PRIMS Full-text transcription (HTML)
Der praktiſche Maurer.
Handbuch für Maurermeiſter, Geſellen und Lehrlinge. Zugleich ein Leitfaden für die Maurergeſellen, welche die Prüfung als Maurermeiſter zu beſtehen haben.
Mit 14 Tafeln Abbildungen.
Halle1847,C. A. Kümmel. G. C. Knapp.
[III]

Jnhaltsverzeichniß.

  • Erſte Abtheilung. Die Baumaterialien des Maurers.
    • Seite
      • §. 1. Allgemeines1
    • A. Natürliche oder rohe Materialien.
      • §. 2. Wie man die Bauſteine gewinnt4
      • §. 3. Von den Eigenſchaften der Bauſteine8
      • §. 4. Feſtigkeit der Steinarten, welche zum Bauen gebraucht werden10
      • §. 5. Maaß und Verkauf der Bauſteine11
      • §. 6. Verbrauch der gewachſenen Steine13
      • §. 7. Lehm und fette Erden15
      • §. 8. Moos16
      • §. 9. Theer und Asphalt17
    • B. Künſtliche Materialien des Maurers.
      • §. 10. Lehmſteine (Luftſteine, Kluthen, Luftziegeln) 18
      • §. 11. Lehmpatzen (ägyptiſche Luftziegeln) 22
      • §. 12. Jn Formen geſtampfte Mauern und einzelne Steine23
      • §. 13. Die gebrannten Mauerſteine (Ziegeln) 27
      • §. 14. Die Ziegelöfen31
      • §. 15. Kennzeichen der Güte gebrannter Steine (Ziegeln) 38
    • C. Verbindungsmaterialien.
      • §. 16. Allgemeines. Die Mörtel und Brennen des Kaltes45
  • Zweite Abtheilung. Der Baugrund. Verſchiedene Gründungsarten der Gebäude.
    • §. 17. Der Baugrund66
    • §. 18. Unterſuchung des Baugrundes71
    • §. 19. Reinigung des Baugrundes und die dazu erforderlichen Werk - zeuge75
    • §. 20. Gründung auf gutem Baugrunde80
    • §. 21. Gründung auf Roſten84
    • §. 22. Gründung durch Sandſchüttungen90
    • §. 23. Gründung mit Gußmörtel. Béton93
    • §. 24. Gründung mit Steinſchüttungen99
    • §. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler100
  • IV
  • Seite
  • Dritte Abtheilung. Die verſchiedenen Arten des Mauerwerks, deſſen Zuſammenfügung, gute und mangelhafte Eigenſchaften.
    • §. 26. Allgemeines und Beſtimmung der Mauerſtärken104
    • §. 27. Mauern von Feld - und Bruchſteinen112
    • §. 28. Geſtampfte Mauern. Aus geſtampfter Erde (Piſé) beſtehende Mauern115
    • §. 29. Geſtampfte Mauern von Kalk und Sand120
    • §. 30. Mauern von Gußwerk125
    • §. 31. Lehmſteinmauern127
    • §. 32. Mauern von gebrannten Mauerſteinen131
    • §. 33. Allgemeine Bemerkungen über §. 27. bis §. 32. 136
    • §. 34. Kellermauern, Erdgeſchoſſe, Plynthen139
    • §. 35. Von den Futtermauern144
    • §. 36. Der Mauerverband145
  • Vierte Abtheilung. Die Gewölbe.
    • §. 37. Allgemeines156
    • §. 38. Gewölbelinien164
    • §. 39. Die Widerlager der Gewölbe171
    • §. 40. Von den Gewölbeſtärken179
    • §. 41. Von den Gerüſten und Bogenſtellungen der Gewölbe im All - gemeinen187
    • §. 42. Das Tonnengewölbe189
    • §. 43. Das Kappengewölbe191
    • §. 44. Das Kreuzkappengewölbe197
    • §. 45. Das Kuppelgewölbe204
    • §. 46. Das böhmiſch Kappengewölbe207
    • §. 47. Einige weniger übliche Gewölbearten210
    • §. 48. Das Spitzbogen - oder altdeutſche Gewölbe212
    • §. 49. Die Topf - und Gußgewölbe218
    • §. 50. Wölbung der Thür - und Fenſterſturze, Rauchmäntel, ſcheit - rechte Bogen ꝛc. 223
    • §. 51. Gewölbte Treppen230
  • Fünfte Abtheilung. Geräthe, Rüſtungen und Hebezeuge.
    • §. 52. Baugeräthe236
    • §. 53. Baugerüſte238
    • §. 54. Gerüſte zu Wölbungen244
    • §. 55. Die Hebezeuge246
  • Sechſte Abtheilung. Anlage der Feuerſtellen in den Gebäuden und der Rauchröhren.
    • §. 56. Allgemeines250
    • V
    • Seite
    • §. 57. Anlage der Feuermauern, Feuerherde, Rauchmäntel, Vorgelege und Kamine253
    • §. 58. Schornſteine, Rauchröhren259
    • §. 59. Verhinderung des Einrauchens265
    • §. 60. Dunſtröhren267
  • Siebente Abtheilung. Die Eindeckung der Dächer, die Geſimſe, die Ankerungen.
    • §. 61. Allgemeines269
    • §. 62. Eindeckung mit Bieberſchwänzen, Plattſteinen272
    • §. 63. Eindeckung mit hohlen Steinen275
    • §. 64. Die italieniſche Dachdeckung277
    • §. 65. Dachfenſter. Geſimſe. Ankerungen278
  • Achte Abtheilung. Von den Fußböden.
    • §. 66. Die Fußboden von Steinplatten286
    • §. 67. Eſtriche288
    • §. 68. Moſaikfußboden293
  • Neunte Abtheilung. Bewurf der Mauern, Putzarbeiten.
    • §. 69. Allgemeines296
    • §. 70. Putz auf Mauern, von verſchiedenem Material301
    • §. 71. Abputz auf Holzwerk305
    • §. 72. Bekleiden der Mauern mit Platten310
    • §. 73. Anſtriche der Mauern und des Holzwerks311
  • Zehnte Abtheilung. Einige Heizungsanlagen welche dem Maurer oft vorkommen.
    • §. 74. Anlage einer Brauntweinblaſenfeuerung315
    • §. 75. Anlage einer Malzdarre318
    • §. 76. Heizungsanlage einer Braupfanne319
    • §. 77. Anlage eines ſogenannten Roſtloches325
    • §. 78. Anlage einer Waſchkeſſelfeuerung326
    • §. 79. Anlage mehrerer Arten von Brodbacköfen326
    • §. 80. Anlage einer Dampfkeſſelfeuerung335
    • §. 81. Anlage gewöhnlicher Stubenöfen von Mauer - und Lehmſteinen336
    • §. 82. Anlage von Räucherkammern338
  • Elfte Abtheilung. Reparatur von Mauerarbeiten und Einwirkungen, welche zerſtörenden Einfluß auf Bauwerke äußern.
    • §. 83. Reparaturen341
    • §. 84. Näſſe und Feuchtigkeit347
    • VI
    • Seite
    • §. 85. Das Feuer und die Feuerſicherheit349
    • §. 86. Sturm, Luftzüge, Zugluft350
    • §. 87. Licht und Wärme, inſofern ſie bei Anlage der Gebäude für den Maurer zu berückſichtigen ſind351
    • §. 88. Holzſchwamm, Mauerfraß, Stock - auch Mauerſchwamm353
  • Zwölfte Abtheilung. Die Steinhauerarbeiten.
    • §. 89. Allgemeines358
    • §. 90. Verſetzen359
    • §. 91. Verkitten, Vergießen, Verdübeln364
    • §. 92. Mauern von Quaderſteinen365
    • §. 93. Treppen von Werkſtücken366
    • §. 94. Wölbungen von Werkſtücken ꝛc. 368
  • Dreizehnte Abtheilung. Prüfung der Maurergeſellen.
    • I. Nach preußiſchem Geſetz371
    • II. Nach ſächſiſchem Geſetz377
    • III. Nach baieriſchem Geſetz391

Erſte Abtheilung. Die Baumaterialien des Maurers.

§. 1. Allgemeines.

Die Baumaterialien ſollen ſo dauerhaft ſein, daß ſie allen widrigen Einflüſſen, die ſie zerſtören könnten, zu widerſtehen im Stande ſind. Da ſie aber ihrer Natur gemäß einen größeren oder geringeren Grad der Dauer haben, ſo werden diejenigen Materialien immer die vor - züglichſten ſein, welche die Eigenſchaft der Dauer und Feſtigkeit ſchon an und für ſich beſitzen. Wir werden im Verfolg die beſſeren von den ſchlechteren unterſcheiden lernen.

Die Baumaterialien theilen ſich in rohe oder natürliche, und in künſtliche. Unter rohen oder natürlichen Baumaterialien verſteht man alle diejenigen, welche ohne alle weitere Vorbereitung in ihrem natürlichen Zuſtande zum Bau verwendet werden können; wie Feld - und Bruchſteine, Sand, Lehm ꝛc.

Unter künſtlichen Materialien verſteht man diejenigen, welche, ehe man ſie gebrauchen kann, erſt einer beſtimmten Zurichtung bedür - fen, wie alle Arten künſtlicher Mauerſteine, gebrannte und unge - brannte, Dachſteine, Kalk, Theer, Asphalt, Farbenſtoffe ꝛc.

Ferner unterſcheidet man bei rohen und künſtlichen Materialien noch diejenigen, welche dazu dienen, um eine Verbindung der ange - wendeten Materialien zu einem feſten Mauerwerke hervorzubringen, und dieſe nennt man Verbindungsmaterialien; z. B. wenn man ſich des gelöſchten Kalkes bedient, um die Mauerſteine mit einander zu verbinden, ſo iſt der Kalk das Verbindungsmaterial. Eben ſo würde der Lehm bei einer Mauer von geſtampfter Erde rohes Bau - material ſein; wenn man ihn aber verdünnt zur Aufmaurung einer Lehmſteinmauer verwendet, ſo würde er in dieſem Falle als Verbin - dungsmaterial zu betrachten ſein.

Menzel, der praktiſche Maurer. 1
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A. Natürliche oder rohe Materialien des Maurers.

Gewachſene Steine. Sie ſind in denjenigen Gegenden, wo ſie ſich in größeren oder geringeren Maſſen finden, immer ein Hauptbaumaterial. Sie werden entweder aus Steinbrüchen entnom - men, wo ſie in großer Menge lagern, oder man trifft ſie in ſchwä - cheren oder ſtärkeren Geſchieben, oder ſie werden auch, wie im nörd - lichen Deutſchland die Granitſteine, in einzelnen Stücken zerſtreut auf dem Felde, über und unter der Erde gefunden, alsdann heißen ſie Leeſeſteine (Feldſteine).

Die verſchiedenen Steinarten haben ſehr verſchiedene Dauer, be - ſonders wenn ſie den Einwirkungen der Witterung und der Luft aus - geſetzt ſind.

Jm Allgemeinen kann man mit Sicherheit annehmen, daß je feſter ein Stein an ſich iſt, und je feiner die einzelnen Körnchen ſind, aus welchen er beſteht, um ſo beſſer widerſteht er den äußeren Ein - flüſſen der Witterung.

Ganz von Waſſer oder Erde umgeben halten ſich alle gewach - ſenen Steine gut, weil ſie alsdann der Zerſetzung durch die atmoſphä - riſche Luft nicht ausgeſetzt ſind. Deshalb verwendet man auch ſolche Steine, welche im Freien nicht dauerhaft ſind, noch immer im Jnnern und zu Fundamentbauten.

Ferner wird eine rauhe, unebene Oberfläche ungleich ſchneller von der Witterung angegriffen, als eine feine, glatte, polirte.

Deshalb ſind die feinkörnigen Steine dauerhafter als die grob - körnig gefügten, deshalb werden Steinarbeiten, welche in ihren Au - ßenflächen polirt ſind, eine ungleich längere Dauer zeigen, als rauh bearbeitete Flächen. Aus dieſen Gründen ſind die ſogenannten Ur - gebirgsarten, wie Granit, Baſalt, Porphir, Gneus auch die feſte - ſten Baumaterialien.

Alle Arten Kalkſteine, wozu auch der Marmor gehört, ſind namentlich im äußern verwendet weniger dauerhaft. Sie werden hauptſächlich durch den Froſt beſchädigt. Auch erleiden ſie an den - jenigen Stellen Beſchädigung, wo eiſerne Klammern ꝛc. mit denſelben verbunden werden, da der Eiſenroſt den Stein zerſtört. Es iſt jedoch hier ebenfalls zu merken, daß, je feiner das Korn des Geſteines iſt, um ſo feſter und dauerhafter in der freien Luft wird ſich auch der Stein zeigen. Deshalb hat man auch ſchon im Alterthume die feſte - ſten Marmorarten, beſonders im polirten Zuſtande, auch zu Säulen und Mauern, ſelbſt zu Dachſteinen im Freien verwendet.

Kalkſteine von loſerem Gefüge, wie derjenige Kalkſtein, aus3 welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält ſich, zu Mauerwerk im Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher kann man dieſe Steinarten, ſo wie alle Muſchelkalke, Erbſenſteine ꝛc., nur Bedingungsweiſe verwenden. Jm Alterthume bediente man ſich jedoch auch der loſeren Kalkſteine zu Tempelbauten, alsdann aber überzog man die äußeren Flächen derſelben mit ſchützenden dünnen Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermiſcht ꝛc., wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede ſein wird. Kalkſteine, welche im Herbſt gebrochen ſind und den Winter über der Witterung ausgeſetzt gelegen haben, ſind nicht ſo brauchbar als ſolche, welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden, weil erſtere vom Froſt leiden.

Da nun die Kalkſteine von gröberem und loſem Gefüge im Freien verbraucht nicht ausdauern, ſo bedient man ſich ihrer faſt aus - ſchließlich zu Fundament - und inneren Mauern, oder wenn man ſie (weil ſie grade wohlfeil zur Hand ſind) im äußern verwenden will, muß man ſie mit einem ſchützenden Ueberzuge verſehen, welches jedoch meiſt auch koſtſpielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man die Kalkſteine auch zum Kalkbrennen. Der feſteſte Kalkſtein (Mar - mor) giebt auch den ſchönſten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt Kalkſtein nicht, weil er durchbrennt.

Bruchſteine. Der Quarz (Kieſelſtein) und die Schieferarten ſind von größerer oder geringerer Feſtigkeit und Dauer, jenachdem ſie grob oder feinkörnig ſind, auch geben ſie wegen ihrer unregelmäßigen Geſtalt kein ſo gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich - teten Mauern. Dieſelbe Unregelmäßigkeit ihrer Geſtalt verurſacht auch, daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derſelben erfor - derlich wird. Nichts deſto weniger werden ſie in Gegenden, wo man ſie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu - den, ja ſogar zu anſehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr - hunderte lange Dauer ſolcher Werke zeugt für deren Anwendung, we - nigſtens für untergeordnete Zwecke.

Sandſtein wird nur in großen Sandſteinbrüchen gewonnen, und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich ſo beſtellt wie man ſie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die ſcharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden ſie nach jeder Ab - meſſung hin einen Zoll größer geliefert, welches man den Ar - beitszoll nennt. Die Urſache weshalb man den Sandſtein roh bearbeitet kommen läßt, iſt, weil das Gewicht der erforderlichen Maſ - ſen dadurch für den Transport ſo gering wie möglich wird und folglich1 *4viel weniger koſtet. Je feinkörniger der Sandſtein iſt, deſto feſter und dauerhafter iſt derſelbe. Der Sandſtein hat gegen die übrigen bereits genannten Steine den Nachtheil, daß er Waſſer anzieht, aus - friert und dadurch geſprengt wird oder abblättert.

Thonſchiefer wird in unregelmäßige Platten zerſpalten zu Dachdeckungen und, in Gegenden wo er heimiſch iſt, auch zu Beklei - dung äußerer Holz - und Fachwerkswände gebraucht.

Gips-Alabaſter. Wird weiter unten bei den Mauerüber - zügen wieder vorkommen.

