PRIMS Full-text transcription (HTML)
Der praktiſche Maurer.
Handbuch für Maurermeiſter, Geſellen und Lehrlinge. Zugleich ein Leitfaden für die Maurergeſellen, welche die Prüfung als Maurermeiſter zu beſtehen haben.
Mit 14 Tafeln Abbildungen.
Halle1847,C. A. Kümmel. G. C. Knapp.
[III]

Jnhaltsverzeichniß.

  • Erſte Abtheilung. Die Baumaterialien des Maurers.
    • Seite
      • §. 1. Allgemeines1
    • A. Natürliche oder rohe Materialien.
      • §. 2. Wie man die Bauſteine gewinnt4
      • §. 3. Von den Eigenſchaften der Bauſteine8
      • §. 4. Feſtigkeit der Steinarten, welche zum Bauen gebraucht werden10
      • §. 5. Maaß und Verkauf der Bauſteine11
      • §. 6. Verbrauch der gewachſenen Steine13
      • §. 7. Lehm und fette Erden15
      • §. 8. Moos16
      • §. 9. Theer und Asphalt17
    • B. Künſtliche Materialien des Maurers.
      • §. 10. Lehmſteine (Luftſteine, Kluthen, Luftziegeln) 18
      • §. 11. Lehmpatzen (ägyptiſche Luftziegeln) 22
      • §. 12. Jn Formen geſtampfte Mauern und einzelne Steine23
      • §. 13. Die gebrannten Mauerſteine (Ziegeln) 27
      • §. 14. Die Ziegelöfen31
      • §. 15. Kennzeichen der Güte gebrannter Steine (Ziegeln) 38
    • C. Verbindungsmaterialien.
      • §. 16. Allgemeines. Die Mörtel und Brennen des Kaltes45
  • Zweite Abtheilung. Der Baugrund. Verſchiedene Gründungsarten der Gebäude.
    • §. 17. Der Baugrund66
    • §. 18. Unterſuchung des Baugrundes71
    • §. 19. Reinigung des Baugrundes und die dazu erforderlichen Werk - zeuge75
    • §. 20. Gründung auf gutem Baugrunde80
    • §. 21. Gründung auf Roſten84
    • §. 22. Gründung durch Sandſchüttungen90
    • §. 23. Gründung mit Gußmörtel. Béton93
    • §. 24. Gründung mit Steinſchüttungen99
    • §. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler100
  • IV
  • Seite
  • Dritte Abtheilung. Die verſchiedenen Arten des Mauerwerks, deſſen Zuſammenfügung, gute und mangelhafte Eigenſchaften.
    • §. 26. Allgemeines und Beſtimmung der Mauerſtärken104
    • §. 27. Mauern von Feld - und Bruchſteinen112
    • §. 28. Geſtampfte Mauern. Aus geſtampfter Erde (Piſé) beſtehende Mauern115
    • §. 29. Geſtampfte Mauern von Kalk und Sand120
    • §. 30. Mauern von Gußwerk125
    • §. 31. Lehmſteinmauern127
    • §. 32. Mauern von gebrannten Mauerſteinen131
    • §. 33. Allgemeine Bemerkungen über §. 27. bis §. 32. 136
    • §. 34. Kellermauern, Erdgeſchoſſe, Plynthen139
    • §. 35. Von den Futtermauern144
    • §. 36. Der Mauerverband145
  • Vierte Abtheilung. Die Gewölbe.
    • §. 37. Allgemeines156
    • §. 38. Gewölbelinien164
    • §. 39. Die Widerlager der Gewölbe171
    • §. 40. Von den Gewölbeſtärken179
    • §. 41. Von den Gerüſten und Bogenſtellungen der Gewölbe im All - gemeinen187
    • §. 42. Das Tonnengewölbe189
    • §. 43. Das Kappengewölbe191
    • §. 44. Das Kreuzkappengewölbe197
    • §. 45. Das Kuppelgewölbe204
    • §. 46. Das böhmiſch Kappengewölbe207
    • §. 47. Einige weniger übliche Gewölbearten210
    • §. 48. Das Spitzbogen - oder altdeutſche Gewölbe212
    • §. 49. Die Topf - und Gußgewölbe218
    • §. 50. Wölbung der Thür - und Fenſterſturze, Rauchmäntel, ſcheit - rechte Bogen ꝛc. 223
    • §. 51. Gewölbte Treppen230
  • Fünfte Abtheilung. Geräthe, Rüſtungen und Hebezeuge.
    • §. 52. Baugeräthe236
    • §. 53. Baugerüſte238
    • §. 54. Gerüſte zu Wölbungen244
    • §. 55. Die Hebezeuge246
  • Sechſte Abtheilung. Anlage der Feuerſtellen in den Gebäuden und der Rauchröhren.
    • §. 56. Allgemeines250
    • V
    • Seite
    • §. 57. Anlage der Feuermauern, Feuerherde, Rauchmäntel, Vorgelege und Kamine253
    • §. 58. Schornſteine, Rauchröhren259
    • §. 59. Verhinderung des Einrauchens265
    • §. 60. Dunſtröhren267
  • Siebente Abtheilung. Die Eindeckung der Dächer, die Geſimſe, die Ankerungen.
    • §. 61. Allgemeines269
    • §. 62. Eindeckung mit Bieberſchwänzen, Plattſteinen272
    • §. 63. Eindeckung mit hohlen Steinen275
    • §. 64. Die italieniſche Dachdeckung277
    • §. 65. Dachfenſter. Geſimſe. Ankerungen278
  • Achte Abtheilung. Von den Fußböden.
    • §. 66. Die Fußboden von Steinplatten286
    • §. 67. Eſtriche288
    • §. 68. Moſaikfußboden293
  • Neunte Abtheilung. Bewurf der Mauern, Putzarbeiten.
    • §. 69. Allgemeines296
    • §. 70. Putz auf Mauern, von verſchiedenem Material301
    • §. 71. Abputz auf Holzwerk305
    • §. 72. Bekleiden der Mauern mit Platten310
    • §. 73. Anſtriche der Mauern und des Holzwerks311
  • Zehnte Abtheilung. Einige Heizungsanlagen welche dem Maurer oft vorkommen.
    • §. 74. Anlage einer Brauntweinblaſenfeuerung315
    • §. 75. Anlage einer Malzdarre318
    • §. 76. Heizungsanlage einer Braupfanne319
    • §. 77. Anlage eines ſogenannten Roſtloches325
    • §. 78. Anlage einer Waſchkeſſelfeuerung326
    • §. 79. Anlage mehrerer Arten von Brodbacköfen326
    • §. 80. Anlage einer Dampfkeſſelfeuerung335
    • §. 81. Anlage gewöhnlicher Stubenöfen von Mauer - und Lehmſteinen336
    • §. 82. Anlage von Räucherkammern338
  • Elfte Abtheilung. Reparatur von Mauerarbeiten und Einwirkungen, welche zerſtörenden Einfluß auf Bauwerke äußern.
    • §. 83. Reparaturen341
    • §. 84. Näſſe und Feuchtigkeit347
    • VI
    • Seite
    • §. 85. Das Feuer und die Feuerſicherheit349
    • §. 86. Sturm, Luftzüge, Zugluft350
    • §. 87. Licht und Wärme, inſofern ſie bei Anlage der Gebäude für den Maurer zu berückſichtigen ſind351
    • §. 88. Holzſchwamm, Mauerfraß, Stock - auch Mauerſchwamm353
  • Zwölfte Abtheilung. Die Steinhauerarbeiten.
    • §. 89. Allgemeines358
    • §. 90. Verſetzen359
    • §. 91. Verkitten, Vergießen, Verdübeln364
    • §. 92. Mauern von Quaderſteinen365
    • §. 93. Treppen von Werkſtücken366
    • §. 94. Wölbungen von Werkſtücken ꝛc. 368
  • Dreizehnte Abtheilung. Prüfung der Maurergeſellen.
    • I. Nach preußiſchem Geſetz371
    • II. Nach ſächſiſchem Geſetz377
    • III. Nach baieriſchem Geſetz391

Erſte Abtheilung. Die Baumaterialien des Maurers.

§. 1. Allgemeines.

Die Baumaterialien ſollen ſo dauerhaft ſein, daß ſie allen widrigen Einflüſſen, die ſie zerſtören könnten, zu widerſtehen im Stande ſind. Da ſie aber ihrer Natur gemäß einen größeren oder geringeren Grad der Dauer haben, ſo werden diejenigen Materialien immer die vor - züglichſten ſein, welche die Eigenſchaft der Dauer und Feſtigkeit ſchon an und für ſich beſitzen. Wir werden im Verfolg die beſſeren von den ſchlechteren unterſcheiden lernen.

Die Baumaterialien theilen ſich in rohe oder natürliche, und in künſtliche. Unter rohen oder natürlichen Baumaterialien verſteht man alle diejenigen, welche ohne alle weitere Vorbereitung in ihrem natürlichen Zuſtande zum Bau verwendet werden können; wie Feld - und Bruchſteine, Sand, Lehm ꝛc.

Unter künſtlichen Materialien verſteht man diejenigen, welche, ehe man ſie gebrauchen kann, erſt einer beſtimmten Zurichtung bedür - fen, wie alle Arten künſtlicher Mauerſteine, gebrannte und unge - brannte, Dachſteine, Kalk, Theer, Asphalt, Farbenſtoffe ꝛc.

Ferner unterſcheidet man bei rohen und künſtlichen Materialien noch diejenigen, welche dazu dienen, um eine Verbindung der ange - wendeten Materialien zu einem feſten Mauerwerke hervorzubringen, und dieſe nennt man Verbindungsmaterialien; z. B. wenn man ſich des gelöſchten Kalkes bedient, um die Mauerſteine mit einander zu verbinden, ſo iſt der Kalk das Verbindungsmaterial. Eben ſo würde der Lehm bei einer Mauer von geſtampfter Erde rohes Bau - material ſein; wenn man ihn aber verdünnt zur Aufmaurung einer Lehmſteinmauer verwendet, ſo würde er in dieſem Falle als Verbin - dungsmaterial zu betrachten ſein.

Menzel, der praktiſche Maurer. 1
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A. Natürliche oder rohe Materialien des Maurers.

Gewachſene Steine. Sie ſind in denjenigen Gegenden, wo ſie ſich in größeren oder geringeren Maſſen finden, immer ein Hauptbaumaterial. Sie werden entweder aus Steinbrüchen entnom - men, wo ſie in großer Menge lagern, oder man trifft ſie in ſchwä - cheren oder ſtärkeren Geſchieben, oder ſie werden auch, wie im nörd - lichen Deutſchland die Granitſteine, in einzelnen Stücken zerſtreut auf dem Felde, über und unter der Erde gefunden, alsdann heißen ſie Leeſeſteine (Feldſteine).

Die verſchiedenen Steinarten haben ſehr verſchiedene Dauer, be - ſonders wenn ſie den Einwirkungen der Witterung und der Luft aus - geſetzt ſind.

Jm Allgemeinen kann man mit Sicherheit annehmen, daß je feſter ein Stein an ſich iſt, und je feiner die einzelnen Körnchen ſind, aus welchen er beſteht, um ſo beſſer widerſteht er den äußeren Ein - flüſſen der Witterung.

Ganz von Waſſer oder Erde umgeben halten ſich alle gewach - ſenen Steine gut, weil ſie alsdann der Zerſetzung durch die atmoſphä - riſche Luft nicht ausgeſetzt ſind. Deshalb verwendet man auch ſolche Steine, welche im Freien nicht dauerhaft ſind, noch immer im Jnnern und zu Fundamentbauten.

Ferner wird eine rauhe, unebene Oberfläche ungleich ſchneller von der Witterung angegriffen, als eine feine, glatte, polirte.

Deshalb ſind die feinkörnigen Steine dauerhafter als die grob - körnig gefügten, deshalb werden Steinarbeiten, welche in ihren Au - ßenflächen polirt ſind, eine ungleich längere Dauer zeigen, als rauh bearbeitete Flächen. Aus dieſen Gründen ſind die ſogenannten Ur - gebirgsarten, wie Granit, Baſalt, Porphir, Gneus auch die feſte - ſten Baumaterialien.

Alle Arten Kalkſteine, wozu auch der Marmor gehört, ſind namentlich im äußern verwendet weniger dauerhaft. Sie werden hauptſächlich durch den Froſt beſchädigt. Auch erleiden ſie an den - jenigen Stellen Beſchädigung, wo eiſerne Klammern ꝛc. mit denſelben verbunden werden, da der Eiſenroſt den Stein zerſtört. Es iſt jedoch hier ebenfalls zu merken, daß, je feiner das Korn des Geſteines iſt, um ſo feſter und dauerhafter in der freien Luft wird ſich auch der Stein zeigen. Deshalb hat man auch ſchon im Alterthume die feſte - ſten Marmorarten, beſonders im polirten Zuſtande, auch zu Säulen und Mauern, ſelbſt zu Dachſteinen im Freien verwendet.

Kalkſteine von loſerem Gefüge, wie derjenige Kalkſtein, aus3 welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält ſich, zu Mauerwerk im Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher kann man dieſe Steinarten, ſo wie alle Muſchelkalke, Erbſenſteine ꝛc., nur Bedingungsweiſe verwenden. Jm Alterthume bediente man ſich jedoch auch der loſeren Kalkſteine zu Tempelbauten, alsdann aber überzog man die äußeren Flächen derſelben mit ſchützenden dünnen Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermiſcht ꝛc., wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede ſein wird. Kalkſteine, welche im Herbſt gebrochen ſind und den Winter über der Witterung ausgeſetzt gelegen haben, ſind nicht ſo brauchbar als ſolche, welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden, weil erſtere vom Froſt leiden.

Da nun die Kalkſteine von gröberem und loſem Gefüge im Freien verbraucht nicht ausdauern, ſo bedient man ſich ihrer faſt aus - ſchließlich zu Fundament - und inneren Mauern, oder wenn man ſie (weil ſie grade wohlfeil zur Hand ſind) im äußern verwenden will, muß man ſie mit einem ſchützenden Ueberzuge verſehen, welches jedoch meiſt auch koſtſpielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man die Kalkſteine auch zum Kalkbrennen. Der feſteſte Kalkſtein (Mar - mor) giebt auch den ſchönſten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt Kalkſtein nicht, weil er durchbrennt.

Bruchſteine. Der Quarz (Kieſelſtein) und die Schieferarten ſind von größerer oder geringerer Feſtigkeit und Dauer, jenachdem ſie grob oder feinkörnig ſind, auch geben ſie wegen ihrer unregelmäßigen Geſtalt kein ſo gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich - teten Mauern. Dieſelbe Unregelmäßigkeit ihrer Geſtalt verurſacht auch, daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derſelben erfor - derlich wird. Nichts deſto weniger werden ſie in Gegenden, wo man ſie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu - den, ja ſogar zu anſehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr - hunderte lange Dauer ſolcher Werke zeugt für deren Anwendung, we - nigſtens für untergeordnete Zwecke.

Sandſtein wird nur in großen Sandſteinbrüchen gewonnen, und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich ſo beſtellt wie man ſie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die ſcharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden ſie nach jeder Ab - meſſung hin einen Zoll größer geliefert, welches man den Ar - beitszoll nennt. Die Urſache weshalb man den Sandſtein roh bearbeitet kommen läßt, iſt, weil das Gewicht der erforderlichen Maſ - ſen dadurch für den Transport ſo gering wie möglich wird und folglich1 *4viel weniger koſtet. Je feinkörniger der Sandſtein iſt, deſto feſter und dauerhafter iſt derſelbe. Der Sandſtein hat gegen die übrigen bereits genannten Steine den Nachtheil, daß er Waſſer anzieht, aus - friert und dadurch geſprengt wird oder abblättert.

Thonſchiefer wird in unregelmäßige Platten zerſpalten zu Dachdeckungen und, in Gegenden wo er heimiſch iſt, auch zu Beklei - dung äußerer Holz - und Fachwerkswände gebraucht.

Gips-Alabaſter. Wird weiter unten bei den Mauerüber - zügen wieder vorkommen.

§. 2. Wie man die Bauſteine gewinnt.

Die natürlich gewachſenen Bauſteine befinden ſich meiſtens als Felsmaſſen in den Gebirgen, oder man findet ſie auch in ſo großen einzelnen Stücken zu Tage liegen (wie die ſogenannten Feldſteine), daß man ſie in der Geſtalt wie man ſie vorfindet, nicht ſogleich ver - brauchen kann, ſondern ſie auf irgend eine Art zerkleinern und ihnen eine dem künftigen Bauzwecke entſprechende Form geben muß.

Es giebt verſchiedene Arten die Bauſteine zu gewinnen.

Jedes Geſtein beſteht in parallel (gleichlaufend) auf einander liegenden Schichten. Man kann ſich davon die deutlichſte Vorſtellung machen, wenn man ſich einen vierkantigen Bauſtein wie ein vierkanti - ges Stück Holz vorſtellt. Bei einem Stück Holz laufen die Faſern alle neben einander nach einer beſtimmten Richtung. Nach dieſer Längenrichtung der Faſern iſt das Holz bekanntlich am leichteſten zu ſpalten. Aehnlich verhält es ſich mit der Geſtaltung des Steines, auch er läßt ſich in derjenigen Richtung am leichteſten ſpalten, nach welcher ſeine Schichten gehen.

Hierauf begründet ſich das Verfahren bei Zerſtückung großer Steinmaſſen.

Bei loſem Geſtein iſt es leicht die Richtung zu erkennen, welche die Ablagerungsſchichten genommen haben. Je feſter das Geſtein, deſto ſchwerer iſt die Richtung der Schichten zu erkennen, und es fordert alsdann ſchon ein ſehr geübtes Auge, um es im Stande zu ſein.

Es iſt zwar möglich einen Stein in der entgegengeſetzten Rich - tung ſeiner Schichtenlage zu zermalmen, ſo wie es möglich iſt ein Stück Holz quer durchzuhauen, allein ein auf dieſe Art zerſprengter Stein giebt unregelmäßige Stücken und erfordert nebenbei mehr Mühe, Zeit, Arbeit, folglich mehr Geldausgaben, als ein nach der Richtung ſeiner Lagerſchichten zerkleinerter Stein.

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Man zerkleinert Steine auf folgende Arten:

  • 1) Man hauet mit einem ſchweren Hammer auf dieſelben, ſo daß ſie in einzelnen Stücken auseinander ſpringen. Dieſe Art iſt die gewöhnlichſte und einfachſte, ſie wird aber nur bei mittelmäßig großen Steinen angewendet, und liefert keine regelmäßigen Stücken. Auch muß der Hammer immer ſenkrecht auf die Lagerſchicht des Steines aufſchlagen.
  • 2) Man erwärmt größere Steine durch ein Feuer, welches mit hellflammendem Holze an der Windſeite des Steines angemacht wird, und zerſchlägt ſie alsdann wie vorhin mit dem Hammer. Auch hierbei erhält man keine regelmäßigen Stücken.
  • 3) Man ſprengt große Steine durch Pulver, mittelſt ſoge - nannter Meißelbohrer. Während des Bohrens muß fortwährend Waſſer in das Bohrloch geträufelt werden, um den Bohrer abzuküh - len. Vor der Ladung wird aller Steinſtaub entfernt. Ein geübter Sprenger kann in einem Tage 25 Zoll bohren und ſprengen. Zur Abſprengung von 100 Zoll Bohrloch oder 33⅓ Zoll Füllung ge - hört 1 Pfund Pulver. Es wird ein Loch in den Stein gearbeitet von etwa einem Zoll im Durchmeſſer, und ſo tief, daß die Tiefe des Bohrloches bis des Durchmeſſers von dem Steine be - trägt. Alsdann wird ¼ bis der Höhe des Bohrloches mit Pulver geladen, dann ein Pfropfen von Werg, Gras, Papier und Holzkeilchen aufgeſetzt, durch welchen das Zündloch für die Zündna - del bleibt. Alsdann wird der Stein geſchoſſen, nachdem man das Bohrloch mit Pulver gefüllt. Es iſt natürlich, daß wenn man die Richtung des Bohrloches nach den Lagerungsſchichten des Steines gehen läßt, dieſer gleichmäßiger und ebner zerſpringt, als wenn man das Gegentheil thut.
  • Auch bei der Sprengung durch Pulver erhält man keine ganz regelmäßigen Stücken.
  • Einen Zoll tief zu bohren koſtet ¾ Silbergroſchen mit der Ladung.
  • 4) Sprengt man große Steine mit Waſſer. Jm Alterthume, als man das Pulver noch nicht anwendete, arbeitete man Löcher in den Stein, trieb alsdann zuvor gedörrte feſte Holzkeile in dieſe - cher und füllte ſie mit Waſſer. Das Waſſer dehnte allmälig die ge - dörrten Holzkeile ſo gewaltſam aus, daß große Steinmaſſen dadurch von den Felſen abgelöſet wurden. Auch in neuſter Zeit hat man ein ähnliches Verfahren, Steine durch Waſſer zu ſprengen, angewendet, um das Pulver zu ſparen, jedoch iſt die Pulverſprengung weniger6 langſam, auch ſichrer, obgleich ſie wegen des Verbrauchs an Pulver etwas koſtſpieliger iſt.
  • 5) Mit eiſernen Keilen. Hierdurch ſpaltet der Stein nach ſeinen Lagerſchichten in ebenen Flächen, und es iſt daher dieſe Art, wenn auch koſtſpieliger, den andern vorzuziehen. Man braucht hierzu mehrere Picken von gutem Eiſen, 10 Zoll lang, einen Zoll breit, an beiden Enden gut verſtählt, die aber während des Gebrauches alle 3 bis 4 Tage geſchärft und nach 3 4maligem Schärfen wieder neu verſtählt werden müſſen.
  • Zehn bis zwölf Stück ſcharf abgeſchmiedete eiſerne Keile, von weichem, unverſtähltem Eiſen, 5 Zoll lang, Zoll breit, jedoch auch einige kleinere von weichem Eiſen.
  • Einen großen Hammer (Poſſckel), wie ihn die Steinſchläger bei den Chauſſeeſteinen benutzen, deſſen untere Kante verſtählt ſein muß, 16 20 eiſerne Blechſtücke Zoll lang, Zoll breit, oben Zoll dick und nach unten zu geſchärft.
  • Dieſe Geräthſchaften ſind für 2 Mann ausreichend und koſten etwa 10 12 Rthlr.
  • Der zu ſpaltende Stein wird ganz von der umliegenden Erde befreit und auf allen Seiten losgegraben, ſo daß er auf keiner Seite im Mindeſten anliegt, denn ſonſt ſpringt er auch bei der größten Ge - walt nicht auseinander. Wenn der Stein auf allen Seiten losgegra - ben iſt, ſo wird auf demſelben die Linie, nach welcher man ihn ſpal - ten will, durch eine mit Kohle beſtrichene Schnur vorgezeichnet; dieſe Linie muß nach der Richtung der Lagerſchichten des Steines liegen. Bei Sandſteinen iſt dieſe Richtung ſehr leicht zu erkennen, bei feſtem Geſtein, wie Granit ꝛc., nur durch viele Uebung.
  • Auf dieſer Linie wird mit einer der beſchriebenen Picken eine Rinne, etwa 2 Zoll breit und Zoll tief, und zwar die erſte Hälfte der Tiefe mit der Quere der Picke, die zweite aber nach der Länge der Picke eingehauen, ſo daß die Vertiefung nach unten etwas enger zuſammen läuft. Hierbei verwahren ſich die Arbeiter ihre Au - gen mit einem Flor. Die Rinne muß auch bei dem Aushauen öfters mit einem Strohwiſche gereinigt werden. Wenn ſie fertig iſt, wird ſie ih - rer Breite nach in Entfernungen von 7 8 Zoll, wenn aber der Stein ſehr groß und hart iſt noch näher an einander, mit eiſernen Blechen der - geſtalt ausgeſetzt, daß auf jeder Stelle ſo viele Bleche ſo dicht an einan - der geſetzt werden, daß die letzteren derſelben ſchon mit einem Hammer eingetrieben werden müſſen. Wenn dies geſchehen, ſo ſetze man in die Mitte eines jeden Satzes ſo in einander geſchichteter Blechſtücke einen7 von den eiſernen Keilen, und ſchlägt mit dem Hammer auf die Keile von einem Ende des Steines zum andern, abwechſelnd erſt ſchwach, dann ſtärker und zuletzt geſchwind und mit doppelten Kräften auf einen Keil nach dem andern; vorzüglich aber auf diejenigen, welche am leichteſten eingehen und gut ziehen, da denn der Stein ſehr bald in einer ebenen Fläche von einander ſpringt.
  • Die eingelegten keilförmigen Bleche wirken ebenfalls als Keile mit, und dienen dazu, das Zermalmen der Rinnflächen durch die Keile bei deren Eintreiben zu verhindern.
  • Der Stein giebt zuweilen kurz vor dem Spalten einen leiſen Ton auf dem einen Ende, welcher das Reißen anzeigt, und es iſt als - dann nöthig, auf die Keile am andern Ende ſogleich mit voller Macht zu ſchlagen, weil, wenn man dabei langſam zu Werke geht, die ebene Fläche verfehlt wird.
  • Die härteſten Steine laſſen ſich am beſten in große Stücke mit ziemlich ebenen Flächen ſpalten. Haben die Steine aber ſchon natür - liche Riſſe und Sprünge, ſo zerſpalten ſie bei dem Eintreiben der Keile in unregelmäßige Stücke.
  • 6) Will man vorher geſprengte Steine zu regelmäßigen Stücken geſtalten, ſo geſchieht dies auf die bekannte Art mittelſt flach und rund zugeſpitzter Eiſen, auf welche man mit hölzernen Schlägeln ſchlägt, auch durch Zerſägen mit zahnloſen Sägen von Eiſen (beſ - ſer von Kupfer). Jn die Schnittfuge wird Sand, bei ſehr harten Steinen auch wohl Schmergel, oder Abgänge von Zinn und Blei mit Waſſer getröpfelt. Der Sand muß ſo ſcharf als möglich ſein, weshalb zerſtoßne Feuerſteine und Glas hierzu zweckmäßig ſind. Mit einer ſolchen Säge kann ein Arbeiter täglich 6 F. mittelmäßig har - ten Sandſteines zerſchneiden.
  • 7) Es kommt auch vor daß man, bei Grundbauten namentlich, Steine unter dem Waſſer ſprengen muß. Tafel I. Fig. 24. zeigt die Vorrichtung dazu, wenn die Steine nicht zu tief unter Waſſer liegen. Der Stein M wird, wenn das Waſſer ſo trübe iſt, daß man den Stein nicht ſehen kann, hinſichtlich ſeiner Lage, Form und Größe durch Peilſtangen unterſucht. Hiernach beſtimmt man die Lage und Größe des Bohrloches. Das Loch wird trichterförmig gebohrt. Hie - rauf wird eine hölzerne Röhre Zoll ſtark ausgebohrt, und nach Maaßgabe der Trichteröffnung im Steine zugeſpitzt, eingekerbt, mit Hechelabgang in dieſer Spitze umwickelt und mit einer Miſchung von Terpentinöl, Wachs und Talg beſchmiert eingebracht. Nun wird der Bohrer in das Bohrloch geſteckt und an ihm dieſe Röhre herunter -8 gelaſſen und eingetrieben, ſo daß ſie waſſerdicht darin ſteht. Hierauf zieht man den Bohrer heraus, trocknet die Röhre durch Schwämme aus, nimmt aber zuvor das Bohrmehl aus der Oeffnung. Die völlig trockne Kammer wird dann auf ihrer Tiefe mit Pulver geladen. Hierauf wird eine Zündnadel, die ſo wie der Ladeſtock von Kupfer ſein müſſen, 2 Zoll tief ins Pulver geſteckt, und mit ganz trocknem Lehm um dieſelbe, mittelſt des Ladeſtockes durch ſtarke Hammerſchläge feſtgepfropft, dann mit etwas angefeuchtetem Lehm und Ziegelmehl bis noch 1 Zoll über die Bohrung ſo fortgefahren, die Zündnadel herausgezogen, und dieſer Beſatz von oben herab mit feinem Pulver ½ Zoll dick überſchüttet, das dann in die Oeffnung der herausge - zognen Zündnadel läuft, ſie füllt und ſo mit der Pulverladung in Verbindung kommt. Ein Arbeiter ſteckt endlich einen brennenden Schwamm an ein langes Stöckchen, und wirft ihn damit in die Röhre hinunter, worauf er ſich ſogleich entfernt. Beim Sprengen wird die Röhre herausgeworfen. Die Steine ſelbſt, wenn ſie nur 1 Fuß tief im Waſſer liegen, ſpringen nicht heraus. Die geſprengten Stücken umgiebt man mit Ketten und holt ſie heraus. (Man ſehe Wolfram Bau-Form und Verbindungslehre §. 22.)
  • 8) Auch vermittelſt eiſerner männlicher Schrauben, welche ſich in einer geſpaltenen in das Sprengloch eingeſenkten Mutterſchraube bewegen, kann man, beſonders in Steinbrüchen, mit großem Vortheil Steine abſprengen, da beſonders auf dieſe Art jede unnöthige Zer - ſplitterung in vielen kleinen Abfall verhütet wird. (Aus dem Mecha - nic Magazine No. 599. S. 360. Mit Abbildung.)

§. 3. Von den Eigenſchaften der Bauſteine.

Wir haben ſchon früher im Allgemeinen bemerkt, daß einige Steinarten ſich mehr wegen ihrer Feſtigkeit und Dauer zum Bauen eignen, andere weniger. Diejenigen welche das feinſte Korn und folg - lich das feſteſte, härteſte Gebilde (textur) haben, ſind auch in der Regel die dauerhafteſten. Die natürlichen Steine enthalten zuweilen ſalzige Theile, welches namentlich von einigen Kalkſteinarten gilt. Jn dieſem Falle ſind ſie nicht gut zu ſolchen Bauwerken zu brauchen, bei welchen Trockenheit erſte Bedingung iſt. Ein Mauerwerk von ſolchen Steinen aufgeführt wird immer, und namentlich bei feuchter Luft, ſehr feucht und ungeſund ſein. Da der Kalkſtein überhaupt leicht Feuch - tigkeit an ſich zieht, ſo hält auch der Abputz ſchlecht darauf.

Am meiſten leidet der Kalkſtein durch Salze. Aus dieſem Grunde kann er zu Viehſtällen, Abtrittsgruben, Abtrittsſchlotten gar9 nicht verwendet werden, da die Auswürfe der Menſchen und Thiere Kochſalz enthalten, und durch Verweſung thieriſcher Stoffe Salpeter erzeugt wird, der in der Feuchtigkeit zerfließt.

Bei Sandſtein ſind meiſtens die mit thonigem oder kiesligem Bindemittel die härteſten.

Die Sandſteine müſſen im Bau nur auf ihr Lager, welches ſie im Bruche hatten, gelegt werden, weil ſie ſonſt leicht zerbrechen. Daſſelbe gilt auch von härterem Geſtein, wenn es ſich auf Unterlagen frei tragen ſoll. Es müſſen alſo die Lager bei Mauern, Säulen und Pfeilern wagerecht (horizontal), bei Gewölben aber verlängert den Mittelpunkt des zugehörigen Bogens treffen.

Stellt man ſie dagegen ſo, daß ihr natürliches Lager ſenkrecht (und nicht wagerecht) zu ſtehen kommt, ſo dringt leicht Feuchtigkeit ein und wenn dieſe im Winter friert, wird der Stein durch den Froſt geſprengt.

Man kann dem Sandſtein, im Freien angewendet, durch Oel - anſtriche eine größere Dauer geben, nur muß der Stein ſelbſt alsdann trocken ſein, weil ſonſt kein Anſtrich haltbar iſt. Hierdurch wird das Eindringen der Näſſe und das Auseinanderfrieren verhindert. Die Löcher werden mit Oelkitt (Glaſerkitt) vorher zugemacht. Sollen die Steine blos geölt werden (was nicht ſo gut iſt), ſo wird das Oel heiß gemacht und der Stein damit 3 4 Mal überzogen. Hierbei muß man die Steine von allem Schmutz reinigen. Vorhandene von Näſſe bereits durchzogene Sandſteinmauern laſſen ſich weder mit Vor - theil ölen noch anſtreichen. Wenn die obere Fläche von Sand - und Kalkſteinen frei gegen die Luft liegt, wie bei Geſimſen ꝛc., ſo müſſen dieſe Flächen mit Metall eingedeckt werden.

(Kiefel) Quarz iſt ſehr hart und eignet ſich am meiſten zu Pflaſterungen; auch wird er, wo man ihn häufig findet, zu Mauern in und über der Erde verwendet.

Alle Schieferarten, wo ſie häufig vorkommen, können zu Mauer - werk verwendet werden.

Der ſogenannte Urthonſchiefer (Dachſchiefer) muß ſich dünn und gleichmäßig ſpalten und keine Quarzkörner, Kalkerde, Kohlen - ſtoffe ꝛc. haben, wodurch er leicht verwittert.

Die Güte des Dachſchiefers beurtheilt man am leichteſten nach dem Klange, je heller und reiner der Klang, deſto beſſer der Schie - fer, oder man legt ihn in Waſſer, je weniger Waſſer er einſaugt, deſto feſter iſt er. Der ſalpeterhaltige Schiefer verwittert leicht.

Von den Feldſteinen gilt, daß die quarzreichen die dauerhaf -10 teſten ſind. Die feinkörnigen ſind, wie bereits mehrfach bemerkt, die feſteſten.

Baſalt. Die braunen, rothen, gelben Farben daran ſind ge - wöhnlich Folgen hoher Verwitterung, je dünner die Säulen, deſto feſter das Geſtein. Jſt gegen die Witterung beſtändig.

Eiſenſtein verbindet ſich leicht mit dem Mörtel und iſt, friſch gebrochen, mit dem Hammer leicht zu behandeln. Er iſt wetterfeſt. Man findet ihn in niedrigen Gegenden, in Elsbrüchen und Wieſen. Die Ecken der damit erbauten Mauern und Maueröffnungen werden mit Ziegeln eingefaßt.

Die Steine ſind meiſtens im Lager weicher, und erhärten nach und nach in der Luft.

Alle Steine, welche friſch gebrochen ſind, enthalten Erdfeuchtig - keit und müſſen erſt austrocknen (je länger je beſſer), ehe man ſie zu Mauern verwendet. Um ihre Dauer zu prüfen, ſetzt man ſie vor dem Gebrauche mindeſtens 1 Jahr lang der Witterung aus. Die ſchlechten, und diejenigen, welche viel Feuchtigkeit enthalten, blättern dann bedeutend ab oder zerfrieren im Winter. Am beſten bricht man die Steine im Frühjahr, dann können ſie den Sommer über gehörig austrocknen.

Mörtelüberzüge, ſo wie Anſtriche mit Oelfarbe und Tränken mit Oel, wenn es auf ausgetrocknetem Geſtein geſchieht, verlängern deren Dauer; vorausgeſetzt daß dieſe Ueberzüge immer in gutem Stande gehalten werden, welches gewöhnlich nicht geſchieht.

§. 4. Feſtigkeit der Steinarten, welche zum Bauen gebraucht werden.

  • 1) Gegen das Zerdrücken. Bei ſchwerer Belaſtung ein - zelner Steine, wie einzelne Säulen, Schlußſteine von Gewölben ꝛc., muß man vorher überzeugt ſein, daß der Stein durch die Laſt nicht zerquetſcht werden kann. Man hat deshalb Verſuche angeſtellt und Steine ſo lange belaſtet bis ſie zerquetſchten. Man hat aber nur Annäherungsweiſe gefunden, daß diejenigen Steinarten, welche bei gleichen Abmeſſungen der Stücken am ſchwerſten waren (oder das größte ſpecifiſche Gewicht hatten), meiſtentheils auch den größten Widerſtand leiſteten. Auch trugen Stücke von größeren Abmeſſungen mehr, als ſolche von kleineren Abmeſſungen, woraus folgt, daß die Feſtigkeit in ſo großen Stücken, wie man ſie zum Bau verwendet, grö - ßer iſt als in ſo kleinen als man zu den Verſuchen verwendete. Als Erfahrungsſatz gilt, daß man einem Bauſtein nie mehr Laſt auflege,11 als ein Zwölftheil desjenigen Gewichtes, welches ihn zerdrücken würde. Auch muß man darauf achten, daß bei einzelnen ſchwer be - laſteten Steinen der Druck gleichmäßig über die ganze Fläche vertheilt werde. Bei denjenigen Steinen welche mitten in einem Mauerwerk liegen, wird ſchon dadurch ein größerer Widerſtand hervorgebracht, daß die ihn umgebenden Steine dem oberen Drucke entgegenwirken.
  • Man pflegt Bleiplatten zwiſchen Steine zu legen welche ſchwer belaſtet ſind. Bei Sandſteinen, welche auf Mauerwerk verſetzt wer - den, müſſen die Fugen mit Kalk oder anderm Mörtel vergoſſen wer - den, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Wird aber Sandſtein auf Sandſtein verſetzt, ſo legt man einzelne Rollbleiſtücke, ein paar Zoll von der äußern Kante entfernt, dazwiſchen.
  • Jn gewöhnlichen Fällen hat man nicht nöthig die Feſtigkeit des Steines zu unterſuchen, weil man dabei die allgemeine Erfahrung zur Seite hat.
  • 2) Feſtigkeit der Steine gegen das Zerbrechen, wenn ſie frei liegen. Hierbei iſt man genöthigt die bereits vor - handenen Gebäude für einzelne Fälle zu Rathe zu ziehen, und für die einzelnen Fälle die Tragbarkeit der verſchiedenen Steinarten zu beſtim - men. Die Tempelbauten der alten Völker liefern folgende Verhältniſſe bei feſtem Geſtein: Ein belaſteter Stein trägt ſich nach Umſtänden , 2 mal, höchſtens 3 mal ſo weit frei als er hoch iſt. Hierbei iſt aber noch zu berückſichtigen, daß die Tragkraft im Verhältniß des der Höhe zur Breite ſteht (bei verſchiednen Steinlängen dazu wie die umgekehr - ten Längen). Wollte man dies Verhältniß durch einen einzigen Stein - balken erhalten, ſo würde eine unmäßige Höhe deſſelben erfolgen. Aus dieſem Grunde werden 2 niedrigere Steine nebeneinander gelegt, eine größere Laſt tragen, als ein einziger höherer Stein.
  • Unbelaſtet trägt ſich ein feſter Stein freiliegend etwa fünfmal ſo weit frei als er hoch iſt.
  • 3) Feſtigkeit der Steine gegen das Zerreißen. Es kommt dieſer Fall bei den Bauausführungen faſt gar nicht vor. Auch ſind nur wenig Verſuche darüber angeſtellt worden, wenn es nicht ge - ſchah, um daraus auf die Tragbarkeit zu ſchließen.

§. 5. Maaß und Verkauf der Bauſteine.

Das gewöhnliche Maaß bei dem Verkaufe der Steine iſt die Schachtruthe. Eine Schachtruthe iſt 12 Werkfuße lang, 12 Fuß breit und einen Fuß hoch, enthält alſo 12×12×1 = 144 Cubikfuße. Hierbei wird vorausgeſetzt, daß die Steine, Stück an Stück ſo nahe12 als möglich aufgeſtellt werden, damit ſo wenig Zwiſchenräume entſte - hen als es nur irgend angeht, da aber begreiflicher Weiſe die Zwi - ſchenräume mit bezahlt werden müſſen, ſo muß man doppelt acht ha - ben, daß man in dieſer Hinſicht von den Verkäufern nicht betrogen werde.

Es iſt aber wegen unregelmäßiger Form der Bruchſteine (be - ſonders bei der runden Form ungeſprengter Feldſteine) nicht möglich ohne alle Zwiſchenräume aufzuſetzen; deshalb befolgt man allgemein folgendes Verfahren, um niemand bei dem Kaufe zu übervorthei - len. Es wird nämlich an dem Maaße der Länge, Breite und Höhe eines jeden aufgeſetzten Steinhaufens Ein Zoll zugeſetzt, aber bei der Meſſung nicht mitgerechnet. Z. B. es wäre ein Steinhaufen 12′ lang, 12′ breit, 1′ hoch, ſo würde man ihn 12′ 2″ lang, 12′ 2″ breit und 1′ 2″ hoch ſetzen müſſen, um für eine Schachtruthe vol - les Kaufmaaß zu gelten.

Es iſt leicht einzuſehen, daß wenn man die Steinhaufen ſehr lang und ſehr hoch ſetzt, der Ueberſchuß von zwei Zoll Maaß nach jeder Ausdehnung hin ſo unbedeutend werden muß, daß er als faſt gar nicht vorhanden betrachtet werden kann. Deshalb pflegt man die Steinhaufen gewöhnlich nur 2 höchſtens 3 Ruthen lang, 1 höch - ſtens 2 Ruthen breit und 2 Fuß hoch zu ſetzen, und hierbei noch den Ueberſchuß von einem Zoll nach jeder Ausdehnung hin, hinzu - zufügen. Zu einer Schachtruhe Mauerwerk rechnet man Schacht - ruthe Bauſteine. Auf gepflaſtertem Wege fährt man mit 2 Pferden Schachtruthe Steine, auf Chauſſeen eben ſo viel, auf ungepflaſter - ten Wegen aber und auf nicht chauſſirten nur ¼ Schachtruthe. Ein Cubikfuß Granit wiegt etwa 180 200 Pfd. Preuß.

Bei kleinen, ganz runden Steinen, wie die gewöhnlichen Pfla - ſterſteine ſind, läßt ſich kein rechtwinkliger Haufen aufſetzen, weil ſie aus einander rollen würden, man ſetzt ſie deshalb nach oben hin ſchmäler als nach unten und auch etwa 2 Fuß hoch auf. Eben ſo giebt man dabei das Uebermaaß nach jeder Ausdehnung hin von Ei - nem Zoll zu. Wäre demnach ein ſolcher Haufen unten 12′ lang 12′ breit (ohne Uebermaaß) oben 10′ lang 10′ breit, und im Ganzen 2′ hoch, ſo würde die durchſchnittliche Länge 12+10 / 2 = 11 Fuß, die Breite auch 11 Fuß und die Höhe = 2′ Fuß ſein, und es ſtünde für den cubiſchen Jnhalt des Haufens 11×11×2 = 242 Cubikfuß ohne Uebermaaß.

Der Verkauf der Kalkſteine geſchieht an manchen Orten (wie13 zu Rüdersdorf bei Berlin) Prahmweiſe. Ein Prahm enthält 300 Cubikfuß möglichſt dicht, d. h. Stein an Stein geſetzt und zwar

Da aber vieler Zwiſchenräume wegen nicht auf einen Cubikfuß Kalkſtein auch ein Cubikfuß Mauer gerechnet werden kann, ſo rechnet man auf einen Prahm Kalkſteine nur Schachtruthen Mauerwerk. Oder noch ſichrer mit 300 Cubikfuß aufgeſetztem Kalkſtein nur 200 Cubikfuß Mauerwerk. Ein Cubikfuß Kalkſtein wiegt durchſchnittlich 158 Pfd.

Die regelmäßig behauenen Steine, wie Granit zu Treppenſtu - fen ꝛc., Marmor oder Sandſtein zu Platten, Geſimſen ꝛc., werden nach Cubikfußen bezahlt. Wir haben ſchon früher erwähnt, daß hier - bei, wegen des Abſtoßens der ſcharfen Kanten, der ſogenannte Ar - beitszoll mit gerechnet wird, er muß alſo auch mit bezahlt werden. Außerdem bezahlt man auch kleinere einzeln ausgearbeitete Stein - ſtücken, wie Steinflieſen ꝛc. Stückweiſe, andere Arbeiten, wie Geſimſe, Röhren zu Waſſerleitungen, nach laufenden Fußen.

Jm Allgemeinen iſt es vortheilhafter die Preiſe für eine große Maſſe zu beſtimmen, als auf viele kleine Stücken zu handeln, da man bei einem einzelnen kleinen Stück, wovon man eine große Menge braucht, auch gleich ſehr viel mehr bezahlen muß, wenn man für ein einzelnes Stück dieſer Menge einen auch nur wenig höheren Preis bewilligt.

Schiefer zu Dachdeckungen wird theils Ruthen -, theils Cent - nerweiſe verkauft. Die Maaße der Länge und Breite ſind dabei in den verſchiedenen Brüchen ſehr verſchieden.

Anfuhr der Steine geſchieht in großen Maſſen und auf weite Entfernungen entweder in Schiffen von verſchiedener Geſtalt und Größe, und bei kleinen Entfernungen auf Wagen mit Pferden beſpannt.

Wie viel in ein Schiff geladen werden kann hängt von der Tragfähigkeit deſſelben ab. Auf ein gutes Zugpferd rechnet man bei gutem feſtem Wege etwa 16 Centner höchſtens.

§. 6. Verbrauch.

Der Verbrauch der gewachſenen Steine iſt höchſt mannig - faltig. Die gewöhnlichen unregelmäßigen und die ſogenannten Feld -14 ſteine mittlerer Größe, beſonders wenn ſie geſchlagen oder geſprengt ſind, verwendet man mit größtem Nutzen zu allen Arten von Grund - bauten, da hierzu auch alle diejenigen Steinſorten anwendbar ſind, welche, über der Erde angewendet, leicht verwittern.

Es iſt hierbei nur folgendes zu merken: ſchwache Mauern von bis 2 Fuß Stärke laſſen ſich, beſonders wenn ſie höher als 4 5 Fuß werden, nur ſchlecht von unregelmäßigen Bruchſteinen aufführen, da ſie erſtens einen unzulänglichen Verband haben und auch das gewöhnlich vorkommende Steinmaaß von 1 bis Fuß Größe nicht gut in ſchwache Mauermaaße paßt. Kann man alſo die Mauermaaße nicht ſtärker machen, oder zieht man nicht in dieſem Falle Bruchſteine wegen ihrer ganz beſonderen Wohlfeilheit vor, ſo wird es unter dieſen Umſtänden immer gerathener ſein, ſchwache Mauern von gebrannten Ziegelſteinen aufzuführen.

Beſonders gilt dies von Kellermauern, wo viele Vorſprünge und einzeln ſtehende Pfeiler vorkommen.

Auch Mauern über der Erde werden in ſolchen Gegenden, wo die natürlichen Steine häufig ſind, vielfach damit aufgeführt. Bei Gebäuden jedoch welche, wie z. B. Kirchen, für ſpäte Zeiten erhalten werden ſollen, iſt es ſehr wichtig auch nur ſolche Steine zu verwen - den, welche an der freien Luft nicht verwittern. Deshalb pflegt man in ſolchen Fällen den ſogenannten Kern des Gebäudes von ſchlechte - rem Material (wenn kein andres zu haben iſt) aufzuführen, die äu - ßeren Flächen aber mit vorzüglichem Geſtein zu bekleiden, wenigſtens findet man dies empfehlenswerthe Verfahren im Alterthume ſehr häufig angewendet. So z. B. waren die kleineren ägyptiſchen Pyramiden, deren Kern aus Lehmſteinen beſtand, mit Granit außerhalb bekleidet.

Das Mittelalter war hierin weniger ſorgſam, und die ſchönſten Kirchen dieſer Zeit vergehen nur aus der Urſache ſchneller, weil man dazu im Aeußern oft ein Geſtein wählte, welches der Verwitte - rung leicht ausgeſetzt iſt.

Für ſolche Gebäude welche nur zu untergeordneten Zwecken die - nen, würde obige Rückſicht natürlich mehr oder weniger wegfallen. Jn Gegenden welche Ueberfluß an gewachſenen Steinen haben, baut man davon auch alle Mauern der Ställe und Wohngebäude.

Es iſt hierbei zu merken daß namentlich die feſteſten Steinarten, wie Granit ꝛc., die unangenehme Eigenſchaft beſitzen, daß alle Dämpfe, wel - che im Jnnern eines Raumes, wie in Ställen und Wohnhäuſern erzeugt werden, ſich auf den Steinen niederſchlagen und ſo die Räume feucht und ungeſund machen. Ueberdieß hält ein Mauerbewurf auf ſolchen15 Steinen im Aeußern gar nicht, im Jnnern ſchlecht. Auch ſind ſolche Mauern (wenn ſie nicht ſehr dick ſind) im Sommer heiß, im Winter kalt, folglich für die Geſundheit von Menſchen und Thieren nicht vortheilhaft.

Aus dieſen Gründen iſt es nothwendig, Ställe und Wohn - gebäude welche man aus ſolchem Material erbauen will, auf den in - neren Flächen mit einem anderen Material zu bekleiden, welches die Feuchtigkeit nicht anzieht (nicht ſchwitzt, wie man es nennt). Hierzu eignen ſich gebrannte Mauerſteine am beſten.

Außer zu Mauern, verbraucht man die unregelmäßigen Steine auch zu Pflaſterungen, ja diejenigen welche ſchieferartig brechen, ſelbſt zu Gewölben aller Art, wie wir bereits erwähnten.

Die behauenen Steine verwendet man jetzt wenig zu ganzen Mauern, wohl aber zu Platten, um wenigſtens die unteren Theile der äußern Mauern damit zu bekleiden, ferner zu allen Arten von Thür - und Fenſtereinfaſſungen, Geſimſen, Bedeckung einzelner Mauerſtellen, ſo wie zu Steinflieſen, Waſſerröhren, Feldbrücken ꝛc.

Wir haben noch der ſogenannten Schnittſteine zu erwähnen, welche mit einer eiſernen oder kupfernen Säge geſchnitten werden. Das Zerſägen kann, wo man es braucht, ſowohl für loſes als ganz feſtes Geſtein angewendet werden. Jedoch pflegt man durch die Säge dem Steine nur irgend eine rechtwinklige Form zu geben. Soll er außerdem eine mehr zuſammengeſetzte Form annehmen, ſo wird er alsdann beſonders bearbeitet. Mit dergleichen Schnittſteinen führt man die künſtlichſten Gewölbe ꝛc. auf.

Auch dreht man große Steinſtücken wie auf einer Drehbank ab, welches Verfahren namentlich bei runden gleichmäßigen Formen, wie bei Säulenſchäften und dergleichen ſeine Anwendung findet.

§. 7. Lehm und fette Erden.

Der Lehm iſt eines der wohlfeilſten, wichtigſten und in nicht ſehr gebirgigen Gegenden überall ſich vorfindendes Baumaterial. Haupt - ſächlich verfertigt man daraus künſtlich geformte Lehmſteine, welche an der Luft getrocknet oder auch in Formen gerammt werden; oder man ſtampft zwiſchen Bretterformen ganze Mauern von Lehm, wie wir weiter unten bei dem Mauerwerk ſehen werden; ferner bereitet man aus Lehm und Thon gebrannte Steine aller Art und Form, wie weiter unten bei den Mauern und Dächern gezeigt wird. Außer die - ſem Gebrauch wird Lehm und Thon nur zu Ausfüllungen zwiſchen16 den Balkendecken und Fußböden, ſo wie in ſolchen Fällen gebraucht, wo man die Rückſeiten der Mauern gegen das Eindringen von Feuch - tigkeit oder des Waſſers ſchützen will, deshalb werden bei Baſſins, Miſt - und Düngergruben die hinteren Seiten der Mauern und die Fußboden derſelben mit einer ein - oder zweifüßigen Lehm - (und noch beſſer Thon -) Lage ausgefüllt. Je fetter in dieſem Falle der Lehm iſt (oder je weniger Sandtheile derſelbe enthält) deſto beſſer. Zu magrer Lehm hat keine Bindekraft und iſt in den meiſten Fällen nicht zu brauchen. Seine nothwendige Beſchaffenheit für künſtliche Steine al - ler Art werden wir ſpäter kennen lernen. Auch verwendet man den - ſelben, da er ein ſchlechter Wärmeleiter iſt, zur Ausfüllung hölzerner, doppelter Wände, um die durch ſolche Wände eingeſchloſſnen Räume im Winter wärmer, im Sommer kühler zu erhalten.

Jn neuerer Zeit iſt er vielfach als die Grundlage der Dorn - ſchen Lehmdächer verbraucht worden.

Auch verwendet man den Lehm zur Umkleidung von Hölzern, z. B. der Balkenköpfe, um ihre Dauer zu verlängern. Eben ſo - ren Lehmmauern mit Vortheil zu Bewährungen ſtatt der Holzzäune zu brauchen.

Wir werden bei den Lehmmauern Gelegenheit nehmen, auf die noch viel zu wenig beachtete Wichtigkeit dieſes Baumaterials aufmerk - ſam zu machen, ganz beſonders bei untergeordneten und ländlichen Bauwerken. Ein Cubikfuß Lehm wiegt 90 100 Pfd.

§. 8. Moos.

Wird zu mancherlei Zwecken gebraucht. Bei Feldſteinmauern und Brunnen werden die Steine in Moos gelegt, um die gegenſeitige Reibung der gewöhnlich runden Feldſteine zu vermehren und ſo der - gleichen Mauern feſter zu machen. Zugleich füllt es die natürlichen Zwiſchenräume der Feldſteinmauern aus. Lang gewachſenes Wald - moos iſt beſſer als kurzes mageres. Auch bei denjenigen Brunnen, welche von geformten und gebrannten Mauerſteinen gefertigt werden, bedient man ſich des Mooſes zur Ausfüllung der Zwiſchenräume, da Lehm und Kalk, welche man in andern Fällen zur Befeſtigung der Steine nimmt, nicht haltbar ſein würden.

Früher bediente man ſich des Mooſes auch zur Herſtellung der Dornſchen Lehmdächer. Auch zur Ausfütterung hohler Wände iſt Moos mit Vortheil zu brauchen, um ſie gegen das Einwirken der Tem - peratur mehr zu verwahren.

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§. 9. Theer und Asphalt.

Der Theer, welcher bei Bauten verwendet wird, iſt zweierlei Art.

1) Der Holztheer wird bei dem Brennen der Holzkohle aus harzigen Hölzern gewonnen und beſteht aus dem eigentlichen Theer, welcher braun, fett und etwas dickflüſſig iſt, ferner aus der ſogenann - ten Theergalle, welche mehr wäſſrige Theile enthält.

Man bedient ſich des Theeres größtentheils zum Anſtrich des Holzwerkes, um es gegen die Einwirkungen der Witterung zu ſchützen. Ein ſolcher Anſtrich muß jedoch alle Jahre wiederholt werden, weil die Luft ihn ſchnell auszieht. Auch die Theergalle verwendet man zu gleichen Zwecken, obgleich ſie noch weniger kräftig wirkt.

Außerdem wird der Theer zu allerhand andern Anſtrichen ver - wendet, wovon er einen Hauptbeſtandtheil bildet.

Auch bedient man ſich des Theeres bei Anfertigung der Lehm - dächer.

2) Der Steinkohlentheer wird gewonnen, indem man die Steinkohle in eiſernen Röhren einer ſtarken Hitze ausſetzt, wodurch alle flüſſigen und öligen Theile derſelben abfließen, dieſe bilden ge - ſammelt den Steinkohlentheer, welcher wie der Holztheer in Tonnen à 80 bis 100 Quart verkauft wird.

Jm Handel wird beiden Theerarten häufig Waſſer zugeſetzt, wo - durch er ſich natürlich verſchlechtert. Man muß alſo darauf ſehen daß er möglichſt dickflüſſig ſei.

Die weitere Bereitung des Theeres kommt bei Lehmdächern vor, ſo wie die Bereitung eines künſtlichen Firniſſes und Asphal - tes aus demſelben.

Die Verwendung des Steinkohlentheeres geſchieht bei Bauten ganz auf gleiche Art, wie bei dem Holztheer geſagt worden.

Asphalt (Judenpech) iſt ein durch Naturfeuerkraft hervorge - brachtes und ſtark erhärtetes Erzeugniß. Schmilzt man ihn, ſo läßt er ſich wie der verdickte Steinkohlentheer zu mancherlei Bauzwecken, namentlich zu Mörteln, Fußböden und flachen Dachdeckungen gebrau - chen. Er widerſteht der Witterung mehr als Holz - und Steinkohlen - theer, denn wenn der letztere ſchon bei 28 Grad Sonnenwärme ſchmilzt, ſo ſchmilzt der natürliche Asphalt erſt bei 40 Grad. Schon im Al - terthume kannte man ihn, und die Mauern von Babylon, welche aus Ziegelſteinen erbaut waren, wurden durch Asphalt, welcher die Stelle des feſteſten und vom Waſſer nicht zu durchdringenden Mörtels ver - trat, gebildet. Er haftet ſo feſt daß Mauerſteine, damit zuſammen - gekittet, nie längs der Fuge ſpringen wenn man ſie zerſchlägt.

Menzel, der praktiſche Maurer. 218

B. Künſtliche Materialien des Maurers.

§. 10. Lehmſteine (Luftſteine, Kluthen, Luftziegeln).

Die Lehmerde, welche man zur Anfertigung der Lehmſteine an - wendet, braucht weder ſehr ſorgfältig ausgewählt, noch ſorgfältig zu - gerichtet zu werden. Es iſt hinlänglich, wenn ſie nicht zu fett und mager und rein von kleinen Steinen und Wurzeln verbraucht wird.

Wenn der friſch gegrabene Lehm in der Hand zuſammengeballt an einander klebt, ſo iſt es ein hinlängliches Zeichen für die Fettig - keit der Lehmerde zu Lehmſteinen. Der Lehm kann Mergel und Kalk - ſtückchen enthalten, dieſe ſind den Lehmſteinen nicht nachtheilig (wohl aber den gebrannten Mauerſteinen, wie wir weiter unten ſehen wer - den). Bei der gewöhnlichſten Bereitung der Lehmſteine wird der Lehm auf freier Erde ausgebreitet, mit Waſſer begoſſen und mit Kalk - ſtößern möglichſt gleichmäßig zu einem dünnen Brei gerührt, wobei alles Wurzelwerk und Steine bis zur Größe eines halben Zolles Durchmeſſer ſorgfältig entfernt werden muß. Bei ſehr großer Lehm - menge wird derſelbe auch, nachdem er vorher mit Waſſer begoſſen iſt, durch Pferde oder Ochſen gleichmäßig durchgetreten und dann die fremdartigen Theile entfernt. Die beſte Jahreszeit um Luftziegeln im Freien zu bereiten iſt im Frühjahr und Sommer, wo man auf be - ſtändige trockne Witterung hoffen kann. Bei eintretendem Regenwetter werden die bereits in Haufen geſtellten entweder nur mit Stroh oder Brettern bedeckt, welche man mit Steinen beſchwert, oder man baut ganz leichte Bedachungen und ſchließt deren ſenkrechte Wetterſeite mit Brettern. Die 3 andern ſenkrechten Seiten läßt man, des Luft - zuges wegen, offen.

Bei ſorgfältigerer Behandlung wird der Lehm, nachdem er gegra - ben, eingeſumpft, das heißt es werden nach Maaßgabe der Größe des vorzunehmenden Geſchäftes größere oder kleinere Gruben in die Erde gegraben, etwa 8′ lang 6′ breit 6′ tief. Jn dieſe Gruben werden Ka - ſten mit Fußböden von Eichenholz oben offen eingeſetzt, welche 4 Eck - ſtiele erhalten, in welche 2zöllige Eichenbohlen in Falze eingeſchoben werden. Der Fußboden wird eben ſo gediehlt. Dieſe Kaſten nennt man die Sümpfe. Sie können auch von gebrannten feſten Mauer - ſteinen aufgemauert und der Fußboden gepflaſtert ſein.

Jn dieſen Sümpfen wird der Lehm zwei oder mehrere Tage lang eingeweicht, und je länger man ihn in denſelben laſſen kann, deſto gleichmäßiger wird die Maſſe. Jſt der Lehm an ſich rein, ſo kann man ihn gleich nachdem er gegraben in die Sümpfe thun, mit19 Waſſer begießen und tüchtig umrühren und durcheinanderarbeiten. Je weicher das Waſſer iſt deſſen man ſich zum Einſumpfen bedient, um ſo beſſer und ſchöner werden die Lehmſteine. Regenwaſſer würde alſo unter allen das beſte ſein.

Vorzüglich muß man ſich hüten, ſalpeterhaltiges oder gar See - waſſer zum Erweichen des Lehmes zu benutzen, da Steine, mit ſol - chem angefertigt, auch wenn ſie ganz trocken ſind, immer die Eigen - ſchaft behalten alle Feuchtigkeit aus der Luft an ſich zu ziehen, ver - möge der Salztheile welche das Waſſer enthielt. Hierdurch aber ge - ben ſie feuchte Wände und Mauern ab, und leiſten vermöge ihrer Feuchtigkeit der Holzſchwammbildung Vorſchub.

Jſt der Lehm an ſich nicht rein, das heißt vielfach mit Wur - zeln, Steinchen ꝛc. gemiſcht, ſo muß er durchaus, wenn man gute Lehmſteine haben will, vor dem Einſumpfen gehörig geſchlemmt wer - den. Da dies gemeinhin unterbleibt, ſo braucht man ſich über die ge - wöhnlich ſehr elenden Lehmſteine gar nicht zu wundern. Aus den Sümpfen kommt der Thon auf die (Traden) Tretplätze, welche in den Trockenſchuppen liegen (weshalb es gut iſt die Sümpfe unmittel - bar an den Trockenſcheunen anzulegen). Die Tretplätze ſind gediehlte Plätze, deren Ränder mit Brettern hochkantig eingefaßt ſind; ſie ſind etwa 16 18′ lang 10 12′ breit anzulegen. Hier wird die Zie - gelerde in dünnen Lagen aufgeſchüttet, mit den Füßen von den Ar - beitern gehörig durchgetreten und die Steinchen ꝛc. mit den Händen ausgeſucht und entfernt.

Das Schlemmen kann auch auf folgende Art bewerkſtelligt werden.

Man ſetzt vor dem Sumpfe eine gewöhnliche aber große Kalk - bank auf. Vor den Schieber derſelben befeſtigt man ein Drahtgitter mit etwa ½ Zoll im haltenden Oeffnungen. Bei geſchloſſnem Schieber thut man in die Kalkbank Lehm und Waſſer, daß nach ge - hörigem Umrühren ein ganz dünner Brei entſteht, dieſen läßt man in den Sumpf ab, nachdem man den Schieber geöffnet hat. Alle Steine, Wurzeln ꝛc. bleiben in der Kalkbank zurück und werden weg - geworfen. Hierauf wiederholt man das Verfahren ſo oft bis der Sumpf mit Lehmmaſſe gefüllt iſt. Das ſich oben nach und nach ſammelnde Waſſer kann man ausſchöpfen, das übrige verdunſtet an der Luft bis der Brei die gehörige Dicke erreicht hat um Lehmſteine daraus ſtreichen zu können. Bei großen Geſchäften dieſer Art bedient man ſich zum Schlemmen des Lehmes (da auf ſeine Reinheit alles an - kommt) auch beſonders eingerichteter Maſchinen, deren Einrichtung meiſtentheils auf Folgendem beruht: Jn einem hohlen, ſenkrechten Cy -2 *20linder von Holz bewegt ſich eine ebenfalls ſenkrechte Welle von Holz, welche mit vielen Meſſern beſetzt iſt. Der Lehm wird oben in den Cylinder hineingeworfen und Waſſer zugegoſſen; die Meſſer an der Welle, welche durch irgend eine Kraft in drehende Bewegung geſetzt wird, zerkleinern die Maſſe gänzlich, und unten am Cylinder fließt der Brei in Gefäße, welche in die Sümpfe geleert werden. Zur Be - wegung der Maſchine kann man Thier -, Waſſer - oder Dampfkraft anwenden. Abbildungen ſolcher Maſchinen findet man in allen tech - niſchen Zeitſchriften ꝛc.

Gewöhnlich wird der Lehm ſo wie er gegraben iſt, in die Süm - pfe gebracht, und nach Verlauf von 2 3 Tagen auf den Traden (gediehlte Plätze) mit den Füßen der Arbeiter durchgetreten, wobei dieſelben Arbeitsleute mit ihren Händen Steine ꝛc. ausſuchen und weg - werfen; will man aber ganz vorzügliches Steingut erzielen, ſo muß man den Lehm dazu im Herbſt ſpäteſtens anfahren, ihn den Winter über offen liegen und ausfrieren laſſen, wodurch er ungleich mürber und gleichmäßiger wird, und erſt im kommenden Frühjahr denſelben ſchlemmen und einſumpfen. Jedoch nicht alle Lehm - und Thonarten werden durch das Ausfrieren beſſer, einigen ſchadet es ſogar.

Hat der Lehm die Dicke eines ſtraffen Breies in den Sümpfen erreicht, ſo beginnt das Streichen der Lehmſteine. Dies geſchieht auf die bekannte Art, daß auf einem großen niedrigen Tiſche, auf welchen eine Holzbahn für Schubkarren führt, ſo viel Lehm aufgefahren wird, als ein oder mehrere Streicher nach und nach verarbeiten können. Die Streicher haben Formen (mit Handhaben), oben und unten of - fen, von der Größe welche die Steine haben ſollen. Jn dieſe For - men wird die Lehmmaſſe mit der Hand geworfen, bis die Form voll iſt, dann mit einem Brettchen gerade abgeſtrichen und alsdann trägt der Arbeiter den Lehmſtein an den Ort, wo er im Freien trocknen ſoll und hebt die Form ab, oder die Steine werden gleich auf dem Streichtiſche auf dazu gemachte Brettchen geſtellt und von Kindern auf die Gerüſte getragen, welche ſich unter eigens zum Trocknen der Steine eingerichteten bedeckten Trockenſchuppen befinden. Letztere Art, die Steine in Trockenſchuppen zu trocknen iſt der erſteren Art, wo ſie nur im Freien aller Witterung blosgeſtellt liegen, bei weitem vorzu - ziehen, da ſie alsdann immer im Schatten liegen, nicht ſo leicht von der Sonne aufreißen, und nicht durch den Regen leiden können, wel - cher häufig in ein paar Stunden mehrere Tagewerke zerſtören kann. Was die Trockenſchuppen betrifft, ſo müſſen ſie ſo leicht als möglich erbaut werden und wo möglich flache Dächer haben, da man in ſtei -21 len Dächern nur wenig Gerüſte zum Trocknen unterbringen kann. Auch müſſen ſie möglichſt luftig ſein. Es iſt deshalb gut ihre lan - gen Seiten ſo einzurichten, daß der Weſt - und Oſtwind durch dieſel - ben gehen (alſo die Giebel nach Süd und Nord). Auch dürfen der - gleichen Gebäude, eben des ſtarken Luftzuges wegen, keine zu große Breite haben, weil derſelbe in zu breiten Gebäuden auch beſonders bei der Aufſtellung der vielen Gerüſte gehindert wird. Eine Breite von 40 Fuß bei einer Stockwerkshöhe von mindeſtens 7 Fuß im Lichten und eine Gerüſthöhe von 6 Fuß iſt angemeſſen.

Eine quadratiſche Grundrißform, wenn ſie mehr als 40′ be - trüge, würde demnach für dieſe Gebäude unzweckmäßig ſein, wenn ſie auch in andern Fällen zu empfehlen wäre.

Damit die Trockenſchuppen willkürlich an den Seitenflächen ge - öffnet und geſchloſſen werden können, um den Luftzug in ſeiner Ge - walt zu haben, bringt man überall hölzerne Klappen von 6 7′ Länge und 3 Fuß Höhe an, welche nach außen öffnen und durch Sperrhölzer offen erhalten werden.

Das langſame gleichmäßige Trocknen der Lehm - ſteine im Schatten iſt Hauptſache für deren künftige Güte. Je länger ſie vor dem Gebrauche austrocknen, um ſo beſſer werden ſie. Jm Alterthume waren geſetzlich hierzu zwei volle Jahre be - ſtimmt, wir verbrauchen ſie oft ſchon nach zwei Wochen.

Deshalb brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, wenn unſre Lehmbauten feucht, zum Holzſchwamme hinneigend und zu - ſammendrückbar befunden werden. Jn Aegypten beſteht der Kern vieler Pyramiden aus Lehmſteinen, und man bedenke welche ungeheure Laſt die unterſten Schichten, ohne zu zermalmen, zu tragen hatten, während wir nicht im Stande ſind ein gewöhnliches zwei - ſtöckiges Gebäude von Lehmſteinen aufzuführen, ohne daß es ſich ſenkt; woran aber lediglich der Umſtand ſchuld iſt, daß unſere Lehm - ſteine nicht Zeit haben gehörig auszutrocknen, und im Jnnern mei - ſtens noch naß oder wenigſtens feucht ſind, wenn man ſie bereits verwendet. Die Formen, deren man ſich zum Streichen bedient, ſind von Holz mit Eiſen beſchlagen. Sie werden jedesmal von den ab - tragenden Arbeitsleuten gereinigt und mit Sand ausgeworfen. Beim Formen wird mit einem hölzernen Streicher naß abgeſtrichen.

Das Maaß der Lehmſteine richtet ſich darnach, wie man ſie allein oder in Verbindung mit Ziegeln verbrauchen will. Sollen ſie gemeinſchaftlich mit Ziegeln verbraucht werden, ſo müſſen ſie im ausgetrockneten Zuſtande ganz dieſelbe Größe haben als die ge -22 brannten Mauerſteine (Ziegeln), ſie würden alſo bei den in Preußen üblichen Ziegelmaaßen ſo groß gemacht werden müſſen, daß ſie im aus - getrockneten Zuſtande entweder 12″ lang 5″ breit 3″ hoch, oder 10″ lang 4¾″ breit 2½″ ſtark, oder 9″ lang breit ſtark gemacht werden. Da der Lehm aber im trocknen Zuſtande, wie be - kannt, einen kleineren Raum einnimmt als im naſſen, ſo muß auch die Holzform, in welcher man die Lehmſteine ſtreicht, größer ſein als der Lehmſtein in ausgetrocknetem Zuſtande werden ſoll. Man nennt dieſes kleiner werden das Schwinden des Lehmes. Das Schwinden des Lehmes beträgt durchſchnittlich $$\frac {1}{13}$$ des Maaßes nach allen Seiten hin. Wollte man alſo einen trocknen Lehmſtein von 12 Zoll lang 6 Zoll breit und 3 Zoll hoch erzielen, ſo müßte die Streichform dazu 13 Zoll lang Zoll breit und Zoll hoch ſein. Aller Lehm ſchwindet aber nicht gleichmäßig, und es iſt dann am beſten bei der jedesmaligen verſchiednen Erde das Schwinden derſelben durch Verſuche auszumitteln.

Auch muß man, um ein beſtimmtes Maaß Ziegelgut zu erhal - ten, immer Maaß Erde mehr ausgraben. Wollte man z. B. 2000 Cubikfuß Lehmſteine machen, ſo muß man 3000 Cubikfuß Lehm ausgraben, da die gegrabne Erde einen größeren Raum ein - nimmt als die feſte und auch vieles verloren geht.

Ein Cubikfuß fetter Lehm wiegt 100 Pfund, magrer 90 Pfund.

Ein Mann kann in einem langen Sommertage 1000 Steine ſtreichen und nahe bei wegſetzen; für 1000 Stück anzufertigen rechnet man in allem 1⅓ 1⅔ Thlr. ohne Anfuhr. Für das Anfertigen 20 Sgr.

§. 11. Lehmpatzen (ägyptiſche Luftziegeln).

Sie werden ganz eben ſo angefertigt wie die Lehmſteine und unterſcheiden ſich von ihnen nur dadurch, daß ſie ein größeres For - mat haben und daß man ſie, des ſchnelleren Trocknens wegen, mit geſchnittnem Stroh (Hexel), Flachs - oder Hanfſcheven vermiſcht. Da ſie eben größer ſind als Lehmſteine und deshalb auch ſchwerer austrocknen, ſo verhindert zugleich die Beimiſchung von Stroh ꝛc. das ſonſt leichte Aufreißen derſelben. Zur feſteren Verbindung der Steinmaſſe aber trägt es nichts bei.

Man pflegt ſie 15″ lang 7¼″ breit 6″ hoch zu machen. Da ſie aber für die ſchnelle Brauchbarkeit in dieſer Größe zu langſam trocknen, ſo iſt die vorſchriftliche Größe auf 11″ lang 5½″ breit 6″ hoch feſtgeſetzt worden. Hierdurch ſind ſie den Lehmſteinen faſt ganz23 gleich geſetzt und man hat nur mehr Arbeit davon. Ganz anders ſtellt ſich das Verhältniß, wenn man ſie 15″ lang ꝛc. macht und ſie gehörig austrocknen läßt; alsdann ſind ſie ſchwerer und das Mauerwerk erhält viel weniger Fugen, wird alſo viel feſter. Zu 1000 Lehmpatzen von 11″ Länge gehören 240 Cubikfuß Lehm, 10 Bund Stroh oder 4 Scheffel Flachs - oder Hanfſcheeven. Für 1000 Stück anzufertigen rechnet man 3 Thlr. Ein Mann kann täglich etwa 150 ſolcher Steine fertigen.

Die vollſtändige Austrocknung derſelben vor dem Verbrauch iſt wie bei den Lehmſteinen unerläßliche Bedingung.

Die Güte der Lehmſteine wie der Lehmpatzen erprobt man, wenn ihr Bruch gleichmäßig, die Maſſe fein, nicht bröcklig ſondern zuſam - menhängend iſt, wenn keine Steine darin ſind, und wenn ſie im Jn - nern keine dunklere Farbe zeigen als auf der Oberfläche. Sind ſie im Jnnern dunkler, ſo iſt es ein untrügliches Zeichen daß ſie nicht gehörig ausgetrocknet ſind, folglich nichts taugen.

§. 12. Jn Formen geſtampfte Mauern und einzelne Steine.

  • Es giebt hiervon 3 verſchiedene Arten, nämlich:
  • 1) Den ſogenannten Stampfbau oder auch Piſée genannt. Die letztere Benennung iſt franzöſiſch und wird gewöhnlich gebraucht. Das Verfahren hierbei wird weiter unten ausführlicher beſchrieben wer - den, in Kürze beſteht es darin, daß zwiſchen aufgerichteten Bretter - gerüſten Lehm mit hölzernen Stampfern ſo lange feſtgeſtampft wird, bis er zuſammenhängende Mauern bildet. Man kann alſo jedes auf dieſe Art entſtandene Mauerſtück als einen großen geſtampften Stein betrachten, und das ganze Gemäuer aus ſolchen großen einzelnen Steinſtücken zuſammengeſetzt.
  • 2) Die in kleinen Formen geſtampften Steine, von Cointeraur (einem Franzoſen) erfunden. Sie werden auch Erdquadern genannt. Das gewöhnliche Maaß iſt 13 Zoll lang Zoll breit Zoll hoch.
  • Da dieſe geſtampften Quadern wenig Vortheil bieten, indem ſie nicht feſt genug beſchafft werden können, beſonders die Kanten derſel - ben gewöhnlich abbrechen, und dieſelben auch theurer in der Anferti - gung ausfallen als gewöhnliche Lehmſteine, ſo wollen wir deren nur kurze Erwähnung thun.
  • Man ſtelle ſich 3 Bretter ſo parallel neben einander liegend vor, daß zwiſchen dieſelben eingeſchobene Querbrettchen überall gleiche Ab - theilungen bilden, welches die Formen für die einzelnen Steine ſind. Jn dieſe Löcher oder Formen wird ſo lange nach und nach Lehm ge -24 ſtampft bis ſie gefüllt ſind, alsdann wird die Form auseinander ge - nommen und die einzelnen Steine fortgenommen. Der Grund auf welchem die Steine geſiampft werden, muß vollkommen feſt, alſo mindeſtens ein gemauertes Mauerſteinpflaſter ſein.
  • 3) Die gerammten Erdquadern nach Jſenard. Es ha - ben noch andere, z. B. Hezel in Rußland und Hunt dergleichen durch Rammen feſtgeſchlagene Steine anfertigen laſſen und beſchrieben, die Jſenardſche Art iſt jedoch in großer Ausdehnung angewendet worden und hat auch mehrfache Vortheile, weshalb wir hier eine Beſchrei - bung davon geben. Jſenard, ein Franzoſe von Geburt, hat dieſe Methode erfunden, welche weit beſſere und zweckmäßigere Steine liefert als die Lehmſteine und Lehmpatzen ſind.
  • Man kann jede Erdart, auf der mit Vortheil Weizen gebaut wird, zu dieſen Steinen benutzen. Die Erde muß demnach einen ſol - chen Grad von Fettigkeit haben, daß ſie, mit Gewalt zuſammenge - drückt, feſt an einander klebt, wie bei dem Piſée. Sandboden iſt natürlich dazu untauglich, da er nicht den hinlänglichen Zuſammenhang hat. Zu reinem Lehmboden muß aber Sand hinzugeſetzt werden, da, wenn er zu fett iſt, die Steine nicht gut aus der Form gehen. Die Verfahrungsart bei der Anfertigung der Steine, ſo wie die Vorrich - tung dazu iſt folgende. Taf. I. Fig. 11. 12. 13. ſind die nöthigen Zeichnungen dargeſtellt. Es wird ein Gerüſt (Fig. 11.) ganz ähn - lich einer Ramme, welche zum Einſchlagen von Pfählen benutzt wird, aus ſechs Balken, die in der Zeichnung mit h. i. k. l. m. o. bezeich - net ſind, auf die dort angegebene Art zuſammengeſtellt. Jn der Spitze des Balkens o. iſt eine Rolle n. angebracht, über welche das Seil g. geführt iſt, und wodurch der eichne, ſtark mit Eiſen beſchlagene Klotz a., der möglichſt rechtwinklig gearbeitet ſein muß, bewegt wird. Auf dem Balken o. iſt eine ſtarke Latte freiſtehend befeſtigt, welche dazu dient dem Klotze a., welcher darauf läuft, einen gleichmäßigen Fall zu geben und die Schwankungen nach der Seite hin zu vermei - den. Jn der Zeichnung (Fig. 11. u. 12.) iſt mit p. ein ſtarker, aus Eichenholz gearbeiteter niedriger Tiſch bezeichnet, auf welchem die Scheibe d. an der linken Seite mit einer Schraube r. befeſtigt iſt. Jn dieſer Scheibe iſt ein aus ſtarkem zähen Holze, und zwar aus einem Stück gearbeiteter Kaſten eingelaſſen. Aeußerlich iſt dieſer Ka - ſten mit eiſernen Bändern verſehen und ſein innerer Raum iſt mit einem ohngefähr ½ Zoll ſtarken, genau in den hölzernen paſſenden, gußeiſernen Kaſten c. gefuttert. Dieſer Kaſten bildet die Form des zu ſchlagenden Steines. Die gußeiſerne Form muß möglichſt glatt25 ausgeſchliffen ſein, damit keine Unebenheiten den Stein am Heraus - fallen hindern, und überall genau an die hölzerne anſchließen, weil ſie ſonſt augenblicklich zerplatzt. Man giebt dieſer Form ohngefähr das Doppelte der Höhe, welche man für den Stein beſtimmt hat. Die anzuwendende Erde, welche ſo trocken ſein muß, daß ſie ſich durchaus in der Hand nicht ballen läßt und niedergeworfen in Staub zerfällt, wird nun in die Form gethan, und nachdem dies geſchehen wird der oben mit Eiſen beſchlagene Klotz, Fig. 13. b., deſſen unte - rer Theil genau in den mit Erde gefüllten Raum des Kaſtens paßt, aufgeſetzt, und nun beginnt das Rammen. Die erſten Schläge ge - ſchehen langſam, damit der Klotz nicht nach der Seite abweiche und die Form verderbe. Erſt beim dritten Schlage wird ſcharf angezogen. Mit 6 7 Schlägen ſitzt der Klotz mit ſeiner Kante x. auf dem Rande des Kaſtens auf, und der Stein iſt alsdann fertig.
  • Jetzt dreht ein auf der rechten Seite ſtehender Arbeiter die Scheibe ſo weit, daß der Kaſten gerade über das Loch e. im Tiſche ſteht, wo alsdann der Stein durch dieſes auf eine untergeſpannte Lei - newand, Fig. 11. f, fällt und auf der linken Seite herausgenommen wird. Die Größe der Steine iſt ganz willkürlich; die in Odeſſa an - gefertigten ſind 12 Zoll lang 8 Zoll breit und 6 Zoll dick. Fünf Arbeiter, welche zur Bedienung dieſer Vorrichtung erforderlich ſind, nämlich 3 an der Ramme, die 2 andern zu den Handdienſten, mach - ten von dieſen Steinen an einem Sommertage 350 Stück, und da deren Cubikinhalt mal größer iſt als der unſrer Lehmſteine, ſo ergeben ſich 1575 Stück, welche von 5 Arbeitern an einem Tage an - gefertigt werden. Erhält nun der Arbeiter auf dem Lande ¼ Thlr. Tagelohn, ſo betragen die Koſten der Anfertigung von 1575 Steinen Thlr., indem man keine Transportkoſten zu zahlen hat. Wür - den dergleichen erforderlich, ſo müßten ſie natürlich mit in Rechnung gebracht werden. Rechnet man 1500 Stück Steine gewöhnlichen Maa - ßes als zu einer Schachtruthe erforderlich, ſo koſtet dieſe ohne Hal - tung der Maſchine und der etwa erforderlichen Transportkoſten Thlr. an Material. Lehm oder andere Bindemittel ſind nicht nöthig. Der Stein wird nur mit der Hand ein wenig befeuchtet und feſt an die untere Lage angetrieben. Herr Jſenard hat bis jetzt 3 Gebäude in Odeſſa ausgeführt. Das eine war im Jahre 1839 fünf Jahre, das andere zwei Jahre, das dritte ein Jahr alt. Zum 1ſten war als Bindemittel Kalk, zum 2ten Lehm und zum 3ten kein Bindematerial genommen und letzteres hat ſich bis jetzt als die beſte Art bewährt; denn Kalk verbindet ſich nicht mit dem Lehmſteine, Lehm als Mörtel26 dazu genommen macht die Steine an den Außenflächen weich und zuſammendrückbar, wodurch auch eine ſtärkere Setzung des Mauer - werks erfolgen muß, bei der dritten Verbindung aber, wo die Steine blos angenetzt und aufeinander gerieben werden, kleben ſie an einander und ihre Laſt drückt ſie feſt auch ohne Mörtel, und überdieß bleibt die Mauer auf dieſe Art gleich von vorn herein am trockenſten. Wäh - rend des Erdbebens in Odeſſa haben dieſe 3 Gebäude durchaus nicht gelitten. Mit den einzelnen Steinen ſowohl als mit den Mauern ſind mannigfaltige Verſuche angeſtellt, und zwar bricht ein Stein, der nach dieſer Art angefertigt worden, wenn man ihn aus Leibeskräften auf die Erde wirft, nicht entzwei, ſondern erhält höchſtens einige Beſchä - digungen an den Kanten. Mit einem Beile kann man einen ſolchen Stein nur mit Mühe zertrümmern. Eine Büchſenkugel auf 30 Schritt auf eine ſolche Mauer abgeſchoſſen, fällt plattgedrückt, ohne die ge - ringſte Zerſtörung bewirkt zu haben, auf die Erde nieder. Der Ge - neralgouverneur Graf Woronzow hat eine Kanone anfahren laſſen, und eine Fuß ſtarke Mauer ertrug dieſen Schuß ohne bedeutende Zerſtörung, und nur der Stein, auf den die Kugel gewirkt, hatte eine Vertiefung in der Stärke dieſer Kugel bekommen. Der Stein läßt ſich nicht anders zum Gebrauch verkleinern, als wenn man ihn mit einer Schrotſäge zerſchneidet. Man thut wohl die Mauer mit einer Berappung oder einem Abputz zu bekleiden (welcher Abputz mit Kalk wird aber an den großen glatten Steinen, die außerdem noch ſehr kleine Fugen haben, haften?); obgleich der Regen ihnen nicht ſchadet (?) ſo iſt es für die Dauer doch zweckmäßig. Unter vielen guten Eigen - ſchaften dieſer Bauart, bei denen die Wärme, welche die Räume er - halten, für unſer Klima nicht die unbedeutendſte ſein möchte, iſt be - ſonders noch zu bemerken, daß die Bekleidung der Mauer mit Kalk in Zeit von 8 10 Tagen vollkommen trocken iſt, und den der Ge - ſundheit ſo nachtheiligen Kalkgeruch durchaus in ſich aufnimmt, ſo daß Häuſer ſchon 14 Tage nach der Vollendung der Bekleidung be - wohnt werden können. Zu den Fundamenten benutzt man entweder Feldſteine, wenn der Grund feucht iſt, oder bei trocknem Grunde gräbt man nur einen Kanal zum Fundament und füllt in denſelben ſchichtenweiſe 6 Zoll hoch Erde. Jede Schicht wird tüchtig abgerammt, mit einer Handramme feſtgeſtampft und damit fortgefahren bis der Kanal voll iſt.
  • Die Vortheile dieſer Bauart vor dem Lehmſtein - und Piſéebau theils durch ihre bei weitem größere Wohlfeilheit, theils durch die ſo geringen Umſtände, welche durch die Ausführung verurſacht wer -27 den, ſind ſo in die Augen leuchtend, daß ein Mehreres darüber zu ſagen überflüſſig wäre.
  • Der Herr Landes-Oekonomie-Rath Thaer zu Möglin wollte im Sommer 1839 einen Schaafſtall nach dieſer Methode aufführen.
  • 4) Die in Formen geſtampften Mauern und Steine aus Sand und wenig Kalk beſtehend, ſollen ihrer Wichtigkeit wegen weiter unten bei den Mauerwerken erwähnt werden. Sie werden ganz ähnlich bearbeitet wie die Piſéemauern. Man ſehe hierüber die fol - genden Schriften: Anleitung zur Kunſt Wohnungen und Wirthſchafts - gebäude in ſehr kurzer Zeit wohlfeil, feuer - und wetterfeſt zu erbauen aus reinem Sande und ſehr wenigem Kalk, von J. G. Prochnow. Schwedt bei Jantzen. 1842. Preis 5 Sgr.
  • 5) Ferner Mauern von Kalkguß, hierüber ſehe man: Die Guß - kalkconſtruction und Beſchreibung über die Dachdeckung mit Pappe, aus dem Schwediſchen überſetzt von Lemonie 1840, beſchrieben und abgebildet. Preis 12½ Sgr. Stettin.

§. 13. Die gebrannten Mauerſteine (Ziegeln).

Sie ſind eines der wichtigſten der Materialien, ſowohl wegen der Bequemlichkeit mit welcher ſie gehandhabt werden können, wegen ihrer Feſtigkeit und ihrer Dauer, als auch wegen ihrer Wohlfeilheit im Vergleich mit natürlichen behauenen Steinen. Eben ſo ſind ſie wegen ihrer natürlichen Trockenheit und Wärme den letzteren bei Wohn - gebäuden und Stallungen vorzuziehen. Daher kommt ihre ausgebrei - tete Anwendung ſelbſt in ſolchen Gegenden, wo man natürlich ge - wachſene Steine in Menge hat, und ſchon im höchſten Alterthume war ihre Anwendung bis auf die jetzige Zeit über die ganze gebildete Welt verbreitet. Nicht wenig trug hierzu der Umſtand bei, daß die Leichtigkeit und Wohlfeilheit, womit ſie jede beliebige Form annehmen, ſie auch zu allen Verzierungen leichter geſchickt macht als den Hauſtein.

Die Erde, welche man zu den Ziegeln verwenden will, muß alle diejenigen Eigenſchaften haben, welche bereits (§. 10.) für die Lehmſteine gefordert wurde. Außerdem aber hat man noch ganz be - ſonders darauf zu merken, daß in der Ziegelerde keine Kalktheile vorkommen, weil hieraus ganz unbrauchbare Steine entſtehen.

Die Ziegeln werden bekanntlich gebrannt, ſind nun größere oder kleinere Kalktheile, oder auch feiner Mergelkalk in der Ziegelerde, ſo werden dieſe Kalktheile ebenfalls mit durchgebrannt.

Vermauert man ſolche kalkhaltige Ziegeln oder ſetzt ſie der Witterung aus, ſo werden die mitgebrannten Kalktheile durch die Näſſe28 abgelöſcht (wie man es nennt). Abgelöſchter Kalk aber nimmt einen größeren Raum ein als unabgelöſchter, und hierdurch werden kalkhal - tige Ziegeln zerſprengt oder zerbröckelt, jenachdem ſie mehr Kalkſtein - chen oder Mergelkalktheile enthalten haben.

Die beſſere Ziegelerde, das heißt den fetteren Lehm und Thon, findet man in höheren Gegenden meiſtentheils erſt unter einem be - deutenden Abraume, in größerer Tiefe von zuweilen 20 30 Fuß, während geringere Ziegelerde (magrer Lehm) ſich häufig dann ſchon vorfindet, wenn man die tragbare Erdkruſte abgeräumt hat und noch einige Fuß tiefer in die Erde geht; dagegen liegt die Schlammerde in Brüchen, welche auch zu Ziegeln ſich eignet, meiſt ohne allen Abraum zu Tage.

Hinſichtlich der Bereitung der Ziegelerde und des For - mens derjenigen Luftſteine, welche alsdann zu Ziegeln gebrannt wer - den ſollen, iſt alles dasjenige zu beobachten, was unter §. 10. bereits bei den Luftſteinen erwähnt worden iſt.

Hierher gehört:

  • 1) Das frühzeitige Anfahren der Ziegelerde und das Ausfrieren derſelben während eines Winters, welches jedoch nicht unbedingt nöthig iſt.
  • 2) Das ſorgfältige Reinigen derſelben durch Schlemmen oder be - ſondere Maſchinen.
  • 3) Das Einſumpfen.
  • 4) Das Formen derſelben zu Lehmſteinen.
  • 5) Das Trocknen dieſer Lehmſteine in eigens dazu erbauten Schuppen. Bei den ſognannten Feldbränden werden zwar die Steine nur im Freien und nicht in Schuppen getrocknet, allein dieſe Art der Bereitung iſt natürlich unſichrer und ſchlechter.
  • 6) Das Brennen der Ziegeln.
  • Die Güte der Ziegeln beruht auf zwei Hauptſachen der Bereitung.

Erſtens auf der vorzüglichen Reinigung und Durch - arbeitung der Erde, und

zweitens auf dem gehörigen Brennen.

Die Reinigung und Durcharbeitung geſchieht am beſten durch Menſchen, welche die Ziegelerde mit den Füßen durchtreten und mit den Händen alle Steinchen und Wurzeln ꝛc. ausleſen. Es iſt dies zwar die koſtſpieligſte Art der Reinigung, aber auch die vorzüglichſte, und dem Durchtreten des Lehmes mit Pferden oder auch den Reini - gungsmaſchinen vorzuziehen.

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Die Form der gebrannten Ziegeln iſt aus Gründen ihrer leichteren Handhabung und wegen Sicherheit des Mauerwerkes nicht gleichgültig.

Großes Format brennt ſchwer durch, läßt ſich ſchwer handha - ben, erfordert alſo viel Brennmaterial und mehr Zeit bei der Arbeit wie kleineres Format. Dafür aber giebt es ſtärkeres Mauerwerk und weniger Fugen in demſelben, folglich wird es verhältnißmäßig feſter und bedarf weniger Zeit zum Austrocknen, da bei größeren Steinen die Menge des Kalkmörtels verhältnißmäßig geringer iſt.

Werden die Steine zu dünn geſtrichen, ſo trocknen ſie leichter, brennen leichter durch, dagegen geben ſie viel Bruch und viel Kalk - fugen im Mauerwerk.

Jn jetziger Zeit, wo man nichts erwarten kann und die Schnel - ligkeit der Errichtung eines Bauwerks allen andern Rückſichten vor - zieht, ſind die kleineren Maaße in allgemeiner Anwendung, weil die Arbeit damit ſchneller geht.

Die Ziegeln haben nach dem Brande gewöhnlich folgende Formen:

Größer und kleiner macht man ſie nicht, auch ſind nur die mittleren Sorten in allgemeiner Anwendung. Die vorzüglichſten hei - ßen Klinker, von dieſen kommen die beſten aus Holland. Ein Cu - bikfuß ausgetrocknete Ziegelmauer wiegt 101 Pfd. durchſchnittlich. Ein Mauerſtein wiegt 7 Pfd. desgl.

Die Form der gebrannten Dachziegeln iſt nach dem Brennen folgende:

  • 1) Plattziegeln, Bieberſchwänze (Floomſteine)
  • 15 Zoll lang 6 Zoll breit Zoll dick. 13½ 6 $$\frac {4}{8}$$
  • Die längeren ſind jedenfalls vorzuziehen, dagegen ſind die klei - neren gebräuchlicher, man bedarf aber dazu mehr Latten, mehr - gel, mehr Steine, mehr Kalk, mehr Bruch und mehr Arbeitslohn, obgleich ſie im Ankauf etwas billiger ſind als die großen. Es iſt alſo gar kein Vortheil bei der kleineren Form. Ein Ziegelftreicher kann täglich 8 900 Stück verfertigen. Ein Plattziegel wiegt etwa 4 Pfund.
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  • 2) Dachpfannen in Form eines liegenden
  • Eine große Pfanne iſt 15 Zoll lang 10 Zoll breit Zoll ſtark.
  • Eine kleine holländiſche 13
  • auch 12 8
  • Es gilt hier zwar ganz daſſelbe was bei den Plattſteinen eben geſagt wurde, allein die kleinen holländiſchen Pfannen ſind beſſer und auch weniger ſchief und krumm, weshalb man ſie, ungeachtet ihres höheren Preiſes, den größeren vorzieht, da die Dächer damit einge - deckt natürlich dichter werden. Eine Dachpfanne wiegt durchſchnittlich 6 Pfund.
  • 3) Firſtſteine, Hohlziegel, welche auf die Firſt - und Walmkanten der Dächer gelegt werden.
  • Dieſelben ſind 18 Zoll lang.
  • 4) Es giebt zwar noch andere Arten von Dachſteinen, als die ſogenannten italieniſchen, die ſogenannten Nonnen und Mönche, wel - che man noch auf alten Kirchendächern findet, da aber die erſteren bei uns gar nicht in Gebrauch ſind, die letztern aber wegen ihrer Schwere und mühſamen Anfertigung nicht mehr verwendet werden, ſo übergehen wir hier dieſelben.
  • 5) Steine zu Pflaſterungen von gebrannter Erde, ſogenannte Flie - ſenſteine. Sie werden von jeder beliebigen Form und Größe ange - fertigt, die gewöhnlichen Sorten ſind:
  • 11½ Zoll 10 Zoll Zoll 8 Zoll im 3 und 2 Zoll ſtark.
  • 6) Werden noch von beſtimmter Größe angefertigt:
  • Schlottſteine 9 Zoll lang Zoll breit Zoll dick.
  • Brunnenkeſſelſteine 10½ Zoll lang am breiten Ende, 6 Zoll am ſchmalen, 4 Zoll breit 3 Zoll dick.
  • 7) Alle Arten künſtlich geformter Steine zu Gewölben, Geſimſen, Fenſterpfoſten und Verzierungen aller Art. Hierbei können gar keine beſtimmten Maaße gegeben werden, da begreiflicher Weiſe die Ver - ſchiedenheit der Form unendlich iſt. Jedoch iſt hierbei auf das Fol - gende ganz beſonders Rückſicht nehmen. Will man Steine von be - ſondrer Form anfertigen, ſo müſſen dieſe Steine, wenn ſie gebrannt ſind, auch zu dem Verbande der übrigen gewöhnlich geformten Ziegeln paſſen. Die Formſteine müſſen alſo ganz beſonders einerlei Höhe mit den gewöhnlichen Steinen haben. Aber auch die Breite und Länge muß in den übrigen Mauerverband paſſen, und deshalb iſt be - ſonders darauf zu achten, daß die Form, in welche die Formſteine als Lehmſteine geſtrichen werden, genau im Verhältniß zum Schwinden der Lehmmaſſe ſtehn, aus welcher die Formſteine angefertigt werden31 ſollen. Da jeder eingearbeitete Ziegler das Schwindeverhältniß ſeiner Ziegelerde kennt, ſo liegt hierin keine große Schwierigkeit, nur muß dieſes Verhältniß in Obacht genommen werden, und namentlich iſt es bei dem Aufzeichnen der Form, welche der künftige Formſtein ha - ben ſoll, zu berückſichtigen.

§. 14. Die Ziegelöfen.

1) Das Brennen in den ſogenannten Feldziegelöfen.

Die Feldziegelöfen kommen in zwei Fällen hauptſächlich in An - wendung. Erſtens wenn ein Landbeſitzer Ziegelerde auf ſeinem Felde hat und ſich ſeinen eignen Bedarf an Ziegelſteinen ſelbſt brennen will, ohne eben auf Verkauf zu rechnen; oder zweitens wenn mit einem Male (wie bei Feſtungsbauten) eine ſo große Menge Ziegeln angefertigt werden ſoll, daß man ſehr viele und große feſte und be - deckte Ziegelöfen haben müßte, um das Nöthige zu beſchaffen.

Jm Allgemeinen ſind die Feldziegelöfen nicht ſo gut als die gemauerten und bedeckten, denn ſie erfordern mehr Brennmaterial, die Steine werden nicht ſo gleichmäßig gebrannt als in geſchloſſenen, und es gehen auch mehr Steine bei den Bränden verloren als bei den geſchloſſenen, wovon wir die Urſache ſpäter angeben werden. Auch leiden ſie vom Regen.

Das Verfahren iſt folgendes:

Jn der Nähe der Grube, in welcher man die Erde bearbeitet (anſtatt der Sümpfe), wird ein Platz geebnet und in Bahnen (Trocken - felder) getheilt. Die Bahnen ſind gewöhnlich jede 15 18 Fuß breit und je nach der Menge Steine welche man machen will, bis 60 Fuß lang. Zwiſchen je 2 Bahnen befindet ſich als Scheide eine Erhöhung oder Banquet (Taf. I. Fig. 1. aaa. ) von 3 Fuß breit und ½ Fuß hoch, zu beiden Seiten mit kleinen Gräben zum Ab - fluſſe des Waſſers (bbb.). Für jeden Streichtiſch (c.) werden 5 Bahnen gerechnet. An einem ſolchen Streichtiſche können, bei 60 Fuß Länge der Bahn, während der gewöhnlichen Arbeitszeit (Ende April bis Mitte September) 400,000 bis 500,000 Steine gefertigt werden.

Zu jedem Tiſche gehören 3 Formen, gewöhnlich 5 Menſchen, wenn aber ſtark gearbeitet wird 6 Menſchen, und zwar:

Ein Mann zur Zubereitung der Erde, ein Träger, ein Aushel - fer, zur Dispoſition des Erdarbeiters und Trägers, ein Ziegelformer und ein bis zwei Abträger (Knaben von 12 14 Jahren).

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Ein ſo beſetzter Streichtiſch liefert täglich bis 5000 Ziegeln, welche in die Trockenbahnen ausgelegt werden.

Bei günſtigem Sommerwetter bleiben die Ziegeln gewöhnlich 24 Stunden auf der flachen Seite liegen, und werden nach Verlauf dieſer Zeit von den Knaben auf die hohe Kante geſtellt. Am drit - ten Tage werden ſie auf den Banquets zum Austrocknen 3 Lagen breit und gegen die Weſtſeite 15, gegen die Morgenſeite 16 Lagen hoch, auf die hohe Kante aufgeſtellt. Bei ungünſtigem Wetter werden ſie mit Strohmatten, gegen die Weſtſeite abdachend, bedeckt.

Nachdem die auf den Trockenbahnen aufgeſtellten Steine gehörig ausgetrocknet ſind, fängt man an den Ofen zu ſetzen, welches folgen - dermaßen geſchieht:

Man ſucht die höchſte und trockenſte Stelle für den Ziegelofen aus, ebenet ſie und ſtampft den Erdboden feſt, um das ungleichmä - ßige Einſinken der Ziegeln zu verhindern.

Zuerſt wird eine Lage Ziegeln in der Ausdehnung welche der Ofen bekommen ſoll, einer neben dem andern auf die hohe Kante ge - ſtellt (Fig. 2. a.). Man nimmt dazu gewöhnlich die auf der Zie - gelei befindlichen bleichen und zerbrochnen Ziegel. Sind aber keine ſolche vorhanden, ſo nimmt man von den getrockneten Lehmſteinen.

Auf dieſe Lage kommen die Luftzüge (bb. ) unter den Schürr - löchern (cc.), ſo weit von einander entfernt wie es Fig. 2. zeigt (etwa 3 Fuß von Mitte zu Mitte). Dieſe Luftzüge ſind ſo hoch wie ein Ziegel auf die hohe Kante geſtellt, und ſo breit wie ein halber Ziegel lang. Sie werden mit flachliegenden Ziegeln dergeſtalt bedeckt, daß zwiſchen je zwei bedeckenden Ziegeln etwa ½ ¾ Zoll Raum zum Durchſtrömen der Luft bleibt. Auf dieſe Lage werden die Schürr - löcher, 10 Zoll breit und mit Einſchluß des auf dem Luftzuge lie - genden Deckſteines 3 Ziegeln auf die Kante geſtellt, hoch angelegt, und zwar in dem auf der Zeichnung angegebenen Verbande, welcher in der Höhe der Kanäle aufhört.

Die Schürrlöcher werden mit Steinkohlen, und zwar unten mit Stücken von 10 bis 20 Pfund ſchwer, darüber mit kleineren Kohlen, gänzlich gefüllt. Jede Lage Ziegel zwiſchen den Schürrlöchern wird, ehe man die folgende aufſetzt, ½ Zoll hoch mit durchgeſieb - tem Kohlengries beſchüttet. Kohlengries nennt man in den Rhein - gegenden diejenigen feinen Kohlen, welche in den Gruben zwiſchen den Steinkohlenlagern liegen, und mit Lehm vermiſcht allgemein als Brennmaterial benutzt werden. Zwiſchen den in den Zwiſchenräu - men (Fig. 3. d.) ſchräg geſtellten Ziegeln läßt man etwas weitere33 Fugen, welche mit kleinen Kohlen, von der Größe einer Haſſelnuß, ausgefüllt werden.

Jn Gegenden wo man Torf hat, kann damit ebenfalls ganz in ähnlicher Weiſe bei dem Brennen der Ziegelöfen verfahren werden, als hier von den Steinkohlen geſagt wurde. Die Ziegel werden nun über den Schürrlöchern (nach Fig. 5. e. und Fig. 5. f.) weiter abwech - ſelnd aufgepackt. Zwiſchen die Ziegellagen wird in der mittleren Höhe des Ofens das Kohlengries einen ſchwachen halben Zoll, nach oben aber etwas ſtärker geſchüttet. Werden die Feldziegelöfen mit Holz geheizt, ſo fallen die Bänke ſowohl als die Aſchenlöcher und Roſt - ſteine fort, und der Ofen beginnt gleich unten mit den Schürrlöchern auf der hochkantigen Schicht.

Einige machen die Schürrlöcher höher als nach Fig. 2. a., etwa wie in Fig. 4. Nach der Erfahrung iſt indeſſen dann der fünfte Theil der Kohlen mehr erforderlich, ohne daß die Ziegeln beſſer wür - den. Sehr ausführliche Angaben über die Einrichtung und den Be - trieb der Feldziegelöfen findet man in: Gilly, Handbuch der Landbaukunſt, 5. Auflage. I. Band. Braunſchweig F. Vieweg. 1831. und in: Crelle, Journal für die Baukunſt, II. Band. 2. Heft. Berlin bei G. Reimer 1829.

Die Grundform eines Feldziegelofens iſt gewöhnlich ein Qua - drat, oder auch ein längliches Viereck. Seine Höhe in der Regel nicht unter 26 und nicht über 30 Schichten. Man kann annehmen, daß in den kleinſten Feldziegelöfen 20,000 Stück und in den größten 450,000 Stück mit einem Male gebrannt werden. Die Erfahrung lehrt, daß die größeren Oefen die vortheilhafteren ſind, indem weniger Ziegeln dabei verloren gehen als bei den kleineren. Jm Durchſchnitt beträgt der Verluſt 10 bis 12 Procent.

Einige Ziegler pflegen, um zu verhindern daß die Ziegel zuſam - menbacken, welches bei zu ſtarkem Feuer geſchieht, wenn es vom Winde nach einer Seite hin getrieben wird, zwiſchen den Kohlenla - gen feinen Sand dünn einzuſtreuen, welcher dann während des Bran - des, durch die offnen Fugen, mit der Kohlenaſche vermiſcht durchfällt.

Nachdem der Ofen geſetzt iſt, werden die Wände außerhalb und die Decke mit Lehm beworfen und beſchmiert. Sodann wird das Feuer in ſämmtlichen Schürrlöchern zugleich angezündet. Während des Brandes muß man darauf ſehen, daß diejenige Seite, welche dem Winde und Schlagregen ausgeſetzt iſt, mit Strohmatten, welche an hölzerne Pfähle befeſtigt werden, geſchützt werde, damit der Wind das Feuer nicht gegen eine Seite hintreibe und der Ofen ungleichMenzel, der praktiſche Maurer. 334ausbrenne. Bemerkt man, daß das Feuer an einzelnen Stellen oben auf dem Ofen durchbricht, ſo müſſen dieſe Stellen ſogleich mit Erde zugedeckt werden, damit es im Ofen immer nur gleichmäßig fort - brenne. Weichen etwa die Seitewände des Ofens während des Bran - des aus, was häufig geſchieht, ſo müſſen ſie ſogleich durch ſtarke, ſchräg in die Erde geſtemmte Streben geſtützt werden.

Ein Ofen von 100,000 Ziegeln brennt gewöhnlich 14 Tage und einer von 400,000 Ziegeln 5 Wochen. Auf 100,000 Stück Ziegeln werden, je nachdem die Kohlen gut ſind, 18 20 vierſpän - nige Fuhren Gries und Kohlen, jede Fuhre zu 18 Scheffel, gerechnet, worunter etwa 6000 Pfd. harte Kohlen ſich befinden.

Bei Torfbrand rechnet man auf Eintauſend Stück Steine 5000 Stück guten Torfes.

Jn einem mittelmäßig gerathenen Brande rechnet man zwei hartgebrannte gegen einen blaſſen Ziegel. Dagegen in Ofen, deren Ziegel vorher gut ausgetrocknet und bei gutem Wetter in den Ofen geſetzt worden, iſt gewöhnlich der innere Theil, bis auf die äußere Wand, durchgehends gleichförmig ausgebrannt, und es finden ſich darin wenig bleiche Ziegeln, die übrigens für innere Holzwände und kleine Scheidemauern ſtatt hartgebrannter verbraucht werden.

Der Preis der Steine richtet ſich natürlich nach dem Arbeits - lohn, der Grundentſchädigung, den Koſten des Brennmaterials und nach allen darauf einwirkenden Urſachen, iſt alſo in allen Fällen anders.

2) Das Brennen der Ziegeln in feſtſtehenden ge - ſchloſſenen Oefen. Dieſe können auf zweierlei Art eingerichtet werden. Entweder, die Mauern welche den Ofen einſchließen erhal - ten oben eine gewölbte Decke, oder ſie bleiben oben offen (erhalten alſo keine gewölbte Decke).

Da die untere Einrichtung mit Ausnahme der gewölbten Decke für beide Arten dieſelbe bleibt, ſo wenden wir uns zunächſt der vor - züglicheren Art zu, nämlich zu den Ziegelöfen mit gewölbter Decke (welche alſo ringsum durch Mauerwerk geſchloſſen ſind). Nach - dem dieſelben beſchrieben worden ſind, werden wir für die oben offe - nen die nöthigen Schlüſſe ziehen.

Der in Taf. I. Fig. 6 9. gezeichnete Ofen iſt in Eldena ſeit 10 Jahren im Gange und auf Torfbrand eingerichtet. Es werden auf jeden Brand 40,000 Stück ganze Steine gerechnet, alſo etwa 44,000 Stück eingeſtellt.

Jeder Brand dauert, das Einkarren, das Brennen, Abkühlen35 und Auskarren eingerechnet, 3 Wochen etwa. Es werden alſo in den Monaten vom Mai bis Ende September 7 Brände gemacht. Bei günſtigen Jahreszeiten ſind ſchon 8 auch 9 Brände gemacht worden.

Den Ofen umgiebt ein Bretterſchuppen mit Steindach, um dem Winde zu wehren und das Brennmaterial trocken bei der Hand zu haben. Er iſt als unweſentlich für die Einrichtung des Ofens hier fortgelaſſen.

Fig. 6. ſtellt den Grundriß über den Roſten geſchnitten vor. Fig. 7. den Längendurchſchnitt. Fig. 8. den Querdurchſchnitt. Fig. 9. die vordere Anſicht. Jn allen Figuren ſind dieſelben Buchſtaben zur Bezeichnung derſelben Gegenſtände beibehalten.

Die Hauptform des Ofens wurde als längliches Viereck ge - wählt, da dieſe Form ſowohl für die Ausführung wohlfeiler und be - quemer iſt als die runde, und weil auch das Aufſetzen der zu bren - nenden Steine ſich in dieſer Form am bequemſten bewerkſtelligen läßt. Durch die Schürrlöcher (aa. ), welche mit eiſernen Thüren geſchloſſen ſind, wird das Feuer angemacht. Das Feuerungsmaterial brennt auf den Roſten (ccc. ), welche tiefer liegen als die Bänke (bbb.), wo - rauf die Steine in der Art geſetzt werden, daß ſie längs der Roſten ſogenannte Gaſſen bilden, in welchem das aufgehäufte Brennmaterial brennt. eee. ſind die Aſchenlöcher. Die Schürrlöcher ſind mit dop - pelten Bogen übereinander überwölbt, damit wenn die untere Wöl - bung (1 Stein ſtark) durchgebrannt iſt, dieſe erneuert werden kann, ohne der Feſtigkeit der Mauer zu ſchaden. Das Aufſetzen der zu brennenden Lehmſteine geſchieht ganz ähnlich wie wir es bei den Feld - öfen gezeigt haben. Durch die Oeffnungen (dd. ) werden die Steine in den Ofen gekarrt. Die Luftzüge (ff. ) dienen dazu den Rauch zu entfernen und die Hitze im Ofen zu reguliren. Sie müſſen ſenkrecht in die Höhe geführt werden, damit man ſie auf der oberen Decke des Ofens nach Belieben mit Steinen bedecken oder offen laſſen kann, je - nachdem man die Hitze zuſammenhalten oder entweichen laſſen will.

Die Maaße des Ofens gehen aus der Zeichnung hervor. Der Radius des Gewölbes iſt 7 Fuß, die untern Mauern 5′ ſtark, die oberen Mauern 4′ ſtark. Auf dem erſten Abſatze des Ofens liegen vier hölzerne Anker, 12 und 12 Zoll, welche dazu dienen, um den Ofen gegen die Ausdehnung der Hitze von Jnnen zuſammen zu hal - ten. An ihren Endpunkten ſind ſie mit hölzernen Keilen zuſammen - getrieben. Zu demſelben Zwecke der beſſern Haltbarkeit der Ofen - mauern liegen in den 4 Ecken des Mauerwerks die eiſernen Anker (hhhh. ) mit 3 Fuß langen Splinten außerhalb verſehen. Dieſe An -3 *36ker gehen zugleich mit durch die hölzerne Verankerung bei gg., liegen alſo mit dieſer in gleicher Höhe.

Die Decke wird aus einem Gewölbe gebildet, welches an ſeinem Entſtehungspunkte 2 Stein und im Scheitel Stein ſtark iſt. Die Seitenwände werden ſenkrecht mit Abſätzen aufgemauert, theils um dem Seitenſchube des Gewölbes zu widerſtehen, theils um oben eine wagerechte Decke zu erhalten, auf welcher man bequem herumgehen kann. Sind alle Steine in den Ofen gekarrt, ſo wird die Oeffnung bei d. zugemauert. Es ſind zwar zwei Oeffnungen belaſſen, allein eine davon wird in der Regel nur gebraucht, über d. iſt noch eine zweite Oeffnung bei k. zu demſelben Zwecke.

Fig. 10. a. und b. zeigt die Form der Roſtſteine; a. von der ſchmalen, b. von der langen Seite geſehen. Man hat ſich zuweilen der eiſernen gegoſſnen oder auch der geſchmiedeten Roſte bedient, al - lein nicht blos daß ſie vielmal theurer ſind als die von Stein, ſo ſchmelzen die eiſernen auch ſehr bald zuſammen. Es iſt demnach un - ter allen Umſtänden beſſer ſich der Roſtſteine zu bedienen; ſie werden 15″ lang 5½″ hoch, oben 3 Zoll unten Zoll breit gemacht, und im - mer ¾ Zoll weit von einander hochkantig aufgeſetzt. Sie ſind deshalb nach unten hin ſchmaler damit die Aſche bequem durchfallen kann.

Will man in demſelben Ofen nicht mit Steinkohlen oder Torf brennen, ſondern mit Holz allein, ſo wird auf die Roſtſteine eine Schicht Lehmſteine flach in Lehm gelegt, um die Zwiſchenräume der Roſtſteine zuzudecken, da in dieſem Falle ſowohl die Roſte als auch die Roſtlöcher und Aſchenfälle überflüſſig ſind. Wo man alſo einen Ofen nur auf Holzbrand einrichten will, fängt der Bau des Ofens bei den Bänken an. Das Aufmauern und das Wölben eines ſolchen Ziegelofens geſchieht mit Lehmmörtel, da Kalkmörtel die Hitze gar nicht aushalten und aus einander fallen würde.

Ungeachtet der Stärke der Mauern bekommen dieſe gewöhnlich ſtarke Riſſe, beſonders während des Brandes; wenn die Heizung auf - hört und der Ofen abkühlt, ziehen ſich dieſe Riſſe wieder zuſammen. Meiſtentheils entſtehen ſie gleich nach dem erſten Gebrauche des Ofens, zuweilen ſpäter.

Aehnlich verhält es ſich mit dem Gewölbe. Es kann gleich das erſtemal ganz zu Grunde geheizt werden. Jn einem Zeitraume von 5 Jahren kann man annehmen daß, wenn gut mit dem Ofen umgegangen wird, das Gewölbe erneuert werden muß, ſonſt noch öf - ter. Nichts deſto weniger iſt es im Ganzen Koſten erſparend, wenn man einen gewölbten Ofen anlegt, weil bedeutend an Feuerungsma -37 terial dabei geſpart wird. Am Ende ſollen dieſe Erſparungsverhält - niſſe näher angegeben werden.

Soll ein dergleichen Ziegelofen für eine beſtimmte Anzahl Steine gezeichnet werden, ſo ſtellt ſich die Ermittlung der Maaße deſſelben wie folgt:

Der gebrannte Stein ſoll meſſen 10 Zoll lang 4¾″ breit 2½″ hoch. Der ungebrannte Lehmſtein wie er in den Ofen kommt ſoll meſſen 10½ Zoll lang Zoll breit 3 Zoll hoch, giebt für einen Stein 165⅜ Cubikzoll.

40,000 Stück ſollen zugleich eingeſetzt werden, dies giebt für den Raum der Ziegeln ſelbſt 165⅜ × 40,000 = 6,615,000 Cubikzoll oder 3828 $$\frac {116}{144}$$ Cubikfuß = 3828 Cubikfuß. Rechnet man hierzu noch den ſechſten Theil der Summe mehr, als Zwiſchenräume bei dem Aufſetzen, ſo giebt dies mehr $$\frac {3828}{6}$$ = 634⅔. Rechnet man dies Sechstheil zur Summe, ſo ſteht 3828 + 634⅔ = 4462⅔ = 4463 Cubikfuß.

Setzt man den Ofen etwa 26 Fuß lang 14 Fuß breit 13 Fuß hoch, ſo ſteht der cubiſche Raum ohne Abzug der Gewölbeecken = 4732 Cubikfuß, welches bei ganz genauer Rechnung zwar etwa 200 Cubikfuß zu wenig giebt, für die Ausführung jedoch ausreichend iſt. Man rechnet einen guten halben Zoll Zwiſchenraum auf je 2 Steine neben einander, damit das Feuer durchſpielen kann.

  • Der Ofen ohne den hölzernen Ueberbau hat gekoſtet circa 2000 Thlr. als die Mauerſteine a. m. 10 Thlr. koſteten, wobei auch alle Fuhren bezahlt werden mußten.
  • Der hölzerne Ueberbau hat gekoſtet mit der Verkleidung 800
  • Jede der beiden Trockenſcheunen 120′ lang 30′ breit mit Rohrdach hat gekoſtet etwa 2000 Thlr. Summa 4000
  • Die Ziegelei-Wärterwohnung 61′ lang 36′ breit 8′ im Stiel hoch. Ausgemauert Fachwerk mit Steindach hat gekoſtet 1800
  • Ein Stallgebäude 71′ lang 20½′ tief. Fachwerk, Stroh - dach, hat gekoſtet 850
  • Summa 9450 Thlr.

Es wurden etwa 600 Thlr. bei der Licitation herunter gedun - gen, folglich koſtet der ganze Bau zwiſchen 8 und 9000 Thlr. mit 2 Sümpfen und 2 Brunnenanlagen.

3) Das Brennen der Ziegeln in gemauerten Ziegel - öfen, welche oben nicht zugewölbt ſondern offen ſind.

38

Die Einrichtung ſo wie die Behandlung derſelben iſt ganz ſo, wie wir eben bei den oben zugewölbten geſehen haben, nur ſind ſie wie ge - ſagt oben offen. Hieraus entſtehet aber der Uebelſtand, daß man nach Einkarrung der Lehmſteine oben auf eine Lehmſchicht legen muß, wo - bei wie bei den Feldöfen die obere Steinſchicht nach dem Brande größtentheils verloren iſt, weil ſie mit der aufgelegten Lehmſchicht zu - ſammenbacken. Der Hauptnachtheil aber iſt der Verbrauch von mehr Brennmaterial, als wenn der Ofen oben zugewölbt iſt.

Der Verbrauch des Brennmaterials ſtellt ſich bei den verſchiede - nen Ofenarten wie folgt:

  • 1) wird der Ofen oben zugewölbt ſo braucht man zu 1000 Stück Steine zu brennen an gutem kiefern Klobenholz ¾ Klaftern à 108 Cubikfuß.
  • 2) wird ein Ofen gemauert aber oben nicht zugewölbt 1 Klafter.
  • 3) Brennt man auf freiem Felde in einem Feldofen, wo jede Einwirkung der äußern Temperatur ſtär - ker iſt, beſonders die Abkühlung des Ofens bei naßkalter Witterung, ſo braucht man Klafter.
  • Von ſchlechterem Holze braucht man verhältnißmäßig mehr.
  • Auf 1 Klafter gutes kiefern Klobenholz rechnet man 4000 Stück guten Torfes, woraus ſich das Verhältniß des Torfverbrauches ergiebt.
  • Auf 1000 Steine mit Steinkohlen zu brennen rechnet man 3⅗ Scheffel Steinkohlen für einen Feldofen.
  • Jm Allgemeinen verhält ſich die Feuerungskraft des Torfes zur Steinkohle wie 1: 13. Das heißt man kann mit einem Cubikfuß Steinkohle ſo viel heizen als mit 13 Cubikfuß Torf.

§. 15. Kennzeichen der Güte gebranuter Steine (Ziegeln).

  • Hauptſächlich kommt es auf die Wahl des Ziegelgutes und auf deſſen gehörige Bearbeitung und Durcheinanderarbeitung, ſo wie auf deſſen Reinheit und Gleichmäßigkeit an, wenn man gute Ziegeln ha - ben will, wie bereits bei der Bereitung der Ziegeln geſagt wurde.
  • 1) Jſt das Ziegelgut zu mager, ſo giebt es mürbe Steine, wel - che leicht auseinanderfallen und bei der Anfuhr ꝛc. zerbrechen.
  • 2) Jſt das Ziegelgut zu fett, ſo reißen die Ziegeln bei dem Trocknen und im Brande entſtehen riſſige und zerſprungene Steine.
  • 3) Die Farbe iſt ganz gleichgültig für die Güte der Steine, denn man hat von allen Farben ſehr gute und ſehr ſchlechte Steine, vom dunklen Violet bis zum hellſten Gelb. Jſt die Maſſe ſehr thon -39 haltig, ſo werden die Steine hellgelb ins Röthliche ſpielend, iſt die Maſſe mehr lehmig, ſo werden ſie immer röther je mehr Eiſentheile der Lehm enthält. Außer dieſen Fällen giebt es noch bei jedem Zie - gelbrande dreierlei Farbenſorten mindeſtens. Denn die am meiſten dem Feuer ausgeſetzten Steine erhalten eine verglaſte ſehr dunkle Farbe, die hartgebrannten ſind nicht verglaſet und etwas heller, aber immer noch dunkelfarbig (gelbroth oder braunroth, je nachdem die Maſſe war), die mittelgebrannten ſind heller, und die ſchlecht gebrann - ten am hellſten. Hiervon mag es wohl kommen, daß Viele auch die beſten hellfarbigen Steine (wie die holländiſchen Klinker) für ſchlecht halten. Ferner wird ein und daſſelbe Ziegelgut im Ganzen bei Torf - brand eine hellere Farbe annehmen als bei Holzbrand, und man kann nun ſehr leicht erſehen, wie die Farbe der Steine zur Beurtheilung ihrer Güte gar nichts beiträgt.
  • 4) Das Aeußre der Steine giebt folgende Kennzeichen für die Güte eines Steines. Sie müſſen gerade, ſcharfkantig, nicht brüchig, nicht riſſig und hart ſein.
  • Wenn man den Stein in die eine Hand nimmt und mit einem Finger der andern Hand daran klopft, muß der gut gebrannte Stein einen hellen Klang geben. Jſt der Klang dumpf, ſo iſt der Stein ſchlecht gebrannt. Wenn man einen Ziegel auf einen Haufen andrer Ziegeln wirft, geht der gut gebrannte Stein nicht entzwei, ſon - dern verliert höchſtens die ſcharfen Kanten.
  • Man muß nirgends gebrannte Kalkſtückchen am Steine ent - decken, weil man alsdann mit Sicherheit annehmen kann, daß die Maſſe überhaupt Kalktheile enthält und folglich die Steine gar nichts taugen, weil ſie naß geworden ganz oder theilweiſe auseinander ſpringen. Die Kalktheile laſſen ſich ſehr leicht durch ihre weiße Farbe (wie Kreide) erkennen. Wenn man mit dem Fingernagel daran kratzt, ſchabt ſich der Kalk wie Kreide ab.
  • Jſt Mergelkalk in der Steinmaſſe, ſo erſcheinen kleine weiße Punkte auf dem Steine, und dann braucht man die Steine nur in das Waſſer zu ſtecken, um zu ſehen ob ſie Mergel enthalten. Denn wenn der Stein das Waſſer eingeſogen hat, wird er durch die Ablö - ſchung des in ihm enthaltenen gebrannten Mergelkalkes theilweiſe oder ganz auseinander fallen, und ſolche Steine ſind nicht zu brauchen. Ueberhaupt iſt Kalk das Uebelſte was in einem Ziegel enthalten ſein kann, und man muß ſich ſehr hüten dergleichen Steine zu kaufen. Das ſicherſte iſt ſolche Steine auf den Ziegeleien zu kaufen, welche den Winter über im Freien ſich tadellos erhalten haben, ohne zu zer -40 fallen und ohne zu erweichen. Alsdann iſt man gewiß verſichert daß ſie weder mürbe, noch ſchlecht gebrannt, noch kalkhaltig ſind. Es be - finden ſich häufig in den Steinen kleine oder größere Stückchen Quarz, welche auf den erſten Anblick wie Kalkſteinchen ausſehen, kratzt man aber daran, ſo bleiben ſie unverändert, wodurch man erkennt daß es kein Kalk iſt. Dergleichen kleine Steine müßten zwar auch nicht in den Ziegeln vorkommen, allein ſie ſind wenigſtens nicht verderblich wie der Kalk.
  • 5) Das Jnnre der Steine, wenn man mehrere derſelben zer - bricht, giebt folgende Kennzeichen von der Güte der Ziegeln. Die Maſſe muß gleichmäßig ſein, je feiner und gleichmäßiger die - ſelbe im Bruche erſcheint, deſto beſſer iſt der Stein. Eine je grö - ßere Kraft man zu dem Zerbrechen des Steines verwenden muß, um ſo beſſer iſt der Stein. Kalktheile und Kalkſteinchen dürfen im Jn - nern eben ſo wenig enthalten ſein als auf der Oberfläche, und aus denſelben Gründen.
  • Haut man mit einem Mauerhammer auf den Stein, ſo muß der Stein willig jede Form annehmen, welche man ihm durch das Behauen geben will, bröckelt er oder bricht er ungleichmäßig, ſo iſt der Stein ſchlecht. Laſſen eingetauchte Ziegel das Waſſer von ihrer Oberfläche ſchnell verdunſten, ſo iſt das ein Zeichen für die Güte des Steines, weil alsdann ſein Gefüge feſt iſt.
  • 6) Die Dachziegeln folgen hinſichtlich ihrer Güte ganz den - ſelben Bedingungen wie die Mauerziegeln, nur müſſen ſie bei erſteren noch ſchärfer beobachtet werden. Krummgebrannte oder ſchief - gebrannte Dachſteine geben ein ſchlechtes undichtes Dach, ſind alſo nicht zu brauchen. Dachziegeln worin Mergel - oder Kalktheile ſind, kann man noch weniger gebrauchen als ſolche Mauerſteine.
  • Die ſcharfgebrannte Oberfläche der Dachſteine muß unverſehrt ſein, ſind davon viele Stückchen abgeſprungen, ſo zerfällt der Stein bald im Froſte, weil das Waſſer in den Stein durch die ſchadhaften Stellen einzieht.
  • Die Dicke der Dachziegeln trägt nichts zu ihrer Feſtigkeit bei, je feiner und gleichmäßiger die Maſſe war, um ſo dünner können die Dachſteine ſein. Sind die Dachſteine von einer löchrigen Oberfläche und ſehr ſandig, ſo taugen ſie nichts, weil ſie leicht zerfrieren.
  • Man muß bei dem Einkaufe darauf ſehen daß man Steine von einerlei Sorte und Maaß erhält, weil bei verſchiednen Längen und Dicken das Dach undicht wird.
  • 7) Das Sortiren der Steine bei einem Bau iſt mit eine Haupt -41 ſache für das Gelingen eines guten Mauerwerkes. Wir haben in dem Vorhergehenden bereits geſehen, daß bei jedem Ziegelbrande Steine von verſchiedner Güte erſcheinen. Dieſe muß man ſorgfältig ausſu - chen und für die verſchiednen Zwecke allein ſtellen.
  • a) Die im Brande am ſchärfſten gebrannten auf der Ober - fläche verglaſten Steine eignen ſich für ſolches Mauerwerk, welches von der Näſſe viel zu leiden hat, wie Kellermauern, Plynthen der Gebäude, Pflaſterungen an feuchten Orten, Abdeckung von Terraſſen, Hauptgeſimſen, Attiken ꝛc. Es muß nur noch hierbei bemerkt werden, daß gewöhnlicher Kalkmörtel ſich mit dieſen verglaſten Steinen ſchlecht verbindet, weil das Waſſer nur wenig einziehen kann, und daß man ſolche Steine, wenn ſie ein gutes Mauerwerk geben ſollen, mit ſchnell - trocknenden Mörteln, welche wenig Waſſer enthalten, vermauern muß.
  • b) Die ſcharfgebrannten Steine ſind die beſten und nutz - barſten von allen Sorten. Man braucht ſie zu allen äußeren Mauer - flächen, auch wenn ſie ohne Bewurf der Witterung widerſtehen ſol - len, ferner wegen ihrer Feſtigkeit zu allen Wölbungen, zu Pflaſterun - gen die von der Näſſe nicht zu leiden haben, und endlich zu allen Feuerungsanlagen.
  • c) Die ſchwächer und ſchwach gebrannten Steine kann man nur zu innern Mauern verwenden, und auch nur da wo ſie weder Näſſe, wie bei Kellern und Erdgeſchoſſen, noch ſtarken Druck, wie bei Wöl - bungen, auszuhalten haben.
  • d) Die Dachſteine können auch ſortirt werden. Alle krumme, windſchiefe, riſſige muß man wegwerfen. Es giebt auch hier ſchärfer und ſchwächer gebrannte. Deckt man ein Dach in doppelter Lage mit ſogenannten Biberſchwänzen, ſo kann man die ſchwächer gebrannten für die untere am meiſten geſchützte Schicht nehmen. Jm allgemeinen aber müſſen Dachſteine immer vorzüglich gut gebrannt ſein, da ſie allem Wetter und auch dem Schnee ſtets ausgeſetzt ſind.
  • Außergewöhnliche gebrannte Steine.
  • Hierher gehören:
  • e) Die ſogenannten glaſirten Steine. Sie zeichnen ſich von den gewöhnlichen Ziegeln dadurch aus, daß man ſie auf den Flächen wel - che im Mauerwerk nach Außen gekehrt ſind, mit einem flüſſigen Ueber - zuge verſieht, wodurch ſie im Brande mit einer Glaſur überzogen wer - den. Hierdurch erhalten ſie nicht nur eine größere Dauer gegen die Witterung, da die Glätte und die Undurchdringlichkeit der Glaſur ſie gegen Regen und Lufteinflüſſe mehr ſchützt, ſie können auch vermit - telſt der Glaſur verſchiedenartig gefärbt werden, ſo daß man dadurch42 in den Stand geſetzt wird, dem Mauerwerk eine beliebige farbige Ab - wechslung zu geben. Die gewöhnlichen Farben ſind: ſchwarz, dun - kelblau, dunkelgrün und gelb.

Schon im früheſten Alterthume bediente man ſich der glaſirten Ziegeln zur Verſchönerung und Abwechslung des Mauerwerkes, und bis in die neueſte Zeit hat man dieſe Erfindung zu demſelben Zweck immer angewendet. Wir haben in Deutſchland dafür ſehr ſchöne Muſter an den aus Ziegeln erbauten Kirchen der vergangnen Jahr - hunderte, wo häufig glaſirte Ziegelſchichten mit den gewöhnlichen Zie - geln wechſeln, und ſo eine angenehme Theilung des Mauerwerks für das Auge, als auch ein ſchönes Farbenſpiel hervorgebracht wird. Auch die Dachziegeln hat man häufig mit einer Glaſur überzogen, theils um ihnen mehr Haltbarkeit zu geben, oft aber auch um in die großen, gleichförmigen Dachflächen, durch Einmiſchung glaſirter Steine, muſterförmige Figuren zu bilden. Wir ſehen dies Verfahren noch an mehreren alten Kirchendächern, und wo mit der Zeit durch Repa - raturen nicht die ganze Zeichnung zerſtört iſt.

(Vorſchriften zu verſchiednen Glaſuren findet man in Gilly Handbuch der Landbaukunſt I. B. Braunſchweig, F. Vieweg. 1831. Seite 153 ꝛc.)

Die Glaſuren werden auf die trocknen Lehmſteine aufgetragen, ehe ſie gebrannt werden, bei dem Brennen zerfließt die Glaſur und dringt in die Oberfläche des Steines ein, mit welcher ſie ſich auf das Jnnigſte vereinigt. Es giebt aber auch Glaſuren, welche auf ſchon fertig gebrannte Ziegeln aufgetragen werden, wo man alsdann dieſe Ziegeln zum zweitenmale brennen muß, um die Glaſur zu befeſtigen, wie es die Töpfer mit den Kacheln machen.

Da die Glaſuren aus ziemlich theuren Beſtandtheilen zuſammen - geſetzt ſind, ſo pflegt man nur diejenige Seite der Ziegeln zu gla - ſiren, welche im Mauerwerk nach außen zu ſtehen kommen.

Das Verhältniß des Preiſes glaſirter Steine gegen gewöhnliche Ziegeln iſt ſo, daß die glaſirten etwa doppelt ſo theuer ſind als die gewöhnlichen. Wollte man alle Seiten der Steine glaſiren, ſo wäre dies, außer des hohen Preiſes, nicht einmal gut, da glaſirte Steine den Kalkmörtel nicht einſaugen, und folglich kein ſo feſtes Mauer - werk liefern würden als die unglaſirten Flächen.

f) Die Chamotziegeln. Sie werden in den gewöhnlichen Maaßen der Ziegeln angefertigt. Das Material aus welchem ſie be - ſtehen, wird auf folgende Weiſe gewonnen. Jn den Porzellanfabriken brennt man das Porzellan in Kapſeln, welche durch die Vermiſchung43 von zu Mehl gemahlenen ſchon gebranntem Porzellan, und ½ Porzellanerde entſtanden ſind. Dieſe Kapſeln kann man nur einmal benutzen und ſie dienen nunmehr zur Anfertigung der Chamotſteine.

Die Kapſeln werden nach dem Gebrauch zu Mehl zermahlen, welches man eben Chamotmehl nennt. Das feinere wird wieder zu Kapſeln verbraucht, das gröbere nach obigem Verhältniß mit Porzel - lanerde vermiſcht und zu den Chamotſteinen verbraucht. Das Ver - fahren hierbei iſt ganz daſſelbe wie wir es bei den gewöhnlichen Zie - geln kennen gelernt haben. Die Chamotſteine ſind weißlich grau, leichter als die gewöhnlichen Steine, und ſind namentlich zu Feue - rungsanlagen zu verbrauchen, da ſie eine viel größere Hitze vertragen können als andere Ziegeln. Der Preis dieſer Steine iſt etwa 4 mal höher als der gewöhnlicher Mauerſteine.

Auch verbraucht man das Chamotmehl zur Bereitung eines waſſerdichten Mörtels, indem man es dem Kalke anſtatt des Sandes beimiſcht.

Ein Cubikfuß Chamotziegelmaſſe wiegt 140 Pfd.

g) Leichte Steine. Zu Gewölben namentlich iſt es wün - ſchenswerth leichtere Steine zu verwenden als die gewöhnlichen ſind, da der Seitenſchub gegen die Widerlager um ſo geringer iſt, je ge - ringer die Laſt des Gewölbes gemacht wird. Aus dieſem Grunde hat man ſchon zu Römerzeiten leichte Steine zu großen Wölbungen verwendet. Bei der Wölbung der Sophienkirche zu Conſtantinopel verwendete der Baumeiſter Wölbſteine zur großen Kuppel aus einer eigenthümlichen leichten Erde, welche auf der Jnſel Rhodus gefunden wurde. Die aus dieſer Erde verfertigten Steine ſollen, nach Angabe der damals lebenden Schriftſteller, 12 mal leichter geweſen ſein als die gewöhnlichen aus Lehm verfertigten.

Jn der neueſten Zeit hat Herr Profeſſor Ehrenberg zu Berlin eine Erdart entdeckt, deren größte Beſtandtheile ſogenannte Jnfuſorien (ganz kleine Jnſekten) ſind. Ziegeln welche man aus dieſer Erdart brannte, ſind von außerordentlicher Leichtigkeit, und würden alſo oben erwähntem Zweck entſprechen.

Wahrſcheinlich waren die im Alterthume zu demſelben Zweck verwendeten Erdarten von gleicher Gattung. Bei dem Bau der Kuppel des Berliner Muſeums wurden leichte Steine aus einer Miſchung von Thon und Holzkohle gebrannt. Beim Brennen der Steine bildet die Thonmaſſe gleichſam die Hülſe der vom Feuer zerſtörten Kohle.

Herr Bolze in Salzmünde an der Saale fertigt ſeit einiger Zeit eben ſolche Steine an, nur daß er anſtatt der Holzkohle Braun -44 kohle nimmt, beſonders dürfte die Braunkohle feucht aus der Grube genommen und mit Thon vermiſcht ſich am beſten eignen, da ſie ſich im trocknen Zuſtande ſehr ſchwer zerkleinern läßt.

Die leichten Steine bei der Kuppel des Berliner Muſeums er - hielt man durch eine Miſchung von 1 Theil geſtoßener und durchge - ſiebter Holzkohle und 2 Theile Ziegelthon. Nach dem Brennen wa - ren die Holzkohlen von der Hitze verzehrt und die Steine halb ſo ſchwer als gewöhnliche; bis zur halben Kuppelhöhe hatte man ge - wöhnliche Backſteine verbraucht, den obern Theil, welcher den meiſten Seitenſchub ausgeübt haben würde, mauerte man mit dieſen leichten Steinen, wovon das Tauſend 18 Thlr. gekoſtet hat.

Ferner bereitet man leichte Steine dadurch, daß man der Zie - gelmaſſe Sägeſpäne beimiſcht. Jm Brande verkohlen dieſe Späne, wodurch der Ziegel leichter wird. Es kann dies Verfahren aber nur bei fettem Ziegelgute angewendet werden, weil magrer Lehm durch die Beimiſchung von Sägeſpänen noch magrer werden würde. Auch verkohlen die Sägeſpäne in der Mitte derjenigen Steine, welche der Gluth weniger ausgeſetzt waren nicht vollkommen, weshalb demnach ein ungleiches Gewicht der Steine entſteht. Es iſt daher beſſer, wenn man leichte Steine machen will, anſtatt der Sägeſpäne lieber gleich grobgeſtoßne Holzkohle beizumiſchen, und ſie alsdann wie gewöhnlich zu brennen.

Bei der Werderſchen Kirche zu Berlin wurden zu den Kappen der Kreuzgewölbe dergleichen leichte Steine auf folgende Art verfertigt.

Wie viel Kohlen und wie viel ſehr gut geſchlemmten Thon man nehmen muß, hängt von der Schwere des Thones und der Kohlen ab, daher muß man von jedem Theile ſo viel nehmen bis der Ziegel nur 4 Pfund ſchwer wird, und haltbar bleibt (ein Ziegel von gewöhnlicher Art wiegt 7 Pfund). Zur Verbindung nimmt man Kalk, noch beſſer Gipsmörtel. Die Größe derſelben rich - tet ſich nach dem Zwecke welchen ſie zu erfüllen haben. Jm Aeußern verbraucht man ſie nicht, da ſie wie erwähnt nur zu Gewölben ver - wendet werden.

Auch die Schlacken welche man aus den Metallgüſſen ge - winnt, können als leichte Bauſteine betrachtet werden, und ſind ſie zu mancherlei Zwecken, als zu Gußwerk bei Gewölben (wie ſpäter ge - zeigt werden wird), zu Ausfüllung von Zwiſchenräumen, zu Aus - mauerung von Fachwerk ꝛc. brauchbar, da ſie ſich mit Kalkmörtel ſehr gut verbinden.

Zu Mehl zerſtoßen kann dieſes Pulver (wie das der Chamot -45 ſteine) anſtatt des Sandes dem Kalkmörtel zugeſetzt, und daraus ein ſehr feſter Waſſermörtel bereitet werden.

C. Verbindungsmaterialien. Mörtel.

§. 16. Allgemeines.

Beſtehen die Mauern nur aus verhältnißmäßig kleinen Stücken, welche vermöge ihres eignen Gewichtes nicht ſo feſt aufeinander liegen, daß die Mauer Feſtigkeit genug erhielte, ſo ſind Verbindungsmate - rialien, ſogenannte Mörtel, erforderlich, welche in weichem Zuſtande mit den Steinen vermauert werden, dann ſchneller oder langſamer er - härten, und auf dieſe Weiſe die Steine an einander klebend, das Ganze in eine einzige Maſſe verwandeln, was vor der Erhärtung des Mörtels noch aus einzelnen, leicht trennbaren und leicht verſchieb - baren Stücken beſtand.

Je feſter der Mörtel an dem Geſtein ſitzt mit welchem er vermauert wird, und je mehr er ſelbſt nach und nach oder ſchnell er - härtet, um ſo beſſer iſt derſelbe. Die Mauerwerke der alten Welt und die Bauten des Mittelalters beſitzen eine ſo große Feſtigkeit, daß bei ihrem Abbruch eher die Mauerſteine zerbrechen, als daß der Mör - tel davon ließe. Dieſe Eigenſchaft wurde theils durch ihre ſorgfältige Bereitung, aber noch mehr durch die Dauer ihres Beſtehens während vieler Jahrhunderte herbeigeführt, denn die Erfahrung lehrt, daß auch mittelmäßig bereiteter Mörtel, wenn er viele Jahre gelegen hat, ſtein - hart wird.

Es liegt klar vor Augen, daß zugleich der Mörtel nur dann eine vorzüglich bindende Kraft äußern wird, wenn er ſich feſt mit den einzelnen Steinen ſelbſt verbindet, wie Lehm mit Lehmſteinen, Kalk mit Mauerſteinen ꝛc.

Die Steine einer Mauer können von ſolcher Größe im Einzel - nen genommen werden, daß ſie ſich vermöge ihres eigenthümlichen Gewichts ſo feſt auf einander preſſen, daß eine hinlängliche Feſtigkeit entſteht. Jn dieſen Fällen kann man des Mörtels ganz entbehren. Sind aber die Steine, wie gewöhnlich, ſo klein, daß ſie ſich durch ihr eigenthümliches Gewicht und ihre Reibung gegen einander nicht hal - ten würden, ſo wird zu ihrer Verbindung Mörtel genommen.

