das Ansehn, als ob sie nur aus der rechten Kammer entspränge, denn sie sitzt rechts von der Furche auf, welche beide Kammern abgrenzt. Bei Eröffnung des Herzens findet man auf die - ser Furche die Scheidewand, welche bis an die Aortenzwiebel reicht, diese hat weniger das Ansehn eines Knollen, als früher. In ihr sind jetzt zwei weit ge - trennte Kanäle enthalten. Der mehr nach der Bauchseite liegende kommt aus der rechten Kammer, und bedeckt, von dieser Fläche angesehen, ganz den andern Gang, und eben aus diesem Grunde scheint, von unten gesehen, die Aortenzwie - bel aus der rechten Kammer zu kommen. Sie kommt aber aus beiden zugleich.

So viel zum allgemeinen Verständniſs. Das Ansehn des Herzens verändert sich indessen in diesen beiden Tagen so sehr, daſs wir noch mehr die einzelnen Veränderungen nach der Zeitfolge durchgehen müssen.

Wir erinnern, daſs die rechte Kammer im Grunde schon lange da war, aber mit der linken offene Gemeinschaft hatte, und mehr nach der Rückenseite lag. Indem nun mit dem Schlusse des fünften Tages die Vorkammern von links nach der Mitte sich bewegen, werden auch die Herzkammern etwas um ihre Axe gedreht. Es erscheint daher die rechte Kammer auch an der untern oder Bauch - fläche, aber nur mit dem vordersten Ende, sieht deshalb, wenn man das Herz nicht umdreht, wie eine kleine seitliche Blase aus. Die Aortenzwiebel sitzt auf der Scheidewand, und scheint noch um diese Zeit mehr der linken Kammer an - zugehören, weil die rechte überhaupt nur am Rande sich zeigt und man den Uebergang aus der linken Kammer in die Aortenzwiebel an der linken Seite der - selben deutlich sieht. Dieses Ansehn gewinnt das Herz gegen Ende des fünften Tages; sie ist entwickelter in der ersten Hälfte des sechsten. Es ist merk - würdig, wie schnell nun die rechte Kammer theils wirklich wächst, theils zu wachsen scheint. Indem nämlich die Drehung fortschreitet, kommt nicht nur mehr von der rechten Kammer an der Bauchfläche zum Vorschein, sondern da das Blut jetzt aus der rechten Hälfte der Vorkammern von vorn nach hinten hin - einschieſst, und dann wieder nach vorn und links umkehren muſs, wird die Wand der Kammer immer mehr von der Scheidewand abgehoben, daher dies ra - sche Deutlichwerden der abgrenzenden Furche. Dazu kommt noch, daſs die linke Kammer eben auch durch die Drehung sich immer mehr in einen Kegel ver - wandelt, die nun geschlossene Scheidewand also immer mehr gewölbt wird, und daher das Blut, das in die rechte Kammer tritt, nothwendig die Wand derselbenN 2100abhebt, wodurch die Furche deutlicher wird. Am Ende des sechsten Tages steht die Aortenzwiebel schon ganz vor der rechten Kammer, und am siebeuten Tage ist in der Herzkammer selbst wenig Drehung mehr zu erkennen, wohl aber im Innern der Aortenzwiebel. Diese sieht nun weniger wie ein Knollen aus, und scheint nun wieder weniger entschieden aus der rechten Kammer zu kommen, als am Ende des sechsten Tages. Der Grund liegt darin, daſs der Kanal aus der rechten Kammer, der nach links verläuft, jetzt schon an der Basis der Zwiebel den linken Rand derselben einnimmt, denn die arteriöse Mündung dieser Kammer ist schon sehr weit nach links gerückt. Die Umbeugung ihres Kanals, um sich mit den andern zu verbinden, ragt also mehr nach der Rückenseite vor, und nicht, wie früher, nach links*)In dem veränderten Ansehn, welches der Aortenwulst in den verschiedenen Perioden der Drehung gewährt, muſs man den Grund suchen, daſs frühere Beobachter ihm bald Gemein - schaft mit der rechten, bald mit der linken Kammer zuschrieben. Die verschiedenen Grade der Drehung können nur durch eine Reihe von Abbildungen kenntlich gemacht werden.. Ueberhaupt wird die Umbeugung des Kanals schwächer, denn die Trennung beider Kanäle geht immer weiter nach vorn. Am Ende des siebenten Tages ist die Aortenzwiebel in der ganzen Länge breiter ge - worden, und man findet beide Kanäle im Innern ganz getrennt, ja sie werden schon durch Furchen äuſserlich etwas gesondert. Während dieser Umgestal - tung verändert sich die Form des Herzens, indem sie anfangs breiter und dann schmaler und länger ist. Auch seine Richtung bleibt nicht ganz dieselbe. Am fünften Tage ist die Spitze des Herzens nach hinten gerichtet. Sobald es aber ganz in die weite Bauchhöhle getreten ist, neigt sich die Spitze wieder etwas nach unten.

s. Bildung der Arterien - stämme.
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Am Schlusse des fünften Tages sahen wir auf jeder Seite drei Gefäſsbogen, von denen der hinterste auf der linken Seite aber immer schwächer bleibt, als der auf der rechten. Dieses Verhältniſs scheint darauf zu beruhen, daſs in der Aortenzwiebel zwei Ströme sind, die sich um einander winden, und sich dann zu einem gemeinschaftlichen Stamme, aus welchem eben jene Bogen kommen, zusammenmünden. Der Strom aus der rechten Kammer hat nach der am fünften Tage gegebenen Beschreibung an dem Ende, wo er mit dem andern zusammen - mündet, die Richtung von links nach rechts und von unten (der Bauchseite) nach oben (der Rückenseite). Da nun die hintern Bogen nicht so stark nach unten herabsteigen, als die vordern, so wird der Strom aus der rechten Kammer vor - züglich die hintern Bogen anfüllen. Da derselbe zugleich die Richtung von rechts nach links hat, so schieſst er dem hintersten linken zurücklaufenden Bogen fast ganz vorbei und vertheilt sich in den letzten rechten und vorletzten linken Bogen. 101Der hinterste linke Bogen wird daher nur sehr schwach angefüllt, und im Ver - laufe des sechsten Tages schwindet er ganz. Der Strom aus der linken Kammer hat dagegen zuletzt die Richtung von oben nach unten, und füllt daher vorzüglich die beiden vordersten Bogen an, die am tiefsten herabsteigen. Der mittlere Bogen der rechten Seite mag am fünften Tage an beiden Strömen gleichen Antheil haben, später aber nur an dem Strome aus der linken Kammer. Beide Ströme nämlich, welche, ich möchte sagen, nur gezwungen durch die frühere Einfach - heit des Kanals zusammenlaufen, lösen sich hier an der Spitze der Aortenzwiebel allmählig eben so von einander, als schon früher an der Basis derselben, und am Ende des sechsten und Anfange des siebenten Tages geht der Strom aus der rechten Kammer nur in die hintern Bogen der rechten und den jetzt ebenfalls hintersten Bogen der linken Seite. Der Strom aus der linken Kammer geht in beide vordere Bogen und auſserdem, vielleicht weil er überhaupt der stärkere Strom ist, auch in den mittlern Bogen der rechten Seite. Beide Ströme sind nun im Innern der Aortenzwiebel völlig getrennte Kanäle, wie Injectionen mich ge - lehrt haben, obgleich man äuſserlich die Trennung nicht erkennt. Wir haben also jetzt fünf Bogen, zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite. Die bei - den hintern Bogen beider Seiten werden von der rechten Kammer, die übrigen von der linken Kammer ausgefüllt. Nach oben laufen sämmtliche Bogen einer Seite in die Aortenwurzel dieser Seite zusammen. So bleibt das Verhältniſs im Grunde während der ganzen dritten Periode, jedoch mit allmähliger Umänderung, indem die hintern Bogen sich mehr in die Lungen verzweigen. Wir werden im nächsten §. diese Metamorphose genauer und im Zusammenhange mit der spätern Form betrachten, nachdem wir hier ihren Uebergang aus der ersten Form berück - sichtigt haben.

Endlich ist noch zu bemerken, daſs das Herz jetzt mit einem Herzbeutelt. Herz - beutel. versehen scheint, den ich zuweilen auch am fünften Tage zu bemerken glaubte. Von der Entwickelung desselben weiſs ich nur so viel anzugeben, daſs man auf dem Herzen, nachdem es sich mit Muskelmasse umhüllt hat, eine Schicht durch - sichtigen Stoffes bemerkt, bestimmt, den serösen Ueberzug des Herzens zu bilden. Der äuſsere Theil des Herzbeutels wird eine ähnliche Bildungsweise haben.

Am Centraltheile des Nervensystems erkennt man jetzt auſser der zuerst auf -u. Rücken - mark. getretenen Hülle, welche an Festigkeit zugenommen hat, eine zweite innere eng anliegende. Jene ist die harte, diese die weiche Hirn - und Rückenmarkshaut. Das Rückenmark hat da, wo die Nerven der Extremitäten hervortreten, bedeutend an Dicke zugenommen. Beide Verdickungen laufen aber noch zusammen, so daſs der ganze Rumpftheil verdickt ist gegen den weit dünnern Halstheil. Die102 untern Stränge des Rückenmarkes sind, wenigstens im Rumpfe, stärker, als die obern. Nimmt man die Hülle weg, so sieht man eine Spalte an der obern Fläche des Rückenmarkes. Beide Blätter liegen aber doch eng an einander, gleichsam zusammengeklebt. In kaltem Wasser rollen sie sich jedoch nach auſsen, nachdem man die Hülle entfernt hat. An Embryonen vom sechsten Tage habe ich mehrere Nerven vom Rückenmarke aus bis tief in die Bauchplatten ausgearbeitet. Sie sind überaus dünn, nicht einmal von der Dicke eines Haares.

v. Hirn. Allgemeine Form.
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Im Hirne sind die Vierhügel der vorherrschende Theil, der weit über die andern vorragt und dem Kopfe eine stumpfe Spitze giebt. Am siebenten Tage nimmt ihr Wachsthum jedoch schon ab. Da der Nackenhöcker sich in diesem Zeitraume schärfer hervorhebt, so ist nun auch der Winkel, den hier das Rücken - mark mit dem verlängerten Marke macht, viel schärfer, als früher. Er ist fast ein rechter. Eben so wird der darauf folgende Winkel der Uebergang aus dem ver - läugerten Marke in das kleine Hirn aus einem stumpfen zu einem rechten Winkel. Ueberhaupt also werden die hintern Einbiegungen des Hirnes schärfer. Dagegen löst sich die vordere Hälfte des Hirnes etwas aus der Krümmung, und alle einzelnen Theile rücken der Rückenseite des Embryo näher, ganz entsprechend der allge - meinen Form des Körpers, die wir oben aus einander setzten (§. 9. d.).

Wenn wir nämlich die Umbeugung der Rückensaite als den festen Punkt der Drehung betrachten, so können wir diese am besten dadurch anschaulich machen, daſs wir sagen, alle Abschnitte des Hirnstammes mit seinen Ent - wickelungen (den Hirnblasen), die nach der Lage des gesammten Embryo über (oder den Kopf auf seine Basis gestellt, hinter) dieser Umbeugung liegen, knicken sich schärfer ein. So sehen wir die Vierhügel nicht mehr vor (über) der Um - beugung der Rückensaite, sondern mit dem gröſsten Theile des Umfanges über (hinter) ihr. Dadurch stoſsen nicht nur die Vierhügel ganz an das noch gespaltene kleine Hirn, sondern überdecken die hintere Wasserleitung völlig und den Ueber - gang in das kleine Hirn. Ja, die Decke der Vierhügel wird durch das Zu - sammenschieben sehr stark gefaltet mit zwei bis drei tiefen Faltungen, die schief nach vorn gerichtet sind, gerade so, als ob der vordere Theil der Vierhügel sich in beschleunigtem Rückzuge über den hintern Theil habe schieben müssen. Daſs dieser Ausdruck nicht bloſs das Verhältniſs versinnlicht, sondern wirklich das Wesen desselben angiebt, schlieſse ich daraus, daſs die harte Hirnhaut nie in diese Faltungen eingeht. Ja, es schien mir oft sogar, als ob selbst die weiche Hirnhaut darüber wegginge, während ich in andern Fällen deutlich die weiche Hirnhaut aus der Falte hervorgezogen habe. In die mittlere Einsenkung zwischen103 beiden Hirnhälften, die an Tiefe sehr zunimmt, geht dagegen die harte Hirnhaut immer tief ein.

Unter (Vor) der Umbeugung der Rückensaite strecken sich die einzelnen Theile etwas mehr gerade, wenigstens der Hirnstamm, denn die Hemisphären rücken freilich so nach oben, daſs sie sich etwas über die Blase der dritten Hirn - höhle neigen. Aber eben dieses Verhältniſs beruht auf der Tendenz, sich nach dem Rücken zu ziehen, die im untern (vordern) Theile des Hirnes waltet. Die Ursprünge der Riechnerven, die am dritten und vierten Tage in der Mitte der untern Fläche zu finden waren, liegen jetzt fast ganz vor, und sind es in Zukunft noch mehr.

Indem die Blase des groſsen Hirnes sich gegen die Blase des dritten Ven -Einzelne Hirntheile. trikels verlängert, wird die Abgrenzung zwischen beiden Blasen tiefer, so daſs äuſserlich die Seitenfläche der Hemisphäre wie ein Hügel nach hinten vorsteht*)Indem wir es für nöthig hielten, bei Beschreibung der allgemeinen Form des Hirnes auf die Krümmung des ganzen Embryo Rücksicht zu nehmen, haben wir sowohl dies Lagen - verhältniſs zum ganzen Embryo, als zu dem Kopfe für sich angegeben. Der Versuch dieses auch bei Beschreibung des einzelnen durchzuführen, hat aber gezeigt, daſs sie dadurch nur undeutlich wird. Deswegen ist in diesem Abschnitte bei Beschreibung der einzelnen Theile das Hirn auf seiner Basis ruhend beschrieben.. Da zugleich die mittlere Einschnürung sehr an Tiefe gewonnen hat, und diese mittlere Einschnürung auch die vordern Enden der Hemisphären weiter von ein - ander trennt, so sieht man im Innern der Blase des groſsen Hirnes einen tief hinein - ragenden Bogen, welcher vorn mit zwei nahe an einander liegenden Schenkeln in die Basis jeder Hemisphäre übergeht. Nach hinten läuft dieser Bogen auch in zwei weiter getrennte Schenkel aus, die nichts anderes sind, als die seitlichen Einschnü - rungen, welche die Hemisphären gegen die Blase des dritten Ventrikels abgrenzen. Der ganze Bogen mit seinen vier Schenkeln ist überhaupt kein neuer Theil, sondern eine Ansicht, die durch die Einkerbungen hervorgebracht wird. In der That ist es leicht begreiflich, daſs, wenn man an einer Blase die Decke vorn und oben in scharfem Winkel eindrückt, und nach hinten eben so durch seitliche Eindrücke die Blase von einer hintern Fortsetzung abschnürt, ein solcher vierschenklicher Bogen entstehen muſs. Der vierschenkliche Bogen ist offenbar dem Gewölbe der Säugethiere entsprechend und unterscheidet sich nur dadurch, daſs in ihm keine dicken Längenbündel sich bemerken lassen. Er besteht hier im Vogel-Embryo vielmehr nur aus einer einspringenden Falte, deren Ränder das Gewölbe dar - stellen. Es ist daher das Gewölbe schon von Anfange an da und am fünften Tage schon ganz deutlich, wir setzen aber hier seine Bildung besonders aus einander,104 weil am sechsten Tage die Verhältnisse unverkennbar sind. Am siebenten Tage scheinen die vordern Schenkel des Gewölbes etwas dicker an ihren Enden, wo sie in den Boden des Hirnes übergehen. Es geht aus der gegebenen Darstellung her - vor, daſs unter den hintern Schenkeln des Gewölbes ein offener Uebergang in die Blasen der dritten Hirnhöhle sich findet.

Was aber das Offenseyn der ganzen Hirumasse anlangt, so kann man jetzt darüber näher entscheiden, da die weiche Hirnhaut zu erkennen ist. Bei Eröff - nung der Hemisphäre finde ich immer noch die mittlere Einsenkung ganz von einer continuirlichen Lage Nervenmasse bedeckt. Allerdings springt die Nerven - masse in erhärteten Hirnen an der Kante der Einsenkung leicht von einander. Dieser Umstand rührt aber wohl ohne Zweifel von dem scharfen Winkel her, in welchem beide Seiten zusammenstoſsen, denn das Aufreiſsen erfolgt mit zackigen Rändern, und da ich stets Nervenmasse in der Mittellinie erkannt habe, so zweifle ich nicht, daſs die Decke des groſsen Hirnes bis jetzt nicht offen gewesen ist. Eher könnte man noch zweifeln, ob nicht die Decke der Vierhügel am sechsten Tage sich öffnet, denn die Mittellinie der Einsenkung ist am siebenten Tage sehr dünn und hängt noch sehr eng mit der weichen Hirnhaut zusammen. Ich finde aber dennoch keine wahre Lücke im Markblatte. Später wird das Markblatt dicker und die Einsenkung nimmt ab. Wenn nun die bisherige Dar - stellung richtig war, so läſst sich mit Bestimmtheit behaupten, daſs das groſse Hirn und die Vierhügel bis jetzt in ihrer Decke nicht offen gewesen sind. Da - gegen ist die dritte Hirnhöhle in ihrem vordern Theile ganz weit geöffnet, ja die Ränder der Seitenblätter drängen stark nach auſsen, so daſs der Saum der letztern sich umwirft, wenn man die Hirnhaut wegnimmt. Ueber die Oeffnung der vierten Hirnhöhle ist nie ein Streit gewesen. Nur im ersten Auftreten ist auch hier der Centraltheil des Nervensystems geschlossen (§. 2. m. §. 5. aa.).

Oeffnet man das Hirn, so sieht man im Innern desselben jetzt sehr deut - lich den gestreiften Körper, um den der Seitenventrikel sich windet. Es ist der Kolben, von welchem wir am fünften Tage berichteten, daſs er das eine Ende des Hirnstammes bilde. Er wächst vom fünften bis zum siebenten Tage sehr rasch, und wie es scheint vorzüglich in die Höhe, denn die Fortsetzung des Hirn - stammes scheint jetzt mehr in seine Basis zu gehen, als in seine Masse, eine An - sicht, die zum Theil auch darauf beruhen mag, daſs das groſse Hirn sich etwas aus seiner Krümmung gehoben hat.

An der Spitze des Trichters bemerkt man ein kleines Knöpfchen, den Hirnanhang, der noch wenig vom Trichter getrennt ist, und vielleicht einer Ver - wachsung der Spitze des Trichters seinen Ursprung verdankt.

Die105

Die Sehnervengrube ist enger und tiefer geworden. Beide Eingänge der Sehnerven sind dadurch zusammengerückt, und bilden, wenn man von der Basis die Sehnerven wegschneidet, zuerst eine zweischenkliche, dann eine ganz ein - fache Oeffnung in der Spitze dieser trichterförmigen Vorragung, die jetzt ansehn - licher ist, als der eigentlich sogenannte Trichter. Aus der Spitze dieser Vorra - gung treten die Sehnerven hervor. Man sieht leicht ein, daſs die Spitze dieser hohlen Vorragung nichts ist, als die Kreuzung der Sehnerven, denn bis jetzt lief jeder Sehnerve, ohne sich mit dem andern zu kreuzen, in das Auge seiner Seite. Eine Kreuzung ist auch jetzt noch nicht, aber sie ist vollkommen vorbereitet, wie wir im nächsten Zeitabschnitte finden werden.

An der innern Fläche der dritten Hirnhöhle sieht man eine rundliche Vor - ragung den Sehhügel. Er war schon am fünften Tage angedeutet, tritt aber jetzt bestimmter hervor. Er ruht auf dem Hirnschenkel, hebt sich aber noch mehr aus dessen Fläche hervor, als der gestreifte Körper, so daſs der Hirnschen - kel unter ihm wegzugehen scheint.

Aus ihm geht ein schmaler Wulst oder ein Strang in die hintere Wand der Sehnervengrube, und ein Theil des Hirnschenkels scheint in eben diesen Strang überzugehen, die Stränge beider Seiten laufen in einander über; doch beruht diese Beschreibung nur auf dem äuſsersten Ansehn, indem ich noch immer keine deut - liche Faserung erkenne.

Die hohlen Eingänge in den Hörnerven und den Riechnerven konnte ichw. Sinnes - nerven. Au - ge. vom Anfange dieser Periode an nicht mehr auffinden. Die Stelle, an welcher der Riechnerve austritt, ist nur sehr dünnwandig. Der Eingang in den Sehnerven ist, wie bemerkt wurde, noch hohl, aber der Sehnerve scheint solide und läſst sich leicht in zwei Stränge theilen. Die Netzhaut ist noch sehr dick, dicker, als die Decke des groſsen Hirns. Sie reicht aber in dieser Dicke nicht mehr bis an die Linse, sondern in einiger Entfernung von der Linse sieht man sie plötzlich dünn werden, und der dünne ringförmige Theil hat am 6ten Tage noch das An - sehn eines sehr verdünnten Nervenblattes, am 7ten aber ist er durchsichtiger und giebt sich als das Strahlenblättchen zu erkennen. An derselben Stelle, wo die Netzhaut aufhört, sieht man nun auch in der dunklen Haut eine Trennung in Aderhaut und Ciliarkörper. Letzterer bekömmt einige sehr kleine Falten. Ich weiſs nicht, ob es eine wahre Trennung ist, oder ob nur die Netzhaut und Ader - haut sich von der Linse zurückziehen und das Strahlenblättchen und der Ciliar - körper neu hinzugetretene Theile sind. Auffallend ist der geringe Zusammenhang zwischen Gefäſshaut und Ciliarkörper, denn oft bleibt nach Erhärtung im Wein - geist der Ciliarkörper beim Aufheben der Gefäſshaut auf dem Glaskörper und derO106Linse liegen. Die Trennung zwischen Gefäſshaut und der noch sehr dünnen har - ten Augenhaut ist ganz vollständig, und die Hornhaut steht nur mit der letztern in Verbindung. Die Gefäſshaut ist unter der Netzhautfalte, die zwei starke Wülste enthält, noch ungefärbt, aber der weiſse Streifen ist nur an der Eintrittstelle des Sehnerven ansehnlich. Nach auſsen nimmt er ab.

x. Ohr.
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Das Ohr ist nach auſsen geöffnet. Diese Oeffnung liegt über der Mund - spalte. Man kann sie nicht mit der ersten Kiemenspalte verwechseln, weil sie in den Rückenplatten und nicht in der Bauchplatte liegt. Die Ausmündungen bei - der Eustach’schen Röhren rücken einander näher, und die Röhren selbst liegen nur an der Anlage des Keilbeins an, nicht in derselben.

y. Nase.
11

Die Nasengrube nimmt am sechsten Tage an Tiefe zu. Indem der Ober - kiefer mit dünner Spitze den Stirnfortsatz erreicht, bleibt zwischen beiden eine Lücke, der Nasengang, der nach auſsen als äuſsere Nasenöffnung ausgeht, mit dem andern Ende aber in die Mundhöhle geht. Dieser Gang ist kurz, indem er fast senkrecht hinabsteigt, denn die Einmündung des Nasenganges in die Mund - höhle ist ganz dicht hinter der Schnabelspitze, wie in Amphibien. Der ganze Nasengang geht unter der Nasengrube weg, welche nur von oben in den Nasen - gang einmündet. Das Riechorgan hat sich also früher gebildet, als der für die Athmung bestimmte Luftkanal; denn jene schon am 4ten Tage bemerkte Nasen - grube ist das eigentliche Riechorgan.

§. 10. Achter, neunter und zehnter Tag.

a. Allge - meine Ei - theile.
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Der Dotter scheint noch an Umfang zuzunehmen. Der Gefäſshof der Keim - haut dehnt sich bis auf ¾ des Dottersackes aus. Die Grenzvene schwindet aber ganz. Auch die andern Gefäſse nehmen ab, jedoch die Arterien mehr, als die Ve - nen. Ja, in letzteren ist die Abnahme vielleicht nur scheinbar, denn während sie an der Oberfläche weniger deutlich erscheinen, ragen sie auf der untern Fläche wie erhabene Wülste sehr stark vor. Sie sind hier mit einem gelben, Dotterkügel - chen enthaltenden und daher von ihnen gefärbten Zellgewebe stark bedeckt. Die zarten Aeste, welche wenig Blut enthalten, sehen deshalb gelb aus. (Haller’s vasa lutea.) Daſs diese feinen Reiser unmittelbar unveränderte Dottermasse auf - nähmen, wie man sich gedacht hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Das gelbe Ansehn leite ich nur vom Ueberzuge her. Rührte das gelbe Ansehn von enthalte - nem Dotter her, so müſsten in den gelben Gefäſschen die gröſsern Dotterkügelchen seyn, da diese vorzüglich die färbenden sind, ja es müſsten viele solcher groſsen107 Dotterkügelchen zugleich in einem Gefäſsaste sich finden, um so dünne Ströme gelb zu färben. Es sind aber die gröſsten Dotterkügelchen sehr viel gröſser, als die Blutkügelchen, und wenn die Venen hinlänglich weite Mündungen hätten, um jene aufzunehmen, so ist nicht einzusehen, wie das Blut nicht ausflieſst, da die geringste Verletzung einer Vene der Keimhaut das Blut von allen Seiten dahin zu - sammenflieſsen läſst. Es schien mir, daſs im Embryo des Hühnchens die Gefäſse immer vom Blute mehr ausgedehnt sind, als im erwachsenen Thiere, weil sich in jenem auch für kleine Gefäſse viel schwerer eine Verschlieſsung entweder durch Zusammenziehen des Gefäſses oder durch einen Blutpfropf bildet, als in diesem. Dagegen ist es keinem Zweifel unterworfen, daſs der flüssige Theil des Dotters von den Venen aufgesogen wird, denn vom 10ten Tage an ist die Abnahme des Dotters beträchtlicher, als die Aufnahme durch den Dottergang allein bewirken könnte, und in den feinern Venenzweigen ist das Blut so wenig gefärbt, daſs man die Beimischung eines wenig gefärbten Wassers zu erkennen glaubt. Auch führt die Aufnahme des flüssigen Theiles von Eiweiſs darauf hin.

Das seröse Blatt hat sich bis zum äuſsern Umfange des Gefäſshofes getrennt, und der Harnsack verbreitet sich in diesem Raume nach allen Seiten. Die Ge - fäſse mehren sich in demselben sehr. Der Uebergang seiner Arterien in die Ve - nen scheint in den feinern Zweigen unmittelbar. Die linke Nabelarterie ent - wickelt sich stärker, als die rechte. Der Harnsack bedeckt den gröſsten Theil des Dottersackes als eine geschlossene Blase. Die eine Hälfte dieser Blase liegt nämlich auf dem Amnion und dem Dottersacke, die andere an der serösen Hülle und mit ihr an der Schaalenhaut. Diese äuſsere Hälfte ist viel blutreicher als die innere. Beide Hälften sind durch die enthaltene Flüssigkeit getrennt. Jede Hälfte besteht ursprünglich aus dem der Flüssigkeit zugekehrten Schleimblatte und dem Gefäſsblatte. Beide Blätter werden aber im Verlaufe dieser Tage in der untern Hälfte und im Stiel, also da, wo die Athmung weniger vorherrschend ist, un - kenntlicher, und scheinen besonders in letzterer nur ein Blatt zu bilden, von wel - chem ich nicht habe bestimmen können, ob es das ursprüngliche Schleimblatt oder Gefäſsblatt oder eine Verwechselung beider ist.

Das Amnion ist stark angefüllt von Flüssigkeit. Das Hin - und Herschwan -b. Amnion. ken des Embryo, unterstützt von Contractionen des Amnions, ist am achten Tage sehr lebhaft, weniger lebhaft in den folgenden Tagen. Daſs das Amnion dabei selbstthätig ist, erschien mir unverkennbar, (obgleich ganz unerwartet,) denn erst nachdem das Amnion sich an einem Ende unter starker Runzelung zusammen - gezogen hatte, bewegte sich der Embryo nach dem entgegengesetzten Ende von der Flüssigkeit getragen. Reizte ich das Amnion mit der Nadel, so wurden dieO 2108Zusammenziehungen lebhafter, oder traten wieder hervor, nachdem sie aufge - hört hatten. Die Bewegung des Embryo ist daher durchaus keine Kreisbewegung, wie in Schnecken-Embryonen, sondern ein Hin - und Herschwanken durch eine Art Pulsation hervorgebracht.

c. Gestalt des Embryo.
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Der Fötus wächst stark vom 8ten bis zum 10ten Tage. Er ist noch sehr gekrümmt, doch kann wegen stärkeren Hervortretens des Bauches der Kopf lange nicht mehr den Schwanz berühren, Immer noch ist die rascheste Entwickelung im Kopfe, und es scheint dieser noch entschiedener dem Rumpfe an Masse über - legen, als in den früher besprochenen Tagen, was vielleicht daher rührt, daſs für die äuſsere Ansicht das Hinterhaupt jetzt bestimmter zum Umfange des Kopfes gehört. Der Oberschnabel hat anfangs auf beiden Seiten noch einen Ausschnitt, welcher später in eine sanfte Ausrundung übergeht, und am Ende des zehnten Ta - ges kaum bemerklich ist. Auf der Spitze des Oberschnabels entsteht ein kreide - weiſser Flecken. Die Form des Kopfes wird viel runder, indem die Vierhügel weniger vorragen.

Der Hals wird bedeutend länger und freier, doch ist er hinten noch merk - lich länger, als vorn. Der Nackenhöcker ist am 8ten Tage noch sehr stark vorra - gend, später weniger. Am 9ten und 10ten Tage erheben sich in der Haut die Federbälge, zuerst auf der Mittellinie des Rückens vom Halse bis an den Steiſs und auf den Hüften. Am stärksten ragen die Bälge der Steuerfedern auf dem Steiſse vor.

d. Extremi - täten.
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In den Extremitäten tritt die Differenz mehr hervor. Der Ellenbogen rich - tet sich nach hinten, das Knie nach vorn. Flügel und Fuſs sind aber am 8ten Tage in ihrer Richtung noch ganz abhängig vom Unterarm und Unterschenkel. Die Finger der Hand sind also mit ihren Spitzen nach vorn gerichtet, die Zehen nach hinten. Dann tritt eine Selbstständigkeit im Hand - und Fuſsgelenke ein; ersteres richtet sich mit seiner Streckseite nach vorn, letzteres nach hinten. Die Fingerspitzen bewegen sich daher in einem Bogen von vorn nach hinten, die Ze - henspitzen von hinten nach vorn. Am Schlusse des zehnten Tages berühren sich die einander zugekehrten Ellenbogen - und Kniegelenke fast. Die Zehen sind sehr stark nach vorn gerichtet, die Finger noch etwas mehr nach unten als nach hin - ten. Zugleich entwickeln sich die Finger und Zehen, so daſs zuvörderst die An - lage aller Glieder jedes Fingers und jeder Zehe sich innerhalb der Hautlappen bil - den, und dann die Finger über die Hautlappen herauswachsen. Beim Heraus - wachsen bleiben der mittlere Finger und der hintere vereint, ja sie werden durch die sich verdickende Haut noch enger verbunden, weshalb man am Ende des zehn - ten Tages sie äuſserlich nicht mehr von einander unterscheidet. Es sind die bei -109 den im Hauptflügel enthaltenen Finger. Der Vorderfinger wächst dagegen mehr nach vorn hinaus, ist am neunten Tage völlig abgesondert und wird der Stamm des Afterflügels. Da das vordere Endglied sich zugleich nach hinten richtet, so hat es am 10ten Tage schon vollständig den Character des Flügels. Es fehlen nur die Federn. An der hintern Extremität sondert sich eben so die vordere Zehe zuerst und stellt sich immer mehr nach innen, indem sich die Sohlenfläche, welche ursprünglich nach innen gekehrt war, nach unten stellt und wird die Hinterzehe; die andern Zehen wachsen ebenfalls über die Zehenhaut, jedoch ge - sondert und mit ungleicher Geschwindigkeit, wodurch die Ungleichheit in der Länge der Zehen zunimmt, und am Ende des 10ten Tages auch der Fuſs schon im Allgemeinen seine Form hat. Nägel fehlen aber noch.