§. 2. Wie man die Bauſteine gewinnt.

Die natürlich gewachſenen Bauſteine befinden ſich meiſtens als Felsmaſſen in den Gebirgen, oder man findet ſie auch in ſo großen einzelnen Stücken zu Tage liegen (wie die ſogenannten Feldſteine), daß man ſie in der Geſtalt wie man ſie vorfindet, nicht ſogleich ver - brauchen kann, ſondern ſie auf irgend eine Art zerkleinern und ihnen eine dem künftigen Bauzwecke entſprechende Form geben muß.

Es giebt verſchiedene Arten die Bauſteine zu gewinnen.

Jedes Geſtein beſteht in parallel (gleichlaufend) auf einander liegenden Schichten. Man kann ſich davon die deutlichſte Vorſtellung machen, wenn man ſich einen vierkantigen Bauſtein wie ein vierkanti - ges Stück Holz vorſtellt. Bei einem Stück Holz laufen die Faſern alle neben einander nach einer beſtimmten Richtung. Nach dieſer Längenrichtung der Faſern iſt das Holz bekanntlich am leichteſten zu ſpalten. Aehnlich verhält es ſich mit der Geſtaltung des Steines, auch er läßt ſich in derjenigen Richtung am leichteſten ſpalten, nach welcher ſeine Schichten gehen.

Hierauf begründet ſich das Verfahren bei Zerſtückung großer Steinmaſſen.

Bei loſem Geſtein iſt es leicht die Richtung zu erkennen, welche die Ablagerungsſchichten genommen haben. Je feſter das Geſtein, deſto ſchwerer iſt die Richtung der Schichten zu erkennen, und es fordert alsdann ſchon ein ſehr geübtes Auge, um es im Stande zu ſein.

Es iſt zwar möglich einen Stein in der entgegengeſetzten Rich - tung ſeiner Schichtenlage zu zermalmen, ſo wie es möglich iſt ein Stück Holz quer durchzuhauen, allein ein auf dieſe Art zerſprengter Stein giebt unregelmäßige Stücken und erfordert nebenbei mehr Mühe, Zeit, Arbeit, folglich mehr Geldausgaben, als ein nach der Richtung ſeiner Lagerſchichten zerkleinerter Stein.

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Man zerkleinert Steine auf folgende Arten:

  • 1) Man hauet mit einem ſchweren Hammer auf dieſelben, ſo daß ſie in einzelnen Stücken auseinander ſpringen. Dieſe Art iſt die gewöhnlichſte und einfachſte, ſie wird aber nur bei mittelmäßig großen Steinen angewendet, und liefert keine regelmäßigen Stücken. Auch muß der Hammer immer ſenkrecht auf die Lagerſchicht des Steines aufſchlagen.
  • 2) Man erwärmt größere Steine durch ein Feuer, welches mit hellflammendem Holze an der Windſeite des Steines angemacht wird, und zerſchlägt ſie alsdann wie vorhin mit dem Hammer. Auch hierbei erhält man keine regelmäßigen Stücken.
  • 3) Man ſprengt große Steine durch Pulver, mittelſt ſoge - nannter Meißelbohrer. Während des Bohrens muß fortwährend Waſſer in das Bohrloch geträufelt werden, um den Bohrer abzuküh - len. Vor der Ladung wird aller Steinſtaub entfernt. Ein geübter Sprenger kann in einem Tage 25 Zoll bohren und ſprengen. Zur Abſprengung von 100 Zoll Bohrloch oder 33⅓ Zoll Füllung ge - hört 1 Pfund Pulver. Es wird ein Loch in den Stein gearbeitet von etwa einem Zoll im Durchmeſſer, und ſo tief, daß die Tiefe des Bohrloches bis des Durchmeſſers von dem Steine be - trägt. Alsdann wird ¼ bis der Höhe des Bohrloches mit Pulver geladen, dann ein Pfropfen von Werg, Gras, Papier und Holzkeilchen aufgeſetzt, durch welchen das Zündloch für die Zündna - del bleibt. Alsdann wird der Stein geſchoſſen, nachdem man das Bohrloch mit Pulver gefüllt. Es iſt natürlich, daß wenn man die Richtung des Bohrloches nach den Lagerungsſchichten des Steines gehen läßt, dieſer gleichmäßiger und ebner zerſpringt, als wenn man das Gegentheil thut.
  • Auch bei der Sprengung durch Pulver erhält man keine ganz regelmäßigen Stücken.
  • Einen Zoll tief zu bohren koſtet ¾ Silbergroſchen mit der Ladung.
  • 4) Sprengt man große Steine mit Waſſer. Jm Alterthume, als man das Pulver noch nicht anwendete, arbeitete man Löcher in den Stein, trieb alsdann zuvor gedörrte feſte Holzkeile in dieſe - cher und füllte ſie mit Waſſer. Das Waſſer dehnte allmälig die ge - dörrten Holzkeile ſo gewaltſam aus, daß große Steinmaſſen dadurch von den Felſen abgelöſet wurden. Auch in neuſter Zeit hat man ein ähnliches Verfahren, Steine durch Waſſer zu ſprengen, angewendet, um das Pulver zu ſparen, jedoch iſt die Pulverſprengung weniger6 langſam, auch ſichrer, obgleich ſie wegen des Verbrauchs an Pulver etwas koſtſpieliger iſt.
  • 5) Mit eiſernen Keilen. Hierdurch ſpaltet der Stein nach ſeinen Lagerſchichten in ebenen Flächen, und es iſt daher dieſe Art, wenn auch koſtſpieliger, den andern vorzuziehen. Man braucht hierzu mehrere Picken von gutem Eiſen, 10 Zoll lang, einen Zoll breit, an beiden Enden gut verſtählt, die aber während des Gebrauches alle 3 bis 4 Tage geſchärft und nach 3 4maligem Schärfen wieder neu verſtählt werden müſſen.
  • Zehn bis zwölf Stück ſcharf abgeſchmiedete eiſerne Keile, von weichem, unverſtähltem Eiſen, 5 Zoll lang, Zoll breit, jedoch auch einige kleinere von weichem Eiſen.
  • Einen großen Hammer (Poſſckel), wie ihn die Steinſchläger bei den Chauſſeeſteinen benutzen, deſſen untere Kante verſtählt ſein muß, 16 20 eiſerne Blechſtücke Zoll lang, Zoll breit, oben Zoll dick und nach unten zu geſchärft.
  • Dieſe Geräthſchaften ſind für 2 Mann ausreichend und koſten etwa 10 12 Rthlr.
  • Der zu ſpaltende Stein wird ganz von der umliegenden Erde befreit und auf allen Seiten losgegraben, ſo daß er auf keiner Seite im Mindeſten anliegt, denn ſonſt ſpringt er auch bei der größten Ge - walt nicht auseinander. Wenn der Stein auf allen Seiten losgegra - ben iſt, ſo wird auf demſelben die Linie, nach welcher man ihn ſpal - ten will, durch eine mit Kohle beſtrichene Schnur vorgezeichnet; dieſe Linie muß nach der Richtung der Lagerſchichten des Steines liegen. Bei Sandſteinen iſt dieſe Richtung ſehr leicht zu erkennen, bei feſtem Geſtein, wie Granit ꝛc., nur durch viele Uebung.
  • Auf dieſer Linie wird mit einer der beſchriebenen Picken eine Rinne, etwa 2 Zoll breit und Zoll tief, und zwar die erſte Hälfte der Tiefe mit der Quere der Picke, die zweite aber nach der Länge der Picke eingehauen, ſo daß die Vertiefung nach unten etwas enger zuſammen läuft. Hierbei verwahren ſich die Arbeiter ihre Au - gen mit einem Flor. Die Rinne muß auch bei dem Aushauen öfters mit einem Strohwiſche gereinigt werden. Wenn ſie fertig iſt, wird ſie ih - rer Breite nach in Entfernungen von 7 8 Zoll, wenn aber der Stein ſehr groß und hart iſt noch näher an einander, mit eiſernen Blechen der - geſtalt ausgeſetzt, daß auf jeder Stelle ſo viele Bleche ſo dicht an einan - der geſetzt werden, daß die letzteren derſelben ſchon mit einem Hammer eingetrieben werden müſſen. Wenn dies geſchehen, ſo ſetze man in die Mitte eines jeden Satzes ſo in einander geſchichteter Blechſtücke einen7 von den eiſernen Keilen, und ſchlägt mit dem Hammer auf die Keile von einem Ende des Steines zum andern, abwechſelnd erſt ſchwach, dann ſtärker und zuletzt geſchwind und mit doppelten Kräften auf einen Keil nach dem andern; vorzüglich aber auf diejenigen, welche am leichteſten eingehen und gut ziehen, da denn der Stein ſehr bald in einer ebenen Fläche von einander ſpringt.
  • Die eingelegten keilförmigen Bleche wirken ebenfalls als Keile mit, und dienen dazu, das Zermalmen der Rinnflächen durch die Keile bei deren Eintreiben zu verhindern.
  • Der Stein giebt zuweilen kurz vor dem Spalten einen leiſen Ton auf dem einen Ende, welcher das Reißen anzeigt, und es iſt als - dann nöthig, auf die Keile am andern Ende ſogleich mit voller Macht zu ſchlagen, weil, wenn man dabei langſam zu Werke geht, die ebene Fläche verfehlt wird.
  • Die härteſten Steine laſſen ſich am beſten in große Stücke mit ziemlich ebenen Flächen ſpalten. Haben die Steine aber ſchon natür - liche Riſſe und Sprünge, ſo zerſpalten ſie bei dem Eintreiben der Keile in unregelmäßige Stücke.
  • 6) Will man vorher geſprengte Steine zu regelmäßigen Stücken geſtalten, ſo geſchieht dies auf die bekannte Art mittelſt flach und rund zugeſpitzter Eiſen, auf welche man mit hölzernen Schlägeln ſchlägt, auch durch Zerſägen mit zahnloſen Sägen von Eiſen (beſ - ſer von Kupfer). Jn die Schnittfuge wird Sand, bei ſehr harten Steinen auch wohl Schmergel, oder Abgänge von Zinn und Blei mit Waſſer getröpfelt. Der Sand muß ſo ſcharf als möglich ſein, weshalb zerſtoßne Feuerſteine und Glas hierzu zweckmäßig ſind. Mit einer ſolchen Säge kann ein Arbeiter täglich 6 F. mittelmäßig har - ten Sandſteines zerſchneiden.
  • 7) Es kommt auch vor daß man, bei Grundbauten namentlich, Steine unter dem Waſſer ſprengen muß. Tafel I. Fig. 24. zeigt die Vorrichtung dazu, wenn die Steine nicht zu tief unter Waſſer liegen. Der Stein M wird, wenn das Waſſer ſo trübe iſt, daß man den Stein nicht ſehen kann, hinſichtlich ſeiner Lage, Form und Größe durch Peilſtangen unterſucht. Hiernach beſtimmt man die Lage und Größe des Bohrloches. Das Loch wird trichterförmig gebohrt. Hie - rauf wird eine hölzerne Röhre Zoll ſtark ausgebohrt, und nach Maaßgabe der Trichteröffnung im Steine zugeſpitzt, eingekerbt, mit Hechelabgang in dieſer Spitze umwickelt und mit einer Miſchung von Terpentinöl, Wachs und Talg beſchmiert eingebracht. Nun wird der Bohrer in das Bohrloch geſteckt und an ihm dieſe Röhre herunter -8 gelaſſen und eingetrieben, ſo daß ſie waſſerdicht darin ſteht. Hierauf zieht man den Bohrer heraus, trocknet die Röhre durch Schwämme aus, nimmt aber zuvor das Bohrmehl aus der Oeffnung. Die völlig trockne Kammer wird dann auf ihrer Tiefe mit Pulver geladen. Hierauf wird eine Zündnadel, die ſo wie der Ladeſtock von Kupfer ſein müſſen, 2 Zoll tief ins Pulver geſteckt, und mit ganz trocknem Lehm um dieſelbe, mittelſt des Ladeſtockes durch ſtarke Hammerſchläge feſtgepfropft, dann mit etwas angefeuchtetem Lehm und Ziegelmehl bis noch 1 Zoll über die Bohrung ſo fortgefahren, die Zündnadel herausgezogen, und dieſer Beſatz von oben herab mit feinem Pulver ½ Zoll dick überſchüttet, das dann in die Oeffnung der herausge - zognen Zündnadel läuft, ſie füllt und ſo mit der Pulverladung in Verbindung kommt. Ein Arbeiter ſteckt endlich einen brennenden Schwamm an ein langes Stöckchen, und wirft ihn damit in die Röhre hinunter, worauf er ſich ſogleich entfernt. Beim Sprengen wird die Röhre herausgeworfen. Die Steine ſelbſt, wenn ſie nur 1 Fuß tief im Waſſer liegen, ſpringen nicht heraus. Die geſprengten Stücken umgiebt man mit Ketten und holt ſie heraus. (Man ſehe Wolfram Bau-Form und Verbindungslehre §. 22.)
  • 8) Auch vermittelſt eiſerner männlicher Schrauben, welche ſich in einer geſpaltenen in das Sprengloch eingeſenkten Mutterſchraube bewegen, kann man, beſonders in Steinbrüchen, mit großem Vortheil Steine abſprengen, da beſonders auf dieſe Art jede unnöthige Zer - ſplitterung in vielen kleinen Abfall verhütet wird. (Aus dem Mecha - nic Magazine No. 599. S. 360. Mit Abbildung.)

§. 3. Von den Eigenſchaften der Bauſteine.

Wir haben ſchon früher im Allgemeinen bemerkt, daß einige Steinarten ſich mehr wegen ihrer Feſtigkeit und Dauer zum Bauen eignen, andere weniger. Diejenigen welche das feinſte Korn und folg - lich das feſteſte, härteſte Gebilde (textur) haben, ſind auch in der Regel die dauerhafteſten. Die natürlichen Steine enthalten zuweilen ſalzige Theile, welches namentlich von einigen Kalkſteinarten gilt. Jn dieſem Falle ſind ſie nicht gut zu ſolchen Bauwerken zu brauchen, bei welchen Trockenheit erſte Bedingung iſt. Ein Mauerwerk von ſolchen Steinen aufgeführt wird immer, und namentlich bei feuchter Luft, ſehr feucht und ungeſund ſein. Da der Kalkſtein überhaupt leicht Feuch - tigkeit an ſich zieht, ſo hält auch der Abputz ſchlecht darauf.

Am meiſten leidet der Kalkſtein durch Salze. Aus dieſem Grunde kann er zu Viehſtällen, Abtrittsgruben, Abtrittsſchlotten gar9 nicht verwendet werden, da die Auswürfe der Menſchen und Thiere Kochſalz enthalten, und durch Verweſung thieriſcher Stoffe Salpeter erzeugt wird, der in der Feuchtigkeit zerfließt.

Bei Sandſtein ſind meiſtens die mit thonigem oder kiesligem Bindemittel die härteſten.

Die Sandſteine müſſen im Bau nur auf ihr Lager, welches ſie im Bruche hatten, gelegt werden, weil ſie ſonſt leicht zerbrechen. Daſſelbe gilt auch von härterem Geſtein, wenn es ſich auf Unterlagen frei tragen ſoll. Es müſſen alſo die Lager bei Mauern, Säulen und Pfeilern wagerecht (horizontal), bei Gewölben aber verlängert den Mittelpunkt des zugehörigen Bogens treffen.

Stellt man ſie dagegen ſo, daß ihr natürliches Lager ſenkrecht (und nicht wagerecht) zu ſtehen kommt, ſo dringt leicht Feuchtigkeit ein und wenn dieſe im Winter friert, wird der Stein durch den Froſt geſprengt.