Da der Mörtel bei dem Verbrauche urſprünglich eine weiche Maſſe bildet, ſo iſt es einleuchtend, daß eine Mauer um ſo mehr ſich ſetzen (ſenkrecht in ſich ſelbſt zuſammenſinken) wird, je dicker der Mörtel aufgetragen worden iſt, oder was daſſelbe ſagen will, je höher46 die Fugen des Mauerwerkes ſind. Deshalb muß man nur ſo viel Mörtel verbrauchen, als zum Aneinanderkleben der Steine bei naſſem Zuſtande des Mörtels nothwendig iſt, dies wird aber nach der Größe der Steine zu beſtimmen ſein, weil ein großer Stein mit zu kleiner Fuge (oder mit zu wenig Mörtel) von dem Mörtel nicht gehalten werden kann. Am beſten wird man dies bei Steinen in ſehr ſchrä - ger Ebene liegend prüfen können und bei ſolchen Mauern, welche aus großen und kleinen Bruch - oder Feldſteinen beſtehen. Außer des Gebrauches, den Mörtel zur Verbindung der Steine anzuwenden, be - dient man ſich deſſelben auch noch zum Ueberziehen der Mauern (Be - wurf, Abputz), um die Oberfläche derſelben gegen widrige Witterungs - einflüſſe zu ſchützen. Schneil trocknende Mörtel haben mehrfache Vor - züge gegen die langſamer trocknenden,

  • 1) da ſie die Steine ſchneller verbinden, braucht man verhältniß - mäßig weniger Mörtel,
  • 2) da ein ſchnell trocknender Mörtel weniger Feuchtigkeit in die Mauer bringt als ein langſam trocknender, ſo iſt eine Mauer mit ſchnell trocknendem Mörtel aufgeführt auch viel früher durch und durch trocken, als eine andere Mauer mit langſam trocknendem Mörtel errichtet,
  • 3) bei einem ſchnell trocknenden Mörtel, wo das Ganze raſcher zu einer feſten Maſſe vereinigt wird, hört demnach auch das Beſtre - ben der Mauer, ſich zu ſetzen, oder bei Gewölben der Seitenſchub, um ſo ſchneller auf, als eben die Trocknung des Mörtels vor ſich geht.

Wie Moos, Theer und Asphalt als Verbindungsmittel gebraucht werden iſt bereits in den §§. 8. u. 9. gezeigt worden.

a) Lehm als Mörtel. Er iſt der einfachſte, indem keine weitere Zubereitung dazu erfordert wird, als daß man möglichſt fet - ten Lehm mit Waſſer zu einem Brei verdünnt und damit die Mauer - ſteine vermauert.

Er findet ſeinen Verbrauch, beſonders bei Landbauten, zu allen Arten von Steinen. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, daß er ſich mit Feld - und Bruchſteinen am wenigſten verbindet und hier - bei weniger als Bindemittel, ſondern vielmehr als Füllmittel der Fugen anzuſehen iſt. Beſſer verbindet er ſich mit gebrannten Mauerſteinen, und am beſten mit allen Arten von Lehmſteinen.

Er hat ferner die Eigenſchaft, daß er im Feuer beſſer aus - dauert als der Kalk; deshalb pflegt man zur Aufmauerung von Feue - rungsanlagen, wie Schornſteinröhren, Rauchmänteln, Feuerherden,47 Koch -, Brat - und Backöfen, Rauchdarren, Ziegelöfen ꝛc. Lehm an - ſtatt Kalk als Mörtel der gebrannten Mauerſteine zu nehmen.

Da ſich Kalkmörtel mit Lehmſteinen gar nicht verbindet, ſo ver - wendet man zu ihrer Vermauerung nur Lehm. Lehm als Mörtel zu den Fundamenten und unteren Mauern zu nehmen, taugt gar nichts, da die unteren Mauern immer feucht bleiben, ſo trocknen ſie, mit Lehm gemauert, nie aus, und erhalten folglich auch keine feſte Ver - bindung der einzelnen Steine. Dagegen kann man ihn zu innern, niedrigen Mauern, welche trocken liegen, bei unbedeutenden Mauern verwenden.

Man wird aber (außer bei Feuerungsanlagen und Lehmmauern) immer beſſer thun, anſtatt Lehmmörtel Kalkmörtel anzuwenden, da der Holzſchwamm ſich in die mit Lehm gemauerten Fugen häufig ein - ſetzt und dann nur durch Niederreißen der angegriffnen Mauern zu vertreiben iſt.

b) Sogenannter Sparkalk. Er beſteht aus einer Miſchung von Lehm - und Kalkmörtel, und wird von Vielen blos deswegen an - gewendet, weil er etwas wohlfeiler zu ſtehen kommt als der Kalkmör - tel. Er hat wenig Bindekraft, und ebenſo wie der Lehmmörtel die nachtheilige Eigenſchaft, daß er, bei Mauern an feuchten Orten ange - wendet, nie trocknet und daß der Holzſchwamm, vermöge des darin enthaltenen Lehmes, welcher ihm Nahrung giebt, eben ſo ſehr ſich in den Fugen feſtſetzt, als er es bei bloßem Lehmmörtel zu thun pflegt.

c) Kalkmörtel. Wird aus Marmor, Kalkſtein, Kreide, Mu - ſcheln, Mergel gewonnen. Der Kalkſtein wird zuvörderſt in eigens dazu eingerichteten Oefen gebrannt (wobei die Kohlenſäure, welche im Kalkſteine befindlich iſt, entweicht, wenn man die kohlenſaure Kalkerde der Rothglühhitze ausſetzt). Hierdurch erhält man den ſogenannten lebendigen Kalk. Der gebrannte Kalk behält die Form der ungebrannten Stücken bei, nimmt aber nach dem Brennen einen etwas kleineren Raum ein.

Der gewöhnliche Kalk kommt theils in dünnen Schichten, theils durch die ganze Maſſe hindurch mit Thon gemengt vor. Es iſt alſo der gewöhnliche Kalk nie reiner Kalk. Ganz reinen Kalk erhält man dagegen aus dem Abfall des Marmors in den Bildhauerwerkſtätten.

Begießt man den gebrannten Kalk mit Waſſer, ſo zerfällt er unter einem ziſchenden Geräuſch nach und nach, und wenn man mehr Waſſer aufgießt und dabei den Kalk mit einem Kalkſtößer in einer ſogenannten Kalkbank zu einem dünnen, fließbaren Brei rührt, ſo er - hält man den ſogenannten gelöſchten Kalk. Der Kalk quillt beim48 Löſchen auf. Die dünne milchige Maſſe, welche man erhält wenn man viel Waſſer auf den gebrannten Kalk gießt, nennt man Kalk - waſſer (Kalkmilch).

Wird der gebrannte Kalk der Luft ausgeſetzt, ſo zieht er aus der Luft Waſſer und Kohlenſäure an ſich, zerfällt und kann als - dann nicht mehr abgelöſcht werden.

Zuweilen erhält man gebrannten Kalk, welcher ſich nicht ab - löſcht, man nennt ihn todtgebrannten Kalk. Dieſes rührt davon her, daß dem Kalke zu viel Thon beigemengt war, und weil die zu heftige Hitze beim Brennen ſchon einen Grad von Schmelzung er - litten. Andre Stücken ſind nicht genug gebrannt und enthalten in der Mitte noch einen Kern von rohem Kalk, und löſchen ſich deshalb nicht ganz ab. Der Kalkſtein (deſſen ſpezifiſches Gewicht 2,5 bis 2,7 beträgt) verliert im Brennen etwa 45 p. C. am Gewicht und 10 bis 20 p. C. am Volumen (Umfang). Je ſtärker ein Kalkſtein oder Kalkerde mit Säuren angefeuchtet (mit Scheidewaſſer begoſſen) aufbrauſet, um ſo kalkhaltiger iſt der Stein oder die Erde.

Die Kalkſteine liegen theils in großen Lagern geſchichtet, theils als einzelne runde Steinchen auf der Oberfläche der Erde (Leſeſteine). Theils kann man Mergelerde, wenn ſie mindeſtens Kalktheile ent - hält zu Kalk brennen. Auch aus Muſcheln kann Kalk gebrannt wer - den. Je härter und dichter aber der Kalkſtein iſt, um ſo ſchöner wird der gebrannte Kalk, deshalb liefert feſter Marmor den feſten gebrann - ten Kalk. Dann folgt der aus gewöhnlichem Kalkſtein, der aus Mer - gelerde und zuletzt der Muſchelkalk.

Einen guten Kalk erhält man, wenn derjenige Kalkmörtel, den man aus dem Kalkſchutte abgebrannter Gebäude ſammelt, nochmals gebrannt und auf die gewöhnliche Art gelöſcht wird.

Je ſchneller der Kalk nach dem Ablöſchen verarbeitet werden kann, deſto feſter wird das Mauerwerk.

Je weicher das Waſſer zum Kalklöſchen iſt, deſto feſter wird er. Demnach würde in Ciſternen aufgeſammeltes Regenwaſſer das taug - lichſte ſein, alsdann folgt Teich - und Flußwaſſer, oder das aus Seen mit ſüßem Waſſer. Gänzlich unbrauchbar zum Kalklöſchen iſt das Meereswaſſer, und zwar um ſo untauglicher, als je mehr es Salz - theile enthält. Die Salztheile verhindern nicht nur für immer das Trocknen des mit Meerwaſſer gelöſchten Kalkes, ſie verurſachen über - dem daß der damit bereitete Kalkmörtel jede Feuchtigkeit der Luft an - zieht, nie trocknet und dadurch der ſogenannte Mauerfraß ent - ſteht, welchen wir weiter unten werden kennen lernen.

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Mergelkalke werden vor dem Brande in Ziegelform geſtrichen, alsdann gebrannt, gleich nach dem Brande gelöſcht, worauf die Stücken zerfallen und als gelöſchter Kalk aufbewahrt werden.

d) Das Brennen des Kalkes geſchieht in eigens dazu ein - gerichteten Oefen.

Für einen kleinen Betrieb und für Holzfeuerung iſt die Taf. I. Fig. 14 16 dargeſtellte Einrichtung die gewöhnliche. Fig. 14. zeigt den Grundriß, Fig. 15. den Querdurchſchnitt, Fig. 16. die äußere Anſicht. Der Ofen wird, wie der Grundriß zeigt, an der Lehne eines Berg - oder Hügelabhanges errichtet, die an der Stelle wo der Ofen ſtehen ſoll, ſo weit ausgegraben wird, daß letzterer nach einem großen Theile ſeiner Peripherie, wenigſtens bis zur Hälfte, von deren Erd - reich umgeben wird; und der Schacht des Ofens cc. wird dann auf die angezeigte Weiſe eiförmig mit Bruchſteinen und Lehm (von außen mit Kalkmörtel) aufgemauert, und in Verbindung damit die Vormauer und die Strebepfeiler bb. aufgeführt. Beim Einſetzen des Kalkes wird über der Vertiefung a., in welcher das Feuer geſchürt wird (der Feuerkeſſel), aus größeren Kalkſteinen ein Spitzgewölbe geſpannt (wozu man ſich einer Bretterlehre zur vorläufigen Unterſtützung bedienen kann) und dann die übrigen Kalkſteine darüber geſchichtet, ſo daß hinrei - chender und zweckmäßig vertheilter Zwiſchenraum bleibt, damit der Zug des Feuers gehörig Statt finden könne. Um dieſen Zug noch mehr gegen die Seitenwände des Ofens zu leiten, werden hierzu Holz - ſtangen ee. eingelegt, die nach dem Verbrennen Zugkanäle bilden. Dergleichen Oefen werden in ſehr verſchiedner Größe von 1 10 Cubikklaftern innern Raum angelegt. Je größer der Ofen wird, deſto ſorgfältiger muß die Herſtellung der innern Schachtwände, ſo wie die Ausführung des Mauerwerks geſchehen, damit letzteres dem Seiten - drucke der im Schachte angehäuften Steinmaſſe, ſo wie der durch die Erhitzung erfolgenden Ausdehnung hinreichend widerſtehe.

Jedenfalls muß ein Kalkofen von oben her gegen Näſſe durch eine Bedachung geſchützt werden.

Schriften über Anlegung von Kalköfen ſind:

9te Sammlung von Sprengels Handwerke und Künſte, und in Jacobſohns technologiſchem Compendium, welcher mehrere Schriften über dieſen Gegenſtand verzeichnet.

Vom Kalkbrennen mit Torf ꝛc. von Eiſelen, königl. Oberberg - rath. Berlin 1793. Jn Commiſſion bei Wilhelm Vieweg.

Bauſſon du Bignon, Abhandlung über die beſte Art Oefen zu bauen, darin Ziegel und Kalk gebrannt werden können. Berlin 1766.

Menzel, der praktiſche Maurer. 450

Und beſonders in Schubarths techniſcher Chemie, in welcher Beſchreibung und Zeichnung der immerwährenden Rüdersdorfer Kalk - öfen gegeben wird.

Taf. I. Fig. 17. 18. zeigt einen gewöhnlichen Kalkofen auf Torf - oder Steinkohlenbrand eingerichtet. Fig. 18. ſtellt den ſenk - rechten Durchſchnitt, Fig. 17. den Grundriß dar, in der Höhe des Roſtes geſchnitten. A. iſt ein Vorgewölbe, von welchem aus die Hei - zung und die Ausräumung des Kalkes vorgenommen wird; B. der Hals der Schürröffnung, durch welchen das Brennmaterial auf den Roſt gebracht wird; CC. der Roſt aus beweglichen Eiſenſtangen, die in den Kerben eines kreisförmigen eiſernen Ringes liegen, welcher durch die im Mauerwerk angebrachte Querſtange D. unterſtützt wird; C. der untere Theil des Aſchenherdes; EE. der Fuß oder Vorſprung aus gebrannten Ziegeln, auf welchem das Roſtgewölbe aufgeführt wird; FG. u. GH. bezeichnen die Halbmeſſer der krummen Linie, nach wel - chen die Seitenwände des Schachtes aufgeführt ſind; K. Gicht oder obere Oeffnung des Ofens, durch welche der Kalkſtein eingebracht wird. Bei größeren Dimenſionen wird in der Mitte eine Einfuhröff - nung angebracht; LL. innere Auskleidung des Schachtes aus guten Mauerziegeln; MM. das Rauchgemäuer aus Bruchſteinen. Beim Einſetzen des Kalkes, das übrigens, wie ſich von ſelbſt verſteht, in allen Fällen nur nach allmähligem Auswärmen und hinreichendem Aus - trocknen des Ofens geſchehen darf, wird, wie vorher zuerſt, das halb - kugelförmige, die Stelle eines Tragroſtes vertretende Gewölbe aus größeren Kalkſteinen auf die ſchon oben erwähnte Art eingeſetzt, und dann der Ofen auf die ſchon angegebene Weiſe mit Kalk beſchickt.

Beim Brennen wird zuerſt ein ganz gelindes, nur allmählig verſtärktes Schmauchfeuer gegeben, wobei der Rauch aus der Gicht - öffnung unverbrannt davon geht. Man bewirkt dadurch die allmäh - lige Erwärmung der in dem Ofen angehäuften Steinmaſſe, ſonach die allmählige Ausdehnung der einzelnen Stücke, beſonders derjenigen, die das Roſtgewölbe bilden, ohne welche Vorſicht letztere bei ſchnell wir - kendem Feuer durch die gewaltſame Entbindung von Waſſerdämpfen ſpringen, und ein Nachſtürzen der aufliegenden Maſſe verurſachen würde. Das Feuer wird dann immer allmählig verſtärkt, bis die Steine des Gewölbes eine lebhafte lichte Rothglühhitze erreichen, und die Flamme aus der Gicht ohne Rauch hervortritt, wo man dann das Feuer wieder allmählig vermindert und den Ofen auskühlen läßt, worauf der Kalk durch die Schürröffnung B. ausgezogen wird. Zur Zeit des heftigſten Feuers, wo alſo im Herde beinahe Weißglühhitze51 herrſcht, muß das Vrennmaterial ſorgfältig und gleichförmig nachge - legt werden, damit keine plötzliche Abkühlung des Herdes entſtehe, bei welcher ſonſt ein verkehrter Luftzug (von oben nach unten) ein - treten und das Feuer aus dem Schürrloche getrieben werden würde.

Die Brennzeit hängt von der Natur des Kalkſteines, des Brenn - materials, des Ofens und ſelbſt des Wetters ab, und beträgt 24 48 Stunden und darüber. Etwa zwei Dritttheile der Brennzeit hindurch ſteigt die Hitze, und nimmt dann im letzten Dritttheil wieder ab.

Bei dieſen eben beſchriebenen Oefen, oder den Oefen mit un - terbrochnem Gange (intermittirenden Oefen), findet dadurch ein Brennſtoffverluſt ſtatt, daß nach jedem Brande die Ofenwände wieder ſo weit abgekühlt werden, bis in dem Ofenraume ein neuer Einſatz von Kalkſteinen ſtattfinden kann. Ueberdieß haben ſolche Oefen den Nachtheil, daß die unterſten unmittelbar über dem Feuerherde befind - lichen, folglich am heftigſten erhitzten und am früheſten gar gebrann - ten Steine noch ſo lange im Feuer bleiben müſſen, bis auch die - her liegenden ausgebrannt ſind. Letzteres verurſacht zwar an ſich kei - nen Mehraufwand an Brennſtoff, bewirkt aber bei gewiſſen Kalkſtein - ſorten ein Ueberbrennen oder Todtbrennen, und dadurch einen jedes - maligen Verluſt an Kalkſtein. Dieſer wird, ſo wie die Verſchwendung des Brennmaterials, bei den Oefen mit ununterbrochenem Gange (continuirenden Oefen) beſeitigt, bei welchen nämlich der Brand ohne Unterbrechung fortdauert, und der Kalk von unten her in dem Maaße als er gar gebrannt iſt, weggenommen, und von oben nach Verhältniß immer wieder neuer Kalkſtein aufgegeben wird.

Taf. I. Fig. 19 21. zeigen einen ſolchen Ofen und zwar Fig. 19. den Grundriß, Fig. 20. den Querdurchſchnitt, Fig. 21. die Anſicht. Der Ofen hat 5 Herde. cc. ſind die Feuer - und Aſchen - herde, o. die Heizöffnung, i. der Kanal um Luft unter den Roſt zu führen; dd. ſind die Oeffnungen zum Ausräumen des Kalkes; aa. die innere Bekleidung des Schachtes aus feuerfeſten Ziegeln (Cha - motteſteinen §. 16 b.); bb. ein leerer oder mit Aſche gefüllter Zwi - ſchenraum, um das Abkühlen des Ofens durch die äußre Luft zu hin - dern; ee. das Rauchgemäuer. Dieſe Oefen können mit Holz oder Torf geheizt werden. Man giebt ihnen eine Höhe von 24 30 Fuß. Der Kalkſtein wird dadurch allmählig erhitzt, indem er bis zum Feuer - herde niedergeht, wo er die heftigſte Hitze erfährt, und dann, wenn der gebrannte Kalk von unten ausgezogen wird, in die unterſte Re - gion des Ofens, folglich außer dem Bereiche der Flamme tritt und keiner überflüſſigen Hitze mehr ausgeſetzt iſt.

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Wird ein ſolcher Ofen zuerſt in Betrieb geſetzt, ſo wird er mit Kalkſtein bis zur Höhe der Feuerung cc. gefüllt, dann in den Abzieh - löchern (Abzüchten oder Stichlöchern) dd. geheizt und dieſer Kalk gar gebrannt. Nunmehr wird der Ofen vollends mit Kalkſtein gefüllt, indem dieſer von der Gicht aus in Kübeln niedergelaſſen wird. Auf der Gicht ſelbſt wird noch ein etwa 4 Fuß hoher Kegel von Kalkſtei - nen regelmäßig aufgeſetzt, und dann die Feuerung durch die Herde cc. begonnen. Der Kalk im Schachte ſchwindet durch das Brennen und ſenkt ſich von ſelbſt herunter; iſt dieſe Senkung bis zur Ebene der Gicht gelangt, ſo wird neuer Kalk oben aufgeſchüttet, und ſo immer fortgefahren.

Taf. I. Fig. 22. u. 23. ſtellt einen Kalkofen mit Steinkohlen - heizung vor. Fig. 22. den Grundriß, Fig. 23. den Querdurchſchnitt.

Bei der Steinkohlenfeuerung wird der ununterbrochene Gang des Ofens dadurch bewirkt, daß das Brennmaterial mit dem Kalkſteine ſelbſt abwechſelnd aufgeſchichtet, im Brande erhalten und der Kalk durch die unten befindlichen Stichöffnungen oo., durch welche zugleich der Luftzug ſtatt findet, ausgezogen wird. Beim erſten Anfeuern wird durch die Abzüchte im unterſten Raume des Ofens dürres Holz ein - gelegt, darauf eine ziemlich dicke Lage Steinkohlen in größeren Stücken, dann eine Lage Kalkſteine, wieder eine etwas dünnere Lage Kohlen, und ſo abwechſelnd bis zu 4 oder 5 Lagen, worauf das Holz ange - zündet wird, und erſt dann wenn das Durchbrennen in der oberſten Steinſchicht ſichtbar wird, bringt man abwechſelnd neue Lagen von Stein und Kohlen ein, bis nach 2 3 Tagen der Einſatz vollendet und der ganze Ofen in Brand iſt. Die Menge des Steines zu der Kohle verhält ſich gewöhnlich wie 4: 1 oder 3: 1 bei minderer Qua - lität der Kohle.

Die Form des Schachtes iſt die eines umgekehrten, abgeſtumpf - ten Kegels, und der Ofen wird zur Erſparung an Mauerwerk und wegen des leichteren Zuganges zur Gicht in der Nähe einer Berglehne angebracht.

So wie nach und nach die Kohlen verbrennen, verlöſcht das Feuer im untern Schachtraume, die Steine kühlen hier ab und wer - den dann herausgenommen, bis glühender Kalk und Kohlen in den unteren Ofenraum gelangen. An der Gicht werden wieder ſo viel Schichten Kalk und Kohlen nachgegeben, als niedergegangen iſt. Je nachdem man die Oeffnungen der Abzüchte mehr oder weniger mit Kalkſtein verlegt, kann man den Luftzug nach Gefallen reguliren. Um den Zug durch den Ofen in der nöthigen Richtung zu leiten,53 durchſtößt man von oben im erforderlichen Falle mittelſt einer eiſer - nen Stange den Einſatz, wodurch ſich Zugkanäle in demſelben bilden.

Wird die Abfuhr des gebrannten Kalkes unterbrochen (wenn es z. B. an Kalkſteinen für den Augenblick mangelte), ſo ſchließt man die unteren Oeffnungen oo. und bedeckt die obere Fläche mit Kohlen - klein und Erde; ſo bleibt der Ofen mehr als 8 Tage hindurch in der Glühhitze, ſo daß der Brand ſogleich neuerdings beginnt, wenn man die Abzüchten wieder öffnet und oben abräumt. Der Ofen geht ſo ein Jahr lang fort, bis eine Reparatur nöthig wird. Statt der Steinkohlen können dergleichen Oefen auch mit Torf beſchickt werden.

Der Kalkſtein wird gewöhnlich auf einer ſchwach anſteigenden Holzbrücke hinauf gekarrt. Oben umgeben den Ofen hölzerne Gal - lerien zur Bequemlichkeit der Arbeiter. Eine hölzerne Bedachung mit erhöhten Seitenwänden und in dieſen Luftklappen dienen dazu, den Kalk vor Regen zu ſchützen und den Rauchzug zu ordnen.

Der Brennſtoffaufwand, der zum Garbrennen einer beſtimmten Maſſe Kalkes gehört, hängt zum Theil von der Beſchaffenheit des Kalkſteines, größtentheils aber von der Einrichtung des Ofens und der zweckmäßigen Leitung des Feuers ab. Je feſter das Geſtein iſt, deſto mehr Zeit und Brennmaterial braucht man. Den größten Brennſtoffaufwand fordern die kleinen intermittirenden Oefen. Oefen dieſer Art brauchen bei etwa 300 Cubikfuß Jnhalt für eine Klafter Geſtein (von 108 Cubikfuß) Klafter weiches oder 2 Klafter har - tes Holz. Bei größern Oefen vermindert ſich dieſer Aufwand bis Klafter Holz.

e) Das Löſchen des Kalkes. Der gebrannte Kalk iſt nach dem Löſchen nicht gleich ergiebig, und man theilt ihn deshalb in fet - ten und magern Kalk ein. Der Kalk iſt um ſo fetter, je weniger er fremde Theile (als Thon, Bittererde ꝛc. ) enthält. Solcher Kalk ziſcht ſtark im Waſſer und fällt leicht auseinander, ſchwillt ſtark auf (gedeiht) und bildet einen feinen, ſteifen, ſtark bindenden, ſehr ſchlü - pfrigen Brei.

Magrer Kalk brennt ſich aus ſolchem Kalkſtein, welcher mehr als 10 bis 20 und 25 Prozent fremde Gemengetheile, beſonders Bit - tererde, enthält. Ein ſolcher Kalk erhitzt ſich weniger beim Löſchen, gedeiht weniger und giebt einen kurzen, wenig bindenden Teig.

Der Kalk aus Muſcheln (Muſchelkalk) iſt zwar rein, giebt aber bei dem Brennen mehr einen magern als fetten Kalk, der ſich ſchwe - rer löſcht.

Durchſchnittlich iſt für fetten Kalk das fache Gewicht an54 Waſſer für ſteifen Brei erforderlich, welcher dann das fache Vo - lumen des gebrannten Kalkes einnimmt. Dieſe Vermehrung des Um - fanges (das Gedeihen) iſt für dieſelbe Kalkſteinart verſchieden. Bei den Mergelkalken findet das Gedeihen nicht ſtatt; weder ſeine Maſſe noch ſein Gewicht vermehrt ſich beim Löſchen.

Wird bei dem Löſchen zu wenig Waſſer angewendet, ſo ver - brennt er (wie man es nennt, das heißt er wird ſandartig und ver - liert die Bindekraft). Eben das geſchieht, wenn der Kalk vor dem Brennen zu lange der Luft oder gar der Feuchtigkeit ausgeſetzt wird, alsdann löſcht er ſich zum Theil durch die aus der Luft eingeſogene Feuchtigkeit ab, und wird bei dem Löſchen um ſo magrer, als er län - ger der Luft ausgeſetzt geweſen war.

Gießt man plötzlich zu viel Waſſer auf, ſo erſäuft der Kalk (wie man es nennt), er löſcht dann nicht gehörig durch.

Das gewöhnliche Löſchen des Kalkes geſchieht in ſogenannten Kalkkaſten, 6 8 Fuß lang 4 Fuß breit, welche aus Brettern zuſammengeſchlagen und an den Kanten mit 15 18 Zoll hohen Seitenwänden verſehen ſind. An einer der ſchmalen Seiten haben ſie einen 6 8 Zoll breiten, hölzernen ſenkrechten Schieber, welcher die Oeffnung ſchließt, aus der man den gelöſchten Kalk in die vor dem Kalkkaſten gemachte Kalkgrube laufen läßt. Je eher das Löſchen nach dem Brennen geſchehen kann, deſto beſſer wird der Kalk, denn auch das ſorgfältigſte Verpacken in Tonnen hindert nicht, daß er nicht mehr oder weniger Feuchtigkeit aus der Luft einſauge und ſich ſelbſt zum Theil ablöſche, was man einen abgeſtandenen Kalk nennt. Man legt die Steine im Kalkkaſten flach auseinander, begießt ſie mit ſo viel Waſſer, daß ſie kniſternd zerberſten, aufſchwellen und in Pulver zer - fallen. Man gießt dann nach und nach mehr Waſſer zu, zerſtößt und zerrührt die Maſſe mit der Löſchkrücke, bis ſie ſich zu einem gleichförmigen Brei geſtaltet. Dieſer wird in die Kalkgrube abgelaſ - ſen und dann der Kalkkaſten aufs Neue gefüllt. Der Kalk iſt abge - löſcht, wenn bei dem Löſchen der Dampf ſich völlig gelegt und der Kalk nicht mehr ſchäumt, ſondern einer fetten Milch ähnlich iſt. Bei dem Gebrauch muß der Kalk lagenweiſe und immer in gleicher Höhe und nicht ungleich aus der Grube genommen werden, weil ſonſt der zu oberſt liegende Kalk verhärtet und unbrauchbar wird. Daß wei - ches Waſſer zu nehmen, iſt bereits bemerkt worden.

Werden Seemuſcheln zu Kalk gebrannt und gelöſcht, ſo müſſen ſie vor dem Brennen in ſüßem Waſſer ſorgfältig von allen Salz -55 theilen gereinigt und ausgewaſchen werden, weil ſolcher Kalk ſonſt nie trocknen und auch den Mauerfraß erzeugen würde.

Gemauerte Kalkgruben ſind viel beſſer als ſolche, welche blos ohne Ausmauerung in die Erde gegraben werden, da letztere beſonders im Anfange des Einlöſchens dem Kalke zu ſchnell alles Waſſer ent - ziehen und der Kalk demnach nicht nachlöſchen kann (wie man es nennt).

Ferner iſt es bequem die Kalkgrube nach ſolchen Maaßen an - zulegen, daß man, wenn ſie gefüllt iſt, leicht berechnen kann wie viel Cubikfuß gelöſchten Kalkes ſie enthält, um beurtheilen zu können, wie viel Cubikfuß gelöſchten Kalk eine Tonne ungelöſchter Kalk gegeben hat. Das gewöhnliche Maaß der Kalkgruben iſt 6 12 Fuß lang 6 12 Fuß breit und 6 Fuß tief. Tiefer macht man ſie nicht gern, weil ſonſt der Kalk zu ſchwer heraus zu werfen iſt.

Jn der Kalkgrube wird der gelöſchte Kalk geſammelt (einge - ſumpft). Hier wird der Kalk je länger er liegt um ſo fetter und ſpeckiger, indem ſich die in der Kalkbank immer noch nicht vollſtändig erfolgte Ablöſchung fortſetzt. Es iſt dies jedoch nicht bei allen Kalk - arten der Fall, die ſogenannten hydrauliſchen Kalke werden bald ganz feſt in der Grube und untauglich zur Mörtelbereitung, wie wir weiter unten ſehen werden. Der Kalkbrei ſenkt ſich auf den Boden der Grube und das überflüſſige Waſſer ſteigt oben auf, wo es verdunſtet oder auch abgeſchöpft werden kann. Damit der in der Grube befind - liche Kalk nicht erhärte, wird die Oberfläche des Kalkes am beſten (für längere Zeit) einige Zoll hoch mit Sand bedeckt, oder (wenn es nur über Nacht geſchieht) mit Brettern bedeckt.

Beim Löſchen der trägen oder magern Kalke (wozu auch die weiter unten zu erwähnenden hydrauliſchen Kalke gehören), die ſich langſam und ohne ſtarke Erhitzung ablöſchen, ſucht man das voll - ſtändigere Löſchen durch Zuſammenhalten der Wärme und der Dämpfe zu bewirken (verdecktes Löſchen). Man verrichtet daſſelbe ent - weder in einem verdeckten Kaſten, den man mit Kalk füllt, und in welchen man durch eine Oeffnung das Löſchwaſſer eingießt; oder es wird Kalk in größrer Menge aufgehäuft, mit dem Sande oder Zu - ſchlage bedeckt (ſo viel als für den Mörtel, der daraus bereitet wer - den ſoll, etwa nöthig iſt) und dann das Löſchwaſſer darauf gegoſſen, wobei man die in der Sanddecke ſich öffnenden Riſſe und Spalten wieder zudeckt, endlich das Ganze gehörig durcheinander arbeitet und bald verwendet, da die mageren Kalke viel ſchneller trocknen als die fetten, beſonders wenn man den Mörtelſand, wie hier zuletzt erwähnt,56 gleich bei dem Löſchen zuſetzt. Der Mergelkalk wird immer gleich bei den Kalköfen gelöſcht, wonach die vor dem Brande als Ziegeln geſtrichnen Stücke in Staub zerfallen, in welcher Art derſelbe dann ohne Nachtheil als gelöſchter Kalk blos in Säcken weit transportirt, oder lange aufgehoben werden kann.

f) Die Bereitung des Mörtels. Unter Mauermörtel verſteht man jedes Zwiſchenmittel, welches in die Fugen des Mauer - verbandes gebracht, nach und nach, oder ſchnell, oder ſogleich erhärtet und die Steine zuſammenkittend das Mauerwerk zu einer einzigen Maſſe (wie einen einzigen großen Stein) vereinigt. Auf dieſer Bedingung beruht wenigſtens der Begriff eines vollkommnen Mörtels, obgleich nicht alle Mörtel dieſelbe ganz erfüllen. Der gewöhnliche Mörtel wird aus Kalk und Sand, oder in manchen Fällen aus Kalk und ſolchen Beſtandtheilen bereitet, welche den Sand vertreten, wie Ziegelmehl, kleingeſtoßne Töpferſcherben, Steinkohlen, Schlacken ꝛc. Der gewöhnliche Mörtel (aus Kalk und Sand) wird bei allem ge - wöhnlichen Mauerwerk angewendet, man nennt ihn auch Luftmör - tel, zur Unterſcheidung von dem Waſſermörtel (hydrauliſchen Mörtel), der unter dem Waſſer erhärtet.

Beide Mörtel unterſcheiden ſich weſentlich von einander, wes - halb wir ſie auch nach einander abhandeln wollen.

Luftmörtel (gewöhnlicher Mauermörtel), wird aus fettem Kalk und Sand bereitet. Er wird mit der Zeit immer feſter, und erhärtet ſelbſt zu Stein. Ein merkwürdiges Beiſpiel hiervon liefert die Weſtſeite der Marienkirche zu Greifswald, wo die Mauerſteine ganz vom Schlagregen ausgehöhlt, die Kalkfugen aber in ihrer vollen Stärke, ſteinhart ſtehen geblieben ſind.

Bei der gewöhnlichen Anwendung des Mörtels im Mauerwerk trocknet zuerſt deſſen äußere Fläche, ſo wie diejenigen Flächen, welche durch Spalten, Riſſe und kleine Kanäle mit der Luft in Berührung ſtehen; die innern noch naſſen Theile ſetzen ihren Waſſergehalt jedoch nach und nach an die äußern Kalktheile ab, ſo daß das Mauerwerk endlich bis in die Mitte hinein trocken wird. Je dicker die Mauern ſind, deſto langſamer erfolgt das Austrocknen, und man hat Beiſpiele, daß ſehr dicke Mauern nach Jahrhunderten im Jnnern noch nicht ausgetrocknet waren.

Aus dieſem Grunde ſchon kann an neueren Bauten der Mör - tel nie ſo feſt erſcheinen als an ſehr lange beſtehenden.

Der Luftmörtel wird aus dem Kalke, welcher ſich in der Kalk - grube befindet, in der Art bereitet, daß man dieſen, da er gewöhnlich57 ſchon etwas dick geworden iſt, mit einem mäßigen Zuſatze von Waſſer und dem erforderlichen Sande ſo lange untereinanderſchlägt, bis alles gleichmäßig gemengt und keine Klümpchen mehr vorhanden ſind. Den bereits mit Sande gemiſchten Mörtel noch längere Zeit vor dem Vermauern aufzubewahren taugt gar nichts. Am beſten iſt es, wenn der letzte Zuſatz von Sand in den Kalkkaſten geworfen und mit der Mauerkelle gehörig durchgearbeitet wird, wenn er eben vermauert wer - den ſoll, was aber faſt nie beobachtet wird, weil es mühſam iſt. Der bloße Kalkbrei kann zwar bei ganz glatten Mauerſteinen auch als Kitt und Mörtel dienen, wenn er zwiſchen genau auf einander paſſen - den Steinflächen in einer ſehr dünnen Lage zu liegen kommt, da in dieſem Falle das Waſſer nach und nach von den Steinen aufgenom - men wird, und der Brei zu einer feſten Lage austrocknen kann. Aber zwiſchen rauhen und unebenen Steinen iſt er nicht anwendbar, weil er in dicken Lagen zerreißt und mürbe wird.

Die gleichförmige Beimengung des Sandes hat dagegen den Vortheil, daß bei rauher Oberfläche der Steine die Erhärtung des Mörtels allmählig vor ſich geht. Ueberdieß dient der Sandzuſatz zur Erſparung des Kalkes ſelbſt, d. h. zur Vermeidung einer überflüſſigen und unnützen Verwendung deſſelben.

Der zum Luftmörtel am beſten dienende Kalk iſt fetter Kalk, weil er am meiſten ausgiebt und mit Sand vermengt eine verhält - nißmäßig größere Fugenfläche damit bedeckt werden kann.

g) Der Sand zum Mörtel. Er muß aus reinem Geſtein beſtehen, aus reinem Quarz, Feldſpath, Glimmer - oder Kalkſand, oder aus Gemengen von dieſen Beſtandtheilen. Ganz beſonders aber muß er keine erdigen, thonigen, lehmigen Theile enthalten, weil dieſe Zuſätze die Bindekraft des Kalkes aufheben, und zwar um ſo mehr, je mehr davon in dem Sande enthalten iſt.

Sand mit ſcharfen Ecken und Kanten iſt beſſer als ſolcher mit runden Körnern, weil dann bei gleichem Rauminhalte die Berührungs - fläche der Körner mit den Kalktheilen größer iſt, folglich letzterer im gleichen Raume auf eine größere Fläche, daher bei gleicher Menge in dünneren Schichten ausgebreitet iſt.

Es giebt für den Maurer 3 Arten von Sand, nämlich feinen, welcher zu den ſogenannten Putzarbeiten und Dachdeckungen genom - men wird; mittelgroben Sand für gewöhnliches Ziegelmauerwerk, und ganz groben Sand (Grand, Schotter), welcher zu Bruch - und Feldſteinmauern verwendet wird.

Der feine Sand giebt im Mörtel zwar dem Kalke die größte58 Berührungsfläche, allein er macht den Mörtel zu gleichförmig dicht, und verzögert dadurch das Erhärten deſſelben; der mittelgrobe Sand eignet ſich daher beſſer, er läßt jedoch zwiſchen den einzelnen Körnern zu große Zwiſchenräume, die blos mit Kalk ausgefüllt ſind, da aber der Kalk beim Trocknen eine größere Anziehung an den Sand zeigt als zu Kalktheilen ſelbſt, ſo iſt begreiflich, daß ſolcher Mörtel, wo verhältnißmäßig viele größere Kalkklümpchen darin ſind, nicht ſo feſt halten wird, als ſolcher Mörtel, wo der Kalk gleichmäßi - ger vertheilt iſt. Deshalb iſt es am beſten, wenn man den gro - ben Sand mit ſo viel feinem Sande mengt, daß dieſer noch die zwi - ſchen dem groben Sande bleibenden Zwiſchenräume auszufüllen im Stande iſt. Man kann dies Verhältniß durch einen Verſuch finden, wenn man mit dem groben Sande zuerſt ein Maaß füllt, und dann durch Schütteln noch ſo viel feineren Sand hinzufügt, bis der Um - fang ſich zu vermehren anfängt. Daſſelbe gilt bei der Mengung von dreierlei Sorten.

Um dem Kalke nicht mehr Sand zuzuſetzen als er ſeiner Na - tur nach vertragen kann, macht man folgende einfache Probe: Man gießt zu dem Sande ſo viel Waſſer, bis der Sand vollgeſogen und das Waſſer nicht mehr einzieht. So groß wie nun das Verhältniß des wirklich verſchluckten Waſſers zum Sande iſt, eben ſo iſt das Verhältniß des Kalkes zum Sande. Verſchluckte demnach der Sand ſeines Gewichtes an Waſſer, ſo muß man zu 3 Theilen Sand 1 Theil Kalk nehmen u. ſ. w.

Setzt man dem Mörtel zu wenig Sand zu, ſo bleiben zu viel reine Kalkklümpchen, welche ſchwerer austrocknen und weniger Binde - kraft haben, als wenn gerade hinlänglich Sand hinzugeſetzt wurde. Setzt man zu viel Sand zu, ſo können die Sandkörner nicht hin - länglich mit Kalk umhüllt werden, und die Bindekraft hört aber - mals auf.

Die geringſte Menge Kalk würde diejenige ſein, welche einem beſtimmten Maaße von Sand (z. B. einem Cubikfuß) zugeſetzt, das Maaß ſelbſt (den Umfang deſſelben) nicht vergrößerte. Ein Zuſatz von doppelt ſo viel Sand, als man Kalk genommen, wird dieſer Be - dingung am beſten entſprechen, und in den Bauanſchlägen wird man nie einen Fehler begehen, wenn man z. B. auf 12 Cubikfuß gelöſch - ten Kalk 24 Cubikfuß Mörtelſand rechnet. Fetter Kalk verträgt am meiſten Sand, und auf 1 Cubikfuß des eingeſumpften Breies von ſol - chem Kalk rechnet man 3 4 Cubikfuß Sand. Magrer Kalk ver - trägt weniger Sand (auf 1 Cubikfuß 1 bis Cubikfuß Sand),59 beſonders wenn er verdeckt gelöſcht wurde, und folglich ſchon einen Zuſatz von Sand erhalten hat. Auch der nicht gar gebrannte Kalk verträgt nur wenig Zuſatz an Sand.

Jſt der Sand mit größeren Steinchen gemiſcht, ſo muß er durch einen Drahtſieb geſiebt werden, etwa 3 Fuß im groß, wo auf je - den Zoll Maaß 6 quadratiſche Oeffnungen des Geflechtes gehen.

Unreiner, mit erdigen Theilen gemiſchter Sand, wird mit einer Schaufel gewurft. Die erdigen Theile bleiben in geringer Entfernung von der Wurfſchaufel liegen, weil ſie leichter ſind als die weiterhin - fliegenden Steinkörnchen. Man ſtelle ſich dies Wurfen ganz eben ſo vor, wie man das Getreide wurft, um die Spreu von den Körnern zu ſondern, nur muß hierzu der Sand hinlänglich trocken ſein. Mee - resſand reinigt man am beſten von dem ihm anklebenden Salze, wenn man eine große Quantität davon auf eine abhängige Fläche fährt, etwa Fuß dick, denſelben mit kleinen Abzugsgräben verſieht, und ihn ſo mindeſtens den Spätherbſt, Winter und Frühling hindurch von Regen und Schnee auslaugen läßt, denſelben auch einigemal um - ſticht, daß die unteren Theile nach oben kommen.

Die gewöhnliche Probe ob der Mörtelſand gut ſei iſt, daß man etwas davon in der Hand zuſammendrückt und reibt; fühlt der Sand ſich ſcharf an, ſo daß man faſt alle einzelne Körner ſpüren kann, und läßt der Sand beim Wegwerfen keinen Staub oder andre Un - reinigkeiten zurück, ſo iſt er gut.

h) Hydrauliſche Kalke, Waſſermörtel und Cemente. Einige Kalkarten, beſonders die mageren (mit Thon gemiſchten), ha - ben die Eigenſchaft, daß ſie ſehr ſchnell nach dem Löſchen erhärten und im Waſſer immer feſter werden (was bei dem ſogenannten Luft - kalke nicht der Fall iſt), deswegen bereitet man aus ſolchen Kalk - arten den Mörtel zu Waſſerbauten oder zu Mauern an beſtändig feuchten Orten.

Man erhält aber dieſelbe Erſcheinung, wenn man gebrannten und gemahlnen Thon (Thonſcherben) oder Ziegelmehl, oder Traß (ſo nennt man eine hauptſächlich aus Bimsſtein beſtehende Maſſe, welche von jetzt ausgebrannten Vulkanen am Rhein und im Magdeburgſchen ausgeworfen wurde) mit dem Kalke anſtatt des Mör - telſandes miſcht, und hierdurch erhält man die ſogenannten Cemente; Steingohlengrus, Hammerſchlag ꝛc. können zu demſelben Zwecke ver - wendet werden.

Ganz beſonders iſt noch ein Miſchungsmaterial zu erwähnen, deſſen ſich ſchon die Römer bedienten um Waſſermörtel zu bereiten. 60Es iſt die Puzzolane, ebenfalls ein vulkaniſches Erzeugniß, welche in der Nähe von Puzzuolo bei Neapel vorkommt. Traß und Puzzo - lane beſtehen aus Kieſelſäure und Thonerde, als diejenigen Beſtand - theile, welche gebrannt dem Kalke beigemiſcht die Eigenſchaft eines guten Waſſermörtels geben.

Man nimmt 1 Theil Kalk 1 Theil Sand und 2 Theile Puz - zolane zu dieſem hydrauliſchen Mörtel, welcher beſonders in Jtalien und Holland gebraucht wird, und der älteſte iſt. Jm Handel iſt er unter dem Namen des Romancement (römiſchen Cement) bekannt. Er wird in Tonnen verſendet, welche die Größe und Geſtalt von gewöhn - lichen Kalktonnen haben. Der Romancement hat eine ſchwarzgraue Farbe und erhärtet, wenn er gut iſt, mit Waſſer angemacht ſehr ſchnell. Da er theuer iſt ſo miſchen viele Baumeiſter noch Theil gewöhnlichen Mörtelſand zu dem Cement, welches jedoch nur eine eingebildete Erſparung iſt, da alsdann der Cement natürlicherweiſe ſchlechter werden muß.

Ein inniges Gemenge von kohlenſaurer Kalkerde und Thon kommt jedoch ſo häufig in der Natur vor, daß man nur an wenig Orten gezwungen iſt, dieſe künſtliche Bereitung vorzunehmen; dieſes Gemenge iſt unter dem Namen Mergel bekannt. Ein Mergel, wel - cher 13 bis 19 Prozent Thon enthält, giebt einen guten hydrauli - ſchen Mörtel.

Anmerkung. Der Magneſtakalkſtein verdient, nach Verſuchen im Kleinen, den Vorzug vor dem kohlenſauren Kalk (Mitſcher - lich Lehrbuch der Chemie II. B. S. 127. Berlin, Mittler 1840.). Außerdem muß der Mergel ein inniges Gemenge von Thon und kohlenſaurer Kalkerde ſein, und der Thon darf nicht ſchichtenweiſe im Kalkſtein vorkommen. Den beſten hydrauliſchen Kalk gewinnt man aus einem thonhaltigen Kalkſtein, welcher als Concrement in den Thonlagen der Juraformation und der unterſten Tertiärbildung vorkommt, und der in iſolirten Blöcken, indem der Thon nämlich feſtgeſpült iſt, ſich an verſchiedenen Orten, insbeſondere in England z. B. an den Ufern und im Bette der Themſe findet; als ſoge - nannter Nierenſtein findet er ſich in Form plattgedrückter Kugeln, und wird in England aus ihm der Romancement bereitet. Jn dieſen Concrementen, die ſich ſehr langſam durch gleichzeitigen Ab - ſatz von Thon und kohlenſaurer Kalkerde gebildet haben, iſt das Gemenge durchaus gleichförmig. Wenn er gebrannt iſt wird er ge - mahlen und geſiebt; mit Waſſer zum dicken Brei angerührt, erhär - tet er eben ſo ſchnell wie der Gyps; er wird feſter je länger er61 unter Waſſer liegt, und zuletzt ſo hart wie Kalkſtein. Man ver - ſetzt ihn dann mit Sand, wenn man ihn ſtatt des gewöhnlichen Mörtels, oder zum Bewerfen und Abputzen der Häuſer anwen - den will.

Der weſentliche Unterſchied des Waſſermörtels gegen den Luftmörtel iſt alſo der, daß erſterer im Waſſer feſter wird, letzterer in der Luft, und wenn man ihn im Waſſer gebraucht, nie erhärtet. Setzt man daher dem fetten Kalke ſtatt des Sandes ſolche Beſtandtheile wie Puzzolane, Traß, Thonſcherben ꝛc. zu, ſo verwan - delt man ihn dadurch in hydrauliſchen Kalk oder Waſſermörtel. Einen guten und wohlfeilen Waſſermörtel giebt Ziegelmehl mit Kalk ver - miſcht, etwa Ziegelmehl und Kalk, wenn der Kalk fett iſt, oder ½ Ziegelmehl ½ Kalk wenn der Kalk magrer iſt. Je mehr die Ziegel Eiſentheile enthalten, deſto weniger gut wird der Mörtel ge - rathen. Man kann dieſe Steine an ihrer hochrothen Farbe erkennen. Die blaßgelben Ziegeln, welche viel Thon enthalten (wie die hollän - diſchen Klinker), werden ſich am beſten dazu eignen. Auch gepulver - tes gemeines Glas, Steinkohlenaſche, Torfaſche, ausgelaugte Holzaſche geben um ſo mehr gute Cemente, je thonhaltiger ſie ſind.

Um die Tauglichkeit einer Cementmiſchung zu prüfen, pulvert man den Zuſatz fein, vermengt es mit ſo viel fettem Kalkbrei, daß man daraus einen ſteifen Teig erhält, den man gut und gleichförmig zuſammenknetet und dann zuſammengedrückt ins Waſſer legt, wo er gewöhnlich in kurzer Zeit ſteif wird und nach mehreren Tagen ganz erhärtet. Jſt er nach 24 Stunden im Waſſer nicht zerfallen, ſo iſt die Probe gut; er nimmt dann von Tage zu Tage an Härte zu. Mancher Mörtel erhärtet langſamer, wird aber am Ende doch ſehr feſt.

Die Bereitung des hydrauliſchen Mörtels aus Luftkalk (ge - wöhnlichem lebendigen fetten Kalke) geſchieht, indem man zuvörderſt den Zuſatz (Traß, Ziegelmehl ꝛc. ) fein mahlen läßt, und je nach der Natur des Mörtels in hinreichender Menge dem Kalke zuſetzt (das 3 - bis 5fache). Jſt der Brei gehörig mit Waſſer gemengt, ſo wird er mit Hacken, Treten, oder durch Schlagen mit Keulen möglichſt gleich - förmig durcheinander gearbeitet, ſo daß ein ſteifer, zäher, geſchmeidi - ger Teig entſteht. Die vollkommen durcheinander gearbeitete Maſſe wird wo möglich ſogleich oder doch ſpäteſtens am folgenden Tage verarbeitet, da ſie bei zu ſpäter Verarbeitung zu ſteif und trocken wird und dann gänzlich unbrauchbar iſt. Demnach gilt es als Haupt - regel, daß von den hydrauliſchen Mörteln nie mehr auf einmal angemacht werde, als man eben zu verbrauchen gedenkt, weil der ein -62 mal ſteif gewordene Mörtel nicht mehr bindet und dann das Meiſte oder Alles weggeworfen werden muß.

Die zu vermauernden Steine werden vor dem Vermauern in den Waſſereimer getaucht, da der Cement an den ſtaubigen Oberflächen derſelben nicht haften würde. Hierauf muß der Mörtel ſogleich un - ter Waſſer kommen, weil er ſonſt an der Luft Riſſe bekommt und an Bindekraft verliert.

Je feſter und dichter der Mörtel bei dem Vermauern zuſam - mengedrückt wird, deſto ſtärker iſt ſein Zuſammenhang nach erfolgtem Erhärten; trägt man ihn nur locker auf, ſo dringt das Waſſer in die Zwiſchemäume und hindert das Erhärten.

Miſcht man den Kalk anſtatt mit feingemahlnen Zuſätzen mit grobem Kies, grobgeſchlagnen Ziegeln ꝛc., ſo entſteht der ſogenannte Grobmörtel (Béton), indem man den hydrauliſchen Mörtel mit Schotter und Gerölle vermengt und feſtſtößt. Wir werden den Ge - brauch des Béton ſpäter kennen lernen.

Statt des fetten Kalkes iſt auch, wie bereits früher erwähnt, jeder andre magere Kalk zum Waſſermörtel tauglich, nur daß der magere Kalk weniger Zuſatz an Ziegelmehl ꝛc. bedarf.

Soll der Mörtel nicht immer unter Waſſer bleiben, ſondern hauptſächlich zur Abhaltung der Feuchtigkeit an der Luft dienen, wie bei feuchten Mauern, Wettergiebeln, Fundamenten ꝛc., ſo wird dem Kalk außer dem Cement noch Sand wie bei dem Luftmörtel zuge - ſetzt, wodurch ein zweifacher, oder ein aus Luft - und Waſſermörtel zuſammengeſetzter Mörtel entſteht. Ohne Sand würde hierbei der Mörtel riſſig werden.

So wie der Waſſermörtel durch Miſchung eines fetten oder rei - nen Kalkes mit Cement entſteht, ſo liefert auch thonhaltiger Kalk (Mergelkalk) ſchon unmittelbar und ohne weiteren Zuſatz Waſſermör - tel, nachdem man den thonhaltigen Mergelkalk gebrannt und gelöſcht hat, indem er bereits von Natur Kalk und Cement in ſich vereinigt. Dieſe Kalkarten heißen vorzugsweiſe hydrauliſche Kalke. Sie erhärten als Mörtel viel ſchneller als die künſtlich bereiteten, wegen der gleichförmigen Vertheilung ihrer Beſtandtheile in ſich.

Die thonartigen Kalke ſind gewöhnlich nicht ſo hart als ge - wöhnlicher Kalkſtein, ſein Bruch iſt erdig und mit Waſſer angenetzt verbreitet er einen ſtarken Thongeruch.

Das Brennen des Mergelkalkes verrichtet man am beſten in ſolchen Kalköfen, welche wie Fig. 22. u. 23. Taf. I. zu Steinkohlen - brand eingerichtet ſind. Da die Steinkohlenaſche ein brauchbares Ce -63 ment iſt, ſo kann man dieſelbe gleich dem gepulverten hydrauliſchen Kalke beimengen.

Auch aus Kreide und Thon kann ein tauglicher Waſſermörtel bereitet werden (ſiehe technologiſche Encyklopädie von Prechtl. 8ter Band. S. 86. Stuttgart 1837. Cotta).

Jſt der Kalk ſtark hydrauliſch (wenn er ſchnell erhärtet), ſo können daraus und aus Zuſatz von Sand und Grand (Schotter) künſtliche Steine und Gußwerk geformt werden. Die Erhärtung folgt dabei ſchneller wenn das Löſchen mit heißem Waſſer geſchieht.

Jn den Fällen wo der hydrauliſche Mörtel an freier Luft trock - nen muß, iſt darauf zu ſehen, daß die Arbeit einige Wochen lang in einem feuchten Zuſtande erhalten werde, weshalb ſie häufig mit Waſſer benetzt werden muß, weil ein ſchnelles Austrocknen die vollkommne Erhärtung hindern würde.

i) Gyps, Alabaſter, Marienglas. Jſt der Kalk mit Schwefelſäure gemengt, ſo heißt er Gyps. Der Gypsſtein zeigt grö - ßere oder kleine mit einander verbundene Kryſtalle, im letzten Falle nennt man ihn körnigen Gyps (Alabaſter). Ein Cubikfuß Gyps wiegt 144 Pfd. Rein iſt er vollkommen farblos und durchſichtig.

Erhitzt man den Gyps ſo verliert er ſein Kryſtalliſationswaſſer und damit ſeines Gewichtes; hat man die Temperatur dabei über 180º geſteigert, ſo verbindet er ſich nicht wieder mit Waſſer, wenn man ihn damit benetzt (er iſt dann verbrannt); überſchreitet man je - doch nicht die Temperatur von 126º, wobei man alles Waſſer ver - treiben kann, und rührt dann den entwäſſerten und gepulverten Gyps mit weichem Waſſer zu einem Brei an, ſo wird Wärme entwickelt, und nach einigen Augenblicken erſtarrt der Brei, ſelbſt wenn er ſehr flüſſig war, zu einer feſten Maſſe.

Jm Großen brennt (entwäſſert) man ihn in von 3 Seiten um - ſchloſſenen vierkantigen Räumen, etwa 9 Fuß hoch 18 Fuß lang 9 Fuß breit und oben mit einem Dache verſehen. Der Gyps wird in dieſen Räumen ſo aufgeſetzt, daß an der offnen Seite des Vierecks Schürr - löcher (wie bei den Feldziegelöfen) gebildet werden, etwa in Abſtän - den von 3 Fuß von einander. Auf dieſe Gewölbchen ſchüttet man den übrigen Gyps. Jn die Schürrlöcher wirft man das Brennmate - rial, wozu man ſolches nimmt was eine große helle Flamme giebt. Die Flamme durchdringt die ganze Maſſe und treibt das Waſſer aus. Das Feuern muß langſam und mit Vorſicht geſchehen, damit nicht die untern Stücke zu ſtark erhitzt werden, während die oberen ihr64 Waſſer noch nicht verloren haben. Kleinere Mengen Gyps kann man auch in jedem Backofen brennen.

Jſt der Gyps gebrannt ſo wird er gleich zerkleinert und auch wohl, wenn man ihn zum Bauen verwenden will, geſiebt. Bei Mauer - überzügen wird der grobe zuerſt, und darüber der geſiebte aufgetragen. Man ſetzt ihm mehr oder weniger Waſſer zu, je nachdem man will, daß das Auftragen länger oder kürzer dauern ſoll.

Man miſcht den Gyps unter Kalk um einen feinen Wandputz herzuſtellen. Auch vergießt man damit eiſerne Klammern in Stein (welches jedoch nichts taugt, da der Gyps das Eiſen roſten macht, und im Freien angewendet, wenn er naß geworden, ſich in den Guß - löchern ausdehnt und die Steine ſprengt).

Ferner verwendet man den Gyps zu flachen Gewölben, wo ſeine ſchnelle Bindekraft den Seitenſchub derſelben aufhebt.

Auch gebraucht man den Gyps zur Anfertigung von Stucco und künſtlichem Marmor, zu Wandverzierungen und Säulen. Man verwendet hierzu reine ausgeſuchte Gypsſtücke von der Größe eines Tau - beneies an, welche man in einem geheizten Backofen ſo lange liegen läßt, bis nur noch eine kleine Spur unzerſetzt geblieben iſt. Er wird, wenn er erkaltet iſt, ſogleich pulvriſirt und geſiebt. Das feine Pul - ver wird mit einer Auflöſung von Hauſenblaſe angerührt; man macht dieſe ſo dick, und nimmt davon ſo viel, daß es einer halben Stunde zum Feſtwerden des Gypſes bedarf. Will man gefärbten Marmor machen, ſo rührt man den Gyps mit Farben an, oder gebänderten, ſo macht man aus dem gefärbten Gyps Kuchen, welche man überein - anderlegt und durchſchneidet. Die Platten breitet man alsdann über die Gegenſtände aus, welche man damit überziehen will.

Jſt der Gyps gut erhärtet ſo macht man zuerſt die Oberfläche, welche man mit einem naſſen Schwamme anfeuchtet, mit grobem und nachher mit feinerem Bimsſtein eben. Auf die Oberfläche des trock - nen Gypſes verbreitet man darauf eine klare Brühe von Gyps und einer ſtärkern Leimlöſung als vorher, und reibt ſie mit den Händen ein; iſt der Gyps ganz trocken, ſo polirt man ihn mit ſehr feinem Trippel vermittelſt eines Ballens von feiner Leinwand, fährt dann mit einer in Olivenöl getränkten Bürſte über die ganze Oberfläche, und wiederholt, wenn ſie trocken geworden iſt, das Poliren mit Trippel und Ueberziehen mit Olivenöl noch ein Mal.

Die Gypsſieine werden in großen Stücken und in ſogenannten Kothen (kleinen Stücken) verkauft, ſind die Stücken ſehr klein, ſo wer - den ſie zu Gypsmehl verbrannt.

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Die Steine werden in Prahmen 21 Fuß lang Fuß breit Fuß hoch geſetzt, im Verkauf wird ein Prahm 210 Centner ge - ſchätzt. Der gebrannte und pulveriſirte Gyps wird für gut gehalten, wenn derſelbe in der Hand gedrückt und gerieben, eine Art von Fet - tigkeit ſpüren läßt. Jſt er rauh und trocken ſo taugt er nicht.

Man muß nie mehr Gypsmehl anmachen als man eben ver - brauchen will, weil er ſogleich ſteif wird und dann nicht mehr zu brau - chen iſt. Das Volumen des Gypſes fällt um ¼ zuſammen, wenn er mit Waſſer angemacht wird.

Ein Centner roher Gypsſtein ſoll 13⅞ Metzen gebrannten und pulveriſirten Gyps geben, man kann aber nur 12 Metzen rechnen. Das Gypsmehl wird in Tonnen zu 5 Scheffeln verkauft.

Wo der Gyps häufig iſt wird er zu Mauermörtel verbraucht, auch zu Fußböden und Eſtrichen.

Der Gyps wird entweder ohne Zuſatz von Sand verbraucht, oder dem Mauermörtel zugeſetzt. Braucht man den Gyps zu Mauern welche der Feuchtigkeit ausgeſetzt ſind, ſo trocknet der Mörtel nie und bindet auch nicht.

Da der Gyps im Aeußern nicht dauerhaft iſt, und im entge - gengeſetzten Falle zu ſchnell bindet, ſo pflegt man äußere Verzierun - gen aus Gyps und Kalkmörtel mit ſtarkem Leimwaſſer ange - rührt zu fertigen.

Des ſchnelleren Bindens wegen nimmt man zu gerohrten Stu - bendecken etwas Gyps, obgleich bei gutem Kalk derſelbe nicht eben erforderlich iſt.

Zu feinen Arbeiten erhitzt man den Gyps in einem Keſſel über dem Feuer, wodurch er förmlich wie kochend aufwellt, und ſowohl an Feinheit als an Feſtigkeit gewinnt.

Menzel, der praktiſche Maurer. 5

Zweite Abtheilung. Der Baugrund. Verſchiedene Gründungsarten der Gebäude.

§. 17. Der Baugrund.

Von allen bei einem Bau vorzunehmenden Geſchäften iſt un - ſtreitig das wichtigſte: zu unterſuchen ob der Untergrund, worauf das Gebäude zu ſtehen kommt, auch im Stande ſein wird daſſelbe zu tra - gen. Jeder Untergrund nämlich (mit Ausnahme von Felsgrund) wird durch die Laſt des darauf ruhenden Gebäudes, mehr oder weniger zu - ſammengedrückt, je nachdem der Untergrund weicher oder härter iſt. Dieſes Zuſammendrücken des Untergrundes nennt man das Senken des Gebäudes. Jſt der Grund nun ſehr weich, ſo kann eine ſo ſtarke Senkung des Gebäudes ſtatt finden, daß ſie der Benutzung deſſelben nachtheilig wird, ſelbſt wenn wir annehmen daß ſie auf allen Punkten ganz gleichmäßig erfolgte. Jn den meiſten Fällen aber würde die Senkung nicht ganz gleichmäßig erfolgen, theils weil ſehr weicher Untergrund doch an verſchiedenen Stellen verſchieden dicht iſt, theils weil die Mauern eines Gebäudes nicht an allen Stellen gleich ſtark oder gleich hoch ſind, folglich ein ungleicher Druck, mithin ein un - gleiches Setzen ſtattfinden muß, woraus ein Zerreißen der Mauern, ein Schiefſtehen derſelben, oder auch endlicher Einſturz die unmittelbare Folge ſein müßte, ſelbſt wenn alles dies auch erſt nach Jahren erfol - gen ſollte.

Hieraus folgt: daß man vollkommen überzeugt von der Tüch - tigkeit eines Baugrundes ſein muß, um ein Gebäude mit Sicherheit darauf ſetzen zu können. Leichte Bauwerke, wie ſolche von Holz oder Mauerfachwerk, drücken den Untergrund natürlich weniger zuſammen, als ganz maſſive, es können demnach dergleichen leichtere Gebäude zuweilen ohne Gefahr auf ſolchem Grunde erbaut werden, welcher kein maſſives Bauwerk zu tragen im Stande wäre.

Es können zwei Fälle eintreten, entweder die Wahl der Bau - ſtelle iſt frei, oder man iſt gezwungen auf einer beſtimmten Stelle zu bauen. Jſt die Wahl frei, ſo wird man unter allen Umſtänden67 am wohlfeilſten und feſteſten bauen, wenn man den ſicherſten Baugrund wählt.

Jſt der Platz für das Gebäude beſtimmt und der Untergrund ſchlecht, ſo giebt es zwar viele Mittel denſelben tauglich zu machen, ſie ſind aber alle koſtbar, und es kann ſich deshalb ſehr leicht ereig - nen, daß die Koſten für die Fundamente bei weitem den aus dem Ganzen zu ziehenden Nutzen überſteigen. Es iſt daher ebenfalls noth - wendig, hierbei ſo vorſichtig als möglich zu Werke zu gehen, denn ſchon viele Bauherren haben ihre Häuſer deshalb nicht fertig bauen können, weil die Ueberwindung des ſchlechten Grundes ihre Kaſſe gänzlich erſchöpft hatte.

Namentlich bei Landbauten (wo man in der Regel bei Wahl der Bauſtelle freiere Hand hat als in Städten) iſt es doppelt noth - wendig, auf Wahl einer guten Bauſtelle bedacht zu ſein, da die Wirth - ſchaftsgebäude immer verhältnißmäßig große Flächen einnehmen, und deshalb bei ſchlechtem Baugrunde ungeheure Koſten für ihre Grün - dung erwachſen können.

Leider haben wir über die Zuſammendrückbarkeit der verſchiede - nen Erdſchichten noch keine beſtimmten Geſetze, und wir müſſen uns in dieſer Hinſicht auf allgemeine, jedoch ziemlich ſichere Erfahrungsſätze beſchränken. Nach natürlichen Geſetzen ſteht feſt: daß ein ſchwerer Körper um ſo weniger in einen weichen Boden einſinke, je brei - ter die Fläche iſt worauf er ruht. Jedermann weiß, daß man einen ſehr ſchweren Körper ſelbſt auf dem Waſſer ſchwimmend erhalten kann, wenn man ihn auf eine verhältnißmäßig breite hölzerne Un - terlage ſetzt. Hieraus folgt: daß je kleiner die Grundfläche eines gleich ſchweren Körpers gemacht wird, um ſo tiefer wird derſelbe ſich in weiches Erdreich einſenken. Man muß alſo den Mauern eine ſo breite Unterlage verſchaffen, daß ſie ſich ſo wenig wie möglich in den Grund eindrücken, woraus die nach unten immer mehr zunehmende Verbreiterung der Fundamentmauern von ſelbſt folgt.

Der feſteſte Baugrund iſt der Fels. Seine natürliche Beſchaf - fenheit läßt kein Zuſammendrücken zu, und es bedarf nichts weiter, als daß man ſeine Oberfläche möglichſt durch Mauerwerk ebenet, um das Gebäude darauf aufzuführen. Sollte die Felsſchicht, worauf man bauen will, aber eine ſchiefe Ebene bilden, ſo muß man dieſelbe in mehrere wagerechte (horizontale) Schichten durch Abhauen oder Abſprengen umwandeln, weil eine auf ſchiefer Ebene aufgeführte Mauer immer das Beſtreben behalten würde abzugleiten. So ſicher der Fels als Baugrund an ſich iſt, ſo trügeriſch und verderblich kann5 *68er in einzelnen Fällen ſein. Es trifft ſich nämlich zuweilen, daß in - nere Höhlungen mit nur ſchwacher Felsdecke ſich in einem Berge be - finden, und daß dieſe ſchwache Felsdecke unter der Laſt eines Ge - mäuers zuſammenbrechen müßte. Um nun von der Dichtigkeit der Felslage überzeugt zu ſein, ſtößt man mit einem ſogenannten Viſitir - eiſen auf den Fels. Jſt der Klang voll und hell, ſo iſt der Grund feſt, iſt der Klang dumpf, ſo iſt der Grund ausgehöhlt und man muß durch Sprengung unterſuchen, wie ſtark die tragbare Schicht iſt; findet man ſie zu dünn, ſo muß man Pfeiler in der Höhlung auf - führen, dieſe mit Bogen verbinden und ſo die darüber zu ſtehen kom - menden Mauern unterſtützen. Kommen Riſſe und Spalten im Felſen vor, ſo muß man ſie mit Mauerwerk füllen, oder mit Bögen über - ſpannen.

Grobkörniger, mit feiner Erde vermiſchter Sand, ſo wie auch feinkörniger Sand ſind feſter Baugrund. Eben ſo Lehm, Thon, mehr oder weniger mit Sand gemiſcht, wenn ſie nur trocken liegen. Lehm und Thon aber mit Sand gemiſcht und vom Waſſer durchzogen, ſind unſichrer Baugrund, beſonders gilt dies von dem naſſen, bläulichen (mit Thon gemiſchten) Sande. Sehr naſſer Sand iſt ein ſchlechter Baugrund, am ſchlechteſten ſogenannter Treib - oder Wellſand; Letten, Mergel, Brucherde, Torf und Wieſenerde ſind ebenfalls ſchlechte Grün - de, noch mehr aber der ſchwimmende Moraſt, weil er in ſeiner Zu - ſammendrückbarkeit beinahe dem Waſſer gleichſteht.

Die mit Mörtel aufgeführten Mauern drücken ſich zwar, ehe der Mörtel erhärtet iſt, auch um eine Kleinigkeit zuſammen, was man das Setzen der Mauern nennt, dies iſt jedoch unerheblich und nicht mit dem Senken der Gebäude im Baugrunde zu verwechſeln.

Um für ein Gebäude einen verhältnißmäßig feſten Baugrund zu er - halten, hängt alles von der Dicke (Mächtigkeit) derjenigen Erdſchicht ab, welche das Gebäude unmittelbar zu tragen hat. Bekanntlich wech - ſeln die Erdſchichten häufig ſo, daß weichere auf feſteren liegen, oder auch umgekehrt. Die oberſte Erdſchicht iſt allemal weich. Es iſt auf dem Lande die ſogenannte tragbare Erde, welche in der Regel eine Dicke von Fuß hat, dieſe Schicht muß unter allen Umſtän - den erſt fortgeſchafft werden, denn ſie würde ſich ſehr ſtark zuſam - mendrücken, wenn man ein maſſives Gebäude darauf ſetzen wollte. Auch hat ſie noch den großen Nachtheil, daß wenn man ſie nicht fortgräbt, ſich aus dieſer Erdſchicht, wegen ihrer vielen Düngertheile (humus) welche ſie enthält, gewöhnlich der verwüſtende Holzſchwamm erzeugt. Alſo ſchon aus dieſem Grunde muß auf dem Lande die69 oberſte Erdſchicht (der Abraum) entfernt werden. Jn den Städten findet ſich gewöhnlich aufgefüllter Schutt, welcher auch entfernt werden muß, da er ſich ebenfalls zu ſehr zuſammendrückt.

Jſt der Untergrund im Allgemeinen günſtig, ſo findet man un - ter dem erwähnten Abraume eine feſte Erdſchicht. Alsdann muß man deren Dicke (Mächtigkeit) unterſuchen, um beurtheilen zu können, ob ſie im Stande iſt ein darauf geſtelltes Gebäude zu tragen. Wie eine ſolche Unterſuchung geſchieht, werden wir weiter unten zeigen.

Man nimmt als Erfahrungsſatz an, daß eine feſte Sand -, Lehm - oder Thonſchicht von 10 12 Fuß Mächtigkeit, im Stande iſt ein maſſives Gebäude von 2 bis 3 Stockwerken zu tragen, wenn unter dieſer feſten Erdſchicht auch nur weiche andere Schichten folgten.

Hieraus folgt wieder, daß je tiefer man die Fundamente in eine ſolche Erdſchicht hinein legt, das heißt je mehr man die Mäch - tigkeit der Erdſchicht ſchwächt, um ſo dünner wird ſie und um ſo we - niger tauglich ein ſchweres Gebäude zu tragen.

Deshalb muß man bei einer gegebenen Dicke einer tragbaren Erdſchicht dieſelbe ſo wenig ſchwächen als möglich. Das heißt man muß die Fundamentmauern ſo wenig tief als möglich in die tragende Erdſchicht verſenken.

Jſt man genöthigt Kelleranlagen zu machen, ſo bleibt freilich nichts weiter übrig, als ſo viel von der tragbaren Erdſchicht fortzu - graben, als eben zur Tiefe des Kellers erforderlich iſt; jedoch wird man ſehr gut thun, bei nicht mächtigen Erdſchichten den Keller ſo wenig einzuſenken als es irgend thunlich iſt; den Keller alſo ſo hoch aus der Erde herauszubauen wie es nur immer ange - hen will.

Jſt keine Kelleranlage nothwendig, ſo braucht man auch nie tiefer als 3 bis höchſtens 4 Fuß in die feſte Erde mit den Fun - damenten hineinzugehen, und zwar aus folgenden Gründen:

1) Das Erdreich erleidet bei ſehr ſtarkem Froſt oder bei eben ſol - cher Hitze, Näſſe oder Trockenheit, eine Veränderung ſeiner Oberfläche bis zu einer Tiefe von etwa 3 höchſtens 4 Fuß. Gehen nun die Fun - damentmauern nicht bis zu dieſer Tiefe hinunter, ſo erſtreckt ſich die Veränderung des Erdreiches auch unter ihnen hinweg. Große Hitze, Froſt und Trockenheit ziehen das Erdreich zuſammen, ſo daß tiefe Riſſe in demſelben entſtehen. Geſchmolzener Schnee, anhaltender Re - gen, erweichen das Erdreich ſo, daß es ſich leichter zuſammendrückt als wenn es im trocknen Zuſtande ſich befindet. Gehen nun dieſe Veränderungen bis unter die Sohle der Fundamentmauern, ſo iſt70 leicht begreiflich, daß dadurch leicht Senkungen und Einſturz der Ge - bäude erfolgen kann. Bei den 3 höchſtens 4 Fuß, welche man in die Erde gehen muß, iſt aber die Höhe des Abraumes ſchon mit einbegriffen. Wollte man wegen Schwäche der tragbaren Erdſchicht nur 2 Fuß in die Erde gehen, ſo müßte man um das Gebäude herum eine Aufſchüttung von mindeſtens 2 Fuß hoch machen, damit die Fundamente vor Froſt, Hitze und Näſſe hinlänglich ſicher ſind.

2) Es iſt eine gänzlich falſche Anſicht, wenn man meint, daß je tiefer die Fundamente liegen, das Haus auch um ſo feſter ſtehe; es kann, wie wir geſehen haben, bei einer dünnen tragbaren Erdſchicht, unter welcher ſich eine weiche befindet, dadurch gerade der Ruin des Hauſes befördert werden. Die Baumeiſter des Mittelalters wußten dies ſehr gut. So ſtehen z. B. hier in Greifswald 3 Kirchen, wo - von die größte etwa 80 Fuß im Lichten der Gewölbe hoch iſt, ihr maſſiver Thurm hat 300 Fuß Höhe; nichtsdeſtoweniger ſind die Fun - damente der Thürme und der Kirchen nur 3 Fuß tief. Der Un - tergrund iſt eine ſehr mächtige Lehmſchicht und in den 5 bis 600 Jahren, wo dieſe Gebäude ſtehen, haben die niedrigen Fundamente durchaus keinen nachtheiligen Einfluß auf die Gebäude geäußert; man wird nach dem Vorhergehenden auch leicht überſehen, daß es gänzlich überflüſſig und nur koſtenvermehrend geweſen wäre, wenn man die Fundamente noch tiefer hätte machen wollen.

  • 3) Tiefe Fundamente aber können auch nothwendig werden, und zwar in folgendem Falle. Geſetzt man hätte, nachdem man den Ab - raum durchgeſtochen, eine weiche Erdſchicht gefunden, welche zur Grün - dung nicht tauglich wäre; unter dieſer weichen Erdſchicht aber befände ſich, in einer beſtimmten Tiefe, eine feſte und mächtige Erdlage: ſo würde man unbedingt am beſten thun, den Abraum ſowohl als die weiche Erdlage zu durchſtechen und auf der darunter befindlichen feſten Erdlage die Fundamentmauern aufzuſetzen. Jn dieſer Art gegründet wurden die Fundamente des nördlichen Kreuzarmes am Dome zu Köln, 50 Fuß tief. Es könnte hierbei auch vorkommen, daß die Schichten nicht wagerecht wechſeln, ſondern daß die Fundamente auf einer Stelle tiefer als auf einer andern gelegt werden müßten. Kämen dieſe Ab - weichungen nicht in bedeutenden Abmeſſungen vor, ſondern gleichſam nur wie Löcher in dem feſteren Boden, ſo kann man ſich damit hel - fen, daß dieſe weicheren Stellen mit ſtarken Gurtbogen überwölbt wer - den, worauf man alsdann die übrigen Mauern ſetzt. Zuweilen kann ein Baugrund durch Ableitung der ihn durchziehenden Gewäſſer ver - beſſert werden. Der unzuverläſſigſte Grund, wenn er auch Jahrhun -71 derte lang gelegen hat, iſt aufgefüllter Boden und Schutt, man muß ihn immer durchgraben.
  • 4) Einer beſonderen Erwägung bei der Gründung der Gebäude bedarf das ſogenannte Grundwaſſer. Es hat damit folgende Be - wandniß. Ueberall, aber beſonders in flachen Gegenden, am Meere, an Strömen, Flüſſen, Seen ꝛc. durchdringt das darin befindliche Waſ - ſer auch das Erdreich, und zwar immer bis beinahe zu derſelben Höhe des Waſſerſtandes, wie es im Meere, im Strome ꝛc. ſteht. Auch fällt und ſteigt das Grundwaſſer mit dem Waſſer im Meere, Strome ꝛc. Eine ähnliche Erſcheinung findet ſich in hochgelegenen Gegenden, wel - che von Quellengängen ꝛc. durchzogen ſind. Es iſt für Bauanlagen ſehr wichtig, den gewöhnlichen, höchſten und niedrigſten Waſſerſtand des Grundwaſſers zu kennen. So weit nämlich das Grundwaſſer ſteigt wird der Boden naß, folglich weicher, daher zur Grün - dung von Gebäuden unbrauchbar, wenn man nicht beſondere An - ordnungen gebraucht, deren wir weiter unten erwähnen werden.
  • Wenn es nun aber auch möglich iſt Fundamente anzulegen, welche zuweilen oder immer in das Grundwaſſer hineinreichen, ſo iſt es doch namentlich bei Unterkellerung von Wohngebäuden ſehr unan - genehm, wenn das Waſſer bis in die Keller ſteigt, da alsdann ſein Herausſchaffen immer ſehr mühſelig und koſtbar iſt, überdieß alle Vorräthe in den Kellern verderben, und das ganze Haus davon feucht und ungeſund wird, weshalb es unter allen Umſtänden beſſer iſt, mit den Fußböden der Keller noch über dem höchſten Waſſerſtande des Grundwaſſers zu bleiben.

§. 18. Unterſuchung des Baugrundes.

Die Unterſuchung des Baugrundes geſchieht auf folgende Arten:

1) Durch das Aufgraben. Auf der bezeichneten Bauſtelle werden mehrere Löcher an verſchiedenen Stellen gegraben, um die Be - ſchaffenheit des Bodens zu erkennen. Dieſe Methode iſt von allen die beſte und ſicherſte, ſelbſt dann, wenn man dabei auf Grund - waſſer ſtieße, welches man ausſchöpfen müßte, um in noch größerer Tiefe den Boden zu unterſuchen; weil man die Lage und Be - ſtandtheile, ſo wie die Mächtigkeit der etwa abwech - ſelnden Erdſchichten gänzlich vor Augen hat. Bei aufge - ſchwemmtem Lande, beſonders am Meere und in der Nähe großer Ströme und vieler Flüſſe, gelangt man jedesmal, wenn man die obe - ren, weicheren Erdſchichten durchſtochen hat, auf ſcharfen Grand, wel - cher das Bett des Meeres, der Ströme ꝛc. bildet, allemal eine ſehr72 mächtige Schicht iſt, und ohne weiteres als hinlänglich feſter Bau - grund, auch der größten Gebäude, betrachtet werden kann.

Bei höher aufgeſchwemmtem Boden wechſeln die Erdſchichten oft in verſchiedenen Lagen, ſo daß feſte über weichen, und unter dieſen wieder feſte folgen. Sind nun die oberen Schichten zwar feſt, je - doch ſo dünn zuſammengenommen, daß ſie zur Tragung unfähig ſind, es folgte aber darunter eine weiche Schicht und unter dieſer eine tragbare harte, ſo müßte man alle obere Schichten bis auf dieſe un - tere tragbare durchſtechen und erſt auf der tragbaren die Fundamente gründen.

Jſt unter dem Abraum eine feſte Erdſchicht von etwa 6 Fuß Mäch - tigkeit vorhanden, und unter ihr folgten weiche Schichten, ſo iſt dieſe feſte Schicht im Stande ein 2ſtöckiges maſſives Gebäude zu tragen, wenn die Fundamente gehörig verbreitert werden, und ſie nirgends durch Einſenken der Fundamentmauern geſchwächt wird.

Daſſelbe würde gelten wenn zwei dünne Schichten feſter Erd - art vorhanden wären, die zuſammen etwa 6 Fuß Mächtigkeit hätten, und unter ihnen eine weiche Schicht folgte.

Daß man in dieſen und ähnlichen Fällen die Grundmauern um ſo mehr verbreitern müßte, je weicher die unter den feſten Erdſchich - ten befindliche Erdſchicht wäre, verſteht ſich wohl von ſelbſt.

2) Das Viſitireiſen, ein etwa Fuß langer Zoll dicker eiſerner runder Stab, unten mit einer Spitze, oben mit einem breiten Knopfe verſehen, dient ebenfalls zur Ausmittlung der Beſchaf - fenheit des Bodens, beſonders bei weniger wichtigen Bauten, wo man die Feſtigkeit der Schicht nur auf etwa 4 5 Fuß Tiefe erforſchen will. Nachdem man mit ein paar Spatenſtichen den Abraum wegge - nommen, ſtößt man das Viſitireiſen mit Gewalt, vermöge des ſpitzen Endes in das Erdreich. Fährt das Eiſen tief hinein, ſo iſt der Bo - den ſehr weich, dringt es wenig ein, ſo iſt der Boden feſt, knirſcht es, ſo iſt der Boden ſandig. Dreht man das Eiſen um und ſtößt ge - waltſam mit dem Kopfe deſſelben gegen das Erdreich, ſo giebt es ent - weder einen hellen oder dumpfen Klang, iſt der Klang hell, ſo iſt der Boden feſt, iſt der Klang dumpf, ſo iſt wenigſtens der unmittel - bar folgende Boden weich, wenn auch der obere feſt erſchiene.

Nach geſchehener tiefer Ausgrabung von Löchern kann man ſich ebenfalls noch des Viſitireiſens bedienen, um den Untergrund noch ferner auf mehrere Fuß Tiefe zu unterſuchen, wenn man etwa am Tiefergraben durch Waſſer behindert würde. Man hat auch größere Viſitireiſen von 6 8 Fuß Länge, an welchen ſich oben eine Oeſe73 befindet, durch welche ein Stab geſteckt wird worauf ein Mann ſich lehnt, um durch ſein Gewicht das Eiſen in den Grund zu treiben. Auf Erde ſtößt man ſtumpf, auf Lehm beinahe ganz feſt, auf Torf hohl. Jm Sande iſt der Stoß hart und knirſchend. Zieht man die Stange heraus, ſo findet man ſie glänzend wenn man in Sand ge - ſtoßen, und klebend wenn ſie in Torf geweſen, hat ſie Lehm berührt zeigt ſie ſich gelb ꝛc.

3) Der Erdbohrer dient ebenfalls zur Unterſuchung des Bo - dens. Es giebt mehrere Arten von Erdbohrern, von denen Taf. V. Fig. 109. zwei der gewöhnlichſten vorſtellt. Für feſte Erdſchichten dient D., E. aber für ſandigen und moraſtigen Boden. Zum Durch - ſchneiden des Raſens, der Wurzeln und der oberen Erdſchicht dient der Bohrer C., in tieferem harten Boden der Hohlbohrer D. Zum Umdrehen dient das Kopfſtück A., das im Kopfe a. eine Oeffnung hat, wodurch ein Umdrehungsarm, das Heft, geſteckt wird. Die Stange B. dient an die Stange A. geſteckt dazu, den Bohrer zu ver - längern, alle haben einen rechteckigen Zapfen, der in die gleichgeſtal - tete Oeffnung des nächſt oberen Stückes paßt, eingeſteckt und mit - telſt durchgeſteckter eiſerner Stifte gehalten werden. Dieſe Stifte ſind an einer Seite mit einem Kopfe, an der andern mit einer Schraube verſehen, damit ſie nicht loslaſſen können. Kopf und Schraubenmut - ter müſſen aber verſenkt ſein, damit ſie nicht die Umdrehung des Ge - ſtänges hindern.

Wenn der Hohlbohrer ſo tief eingedrungen iſt, daß er ſich ge - füllt hat, wird er herausgehoben und geleert; ſo fährt man fort bis man die beabſichtigte Tiefe erreicht hat.

Solche Mittelſtücke wie B. können 2 bis 3 ꝛc. vorhanden ſein, nur iſt zu merken, daß je länger das Geſtänge wird, um ſo ſchwerer iſt es zu handhaben, um ſo langſamer geht die Arbeit und um ſo leichter bricht etwas an dem Geſtänge; man wird deshalb bei Unter - ſuchung des Grundes, wie früher, immer am beſten thun, ſo tief wie möglich zu graben und dann erſt den Erdbohrer zur weiteren Un - terſuchung zu verwenden.

Um ſenkrecht zu bohren ſetzt man einen ausgehöhlten Röhr - ſtamm in ein aufgegrabenes Loch. Beim Auszug wird der Bohrer an Vorſprüngen durch eine Gabel über dem Röhrſtamme eingehängt, um ihn zu halten oder auch Stückweiſe aus einander zu legen oder zuſammen zu ſetzen. Am ſchwierigſten iſt das Bohren durch Trieb - ſand, der immer zuquillt. Bei weiten Bohrlöchern wird dieſer durch eingeſenkte metallne Röhren abgehalten.

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Jn ſchlammigem Boden dienen die Bohrſtücke E. und F., welche man ſich nicht getrennt (wie ſie hier gezeichnet ſind) ſondern ſo vor - ſtellen muß, daß das Stück F. das Stück E. umfaßt, und zwar ſo, daß die Ringe cc. cc. am Stücke F. um die Stellen dd. dd. an dem Stücke E. umgreifen. Unten an dem Stück E. befindet ſich der Schraubenbohrer m. Das Stück E. iſt ein hohler Cylinder, um deſ - ſen Oeffnung o. ſich die bewegliche Hülſe F. drehet; an dieſer iſt eine erhöhte Kante oder Rücken gerade in der Mitte derſelben, ſo daß wenn das Stück E. immer nach ein und derſelben Seite gedreht wird, die Oeffnung o. immer offen bleibt und die Erde aufnimmt durch welche man bohrt. Dreht man aber nach der entgegengeſetzten Seite, ſo dreht ſich die Hülſe F., vermöge ihres vorſtehenden Rückens, ent - gegengeſetzt und ſchließt die Oeffnung o. des Cylinders in E., ſo daß die zuletzt darin befindlich geweſene Erde eingeſchloſſen bleibt. Zieht man nun den Bohrer heraus und öffnet den Cylinder, ſo kann man an der darin befindlichen Erde erkennen, in was für einer Schicht man ſich befindet und welche Dichtigkeit ſie habe.

Der Schieber ſowohl als die Oeffnung o. ſind in ihren Be - gränzungen abgeſchärft. Wird gebohrt ſo legt ſich ein Mann auf den Umdrehungsarm des oberſten Stückes A., während zwei andere drehen; dann wird der ganze Bohrer durch Wuchten herausgehoben, und die Erde im Cylinder herausgenommen, worauf das Geſchäft ſich wiederholt.

Taf. V. iſt ein Erdbohrer vorgeſtellt, wie ihn Hogreve (An - weiſung zum Nivelliren ꝛc. 1800.) gebrauchte. Fig. 107. iſt eine Ei - ſenſtange, ¾ bis 1 Zoll ins Gevierte dick, 4 Fuß lang von a. bis b. Der Bohrlöffel cd. iſt 7 bis 8 Zoll lang bei b. aber 3 bis Zoll dick, nach dem Grundriſſe Fig. 106. hohl und längs der Kan - ten abgeſchärft. Bei d. iſt innen noch eine Vertiefung, um die aus - gebohrte Erde beſſer aufzunehmen; a. iſt ein 3 bis 4 Zoll langer Zapfen (rechtkantig), der in die gleichgeſtaltete Oeffnung f. des Hef - tes der (Handhabe) Fig. 105. B. einpaßt, und durch 2 Bolzen gg. befeſtigt wird. Fig. 108. iſt die Seitenanſicht dieſer Handhabe, die zum Umdrehen dient. Fig. 105. C. iſt ein Mittelſtück, das oben auch einen ſolchen Zapfen wie Fig. 107. hat, unten aber eine Scheere für den Zapfen des Bohrſtücks, oder eines Mittelſtücks, wieder mit 2 Bolzenlöchern. Fig. 105. A. iſt eine Gabel zum Halten des auf - gehobnen Bohrers.

Taf. V. Fig. 104. ſtellt einen Bohrer dar, wie ihn die Ber - liner Brunnenmacher gebrauchen, um den Sand bei der Brunnenver -75 ſenkung neuer, oder bei Verſandung alter Brunnen herauszubohren. Der eigentliche Bohrer iſt 3 Fuß lang, der Bügel, worin der Beu - tel oder Sack hängt, hat 15 Zoll Durchmeſſer. Die hölzerne Stange, unten 3 Zoll oben 2 Zoll ſtark, iſt gewöhnlich 16 20 Fuß lang, an ihr iſt der Bohrer befeſtigt, ſo wie die Taue zum Drehen, Her - ausziehen und der Knebel.

4) Bei der Unterſuchung des Bodens iſt noch ganz beſonders zu berückſichtigen wie die Bodenarten wechſeln: ob nur die über einander liegenden Schichten von großer Verſchiedenheit und Mächtigkeit ſind, oder ob auch nebeneinanderliegende Stücken des Bodens von ſehr wechſelnder Beſchaffenheit ſind, oder endlich ob die Erdſchichten ſowohl nach der Tiefe als auch nach der Breite vielfach wechſeln, wel - cher letztere Fall oft ſehr ſchwierige Gründungen zur Folge haben kann, indem die Fundamentmauern dabei ungleiche Höhen bekommen und folglich ungleichen Druck äußern, wobei man, wie leicht einzuſe - hen, ſehr vorſichtig zu Werke gehen muß, anderer Hemmniſſe nicht zu gedenken, welche dabei häufig vorkommen können. Dieſer Fall tritt ſehr oft bei großen Gebäuden ein, aber ſelbſt bei kleinen Bauwerken kommt es vor, daß eine Stelle ganz feſten, die zunächſt liegende aber ſchlechten Baugrund hat.

Ferner iſt es eben des ſchnellen Bodenwechſels wegen rathſam, die Aufgrabungen und Bohrungen zur Unterſuchung des Grundes im - mer an denjenigen Stellen vorzunehmen, welche künftig die größte Laſt des Mauerwerkes zu tragen haben, alſo etwa an den vier Ecken, in der Mitte unter den Giebeln, und eine oder die andere Stelle unter den Mittelmauern.

§. 19. Reinigung des Baugrundes und die dazu erforderli - chen Werkzeuge.

Häufig wird die Grundarbeit entweder durch eines der nach - folgenden Hinderniſſe, oder durch alle zugleich gehemmt oder doch verzögert.

1) Durch andrängendes Grundwaſſer, oder durch ſtarke kleine Quellen, welche ſich nach der ſogenannten Baugrube hin öffnen. Auch können ſtarke Regengüſſe Waſſeranſammlungen in der Baugrube veran - laſſen, welche beſeitigt werden müſſen um bequem arbeiten zu können.

Anſammlungen von Grund - und Regenwaſſer werden auf fol - gende Weiſe beſeitigt:

Durch das Ausſchöpfen mit gewöhnlichen Waſſereimern. Jn Höhen von 3 4 Fuß ſtehen immer Arbeitsleute, welche ſich die76 gefüllten Eimer zulangen und von denen der oberſte ſie in eine Ab - zugsrinne entledigt. Dies Verfahren iſt das einfachſte, am meiſten fördernſte und folglich das wohlfeilſte, bei nicht zu großen Tiefen, ſelbſt wenn noch zwei Reihen Arbeiter über einander auf Gerüſte ge - ſtellt werden müſſen, welche ſich wechſelſeitig die vollen und leeren Eimer zulangen, iſt es noch vortheilhaft mit Eimern zu ſchöpfen.

NB. Die Wurfſchaufel iſt wegen gewöhnlicher Kleinheit der Baugruben und verhältnißmäßiger Tiefe derſelben, ſelten mit Vor - theil anzuwenden. Auch iſt dieſe Art nur anwendbar, wenn das Waſſer nur wenige Fuß hoch über einen Fangedamm geſchafft wer - den ſoll. Die ganze Vorrichtung beſteht in einem aus ſtarken Stan - gen gebildeten dreibeinigen Bock, von welchem oben herab ein Strick hängt, an dieſem iſt eine große hölzerne Schaufel befeſtigt, welche von zwei Männern bewegt wird. Ein ungleich beſſeres Werkzeug, wenn Waſſer gehoben werden ſoll, iſt die archimediſche Waſſer - ſchnecke Taf. XIII. Fig. 358. Sie beſteht aus einer hölzernen Welle, um welche herum mehrere Gänge nach einer Spirallinie durch kleine Brettchen gebildet wird, dieſe Vorrichtung dreht ſich in einem hölzernen Cylinder, welcher mit eiſernen Tonnenreifen umgeben iſt. Die Waſſerſchraube hat mit der Waſſerſchnecke gleiche Con - ſtruktion, nur daß erſtere äußerlich nicht bekleidet iſt, ſondern es befindet ſich unterhalb derſelben ein feſtliegendes, nach dem halben Umkreis der Schraube ausgehöhltes Lager von Holz.

Wenn Waſſerſchraube und Waſſerſchnecke beſtändig auf einer Stelle gebraucht werden, ſo kann das Unterlager ausgemauert ſein. Beide Schöpfwerke werden in einer ſchrägen Lage in dem auszuſchö - pfenden Waſſer angebracht, und durch irgend eine Kraft dergeſtalt umgedreht, daß die Schraubengänge das Waſſer auffangen, worauf es in ſelbigen in die Höhe ſteigt und ſich oberhalb ausgießt.

Die Schnecken ſind beſonders dann brauchbar, wo unreines, ſchlammiges Waſſer auszuſchöpfen iſt. Die Waſſerſchnecke iſt der Waſſerſchraube vorzuziehen, weil man vermöge der Bekleidung der or - ſteren mehr Waſſer damit faſſen kann. Wenn man die Schnecken bei Waſſerbauten zur Ausſchöpfung des Waſſers gebraucht, ſo werden ſie entweder durch Menſchen vermittelſt einer Kurbel, wenn aber die Ge - legenheit dazu vorhanden iſt, vortheilhafter durch Waſſerräder, be - wegt. Der Winkel den die Schraubengänge mit der auf der Achſe perpentikulären Durchſchnittsfläche der Schnecke machen können, kann in den gewöhnlichen Fällen etwa 20 Grad betragen, und iſt die Schnecke leichter oder ſchwerer zu bewegen, nachdem ihr Neigungs -77 winkel gegen das Waſſer kleiner oder größer iſt. Höher als unter einem Winkel von 45° ſind dieſe Vorrichtungen nicht im Stande das Waſſer zu heben.

Das Schaufelwerk (welches uneigentlich auch die Schnecke genannt zu werden pflegt) beſteht aus länglich viereckigen, in der Mitte mit hölzernen oder eiſernen Gelenken in gewiſſen Entfernungen befeſtigten Brettern. Die zuſammenhängenden Gelenke machen eine Art von Kette ohne Ende aus. Jndem dieſe durch eine oder die an - dere Kraft über die oberwärts und unterwärts angebrachten Dreh - linge, in einer viereckigen, ſchräg in das auszuſchöpfende Waſſer ge - legten Rinne aufwärts gezogen wird, ſchleppen die vorgedachten Brett - chen oder Schaufeln das bei ihrem Eintauchen aufgefaßte Waſſer in die Rinne bis zum Ausguß herauf, während daß die nach der Aus - ſchüttung des Waſſers leer gewordnen Schaufelbretter über die un - teren weg in der offnen Rinne wieder rückgängig ins Waſſer gezogen werden. (Die Schnecken ſind aber ungleich beſſer zu gebrauchen als dieſe Schaufelwerke.)

Die ſogenannten Paternoſterwerke (Roſenkränze oder Püſchelkünſte) beſtehen aus ledernen, oder auch kupfernen, oder auch aus hölzernen mit Leder gefütterten Schöpfern, welche beinahe wie gewöhnliche Feuereimer geſtaltet ſind. Dieſe Schöpfeimer ſind an ei - ner eiſernen Kette ohne Ende befeſtigt. Dieſe Kette wird durch eine Kraft über eine abwärts angebrachte Welle bewegt, auf deren Um - fang hervorragende Eiſen geſetzt ſind, welche die Gelenke der Ketten faſſen, damit ſie nicht herabgleiten. Durch die Umdrehung der Welle mit den vorſtehenden Eiſen geht die Hälfte der Schöpfeimer herab - wärts, wobei einige der unterſten in das auszuſchöpfende Waſſer ein - tauchen. Jndem ſie nun wieder aufwärts gehen, gießen ſie das her - aufgezogene Waſſer aus.

Man hat auch Paternoſterwerke, wo anſtatt der Schöpfeimer ſich ballonartige Scheiben befinden, welche, wenn ſie aufwärts ſteigen, durch eine hölzerne Röhre gehen, in welche ſie genau paſſen. Jede Scheibe zieht Waſſer mit in die Röhre hinauf und gießt es oben aus.

Dieſe letzteren Paternoſterwerke haben den Fehler, daß ſie in der Röhre eine ſtarke Reibung verurſachen und vielfältiger Reparatu - ren bedürfen. Sie können auch füglich nur durch Menſchen mittelſt Kurbel bewegt werden.

Die Paternoſterwerke mit kupfernen Schöpfeimern werden haupt - ſächlich bei Baggermaſchinen zum Herausſchaffen des Schlammes ꝛc. verwendet.

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Ein Paternoſterwerk, welches aber nicht zum Waſſerſchöpfen, ſondern zum Heraufſchaffen von Mauerſteinen nach einem hohen Ge - rüſte gebraucht wird, iſt auf Taf. IX. Fig. 215 218. vorgeſtellt, wodurch man ſich einen Begriff von den ganz ähnlichen zum Waſſer - ſchöpfen beſtimmten, machen kann.

Die Saugepumpen. Sie beſtehen bekanntermaßen aus einer aufwärts ſtehenden Röhre, in deren untern Ende ein ſogenanntes Ventil befeſtigt, über demſelben aber an einer eiſernen oder hölzernen Stange ein Kolben befindlich iſt, welcher ſich mit der Stange auf und nieder bewegt. Durch dieſen Mechanismus wird das Waſſer theils durch die Wirkung der Luft, theils mechaniſch in die Höhe gehoben. Taf. XIII. Fig. 359. zeigt eine dergleichen Pumpe mit ihrem Grund - riß. Sie iſt ein von Bohlen zuſammengeſchlagner viereckiger Kaſten a. b. c. d., welcher bei e. unterhalb eine Oeffnung hat, die in das auszuſchöpfende Waſſer zu ſteben kommt. ff. ſind die Ventile, g. die eiſerne Zugſtange, h. der Schwengel, i. iſt ein Gegengewicht, durch deſſen Hin - und Herbewegen man die Pumpe um ſo leichter in Be - wegung ſetzen kann. Dies Gewicht kann jedoch auch fehlen und ſtatt deſſen eine gewöhnliche Zugſtange angebracht ſein. Die 4 Hölzer des Grundriſſes k. l. m. n. klammern die Brunnenröhre zuſammen, und können bei langen Röhren in paſſenden Höhen wiederholt werden. Die Saugepumpen ſind zur Ausſchöpfung des Waſſers bei Grund - bauten, wo daſſelbe ſelten bis zu 20 Fuß hoch auszuheben iſt, vor - züglich brauchbare Maſchinen, beſonders wegen des wenigen Raumes den ſie einnehmen, und weil ſie daher an allen Orten und in den kleinſten Ecken und Winkeln eines Bauplatzes angebracht werden kön - nen. Die Bewegung dieſer Pumpen geſchieht auf mancherlei Art, entweder blos mit einem Schwengel, oder indem die Zugſtangen mit den Kolben zweier Pumpen zugleich vermittelſt eines durch Menſchen auf und nieder zu ziehenden oder zu drückenden Hebels oder Balan - ciers bewegt werden. Oder die Bewegung geſchieht vortheilhafter durch Pferde, bei einer ſolchen mechaniſchen Vorrichtung, daß die Pumpenſtangen durch Hebebäume gehoben werden. Noch beſſer iſt es aber, wenn die Bewegung vermittelſt eines Waſſerrades geſchehen kann, und es iſt keineswegs nöthig, daß das Waſſerrad ſich nahe bei den zu bewegenden Pumpen befinde, ſondern ſie können auf anſehnliche Entfernung von der Bauſtelle bis zum Waſſerrade vermittelſt ſoge - nannter Feldgeſtänge bewegt werden, ob es gleich beſſer iſt, wenn die Kraft ſo nahe als möglich an die zu bewegende Laſt gebracht werden kann.

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Größere Maſchinen zur Erhebung des Waſſers, als Schöpfrä - der, Kaſten, Eimer und Schaufelkünſte, dürften bei gewöhnlichen Waſ - ſerbauten nicht leicht vorkommen; auch bedient man ſich jetzt, wo große Waſſermaſſen fortzuſchaffen ſind, weit vortheilhafter der Dampfma - ſchinen zur Bewegung einer Menge Pumpen.

Quellen welche ſich im Baugrunde finden müſſen verſtopft, und wenn das nicht angeht und ſie durch Ausſchöpfen und Auspum - pen nicht überwältigt werden können, müſſen ſie abgefangen und ab - geleitet werden, welches aber ſehr umſtändlich und koſtſpielig werden kann, beſonders wenn der Boden wenig Gefälle hat.

2) Alte Pfähle werden auf folgende Art am einfachſten ent - fernt; man ſchlingt um den Pfahl eine ſtarke Kette, befeſtigt dieſe an einem quer über dem Pfahle auf einer Wippe angebrachten Balken, ſo daß das lange Ende des Balkens jenſeits der Unterlage zu liegen kommt, und wuchtet alsdann den Pfahl heraus. Aehnlich verfährt man mit alten Baumſtämmen, welche ſich oft in den Baugruben vor - ſinden. Kann man jedoch gut ankommen, dieſelben durchzuſägen und die einzelnen Stücken herauszuholen, ſo iſt dies meiſt bequemer und wohlfeiler.

3) Große Steine, welche nur zu häufig in den Baugruben liegen, müſſen, wenn man ſie eben wegen ihrer Größe nicht überwäl - tigen kann, geſprengt und alsdann die einzelnen Stücken herausgeholt werden; dies geſchieht auf zweierlei Weiſe.

Taf. I. Fig. 25. ſtellt eine einfache Art dar, Steine aus gro - ßer Tiefe zu heben, ſelbſt wenn ſie unter Waſſer liegen, was häufig vorkommt. Jm Steine M. wird ein etwa 9 Zoll tiefes Loch walzen - förmig eingebohrt. Jn dieſes Loch a. b. c. d. paſſen 2 eiſerne Keile a. c. b. d., ſo daß ſie bei ihrer Zuſammenſetzung das Loch genau ausfüllen. Das Stück a. c., das unten dicker iſt, als es oben durch die Abſchrägung bleibt, hängt an einem Seile m. Das andere Stück geht durch den Ring r. und wird, wenn das erſtere ins Loch hinein gelaſſen iſt, durch die Verlängerung b. l., die bis über den Waſſer - ſpiegel hinausreicht, durch Hammerſchläge feſt eingetrieben. Durch das Seil m. wird der Stein herausgehoben, wozu man ſich einer Rüſtung und der Rollen, Flaſchenzüge und Erdwinden bedient.

Kleinere Steine von 5 7 Cubikfuß werden durch die ſoge - nannte Teufelsklaue und einen dreibeinigen Bock mit Rolle und Seil gehoben. Die Teufelsklaue iſt wie eine Kneifzange geſtaltet. Die Griffe ſind 5 8 Fuß lang, der Kneifer beſteht aus 4 wie krumme80 Haken gebogene Eiſen, deren ſich unten am Ende jedes hölzernen Griffes 2 ſolche befinden.

Noch kleinere Steine werden mit Ketten umſchlungen und heraus - gewuchtet oder weggeſchleift.

§. 20. Gründung auf gutem Baugrunde.

Nach Abgrabung des Abraumes derjenigen Stellen, wo man den Grund unterſuchen will, gräbt man (wie in §. 18. 1. erwähnt) Löcher, um zu erforſchen wie mächtig die vorhandene tragbare Schicht iſt. Jn Städten kennen die alten Maurermeiſter und Brun - nenmacher gewöhnlich den Grund und Boden ſehr genau, und man kann ihre Erfahrungen hinſichtlich der Beſchaffenheit deſſelben zu Rathe ziehen. Stellen ſich aber die geringſten Zweifel an der Güte des Untergrundes ein, ſo thut man beſſer genau zu unterſuchen. Hoch und höher gelegene Bauſtellen haben in der Regel einen ſicherern Grund als die niedrigen. Am wenigſten iſt den an Wäſſern und Sümpfen liegenden Stellen zu trauen.

Hat man ſich nun von der Tüchtigkeit des Untergrundes hin - länglich überzeugt, ſo folgt die Abſteckung des Bauplatzes.

Zuerſt ſteckt man auf dem Boden den Grundriß des Gebäudes nach der Bauzeichnung, welche in verjüngtem Maaßſtabe gefertigt iſt, nach dem wirklichen Maaßſtabe (in natürlicher Größe) ab. Jn Taf. II. Fig. 41. iſt das gewöhnliche Verfahren hierbei vorgeſtellt. Zuerſt werden die vier Ecken des Gebäudes mit kleinen Pfählen aa. etwa Zoll ſtark Fuß lang oberflächlich abgeſteckt, und die rechten Winkel nur nach dem Augenmaaße genommen. An dieſe Pfähle be - feſtigt man eine Schnur, wickelt ſie einigemal um, ſo daß ſie immer an den innern Kanten der Pfähle läuft (weil wenn man einmal die innere und einmal die äußere Kante nehmen wollte, ſich ein Unter - ſchied in den Längenmaaßen ergeben würde).

Um die 4 Eckpfähle genau zu beſtimmen müſſen ſie im rechten Winkel gegen einander eingerichtet werden.

Einen rechten Winkel bilden aber jede 3 Linien (oder Latten) welche nach den Maaßen 3, 4, 5, oder aus einem Factor und 3, 4, 5, alſo etwa 2 × 3 und 2 × 4 und 2 × 5 gebildet ſind (weil in jedem rechtwinkligen Dreieck das Quadrat der Hypothenuſe gleich der Summe der Quadrate der beiden Catheten iſt, welches bei den Zahlen 3, 4, 5 der Fall iſt, auch wenn man ſie mit einem gemeinſchaftlichen Factor multiplicirt).

Man bildet alſo einen ſolchen rechten Winkel, wenn man 2 ge -81 hobelte Latten von etwa 10 12 Fuß Länge nimmt, darauf aus der Ecke, wo man ſie zuſammengeſetzt hat, nach der einen Seite 6 Fuß, nach der andern 8 Fuß abſetzt, ſo entſtehen die beiden Catheten des rechtwinkligen Dreiecks. Hierauf nimmt man eine dritte gehobelte Latte und befeſtigt ſie, nachdem man 10 Fuß auf derſelben abgeſtochen hat, ſo auf den beiden andern, daß die beiden Endpunkte der äußern Kante dieſer Latte auf die Endpunkte der beiden Catheten zu liegen kommen, welche ſich ebenfalls in den äußern Kanten der beiden erwähnten Lat - ten befinden, und man erhält ein rechtwinkliges Dreieck. Die beiden Latten, welche die Catheten bilden, können immer etwas länger ſein als die darauf abgeſteckten Maaße, da ſie alsdann die Richtung des rech - ten Winkels noch weiter hin angeben. Die Maaße kleiner als 6, 8 und 10 Fuß zu nehmen, iſt nicht gut, da die rechtwinklige Richtung um ſo ungenauer angegeben iſt, je kleiner man die Dreiecke macht. Will man auf ähnliche Art ſchräge Winkel wie in Taf. II. Fig. 38. u. 39. abſtechen, ſo verfährt man ganz ähnlich, indem man den ſchrägen Winkel durch Latten bildet. Dieſe Winkel anſtatt durch Latten mit Schnuren zu bilden, taugt nicht; da die Schnur ſich zu leicht der Länge nach verzieht und Unrichtigkeiten ergiebt.

Die Ausſteckung der Winkel nennt man die Verreihung. Sind die 4 Winkelpfähle auf dieſe Art beſtimmt, ſo pflegt man zur Probe der Richtigkeit noch mit einer Schnur beide Diagonalen des Vierecks zu meſſen, wo alsdann die Eckpfähle in gleicher Entfernung ſein müſſen. Da bei dem Ausgraben der Erde die Pfähle aa. wie - der weggenommen werden müſſen, ſo verfährt man, um anſtatt ihrer andere feſte Punkte zu erhalten, folgendermaßen. Es ſei Fig. 40. der Querdurchſchnitt des Grundriſſes. Q. der Q uerſchnitt der Grund - mauer, l. k. die Erdoberfläche, c. d. e. f. g. k. der Querſchnitt des Grundgrabens, und zwar c. d. und k. g. die äußere und innere - ſchung, d. g. die Sohle, auf der die Grundmauer Q. aufſteht. Von den Ecken c. d. g. k. ſieht man im Grundriſſe Fig. 41. die Vierun - gen cc′, dd′, gg′ ꝛc. Nunmehr verlängere man die Vierungslinien der Ecken aa. ꝛc. auf beiden Enden in gerader Richtung bis 1 2. 3 4., und mache daſelbſt kleine Böcke, jeder aus 2 Pfählchen, 3″ ſtark 2′ über der Erde ſtehend, mit einem quer über dieſe Pfähle ge - nagelten Lattenſtück, ſo daß dieſe Lattenſtücke gleichlaufend mit den zugehörigen Vierungspfählen aa. werden. Man macht dieſe Latten gleichlaufend, wenn man von a. 1., a. 3., a. 2., a. 4. gleiche Ab - ſtände nimmt, und die äußern Kanten der Latten in dieſe Richtung einrichtet.

Menzel, der praktiſche Maurer. 682

Quer über die Latten werden nun Schnuren gezogen, welche genau über den Vierungen der Mauern liegen und ſowohl an der äußern als innern Kante der Mauern, ſo daß die Entfernungen die - ſer Schnüre auf den Latten auch zugleich die Stärke der Mauern an - geben. Gewöhnlich ſchnürt man (beſonders wenn die Fundament - mauern nur aus einer oder zwei Abſtänden beſtehen) nur die Stärke der unterſten Mauern über der Erde ab. Die Vorſprünge und Ver - breiterung der Fundamente wird dann wie im Durchſchnitt Fig. 40. angegeben iſt, durch Ablothen gefunden, nachdem man die erforderli - chen Maße in den Baugrund eingetragen und neue Schnuren gezogen hat. Gewöhnlich aber zieht man nur die Schnuren der oberen Mauer - ſtärken und ſticht und lothet die Breite der Fundamentgraben und Fundamente nach dieſen ab.

Verlängert man dieſe Abſtiche, nachdem die Ablothungen vor - hergegangen, gehörig nach den Ecken des Gebäudes hin, ſo ergeben ſich nach und nach alle Vierungen und Maße ſowohl für Umfaſ - ſungs - als Quer - und Mittelmauern, und eben ſo für Thüren, Fen - ſter ꝛc. Hat das Gebäude keine rechten Winkel, ſo verfährt man ganz in ähnlicher Art mit den ſchiefen Lattendreiecken, wie man bei den rechtwinkligen eben verfuhr.

Hat man nun auf dieſe Art die Größe der auszugrabenden Stellen beſtimmt, ſo wird die Erdſchicht ſo tief ausgegraben, als die Fundamente oder Kellerungen werden ſollen. Sind keine Keller vor - handen, ſo braucht man die Fundamentgraben für ſchwere maſſive Gebäude nie tiefer zu machen als 3, höchſtens 4 Fuß, da nur bis auf dieſe Tiefe die Witterungsverhältniſſe Einfluß haben. Niedrige maſſive Gebäude und Fachwerksgebäude bis zu 2 Stockwerk hoch, brauchen nur eine Fundamenttiefe von Fuß. Es wird alſo hier - bei ſchon genügen, wenn der Abraum über der feſten Erdſchicht, wel - cher gewöhnlich Fuß ſtark liegt, fortgegraben wird. Bei Fuß Tiefe der Fundamente wird zwar die Witterung jedenfalls durch Näſſe, Froſt, Hitze ꝛc. Einfluß auf den Untergrund unter den Fun - damenten üben, da aber ſolche leichte Gebäude, wie die genannten, auch nur einen geringen Druck auf den Untergrund ausüben, ſo iſt eben deswegen der Einfluß der Veränderung des Untergrundes ſo unbe - deutend, daß er gar nicht berückſichtigt zu werden braucht und man zur Erſparung an Fundament dieſelben eben nur Fuß tief macht. Die Fundamente noch flacher zu legen, wie leider oft genug geſchieht, iſt nicht thunlich; da alsdann jedenfalls aus den angeführten Gründen Senkungen entſtehen müßten. Damit die Ränder der Fundamentgraben,83 bei lockerem Boden, durch ihre eigne Laſt, und bei feſterem Boden durch Regenauswaſchungen nicht nachſtürzen, iſt es nothwendig, die Fundamentgraben unten ſchmaler, oben breiter anzulegen; man nennt dieſe ſchräge Linie die Doſſirung. Wird die Doſſirung ſo ange - legt, daß man bei 1 Fuß Höhe den Erdwall unten um ½ Fuß ver - breitert (alſo bei 4 Fuß Höhe um 2 Fuß), ſo heißt eine ſolche Doſ - ſirung eine Einhalbfüßige. Wird die Doſſirung ſo angelegt, daß man bei 1 Fuß Höhe den Erdwall unten auch um 1 Fuß ver - breitert (alſo bei 4 Fuß Höhe um 4 Fuß), ſo heißt eine ſolche Doſ - ſirung eine Einfüßige u. ſ. w. Werden die Erdwälle der Fun - damentgraben höher als 6 8 Fuß, ſo werden bei leichtem Boden die Doſſirungen in Abſätzen von 4 zu 4 Fuß Höhe angelegt. Die Ab - ſätze ſelbſt werden 1 bis Fuß breit, damit von oben herabfallendes Erdreich nicht bis auf die Sohle der Fundamentgräben fallen kann. Dieß iſt jedoch nur bei Fundamenten von mehr als 6 Fuß Höhe durchaus nöthig.

Man nennt ſolche Abſätze Banquets. Beſonders trüglich ſind Lehm - und Thonſchichten. Bei trocknem Wetter ſind darin an - gelegte Fundamentausgrabungen ſehr feſt, aus welchem Grunde die Maurer auch ſelbſt tiefe Ausgrabungen in dieſem Erdreich, ohne alle Doſſirung (ſenkrecht) anlegen. Dies Verfahren iſt aber durchaus ſchlecht, denn bei anhaltendem Regen wird Lehm und Thon von dem - ſelben erweicht und es geſchieht alsdann nicht ſelten, daß ſolche zu wenig oder gar nicht doſſirte Erdwände einſtürzen, die Fundamentgra - ben verſchütten, und bei großer Tiefe auch wohl die in den Gruben befindlichen Arbeiter beſchädigen oder gar tödten können. Man muß daher auch bei ſcheinbar feſtem Boden eine angemeſſene Doſſirung geben.

Bei Fundamenten von nur Fuß Tiefe iſt gar keine Doſſi - rung erforderlich; in dieſem Falle werden die Fundamentgraben eben ſo breit gemacht als die Fundamentmauern ſelbſt werden ſollen.

Bei Fundamenten von 3 4 Fuß Tiefe iſt eine Einviertheil - füßige Doſſirung hinlänglich. Bei 4 6 Fuß eine Einhalbfüßige ꝛc., ſo kann man auf jede 3 Fuß mehr Tiefe einen halben Fuß Breite der Doſſirung zulegen, und außerdem bei jeder Tiefe von etwa 4 Fuß ein Banquet anlegen, ſo wird man gegen Verſchüttung der Baugru - be und der Arbeiter hinlänglich geſichert ſein. Bei ſehr lockerem Bo - den müſſen die Doſſirungen erforderlichen Falles noch durch einge - ſchlagne Pfähle, Streben und vorgeſchobne Bretter gehalten werden.

Eine andere Nothwendigkeit bei den Fundamentgrabungen iſt:

Das Feſtſtampfen der Sohle der Fundamentgraben. Außer6*84Felsgrund, wird jede Erdſchicht von der Laſt des darauf ruhenden Ge - bäudes, ſenkrecht zuſammengepreßt und zugleich nach den Sei - ten hin fortgedrängt, bis der Widerſtand des unterhalb und nach den Seiten zu befindlichen Erdreiches dieſe Preſſungen nach und nach aufhebt. Hierdurch erfolgt das ſenkrechte Einſinken oder die Sen - kung eines jeden Gebäudes. Um aber dieſe Senkung von vorn her - ein ſo unſchädlich als möglich zu machen, verfährt man folgendermaßen.

Mit gewöhnlichen etwa 100 Pfund ſchweren hölzernen Hand - rammen wird die Sohle der Fundamentgraben bis zur möglichſten Feſtigkeit abgerammt. Hierdurch wird das Erdreich ſchon vorher ſo ſtark zuſammengepreßt, daß der Druck des ſpäter aufgeführten Ge - bäudes nur noch eine ſehr geringe oder auch gar keine Wirkung mehr machen wird, und alſo auch keine Senkung deſſelben weiter erfol - gen kann.

Daß das Abrammen nur bei an ſich feſtem Boden die meiſten Dienſte in dieſer Hinſicht leiſten wird, iſt einleuchtend. Sehr weicher Boden taugt überdem zu Gründungen nur, wenn eigenthümliche Vor - richtungen dabei angewendet werden, die ſogleich folgen ſollen.

Oft findet ſich eine feſte Erdſchicht erſt in einer Tiefe von 8 12 16 Fuß unter der Oberfläche. Ob es in dieſem Falle beſſer iſt die Erdſchichten bis zu dieſen Tiefen durchzugraben, auf die feſte Erdſchicht ein gewöhnliches Mauerfundament zu legen und darauf den Bau zu führen; oder ob es beſſer wäre, eine der nunmehr folgenden künſtlichen Gründungsarten dabei zu benutzen, hängt von vielerlei Um - ſtänden, Oertlichkeiten und Erfahrungen ab, und muß jedesmal dem Ermeſſen des Baumeiſters überlaſſen bleiben, nicht aber, wie es ſo oft geſchieht, durch die Unkenntniß und den Eigenſinn des Bau - herrn beſtimmt werden dürfen.

§. 21. Gründung auf Roſten.

Jſt der Boden in eine große Tiefe hinab entweder ſtellenweiſe oder überall ſo weich, daß ein darauf aufgeführtes Mauerſtück ohne weiteres verſinken würde, ſo bedient man ſich zur Gründung hölzerner breiter Unterlagen, auf welche das Gebäude zu ſtehen kommt, und alsdann gleichſam vermittelſt dieſer Unterlagen auf dem weichen Bo - den ſchwimmt. Man nennt dieſe Vorrichtung Roſte.

Es giebt zweierlei Arten davon: den liegenden (geſtreckten, fliegenden) Roſt und den ſtehenden oder Pfahlroſt. Obgleich die Anfertigung beider nicht zur Maurerarbeit gehört, wird es doch geeignet ſein davon eine kurze Ueberſicht zu geben.

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a) Der liegende Roſt Taf. II. Fig. 27. A. B. C. Fig. 27. A. zeigt den Grundriß, Fig. 27. B. C. die Durchſchnitte. Der Grund - riß ſtellt den Roſt an der Giebelecke eines Gebäudes vor, mit einem Giebelroſte, 2 Frontroſten, einem Mittelwandroſte und 2 Querwand - roſten. Ein ſolcher liegender Roſt beſteht aus den Unterlagen aaa. Dieſe ſind bei ſchweren Gebäuden Ganzhölzer, bei leichteren nur Boh - lenſtücke von 5 Zoll Stärke und möglichſt breit. Auch müſſen ſie hinlänglich vor der Breite der Grundmauern vorſtehen. Auf dieſen Unterlagen werden nach der Länge des Gebäudes andere Hölzer oder Bohlen geſtreckt bbb. und zwar nach Verhältniß der Breite der Grund - mauern 2 bis 3 derſelben. Jn gleicher Höhe mit dieſen Bohlen oder Balken bb. kommen die Unterlagen gg. zu den Giebeln oder Quermauern zu liegen, und über dieſe wieder in der Breite der Grund - mauern die Balken oder Bohlen ccc.

Endlich übernagelt man ſowohl dieſe Balken cc. als die mit bb. bezeichneten querüber mit Bohlen dd. (wozu hölzerne Nägel genommen werden können). Die Bohlen dd. bilden zwar keine ebene Fläche, welches aber nichts ausmacht, da durch das Mauerwerk alles ausgeglichen wird. Da ein liegender Roſt, wenn das Mauerwerk darauf kommt, jedenfalls tiefer ſinkt, ſo iſt es nothwendig, den Unter - bau des Gebäudes höher zu machen als er ohne dieſe Senkung zu ſein brauchte.

Die Entfernung der Unterlagen aaa. und gg. hängt von der Stärke der darüber zu ſtreckenden Balken bbb. und cc. ab; nimmt man nemlich zu letzteren nur Bohlen anſtatt Halbholz oder Balken, ſo müſſen die Unterlagen näher gelegt werden, damit die Bohlen oder Balken von einer Unterlage zur andern nicht biegen. 3 Fuß lichte Entfernung bei Balken und 2 Fuß lichte Entfernung bei Bohlen wür - den wohl die Gränzen ſein. Jm erſten Falle müßten mindeſtens vier - zöllige Bohlen zur Benagelung, im andern Falle bis 3 zöllige ge - nommen werden. Auf dieſen Roſt nun wird das Gebäude aufgemauert.

b) Der ſtehende Roſt, Pfahlroſt, Pilotage Taf. II. Fig. 28. A. B. C.

Aus dem Grundriß Fig. 28. A. iſt das Ganze deutlich zu er - ſehen. Der ſtehende Roſt unterſcheidet ſich von dem liegenden dadurch, daß zuvörderſt Pfähle eingerammt werden, auf welche man die Roſt - ſchwellen aaa. und ddd. aufzapft. Ueber dieſe Roſtſchwellen ſind, 4 5 Fuß von einander, Querhölzer oder Zangen bb. aufgekämmt. Da, wo Quer - oder Scheidewände auf die Haupt - oder langen Wände ſtoßen, dienen die Schwellen derſelben zugleich als Zangen der erſte -86 ren wie bei cc. zu ſehen. Die Pfähle unter den Scheidewänden dd. müſſen daher, wie die Durchſchnitte Fig. 27. B. und C. zeigen, bei dem Abſchneiden derſelben um ſo viel als die Höhe der Schwellen ohne die Einkämmung beträgt, länger gelaſſen werden. Dieſe Schwellen der Scheidewände werden ebenfalls mit Zangen ee. ver - bunden. Endlich legt man den Bohlenboden ff. quer über die Bal - ken und zwiſchen die Zangen, von 3 4 zölligen Bohlen, welche mit hölzernen Nägeln aufgenagelt werden. Die Entfernung der Pfähle unter einander von Mitte zu Mitte iſt nach Maaßgabe der Größe des aufzuführenden Gebäudes 3 4 Fuß.

Sämmtliche wagerechte Hölzer werden übereinander gekämmt, aber nicht zur Hälfte überſchnitten, weil das ihre Stärke und Halt - barkeit zu ſehr ſchwächt.

c) Spundwände. Mit den Roſten in Verbindung kommen bei ſolchen Gründungen, wo man eine Ausſpülung des Untergrundes durch Waſſerſtrömungen zu befürchten hat (wie bei Waſſerwerken, Mühlen und Brücken, an Strömen und am Meere), häufig ſogenannte Spundwände vor. Taf. II. Fig. 42. zeigt eine ſolche. Man fertigt ſie bei bedeutenderen Werken entweder aus ineinander gefügten Halb - hölzern (Spundpfählen) oder aus 4 5 zölligen Bohlen (Spundboh - len). Die Spundpfähle und Bohlen werden, wie es die Zeichnung zeigt, mit ſogenannten Feder und Nuth, zuſammengeſetzt. Jeder Spund - pfahl erhält einen Spund (Vorſprung) und eine Nuth (Falz), wor - ein der Spund paßt. Die Spundpfähle werden ſcharf neben einander gerammt, ſo daß ſie eine für den Wellenſchlag und Waſſerſtrömung undurchdringliche Wand bilden. Um ihr Ausbiegen nach der Seite zu hindern, legt man darüber einen aufgekämmten Rähm auf Zapfen.

Die Anwendung der Spundwände geſchieht, wie wir bereits bemerkt haben, um den Grund gegen Auswaſchen und Unterſpülung zu ſichern. Um dies zu bewirken wird die Spundwand vor den Roſten ſo eingerammt, daß das Waſſer keine nachtheilige Wirkung auf die Roſte äußern kann. Es muß demnach die Spundwand 3 Hauptbedingungen erfüllen: 1) muß ſie vollkommen dicht ſein; 2) muß ſie ſo feſtgerammt werden, daß ſie vollkommen feſt ſteht; 3) muß ſie ſo tief hinunter gehen, daß die Wirkung des Auswaſchens oder Aus - ſpülens, unter derſelben hinweg, auf keine Weiſe ſtattfinden kann.

d) Fangedämme kommen ebenfalls häufig bei der Gründung der Gebäude vor. Sie dienen dazu, eine Baugrube gegen das von außen her andringende Waſſer zu ſchützen, damit ſie nicht davon über - ſchwemmt werde und damit man zugleich, ohne von dem andringen -87 den Waſſer geſtört zu werden, in der Baugrube ungehindert arbei - ten kann. (Das in die Baugrube andrängende Grundwaſſer wird, wie wir geſehen haben, durch Auspumpen fortgeſchafft.) Fange - dämme beſtehen aus folgenden Vorrichtungen.

1) Bei geringer Gewalt des andrängenden Waſſers werden zur Abhaltung deſſelben nur kleine Wälle von Lehm oder Thon aufge - worfen und ſchichtenweiſe feſtgeſtampft, bis zu einer ſolchen Höhe, daß das außen ſtehende Waſſer dieſelben nicht überfluthen kann.

2) Bei etwas ſtärkerem Andrange werden 4 5 Zoll ſtarke Pfähle in 5 6 füßiger Entfernung mit der Handramme in den Bo - den geſchlagen. Quer vor dieſe Pfähle, nach der Waſſerſeite hin, werden Bretter auf einander vorgelegt und die Fugen mit Moos ꝛc. verſtopft. Alsdann macht man eine Lehm - oder Thonſchüttung nach Außen (nach dem Waſſer zu) und der Fangedamm iſt fertig.

3) Bei noch ſtärkerem Andrange des Waſſers oder ſtarker Strö - mung wird eine doppelte Pfahlreihe ſo eingerammt, daß ſie etwa 4 5 Fuß von einander (der Breite nach) entfernt ſind. Hinter dieſe Pfahlreihen werden wieder (wie in 2.) Bretter oder ſtarke Schaal - borten geſchoben, ſo daß ſie nach innen zu liegen. Alsdann wird zwiſchen den Bohlen fette Erde feſtgeſtampft, nachdem man die Fu - gen mit Moos ꝛc. verſtopft hat. Damit aber die Pfähle nicht aus - weichen können, werden Rähmſtücke oben nach den Längen des Fan - gedammes übergelegt und auf jedem Pfahle feſtgezapft. Quer über dieſe Rähme werden alsdann noch Holzzangen übergelegt und aufge - kämmt, ſo daß durch dieſe das Holzwerk geſpannt und feſtgehalten wird. Dieſe 3 Arten Fangedämme dienen nur dazu, die Baugru - be vor dem äußern Waſſer zu ſchützen.

4) Bei ſehr wichtigen Waſſerbauten (wie bei Gründung von Brücken ꝛc. ), welche Jahrelang dauern und einer großen Waſſerge - walt ausgeſetzt ſind, werden die Fangedämme aus doppelten Reihen von Spundwänden gebildet und ſo wie in (3) damit verfahren, d. h. ſie werden mit fetter Erde vollgeſtampft, es werden Rähme dar - auf und Holzzangen darüber gelegt.

Was die Anwendung der Roſte und Fangedämme betrifft, ſo verhält es ſich damit folgendermaßen:

Ein liegender Roſt wird angewendet, wenn das Erdreich ſo wenig Zuſammenhang hat, daß eingerammte Pfähle auch in gro - ßer Tiefe keine Feſtigkeit bekommen, und wenn außerdem der weiche Grund von gleichmäßiger Beſchaffenheit (alſo nicht ſtellen - weiſe hart und ſtellenweiſe weich) iſt.

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Jſt das Erdreich ſchlammig, ſo wird der liegende Roſt unmit - telbar oben auf gelegt und darauf gemauert, wenn man zuvor den Grund unterſucht hat, ob nicht große Steine oder andere Hinderniſſe vorhanden ſind, und dieſe weggeräumt hat.

Man muß bei einem liegenden Roſte das Mauer - werk immer rings herum gleichförmig aufführen, da - mit der Roſt nicht auf einer Seite zu ſchwer wird, ſich ſchief ſenkt und das Mauerwerk abgleite.

Das immer gleich hohe Aufführen der Mauern iſt demnach Hauptbedingung ſowohl bei den Umfaſſungsmauern als auch bei allen übrigen.

Je weicher der Boden iſt (je mehr er ſich alſo durch die Laſt des darauf ſtehenden Gebäudes eindrückt) um ſo breiter muß man den Roſt vor dem Mauerwerk vorſtehen laſſen. Ein Vorſprung des Ro - ſtes vor dem Mauerwerk von 2 Fuß bei ſehr weichem Boden, und von 1 Fuß bei minder weichem, würde für die meiſten Fälle genügen.

Da die vier äußern Ecken des Gebäudes den ſtärkſten Druck äußern (weil deſſen Vertheilung auf eine größere Fläche auf dieſen Punkten aufhört), ſo muß der Roſt auf dieſen Punkten noch mehr verbreitert werden, wie auch die Zeichnungen Fig. 27. und 28. zeigen.

Werden nun die Mauern auf einem liegenden Roſte immer in gleicher Höhe aufgeführt, ſo ſenkt ſich der liegende Roſt bei zuneh - mender Laſt gleichmäßig in die weiche Erdſchicht ein, ſo lange bis der weiche Boden ſo zuſammengedrückt iſt, daß er auch von unten herauf einer ferneren Senkung widerſteht. Da aber dies Einſinken auch nach der Aufführung der ganzen Mauerhöhe noch fortdauern kann, ſo muß man die Fundamentmauern etwas höher aufführen, da - mit das Gebäude nicht mit der Zeit zu tief einſinke, wovon merk - würdige Beiſpiele vorhanden ſind (namentlich in Potsdam). Haupt - bedingung iſt: Daß alles Holzwerk des Roſtes immer un - ter Waſſer liege. Es muß alſo der Belag des Roſtes minde - ſtens einen Fuß unter dem niedrigſten Waſſerſtande zu liegen kommen, und zwar aus folgendem Grunde.

Holzwerk was abwechſelnd der Näſſe und Trockenheit aus - geſetzt iſt, verfault unter jeder Bedingung in längerer oder kürze - rer Zeit.

Holzwerk was immer unter Waſſer liegt, wird endlich ſo hart wie Stein.

Legt man demnach den Roſt nicht unter den niedrigſten Waſ - ſerſtand, ſo liegt er vermöge des Steigens und Fallens des Grund -89 waſſers abwechſelnd trocken und naß, muß alſo nothwendig mit der Zeit verfaulen, was unmittelbar den Einſturz des darauf ſtehen - den Gebäudes zur Folge haben würde.

Jn Bezug auf die dem liegenden Roſte zu gebende Breite gilt Folgendes: Wenn eine beſtimmte Laſt auf eine größere Grundfläche vertheilt wird, ſo wird im umgekehrten Verhältniſſe jeder einzelne Theil der Grundfläche we - niger belaſtet werden. Das heißt, wenn bei einer beſtimmten Laſt ein doppelt breiterer Roſt (oder auch Grundmauer auf feſterem Boden) gelegt wird, ſo wird der Druck auf den Boden nur halb ſo groß werden.

Da aber der Boden bei einer darauf geſetzten Laſt nicht blos nach der Tiefe ſich zuſammendrückt, ſondern auch nach der Seite ausweicht (wie bei ſchwimmenden Körpern im Waſſer), ſo iſt dieſe Ausweichung nach der Seite beſonders in folgendem Falle ſehr zu be - rückſichtigen. Geſetzt man hätte in ſchlammigem Boden eine etwas feſtere Stelle gefunden, welche von ganz weichem Boden umgeben wäre und auch keine große Mächtigkeit beſäße; auf dieſe Stelle wollte man ein Gebäude ſetzen, ſo wird der Druck deſſelben den Boden nicht allein ſenkrecht, ſondern auch ſeitwärts preſſen. Wäre nun das feſtere Stück nach der Seite hin nicht breit genug, um dieſer Preſſung zu widerſtehen, ſo wird der feſtere Grund in den weicheren zur Seite gedrängt werden, wodurch leicht ein Einſturz des Gebäudes erfolgen könnte, wenn man dieſem Uebelſtande nicht durch einen Roſt, durch Befeſtigung des Seitengrundes, oder durch andere Gründungsarten, welche noch folgen werden, abgeholfen hätte.

Ein Pfahlroſt wird angewendet, wenn der Boden nicht gleichmäßig weich iſt, alſo keine gleichmäßige Senkung eines lie - genden Roſtes zu hoffen wäre.

Auf denjenigen Stellen wo der Boden ſehr weich iſt, würde man die Pfähle näher an einander rammen, als an den feſteren Stel - len, weil dadurch das Erdreich im Raume mehr eingeſchränkt, alſo feſter und tragbarer wird. Beſonders würde man zu dieſem Mittel ſchreiten, wenn die Pfähle nicht bis zu einer abſoluten Feſtigkeit an einzelnen Stellen eingerammt werden könnten.

Auch bei Pfahlroſten müſſen die Mauern möglichſt durchweg in gleicher Höhe aufgeführt werden, um einen gleichmäßigen Druck zu bewirken, obgleich es hierbei nicht ſo durchaus zu beobachten wäre, als es bei liegenden Roſten der Fall ſein muß.

Auch hierbei müſſen die Ecken des Gebäudes und aus gleichen90 Gründen wie bei dem liegenden Roſte, eine Verſtärkung durch die Verbreiterung des Roſtes erhalten.

Ein Pfahlroſt iſt die theuerſte Gründungsart, welche es giebt, weshalb man beſonders in neuerer Zeit, wo es nur irgend möglich war, dem liegenden Roſte, eben ſeiner größeren Wohlfeilheit wegen, den Vorzug gegeben hat.

Auch der ſtehende Roſt muß ſo tief gelegt werden, daß ſein Belag mindeſtens einen Fuß tief unter dem niedrigſten Waſſerſtande zu liegen kommt, und aus gleichen Gründen wie bei dem liegen - den Roſte.

Spundwände dienen nach dem Vorigen zuweilen zur Anfer - tigung von Fangedämmen bei ſehr wichtigen und langwierigen Waſ - ſerbauten, ſonſt aber hauptſächlich dazu, irgend ein Bauwerk, welches am oder im Waſſer liegt, davor zu ſchützen, daß ſein Untergrund (unter dem Fundamente) nicht ausgewaſchen werden könne. Auch die Oberkante des Rähmes, welcher die Spundwand oberhalb begränzt, muß mindeſtens einen Fuß tief unter dem niedrigſten Waſſerſtande liegen. Das Mauerwerk der Fundamente muß alsdann noch mit auf den Rähm oder Holm der Spundwand aufgelegt werden, damit die Laſt des Mauerwerks die Spundwand niederhalten hilft.

Gründung in Kaſten iſt noch anzuführen. Sie beſteht in folgendem: Soll bei einem reißenden Waſſer z. B. ein Brückenpfeiler gegründet werden, ſo wird ein hölzerner Kaſten von ſtarkem Zimmer - werk angefertigt. Den Boden bildet ein liegender Roſt, die Seiten - wände ſind ſo eingerichtet, daß man ſie beliebig erhöhen und ſpäter - hin abnehmen kann. Soll nun ein ſolcher Brückenpfeiler gegründet werden, ſo wird zuvörderſt der Grund im Waſſer möglichſt geebnet, alsdann bringt man den Kaſten auf das Waſſer über die Stelle wo der Pfeiler hinkommen ſoll, und legt ihn dort vor Anker. Alsdann beginnt man das Mauerwerk, worauf ſich der Kaſten um ſo tiefer zu ſenken anfängt, je höher man mauert, bis er endlich den Grund er - reicht. Wenn dies geſchehen, nimmt man die Seitenwände des Ka - ſtens ab und der Boden deſſelben, welcher ſich mit dem Mauerwerke in die Tiefe geſenkt hat, bildet nunmehr gleichſam den liegenden Roſt, worauf der aufgeführte Brückenpfeiler ruht.

§. 22. Gründung durch Sandſchüttungen.

Jſt ein Boden, auf dem gegründet werden ſoll, zu weich, als daß er Mauerwerk tragen könnte, und will man zugleich keinen Roſt der Koſten wegen anfertigen, ſo iſt das einfachſte Mittel, den weichen91 Boden durch eine Sandſchüttung dichter, folglich feſter, alſo trag - barer zu machen.

Man bedient ſich hierzu wo möglich eines ſehr groben Kies - ſandes, der ſo wenig wie möglich erdig oder gar lettig iſt. Je rei - ner der Sand und je gröber derſelbe, um ſo mehr wird er dem ge - wünſchten Zweck entſprechen; ſcharfkantiger Sand wird im Ganzen beſſer ſein als rundkörniger. Zur oberſten Schicht nimmt man dann feineren Sand zur Ausgleichung. Das Ganze beruht darauf, daß man auf dem weichen Boden eine hinlänglich dicke und breite Sandſchicht ſchüttet, damit ſie dem Drucke des aufzuführenden Gebäu - des widerſtehe, und beſonders auch nach der Seite hin nicht aus - weiche. Es muß alſo die Sandſchüttung nach allen Sei - ten hin bedeutend breiter werden, als das darauf zu errichtende Gebäude Flächenraum hat. Jn Gegenden am Meere, in der Nähe großer Ströme, wo vielleicht vielfach Baggerun - gen vorgenommen werden, kann man mit Vortheil die Baggererde zu Aufſchüttungen benutzen, wenn ſie viel Sand enthält und außerdem nicht zu muſchlig und ſchlammig iſt. Hier in Greifswald wurde vor einigen Jahren ein maſſiver Theerſpeicher ein Stockwerk hoch, über dem mittleren Theile mit einem hölzernen Aufbau, auf Sandſchüttung erbaut. Der Ort worauf er zu ſtehen kam war weicher Wieſengrund, auf dieſem war ſeit mehreren Jahren die Baggererde des vorbeiflie - ßenden Ryckgrabens gehäuft worden, ſo daß ſie, nachdem ſich dieſelbe geſetzt hatte, eine Dicke von etwa 6 Fuß betrug. Die Baggererde beſtand aus feinem Meeresſande, viel kleinen Muſcheln und Schlamm. Nichts deſto weniger hat ſich das genannte Gebäude gut gehalten.

Auf demſelben Terrain längs des Ryckgrabens ſtehen mehrere große aber leichte Gebäude, welche zur Heringsräucherei dienen, auf eben ſolcher ausgebaggerten Schüttung. Auch der Ballaſt, welchen die Seeſchiffe mitbringen und der häufig in grobem Kiesgerölle beſteht, kann mit Nutzen zu dergleichen Sandſchüttungen benutzt werden, da er in der Regel wohlfeil zu haben iſt.

Jm Jahre 1830 gründete der franzöſiſche Jngenieur Gauzence das Portal der Wache von Mouſſerolles zu Bayonne auf Sand - ſchüttung.

Der Boden, auf dem dieſes Portal errichtet werden ſollte, be - ſtand aus fettem, ſchlüpfrigen Lehm, der ſich auf eine bedeutende Tiefe erſtreckte; man hatte anfänglich vorgeſchlagen, eine große Platteforme aus Holz (liegenden Roſt) zur Aufnahme des Steinfundamentes zu legen; es wurde jedoch der Vorſchlag des Herrn Gauzence angenom -92 men und in Ausführung gebracht, was dadurch geſchah, daß der fette Lehmboden ungefähr drei Fuß tiefer, als der ſteinerne Unterbau zu liegen kommen, und an der Stelle wo eine Säule errichtet werden ſollte, ausgegraben wurde; dieſe 3 Fuß wurden mit Sand ausge - füllt, den man ſehr feſt in die ausgeſtochnen Oeffnungen einrammte. Ueber dieſen Sand wurden zwei Lagen Bruchſteinmauerwerk gelegt, und darüber eine Lage von behauenen Bauſteinen, welche die Unterlage bil - deten, auf welcher die Säule erhoben wurde. Bevor man die Säulen oberhalb beendigte, wurde eine derſelben zum Verſuche mit einem Gewicht von 20,000 Pfund beladen, wodurch gar keine bemerkbare Störung im Fundamente erzeugt wurde. Der Bau war im Oktober 1830 vollen - det, und auch noch bis jetzt hat ſich kein Sinken oder Verſchieben des Fundamentes bemerkbar gemacht, obgleich jede Säule ein Gewicht, das man auf 20,000 Pfd. annehmen kann, trägt. Eine Mauer deſſelben Wachthauſes, auf gewöhnliche Art gegründet, hat ſich bereits nicht unbedeutend geſenkt.