Der Nabel ist trichterförmig und erscheint daher als unmittelbare Fort -e. Nabel. setzung des Bauches, in welche die Darmschlinge so tief hineinragt, daſs der Dot - tergang in der Spitze des Trichters liegt.

Die Bauchplatten nehmen bedeutend an Höhe zu und erreichen einanderf. Bauch - platten. Nerven. vorn. An dieser Stelle entsteht gegen Ende dieses Zeitabschnittes das Brustbein als eine kurze und breite Platte, ohne Spur von Kamm. Ich konnte nicht bemer - ken, daſs sich dieser Knorpel aus zwei Hälften bilde. Zu beiden Seiten werden die Rippen viel früher deutlich begrenzt, zwischen den Rippen schieſsen Muskeln an. In dieser Periode habe ich endlich auch zuerst Nerven mit Deutlichkeit nicht blos gesehen, sondern auch im ganzen Verlaufe ausgearbeitet, und zwar nun auch fast alle Nerven des Rumpfes. Sie sind indessen schon viel früher da, und ich habe bemerkt, daſs ich die abgerissenen Enden schon am fünften Tage erkannte und einen Theil des Stammes am sechsten und siebenten Tage verfolgte, al - lein wegen der geringen Consistenz sind sie, besonders ohne Erhärtung durch Weingeist, erst lange nach der Bildung im weitern Verlaufe zu erkennen. So ist es kaum zu bezweifeln, daſs die eigenthümliche Verzweigung des herumschwei - fenden Nerven durch das Zurückweichen der Aortenbogen und den frühesten, ver - hältniſsmäſsig hohen, Stand des Luftröhrenendes veranlaſst wird. Auch glaubte ich zuweilen den herumschweifenden Nerven am Hühnchen am fünften Tage als ein höchst zartes Fädchen gesehen zu haben, jedoch nie mit hinlänglicher Bestimmt - heit. Ob jemals die Beobachtung nachweisen könne, daſs die Nerven in das Rückenmark hinein - oder aus diesem herauswachsen, bezweifle ich durchaus. Zwar scheint das Rückenmark während der beiden ersten in dieser Darstellung angenommenen Perioden glatt, wenn man es aus seiner Höhle nimmt, und man sieht keine Einfügung der Nerven; da aber in den Rückenmarksnerven wahr - scheinlich, wie im Rückenmarke selbst, die Scheide erst später sich entwickelt,110 so ist es natürlich, daſs ein so zartes Fädchen aus ganz weicher Masse bestehend und dabei wenig gefärbt und dünner als ein Haar keine Spur zurückläſst. Daſs die Sinnesnerven offenbar aus dem Hirne hervorwachsen, beweist nicht, daſs die andern Nerven auf dieselbe Weise entstehen, denn die Sinnesorgane werden eben erst durch die Hervorstülpungen des Hirnes erzeugt. Die Bauchplatten und Rük - kenplatten bilden sich aber unabhängig vom Rückenmarke. Daſs die Nerven aus den sich bildenden Muskeln oder andern Theilen in den Ceutraltheil hineinwach - sen, ist mir wenigstens eben so unwahrscheinlich, als das Entgegengesetzte, da eine solche Entwickelung irgend eines Theils von einem Ende zum andern fort, so daſs das Eine Ende neuen Ansatz bekommt, mir sonst nirgends vorgekommen ist. Vielmehr scheint jeder Theil gleich ganz da zu seyn, und nur aus sich eine Entwickelung zu erfahren. Hiernach ist es wahrscheinlich, daſs, sobald eine hinlängliche Differenzirung in den Bauchplatten oder andern Theilen da ist, um Nervenmasse von anderer Masse, sey es auch nur auf der untersten Stufe der Dif - ferenzirung, zu scheiden, der Nerve seiner Ausdehnung nach immer ganz da ist und beide Enden hat, das centrale wie das peripherische.

g. Muskeln und Verknö - cherung.
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Bald nachdem sich die Knorpeln gebildet haben, sieht man auch Fase - rungen in dem anliegenden Bildungsgewebe, die werdenden Muskeln nämlich. Ihre Sehnen sind ununterbrochene Fortsetzungen der Knochenhaut. In der Stufe der Bildung, die wir hier darstellen, sind schon ziemlich alle Muskeln der Extre - mitäten kennbar, besonders aber die auf dem Hüftbeine und dem Schulterblatte liegenden, welche man, nach Entfernung der Haut, schon mit unbewaffnetem Auge sehr deutlich unterscheiden und mit dem Messer trennen kann. Mehr eingesenkt in das allgemeine Bildungsgewebe und weniger von ihm geschieden sind die Mus - kelbäuche am Vorderarm und Unterschenkel. In der hintern Extremität zeigt sich auch am frühesten Verknöcherung. Der erste Verknöcherungspunkt findet sich im Schienbein am Anfange des neunten oder am Ende des achten Ta - ges. Er ist am Ende des neunten Tages schon ansehnlich und hart. Um diese Zeit tritt Verknöcherung im Oberschenkel und in den ersten Gliedern der Ze - hen ein.

h. Lage der Eingeweide in der Bauch - höhle. Ma - gen.
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In der Bauchhöhle ist durch das vollständige Hineintreten des Herzens die Lage der enthaltenen Eingeweide sehr verändert. Leber und Magen sind nämlich sehr zurückgedrängt. Da sich zugleich die Leber sehr vergröſsert, steht der Bo - den des Magens nicht weit von der hintern Wand der Bauchhöhle ab. Eben da - durch hat der Bauch so bedeutend an Höhe gewonnen, indem der Darm, der sich merklich vergröſsert hat, nach unten geschoben ist. Der Vormagen ist sehr deut - lich und selbstständig ausgebildet. Das blinde Ende des Magens ragt weit über111 den Austritt des Darmes vor. Am Anfange dieses Zeitabschnittes geht die Höhlung des Vormagens noch fast ohne Verschnürung in die Höhlung des Muskel - magens über, und letzterer ist mehr der Boden des Magens, als ein selbstständiger Theil. Es ist daher mehr Aehnlichkeit mit dem Bau des Magens derjenigen Vögel, die vom Raube leben, später ist die Sonderung äuſserlich und innerlich schärfer. Der Magen geht hiermit in die Form über, die er in den Vögeln, welche von Körnern leben, hat.

Verfolgen wir den Speisekanal weiter nach vorn, so finden wir die Speise -i. Kropf. röhre nicht nur weiter, sondern sie erweitert sich besonders am untern Theile des Halses in eine blasige Auftreibung, deren Convexität nach rechts sich richtet. Es ist der Kropf. Er scheint schon am siebenten Tage angedeutet und ist vom achten an unverkennbar.

Der Darm hat sich bedeutend vergröſsert, aber doch lange nicht in demk. Darm. Kloake. Maaſse, wie der Magen. Aus der ersten Schlinge des Darmes wächst jetzt das Pankreas bedeutend in die Länge hervor, die zweite Schlinge ragt bis aus der Nabelöffnung hinaus. Die vordere Hälfte des Dünndarmes hat sich zu sehr ver - längert, um in einem einfachen Bogen in diese Schlinge überzugehen, die hintere Hälfte des Darmes hat sich weniger verlängert; aber der weite Darm unterscheidet sich durch die gröſsere Weite schon auffallend vom engen Darme. Die Blind - därme sind Linien lang, eben so lang ist der weite Darm. Dieser letztere ist deutlich durch eine Falte gegen die Kloake abgegrenzt. Ich weiſs nicht anzu - geben, ob die Falte nicht schon früher sich gebildet hat. Gegen Ende dieses Zeitraumes zeigt sich die erste Spur der Bursa Fabricii. Wahrscheinlich entsteht sie auch durch Hervorstülpung. Doch habe ich ihre Ausbildung nicht vollständig verfolgen können. Die Afterspalte ist von einem vorragenden Wulste umgeben.

Die Leber erscheint nicht mehr so roth als früher, sondern mehr braun -l. Leber und Milz. gelb; die Blutgefäſse haben sich verengt und das Parenchyma ist schon vermehrt. Injectionen färben jedoch die Leber noch vollständig. An derselben zeigt sich die Gallenblase. Die Milz ist vom Magen weiter entfernt und wird von einem Blatte gehalten, das zum Magen geht. Dieses Blatt ist jetzt schon sehr dünn und hat daher vollständig die Beschaffenheit des Netzes.

Das Bauchfell ist jetzt unverkennbar, aber dicker als im spätern Zustande,m. Bauch - fell. und ein weniger in sich zusammenhängendes und verdichtetes Blatt. Man erkennt nämlich schon früher einen durchsichtigen Ueberzug, der alle Organe, so weit sie an die Bauchhöhle grenzen, überzieht und ihnen das Ansehn giebt, als ob sie mit einer Leimauflösung überstrichen wären. Dieser Ueberzug wird in fort - gehender Entwickelung immer mehr blattförmig, d. h. consistenter und dünner. 112So scheinen alle serösen Häute sich zu bilden, indem die an eine mit thierischem Wasser gefüllte Höhle grenzenden Organe einen solchen Ueberzug erhalten.

n. Athmungs - organe.
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Die Athmungsorgane bilden sich in dieser Zeit raseh aus. Der vordere Theil der Lunge wird dicker und drängt sich immer näher an den Rücken an. Die innern Verzweigungen in ihm nehmen sehr zu, und sind schon am achten Tage von sehr bestimmten Wänden gebildet, während sie früher wie mit dem Pinsel nur zart in die Masse hineingezeichnet schienen. Zuerst theilt sich jeder Luftröhrenast in zwei Hauptäste und diese gabelförmig immer weiter. Aus diesen gröſsern Gängen wachsen gegen Ende dieses Zeitabschnittes äuſserst zarte und dünne Cylinder hervor, die parallel neben einander stehen, und nicht eigent - lich gabelförmig aus den gröſsern Aesten kommen, sondern seitlich in Reihen aus ihm hervortreten. Diese dünnen Cylinder haben alle ein blindes knopf - förmiges Ende, das gegen den Umfang der Lunge gerichtet ist. Die ganze Ver - theilung giebt am zehnten Tage unter dem Microsoope einen prachtvollen Anblick. Der hintere und innere Theil behält während dieser Tage das Ansehn einer schmalen Leiste. Das Microscop zeigt aber im Innern schon am achten Tage die Höhlung nicht ungetheilt, sondern in drei bis vier sackförmigen Erweiterungen hervorgestülpt, die nach vorn in einen gemeinschaftlichen Kanal übergehen, nach hinten aber ihre gröſsere Wölbung haben, ohne jedoch aus dem hintern Rande des Streifens hervorzuragen. Die Erweiterungen des Kanals sind also an diesem Tage durchaus nur innerlich. Die hinterste dieser Erweiterungen scheint dieselbe blasige Höhle zu seyn, die wir am vierten Tage bemerkten (§. 6. h.; §. 9. p.). Am zehnten Tage ragen diese Blasen schon nach hinten aus dem Rande hervor, besonders die hinterste, welche fast die Gröſse eines Stecknadelknopfes hat. Die Wand ist aber durch die Vergröſserung dünner und durchsichtiger geworden. Die Luftröhre verlängert sich in diesen Tagen sehr rasch. Sie ist an den Theilungsstellen in beide Aeste verdickt, als Vorbildung des untern Kehlkopfes, und eben so an ihrem vordern Ende etwas becherförmig erweitert, als Vorbildung des obern Kehlkopfes. Der Uebergang in die Rachenhöhle ist jedoch wieder in eine Spalte verengt und bildet, von wulstigen Rändern umgeben, die Stimmritze. Zwischen beiden Kehlköpfen ist die Luftröhre am dünnsten, und da die erweiter - ten Stellen anfangs sehr ausgedehnt sind und erst ganz allmählig in die verengte Mitte übergehen, so hat es fast das Ausehn, als ob die Luftröhre sich von vorn und hinten gegen die Mitte ausgebildet hätte. Knorpelringe fand ich noch nicht.

o. Nieren.
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Von den Nieren ist zu bemerken, daſs Läppchen in ihr sich ausbilden; der Rand der Nieren wird daher mehr gekerbt. Die Nieren verkürzen sich; des - halb werden die Harnleiter in ihrem hintern Theile ganz frei.

Die113

Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr. Sie werden in derp. Wolffi - sche Körper. Mitte breiter, spitzen sich dagegen nach den Enden, besonders nach dem vordern zu. Nach den Geschlechtern entwickelt sich aber ein sehr auffallender Unter - schied. Im männlichen Geschlechte wachsen die Theile, obgleich sie gegen die beuachbarten Organe in der Entwickelung sehr zurückbleiben, doch mehr als im weiblichen, und im weiblichen Geschlechte bleibt der rechte Körper etwas hinter dem linken zurück. Die Gefäſse in ihnen vermehren sich. Der ausführende Konal der Geschlechtstheile bekommt im Weibchen ein weit breiteres vorderes Ende, als im Männchen. Der dünne Faden des Wolffischen Körpers fängt im männlichen Geschlechte an zu schwinden und wird gegen Ende des zehnten Tages unkenntlich.

Die zeugenden Organe beider Geschlechter ziehen sich zusammen, aber zuHoden und Eierstöcke. verschiedenen Formen nach den beiden Geschlechtern. Im männlichen Ge - schlechte werden sie schotenförmig, und sind nun nicht mehr als Hoden zu ver - kennen; im weiblichen Geschlechte werden sie zu dreieckigen Platten.

Im Wesentlichen bleibt die äuſsere Form des Herzens von jetzt an dieselbe. q. Herz.Kleine Veränderungen gehen aber doch fort. So wird die Spitze des Herzens immer schärfer und überragt mehr die rechte Kammer als früher. Die Drehung des Herzens scheint auch noch ganz leise fortzuschreiten. Es stellt sich allmählig wieder in die Längenachse des Körpers, nachdem die Spitze eine Zeit lang nach unten gerichtet war. In der rechten Herzkammer sieht man die muskulöse Klappe sehr deutlich, so wie auch die übrigen Kläppchen des Herzens und die isolirten Muskeln sich unterscheiden lassen. Von den beiden Vorkammern ist die linke immer noch die gröſsere. Beide sind dicht an die Kammer eingerückt. Wir haben früher bemerkt, daſs die erste Anlage der Vorkammern zwar in ge - doppelter Zahl entspringt, daſs diese Anfänge aber die zukünftigen Herzohren sind, daſs dagegen der Venensack zwischen beiden eine ungetheilte Höhle ist. Allein in dem Zeitraume, den wir jetzt betrachten, kann man unbezweifelt von zwei communicirenden Venensäcken sprechen, denn in der gemeinschaftlichen Höhlung sind sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei Abtheilun - gen kenntlich. Diese Vorragung, die zukünftige Scheidewand, bildet einen Bogen, der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf den Venen - sack stöſst; von hier läuft er an der untern Wand des Venensackes (das Herz immer in seiner horizontalen Lage gedacht) nach der vordern Wand fort, und scheint sich vor der Erreichung der Veneneinmündung, die in der obern Wand ist, zu verlieren. Man kann also auch noch gar nicht sagen, ob die Hohlvene in den linken oder rechten Venensack geht, denn an dieser Fläche schien mir nochP114keine Abtheilung zu seyn. Die Hohlvene hat aber bei ihren Eintritte die Rich - tung nach links, ein Verhältniſs, das von der Metamorphose des Herzens un - mittelbare Folge zu seyn scheint. Während der zweiten Periode nämlich muſste die Hohlader sehr stark nach links verlaufen, um den venösen Theil des Herzens zu erreichen. Im demselben bog sich die Vene in einen sehr spitzen Winkel um gegen den zurücklaufenden Ohrkanal. Indem mit dem Uebergange in die dritte Periode der venöse Theil des Herzens sich mehr nach der Mitte zieht, wird die linke Biegung des Blutstromes immer stumpfer, aber doch nur ganz allmählig. Die Krümmung dieses Bogens war zugleich nach vorn gerichtet. Dieselbe Rich - tung hat er noch, mit geringerer Biegung nach links, und der Blutstrom wendet daher in der linken Hälfte des gemeinschaftlichen oder noch sehr wenig getheilten Venensackes um. Davon scheint die immer noch bestehende stärkere Auftreibung der linken Wand abzuhängen. Der Blutstrom ging in der zweiten Periode durch beide Kanäle des von einer Scheidewand allmählig getheilten Ohrkanals in die Kammer. Das thut er auch jetzt noch, indem er in die venösen Oeffnungen beider Kammern, welche den Ohrkanal aufgenommen haben, hineinströmt. Die Venensäcke sind, wie anfänglich die Herzohren, nur seitliche Erweiterungen dieses Stromes.

Ich habe nur von einer Hohlvene gesprochen. In der zweiten Periode ist es ganz klar, daſs nur ein Venenstamm, der vor dem Eintritte in das Herz zu beiden Seiten die vordern Hohlvenen als Aeste aufnimmt, in das Herz tritt. Jede vordere Hohlvene wird zusammengesetzt aus der Drosselvene, den Armenvenen und den Intercostalvenen ihrer Seite. Dies Verhältniſs ändert sich jetzt nur in so fern um, als das gemeinschaftliche Stämmchen der Hohlvene immer kürzer erscheint. Am achten und neunten Tage ist nur noch die Mündung gemeinschaft - lich. Später treten aber auch die Mündungen aus einander. Es scheint also immer mehr von dem Stamme der Vene verloren zu gehen, und es entsteht die Frage, ob das Schwinden dadurch zu erklären ist, daſs die Vene mehr in das Herz hinein wachse, oder daſs mehr vom Venenstamme sich in die Venensäcke umwandelt. Das Hineinwachsen der Vene macht uns die Entstehung der Klappen anschaulicher, allein die Klappen scheinen nur die innere Wand der Venen zu enthalten. Da überdies das Auftreten der Klappen groſsen Abweichungen unter - worfen ist, (denn zuweilen sah ich am achten Tage zwei kleine Klappen an der Einmündung der Hohlvene, in den meisten Fällen konnte ich sie nicht unter - scheiden,) so dürfte wohl eine Umwandlung, welche mehr die äuſsere als die innere Wand ergreift, das vorherrschende Verhältniſs seyn, da es überdies auch das durchgehende in der ganzen Entwickelung des Herzens ist; denn wir erinnern115 uns, daſs die Herzohren und die Venensäcke von Anfang an nur Umwandlungen der Hohlvene sind.

Die Aortenzwiebel hatte schon am siebenten Tage nicht mehr die Gestaltr. Bildung der Schlag - aderstämme. einer Zwiebel, sondern mehr eines breiten, zuweilen schon gefurchten Gefäſs - stammes. Jetzt sieht man sie tief gefurcht und durch die Furchen scheinbar in vier Kanäle getheilt. Untersucht man die Sache genauer, so findet man, daſs die drei Kanäle der rechten Seite in einen kurzen gemeinschaftlichen Stamm zu - sammenflieſsen, und daſs der linke Kanal noch einen rechten obern verdeckten Ast hat. Es sind nämlich die beiden Hauptströme, die man schon am siebenten Tage im Innern der Aortenzwiebel getrennt findet, jetzt auch äuſserlich getrennt und kürzer geworden. Ihre ehemalige vordere Vereinigung ist vollständig gelöst. Der eine dieser Hauptstämme kommt aus der linken Kammer, liegt bei seinem Ursprunge mehr oben, und wird also bei der Betrachtung von der untern Fläche von dem andern verdeckt. Er theilt sich in die beiden Trunci anonymi, welche die Speiseröhre zwischen sich lassen, und einen dritten Bogen, der auf der rechten Seite hinter dem Truncus anonymus verläuft. Der zweite Hauptkanal kommt aus der rechten Kammer, liegt bei seinem Ursprunge mehr nach unten, ist aber gleich nach links gerichtet. Er theilt sich in zwei Kanäle, von denen der eine mehr unten liegend neben dem linken Truncus anonymus nach links verläuft, der andere mehr nach oben und rechts über die Gefäſsbogen weggeht, welche nach dieser Seite aus dem ersten Hauptstamme sich wenden.

Auffallend ist die Kürze der gemeinschaftlichen Stämme. Die Metamor - phose der Gefäſsbogen ist jetzt bis auf einen gewissen Grad gediehen, welcher die Umwandlung der ersten Form in die Gefäſsvertheilung verstehen läſst, die wir im erwachsenen Vogel kennen. Wir hatten nämlich ursprünglich einen ein - fachen Kanal, der aus der Herzkammer kam, und sich in fünf Paar nicht zu - gleich, sondern nach einander entstehender Bogen theilte. Alle Bogen einer Seite liefen in eine Aortenwurzel zusammen, und beide Aortenwurzeln bildeten den Stamm der Aorta. Von den fünf Paar Bogen schwand zuerst der erste, und dann der zweite. Am fünften Tage sind also nur drei Paar Bogen, und die Aorten - wurzel, so weit sie den beiden ersten Bogen angehört, scheint in den Stamm der Kopfschlagader umgewandelt zu seyn. Unterdessen hat der Ursprung der Aorta sich verdickt, und ein kolbiges Ansehn gewonnen. Er enthält nämlich zwei Ströme, die sich um so mehr scheiden, je vollständiger die Trennung der Kam - mern wird. Beide Ströme laufen aber noch eine Zeitlang nach vorn zusammen. Der eine Strom kommt aus der linken Kammer und richtet sich gegen den ur - sprünglich dritten Bogen beider Seiten und den vierten der rechten Seite. DerP 2116andere Strom kommt aus der rechten Kammer und vertheilt sich in den vierten Bogen der linken und den fünften Bogen der rechten Seite. Der fünfte Bogen der linken Seite schwindet. Zugleich ziehen sich die Bogen von der Rachenhöhle nach hinten zurück. Endlich sind im jetzigen Zeitabschnitte beide Ströme auch äuſserlich geschieden. Die Aorta entspringt noch aus zwei Wurzeln, welche verhältniſsmäſsig kürzer sind, als früher. Die rechte Wurzel wird vom dritten, vierten und fünften Bogen ihrer Seite gespeist, die linke schwächere vom dritten und vierten Bogen ihrer Seite. Die Aorta bekommt also noch das Blut aus beiden Kammern, und zwar erhält jede Wurzel einen Bogen aus der rechten Kammer, und auſserdem nimmt die rechte Wurzel zwei Bogen aus der linken Kammer, die linke nur einen aus derselben auf. Der fünfte Bogen der rechten Seite hat seine Lage etwas verändert, da er über dem aus der linken Kammer kommenden Ur - sprunge der Aorta weggeht. Den Grund dieser Umänderung kann man in der Richtung des Blutstromes aus der rechten Kammer suchen.

Die fünf jetzt bestehenden Bogen bleiben für immer, verändern aber ihre Bedeutung. Die beiden dritten Bogen gehen noch mit ziemlich starkem Strome in die Aortenwurzel ihrer Seite über. Man denke sich aber diese Uebergänge schwächer werdend, wie später erzählt werden soll, dagegen den Uebergang in die Kopfschlagader und Armschlagader stärker, wodurch diese als unmittelbare Verzweigungen der Bogen sich zeigen, so erscheinen beide Bogen als die Trunci anonymi, wie wir sie schon benannt haben. Der fünfte Bogen der rechten und der vierte Bogen der linken Seite schicken jetzt schon kleine Zweige in die Lunge. Der Hauptstrom dieser Bogen geht dagegen in die Aorta. Man denke sich die Verzweigung in die Lunge so verstärkt, daſs sie die Fortsetzung der Bogen bildet, den Uebergang in die Aorta aber schwächer werdend, so haben wir aus beiden Bogen die Lungenarterien und aus jeder einen communicirenden oder Botalli’schen Gang in die Aorta. Wenn nach der Geburt auch diese schwinden, so hat sich also der ganze Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer in die Lungenschlag - adern umgewandelt. Während alle übrigen Uebergänge in die Aorta schwächer werden, verstärkt sich der vierte Bogen der rechten Seite immer mehr und bildet vor dem Auskriechen des Hühnchens die Hauptwurzel der absteigenden Aorta, bald nach demselben aber die einzige.

Ich habe der folgenden Darstellung vorgegriffen, um von nun an die ver - schiedenen Bogen nach der Bedeutung, die sie allmählig annehmen, benennen zu können. Es sollen also in Zukunft die jetzt bestehenden ersten Bogen (d. h. die dritten nach der ersten Bildung) die ungenannten Stämme (Trunci annonymi), oder, da diese Bezeichnung ungeschickt ist, die vordern Schlagader -117 stämme, die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagaderstamm heiſsen.

Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald als Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbogen seyn sollen, wofür Huschke sie hält (Isis Bd. XX. S. 403), ist nicht recht ein - zusehen. Die Kiemenbogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse, die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefäſsbogen liegen. Auch fand ich diese Körper nicht an den vordern Schlagaderstämmen, sondern auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ursprungsstelle der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt. Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ur - sprünglich zur Wurzel der Aorta gehört hat, darauf hinführen, daſs diese kleinen Körper den geschwundenen ersten Gefäſsbogen (nicht Kiemenbogen) ihren Ur - sprung verdankten. Allein ich habe von der Umbildung nichts wahrgenommen. Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und, wenn ich nicht irre, mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen, unter dem Microscope betrachtet, aus verästelten und verwickelten Gefäſsen zu bestehen. Wenn ich diese Gefäſsdrüsen, wie man sie nennen könnte, am Halse deutlich sah, waren auch immer die Nervenknoten im Vagus und Sympathicus deutlich. Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefäſsdrüsen groſse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheilung der Nerven - fäden, die in der Mitte der Körperchen sich zu verwickeln schienen, bemerkte. Nur die dunklere Farbe der Gefäſsdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten. Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können.

Im Rückenmarke sondern sich die Auschwellungen, aus denen die Nervens. Rücken - mark. der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.) im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältniſsmäſsig die Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus ein - ander. Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander, be - sonders im Halse; die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen.

Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr. t. Hirn. Gesammt - form.Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben im Wachsthum so zurück, daſs sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr,118 da sie wohl in die Breite zu wachsen fortfahren, aber nicht mehr in die Höhe. Die stärkste Entwickelung ist jetzt in den Hemisphären des groſsen Hirns, die sich nach allen Seiten wölben, vorzüglich aber gegen die Vierhügel hin sich ver - längern. Dadurch wird die Blase der dritten Hirnhöhle, die schon am sechsten und siebenten Tage in der Entwickelung sehr zurückgeblieben war, fast ganz überdeckt. Man sieht also, wenn man das Hirn von seiner Decke aus betrachtet, fast nur die Vierhügel und das ansehnlichere groſse Hirn. Zwischen beiden ist eine tiefe, noch ziemlich breite Queerspalte, auf deren Boden man die Blase der dritten Hirnhöhle findet, mit ihrer geöffneten und hinaufgedrückten Decke. Hinter den Vierhügeln ist das kleine Hirn mit deutlichem Mittelkörper. Die wesentlichste Veränderung besteht aber wohl darin, daſs man jetzt in den meisten Gegenden sehr deutlich Faserungen auftreten sieht, die sich zum Theil in dicke Bündel zusammenlegen.

Einzelne Theile.
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Doch, gehen wir die einzelnen Abschnitte durch. Indem das groſse Hirn wächst, verändert sich seine äuſsere Ansicht, besonders aber die Ansicht der in - nern Theile. Der Theil, den wir dem Gewölbe des Säugethierhirnes gleichge - setzt haben, ist schon am achten Tage kaum mehr zu kennen, die mittlere Ein - senkung wird tiefer; da aber zugleich die gestreiften Körper stark wachsen und besonders nach hinten, so werden die hintern Schenkel des Gewölbes stark erho - ben und aus einander gezogen. Die Mittellinie des Gewölbes stellt sich daher im - mer mehr senkrecht gegen den Boden des groſsen Hirnes. Die mittlere, aus zwei sich immer näher an einander legenden Blättern bestehende und bis auf die Mittel - linie des Gewölbes reichende Einsenkung ist also jetzt schon unverkennbar der Theil des Vogelhirnes, den man die strahlige Scheidewand nennt, und der sich von der durchsichtigen Scheidewand der Säugethiere dadurch unterscheidet, daſs er in Ermangelung eines Balkens bis an die Decke sich fortsetzt. Die Seitenven - trikel werden enger. Nach der Basis des Hirnes zu findet man Kreuzungsfasern.

Dadurch, daſs sich die Mittellinie des ehemaligen Gewölbes oder der un - tere Rand der werdenden Scheidewand mehr senkrecht stellt und die hintern Schenkel nach oben und aus einander geschoben werden, wird auch der Ueber - gang aus der Höhle des groſsen Hirns in die dritte Hirnhöhle erweitert, und da die dritte Hirnhöhle in der Decke geöffnet ist, so hat das groſse Hirn hier einen mittelbaren Ausgang. Diesen mittelbaren Ausgang durch die Decke der dritten Hirnhöhle hatte das groſse Hirn schon am siebenten und sechsten Tage, ja noch früher. Damals aber hatte bestimmt das groſse Hirn keinen andern unmittel - baren Ausgang, so daſs die Seitenventrikel also nur mit der mittlern durch das ganze Hirn gehenden Höhle communicirten. Ob nun der Ausgang, den die Ven -119 trikel des groſsen Hirnes in diesem Zeitabschnitte gewinnen, blos dadurch entsteht, daſs die hintern Schenkel des Gewölbes aus einander gezogen werden, oder ob wirklich ein Theil der Hirnwand aufreiſst, kann ich leider nicht mit Bestimmt - heit entscheiden. Am achten Tage und am Anfange des neunten sind die Ventri - kel noch überall geschlossen. Am 10ten Tage schien mir aber in der That der hintere Uebergang der Scheidewand in der Decke jedes Ventrikels auch bei dem vorsichtigsten Abtrennen der Hirnhaut eine Lücke in der Continuität, von schar - fen Rändern umgeben, zu offenbaren. Es ist aber äuſserst schwer hierüber mit Bestimmtheit zu entscheiden, da die Scheidewand um diese Zeit nach oben über - aus dünn ist und die Analogie des Amphibienhirnes dagegen spricht.