Man kann dem Sandſtein, im Freien angewendet, durch Oel - anſtriche eine größere Dauer geben, nur muß der Stein ſelbſt alsdann trocken ſein, weil ſonſt kein Anſtrich haltbar iſt. Hierdurch wird das Eindringen der Näſſe und das Auseinanderfrieren verhindert. Die Löcher werden mit Oelkitt (Glaſerkitt) vorher zugemacht. Sollen die Steine blos geölt werden (was nicht ſo gut iſt), ſo wird das Oel heiß gemacht und der Stein damit 3 4 Mal überzogen. Hierbei muß man die Steine von allem Schmutz reinigen. Vorhandene von Näſſe bereits durchzogene Sandſteinmauern laſſen ſich weder mit Vor - theil ölen noch anſtreichen. Wenn die obere Fläche von Sand - und Kalkſteinen frei gegen die Luft liegt, wie bei Geſimſen ꝛc., ſo müſſen dieſe Flächen mit Metall eingedeckt werden.

(Kiefel) Quarz iſt ſehr hart und eignet ſich am meiſten zu Pflaſterungen; auch wird er, wo man ihn häufig findet, zu Mauern in und über der Erde verwendet.

Alle Schieferarten, wo ſie häufig vorkommen, können zu Mauer - werk verwendet werden.

Der ſogenannte Urthonſchiefer (Dachſchiefer) muß ſich dünn und gleichmäßig ſpalten und keine Quarzkörner, Kalkerde, Kohlen - ſtoffe ꝛc. haben, wodurch er leicht verwittert.

Die Güte des Dachſchiefers beurtheilt man am leichteſten nach dem Klange, je heller und reiner der Klang, deſto beſſer der Schie - fer, oder man legt ihn in Waſſer, je weniger Waſſer er einſaugt, deſto feſter iſt er. Der ſalpeterhaltige Schiefer verwittert leicht.

Von den Feldſteinen gilt, daß die quarzreichen die dauerhaf -10 teſten ſind. Die feinkörnigen ſind, wie bereits mehrfach bemerkt, die feſteſten.

Baſalt. Die braunen, rothen, gelben Farben daran ſind ge - wöhnlich Folgen hoher Verwitterung, je dünner die Säulen, deſto feſter das Geſtein. Jſt gegen die Witterung beſtändig.

Eiſenſtein verbindet ſich leicht mit dem Mörtel und iſt, friſch gebrochen, mit dem Hammer leicht zu behandeln. Er iſt wetterfeſt. Man findet ihn in niedrigen Gegenden, in Elsbrüchen und Wieſen. Die Ecken der damit erbauten Mauern und Maueröffnungen werden mit Ziegeln eingefaßt.

Die Steine ſind meiſtens im Lager weicher, und erhärten nach und nach in der Luft.

Alle Steine, welche friſch gebrochen ſind, enthalten Erdfeuchtig - keit und müſſen erſt austrocknen (je länger je beſſer), ehe man ſie zu Mauern verwendet. Um ihre Dauer zu prüfen, ſetzt man ſie vor dem Gebrauche mindeſtens 1 Jahr lang der Witterung aus. Die ſchlechten, und diejenigen, welche viel Feuchtigkeit enthalten, blättern dann bedeutend ab oder zerfrieren im Winter. Am beſten bricht man die Steine im Frühjahr, dann können ſie den Sommer über gehörig austrocknen.

Mörtelüberzüge, ſo wie Anſtriche mit Oelfarbe und Tränken mit Oel, wenn es auf ausgetrocknetem Geſtein geſchieht, verlängern deren Dauer; vorausgeſetzt daß dieſe Ueberzüge immer in gutem Stande gehalten werden, welches gewöhnlich nicht geſchieht.

§. 4. Feſtigkeit der Steinarten, welche zum Bauen gebraucht werden.

  • 1) Gegen das Zerdrücken. Bei ſchwerer Belaſtung ein - zelner Steine, wie einzelne Säulen, Schlußſteine von Gewölben ꝛc., muß man vorher überzeugt ſein, daß der Stein durch die Laſt nicht zerquetſcht werden kann. Man hat deshalb Verſuche angeſtellt und Steine ſo lange belaſtet bis ſie zerquetſchten. Man hat aber nur Annäherungsweiſe gefunden, daß diejenigen Steinarten, welche bei gleichen Abmeſſungen der Stücken am ſchwerſten waren (oder das größte ſpecifiſche Gewicht hatten), meiſtentheils auch den größten Widerſtand leiſteten. Auch trugen Stücke von größeren Abmeſſungen mehr, als ſolche von kleineren Abmeſſungen, woraus folgt, daß die Feſtigkeit in ſo großen Stücken, wie man ſie zum Bau verwendet, grö - ßer iſt als in ſo kleinen als man zu den Verſuchen verwendete. Als Erfahrungsſatz gilt, daß man einem Bauſtein nie mehr Laſt auflege,11 als ein Zwölftheil desjenigen Gewichtes, welches ihn zerdrücken würde. Auch muß man darauf achten, daß bei einzelnen ſchwer be - laſteten Steinen der Druck gleichmäßig über die ganze Fläche vertheilt werde. Bei denjenigen Steinen welche mitten in einem Mauerwerk liegen, wird ſchon dadurch ein größerer Widerſtand hervorgebracht, daß die ihn umgebenden Steine dem oberen Drucke entgegenwirken.
  • Man pflegt Bleiplatten zwiſchen Steine zu legen welche ſchwer belaſtet ſind. Bei Sandſteinen, welche auf Mauerwerk verſetzt wer - den, müſſen die Fugen mit Kalk oder anderm Mörtel vergoſſen wer - den, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Wird aber Sandſtein auf Sandſtein verſetzt, ſo legt man einzelne Rollbleiſtücke, ein paar Zoll von der äußern Kante entfernt, dazwiſchen.
  • Jn gewöhnlichen Fällen hat man nicht nöthig die Feſtigkeit des Steines zu unterſuchen, weil man dabei die allgemeine Erfahrung zur Seite hat.
  • 2) Feſtigkeit der Steine gegen das Zerbrechen, wenn ſie frei liegen. Hierbei iſt man genöthigt die bereits vor - handenen Gebäude für einzelne Fälle zu Rathe zu ziehen, und für die einzelnen Fälle die Tragbarkeit der verſchiedenen Steinarten zu beſtim - men. Die Tempelbauten der alten Völker liefern folgende Verhältniſſe bei feſtem Geſtein: Ein belaſteter Stein trägt ſich nach Umſtänden , 2 mal, höchſtens 3 mal ſo weit frei als er hoch iſt. Hierbei iſt aber noch zu berückſichtigen, daß die Tragkraft im Verhältniß des der Höhe zur Breite ſteht (bei verſchiednen Steinlängen dazu wie die umgekehr - ten Längen). Wollte man dies Verhältniß durch einen einzigen Stein - balken erhalten, ſo würde eine unmäßige Höhe deſſelben erfolgen. Aus dieſem Grunde werden 2 niedrigere Steine nebeneinander gelegt, eine größere Laſt tragen, als ein einziger höherer Stein.
  • Unbelaſtet trägt ſich ein feſter Stein freiliegend etwa fünfmal ſo weit frei als er hoch iſt.
  • 3) Feſtigkeit der Steine gegen das Zerreißen. Es kommt dieſer Fall bei den Bauausführungen faſt gar nicht vor. Auch ſind nur wenig Verſuche darüber angeſtellt worden, wenn es nicht ge - ſchah, um daraus auf die Tragbarkeit zu ſchließen.

§. 5. Maaß und Verkauf der Bauſteine.

Das gewöhnliche Maaß bei dem Verkaufe der Steine iſt die Schachtruthe. Eine Schachtruthe iſt 12 Werkfuße lang, 12 Fuß breit und einen Fuß hoch, enthält alſo 12×12×1 = 144 Cubikfuße. Hierbei wird vorausgeſetzt, daß die Steine, Stück an Stück ſo nahe12 als möglich aufgeſtellt werden, damit ſo wenig Zwiſchenräume entſte - hen als es nur irgend angeht, da aber begreiflicher Weiſe die Zwi - ſchenräume mit bezahlt werden müſſen, ſo muß man doppelt acht ha - ben, daß man in dieſer Hinſicht von den Verkäufern nicht betrogen werde.

Es iſt aber wegen unregelmäßiger Form der Bruchſteine (be - ſonders bei der runden Form ungeſprengter Feldſteine) nicht möglich ohne alle Zwiſchenräume aufzuſetzen; deshalb befolgt man allgemein folgendes Verfahren, um niemand bei dem Kaufe zu übervorthei - len. Es wird nämlich an dem Maaße der Länge, Breite und Höhe eines jeden aufgeſetzten Steinhaufens Ein Zoll zugeſetzt, aber bei der Meſſung nicht mitgerechnet. Z. B. es wäre ein Steinhaufen 12′ lang, 12′ breit, 1′ hoch, ſo würde man ihn 12′ 2″ lang, 12′ 2″ breit und 1′ 2″ hoch ſetzen müſſen, um für eine Schachtruthe vol - les Kaufmaaß zu gelten.

Es iſt leicht einzuſehen, daß wenn man die Steinhaufen ſehr lang und ſehr hoch ſetzt, der Ueberſchuß von zwei Zoll Maaß nach jeder Ausdehnung hin ſo unbedeutend werden muß, daß er als faſt gar nicht vorhanden betrachtet werden kann. Deshalb pflegt man die Steinhaufen gewöhnlich nur 2 höchſtens 3 Ruthen lang, 1 höch - ſtens 2 Ruthen breit und 2 Fuß hoch zu ſetzen, und hierbei noch den Ueberſchuß von einem Zoll nach jeder Ausdehnung hin, hinzu - zufügen. Zu einer Schachtruhe Mauerwerk rechnet man Schacht - ruthe Bauſteine. Auf gepflaſtertem Wege fährt man mit 2 Pferden Schachtruthe Steine, auf Chauſſeen eben ſo viel, auf ungepflaſter - ten Wegen aber und auf nicht chauſſirten nur ¼ Schachtruthe. Ein Cubikfuß Granit wiegt etwa 180 200 Pfd. Preuß.

Bei kleinen, ganz runden Steinen, wie die gewöhnlichen Pfla - ſterſteine ſind, läßt ſich kein rechtwinkliger Haufen aufſetzen, weil ſie aus einander rollen würden, man ſetzt ſie deshalb nach oben hin ſchmäler als nach unten und auch etwa 2 Fuß hoch auf. Eben ſo giebt man dabei das Uebermaaß nach jeder Ausdehnung hin von Ei - nem Zoll zu. Wäre demnach ein ſolcher Haufen unten 12′ lang 12′ breit (ohne Uebermaaß) oben 10′ lang 10′ breit, und im Ganzen 2′ hoch, ſo würde die durchſchnittliche Länge 12+10 / 2 = 11 Fuß, die Breite auch 11 Fuß und die Höhe = 2′ Fuß ſein, und es ſtünde für den cubiſchen Jnhalt des Haufens 11×11×2 = 242 Cubikfuß ohne Uebermaaß.

Der Verkauf der Kalkſteine geſchieht an manchen Orten (wie13 zu Rüdersdorf bei Berlin) Prahmweiſe. Ein Prahm enthält 300 Cubikfuß möglichſt dicht, d. h. Stein an Stein geſetzt und zwar

Da aber vieler Zwiſchenräume wegen nicht auf einen Cubikfuß Kalkſtein auch ein Cubikfuß Mauer gerechnet werden kann, ſo rechnet man auf einen Prahm Kalkſteine nur Schachtruthen Mauerwerk. Oder noch ſichrer mit 300 Cubikfuß aufgeſetztem Kalkſtein nur 200 Cubikfuß Mauerwerk. Ein Cubikfuß Kalkſtein wiegt durchſchnittlich 158 Pfd.

Die regelmäßig behauenen Steine, wie Granit zu Treppenſtu - fen ꝛc., Marmor oder Sandſtein zu Platten, Geſimſen ꝛc., werden nach Cubikfußen bezahlt. Wir haben ſchon früher erwähnt, daß hier - bei, wegen des Abſtoßens der ſcharfen Kanten, der ſogenannte Ar - beitszoll mit gerechnet wird, er muß alſo auch mit bezahlt werden. Außerdem bezahlt man auch kleinere einzeln ausgearbeitete Stein - ſtücken, wie Steinflieſen ꝛc. Stückweiſe, andere Arbeiten, wie Geſimſe, Röhren zu Waſſerleitungen, nach laufenden Fußen.

Jm Allgemeinen iſt es vortheilhafter die Preiſe für eine große Maſſe zu beſtimmen, als auf viele kleine Stücken zu handeln, da man bei einem einzelnen kleinen Stück, wovon man eine große Menge braucht, auch gleich ſehr viel mehr bezahlen muß, wenn man für ein einzelnes Stück dieſer Menge einen auch nur wenig höheren Preis bewilligt.

Schiefer zu Dachdeckungen wird theils Ruthen -, theils Cent - nerweiſe verkauft. Die Maaße der Länge und Breite ſind dabei in den verſchiedenen Brüchen ſehr verſchieden.

Anfuhr der Steine geſchieht in großen Maſſen und auf weite Entfernungen entweder in Schiffen von verſchiedener Geſtalt und Größe, und bei kleinen Entfernungen auf Wagen mit Pferden beſpannt.

Wie viel in ein Schiff geladen werden kann hängt von der Tragfähigkeit deſſelben ab. Auf ein gutes Zugpferd rechnet man bei gutem feſtem Wege etwa 16 Centner höchſtens.

§. 6. Verbrauch.

Der Verbrauch der gewachſenen Steine iſt höchſt mannig - faltig. Die gewöhnlichen unregelmäßigen und die ſogenannten Feld -14 ſteine mittlerer Größe, beſonders wenn ſie geſchlagen oder geſprengt ſind, verwendet man mit größtem Nutzen zu allen Arten von Grund - bauten, da hierzu auch alle diejenigen Steinſorten anwendbar ſind, welche, über der Erde angewendet, leicht verwittern.

Es iſt hierbei nur folgendes zu merken: ſchwache Mauern von bis 2 Fuß Stärke laſſen ſich, beſonders wenn ſie höher als 4 5 Fuß werden, nur ſchlecht von unregelmäßigen Bruchſteinen aufführen, da ſie erſtens einen unzulänglichen Verband haben und auch das gewöhnlich vorkommende Steinmaaß von 1 bis Fuß Größe nicht gut in ſchwache Mauermaaße paßt. Kann man alſo die Mauermaaße nicht ſtärker machen, oder zieht man nicht in dieſem Falle Bruchſteine wegen ihrer ganz beſonderen Wohlfeilheit vor, ſo wird es unter dieſen Umſtänden immer gerathener ſein, ſchwache Mauern von gebrannten Ziegelſteinen aufzuführen.

Beſonders gilt dies von Kellermauern, wo viele Vorſprünge und einzeln ſtehende Pfeiler vorkommen.

Auch Mauern über der Erde werden in ſolchen Gegenden, wo die natürlichen Steine häufig ſind, vielfach damit aufgeführt. Bei Gebäuden jedoch welche, wie z. B. Kirchen, für ſpäte Zeiten erhalten werden ſollen, iſt es ſehr wichtig auch nur ſolche Steine zu verwen - den, welche an der freien Luft nicht verwittern. Deshalb pflegt man in ſolchen Fällen den ſogenannten Kern des Gebäudes von ſchlechte - rem Material (wenn kein andres zu haben iſt) aufzuführen, die äu - ßeren Flächen aber mit vorzüglichem Geſtein zu bekleiden, wenigſtens findet man dies empfehlenswerthe Verfahren im Alterthume ſehr häufig angewendet. So z. B. waren die kleineren ägyptiſchen Pyramiden, deren Kern aus Lehmſteinen beſtand, mit Granit außerhalb bekleidet.

Das Mittelalter war hierin weniger ſorgſam, und die ſchönſten Kirchen dieſer Zeit vergehen nur aus der Urſache ſchneller, weil man dazu im Aeußern oft ein Geſtein wählte, welches der Verwitte - rung leicht ausgeſetzt iſt.

Für ſolche Gebäude welche nur zu untergeordneten Zwecken die - nen, würde obige Rückſicht natürlich mehr oder weniger wegfallen. Jn Gegenden welche Ueberfluß an gewachſenen Steinen haben, baut man davon auch alle Mauern der Ställe und Wohngebäude.