Dieſelbe Gründungsart auf Sandſchüttung iſt mit Erfolg bei einigen Feſtungsbauten in Bayonne befolgt worden, wo die zu er - richtenden Bauten auf weichem, nachgiebigen Boden zu ſtehen kom - men mußten.

Jm Jahre 1836 wurde eine Sandgründung von ungefähr Fuß Dicke, mit gleich befriedigendem Erfolge, für ein Bollwerk eines kleinen engliſchen Hafens ausgeführt. Für die Erbauung des Artil - leriearſenals in Bayonne wurde eine andere Art der Sandgründung angenommen. Der Boden beſtand gleichfalls aus ſehr fettem Lehm und Thon wie vorhin. Es war unmöglich einen Holzroſt hier an - zuwenden, denn einestheils iſt das Holz in dortigen Gegenden ſehr theuer, anderntheils dringt bei hohem Waſſerſtande eine Menge Waſ - ſer in den Boden und mußte dann auch das Fundament erreichen, wodurch die Holzpfähle oder Holzdecken ſchnell verfault wären; der Oberſt Durbach ſchlug daher vor: ſich der Pfähle, die man Sand - pfähle nannte, zu bedienen. Der Theil des Gebäudes der für die Schmiede beſtimmt iſt, iſt von viereckigen Pfeilern umgeben, die durch eine Mauer verbunden ſind; jeder Pfeiler, mit der Zimmerarbeit die er trägt, hat ungefähr ein Gewicht von 35 Tonnen oder 70,000 Pfd. Die Sandpfähle ſind ſo vertheilt, daß jeder nur ungefähr eine Laſt von 4000 Pfund zu tragen hat. Das Verfahren dieſe Sandpfähle anzulegen war folgendes: Man trieb in den Boden einen gewöhnli - chen Holzpfahl von ungefähr ſieben Zoll im Quadrat und Fuß lang, ſodann zog man denſelben wieder heraus und füllte das Loch,93 welches er gebildet hatte, nach und nach ſchichtenweiſe mit Sand, welcher feſt in das Loch lagenweiſe eingeſtampft wird. Alsdann wurde die Oberfläche des Bodens und dieſer Pfähle gut geebnet und das Mauerwerk darauf erbaut. Um die Holzpfähle herauszuziehen bediente man ſich einer gewöhnlichen Zugmaſchine mit Winde.

Jm Jahre 1833 wurde des Oberſt Durbach Verfahren in Pa - ris beim Bau des St. Martinkanals vom Jngenieur Herrn Mery, jedoch mit einigen Abänderungen befolgt. Der Grund, für den es benutzt werden ſollte, war ſehr oft vom Waſſer durchzogen, und ſehr ſtark davon durchdrungen, als man zur Arbeit ſchritt; der Sand hätte daher leicht weggeſpült werden können, man bediente ſich deshalb ſtatt deſſelben einer Miſchung von Mörtel und Sand (Béton), die aus $$\frac {1}{7}$$ hydrauliſchem Kalk und $$\frac {6}{7}$$ Sand beſtand. Dieſe Miſchung erhärtete ſehr bald, nachdem ſie an Ort und Stelle gelegt war.

Was den Sand betrifft den man für obige Zwecke im Allge - meinen empfiehlt, ſo iſt zu bemerken, daß er nur mittelmäßig fein, mög - lichſt gleichkörnig und nicht erdhaltig ſein ſoll. Man muß denſelben durcharbeiten und immer in Lagen von 8 9 Zoll Dicke aufgeben und feſtrammen, worauf es ſehr ankömmt.

Die Theorie, auf welcher der Widerſtand, den dieſe Sandgrün - dungen leiſten, beruht, iſt noch nicht bekannt; es iſt jedoch zu ver - muthen, daß der Druck ſich gleichmäßig ſowohl auf die Seiten, als auf die Unterlage des Grundes vertheile.

Daß die Gründung auf Sandſchüttungen bereits im Alterthume bekannt war, iſt außer Zweifel, und man hat nach neueren Unterſu - chungen ſtarken Grund zu glauben, daß ſelbſt die ungeheuren ägypti - ſchen Pyramiden, welche in dem ſchlammigen Nilthale ſich erheben, auf eine ähnliche Art gegründet ſind.

Jn Bayonne wurde im Jahre 1837 ein Militairhospital ge - baut, deſſen Fundamente auf einer drei bis vier Fuß hohen Schicht von Sand, die auf den dort liegenden tiefen Moorgrund gebracht, und dadurch dicht wurde, daß man ſo viel Waſſer auf die Sandſchicht laufen ließ, als ſie einzuſaugen fähig war. Man erhielt nun, nachdem dieſe Sandlage ausgetrocknet war, einen zuſammenhängenden und ſteinartigen Grund, auf dem man, mit Er - ſparung von Pfahlgründungen, das Gebäude erbaute.

§. 23. Gründung mit Gußmörtel (Béton).

Unter Gußmörtel wird eine Art Mörtel verſtanden, die haupt - ſächlich aus magerem Kalke, Puzzolane oder einem anderen Cement,94 und aus Sand beſteht (ſiehe §. 16 g.), welcher Miſchung noch Stein - brocken beigemengt werden, die größer oder kleiner ſein müſſen, je nach der Anwendung des Bétons zu Grundwerken bei Waſſerbauten, oder zu Mauern gewöhnlicher Wohnhäuſer. Jn Jtalien nämlich, im Römiſchen, hauptſächlich aber im Venezianiſchen, wird eine Art Béton, unter dem Namen Terazzo, häufig zu Fußboden der Zimmer, zu Ter - raſſen im Freien ꝛc. verwendet. Dieſer Terazzo iſt eine Erfindung der alten Römer (deren ſchon Vitruv erwähnt). Der Béton hat die Ei - genſchaft an der Luft ſchnell zu erhärten und mit der Zeit, beſonders unter Waſſer und an feuchten Orten immer feſter zu werden. Man kann die größten Blöcke aus der Maſſe des Béton, ja Waſſerbehälter (Baſſins) und dergleichen gießen, auch ganze Fundamentmauern daraus fertigen, ſo wie ſich, wenn ſehr feiner Sand und kleine Steine dabei gebraucht werden, ein ſehr gut ausſehendes Mauerwerk damit fertigen läßt. Wird der Béton zur Gründung verbraucht, ſo beruht ſeine An - wendung auf ganz ähnlichen Grundſätzen, wie wir eben bei der Sand - gründung gezeigt haben. Die Hauptſache, worauf es ankommt, iſt folgende: Bei weichem Grunde, wo man der größeren Koſten wegen kei - nen Pfahlroſt oder liegenden Roſt anbringen kann oder will, macht man ein Bétonfundament, welches, wenn es erhärtet iſt, eine Untermaue - rung des darüber ſtehenden gewöhnlichen Mauerwerkes, gleichſam aus einem einzigen großen Steine gebildet, darſtellt. Der Béton iſt ver - möge ſeiner Zuſammenfügung feſter und ſchwerer als die Sandſchüt - tung. Ebenfalls ſind alle dieſelben Rückſichten dabei zu nehmen, wel - che wir ähnlich bei den Roſten und der Sandſchüttung bemerkt ha - ben: nämlich hinlängliche Dicke der Bétonlage, hinlängliche Breite derſelben und hinlängliche Verſtärkung der Eckpunkte des Gebäudes, um namentlich dieſe gegen das Einſinken in den weichen Grund zu ſchützen.

Ferner iſt es einleuchtend, daß je mehr innere Abtheilungen ein Gebäude hat, je kleiner alſo deſſen Fundamenträume werden, um ſo leichter wird wegen der im Ganzen dadurch verbreiterten Grundfläche das Bauwerk getragen werden, und um ſo weniger brauchen verhält - nißmäßig die einzelnen Grundmauern und die dazugehörige Bétonun - terlage verbreitert zu werden.

Umgekehrt, je weniger das Bauwerk innere Abtheilungen hat (wenn es z. B. nur aus 4 großen und ſchweren Ringmauern beſtünde), um ſo breiter würde der Bétonguß werden müſſen, um die darauf ru - hende Laſt gegen das Einſinken zu ſichern, und um ſo mehr müßte der Bétonguß an den Ecken aus demſelben Grunde verbreitert werden.

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Um das Ganze anſchaulicher zu machen, laſſen wir beiſpiels - weiſe das Verfahren folgen, welches in der Wiener Bauzeitung (Jahrg. 1837. S. 199) beſchrieben, und über die in Straßburg aus - geführte Gründung einer Kaimauer mitgetheilt iſt. Man ſehe zugleich Taf. I. Fig. 26.

Um die Kaimauer ſelbſt herzuſtellen, benutzte man für deren Gründung die in den letzten Jahren ſo vielfältig angewendete Béton - conſtruction, und verfuhr dabei in folgender Art. Man ſchlug in der ganzen Länge der Kaimauer Spundpfähle (a.) ein, welche theils (we - gen der Härte des Untergrundes) mit eiſernen Schuhen verſehen, theils (wo der Boden weniger feſt war) blos zugeſpitzt waren. Dieſe Pfähle brachte man 2 Meter (etwa 6 Fuß) tief in den Grund, und ſchlug einen dicht neben den andern. Hierauf wurde mit eiſernen Schaufeln der Grund auf 0,70 Meter (etwa 2 Fuß) unter dem Scheitel der Pfähle, in der aus der Zeichnung bei b. erſichtlichen Form heraus - gehoben, und eine Miſchung von Mörtel aus 30 Theilen Waſſerkalk (hydrauliſchem Kalk), 25 Theilen Ziegelmehl, 45 Theilen Sand, 40 Theilen Kies in der Größe von Eiern und 40 Theile Bruchſteinbrocken angewendet (alles körperlich gemeſſen, nicht nach Gewichtstheilen).

Der Béton, welcher zu dieſem Bau verwendet wurde, iſt auf folgende Art bereitet worden.

Der Platz, auf welchem das Einlöſchen geſchieht, iſt ein ge - diehlter Boden, um alle Miſchungsverhältniſſe genau beobachten zu können, und auf dieſem Boden wird auch der Mörtel mittelſt der Kalkhacke mit dem Sande vermiſcht und umgewendet; eben ſo ge - ſchieht daſelbſt die Vermiſchung mit den Steinen. Man hält eine Miſchung von

für die beſte. Dies giebt zuſammen nur 1,55 Cubikmeter Mörtel, und da derſelbe beim Erhärten nicht ſchwindet, eben ſo viel feſte Maſſe. Um dieſe Quantitäten genau abmeſſen zu können, bedient man ſich hölzerner Kaſten ohne Boden, die einen Meter (= 3 × 3 Fuß = 9 Fuß) im Flächeninhalt, und die erforderliche Höhe von 0,30 Meter (= 11 Zoll ohngefähr) oder 0,80 Meter (= 28 Zoll) zur Höhe haben. Dieſe werden auf den Boden geſetzt, zuerſt der Sand eingeſchüttet, geebnet und das Maaß emporgehoben, ſo daß man die genaue Quantität des erforderlichen Sandes hat. Dieſer Sand wird dann ſo ausgebreitet, daß er eine Kreisfläche von etwa 1 Meter96 (= 3 Fuß) Durchmeſſer bildet, jedoch in der Art, daß die innere Fläche, worauf der Kalk zu liegen kommt, eine ganz dünne Lage bil - det. Von dem übrigen Sande wird dann im Umfange des Kreiſes ein Damm gemacht. Nachdem man die 0,30 Meter Kalk ebenfalls abgemeſſen hat, bringt man die ganze Quantität auf die dünne Bet - tung von Sand im Jnnern des Dammes, bildet davon einen abge - ſtumpften kegelförmigen Haufen, und bedeckt die ganze Oberfläche deſ - ſelben mit Sand, den man als Damm in dem Umkreiſe des Kreiſes aufgehäuft hat. Sodann werden mit einem zugeſpitzten Stabe von etwa Zoll Dicke verſchiedene Löcher in dieſen Haufen gemacht, die mehrentheils ſenkrecht bis auf den Boden gehen, und in dieſe wird Waſſer hineingegoſſen. So wie ſich das Waſſer in denſelben verzogen hat, füllt man ſie wieder mit Sand an, und läßt nun die ganze Maſſe unter dem Sande ſich löſchen, oder vielmehr abdampfen. Die Quantität Waſſer, welche zum Löſchen der gegebenen Menge Kalk gehört, iſt nicht beſtimmt, da dies auch von der Menge Feuchtigkeit abhängt, die der Kalk ſchon aus der Luft angezogen hat; es iſt in - deſſen leicht zu erfahren, ob man genöthigt iſt, noch Waſſer nachzu - gießen, nachdem der Kalk kein Zeichen innerer Bewegung mehr von ſich giebt, da man nur mit dem Stabe hineinzuſtoßen und zu fühlen braucht, ob ſich noch harte Stücken darin befinden. Die Dauer in der ein ſolcher Haufen gelöſcht iſt, währt 12 bis 20 Stunden, und nach Verlauf dieſer Zeit wird ein Theil deſſelben, oder die Hälfte auf dem Boden ausgebreitet, und 4 bis 5 Mal auf dem Diehlenbo - den umgewendet und mit der Hacke umgearbeitet, ſo daß der Sand mit dem Kalk ſich gehörig vermiſcht. Braucht man eine größere Quantität, ſo wird auch der übrige Haufen auf dieſelbe Weiſe bear - beitet, darf jedoch nicht länger als etwa zwei Tage unverbraucht oder unvermiſcht ſtehen bleiben. Dann mißt man die 0,80 Meter Kieſel ab, und arbeitet dieſe ebenfalls 2 bis 3 Mal mit dem Mörtel um, wonach er zum Verbrauch fertig iſt. Es iſt gut den ſo angefertigten Béton gleich zu verbrauchen, jedoch ſchadet es ihm nichts wenn er 1 bis 2 Tage liegen bleibt. So blieb z. B. wegen ungünſtiger Wit - terung eine Quantität Béton 2 Tage lang liegen, der ſchon eine etwas harte Kruſte bekommen hatte; da er jedoch einige Meilen weit gefahren werden mußte, ſo hatte die Bewegung ihn wieder ſo durch - gearbeitet, und die vielleicht noch nicht gelöſchten Theile ſo vollkom - men aufgelöſet, daß er ſich vortrefflich verarbeiten ließ und ein aus - gezeichnetes Reſultat lieferte. Was die Materie ſelbſt betrifft, ſo wird der ſchwarze Kalk einige Stunden weit von Straßburg gebrochen und97 gebrannt, und kommt in dieſem Zuſtande in die Hände der Maurer, die ihn jedoch mit (trocknem) Sande bedecken, damit er keine Feuch - tigkeit aus der Luft einſauge; es verſteht ſich daß er unter einem Dache liegen muß. Zum Sande nimmt man gern ſcharfen, groben Sand, der, wenn er Humustheile enthalten ſollte, geſiebt werden muß. Was die Steine betrifft, ſo nimmt man zwar abgerundete Flußkieſel, von etwa ½ Cubikzoll groß, jedoch ſind dieſe am wenigſten gut und alle ſcharfen polygonartigen Körper vorzuziehen. Dann hat man be - ſonders zerſchlagne Feldſteine oder auch Stücke von rothem Sandſtein, der auch viele Ecken beim Zerſchlagen bekommt, in verſchiedenen Grö - ßen von ½ bis 2 und Cubikzoll; eben ſo kann man zerſchlagene Ziegel nehmen.

Einige ſind der Meinung, daß die obenerwähnte Miſchung zu wenig Kalk enthalte, und miſchen daher 0,35 bis 0,40 Meter Kalk, 0,70 Meter Sand und 0,80 Meter Steine. Andere halten diejenige Miſchung für die beſte, wo ſtatt 0,70 nur 0,35 Meter Sand und 0,35 Meter klein geſtoßene Ziegel, welche jedoch nicht ſtark ge - brannt ſein dürfen, genommen werden. Der Jngenieur Herr Legrom läßt ſolche Ziegel für ſeine Bauten eigens zu dieſem Behufe brennen. Die zerſchlagenen Steine müſſen übrigens auch durch ein Sieb gewor - fen werden, um ſie von Staub und Pulver zu befreien.

Der Gußmörtel erhärtet, nachdem er 8 bis 10 Tage unter Waſſer ſteht ſo, daß das Bauen darauf fortgeſetzt werden kann.

Bevor aber weiter darauf gebaut wird, iſt es nöthig die Bé - tonlage zu ebenen, und wenn die Ebene derſelben tiefer ſein ſollte, als der gewöhnliche Waſſerſtand, ſo daß man nicht im Trocknen ar - beiten könnte, ſo werden die Pfähle (a) weiter von der Mauer ein - geſchlagen, etwa bei a′. und ſo hoch gelaſſen, daß ſie noch etwas über dem höchſten Waſſerſpiegel vorragen. Es wird nun eine Abſchrägung von Béton wie bei c. und auf dieſe Weiſe ein Kaſten gebildet, aus welchem das Waſſer ausgepumpt werden kann. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß, um den Kaſten zu bilden, oberhalb und unterhalb der Strecke, wo man ſo eben bauen will, Dämme von Béton oder we - nigſtens von Thon aufgefüllt werden. Aus der Zeichnung geht die übrige Conſtruction der Kaimauern hervor. Dieſe wurden im Niveau der Straße mit großen Sandſteinplatten (d.) belegt.

Das Aufführen der Kaimauern zu Straßburg wird nach den Plänen des Architekten Herrn F. Fries und unter deſſen ſpezieller Lei - tung beſorgt.

Man hat auch künſtliche Quaderſteine aus Béton gefertigt, je -Menzel, der praktiſche Maurer, 798doch mußte die Arbeit damit natürlich theurer werden als bei Guß - werk allein.

Was nun die Anfertigung der Bétonmauern ſelbſt betrifft, ſo können zwei Fälle dabei eintreten. 1) Entweder es befindet ſich über der zu fertigenden Bétonſchüttung Waſſer, oder 2) die Baugrube iſt frei von Waſſer. Jm erſten Falle werden Kaſten angefertigt etwa 3′ lang 2′ breit 1′ hoch, welche ſo eingerichtet ſind, daß ihr Boden ſich leicht nach unten öffnen läßt. Jn dieſe Kaſten wirft man den ferti - gen Bétonmörtel, bringt die Kaſten auf das Waſſer und leert ſie über der Stelle wo der Béton zu liegen kommen ſoll, welcher hinun - terfällt und ſich auf der Stelle etwas ausbreitet, wo er zu Grunde gebt. So fährt man fort bis die Schicht die gehörige Länge und Dicke hat. Jſt die Baugrube waſſerfrei, ſo wird der Bétonmörtel zwar mittelſt eben ſolcher Kaſten nach der gehörigen Stelle gebracht, es iſt aber alsdann leichter ihm die erforderliche regelmäßige Geſtalt zu geben, wobei bedeutend an Material geſpart wird.

Waſſerbehälter (Baſſins) werden in gleicher Art aus Bé - ton gefertigt. Ein Waſſerbehälter im naturhiſtoriſchen Muſeum zu Paris wurde auf folgende Art hergeſtellt:

Ein Waſſerbehälter, beſtimmt die 12 Zoll Brunnenwaſſer auf - zunehmen, welche von der Stadt dem Muſeum bewilligt worden ſind, iſt vor dem Eingange gegenüber erbaut worden, der vor Kurzem auf dem Platz de la pitié eröffnet worden iſt. Er iſt auf dem Scheitel - punkte des Gartens angelegt und beſteht aus 2 mit 5 Meter (= 15 Fuß) Zwiſchenraum vom Boden übereinandergeſetzter Becken. Das obere Becken enthält 36,000 Litres Waſſer (1 Litre = 1⅖ preuß. Maaß Eimer) und das untere 17,000 Litres, nämlich die bewilligte Menge für beinahe 3 Tage. Er iſt ganz von Béton conſtruirt, und bildet ſo zwei große Gefäße aus einem einzigen Block von ſehr gro - ßer Feſtigkeit (die Wiener Bauzeitung Jahrg. 1837. S. 288 giebt eine Zeichnung davon). Es wurde zu dieſem Waſſerbehälter der künſt - liche Kalk des Herrn Marief angewendet, und zwar 12 Theile davon zu 100 Theilen Sand und Kieſel. Der Mörtel wurde in Formen geworfen, welche durch gut geſtampfte Gruben, von 20 Centimeter Dicke (= 4 5 Zoll) zu dieſem Zwecke zubereitet waren. Nach 6 Stunden war die Feſtigkeit des Mörtels ſo groß, daß man mit Schub - karren darauf fahren konnte. Nachdem man einen Winter vorüber - gehen ließ, hat man die Oberfläche mit einem Ueberzuge von geglät - tetem Mörtel bedeckt, und zweimal mit Stearinſäure eingelaſſen (eine wachsähnliche Subſtanz aus Unſchlitt, woraus man auch Lichte macht). 99Dieſe Maſſe hat alle Sprünge verhindert, welche ſich ohne dieſe Vor - ſicht gezeigt haben würden. (Ein Mehreres hierüber findet man in dem Werke von Rohault, welches die Bauwerke des naturhiſtori - ſchen Muſeums zu Paris beſchreibt, und welches mit deutſchem und franzöſiſchem Text in der artiſtiſchen Anſtalt von F. Förſter in Wien, und in Leipzig durch K. F. Köhlers Buchhandlung zu be - ziehen iſt. Auch Crelles Journal I. Bd. III. Heft.)

Von den Bétonfußböden, Terazzi, wird bei den Fußbö - den weiter die Rede ſein.

Als eine ſehr gute Miſchung zu Bétonguß (bei Fußböden) wird folgende empfohlen: Der hydrauliſche Kalk wird auf einer Reibemühle zu Staub gemahlen; ſodann miſcht man 3 Theile von dieſem, 2 Theile roh und grob gemahlne Eiſenſchlacken, 2 Theile grob gekörntes Zie - gelmehl, 1 Theil gemahlne Marmorſtücken mit 2 Theilen grobem Flußſande. Dieſe Miſchung wird mit gekochtem warmen Waſſer an - gefeuchtet und aufgehäuft. Wenn alles in größter Hitze gährt, wird das Gemiſch wieder auf die Reibemühle gebracht, und mit heißem Waſſer zu einer ſtarken, groben aber zähen Maſſe aufgelöſt und ſo verbraucht.

§. 24. Gründung mit Steinſchüttungen.

Bei Waſſerbauten kommt es namentlich bei Brücken -, Deich -, Wehr - und Hafenbauten ꝛc. vor, daß man unter dem Waſſer ein Fun - dament von möglichſt großen, ſchweren Steinen ſchüttet, welche das Waſſer nicht leicht bewegen kann, und auf dieſe Steinſchüttungen als - dann die beabſichtigten Bauwerke ſetzt. Es leuchtet ein, daß dieſe Steinſchüttungen vermöge ihrer Unregelmäßigkeit nicht ſo gut ſein können als z. B. Bétonmauern, allein ihre verhältnißmäßig viel grö - ßere Wohlfeilheit verurſachte von den älteſten Zeiten her ihre An - wendung.

Man braucht die Steinſchüttungen auch vor Mauern im Waſ - ſer, vor Brückenpfeilern ꝛc., um die Gewalt des Waſſers zu brechen.

Auch in Verbindung mit ſogenannten Senkſtücken kommen ſie vor. Unter Senkſtück verſteht man aus Faſchinen gebildete Pack - werke, welche mit Steinen beſchwert in die Tiefe des Waſſers geſenkt werden, um darauf Waſſerwerke, Buhnen, Deiche, Dämme ꝛc. zu grün - den. Es iſt hierbei Bedingung wie bei den Holzroſten, daß die Senkſtücke immer vom Waſſer bedeckt liegen müſſen, weil ſie bei ab - wechſelnder Trockenheit und Näſſe bald verfaulen müßten.

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Ein Mehreres über Steinſchüttungen und Senkſtücke findet man in jedem größeren Werke über Waſſerbau.

§. 25. Gründung auf Brunnen oder Pfeiler.

Jn Städten wo man bei Privatbauten keinen Pfahlroſt ram - men darf, weil dadurch die Nachbarhäuſer leiden würden; oder wenn man ſowohl Pfahlroſt als liegenden Roſt noch zu koſtſpielig findet, gründet man oft auf eingeſenkte Brunnen. Findet ſich der feſte Baugrund erſt in einer beträchtlichen Tiefe, und trifft man ſchon frü - her auf Grundwaſſer, welches auszuſchöpfen zu koſtſpielig ſein würde, ſo iſt die Gründung auf Brunnen ebenfalls zu empfehlen, wenn der feſte Baugrund nicht über 18 bis 20 Fuß tief liegt. Taf. II. Fig. 29. bis 37. zeigt den Grundriß einer ſolchen Anlage an dem Gie - belende eines Gebäudes. Fig. 29. aa. iſt ein Kranz, welcher aus doppelten zölligen Brettern mit eiſernen Nägeln in der Art zu - ſammengenagelt wird, daß die Köpfe derſelben, wie aus der Zeichnung erſichtlich, abwechſeln.

Wenn das weiche Erdreich 6 7 Fuß an der beſtimmten Stelle des Brunnens ausgegraben worden iſt, ſo wird gedachter Kranz wa - gerecht gelegt, und mit den Mauern des Brunnens von gewöhnlichen (beſſer aber von keilförmig geſtrichenen) Steinen in Kalkmörtel der Anfang gemacht. Fig. 30. bei bbb. Jſt der Brunnen 5 6 Fuß aufgeführt, und man will zum Senken deſſelben ſchreiten, ſo wird das Mauerwerk nach Fig. 31. mit dünnen Brettern c. und einem Taue d. geſchient (wie ſolches auch im Grundriſſe in Fig. 32. zu bemerken iſt), um bei dem Senken, wenn ſolches, wie es öfters der Fall iſt, nicht in ganz ſenkrechter Richtung von Statten geht, das Verſchieben und Auseinanderdrängen der Steine zu vermeiden. Nun - mehr wird das Waſſer, welches ſich im Brunnen geſammelt hat, ausgeſchöpft und mit dem Senken der Anfang gemacht. Das unter dem Kranze vorhandene Erdreich wird nach Erforderniß mit einer Hacke oder mit einem Stoßeiſen, wie die Brunnenmacher gebrauchen, losgeſtoßen, oder mit einem Spaten innerhalb des Umkreiſes des Kranzes 1 bis Fuß tief ausgegraben, und der Brunnen ſinkt, ſobald ihm die Unterſtützung genommen, bis auf den noch beſtehen - den Boden hinab. Auf dieſe Art fährt man mit dem Senken ſo lange fort, bis der Kranz den feſten Boden erreicht hat. Hierbei iſt aber zu bemerken, daß wenn der geſchiente obere Theil ſo weit hinunter gekommen iſt, daß er vom Erdreich umſchloſſen wird, die Schienen abgenommen, und wieder um den höher aufgemauerten101 Theil des Brunnens angelegt werden. Wenn der Brunnen den fe - ſten Boden erreicht hat, ſo wird ein auf 2 Latten genagelter runder Boden von zölligen Brettern, Fig. 29 f. und Fig. 32 f., in den - ſelben hinuntergelaſſen, und mit einigen großen Steinen beſchwert, damit ihn das Waſſer nicht wieder in die Höhe heben kann, und dann werden einige Karren feiner Kalk und Mauerſchutt darauf ge - worfen. Dieſer feine Schutt wird ſich durch die Oeffnungen des Bodens drängen, und wie in Fig. 33. bei gg. zu ſehen, alle vor - handenen Zwiſchenräume ausfüllen, nachdem wiederum einige Karren Mörtel und einige Karren Steine hineingeworfen worden. Die Steine müſſen aber nicht zu groß ſein, weil ſonſt Zwiſchenräume entſtehen, und das Ganze nicht die gehörige Feſtigkeit erhalten würde. Jſt auf dieſe Art der Brunnen ausgefüllt, und, ſobald man über dem Grund - waſſer bequem arbeiten kann, ordentlich ausgemauert (ſo daß die letzte Lage wie bei k. Fig. 33. einige Zoll über der Brunneneinfaſ - ſung erhoben bleibt, um für das Zuſammenſetzen der Ausfüllung einigen Spielraum zu laſſen); dann wird der Brunnenpfeiler unge - fähr Fuß hoch, nach dem Profil Fig. 33 i. und dem Grund - riſſe Fig. 34., mit großen Steinen übermauert. Auf dieſer Lage wird (Fig. 35 k.) das Mauerwerk eingezogen, und die Pfeiler werden als Fundamente zu den Bögen bis 2 Fuß hoch aufgeführt und ab - geglichen. Nunmehr werden die Lehrbogen II. (Fig. 33. und 35.) auf die Ecken der Pfeiler (Fig. 33.) bei m. aufgeſtellt, welche, wie es ſich von ſelbſt verſteht, hierauf wieder weggenommen werden. Als - dann wölbt man die Bogen nn., auf welchen ſpäter das Fundament zu dem zu erbauenden Gebäude aufgeführt wird. Die Stärke der Bögen richtet ſich nach der zu tragenden Laſt, ſo wie hiernach auch die Weite der Brunnenpfeiler im Lichten. Die Entfernung der letz - tern wird wieder nach dem Zweck des zu errichtenden Gebäudes be - ſtimmt; doch werden ſie gemeiniglich unter die Pfeiler oder Schäfte des Gebäudes, wie der Grundriß Fig. 37. zeigt, angeordnet; auch iſt es gut, bei freiſtehenden Gebäuden außerhalb der Ecken, Brunnen, wie eben dieſer Grundriß zeigt, und nach dem Durchſchnitt Fig. 36. Stre - bebögen darauf anzubringen.

Zuweilen dringt das Grundwaſſer ſo ſtark zu, daß die Aus - ſchöpfung unmöglich wird. Die Ausmauerung kann aber deſſenunge - achtet ſtattfinden, indem man den eingeſchütteten Mörtel und die klei - neren Steine mit langen Stangen fleißig umrührt, und mit eben die - ſen Stangen die Steine nachher zuſammenſtampft, um abwechſelnd für die größeren Steine gerade Lager zu verſchaffen, deren Zwiſchen -102 räume wieder durch das Umrühren der kleinen Steine und durch den Mörtel gehörig ausgefüllt werden.

So viele und mancherlei Ueberlegungen und Vorſicht die An - wendung der ausgemauerten Brunnen bei großen und ſchweren Ge - bäuden, beſonders aber bei Waſſerbauten, nach den bereits beigebrach - ten Bemerkungen erfordern möchte; ſo iſt doch gewiß anzunehmen, daß die Bauart in gewöhnlichen Fällen und bei leichtern maſſiven und hölzernen Gebäuden von 2 3 Stockwerken nach den vorhandenen Beiſpielen eine weitere nützliche Anwendung finden kann, bis eine län - gere Erfahrung größere Fortſchritte ſichert.

Eine Hauptbedingung wird aber immer bleiben, daß dieſe Grün - dung nicht anders als unter den Augen eines thätigen, und auf die ſolide Ausführung unabläſſig wachenden Mannes geſchehen muß.

Jm Ganzen genommen koſtet ein auf Brunnen gegründetes Fundament etwa nur den dritten Theil von dem, was eine bis auf den feſten Grund gehende volle Mauer gekoſtet haben würde.

Wenn man die Brunnen in einem mit Waſſer angefüllten Schachte verſenken will, ſo wird das Mauerwerk über dem Waſſer - ſpiegel auf einen Roſt gelegt, Taf. II. Fig. 43. und 43 A., und nach und nach, ſo wie das Mauerwerk wächſt, in die Tiefe verſenkt, wo - bei es ſelbſt immer in ſenkrechtem Stande erhalten werden muß. Die Kraft womit das Mauerwerk gehalten werden muß, iſt gleich ſeinem Gewichte, weniger dem Gewichte desjenigen Waſſers, deſſen Stelle der eingeſenkte Mauerkörper einnimmt. Eine Vorrichtung zur Ver - ſenkung zeigen die beiden Figuren. Der Roſt iſt an 4 Seilen aaaa., die hinlänglich ſtark ſein müſſen, befeſtigt. Oben werden Winden oder andere Vorrichtungen angebracht. Dieſe Seile müſſen gleichmäßig an - geſpannt und nachgelaſſen werden, ſo wie die Mauerung außer Waſ - ſer höher aufgeführt wird.

Jſt der feſte Grund nicht über 8 bis 12 Fuß tief zu ſuchen, auch der Andrang des Waſſers nicht bedeutend, ſo pflegt man ſtatt der Brunnen auch nur viereckige Pfeiler von gewöhnlichem Ziegel - mauerwerk aufzuführen, darüber Bogen zu ſpannen, wie vorhin, die Bogen oben wagerecht abzugleichen und darauf das Gebäude zu ſetzen.

Jſt der Grund zwar tief, aber die Gründungsſchicht feſt und wenig Waſſer zu überwältigen, ſo kann man mit großem Nutzen eine ſolche Pfeilerſtellung anwenden, welche oben mit Bogen überwölbt und unten mit umgekehrten Bogen ausgewölbt ſind, ſo daß ſich auf dem unterſten Grunde ein durchgehendes Mauerſtück, durch die umgekehrten Bogen gebildet, befindet, ſo daß alſo in dieſem Falle103 der Untergrund nicht durch die einzeln ſtehenden Flächen der Pfeiler oder Brunnen gedrückt wird, ſondern durch eine fortlaufende Mauer - fläche, welches unſtreitig beſſer und ſichrer iſt.

Allgemeine Betrachtungen über die Gründungen.

  • 1) Jſt der Baugrund Felsboden, ſo iſt er, wenn keine Höhlungen vorhanden ſind, der ſicherſte, feſteſte und unveränderlichſte, auch fin - det dabei ein Einſinken des Gebäudes auf keinerlei Weiſe ſtatt.
  • 2) Jſt der Baugrund eine feſte Erdſchicht, Steingeröll, grober Kies, trockner Lehm oder Thon, trockner feiner aber mächtiger Sand, ſo iſt das Einſinken des Bauwerkes höchſt unbedeutend, auch braucht man mit den Fundamenten nur 3, höchſtens 4 Fuß tief in die Erde zu gehen, um den äußern Einwirkungen der Witterung zu begegnen.
  • 3) Bei weichem Boden pflegt man Roſte (liegende oder ſtehende) an - zuwenden, jedoch müßten ſie aus doppelten Urſachen nur im äu - ßerſten Nothfalle gebraucht werden; erſtens weil ſie theurer ſind als alle übrigen Gründungsarten, und zweitens weil der allgemeine Holzmangel es wünſchenswerth macht, das ſtarke und lange Bau - holz, was namentlich zu den Pfahlroſten erforderlich iſt, lieber zu andern Zwecken zu benutzen. Früher, wo man noch Holz im Ueberfluß zu haben glaubte, baute man gewöhnlich Pfahlroſte. Venedig, Amſterdam, Washington ſtehen ganz auf Pfahlroſten, der Gründung unzähliger anderer Stadttheile und einzelner Ge - bäude in allen Theilen der Erde nicht zu gedenken. Es müſſen alſo ganze Wälder von ungeheuerem Umfange dazu verbraucht wor - den ſein. Deshalb kann den Baumeiſtern nicht genug empfohlen werden, mehr die Sandſchüttungen, den Béton und die Gründung auf Brunnen und Pfeiler zu verwenden, als ſich der Holzroſte zu bedienen.

Dritte Abtheilung. Die verſchiedenen Arten des Mauerwerks, deren Zuſam - menfügung, gute und mangelhafte Eigenſchaften.

§. 26. Allgemeines.

Eine Mauer iſt derjenige aus Baumaterial zuſammengefügte Körper von beſtimmter Länge, Breite und Höhe, welcher zur Abſchei - dung einer gewiſſen Räumlichkeit dient.

Mauerwerk iſt eine Maſſe, aus welcher die Mauer beſteht.

Jſt das Mauerwerk nicht durch die ganze Mauer durchgehend vorhanden, ſondern nur als Ausfüllung von in Holz verbundenen Fächern zu betrachten, ſo heißt der Körper eine Wand.

Wir können viererlei Hauptarten Mauerwerk unterſcheiden.

  • 1) Solches wo die Mauer aus großen unregelmäßigen oder regel - mäßigen Steinblöcken beſteht, und wobei kein Mörtel zur Verbindung angewendet iſt.
  • 2) Solches wo die Mauern aus irgend einem weichen Material zuſammengeſtampft oder geſchlagen werden.
  • 3) Solches wo die Mauern aus Gußwerk beſtehen und in For - men gegoſſen werden.
  • 4) Solches wo einzelne regelmäßig geformte Steine, gebrannt oder ungebrannt, durch verſchiedenartigen Mörtel zu einem feſten Kör - per verbunden werden.

Bei denjenigen Mauern, welche aus einzeln zuſammengefügten Steinen beſtehen, ſie mögen mit Mörtel verbunden ſein oder nicht, iſt der ſogenannte Verband die Hauptbedingung der Feſtigkeit des Mauerwerks. Der Steinverband iſt diejenige Art ihrer Uebereinanderſchichtung, wo die Seitenfugen einer Schicht nie auf die Seitenfugen der nächſt unteren Schicht treffen, ſondern wo mög - lich auf die Mitte der Steine derſelben.

Man denke ſich Steine von regelmäßiger Form (Ziegeln oder Lehmſteine) ſo auf einander geſchichtet, daß die Seitenfugen alle in ſenkrechter Linie über einander treffen, ſo werden bei ein Stein Stärke einer ſolchen Mauer, nur vereinzelt ſtehende Körper der Höhe nach105 entſtehen, welche durch die geringſte Gewalt leicht umgeſtoßen werden können und, bei großer verhältnißmäßiger Höhe, auch wohl von ſelbſt umfallen werden. Die Steine liegen in dieſem Falle nicht im Ver - bande.

Denkt man ſich dieſelbe Mauer ſo eingerichtet, daß die Seiten - fugen nach ſenkrechter Linie nicht auf einander treffen, ſondern im Verbande liegen, ſo wird die Mauer eine ungleich größere Feſtig - keit haben, und dieſe eben wird durch den Mauerverband bewirkt. Den Verſuch kann man leicht mit Ziegeln (oder auch mit kleinen höl - zernen Bauſteinen) machen.

Ob die Steine dabei mit Mörtel verbunden ſind oder nicht, gilt für die Wahrheit dieſes Satzes gleich; denn wenn der Mörtel noch naß iſt, wird ebenfalls eine geringe Kraft im Stande ſein eine Mauer ohne Verband umzuſtoßen, und wenn der Mörtel auch ſchon gebunden hätte, ſo wird bei einer Mauer ohne Verband eben nur die Bindekraft des Mörtels Widerſtand leiſten, nicht aber der Verband der Steine ſelbſt. Es würde demnach auch eine ſo aufgeführte Mauer nur eine ſchlechte Haltbarkeit haben. Es er - hellt zugleich hieraus, daß der ſogenannte Verband der Steinfugen nicht blos nach der Höhe der Mauer, ſondern auch nach der Dicke derſelben ſtattfinden müſſe, wenn die Mauer Feſtigkeit erhalten ſoll.

Von den verſchiedenen Arten des Mauerverbandes werden wir weiter unten ausführlicher handeln. Das Vorangeſchickte hierüber war nur zur beſſeren Verſtändlichkeit des nunmehr folgenden geſagt worden.

Die Standfähigkeit (Stabilität) einer Mauer iſt eben - falls eine Hauptbedingung ihrer Feſtigkeit und Dauer.

Nach Erfahrungsſätzen rechnet man für die Dicke einer Mauer $$\frac {1}{10}$$ bis $$\frac {1}{12}$$ ihrer Höhe.

Hiernach müßte alſo eine Mauer von 12 Fuß Höhe minde - ſtens 1 Fuß ſtark ſein.

Die Standfähigkeit einer Mauer hängt aber nicht allein von ih - rer verhältnißmäßigen Dicke zur Höhe ab, ſondern auch von ihrer Länge (in gerader Linie gerechnet). Man kann annehmen, daß jede Mauer von 10 Fuß Höhe bei einer Länge von 20 Fuß und bei einer Stärke von 1 Fuß, die größte Länge erreicht haben würde, um noch ohne weiteren Haltpunkt feſtzuſtehen. Würde ſie länger als 20 Fuß, ſo müßte ſie entweder einen Verſtärkungspfeiler erhalten, oder eine Quermauer müßte auf dieſem Punkte ihrer Standfähigkeit zu Hülfe kommen.

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Eben ſo müßte eine Mauer von 20 Fuß Höhe und 2 Fuß Stärke, mindeſtens in einer Entfernung von 40 Fuß wieder einen Haltepunkt bekommen, woraus ſich die leicht zu behaltende Regel er - giebt: daß jede Mauer, deren Höhe und Dicke gegeben, ohne weitere Haltepunkte (als Strebepfeiler, einſpringende Mauern) nur zweimal ſo lang werden kann, als ihre ge - gebene Höhe iſt.

Bei Gebäuden in welchen Quermauern vorhanden ſind, dienen dieſe hinlänglich als Haltepunkte. Auch die Giebelwände dienen als ſolche. Sind beide nicht vorhanden, ſo müſſen bei lang fortlaufen - den Mauern in den angegebenen Entfernungen Strebepfeiler oder theilweiſe Verſtärkungen angeordnet werden. Da eine Mauer mit dergleichen Verſtärkungen ohngefähr dieſelbe Standfähigkeit hat, als wenn ſie durchweg ſo ſtark angelegt wäre als die Strebepfeiler für ſich ſind, ſo pflegt man zur Erſparung des Mauerwerks auch eine Anordnung zu treffen, welche man Schild und Bogen nennt. Man denke ſich eine Pfeilerreihe, welche auf einem durchlaufenden Sockel ruht; oberhalb denke man ſich die Pfeiler durch Mauerbogen geſchloſſen, und die Zwiſchenräume, welche die Pfeiler bilden, durch ſchwächere Mauerſtücken ausgefüllt als die Pfeiler ſelbſt dick ſind (etwa halb ſo ſtark), ſo entſteht eine Mauer in Schild und Bogen. Sie wird diejenige Standfähigkeit haben, welche eine Mauer von der gan - zen Stärke der Pfeiler gehabt haben würde, und man hätte hierbei noch alles das Material geſpart, welches man zur Ausfüllung der ſogenannten Schilder hätte verwenden müſſen.

Bildet eine Mauer eine Ecke, ſo wird ihre Standfähigkeit auf dieſem Punkte um ſo größer ſein, je näher der Winkel, welchen die Ecke bildet, einem rechten Winkel iſt.

Mauern welche ein Viereck bilden ſind einzeln, wechſelſeitig als ſolche Mauern zu betrachten, welche an den Endigungen hinlänglichen Halt haben. Bei einem länglichen Viereck würden bei gleicher Höhe die Mauern eine verſchiedene Stärke dann erhalten, wenn die lange Seite länger als die doppelte Höhe wäre.

Z. B. es ſei ein Viereck von 10 Fuß hohen Mauern einge - ſchloſſen. Die kurze Seite ſei 20 Fuß, die lange 60, ſo würden die kurzen Seiten 1 Fuß ſtark ohne weitere Haltepunkte anzulegen ſein, die Seiten von 60 Fuß Länge müßten aber mindeſtens 2 Haltepunkte (Strebepfeiler ꝛc. ) erhalten.

Mauern bis zu 8 Fuß Höhe und niedriger bedürfen auch bei der größten Länge keiner Verſtärkungen, wenn ſie verhältnißmäßig107 ſtark ſind, da ſie vermöge ihrer geringen Höhe keine Neigung haben umzukippen.

Roudelet ſagt über die Beſtimmung der Mauerſtärken folgen - des: Die Standfähigkeit einer unbeſtimmt langen, geradlinigen, ganz frei ſtehenden Mauer iſt

  • 1) groß, wenn die Höhe derſelben das achtfache der Mauerdicke beträgt,
  • 2) mittelmäßig, wenn die Höhe die zehnfache Mauerdicke iſt.
  • 3) gering, wenn die Höhe die zwölffache Mauerdicke iſt.

Wenn aber eine Mauer (Taf. XI. Fig. 274.) an einem Ende einen rechten Winkel bildet, ſo iſt ſie dadurch verſtärkt, wenigſtens auf eine gewiſſe Länge a. b., weil dieſe bei dem Ausweichen von dem Flügel a. c. gehalten wird, und ſich erſt davon losreißen müßte. Noch mehr iſt aber die Mauer verſtärkt, wenn nach Fig. 275. an jedem Ende ein Flügel anſtößt. Jnzwiſchen kann dabei die Entfernung aa′ ſo groß werden, daß der Zwiſchentheil von bb′ nur noch als eine ganz frei ſtehende Mauer zu betrachten iſt. Die Flügel a. c. und a′. c. können aber auch einander ſo nahe ſtehen, daß eine Trennung nicht mehr möglich wird.

Mauern in Gevierten Fig. 270. und 272., ſind einzeln, wech - ſelſeitig als ſolche Mauern mit beiderſeitigen Flügeln zu betrachten, und man ſieht, wie demnach die Dicke der einzelnen Theile derſelben von ihrer Länge abhängig iſt. Es ſei nun Fig. 270. eine freie, un - bedachte, rechteckige Vierungsmauer. Man will die Dicke der Mauer - theile ab. und ac. beſtimmen. Die Höhe der Mauer ſei ap. Fig. 271. und upab. ſtelle die Mauerfläche über ab. Fig. 270. dar. Man theile die Höhe ap., je nachdem die Mauer eine große, mitt - lere oder geringe Standfähigkeit erhalten ſoll, in 8 oder 9 bis 10 oder 11 bis 12 gleiche Theile pq., und beſchreibe hiermit aus p. den Viertelkreis qr. Die Ueberecklinie pb. ſchneidet denſelben in o. Zieht man durch o., gleichlaufend mit ap., die Linie oo′, ſo wird da - durch die Dicke ow. der Mauer ab. Fig. 270. beſtimmt, und man ſieht, daß dieſe Dicke ſowohl der Höhe, als auch mit der Länge der Mauer, wie es der Natur der Sache nach ſein muß, zu - und ab - nimmt. Wird hierauf die Länge der Giebelmauer ac. Fig. 270. in Fig. 271. von a. nach c. getragen, und die Ueberecklinie pc. gezo - gen, ſo ſchneidet dieſe ebenfalls den Viertelkreis qr. in e. Wird durch e. die mit pa. parallele ee′ gezogen, ſo iſt ebenſo ew. die geſuchte Mauerdicke für ac. in Fig. 270.

Die Mauerdicken in ab. und cd., ſo wie in bd. und ac. ſind108 in jeder rechteckigen Vierung einander gleich. Jm Gevierte (Quadrat), ſo wie in jedem regelmäßigen Vielecke ſind alle Theile der Umfangs - mauer einander gleich, und man braucht hierbei nur die Dicke eines Theils aus der Länge und Höhe zu beſtimmen.

Fig. 272. ſei ein unregelmäßiges Viereck. Um die Mauerdicke einer jeden Seite zu beſtimmen, bilde man mit der längſten Seite ab. und der Höhe ein Rechteck dpab. Fig. 273., ſo daß alſo ap. die Mauerhöhe ſei. Man trage nun die 3 übrigen Seiten ad. bc. und dc. Fig. 272. in Fig. 273. von a. nach d., m. und n., ziehe die Ueberecklinien pb. pd. pm. und pn. dann wenn ap in die 8 bis 12 gleiche Theile pq. getheilt wurde, den Viertelkreis qr., ſo durch - ſchneidet dieſer jene Ueberecken, und wenn man durch die Schnitt - punkte mit ap. gleichlaufende, wie z. B. oo′. ee′. zieht, ſo erhält man die Mauerdicken ow. ew. ꝛc. wie vorhin.

Wäre die Umfangsmauer eine kreisförmige (welche durch ihre Form ſelbſt die ſtandhafteſte iſt), ſo beſchreibt Roudelet im Kreiſe ein Zwölfeck, und beſtimmt die Dicke ebenſo als für dieſes Zwölfeck die Regel es vorſchreibt. Die Seite eines Zwölfecks kommt aber der Hälfte des Kreishalbmeſſers ſehr nahe. (Da nun der Umfang eines Kreiſes beinahe $$\frac {12}{2}$$ Radien oder 6 Halbmeſſer enthält, ſo iſt dieſe Beſtimmung hinlänglich genau.)

Die Kreismauer der St. Stephanskirche in Rom hat 198 Fuß Durchmeſſer, 22½ Fuß Höhe und dabei 2 Fuß 4 Zoll dicke Mauern. Die Anwendung vorſtehender Regel beſtimmt dagegen 2 Fuß 3⅓ Zoll.

Wenn nach Fig. 276. und 277. die zwei äußern, gegenüberſte - henden Mauern mit einem einfachen Dache, alſo nur mit Dachbalken (nicht noch durch Zwiſchen - oder Stockwerksgebälke) verbunden ſind und die Mauerhöhe AB. und Breite AD. beſtimmt iſt, ſo wird die Linie BD. übereck gezogen, und auf derſelben von B. bis b. der zwölfte Theil von AB. (der Höhe) abgeſetzt. Eine Linie durch b. gleichlaufend mit AB. beſtimmt die Mauerdicke. Ebenſo wird $$\frac {1}{12}$$ AB. von D. nach d. getragen, und durch d. die gleichlaufende gezogen, wodurch die Dicke der andern Mauer erhalten wird.

Wenn aber wie bei den Zeichnungen Fig. 276. und 277. Ueberdächer ſtattfinden, ſo nimmt man zur Höhe AB. noch die Höhe EB., über dem Standpunkte E. hinzu, und von dieſer Summe $$\frac {1}{24}$$ . Den ſo erhaltenen Betrag ſetzt man von B. nach f. ab, und verfährt wie vorhin, indem man durch f. die gleichlaufende mit AB. zieht. Auf dieſe Art giebt dieſes Verfahren für die abgebrannte Paulskirche109 in Rom (wovon Fig. 277. den Durchſchnitt zeigt) eine Dicke von 3 Fuß 1 Zoll, während in der Ausführung 2 Fuß 11 Zoll 9 Li - nien ſtattfinden.

Bei der Sabinenkirche in Rom (wovon Fig. 276 den Durch - ſchnitt zeigt), giebt dieſe Rechnung 21 Zoll 4 Linien. Die Ausfüh - rung hat aber etwas unter 24 Zoll. Roudelet vergleicht in dieſer Hinſicht mehrere Kirchen Jtaliens, und findet eine hinlängliche Ueber - einſtimmung mit den gegebenen Annahmen.

Die äußerſten vollen Mauern ſolcher Baſiliken ſind dann aber gewöhnlich ſtärker, oder durch angebaute Kapellen ꝛc. verſtärkt. Bei der Paulskirche findet man ſie 7 Fuß (Fig. 277.) ſtatt 3 Fuß 4 Zoll. Bei der Sabinenkirche iſt dieſe Dicke von 26 Zoll zwar der Regel angemeſſen, allein dafür ſind die innern Mauern dicker als die Regel an - giebt. Auch iſt hier nur ein Unterdach zu jeder Seite, dort ſind zwei.

Freiſtehende, gemauerte Pfeiler bekommen $$\frac {1}{12}$$ bis der Höhe zur Dicke.

Man kann auch bei Beſtimmung der Mauerſtärken auf folgende Erfahrungsſätze fußen.

Hat ein Haus mehrere Stockwerke, ſo kann man jedes Gebälk eines Stockwerkes als einen neuen Haltepunkt der Mauern betrachten, und es gelten dann für die Mauerſtärken und Längen dieſelben Re - geln, die wir bisher beleuchtet haben.

Die Erfahrung lehrt, daß für alle Arten von Mauerwerk bei einer Stockwerkshöhe von 10 14 Fuß, Umfaſſungsmauern von 1⅓ bis Fuß ſtark ausreichen; daß Mittelmauern von 1⅓′ bis 1½′ ebenfalls zum Tragen der Decken und für andere Zwecke aus - reichend ſind, daß Quermauern von bis 1 Fuß ſtark für die ge - gebenen Bedingungen ebenfalls hinlänglich ſind, und man hat deshalb nur das Folgende zu beobachten.

Wir haben geſehen, daß eine Mauer immer ſchwächer wird, je höher man ſie bei gleicher Stärke macht. Man fange alſo mit der Beſtimmung der Mauerſtärken bei dem oberſten Stockwerke an.

Geſetzt das Gebäude habe 4 Stockwerke, ſo verſtärke man die Mauern jedes nächſtuntern Stockwerks um ¼ bis ½ Fuß je nach der Höhe deſſelben; es würden ſich alſo im vorliegenden Falle die Verhältniſſe ſtellen wie folgt:

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Sind die Stockwerke nicht über 10′ hoch, ſo kann man immer 2 Stockwerke unbeſchadet der Feſtigkeit von gleicher Stärke nehmen und es würde dann ſtehen:

  • 4. u. 3. Stockwerk Umfaſſung 1½′. Mittelmauer 1½′. Quermauer 1′.
  • 2. u. 1. 2′. 2′. 1½′.

Werden die Mauern von Ziegeln erbaut, ſo ändern ſich dieſe Verhältniſſe nach dem Ziegelmaaße. Da unſere Ziegeln nur gewöhn - lich 10 Zoll lang, Zoll breit ſind, ſo rechnet man im oberſten Stockwerk die Umfaſſungen Stein ſtark (mit der Fuge 16 Zoll), die Mittelmauern ebenſo, und die Quermauern 1 Stein oder 10 Zoll ſtark; bei jedem nächſtuntern Stockwerke legt man der Stärke einen halben Stein ſtark zu, und die Mauerſtärken ergeben ſich wie folgt:

Hätte man die Mauerſtärken eines Thurmes zu beſtimmen, ſo würde man ſie am leichteſten finden, wenn man ſich den Thurm in Stockwerkshöhen von 15 zu 15 Fuß getheilt dächte, für das oberſte Stockwerk eine Stärke von Fuß feſtſetzte und jedem nächſtuntern ½ Fuß Stärke zulegte. Zu einem Thurm von 150 Fuß hohem Mauerwerk würde hiernach das oberſte Stockwerk Fuß, das un - terſte 6 Fuß ſtark im Mauerwerk werden, welches hinlänglich iſt, da die Mauern eines Thurmes verhältnißmäßig nie lang ausfallen, da die 4 rechten Winkel immer ſchon Haltpunkte bilden, da die im Thurme vorkommenden Gebälke und Verankerungen als eben ſo viele Haltpunkte der Höhe nach gelten können, und da die Mauern nach unten immer ſtärker werdend, dadurch die Längen der Stockwerksmau - ern in jedem Stockwerke mehr verkürzen.

Ferner ſind die Mauerſtärken noch abhängig von dem Material aus welchem ſie beſtehen. Je feſter das Gefüge des Materials iſt, um ſo ſchwächer kann man verhältnißmäßig die Mauern machen. So würde eine Mauer von Quaderſteinen viel dünner ſein können, als eine ſolche von Bruchſteinen in Kalk gemauert ꝛc.

(Eine vorzügliche Abhandlung über die Feſtigkeit der Mauern findet man in Roudelet: Die Kunſt zu bauen, überſetzt von Di - ſtelbarth, wie wir überhaupt dieſes ausgezeichnete Werk in jeder Hinſicht empfehlen können.)

Was die Laſt an Decken, Dächern, zufälliger Belaſtung an111 Meubeln, Waaren ꝛc. betrifft, welche die Mauern außer ihrem eigenen Gewicht zu tragen haben, ſo lehrt die Erfahrung, daß alle die ver - ſchiedenen Arten Mauerwerk durch dieſe vermehrte Laſt nicht zer - quetſcht werden, ſondern recht gut im Stande ſind, dieſelben zu tragen.

Dagegen aber iſt die Laſt des ganzen Gebäudes mit allem was es außerdem zu tragen beſtimmt iſt, ſehr zu berückſichtigen hinſichtlich des Druckes, den es auf den Untergrund ausübt. Es wird alſo na - mentlich bei ſtarker ſonſtiger Belaſtung beſonders auf hinlänglich breite Grundmauern geſehen werden müſſen, welche, wenn man blos das Gewicht des Gebäudes ſelbſt und allein berückſichtigt, viel ſchwächer angelegt werden können. So z. B. wird bei Getreidema - gazinen, Salzmagazinen ꝛc. ꝛc. dieſe Rückſicht beſonders eintreten, wegen der ſehr vermehrten Laſt auf den Untergrund.

Mauern deren Grundriß ein Kreis oder ein regelmäßiges Viel - eck iſt, haben deßhalb eine verhältnißmäßig größere Standfähigkeit als in gerader Linie fortlaufende, weil ſie 1) in ſich ſelbſt zurückkehren und 2) bei Vielecken in jeder Ecke einen Anhaltepunkt der Mauer bilden, ähnlich einem Strebepfeiler. Die runde Mauer hat aus dieſem Grunde die meiſte Standfähigkeit und können dergleichen Mauern auch ſchwächer angelegt werden, als wenn ſie in gerader Linie fortliefen.

Sind viele Mauern im Jnnern des Gebäudes vorhanden, alſo die Räume verhältnißmäßig klein, ſo entſteht dadurch ein verhältniß - mäßig feſteres Gebäude, als wenn nur ein oder viele große Räume darin vorhanden ſind. Auch wird ein Gebäude mit vielen kleinen Räumen (der vielen Grundmauern wegen) den Untergrund gleich - mäßiger belaſten als ein hohles Gebäude, und ſich auch leichter tra - gen, da eine größere Grundfläche deſſelben vorhanden iſt, auch kann man in dieſem Falle die Mauern ſchwächer machen, als im umge - kehrten Falle.

Eine ganz andere Beſtimmung der Mauerſtärken tritt ein, wenn ſtatt hölzerner Decken gewölbte angewendet werden. (Hiervon das Weitere bei den Gewölben.) Hierüber und über die Beſtimmung der Mauerſtärken in zweifelhaften Fällen überhaupt, wo die gewöhnlichen Erfahrungsſätze nicht auszureichen ſcheinen, ſehe man das vortreffliche Werk: theoretiſche und praktiſche Anleitung zur Kunſt zu bauen, von J. Roudelet.

Den beſten Aufſchluß giebt die Vergleichung ausgeführter Ge - bäude. Es iſt deshalb dem angehenden Maurer und Baumeiſter nicht oft genug zu empfehlen: die Bauſtellen ſowohl zu beſuchen,112 als auch die erforderlichen Folgerungen aus den Be - ſchreibungen und Zeichnungen anerkannt guter Muſter zu erforſchen. Eiſerne Anker in den verſchiedenen Stockwerks - höhen angebracht, halten die maſſiven Mauern der Höhe und Breite nach zuſammen und ſind ein vorzügliches Mittel zur Beför - derung der Feſtigkeit. Werden ſie an den Balkenköpfen der Etagen und Dachbalken angebracht, ſo haben ſie untereinander eine Entfer - nung von 12 bis 16 Fuß.

§. 27. Mauern von Feld - und Bruchſteinen.

Sie werden entweder aus großen Blöcken und ohne Mörtel zu - ſammengeſetzt, oder ſie beſtehen aus kleineren Steinſtücken, welche durch Mörtel verbunden werden. Schon aus dem früheſten Alterthum beſitzen wir im ſüdlichen Europa vorzugsweiſe Mauern aus großen unregelmäßigen Steinblöcken, ohne allen Mörtel zuſammengeſetzt, die Fugen ſind auf das Genaueſte in einander gepaßt, und ihre wohl dreitauſendjährige Dauer, ungeachtet aller Erdbeben und willkührlicher Beſchädigungen, beweiſet wohl genugſam ihre Feſtigkeit; ſie ſind in Jtalien und Griechenland unter dem Namen der Cyclopen-Mauern bekannt. Jm nördlichen Europa wo einzelne Spuren ähnlicher Bau - werke vorkommen, nennt man ſie gewöhnlich Teufelsmauern, da man die Uebereinanderſchichtung ſolch ungeheurer Blöcke gewöhnlichen Kräften nicht zutraute.

Das Grundgeſetz, worauf ihre Feſtigkeit beruht, iſt ein mög - lichſt guter Steinverband, ſo weit er ſich bei der Unregelmäßigkeit des Materials erreichen läßt, und möglichſte Größe der Steine ſelbſt, da ſie ſich um ſo feſter und unverſchiebbarer auf einander preſſen, je größer und folglich je ſchwerer ſie ſind.

Um in ſolcher Bauart ganze Räume auch mit Steinen über - decken zu können, verfuhr man ſo, daß man jede nächſtfolgende obere Schicht um Etwas gegen die nächſtuntere vorrückte bis die beiden gegenüberſtehenden Mauern oberhalb ſo nahe kamen, daß man nur wieder einen großen Stein überzulegen brauchte, um die Oeffnung zu ſchließen. Man nennt dies Verfahren die Ueberkragung, Auskragung.

Das ſchönſte und feſteſte Mauerwerk iſt das aus regelmäßig behauenen rechteckigen Steinblöcken, deren Breite zugleich die Dicke der Mauer ausmacht, und welche übereinander in regelmäßigem Ver - bande liegen; d. h. die Fuge zweier oberhalb liegender Steine trifft auf die Mitte des in der nächſtuntern Schicht folgenden Steines. 113Jn dieſer Art ſind uns viele merkwürdige Ueberbleibſel von Tempel - mauern erhalten.

Jn jetziger Zeit ſind beide beſchriebene Arten nicht in Anwen - dung, ſondern mehr die folgenden.

Die gewöhnlichſte, aber auch die ſchlechteſte, jetzt übliche Feld - ſteinmauer, baut man aus mäßig großen, runden Steinen, wie man ſie auf dem Felde findet, verbindet ſie mit Mörtel und ſtopft die Zwiſchenräume mit kleineren Steinſtücken, auch wohl mit Ziegelſtücken aus, welches man Verzwicken nennt. Ein ungleich beſſeres Mauer - werk wird erzielt, wenn man die Steine ſprengt, und mit dieſen ge - ſprengten Feldſteinen die Mauern wie vorhin aufführt.

Die Art wo man zur Hälfte geſprengte und zur Hälfte unge - ſprengte Feldſteine anwendet, iſt die jetzt üblichſte wo Feldſteine vor - handen ſind. Bei dieſem Mauerwerk nimmt man die geſprengten Steine nach Außen, die runden im Jnnern der Mauer. Da die Zwiſchenräume hierbei noch ſehr unregelmäßig bleiben, ſo verfährt man bei dem Vermauern in folgender Weiſe. Wenn man die Steine in Kalk gelegt und verzwickt hat, wird die Mauer ſchichtenweiſe mit der Handramme feſtgeſtampft und dann vergoſſen, d. h. man macht einen ſehr dünnen Kalkmörtel zurecht und gießt ihn über die Mauer - ſchichten, wodurch auch die etwa noch leer gebliebenen Zwiſchenräume ſich mit Mörtel füllen.

Feldſteinmauern ohne Mörtel aber mit Moos in den Fugen gedichtet, pflegt man bei Feldſteinbrunnen, Bewährungsmauern und unbedeutenden Gebäuden zu verwenden.

Der Bruchſtein der Gebirge wird in ganz gleicher Art zu Mauern verwendet; da er aber niemals rund, ſondern immer in un - regelmäßigen Vielecken bricht, ſo giebt er einen feſteren Verband als die runden Feldſteine. Werden die Bruchſteine in kleinen Stücken ge - wonnen, wie es in vielen Gegenden der Fall iſt, ſo entſtehen wegen ihres gewöhnlich ſchieferartigen und ungleichen Bruches viele große Zwiſchenräume und ein verhältnißmäßig nur geringer Verband. Die Zwiſchenräume müſſen mit Mörtel ausgefüllt werden, welches viel Kalk erfordert, die Mauern langſam austrocknen läßt, und nach dem Geſagten überhaupt ein ſchwächeres Mauerwerk liefert, als regelmäßige Steine mit kleinen Fugen, auch ſetzen ſich aus den angeführten Grün - den dergleichen Mauern mehr als ſolche aus regelmäßigen Steinen mit kleinen Fugen.

Nichts deſtoweniger hat man in Gegenden, wo die Bruchſteine vorherrſchend ſind, der Wohlfeilheit des Materials wegen, immer inMenzel, der praktiſche Maurer. 8114dieſer Art gebaut und große Bauwerke ausgeführt, ſogar bedeutende Kirchengewölbe. Da dergleichen Mauern, ſo lange ſie nicht ausge - trocknet ſind, eine geringere Feſtigkeit haben, als ſolche aus regel - mäßigen Steinen gebildete, ſo pflegt man ihnen eine verhältnißmäßig größere Stärke zu geben. Man macht nämlich eine ſolche Mauer ſechs Zoll ſtärker, als man ſie aus regelmäßigen Steinen gemacht haben würde. Hätte man alſo z. B. die Stärke der Mauer von regelmäßigen Steinen Stein ſtark oder 16 Zoll gemacht, ſo würde man für denſelben Fall der Bruchſteinmauer 22 Zoll Stär - ke geben.

Die Mauern von kleinen Bruchſteinen werden nicht abgerammt wie es bei großen Steinen geſchieht, ſie werden auch nicht vergoſſen, ſondern vollſtändig in ſo viel Mörtel gelegt, als die Zwiſchenräume erfordern. Sie werden deshalb nicht abgerammt, weil dadurch die an ſich kleinen Steine zerbrochen würden.

Alle Arten von Mauern aus gewachſenen Steinen haben mehr oder weniger die unangenehme Eigenſchaft, daß ſie bei dem Wechſel der Witterung ſchwitzen, d. h. die im Raume befindlichen wär - meren Dämpfe ſetzen ſich in Geſtalt von Waſſertropfen an den kalten Stein, welches namentlich bei Wohngebäuden und Stallungen ꝛc. feuchte und ungeſunde Räume verurſacht. Das beſte Mittel hiergegen iſt, die Mauern nach innen zu zu verblenden, d. h. ſie mit einer dünnen Schicht ſolcher Steine vorzumauern, welche dieſe Eigenſchaft nicht haben (weil ſie keine ſo ſtarke Temperaturleiter ſind). Am be - ſten eignen ſich hierzu gebrannte Mauerſteine, welche man ½ Stein ſtark vormauert, aber etwa die 3te oder 4te Schicht immer einen ganzen Stein ſtark in die Bruchſteinmauer hineinſpringen läßt, weil ſonſt die dünne Mauerſteinſchicht an der Bruchſteinmauer ſich ab - löſen würde.

Lagerhaft heißt ein Stein, wenn er genau auf einen andern darunter liegenden paßt. Demnach ſind die runden Feldſteine die am wenigſten lagerhaften, die unregelmäßig, aber in ſcharfen Kanten ge - ſprengten ſind lagerhafter, und die in regelmäßig viereckiger Form bearbeiteten Steine ſind natürlich die lagerhafteſten.

Schwächer als etwa 15 Zoll kann man Bruchſteinmauern von 10′ Höhe nicht machen, und da die geſprengten Feldſteine gewöhnlich auch mindeſtens 15 Zoll Durchmeſſer haben, ſo kann man auch damit keine ſchwächern Mauern fertigen.

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§. 28. Geſtampfte Mauern. Aus geſtampfter Erde (Piſé) beſtehende Mauern.

(Eine ſehr vollſtändige Beſchreibung hiervon findet man im III. Theile von Gillys Handbuch der Landbaukunſt). Tafel II. Fig. 44 bis 52. zeigen die erforderlichen Einrichtungen.

Die zum Piſébau zu verwendende Erde darf weder zu fett, noch zu mager genommen werden; im erſten Falle reißen die Mauern, im zweiten haben ſie keine Haltbarkeit. Ferner muß ſie keine kleinen Zweige oder andere Pflanzenſtoffe enthalten, und endlich muß ſie mit derjenigen Feuchtigkeit verwendet werden wie ſie aus der Erde kommt, ſie darf nicht zu naß, nicht zu trocken ſein; im erſten Falle wird das Geſtampfte ſchmierig und reißt, im zweiten Falle erhält das Ge - ſtampfte keinen Zuſammenhang. Kalkhaltige Erde kann ſehr gut ver - wendet werden, da hier der Kalk nicht im gebrannten Zuſtande vor - kommt, kann er auch keine nachtheilige Wirkung auf die Mauern äußern. Ebenſo ſchaden grober Sand und kleine Kieſel bis zur Größe von einem Zolle nichts, aber größere Steine dürfen nicht darin vorkommen. Ein Cubikfuß geſtampfter Piſé wiegt 160 180 Pfund, je nach Beſchaffenheit des Erdreichs.

Die ausgegrabene Erde muß zuvörderſt mittelſt eines Spatens möglichſt gleichmäßig durchgearbeitet, und alle größeren Steine, Holz und Wurzeln entfernt werden. Damit die friſch gegrabene Erde nicht zu naß oder trocken werde, muß man ſie gleich nach dem Ausgraben unter ein ſogenanntes Wetterdach in Schatten bringen, um ſie gegen Sonne und Regen zu ſchützen.

Die Fundamente ſowie die Plynthen zu den Piſégebäuden wer - den wie gewöhnlich von einem feſten Geſtein aufgemauert, es iſt aber beſonders darauf Rückſicht zu nehmen, daß die Plynthen hinlänglich hoch, alſo nicht unter Fuß hoch gemacht werden, auch iſt es wegen natürlicher Feuchtigkeit der Bruchſteine nothwendig, das Feld - ſteinfundament erſt mindeſtens durch eine ſogenannte Rollſchicht von Mauerſteinen abzugleichen, ehe man das Stampfen beginnt.

Bei Wohnungen dürfen die Piſémauern im Jnnern nicht bis auf den Fußboden herunterreichen, ſondern müſſen mindeſtens noch ein Mauerwerk von 6 Zoll zwiſchen ſich und dem Fußboden haben, da ſonſt der Lehm von der Feuchtigkeit angegriffen werden würde. Bei Stallungen wird es beſſer ſein, das Fundament im Jnnern we - nigſtens einen Fuß über den Fußboden hinaufreichen zu laſſen, weil in den Ställen ſich noch mehr Näſſe entwickelt, als in den Woh - nungen. Bei Schaafſtällen, wo ſich viel Dünger anhäuft, müßte die8 *116ſteinerne Plynthe ſo hoch angelegt werden, wie die Düngeranhäufung beträgt, alſo etwa 3 Fuß hoch.

Ein eben ſo wichtiges Erforderniß, wie ein hohes Fundament, um die Lehmmauer von unten gegen Feuchtigkeit zu ſchützen, iſt ein möglichſt weit vorſpringendes Dach für ſolche Gebäude, um ſowohl den Schlag - regen, als auch die Dachtraufe für das Gebäude unſchädlich zu machen.

Näſſe iſt der größte Feind der Piſémauern; es muß alſo alles gethan werden, um ſie auf jede Weiſe davon abzuhalten; ſo z. B. können ausgeregnete Stellen der Fronten nie reparirt werden, oder wenn es geſchieht, fallen die neuen Stellen immer wieder ab; es iſt demnach einleuchtend, daß man gleich von vorn herein alles Mög - liche für die Erhaltung ſolcher Mauern thun muß, weil ſich ſpäter ſo gut wie nichts dafür thun läßt. Die Feſtigkeit eines gut gefer - tigten und gut ausgetrockneten Piſébaues iſt ſo groß, daß man in der - gleichen Mauern nur mit der größten Anſtrengung Löcher einarbeiten kann, weshalb es mißlich iſt, den beſtimmten Zweck ſolcher einmal errichteter Gebäude zu ändern, und etwa aus einer Scheune ein Wohn - gebäude, Stall ꝛc. machen zu wollen. Die Koſten würden dadurch unverhältnißmäßig groß werden, und wenn die Mauern viel Verän - derungen wegen Thorwegen, Thüren und Fenſtern ꝛc. erleiden ſollen, würde von den Piſémauern gewiß nur der geringſte Theil ſtehen blei - ben können, und der ſtehenbleibende durch die Erſchütterungen der Durchbrüche bedeutend an Feſtigkeit leiden.

Eine andere unangenehme Eigenſchaft des Piſébaues iſt, daß am Aeußern kein gegen die Witterung ſchützender Bewurf halten will, daß daher beſonders die Wetterſeiten bedeutend leiden, und daß man eben deshalb keine hohen Gebäude der Art mit Vortheil aufführen kann. Dieſer Bau eignet ſich daher am beſten zu ländlichen Gebäu - den, welche an ſich niedrig ſind, auch aus demſelben Grunde keine hohen Giebel, ſondern am beſten weit vorſpringende ganze Walmdächer erhalten.

Die Gerüſte, welche zur Anfertigung von Piſémauern ange - wendet werden, fertigt man auf folgende Art: Tafel II. Fig. 44. zeigt eines dergleichen. Die Schwelle cc. wird quer über die Plynthe ge - legt, in ihr ſtehen die Stiele aa. mit langen Zapfen, welche durch eingeſchlagene Holzkeile in die gehörige Entfernung von einander ge - bracht werden. Ebenſo ſtehen die Stiele aa., oberhalb in dem Quer - riegel b. und werden auch hier durch Keile gehalten und gerichtet. Die Holzart, aus welcher dieſe Rüſtungen gefertigt werden, iſt ziemlich gleich - gültig. Die Stärke ſämmtlicher Hölzer iſt 4 5, höchſtens 5 6 Zoll.

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Die Höhe eines ſolchen Gerüſtes richtet ſich nach der Höhe der aufzuführenden Mauer. Gewöhnlich wird eine Höhe von bis 5 Fuß hinreichend ſein, weil alsdann eine Mauer von 8 bis 9 Fuß durch ein nochmaliges Uebereinanderſtellen der Form angefertigt wer - den kann, wie aus Fig. 52. deutlich zu ſehen, wo die Löcher in der Mauer die Lagen der Schwellen übereinander andeuten.

Die Breite im Lichten der Säulen aa. wird nach der Dicke der aufzuführenden Mauer beſtimmt. Gewöhnlich beträgt ſie bis 2 Fuß. Damit aber auch die zwiſchen den Mauern fallenden Unterab - theilungen von Zollen erhalten werden können, ſind in den Schwellen c. und oberen Querſtücken b. lange Zapfenlöcher angebracht, um die Stiele aa. in gehöriger Entfernung richten zu können. Die Schwel - len und oberen Querriegel müſſen bei den Zapfenlöchern mit eiſernen Ringen verſehen ſein, um das Aufſpalten des Holzes zu verhüten.

Zur Erleichterung des Stellens der Stiele aa. können nach Fig. 48. kleine Löcher iii. etwa ½ bis ¼ Zoll auseinander gebohrt, und eiſerne Nägel (Fig. 49 f.) durchgeſtochen werden, um die Zapfen der Stiele ſo lange zu halten, bis alles gehörig verkeilt iſt. Auch können die Schwellen c. und die Querriegel d. in halbe Zolle einge - theilt werden, um als Maaßſtäbe zur Dicke der Mauern zu dienen.

Außer dieſen Formengerüſten müſſen noch welche für die Ecken der Gebäude vorhanden ſein, wie im Grundriß Fig. 47. in der Ecke erſichtlich iſt, wo man zugleich ſieht, wie die Eckſäulen nach einem einſpringenden Winkel gearbeitet ſein müſſen. Das Holz zu ſo einem Eckgerüſt muß etwas ſtärker als zu den übrigen genommen werden.

Fig. 51. A. B. zeigt die Form eines Stampfers in Grund - und Aufriß, er muß oberhalb mit einem eiſernen Ringe a. umgeben ſein, weil ſonſt durch das anhaltende Stampfen der eigentliche Stampfklotz leicht vom Stiele losgeht. Auch kann er unten noch einen eiſernen Ring bekommen.

Längs der Gerüſte werden zweizöllige Bohlen, auf beiden Sei - ten gehobelt, gelegt, zwiſchen welchen man die Erdſchichten ſtampft.

Wenn dergleichen Gebäude ausgeführt werden ſollen, ſo mauert man erſt Fundament und Plynthe, letztere mindeſtens oder beſſer 2 Fuß hoch entweder ganz von Mauerſteinen oder doch mindeſtens eine Rollſchicht davon obenauf. Man wird gut thun die Plynthe nicht viel vor der Lehmmauer vorſpringen zu laſſen, weil ſonſt der Schlagregen zu viel Spritzwaſſer an die Lehmmauern bringen würde. Noch beſſer iſt, die Rollſchicht etwa ½ Zoll vor der übrigen Plynthe vorſtehen zu laſſen, und dann die Lehmmauer ſo auf dieſe Schicht zu118 ſetzen, daß ſie mit dieſer bündig ſteht, weil dann, wenn die Plynthe hoch genug iſt, gar kein Trauf - oder Spritzwaſſer die Lehmmauer erreichen kann.

Jn der Rollſchicht und der darunter gewöhnlich noch liegenden Mauerſteinſchicht werden die Schwellen der Gerüſte eingelegt, wie aus Fig. 47. und 50. erſichtlich iſt. Die Entfernung der Gerüſte iſt je nach der Stärke der Formbretter 4 bis 5 Fuß, von Mitte zu Mitte der Stiele, auseinander aufgeſtellt. Hieraus ergiebt ſich ſowohl die Anzahl der Gerüſte welche gebraucht werden, als diejenigen Stellen, welche im Plynthenmauerwerk offen gelaſſen werden müſſen, um die Schwellen einzulegen. Alsdann werden die Formenhölzer und Seiten - bretter aufgeſetzt und eingelegt. Die Lehmſchichten werden dann theil - weiſe, je nach der Länge der Formbretter, eingeſtampft, jedoch ſo, daß an den Ecken immer nach beiden Seiten hin ein Stück Schicht geſtampft wird. Die Gerüſte werden nicht eher feſtgekeilt, bis die un - teren Bretter eingebracht ſind und alles gehörig lothrecht aufgeſetzt iſt. Ueberhaupt iſt die genau lothrechte Stellung der Gerüſte ein weſent - liches Erforderniß, weil ſonſt die Mauern ſchief und bauchig werden; man ſucht dieſem Uebelſtande zwar dadurch abzuhelfen, daß man ſie nach Abnahme der Formen mit Beilen gerade zu hauen ſucht, wel - ches aber nicht allein eine mißliche und zeitraubende Arbeit iſt, ſon - dern auch gewöhnlich nicht beſonders geräth.

Zuvörderſt wird an jeder innern Seite der Gerüſte ein Form - brett eingeſetzt, und wenn alles gehörig abgerichtet und die Keile feſt - geſchlagen, ſo werden die gedachten Kopfbretter durch die Schlüſſel - ſchrauben feſtgehalten. Die Kopfbretter ſind in Fig. 44. mit p. q. bezeichnet, die Schlüſſelſchrauben mit ss., ebenſo in Fig. 50.

Ehe die erſte Erde in die Form geſchüttet wird, muß an den Brettern zu beiden Seiten auf das Fundament in der Form ein Strei - fen von gutem, ſcharfem Kalkmörtel gelegt werden. Bei dem Ein - ſtampfen der Erde iſt darauf zu ſehen, daß jede aufgeſchüttete neue Lage nicht höher als 4 Zoll aufgeſchüttet werde. Die Arbeiter ſtoßen nun dieſe Erdlagen zuerſt mit der Spitze des Stempelſtieles an den Seiten der Formbretter feſt, alsdann wird mit dem Stempel ſelbſt die Mitte feſtgeſtampft. Prallt der Stempel von ſelbſt in die Höhe, ſo iſt hinlängliche Feſtigkeit da.

So wie die erſte Schicht fertig iſt, wird, ehe man friſche Erde aufſchüttet, innerhalb wieder ein ſchmaler Streifen von gutem Kalk - mörtel gezogen, auch werden allenfalls kleine Mauerſteinſtücken in die -119 ſen Kalkſtreifen eingezwickt; dies Verfahren dient zur beſſeren Halt - barkeit eines künftig aufzubringenden Bewurfes (Abputzes).

Jſt eine Bretterhöhe vollgeſtampft, ſo wird die nächſte Schicht zurückgerückt, damit die ſenkrechten Fugen der Schichten nicht auf ein - ander treffen, ſondern ein Verband derſelben entſtehe. Wollte man die ſenkrechten Fugen der einzelnen Lagen auf einander treffen laſſen, ſo würden die Lehmmauern auf dieſen Punkten nicht nur auseinander - trocknen, ſondern die dadurch entſtehenden einzelnen Stücken würden auch weniger Standfähigkeit zeigen, als wenn Verband vorhanden iſt.

Jſt ein Satz (eine Formenhöhe) vollendet, ſo werden die For - men abgenommen, die Schwellen ausgezogen und ein neuer Satz an - gefangen, wie aus Fig. 52. zu erſehen.

Vorzüglich iſt zu beobachten, daß an den Ecken und bei Quer - mauern nicht mit nur einer Form angefangen werde, ſondern daß im - mer übergegriffen werden muß, alſo bei den Ecken nach 2 Seiten, bei einſpringenden Mauern nach 3 Seiten.

Bevor friſche Erde aufgeſchüttet wird, muß die vorhergehende Schicht mit einer Gartenſpritze angefeuchtet werden, was nicht zu un - terlaſſen iſt. Die Löcher welche aus dem Einlegen der Gerüſtſchwellen entſtehen, werden, wenn die Mauer fertig iſt, zugeſtopft.

Oeffnungen in der Piſémauer, wie Thorwege, Thüren, Fenſter, werden ſo geſchloſſen, daß man je nach der Stärke der Mauer Kreuz - holz oder Blockzargen aufſtellt, und die Lehmmauern daran anſchlie - ßen und darüber fortſtampfen läßt, nachdem man bei Blockzargen Bretter dagegen und darüber gelegt hat.

Andere ziehen vor, dieſe Oeffnungen durch Gemäuer von ge - brannten Mauerſteinen mit Wölbungen einzufaſſen und zu ſchließen, welches aber, wenn beſonders viele Oeffnungen vorhanden ſind, den Vortheil der Erſparung, welchen die Piſémauern ſonſt gewähren, ſehr vermindern möchte; daſſelbe gilt, wenn man der größeren Feſtigkeit wegen die Ecken der Fronten, wie in Fig. 52., mit Mauerſteinpfei - lern einfaßt. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß geſtampfte Ecken eben ſo gut ſind.

Um Piſégebäude ganz gegen den Einfluß der Witterung zu ſchützen, würde wohl nichts weiter helfen als eine Verblendung von gebranntem Mauerſtein nach außen. Dies gilt ganz beſonders für zweiſtöckige, überhaupt hohe Gebäude dieſer Art und für hohe ſteile Giebel derſelben; alsdann aber würden ſie eben nicht viel wohlfeiler werden als andere Bauarten.

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§. 29. Geſtampfte Mauern von Kalk und Sand.

Man ſehe hierüber die kleine Schrift: Anleitung zur Kunſt Wohnungen und Wirthſchaftsgebäude in ſehr kurzer Zeit wohlfeil, feuer - und wetterfeſt zu erbauen aus reinem Sande und ſehr wenigem Kalk von J. G. Prochnow. Schwedt bei J. C. W. Jan - tzen 1842., und das was in Leuchs polytechniſcher Zeitſchrift Jahr - gang 1845. darüber geſagt iſt.

Es wird hierzu gewöhnlicher fetter Kalk (es wurde von Herrn Prochnow Rüdersdorfer genommen) angewendet, da der hydrauliſche zu theuer und zu wenig ergiebig erſchien.

1) Eine Miſchung von Kalk und Sand wird ganz wie bei dem §. 28. beſchriebenen Lehmbau zwiſchen Brettern in aufgeſtellte For - men geſtampft. Die Bretter müſſen, nachdem ſie auf beiden Seiten gehobelt wurden, mindeſtens noch 1 Zoll Stärke behalten. Jhre Länge iſt 9 Fuß.

2) Die Maſſe beſteht wie erwähnt aus Kalk und Sand. Viele Gutsbeſitzer finden auf ihren Feldern auch Mergelkalke, halten dieſe Erden 70 80 p. C. Kalk, ſo iſt er des Brennens werth und man braucht keinen zu kaufen.

Der Sand: ob dieſer grobkörnig oder fein iſt, ob ſeine Kör - ner rund oder eckig ſind, bleibt ziemlich gleichgültig. Alle Gattungen ſind zu gebrauchen, doch müſſen ſie rein ſein oder ganz gereinigt werden, es dürfen alſo weder erdige noch lehmige Theile darin ſein.

Es kommt nämlich darauf an, die Sandkörner durch einen Kitt zu einer einzigen Maſſe zu verbinden. Dieſen Kitt giebt der Kalk. Hiernach wird der gröbſte Sand der beſte ſein, denn die groben Sand - und Kieskörner bedürfen in ihrem Jnnern keines Kalkes, ſie haben aber zu große Zwiſchenräume. Dieſe mit Kalk ausfüllen zu wollen würde Kalkverſchwendung ſein; man vermenge daher mittel und feinen Sand mit dem Kalke, und fülle mit dieſer Miſchung die Zwiſchenräume des groben Sandes aus.

Nimmt man zu viel Kalk, ſo wird die Maſſe ſchwammig und läßt ſich nicht gut ſtampfen; man mittele deshalb die Zwiſchenräume des Sandes auf folgende Art aus: Jn ein waſſerdichtes Gefäß, z. B. einen Eimer, deſſen Jnhalt mit einem bekannten Flüſſigkeitsmaaße, bis zum Ueberlaufen voll, ausgemeſſen iſt, ſchüttet man den gröbſten Sand, gerüttelt bis zum Abſtreichen voll, meſſe dann mit demſelben Maaße, mit welchem das Gefäß zuvor ausgemeſſen worden, ſo viel Waſſer zu, bis es überläuft; ſo giebt die Menge des zugeſetzten Waſ -121 ſers die Größe der Zwiſchenräume an, welche mit Kalk ausgefüllt werden müſſen.

Es genügt von jeder Sorte Sand hiernach die Zwiſchenräume annähernd ausgemittelt zu haben. Es zeigt ſich bei der Verarbei - tung gleich, ob die Maſſe ſich feſt oder ſchwammig ſtampft. Jm letz - teren Falle ſetzt man noch etwas Sand hinzu; zeigt die Maſſe aber zu wenig Zuſammenhang, ſo giebt man etwas mehr Kalk.

Noch iſt zu bemerken: daß bei Berechnung des Maaßes der Kalk zur Vermehrung der Maſſe nichts beiträgt, weil er nur die Zwi - ſchenräume ausfüllt, und daß man zu feinem Sande gleich viel Kalk zuſetzen muß, weil dieſer die mehrſten Zwiſchenräume hat.

Hat man groben Sand (Kies) mit dem vierten Theile Zwi - ſchenraum, Mittelſand mit dem dritten Theile Zwiſchenraum, ſo ver - fährt man ohngefähr folgendermaßen:

Dieſe geben aber nur 100 Theile, weil Mittelſand, feiner Sand und Kalk nur die Zwiſchenräume des groben ausfüllen. Um ſicher zu gehen thut man indeſſen wohl, die Menge des mittleren Sandes etwas zu verringern, ſtatt deſſen aber etwas mehr Kalk zu nehmen, ſo daß ſich etwa folgendes Verhältniß ergiebt:

Zum Meſſen dient ein viereckiger, etwa 2 Cubikfuß haltender Kaſten mit Trageſtangen.

(Es war zu den von Herrn Prochnow beſchriebenen Bauten nur feiner und grober Sand vorhanden.)

Dieſer Kaſten wurde ¾ voll Kalk genommen, der Kalk in eine ſogenannte Kalkbank geſchüttet und zu einem gleichförmigen Brei ge - rührt, dann wurde ein ſolcher Kaſten gehäuft voll feinen Sand aufs Jnnigſte mit ihm vermengt; dann nach und nach noch 3 Kaſten, ebenfalls gehäuft voll groben Sand und zuletzt noch ein Kaſten voll groben, ausgeſichteten Kies zugemiſcht, und jeder einzelne zweimal mit dem ſchon vorher gemengten Kalk und Sand durchgearbeitet und vermengt.

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Auf die innige Vermengung kommt alles an. Denn Sand, der mit dem Kalk nicht in der vollkommenſten Verbindung iſt, kann zu einem feſten Steinblock nicht umgeſchaffen werden. Man muß da - her hierzu zuverläſſige Leute anſtellen, wenn man ihnen auch etwas mehr bezahlt.

So vorbereitet hat die Maſſe das Anſehen eines durchaus nicht zuſammenhängenden Sandes, der erſt aus der Erde gegraben iſt; nur die Finger, mit welchen man ihn berührt, verrathen nach dem Trock - nen durch ihre Weiße, daß er Kalk enthält; am wenigſten trauet man ihm zu, daß er nach dem Trocknen ſolche Feſtigkeit annehmen kann.

3) Die Verarbeitung. Das Fundament wird von Feldſtei - nen aufgeführt und wagerecht abgeglichen, oder hat man dieſe nicht, ſo kann es auch gleich von unten auf von Maſſe geſtampft werden. Hier iſt es beſonders am Ort Feldſteine, wie man ſie zum Pflaſtern gebraucht, wenn man ſie haben kann, groß und klein mit einzuſtam - pfen. Hat man Gelegenheit Dachſteinſtücke, oder andere gut gebrannte Ziegelſtücke, ſich fein mahlen zu laſſen, ſo vermengt man ohngefähr den vierten Theil ſo viel, wie man Kalk gebraucht, gleich im Anfange mit demſelben, wenn man ihn mit feinem Sande verſetzt. Die Maſſe erhält dadurch die Eigenſchaft im Feuchten ſchneller zu erhärten. Wird das Fundament von Feldſteinen aufgeführt, ſo legt man ent - weder durch eine Schicht Mauerſteine von 3 Zoll hoch die Mauer - ſtärke darauf an, damit die Form daran einen feſten Anſchlag be - komme; oder man legt von Mauerſteinen nur da die Mauerſtärke 6 Zoll Breite oder einen Mauerſtein breit an, wo die Riegel zu liegen kommen; ſo hat die Form hinlänglichen Anſchlag und der Raum von einem Riegel zum andern wird mit Maſſe ausgeſtampft.

So vorbereitet werden die Formen auf das Fundament aufge - ſetzt, durch Bleiloth und Setzwaage gerade gerichtet und befeſtigt.

Dann wird die Maſſe 3 4 Zoll hoch in die Form geſchüttet und ſo lange feſtgeſtampft bis der Stampfer keine ſehr bemerkbaren Eindrücke mehr darin macht; hierauf wird wieder eine Lage von 3 4 Zoll Höhe aufgeſchüttet, feſtgeſtampft und immer eine andere Lage erſt wieder eingeſchüttet, wenn die vorhergehende feſtgeſtampft iſt, wobei die Stampfer im Anfange einigemal mit der Setzwaage unterſuchen, ob die Form noch gerade ſteht.

Hat man die Form vollgeſtampft und die zweite beinahe voll, ſo wird die erſte abgenommen und hinter der zweiten aufgeſetzt, dann dieſe vollgeſtampft und abgenommen, weiter gerückt, und ſo abwech - ſelnd fortgefahren bis ein Umgang fertig iſt. Worauf der zweite in123 derſelben Art bewirkt wird u. ſ. w. bis man mit allen Umgängen die erforderliche Höhe erreicht hat.

Die Ecken hat Herr Prochnow bis jetzt von gebrannten Mauer - ſteinen aufgemauert, iſt aber ſelbſt der Meinung, daß ſie ſich (wie bei dem Piſébau in Lehm) in gleicher Weiſe ſtampfen laſſen (was auch ſpäter geſchehen iſt). Dagegen ließ er aus derſelben Maſſe Steine ſtampfen, welche die gebrannten Mauerſteine erſetzen.

Wenn man die Form abgenommen hat, wird man ein Mauer - ſtück erblicken, glatt und eben wie die Formbretter ſind. Die Maſſe hat aber noch wenig Zuſammenhang. Bei der geringſten Berührung zerfällt ſie, wie vorher, ehe man ſie eingeſtampft hatte. Man ſorge daher dafür, daß man ſie vor der Erhärtung ſo wenig wie mög - lich berühre. Beſonders aber laſſe man den zweiten Umgang nicht vor dem folgenden Tage, noch beſſer nicht vor dem zweiten Tage aufſtampfen, indem es nachtheilig iſt, ſie während der Erhärtung zu erſchüttern. Dieſe iſt indeſſen am zweiten Tage nachher ſo weit vor - geſchritten, daß dann keine Gefahr mehr dabei iſt, den zweiten Um - gang anzufangen.

Die friſchen Umgänge werden, wenn Regen zu befürchten ſteht, durch bereit gehaltene Bretter bedeckt; man legt hin und wieder einen Mauerſtein oder ein Stück Holz unter die Bretter, damit die Luft darunter wegſtreichen kann und die Mauern trocknen und feſt werden können.

Auch darf man bei Regenwetter nicht ſtampfen laſſen, die Maſſe wird ſchwammig, der Kalk ausgewaſchen und der Sand verliert ſeinen Zuſammenhang, wenn es ſtark in die Form hineinregnet.

Ein ſeitwärts gegen die Mauern fallender Regen hat dagegen ſelbſt am erſten Tage wenig Einfluß darauf, ſind die Umgänge aber erſt 2 Tage alt, ſo wird ihnen auch der ſtärkſte Regen nichts anha - ben können.

Die aus dieſer Maſſe verfertigten Steine ſetzte Herr Prochnow, nachdem ſie etwas erhärtet waren, abſichtlich dem Regenwaſſer aus, und es ſchien ihm ſogar daß ſie feſter wurden, wenn durch ſolches Anfeuchten ihre Erhärtung etwas aufgehalten wurde.

Von der Maſſe muß nie mehr bereitet werden, als man an einem Tage verbraucht; höchſtens laſſe man des Abends ſo viel in Vorrath ſtehen, wie am andern Tage die Stampfer bis dahin benö - thigt ſind, bis wieder eine friſche Portion bereitet iſt. Dieſen Vor - rath muß man aber bedeckt zurücklaſſen, und ihn ſowohl vor dem Austrocknen, wie vor dem Regen ſicher ſtellen.

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Angefeuchtet darf die Maſſe niemals werden, es iſt ſogar oft nachtheilig, wenn man vom Regen ſehr durchnäßten Sand zur Bereitung derſelben anwenden muß. Der Stampfer dringt in ſolche Maſſe zwar ein, aber rings herum hebt ſie ſich wie ein elaſtiſches Kiſſen. Jn dieſem Falle halfen trockne bereit gehaltene (ſchwach ge - brannte) Ziegelbrocken aus der Noth, die lagenweiſe mit eingeſtampft wurden.

Blockzargen werden gleich mit eingeſtampft. Oeffnungen zu Fen - ſtern, die auf maſſive Art eingeſetzt werden ſollen, bezeichnet man da, wo ſie hintreffen, durch lothrechte Kreideſtriche an den inneren Seiten der Form, und ſetzt dieſen Raum dicht mit gebrannten Steinen aus; gegen dieſe wird die Maſſe dann gegen geſtampft. Sind die Oeff - nungen bis zur erforderlichen Höhe geſtiegen, ſo bildet man auf dieſe aufgepackten Ziegeln den Bogen ebenfalls von ſolchen Ziegelſteinen, gleicht ihre Abtreppung mit feinem Sande aus, belegt ſie dicht mit Schaalbrettern und ſtampft die Maſſe darauf feſt. Nach ohngefähr 8 Tagen, wenn die Maſſe einigermaßen erhärtet iſt, werden die ein - geſetzten Steine weggenommen, und die Fenſteröffnung iſt wie aus einem Stück ausgehauen vorhanden.

Die durch das Aufſetzen der Formen entſtandenen Löcher und Oeffnungen werden vor dem Abputz zugemauert, und dem Gebäude der Anſtrich wie einem mit Ziegelſteinen gegeben; er iſt aber bei wei - tem weniger koſtbar, wie bei dieſem, weil, wenn einige Unebenheiten ausgeglichen ſind, nur ein bloßes Ueberweißen (Tünchen) dazu gehört und dieſer feſt darauf haftet, wie der ſtarke Auftrag des Mör - tels auf ſchlecht gebrannten Ziegeln.

4) Was die Koſten betrifft, ſtellen ſich dieſelben geringer als Fachwerk mit ausgeklebten Fächern, geringer als Mauern von Luft - ſteinen, folglich viel billiger als Gebäude von gebrannten Mauerſtei - nen, wenn man die Anfuhr des Sandes nicht zu rechnen braucht, ſondern den Sand umſonſt hat.

Die Mauern bekommen übrigens eine ſolche Härte und Feſtig - keit, daß ſie füglich ½ Stein ſchwächer aufgeführt werden können, wie die von gebrannten Ziegeln (was eine bedeutende Schachtruthen - Anzahl, beſonders bei ſtarken Mauern, macht). Bei nicht ſehr tiefen Gebäuden, wo alſo das Dach nicht ſchwer iſt, reicht ſchon bei 2ſtöcki - gen Gebäuden im erſten Stockwerk eine Mauerdicke von 12 Zoll, im zweiten eine von 9 Zoll aus, wie die Erfahrung bereits gelehrt hat. Bei höheren Gebäuden können auch die inneren Wände füglich von 12 Zoll und 9 Zoll Stärke aufgeſtampft werden.

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Richtet man ſich ſo ein, daß man täglich einen Umgang fertig bekommt, ſo kann man in 24 Tagen ein Gebäude von 24 Fuß Höhe zu ſtehen bekommen.

Was die Steine betrifft, welche aus dieſer Maſſe geſtampft wer - den, ſo ſind ſie je größer je vortheilhafter; im Uebrigen kommt ihre Anfertigung mit den aus Lehm geſtampften überein (§. 12. 2. u. 3.). Nur zu Feuerungsanlagen können ſie nicht gebraucht werden. Das Stampfen der Mauern in Maſſe iſt jedoch jedenfalls vortheilhafter, als das Anfertigen einzelner Steine, weil dieſe nach ihrer Anfertigung doch noch vermauert werden müſſen.

Beſonderen Nutzen wird dieſe Bauart nebenbei noch gewäh - ren, daß alle die koſtſpieligen, holzverſchwenderiſchen und feuerge - fährlichen hölzernen Bewährungen ganzer Gehöfte und Dorf - ſchaften künftig eben ſo wohlfeil maſſiv und ohne Feuersgefahr wer - den aufgeführt werden können.

(Ein Mehreres ſehe man in der Eingangs angeführten Schrift, welche ſich jedermann leicht anſchaffen kann, da ſie nur 5 Silbergro - ſchen koſtet.)

Die ſonſtigen Vortheile, welche dieſe Bauart gegen allen Lehm - bau gewährt, ſind vorzugsweiſe, daß ſie von der Näſſe weniger leidet, daß ſie eine haltbare äußere Oberfläche gegen das Wetter auch bei hohen Gebäuden bietet, daß die Mäuſe ſie nicht wie den Lehm - bau durchwühlen können, und daß ſie endlich ungleich ſchöner und haltbarer ſein muß.

§. 30. Mauern von Gußwerk.

Hierher gehört zuerſt das Mauerwerk aus Béton beſtehend (ſiehe §. 23.), dann die Gewölbe aus Gußwerk, welche weiter unten folgen werden, und endlich die Mauern ganzer Gebäude von Guß - werk, wie ſie in Schweden ausgeführt werden.

(Hierüber ſehe man die kleine Schrift: Gußkalkconſtruction und Beſchreibung über die Dachdeckung mit Pappe, begründet auf Erfah - rung. Aus dem Schwediſchen überſetzt. Herausgegeben von G. Th. Neumann, Beſitzer von Schönwalde und Jakobsdorf in Pommern. Stettin, F. Heſſenland. 1840. 12½ Sgr.)

Die Hauptſachen hierbei beruhen auf folgendem:

Will man ein dergleichen Haus bauen, ſo mauert man ein Fundament nach derſelben Weiſe wie bei jedem andern maſſiven Ge - bäude. Sobald es gelegt iſt, muß man den für das Haus erforder - lichen Holzbau errichten. Man nimmt hierzu 4 Zoll ſtarke Pfoſten126 (Stiele), welche ſtumpf (ohne Schwelle) auf das gemauerte Funda - ment geſtellt und oben mit einem Rähm (Platte, Holm) verbunden ſind. Dieſe Stiele werden ſo aufgeſtellt, daß ſie nach vollendetem Guß mit - ten in den Mauern zu ſtehen kommen. Auf den Rähm legt man die Dachbalken. An die ſenkrechten Stiele befeſtigt man oben und unten kleine Holzklötze mit Nägeln, ſo daß dieſe Klötze mit den Stie - len zuſammen die Stärke der Mauer ausmachen. Sollte z. B. eine Mauer 12 Zoll dick werden, ſo müſſen Stiele und Klötze zuſammen 14 Zoll ſtark ſein, da nämlich noch 2 Zoll davon für die Stärke der Schalungsbretter verbleiben müſſen. Die ſenkrechten Stiele ſtelle man in Entfernungen von 6 Fuß, und wo ein Fenſter oder eine Thüre trifft, mindeſtens einen Fuß von der lichten Oeffnung ab in das Mauerwerk. Alsdann nagle man ſenkrecht an die Klötze der Stiele Bretter, und gegen dieſe ſenkrechte Bretter nagle man auf ihrer innern Seite (nach der Mauer zu) wagerechte geſeimte Bretter, eines auf das andere, aber nicht alle auf einmal, ſondern auf jeder Seite der Mauer zuvörderſt ein oder zwei Bretter hoch, zwiſchen welchen der Guß beginnt und welches dann die unterſte Gußſchicht ausmacht. Jſt dieſe vollendet, ſo ſtellt man wieder wagerechte Bretter auf die unteren und gießt die zweite Schicht u. ſ. w., bis man die Höhe eines Stockwerks erreicht hat. Hat man die Mauerſpeiſe zwiſchen die Bret - ter gegoſſen, ſo packt man kleine Steine, Ziegelbrocken und dergleichen in den Guß, wodurch viel Mörtel erſpart wird.

Die mit der Mauer gleich breiten Thür - und Fenſterrähme, aus ohngefähr zwei Zoll dicken Bohlen, paßt man während des Fortſchrit - tes der Arbeit ein, und befeſtigt ſie mit angenagelten Brettern an die ſenkrechten Bretter vor den Stielen. Nachdem das Mauerwerk 3 4 Wochen getrocknet hat, werden zuerſt mit Behutſamkeit die ſenkrechten Bretter abgenommen, und dann die wagerechten ebenfalls entfernt, und die gegoſſenen Mauern ſtehen fertig da.

Man kann das Dach entweder vor Anfang des Guſſes fertig eindecken, oder man kann es auch nachher eindecken, der Erfinder ſtimmt für Letzteres. Jn letzterem Falle muß man aber die Guß - mauern durch darauf gelegte Bretter gegen Regengüſſe ſchützen.

Das Verhältniß zur Bereitung der Kalkſpeiſe kann verſchieden ſein, und beruht ſehr auf des Kalkes und Sandes Beſchaffenheit. Die im Allgemeinen bisher am beſten und anwendbarſten befundenen Portionen beſtehen aus 4 Theilen Sand

1 Kalk und

Waſſer.

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Die Dicke der Kalkſpeiſe iſt die eines dicken Breies. Es iſt hierbei zu bemerken, daß man ſich in Schweden auch des ſchwediſchen Kalkes bedient hat, welcher magrer, weniger ergiebig und mehr hy - drauliſcher Natur iſt, als z. B. der fette preußiſche Rüdersdorfer Steinkalk. Wollte man ſich alſo des letzteren zu ſolchen Bauwerken bedienen, ſo müßte man ihm vielleicht ſchon etwas Ziegelmehl oder dergleichen zuſetzen, damit er ſchneller trockne.

Die ſenkrechten Stiele welche das Gebälk tragen, bleiben nach vollendetem Guß, ſo wie der darauf liegende Rähm, in dem Mauer - werk ſtehen. Man braucht nicht zu fürchten, daß die Feſtigkeit des Mauerwerkes leide, wenn dieſes Holzwerk mit der Zeit endlich ver - fault, denn es entſtehen dann nur leere Räume, welche überall von einer feſten Steinmaſſe umgeben ſind.

Man hat auch zweiſtöckige Gebäude der Art ausgeführt. Jn dieſem Falle werden die ſenkrechten Stiele des zweiten Stockwerks auf den Rähm des erſten aufgeſtellt, aber ſo, daß ſie nicht auf die Stock - werksbalken treffen, ſondern neben dieſelben; im übrigen bleibt das Verfahren ganz daſſelbe.

Sind die Mauern vollendet, ſo werden ſie berappt oder auch gewöhnlich abgeputzt. Der Putz haftet hierauf natürlich beſſer als z. B. auf Piſé. Erfinder iſt Herr C. G. Rydin in Boräs.

Meeresſand darf auch hierbei nicht genommen werden, da ſonſt, wie immer, die Gebäude ſtets feucht bleiben. Auch muß der Sand rein und das Waſſer, womit der Mörtel bereitet wird, frei von Salztheilen ſein.

Ein Mehreres hierüber ſehe man in der angeführten Schrift.

Nach den darüber aufgeſtellten Berechnungen koſtete die Schacht - ruthe Mauerſteinmauer das dreifache von dem, was eine Schacht - ruthe Gußwerk gekoſtet hat, wenn nämlich auch Sand und Fuhren be - zahlt| werden. Rechnet ſich der Landmann dieſe, wie gewöhnlich, nicht, ſo ſind die Baarauslagen verhältnißmäßig noch viel geringer.

§. 31. Lehmſteinmauern.

Sie gehören zu den älteſten, denn faſt alle Völker des Alter - thums bedienten ſich ihrer. Die kleineren Lehmſteine, wie die bei uns jetzt üblichen (Luftſteine, Kluthen), und die ſogenannten Lehm - patzen ſind an und für ſich zu klein und leicht, als daß man daraus Mauern ohne Mörtel bilden könnte. Zu dieſem Mörtel iſt wieder mit weichem Waſſer verdünnter, fetter Lehm das tauglichſte Material; mit dieſem werden alle Lehmſteine vermauert. Kalk unter den Lehm -128 mörtel zu miſchen, oder gar Kalkmörtel zum Vermauern der Lehm - ſteine zu nehmen, wäre nichts weiter als reine Verſchwendung. Da ſich Kalk mit Lehm nicht verbindet, ſo würde nicht einmal eine größere, ſondern ſogar eine geringere Feſtigkeit entſtehen, wenn man Lehmſteine mit Kalkmörtel vermauern wollte. Sand wird unter den Lehmmörtel nicht genommen, da der Lehm als Mörtel nicht fett genug ſein kann. Ein guter Verband iſt bei Mauern von Lehmſteinen ein eben ſo weſentliches Erforderniß, als bei jedem anderen Mauerwerk.

Da die Lehmſteine durch den weichen Mörtel in ihren Ober - flächen ebenfalls etwas aufweichen, und dadurch die Mauer zu einer ziemlich feſten Maſſe wird, ſo iſt zugleich die natürliche Folge, daß Lehm - mauern mit Mörtel gemauert ſchwerer austrocknen, als z. B. Mauern von feſtem Geſtein, welches durch die Näſſe nicht angegriffen wird.

Man gebraucht zwar (blos einer übel verſtandenen Sparſamkeit wegen) den Lehmmörtel auch zu Mauern von Stein und Ziegeln als Mörtel, jedoch iſt zu erwähnen, daß hieraus nur eine ſehr ſchwache Verbindung entſteht, auch beſonders an feuchten Orten, wie bei Kel - lern ꝛc., die Mauern nie trocknen, und überdieß der Lehmmörtel, be - ſonders zu Fundamentmauern verbraucht, häufig Urſache zur Entſte - hung und Fortpflanzung des verwüſtenden Holzſchwammes giebt.

Nur bei Feuerungsanlagen iſt der Lehm als Mörtel der gebrannten Mauerſteine zu verwenden.

Eben ſo muß man ſich hüten zum Anmachen des Lehmmörtels ſalziges Waſſer zu nehmen, weil ſonſt die Lehmmauern nie trock - nen. Ueberdieß dringen die wäſſerigen Dünſte der Atmoſphäre leich - ter in Lehmmauern ein, weshalb ſie jedenfalls durch einen Kalkbe - wurf, oder wenigſtens durch Abweißen mit Kalk gegen dieſe Einwir - kung geſchützt werden müſſen.

Gerammte und in Formen geſtampfte Lehmſteine (§. 12.), Erdquadern bedürfen wegen ihrer Größe und Schwere keines Mörtels. Sie werden nur in gehörigem Verbande auf einander geſchichtet, und bei ihrem Aufſetzen mit Waſſer angenetzt, wodurch ſie ſich feſt an einander ſchmiegen.

Die Anwendung der Lehmſteine würde demnach unter folgenden Umſtänden ſtattfinden können. Sie müſſen durchaus nur an trocknen Orten verbraucht werden; alſo niemals zu Fundamenten, ſondern nur in den oberen Stockwerken. Aber auch hier müſſen die unterſten 4 Schichten (auf etwa 1 Fuß Höhe) aus feſtem Geſtein in Kalkmörtel gemauert beſtehen, damit die etwa vom Fußboden ausge - hende Feuchtigkeit, wie in Ställen, und bei dem Scheuern der Fuß -129 böden in Wohngebäuden ꝛc., die Lehmmauern von unten her nicht aufweiche. Aus ähnlichem| Grunde muß jede Lehmmauer von oben her durch das Dach, und von der Seite im Aeußern durch ſchützen - den Bewurf geſichert werden.

Es wäre ebenfalls ſehr wünſchenswerth, wenn Lehmmauern, während der Zeit wo daran gearbeitet wird, durch ein ſogenanntes Nothdach geſchützt werden könnten, da es häufig vorkommt, daß fri - ſche Lehmmauern durch Gewitterregen, oder durch anhaltendes Regen - wetter ganz oder theilweiſe zerſtört werden, oder doch wenigſtens ſo ſtark durchnäſſen (ſelbſt wenn man ſie oberhalb mit Brettern belegt), daß ſie alsdann ſchwer austrocknen und wohl Riſſe bekommen. Alles Eigenſchaften welche ihre Anwendung erſchweren.

Ganz trockne Lehmſteine ſind ein Haupterforderniß jeder Lehmſteinmauer (§. 10.). Da ferner die Lehmſteine leichter ſind als Ziegeln und Bruchſteine, ſo pflegt man ſie zur Ausmauerung der Fachwände in den oberen Stockwerken und in den Dachräumen be - ſonders gern zu verwenden, weil dadurch die Laſt geringer wird. Eben ſo ſind ſie zu allen innern Mauern und Wänden brauchbar. Die Mauern von Lehmſteinen ſind warm und trocken (wenn die Steine ſelbſt trocken waren und die Mauern an trocknen Orten ſtehen), ſie ſind vollkommen feuerſicher, und werden im Gegentheil bei einem Brande noch feſter. Ungeziefer, wie Spinnen, Kellerwürmer ꝛc., hält ſich in Lehmmauern gern auf, beſonders wenn die Räume nicht recht trocken gehalten werden; auch wühlen Mäuſe und Ratten ſie leichter durch, als bei Stein - und Ziegelmauern.

Was von der Stärke der Mauern (§. 26.) geſagt wurde, gilt auch bei Lehmſteinmauern.

Es würde unzweckmäßig ſein, auf eine Mauer von Lehmſteinen eine von ſchwererem Material, z. B. Ziegeln, zu ſetzen.

Lehmſteinmauern durch Lehmmörtel verbunden ſetzen ſich mehr, als Ziegel - und Steinmauern in Kalk gemauert.

Man pflegt der Erſparung wegen zuweilen die Umfaſſungs - mauern von Lehmſteinen zu machen und dieſelben gegen die Witte - rung nach außen mit Ziegeln (gebrannten Mauerſteinen) zu verblen - den. Sind die Häuſer nur niedrig, ſo geht dies Verfahren an, ſind ſie aber mehr als ein Stockwerk hoch, ſo entſteht dadurch ein ſehr ungleiches Setzen der Mauern, indem die Lehmſteine ſich mehr zuſam - mendrücken als die Mauerſteine. Man kann daher dies Verfahren nur mit Sicherheit bei Stockwerken bis zu 12 Fuß Höhe und bei einſtöckigen Gebäuden anwenden.

Menzel, der praktiſche Maurer. 9130

Baut man das Gebäude von Lehmſteinen, oder mit Mauerſtei - nen verblendet, ſo müſſen alle Ecken der Umfaſſungsmauern doch von Ziegeln aufgeführt werden, eben ſo alle Ecken der Thorwege, Thüren und Fenſter und auch alle Ueberwölbungen derſelben, ſo daß, wenn viele Oeffnungen vorhanden ſind, die beabſichtigte Erſparung nicht groß wird.

Werden Lehmſteinmauern mit Ziegeln verblendet aufgeführt, ſo mauert man auch die Mauerſteine mit Lehmmörtel; theils wegen des gleichmäßigeren Setzens, theils weil es wohlfeiler wird. Es muß aber alsdann nach außen hin mit hohlen Fugen gemauert werden, weil ſonſt der Kalkbewurf an den Lehmfugen nicht haften würde.

Da die Lehmſteine weich ſind, taugen ſie nicht zur Anlage von Rauchröhren, indem der Ruß ſich ſehr feſt darin ſetzt, ſie auch durch das Fegen mit Beſen und Bürſten mit der Zeit ganz dünn ge - ſcheuert werden.

Dagegen nimmt man lieber Lehmmörtel zu Feuerungsanlagen als Kalkmörtel, weil der Lehmmörtel dem Feuer widerſteht, der Kalk - mörtel aber durchbrennt und ſeine Bindekraft verliert.

Hier in der Provinz Neu-Vorpommern ſind von früher her ſehr weite Schornſteine üblich, welche in den Städten und auf dem Lande beſonders zum Räuchern des Fleiſches und auch der Fiſche deswegen ſo weit gemacht wurden, weil dadurch der Rauch kühler iſt und auch kühler in die Räucherkammern tritt, wo welche vorhanden ſind. Man hat ſie bis jetzt ſtets von Lehmſteinen (Kluthen) angefer - tigt, was auch anging, da ſie eben wegen ihrer Weite ſelten gefegt zu werden brauchen. Aber ſie taugen doch nichts, denn bei milden Wintern ſchlagen ſich bei den hieſigen fortwährenden Nebeln eine Menge Waſſerdämpfe in denſelben nieder, welche den Ruß durchdrin - gen, die Steine endlich erweichen und die Schornſteine zum Sinken und Einſturz bringen. So ſtürzten hier in der Stadt Greifswald während eines ſolchen milden Winters 13 Küchenſchornſteine zuſam - men. Auch die Rauchmäntel (Küchenſchurze) werden bei geringen Gebäuden von Lehmſtein gemacht, nur müſſen alsdann die darauf ru - henden Schornſteinröhren ebenfalls von Lehmſteinen ſein, weil ſie ſonſt zu ſchwer werden.

Zu erwähnen ſind bei den Lehmmauern noch die ſogenannten Wellerwände, welche in einigen Gegenden zu ländlichen Gebäu - den verwendet werden.

Die Wellerwände beſtehen aus erweichtem Lehm, mit langem Stroh vermiſcht und lagenweiſe übereinander gelegt, mit der Hand oder auch mit Schlägen gedichtet. Auch werden Zöpfe bis 2131 Fuß lang 6 Zoll ſtark (von Stroh) verbandmäßig über einander ge - legt und mit Lehm übertragen. Gewöhnlich legt man hierbei die - pfe in diagonaler Richtung und dann entgegengeſetzt, übereinander. Dieſe Art iſt vorzuziehen. Auch wird die Maſſe zwiſchen Bretterver - ſchläge geworfen und nach Art der Piſémauern geſchlagen. Das Er - richten der Wellerwände geſchieht auf Feldſteinfundamenten. Piſé - mauern ſind ihnen jedoch wegen größerer Feſtigkeit und |wegen ſchnellerem Austrocknen vorzuziehen; überdieß koſten die Wellerwände viel Stroh, was beſſer zu benutzen iſt, ſie ſehen ſchlecht aus, auch ſind ſie wegen des Strohes ſehr den Mäuſen und Ratten ausgeſetzt. Ueberhaupt ſieht man aus dem ganzen Verfahren, daß es ſelbſt bei den unterge - orduetſten ländlichen Zwecken beſſer iſt, ein anderes Mauerwerk zu fertigen, als eben Wellerwand.

§. 32. Mauern von gebrannten Mauerſteinen (Ziegeln).

Sie ſind ebenfalls im früheſten Alterthume gefertigt worden, denn ſchon Babylonier und Aegypter hatten Ziegelöfen und bauten mit gebrannten Mauerſteinen. Die Aufführung der Ziegelmauern be - dingt ebenfalls wieder einen guten Verband der einzelnen Steine und irgend einen paſſenden Mörtel. Wir haben bereits (§. 16.) die Verbindungsmaterialien kennen gelernt, und erwähnen nur noch, daß man ſich bei den Babyloniern auch des Erdpechs (Asphalts) als Mörtel bediente. Der Asphalt wurde geſchmolzen und die Steine darin mit Zuſatz von Sand vermauert (wie mit Kalk). Es iſt dieſe Art Mörtel allerdings der vorzüglichſte, wie neuere Verſuche gezeigt haben, denn

1) iſt er augenblicklich trocken, bringt alſo gar keine Feuchtigkeit in die Mauer, die Mauer ſelbſt iſt alſo, wenn die Steine nicht zu - fällig feucht wurden, ebenfalls von vorn herein trocken, braucht alſo nicht erſt auszutrocknen, was oft bei Weiterführung des Baues einen läſtigen Aufenthalt giebt;

2) die Vereinigung der einzelnen Steine zu einer feſten Mauer - maſſe geſchieht, ſobald man ſie in den Asphaltmörtel gelegt hat. Man braucht alſo gar nicht, wie bei fettem Kalkmörtel, lange zu warten bis die vollkommene Verbindung des Mörtels mit den Steinen ſtatt - gefunden hat, welches bei fettem Kalkmörtel und ſtarken Mauern zu - weilen erſt nach Jahrhunderten und an feuchten Orten oftmals gar nicht ſtattfindet.

3) Asphalt als Mörtel gebraucht widerſteht aller Näſſe, ſowohl unter als über dem Waſſer, und nur eine einzige Rückſicht iſt dabei zu beobachten: Er muß nicht unmittelbar der Sonne ausgeſetzt ſein,9 *132weil er ſonſt bei großer Hitze ſchmilzt und ſich verflüchtigt. Erfah - rungen haben gelehrt, daß der natürliche Asphalt bei 40° Reaumur, der aus Steinkohlentheer künſtlich bereitete ſchon bei 28° ſchmolz. Man würde demnach gut thun, wo der Asphalt in den Fugen zu Tage kommt, ihn mit Kalk zu überſtreichen, weil dadurch die Einwir - kung der Sonne verhindert wird. An ſchattigen Orten, wie im Jn - nern der Gebäude bei Pflaſterungen angewendet, und überhaupt wo er von Wärme nichts zu leiden hat, bleibt er hart wie Stein.

Der ſechsmal höhere Preis des Asphalts gegen den Kalk je - doch, laſſen deſſen Anwendung nicht immer zu, wenn ſie auch wün - ſchenswerth wäre.

Die Vorzüge der Ziegelmauer gegen anderes Mauerwerk beſte - hen darin, daß die Regelmäßigkeit der einzelnen Steine einen ſehr gu - ten Verband geben, daß ſie feſtes Mauerwerk, und ebenſo geſunde als warme Wohnungen geben, wenn die Mauern hinlänglich ſtark ſind. Sie ſind bequem bei der Ausführung zu handhaben, und er - lauben ebenſo eine bequeme und ſichere Aufführung der Ecken und Ueberwölbung der Oeffnungen. Ferner kann den Steinen jede be - liebige Form gegeben werden und ſie eignen ſich daher nicht nur zu untergeordneten Bauten, ſondern bei ſorgfältiger Ausführung zu den ſchönſten Prachtbauten. Jhre Dauer ſteht unbezweifelt feſt, da Ge - bäude von Ziegeln, die viele Jahrhunderte geſtanden haben, in nord - deutſchen Städten eine ganz gewöhnliche Erſcheinung ſind. Was die ihnen zu gebende Mauerſtärke bei beſtimmter Höhe betrifft, ſo iſt be - reits (§. 26.) das Nöthige darüber geſagt worden.

Die Ausführung der Ziegelmauer geſchieht folgendermaßen.

(NB. Es wird zwar bei allen Mauern aus einzelnen Steinen ein ähnliches Verfahren im Allgemeinen beobachtet, um aber daſſelbe nicht immer zu wiederholen, iſt es nur hier ausführlicher beſchrieben.)

Bei dem Beginn eines Mauerwerks werden zuerſt die ſoge - nannten Maaßlatten gefertigt. Hierunter verſteht man geſchnittene dünne, möglichſt gerade Dachlatten, auf welche man aus der vorhan - denen Bauzeichnung alle Längenmaaße der Pfeiler, Vorſprünge, Ecken, Thür - und Fenſteröffnungen jedes Stockwerks aufträgt, und durch verſchiedene beliebige Zeichen bezeichnet, damit man bei Anlegung der Maaßlatten (im Aeußern und Jnnern) genau wiſſe, wo jede Unter - brechung des geraden Mauerwerks anfange und aufhöre. Hierauf wird das Mauerwerk ſelbſt begonnen.

Zuerſt werden die äußern Ecken im rechten Winkel und ſorg - fältigſt abgelothet einige Schichten hoch angelegt. Hierauf wird133 zwiſchen dieſen Ecken wieder bei der unterſten Schicht angefangen. Man ſteckt nämlich 2 Nägel in die Fuge der nächſtoberen Schicht, ſo daß die Nägel an die Ecken der Mauer zu ſtecken kommen. Um dieſe Nägel befeſtigt man eine dünne Schnur ſo ſtraff, daß ſie ganz wage - recht liegt. Dieſe Schnur dient dazu, daß alle Steine einer wage - rechten Schicht ſo zu vermauern ſind, daß alle Oberkanten derſelben in einerlei Höhe zu liegen kommen. Dieſe Schnur wird alſo bei jeder neuen Schicht welche gemauert wird, gezogen; alle ſenkrechte Rich - tungen dagegen durch das Bleiloth abgelothet.

Hat man im Mauerwerk einen Abſatz erreicht, z. B. die Höhe der Fenſterbrüſtungen, die Höhe der Fenſterpfeiler wo die Fenſter - bogen anfangen, und endlich die Höhe eines ganzen Stockwerks: ſo wird das Mauerwerk dieſes Abſatzes nach allen Richtungen hin mit der Setzwage abgewogen, d. h. es wird ein etwa 8 12′ langes gehobeltes, 3″ dickes, 1″ ſtarkes Brettſtück auf die Mauer hochkan - tig aufgeſetzt, auf dieſes die Setzwage geſtellt, und nachgeſehen ob die letzte Schicht des Abſatzes wagerecht liegt. Wäre dies nicht der Fall, ſo muß ſie erſt wagerecht durch Abgleichung des Mauerwerks gemacht werden, ehe man weiter mauert.

So fährt man im Aeußern und Jnnern fort, bis man die be - ſtimmte Höhe erreicht hat.

Es iſt hierbei eine Hauptregel: daß das Mauerwerk im - mer in gleicher Höhe durch das ganze Gebäude aufge - führt werde, damit der Druck des Gebäudes auf den Untergrund immer ein gleichmäßiger bleibe, weil ſonſt leicht Senkungen und Riſſe im Gebäude entſtehen können.

Kommen Holzzargen vor, ſo werden dieſelben auf dem Grunde wo ſie ſtehen ſollen, ins Loth geſtellt, und dann nach und nach ein - gemauert.

Eiſerne Stützhaken zu Thorwegen, Thüren, Fenſterladen ꝛc. werden gleich an den Stellen mit eingemauert, wo ſie hingehören.

Jſt man bis zu den Balkenlagen gekommen, ſo werden dieſe aufgelegt, und alsdann über die Balkenköpfe fort weiter gemauert, indem man zuvor die erforderlichen eiſernen Balkenanker an die Bal - ken geſchlagen.

Hat man die Dachhöhe erreicht, ſo wird wieder abgeglichen und abgewogen und alsdann die Giebel aufgemauert.

Um ein gutes und feſtes Ziegelmauerwerk zu erreichen, iſt fol - gendes zu beobachten:

Zuvörderſt verſteht ſich ein guter Verband, ſowohl nach der134 Höhe, als nach der Breite von ſelbſt. Dann ſind gute Mauerſteine erforderlich, da aber jeder Brand dreierlei Sorten liefert, und man faſt nie die Steine ſortirt ankauft, ſo müſſen die Steine für den Bau ſortirt werden und zwar nimmt man die ſcharf gebrannten zu dem - jenigen Mauerwerk, welches der Näſſe oder Feuchtigkeit ausgeſetzt iſt, zu Kellern, Plynthen ꝛc. ; die mittelgebrannten nimmt man zu den Umfaſſungsmauern (beſonders auf der äußern Fläche), zu Gurtbogen, Gewölben und Feuerungen; ſchwach gebrannte zu innern Mauern, mit Ausnahme der Ueberwölbungen von Thüren und Feuſtern, welche beſſer aus mittelgebrannten Steinen gefertigt werden.

Die Wölbungen von Gurten und Gewölben fertigt man des - halb beſſer aus mittelgebrannten Steinen, da die ſcharf gebrannten den Kalk weniger anziehen, alſo nicht ſo feſt ſich verbinden, auch ſich zu ſchwer hauen laſſen; die wenig gebrannten Steine aber bei dem Hauen leicht zerſchlagen werden, wobei es alſo zu viel Bruch giebt, und auch zu wenig Feſtigkeit beſitzen, um bei bedeutenden Wölbungen nicht vielleicht zerquetſcht zu werden, welches natürlich großen Nach - theil bringen würde. Ferner ſind die Steine immer mit ihrem eignen Staube bedeckt, welcher, wenn ſie damit vermauert werden, zu viel Waſſer des Mörtels verſchluckt, und die Bindekraft des Mörtels ſtört. Die Steine müſſen deshalb vor dem Vermauern entweder jeder einzeln in den Waſſereimer getaucht werden, oder man muß mit ei - nem Maurerpinſel, ſobald eine Schicht gelegt iſt, dieſelbe gut annäſſen, bevor eine folgende Schicht aufgemauert wird. Das Verfahren der Maurer, daß ſie um die Waſſeranfuhr zu ſparen, keine Eimer mit Waſſer auf den Gerüſten halten, iſt durchaus nicht zu dulden, da trocknes Mauerwerk nur halbe Haltbarkeit hat. Bei dem Einlegen der Steine iſt noch darauf zu ſehen, daß ſie nach der äußern Fläche der Mauer hin ſich etwas höher neigen, und nach der Dicke der Mauer hin etwas tiefer ſtehen; weil dies ein feſteres Mauerwerk giebt, als umgekehrt.

Bei dem Kalkgeben iſt folgendes zu beobachten. Der Kalk, welcher aus der Löſchgrube genommen wird, muß mit der gehörigen Menge Sand in der Löſchbank auf das innigſte vermengt werden, ehe er den Maurern auf das Gerüſt geſchickt wird. Noch beſſer iſt, wenn man in der Löſchbank des zuzuſetzenden Sandes beimengt, und das letzte Dritttheil erſt von den Maurern auf dem Gerüſt, im Kalkkaſten mit der Kelle ſorgfältig beigemiſcht wird. Dies Verfah - ren iſt beſonders bei großen Bauten, wo viel Mörtel gebraucht wird, ſehr zu empfehlen. Da nämlich in dieſem Falle gewöhnlich große135 Mörtelvorräthe gehalten werden, ſo würde der Mörtel wenn man gleich allen Sand beimiſchen wollte, zu trocken, oder doch wenigſtens ſehr ſteif werden, alſo jedenfalls an Bindekraft verlieren, weshalb das letzt - gedachte Berfahren (bei fettem Lufikalk) beſſer iſt. Bei hydrauliſchem Kalke kann man aber wie früher erwähnt, nie mehr anmachen, als man eben zu verbrauchen gedenkt.

Wenn nun die Steine in Kalk gelegt werden, ſo iſt darauf zu ſehen, daß die Steine ſowohl unten als an den Seiten in Kalk liegen. Viele Maurer geben an den Seiten gar keinen Kalk, ſondern nur unten und drücken dann den Stein in dieſen Kalk hinein, ſo daß ſich nothdürftig etwas Mörtel in die Seitenfugen drückt; welches Ver - fahren aber natürlich nichts taugt, da der Stein alsdann nicht ganz von Mörtel umhüllt iſt, und folglich das Mauerwerk nur einen ge - ringeren Zuſammenhang erhalten kann.

Bei dem Legen der Steine in Kalk muß man dieſelben gleich feſt eindrücken, nicht viel hin - und herrücken, oder ſie mit dem Ham - mer hin - und herklopfen, weil dadurch der Stein loſe wird und ſchlechten Zuſammenhang liefert. Legt man nämlich den Stein auf, ſo dringt ſogleich ein großer Theil des Mörtelwaſſers in denſelben, der Kalk fängt an zu binden, der Mörtel wird trocken und ſteif; rückt man nun viel mit dem Steine hin und her, oder hebt ihn gar auf, ſo iſt die Bindekraft des Mörtels geſtört, und man iſt alsdann ge - nöthigt den aufgegebenen Mörtel mit der Kelle abzunehmen und neuen zu geben, welches Zeitverluſt iſt.

Bei Ausmauerung von Fachwerkswänden iſt beſonders darauf zu ſehen, daß die Steine recht ſcharf an das Holz, ſowohl an den Seiten, als oben an den Fachen getrieben werden, ſollte namentlich oben ein kleiner Zwiſchenraum bleiben, ſo muß die letzte Schicht gut mit kleinen Steinſtücken in Kalk angetrieben werden. Man nennt dies das Verzwicken der Fache. Beſſer aber iſt es die Steinſchichten ſowohl nach der Seite als nach oben hin zu hauen, ſo daß man mit einer Steinſchicht ſelbſt, und nicht mit Verzwickung an das Holz anſchließe.

Die Größe der Mörtelfugen richtet ſich nach der Größe des Steins, bei der gewöhnlichen Dicke (10 Zoll langer Steine) von Zoll iſt die Fuge hinlänglich ſtark, wenn ſie ½ Zoll hoch gemacht wird; alſo der Höhe des Steines. Je größer man die Fugen macht, um ſo mehr ſetzt ſich das Mauerwerk, um ſo mehr braucht man unnöthiger Weiſe Kalk, um ſo mehr Feuchtigkeit kommt vermöge der größeren Menge Mörtel in die Mauer und um ſo viel mehr Zeit136 braucht ſie zur Austrocknung. Ein richtiges Verhältniß der Fugen - ſtärke iſt alſo ſtets zu beobachten. Die Höhen - oder Stoßfugen wer - den ſtets eben ſo breit gemacht als die wagerechten oder Lagerfugen.

Man mauert entweder mit vollen oder mit hohlen Fugen. Volle Fugen nennt man ſolche, wo der Kalk die ganze Fuge bis vorn hin ausfüllt. Hohle Fugen nennt man ſolche, wo in den Fu - gen von der Außenfläche an 1 Zoll etwa leerer Raum in der Fuge bleibt. Soll das Mauerwerk einen Bewurf (Abputz) erhalten, oder ſollen die Fugen, wenn die Mauer fertig iſt und das Mauerwerk roh ſtehen bleibt, erſt ſpäter nachgefugt werden, ſo mauert man ſtets mit hohlen Fugen. Bei Bruchſteinmauer dagegen, beſonders wenn ſie keinen Bewurf erhält, mauert man mit vollen Fugen und ſtreicht den Mörtel außerhalb gerade.

§. 33. Allgemeine Bemerkungen über die §§. 27. 28. 29. 30 und 23. 31. und 32.

Es würde ein falſcher Schluß ein, wenn man glauben wollte, daß alle die angeführten Bauarten zu jedem beliebigen Zwecke gleich tauglich wären; im Gegentheil muß man ſie vorſichtig für die be - ſtimmten Zwecke auswählen.

Es iſt klar, daß je feſter das Material an ſich iſt und je mehr es geeignet iſt allen Witterungseinflüſſen zu widerſtehen, um ſo allge - meinere Anwendung unter den meiſten Umſtänden und in den verſchie - denſten Klimaten werden die daraus aufgeführten Bauten finden. So werden alle Arten gewachſene Steine und gebrannte Mauerſteine überall Anwendung finden können, da ſie an ſich dauerhaft ſind.

Es iſt eine allgemein bekannte Sache, daß die Menſchen in allen Theilen der Erde, wenn ſie zu bauen genöthigt waren, immer zuerſt nach dem Hauptbaumaterial griffen, was ihnen zunächſt lag und ihnen deshalb am wenigſten koſtete; nur mit ſteigender Cultur und dem da - raus ſich entwickelnden Luxus wendete man auch ſolche Materialien an, die in der Nähe nicht zu haben waren und oft mit den größten Koſten und Anſtrengungen aus fremden Ländern herbeigeſchafft wer - den mußten. Namentlich die Römer ſuchten etwas darin, koſtbares fremdes Material zum Schmuck ihrer Gebäude zu verwenden.

Bei aller Verſchwendung dieſer Art aber fertigte man doch den Kern des Gebäudes, alſo ſeine größte Maſſe, immer der Wohlfeilheit wegen aus dem landesüblichen Material und benutzte das koſtbarere fremde nur zur äußern Bekleidung der Mauern oder zu Verzierungs - ſtücken überhaupt.

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Die Babylonier in ihren großen Ebenen hatten Ueberfluß an Lehm und Asphalt, ſie bauten daher theils mit Lehmſteinen, theils mit gebrannten Mauerſteinen, den Asphalt als Mörtel gebrauchend. Schnittſteine werden nur in einzelnen Fällen erwähnt, wo man Räume überdecken wollte, welches man damals wo die jetzige Kunſt zu wöl - ben noch nicht bekannt war, nicht anders zu thun vermochte, als durch Ueberdeckung großer Steine. Die Aegypter, welche ebenſowohl große Steine in den nahen Gebirgen beſaßen, als vortreffliche Lehmſteine und Ziegeln aus ihrem Nilthale gewannen, bauten mit beiden Mate - rialien. So wiſſen wir, daß der Kern der Pyramiden zuweilen nur aus Lehmſteinen, zuweilen aus Ziegeln beſteht und ihre äußere Fläche mit großen Werkſtücken aus polirtem Granit bekleidet ſind. Die Griechen bauten mit großen Werkſtücken, Ziegeln und Bruchſteinen. Die Römer eben ſo, je nachdem ein oder das andere Material in einer oder der andern Provinz leichter zu haben war. Der Kern ihrer Gebäude waren gewöhnlich Ziegeln, wobei die äußern Flächen der Mauern mit irgend einem feſten gewachſenen Steine bekleidet waren. Jn unſerm Deutſchland ſehen wir eine ganz ähnliche Erſcheinung. Jn Süddeutſchland, am Rhein, in Thüringen, am Harz, am Rieſen - gebirge baut man viel mit Bruchſteinen und gehauenen Werkſtücken, in den flachern Gegenden des ganzen nördlichen Deutſchlands iſt der Lehmbau und der mit gebrannten Mauerſteinen einheimiſch und nur ausnahmsweiſe werden Werkſtücken angewendet.

Die Feld - und Bruchſteinmauern eignen ſich mehr zu Grund - bauten, zu Bauten im Freien, als zu Stallungen und Wohngebäuden. Wir haben bereits geſehen, daß ſie immer ſchwitzen und deshalb im Jnnern mit Mauerſteinen bekleidet werden müſſen. Da ſie ſtarke Wär - meleiter ſind, ſo werden dergleichen Gebäude im Sommer heiß, im Winter kalt ſein, wenn man die Mauern nicht hinlänglich dick, wenig - ſtens in den Umfaſſungen macht.

Die Mauern aus geſtampfter Erde ſind nur dann anwendbar, wenn ſie trocken liegen und überall gegen Näſſe geſchützt werden. Lehm iſt ein ſchlechter Wärmeleiter, weshalb ſolche Gebäude im Som - mer kühl, im Winter warm ſind, und ſie ſich deshalb ſowohl zu Wohngebäuden, als auch zu Stallungen eignen. Nur für ſolche Zwecke wo im Jnnern viel Dämpfe entwickelt werden, wie z. B. bei Vier - brauereien, Waſchküchen ꝛc. eignen ſie ſich nicht, weil der Lehm da - von durchnäßt wird, und auch kein Kalkbewurf an ſolchen Orten halt - bar ſein würde.

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Die Mauern aus Sand und Kalk geſtampft, werden hinſichtlich ihrer Wärmeleitungsfähigkeit ganz denen von Bruchſteinen gleichſtehen, man würde demnach, namentlich bei Wohngebäuden und Ställen die Umfaſſungsmauern nicht zu ſchwach nehmen dürfen, und Fuß Stärke würde für ſolche Zwecke wohl das Mindeſte ſein. Ob ſie dem ſogenannten Schwitzen unterworfen ſind, wie Feldſteinmauern, oder in welchem Grade, muß erſt noch durch fernere Erfahrungen ausgemit - telt werden. Wahrſcheinlich werden ſie ſich in dieſer Hinſicht wie der Sandſtein ſelbſt verhalten, welcher zwar weniger ſchwitzt wie Gra - nit, aber doch dieſem Uebelſtande auch unterworfen iſt, weshalb na - mentlich bei bewohnten Räumen wohl die nöthige Vorſicht wird an - gewendet werden müſſen.

Mauern von Gußwerk werden hinſichtlich ihrer Wärmeleitung zwiſchen denen von Stein und Ziegeln ſtehen, da die Hauptbeſtand - theile Kies und Kalk ſind, der erhärtete Kalk aber ein ziemlich ſchlech - ter Leiter iſt. Daß man ſolche Gebäude, beſonders wenn ſie bedeu - tende Abmeſſungen haben, nur langſam und immer gleichmäßig hoch aufführen muß, leuchtet wohl ein.

Die Mauern von Lehmſteinen ſtehen hinſichtlich ihrer Dauer und ihrer Wärmeleitungsfähigkeit ganz gleich mit den aus Lehm geſtampf - ten; nur müßten wir mehr Sorgfalt auf die Austrocknung der Lehm - ſteine ſelbſt verwenden, als bisher geſchehen; denn ſo lange die Lehm - ſteine im Jnnern noch im Geringſten feucht ſind, wie es bei uns faſt immer der Fall iſt, geben ſie eine ſtets feucht bleibende Mauer, welche begreiflicher Weiſe nichts taugt.

Mauern von Ziegeln (gebrannten Mauerſteinen) ſtehen hinſichtlich ihrer Brauchbarkeit zu jedem beliebigen Zwecke oben an, ſie ſind nur mittelmäßige Wärmeleiter, folglich ſind die daraus er - bauten Häuſer im Sommer kühl, im Winter warm. Sie leiden von der Näſſe nicht, wenn man die nöthigen Vorkehrungen trifft. Sie ſchwitzen nicht, eignen ſich alſo zu Wohnungen vorzüglich. Man kann damit die höchſten Gebäude aufführen, ohne wie bei Lehmbauten von der Witterung etwas zu befürchten zu haben. Sie laſſen ſich leicht repariren wenn ſie ſchadhaft ſind, und auch leicht für andere Zwecke umgeſtalten, wenn es gefordert wird, ebenſo ſind ſie jedes baulichen Schmuckes fähig und laſſen jede Art von Verzierung zu, dazu kommt noch die Leichtigkeit ihrer Handhabung, wodurch ſie ſich vor allen andern Mauerwerken auszeichnen.

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§. 34. Kellermauern, Erdgeſchoſſe und Plynthen.

Was bei gewöhnlicher Gründung auf gutem Baugrunde, ohne daß man Unterkellerungen anzulegen beabſichtigt, erforderlich wird, iſt bereits §. 20. geſagt worden. Jſt man geſonnen Keller anzubringen, ſo ändert ſich in dem dort angegebenen Verfahren nichts weiter, als daß man die Fundamentmauern ſo viel tiefer in die Erde legt, um die erzielte Kellerhöhe zu erreichen. Jn den Figuren Taf. II. Fig. 53 bis 61. ſind mehrere der gewöhnlich vorkommenden Fälle darge - ſtellt, wobei die möglichſt bequeme Beleuchtung der Keller beſonders berückſichtigt wird, ſo wie die Trockenlegung der Kellermauern durch beſondere Anordnungen angedeutet iſt.

Erſte Regel bei Anlage eines Kellers iſt: daß die Sohle des Kellers (deſſen Fußboden) niemals vom ſogenannten Grundwaſſer erreicht werde. Ein Keller worin Waſſer ſteht, wenn es auch nur zu gewiſ - ſen Zeiten des Jahres der Fall wäre, iſt unbrauchbar, da alle darin aufgehäuften Vorräthe, ſie mögen Namen haben wie ſie wollen, verderben. Es iſt alſo die für einen ſolchen unbrauchbaren Keller gemachte Ausgabe weggeworfenes Geld.

Da nun aber ſehr vielfach an ſolchen Orten Keller angelegt werden ſollen, wo das Grundwaſſer nur wenige Fuß unter der Ober - fläche des Terrains ſteht, ſo folgt, daß man die Höhe des Kellers, welche man der Tiefe nach nicht erreichen kann, über die Erde hinaus baut, den Keller alſo nur wenige Fuß tief (ſo tief als es das Grund - waſſer erlaubt) in die Erde verſenkt.