Indem das groſse Hirn und die Blase der dritten Hirnhöhle sich näher zu - sammenschieben, vergröſsern und erheben sich die Sehhügel ansehnlich. Von ihnen sieht man einen erhabenen, breiten Streifen, der nach auſsen um den Hirnschenkel herum nach unten verläuft, hervortreten, eine deutlich gefaserte Structur annehmen, mit dem gleichnamigen Streifen der andern Seite sich ver - binden, zum Theil kreuzen und in die Sehnerven übergehen. Der Streifen ist also der Sehnervenstreifen, der die Sehnerven mit dem Sehhügel und der Vier - hügelhälfte jeder Seite in Verbindung setzt. Früher war namentlich der letzte Theil weit von den Sehnerven entfernt, und ein Zusammenhang nicht anders als durch fremdartige Theile zu erkennen. Jetzt aber sind die Vierhügel ziemlich dicht an die Sehhügel gerückt. Der Sehnervenstreifen ist aber auch nicht etwas ganz Neues, das sich zwischen zwei Theile hinein lagert, sondern eine Ausbil - dung der äuſsern Wand der Hirnbasis, und schon am siebenten Tage glaubte ich, durch die spätere Form aufmerksam gemacht, eine überaus schwache Erhebung zu erkennen. Der Boden der dritten Hirnhöhle führt in den Trichter, an dem ich nur bemerkte, daſs sein knopfförmiger Anhang deutlicher vom Trichter ge - schieden und von einer Grube des werdenden Keilbeines enger umfaſst wird. Die Sehnervengrube füllt sich in diesen Tagen auch allmählig aus und man er - kennt keine Eingänge in die Sehnerven mehr. Ich habe schon früher bemerkt (§. 8. v.), daſs beide Eingänge der Sehnerven sich näherten und endlich in die Spitze der Grube zusammenrückten (§. 9. o.). Jetzt ist gar kein Eingang mehr und die Nerven sind gekreuzt. Um sich deutlich zu machen, wie die Sehnerven vorher nicht gekreuzt sind, nachher aber gekreuzt, ohne doch jemals ihren Ur - sprung oder ihr Ende zu verändern, erinnere man sich an das Verhältniſs der Seh - nerven, wie es am vierten und fünften Tage ist. Jeder Nerve hat seinen beson - dern hohlen Eingang an der Seitenwand einer trichterförmigen Grube. Man denke sich nun, daſs jeder Sehnerve sich verlängert, indem er sich immer mehr120 aus dem Hirntheile herauszieht. Stellen wir uns das Herausziehen ganz mecha - nisch vor, wie aus einem zähen Teige, so wird immer mehr von der Wand der gemeinschaftlichen Sehnervengrube in die Substanz der Sehnerven umgewandelt. Eine nothwendige Folge davon ist, daſs zuletzt die Spitze der Grube beiden Ner - ven gemeinschaftlich wird, und beide hohlen Eingänge über derselben zusammen - rücken. Jene Spitze ist jetzt die Kreuzungsstelle. Wenn nun unterdessen die Fasern deutlich geworden sind, so kommen sie an dieser Stelle von beiden Seiten zusammen. Man erinnere sich, daſs am vierten und fünften Tage keine deut - lichen Fasern sich erkennen lassen, daſs es vielmehr das Ansehn hat, als ob der Sehnerve von der gesammten Wand der dritten Hirnhöhle käme. Denkt man sich nun den Umfang des Ueberganges (der freilich durch nichts bezeichnet ist) nicht allzu klein, so ist nicht nur ein Theil der rechten Wand der dritten Hirnhöhle, sondern auch ein kleinerer Theil der angrenzenden linken Wand Ursprung des Sehnerven der rechten Seite, und es kann gar nicht auffallen, daſs später bei deutlicher Faserung jeder Sehnerve von beiden Seiten kommt. Diese Darstellung scheint eben zu erweisen, daſs immerfort die Sinnesnerven aus dem Hirne heraus - wachsen, was für die erste Bildung so klar vor Augen liegt.

Die Decke der dritten Hirnhöhle verändert sich durch Faltung, indem sich das groſse Hirn und die Vierhügel zusammenschieben. Der hintere Theil der Decke, der keine Oeffnung hatte, faltet sich zwar auch etwas, erhebt sich aber nicht, sondern verdickt sich nur durch Faltung. Er hat am 10ten Tage schon deutlich den Character der hintern Commissur. Unter ihm liegt ein Kanal, den ich die vordere Wasserleitung nennen will. Es ist der hintere Theil der ursprüng - lich ein Ganzes bildenden und nachher sich in einen vordern und einen hintern Abschnitt scheidenden Blase der dritten Hirnhöhle (§. 7. u.). Der Theil der Decke aber, der unmittelbar von den Sehhügeln ausgeht, und der zum Theil geöffnet ist, erhebt sich und faltet sich, und zwar nicht eigentlich durch das Zusammen - rücken des groſsen Hirnes und der Vierhügel (denn nach unten stoſsen diese noch nicht an einander), sondern, wie es scheint, durch ein Zusammenknicken der Hirn - schenkel selbst und ein Aneinanderrücken der einzelnen Theile an der Basis des Hirnes.

Am meisten verändern die Vierhügel ihr Aussehen. Die Faltungen, die wir vom siebenten Tage beschrieben, nehmen am achten zu. Gleichzeitig wird die mittlere Einsenkung breiter. Oeffnet man um diese Zeit eine Hälfte der Vier - hügel, so sieht man eine seitliche Höhle sich zwischen die einzelnen Faltungen verzweigen. Die Faltungen nehmen den vordern Theil der Vierhügel ein und las - sen einen kleinern hintern Theil glatt. Das ist alles, was ich von der Abtheilungder121der Vierhügelmasse in ein vorderes und ein hinteres Paar Anschwellungen gesehen habe, deren Serres erwähnt. Am neunten Tage fangen die Faltungen an, unter sich zu verwachsen, und am 10ten Tage hat man fast nur eine einfache Höhle auf jeder Seite mit einer dicken Wand. Diese Höhle communicirt mit der gegen - über liegenden unter der mittlern immer breiter werdenden Einsenkung. Die Vier - hügel bestehen also aus zwei immer mehr nach den Seiten rückenden Blasen, durch einen breiten mitten durchgehenden Kanal verbunden. Der mittlere Ka - nal, welcher die mittlere Wasserleitung heiſsen kann, geht vorn in die vordere, hinten in die hintere Wasserleitung über, und ist jetzt nur noch wenig weiter, als diese beiden. Seine Decke ist nach hinten sehr dünn. Im Innern der Vier - hügel knickt sich der durchgehende Hirnschenkel nach oben ein, und damit hängt die Verkürzung der Vierhügel wohl zusammen. Von innen angesehen hat diese Einknickung einige Aehnlichkeit mit einem Hirnganglion, ist aber jetzt noch lange nicht so frei, wie die innern Ganglien der Vierhügel in niedern Wirbel - thieren.

Das kleine Hirn wächst rasch, nachdem sich beide Blätter vereinigt ha - ben. Von der Vereinigung sieht man am Ende des siebenten Tages statt des ein - fachen Blattes ein durch Faltung und Einkerbung gedoppeltes Blatt, selten eine dreifache Faltung. Am zehnten Tage ist schon ein deutlicher Wurm da, denn die Mitte der Verwachsung verdickt sich. Obgleich man nach unten keine Brücke bemerkt, so sind doch die Hirnschenkel unter dem kleinen Hirne sehr verdickt.

Die vierte Hirnhöhle erhält ein sehr verändertes Ansehn. Die Umbeugun - gen der Hirnschenkel werden nämlich immer schärfer, so daſs die vierte Hirn - höhle sich immer mehr unter dem kleinen Hirne versteckt. Sie geht nach hinten nicht unmittelbar in die Spalte des Rückenmarkes über, vielmehr sind die Rücken - marksplatten hier nicht nur verwachsen, sondern die Verwachsung bildet sogar eine Vorragung, die dem kleinen Hirne ähnlich, jedoch viel kleiner als das letz - tere ist.

Alle Fortsetzungen der harten Hirnhaut, Sichel, Zelt u. s. w. sind stark ausgebildet. Merkwürdig aber ist es, daſs der Schädel fast noch ganz die Consi - stenz einer Haut hat. Nur das Keilbein, das Hinterhauptsbein und die Gegend um das innere Ohr haben eine etwas festere Consistenz. In der Wirbelsäule sind die Wirbel ringförmig, indem der Körper nur sehr wenig dicker ist, als der Bo - gen; die Rückensaite läſst sich jedoch am Ende dieser Periode nicht mehr so leicht ausziehen, als früher. Noch ist der ganze Wirbel knorpelig.

Die Gröſse der Augen könnte man fast ungeheuer nennen. Beide zusam -u. Augen. men betragen mehr als die Hälfte des Kopfes. Bis zum siebenten Tage waren dieQ122Augen völlig unbedeckt. Am achten Tage sieht man rund um das Auge in der Haut einen fast kreisförmigen Saum, nur nach innen ist der Kreis etwas verlän - gert. Hier sieht man dagegen innerhalb des Saumes eine dünne Falte sich bil - den, letztere ist die Nickhaut. Der kreisförmige Saum erhebt sich in Form einer Falte gegen die Mitte, jedoch mehr von oben und von unten, als von beiden Sei - ten. Dadurch wird allmählig eine Ellipse gebildet, welche am 10ten Tage noch so weit ist, daſs der gröſste Theil des Auges unbedeckt bleibt. Die harte Augen - haut ist sehr dünn. Die Gefäſshaut hat noch einen länglichen Flecken ohne Pigment, der, vom Eintritte des Sehnerven nach dem Rande zu immer schmaler werdend, in ziemlicher Entfernung vom Rande aufhört. Dann sieht man aber weiter nach auſsen an der innern Fläche des Ciliarkörpers wieder einen weiſsen Strich. Dieser schien jedoch nicht im Ciliarkörper, sondern auf seiner innern Fläche aufzuliegen, und in einer Falte zu bestehen, aus der ich zuweilen eine (in Weingeist geronnene) Masse hervorzog, die an die Campanula Halleri im Fisch - auge erinnert. Ueberhaupt bildet die Netzhaut an dem pigmentlosen Streifen jetzt eine deutliche Falte nach innen, die in dem Glaskörper sich eindrückt. Der Ci - liarkörper wächst und ist an der hintern Fläche von einer dünnen Haut bedeckt, die sich jetzt scharf von der Netzhaut sondert, und die ich früher schon als Strah - lenblättchen bezeichnet habe. Sie scheint nämlich an der Linsenkapsel aufzuhö - ren, oder mit ihr verwachsen zu seyn. Sehr deutlich ist es, daſs die Netzhaut mit aufgeworfenem, zuweilen gekerbtem Saume sich von dem Strahlenblättchen sondert. Gegen Ende dieses Zeitraumes erscheint die Regenbogenhaut als ein schmaler Ring an der Oeffnung der Gefäſshaut. Sie ist noch ungefärbt.

v. Nase.
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Der Nasengang stellt sich allmählig mehr horizontal, theils indem der Schnabel mehr hervortritt, vorzüglich aber dadurch, daſs der Oberkiefer, nach - dem er den Stirnfortsatz erreicht hat, nach innen sich gegen den benachbarten ausdehnt, und von der Schnabelspitze aus nach hinten zu immer mehr mit ihm verwächst, wobei sich zugleich die Nasenscheidewand bildet. Dadurch werden also die Gaumenbogen geformt. Vorn stoſsen sie an einander, nach hinten wer - den sie durch einen Schlitz getrennt. In diesen Schlitz laufen die Nasengänge aus. Gegen Ende dieses Zeitraumes fangen die Gaumenbogen schon an zu verknorpeln. Die Muscheln wachsen aus der Nasengrube hervor gegen den Nasengang.

w. Ohr.
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Der äuſsere Gehörgang ist weit und tief. Die Eustachische Röhre ist nicht ganz so weit, als im frühern Zustande, aber noch nicht vom Keilbeine umfaſst. Spaltet man diese Röhre auf, so führt sie zum innern Ohr, welches mehrere Theile zeigt, die ich nicht bestimmen kann, da ich ihrer Entwickelung nicht stufenweise gefolgt bin. Unter andern sieht man eine weiſsliche Blase, noch von weicher123 Masse umgeben, wahrscheinlich den Yorhof. Die Bogengänge sind am Ende die - ses Zeitraumes vom Schädel aus auch zu finden.

§. 11. Eilfter bis dreizehnter Tag.

Der Luftraum nimmt immerfort zu, das Eiweiſs ab. Der Dottersack wirda. Allgemei - ne Eitheile. schlaff und fällt zusammen. Er ist also weniger gefüllt. Die groſsen Dotterkü - gelchen scheinen sich sehr vermindert zu haben. Der Gefäſshof hat sich fast über den ganzen Dotter ausgedehnt. Nur ein kleiner Theil, von etwa vier bis fünf Linien im Durchmesser, wird blos vom Dotterhofe umgeben. Indem der Dotter - hof sich so verkleinert, scheint er wirklich zu schwinden, wenigstens glaubte ich um diese Zeit auch bei vorsichtigem Abtrennen des Eiweiſses oft eine wahre Lücke in der Umkleidung des Dotters zu sehen. Wenn auch die Grenzvene nicht mehr bemerkt wird, so ist doch ihre ehemalige Stelle sehr kenntlich, denn die Keim - haut ist im Dotterhofe sehr zart und dünn, im Gefäſshofe ist sie dagegen sehr viel dicker, besonders in ihrem Schleimblatte. Dieses ragt mit tiefen, gekräuselten Falten, die schon am Anfange dieser Periode kenntlich waren, jetzt aber eine Tiefe von mehr als einer Linie erlangt haben, in die Dottermasse hinein. Die Falten sind wieder mit kleinen Runzeln besetzt und offenbar den Darmfalten analog, die in vielen niedern Wirbelthieren die Stelle der gesonderten Darmzotten vertreten. In jeder Falte liegt eine gröſsere Vene, und in den kleinen Runzeln zartere Ve - nenäste.

Bei stärkerer Entwickelung des Harnsackes schwindet auch die seröseb. Harnsack. Hülle des Dotters. Ich habe leider versäumt, die Zeit anzumerken, in welcher diese Hülle nicht mehr gefunden wird, und kann jetzt, wo ich keine frischen Eier zu untersuchen Gelegenheit habe, das Versäumte nicht nachholen. Doch glaube ich, daſs im nächsten Zeitabschnitte diese Hülle nicht mehr da ist. Der Harnsack umwächst nun allmählig den ganzen Dotter mit dem Amnion, so daſs, da er im Allgemeinen nach rechts fortschreitet, er sich selbst erreicht. Wo er sich erreicht, verwachsen die Ränder dieses Sackes. Ueberhaupt wird die ur - sprüngliche Form desselben bald ganz unkenntlich. Es ist schon am dreizehnten Tage die linke Nabelarterie entweder allein oder doch vorzüglich entwickelt, und die rechte kaum bemerklich. Die Stämme und Hauptzweige der Arterie so wie der Nabelvene scheinen oft zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Sackes zu liegen, indem sie die innere Hälfte nach der Höhlung hineinfalten. Da die Stelle ihres Hervortretens, der Nabel nämlich, und auch ihre Enden durch AnheftungQ 2124des Harnsackes an die Schaalenhaut befestigt sind, so nehmen die gröſsern Aeste, indem sie wachsen, eine sehr verschiedene Stellung an, wodurch die verbindende Haut auf verschiedene Weise gefaltet erscheint, verwächst und unkenntlich wird. Zuweilen hat es ganz das Ansehn, als ob dieses gewöhnlich sogenannte Chorion nur aus einem Blatte bestünde, indem die innere Hälfte nicht im Zusammenhange dargestellt werden kann. Man sieht aber aus der ganzen Entwickelungsweise, daſs, wenn der Harnsack sich selbst in seinem Wachsthume erreicht hat, Amnion und Dottersack von zwei Lagen desselben umgeben sind, einer innern und äuſsern, von denen jede ursprünglich aus dem Schleimblatte und dem Gefäſsblatte bestan - den hat. Gewöhnlich sind beide Hälften auch noch vollständig zu entwickeln. In der Flüssigkeit zwischen beiden Lagen sieht man jetzt zarte, weiſse, flockige Streifen und Klümpehen als Niederschlag aus dem Hirne. Die Stämme der Ve - nen und Arterien des Harnsackes unterscheiden sich durch die Farbe, jene ent - halten ein helleres, diese ein dunkleres Blut. Die Arterien sieht man bei jedem Pulsschlage in den Stämmen sich strecken, und in der Nähe der befestigten Stel - len sich krümmen.

c. Amnion.
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Das Amnion erhält zarte aber deutliche Gefäſse.

d. Gestalt und Lage des Embryo.
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Die Bewegungen des Embryo sind selbstständiger, seine Lage wechselt im Einzelnen sehr und scheint von Nebenumständen der Umgebung abzuhängen. Doch ist er dem stumpfen Ende näher, als dem spitzen. Gewöhnlich liegt er hier in Form eines Ringes, der die Queerperipherie des Eies einnimmt. Er scheint be - haart, und diese Haare haben die Farbe des künftigen Huhnes. Untersucht man sie genauer, so findet man, daſs sie keine wahren Haare, sondern die (am 13ten Tage bis auf vier Linien) verlängerten, schmalen und nicht geöffneten Federbälge sind, welche die künftigen Federn mit ihrer Färbung enthalten, mit äuſserst zarten, noch nicht in gesonderte Strahlen aufgelösten Fahnen. Der Rumpf übertrifft den Kopf schon merklich an Masse.

Der Schnabel hat keinen Ausschnitt mehr, wird stumpfer und erhält sei - nen hornigen Ueberzug. Die Zehen bekommen Nägel. Die Oberhaut an den - ſsen theilt sich in Schilder und Schuppen, ist aber noch weich, die Hinterzehe stellt sich ganz nach hinten.

e. Nabel.
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In den Nabel hängt jetzt eine, nicht mehr einfache, sondern gewundene Schlinge des sich stark verlängernden Darmes tief herab und bis aus dem Nabel heraus, so daſs in der That ein Theil des Darmes auſserhalb des Leibes liegt, auch wenn man den Nabel zur Bauchhöhle rechnet, da die Höhlung des Nabels mit ihr in offener Communication steht. Der Stiel des Harnsackes ist dagegen mit dem Nabel verwachsen. Die Bauchplatten verlängern sich stark gegen den Nabel, er -125 reichen ihn jedoch noch nicht und lassen eine elliptische Lücke zwischen sich, die nur von der Bauchhaut bis zum Hautnabel ausgefüllt wird.

Was der Hautnabel für die Bauchhaut ist, das ist diese Lücke für die Bauchplatten, die jetzt sich in Knorpel, Muskeln und Nerven getheilt haben, und die animalischen Theile des Leibes, so viel davon unter der Wirbelsäule liegt, bilden. Ich möchte die Lücke daher den Leibesnabel nennen. Sie nimmt lange nicht mehr die ganze Länge des Rumpfes ein. Daher ist vorn, wo die Bauchplat - ten zusammengestoſsen sind, Raum für die Vergröſserung des Brustbeines, wel - ches am 10ten Tage noch sehr kurz ohne Kamm und völlig weich war. Das Brustbein und mit ihm der ganze Brustkasten verlängern sich rasch nach hinten. Das erstere erhält einen zarten Kamm.

Das Knorpelskelet ist am dreizehnten Tage ziemlich vollständig da. Da -f. Skelet. her sind auch überall die Muskeln unverkennbar. Die Verknöcherung ist erst im Beginnen, zeigt sich aber, nachdem im vorigen Zeitabschnitte die Verknöche - rung nur in der hintern Extremität bemerkt wurde, mit dem 11ten Tage auf so vielen Punkten, und schreitet so rasch fort, und so viel ich gesehen habe, nicht in allen Individuen auf völlig gleiche Weise, daſs man erst nach einer Reihe von blos über diesen Gegenstand angestellten Untersuchungen die normale Reihenfolge genau wird bestimmen können. In einem Embryo vom Anfange des zwölften Tages, den ich eben vor mir habe, sind Verknöcherungen in den gröſsern Röh - renknochen der Extremitäten, im Schlüsselbeine und Schulterblatte, auch im Schaambeine und dem Hüftbeine. Die Verknöcherung der vordern Rippen ist anderthalb Linien lang. In der Wirbelsäule haben sich die Körper verdickt, die vordern haben untere Dornfortsätze erhalten, so daſs die Wirbel ziemlich die Form haben, die ihnen im ältern Vogel zukommt.

Es ist aber die ganze Wirbelsäule noch knorpelig, mit Ausnahme eines sehr kleinen verhärteten Punktes in jedem Wirbel. Dieses Pünktchen liegt im Innern des Wirbelkörpers und umfaſst die Rückensaite mit zwei kurzen Schenkeln. Vor - her schon war die Rückensaite, die jetzt im Verhältniſs zu dem dickern Knorpel hell erscheint, in jedem Wirbel durch das Wachsen seines Körpers verengt, so daſs die Rückensaite die äuſsere Form eines Lymphgefäſses hatte. Die Verenge - rung nimmt mit dem Auftreten der Verknöcherungspunkte rasch zu. Die ersten Verknöcherungspunkte erscheinen in den Hals - und Brustwirbeln, während die Backenwirbel noch keine haben. Vier und zwanzig Stunden später als der eben beschriebene Verknöcherungszustand, am dreizehnten Tage also, sind schon an - sehnliche Verknöcherungspunkte zu beiden Seiten in den Wirbelbogen, dagegen wachsen die Verknöcherungen in den Wirbelkörpern äuſserst langsam. Hierin126 mag der Grund liegen, daſs man diese bisher übersehen hat, besonders da sie in den dickern Wirbelkörpern der Säugethiere schwerlich durchscheinend seyn werden.

Im Kopfe fand ich am Ende des zwölften Tages Verknöcherungspunkte fast in allen denen Knochen, die vom Schädel mehr entfernt sind. Der Zwischen - kiefer ist schon hart, der Jochbogen ist fast verknöchert, obgleich weich; im Unterkiefer sind Knochen von Linie Länge, kleinere im Oberkiefer, in den vordern und hintern Gaumenknochen, im Quadratbeine, sogar in den Hörnern des Zungenbeines, ferner ein starker Knochen an der Grundfläche der Augenscheide - wand (wohl der Keilbeinschnabel). Die Schädeldecke war noch überaus dünn und weich, doch waren die vordern Fortsätze der Stirnbeine verknöchert. Auch ein kleinerer Theil des Schläfenbeines war verknöchert, die Bogengänge selbst aber noch knorpelig. Die Basis des Schädels oder die Fortsetzung der Wirbel - körperreihen bestand aus dicken Knorpelmassen, welche kleine Knochenkerne enthielten. Einen Tag später sind fast alle Knochen des Kopfes wenigstens zum Theil verknöchert, und die Schädeldecke ist als eine groſse Fontanelle zu betrachten.

g. Bauch - eingeweide.
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Der Bauch wächst in seinem hintern Theile langsamer, als im vordern. Da nun das Herz eine ansehnliche Gröſse hat, auch die Leber rasch wächst, ob - gleich nie in dem Maaſse, wie in Säugethieren, so reicht der Magen bis in die Gegend des Nabels. Hierin scheint der Grund zu liegen, daſs um diese Zeit ein ansehnlicher Theil des Darmes im Nabel liegt, und sogar mit mehreren Windun - gen aus ihm heraushängt. Die hohle Nabelschnur verlängert sich dabei fast bis auf einen halben Zoll.

h. Speise - kanal.
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Verfolgen wir den Speisekanal von vorn nach hinten, so finden wir die innere Fläche der Speiseröhre mit ansehnlichen Längsfalten besetzt. Der Kopf ist mehr begrenzt, als in früherer Zeit, und ragt stark nach rechts vor. Nach dieser Seite hat die ganze Speiseröhre eine Krümmung, so daſs sie nicht mehr über der Luftröhre liegt. Der Vormagen ist ansehnlich erweitert, äuſserlich und innerlich gegen den Muskelmagen begrenzt. Er ist dickwandig, und auf seiner innern Fläche sind die Schleimdrüsen sehr deutlich. Der Muskelmagen hat eine sehr dicke Muskelwand und überhaupt die bleibende Form. Von ihm geht rechts der Zwölffingerdarm ab bis zum Nabel, krümmt sich dann scharf um, steigt rechterseits bis zur Unterfläche der Leber, in dieser scharfen Umbeugung das Pankreas umfassend. Von der Leber wendet sich der Krummdarm wieder nach127 hinten, geht von der rechten Seite in den Nabel, macht auſserhalb desselben einige Windungen, die von dem verlängerten Gekröse gehalten werden, nimmt in einer Windung den Dottergang auf, steigt an der Nabelwand wieder zurück und geht auf der linken Seite in den weiten Darm über, der sich längs des Kreuz - beines in einfacher Krümmung zur Kloake begiebt. Daſs man den im Nabel liegenden Theil des Dünndarmes in der That als herausgetrieben durch die Enge des Bauches betrachten darf und nicht blos als neu gebildete Verlängerung des Darmes, schlieſse ich daraus, daſs die Blinddärme, die am dreizehnten Tage die Länge von vier Linien haben, jetzt fast ganz im Nabel liegen. Der Dickdarm ist am wenigsten gewachsen, hat aber an Weite bedeutend zugenommen. An der Leber ist die Gallenblase grün gefärbt, und etwas Galle findet sich im Zwölffinger - darme und im Magen. Im Allgemeinen hat also der Verdauungsapparat schon seine bleibende Form, wenn wir davon absehen, daſs ein Theil des Dünndarmes hervorgetrieben ist.

Die Kloake ist vom Darme deutlich geschieden. In die Kloake geht miti. Kloake. weiter Mündung, aber mit Veränderung der Structur, die Bursa Fabricii über. Diese ist nämlich an ihrer innern Wand gefaltet. Beim Uebergange in die Kloake hören die Falten auf. Hier münden die Ausführungsgänge des Geschlechts - apparates und die der Nieren ein. Auſserdem geht der Stiel des Harnsackes in die Kloake. Dieser Stiel ist in der Nähe der Kloake erweitert, obgleich der Uebergang selbst eng ist. Die Erweiterung spitzt sich gegen den Nabel wieder zu. Das ist es, was von einigen Beobachtern die Harnblase genannt ist.

Die Nierenläppchen theilen sich sehr, wodurch der äuſsere Rand derk. Nieren. Nieren noch gekräuselter aussieht, als früher. Der Harnleiter ist deutlich bis in die Kloake zu verfolgen. Um den zwölften Tag entstehen nach Rathke die Nebennieren am vordern Ende der wahren Nieren.

Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr, sind aber noch sehrl. Wolffi - sche Körper. blutreich. Die Verkürzung ist im weiblichen Geschlechte, besonders auf der rechten Seite, fortwährend stärker, als im männlichen. Die innern Gänge win - den sich mehr und rücken auf der einen Seite gegen den Hoden*)Wird wohl nicht richtig seyn., der sich auch verkürzt, und auf der andern Seite in den Ausführungsgang übergehend näher zusammen. Der letztere verliert sein vorderes Ende im männlichen Geschlecht, im weiblichen ist er rechts viel mehr verkürzt, als links.

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m. Lungen.
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Die Lungen hatten sich schon an die Rippen angelegt. Von jetzt an machen die Rippen tiefe Eindrücke, als ob die Lungen immer mehr nach oben drängten, und die Lungen verwachsen mit dem Brustkasten, indem der von beiden Seiten ausgeschiedene Peritonealüberzug sie zusammenleimt. Beim Ueber - gange aus dem vorigen Zeitabschnitte in diesen haben die Lungen oft ein pinsel - artiges oder sammtartiges Ansehn, indem die dünnen letzten Röhrchen aus der ursprünglich allgemeinen Fläche hervorragen, sie werden aber bald wieder zu - sammengekittet, und am dreizehnten Tage haben sie ganz die bleibende Form. Die hintere mit Bläschen gefüllte Leiste beginnt dagegen erst jetzt ihre Ent - wickelung. Nach Rathke’s handschriftlichen Mittheilungen sind am Anfange dieses Zeitraumes vier Bläschen auf jeder Seite*)Ich habe nämlich nur drei gesehen.. Die Bläschen drängen sich aus der Fläche hervor, und zwar die hintersten bei weitem rascher, als die vor - dere. Jene reicht am dreizehnten Tage frei in die Bauchhöhle hinein bis zum Nabel.

Die Luftröhre wird in ihrer Dicke gleichmäſsiger, doch bleibt das vor - derste Ende noch weiter, als das hintere. Die Luftröhre sondert sich in mehrere Schichten, die am dreizehnten Tage sich leicht von einander trennen lassen. Die innerste Schicht ist die dünne, doch feste Schleimhaut (welche sich von der sie zunächst umgebenden Schicht so vollständig löst, daſs man sie aus derselben, wie aus einer Scheide hervorziehen kann. Rathke). Sie wird umgeben von einer zweiten, viel festern und dickern Schicht, welche sich in lauter hinter einander liegende Ringe mit ihren kurzen Zwischenmassen scheidet. Es sind die Luft - röhrenringe mit den fibrösen Zwischenräumen. Enger liegt an dieser mittlern eine dritte äuſsere Schicht, welche gefasert und nach beiden Seiten verdickt ist. Sie besteht aus einem muskulösen Ueberzuge, der zu beiden Seiten die Musculi sterno-tracheales bildet. Die Erweiterung des obern Kehlkopfes nimmt zu, so daſs er in zwei flache Seitentaschen ausgedehnt scheint. Zuletzt lassen sich alle Theile des Kehlkopfes unterscheiden, sogar die kleine erhabene, vom Schildknor - pel noch immer vorspringende Leiste erscheint als ein zartes Strichelchen am Ende dieses oder dem Anfange des nächsten Zeitraumes. In diesem Zustande zeigen die Kehlkopfknorpel deutlich ihre Uebereinstimmung mit den Luftröhrenringen oder Theilen derselben, von deren Form sie weniger abweichen, als später.

n. Herr.
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Die rechte Vorkammer des Herzens bekommt die Gröſse der linken. Die hintere Hohlvene tritt in die rechte Vorkammer nach der Scheidewand, die sichjetzt129jetzt bis hierher verlängert hat. Der Blutstrom ist gegen die linke Kammer ge - richtet. Die hintere Hohlvene nimmt kurz vor dem Eintritt in das Herz die rechte vordere Hohlvene auf. Die linke vordere Hohlvene hat aber eine selbstständige Mündung, indem auf die oben (§. 10. q.) angedeutete Weise die gemeinschaft - liche Mündung tiefer in die Vorkammer hineingezogen ist. Es hat fast das An - sehn, als ob diese Mündung jetzt das eirunde Loch, oder die Lücke in der Scheidewand einnähme. Die Mündung der hintern Hohlvene steht nahe an der Einmündung der linken vordern Hohlvene. Beide sind durch eine kleine Klappe getrennt, welche das Blut aus der letzten Vene nur in die rechte Vorkammer ge - langen läſst, das der hintern Hohlvene vorzüglich in die linke Vorkammer, ob - gleich, da die Vene nicht geschlossen ist, doch auch die rechte Vorkammer angefüllt werden muſs.