Es iſt hierbei zu merken daß namentlich die feſteſten Steinarten, wie Granit ꝛc., die unangenehme Eigenſchaft beſitzen, daß alle Dämpfe, wel - che im Jnnern eines Raumes, wie in Ställen und Wohnhäuſern erzeugt werden, ſich auf den Steinen niederſchlagen und ſo die Räume feucht und ungeſund machen. Ueberdieß hält ein Mauerbewurf auf ſolchen15 Steinen im Aeußern gar nicht, im Jnnern ſchlecht. Auch ſind ſolche Mauern (wenn ſie nicht ſehr dick ſind) im Sommer heiß, im Winter kalt, folglich für die Geſundheit von Menſchen und Thieren nicht vortheilhaft.

Aus dieſen Gründen iſt es nothwendig, Ställe und Wohn - gebäude welche man aus ſolchem Material erbauen will, auf den in - neren Flächen mit einem anderen Material zu bekleiden, welches die Feuchtigkeit nicht anzieht (nicht ſchwitzt, wie man es nennt). Hierzu eignen ſich gebrannte Mauerſteine am beſten.

Außer zu Mauern, verbraucht man die unregelmäßigen Steine auch zu Pflaſterungen, ja diejenigen welche ſchieferartig brechen, ſelbſt zu Gewölben aller Art, wie wir bereits erwähnten.

Die behauenen Steine verwendet man jetzt wenig zu ganzen Mauern, wohl aber zu Platten, um wenigſtens die unteren Theile der äußern Mauern damit zu bekleiden, ferner zu allen Arten von Thür - und Fenſtereinfaſſungen, Geſimſen, Bedeckung einzelner Mauerſtellen, ſo wie zu Steinflieſen, Waſſerröhren, Feldbrücken ꝛc.

Wir haben noch der ſogenannten Schnittſteine zu erwähnen, welche mit einer eiſernen oder kupfernen Säge geſchnitten werden. Das Zerſägen kann, wo man es braucht, ſowohl für loſes als ganz feſtes Geſtein angewendet werden. Jedoch pflegt man durch die Säge dem Steine nur irgend eine rechtwinklige Form zu geben. Soll er außerdem eine mehr zuſammengeſetzte Form annehmen, ſo wird er alsdann beſonders bearbeitet. Mit dergleichen Schnittſteinen führt man die künſtlichſten Gewölbe ꝛc. auf.

Auch dreht man große Steinſtücken wie auf einer Drehbank ab, welches Verfahren namentlich bei runden gleichmäßigen Formen, wie bei Säulenſchäften und dergleichen ſeine Anwendung findet.

§. 7. Lehm und fette Erden.

Der Lehm iſt eines der wohlfeilſten, wichtigſten und in nicht ſehr gebirgigen Gegenden überall ſich vorfindendes Baumaterial. Haupt - ſächlich verfertigt man daraus künſtlich geformte Lehmſteine, welche an der Luft getrocknet oder auch in Formen gerammt werden; oder man ſtampft zwiſchen Bretterformen ganze Mauern von Lehm, wie wir weiter unten bei dem Mauerwerk ſehen werden; ferner bereitet man aus Lehm und Thon gebrannte Steine aller Art und Form, wie weiter unten bei den Mauern und Dächern gezeigt wird. Außer die - ſem Gebrauch wird Lehm und Thon nur zu Ausfüllungen zwiſchen16 den Balkendecken und Fußböden, ſo wie in ſolchen Fällen gebraucht, wo man die Rückſeiten der Mauern gegen das Eindringen von Feuch - tigkeit oder des Waſſers ſchützen will, deshalb werden bei Baſſins, Miſt - und Düngergruben die hinteren Seiten der Mauern und die Fußboden derſelben mit einer ein - oder zweifüßigen Lehm - (und noch beſſer Thon -) Lage ausgefüllt. Je fetter in dieſem Falle der Lehm iſt (oder je weniger Sandtheile derſelbe enthält) deſto beſſer. Zu magrer Lehm hat keine Bindekraft und iſt in den meiſten Fällen nicht zu brauchen. Seine nothwendige Beſchaffenheit für künſtliche Steine al - ler Art werden wir ſpäter kennen lernen. Auch verwendet man den - ſelben, da er ein ſchlechter Wärmeleiter iſt, zur Ausfüllung hölzerner, doppelter Wände, um die durch ſolche Wände eingeſchloſſnen Räume im Winter wärmer, im Sommer kühler zu erhalten.

Jn neuerer Zeit iſt er vielfach als die Grundlage der Dorn - ſchen Lehmdächer verbraucht worden.

Auch verwendet man den Lehm zur Umkleidung von Hölzern, z. B. der Balkenköpfe, um ihre Dauer zu verlängern. Eben ſo - ren Lehmmauern mit Vortheil zu Bewährungen ſtatt der Holzzäune zu brauchen.

Wir werden bei den Lehmmauern Gelegenheit nehmen, auf die noch viel zu wenig beachtete Wichtigkeit dieſes Baumaterials aufmerk - ſam zu machen, ganz beſonders bei untergeordneten und ländlichen Bauwerken. Ein Cubikfuß Lehm wiegt 90 100 Pfd.

§. 8. Moos.

Wird zu mancherlei Zwecken gebraucht. Bei Feldſteinmauern und Brunnen werden die Steine in Moos gelegt, um die gegenſeitige Reibung der gewöhnlich runden Feldſteine zu vermehren und ſo der - gleichen Mauern feſter zu machen. Zugleich füllt es die natürlichen Zwiſchenräume der Feldſteinmauern aus. Lang gewachſenes Wald - moos iſt beſſer als kurzes mageres. Auch bei denjenigen Brunnen, welche von geformten und gebrannten Mauerſteinen gefertigt werden, bedient man ſich des Mooſes zur Ausfüllung der Zwiſchenräume, da Lehm und Kalk, welche man in andern Fällen zur Befeſtigung der Steine nimmt, nicht haltbar ſein würden.

Früher bediente man ſich des Mooſes auch zur Herſtellung der Dornſchen Lehmdächer. Auch zur Ausfütterung hohler Wände iſt Moos mit Vortheil zu brauchen, um ſie gegen das Einwirken der Tem - peratur mehr zu verwahren.

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§. 9. Theer und Asphalt.

Der Theer, welcher bei Bauten verwendet wird, iſt zweierlei Art.

1) Der Holztheer wird bei dem Brennen der Holzkohle aus harzigen Hölzern gewonnen und beſteht aus dem eigentlichen Theer, welcher braun, fett und etwas dickflüſſig iſt, ferner aus der ſogenann - ten Theergalle, welche mehr wäſſrige Theile enthält.

Man bedient ſich des Theeres größtentheils zum Anſtrich des Holzwerkes, um es gegen die Einwirkungen der Witterung zu ſchützen. Ein ſolcher Anſtrich muß jedoch alle Jahre wiederholt werden, weil die Luft ihn ſchnell auszieht. Auch die Theergalle verwendet man zu gleichen Zwecken, obgleich ſie noch weniger kräftig wirkt.

Außerdem wird der Theer zu allerhand andern Anſtrichen ver - wendet, wovon er einen Hauptbeſtandtheil bildet.

Auch bedient man ſich des Theeres bei Anfertigung der Lehm - dächer.

2) Der Steinkohlentheer wird gewonnen, indem man die Steinkohle in eiſernen Röhren einer ſtarken Hitze ausſetzt, wodurch alle flüſſigen und öligen Theile derſelben abfließen, dieſe bilden ge - ſammelt den Steinkohlentheer, welcher wie der Holztheer in Tonnen à 80 bis 100 Quart verkauft wird.

Jm Handel wird beiden Theerarten häufig Waſſer zugeſetzt, wo - durch er ſich natürlich verſchlechtert. Man muß alſo darauf ſehen daß er möglichſt dickflüſſig ſei.

Die weitere Bereitung des Theeres kommt bei Lehmdächern vor, ſo wie die Bereitung eines künſtlichen Firniſſes und Asphal - tes aus demſelben.

Die Verwendung des Steinkohlentheeres geſchieht bei Bauten ganz auf gleiche Art, wie bei dem Holztheer geſagt worden.

Asphalt (Judenpech) iſt ein durch Naturfeuerkraft hervorge - brachtes und ſtark erhärtetes Erzeugniß. Schmilzt man ihn, ſo läßt er ſich wie der verdickte Steinkohlentheer zu mancherlei Bauzwecken, namentlich zu Mörteln, Fußböden und flachen Dachdeckungen gebrau - chen. Er widerſteht der Witterung mehr als Holz - und Steinkohlen - theer, denn wenn der letztere ſchon bei 28 Grad Sonnenwärme ſchmilzt, ſo ſchmilzt der natürliche Asphalt erſt bei 40 Grad. Schon im Al - terthume kannte man ihn, und die Mauern von Babylon, welche aus Ziegelſteinen erbaut waren, wurden durch Asphalt, welcher die Stelle des feſteſten und vom Waſſer nicht zu durchdringenden Mörtels ver - trat, gebildet. Er haftet ſo feſt daß Mauerſteine, damit zuſammen - gekittet, nie längs der Fuge ſpringen wenn man ſie zerſchlägt.

Menzel, der praktiſche Maurer. 218

B. Künſtliche Materialien des Maurers.

§. 10. Lehmſteine (Luftſteine, Kluthen, Luftziegeln).

Die Lehmerde, welche man zur Anfertigung der Lehmſteine an - wendet, braucht weder ſehr ſorgfältig ausgewählt, noch ſorgfältig zu - gerichtet zu werden. Es iſt hinlänglich, wenn ſie nicht zu fett und mager und rein von kleinen Steinen und Wurzeln verbraucht wird.

Wenn der friſch gegrabene Lehm in der Hand zuſammengeballt an einander klebt, ſo iſt es ein hinlängliches Zeichen für die Fettig - keit der Lehmerde zu Lehmſteinen. Der Lehm kann Mergel und Kalk - ſtückchen enthalten, dieſe ſind den Lehmſteinen nicht nachtheilig (wohl aber den gebrannten Mauerſteinen, wie wir weiter unten ſehen wer - den). Bei der gewöhnlichſten Bereitung der Lehmſteine wird der Lehm auf freier Erde ausgebreitet, mit Waſſer begoſſen und mit Kalk - ſtößern möglichſt gleichmäßig zu einem dünnen Brei gerührt, wobei alles Wurzelwerk und Steine bis zur Größe eines halben Zolles Durchmeſſer ſorgfältig entfernt werden muß. Bei ſehr großer Lehm - menge wird derſelbe auch, nachdem er vorher mit Waſſer begoſſen iſt, durch Pferde oder Ochſen gleichmäßig durchgetreten und dann die fremdartigen Theile entfernt. Die beſte Jahreszeit um Luftziegeln im Freien zu bereiten iſt im Frühjahr und Sommer, wo man auf be - ſtändige trockne Witterung hoffen kann. Bei eintretendem Regenwetter werden die bereits in Haufen geſtellten entweder nur mit Stroh oder Brettern bedeckt, welche man mit Steinen beſchwert, oder man baut ganz leichte Bedachungen und ſchließt deren ſenkrechte Wetterſeite mit Brettern. Die 3 andern ſenkrechten Seiten läßt man, des Luft - zuges wegen, offen.

Bei ſorgfältigerer Behandlung wird der Lehm, nachdem er gegra - ben, eingeſumpft, das heißt es werden nach Maaßgabe der Größe des vorzunehmenden Geſchäftes größere oder kleinere Gruben in die Erde gegraben, etwa 8′ lang 6′ breit 6′ tief. Jn dieſe Gruben werden Ka - ſten mit Fußböden von Eichenholz oben offen eingeſetzt, welche 4 Eck - ſtiele erhalten, in welche 2zöllige Eichenbohlen in Falze eingeſchoben werden. Der Fußboden wird eben ſo gediehlt. Dieſe Kaſten nennt man die Sümpfe. Sie können auch von gebrannten feſten Mauer - ſteinen aufgemauert und der Fußboden gepflaſtert ſein.

Jn dieſen Sümpfen wird der Lehm zwei oder mehrere Tage lang eingeweicht, und je länger man ihn in denſelben laſſen kann, deſto gleichmäßiger wird die Maſſe. Jſt der Lehm an ſich rein, ſo kann man ihn gleich nachdem er gegraben in die Sümpfe thun, mit19 Waſſer begießen und tüchtig umrühren und durcheinanderarbeiten. Je weicher das Waſſer iſt deſſen man ſich zum Einſumpfen bedient, um ſo beſſer und ſchöner werden die Lehmſteine. Regenwaſſer würde alſo unter allen das beſte ſein.

Vorzüglich muß man ſich hüten, ſalpeterhaltiges oder gar See - waſſer zum Erweichen des Lehmes zu benutzen, da Steine, mit ſol - chem angefertigt, auch wenn ſie ganz trocken ſind, immer die Eigen - ſchaft behalten alle Feuchtigkeit aus der Luft an ſich zu ziehen, ver - möge der Salztheile welche das Waſſer enthielt. Hierdurch aber ge - ben ſie feuchte Wände und Mauern ab, und leiſten vermöge ihrer Feuchtigkeit der Holzſchwammbildung Vorſchub.

Jſt der Lehm an ſich nicht rein, das heißt vielfach mit Wur - zeln, Steinchen ꝛc. gemiſcht, ſo muß er durchaus, wenn man gute Lehmſteine haben will, vor dem Einſumpfen gehörig geſchlemmt wer - den. Da dies gemeinhin unterbleibt, ſo braucht man ſich über die ge - wöhnlich ſehr elenden Lehmſteine gar nicht zu wundern. Aus den Sümpfen kommt der Thon auf die (Traden) Tretplätze, welche in den Trockenſchuppen liegen (weshalb es gut iſt die Sümpfe unmittel - bar an den Trockenſcheunen anzulegen). Die Tretplätze ſind gediehlte Plätze, deren Ränder mit Brettern hochkantig eingefaßt ſind; ſie ſind etwa 16 18′ lang 10 12′ breit anzulegen. Hier wird die Zie - gelerde in dünnen Lagen aufgeſchüttet, mit den Füßen von den Ar - beitern gehörig durchgetreten und die Steinchen ꝛc. mit den Händen ausgeſucht und entfernt.

Das Schlemmen kann auch auf folgende Art bewerkſtelligt werden.

Man ſetzt vor dem Sumpfe eine gewöhnliche aber große Kalk - bank auf. Vor den Schieber derſelben befeſtigt man ein Drahtgitter mit etwa ½ Zoll im haltenden Oeffnungen. Bei geſchloſſnem Schieber thut man in die Kalkbank Lehm und Waſſer, daß nach ge - hörigem Umrühren ein ganz dünner Brei entſteht, dieſen läßt man in den Sumpf ab, nachdem man den Schieber geöffnet hat. Alle Steine, Wurzeln ꝛc. bleiben in der Kalkbank zurück und werden weg - geworfen. Hierauf wiederholt man das Verfahren ſo oft bis der Sumpf mit Lehmmaſſe gefüllt iſt. Das ſich oben nach und nach ſammelnde Waſſer kann man ausſchöpfen, das übrige verdunſtet an der Luft bis der Brei die gehörige Dicke erreicht hat um Lehmſteine daraus ſtreichen zu können. Bei großen Geſchäften dieſer Art bedient man ſich zum Schlemmen des Lehmes (da auf ſeine Reinheit alles an - kommt) auch beſonders eingerichteter Maſchinen, deren Einrichtung meiſtentheils auf Folgendem beruht: Jn einem hohlen, ſenkrechten Cy -2 *20linder von Holz bewegt ſich eine ebenfalls ſenkrechte Welle von Holz, welche mit vielen Meſſern beſetzt iſt. Der Lehm wird oben in den Cylinder hineingeworfen und Waſſer zugegoſſen; die Meſſer an der Welle, welche durch irgend eine Kraft in drehende Bewegung geſetzt wird, zerkleinern die Maſſe gänzlich, und unten am Cylinder fließt der Brei in Gefäße, welche in die Sümpfe geleert werden. Zur Be - wegung der Maſchine kann man Thier -, Waſſer - oder Dampfkraft anwenden. Abbildungen ſolcher Maſchinen findet man in allen tech - niſchen Zeitſchriften ꝛc.