Es wird zwar ein ſolcher Keller im Sommer nicht ſo kühl und im Winter nicht ſo warm ſein, als wenn er beinahe ganz in der Erde läge, man wird aber doch den weſentlichen Vortheil erreichen, daß der - ſelbe waſſerfrei ſein wird.

Die zweite Bedingung eines guten Kellers iſt möglichſt gleich - mäßige Temperatur zu allen Jahreszeiten. Um dieſe zu erreichen iſt es zweckmäßig, den Keller ſo tief in die Erde zu legen als nur irgend möglich. Ferner müſſen zwar Fenſter angebracht werden, ſie ſind aber mehr dazu da, um in dem Keller eine geſunde Luft zu erhalten, als um viel Licht hinein zu ſchaffen, was namentlich von Wein - und Bierkellern gilt. Viel Licht erzeugt auch nach Umſtänden viel Wärme im Sommer, welche vermieden werden ſoll. Große und viele Fenſter - flächen ſind bei Kälte ebenfalls ſtarke Leiter derſelben, es wird alſo ein mit vielen größeren Fenſtern angelegter Keller im Winter kälter fein, als wenn er nur kleinere Fenſter, oder weniger dergleichen ge - habt hätte.

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Hieraus folgt, daß ein guter Keller nur wenige und kleine Fen - ſter haben müſſe, daß Fenſter nach den heißen Weltgegenden hin ver - mieden oder möglichſt verkleinert werden müſſen, daß der Keller eine ſolche Decke erhalte, welche weder Wärme noch Kälte durchläßt, und daß daher ein gewölbter Keller beſſer als jeder andere iſt.

Will man außer der Keller in demſelben Geſchoß noch Woh - nungen, Küchen, Speiſekammern ꝛc. anlegen, ſo heißt man eine ſolche Anlage Erdgeſchoß (Souterrain), und es wird alsdann nothwen - dig, um die Wohnungen möglichſt trocken zu bekommen, mindeſtens 3 Fuß und höchſtens 4 Fuß über die Terrainhöhe mit dieſem Ge - ſchoß hinauf zu gehen. Der Theil des Mauerwerks, welcher ſich über der Erde befindet und bis zum Fußboden des unterſten Hausſtockwerkes reicht, heißt alsdann die Plynthe. Sind die Plynthen nur niedrig, ſo iſt es zuweilen mit Schwierigkeiten verbunden, die Kellerfenſter anbrin - gen zu können, und Gilly giebt hierfür folgende praktiſche Regeln.

a) Wenn nach Taf. II. Fig. 57. die Plynthe wie gewöhnlich 3 Fuß hoch iſt, ſo muß man, um die Höhe des Fenſters im Lichten zu erhalten, folgendermaßen rechnen:

für die Höhe des Kellerfenſters im Lichten.

b) Wenn nach Fig. 58. die Plynthe 8 Fuß hoch iſt, ſo muß man, um nicht ein allzuniedriges Fenſterlicht zu erhalten, ſchon von obigen Dimenſionen etwas abziehen, nämlich:

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Da nun dieſe Fenſterhöhe die größte iſt, welche man unter die - ſen Umſtänden bei einer Plynthenhöhe von 2 Fuß erhalten kann, ſo müſſen, um ein Kellerfenſter in einer Plynthe von noch geringerer Höhe anzubringen, andere Vorkehrungen getroffen werden; z. B.

c) wenn die Plynthe Fig. 59. nur Fuß hoch iſt, ſo muß, um eine Fenſterhöhe von mindeſtens 6 Zoll zu erhalten, der Punkt a. im Fenſterbogen 4 Zoll höher ſtehen als der Punkt e., oder nach der Maurerſprache, ſo viel ſtechen; rechnet man nun wie vorher:

und da die Linie ir. eben ſo wie die Linie ea. um 4 Zoll geſto - chen wird, ſo iſt die innere Fenſterhöhe ebenfalls 6 Zoll.

Jn dieſen 3 Fällen können die Kellerfenſter, wenn ſonſt keine Hinderniſſe innerhalb von Seiten der Gewölbe im Wege ſtehen, ge - hörig auf - und zugemacht werden. Wenn aber:

d) Die Plynthe nach Fig. 60. nur 1 Fuß, und die Höhe be. ohne Anſchlag 11 Zoll hoch iſt, ſo muß, um die Fenſterhöhe bei ac. wenigſtens 6 Zoll hoch zu erhalten, die Linie er. um 11 Zoll geſtochen werden, die Erhöhung des Fenſters von der Erde bleibt da - bei wie vorher Zoll. Hierbei geht aber der Anſchlag für das Fenſter verloren, und es kann folglich kein aufgehendes Fenſter an - gebracht werden.

e) Unter ſolchen Umſtänden iſt es beſſer, nach Fig. 53. vor der Plynthe einen Kaſten oder ein Loch auszumauern, welches ſo breit wie das Kellerfenſter, und dabei, ſoviel als die Dachtraufe erlaubt, ungefähr von a. bis b. 9 Zoll vorſpringt, auch nach Maaßgabe der Plynthenhöhe etwa 7 bis 9 Zoll von c. bis b. tief iſt.

Wenn nun die Plynthenhöhe über der Erde 1 Fuß hoch, und das Loch vor dem Fenſter etwa eine Tiefe von 9 Zoll hat, ſo erhält man zu Anbringung des Kellerfenſters eine Höhe von Fuß.

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f) Bisher iſt angenommen worden, daß der Fußboden mit der Oberkante der Plynthe gleich hoch liegt; wenn ſich aber derſelbe unter der Oberkante der Plynthe befindet, welches der Fall zu ſein pflegt, wenn eine Durchfahrt im Hauſe iſt, wo man dann, um die Anſchüt - tung nicht bis an die Höhe der Plynthe anſteigen zu laſſen, auch um nicht viel Stufen von der Durchfahrt nach den Stuben zu erhalten, die Fußboden niedriger legt als die Plynthe, alsdann iſt folgendes dabei zu beobachten.

Man ziehe die Höhe, um welche der Fußboden gegen die Ober - kante der Plynthe niedriger liegt von der ganzen Höhe der Plynthe ab. Bleibt dann noch ſo viel übrig, daß auf die oben angezeigte Art ein Fenſter angebracht werden kann, ſo hat es keine weitere Schwie - rigkeit. Jſt aber der übrig gebliebene Raum zu gering, um auf obige Art ein Fenſter anzubringen, ſo kann man ſich nach Fig. 54. auch noch dadurch helfen, daß man die Gewölbekappe von a. bis b. um ſo viel herauf ſticht, als das Unterlager c. ſtark iſt, wenn nur das Fußbodenbrett noch darüber weg reicht.

Dieſes Stechen der Kappe hat aber den Nachtheil, daß die Kel - lerfenſterflügel weder auf-noch zugemacht werden können, ſondern nur etwa von unten herauf hineingeſetzt, und mit Vorreibern befeſtigt werden können.

g) Endlich iſt Fig. 55. der ſchwierigſte Fall vorgeſtellt, da nämlich der Fußboden auf gleicher Erde und die Keller ganz unter dem Terrain liegen. Hierbei muß die Fenſterbrüſtung ihre ganze Stärke a. b. behalten, damit der Einſchnitt c. d. darin verborgen wer - den kann, durch welchen, wie übrigens die Figur zeigt, den Kellern einigermaßen Licht und Luftzug mitgetheilt wird.

h) Fig. 61. zeigt die Anlage eines Erdgeſchoßfenſters, wie ſie in England häufig vorkommen. Um nämlich Raum zu ſparen werden die Wohnungen für Bedienung, Küchen, Vorrathsräume und Keller in das Erdgeſchoß verlegt. Damit man aber auch nicht nöthig hat, die Plynthe hoch über das Terrain zu legen, macht man vor dem Hauſe einen etwa 6 bis 5 Fuß tiefen, 2 bis 3 Fuß breiten Graben, a. b. c. d., welcher auf der Landſeite von einer ſogenannten Futter - mauer eingefaßt wird, und bei c. d. eine nach außen geneigte Pfla - ſterung erhält, damit das Regenwaſſer abfließen kann, auch muß dieſe Pflaſterung außer der Neigung c. d. noch das gehörige Gefälle ha - ben. Hierdurch erreicht man folgendes: Erſtens kann man die Erd - geſchoßfenſter ſo hoch machen als man will, damit die unten bewohn - ten Räume geſund und hell ſind, alsdann wird durch den gepflaſter -143 ten Graben und die Futtermauer alle Feuchtigkeit um ſo weiter von dem Gebäude zurückgehalten, um wie breiter der Graben ſelbſt iſt; denn die Feuchtigkeit, welche von oben her in die Erde dringt, kann alsdann nicht bis an das Haus gelangen, wodurch folglich das ganze Erdgeſchoß möglichſt trocken gelegt wird. Daß es vom Grundwaſſer frei bleiben muß, verſteht ſich von ſelbſt, da ſonſt auch der Graben nichts helfen würde.

i) Zu demſelben Zwecke, um die Grund - und Kellermauern vor Näſſe zu bewahren, kann man auch, wie in Fig. 56., einen verdeckten, oben und unten gewölbten Kanal vor den Fronten des Gebäudes le - gen, welcher bei gehörigem Gefälle auch noch ſo groß ſein muß, daß er bequem ausgeräumt werden kann, wenn er etwa verſchlammt ſein ſollte. Zu dieſem Ende muß der Kanal mindeſtens Fuß breit und 3 4 Fuß hoch im Lichten ſein, auch oberhalb die nöthigen Oeffnungen haben um hineinſteigen zu können.

k) Die Stärke der Kellermauern richtet ſich in den gewöhnli - chen Fällen nach der Stärke der oberen Mauern. Jſt z. B. die Mauer vom unterſten Stockwerke des Hauſes 2 Fuß ſtark, ſo wird die Plynthe 3 Zoll ſtärker, und die darunter befindliche Kellermauer noch um 3 Zoll ſtärker angelegt, ſo daß ſie alſo in dieſem Falle Fuß ſtark ſein würde. Eine Stärke welche auch für die Anlage gewöhnlicher Kellerwölbungen, wie wir weiter unten ſehen werden, ausreicht.

Unter dem Fußboden der Keller liegt unter den Kellermauern noch ein Stück Fundamentmauer, welches man etwa Fuß hoch und um 6 Zoll breiter macht, als die darauf ruhenden Kellermauern ſelbſt ſind. Jn Fällen wo man dem Untergrunde nicht viel Trage - kraft zutraut, macht man dieſes unterſte Stück Fundament noch brei - ter, damit es die darüber befindlichen Kellermauern gehörig unterſtütze.

l) Die Abhaltung des Grundwaſſers in Kellern, daß es nicht über den Fußboden ſteige, hat von jeher eine Menge Hülfsmittel dagegen hervorgerufen, welche aber alle, außer einem ein - zigen ſehr koſtſpieligen, nichts helfen. Steigt das Grundwaſſer bis über den Fußboden des Kellers, ſo hilft weiter nichts, als daß man gleich bei Beginn des Baues umgekehrte Gewölbe, in Cement oder beſſer Asphalt gelegt, über den Fußboden ſpannt, ſo daß dieſe flachen Gewölbe zugleich den Fußboden ausmachen, oder beſſer noch mit einem beſonderen Pflaſter belegt werden, damit die Gewölbe nicht nach und nach durch das Betreten dünner werden und ſo end - lich ihren Dienſt verſagen.

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Man ſieht leicht ein, daß dieſe Anlage ſehr koſtſpielig iſt, und daß man unter allen Umſtänden weit beſſer thut, den Fußboden der Keller ſo hoch zu legen, daß er auch vom höchſten Steigen des Grund - waſſers nicht erreicht werden kann.

Jn ſchon vorhandenen Gebäuden dergleichen umgekehrte Ge - wölbe in Kellern anzulegen, iſt immer mißlich, da ſie nur mit der größten Mühe und zuweilen gar nicht mit den Kellermauern gehörig verbunden werden können, ſo daß alsdann das Grundwaſſer an den Seiten der Gewölbeanſchlüſſe hindurchdringt, und den Keller nach wie vor überſchwemmt.

m) Einzelne ſchlechte Stellen in den Fundamenten werden mit Bogen überſpannt, Löcher und Vertiefungen aber, wie Brunnen und dergleichen, am beſten ſehr ſorgfältig ganz ausgemauert. Jm Ganzen iſt es aber immer beſſer durchlaufende Fundamentmauern zu machen, als auf einzelne Punkte mit übergeſchlagenen Bogen zu gründen. Will man bei ſehr hohen Fundamenten Material ſparen, ſo mauert man unten ein durchgehendes Banquett, ſetzt darauf einzelne Pfeiler und verbindet dieſelben unterhalb durch umgekehrte, oberhalb durch aufrecht ſtehende Bogen. Es müſſen aber dergleichen Tragebogen nicht zu flach gemacht werden. Die umgekehrten Bogen zwiſchen den Pfeilern verurſachen, daß der Druck des ganzen Mauerwerks gleich - mäßig auf das unterſte Banquett erfolgt, und daß die Pfeiler nicht als einzelne Punkte auf daſſelbe drücken. Soll auf einem alten Grunde gebaut werden, ſo iſt beſonders zu berückſichtigen, ob derſelbe auch im Stande iſt das neue Gebäude zu tragen, oder wenn die Mauern durchgebrannt waren, ob ſie noch hinlängliche Feſtigkeit be - ſitzen um haltbar zu ſein.

§. 35. Von den Futtermauern.

Futtermauern nennt man ſolche, welche das Ufererdreich ſowohl gegen Einſturz, als auch gegen das Eindringen und Auswaſchen des davor befindlichen Waſſers ſchützen. Taf. II. Fig. 62. und 63. ſtel - len zwei verſchiedene Arten derſelben vor. ab. nennt man die Krone, ac. die vordere Seite oder das Haupt. Die Hinterſeite bd. ſteht gegen das Erdreich. Die Grundſohle cd. ſteht, wie hier angenom - men, auf einem gemauerten Banquett auf feſtem Grunde. Sollte der Untergrund nicht ſicher und Auswaſchungen ausgeſetzt ſein, ſo muß unter der Futtermauer gegen die Waſſerſeite hin eine Spundwand gezogen werden, auf deren Holm (oder Rähm) man die Futtermauer gegen die Waſſerſeite hin auflagert. Sind die Seiten ſchräg, ſo hei -145 ßen ſie Böſchung; jedoch pflegt man die vordere Seite lieber ſenkrecht zu machen, weil ſie alsdann weniger der Verwitterung ausgeſetzt ſind. Hat die Futtermauer eine große Höhe oder eine große Länge, ſo pflegt man noch in Zwiſchenräumen, welche der einmaligen Höhe der Futtermauer gleich ſind, Verſtärkungs - oder Strebepfeiler anzubrin - gen, welche für ſich wieder ſo ſtark wie die Futtermauer gemacht wer - den. Was die Stärke der Futtermauern betrifft, ſo ſind ſie unter allen Umſtänden ſtark genug, wenn die untere Breite cd. gleich der halben Höhe, und die obere Breite ab. gleich ¼ (höchſtens ) der Höhe gemacht werden.

Zu den Futtermauern muß man, namentlich auf der Waſſer - ſeite, ein Geſtein nehmen, was von der Näſſe nicht angegriffen wird, alſo am liebſten Granitplatten und Granitſteine, welche, wie Fig. 63. und 62. zeigen, abwechſelnd ſo gelegt werden, daß die Steine in die Mauer hineinbinden, und durch ſie die ſchwächeren Plattenſchichten ge - halten werden. Die Hintermauerung kann von geringeren Steinſor - ten, ſelbſt mit Kalkſteinen geſchehen, da dieſe ſich von Erde bedeckt gut halten. Auch ſcharf gebrannte Mauerſteine kann man (in Cement vermauert) zur vorderen Seite der Futtermauern anwenden.

Die Hinterfüllung der Futtermauern darf nicht eher vorgenom - men werden, als bis ſie ausgetrocknet iſt. Man bedient ſich dazu der Erde, des Sandes, auch kleiner Steine. Am zweckmäßigſten ſind für die unteren Lagen größere Bruchſteine, die mit Lehm oder Thon in ihren Zwiſchenräumen ausgefüllt werden. Zu den oberen Lagen nimmt man gern Lehm oder Thon, die in wagerechten Schichten eingeſtampft werden. Ueberhaupt muß man alle Näſſe ſo abzuhalten ſuchen, daß ſie nicht hinter die Mauer dringen kann. Deswegen muß von der Krone nach hinten abwärts ein abhängiges Pflaſter gemacht werden, um die Näſſe von der Mauer zu entfernen und ihr tiefes Eindringen ins Erdreich zu hindern. Das Pflaſter muß auf einer Thonlage lie - gen, die dicht an das Mauerwerk anſchließt.

§. 36.

a) Der Mauerverband. Bereits in §. 27. auch §§. 31. u. 32. haben wir einen allgemeinen Begriff des Steinverbandes kennen gelernt, und wir gehen nun zu deſſen Kenntniß in einzelnen beſtimm - ten Fällen über. (Man ſehe auch: Vorlegeblätter für Maurer. 2te Auflage. Berlin 1835. bei Schenk und Gerſtacker.)

Hauptregeln des Steinverbandes ſind:

Menzel, der praktiſche Maurer. 10146
  • 1) Die wagerechten Fugen (Lagerfugen) zwiſchen je zwei Stein - ſchichten bilden eine ebene Fläche durch die ganze Dicke der Mauer.
  • 2) Die ſenkrechten Fugen (Stoßfugen), in zwei unmittelbar auf einander liegenden Schichten, dürfen nie auf einander treffen.
  • 3) Die Stoßfugen müſſen ebenfalls durch die ganze Stärke der Mauer reichen.
  • 4) Je mehr Schichten über einander liegen ohne daß die ſenk - rechten Fugen derſelben auf einander treffen, um ſo feſter wird der Verband.
  • 5) Bildet die Mauer eine Ecke, ſo müſſen die Steine in der ei - nen Front nach der Länge der Mauer gelegt werden, während ſie in der andern nach deren Dicke zu liegen kommen.
  • 6) Bei unregelmäßig geformten Steinen gelten zwar ganz dieſel - ben Regeln, jedoch können ſie begreiflicher Weiſe (eben wegen der Un - regelmäßigkeit der Steine) nicht ſo ſtreng durchgeführt werden, als bei regelmäßig geformten Steinen.

Jn §. 13. haben wir die üblichen Größen der gebrannten Mauer - ſteine bereits angegeben, und iſt hierbei noch zu bemerken: Das Ver - hältniß der Breite eines Ziegels zu ſeiner Länge iſt für einen guten Verband durchaus nicht gleichgültig, im Gegentheil müſſen zwei Steinbreiten, mit dem zugehörigen Zwiſchenraume für die Kalkfuge, immer die Länge eines Steines ausma - chen. Die Höhe oder Dicke des Steines dagegen iſt gleichgültig in Bezug auf obiges Verhältniß, nur muß man darauf ſehen, ſie bei gewöhnlichem kleinen Format nicht dicker als drei Zoll zu machen, weil die Maurer ſonſt den Stein nicht bequem mit der Hand um - ſpannen können, woraus eine bedeutende Verzögerung der Arbeit ſelbſt erfolgen würde. Man macht aus dieſem Grunde die Steine nicht dicker als Zoll. Auch iſt es durchaus nothwendig, daß die Steine in einem Mauerwerk gleiche Höhe haben, weil ſonſt ein ſehr unregelmäßiger, folglich ſchlechter Verband entſtehen würde.

Bei den üblichen Steinmaaßen große Form 11½ Zoll lang Zoll breit Zoll hoch mittlere Form 10 4⅚ kleine Form 2⅛ ſind die von großem und kleinem Format auf eine ½ zöllige Stoßfuge pro - portionirt, denn es iſt 〈…〉 und 〈…〉 Dagegen ſind (4⅚ × 2) + Zoll = 10 Zoll. Es kann mithin dieſe ſenkrechte Kalkfuge nur Zoll ſtark gemacht werden. Dies gilt indeſſen nur für die Stoßfugen, die147 Lagerfugen nimmt man gewöhnlich bei allen Steinformen zu einem halben Zoll hoch an.

Es iſt aber eine Stoßfuge von nur Zoll Breite etwas ſchmal und zu beſorgen, daß beſonders bei gutem, ſcharfen Mörtelſande zu wenig Mauerſpeiſe zwiſchen die ſenkrechten Fugen kommen möchte, wo - durch die Haltbarkeit verlieren würde, deshalb iſt für ein Ziegelmaaß von 10 Zoll Länge eine Breite von Zoll beſſer, denn dies giebt (2 × ) + ½ = 10 Zoll und in dieſem Falle kann alsdann die Kalkfuge der Stoßfugen auch ½ Zoll ſtark werden.

Es iſt ganz beſonders darauf zu ſehen, daß nicht Ziegeln von verſchiedenem Formate durch einander ver - mauert werden, weil dies einen ſehr ſchlechten Verband giebt. Kann man bei einem Mauerwerk nicht überall Steine von gleichem Format haben, ſo muß man die gleichen Steine ſo weit vermauern, als ſie zureichen; dann das ganze Mauerwerk wagerecht abgleichen, und auf dieſer Abgleichung mit dem andern Formate in dem dieſem zugehörigen Verbande weiter fortfahren.

Ein Ziegelſtück, welches die ganze Länge eines Steines hat, heißt ein ganzer Stein.

Ein Ziegelſtück welches ¾ der Länge eines ganzen Steines hat, heißt ein Dreiquartierſtück.

Ein Ziegelſtück welches die Hälfte der Länge eines Steines hat, heißt ein Kopfſtück.

Steinſtücke welche ½, oder ¼ von der Länge oder Breite eines ganzen Steines haben, heißen überhaupt Quartierſtücke.

Die Steine welche parallel mit der Länge einer Mauer liegen, heißen Läufer, und eine Schicht ſolcher Steine Läuferſchicht.

Die Steine welche rechtwinklig auf die Länge der Mauer (alſo nach ihrer Dicke hin) liegen, heißen Strecker oder Binder, und eine Schicht ſolcher Steine eine Streckerſchicht (oder Binderſchicht).

Eine auf die hohe Kante geſtellte Steinſchicht, die nach der Länge der Steine zugleich rechtwinklig auf der Länge der Mauer ſteht, heißt eine Rollſchicht.

Jede Mauer endigt in der Regel mit einer Rollſchicht; auch pflegt man da eine Rollſchicht zu legen, wo man befürchtet daß die Steine von einer darauf ruhenden Laſt zerdrückt, oder von herabfal - lender Feuchtigkeit angegriffen werden könnte. Deshalb wird beſon - ders die Plynthe eines Gebäudes oberhalb mit einer Rollſchicht abge - glichen; deshalb gleicht man das Fundament eines Holzgebäudes mit einer Rollſchicht ab, damit bei dem Richten die Steine nicht ſo leicht10 *148zerſchlagen werden; eben ſo würde man bei Balkenlagen, worunter keine Mauerlatten liegen, die oberſte Mauerſchicht aus einer Rollſchicht bilden, damit dieſe oberſte Schicht bei dem Kanten der Balken nicht ſo leicht zerſchlagen wird. Bei Mauerwerk von unregelmäßigen Stei - nen iſt noch darauf zu ſehen, daß die Steine ſo viel wie möglich im Verbande zu liegen kommen, ſo daß jede lothrechte Fuge auf die Mitte eines darüber befindlichen Steines trifft, und wieder von dem darüber liegenden gedeckt werde. Abwechſelnd muß ein langer Stein als Binder (Ankerſtein) durch die ganze Dicke der Mauer reichen; auch muß man darauf ſehen, daß in den Ecken einer jeden Schicht möglichſt große Steine zu liegen kommen, weil dies die ſchwächſten Stellen der Mauer ſind. Uebrigens müſſen alle Steine ſo auf ein - ander gepackt werden, wie ſie in den Geſchieben des Gebirges gela - gert waren, weil ſie ſonſt leicht (wie namentlich Kalkſtein) zerbröckeln.

b) Der ſogenannte Blockverband entſteht, wenn in einer Mauer immer eine Läuferſchicht mit einer Streckerſchicht der Höhe nach abwechſelt. Es wird alſo in dieſem Verbande immer die dritte Schicht in ihrer ſenkrechten Fuge mit einer unteren zuſammentreffen. Hierbei kommen alſo die ſämmtlichen Fugen der Läuferſchichten, ſo wie der Streckerſchichten, ſenkrecht über einander zu ſtehen.

c) Der Kreuzverband entſteht, wenn die Steine ſo im Ver - bande gelegt werden, daß eine dreimalige Verwechslung der Stoßfu - gen in den übereinander liegenden Steinſchichten entſteht, dergeſtalt, daß die Stoßfugen der erſten, fünften, neunten Läuferſchicht, ferner der zweiten, vierten, ſechſten, achten, zehnten Binderſchicht, ſo wie end - lich die Stoßfugen der dritten, ſiebenten, elften Läuferſchicht ꝛc. loth - recht übereinander ſtehen.

d) Der polniſche Verband entſteht, wenn in jeder Schicht ein Läufer jedesmal neben einem Strecker zu liegen kommt. Man findet dieſen Verband gewöhnlich nur noch bei altem Mauerwerk; er wird auch der Schornſteinverband, und auch der gothiſche genannt.

e) Steinverbände zu Mauern von 1 und Stein Stärke. (Taf. III. Fig. 65 A. D.) Die beiden Steinſchichten A. und B. bilden, wenn ſie nach der Höhe beſtändig mit einander ab - wechſeln, einen Blockverband von der Stärke eines Steines. Die Stoßfugen der Laufſchicht B. treffen jedesmal auf die Mitte eines Binders in der Streckſchicht A.

Um in den Ecken einen richtigen Verband hervorzubringen, muß man ſich folgende allgemeine Regeln merken: Nämlich von den beiden in der Ecke der Schicht A. rechtwinklig gegen einander ſtehenden Stoß -149 fugen xy. und vw., muß immer die eine, xy., mit der innern Mauer geradlinig zuſammentreffen, während dies mit der andern Fuge vw. nicht ſtattfinden darf. Letztere muß vielmehr jedesmal um eine halbe Steinbreite gegen die zweite innere Mauerkante xt. zurückge - ſetzt werden. Jn der folgenden Schicht B. trifft dann umgekehrt die Fuge vw. mit der innern Mauerkante zuſammen, und die andere xy. wird eingezogen. Nur durch ſtrenge Beobachtung dieſer Regel, die übrigens für alle Mauerſtärken gilt, kann man verhüten daß nicht Fuge auf Fuge zu ſtehen komme. Durch das Einziehen der genann - ten Stoßfugen werden in den Ecken beider Schichten die Dreiquar - tierſtücke qq. erforderlich, an welchen ſich dann in der einen Front ein Strecker und in der andern ein Läufer anſchließen.

So wie die beiden Schichten A. B. einen Blockverband bilden, ſo geben alle vier Schichten, wenn ſie nach der Ordnung A. B. C. D., A. B. C. D. ꝛc. über einander liegen, in beiden Fronten einen Kreuz - verband. Hier, wie bei dem Blockverbande, wechſelt immer eine Streck - ſchicht mit einer Laufſchicht ab, dergeſtalt daß die Stoßfugen ſämmt - licher Streckſchichten (A. und C.) lothrecht über einander treffen; die Stoßfugen einer jeden Laufſchicht (B. D.) dagegen, immer auf die Mitte der Läufer in den zunächſt liegenden Laufſchichten zu ſtehen kom - men. Die Stoßfugen der Laufſchicht D. z. B. treffen verlängert auf die Mitte der Läufer in der Schicht B., was dadurch bewirkt wird, daß man in der Laufſchicht D., neben den beiden in der Ecke befindlichen Dreiquartierſtücken qq., zuerſt einen Strecker s. legt und hiernach die Schicht mit Läufern fortſetzt, während in der andern Läuferſchicht B., neben den Dreiquartieren qq., unmittelbar die Läufer folgen. Daſſelbe gilt für die aus Läufern beſtehenden Fronten der Schichten A. und C.

Taf. III. Fig. 66 A. bis 66 D. zeigt, wie bei einer Mauer von der Stärke eines Steines, ſowohl der Blockverband als auch der Kreuz - verband, noch auf eine andere Art richtig conſtruirt werden kann, ſo daß, wenn die beiden Schichten A. B. beſtändig unter einander ab - wechſeln, ein Blockverband entſteht, und daß ſich ein richtiger Kreuz - verband ergiebt, wenn alle vier Schichten dieſer Figur, nach der Ord - nung A. B. C. D. A. B. C. D. ꝛc. über einander zu liegen kommen. Die Verſchiedenheit in der Anordnung beſteht nur darin, daß hier halbe Steine q. in den Ecken angewendet ſind, während in Fig. 65 A. bis D. Dreiquartiere gebraucht wurden. Uebrigens finden hier dieſelben praktiſchen Regeln und Bemerkungen Anwendung, die bei der vorigen Conſtruction gegeben wurden.

Taf. III. Fig. 67 A. bis D. Die beiden Steinſchichten A. und150 B. bilden, wenn ſie nach der Höhe der Mauer beſtändig mit einander abwechſeln, einen Blockverband zu einer Mauer von Stein Stärke.

Jn der Ecke einer jeden Schicht kommen, um den richtigen Verband hervorzubringen, 3 Stück Dreiquartiere zu liegen. An den Enden der Fronten ac. und a′ c′ ſind in der einen Schicht A. drei, und in der andern B. vier Dreiquartierſtücke erforderlich.

Kommen alle vier Schichten nach der Ordnung A. B. C. D. ꝛc. über einander zu liegen, ſo entſteht ein Stein ſtarker Kreuzverband.

Jn jeder Front einer jeden Schicht liegen Läufer und Strecker hinter einander, wobei hauptſächlich darauf Rückſicht zu nehmen iſt, daß wenn in der Front ab. der Schicht A. außerhalb Strecker liegen, alsdann in der andern Front ac. außerhalb Läufer gelegt werden müſſen. Daſſelbe gilt auch von den 3 andern Steinſchichten und von ihren innern Fronten.

Damit die Stoßfugen der äußeren Läuferreihen der Schicht D. lothrecht über die Mitte der Läufer von B. zu ſtehen kommen, ſo muß man in der Ecke von D., neben dem Dreiquartierſtück q., ein Kopfſtück k. legen und an dieſes müſſen ſich die Läufer anſchließen; dagegen kommen in der Schicht B. außerhalb lauter Läufer zu liegen. Eben ſo verfährt man bei den äußern und innern Läuferreihen der Schichten A. und C., wo jedesmal in der einen Schicht, zunächſt an der Ecke, ein Kopfſtück k. den Anfang der Läuferreihe macht, wäh - rend in der andern Schicht blos Läufer liegen. Dieſe Regel muß man nicht aus der Acht laſſen, denn wollte man z. B. das Kopfſtück k. in der innern Läuferreihe von C. weglaſſen, ſo würde man außer - halb zwar einen richtigen Kreuzverband erhalten, allein innerhalb ent - ſtände dann ein Blockverband.

Taf. III. Fig. 68 A. bis D. Von den hier dargeſtellten 4 Stein - ſchichten bilden die beiden erſten A. B. einen Blockverband; alle vier A. B. C. D. geben dagegen einen Kreuzverband, ebenfalls zu einer Stein ſtarken Mauer.

Was bei der in der vorigen Fig. 67. gezeigten Conſtruction durch drei Dreiquartiere nebſt Kopfſtück bewirkt wurde, iſt hier durch ein Dreiquartierſtück q. und einen halben Stein r. in jeder Ecke her - vorgebracht. Jm Uebrigen findet hier dieſelbe regelmäßige Verwechs - lung der Fugen ſtatt, wie bei der vorigen Conſtruction.

Taf. III. Fig. 69. Anſicht einer Mauer im Kreuzverbande, nach der in Fig. 65 A. bis D. und 67 A. bis D. gezeigten Anordnung. Der Kreuzverband iſt in der äußern Anſicht daran kenntlich, daß ſich hier lauter Kreuze k. bilden, von denen die übereinander ſtehenden151 durch Stoßfugen der Laufſchichten mit einander verbunden ſind. Die in dem Vorhergehenden angegebene Verwechslung iſt hier deutlich zu bemerken, namentlich daß die Stoßfugen ſämmtlicher Streckſchichten lothrecht übereinander ſtehen, während bei den Laufſchichten die Stoß - fuge der fünften Schicht erſt wieder lothrecht auf die der erſten trifft. A. B. iſt eine ſogenannte Verzahnung, C. D. eine Abtreppung der Mauer.

Dieſer Verband iſt bei jeder Mauerſtärke anzubringen, und da er ein regelmäßiges und größeres Jneinandergreifen der Steine be - wirkt, ſo iſt er dem Blockverbande vorzuziehen.

Fig. 74. Anſicht einer Mauer im Blockverbande. Jn der äu - ßern Fläche dieſer Mauerfront geſtalten ſich zwar auch übereinander - ſtehende Kreuze, die aber nicht, wie beim Kreuzverbande, durch Stoß - fugen von einander getrennt ſind, ſondern ineinandertreffen und ſich gegenſeitig ergänzen.

Die Stoßfugen ſämmtlicher Streckſchichten ſtehen hier in derſel - ben Art lothrecht über einander wie die der Laufſchichten.

Bei A. B. iſt eine Verzahnung, bei C. D. eine Abtreppung der Mauer vorgeſtellt.

f) Mauerverbände zu Mauern von 2 und Stein Stärke.

Taf. III. Fig. 69 A. bis B. ſtellt zwei Steinſchichten A. und B. zu einer 2 Stein ſtarken Mauer im Blockverbande vor.

Bei jeder Schicht liegen in der einen Front außerhalb Läufer, in der andern Strecker; die Stoßfugen gehen durch die ganze Mauer - ſtärke, und dabei iſt die früher gegebene Regel ſtets beobachtet, von den beiden, zunächſt der innern Ecke rechtwinklig gegeneinanderſtehen - den Fugen, die eine um einen halben Stein einzuziehen und die an - dere mit der innern Mauerkante geradlinig auslaufen zu laſſen. Da - durch werden bei dieſer Mauerſtärke in jeder Ecke vier Dreiquartier - ſtücke qqqq. erforderlich. Am Ende der Mauer läuft die Streck - ſchicht B. mit ganzen Steinen aus, wohingegen die andere Schicht A. mit vier Dreiquartieren qqqq. und zwei Kopfſtücken kk. endigt.

Fig. 69 C. bis D. ſtellt ebenfalls 2 Steinſchichten einer 2 Stein ſtarken Mauer im gewöhnlichen Blockverbande dar. Anſtatt der Drei - quartiere beim vorigen Verbande ſind hier in jeder Ecke und an jedem Ende zwei gewöhnliche Quartierſtücke qq. angewendet, um das Ueber - einandertreffen der Fugen zu vermeiden.

Fig. 70 A. und B. Zwei Steinſchichten A. und B. eines ſoli - den Blockverbandes, für eine Stein ſtarke Mauer.

Für jede Schicht ſind in der Ecke fünf Dreiquartiere, im Uebri -152 gen aber lauter ganze Steine zum richtigen Verbande nöthig. An den Enden liegen in der Schicht A. 5 Dreiquartiere q. und 1 Kopf - ſtück k.; in der Schicht B. aber 4 Dreiquartiere nebſt Kopfſtück.

Fig. 70 C. und D. ſtellt den gewöhnlichen Blockverband von Stein dar. Sowohl in der Schicht C. als in der Schicht D. ſind in der Ecke nur ein Dreiquartier q., nebſt 2 ordinairen Quartierſtücken rr., ſonſt aber lauter ganze Steine erforderlich. Die Schicht C. en - digt mit ganzen Steinen, die andere D. hingegen enthält am Ende vier Dreiquartiere und außerdem noch drei ordinaire Quartierſtücke nebſt einem Kopfſtück.

g) Steinverbände zu 3, und 4 Stein ſtarken Mauern.

Taf. III. Fig. 71 A. und B. zeigt einen guten Blockverband zu einer Mauer von 3 Stein Stärke.

Die Dreiquartiere, ordinaire Quartiere und Kopfſtücke, welche, des richtigen Verbandes wegen, in den Ecken und an den Enden er - forderlich ſind, findet man in den ſämmtlichen Figuren, welche ſich auf Mauerverband beziehen, mit q. r. k. bezeichnet.

  • Fig. 71 C. und D. ſtellt dieſelbe Mauerſtärke in einem andern, recht guten Blockverbande dar.
  • Fig. 72 A. und B. Zwei Steinſchichten A. und B. eines ſoliden Blockverbandes zu einer Stein ſtarken Mauer.
  • Fig. 72 C. und D. ſtellt einen andern, ebenfalls guten Blockver - band für dieſelbe Mauerſtärke von Stein dar.
  • Fig. 73 A. und B. Die beiden hier abgebildeten Schichten A. u. B. geben einen richtigen Blockverband zu einer vier Stein ſtarken Mauer.
  • Fig. 73 C. und D. enthält zwei Steinſchichten zu einen ebenfalls richtig conſtruirten Blockverbande für dieſelbe Mauerſtärke von 4 Stein.

Die Kreuzverbände, zu Mauern für die letztgedachten Stärken, ſind nicht mehr abgebildet worden, weil ſie ſich aus den dargeſtellten Blockverbänden leicht conſtruiren laſſen. Man muß ſich dabei nur erinnern, daß die Streckerſchichten für alle Mauerſtärken ungeändert dieſelben bleiben, wie ſie für den Blockverband angegeben ſind, und daß nur zwiſchen den Läuferſchichten die nöthige Verwechslung der Stoßfu - gen angeordnet werden muß, wodurch immer die Stoßfugen der einen Läuferſchicht auf die Mitte der Steine in der andern zu ſtehen kommen.

h) Steinverbindung bei Kreuzlagen (Schmieg - oder Stromlagen), bei runden Pfeilern und Schornſtein - verbänden.

Taf. III. Fig. 75. und A. bis G. Darſtellung eines Mauerver -153 bandes mit abwechſelnden Kreuzlagen. Bei dieſer Steinverbindung wechſeln ſechs Schichten A. B. C. D. E. und F. mit einander ab, und zwar ſind die beiden erſteren A. B. gerade Schichten, die vier andern aber ſogenannte Kreuzlagen. Jn den Letztern ſind die Steine nach einem Winkel von 45° und in entgegengeſetzten Richtungen überein - ander gelegt, wodurch eine größere Verwicklung der Lagen und Fu - gen hervorgebracht wird, als dies bei Anwendung von lauter geraden Schichten möglich iſt. Die Kreuzlagen C. D. E. F. werden an den äußern Fronten durch gerade Steinreihen verblendet, ſo daß die An - ſicht der fertigen Mauer wie gewöhnlicher Blockverband oder Kreuz - verband erſcheint. Man wendet dieſe Art des Verbandes bei Feſtungs - mauern, bei ſtarken Futtermauern und Waſſermauern an, weil der - ſelbe eine vorzügliche Feſtigkeit gewährt, und der Erſchütterung und Trennung kräftig widerſteht.

Taf. III. Fig. 76 A. bis E. zeigt die Steinverbindung zu einem runden Pfeiler von Stein Durchmeſſer, ſo wie

Taf. III. Fig. 77 A. bis E. die Conſtruction eines ebenfalls run - den gemauerten Pfeilers, von drei Steinen Durchmeſſer dargeſtellt.

Beide Pfeiler ſind aus behauenen Steinen zu mauern angenom - men; in beiden Figuren bezeichnet E. den Aufriß der Pfeiler; A. B. C. und D. ſind die einzelnen Steinſchichten, welche nach der Höhe des Pfeilers mit einander abwechſeln müſſen, um einen guten Verband hervorzubringen. Damit die kleinen Steinſtücke x. nicht alle auf derſelben Stelle übereinander zu liegen kommen, ſo werden zuerſt die beiden Schichten A. B. im geraden Verbande übereinander gelegt; da - rauf kommt die Schicht C. dergeſtalt zu liegen, daß ihre Fugen ſich mit denen der erſtgenannten unter 45 Grad kreuzen. Auf die Schicht C. legt man dann die Schicht D. wieder in geradem Verbande, und auf dieſe Art wird mit der Abwechslung der 4 Schichten von unten bis oben fortgefahren.

Taf. III. Fig. 78 A. und B. Der polniſche oder gothi - ſche Verband.

Fig. 78. iſt der Aufriß eines fertigen Stückes Mauerwerk; A. und B. ſind zwei Steinlagen dieſes Verbandes. Dieſer Verband be - ſteht nur in der Einfaſſung, wo Läufer und Binder nach der Länge der Mauer nebeneinander gelegt werden, ſo daß die Binder über die Läufer hinaus in das innere Mauerwerk eingreifen. Jnnerhalb kann die Mauer mit Bruchſteinen, Feldſteinen, Ziegelſtücken, Schlacken ꝛc. ausgefüllt und mit Mauerſpeiſe vergoſſen werden, die alles zu einer Maſſe (nach erfolgter Austrocknung) verbindet. Sehr viele alte, na -154 mentlich ſogenannte gothiſche Gemäuer, ſind auf dieſe Art verbunden; dagegen macht man heut zu Tage wenig oder keine Anwendung von dieſer Conſtruction, weil ſie, des ungleichförmigen Setzens wegen, nur mit großer Langſamkeit ausgeführt werden kann, und dabei doch noch befürchten läßt, daß ſich die gerade Steinverkleidung mit der Zeit von dem innern rohen Mauerwerk ablöſe.

Taf. III. Fig. 81 A. und B. zeigt den Verband einer gewöhnlichen Schornſteinröhre von bis Stein lichter Weite.

Fig. 81. iſt der Aufriß, A. und B. ſind 2 Steinlagen dazu, welche ſo mit einander abwechſeln, daß niemals Fuge auf Fuge trifft; dazu ſind in jeder Schicht zwei Dreiquartierſtücke qq. erforderlich.

Die auf beiden Seiten vorbeiſtreichenden Balken bb. ſind des - wegen ausgeſchnitten, damit das ſtehengebliebene Holz überall minde - ſtens 3 Zoll von der äußern Seitenwand der Röhre entfernt bleibt. Es verſteht ſich übrigens von ſelbſt, daß eine ſolche Ausſchneidung unnöthig iſt, wenn man es einrichten kann, daß der ganze Balken ſelbſt 3 5 Zoll von der Schornſteinwand entfernt bleibe, was alle - mal vorzuziehen iſt, weil die Ausſchneidung den Balken ſchwächt.

Taf. III. Fig. 82 A. und B. Eine einfache runde Schorn - ſteinröhre von 6 Zoll lichtem Durchmeſſer, aus beſonders dazu ge - formten Steinen.

Fig. 82. iſt die Anſicht; A. und B. ſind die abwechſelnden Steinlagen dazu.

Taf. III. Fig. 83 A. und B. zeigt die Steinconſtruction, wenn in einer zwei Stein ſtarken Mauer zwei eben ſolche aus Formſteinen gebildete Röhren neben einander zu liegen kommen.

Taf. III. Fig. 80 A. und B. zeigt die Lage der Form - ſteine, wenn vier 6 zöllige runde Röhren, da wo ſich 2 Mauern rechtwinklig durchkreuzen, nebeneinander em - porſteigen.

Dieſe runden Schornſteinröhren dienen meiſtens als Leitungs - röhre, wenn ein Gebäude mit erwärmter Luft geheizt werden ſoll. Seltner werden ſie zur Ableitung des Rauches, wie andere Schorn - ſteinröhren angewendet, wiewohl ſie hierzu beſſere Dienſte leiſten wür - den, als die engen viereckigen Röhren.

Taf. III. Fig. 84 A. und B. Verband zu einer doppel - ten Schornſteinröhre von Stein lichter Weite.

Fig. 84. zeigt den Aufriß; A. und B. die Grundriſſe zweier Steinlagen.

155

i) Fachwerkswände, Bruchſteinmauern und Mauer - werk mit Quaderverblendung.

Taf. III. Fig. 85 A. und B. zeigt eine Fachwerkswand, einen Stein ſtark ausgemauert. Fig. 85. die Anſicht, A. und B. die ab - wechſelnden Steinſchichten. Sämmtliche Hölzer ſtehen mit der innern Mauerfläche bündig, dagegen ſind ſie außerhalb ½ Stein ſtark verblendet.

Taf. III. Fig. 56 A. und B. zeigt ein Mauerwerk, welches in der äußern Front mit Quaderſteinen verblendet, im Uebrigen aber entweder aus Backſteinen oder auch aus rauhen Bruchſteinen conſtruirt iſt. Fig. 86. die äußere Anſicht mit der Quaderverblendung. A. die innere Anſicht. B. Grundriß einer Steinlage. a. bis b. in Backſtein - mauerwerk, b. bis c. in rauhem Bruchſteinmauerwerk.

Die Ankerſteine müſſen an ihrem äußern Kopfende ſchwalben - ſchwanzförmig zugehauen werden, damit ſie zwiſchen den als Läufer dienenden Werkſtücken gehörig eingreifen und dieſelben ſo feſt halten können, daß dadurch die Gefahr, von der Laſt des darauf ruhenden Mauerwerks herausgedrängt zu werden, beſeitigt wird.

Um ſämmtliche Mauerverbände dem Gedächtniſſe leicht einzu - prägen, auch um dieſelben auf eine bequeme Art zu erlernen, iſt es ſehr zweckmäßig, ſich kleine Holzklötzchen ſchneiden zu laſſen, welche 1 Zoll lang, ½ Zoll breit und ¼ Zoll hoch ſind. Es werden dann immer 2 Strecker ſo lang als ein Läufer ſein. Bei dieſem Maaße iſt natürlich nicht auf die Kalkfuge (als Stoßfuge) gerechnet, welches aber auch nicht nöthig iſt, da hierbei kein Mörtel angewendet wird.

Dreiviertelquartiere, halbe Steine und andere Quartierſtücke muß man ſich ebenfalls ſchneiden laſſen.

Man kann ſich auch kleine Steine von Gyps, Thon, Lehm ſelbſt machen, und wird eine hinlängliche Uebung damit beſonders denen zu empfehlen ſein, welche Prüfungen als Maurermeiſter (oder auch als Baumeiſter) zu beſtehen haben.

Vierte Abtheilung. Die Gewölbe.

§. 37. Allgemeines.

Unter einem Gewölbe verſteht man jetzt jede Decke eines ge - gebenen Raumes, welche aus einzelnen Steinſtücken (mit oder ohne Mörtel) ſo zuſammengefügt iſt, daß die Fugen der einzelnen Steine, wenn man ihre Richtungslinien verlängert, durch den Mittelpunkt der - jenigen krummen Linie gehen, nach welcher das Gewölbe ſelbſt ge - krümmt iſt.

Wäre demnach der Bogen, welchen das Gewölbe beſchriebe, ein Halbkreis, ſo würden die Fugenſchnitte nach dem Mittelpunkte dieſes Halbkreiſes gehen. Wäre das Gewölbe halbkugelförmig, ſo würden ſämmtliche Fugenſchnitte verlängert im Mittelpunkte dieſer Halbkugel zuſammentreffen, u. ſ. w. auch bei andern Krümmungslinien. Der Fugenſchnitt eines jeden Gewölbes geht alſo verlängert nach den je - desmaligen ſogenannten Brennpunkten, aus denen die krumme Linie beſchrieben iſt, welche das Gewölbe bildet.

Der höchſte Punkt eines Bogens oder Gewölbes heißt der Scheitel, die unteren Theile die Gewölbeſchenkel oder Füße. Der Gewölbeſtein im Schluſſe des Bogens heißt der Schlußſtein. Die vordere Anſicht eines Bogens heißt die Stirnfläche. Die innere Wölbungsfläche die Laibung. Die auf beiden Seiten des Bogens befindlichen Mauern, worauf die Gewölbeſchenkel geſtützt ſind, heißen die Widerlager, und der oberſte Theil eines Widerlagers, wo das Gewölbe anfängt, heißt der Kämpfer. Das Verhältniß der lichten Höhe eines Bogens zu ſeiner lichten Weite heißt die Spannung des Bogens.

1) Als man dieſe Art der Gewölbe noch nicht kannte, bildete man im Alterthume ſchon vielfach Decken aus Stein, welche aus wagerecht quer über den Raum gelegten großen Steinträgern beſtanden, deren Zwiſchenräume man oberhalb wieder durch Steinſtücke von kleineren Abmeſſungen bedeckte, und ſo eine Eindeckung des Raumes bildete,157 wo die Trägerſteine auf den Umfaſſungsmauern ruhten, und ſämmt - liche Stoßfugen ſenkrecht waren.

Wurde der zu bedeckende Raum zu breit befunden, oder hatte man nicht ſo großes Geſtein, um Träger von einer Mauer bis zur andern daraus bilden zu können, ſo ſtellte man Pfeiler oder Säulen im Jnnern des Raumes auf und lagerte hierauf die Trägerſteine, worauf dieſe oberhalb mit kleineren Stücken wieder überdeckt wurden.

Auf dieſe Weiſe entſtanden die Tempeldecken des Alterthums, und wenn man ihre mehr als 3000jährige Dauer, wie bei den ägyp - tiſchen Tempeln, in Erwägung zieht: ſo zeigt ſich wohl, daß dieſe Art der Deckung abgeſehen von allen übrigen Umſtänden, die feſteſte von allen iſt.

War man in damaliger Zeit genöthigt einen großen Raum zu überdecken, ohne daß man Säulen oder Pfeiler darin aufſtellen wollte oder konnte, ſo ließ man jede Steinſchicht zweier einander gegenüber - ſtehender Mauern, um ein Weniges vor der nächſtuntern vorſtehen, ſo daß der Raum nach oben hin immer enger wurde, bis die Oeff - nung ſo klein geworden war, daß man ſie mit einem Steine zudecken konnte. Man nennt dieſes Vorſtehen jeder nächſtobern Schicht, die Ueberkragung, und einzelne ſolche vorſtehende Steine Tragſteine, auch Kragſteine.

Waren die Mauern gleichlaufend mit einander, ſo bildete ſich eine gleichmäßig fortlaufende Decke, welche unten breit, nach oben ſpitz zulief.

War der Grundriß der Mauern ein Kreis, ſo bildete das Ganze einen nach oben zugeſpitzten Kegel, deſſen Steinſchichten alle wagerecht lagen, ſich nach oben verengten und zuletzt mit einem ebenfalls wage - recht liegenden Steine, welcher die oberſte Oeffnung ſchloß, be - deckt waren.

Es ſind ſolche Rundbauten, die man unter dem Namen der Theſauren (Schatzhäuſer) kennt, bis zu 70 und mehreren Fußen lich - tem Durchmeſſer vorhanden.

Zu bemerken iſt, daß hierbei die wagerechten Schichten ſo geſchnitten ſind, daß ihre Stoßfugen jedesmal nach dem Mittelpunkte des zugehörigen Kreiſes gehen; alſo in dieſen Gebäuden die Erfin - dung des Fugenſchnittes für aufrecht ſtehende Gewölbe ſchon ſehr nahe lag.

Ebenſo mußte man ſich ſehr bald überzeugt haben, daß wenn die Ueberkragung nach einer einfachen geraden Linie (bei großer Länge) geſchah, dieſe gerade Linie leicht zuſammenbrach, daß aber die158 Steine nach einer etwas gekrümmten Linie (im Spitzbogen) überkragt, viel mehr Standfähigkeit haben mußten. Deshalb findet man alle dieſe mit Ueberkragung gebildeten Decken des Alterthums nach einem mehr oder weniger ſteilen Spitzbogen gebildet, wobei aber, wie bereits erwähnt, die ſämmtlichen Lagerfugen wagerecht, die ſämmtlichen Stoßfugen ſenkrecht waren.

Der Vortheil dieſes ganz einfachen Syſtems der Deckenbildung war, daß bei |der wagerechten Lagerung der Steine kein Seitenſchub eintrat, ſondern nur ein ſenkrechter Druck von oben ſtatt fand. Man brauchte deshalb hierbei die Seitenmauern nicht zu verſtärken, um irgend einem Seitenſchube zu widerſtehen, man brauchte ſie nur ſo ſtark zu machen, daß ſie ſich ſelbſt zu tragen im Stande waren.

Es iſt alſo in dieſem ganzen Syſteme kein Beſtreben nach Be - wegung, ſondern das Ganze iſt in immerwährender und vollkommener Ruhe und daher ſeine große Feſtigkeit und lange Dauer. Man hat ſpäter dieſe wagerechten Gewölbe (wenn man ſie ſo nennen darf) durch kleinere Steinſtücken nachzubilden verſucht, ſo daß die untere Fläche des Gewölbes eine wagerechte oder ſogenannte ſcheitrechte Linie bildet und dieſe Gewölbe ſind unter dem Namen der ſogenann - ten ſcheitrechten Bögen bekannt. Wir werden im Verfolg ſehen, welchen unnützen Schwierigkeiten ſie hinſichtlich ihrer Fügung unter - worfen ſind, wenn man ſie gegen die höchſt einfache wagerechte Stein - decke des Alterthums hält.

Das Verhältniß einzelner großer Steine, welche frei über einen gegebenen Raum liegend, die Decke deſſelben bilden, iſt gewöhnlich ſo, daß die Breite vier Theile, die Höhe fünf Theile enthält.

Haben ſolche Deckenſteine keine Laſt zu tragen, außer ihrer eignen, ſo können ſie je nach ihrer Feſtigkeit, ſieben, höchſtens neun - mal ſo weit frei liegen, als ſie hoch ſind, bei oben erwähntem Ver - hältniß der Breite zur Höhe.

Sind ſie dagegen belaſtet (wie z. B. die Architraven der Säu - len, durch Fries und Deckgeſims) ſo können ſie nur dreimal, höchſtens fünfmal ſo weit frei liegen als ſie hoch ſind, je nach Verhältniß der Belaſtung und der eignen Feſtigkeit des Steines. Um einem über eine Oeffnung wagerecht liegenden Steine mehr Unterſtützung zu ge - ben, ſtellte man die beiden Steine welche ihn trugen, nicht ſenkrecht, ſondern man neigte ſie ſo gegen einander, daß ſie oben enger ſtan - den als unten und daß deshalb der Deckſtein nicht ſo weit frei zu liegen kam, als er gelegen haben würde, wenn man die beiden Stein - ſtützen ſenkrecht geſtellt hätte. Hierdurch erhielt der wagerechte Stein159 um ſo mehr Tragbarkeit, als man die Stützen oberhalb gegen einan - der neigte.

War der Deckſtein einer ſolchen Maueröffnung, wie gewöhn - lich noch mit hohem Mauerwerk überdeckt, ſo mußte man be - dacht ſein, ihm die Laſt abzunehmen, welches dadurch geſchah, daß man auf ihn zwei große Steine ſo im Dreieck aufrichtete, daß die Spitze des Dreiecks nach oben gerichtet war, wodurch der Druck der oberen Mauer von dem Deckſteine ab, nach der daneben befindlichen Mauer und auf die Stützen des Deckſteins geleitet wurde.

Eine ſolche Anordnung findet man z. B. an dem antiken Stadt - thore zu Mycene und an den Eingängen der ägyptiſchen Pyramiden.

2) Gewölbe aus einzelnen Steinen ſo gebildet, daß die Deckenfläche eine gekrümmte Linie macht, und daß die Fugenſchnitte nach einem oder mehreren Mit - telpunkten der krummen Linie gehen, welche die Decke ſelbſt beſchreibt.

Hierbei können verſchiedene Fälle eintreten. Entweder die Gewölbelinie iſt eine ſtätige Linie (daß ſie ohne Knick von einem Punkte ihres Auflagers bis zum andern geht), wie der Halbkreis, der flache Kreisbogen, die Elipfe ꝛc. Oder die Gewölbelinie iſt keine ſtätige Linie, ſondern eine gebrochene (ſie hat alſo einen Knick), wie bei einem Spitzbogen.

Jn allen dieſen Fällen geht der Fugenſchnitt verlängert nach den Mittelpunkten (Brennpunkten) derjenigen krummen Linien, nach wel - chen das Gewölbe ſelbſt ſich biegt.

Ferner kann bei ſolchen Gewölben noch der weſentliche Unter - ſchied eintreten, daß ihre einzelnen Steine durch Mörtel verbunden ſind oder nicht.

Sind die einzelnen Steine durch Mörtel verbunden, ſo werden ſolche Gewölbe, ſo lange der Mörtel nicht getrocknet iſt, eine Maſſe bilden, welche nach Bewegung ſtrebt, weil die einzelnen Steine ſowohl das Beſtreben haben werden, einem Schube nach der Seite, als dem ſenkrechten Drucke zu folgen. Dies Beſtreben nach Bewegung, na - mentlich der Seitenſchub, wird immer mehr aufhören, je mehr der Mörtel austrocknet; weil dadurch das Gewölbe immer mehr zu einer zuſammenhängenden Maſſe wird. Das Beſtreben nach Bewegung aber wird ganz aufhören, wenn der Mörtel völlig ausgetrocknet iſt, alsdann iſt das ganze Gewölbe gleichſam nur wie ein einziger aus - gehöhlter Stein zu betrachten, der gar keinen Seitenſchub mehr aus -160 übt, ſondern nur einen ſenkrechten Druck auf die Mauern, worauf das Gewölbe ſteht.

So lange der Mörtel in dieſem Zuſtande vollkommner Erhär - tung bleibt, wird alſo kein Seitenſchub ſtattfinden; machen ihn aber äußere Einwirkungen, z. B. Näſſe, wieder weich, ſo iſt das Beſtreben nach Bewegung wieder vorhanden. Man muß alſo alle Arten von dergleichen Gewölben möglichſt vor eindringender Näſſe ſchützen.

Wachſen die Steine, aus welchen man ein Gewölbe bildet, bis zu einer gewiſſen Größe, ſo daß ſie auf keine Weiſe mehr durch irgend einen Mörtel zuſammengehalten werden könnten, weil die Laſt der einzelnen Steine zu groß iſt; ſo muß die Haltbarkeit des Gewölbes nur allein durch den Fugenſchnitt hergeſtellt werden. Durch dieſen hält ſich ein Stein ſo auf dem andern, daß er nicht heraus gleiten kann, und durch Einlegung des oberſten oder Schlußſteines wird eine ſo vollſtändige Zuſammenpreſſung hervorgebracht, daß das Ganze auch ohne Mörtelverbindung haltbar wird.

Jn einem ſolchen Gewölbe ohne Mörtel aber behält jeder ein - zelne Stein ein immerwährendes Beſtreben nach Bewegung. Der Seitenſchub hört alſo nie auf, und es muß deshalb alles Mög - liche gethan werden, ihm in ſolchem Grade für immer entgegen zu wirken, daß das Gewölbe nicht die Mauern umſchiebe, auf denen es ruht. Wir werden Mittel dazu ſpäter kennen lernen.

Auch die Gewölbe ohne Mörtel, welche aus großen Schnittſtei - nen gefertigt werden, muß man von außen gegen Eindringen der Näſſe ſchützen, namentlich in rauheren Klimaten, denn wenn Waſſer in die Fugen eindringt, und daſſelbe friert, ſo dehnt das Eis, da es einen größern Raum einnimmt als das Waſſer, was es früher war, ſich aus, und ſprengt auch die ſtärkſten Gewölbe. Deshalb pflegt man die Fugen von Schnittſteingewölben mit waſſerdichten Mörteln von oben her auszufüllen; oder die ganze obere Fläche des Gewölbes mit einem waſſerdichten Mörtelguſſe zu überziehen.

3) Gewölbe aus Gußwerk. Um dieſe zu bewerkſtelligen, wird ein Gemiſch von einzelnen leichten Steinbrocken mit Mörtel vermiſcht (Béton), auf eine hölzerne Verſchaalung, welche nach oben die Form des Gewölbes hat, gegoſſen. Der Guß erhält nach Maas - gabe der Größe des Gewölbes eine beſtimmte Dicke.

Wenn dieſer Guß gehörig erhärtet iſt, iſt das Gewölbe fertig und die darunter befindliche Holzſchaalung wird alsdann entfernt.

Man ſieht auf den erſten Blick, daß dieſe Art der Anfertigung die meiſte Zeit zum Trocknen braucht, da eine große Maſſe Mörtel161 dazu gehört um das Ganze zu vereinigen; man ſieht aber auch, daß wenn das Miſchungsmaterial welches man dem Mörtel zuſetzt, ſehr leicht iſt, dadurch auch Gewölbe entſtehen müſſen, welche viel leichter ſind, als Gewölbe von gebrannten Mauerſteinen und natürlich noch um Vieles mehr leichter, als ſolche von Hau - oder Schnittſteinen. Um nun die größtmöglichſte Leichtigkeit hervorzubringen, hat man ſich zu ſolchen Gewölben gewöhnlich leichter Geſteine, wie Bimsſtein, Tuff ꝛc. bedient. Auch hat man hohle Töpfe, und eigens dazu ge - formte hohle Steine verwendet und dieſe mit Mörtel vergoſſen.

Bei ſehr großen Gewölben hat man zu ihrer Erleichterung auch folgendes Verfahren angewendet.

Man hat einzelne Bogen (ſogenannte Gurten) von gebrannten Mauerſteinen geſpannt; dazwiſchen Quergurten in beſtimmten Entfer - nungen eingewölbt, ſo daß hohle, kaſtenartige Oeffnungen in der Ge - wölbedecke entſtanden. Dieſe Räume füllte man alsdann mit leichtem Gußwerk aus, wodurch das Gewölbe um ſo viel leichter wurde, je größer verhältnißmäßig die hohlen Räume waren.

Hierdurch erreichte man zugleich, daß die Gußmaſſe weniger Riſſe bei dem Trocknen bekam, als wenn man die ganze große Fläche nur aus Gußwerk gefertigt hätte.

Jſt nun ein ſolches Gewölbe von Gußwerk gänzlich ausgetrock - net, ſo bildet das Ganze ebenfalls nur, ſo zu ſagen, einen einzigen großen Deckſtein, welcher keinen Seitenſchub, ſondern nur einen ſenk - rechten Druck ausübt.

Aber auch bei dieſen Gewölben iſt die größte Vorſicht anzu - wenden, daß der Guß nicht durch Zufall wieder in aufgenommener Näſſe erweiche. Deshalb iſt es ſehr zweckmäßig, dabei einen waſſer - dichten (hydrauliſchen) Mörtel anzuwenden, weil dieſer erſtens bekannt - lich der Näſſe widerſteht, und zweitens auch ſchnell trocknet, wodurch das Gewölbe ſelbſt in kürzerer Zeit zu einer Maſſe ſich verbindet.

Wendet man aber Waſſermörtel oder Cemente an, ſo iſt auch bei dem Guſſe ſelbſt doppelte Vorſicht nöthig, eben wegen des ſchnel - len Erhärtens des Mörtels.

Vergleichen wir nun die angeführten Arten der Gewölbe, ſo ergiebt ſich folgendes. Zählen wir die ſteinernen Decken aus wage - recht liegenden großen Steinen mit zu den Gewölben, obgleich ſie nach unſern jetzigen gewöhnlichen Begriffen nicht dazu gehören, ſo er - giebt ſich: daß dieſe unſtreitig die einfachſten und feſteſten ſind, ob - gleich ſie auch die theuerſten werden, wegen der großen Steinmaſſen ſelbſt und namentlich noch wegen der vielen ſenkrechten Unterſtütz -Menzel, der praktiſche Maurer. 11162ungen, an Säulen, Pfeilern ꝛc. deren ſie bedürfen, und welche wieder mehr oder weniger koſtbare Fundamentirungen erfordern.

Auch kann man mit dieſer Anordnung nicht willkürlich große Räume ohne Unterſtützung überſpannen, wie bei den andern Gewöl - ben im ſogenannten Steinſchnitt, und außerdem gewähren ſie wegen der Eigenthümlichkeit ihrer Anordnung und weil ihre Stützen keine übermäßige Höhe erlauben, ebenfalls verhältnißmäßig nur geringe Höhe des überdeckten Raumes, folglich keinen ſo großartigen Anblick für den Beſchauer, als die den Raum frei überſpannenden Gewölbe. Uebrigens üben ſie keinen Seitenſchub.

Gewölbe mit Fugenſchnitt nach irgend einer gekrümmten Linie von Hauſteinen aufgeführt, und nicht mit Mörtel verbunden, erfordern eine ſehr ſorgfältige Bearbeitung, und ſehr ſtarke Unterſtützungsmauern, da ihr Seitenſchub ein immerwährender iſt, indem jeder einzelne Stein, weil ſie nicht durch Mörtel verbunden ſind, ein immerwährendes Beſtreben zur Bewegung, vermöge ſeiner ſchiefen Lage und ſeines Fugenſchnittes hat. Sie ſind aus dieſen Gründen nie zu ſehr großen Wölbungen verwendet worden.

Die Gewölbe von gebrannten Steinen mit Mörtel verbunden, erhärten zu einer Maſſe und üben im erhärteten Zuſtande keinen Seitenſchub auf ihre Unterſtützungsmauern, können deshalb verhält - nißmäßig ſchwächer ſein, auch ſind ſie an ſich leichter.

Man könnte den Seitenſchub während der Zeit wo ſie naß ſind, dadurch aufheben, daß man ſie mit eiſernen Ankern ſo lange zuſam - menhielt, bis ſie ausgetrocknet wären. Nach der Austrocknung könnte man die Anker wieder entfernen.

Die Einrichtung der Anker ſelbſt wäre hierbei ſehr einfach, jeder beſtünde aus 3 Stücken, die beiden Endſtücken würden vermauert, und blieben vermauert, das Mittelſtück würde nur ſo lange dazwiſchen geſchraubt, bis das Gewölbe ausgetrocknet iſt, alsdann nimmt man den Mittelanker fort, weil der Seitenſchub aufgehört hat.

Gewölbe in Gußwerk ſind die leichteſten, üben alſo ſchon des - wegen einen geringeren Seitenſchub und erfordern demnach nur ſchwä - chere Unterſtützungsmauern als die vorhergehenden, weil ſie zugleich zu einer feſten Maſſe erhärten.

Man könnte demnach, um möglichſt ſchwache Unterſtützungs - mauern zu erhalten, ebenfalls eiſerne Zuganker ſo lange einlegen bis die Gewölbe erhärtet ſind, und nach der Erhärtung die Zuganker wieder entfernen. Es geht alſo hieraus hervor, daß die Gewölbe von Ziegeln mit Mörtel gewölbt, oder die von Gußwerk für die meiſten163 Zwecke die beſſeren ſind, da ſie keinen Seitenſchub ausüben wenn ſie ausgetrocknet ſind, und außerdem wohlfeiler zu ſtehen kommen, als Gewölbe von Schnittſteinen ohne Mörtel.

Wir haben noch einer Art ſteinerner Decke zu erwähnen, wel - che durch ſogenannte Einſchränkung gebildet werden. Die neben -

[figure]

ſtehende Figur macht das Verfahren dabei deutlich, aaaa. bilden die Umfaſſungsmau - ern, auf dieſe werden zuerſt in den Ecken ſchräg liegende Steine bbbb. gelegt, auf dieſe wieder die Steine cccc., auf dieſe die Steine dddd. ſo daß der mittelſte Zwiſchen - raum endlich ſo klein wird, daß man ihn mit einem einzigen großen Steine zudecken kann. Die Zwiſchenräume zwiſchen den Steinen aa., bb., cc., dd. werden ebenfalls mit Stei - nen zugedeckt, ſo daß ſich eine ſteinerne Decke bildet, welche nach der Mitte zu immer höher wird, da die Trägerſteine a. b. c. d. ſo über einander liegen, daß jede einzelne Schicht derſelben um die eigne Steinſtärke höher zu liegen kommt. Dieſe Art ſteinerner Decke übt ebenfalls keinen Seitenſchub, und bedarf deshalb nur verhältnißmäßig ſchwacher Unterſtützungsmauern. Auch haben ſie den Vortheil, daß ſie vermöge der Eigenthümlichkeit der Anordnung, keiner ſenkrechten Unterſtützung im Jnnern weiter bedürfen.

Das Zerbröckeln oder Zerbrechen der Steine durch Druck fängt an den Kanten an, und zwar um ſo früher, je niedriger die Steine ſind; darum muß ein aus flacheren Steinen beſtehendes Gewölbe doch dicker gemacht werden als ein anderes von demſelben Material, deſſen Steine höher ſind, auch ſind an den Enden welche die äußere und innere Gewölbefläche bilden, die Mauerſteine nicht ſo feſt vom Kalk - mörtel unterſtützt, als tiefer im Jnnern des Gewölbes, ſo daß man bei einem einen Fuß ſtarken Gewölbe nur auf 10 Zoll, alſo auf derſelben rechnen kann.

Betrachten wir die ſteinernen Ueberdeckungen von Maueröffnun - gen, welche auf Tafel XIII. unter Fig. 332 bis 335. vorgeſtellt ſind, ſo ergiebt ſich wie man nach und nach zum Fugenſchnitte gelangte.

Fig. 332. zeigt eine wagerechte Decke. Denkt man ſich den Deckſtein in der Mitte durchgeſchnitten, ſo würde er ſich nur im Gleich - gewichte halten können, wenn er ſo weit über den Punkt A. hinaus - geſchoben würde, bis er um eben ſo viel nach links, wie nach rechts ſtünde; oder man müßte in B. eine Aufmauerung herſtellen, welche11*164ihn im Gleichgewichte hielt. Jn beiden Fällen aber würde er nicht die geringſte Laſt zu tragen im Stande ſein.

Fig. 333. zeigt eine Bedeckung durch Ueberkragung der ein - zelnen Steine.

Fig. 334. eine eben ſolche durch 2 ſchräg gegeneinander ge - ſtellte Steine, wobei ſchon ein Fugenſchnitt nach einem gemeinſchaft - lichen Mittelpunkte ſtattfindet.

Fig. 335. endlich bedarf in den drei Stücken AB., BC. und CD. ſchon eines vollſtändigen Fugenſchnittes nach dem Punkte M., wenn die einzelnen Stücken einander ſtützen und tragen ſollen.

§. 38. Gewölbelinien.

Man verſteht darunter jede gekrümmte Linie, nach welcher eine Gewölbefläche gebogen und nach welcher der Fugenſchnitt angeordnet iſt.

Der Halbkreis iſt höchſt wahrſcheinlich diejenige Linie gewe - ſen, nach welcher man Wölbungen zuerſt angeordnet hat und zwar aus zweierlei Gründen:

Erſtens war man mit dem Fugenſchnitte deſſelben ſchon durch die zirkelrunde Grundrißform z. B. der Schatzhäuſer bekannt geworden (§. 37. 1), und es bedurfte nur des Umſtandes, daß man den bisher wagerecht im Grundriß angewendeten Bogen in ſenkrechter Stellung verſuchte, um den erſten und wichtigſten Schritt zur Wöl - bung mit Fugenſchnitt gethan zu haben.

Zweitens ſpricht die im Alterthume faſt ausſchließliche Anwen - dung des Halbkreiſes und der Kreislinie überhaupt dafür, daß ſie die erſten waren, welche angewendet wurden, obgleich man ſehr früh auch andere Bogenlinien angewendet findet, wie den Spitzbogen, den ſogenannten Hufeiſenbogen ꝛc. (ſiehe Kunſtblatt Nro. 9. 1846).

Die Gewohnheit im Alterthume mit großen Quadern (Hau - ſteinen, Schnittſteinen) zu bauen, veranlaßte, daß zuerſt die Gewölbe ohne Mörtel in dieſer Weiſe aufgerichtet wurden.

Das erſte Bedürfniß einen Bogen zu wölben trat wohl da ein, wo man eine große Oeffnung in einer Mauer, wie etwa bei Stadt - thoren bilden wollte. Hieraus entſtanden die ſogenannten Gurtbö - gen. Als dieſe Anordnung gelungen war, verſuchte man ein ſolches Gewölbe zu verlängern, und es ergab ſich daraus das ſogenannte Tonnengewölbe, welches einen halben hohlen Cylinder bildet.

Aus der rechtwinkligen Durchſchneidung zweier Tonnengewölbe entſtand die ſogenannte Kreuzkappe, und aus der Ueberwölbung eines zirkelrunden Raumes, oder aus der Umdrehung eines Viertel -165 kreiſes um ſeine Are, das Halbkugelgewölbe oder die ſogenannte Kuppel.

Mit dem Tonnengewölbe, der Kreuzkappe und der Kuppel war man im Stande alle nur vorkommenden Fälle zu befriedigen, wenn man den Halbkreis als Gewölbelinie behielt, und daher kam es auch, daß ſich viele Jahrhunderte hindurch kein anderes Syſtem geltend machte.

Dieſe Bogenlinie hatte außerdem den Vortheil, daß man auch ſehr große Räume damit überſpannen konnte.

Der flache Bogen, oder nur das Stück eines Kreiſes wurde als Bogen und Gewölbelinie alsdann angewendet, wenn keine genü - gende Höhe vorhanden war, um den höheren Halbkreis brauchen zu können. Unter dieſer Geſtalt entſteht das ſogenannte Kappenge - wölbe. Es iſt zwar im Ganzen weniger feſt als das Gewölbe im Halbkreiſe, und kann deshalb auch nur bei geringen Abmeſſungen verwendet werden; allein da es mit unſern jetzigen Bedürfniſſen, be - ſonders in der bürgerlichen Baukunſt, ſehr wohl übereinſtimmt, hat es in neueſter Zeit beſonders wegen ſeiner Wohlfeilheit faſt alle an - dern Arten von Gewölben für die gewöhnlichen Fälle verdrängt.

Beſteht die Gewölbelinie aus 2 ſich oberhalb ſchneidenden Kreisſtücken, ſo entſteht der ſogenannte Spitzbogen, oder das alt - deutſche Gewölbe.

Nimmt man bei einem Gewölbe die Höhe geringer an, als den halben Durchmeſſer der Weite des Raumes, ſo entſteht der ſoge - nannte gedrückte Bogen oder das elliptiſche Gewölbe.

Hängt man eine Kette an ihren beiden Endpunkten auf und zeichnet die Linie vor, welche ſie in dieſem hängenden Zuſtande be - ſchreibt, ſo erhält man eine Kettenlinie. Denkt man ſich dieſe hän - gende Kettenlinie aufrecht geſtellt und nach dem zugehörigen Fugen - ſchnitte ein Gewölbe zuſammengeſetzt, ſo entſteht ein Gewölbe nach der Kettenlinie.

Außer dieſen üblichſten Gewölbelinien bedient man ſich noch der ſogenannten Korblinie, auch in ſehr ſeltnen Fällen der Parabel.

Bei der Wahl der Gewölbelinie kommt es für die bequeme An - wendung bei der Ausführung beſonders darauf an, daß die Fugen - ſchnitte möglichſt gleichförmig laufen, die einzelnen Steine alſo möglichſt alle eine gleiche Geſtalt erhalten können.

Dieſen Vortheil haben der Halbkreis, der ganze Kreis, das Kreisſtück und der Spitzbogen als Gewölbelinien.

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Aus je mehr Mittelpunkten eine Gewölbelinie gezogen iſt, um ſo ſchwieriger und abwechſelnder wird die Form der einzelnen Stein - ſtücken, was namentlich bei Hauſteinen fühlbar wird, die Arbeit ver - zögert, auch an ſich verwickelter und ſchwieriger macht, weshalb man immer gut thun wird, die obengenannten Linien als Hauptgewölbe - linien zu wählen.

Bei Gewölben welche aus kleinen durch Mörtel verbundenen Steinen beſtehen, fällt ein großer Theil der eben genannten Schwie - rigkeiten deshalb fort, weil erſtens ihre Geſtaltung nicht dieſelbe Ge - nauigkeit und Schärfe erfordert wie die Schnittſteine, und weil der Mörtel, wenn er nach und nach erhärtet, immer das Beſte für die Haltbarkeit des Gewölbes thut. Es werden alſo in dieſem Falle Ge - wölbe, deren Linie aus mehreren Mittelpunkten gezogen ſind, leichter zu erbauen ſein, als wenn man ſie aus Schnittſteinen gebildet hätte.

Nachdem wir nunmehr der Gewölbelinien im Allgemeinen ge - dacht haben, wollen wir ihre Aufzeichnung im Einzelnen für die Aus - führung betrachten.

1) Der Halbkreis und der Kreis werden bekanntlich ſo ge - zeichnet, daß man auf einem Bretterboden für den Mittelpunkt einen Nagel einſchlägt, darum einen Faden ſo ſchlingt, daß dieſer ſich frei um den Nagel drehen kann, daß man wenn die Länge des Halbmeſſers gegeben iſt, an dieſem Punkte einen Bleiſtift ꝛc. ſenkrecht anhält und ſo durch Bewegung des Bleiſtiftes um den Nagel von einem An - fangspunkte des Halbkreiſes (oder Kreiſes) die geforderte Figur beſchreibt.

2) Der flache Bogen (Stichbogen) wird gezeichnet wenn man (Tafel IV. Fig. 87) zwei Brettſtücken rechtwinklig gegen einan - der befeſtigt. Alsdann trägt man die gegebene Länge des Bogens (die Sehne des Kreisſtückes) von M. nach N. Hierauf rechtwinklig die gegebene Höhe des Bogens von R. nach Q. und verlängert dieſe willkürlich. Alsdann nimmt man eine Schnur mit einem daran be - feſtigten Bleiſtift ꝛc. und ſucht in der ſenkrechten Linie (durch probiren) den Punkt (P.) aus welchem man mit der bis M. und N. ausge - ſpannten Schnur auch den oberen Punkt Q. berührt. Hat man die - ſen Punkt P. gefunden, ſo zieht man den Bogen M. Q. N. und die Aufgabe iſt gelöſet.

3) Der elliptiſche Bogen wird gezeichnet, wenn man wie in Tafel IV. Fig. 88. auf einem wagerechten Brette FF. ein ſenk - rechtes Brett anlegt. Auf dem wagerechten Brette zieht man die Linie GG. ſo lang, als die gegebene Länge der Ellipfe iſt (die große Axe); auf dem Mittelpunkte H. dieſer Linie errichtet man eine ſenkrechte,167 willkürlich lang, und ſteckt darauf das Maaß der halben Höhe der Ellipſe (der halben kleinen Axe) HI. ab. Alsdann nimmt man die Länge der halben großen Axe GH. und trägt ſie von I. nach K. und K. Jn die Punkte IKK. ſchlägt man Nägel ein, und ſpannt eine Schnur feſt um dieſe drei Nägel. Dann zieht man den Nagel bei I. aus, ſteckt einen Bleiſtift ꝛc. ſenkrecht auf I. und bewegt dieſen Blei - ſtift (immer ſenkrecht) nach G. und G. hin, ſo wird ſich die elliptiſche Linie GIG. ergeben. Das Dreieck KLK. ſtellt die Figur vor, wenn der Bleiſtift L. erreicht hat. Die ſtärkeren Linien KL., LK., KK. zeigen die Ausſpannung des Fadens für dieſen Fall.

Die auf dieſe Art erhaltene Linie bildet eine vollkommene, halbe Ellipſe. Wollte man eine ganze beſchreiben, ſo dürfte man nur dieſelbe Zeichnung unterhalb der Linie GG. wiederholen, wie man ſie oberhalb gemacht hat.

An der Linie GILG. ſieht man übereinandergreifende Brett - ſtücken gezeichnet, und zwar ſind dieſelben in zwei Lagen übereinander dargeſtellt. Die punktirten Linien zeigen die unterſte Lage an, die ausgezeichneten Linien die obere Brettlage, ſo daß wenn man ſich dieſe Brettſtücken zuſammengenagelt denkt, ein Bogen von Holz ent - ſteht, welchen man einen Lehrbogen nennt; weil er gleichſam dadurch, daß er die Gewölbelinie vorſchreibt, zugleich lehrt, wie ſie gewölbt werden ſoll, wenn man ſich dieſen Holzbogen ſenkrecht auf die Oeffnung geſtellt denkt, über welche der Gewölbebogen geſpannt werden ſoll. Wir werden die Anwendung dieſer Lehrbogen weiter unten kennen lernen.

4) Eine andere Zeichnung eines elliptiſchen Bogens zeigt Tafel VI. Fig. 123, welche zwar nicht mathematiſch genau iſt, jedoch für die Praris in jedem beliebigen Falle vollkommen ausreichend, und na - mentlich für Zeichnungen auf dem Papiere anwendbar bleibt, wo die Zeichnung mit 3 Nägeln zu viel Unbequemes hat. AB. iſt die lange Axe, M. der Mittelpunkt derſelben, auf ihm errichtet man eine Senkrechte und trägt die Höhe des Bogens (die halbe kleine Axe) von M. nach D. Alsdann ſetzt man MD. von A. nach E., und von B. nach E., theilt EM. und M. jedes in drei gleiche Theile und ſetzt einen dieſer Theile (den vierten) von E. nach F. und von E. nach F. ſo entſtehen in FF. die Brennpunkte der Ellipſe. Ferner nimmt man die Entfernung FF. in den Zirkel und beſchreibt aus F. und F. Kreuzbogen in G., dann zieht man aus G. durch F. und F. willkür - lich lange Linien, ferner beſchreibt man aus F. mit AF. den Bogen168 AH. und IB. alsdann mit dem Halbmeſſer GH. aus G. den Bogen HDI., ſo iſt die Aufgabe gelöſet.

5) Um einen Korbbogen (Tafel VI. Fig. 124) zu zeichnen, ſtecke man auf der lange Axe AB. ein beliebiges Stück BG. = AF. ab, ſetze dieſe Länge von C. nach D., ziehe DF., halbire dieſe Linie in E., ziehe die ſenkrechte EH. bis ſie CM. in H. ſchneidet, ziehe alsdann durch HF. und HG. die Linien HFI. und HGK., beſchreibe aus F. den Bogen AI. und aus G. den Bogen BK., ſowie aus II. den Bogen ICK.

(NB. Es muß jedoch das Stück AF. = GB. jedesmal kleiner gewählt werden als die Höhe CM. war.)

Je größer man die Stücken AF. = GB. nimmt, je mehr ſie ſich alſo der Linie CM. nähern, um ſo ſteiler werden die Bogen AI. und BK., und um ſo flacher wird der obere Bogen ICB.

Es verſteht ſich von ſelbſt, daß man dieſe Arten Linien zu zeich - nen ſowohl in der Natur auf einem Bretterboden (ſogenannten Reis - boden) als auch auf dem Papier anwenden kann.

6) Einen ſpitzen Bogen zeichnet man auf folgende Art. (Tafel VI. Fig. 125). Soll der Bogen eben ſo hoch werden als breit, ſo nimmt man die Linie AB. in den Zirkel und beſchreibt aus A. den Bogen AD. und aus B. den Bogen AD.

Soll der Bogen nur bis E. reichen, ſo zieht man aus E. die Linie EB., halbirt ſie in a., errichtet in a. eine Rechtwinklige und verlängert dieſelbe bis ſie die Linie AB. in F. ſchneidet, ſo iſt F. der Mittelpunkt für das Kreisſtück EB., trägt man IF. von I. nach G., ſo iſt eben ſo G. der Mittelpunkt für das Kreisſtück EA. Eben ſo würde man die Mittelpunkte H. und K. für einen Spitzbogen fin - den, deſſen Grundlinie AB. und deſſen Höhe CI. wäre u. ſ. w. für jede beliebige Höhe und Breite deſſelben, ſobald er aus reinen Kreis - ſtücken beſteht.

7) Ein gedrückter Spitzbogen (aus zwei ſich ſchneidenden Viertelellipſen gebildet) entſteht (Tafel VI. Fig. 126 und 127), wenn man die Mittelpunkte NN. der halben Ellipſen willkürlich weit vom Mittelpunkte M. der gedrückten Ellipſe entfernt, ſonſt aber wie bei Fig. 123 verfährt.

8) Verwandlung einer Bogenlinie in eine flachere oder ſteilere. Geſetzt es wäre Taf. VI. Fig. 127 A. ein Halbkreis gegeben, man wollte ihn in einen Halbkreis (Taf. VI. Fig. 127 B.) verwandeln, welcher mit dem vorigen zwar gleiche Höhe, aber eine ungleiche Grundlinie hätte (hier eine längere), ſo verfahre man in fol -169 gender Weiſe: Man theile in dem gegebenen Halbkreiſe (Fig. 127 A.) die Grundlinie AB. in eine beliebige Menge gleicher Theile (hier in ſechs), errichte dann aus den Theilpunkten abcd. ſenkrechte Linien, welche bis an den Umkreis des Halbkreiſes reichen; dann theile man die Grundlinie des gedrückten Bogens Fig. 127 B. in eben ſo viele gleiche Theile (hier auch in ſechs), errichte auf den Durchſchnittspunk - ten willkürlich lange ſenkrechte Linien, und trage dann von der Grund - linie AB. (Fig. 127 A.) nach und nach die Längen ae. cf. MC. gc. dh. auf die ſenkrechten Linien (in Fig. 127 B.) ae. cf. MC. gc. dh., und verbinde die gefundenen Punkte e. f. g. h. auch AC. und B. durch die aus freier Hand gezogene Bogenlinie AefCghB., ſo wird man eine krumme Linie erhalten, deren Höhenpunkt mit den Höhenpunkten des Umkreiſes in Fig. 127 A. zuſammenfallen.

Es iſt einleuchtend, daß in je mehr Theile man die Grundlinie AB. theilt, um ſo leichter wird man (beſonders im Großen) die Bo - genlinie in Fig. 127 B. beſtimmen können.

Ferner iſt einleuchtend, daß man bei gleicher Höhe CM. der Fig. 127 B. auch eine Grundlinie hätte geben können, welche klei - ner als die Grundlinie AB. in Fig. 127 A. geweſen wäre, woraus man gleicherweiſe einen Bogen erhalten hätte, welcher höher als lang geworden wäre.

Auch für andere Bogenlinien findet dieſer Satz eine ganz glei - che Anordnung. Er iſt ſehr wichtig, weil er bei Wölbungen fort - während in Anwendung kommt, wie wir ſpäter zeigen werden.

9) Einen ſteigenden Bogen (Taf. VI. Fig. 128.) zeichnet man auf folgende Weiſe. Auf der wagerechten AB. beſtimme man zuvörderſt die Neigung der ſteigenden Linie AC., bis dahin wo die ſenkrechte BC. dieſelbe ſchneidet. Dann errichte man in der Mitte von AB. bei N. die Senkrechte NMD. und mache DM. = AM. = MC. Hierauf fälle man im rechten Winkel von D. aus die Linie DG. auf AC. und verlängere DG. bis ſie AB. in F. ſchneidet, ſo iſt F. der Mittelpunkt des Kreisſtückes AD. Ferner ziehe man CE. parallel mit AB., ſo giebt E. den Mittelpunkt des Kreisſtückes DC. und der ſteigende Bogen ADC. iſt gezeichnet.

10) Eine zweite Art einen ſteigenden Bogen zu zeich - nen giebt Taf. VI. Fig. 129. für den Fall, daß die Steigung oder BC. gleich der Hälfte der Oeffnung = AN. = NB. iſt.

Man theile BC. in zwei gleiche Theile, und ſetze einen dieſer Theile von B. nach F., ſo daß BF. = ½ BC. wird. Dann er - richte man in F. die willkürlich lange Lothrechte FEG. Ferner ziehe170 man die wagerechte Linie EC. aus dem Punkte C., bis ſie FG. in E. ſchneidet, ſo iſt EC = FB. Ferner ſetze man das Maaß EC. ſenkrecht von E. nach G., ſo iſt G. der Scheitelpunkt der ſteigenden Bogenlinie. Nun beſchreibe man mit dem Halbmeſſer AF., aus F., die Bogenlinie AG., und aus E., mit dem Halbmeſſer EG., den Bo - gen GC., ſo iſt die ſteigende Linie gefunden.

Dieſe Linie iſt leicht zu zeichnen, und da der Fall oft vorkommt, daß eine Treppenſteigung halb ſo hoch iſt, als die Länge derſelben, auch häufig anzuwenden. Dagegen dient die in Fig. 128. gezeichnete ſteigende Linie für jede beliebige Steigung und iſt alſo allgemein zu gebrauchen.

11) Eine dritte Art den ſteigenden Bogen zu zeich - nen, liefert Taf. VI. Fig. 130. Nach dieſer Art verfahren die Maurer gewöhnlich, wenn ſteigende Bogen z. B. bei gewölbten Trep - pen angefertigt werden.

Auf der gegebenen wagerechten Entfernung AB. beſchreibe man aus dem Mittelpunkte derſelben N. den Halbkreis AEB., errichte dann in den beliebig gewählten Punkten a. b. c. d. e. f. g. die Loth - rechten ax. by. cz. NE. . . . . bis an die| Peripherie des Halbkreiſes, und darüber hinaus. Dann beſtimme man die Nei - gung der ſchrägen Linie AC., und ziehe ſie von A. aus ſo lang, bis ſie in C. durch die in B. errichtete Senkrechte BC. getroffen wird. Nun mache man die Senkrechte MD = EN., ferner ſetze man ax. von h. bis p., by. von i. bis q., cz. von k. bis r., von l. bis s., . von m. bis t., . von n. bis u. und . von o. bis v., bezeichne überall die Höhenpunkte und ziehe alsdann aus freier Hand mit Bleiſtift ꝛc. die ſteigende Bogenlinie ApqrDstuvC.

Man ſieht, daß dieſe Linie wie in 8) durch die Verwandlung des Halbkreiſes in einen ſteigenden Bogen erfolgt iſt. Je mehr man Senkrechte auf AB. annimmt, deſto genauer wird die ſteigende Linie, und deſto bequemer läßt ſie ſich aus freier Hand zeichnen. Auch iſt es, wie man eben geſehen hat, nicht nothwendig, daß die Senkrechten auf der Linie AB. unter ſich in gleichen Abſtänden gewählt werden; im Gegentheil kann man die Entſtehungspunkte abc. dieſer Senkrech - ten wählen wie man will, und wie es einem für die Zeichnung der krummen ſteigenden Linie am angemeſſenſten ſcheint.

12) Eine vierte Art ſteigende Bogen zu zeichnen zei - gen Taf. VI. Fig. 131. und Fig. 132., nachdem man Fig. 131. die Neigung der ſteigenden Linie AC. durch das rechtwinklige Dreieck ACB. beſtimmt hat, halbire man AB. in N. und errichte die will -171 kürlich lange NMD. in N., ſo iſt M. zugleich der Mittelpunkt von AC. Hierauf zeichne man ſich (Fig. 132.) auf der Linie AB. (welche gleich lang mit AB. in Fig. 131. iſt) einen Halbkreis ADB. Jn dieſem Halbkreiſe ziehe man die Linien abc. def. ghi., in unter ſich gleichen oder ungleichen Abſtänden, aber parallel mit AB., bis ſie die Peripherie des Halbkreiſes berühren. Ferner trage man die Abſtände Mb. be. eh. hD. aus Fig. 132. auf die Linie MD. in Fig. 131. ab, ziehe daſelbſt mit AC. parallel durch b. e. h. die beliebig lan - gen Linien abc. def. ghi., mache dann ba. und bc. in Fig. 132. = ba. und bc. in Fig. 131. u. ſ. w., und ziehe durch die ſo erhal - tenen Durchſchnittspunkte aus freier Hand die ſteigende Bogenlinie AadgDifc., ſo iſt die Aufgabe gelöſet.

13) Eine Kettenlinie zu beſchreiben. Zuerſt beſtimmt man an einer ſenkrechten Holzſchalung die wagerechte Länge, wel - che die Breite des Bogens bezeichnet, den man der Kettenlinie geben will. Jn der Mitte dieſer wagerechten Linie fällt man eine ſenkrechte, willkürlich lange Linie nach unten, und ſteckt auf dieſer die verlangte Höhe des Kettenbogens ab. Alsdann hängt man eine eiſerne Kette an den Endpunkten der wagerechten Linie ſo auf: daß die Kette auch den unterſten Punkt der ſenkrechten Linie berührt, welcher die Höhe des Bogens bezeichnet. Dann zieht man aus freier Hand die Linie nach der Lage der Kette und ſchneidet den Lehrbogen darnach aus.

Es iſt hierbei zu bemerken: Da die Kette eine beſtimmte Breite hat, ſo hängt man ſie am beſten ſo, daß ſie den Kettenbogen im Lichten gemeſſen einſchließt, weil ſonſt die Linie größer oder kleiner als die vorgeſchriebenen Abmeſſungen werden würde.

§. 39. Die Widerlager der Gewölbe.

Jeder gewölbte Bogen, welcher aus einzelnen Steinen beſteht, übt, wie wir bereits in §. 37. erwähnten, einen ſenkrechten Druck, welcher mit dem Gewicht des Bogens in einem beſtimmten Verhält - niß ſteht, und außerdem einen Seitenſchub, welcher theils mit dem Gewichte des Bogens, theils mit der größeren oder geringeren Höhe der Wölbung im Verhältniſſe ſteht.

Unter Widerlager des Gewölbes verſteht man diejenige Ver - ſtärkung desjenigen Mauerwerkes, worauf der Bogen ruht, damit der Seitenſchub des Bogens nicht im Stande iſt, das Mauerwerk um - zuſchieben. Wir haben bereits (§. 37. 2. ) geſehen, daß wenn die Steine mit Mörtel verbunden werden, der Seitenſchub des Gewölbes nach und nach mit der Erhärtung des Mörtels aufhört, bei ſolchen172 Gewölben aber, wo die einzelnen Steine nicht durch Mörtel verbunden ſind, hört dieſer Seitenſchub nie auf, ſondern wirkt fortwährend.

Man hat ſich vielfältig beſchäftigt, die erforderliche Stärke der Gewölbewiderlager durch Rechnung (theoretiſch) zu beſtimmen, da aber die Theorie hiervon nicht nur äußerſt ſchwierig iſt, auch eine Menge von Umſtänden, wie z. B. Verſchiedenheit des angewendeten Mate - rials in einzelnen Fällen, und ſelbſt Güte und Schlechtigkeit der Ar - beit weſentlichen Einfluß haben, ſo iſt man nur für die einfachſten Fälle im Stande geweſen, mit der Erfahrung übereinſtimmende Re - geln aufzuſtellen, deren wir hier die beſten und bequemſten anfüh - ren wollen.

1) Beſtimmung der Widerlager nach Déran.

Taf. VIII. Fig. 178 180. zeigen 3 verſchiedene Fälle. Jn Fig. 178. iſt die Hälfte eines halbkreisförmigen Gewölbes oder Bo - gens vorgeſtellt. Man theile den Viertelkreis in 3 gleiche Theile, ziehe mit die Sehne ab. und verlängere dieſe Linie willkürlich nach unten, alsdann mache man ac = ab. und beſchreibe das Rechteck aecd., ſo iſt dies das geſuchte Widerlager. Seine Stärke beträgt etwa den vierten Theil der Bogenöffnung.

Jn Fig. 179. iſt die Hälfte eines elliptiſchen Bogens gezeichnet. Man theile die Bogenlinie wieder in 3 gleiche Theile, ziehe ab. mit derſelben, verlängere ſie nach unten, mache ac = ab., vollende das Rechteck adce., ſo iſt dieſes die geſuchte Widerlagsſtärke. Dieſe beträgt hier zwiſchen ¼ und der Bogenöffnung.

Es ergiebt ſich demnach: daß je niedriger der Bogen iſt, um ſo ſtärker muß das Widerlager ſein, um dem Seitenſchube zu widerſtehen. Hiervon kann man ſich ſehr leicht noch mehr überzeu - gen, wenn man ein flaches Kreisſtück von derſelben Bogenöffnung wie Fig. 178. und Fig. 179. zeichnet, welches eine noch geringere Bogenhöhe hätte als der elliptiſche Bogen in Fig. 179. Suchte man dafür ganz in derſelben Art, wie eben gezeigt wurde, die Widerlags - ſtärke, ſo wird man finden, daß bei dem flachen Kreisſtücke das Wi - derlager noch ſtärker ſein muß, als es bei der Ellipſe war.

Sucht man in gleicher Weiſe für den Spitzbogen Fig. 180. die Widerlagsſtärke wie vorhin, ſo findet man, daß bei dem Spitzbogen, wenn er wie hier gleiche Bogenöffnung wie der Halbkreis Fig. 178. und die Ellipſe Fig. 179. hat, die geringſte Widerlagsſtärke bedarf, denn ſie beträgt hier noch kein volles Viertheil der ganzen Bogen - öffnung.

Hieraus folgt die ſehr wichtige Regel, daß: je niedriger der173 Gewölbebogen bei gleicher Bogenöffnung iſt, um ſo ſtärker müſ - ſen die Widerlager ſein; welcher Satz durch die Erfahrung vollkommen beſtätigt wird.

Es iſt noch zu bemerken: daß die Déranſche Methode die Widerlager etwas ſtärker angiebt, als ſie bei gutem Material und gu - ter Arbeit erforderlich ſind, ſie iſt alſo für alle Fälle vollkommen ausreichend.

Es folgt ferner aus dem Vorigen: daß ein ſogenanntes ſcheit - rechtes Gewölbe (nach wagerechter Linie und aus einzelnen Stein - ſtücken mit Fugenſchnitt zuſammengeſetzt) das ſtärkſte Widerlager brau - chen würde, da es nach mathematiſchen Begriffen unendlich ſtark ſein müßte; wir werden ſpäter hierauf zurückkommen. Es folgt ferner aus dem Vorigen: daß je höher der Bogen iſt, im Ver - hältniß zu ſeiner Breite, das Widerlager um ſo ſchwä - cher werden kann.

2) Beſtimmung der Widerlagsſtärke nach Roudelet.

Taf. VI. Fig. 134. Nachdem man für ein halbkreisförmiges Gewölbe die Linie des Bogens gezeichnet hat, ziehe man die Sehne GB. und verlängere ſie unbeſtimmt, welche Linie einen Winkel von 45° machen wird, mit der ſenkrechten BC. Man trage von A. aus wagerecht diejenige Stärke des Widerlagers auf, welche ein Halbkreis - gewölbe haben muß, und bemerke den Punkt 4, wo die Wagerechte A. 4. die Diagonale ſchneidet, ſo hat man die Stärke des Widerlagers für einen Halbkreis. (Roudelet hat für denſelben als Widerlags - ſtärke nur etwa der ganzen Bogenöffnung, während Déran da - für etwa ¼ hatte.) Mit der Länge B 4. beſchreibe man den Vier - telkreis (6. 5. 4. 3. 2. 1. ) aus B., ſo iſt man im Stande für jeden ſteileren oder flacheren Bogen, welcher gleichweite Oeffnung wie der Halbkreis hat, auch die Widerlagsſtärke zu finden, z. B. für den über dem Halbkreiſe beſchriebenen Spitzbogen. Man ziehe in demſelben die Sehne GB. und verlängere ſie bis 5, ziehe durch den Punkt 5. eine Senkrechte ds., ſo zeigt der wagerechte Abſtand dieſer Linie von B. die Stärke des Widerlagers an.

Wollte man das Widerlager des flachen Bogens finden, deſſen Mittelpunkt in O′ liegt, ſo würde man die Sehne GB. 3. erhalten. Durch 3. die Senkrechte 3 b. gezogen, würde die Widerlagsſtärke angeben.

Eben ſo würde man für den noch flacheren Bogen, deſſen Mit - telpunkt O″ iſt, durch den Punkt 2. eine Senkrechte 2 a. erhalten, wel - che die Widerlagsſtärke angäbe.

Beſonders anwendbar iſt dieſe Methode für den Fall, wo man174 aus der Erfahrung die Stärke eines Widerlagers für einen gegebenen Halbkreis kennt, und man wollte bei derſelben Bogenöffnung das Verhält - niß des Widerlagers eines ſteileren oder flacheren Bogens aufſuchen. Als - dann beſtimmt man durch die bekannte Stärke den Punkt 4. in der Dia - gonale GB. 4., wodurch man den Halbmeſſer des Viertelkreiſes B. 4., und ſomit den Viertelkreis ſelbſt erhält. Alsdann kann man beliebig für jeden ſteileren oder flacheren Bogen, als der gegebene Halbkreis war, die Widerlagsſtärke finden.

Man kann übrigens aus dem Vergleiche beider Methoden das Schwankende der Beſtimmung auf dieſe Arten leicht erkennen, denn der eine giebt ¼ wo der andere giebt. Für die gewöhnlichen Fälle werden wir die Widerlagsſtärken im Verfolg bei den einzelnen Gewölbearten geben; für ſeltne und ungewöhnliche Fälle wird man ſehr gut thun das Folgende zu Rathe zu ziehen.

Erſtens. Was für Materialien ſind für gleiche oder ähnliche Fälle an dem Orte gebraucht worden, wo das Gewölbe errichtet wer - den ſoll?

Zweitens. Wie haben ſich dergleichen Bauten im Laufe der Zeit bewährt oder wie nicht, und warum?

Drittens. Sind Gebäude am Orte oder in der Nähe vorhan - den, welche unter gleichen oder ähnlichen Umſtänden entſtanden ſind, gleiche oder ähnliche Abmeſſungen haben, und gleichen oder ähnlichen Zwecken dienten, ſo wird man ſehr gut thun, ſeinen Entwurf hin - ſichtlich der Wölbungen nach dieſen zu modeln.

Bei den in Fig. 134. angegebenen Stärken der Widerlager hat Roudelet dieſelben ſo berechnet, daß ſie mit dem Drucke der Ge - wölbe im Gleichgewicht ſind, oder nur wenig mehr Stärke haben, als zum Gleichgewichte erforderlich iſt. Es iſt hierbei aber nicht auf Zu - ſammenhang des Mörtels, auf Material ꝛc. Rückſicht genommen, wes - halb man alſo auch bei der Ausführung etwas mehr dafür nehmen muß. Berückſichtigt man dieſen Umſtand, und auch daß Déran zu ſtarke Widerlager angiebt, ſo ergeben ſich folgende mittlere Verhält - niſſe: Ein Halbkreisbogen von einer nicht ungewöhnlichen Maaßweite, erhält den ſechſten Theil ſeiner lichten Oeffnung als Widerlagsſtärke.

Dies gilt für Bogen bis zu 20 30 Fuß Spannung. Ein Bogen über 30 60 Fuß Spannung erhält den fünften Theil der Bogenweite zum Widerlager.

Ein Bogen von 60 90 Fuß Spannung den vierten Theil der Bogenweite zum Widerlager, und endlich

Ein Bogen von 90 120 Fuß den dritten Theil der lich -175 ten Weite zum Widerlager; welche Sätze einigermaßen mit ausgeführ - ten Bauwerken übereinſtimmen.

Hat man nun die Stärke des Widerlagers für einen Halbkreis von beſtimmter Weite feſtgeſetzt, und man wollte das Gewölbe im Spitzbogen, oder auch in einem niedrigeren Bogen ausführen als der Halbkreis iſt, ſo kann man nach Fig. 134. für jeden beliebigen Bo - gen das Widerlager finden, wenn man erſt das für den Halbkreis aufgezeichnet hat.

Alle dieſe Maaßbeſtimmungen gelten jedoch nur bei niedrigen Widerlagern. Wächſt die Höhe der Widerlager, ſo haben wir (§. 26.) geſehen, daß ihre Stärke ſchon deswegen zunehmen muß, damit die Mauern ſich ſelbſt tragen können.

Es wird daher bei Beſtimmung der Widerlagsſtärken folgendes Verfahren anwendbar ſein: Zuvörderſt beſtimme man die erforderli - che Widerlagerſtärke für das Gewölbe allein, für den Fall daß es platt auf der Erde ſtünde. Alsdann ſuche man nach §. 26. für die gegebene Höhe der Widerlagsmauer die Stärke derſelben. Fände man dieſe Stärke geringer, als die Widerlagsſtärke des Gewölbes, ſo muß man dieſelbe natürlich mindeſtens ſo ſtark machen, als das Gewölbe - widerlager erfordert. Außerdem aber wird es gut ſein, die Mauern immer noch etwas ſtärker anzulegen, als man gefunden hat, da ſie au - ßer ſich ſelbſt noch dem Gewölbeſchube Widerſtand zu leiſten haben.

Daß die Widerlagsſtärken bei gleicher Geſtalt des Bogens (z. B. eines Halbkreiſes) immer ſtärker werden, je größer das lichte Maaß des Bogens wird, beruht darauf, weil mit dem größeren Maaße auch die Dicke des Gewölbes, folglich die Schwere deſſelben, und folglich auch der Seitenſchub wachſen, und alſo dadurch eine immer größere Kraft die Widerlager umzuſchieben droht.

Bei den Maurern gilt als praktiſche Regel das Folgende: Wenn die lichte Weite des Bogens nicht über 24 Fuß beträgt, und die Wider - lager ebenfalls nicht höher ſind als 24 Fuß, ſo nimmt man die dop - pelte Bogendicke zur Widerlagsſtärke.

Ueber eine Oeffnung von 24 Fuß würde man eine Bogenſtärke von etwa zwei Fuß bedürfen, das Widerlager würde demnach etwa 4 Fuß ſtark werden, welches mit den vorher erwähnten Maaßen über - einſtimmt, denn es wäre eine Bogenweite unter 30 Fuß, und die Wi - derlagsſtärke betrüge $$\frac {24}{4}$$ = der lichten Bogenweite.

Für jeden Fuß mehr Widerlagshöhe geben die Maurer noch 1 Zoll an Stärke zu. Ferner gelten folgende, ſowohl mit der Er - fahrung als auch mit der Theorie übereinſtimmende Regeln: Die176 Stärke der Widerlager bei einem halbkreisförmigen Gewölbebogen ſei gleich ¼ der Bogenweite. Ueberhöhte Bogen, welche weniger ſchie - ben, bedürfen nur bis ; gedrückte Bogen bis ½ für die Widerlagsſtärke. Bei einem ſcheitrechten Bogen darf das Widerlager nicht unter der lichten Bogenweite ſein.

3) Zufällige Verſtärkungen der Widerlager.

Oft kommt der Verſtärkung der Widerlager ſchon die eigen - thümliche Anordnung des Bauwerkes zu Hülfe. Wir haben bis jetzt die Bogen und Wölbungen als für ſich frei ſtehend betrachtet; ge - wöhnlich aber kommen ſie in Verbindung mit andern Mauern, mit darauf ſich erhebenden Stockwerken ꝛc. vor, wodurch die Widerlager an ſich ſo viel verſtärkt werden, daß ſie viel ſchwächer ausfallen kön - nen, als man ſie ſonſt der Regel nach machen müßte. Wir wollen hier die vorzüglichſten Fälle dieſer Art anführen, woraus man leicht den Schluß auf andere machen kann.

Erſtens denke man ſich einen Gurtbogen zwiſchen zwei Fut - termauern geſpannt, ſo wird ein Theil des Seitenſchubes des Bogens durch den gegen die Futtermauern fortwährend wirkenden Erddruck aufgehoben. Die Futtermauern (als Widerlager des Gewölbes) kön - nen daher in dieſem Falle ſchwächer angelegt werden, als wenn kein Gurtbogen vorhanden wäre, weil ſie alsdann den ganzen Erddruck hätten allein aushalten müſſen, welchen nunmehr der Seitenſchub des Bogens überwinden hilft.

Hierbei wird man jedoch die beiden Futtermauern ſo lange durch eingeſetzte Sperrbalken abſteifen müſſen, bis der Bogen fertig einge - ſetzt iſt, weil ſonſt die Futtermauern von dem Erddrucke ausgebaucht oder herübergedrückt werden könnten.

Zweitens denke man ſich z. B. eine Brücke, welche mehrere Pfeiler hat. Es iſt einleuchtend, daß wenn die End - oder Stirnpfei - ler an den Ufern hinlänglich ſtark ſind, um dem Seitenſchube der an ſie gelehnten Bogen zu widerſtehen, ſo können die Zwiſchenpfeiler aus folgenden Gründen ganz ſchwach angelegt werden. Jeder Zwiſchen - pfeiler nämlich wird von zwei auf ihm ruhenden Bogen, nach beiden Seiten hin gleichmäßig geſchoben (wenn die beiden Bogen gleich groß ſind, wie hier vorausgeſetzt wird). Der Pfeiler ſteht alſo im Gleich - gewichte, und hat gar keinen Seitenſchub auszuhalten, wenn die bei - den auf ihm ruhenden gleichen Gewölbebogen erſt fertig eingewölbt ſind. Ein ſolcher Zwiſchenpfeiler brauchte alſo nur ſo ſtark gemacht zu werden, als er ſeiner etwanigen Höhe nach, der Standfähigkeit we - gen werden muß, und man braucht hierbei demnach auf ſeine Stärke177 als Widerlager des Bogens gar keine Rückſicht zu nehmen. Es würde alſo in dieſem Falle zweierlei noch zu berückſichtigen ſein. Da jeder der einzelnen Zwiſchenpfeiler zu ſchwach wäre, um dem Seitenſchube des Gewölbes zu widerſtehen, ſo muß man entweder alle Gewölbebo - gen der Brücke gleichzeitig einwölben, und die Zwiſchenpfeiler, bis zur Beendigung ſämmtlicher Bogen, gegen einander abſteifen; oder wenn man alle Bogen, wie es gewöhnlich der Fall iſt, nicht gleichzeitig anfangen kann, ſo wölbt man einen Bogen nach dem andern ein, und ſteift die einſtweilen leer bleibenden Zwiſchenweiten ſo lange gegen einander und gegen die Stirnpfeiler ab, bis nach und nach alle Bo - gen eingewölbt ſind.

Sollten die Bogen ſehr ungleich ſein, ſo pflanzt der größere Bogen noch einen Theil ſeines Seitenſchubes auf den nebenſtehenden kleineren fort, und in dieſem Falle iſt es am beſten, den letzten Wi - derlagspfeiler (den Stirnpfeiler) ſo ſtark zu machen, daß er dem Sei - ſchube des größeren Bogens zu widerſtehen im Stande iſt.

Ganz ähnliche Erſcheinungen würden eintreten, wenn man ſich z. B. einen Saal oder eine Kirche dächte, worin auf Pfeilerreihen Gewölbe mit ihren Gurtbogen ruhten. Wären die Zwiſchenräume der Pfeiler, ſo wie die darauf ruhenden Gurtbogen überall gleich groß, ſo brauchten die Widerlagsſeitenmauern nur ſo ſtark zu ſein, um einer dieſer Wölbungen Widerſtand zu leiſten; die Pfeiler aber könnten ganz ſchwach ſein (nur ſo ſtark um ſich ſelbſt zu tragen), weil ſie durch den gleichmäßigen Schub der ſie berührenden Gewölbebogen im Gleich - gewichte gehalten werden. Wären die Gewölbebogen ungleich groß, z. B. bei drei Reihen Gewölben die mittelſte Reihe weiter geſpannt als die beiden zur Seite, ſo müßte man die Stärke der Widerlags - mauern nach dem Seitenſchube des größeren Gewölbes proportioniren, wie vorhin bei den Brückenbogen.

Aus dem Geſagten läßt ſich auch erklären, wie bei vielen Kir - chen und anderen Gewölben ein ganz dünner Granitpfeiler im Stande iſt, die ſämmtlichen Gewölbe eines ſehr großen Raumes zu tragen. Es geſchieht dieſes allein dadurch, daß er durch den gleichmäßigen Seitenſchub aller Bogen ſelbſt im Gleichgewichte gehalten wird, und folglich nur ſo viel Stärke zu haben braucht, daß er unter der Laſt, welche er trägt (unter dem ſenkrechten Drucke der Gewölbe), nicht zerbreche.

Drittens. Wenn ein Gewölbe in einem unteren Stockwerke ſteht, ſo wirken die auf den Widerlagsmauern deſſelben ſtehenden obe - ren Mauern zur Verſtärkung des Widerlagers mit, und man kannMenzel, der praktiſche Maurer. 12178die unteren Widerlager deshalb ſchwächer machen, als wenn keine auf ihnen ſtehende Mauer vorhanden wäre. Die auf den Widerlagern ſtehende obere Mauer wirkt nämlich durch ihre Laſt dem Seitenſchube des Gewölbes entgegen, weil nun der Seitenſchub deſſelben auch dieſe noch zu überwinden hätte, wenn er die Widerlager auf die Seite ſchie - ben wollte. Hieraus folgt alſo: daß je höher eine ſolche Aufmaue - rung iſt, der Seitenſchub um ſo weniger wirken kann, und folglich die Widerlager um ſo ſchwächer ſein können. Dieſer Fall kommt namentlich bei allen Gebäuden vor, worin ſich Unterkellerungen befin - den, und wird deshalb bei den üblichen Maaßgrößen der Wohnge - bäude, welche außer des Kellergeſchoſſes noch ein oder gar mehrere Stockwerke haben, gar keine Rückſicht weiter auf die Widerlagsſtärken der Gewölbe bei den Umfaſſungsmauern derſelben genommen, da dieſe vermöge ihrer Höhe, und durch die darauf ruhenden oberen Stockwerke, ſchon ſo ſtark werden, daß ſie den üblichen, gewöhnlich nur kleinen Gewölben ſchon hinlänglichen Widerſtand entgegenſetzen.

Aus demſelben Grunde, um die Laſt zu vermehren und den Seitenſchub der Gewölbe zu vermindern, wendet man auch immer die ſogenannte Hintermauerung der Gewölbe an. Taf. VIII. Fig. 182. iſt ein rundes, von ſenkrechten Mauern eingeſchloſſenes Gewölbe ge - zeichnet, die Dreiecke abc. und def. geben die eben erwähnte Hin - termauerung an. Durch dieſelbe wird der ſogenannte Fuß des Ge - wölbes feſter, der ſenkrechte Druck vergrößert und folglich der Seiten - ſchub vermindert. Wollte man die Hintermauerung noch höher hin - aufreichen laſſen, als die beiden Dreiecke anzeigen, ſo würde die da - raus entſtehende Laſt umgekehrt mehr auf den Seitenſchub des Gewölbes wirken, da ſie den oberen Theil des Gewölbes mehr nach außen drängen, und auch die Laſt deſſelben vermehren würde. Aus ähnlichen Gründen ſetzte man bei großen Kirchen mit Kuppeln auf die untere flache Kuppel noch eine zweite hohe, welche eine ſehr ſteile Linie machte, und welche durch ihre Laſt zugleich den bedeutenden Sei - tenſchub der flacheren Kuppel aufheben half. Beiſpiele hiervon ſieht man in allen größeren Kirchen welche Kuppeln haben. Es hat alſo die Höhe dieſer Hintermauerung ihre gewiſſen Gränzen, welche wir weiter unten noch näher werden kennen lernen.

Es iſt bei Mauern, wobei man Mörtel anwendet, ein weſentli - cher Vortheil, wenn man die Widerlager erſt austrocknen läßt, bevor man die Gewölbe aufführt, weil erſtere dann beſſer und kräftiger dem Seitenſchube der letzteren widerſtehen.

179

§. 40. Von den Gewölbeſtärken.

Wir werden zwar im Verfolg die Stärken der Gewölbe für die gewöhnlichen Anordnungen bei den einzelnen Gewölbearten kennen ler - nen, jedoch müſſen wir einige allgemeine Bemerkungen vorausſchicken.

1) Je ſchwerer das Gewicht eines Gewölbes iſt, um ſo mehr wirkt es auf Seitenſchub hin, und umgekehrt, je leichter es iſt, um ſo geringer wird der Seitenſchub ſein. Deshalb wird man alles anwenden müſſen, unbeſchadet der Haltbarkeit, die Gewölbeſtärke ſo gering als möglich machen zu müſſen. Es wird aber ihre grö - ßere oder geringere Stärke auch ſehr von dem Material abhängig ſein, woraus ſie gefertigt werden.

Je feſter an ſich das Material iſt, um ſo ſchwächer können ver - hältnißmäßig die Gewölbe werden, welches beſonders bei feſtem Hau - ſtein und minder feſten Bruckſteinſtücken zu berückſichtigen iſt.

Gut gebrannte Mauerſteine haben eine große Feſtigkeit, und man hat, unbeſchadet ihrer Zuſammendrückbarkeit, Brückenbogen bis zu 130 Fuß lichter Weite daraus erbaut.

Gewölbe von Lehmſteinen können nur an ganz trocknen Orten errichtet werden, auch kann man ſie, wegen der leichten Zer - drückbarkeit des Materials, nur über mäßig große Räume anwenden.

Gußgewölbe verhalten ſich hinſichtlich ihrer Stärke wie ſolche aus undichtem Geſtein; ſie müſſen ſtärker angefertigt werden, als wenn man ein ſehr feſtes Material dazu verwendete. Haben die Wölbun - gen außer ihrer eignen Laſt keine andere zu tragen, ſo wählt man, eben wegen der Leichtigkeit des Gewölbes, auch das möglichſt leich - teſte Material, wenn es nur ſonſt ſeinem Zwecke entſpricht. Haben die Gewölbe aber außer der eigenen Laſt noch eine andere zu tragen, ſo muß man die feſteſten Steine wählen. Gut gebrannte Ziegelſteine entſprechen allen Anforderungen in dieſer Hinſicht.

Werden die Gewölbeſteine mit Mörtel verbunden, ſo ſind vor - zugsweiſe ſolche Steine zu wählen, welche eine innige Vereinigung mit dem Mörtel einzugehen geſchickt ſind; es würden demnach ſehr ſcharf gebrannte Mauerſteine zu dieſem Zweck weniger taugen, als mittelſcharf gebrannte, weil erſtere den Mörtel nicht anſaugen. Aus demſelben Grunde würden Bruchſteine weniger tauglich ſein, als ge - brannte Mauerſteine, denn im Verhältniß der beſſeren Bindung wird der Seitenſchub auf die Widerlager gemindert. Eben ſo muß man zu den Widerlagern die feſteſten und ſchwerſten Steine wählen, damit dieſe weder zerquetſcht, noch leicht umgeſtoßen werden können, wozu ihr größeres Gewicht natürlicherweiſe weſentlich beiträgt.

12*180

2) (Taf. VI. Fig. 135.) Bei jedem Gewölbe wirkt der Seitenſchub nach derjenigen Richtung der Tangente, welche man auf dem Halbmeſ - ſer des Fugenſchnittes zieht. Bildet die Tangente eine Lothrechte auf die Grundlinie des Bogens, ſo iſt kein Seitenſchub, ſondern nur ein ſenkrechter Druck vorhanden; bildet die Tangente eine Wagerechte und folglich Parallele mit der Grundlinie (wie jede Tangente im Scheitel eines Bogens thun wird), ſo iſt der Seitenſchub auf dieſem Punkte der größtmöglichſte.

Es wird alſo der Seitenſchub nach derjenigen Tangente hin der geringſte ſein, welche Tangente ſich der lothrechten Linie am mei - ſten nähert.

Nach dieſer Vorerinnerung betrachten wir die Fig. 135. O. iſt der Mittelpunkt des Viertelkreiſes, in welchem die beiden Gewölbe - ſteine A. und B. liegen; bO. iſt die Mittellinie des Steines A., dO. die Mittellinie des Steines B., ac. iſt eine Tangente auf bO., ce. eine Tangente auf dO.

Die Tangente ac. nähert ſich mehr einer lothrechten Linie als die Tangente ce., und es folgt hieraus nach dem Vorigen: daß der Stein A. einen geringeren Seitenſchub ausüben wird, als der Stein B. Es folgt aber noch: daß alle noch bis zur Mitte des Bogens gehende Steine (welche hier nicht gezeichnet ſind) einen um ſo größe - ren Seitenſchub üben werden, je mehr ihre Tangenten ſich der wage - rechten Linie nähern, welches im Schlußſteine der Fall ſein wird.

Es folgt ferner hieraus: daß je ſteiler ein Gewölbebogen an ſich iſt, die einzelnen Tangenten um ſo mehr der Lothrechten ſich - hern werden, folglich der Seitenſchub um ſo geringer ſein wird. Ge - rade umgekehrt wird bei einem flachen Bogen die größere Anzahl der Tangenten ſich mehr der wagerechten Linie nähern. Woraus wieder folgt: daß der Seitenſchub eines flachen Gewölbes größer als der eines ſteilen, und der Seitenſchub eines ſogenannten ſcheitrechten Bo - gens der größte ſein wird.

3) Die Dicke eines Gewölbes kann entweder in ihrem ganzen Um - fange gleich dick ſein, wie es bei Gurtbogen von gebrannten Mauer - ſteinen, oder bei kleineren Gewölben dieſes Materials gewöhnlich der Fall iſt, oder die Gewölbe werden nach dem Scheitel zu dünner, wel - cher Fall bei Gewölben von Hauſteinen, bei großen Ziegelgewölben oder auch bei Gußgewölben eintritt. Sind ſie durchweg gleich ſtark, ſo braucht ein freiſtehender Bogen, wenn er ſich ohne Bindemittel halten ſoll, wenigſtens den ſechzehnten Theil ſeines lichten Durch - meſſers zur Stärke. Da aber die Gewölbebogen immer noch eine181 Hintermauerung erhalten, ſo braucht man dem Bogen auch nur eine geringere Stärke zu geben.

Es folgt hier eine Tabelle nach Roudelet, in welcher die kleinſte Dicke der Schlußſteine, nach den verſchiedenen Arten von kreis - förmigen oder elliptiſchen Tonnengewölben, und der Weite ihrer Bo - gen angegeben ſind. Sie enthält dreierlei Arten von Gewölben, näm - lich: ſtarke für Brücken, mittlere für Gewölbe (worüber Fußboden) in Wohngebäuden und leichte, die außer ihrer eigenen Schwere keine Laſt zu tragen haben. Es wird hierbei vorausgeſetzt, daß die Dicke der Gewölbe gegen die Widerlager auf eine ſolche Art zunehme, daß ſie da, wo ſie ſich von dem gewöhnlichen Verfahren entfernt, das Doppelte der Dicke des Schlußſteines hält. (Alſo am Entſtehungs - punkte doppelt ſo dick als am Scheitel iſt.)

Das gewöhnliche Verfahren, die Dicke des Gewölbes an den Widerlagen zu beſtimmen (wenn das Gewölbe im Scheitel dünner wird), beſteht in Folgendem. Es wäre Taf. V. Fig. 117 A. ein ſol - ches Gewölbe. Man theile dann den Halbmeſſer OC. in zwei gleiche Theile ON = NC., mache OM = ON = NC. und beſchreibe mit MF. den Bogen FG. Die Stärke des Gewölbes im Scheitel FC. muß man vorher feſtgeſetzt haben, wozu man etwa $$\frac {1}{16}$$ bis $$\frac {1}{18}$$ der lichten Weite des Gewölbes nehmen kann.

Ein ganz ähnliches Verfahren gilt auch für ſolche Gewölbebo - gen, welche kein Halbkreis ſind. Durch dieſe Conſtruction werden die einzelnen Steine im Gleichgewichte, und ihr gegenſeitiger Druck gleich - förmig erhalten, welches für die Dauer der Gewölbe ungemein vor - theilhaft iſt.

Bei großen Gewölben von gebrannten Mauerſteinen ſucht man dieſe Verſtärkung durch die verſchiedenen Steinſtärken nach und nach zu erreichen, weil ſonſt zu viel Steine verhauen werden.

182

Tabelle über die Dicke der kreisförmigen oder elliptiſchen Ge - wölbe in der Mitte des Schlußſteines nach Pariſer Fußmaaß.

183

Aus der vorſtehenden Tabelle, wo die lichte Oeffnung des Bo - gens immer um 3 Fuß Weite zunimmt, erſieht man, wie bedeutend die Stärke des Gewölbes abnehmen kann, wenn man daſſelbe am Ent - ſtehungspunkte doppelt ſo ſtark macht als im Scheitel. Das Ge - wölbe am Eingange des franzöſiſchen Pantheon hat 58 Fuß Durchmeſſer und iſt nur 18 Fuß 1 Zoll 4 Linien hoch, alſo mehr als um verdrückt, und iſt am Schluſſe nur 8 Zoll dick, während es aber nach unten bis zum Doppelten ſtärker wird.

Bei der vorigen Tabelle iſt berechnet, daß die Steine mittlere Härte haben.

Der deutſche Brückenbaumeiſter Bach nimmt für die Höhe des Brückenſchlußſteines $$\frac {1}{24}$$ der Bogenweite, und giebt in jedem Falle noch 12 Zoll hinzu. Bei gedrückten Bogen ſucht er aber den Durch - meſſer der Krümmung im Schluſſe, und verfährt dann nach derſel - ben Regel.

Aus der Tabelle zeigt ſich noch, daß Roudelet für mittlere Gewölbe die Hälfte, und für leichte Gewölbe ¼ der Brückenſchluß - ſteinhöhe annimmt.

Hat man nun die jedesmalige Höhe eines Schlußſteines (nach der Tabelle) beſtimmt, ſo iſt es leicht, nach Taf. V. Fig. 117 A. die untere Gewölbeſtärke, und nach Taf. VI. Fig. 134. die jedesmalige Widerlagsſtärke zu finden.

Roudelet hat bei Berechnung ſeiner Tabelle immer die Hau - ſteingewölbe, ohne Mörtel, vor Augen gehabt, und es iſt demnach bei Gebrauch des Mörtels und kleiner Steine ihre Haltbarkeit nach den angegebenen Verhältniſſen ebenfalls anzunehmen.

Wenn zwei bis drei Stockwerk hohe Mauern auf einem Gurt - bogen ſtehen, ſo muß das Gewölbe in Mauerſtein bei 6 Fuß Spann - weite = 1 Stein, bei 6 10 Fuß = Stein, bei 10 16 Fuß 2 Stein, bei 16 20 Fuß = Stein ſtark gemacht werden. Werden Brückenbogen aus Mauerſteinen gewölbt, ſo kann man die Ge - wölbeſtärke im Scheitel = $$\frac {1}{12}$$ der Spannweite annehmen, und dieſe Stärke nach den Widerlagspunkten etwas wachſen laſſen.

Für Brückenbogen aus Werkſtücken (Hauſteinen) giebt Perro - net die Regel: Die Stärke des Schlußſteines = $$\frac {5}{144}$$ der lichten Bogenweite, vermehrt um 1 Fuß anzunehmen. Z. B. wenn ein Brückenbogen 24 Fuß lichte Weite erhalten ſollte, ſo würde der Schluß - ſtein = $$\frac {5}{144}$$ . 24 + 1 Fuß = 1⅚ Fuß ſtark werden müſſen.

Andere, auf die den Gewölben zu gebende Stärke Bezug ha -184 bende Bemerkungen werden bei den einzelnen Gewölbearten weiter unten folgen.

Man kann auch die Gewölbeſtärke beſtimmen, indem man für Gußgewölbe $$\frac {1}{20}$$ , für Mauerſtein $$\frac {1}{30}$$ und für Hauſtein $$\frac {1}{50}$$ der lich - ten Weite des Gewölbes als Stärke des Gewölbes annimmt.

4) Wir haben in 2) dieſes §. geſehen, daß jemehr die Tangen - ten der Fugenſchnitte eines Bogens ſich der lothrechten Linie nähern, um ſo geringer iſt der Seitenſchub der nach dieſen Fugenſchnitten lie - genden Steine.

Es wird alſo für jede Art von Bogen Steinlagen geben, wel - che einen geringeren, und ſolche, welche einen größeren Seitenſchub üben. Aus demſelben Grunde wird es für jeden Bogen Punkte ge - ben, wo die Steine dem Verſchieben weniger ausgeſetzt ſind, als an anderen Punkten. Jeder Bogen wird alſo an verſchiedenen Punkten ſeines Umkreiſes auch verſchiedene Feſtigkeit haben, und die ſteilere Fläche wird demnach an ſich feſter ſein als die flachere.

Betrachten wir nach dieſen Vorausſetzungen (Taf. V. Fig. 3.) den Halbkreisbogen abcde., ſo ſehen wir, daß die Tangenten der Fugenſchnitte von a. bis b. und von e. bis d. ſich mehr der Loth - rechten nähern werden, als die Fugenſchnitte von b. bis c. und von c. bis d. (wenn wir uns dieſe Tangenten gezogen dächten). Es wird alſo ab. und de. feſter ſtehen als bc. und cd.

Bei dem Einſturze von Halbkreisgewölben hat ſich allemal die - ſelbe Erſcheinung gezeigt. Es öffnet ſich nämlich ein ſolches Gewölbe bei den Punkten acd. nach innen, und bei den Punkten b. und d. nach außen. Dieſe beiden Punkte b. und d. nannte man die Bre - chungsfuge. Es liegt dieſelbe ohngefähr 50° vom Scheitel des Halb - kreiſes entfernt.

Je mehr man alſo durch Wahl der Bogenlinie im Stande iſt, die Brechungsfuge nach dem Scheitel hinzuſchieben, oder was daſſelbe iſt, je ſteiler oder ſpitzer der Bogen wird, um ſo feſter wird das Ge - wölbe und um ſo geringer ſein Seitenſchub.

Jn Fig. 112. ſehen wir eine ſchwache Ueberhöhung des Halb - kreiſes, welche nur von oo. bis p. reicht, und wozu die Mittelpunkte in N. und N. liegen. Eine ſolche geringe Ueberhöhung nennt der Maurer das Stechen des Gewölbes. Jn Fig. 113. iſt dieſe Ste - chung ſchon bedeutender, und durch ſie hat ſich der Halbkreis bereits in einen wirklichen Spitzbogen verwandelt, deſſen beide Mittelpunkte NN. um etwas aus dem Mittelpunkte des Kreiſes gerückt ſind und der in p. ſeinen Scheitel hat. Durch dieſe Stechung des Halbkreis -185 bogens iſt man wegen der größeren Haltbarkeit des Bogens zugleich im Stande, das Gewölbe ſelbſt ſchwächer zu machen, als wenn es nach reinem Halbkreiſe conſtruirt geweſen wäre. Die hellere Schraffi - rung zeigt die Stärke des Gewölbes, welche bei einem reinen Halb - kreiſe erforderlich geweſen wäre, die dunklere Schraffirung zeigt die Stärke des Gewölbes nach der ſpitzbogigen Ueberhöhung, welche hier mit dem Scheitel des Halbkreiſes gleiche Höhe hat. Zugleich nähert ſich der nicht zu ſtumpfe Spitzbogen der Kettenlinie am meiſten, und da wir jetzt aus theoretiſchen Gründen wiſſen, daß die Kettenlinie die vortheilhafteſte Form für Gewölbe iſt, ſo iſt dies auch der nicht zu flache Spitzbogen, beſonders bei großen Gewölben, für die Ausfüh - rung. Deshalb hat man auch bei allen großen Kuppeln der Kirchen dieſer Linie den Vorzug vor andern gegeben, da überdieß dadurch noch außerdem der möglichſt geringſte Seitenſchub erreicht wurde.

Die geringſte Stärke welche ein Halbkreisgewölbe haben kann (Taf. V. Fig. 110.) iſt die, daß in dieſer Gewölbeſtärke noch die Conſtruction irgend einer Kettenlinie abc. möglich wird.

Wir haben geſehen, daß ein Gewölbe um ſo ſchwächer iſt, je flacher ſein Bogen iſt. Der obere Theil eines Halbkreisgewölbes wird um ſo flacher, je mehr er ſich dem Scheitelpunkte nähert.

Hieraus entſteht für die Ausführung, bei großer lichter Weite des Halbkreiſes, der Nachtheil, daß z. B. in einem Halbkugelgewölbe der obere Theil ſo flach zu liegen kommt, daß er beinahe eine wage - rechte Linie macht, wodurch eben dieſer oberſte Theil eines ſolchen Ge - wölbes ſo wenig Standfähigkeit erhalten würde, daß er einſtürzte. Deshalb hat man bei allen großen Kuppeln von Kirchen die Kup - pelgewölbe, welche einem Halbkreis bilden, oberhalb nicht geſchloſſen, ſondern denjenigen Theil, welcher zu ſchwach geweſen wäre ſich zu tragen, offen gelaſſen. Bei dem römiſchen Pantheon, welches ein Halbkugelgewölbe von 140 Fuß Durchmeſſer iſt, beſteht dieſe obere Oeffnung aus einem Kreiſe von circa 40 Fuß Durchmeſſer, alſo bei - nahe aus des ganzen Gewölbedurchmeſſers. Hierdurch erlangte man nicht nur eine bedeutend größere Leichtigkeit für die Maſſe des Gewölbes, da ein bedeutender Theil deſſelben ganz fehlte, man ver - ringerte auch zugleich den Seitenſchub, und konnte folglich auch die Widerlager ſchwächer machen, als bei der gänzlichen Zuwölbung - thig geweſen wäre, und überdies vermied man den gefährlichſten Theil der Conſtruction gänzlich.

Das einfachſte Linienſyſtem iſt der Halbkreis. Nach der Länge hin entſteht durch ſeine Anwendung das ſogenannte Tonnengewölbe. 186Denkt man ſich aber einen Viertelkreis um ſeine Axe gedreht, ſo ent - ſteht das Halbkugel - oder Kuppelgewölbe. Schneiden ſich zwei Ton - nengewölbe, ſo entſteht das Kreuzkappengewölbe.

Zunächſt des Halbkreiſes ſteht das flache Kreisſtück für die Ausübung am bequemſten da, man nennt es auch den Stichbogen.

Der Spitzbogen kommt nur in ſeltneren Fällen vor, da er ver - hältnißmäßig größere Höhen in Anſpruch nimmt als die erſtgenann - ten Linien.

Der ſogenannte gedrückte Bogen, wozu die Ellipſe und der Korb - bogen gehören, werden gewöhnlich nur zu Gurtbogen von Gewölben und zu Brückenbogen benutzt, aber faſt nie zu ganzen Wölbungen der Räume verwendet.

Die Kettenlinie, obgleich ſie die feſteſte von allen iſt, wird in der Ausübung faſt nie gebraucht, da ihre Anwendung dem Steinſchnitt und der Arbeit ſelbſt, große Weitläufigkeiten und Schwierigkeiten ent - gegenſetzt. Man kann ſich anſtatt ihrer mit Vortheil bei der Aus - führung des Spitzbogens bedienen.

Die übrigen krummen Linien wie die Parabel, Hyperbel, die Zikloide ꝛc. werden hier weiter nicht erwähnt, da man anſtatt ihrer bequemer die gedrückte oder überhöhte Ellipſe, die Bogen aus Kreis - ſtücken, oder den Spitzbogen gebraucht.

Es iſt ein weſentlicher Vortheil für die Ausführung, wenn man ein ſolches Bogenſyſtem wählt, wo die einzelnen Steine (beſonders bei Hau - oder Schnittſteinen) möglichſt einerlei Geſtalt annehmen können, weil die Arbeiter dadurch eine außerordentliche Vereinfachung ihres Geſchäftes haben. Dieſen Vortheil bieten alle Kreislinien, folg - lich der Halbkreis, der Stichbogen, der Spitzbogen. Weniger die Ellipſe und alle aus vielen Punkten conſtruirte Bogen.

Bei Gewölben von gebrannten Mauerſteinen mit Mörtel, wo urſprünglich alle Steine gleich ſind und gewöhnlich erſt durch das Hauen die erforderliche Geſtalt zur Bildung des Fugenſchnittes er - halten, iſt zwar der Einfluß nicht ſo groß, allein bei der Ausführung immer noch ſo merklich, daß man lieber kreisförmige Linien wählt, als andere. Man hat früher eigen geformte Gewölbeſteine gebrannt, welche keilförmig geſtaltet waren (ohngefähr wie man noch jetzt die Brunnenſteine formt, welche für gewiſſe Durchmeſſer paſſen), allein die große Verſchiedenheit der Bogenweiten und Gewölbe macht es für die Ausführung bequemer die gebrannten Mauerſteine lieber zu hauen, als ſie in beſtimmten Formen zu brennen, welches nur dann vortheil -187 haft wäre, wenn ſie für beſtimmte, oder doch größtentheils ſich gleich - bleibende Fugenſchnitte eingerichtet würden.

Die Gurtbogen einer Unterkellerung oder eines gewölbten Stock - werks werden wegen beſſeren Zuſammenhanges des Mauerwerks gleich mit den übrigen Mauern aufgeführt und überwölbt. Die Gewölbe ſelbſt aber muß man nie eher einwölben, bevor das Dach nicht wenig - ſtens eingehängt iſt, damit die Gewölbe nicht durchweichen, ſich ſenken, drücken oder einſtürzen.

§. 41. Von den Gerüſten und Bogenſtellungen der Gewölbe im Allgemeinen.

Das Beſondere hiervon wird bei den am meiſten üblichen Ge - wölben weiter unten abgehandelt werden.

Wenn man einen gewölbten Bogen (Gurtbogen) anfertigen will, ſo muß man zuvörderſt ein hölzernes Untergerüſt (Lehrgerüſt) aufſtellen, welches die einzelnen Gewölbeſteine ſo lange unterſtützt, bis der Schlußſtein des Gewölbes eingelegt iſt; denn bevor dieſer nicht liegt, haben die einzelnen Gewölbeſteine unter ſich keine Spannung und keine Feſtigkeit, auch würden ſie ohne Vorhandenſein des Lehrgerüſtes herabſtürzen.

Zu jedem Lehrgerüſt bedarf man mindeſtens zweier Lehrbogen, welche auf ihrer oberen Fläche (je nach der Stärke des aufzulegenden Gurtes) querüber mit Brettſtückchen, Lattenſtücken, oder Halbholz - ſtücken belegt werden, um die aufzulegenden Gewölbeſteine zu unterſtützen.

Eine Hauptbedingung der Lehrbogen iſt, daß ſie vollkommen feſt und ſenkrecht ſtehen, daß ſie ſelbſt immer hinlänglich ſtark gefertigt werden, um der darauf ruhenden Laſt des Bogens hinlänglichen Widerſtand zu leiſten, und daß ſie auch vor Schwankungen nach den Seiten hin geſichert werden, welches letztere man durch quer angenagelte Hölzer (beſonders oberhalb) bewirkt. Die Anfertigung von dergleichen Lehr - bogen iſt je nach der Stärke und Größe des Gewölbes verſchieden.

Jn den gewöhnlichſten Fällen, bei kleinen leichten Bogen, ver - fertigt man ſie aus einfachen Schalbrettern, welche nach der jedesma - ligen Bogenlinie vorgeſchnitten werden.

Bei höheren Bogen, wo ein Brettſtück nicht die ganze Bogen - höhe erreicht, ſtellt man ſo viele Bretter ſenkrecht auf einander, bis die erforderliche Höhe erzielt iſt, nagelt zur Feſthaltung der Brett - ſtücken der Höhe nach Latten quer über die wagerechten Fugen der Bretter und ſchneidet oberhalb die erforderliche Bogenlinie aus.

Wachſen die Entfernungen und werden die Gewölbebogen188 ſchwerer, ſo reicht eine einzelne Brettſtärke nicht aus, man muß als - dann die Lehrbogen aus doppelt oder dreifach neben einander gena - gelten Brettſtücken anfertigen, und ſie auch von unten her gehörig durch ſenkrechte Stützen gegen das Einbiegen oder Zerbrechen ſchützen. Ein Zerbrechen ſolcher Gerüſte würde begreiflicher Weiſe den augen - blicklichen Einſturz eines noch unvollendeten Gewölbes nach ſich ziehen.

Werden die Bogenöffnungen noch größer und die Gewölbelaſt ſchwerer, wie es bei großen Brückenbogen der Fall iſt, ſo müſſen Lehr - bogen vom Zimmermanne ſehr feſt conſtruirt aufgeſtellt werden, wie ſie auf Tafel VI. Fig. 135 und 136. gezeichnet ſind. Es müſſen hierbei zwei Fälle unterſchieden werden, nämlich ob man wie in Fig. 135. im Stande iſt den Lehrbogen von unten her zu unterſtützen, oder ob derſelbe wie in Fig. 136. ſich ganz frei, ohne Unterſtützung von unten her, tragen ſoll.

Kann man den Lehrbogen von unten her unterſtützen, ſo iſt es jedenfalls beſſer und ſicherer. Es werden dann Pfähle in den Grund geſchlagen, über welche man einen Rähm legt. Damit die Rähme nicht nach der Seite ausweichen, legt man darüber quer Zangen auf jeden Pfahl, über dieſe Zangen kommen die Schwellen der Bogen - conſtruction, darauf alle die Stützen welche den Bogen von unten her halten, über dieſe kommen Verbindungshölzer nach der Länge des Bogens. Auf dieſe kommen wieder Querzangen, dann die eigent - liche Bogenform aus Holzſtücken gebildet, und quer über dieſe liegt ein aus ſchmalen aber ſtarken Bohlen gebildeter Belag, welcher nur loſe aufgelegt wird, und beſtimmt iſt die Bogenſteine zu tragen. Jſt der Bogen vollendet, ſo wird das ganze Gerüſt abgenommen. Wie viele ſolche Bogen hintereinander geſtellt werden müſſen, hängt ledig - lich von der Breite und Schwere des Gewölbes ab.

Kann man den Lehrbogen von unten her, wie in Fig. 136. nicht unterſtützen, ſo muß ein ſehr feſtes an die Stirnmauern ſich an - lehnendes Häng - und Sprengwerk conſtruirt werden, worauf der Be - lag zur Unterſtützung des Gewölbes liegt. Da die Anfertigung ſol - cher Bogen nicht dem Maurer zuſtehen, ſo haben wir ſie hier nur erwähnt und durch Fig. 135 und 136. verdeutlicht.