Was die ehemaligen Gefäſsbogen anlangt, so ist die Umänderung lebhaft. o. Arterien - stämme.Die vordern Schlagaderstämme lösen sich allmählig mehr von den hintern Bogen. Sie gehen am dreizehnten Tage ganz unmittelbar in die Kopfschlagader und Arm - schlagader über, und erscheinen als Stämme derselben. Ihre Uebergänge in die beiden Aortenwurzeln werden dagegen dünner und gehen in immer schärfer werdenden Winkeln ab, haben also mehr die Form von communicirenden Aesten. Die Lungenschlagadern gehen in gleichmäſsig fortlaufenden Bogen über in die Wurzeln der Aorta, jedoch auf verschiedene Weise nach den beiden Seiten. Auf der linken Seite ist die Lungenschlagader, da der communicirende Ast aus dem vordern Schlagaderstamme schwach ist, die Wurzel der Aorta selbst und bei weitem stärker als die rechte Lungenschlagader. Auf der rechten Seite erweitert sich nämlich der hintere Schlagaderstamm auf Kosten der Lungenschlagader dieser Seite, so daſs jener vorzüglich die rechte Wurzel der Aorta bildet und die Lungenschlagader nur als Ast aufnimmt, Veränderungen, welche anzu - deuten scheinen, daſs immer noch die linke Kammer ihr Blut mehr nach rechts, die rechte Kammer mehr nach links treibt. Jede Lungenschlagader giebt über - dies einen zarten Zweig in die benachbarte Lunge. Der vordere Theil des Körpers wird also nun aus der linken Kammer mit Arterienblut versorgt, der hintere aus der linken und rechten zugleich.

Das Hirn von oben angesehen sieht fast aus, wie das Kreuz (trèfle) inp. Hirn. den Kartenblättern. Die Vierhügelmasse ist in zwei Anschwellungen weit nach der Seite gerückt. Die Mitte der Decke ist ganz niedergesunken und bildet eine sehr breite Verbindung zwischen beiden Vierhügel-Anschwellungen. R130Vordere, hintere und mittlere Wasserleitung machen nun einen ununter - brochenen Kanal aus. Den hintern Arm des Kreuzes bildet das kleine Hirn, das sich zwischen die beiden Vierhügelblasen einkeilt, und die Höhe derselben erreicht hat, auſserdem die an das kleine Hirn anstoſsende Verwachsung beider Rückenmarksblätter. Den vordern Arm des Kreuzes endlich nimmt das groſse Hirn ein, welches sich nach vorn zuspitzt. In der Mitte, wo diese vier Arme zusammenstoſsen, ist eine Vertiefung, aus welcher ein Hügel vorragt, aber nicht ganz bis zur Höhe der andern Theile. Der Hügel besteht offenbar aus Hirn - masse, und kann nichts anders seyn, als die im vorigen Zeitraume in Falten nach oben geschobene Decke der dritten Hirnhöhle. Der Hügel ist nämlich an der untern Fläche hohl, wie ein umgestürzter Kessel, und läuft vorn mit zwei durch eine Spalte (die ursprüngliche Spalte in der Decke der dritten Hirnhöhle) getrennte dünne Schenkel in die Sehhügel über. Nach hinten aber scheint er durch ein weiſses Blatt in die hintere Commissur überzugehen. Es ist ein - leuchtend, daſs dieser Hirntheil, der am dreizehnten Tage nicht eine Linie von den Sehhügeln absteht, die Zirbel ist. Es wäre hiernach die Zirbel die auf - gehobene (§. 10. t.) und später verkümmerte Decke der dritten Hirnhöhle, so wie der Hirnanhang die abgestorbene Spitze des Trichters oder des ursprünglichen Endes der dritten Hirnhöhle ist.

Die früher erwähnte Verwachsung der Blätter des Rückenmarkes bei ihrem Uebergange in das Hirn erhebt sich nun und legt sich an das kleine Hirn an, wodurch die vierte Hirnhöhle ganz verdeckt wird. Das kleine Hirn ist beträchtlich vergröſsert und hat Queereinschnitte in seinem Mitteltheile be - kommen, wodurch es in Blätter getheilt wird. Die beiden aus einander ge - wichenen Vierhügelmassen enthalten aber noch eine kleine Höhle, die mit der Wasserleitung communicirt. In jeder Höhle ist jetzt ein länglich rundes deut - liches Ganglion. Die Wände sind durch die Verwachsungen dick geworden. Die Sehhügel sind sehr ansehnlich und im Verhältniſs zu den andern Hirntheilen gröſser als im erwachsenen Vogel. Die vordere Hirncommissur bildet sich auch vollkommen aus.

q. Auge.
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In den Augen sehen wir jetzt die Augenliederspalte sehr verengt, die kreisförmige Falte nämlich in ein oberes und unteres deutliches Augenlied umge - wandelt, welche nicht mehr durchsichtig sind. Im Auge selbst ist die Linse nicht mehr so convex als früher. Dadurch schon wird die Bildung einer vor - dern Augenkammer veranlaſst. Die Regenbogenhaut fängt an sich zu färben,131 und zwar vom innern Rande aus. Die Netzhaut wird allmählig dünner. Die Falte der Netzhaut ragt stark in den Glaskörper hinein, und wird von der Eintrittsstelle des Sehnerven aus von dem neu sich bildenden Fächer durchwachsen, der gefaltet tief in den Glaskörper sich einbohrt. Ich habe noch nicht eine unmittelbare Continuität des Fächers mit der Gefäſshaut ent - decken können.

Im Ohre ist das Trommelfell deutlich. Es liegt sehr schief. Die Ohr -r. Ohr. trompete liegt in einer Furche des Keilbeines, noch immer nicht von seiner Masse umschlossen.

§. 9. Vierzehnter bis sechzehnter Tag.

Der Dottersack fällt immer mehr zusammen und wird von den Stämmena. Chorion. der Nabelgefäſse unregelmäſsig eingeschnürt. Der Harnsack umschnürt das ganze Ei, und heftet sich, da die seröse Hülle fehlt, unmittelbar an die Schaalenhaut, jedoch so, daſs sich beide immer durch Abziehen leicht trennen lassen. Am spitzen Ende des Eies scheinen die Ränder des Harnsackes, wenn das Eiweiſs sehr fest an der Schaalenhaut sitzt, dieses zu durchschneiden, denn man findet zuweilen ein wenig Eiweiſs am spitzen Ende des Eies auſserhalb des Harnsackes, das übrige innerhalb desselben. Die ursprüngliche Bildung des Harnsackes ist durch die Verwachsung mit sich selbst ganz unkenntlich geworden. Er scheint eine continuirliche Hülle zu seyn, und mag von jetzt an den Namen Chorion führen.

Die Stellung des Embryo ist noch weniger bestimmt, als in der nächstb. Form und Lage des Embryo. vorhergehenden Zeit. Indessen fand ich den Kopf immer nach der Brust gekehrt, wenn auch noch nicht immer unter dem rechten Flügel. Der enge Raum im Eie erlaubt dem Embryo nicht mehr, in der Queerachse des Eies zu bleiben, sondern bei fortgehendem Wachsthume wird er jetzt immer ent - schiedener mit seiner längsten Dimension in die Längenachse des Eies geschoben. Davon mögen die endlosen Verschiedenheiten in der Gestalt des Dottersackes und in der Stellung der Nabelgefäſse abhängen, wodurch eben die ursprüngliche Form des Chorions noch unkenntlicher wird. Ein um diese Zeit aus dem Eie genommenes Küchelchen schnappt nach Luft.

R 2132

Zuerst rücken immer mehr Darmwindungen aus dem Hautnabel hervor, der sich dabei erweitert; dann fangen sie an, sich wieder etwas zurückzuziehen. Der Leibesnabel rückt dem Hautnabel sehr nahe. Die Federbälge mit den ent - haltenen Federn verlängern sich und erreichen am sechzehnten Tage eine Länge von 8 Linien, ohne sich zu öffnen, so daſs, mit unbewaffnetem Auge be - trachtet, das Hühnchen durchaus behaart erscheint. Die Hornplatten auf den Füſsen und dem Schnabel nehmen an Festigkeit und Farbe zu. Die Nägel werden spitzer.

c. Herz.
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Im Herzen rücken die Einmündungen der linken vordern Hohlvene und der hintern Hohlvene bedeutend aus einander. Die Klappe zwischen ihnen wird undeutlich, oder geht in die Eustachische Klappe über; ein muskulöser Wulst scheidet aber den Blutstrom aus der linken vordern Hohlvene vom eirunden Loche. Aeuſserlich angesehen scheinen die rechte vordere Hohlvene und die hintere Hohlvene eine gemeinschaftliche Mündung zu haben. Im Innern aber ist schon eine Scheidung angedeutet. Die Einmündung der hintern Hohlvene ist nämlich mit zwei Klappen besetzt, deren Bedeutung und Stellung jetzt deut - licher ist. Die eine zieht sich von der Mündung der hintern Hohlvene nach der Lücke der Scheidewand und durch dieselbe hindurch. Sie ist also die Klappe des eirunden Loches. Die andere geht aus der gegenüber liegenden Wand der Vene hervor, reicht mit dem einen Ende his zur Einmündung der linken vordern Vene und trennt daher beide Blutströme; mit dem andern Ende erreicht sie die Stelle, wo die rechte vordere Hohlvene und die hintere Hohl - vene zusammenstoſsen. Es ist die Eustachische Klappe, wie die spätere Zeit deutlicher zeigt. Jetzt wird also das Blut aus der vordern Hälfte des Körpers vorzüglich in die linke, das Blut aus der hintern Hohlvene in die rechte Vor - kammer geleitet.

d. Schlag - aderstämme.
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Die vordern Schlagaderstämme lösen sich immer mehr von der Wurzel der herabsteigenden Aorta, und öfter habe ich den verbindenden Kanal am sech - zehnten Tage nicht mehr finden können. Die Lungenschlagadern geben viel stärkere Aeste in die Lungen, als früher, wobei ihr Uebergang in die hintere Schlagader weit schwächer wird.

e. Athmungs - apparat.
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Von den Lungen selbst weiſs ich keine bedeutende Veränderung anzu - geben. Die Entwickelung der Säcke am hintern Rande der Lunge hat Rathke weiter verfolgt, und gefunden, daſs sie in die Bauchhöhle gegen die verschiedenen133 Organe sich verlängern, indem sie das Bauchfell vor sich hertreiben. Nach diesen (handschriftlich mitgetheilten) Beobachtungen wird aus dem hintern, schon in dem vorigen Zeitraume tief in die Bauchhöhle hineinragenden Sacke der groſse Luftsack des Hinterleibes, aus den beiden vordersten werden die Luft - säcke des Herzens (Bulla cordis anterior et posterior).

An der weiter gewordenen Luftröhre sind nun auch alle Theile des untern Kehlkopfes zu un[t]erscheiden, und von der bleibenden Form. Am obern Kehlkopfe sind die früher schon kenntlichen Knorpel ebenfalls zur bleibenden Form umgewandelt. Die Leiste aus dem Schildknorpel hat sich erhoben, und die einzelnen Muskeln sind schon kenntlich. Die Stimmritze scheint sehr eng von ihnen verschlossen zu werden, denn in der Luftröhre findet man um diese Zeit Luft und nicht Flüssigkeit, wie im Verdauungsapparate.

Die Nieren werden massiger und haben ein weniger getheiltes Ansehn. f. Harn - und Geschlechts - apparat.Die Nebennieren treten mehr hervor. Der Stiel des Harnsackes erweitert sich in der Nähe der Kloake.

Im Geschlechtsapparate tritt die Verschiedenheit der Geschlechter immer bestimmter hervor. Die Hoden nähern sich der bohnenförmigen Gestalt, und in ihnen treten nach Rathke die Saamengefäſse auf. Die Eierstöcke dagegen bleiben flach. Der rechte entwickelt sich nicht weiter, und der linke nimmt vorn an Breite zu. Der rechte Wolffische Körper bleibt auch in der Ent - wickelung im weiblichen Geschlechte stehen, während der linke noch etwas fort zu wachsen scheint. Im Männchen sind die Wolffischen Körper gröſser. Der Faden des Wolffischen Körpers ist im Weibchen noch vorhanden. Der auffallendste Geschlechtsunterschied ist aber wohl im Ausführungskanale. Im männlichen Geschlechte haben sich die vordern Enden verloren, der hintere Theil dagegen wird länger und enger, auch etwas gebogen und hat schon ganz den Character des Saamenleiters. Im Weibchen verschrumpft der rechte Aus - führungsgang, bis auf einen kurzen und dünnen Faden, der in die Kloake geht, aber den Wolffischen Körper lange nicht erreicht, der linke dagegen behält seine ganze Länge und verdickt sich. Sein vorderes Ende dehnt sich zum Trichter aus, und das hintere erweitert sich. Zugleich rückt dieser nun deut - liche Eileiter vom Wolffischen Körper ab nach auſsen.

Vom Hirne bemerke ich nur, daſs das kleine Hirn sich mehr erhebt undg. Hirn. nach vorn sich tiefer zwischen die Vierhügelblasen einkeilt. Diese rücken dabei134 allmählig nach unten und die Zirbel wird mehr erhoben, so daſs ihre Verbindung mit der Region der dritten Hirnhöhle dünner wird. Die Zahl der Einschnitte des kleinen Hirnes vermehrt sich beträchtlich.

h. Auge.
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Das obere und untere Augenlied erreichen einander und schlieſsen die Augenliederspalte mehr oder weniger, jedoch ohne zu verwachsen. Die vordere Augenkammer bildet sich durch verminderte Wölbung der Linse und ver - mehrte Wölbung der Hornhaut weiter aus, und da zugleich die Regenbogen - haut wächst, so grenzt sich auch eine hintere Augenkammer ab, jedoch ohne völlig gesondert zu seyn, da kein Pupillenmembran erscheint.

i. Ohr und Nase.
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Das innere Ohr verknöchert schon im Anfange dieses Zeitraumes. In der Nase sind die Muscheln lang ausgezogen. Die Schuppen am Eingange der Nase, welche die Familie der Hühner auszeichnen, treten deutlich hervor.

§. 13. Siebzehnter bis neunzehnter Tag.

Der Dottersack verliert immer mehr Inhalt und faltet sich daher in mehrere durch tiefe Einschnürungen gebildete sackförmige Abschnitte. Oft ist in dieser Zeit nur Eine tiefe Einschnürung, wodurch der Dottersack zweilappig wird. Der Dottersack schien mir gegen das Ende der Entwickelung im Eie immer dunkler als früher, wahrscheinlich von dem fortgehenden Verluste der flüssigen Theile. Der Harn-Niederschlag mehrt sich stark im Chorion, welches sich auf keine Weise mehr entwickeln läſst. Das Eiweiſs schwindet allmählig ganz. Auch nimmt die Flüssigkeit des Amnions ab.

Die Lage des Hühnchens wechselt, doch liegt es stets zusammen - gekrümmt, so daſs es mit seinem ganzen Körper fast die Form des Kies hat, und immer liegt die Längenachse des zusammengekrümmten Hühnchens in der Längenachse des Eies. Eine Queerlage gestattet der Raum nicht mehr. Gewöhnlich liegt aber das vordere Ende des Hühnchens nach dem Luftraume zu. Schon früher war der Kopf gegen die Brust zurückgebogen. Im vorigen Zeitraume war aber die Krümmung einfach und nach dieser die Spitze des Schnabels nach hinten gekehrt. Jetzt tritt allmählig eine doppelte Krümmung ein, so nämlich, daſs der Hals nach hinten gebogen bleibt, das Kopfende aber wieder nach vorn sich krümmt. Der Kopf liegt gewöhnlich unter dem rechten135 Flügel und richtet allmählig die Schnabelspitze nach vorn. Eine Folge dieser Stellung ist, daſs die Spitze des Schnabels nahe an dem Theile der Eihäute liegt, der den Luftraum begrenzt.

Während im vorigen Zeitabschnitte immer mehr Darmmündungen aus dem Nabel hervortraten, erweiterte sich dieser sehr. Zugleich scheint die Bauchhaut an dem Hautnabel herausgewachsen, indem der Leibesnabel sich dem Hautnabel nähert. Es wird nämlich das seröse Blatt der Keimhaut dicker und erhält eine complicirte Organisation. Es scheint diese höhere Entwickelung vom Nabel aus fortzuschreiten und zeigt eine unmittelbare Verlängerung des - jenigen Blattes der Bauchhaut, welches an den Bauchwänden anliegt. Diese höhere Organisation breitet sich in der gegenwärtigen Periode sehr aus, und zugleich trennt sich das seröse Blatt vollständig von dem Gefäſs - und Schleim - blatte. Da nun in dem jetzigen Zeitraume der vorgefallene Darm in die Bauch - höhle zurücktritt, folgt ihm auch der Dotter, umgeben von dem Gefäſs - und Schleimblatte. Der Dottergang erweitert sich dabei. Am neunzehnten Tage hat der Eintritt des Dotters erst begonnen, weshalb wir später noch einmal darauf zurückkommen werden. Im Allgemeinnen behalten die Federn ihre Bälge während dieser ganzen Zeit, obgleich sie fast die Länge eines Zolles erreichen.

Die rechte Vorkammer scheint jetzt gröſser als die linke. Das eirunde Loch des Herzens und die Einmündung der hintern Hohlvene rücken immer weiter aus einander. Die stark entwickelte Eustachische Klappe trennt jetzt auch die Mündungen der hintern Hohlvene und der rechten vordern Hohlvene ganz entschieden von einander. Sie zieht sich aus bis an die Grenze zwischen der vordern linken und der hintern Hohlvene. Durch sie wird dem Blute der beiden vordern Hohlvenen nur der Eintritt in die rechte Vorkammer gestattet, dagegen leitet diese Klappe das Blut aus der hintern Hohlvene durch das eirunde Loch in die linke Vorkammer, obgleich, da die Klappe nicht die untere Wand der Vorkammer erreicht, so viel Blut über die Klappe über - strömen wird, als die rechte Kammer auſser dem unmittelbaren Zuflusse aus beiden vordern Hohlvenen zu fassen vermag.

Die Eustachische Klappe ist die Fortsetzung der rechten Wand der Hohl - vene. Auſserdem sieht man gewöhnlich noch eine kleine Klappe als Fort - setzung der linken Wand. Die Klappe des eirunden Loches habe ich überaus136 wechselnd gefunden, zuweilen schien sie ganz zu fehlen und, in andern Fällen saſs sie am ganzen Umfange des eirunden Loches an, und ragte in Form einer kurzen Röhre in die linke Kammer hinein, so daſs ich nicht im Stande bin, das normale Verhältniſs in diesem Zeitraume anzugeben. Ueberdies habe ich es nicht oft genug im frischen Zustande untersuchen können.

Die communicirenden Kanäle zwischen den vordern Schlagadern und Wurzeln der Aorta schwinden in der Regel. Zuweilen sah ich jedoch einen noch am neunzehnten Tage. Die Lungenschlagadern verzweigen sich stark in die Lungen, und die Uebergänge in die Aorta erscheinen immer mehr als blos communicirende Kanäle. Da nun die linke Wurzel blos aus diesem Kanale besteht, so ist sie sehr viel dünner, als die rechte.

Unter den Lungen ist die Haut, welche die Stelle des Zwerchfelles der Lage nach vertritt, völlig ausgebildet und verhältniſsmäſsig fest.

Die Leber ist gelb. In den Blinddärmen sind die Schleimgruben sehr deutlich.

§. 14. Zwanzigster und ein und zwanzigster Tag.

In den beiden letzten Tagen beginnt schon das Auskriechen. Wir werfen hier aber nur noch einen Blick auf die Vorbereitungen. Aus dem Amnion hat sich allmählig fast alle Feuchtigkeit verloren, eben so aus dem Raume zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Chorions, wo desto mehr Harnniederschlag sich findet. Der Embryo nimmt auſser dem Luftraume fast die ganze Höhlung des Eies ein, denn der Dottersack ist auch in den Leib des Embryo getreten. Mit dem neunzehnten Tage ungefähr beginnt dieses Eintreten, indem der Dottersack nur von seiner nächsten Hülle umgeben dem Darme folgt. Der Nabel ist nicht weit genug, um den Dottersack in seinem ganzen Durchmesser durchzulassen. Es tritt daher zuerst nur der dem immer mehr erweiterten Dottergange nahe gelegene Theil ein, indem er sich zu - spitzt. Ist aber nur ein Theil des Dottersackes so durch den Nabel gegangen, so erweitert er sich wiederum in der Bauchhöhle, und der Dottersack besteht nun aus zwei Hälften, einer innern und einer äuſsern, welche durch einever -137verengte Stelle, die im Nabel liegt, mit einander Gemeinschaft haben. Es zieht sich aber immer mehr von der äuſsern Hälfte durch den Nabel, so daſs also die Vorragung im Dottersacke immer weiter fortrückt, bis endlich der ganze Sack in die Bauchhöhle schlüpft. Der in die Bauchhöhle eingetretene Theil behält hier nicht seine sphärische Gestalt, sondern legt sich in alle leeren Räume der Bauchhöhle hinein, und formt sich also nach den Lücken, welche andere Theile hier lassen. Dann aber scheint sich der Ueberzug des Dotters wieder zusammen zu ziehen, und im Augenblicke des Auskriechens, noch mehr aber bald nachher, erhält er eine selbstständige fast kugliche Form, jedoch mit Einschnitten, welche die Gefäſse veranlassen.

Wenn der Dotter ganz in die Bauchhöhle getreten ist, so verengt sich der Nabel rasch und fängt an zu vernarben, wobei die äuſsere Hülle des Dotter - sackes wie ein Bruchsack zurückbleibt und abgeschnürt wird.

Die Form des Leibes wird durch den eingetretenen groſsen Dottersack sehr verändert. Der spitz hervorgedrängte Nabel bildet das hintere Ende des Leibes, indem der After in die Höhe geschoben wird. Der Nabel hat erst in der letzten Zeit seinen vollständigen Character erhalten, indem das, was wir Hautnabel und Leibesnabel genannt haben, zusammenrückt, und ver - wachsen ist.

Der concurrirende Ast aus der rechten Lungenschlagader in den hintern Arterienstamm und die linke Wurzel desselben aus der linken Lungenschlag - ader sind sehr eng geworden und bilden zwei Botalli’sche Gänge, von denen der rechte sehr viel kürzer ist, als der linke.

§. 15. Vom Auskriechen des Hühnchens.

Wenn das Hühnchen die gewöhnliche Lage hat, so nämlich liegt, daſs das Vorderende an den Luftraum stöſst, der Hals zurückgekrümmt ist, der Kopf unter dem rechten Flügel liegt, mit der Schnabelspitze nach vorn gerichtet, so steht diese Spitze ganz nahe an der Gegend des Chorions, welche den Luft - raum begrenzt. Ein geringer Versuch, den Kopf aus dieser Lage zu bringen, durchstöſst das Chorion, und die Schnabelspitze dringt in den Luftraum. Das Hühnchen kann nun, ohne übrigens seine Lage zu verändern, etwas LuftS138einziehen, und mithin auch einen Ton von sich geben. Ich habe zuweilen schon zwei Tage vor dem Auskriechen, und ohne daſs das Ei irgend einen Riſs hatte, das Küchlein in der Schaale piepen gehört. Dabei bleibt es lange in seiner Lage, wie mich die Beobachtung an mehreren Eiern, die ich öffnete, gelehrt hat. Der Kreislauf in den Nabelgefäſsen geht fort. Hat die Athmung einmal begonnen, so wird sie auch fortgesetzt, wie man an der Bewegung des Brustkastens und des ganzen Küchleins erkennt. Lunge und Luftsäcke können aber in dieser Stellung nicht gehörig ausgedehnt werden.

Da der Kopf des Küchleins auf einer Seite liegt, und schon wegen des hohen Kammes des Brustbeines nicht in der Mitte liegen kann, so ist auch die Stelle, wo das Chorion durchstoſsen wird, nicht in der Mitte des Luftraumes, sondern dem Rande, also auch der Eischaale, näher. Verstärkte Bewegungen bringen also die Schnabelspitze an die Eischaale. Oft ist das durchgestoſsene Loch ganz am Rande des Luftraumes, und schon die erste Bewegung drängt an die Eischaale an. Ist der Andrang stark genug, so bekommt diese Risse. Gewöhnlich wird aber auch zugleich ein Stückchen der Schaale abgesprengt, ohne daſs die Schaalenhaut reiſst. Oft mag die Schnabelspitze, wenn sie nicht sogleich den Luftraum erreichte, sondern auſserhalb seines Randes zuerst die Eischaale zersprengte, erst später in den Luftraum dringen und dem Küch - lein den hier befindlichen Luftvorrath zuführen; denn auffallend ist es, daſs zuweilen fast vier und zwanzig Stunden nach dem Absprengen des ersten Stückchens der Schaale verflieſsen, ehe das Loch merklich vergröſsert wird. Liegt aber der Kopf nach dem spitzen Ende des Eies hin, so wird die Oeffnung rascher erweitert, und die Schaalenhaut durchgestoſsen. Bei dieser Lage des Küchleins hörte ich es niemals vorher piepen.

Hat das Hühnchen die Oeffnung des Eies so erweitert, daſs es nicht nur freien Zutritt von Luft hat, sondern auch den Hals etwas ausstrecken kann, so bleibt es eine Zeitlang in dieser Stellung, wobei es frei und stark athmet. Bis zu diesem freien Athmen schienen mir die Gefäſse des Chorions stark mit Blut angefüllt, und die ganze Haut schien keinesweges abgestorben. So wie aber ein ungehindertes Athmen eintritt, verliert das Chorion sein Blut und es stirbt ab. Es löst sich dann vom Nabel und das Küchlein verläſst das Ei.

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§. 16. Allgemeiner Character der dritten Periode.

Die Vorgänge der dritten Periode zeigen uns die Herrschaft, welche der Embryo über die übrigen Eitheile gewinnt. Wenn zuerst der Embryo nur ein Theil der Keimhaut war, so wird jetzt die Keimhaut ein Theil des Embryo. Während er in der zweiten Periode sich von den übrigen Eitheilen abschnürte, und sich einhüllte, nimmt er sie jetzt allmählig in sich auf. Der Dotter mit der ganzen Keimhaut tritt unmittelbar in den Leib des Embryo ein. Mittelbar geht das Eiweiſs denselben Weg. Auch die Flüssigkeit des Amnions verliert sich. Nur die Theile, welche der Embryo aus sich heraus getrieben hat, der Harnsack und die Haut, welche eine Verlängerung des Bauchfelles zu seyn scheint, nimmt er nie wieder auf. Die Herrschaft, welche der Embryo allmählig über die übrigen Eitheile gewinnt, ist offenbar eine höhere Form des Selbstständigwerdens, wovon das Leben auſserhalb des Eies endlich die höchste ist, in welcher das Thier nicht mehr die Theile des Eies, sondern die Auſsenwelt zu seiner Selbstbildung verwendet.

Wir haben beim Schlusse der zweiten Periode bemerkt, daſs während derselben der Character des Wirbelthieres vollständig wird, indem der anima - lische Theil nach dem gedoppelten Typus der gegliederten Thierreihe und der plastische nach dem Typus der Mollusken sich formt, und daſs bald der Embryo durch Entwickelung des Harnsackes in die Reihe derjenigen Wirbel - thiere tritt, welche sich nicht im Wasser entwickeln.

Erst im Verlaufe der dritten Periode wird das Hühnchen zum Vogel durch die eigenthümliche Ausbildung der Athem-Organe, und äuſserlich wird diese Thierklasse kenntlich, indem sich die Schnabelbildung kund giebt, und die vordere Extremität die Form des Flügels annimmt. Bald ent - wickeln sich auch die Federbälge. Es ist aber zuvörderst ein Vogel über - haupt, nicht ein Vogel aus der Familie der Hühner. Erst allmählig offen - bart es sich, daſs aus dem Embryo ein Landvogel sich entwickelt, in - dem die Schwimmhaut unkenntlich wird, und darauf reiht er sich in die Familie der Hühner ein, wenn der Kopf sich bildet, der Vormagen sich vom Muskelmagen scheidet, die stumpfen Nägel auf den Füſsen, und die Schuppe über der Nasenöffnung sich zeigen. Zuletzt tritt der Character derS 2140Gattung auf durch den Kamm auf der Stirne, die eigenthümliche Schnabel - bildung u. s. w. Endlich bildet sich die Individualität aus, und wird erst mit der Höhe des Lebens auſserhalb des Eies vollendet; denn offenbar sind die eben ausgekrochenen Küchlein einander viel ähnlicher, als die ausge - bildeten Hühner.

II. Scholien und Corollarien zu der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Eie.

Scholion I. Ueber die Sicherheit in der Beobachtung der Embryonen.

Die erste Frage, die uns entgegentritt, wenn wir aus Beobachtungen über diea. Zweifel. Entwickelung irgend einer Thierform eine Einsicht in das Wesen dieses Vor - ganges gewinnen wollen, ist wohl die: Bis zu welchem Grade der Sicherheit geht überhaupt die Beobachtung an Embryonen? Die Schärfe des Auges und der Werkzeuge findet ja bei jeder Untersuchung eine Grenze, so also auch bei Be - trachtung des Embryo. Wenn nun das Microscop vor der Befruchtung und gleich nach derselben keinen Embryo gewahr wird, wie können wir die Ueberzeugung gewinnen, daſs keiner da ist? Dieser Einwurf, früher häufig selbst von Beob - achtern microscopischer Gegenstände geltend gemacht, wird jetzt vorzüglich von Laien gehört, ist aber bei ihnen um so häufiger und nachdrücklicher. In der That ist es schwer, eine Zuversicht zu jenen negativen Angaben zu gewinnen, wenn man weiſs, daſs die Naturforscher von vielen Gegenständen, die das unbe - waffnete Auge sehr wohl erkennt, den Bau mit Sicherheit und Vollständigkeit an - zugeben nicht im Stande sind. Eine Milbe sieht jedermann, und doch ist es selten möglich, mit Genauigkeit ihre Freſswerkzeuge zu bestimmen, und noch viel weniger ihren innern Bau zu erforschen. Sie besitzt ohne Zweifel ein Nerven - system; es dürfte aber keinem Naturforscher gelingen, dasselbe darzustellen. So deutliche Beweise von der Beschränktheit unserer Mittel für die Untersuchung dürfen wohl dem Zweifel Raum geben: Ob nicht der ganze Embryo mit allen seinen Theilen da seyn kann, aber so fein gebaut, daſs Messer und Microscop ihn nicht erreichen?

Es scheint mir daher nicht überflüssig, diese Frage etwas näher ins Auge zu fassen, und ich hoffe, daſs die Beleuchtung derselben zuvörderst bestimmen wird, was der Beobachtung entgehen kann und was ihr nicht entgeht, dann aber auch zur Einsicht in die Beschaffenheit des Embryo bei - tragen wird.