Gewöhnlich wird der Lehm ſo wie er gegraben iſt, in die Süm - pfe gebracht, und nach Verlauf von 2 3 Tagen auf den Traden (gediehlte Plätze) mit den Füßen der Arbeiter durchgetreten, wobei dieſelben Arbeitsleute mit ihren Händen Steine ꝛc. ausſuchen und weg - werfen; will man aber ganz vorzügliches Steingut erzielen, ſo muß man den Lehm dazu im Herbſt ſpäteſtens anfahren, ihn den Winter über offen liegen und ausfrieren laſſen, wodurch er ungleich mürber und gleichmäßiger wird, und erſt im kommenden Frühjahr denſelben ſchlemmen und einſumpfen. Jedoch nicht alle Lehm - und Thonarten werden durch das Ausfrieren beſſer, einigen ſchadet es ſogar.

Hat der Lehm die Dicke eines ſtraffen Breies in den Sümpfen erreicht, ſo beginnt das Streichen der Lehmſteine. Dies geſchieht auf die bekannte Art, daß auf einem großen niedrigen Tiſche, auf welchen eine Holzbahn für Schubkarren führt, ſo viel Lehm aufgefahren wird, als ein oder mehrere Streicher nach und nach verarbeiten können. Die Streicher haben Formen (mit Handhaben), oben und unten of - fen, von der Größe welche die Steine haben ſollen. Jn dieſe For - men wird die Lehmmaſſe mit der Hand geworfen, bis die Form voll iſt, dann mit einem Brettchen gerade abgeſtrichen und alsdann trägt der Arbeiter den Lehmſtein an den Ort, wo er im Freien trocknen ſoll und hebt die Form ab, oder die Steine werden gleich auf dem Streichtiſche auf dazu gemachte Brettchen geſtellt und von Kindern auf die Gerüſte getragen, welche ſich unter eigens zum Trocknen der Steine eingerichteten bedeckten Trockenſchuppen befinden. Letztere Art, die Steine in Trockenſchuppen zu trocknen iſt der erſteren Art, wo ſie nur im Freien aller Witterung blosgeſtellt liegen, bei weitem vorzu - ziehen, da ſie alsdann immer im Schatten liegen, nicht ſo leicht von der Sonne aufreißen, und nicht durch den Regen leiden können, wel - cher häufig in ein paar Stunden mehrere Tagewerke zerſtören kann. Was die Trockenſchuppen betrifft, ſo müſſen ſie ſo leicht als möglich erbaut werden und wo möglich flache Dächer haben, da man in ſtei -21 len Dächern nur wenig Gerüſte zum Trocknen unterbringen kann. Auch müſſen ſie möglichſt luftig ſein. Es iſt deshalb gut ihre lan - gen Seiten ſo einzurichten, daß der Weſt - und Oſtwind durch dieſel - ben gehen (alſo die Giebel nach Süd und Nord). Auch dürfen der - gleichen Gebäude, eben des ſtarken Luftzuges wegen, keine zu große Breite haben, weil derſelbe in zu breiten Gebäuden auch beſonders bei der Aufſtellung der vielen Gerüſte gehindert wird. Eine Breite von 40 Fuß bei einer Stockwerkshöhe von mindeſtens 7 Fuß im Lichten und eine Gerüſthöhe von 6 Fuß iſt angemeſſen.

Eine quadratiſche Grundrißform, wenn ſie mehr als 40′ be - trüge, würde demnach für dieſe Gebäude unzweckmäßig ſein, wenn ſie auch in andern Fällen zu empfehlen wäre.

Damit die Trockenſchuppen willkürlich an den Seitenflächen ge - öffnet und geſchloſſen werden können, um den Luftzug in ſeiner Ge - walt zu haben, bringt man überall hölzerne Klappen von 6 7′ Länge und 3 Fuß Höhe an, welche nach außen öffnen und durch Sperrhölzer offen erhalten werden.

Das langſame gleichmäßige Trocknen der Lehm - ſteine im Schatten iſt Hauptſache für deren künftige Güte. Je länger ſie vor dem Gebrauche austrocknen, um ſo beſſer werden ſie. Jm Alterthume waren geſetzlich hierzu zwei volle Jahre be - ſtimmt, wir verbrauchen ſie oft ſchon nach zwei Wochen.

Deshalb brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, wenn unſre Lehmbauten feucht, zum Holzſchwamme hinneigend und zu - ſammendrückbar befunden werden. Jn Aegypten beſteht der Kern vieler Pyramiden aus Lehmſteinen, und man bedenke welche ungeheure Laſt die unterſten Schichten, ohne zu zermalmen, zu tragen hatten, während wir nicht im Stande ſind ein gewöhnliches zwei - ſtöckiges Gebäude von Lehmſteinen aufzuführen, ohne daß es ſich ſenkt; woran aber lediglich der Umſtand ſchuld iſt, daß unſere Lehm - ſteine nicht Zeit haben gehörig auszutrocknen, und im Jnnern mei - ſtens noch naß oder wenigſtens feucht ſind, wenn man ſie bereits verwendet. Die Formen, deren man ſich zum Streichen bedient, ſind von Holz mit Eiſen beſchlagen. Sie werden jedesmal von den ab - tragenden Arbeitsleuten gereinigt und mit Sand ausgeworfen. Beim Formen wird mit einem hölzernen Streicher naß abgeſtrichen.

Das Maaß der Lehmſteine richtet ſich darnach, wie man ſie allein oder in Verbindung mit Ziegeln verbrauchen will. Sollen ſie gemeinſchaftlich mit Ziegeln verbraucht werden, ſo müſſen ſie im ausgetrockneten Zuſtande ganz dieſelbe Größe haben als die ge -22 brannten Mauerſteine (Ziegeln), ſie würden alſo bei den in Preußen üblichen Ziegelmaaßen ſo groß gemacht werden müſſen, daß ſie im aus - getrockneten Zuſtande entweder 12″ lang 5″ breit 3″ hoch, oder 10″ lang 4¾″ breit 2½″ ſtark, oder 9″ lang breit ſtark gemacht werden. Da der Lehm aber im trocknen Zuſtande, wie be - kannt, einen kleineren Raum einnimmt als im naſſen, ſo muß auch die Holzform, in welcher man die Lehmſteine ſtreicht, größer ſein als der Lehmſtein in ausgetrocknetem Zuſtande werden ſoll. Man nennt dieſes kleiner werden das Schwinden des Lehmes. Das Schwinden des Lehmes beträgt durchſchnittlich $$\frac {1}{13}$$ des Maaßes nach allen Seiten hin. Wollte man alſo einen trocknen Lehmſtein von 12 Zoll lang 6 Zoll breit und 3 Zoll hoch erzielen, ſo müßte die Streichform dazu 13 Zoll lang Zoll breit und Zoll hoch ſein. Aller Lehm ſchwindet aber nicht gleichmäßig, und es iſt dann am beſten bei der jedesmaligen verſchiednen Erde das Schwinden derſelben durch Verſuche auszumitteln.

Auch muß man, um ein beſtimmtes Maaß Ziegelgut zu erhal - ten, immer Maaß Erde mehr ausgraben. Wollte man z. B. 2000 Cubikfuß Lehmſteine machen, ſo muß man 3000 Cubikfuß Lehm ausgraben, da die gegrabne Erde einen größeren Raum ein - nimmt als die feſte und auch vieles verloren geht.

Ein Cubikfuß fetter Lehm wiegt 100 Pfund, magrer 90 Pfund.

Ein Mann kann in einem langen Sommertage 1000 Steine ſtreichen und nahe bei wegſetzen; für 1000 Stück anzufertigen rechnet man in allem 1⅓ 1⅔ Thlr. ohne Anfuhr. Für das Anfertigen 20 Sgr.

§. 11. Lehmpatzen (ägyptiſche Luftziegeln).

Sie werden ganz eben ſo angefertigt wie die Lehmſteine und unterſcheiden ſich von ihnen nur dadurch, daß ſie ein größeres For - mat haben und daß man ſie, des ſchnelleren Trocknens wegen, mit geſchnittnem Stroh (Hexel), Flachs - oder Hanfſcheven vermiſcht. Da ſie eben größer ſind als Lehmſteine und deshalb auch ſchwerer austrocknen, ſo verhindert zugleich die Beimiſchung von Stroh ꝛc. das ſonſt leichte Aufreißen derſelben. Zur feſteren Verbindung der Steinmaſſe aber trägt es nichts bei.

Man pflegt ſie 15″ lang 7¼″ breit 6″ hoch zu machen. Da ſie aber für die ſchnelle Brauchbarkeit in dieſer Größe zu langſam trocknen, ſo iſt die vorſchriftliche Größe auf 11″ lang 5½″ breit 6″ hoch feſtgeſetzt worden. Hierdurch ſind ſie den Lehmſteinen faſt ganz23 gleich geſetzt und man hat nur mehr Arbeit davon. Ganz anders ſtellt ſich das Verhältniß, wenn man ſie 15″ lang ꝛc. macht und ſie gehörig austrocknen läßt; alsdann ſind ſie ſchwerer und das Mauerwerk erhält viel weniger Fugen, wird alſo viel feſter. Zu 1000 Lehmpatzen von 11″ Länge gehören 240 Cubikfuß Lehm, 10 Bund Stroh oder 4 Scheffel Flachs - oder Hanfſcheeven. Für 1000 Stück anzufertigen rechnet man 3 Thlr. Ein Mann kann täglich etwa 150 ſolcher Steine fertigen.

Die vollſtändige Austrocknung derſelben vor dem Verbrauch iſt wie bei den Lehmſteinen unerläßliche Bedingung.

Die Güte der Lehmſteine wie der Lehmpatzen erprobt man, wenn ihr Bruch gleichmäßig, die Maſſe fein, nicht bröcklig ſondern zuſam - menhängend iſt, wenn keine Steine darin ſind, und wenn ſie im Jn - nern keine dunklere Farbe zeigen als auf der Oberfläche. Sind ſie im Jnnern dunkler, ſo iſt es ein untrügliches Zeichen daß ſie nicht gehörig ausgetrocknet ſind, folglich nichts taugen.

§. 12. Jn Formen geſtampfte Mauern und einzelne Steine.