Es iſt ein weſentliches Erforderniß, daß die Lehrbogen auf Keilen ſo zu ſtehen kommen, daß man nach Beendigung des Ge - wölbes dieſe Keile nach und nach lüften kann, ſo daß wenn eine Setzung des Gewölbes erfolgt, das Lehrgerüſt zu deſſen Tragung im - mer noch vorhanden iſt. Denn wenn man die Stellung der Lehrbogen auf Keile nicht anbringt, ſo legt ſich das Gewölbe ſo feſt auf das189 Lehrgerüſt, daß man dieſes nur entfernen kann, wenn man es ge - waltſam umſchlägt, wodurch aber eine ſolche Erſchütterung des Ge - wölbes erfolgen kann, daß es augenblicklich einſtürzt, welcher Fall lei - der ſehr oft vorgekommen iſt, und ſchon viele Menſchenleben ge - koſtet hat.

Jedes Gewölbe drückt ſich nach der Entfernung des Lehrgerüſtes zuſammen, welches man das Setzen des Gewölbes nennt. Deshalb ſetzt man die Lehrbogen auf Keile, damit, wenn man dieſe langſam lüf - tet, das Setzen langſam vor ſich gehen kann, und man iſt dann im - mer vor jedem plötzlichen Einſturz des Gewölbes geſichert, ſelbſt wenn es ſchlecht gemauert wäre, da das Lehrgerüſt, wenn die Keile gelöſet werden, das ſich nachſenkende Gewölbe immer noch trägt. Je größer die Wölbungen ſind, um ſo nöthiger wird es die Lehrbogen zu un - terkeilen.

Bei den Gewölben werden die ganzen Flächen von den Lehr - bogen aus unterſchalt, und auf dieſe Unterſchalung die Gewölbeſteine gelegt. Es giebt aber auch einige Arten von Gewölben, wo nur einige Lehrbogen allein deshalb aufgeſtellt werden, um die erforder - liche Krümmung des Gewölbes bei der Arbeit zu bezeichnen, und damit die Arbeiter dieſe Krümmung nicht verlieren. Jn dieſem Falle wird die ganze Fläche des Gewölbes nicht unterſchalt, welches eine große Erſparung an Zeit, Arbeit, Holz und folglich an Koſten gewährt.

Dieſe Gewölbe ſind die Kuppel, das ſpitzbogige Kreuzgewölbe, das böhmiſche Gewölbe, und die Kuppel im viereckigen Raume. Wir werden ſie ſpäter näher kennen lernen. Alle Gußgewölbe da - gegen bedürfen einer vollſtändigen Unterſchalung. (Siehe auch weiter unten §. 53).

§. 42. Das Tonnen - oder Kufengewölbe.

Es hat gewöhnlich die Geſtalt eines nach der Länge halb durch - geſchnittenen Cylinders und ſein Gewölbebogen iſt demnach der Halb - kreis; denkt man ſich einen Gurtbogen von beliebiger Bogenform ſei - ner Länge nach fortgeſetzt, ſo entſteht ebenfalls ein Tonnengewölbe, und daſſelbe kann demnach auch elliptiſch, ſpitzbogig ꝛc. ſein.

Es iſt etwa 50 60 Jahre her, als man ſich zu Unterkelle - rungen der Gebäude noch ſehr häufig des Tonnengewölbes bediente; ſeit der Zeit aber verwendete man ſie immer weniger, weil ſie, als Halbkreis geformt, mindeſtens die halbe Breite eines Raumes zur190 Höhe verlangten, wodurch in der Regel hohe Kellergeſchoſſe entſtan - den, welche man der größeren Koſten wegen gern vermied.

Außerdem ſind ſie für wirthſchaftliche Benutzung nicht bequem, denn wenn auch in der Mitte eine hinlängliche Höhe vorhanden iſt, um bequem gehen und ſtehen zu können, ſo fehlt ſie doch an den Seiten, wo die Bogenlinie bis an die Erde herunterreicht, ſo daß man Schränke, Fäſſer ꝛc. nur mit Raumverluſt unterzubringen im Stande iſt.

Das Einwölben der Fenſterkappen iſt umſtändlich, die Tonnen - gewölbe ſind aber dagegen ſehr dauerhaft und feſt, ebenfalls feuer - ſicher, da ſie ſelbſt von herabſtürzenden Gebälken nicht zerſchlagen wer - den, deshalb eignen ſie ſich zur Wölbung ſolcher Näume, worin man werthvolle Gegenſtände aufbewahren will. Wir werden aber noch andere Gewölbearten kennen lernen, welche ſich zu dieſen Zwecken eben ſo eignen wie die Tonnengewölbe, und dabei eine für die Raum - benutzung bequemere Geſtalt haben.

Tafel IV. Fig. 95. zeigt den halben Grundriß eines Tonnen - gewölbes. Fig. 96. zeigt einen Querdurchſchnitt in der Hälfte des Maaßſtabes nach der Linie cd. des Grundriſſes. Fig. 91. zeigt den Längendurchſchnitt des Gewölbes in demſelben Maaßſtabe, wie der Grundriß durch den Scheitel des Gewölbes.

Da wo Thüren und Fenſteröffnungen durch das Gewölbe gehen, müſſen dieſelben durch kleine Wölbungen, die man Stichkappen nennt, bedeckt werden; dieſelben kann man auf verſchiedene Art einwölben. Jn Fig. 95. iſt bei l. eine ſolche Stichkappe gezeigt, wie ſie, nach der Maurerſprache, auf den Schwalbenſchwanz eingewölbt, an den Zwiſchengurt oo. ſich anſchließt. Jn Fig. 96. iſt eine ſolche An - ordnung im Durchſchnitt gezeigt, und zwar links für eine Thür, rechts für eine Fenſterſtichkappe. Jn Fig. 100. iſt eine ſolche Stichkappe in größerem Maaßſtabe gezeichnet.

Eine ſolche Stichkappe kann aber auch, wie Fig. 95. bei n. im Grundriß und Fig. 99. im Durchſchnitt gezeigt iſt, gegen den Kranz gerade eingewölbt werden. Gewöhnlich aber werden dieſelben nur ſo wie im Grundriß Fig. 95. und im Durchſchnitt Fig. 97. bei m. zu erſehen iſt, ohne Kranz in das Hauptgewölbe eingeſetzt. Dieſe Art Stichkappen nennt man Ohren, und die Linien pq. qr. wo ſie mit dem Gewölbe zuſammenſtoßen, heißen die Grade.

Das hier dargeſtellte Tonnengewölbe iſt nur ½ Stein ſtark angenommen, weil es als gewöhnliches Kellergewölbe keine bedeutende Laſt zu tragen hat; daher ſind die Gurtbogen welche in den Fig. 91.191 und 95. mit S. bezeichnet ſind, und circa 4 Fuß von einander entfernt liegen, einen Stein ſtark und eben ſo breit angenommen.

Erfordern die Umſtände eine Verſtärkung des Gewölbes, ſo werden in demſelben Maaße auch die Gurtbogen ſtärker gemacht, ſo daß ſie jederzeit wenigſtens ½ Stein ſtärker ſind, als das Gewölbe ſelbſt. Dieſe Verſtärkungsgurten dürfen übrigens nur an der oberen Fläche vortreten, wo hingegen an der untern (inneren) Gewölbefläche nirgends ein Gurt zu ſehen iſt. Der im Grundriß Fig. 95. mit vv. bezeichnete Gurt dient dazu, dem Kreuze oo. mehr Spannung zu geben.

Endlich müſſen die Gewölbeſchenkel (wo das Gewölbe ſich ge - gen die Mauern neigt) wenigſtens der ganzen Höhe des Gewöl - bes nach hintermauert werden, wie dies in Fig. 98. dem Durchſchnitte bei w. w. angegeben iſt.

Aus den in den Grundriß eingezeichneten Lagen der einzelnen Steinſchichten erſieht man zugleich die anderweitige Anordnung des Gewölbes, ſowohl bei dem Hauptgewölbe, als bei den Kappen und Gurten. Bei ww. im Grundriß ſieht man auch die Lage der Steine für die Hintermauerungen.

Jedes Tonnengewölbe bedarf eines vollſtändigen Lehrgerüſtes, und die einzuwölbenden Kappen bekommen kleinere Lehrgerüſte, welche auf das Hauptlehrgerüſt aufgeſetzt werden.

Sind die einzuwölbenden Kappen wie bei n. und l. durch Bo - genkränze begränzt, ſo werden ſie erſt nach Vollendung des Hauptge - wölbes der Gurten und Kränze eingewölbt, Haben die Kappen aber wie bei m. keinen Kranz als Schluß, ſo wölbt man ſie gleich mit dem Hauptgewölbe zuſammen ein.

§. 43. Das Kappengewölbe.

Denkt man ſich zwiſchen zwei parallel mit einander lau - fenden Mauern oder Gurten einen Raum, welcher ein längliches Viereck bildet, eingeſchloſſen, und dieſen Raum nach einem Kreisbo - genſtücke überwölbt, ſo entſteht das Kappengewölbe. Die Bogen - linie deſſelben bildet einen ſogenannten Stichbogen. Wir haben frü - her erwähnt, daß ein flacher Bogen an ſich weniger Feſtigkeit habe, als ein ſteilerer. Es folgt ſchon hieraus, daß ein Kappengewölbe, welches mit einem Tonnengewölbe gleiche Stärke hätte, dem ungeach - tet ungleich ſchwächer ſein müßte, als letzteres. Dies iſt auch wirklich der Fall. Ein Kappengewölbe iſt bei der gewöhnlichen Stärke von ½ Stein nie feuerſicher, es wird von herunterſtürzendem Ge -192 bälk ꝛc. durchgeſchlagen, und man irrt ſich alſo ſehr, wenn man in ei - nem mit gewöhnlichen Kappen geſchloſſenen Kellerraume einen feuer - ſicheren Ort zu haben vermeint. Nichtsdeſtoweniger ſind in der letz - ten Zeit die Kappengewölbe deshalb faſt immer den feſteren Tonnen - gewölben vorgezogen worden, weil die Kappen leichter ſind, folglich weniger Material erfordern, weil ſie wohlfeiler ſind, weil ſie den in - nern Raum weniger beengen und die Kellermauern ſenkrecht zur Be - nutzung bis zum größten Theile ihrer Höhe verbleiben. Tafel IV. Fig. 89. ſtellt den Grundriß eines ſolchen Gewölbes mit zwei Kappen vor. Fig. 90. zeigt den Durchſchnitt nach der Linie CD. des Grundriſſes. Fig. 94. die Hälfte des Durchſchnittes nach der Linie EF. des Grundriſſes durch die Mitte der Kappe. Fig. 92. den Durchſchnitt nach der Linie AB. des Grundriſſes quer durch Kappen und Gurten.

Soll ein länglich viereckiger Raum mit einem Kappengewölbe bedeckt werden, ſo muß man gleichlaufende 7 9 Fuß von einander abſtehende Gurten aufführen, welche bei einer Stärke von bis 2 Stein die Hälfte, den dritten, wenigſtens den vierten Theil ihrer lichten Weite zur Höhe bekommen.

Dieſe Gurten dienen als Widerlager der quer dazwiſchen gewölb - ten Kappen, welche ½ Stein ſtark eingewölbt werden.

Es iſt einleuchtend, daß dieſe Kappen um ſo feſter werden, je mehr ſie Steigung haben (je höher der Bogen iſt den ſie bilden), man nimmt aber zu dieſer Steigung nie mehr als der lichten Kappenbreite und nie weniger als $$\frac {1}{12}$$ der lichten Kappenbreite, gewöhnlich aber derſelben zur Höhe der Kappe.

Sobald die Fundamentmauern bis zur Höhe des Kellerfußbo - dens aufgeführt und wagerecht abgeglichen ſind, ſo werden zunächſt die Kellerfenſter DF. ſo wie die Kellerthüren darauf angegeben. Hier - auf legt man die Kellermauern und die Gurtbogenpfeiler aa. (Fig. 89 und 90) an, welche letztere 2 Stein breit und Stein vor der Mauerfläche vorſpringend, gezeichnet ſind; und dann werden die Kellerwände bis etwa 6 Zoll über die lichte Höhe der Gurtbogen aufgemauert.

Jſt die Breite des Kellers unter 16 Fuß und ſind die Funda - mente ſtark genug, einem bedeutenden Seitenſchube zu widerſtehen, ſo können die Gurtbogenpfeiler allenfalls wegbleiben, und dafür kann man die Gurtbogen aus der Mauer ſelbſt entſpringen laſſen. Dies wird z. B. der Fall ſein können, wenn die Kellermauern mindeſtens ſo ſtark ſind, als der vierte Theil der lichten Gurtbogenweite. Wenn193 aber auf eine ſolche Feſtigkeit bei den Fundamentmauern nicht zu rech - nen iſt, ſo müſſen die Gurtbogen nach Umſtänden einen halben, ei - nen ganzen, bis anderthalb Stein vorſpringen, bis der Vorſprung mit der Kellermauer zuſammen mindeſtens ſo ſtark iſt, als ¼ der lichten Gurtbogenbreite. Springt der Bogen wie in Fig. 93. aus der Mauer ſelbſt vor, ſo ſpart man bei Aufführung der Widerlags - mauern einen Einſchnitt xx. und yy., der die Breite des Gurtbo - gens und einen halben Stein zur Tiefe hat.

Dieſer Einſchnitt wird bis zum Anfange der Hintermauerung ohne Verzahnung, der obere Theil aber bis zur Gleiche des Gewölbes mit einer Verzahnung gemauert, wie in Fig. 93. gezeigt iſt.

Hat man nun die Kellermauern bis 6 Zoll über die lichte Höhe des Gurtbogens aufgemauert, ſo müſſen die Lehrbogen für die Gurten aufgeſtellt werden. Dieſe werden auf folgende Art angefertigt (Tafel IV. Fig. 88): Man befeſtigt 2 Bretter GG. und HI. ſo mit einander wie die Fig. 88. zeigt, macht darauf die beiden Schnur - ſchläge GG. und HI. genau rechtwinklig auf einander, und trägt die lichte Höhe des Gurtbogens über der Ausgleichung cd. (Fig. 90.) der Pfeiler aa. weniger 1 Zoll als Dicke der Schalung) von H. nach I.; ſo wie die halbe Weite weniger 1 Zoll auf beiden Seiten von H. nach G. und G. Auf dem Schnurſchlage GG. beſtimme man die beiden Punkte KK. in gleicher Entfernung von H., und zwar ſo, daß IK. = IK. gleich der halben Länge GG. werde. Jn dieſen Punkten werden Nägel eingeſchlagen, eine Schnur KLK′ um dieſelbe gelegt, welche ausgeſpannt bis I. reichen muß, und indem man mit einem Bleiſtift ꝛc. an der fortwährend ausgeſpannten Schnur herumfährt, beſchreibt der Stift die elliptiſche Linie GILG′ für den Lehrbogen, der dann aus doppelt zuſammengenagelten Brettern gefertigt wird (vergl. §. 38, 3). Für jeden Gurtbogen ſind 2 ſolche Lehrbogen erforderlich, die dann auf Klötzen bb. (Fig. 89. und 92) an den bezeichneten Orten nebeneinander aufgeſtellt werden, und zwar Zoll enger zuſammen, als der Gurtbogen breit werden ſoll. Hierauf werden quer über die beiden Lehrbogen Schallatten oder - Bretter ge - legt, die aber auf beiden Seiten ſo weit vorſtehen müſſen, daß die ganze Verſchalung die Breite des Gurtbogens erhält. Man vergeſſe hierbei nicht unter die Lehrbogen flache Keile unterzulegen, damit man ſie beliebig lüften kann. Auch nagelt man gewöhnlich das Brettſtück im Scheitel der Lehrbogen feſt, um das Umfallen der Lehrbogen zu verhüten. Bevor man die Schlußſteine einlegt zieht man dieſe Nägel aus, weil dann die Laſt des Gewölbes den Lehrbogen ſchon feſthält.

Menzel, der praktiſche Maurer. 13194

Die aus keilförmigen Brettſtücken beſtehenden Keile cc. (Fig. 90. und Fig. 92.) werden ſo eingetrieben, daß der Lehrbogen genau in die beſtimmte Höhe zu ſtehen kommt, und ſeine unteren Enden mit der Gleiche cd. der Bogenpfeiler übereinſtimmen.

Dieſe Keile ſchlägt man nach Vollendung des Gurtbogens wieder heraus, und lüftet dadurch den Lehrbogen, ſo daß er leicht weggenommen werden kann. Damit die Bogenſchenkel nicht auswei - chen können, ſo iſt es gut, wenn man quer über dieſelben eine etwa vierzöllige Latte ee. (Fig. 90. und 92.) aufnagelt. Auch iſt es - thig, daß unter den Lehrbogen zur Unterſtützung der darauf ruhenden Laſt des Gurtbogens, an 3 Punkten die Kreuzholzſtützen fff. (Fig. 90. und 92.) angebracht werden.

Nachdem man dergeſtalt die Lehrbogen aufgeſtellt und gehörig unterſtützt hat, ſo wird mit dem Einwölben des Gurtbogens, von beiden Enden zugleich, der Anfang gemacht und in der Mitte ge - ſchloſſen. Die Steine müſſen dabei ſo zugehauen werden, daß ſie in engen Fugen an einander ſchließen, und alle Fugen rechtwinklig (normal) auf die Bogenlinie zu ſtehen kommen. Der Schlußſtein muß genau keilförmig zugehauen und allenfalls abgerieben werden, da - mit er in allen Punkten an den zunächſt liegenden Wölbeſteinen anſchließe.

Ein gewöhnliches Verfahren der Maurer, daß ſie die Wölbe - ſteine nicht hauen, ſondern die ſchräge Richtung derſelben gegen einander allein durch größere Kalkfugen herauszubringen ſuchen, muß man durchaus nicht dulden, denn der viele Kalk in den Fu - gen drückt ſich bei dem Setzen des Bogens zuſammen, ſo lange der Kalk naß iſt, woraus nicht blos Senkungen in der Bogenlinie ent - ſtehen können, ſondern ſogar Einſturz des Gewölbes erfolgen kann.

Sobald der Gurtbogen zum Schluß gekommen iſt, wird er bis zur Gleiche ſeines Scheitels hintermauert, und dann ein wagerechter Streifen gg. (Fig. 90.) drei Zoll über der Unterkante des Gewölbe - ſcheitels eingehauen, um nachher die einzuwölbenden Kappen auf die - ſen Abſatz zu legen. Dieſer vertiefte Streifen muß, wie in Fig. 92. bei gg. zu ſehen iſt, ſchräg auslaufen, damit die Kappe daſelbſt mit einer Centralfuge aufgeſattelt werden kann. Derſelbe kann auch bei Aufführung des Gurtbogens und ſeiner Hintermauerung gleich mit an - gelegt werden, wo man dann die Mauerſteine in erforderlicher Schräge behauen muß. Es iſt dies letztere Verfahren beſſer, weil dabei der noch ganze friſche Bogen durch das gewaltſame Einhauen der Steine195 erſchüttert wird; allein da es mehr Mühe und Zeit koſtet, unterbleibt es gewöhnlich.

Nunmehr werden die Lehrbogen hhh. (Fig. 92. u. 94.) für die einzuwölbenden Kappen aufgeſtellt, die man aus einzelnen Brettſtücken MN. (Fig. 87.) erſt vorreißt und dann ausſchneidet. Zu dem Ende wird ein Brettſtück O. genau in der Mitte eines andern Brettes MN. und rechtwinklig darauf befeſtigt, und der Mittelpunkt P. bemerkt, aus welchem der Kreisbogen MN. mit einem ſogenannten Kreuzzirkel vor - geriſſen wird (vergl. §. 38. 2.). Da die Lehrbogen der Kappen hoch über dem Kellerpflaſter zu ſtehen kommen, ſo iſt für jede Kappe ein beſonderes Gerüſt erforderlich, das aus zwei Reihen Kreuzholzſtielen kk. (Fig. 94. u. Fig. 92.), und darüber gelegten Holmen oder Räh - men ii. gebildet wird, worauf die Lehrbogen hh. ruhen. Ueber den Lehrbogen kommt dann die Verſchalung von ſchlechten Brettern oder Latten, quer über die Kappenlehrbogen. Das oberſte Brett derſelben im Scheitel wird an die Lehrbogen feſtgenagelt, damit dieſelben nicht umfallen können, wenn man mit der Wölbung bis an dieſe Nägel gekommen iſt, werden ſie ausgezogen und der Schluß eingewölbt.

Auch die Lehrbogen der Kappen kommen aus gleichen Gründen wie die der Gurtbogen, auf Keile zu ſtehen. Die beſte Art die Kap - pen zu wölben iſt die auf den Schwalbenſchwanz, wie in Fig. 89. bei QQ. angegeben iſt. Vier Maurer fangen dabei in den 4 Ecken mm. ll. gleichzeitig zu wölben an, wodurch die Arbeit beſſer geför - dert wird, als wenn nur 2 Maurer zugleich anfangen, damit alle Wölbſchichten im Scheitel der Kappe, oder in der Mittellinie EF. zum Schluß kommen. Hat man (mit 2 Maurern) den Anfang in beiden Ecken ll. und das Gewölbe ſo weit fertig gemacht, daß ſeine Spitzen die Mittellinie AB. berühren, ſo kann man die beiden andern Ecken mm. nachholen, und wenn auch dieſer Gewölbetheil die Linie AB. erreicht hat, ſo bleibt in der Mitte noch ein verſchobenes Viereck, das aber durch fortgeſetzte Arbeit immer kleiner wird, bis das Ge - wölbe zuletzt ganz zum Schluſſe kommt. Die Maurer ſtehen bei die - ſer Arbeit auf der Schalung. Bei dem Wölben der Gurten ſtehen ſie zur Seite. Nicht ſo gut, wiewohl leichter auszuführen, iſt die Wölbungsart nach der Länge des Gewölbes (wie bei einem Tonnen - gewölbe), welche Fig. 89. bei RR. vorgeſtellt iſt. Bei dieſer Art zu wölben ſtehen die Maurer auf einem beſondern Gerüſt zwiſchen den Lehrbogen, und deswegen können letztere nicht auf einmal ver - ſchalt werden, ſondern man legt vorläufig an jeder Seite nur ein Paar13 *196Schallatten, etwa ſo weit als ein Arbeiter mit den Händen reichen kann, um die Steine gehörig zu ſtellen.

Es iſt vortheilhaft und ſogar nothwendig, daß alle Kappen von ihren Stirnenden CEDF. eine Steigung nach der Mitte zu er - halten, oder daß ſie um ein Paar Zoll geſtochen werden, weil da - durch außer der Spannung nach der Breite, auch noch eine nach der Länge des Gewölbes entſteht. Da wo ſich die Kappen an die Stirn - oder Schildmauern anſchließen, muß man in letzteren bogenför - mige, etwa 5 Zoll tiefe Streifen nach der Krümmung der Kappe, und eben ſo breit wie dieſe, aushauen. Jn dieſen vertieften Streifen werden die Stirnenden der Kappen eingeſetzt, und dadurch der An - ſchluß an die Seitenmauern bewirkt.

Hat man nicht ſo viel Rüſtungen und Lehrbogen, um alle Kap - pen zugleich einzuwölben, ſo darf nicht verſäumt werden, den Gurt - bogen auf der andern Seite gegen die gegenüberſtehende Mauer abzu - ſteifen, weil ſonſt ein Verſchieben des Gurtbogens und ein Einſturz der Kappe zu beſorgen iſt.

Je länger die Kappe im Verhältniß zu ihrer Breite wird, um ſo weniger feſt wird ſie, da bei der Wölbung auf den Schwalben - ſchwanz z. B. alsdann die Sprengung von einigen Zollen nach der Länge hin, immer unwirkſamer wird, und da das in der Mitte der Kappe ſich bildende Schlußquadrat ſehr weit von den Stirnwänden des Gewölbes zu liegen kommt.

Bei den wie Fig. 89. bei RR. nach der Länge zu gewölbten Kappen iſt es gut, wenn ſie breiter als 6 7 Fuß, und im Ver - hältniß lang werden, von 4 zu 4 Fuß Verſtärkungsgurten von 1 Stein (mit der Gewölbedicke) ſtark gerechnet, und 1 Stein breit einzuwöl - ben, da ſich ſonſt ſehr lange dergleichen Kappen nicht tragen würden. Es iſt aber immer beſſer auf den Schwalbenſchwanz einzuwölben, und die Kappen nicht länger zu machen, als daß ſie höchſtens mal ſo lang werden, als ſie breit ſind. Je mehr der Kappenraum ſich dem Quadrate nähert, je kürzer er alſo wird, deſto feſter werden die Gewölbe.

Je ſchmaler die Kappen ſind, um ſo weniger braucht man ih - nen Steigung zu geben; ſind ſie 6 Fuß breit, ſo iſt $$\frac {1}{12}$$ genug, ſind ſie 7 8 Fuß breit , ſind ſie 9 Fuß breit . Breiter als 9 Fuß darf man die Kappen von ½ Stein Stärke nicht machen.

Will man eine größere Breite mit einem Kappengewölbe über - ſpannen, ſo muß es 1 Stein ſtark werden. Jn dieſer Art wurden im Berliner Muſeum Kappen von 16 Fuß Breite ausgeführt, welche circa Steigung hatten.

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Da die Kappengewölbe größtentheils bei Unterkellerung der Wohngebäude angewendet werden, und dieſe ohnehin ſchon mehrere ſtockwerkhohe Mauern haben, ſo iſt eine beſondere Verſtärkung der - ſelben als Widerlagsmauern der Gurten und Gewölbe in der Regel nicht nöthig.

Betrachten wir den Seitenſchub, den ein ſolches Gewölbe in Fig. 89. ausübt, ſo ergiebt ſich Folgendes: Die Kappe RR. ſchiebt nach dem Punkte B. hin, und nach dem Gurte, welcher zwiſchen den beiden Kappen gewölbt iſt. Die Frontmauer iſt nur den vierten Theil ſo ſtark als die lichte Breite des Gewölbes, da aber auf ihr wenig - ſtens noch ein Stockwerk zu ſtehen kommt, ſo wirkt die Laſt deſſelben zugleich mit als Widerlager gegen den Schub der Kappe, und iſt demnach hinlänglich ſtark.

Der Gurtbogen zwiſchen beiden Kappen hat zu ſeiner Stärke zwar nur den fünften Theil der lichten Kappenweite, er würde dem - nach, wenn keine Mauer weiter darauf ſtünde, nur ein ſchwaches Wi - derlager abgeben, allein da der Schub beider Kappen, wenn ſie vollen - det ſind, ihn vollkommen im Gleichgewicht halten, ſo könnte er als bloße Mittelſtütze allenfalls noch ſchwächer ſein (vergl. §. 39, 3.). Die Umfangsmauer bei A., wenn ſie auch keine äußere Hauptmauer wäre, würde doch bei gewöhnlicher Eintheilung vielleicht eine Mittel - mauer ſein, und folglich noch über ſich in einem oder mehreren Stock - werken wieder Mauern tragen, welche ſie belaſten und als Widerlager hinlänglich ſtark machen. Es würde alſo nach dieſer Richtung die Wölbung hinlänglich geſichert ſein. Die Stirnmauer der Kappen ge - gen FD. EC. hin, haben gar keinen Schub der Kappengewölbe aus - zuhalten, könnten allenfalls, mit Ausnahme derjenigen Stücken, welche dem Gurtbogen als Widerlager dienen, gänzlich fehlen.

Wir ſind abſichtlich bei dieſer Art von Wölbung etwas weit - läuftig in der Beſchreibung geweſen, theils weil ſolche Gewölbe ſehr häufig vorkommen, theils weil vieles, was hier geſagt wurde, auch bei allen übrigen Gewölben in gleicher oder ähnlicher Weiſe wieder vor - kommt, wo es der Kürze wegen nur angedeutet und nicht ſo ausführ - lich vorgetragen werden wird.

§. 44.

1) Das Kreuzkappengewölbe (gewöhnlich Kreuzgewölbe genannt).

Die Kreuzkappe entſteht, wie wir bereits früher zeigten, wenn 2 Tonnengewölbe ſich unter einem rechten Winkel ſchneiden (Taf. V.198 Fig. 101. u. 102.). Aus dieſer Bedingung entſteht für die Grund - rißform der Kreuzkappe ein Quadrat, wenn die lichten Weiten der ſich ſchneidenden Tonnengewölbe gleich groß waren.

Sie vereinigen in der Ausführung die Bequemlichkeit des Kap - pengewölbes mit der Feſtigkeit des Tonnengewölbes. Außerdem kann man ſie über bedeutende Weiten ſpannen, welches ſie für die Aus - übung noch geſchickter macht. Sie ſind außerdem feuerſicher, und kön - nen, in gehöriger Stärke angelegt, noch dazu große Laſten tragen, was ſie zur Unterkellerung ſolcher Räume geſchickt macht, wo dieſe Bedingung eintritt, wie z. B. unter Brauküchen oder zu Lagerbier - kellern, wo 20 und mehrere Fuß hohe Erdſchüttungen zu tragen ſind.

Es beſteht aus zwei Bogen, welche aus jeder Ecke nach der Diagonale des viereckigen Raumes bis zur gegenüberſtehenden Ecke geſpannt ſind, und ſich in der Mitte des Raumes durchkreuzen. Zwi - ſchen dieſen Hauptbogen, welche Grade (Gradbogen) heißen, ſind die eigentlichen Gewölbe, die man Kappen, auch Kreuzkappen, nennt, eingeſpannt, und indem ſie auf den Graden ihre Widerlager haben, ſtoßen ſie mit den Stirnenden an die Umfaſſungsmauern.

Man ſieht daß dieſe Anordnung nicht blos im Quadrate, ſon - dern auch im länglich viereckigen Raume möglich iſt. Wird jedoch das Rechteck zu lang im Verhältniß zu ſeiner Breite, ſo ſtellen ſich Unbequemlichkeiten ein, welche nur ſchwer zu überwinden ſind, und man wird ſehr wohl thun ein Kreuzkappengewölbe nie länger als die eineinhalbmalige Breite zu machen. Beträgt die Länge und Breite eines Raumes nicht über 16 Fuß, ſo kann man denſelben mit einem Kreuzkappengewölbe überdecken, wobei die Grade (Fig. 101.) bb. ei - nen Stein, die Kappen dddd. aber nur einen halben Stein ſtark werden. Jndeſſen werden auch wohl größere Räume mit ſolchen Ge - wölben überdeckt, alsdann müſſen die Grade Stein, die Kappen aber 1 Stein ſtark werden. Auch erfordern ſolche ſchwere Gewölbe ſtärkere Widerlager, welche bei gewöhnlichen Kreuzgewölben ohngefähr zu der Spannweite anzunehmen ſind. Jſt der zu überwölbende Raum beträchtlich groß, wie z. B. in Fig. 115., ſo werden in der Mitte ein oder mehrere Pfeiler ss. aufgemauert, und durch die Gurt - bogen tt. ꝛc. kleinere Räume abgetheilt, die dann jeder für ſich durch Kreuzkappengewölbe überdeckt werden.

Die Gradbogen entſpringen entweder unmittelbar aus den Ecken der Mauer, wie in Fig. 115. die punktirten Diagonallinien anzeigen, oder man legt, wie in Fig. 101., in den Ecken Vorſprünge an, auf welche die Grade aufgeſattelt werden. Fig. 101. zeigt die obere An -199 ſicht eines Kreuzkappengewölbes, über einen Raum von 16 Fuß Tiefe, und deſſen größere Länge durch die Gurtbogen aa. in kleinere Räume abgetheilt iſt, wovon jeder ein eignes Kreuzkappengewölbe erhält. Jn dem fertigen Gewölbe ſind bcb. und bcb. die beiden Gradbogen; c. der Punkt wo ſie ſich durchkreuzen; dddd. ſind die Kreuzkappen. Fig. 102 A. iſt der Durchſchnitt durch die Mitte des Gewölbes, nach der Linie AB. des Grundriſſes. Jn dieſer Figur iſt dc. der Durchſchnitt einer Kappe, welche von der Stirnmauer nach dem Scheitel zu etwas anſteigt, ſo daß der Punkt c. etwas höher liegt als d. Man nennt dies Anſteigen der Kappe das Stechen derſelben. Es beträgt dieſes Stechen gewöhnlich den ſechzigſten Theil der Länge des Grades; indeſſen kann man die Kappen auch wohl mehr ſtechen laſſen, nur nicht weniger.

Fig. 102 B. zeigt den Durchſchnitt durch einen tieferen Punkt des Gewölbes (als die Mitte war), nach der Linie CD. des Grund - riſſes. Dieſelben Gegenſtände ſind hier mit denſelben Buchſtaben bezeichnet.

Fig. 103 A. und B. zeigt die Verbindung der Kappen mit den Gradbogen, in größerem Maaßſtabe und zwar im Grundriſſe nach der Richtung von x. nach y.

Soll der Grad einen Stein ſtark ſein, ſo müſſen zuerſt 3 Steine ff. und g. zugehauen, und auf die Lehrbogen geſetzt, die Kappen fk. fk. aber aus freier Hand, vom Gradbogen an bis an die Wand, ein - gewölbt werden. Hinter dieſer erſten Schicht folgt die zweite llh., deren Fugen die der erſten decken. Die Steine ll. und h. müſſen, wie ſie gezeichnet ſind, beſonders wieder zugehauen werden, und ſo wird mit der Abwechslung der Gewölbſchichten fortgefahren, bis die Gradbogen fertig und die Kappen auf den Schwalbenſchwanz dazwi - ſchen eingewölbt ſind.

Die Lehrbogen werden, wie bei den Kappengewölben angegeben wurde, aus doppelt zuſammengenagelten ſtarken Brettern angefertigt. Wird zuerſt feſtgeſetzt, daß die Kappen zu einem vollen Halbkreiſe gewölbt ſein ſollen, ſo pflegt man die Lehrbogen für die Grade fol - gendermaßen vorzureißen.

Jſt in Fig. 101. der Halbkreis nop. die innere Wölblinie der Kappe (vergl. §. 38. 8. ) an der Stirnmauer, ſo mache man mm′ gleich der Stechung der Kappe, beſchreibe aus m′ den überhöhten Halbkreis nqp. und theile die Länge np. in beliebig viel gleiche Theile. Aus den Theilpunkten ziehe man rechtwinklig (normal) auf np. die Linien rr′ ss′ tt′ uu′ vv′ ꝛc., bis zum Umkreiſe nqp. Jn eben ſo200 viel gleiche Theile wird nun auch die Länge des Grades NP. einge - theilt, und in den Theilungspunkten die auf NP. lothrechten Linien RR′ SS′ TT′ UU′ VV′ MQ. ꝛc. errichtet, welche man eben ſo lang macht, als die zuerſt genannten übereinſtimmenden Lothrechten rr′ ss′ ꝛc. Durch die auf ſolche Weiſe gefundenen Punkte, N′ R′ S′ T′ U′ V′ Q′ bis P. ziehe man eine ſtetige krumme Linie aus freier Hand, ſo entſteht eine halbe Ellipſe, welche die innere Wölb - linie des Gradbogens beſtimmt.

Von den Lehrbogen für die Grade eines regelmäßigen Kreuz - kappengewölbes wird einer in der Mitte durchſchnitten, der andere aber bleibt ganz. Letzterer wird durch einen in der Mitte des Vier - ecks aufgeſtellten Stiel (den Mönch) unterſtützt, und die beiden Hälf - ten des andern lehnen ſich von beiden Seiten gegen den Erſteren, und werden ebenfalls von dem Mönch getragen.

Nur geübte Maurer können Kreuzkappen aus freier Hand ein - wölben, ungeübte thun beſſer, das ganze Gewölbe vollſtändig zu verſchalen.

Die Lage der Steinſchichten in den Kappen wird aus der Zeich - nung deutlich. Jn jeder Ecke unterhalb fängt der Maurer mit einem kleinen dreieckig prismatiſchen Ziegelſtückchen die Kappen an; je wei - ter die Schichten ſich dem Scheitel nähern, deſto mehr Steine erhal - ten ſie, bis man ſie in der Scheitellinie des Gewölbes ſelbſt ſchwal - benſchwanzförmig zuſammenwölbt. Außerdem werden die einzelnen Kappenſchichten, um ihnen mehr Spannung und folglich Haltbarkeit zu geben, in ſanften Bogen geſchweift angelegt, wie die Zeichnung zeigt.

Will man die Richtungen des Seitenſchubes beurtheilen, wel - chen ein ſolches Gewölbe ausüben wird, ſo darf man ſich nur daran erinnern, daß es aus zwei ſich ſchneidenden Tonnengewölben entſtan - den iſt. Das Tonnengewölbe übt ſeinen Seitenſchub nach den Mauern hin, worauf das Gewölbe ruht. Die Kappen ruhen hier lediglich auf den Gradgurten, folglich müſſen dieſe den ganzen Seitenſchub der Kappen aufnehmen, da aber dieſer Schub auf die Grade im Gleich - gewicht iſt, weil er immer von zwei Kappen auf einen Grad ausgeübt wird, ſo frägt es ſich blos noch, wohin die Grade ihren Schub aus - üben. Dieſe aber ſind wie zwei Gurtbogen zu betrachten, welche die ganze Laſt des Gewölbes tragen. Der Schub des Ganzen geht alſo nach den diagonalen Richtungslinien der Grade, und wenn man ſich an den Endpunkten dieſer 4 Grade 4 Pfeiler als Widerlager denkt, ſo werden dieſe den ganzen Seitenſchub auszuhalten haben. Die ſenk - rechten Schild - oder Stirnmauern dagegen haben gar keinen Seiten -201 ſchub auszuhalten und können, wenn man ſie nicht ſonſt gebraucht, ganz wegbleiben.

Hieraus ergiebt ſich für die Kreuzkappe eine ſehr große Erſpa - rung an Material, gegen das Tonnengewölbe gehalten. Denn wenn das letztere in gleicher Stärke fortlaufende Widerlager erfordert, ſo bedarf das erſtere dafür nur einzelne Pfeiler. Will man die Stärke dieſer Widerlagspfeiler beſtimmen, ſo ſuche man ſie zu der elliptiſchen Linie, welche der Gradbogen beſchreibt, nach einer der in §. 39. er - wähnten Methoden. Bei gewöhnlichen Abmeſſungen wird es genügen, wenn man der lichten Halbkreisweite, oder der Diagonale nimmt, da dergleichen Unterkellerungen in der Regel noch Mauern über ſich haben, welche als Widerlager mitwirken. Wird der ganze Raum kein Quadrat ſondern ein Rechteck, ſo darf es nicht zu länglich werden, weil ſonſt die Bogen der langen Seiten, und namentlich die Bogen der Grade, zu ſehr gedrückt werden und folglich keine Haltbarkeit bekommen.

2) Die Kreuzkappe im unregelmäßigen Raume.

(Taf. V. Fig. 116. und 117.) Jn Fig. 116. ſieht man einen ſolchen unregelmäßigen Raum eingewölbt. Die auf den Schwalben - ſchwanz eingelegten Kappen d. lehnen ſich an die Gradbogen bb. und dieſe wieder gegen die Umfaſſungsmauern geſpannt. Jn dem Punkte C. vereinigen ſich alle Grade. Der Schub der Grade geht nach ihren verſchiedenen Richtungen, und damit alles im Gleichge - wichte ſei, iſt es nothwendig, daß der Punkt C. zugleich der Schwer - punkt der ganzen unregelmäßigen Figur ſei, weil ſich alsdann die ganze Laſt des Gewölbes gleichmäßig auf die Widerlagspunkte der Gradbogen vertheilt.

Wäre die gegebene Figur ein regelmäßiges Vieleck, ſo würden die Gradbogen ebenfalls aus den Eckpunkten nach dem Mittelpunkte der Figur laufen, worüber der Scheitelpunkt des Gewölbes läge, weil der Mittelpunkt des regelmäßigen Vielecks zugleich ſein Schwer - punkt wäre.

Um dieſen Schwerpunkt auf eine bequeme Art durch Zeichnung finden zu können, verfahre man in folgender Weiſe. (Taf. V. über Fig. 103.) Es wäre das Dreieck abc. gegeben, man ſoll in ihm den Schwerpunkt S. finden. Man halbire alle Linien des Dreiecks, und ziehe von den Halbirungspunkten grade Linien nach ihnen gegen - überſtehenden Winkeln des Dreiecks, ſo wird der Punkt S, wo dieſe Linien ſich alle ſchneiden, der Schwerpunkt des Dreiecks ſein. (Will man ſich hiervon durch den Augenſchein überzeugen, ſo ziehe man ſich202 dieſe Linien auf einem Triangel von Holz oder Pappe, ſuche den Schwerpunkt S., lege das Dreieck mit dem Punkte S. genau auf einen ſpitzen Stab ꝛc., ſo wird man es in dieſer Lage balanciren kön - nen, welches nicht möglich ſein würde, wenn S. nicht der Schwer - punkt wäre.)

Jſt man aber im Stande den Schwerpunkt eines Dreiecks zu finden, ſo kann man auch den Schwerpunkt einer jeden unregelmäßi - gen Figur finden, da man jede ſolche Figur in Dreiecke zerlegen kann, wie wir gleich ſehen werden.

Taf. V. Fig. 117. iſt die Form des unregelmäßigen Gewölbes in kleinerem Maaße, als in Fig. 116. vorgeſtellt.

Denkt man ſich in Fig. 117. die Linien ad. und bd. gezogen, ſo erhält man die Dreiecke aed. adb. bdc., ſucht man nach dem Vorigen für jedes dieſer Dreiecke den zugehörigen Schwerpunkt, ſo findet man nach und nach die Schwerpunkte f. g. h. Verbindet man dieſe 3 Punkte durch gerade Linien, ſo erhält man das Dreieck fgh. und der Geſammtſchwerpunkt der ganzen Figur muß nun innerhalb dieſes Dreiecks liegen, und der Schwerpunkt des Dreiecks ſelbſt ſein. Man ſuche nun eben ſo wie vorhin den Schwerpunkt S. des Dreiecks fgh., ſo iſt S. derjenige Punkt, über welchem der Scheitelpunkt des unregelmäßigen Gewölbes liegen muß, weil S. der Schwerpunkt der Figur abcde. iſt.

Die Höhe der Bogen wird man am leichteſten beſtimmen, wenn man die längſte Seite der Figur, hier dc., als Durchmeſſer des Halbkreiſes betrachtet, wonach man den erſten Lehrbogen fertigt. Die andern kleineren Seiten der Figur erhalten alsdann alle überhöhte Lehrbogen und man iſt zugleich geſichert, daß die Lehrbogen der Grad - bogen nicht zu flach ausfallen.

Jſt der Lehrbogen A. beſtimmt, ſo verwandle man ihn (§. 38. 8. ) für die Linie bc. in den Bogen B.; für die Linie ab. in den Bogen C.; für die Linie ae. in den Bogen D. und für die Linie ed. in den Bogen E. Für den Gradbogen dS. gilt ebenſo der Lehr - bogen bei G.; für den Gradbogen cS. der Lehrbogen H.; für den Gradbogen bS. der Lehrbogen bei F.; für den Gradbogen aS. der Lehrbogen K. und für den Gradbogen eS. der Lehrbogen bei I.

Es läßt ſich überſehen, daß man bei Aufzeichnung der Figur abcde., nach einem hinlänglich großen Maaßſtabe auf dem Papiere, den Punkt S. für die Ausführung hinlänglich genau finden kann. Was die Beſtimmung der Lehrbogen betrifft, ſo thut man am beſten,203 ſie gleich auf die zuſammengeſchlagenen Bogen in natürlicher Größe aufzutragen, wie früher gezeigt wurde.

Es werden bei der regelmäßigen, ſo wie bei der unregelmäßigen Kreuzkappe, ebenfalls (wie bei dem Kappengewölbe) die gebogenen Kappenlinien in die Stirnmauern vertieft vorgehauen, damit bei Wölbung der Kappen dieſe in die Vertiefungen einbinden kann, fünf Zoll tief und ſo hoch wie die Kappen ſelbſt werden ſollen. Die Gurten, wie aa. (Fig. 101.) dagegen, werden gleich ſo vorgemauert, daß ſie das ſchräge Auflager der Kappen bilden und müſſen die Steine zu dieſem Zwecke gehauen werden. Von der Unterkante dieſer Gurt - bogen läßt man nach oben concentriſch 3 Zoll Stein rechtwinklig ſte - hen, ſo daß alſo der Gurt nach unten um 3 Zoll vor der Kreuz - kappe vorſteht.

Was die Beſtimmung der Widerlagsſtärke bei einem unregel - mäßigen Kreuzgewölbe betrifft, ſo hängt dieſelbe von der Länge der Grade ab, wobei man keinen Fehler begehen wird, wenn man z. B. in Fig. 117. den Grad cS. und eS. als eine ſtetige Linie betrach - tet, und für die Länge cS. + eS. die Widerlagsſtärke ſucht.

Wollte man ganz genau verfahren, ſo müßte man jeden der Grade als einen halben Gurtbogen betrachten, und für deſſen ganze Länge die Widerlagsſtärke ſuchen, woraus ſich aber bei der Verſchie - denheit aller Gradlängen, auch eben ſo viele verſchiedene Widerlags - ſtärken ergeben würden. Man wird alſo keinen Fehler begehen, wenn man ſämmtliche Widerlagspfeiler nach der größten Entfernung beſtimmt. Die ſämmtlichen Gradlehrbogen in Fig. 116. und 117. ſind nur halbe Bogen, bei der Aufſtellung müſſen ſie alſo, wo ſie zuſammentreffen, durch einen ſogenannten Mönch unterſtützt werden. Des Halbkreiſes als Bogenſyſtem bediente man ſich im Alterthume und im Mittelalter vorzugsweiſe auch bei Kreuzkappengewölben. Der Anſchaulichkeit we - gen haben wir Taf. V. Fig. 114. eine perſpectiviſche Zeichnung ge - geben, worin abc. den vorderſten Gurtbogen, dfe. den ihm entge - genſtehenden bezeichnen, g. iſt der Scheitelpunkt des Gewölbes, dfeg. iſt eine der großen Kappen, wogegen auf der Seite egc. die Haupt - kappe in mehrere Fenſterſtichkappen geſpalten iſt. Man bemerkt zu - gleich bei b., daß man den Kappen, um ihnen mehr Feſtigkeit zu ſichern, einen bedeutenden Stich gegeben hat, ſo zwar, daß man den Halbkreis in einen ſehr flachen Spitzbogen verwandelte, wodurch man namentlich für die ſonſt flach werdenden Gradbogen mehr Steilheit, folglich Stärke gewann.

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§. 45. Das Kuppelgewölbe.

Es kann unter zweierlei Geſtalten vorkommen, entweder es bil - det (Taf. VIII. Fig. 181. und 182.) eine hohle Halbkugel, welche auf einem kreisförmigen Unterbaue ruht, oder es erſcheint wie in Taf. VIII. Fig. 183. und 184., als eine hohle Halbkugel, welche von 4 ſenkrechten Mauern durchſchnitten wird.

Wir gehen zuvörderſt zur:

1) Kuppel im runden Raume über. Setzt man auf einen kreisrunden Unterbau (Fig. 181.) ein hohles, halbkugelförmiges Ge - wölbe (Fig. 182.), ſo laufen die Schichten dieſes Gewölbes immer concentriſch mit dem Unterbau, werden nach dem Scheitel des Gewöl - bes zu immer kleiner, bis ein einziger Schlußſtein das Ganze ſchließt. Die ſämmtlichen Fugenſchnitte gehen verlängert nach dem Mittelpunkte der Halbkugel, und der Schlußſtein bildet einen abgeſtumpften Kegel, welcher oben und unten durch ein Stück der Kugelfläche begränzt wird.

Man überſteht leicht, daß erforderlichen Falles anſtatt des Halb - kreiſes auch ein anderes Linienſyſtem gewählt werden kann, z. B. eine Ellipfe.

Wird die Kuppel aus gebrannten Mauerſteinen gewölbt, ſo macht man ſie einen Stein ſtark, weil auch bei geringem Durchmeſſer die breitgelegten halben Steine einen ſchlechten Verband geben würden. Der Schlußſtein wird aus einem Stück Hauſtein gebildet, oder eigens geformt und gebrannt.

Da die einzelnen Steinſchichten immer in ſich ſelbſt, rund, und in wagerechter Ebene abſchließen, ſo kann man auch, wenn man will, mit jeder Schicht das Gewölbe aufhören und eine beliebig große Oeff - nung laſſen. Dieſe Eigenthümlichkeit macht die Kuppelgewölbe beſon - ders geſchickt zu ſolchen Anlagen, wo man dergleichen Oeffnungen wünſcht, z. B. zu Aufzieheöffnungen in gewölbten Magazinen ꝛc. Die Füße des Gewölbes erhalten ringsum eine Hintermauerung, wie in Fig. 182. bei abc. und def. angedeutet iſt.

Da ein Gewölbe um ſo weniger auf ſeine Widerlager drückt und ſchiebt, je leichter es iſt, ſo pflegt man Kuppeln, welche aus Hau - ſtein oder Gußmörtel conſtruirt ſind, mit Vertiefungen reihenweiſe aus - zuhöhlen, und dadurch zu erleichtern. Dieſe Aushöhlungen des Ge - wölbes nennt man Caſſetten. Sie bekommen gewöhnlich eine qua - dratiſche Umrißform und werden nach der Dicke des Gewölbes hin ſchmaler, ſo daß jede einzelne eine abgeſtumpfte vierſeitige Pyramide bildet, deren größere Fläche an der Unterfläche des Gewölbes liegt. Solcher Caſſetten ordnet man mehrere Reihen übereinander an, ſo205 daß ſie nach oben immer kleiner werden; etwa 20 ſolcher Caſſetten im Umkreiſe und höchſtens 4 Reihen der Höhe nach. Zwiſchen die - ſen Caſſetten, ſowohl der Breite als Höhe nach, bleiben ſogenannte Stege ſtehen, welche die volle Gewölbeſtärke erhalten, und etwa den dritten Theil der Caſſette breit ſind. Der Schub einer Kuppel im runden Raume iſt auf allen Punkten der Umfangsmauern gleich groß.

Der oberſte Theil der Kuppeln bildet einen ſehr flachen Bogen, wie wir bereits (§. 40, 4.) bemerkten, und dieſe geringe Steigung iſt Urſache, daß man bei ſehr großen Kuppeln den ganzen oberen Theil offen läßt und nur mit einem Kranze abſchließt.

Dergleichen Kränze bildet man bei großen Kuppeln von Hau - ſteinen, bei ſolchen die von Ziegeln gewölbt ſind und dem gewöhnli - chen Gebrauche dienen, macht man den Kranz zum Schutze des Mauer - werks von Eichenholz.

Da eine runde Mauer an ſich mehr Standfähigkeit hat als eine gerade, ſo erfordert eine Kuppel etwa nur den achten Theil ihres Durchmeſſers zum Widerlager. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß mit der Höhe des Unterbaues auch die Stärke des Widerlagers wach - ſen muß.

Ein weſentlicher Vortheil der Kuppelwölbung iſt noch, daß man dabei keine Verſchalung zu ihrer Wölbung braucht (ausgenommen wenn ſie von Gußwerk iſt). Man ſtellt nur kreuzweiſe zwei Lehrbo - gen auf, um die Richtung nicht zu verfehlen, und wölbt das Ganze aus freier Hand.

Taf. VIII. Fig. 194. zeigt die Anordnung einer achteckigen Kup - pelwölbung von Backſteinen, wie ſie im Jupitertempel zu Spalatro im Pallaſte des Kaiſers Diocletian angewendet wurde. Aus dieſer - cherartigen Verbindung ergiebt ſich eine große Feſtigkeit der Conſtruction.

2) Die Kuppel im viereckigen Raume (Taf. VIII. Fig. 183. und 184.). Wenn man ſich über dem quadratiſchen Raume abcd. Fig. 183. eine Kuppel von dem Durchmeſſer ac. ſo aufge - ſtellt denkt, daß die 4 Seiten des Quadrats ab. bc. cd. und de. diejenigen Stücken der Halbkugel abſchneiden, welche außerhalb der Gränze des Quadrats fallen (wie z. B. agb. und bch. ), ſo ent - ſteht das verlangte Gewölbe.

Betrachtet man den auf der Diagonale des Quadrats ac. be - ſchriebenen Halbkreis agbhc., ſo ſtellt er denjenigen größten Bogen vor, deſſen Endpunkte bis in die Ecken des Quadrats hinunterreichen. Zieht man von den Punkten e. und f., wo der im Quadrate be - ſchriebene Kreis die Diagonale ac. ſchneidet, ſenkrechte Linien bis g.206 und h., ſo bezeichnen die Linien ge. und hf. die ſenkrechten Mauern des Quadrats, die Bogen ga. und hc. diejenigen Längen des Ge - wölbes, welche bis in die Ecken hinunterreichen, und der Bogen gbh. den Bogen desjenigen Kugelabſchnittes (calotte), welcher über dem Quadrate ſo liegt, daß ſein Grundkreis die vier Mittelpunkte der Linien des Quadrates bei klmn. berührt. Fig. 184. zeigt den Quer - durchſchnitt des Gewölbes nach der Richtung ln. genommen. Die Buchſtabenbezeichnung iſt dieſelbe wie in Fig. 183. Die Linie lb. würde in der Projection des Grundriſſes, die Linie aeM. die Linie bn., eben ſo die Linie Mib. andeuten. Der Zwickel gkl. entſpricht im Grundriß dem Zwickel leka. u. ſ. w.

Betrachtet man die Figuren, ſo ergiebt ſich: daß der Seiten - ſchub nach den Diagonalen hin geht, da der Schub des oberen Ku - gelabſchnittes ſich in dieſe hinein verlängert. Es haben alſo nur die 4 Ecken abcd. des Gewölbes den Seitenſchub auszuhalten, weshalb auch nur 4 Eckpfeiler aufgerichtet zu werden brauchen und die Stirn - mauern oder Schildmauern fehlen können. Was auch ſehr oft der Fall iſt, da dergleichen Kuppeln häufig nur zwiſchen 4 im Quadrat geſtellten Pfeilern eingewölbt vorkommen.

Auch dieſe Kuppeln brauchen keine Schalung, ſondern nur 2 übereck geſtellte Lehrbogen und was ſonſt noch bei der Kuppel im runden Raume erwähnt wurde gilt auch hier.

Will man demnach die Widerlagsſtärke der 4 Eckpfeiler ermit - teln, ſo muß es nach der Länge der Diagonale geſchehen, für welche man einen darauf errichteten Halbkreis als Bogen annimmt. Gewöhn - lich nimmt man der Länge der Diagonale als Länge einer der Seiten der quadratiſchen Eckpfeiler.

Die große Bequemlichkeit bei baulichen Anordnungen, welche die Kuppel im viereckigen Raume zuläßt, hat dieſe Art von Gewölben ſehr vielfältig in Anwendung kommen laſſen.

Was ihre Feſtigkeit betrifft, ſo ſteht ſie mit der Kuppel im run - den Raume gleich, auch ſind beide bei 1 Stein Stärke und gänzlich geſchloſſener Wölbung feuerſicher.

Man hat beide Arten in den größten Abmeſſungen angewendet.

Eben ſo kann man ſich Kuppelgewölbe über vieleckigen, wie über viereckigen Räumen errichtet denken. Wäre z. B. die Grund - form ein Achteck und die Kuppel ſollte eine Halbkugel werden, ſo würde ſie 8 Zwickel bekommen, und der im Achteck beſchriebene Kreis würde die Größe des Kugelabſchnittes andeuten, welcher auf dem acht -207 eckigen Grundriſſe ſo ruhte, daß er die Mittelpunkte aller Seiten des Achtecks berührte.

Der Schub der Kuppel über vieleckigen Räumen geht nach den Ecken des Vielecks, alſo dürfen nur dieſe ſtark genug ſein, um ihm zu widerſtehen.

Jn die Stirnmauern werden Rinnen nach der Steigung der Bogen eingehauen.

Alle Kuppelgewölbe erhalten Hintermauerungen.

Bildet die Wölbung ein Viertheil Kugelgewölbe, ſo nennt man ſie ein Niechengewölbe.

§. 46. Das böhmiſche Kappengewölbe.

1) Tafel VI. Fig. 120. 121. 122. ſtellt daſſelbe vor. Das Syſtem deſſelben iſt ganz gleich wie das bei der Kuppel im viereckigen Raume (§. 45) nur mit dem Unterſchiede, daß der über der Diagonale des Quadrats errichtete Bogen kein Halbkreis, ſondern nur ein Stück Kreisbogen, kleiner als ein Halbkreis iſt (ein Stichbogen). Hier - aus ergeben ſich für die 4 Bogen an den Stirnmauern ebenfalls nur Stichbogen (nicht Halbkreiſe), und das ganze bildet einen in vier kurze Zwickel auslaufenden hohlen Kegelabſchnitt. Fig. 120. zeigt den Grund - riß mit dem Gewölbe von oben geſehen. Es wird einen ganzen Stein ſtark gewölbt. Jn jeder der vier Ecken wird mit einem Zecki - gen Stückchen Stein angefangen und die Wölbung immer breiter fortgeſetzt, bis man an den Punkt kommt, wo die Steinſchicht einen Kranz bildet, welcher die 4 Mittelpunkte der 4 Seiten des Quadrats berührt. Von da ab laufen alle Schichten immer rund herum, jede in ſich ſelbſt geſchloſſen bis zum Scheitel, wie die Fig. 120. zeigt.

Die Fugenſchnitte der Steine gehen alle nach demjenigen gemein - ſchaftlichen Mittelpunkte, aus welchem der Hauptbogen gezeichnet wurde.

Fig. 121. zeigt einen Durchſchnitt nach der Linie CD. des Grundriſſes und Fig. 122. einen Diagonaldurchſchnitt nach der Linie AB. des Grundriſſes. Jn Fig. 122. iſt M. der Mittelpunkt für den über der Diagonale beſchriebenen Bogen abc. Jn Fig. 121. iſt N. der Mittelpunkt für einen der 4 Bogen an den Stirnmauern. Jm Grundriß (Fig. 120) iſt einer dieſer Bogen abc. über der Linie ac. gezeichnet. Will man in einem Grundriſſe angeben, daß das Gewölbe ein böhmiſches Kappengewölbe ſein ſoll, ſo muß man über allen 4 innern Linien der Stirnmauern ſolche Bogen wie abc. ziehen.

Man macht den Hauptbogen nicht gern niedriger als der Länge der Diagonale, theils weil das Gewölbe ſonſt zu wenig208 Haltbarkeit hat, theils weil ſonſt der Seitenſchub (im naſſen Zuſtande des Mörtels) zu bedeutend wird.

Die geringe Höhe, welcher ſie bedürfen, macht ſie für die An - wendung bequem. Sie bedürfen keiner Verſchalung, ſondern es wer - den nur 2 Lehrbogen diagonal aufgeſtellt und das Ganze aus freier Hand gewölbt.

Der Schub des Gewölbes geht wie bei der Kuppel im vierecki - gen Raume nach den 4 Ecken, alſo dürfen nur dieſe ſtark genug gemacht werden, um die Widerlager zu bilden.

Die Stärke der Widerlager richtet ſich nach der größern oder geringern Höhe des Hauptbogens. Da man nur vier ſtarke Eckpfeiler als Widerlager braucht, ſo können die Schildmauern ganz fehlen, oder brauchen nur ſchwach zu ſein. Den Eckpfeilern aber muß man mindeſtens den 4ten oder 5ten Theil der Länge der Diagonale zur Länge einer Seite der quadratiſchen Pfeiler geben. Auch über läng - lich viereckige Räume hat man vielfach dergleichen böhmiſche Kappen geſpannt, und ſie finden hierin gerade ihre meiſte Anwendung bei Kellergewölben ꝛc. Nur muß das Rechteck ſich möglichſt dem Qua - drate nähern und darf nicht leicht länger ſein, als mal die Breite des Raumes.

Jn dieſem Falle beſtimmt man erſt die Höhe des Diagonalbo - gens, alsdann verwandelt man ihn in einen kürzeren Bogen der ſchma - len Stirnmauern, wodurch der letztere ein ſteileres Verhältniß als erſterer bekommt. Dann haut man in die 4 Stirnmauern die Rin - nen der Bogen ein (wenn man ſie nicht gleich Anfangs vorgemauert hat), und beginnt die Wölbung in allen 4 Ecken zugleich, nachdem man zuvor 2 Lehrbogen nach der Diagonale aufgeſtellt hat. Die Zwickel des Gewölbes werden wie bei der Kuppel im viereckigen Raume mit dreieckigen Stückchen begonnen und immer mehr verbrei - tert, bis man einen Kranz erhält, welcher die 4 Mittelpunkte der 4 Sei - ten des Rechtecks berührt. Dieſer Kranz wird nun kein Kreis, wie bei quadratiſchem Grundriß, ſondern eine Ellipſe, weil die Grund - form länglich iſt. Alle folgenden Schichten werden nun immer engere Ellipſen bis zum Scheitel.

Man kann ſehr leicht überſehen, daß wenn das Rechteck zu lang gegen ſeine Breite wird, ſo erhält das Gewölbe zu wenig Span - nung nach der Länge, folglich zu wenig Feſtigkeit und anſtatt eines einzigen Schlußſteines, eine ganze Reihe derſelben, welches ebenfalls zur Feſtigkeit nichts beiträgt. Macht man dieſe Gewölbe 1 Stein ſtark, ſo werden ſie bei mittlerem Ziegelmaaße 10 Zoll ſtark. Jn209 Schleſien hat man für dieſe Art Gewölbe eigene Steine, welche 9 Zoll lang, 9 Zoll breit und Zoll ſtark ſind. Durch die geringere Höhe der Steine werden die Gewölbe etwas leichter, was wegen des daraus erfolgenden geringeren Seitenſchubes zweckmäßig iſt, übrigens iſt ihre anderweitige Form bequem, ſie werden mit der breiten Seite nach vorn im Kreiſe oder in der Ellipſe herum geſetzt, je nachdem der Grundriß Quadrat oder Rechteck iſt.

Die Fugen gehen nach den erforderlichen Mittelpunkten.

Auch die böhmiſchen Kappen gewähren wie die Kuppeln die Bequemlichkeit, daß man mit jeder Kranzſchicht aufhören und eine be - liebig große Oeffnung belaſſen kann.

Auch dieſe Gewölbe werden ohne Schalung aus freier Hand gewölbt und ihre Füße mit Hintermauerung verſehen.

Sie ſind wegen der Stärke ihrer Gewölbe vollkommen feuerſi - cher und gewähren alle Vortheile der gewöhnlichen Stichkappengewölbe, ohne ihre Nachtheile zu beſitzen. Nur iſt zu bedauern, daß die Mau - rer auf dem Lande ſie in der Regel nicht anfertigen können, woher es kommen mag, daß ſie namentlich in Norddeutſchland noch ſel - ten ſind.

Macht man die Hauptbogenhöhe gleich ¼ der Diagonale, ſo kann man dergleichen Gewölbe über Räume von 16 bis 18 Fuß Durchmeſſer, bei 1 Stein Stärke, ſpannen.

2) Tafel VI. Fig. 118 und 119. zeigen ein ganz flaches Ge - wölbe. Daſſelbe iſt auf dem Schwalbenſchwanz in gut bindendem Gyps gemauert und hat die Form eines an den 4 Ecken aufgehäng - ten viereckigen Tuches (welches man ſich aber nach oben gekehrt den - ken muß), wie die böhmiſche Kappe. Fig. 119. iſt der diagonale Durchſchnitt dieſes Gewölbes nach der Linie AB. des Grundriſſes. Jn den Ecken ſind Sandſteinſtücken aa. gelegt, wogegen ſich die übri - gen aus Ziegelſteinen beſtehenden Theile des Gewölbes ſpannen. Die Spannung beträgt auf 8 bis 9 Fuß Durchmeſſer nur etwa 3 Zoll, ſo daß wenn die untere Anſicht des Gewölbes in der Mitte etwas ſtärker als nach den Seiten hin geputzt wird, das Gewölbe alsdann wie ein vollkommen ſcheitrechtes erſcheint. Es iſt ½ Stein ſtark.

Dieſe Gewölbeart iſt neuerdings beim Bau des neuen Muſeums angewendet worden. Der Lehrbogen dazu beſtand aus etwas ſtarken Bohlenſtücken, die durch Querleiſten verbunden und nach der Form des Gewölbes oberhalb abgerundet waren. Sie wurden beinahe nach Art der ſogenannten:

3) d Eſpiéſchen Gewölbe angeordnet, Dieſe werden ausMenzel, der praktiſche Maurer. 14210dünnen Flieſen auf der flachen Seite doppelt über einander gelegt, und mit vorzüglich gutem Gypsmörtel aufgeführt. Vorzüglich ſind ſie im ſüdlichen Frankreich, wo ſich Gyps von beſonderer Güte findet, im Gebrauch. Bei uns hat man nicht viel Anwendungen davon ge - macht; einmal, weil der hieſige Gyps weniger gut, und dann aber auch weil die Conſtruktion nicht geeignet iſt, viel Vertrauen auf ihre Feſtigkeit einzuflößen. Nach der Meinung des Erfinders, eines Grafen d Eſpié, können die hölzernen Fußböden gänzlich wegfallen, und ſtatt deren ſoll ein Gypseſtrich über dem Gewölbe angebracht werden. Feuerſicher ſind dieſe ſehr flachen Gewölbe nicht, weil ſie leicht durch - geſchlagen werden.

Jn Bezug auf die Widerlager würde hierbei zu bemerken ſein: die beinahe ſcheitrechte Wölbung würde ein ſehr ſtarkes Widerlager fordern, da aber das Gewölbe in augenblicklich bindenden Gyps ge - legt wird, das Ganze alſo ſowohl während der Arbeit, als auch nach der Vollendung gleichſam nur einen einzigen Stein ausmacht; ſo fin - det ſo gut wie gar kein Seitenſchub ſtatt.

Wie außerordentlich ein ſchnell bindender Mörtel zur Feſtigkeit der Wölbungen beiträgt, möge man aus Folgendem ſehen. Bei dem Bau des neuen Berliner Muſeums wurde verſuchsweiſe ein ſcheit - rechter Bogen von 13 14 Fuß Länge mit nur 1 2 Zoll Sprengung, einen Stein hoch und einen Stein breit, zwiſchen 2 ſtar - ken Mauern in Cement gewölbt, und unmittelbar nachdem der Schluß - ſtein eingelegt und die Rüſtung weggenommen war, ging ein ſtarker Mann über den ganz frei ſchwebenden ſcheitrechten Bogen. Bei einer Einwölbung mit gewöhnlichem Kalk wäre dies unmöglich geweſen.

Wählt man Gyps als Mörtel, ſo iſt nur darauf zu ſehen, daß es nach Beendigung des Gewölbes niemals durch Feuchtigkeit leide, weil ſonſt der Gyps ſich auflöſet, ausdehnt und alles ein - ſtürzen würde.

§. 47. Einige weniger übliche Gewölbearten.

1) (Tafel VIII. Fig. 185.) Das Muldengewölbe. Es iſt ein doppeltes Tonnengewölbe, wobei ſowohl cd. und ab. als auch ac. und bd. Widerlager werden.

Wenn dabei nach Fig. 186. die Wölbung vom Widerlager ab. bis zum Widerlager cd. nicht überſpannt, ſondern in den Punkten m. und n. anſchließet, ſo daß im Scheitel die Linie mn. eine ſcharfe Kante bildet, bei am. bm. cn. dn., ſo entſteht ein ſogenanntes

2) Walmgewölbe.

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3) Das Spiegelgewölbe entſteht (Fig. 187.) in ähnlicher Weiſe. Von den Umfaſſungsmauern aus erheben ſich die Wölbungen in Viertelkreiſen und ſchließen in der Mitte das ſcheitrechte Gewölbe (den Spiegel) mnop. ein. Daß dieſe Art Gewölbe keine große Standfähigkeit haben, leuchtet ein, beſonders darf der Spiegel gewiſſe Maaße nicht überſchreiten, und eine Breite von 6 8 Fuß würde das Meiſte ſein, was man ihm geben könnte. Auch müſſen bei dem Spiegelgewölbe Verſtärkungsgurten in die Viertelkreisgewölbe eingezo - gen werden. Außer in Jtalien, wo man dieſe Gewölbe häufig in Guß ausgeführt findet, findet man ſie wohl ſelten anders als in Holz nachgebildet ausgeführt. Jn Stein gewölbt, werden die Steine auf die hohe Kante eingeſetzt und in Gyps vermauert.

4) Das Kloſtergewölbe in einem Quadrate ausgeführt (Fig. 187.) bekommt man eine deutliche Vorſtellung, wenn man ſich 4 Dreiecke von Papier geſchnitten denkt, ſie mit ihren Grundlinien auf den 4 Widerlagsmauern ruhen und mit ihren Spitzen in e. zuſam - mengebogen ſind. Der Gewölbebogen iſt an den 4 Seiten ein halber Kreis und bildet demnach in den Graden oder ſcharfen Kanten aec. und bed. zwei elliptiſche Linien. Es unterſcheidet ſich mithin dies Gewölbe weſentlich vom Kreuzkappengewölbe, wenn es mit ihm auch einerlei Grundrißform hat.

Die Steinſchichten laufen einen halben Stein ſtark parallel mit den Umfaſſungsmauern. Die Hintermauerung geht wie bei den Ton - nengewölben bis zur halben Höhe des Gewölbes hinauf.

Da hier alle 4 Umfaſſungsmauern einen gleichen Seitendruck wie bei dem Tonnengewölbe auszuhalten haben, ſo beſtimmt man ihre Stärke ganz wie bei Tonnengewölben. Es iſt noch zu bemerken, daß die Grade hier nicht verſtärkt wie bei den Tonnengewölben eingeſpannt werden, ſondern nur ſcharfe Kanten bilden, welche ebenfalls nicht ſtärker als ½ Stein ſind.

Man kann ſich dergleichen Kloſtergewölbe auch über regelmäßig vieleckigen Räumen denken, wo alsdann eben ſo viel dreieckige Kap - pen entſtehen als das Vieleck Seiten hat.

Sollen Kloſtergewölbe zu Kellerwölbungen verwendet werden, ſo erzeugen ſie dieſelben Unbequemlichkeiten, wie die Tonnengewölbe, daß man nämlich keine ſenkrechten Wände hat, was hierbei noch mehr eintritt, da alle Kappen nach der Mitte ſich zuſammenneigen. Kreuzkappen ſind ihnen daher immer vorzuziehen.

5) Das kreisförmige Gewölbe. Denkt man ſich einen halbkreisförmigen Gurtbogen auch nach unten hin in derſelben Art14 *212geſchloſſen, ſo entſteht ein Kreisgewölbe. Seine Anwendung wird es beſonders in folgenden Fällen finden. Erſtens bei großen Brücken kann man, um den Untergrund ganz gleichmäßig zu belaſten, die Bogen ganz kreisförmig einwölben, wie es unter andern bei der noch aus der Römerzeit herſtammenden Brücke ge - ſchehen iſt, die zu Rom unter dem Namen ponte di quatre Lagi bekannt iſt.

Ferner kann man von ganzen Kreisgewölben bei Fundamenten der Gebäude Anwendung machen, ganz in derſelben Abſicht, um den Untergrund gleichmäßig zu belaſten, welches bekanntlich bei Halbkreis - bogen die auf einzelnen Pfeilern ſtehen, nicht der Fall iſt, indem alsdann der Untergrund nur auf den Punkten gedrückt wird wo die einzelnen Pfeiler zu ſtehen kommen. Man gewinnt aber durch die erwähnte Kreiswölbung an Feſtigkeit, man ſpart das Material in den Bogenöffnungen und gewinnt außerdem eine größere Feſtigkeit des Mauerwerks als bei gerade durchgemauerten Schichten.

Sind die Fundamentmauern ſehr hoch, ſo kann man den un - teren Halbkreis der Gewölbe von dem oberen noch durch zwiſchenge - mauerte kurze Pfeiler trennen, wodurch bei beinahe gleicher Feſtigkeit noch mehr Material geſpart wird.

6) Das eiförmige Gewölbe. Es leidet eine ähnliche An - wendung wie der ganze Kreis.

Die Eiform iſt eine der feſteſten welche es giebt, und bei dem Londoner Tunnel hat ſie eine Gewölbeſtärke von nur Fuß rhl. Die Spitze iſt nach oben, als nach der Seite des ſtärkſten Druckes gerichtet. Nach dieſem Beiſpiele hat man namentlich bei Eiſenbahn - tunneln die Eiform als Gewölbe vielfach mit großem Vortheil in An - wendung gebracht.

§. 48. Das Spitzbogen - oder altdeutſche, auch gothiſche Ge - wölbe genannt. Das eigentliche Kreuzgewölbe.

Seine Bogenform beſteht aus zwei ſich ſchneidenden Kreis - ſtücken. Tafel VIII. Fig. 188. zeigt den Grundriß, Fig. 189. den Querdurchſchnitt eines ſolchen Gewölbes. Man ſieht hieraus daß es mit der Kreuzkappe (§. 44.) ein ganz gleiches Syſtem hat, nur mit dem Unterſchiede, daß der Bogen kein Halbkreis, ſondern ein Spitz - bogen iſt. Hieraus aber erfolgen ſehr weſentliche Ergebniſſe für das Ganze.

Der Spitzbogen iſt an ſich feſter als der Halbkreis, weil die Brechungsfuge dem Scheitel des Gewölbes näher rückt, und bei ſehr213 ſteilem Bogenſyſtem ganz über dem Gewölbebogen hinausfällt. Dies würde z. B. der Fall ſein, wenn man den Halbmeſſer des Kreiſes, mit welchem man den Spitzbogen beſchreibt, ohngefähr mal ſo lang macht und darüber, als die lichte Oeffnung des Gewölbes iſt.

Der Seitenſchub eines ſolchen Gewölbes iſt an ſich viel geringer als der eines Halbkreisförmigen, und wird um ſo geringer, je ſteiler man den Bogen wählt, weshalb die Widerlager verhältnißmäßig be - deutend ſchwächer werden können, wodurch bedeutende Erſparung entſteht.

Hat man für die Wölbung der Gradbogen Lehrbogen aufge - ſtellt, ſo können die Kappen aus freier Hand eingewölbt werden, man braucht alſo kein anderweitiges Lehrgerüſt und keine Verſchalung.

Der Seitenſchub geht hierbei wie bei der Kreuzkappe nur nach den Ecken des Gewölbegrundriſſes, die Stirn - oder Schildmauern kön - nen demnach, da ſie keinen Seitenſchub auszuhalten haben, entweder ganz fehlen, oder ſie brauchen nur ſo ſtark zu ſein, um ſich allein tragen zu können, wenn nur die Eckpfeiler ſtark genug gemacht wer - den. Man nennt bei dieſer Art von Gewölben die Eckpfeiler Stre - bepfeiler, weil ſie allein gegen den Seitenſchub anſtreben.

Die Steilheit der Bogen erlaubt die Stärke der Kappen ſehr dünn anzunehmen, und man hat Beiſpiele, daß in altdeutſchen Kir - chen die Stärke der Gewölbekappen nur vier Zoll beträgt. Da die Quergurten und Gradgurten das Ganze ſtützen und tragen, ſo wer - den ſie bedeutend ſtärker als die Kappen und ſelten unter 1 Fuß ſtark gemacht; es wäre denn, daß das Gewölbe aus Mauerſteinen beſtünde, wo man alsdann die Kappen gewöhnlich einen halben Stein, und die Gurten und Grade einen ganzen Stein ſtark zu machen pflegt.

Es ſind dergleichen Gewölbe häufig in Hauſtein ohne Mörtel, und in gebrannten Mauerſteinen mit Mörtel ausgeführt worden, und ihre Kühnheit der Maaße, ſowie ihre Dauer während nun mehr als 600 Jahren, bürgt gewiß ſowohl für die Richtigkeit der dabei ange - wendeten Theorie, als für die Tüchtigkeit der Ausführung. Nichts deſtoweniger werden dieſe Gewölbe zu Unterkellerungen gar nicht mehr angewendet, da ſie verhältnißmäßig einer zu großen Höhe bedürfen, welche man nicht hergeben will. Früher wölbte man vielfach auch die Räume oberer Stockwerke in dieſer Art und hatte ſo vollkommen feuerſichere Wohngebäude, allein die wohlfeilere Balkendecke hat längſt alle Wölbungen dieſer Art verdrängt, wenn erſtere gleich feuer - gefährlich und nicht ſo dauerhaft ſind.

Das Kreuzgewölbe kann in jeder Grundrißform ſtattfinden, das Quadrat und die regelmäßigen Vielecke ſind die bequemſten, aber auch214 im länglichen Viereck und in unregelmäßigen Vielecken findet es ganz ähnliche Anwendung wie Kreuzkappe (§. 44).

Als Beiſpiel geben wir (Tafel VIII. Fig. 170 173) eine kleine Kirche durch Herrn v. Laſſaulx in Treis an der Moſel ausge - führt. (Siehe allgem. Bauzeitung. Wien, Förſter. Jahrgang 1836. Nro. 31.) Wir heben Einiges die Anordnung betreffende hier aus:

Ein genaueres Studium des techniſchen Theiles dieſer (alt - deutſchen) Bauart und der Mittel und Wege, ähnliche Arbeiten durch gewöhnliche Handwerker auszuführen, gab ihm (Herrn von Laſſaulx) die Ueberzeugung, daß mit Benutzung neuerer Werkzeuge und der durch freie Konkurrenz geſteigerten Handfertigkeit unſerer Werkleute die Sache im Grunde nicht einmal ſonderliche Schwierigkeiten darbiete. Nachdenken und Zufall hatten ihn dabei auf Auffindung der verſchol - lenen Art und Weiſe geführt, wie die Alten beim Ueberwölben weiter Räume verfuhren, wie es nämlich möglich iſt, ſolche leichte Gewölbe mittelſt einer eben ſo ſinnreichen als einfa - chen Methode ganz aus freier Hand auszuführen, d. h. ohne Einſchalung und einzig durch eine leichte Unterſtützung der Ge - wölberippen (Gurten) oder ſogenannte Reihungen.

Die Grundform dieſer Kirche iſt die ſchon im 12. Jahrhun - dert vorkommende, und im 15. und 16. Jahrhundert allgemein an - gewandte von 3 Schiffen unter einem Dache; ſie bildet alſo ein Ob - longum (Rechteck), auf deſſen weſtlicher kürzerer Seite der Thurm um ein Weniges vorſpringt, und an deſſen öſtlicher ein mit drei Seiten eines Achtecks geſchloſſener Chor anſtößt. Die ganze Länge beträgt 150 Fuß, die Breite mit Jnbegriff der um 4 Fuß vorſpringenden Strebepfeiler 72 Fuß, die Höhe vom Sockel bis zum Dache 50 Fuß, jene des Thurmes im Mauerwerk 110 Fuß, und die der achteckigen Nadel (Spitze) darauf 124 Fuß. Auf jeder Seite des Langhauſes befinden ſich ſechs Fenſter, jedes im Lichten 22′ hoch, durch einen Mittelpfoſten jedes in 2 Abtheilungen, jede von 2⅓ Fuß Weite geſchieden, mit breiten, tief ausgekehlten Einfaſſungen und mit Roſten aus Trierſchem Sandſtein geziert. Der Chor hat keine Fenſter, ſon - dern erhält ſein Licht durch einen Glaskegel über einer achteckigen 10 Fuß weiten Oeffnung im Schluß des Gewölbes.

Die Kirche hat 3 Schiffe; das mittlere 33 Fuß weit und 48 Fuß hoch, wird von 22½ Fuß weiten und 40 Fuß hohen Nebenſchiffen auf jeder Seite durch 4 cylindriſche 17 Fuß von einander abſtehende Säulen (runde Pfeiler) aus Baſalt-Lava, von 3 Fuß Stärke bei 25 Fuß Höhe geſchieden.

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Chor und Kirche ſind maſſiv, und nur ſechs Zoll dick überwölbt, ſo wie mit Gräten (Gradbogen) verziert, die in den Kir - chenſchiffen mit einfachen Quer - und Diagonalrippen auf Tragſteinen und den Säulen ruhen, im Chor aber in einer vielfach durchſchlun - genen Stütze die achteckige Lichtöffnung umgeben und tragen. Die Ueberwölbung geſchah nach der obengedachten Weiſe der Alten, ganz aus freier Hand, d. h. ohne Einſchalung und mittelſt ganz ein - facher Unterſtützung der Gräte (Gradgurten).

Die nur 3 Fuß dicken Mauern beſtehen aus regelmäßigen Schichten von einem ſehr guten Thonſchiefer. Die Gewölbe beſtehen aus einem Bimsſteinconglomerate, welches bei Engers am Rhein als ein vulkaniſches Produkt gegraben wird, und nicht viel mehr Con - ſiſtenz beſitzt wie ein Schwalbenneſt.

Betrachten wir nach dieſem Vorausgeſchickten die Zeichnung, ſo ergiebt ſich noch folgendes:

Fig. 170. ſtellt den einen Theil des Grundriſſes, Fig. 171. den Querdurchſchnitt, Fig. 172. einen Theil des Längendurchſchnitts und Fig. 173. die Profile der Grad - und Gurtenendigung vor.

Die Gewölbe des Mittelſchiffes ſind doppelt ſo lang als breit. Es iſt bei Kirchen das gewöhnliche Verhältniß, welches jedoch nicht leicht vergrößert werden darf, da die Kappen alsdann eine unbequeme Geſtalt erhalten. Die Räume der Gewölbe in den Seitenſchiffen verhalten ſich wie 2: 3, und ſind die Umfaſſungsmauern mit einge - rechnet, gerade halb ſo breit als die des Mittelſchiffes. Die nur ſchwachen Gewölbeſtützen, welche hier in runder Form auftreten, wür - den unbedingt als Widerlager zu ſchwach ſein, wenn die Gewölbegur - ten den Seitenſchub nicht gegenſeitig aufhöben, und denſelben zuletzt auf die Strebepfeiler fortpflanzten.

Dieſe Strebepfeiler haben den vierten Theil der Breite der Mit - telſchiffgewölbe zur Stärke, ſind alſo nach dem Seitenſchube derſelben proportionirt, und deshalb ſtark genug dem geſammten Gewölbeſchube zu widerſtehen. Die Schild - oder Stirnmauern erleiden keinen Sei - tenſchub und können deshalb entweder ganz fehlen (wie zwiſchen den Säulen des Mittelſchiffes) oder ſie brauchen nur dünn zu ſein (wie in den Fronten zwiſchen den Strebepfeilern).

Was das Verfahren betrifft, um die Kappen ohne Holzverſcha - lung einwölben zu können, ſo geſchieht dies in folgender Weiſe.

Geſetzt man wollte das Gewölbe abcd. in Fig. 170. einwöl - ben, ſo werden zuvörderſt die Lehrbogen der Gurten ab. ac. cd. aufgeſtellt, die Mauer bd. mit ihrer gewölbten Chorniechenöffnung216 muß ſchon vorhanden ſein. An dieſer Mauer bd. wird eine vertiefte Rinne für den Bogen db. entweder gleich bei dem Mauern belaſſen, oder eine ſolche Rinne wird erſt eingehauen, wenn man die Kappe bdh. gegenwölben will. Geſetzt man wollte nun von dem Punkte c. aus anfangen zu wölben; ſo ſetzt man erſt ein kurzes Stück Gur - ten von c. nach e. und von c. nach g. Eben ſo ein kurzes Stück Gradbogen von c. nach f. und wölbt die Kappenſtücken cef. und cfg. gleich mit ein, ſo ſteht das Stückchen cefg. feſt, wenn man nämlich die Gurten ca. gd. ab. chb. und dha. gehörig abgeſteift hat, da - mit ſie dem Kappenſchube widerſtehen können. Jeden Gewölberaum wie abcd., fängt man in allen 4 Ecken zugleich an zu wölben, und fährt von den Anfangspunkten a. b. c. d. bis zum Scheitel des Ge - wölbes h. in gleicher Weiſe fort. Die Kappen ſelbſt werden, wie frü - her bei den Kreuzkappen, auf den Schwalbenſchwanz eingewölbt (§. 44.). Sie find hier einen halben Stein ſtark. Man wird immer gut thun, die Einwölbung der kleinen Gewölbe in den Seitenſchiffen zuerſt vor - zunehmen und die des Mittelſchiffes zuletzt einzuwölben, da hierdurch die Gewölbe des Mittelſchiffes ſogleich ihr volles Widerlager erhalten.

Die Gewölbegurten im hohen Chor ſind ſo angeordnet, daß ſie das Achteck, welches das einfallende Licht bildet, und worauf ſich das Mauerwerk der ſogenannten Laterne befindet, gehörig unterſtützen.

Man ſieht bei dem Grundriſſe (Fig. 170.) ganz deutlich, wie alles darauf berechnet iſt, den Seitenſchub nach den ſtärkſten Punkten (den Strebepfeilern) hinzuleiten, und zugleich wie man die ſchwachen Widerlagspunkte der einzelnen Pfeiler (hier die Säulen), durch das Gegeneinanderwirken der Gurten und Grade, wodurch der Seitenſchub größtentheils aufgehoben wird, im Gleichgewicht gehalten werden.

Die Füße der Gewölbe erhalten, wie ſonſt immer, bis zur Hälfte der Höhe der Gurtbogen eine Hintermauerung.

Die Gewölbekappen haben hier eine bedeutende Steigung nach dem Scheitel zu, und eine ſtarke Sprengung in ſich ſelbſt, welches alles ihre Feſtigkeit befördert.

Taf. VIII. Fig. 168. und 169. ſtellen ein ſogenanntes Stern - gewölbe vor. Wächſt nämlich der Raum welchen ein Kreuzgewölbe überſpannen ſoll ſo an, daß man für die Feſtigkeit der dünnen Kap - pen zu ſorgen hat, ſo legt man außer den 4 Gradgurten noch Zwi - ſchengurten an, welche alsdann kleinere, folglich feſtere Kappenräume bilden. Jn dem Grundriſſe des Sterngewölbes (Fig. 169.) ſind aMd. und bMc. die Hauptgradgurten, man hat aber auch außerdem noch zur Verkleinerung der Kappen die Grade eM. fM. gM. und hM.217 eingewölbt, und die ſo entſtandenen Kappen, wie aMe., noch wieder durch die Gurten ap. und pM. verkleinert. Den Namen haben dieſe Arten von Gewölben von der ſternartigen Form, welche die Grade bilden, erhalten.

Jm Scheitel ſtoßen alle dieſe Grade zuſammen, und bilden den Schlußſtein M. Man überſieht ſehr leicht, daß man ſich dieſen Schluß - ſtein bei jedem Kreuz - und Sterngewölbe als einen eingewölbten Kranz denken kann, ſo daß alſo im Scheitel des Gewölbes anſtatt des Schlußſteines, ein offnes, beliebig großes Loch verbleibt.

Der um das Loch kreisrund herumlaufende Kranz erhält die Stärke der Gradbogen, und in den altdeutſchen Kirchen findet man ſolche Oeffnungen in den Scheiteln der Gewölbe, als Schall - oder Luftlöcher angebracht. Man hat aber dergleichen Sterngewölbe auch oft nur deswegen angeordnet, um durch die Vermehrung der Gurten der Gewölbefläche eine zierlichere Form zu geben.

Wir haben bei dieſer Gelegenheit noch der ſogenannten hän - genden Gewölbe zu gedenken. Taf. VI. Fig. 133. zeigt den Durchſchnitt eines ſolchen.

Man ſtelle ſich das Kreuzgewölbe in ſeinen Gurten und Gra - den aufgeführt vor, nur die Kappen fehlten noch. Wenn man nun im Scheitelpunkte der Grade bei S. durch den Schlußſtein ſich einen eiſernen Bolzen Sa. gehängt denken will, welcher in a. einen Conſol trägt, und von dieſem Conſol aus wieder Grade nach den erſten Gra - den und Gurten ſpannt, und dazwiſchen Kappen in gewöhnlicher Art einſpannt, ſo entſteht das geforderte hängende Gewölbe, welches an dem Bolzen Sa. hängt, und von den zuerſt errichteten Gewölbegurten getragen und in der Schwebe gehalten wird.

Es iſt eine ſolche Anordnung nichts weiter als eine Spielerei, welche die Laſt unnöthig vermehrt, und überdieß den innern Raum des Gewölbes kleiner macht, als er bei gewöhnlicher Anordnung der Kappen geworden wäre.

Taf. VIII. Fig. 174. 176. u. 177. zeigen ein ſogenanntes Nor - männiſches oder Fächergewölbe. Es hat ſeinen Namen da - von, daß die normänniſchen Abkömmlinge in England ſich dieſer Wöl - bungsart gern und vielfach, beſonders bei kleineren Räumen, wie bei Kapellen und Sälen bedienten, und dann von der fächerartigen Form, welche die Gewölberippen (Grade) bilden.

Als Unterſchied gegen den hohen altdeutſchen Spitzbogen ergiebt ſich, daß bei dem normänniſchen Gewölbe der Bogen aus zwei ſich218 ſchneidenden Viertheil-Ellipſen gebildet wird (wie ſie Taf. VI. Fig. 126. und 127. gezeichnet ſind).

Taf. VIII. Fig. 176. zeigt den Grundriß, Fig. 174. den Durch - ſchnitt einer ſolchen Anordnung. Die Gewölbe breiten ſich von den ſie unterſtützenden Pfeilern ſo lange kreisförmig aus, bis dieſe Kreiſe ſich gegenſeitig berühren. Die deutlichſte Vorſtellung kann man ſich hiervon machen, wenn man ſich ſtark nach außen geſchweifte Cham - pagnergläſer ſo aneinander geſtellt denkt, daß ihre oberen Kreiſe ſich berühren, die Stiele der Gläſer würden dann die Pfeiler, die Schwei - fungen des Glaſes oben die Gewölbe bedeuten.

Zwiſchen je vier ſolchen Gewölben (oder Gläſern) wird ſich ein offner Raum bilden, welcher durch ein beſonderes flaches Gewölbe (ei - nen ſogenannten Spiegel) geſchloſſen wird. Um dieſem Spiegelge - wölbe noch mehr Feſtigkeit, und den Gewölben ſelbſt mehr Spannung zu geben, wird zwiſchen den 4 Kreisbogen der Gewölbe noch ein Kranz eingewölbt, welcher abermals die Gewölbe berührt, wie Fig. 176. bei K. zu ſehen. L. zeigt einen der offenen Räume ohne eingewölb - ten Kranz.

Jn dieſe Kränze ſetzte man tief herunterhängende Schlußſteine ein, wie in Fig. 177. ein ſolcher bei A. gezeichnet iſt.

Es iſt von dieſen Gewölben noch zu merken, daß ſie vermöge des flachen Bogens, welchen ſie bilden, einen ſehr bedeutenden Sei - tenſchub auf die Strebepfeiler ausüben, welche eben darum ſehr ſtark ſein müſſen; ferner verurſacht die an ſich flache Lage der Gewölbe, und namentlich der zwiſchen ihnen befindlichen faſt ſcheitrechten Spie - gel, ſo wie die ſchweren, tief herunterhängenden Schlußſteine, daß ſie an ſich keine übermäßige Feſtigkeit haben, weshalb ſie ſich zur Ueber - wölbung großer Räume nicht eignen.

Deshalb hat man dieſe Art von Gewölben auch nur bei klei - nen Abmeſſungen in Stein, ſonſt aber, bei größeren Maaßen, im - mer in Holz ausgeführt.

Jn Stein ausgeführt bedürfen ſie ebenfalls, wie die Kreuzge - wölbe, keiner Verſchalung, ſondern nur aufgeſtellter Lehrbogen, um die Richtung des Gewölbes nicht zu verlieren.

§. 49. Die Topf - und Gußgewölbe.

(Taf. VIII. Fig. 190 192. und Fig. 195 200.)

Die Haupturſache der Erfindung von Topf - und Gußgewölben war unſtreitig, durch Anwendung vermauerter, hohler Töpfe den Ge - wölben mehr Leichtigkeit zu geben, wodurch der Seitenſchub vermin -219 dert wurde, und demnach auch die Widerlager ſchwächer werden konn - ten, als wenn man gebrannte Mauerſteine oder gar Hauſteine zur Wölbung verwendet hätte.

Man hat dergleichen Wölbungen zur Römerzeit ſowohl zu Gurt - bogen (wie bei Stadtthoren), als auch zu Kuppeln und andern Ge - wölben benutzt. Die Töpfe haben gewöhnlich die Form eines Cylin - ders, auf einem Ende offen, am andern mit einer Spitze verſehen, um in einander geſchoben werden zu können. Jhr Durchmeſſer iſt verſchieden, die kleinſten ſind etwa 3 Zoll Diam. und ihre Länge mit der Spitze etwa 6 7 Zoll. Man hatte auch größere Töpfe von etwa 2⅚ Fuß lang und etwa davon zum Durchmeſſer, welche zur Hintermauerung der eigentlichen Topfgewölbe angewendet wurden.

Fig. 190. zeigt eine Hälfte des Durchſchnittes der mittleren Kuppel in der Kirche St. Vitale zu Ravenna, welche im 6ten Jahr - hundert erbaut iſt. Der mittlere Raum, welcher, wie die ganze Kir - che, im Grundriſſe die Form eines regelmäßigen Achtecks hat, iſt oben mit einem halbkugelförmigen Topfgewölbe von circa 50 Fuß Durch - meſſer bedeckt, was über die anderen Theile des Gebäudes emporra - gend eine Laterne bildet. Das Gewölbe beſteht oben aus zwei, und unten an den Widerlagern aus drei Lagen von Töpfen, die ſpiralför - mig (wie in Fig. 191.) ineinander gefügt ſind. Die einzelnen Töpfe haben 3 Zoll Durchmeſſer und 6 7 Zoll Länge, ſie ſind außerhalb ſchraubenartig gefurcht, und an dem offnen Ende mit einem vorſtehen - den Rande verſehen. Sowohl die Hintermauerung dieſer Kuppel, als auch die ſenkrechten Widerlager derſelben, ſind aus aufrecht ſtehenden Henkeltöpfen gebildet (Fig. 192 A. und B.). Bei A. iſt ein ſolcher Topf in der äußern Anſicht, bei B. im Durchſchnitt gezeichnet. Sie haben 8 Zoll Durchmeſſer und 22 Zoll Länge. Hier ſowohl wie in der Kuppel ſind die Zwiſchenräume der Töpfe mit einem Guß von Puzzolane ausgefüllt (§. 16. g.).

Jn der neuſten Zeit hat man in Frankreich wieder angefangen, Anwendung von dieſen Topfgewölben zu machen, und ſie unter andern vorzüglich dazu benutzt, gerade feuerfeſte Decken daraus zu bilden; da aber ſolche ſcheitrechte Gewölbe, für größere Räume, ſich nicht würden frei getragen haben, war man genöthigt, die hohlen Steine oder Töpfe auf eiſerne Gerüſte zu ſetzen, die Töpfe wurden mit Gyps vergoſſen.

Der erſte Verſuch mit der Erneuerung des Topfbaues wurde in der großen Branntweinshalle (halle à l’eau de vie) gemacht, wo es darauf ankam, über den zur Aufbewahrung des Branntweins beſtimm -220 ten Kellerräumen möglichſt leichte Decken zu conſtruiren, die bei gro - ßer Spannung nur ſchwacher Widerlager bedürfen, um den Raum nicht zu beengen, und die zugleich, rückſichtlich der leichten Brennbar - keit des Branntweins, wenigſtens eine ſo ſchnelle Verbreitung des Feuers, wie es Holzdecken gethan haben würden, verhindert hätten.

Dieſe Gewölbe waren nach einem flachen Kreisſtück von etwa 60 Grad Mittelpunktswinkel conſtruirt, die Töpfe ſtanden in der Wöl - bung aufrecht nach dem Fugenſchnitte. Das Gewölbe iſt 8 Zoll ſtark, die Spannweite beträgt 16 Fuß und die Stärke der Widerlager nur Fuß.

Man muß aber hierbei nicht vergeſſen, daß durch das Vergie - ßen der Töpfe mit Gyps, gleich von vorn herein, wegen der ſchnellen Bindung des Mörtels (des Gypſes), faſt aller Seitenſchub aufgeho - ben wurde.

Die Töpfe ſelbſt hatten hierbei die Form eines hohlen Cylinders, der an beiden Enden geſchloſſen iſt. Seine Länge beträgt 8 Zoll, ſein Durchmeſſer 4 Zoll und die Stärke ſeiner Wände ¼ Zoll. Ein ſolcher Topf wird auf einer gewöhnlichen Scheibe mit der Hand ge - dreht, und nachher oben und unten mit einem bereit gehaltnen Deckel geſchloſſen. Sobald er fertig iſt, bohrt man in dem unteren Theile der Seitenwand ein kleines Loch durch, um der innern Luft beim Brennen einen Ausweg zu ſchaffen. Zur Aufſetzung des Gewölbes werden leichte Lehrgerüſte aufgeſtellt, dieſe genau mit Brettern ver - ſchalt (in flacher Kappenform), dann die Steine ſo dicht wie möglich gurtweiſe aneinander gelagert, und hierauf die Zwiſchenräume mit Gyps vergoſſen. Die Lehrbogen können ſchon den Tag nach der An - fertigung weggenommen werden.

Bei der Pariſer neuerbauten Börſe wünſchte man ebenfalls leichte und feuerſichere Decken, die aber gerade Flächen bilden ſollten.

Die hierzu angewendeten Töpfe ſind ohngefähr doppelt ſo groß wie in der halle à l’eau de vie, aber man hatte es für nöthig er - achtet, Träger von Stabeiſen zur Unterſtützung dieſer flachen Ge - wölbe anzubringen. Solche Träger die aus einem geraden und einem damit verbundnen gebogenen Eiſenſtabe beſtehen, überſpannen die etwa 13 14 Fuß weiten Räume, und liegen 4 Fuß von einander entfernt.

Zwiſchen dieſen Eiſenverbindungen ſind die Töpfe ſenkrecht ſo eingeſetzt, daß ſie ein ſcheitrechtes Gewölbe bilden, wobei diejenigen Töpfe, welche grade auf Querriegel treffen, unterhalb mit einem Ein - ſchnitt verſehen ſind, damit hierdurch ein guter Verband möglich ge - macht werde. Alle Zwiſchenräume ſind hierauf mit Gyps vergoſſen,221 die untere Anſicht des Gewölbes und der Boden darüber gerade aus - geglichen, und Letzterer mit Flieſen belegt.

(Ein Mehreres hierüber ſehe man in Vorlegeblätter für Mau - rer, Berlin 1835. bei Schenk und Gerſtäcker.) Es wird dort unter andern geſagt, daß man die hohlen Töpfe mit mehreren kleinen - chern verſehen ſolle, und namentlich ein ſolches in dem Boden derſelben mache, theils damit der Gyps ſich gut einbinde, und damit bei einer entſtehenden Feuersbrunſt durch die in den Töpfen eingeſchloſſene Luft (durch die Ausdehnung derſelben vermittelſt der Hitze) keine Exploſion entſtehe. Was aber den letzten Punkt betrifft, ſo würde er nur ver - hindert werden können, wenn man die nach unten gekehrten Löcher der Steine offen ließe; denn wollte man ſie durch irgend einen Bewurf ſchließen, ſo würden ſie natürlicherweiſe ganz unwirkſam ſein.

Das Meiſte und Neuſte über dieſen Gegenſtand findet man in der Wiener Allgemeinen Bauzeitung von Förſter zuſammengeſtellt und wir entheben aus Jahrgang 1837. No. 40. ꝛc. das Folgende. (Siehe zugleich Taf. VIII. die Figuren 195 200.) Der Roſt ei - ner ordinairen Decke beſteht in der Regel (wie in Fig. 195.) aus ei - nem eiſernen Bogen aa., welcher an beiden Enden, wo er in die Mauer befeſtigt wird, umgeben werden muß, um ihn verankern zu können. Der Bogen erhält ſich als ſolcher, indem bei bb. zwei ſchwache eiſerne Schließen cc. angebracht ſind, die durch ein Band d. in der Mitte des Bogens aufgehängt werden, das verſchraubt wird.

Die auf ſolche Weiſe verfertigten Roſte werden beiläufig 12 Fuß weit von einander in das Gemäuer befeſtigt, und die Zwiſchenräume von je zwei Roſten durch eiſerne Schließen, von gleicher Dicke wie die am Roſte, und mit ihnen parallel laufend, untertheilt (das heißt es liegt alle ſechs Fuß weit eine ſolche Schließe). Alle dieſe Schließen werden dann durch quer über ſie fortlaufende andere Eiſenbänder, 2 an den Ecken, 3 in gleichen Zwiſchenräumen, verbunden.

Sind alle dieſe Eiſentheile zuſammengeſetzt, ſo erhält man ein vollſtändiges Gerüſt, wie in Fig. 197., deſſen Felder ſofort mit hoh - len Ziegeln von 6 Zoll 10 Linien bis 7 Zoll 7 Linien Höhe und 3 Zoll 8 Linien bis 4 Zoll 4 Linien im Durchmeſſer vollgeſetzt und dann mit Gyps vergoſſen werden.

Fig. 198. zeigt einen der Bogen am Ende mit der Schließe und dem Anker. Fig. 196. zeigt eine der Topfreihen, mit dem da - rüber befindlichen Flieſenfußboden und dem darunter befindlichen Lehr - gerüſt, worauf die Schalungsbretter liegen. Fig. 199. zeigt ſolche222 Töpfe in der Anſicht und im Durchſchnitt, und Fig. 200. dieſelben in ihrer Stellung im Grundriſſe.

Gußgewölbe ohne Anwendung von Töpfen werden in der Art ausgeführt, daß man zuvörderſt ein Lehrgerüſt aufſtellt, und dies nach der vorgeſchriebenen Bogenform mit Brettern verſchalt. Auf dieſe Verſchalung wird der aus leichtem Geſtein (Bimsſtein, Tuff, Schlacken) mit Puzzolanemörtel gemiſchter Béton ſchichtenweiſe von unten nach oben aufgetragen, ſo dick als die Wölbung werden ſoll.

Man muß hierbei beſonders Acht haben, daß man eine nächſt - obere Schicht nicht eher auftrage, bis die nächſtuntere getrocknet iſt, welches bei dem ſehr ſchnelltrocknenden Mörtelguß in wenig Tagen geſchieht. Bringt man die neue Lage zu früh auf, oder gießt man z. B. ein ganzes Gewölbe mit einem Male, ſo giebt es, wegen des gewaltſamen Zuſammenziehens der Maſſe bei dem Trocknen, große Riſſe und Sprünge.

Jn Calabrien pflegt man ganze Brückenbogen, wenn ſie nicht groß ſind, auf ähnliche Art zu gießen. Ebenſo machen ſich die ar - men Leute daſelbſt ihre Hütten. Es werden zu einer Brücke Steine ſo aufgeſchichtet, daß ſie die Form des Brückenbogens darſtellen, über dieſe ſchichtet man kleineres Geſtein und vergießt daſſelbe mit Puzzo - lanemörtel. Nachdem das Ganze trocken iſt, räumt man die unteren Steine fort und die Brücke ſteht fertig da.

Bei Hütten verfährt man ganz ähnlich. Man ſchichtet zuvör - derſt große Steine kegelartig aufeinander, auf dieſe bringt man ſchich - tenweiſe einen Guß, aus kleinen Steinen und Puzzolane beſtehend, ſo daß man aber wo die Thüre ſein ſoll, eine Oeffnung beläßt. Jſt der Guß trocken, ſo räumt man durch die Oeffnung den Steinkegel inner - halb fort, und man erhält einen kegelförmig gewölbten Raum, wel - cher einem Bienenkorbe nicht unähnlich iſt.

Jſt bei einem Gußgewölbe der Raum ſehr groß, ſo daß man für die Feſtigkeit fürchten zu müſſen glaubt, ſo wölbt man nach Taf. VIII. Fig. 193. ringsherum erſt Gurten von Ziegelſteinen, läßt dieſelben austrocknen und füllt alsdann die Zwiſchenräume mit Guß - werk. Hierdurch wird der Raum in viele kleinere Theile getheilt, das ungleiche Setzen ſo wie das Reißen des Guſſes verhindert, und doch eine bedeutend größere Leichtigkeit des Ganzen erzielt. Was die Stärke der Widerlager ſolcher Gußgewölbe betrifft, ſo kann man ſie etwa ¾ ſo ſtark machen, als ſie bei gewöhnlicher Steinconſtruction geworden wären.

Zieht man eiſerne Hülfsanker ſo lange ein, bis der Guß trocken223 iſt (worauf man die Anker wieder entfernt), ſo brauchen die Wider - lagsmauern nicht ſtärker zu werden, als ſie vermöge ihrer Höhe (ohne Rückſicht auf das Gewölbe) zu ſein brauchen, da das Gußgewölbe, im trocknen Zuſtande, gleichſam nur als ein einziger ausgehöhlter Stein anzuſehen iſt, und keinen Seitenſchub, ſondern nur einen ſenkrechten Druck ausübt.

Die Stärke der Gußgewölbe wird um etwas ſtärker zu nehmen ſein, als wenn man es ganz von Mauerſteinen gemacht hätte, da der natürliche Zuſammenhang der Gußmaſſe vor dem Setzen und Trock - nen geringer iſt als bei den Backſteinen.

Zur noch größeren Erleichterung der Guß - und auch anderer Gewölbe, hat man die Gewölbe mit regelmäßigen Vertiefungen in Reihen über einander (Caſſetten, Caſſaturen) verſehen, welche außer - dem zur Zierde dienen, und namentlich bei kuppelartigen Gewölben vorkommen. Dadurch wird die Maſſe des Gewölbes vermindert, folg - lich ein geringerer Seitenſchub erzeugt.

§. 50. Wölbung der Thür - und Fenſterſturze, Rauchmäntel, ſcheitrechten Bogen ꝛc.

Die obere Bedeckung einer Thür - oder Fenſteröffnung heißt der Sturz. Man kann einen ſolchen Sturz aus Holz bilden, wie bei den Fachwerksgebäuden, oder aus einem einzigen Werkſtück, wenn man mit Hauſteinen baut, oder man kann ihn auch von Mauerſteinen in Mörtel wölben, und von dieſen ſoll hier vorzugsweiſe die Rede ſein. Taf. VII. Fig. 145. zeigt die Anſicht und den Durchſchnitt eines halb - kreisförmigen Bogens über einer Thüröffnung von 5 Fuß lichter Weite.

Der Bogen iſt 1 Stein ſtark und eben ſo breit. Die Steine müſſen keilförmig gehauen werden, wie es bei den Schenkeln ab. und bc. zu ſehen, es taugt nichts wenn der Fugenſchnitt durch den Kalk allein hervorgebracht wird. Jm Gegentheil müſſen alle Fugen oben und unten gleich ſtark ſein (nicht klaffen). Um den Bogen wölben zu können, werden 2 Lehrbogen abc. neben einander aufgeſtellt, die aus einzelnen ſchlechten Brettſtücken, mittelſt quer übergenagelten Lei - ſten oder Latten verbunden, und nach einem Halbkreiſe ausgeſchnitten ſind. Zur gemeinſchaftlichen Unterſtützung der beiden Lehrbogen ſte - hen zu beiden Seiten die Bohlenſtücke dd.

Fig. 148. ſtellt eine Maueröffnung nach einem flachen Kreis - ſtück überwölbt vor, ebenfalls 5 Fuß breit. Der Bogen iſt Stein ſtark und eben ſo breit. Jeder von den beiden Lehrbogen be - ſteht nur aus einem einfachen Brettſtück a., welches in Form eines224 Kreisabſchnittes nach der innern Wölbungslinie ausgeſchnitten iſt, und durch 2 andere ſtarke Bretter bb. an beiden Enden unterſtützt iſt, welche letztere durch die Spreitze c. auseinander gehalten werden.

Fig. 150. Ein zwei Stein ſtarker, ſcheitrechter Bogen, ebenfalls 5 Fuß breit, aus keilförmig gehauenen Steinen. Der Mittelpunkt des Bogens liegt da, wo die verlängerten Linien der Fugenſchnitte die Mittellinie der Oeffnung ſchneiden. Dieſer Mittelpunkt muß aber ſo tief liegen, daß die gehauenen Steine, wo ſie am ſchmalſten ſind, wenigſtens doch noch die Hälfte ihrer Stärke behalten.

Als Lehrgerüſt dient hierzu ein wagerecht liegendes Brett aa., welches durch die 3 ſenkrecht ſtehenden Bohlenſtücke bbb. unter - ſtützt wird.

Fig. 154. ſtellt die Wölbung eines gedrückten, 1 Stein ſtarken Bogens vor, über eine 5 Fuß weite Oeffnung. Die Bogenform iſt eine Korblinie, welche aus den Mittelpunkten a. b. c. beſchrieben iſt.

Der aus ordinairen Brettſtücken zuſammengefügte Bogen dd. wird an beiden Enden von den ſenkrecht geſtellten Stützen ee. getragen.

Fig. 155. Ein ſcheitrechter, Stein ſtarker Bogen, über eine 10 Fuß weite Oeffnung.

Damit derſelbe nicht die ganze Laſt des darüber ſtehenden Mauer - werks zu tragen habe, was beſonders bei einer ſo großen Spannung den Einſturz des Bogens nach ſich ziehen würde, ſo iſt über demſel - ben ein flacher Bogen eingewölbt, welcher dem unteren die Laſt ab - nimmt, und deswegen ein Ablaſtebogen genannt wird. Der Zwi - ſchenraum, welchen der Ablaſtebogen und der ſcheitrechte bilden, wird ausgemauert. Außerdem wird die Laſt des ſcheitrechten Sturzes an dem Ablaſtebogen mittelſt eiſerner Anker bb., durch welche oben und unten ſtarke eiſerne Splinte aa. und cc. geſteckt ſind, aufgehängt, ſo daß hierdurch jede Senkung des Sturzes verhindert wird.

Zum Lehrgerüſte dient eine wagerecht gelegte, ſtarke vierzöllige Bohle dd., welche durch die 3 Stützen eee. getragen wird. Zuerſt wölbt man den ſcheitrechten Bogen und legt den Anker bb. gleich mit ein. Alsdann wird der Ablaſtebogen gewölbt. Das Lehrgerüſt des ſcheitrechten Bogens bleibt ſo lange ſtehen, bis beide Bogen hin - längliche Feſtigkeit durch Austrocknen erhalten haben.

Fig. 156. zeigt die Wölbung eines Spitzbogens, über eine Oeff - nung von 14 Fuß lichter Weite. Jeder von den beiden Bogen, die im Scheitelpunkte ſpitz zuſammenlaufen, iſt aus dem gegenüberliegen - den Kämpferpunkte a. mit einem Halbmeſſer beſchrieben, welcher der lichten Bogenweite gleich iſt; daher laufen auch die verlängerten Ge -225 wölbefugen eines jeden Gewölbeſchenkels in den ihm gegenüberliegen - den Kämpferpunkte zuſammen. Hieraus entſpringt aber, wie man aus der Fig. 156. ſehen kann, für die Steinconſtruction im ſpitzen Scheitel eine Schwierigkeit, indem hier die Fugen nicht mehr nach den genannten Punkten gerichtet ſein können; ſind nämlich pm. und rn. die letzten Fugen, welche verlängert nach den beiden Kämpferpunkten aa. gehen, und ſchneiden ſich ihre Richtungen in x., ſo iſt dies der Centralpunkt für die Gewölbefugen, die in der Gegend des Scheitels innerhalb mnpqr. treffen.

Da nun des Steinverbandes wegen die Ziegelſteine zu ſehr ver - hauen werden müſſen, um die in der Figur angegebene Conſtruction auszuführen, ſo würde es ſehr zweckmäßig ſein, den ganzen Gewölbe - theil mnpqr. aus einem einzigen Werkſtück auszuhauen, und als einen zuſammenhängenden Schlußſtein zwiſchen den beiden Gewölbe - ſchenkeln zu verſetzen. Auch kann man den Schlußſtein aus gebrann - tem Thon anfertigen laſſen, was namentlich dann vorzuziehen ſein würde, wenn viele ſolche Spitzbogen von gleicher Größe zu mauern ſind, und das Gebäude keinen Abputz (Bewurf) erhält, ſondern die Steinconſtruction außerhalb ſichtbar bleibt.

Der Lehrbogen bb. iſt aus doppelt zuſammengeſchlagenen Brett - ſtücken gefertigt, und mit ſeinen unterſten Enden bei aa. auf wage - rechte Rahmſtücke, die von lothrechten Stielen getragen werden, auf - geklaut. Außerdem ſteht der Bogen auf Keilen. Die Spannlatte c., welche beide Bogenſchenkel zuſammenhält, darf nicht weggelaſſen werden.

Da der Breite des Bogens wegen hier quer über beide Lehr - bogen (den äußern und innern) eine Schalung von Brett - oder Lat - tenſtücken aufgelegt wird, ſo muß man bei Aufreißung des Lehrbo - gens die Stärke dieſer Schalung, von ſeiner lichten Weite auf bei - den Seiten, vom Halbmeſſer abziehen und darnach die Bogenlinie beſtimmen.

Dieſe Vorſicht iſt in allen Fällen nöthig, wo eine Schalung auf die Bogen zu liegen kommt, weil ſonſt die Bogen bis unmittel - bar unter das Gewölbe reichen würden, und keine Schalung mehr aufliegen könnte.

Die Steinverbände für die bisher gegebenen Bogenſtärken ſind in den abwechſelnden Gewölbeſchichten, in den folgenden Figuren (Taf. VII. ) dargeſtellt.

Fig. 146. Steinverbände zu Mauerbogen von der Stärke eines Steines, und zwar:

Menzel, der praktiſche Maurer. 15226
  • A. Zwei Schichten bei einer 1 Stein ſtarken Laibung
  • B.
  • C. 2
  • D.
  • Fig. 147. Steinverbände zu Mauerbogen von Stein Stärke, und zwar:
  • A. Zwei Gewölbſchichten bei einer 1 Stein breiten Laibung
  • B.
  • C. 2
  • D.
  • Fig. 149. Verbände zu 2 Stein ſtarken Mauerbogen, und zwar:
  • A. Zwei Schichten bei einer Stein breiten Laibung
  • B. 2
  • C.

Fig. 151 A. Verband für Stein ſtarke Bogen.

Zwei Steinſchichten bei einer 2 Stein ſtarken Laibung.

Fig. 153 B. Verband für Stein ſtarke Bogen.

Zwei Steinſchichten bei einer Stein breiten Laibung.

Fig. 140. zeigt ein Fenſter von 4 Fuß lichter Weite und 8 Fuß im Lichten hoch, in einer Mauer von Stein Stärke. A. iſt die äußere Anſicht, B. der mittlere Querdurchſchnitt, und C. die in - nere Anſicht.

Um in der Frontanſicht einen geraden Fenſterſturz zu erhalten, iſt außerhalb einen halben Stein dick ſcheitrecht, innerhalb aber nach einem flachen Kreisbogen gewölbt. Die ſcheitrecht eingelegten Steine greifen dabei in die Wölbung des flachen Bogens ein, von welchem ſie gehalten werden. Das nach der Breite des Fenſters eingelegte Brett aa., welches der Steg genannt wird, dient als Lehre für die Wölbung des ſcheitrechten Sturzes und iſt nur 5 Zoll breit. Um den innern Fenſterbogen wölben zu können, wird der Lehrbogen b. etwa bis 2 Zoll über die Unterkante des graden Sturzes auf - geſtellt, und ſowohl dieſer wie der Steg durch das Brettſtück c. in der Mitte unterſtützt. Auf dieſer Stütze iſt der Mittelpunkt d., aus welchem der Lehrbogen beſchrieben wird, genau bemerkt, daſelbſt ein Nagel eingeſchlagen und an dieſem eine Schnur befeſtigt, welche dem Maurer die Richtung der Fugen angiebt. (Geübte Maurer bedürfen dieſer Schnur jedoch in der Regel nicht.)

Fig. 141. zeigt die Conſtruction eines Fenſterſturzes, der ſowohl außerhalb als innerhalb ſcheitrecht gewölbt iſt. Hierbei iſt A. die äu -227 ßere Anſicht, B. der Durchſchnitt durch die Mitte und C. die in - nere Anſicht.

Dieſe Art der Fenſterſturze ſind bei gewöhnlichen Maaßen eben ſo ſtark, wie die in Fig. 140. vorgeſtellten, und man gewinnt dabei den Vortheil, die Fenſterzarge ohne die geringſte Schwierigkeit ein - ſetzen zu können, und den Vortheil eines beſſeren Anſehens, als wenn der äußere und innere Sturz verſchieden ſind.

Fig. 142. Ein auf beiden Seiten ſcheitrechter Fenſterſturz, in einer Stein ſtarken Mauer. A. die äußere Anſicht, B. der Durch - ſchnitt, C. die innere Anſicht.

Oberhalb des Sturzes iſt durch den Vorſprung der Steine ab. (in Fig. A. und B.) die Fenſterbekrönung angegeben, welche beim Ab - putz der Mauerfront, zugleich mit den übrigen Theilen der Fenſterein - faſſung, nach der Lehre (Chablone) in Putz gezogen wird.

Fig. 143. zeigt die Anordnung eines Fenſterſturzes, wo die Seiteneinfaſſung und der Sturz aus Werkſtücken beſtehen. A. die äu - ßere Anſicht, B. den Querdurchſchnitt, C. die innere Anſicht.

Der Sturz wird aus zwei übereinander gelegten Sandſteinſtücken a. und b. gebildet, wovon das untere a. an beiden Enden auf den ebenfalls aus Sandſtein gefertigten Seiteneinfaſſungen cc. aufliegt, und mit dieſen das Fenſtergewände bildet. Das obere Stück b. dient als Fenſtergeſims, und wird von dem Steinmetz nach gegebener Chablone ausgearbeitet.

Ueber dieſem aus Hauſtein gefertigten Sturz iſt der flache Ab - laſtebogen dd. in der Mauer eingewölbt, welcher zum Zweck hat, den Sturz von der Laſt des Mauerwerks, welches darauf ſteht, zu befreien. Der übrige Theil des Mauerwerks iſt ſcheitrecht überwölbt, damit auch im Jnnern ein gerader Fenſterſturz entſtehe.

Fig. 144. Bei dem hier gezeichneten Fenſterſturze findet außer - halb ein ſcheitrechter, innerhalb aber ein flacher Kreisbogen ſtatt, wel - cher Letztere aber durch ein eingelegtes Bohlenſtück gerade ausgegli - chen wird. A. iſt die äußere Anſicht, B. der Querſchnitt und C. die innere Anſicht. Der im Jnnern angebrachte flache Bogen muß ſo hoch über der Unterkante des äußern geraden Sturzes anfangen, daß nicht blos ein hinreichend großer Fenſteranſchlag, ſondern auch noch für das Bohlſtück aa. Platz übrig bleibt, welches in einer Stärke von etwa 4 Zoll aus geſundem Eichenholz angefertigt und nach der Breite der Fenſteröffnung eingeſetzt wird. Die untere Anſicht dieſes eingeſetzten Bohlenſtückes kann entweder gerohrt und geputzt werden,15 *228oder man kann darin eine Füllung anbringen, welche mit den an den Seiten befindlichen Fenſterladen in Uebereinſtimmung ſteht.

  • Jn den Figuren 157 bis 161. ſind mehrere gute Mauerver - bände für die abwechſelnden Schichten bei Fenſterſturzen angegeben.
  • Fig. 157. zeigt zwei Steinſchichten zu einem Stein ſtarken Fenſterſturze in einer Mauer von Stein Stärke.
  • Fig. 158. zeigt zwei Steinſchichten zu einem Stein ſtar - ken Sturz in einer 2 Stein ſtarken Mauer.
  • Fig. 159. desgleichen zu einem 2 Stein ſtarken Sturz, bei Stein Mauerſtärke.
  • Fig. 160. zeigt die Steinconſtruktion zu einem Fenſterſturz, der wie in Fig. 143. außerhalb aus Werkſtücken und innerhalb aus ei - nem ſcheitrechten Bogen beſteht.
  • Fig. 161. zeigt 2 Gewölbeſchichten zu einem Fenſterſturz, wie er in Fig. 144. dargeſtellt war; nämlich außerhalb ſcheitrecht und innerhalb nach einem flachen Kreisbogen gewölbt, jedoch durch einge - legte eichne Bohlenſtücke gerade ausgeglichen.
  • Tafel X. Fig. 245. bis 249. enthält in verſchiedenen Anſich - ten, die Anordnung bei Einwölbung von Rauchmänteln und bei der Mauerung der Küchenherde.
  • Fig. 245. iſt die obere, ſowie Fig. 246. die vordere Anſicht eines Rauchmantels; Fig. 247. iſt die Anſicht übereck parallel mit xy.

Unter dem Rauchmantel iſt der Küchenherd hh. beſonders ge - zeichnet, welcher aus einem Tonnengewölbe beſteht, deſſen Hintermaue - rung oben wagerecht abgeglichen und dann mit Flieſen belegt wird. Dabei ſind die Steine in Lehm zu vermauern, weil dieſer dem Feuer beſſer als Kalkmörtel widerſteht. Fig. 248. iſt der Durchſchnitt nach der Richtung vw. in Fig. 245., Fig. 249. iſt der Grundriß der zu - gehörigen Küche nach einem halb ſo großen Maaßſtabe gezeichnet. Es iſt angenommen daß neben dem Küchenherde h. eine Mauer a. aufgeführt werde, worauf die Rauchfanghölzer ruhen. Wäre dieſe Mauer nicht da, ſo müßte das Rauchfangholz vermittelſt eines eiſer - nen Bolzens, der bei b. (Fig. 247) durchgebolzt wird, an den Decken - balken aufgehangen werden. Vorzüglich aber verhindert dieſe Mauer, daß durch häufiges Auf - und Zumachen der Küchenthür c. (Fig. 249) kein Luftzug unter dem Rauchmantel entſtehe, wodurch der Rauch in die Küche getrieben wird. Uebrigens verſteht es ſich von ſelbſt, daß dieſe Anordnung nur in dem unterſten Stockwerk, wo jene Mauer ge - hörig fundamentirt iſt, zuläſſig ſein kann; in den oberen Stockwerken229 muß man ſich begnügen, das Rauchfangholz auf die gewöhnliche Art an den Balken aufzuhängen.

Die Lage welche die Steinſchichten erhalten müſſen, iſt aus den Zeichnungen erſichtlich. Jn untergeordneten Gebäuden pflegt man die Schurze von Lehmſteinen in Lehm zu wölben, ſonſt gewöhnlich von gebrannten Mauerſteinen in Lehm gewölbt, bei ſehr großen der - gleichen Wölbungen pflegt man aber Kalkmörtel dazu zu nehmen, welcher die Steine feſter zuſammenhält, und bei der größeren Ent - fernung vom Feuer eben auch nicht leidet.

Bei großen ſcheitrechten Wölbungen wie bei Thor - wegen, namentlich wenn ſie nahe an die Frontecken der Gebäude kom - men, legt man zur Tragung des Bogens 2 bis 3 eiſerne Stangen unter, je nach der Stärke der Mauer. Durch dieſe Trageſtangen, welche mit Splinten an jeder Seite verſehen ſind und zugleich die Verankerung des Bogens bilden, läßt man in der Mitte einer jeden, einen eiſernen Bolzen ſenkrecht durch den Ablaſtebogen gehen, oben werden Splinte durchgeſchoben, ſo daß der ſcheitrechte Bogen in der Mitte ſich weder ſenken, noch der Anker wegen nach der Seite aus - weichen kann.

Zuweilen kommt es vor, daß Säulen mit ihren Gebälken von Mauerſteinen in Kalkmörtel angefertigt werden.

Jn dieſem Falle richtet man ſenkrechte Eiſenſtangen auf, welche durch die Mitte der Säulen gehen und durch die ganze Höhe des Säulengebälkes reichen. Tafel VII. Fig. 163. zeigt eine Anordnung der Art, welche zwar für Werkſtücke berechnet iſt, aber viel Aehnlich - keit mit der Conſtruction in Mauerſtein hat, weshalb wir ſie hier be - nutzen können.

Nachdem die erwähnten ſenkrechten Stangen aufgerichtet ſind, fängt man an die Säulen von keilförmig geformten Steinen in wagerechten Schichten aufzumauern. Alle 3 Fuß hoch legt man kleine Kreuzanker ein, welche die Schichten zuſammenhalten; und ſo fährt man fort bis man das Capitäl der Säulen aufgeſetzt hat, welches entweder aus Hauſtein, oder von gebrannten eigens geformten Mau - erſteinſtücken beſteht. Alsdann werden über die Säulen und unter den ſcheitrechten Bogen 2 bis 3 Trage - und Zuganker B. eingelegt. Nun ſetzt man über den Säulen die Widerlager der ſcheitrechten Bo - gen abcd. von Hauſtein auf. Ueber dieſen legt man die gekrümm - ten Zuganker geeeef. und verbindet dieſe mit den unteren geraden Ankern durch ſchräge Zugſtangen nach der Richtung des Fugenſchnittes. Jſt dies eiſerne Gerüſt aufgerichtet, ſo wölbt man die ſcheitrechten230 Bogen ein. Wenn dies geſchehen iſt, ſetzt man die aus Hauſteinen beſtehenden Widerlager efgh. auf, und wölbt dazwiſchen über den ſcheitrechten Bogen die Ablaſtebogen ein. Den Zwiſchenraum beider füllt man mit Mauerwerk.

Zu erwähnen iſt noch, daß man auch Verſuche gemacht hat, Gewölbe aus geſtampfter Erde (Piſé) zu fertigen (§. 28). Obgleich dieſelben durch Einzelne ſehr angeprieſen worden ſind, ſo ſcheinen ſie doch wenig Fortgang gehabt zu haben, wie ſich auch wohl aus der Natur des Materials ſchließen läßt. Die geringſte darauf wirkende Näſſe mußte ſie nothwendig zerſtören.

Auch Prochnow (§. 29) hat bereits aus Kalk und Sand ge - ſtampfte Wölbungen ausgeführt und hierbei laſſen ſich eher günſtige Ergebniſſe erwarten, als bei dem Lehmbau.

Jn Gußkalk nach Rydin’s Angabe (§. 30) laſſen ſich ohne Zweifel Gewölbe errichten, wenn man das, was wir in §. 49. da - rüber erfahren haben, berückſichtigt.

Es ſtehen uns demnach eine hinlängliche Anzahl Wölbungsar - ten zu Gebote, von denen die in gebranntem Mauerſtein und Guß - werk wohl die bequemſten ſind.

§. 51. Gewölbte Treppen.

Zuerſt müſſen wir einige allgemeine Bemerkungen vorausſchicken.

Zur bequemen Gelangung aus einem Raume in einen darüber oder darunter liegenden bedient man ſich der Treppen.

Hauptbedingungen einer guten Treppe ſind, daß ſie ſich 1) be - quem hinauf - und hinunterſteigen laſſe, 2) hinlängliche Breite derſelben, 3) daß man bei großer Höhe derſelben für angemeſſene Ruheplätze (Pedeſte) ſorge, 4) daß ſie feſt und 5) daß ſie ganz beſonders feuer - ſicher ſind. Dieſe letzte Bedingung erfüllen nur die maſſiven und ge - wölbten Treppen vor allen andern und es iſt ſehr zu bedauern, daß namentlich in Mittel - und Norddeutſchland maſſive Treppen im Jn - nern der Gebäude, nur zu den Ausnahmen gehören; da ſie beſon - ders in vielſtöckigen Häuſern der Städte ſchlechterdings von Staats wegen befohlen ſein müßten, um dem vielfachen Unglück, welches bei Feuersbrünſten alljährig durch hölzerne Treppen herbeigeführt wird, endlich ein Ziel zu ſetzen.

Nichts iſt in neueſter Zeit mehr vernachläſſigt als die Treppen - anlagen, man baut ſie eng, ſteil, finſter, unbequem in jeder Hinſicht; man legt die Treppenhäuſer in mehrſtöckigen Häuſern ſo an, daß ſie der Zugluft ausgeſetzt ſind, wodurch die Häuſer auskälten und die an den231 Treppenfiur anſtoßenden Zimmer faſt unerheizbar werden, oder mindeſtens einen unverhältnißmäßigen Aufwand von Brennmaterial erfordern.

Man theilt die Treppen in gerade aufgehende, in ſolche welche gerade gebrochen ſind (ſich in einem Viereck herum bewegen), und in krumm gewundene (wie die ſogenannten Wendeltreppen). Die ge - rade aufgehenden als die einfachſten ſind auch die wohlfeilſten; jedoch ſind ſie nicht immer anwendbar.

Die Höhe, um welche eine Stufe ſenkrecht von der nächſtuntern abſteht, heißt die Steigung. Die Breite um welche je 2 Stufen wagerecht von einander abſtehen, heißt der Auftritt. Die Seiten - mauern oder Steinſtücken worin die Stufen liegen, heißen die Wangen.

Um eine bequeme Treppe zu erhalten, hängt alles von dem Verhältniß der Steigung zum Auftritt und umgekehrt von einander ab. Da hierdurch der Neigungswinkel der Treppe beſtimmt wird, wenn man ſich über alle vordere Kanten der Stufen eine gerade Linie gezogen denkt, welche mit der wagerechten einen beſtimmten Winkel macht.

Der Winkel von 22½ Grad darf nicht leicht überſchritten wer - den, wenn die Treppe bequem bleiben ſoll, je ſteiler er wird, deſto unbequemer wird die Treppe.

Eben ſo muß es ein gewiſſes größtes Maaß für die Steigung geben, über welches hinaus die Treppe ſo gut wie unbrauchbar wird. Dieſes größte Maaß iſt 9 Zoll für die Höhe der Steigung, ſo wie das geringſte Maaß 4 5 Zoll Steigungshöhe ſein würde.

Es giebt verſchiedene erprobte Verhältniſſe für die Steigung.

1) Man nimmt die doppelte Höhe einer Stufe in Zollen, und die Ergänzung zu 24 Zoll, ſo giebt letztere Zahl den Auftritt. Z. B. man hätte 7 Zoll Stufenhöhe, doppelt = 14. Die Ergänzung zu 24 = 10, alſo würde zu einer Steigung von 7 Zoll, ein Auftritt von 10 Zoll erforderlich ſein.

Oder man hätte eine Höhe von 8 Zoll, doppelt = 16 Zoll die Ergänzung zu 24 = 8. Es würde alſo der Auftritt nur 8 Zoll breit werden. Es iſt zu überſehen, daß bei dieſem Verhältniß 8 Zoll Höhe ſchon eine unbequeme Treppe geben würden, da die Steigung gleich dem Auftritte wird.

2) Das Produkt von 6 × 12 = 72 Zoll wird durch die Stufen - höhe in Zollen dividirt.

Es ſei die gegebene Höhe = 6 Zoll, ſo würde der Auftritt $$\frac {72}{6}$$ = 12 Zoll.

232

Es ſei die Höhe = 8 Zoll, ſo würde der Auftritt = $$\frac {72}{8}$$ = 9.

Es ſei die Höhe = 9 ſo würde der Auftritt = $$\frac {72}{9}$$ = 8 Zoll.

Die Höhe der Steigung bei dieſer Art von Berechnung dürfte demnach die Höhe ebenfalls nicht über 8 Zoll betragen.

3) Man addirt zur Höhe in Zollen die Ergänzung zu 18 Zoll, ſo giebt dies den Auftritt.

Es ſei 6 Zoll die Höhe 6 + 12 = 18, ſo iſt 12 Zoll die Breite des Auftritts, es ſei die Höhe = 9 Zoll, 9 + 9 = 18 ſo iſt 9 die Breite des Auftritts. Und nur bei dieſem Verhältniß würde es noch möglich ſein, eine Steigung von 9 Zoll hoch machen zu können, obgleich es immer unbequem und nur bei ſehr untergeordneten Ge - bäuden anwendbar ſein wird.

Wollte man noch mehr Höhe als 9 Zoll zur Steigung neh - men, ſo wird die Treppe unſteigbar, weil ſich die Stufen ganz unter einander ſchieben, und man beſonders nicht herabſteigen könnte, wenn man auch allenfalls hinauf käme.

Noch eines Hauptübelſtandes unſerer Treppenanlagen iſt zu er - wähnen, nämlich deſſen, daß bei 2 übereinander liegenden Treppenar - men und Ruheplätzen, oder bei Führung der Treppen unter die - cher, häufig ſo wenig ſenkrechte Höhe belaſſen wird, daß man ſich ſtets bei ihrer Beſteigung an den Kopf ſtößt. Es müßten deshalb nie weniger als 7 Fuß lichte Höhe in dieſen Fällen verbleiben.

Hat eine Teeppe viele Stufen, ſo muß mindeſtens nach 17 Steigungen immer ein Ruheplatz (Pedeſt) folgen. Auch ſteigen ſich die Treppen am bequemſten, wo die verſchiedenen Abtheilungen derſel - ben eine ungerade Anzahl Steigungen haben z. B. 11, 13, 17.

Gewundene Stufen oder ſogenannte gewundene Viertel, müſſen bei viereckigen Treppenräumen nie oder nur im höchſten Nothfalle angeordnet werden.

Gewöhnlich werden die Trittſtufen, wenn ſie aus einzelnen auf - gelegten Platten beſtehen, ſo angeordnet, daß ſie an ihrer vorderen Seite mit ein paar Gliedern verziert ſind und etwa bis 2 Zoll vorſtehen. Jedoch giebt es auch ſolche wo die Stufe keinen ſolchen Vorſprung hat, ſondern gerade aufgeht. Jn dieſem Falle heißen die Stufen Blockſtufen.

Man baut die maſſiven Treppen auf zweierlei Art, entweder wird jede einzelne Stufe aus einem einzigen Hauſtein angefertigt und vermöge ihres Fugenſchnittes ſo auf die nächſt untere gelagert, daß ſie vollkommen darauf ruht und außerdem keiner weiteren Unter - ſtützung bedarf; oder die Trittſtufen der maſſiven Treppe ruhen auf233 Pfeilern und Bogen, und außerdem noch auf zwiſchen den Gurten geſpannten Gewölben, ſogenannte gewölbte Treppen.

Den Fugenſchnitt für den erſten Fall werden wir bei dem Steinſchnitt weiter unten kennen lernen.

Jn Gegenden wo ein feſter Hauſtein wohlfeil zu haben iſt, fin - det man die erſtere Art vorzugsweiſe angewendet.

Tafel IX. Fig. 201 bis 208. zeigen verſchiedene Arten ge - wölbter Treppen. Fig. 201. iſt eine gewöhnliche geradeauf gehende Treppe.

Zwiſchen einer Mauer a. und einer Aufmauerung b. befindet ſich eine eingewölbte Kappe cc., deren Steigung durch die Linie dd. angedeutet iſt. Die Stufenſteigungen werden von Mauerſteinen auf die Kappenwölbung aufgemauert und darüber liegen die Trittſtufen, entweder aus Steinplatten oder Holzbohlen beſtehend. Beſtünden die Stufen nicht aus Steinplatten, ſondern aus ſogenannten ſteinernen Blockſtufen, welche 3 Zoll tief in der Mauer a. und quer über die Mauer b. lägen, ſo wäre gar kein Gewölbe darunter nöthig.

Steinerne Stufen liegen vermöge ihrer Laſt ſo feſt auf einan - der, oder auf der Untermauerung, daß ſie keiner anderweitigen Be - feſtigung weiter bedürfen. Hölzerne Trittſtufen dagegen ſind an ſich zu leicht, als daß ſie feſt liegen könnten, ſie müſſen daher auf fol - gende Weiſe befeſtigt werden. Durch jede hölzerne Trittſtufe werden 2 eiſerne Bolzen in der Art gezogen, daß die Köpfe vertieft in die Stufe eingelaſſen werden, die Schraubenbolzen aber durch das unten befindliche Gewölbe reichen, damit man die Muttern erforderlichen Falles wieder feſter anziehen kann. Man pflegt zwar hölzerne Tritt - ſtufen auch mit ſogenannten Stichankern im Mauerwerk zu befeſtigen, welches aber nicht ſo gut iſt als mit Bolzen, da Stichanker ſich leicht herausziehen.

Die Trittſtufen von eichnen Bohlen ( Zoll ſtark) ſind beſ - ſer als Steinplatten und als Steinblockſtufen. Sie ſind immer tro - cken und ſicher zu betreten, was bei den ſteinernen nicht der Fall iſt. Dieſe nämlich haben die unangenehme Eigenſchaft daß ſie ſchwitzen (wie man es nennt), d. h. bei Veränderung der Temperatur ſchlagen ſich Dämpfe auf ihnen nieder, welche die Stufen glatt und deshalb insbeſondere für alte Leute und Kinder gefährlich zu beſteigen machen. Jſt nun ein polirter Stein zu dieſen Trittſtufen gewählt, ſo wird die Glätte derſelben noch unangenehmer und gefährlicher.

Hinſichtlich der Feuersgefahr iſt bei hölzernen Trittſtufen in ge - wölbten Treppen nichts zu befürchten, denn da die hölzernen Tritte234 unter ſich keinen unmittelbaren Zuſammenhang haben, ſo können ſie auch nie beſonders Feuer fangen, und wenn auch wirklich durch einen Zufall eine oder die andere Trittſtufe anbrennen ſollte, ſo kann ſich das Feuer nicht fortpflanzen, oder wenigſtens nur ſehr langſam. Auch würde eine ſolche gewölbte Treppe, ſelbſt wenn eine oder die andere Trittſtufe brennte, noch ohne Gefahr des Einſturzes betreten werden können, was bekanntlich bei ganz hölzernen Treppen nicht der Fall iſt.

Steinerne Blockſtufen laſſen ſich, wenn ſie ausgelaufen ſind, ſchlecht ausbeſſern, man kann alsdann nur einzelne Stücken einſetzen, welches mißlich iſt und ſchlecht ausſieht. Man pflegt daher lieber ſteinerne Platten als Trittſtufen zu verwenden, und wenn eine davon unbrauchbar geworden iſt, eine neue einzulegen.

Fig. 202. zeigt Grundriß und Längendurchſchnitt einer gewölbten Treppe auf Pfeilern und Bogen. aa. ſind die maſſiven Mauern welche die Treppe umgeben, bb. die Pfeiler welche das Ganze tragen, cc. die Kappengewölbe, welche die Steigung bilden, ee. die Gurt - bogen und dd. die Ruheplätze.

Was die Stärke der Widerlager betrifft, ſo kann man im All - gemeinen annehmen, daß Mauern und Pfeiler mindeſtens den 4ten Theil der lichten Gewölbebreite ſtark ſein müſſen. Wären demnach die Gewölbe 6 Fuß breit, ſo müßten Mauern und Pfeiler mindeſtens Fuß ſtark gemacht werden ꝛc. Es ſind in der vorliegenden Zeichnung ſteigende Stichkappen für die Trittſtufen angenommen, weil die Breite der Stufen nicht bedeutend iſt, und ſich dieſe Art Wölbung am bequemſten anordnen läßt. Werden jedoch die lichten Weiten der Gewölbe größer als 5 Fuß, ſo iſt es beſſer ſteigende Kreuzkappen, oder böhmiſche Kappen zur Ueberwölbung der Treppenarme zu wäh - len und zwar aus folgendem Grunde. Die ſteigende Stichkappe ſchiebt nach ihrer ganzen Länge gegen die Widerlager, dieſe müſſen demnach auf jedem Punkte der Länge gleich ſtark ſein, wodurch ſtär - kere Gurtbogen erforderlich werden, eben ſo ſchiebt die flache Stich - kappe mehr als jedes andere Gewölbe, weshalb auch deßwegen die Widerlager ſtärker werden müſſen.

Die ſteigende Kreuzkappe aber und die ſteigende böhmiſche Kappe ſchieben nur nach den 4 Eckwinkeln, es brauchen alſo bei ihnen nur die Pfeiler ſtark genug angelegt zu werden, die Gurten dagegen, an wel - che ſich die Gewölbe nur anlehnen, ohne zu ſchieben, können ſchwach ſein.

Die Ruheplätze dd. ſind mit böhmiſchen Kappen gewölbt, da ſie beſſer in die quadratiſchen Räume der Treppen paſſen als gewöhn - liche Stichkappen.

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Fig. 203 zeigt Grundriß und Längendurchſchnitt einer etwas größeren Treppe mit denſelben Bezeichnungen, wie vorhin. Zwei der Ruheplätze ſind mit Kuppeln im viereckigen Raume, einer mit einer böhmiſchen Kappe und einer mit einer Kreuzkappe eingewölbt, um die 3 Formen von Gewölben zu zeigen, welche ſich hierzu am beſten eignen.

Fig. 204 zeigt den Grundriß, Fig. 205 den Querdurchſchnitt und Fig. 206 den Uebereckdurchſchnitt einer großen maſſiven Treppe. Die Treppenarme ſind mit Stichkappen, die Ruheplätze mit ſteigenden Kreuzkappen verſehen.

Fig. 207 zeigt den Grundriß und Fig. 208 den Durchſchnitt einer kreisrunden Wendeltreppe. Die Gewölbe bewegen ſich ſpiralför - mig um die in der Mitte befindliche Spindel. Dieſe Spindel welche etwa 6 8 Zoll Durchmeſſer hat, wird aus Formſteinen aufgemauert, welche mit dem Gewölbe verbunden werden. Wird der lichte Durch - meſſer einer ſolchen Wendeltreppe kleiner als 7 Fuß, ſo wird ſie zu eng und unbequem. Eben ſo muß man die Eintheilung der Stufen in der Art treffen, daß ihre Breite auf dem in Fig. 207. in der Mitte gezeichneten Kreiſe geſchieht, weil ſie ſonſt zu ſchmal werden.