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b. Der Embryo ist nicht fein gebaut.
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Man fürchtet also, die Kleinheit des Embryo und die Feinheit seines Baues werde ihn ganz oder einzelne seiner Theile dem Auge uukenntlich machen. Ich glaube dagegen behaupten zu dürfen, daſs der Embryo, je jünger er ist, um so weniger fein*)Ich vermeide mit Bedacht das Wort zart, welches so wohl Dünne als Weichheit in sich schlieſst. Zart ist der Embryo gewiſs! gebaut ist. Wenn wir an einem er - wachsenen Huhne irgend einen Theil in seinem Gewebe untersuchen und dann das Gewebe desselben Theiles im Küchlein, so lange es im Eie ist, vergleichen, so finden wir immer, daſs das Gewebe im erwachsenen Thiere feiner, im jüngern gröber ist. Wählen wir statt der übrigen Theile einen Muskel als Beispiel, weil hier das Verhältniſs sehr augenscheinlich ist! Ein Muskel aus einem er - wachsenen Huhne läſst sich unter dem Microscope in Bündel, diese in Fäden theilen, und in den Fäden lassen sich bei gehöriger Sorgfalt wieder sehr feineweder im Gewebe, Fasern unterscheiden, zu deren Betrachtung eine starke Vergröſserung erfordert wird. Je jünger nun das Huhn ist, um desto weniger dünn sind die Elementar - fasern der Muskeln. In einem Embryo aber aus der Mitte der Bebrütung sind die Durchmesser der Muskelfasern noch beträchtlicher, obgleich sie schwer genug von einander zu trennen und microscopisch zu unterscheiden sind. Die Schwierig - keit liegt aber nicht in ihrer Dünne, denn diese wird schon von einer scharfen Linse erreicht, sondern in der Weichheit und Unbestimmtheit der Form. Die Muskelfasern sehen in ihrer Entstehung fast wie eine Reihe unförmlicher Klümp - chen von ansehnlicher Gröſse aus.

Was von den Muskeln bemerkt ist, gilt auch von allen übrigen Theilen. Die einzelnen organischen Elemente, aus denen sie bestehen, sie seyen Fasern, Kügelchen oder Blättchen, sind um so feiner ausgearbeitet, je entwickelter das Thier ist. So ist die Faserung des Hirnes und Rückenmarkes, so bald sie kennt - lich wird, wie mit grobem Griffel gezeichnet, und es scheinen nur die gröſsern Stränge zu seyn, in denen erst später die untergeordneten Fasern sich bilden sollen. In frühester Zeit ist aber gar keine Faserung im Hirne. Ueberhaupt ist ja in den ersten Tagen des Embryonenlebens noch gar keine Textur kenntlich, wenn man nicht fast durchsichtige, nicht scharf begrenzte Körnchen, die auch in den hellen Theilen sich finden, dafür ansehen will. In andern Theilen sieht man dunklere Körnchen, entweder verbunden oder umgeben von einer durch - sichtigen ungeformten Masse. Diese Körnchen, meist wieder aus untergeordneten Körnchen bestehend, sind im Verhältniſs zu den Theilen, die sie zusammensetzen, so groſs, daſs man sagen könnte, der Embryo gleiche in frühester Zeit einemBilde,145Bilde, das aus Pflastersteinen oder Granitblöcken zusammengesetzt ist. Am ersten Tage besteht die Wirbelsaite fast nur aus einer Reihe solcher Kügel - chen, die man mit ziemlicher Bestimmtheit zählen kann. Wenn an einer Stelle zwei neben einander liegen, so wird sogleich dadurch dieser Theil unförmlich.

Das vom Gewebe Gesagte findet auch seine Anwendung auf die äuſserenoch in der äuſsern Form der Theile. Form. Alle Theile sind um so roher und ungeformter, je jünger sie sind. Die Extremitäten geben das am meisten in die Augen springende Beispiel; es gilt aber für alle Theile. Im Hühner-Embryo von zwei mal 24 Stunden kenne ich nur einen einzigen Theil, der dünner als ein Haar ist, die Wirbelsaite nämlich. Ein Haar ist aber schon dem bloſsen Auge erkennbar und kann leicht unter dem Microscope bis zur Stärke einer Stange vergröſsert werden.

Da die Wirbelsaite der dünnste Theil ist, den man findet, so hat es keinec. Die Kleinheit entzieht also weder ein - zelne Theile, Wahrscheinlichkeit, daſs im Embryo Theile vorkommen, die ihrer Dünne wegen dem Microscope gar nicht erreichbar wären. Der Embryo hat überhaupt, je jünger er ist, um so weniger kleine Theile. Alle Theile sind im Augenblicke ihres Werdens im Verhältniſs zum Umfange des Embryo groſs zu nennen, wenig - stens sind sie nie dünn und fein. Die Weite des Darmes nimmt im Anfange mehr als ¼ von der Weite der Bauchhöhle ein. Diejenigen Organe, welche durch Her - vorstülpung aus allgemeinen Apparaten sich bilden, müssen zwar auch im Ver - hältniſs zum Embryo allmählig gröſser werden, was am auffallendsten sich am Harnsacke zeigt, allein sie haben wenigstens eine sehr breite Basis. So z. B. die Extremitäten; so alle Hervorstülpungen aus dem Darme. Die Lebergänge sind im Werden colossal gegen die spätere Zeit; der Harnsack und die Lungen haben beim Hervortreten eine weite Communication mit dem Darme, eben weil sie, je jünger, um so mehr nur Modificationen des Darmes sind. Noch wenigernoch den ganzen Em - bryo der Be - obachtung. kann der ganze Embryo des Huhnes sich durch seine Kleinheit verstecken. Wenn er zuerst bemerkt wird, ist er schon über eine Linie lang und man kann daher mit der gröſsten Sicherheit behaupten, daſs im Anfange der Bebrütung der Embryo nicht da ist, denn schon bei mittelmäſsiger Vergröſserung lassen sich im Fruchthofe die einzelnen Kügelchen unterscheiden, von denen der Embryo beim Erscheinen mehrere hundert enthält. Die Gröſse dieser Kügelchen, die hell oder dunkel in allen organischen Theilen sich finden, macht ein Vorgebildetseyn des Embryo in der zweiten und dritten Generation völlig unmöglich.

Dagegen giebt es andere Grenzen, die der Untersuchung Schranken setzend. Hinder - nisse für die Untersu - chung geben und die eben in dem Mangel an bestimmter Form und Ausbildung liegen. Die ursprüngliche Gleichmäſsigkeit aller Theile macht, daſs wir diese erst erkennen,T146aber die Un - bestimmt - heit der For - men und die geringe Con - sistenz.wenn die Differenz bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist. Das gilt besonders von der Trennung der ersten Anlage in über einander liegende Blätter und der einzelnen Organe in constituirende Elemente. So sind gewiſs die Nervenfäden sehr viel früher da, als wir sie unterscheiden, nicht wegen ihrer Dünne, aber wohl wegen ihrer Zartheit, Durchsichtigkeit und Uebereinstimmung mit der umgebenden Masse für uns unkenntlich. Angenommen, die Nerven wären schon gesondert, aber $$\frac {1} {300}$$ Linie im Durchmesser, weich und durchsichtig: durch welche Mittel wollten wir sie von der umgebenden Masse der Bauchplatten unter - scheiden? Wären sie dunkel, so würde ein solcher Durchmesser schon von einer scharfen Linse erreicht werden; wären sie starr, so würden sie zwar, wenn sie zugleich hell wären, auch nicht ohne Zerreiſsung des Leibes sichtbar seyn, diese aber würde sie bloſslegen und deutlich zeigen, wie die Fasern eines zerrissenen Papiers. Glücklicher Weise läſst aber das grobe Gefüge, das der früheste Embryo in allen leicht zu unterscheidenden Theilen offenbart, mit Sicherheit schlieſsen, daſs die Nerven schon bei der ersten Sonderung eine viel ansehnlichere Dicke haben, immer aber bleibt es gewiſs, daſs sie in ihrem Entstehen nicht zu beobach - ten sind. Ueberhaupt können wir alle Ausbildung im Innern eines Theiles erst gewahr werden, wenn sie schon eine Zeitlang fortgeschritten ist. Dagegen läſst sich jede Veränderung des äuſsern Umrisses sowohl am ganzen Embryo, als an seinen einzelnen Theilen sogleich erkennen, weil die Kleinheit an sich kein Hinderniſs wird.

e. Was hieraus für die Methode der Unter - suchung folgt.
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Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens der Embryonen höherer Thiere, fast nie eine sehr starke Vergröſserung erforder - lich. Eine solche verwischt die geringen Unterschiede in der Textur und ver - dünnt die Schatten, an denen man oft ganz allein die Lagerung, so wie die Ge - staltung innerer Theile erkennt, zu sehr. Ein gröſseres Bedürfniſs als die starke Vergröſserung ist es, die verschiedenen Schatten, die sich oft decken, mit Bestimmt - heit zu unterscheiden und den Embryo nach allen Seiten wenden und ihn unter schwacher Vergröſserung zergliedern zu können. Meine Untersuchungen haben mich viel rascher weiter geführt, nachdem ich angefangen hatte unter einer Linse von etwa 5 Linien Brennweite zu beobachten, unter welcher ich mit beiden Händen an dem in einem mit Wasser gefüllten Uhrglase liegenden Embryo arbeiten konnte. Ich habe mich hierzu eines von Adams in London verfertigten Taschenmicroscopes bedient, welches nicht nur als einfaches Microscop mit 1 bis 3 Linsen, sondern auch nach Bedürfniſs als zusammengesetztes gebraucht werden kann. Nicht oft habe ich eine oder zwei Linsen zu der ersten hinzugefügt, seltener den Tubus des zusammen - gesetzten Microscopes angewendet und nur sehr selten zu einem stärkern Microscope meine Zuflucht genommen, und auch dann meist ohne den gehofften Erfolg.

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Scholion II. Die Ausbildung des Individuums im Verhältniſs zu seiner Umgebung.

Die obigen Bemerkungen über die rohen Formen und das grobe Gefügea. Die We - senheit des Thiers be - herrscht die Ausbildung. des Embryonenleibes können für die Erkenntniſs des Wesens der Entwickelung benutzt werden. Wenn es nämlich auch an sich klar ist, daſs, obgleich jeder Fortschritt in der Entwickelung nur möglich gemacht wird durch den vorherge - henden Zustand, dennoch die ganze Entwickelung von der gesammten Wesenheit des Thiers, welches werden soll, beherrscht und geleitet wird, und nicht der jedesmalige Zustand das allein und absolut Bedingende für die Zukunft wird, so ist es doch nicht ohne Interesse, dieses Verhältniſs aus der Beobachtung erweisen zu können. Ich glaube aber, daſs sich ein solcher Beweis führen läſst.

Wenn wir eine Anzahl ausgewachsener Hühner ganz genau mit ihrer äu - ſsern und innern Gestaltung auf eine Tafel zeichnen wollten, so würden wir zwar einige Unterschiede erkennen, aber doch nur unwesentliche, die auf die Lebens - verhältnisse wenig Einfluſs ausüben können, wie etwa längere und kürzere Hälse, stärkere und schwächere Füſse und dergleichen mehr. Je jünger die Embryonen aber sind, um desto mehr Unterschiede und im Verhältniſs zur geringen Ausbil - dung um desto bedeutender scheinende, würden wir gewahr werden. Das wird für die erste Bildung sehr auffallend, und alle Beobachter machen diese Bemer - kung. Würden Embryonen von der Bildungsstufe, wo der Rücken sich schlieſst, eben so, aber bis zu dem Maaſse der Erwachsenen vergröſsert, auf eine Tafel ne - ben einander gezeichnet, so würde man, ganz abgesehen von dem raschern oder langsamern Fortschreiten der gesammten Entwickelung, die gröſsten Unterschiede erkennen, und glauben, diese Embryonen könnten nicht zu derselben Form sich ausbilden. Bald ist das Verhältniſs des Kopfes zum Rumpfe in einem Individuum viel gröſser als im andern; bald sind die Embryonen mit Ausnahme der Wirbel - saite und der Anlage der Wirbel durchsichtig wie Glas, bald sind sie viel dunk - ler. Einige sind stärker gekrümmt oder mehr aus der Keimhaut erhoben, als an - dere. In einigen wird man die Wirbelsaite nicht bis zum Ende des Leibes rei - chen sehen, in andern werden die Bauchplatten schon im ganzen Umfange kennt - lich seyn. Noch gröſser sind die Verschiedenheiten, wenn wir weiter zurück -T 2148gehen*)Ich habe in der Abhandlung über die Entwickelungsgeschichte des Hühnchens (§ 1. l.) berich - tet, daſs ich zuweilen die Rückenplatten ohne die Wirbelsaite gesehen habe. Jetzt habe ich dagegen in einem Primitivstreifen noch ohne Spur von Rückenplatten eine vollständige Wir - belsaite beobachtet., und ich habe schon in der Erzählung der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens (§. 1. i.) darauf aufmerksam gemacht, wie verschieden der Primitiv - streifen sich gestaltet. Da die Bildung noch auf einer so niedrigen Stufe der Ent - wickelung steht, daſs man nicht viel mehr als Erhebungen und Kügelchen sieht, so erscheinen eben deshalb die Unterschiede um so gröſser, und man kaun kaum begreifen, wie diese Verschiedenheiten zu demselben Resultate führen und wie nicht neben vollkommnen Hühnern zahllose Krüppel entstehen. Da aber die Zahl der Krüppel unter den ältern Embryonen und erwachsenen Hühnern nur sehr ge - ring ist, so muſs man zurück schlieſsen, daſs die Verschiedenheiten ansgeglichen werden, und jede Abweichung, so viel möglich, zur Norm zurückgeführt wird. Daraus ist aber ersichtlich, daſs nicht der jedesmalige Zustand ganz allein und nach allen seinen Einzelheiten den zukünftigen bestimmt, sondern allgemeinere und höhere Verhältnisse ihn beherrschen. So kann, glaube ich, die Naturfor - schung, der man so gern den Vorwurf macht, daſs sie materialistische Ansichten begünstige und nähre, aus der Beobachtung selbst die streng materialistische Lehre widerlegen und den Beweis führen, daſs nicht die Materie, wie sie grade angeord - net ist, sondern die Wesenheit (die Idee nach der neuen Schule) der zeugenden Thierform die Entwickelung der Frucht beherrscht.

b. Wachsen - de Selbst - ständigkeit des Embryo ist das we - sentlichste Resultat.
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Deswegen ist auch das wesentlichste Resultat der Entwickelung, wenn wir sie im Ganzen übersehen, die zunehmende Selbstständigkeit des werdenden Thiers. Wir haben schon in der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens die verschiede - nen Stufen derselben mit besondern Namen belegt, und es wird hinlänglich seyn, sie hier nach einander zu überblicken, um den Fortgang anschaulicher zu ma - chen.

Der Embryo ist anfangs nur eine Wucherung des Keimes, also ein Theil desselben, ja, so gar ein Theil ohne bestimmte Grenze. Später erst finden wir eine Abgrenzung vom übrigen Keime, oder der Keimhaut, aber er steht zu die - ser noch in einem sehr untergeordneten Verhältnisse, von ihr sein Blut zur Er - nährung erhaltend. Beide bilden ein zusammengehöriges Ganze. Kaum hat je - doch der Embryo seine Grenze gefunden, so fängt er an sich noch mehr zu schei - den. Einen Theil des Keimes wandelt er in einen Leib um (Rücken -, Bauch -, Gekrös - und Darmplatten), durch Abschnürung vom übrigen Keime. Mit einem149 andern Theile umhüllt er sich (Amnion). Was früher Theil war, will ein Selbst - ständiges werden, bedarf aber noch der Keimhaut und hört nicht auf, mit ihr ein Ganzes zu bilden. Endlich wird seine Herrschaft über die Keimhaut entschie - den und er nimmt sie mit dem ganzen Dotter als Theil in sich auf. Keimhaut und Embryo sind also vom Anfange an ein Ganzes, welches sich im Vogel nie trennt, mit Ausnahme eines Theiles vom serösen Blatte. Nur die übrigen Eitheile wer - den beim Auskriechen als unnütz verlassen. Da der Embryo sie nicht in sich auf - nehmen kann, so sondert er sich von ihnen und zeigt hierin den letzten Grad sei - ner wachsenden Selbstständigkeit. Jetzt steht er nur noch im Verkehr mit der gesammten Natur, welche früher nur durch das Ei auf ihn wirkte.

Wo der Embryo vom Anfange an sehr groſs ist, ist der Dottersack so früh ein Theil von ihm, daſs er zur Ausbildung seiner Selbstständigkeit keiner vorher - gehenden Abschnürung bedarf. So im Frosche. Ein geringer Grad von Abschnü - rung, auf welche bald eine Beherrschung folgt, scheint in den Knochenfischen. Anders ist es im Säugthier-Embryo. In diesem, der die Anlage zur höchsten Ausbildung in sich trägt, geht die Abschnürung und die Einhüllung rascher vor sich, als im Hühnchen. Sie geht auch weiter. Hier ist es nicht bloſs das obere Blatt der Keimhaut, welches das Amnion bildet, sondern auch die untere Lage, die im Huhne, bei der Bildung der Kopfkappe, man möchte sagen, nur die Miene macht, den Kopf zu umhüllen, und bald niedersinkt. In Eiern von Hunden sah ich eine Falte der Keimhaut, mit allen Blättern wie eine Kaputze bis an die Mitte des Rückens über den Kopf gezogen, so daſs die vordere Hälfte des Embryo wirk - lich in dem Darmsacke lag, obgleich nicht frei. Eben so wie die Einhüllung, geht auch die Abschnürung weiter und ist rascher. Sie zieht sich zu einem Strange aus (Nabelschnur), als ob der Embryo die Keimhaut flöhe. Merkwürdig ist es gewiſs, daſs die Nabelschnur des Menschen so viel länger ist, als in irgend einem andern Säugethiere, und da für die ansehnlichere Länge kaum ein Zweck sich nach - weisen läſst, so finden wir hierin um so mehr einen Beweis, daſs die Länge der - selben nur der Ausdruck eines höhern Verhältnisses seyn muſs, der früher auf - blühenden Selbstständigkeit des Embryo nämlich. Die lange fortgehende Ab - schnürung der Säugethiere ist aber auch der Grund, daſs, wenn der Embryo den gehörigen Grad von Selbstständigkeit erhalten hat, er den weit von ihm getrenn - ten Dottersack nicht mehr in sich aufnehmen kann.

Das Beispiel der Säugethiere, in welchen der Darmsack nicht in den Leibc. Der An - fang der Selbststän - digkeit wird durch die Be - fruchtung gesetzt. eingeht, darf uns wohl nicht abhalten, Embryo und Keimhaut als ein Ganzes zu betrachten, und den Keim selbst für das unausgebildete Thier anzusehen. Dazu kommt noch, daſs der Keim von dem Augenblicke an, wo die Entwickelung be -150 ginnt, mit seinem Rande eng an der Dotterhaut anliegt, so daſs man diese als eine Oberhaut des Keimes und also auch des Embryo betrachten kann, wodurch schon jetzt angedeutet wird, wie die Dottermasse vom werdenden Thiere umschlossen wird. Da ferner der Keim sich aus der Keimschicht, diese wieder aus dem Dot - ter sondert, so ist selbst die Dotterkugel vor der Befruchtung nichts als die nie - drigste Form des Thiers, aber eine so niedrige Form, daſs das Thier noch gar keine Selbstständigkeit hat, sondern nur Theil des mütterlichen Körpers ist. Die Zeugung der höhern, in Geschlechter getrennten Thiere, scheint in der That aus zwei Momenten zu bestehen. Zuerst wird die Möglichkeit eines neuen Thiers durch unmittelbares Wachsthum des mütterlichen Körpers gegeben. Es bleibt aber nur Theil. Durch die Befruchtung wird aus dem Theile ein Ganzes, ähnlich in sei - nem Wesen den zeugenden Aeltern, zu deren Organisation es sich unter den er - forderlichen Verhältnissen herauf bildet. In den niedern Thieren, wo kein Ge - gensatz von Geschlechtern ist und jedes Individuum also die Idee dieser Thierform ganz enthält, bedarf es nur der Reife, um zu zeugen. Zeugen ist hier unmittel - bare Verlängerung des Wachsthums über die Grenzen des Individuums hinaus und Fortpflanzung nichts als ein Fortwachsen über sich selbst. In solchen Thieren hingegen, welche entweder doppeltes Geschlecht besitzen, oder getrennten Ge - schlechtes sind, erzeugt das Wachsthum in dem einen Geschlechtsapparate die Anlage zu dem neuen Keime als einen Theil von sich, und die Einwirkung des entgegengesetzten Geschlechtes hebt die Herrschaft des ersteren auf.

Corollarium über die Paarung.

Man muſs, wie es scheint, in der Paarung oder der gegenseitigen Einwir - kung beider Geschlechter wieder einen doppelten Act, die Begattung und die Be - fruchtung, so wie eine doppelte Wirkung unterscheiden; die erste besteht darin, die Frucht der Herrschaft des weiblichen Eierstockes zu entziehen, die zweite darin, ihr ein individuelles Leben zu geben. Für die erstere scheint das männ - liche Geschlecht nur in so fern thätig, als es den weiblichen Geschlechtsapparat zu einer höhern aussondernden Thätigkeit aufregt. Dem aufbewahrenden weib - lichen Character wird die männliche, aussondernde Richtung mitgetheilt. Eben deshalb kann das Aussondern des Eies zuweilen auch ohne Paarung erfolgen, in - dem die Einwirkung des Männchens durch andere Verhältnisse ersetzt wird. Dieses geschieht jedoch um so seltener, je höher das Leben der Thierform ent - wickelt ist. Die Graaff’schen Bläschen der Säugethiere scheinen nicht ohne Be -151 gattung oder ihr analoge Reizung des weiblichen Geschlechtsapparates sich zu öff - nen. Häufiger kommt dieses schon in Vögeln vor, und es ist sogar Regel bei dem productivsten derselben, dem Haushuhne; jedoch erfolgt auch hier der Austritt des Eies erst wenn der Eierstock überfüllt ist. In den Fröschen gehen zwar die Eier stets vor der Befruchtung ab, allein ich habe mehrmals beobachtet, daſs die Eier viele Wochen, ja zuweilen vielleicht ganz zurückgehalten werden, wenn man die Weibchen allein hält. Das Abgehen der Eier scheint also durch das Um - fassen des Männchens, wo nicht allein bedingt, doch gar sehr beschleunigt zu werden, und dieses Umfassen ist in der That eine Begattung*)Für die Fisch-Weibchen mag die Nähe des Männchens auch ohne Berührung doch nicht ohne Einfluſs seyn, und es wäre nicht überflüssig, genaue Beobachtungen anzustellen, ob einzeln gehaltene Weibchen, immer und eben so früh laichen, als andere. Ich vermuthe diesen Einfluſs, weil ich erfahren habe, daſs Froschweibchen, die in einem groſsen Blechkasten mit vielen an - dern Fröschen gehalten wurden, laichten, obgleich ich nicht bemerken konnte, daſs sie von Männchen umfaſst waren, denn jeden Abend nahm ich die gepaarten Frösche heraus und doch fand ich zuweilen am Morgen Laich, der sich nicht entwickelte. Einer solchen Einwirkung des Geschlechtes aus der Entfernung fehlt es auch nicht an Analogie, wenn wir uns erinnern, welchen Einfluſs die Nähe der Bienenkönigin auf das Leben des ganzen Stockes ausübt.. Nachtschmetter - linge legen nicht selten gleich nach dem Auskriechen aus der Puppenhülle Eier, vorzüglich aber, wenn man sie aufspieſst, oder wenn sie in ganz engen Behält - nissen gehalten, oder sonst belästigt werden. Aus Allem geht hervor, daſs das Heraustreiben des Eies allerdings durch den weiblichen Geschlechtsapparat be - wirkt wird, daſs dieses aber in der Regel durch die Einwirkung des männlichen Geschlechtes dazu aufgeregt wird, daſs aber auch wohl andere Aufregungen den Einfluſs des männlichen Geschlechtes ersetzen können.

Was die zweite Wirkung der Paarung anlangt, oder die Begründung eines selbstständigen Lebens, so scheint hierzu die Einwirkung des männlichen Ge - schlechtes und zwar durch seinen Zeugungsstoff viel nothwendiger, als zur Lösung des Eies, und im Allgemeinen um so nothwendiger, je höher das Leben entwickelt ist und vielleicht je mehr die Differenz der Geschlechter ausgebildet ist. Wenig - stens kennt man in den Wirbelthieren keine sichere Beobachtung der Entwicke - lung von Jungen ohne Befruchtung. Die Erfahrungen, die man von Salamandern anführt, sind nicht beweisend. Blumenbach sah einen Salamander nach fünf - monatlicher Einsamkeit Junge zur Welt bringen, (Kleine Schriften S. 136). Da er aber die Jahreszeit nicht angiebt, so darf man hieraus nicht auf eine Zeugung ohne vorhergegangene Befruchtung schlieſsen, was Blumenbach auch nicht thut. Wurfbain (Salamandrologia p. 83) machte eine ähnliche Beobachtung, da aber die Jungen nach fünfmonatlicher Einsperrung der Mutter im März reif zur152 Welt kamen, so stammten sie offenbar vom vorigen Jahre. Dagegen sollen die Eier von eben ausgekrochenen Schmetterlingen zuweilen Embryonen entwickeln, und für diese Erfahrung spricht die Autorität eines Pallas. An Blattläusen hat man Zeugung ohne Befruchtung vielfach beobachtet. Hierin schon liegt ein voll - ständiger Beweis, daſs bei der Befruchtung das männliche Geschlecht nicht allein wirkt und das weibliche Geschlecht ganz leidend sich verhält. Vielmehr scheint die Frucht aus einem weiblichen Geschlechtsapparate weiblicher Natur, welche durch das Keimbläschen repräsentirt wird, und es bedarf der Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffes derselben Thierart, um die Idee des Thiers vollstän - dig zu machen und ihm die Möglichkeit der Entwickelung zu geben. Wie nun die Einwirkung des männlichen Geschlechtes ersetzt werde, um jene Eier der Schmetterlinge oder die Früchte der Blattläuse zur Entwickelung zu bringen, ist um so mehr unbegreiflich, als der Zeugungsstoff einer merklich verschiedenen Thierart nicht einmal befruchtend wirkt. Vielleicht darf man annehmen, daſs diese Eier ursprünglich nicht weiblicher Natur, sondern weiblich-männlich waren, bei den Blattläusen als normale Folge vom Einfluſs der Jahreszeit, bei jenen Schmetterlingen als besondere Abweichung, zu welcher die Insecten schon da - durch eine Neigung offenbaren, daſs das Keimbläschen in ihnen ungemein früh schwindet. Indessen bleiben neue Bestätigungen vom Auskriechen der Eier unbefruchteter Phalaenen sehr zu wünschen.

Scho -153

Scholion III. Innere Ausbildung des Individuums.

Nachdem wir im vorigen Scholion die wachsende Selbstständigkeit desa. Aus dem Allgemei - nern tritt das Besondere hervor in dreifacher Form. Embryo als einer lebendigen Selbstheit und die Veränderungen in seinem Verhält - nisse zu den nächsten Umgebungen ins Auge gefaſst und erkannt haben, wie er aus einem Theile zum Ganzen heranwächst, wollen wir jetzt einen Blick auf den Weg werfen, den seine innere Ausbildung nimmt. Wir werden hier eine Wie - derholung desselben Vorganges finden. Es ist nämlich, wenn man den Fortgang der Ausbildung betrachtet, vor allen Dingen in die Augen springend, daſs aus einem Homogenen, Gemeinsamen allmählig das Heterogene und Specielle sich hervorbildet. Dieses Gesetz der Ausbildung ist wohl nie verkannt worden, und ist so vorwaltend in allen einzelnen Momenten der Metamorphose, daſs es gar nicht möglich ist, über die Ausbildung genau zu berichten, ohne immer im Sinne der - selben sich auszudrücken. Sie ist daher auch in unsrer Darstellung überall so vorleuchtend, daſs es überflüssig scheint, sie hier erweisen zu wollen. Ueber die Weise des Vorganges werden aber einige Betrachtungen nicht überflüssig seyn und im Folgenden ihre Anwendung finden. Es lassen sich drei Formen der Diffe - renzirung unterscheiden.

Durch Sonderung wird zuvörderst der Keim in heterogene Lagen getheilt,b. Primäre Sonderung. die bei fortgehender Entwickelung immer mehr Eigenthümlichkeit gewinnen, aber schon im ersten Auftreten eine Anlage zu dem Gefüge verrathen, das sie später auszeichnen soll. So ist im Keime des Vogels, sobald er im Anfange der Bebrü - tung in sich Zusammenhang gewinnt, eine mehr glatte continuirliche obere Fläche und eine mehr körnige untere Fläche zu unterscheiden. Es sondert sich dann die Keimhaut in zwei getrennte Lagen, von denen die untere in den plastischen Lei - bestheil des Embryo, die obere in den animalen übergeht, und von denen die un - tere wieder deutlich zwei eng verbundene Blätter hat, das Schleimblatt und das Gefäſsblatt, die obere, wenigstens im Embryo, auch in zwei Lagen sich theilt, in die Haut nämlich und die Theile, die ich die eigentlichen Bauch - und Rücken - platten genannt habe, und welche das Knochen -, Faserhaut - und das Muskel -U154system mit den dazu gehörigen Nerven in der Indifferenz enthalten. Um einen Namen für die folgenden Betrachtungen zu gewinnen, nenne ich diese Schicht die Fleischschicht.

Die Spaltung im animalischen Theile wird zwar innerhalb der Keimhaut nie vollständig erreicht, doch scheint die Anlage dazu nicht ganz zu fehlen (vergl. Anmerkung zu §. 1. der Entwickelungsgeschichte). Daſs auch das Rückenmark im Wesentlichen eine solche abgelöste Schicht ist, läſst sich am Huhne zwar nicht so augenscheinlich nachweisen, als die Abblätterung der andern Schichten, allein das äuſserst feste Anliegen der ersten erkennbaren Anlage des Rückenmarkes an die innere Fläche der Rückenplatten giebt dieser Entstehungsweise einen sehr groſsen Grad von Wahrscheinlichkeit. Hierzu kommt noch, daſs in Fröschen das Rük - kenmark im ersten Entstehen sehr dunkel, fast schwarz ist. Es scheint hier also deutlicher eine Abblätterung von der schwarzen Keimhaut. Jedoch glaube ich, daſs das Wasser im Rückenkanale nicht ohne Einfluſs auf diese Bildung ist. Es nimmt innerhalb des genannten Kanals sehr rasch ab, nachdem die erste Anlage des Rückenmarkes aufgetreten ist, und so wie das Rückenmark gesondert da steht, ist seine innere Fläche überaus weich, wie von Wasser durchzogen, und nimmt rasch an Dicke zu. Im Frosche zeigt sich auch die innere Fläche des Rückenmar - kes schnell heller gefärbt. Es hat also den Anschein, als ob das Wasser in die Organisation des Rückenmarkes und des Hirnes einginge. Das würde aber nicht hindern, das Rückenmark im Wesentlichen für eine Abblätterung der Rücken - platten zu halten, und jene Infiltration mit dem Wasser des Rückenkanales. wäre dem Aufschwellen der Gefäſsschicht zu vergleichen, die wir bemerkt haben (vergl. §. 5. der Entwickelungsgeschichte). Das Abblättern des Rückenmarkes hat nur das Eigenthümliche, daſs es erst erfolgt, nachdem der Rücken geschlossen ist.