  • Es giebt hiervon 3 verſchiedene Arten, nämlich:
  • 1) Den ſogenannten Stampfbau oder auch Piſée genannt. Die letztere Benennung iſt franzöſiſch und wird gewöhnlich gebraucht. Das Verfahren hierbei wird weiter unten ausführlicher beſchrieben wer - den, in Kürze beſteht es darin, daß zwiſchen aufgerichteten Bretter - gerüſten Lehm mit hölzernen Stampfern ſo lange feſtgeſtampft wird, bis er zuſammenhängende Mauern bildet. Man kann alſo jedes auf dieſe Art entſtandene Mauerſtück als einen großen geſtampften Stein betrachten, und das ganze Gemäuer aus ſolchen großen einzelnen Steinſtücken zuſammengeſetzt.
  • 2) Die in kleinen Formen geſtampften Steine, von Cointeraur (einem Franzoſen) erfunden. Sie werden auch Erdquadern genannt. Das gewöhnliche Maaß iſt 13 Zoll lang Zoll breit Zoll hoch.
  • Da dieſe geſtampften Quadern wenig Vortheil bieten, indem ſie nicht feſt genug beſchafft werden können, beſonders die Kanten derſel - ben gewöhnlich abbrechen, und dieſelben auch theurer in der Anferti - gung ausfallen als gewöhnliche Lehmſteine, ſo wollen wir deren nur kurze Erwähnung thun.
  • Man ſtelle ſich 3 Bretter ſo parallel neben einander liegend vor, daß zwiſchen dieſelben eingeſchobene Querbrettchen überall gleiche Ab - theilungen bilden, welches die Formen für die einzelnen Steine ſind. Jn dieſe Löcher oder Formen wird ſo lange nach und nach Lehm ge -24 ſtampft bis ſie gefüllt ſind, alsdann wird die Form auseinander ge - nommen und die einzelnen Steine fortgenommen. Der Grund auf welchem die Steine geſiampft werden, muß vollkommen feſt, alſo mindeſtens ein gemauertes Mauerſteinpflaſter ſein.
  • 3) Die gerammten Erdquadern nach Jſenard. Es ha - ben noch andere, z. B. Hezel in Rußland und Hunt dergleichen durch Rammen feſtgeſchlagene Steine anfertigen laſſen und beſchrieben, die Jſenardſche Art iſt jedoch in großer Ausdehnung angewendet worden und hat auch mehrfache Vortheile, weshalb wir hier eine Beſchrei - bung davon geben. Jſenard, ein Franzoſe von Geburt, hat dieſe Methode erfunden, welche weit beſſere und zweckmäßigere Steine liefert als die Lehmſteine und Lehmpatzen ſind.
  • Man kann jede Erdart, auf der mit Vortheil Weizen gebaut wird, zu dieſen Steinen benutzen. Die Erde muß demnach einen ſol - chen Grad von Fettigkeit haben, daß ſie, mit Gewalt zuſammenge - drückt, feſt an einander klebt, wie bei dem Piſée. Sandboden iſt natürlich dazu untauglich, da er nicht den hinlänglichen Zuſammenhang hat. Zu reinem Lehmboden muß aber Sand hinzugeſetzt werden, da, wenn er zu fett iſt, die Steine nicht gut aus der Form gehen. Die Verfahrungsart bei der Anfertigung der Steine, ſo wie die Vorrich - tung dazu iſt folgende. Taf. I. Fig. 11. 12. 13. ſind die nöthigen Zeichnungen dargeſtellt. Es wird ein Gerüſt (Fig. 11.) ganz ähn - lich einer Ramme, welche zum Einſchlagen von Pfählen benutzt wird, aus ſechs Balken, die in der Zeichnung mit h. i. k. l. m. o. bezeich - net ſind, auf die dort angegebene Art zuſammengeſtellt. Jn der Spitze des Balkens o. iſt eine Rolle n. angebracht, über welche das Seil g. geführt iſt, und wodurch der eichne, ſtark mit Eiſen beſchlagene Klotz a., der möglichſt rechtwinklig gearbeitet ſein muß, bewegt wird. Auf dem Balken o. iſt eine ſtarke Latte freiſtehend befeſtigt, welche dazu dient dem Klotze a., welcher darauf läuft, einen gleichmäßigen Fall zu geben und die Schwankungen nach der Seite hin zu vermei - den. Jn der Zeichnung (Fig. 11. u. 12.) iſt mit p. ein ſtarker, aus Eichenholz gearbeiteter niedriger Tiſch bezeichnet, auf welchem die Scheibe d. an der linken Seite mit einer Schraube r. befeſtigt iſt. Jn dieſer Scheibe iſt ein aus ſtarkem zähen Holze, und zwar aus einem Stück gearbeiteter Kaſten eingelaſſen. Aeußerlich iſt dieſer Ka - ſten mit eiſernen Bändern verſehen und ſein innerer Raum iſt mit einem ohngefähr ½ Zoll ſtarken, genau in den hölzernen paſſenden, gußeiſernen Kaſten c. gefuttert. Dieſer Kaſten bildet die Form des zu ſchlagenden Steines. Die gußeiſerne Form muß möglichſt glatt25 ausgeſchliffen ſein, damit keine Unebenheiten den Stein am Heraus - fallen hindern, und überall genau an die hölzerne anſchließen, weil ſie ſonſt augenblicklich zerplatzt. Man giebt dieſer Form ohngefähr das Doppelte der Höhe, welche man für den Stein beſtimmt hat. Die anzuwendende Erde, welche ſo trocken ſein muß, daß ſie ſich durchaus in der Hand nicht ballen läßt und niedergeworfen in Staub zerfällt, wird nun in die Form gethan, und nachdem dies geſchehen wird der oben mit Eiſen beſchlagene Klotz, Fig. 13. b., deſſen unte - rer Theil genau in den mit Erde gefüllten Raum des Kaſtens paßt, aufgeſetzt, und nun beginnt das Rammen. Die erſten Schläge ge - ſchehen langſam, damit der Klotz nicht nach der Seite abweiche und die Form verderbe. Erſt beim dritten Schlage wird ſcharf angezogen. Mit 6 7 Schlägen ſitzt der Klotz mit ſeiner Kante x. auf dem Rande des Kaſtens auf, und der Stein iſt alsdann fertig.
  • Jetzt dreht ein auf der rechten Seite ſtehender Arbeiter die Scheibe ſo weit, daß der Kaſten gerade über das Loch e. im Tiſche ſteht, wo alsdann der Stein durch dieſes auf eine untergeſpannte Lei - newand, Fig. 11. f, fällt und auf der linken Seite herausgenommen wird. Die Größe der Steine iſt ganz willkürlich; die in Odeſſa an - gefertigten ſind 12 Zoll lang 8 Zoll breit und 6 Zoll dick. Fünf Arbeiter, welche zur Bedienung dieſer Vorrichtung erforderlich ſind, nämlich 3 an der Ramme, die 2 andern zu den Handdienſten, mach - ten von dieſen Steinen an einem Sommertage 350 Stück, und da deren Cubikinhalt mal größer iſt als der unſrer Lehmſteine, ſo ergeben ſich 1575 Stück, welche von 5 Arbeitern an einem Tage an - gefertigt werden. Erhält nun der Arbeiter auf dem Lande ¼ Thlr. Tagelohn, ſo betragen die Koſten der Anfertigung von 1575 Steinen Thlr., indem man keine Transportkoſten zu zahlen hat. Wür - den dergleichen erforderlich, ſo müßten ſie natürlich mit in Rechnung gebracht werden. Rechnet man 1500 Stück Steine gewöhnlichen Maa - ßes als zu einer Schachtruthe erforderlich, ſo koſtet dieſe ohne Hal - tung der Maſchine und der etwa erforderlichen Transportkoſten Thlr. an Material. Lehm oder andere Bindemittel ſind nicht nöthig. Der Stein wird nur mit der Hand ein wenig befeuchtet und feſt an die untere Lage angetrieben. Herr Jſenard hat bis jetzt 3 Gebäude in Odeſſa ausgeführt. Das eine war im Jahre 1839 fünf Jahre, das andere zwei Jahre, das dritte ein Jahr alt. Zum 1ſten war als Bindemittel Kalk, zum 2ten Lehm und zum 3ten kein Bindematerial genommen und letzteres hat ſich bis jetzt als die beſte Art bewährt; denn Kalk verbindet ſich nicht mit dem Lehmſteine, Lehm als Mörtel26 dazu genommen macht die Steine an den Außenflächen weich und zuſammendrückbar, wodurch auch eine ſtärkere Setzung des Mauer - werks erfolgen muß, bei der dritten Verbindung aber, wo die Steine blos angenetzt und aufeinander gerieben werden, kleben ſie an einander und ihre Laſt drückt ſie feſt auch ohne Mörtel, und überdieß bleibt die Mauer auf dieſe Art gleich von vorn herein am trockenſten. Wäh - rend des Erdbebens in Odeſſa haben dieſe 3 Gebäude durchaus nicht gelitten. Mit den einzelnen Steinen ſowohl als mit den Mauern ſind mannigfaltige Verſuche angeſtellt, und zwar bricht ein Stein, der nach dieſer Art angefertigt worden, wenn man ihn aus Leibeskräften auf die Erde wirft, nicht entzwei, ſondern erhält höchſtens einige Beſchä - digungen an den Kanten. Mit einem Beile kann man einen ſolchen Stein nur mit Mühe zertrümmern. Eine Büchſenkugel auf 30 Schritt auf eine ſolche Mauer abgeſchoſſen, fällt plattgedrückt, ohne die ge - ringſte Zerſtörung bewirkt zu haben, auf die Erde nieder. Der Ge - neralgouverneur Graf Woronzow hat eine Kanone anfahren laſſen, und eine Fuß ſtarke Mauer ertrug dieſen Schuß ohne bedeutende Zerſtörung, und nur der Stein, auf den die Kugel gewirkt, hatte eine Vertiefung in der Stärke dieſer Kugel bekommen. Der Stein läßt ſich nicht anders zum Gebrauch verkleinern, als wenn man ihn mit einer Schrotſäge zerſchneidet. Man thut wohl die Mauer mit einer Berappung oder einem Abputz zu bekleiden (welcher Abputz mit Kalk wird aber an den großen glatten Steinen, die außerdem noch ſehr kleine Fugen haben, haften?); obgleich der Regen ihnen nicht ſchadet (?) ſo iſt es für die Dauer doch zweckmäßig. Unter vielen guten Eigen - ſchaften dieſer Bauart, bei denen die Wärme, welche die Räume er - halten, für unſer Klima nicht die unbedeutendſte ſein möchte, iſt be - ſonders noch zu bemerken, daß die Bekleidung der Mauer mit Kalk in Zeit von 8 10 Tagen vollkommen trocken iſt, und den der Ge - ſundheit ſo nachtheiligen Kalkgeruch durchaus in ſich aufnimmt, ſo daß Häuſer ſchon 14 Tage nach der Vollendung der Bekleidung be - wohnt werden können. Zu den Fundamenten benutzt man entweder Feldſteine, wenn der Grund feucht iſt, oder bei trocknem Grunde gräbt man nur einen Kanal zum Fundament und füllt in denſelben ſchichtenweiſe 6 Zoll hoch Erde. Jede Schicht wird tüchtig abgerammt, mit einer Handramme feſtgeſtampft und damit fortgefahren bis der Kanal voll iſt.
  • Die Vortheile dieſer Bauart vor dem Lehmſtein - und Piſéebau theils durch ihre bei weitem größere Wohlfeilheit, theils durch die ſo geringen Umſtände, welche durch die Ausführung verurſacht wer -27 den, ſind ſo in die Augen leuchtend, daß ein Mehreres darüber zu ſagen überflüſſig wäre.
  • Der Herr Landes-Oekonomie-Rath Thaer zu Möglin wollte im Sommer 1839 einen Schaafſtall nach dieſer Methode aufführen.
  • 4) Die in Formen geſtampften Mauern und Steine aus Sand und wenig Kalk beſtehend, ſollen ihrer Wichtigkeit wegen weiter unten bei den Mauerwerken erwähnt werden. Sie werden ganz ähnlich bearbeitet wie die Piſéemauern. Man ſehe hierüber die fol - genden Schriften: Anleitung zur Kunſt Wohnungen und Wirthſchafts - gebäude in ſehr kurzer Zeit wohlfeil, feuer - und wetterfeſt zu erbauen aus reinem Sande und ſehr wenigem Kalk, von J. G. Prochnow. Schwedt bei Jantzen. 1842. Preis 5 Sgr.
  • 5) Ferner Mauern von Kalkguß, hierüber ſehe man: Die Guß - kalkconſtruction und Beſchreibung über die Dachdeckung mit Pappe, aus dem Schwediſchen überſetzt von Lemonie 1840, beſchrieben und abgebildet. Preis 12½ Sgr. Stettin.

§. 13. Die gebrannten Mauerſteine (Ziegeln).

Sie ſind eines der wichtigſten der Materialien, ſowohl wegen der Bequemlichkeit mit welcher ſie gehandhabt werden können, wegen ihrer Feſtigkeit und ihrer Dauer, als auch wegen ihrer Wohlfeilheit im Vergleich mit natürlichen behauenen Steinen. Eben ſo ſind ſie wegen ihrer natürlichen Trockenheit und Wärme den letzteren bei Wohn - gebäuden und Stallungen vorzuziehen. Daher kommt ihre ausgebrei - tete Anwendung ſelbſt in ſolchen Gegenden, wo man natürlich ge - wachſene Steine in Menge hat, und ſchon im höchſten Alterthume war ihre Anwendung bis auf die jetzige Zeit über die ganze gebildete Welt verbreitet. Nicht wenig trug hierzu der Umſtand bei, daß die Leichtigkeit und Wohlfeilheit, womit ſie jede beliebige Form annehmen, ſie auch zu allen Verzierungen leichter geſchickt macht als den Hauſtein.

Die Erde, welche man zu den Ziegeln verwenden will, muß alle diejenigen Eigenſchaften haben, welche bereits (§. 10.) für die Lehmſteine gefordert wurde. Außerdem aber hat man noch ganz be - ſonders darauf zu merken, daß in der Ziegelerde keine Kalktheile vorkommen, weil hieraus ganz unbrauchbare Steine entſtehen.

Die Ziegeln werden bekanntlich gebrannt, ſind nun größere oder kleinere Kalktheile, oder auch feiner Mergelkalk in der Ziegelerde, ſo werden dieſe Kalktheile ebenfalls mit durchgebrannt.

Vermauert man ſolche kalkhaltige Ziegeln oder ſetzt ſie der Witterung aus, ſo werden die mitgebrannten Kalktheile durch die Näſſe28 abgelöſcht (wie man es nennt). Abgelöſchter Kalk aber nimmt einen größeren Raum ein als unabgelöſchter, und hierdurch werden kalkhal - tige Ziegeln zerſprengt oder zerbröckelt, jenachdem ſie mehr Kalkſtein - chen oder Mergelkalktheile enthalten haben.

Die beſſere Ziegelerde, das heißt den fetteren Lehm und Thon, findet man in höheren Gegenden meiſtentheils erſt unter einem be - deutenden Abraume, in größerer Tiefe von zuweilen 20 30 Fuß, während geringere Ziegelerde (magrer Lehm) ſich häufig dann ſchon vorfindet, wenn man die tragbare Erdkruſte abgeräumt hat und noch einige Fuß tiefer in die Erde geht; dagegen liegt die Schlammerde in Brüchen, welche auch zu Ziegeln ſich eignet, meiſt ohne allen Abraum zu Tage.

Hinſichtlich der Bereitung der Ziegelerde und des For - mens derjenigen Luftſteine, welche alsdann zu Ziegeln gebrannt wer - den ſollen, iſt alles dasjenige zu beobachten, was unter §. 10. bereits bei den Luftſteinen erwähnt worden iſt.

Hierher gehört:

  • 1) Das frühzeitige Anfahren der Ziegelerde und das Ausfrieren derſelben während eines Winters, welches jedoch nicht unbedingt nöthig iſt.
  • 2) Das ſorgfältige Reinigen derſelben durch Schlemmen oder be - ſondere Maſchinen.
  • 3) Das Einſumpfen.
  • 4) Das Formen derſelben zu Lehmſteinen.
  • 5) Das Trocknen dieſer Lehmſteine in eigens dazu erbauten Schuppen. Bei den ſognannten Feldbränden werden zwar die Steine nur im Freien und nicht in Schuppen getrocknet, allein dieſe Art der Bereitung iſt natürlich unſichrer und ſchlechter.
  • 6) Das Brennen der Ziegeln.
  • Die Güte der Ziegeln beruht auf zwei Hauptſachen der Bereitung.

Erſtens auf der vorzüglichen Reinigung und Durch - arbeitung der Erde, und

zweitens auf dem gehörigen Brennen.

Die Reinigung und Durcharbeitung geſchieht am beſten durch Menſchen, welche die Ziegelerde mit den Füßen durchtreten und mit den Händen alle Steinchen und Wurzeln ꝛc. ausleſen. Es iſt dies zwar die koſtſpieligſte Art der Reinigung, aber auch die vorzüglichſte, und dem Durchtreten des Lehmes mit Pferden oder auch den Reini - gungsmaſchinen vorzuziehen.

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Die Form der gebrannten Ziegeln iſt aus Gründen ihrer leichteren Handhabung und wegen Sicherheit des Mauerwerkes nicht gleichgültig.

Großes Format brennt ſchwer durch, läßt ſich ſchwer handha - ben, erfordert alſo viel Brennmaterial und mehr Zeit bei der Arbeit wie kleineres Format. Dafür aber giebt es ſtärkeres Mauerwerk und weniger Fugen in demſelben, folglich wird es verhältnißmäßig feſter und bedarf weniger Zeit zum Austrocknen, da bei größeren Steinen die Menge des Kalkmörtels verhältnißmäßig geringer iſt.

Werden die Steine zu dünn geſtrichen, ſo trocknen ſie leichter, brennen leichter durch, dagegen geben ſie viel Bruch und viel Kalk - fugen im Mauerwerk.

Jn jetziger Zeit, wo man nichts erwarten kann und die Schnel - ligkeit der Errichtung eines Bauwerks allen andern Rückſichten vor - zieht, ſind die kleineren Maaße in allgemeiner Anwendung, weil die Arbeit damit ſchneller geht.

Die Ziegeln haben nach dem Brande gewöhnlich folgende Formen:

Größer und kleiner macht man ſie nicht, auch ſind nur die mittleren Sorten in allgemeiner Anwendung. Die vorzüglichſten hei - ßen Klinker, von dieſen kommen die beſten aus Holland. Ein Cu - bikfuß ausgetrocknete Ziegelmauer wiegt 101 Pfd. durchſchnittlich. Ein Mauerſtein wiegt 7 Pfd. desgl.

Die Form der gebrannten Dachziegeln iſt nach dem Brennen folgende:

  • 1) Plattziegeln, Bieberſchwänze (Floomſteine)
  • 15 Zoll lang 6 Zoll breit Zoll dick. 13½ 6 $$\frac {4}{8}$$
  • Die längeren ſind jedenfalls vorzuziehen, dagegen ſind die klei - neren gebräuchlicher, man bedarf aber dazu mehr Latten, mehr - gel, mehr Steine, mehr Kalk, mehr Bruch und mehr Arbeitslohn, obgleich ſie im Ankauf etwas billiger ſind als die großen. Es iſt alſo gar kein Vortheil bei der kleineren Form. Ein Ziegelftreicher kann täglich 8 900 Stück verfertigen. Ein Plattziegel wiegt etwa 4 Pfund.
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  • 2) Dachpfannen in Form eines liegenden
  • Eine große Pfanne iſt 15 Zoll lang 10 Zoll breit Zoll ſtark.
  • Eine kleine holländiſche 13
  • auch 12 8
  • Es gilt hier zwar ganz daſſelbe was bei den Plattſteinen eben geſagt wurde, allein die kleinen holländiſchen Pfannen ſind beſſer und auch weniger ſchief und krumm, weshalb man ſie, ungeachtet ihres höheren Preiſes, den größeren vorzieht, da die Dächer damit einge - deckt natürlich dichter werden. Eine Dachpfanne wiegt durchſchnittlich 6 Pfund.
  • 3) Firſtſteine, Hohlziegel, welche auf die Firſt - und Walmkanten der Dächer gelegt werden.
  • Dieſelben ſind 18 Zoll lang.
  • 4) Es giebt zwar noch andere Arten von Dachſteinen, als die ſogenannten italieniſchen, die ſogenannten Nonnen und Mönche, wel - che man noch auf alten Kirchendächern findet, da aber die erſteren bei uns gar nicht in Gebrauch ſind, die letztern aber wegen ihrer Schwere und mühſamen Anfertigung nicht mehr verwendet werden, ſo übergehen wir hier dieſelben.
  • 5) Steine zu Pflaſterungen von gebrannter Erde, ſogenannte Flie - ſenſteine. Sie werden von jeder beliebigen Form und Größe ange - fertigt, die gewöhnlichen Sorten ſind:
  • 11½ Zoll 10 Zoll Zoll 8 Zoll im 3 und 2 Zoll ſtark.
  • 6) Werden noch von beſtimmter Größe angefertigt:
  • Schlottſteine 9 Zoll lang Zoll breit Zoll dick.
  • Brunnenkeſſelſteine 10½ Zoll lang am breiten Ende, 6 Zoll am ſchmalen, 4 Zoll breit 3 Zoll dick.
  • 7) Alle Arten künſtlich geformter Steine zu Gewölben, Geſimſen, Fenſterpfoſten und Verzierungen aller Art. Hierbei können gar keine beſtimmten Maaße gegeben werden, da begreiflicher Weiſe die Ver - ſchiedenheit der Form unendlich iſt. Jedoch iſt hierbei auf das Fol - gende ganz beſonders Rückſicht nehmen. Will man Steine von be - ſondrer Form anfertigen, ſo müſſen dieſe Steine, wenn ſie gebrannt ſind, auch zu dem Verbande der übrigen gewöhnlich geformten Ziegeln paſſen. Die Formſteine müſſen alſo ganz beſonders einerlei Höhe mit den gewöhnlichen Steinen haben. Aber auch die Breite und Länge muß in den übrigen Mauerverband paſſen, und deshalb iſt be - ſonders darauf zu achten, daß die Form, in welche die Formſteine als Lehmſteine geſtrichen werden, genau im Verhältniß zum Schwinden der Lehmmaſſe ſtehn, aus welcher die Formſteine angefertigt werden31 ſollen. Da jeder eingearbeitete Ziegler das Schwindeverhältniß ſeiner Ziegelerde kennt, ſo liegt hierin keine große Schwierigkeit, nur muß dieſes Verhältniß in Obacht genommen werden, und namentlich iſt es bei dem Aufzeichnen der Form, welche der künftige Formſtein ha - ben ſoll, zu berückſichtigen.