Dergleichen Wendeltreppen ſind jetzt wenig üblich, ihr größter Vortheil beſteht darin, daß ſie wenig Raum einnehmen; übrigens ſind ſie für unſere häuslichen Bedürfniſſe nicht eben bequem und am wenigſten zum Transport von Meubeln, weshalb ſie nur für ſolche Zwecke zu verwenden ſein würden, wo es auf ſchnelle Communica - tion ankommt.

Die Treppen vor den Gebäuden, welche man Freitreppen nennt, werden in der Regel auch maſſiv angelegt. Wenn ſie nur aus einigen Stufen beſtehen, werden ſie nicht unterwölbt, ſondern erhalten nur ein etwa Fuß tiefes Fundament, und die erforderliche Aufmauerung zum Auflegen der Stufen. Die ſchönſten und bequemſten dieſer Trep - pen ſind ſolche, welche gerade aufgehend zwiſchen 2 gemauerten Wangen liegen und ſich an einen unmittelbar vor der Hausthüre befindlichen Ruheplatz anſchließen. Werden dergleichen Freitreppen hoch herausge - baut, ſo erhalten ſie Unterwölbungen und gewöhnlich auch Eingänge nach den Erdgeſchoſſen oder Kellern, welche Anordnungen jedoch be - greiflicher Weiſe unendlich verſchieden ſein können, im Ganzen aber im - mer dem was wir bei den gewölbten Treppen erwähnten, folgen werden.

Man belegt dergleichen Freitreppen gewöhnlich mit ſteinernen Blockſtufen und die Ruheplätze derſelben mit in Cement gelegten Steinflieſen, damit keine Näſſe eindringen kann.

Fünfte Abtheilung. Geräthe, Rüſtungen und Hebezeuge.

§. 52.

Unter Baugeräthen verſteht man alle diejenigen Werkzeuge ꝛc., welche der Maurer zu ſeinem Geſchäft braucht. Da ſie hinlänglich bekannt ſind, wollen wir uns mit ihrer Aufzählung und der Anwei - ſung wozu ſie gebraucht werden begnügen.

  • 1) Die Löſchbank. Ein rechteckiger Holzkaſten, aus Zoll dicken Brettern, etwa 4′ lang 3′ breit 1′ hoch. Es befindet ſich darin ein Schieber. Die Löſchbank dient, wie ſchon ihr Name zeigt, zum Löſchen des Kalkes, der Schieber zum Auslaſſen der ge - löſchten flüſſigen Kalkmaſſe.
  • 2) Der Kalkkaſten. Ein aus Brettern zuſammengeſchlagener Kaſten, im Lichten 2′ lang 1½′ breit 1⅓′ hoch, mit 2 Handhaben an den kurzen Seiten. Er dient, um den auf die Gerüſte gebrachten Kalk während der Arbeit aufzunehmen.
  • 3) Die Karre (Kumptkarre, Radeberre), ſie dient Erde, Stei - ne ꝛc. fortzuſchaffen.
  • 4) Der Waſſereimer, dient das nöthige Waſſer zum Aunäſ - ſen des Mauerwerks während der Arbeit aufzunehmen.
  • 5) Die Mulde, Molle, gewöhnlich aus Weißbuchenholz, 2′ lang 14″ breit 6″ tief. Dient für die Handlanger, um Steine und vor - zugsweiſe Mörtel auf die Gerüſte zu tragen.
  • 6) Die Kalkhacke. Eine eiſerne brettförmige Hacke, an hölzer - nem Stiel. Der Stiel 4 5′ lang, die eiſerne Oeſe 3″ lang 2″ breit. Die Hacke 10 11″ lang 3″ hoch.
  • 7) Die Brechſtange. Ein eiſerner Stab, unten verſtählt, 3 5′ lang 1 1½″ ſtark, oben ein Eiſenknopf. Dient zum Wuchten der Steine und auch zur Unterſuchung des Baugrundes.
  • 8) Der Blechſpaten. Wird bei dem Fundamentgraben, be - ſonders in Schutt, gebraucht.
  • 9) Der Deichgräberſpaten. Jſt von Holz, mit einem Eiſen - beſchlage, wird bei gewöhnlichen Erdarbeiten gebraucht.
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  • 10) Die hölzerne Wurfſchippe. Wird bei weichem Boden zum Ausräumen von Schlamm, auch zum Ausſchippen von Waſ - ſer gebraucht.
  • 11) Die Picke (die Spitze, der Pickel). Dient zum Aus - und Abbrechen der Mauern. Die Zweiſpitze iſt ein ähnliches Werk - zeug mit 2 ſolchen entgegenſtehenden Spitzen an einer Oeſe.
  • 12) Die Pickhacke (Pickelhaue, die Fläche), hat auf einer Seite eine Spitze, auf der andern eine Fläche, letztere zum Behauen großer Steine. Der Stiel iſt 20 22 Zoll lang, die Spitze 9 Zoll, die ebenfalls verſtählte Fläche 8 Zoll, die Oeſe zwiſchen beiden 2 Zoll lang. Dieſelbe Benennung gilt auch, wenn die Fläche quer ſteht.
  • 13) Der Schälhammer. Jſt auf einer Seite Hammer, auf der andern eine Fläche, unten geſchärft. Das verſtählte Eiſen iſt 1 Zoll lang. Jn der Mitte iſt das Oehr für den 16 Zoll langen hölzer - nen Stiel.
  • 14) Der Mauerhammer. Jſt im Eiſen 8 Zoll, im Stiel 8 Zoll lang; der Hammer iſt verſtählt, ſo wie auch die Schärfe ver - ſtählt iſt.
  • 15) Die Schnurrolle. Zum Lothen und Abſtecken kleiner Fluchtlinien.
  • 16) Das Bleiloth, gegoſſen, bis 6″ lang ¾″ dick.
  • 17) Die Fluchtſchnur, 50 60 Fuß lang ¼ Zoll dick.
  • 18) Das Setzeiſen, 18″ lang 2″ ſtark, ganz von ver - ſtähltem Eiſen, unterhalb zugeſchärft, wird nur zum Verſetzen von ge - hauenen Steinen (Werkſtücken) angewendet. Bei Ziegelmauerwerk kommt es nicht vor.
  • 19) Die Setzwage (Bleiwage). Ein rechtwinkliges Dreieck von Holz, woran ein Bleiloth an einem Faden hängt. Sie muß beſon - ders genau gearbeitet ſein, da ſie zum Abwiegen des Mauerwerks dient.
  • 20) Das Richtſcheit, etwa 5 6′ lang 3″ hoch ½″ dick. Auf die obere, genau abgeglichene Richtflucht wird die Setzwage geſtellt.
  • 21) Winkelholz. Zur Beſtimmung rechtwinkliger Ecken, beſon - ders bei dem Zuſammentreffen der Mauern.
  • 22) Die Mauerkelle. Zum Einwerfen und Antragen des Mör - tels. Das Eiſenblech muß ſtark und verſtählt ſein.
  • 23) Die Scheibe (Dünnſcheibe). Ein Brett 1 Fuß ins Ge - vierte. Der Stiel 6 Zoll lang 1 Zoll dick. Es dient dazu, bei dem Bewerfen (Abputzen) der Mauern den Mörtel darauf zu legen.
  • 24) Das Reibebrett, gewöhnlich 1′ lang, auch kürzer, 3 4″ breit, mit Griff von hartem Holze, zum Abreiben des Wandputzes.
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  • 25) Die Kartätſche. Jſt ein 4′ langes Reibebrett für 2 Ar - beiter, um eine große Fläche abzuziehen.
  • 26) Der große Weißepinſel. Man braucht ihn zum Schlem - men und Weißen der Mauern, und zum Abfärben großer Flächen. Er iſt aus ſtarken Schweinsborſten gemacht, 3″ hoch wenn er neu iſt und hat einen 6 7′ langen Stiel.
  • 27) Der kleine Weißepinſel (Sprengpinſel), zum Annäſſen der Mauerſteine, 1½″ lange Haare.

Von dieſen genannten Geräthſchaften muß jeder Maurergeſelle die folgenden auf eigene Koſten halten: No. 2. 4. 14. 15. 16. 19. 20. 22. 23. 24. 26. 27. Die übrigen hält der Meiſter.

Da die Geräthe theuer anzuſchaffen ſind, weil ſie, beſonders bei größeren Bauten, in bedeutender Anzahl verbraucht werden, und da ihre Abnutzung ſehr bedeutend iſt, ſo wird den Meiſtern in den Ko - ſtenanſchlägen gewöhnlich 5 8 Prozent des veranſchlagten Arbeits - lohnes als Vergütigung der Abnutzung, und zur Anſchaffung des Mauergeräthes und der Rüſtungen.

§. 53. Baugerüſte (Maurergerüſte).

Man unterſcheidet dabei a) feſtſtehende und b) ſogenannte flie - gende Gerüſte.

a) Feſtſtehende Baugerüſte. Zum Aufführen von Mauer - werk, zum Abputzen der Mauern, Anfertigung der Decken, zum Wei - ßen, Malen ꝛc. muß man Gerüſte von verſchiedener Höhe und Anord - nung haben.

Die einfachſten, leichteſten und wohlfeilſten werden, beſonders bei geringen Höhen, ſo dargeſtellt, daß man ſogenannte Holzböcke auf - ſtellt und Bretter darüber legt.

Man hat dergleichen Böcke von verſchiedenen Höhen. Auch kann man durch Uebereinanderſtellung mehrerer ſolcher Böcke, wenn man querüber immer Bretter legt, eine ziemlich beträchtliche Höhe abrüſten. Gemeinhin braucht man dieſe Bockrüſtungen jedoch mehr im Jnnern als im Aeußern, und hier nur dann, wenn die Höhen ganz unbeträchtlich ſind. Die Rüſtböcke werden von 4 bis 10 Fuß Höhe angefertigt. 4 Beine oder Stiele von Kreuzholz tragen ein ſtär - keres Holmſtück. Schräg über die Beine genagelte Latten hindern ſie, ſich zu verſchieben.

Jm Jnnern ſtellt man leichte Rüſtungen auch dadurch her, daß man in die 4 Ecken des Raumes etwas ſchrägliegende Kreuzholzſtücken anlehnt und gegen das Ausweichen ſichert. An dieſe Hölzer werden239 längs der Wände wagerechte Hölzer mit Stricken an die in den Ecken befindlichen gebunden, auch dazwiſchen noch Querhölzer angebracht und darüber Rüſtbretter gelegt.

Für höhere Mauern werden im Aeußern ganz feſtſtehende Ge - rüſte aufgerichtet. Die gewöhnliche Art iſt folgende. Man gräbt etwa 3, 4 bis 6 Fuß tiefe Löcher in Entfernungen von 8, höchſtens 12 Fuß (Taf. IX. Fig. 209 210.). Jn dieſe ſetzt man die Rüſtſtan - gen aaa. nach Verhältniß der Mauerhöhe. Reicht eine ſolche Rüſt - ſtange der Höhe nach nicht aus, ſo müſſen deren 2 aneinander gebun - den werden, welches Uebung und viel Vorſicht erfordert, damit die Stangen nicht aneinander herunter gleiten. Die Aufſtellung der Rüſt - bäume geſchieht etwa 3, höchſtens 5 Fuß von der Mauerfläche ent - fernt. Die Rüſtſtangen ſind unten 4 bis 6 Zoll dick und 30 50 Fuß hoch. Nachdem die Stangen eingeſetzt ſind, wird die Erde in den Löchern feſtgeſtampft, auch pflegt man bei weichem Erdboden Holz - keile um die Stangen zu ſchlagen, damit ſie feſtſtehen.

Alle 8 bis 10 Fuß hoch werden parallel mit den Fronten die ſogenannten Riegel (Netzbäume, Netzriegel) bbb. angebracht. Dieſe liegen an einer Seite der ſenkrechten Rüſtſtangen auf angenagelten Knaggen (Tragſtücken), und ſind außerdem mit Stricken (Anwürge - ſtricken) an die Bäume befeſtigt. Quer über dieſe Netzriegel liegen die zur Verbindung dienenden Quernetzriegel, welche dazu dienen, um das Gerüſt feſtzuhalten, daß es nicht gegen die Mauer ſich neige. Dieſe Querriegel ccc. werden entweder, wie die Zeichnung zeigt, in die Fenſteröffnungen ꝛc. gelegt, oder man läßt in der Mauer eigne Löcher dazu, welche man unter dem Namen der Rüſtlöcher von den Gebäuden aus dem Mittelalter her kennt, wo dieſe Rüſtlöcher of - fen ſtehen geblieben ſind. Werden die Mauern mit einem Abputz ver - ſehen, ſo werden dieſe Rüſtlöcher bei Abnahme der Rüſtungen nach und nach zugemauert.

Dieſe wagerechten Rüſthölzer cc. werden mit Rüſtbrettern be - legt. Man nimmt dazu gewöhnlich die ſogenannten Schalborten, wel - che zu beſſeren Zwecken nicht taugen. Es iſt ganz beſonders darauf zu ſehen, daß dieſe Rüſtbretter feſt und gut aufliegen, daß ſie nicht wippen und nicht einbiegen, auch müſſen ſie eben deshalb die gehörige Dicke haben, und die Abſtände der ſenkrechten Stangen ſind davon abhängig. Die Netzbäume und Netzriegel müſſen ebendeshalb mindeſtens 3 4 Zoll ſtark ſein. Eine ganz beſondere Vorſicht iſt darin zu beobachten, daß die Gerüſte nicht zu ſehr mit Stei - nen belaſtet werden, was ſo oft geſchieht und wodurch ſchon ſo240 viel Unglück herbeigeführt worden iſt. Man kann mit ſolchen der Höhe nach an einander gebundenen Stangen eine Höhe von 60 bis 80 Fuß abrüſten, wenn die gehörige Vorſicht dabei beobachtet wird, wie es hier kürzlich bei ein Paar Dorfkirchthürmen der Fall geweſen iſt.

Damit die Gerüſte vom Sturme nicht der Länge nach verſcho - ben werden können, nagelt man an die ſenkrechten Stangen ſchräg lie - gende ſogenannte Schwerter (Schweblatten) entweder einfach oder kreuz - weiſe übereinander.

Bei alten Gebäuden haut man keine neuen Rüſtlöcher ein, man befeſtigt alsdann die Quernetzriegel wo möglich in den vorhandenen Fenſteröffnungen ꝛc., oder durch ſtarke, auf die hohe Kante in den Oeffnungen geſtellte Bretter, die durch Querſtücke gehalten werden, worauf dann die Netzriegel zu liegen kommen.

Die ſogenannten Rüſtkränze werden aus 3 gewöhnlichen Rüſt - ſtricken in kreisrunder Form zuſammengeflochten. Dieſe Rüſtſtricke ſind 6 Fuß lang, etwa Zoll dick und oben etwas ſchwächer. Dieſe Rüſtkränze dienen, um die Netzriegel an den Rüſtſtangen zu befeſti - gen. Zur beſſern Anziehung dient der Würgeknüppel, 2 3 Fuß lang 2 Zoll dick, der, um das Zurückſchnellen zu verhüten, an die Rüſtung mit dünnen Stricken angebunden wird. Uebrigens hat man zur Befeſtigung der Gerüſte auch Klammern und Nägel nöthig.

Von Bettung zu Bettung (von einer Bretterlage zur andern) werden Leitern gelegt und befeſtigt. Die Steigebäume der Leitern, worin die Sproſſen ſtehen, werden von ganzen oder geſpaltnen Latt - ſtämmen oder ſchwachem Kreuzholze gefertigt und glatt gebeilt. Die Sproſſen ſind rund oder vierkantig, letztere ſind ſtärker bei gleichem Durchmeſſer. Hohe Leitern müſſen ein oder mehreremale abgeſteift werden, damit ſie beim Beſteigen nicht einbiegen. Bei größeren Ge - bäuden werden anſtatt der Leitern auch Laufgerüſte gelegt, in Form ſchräger Brücken, 3 Bretter breit, welche mit Querleiſten zum Treten benagelt ſind. Jn der Mitte läßt man aber einen Streif unbenagelt, damit darauf die Karrenräder beim Auffahren der Bauſtoffe ungehin - dert laufen können.

Bei ſolchen Bauten, welche ganz aus Quadern aufgeführt, oder wo viele große Steinſtücken verwendet werden, reichen dergleichen Ge - rüſte, wie wir ſie eben beſchrieben haben, nicht aus, alsdann werden förmliche Zimmerrüſtungen in Stockwerken von beſtimmten Höhen mit Schwellen, Stielen, Riegeln, Streben, Rähmen, Balken, von Kreuz - und Halbholz abgebunden, mit Krahnen und Fahrzeugen ver -241 ſehen, womit man die Steine hebt und an ihre beſtimmten Stellen hinſchleift.

Ein ganz beſonders nutzbares Gerüſt ähnlicher Art, was jedoch nur bei großen Bauten anwendbar iſt, wurde bei dem ſogenannten Königsbau zu München angewendet. Wir geben die nachfolgende Be - ſchreibung (nach der Wiener Bauzeitung Jahrgang 1837. No. 5 ꝛc.). Taf. IX. Fig. 212. ſtellt den Grundriß, 211 den Aufriß und 213. die Seitenanſicht vor.

Bei B. und C. (Fig. 212.) ſind Tummelbäume aufgeſtellt, um die Laſten aufziehen zu können, bei 2. ſieht man die Rolle, über wel - che das Seil läuft.

Die Erzielung der ſchnellmöglichſten Trockenheit war unerläß - liche Bedingung, nicht allein für das Erdgeſchoß, ſondern auch für den ganzen Bau, welcher mindeſtens 5 Jahre dauern mußte.

Dieſe Bedingung und um den Bau in jedem nächſten Frühjahre ſogleich wieder aufnehmen zu können, dann um der Unzuverläſſigkeit der Witterung, und dem daraus entſpringenden Zeitverluſte während der Bauzeit begegnen zu können, ferner um den nöthigen Schutz für die mancherlei Aufzugsmaſchinen zu gewinnen, auch wegen der langen Dauer des Baues, wurde es für unerläßlich erachtet, Schutzdachungen herzuſtellen, welche in Abſicht auf ihre öftere Höherſtellung, und dadurch bedingte Sicherheit gegen die Gefahr der Stürme, während der langen Zeit ihres Beſtandes einer ſorgfältigen Beachtung um ſo weniger unwürdig ſchienen, als dieſelben endlich in jener Höhe zu ſte - hen kamen, daß ſelbſt die eigentliche Kupferbedachung des mittleren Hochbaues noch unter dem Schutz derſelben bewerkſtelligt werden konnte.

Es wurden der geringeren Höhe wegen mehrere kleine Dachun - gen gewählt. Je zwei erhielten gemeinſchaftlich eine nach vorn und rückwärts hinlänglich geneigte Waſſerrinne.

Die Auflagen der Dachungen liefen nach der Länge des Baues, und ruhten auf Säulen, welche im Jnnern des Baues ſo angeordnet waren, daß ſie den Mauerarbeiten durchaus nicht hinderlich, ſondern zur Anhängung der Fußgerüſte (Bettungen) und Lauftreppen dienlich waren. Keine derſelben berührte eine Mauer, oder ein durch - ziehendes Boden - oder Deckenbalkenwerk, ſondern ſie wa - ren immer, ſo viele deren in jeder einzelnen Abtheilung des Baues ſtanden, durch möglichſt lange Kreuzverbände nach allen Richtungen hin, zur völligen Selbſtändigkeit gebracht, welches Prinzip in der gan - zen Ausdehnung des Baues, ſo wie bei allen Erhöhungen dieſer Stützgerüſte, durchgeführt ward.

Menzel, der praktiſche Maurer. 16242

Die Aufftellung dieſer die Dachungen unterſtützenden Gerüſte geſchah immer vorerſt im Jnnern des Baues, und dann wurden die Außengerüſte nachgeholt, und an den Stellen der Fenſteröffnungen mit den inneren Säulen - und Kappenhölzern mittelſt ſogenannter Zangen verbunden.

Die Außengerüſte erhielten eine ſenkrechte Bretterbemantelung, welche nebſt den unteren Theilen auch die Giebelfelder bedeckte, um das Eindringen des Windes unter die Dachungen zu verwehren.

Das Bedecken des Baues in dieſer Art mit Bretterdächern ge - währte auch noch den Vortheil, daß frühzeitig alle Kellerge - wölbe, und ſelbſt die kleineren im Erdgeſchoſſe ge - ſchloſſen werden konnten, wodurch die Mauertheile in vollſtän - dige Verbindung kamen, welches bei der bedeutenden Höhe des Baues ſehr wünſchenswerth war.

Ein Mehreres hierüber findet man am angezeigten Orte. Wir wollen nur noch aufmerkſam machen, wie ſehr ſolche Schutzdächer bei Bauten zu empfehlen ſein würden, die man aus Piſé, oder nach der Prochnow’ſchen Methode (§. 29.) für größere Werke auszuführen ge - dächte, wo ganz beſonders Schutz gegen Regen und ununterbrochene Arbeit das Werk außerordentlich fördern müßte. Aus ganz gleichen Urſachen baut man in Amſterdam das Dachgerüſt zuerſt, in der vorge - ſchriebenen Höhe, hängt es dann mit Dachſteinen ein, und führt unter dieſem Schutzdache das Gebäude nach und nach in die Höhe.

b) Fliegende Gerüſte nennt man ſolche, welche entweder ſo eingerichtet ſind, daß man ſie leicht zuſammenſchlagen, aufſtellen, ab - brechen und an einem andern beliebigen Orte aufſchlagen kann, oder vorzugsweiſe ſolche, welche aus kaſtenartigen Vorrichtungen beſtehen, die, an Seilen hängend, nach und nach an jeder beliebigen Stelle eines Hauſes angebracht, und nach Gefallen höher und tiefer geſtellt werden können.

Der ſtehenden Gerüſte, wie wir ſie eben beſchrieben, bedient man ſich vorzugsweiſe bei Neubauten, der fliegenden dagegen gewöhnlich bei Reparaturen am Aeußern der Gebäude. Das einfachſte Gerüſt dieſer Art beſteht in folgendem, und wird namentlich bei allerlei Re - paraturen, Abfärben der Gebäude ꝛc. verwendet.

Aus irgend einer Oeffnung des Hauſes, oder aus einem durch Abnahme der unterſten Schichten im Dache entſtandenen Loche, wird ein ſtarker Balken herausgeſtreckt, welcher im Jnnern des Hauſes oder Daches gut befeſtigt werden muß, daß er nicht ausgleiten kann.

Vorn an dem Balken wird ein Kloben angebracht, über wel -243 chen ein Seil gelegt wird. An einem Ende des Seiles hängt ein ſtarker, aus Brettern zuſammengeſchlagener Kaſten, etwa 4′ lang 3′ breit 3′ hoch. Das andere Ende des Seiles geht über eine Rolle am Fußboden, welche an einem in die Erde tief eingeſchlagenen Pfahle befeſtigt iſt, und dann um eine in der Nähe aufgeſtellte Erdwinde. Der Maurer beſteigt den Kaſten mit ſeinem Geräth, und der Hand - langer ſteht an der Erdwinde, um ihn herauf und herunter zu laſſen. Anſtatt der Erdwinde kann man ſich auch eines Rades an der Welle bedienen, welches auf einem an der Erde befeſtigten Gerüſte ſich be - findet, und über welche das Seil gleich vom oberen Kloben abwärts herumgelegt iſt. Welle und Erdwinde aber müſſen mit ſogenannten Sperren verſehen ſein, damit der Handlanger nicht nöthig hat, die - ſelben immer zu halten, und außerdem müſſen ſie am Erdboden ſtark befeſtigt ſein. Taf. VI. Fig. 137. iſt eine aus Wolframs Bau -, Form - und Verbindungslehre entnommene Vorrichtung dieſer Art, welche John Davis in London erfunden hat, abgebildet. Er giebt der Geſellſchaft der Künſte folgende Beſchreibung davon:

Meine Maſchine iſt 26′ lang, koſtet 2 Pfd. 10 Schill., etwa 18 Thlr., und nach ihrem Gebrauche bleibt der Holzwerth mit etwa der Summe. Sie kann jeder Länge angepaßt, zuſammengeſchla - gen und wie jede Leiter bei Seite gelegt werden. Man braucht das Pflaſter nicht aufzureißen und den Verkehr auf der Straße dadurch zu hindern ꝛc.

Das Gerüſt beſteht in einigen Dielen A., an die zwei andere BB. genagelt ſind, die eine Art von Trog oder beweglichem Gerüſte bilden, worauf die Arbeiter ſtehen, und das in beliebiger Höhe auf - gehangen werden kann. CC. DD. ſind 2 Rahme oder Geſtelle von Holz, worin der Trog oder das Gerüſt liegt. Jn den obern Quer - ſtücken dieſer Rahmen ſind die Rollen E. F. angebracht, um die die Seile herumgehen, woran das Gerüſt aufgehängt wird. Die Enden dieſer Seile aa. ſind an 2 Balken oder Gerüſtpfählen GH. befeſtigt. Zwei einzelne Rollenböcke gg. ſind ebenfalls an dieſe Pfähle gehängt, und der Strick geht erſt unter die Rollen EF., dann über die Rollen in dieſen zwei Böcken. Die Seile hi. kommen zu Maſchine herun - ter, und ſind an einem ſchicklichen Theile derſelben befeſtigt. Die Ar - beiter können durch Ziehen an dieſen Seilen mit Leichtigkeit das auf - gehängte Gerüſt zu jedem Orte, der Höhe nach, wo es die Arbeit erfordert, heraufziehen oder herablaſſen.

Eine andere Art von hängendem Gerüſt (Taf. VI. Fig. 138. und 139.) finden wir in der Wiener Bauzeitung (Jahrgang 1836. 16 *244No. 1.) beſchrieben. Urſprünglich war ſtatt des Gerüſtes ein Korb angehängt, um bei Feuersgefahr Leute aus oberen Stockwerken retten zu können, es läßt ſich aber auch als Baugerüſt benutzen.

Fig. 139. ſtellt die aus Eiſen beſtehende Vorrichtung dar.

An dem wagerechten Eiſen G. befindet ſich ein ſenkrechtes A., welches, von einem eiſernen Bande H. gehalten, oben die Rolle B. trägt. cc. iſt ein Quereiſen und D. eine Hülſe, worin ein beliebig langer, hölzerner Stiel ſteckt, jedoch dürfte derſelbe nicht unter 6′ lang ſein. Das wagerechte Eiſen G. hat hinten ein ſenkrechtes und feſt - ſtehendes Eiſen f, und die Länge von G. wird nach der muthmaßli - chen Dicke einer Frontmauer, alſo höchſtens Fuß lang gemacht. Die eiſernen Stäbe ee. ſchieben ſich, wenn man die ganze Vorrich - tung über eine Fenſterbrüſtung legt, alsdann aufwärts, wenn die Mauer ſo dick iſt, daß einer oder mehrere der Stäbe ee. auf ſie zu ſtehen kommen. Die Vorrichtung paßt alſo für jede Mauerſtärke. Jn Fig. 138. ſieht man die ganze Anordnung perſpectiviſch gezeichnet. Es ſind dabei 2 ſolche Ausleger angewendet, wie Fig. 139. einen davon zeigt. Das Gerüſt beſteht aus einem Bretterboden, welcher von Eiſenſtangen getragen wird und mit einer Bruſtwehr von Eiſenſtan - gen verſehen iſt. Die unter dem Fußboden ſchräg angebrachten Ei - ſenſtangen, mit ihrer Querſtange, dienen dazu um Schwankungen zu verhindern. Ueber die Rollen gehen Seile, welche unterhalb irgendwo befeſtigt werden können, und vermöge deren die unten befindlichen Handlanger das Gerüſt höher oder tiefer laſſen können.

Mehrfache Vorſchläge zu andern fliegenden Gerüſten findet man in den techniſchen und Baujournalen. Wir haben hier nur die ein - fachſten gegeben.

§. 54. Gerüſte zu Wölbungen.

Der Gerüſte zu Wölbungen haben wir bereits §. 41. bei den verſchiedenen Arten der Wölbungen gedacht, eben ſo derjenigen Linien, nach welchen Lehrbogen und Schalungen in den einzelnen Fäl - len gefertigt werden, es bleiben uns nur noch einige allgemeine Be - merkungen zu thun übrig.

Die erſte Bedingung eines Lehrgerüſtes iſt: daß es dem Druck des aufzulegenden Gewölbes bis zur Einlage des Schlußſteines hin - länglich Widerſtand leiſte, ohne ſich einzubiegen, oder in der Mitte ſich zu heben. Eine gute Querverbindung der Lehrbogen, daß ſie von der Gewölbelaſt nicht zur Seite gedrückt werden, iſt ebenfalls Hauptbe -245 dingung, ſo wie daß die Schalungsfläche genau die Form des Gewöl - bes darſtelle.

Bei Brücken dürfen die Lehrgerüſte nicht vom Hochwaſſer oder Eisgange beſchädigt werden können.

(Beſchreibungen und Abbildungen von Lehrgerüſten findet man Stieglitz Encyklopädie der Baukunſt, in Leupolds Schauplatz der Brücken, in Roudelets Kunſt zu bauen, und vielfach in der Wie - ner Bauzeitung und Rombergs Zeitſchrift für Baukunſt.)

Nach Peronets und Wibekings Verſuchen gleitet ein har - ter Stein über einen andern auf einer Fläche unter 44 bis 45° gegen den Waſſerpaß geneigt, herunter; mit einer erhärteten Mörtelfuge nach Wiebeking erſt unter 70 bis 80°, wobei aber die Stärke des Stei - nes und ſein Gewicht nicht bemerkt ſind, und nach Andern bei fri - ſchem Mörtel ſchon unter 36 bis 34°.

Es werden alſo die unteren Gewölbeſteine, ſo lange ihr Fugen - ſchnitt unter den angegebenen Umſtänden keinen größeren Winkel ma - chen, auf die untergeſtellten Gerüſte keinen Druck ausüben. Nur der obere Theil des Gewölbes drückt mit irgend einem Theile ſeines Ge - wichtes auf daſſelbe. Deshalb braucht man jenen unteren Theil auch gar nicht zu unterrüſten. Durch Ueberhöhung der Bogen (Erhöhung des Mittelpunktes für die Fugenſchnitte) wird der Druck auf die Ge - rüſte am meiſten vermindert, wie wir bereits geſehen haben, daß je ſteiler eine Gewölbelinie war, um ſo weniger Seitenſchub übte ſie, und um ſo eher konnte das Gewölbe ohne Schalung mit bloßen Lehrbogen gemauert werden.

Da ſich die Gewölbe nach der Ausrüſtung ſenken (in der Mitte niedriger werden), ſo muß man den Lehrgerüſten ſo viel Höhe mehr geben, daß nach der Senkung die beabſichtigte Wölbelinie entſtehe. Man kann durchſchnittlich $$\frac {1}{60}$$ der Bogenweite zur Ueberhöhung (Sprengung) annehmen.

Es wird ſich aber jedes Gewölbe um ſo weniger ſenken, je ge - nauer der Fugenſchnitt beobachtet iſt, je dünner und gleichmäßiger die Fugen ſind, und je ſchneller der Mörtel gebunden hat. Läßt man die Lehrgerüſte bis zur vollſtändigen Erhärtung des Mörtels ſtehen, ſo wird doch eine Senkung ſtattfinden. Findet nun aber ein Setzen bei erhärtetem Mörtel ſtatt, ſo muß der Zuſammenhang aufhören, iſt aber der Mörtel bei Wegnahme der Rüſtung noch weich, ſo drückt er ſich deſto feſter zuſammen, und verbindet das Gewölbe durch die ſpätere gänzliche Erhärtung zu einem feſten Ganzen.

Um die Rüſtung |nach dem Schluſſe des Gewölbes leicht löſen246 zu können, dienen, wie wir bereits bei den Gewölben erwähnt haben, die ſogenannten Löſekeile; keilförmige Klötzchen, deren Höhe noch etwas mehr als die Senkung des Gewölbes betragen muß. Man verfährt dabei auf zweierlei Art. Entweder man ſetzt die Rüſtungen auf die Löſekeile, oder man legt dieſe auf die Rüſtung. Jm er - ſten Falle legt man ſie bei angelehnten Rüſtbogen da unter, wo ſich dieſelben an - oder auflehnen, bei geſtützten aber unter die Langſchwel - len, worauf die Lehrbogen ſtehen. (Man legt ſie aber auch auf die Langſchwellen unmittelbar unter die Lehrbogen ſelbſt.) Legt man ſie auf die Rüſtung, ſo werden die Rippen zuerſt nur durch Latten leicht verbunden. Jn die Zwiſchenräume derſelben legt man die Löſe - keile in hinlänglicher Anzahl, und auf dieſe die Lagerbalken als Ver - ſchalung. Nur bei Brückengewölben kommt dieſe Löſungsart in An - wendung. Bei Gewölben in geſchloſſenen Räumen müſſen die Löſe - keile unter die Lehrbogen kommen. Durch das Setzen öffnen ſich die Fugen des Bogens unterwärts, und zwar in der Gegend des Scheitels, in der Gegend der Widerlager aber und weiter hinauf, oberwärts. Auch hierauf muß bei dem Wölben Rückſicht genom - men werden, dadurch daß man die Fugen in der Gegend vom Schei - tel oberwärts, und in den Gegenden der Widerlager und weiter herauf unterwärts etwas locker läßt. Das Setzen der Lehrbogen während des Wölbens läßt ſich am leichteſten dadurch beſeitigen, daß man ſie vorher gleichmäßig eben ſo ſtark belaſtet, wie das Gewölbe auf ſie drückt. Die Belaſtung kann beim Vorrücken der Wölbung nach und nach weggenommen werden, jedoch von derſelben nur immer ſo viel, als durch das Gewölbe hinzukommt. Weil aber die Bogengerüſte durch das Setzen ihre urſprüngliche Form verlieren, ſo muß an jeder Seite der Wölbung ein unbelaſteter Lehrbogen ſtehen bleiben, nach welchem dann das geſenkte Bogengerüſt, vor dem Setzen einer jeden Schicht, ausgeglichen wird. Dies Verfahren gilt namentlich bei Brücken von Quadern.

§. 55. Die Hebezeuge.

Man bedient ſich ihrer, um Baumaterialien auf die Gerüſte ꝛc. zu ſchaffen.

Die gewöhnlichſte Art iſt die, daß Handlanger Kalk, Steine ꝛc. auf die Gerüſte hinauftragen, oder daß die Arbeiter, auf Leitern über - einander ſitzend, ſich die Mauerſteine zureichen.

Hierbei werden aber unter allen Umſtänden viele Menſchen - kräfte erfordert, und da bei dem Zureichen der Mauerſteine die auf247 dem Bau befindlichen Maurer auch theilnehmen, ſo bleibt die Mau - rerarbeit ſelbſt immer ſo lange liegen, wie das Geſchäft des Zurei - chens dauert.

Bei kleinen Bauten iſt dieſer Zeitverluſt nicht eben erheblich in Bezug auf das Ganze, er wird aber um ſo fühlbarer, je größer der Bau iſt. Deshalb hat man zu allen Zeiten darauf geſonnen Maſchi - nen zu erfinden, welche das Geſchäft vereinfachen und erleichtern, und wobei namentlich Menſchenkräfte (als die bekanntlich theuerſten) er - ſpart werden.

Das Zureichen der Mauerſteine hat man auch für die kleineren Bauten auf folgende Art vereinfacht: Zu ebner Erde ſteht ein Mau - rer mit einer hölzernen Schaufel (Schippe), die etwas größer als ein Mauerſtein iſt, einen kurzen Stiel, etwa 3′ lang hat, vorn gerade weggeſchnitten und platt iſt, auf dieſe legt ein neben dem Maurer ſte - hender Handlanger einen Stein, und der Maurer wirft dieſen, ein ganzes Stockwerk hoch, den oben befindlichen Mannſchaften zu, wo - durch mindeſtens 3 4 Mann geſpart werden.

Bei größeren Bauten bedient man ſich der Flaſchenzüge, des Tummelbaumes und der Krahne, um Laſten in die Höhe zu ſchaffen, und bei ſehr großen Arbeiten auch der Dampfmaſchinen.

Eine zweckmäßige Vorrichtung, Ziegeln in die Höhe zu ſchaffen, iſt in Taf. IX. Fig. 214 218. angegeben (ſie iſt aus der Wiener Bauzeitung Jahrgang 1836. No. 20. entlehnt), als Mittheilung des bürgerlichen Stadtbaumeiſters Korompay in Wien. Er ſagt:

Das dringende Bedürfniß, bei der hier üblichen ſchnellen Bau - weiſe die Ziegel in ſtets hinreichender Menge auf den Gerüſten der verſchiedenen Stockwerke zur Verarbeitung bereit zu haben, veranlaßte mich, über Verbeſſerung der bereits ſchon öfter im Gebrauch gekom - menen Paternoſterwerke reiflich nachzudenken. Die Aufführung des Mauerwerks bei einem ſehr bedeutenden und mehreren kleinen Bauten, mit der ich zu gleicher Zeit beſchäftigt war, beſtimmten mich, mehr - fache Verſuche anzuſtellen, bei denen mich der k. k. Hofmechaniker Anton Burg und deſſen Sohn ſehr thätig unterſtützten, und die mehr oder minder brauchbare Reſultate gaben, bis ich endlich, aus überzeugenden Gründen, die ganze Vorrichtung ſo in Anwendung brachte, wie ſie die Zeichnung darſtellt (Fig. 216.). Die Trommel (a), worüber eine Kette läuft, unterwarf ich vielen Veränderungen, und es bewährte ſich die viereckige Form als die dazu geeignetſte, ob - wohl ich ſelbſt früher der irrigen Meinung war, daß fünf - und mehreckige Formen der ſtumpfen Winkel wegen den leichten Gang der248 Kette befördern müßten. Das Schwanken der Kette, welches der be - deutenden Höhe von 10 Klaftern wegen, bei jeder Form der Trommel ſtattfand, half ich durch Einlegen der Walzen b. ab.

Die Kettenglieder c. (Fig. 218.) ſind aus Weißbuchenholz an - gefertigt, und zur beſſern Dauerhaftigkeit bei den Augen dd. mit ei - nem Eiſenbeſchlage verſehen. Die Käſten ee. ſind von ſtarkem Ei - ſenblech, und damit ſie zwei Ziegeln bequem faſſen können, 7 Zoll lang 6 Zoll breit und 8 Zoll hoch.

Jch gab der Anfertigung hölzerner Kettenglieder vor eiſernen, der größeren Wohlfeilheit wegen, und auch darum den Vorzug, weil die bedeutendere Schwere eine vermehrte Reibung an der Trommel - achſe verurſacht hätte. Für die Dimenſionen der Glieder fand ich eine Länge von 12 Zoll als die zweckmäßigſte bei einer Kaſtenentfer - nung von zwei Fuß. An der Kurbel iſt ein Schwungrad f. ange - bracht, welches das gezahnte Rad g. in Bewegung ſetzt, und das durch die Vorlage h. (Fig. 217.) zum plötzlichen Stillſtande gebracht werden kann. Man mißbilligte, daß die ganze Vorrichtung eines Menſchen bedürfe, der oben auf dem Gerüſte die mit Ziegeln ge - füllten Käſten entleere, wogegen ich einwende, daß ſich die Kette dann von der Kurbel in einer ſchiefen und nicht ſenkrechten Richtung ab - winden müßte, um nicht durch das ſenkrechte Herausfallen der Zie - geln den unten befindlichen Werkleuten gefährlich zu werden, und daß dieſer Umſtand die Vorrichtung vielmehr kompliziren als vereinfachen würde, und da ohnedieß ein Jndividuum nothwendig iſt, welches die durch den unausgeſetzten Gang der Vorrichtung ſich anhäufende Zie - gelmaſſe vertheilen muß, ſo kann zugleich von dieſem das Heraus - nehmen der Ziegel aus den Käſten leicht beſorgt werden; ich habe mich auch deshalb vorläufig zu keiner Veränderung in Bezug der gemach - ten Einwürfe veranlaßt gefunden.

Schließlich dürfte es nicht unwillkommen ſein, vergleichsweiſe die Reſultate dieſer Verfahrungsart und der andern ſonſt in Ge - brauch ſtehenden anzugeben. Mit dieſer Vorrichtung ziehen vier Mann in 12 Arbeitsſtunden 14,000 Stück Ziegeln auf eine Höhe von 5 6 Klaftern.

Mit dem Klobenrade, nach Art der Ziegeldecker, bringen 3 Mann in derſelben Zeit nur 3800 Stück auf dieſelbe Höhe, und auf die gewöhnliche Weiſe mittelſt Handreichung von einem Tagelöhner und 14 Taglohnbuben, die auf Leitern ſitzen, wurden bei übrigens gleichen Umſtänden 10,500 Stück in die Höhe gebracht. Rechnet249 man den Tagelohn für den Mann zu 30 Kreuzer C. M. und für jeden Buben zu 18 Kreuzer, ſo koſtet das Tauſend:

  • mit der erwähnten Vorrichtung gezogen = 8 Kreuzer
  • mit dem Klobenrade gezogen = 24
  • und auf Leitern heraufgereicht = 27

Erwägt man nun, daß bei jeder Stockwerkshöhe die Differenz grö - ßer wird, ſo ergiebt ſich bei dem Bedarf von 500,000 Ziegeln, wenn ſie ſelbſt bis auf eine Höhe von 10 Klaftern zu bringen ſind, beim Gebrauch der in Rede ſtehenden Vorrichtung eine Erſparniß von 130 bis 150 Floren C. M. (100 Thlr.), welche als Jntereſſen die Anſchaffungs - und Reparaturkoſten reichlich decken, da die erſte - ren 400 Floren C. M. betragen, und die letzteren bei einem Bau 10 12 Floren nicht überſteigen, während der ſchnellere Fortgang der Arbeit überdieß auch noch in Anſchlag zu bringen iſt.

Der günſtige Erfolg von zweien dieſer Vorrichtungen, die ich beſitze, deren eine bei dem Bau der k. k. Münze Anwendung fand, und die mir auf die unteren und höheren Stockwerke in gleichen Zeit - räumen faſt dieſelbe Anzahl Ziegeln hoben, wird mich zur Anferti - gung mehrerer dergleichen beſtimmen, nur muß noch bemerkt werden, daß bei ihrem Gebrauch nicht unterlaſſen werden darf, ſie öfter mit Baumöl zu ſchmieren.

Sechſte Abtheilung. Anlage der Feuerſtellen in den Gebäuden und der Rauchröhren.

§. 56. Allgemeines.

Die Anlage der Feuerſtellen war früher ſehr unvollkommen. Man mauerte einen niedrigen Herd, machte Feuer darauf an und ließ den Rauch durch das ganze Gebäude ziehen, wohin er wollte. Etwas ſpäter ſchloß man den Herd mit einer Rückmauer und zwei ſchmalen Seitenmauern; über dieſen Seitenmauern wölbte man, ½ Stein ſtark, einen ſogenannten Schweif, daß die emporſchlagende Flamme keinen Schaden thun konnte, den Rauch aber ließ man ebenfalls ziehen wo - hin es ihm beliebte. Dergleichen Anlagen ohne Rauchröhren findet man noch heut zu Tage in den Oſtſeeprovinzen, in Heſſen, der Schweiz, in Tyrol und Steyermark, obgleich ſie dadurch daß man ſie polizeilich verboten hat, anfangen ſelten zu werden.

Noch ſpäter baute man zur Abführung des Rauches weite, höl - zerne, trichterförmige Schlotte, welche unten weit, oben enger wa - ren; bald mußte man ſich von ihrer Feuergefährlichkeit überzeugen, und nun beginnt der Bau der maſſiven weiten Schornſteinröhren, de - nen in Deutſchland erſt ziemlich ſpät die ſogenannten ruſſiſchen oder engen Schornſteinröhren folgten.

Was den Zug des Rauches anbelangt, ſo haben wir für unſere baulichen Zwecke nur auf Folgendes zu achten. Der Rauch bewegt ſich ſeiner Natur nach am liebſten ſenkrecht von unten nach oben, und nur gezwungen ſchlägt er auch ſchräge, wellenförmige oder gar ſchnell abſteigende Richtungen ein.

Der Rauch bewegt ſich nur ſchnell nach oben, wenn er ſelbſt noch Wärme genug beſitzt, und ein hinlänglicher Luftſtrom vorhanden iſt, der ihn nach oben zieht. Je geringer der Wärmegrad des Rau - ches, je ſchwächer der Luftſtrom, um ſo mehr ſchlägt der Rauch nie - der, ſetzt Ruß ab und verurſacht das ſogenannte Einrauchen.

Deshalb werden die Temperatur der Atmoſphäre, die Richtung des Windes, die Temperatur der Schornſteine und die größere oder251 geringere Gluth des Feuers ſelbſt, einen ſehr bedeutenden Einfluß auf den Rauchzug und das Einrauchen ausüben. Jſt die Temperatur kalt, ſo ſind auch die Schornſteine kalt, und der Rauch wird erſt dann ſchnell ziehen, wenn die Schornſteine ſich einigermaßen erwärmt ha - ben. Bei dicker nebliger Luft iſt der Rauchzug ſchwächer, weil die dicke Nebelluft den leichteren Rauch nicht aus dem Schornſteine ſtrö - men läßt. Daſſelbe iſt der Fall bei ſehr großer Hitze, wo die Tem - peratur der äußeren Luft bedeutend heißer iſt, als die im Schornſtein ſelbſt, oder wenn die Sonne ſtark darauf ſcheint. Man pflegt im gewöhnlichen Leben dann zu ſagen: die Hitze drückt den Rauch nieder.

Es iſt klar, daß die Einwirkung der äußern Luft um ſo ſtär - ker ſein muß auf die Luftſäule im Schornſtein, je weiter der Schorn - ſtein iſt. Deshalb ſind weite Schornſteinröhren dem Einrauchen viel mehr unterworfen als enge, und je enger die Röhren ſind, um ſo ſchneller und beſſer zieht der Rauch. Dies beruht außerdem auf Folgendem.

Bekanntlich ſind die oberen Luftſchichten immer wärmer als die unteren. Die unten befindliche kalte Luft hat aber ſtets das Beſtre - ben, nach der oberen wärmeren aufzuſteigen, wodurch immer ein Luft - ſtrom von unten nach oben erzeugt wird, welcher um ſo ſtärker ſein wird, je größer der Unterſchied des Wärmegrades der oberen Luft - ſchicht gegen die untere iſt. Enge Röhren werden dieſer Anforderung beſſer entſprechen als weite, und lange Röhren ebenfalls mehr als kurze, weil in kurzen Röhren der Unterſchied nur gering iſt.

Deshalb werden Schornſteine auf einſtöckigen Häuſern (beſonders wenn die Röhren weit ſind) leichter einrauchen als bei mehrſtöckigen Gebäuden.

Die Richtung gewiſſer Windſtriche kann ebenfalls Einrauchen verurſachen, beſonders wenn der Schornſtein von einem anderen Ge - genſtande, einem Dache, einem Hauſe ꝛc. überragt wird. Ein ſolcher Fall iſt in Taf. X. Fig. 251. vorgeſtellt. Es befinde ſich die obere Oeffnung eines Schornſteins unter der Dachfirſt, der Wind ſtreiche von der andern Seite her über die Firſt in der Richtung c. nach d., dabei werden die Windſtrahlen von m. o. q. aus, eine Richtung ſchief auf - wärts erhalten, und nachdem ſie über den Firſt hinweg ſind, ſich wie - der eben ſo nach unten ausbreiten, bei n. p. r. aber in die Schorn - ſteinöffnung treffen, den Rauch zurückdrängen und ihn niederwärts treiben. Das wird aber nicht mehr der Fall ſein, wenn die Schorn - ſteinröhre 1 bis 2 Fuß über die Dachfirſt hinaufreicht.

Hieraus folgt die ſehr wichtige Regel: daß alle Schorn -252 ſteinröhren, ohne Ausnahme, wenn ſie nicht einrau - chen ſollen, bis über die Dachfirſt mindeſtens einen Fuß hoch hinausgeführt werden müſſen.

Jmmer läßt es ſich jedoch nicht vermeiden, beſonders in Städ - ten, daß nicht höhere Gegenſtände den Rauchzug hinderten. Für dieſe Fälle hat man unzählige Vorrichtungen erfunden, welche jedoch allemal um ſo weniger geholfen haben, je zuſammengeſetzter ſie waren. Wir wollen deshalb hier nur die allereinfachſten erwähnen.

Es iſt in vielen Fällen ſchon ausreichend, wenn man auf die obere Schornſteinöffnung eine ſogenannte Mauerſteinkappe ſetzt. Dieſe kann auf zweierlei Arten ausgeführt werden. Entweder man ſetzt platte Dachſteine über die Schornſteinöffnung auf 2 Seiten deſſelben ſchräg aneinander, daß ſie oben eine ſcharfe Kante bilden; oder man ſetzt auf die 4 Ecken des Schornſteines 4 ſenkrechte Mauerſteine und 4 in die Mitten derſelben, und deckt die obere Fläche mit Dachſteinen zu, ſo daß 8 kleine Seitenöffnungen entſtehen, durch welche der Rauch entweichen kann. Es iſt häufig, daß gewiſſe Windſtriche dem Rauch - zuge nachtheilig ſind, beſonders Nordoſt und Südweſt, als die gewöhn - lich am ſtärkſten wehenden. Jn dieſem Falle thut man gut, die Kap - pen nach einer dieſer Seiten ganz zu ſchließen, ſo daß nur auf 3 Seiten Zuglöcher bleiben. Welche Seite geſchloſſen werden muß, kann man nie vorher wiſſen, und muß immer erſt ausprobirt werden, nach - dem der Schornſtein ſchon erbaut iſt. Eine andere ganz einfache Vorrichtung, welche ebenfalls gute Dienſte thut, iſt die Taf. X. Fig. 252. vorgeſtellte Figur. Der Schornſtein iſt mit einer Kappe gedeckt, welche 4 Oeffnungen nach den Seiten hin hat; an dieſen Löchern werden 4 Klappen von Zinkblech aa. angebracht, daß ſie unten an einer Meſſingſtange in meſſingenen eingemauerten Ringen ſich auf und zu bewegen laſſen. Bei bb. ſind gekrümmte dünne Eiſenſtangen an - gebracht, welche durch eine Querſtange verbunden ſind, damit die Klappe a. nicht weiter herunterfallen kann als ſie ſoll. Die Klappen ſtehen unter einem Winkel von 22½º offen nach obenhin. Wird der Wind von einer Seite her ſtärker, ſo ſchließt er die ihm entge - genſtehende Klappe. Die andern bleiben geöffnet und laſſen den Rauch entweichen. Auf dieſe Art kann der Wind nie in den Schorn - ſtein blaſen, auch nie von obenher dicke Luft oder Sonne nachthei - lig wirken.

Jn einigen Fällen, wo alle bekannte Mittel nicht helfen woll - ten, iſt von dem Verfaſſer die Taf. X. Fig. 250. gezeichnete Vorrich -253 tung wirkſam geweſen (bei engen Röhren, welche zwiſchen ſie weit überragenden Häuſern und Dächern ſtanden).

Ueber der Schornſteinöffnung wird eine Eiſenblechröhre 6 Zoll Durchmeſſer etwa Fuß hoch herausſtehend, einen Fuß tief in den Schornſtein hineingehend aufgeſetzt. Die Röhre erhält auf 3 Blechſtützen ein kleines Blechdach, ſo daß zwiſchen der Röhr - und Blechdachkante ein Zwiſchenraum von etwa 1 Zoll hoch verbleibt, welcher Zwiſchenraum jedoch von dem Blechdache um 2 Zoll auf je - der Seite überragt wird. Jn der Eiſenröhre ſind 4 6 Schuppen rings herum eingehauen 2 Zoll lang, 1 Zoll breit und nach außen gebogen, ſo daß ſie einen Winkel von 45 Grad machen, ſie ſtehen 2reihenweiſe im Quincunx übereinander, mit etwa 2 Zoll Zwiſchenraum, ſo daß ſich in einer Röhre von beſagter Länge, etwa 6 8 ſolche Schuppenreihen befinden.

Wenn nun der Wind den Rauch von einer Seite nicht heraus - läßt, ſo bleibt dieſem immer wenigſtens noch die andere ganze Hälfte zum Entweichen. Man kann annehmen, daß wenn die Röhre nicht beſonders gegen Roſt und Rußeinwirkung geſchützt wird, alle 6 8 Jahre eine neue ſolche Röhre erforderlich iſt.

Die übrigen erforderlichen Vorſichtsmaaßregeln wegen des Ein - rauchens werden ſich beſſer im Verfolg bei den einzelnen Gegen - ſtänden berühren laſſen.

§. 57. Anlage der Feuermauern, Feuerherde, Rauchmäntel, Vorgelege und Kamine.

Was die Feuermauern betrifft ſo müſſen ſie durch das ganze Gebäude und durch alle Stockwerke maſſiv ſein. Stoßen Fachwände an, ſo müſſen dieſe mindeſtens 1 Fuß von dem äußerſten Punkte des Herdes erſt ihren Anfang nehmen. Die Feuerherde ſelbſt wer - den wie Tafel X. Fig. 249. zeigt, gewöhnlich und am beſten in eine Ecke verlegt. Man mauert ſie mit Lehm auf, oder legt wenigſtens die oberſte Schicht in Lehm, weil dieſer dem Feuer beſſer widerſteht als der Kalk. Sie werden gewöhnlich bis 3 Fuß breit, und 4 bis 5 Fuß lang angelegt, erhalten eine Höhe von Fuß. Man legt gern eine Unterwölbung derſelben an, wie in Fig. 247 gezeigt iſt, theils um die Laſt beſonders für obere Stockwerke zu verringern, theils um Brennholz darunter aufzubewahren.

Die bequemſte Lage eines Herdes iſt ſo, daß man das Licht von der linken Seite darauf erhält, wenn man vor dem Herde ſteht. Es würden demnach in Fig. 249 die Fenſter beſſer in der Wand bei254 A. liegen. Wegen Feuerſicherheit iſt es beſſer, die ganze Küche mit Steinen zu pflaſtern als ſie zu dielen; da jedoch ein Steinfußboden ſehr kalt iſt, auch in den oberen Stockwerken mehr laſtet als eine Holzdiele, ſo iſt es ausreichend, wenn um den Feuerherd eine Pfla - ſterung gelegt wird, die 2 Fuß nach jeder Seite hin vorſpringt. Lehm - oder Gypseſtriche ſind nicht zweckmäßig, weil ſie von der vielen in Küchen verbreiteten Näſſe verdorben werden.

Die Herde werden meiſtentheils nur deswegen groß angelegt, um ſie gleichzeitig als Tiſch benutzen zu können, welches aber nichts taugt, denn je größer der Herd iſt, um ſo größer muß der ihn um - gebende Nauchmantel werden, welches viele Nachtheile hat, wie wir gleich ſehen werden.

Man bringt den Herd in großen Küchen zuweilen auch ſo an, daß man von 3 Seiten, oder auch von allen 4 Seiten um ihn her - um gehen kann. Dieſe großen Herde ſind jedoch in der letzten Zeit, wo man das offene Feuer gegen die ſogenannten verdeckten Herde vertauſcht hat, immer ſeltner geworden.

Ferner muß ein Herd ſo ſtehen, daß ihn nicht unmittelbare Zugluft treffen kann, alſo nicht unmittelbar an einer Küchenthür, beſon - ders wenn dieſe (wie auf dem Lande häufig) unmittelbar ins Freie führt.

Die Rauchmäntel (Schurze, Schlotmäntel) dienen dazu den vom Küchenherde aufſteigenden Rauch aufzufangen und dem darüber - liegenden Schornſteinrohre zuzuführen. Aus dieſer Hauptbedingung entſtehen alle Nebenbedingungen für die Einrichtung der Rauchmäntel. Sie müſſen deshalb ſo ſteil als möglich ſein, weil in einer ſteilen Wölbung der Rauch beſſer abzieht als in einer flachen.

Sie müſſen ferner ſo nahe wie möglich über dem Herde anfan - gen, damit ſie den Rauch ſogleich auffangen. Man nimmt für die lichte ſenkrechte Höhe zwiſchen der Unterkante des Rauchmantels und dem Fußboden höchſtens Fuß an.

Sie müſſen ſo weit als es angeht über den Herd vorſtehen, da - mit der Rauch nicht unter ihnen weg in die Küche ſchlagen kann. Damit aber die Rauchmäntel nicht zu groß werden, nimmt man an, daß zwiſchen dem Herde und der innern Kante des Rauchmantels mindeſtens 6 Zoll in wagerechter Entfernung gemeſſen verbleiben. Sind die Herde klein, ſo kann man den Rauchmantel noch weiter vorſpringen laſſen, welches beſſer iſt.

Tafel X. Fig. 245 zeigt die Anlage eines Rauchmantels im Grundriß. Er liegt in einer Ecke des Küchenraumes. Den Stein - verband der Wölbung haben wir bereits §. 50 gezeigt. Die Unter -255 ſtützung des Rauchmantels geſchieht durch die Hölzer bbb. auf wel - che die Wölbung aufgelegt wird. Eine beſondere Sicherung gegen Feuersgefahr iſt bei demſelben nicht nöthig, da ſie vom Herdfeuer in der Regel hinlänglich entfernt liegen. Das Rauchfangholz erhält, wie aus Fig. 248 erſichtlich iſt, nach innen eine Abſchrägung und nach außen eine Erhöhung, gegen welche ſich das Gewölbe ſtützt.

Man hat in neuerer Zeit anſtatt der von Mauerſteinen gewölb - ten Rauchmäntel ſolche von Zinkblech angefertigt, welche von Eiſen - ſtangen getragen werden und auch mit ſolchen angehängt ſind. Sie ſind ungleich leichter als die von Mauerſteinen, koſten wenig mehr und belaſten eben wegen ihrer Leichtigkeit die Gebälke weniger, woran ſie gehängt ſind, als erſtere.

Jn Tafel X. Fig. 257 259 ſind 3 verſchiedene Anlagen von Rauchmänteln gezeichnet. Fig. 257 zeigt einen dergleichen wo der Schornſtein in der Ecke liegt. Bei dieſer Anordnung brennt das Feuer immer am beſten, weil der Rauch in der Ecke ſogleich nach dem Schornſteine in die Höhe geleitet wird. Allein die Wölbung des Rauchmantels wird auch zugleich die flachſte, weil die Wölbungskante die Diagonale des Rechtecks ausmacht. Hat man daher keine große Stockwerkshöhe, ſo muß man um die Wölbung möglichſt klein zu erhalten, den Herd möglichſt kurz anlegen, welches überhaupt immer das Beſte iſt.

Fig. 258 zeigt einen Rauchmantel, wo der Schornſtein in der Mitte der Länge des Herdes liegt. Der Rauchmantel wird hier wie in Fig. 245 247 von 3 Seiten herangewölbt und kann folglich viel ſteiler werden als in Fig. 257. Allein das Feuer brennt dann weniger gut. Dieſelbe Bewandniß hat es mit Fig. 259. wo der Schornſtein ganz in der Brandmauer liegt; obgleich auch hier die Wölbung die beſte Steigung erhält.

Vorgelege nennt man die von Mauern eingeſchloſſenen Räume, aus welchen in den anſtoßenden Zimmern ein oder mehrere Oefen geheizt werden. Tafel X. Fig. 219 zeigt eine ſolche Anlage mit ei - nem Ofen. a. iſt der Raum des Vorgeleges, b. der Stubenofen, c. der Ofenhals durch welchen eingeheizt wird, und d. die Thüröff - nung welche zu dem Vorgelege führt. Jn dieſer Oeffnung wird an beiden Seiten und oberhalb ein Falz von etwa 1″ in die Mauerſteine eingehauen, worein die Vorgelegethür, welche ſich auf eingemauerten Haken bewegt, einſchlägt. Die Thür beſteht entweder aus Eiſenblech oder gewöhnlicher aus Holz. Jn dieſem Falle aber muß ſie auf der innern Seite mit Eiſenblech der Feuersgefahr wegen bekleidet werden. 256Aus demſelben Grunde iſt jedes Vorgelege oberhalb in einer Höhe von etwa 5 6 Fuß mit einem Gewölbe zu ſchließen. Auch müſſen die Vorgelege, wenn deren in mehreren Stockwerken vorkommen, im - mer unmittelbar über einander liegen, damit ſie gehörige Unterſtützung durch Mauerwerk haben. Der Fußboden muß immer mit Mauer - ſteinen gepflaſtert ſein.

Entweder ſind die Vorgelege ſo groß, alſo etwa 3 Fuß lang und Fuß breit, daß man die anſtoßenden Ofen bequem daraus heizen kann, oder es find die Heizungen ſo eingerichtet, da man da - vor ſtehen bleibt, und alsdann nennt man ſie Heizkamine, weil ſie mit einem Herde ausgemauert ſind, der jedoch einen Zoll niedriger als die Ofenlöcher ſein muß, damit die Ofenthür geöffnet werden kann.

Aus den Heizkaminen werden gewöhnlich nur 1 bis 2 Ofen geheizt, auch bedient man ſich des darin angelegten Herdes auch zum Kochen, beſonders in Wohnungen ärmerer Leute.

Die Heizkamine ſind gewöhnlich 20 Zoll tief und bis 2 Fuß breit.

Die Umfaſſungsmauern der Vorgelege und Kamine werden nur ½ Stein ſtark angelegt.

Die Anlage von Vorgelegen und Heizkaminen war früher, wo man die Ofen gewöhnlich von außen heizte, viel häufiger als jetzt, wo man zu den Stubenöfen ſich faſt ausſchließlich der engen Röhren und der Heizung von innen bedient. Es wird hierdurch eine ungleich grö - ßere Bequemlichkeit in der Eintheilung erreicht als früher, mehr Raum geſpart, und die ganze Anlage wird wohlfeiler.

Fig. 220 zeigt ein Vorgelege a., aus welchem 3 Stubenöfen geheizt werden, um einen bequemen Raum zu gewinnen ſind die Ecken abgeſtumpft worden.

Fig. 221 bis 223 zeigt eine Vorgelegeanlage in 3 Stockwerken. Jm unterſten Stockwerk (Fig. 223) iſt a. das Vorgelege oder Heiz - kamin. Fig. 222 zeigt das nächſtobere Stockwerk. Nun muß die Röhre c. des untern Vorgeleges gegen das obere hingezogen werden, dieſes kann aber nicht anders geſchehen, als durch Schleppenſchleifen, oder Ueberſetzen, wodurch das untere Zimmer nicht nur verunziert wer - den, ſondern die Röhre auch keinen feſten Stand erhalten würde; es muß alſo der Grund def. (Fig. 223) zu dieſer Röhre gleich vor - handen ſein. Jn dem oberſten Stockwerke (Fig. 221) kommt noch eine Röhre von der 2ten hinzu, und die Anlage in dem 1ten Stock - werk wird alſo nach den Linien mgh. und in der 2ten nach nkl. ſtattfinden müſſen, damit die Röhren aller 3 Stockwerke gehörig fun -257 damentirt ſind. Die Rauchröhre des letzten Stockwerks (Fig. 221) wird dagegen unmittelbar über dem Vorgelege a. daſelbſt liegen.

Damit dergleichen Vorgelege-Anlagen nicht zu viel Raum in einem Stockwerke wegnehmen, mache man die Mittelmauern ſo breit, daß Röhren und Vorgelege darin verſteckt werden können, die Mauern müßten alſo mindeſtens 25 bis 28 Zoll dick werden. Wo keine Röhren durchgehen brauchen aber alsdann keine vollen Mauern ſtatt - zufinden wie in Fig. 226. die Vertiefung bced.

Fig. 226 zeigt die Vorgelege und Röhrenanlage eines unterſten Stockwerkes, Fig. 225 eines darüber liegenden zweiten, Fig. 224 ei - nes über dieſem liegenden dritten, und Fig. 224 endlich des 4ten und letzten Stockwerks. Die Röhren der verſchiedenen Stockwerke ſind immer unter einander fortgezogen, ſo daß im letzten Stockwerke (Fig. 224) die Röhre bei A. diejenige iſt, welche im unterſten Stock - werke (Fig. 226) unmittelbar auf dem Vorgelege v. anfängt ꝛc. Sollte aber ein ſolches Vorgelege in einem Hauſe von 2 Stockwerken angelegt werden, ſo würde alles gleich bleiben, und nur das mit gh. in Fig. 225 und mit ik. in Fig. 226 bezeichnete Stück Mauerwerk in dem 1ten und 2ten Stockwerk wegbleiben.

Gleichzeitig iſt hier in allen 3 Stockwerken ein großer Kamin F. übereck vorgeſtellt.

Kommen in einem Hauſe Corridors vor, ſo iſt es zweckmäßig, die Schornſteine und Vorgelege ſo anzulegen, daß ſie einander gegenüber liegen, damit man die Röhren im Dache leicht zuſammenwölben kann. Die Thüren zu Vorgelegen dürfen nicht unter hölzernen Treppen, wenigſtens nicht da angelegt werden, wo die Treppe noch nicht eine Höhe von 7 8 Fuß erreicht hat.

Kamine und zwar ſolche, welche zur Erwärmung der Zimmer dienen, ſind von 3 Seiten eingeſchloſſen und mit einer maſſiven Decke verſehen. Es ſind Mauervertiefungen, welche einen gemauerten Fuß - boden haben, auf welchem das Feuer brennt. Der Rauch geht durch einen unmittelbar über dem Kamine befindlichen Schornſtein zum Dache hinaus. Sie haben verſchiedene Grundrißformen und werden in ſehr verſchiedenen Größen angelegt. Entweder ſind ſie länglich viereckig, oder mit abgeſtumpften Ecken, oder dreieckig, oder halbkreis - förmig. Durch die damit verbundene Holzverſchwendung ſind ſie faſt ganz verſchwunden und jetzt nur noch im ſüdlichen Europa und in England üblich, wo man jedoch anſtatt des Holzes Steinkohlen brennt und ſie in ſehr kleinen Maaßen (gegen früher) ausführt. Tafel X. Fig. 254. zeigt den Grundriß eines ſolchen Kamines, worin A. einenMenzel, der praktiſche Maurer. 17258eiſernen Roſt bezeichnet, welcher wegen der zu verbrennenden Stein - kohlen durchaus nöthig iſt. Fig. 225 zeigt die Anſicht und Fig. 256 den Durchſchnitt, mit der Schornſteinöffnung angedeutet; man nennt dieſe Art wegen ihrer Form, auch paraboliſche Kamine. Es iſt ein eiſerner Korb davor angebracht, welcher mehr oder weniger verziert ſein kann.

Bei Kaminen wo Holz gebrannt wird, fehlt der Roſt, es wer - den dann nur ein Paar eiſerne Böcke in den Kamin geſtellt, worauf man das Holz legt.

Jſt das Feuer ausgebrannt, ſo ſchließt man den gewöhnlichen Kamin durch einen vorgeſetzten Schirm. Den paraboliſchen durch ei - nen eiſernen Schieber im Schornſteine.

Licht - oder Leuchtkamine kommen nur noch in ſolchen Gegenden vor, welche ſehr holzreich ſind und wo man in den Stuben zur Erleuchtung und theilweiſen Erwärmung ein kleines hellflammen - des Feuer anmacht. Dieſe werden nur etwa 18 Zoll im Quadrat groß, etwa 3 bis Fuß über dem Fußboden an einer Brand - maueran gelegt, und erhalten unmittelbar über ſich ein Schornſteinrohr, welches den Rauch abführt.

Fig. 227 bis 230 weiſet die 3 Stockwerke eines Hauſes nach, wenn in jedem derſelben eine kleine Küche, nebſt 2 Ofenheizungen und ein Kamin enthalten iſt.

Jn allen 3 Stockwerken ruhen die Rauchfänge auf quer über die Küchen angebrachten Rauchfangshölzern, neben jeder Küche ſind 2 Stuben und jedesmal in einer derſelben ein Kamin angebracht.

Die Zeichnung der Röhren iſt aus den Grundriſſen zu erſehen. Fig. 230 iſt das unterſte Stockwerk, und dabei nur noch zu bemer - ken, daß f. h. k. die Röhren der Küchenrauchfänge, g. i. l. die Kamin - röhren ſind. Erſtere haben 20 Zoll Länge, 15 Zoll Breite im Lichten. Die Größe der Kaminröhren iſt 16 Zoll lang und 16 Zoll breit. Fig. 227 zeigt wie alle dieſe Röhren vereinigt im Dachraume erſcheinen. Fig. 128. A. zeigt das Rauchfangholz m. des dritten Stockwerks, q. iſt der Bolzen, welcher das Rauchfangholz an dem Balken feſthält.

Endlich iſt Tafel X. Fig. 231 und 232 der Fall angeführt, wie man ſich helfen kann, wenn in dem 1ſten Stockwerk (Fig. 232) eine kleine Küche, in der darüber liegenden Fig. 131. aber ein Gang oder Corridor f. angebracht werden ſoll. Dieſer Umſtand kann ſich da ereignen, wo man nach der Stube g. gelangen will, ohne durch die Küche h. zu gehen (Fig. 231), oder wo man ſowohl nach h. als g. einen beſondern Eingang haben will. Es wird nämlich im un -259 tern Stockwerk (Fig. 232) von a. nach a. ein Bogen geſpannt, Stein ſtark und breit, um die maſſive Brandmauer bc. (Fig. 231) darauf ſetzen zu können. Um die Röhre des 1ten Stockwerks ſowohl als auch den Einheizkamin im 2ten Stockwerk anbringen zu können, iſt alsdann eine ſtarke Mauer d. erforderlich.

§. 58. Schornſteine (Rauchröhren).

Sie dienen nur allein dazu, den Rauch abzuführen. Früher fertigte man ſie ſehr groß und weit an, bis man ſich überzeugte, daß eine engere Röhre beſſeren Zug habe als eine weite.

Die Röhren werden auch jetzt noch in weite und enge eingetheilt.

Die weiten Röhren werden 18 Zoll lang im Lichten, und eben ſo breit gemacht. Bei dieſem Maaße können ſie Behufs ihrer Reini - gung von einem erwachſenen Manne beſtiegen werden. Macht man aber eine ſolche weite Röhre nur 18 Zoll lang und 15 Zoll breit im Lichten, ſo können ſie nur von Jungen beſtiegen und gereinigt werden. Enger darf man ſie geſetzlich nicht machen, wenn ſie von Menſchen beſtiegen werden ſollen (und weiter als 18 Zoll im Qua - drat im Lichten iſt überflüſſig). Die engen Röhren dagegen werden bei ihrer Reinigung nicht von Menſchen beſtiegen, ſondern auf folgende einfache Art gefegt. Man läßt von oben in den Schornſtein ein Seil herab, an welchem ein überkreuz gebundener Beſen mit einer eiſernen Kugel daran (etwa 6 Pfund ſchwer). Die Laſt der Kugel zieht den Beſen abwärts und der oberhalb ſtehende Schornſteinfeger zieht den Beſen beliebig herauf und läßt ihn durch die Kugel herunter ziehen, bis der Schornſtein rein iſt.

Die engen Röhren werden 6 Zoll im Lichten lang und breit gemacht und dürfen geſetzmäßig nicht größer werden als 8″ lang und 8″ breit im Lichten. Es wird bei ihrer Aufmauerung ein hölzerner Klotz 2′ lang und genau ſo dick wie die Röhre werden ſoll, in die - ſelbe hineingeſteckt und darum herum gemauert, damit ſie inwendig möglichſt glatt und eben werde.

Enge Röhren von runder Form ſind beſſer als quadratiſche. Die weiten Röhren wendet man bei allen ſogenannten offenen Feuern an, d. h. wo das Feuer frei, nicht eingeſchloſſen brennt. Offene Feuer ſind das gewöhnliche Küchenherdfeuer, der Heizkamin, der Kochkamin und der Leuchtkamin. Hierzu ſind die engen Röhren nicht tauglich, weil ſie den in einem größeren Umkreiſe ſich bewe - genden Rauch nicht ſogleich auffangen können, und ſelbſt wenn man ſie unten weiter und oben erſt eng macht, führen ſie den Rauch des17 *260offenen Feuers nicht gehörig ab. Die engen Röhren wendet man ſtets dann an, wenn das Feuer in einem geſchloſſenen Rau - me brennt, wie bei Stubenöfen, bei den ſogenannten verdeckten oder geſchloſſenen Küchenherden, und bei all den unzähligen techniſchen Feuerungsanlagen, der Brau -, Brenn -, Siede - und Dampfapparate.

Durch die Einführung der engen Röhren iſt eine große Erſpa - rung an Baumaterial, an Raum und an Brennmaterial herbeige - führt worden; auch wird durch ihre Anwendung das Einrauchen be - deutend mehr vermieden und eben ſo ſind durch ſie die vielen koſtſpie - ligen, ſchwer laſtenden, und unbequemen Vorgelege und Heizkamine, größtentheils überflüſſig geworden.

Die Umfaſſungsmauern eines weiten Rohres ſo - wohlals eines engen, werden in den Gebäuden nie ſtär - ker gemacht, als einen halben Stein ſtark.

Es kann zwar einzelne Fälle geben, wo ſie viel ſtärker ange - legt werden müſſen, und ein ſolcher Fall tritt ein, wenn ſie als ein - zelne Röhren ſehr hoch frei ſtehen.

Bei den Schornſteinen der Dampfmaſchinen z. B. iſt es wegen des die Luft verpeſtenden Steinkohlendampfes, beſonders in Fabrik - ſtädten wo viele dergleichen Schornſteine erforderlich ſind, nothwendig, die Schornſteine 100 bis 120 Fuß hoch und ganz freiſtehend aufzu - führen. Es werden demnach förmliche Thürme, welche auch verhält - nißmäßig ſtarke Mauern haben müſſen.

Jn gewöhnlichen Gebäuden werden die weiten Röhren auch dann, wenn ſie einzeln im Dachraume heraufkommen, nicht im Mauerwerk verſtärkt, da ſie vermöge ihrer größeren Grundfläche Standfähigkeit genug beſitzen. Enge Röhren dagegen, wenn ſie ein - zeln in den Dachraum hinein reichen, werden, wenn ſie über 15 Fuß hoch frei ſtehen, auf 2 ihrer Seiten einen halben Stein ſtark, auf den andern beiden Seiten aber einen ganzen Stein ſtark gemacht, weil ſie bei größerer Höhe und ganz freiem Stande ſonſt leicht um - fallen könnten.

Jede Schornſteinröhre, weit oder eng, muß von Grund auf fundamentirt ſein, damit ſie wenn das Haus abbrennt, nicht ein - ſtürze. Es dürfen deshalb geſetzlich keine Schornſteine auf Bal - ken ſtehen, oder auf Holz aufliegen, oder an das Holz der Gebälke oder des Dachſtuhles angelehnt werden. Jm Gegentheil muß die äußere Fläche jeder Schornſteinröhre mindeſtens 3 Zoll von jedem Holze entfernt ſein. Die Schornſteine, ſo wie alle Feuerungsanlagen werden beſſer in Lehm als in Kalk261 aufgemauert. Die Schornſteine erhalten inwendig einen Abputz von Lehm, welcher immer gleich nach Aufmauerung von ein paar Schich - ten mit angefertigt wird.

Die viereckige Form der Schornſteine iſt die gewöhnliche, je - doch haben wir bereits auf Tafel III. Fig. 79. 80. 82 u. 83. Schornſtein - verbände gezeigt, wo die Röhren eng und dabei rund ſind.

Es iſt immer ein weſentlicher Vortheil ſowohl für die Erſpa - rung des Raumes, als auch des Materials, wenn man die Röhren auf einem oder mehreren Punkten des Gebäudes ſo viel wie möglich vereinigt und ſogenannte Schornſteinkaſten im Dache bildet; Tafel X. Fig. 233 zeigt eine ſolche Vereinigung von 3 Rauchröhren in verſchiedener Stellung. Fig. 234 eine eben ſolche für 4 Röhren zu einem Kaſten. Es iſt hierbei zu merken, daß jede Röhre durch eine Quermauer (Zunge) von der ihr zunächſt liegenden getrennt bleiben muß, bis an die oberſte Oeffnung des Kaſtens; dieſe Trennungswand darf geſetzlich nicht ſchwächer ſein, als einen hal - ben Stein ſtark. Viele Maurer machen dieſe Zungen von hoch - kantig geſtellten Steinen, wo es dann oft geſchieht, daß bei dem Beſteigen der weiten, und durch das Anſchlagen der Kugel bei engen Röhren, dieſe dünne Wand eingedrückt wird. Eben ſo fehlerhaft iſt es, dieſe Zungen wo die Schornſteine in einen gemeinſchaftlichen Ka - ſten im Dache zuſammentreten, wegzulaſſen, weil dann ganz be - ſtimmt ein ſtarkes Einrauchen der einzelnen Röhren erfolgen wird.

Nach der in Preußen am 4. Oktober 1821 erſchienenen Cabi - netsordre, die Anlage enger, vom Schornſteinfeger nicht zu befahren - der Schornſteine betreffend, zu welcher das K. Miniſterium unter dem 14. Januar 1822 eine allgemeine Jnſtruction gab, heben wir folgende weſentliche Beſtimmungen aus:

  • 1) Für ein bis höchſtens drei Ofenfeuer muß eine kreisförmige Rauchröhre wenigſtens 6 Zoll Durchmeſſer haben. Für mehrere Feue - rungen iſt ſie verhältnißmäßig zu erweitern; eben ſo für Keſſelfeue - rungen, Brauereien ꝛc. nach Bedarf zu beſtimmen. Jedoch wurde ſpäter verordnet, daß man ſie nicht größer als 8 Zoll im Quadrat ma - chen dürfe. Muß man demnach eine größere Röhre haben, ſo iſt man genöthigt, eine weite beſteigbare Röhre anzulegen.
  • 2) Der Grundriß einer Röhre kann auch ein regelmäßiges Viel - eck, oder ein rechtwinkliges Viereck ſein, deſſen kleinere Seite aber wenigſtens 6 Zoll betragen muß. Runde und vieleckige Röhren zie - hen beſſer als viereckige und ſetzen auch weniger Ruß an, weil ſie keine oder nur flache Ecken haben. Auch muß bemerkt werden, daß262 bei unſerm üblichen mittleren Ziegelmaaße von 10 Zoll lang, 5 Zoll breit, die Röhren des Verbandes wegen, nie volle 6 Zoll Durchmeſſer bekommen, ſondern nur Zoll.
  • 3) Bei gewöhnlichen Herd - und Stubenfeuerungen werden die Wände und Zungen der Röhren ½ Stein ſtark angenommen, in außerordentlichen Fällen 1 bis Stein dick. Alles Holzwerk muß von denſelben (von den Außenflächen) drei Zoll weit ent - fernt ſein.
  • 4) Die Schleifung (das Ziehen des Schornſteines nach einer an - dern Stelle) darf nicht unter 45 Grad betragen, und kann nur auf maſſiven Bogen und Wangen, oder in hinlänglich dicken Mauern geſchehen. Das Aufſatteln auf Holz iſt nirgends erlaubt.
  • 5) §. 5 handelt von der Stärke der Wangen freiſtehender Röhren.
  • 6) Die Reinigung der Röhren geſchieht durch Bürſten von der Form des Röhrenquerſchnittes, die an Seilen auf - und niedergezo - gen werden (oder wie wir bereits bemerkten durch Kreuzbeſen).
  • 7) Jede Röhre iſt unter und über dem oberſten Dachboden (bei mehrmal veränderter Richtung auch in der Mitte) mit einer Seiten - öffnung zu verſehen, die mit eiſernen eingefalzten Thüren geſchloſſen werden. Jn der Nähe dieſer Oeffnungen darf kein Holz ſein, und vor denſelben iſt ein zwei Fuß breites Pflaſter anzulegen.

Die weiten wie die engen Schornſteine können entweder ganz in den Mauern liegen, oder ¼ ½ ¾ weit daraus vorſtehen.

Liegen ſie in den Mittelmauern wie Tafel X. Fig. 253. und es kommen mehrere Röhren zuſammen, ſo müſſen die Balken auf den Punkten, wo die Röhren liegen, ausgewechſelt werden. Auch müſſen die Balken auf den Punkten, wo ſie die Röhren berühren würden, wie bei aaa. noch ausgeſchnitten werden.

Sind die Quermauern ſtark genug, ſo daß die Röhren darin liegen können, ſo iſt dies noch bequemer, weil man in dieſem Falle gar nicht zu wechſeln braucht. Aus dieſem Grunde legt man enge Röhren, welche gewöhnlich auch in den Quermauern noch Platz finden, gern in dieſe hinein wie in Fig. 235. und Fig. 238.

Das Ziehen oder Schleifen der Schornſteine iſt auf Tafel X. vorgeſtellt wie es nur ſtattfinden kann. Fig. 242. ſtellt den Grund - riß und Aufriß eines Schornſteins vor, welcher von dem Punkte a. bis b. gezogen werden ſoll. Dies darf nur geſchehen, wenn man ihn in der Richtung ab. (Fig. 242), welche mindeſtens einen Winkel von 45 Grad betragen muß, auf einen maſſiven Pfeiler abc. herü - berzieht und dann ſenkrecht hinaufgehen läßt. Unter keiner Bedin -263 gung aber darf in der Richtung ab. Fig. 242. eine Holzunterlage liegen und darauf der Schornſtein geſchleift werden.

Taf. X. Fig. 243. zeigt eine andere Art des Ziehens. Die punktirten Linien neben dem gezeichneten Schornſtein deuten an, wie weit man im äußerſten Falle einen freiſtehenden Schornſtein herüberziehen könnte, ohne ihn anderweitig zu unterſtützen. Mathe - matiſch genommen würde der Schwerpunkt des Schornſteines, welcher in der Mittellinie liegt, noch unterſtützt ſein, da die Linie ab. noch innerhalb der punktirten Figur fällt, allein in der Praxis kann man auf eine ſo feſte Verbindung der Materialien nicht rechnen, und man könnte daher einen freiſtehenden Schornſtein, ohne alle Unterſtützung, höchſtens um die Hälfte ſeines Breitenmaaßes herüberziehen.

  • Taf. X. Fig. 244. zeigt wie 2 Schornſteine ſo an einander gewölbt werden, daß der eine ſenkrecht ſteht. Es müſſen zu dieſem Zweck 2 Lehrbogen als förmliches Lehrgerüſt aufgeſtellt werden, um die Wölbung zu vollenden. Die Wölbung wird in ſolchen Fällen nie ſtärker als ½ Stein.
  • Taf. X. Fig. 236. zeigt 2 Schornſteine welche im Spitzbogen gegeneinander gewölbt werden, mit der zwiſchen ihnen befindlichen Zunge. Eben ſo ſieht man die Lage der Balken aa., und die Aus - wechslung der Sparren bei bb. Fig. 241. zeigt einen Grundriß, wo viele Schornſteinröhren neben einander liegen, um quer über den da - ſelbſt befindlichen Corridor herübergewölbt zu werden.
  • Jn Fig. 243. würde man deshalb den Schornſtein gern bis an die Dachfirſt d. herübergezogen haben, weil derſelbe ſonſt, wenn er gerade aufgeht, eine Kehle acd. veranlaßt haben würde, wo es leicht einregnet.
  • Auch haben ſolche Schornſteine, welche weit frei aus dem Dache herauskommen, folgenden Nachtheil: ſie werden nämlich im Winter weit kälter als ſolche, welche unterhalb des Daches liegen, weshalb der Rauch ſchlecht darin zieht.
  • Taf. X. Fig. 235. zeigt die gewöhnliche Lage enger Röhren aus mehreren Stockwerken neben einander in einer Quermauer, und die Ofen oo. der anſtoßenden Zimmer, aus welchen die Rauchröhren nach einem der Schornſteine geleitet werden, da hier die Ofen von innen zu heizen angenommen ſind. Sollte in dieſem Falle in einem der Röhrkaſten eine Röhre weniger ſein, als in dem andern, ſo muß man eine ſogenannte blinde Röhre aufführen, um die Wölbung in gleicher Breite von beiden Seiten vollführen zu können.
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  • Jn Fig. 237. ſieht man den Durchſchnitt, und in Fig. 238. den Grundriß für den Fall, daß 2 Stubenöfen, bei engen Rauchröh - ren, von Außen geheizt werden. Es werden in dieſem Falle kleine Hälſe v. durch die Mauer gelegt, durch welche man das Feuer in die Oefen einlegt, dieſe ſind gewöhnlich 1 Fuß im Quadrat groß. Jſt die Mauer ſehr dick, folglich der Hals ſehr lang, ſo müſſen ſie ver - hältnißmäßig weiter angelegt werden, weil das Einlegen des Holzes in den Ofen ſonſt nicht ſtattfinden kann. Vor der Oeffnung des Hal - ſes wird eine eiſerne Thür mit Zarge eingeſetzt, welche noch eine kleine runde Oeffnung zum Einſtrömen der kalten Luft in das Feuer hat (wie bei gewöhnlichen Windöfen).

Befindet ſich über dieſem Stockwerke noch eines oder mehrere, ſo werden die Rauchröhren wie x. in die Quermauer nach der Rich - tung w. hineingezogen, damit nicht etwa eine Rauchröhre durch ein Einheizungsloch ſchneide. Man kann ſie auch ſeitwärts nach u. verlegen.

Fig. 237. zeigt 2 ſenkrecht weiter nach unten gehende Röhren ab. und eine dritte c., welche über dem bei d. angegebenen Gebälk endigt, und wo bei c. die eiſerne Thür befindlich iſt, aus welcher man den Ruß herausnimmt, wenn die Röhre gefegt worden iſt.

Es iſt gewöhnlich der Fall, daß man die Zimmer von innen heizt, und daß die Röhren bis in das unterſte Geſchoß, in den Kel - ler oder auch in ein Erdgeſchoß hinunterreichen, um das Reinigen derſelben nicht in den Zimmern oder in den Hausfluren vornehmen zu müſſen, weil es nicht zu vermeiden iſt, daß dabei nicht Ruß herum - fliege. Jn dieſem Falle gehen alſo die Röhren weit tiefer hinunter, als die Raucheinſtrömung der Ofen in dem nächſtoberen Stockwerke geſchieht, und es muß daher wo die unterſten Ofen ſtehen, unter - halb der Rauchröhren derſelben, ein Schieber angebracht ſein, wel - cher die kalte Luftſäule des noch tiefer gehenden Schornſteines ab - ſperrt, weil ſonſt der Ofenrauch zu ſehr abgekühlt und dadurch Ein - rauchen veranlaßt werden könnte.

Dieſer Schieber wird zurückgezogen, wenn der Schornſtein ge - reinigt werden ſoll, und wieder zugeſchoben, wenn er gereinigt iſt.

Taf. X. Fig. 239. und 240. iſt ein beſonderer Fall vorgeſtellt, der jedoch ziemlich häufig vorkommt, Wenn man nämlich bei engen Schornſteinen die Oefen von außen heizet, ſo ereignet es ſich faſt im - mer, daß Rauch durch die Heizthür bei a. dringt, welche am Ende der Heizöffnung b. liegt, weil der Rauch keinen anderen Ausweg hat, wenn er von der Gewalt des Windes zurückgeſtoßen wird. Hierdurch265 wird der ganze Raum um die Heizthür herum ſchwarz, welches ſehr unangenehm iſt.

Um alſo dieſem Uebelſtande vorzubeugen, lege man oben in der Heizöffnung b. einen gemauerten Kanal cd. ſo an, daß er den Rauch in den Ofen ſelbſt zurückführt, und zwar in die Nähe der im Ofen befindlichen Rauchröhre e., welche den Rauch in den Schornſtein f. leitet. Die gemauerte Rauchröhre cd. wird 6 Zoll im Quadrat groß gemacht. Durch dies einfache Mittel vermeidet man in dieſen Fällen das Einrauchen in die Hausfluren und Corridors, welches dieſelben ſchwärzt und immer unangenehm iſt.

§. 59.

Um das Einrauchen der Schornſteine überhaupt zu verhindern, gelten folgende Grundſätze:

  • 1) Muß jedes offne Feuer, Herd - und Kaminfeuer, eine be - ſondere Schornſteinröhre bis zum Dache hinaus erhalten.
  • Wären demnach in 3 Stockwerken übereinander Küchen ange - legt, ſo muß jede ihr beſonderes Rauchrohr erhalten, und wo ſie im Dache einen gemeinſchaftlichen Schornſteinkaſten bilden, müſſen die Röhren, jede für ſich beſonders, durch Zungen geſchieden werden.
  • Aus demſelben Grunde darf man nie eine Rauchröhre in die andere hineinleiten, weil ſonſt unter allen Umſtänden Rauch entſte - hen wird.
  • 2) Enge Röhren folgen zwar ganz denſelben Grundſätzen, wenn man das Einrauchen verhindern will, allein die Erfahrung hat oft ge - lehrt, daß man etwa 3 Stubenöfen ein und deſſelben Stock - werks in eine und dieſelbe enge Röhre leiten kann. Leitet man aber die Oefen von zwei, oder gar 3 verſchiedenen Stockwerken in eine und dieſelbe enge Röhre, ſo raucht gewöhnlich ein oder der andere dieſer Oefen, beſonders wenn in allen dreien zugleich Feuer angemacht wird. Auch muß dann immer in dem unterſten Ofen zu - erſt, dann in dem zweiten und dann im dritten Feuer angemacht wer - den, welches jedoch nicht allein unbequem iſt, ſondern auch niemals befolgt wird, weshalb ſolche Einrichtungen gewöhnlich einrauchen. Es muß alſo wenigſtens jedes Stockwerk ſeine beſonderen Röhren haben.
  • Am ſicherſten würde alles Einrauchen vermieden, wenn jeder Ofen auch ſeine eigene Rauchröhre hätte. Welches aber ſehr viele Röhren bedingt, weshalb es meiſtens unterbleibt.
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  • 3) Gehen mehrere Oefen eines Stockwerks in ein und daſſelbe enge Rohr, ſo muß man darauf ſehen, daß die eiſernen Röhren, woraus der Rauch der Ofen in den Schornſtein tritt, einander nicht unmittelbar entgegen ſtehen, weil ſonſt der Rauch des einen Ofens, welcher ſtärker brennt, leicht den gegenüber herauskommenden ſchwä - cheren Rauch zurückdrängt. Die eiſernen Rauchröhren müſſen deshalb nicht wagrecht (wie gewöhnlich), ſondern etwas ſchräg und in einer geringen Entfernung übereinander eingelegt werden. Dann kann der Rauch ſich nicht treffen.
  • 4) Für jeden einzelnen Ofen rechnet man 12 Zoll der Grund - fläche der Röhre. Jſt demnach eine Röhre 6 Zoll im groß, ſo hält ſie = 36 Zoll und $$\frac {36}{12}$$ = 3 giebt 3 Oefen, für welche ſie ausreicht, die aber in einem und demſelben Stockwerke ſtehen müſſen. Jſt eine Röhre 8 Zoll im , ſo ſind dies 8 × 8 = 64 und $$\frac {64}{12}$$ = 5 Oefen, welche in eine ſolche Röhre geführt werden können, welches aber wohl nie vorkommt, da höchſtens 4 Zim - mer mit ihren Ecken zuſammenſtoßen können, und in dieſem Falle würde eine Röhre von 6 Zoll breit 8 Zoll lang = 48 Zoll aus - reichen zu 4 Oefen.
  • 5) Weite und enge Röhren dürfen nie unter einem flacheren Win - kel als 45º gezogen, und auch nicht anders zuſammengewölbt werden.
  • 6) Enge Röhren, in welche ſtarke Feuerungen gehen, folglich viel Rauch einſtrömt, wie bei verdeckten Herden, Braupfannen, Brannt - weinblaſen, Dampfkeſſeln ꝛc., müſſen immer allein zum Dache hin - ausgeführt werden, und dürfen nie Ofenheizungen hineingeleitet wer - den, weil ſonſt alle Ofen einrauchen.
  • 7) Jede Röhre und auch jeder Röhrenkaſten muß mindeſtens 1 bis 2 Fuß hoch über die Dachfirſt hinaus - geführt werden, welches unter keiner Bedingung zu verſäumen iſt.
  • 8) Röhren oder Röhrenkaſten, welche an der Seite des Daches herauskommen, wenn man ſie auch bis über die Firſt hinaufführt, rauchen um ſo leichter ein, je höher ſie in freier Luft ſtehen, weil die äußere Temperatur auf ſie alsdann viel mehr einwirken kann, als wenn ſie im Dachraume ſelbſt bis an die Firſt geleitet werden. Man muß alſo die Röhren, welche nicht in der Mitte des Hauſes liegen, durch Ziehen auf maſſiven Mauern, oder durch Ziehen auf Wölbungen, oder untergelegten eiſernen Stangen, oder durch Zuſam - menwölben im Bogen, immer ſo zu leiten ſuchen, daß ſie entweder in der Mitte der Firſt herauskommen, oder daß die eine Fläche der Röhre die Firſt berührt. Bei ſteilen Dächern macht dies zuweilen267 Schwierigkeiten, bei flachen Dächern dagegen gar keine, weil bei dieſen die Röhren herauskommen können wo ſie wollen, indem ſie dann nur wenig Erhöhung bedürfen, um bis über der Firſt zu ſtehen.
  • 9) Man muß darauf ſehen, immer ſo viel Röhren wie möglich in einem Kaſten zu vereinigen, weil dadurch weniger Durchbrechungen der Dachfläche entſtehen, wodurch Einregnungen vermieden werden.
  • 10) Jn jedem neugebauten Hauſe rauchen alle weite und enge Röhren ſo lange ein, bis ſie ausgetrocknet ſind; worauf zu achten iſt, ehe man vielleicht Abänderungen mit ihnen vornimmt.
  • 11) Um den Druck einer nebligen Luft, oder den Stoß des Win - des, oder die Sonnenſtrahlen abzuhalten, kann man erforderlichen Falles Kappen auf die Schornſteine ſo ſetzen, daß der Rauch gegen Nord und Süd abziehen kann, weil aus dieſen Weltgegenden die we - nigſten und ſchwächſten Winde wehen.
  • 12) Je länger ein Schornſtein iſt, um ſo weniger raucht er ein, je kürzer, um ſo eher, deswegen rauchen die Feuerungen einſtöckiger Häuſer leichter ein, als ſolcher die 2 und mehrere Stockwerke haben.
  • 13) Je weiter ein Schornſtein iſt, um ſo eher raucht er ein, die größte übliche Weite iſt 18 Zoll im Quadrat, die geringſte 6 Zoll im Quadrat.
  • 14) Eine ſenkrecht in die Höhe ſteigende Rauchröhre iſt die kürzeſte, wird folglich am leichteſten von dem Rauche erwärmt und zieht demnach am beſten; zugleich iſt ſie die leichteſte und auch die wohlfeilſte.
  • 15) Wenn man Stubenofenröhren unter den Rauchmantel eines Küchenſchornſteines leitet, ſo werden dergleichen Oefen immer ein - rauchen. Heizt man ſie von den Stuben aus, ſo ſchlägt der Rauch in die Stuben, heizt man ſie von der Küche aus, ſo ſchlägt der Rauch in die Küche. Es müſſen alſo Stubenöfen immer ihre beſonderen Rauchröhren haben.
  • 16) Noch viel fehlerhafter aber iſt es, den Rauch von Stuben - öfen in ein Küchenrohr aus einer von unten heraufkommenden Feue - rung zu leiten, weil in dieſem Falle der Ofen immer einrau - chen wird.

§. 60. Dunſtröhren.

Sie dienen nicht zur Abführung des Rauches, ſondern zur Ab - führung der Dämpfe in Küchen, Waſchhäuſern, Brauereien ꝛc. Wo eine offene Feuerung und damit verbundene Rauchmäntel und Schorn - ſteine vorhanden ſind, bedarf man der Dunſtröhren nicht, da die of -268 fenen Küchenſchornſteine auch den Dampf gleichzeitig abführen. Wo aber geſchloſſene Feuerungen vorhanden ſind, wie in Brauküchen, bei verdeckten Herden in Küchen, iſt es nothwendig den Dampf zu ent - fernen, alsdann macht man entweder hölzerne Qualmfänge, ſetzt höl - zerne Röhren darauf und leitet die Dämpfe zum Dache hinaus, oder man legt gemauerte Röhren ganz in Form der weiten Schornſteine an, um den Dampf zu entfernen. Beſonders wird dies nothwendig in Küchen mit ſogenannten verdeckten Herden. Solche Dunſtröhren werden, wenn ſie gemauert ſind, ganz denſelben Geſetzen folgen, wel - che wir bei dem Schornſteine erwähnt haben, und folgt auch der Dampf ganz denſelben Geſetzen wie der Rauch, weshalb hier alles daſſelbe gilt.

Man legt auch zuweilen Luftröhren an, um aus Kellern, Ab - tritten oder mitten im Hauſe liegenden Räumen die ſchlechte Luft fort - zuſchaffen. Auch dieſe Luftröhren folgen denſelben Geſetzen, man braucht ſie aber nicht weiter zu machen als 6 8 Zoll im Quadrat, und es iſt ſehr gut, wenn man ſie an einen Rauchſchornſtein anleh - nen, oder noch beſſer zwiſchen 2 Rauchſchornſteine legen kann, weil die Erwärmung welche ſie durch die Rauchſchornſteine erhalten, den Luftſtrom in ihnen befördert.

Siebente Abtheilung. Die Eindeckung der Dächer, die Geſimſe, die Ankerungen ꝛc.

§. 61. Allgemeines.

Die Anforderungen, welche man an ein gutes Dach zu ma - chen berechtigt iſt, ſind: vollkommene Dichtigkeit, damit kein Regen eindringen kann, Feſtigkeit gegen Sturm ꝛc. und Feuerſicherheit von außen und innen.

Die Ziegeldächer, welche der Maurer und Ziegeldachdecker zu be - ſorgen haben, erfüllen die Bedingung der Feuerſicherheit von innen gar nicht, und von außen nur inſofern, als ſie das Flugfeuer ab - halten; denn bei großer Hitze eines in der Nähe brennenden Gebäu - des ſpringen die Naſen der Dachſteine ab, die Dachſteine fallen von ſelbſt herunter und legen den inneren Dachraum blos.

Das Material, womit man die Dächer deckt, kommt in ſehr ver - ſchiedenen Formen vor. Als Plattziegel (Bieberſchwanz, Flomſtein), als Dachpfannen, als Hohlſteine (Holftern) ꝛc. Die Natur des Ma - terials bedingt, daß die Dächer eine gewiſſe Neigung erhalten, da ſonſt die Näſſe, aber namentlich das Eis - und Schneewaſſer die Ziegeln zerweicht. Werden die Ziegeldächer nur leicht eingedeckt, ſo müſſen ſie mindeſtens die halbe Tiefe des Gebäudes zur ſenkrech - ten Höhe des Daches erhalten.

Ein Dach mit einer geneigten Fläche heißt ein Pult - oder Schleppdach. Mit zwei gegen einander geneigten Flächen ein Sattel - oder Giebeldach. Neigen ſich alle 4 Flächen gegen ein - ander, ſo heißt es ein ganzes Walmdach. Sind die Giebel - mauern bis etwa zur Hälfte ihrer Höhe ſenkrecht aufgeführt, und dann die 4 Dachflächen gegen einander geneigt, ſo heißt das Dach ein halbes Walmdach.

Bei ſorgfältiger Eindeckung und gutem Material aber iſt es hin - länglich, wenn man zur ſenkrechten Höhe des Daches ein Dritttheil der Breite des Hauſes nimmt.

Um die Dachziegeln beſſer gegen die Witterung zu ſchützen, hat man ſie häufig (beſonders in Holland) glaſirt. Jſt die Glaſur gut,270 ſo können dergleichen Dächer mit ¼, auch mit der Breite des Gebäudes zur ſenkrechten Höhe des Daches, eingedeckt werden. Die glaſirten Steine ſehen ſehr gut aus, koſten aber ohngefähr noch ein - mal ſo viel als die unglaſirten, und werden deshalb ſelten verwendet.

Die Ziegeldächer werden auf zweierlei Arten eingedeckt, entwe - der auf die gewöhnliche Weiſe, daß man die Dachſteine mit ihren Naſen blos auf die Latten hängt, und dann die unterſten und oberſten Schichten von außen, und dann alle Schichten von innen mit Kalk - mörtel verſtreicht; oder ſie werden, wie man es nennt, böhmiſch eingedeckt, das heißt, die Dachſteine werden förmlich in Kalk ein - gemauert, ſo daß die Stoßfugen in Kalk liegen und die Steine auf den Stellen, wo ſie einander überdecken, ebenfalls in Kalk gelegt wer - den. Die Steine werden dann mit großer Sorgfalt ausgeſucht, die Kanten an einander abgerieben, ſo daß die Fugen ganz dicht werden. Die zwiſchen zwei Steinen enthaltene Kalkfuge nennt man den Brei - tenſtrich, und wenn auch das andere Ende eines jeden Steines in Kalk gelegt wird, Längenſtrich.

Hierzu bedient ſich der Ziegeldecker einer ſchmalen Kelle.

Die böhmiſche Dachdeckung iſt der gewöhnlichen Art bei weitem vorzuziehen, und wenn die Auslage für Kalk auch etwas bedeutender iſt, ſo wird dieſe bedeutend durch die viel längere Dauer aufgewogen.

Jenachdem man gutes Deckmaterial angewendet hat, und jenach - dem die Eindeckung beſſer oder ſchlechter geweſen iſt, jenachdem rich - tet ſich die Dauer eines Ziegeldaches. Bei gewöhnlichem Material und gewöhnlicher Arbeit rechnet man, daß das Dach, außer den ge - wöhnlichen Reparaturen, alle 50 bis 60 Jahre einmal umgedeckt wer - den muß. Jedoch ſieht man an den alten Kirchen, wo die Dächer ſehr ſteil und das Material ſehr gut und ſtark war, daß die - cher 200 Jahre und länger gelegen haben, ohne einer vollſtändigen Umdeckung zu bedürfen; beſonders gilt dieſe lange Dauer für glaſirte Ziegeldächer. Da wir aber unſere Dächer flacher eindecken, und das Material in der Regel nicht beſonders iſt, ſo können wir nur auf eine Dauer rechnen, wie ſie oben angegeben iſt. Die Entfernung der Dachſparren, von Mitte zu Mitte oder von Außenkante zu Außen - kante gerechnet, darf 3 bis 4 Fuß nicht überſteigen. Quer über die Sparren werden die aus Sägeblöcken geſchnittenen, rechtwinkligen Dach - latten mit eiſernen Nägeln (Lattnägeln) auf jedem Sparren einmal genagelt. Wo man zwei Latten zuſammenſtoßen muß, geſchieht der Stoß immer auf der Mitte des Sparrens, ſo daß jede Latte einen Nagel erhält.

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Es iſt wegen der Eindeckung nothwendig, daß die oberſte Latte ſo nahe wie möglich an der Firſt des Daches angenagelt werde, ge - wöhnlich 2 Zoll von der Firſt abwärts, damit die Hohlſteine, welche man zur Eindeckung der Firſt verwendet, ſo viel wie möglich überdecken. Eben ſo pflegt man die unterſten Steine ſo zu legen, daß ſie 5 Zoll mit ihrer untern Kante über das Dachgeſims überreichen.

Das Einlatten wird zuweilen vom Maurer, zuweilen vom Zim - mermann beſorgt, wie man es abmacht.

Es giebt zweierlei Arten von Latten, ſchwache und ſtarke, die ſchwachen ſind Zoll hoch Zoll breit; die ſtarken Zoll hoch 3 Zoll breit.

Die Latten werden mit ihrer breiten Seite nach oben aufge - nagelt. Der ſtarken Latten bedient man ſich nur bei ſchwereren - chern, oder wenn die Entfernung der Sparren groß iſt.

Man muß bei einem nach zwei Seiten geneigten Dache immer beide Seiten zugleich eindecken, um durch gleichmäßige Belaſtung im Gleichgewicht zu bleiben, damit nicht ein Sparren mehr ſchiebe als der damit verbundene.

Soll ein Ziegeldach dauerhaft werden, ſo muß jeder Dachſtein den andern mindeſtens um 3 Zoll, beſſer aber mindeſtens um 4 Zoll weit überdecken, weil ſonſt, beſonders bei flacherer Ein - deckung, der Sturm den Regen und den Schnee unter der Ueber - deckung hinauftreibt, wenn dieſelbe nicht hinlänglich breit geweſen iſt. Auch liegen die Steine gegen den Sturm ungleich feſter, je mehr ſie einander überdecken. Neue Dachſteine ziehen, wenn ſie den erſten Winter liegen, eine Menge Feuchtigkeit an, und laſſen dieſelbe durch ihre feinen Poren durchträufeln, ſpäterhin wenn ſie ſich, wie die Mau - rer es nennen, vollgeſogen haben, iſt dies nicht mehr der Fall, dann halten ſie dicht gegen den Regen. Gegen Schneetreiben aber halten ſie nur dann dicht, wenn ſie böhmiſch in Kalk gelegt wurden. Je ebener die Dachfläche iſt, d. h. je weniger Unterbrechungen durch Schornſteine, Dachfenſter, Dachkehlen, Dachlucken ꝛc. in einem Dache vorkommen, deſto dichter kann es eingedeckt werden, und deſto länger widerſteht es dem Wetter.

Man hat alſo ſehr darauf zu ſehen, daß bei Ziegeldächern ſich dieſe Gegenſtände nicht zu ſehr häufen, weil ſie ungeachtet alljähriger Reparaturen, welche ſie verurſachen, doch nicht dicht zu bekommen ſind, wenn man nicht nebenbei viel Metalleindeckung verwendet, welche aber für gewöhnliche Fälle zu koſtbar wird. Die Eindeckung wird immer mit der unterſten Lattenreihe angefangen, und zwar in der272 Mitte derſelben, und man deckt dann nach beiden Enden zu, denn wollte man am Ende anfangen, ſo würde in der Mitte der Schluß nie recht zu Stande kommen.

§. 62. Eindeckung mit Biberſchwänzen.

Die gewöhnlichſten Steine ſind die Biberſchwänze (Plattſteine, Flomſteine, Breitziegeln, Ochſenzungen, Ochſenmäuler, Flachwerkszie - geln, Taſchenziegeln). Sie ſind in Preußen vorſchriftsmäßig 15 Zoll lang 6 Zoll breit ½ Zoll ſtark. Sie ſind (wie alle Dachſteine) an ihrem oberen Ende mit einer ſogenannten Naſe verſehen, womit ſie auf die Dachlatten aufgehängt werden.

Es giebt dreierlei Arten von Eindeckungen mit Biberſchwänzen. 1) Das einfache oder Spließdach; 2) das Kronen - oder Rit - terdach; 3) das Doppeldach.

Dieſe 3 Arten können entweder auf gewöhnliche Weiſe, oder auch böhmiſch eingedeckt werden, welches immer das beſte iſt.

Wir wollen hier ein für allemal bemerken, daß wo zwei Dach - flächen aneinanderſtoßen und eine ſcharfe Kante bilden, wie es bei den Firſten und ſogenannten Walmgraden der Fall iſt, die Eindeckung die - ſer ſcharfen Kanten allemal mit ſogenannten Hohlſteinen geſchieht. Bildet aber das Dach nur von einer Seite eine ſchräge, und von der andern eine ſenkrechte Fläche, wie bei Pult - oder Schleppdächern, ſo können keine Hohlſteine auf die Firſt gelegt werden.

Die Hohlſteine haben die Geſtalt eines hohlen, halben, abge - kürzten Kegels, und erhalten oberhalb an der breiteren Krümmung eine Naſe, womit ſie in dem Falle an die Latten gehängt werden, wenn man das ganze Dach damit eindeckt. Deckt man aber nur Fir - ſten und Grade damit, ſo ſind die Naſen nach oben gekehrt, und die Hohlſteine werden quer über die Firſte ꝛc. ſo gelegt, daß ſie die zu - nächſt liegenden Dachſteinſchichten überdecken.

Ein Hohlziegel iſt 18 Zoll lang und wiegt 8 9 Pfund; man rechnet auf jeden laufenden Fuß ein Stück, ſo daß ſie ſich alſo um 6 Zoll oder ein Dritttheil ihrer Länge überdecken. Wo ſie auf einen Sparren treffen, werden ſie mit eiſernen Nägeln feſtgenagelt. Es iſt gut, wenn die Löcher dazu gleich auf der Ziegelei in die weiche Maſſe des Steines eingebohrt werden, da ſie im gebrannten Zuſtande leicht abſpringen, wenn man alsdann erſt die erforderlichen Löcher einbohrt, weshalb auch das Aufnageln der Schornſteine meiſtentheils zum Scha - den der Feſtigkeit unterbleibt. Auf den Firſten und Graden muß man die Hohlziegeln in vollen Kalk legen, und an den Kanten ſo273 dicht als möglich verſtreichen, ſo daß kein Regen - oder Schneewaſſer durchdringen kann. Bei ſteilen Graden werden die Hohlſteine mit eiſernen Nägeln an die Gradſparren befeſtigt; bei weniger ſteilen Graden iſt es aber hinlänglich, immer nur den dritten Hohlziegel feſt - zunageln, weil die zwiſchenliegenden ſchon durch die Kalkausfüllung und dadurch, daß ſie auf die andern Steine geſchoben ſind, feſtgehal - ten werden.

1) Das einfache oder ſogenannte Spließdach wird in folgender Weiſe eingedeckt.

Die Latten werden Zoll höchſtens 8 Zoll weit von Un - terkante zu Unterkante aufgenagelt. Bei 15 Zoll Länge der Biber - ſchwänze überdecken ſie ſich alſo bei Zoll Lattung um die Hälfte, bei 8 Zoll etwas weniger als um die Hälfte. Die Steine werden dabei entweder nach Taf. XII. Fig. 299. im Verbande gelegt, oder nach Fig. 298. ſo, daß die Fugen aufeinander folgen. Fig. 300. zeigt den Durchſchnitt einer ſolchen Dachfläche. Die Fugen der Dach - ſteine werden dabei mit ſogenannten Spließen (Dachſpänen) 3 Zoll breit bis ¼ Zoll dick, von Eichen - oder fettem Kiefernholz, un - terhalb der Steine gedeckt. Von dieſen Spließen hat das Dach ſei - nen Namen.

Es kommt viel darauf an, daß dieſe Spließen nicht verfaulen, wenn das Dach dicht bleiben ſoll. Deshalb hat man früher ſie län - gere Zeit in Miſtpfützen gelegt und ausgelaugt, dann getrocknet und aufgelegt.

Ein beſſeres, kürzeres und einfacheres Verfahren iſt folgendes: Man löſe in einem von Brettern dicht zuſammengeſchlagenen Kaſten Cypervitriol (blauen Kupfervitriol) in Waſſer auf, und zwar ſo, daß man auf 1 Pfund Vitriol 16 Quart weiches Waſſer nimmt. Jn dieſe Lauge lege man die Spließen, ſo daß ſie überall naß ſind, wäh - rend 24 bis 48 Stunden, und laſſe ſie dann an einem ſchattigen Orte trocknen, ehe man ſie auflegt.

Beiläufig geſagt kann dies Verfahren auch bei großen Bauhöl - zern angewendet werden, um ſie gegen das Verfaulen zu ſchützen. Nur muß man dann auf jeden Zoll Stärke des Bauholzes 24 Stun - den Zeit rechnen. Wenn alſo ein Stück Holz 8 Zoll ſtark wäre, ſo müßte es 8 Tage lang in der Lauge liegen. Die Hölzer trocknen ſehr ſchnell ab wenn ſie herausgenommen werden, und iſt das ganze Verfahren überhaupt weniger umſtändlich als man glauben ſollte.

Die Spließen müſſen möglichſt gerade ſein und eine ebene Flä - che haben.

Menzel, der praktiſche Maurer. 18274

Gerade Seitenflächen der Dachſteine, ſo daß ſie eng aneinander ſchließen, ſind beſonders erforderlich, ſonſt müſſen ſie zuſammengerie - ben werden. Deckt man das Dach böhmiſch, ſo werden alle Steine in Kalk gelegt.

Auf der oberſten und unterſten Latte werden die Steine dop - pelt gelegt, wie aus der Zeichnung erſichtlich, ſo daß ſie im Verbande zu liegen kommen und die oberſten Steine die unterſten Fugen decken.

Betrachtet man Fig. 299., ſo iſt dies die gewöhnliche Art der Eindeckung. Die Steine liegen dabei vollſtändig im Verbande, näm - lich ſo, daß die Mitte jedes nächſtoberen Steines auf die Fuge der nächſtunteren Schicht kommt. Es entſteht aber hieraus folgender Uebelſtand: Das herunterfließende Waſſer ſammelt ſich allemal zu Tropfen an dem unterſten Punkte der Abrundung der Dachſteine, und fließt alſo jedesmal die darunter befindliche Fuge entlang, wodurch dieſe Fugen ausgewaſchen und die Dächer leichter undicht werden. Man thut alſo beſſer die Steine ſo im Verbande zu legen, wie in Fig. 297. gezeigt iſt, daß ſie nämlich etwas aus der Mitte rücken, damit das Waſſer, welches nach der punktirten Linie ab. laufen wird, die Fugen nicht ausſpülen kann.

2) Das Kronen - oder Ritterdach, auch ſchwediſches Dach (Taf. XII. Fig. 295. und 296.), unterſcheidet ſich von dem Spließ - dache dadurch, daß die Latten 10 Zoll von Unterkante zu Unterkante genagelt, und die Dachſteine in doppelten Reihen aufgehängt werden, wie der Durchſchnitt Fig. 296. zeigt. Die Spließen fallen weg, und bei 15 Zoll Länge der Dachſteine überdecken ſie ſich faſt ganz.

3) Das Doppeldach (Taf. XII. Fig. 293. und 294.). Es unterſcheidet ſich von den vorigen dadurch, daß bei der doppelten Ein - deckung die Latten um 2 Zoll weniger als die halbe Länge eines Dachſteines, alſo etwa (höchſtens 6) Zoll weit von Unterkante zu Unterkante genagelt werden. Auf die unterſte und oberſte Reihe kommt, wie bei dem Spließdache, eine doppelte Schicht Steine, auf die andern Latten werden einzelne Schichten gelegt. Jeder Dachſtein überdeckt dabei den dritten untern noch um 4 Zoll, und die Steine liegen unter ſich im Verbande.

Die Spließen fallen hierbei ebenfalls weg, jedoch müſſen die Dachſteine (wenn man ſie nicht böhmiſch eingedeckt hat) gut verſtrichen werden, wenn das Dach gehörig dicht ſein ſoll.

Betrachten wir dieſe 3 Arten der Dachdeckung, ſo ergiebt ſich, daß das einfache Dach zwar das leichteſte und wohlfeilſte iſt, weil es die wenigſten Steine erfordert; es iſt aber auch das am wenigſten275 dichte, und kann nur durch eine ſteile Neigung und durch böhmiſche Eindeckung dicht erhalten werden. Deshalb wird es gewöhnlich nur zu untergeordneten Gebäuden verwendet. Das Kronendach iſt das ſicherſte und beſte von allen, auch am bequemſten bei Reparaturen zu behandeln, da die Latten hierbei am weiteſten von einander entfernt liegen. Es iſt aber ſchwerer und theurer als das Spließdach. Das Doppeldach enthält gleichviel Steine wie das Kronendach, aber außer - dem erfordert es mehr Latten und Lattnägel, weil es enger gelattet wird. Ueberdieß laſſen ſich dieſe Dächer wegen der engen Lattung nur ſchwer repariren, auch ſind ſie theurer als das Kronendach, weil ſie mehr Latten und Nägel erfordern. Aus allen dieſen Gründen wer - den die Doppeldächer faſt gar nicht, dagegen aber immer Kronendä - cher angefertigt.

Sehr zu empfehlen iſt es, die Dachziegel vor der Eindeckung zu ſortiren, und die beſten auf die Wetterſeite, die minder guten aber auf die Mittagsſeite zu legen. Ueberhaupt ſollte man nur gute und fehlerfreie Dachziegeln gebrauchen und die ſchlechten verwerfen.

Hätte man nach krummen Linien gebildete Sparren (wie bei den Bohlendächern), ſo würde ein Doppeldach beſſere Dienſte thun als ein Kronendach, weil vermöge der engeren Lattung die Dachſteine des Doppeldaches weniger klaffen, als bei dem Kronendache.

§. 63. Eindeckung mit hohlen Steinen.

1) Eindeckung mit Dachpfannen. Es giebt dreierlei Sor - ten von Dachpfannen, welche wie ein liegendes geſtaltet ſind: Ent - weder ſie ſind mit der Naſe 16 Zoll lang und 10 Zoll breit, die Mittelſorte iſt 15 Zoll lang 10 Zoll breit, und die kleinſte Sorte 13 Zoll lang und 9 Zoll breit. Zu den beiden erſten Sorten wird 12 Zoll weit und zu der letzteren 9 Zoll weit gelattet werden, ſo daß jeder nächſtobere Stein den nächſtunteren mindeſtens um 4 Zoll überdeckt.

Taf. XII. Fig. 301. iſt die Eindeckung mit Dachpfannen darge - ſtellt. Auf der Firſt und den Graden werden Hohlſteine übergedeckt. Fig. 303 A. zeigt die vordere Kante eines ſolchen Daches und wie die Dachpfannen ineinander liegen. Der Breite nach decken die Pfan - nen 8 Zoll.

Die Dachpfannen werden entweder mit untergelegten Spließen, oder auch ohne dieſelben eingedeckt. Jn beiden Fällen aber wird al - les in Kalk, der häufig mit Kälberhaaren gemiſcht iſt und dann Haarkalk heißt, ſtark verſtrichen. Jnnerhalb verſtreicht man jeden18 *276Stein, außerhalb nur die unterſte und die oberſte Schicht des Daches und die beiden Schichten an jeder Kante des Daches, welches auch dann gilt, wenn Dachfenſter eingedeckt werden.

Da dieſe Dächer alle Jahre verſtrichen werden müſſen, erfordern ſie viel Kalk und werden koſtbar; beſonders dadurch, daß die Steine krumm und ſchief ſind, wodurch große Fugen entſtehen.

Die Pfannendächer ſind leichter als Kronen - und Doppeldächer, ſie können aber nur unter zwei Bedingungen gut und dicht hergeſtellt werden. Erſtens müſſen die Pfannen durchaus grade und nicht wind - ſchief ſein, dann muß der Ziegeldecker ſie bei dem Eindecken (nach der Länge) ſcharf einſetzen, zu welchem Behuf die lange Kante jedes ein - zelnen Steines mit dem Hammer behauen (geſchärft) wird, ſo daß möglichſt ſcharfe Seitenfugen entſtehen, welches man Krempen nennt. Es geht zwar dadurch die Arbeit langſamer von ſtatten und wird theurer, das Dach hält aber auch dreimal ſo lange, als bei der ge - wöhnlichen Eindeckung, auch ſpart man mindeſtens die Hälfte an Kalk. Das Einlegen von Strohwiepen in die Seitenfugen der Steine iſt feuergefährlich, und darf nicht ſtattfinden. Es iſt auch völlig unnö - thig, wenn man die Steine, wie erwähnt, krempt.

2) Eindeckung mit gewöhnlichen Hohlſteinen, wie man ſie zur Eindeckung der Firſten und Grade bei Biberſchwanzdächern verwendet.

Taf. XII. Fig. 304. u. 305. zeigt die Art der Eindeckung. Ab - geſehen daß ein ſolches Hohlziegeldach ungemein ſchwer iſt, und daher ſehr ſtarke Sparren bedarf, wenn dieſe nicht tüchtig unterſtützt wer - den, ſo hält es doch noch nie ſo dicht als ein gut gedecktes Biber - ſchwanzdach, und muß nebenbei eine ſteile Lage haben. Dieſe Art der Eindeckung iſt daher ganz außer Anwendung gekommen, und wir finden ſie nur noch an alten Kirchen ꝛc. vor.

Fig. 303 B. zeigt die vordere Kante eines ſolchen Daches und wie die Steine aufeinander liegen. Die Lattung geſchieht hierbei mit ſtarken Latten, 12 bis 14 Zoll von Unterkante zu Unterkante.

3) Wolfram, in ſeiner Bau-Form - und Bauverbindungslehre, Rudolſtadt 1827. S. 477., erwähnt noch einer anderen Art mit Hohl - ſteinen zu decken, wovon Taf. XII. Fig. 302. die vordere Kante eines Daches gezeichnet iſt. Jn der Gegend von Haßfurt, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg ꝛc. hat man Hohlziegeln, die man ſo neben - einanderlegt, daß ihre Ränder in einem Rücken zuſammenſtoßen. Die - ſer Rücken wird von außen mit Kalkſpeiſe verſtrichen; aber nur mit einem ſo bindenden Kalk, wie der ſogenannte ſchwarze und oberlän - diſche Kalk iſt, kann man eine ſolche Eindeckung haben. Dieſer Kalk277 bindet ſo feſt, daß einzelne Stücke beim Anſchlagen einen hellen Klang geben. An andern Orten werden dieſe Ziegelrücken wieder mit an - dern ſie deckenden Hohlziegeln belegt (Fig. 303 B.). Es entſteht dann die vorherbeſchriebene Eindeckung mit Hohlſteinen.

Da wo die Aufſchieblinge (Aufſtreicher) der Dachſparren an - laufen, und ein Bruch oder Winkel im Dache entſteht (ein ſogenann - ter Waſſerſack, Leiſtenbruch, Kropf), muß man nicht allein die beſten Ziegeln nehmen, mit den geradeſten und breiteſten Latten und zwar etwas enger latten, als die übrige Dachfläche; man muß auch dort auf das Verſtreichen die größte Sorgfalt wenden, weil dieſes die Stelle iſt, wo am leichteſten Waſſer eindringt.

Um dieſe Waſſerſäcke ſo unſchädlich als möglich zu machen, müſſen die Aufſchieblinge (wenn ſie ſtattfinden) nicht zu kurz ge - macht werden.

Es ergeben ſich auch noch andere Regeln für die gute Ausfüh - rung der Dächer mit gebrannten Steinen.

  • a) Man wähle zur Eindeckung eine Jahreszeit und ſolche Tage, wo der Mörtel nicht zu ſchnell trocknet.
  • b) Man decke nicht zu ſpät im Herbſt ein, wenn ſchon ſtarke Nacht - fröſte kommen, aber auch nicht im heißen Sommer, weil der Streichkalk dann gewöhnlich wieder abfällt.
  • c) Man näſſe die Steine beim Eindecken ſtark an.
  • d) Man gebe dem Mörtel nicht zu viel Waſſer und mache ihn nicht zu fett, weil er ſonſt aufreißt.
  • e) Das beſte Mittel iſt dem Kalk Kälberhaare zuzuſetzen.

§. 64. Die italieniſche Dachdeckung.

Es iſt auffallend, daß man in einem milden Klima wie das ita - lieniſche, wo namentlich Schnee und Eis die Dächer weniger verder - ben als in Deutſchland, die Eindeckung weit ſorgſamer einrichtet als im letztgenannten Lande. Taf. XII. Fig. 317 319. zeigt dieſelbe.

Fig. 317. zeigt die verſchiedenen Lagen des Grundriſſes, Fig. 318. die vordere Anſicht einer Schicht, Fig. 319. die Seitenanſicht einer Schicht.

aa. ſind dünne Platten von Ziegelſteinen, circa 6 Zoll breit 16 Zoll lang und ſo ſchwach wie möglich, 1 bis Zoll ſtark. Dieſe liegen auf 4 Zoll breiten und 3 bis 4 Zoll ſtarken Latten, ddd., die ebenfalls 16 Zoll von Unterkante zu Unterkante ent - fernt liegen.

Auf den Steinplatten aa. liegen Flachziegeln bbb. mit erhöhten278 Kanten eee., oben 13 Zoll unten 10 Zoll im Aeußern gemeſſen breit, 16 Zoll lang, genau wie die Länge der Platten aaa.

Die Aufeinanderlage dieſer Ziegeln ergiebt ſich aus Fig. 317. bei a. und b. in der Anſicht von oben, in Fig. 318. von vorn und in Fig. 319. von der Seite. Die unteren Schichten der Ziegel bb., welche unmittelbar an dem Sims liegen, ſind von gleicher Breite, und daher oben 13 Zoll und eben ſo breit auch unten, wo die übri - gen nur 10 Zoll breit ſind. Auf dieſe Flachziegel bb. kommen die Hohlziegel ccc. zu liegen, die welche die erhöhten Kanten ee. über - decken, wie aus den Figuren deutlich zu ſehen.

Sowohl die Flachziegel bb. als die Hohlziegel cc. liegen, oder deck n, 3 Zoll übereinander, wie in Fig. 317. und 319. zu ſehen.

Die Plattziegel a. ſind an ihren Seitenkanten geſchliffen oder glatt gerieben, und werden mit gutem Kalkmörtel, der mit feinem Sande gemiſcht iſt, vermauert.

Die Ziegel bb. und cc. haben keine Naſen und liegen frei auf den Platten aa. ohne Befeſtigung. Die Ziegel bb. und cc. laſſen kein Waſſer durch, und ſollte durch heftige Winde dennoch etwas Waſſer und Schnee, vorzüglich von unten hinauf, unter ſolche getrie - ben werden, ſo laſſen ſolches die in den Kanten in Kalk gelegten Platten aa. nicht durch.

Alle 3 Arten dieſer Ziegeln müſſen von einer Thonmaſſe ohne Steine, ſorgfältig und vollkommen geformt, gut getrocknet und zuletzt gut und tüchtig gebrannt ſein. Eine beſondere Miſchung iſt dazu nicht erforderlich, und genügt jedes gute Ziegelgut, wie es bei uns zu den Dachſteinen erforderlich iſt, doch müſſen die Steine ſo wenig wie möglich Waſſer anziehen (filtriren).

Die Neigung der italieniſchen Ziegeldächer iſt gewöhnlich von der Art, daß ſie der Breite des Gebäudes zur ſenkrechten Höhe haben. Nie ſind ſie höher als ¼ der Breite zur Höhe, und nur ſehr ſelten niedriger als . Eine lange Erfahrung mochte wohl dieſe Verhältniſſe klimatiſch beſtimmt haben.

Dieſe Art der Bedachung iſt unſtreitig dem Ausſehen nach die ſchönſte von allen bisher beſchriebenen, und iſt noch dieſelbe wie man ſie im griechiſchen Alterthume anwendete.

§. 65. Dachfenſter, Geſimſe, Ankerungen.

1) Dachfenſter. Bei ſteilen und hohen Dächern iſt es leider ein unabweisbares Bedürfniß, die Dachfläche, wegen Erleuchtung und Luftzug, durch mannigfach geſtaltete Dachfenſter zu unterbrechen, wel -279 ches aber demungeachtet ſo ſparſam wie möglich geſchehen muß, da durch ihre Anbringung immer ſolche Stellen entſtehen, wo leicht Ein - regnungen ſtattfinden.

Kommt es blos darauf an, etwas Licht zu ſchaffen, ſo hebt man bei gewöhnlichen Gebäuden einen oder zwei Dachſteine etwa um 6 Zoll in die Höhe, ſetzt in die Seitenwinkel ein paar zugehauene Seitenſtücken in Kalk, und ſetzt ebenſo vorn eine Glasſcheibe in Kalk.

Soll aber Luft und Licht zugleich geſchafft werden, ſo muß man wirkliche Fenſter, die ſich öffnen laſſen, anbringen.

Dieſe ſind entweder in ſenkrechten Aufſätzen (gewöhnliche vier - eckige Dachfenſter) enthalten, und haben ſchräg nach der Dachfläche zulaufende Ziegelbedachungen, oder die Dachfenſter bekommen förmliche kleine Giebeldächer. Beide Arten halten nicht dicht, und haben noch das Unangenehme, daß ſie einen um ſo ſtärkeren Tropffall auf die untere Dachfläche verurſachen, als je höher ſie ſind. Deshalb pflegt man dergleichen große Dachfenſter und Lucken jetzt allgemein und beſ - ſer mit Metall als mit Dachſteinen abzudecken. Sollen ſie aber mit Dachſteinen abgedeckt werden, ſo betrachtet man ſie als beſondere kleine Dächer, und es iſt dann alles dabei zu beobachten, was wir bisher bei der Eindeckung großer Dachflächen geſagt haben.

Beſonders ſorgfältig aber iſt derjenige Ort zu berückſichtigen, wo ſie an die große Dachfläche anſchließen, weil vermöge ungleicher Neigung dort immer ein Waſſerſack entſtehen muß.

Die Seiten der Dachfenſter werden wie Fachwerkswände ausge - mauert, nur iſt der Anſchluß der Dachflächen ganz vorzüglich ſorgfäl - tig zu behandeln, weil da immer Einregnungen geſchehen.

Aus allen dieſen Urſachen pflegt man jetzt (wenn nicht Dach - wohnungen angelegt werden ſollen) kleine Dachfenſter, ganz aus Zink - blech gearbeitet und mit Glasröhren verſehen aufzuſetzen, welche un - gleich dichter halten als alle in Holz conſtruirte.

Jn neuſter Zeit bedient man ſich vielfältig gegoſſener eiſerner Dachfenſter, welche mit der Dachfläche gleich liegen, und der Höhe nach aufgehoben und durch einen eiſernen Haken feſtgeſtellt werden können. Man muß nur etwas ſtarkes Glas zu ihrer Verglaſung nehmen, weil ſonſt Hagel oder Schloßen ſie vermöge ihrer ſchrägen Lage leichter einwerfen als ſenkrecht ſtehende.

Die mit der Dachfläche in einer Ebene liegenden ſogenannten einfallenden Lichter, welche aus hölzernen Fenſtern beſtehen, taugen gar nichts, weil ſie bald verfaulen und immer einregnen; beſſer be - dient man ſich hierzu der gegoſſenen eiſernen.

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Noch eine Art Dachfenſter wurde früher ſehr häufig angewendet, es ſind die ſogenannten Fledermausdachfenſter. Taf. XII. Fig. 307. iſt ein dergleichen vorgeſtellt. Man erfand ſie hauptſächlich deshalb, um die ſenkrechten Seitenwände zu vermeiden. Die beſte Form für dieſe Fenſter erhält man nach Fig. 306. auf folgende Art: Man theile die zuvor beſtimmte Fenſterhöhe gf. in 5 gleiche Theile, und trage von f. nach h., ſo wie von f. nach i., 14 ſolcher Theile, ziehe die Linien gh. und gi. und halbire dieſelben in k. und l. Auf der Mitte von gk. errichte man den Perpendikel mn., welcher ſich mit der Verlängerung von gf. in n. ſchneidet, ſo iſt n. der Mittelpunkt, aus welchem der Bogen lgk. beſchrieben wird. Nun ſuche man mit der - ſelben Oeffnung des Zirkels die Punkte p. und q., und beſchreibe aus denſelben die beiden Bogen ki. und lh., ſo iſt hlgki. die äu - ßere Linie des Rahmſtücks.

Die Lattung muß etwas enger gelegt werden als auf den gera - den Flächen.

Dieſe Art Dachfenſter, abgeſehen von ihrer widerlichen Form, erfüllen ebenfalls nicht die Bedingung des Dichthaltens, welches doch immer die erſte iſt; außerdem ſind ſie koſtſpieliger als blechne, und daher iſt es wohl gekommen, daß ſie wenig mehr in Anwendung ſind. Jhre vordere Fläche, wo ſich keine Fenſter befinden, wird aus Bohlen gebildet, zuweilen auch wie Fachwerk ausgemauert.

Kommen an einem Dache ſogenannte fortlaufende Luken vor, wie es namentlich bei Brauereien, Trockenboden und bei ſolchen Ge - bäuden der Fall iſt, wo man den Dachraum zugleich als Wohnungen benutzen will, ſo werden die auf ſolchen fortlaufenden Luken befindli - chen Pult - oder Schleppdächer ganz ſo behandelt, wie einzeln für ſich beſtehende Dachflächen, und es gilt hierbei alles, was wir darüber frü - her geſagt haben. Ebenfalls iſt hierbei zu berückſichtigen, daß bei den Stellen, wo die Sparren der flacher eingedeckten Luken an die ſteilere Fläche des Hauptdaches anſchließen, beſonders vorſichtig verfahren wer - den muß, weil eben auf dieſen Punkten Waſſerſäcke entſtehen.

Eine beſondere Berückſichtigung erfordern noch die ſogenannten Dachkehlen, wo zwei geneigte Dachflächen eine Rinne bilden. Sind die Dachſteine ſehr gut und wird das Dach böhmiſch eingedeckt, ſo können dieſe Rinnen mit Dachſteinen eingedeckt werden. Beſſer aber iſt es an ſolchen Punkten eine Blechrinne zu legen, über welche von beiden Seiten die Dachſteine übergreifend eingedeckt ſind.

2) Geſimſe, Ankerungen. Um die maſſiven Stockwerks - mauern eines Gebäudes ihrer Höhe nach zuſammenzuhalten, pflegt281 man an die Balken des Stockwerks eiſerne Anker anzuſchlagen, welche dieſen Zuſammenhalt bewirken. Taf. XII. Fig. 312. zeigt eine derglei - chen Vorrichtung. a. iſt einer der Stockwerksbalken, b. bezeichnet die eiſerne Ankerſchiene, welche bis 2 Zoll hoch, bis 3 Fuß lang und ½ Zoll dick iſt. Am hintern Ende wird ſie umgebogen und gegen dieſen Umbug eine Krampe in den Balken geſchlagen. Au - ßerdem erhält die Schiene eine zweite Krampe etwa in der Mitte ih - rer Länge, außerdem werden 3 4 ſtarke Nägel durch ſie in den Balken eingetrieben.

Am vordern Ende erhält die Schiene eine Oeſe, durch welche der eiſerne Splint cc. geſteckt wird, und etwa einen Zoll ſtark und hoch, und 2 bis Fuß lang iſt. Er darf nämlich nicht zu kurz gemacht werden, weil er ſonſt zu wenig Mauerwerk faßt, wodurch die Feſtigkeit leidet.

d. bezeichnet die ſogenannte Mauerlatte. Sie dient dazu, daß bei dem Auflegen der Balken auf das Mauerwerk die unteren noch weichen Mauerſchichten, und namentlich die ebenfalls noch weichen Thür - und Fenſterbogen, nicht zerſchlagen werden. Sie muß immer von Eichenholz gefertigt werden, damit ſie nicht zu ſchnell verfaule. Da ſie aber doch mit der Länge der Zeit jedenfalls verfault, weil ſie von aller Berührung mit der äußeren Luft abgeſchloſſen wird, ſo iſt es am beſten, ſie ſo zu legen, daß ſie, wie in Fig. 312., einen halben Stein von der innern Mauerkante zurückliegt, weil, wenn ſie dann auch wirklich verfault iſt, der Balken doch ſein volles Auflager auf der Mauer behält.

Man macht die Mauerlatte 4 Zoll breit 5 Zoll hoch. Nicht an jeden Balken kommt ein Maueranker, ſondern, je nachdem die Balken weit oder eng liegen, nur an jeden 3ten oder 4ten, ſo daß ohngefähr alle 14 Fuß weit ein Balken auf jedem Ende mit Ankern verſehen wird. Bei hölzernen Gebäuden findet keine ſolche Veranke - rung ſtatt, weil dort jeder Balken auf die oberen Rahmſtücke aufge - kämmt iſt, wodurch an ſich ſchon die Ankerung bewirkt wird.

Werden Hauptgeſimſe angebracht, worunter man den mit Glie - dern verſehenen Vorſprung verſteht, welcher die Balkenköpfe von außen. verdeckt, ſo können verſchiedene Fälle eintreten, von denen wir einige anführen wollen.

Taf. XII. Fig. 309. zeigt einen über die Mauer reichenden Bal - ken a., mit dem einſtehenden Sparren b. und dem Aufſchieblinge c. Dieſer letztere dient dazu, um die Dachſteine ſo weit überſtehen zu machen, daß das vorn an den Balkenköpfen angebrachte hölzerne Ge -282 ſims e. geſchützt wird. d. iſt die Mauerlatte, die unterhalb des Bal - kens befindlichen Glieder ſind vorgemauert mit gewöhnlichen Mauer - ſteinen. Den Vorſprung eines ſolchen Geſimſes nennt man ſeine Ausladung. Wenn dieſe mehr als einen Fuß beträgt, kann man die maſſiven Gliederungen nicht mehr mit gewöhnlichen Steinen bil - den, ſondern muß zu anderen Mitteln greifen, wie wir weiter unten ſehen werden.

Fig. 305. zeigt ein ganz hölzernes Geſims, welches vor die Balkenköpfe genagelt iſt. a. iſt der Balken, b. der Sparren, c. der Aufſchiebling, d. die Mauerlatte und e. das Geſims. Zugleich iſt hier angedeutet, wie bei einem Walmgrade die Hohlſteine über das Geſims greifen, und in ganz ähnlicher Weiſe muß die unterſte Latte tief unten angebracht werden, wenn die Dachſteine über das Geſims mindeſtens doch 5 Zoll weit übergreifen ſollen, um es gegen die Witterung zu ſchützen.

Jm Allgemeinen taugen hölzerne Geſimſe nichts, und ſind auch in den Städten verboten, weil ſie feuerleitend ſind, und wenn ſie nicht aus Eichenholz gearbeitet ſind, auch immer gut unter Anſtrich gehal - ten werden, leicht vergehen.

Fig. 310. zeigt ein maſſives, weit vorſpringendes Geſims, wo die weit vorſpringenden Theile m. n. entweder aus eigens geformten Mauerſteinen oder aus Werkſtücken beſtehen. Die kleine Aufmaue - rung bei o. dient dazu, durch ihre Laſt die vorſpringenden Geſims - ſteine im Gleichgewicht zu halten, welche ſonſt leicht vorn überkip - pen könnten.

Eine ſolche Aufmauerung, ſie mag hoch oder niedrig ſein, nennt man eine Attika (nicht Antike). Jn gewöhnlichen Fällen wer - den die mehr vorſpringenden Theile eines Geſimſes durch ſogenannte Geſimsziegeln gebildet. Dieſe ſind 18 Zoll lang 6 Zoll breit 3 Zoll hoch. Sie müſſen aber mindeſtens um die Hälfte ihrer Länge hin - terwärts aufliegen, weil ſie ſonſt Uebergewicht bekommen. Erhalten dieſe vorſpringenden Steine unterhalb kleine Verzierungen, wie p., ſo werden dieſe bei Werkſtücken ſogleich an den Stein mit angearbeitet, bei Geſimſen von Ziegeln aber, beſonders aus Stucco (Gyps, Kalk und Steinkohlenmehl oder Holzkohle mit Leimwaſſer angerührt) ge - formt und mit Gypsmörtel angeſetzt.

Wird der Vorſprung eines Geſimſes ſo bedeutend, daß die Ge - ſimsſteine nicht mehr mit ihren halben Längen auf dem Untergeſims ruhen können, ſo müſſen eiſerne Geſimsanker angebracht werden, um den Vorſprung zu unterſtützen. Fig. 316 und 315 zeigen eine ſolche283 Vorrichtung. Man bringt alsdann gewöhnliche Balkenanker an, wel - che aber keinen ſenkrecht ſtehenden Splint haben, ſondern wo der Splint, wie in Fig. 316 von a nach b. wagerecht läuft, und an den Eckankern wie bei CD. einen Pfeil bildet. Dergleichen Anker werden ohngefähr 5 6 Fuß oder etwa bis zum dritten Balken weit aus - einander gelegt. Man ſieht aber dabei (Fig. 316), daß die Zwiſchen - weite ac. unter welcher die Anker nicht fortreichen, ſich für ſich allein durch den Mörtel tragen muß.

Die Anker aber näher zuſammen zu legen, würde zu koſtbar ſein; daher legt man lieber wie in Fig. 314 und 315 nur flache ei - ſerne Stangen, durch die ganze Länge unter dem Geſims, oder man läßt die Balkengeſimsanker ganz fort und legt alle 3 Fuß weit eine Eiſenſtange quer über die Mauer, vorn mit einer Oeſe, in dieſe Oeſe ſteckt man diejenigen Eiſenſtangen, welche parallel mit den Fronten laufen und unterſtützt auf dieſe Art den Vorſprung des Hauptgeſimſes.

Beſſer aber unter allen Umſtänden iſt es, wenn man die Eiſen - befeſtigung fortläßt und die weit vorragenden Theile aus Werkſtücken gehörig ſtark anordnet. Auch muß man bei Mauerſteingeſimſen nur Strecker und keine Läufer dazu nehmen.

Nächſt der gehörigen Anfertigung der Geſimſe muß man da - durch für ihre Erhaltung ſorgen, daß die unterſte Schicht Dachſteine die Vorderkante des Geſimſes etwa um 5 Zoll überrage. Um dies zu bewirken muß der Aufſchiebling (Knagge, Aufſtreicher) höchſtens 6″ mit ſeiner Unterkante von der Vorderkante des Geſimſes zurück - ſtehen, etwa wie in Fig. 309 der Aufſchiebling c. Auch darf der Aufſchiebling c. niemals das Geſims berühren, ſondern muß minde - ſtens ½ bis 1 Zoll der Höhe nach davon entfernt bleiben, damit wenn der Aufſtreicher ſich etwas ſenkt, wie immer geſchieht, ein maſ - ſives Geſims nicht herabgedrückt werde.