Die Differenzirung des Keimes in Schichten giebt also die Haut der innern nicht verschlossenen Höhlen oder die Schleimhaut, ferner die Schicht für die Stämme des Gefäſssystems, die Fleischschicht, die Hautschicht und für die Wir - belthiere die Nervenschicht oder die Schicht für die Centraltheile des Nervensy - stems. Die beiden letztern haben in Bezug auf den Keim dieselbe Ursprungsstätte, nämlich die obere Fläche des Keimes. Da nun der Embryo der Wirbelthiere sich durch doppeltes Zusammenrollen bildet, was wir im nächsten Scholion ausführ - licher betrachten wollen, so werden aus diesen Schichten Röhren. So viel von der Sonderung in Schichten, die wir die primäre Sonderung nennen wollen.

c. Histologi - sche Sonde - rung.
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Auſser der Differenzirung in Blätter erfolgt später eine andere im Innern der Blätter, indem sich Knorpel -, Muskel - und Nervenmasse scheiden, ein Theil der Masse aber flüssig wird und in die Bahn des Blutes übergeht. Bei dieser in -155 nern Differenzirung nehmen also einzelne Elementartheile die Natur der Schichten an, indem sie zu Nervenmasse und Blut sich bilden. So werden denn zwei von den in Röhren umgewandelten Blättern allgemeine Systeme, indem die Differen - zirung, welche sie abschied, sich in den andern Blättern wiederholt, und die ur - sprünglichen Röhren sind nur die Centraltheile dieser Systeme. Andere durch in - nere Differenzirung entstandene Theile, wie die Knochen, bilden sich nur in ge - wissen Schichten. Ich nenne diese Form der Differenzirung die histologische Son - derung.

Eine dritte Form der Differenzirung ist vorzüglich eine Differenzirung derd. Morpho - logische Sonderung. äuſsern Gestaltung. Einzelne Abschnitte der ursprünglich aus den Schichten ge - bildeten Röhren entwickeln sich nämlich zu individuellen Formen, welche in spä - terer Zeit besondere Verrichtungen haben, die zwar in der allgemeinsten Bezie - hung untergeordnete Glieder der Verrichtung der ganzen Röhre sind, aber doch von den Verrichtungen anderer Abschnitte abweichen. So scheidet sich die Ner - venröhre in Sinnesorgane, Hirn und Rückenmark, die Schleimhautröhre in Mund - höhle, Speiseröhre, Magen, Darm, Athmungsapparat, Leber, Harnsack u. s. w. Die Besonderheit in der Entwickelung ist nämlich entweder mit einem vermehr - ten oder verminderten Wachsthume verbunden.

Nie ist zwar ein vermehrtes Wachsthum im ganzen Umfange einer Röhre gleichmäſsig, es ist aber doch bald mehr ausgebreitet, bald mehr auf eine Stelle beschränkt. Ist es ausgebreitet, so hat der Vorgang mehr den Character einer Abgrenzung eines Abschnittes gegen den andern, so die Scheidung von Hirn und Rückenmark, von Magen und Darm. Zeigt sich aber das vermehrte Wachsthum auf einer beschränkten Stelle des Umfanges einer Röhre, so giebt sie uns mehr das Bild einer Hervorstülpung. So die Entwickelungsweise der Sinnesorgane*)Ich meine hierbei vorzüglich die höhern Sinnesorgane. Vom Auge und Ohr zeigt die Entwicke - lungsgeschichte diese Bedeutung ganz klar. Was die Nase anlangt, so scheint die Hervorstül - pung bloſs den Stamm des Riechnerven oder den Riechkolben zu umfassen. Im Grunde ist auch hier das Verhältniſs wohl nur relativ. Das Auge nämlich scheint eine Hervorstülpung der Nervenröhre durch die Fleischschicht (die die Knochen mit enthält) bis an die Hautschicht, und die äuſsern Theile des Auges sind dadurch hervorgerufene Metamorphosen der Haut. Das Ohr möchte ich eine Hervorstülpung der Nervenröhre bis in die Fleischschicht und zwar bis in die Knochenlage derselben nennen. Dieser Hervorstülpung wächst dann eine Einstülpung der Hautschicht entgegen. Die Nase wäre eine Hervorstülpung der Nervenröhre bis an die Fleischschicht, denn die eigentlichen Riechnerven, die gewöhnlich sogenannten Aeste, möchten wohl nicht durch Hervorstülpung, sondern durch innere Differenzirung entstanden seyn. aus der Nervenröhre, des Athmungsapparates, der Leber, des Harnsackes aus der Schleimhautröhre (in Verbindung mit der Gefäſsschicht). Im Grunde ist aberU 2156die Entwickelungsweise dieselbe und der Unterschied nur relativ. Solche isolirte Umbildungen der allgemeinen Röhren haben etwas Gemeinsames und man hat schon im Alterthume diese Uebereinstimmung erkannt, indem man sie Organe nannte. Ich nenne diese Differenzirung die morphologische Sonderung. Die histologische Sonderung, von der wir so eben sprachen, ist davon verschieden, und tritt in jedem Organe noch besonders auf, weshalb jedes Organ auch Ver - längerungen der allgemeinen Systeme, des Nerven - und Gefäſssystemes nämlich, enthält. In vielen erscheinen auch Muskelfasern, nur in wenigen Knorpel (oder Knochen), wie in der Luftröhre und dem Kehlkopfe, auſser der Fleischschicht, wo diese histologischen Elemente vorherrschend sind.

e. Nirgends ist Neubil - dung, son - dern nur Umbildung.
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So bildet sich durch eine dreifache Differenzirung die Heterogenität des Körpers aus, und jedes einzelne Organ, so wie jeder gröſsere Inbegriff von Organen zeigt eine zunehmende Selbstständigkeit, wie wir wohl die Besonderheit eines jeden einfachen Organes oder eines Inbegriffes von Organen nennen können. Je weiter wir zurückgehen, um desto mehr finden wir nicht nur die einzelnen Organe, sondern auch die histologischen Elemente mit einander verbunden. Die Beobachtung selbst zeigt mehr als es irgend die Darstellung kann, daſs alles Einzelne früher in einem Allgemeinen mit enthalten war. Es ist in der That leichter sich hiervon zu überzeugen, als den Beweis zu führen, wenn es nicht an sich klar scheint. Nur gegen die roheste Ansicht der Neubildung mag Folgendes bemerkt werden:

1) Wenn durch innere Differenzirung ein Theil sich bildet, war nicht vorher eine Lücke da. Wo z. B. sich ein Nerve oder die Grundlage eines Knor - pels erzeugt, war nicht vorher eine Lücke, sondern eine gemeinsame Masse, die sich in Nerv und Nichtnerv scheidet. Am deutlichsten für das Auge ist unter den Vorgängen der histologischen Sonderung wohl die Bildung der Knorpel. Ueberall, wo zur Bildung der Anlage eines Knorpels sich dunkle Körnerhäufchen sammeln, sieht man um ihnen herum die Masse ganz hell werden. Dieser Vor - gang zeigt die histologische Sonderung augenscheinlich. Ueberhaupt scheint die histologische Sonderung im Vergleich zu der morphologischen, mehr eine plastische zu seyn, Gegensätze hervorrufend.

2) Daſs nirgends ein Neues sich bildet, das mit einem schon früher Ge - bildeten nicht zusammenhinge, sondern im Gegentheile sich ihm erst anfügte. Nichts also schwimmt frei umher, sich hier oder da anfügend, wie man es sonst wohl vom ganzen Embryo und noch neuerlich vom Rückenmarke sich gedacht und gelehrt hat. Vielmehr ist die morphologische Sonderung eben so wohl Her - vorbildung eines Besondern aus einem Allgemeinen, wie die histologische Son -157 derung, mit dem Unterschiede nur, daſs die morphologische Sonderung auf einem modificirten Wachsthume beruht, und also relative Differenzen giebt, die histologische Sonderung aber, wie eben bemerkt wurde, antagonistische. Ein jedes Organ ist also ein modificirter Theil eines allgemeinern Organes, und in dieser Hinsicht kann man sagen, daſs jedes Organ schon in den Fundamental - organen enthalten ist, und zwar mit seinem ganzen Umfange. Ich glaube mich deutlicher zu machen, wenn ich mich auf ein besonderes Beispiel berufe. Der Athmungsapparat ist ein besonders hervorgewachsener ursprünglich nur sehr kleiner Theil der Schleimhautröhre. Er war also schon in der Schleimhautröhre enthalten, und zwar mit seinem ganzen Inbegriffe; denn wenn man auch zuerst nur die Lungen deutlich als seitliche Ausstülpungen hervortreten sicht, so ist doch zwischen ihnen an der untern Fläche eine Stelle, welche bald eine ganz schwache Erhebung bildet. Diese ist die künftige Luftröhre, und wenn sich die Lungen so weit gelöst haben, daſs ihre Verbindung mit der Schleimhautröhre nur noch eng ist, so verlängert sich unter fortwährendem Hervortreten der Lungen diese Stelle in die Luftröhre. Es fehlt also genau genommen die Luftröhre nie ganz, sondern sie entwickelt sich nur langsamer und später als die Lungen. Dasselbe Verhältniſs scheint mir überall, jedoch in verschiedenem Grade. So ist die Ausbildung der Extremitäten offenbar ein Theilen in besondere Abschnitte, allein das erste Hervortreten der Extremitäten könnte man, nach der bloſsen Ansicht, fast eine hinzutretende Neubildung nennen, so wenig war ihre Ent - wickelung vorbereitet, wenn nicht die schon gesonderte Hautschicht ununter - brochen von den Rücken - und Bauchplatten aus über die erste Anlage der Ex - tremitäten wegginge.

In der Bildung der einzelnen Organe wiederholt sich also das Verhältniſs, welches zwischen dem Embryo und seiner nächsten Umgebung Statt findet es besteht in einer fortgehenden Sonderung, mit dem Unterschiede nur, daſs die Organe sich nicht lösen, weil sie nie ein Ganzes werden, sondern Theile bleiben. Daher auch nicht ein Organ das andere in sich aufnimmt und nur wenige Theile durch die andern völlig vernichtet werden.

Ganz entgegengesetzt dieser Darstellung ist die Lehre von Serres. Nachf. Diese Umbildung ist der An - fang des or - ganischen Wachs - thumes. ihm soll der ganze Organismus entstehen durch Zusammenwachsen ursprünglich getrennter Elemente, so daſs auch die einfachsten Theile wenigstens aus zwei Hälften zusammengesetzt würden. Sie beruht nicht auf genauer Beobachtung. Serres führt diese Ansicht so consequent durch, daſs er sogar behauptet, die Vorstellung, die man von dem organischen Wachsen habe, sey eine ganz ver - kehrte, alle Vergröſserung eines Organes bestehe vielmehr in einer Anlagerung158 neuer Theile von auſsen*)Annales des sciences naturelles, Tome XII. Sept.. Mir ist nichts in lebenden Körpern bekannt, was auf diese Ansicht führte, als etwa die Bildung des mütterlichen Theiles der Placenta. Hier lagert sich wirklich auf die innere Fläche des Fruchthalters ein ausgeschiedener Stoff auf und verwächst, wenigstens in den Thieren, in welchen mütterlicher und kindlicher Theil der Placenta zu Einem Körper sich zu ver - einigen bestimmt sind, zuvörderst mit dem Fruchthälter. Es scheint auch bei Wiederkäuern ein ähnliches Verhältniſs, obgleich kindlicher und mütterlicher Theil nie zu einer Einheit werden. Aber es ist wohl zu bemerken, daſs dieser Stoff von demselben Theile ausgeschieden wurde und nicht von auſsen hinzuge - fügt ist und Blutgefäſse sich in ihn verzweigen. Es ist also hier nur ein über - rasches Wachsen, wo der wachsende Theil seine eigene Schranke durchbricht, und die Bildung neuen Stoffes schneller ist, als die histologische Differenzirung in ihm. Daſs die Horntheile nach den Serres’schen Vorstellungen sich ver - gröſsern, ist bekannt, aber eben deshalb hat man ihnen mit Recht das organische Wachsthum abgesprochen. Nach Serres beruht also das organische Wachsen in Vereinigung von lauter isolirt und neu entstandenen Einzelheiten. Wir behaupten dagegen, die Entstehung eines Organes ist wie die Entstehung des Embryo nur der Anfang des Wachsthums und das Wachsen eine Fortsetzung der Entstehung, die aber nur scheinbar ist und auf Umbildung beruht. Ein absoluter Anfang ist nirgends bemerklich.

g. Allge - meine Rich - tung der Aus - bildung.
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Was endlich die Richtung anlangt, nach welcher die Ausbildung fort - schreitet, so tritt es eben so klar in jedem Momente der Bildung dem Beobachter entgegen, daſs sie von der Mitte zur Peripherie fortgeht. Aus dem Innern des Eierstockes tritt die ganze Dotterkugel hervor. Aus der Mitte des Dotters tritt das Keimbläschen an die Peripherie; aus der Mitte stammt auch vielleicht die Masse der ganzen Keimschicht. Aus der Mitte der Keimschicht bildet sich der Keim. Die Mitte des Keimes bildet sich zuerst als Fruchthof zur Erzeugung des Embryo vor. Aus der Mitte des Fruchthofes bildet sich der Embryo, erst all - mählig einen Theil der Peripherie in seinen Leib umwandelnd. Was vom Embryo zuerst da ist, ist recht eigentlich seine Mitte, von wo aus die Bildung nach allen Seiten fortschreitet. Wenn sich Rücken - und Bauchhöhle später durch Verwachsung von den Seiten her schlieſsen, so ist das nur eine Ver - wachsung in peripherischen Theilen; denn die Kämme der Rückenplatten und die untern Ränder der Bauchplatten sind ihrem Wesen nach peripherische Theile. 159Die nähere Erörterung darüber gehört für das nächste Scholion. Nur in der Ver - knöcherung der schon gebildeten Knorpel gehen häufig die peripherischen den mehr centralen voran.

Hier erlaube ich mir nur noch die Bemerkung, daſs die Entwickelung nach der Peripherie, von der wir im nächsten Scholion mit besonderer Beziehung auf die Wirbelthiere sprechen werden, nicht so zu verstehen ist, als ob jedes einzelne Atom erst aus der Mitte hervorgetreten wäre. Nur der Fortschritt der Entwickelung hat diese Richtung, und daraus folgt zwar, daſs jeder Theil früher der Mitte näher gelegen hat, nicht aber, daſs alle Masse ganz in der Mitte gelegen hat, was im strengsten Sinne genommen eine Unmöglichkeit wäre. Schon das rasche Wachsen des Keimblattes lehrt, daſs jeder Theil desselben, da wo er ist, sich nährt.

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Scholion IV. Ueber das Schema, das die Entwickelung der Wirbelthiere befolgt.

§. 1. Im Keime und werdenden Embryo zeigt sich in allen Dimensionen dieselbe Reihenfolge von Differenzen.

Je weiter wir in der Entwickelungsgeschichte zurückgehen, um desto mehr fallen alle Vorgänge zusammen. Es ist daher kaum möglich, irgend ein Verhältniſs von seinem Entstehen an zu verfolgen, ohne auch andere wieder - holend zu berühren. Dieses zur Entschuldigung, wenn hier einige Bemerkungen nur Fortsetzungen oder Wiederholungen von Bemerkungen aus dem dritten Scholion scheinen, und andre vielleicht spätern Erörterungen vorgreifen. Es kam mir nur darauf an, eine Reihe von Betrachtungen zusammen zu fassen, die sich vorzüglich auf die Bildungsweise der Wirbelthiere beziehen. Sie sollten dem folgenden Scholion als Vorbereitung dienen. Dieses letztere wird auch näher zu scheiden sich bemühen, was in dem vorhergehenden mehr allgemeine Gültig - keit hat und nur der Darstellung wegen in engern Zusammenhang mit Verhält - nissen gebracht ist, die nur im Wirbelthiere walten.

So zusammengesetzt auch und scheinbar verworren der Bau eines aus - gewachsenen Wirbelthiers ist, so einfach und nach allen Richtungen gleich - mäſsig ist der Fortgang der Ausbildung dieser Form in der ersten Zeit.

a. Die Differenzen der primä - ren Sonde - rung wieder - holen sich in allen Dimen - sionen des Keimes.
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Ueberblicken wir zuvörderst die Scheidung, welche in der Dicke des Keimes auftritt als seröses Blatt, Gefäſsblatt und Schleimblatt, so finden wir die Wiederholung derselben Differenzirungen auch in der Fläche, wie schon in der Entwickelungsgeschichte §. 1. bemerkt wurde, da im Dotterhofe das Schleimblatt, im Gefäſshofe das Gefäſsblatt vorherrscht und der Fruchthof dem serösen Blatte entspricht. Da der Keim keinen merklichen Gegensatz von vorn und hinten hat, so kann in dieser Dimension dieselbe Folge nicht auffallend werden. Als ganz schwach angedeutet läſst sie sich jedoch auch finden, indem nach hinten wirklich der Dotterhof überwiegt, nach vorn aber der Gefäſshof und besonders der Frucht -hof161hof breiter ist, als nach hinten. Sobald aber der Embryo auftritt, ist es sehrb. Eben so im Embryo. auffallend, daſs seine ganze Ausbildung von einem fortgehenden Centralisiren des serösen Blattes in der vordern, des Gefäſsblattes in der mittlern und des Schleim - blattes in der hintern Region des Embryo begleitet wird; denn wenn das seröse Blatt die Bedeutung des animalen Theiles hat, so findet es seine höchste Aus - bildung im Hirne und Kopfe, wie das Gefäſsblatt im Herzen, das Schleimblatt im Darme und vorzüglich wohl im Magen, welcher eben so ein umgebogener Theil des Schleimblattes ist, wie das Hirn mit dem Schädel für das seröse Blatt und das Herz für das Gefäſsblatt sind. Im Embryo offenbart sich dieselbe Reihen - folge von Differenzen auch in der Dimension der Tiefe um so offenbarer, je früh - zeitiger wir ihn betrachten, was allerdings schon an sich nothwendig ist, da der Embryo nur eine Wucherung des Keimes ist. Wir finden aber auch in der Fläche dieselbe Aufeinanderfolge, wenn wir den Embryo in dem Zustande, wo sein Leib noch nicht geschlossen ist, betrachten; denn da vom serösen Blatte nur der mittelste Theil sich in den Leib des Embryo umwandelt, so hat es für diesen nur einen geringen Umfang, während das Gefäſsblatt und das noch gröſsere Schleim - blatt zu der Integrität des Embryo gehören und künftig ganz in ihn übergehen.

Wir haben also dieselbe Folge von Differenzen:

  • I) in dem Keime und der Keimhaut, und zwar
    • a) in der Dimension der Tiefe als
      • 1) seröses Blatt, 2) Gefäſsblatt, 3) Schleimblatt.
    • b) in der Dimension der Fläche als
      • 1) Fruchthof, 2) Gefäſshof, 3) Dotterhof.
    • c) in der Dimension der Länge, in so fern der Fruchthof vorn am meisten breit ist, der Gefäſshof weniger, mit einem vordersten Einschnitte, der Dotterhof aber nach hinten vorherrscht.
  • Von dieser dreifachen Gliederung ist die in der Längendimension am wenigsten, die in der Flächendimension am stärksten ausgebildet, der Gesammt - form des Keimes entsprechend, der nach der Dimension der Fläche ausgebildet ist.
  • II) im Embryo; nämlich:
    • a) in der Dimension der Tiefe als
      • 1) animalischer Theil, 2) Gefäſsblatt, 3) Schleimblatt.
    • b) in der Dimension der Breite als
      • 1) Leib des Embryo, 2) Gefäſshof, 3) Dotterhof.
    • c) in der Dimension der Länge als
      • 1) Hirn und Schädel, 2) Herz, 3) Verdauungsapparat.
X162

Im Embryo ist also dieselbe Gliederung, wie im Keime, jedoch ist sie in der Längendimension am stärksten ausgebildet, wie diese überhaupt im Embryo die bestimmende ist.

Ueberhaupt entspricht alsodie obere Fläche in der Dimension der Tiefe die untere Flächeder Mitte in der Dimension der Fläche der Peripherieund dem vordern Ende in der Dimension der Länge und dem hintern Ende.

Man könnte indessen in der Fläche der Keimhaut, nachdem der Embryo kenntlich geworden ist, vier Glieder annehmen, wenn man den Embryo als Theil des gesammten Keimes betrachtet, nämlich von auſsen nach innen Dotter - hof, Gefäſshof, Fruchthof und Embryo, wo das vierte Glied ein später hinzuge - kommenes ist. Dieselbe Vermehrung der Gliederung finden wir aber auch, wenn wir die Blätter im Embryo vergleichen, indem sich die Schicht für das Rücken - mark später sondert, zwar erst wenn der Rücken geschlossen ist, aber ganz dieser neuen vierfachen Gliederung analog als die höchste Potenz des Thierischen im Thiere.

c. Nach dieser Rei - henfolge wandelt sich der Keim in den Embryo um.
18

Fragen wir, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Schichten des Keimes in den Leib des Embryo umwandeln, so finden wir diese Umwandlung zuerst im serösen Blatte, während das Gefäſs - und Schleimblatt noch unter ihm unverändert fortgehen, dann im Gefäſsblatte, wo durch Bildung des Herzens und der Aorta diese Umwandlung kenntlich wird, endlich im Schleimblatte, welches am längsten sich passiv verhält. Die Umwandlung geht also von oben nach unten fort. Sie schreitet aber auch von vorn nach hinten fort; denn es bekommt der Kopf seine Grenze früher als das hintere Ende, und zugleich von der Mitte zur Peripherie, denn die peripherische Begrenzung tritt am Hühnchen erst am zweiten Tage auf, wo die Bauchplatten sich abgrenzen, nachdem die Mitte schon längst Embryo geworden war. Die Umwandlung schreitet also nach der oben aufgestellten Reihenfolge fort, und so, wie sich die einzelnen Pole der Dimensionen entsprechen.

163

Die Abschnürung als höhere Form der Abgrenzung geht nothwendig den -d. In der - selben Folge geht die Ab - schnürung vor sich selben Weg. Sie wird zuerst kenntlich im serösen Blatte, dann im Gefäſsblatte, endlich im Schleimblatte, und dabei schreitet sie in jedem folgenden Blatte immer weiter vor, als im vorhergehenden, so daſs zuerst unter dem Kopfe die Keimhaut von vorn nach hinten sich zurückzieht, wobei das seröse Blatt das bedingende scheint, dann das Gefäſsblatt sich löst und sich schneller nach hinten zieht, darauf das Schleimblatt. Eben so am hintern Ende, wo durch die Trennung der Blätter eine Lücke für den Austritt des Harnsackes gebildet wird, und von der Seite, wo die anfangs gespaltene Bauchhöhle, die Gekrös - und Darmplatten gebildet werden. Dabei erscheint in jedem einzelnen Blatte die Abschnürung am frühesten in der Längendimension, und zwar zuerst vorn, dann hinten und darauf an den Seiten, wie ich §. 6. d. der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens schon bemerkt habe. Sobald nämlich der Embryo einige Selbst - ständigkeit hat, ist sein lebendiges Centrum nicht mehr ein Punkt, sondern eine Linie, und für diese Axe wird der Gegensatz von Centrum und Peripherie in den von Axe und Seiten umgewandelt.

Die Bildung des Amnions ist nichts als eine Weiterbildung dieser Ab -e. und die Bildung des Amnions. schnürung, welche innerhalb des serösen Blattes die nächste Umgebung des Embryo (Amnion) von dem übrigen Umfange dieses Blattes (seröse Hülle) bis zur völligen Trennung abschnürt. Sie schreitet also auch eben so in der Entwicke - lung fort, denn die Amnionsfalte sehen wir ebenfalls zuerst vorn, dann hinten, darauf an den Seiten. Daſs die Umhüllung in ein Amnion für die Thiere, in welchen sie vorkommt, nur eine Weiterbildung der Abschnürung ist, giebt vielleicht den Grund, warum in den Säugethieren, bei denen die Abschnürung am stärksten ist, das Amnion am frühesten auftritt. (Schol. II. b.).

§. 2. Eine doppelt symmetrische Entwickelung von einer Axe ausgehend verwandelt in den Wirbelthieren die Schichten der primären Sonderung in Röhren.

Nachdem wir im dritten Scholion die Art und Weise im Allgemeinen insa. Das Schema für die Ausbil - dung der Wirbelthiere gleicht einer 8. Auge gefaſst haben, durch welche aus dem einfachen Embryo ein zusammen - gesetztes Thier sich bildet und eine auf dreifache Weise sich offenbarende Son - derung allmählig im Embryo wirksam gesehen haben, wird es nicht überflüssig seyn, diesen Faden hier wieder aufzunehmen und in Beziehung auf die Aus - bildung der Wirbelthiere weiter zu verfolgen. Es ist wohl keinem Zweifel unter - worfen, daſs jene drei Arten der Sonderung in allen Thierformen vorkommen,X 2164in so fern sie nicht fast ganz entfach sind. Für die Wirbelthiere muſs aber der Fortgang der Ausbildung ein eigenthümlicher seyn. Nun wissen wir aus der Entwickelungsgeschichte des Huhnes, daſs sich zuerst eine Axe bildet, daſs von dieser aus eine Entwickelung nach der Seite, dann nach oben und wieder gegen die Mittelebene fortgeht, und durch Verwachsung eine Röhre sich nach oben bildet, an welcher nur die obere oder animalische Schicht des Keimes Theil nimmt; daſs darauf eine andere Fortbildung in entgegengesetzter Richtung von den Seiten nach unten fortgeht, woran sowohl die animale als die plastische Schicht Theil hat. Denselben Fortgang habe ich im Frosche vollständig verfolgt, und wenn ich auch keinen Embryo von andern Amphibien, von Fischen und von Säugethieren gesehen habe, in welchem der Rücken noch offen gewesen wäre, so lieſsen doch die jüngern Embryonen mit Sicherheit erkennen, daſs auch hier dasselbe Schema waltete, denn die Wirbelsaite und die kaum verwachsenen Rückenplatten habe ich in allen erkannt. Nehmen wir nun darauf keine Rück - sicht, daſs auf der Bauchfläche am Vogel, Säugethier und den meisten Amphi - bien längere Zeit hindurch eine Gegend (der Nabel) ungeschlossen bleibt, und wir können dieses um so mehr, da in andern Wirbelthieren, wie im Frosche, sich kein wirklicher Nabel bildet, so sehen wir, daſs der Embryo der Wirbelthiere zuvörderst aus zwei Hauptröhren besteht, einer obern für die Rückenhälfte und einer untern für die Bauchhälfte. Jede Röhre ist aus seitlichen Hälften zusammen - gewachsen, und zwar so, daſs in jeder Röhre nur die der andern zugekehrte Linie, wo zwischen beiden Hauptröhren die Wirbelsaite als gemeinschaftliche Axe liegt, ursprünglich central ist, die Seitentheile und die der Axe abgekehrte Schluſslinie aber einst excentrisch, und zwar diese Schluſslinien (für die obere Röhre die oberste Linie, für die untere Röhre die unterste Linie) einst am meisten peripherisch waren. Wir können das Schema, welches die Wirbelthiere in ihrer Entwickelung verfolgen, seinem Queerdurchschnitte nach mit einer 8 vergleichen, wenn wir uns denken, daſs von der Mitte aus nach oben und unten die Gestalt dieser Ziffer vollendet wird.

b. Dadurch werden aus den Schich - ten des Kei - mes Röhren.
18

Da ferner theils gleich nach dem Schlusse nach oben, theils während des Schlusses nach unten, im Embryo die Sonderung in Schichten eintritt, so bilden alle Schichten bald Röhren. Diese Röhren nenne ich die Fundamentalorgane, da aus ihnen die speciellen Organe sich allmählig ausbilden. Sie müssen sich nothwendig einander einschlieſsen, aber nicht auf ganz gleiche Weise. Die Figur 4. der Tafel III. giebt eine Durchschnitts-Abbildung dieser Röhren. Ihr gegenseitiges Lagerungsverhältniſs ist nothwendiges Product der primären Son - derung und des Schema der Entwickelung.

165

Erinnern wir uns nochmals, daſs der Keim sich in zwei Lagen theilt, einec. Lage - rungsver - hältniſs die - ser Röhren. Taf. III. Fig. 4. animalische und eine plastische, daſs die plastische wieder aus einem Gefäſsblatte und einem Schleimblatte besteht, die animalische aber später sich ebenfalls in eine obere und untere Schicht sondert, daſs ferner an der Bildung der Bauchhälfte beide Lagen Antheil haben, an der Bildung der Rückenhälfte aber nur die anima - lische Lage, und daſs beide Hälften durch ein Zusammenwachsen von beiden Seiten nach oben und unten gebildet werden; so folgt daraus:

1) daſs das Schleimblatt eine innerste Röhre in der Bauchhälfte des Thieres bildet. Wir nennen dieses Fundamentalorgan die Schleimhautröhre (Fig. 4. f.). Aus ihr bilden sich alle diejenigen Organe, durch welche das Thier mit der Auſsenwelt einen Stoffwechsel unterhält. Es ist dieselbe Fläche, die auch der Keim der ernährenden Dottermasse zugekehrt hatte.

2) daſs das Gefäſsblatt in der Bauchhälfte die Schleimhautröhre umgiebt. Da aber das Gefäſsblatt schon einen Schluſs bildete (die Naht des Gekröses), ehe die Schleimhaut sich schloſs, so formt es zwei Röhren, eine über der Schleim - hautröhre, welche nichts enthält, sich allmählig verengert und endlich verwächst, und eine zweite, welche die Schleimhautröhre genau umgiebt. Diese gedoppelte Gefäſshautröhre (Fig. 4. e.) unterhält allen Stoffwechsel im Innern des Leibes, und die Gefäſse, die sich in ihr bilden, dringen daher später in alle Theile des Leibes ein.

3) daſs die ursprünglich untere Schicht der animalischen Lage, welche wir die Fleischschicht genannt haben (Schol. III. ), zwei Röhren bilden muſs, eine Rückenröhre (l) und eine Bauchröhre (c), welche beide umhüllend sind, indem die letztere die beiden früher genannten Röhren umgiebt, die erstere aber die Nervenröhre. Bei weiterer Sonderung trennt sich die Fleischschicht wieder in eine innere Knochenschicht (mit Inbegriff der fibrösen Häute) und eine Muskel - schicht. Das Skelet hat also nach diesem Typus auch untere und obere Bogen, mit einer mittlern Säule, und stellt überhaupt das ganze Schema der Entwickelung am vollständigsten dar. Da beide Röhren der Fleischschicht über einander liegen, und die Knochenlage in beiden Röhren nach innen liegt, so gehört die gemein - schaftliche Axe beider Röhren und des ganzen Thieres dem Skelette an.