§. 14. Die Ziegelöfen.

1) Das Brennen in den ſogenannten Feldziegelöfen.

Die Feldziegelöfen kommen in zwei Fällen hauptſächlich in An - wendung. Erſtens wenn ein Landbeſitzer Ziegelerde auf ſeinem Felde hat und ſich ſeinen eignen Bedarf an Ziegelſteinen ſelbſt brennen will, ohne eben auf Verkauf zu rechnen; oder zweitens wenn mit einem Male (wie bei Feſtungsbauten) eine ſo große Menge Ziegeln angefertigt werden ſoll, daß man ſehr viele und große feſte und be - deckte Ziegelöfen haben müßte, um das Nöthige zu beſchaffen.

Jm Allgemeinen ſind die Feldziegelöfen nicht ſo gut als die gemauerten und bedeckten, denn ſie erfordern mehr Brennmaterial, die Steine werden nicht ſo gleichmäßig gebrannt als in geſchloſſenen, und es gehen auch mehr Steine bei den Bränden verloren als bei den geſchloſſenen, wovon wir die Urſache ſpäter angeben werden. Auch leiden ſie vom Regen.

Das Verfahren iſt folgendes:

Jn der Nähe der Grube, in welcher man die Erde bearbeitet (anſtatt der Sümpfe), wird ein Platz geebnet und in Bahnen (Trocken - felder) getheilt. Die Bahnen ſind gewöhnlich jede 15 18 Fuß breit und je nach der Menge Steine welche man machen will, bis 60 Fuß lang. Zwiſchen je 2 Bahnen befindet ſich als Scheide eine Erhöhung oder Banquet (Taf. I. Fig. 1. aaa. ) von 3 Fuß breit und ½ Fuß hoch, zu beiden Seiten mit kleinen Gräben zum Ab - fluſſe des Waſſers (bbb.). Für jeden Streichtiſch (c.) werden 5 Bahnen gerechnet. An einem ſolchen Streichtiſche können, bei 60 Fuß Länge der Bahn, während der gewöhnlichen Arbeitszeit (Ende April bis Mitte September) 400,000 bis 500,000 Steine gefertigt werden.

Zu jedem Tiſche gehören 3 Formen, gewöhnlich 5 Menſchen, wenn aber ſtark gearbeitet wird 6 Menſchen, und zwar:

Ein Mann zur Zubereitung der Erde, ein Träger, ein Aushel - fer, zur Dispoſition des Erdarbeiters und Trägers, ein Ziegelformer und ein bis zwei Abträger (Knaben von 12 14 Jahren).

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Ein ſo beſetzter Streichtiſch liefert täglich bis 5000 Ziegeln, welche in die Trockenbahnen ausgelegt werden.

Bei günſtigem Sommerwetter bleiben die Ziegeln gewöhnlich 24 Stunden auf der flachen Seite liegen, und werden nach Verlauf dieſer Zeit von den Knaben auf die hohe Kante geſtellt. Am drit - ten Tage werden ſie auf den Banquets zum Austrocknen 3 Lagen breit und gegen die Weſtſeite 15, gegen die Morgenſeite 16 Lagen hoch, auf die hohe Kante aufgeſtellt. Bei ungünſtigem Wetter werden ſie mit Strohmatten, gegen die Weſtſeite abdachend, bedeckt.

Nachdem die auf den Trockenbahnen aufgeſtellten Steine gehörig ausgetrocknet ſind, fängt man an den Ofen zu ſetzen, welches folgen - dermaßen geſchieht:

Man ſucht die höchſte und trockenſte Stelle für den Ziegelofen aus, ebenet ſie und ſtampft den Erdboden feſt, um das ungleichmä - ßige Einſinken der Ziegeln zu verhindern.

Zuerſt wird eine Lage Ziegeln in der Ausdehnung welche der Ofen bekommen ſoll, einer neben dem andern auf die hohe Kante ge - ſtellt (Fig. 2. a.). Man nimmt dazu gewöhnlich die auf der Zie - gelei befindlichen bleichen und zerbrochnen Ziegel. Sind aber keine ſolche vorhanden, ſo nimmt man von den getrockneten Lehmſteinen.

Auf dieſe Lage kommen die Luftzüge (bb. ) unter den Schürr - löchern (cc.), ſo weit von einander entfernt wie es Fig. 2. zeigt (etwa 3 Fuß von Mitte zu Mitte). Dieſe Luftzüge ſind ſo hoch wie ein Ziegel auf die hohe Kante geſtellt, und ſo breit wie ein halber Ziegel lang. Sie werden mit flachliegenden Ziegeln dergeſtalt bedeckt, daß zwiſchen je zwei bedeckenden Ziegeln etwa ½ ¾ Zoll Raum zum Durchſtrömen der Luft bleibt. Auf dieſe Lage werden die Schürr - löcher, 10 Zoll breit und mit Einſchluß des auf dem Luftzuge lie - genden Deckſteines 3 Ziegeln auf die Kante geſtellt, hoch angelegt, und zwar in dem auf der Zeichnung angegebenen Verbande, welcher in der Höhe der Kanäle aufhört.

Die Schürrlöcher werden mit Steinkohlen, und zwar unten mit Stücken von 10 bis 20 Pfund ſchwer, darüber mit kleineren Kohlen, gänzlich gefüllt. Jede Lage Ziegel zwiſchen den Schürrlöchern wird, ehe man die folgende aufſetzt, ½ Zoll hoch mit durchgeſieb - tem Kohlengries beſchüttet. Kohlengries nennt man in den Rhein - gegenden diejenigen feinen Kohlen, welche in den Gruben zwiſchen den Steinkohlenlagern liegen, und mit Lehm vermiſcht allgemein als Brennmaterial benutzt werden. Zwiſchen den in den Zwiſchenräu - men (Fig. 3. d.) ſchräg geſtellten Ziegeln läßt man etwas weitere33 Fugen, welche mit kleinen Kohlen, von der Größe einer Haſſelnuß, ausgefüllt werden.

Jn Gegenden wo man Torf hat, kann damit ebenfalls ganz in ähnlicher Weiſe bei dem Brennen der Ziegelöfen verfahren werden, als hier von den Steinkohlen geſagt wurde. Die Ziegel werden nun über den Schürrlöchern (nach Fig. 5. e. und Fig. 5. f.) weiter abwech - ſelnd aufgepackt. Zwiſchen die Ziegellagen wird in der mittleren Höhe des Ofens das Kohlengries einen ſchwachen halben Zoll, nach oben aber etwas ſtärker geſchüttet. Werden die Feldziegelöfen mit Holz geheizt, ſo fallen die Bänke ſowohl als die Aſchenlöcher und Roſt - ſteine fort, und der Ofen beginnt gleich unten mit den Schürrlöchern auf der hochkantigen Schicht.

Einige machen die Schürrlöcher höher als nach Fig. 2. a., etwa wie in Fig. 4. Nach der Erfahrung iſt indeſſen dann der fünfte Theil der Kohlen mehr erforderlich, ohne daß die Ziegeln beſſer wür - den. Sehr ausführliche Angaben über die Einrichtung und den Be - trieb der Feldziegelöfen findet man in: Gilly, Handbuch der Landbaukunſt, 5. Auflage. I. Band. Braunſchweig F. Vieweg. 1831. und in: Crelle, Journal für die Baukunſt, II. Band. 2. Heft. Berlin bei G. Reimer 1829.

Die Grundform eines Feldziegelofens iſt gewöhnlich ein Qua - drat, oder auch ein längliches Viereck. Seine Höhe in der Regel nicht unter 26 und nicht über 30 Schichten. Man kann annehmen, daß in den kleinſten Feldziegelöfen 20,000 Stück und in den größten 450,000 Stück mit einem Male gebrannt werden. Die Erfahrung lehrt, daß die größeren Oefen die vortheilhafteren ſind, indem weniger Ziegeln dabei verloren gehen als bei den kleineren. Jm Durchſchnitt beträgt der Verluſt 10 bis 12 Procent.

Einige Ziegler pflegen, um zu verhindern daß die Ziegel zuſam - menbacken, welches bei zu ſtarkem Feuer geſchieht, wenn es vom Winde nach einer Seite hin getrieben wird, zwiſchen den Kohlenla - gen feinen Sand dünn einzuſtreuen, welcher dann während des Bran - des, durch die offnen Fugen, mit der Kohlenaſche vermiſcht durchfällt.

Nachdem der Ofen geſetzt iſt, werden die Wände außerhalb und die Decke mit Lehm beworfen und beſchmiert. Sodann wird das Feuer in ſämmtlichen Schürrlöchern zugleich angezündet. Während des Brandes muß man darauf ſehen, daß diejenige Seite, welche dem Winde und Schlagregen ausgeſetzt iſt, mit Strohmatten, welche an hölzerne Pfähle befeſtigt werden, geſchützt werde, damit der Wind das Feuer nicht gegen eine Seite hintreibe und der Ofen ungleichMenzel, der praktiſche Maurer. 334ausbrenne. Bemerkt man, daß das Feuer an einzelnen Stellen oben auf dem Ofen durchbricht, ſo müſſen dieſe Stellen ſogleich mit Erde zugedeckt werden, damit es im Ofen immer nur gleichmäßig fort - brenne. Weichen etwa die Seitewände des Ofens während des Bran - des aus, was häufig geſchieht, ſo müſſen ſie ſogleich durch ſtarke, ſchräg in die Erde geſtemmte Streben geſtützt werden.

Ein Ofen von 100,000 Ziegeln brennt gewöhnlich 14 Tage und einer von 400,000 Ziegeln 5 Wochen. Auf 100,000 Stück Ziegeln werden, je nachdem die Kohlen gut ſind, 18 20 vierſpän - nige Fuhren Gries und Kohlen, jede Fuhre zu 18 Scheffel, gerechnet, worunter etwa 6000 Pfd. harte Kohlen ſich befinden.

Bei Torfbrand rechnet man auf Eintauſend Stück Steine 5000 Stück guten Torfes.

Jn einem mittelmäßig gerathenen Brande rechnet man zwei hartgebrannte gegen einen blaſſen Ziegel. Dagegen in Ofen, deren Ziegel vorher gut ausgetrocknet und bei gutem Wetter in den Ofen geſetzt worden, iſt gewöhnlich der innere Theil, bis auf die äußere Wand, durchgehends gleichförmig ausgebrannt, und es finden ſich darin wenig bleiche Ziegeln, die übrigens für innere Holzwände und kleine Scheidemauern ſtatt hartgebrannter verbraucht werden.

Der Preis der Steine richtet ſich natürlich nach dem Arbeits - lohn, der Grundentſchädigung, den Koſten des Brennmaterials und nach allen darauf einwirkenden Urſachen, iſt alſo in allen Fällen anders.

2) Das Brennen der Ziegeln in feſtſtehenden ge - ſchloſſenen Oefen. Dieſe können auf zweierlei Art eingerichtet werden. Entweder, die Mauern welche den Ofen einſchließen erhal - ten oben eine gewölbte Decke, oder ſie bleiben oben offen (erhalten alſo keine gewölbte Decke).

Da die untere Einrichtung mit Ausnahme der gewölbten Decke für beide Arten dieſelbe bleibt, ſo wenden wir uns zunächſt der vor - züglicheren Art zu, nämlich zu den Ziegelöfen mit gewölbter Decke (welche alſo ringsum durch Mauerwerk geſchloſſen ſind). Nach - dem dieſelben beſchrieben worden ſind, werden wir für die oben offe - nen die nöthigen Schlüſſe ziehen.

Der in Taf. I. Fig. 6 9. gezeichnete Ofen iſt in Eldena ſeit 10 Jahren im Gange und auf Torfbrand eingerichtet. Es werden auf jeden Brand 40,000 Stück ganze Steine gerechnet, alſo etwa 44,000 Stück eingeſtellt.

Jeder Brand dauert, das Einkarren, das Brennen, Abkühlen35 und Auskarren eingerechnet, 3 Wochen etwa. Es werden alſo in den Monaten vom Mai bis Ende September 7 Brände gemacht. Bei günſtigen Jahreszeiten ſind ſchon 8 auch 9 Brände gemacht worden.

Den Ofen umgiebt ein Bretterſchuppen mit Steindach, um dem Winde zu wehren und das Brennmaterial trocken bei der Hand zu haben. Er iſt als unweſentlich für die Einrichtung des Ofens hier fortgelaſſen.

Fig. 6. ſtellt den Grundriß über den Roſten geſchnitten vor. Fig. 7. den Längendurchſchnitt. Fig. 8. den Querdurchſchnitt. Fig. 9. die vordere Anſicht. Jn allen Figuren ſind dieſelben Buchſtaben zur Bezeichnung derſelben Gegenſtände beibehalten.

Die Hauptform des Ofens wurde als längliches Viereck ge - wählt, da dieſe Form ſowohl für die Ausführung wohlfeiler und be - quemer iſt als die runde, und weil auch das Aufſetzen der zu bren - nenden Steine ſich in dieſer Form am bequemſten bewerkſtelligen läßt. Durch die Schürrlöcher (aa. ), welche mit eiſernen Thüren geſchloſſen ſind, wird das Feuer angemacht. Das Feuerungsmaterial brennt auf den Roſten (ccc. ), welche tiefer liegen als die Bänke (bbb.), wo - rauf die Steine in der Art geſetzt werden, daß ſie längs der Roſten ſogenannte Gaſſen bilden, in welchem das aufgehäufte Brennmaterial brennt. eee. ſind die Aſchenlöcher. Die Schürrlöcher ſind mit dop - pelten Bogen übereinander überwölbt, damit wenn die untere Wöl - bung (1 Stein ſtark) durchgebrannt iſt, dieſe erneuert werden kann, ohne der Feſtigkeit der Mauer zu ſchaden. Das Aufſetzen der zu brennenden Lehmſteine geſchieht ganz ähnlich wie wir es bei den Feld - öfen gezeigt haben. Durch die Oeffnungen (dd. ) werden die Steine in den Ofen gekarrt. Die Luftzüge (ff. ) dienen dazu den Rauch zu entfernen und die Hitze im Ofen zu reguliren. Sie müſſen ſenkrecht in die Höhe geführt werden, damit man ſie auf der oberen Decke des Ofens nach Belieben mit Steinen bedecken oder offen laſſen kann, je - nachdem man die Hitze zuſammenhalten oder entweichen laſſen will.

Die Maaße des Ofens gehen aus der Zeichnung hervor. Der Radius des Gewölbes iſt 7 Fuß, die untern Mauern 5′ ſtark, die oberen Mauern 4′ ſtark. Auf dem erſten Abſatze des Ofens liegen vier hölzerne Anker, 12 und 12 Zoll, welche dazu dienen, um den Ofen gegen die Ausdehnung der Hitze von Jnnen zuſammen zu hal - ten. An ihren Endpunkten ſind ſie mit hölzernen Keilen zuſammen - getrieben. Zu demſelben Zwecke der beſſern Haltbarkeit der Ofen - mauern liegen in den 4 Ecken des Mauerwerks die eiſernen Anker (hhhh. ) mit 3 Fuß langen Splinten außerhalb verſehen. Dieſe An -3 *36ker gehen zugleich mit durch die hölzerne Verankerung bei gg., liegen alſo mit dieſer in gleicher Höhe.