Die erſte Latte auf den Aufſchieblingen kommt bei jeder Art von Bedachung dahin, wo ſeine Naſe es anzeigt, wenn man den Dachſtein ſo anhält, daß er 5 Zoll über die vordere Geſimskante überſteht. Mehr dürfen die Dachſteine nicht überſtehen, da ſie ſonſt namentlich durch Schneelaſt und Sturm abgebrochen werden können.

3) Anbringung der Dachrinnen. Gewöhnlich werden die Dachrinnen (von Blech) ſo angebracht, daß ſie am oberen Theile eines Hauptgeſimſes entweder nur nach einer Seite, oder von der Mitte aus nach beiden Seiten hin ſich neigen und in den Abfallröh - ren von Blech das in ihnen zuſammenfließende Regenwaſſer ausgießen. Wenn dies auch von allen Arten die leichteſte und wohlfeilſte iſt, ſo284 kann ſie höchſtens für ganz gewöhnliche Gebäude als anpaſſend gel - ten, indem nicht nur durch die nothwendige ſchräge Lage derſelben, als auch dadurch daß ſie faſt das ganze Geſims bedeckt, ein großer Uebelſtand für das gute Ausſehen des Gebäudes entſteht. Sie müßte deshalb bei beſſeren Gebäuden nie in dieſer Art angebracht werden.

Eine 2te Art die Dachrinnen zu legen, geſchieht in der Weiſe wie Tafel XII. Fig. 311. vorgeſtellt iſt. Um die Rinne nicht vor das Geſims zu bringen, legt man ſie einige Steinſchichten höher hin - auf auf das Dach ſelbſt, bei a. Hieraus aber entſtehen folgende Nachtheile: Vermöge der ſchrägen Lage, welche die Rinne haben muß, durchſchneidet ſie die Dachſteinſchichten in ſchräger Richtung, woraus Verhau der Steine und Schwierigkeiten in der Eindeckung entſtehen, die faſt immer damit endigen, daß es an ſolchen Rinnen einregnet.

Ferner hat die Verbindung ſolcher Rinnen mit den Abfallröh - ren Schwierigkeiten, ſo daß man beſſer thut auch dieſe Art nicht zu wählen, ſondern die Tafel XII. Fig. 308. gezeichnete Art, welche der Verfaſſer Dieſes mehrfach hat ausführen laſſen und bewährt gefun - den hat.

a. bezeichnet den Balken, b. den Sparren, c. den Drempel, welcher den Aufſchiebling unterſtützt und e. die Blechrinne ſelbſt.

Der Aufſchiebling d. wird an ſeinem untern Ende bei g. ſenk - recht abgeſchnitten und dann wird ein, einen Zoll ſtarkes Brett vor die Köpfe der Aufſchieblinge genagelt, ſo daß die Zwiſchenräume der - ſelben gedeckt werden. Von der Ecke h. an bis g. und f. wird eine Zinkbekleidung herabgeführt, welche bei f. 3 Zoll nach unten umgebogen wird, damit der Sturm den Zink nicht abreißen kann. Die Befeſti - gung des Zinks am Mauerwerk geſchieht wie gewöhnlich durch eiſerne Haken, welche aber mindeſtens 3 Mauerſteinſchichten tief gehen müſſen, weil der Sturm ſie ſonſt ausreißt. Nun befeſtigt man die Blechrinne eh. an den Aufſchieblingen und läßt die unterſte Dachſteinſchicht 4 Zoll höchſtens über dieſelbe hineinreichen. Auf dieſe Art erreicht man al - les, was man wünſchen muß. Die Rinne hängt feſt, man kann ihr ſo viel Neigung geben als man will, wenn man die Höhe gh. dar - nach einrichtet. Die Rinne hängt nicht vor dem Geſimſe und gewährt durchaus keinen üblen, ſondern einen guten Anblick. Die Vermehrung der Koſten iſt rückſichtlich der erlangten Vortheile nur unbedeutend.

Die Abfallröhren werden wo ſie eintreten, entweder durch das Geſims durchgeſteckt, oder man kann noch eine beſondere Anordnung treffen, daß die Einlaufskaſten eine Verzierung des Hauſes zugleich285 bilden. Die Rinne hinter eine Aufmauerung (eine ſogenannte Attika) zu legen, wie Fig. 316 bei q. angedeutet iſt, müſſen wir unter allen Umſtänden für die gewöhnlichen Fälle, wo man Mauerſtein anwendet, widerrathen. Je höher dieſe Attika wird, ein um ſo größerer und gefährlicherer Schneeſack bildet ſich hinter derſelben. Man muß außerdem die hintere Fläche dieſer Attika ebenfalls mit Zink bekleiden. Da man aber ſolche verbaute Rinnen häufig vom Schnee ꝛc. reinigen muß, ſo werden ſie ſehr leicht durch das Betreten beſchädigt, wodurch ſich das Waſſer in die Attika zieht, den Putz abfallen macht, dadurch immer ein unordentliches ruinenartiges Anſehen verurſacht, alle Jahre bedeutende Reparaturen veranlaßt und außerdem ſtets Einregnungen ſtattfinden läßt, welche zuletzt das Gebälk angreifen und verderben. Will man aber eine ſolche Attika ſo anlegen, daß ſie alle dieſe Nach - theile nicht hat (was allerdings möglich iſt), ſo koſtet ſie ſo viel Geld, daß man es mit gewöhnlichen Mitteln nicht erſchwingen kann. Wir können deshalb mit voller Ueberzeugung die in Fig. 308 dargeſtellte Anordnung anſtatt einer ſogenannten Attika empfehlen.

Die Attika dient überhaupt in der Regel nur dazu, einen Theil der Dachhöhe von unten herauf geſehen, zu verdecken. Für die Koſten aber, welche eine mit aller Vorſicht eingedeckte Attika erfordert, kann man unter allen Umſtänden, anſtatt eines ſteilen Ziegeldaches, ein flaches Zinkdach haben, wenn man ſich alles berechnet; und iſt die Attika nicht ſo gut, ſondern nur in gewöhnlicher Weiſe conſtruirt, ſo beſteht ſie vielmehr zum Schaden, als zum Nutzen des Gebäudes.

Achte Abtheilung. Von den Fußboden.

§. 66. Die Fußboden von Steinplatten.

Man bedient ſich hierzu der gebrannten Mauerſteine (Ziegeln), auch beſonders zu dieſem Zweck gebrannter Mauerſteinplatten (Flieſen), ferner der Platten von allerlei Steinarten. Sandſtein läuft ſich ſchnell ab, weil er zu weich iſt; ebenſo loſer Kalkſtein und Schiefer. Am dauerhafteſten ſind Granit - und Marmorplatten. Was die Anfertigung ſolcher Pflaſterungen betrifft, ſo wird dieſelbe auf dreierlei Art ausgeführt.

  • 1) Die ſchlechteſte Art iſt, wenn man auf den Fußboden, worauf die Pflaſterung zu liegen kommen ſoll, blos eine Auffüllung von reinem Sande 6 Zoll etwa hoch macht, und die Steine oder Flieſen blos ſo eng wie möglich aneinander ſchiebt und wagerecht in Sand legt. Man nennt dies Verfahren eine in Sand gelegte Pflaſterung.
  • 2) Eine beſſere Art Fußboden entſteht, wenn man auf dieſelbe Sandauffüllung die Steine oder Flieſen wie vorhin legt, die Fugen aber mit Kalk ausgießt. Man nennt dies eine Pflaſterung mit ausgegoſſenen Fugen.
  • Hierbei dringt die Näſſe, wenn z. B. der Fußboden geſcheuert wird, nicht ſo leicht zwiſchen die Steine.
  • 3) Die beſte Art dieſer Fußboden beſteht darin, daß man auf die erwähnte Sandſchüttung die Steine ganz in Kalk legt und dem - nach vollkommen aneinander mauert, auch unterhalb ihnen Kalk giebt. Man nennt dies eine ganz in Kalk gelegte Pflaſterung.
  • Bei Mauerſteinpflaſter mit gewöhnlichen Ziegeln hat man noch folgende zwei Arten der Anordnung außerdem zu unterſcheiden; ent - weder man legt die Steine auf die flache Seite, alsdann entſteht eine Pflaſterung, entweder flach in Sand, oder flach mit ausgegoſſe - nen Fugen, oder flach ganz in Kalk gelegt; oder man legt die Zie - geln hochkantig, wo alsdann für hochkantiges Pflaſter dieſelben verſchiedenen Arten ſich ergeben.

Ein flaches Mauerſteinpflaſter läuft ſich ſchneller ab, als ein hoch - kantiges, läßt ſich aber leichter herausnehmen bei Reparaturen. Die287 ganz in Kalk gelegten Pflaſterungen laſſen ſich ſchwer herausnehmen, und man muß bei Reparaturen um einer ſchadhaften Stelle willen, viele Steine herausnehmen, wovon auch in der Regel nicht wenige zerbrochen werden.

Wo die Steine einen ſtarken Druck auszuhalten haben, wie in Pferdeſtällen, in Brau - und Brennereien, bei Durchfahrten, Mehl - und Salzmagazinen, wo mit ſchweren Gegenſtänden (Fäſſern ꝛc. ) da - rauf herumgerollt ꝛc. wird, muß man ſtets hochkantige Pflaſterun - gen machen.

Es verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß man mürbe Ziegeln zu Pflaſterungen nicht brauchen kann, ſie müſſen im Gegentheil ſo ſcharf als möglich gebrannt ſein und man muß dazu die beſten und härte - ſten ausſuchen, beſonders wenn ſie an feuchten Orten, wie in Kellern, Küchen ꝛc. zu liegen kommen.

Eine vorzügliche Art Ziegelpflaſter liefern die holländiſchen Klinker. Sie werden aus einer ſehr thonhaltigen Erde ſcharf ge - brannt, ſind von hellgelber Farbe und werden gewöhnlich nur 8 Zoll lang, 4 Zoll breit und 2 Zoll hoch gemacht. Wegen ihres kleinen Formates pflaſtert man ſie nie auf die flache Seite, ſondern immer hochkantig.

Anſtatt der Mauerſteine bedient man ſich auch, wie erwähnt, der gebrannten Flieſen, ſie werden quadratiſch von verſchiedener Größe 2 und 3 Zoll ſtark gebrannt.

Wo ein Waſſerabfluß beabſichtigt wird, müſſen die Pflaſterun - gen geneigt angeordnet werden, ſo daß ſich Abzugsrinnen bilden.

Tafel XIII. Fig. 324. iſt ein Theil von einem auf die hohe Kante der Steine gepflaſterter Fußboden vorgeſtellt. Fig. 325. ſtellt eine Pflaſterung im Läuferverbande, Fig. 326. im Blockverbande und Fig. 323. im Schlangenverbande vor. Die Figuren 327. und 328. geben Zeichnungen von verſchiedenfarbigen Flieſen, welche immer viel beſſer ausſehen, als die gewöhnlichen Mauerſteinpflaſterungen. Sind es gebrannte Mauerſteinflieſen, ſo iſt zu bemerken, daß ein Flieſen - pflaſter weniger Fugen hat, als ein anderes, allein wenn die Steine nicht von beſonderer Güte und hinlänglicher Dicke ſind, ſo ſind ſie wegen ihrer größeren Fläche auch leichter zerbrechlich als die Mauer - ſteine, und dem Verſacken eher ausgeſetzt. Ein doppeltes Pflaſter von flachen Steinen übereinander, pflegt man nicht mehr zu fertigen. Man nimmt dafür lieber ein Pflaſter auf der hohen Kante.

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§. 67. Eſtriche.

1) Gypseſtrich. Gilly giebt hiervon folgende Beſchreibung: Jn einigen Gegenden wo viel Gyps, dagegen aber wenig Holz iſt, z. B. im Magdeburgſchen, Halberſtädtſchen, werden ſowohl in den Wohnungen als in den Wirthſchaftsgebäuden, und vorzüglich auf den Kornböden ſogenannte Gypseſtriche anſtatt der Dielenböden angefer - tigt, und zwar folgendermaßen:

(Anmerkung. Jn den Wohnzimmern ſuche man jedoch die Gypsfußboden zu vermeiden, weil ſie ſehr kälten und der Geſund - heit nachtheilig ſind.)

Jn der untern Etage über gewölbten Kellern werden die Ge - wölbe wie gewöhnlich mit Erde oder Schutt ausgefüllt, mit Sand ge - ebnet und hierauf der Gyps gegoſſen; jedoch iſt auf Trockenheit dieſer Ausfüllung zu ſehen, indem der Gyps nur in trocknen Räu - men dauerhaft iſt. Jn den oberen Etagen werden die Decken mit Staakhölzern, welche mit Lehmſtroh umwunden und in die Balken geſchoben werden, dergeſtalt ausgewindelt, daß die Ausfüllung der Fächer zwiſchen den Balken mit deren Oberfläche bündig oder gleich ſei; dahingegen ſtehen die Balken unten vor, oder es bleibt unten ein Theil ihrer Höhe oder Dicke ſichtbar; hat man ſchwache Balken, die durch Falzen noch mehr geſchwächt werden können, ſo werden die mit Lehmſtaaken umwundenen Staakhölzer nur oben auf die Balken über - gelegt, in welchem Falle die ganze Dicke oder Höhe der Balken von unten ſichtbar bleibt. Jn beiden Fällen werden die Lehmfache von unten geebnet, die Balken geſpriegelt oder geputzt; wollte man aber auch von unten eine ganz gerade Decke haben, ſo müſſen die Balken mit Brettern verſchalt und darauf gerohrt und geputzt werden.

Ueber die gerade geebneten Windelboden wird etwas trockner Sand gebracht und alsdann der Gypsboden, einen bis einen und drei - viertheil Zoll dick, darauf gegoſſen ( $$\frac {5}{4}$$ Zoll würde aber die angemeſ - ſenſte Dicke ſein); von einer Wand ab wird nämlich in einer Entfer - nung von 3 Fuß eine Latte vollkommen wagerecht befeſtigt, und dadurch ein ſo breites Feld abgetheilt, daß ſolches mit einem Streichholze bequem überreicht werden kann; dieſes Feld wird ſodann nochmals mit trocknem Sande nach der Wage geebnet. Da ſich nun der Gyps auf einer ſolchen Fläche in Zeit von 36 bis 48 Stunden nach allen Seiten etwa um einen Zoll ausdehnt, ſo muß bei der Lat - tenlegung an den Wänden herum ſo viel Spielraum gelaſſen werden. Ohne dieſe Vorſicht würde der Gypsboden ſich bei der Ausdehnung289 heben und uneben werden. Unterdeſſen daß man das Feld dergeſtalt zubereitet, wird der Gyps mit Waſſer in einer Wanne vermittelſt Kalkhaken und Miſtgabeln zu einem dünnen Brei gerührt, welcher alsdann mit einem Eimer ausgeſchöpft und dergeſtalt mit einem Kunſt - griffe über das Feld gegoſſen wird, daß der Sand ſich nicht damit vermenge; hierauf ſtreicht der Maurer die Gypsmaſſe nach der Lehr - latte gerade, nimmt dieſe Latte nach einer Viertelſtunde hinweg und ordnet wieder das angränzende Feld, welches eben ſo wie das erſte ausgegoſſen wird. Etwa 24 Stunden nach dem Guß hat der Gyps - guß ſchon ſo viele Feſtigkeit erlangt, daß man Bretter darüber legen und auf ſelbigen ſtehen kann; alsdann wird der Guß mit ſogenann - ten Gypshölzern, die wie halbe Cylinder geſtaltet und an einem Ende mit einem Stiel verſehen ſind, mit der geraden Fläche dieſer Gyps - hölzer überall ſorgfältig geſchlagen, welches in einem Zeitraume von 5 bis 6 Stunden wiederholt wird. Endlich glättet man den Boden mit kleinen eiſernen Maurerkellen, um alle Unebenheiten fortzuſchaffen.

Jm neuen Muſeum zu Berlin wurden auch dergleichen Gyps - eſtriche gelegt, nur zierlicher. Man verfuhr im Ganzen eben ſo, wie eben beſchrieben. Ueber den unteren Gewölben wurde erſt die ge - wöhnliche Auffüllung von trockner Erde geſchüttet, hierauf wurde eine Unterlage etwa 1 Zoll hoch von trocknem reinem Sande ge - legt. Auf dieſen wurde der Gyps etwas dick aufgetragen und ge - ſchlagen. Es kommt hierbei beſonders darauf an, denjenigen Zeit - punkt abzupaſſen, wenn der Gyps anfängt zu binden; verfehlt man dies, ſo geräth der Eſtrich nicht. Um dieſem Fußboden ein gefällige - res Anſehen zu geben, wurden farbige Streifen und in der Mitte der Felder Verzierungen angebracht, etwa wie Taf. XIII. Fig. 329. zeigt. Die Streifen wurden auf folgende Art gemacht. Die dazu erforder - liche Gypsmaſſe wurde beliebig gefärbt. Wo die Streifen hinkommen ſollten, legte man $$\frac {5}{4}$$ Zoll ſtarke Leiſten, ſo breit wie die Streifen werden ſollten. Eben ſo ſchnitt man die in der Mitte befindliche Verzierung aus $$\frac {5}{4}$$ zölligen Brettern aus, und legte ſie, bevor der Guß begann, oben auf die wagerecht abgeglichene Sandſchicht. Als - dann wurde der Guß der ganzen Felder begonnen, die Leiſten aber blieben liegen. Wenn der Guß halb trocken war, wurden die Leiſten und die in Holz geſchnittene Verzierung herausgenommen, wodurch dieſe Formen leere Räume zeigten, dieſe wurden alsdann mit der far - bigen Gypsmaſſe vollgegoſſen. Wenn auch der farbige Gyps ange - zogen hatte, wurde das Ganze geſchlagen und dann, nachdem der Eſtrich trocken war, jede Unebenheit mit gewöhnlichen TiſchlerhobelnMenzel, der praktiſche Maurer. 19290abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit das Oel beſſer einziehe, werden flache eiſerne Blechkaſten mit glühen - den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden gehalten. Jſt die Tränkung mit Oel geſchehen, ſo werden die Eſtriche mit Blutſtein polirt. Dergleichen Fußboden werden ſehr feſt, und man kann ſie in verſchiedenen Farben, ganz moſaikartig, ausführen.

Jn bewohnten Räumen ſind ſie jedoch für unſer Klima zu kalt, und können nur zu ſolchen Zimmern verwendet werden, welche man ausnahmsweiſe braucht, dagegen eignen ſie ſich ſehr zu Hausfluren ꝛc.

2) Lehmeſtriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreſchtennen vor; ſie ſind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht ſo warm als ge - dielte. Repariren laſſen ſie ſich nicht, man muß ſie dann abnehmen und neu legen.

Fetter Lehm wird, ſo wie er gegraben wird, mit der natürli - chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps - eſtrichen, feſtgeſchlagen. Eine ſolche Tenne wird etwa 1 Fuß ſtark. Ein Eſtrich in einer Stube ꝛc. etwa 6 Zoll ſtark. Ein Eſtrich auf einem Dachboden 3 Zoll ſtark.

Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll ſtark aufgetragen und feſtgeſchlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beſon - dere Härte, daß man auf jede Lage friſchgebrannten Gyps aufſiebt und dann die Lage feſtſchlägt. Man vermengt den Lehm auch mit Ochſenblut und Theergalle, wenn er mager iſt. Fetter Lehm, wie man ihn in den Oſtſeeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei - ter. Ein Mehreres hierüber ſehe man in Gillys Landbaukunſt.

3) Mörteleſtriche. Wolfram in ſeiner Bau -, Form - und Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im ſüdlichen Rußland üblichen Mörteleſtrich.

Auf den geebneten Grund werden Steine geſchüttet und voll - kommen feſtgeſtampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem - ſchen, durch ein feines Sieb laufen, miſcht 2 Theile Kies mit 1 Theil Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit ſo viel Rindsblut, als zum Feſthalten des feinen Pulvers nöthig iſt, je weniger je beſſer. Dieſe Miſchung wird auf dem Boden ausgebreitet und ſogleich geſtampft, wobei ſie immer angefeuchtet wird. Während deſſen wird vom trock - nen Gemiſch (aus Sand und Kalkpulver) zugeſtreut, und ſo lange fortgeſtampft, bis der Eſtrich ſteinhart iſt.

Soll die Fläche ſehr fein werden, ſo nimmt man zur nächſten Lage feingeſiebten Kalk, Roggenmehl, etwas Rindsblut, ſtampft291 dies zum zähen Mörtel, ebnet mit der Kelle, wiederholt dies den fol - genden Tag, und ſo öfters bis alles ganz trocken iſt. Endlich kommt darauf noch ein Anſtrich von Rindsblut. Auch kann man noch einen Oelanſtrich darauf bringen.

4) Der venetianiſche oder italieniſche Eſtrich (Te - razzo). (Wiener Bauzeitung Jahrgang 1886. No. 8. 9. und 25.) Die Venetianer nennen Terazzo jenen Eſtrich, welcher bei ihnen zur Bedeckung der Hausfluren, Fußboden, Altane ꝛc. angewendet wird (er iſt noch eine altrömiſche Erfindung). Material und Arbeit bleiben in allen Fällen gleich, nur muß vor Terraſſirung ebenerdiger Boden (in Venedig) das alte mit Salz geſchwängerte Erdreich weggeſchafft, und eine Schicht von einem für die Aufnahme des Salzes weniger em - pfänglichen Material gelegt werden, weshalb man gewöhnlich eine Lage von Kohlen giebt. Bei der Terraſſirung der Gewölbe hat man jedoch zuerſt eine Ebene von Mauerwerk, und nicht aus Mauerſchutt oder Urbau herzuſtellen, weil letzterer ſich mit der Zeit ſetzt und da - durch den Eſtrich zerreißt.

Vor allem muß bei Terraſſirung der Fußboden berückſichtigt wer - den, daß die Unterlagsbalken von hinlänglicher Stärke ſind, und ſo weit auseinander liegen, als ihre Breite beträgt. Darauf werden dann Bretter der Länge der Balken nach genagelt, und will man noch größere Feſtigkeit erzielen, ſo giebt man eine zweite Brettlage über die Quere. Die erſte Schicht, welche man den Grund (ſondo) nennt, beſteht entweder aus Stücken alten Eſtrichs (die jedoch die Größe einer Wallnuß nicht überſchreiten ſollen), oder aus Stücken von Dach - und Mauerziegeln, oder auch aus gut gebrannten Kreideſtücken, welche dann mit Kalk ſo verſetzt werden, daß man auf 2 Theile ſolcher Bruch - ſtücke einen Theil Kalk nimmt. Dieſe erſte Lage, welche nicht dünner als 3 Zoll ſein darf, wird mit einem eiſernen Rechen, deſſen Zähne unter ſich ¾ Zoll entfernt ſtehen, gleichförmig ausgearbeitet, mit einem hölzernen Schlegel mehr in ſich zuſammengedrückt, und dann mit einem Eiſen (in Form einer großen ſchmalen Kelle) in beiläufigem Gewicht von 12 Pfund, nach der Länge und Breite durch 3 oder 4 Tage, je nachdem die Jahreszeit iſt, ſo lange geſchlagen, bis ſich die Dicke der Lage um vermindert hat. Bevor dieſe Schicht aber ganz trocken wird, giebt man eine zweite von 2 Zoll Dicke, welche Decke Coperta genannt wird, und ebenfalls aus den oben erwähnten Bruckſtücken beſteht, die jedoch kleiner und durch ein Sieb von höch - ſtens ¾ zölligen Oeffnungen geſiebt ſein muß. Dieſe Brocken werden19 *292mit ungelöſchtem Kalk, wovon 1 Theil auf 2 Theile Brocken genom - men wird, zu einem Mörtel verbunden.

Nachdem auch dieſe Schicht mit dem Rechen ausgebreitet iſt, läßt man ſie in guter Jahreszeit ohngefähr , im Winter jedoch Tage ruhen, bis ſie trocken wird, ſchlägt dann zu wiederholten Malen mit dem obengenannten Eiſen nach der Länge und Quere den Boden nach und nach unter ſanften Schlägen ſo feſt, daß die Fuß - tritte keine Spur des Eindringens mehr zurücklaſſen.

Hierauf wird eine letzte Schicht von ¼ Zoll gegeben, welche halb aus Marmorſtaub, halb aus ungelöſchtem Kalk beſteht. Dieſe Schicht wird mit einer Kelle (welche wie ein Entenſchnabel ge - ſtaltet iſt) aufgetragen, und darauf wird nun die Saat (semina) aus kleinen Marmorſtücken von verſchiedener Größe und Farbe gelegt. Man muß indeſſen die großen Stücken zuerſt, dann die mittelgroßen und endlich die kleinen ausſtreuen und in den Eſtrich vertiefen, indem man anfänglich den hölzernen Schlegel gebraucht, und ſie dann mittelſt einer Walze (welche an einem gabelförmigen Stiel befeſtigt iſt) von Marmor oder Eiſen vollends in den erwähnten Cement eindrückt. Wenn die Saat auf dieſe Weiſe befeſtigt iſt, ſo ſchlägt man ſie des Morgens und Abends längere Zeit hindurch mit dem zuerſt erwähn - ten kellenförmigen Eiſen von 9 12 Pfund immer feſter, und wenn die Maſſe ganz hart geworden, ſo ſchleift man die Fläche mit Waſſer und einem Schleifſtein von der Form eines Klotzes, woran ein Stiel befeſtigt iſt, ſo lange, bis die kleinen Unebenheiten, welche durch das Schlagen mit dem erwähnten Eiſen entſtehen, nicht mehr ſichtbar ſind, womit dann auch zugleich die Steinchen zum Vorſchein kommen und ſich ebenen. Nach beiläufig 3 Monaten und darüber, je nach der Witterung, kann man den Boden färben, indem man eine beliebige flüſſige Farbe mit Kalk oder beſſer weißer Thonerde mengt, und mit einem ebenen Steine mittelſt der Hand aufreibt. Es iſt indeſſen beſ - ſer, dem Terazzo ſeine natürliche Farbe zu laſſen, weil die aufgefärbte ſich leicht abtritt.

Jſt die ganze Maſſe gut ausgetrocknet, ſo giebt man die Poli - tur, indem die Fläche zuerſt mit feinem Sande und einem Steine, und dann mit Bimsſtein geſchliffen wird. Riſſe und ſonſtige Zwi - ſchenräume, welche ſich noch zeigen ſollten, werden mit Cement aus weißem Ziegelſtaub (Marmorſtaub) und Kalk, mittelſt einer Kelle verſchmiert, welcher Kitt, wenn er gehörig trocken iſt, mit einem Schleifſtein ebenfalls geebnet werden muß. Nun wird der Boden mit einem naſſen Lappen abgewaſchen, und wenn er wieder gehörig293 trocken iſt, mit Leinöl eingerieben, welch letzteres Verfahren man jähr - lich einige Mal wiederholen muß, um den Fußboden immer glänzend zu erhalten.

Es verſteht ſich von ſelbſt, daß man anſtatt der unregelmäßigen Saat auch eine Moſaik nach Art der Alten geben, oder auch einen Granit immittiren kann, wenn die Wahl der Steine darnach getroffen wird. Noch muß bemerkt werden, daß es nicht gut iſt den Terazzo bei Froſtwetter, noch auch in allzugroßer Hitze zu verfertigen, weil im erſten Falle, wenn die Maſſe gefrieren ſollte, nur eine unvollkommene Verbindung ſtattfinden würde, im anderen Falle aber das Auftrocknen zu ſchnell vor ſich ginge, und ein bedeutendes Zerſpringen verurſachen könnte. Ein Quadratfuß koſtet in Venedig nach unſerem Gelde mit Material etwa Silbergroſchen.

5) Asphalteſtriche. Sie ſind außerordentlich dauerhaft wo die Sonne ſie nicht erreichen kann, wie in Kellern, Fluren, Corri - dors ꝛc. Jhre Anfertigung iſt ganz einfach und kann ſehr raſch be - ſchafft werden. Auf einem flach in Sand gelegten Mauerſteinpflaſter wird geſchmolzener Asphalt, mit viermal ſo viel Sand gemiſcht, einen halben Zoll dick aufgetragen und mit einem Richtſcheit geebenet. Zu bemerken iſt, daß an ſolchen Orten, wo viel heißes Waſſer gebraucht wird, wie in Brauküchen ꝛc., dieſer Fußboden ſich erweicht. An ſchat - tigen Orten dagegen bleibt er feſt wie Granit, und iſt vollkommen waſſerdicht.

Man kann ſtatt des theuren Asphalts auch gewöhnlichen Stein - kohlentheer ſo lange kochen, bis ein hineingetauchtes Stückchen Holz herausgezogen ganz wie lakirtes Leder ausſieht. Alsdann rührt man das 4fache der Theermaſſe an erwärmtem reinem Sande zu und ver - fährt wie oben.

Beſonders als Schutz des Ziegelpflaſters ſind dieſe Fußboden ſehr zu empfehlen, da ſie ſich ſo wenig wie Stein austreten, wenn ſie im Schatten liegen. Jn Eldena iſt mehrfach davon Anwendung gemacht worden.

(Ein Mehreres ſehe man hierüber in des Verfaſſers Jahrbuch der Baukunſt. 1. Bd. 1844. Eisleben, Reichhardt 1844. S. 174 ff.)

Ein Quadratfuß ſolches Asphaltüberzuges auf Mauerſtein koſtet 3 Silbergroſchen mit allem Material.

§. 68. Moſaikfußboden.

So nennt man Fußboden, wo die oberſte Lage aus zuweilen ſehr koſtbaren, kleinen, farbigen Steinſtücken beſteht, welche Verzie -294 rungen nach beſtimmten Muſtern bilden. Wir haben bei dem vene - tianiſchen Terazzo bereits geſehen, daß ſie auch damit verbunden wer - den können. Es iſt nicht unſere Abſicht, koſtbare Fußboden der Art zu beſchreiben, ſondern nur eine wohlfeile Art Moſaik, welche der Herr Bauinſpektor v. Laſſaulx erfunden, angewendet und in einer eignen kleinen Schrift beſchrieben hat. (Beſchreibung einer neuen Art Moſaik aus Backſteinen, von J. C. v. Laſſaulx. Coblenz, Krabben - ſche Buchdruckerei 1839.) Ein Mehreres ſehr man daſelbſt nach.

Wir wollen hier nur eine kurze Beſchreibung des Verfahrens geben. (Taf. XIII. Fig. 320 322. und Fig. 330. gehören dazu.) Laſſaulx ſagt:

Jn unſern älteren Kirchen finden ſich noch häufig Reſte von Fußboden aus kleinen Flieſen; es ſind dies theils quadratiſche Zie - gelplättchen, entweder glatt oder mit vertieften, ſeltener erhobenen Verzierungen (dieſe zuweilen auch mit einer Glaſur überzogen), theils andere von verſchiedener Größe, Form und Farbe, und dann zu mancherlei zierlichen Muſtern vereinigt, ſo wie noch heutigen Tages in Holland aus hartgebrannten Mauerziegeln, ſogenannten Klinkern, eben - falls von mehreren Farben und auf die hohe Kante geſetzt, gar ar - tige Fußboden in Fluren, Küchen und Höfen gefertigt werden, die ſich im Vergleich zu unſern modern nüchternen, ſehr vergänglichen Sandſteinplatten, eben ſo ſehr durch längere Dauer als mehrere Zier - lichkeit auszeichnen.

Es wurden aus rothem, gelblichem und ſchwarzgrauem Ziegel - gut Backſteine (nach Fig. 320 322.) von 8 Zoll Länge 4 Zoll Breite und 8 Linien Dicke gefertigt. Bei dem Streichen wurde in die untere Seite (Fig. 322.) bei a. eine ſtumpfe Rinne der Länge nach, ſo wie drei andere durch die Quere, durch kleine auf dem Bo - den angeheftete ſcharfe Rippen, gleich mit eingeformt, damit jeder Stein mit Leichtigkeit in 8 Stückchen (Fig. 321.), von 2 Zoll im Quadrat gebrochen werden konnte, deren eine reine Kante von 2 Zoll Länge und 8 Zoll Breite nun in die Oberfläche des Moſaikbodens gebracht werden ſollte.

Nun wurden hölzerne Rahmen gebildet, deren Größe und Form aus dem jedesmal gewählten Muſter hervorgingen, die farbigen Stein - chen wurden ſo in die Form (welche auf einem Tiſche aufgelegt war) geſtellt, daß ihre untere Seite nach oben zu liegen kam. Als - dann wurden dieſe Steinchen mit einem Gypsmörtel übergoſſen, ſo daß auf dieſe Art Platten von etwa 4 6 Quadratfuß und 2 Zoll dick erhalten wurden, worauf ſich ein Theil des ganzen Muſters be -295 fand, und welche nun wie gewöhnliche Fußbodenflieſen verlegt wur - den. Denkt man ſich einen ſolchen Fußboden zuſammengeſetzt, wie Taf. XIII. Fig. 330. ein Stück davon zeigt, ſo ſieht man, daß man höchſt mannigfaltige Formen erreichen kann.

(Gyps als Bindemittel wird bei feuchtem Fußboden den Ge - brauch ſehr beſchränken, man würde deshalb wohl am beſten die klei - nen Steine durch einen Guß der in §. 67. 5. erwähnten Asphalt - maſſe in dünnflüſſigem Zuſtande, alſo mit Anwendung von ſehr we - nig Sand, verwenden können.

Auch ließen ſich ſtatt der gebrannten Backſteinplättchen Stück - chen von zerſchlagenem Granit, in verſchiedenen Farben, zu derglei - chen Moſaikplatten verwenden. Die Granitſtückchen würden mit der flachen Seite in die Form geſetzt, mit Asphalt oder Steinkohlen - theerguß verbunden, darauf die Platten umgekehrt und verlegt, wel - ches einen unverwüſtlichen Fußboden abgeben müßte, da der Asphalt immer im Schatten wäre und jeder Näſſe widerſteht. Anmerkung des Verfaſſers.)

Neunte Abtheilung. Bewurf der Mauern. Putzarbeiten.

§. 69. Allgemeines.

Bei dem Bewurf der Mauern oder der ſogenannten Putzarbeit haben wir hauptſächlich zu unterſcheiden: ob erſtens der Putz nur eine ebene und glatte Oberfläche der Mauern, Wände und Decken bilden ſoll, wie im Jnnern der Gebäude, oder ob er, ſelbſt jeder Einwirkung der Witterung widerſtehend, zugleich die Mauern und Wände eben - falls gegen die Witterung ſchützen ſoll, wie im Aeußern der Gebäude.

Bei dieſen verſchiedenen Anforderungen iſt auch die Art des Bewurfs ſehr verſchieden, und ſeine Dauerhaftigkeit hängt namentlich davon ab: ob das Material, was man zum Abputz verwendet, an ſich ſelbſt feſt und dauerhaft iſt, oder ob es zugleich an dem Materiale, worauf es angetragen wird, haftet oder nicht. Erfüllt der Bewurf beide Bedingungen nicht, ſo taugt er nichts. Beſonders wichtig iſt die Sicherung der Außenflächen eines Gebäudes gegen die Einwirkung der Witterung, da die Dauer des Gebäudes davon weſentlich abhängt, und es iſt deshalb leicht begreiflich, daß ein feſter und aller Witte - rung trotzender Abputz, beſonders für äußere Mauern und Wände, von der größten Wichtigkeit iſt.

Nichtsdeſtoweniger geht man dabei ziemlich leichtſinnig zu Werke, wie man ſich an den vielen Gebäuden alljährlich überzeugen kann, wo der äußere Putz theilweiſe abgefallen iſt und das Mauerwerk blos liegt.

Der Bewurf innerer Mauer - und Wandflächen iſt immer hin - länglich gegen die Einwirkung der Witterung geſchützt, nicht aber der äußere Abputz, und hierbei wirken mehrere Urſachen zu ſeiner beſſe - ren Haltbarkeit, abgeſehen von deſſen ſonſtiger Güte.

Es iſt eine allgemeine Erfahrung, daß diejenigen äußeren Ge - bäudeflächen, welche der ſogenannten Wetterſeite zugekehrt ſind, am meiſten vom Schlagregen leiden. Die Wetterſeite aber geht von Nord - weſt bis Südweſt. Es würde demnach in gewöhnlichen Fällen gera - then ſein, den Bewurf, wenigſtens nach dieſen Weltgegenden hin, aus feſterem Materiale zu bereiten, wenn er auch auf den nach den an -297 deren Weltgegenden gerichteten Mauerflächen auf gewöhnliche Weiſe gefertigt würde.

Ferner leiden die höher liegenden Theile der Gebäude, wie Gie - bel, Thürme ꝛc. vom Schlagregen um ſo mehr, je höher ſie ſind, die unteren Theile dagegen weniger, und man kann auch hierbei auf mehr oder mindere Feſtigkeit des Bewurfes Rückſicht nehmen.

Diejenigen Flächen, welche unmittelbar das Erdreich berühren, wie die Plynthen der Gebäude, ſind vermöge der in ſie aufſteigenden Erdfeuchtigkeit und der daraus folgenden Näſſe niemals geeignet, einen Abputz feſtzuhalten, da er hier niemals recht trocken wird und daher bei jeder Veranlaſſung abfällt. Es iſt daher am beſten, die Plynthen der Gebäude ohne allen Vewurf zu belaſſen, wie wir wei - ter unten zeigen werden. Auch der Traufſchlag trägt zur Unhaltbar - keit des äußeren Putzes bei.

Ferner, je mehr eine äußere Fläche gegen das Anſchlagen des Regens geſichert iſt, um ſo feſter hält der Abputz unter allen Umſtän - den. Deshalb thun weit vorſpringende Dächer (welche zugleich die Dachtraufe vom Gebäude entfernen), wo ſie ſich anbringen laſſen, ſehr gute Dienſte in dieſer Hinſicht.

Sind die Mauern feucht, worauf man den Bewurf anträgt, ſo fällt er leicht ab. Es iſt alſo eine Hauptbedingung, daß man die Mauern erſt dann abputzt, wenn ſie möglichſt trocken ſind. Werden Mauern gleich nach ihrer Aufführung von innen und außen geputzt, ſo ſchließt man alle Feuchtigkeit, welche während des Mauerns in die Mauer gekommen iſt, für immer in die Mauer ein, denn der Abputz erhärtet auf ſeiner äußeren Fläche ſchnell und verhindert dadurch, daß die in den Mauern enthaltene Feuchtigkeit verdunſten könnte, welches der Fall ſein würde, wenn man keinen Abputz auf - getragen hätte, weil dann die Verdunſtung durch die Steine ſelbſt erfolgt wäre, welches aber nun nicht ſtattfinden kann. Außer des Nachtheiles aber, daß der Putz von ſolchen Mauern leicht abfällt, ent - ſteht noch der viel ſchlimmere, daß in ſolchen naſſen Mauern ſich der Mauerfraß erzeugt, unaufhaltſam fortſchreitet und endlich allen Zuſammenhang zerſtört.

Deshalb muß man die äußeren Mauern nie eher abputzen, als bis ſie einen Winter lang ohne Abputz geſtanden haben. Sie viel länger ſtehen zu laſſen, iſt aber ebenfalls nicht rathſam, weil ſie nach erfolgter Austrocknung auch ſehr geneigt ſind, die Feuchtigkeit der Luft anzuziehen, und wenn dann, wie gewöhnlich geſchieht, der Abputz gleich im Frühjahre gefertigt wird, die von der Mauer eingeſogene Feuch -298 tigkeit des Winters wieder in dieſelbe durch den erfolgten Abputz ein - geſchloſſen wird, auch werden ſie bei längerem Stehen mürbe, welches den Putz abfallen macht.

Jm Spätherbſt Mauern abzuputzen, iſt ebenfalls nicht rath - ſam. Theils ſind ſie dann feucht, theils friert der Abputz leicht durch, wird dadurch gänzlich unbrauchbar und fällt ab.

Die heiße Jahreszeit eignet ſich am beſten zu Herſtellung des Putzes. Jm Winter dagegen kann im Aeußern gar nicht, und im Jnnern nur in ſtark geheizten Räumen geputzt werden, welches aber, nebenbei geſagt, im höchſten Grade ungeſund für die dabei Beſchäf - tigten iſt.

Der Mauerabputz beſteht gewöhnlich aus einem mäßig dünnen Mörtelbrei, wie man ihn auch zum Mauern ſelbſt verwendet. Damit er auf der Mauerfläche einen hinlänglichen Anhalt finde, müſſen die Fugen der Mauerſteine nach außen hin einen Zoll tief ohne Mörtel bei dem Vermauern belaſſen werden, damit der Putzanwurf in dieſe Vertiefungen eindringen, und deſto feſter ſitzen kann. Sollen alte Mauern, wovon der Putz abgefallen iſt, aufs neue mit Bewurf ver - ſehen werden, ſo iſt es doppelt nothwendig, die Mauerfugen vorher einen Zoll tief auszukratzen. Erſtens, weil eine alte Mauer den Ab - putz ohnehin ſchlechter anſaugt als neue Steine, und weil ohne das Auskratzen der Fugen der neue Bewurf gar keinen Halt an der Mauer haben würde.

Der Abputz darf auch nicht zu dick ſein, weil er ſonſt leichter abfällt, indem eine große Mörtelmaſſe ſchwerer an der Mauer haftet, als eine dünnere, und weil es überhaupt überflüſſig iſt, einen Putz ſtärker zu machen als ¾ Zoll.

Die abzuputzenden Mauern müſſen deshalb möglichſt eben ſein, weil wenn man die Unebenheiten durch Kalkputz ausgleichen ſoll, der - ſelbe zu ſtark wird und abfällt.

Die abzuputzende Mauer muß vor dem Bewurf gehörig mit einem ſtumpfen Beſen abgeſtäubt und dann mit dem Maurerpinſel an - genäßt werden, weil ſonſt der Putz nicht anzieht.

Man unterſcheidet gewöhnlich zwei Hauptarten des Bewurfs, entweder iſt er ein Rappputz (Spritzbewurf, Krausbewurf, rauher oder geſtippter Putz, Rauchwerk), oder er iſt ein glatter Putz.

Der Rappputz wird blos mit der Kelle ſcharf angeworfen, und bleibt ganz rauh ſtehen.

Bei dem glatten Putz wird erſt ein ſchwacher Anwurf ge - macht, und wenn dieſer ſo trocken iſt, daß er kleine Riſſe bekommt,299 wird ein zweiter, auch zuweilen ein dritter, ganz ſchwacher und feiner Bewurf gefertigt.

Der Mörtel darf weder zu fett noch zu mager, weder zu dünn noch zu dick ſein.

Jſt er zu fett, ſo reißt er, iſt er zu mager, ſo fällt er ab, iſt er zu dünn, ſo fließt er bei der Arbeit, iſt er zu dick, ſo läßt er ſich nicht verarbeiten.

Soll eine Wand glatt abgeputzt werden, ſo putzt man zuerſt nach der Höhe derſelben 6 Zoll breite Streifen, in Entfernungen von 3 Fuß etwa. Hierauf werden die Zwiſchenfelder beworfen und mit langen Brettern, die von einem ſolchen Streifen bis zum andern rei - chen, abgerieben und geebnet. Dann wird mit dem kleinen Reibebrett Alles abgerieben und geebnet, nachdem der Bewurf ſo weit trocken iſt, daß er kleine Riſſe bekommen hat.

An den Kanten der Wände aber werden Latten befeſtigt, wo - durch dieſelben in erforderlicher Schärfe erhalten werden, die dann auch zur Richtſchnur der dazwiſchen liegenden Wandfelder dienen. Jede der beiden Ecklatten wird etwa 6 Zoll weit von der Mauerecke entfernt befeſtigt.

Rappputz hält ſich beſſer als glatter Putz. Durch das viele Reiben bei dem glatten Abputz wird derſelbe, beſonders wenn es ſehr heiß iſt, ſchnell trocken und löſet ſich hinten an der Mauer.

Deshalb iſt es bei glattem Putz beſſer, mehrere ſchwache Lagen 2 bis 3 auf einander zu tragen, und die nächſt obere nicht eher an - zufangen, als bis die nächſt untere trocken iſt. Der erſte Auftrag geſchieht dann blos mit der Kelle und der Abputz bleibt rauh. Wenn er hinlänglich ausgetrocknet iſt, wird der zweite Ueberzug glatt da - rauf gefertigt.

Sind drei Ueberzüge herzuſtellen, ſo werden die beiden unter - ſten rauh, der oberſte aber glatt gefertigt.

Die vorläufige Glättung der oberſten Lage geſchieht mit dem Rücken der Kelle. Die noch bleibenden Ungleichheiten werden dann mit dem Reibebrett vollſtändig geebnet, indem man dabei die Wand mit dem Pinſel annäßt. Wenn die letzte Lage trocken iſt, wird da - rauf mit Kalkweiße geweißt.

Sind vorſtehende Gliederungen oder Geſimſe zu putzen, ſo ver - fährt man in folgender Weiſe (Taf. XIII. Fig. 331 A. B. C.): Ent - weder die Gliederungen ſtehen wie bei A. nur wenig (höchſtens Zoll) vor, dann wird der Putz nach und nach ſo dick angetragen, als die vorſpringenden Glieder werden ſollen; dann zieht man mit einem300 Brettchen, in welches die Geſtalt der Glieder eingeſchnitten iſt, ſo lange an denſelben hin, bis ihr Umriß ſcharf und ihre Oberfläche glatt erſcheint. Ein ſolches Brettchen, worein man die Geſtalt der Glie - der eingeſchnitten, nennt man eine Chablone (Schablone). Kleine Un - ebenheiten werden mit einer kleinen Kelle nachgeputzt, wenn der Mör - tel angezogen hat. Eben ſo diejenigen Punkte der Gliederungen, welche Ecken und Winkel bilden, wobei man die Chablone wenig oder gar nicht brauchen kann. Sie wird in dieſem Falle nur als ſoge - nannte Lehre über die Glieder gehalten, ob ſie auch die gehörige Ge - ſtalt haben.

Sind kreisrunde Gliederungen zu ziehen, ſo wird die Chablone im Mittelpunkte des zugehörigen Kreiſes ſo befeſtigt, daß ſie im Kreiſe herumbewegt werden kann, wo man dann verfährt wie eben beſchrie - ben. Springen aber die Glieder ſo weit vor, daß eine Maſſe ange - tragenen Mörtels, um ſie zu bilden, ſich allein nicht halten könnte, ſo iſt man genöthigt, die Geſimſe wie in Fig. 331. bei B. vorzumauern, alsdann den Putz an dieſelbe anzutragen und zuletzt mit der Chablone C. dieſelben zu ziehen. Da die Chablonen, wenn ſie blos in Bretter eingeſchnitten werden, ſich leicht abnutzen, ſo pflegt man den ganzen Umriß der Gliederungen mit einem an die Chablone genagelten Ei - ſenblechſtreifen auszufüttern. Man nimmt hierzu lieber verzinntes Blech, als unverzinntes, weil das letztere zu leicht vom Roſt verzehrt wird, beſonders wenn man die Chablonen länger aufheben will, um ſie öfter zu brauchen.

Hauptſächlich muß man ſich bei dem Ziehen der Gliederungen hüten, Stücken Mörtel aus den Gliedern zu reißen, oder ſie ſchief und krumm zu ziehen, welches man jedoch durch einige Uebung bald vermeiden lernt.

Mauert man die Geſimſe in Mauerſteinen vor, ſo werden die Steine nach dem Vorſprunge der Glieder (nach der ſogenannten Aus - ladung) nur in geraden Linien vorgehauen, da der Mörtelabputz erſt ihre etwa geſchweifte Geſtalt erhält|, indem es zu mühſam und gänzlich überflüſſig ſein würde, die Steine gleich nach der Schweifung der Glieder vorzuhauen.

Man muß ſich auch hüten, nicht ſolche Gliederungen mit Mör - tel ziehen zu wollen, welche mehr als ein Halbkreis ausgehöhlt ſind, da z. B. bei einer Aushöhlung, welche die Geſtalt eines Dreivier - theilkreiſes haben würde, die Chablone nach Ziehung des Gliedes die Unterhöhlung deſſelben abreißen müßte.

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Dergleichen ſehr tiefe Unterhöhlungen, welche ſehr gut ausſehen, kann man nur in Werkſtücken gearbeitet ausführen.

§. 70. Putz auf äußere und innere Mauern.

Der Putz im Aeußern iſt nur bei ſolchen Gebäuden mit Nutzen zu verwenden, welche, wie unſere gewöhnlichen Wohngebäude, keine übermäßige Höhe haben, bei Kirchen, Thürmen und andern öffentli - chen hohen Gebäuden dagegen, iſt es unſtreitig beſſer, gar keinen Ab - putz anzubringen, ſondern die äußeren Mauern gleich mit ſolchem Ma - terial aufzuführen, oder mit ſolchem Material zu bekleiden, welches keines Schutzes gegen die Witterung weiter bedarf; denn an ſehr ho - hen Punkten wird auch der auf die beſte Art bereitete Abputz nicht lange dauern, weil ſeine Reparatur zu mühſam und koſtſpielig wird. Man verſäumt deshalb ihn herzuſtellen, was die natürliche Folge hat daß er abfällt. Der Abputz im Jnnern folgt im Ganzen denſelben Regeln wie der im Aeußern; nur braucht man dabei auf die Witte - rungseinflüſſe keine Rückſicht zu nehmen, da er ſich ſtets hinlänglich geſchützt befindet.

a) Putz auf gewachſene Steine. Bei Granit, feſtem Kalk - ſtein (Marmor), bei feſten Bruchſteinen, iſt es überflüſſig einen Ab - putz anzubringen, da dieſe Steinarten vollkommen der Witterung wi - derſtehen. Nöthiger wäre es bei Sandſtein, denn beſonders die loſe - ren Arten verwittern bereits in weniger als 100 Jahren. Es ge - ſchieht jedoch jetzt nur höchſt ſelten, daß man Sandſteine mit Abputz überzieht, und das einzige mir bekannte Beiſpiel waren die Sandſtein - ſäulen im Jnnern des neuen Muſeums zu Berlin, wo es natürlich nicht deshalb geſchah, um ſie haltbarer gegen die Witterung zu ma - chen, ſondern weil man ihnen einerlei Farbe mit den Wänden geben wollte. Jm Alterthume finden wir ſehr viele Beiſpiele, wo beſonders loſes Geſtein, aber auch der feſteſte Marmor mit einem Putz aus wei - ßem Marmorſtaube und Kalk ſehr fein und dünn überzogen wurde, um der Witterung noch beſſer zu widerſtehen.

Sind aber die Mauern aus ſolchem Material gebildet, von dem man im Voraus weiß, daß es der Witterung nicht wider - ſtehen kann, ſo iſt es nothwendig, einen ſchützenden Bewurf an - zubringen.

b) Putz auf Mauerſteinen. Der Mauerſtein kann von ſehr verſchiedener Güte ſein und deshalb im Aeußern eines Abputzes durch - aus bedürftig werden, oder auch nicht. Wir ſehen an den Ziegelbau -302 ten des Mittelalters deutlich, daß bei gut gebrannten Mauerſteinen die Gebäude ſich 4 bis 6 Jahrhunderte lang ohne Abputz gehalten haben.

Sind demnach die Steine gut, ſo braucht man keinen Abputz bei Wohngebäuden anzubringen, welches überhaupt bei ſolchen Mauern immer das Beſte iſt, da man alsdann des alljährlichen Reparirens und Verſchmierens überhoben iſt.

Jn dieſem Falle werden die äußern Mauerflächen nur ausge - fugt, d. h. in die offen gelaſſenen Steinfugen wird ein feſter Mör - tel ſo eingeſtrichen, daß die Fuge ſauber und klar (nicht überge - ſchmiert) hervortritt. Um dieſe Schärfe der Kalkfuge zu erreichen, bedient man ſich eines Eiſens, welches unten eine rechtwinklige Kante hat, womit man die Fugen ausſtreicht. Manche machen die Fugen nicht im Winkel einſpringend, wie wir eben erwähnten, ſondern im Halbkreiſe vorſpringend, welches jedoch ſchlecht ausſieht, weil es einen unreinen Umriß macht, indem die ſcharfen Kanten der Steine dadurch verſteckt werden.

Gewöhnlich fugt man mit ſolchem Kalk, wie er zum Mauern ſelbſt genommen wird, nur nimmt man den Sand etwas feiner da - zu; will man aber die Fugen recht dauerhaft haben, ſo nimmt man Ziegelmehl als Zuſatz zum Sande und zwar etwa ein Drittel oder die Hälfte.

Jn dieſem Falle werden die Fugen nicht weiß, ſondern hell - roth erſcheinen.

Auch nimmt man zu einem ſehr feſten Fugenmörtel gewöhnli - chen Kalk und miſcht ihn anſtatt des Sandes mit Steinkohlenmehl.

Jn dieſem Falle werden die Fugen ſchwärzlich, welches den Mauern das Anſehen von hohem Alter giebt.

Hat man an alten Gebäuden, Kirchen ꝛc. Reparaturen vorzu - nehmen, ſo ſieht es nach deren Beendigung immer ſehr ſchlecht aus, wenn die weißen Mauerfugen und die friſchen Mauerſteine gegen die alten Mauerfugen und Steine ſo gewaltig abſtehen, wie eine Flicke von neuem Tuche auf einem alten Rocke.

Um dieſem Uebelſtande zu begegnen, braucht man nur eine Eſſigbeize von Eiſen - und Kupferoxid zu machen und da - mit die neuen Fugen und Steine zu beſtreichen, worauf ſie die Farbe des alten Mauerwerks annehmen werden.

Sind die Steine aber nicht gut genug, um ſie ohne Bewurf der Witterung auszuſetzen, ſo bedient man ſich gewöhnlich zur Siche - rung der Außenfläche eines gewöhnlichen Kalkmörtels, nur mit dem Unterſchiede, daß man den erforderlichen Sand dazu um ſo303 feiner nimmt, je glatter der Putz werden ſoll. Es muß hier ein für allemal bemerkt werden, daß ein an ſich feſter Putz noch um ſo feſter wird, je glatter ſeine Oberfläche iſt.

Werden die Ecken und Kanten, welche die Stubenwände mit der Decke machen, als Hohlkehlen (Vouten) geputzt, ſo legt man Stroh - oder Rohrwürſte in dieſelben, nagelt ſie mit langen Nägeln feſt, und giebt ihnen bei dem Abputz durch eine Chablone die Geſtalt, welche ſie haben ſollen.

Will man den Kalkputz beſonders haltbar machen, was bei Wetterſeiten-Geſimſen und bei Abdachungen in Mauerwerk (ſogenann - ten Wetterſchlägen) ſehr nothwendig iſt, ſo ſetzt man dem Kalkmör - tel etwa ¼ bis ſeiner Maſſe an Ziegelmehl anſtatt des Sandes zu. Dieſes einfache Mittel bildet einen hydrauliſchen Mörtel, welcher vortreffliche Dienſte leiſtet.

Will man einen recht feſten ſteinartigen Abputz herſtellen, ſo bedient man ſich dazu der verſchiedenen Cemente (§. 16.) Hierbei muß man jedoch die Vorſicht brauchen, nie mehr Mörtel anzumachen, als man in ganz kurzer Zeit verbrauchen will, weil er ſonſt erhärtet, nicht bindet, abfällt und überhaupt gänzlich unbrauchbar wird.

Es kommt zuweilen vor, daß man ſolchen Cementputz abweißen, oder mit Kalkfarbe abfärben will; da aber beſonders der Roman - cement viel fettige Theile enthält, ſo haftet Kalkweiße, Kalkfarbe und auch Oelfarbe nur dann gut, wenn man die zu färbenden Stellen zuvor mit Eſſig abgewaſchen hat.

Auch müſſen alle hydrauliſchen Mörtel nur nach vollſtändiger Austrocknung des Mauerwerks angewendet werden, weil ſonſt alle in den Mauern befindliche Näſſe unausweichbar darin verſchloſſen wird. Jn Hamburg putzt man die Häuſer, beſonders die Plynthen, mit einer Miſchung von Sand, Kalk und Theer.

c) Putz auf Bruchſteine. Sind die Bruchſteine groß, d. h. über einen Fuß im Quadrat, ſo würde ein Kalkputz darauf wenig haften, in dieſem Falle iſt es beſſer keinen Bewurf anzubringen, wenn nur die Steine ſonſt einigermaaßen dauerhaft ſind.

Werden dagegen kleinere Steine verwendet, ſo pflegt man ſchon des beſſern Ausſehens wegen einen Abputz daran anzubringen, welcher dann auch haltbar iſt, weil die Fugen nicht weit von einander ent - fernt ſind, und den Bewurf der Steinflächen halten helfen.

d) Putz auf Lehmſteinen. Lehm und Kalk verbinden ſich nicht innig mit einander, und ein Kalkputz auf Lehmſteinen wird ſtets304 abfallen (beſonders in größerer Höhe und auf der Wetterſeite), wenn man nicht zu folgenden Mitteln ſchreitet, um ihn haltbar zu machen.

Das erſte Erforderniß iſt, die Lehmſteine mit hohlen Fugen zu mauern, auch dieſe nicht zu klein zu machen. Da der Kalk, welcher durch das Anwerfen in die Fugen hineindringt und ſich darin feſt - ſetzt, auch den Abputz auf den äußern Flächen der Steine halten muß.

Außerdem iſt darauf zu ſehen, wenigſtens die vorderſten Lehm - ſteine ſo zu bereiten, daß ihre Oberfläche ſich leichter mit dem Kalke verbindet. Deshalb miſcht man bei dem Streichen der Lehmſteine Flachsſcheven oder Kaff hinein, wodurch ſie eine rauhere Oberfläche erhalten, worauf der Kalk beſſer ſitzt.

Oder man beſtreut bei dem Streichen der Lehmſteine dieſelben mit ſehr ſcharfem Sande.

Oder man bereitet die vorn zu liegen kommenden Lehmſteine aus ſcharfem Sande, Lehm und etwa der Maſſe gelöſchten Kalkes. Hierbei iſt jedoch zu merken, daß wenn die Ziegelſtreicher ſolche Zie - geln in die Form ſchlagen, die Hände durch den beigemiſchten Kalk ſehr leiden, weshalb die Arbeiter nur ungern daran gehen.

Oder man theert die ganze Mauer, bevor man ſie abputzt, da ſich der Theer mit dem Lehm und der Kalk mit dem Theer verbindet.

Man kann alle dieſe Mittel verwenden, aber nichts deſtoweniger iſt der Kalkputz, auf Lehmſteinen angewendet, nur unter günſtigen Umſtänden haltbar. Das heißt wenn er vor Schlagregen durch weit vorſpringende Dächer hinlänglich geſichert iſt, wenn er nicht in großer Höhe und wie erwähnt nicht an der Wetterſeite verwendet wird, auch dürfen ſolche Gebäude nicht mehr als ein Stockwerk hoch ſein.

Man findet auch Lehmſteinmauern, wo die 3te oder 4te Schicht eine Mauerſteinſchicht iſt. Dadurch wird der Abputz allerdings etwas haltbarer, allein im Ganzen iſt wenig dadurch gewonnen und die Koſten werden bei gewöhnlichen Gebäuden nicht unbedeutend erhöht. Will man die Lehmſteinmauern nicht mit einem förmlichen Abputz ver - ſehen, ſondern ſie nur haltbar abweißen; ſo kann man ſie vorher mit Steinkohlentheer anſtreichen, oder man macht eine dünne Schlempe von Kuhmiſt, ſtreicht damit die Mauern vermöge eines Mauerpin - ſels bei warmem trocknem Wetter, womöglich bei Sonnenſchein an, läßt dieſen Anſtrich gut trocknen, welches in 1 bis 2 Tagen ge - ſchieht, und trägt dann wie gewöhnlich die Kalkweiße oder Färbung auf. Der mit weichem Waſſer verdünnte Kuhmiſt klebt als thieri - ſcher Leim an den Lehmſteinen feſt und zieht auch die Kalkweiße an.

Es iſt zugleich hieraus zu erſehen, wie wichtig ein feſter Ab -305 putz iſt, denn hätte man einen Bewurf auf Lehmſtein, welcher darauf haltbar wäre, ſo würde man unter vielen Umſtänden weit wohlfeiler bauen können, als bisher. Was hier von dem Abputz auf Lehmſtei - nen geſagt wurde, gilt natürlich auch von gerammten Steinen, Lehmpatzen ꝛc.

e) Abputz der Mauern von geſtampfter Erde (Piſé). Es iſt bis jetzt leider noch nicht gelungen, ihnen einen dauernden Abputz zu geben. Die Urſachen davon liegen erſtens darin, daß der Kalk an dem Lehm überhaupt nicht haftet, und zweitens an der zu glatten Oberfläche der Piſégebäude, welche nicht einmal Fugen in ge - ringen Entfernungen darbieten, wie die Lehmſteinmauern.

Ein, aber leider auch unzuverläſſiges Mittel, den Kalkputz auf Piſé haltbar zu machen, iſt, daß man Mauerſteinſtückchen in die noch weiche Maſſe dicht neben einander eindrückt, woran ſich der Abputz halten kann.

Außerdem verfährt man in gewöhnlichen Fällen folgendermaaßen. Wenn die Maſſe halb trocken iſt, wird mit einem rauhen und ſtumpfen Beſen die ganze Mauer geſtoßen, ſo daß ſich eine ſehr rauhe Ober - fläche mit vielen kleinen Löchern bildet. Dann miſcht man einen Mörtel von ſcharfem Sande und halb Lehm, halb Kalk, damit macht man einen ſchwachen Rappputz auf der Lehmmauer. Ueber dieſen Bewurf macht man, wenn er trocken iſt, einen 2ten Rappputz von gewöhnlichem Kalkmörtel, und unter günſtigen ſonſtigen Umſtänden erhält man einen brauchbaren Bewurf. Ueberhaupt wird Rappputz an Lehmmauern immer beſſer haften, als glatter Putz, welcher bei ſtar - kem Anreiben noch leichter von dem Lehm losläßt.

Außerdem gilt nebenbei hier noch alles das, was wir eben von dem Putz auf Lehmſteinen geſagt haben.

f) Abputz auf geſtampfte Mauern von Kalk und Sand (§. 29) und auf Mauern von Gußwerk (§. 30).

Dieſe Art Mauern bedürfen entweder gar keines oder nur ei - nes ſehr dünnen Abputzes, da ſie nach der Erhärtung an ſich ſchon ſteinartig ſind. Aus demſelben Grunde laſſen ſie ſich ſehr leicht auf die gewöhnliche Art weißen und färben.

§. 71. Abputz auf Holzwerk.

Wir müſſen hierbei den Abputz auf einzelne Holzſtücken wie Balken, Stiel - und Riegelwerk, oder Putz auf ganze Holzflächen, wie Bretterwände und mit Brettern verſchalte Decken unterſcheiden. Soll auf Holzwerk geputzt werden, ſo muß zuvörderſt eine ZurichtungMenzel, der praktiſche Maurer. 20306deſſelben getroffen ſein, daß der Putz daran haften kann, weil er es ſonſt an der glatten Oberfläche nicht thut und überdieß auch der Kalkputz keine Verbindung mit dem Holze eingeht.

Es giebt vielerlei Mittel, den Bewurf auf Holzwerk haltbar zu machen. Wir wollen ſie der Reihe nach anführen.

a) Soll ein ſogenannter ganzer Windelboden geputzt werden, wo - bei bekanntlich die zwiſchen den Balken befindlichen Flächen aus Lehm - ebenen beſtehen, ſo fährt der Lehmer auf dem noch weichen Lehme mit den Händen ſo herum, daß er die Finger in etwas vertiefte Streifen eindrückt, wodurch Vertiefungen entſtehen, woran der Abputz haftet.

Die Balken werden mit einem ſpitzen Mauerhammer eingehauen, daß ſich Unebenheiten bilden, woran der Putz ebenfalls haftet. Es iſt hierbei zu merken, daß der Putz ſo ſchwach als möglich angetra - gen werden muß; höchſtens einen halben Zoll ſtark, weil er ſonſt (da er nur durch die geringen Unebenheiten an Balken und Decken gehalten wird) vermöge ſeiner Schwere herunterfällt.

Es iſt dies die allerſchlechteſte Art, obgleich ſie vielfach ange - wendet wird, auch kann man ſie höchſtens bei innern Decken und Fachwerkswänden gebrauchen; im Aeußern verwendet, taugt ſie gar nichts.

b) Der Rohrputz iſt beſſer als der vorige. Er beſteht darin, daß man Rohrſtengel von etwa Zoll Durchmeſſer vermittelſt über - geſpanntem Drath mit Rohrnägeln an das Holzwerk befeſtigt. Hier - durch entſtehen Zwiſchenräume zwiſchen den Rohrſtengeln, welche nach hinten zu weiter, nach vorn zu enger ſind. Dringt nun der Mörtel beim Bewurf in dieſe Zwiſchenräume ein, und trocknet, ſo kann er nicht wieder heraus - und abfallen.

Anſtatt der Rohrſtengel bedient man ſich in einigen Gegenden der ſogenannten Spriegel, welches dünne Ruthen von Haſelnuß - ſträuchern, auch von Weiden und Erlenholz ꝛc. ſind.

Auch benagelt man das Holzwerk in einigen Gegenden mit ſo - genannten Schindeln. Es ſind dies dünn geſpaltene 1 bis Zoll breite Schleiſen, oder Späne. Auf jeden Stiel rechnet man ge - wöhnlich zwei oder beſſer drei, die nach der Länge deſſelben aufge - nagelt werden.

Zuerſt wird dann das aufgepiekte Holz mit einer dünnen Lage Lehmſtroh (gewöhnlich mit etwas Kalk gemengt) rauh überzogen, und dann beſchindelt. Hierauf wird mit einem Gemenge von Lehm - ſtroh und etwas Kalk berappt. Ehe der Ueberzug von Kalkmörtel307 darüber kommt, kann der rauhe Rappbewurf mit einem abgeſtutzten Beſen ſo geſtoßen werden, daß darin dicht an einander kleine Löcher entſtehen, die in den Wänden ſchräg von oben nach unten ſtehen, in den Decken aber ſchräg gegen einander. Die untern Lehmlagen dür - fen nie ganz ausgetrocknet ſein, wenn die obere Lage darauf kommt.

Es iſt in allen dieſen Fällen gut, durch untermengte Kuh - oder Kälberhaare dem Mörtel mehr Haltung oder Zuſammenhang zu geben.

Dieſe Art Abputz iſt nur im Jnnern, niemals im Aeußern zu verwenden.

Der Rohrputz wird in ähnlicher Art wie die Beſpriegelung angefertigt. Das Rohr wird in Halmenbreite von einander, mit Ab - wechſelung der Spitzen und Stammenden, gleich dick und eben an dem Holzwerk ausgebreitet und dann mit ausgeglühtem Drath entwe - der einfach querüber, oder bei großen Flächen, beſſer doppelt im Zick - zack belegt, und dadurch befeſtigt, daß man dieſen Drath alle 6 bis 8 Zoll weit, und zwar im Eck eines jeden Zickzacks und noch einmal in der Mitte, allemal mit einem oder auch mit zwei Rohrſtengeln befeſtigt.

Auf Stiel - und Riegelwerk werden die Rohrſtengel ſo lang ge - ſchnitten, als die Holzſtücken breit ſind; alsdann werden ſie mit etwas Kalk an das Stiel - und Riegelwerk ſo angeklebt, daß die Rohrſtengel mit ihren Enden rechtwinklig (normal) auf der Länge der Hölzer ſte - hen, hierauf wird das Rohr durch 3 Drathzüge, auf jede 4 Zoll ei - nen Nagel gerechnet, befeſtigt. Das Holz kann nun nach der Quere eintrocknen und ſchwinden, ohne daß der Putz Riſſe bekommt. Die Rohrſtengel, die noch etwas über die Holzbreite hinausreichen, bleiben ſo, ohne daß es dem Abputz ſchadet.

Auch Decken mit ausgelehmten Fachen werden berohrt, entweder rohrt man hierbei die Balken allein, oder die ganze Deckenfläche, wel - ches beſſer iſt.

Wenn das Rohr gehörig ausgebreitet iſt, ſo wird es längs des Balkens mit 2, beſſer mit 3 Rohrzügen, längs des Faches aber mit 3 bis 4 Drathzügen befeſtigt. Die Drathe erhalten auf den Balken alle 4 Zoll einen Rohrnagel, auf den Fachen aber alle 5 Zoll, höch - ſtens alle 6 Zoll einen Lattnagel, der bis in das Staakholz reicht.

Unten mit Brettern verſchalte Decken, oder auch Bretterwände werden eben ſo berohrt und beſpriegelt. Die Drathzüge quer über das Rohr, kommen 4 bis 6 Zoll, und die Rohrnägel 4 Zoll von einander zu ſtehen.

Damit die Decken - und Bretterwände bei ihrem Zuſammentrock -20 *308nen den Putz nicht zu ſehr aufreißen, werden entweder nach der Län - ge aufgeſchnittne Bretter zur Verſchalung genommen, oder man ſpal - tet die Schalbretter bei dem Annageln mit einer Zimmermannsaxt durch, ſo daß ſie aber mit den Splittern noch zuſammenhängen, wo - durch ihr Schwinden nach der Breite unſchädlich gemacht wird.

Eine doppelte Berohrung wird noch beſſer als eine einfache, wird aber nur angewendet, wenn viele ſchwere Stukkaturarbeit bei den Decken vorkommt.

Hierbei wird die 2te Berohrung in gleicher Art quer über die 1ſte, und zwar jede beſonders berohrt aufgenagelt. Die Nägel der 2ten Berohrung ſind dann ½ Zoll lang. Die Berohrung ſowohl als die beſchriebene Art der Beſpriegelung iſt nur im Jnnern halt - bar, im Aeußern aber nicht zu gebrauchen; denn beſonders gegen die Wetterſeite fällt der Bewurf alljährig ab.

c) Putz auf Holzpflöckchen. Jn den Oſtſeeprovinzen wird an den äußern Fachwerkswänden der Abputz in folgender Art befeſtigt: Man ſchneidet kleine Holzpflöcke etwa ¾ Zoll lang, mit einem Kopfe von etwa Zoll Durchmeſſer und unten ſpitz zu. Dann haut der Maurer mit einem Spitzhammer Löcher in das Holzwerk, welche etwa einen halben Zoll von einander ſtehen. Jn dieſe Löcher werden die Holzpflöcke eingetrieben, daß ſie etwa einen ſchwachen halben Zoll vor dem Holzwerk vorſtehen. Dieſe Pflöcke bilden nun wieder Zwiſchen - räume, welche hinten weit und vorn eng ſind, alſo das Herausfallen des getrockneten Bewurfs hindern. Nun wird der Putz ſo ſtark an - getragen (am Beſten in 2 Lagen), daß er noch einen halben Zoll über die Köpfe der Holzpflöcke vorſteht.

Dieſer Putz wird im Jnnern nie gebraucht, weil er etwas theu - rer als der Rohrputz iſt. Es geſchieht zwar auch, daß dieſer Putz zuweilen abfällt, beſonders gegen die Wetterſeite und bei großen - hen, jedoch hält er immer noch beſſer im Aeußern als Rohrputz.

Die Fache ſelbſt werden geputzt, wie wir bei dem Abputz der Mauern geſagt haben, jenachdem ſie mit Mauerſteinen, Lehmſteinen oder Bruchſteinen ausgemauert ſind.

d) Putz auf ſchwalbenſchwanzförmige Leiſten. Will man auf Fachwerk und auf Bretterwänden im Aeußern durchaus einen haltbaren Abputz fertigen, ſo verfährt man wie folgt.

Es werden ¾ Zoll ſtarke Bretter nach der Länge in Streifen von 1 Zoll Breite geſchnitten. Dieſe Streifen oder dünne Leiſten werden ſo abgehobelt, daß ſie nach unten ſchmaler als oben ſind. Oben bleiben ſie 1 Zoll breit, unten werden ſie nur ½ Zoll breit. 309Nun nagelt man dieſe Latten mit 2 Zoll langen Nägeln ſo an das Stiel - und Riegelwerk, daß ſie mit der ſchmalen Seite an das Holz, mit der breiten Seite aber nach der Straße ſtehen. Die Entfernung der einzelnen Latten darf nicht über 6 Zoll von Mitte zu Mitte, oder von Unterkante zu Unterkante betragen. Die Latten werden außerdem parallel mit dem Fußboden aufgenagelt (alſo wagerecht). Alsdann trägt man den Bewurf am beſten in 2 Lagen ſo hoch auf, daß er ½ Zoll hoch vor der äußern Fläche der Latten vorſteht, alſo im Ganzen $$\frac {5}{4}$$ Zoll dick wird.

Will man einen, jedem Wetter trotzenden Putz bereiten, ſo nimmt man anſtatt des Sandes Ziegelmehl zum Kalk, oder man kann auch den folgenden Mörtel bereiten. Man nimmt 24 Theile Gyps - mehl (friſch gebrannt), 8 Theile Kalk (gepulverten) ungelöſchten, 11 Theile Steinkohle, gepulvert und geſiebt, und 11 Theile Waſſer (weiches).

Alles körperlich gemeſſen, nicht nach dem Gewicht. Hierauf miſcht man die Maſſe in einer Kalkbank, rührt aber nicht mehr an, als auf einmal verbraucht werden ſoll, da ſie raſch trocknet, und feſt wie Stein wird. Streicht man dieſe Maſſe mit Oelfarbe an, ſo wi - derſteht ſie jeder Witterung auch auf der Wetterſeite, wie der Verfaſ - ſer ſich hinlänglich davon überzeugt hat.

Werden die Stiele und Riegel mit ſolchen Latten oder auch mit Holzpflöckchen benagelt, ſo müſſen um die Fenſter - und Thüröffnun - gen herum Leiſten von etwa 2 Zoll Breite genagelt werden, welche ſo ſtark als der ganze Bewurf ſind. Es würden alſo dieſe Leiſten bei Holzpflöckchen 1 Zoll ſtark, bei dem eben beſchriebenen Abputz aber $$\frac {5}{4}$$ Zoll ſtark ſein müſſen. Sie werden mit Oelfarbe der beſ - ſern Haltbarkeit wegen geſtrichen. Die Fachwerksgebäude erhalten hierdurch ein maſſives Anſehen. Es hält ein dergleichen Abputz ſo lange, bis das Holzwerk endlich nach langen Jahren vermodert. Man entgeht aber zugleich dem großen Uebelſtande aller Fachwerksgebäude, daß die Fugen der Fache ſich löſen und alle Jahre verſchmiert wer - den müſſen, wenn nicht Regen und Näſſe in die Wände dringen ſoll.

Rechnet man hierzu die große Erſparung der Koſten, daß man anſtatt der gebrannten Mauerſteine Lehmſteine zum Ausfachen nehmen kann, ſo geht daraus hervor, daß dieſe Methode namentlich dann An - wendung findet, wenn man genöthigt iſt von Holz zu bauen, und wenn die Stielweite nicht über 5 Fuß beträgt, weil bei größerer Ent - fernung die Latten einbiegen würden, da ſie ſich nur am Holzwerk, nicht aber an den Fachen annageln laſſen.

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§. 72. Bekleiden der Mauern mit Platten.

Jm Alterthume hat man vielfach die aus Ziegelmauerwerk be - ſtehenden Gebäude außerhalb und innerhalb mit Platten von Stein bekleidet, theils um zu dem Kern der Mauern ein wohlfeileres ge - ringeres Material verwenden zu können, theils um die Außenflächen mehr gegen die Witterung zu ſchützen.

Die Steinplatten (natürliche oder künſtliche) werden ſo einge - ſetzt, daß Streckerſchichten mit Plattenſchichten wechſeln. Damit die Platten nicht aus der Mauer herausfallen können, werden die Strecker ſchwalbenſchwanzförmig oben und unten bearbeitet, und die Platten oben und unten entſprechend. Dieſe Art der Aufmauerung kann jedoch nur ſtattfinden, wenn die Bekleidung mit der Mauer gleichzeitig auf - geführt wird. Damit in dieſem Falle das Senken nicht nachtheilig wirke, muß die Aufführung des Mauerwerks ſehr langſam geſchehen. Auch müſſen Steine und Mörtel von der beſten Art ſein. Am beſten nimmt man einen Cementmörtel, welcher ſchnell trocknet. Ebenſo muß das Aufmauern möglichſt gleichmäßig geſchehen.

Werden Plynthen der Gebäude mit Steinplatten verkleidet, ſo befe - ſtigt man ſie mit eiſernen Stichankern, die an der Platte feſt angegoſſen ſind, indem man die Stichanker bei dem Höherführen der Mauer mit ver - mauert. Oder wenn an bereits ſtehenden Mauern ſolche Platten vorge - legt werden ſollen, ſo haut man zuvor Löcher für die Stichanker der Plat - ten, hinten weiter als vorn, ſteckt alsdann die Stichanker hinein und ver - gießt ſie entweder mit Blei oder Schwefel, aber niemals mit Gyps.

Kommen mehrere Platten übereinander, ſo wird immer mit der unterſten Reihe zuerſt angefangen zu verſetzen.

Die Form der Platten iſt hierbei im Verhältniß wie 4 zu 5 zu wählen; überhaupt ſo groß wie möglich, da zu kleine Platten zu viel Klammern, Vergießungen und Fugen herbeiführen, welches alles das Syſtem ſchwächen würde.

Es iſt beſſer das Mauerwerk vor der Bekleidung mit Platten erſt ganz aufzuführen, damit es ſich erſt vollkommen ſetzen kann, als wenn man die Platten gleich mit Aufführung des Mauerwerks vorlegt.

Damit die Steinplatten einen feſtern Halt noch außer der Stich - anker bekommen, ſtreckt man 3 Schichten Mauerwerk etwa um Zoll immer da vor, wo 2 Platten der Höhe nach an einander ſtoßen ſollen. Die Platten ſelbſt werden oben und unten um Zoll dünner gearbeitet, daß ſie in der Mitte in die Vertiefung hinein gehen und einen Stützpunkt auf den 3 vorſpringenden Mauerſteinſchichten außer ihrer Verankerung finden.

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§. 73. Anſtriche der Mauerflächen und des Holzwerkes.

a) Kalkweiße und Kalkfarben. Wenn der Abputz einer Mauer trocken geworden iſt, wird er mit einem dünnen Kalkwaſſer vermittelſt des Maurerpinſels angeſtrichen, man nennt dies das Schlemmen der Mauer. Da aber hiervon der Farbenton noch nicht gleichmäßig genug wird, ſo überſtreicht man die geſchlemmte Wand nochmals mit Kalkwaſſer, wozu man aber möglichſt weißen Kalk verwendet, um ein beſſeres Anſehen zu erreichen. Die meiſte Kalk - weiße wird mit der Zeit gelb, deshalb miſcht man etwas Lackmuß darunter, um ihr einen bläulichen Ton zu geben, welcher ſie auch län - ger weißſcheinend erhält. Alte ſchmutzige Wände muß man wohl 3mal, auch wohl noch öfter weißen.

Die Kalkweiße hat einzig und allein das Gute, daß ſie in Woh - nungen von Zeit zu Zeit angewendet, alles Ungeziefer tödtet, welches ſich in und an den Wänden aufhält; ſonſt hat ſie den Nachtheil, daß ſie alle Verzierungen nach und nach dick verſchmiert und ihre Formen unkenntlich macht. Nebenbei hat ſie eine ſchreiende für das Auge wi - derlich blendende Farbe.

Aus dieſer letzten Urſache iſt z. B. im Preußiſchen das bloße Abweißen| der Häuſer nach der Straße zu aus Geſundheitsrück - ſichten verboten.

Kommen am Aeußern der Gebäude farbige Anſtriche vor, ſo werden die Farbenſtoffe in die Kalkweiße gethan, ſo lange umgerührt bis die Farben gleichmäßig aufgelöſet ſind, und dann vollzieht man den Anſtrich.

Jn dieſem Falle iſt es beſſer die Mauern zwar zu ſchlemmen, aber nicht zu weißen. Die Kalkweiße bildet eine ganz dünne Kruſte, welche leicht abfällt, und durch jede geringe Veranlaſſung abgeſtoßen werden kann, wobei die darauf ſitzende Färbung mit herunterfallen und weiße Flecken entſtehen würden.

Will man aber die Wände mit Leimfarbe malen, ſo thut man am beſten, weder zu ſchlemmen noch zu weißen, ſondern den Abputz entweder mit Milch oder mit einer Auflöſung von ſchwarzer Seife, oder mit einem Alaunwaſſer zu überziehen.

Will man überhaupt eine Wand färben, und der Abputz daran müßte erſt ausgebeſſert werden, ſo thut man beſſer dieſe Ausbeſſerung nicht mit Kalkmörtel, ſondern mit Lehm vorzunehmen, da der Kalk, wenn er nicht ganz trocken iſt, wozu man ihm in der Regel keine Zeit läßt, die bunten Farben ausbleicht, wodurch häßliche Flecken im312 Anſtrich auf den Stellen entſtehen, welche man mit Kalkmörtel gebeſ - ſert hat. Der Lehm thut das nicht, weil er keine ätzende Kraft hat.

Kalkweiße auf Lehmwänden haftet ſchlecht, wenn man letztere nicht vorher mit Milch, ſchwarzer Seife oder Alaunwaſſer ge - ſchlemmt hat.

Sollen alte, oftmals geweißte Wände neu gemalt werden, ſo hilft es gar nichts ſie zu weißen und darauf zu malen, im Gegentheil muß man die alte Weißekruſte mit Sandſteinſtücken abreiben, dann die Wand mit Milch ꝛc. ſchlemmen und nun darauf malen.

Man bedient ſich zum Häuſeranſtrich meiſtentheils der Erdfar - ben, weil dies die beſtändigſten und wohlfeilſten ſind, auch braucht man Mineralfarben. Pflanzenfarben aber bleichen an der Luft ſchnell aus.

Anſtriche in grellen Farben, wie weiß, roth, blau, gelb ꝛc. ſehen immer ſchlecht aus, dagegen ſind gebrochene Farben in großen Flä - chen ſehr angenehm für das Auge.

Ein Paar ſehr angenehme Anſtriche ſind folgende:

Ein graugrünlicher Steinfarbenanſtrich, aus Theilen gelöſchten Kalkes, 1 Theil Kohlenſchwärze von Faulbaumholz aus der Pulvermühle, Theil Umbra (Umbraun), Theil gelbe Erde.

Die Farben ſind nicht nach dem Gewicht beſtimmt, ſondern körperlich gemeſſen. Die Maſſe wird mit weichem Waſſer angerührt.

Einen angenehmen gelblichröthlichen Anſtrich, welcher be - ſonders im Freien unter Bäumen angenehm in die Augen fällt, giebt folgende Miſchung:

Zu 12 Cubikfuß gelöſchten Kalkes nimmt man 3 Pfd. frank - furter Schwarz, 9 Pfd. hellen Ocker, 8 Pfd. Umbra, 1 Pfd. eng - liſch Roth.

Es iſt beſſer die Farbenſtoffe 2 Tage vor dem Beimiſchen zum Kalkwaſſer einzuweichen, und dann dem Kalkwaſſer zuzugießen, als die rohen Farben gleich damit zu mengen. Es löſet ſich alles gleich - mäßiger auf.

Es kommt oft vor, daß in den Gebäuden ſolche Putzſtellen ge - weißt oder angeſtrichen werden ſollen, wo Schornſteinruß durch die Wände gedrungen, oder Rauch dieſelben ſehr geſchwärzt hat; in die - ſem Falle bediene man ſich des folgenden Mittels. Man rührt Kiehn - ruß in etwas Kornbranntwein ein, miſcht dies mit dickgelöſchtem Kalk und dann mit Waſſer, in welchem etwas Alaun aufgelöſet worden, ſo daß es als Anſtrich dünn genug iſt. Mit dieſem Gemenge über - ſtreicht man ſolche Wände und Decken, das erſtemal ſchwarzgrau, das313 zweitemal etwas lichter, worauf man ohne Bedenken den weißen Grund, und wenn es gefordert wird, jede beliebige Farbe auftragen kann, nur muß man ſo vorſichtig ſein, die erſten Anſtriche völlig hart austrocknen zu laſſen.

Will man Lehmwände farbig anſtreichen, ſo putzt man ſie nicht mit Kalk, ſondern mit Lehm ab; auf einer ſolchen Lehmwand, nach - dem ſie zuvor mit Kreideleimfarbe grundirt worden, ſtehen die ande - ren Farben beſonders klar und ſchön, ohne ſich zu verändern.

Die gewöhnlich vorkommenden Farbenſtoffe ſind:

Weiß. Kreide, Kremnitzerweiß, Bleiweiß, Schieferweiß.

Schwarz. Kiehnruß, Frankfurterſchwarz, Rebenſchwarz.

Roth. Engliſchroth (Krapplack kommt ſelten vor), Todtenkopf (caput mortuum), Bolus.

Gelb. Heller Ocker, Schüttgelb, Neapelgelb.

Blau. Schmalte, Jndigo, blaues Lackmuß, blaue Eiſenerde, Bremerblau.

Braun. Mittel und dunkler Ocker, kölniſche Erde, gebrannte grüne Erde.

Grün. Grüne Erde, pariſer Grün, und alle Miſchungen aus blau und gelb.

Die Anſtriche mit Oelfarbe ꝛc. fertigt der Maler, weshalb wir ſie hier übergehen; nur muß bemerkt werden, daß wenn ein Oelan - ſtrich erfolgen ſoll, ſo darf die Mauer weder geſchlemmt noch geweißt werden, ſondern der glatte Abputz bleibt für den Maler ſtehen, wel - cher ihn dann ſelbſt mit Oelfirniß und Kreide grundirt.

Einen ſehr milden weißlichen Häuſeranſtrich erhält man, wenn gewöhnlicher Thon, ſehr fein geſchlemmt, getrocknet und dann mit Kalkwaſſer gemiſcht, aufgeſtrichen wird.

b) Anſtrich auf Holz. Hier ſteht der Oelanſtrich oben an, welchen jedoch die Maler und Anſtreicher verrichten.

Anſtrich des Holzes beſorgt der Maurer nur bei Fachwerksge - bäuden, wo er gewöhnlich Stiel - und Riegelwerk anzuſtreichen hat. Dies kann auf mancherlei Art geſchehen.

Die gewöhnlichſte, aber auch die ſchlechteſte und nutzloſeſte Art, das Holzwerk anzuſtreichen iſt, wenn man das Holz gleichzeitig mit den Wänden ſchlemmt und weißt.

Beſſer iſt Theeranſtrich, entweder mit Holztheer oder Steinkoh - lentheer. Ein ſolcher Anſtrich muß aber mindeſtens alle 2 Jahre, und wo er der Sonne ſehr ausgeſetzt iſt, mindeſtens alle Jahre wie - derholt werden.

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Auch mit ſogenannter Theergalle, den wäſſerigen Theilen des Holztheeres, beſtreicht man Holzwerk, um es gegen die Witterung zu ſchützen. Daß aber dadurch noch weniger erreicht wird als durch Theer ſelbſt, iſt ſehr begreiflich. Einen andern Anſtrich auf Holz, welcher ziemlich dauerhaft iſt, erhält man durch eine Miſchung von 10 Pfund Schlemmkreide, 5 Quart Milch, Pfund friſch gelöſch - ten Kalk, 1 Pfund reines Leinöl.

Feſter noch iſt das ſogenannte ſchwediſch Roth, es wird auf folgende Art bereitet:

Zu 30 Quart Waſſer gehört Pfund Harz, 2 Pfund Vi - triol, 6 Pfund fein Roggenmehl, 9 Pfund Braunroth (Bolus), Quart Leinöl. Dieſe Maſſe muß gut mit einander vermengt und tüch - tig mit einander gekocht werden, wenigſtens 2 Stunden lang. Dann wird das Holzwerk gewöhnlich zweimal überſtrichen, wenn der An - ſtrich gut ſchützen ſoll, ſonſt nur einmal. Soll aber altes, ſehr trock - nes Holz angeſtrichen werden, ſo muß es zweimal geſchehen, da trock - nes Holz ſehr die Farbe einzieht.

Zehnte Abtheilung. Einige Heizungsanlagen, welche dem Maurer oft vorkommen.

§. 74. Anlage einer Brauntweinblaſenfeuerung (nach Gilly).

Taf. X. Fig. 260. zeigt die Lage des Roſtes b., welcher ge - wöhnlich von geſchmiedetem Eiſen gemacht wird, ſonſt aber auch von gebrannten Roſtſteinen gefertigt werden kann.

und ſo auf und ab.

Den Aſchenfall (Fig. 262.) a. unter dem Roſte, welcher in der Länge und Breite mit demſelben gleich iſt, macht man, wenn es die Umſtände erlauben, gern 18 Zoll, wenigſtens aber 1 Fuß hoch, weil die Thüre des Aſchenfalles unter der Einheizthür noch überwölbt ſein muß, und ſonſt die Aſchenfallthür zu niedrig werden würde.

Von dem Roſte b. (Fig. 260.) erheben ſich 4 ſtufenartige, ge - mauerte Erhöhungen cc. (auch im Durchſchnitt Fig. 264. zu ſehen), welche als 4 Schichten Steine übereinander die Höhe des Herdes, oder vielmehr die Entfernung des Bodens der Blaſe vom Roſte an, beſtimmen, welche bei Holzbrand 15 Zoll, bei Torf - oder Steinkoh - lenbrand aber nur auf einen Fuß hoch angenommen wird. Auf der oberſten dieſer runden Stufen ruht die Blaſe, und da die Blaſe nur etwa 2 Zoll mit ihrem Boden aufruhen muß, der Boden derſelben aber von ihren Seiten an ſich etwas rundet, alſo mit den Seiten keine ſcharfe Kante bildet, ſo richtet ſich hiernach, und nach der zu erhal - tenden Höhe des Herdes, der innere Durchmeſſer der oberſten Stufe.

Die Steine zur Anfertigung eines ſolchen Herdes, vorzüglich aber die zur oberſten Stufe, müſſen vorzüglich gut und feuerfeſt ſein316 (Chamotſteine), weil, wenn letztere leicht ausbrennen, das Feuer in den Kanal ſteigen würde, ohne den ihm vorgeſchriebenen Gang zu nehmen. Zu mehrerer Vorſicht, daß das Feuer, wenn ja die Fugen da, wo die Blaſe aufſteht, etwas ausbrennen ſollten, nicht in den Kanal kommen könne, drückt man Dachziegeln in ſteifen Lehm in den Kanal Fig. 264. bei d. herum, und ſtreicht den Boden des Kanals mit einem Pinſel und weichem Lehm recht glatt.

(Anmerkung. Es muß hier ein für allemal bemerkt werden, daß dieſe und alle noch folgende Heizungsanlagen in Lehm und nicht in Kalk gemauert werden.)

Wenn nun Fig. 264. während der Feuerung die Einheizthür k. verſchloſſen, und die Aſchenfallthür offen gehalten wird, ſo dringt das Feuer vom Herde in die Oeffnung g. (ſiehe Fig. 260. und Fig. 264.), woſelbſt es nach Fig. 265. in den Kanal h. tritt, in demſel - ben um die ganze Blaſe läuft, bis ſolches (Fig. 265.) bei i. an - kommt; daſelbſt fällt es (Fig. 260. und Fig. 263.) in den Kanal i. ſenkrecht hinab, läuft unter dem Herde (Fig. 263.) in den Kanal m, auch (Fig. 262.) nach vorn, ſteigt durch den Kanal n. (Fig. 263.) wie - derum ſenkrecht in die Höhe, und ſo in den bei v. mit einem Schie - ber ſchließbaren Schornſtein.

Die Oeffnung g. (Fig. 260.) muß zwiſchen den Ecken ef. der oberſten Stufe ein Dritttheil des Durchmeſſers der Blaſe breit ſein.

Der Kanal h. (Fig. 265.) um die Blaſe herum darf bei Holz - feuerung nur 3 Zoll, bei Torffeuerung 4 Zoll und bei Steinkohlen - feuerung 5 Zoll ſein; ſeine Höhe iſt aus Fig. 263. und Fig. 264. zu erſehen, und richtet ſich nach der Höhe der Blaſe.

Die Oeffnung g. (Fig. 260. und Fig. 264.) kommt dem Heiz - loche gerade gegenüber, und der ſenkrecht abfallende Kanal i. dicht ne - ben dieſelbe; der Pfeiler e. aber (Fig. 260.), welcher den Kanal in 2 gleiche Theile theilt, muß ſeine Stelle ſo erhalten, daß der wage - rechte Kanal m. (Fig. 262.) von dem ſenkrechten Kanal i. an, nach vorn, möglichſt gerade gehen kann, und deſſen ungeachtet die gemauerte Wange p. (Fig. 262.) wenigſtens noch 5 Zoll ſtark bleibt.

Den ſenkrechten Kanal i. macht man etwa 6 Zoll breit und 5 Zoll weit, und wenn der Kanal h. um die Blaſe herum nicht eben die Breite von 5 Zoll hat, ſo wird Behufs des Kanals i. ein Pfei - ler gegen die Blaſe gemauert, wie in der Nähe von i. (Fig. 262. 260. und 265.) zu ſehen iſt. Den Kanälen m. und n. (Fig. 262. und 263.) giebt man gewöhnlich 6 Zoll Breite und 8 Zoll Länge;317 auch werden ſelbige bis über die Schornſteinkappe q. (Fig. 264.) und zwar innerhalb der Brandmauer aufgeführt.

Dem Kanal n. (Fig. 263.) giebt man, nach der Brennerei hinein, einen Schieber v., womit man das Feuer nach Belieben ſtim - men kann.

Zur Reinigung aller dieſer Kanäle ſind die erforderlichen Oeff - nungen in den Zeichnungen bemerkt; z. B. der runde Kanal wird durch die Oeffnungen ss. und t. in Fig. 265. gereinigt; durch die Oeffnung t. kann zugleich der Kanal i. (Fig. 263), und durch die Oeffnung u. können die Kanäle m. und n. (Fig. 262 und Fig. 263) gereinigt werden. Alle dieſe Oeffnungen werden mit paſſenden eiſer - nen Thüren, oder thönernen Kapſeln, oder auch wohl nur mit Mauer - ſteinen, mit Lehm verſtrichen, feſt zugeſetzt. Die Einheiz - und Aſchen - fallthüren ſind am wohlfeilſten von Gußeiſen, der Schieber v. (Fig. 263) aber von gutem Eiſenblech zu machen.

Wenn die Feuerung mit ſchlechten Stein - oder Braunkohlen geſchehen ſoll, das fallende Feuer aber den lebhaften Zug des Feuers hemmen ſollte, ſo ſetze man auf die Zugöffnung g. (Fig. 260) in die Mitte einen maſſiven Pfeiler, der den Zug um die Blaſe herum in 2 gleiche Theile theilt, laſſe das Feuer zu beiden Seiten dieſes Pfeilers durch 2 Oeffnungen bei g., jede von 6 Zoll breit, in die beiden Kanäle um die Blaſe ſteigen, vereinige beide Kanäle über der Einheizöffnung in einen einzelnen, und laſſe dieſen, ohne noch einmal niederzufallen, bis über die Klappe im Schornſtein in die Höhe führen.

Die Ummauerung der Blaſe mit ihren Zügen, oder der ſoge - nannte Blaſenmantel vv. (Fig. 265.) wird gewöhnlich nur einen hal - ben Stein oder 5 Zoll ſtark gemacht, und reicht gewöhnlich nur bis an den Rand der Blaſendecke (ſiehe Fig. 264. und Fig. 263). Wer dieſem Mauerwerk oberhalb, wo es ſehr leicht beſchädigt werden kann, mehr Dauerhaftigkeit geben will, läßt daſelbſt einen eiſernen Ring um den ganzen Blaſenmantel legen.

Die äußere Bekleidung des Blaſenmantels findet am beſten mit grober Leinewand ſtatt, welche nur durch das Ankleben an einen ſchwa - chen Lehmabputz befeſtigt wird.

Fig. 264. zeigt den Durchſchnitt nach der Linie ck. im Grund - riß (Fig. 260).

Fig. 263. zeigt den Durchſchnitt nach der Linie hg. im Grund - riß (Fig. 260).

Fig. 265. zeigt den Grundriß, welcher entſteht wenn man die beiden Durchſchnitte nach der Linie ef. geſchnitten denkt.

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Fig. 260. eben ſo nach der Linie cd. der Durchſchnitte und Fig. 262. eben ſo nach der Linie ab. der Durchſchnitte.

Der Grundriß Fig. 261. zeigt eine Einrichtung der Blaſenhei - zung, wo anſtatt der ſtufenförmigen Mauer des Herdes zu beiden Seiten, vom Einheizloche an bis zur Hälfte des Zirkels, eine einzelne Stufe oder Kranz eingemauert iſt, auf welcher die Blaſe mit dem Boden feſt aufruht; in der hintern Hälfte erhält die Blaſe dieſe Un - terſtützung nicht, ſondern ruht mit ihren oberen Haken auf dem ge - mauerten Blaſenmantel, welcher letztere nun dem Feuer einen freien Spielraum für das Feuer läßt.

Auf dem Herde, in welchem ein Roſt von der Länge des gan - zen Herdes, und ungefähr halb ſo breit, ſich befindet, iſt zu beiden Seiten des Roſtes eine Mauer von 10½ Zoll hoch rechts und links bis zum Blaſenmantel aufgeführt, ſo daß alſo das Feuer hinten durch die Lücke a. ſowohl, als auch über die beiden Banquets bb. hinweg, ſo weit der gemauerte cc. es nicht verhindert, hinauf in den Kanal um die Blaſe frei ſpielen kann, worauf es dann über der Einheizung ſeinen Weg in den Schornſtein nimmt.

Dieſe Anlage bedarf zwar nicht einer ſo genauen Aufſicht (da - mit die Blaſe nicht anbrenne) wie die vorher beſchriebene, allein ſie erfordert ungleich mehr Brennmaterial, da die Hitze nur eine Hälfte der Blaſe in ihrer Höhe beſtreichen kann.

§. 75. Anlage einer Malzdarre, durch erwärmte Luft geheizt.

Wir geben hier (Taf. X.) die Anlage einer ſolchen Darre, wie ſie vor dem Brande zu Eldena im dortigen Brau - und Brennhauſe neu angelegt worden war. Fig. 267. zeigt den Grundriß. Fig. 268. den Längendurchſchnitt nach der Linie C. D. des Grundriſſes. Fig. 269. den Querdurchſchnitt nach der Linie A. B. des Grundriſſes.

Jn Fig. 267. ſind aa. 2 Thürme, welche in benachbarte Räume führten; b. iſt der Gang vor den Darrhürden; cc. iſt eine einen halben Stein ſtarke Mauer, worauf die Drahthürden ruhen; d. iſt eine eiſerne Thür, welche in den Raum unter den Drahthürden führt, um Reinigungen dieſes Raumes vornehmen zu können; ee. ſind kleine gemauerte Pfeiler, welche die Drahthürden unterſtützen, da im Ganzen 6 Hürden auflagen; fff. ſind eiſerne gegoſſene Röhren, durch welche der Rauch zieht und welche durch die eiſernen Gabeln gg. unterſtützt werden. Ueber den eiſernen Röhren befinden ſich kleine Abdachungen von Eiſenblech, damit die bisweilen durch die Hürden fallenden Kör - ner nicht etwa auf die eiſernen Röhren ſelbſt fallen, verbrennen und319 dem Malze einen ſchlechten Geſchmack geben können. Bei n. mündet der eiſerne Röhrenzug in den engen Schornſtein m., durch welchen der Rauch zum Dache hinausgeführt wird. Bei h. dagegen ſieht man die Einmündung der eiſernen Röhren in den Feuerkaſten oder ſogenannten Wolf i. Bei k. liegt der Roſt und bei l. das Aſchenloch dieſes Wolfes.

Die Buchſtaben ſind in allen Zeichnungen ſo gewählt, daß ſie überall gleiche Gegenſtände bezeichnen. Das Ganze iſt, wie man aus Fig. 269. erſehen kann, mit einem flachen Tonnengewölbe von ½ Stein Stärke geſchloſſen, in welches 2 Verſtärkungsgurten, 1 Stein breit 1 Stein hoch bei 15 Fuß Länge des Raumes, eingewölbt wa - ren. Damit aber die Hitze nicht die Mauern und Gewölbe ſprengen konnte, waren durch die genannten Verſtärkungsgurten noch 2 eiſerne Anker, wie bei o. p. Fig. 269. zu ſehen, gelegt worden.

Wird nun in dem Wolfe oder Feuerkaſten bei i. Feuer ange - macht, ſo zieht der heiße Rauch durch die eiſernen Röhren, erhitzt dieſe, und die Hitze, welche dieſe Röhren im Darrraume verbreiten, dörrt das Malz ab. Der Rauch ſelbſt entweicht durch den eiſernen Röhrenzug in den Schornſtein bei n. und m. Damit der Rauch aber auch gehörigen Zug habe, muß die Röhrleitung möglichſt ſtei - gend angelegt werden, ſo daß ſie bei h., wo ſie aus dem Feuerkaſten tritt, am niedrigſten, bei n. aber, wo ſie in den Schornſtein eintritt, am höchſten liegt.

Jedoch muß der höchſte Punkt der Röhrleitung von den Darr - blechen immer noch mindeſtens 1 Fuß weit entfernt bleiben, weil ſonſt das Malz von der Hitze der Röhren auf dieſem Punkte anbren - nen würde. Die ſonſtigen einzelnen Maaße gehen aus der Zeich - nung hervor.

Da das Gewölbe und die Umfaſſungsmauern hierbei nicht un - mittelbar dem Feuer, ſondern mehr einer feuchten Hitze ausgeſetzt wa - ren, ſo wurden ſie in Kalk gemauert. Der Wolf dagegen und das Schornſteinrohr war in Lehm gemauert.

§. 76. Heizungsanlage einer Braupfanne.

(Taf. XI. Fig. 281 288. nach Gilly.) Fig. 281. zeigt den Grundriß dieſer Anlage unmittelbar über dem Fundament, und zwar nach der Durchſchnittslinie AB. der Durchſchnitte Fig. 284 287. Darin iſt a. der Aſchenbehälter unmittelbar unter dem Roſte, deſſen Thüre ſich bei ef. befindet; b. eine Unterwölbung, blos um Mauer - werk zu ſparen, und um weniger Erdfeuchtigkeit anzuziehen. Fig. 282.320 iſt ein Grundriß nach der Linie EF. der Durchſchnitte, unmittelbar über dem Herde. Es iſt darin b. der Roſt, welcher auch in Fig. 284. mit den zirkelförmig geſtalteten Mauerſtufen dahinter zu ſehen iſt; die Einheizthür befindet ſich bei cg. Fig. 284. iſt ein Längendurch - ſchnitt nach der Linie IK. der Grundriſſe. Fig. 285. der Durchſchnitt nach der Linie PS. in Fig. 282. Fig. 286. der Durchſchnitt nach der Linie PQ. in Fig. 282. und Fig. 288. der Durchſchnitt nach der Linie TU. in Fig. 282.

Wenn nun das Feuer auf dem Roſte b. in Fig. 282. und Fig. 284. brennt, während dem die Einheizthür cg. verſchloſſen und die Aſchenfallthür ef. in Fig. 281. offen erhalten wird: ſo dringt die Luft aus dem Raume a. in Fig. 281. hinauf durch den Roſt b. in das Feuer; letzteres muß nun zur Abſetzung ſeines Rauches einen anderen Weg ſuchen. Von den runden Mauerſtufen (ſiehe Fig. 282. und Fig. 284) ſowohl, als durch die übrigen Seitenwände des Herdes, welche an beiden Seiten vom Roſte an (nach Fig. 285.) rund herauf ge - mauert ſind, wird das Feuer möglichſt gegen den Boden der Pfanne gedrängt, geht von da nach hinten, woſelbſt es durch die Zunge d. (Fig. 282.) in 2 Theile oder Kanäle ee. getheilt wird, von da etwas hinauf und nach den Kanälen mm. (Fig. 282. und Fig. 287.) an den beiden Seiten der Pfanne ſteigt. Durch dieſe ſchmalen und hohen Kanäle läuft es wieder zurück nach vorn, fällt daſelbſt in den Kanä - len gg. (Fig. 282. und Fig. 287.) herab, ſteigt in den Kanälen hh. wieder hinauf, und geht ſo (nach Fig. 288.) in den gemeinſchaftlichen Schornſtein q., welcher daſelbſt bei z. mit einer eiſernen Thür abge - ſchloſſen iſt.

Da, wenn die Pfanne Anfangs ſehr hoch mit Würze angefüllt iſt, die Seitenkanäle mm. (Fig. 287.) die Seiten der Pfanne beinahe in ihrer ganzen Höhe ſehr vortheilhaft erwärmen: ſo würde gegen - theils das Kupfer der Seiten verbrennen, wenn die Würze hiernächſt bis zur Hälfte ihres vorigen Jnhalts verkocht iſt, oder wenn der Hopfen in der Pfanne geröſtet werden ſollte. Dieſerhalb werden dann die Kanäle ee. (Fig. 282. und 283.) mit eiſernen Schiebern geſchloſ - ſen, und die Hitze muß ſodann die Kanäle rr. (Fig. 286.) hinabſtei - gen, in den Kanälen ss. (Fig. 287.) zurücklaufen, und nahe bei der Einheizung durch die Kanäle tt. (Fig. 288.) hinauf in den Schorn - ſtein q. ſteigen.

Sollen die Seitenwände der Pfanne vermittelſt der Kanäle mm. geheizt werden, ſo bleiben während der Zeit die Schieber ww. in den Kanälen tt. (Fig. 288.) geſchloſſen; und ſoll, wie zuletzt gedacht,321 nur der Boden der Pfanne geheizt werden, ſo werden die Schieber ww. (in Fig. 287. und 288.) geöffnet, und wie vorerwähnt die Schie - ber ee. (Fig. 283.) und vv. (Fig. 288.) geſchloſſen. Soll aber die Hitze von dem ausgebrannten Feuer noch zum Nachkochen benutzt und ſämmtliche Kanäle verſchloſſen werden, ſo geſchieht dies durch die Schieber vv. ww. in Fig. 288., und wenn man das Feuer mitten im Brennen dämpfen will, ſo dürfen nur die Schieber vv. und ww. geſchloſſen, dagegen die Einheizthür und die Schornſteinklappe z. ge - öffnet werden.

Die ſonſtigen Maaße gehen aus der Zeichnung hervor, nur iſt zu merken, daß wenn bei Holzbrand die Pfanne etwa 15 Zoll hoch über dem Feuer ſteht, ſie bei Torfbrand nur einen Fuß hoch darüber ſtehen darf. Einheizung und Aſchenfall müſſen mit eiſernen Thüren verſehen ſein. Die Größe der ganzen Anlage wird nach der Größe der Pfanne angegeben. Nehmen wir etwa eine 6 Fuß lange 4 Fuß breite Pfanne an, ſo muß, wenn mit Steinkohlen geheizt wird, der Roſt in Fig. 282. 4 Fuß lang 2 Fuß breit, bei Torffeuerung eben ſo, bei Holzfeuerung aber nur 3 Fuß lang 18 Zoll breit, und ſo ver - hältnißmäßig bei größern oder kleinern Pfannen ſein.

Die in Fig. 282. mit qr. bezeichneten drei krummen Linien ſind gemauerte Stufen, welche in Fig. 284. als ſolche nach hinten aufſtei - gen, von den Seiten aber vom Roſte an ſich rund in die Höhe bis unter den Boden der Pfanne wölben, wie in Fig. 285. zu ſehen iſt.

Zur Vereinfachung dieſer Arbeit aber hat man anſtatt der Her - aufwölbung gewöhnliche Stufen, ſowohl von hinten als an den Seiten gemauert, welche gleich gute Dienſte leiſten, und von ungeübten Mau - rern eher zu machen ſind.

Die Anlage dieſer Stufen richtet ſich darnach, daß die Pfanne mit ihrem Boden an allen 4 Stellen um 3 Zoll auf dem, den Herd um - faſſenden Mauerwerke (wie aus Fig. 282. und 283. hervorgeht) ruhen muß. Die Einheizthür wird bei Holzfeuerung 15 Zoll, bei Torffeue - rung 1 Fuß hoch, aber immer 15 Zoll breit. Da nun der Boden der Pfanne unmittelbar über der Thüröffnung kein Auflager hat, ſo muß zur Unterſtützung der Pfanne auf beiden Seiten die Thür innerhalb nach Fig. 282. ein Abſatz nn., 5 Zoll vorſpringend, gemauert werden, auf welchem der Boden der Pfanne ruht. Hier muß auch die Pfanne dicht an die Mauer angeſtoßen werden, weil wenn ein luftiger Zwiſchenraum daſelbſt verbliebe, die Kante der Pfanne verbrennen würde.

Der Aſchenfall erhält genau die Länge und Breite des Roſtes, und es müſſen auf dem, den Aſchenfall umgebenden Mauerwerke, dieMenzel, der praktiſche Maurer. 21322eiſernen Roſtſtäbe ruhen. Die Höhe des Aſchenfalles iſt ziemlich gleichgültig; gewöhnlich wird derſelbe bis zur Oberfläche des Roſtes 2 Fuß hoch gemacht, und da, wo die Thür iſt, dergeſtalt überwölbt, daß die Unterkante der Einheizthür mit der Oberfläche des Roſtes eine grade Fläche bildet, wonach ſich alſo die Größe der Thür richtet.

Die gedachte, von oben nach unten bis auf die Länge und Breite des Roſtes, zuſammengezogene Form des Herdes hat den Nutzen, daß das Feuer nur auf dem Roſte liegen und mit dem Brenn - material nicht verſchwenderiſch umgegangen werden kann, und, da das Feuer mehr concentrirt wird, die Wirkung deſſelben vortheil - hafter iſt.

Die zum Herunterfallen des Feuers ee. (Fig. 282. und 283.) befindlichen Kanäle rr. (in Fig. 286.) ſind bei ihrer Einmündung etwa 12 Zoll lang und 6 Zoll breit; weiter unten aber werden die - ſelben, wie in Fig. 286. zu ſehen, bis auf 5 Zoll Länge und 5 Zoll Breite zuſammengezogen, und unter dem Herde hinweg (ss. in Fig. 281.) ſo wie weiter hinauf zum Schornſtein (tt. in Fig. 288.) ſind ſelbige überall 10 Zoll hoch oder lang und 5 Zoll breit. Der Pfei - ler d. in Fig. 282., auf welchem der Boden der Pfanne wenigſtens 3 Zoll breit aufruht, theilt alſo das Feuer in 2 gleich große Kanäle.

Die zum Hinaufſteigen des Feuers an den Seiten bei mm. (Fig. 282. und 287.) befindlichen Kanäle ſind bis 5 Zoll breit, und vom Boden der Pfanne an (wenn nämlich auf eine, mit Flüſſigkeit jedesmal vollgefüllte Pfanne gerechnet wird) ſo hoch, daß nur noch oben am Rande der Pfanne 5 Zoll Mauer dieſe Kanäle decken und ſich gegen die Pfanne anſchließen. Sollten die abwärts führenden Ka - näle rr. (Fig. 286.) nicht vorhanden ſein, ſo würden dagegen die Seitenkanäle mm. (Fig. 287.) nur höchſtens halb ſo hoch als die Pfanne iſt, geführt werden dürfen, um bei niedergekochter Würze die Seiten der Pfanne nicht zu verbrennen.

Da wo die Seitenkanäle mm. in die Brandmauer hineingehen, wie in Fig. 287. zu ſehen, ſind ſelbige eben ſo hoch und breit, wie vorgedacht; dann aber, ſowohl beim Niederfallen als Wiederhinauf - ſteigen (gg. und hh. in Fig. 282. 287. 288. ) ſind ſolche nur 10 Zoll und 5 Zoll weit und breit.

Das Niederfallen des Feuers bewirkt ein langſameres Strö - men der Hitze, welche ihrer Natur nach allemal raſch in die Höhe ſteigt. Dieſerhalb müſſen die Schieber, welche zu der mehrerwähnten Zeit die Oeffnungen ee. (Fig. 282. und 286.) verſchließen ſollen, von halbzölligem geſchmiedeten oder gegoſſenen Eiſen ſein.

323

Schieber in eiſernen Rahmen ſind nicht ſo gut als folgende Einrichtung. Man nimmt zu dem Rahmen, worauf die Schieber lau - fen, Zoll ſtarkes Stabeiſen in einem Viereck, deſſen hintere Seite fehlen kann, und legt es in die Mauer dergeſtalt ein, daß etwa nur ½ Zoll deſſelben von der Mauer in die Kanalöffnung hervorſteht, welcher Vorſprung zum Falze dient, worauf die ½ Zoll ſtarken Schie - ber, welche genau die Größe des Kanals haben, ſicher und ungehin - dert laufen. Die Schieber vv. ww. (Fig. 288.) aber, ſo wie die (nachher zu beſchreibenden) Stürzen zu den Oeffnungen der Kanäle, brauchen nur von ordinairem Sturzbleche zu ſein.

Alle Kanäle bei einer ſolchen Feuerung müſſen ſo angelegt ſein, daß ſie mit einer an einem langen Stocke oder ſtarkem Drahte befind - lichen Bürſte bequem von Ruß gereinigt werden können. Wie dies in der erwähnten Anlage geſchehen kann, iſt aus den Zeichnungen zu erſehen. Jn Fig. 281. befinden ſich in tt. zwei Oeffnungen oder Fort - ſetzungen der Kanäle, durch welche ſowohl die horizontalen Kanäle ss., als die hinaufſteigenden Kanäle rr. in Fig. 286. gereinigt wer - den können. Die entgegengeſetzten Oeffnungen uu. der Kanäle ss., in Fig. 281., ſind auch in Fig. 288. mit uu. bezeichnet, und es wer - den durch dieſelben die aufwärtsſteigenden Kanäle tt. (Fig. 288. und Fig. 283.) bis in die Schornſteinröhre q. hinein gereinigt.

Jn Fig. 282. und 287. dienen die Oeffnungen xx. dazu, um die Kanäle mm. zu reinigen. Die entgegengeſetzten Oeffnungen die - ſer Kanäle befinden ſich bei pp. in Fig. 281. und 287. Wie durch ſelbige die ſenkrechten Kanäle g. und h. Fig. 282. gereinigt werden können, iſt aus Fig. 287. deutlich zu ſehen. Alle dieſe Oeffnungen werden mit genau paſſenden eiſernen oder thönernen Kapſeln feſt zu - geſetzt und mit Lehm verſchmiert, da die Reinigung der Kanäle nur ſelten nothwendig iſt.

Um den Herd von der Flottaſche und die hinterſten Kanäle bei ee. (Fig. 282.) dann und wann zu reinigen, können jedesmal einige Roſtſtäbe herausgenommen werden, wo man durch die Aſchenfallthür bequem unter die Pfanne gelangen kann.

Der Schornſtein q. (Fig. 288.) iſt bei z. mit einer eiſernen Fallthür verſchloſſen, welche, wenn der Schornſtein ſelbſt gekehrt wer - den ſoll, geöffnet wird, und zwar muß dieſe Thür ſich niederwärts öffnen, um den Ruß herunter zu ſchütten, auch ſo groß ſein, daß ein Schornſteinfeger bequem hindurchſteigen kann.

Die vorhin gedachten Kanalöffnungen xx. (Fig. 282.) dienen zugleich dazu, um zur Abkühlung der Pfanne und der Schieber auf21 *324die Kanäle ee. friſche Luft hinein zu laſſen. Bei den gedachten Schiebern iſt ſchon vorher erwähnt worden, daß ſelbige durch das Herabfallen des Feuers ſehr erhitzt werden, und daß aus gleicher Ur - ſache auch die Hitze in den übrigen Kanälen ſehr gepreßt, dadurch aber eben ſo gut benutzt wird. Die gepreßte Hitze wirkt zugleich auf das von ihr betroffene Mauerwerk ſehr zerſtörend, ſo daß, bei nicht gehö - riger Vorſicht, manche Steine in kurzer Zeit erneuert werden müſſen. Auch der Boden der Pfanne leidet da am mehrſten von der Hitze; indeß iſt dies nicht zu ändern. Ein weſentliches Erforderniß iſt es daher, dergleichen Feuerungen von den beſten feuerfeſten Steinen, und, wie ſich von ſelbſt verſteht, mit Lehm aufzumauern, beſonders aber ſolche feſte Steine zum Herde und ſeiner nächſten Umgebung, ſo wie zu dem Pfeiler d. (Fig. 282.) und in der Gegend der Schieber ee. anzuwenden. (Chamotteſteine §. 15.)

Noch iſt zu merken, daß die Wange, welche die Kanäle mm. (Fig. 282.) vom Herde trennt, oberhalb 3 Zoll breit iſt, worauf die Pfanne ſteht. Die Breite der Kanäle mm. von 5 Zoll, und deren äußere Einſchließungswange von 5 Zoll, machen die ganze Mauerſtärke von 10 Zoll zu beiden Seiten der Pfanne. Die Stirnmauer, in wel - cher die 6 Zoll weiten Kanäle ee. liegen, und mit einer 10 Zoll ſtarken äußern Einſchließungsmauer umgeben ſind, iſt überhaupt alſo 16 Zoll ſtark. Gegen die Brandmauer ſteht die Pfanne dicht an; da aber ihr eiſerner Ring und die Umlegung ihres Randes ungefähr 2 Zoll von der Mauer abträgt, ſo iſt das Mauerwerk um eine jede Pfanne, welche auf dieſe Art mit Seitenkanälen eingemauert iſt, alle - mal 20 Zoll breiter und 18 Zoll länger, als die Pfanne im Lichten iſt.

Die Höhe der Pfanne über dem Fußboden des Brauhauſes rich - tet ſich darnach, ob die Feuerung von außen oder im Brauhauſe ſelbſt geſchieht, und im letzten Falle, ob der Aſchenfall in den Fußboden verſenkt angelegt wird, welches jedoch nicht tiefer, als bis höchſtens zur Oberfläche des Roſtes geſchehen darf, ſo muß vor demſelben eine eben ſo tiefe und hinlänglich geräumige Oeffnung ſich befinden, um nach dem Aſchenfalle gelangen zu können; dieſe Oeffnung wird am beſten mit einer eiſernen gegoſſenen Platte bedeckt.

Wenn aber die Heizung der Pfanne von außen geſchieht, ſo kann die Pfanne ziemlich niedrig gegen den Fußboden des Brauhau - ſes zu ſtehen kommen. Deſſen ungeachtet wird in der Höhe bis zum Boden der Pfanne ein 16 bis 18 Zoll breiter Tritt oder Banquet um die 3 freien Seiten der Pfanne angelegt, nicht allein um bei dem325 Gebrauch der Pfanne bequem ſtehen zu können, ſondern um dem Herde von allen Seiten einen hinlänglichen Widerſtand zu geben. Jn Fig. 281 bis 288. dient aber dieſe Verſtärkung noch beſonders dazu, um für die Leitung der herabfallenden Kanäle rr. (Fig. 286.) die nöthige Mauerſtärke zu erhalten.

Endlich iſt noch anzuführen, daß, wenn mehrere Feuerungen, als z. B. der Pfanne, der Darre, der Blaſe, unter einem Schorn - ſteine liegen, ſo muß, bei der vorhin beſchriebenen Feuerungsanlage, von jeder Feuerung ein beſonderer Schornſtein, der an und für ſich, wie vorgedacht, verſchloſſen iſt, hoch genug in den allgemeinen Schorn - ſtein hinaufgehen, um gegen den Rauch geſichert zu ſein. Beſſer aber iſt noch, den allgemeinen Feuerraum feſt oder dicht zu überwölben, über dem Gewölbe einen allgemeinen großen Schornſtein aufzuführen, die kleinen Schornſteine der einzelnen Feuerungen durch das Gewölbe in den allgemeinen Schornſtein einzuleiten, und in der Mitte des Ge - wölbes eine eiſerne, dicht paſſende, herunterwärts ſich öffnende und zum Einſteigen hinlänglich große Thür anzulegen.

§. 77. Anlage eines ſogenannten Roſtloches an einem Feuerherde.

(Taf. XI. Fig. 278 A. und B.) Es iſt eine allgemein bekannte Erfahrung, daß die Wirkung des Feuers ſtärker iſt, wenn man die Flamme durch Seitenwände einſchließt, als wenn man das Feuer frei brennen läßt und die Kochgefäße nur von einer Seite her erwärmt werden. Dieſer Erfahrung zu Folge hat man die ſogenannten Roſt - löcher erfunden, wo das Feuer in eine Vertiefung des Herdes einge - ſchloſſen, die Koch - oder Bratgefäße, welche man darauf ſetzt, von unten nach oben, alſo durch die Spitzflamme des Feuers, welche im - mer am kräftigſten wirkt, erwärmt werden. Fig. 278 A. zeigt den Durchſchnitt des Herdes mit einem ſolchen Roſtloche, B. den Grund - riß. a. iſt der Raum des Loches, 10 bis 15 Zoll im Quadrat groß und etwa 10 Zoll tief bis zu dem Roſte b., c. iſt ein Aſchen - loch. Will man das Roſtloch für Torf - oder Steinkohlenfeuer ein - richten, ſo muß es nur etwa Zoll tief angelegt werden, welche Höhe man durch Uebereinanderlegung von 2 flachen Mauerſteinen und einem Dachſteine, mit ihren Fugen, erreicht. Das Aſchenloch iſt 6 Zoll hoch und eben ſo breit als das Roſtloch. Der Rauch zieht durch den Rauchmantel des Herdes in den Küchenſchornſtein.

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§. 78. Anlage einer Waſchkeſſelfeuerung.

Taf. XI. Fig. 279 A. und B. zeigt eine ſolche. Der Waſchkeſ - ſel a. wird in einem Mauerſteinmantel, welcher ½ Stein ſtark ge - macht wird, ſo eingemauert, daß er nur mit ſeinem unterſten Theile über der Flamme ſteht. Bei e. und e. iſt eine Decke von doppelten Dachſteinen eingelegt, in welcher ſich hinten bei f. in B. eine etwa 6 Zoll lange Oeffnung befindet, durch welche die im Feuerherde auf dem Roſte brennende Flamme in die Höhe ſchlägt, ſich nach beiden Seiten um den Keſſel herumzieht und den Rauch durch das Abzugs - rohr g. in den Schornſtein entweichen läßt. c. iſt das Heizloch, 6 8 Zoll groß und mit einer eiſernen Thüre verſehen, d. das Aſchenloch, welches gewöhnlich keine Thür hat, 6 Zoll hoch und ſo breit als der Herd iſt. Es iſt gut die Winkel des Herdes ſchräg nach den Seitenwänden zu mauern, weil dann das Brennmaterial im - mer auf den Roſt zurückfällt. Den Abſtand des Keſſelbodens vom Roſt macht man bei Holzfeuer 10 12 Zoll, bei Torf und Stein - kohle 8 9 Zoll hoch. Der Roſt wird etwa des oberen Keſſel - durchmeſſers breit gemacht. Der Keſſel ruht oben mit ſeinem Rande auf dem gemauerten Mantel.

Ein Paar an der Seite angebrachte Löcher dienen zur Reini - gung der Züge um den Keſſel, und werden durch eingeſteckte und mit Lehm verſtrichene Steine geſchloſſen.

§. 79. Mehrere Arten von Brodbacköfen.

1) Die auf dem Lande, beſonders in den Oſtſeegegenden, am häu - figſten vorkommenden Backöfen ſind die ſogenannten Kuppelöfen. Sie dienen ſowohl zum Brodbacken, als auch zum Flachsdarren, und dieſe letztere Bedingung hat ihnen die ungeheuer holzverſchwenderiſche Ein - richtung gegeben, welche ſie alle haben. Da ihre Einrichtung außer - ordentlich einfach iſt, haben wir weiter keine Zeichnung beigefügt, in - dem die folgende Beſchreibung wohl ihre Anlage vollkommen verdeut - lichen wird.

Auf einem gewöhnlich aus Feldſteinen in Lehm gemauerten Herde, von bis 2 Fuß Höhe, befindet ſich ein Mauerſteinpflaſter, flach in Lehm gelegt, nach hinten etwas anſteigend. Auf dieſem Herde erhebt ſich ein im Grundriß kreisförmiges Gewölbe, in Form eines Bienenkorbes, von Lehmſteinen, einen Stein durchweg ſtark. Die nie - drigſten Backöfen haben im Lichten ¾ ihres Durchmeſſers zur Höhe.

Vorn an der Wölbung wird die Einheizung von gebrannten Mauerſteinen eingebaut, ſo daß das Heizloch einen Anſchlag von 5327 Zoll an beiden Seiten und oben, bildet. Das Heizloch heißt das Mundloch, iſt 2 Fuß breit und Fuß hoch, oben mit einem ½ Stein ſtarken flachen Bogen geſchloſſen. Vorn am Herde in das Mundloch legt man einen flachen Feldſtein, um das Mauerwerk mehr zu ſichern. Auf der rechten Seite des Mundloches läßt man ein klei - nes Loch, um das Feuer beobachten zu können; dieſes Loch verſchließt man mit einem loſe eingeſchobenen Mauerſtein. Das Heizloch ſelbſt wird durch eine hölzerne Vorſetzethür geſchloſſen, welche durch eine angeſetzte Holzſteife feſtgehalten wird. Der Rauch entweicht durch das Heizloch, welches ſo lange als das Feuer im Ofen brennt offen bleibt.

Dieſe Oefen ſtehen gewöhnlich auf freiem Felde. Ueber das Gewölbe macht man einen ſtarken Lehmſchlag, und außerdem werden ſie mit Raſen bedeckt. Zuweilen macht man einen mit Dachſteinen gedeckten Ueberbau von Holz oder auch von Fachwerk und in einzel - nen Fällen baut man einen Vorraum mit einer Backſtube daran.

Der lichte Durchmeſſer ſo wie die Höhe richten ſich nach dem Back - und Darrbedarf, und iſt der lichte Durchmeſſer nie unter 5 Fuß groß. Man erhitzt dieſe Oefen ſtets durch Reisholz oder Wurzelſtöcke.

Es iſt leicht einzuſehen, daß, namentlich beim Brodbacken, da - durch, daß man den ganzen hohen Ofen jedesmal durchheizen, und das Heizloch dabei offen laſſen muß, eine ganz unſinnige Holzver - ſchwendung eintritt. Dazu kommt noch, daß der Ofen in der Regel ganz frei ſteht und im Winter, namentlich von außen her, immerfort abgekühlt wird, welches den Bedarf an Brennmaterial noch vergrö - ßert. Wir haben dieſe Ofen nur deshalb beſchrieben, weil ſie, un - geachtet ihrer offenbaren Nachtheile, noch täglich wieder angefertigt werden, obgleich die Eigenthümer in wenig Jahren ſchon ſo viel an Brennmaterial erſparen würden, um ſich einen flachen Brodbackofen in ihrem Hauſe ſelbſt zu erbauen; alle Unbequemlichkeiten nicht ein - mal gerechnet, denn dieſe Ofen müſſen wegen Feuersgefahr beim Flachsdarren, mindeſtens 200 Fuß von jedem Hauſe entfernt liegen. Darren könnte man entweder in Gemeindedarrhäufern, oder wie an vielen Orten in Erdgruben.

2) Flachgewölbte Backöfen. Unter allen Umſtänden ſind dieſe beſſer als die in 1) beſchriebenen Kuppelofen. Taf. XI. Fig. 280 A. B. C. D. zeigt einen in Eldena erbauten Brodbackofen.

A. iſt die vordere Anſicht, worin a. das Heizloch mit einer da - vor befindlichen eiſernen Thür; b. iſt ein kleines Loch, durch welches man das Feuer im Ofen beobachten kann; ccc. ſind die Ausmün - dungslöcher der weiter unten zu beſchreibenden Rauchzüge. Vor die -328 ſem Ofen befindet ſich ein Rauchmantel, welcher den aus den Oeffnun - gen ccc. ſtrömenden Rauch aufnimmt, und in den über dem Rauch - mantel ſtehenden Schornſtein abführt.

Fig. 280 B. iſt der Querdurchſchnitt des Ofens, worin ccc. die über dem Gewölbe des Ofens liegenden Rauchzüge zeigen. Das Ge - wölbe iſt 1 Stein ſtark, und 15 Zoll beträgt die Bogenhöhe, bei ei - ner Breite des Bogens von 6 Fuß.

Fig. 280 C. zeigt den Grundriß. Die eingeſchriebenen Maaße machen alles deutlich. Hinten bemerkt man die Kreiſe ccc., welche man ſich als Löcher in der Gewölbedecke denken muß, durch welche der Rauch abzieht.

Fig. 280 D. zeigt den Durchſchnitt nach der Länge. ccc. iſt der mittelſte Rauchzug, welcher hinten am Ofen durch das Gewölbe ſteigt, und über dem Gewölbe hinweg unter den Rauchmantel f. geht.

Gleichlaufend mit dieſem Zuge liegen die beiden andern auf jeder Seite deſſelben. Der Herd des Ofens iſt mit einem Pflaſter von Mauerſteinen, flach in Lehm, verſehen, und ſteigt nach hinten um 6 Zoll.

Die oberſte Decke des Ofens bildet wieder eine Pflaſterung von Mauerſteinen, flach in Lehm gelegt. Die Rauchzüge ccc., welche über das Gewölbe gehen, erhitzen daſſelbe von oben her und verhin - dern das Auskühlen des Ofens. Das Reinigen der Rauchzüge ccc. geſchieht, wenn man vor dem Ofen ſtehend die Stöpſel aus ihnen zieht, und den Ruß nach dem Herde hinunter ſtößt. Der Ofen ſelbſt wird durch die Heizthür gereinigt. Bei der Anlage rechnet man auf jedes rundes Brod von gewöhnlicher Größe 1 Fuß im Quadrat. Man kann ſolche Ofen in jedem Wohngebäude anlegen, woraus ihre große Bequemlichkeit gegen die in 1) beſchriebenen, wohl hinläng - lich einleuchtet.

Es giebt auch in neuerer Zeit erfundene Backofen, wo das Feuer nicht im Ofen ſelbſt brennt, wie hier, ſondern den Herd, wel - cher aus Eiſenplatten beſteht, von unten her erwärmt. Da ſie aber noch ſelten ſind, haben wir ſie übergangen und verweiſen deshalb auf die mannigfaltigen Zeitſchriften, in welchen dergleichen Vorrichtungen beſchrieben ſind.

3) Taf. XI. Fig. 292 A. B. C. D. E. zeigt eine andere Einrich - tung eines ſolchen flachen Backofens, wie ihn die Bäcker jetzt gewöhn - lich haben.

A. iſt der Grundriß, B. die vordere Anſicht, C. die Conſtruction des Gewölbes, D. der Längendurchſchnitt durch die Mitte des Grund -329 riſſes, E. der Querdurchſchnitt vorn hinter dem Mundloche genom - men. Die eingeſchriebenen Maaße machen alles deutlich.

Jm Grundriß A. bemerkt man bei cccc. die 4 Rauchzüge, und die davon ausgehenden punktirten Linien zeigen ihren Gang über das Gewölbe. Sonſt iſt alles wie bei dem in 2) beſchriebenen Ofen. Vor dem Mundloch liegt ein vortretender Stein zu größerer Bequem - lichkeit. Das hölzerne Gefäß a., welches man unterhalb des Mund - loches im Längendurchſchnitt D. bemerkt, dient um bei dem Ausfegen des Ofens die Aſche und Ruß, oder beim Reinigen deſſelben das herabfließende Waſſer aufzunehmen.

4) Taf. XIV. Fig. 360 379. Zeichnungen zu Clöters Ab - handlung: wie ſoll man neue Brodbacköfen erbauen und alte verbeſſern. (Siehe Muſterſammlung für Hafner und Ofenbauer ꝛc. von Dr. C. W. Dempp. 3tes Heft. München 1845. Verlag von E. Roller.)

Als gedrängter Auszug werden hier die aus wiederholten Ver - ſuchen als bewährt hervorgegangenen Regeln über die Anlage neuer Brodbacköfen mitgetheilt.

Wie ſich die Länge und Breite bei Brodbacköfen zu einander verhalte, hängt oft von dem Platze ab, wohin man den Backofen ſtellen will, da man ihn nicht immer ſo lang oder breit machen kann, als es ſonſt wohl am beſten wäre. Jſt kein ſonſtiges Hinderniß vor - handen, ſo ſcheint erfahrungsgemäß aus manchen Gründen das ge - ſchickteſte Verhältniß das zu ſein, daß man 9 Maaßtheile auf die ganze Länge des Herdes (die Sohle des Mauerloches nicht gerechnet) und 6 Theile auf die Breite rechne. Ein Maaßtheil wird nach Fuß oder Zoll beſtimmt. Es ſoll z. B. der Herd 9 Fuß lang werden, ſo iſt der Maaßtheil davon, nämlich 1 Fuß. Jn dieſem Falle würde der Herd 6 Fuß breit. Oder es ſollte der Herd 8 Fuß lang werden, ſo wäre ein Maaßtheil davon, nämlich 10⅔ Zoll, und der Herd würde 5 Fuß 4 Zoll breit. Der Herd wird dann ſo auf das Papier gezeichnet, daß man die Linie ab. als die Richtung der Länge zieht und ſolche in 9 gleiche Theile abtheilt (Fig. 360). Vom Mundloche aus durch den ſechſten Theilpunkt c. zieht man eine recht - winklige Linie über Kreuz xy., auf welche man von c. aus rechts und links 3 Maaßtheile abſticht. Nun wird von c. aus ein halber Kreis durch d., b. und e. gezogen. Die Punkte x. und y. ſind von d. und e. ſo weit entfernt, als dieſe von c., nämlich 3 Maaßtheile, alſo 6 Maaß - theile von c. aus. Von x. und y. ziehe man die beiden Seitenbogen330 eg. und df. Andere obgleich weniger vortheilhafte Verhältniſſe ſind folgende:

Fig. 361. Zu 9 Theilen Länge eine Breite von 7 Theilen. Jn dieſem Falle zieht man die Querlinie von e. zwiſchen dem 5ten und 6ten Theilpunkte der Länge ab., beſchreibt mit cb. den Halb - kreis dbe. und von d. und e. aus die Bogen eg. und df.

Fig. 362. zeigt eine Theilung zu 9 Theilen Länge bei 8 Thei - len Breite. Es wird die Kreuzlinie durch den 5ten Theilpunkt c. ge - legt. Der Halbkreis mit 4 Theilen gezogen und die Bogen df. und eg. von hi. aus geführt.

Fig. 363. Zu 9 Theilen Länge bei 5 Theilen Breite wird die Linie de. durch c. mitten zwiſchen dem 6ten und 7ten Theilpunkt ge - zogen und mit Theilen der Halbkreis. Die Kreuzlinie muß bis auf 4 ſolche Halbmeſſer rechts und links von c. aus verlängert wer - den und von x. und y. aus df. und eg. gezogen werden.

Ueber dieſe beiden letzten Verhältniſſe die Länge und Breite auszudehnen, iſt nicht rathſam. Wird nämlich der Ofen ſehr breit aber kurz, ſo iſt zwar das Ein - und Ausbringen des Brodes ꝛc. be - quem, aber der Ofen heizt ſich ſchwer, weil die Hitzung nicht lange in demſelben verweilt. Wird er jedoch im Verhältniß zur Breite ſehr lang, ſo mag er ſich zwar leichter heizen, aber das Ein - und Aus - bringen des Brodes wird zu unbequem. Jſt die Größe und die Form des Herdes vermittelt, ſo kann man zur Ausführung des Baues ſchreiten.

a) Vor allem zeichne man ſich den Herd auf die Bauſtelle. Jſt dieſe ſo beſchaffen, daß man die Linien df. und eg. nicht mit der Schnur ziehen kann, ſo muß man dieſen Bogen auf ein Brett ziehen, welches man dann hinlegt und darnach den Grundriß dieſer Seiten zieht. An der Seite wo der Backofen an eine ſchon ſtehende (trock - ne) Wand angemauert werden muß, muß man wenigſtens einen hal - ben Backſtein zur Auflage des Gewölbes rechnen, und alſo mit dem Herdriß ſo weit von dieſer Wand entfernt bleiben. Wo aber der Backofen frei zu ſtehen kommt, rechnet man dazu wenigſtens oder lieber 2 Steine. Die beiden hintern Ecken des Gemäuers können nach Umſtänden abgebrochen werden, oder man kann dieſem Theile auch die Form, wie in Fig. 361, nach dem Halbkreis mit dem Herde geben. Werden die Ecken aufgemauert wie Fig. 369, ſo dienen ſie als Pfeiler zu größerer Feſtigkeit des Gewölbes.

b) Das Gemäuer wird nun mit der Unterlage des Herdes ausge - füllt. Ein Gewölblein unter dem Herde zu ſetzen, iſt nur in dem Falle rathſam, wenn der Vorplatz des Ofens ein ſtets warmer Raum331 iſt, weil außerdem der Herd von unten zu ſehr erkalten würde. An - dere geſchloſſene Höhlungen (Kanäle) darunter anzubringen, läßt zwar den Herd trocken und warm, geſtattet aber dem Ungeziefer einen er - wünſchten Aufenthalt. Am ſchicklichſten nimmt man zur Ausfüllung des innern Raumes zwiſchen dem Gemäuer Schmiedeſchlacken, und wo ſie nicht zu haben ſind, kleine Steine, oder unten kleine Steine und obenauf Schmiedeſchlacken.

Letztere Schlacken oder kleine Steine dürfen nur bis ohngefähr 9 Zoll unter der Herdſohle emporreichen. Auf ſie kommt eine Lage Kohlenklein (Kohllöſche) oder ausgelaugte Aſche 4 Zoll hoch, auf dieſe 2 Zoll hoch feiner Sand und darauf erſt das Herdpflaſter ohngefähr 3 Zoll dick.

Nie heizt ſich ein Ofen bei einem wagerechten Herde ſo gut, als bei ſteigendem, und überdieß hat ein ſteigender Herd das Gute, daß man die Brode leichter überſchauen kann. Doch darf die Stei - gung auch nie ſo groß ſein, daß die weichen Brode, in den Ofen gebracht, abwärts fließen, ehe ſie genug erhärtet ſind. (Aus demſelben Grunde müſſen die Backöfen der Zuckerbäcker, worin man Torten bäckt, einen ganz wagerechten Herd haben, Anm. d. V.) Für den Fuß Länge 1 Zoll Steigung wird ein geſchicktes Verhältniß ge - ben. Es iſt gut, wenn dieſe Steigung von dem Mundloche aus Fuß lang, mehr beträgt (wie Fig. 378 zu ſehen iſt), nämlich 4 Zoll auf dieſe Länge. Dadurch kommt die Stürze (der obere Theil) des Mundloches tiefer zu ſtehen, was dem Ofen unge - mein erſprießlich iſt, und es bleiben doch noch 4 Zoll, um den Herd zu überſehen und den Stiel der Backſchaufel (des Schießers, Schuſſe) aufzunehmen. Doch iſt es auch nicht ſehr viel gefehlt, wenn der Herd wie Fig. 364 geſtaltet iſt.

c) Wenn die Sandfläche für den Herd zubereitet iſt, und die Sei - tenmauern des Ofens eben ſo weit geführt, auch ringsum nach der angenommenen Geſtalt und nach der Neigung des Herdes gerichtet ſind, wird der Herd aus breiten Ziegelſteinen (Bäckerziegeln, Ofen - platten) gelegt. (Jn Ermangelung derſelben jedoch auch mit flachen Mauerſteinen. Anm. d. V.) Es dürfen aber dieſe Herdſteine nicht mit den Seitenmauern verbunden werden, ſondern ſollen neben dieſen nach der Form des Herdes abgerundet ſein, weil man letztere ſonſt nicht ſo leicht herausnehmen und den Herd erneuern kann, ſo oft er es bedarf. Man kann auch den Herd aus Lehm (Thon) ſchlagen. Vom Mundloche einwärts auf 1 Fuß muß man beim Gebrauche ei -332 nes Lehmſchlages den Herd aus gebrannten Steinen machen, weil ſich dort der Lehm nicht feſt brennen würde.

d) Das Mundloch ſoll mit großer Sorgfalt behandelt werden. Die Weite deſſelben richtet ſich theils nach der Breite des Gebäckes, welches einzuſchieben iſt, theils nach der Breite des Backofens. Die obere Linie (Stürze) deſſelben wird am beſten nicht im Bogen, ſon - dern gerade gemacht. Wie der Maurer die Steine behauen und zu - ſammenſetzen ſoll, zeigt Fig. 365. Bäcker laſſen gewöhnlich einen Korb von Eiſen mit einmauern, wie Fig. 366, mit Nuthen verſehen, in welchem das Thürchen, welches ein Schieber iſt, auf und ab be - wegt werden kann. Das Thürchen hängt an einer kleingliedrigen Kette, welche entweder über eine Rolle geht und auf der andern Seite ein Gegengewicht trägt (Fig. 367), oder durch einen Hebel mit Kreis - ſegment und Gegengewicht gezogen wird. Bei gewöhnlichen Back - öfen wird das Thürchen auf die Art aus Eiſenblech gebildet, wie es Fig. 368 zeigt, ſo daß es mittelſt ſeines unteren Randes auf den Vorſprung vor dem Mundloche ſchicklich aufſtehe, und weil es größer iſt, als dieſes, an den Rand deſſelben ſich anlege. Wenn man feuer - feſte Bruchſteine hat, ſo wird das ganze Mundloch am beſten aus Einem Stücke verfertigt.

e) Die Leuchte ꝛc. erhält eine beſondere Oeffnung von der Seite des Mundloches, gewöhnlich zur rechten Hand (Fig. 367 und 369). Sie kommt eben mit der Höhe des Mundloches gleich, hat aber ge - gen den Ofen hin nur 4 Zoll ins Gevierte; die Kanten deſſelben ſind gegen den Ofen zu, wie Fig. 369 zeigt, ſchief zugehend. Gegen außen iſt die Oeffnung 6 Zoll breit und 8 Zoll hoch, und nimmt in der Mitte der Höhe gleichlaufend mit der innern Wand ein bewegli - ches Eiſenſtäbchen auf (Fig. 369. gh. ), damit die Leuchtſpäne daran gelehnt werden können. Für die innere Oeffnung wird ein Stein ge - hauen, welcher ſolche genau ſchließen kann, wenn das Brod im Ofen bäckt. Damit vom Leuchtfeuer kein Rauch in den Ofen ziehe, iſt von der Leuchtöffnung aus ein kleines Kaminchen in die Wand aufwärts eingemauert, welches bei k. (Fig. 367) ausmündet. Man kann noch beſſer den Ofen auch durch eine einfache Lampe von dieſer Oeffnung aus beleuchten.

f) Zugleich mit dem Mundloche ſind die Seitenwände des Ofens nebſt den nöthigen Widerlagern für das Gewölbe aufzuſetzen. Nur 6 7 Zoll hoch von dem Herde aus gerechnet, fängt das Gewölbe an. Sobald die erſte Lage mit Ziegelſteinen fertig iſt, alſo ohnge - fähr 3 Zoll über der Herdſohle, werden in der Gegend dbe. Fig.333 369., Fig. 377. und Fig. 378. die Rauchkanäle angelegt. Da ſie 9 Zoll im Quadrat groß werden, ſo kommt auf die Seitenmauer ein Theil der Oeffnung und einer ins Gewölbe, ſo aber daß ihr oberer Theil in jedem Falle noch höher als die Stürze des Mundloches lie - ge, aber ja nicht höher, als dazu unumgänglich nöthig. Je mehr der Herd Steigung hat, deſto näher der Herdſohle können die Rauch - löcher gerückt werden, welches für die Heizung vortheilhaft iſt.