4) Es bleiben nun noch im Embryo der röhrenförmige Centraltheil des Nervensystems, oder die Nervenröhre (d) und die Haut (h), welche eine allge - meine äuſsere Röhre über beide Röhren der Fleischschicht bildet. Diese beiden Theile stammen in Hinsicht auf den Keim aus demselben Bette. Sie sind die jetzt abgesonderte obere Schicht von der animalen Lage des Keimes. Sie müssen auch ursprünglich zusammengehangen haben, so daſs sie beim Schlusse des Rückens166 eine innere engere und eine äuſsere weitere mit dieser verwachsene Röhre bildeten, und sind nur durch den Schluſs der beiden Blätter der Rückenröhre von einander getrennt. Vielleicht beruht es hierauf, daſs nur die Nervenröhre vom Anfange an geschlossen gefunden wird, indem wir sie erst als selbstständig erkennen, wenn die beiden Kämme der Fleischschicht sie von der Haut getrennt haben.

Die ursprüngliche Uebereinstimmung von Haut und Rückenmark scheint wichtig, und wenn die erstere die Peripherie, das letztere das Centrum des animalen Nervensystems ist, so sehen wir, wie durch die Entwickelung auf die einfachste Weise ein Theil des ursprünglich Gemeinschaftlichen nach innen gestellt wird, durch Bildung der Rückenröhre, während der andere Theil an der Peri - pherie bleibt. In dem eingeschlossenen, innern Theile entwickelt sich nun das thierische Leben zu seiner höchsten Blüthe, während der peripherische Theil auf niederer Stufe stehen bleibt. Eben so theilt sich später wieder die Nerven - röhre in zwei Schichten, in eine umhüllende, die Häute, und eine umhüllte, das Nervenmark. So auch die Haut, die sich allmählig in Lederhaut und Ober - haut scheidet. Bezeichnen wir nun den Gegensatz von der weniger lebendigen Haut und dem mehr lebendigen Rückenmarke mit und +, so sehen wir, daſs in jedem Gliede sich derselbe Gegensatz wiederholt. In der Gliederung der hineingetretenen Rückenröhre von der Fleischschicht kehren sich die Pole aber bei der Sonderung in Knochen und Muskeln um, die leblose Seite ist nach innen, die lebendigere ist nach auſsen gekehrt. Dadurch entsteht folgende Reihe von Gegensätzen:Hautschicht. Oberhaut, Lederhaut. +Rückenröhre der Fleischschicht. Muskel, Knochen. + Nervenschicht. Häute, Nervenmark. +

Eine ähnliche oder verwandte Gliederung ist schon deshalb für die untere oder Bauchhälfte wahrscheinlich, weil die ersten Glieder dieselben sind und weil sie nach demselben Typus gebaut ist, nur mit dem Unterschiede, der aus der Verschiedenheit der ursprünglich untern aufnehmenden Fläche des Keimes und seiner obern hervorgeht. Auf jeden Fall scheint hier ein Glied mehr zu seyn. Doch wage ich nicht, die Gliederung aufzustellen, da es noch fraglich ist, welcher von den ursprünglichen Röhren die Muskelschicht des Darmes angehört, ob dem Gefäſsblatte, oder dem Schleimblatte. Bedenkt man indessen, daſs auch in dem isolirten Theile des Gefäſsblattes Muskelfasern sich bilden, im Herzen nämlich, daſs ferner das Gefäſsblatt auf dem Darme beträchtlich anschwillt (Entwickelungsgeschichte §. 5.), und zwar in der Magengegend am meisten, so167 darf man wohl vermuthen, daſs die Muskelschicht, die im Athmungsapparate sogar von Knorpeln und Knochen begleitet wird, dem Gefäſsblatte angehört.

Solche Röhren hat jedes Wirbelthier als Fundamentalorgane. Wo sich der Embryo vom Dotter abschnürt, können wir im Dotter, wenn wir ihn uns cylindrisch denken, noch eine auſser dem Leibe liegende Röhre für das Gefäſs - blatt und das Schleimblatt erkennen, die durch Einschnürung von den im Leibe enthaltenen Röhren geschieden sind. In denselben Embryonen bildet sich nun durch die Amnionsfalte aus dem serösen Blatte eine Röhre, welche den gesammten Embryo einhüllt (Amnion), und eine zweite, welche den Embryo mit dem Darm - sacke umschlieſst (seröse Hülle). Es sind dieselben Thiere, welche im Harn - sacke auch ein hervorgetretenes Organ haben.

Werfen wir noch einen allgemeinen Blick auf das gegenseitige Verhältniſsd. Gestal - tungsver - hältniſs der Fundamen - talorgane. der Fundamentalorgane, so scheint uns dieses eine nähere Einsicht in die Organi - sation der Wirbelthiere zu versprechen. Auſser der Haut, welche beide Hälften des Wirbelthieres umschlieſst, finden wir zwei Paar Fundamentalorgane. Das eine Paar ist doppelröhrig, die Fleischschicht und das Gefäſsblatt. Wird hier - durch ein gewisser Grad von ursprünglicher Uebereinstimmung ausgesprochen? Wir lassen es dahin gestellt seyn, können es aber doch nicht unbemerkt lassen, daſs diese beiden es sind, in welchen die meiste histologische Sonderung sich später entwickelt. Das andere Paar besteht aus einfachen Röhren, die eine ist oben, die andere[unt]en. Jene bildet das Innere des animalischen Leibes, diese das Innere des plastischen Leibes. Jene wird von der obern Röhre der Fleisch - schicht, diese von der untern Röhre der Gefäſsschicht eingeschlossen. Im All - gemeinen wird also im Wirbelthiere oben das animalische Leben, unten das plastische Leben vorherrschen. In der Längendimension wiederholt sich das - selbe Verhältniſs, da überhaupt von vorn nach hinten dieselbe Aufeinanderfolge ist, wie von oben nach unten (§. 1. b.). Mit dem Verhältnisse von auſsen und innen ist es anders, wegen des doppelten Zusammenrollens. In der Bauchhälfte nämlich ist die untere Fläche des Keimes zur innern geworden, in der Rücken - hälfte nur der mittlere Theil der obern Fläche, während das Uebrige der obern Fläche für den ganzen Leib zur äuſsern Grenze wird. Deshalb ist der Gegensatz der obern und untern Hälfte nicht vollkommen.

Fruchtbarer als die Betrachtung des bloſsen Lagerungsverhältnisses dere. Fortgang der Bildung. Centrallinie und Schluſs - linie in allen Fundamen - talorganen. Fundamentalorgane dürfte ein Rückblick auf ihren Bildungsfortgang für die ganze Entwickelungsgeschichte seyn. Da alle Bildung von einer Axe aus, nach beiden Seiten und nach oben und unten fortgehend, eine Fläche in zwei Hauptröhren umwandelt, wie schon öfter bemerkt wurde (Schol. IV. §. 2. a.), so können wir168Bildungs - bogen. diesen Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Ab - bildung, besonders wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns, wie der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich alle Entwickelung vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus der Fläche nach oben und unten von einer Axe a, so wird aus der Peripherie die obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden punktirten Linien m m′ und n n′ zeigen an, wo die Schluſslinie des Rückens und des Bauches herstammen, wenn wir sie auf die vergröſserte Platte des Keimes beziehen. Sie sind die äuſsersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte, und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es an - schaulich, was wir oben bemerkten, daſs die Schluſslinien der Rücken - und Bauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren. m m′ und n n′ sind die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo zu bilden, wenn keine Vergröſserung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu, so daſs jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht, so können wir die Richtung der Entwickelung mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer 5ten Figur bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind. Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt, seinen Bildungsbogen. b, c, d, e, f in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzu - treten*)Diese sind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensatze zu den durchbohrenden Bildungs - bogen. (Schol. IV. §. [9]. m.).. Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht, ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung die - selbe ist.

Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, daſs man durchaus nicht die ganze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, daſs vielmehr, so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane, eine Centrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr gegenüber in derselben Röhre eine Schluſslinie sich findet. Die Central - linie eines jeden Fundamentalorganes ist der Axe des ganzen Thieres am meisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprüng - lich einfach war. Die Schluſslinie ist aus zwei am meisten peripherischenHälf -169Hälften gebildet, denn jedes Fundamentalorgan ist aus einer Fläche in eine Röhre umgewandelt*)Daſs die Bauchhälfte sich mehr durch Abschnürung als durch wirklich seitliche Verwachsung bildet, ist kein Einwand. Die doppelte symmetrische Entwickelung schlieſst die Vorstellung von Verwachsung in sich. Jenes Verhältniſs ist nur eine Modification, wovon wir den Grund später beleuchten wollen. (Vergl. §. [9]. d. dieses Scholions.).

Um uns hiervon zu überzeugen und es zugleich zu versinnlichen, denken wir uns eine Ebene senkrecht durch den Leib des Thiers gelegt. In Fig. 4. ist x, y, der Durchschnitt dieser Ebene. Verfolgen wir ihn nun von oben bis unten, so treffen wir zuerst auf Haut, dann auf Knochen und auf die obere Naht des Rückenmarkes. Alle diese Stellen sind nicht ursprünglich einfach, sondern durch Verwachsung der Rückenplatten einfach geworden. Folgen wir der Linie weiter, so stöſst sie noch einmal auf die Nervenröhre, aber da, wo sie ursprünglich ein - fach ist. Hier ist also ihre Centrallinie. Weiter fortgeführt trifft die Ebene auf die Wirbelsaite und ihre Umgebung, die Centrallinie für beide Röhren der Fleischschicht und die Axe des ganzen Thiers. Noch weiter nach unten kommt sie auf das Gefäſsblatt. Es ist hier die nie getheilt gewesene Centrallinie dieses Blattes. Bald darauf treffen wir nochmals auf das Gefäſsblatt in der Naht des Gekröses, also auf eine verwachsene Stelle. Noch weiter erreicht unsre Mittel - ebene zuerst die Schleimhautröhre, an der Linie, die nie peripherisch gewesen ist, dann zum zweiten Mal dieselbe Röhre, wo sie einst peripherisch war. An der Bauchfläche stöſst sie wieder auf die Fleischschicht und auf Haut, in einer Linie, die einst die äuſserste Peripherie war**)Verlängert man die Linie x y bis in den Dottersack, wie in unsrer Abbildung geschehen ist, so trifft sie auch hier nur auf Theile, die ursprünglich peripherisch waren.. So hat also jede der Funda - mentalröhren eine der Axe des ganzen Thiers zugekehrte Linie, und diese Linie ist zugleich die Axe für die Bildung dieser Röhre. Nur diese Linie ist ursprüng - lich central. In jeder Röhre ist aber eine andere von der gemeinschaftlichen Axe abgekehrte Linie, und was in dieser Linie liegt, war für jede Röhre einst am meisten excentrisch. Nur die Hautschicht macht eine Ausnahme. Sie ist überall excentrisch gewesen. Ihre Axe ist ursprünglich mit der Centrallinie der Nerven - röhre identisch, von welcher die Haut nur später abgeschnitten wird und nun als Haut gar keine Centrallinie hat.

Auch bei der Weiterbildung, wenn aus den Fundamentalorganen durchf. Anwen - dung des Früheren. morphologische Sonderung (Schol. III. d.) sich die einzelnen bleibenden Organe ausbilden, wirkt das aufgestellte Schema immer fort. Denn es lassen sich fol - gende allgemeine Regeln bei der Weiterbildung erkennen:

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1) Die Centrallinie aller einzelnen Fundamentalorgane scheint im Allge - meinen*)Ich habe mich des Ausdruckes im Allgemeinen bedient, weil ein nicht seltenes Organ viel - leicht eine Ausnahme macht. Ich meine die Schwimmblase der Fische. Der Analogie nach sollte man vermuthen, daſs sie aus der Schleimhautröhre hervorwächst. Dann würde sie freilich, wo sie einfach ist, aus der Centrallinie dieser Röhre hervortreten, und die allge - meine Gültigkeit des Gesetzes aufheben. Allein, da auch Schwimmblasen vorkommen, welche mit dem Speisekanal gar nicht in Verbindung stehen, so ist vielleicht ihre Bildungs - weise eine andere. Stammen sie etwa ursprünglich aus der Lücke des Gekröses? eben so wenig geneigt, irgend eine weitere Entwickelung zu erfahren, als die Axe des gesammten Thiers, oder die Wirbelsaite. In der Nervenröhre bleibt sie unverändert, eben so in der Gefäſshautröhre, wo ihr vorderster Theil nur schwindet. So auch in der Schleimhautröhre. Dennoch bestimmt sie immer die Richtung der Entwickelung, denn alle fernere Entwickelung scheint immerfort nach der Richtung der Pfeile in unsrer 5ten Figur fortzugehen, woraus eine zweite allgemeine Regel folgt:

2) Alles, was aus der Schluſslinie irgend eines Fundamentalorganes hervor - tritt, bleibt in der Mittelebene und theilt sich nicht wieder seitlich. Wenn diese Regel Wahrheit hat, so ist sie nur eine nothwendige Folge des in unsrer Fig. 5. abgebildeten Schemas der Entwickelung und eben dadurch eine Bestätigung desselben. Soll nämlich die Fortbildung nach den punktirten Linien dieser 5ten Figur fortschreiten, so kann etwas, das in dieser Richtung fortgeht, so bald es die Mittelebene erreicht hat, diese nicht wieder verlassen. Da es hierauf sein Gleichnamiges der andern Seite trifft, kann es wohl, wenn die Entwickelung stark ist, innerhalb der Mittelebene wachsen, aber nicht aus ihr heraus**)Das hindert aber nicht die Schluſslinie irgend eines Fundamentalorganes, statt bei weiterer Entwickelung von der Centrallinie sich zu entfernen, vielmehr derselben sich nähert. Dieses Verhältniſs muſs vielmehr eintreten, wenn in den Seitentheilen eines Fundamentalorganes eine stärkere Entwickelung ist, als in den ursprünglich peripherischen Rändern, welche die Schluſslinie bilden. In der ganzen Nervenröhre erzeugt ein solches Verhältniſs in späterer Zeit die Einschnitte in der Mittelebene.. Suchen wir einige Beweisgründe auf! Der Athmungsapparat tritt aus der Schleimhautröhre hervor, aber so, daſs die Lungen aus den Seitentheilen aus - gestülpt werden, der Luftröhrenstamm aus der untern Fläche oder der Schluſs - linie. Jene verzweigen sich, diese nicht, die Luftröhrenäste nämlich sind schon ursprünglich seitlich und die Stämme der Lungen. Der Harnsack tritt aus der Schluſslinie seines Fundamentalorganes hervor und bleibt ungetheilt. Die Dorn - fortsatze, die Flossenträger, die Flossenstrahlen, lauter Vorragungen der Mittelebene, können eine ungeheure Länge erlangen, spalten sich aber nicht seitlich. Die so - genannten untern Dornfortsätze, welche an der untern Fläche der Brust - und171 Bauchwirbel mehrerer Vögel hervorstehen, und bei einigen, wie in der Gattung Colymbus, sehr lang und an der Spitze in zwei seitliche Bogen gespalten sind, machen keine Ausnahme, denn sie liegen nicht, wie die untern Dornfortsätze des Schwanzes, in den Bauchplatten, gehören nicht zu der Knochenlage der Bauchröhre und scheinen überhaupt nicht durch einen Schluſs erzeugt, sondern Wucherungen aus dem Stamme der Wirbelsäule nach innen zu von dieser Röhre. Hiernach müssen sie bei weiterer Entwickelung nach unserm Schema in seitliche Bogen auslaufen. Die gespaltenen Dornfortsätze der Halswirbel des Menschen könnten eher für eine Ausnahme gelten, allein sie sind nicht nur unbedeutend, sondern auch durch die Muskeln hervorgezogen, und ihre Grundlage, die fibröse Haut, ergänzt sie als Nackenband. Bedenklich sind freilich die Dornfortsätze der Schildkröten, die oben in eine Platte sich ausdehnen. Allein das Entwickelungs - schema muſs nothwendig bei den Schildkröten auf eine ganz eigene Weise modi - ficirt seyn, welche auf nähere Untersuchung ihrer Entwickelung sehr begierig macht. Vielleicht liegen die Rückenplatten in diesen Embryonen sehr tief, so daſs sie von den Bauchplatten überwachsen werden. Auf jeden Fall muſs es erlaubt seyn, sie ganz unberücksichtigt zu lassen, bis ihre Entwickelung unter - sucht ist.

3) Wenn irgend ein Organ seine Stelle seitlich und symmetrisch ver - ändert (die Veränderung in der Längenrichtung und die unsymmetrische Wan - derung nach der Seite lassen wir für jetzt unberücksichtigt), so geschieht dieses nur von der Centrallinie in seinem Bildungsbogen nach der Schluſslinie derselben hin*)Das hindert natürlich nicht, daſs ein Theil bei allseitiger Vergröſserung nicht mit einem End[e]auch der Centrallinie näher rückte, wie die Rippen an die Wirbelkörper sich anlegen, doch scheint immer das entgegengesetzte Ende stärker zu wachsen.. Nur in dieser Richtung, glaube ich, können Organe fortrücken, nicht in der entgegengesetzten nach der Centrallinie hin. So rücken die Rippenknorpeln mit ihrer ganzen Umgebung, den geraden Bauchmuskeln, den Brustwarzen der Säugethiere, der Arteria mammaria u. s. w. der Mittellinie des Bauches immer näher. So wissen wir ferner aus Rathke’s Untersuchungen, daſs die Ge - schlechtst[h]eile der Fische allmählig der Schluſslinie des Bauches zurücken. (Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Bd. I. Heft 3.) Von den Hoden und Eierstöcken der Säugethiere ist es längst bekannt. Dagegen rücken die Geschlechtstheile der Insecten nach der Mittellinie des Rückens, wie Herold gelehrt hat. In den Insecten geht aber die Entwickelung nur nach dem Rücken hin, worüber im V. Scholion mehr. Sie haben ihre Schluſslinie oben.

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4) Die Centrallinien aller Fundamentalorgane liegen über einander in der Mittelebene. In Fig. 5. enthält die Linie α β die Durchschnitte aller Central - linien. Erinnern wir uns nun, daſs sämmtliche Blätter sich nur allmählig von einander getrennt haben, und je weiter wir zurückgehen, um so mehr eine einzige Schicht bildeten, so erkennen wir, wie alle Centrallinien früher dichter zusam - menlagen, ja nur Absonderungen einer einzigen ursprünglichen Centrallinie des Keimes sind, und es wird uns klar, wie das früher bei Bildung des einfachen Keimes erkannte Gesetz, daſs alle Entwickelung aus einem Centrum nach der Peripherie fort - schreitet (Schol. III. g.), auch beim Auftreten der doppelt symmetrischen Ausbil - dung fortwirkt und alle Entwickelung wahrhaft excentrisch ist. Das Auseinander - treten der Centrallinen selbst ist nichts als ein besonderer Ausdruck dieses Gesetzes. Nur eine mittlere Centrallinie bleibt bei dieser Sonderung die Axe des Ganzen.

5) In der Regel ist in den Wirbelthieren jedes Organ, das einfach ist, ursprünglich in der Mittelebene gewesen, oder das gleichnamige Organ der andern Seite ist als verkümmert anzusehen. Jeder einfache Theil scheint nämlich ent - weder ursprünglich einfach, wenn er aus einer Schluſslinie stammt, oder einfach, indem seine zwei gleichnamigen Hälften durch den Fortgang der Entwickelung in die Schluſslinie geführt wurden. Ich stelle diesen Satz etwas zweifelnd hin, weil mir der erste Bildungsmoment der Milz nicht recht klar ist. Indessen ist es gewiſs, daſs sie im Hühnchen, je früher man sie untersucht, um so mehr in der Mitte liegt. Sie scheint also aus der Mitte zu stammen und nach links zu rücken. In Hinsicht der Leber ist hierüber kein Zweifel. Die Entwickelungsgeschichte der Leber, der ich in allen einzelnen Abstufungen gefolgt bin, lieſert überhaupt die schönsten Bestätigungen für die Betrachtungen dieses Paragraphen. Sie tritt gedoppelt auf als zwei Lebergänge, welche Ausstülpungen aus den Seitentheilen der Schleimhautröhre sind. Dann verwachsen beide Lebergänge nach unten, also an der Schluſsseite für ihren Bildungsbogen. Durch weiteres, Hervortreten der Lebergänge wird endlich auch die Mitte zwischen beiden hervorgehoben, und nun ist der Lebergang in seinem Stamme einfach. Aus diesem stülpt sich wahr - scheinlich die ungetheilte Gallenblase hervor. Wodurch aber die Leber und die Milz aus ihrer Seitenlage weggerückt werden, können wir erst später unter - suchen (Schol. IV. §. 3. i. und Schol. V. §. 3. g.). Bedenken erregt auch das Pankreas. Es scheint eine seitliche Hervorstülpung. Allein ich muſs bemerken, daſs ich sehr oft beim ersten Erscheinen desselben, auf der entgegengesetzten Seite, obgleich nicht ganz gegenüber, eine ähnliche kleine Ausstülpung der Schleimhautröhre sah, die sich aber nicht weiter entwickelt. Das Pankreas der rechten Seite scheint also schon in der Bildung abzusterben.

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§. 3. Weitere Umbildung aus der einfachen Röhrenform.

Wir haben im vorigen Paragraphen zu zeigen gesucht, wie durch das Schema, welches die Entwickelung der Wirbelthiere beherrscht, aus einem blatt - förmigen Keime, in welchem eine primäre Sonderung in Schichten gegeben ist, die Grundform der Wirbelthiere gebildet wird, die aus heterogenen in einander steckenden Röhren besteht. Es wird nun nicht unpassend seyn, die weitere Umbildung zu verfolgen, um zu untersuchen, ob in derselben auch einige allge - meine Verhältnisse aufgefunden werden, wodurch sie uns verständlicher wird.

Diese Umbildung erfolgt durch morphologische und histologische Son - derung. Wir finden dabei zuvörderst, daſs je früher ein Fundamentalorgan auf - getreten ist, um so rascher es sich auch umbildet, so daſs die Röhrenform in den frühesten Fundamentalorganen fast nur in der Idee besteht.

Es entwickelt sich überhaupt die Rückenhälfte rascher als die Bauchhälfte. a. Wie die Analogie in den ver - schiedenen Dimensio - nen auf die Umbildung wirkt.Nach §. 1. b. dieses Scholions wiederholt sich aber das physiologische Verhältniſs, das in der Dimension der Tiefe von oben nach unten sich offenbart, auch in der Flächendimension vom Centrum nach der Peripherie zu und, so bald der Embryo als solcher sich zeigt, am stärksten in der Längendimension von vorn nach hinten. Hiermit übereinstimmend wächst die Mitte des Embryo stärker, als seine Peripherie, und hierauf läſst sich die ganze Metamorphose, die wir Erhebung und darauf folgende Abschnürung des Embryo genannt haben, zurückführen, denn die Er - hebung ist ja ein Zurückbleiben der Peripherie des noch ganz in der Fläche aus - gebreiteten Embryo gegen die Mitte, wozu bei fortgehendem Wachsthume auch wirkliche Verkleinerung tritt. Indem dasselbe Verhältniſs des schnelleren Wachsthumes in der Längendimension vorn am stärksten wirkt, wird die Bil - dung des Kopfes dadurch veranlaſst.

Die Rückenplatten nämlich erheben sich, ihr oberer Rand wächst amb. Dadurch bilden sich die Central - theile in den Fundamen - talorganen. raschesten und besonders am vordern Ende. Schon aus diesem Grunde müssen sie sich vorn nach unten umbeugen. Dazu kommt noch, daſs auch die Ab - schnürung am vordern Ende zuerst wirksam ist. So wird der vorderste Theil der Rückenröhre rasch umgebogen und die Abgrenzung des Kopfes wird dadurch angedeutet, obgleich nach hinten die Grenze noch nicht bestimmt ist und auch vorn und unten der Anfang der Bauchplatten ohne Abgrenzung an dem Vorder - ende der Rückenplatten anliegt. Nun entsteht das merkwürdige Verhältniſs, daſs bei fortgehender Krümmung jedesmal der am meisten nach vorn liegende Theil des Kopfes, in welchem unterdessen ein Hirn sich zu sondern angefangen hat, am174 stärksten wächst. So wird die Ungleichheit in der Rücken - und Nervenröhre erzeugt, und wenn nun die Gefäſsbogen nach Verwachsung der Kiemenspalten sich lösen und zurücktreten, schiebt sich der Kopf wieder mehr zurück und be - kommt auch eine schärfere hintere Grenze. Auf solche Weise scheidet sich das Hirn vom Rückenmarke, zugleich der Schädel vom Rücken, das Gesicht von den übrigen Bauchplatten.

Die erste Anlage des Herzens und die erste Anlage des Kopfes liegen über einander, und unläugbar ist das Herz für das Gefäſsblatt eben das, was der Schädel für die Rückenröhre oder das Hirn für die Nervenröhre ist. So wie nun der Kopf sich nach vorn stellt, muſs die Anlage des Herzens hinter ihm liegen, weil sich das Verhältniſs von oben und unten in das von vorn und hinten um - wandelt. So wie aber das Hirn sich immer mehr nach hinten schiebt, eben so das Herz. Der mittelste Theil des zuerst fast geraden Herzens strebt nach unten, dann nach hinten, und wird nun deutlich die Spitze der Herzkammer. Dieselbe Metamorphose scheint den Magen innerhalb der Schleimhautröhre zu bilden, denn ein Theil der untern Fläche tritt hervor und verlängert sich dann nach hinten. So zeigt sich dieselbe Umbeugung in allen Schichten in der Reihenfolge von oben nach unten und zugleich von vorn nach hinten. In derselben Reihenfolge wird auch die Umbeugung schwächer.

c. Derjenige Pol, gegen welchen der Strom der ernährenden Flüssigkeit gerichtet ist, scheint sich rascher zu bilden, als der entge - gengesetzte.
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Wir haben schon bei verschiedenen Gelegenheiten bemerkt, daſs eine Metamorphose, die in irgend einer Schicht eintritt, in der andern sich wieder - holt, und möchten daher die Bildung der Centraltheile in den andern Blättern als Wiederholungen und nothwendige Begleiter der Kopf - und Hirnbildung in dem serösen Blatte betrachten. Diese Bildung aber (und also auch die Bildung der andern Centraltheile) scheint, wie wir zeigten, davon bedingt, daſs die obere Fläche sich rascher entwickelt, als die untere, die Mitte rascher, als der Umfang, das Vorderende rascher, als das hintere Ende. Sollte für das raschere Wachsthum dieser Pole der verschiedenen Dimensionen (wozu später noch die rechte Seite hin - zutritt) nicht vielleicht noch ein übereinstimmendes Verhältniſs aufzufinden seyn, welches man, wo nicht als Grund, doch als Begleiter betrachten kann?

Wenn wir unsern Blick vom Embryo des Huhnes abwenden und auf das Wachsthum der organischen Körper überhaupt worfen, um zu erfahren, welcher Abschnitt derselben am stärksten wächst, so scheint eine allgemeine. Regel sich darin zu offenbaren, daſs in einem Organismus diejenige Seite irgend einer Dimension, gegen welche die organische Strömung gerichtet ist, sich rascher bildet. Es ist als ob dort der in Bewegung gesetzte organische Stoff mehr Nei - gung und Möglichkeit bekäme, in die Masse der Organismen überzugehen. So175 ist es in der Reihe der gegliederten Thiere das hintere Ende, welches so stark wuchert, daſs es nicht lange vom Gesammtorganismus gehalten wird, besonders wo es diesem an einem hohen Grade der Entwickelung fehlt, sondern selbst - ständig werdend abfällt. In allen aus dem Eie gekrochenen Wirbelthieren, die nun die Nahrung durch den Mund aufnehmen, wächst der hintere Theil des Leibes stärker, als der vordere. In den Mollusken bleibt auch später das Kopfende im Wachsthum zurück. In den Pflanzen wächst der überirdische Theil stärker, als der unterirdische, und aus jedem Knoten geht die Entwickelung mehr nach oben, als nach unten. Damit stimmt es auch, daſs, wo die Entwickelung nach oben besonders rasch vor sich geht, wie in den gröſsern Pilzen, der Wurzeltheil besonders klein bleibt.

Diese Bemerkung auf das Ei des Huhnes angewendet, leitet uns zu derd. In der Dimension der Tiefe ist die untere Fläche auf - nehmend. Frage, welchen Weg hier der ernährende Stoff nimmt? Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daſs der Keim zuvörderst von unten ernährt wird, denn seine untere Fläche bildet sich nach Art der verdauenden Flächen in den niedern Thieren, und der Kanal, der aus der Centralhöhle, die im Innern des Dotters sich findet, nach der Oberfläche desselben führt, scheint der Weg für den ernährenden Stoff. Von diesem Kanale wird wohl die Bildung des Keimes bedingt, denn er findet sich nie an einer andern Stelle, als an der, wo der Kanal endet. So ist der Keim, wenn dieser Kanal nicht senkrecht auf der Axe, die man durch beide Hagel - schnüre ziehen kann, steht, auch nicht in der Mitte des Dotters, sondern an der Stelle, wo jener die Oberfläche erreicht. Ich halte daher den Kanal für die Bahn der ernährenden Flüssigkeit, obgleich er in der That zuweilen an seinem Aus - gange verstopft scheint, was jedoch mehr ein Schein seyn mag, der von der Weichheit der umgebenden Theile abhängt. Diejenige Fläche nun, welche dem Dotter abgekehrt ist, oder die obere, bildet sich in der That, wie wir wissen, rascher aus.

Wenn der eigentliche Embryo auftritt, so muſs seine Peripherie mehr auf -e. in der Dimension der Fläche die Periphe - rie, nehmend seyn, als seine Mitte, denn vom ganzen, gröſser gewordenen Keime wird Nahrungsstoff aufgenommen, und vielleicht von der Peripherie noch mehr als von der Mitte, da der abgelöste Hügel des Keimlagers jetzt auf dem Ausgange des bezeichneten Kanales wie ein Stöpsel ruht und die Flüssigkeit zwingt, nach auſsen auszuweichen, wodurch sich die Halonen bilden. Doch auch ohne auf dieses fast zufällig scheinende Verhältniſs Rücksicht zu nehmen, ist es klar, daſs, da in einem groſsen Theile der Keimhaut Blut bereitet wird und dieses nach der Gegend hinströmt, wo die Bildung des Embryo begonnen hat, das Blut von der176 Peripherie zum Centrum strömt. Es ist nun, wie wir oben zeigten, wirklich rascheres Wachsthum in der Mitte und langsameres in der Peripherie.

f. in der Längen - dimension noch nicht das Kopf - ende.
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Daſs das Kopfende rascher wächst, als das entgegengesetzte Ende, scheint dieser Analogie zuwider, indem das Kopfende in den Wirbelthieren der auf - nehmende Pol ist. Allein während der ersten Bildung ist er es noch nicht. Da nämlich die untere Fläche und die in einen Nabel verschnürte Peripherie auf - nehmend sind, so ist die aufnehmende Stelle jetzt nicht im Kopfe, ja sie ist vom Kopfende weiter entfernt, als vom Schwanzende, denn da das vordere Ende sich in jeder Beziehung und auch in Hinsicht der Abschnürung früher bildet, als das hintere, so ist der Nabel, er mag noch weit offen, oder schon ziemlich verengt seyn, immer mehr hinten, als vorn. Weil nun durch ihn die Nahrung eintritt, so ist es mit dem Frühern übereinstimmend, daſs der Kopf rascher wächst. In der That kann man auch, wenn man das Wachsthum in der Längendimension untersucht, nicht behaupten, daſs es das hintere Ende ist, welches sich am langsamsten bildet. Es wächst zwar langsamer, als der Kopf, aber am lang - samsten bildet sich der Theil der Längendimension, der dem Nabel entspricht*)Daher das starke. Hervartreten des Bauches.. Der Kopf bekommt erst allmählig den Character des ingestiven Poles, und da in der zweiten Hälfte des Embryonenlebens die Beckengegend stärker wächst, so möchte ich darin einen Beweis mehr finden, daſs jetzt der Kopf auch thätig als ingestives Ende wirkt und Fruchtwasser verschluckt.