Die Decke wird aus einem Gewölbe gebildet, welches an ſeinem Entſtehungspunkte 2 Stein und im Scheitel Stein ſtark iſt. Die Seitenwände werden ſenkrecht mit Abſätzen aufgemauert, theils um dem Seitenſchube des Gewölbes zu widerſtehen, theils um oben eine wagerechte Decke zu erhalten, auf welcher man bequem herumgehen kann. Sind alle Steine in den Ofen gekarrt, ſo wird die Oeffnung bei d. zugemauert. Es ſind zwar zwei Oeffnungen belaſſen, allein eine davon wird in der Regel nur gebraucht, über d. iſt noch eine zweite Oeffnung bei k. zu demſelben Zwecke.

Fig. 10. a. und b. zeigt die Form der Roſtſteine; a. von der ſchmalen, b. von der langen Seite geſehen. Man hat ſich zuweilen der eiſernen gegoſſnen oder auch der geſchmiedeten Roſte bedient, al - lein nicht blos daß ſie vielmal theurer ſind als die von Stein, ſo ſchmelzen die eiſernen auch ſehr bald zuſammen. Es iſt demnach un - ter allen Umſtänden beſſer ſich der Roſtſteine zu bedienen; ſie werden 15″ lang 5½″ hoch, oben 3 Zoll unten Zoll breit gemacht, und im - mer ¾ Zoll weit von einander hochkantig aufgeſetzt. Sie ſind deshalb nach unten hin ſchmaler damit die Aſche bequem durchfallen kann.

Will man in demſelben Ofen nicht mit Steinkohlen oder Torf brennen, ſondern mit Holz allein, ſo wird auf die Roſtſteine eine Schicht Lehmſteine flach in Lehm gelegt, um die Zwiſchenräume der Roſtſteine zuzudecken, da in dieſem Falle ſowohl die Roſte als auch die Roſtlöcher und Aſchenfälle überflüſſig ſind. Wo man alſo einen Ofen nur auf Holzbrand einrichten will, fängt der Bau des Ofens bei den Bänken an. Das Aufmauern und das Wölben eines ſolchen Ziegelofens geſchieht mit Lehmmörtel, da Kalkmörtel die Hitze gar nicht aushalten und aus einander fallen würde.

Ungeachtet der Stärke der Mauern bekommen dieſe gewöhnlich ſtarke Riſſe, beſonders während des Brandes; wenn die Heizung auf - hört und der Ofen abkühlt, ziehen ſich dieſe Riſſe wieder zuſammen. Meiſtentheils entſtehen ſie gleich nach dem erſten Gebrauche des Ofens, zuweilen ſpäter.

Aehnlich verhält es ſich mit dem Gewölbe. Es kann gleich das erſtemal ganz zu Grunde geheizt werden. Jn einem Zeitraume von 5 Jahren kann man annehmen daß, wenn gut mit dem Ofen umgegangen wird, das Gewölbe erneuert werden muß, ſonſt noch öf - ter. Nichts deſto weniger iſt es im Ganzen Koſten erſparend, wenn man einen gewölbten Ofen anlegt, weil bedeutend an Feuerungsma -37 terial dabei geſpart wird. Am Ende ſollen dieſe Erſparungsverhält - niſſe näher angegeben werden.

Soll ein dergleichen Ziegelofen für eine beſtimmte Anzahl Steine gezeichnet werden, ſo ſtellt ſich die Ermittlung der Maaße deſſelben wie folgt:

Der gebrannte Stein ſoll meſſen 10 Zoll lang 4¾″ breit 2½″ hoch. Der ungebrannte Lehmſtein wie er in den Ofen kommt ſoll meſſen 10½ Zoll lang Zoll breit 3 Zoll hoch, giebt für einen Stein 165⅜ Cubikzoll.

40,000 Stück ſollen zugleich eingeſetzt werden, dies giebt für den Raum der Ziegeln ſelbſt 165⅜ × 40,000 = 6,615,000 Cubikzoll oder 3828 $$\frac {116}{144}$$ Cubikfuß = 3828 Cubikfuß. Rechnet man hierzu noch den ſechſten Theil der Summe mehr, als Zwiſchenräume bei dem Aufſetzen, ſo giebt dies mehr $$\frac {3828}{6}$$ = 634⅔. Rechnet man dies Sechstheil zur Summe, ſo ſteht 3828 + 634⅔ = 4462⅔ = 4463 Cubikfuß.

Setzt man den Ofen etwa 26 Fuß lang 14 Fuß breit 13 Fuß hoch, ſo ſteht der cubiſche Raum ohne Abzug der Gewölbeecken = 4732 Cubikfuß, welches bei ganz genauer Rechnung zwar etwa 200 Cubikfuß zu wenig giebt, für die Ausführung jedoch ausreichend iſt. Man rechnet einen guten halben Zoll Zwiſchenraum auf je 2 Steine neben einander, damit das Feuer durchſpielen kann.

  • Der Ofen ohne den hölzernen Ueberbau hat gekoſtet circa 2000 Thlr. als die Mauerſteine a. m. 10 Thlr. koſteten, wobei auch alle Fuhren bezahlt werden mußten.
  • Der hölzerne Ueberbau hat gekoſtet mit der Verkleidung 800
  • Jede der beiden Trockenſcheunen 120′ lang 30′ breit mit Rohrdach hat gekoſtet etwa 2000 Thlr. Summa 4000
  • Die Ziegelei-Wärterwohnung 61′ lang 36′ breit 8′ im Stiel hoch. Ausgemauert Fachwerk mit Steindach hat gekoſtet 1800
  • Ein Stallgebäude 71′ lang 20½′ tief. Fachwerk, Stroh - dach, hat gekoſtet 850
  • Summa 9450 Thlr.

Es wurden etwa 600 Thlr. bei der Licitation herunter gedun - gen, folglich koſtet der ganze Bau zwiſchen 8 und 9000 Thlr. mit 2 Sümpfen und 2 Brunnenanlagen.

3) Das Brennen der Ziegeln in gemauerten Ziegel - öfen, welche oben nicht zugewölbt ſondern offen ſind.

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Die Einrichtung ſo wie die Behandlung derſelben iſt ganz ſo, wie wir eben bei den oben zugewölbten geſehen haben, nur ſind ſie wie ge - ſagt oben offen. Hieraus entſtehet aber der Uebelſtand, daß man nach Einkarrung der Lehmſteine oben auf eine Lehmſchicht legen muß, wo - bei wie bei den Feldöfen die obere Steinſchicht nach dem Brande größtentheils verloren iſt, weil ſie mit der aufgelegten Lehmſchicht zu - ſammenbacken. Der Hauptnachtheil aber iſt der Verbrauch von mehr Brennmaterial, als wenn der Ofen oben zugewölbt iſt.

Der Verbrauch des Brennmaterials ſtellt ſich bei den verſchiede - nen Ofenarten wie folgt:

  • 1) wird der Ofen oben zugewölbt ſo braucht man zu 1000 Stück Steine zu brennen an gutem kiefern Klobenholz ¾ Klaftern à 108 Cubikfuß.
  • 2) wird ein Ofen gemauert aber oben nicht zugewölbt 1 Klafter.
  • 3) Brennt man auf freiem Felde in einem Feldofen, wo jede Einwirkung der äußern Temperatur ſtär - ker iſt, beſonders die Abkühlung des Ofens bei naßkalter Witterung, ſo braucht man Klafter.
  • Von ſchlechterem Holze braucht man verhältnißmäßig mehr.
  • Auf 1 Klafter gutes kiefern Klobenholz rechnet man 4000 Stück guten Torfes, woraus ſich das Verhältniß des Torfverbrauches ergiebt.
  • Auf 1000 Steine mit Steinkohlen zu brennen rechnet man 3⅗ Scheffel Steinkohlen für einen Feldofen.
  • Jm Allgemeinen verhält ſich die Feuerungskraft des Torfes zur Steinkohle wie 1: 13. Das heißt man kann mit einem Cubikfuß Steinkohle ſo viel heizen als mit 13 Cubikfuß Torf.

§. 15. Kennzeichen der Güte gebranuter Steine (Ziegeln).

  • Hauptſächlich kommt es auf die Wahl des Ziegelgutes und auf deſſen gehörige Bearbeitung und Durcheinanderarbeitung, ſo wie auf deſſen Reinheit und Gleichmäßigkeit an, wenn man gute Ziegeln ha - ben will, wie bereits bei der Bereitung der Ziegeln geſagt wurde.
  • 1) Jſt das Ziegelgut zu mager, ſo giebt es mürbe Steine, wel - che leicht auseinanderfallen und bei der Anfuhr ꝛc. zerbrechen.
  • 2) Jſt das Ziegelgut zu fett, ſo reißen die Ziegeln bei dem Trocknen und im Brande entſtehen riſſige und zerſprungene Steine.
  • 3) Die Farbe iſt ganz gleichgültig für die Güte der Steine, denn man hat von allen Farben ſehr gute und ſehr ſchlechte Steine, vom dunklen Violet bis zum hellſten Gelb. Jſt die Maſſe ſehr thon -39 haltig, ſo werden die Steine hellgelb ins Röthliche ſpielend, iſt die Maſſe mehr lehmig, ſo werden ſie immer röther je mehr Eiſentheile der Lehm enthält. Außer dieſen Fällen giebt es noch bei jedem Zie - gelbrande dreierlei Farbenſorten mindeſtens. Denn die am meiſten dem Feuer ausgeſetzten Steine erhalten eine verglaſte ſehr dunkle Farbe, die hartgebrannten ſind nicht verglaſet und etwas heller, aber immer noch dunkelfarbig (gelbroth oder braunroth, je nachdem die Maſſe war), die mittelgebrannten ſind heller, und die ſchlecht gebrann - ten am hellſten. Hiervon mag es wohl kommen, daß Viele auch die beſten hellfarbigen Steine (wie die holländiſchen Klinker) für ſchlecht halten. Ferner wird ein und daſſelbe Ziegelgut im Ganzen bei Torf - brand eine hellere Farbe annehmen als bei Holzbrand, und man kann nun ſehr leicht erſehen, wie die Farbe der Steine zur Beurtheilung ihrer Güte gar nichts beiträgt.
  • 4) Das Aeußre der Steine giebt folgende Kennzeichen für die Güte eines Steines. Sie müſſen gerade, ſcharfkantig, nicht brüchig, nicht riſſig und hart ſein.
  • Wenn man den Stein in die eine Hand nimmt und mit einem Finger der andern Hand daran klopft, muß der gut gebrannte Stein einen hellen Klang geben. Jſt der Klang dumpf, ſo iſt der Stein ſchlecht gebrannt. Wenn man einen Ziegel auf einen Haufen andrer Ziegeln wirft, geht der gut gebrannte Stein nicht entzwei, ſon - dern verliert höchſtens die ſcharfen Kanten.
  • Man muß nirgends gebrannte Kalkſtückchen am Steine ent - decken, weil man alsdann mit Sicherheit annehmen kann, daß die Maſſe überhaupt Kalktheile enthält und folglich die Steine gar nichts taugen, weil ſie naß geworden ganz oder theilweiſe auseinander ſpringen. Die Kalktheile laſſen ſich ſehr leicht durch ihre weiße Farbe (wie Kreide) erkennen. Wenn man mit dem Fingernagel daran kratzt, ſchabt ſich der Kalk wie Kreide ab.
  • Jſt Mergelkalk in der Steinmaſſe, ſo erſcheinen kleine weiße Punkte auf dem Steine, und dann braucht man die Steine nur in das Waſſer zu ſtecken, um zu ſehen ob ſie Mergel enthalten. Denn wenn der Stein das Waſſer eingeſogen hat, wird er durch die Ablö - ſchung des in ihm enthaltenen gebrannten Mergelkalkes theilweiſe oder ganz auseinander fallen, und ſolche Steine ſind nicht zu brauchen. Ueberhaupt iſt Kalk das Uebelſte was in einem Ziegel enthalten ſein kann, und man muß ſich ſehr hüten dergleichen Steine zu kaufen. Das ſicherſte iſt ſolche Steine auf den Ziegeleien zu kaufen, welche den Winter über im Freien ſich tadellos erhalten haben, ohne zu zer -40 fallen und ohne zu erweichen. Alsdann iſt man gewiß verſichert daß ſie weder mürbe, noch ſchlecht gebrannt, noch kalkhaltig ſind. Es be - finden ſich häufig in den Steinen kleine oder größere Stückchen Quarz, welche auf den erſten Anblick wie Kalkſteinchen ausſehen, kratzt man aber daran, ſo bleiben ſie unverändert, wodurch man erkennt daß es kein Kalk iſt. Dergleichen kleine Steine müßten zwar auch nicht in den Ziegeln vorkommen, allein ſie ſind wenigſtens nicht verderblich wie der Kalk.
  • 5) Das Jnnre der Steine, wenn man mehrere derſelben zer - bricht, giebt folgende Kennzeichen von der Güte der Ziegeln. Die Maſſe muß gleichmäßig ſein, je feiner und gleichmäßiger die - ſelbe im Bruche erſcheint, deſto beſſer iſt der Stein. Eine je grö - ßere Kraft man zu dem Zerbrechen des Steines verwenden muß, um ſo beſſer iſt der Stein. Kalktheile und Kalkſteinchen dürfen im Jn - nern eben ſo wenig enthalten ſein als auf der Oberfläche, und aus denſelben Gründen.
  • Haut man mit einem Mauerhammer auf den Stein, ſo muß der Stein willig jede Form annehmen, welche man ihm durch das Behauen geben will, bröckelt er oder bricht er ungleichmäßig, ſo iſt der Stein ſchlecht. Laſſen eingetauchte Ziegel das Waſſer von ihrer Oberfläche ſchnell verdunſten, ſo iſt das ein Zeichen für die Güte des Steines, weil alsdann ſein Gefüge feſt iſt.
  • 6) Die Dachziegeln folgen hinſichtlich ihrer Güte ganz den - ſelben Bedingungen wie die Mauerziegeln, nur müſſen ſie bei erſteren noch ſchärfer beobachtet werden. Krummgebrannte oder ſchief - gebrannte Dachſteine geben ein ſchlechtes undichtes Dach, ſind alſo nicht zu brauchen. Dachziegeln worin Mergel - oder Kalktheile ſind, kann man noch weniger gebrauchen als ſolche Mauerſteine.
  • Die ſcharfgebrannte Oberfläche der Dachſteine muß unverſehrt ſein, ſind davon viele Stückchen abgeſprungen, ſo zerfällt der Stein bald im Froſte, weil das Waſſer in den Stein durch die ſchadhaften Stellen einzieht.
  • Die Dicke der Dachziegeln trägt nichts zu ihrer Feſtigkeit bei, je feiner und gleichmäßiger die Maſſe war, um ſo dünner können die Dachſteine ſein. Sind die Dachſteine von einer löchrigen Oberfläche und ſehr ſandig, ſo taugen ſie nichts, weil ſie leicht zerfrieren.
  • Man muß bei dem Einkaufe darauf ſehen daß man Steine von einerlei Sorte und Maaß erhält, weil bei verſchiednen Längen und Dicken das Dach undicht wird.
  • 7) Das Sortiren der Steine bei einem Bau iſt mit eine Haupt -41 ſache für das Gelingen eines guten Mauerwerkes. Wir haben in dem Vorhergehenden bereits geſehen, daß bei jedem Ziegelbrande Steine von verſchiedner Güte erſcheinen. Dieſe muß man ſorgfältig ausſu - chen und für die verſchiednen Zwecke allein ſtellen.
  • a) Die im Brande am ſchärfſten gebrannten auf der Ober - fläche verglaſten Steine eignen ſich für ſolches Mauerwerk, welches von der Näſſe viel zu leiden hat, wie Kellermauern, Plynthen der Gebäude, Pflaſterungen an feuchten Orten, Abdeckung von Terraſſen, Hauptgeſimſen, Attiken ꝛc. Es muß nur noch hierbei