Man wird hier ohne Zweifel einwenden, daſs ich mich im Kreise drehe, wenn ich sage, daſs das Kopfende durch sein rascheres Wachsthum vom Nabel, als der Gegend der Nahrungsaufnahme, entfernt wird, und seine Entfernung von der Gegend der Egestion wieder als Grund seines raschern Wachsthums betrachte. Ich habe dagegen zu bemerken, daſs ich hier, wie überhaupt in dem ganzen Paragraphen, nicht so wohl nach den Gründen der Bildung suche, als nach den Uebereinstimmungen, die uns vorläufig wichtiger sind, als die tiefsten Gründe selbst, indem die letztern schwerlich auf den ersten Anlauf sich vollständig werden erkennen lassen. Auch ist die raschere Vergröſserung des Kopfendes erst dann recht auffallend, wenn die Abschnürung schon bedeutend vorgerückt ist und der Kopf weit über den Nabel hinaus ragt. Allein es kam mir nur darauf an, zu zeigen, wie die Uebereinstimmung, welche überhaupt das vordere Ende des Embryo mit der obern Fläche offenbart (§. 1. b. dieses Scholions), sich auch darin bewährt, daſs der Strom der ernährenden Flüssigkeit gegen ihn gerichtetist.177ist. Dieses Verhältniſs ist ganz offenbar, sobald die Kopfkappe sich gebildet hat, da das eintretende Blut nun die Richtung gegen den Kopf hat. Freilich ist eben die schnellere Entwickelung der Abschnürung am vordern Ende schon ein Beweis, daſs an diesem Ende die Bildung rascher vorschreitet, was wir als ein - faches Factum betrachten dürfen, so lange es uns nicht möglich ist, das be - stimmende Moment anzugeben, welches dem einen Ende des Embryo die Anlage zur Kopfbildung giebt.

Später wird die linke Seite des Embryo im Verhältniſs zur rechten die auf -g. Die linke Seite wird aufnehmend. nehmende, wie in der Erzählung der Entwickelungsgeschichte ausführlich erörtert ist, und in der That bildet sich nun die rechte Seite etwas rascher.

Mit dieser Metamorphose steht das Drehen des Embryo auf seine linkeh. Die auf - nehmenden Pole der ver - schiedenen Dimensionen wechseln in ihrer Herr - schaft, und der herr - schende nimmt in der Lage zum Dotter die Stelle des früher herr - schenden ein. Seite in Verbindung, welches, wenn ich nicht irre, auf einer andern, einfluſs - reichen und merkwürdigen Uebereinstimmung beruht, die sich etwa so aus - sprechen lieſse: Der aufnehmende Pol des Embryo strebt immer dasselbe Lagen - verhältniſs zum Dotter zu behalten. Zuvörderst ist die ganze untere Fläche des Keimes gleichmäſsig aufnehmend; wenn darauf für den Embryo die Peripherie mehr aufnehmend wird, als die Mitte, so stellt sich diese Peripherie nach unten. Wir haben zwar oben mit Recht das Erheben des Embryo aus der Fläche des Keimes als Erfolg eines rascheren Wachsthums der Mitte gegen die zurück - bleibende Peripherie angesehen, allein man muſs gestehen, daſs die fernere Ab - schnürung, die Bildung des Nabels, etwas mehr ist, als ein Zurückbleiben. Wenn aber in der Peripherie ein Streben auftreten sollte, sich nach unten zu stellen, so könnte dieses Streben keinen andern Erfolg haben, als eine von allen Seiten zugleich wirkende Abschnürung, oder eben das, was wir die Nabel - bildung nennen. In dem Verhältnisse der aufnehmenden Seite zum Dotter scheint also der Grund zu liegen, daſs die Bauchhälfte des Thiers sich nicht durch wirk - liche Naht, sondern durch Abschnürung schlieſst. Später ist die linke Seite mehr aufnehmend, als die rechte, und indem sich nun der Embryo auf die linke Seite wendet, nimmt dieser Pol bloſs die Stelle ein, welche der aufnehmende Pol in andern Dimensionen schon früher eingenommen hatte.

Ich muſs es einem folgenden Abschnitte (Schol. V. §. 3.) überlassen, her -i. Durch das Drehen auf die linke Seite wird die asymme - trische An - ordnung des plastischen Apparats er - zeugt. vorzuheben, wie es mir wesentlich scheint, daſs alle Bewegung innerhalb des Wirbelthiers eine vorherrschende Richtung nach rechts hat, und wie diese nur realisirt wird durch die asymmetrische Anordnung vom plastischen Theile des Leibes. Der Embryo ist aber völlig symmetrisch, so lange der plastische Theil vom animalischen sich noch nicht gelöst hat. Ja selbst in der ersten Zeit dieser Trennung konnte ich keinen andern Unterschied gewahr werden, als daſs sie aufZ178der rechten Seite etwas rascher zu erfolgen scheint. Doch ist dieser Unterschied äuſserst gering, und ich habe bei Betrachtung der Röhrenbildung der Fundamen - talorgane nicht Grund gehabt, ihn zu berücksichtigen. Sobald aber die linke Seite sich als die mehr ingestive offenbart, wird diese Symmetrie aufgehoben, und zwar zuerst im vordersten früher gebildeten Theile des Leibes. Der auf - nehmende Theil des Herzens zieht sich nach links, und durch ihn tritt das Blut in der Richtung nach rechts in den Embryo ein. Hierdurch scheint die Aus - beugung vom Mitteltheile des Herzens nach rechts veranlaſst. Um diese Zeit ist die Thätigkeit desselben mehr eine aufnehmende. Das Blut wird also nach rechts eingesogen. Sobald aber der mittlere Theil des Herzens durch stärkere Wandung zu einer Herzkammer sich umformt und mehr ausstoſsend wirkt, verändert es seine Stellung so, daſs der Erfolg ein Fortstoſsen des Blutes nach rechts ist. Die Spitze der Herzkammer nämlich bewegt sich in einem Bogen nach hinten und links. Ueberhaupt scheint mir die allmählig immer mehr auftretende Asymmetrie darauf zu beruhen, daſs alle bewegenden Kräfte mehr nach rechts als nach links wirken, worüber ich auf den angeführten ausführlichen §. 3. g. des Schol. V. verweise. Die Magenwölbung stellt sich nach links, um nach rechts fortzu - stoſsen, die Leber nach rechts, weil die Pfortader hierher drängt. Die Milz wandert aus der Mitte nach links und begründet schon durch diese Lagenver - änderung die Vermuthung, daſs ihre Verrichtung vorzüglich eine fortbewegende ist. So ist also das Auſtreten der Asymmetrie im plastischen Theile nur eine Fortbildung vom Drehen auf die linke Seite, das wir im ganzen Embryo bemer - ken, und scheint mit ihm abhängig vom Vorherrschen der Ingestion auf der linken Seite des ganzen Keimes.

k. Das Zusammen - krümmen des Embryo von ähn - lichen Er - scheinungen in der Bil - dung innerer Theile be - gleitet.
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Wir wissen ferner, daſs der Embryo sich ällmählig stark zusammen - krümmt, so daſs das vorderste Ende nach hinten, das hintere nach vorn gerichtet wird. Auch dieses Verhältniſs scheint sich in den Fundamentalorganen, und zwar in allen zu wiederholen, nicht nur indem sie die Krümmung theilen, was an sich nothwendig ist, sondern indem alle isolirten Bildungen oder Hervor - stülpungen aus der vordern Hälfte der Fundamentalorgane am stärksten nach hinten, und alle Bildungen aus der hintern Hälfte am stärksten nach vorn sich verlängern. So wachsen die Hemisphären nach hinten und überdecken die Zelle der dritten Hirnhöhle; die Lungen, der Magen verlängern sich nach hinten. Die Blinddärme, der Harnsack, der Fabricius’sche Beutel, aus der hintern Hälfte stammend, verlängern sich nach vorn.

l. Alle Ver - schieden - heiten der
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Ich zweifle nicht, daſs sich noch mehr Analogien zwischen Umbildungen der Fundamentalorgane und des ganzen Embryo, so wie zwischen den einzelnen179 Bildungen aus den Fundamentalorganen nachweisen lieſsen. Ist doch die ur -einzelnen Theile sind ursprünglich geringer. sprüngliche Uebereinstimmung der Extremitäten so groſs, daſs man sie völlig gleich nennen kann, und ich habe schon in der Bildungsgeschichte des Hühnchens erzählt, wie aus der gleichen Grundgestalt die Verschiedenheit sich allmählig hervorbildet und wie eine übereinstimmende Umänderung auch im Rückenmarke sich offenbart. Aber auch zwischen wenigen gleichen Bildungen, wie zwischen den einzelnen Abtheilungen des Hirnes und des Herzens u. s. w., lassen sich die ursprünglichen Uebereinstimmungen ahnen, doch enthalte ich mich sie weiter zu verfolgen, da offenbar die Analogien viel sicherer und zahlreicher aufzufinden seyn werden, wenn mehr Thierformen in den Einzelheiten ihrer Entwickelung verfolgt seyn werden.

Unbemerkt darf ich aber nicht lassen, daſs ich, um die Bildung desm. Durch - bohrende Bildungen aus einem Fundamen - talorgane in das andere. Embryo in ihrer Einfachheit besser zu erkennen, zuvörderst nur die Formung der Fundamentalorgane und ihrer unmittelbaren Sonderung in heterogene Abschnitte betrachtet habe. Auf solche Bildungen nur sind die im §. 2. e. erläuterten ur - sprünglichen Bildungsbogen zu beziehen. Es giebt aber noch eine andere Reihe von Bildungen, welche aus einem Fundamentalorgane in das andere hinein und zum Theil durch dasselbe dringen. Sie beziehen sich alle darauf, die innern Fundamentalorgane mit der Auſsenwelt in unmittelbare Wechselwirkung zu bringen. Dahin gehören die höheren Sinnesorgane, welche aus der Nervenröhre in die Rückenröhre der Fleischschicht treten, bis sie entweder die Hautschicht erreichen, oder von ihr erreicht werden. Sie bilden keine offenen durchbohren - den Kanäle, da die Hautschicht selbst die Fähigkeit hat, die sensibeln Ein - wirkungen der Auſsenwelt aufzunehmen. Sie wachsen daher nur bis an die Haut, oder es wächst ihnen die Haut entgegen. Anders ist es mit den entsprechenden Hervorbildungen der Schleimhautröhre. Diese sind durchbohrend und erzeugen den Mund, den After und die Kiemenspalten, die letzteren als seitliche Durch - bohrungen der Bauchplatten, die ersteren als mittlere Durchbohrungen derselben in der Nähe der Endgrenzen zwischen Rücken - und Bauchplatten. Da diese Bildungen nicht innerhalb der Fundamentalorgane bleiben, so folgen sie durch -*)Erregen doch die Frösche, deren Entwickelung ich nächst der Bildungsgeschichte der Vögel am genauesten kenne, schon darin Bedenken, daſs der gemeinschaftliche Ausgang ihrer beiden Klemenhöhlen in späterer Zeit nach links liegt. Es beruht aber wohl dieses Verhältniſs auf der stärkern, Entwickelung der rechten Seite und ist schon in so fern der Bildung der Vögel analog, und es bleibt noch zu bestimmen, ob wirklich das geathmete Wasser hier nur aus - strömt. Später wenigstens, wenn die Lungen sich bilden, geht die Luft mehr nach rechts, als nach links.Z 2180bohrenden Bildungsbogen, wie wir diese in Fig. 5. der Taf. III. mit den Pfeilen x, y angedeutet haben. Von ihnen gilt nicht die Regel, daſs die vordern nach hinten und die hintern nach vorn sich entwickeln (vergl. k. dieses §.). Aber das allgemeinere Gesetz, von der Centrallinie nach der Schluſslinie fortzurücken, scheint auch auf sie einzuwirken, wenn auch wegen der ursprünglichen Richtung dieser Bildungsbogen etwas schwächer, denn die Augen rücken offenbar von der Axe aus mehr nach der Rückenfläche zu, in schwächerem Maſse auch die Ohren, deren Bildungsbogen schon ursprünglich mehr horizontal ist.

n. Verbin - dungen zwi - schen beiden Haupt - röhren.
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Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Einfluſs der ursprünglichen Bildungsbogen machen vielleicht die wenigen Bildungen, welche beide Haupt - röhren (Schol. IV. §. 2. a.) mit einander verbinden, wie die Eustachische Röhre, der Thränenapparat, die Schwimmblase einiger Fische und einige Luftsäcke der Vögel. Diese scheinen in der That aus einer Hauptröhre in die andere überzu - gehen. Doch ist ihre Bildungsgeschichte sehr dunkel, und es bleibt für die Unter - suchung noch eine schöne Aufgabe, zu bestimmen, in welchem Verhältniſs ihre Entwickelung zu den ursprünglichen Bildungsbogen steht.

o. Histolo - gische Son - derung.
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Ueber die histologische Sonderung habe ich noch weniger zu sagen. Ihre Wirksamkeit ist fast nur in den Resultaten zu beobachten. Schon oben (§. 2. d.) bemerkte ich, daſs sie in den doppelröhrigen Fundamentalorganen am stärksten auftritt. Ich habe dort auch bei Gelegenheit der Sonderung in Schichten der Trennung in Knochen und Muskeln erwähnt, glaube jedoch, daſs sie mehr eine histologische Sonderung ist, was wenigstens für die in Sehnen enthaltenen Knochen vieler Fische deutlich ist, und auch für die Knochen der Extremitäten. In höheren Thieren nehmen freilich die Knochen des Stammes eine solche Lage an, daſs sie fast eine innere Schicht für die Muskeln bilden, indessen sprechen schon die Fortsätze für eine histologische Sonderung. Die Knochenbildung scheint mir daher eine histologische Sonderung, die nur in der äuſsern Form sich an die primäre Sonderung anschlieſst.

Daſs die Nerven mit Ausschluſs der Sinnesnerven sich durch histologische Sonderung aus der Fleischschicht bilden, obgleich die letztern Hervorstülpungen aus der Nervenröhre sind, wird wohl schon aus der Ansicht unsrer Fig. 5. Taf. III. anschaulich. Wüchsen sie, wie Serres glaubt, von der Peripherie zum Centrum fort, um endlich das Rückenmark zu erreichen, so würde diese Entwickelung gegen alle Analogie seyn. Wahrscheinlich treten sie, in ihrer ganzen Länge auf, wenn die histologische Sonderung weit genug vorgerückt ist, um ihnen Daseyn zu geben. Daſs hierüber die Beobachtung selbst nicht ent - scheiden läſst, ist schon in der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens ausführ -181 lich besprochen. Für das plastische Nervensystem ist die Bildung durch histolo - gische Sonderung noch weniger zu bezweifeln.

Ich breche hier ab, weil ich nicht weiſs, was sonst die histologische Sonderung der Wirbelthiere auszeichnete, und schon die zuletzt angeführten Ver - hältnisse sind ihnen nur in so fern eigenthümlich, als in andern Thieren das ganze Nervensystem diesen Ursprung zu haben scheint, in den Wirbelthieren nur der peripherische Theil.

Corollarium über den Bau und die Entwickelung der Extremitäten der Wirbelthiere.

Es ist im Verlaufe der Betrachtungen dieses Scholions die Ausbildung dera. Bau der Extremitä - ten. Extremitäten fast völlig unberücksichtigt geblieben, um die Rumpf - und Kopf - bildung der Wirbelthiere in ihrer ganzen Einfachheit aufzufassen. Das Schema, das wir mit einer 8 verglichen haben, kann offenbar nur für die Bildung des Leibes (mit Einschluſs des Kopfes) gelten, nicht für die Bildung der Glied - maaſsen. Die Entwickelungsnorm dieser letztern soll nun hier in einem beson - dern Anhange ins Auge gefaſst werden, da wir dieselbe später bei Vergleichung der Hauptunterschiede in der Ausbildung der Thiere anwenden werden. Wir müssen aber, um den Fortgang der Entwickelung zu erkennen, vorher einige Blicke auf die allgemeinen Organisationsverhältnisse in den Extremitäten der Wirbelthiere werfen.

Untersuchen wir den Typus, nach welchem diese Extremitäten gebildet sind, so finden wir zuvörderst einen innern knöchernen Stamm, umgeben von einer Lage Muskeln, die wieder von der Haut umhüllt werden und beide ver - sehen mit Nerven und Blutgefäſsen. Der knöcherne Stamm ist in mehrere Glieder getheilt, und darnach gliedert sich die ganze Extremität. Diese ist aber entweder ausgebildet, oder verkümmert, in welchem Falle sie ihre Aufgabe, der Orts - bewegung des Thiers zu dienen, nicht erfüllt. Solche in der Entwickelung verkümmerte Extremitäten sind z. B. die Extremitäten der Schlangen.

Wenden wir uns nun an die Form der ausgebildeten Extremitäten, undb. Eine Form dersel - ben ist zwei - gliedrig. zwar zuvörderst nur der Extremitäten für den Rumpf, ohne Rücksicht auf ihre Nachbildungen im Kopfe, so finden wir in ihnen 2 oder 4 Hauptglieder. In den - jenigen Thieren nämlich, die, wie die Fische und Cetaceen, sich stets in einem flüssigen Elemente aufhalten, welches die Last des Körpers trägt, sehen wir innerhalb der Extremitäten nur Ein wahres Gelenk, und zwar an der Stelle, wo182 die Extremität aus dem Umfange des Rumpfes hervortritt. Gelenke aber be - stimmen die Gliederung des Leibes, denn nach ihnen formen sich die Muskeln. Wenn auch ein solches Glied aus mehreren trennbaren Knochen besteht, so hat doch diese Trennung auf die übrige Organisation wenig Einfluſs und scheint ihren Grund mehr in einer nicht ganz aufgehobenen Analogie mit andern Formen zu haben. Ich stehe daher nicht an, die Flosse der Cetaceen und der Fische für Ein Hauptglied anzusehen, obgleich in der erstern sich Knochen finden, die un - läugbar mit den Oberarm - und Unterarmknochen der Landthiere übereinstimmen, in den Fischen aber Knochen, welchen diese Bedeutung zugeschrieben werden kann, innerhalb der Flosse sich nicht finden, sondern jenseit des Gelenkes in dem Theile, der mit dem Rumpfe verbunden ist. Das eine dicht an den Rumpf angeschlossene und der äuſsern Ansicht versteckte Glied nenne ich das Rumpf - glied oder Wurzelglied, das andere hervorragende, in Ermangelung eines bessern Ausdruckes, das Endglied. Das letztere ist immer bestimmt, unmittelbar auf dasjenige Element der Auſsenwelt einzuwirken, auf oder in welchem das Thier sich bewegen soll. So hat es in dieser ersten Form der Extremität mehrere Knochenreihen, die durch eine feste Haut zu einem breiten Ruder verbunden sind, um gegen Wasser zu stoſsen. In solcher Form heiſst es Flosse.

c. Eine andre Form ist vier - gliedrig.
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In denjenigen Wirbelthieren, die sich auf dem festen Boden bewegen und wo der Leib getragen werden muſs, um fortbewegt zu werden, treten noch zwei Mittelglieder auf. Das Rumpfglied nämlich bleibt immer an den Rumpf an - geschlossen, das Endglied liegt zum Theil oder ganz auf dem Boden, und die Mittelglieder tragen das Rumpfglied und mit ihm den Rumpf.

d. Endglied.
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Die Endglieder bestehen für die Bewegung auf festem Boden aus getrennten Knochenreihen. In jeder Knochenreihe sind wieder untergeordnete Gelenke, so daſs dieses Glied in mehrere Hebelreihen sich theilt. Oft wird nur ein kleiner Theil dieser Hebel, die vordersten Glieder nämlich, auf den Boden aufgesetzt, dennoch sind auſserdem jene zwei Mittelglieder da. Ein solches in Hebelreihen getrenntes Glied heiſst nun Hand oder Fuſs, je nachdem eine Hebelreihe der andern entgegengesetzt werden kann, oder nicht. Für die Bewegung in der Luft, welche zu dünn ist, um den Rumpf zu tragen, fehlen die Mittelglieder eben - falls nicht, da der Stoſs gegen diese Flüssigkeit nicht bloſs nach hinten, sondern auch nach unten ausgeführt werden muſs. Getrennte Hebel finden aber nicht gehörigen Widerstand. Für die Luft ist daher das Endglied wieder zu einer Fläche ausgebildet, allein die Knochen sind verkümmert, entweder nur verdünnt (Fledermäuse), oder zugleich verkürzt (Vögel), und die Haut mit oder ohne ein -183 gesetzte Theile (Federn) bildet die Fläche, welche immer zusammengelegt werden kann. Ein solches Endglied nennen wir einen Flügel.

Man wird, ohne daſs ich nöthig habe, weiter in den Bau des Endgliedes einzugehen, zugeben, daſs der Bau desselben ganz besonders von der Beschaf - fenheit des Elementes bedingt wird, auf welches es zu wirken hat, um eine Orts - bewegung hervorzubringen, daſs seine Gestaltung also von der Auſsenwelt be - dingt ist. Nur so viel wollen wir für die spätere Benutzung bemerken, daſs je entschiedener die Beziehung ist, die das Endglied zu einem flüssigen Elemente hat, um so mehr seine Spitze nach hinten gerichtet ist. Man denke an die Flos - sen der Fische, Cetaceen, die Flügel der Fledermäuse und Vögel, die Füſse der Seehunde. Bei der Bestimmung, auf einen festen Boden zu wirken, ist die Spitze der Extremität bei höherer Ausbildung nach vorn gerichtet*)Die Richtung nach vorn konnte in unsrer Fig. 7. nicht dargestellt werden, da sie eine Durch - schnittsfigur ist. Ich habe das Endglied deshalb grade nach unten gerichtet dargestellt, wie es im gröſsten Theile seiner Länge in den Thieren steht, die ihren Leib hoch tragen., bei geringer Aus - bildung, wenn der Leib wenig getragen wird, nach auſsen, wie mehr oder we - niger in den Reptilien. Wegen der unmittelbaren Beziehung dieses Theiles zur Auſsenwelt hätte ich ihm gern einen allgemeinen Namen gegeben, der dieses Ver - hältniſs ausspräche, konnte aber keinen finden, der nicht durch seine Länge un - anwendbar geworden wäre. Deswegen müssen wir bei dem Ausdrucke End - glied stehen bleiben.

Das Endglied ist also überhaupt (wenn wir auf beide Hauptformen der Ex - tremität Rücksicht nehmen), nach dem Einflusse des Aufenthaltsortes, Flosse, Flügel, Fuſs oder Hand, und zerfällt in allen Formen wieder in untergeordnete Theile, in eine Wurzel (Hand und Fuſswurzel), eine Mitte (Mittelhand und Mittel - fuſs), und die Enden (Finger und Zehen). Diese untergeordneten Glieder sind bald gar nicht durch Gelenke getrennt, also unentwickelt, bald durch unvollständige oder vollständige Gelenke gesondert.

Das Rumpfglied (Schulter und Becken), obgleich es mit dem Endgliedee. Rumpf - glied. nicht im Widerspruch stehen kann, scheint doch zunächst vom Bau des Leibes abhängig. Zuvörderst wird seine Stelle durch den Leib bestimmt. Die gewöhn - lichste Anlagerung ist die am Anfange und am Ende des Rumpfes, weshalb man die Extremitäten Brust - und Bauchgliedmaaſsen genannt hat. In den Fischen steht aber das Paar der Bauchgliedmaaſsen in der gröſsern Zahl von Arten vor oder un - ter den Brustgliedmaaſsen, und auch in den sogenannten Bauchflossern liegt es doch stets vor dem hintern Ende der Rumpfhöhle, und nicht selten fehlt es ganz. 184Vergleichen wir nun den Bau der Fische in Bezug auf Ortsbewegung mit dem Bau der andern Wirbelthiere, so fällt uns als Hauptunterschied auf, daſs die Fische sich vorzüglich durch plötzliche Krümmung des hintern Theiles vom Körper fort - bewegen. Darauf bezieht sich die fast allgemeine seitliche Applattung und die Vergröſserung der Mittelebene durch Rückenflosse, Afterflosse und Schwanzflosse. Bei dieser Bewegungsart ist daher der vordere Theil des Leibes der relativ feste Punkt der Bewegung. In denjenigen Thieren also, in welchen der feste Punkt der Bewegung an das vordere Ende des Leibes fällt, sind die Bauchgliedmaaſsen nicht am hintern Ende des Rumpfes, sondern weiter nach vorn gelagert. Daſs dieses Verhältniſs in der That die Lagerung bestimmt, sieht man daraus, daſs die Bauchflossen im Allgemeinen weiter nach vorn liegen 1) in denjenigen Fischen, deren Schwanz sehr lang, und 2) in denjenigen, die einen sehr groſsen Kopf haben, wo also der feste Punkt der Bewegung weit nach vorn liegt. Man kann nach die - ser Ansicht mit ziemlicher Sicherheit die Stelle der Bauchflossen bestimmen, wenn man die Form eines Fisches und die Stelle des Afters (zur Bezeichnung der Länge des Schwanzes) auf eine Tafel zeichnet. Ist z. B. der Leib am höchsten in der Gegend der Brustflosse, so daſs bei der Krümmung des Leibes diese Gegend den relativ festen Punkt abgiebt, so liegt die Bauchflosse grade unter der Brustflosse. Ist der Kopf nicht sehr groſs, die Bauchhöhle aber nicht kurz, und der Leib von ziemlich gleicher Höhe oder in der Mitte am höchsten, so liegt die Bauchflosse hinter der Brustflosse. Auch auf die Anlagerung der Brustflosse hat der feste Punkt der Be - wegung Einfluſs; denn, lassen wir zuvörderst diejenigen Knorpelfische unberück - sichtigt, welchen eine besondere Entwickelung des Halses zukommt, wodurch die Brustflossen vom Kopfe entfernt werden, so finden wir das Wurzelglied der Brustflosse um so inniger mit dem Kopfe verbunden, je gröſser dieser ist. Ist er klein, wie im Aal, und der Leib dabei lang, so steht das Wurzelglied der Brust - flosse bedeutend nach hinten vom Kopfe ab. In der Gattung Petromyzon fällt der feste Punkt der Bewegung ganz nach vorn in die Mundöffnung selbst, da sie sich mit dem Maule festzusaugen pflegt und den ganzen Leib auf diesem vorder - sten Ende hin und her schwingt. Hier fehlt nun die Brustflosse ganz, was uns daher zu rühren scheint, daſs sie das Bestreben hat, in das vorderste Ende zu rücken und gleichsam in den Kiefern mit enthalten ist*)Derselbe Grund kaun freilich nicht in allen Kahlbäuchen das Fehlen der Bauchflosse erklären.

Dieſs muſste vorangeschickt werden, um bei der Bestimmung der allge - meinen Form der Wurzelglieder in Anwendung zu kommen. Der knöcherne Theil jedes Wurzelgliederpaares scheint mir ein Ring zu seyn, der (immer ohne Rück -sicht185sicht auf die Schildkröte) beide Hauptröhren des Leibes der Wirbelthiere, oder, was damit zusammenhängt, beide knöcherne Ringe des Rumpfskelettes einschlieſst. Die Fig. 7. auf Taf. III. soll dieses Verhältniſs versinnlichen, de, ed bilden zu - sammen einen Ring, welcher beide Ringe des Rumpfskelettes umschlieſst. Den - ken wir zuvörderst nur an das Wurzelglied der Brustextremität, so werden wir die Abbildung ohne Widerrede ganz entsprechend finden. Ein oberes Schluſsstück (Schulterblatt) Fig. 7. d entspricht mit seinem obern Rande den Dornfortsätzen. In den Knochenfischen heftet es sich unmittelbar an die Schädeldecke, d. h. an die ausgebreiteten Dornfortsätze der Schädelwirbel an, in mehreren Rochen hef - ten sich die obern Schluſsstücke der Wurzelglieder an die Dornfortsätze der Wir - belsäule, ja in Torpedo sogar unter sich die Wirbelsäule einschlieſsend. In den Lungenthieren ist es zwar mit den Dornfortsätzen der Wirbel nicht verwachsen, aber ihnen genähert, durch einen Muskel angeheftet und es bedeckt wenigstens die obern Wirbelbogen, so daſs es verlängert die Dornfortsätze erreichen würde. Es ist also nach oben der Ring nur nicht völlig geschlossen. Nach unten geht ein anderes Schluſsstück (Schlüsselbein), welches in der Regel doppelt ist, nicht selten aber auch völlig fehlt und die Schluſslinie der untern Hauptröhre erreicht.

Die Muskeln, die dem Rumpfgliede der Extremität angehören, sind viel weiter ausgedehnt, als der schmale Knochenring, und bilden eine Lage über den Muskeln des Rumpfes. Muskeln und Knochen machen aber ursprünglich eine indifferente Masse aus, und so weit ein Muskel reicht, so weit reicht (man erlaube mir den Ausdruck) die Beziehung des Knochens. Gesetzt nun, dieselbe Grund - gestalt, welche für die Brustextremität in die Augen springend ist, gälte auch für die Bauchextremität, so würden die Rumpfglieder der Extremitäten eine dritte wenn auch weniger vollständige Röhre bilden, welche die beiden Röhren der Fleischschicht (die Rücken - und Bauchröhre) umgiebt.

Hier nun müssen wir den Einwand auſnehmen, daſs vielleicht die Bauch - extremität der angenommenen Grundform gar nicht entspricht. Man betrachtet häufig die Rumpfglieder (ja die ganze Extremität) nur als Wiederholung der Rip - pen, in welchem Falle unsre oben ausgesprochene Ausicht ganz irrig wäre. Man hat dabei wohl vorzüglich das Becken im Auge. Dieses umgiebt in der That in den meisten Landthieren die Bauchhöhle unmittelbar und scheint daher in der Be - deutung von verwachsenen Rippen zu stehen. Dazu kommt noch, daſs das Bek - kan ziemlich oft nach oben gar nicht, oder nicht viel über die Queerfortsätze der Beckenwirbel hervorragt. Der Schultertheil der vordern Extremität und das Bek - ken der hintern Extremität sind aber unbezweifelt Modificationen derselben Grund -A a186form. Wenn nun das Becken nur eine Wiederholung der Rippen ist, so müſste dieſs auch für die Schulter gelten.

Wir geben vor allen Dingen zu, daſs die Schulter oder der Knochengür - tel des Rumpfgliedes der vordern Extremität, und das Becken oder</