Wenn wie Fig. 361. die hintere Außenwand des Backofens rund gemacht iſt, ſo kann man in der Höhe der Gewölbe-Anfänge einen dünnen, aber breiten Eiſenſtab herumziehen, welcher vorn die Richtung von li. mk. in Mauer nimmt, bei i. und k. Schlüſſel be - kömmt, und dann wie ein Reif auf Seiten und Hintertheilen des Ofens befeſtigend wirkt.

g) Gewölbe. Bisher iſt bei den Bäckern angenommen, daß ſich ein Ofen um ſo beſſer heize, und daß er um ſo beſſer backe, je niedriger das Gewölbe iſt. Meine Erfahrung hat bewieſen, daß von dieſen Umſtänden nicht ſo viel abhänge, ſondern vielmehr davon, daß die Rauchzüge nahe genug am Herde angebracht werden. Jn einem höheren Ofen geſchieht die Verbrennung beſſer, und das Gewölbe giebt zur Erhitzung mehr Fläche, ſtrahlt alſo auch nach der Erhitzung mehr Wärme aus. Natürlich würde letzterer Vortheil aufhören, wenn das Gewölbe ſo hoch wäre, daß die Wärmeſtrahlen entweder einen zu wei - ten Weg gegen das Brod herabzumachen, oder wenn dieſe Strahlen ihre Brennpunkte noch oberhalb des Herdes hätten, wie in Fig. 370. Al - lerdings fallen von einem höheren Gewölbe aus gegen die Mitte des Herdes verhältnißmäßig mehr Wärmeſtrahlen als gegen die Seiten deſſel - ben, wie in Fig. 371 u. Fig. 372. Aber an den Seiten iſt das Ge - wölbe nicht ſo ferne von dem Herde und ſeine Wärmeſtrahlen ſind da - her um ſo kräftiger, ſo daß doch eine ziemlich gleiche Erhitzung des Herdes von oben herab in allen ſeinen Theilen ſtattfindet.

Das Wölben muß aus freier Hand geſchehen, aber nach Lehr - bogen, von denen zunächſt einer nach der größten Weite, und einer nach der größten Länge des Ofens aufgeſtellt wird.

Um den großen Querbogen zu fertigen, zeichnet man ſich auf einem ebenen Boden eine gerade Linie (Fig. 373) de. welche ſo lang iſt, als der Ofen weit. Dieſe Linie wird in 6 Theile getheilt. Auf den mittelſten Theilpunkt c. ziehe man mit dem Winkelmaaße eine ſenkrechte Linie cp. und trägt 4 der gefundenen Theile auf. Man lege nun an de. ein ſchickliches Brett an und zeichnet von dem 4ten Theilpunkte p. aus den Bogen dre. auf dieſes Brett. Für größere334 (höhere) Brode kann man den Bogen von o. oder auch von n. aus führen.

Der Längenbogen beſteht aus 2 verſchiedenen Bogenlinien. Die hintere krumme Linie dieſes Bogens wird nämlich genau ſo gemacht, als die Hälfte des Querbogens, den vorderen Theil aber macht man am beſten aus freier Hand und zwar nach folgenden Anhaltspunkten (Fig. 374). Gleichlaufend mit der größten Linie de. zieht man quer durch den Herd 3 andere Linien, die kürzeſte st. um 6 Zoll hinter der Mauer des Mundloches, und die andern beiden uw. und wz. in gleichen Zwiſchenräumen zwiſchen die größte und kleinſte Quer - linie hinein. Für jede dieſer 3 Linien verfertigt man Bogen auf eben die Art, wie bei dem größten Querbogen, nämlich ſo, daß man die gerade Linie in 6 gleiche Theile theilt, und vom 4ten ꝛc. Theilpunkte aus, die Bogen zieht. Die 4 hölzernen Querbogen müſſen ſo zer - ſägt werden, daß ſo viel Holz ausfällt, als das Brett des mittlern langen Bogens dick iſt.

Man ſtellt nun das zum Längenbogen beſtimmte Brett auf, und die Querbogen in den gehörigen Zwiſchenräumen von beiden Seiten an daſſelbe an, ſo zwar, daß man ſie durch ſchief eingeſchlagene - gel anheftet. Nach der Höhe dieſer Bogen kann man nun leicht die andern Bogenlinien auf den Längenbogen aus freier Hand zeichnen und ſolchen darnach bearbeiten. Jetzt hat man nur noch für den hintern Theil des Ofens 2 halbe Zwiſchenbogen ch. und ci. zu bilden, welche ebenfalls von der Hälfte des größten Querbogens abgeſchrieben wer - den. Es ſind nun alle Theile dieſes Gerippes durch Nägel aneinan - der zu befeſtigen. Nachdem das Gewölbe geſchloſſen, muß es ein paar Zoll dick mit Lehm überſchlagen werden, worunter viel Kohlenklein gemengt iſt.

h) Nach Verfertigung des Gewölbes werden die liegenden Rauch - kanäle 6 Zoll weit und 8 Zoll hoch angelegt. Bei gewöhnlichen Backöfen zu größeren Broden kann man dieſe, wie Fig. 375. zeigt, vorn oberhalb des Mundloches zuſammenführen, doch ſo, daß man ſie von l. aus (Fig. 375. und 376.) bequem reinigen kann. Zu die - ſem Ende iſt bei l. ein Backſtein eingeſetzt, welcher dieſe Oeffnung gut ſchließt, und deshalb nach dem Reinigen verklebt wird. Jn einen Kanal vereinigt, geht der Rauch von da aus in der Stirnmauer, oberhalb des Mundloches, wenigſtens 3 Fuß hoch oder mehr in die Höhe (Fig. 378.). Der Kanal hat hier eine Weite von 8 10 Zoll und bei m. iſt ein Schieber oder eine Klappe eingemauert.

Bei Oefen wo man die Hitze genau regeln muß, z. B. in335 Bäckereien, Lebküchereien ꝛc., werden die Rauchkanäle ſo geführt, daß jeder ſeinen beſondern aufrechtſtehenden Kanal hat (welches überhaupt beſſer iſt) und jeder zu einem beſonderen Verſchluß einen Schieber, der in eiſernen Nuthen geht, wozu der Rahm mit eingemauert wird. Zu dieſen Schiebern muß man ebenfalls durch eine verſchließbare Oeff - nung (Fig. 367. mmm. ) kommen können, um nachzuhelfen, wenn etwas daran fehlt. Dieſe aufrechten Kanäle münden in den Kamin (Rauchfang [Fig. 367. n.]). Wird letzterer unterhalb der Kanäle geſchloſſen, ſo wird der Zug im Ofen lebhafter und der Raum vor dem Ofen (Backküche ꝛc. ) bleibt wärmer und rauch - und rußfrei. Es leuchtet ein, daß man auf dieſe Weiſe nicht, ſo wie gewöhnlich, von der Stellung des Kamins abhängt, da man ſonſt das Mundloch des Ofens ſtets unter das Kamin ſetzt. Man kann nämlich den Rauch in einem ſchiefen Kanal zum Kamine fortleiten, wenn auch letzterer nicht zunächſt am Mundloche des Ofens ſich befindet. Es könnten (wie Fig. 367.) die 3 Kanäle in einen engen ſogenannten ruſſiſchen Kamin zuſammengezogen und ſo weiter geführt werden. Eben eine ſolche Verführung kann nämlich auch ſtattfinden, wo die Kanäle ſchon zu bald (wie Fig. 375.) vereinigt worden ſind. Jn Fig. 379. iſt zu ſe - hen, wie man das Mundloch nach unten vergrößern muß, ſo daß vom Mundloch aus der Herd des Backofens jäh aufwärts ſteigt. Dann kann Platz werden, daß man auch Flachs oder Hanf hinein - bringen kann. Wenn man auf dem Herde mit der Setzwage vor - wiegt, ſo ſoll der Bogen d. nur 8 Zoll über der wagerechten Linie ce. anfangen.

§. 80. Anlage einer Dampfkeſſelfeuerung.

(Taf. XI. Fig. 289 291.) Es iſt dieſe Keſſelfeuerung Behufs der Heizung eines Gebäudes mit Waſſerdämpfen angelegt worden, und findet man die ganze Anlage in Förſters Wiener Bauzeitung Jahrgang 1836. No. 36. ꝛc. beſchrieben.

Fig. 289. zeigt den Grundriß, Fig. 290. den Längendurchſchnitt, Fig. 291. den Querdurchſchnitt bei a. des Grundriſſes und Fig. 292. den Querdurchſchnitt bei dem Roſte b. des Grundriſſes. A. iſt der Dampfkeſſel ſelbſt, B. die durch ihn durchgehende eiſerne Rauchröhre, die ſogenannte Kanone. Der Keſſel ſelbſt wird mit Waſſer gefüllt und dieſes, ſowohl durch das Feuer unter dem Keſſel, als auch durch den Rauch, welcher durch die Kanone geht, erhitzt. Der beigefügte Maaßſtab macht die einzelnen Maaße deutlich.

Es iſt darauf zu ſehen, daß die Unterlage a. (Fig. 289 291.336 ſtark genug wird, um die Laſt des Keſſels mit Waſſer zu tragen, und daß der Schirm oder vordere Theil des Keſſels nicht zu nahe an den Roſt komme, um der Flamme gehörigen Spielraum zu laſſen. Die Form des Roſtes b. bedingt übrigens das zu verwendende Ma - terial. (Man ſehe was §. 76. bei Anlage der Braupfannen hierüber geſagt wurde.)

Die Decke des Herdes cc. wird mit einer Schicht Backſteinen oder Sandſteinplatten geſchloſſen. Die Züge um und unter dem Keſ - ſel ſind nicht zu eng zu halten, damit ſich die Flamme gehörig ent - wickeln kann. Der Zug wird durch den Schieber vor der Einmün - dung in den Schornſtein (Fig. 289. d.) regulirt.

Bei dieſem Keſſel nimmt das Feuer folgenden Gang. Betrach - tet man Fig. 290., ſo geht das auf dem Roſte b. brennende Feuer zuerſt durch die Kanone B. des Keſſels bei fg. hinein. Der Keſſel iſt alſo nicht durchweg ein Cylinder, ſondern das Stück von h. bis f. fehlt daran, und die Kanone B. iſt kürzer als der Keſſel ſelbſt. Die Geſtalt des Keſſelſtückes von h. bis f. iſt aus Fig. 292. bei A. zu erſehen.

Hat nun das Feuer die Kanone verlaſſen, ſo bewegt es ſich nach der Richtung der in die Züge eingezeichneten Pfeile, um den Keſſel und unter dem Keſſel fort, ſo weit die Aufmauerung a. es er - laubt, nach dem Rauchzuge d., welcher in den Schornſtein k. ausmündet.

Nicht immer geht das Feuer zuerſt durch die Kanone. Ge - wöhnlich geht es erſt unter dem Keſſel fort, alsdann durch die Ka - none zurück und tritt aus dieſer in den Schornſtein.

Jn dieſem Falle fehlt die gemauerte Unterlage a. Der Keſſel wird dann nur durch ſeine Seiteneinmauerung gehalten, was nament - lich bei kleinen Keſſeln der Fall iſt. Auch muß man dafür ſorgen, daß in den wagerechten Zügen Vertiefungen angebracht werden, in welche die Flugaſche ſich abſetzen kann. Die Züge (und die Vertie - fungen wo die Flugaſche ſich abſetzt) müſſen bequem gereinigt wer - den können.

§. 81. Gewöhnliche Stubenöfen, welche vom Maurer geſetzt werden können.

(Taf. XIII. Fig. 355. und 356.) Wir haben hier nur ein ganz einfaches Beiſpiel gegeben, da noch mehr zuſammengeſetzte Oefen ge - wöhnlich vom Töpfer geſetzt werden.

Fig. 355. ſtellt den Längendurchſchnitt eines von Mauerſteinen geſetzten Ofens vor, Fig. 355. A. iſt der Grundriß unmittelbar unter337 der Decke des Ofens genommen, B. der Grundriß in der Mitte des Ofens und C. der Grundriß des Feuerherdes. Die Maaße werden aus dem beigefügten Maaßſtabe deutlich. a. iſt das Heizloch, b. der Feuerherd, c. der erſte ſteigende Zug, d. ein fallender Zug, e. der zweite ſteigende Zug, f. ein wagerechter Zug, welcher bei g. in den zugehörigen Schornſtein führt. Der Feuerkaſten iſt nach ſeiner gan - zen Höhe von einer einen halben Mauerſtein ſtarken Mauer umgeben. Der obere Theil des Ofens dagegen, wo die Züge liegen, iſt nur von auf die hohe Kante geſtellten gebrannten Mauerſteinen gebaut. Zum Setzen des Ofens nimmt man Lehm. Die Pfeile zeigen mit ihren Spitzen den Gang des Rauches an.

Wo die Züge eine wagerechte Decke erhalten, wird dieſelbe bei ſo geringer lichter Breite des Ofens wie hier (12″), nur aus doppelt im Verbande übereinander gelegten Dachſteinen von mindeſtens 14 Zoll Länge gebildet. Wird aber die lichte Breite des Ofens bis 15 und 16 Zoll groß, ſo muß man dieſe wagerechten Decken von ſogenann - ten Geſimsſteinen bilden, welche bekanntlich 18 Zoll lang 6 Zoll breit Zoll hoch ſind. Dieſe werden dann auf die flache Seite gelegt. Wird die lichte Weite des Ofens aber ſo breit, daß ſich weder Dach - ſteine noch Geſimsſteine halten würden, um die wagerechten Ab - ſperrungen der Züge vornehmen zu können, ſo muß man zu dieſem Zwecke wagerechte eiſerne Stangen von 1″ Quadratſtärke unterlegen, und darauf von doppelt im Verbande gelegten Dachſteinen die Zug - eindeckungen bilden.

Man kann dergleichen Oefen in geringeren Wohnungen auch in gleicher Art von Lehmſteinen ſetzen.

Der Ofen iſt hier von innen zu heizen angenommen, ſollte er von außen (alſo auf der entgegengeſetzten Seite) zu heizen angenom - men ſein, ſo drehen ſich die Züge blos um und der letzte Zug führt dann gleich in den Schornſtein. Denkt man ſich einen ſolchen Ofen innerhalb ohne alle Züge und auch das Abzugsrohr bei g. nicht vor - handen, ſo muß der Rauch zum Heizloche hinaus. Alsdann muß der Ofen von außen geheizt, und der Rauch entweder von einem - chenrauchmantel oder einem Vorgelege aufgenommen werden, welche ihn dann weiter in einen zugehörigen Schornſtein abführen.

Dieſe hohlen Oefen ohne Züge ſind die ſchlechteſten von allen, weil beinahe alle Wärme durch das Heizloch mit dem Rauche wieder entweicht, da das Heizloch hierbei ſo lange offen bleiben muß, wie das Feuer im Ofen brennt.

Taf. XIII. Fig. 356. zeigt einen ganz gleichen Ofen, wie denMenzel, der praktiſche Maurer. 22338in Fig. 355. gezeichneten, nur mit dem Unterſchiede, daß er ſogenannte liegende Züge hat. Die Pfeile zeigen den Rauchgang, a. iſt das Heizloch, b. der Herd, g. der Punkt wo der letzte Rauchzug in den Schornſtein tritt.

Uebrigens gilt von der Anlage dieſer wagerechten Züge alles was bei Fig. 355. davon geſagt worden iſt.

Dergleichen Oefen werden an ihrer äußern Fläche überweißt.

Die Anlagen von den verſchiedenartigſten Stubenöfen, Kochöfen, ſogenannten verdeckten Herden, welche mit zu den Kochöfen gerechnet werden können, ſind ſo unendlich mannigfaltig, daß wir, nach dem beſchränkten Plane des Buches, nur auf ſolche Werke hinweiſen müſ - ſen, wo man dergleichen vollſtändig ausgeführt findet.

Ferner beruht das ganze Syſtem der Erwärmung innerer Räu - me in ſeiner größten Ausdehnung:

  • 1) Auf der Erwärmung durch erwärmte Luft (worüber man Meiß - ners oder Engels Werke ꝛc. nachſehen kann);
  • 2) auf der Erwärmung durch Waſſerdämpfe;
  • 3) auf der Erwärmung durch warmes Waſſer.

Dieſe beiden letzten Arten findet man in größter Ausdehnung beſchrieben in Förſters Wiener Bauzeitung und in andern Zeit - ſchriften, welche techniſchen oder baulichen Jnhalts ſind, wie in Ding - lers polytechniſchem Journal, in Crelles, Rombergs und Leuchs Zeitſchriften, worauf wir hier verweiſen müſſen.

§. 82. Anlage von Räucherkammern.

Sie ſind, auf dem Lande beſonders, ein unerläßliches Bedürf - niß der Haushaltung.

Nach preußiſchem Geſetz dürfen dieſelben nur ſo angelegt wer - den, daß ſie von 4 maſſiven Mauern umgeben, oberhalb mit einem Gewölbe geſchloſſen ſind. Die Thür dazu ſoll auf der innern Seite außerdem mit Eiſenblech beſchlagen ſein, und die Trageſtangen ſol - len nicht von Holz, ſondern eiſern ſein. Der Fußboden muß gepfla - ſtert werden.

Dieſe Anlagen werden, da ſie nur in den Dachböden vorkom - men, ſehr erſchwerende Bedingungen herbeiführen. Sie müſſen na - mentlich auch bei mehrſtöckigen Gebäuden von unten auf funda - mentirt und durch alle Stockwerke maſſive Mauern zur Unterſtützung haben, wodurch ſie ſehr vertheuert werden. Die Bedingung daß ſie überwölbt ſein ſollen, vertheuert ſie noch mehr; auch bei großen339 Wirthſchaften wird dadurch der Uebelſtand herbeigeführt, daß man ſie nur mit dem größten Koſtenaufwande groß genug anlegen kann.

Hier in den Oſtſeeprovinzen macht man mit den Räucherkam - mern wenig Umſtände; man ſchlägt ſie von Brettern zuſammen, oder umgiebt ſie höchſtens mit geklehmten Fachwänden, windelt die Decke und macht etwa den Fußboden aus einem Lehmſchlage. Nichts - deſtoweniger iſt kein Beiſpiel vorhanden, daß gerade durch die Räu - cherkammern Feuer entſtanden wäre. Man hat dabei den großen Vortheil, daß man ſie auf jeder Stelle des Dachbodens anlegen kann, ohne ſie von unten auf zu fundamentiren und ohne daß ſie viel Geld koſten.

Wollte man dieſe Anlage dahin verbeſſern, daß ſie hinlänglich feuerſicher wäre, ſo könnte man in folgender Art verfahren.

Die 4 Wände werden aus geklehmtem Fachwerk gemacht. Das Kehlgebälk wird gewindelt. Der Fußboden wird ein 3 Zoll dicker Lehmeſtrich. Damit die Holzwände nicht an den Schornſtein anſto - ßen (woran die Rauchkammer immer liegen muß), wird an beiden Seiten des Schornſteins ein kleines Mauerſtück, einen Stein lang, einen halben Stein ſtark, zwiſchen den Wänden und dem Schornſtein angelegt, welches vom Fußboden bis zur Decke reicht. Die Thür kann innerhalb mit Eiſenblech beſchlagen ſein. Die Trageſtangen kön - nen eiſern ſein.

Damit nun endlich das Stiel - und Riegelwerk, ſo wie die Unterfläche der Kehlbalken, welche frei zu Tage liegen, nicht Feuer fangen können, verfahre man wie folgt: Man beſchlage die Wände und Decken auf der innern Seite mit ſchwalbenſchwanzförmigen Lei - ſten, wie ſie in §. 71 d. angegeben ſind, putze dann Wände und Decken mit Lehm ſo dick, wie er nur halten will, mindeſtens aber 1 Zoll dick vor den Leiſten vorſtehend, ſo wird eine ſolche Räucher - kammer gewiß feuerſicher ſein, ohne daß ſie maſſiv iſt.

Zur Herſtellung einer zweckmäßigen Räucherkammer gehört noch folgendes:

Es iſt bekannt, daß nur an ſich ſchon abgekühlter Rauch gut räuchert. Deshalb kann man nur den Rauch aus weiten - chenſchornſteinen, niemals aber aus engen Schornſteinen in die Räucherkammern einſtrömen laſſen, denn bei heißem Rauch tropft das Fett aus und das Rauchfleiſch verdirbt.

Ferner muß auf dem Räucherboden ſtets kalter Luftzug gemacht werden können wenn man will. Zu dieſem Zweck mache man in der einen Wand unterhalb ein Loch etwa 10 Zoll im Quadrat, wel -22 *340ches durch eine kleine Luke, die inwendig mit Eiſenblech beſchlagen iſt, geſchloſſen wird.

Eine eben ſolche Oeffnung mache man in der Decke, und führe über die Decke fort ein eiſernes Rohr von gleicher Weite in den Schornſtein hinein. Die Oeffnung in der Decke muß einen eiſernen Schieber oder Thür haben.

Will man nun ſcharfen Luftzug auf dem Boden machen, ſo öff - net man die Thür des Loches unten an der Wand und den Schieber in der Decke.

Die Luft wird dann durch die Kammer nach dem Schornſtein dringen. Es iſt aber hinlänglich bekannt, daß ſcharfer Luftzug viel zur Conſervirung des Fleiſches beiträgt, und man wird auf dieſe Art ein vorzügliches geräuchertes Fleiſch gewinnen.

Es iſt hierbei noch zu erinnern, daß die Oeffnung unten in Wand und die Oeffnung in der Decke, nicht an ein und derſelben Seite, ſondern einander entgegenſtehend angelegt werden müſſen, weil ſonſt der Luftzug nicht durch die ganze Kammer ſtreifen würde.

Elfte Abtheilung. Reparatur von Mauerarbeiten und Einwirkungen, welche zerſtörenden Einfluß auf Bauwerke äußern.

§. 83. Reparaturen.

a) Will man neues Mauerwerk an altes anbauen, z. B. einen neuen Anbau an ein altes maſſives Gebäude, ſo iſt das gewöhn - liche Verfahren, eine ſogenannte Verzahnung (oder Straub) in dem alten Gebäude einzuhauen oder zu bilden, höchſt nachtheilig, und zwar aus folgenden Gründen: Das alte vorhandene Mauerwerk ſetzt ſich nicht mehr, wohl aber das neue. Die Setzung des neuen Mauer - werks aber bricht entweder die vorgeſtreckten Steine der Verzahnung herunter, oder wenn dies nicht geſchieht, ſo drückt das neue Mauer - werk durch ſein Setzen die alte Mauer mit herunter, wodurch ſehr ge - fährliche Senkungen entſtehen können. Es iſt deshalb das Beſte, wenn man neue Mauern gegen alte aufführen will: beide ohne alle Verbindung ſenkrecht neben einander aufzuführen und nur zwi - ſchen beiden eine möglichſt kleine Fuge zu belaſſen, ſo daß ſie ſich gar nicht berühren.

Jſt man genöthigt den neuen Anbau auf ein Stück des alten Fundaments mit aufzuſetzen, ſo muß man bei dem neuen Mauerwerk ſo kleine Fugen als möglich machen (daſſelbe auch wenn es ſein kann mit Cement mauern), damit es ſich ſo wenig als möglich ſetze.

b) Wird ein Haus zwiſchen zwei andern, wie es namentlich in Städten vorkommt, weggeriſſen, ſo müſſen beide Nachbarhäuſer mit Balken, welche man unten in ſogenannte Treibladen ſtellt und oben gegen ein an die Mauer gelegtes Langholz geſpreizt ſind, abgeſteift werden, ſo lange bis der neue Bau ſo hoch heraufgeführt worden iſt, daß man keine Seiteneinbiegung der anſtoßenden alten Giebel zu be - fürchten hat. Ganz beſonders iſt dieſe Vorſicht zu beobachten, wenn die Fundamente des neuen Baues tiefer gehen, als die Fundamente der beiden nebenſtehenden alten Bauten. Jſt das neu zu erbauende Ge - bäude nur ſchmal, ſo pflegt man die Abſteifung der Nachbargiebel342 auch durch wagerecht eingeſpreizte Spannbalken in den Etagenhöhen zu bewirken.

c) Die größte Vorſicht aber iſt zu beobachten, wenn man eine Mauer oder ein Stück derſelben neu machen will, worauf noch wieder eine andere Mauer ſteht. Dieſer Fall ereignet ſich namentlich bei dem ſogenannten Unterfahren der Fundamente, wo man alle obere Mauern ſtehen läßt und nur die Fundamente ſelbſt erneuert. Hierbei iſt es durchaus nothwendig, das alte Fundament nicht im Ganzen, ſon - dern nur ein Stück neben dem andern herauszunehmen und zu er - neuern, auch muß man bei der neuen Untermauerung alles vermeiden, was ein zu ſtarkes Setzen derſelben hervorbringen könnte. Man muß alſo den Grundboden gut abrammen (mit der Handramme), die Fu - gen ſo klein als möglich machen (alſo wenn es ſein kann mit Cement - mörtel mauern, oder noch beſſer das neue Fundament von regelmä - ßig gehauenen Quadern ohne allen Mörtel aufführen). Auch muß man nebenbei das beſte und feſteſte Material dazu nehmen. Eben ſo müſſen die obenſtehenden Mauern ſicher, ſo lange man mauert, ab - geſteift werden. Folgende einfache Art der Abſteifung wird in den meiſten Fällen genügen.

[figure]

Es bedeute in nebenſtehender Figur A. die obere Mauer welche unterfahren werden ſoll, im Quer - durchſchnitt.

a. und b. ſind die Durchſchnitte zweier wage - rechter, verhältnißmäßig ſtarker Hölzer (Balken - ſtücken), welche bündig mit den Fronten der Mauer liegen, und etwa 3 höchſtens 4 Fuß lang ſind. Sie werden durch die an ihren Enden angebrach - ten Stiele cd. unterſtützt. Dieſe Stiele ſtehen, damit ſie während der Arbeit nicht einſinken, auf den Schwellen ef., welche eben ſo lang als die Hölzer ab. ſind. Hat man nun das untere Mauerwerk fortgebrochen und die Abſteifung auf obige Art an - gebracht, ſo mauert man zuerſt den Raum B. voll, und verkeilt das untere Mauerwerk mittelſt ſcharfer Steine ſo feſt als möglich an das obere. Beſſer aber iſt es, die oberſte Steinſchicht zu hauen und ſo ſcharf einzuzwängen als möglich, da die Keile zermalmen könnten.

Alsdann löſet man die Unterlagen bei a. zuerſt, welche an der äußern Seite des Fundaments liegt, eben ſo den Stiel c. und die Schwelle e., wozu man aber ſo viel der angränzenden Erde wegräu - men muß, als erforderlich iſt. Hierauf mauert man das Stück von c. bis a. unter, und verfährt alsdann ebenſo auf der innern Seite343 bei b. und f. Hierdurch hat man den Vortheil, daß die Mauer zwi - ſchen den Hölzern bei a. und b. gleich von Anfang feſt untermauert werden kann, welches, wenn man die Mauer ihrer ganzen Breite nach mit Hölzern unterſtützt hätte, nicht möglich geweſen wäre. So viel Zuſammenhang muß man jedoch der oberen Mauer noch zutrauen können, daß das kleine Stück Mauer bei a b. ſich ſo lange frei trage, bis die Unterfangung geſchehen.

Es kann aber ſehr oft Fälle geben, wo man an der Seite ae. keine Erde wegräumen kann, um das Holzwerk zu lüften; dann ver - fahre man folgendermaßen: Anſtatt daß man die beiden Böcke gleich - laufend mit der Länge der oberen Mauer ſetzt, ſetze man ſie nach der Quere oder Dicke derſelben, nachdem man zuvor etwa 4 Fuß lang altes Fundament weggebrochen hat. Dann mauere man die ausge - höhlte Stelle zwiſchen den Böcken nach der ganzen Stärke der Mauer voll. Jſt dies geſchehen, ſo mache man ein neues Loch, rücke die Böcke weiter und fahre ſo fort, bis die ganze Länge unterfangen iſt. Alles muß bei dieſem eben ſo koſtſpieligen, als langwierigen und ge - fahrvollen Geſchäft mit dem größten Fleiß, dem beſten Material und der größten Vorſicht geſchehen.

Daß man ſich vorher des Untergrundes verſichert, und auch in der Höhe das ſtehenbleibende Mauerwerk gehörig abgeſteift haben muß, verſteht ſich von ſelbſt.

Jſt das Fundament, welches unterfahren werden ſoll, unter ei - nem Holzgebäude, ſo iſt die ganze Arbeit weit weniger gefährlich als bei einem maſſiven, da die Biegſamkeit des Holzes viel eher den etwa - nigen augenblicklichen Senkungen nachgiebt, und das Ganze mehr Zu - ſammenhang hat als ein maſſives Bauwerk.

d) Soll eine alte beſtehende Mauer verſtärkt werden, weil ſie zu ſchwach iſt, ſo würde das Anſetzen der Verſtärkung als ein neuer Mauerſtreifen längs derſelben, gänzlich unzuläſſig ſein; man kann alsdann nur durch gehörig vertheilte Strebepfeiler die Mauer ſtützen, jedoch muß eben das beobachtet werden, was bisher von dem Setzen der Mauer geſagt wurde. Außerdem iſt es nothwendig, das neue Fundament nicht nur gehörig austrocknen zu laſſen, ſondern auch daſ - ſelbe durch Aufpacken vieler loſer Mauerſteine (welche alsdann wieder fortgenommen werden) ſo zuſammenzudrücken, daß kein bedeutendes Setzen mehr erfolgen kann. Jn dieſem Falle ganz beſonders iſt eben - falls, des Setzens wegen, das Abrammen der Fundamentgraben bis zur größtmöglichſten Feſtigkeit höchſt wichtig.

e) Soll in eine alte Mauer eine Oeffnung neu gemacht werden,344 ſo wird eine Oeffnung hineingehauen, dieſe nach und nach ſo weit ver - größert, als der fortzunehmende Theil der Mauer beſtimmt, dann ſteift man mittelſt hölzerner Steifen und eben ſolcher quer durch die Mauer gelegter Hölzer den oberen Theil der Mauer ab, wölbt den Oeff - nungsbogen hinein und mauert alsdann die etwaigen Lücken zu. Die Steifen ſtehen bei Abſteifungen von Wölbungen am beſten, wenn ſie mit dem abzuſteifenden Gegenſtande einen rechten Winkel machen. Die Endpunkte der Steifen unten muß man durch untergelegte Höl - zer oder Bohlen möglichſt verbreitern.

Soll kein Bogen hinein, ſondern nur ein neues Stück Mauer, ſo mauert man das neue Stück bis an die Querſteifen auf, löſet alsdann dieſelben und mauert darauf die Lücken zu. Die aufrechtſte - henden Steifen müſſen auf jeder Seite etwas von der Mauer abſtehen.

f) Riſſe und Sprünge im Mauerwerk ſind genau zu unterſuchen, da ſie aus ſehr mannigfaltigen Urſachen entſtehen können.

Sind die Riſſe nach allen Richtungen laufend und fein, ſo ſind ſie nur im Putz und haben nichts zu bedeuten. Befinden ſich in einem Hauſe Fachwerkswände an maſſiven Mauern angeſetzt, ſo ent - ſtehen wegen Zuſammentrocknung des Holzes auf dieſen Stellen ſtets Riſſe, welche aber ebenfalls nichts zu ſagen haben.

Gehen Riſſe durch eine ganze Stärke der Mauer, ſo muß man ihren Urſprung unterſuchen. Sind ſie nicht durchgehend, ſo haben ſie ebenfalls nichts zu ſagen. Riſſe in den Thür - und Fenſterſtur - zen, ſo wie in Gurtbogen, haben in der Regel weniger Nachtheil, als ſolche in den Fenſterpfeilern und Widerlagern.

Alle Riſſe welche nur in einer Mauer eines Hauſes ſich be - finden, ſind um ſo bedenklicher, wenn ſie ſich mit der Zeit vergrößern, in dieſem Falle iſt eine genaue Unterſuchung anzuſtellen. Vergrößern ſich die Riſſe in der Art, daß ſie ſich immer mehr auf einem Punkte zuſammenziehen, und in den Giebel - und Scheidemauern ſich befinden, ſo muß durchaus zu einer meiſt koſtſpieligen und zeitraubenden Aus - beſſerung geſchritten werden.

Zeigen ſich Riſſe und Sprünge an ſolchen Punkten, wo neues Mauerwerk an altes angeſetzt iſt, ſo haben dieſe wenig oder nichts zu bedeuten. Sie gehen meiſt lothrecht oder nach den Linien, welche das neue Mauerwerk beſchrieben hat.

Alle Riſſe welche aus der ſchlechten Beſchaffenheit des Bau - grundes herrühren, ſind die gefährlichſten. Zeigen ſich Riſſe die nach unten zu immer weiter werden, ſo iſt dies das Zeichen, daß die Fun - damente zur Seite gewichen ſind. Will man erproben, ob Riſſe ſich345 erweitern, ſo darf man ſie nur mit Papier überkleben; reißt das Pa - pier nach einiger Zeit, ſo hat ſich der Riß vergrößert.

Zeigen ſich Riſſe die nach oben hin breiter werden, ſo iſt es ein Beweis, daß die Mauern aus dem Lothe gewichen ſind, welches im Fundament, aber auch an einem zu ſtarken Seitenſchube der Dachlaſt (beſonders wenn die Balkenköpfe verfault ſind), am Seitenſchube naß gewordener Gurten oder Gewölbe, oder auch an mancherlei andern Urſachen liegen kann.

g) Jſt ein Gebäude früher zu einem andern Zweck beſtimmt ge - weſen, und ſoll neuerdings zu einem andern eingerichtet werden, ſo iſt hierbei mit der größten Vorſicht zu verfahren.

So wird es z. B. unter keiner Bedingung anzurathen ſein, aus Ställen, und namentlich Pferdeſtällen, Salzmagazinen ꝛc. bewohnte Räume zu bilden, oder die Umfaſſungsmauern und Fundamente der - ſelben zu benutzen, um ein Wohngebäude darauf oder darin zu errich - ten. Der Mauerfraß würde die unmittelbare Folge ſein. Ja ſelbſt der Bauplatz, wo ein dergleichen Stall geſtanden hat, könnte nur nach vollkommner Ausgrabung der Fundamente, nach Wegſchaffung aller mit Unrath vollgeſogenen Erde benutzt werden. Eben ſo we - nig dürfte man in den Fundamenten, oder oberhalb, von dem alten Mauermaterial etwas verwenden, woraus die Koſtſpieligkeit und Nutz - loſigkeit eines ſolchen Unternehmens und aller ähnlicher von ſelbſt einleuchtet.

h) Ausbeſſerungen kleinerer Art und ſolche die alle Jahre wieder - kehren, wie des Abputzes der Dächer, der Regenrinnen, Dachluken, Fenſterbrüſtungen und aller ſolcher Theile, wodurch Feuchtigkeit in die Gebäude kommen kann, dürfen durchaus nicht aufgeſchoben wer - den, da im Anfange nur geringe Ausgaben dafür, in kurzer Zeit zu bedeutendem Schaden und großen Koſten führen können.

i) Schadhafte Gewölbe werden folgendermaßen am beſten ausgebeſ - ſert: Man ſchneidet Keile von Eichenholz, etwas länger als das Ge - wölbe dick iſt, dieſe werden vorher in einem Backofen gedörrt, dann von beiden Seiten in die Sprünge eingekeilt, wo ſie etwa, nachdem ſie feſtſitzen, vorſpringen, werden ſie abgeſchnitten und dann überputzt. Man muß die Keile im Anfange nicht zu ſcharf eintreiben, weil man ſonſt leicht die Gewölbe ſprengen kann. Der Verfaſſer hat ſchon mehreremale Gelegenheit gehabt, dies einfache und wohlfeile Verfahren zu erproben. (Weitläuftig beſchrieben findet man es in Crelles Journal für die Baukunſt 5. Bd. 4. Heft S. 415.) Das Verkeilen der Gewölbeſprünge mit Steinſtückchen taugt dagegen gar346 nichts, weil die Steinſtückchen zermalmt werden. Die zerſprungenen Gewölbe gaben vor der Verkeilung nur einen dumpfen, nach der Ver - keilung einen ganz lauten Widerhall, als Beweis daß ſie ihre Spann - kraft wieder erhalten hatten. Taucht man die Eichenkeile vor ihrem Eintreiben in Steinkohlentheer oder Asphalt, ſo dauern ſie noch länger.

Sind die Gewölbe jedoch in ſo ſchlechtem Zuſtande, daß ganze Stücken derſelben oder wohl gar der Gurtbogen fehlen, ſo muß man dieſe möglichſt durch neue Einwölbungen zu ergänzen ſuchen, oder wenn das nicht angeht, die Gewölbe ganz erneuern.

Werden Oeffnungen, als Thüren und Fenſter erweitert, ſo muß man ſtets einen hohen Bogen darüber wölben, wenn auch der Sturz ſelbſt ſcheitrecht, oder im flachen Bogen eingewölbt wird.

Am ſchwierigſten iſt die Reparatur ſchadhafter Gurtbogen, wel - che zugleich eine obere Mauer tragen; ſelten wird bei einer bedeuten - den Schadhaftigkeit die gänzliche Erneuerung derſelben umgangen wer - den können.

Sind Fundamente oder Mauern ausgewichen, ſo leiſten eiſerne Zuganker gute Dienſte, beſonders wenn ſie in der Mitte Schrauben haben, welche im erforderlichen Falle nachgezogen werden können.

Die Gewölbe der Kirchen ſind auch häufig durch hölzerne Zug - anker, an deren Enden eiſerne Splinte befeſtigt waren, verſichert worden, welches ſehr gut angeht, da das Holz der Länge nach nicht zerreißt.

k) Ausbeſſerungen von Hauſteinarbeiten werden in der Art vor - genommen, daß ganz kleine Löcher und Fugen mit Steinkitt ausge - ſchmiert werden, welches jedoch immer bei warmer trockner Witterung geſchehen muß. Reicht das Auskitten nicht hin, ſo müſſen andere Stücken eingeſetzt werden. Sind die Stücken groß, ſo bedürfen ſie außer der Einpaſſung keine Befeſtigung, kleinere aber müſſen ver - dübelt und mit Blei oder Schwefel, wo Näſſe zukommen kann aber nie mit Gyps vergoſſen werden. Bei äußern Treppenſtufen bedient man ſich der Verklammerung. Jnnere ſteinerne Stufen werden abge - arbeitet, und hölzerne Trittſtufen aufgelegt, oder man kehrt ſie um und bearbeitet ihre untere Fläche ſo, daß ſie nach oben zu liegen kommt. Ausbeſſerungen an Steinarbeiten in und an den Mauern müſſen mit größter Vorſicht vorgenommen werden, und muß man ſo wenig wie möglich große Steinblöcke aus den Mauern herausreißen wollen, weil dadurch dieſelben durch die Erſchütterung ungemein leiden. Ganz beſondere Vorſicht iſt bei dem Abbruch der Gewölbe von Hau -347 ſtein erforderlich, weil ſie keine zuſammenhängende Maſſe bilden, ſon - dern jeder Stein einzeln liegt. Kann man ſie nicht mit Leichtigkeit ein - ſtürzen, ſo muß man ſie unterrüſten und dann ſorgfältig abnehmen.

§. 84. Näſſe und Feuchtigkeit

wirken zerſtörend auf die Gebäude. Wir wollen hier nur ganz kurz die Ergebniſſe und die Mittel zur Abwendung anführen. (Ein Mehreres ſehe man in des Verfaſſers Aufſatz über dieſen Gegenſtand: Wiener Bauzeitung 1. Jahrgang [1836.] No. 16 20.) Näſſe und Feuchtigkeit werden durch verſchiedene Urſachen herbeigeführt:

Durch die Lage der Gebäude am Waſſer, im Sumpfe, in nie - drigen Gegenden überhaupt, wo das ſogenannte Grundwaſſer in die Keller dringt, und endlich durch ſolche Beſchäftigungen, bei welchen viel Waſſer in den Gebäuden verbreitet wird.

Um das Eindringen des Grundwaſſers zu verhindern, helfen nur in Cement gelegte umgekehrte Gewölbe, welche den Fußboden der Keller bedecken. Sie müſſen aber gleich von Anfang an ſo an - gelegt werden, daß ihre Auflagsflächen gleich in den Fundament - mauern vorbereitet werden, um einen recht feſten Anſchluß zu ge - währen. Wollte man in alten Kellern dergleichen umgekehrte Ge - wölbe anlegen, ſo müßten ihre Auflagsflächen in die alten Mauern auf das ſorgfältigſte eingehauen werden, weil ſonſt das Waſſer an den Seiten der Gewölbe doch durchdringt. Bei Feldſteinfundamenten geht dies Einhauen in die alten Mauern nicht an, und iſt deshalb das Einwölben umgekehrter Gewölbe in dieſem Falle meiſtens frucht - los. Lehm - und Thonſchläge helfen gar nichts dagegen.

Große Bäume, an den Gebäuden Rebengeländer ꝛc. verhindern das Eindringen der Sonnenſtrahlen und die Trockenlegung der Räume durch dieſelben. Gras unmittelbar vor den Häuſern hindert den Ab - fluß des Traufwaſſers und vermehrt die Ausdünſtung.

Eine mindeſtens 3 Fuß breite Pflaſterung um das Gebäude herum ſichert davor, und gegen das Eindringen der Feuchtigkeit von der Seite her. Die freie Lage eines Gebäudes auf einer Anhöhe ge - währt meiſtentheils alle Vortheile, welche man nur wünſchen kann.

Von der Wahl der Materialien zu den Fundamenten hängt ebenfalls viel ab. Schlecht gebrannte Mauerſteine, Sandſteine, Schie - fer, loſer Kalkſtein, poröſes Geſtein überhaupt, giebt mehr Näſſe als feſtes Geſtein. Die Feuchtigkeit ſteigt nach der Theorie der Haar -348 röhrchen immer höher durch die Zwiſchenräumchen nach oben, und pflanzt die Näſſe fort.

Die Plynthen müſſen ſtets von gut gebrannten Mauerſteinen gemauert werden.

Man muß niemals Lehm und auch keinen ſogenannten Sparkalk zu Fundamenten und Plynthen nehmen, beide als Mör - tel verwendet pflanzen den Holzſchwamm fort und ſind häufig Ur - ſache vom Mauerfraß.

Mit der Plynthe ſchließt der Unterbau des Hauſes, wenn man demnach die ganze Fläche der Plynthen ſo von den oberen Mauern abſcheidet, daß keine Feuchtigkeit nach oben ſteigen kann, ſo wird das ganze obere Haus immer trocken bleiben. Zu dieſem Zweck belege man die Plynthen entweder mit Glasplatten, und lege auf die Fu - gen Glasſtreifen, oder man belege die Plynthen mit Rollblei oder mit Zinkplatten. Jn beiden letzten Fällen müſſen die beiden Schichten, zwiſchen welche die Metallplatten kommen, trocken eingelegt werden, weil der Kalk die Metallplatten, beſonders den Zink zerſtört. Man kann auch eine ½ Zoll dicke Asphaltlage auf die Plynthen bringen, welche, wie der Verfaſſer in Eldena erprobt, vortreffliche Dienſte thut.

Jn Leipzig vermauert man 2 Schichten über der Plynthe mit Mörtel, aus gleichen Theilen Leinöltrieb und Theer, bei gelindem Feuer geſchmolzen, und mit trocknem Sande zu einem ſteifen Mör - tel bereitet.

Mauern von Lehmſteinen und Piſé, wenn ſie an ſich trocken liegen, ſind die trockenſten und wärmſten. Mauern von Bruch - und Feldſteinen ſchwitzen, ſie müſſen daher bei bewohnten Räumen mit Mauerſteinen nach Jnnen zu verblendet werden. Sie erfordern ne - benbei langſame Errichtung und vollſtändige Austrocknung.

Der Schlagregen und Tropffall (Traufe) erzeugen ebenfalls Feuchtigkeit, ſo wie der liegenbleibende Schnee in Vorſprüngen und Vertiefungen, jedoch ſind dieſe Uebel bei einiger Aufmerkſamkeit leicht zu beſeitigen.

Die Trockenheit des innern Mauerwerks wird erreicht durch trockne Aufführung der Mauer ſelbſt, ſo weit es der Conſtruction nicht ſchadet. Die Dächer müſſen waſſerdicht erbaut werden, und ſind deshalb alle Durchbrechungen derſelben durch Dachfenſter, Luken ꝛc. möglichſt zu vermeiden. Von innen zu heizende Oefen, beſonders die mit ſogenannter Luftcirculation, ſo wie die Heizung mit erwärm - ter Luft, werden zur Trockenlegung innerer Räume weſentlich bei - tragen. Meeresſand darf zum Mörtel nicht verbraucht werden, er349 müßte denn in Waſſer ausgeſüßt ſein, weil |er ſonſt immer den Mauerfraß erzeugt.

§. 85. Das Feuer und die Feuerſicherheit.

(Ein Mehreres hierüber ſehe man in des Verfaſſers Schrift: Die Feuergefährlichkeit unſrer jetzigen Bauten ꝛc. Eisleben, G. Reichardt.)

Es ſind hierüber in allen Staaten geſetzliche Beſtimmun - gen vorhanden, die wir auch bereits an den betheiligten Orten, bei Anlage der Küchen, Schornſteine, Feuerungen, erwähnt haben. Beſonders zu beobachten ſind folgende Punkte. Die Nachbargiebel in Städten müſſen ſchlechterdings maſſiv, und ohne irgend eine Oeff - nung nach dem Nachbar hin erbaut werden.

Hölzerne Dachrinnen und Geſimſe dürfen in den Städten durch - aus nicht ſtattfinden, weil ſie das Feuer weiter leiten.

Eben ſo ſind alle auf Holz geſchleifte und an Holz angelegte Schornſteine nichts werth.

Die Dächer müſſen vor allem feuerſicher ſein, und muß jeder Brandgiebel ſo hoch hinauf gehen, daß die Latten des einen Hauſes nicht in das andere hinüberreichen.

Balkenkeller ſchützen gegen eindringendes Feuer gar nicht. Muß man Holzwände anwenden, ſo müſſen ſie auch hinlänglich von al - len Feuerungsanlagen und Oefen durch maſſive Zwiſchenmauern ge - trennt ſein.

Hölzerne Fußboden ſind in unſerm Klima unvermeidlich, wenn aber die Holzdecken nur eine ſolche Einrichtung bekommen, daß ſie von oben her feuerſicher ſind, ſo ſchaden hölzerne Fußboden nicht.

Muß man Holzdecken anwenden, ſo ſchützt ein Lehmſchlag von 3″ Stärke oberhalb der Balken am beſten gegen Feuersgefahr.

Die Treppen müßten immer maſſiv und gewölbt ſein, wodurch die größte Feuergefährlichkeit im Jnnern abgewendet wäre. Auch müßte der Zugang nach dem Keller und nach dem Boden immer ge - wölbt und mit eiſernen Thüren geſchloſſen ſein.

Bei ſolchen Räumen, wo Backöfen, Darren, Brau - und Brenn - apparate die Feuersgefahr vermehren, iſt noch größere Aufmerkſamkeit auf die Anlage zu verwenden.

Theilung ſehr langer Gebäude durch Brandgiebel vermindert die Feuersgefahr bedeutend. Die Brandgiebel müſſen aber ſelbſt Latten und hölzerne Geſimſe durchſchneiden, ſonſt helfen ſie gar nichts.

Hölzerne Gallerien in den Höfen der Städte, beſonders wenn ſie quer über den Hof laufen, vermehren die Feuersgefahr ungemein. 350Eben ſo auf dem Lande alle aus Holzwerk gefertigten Bewährungen und Strauchzäune, beſonders bei ſehr trockner Witterung.

§. 86. Sturm, Luftzüge, Zugluft.

Jedes maſſive Gebäude iſt durch ſeine Schwere gegen den Sturm hinlänglich geſichert. Nur bei ganz außerordentlichen Naturerſcheinun - gen dieſer Art (wie z. B. die Windhoſe war, welche im Jahre 1845 in der Gegend von Rouen zwei Fabrikgehöfte in wenig Augenblicken gänzlich zerſtörte, und das obere Stockwerk eines maſſiven Gebäu - des von dem untern wie mit einem Meſſer abſchnitt und zertrümmerte) kann auch ſelbſt Mauerwerk vom Sturme zerſtört werden.

Bei Dächern dagegen, mit Dachſteinen eingedeckt, kann dieſer Fall ſehr leicht eintreten; beſonders wenn die Dachſteine ſehr flach liegen, ſo daß der Sturm ſie von unten faſſen kann, was namentlich bei Sturmwirbeln der Fall iſt. Auch wenn die Lattung zu weit iſt, und die Dachſteine weniger als mindeſtens 3 Zoll einander überdecken, iſt es dem Sturme leicht ſich ein Loch zu machen und das Dach ab - zudecken. Bei Stürmen muß man daher alle Dachfenſter und Luken ſorgfältig ſchließen, wenn auch das Dach böhmiſch in Kalk gelegt wäre, obgleich es dann weniger zu ſagen hat.

Auch ſehr hoch freiſtehende Schornſteine, und beſonders Schorn - ſteinkappen, werden häufig von Stürmen eingeworfen, wenn ſie nicht gehörig befeſtigt ſind.

Die Luftzüge bringt man in Geſtalt von engen gemauerten Röhren (wie ruſſiſche Schornſteine) da an, wo man eine Abführung der verdorbenen Luft beabſichtigt. Man führt ſie dann wie enge Schornſteine über das Dach hinaus. Sie werden nöthig bei Alko - ven, verdeckten Höfen, Abtritten, Miſtgruben ꝛc. Oben ſind ſie offen und unten läßt man eine Oeffnung, welche mit einer Thür geſchloſſen werden kann.

Zugluft dient, das Mauerwerk trocken und die Luft rein zu erhalten.

Die| einfachſten Mittel ſind: Oeffnen der Thüren und Fenſter, ſo wie die erwähnten Luftzüge.

Die läſtige und ungeſunde Zugluft zu verhindern, dienen fol - gende Anordnungen:

1) Niemals darf die vordere Thür eines Hauſes mit der Hinter - thür deſſelben in gerader Linie ſtehen, oder ein ſogenannter durchge - hender Flur vorhanden ſein. Müßte ein ſolcher ſtattfinden, ſo muß eine Mittelwand den Abſchluß gegen Zugluft bilden, oder mindeſtens351 ein ſogenannter Windfang angelegt werden; oder man legt den Trep - penraum ganz beſonders und verſchließt ihn mit einer Glasthür, wel - ches das beſte iſt.

2) Der Keller - und Hausbodeneingang müſſen geſchloſſen ſein, daß die Zugluft nicht durch die ganze Höhe des Hauſes fährt.

3) Küchen und Waſchhäuſer müſſen niemals ſo angelegt werden, daß ihre Thüren unmittelbar ins Freie gehen, ſondern es muß im - mer ein Vorflur oder auch ein ſogenannter Windfang angelegt wer - den. Verdeckte Herde verhindern, offne begünſtigen die Zugluft.

4) Jn Wohnhäuſern von mehreren Stockwerken iſt es am beſten, die Treppenhäuſer in jedem derſelben abzuſchließen, und vor den ein - zelnen Wohnungen Vorräume, an der Treppe mit Glaswänden ge - ſchloſſen, anzubringen; dies iſt äußerſt bequem und warm.

Die der Geſundheit ſo höchſt nachtheilige Zugluft macht es zur Pflicht, auch hierauf bei Anlage der Gebäude zu merken.

§. 87. Licht und Wärme, inſofern ſie bei Anlage der Gebäude für den Maurer zu berückſichtigen ſind.

(Ein Mehreres hierüber in des Verfaſſers Aufſatz: Ueber Licht und Wärme in Bezug auf die Baukunſt. Dinglers polytechniſches Journal 1. Novemberheft 1835.)

Ohne Licht und Wärme in den Gebäuden würde die Bewoh - nung derſelben unmöglich werden, denn Kälte und Feuchtigkeit wür - den ſie für jede Benutzung unzugänglich machen.

Jedes Haus ſoll demnach einen ſichern Abſchluß gegen die Ein - wirkung der äußern Atmoſphäre bilden, um im Stande zu ſein, die - ſelben zu bewohnen.

Die Umfaſſungen und das Dach ſtellen ſich uns zuerſt als die - jenigen Haupttheile des Gebäudes dar, durch welche der Abſchluß ge - gen die Einwirkungen der äußeren Temperatur nur allein bewirkt wer - den kann; denn wäre das Haus im Jnnern noch ſo warm conſtruirt, und es hätte dünne Außenwände, ſo würde im Winter doch eine un - leidliche Kälte die Folge ſein. Es wird alſo auch hauptſächlich auf die Wahl der Materialien ankommen, deren man ſich bedient, da ſie mehr oder weniger gute Leiter für Kälte und Wärme ſind. Es iſt aber klar, daß die ſchlechteſten Leiter, als Baumaterialien verwen - det, den Abſchluß gegen die Atmoſphäre am beſten bewirken werden.

Mauern von Lehm und Lehmſteinen ſind ſchlechte Lei - ter, und werden demnach unter allen Umſtänden, mit Berückſichtigung ihrer ſonſt nothwendigen Conſtruction, zweckmäßig erſcheinen.

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Mauern von Mauerſteinen. Der gebrannte Mauerſtein iſt ein ziemlich ſtarker Leiter; es müſſen alſo entweder die Mauern verhältnißmäßig ſtark (mindeſtens Stein ſtark) angelegt werden, oder man mache ſie nur 1 Stein ſtark und verblende ſie innerhalb mit Lehmſteinen. Fachwerkswände müßten als Umfaſſungen von Wohn - gebäuden niemals vorkommen, da ſie ſtets zu dünn ſind, um Schutz zu gewähren, und außerdem noch leicht verbrennlich und leicht ver - gänglich. Muß man ſie erbauen, ſo iſt das einzige Mittel, ſie nach innen mit Lehmſteinen zu verblenden, welche mittelſt eiſerner Stichan - ker an Stiele und Riegel befeſtigt werden.

Mauern von Feld - und Bruchſteinen ſind ſtarke Leiter, und deshalb ſchon ſchlecht zu Wohngebäuden, wenn man ſie nicht ſtark macht. Außerdem ſind ſie feucht, ſie können alſo höchſtens durch eine Verkleidung von gebrannten Mauerſteinen im Jnnern, zu Wohn - gebäuden geſchickt gemacht werden. Lehmſteine taugen hierzu deshalb nicht, weil ſie feucht werden würden.

Dächer von allen Arten Dachſteinen ſind ſtarke Leiter, deshalb ſind alle Dachwohnungen im Sommer unerträglich heiß, im Winter eben ſo kalt, folglich taugen ſie nichts.

Die Weltgegenden verdienen bei der Stellung der Gebäude, und bei der Lage einzelner Räume alle Aufmerkſamkeit. Die Welt - gegenden von Nordoſt bis Nordweſt ſind die ungünſtigſten. Liegen Gebäude mit den Wohn - und Schlafzimmern gegen dieſe, ſo ſind die Räume den größten Theil des Jahres über ohne Sonne, folglich ohne Licht und Wärme; ſie ſind kalt, und ſelbſt im Sommer eben dadurch und durch die gleichzeitige Feuchtigkeit ungeſund. Aus dem - ſelben Grunde müſſen nicht zu viel Fenſter nach dieſen Seiten, der Kälte im Winter wegen, liegen. Die Lagen gegen Weſt und Süd - weſt ſind zwar wärmer, allein die vielen Stürme und Regengüſſe, wel - che aus jenen Gegenden kommen, haben viel Unangenehmes. Süd und Südoſt ſind die angenehmſten und geſundeſten Weltgegenden.

Bei Wohngebäuden gelten für die einzelnen Räume folgende Regeln: Alle Wohnzimmer gegen Süd oder Südoſt; Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Kinderzimmer gegen Oſt; Küchen, Speiſekammern und Abtritte gegen Nord, Nordoſt oder Nordweſt; Speiſezimmer wo mög - lich gegen die kühleren Weltgegenden; Beſuchzimmer, Fremdenzimmer, Vorzimmer können liegen wie ſie wollen, da Niemand ſich darin für immer aufhält. Keller gegen kalte Gegenden, denn man kann ſie leichter gegen zu große Kälte, als gegen zu große Wärme ſchützen.

Vieh - und Pferdeſtälle mit den Hauptfronten gegen Südoſt,353 ebenſo Bienen - und Treibhäuſer. Schafſtälle gegen Süd; Scheunen ſo, daß der Weſt - und Oſtwind durch die Tenne ſtreicht, damit wenn die Thore offen ſind, die Spreu beim Wurfen leicht durch den die Tenne durchziehenden Luftſtrom geſondert werde. Brauereien und Kühlſchiffe gegen Nord wo möglich. Speicher mit den Giebeln ge - gen Süd und Nord, damit der Oſt - und Weſtwind, als die häufig - ſten, den Speicher durchſtreichen können, wenn die Luken geöffnet ſind; daſſelbe gilt von allen Korn - und Malzboden.

Gegenſtände welche viel Schatten geben, als hohe Gebäude, Bäume ꝛc., hindern den Zutritt des Lichts, folglich der Wärme, und ſind deshalb nur mit Vorſicht anzulegen oder beizubehalten.

Lagen der Gebäude auf der Nordſeite von Gebirgen oder ho - hen Hügelketten liegen ungeſunder, als ſolche auf der Süd - und Oſt - ſeite. Thäler welche ſich ſo ſtrecken, daß die Winde aus den kalten Weltgegenden allein ſie durchſtreichen, ſind ungeſund zu bewohnen. Daſſelbe gilt von ſolchen, wo nur heiße Winde hingelangen können.

Luftſchichten ſind ein weſentliches Mittel, ſich gegen die Ein - wirkung der Atmoſphäre in den Gebäuden zu ſchützen. Man beläßt ſolche Luftſchichten in den Mauern ſelbſt, welche mit der äußern Luft in keiner Verbindung ſtehen.

Deshalb leiſten Luftſchichten zwiſchen den Umfaſſungen ſehr viel in dieſer Hinſicht; deshalb ſind Keller mit doppelten Gewölben, zwi - ſchen welchen eine Luftſchicht bleibt, und die auch in den Umfaſſungs - mauern Luftſchichten haben, ungleich beſſer, als ſolche mit einfachen Mauern. Deshalb macht man über Eiskeller doppelte Dächer, mit einer abgeſchloſſenen Luftſchicht dazwiſchen; deswegen legen die Eng - länder ihre Molkenhäuſer ſo an, daß um die Molkenſtube eine Luft - ſchicht entſteht.

§. 88. Holzſchwamm, Mauerfraß (Stock - auch Mauer - ſchwamm).

Den Holzſchwamm hat der Maurer nur inſofern zu be - achten, als dieſes dem Holze ſelbſt ſo höchſt verderbliche Gewächs ſeine Wurzeln im Untergrunde, in den Fundamenten und Mauern haben kann, von wo aus ſie in das Holzwerk übergreifen und daſſelbe unaufhaltſam zerſtören. Die Mauern ſelbſt werden durch den Holz - ſchwamm nicht zerſtört, jedoch muß man nichtsdeſtoweniger alles aufbieten, ſie von dieſem verwüſtenden Gewächs rein zu erhalten, und wenn er ſich darin feſtgeſetzt haben ſollte, ihn wieder los zu werden.

Der Maurer hat hierbei folgendes zu beobachten:

Menzel, der paktiſche Maurer. 23354
  • 1) Muß bei dem Fundamentgraben auf denjenigen Flächen des Terrains, wo keine Keller kommen, das Erdreich ſo weit abgegra - ben werden, als der ſogenannte Abraum geht (die fruchttragende Erde, oder auf Wieſengrund die obere Erdſchicht), alſo etwa bis 2 Fuß tief. Anſtatt dieſes Abraumes kann man entweder den ſpäter zu legenden Fußboden hohl laſſen, oder man bringt reinen, ſcharfen, trocknen Sand an die Stelle des Abraumes (wenn das Dach eingehängt iſt).
  • 2) Jſt der Bauplatz ein Garten geweſen, oder haben Bäume da - ſelbſt geſtanden, ſo muß nicht blos aller Abraum, ſondern auch alles Baumwurzelwerk, und wenn es noch ſo tief ging, auf das ſorg - fältigſte entfernt werden, weil, wie die Erfahrung gelehrt hat, die Schwammwurzeln hier entſtehen können.
  • 3) Die Fundamente ſelbſt dürfen unter keiner Bedingung weder mit Lehm, noch mit ſogenanntem Sparkalk, noch mit Kalkmörtel, wobei der Sand ſehr lehmig war, gemauert werden; man muß dazu den Mörtel aus Kalk und lehmfreiem Sande bereitet verwenden. Dies gilt auch von den Ofenfundamenten, und den Fundamenten der Blockſtufen in den unterſten Stockwerken.
  • 4) Man vermeide ſolche Bauplätze auf dem Lande, wo Miſtgru - ben, Düngerſtätten und dergleichen den Pflanzenwuchs fördernde An - lagen beſtehen, oder geweſen ſind. Es iſt mir ein Fall bekannt, wo man eine Grube, die früher als Küchenausguß gebraucht wurde, nicht gehörig beachtet hatte, und von welchem Punkte aus der Schwamm einen guten Theil von einem Fachwerkshauſe zerſtörte.
  • 5) Scheidet man die Plynthen (nach §. 84.) von dem obern Ge - bäude durch Asphalt -, Glas - oder Metallüberzüge, ſo kann der in den Fundamenten wurzelnde Schwamm, wenigſtens auf allen dieſen Punkten, nicht nach oben dringen, wenn er nicht etwa ſeitwärts die an - liegenden Fußboden ergreift. Es würde aber immer ſchon ſehr viel gewon - nen ſein, wenn man ihn verhindert ſich weiter nach oben fortzupflanzen.
  • 6) Lehmwände und mit Lehmſteinen gemauerte oder verblendete Wände pflanzen ihn fort. Man muß daher unterhalb derſelben im - mer etwa 4 Schichten von gebrannten Steinen in reinem Kalkmör - tel vermauern.

Dies wären die von dem Maurer zu beobachtenden Vorſichts - maßregeln. Es kann zwar nichtsdeſtoweniger der Holzſchwamm ſich aus dem Bauholze ſelbſt erzeugen, das iſt aber Sache des Zimmermanns.

Wir kommen nun zu der Aufgabe, den Schwamm aus dem Mauerwerke zu vertreiben, wenn er ſeine Wurzeln darin hätte: Hier - bei hilft gar nichts weiter, als Fortbrechen alles vom Schwamme355 ergriffenen Mauerwerks, und gänzliche Erneuerung deſſelben. Selbſt die Anwendung des alten noch brauchbar ſcheinenden Materials darf nicht ſtattfinden, weil es nie ſo gründlich gereinigt wird, daß man ganz vor dem Wiederentſtehen des Schwammes geſichert wäre. Das übliche Herauskratzen der Wurzeln aus den Kalkfugen der Mauer, das Anſtreichen mit Vitriolöl ꝛc. iſt nie ganz ſicher. Das Beſtreichen und Begießen mit ſcharfen Salzen und Salzlaugen aber tödtet zwar den Holzſchwamm, bringt aber dafür den Mauerfraß in die Mauern, welches für dieſe noch ſchlimmer iſt. Die Anwendung von Queckſilberauflöſung (Sublimat) vergiftet die Luft der Räume, und darf nie verwendet werden.

(Ein Mehreres hierüber ſehe man in:

1) Abhandlung über den Hausſchwamm ꝛc. von E. W. Bour - wieg. Stettin 1827. bei Morin.

2) Des Verfaſſers Abhandlung in: Jahrbuch der Baukunſt ꝛc. II. Band. S. 157 ꝛc. Eisleben, Reichardt.)

Der Mauerfraß, auch Salpeterfraß genannt. Der Mauer - fraß iſt an folgenden Erſcheinungen kenntlich: Die Mauern, beſonders der untern Stockwerke, wo die Erdfeuchtigkeit durch ihr Aufſteigen am meiſten wirken kann, werden dunkelfleckig, feucht, es zeigt ſich ein ſchmutzigweißer ſchmieriger Ueberzug, im Jnnern am meiſten, welcher eine kalte, dumpfige und ungeſunde Ausdünſtung verbreitet. Zuweilen zeigen ſich an den Mauern dicke Salpeterkryſtalle, welche man dick abkratzen kann.

Die Wirkung des Mauerfraßes beſteht darin, daß er den ſämmt - lichen Kalk, ſowohl im Abputz als auch in den Fugen, gänzlich zer - ſtört, ſo daß nichts von dem Mörtel übrig bleibt, als ein nach Sal - peter ſchmeckender Sand. Die Zerſtörung des Mörtelzuſammenhan - ges unter ſich und mit den Mauerſteinen iſt ſo vollkommen, daß man die einzelnen Mauerſteine, ohne Gewalt anzuwenden, aus der Mauer ziehen kann.

Der Mauerfraß zieht ſich langſam, aber unaufhaltſam, von unten nach der Höhe der Stockwerke, und herrſcht beſonders da, wo Luft und Licht weniger Zutritt haben.

Er entſteht, wenn man z. B. Kalkſteine zur Ausmauerung von Kloaken und Düngergruben, Abtritten ꝛc. verwendet, auch ſind Steine wozu Mergelerde gebraucht wurde, beſonders zu Mauerfraßerzeugung geneigt. Er entſteht ferner, wenn man zum Kalkmörtel Meeresſand verwendet, ohne ihn vorher gehörig ausgewaſchen zu haben.

Mörtel, welcher mit ſalpetrigem Brunnenwaſſer gelöſcht wurde,23 *356erzeugt ebenfalls Mauerfraß unter ſolchen Umſtänden, welche ihm gün - ſtig ſind. Unter keiner Bedingung darf man daher Meereswaſſer zur Mörtelbereitung nehmen.

Daſſelbe gilt von dem Waſſer, welches man zur Bereitung des Ziegelgutes verwendet; iſt es ſalzig, ſo werden es die gebrann - ten Mauerſteine auch, ziehen alle Feuchtigkeit von unten und aus der Luft an ſich, werden nie trocken und erzeugen unvermeidlich den Mauerfraß.

Um denſelben von vorn herein möglichſt bei Bauten zu ver - hindern, muß man demnach zuvörderſt bei Bereitung der Steine, des Mörtels und bei Auswahl der Bauſteine alles das vermeiden, was bisher erwähnt wurde. Ferner muß man die friſchen Mauern nie zu ſchnell auf beiden Seiten abputzen, ſie müſſen mindeſtens einen Winter hindurch, auf einer Seite, ungeputzt bleiben, was vorzüglich von den ſtärkeren Umfaſſungsmauern gilt. Die ſchwachen innern Mauern trocknen, wenigſtens in den oberen Stockwerken, raſch aus.

Ferner: die Feuchtigkeit aller Mauern, welche während des Baues durch den Mörtel und durch das Mauern hineinkommen muß, zieht ſich nach unten und erhält die unterhalb ohnehin ſtärkeren Mauern am längſten feucht; ſind nun die Plynthen (§. 84.) nicht durch einen der Feuchtigkeit undurchdringlichen Ueberzug von dem oberen Mauer - werke geſchieden, ſo ſteigt die Erdfeuchtigkeit fortwährend in die Höhe und vereinigt ſich mit der von oben herabdrängenden, ſo daß dieſe unteren Theile der Mauer, auch nach langer Zeit, nicht austrocknen, und wenn man die Plynthen nicht durch einen Ueberzug abſcheidet, auch nie austrocknen können; daher kommt es: daß der Mauerfraß immer zu - erſt in den unteren Mauertheilen entſteht und dann unaufhaltſam fortſchreitet.

Will man ihn daher gründlich verhindern, ſo ſcheide man, bei vorheriger Beobachtung aller angeführten Vorſichtsmaßregeln, die Plynthen durch einen beliebigen Ueberzug von den oberen Mauern. Es wird die Austrocknung der letzteren dann immer in ganz kurzer Zeit erfolgen.

Bei Fachwerksgebäuden iſt der etwa in den Fundamenten und Plyn - then entſtandene Mauerfraß ohne nachtheiligen Einfluß auf die Fach - wände ſelbſt. Der Mauerfraß pflanzt ſich durch das Holz nicht fort, und die gewöhnlich eichnen Schwellen ſcheiden die Fachwände hinlänglich ab. Auch iſt die geringe Stärke der Fache, und folglich ihre viel ſchnel - ler und immer neu erfolgende Austrocknung ſchuld, daß man den Mauer - fraß in Fachwerkswänden faſt nie antrifft.

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Je feſter (marmorartiger) der Kalkſtein iſt, welchen man als Bauſtein verwendet, um ſo weniger iſt er dem Mauerfraß unterworfen.

Die Vertreibung des Mauerfraßes kann mit Sicher - heit nur durch ein einziges Mittel geſchehen. Es beſteht darin: daß man alles davon ergriffene Mauerwerk fortreißt und durch neues erſetzt. Die vom Mauerfraß durchdrungenen Steine dürfen nie wieder gebraucht werden, weil er ſich ſonſt immer wieder einfindet.

Man hat unendlich viele Mittel angegeben, ihn zu vertreiben. Be - ſonders hat man den Putz abgeſchlagen, die Mauern durch die Sonne, oder ſonſt künſtlich erwärmen laſſen, und dann Ueberzüge von Theer, Asphalt, Cementen ꝛc. über die Mauer gebracht, um den Putz haltbar zu machen, welches man auch meiſtentheils erreichte; dadurch aber wird der Mauerfraß nicht nur nicht vertilgt, ſondern nur noch mehr im Jn - nern der Mauer eingeſchloſſen, wo er unaufhaltſam, nach wie vor, in die Höhe ſteigt. Will, oder kann man wegen der Koſten die angeſteckten Mauertheile nicht erneuern, ſo bekleide man die innern Mauerflächen mit Zink, wodurch man wenigſtens die der Geſundheit ſchädliche Ausdün - ſtung vermeidet. Die Zinktafeln werden dann mit Papier überklebt und darauf gemalt, oder man tapeziert ſie auf gewöhnliche Weiſe. Holztäf - lungen zu demſelben Zweck vermodern ſehr bald, wenn man ſie an der Mauerſeite nicht mit Oelfirniß oder Asphalt überzieht, und wenn man ſie nicht weit genug von der Mauer abſetzt, um Luftzüge dahinter anzubringen.

Der ſogenannte Stock iſt eine ähnliche Erſcheinung wie der Mauerfaß. Er entſteht auch bei völlig ſalpeterfreiem Mauerwerk dadurch, daß man durch zu ſchnelles Abputzen die Feuchtigkeit in die Mauer ein - ſchließt, und dadurch, daß die Plynthen vom obern Mauerwerk nicht ge - ſchieden ſind, folglich die Erdfeuchtigkeit nach oben dringt. Schlägt man den Putz von ſolchen Mauern und ſetzt ſie der Sonne, dem Luftzuge oder der Ofenwärme ꝛc. aus, ſo wird man im Stande ſein, ihn nach und nach (aber ſehr langſam) zu vertreiben. Beſſer iſt daher auch hierbei Erneuerung des Mauerwerks, und von vorn herein Abſcheidung der Plynthe durch Ueberzüge. Auch zeigt er ſich an ſolchen Stellen, wo das Mauerwerk immer naß wird, wie an löchrigen Regenrinnen, an Traufen ꝛc. Er giebt leicht Veranlaſſung zur Entſtehung des Mauerfra - ßes, wenn geeignete Umſtände mitwirken.

(Eine ſehr vollſtändige Abhandlung über Holzſchwamm und Mauerfraß findet man in dem Archiv für die Baukunſt. 1. Bd. Ber - lin 1818. 1. Theil. 1. Aufl. §. 297. von dem damaligen Geh. Ober - baurath Held verfaßt.)

Zwölfte Abtheilung. Die Steinhauerarbeiten.

§. 89. Allgemeines.

Wo dergleichen Arbeiten ſehr viel vorkommen, wie in gebirgi - gen Gegenden, bilden die Steinhauer oder Steinmetzen eine eigene Abtheilung der Bauhandwerker. Wo aber verhältnißmäßig nur we - nige dergleichen Arbeiten vorkommen, verrichten die Maurer ſolche Ar - beiten, und von dieſen ſoll hier vorzugsweiſe die Rede ſein. Die Wiſ - ſenſchaft, welche lehrt, wie die ſämmtlichen Flächen eines einzelnen Steines (Werkſteines) der Form nach bearbeitet ſein müſſen, damit er an dem nöthigen Orte paſſe, heißt der Steinſchnitt. Dieſer iſt jedoch in ſeiner vollkommenſten Ausdehnung für die eigentlichen Stein - metzen zu wiſſen erforderlich, für die den Maurern in der Regel vor - kommenden einfachen Arbeiten reicht es aus, wenn ſie mit den An - fangsgründen der Projectionslehre vertraut ſind.

Das Lager nennt man diejenige Fläche eines Steines, mit welcher er in der Mauer oder auch (als roher ungebrochener Stein) im Gebirge lagert.

Die Lagerfuge iſt diejenige Fläche eines Werkſteines, welche wagerecht iſt. Es giebt alſo für einen Stein eine untere Lagerfuge, wo er auf einem andern aufliegt, und eine obere Lagerfuge, wo ein anderer Stein auf ihn gelegt wird.

Stoßfugen nennt man diejenigen Flächen, mit welchen der Stein an die ihm der Länge nach zunächſt liegenden anſtößt.

Stirnfläche heißt die nach außen gekehrte Fläche des Stei - nes (auch Kopf).

Hintere Fläche heißt die der Stirnfläche entgegengeſetzte Seite.

Die Werkſtücke müſſen im Bau immer mit derſelben Fläche in ihr Lager gelegt werden, mit welcher ſie im Steinbruche im Lager gelegen haben, weil ſie in dieſer Art gelagert, den meiſten Wider - ſtand gegen das Zerdrücktwerden äußern.

Das Einſetzen eines Steines in dasjenige Lager im Bau, wel - ches er einnehmen ſoll, heißt das:

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§. 90. Verſetzen des Werkſtückes.

Es ſind hierzu mancherlei Hülfsmittel erforderlich. Geſchieht das Verſetzen zu ebner Erde oder in geringen Höhen, ſo wird der Stein auf einer Schleife, oder auf Holzrollen, oder auf einer Schleife, welche mit ſtarken, ganz niedrigen Rädern verſehen iſt, nach dem Orte ſeiner Beſtimmung gebracht. Damit dieſe Hülfsmittel nicht im wei - chen Erdreiche einſinken, werden überall, wo die Bahn geht, Bretter untergelegt. Sollen die Steine in größerer Höhe verſetzt werden, ſo daß man ſie nicht hinſchleifen kann, ſo müſſen ſie durch Hebezeuge gehoben und durch Rollwagen auf ſtarken, vom Zimmermann verbun - denen Gerüſten nach dem Orte ihrer Beſtimmung gebracht werden.

Hier angekommen werden kleinere Steine durch ſo viel Mann als ihn regieren können, theils mit den Händen, theils mit eiſernen Brechſtangen ſo lange gedreht und gewendet, bis man ihn in ſein Lager eingepaßt hat.

Sehr große Steine werden von den Hebezeugen, die durch Erd - winden bewegt werden, in die Höhe gezogen. Oben angekommen, werden ſie in ganz geringer Entfernung über ihrem Lager ſo lange ſchwebend erhalten, bis ſie (wie man es nennt) eingeſpielt ha - ben, dann werden ſie langſam in ihr Lager herunter gelaſſen. Bei dem in die Höheziehen großer Steine (bei ſeinem Auffahren) iſt es nothwendig, daß ein Steinmetz mit auffährt, damit er den Stein vor Anſtoßen und Schwankungen ſichere; er ſtellt ſich dann oben auf den Stein und läßt ſich mit in die Höhe ziehen. Es müſſen aber als - dann ſowohl Krahne, als Taue, Kloben und Haken ſehr feſt ſein, damit nichts reiße, weil es ſchon oft vorgekommen iſt, daß ſolche Steine herunterfielen und die mit Auffahrenden zerſchmetterten.

§. 91. Verkitten, Vergießen und Verdübeln der Werkſtücke.

Die innigere Verbindung der Werkſtücke geſchieht nicht durch Mörtel, wie bei den Mauern aus gebrannten Steinen, weil die ge - ringe Maſſe Kalk gar nicht im Stande ſein würde, die großen Steine zu halten. Wohl aber verſtreicht man ſowohl die äußern Stoßfugen, als auch die oberen wagerechten Fugen, welche zu Tage liegen, bei geringerer Arbeit mit gutem Kalkmörtel, bei beſſerer Arbeit mit Steinkitt, damit keine Feuchtigkeit in die Fugen eindringen, ſich in Eis verwandeln, und die Steine auseinander drängen könne.

a) Mit dem Steinkitt verklebt man nicht blos die Fugen der Steine, ſondern man ergänzt auch abgebrochene Stücken derſelben, ſo daß der aufgetragene Kitt den fehlenden Theil des Steines erſetzen360 muß. Man ſieht ſchon aus dieſer Bedingung, daß der Kitt, wenn er erhärtet iſt, ſo feſt als der Stein ſelbſt ſein muß. Ferner muß er die Eigenſchaft haben, ſich an das Geſtein feſt anzuhängen und nie loszulaſſen. Wenn das Mauerwerk bald im Naſſen, bald im Trocknen iſt, braucht man folgenden Kitt:

Der Kalk ſowohl als das Ziegelmehl müſſen ſo trocken als möglich ſein, von dem Oele, welches man vorher noch zu kochen pflegt, nimmt man anfänglich nur ſo viel, daß die Maſſe beim Schla - gen oder Stampfen nur nicht ſtäube. Ein Mann kann in einem Tage höchſtens 10 Pfd. ſchlagen, und zwar auf folgende Weiſe: Die vorher in einem Mörſer geſtoßene Maſſe wird geſiebt, von neuem in einen Mörſer gethan, ſodann ¾ des Oeles oder Pfd. hinzuge - than und alles zu einem ſteifen Teige geſtoßen; ſodann wird das letzte ¼ Oel hinzugethan, wovon alles aneinander hängt. Nunmehr wird die Maſſe aus dem Mörſer gekratzt, auf eine Werkſteinplatte ge - legt, und mit einem dazu geſchmiedeten, bis 20 Pfund ſchweren Ei - ſen (man kann auch eine gewöhnliche Brechſtange dazu nehmen) einen ganzen Tag geſchlagen, wobei man den breiten Kuchen wieder von allen Seiten zuſammenlegt und von neuem breit ſchlägt.

Wird viel Kitt verbraucht, ſo kann eine Portion von 25 Pfd. zugleich zubereitet werden. Es ſoll zwar nicht mehr davon im voraus gemacht werden, als man in zwei bis drei Tagen zu verbrauchen ge - denkt. Macht man indeſſen einen Vorrath auf 8 bis 12 Tage, oder man würde an dem Verbrauch verhindert, ſo muß der Kitt mit feuch - tem Papier umſchlagen, an einem friſchen Orte aufbewahrt werden, damit derſelbe keine Rinde bekomme.

Beim Verkitten der Mauern müſſen die Steinfugen von aller Näſſe und allem Staube gereinigt werden, jedoch werden die Fugen361 vor dem Einſtreichen mit Kitt einigemal mit Oel, vermittelſt| eines Pinſels, ausgeſtrichen, und ſodann der Kitt mit hölzernen oder eiſer - nen Spateln mit Gewalt ſo tief als möglich eingepreßt.

Entſtehen in den erſten Tagen nach dieſem Einſtreichen kleine Riſſe, ſo müſſen ſelbige mit Oel beſtrichen und von neuem zuge - drückt werden.

Jn acht Tagen pflegt alles trocken zu ſein, und nach Jahr und Tag iſt dieſer Kitt feſter als der Stein ſelbſt. Haben die Werkſtücke (oder andere Steine) eine graue oder röthliche Farbe, ſo kann man dem Kitt durch Zuſatz von etwas Schwärze oder Braunroth (Bolus) das gleiche Anſehen geben.

Einen guten Feuer - oder heißen Kitt bereitet man wie folgt: Man nimmt 24 Loth Colofonium oder Pech, 3 Loth gelbes Wachs, 2 Loth Terpentin, 1 Loth gegoſſenen Maſtix, 1 Loth Schwe - fel und eine gute Hand voll Ziegelmehl.

Dieſe Maſſen werden in einem Topfe oder Grapen auf dem Feuer zerlaſſen und fleißig umgerührt. Wenn dieſer Kitt ſogleich ge - braucht werden ſoll, ſo müſſen die Fugen mit glühenden Holzkohlen, oder mit einem darauf gelegten ſtarken glühenden Eiſen heiß gemacht werden, und ſo wird die Maſſe glühend eingegoſſen.

Man kann daher dieſen Steinkitt nur allein bei flachliegenden Steinen, als bei Baſſins, ſteinernen Waſſerröhren ꝛc. anbringen. Er wird gleich hart, ſo daß er überſtehend weggemeißelt werden muß.

Von dieſem Feuerkitt kann man auf viele Jahre Vorrath ma - chen, ſolchen in Stücken aufheben und beim Gebrauch ſo viel ab - ſchlagen und ſchmelzen, als man eben bedarf.

Wo keine bedeutende Hitze wirkt, ſo wie bei Hausfluren, Mo - ſaikpflaſterungen ꝛc., kann man ſich mit Vortheil des geſchmolzenen Asphalts bedienen, welcher mit dem Dreifachen an feinem Sande ver - ſetzt wird.

(Hierüber ſehe man des Verfaſſers Jahrbuch der Baukunſt. Eis - leben, Reichhardt. I. Jahrgang. 1844. Abth. IV. u. V.)

Es giebt zwar noch eine unzählige Menge anderer Kitte, welche man in allen techniſchen Zeitſchriften findet, für den vorliegenden Zweck mag es jedoch genügen, darauf hingewieſen zu haben.

b) Vergießen der Steine. Um die Werkſtücken feſt mit ein - ander oder mit anderem Mauerwerk zu verbinden, werden ſogenannte Klammern und auch Stichanker angebracht, welche mit den Stei - nen vermittelſt flüſſigen Bleies, Schwefels oder Gypſes vergoſſen wer - den. Man verfährt dabei wie folgt: Zur Verbindung zweier wagerecht362 nebeneinander liegender Werkſtücke legt man eine oder mehrere Klam - mern, je nach der Größe der Steine ein. Jede Klammer beſteht aus einem geraden Stück geſchmiedeten Eiſens, deſſen beide Enden im rechten Winkel etwa 1 bis Zoll lang heruntergebogen und zu - geſpitzt ſind. Die Länge und Stärke dieſer Klammern richtet ſich nach der Größe der Steine. Um dieſe Klammern einlegen zu kön - nen, werden in die beiden Steine, welche durch ſie verbunden werden ſollen, Löcher eingehauen, welche ſo groß und tief ſind, als die um - gebogenen Klammerenden, aber ſo groß, daß die Klammer bequem Raum hat. Dieſe Löcher werden unten weiter als oben gemacht, damit das eingegoſſene Blei niemals ſich herausziehen kann, wenn es einmal erhärtet iſt. Damit die Klammer oben nicht vor dem Steine vorſtehe, wird in die Steine eine Rinne eingehauen, ſo tief als die Klammer ſelbſt dick iſt, damit ihre Oberkante in gleicher Ebene mit der Oberfläche der Steine kommt.

Soll nun die Klammer vergoſſen werden, ſo werden die Stein - löcher erſt ſorgfältig von Näſſe und Steinſtaub gereinigt, dann wird die Klammer eingelegt und dann mit dem flüſſigen Blei ꝛc. vermit - telſt einer Gießkelle vergoſſen.

Blei iſt das beſte Material zum Vergießen, aber auch das theuerſte. Schwefel kann man ebenfalls dazu benutzen. Gyps aber kann man nur an ſolchen Orten zum Vergießen nehmen, wo er un - ter allen Umſtänden trocken bleibt, er iſt alſo im Aeußern nie anzu - wenden; denn wenn er einmal erhärtet, wieder naß wird, dehnt er ſich aus und ſprengt die damit vergoſſenen Steine entzwei. Gyps macht überdies die Klammern roſten, und er iſt demnach das ſchlech - teſte der drei genannten Materialien, obgleich das wohlfeilſte.

Gewöhnlich bedient man ſich des Schwefels. Auch Asphalt mit wenig Sand gemiſcht, kann zum Vergießen der Klammern an ſol - chen Orten genommen werden, wo kein heißes Waſſer und keine Sonne, überhaupt keine bedeutende Wärme hinkommen kann.

Stehen Steine ſenkrecht und ſie ſollen mit Mauerwerk oder an - deren Werkſtücken verbunden werden, ſo verfährt man in folgender Weiſe: Jn den ſenkrechten Stein wird je nach der Größe deſſelben ein oder mehrere Stichanker eingegoſſen. Ein ſolcher Stichanker be - ſteht aus einem Stück Eiſen, welches an dem Ende, wo es aus dem Steine vorſteht, zugeſpitzt und eingehakt iſt. Jſt der Stichanker in den ſenkrechten Stein, an ſeiner hinteren Seite, eingegoſſen, ſo wird das Werkſtück verſetzt und dann der vorſtehende Stichanker in das363 hinter dem Werkſtücke aufzuführende Mauerwerk mit eingemauert (der Stichanker kann auch hinten rechtwinklig umgebogen ſein).

Es kann aber auch der Fall eintreten, daß die Mauer ſchon vorhanden iſt, gegen welche das Werkſtück vergoſſen werden ſoll. Jn dieſem Falle macht man in dem Mauerwerk zuvor die nöthigen - cher für die Stichanker, unten weiter wie oben, und etwas von vorn nach hinten abwärts geneigt. Dann bringt man das Werkſtück vor die Mauer in ihr Lager, ſo daß die Stichanker in die Löcher zu ſtecken kommen. Wollte man nun gleich vergießen, ſo würde das Blei ꝛc. an den ſenkrecht ſtehenden Steinen herunterlaufen, man macht daher vor das Loch, wo vergoſſen werden ſoll, ein ſogenanntes Neſt von nicht zu naſſem Lehm. Jn dieſes Neſt gießt man das Blei ꝛc., von wo es in das zugehörige Loch läuft, und den Stichanker vergießt. Das Neſt erhält die Geſtalt einer halb durchgeſchnittenen Kelle, und wird an den Stein oder die Mauer nur ſo lange angedrückt, wie das Vergießen dauert, damit nichts daneben laufen kann; dann wird es wieder weggenommen und bei dem nächſten Gießloche ein neues Neſt davon gemacht.

Damit die Klammern nicht ausreißen können, müſſen ſie min - deſtens 2 bis 3 Zoll über die Steinfuge nach jeder Seite übergreifen.

c) Verdübeln der Steine. Damit zwei wagerecht auf - einander liegende Steine nicht übereinander weg, nach der Seite ge - ſchoben werden können, bedient man ſich der ſogenannten Dübel. Hierunter verſteht man entweder prismatiſch geformte Klötzchen, welche im Grundriß entweder quadratiſch oder auch ſchwalbenſchwanzförmig geſtaltet ſind. Um die Hälfte ihrer Höhe werden dieſe Klötzchen in den unten liegenden Stein eingelaſſen, mit der andern Hälfte ihrer Höhe reichen ſie in den darüber liegenden Stein hinein, ſo daß ſie, wenn man die Steine übereinander wegſchieben wollte, einen Wider - ſtand bilden. Jn den oberen und unteren Stein müſſen alſo in jeden ein Loch eingearbeitet werden, welches die halbe Höhe des Dübels zur Tiefe hat, und genau ſo groß iſt, daß der Dübel genau hinein - paſſe. Man macht dieſe Dübel von verſchiedenartigem Material. Jm Alterthume machte man ſie häufig von feſtem Holze, aber auch von Stein, Bronze (Glockengut). Jetzt macht man ſie gewöhnlich von Stein, gegoſſenem oder geſchmiedetem Eiſen, und nur Ausnahmsweiſe von Bronze. Werden ſie jedoch von Eiſen gefertigt, ſo iſt es ſehr zweckmäßig, ſie durch Eintauchen in geſchmolzenen Asphalt vor allem Roſt zu bewahren.

Die Größe eines ſolchen Dübels iſt mit 3 Zoll Länge und 1 bis364 2 Zoll Dicke, je nach der Größe der Steine, hinlänglich. Vergoſſen kann nur das in dem unten liegenden Steine eingeſenkte Stück werden, das in den obern Stein einpaſſende aber nicht. Jn der Regel wer - den ſie gar nicht vergoſſen, ſondern die Löcher nur ſo genau wie mög - lich gearbeitet, daß die Dübel genau einpaſſen. Werden ſie von Stein, ſo läßt man an dem untern Steinſtück zuweilen gleich den Dübel an - gearbeitet ſtehen.

§. 91. Vorbereitung der Werkſtücke.

Zu den einfachſten Vorbereitungen gehört die Zurichtung der Steine zu ſogenannten Werkſtücken (Quadern) nach vorgeſchriebenen Maaßen, welches entweder gleich in den Steinbrüchen, oder nach Um - ſtänden auch auf der Bauſtelle geſchehen kann. Geſchieht es in den Steinbrüchen, ſo werden die Steine um einen Zoll nach jeder Aus - dehnung hin größer angefertigt, als ſie ſpäter wirklich verſetzt werden, weil durch den Transport bis zur Bauſtelle leicht kleine Stücken ab - ſpringen, und dann der Stein keine reinen Kanten haben würde. Die - ſen Zoll mehr nennt man den Arbeitszoll. Werden die Steine dagegen gleich auf der Bauſtelle aus dem Rohen bearbeitet, ſo wird der Arbeitszoll nicht berückſichtigt. Die Steine erhalten zuvörderſt immer nach Maaßgabe ihrer erforderlichen Dicke wenigſtens 2 ebene Flächen (oben und unten). Werden ſie aber in den Steinbrüchen nach vorgeſchriebenen Maaßen zugerichtet, ſo werden ſie immer als rechteckige Prismen oder ſogenannte Quadern, ganz aus dem Rohen gearbeitet, verſendet. Um die Quadern zu erhalten, ſpaltet man die größeren Maſſen mit eiſernen Keilen (§. 2.), oder man zerſägt ſie in kleinere Stücken. Man unterſcheidet ferner ganz roh bearbeitete Steine, oder grob ſcharrirte, wo nur die größten Unebenheiten, vermittelſt eiſerner, wie Stemmeiſen geformter Meißel, und hölzerner Hammer (auch eiſerner Spitz - und Flachhauen) weggearbeitet werden, oder fein ſcharrirte Arbeit, welche noch mehr abgearbeitet werden und wozu auch die geſägten Steine gehören, oder endlich polirte Steinarbeit, welches die feinſte, aber auch theuerſte iſt. Hat der Steinhauer den Quaderſtein vor ſich, ſo arbeitet er bei einfachen Plat - ten, Kanten und prismatiſchen Formen nur nach dem Winkelmaaße, mittelſt der Setzwage und dem Richtſcheite; werden die Formen zu - ſammengeſetzter, ſo macht er ſich ſogenannte Chablonen, zeichnet dieſe auf den Stein, und giebt demſelben darnach ſeine erforderliche Geſtalt. Taf. XIII. Fig. 357. iſt ein ſolcher Fall vorgeſtellt. Auf der oberen Fläche des Steines iſt die Chablone verzeichnet, die punktirten Linien365 dagegen zeigen diejenige Form, welche das Werkſtück nach und nach durch die Bearbeitung erhalten wird.

Werden Steine von ſehr feiner und zerbrechlicher Form ausge - arbeitet, die ſpäter auf die Gerüſte hinaufgeſchafft werden ſollen, wie Säulencapitale, Steine mit ſehr feinen Gliederungen ꝛc., ſo werden ſolche Steine vor dem Transport nach ihrem Lager an allen zerbrech - lichen Punkten mit Gyps ausgegoſſen, und dieſer Gyps wieder her - ausgemeißelt, wenn die Steine in ihr Lager verſetzt ſind. Jm Alter - thume dagegen verfuhr man nicht ſo, wie viele unfertig ſtehende Mo - numente beweiſen; man arbeitete den Stein damals nur nach rohen Linien vor, verſetzte ihn dann, und erſt in ſeinem Lager gab man ihm die erforderliche Form. Die jetzige Methode hat inſofern den Vor - zug, als die Steine bei gänzlicher vorheriger Bearbeitung viel leichter an Gewicht für den Transport und die Aufziehzeuge werden, da der eingegoſſene Gyps immer noch viel leichter iſt, als wenn der Stein nur nach rohen Umriſſen bearbeitet, aufgezogen worden wäre.

Alle ebenen Flächen werden nach Quadratfußen berechnet bezahlt, alle Gliederungen, Geſimſe ꝛc. nach laufenden Fußen, alle Capitäle der Säulen, Füße derſelben und einzelne Verzierungsſtücke Stückweiſe. Je nachdem die Steine weicher oder härter ſind, je nachdem wird für eine und dieſelbe Arbeit ein geringerer oder höhe - rer Preis bezahlt.

§. 92. Mauern von Quaderſteinen.

Sie ſind gewöhnlich von zweierlei Art, entweder die Mauern beſtehen ganz aus Quadern, oder ſie ſind nur mit Quadern verblen - det, wie z. B. Plynthen, Futtermauern ꝛc.

Beſtehen ſie ganz aus Quadern, ſo läßt man die Steine in ge - hörigen Verband legen, und wechſelt mit Streckern und Läufern ab, oder wenn die Steine ſo dick ſind wie die ganze Mauerſtärke, ſo wer - den alle Steine länglich und gleich groß, ſo daß man nur ſogenannte Läuferſchichten im Verbande zu legen braucht. Da dergleichen volle Steinmauern jedoch ſehr koſtbar werden, ſo kommen ſie faſt niemals mehr vor, obgleich das Alterthum viele Beiſpiele davon aufweiſet.

Werden die Mauern nur verblendet, ſo bedient man ſich der Platten und Binderſteine (oder Strecker) in der Art, daß ein Plat - tenſtein zwiſchen zwei Bindern zu liegen kommt. Jn der nächſtfol - genden Schicht liegen die Binderſteine auf den Mitten der darunter folgenden Platten, ſo daß ein vollſtändiger Verband erzielt wird. Da - mit die Plattenſteine nicht nach vorn überfallen können, werden die366 Binder vorn (am Kopfe) ſchwalbenſchwanzförmig an den Ecken be - hauen, und die Platten erhalten in ihren Stoßfugen eine dem ent - ſprechende Abſchrägung, welche die Platte nach hinten zu ſchmaler macht als vorn. Dieſe Abſchrägung braucht nur ganz gering zu ſein, denn wird ſie zu ſtark, ſo ſpringt ſie ab und ihr Zweck geht verlo - ren, ¼ bis ½ Zoll Abſchrägung iſt unter allen Umſtänden hinlänglich.

Werden die Quadern ſo groß, daß ſie durch die ganze Stärke der Mauer gehen, ſo daß ihre äußern Flächen vorn und hinten ſicht - bar bleiben, ſo müſſen alle Flächen des Steines bearbeitet werden.

Steckt aber die hintere Fläche des Steines in der Mauer, ſo wird dieſe roh gelaſſen, und man bearbeitet alsdann nur die obere und untere Lagerfuge, die beiden Stoßfugen und die Stirnfläche eines jeden Steines.

Je feiner die Quadern bearbeitet werden, je feiner folglich alle Fugen werden, um ſo feſter wird die Mauer. Je feiner man die Stirnfläche bearbeitet, um ſo beſſer widerſteht ſie der Witterung. Steigert man die Feinheit der Arbeit bis zur Politur derſelben, ſo iſt das natürlich das beſte, aber auch das theuerſte.

Weiches Geſtein, wie loſer Sandſtein, kann durch Oelfirnißan - ſtrich dauerhafter gemacht werden. Der Stein muß aber zu dieſem Zweck vollkommen trocken ſein, dann wo möglich von der Sonne oder künſtlich erwärmt, geſtrichen werden, bei hartem Geſtein iſt dies nicht nöthig.

§. 93. Treppen von Werkſtücken.

Dieſe werden entweder ſo angefertigt, daß man auf eine Un - termauerung von Bruch - oder Mauerſteinen die Steinſtufen auflegt, oder daß gar keine Untermauerung vorhanden iſt, und die Stufen ſich ſelbſt frei tragen. Auch mauert man die Steigung mit Mauerſteinen vor, und legt der Erſparung wegen nur dünne, ſteinerne Trittſtufen auf. Dieſe letztere Art iſt jedoch die ſchlechteſte.

Macht man ſteinerne Treppen wo die ganzen Stufen aus Werk - ſtücken beſtehen, ſo iſt es ſehr wünſchenswerth, daß ſie auch ihrer ganzen Länge nach aus einem Stück beſtehen, wenigſtens muß man immer nach der Länge ſo wenig zuſammenſtücken wie irgend möglich, da ſonſt die vielen Fugen und Klammern nicht nur ſchlecht ausſehen, ſondern auch weniger Haltbarkeit gewähren. Sind die Treppen aber freitragend (ohne Untermauerung), ſo muß jede einzelne Stufe aus einem ganzen Steine beſtehen, und darf nicht geſtückt werden. Taf. XIII. Fig. 255. zeigt eine Treppe mit Untermauerung, wo die367 Stufen alle ſogenannte Blockſtufen ſind. Es kommt hierbei durchaus darauf an, daß die unterſte Stufe a. ganz feſt liege, die Stufe b. liegt platt auf a., ohne ſich an dieſelbe anzulehnen, ſie kann alſo möglicherweiſe über dieſelbe fortgleiten. Die Stufe c. lehnt ſich mit einer Verſatzung von 1 Zoll Breite 1 Zoll Tiefe gegen die Stufe b. Denkt man ſich alle Stufen ſo ineinander verſetzt, ſo können ſie ſich nur dann übereinander fortſchieben, wenn die unterſte Stufe verſcho - ben wird. Liegt aber die untere Stufe feſt, ſo können die andern auch nicht rücken, und man ſieht hieraus, wie wichtig die feſte Lage der unterſten Stufe iſt. Bei allen Stufen muß darauf geſehen wer - den, daß ihr Lager wagerecht auf einer wagerechten Untermauerung ſei. Die Stufen d. und e. ſtützen ſich auf die nächſt unteren, ver - möge des Auflagers und eines ſchrägen Schnittes, und liegen alſo ebenfalls feſt.

Die Stufen erhalten an ihrer vordern Kante entweder eine Ab - rundung mit Plättchen, oder ſie werden blos rechtwinklig gearbeitet. Jm letzten Falle treten ſich dieſe ſcharfen Kanten ſehr bald ab, und zwar um ſo eher, je weicher der Stein iſt.

Zum beſſern Ablauf des Waſſers können die Auftritte aus ih - rer ſonſt wagerechten Fläche (nach Fig. 352.) etwas nach vorn abge - ſchrägt werden. Macht man aber dieſe Senkung zu groß, ſo wird ſie gefährlich beim Herabſteigen, auch durch Glätte der Stufe bei Regen und Glatteis.

Ebene, ſchief anſteigende Flächen, welche die Steigung bilden, heißen Rampen, ſie können auch ſtufenartig gebildet ſein, wie Fig. 351. Die Steine aa. ſtehen zuweilen in Schrittweite, zuweilen aber auch in doppelter Schrittweite auseinander (ſie heißen auch romaniſche Trep - pen). Jn Jtalien bedient man ſich derſelben häufig bei Bergwegen für Saumthiere. Aehnlich hiermit iſt Fig. 352.

Fig. 345. zeigt eine gerade aufgehende Treppe mit einem Sei - tenarme und ſteinerner Wange. Sie iſt außerdem freitragend. Die ſteinernen Blockſtufen liegen um 3″ in die Mauer hinein, und an die Stufen iſt immer ein Stück Wange angearbeitet, wie man bei Fig. 347. ſehen kann. Fig. 350. zeigt ebenfalls eine Stufe mit Wan - genſtück, wozu aber nur ein kleinerer Stein als zur vorigen gehört. Fig. 348. iſt die geometriſche Anſicht von Fig. 347.; ſo wie Fig. 349. von Fig. 350.

Fig. 346. zeigt ein Paar Stufen im großen Maaßſtabe, wie ſie in Fig. 354. bei d. vorgeſtellt war. ah. iſt der Auftritt, ac. das Auflager einer Stufe auf der andern, cd. aber der ſchräge Schnitt368 (die Verſatzung), welcher rechtwinklig auf die Steigungslinie der Treppe ſteht und etwa 2 Zoll beträgt, während das Auflager etwa 4 Zoll breit iſt. Für die gewöhnlichen Fälle pflegt man dergleichen freie Treppenſtufen nur roh zu bearbeiten, da ſie ſich mit der Zeit doch abtreten.

Kommen große freie Pedeſte vor, ſo werden ſie mit Treppen - ſteinen eingefaßt, der innere Raum aber mit Platten gepflaſtert, die Fugen der Treppenſteine verklammert und verkittet. Das Vergießen der Fugen mit gewöhnlichem Kalkmörtel nutzt gar nichts.

Fig. 353. zeigt wie eine ſteinerne Wange ausgearbeitet wird, welche in einer Mauer liegt und worein Trittſtufen zu liegen kommen.

Freitragende ſteinerne Treppen können höchſtens 6 bis 8 Fuß breit angelegt werden, weil ſonſt ihre Laſt zu groß wird.

§. 94. Wölbungen von Werkſtücken ꝛc.

Wir haben bereits in der vierten Abtheilung alles desjenigen Erwähnung gethan, was den Unterſchied eines Gewölbes von Werk - ſtücken gegen ein beliebig anders conſtruirtes ausmache; es handelt ſich jetzt alſo nur noch darum, wie man im Stande iſt, die einzelnen Steine zuzurichten, und den Zuſammenhang derſelben auch ohne Mör - tel zu bewirken.

Taf. XIII. Fig. 336 bis 342. enthalten Zeichnungen zu einem Tonnengewölbe. Es iſt aus keilförmigen Gewölbeſteinen zuſammen - geſetzt. Fig. 336. zeigt den Durchſchnitt nach der Breite, Fig. 338. nach der Tiefe. Fig. 337. zeigt den Grundriß. Die Geſtaltung der einzelnen Steine I. K. L. M. nach dem Fugenſchnitt iſt in den einzel - nen Figuren 341. 339. 342. und 340. perſpectiviſch dargeſtellt. Die keilförmigen Steine ſind ſo gelegt, daß ſie einander im Gleichgewicht halten, weil ein anderes Verbindungsmittel dabei nicht vorhanden iſt. Die Pfeiler A. und B., worauf der Bogen ruht, heißen die Wider - lager (bei Brücken: Stirnpfeiler, Landveſten, Ort - und Endpfeiler), oder wenn zwei nebeneinander befindliche Bogen oder Gewölbe darauf ruhen, blos Pfeiler (auch Mittel -, Zwiſchenpfeiler). Die erſten Ge - wölbeſteine unterhalb (wie I.) heißen die Anfänger (auch Ruheſteine). Der oberſte Stein M. heißt der Schlußſtein. Die vordere Anſicht ei - nes Gewölbebogens heißt ſeine Stirnfläche. Der oberſte Theil des Wi - derlagers, worauf die unterſten Gewölbeſteine ruhen, heißt der Kämpfer.

Je weniger einzelne Steine in einem Gewölbe verwendet wer - den, je größer alſo dieſelben ſind, deſto weniger entſtehen Fugen und deſto feſter wird das Gewölbe.

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Jn Fig. 336. bei dem Steine L. ſieht man einen ſogenannten Haken, c. a. b. an den Stein angearbeitet. Dieſe Haken dienen dazu, dem Steine auch außerdem daß er im Gleichgewichte liegt, noch mehr Haltung durch das wagerechte Auflager bei ab. zu geben. Hierdurch wird ebenfalls ein Theil des Seitenſchubes des Steines L. vermin - dert. Bei dieſen Haken iſt jedoch zu merken: daß ſie nicht zu lang (in der Linie ab. ) ſein dürfen, weil ſie ſonſt bei dem Punkte b. leicht abbrechen, beſonders wenn die Bogen eine weite Spannung haben, und folglich die Preſſungen der Steine ſehr groß ſind. Auch iſt die genaueſte Arbeit der einzelnen Steine, ſowie ihrer Lager - und Fugen - flächen, durchaus erforderlich. Ebenſo muß man ſehr ſpitze Stein - winkel, etwa wie ſie im Schlußſteine M. bei d. entſtehen könnten, vermeiden, und wenn ſolche eintreten, lieber die zu ſpitzen Kanten ſenkrecht etwas brechen, weil ſonſt dergleichen zu ſpitze Stückchen, be - ſonders bei weichem Geſtein, leicht zermalmt werden und dadurch die Haltbarkeit verloren geht.

Taf. XIII. Fig. 343. zeigt einen elliptiſchen Bogen mit ſeiner Steineintheilung. H. N. iſt die Höhe der Hintermauerung, um das Widerlager zu verſtärken, a. der Scheitel, as. die Stärke des Schluß - ſteines. O. der Mittelpunkt für den oberen Theil des Bogens.

Fig. 344. iſt ein Spitzbogengewölbe. O. Q. die Anfänge des Bogens, H. N. die Höhe der Hintermauerung. Die Fugenſchnitte aus den Theilpunkten s. h. k. l. m. n. o. gehen alle nach dem gemeinſchaftli - chen Mittelpunkte bei O.

Es wird, wenn man im Stande iſt die einzelnen Steine eines Tonnengewölbes (wie bei Fig. 336.) auszutragen, und die ſogenann - ten Chablonen dazu zu finden, auch nicht ſchwer fallen, dieſelben für andere Geſtaltungen des Bogens, als Ellipſe, Spitzbogen ꝛc. auf - zufinden.

Schwierigere Fälle gehören für den Steinmetz und nicht für den Maurer, welcher in der Regel nur Quadern, Mauerplatten, Fußbo - den, Treppenſtufen, Thür - und Fenſtergewände und ganz einfache Gurtbogen zu bearbeiten hat.

Taf. VII. Fig. 162. zeigt Längen - und Querdurchſchnitt eines ſteinernen ſcheitrechten Bogens, bei geringer Entfernung der Stütz - punkte, mit ſeiner ſenkrechten und wagerechten Verankerung, und mit den in jede Lagerfuge der Gewölbeſteine eingelegten Klammer. Der Fugenſchnitt dabei iſt der eines flachen Bogens, und geht nach einem unterhalb liegenden gemeinſchaftlichen Mittelpunkte. Die beiden An - fänger ſind Hakenſteine, um ihren bedeutenden Seitenſchub, welcherMenzel, der praktiſche Maurer. 24370zwar durch die Verankerung aufgehoben werden muß, noch mehr zu mildern.

Fig. 163. zeigt ebenfalls einen ſcheitrechten Bogen, aber von größerer Weite als der vorige, deshalb iſt über ihm ein Ablaſtebo - gen angebracht. Man ſieht wie vorhin den Fugenſchnitt ſo wie die Verankerung.

Fig. 164. zeigt eine einzelne Säule im Durchſchnitt und Grund - riß, wo die einzelnen Steine durch eingelegte Dübel verbunden ſind.

Fig. 165. und 166. zeigt ein ganzes Syſtem, wobei in Fig. 165. die wagerechten dunklen Striche die Klammern, und die ſenkrechten die Dübel bezeichnen. Jm Grundriſſe Fig. 166. ſind die längeren ſchwarzen Striche die Klammern, die kürzeren die Dübel.

Fig. 167. zeigt einen oberen Theil der Säule mit ihrem Ge - bälk, wobei die Verklammerung und Verdübelung ebenfalls ſichtbar iſt.

Die Verklammerung hält das Syſtem nach der wagerechten Rich - tung, die Verdüblung daſſelbe nach der Höhe zuſammen.

Es war hier nur die Abſicht, einen allgemeinen Ueberblick der Arbeit mit Werkſtücken zu geben, da die weitere Ausführung der ſchwierigeren Fälle für den Steinmetz und nicht für den Maurer gehört.

Dreizehnte Abtheilung. Die Prüfung zum Maurermeiſter.

I. Nach preußiſchem Geſetz.

Jnſtruktion des Königl. Miniſters für Handel, Gewerbe und Bauweſen (v. Bülow) vom 28. Juni 1821, wonach in ſämmtli - chen Provinzen des Staates die Prüfung der Maurergeſellen, wel - che Meiſter zu werden verlangen, geſchehen ſoll.

Die Prüfung derjenigen Maurergeſellen, welche als Meiſter ihr Gewerbe treiben wollen, iſt durch die Allerhöchſte Kabinetsordre vom 25. April d. J. näher beſtimmt worden, weshalb hiernach die Prü - fungskommiſſionen, dem §. 99. des Geſetzes vom 7. September 1811 gemäß, mit nachſtehenden, vom Tage der Publikation allein gültigen, Vorſchriften verſehen werden.

§. 1.

Die beſtätigte Prüfungskommiſſion, beſtehend aus dem Polizeidirigenten, oder einem ſonſt dazu beſonders geeigneten Mitgliede der Polizeibehörde des Ortes, einem oder zwei Baubeamten und zweien oder dreien Gewerksmeiſtern, verſammelt ſich monatlich wenigſtens ein - mal, um ſich über die zu ihrer Beſtimmung gehörigen Gegenſtände mit einander zu berathen und darin die gehörige Einheit und Ord - nung zu erhalten, die zu den Prüfungen nöthigen Einleitungen zu treffen, und die Prüfungen ſelbſt abzuhalten. Es werden zu dem Ende die Geſellen, oder überhaupt die das Meiſterrecht ſuchenden Per - ſonen, welche die Prüfung ſchriftlich mit Einſendung ihrer er - langten Atteſte und der Beſchreibung ihres bisherigen Le - benslaufs, nachgeſucht haben, an dieſem Tage hinbeſchieden und tentirt, ob ſie leſen, ſchreiben, rechnen und ſo viel zeichnen können, daß von ihnen eine gute Ausarbeitung der Aufgaben zu erwarten iſt, und ob ſie die ihnen vorgelegte Zeichnung verſtehen und erklären kön - nen, damit ſie, im Falle ihnen dieſe Vorkenntniſſe mangeln, ihre Zeit bei den Probearbeiten nicht unnützerweiſe verſchwenden.

[Jnsbeſondere ſoll darauf gehalten werden, daß die zum Mei -24 *372ſterrechte ſich meldenden Perſonen, im Verhältniß ihrer ſonſtigen Aus - bildung, auch merkwürdige Gebäude mit Aufmerkſamkeit geſehen, und an Orten wo vorzüglich gut gearbeitet wird, einige Zeit gearbeitet haben.] *)Dieſe eingeklammerte Beſtimmung iſt durch das Cabinetsreſcript des königl. Finanzminiſters (Gr. v. Alvensleben) vom 8. März 1842 auf - gehoben worden.

Denjenigen welche wegen offenbarer Unzulänglichkeit ihrer Vor - kenntniſſe, bei der vorerwähnten vorläufigen Prüfung zurückgewieſen werden müſſen, ſoll dies Bildungsmittel, welches an Orten, wo Pro - vinzial -, Kunſt - und Bauhandwerksſchulen vorhanden ſind, am zweck - mäßigſten mit dieſem zugleich benutzt werden kann, vorzüglich empfoh - len werden.

Ueber das Tentamen wird ein Examinationsprotokoll aufgenom - men, und ſolches im Fall eines ungünſtigen Ausfalls an demſelben Tage geſchloſſen, im entgegengeſetzten Falle aber während des ganzen Verlaufs des eigentlichen Examens fortgeſetzt.

§. 2.

Wird in dem Tentamen nach §. 1. ein Geſelle zur Er - langung des Meiſterrechtes qualificirt gefunden, ſo erhält er eine Pro - bearbeit zum Entwerfen und Zeichnen wichtiger Hauptſtücke eines Ge - bäudes, die er unter Aufſicht eines Meiſters zu bearbeiten hat, und wobei die Baubeamten von Zeit zu Zeit die Mitaufſicht übernehmen. Bei der Beſtimmung der Aufgabe iſt das, was Sache eines Baumei - ſters iſt, ſorgfältig von dem zu unterſcheiden, was für den eigentli - chen Gewerksmeiſter gehört, und es müſſen von letzterem nie Ein - richtungen zu ganzen Gebäuden, oder deren äußeren und inneren Ver - zierungen, noch Anlagen, die die Arbeiten anderer Gewerke erfordern, verlangt werden, ſondern es iſt zureichend, wenn der Maurergeſell zu den ihm angegebenen Einrichtungen einiger Gebäude, als: gewöhnli - cher Wohngebäude und größerer öffentlicher Gebäude, Kirchen und Thürmen, den Grundriß und die Profile mit den vorkommenden Ge - wölben und Feuerungsanlagen richtig auszuzeichnen verſteht, und wenn er im Stande iſt, dergleichen Haupttheile eines Gebäudes und ihre richtige Conſtruction, z. B. die Fundament - und andern Mauern, die Bogenſtellungen, die Eindeckungen der Dächer, die Gewölbe, die Feuerungsanlagen, die Geſimſe ꝛc. durch Zeichnungen detaillirt zu ent - wickeln. Hierdurch kann ſich die Kommiſſion völlig überzeugen, ob der Examinandus ſich die Sache bildlich vorzuſtellen vermag.

Der Examinand muß ferner einen Anſchlag berechnen, von den373 Koſten des Arbeitslohnes und der erforderlichen Materialien zur Mau - rerarbeit, bei dem ihm zur Probearbeit gegebenen, oder bei einem andern Baugegenſtande, worüber ihm die Zeichnungen gegeben wer - den. Die Arbeit iſt zugleich nach Tagewerken zu berechnen, um prüfen zu können, ob der Geſell das Detail ſeiner Arbeit richtig be - urtheilt und damit, wenn die Tage mit dem übrigen Lohn multipli - cirt werden, ſein Ueberſchlag in aller Art zureiche. Die aufgegebenen Probearbeiten werden in das Protokoll eingetragen.

§. 3.

Sobald die beendigte Probearbeit eingeſandt iſt, circulirt ſie unter ſämmtlichen Mitgliedern der Kommiſſion und wird in der nächſten Verſammlung geprüft, indem die von den einzelnen Mitglie - dern zu machenden Bemerkungen vorgetragen, und dieſe, ſo wie der Beſchluß, in das Protokoll aufgenommen werden. Hierauf wird zur mündlichen Prüfung des Examinanden geſchritten, und die ihm vorge - legten Fragen, ſo wie ſeine Antworten, werden ebenfalls in die Ver - handlung aufgenommen.

§. 4.

Die Gegenſtände worüber der Maurer geprüft werden muß und worauf ſich die ihm zu machenden Fragen beziehen müſſen, ſind folgende:

  • a) Wie die Unterſuchung des Baugrundes geſchehen müſſe, welche Werkzeuge dazu dienen, welcher Kennzeichen man ſich bei dieſer Beurtheilung bediene, um ſich von ſeiner Beſchaffenheit und Fe - ſtigkeit zu überzeugen.
  • b) Wie die Stärke der Mauern nach Maaßgabe ihrer Höhe ge - bräuchlich iſt.
  • c) Wie die Stärke der Widerlager, die Dicke der Gewölbebogen, die Zubereitung und Aufſtellung der Lehrbogen, nach praktiſchen Regeln geſchehen müſſe.
  • d) Worin die verſchiedenen Verbände bei Mauern von Feld - und Mauerſteinen, bei Schornſteinröhren, Feuerungen, Rauchmänteln, Gewölben, ſcheitrechten Bogen, Stichkappen ꝛc. beſtehen.
  • e) Wie Ziegeldächer, Dachluken, Rinnen, Hohlkehlen, Firſte und Grade waſſerdicht eingedeckt werden müſſen.
  • f) Wie gerohrte Decken, Gefimſe, ſowohl am Aeußern als Jnnern gemauert und gezogen, wie die Chablonen dazu eingerichtet wer - den müſſen, wie ungemauerte Geſimſe zu conſtruiren ſind.
  • g) Wie Sandſteine und andere Steinhauerarbeiten beim Verſetzen, Vermauern und Vergießen behandelt werden müſſen.
  • h) Wie ein Gebäude auf der Bauſtelle abgeſteckt, wie die Lehren,374 Stichmaaße, Eintheilungslatten eingerichtet, und wie die Gerüſte aufgeſtellt werden müſſen.
  • i) Wie die zu den Maurerarbeiten gehörigen Materialien rückſicht - lich ihrer Güte beurtheilt werden; wie ihre zweckmäßige Zube - reitung geſchieht, beſonders wie ein tüchtiger Mörtel, Cement und Waſſerkitt zu bereiten iſt.
  • k) Worin die polizeilichen Verordnungen rückſichtlich feuerſichrer Bauart beſtehen.
  • l) Fragen über Fälle wo Maurerarbeiten mit den Zimmerarbeiten collidiren; wie bei Vertrumpfung, Legung der Fußboden über Gewölben ꝛc.

§. 5.

Hat der Examinand in dieſer Prüfung zur Zufriedenheit beſtanden, ſo wird demſelben ein Meiſterbau aufgegeben, den er in ſeiner Partie ganz allein als Stückmeiſter leiten muß; es müſſen da - rin Feuerungsanlagen und Gewölbe vorkommen, ohne daß es indeſſen nothwendig, daß jedesmal ein Kreuzgewölbe darunter begriffen ſei; die Maurermeiſter der Examinationskommiſſion haben dabei die Aufſicht, ſo wie der Landbaumeiſter, um ſich die Ueberzeugung zu verſchaffen, daß der Examinand die Arbeiten eigenhändig ausgeführt. Dieſer Bau wird revidirt, bevor er abgeputzt iſt und wenn alle Theile noch in ro - hem Mauerwerk zu ſehen, um die Richtigkeit des Verbandes, ſo wie die fleißige Ausführung der Arbeit beurtheilen zu können.

Die Reviſion geſchieht von der ganzen Kommiſſion, die bemerk - ten Fehler werden dem Examinanden zur Stelle vorgehalten, und es wird dieſe Vorhaltung und ſeine Erklärung darauf ausdrücklich in das Examinationsprotokoll eingetragen.

Anmerkung. Hierzu bemerkt das Reſcript des königl. Mini - ſters des Jnnern und der Polizei (Beuth) vom 14. Sept. 1833 an die königl. Regierung zu Merſeburg:

Der §. 5. der Jnſtruktion vom 28. Juni 1821, die Prüfung der Maurergeſellen betreffend, über deſſen Auslegung nach dem Bericht der königl. Regierung vom 23. v. M. von der Kommiſſion zur Prüfung der Bauhandwerker in Halle Zweifel erhoben ſind, enthält wohl im Eingange die Vorſchrift, daß der Examinand den ihm aufgegebenen Meiſterbau in ſeiner Partie ganz allein, als Stückmeiſter, leiten ſolle, und am Schluſſe die Beſtimmung, daß er die Arbeiten eigenhändig ausführen müſſe.

Daß derſelbe aber den Bau nur leiten ſolle, ſteht nicht in der Jnſtruktion, und ſomit ſchließt das Eine das andere nicht aus, in - dem es ſich von ſelbſt verſteht, daß er nicht alle Handarbeit machen375 kann. Den letzten Worten des quäſtionirten Paragraphen iſt kein anderer Sinn unterzulegen, als daß die Kommiſſarien ſich über - zeugen müſſen,

daß Examinandus alle vorkommenden Arbeiten ſelbſt auszufüh - ren verſteht, oder ſelbſt ausführen kann, und ſie daher theilweiſe ausführen muß,

wie die techniſchen Mitglieder der königl. Regierung richtig ſentirt haben. (A. XIV. 639 3. 98.)

Sollte es an Gelegenheit zu einem Meiſterbau fehlen, ſo iſt die Prüfungskommiſſion verpflichtet, ſich deshalb an den Baudirektor der Provinz zu wenden, damit dieſer einen ſolchen Bau nachweiſe.

§. 6.

Den Prüfungskommiſſionen liegt zwar hiernach ob, ſich ganz gründlich von der Zulänglichkeit der Kenntniſſe des Examinan - den zu überzeugen; allein es wird ihnen auch zugleich zur Pflicht ge - macht, der Zeit deſſelben zu ſchonen, und durchaus nicht zu geſtatten, daß die Prüfung ein Vorwand werde, die Geſellen ungebührlich lange mit ausgeſucht ſchwierigen Aufgaben zu beſchäftigen, indeſſen von al - lem Erwerbe abzuhalten und zur unnützen Verzehrung ihres erſparten Nothpfennigs, der vielmehr zur Gründung ihres Etabliſſements dienen ſoll, zu nöthigen.

§. 7.

Auch ſind dieſelben ausdrücklich verantwortlich dafür, daß bei den Prüfungen, oder bei Beſichtigung der Probearbeiten und des Probebaues, die ſonſt wohl höchſt mißbräuchlich eingeſchlichene Dar - reichung von Speiſen, Getränken und andern Erfriſchungen gänzlich wegfalle, und ſoll der Vorwand, daß der Examinand oder ſeine Ver - wandten und Freunde ſich dergleichen Koſten freiwillig, und ſogar gegen die Vorſtellung der Kommiſſion gemacht hätten, ſie ſchlechter - dings von dieſer Verantwortlichkeit nicht befreien. Sie ſind vielmehr verpflichtet, die Prüfung oder Beſichtigung ſofort einzuſtellen, wenn ein ſolches höchſt unanſtändiges Anmuthen dabei ſtattfindet.

§. 8.

Die Kommiſſion kann unter dem Vorwande, daß ſchon Maurermeiſter genug in der Gegend vorhanden wären, Niemand die Prüfung verweigern oder erſchweren.

Ueberhaupt darf ſie Niemand aus irgend einem andern Grunde, als wegen im Tentamen offenbar bewieſener Unfähigkeit, oder wegen eines ſolchen Grades von Beſcholtenheit, wobei ihm, nach §. 20. der Städteordnung, das Bürgerrecht unbedingt verſagt werden muß, die Zulaſſung zur Prüfung verweigern.

§. 9.

Das Examinationsprotokoll wird der Regierung einge - reicht, in welcher alsdann die Baudirektoren zu beurtheilen haben, ob376 nach dem vorliegenden Erfolge der Prüfung, der Geprüfte das Mei - ſterrecht verdiene oder nicht. Jm Falle derſelbe beſtanden iſt, wird von der Regierung das Atteſt ausgeſtellt, und in demſelben jedesmal, nach Beſchaffenheit des Examinationsprotokolls, die Qualification des Geprüften ausführlich angegeben und möglichſt genau ausgedrückt, in welchen Baugegenſtänden er ſich beſonders geſchickt bewieſen, und in welchen er nur unvollkommene Fertigkeit gezeigt hat.

§. 10.

Jeder, welcher Meiſter werden will, hat ſich zuvor bei der Prüfungskommiſſion zu melden. Wo nach der beſonderen Provinzialverfaſſung die Gewinnung des zünftigen Meiſterrechtes zum ſelbſtſtändigen Betriebe des Maurerhandwerks noch unbedingt erforder - lich iſt, verweiſet ihn die Kommiſſion nach erfolgter Anmeldung an die Zunft, um bei dieſer zuvörderſt zu leiſten, was die Jnnungsarti - kel fordern. Auch da, wo nach den geltenden Geſetzen zwar noch Maurergewerke, jedoch nicht mehr mit ausſchließlichen Berechtigungen beſtehen, werden diejenigen zu gleichen Zwecken an die Zunft gewie - ſen, welche aus freier Wahl das zünftige Meiſterrecht erlangen wol - len, worüber ſich zu erklären ihnen bei der Anmeldung obliegt. Jn beiden Fällen wird der Prüfung, welche ſodann die Zunft mit dem Aufzunehmenden vornimmt, ein Baubeamter als Sachverſtändiger, Seitens der Prüfungskommiſſion zugeordnet.

§. 11.

Jeder der ſich zur Prüfung meldet, zahlt dafür 5 Tha - ler Examinationsgebühren, welche unter die Mitglieder der Kommiſſion vertheilt werden.

§. 12.

Diejenigen Maurer, welche nach dem Geſetz vom 7. September 1811 §. 101. einen Gewerbeſchein auf Maurerflickar - beit ſuchen wollen, bedürfen der vorſtehenden Prüfung nicht, und es iſt zureichend, wenn ſie durch Atteſte nachweiſen, daß ſie wenigſtens zwei Jahre lang bei einem oder mehreren geſetzlich geprüften Mau - rermeiſtern, zur Zufriedenheit derſelben, gearbeitet haben. (A. V. 598 3. 51.)

Anmerkung. Die Regierung zu Potsdam bemerkt in einem Publikandum vom 22. Januar 1817, welches bereits eine mit der Jnſtruktion vom 28. Juni 1821 übereinſtimmende Prüfungsinſtruktion vorausſetzt: Aus der Beſtimmung des §. 12. der Jnſtruktion zu Prüfung der Maurer, daß Maurerflickarbeiter nicht geprüft werden ſollen, iſt irriger Weiſe gefolgert, daß die Maurer - und, nach deren Analogie, die Zimmerarbeiter gar nicht geprüft werden dürften, und nicht einmal das Atteſt des Departements-Baubedienten, welches der §. 101. des Ediktes über die polizeilichen Gewerbsverhältniſſe377 vom 7. September 1811 vorſchreibt, ſondern blos ein Atteſt des Meiſters brauchten, um den Gewerbeſchein zur Verfertigung von Flickarbeiten zu erhalten. Dies iſt aber unrichtig, weil die Jn - ſtruktion blos von den Prüfungen, die durch die Prüfungskommiſ - ſion der Bauhandwerker geſchehen ſollen, redet, und die citirte ganz richtig ſagt, daß die Maurerflickarbeiter (von dieſer Prüfungskom - miſſion) nicht geprüft werden ſollen.

Hingegen bleibt es bei der Vorſchrift des Edikts vom 7. Sep - tember 1811 §. 101., nach welcher zum Betriebe der Maurer - und analogiſch der Zimmerflickarbeiter blos auf ein Atteſt des Kreis - baubeamten der Gewerbeſchein ertheilt wird.

II. Nach ſächſiſchem Geſetz. Verordnung, die Meiſterprüfungen bei den Baugewerken und die Errichtung von Prüfungsbehörden für ſolche betreffend; vom 14. Januar 1842.

Wir, Friedrich Auguſt, von Gottes Gnaden, König von Sachſen ꝛc. haben, in Erwägung, daß die nach den beſtehenden Zunft - geſetzen und den Jnnungsartikeln zur Zeit noch auf die Fertigung der Meiſterſtücken bei den Jnnungen beſchränkte Prüfung der Mau - rer - und Zimmermeiſter, oder ſogenannten Baugewerken, nach den Anforderungen, welche in jetziger Zeit an die Tüchtigkeit und Ge - ſchicklichkeit dieſer Bauhandwerker gemacht werden, der zeitherigen Er - fahrung gemäß für unzureichend zu achten iſt, und um den dießfalls im Lande zu vernehmen geweſenen Klagen abzuhelfen, eine verbeſſerte, durch das Beſtehen von Baugewerkſchulen an mehreren Orten des Landes zweckmäßig vorbereitete Einrichtung hierunter zu treffen für nöthig befunden und verordnen, nach vernommenem Beirathe Unſerer getreuen Stände, demgemäß, wie folgt:

§. 1.

Vom Erſcheinen gegenwärtiger Verordnung an hören die Meiſterprüfungen bei den Maurer - und Zimmerinnungen in der bis - her üblich geweſenen Weiſe auf und es haben diejenigen, welche bei einer dieſer Jnnungen künftig das Meiſterrecht gewinnen wollen, ſich über ihre Befähigung dazu in der §. 2 fg. beſtimmten Maaße aus - zuweiſen.

Ausgenommen von dieſer Vorſchrift ſind jedoch diejenigen Mau - rer - und Zimmergeſellen, welche durch ein von den Aelteſten der be -378 treffenden Jnnung ausgeſtelltes, von dem obrigkeitlichen Beiſitzer der - ſelben atteſtirtes Zeugniß bei der der Jnnung vorgeſetzten Obrigkeit glaubhaft beſcheinigen, daß ſie ſich bereits vor dem Tage der Publika - tion dieſer Verordnung zum Meiſterrechte vorſchriftmäßig angemeldet haben, indem es den Jnnungen in der Zwiſchenzeit bis zum Eintritt des erſten ordentlichen Prüfungstermins (§. 4.) geſtattet ſein ſoll, ſol - che Geſellen, welche einen auf Grund des vorgedachten Zeugniſſes ausgeſtellten obrigkeitlichen Erlaubnißſchein beibringen, noch gegen Fer - tigung der in den Specialartikeln vorgeſchriebenen Meiſterſtücke zum Meiſterrechte zuzulaſſen.

Die Obrigkeiten haben ſtreng darüber zu wachen, daß dieſe in billiger Rückſichtnahme auf das Fortkommen der betreffenden Geſellen beruhende Beſtimmung nicht über den Zweck, zu dem ſie ertheilt wird, hinaus ausgedehnt und zu Hinterziehungen des oben aufgeſtellten all - gemeinen Grundſatzes gemißbraucht werde.

§. 2.

Es werden fünf Prüfungskommiſſionen für Bauhandwer - ker an den nachbenannten Orten und für die dabei bemerkten Lan - destheile errichtet:

  • zu Dresden für den Dresdner Kreisdirectionsbezirk,
  • zu Leipzig für den Leipziger Kreisdirectionsbezirk,
  • zu Budiſſin für den Budiſſiner Kreisdirectionsbezirk,
  • zu Chemnitz für die zum Erzgebirgiſchen Kreiſe gehörigen Theile des Zwickauer Kreisdirectionsbezirks,
  • zu Plauen für den Voigtländiſchen Kreis.

Es bleibt jedoch vorbehalten, zwiſchen den Sprengeln der bei - den zuletzt benannten Prüfungsbehörden künftig nach Befinden eine andere Abgrenzung zu treffen.

§. 3.

Jede Prüfungskommiſſion beſteht:

  • 1) aus einem von dem Stadtrathe des Orts, wo dieſelbe ihren Sitz hat, aus der Mitte ſeiner juriſtiſch befähigten Mitglieder zu erwählenden obrigkeitlichen Deputirten, als Vorſitzenden, der zugleich die Protokollführung zu übernehmen hat; (§. 8.)
  • 2) aus einem theoretiſch gebildeten Architecten, welchen das Mini - ſterium des Jnnern ernennt;
  • 3) aus einem Meiſter des Maurer - und einem des Zimmerhand - werks; dieſelben werden von dem Rathe der Stadt, wo die Prü - fung ſtattfindet, aus dem Mittel der am Orte befindlichen Jn - nungen der betreffenden Gewerbe jedesmal auf ein Jahr erwählt.

Jedem Mitgliede iſt für Behinderungsfälle ein auf die näm - liche Weiſe zu ernennender Stellvertreter zuzuordnen. Hinſichtlich der379 Verpflichtung der Mitglieder der Prüfungskommiſſionen und ihrer Stellvertreter ſind die Vorſchriften der Verordnung vom 2. November 1837 (Geſetz - und Verordnungsblatt S. 97) in Obacht zu nehmen.

§. 4.

Die Prüfungen der Bauhandwerker finden in den ſechs Monaten vom Oktober bis März jeden Jahres und zwar in der Art ſtatt, daß der erſte Theil dieſes Zeitraums für die Ausarbeitung der ſchriftlichen Prüfungsaufgaben, die ſpätern Monate aber für die münd - lichen Prüfungen beſtimmt ſind.

Vor dem Beginn jedes Prüfungstermins iſt von der Kreisdi - rection eine Bekanntmachung zu erlaſſen, worin die Geſellen des Maurer - und Zimmerhandwerks, welche zum nächſten Frühjahre das Meiſterrecht bei einer Jnnung des Bezirks zu erlangen wünſchen, zur rechtzeitigen Anmeldung aufgefordert und auf die dabei zu beobach - tenden Erforderniſſe hingewieſen werden.

§. 5.

Die Geſellen haben ihre Anmeldung längſtens bis zum 30. September jeden Jahres bei der betreffenden Prüfungsbehörde, ſchriftlich oder mündlich, zu bewirken und dabei, unter Bezeichnung der Jnnung, bei der ſie einzuwerben beabſichtigen, und genauer An - gabe ihres Wohnorts, ein von dem Meiſter, bei dem ſie das letzte Jahr über in Arbeit geſtanden haben, ausgeſtelltes Zeugniß über ihre praktiſche Brauchbarkeit beizubringen. Die eingegangenen Geſuche ge - langen zunächſt an das zu der Prüfungskommiſſion deputirte Raths - mitglied, welches ſodann gemeinſchaftlich mit den andern Mitgliedern der Prüfungsbehörde die in der Fertigung eines Riſſes und eines An - ſchlags beſtehenden Probearbeiten nach Anleitung der Jnſtruktion un - ter A. §. 3. zu beſtimmen und ſolche mittelſt eines, mit dem Stem - pel der Behörde verſehenen, von dem Vorſitzenden vollzogenen Er - laſſes dem Bewerber zuzufertigen hat.

§. 6.

Die Ausführung der Probearbeiten erfolgt an dem Orte der Jnnung, bei welcher der Geſell das Meiſterrecht zu gewinnen be - abſichtigt und unter deren Aufſicht.

Zu dem Ende hat ſich derſelbe bei dem Jnnungsvorſtande per - ſönlich zu melden, über die beſtandene Lehrzeit und die zurückgelegten Wanderjahre oder die etwa erlangte Dispenſation von letztern, ſoweit nöthig, ſich auszuweiſen und die von der Prüfungsbehörde ihm zu - gefertigte Probeaufgabe vorzulegen, worauf ſodann, ohne daß es einer vorgängigen Zuſammenberufung der Jnnung bedürfte, von dem Jn - nungsvorſtande ſowohl wegen des Orts, wo die Ausarbeitung der Aufgaben ſtattfinden ſoll, als wegen der Zuordnung von Schaumei - ſtern Beſtimmung zu treffen iſt.

380

Die fertigen Probearbeiten ſind von der verſammelten Jnnung zu beſichtigen und zu beurtheilen. Erklärt dieſe die erſtern für genü - gend, ſo hat ſie ſolche nebſt einem, von dem obrigkeitlichen Beiſitzer und dem Jnnungsälteſten vollzogenen Zeugniſſe an die Prüfungs - kommiſſion einzuſenden. Entgegengeſetzten Falls iſt das von der Jn - nung für untauglich erkannte Meiſterſtück, unter näherer Angabe der dagegen zu machen geweſenen Ausſtellungen, bei der Obrigkeit einzu - reichen und von dieſer, nach zuvor eingeholtem techniſchen Gutachten der Prüfungskommiſſion, auf Grund des letztern über die Zulänglich - keit oder definitive Zurückweiſung der Probearbeit nach Maaßgabe der Generalinnungsartikel vom 8. Januar 1780, Cap. III. §. 8. Ent - ſchließung zu faſſen, auch ſolche der Jnnung, unter gleichzeitiger Be - nachrichtigung der Prüfungsbehörde, bekannt zu machen.

Die in den Generalinnungsartikeln §. 8. Cap. III. nachgelaſſene Abmachung kleiner Fehler am Meiſterſtücke durch geringe Geldbußen tritt bei den Meiſterprüfungen der Bauhandwerker fortan außer An - wendung, und es iſt vielmehr die gelieferte Probearbeit jedesmal un - bedingt entweder für zuläſſig oder für unzuläſſig zu erklären.

§. 7.

Die Prüfungskommiſſionen haben die von den Jnnungen, nach erfolgter Approbation, an ſie eingeſendeten Meiſterſtücke ander - weit ſorgfältig zu prüfen und ſind berechtigt, ſolche Arbeiten, welche nach ihrem Erachten die für den Beſitz des Meiſterrechts vorauszu - ſetzende Uebung und Befähigung in Fertigung von Riſſen und Bau - anſchlägen nicht in der erforderlichen Maaße beurkunden, der von der Jnnung abgegebenen beifälligen Erklärung ungeachtet, als ungenügend zurückzuweiſen.

Die desfallſige Beſcheidung iſt, unter kürzlicher Angabe der Gründe, ſchriftlich auszufertigen, dabei auch jedesmal auszudrücken, ob der Bewerber ſofort oder erſt zum nächſten Prüfungstermine um Vorlegung einer anderweiten Probearbeit nachſuchen dürfe.

Gegen derartige Entſchließungen der Prüfungskommiſſionen ſteht der Recurs an die betreffende Kreisdirection offen, welche, inſoweit ſie zu Begründung ihrer Entſcheidung einer fernern ſachverſtändigen Begutachtung des Meiſterſtücks zu bedürfen glaubt, eine ſolche von einer der übrigen Prüfungsbehörden nach ihrer Auswahl zu erfor - dern hat.

§. 8.

Die Geſellen, deren Probearbeiten von der Behörde für zuläſſig erklärt wurden, ſind hiervon ſchriftlich zu benachrichtigen und aufzufordern, ſich an einem zu beſtimmenden Tage innerhalb des lau - fenden Prüfungstermins, Behufs der mit ihnen anzuſtellenden münd -381 lichen Prüfung, am Orte der Behörde einzufinden und bei letzterer anzumelden.

Die Prüfung ſelbſt, die mit jedem Bewerber einzeln vorzuneh - men iſt, erfolgt nach Maaßgabe der in der Jnſtruction für Prüfungs - behörden für Bauhandwerker (Beilage A.) enthaltenen Vorſchriften. Ueber den Verlauf derſelben iſt das Nöthige vom Vorſitzenden kürz - lich zum Prüfungsprotokoll zu bemerken (vergl. Jnſtruction §. 10.).

Soweit es die Behörde, um Gewißheit über die Qualifikation des zu Prüfenden zu erlangen, für erforderlich erachtet, bleibt es ihr vorbehalten, demſelben, bevor zur mündlichen Prüfung verſchritten wird, die Entwerfung eines anderweiten Riſſes und Anſchlags auf - zugeben und beides unter ihren Augen von ihm ausführen zu laſſen. Es iſt jedoch darauf Bedacht zu nehmen, daß der zu Prüfende damit über einige Tage nicht aufgehalten werde. Hierbei bewieſene Unwiſ - ſenheit oder Ungeſchicklichkeit hat die Zurückweiſung der Probearbeit und ſomit die Verſagung der Zulaſſung zur mündlichen Prüfung zur Folge.

§. 9.

Ueber den Erfolg der Prüfung iſt dem Geſellen ein Zeug - niß auszuſtellen und darin zu bemerken, ob er die Prüfung ausge - zeichnet, gut oder genügend beſtanden habe, ingleichen falls dazu Veranlaſſung vorhanden iſt ob er zu Ausführung größerer und wichtigerer Baue für tüchtig erkannt worden ſei.

Diejenigen, denen die Kommiſſion eine der vorbemerkten Cen - ſuren zu ertheilen Bedenken trägt, ſind von dieſer Entſchließung mit - telſt ſchriftlicher Beſcheidung in Kenntniß zu ſetzen.

Die Verweigerung des Prüfungszeugniſſes hat die Wirkung, daß der Geſell der Regel nach erſt bei dem nächſtfolgenden Prüfungs - termine und wenn er nachweiſt, daß er die Zwiſchenzeit zu ſeiner mehreren theoretiſchen und praktiſchen Ausbildung zu benutzen bemüht geweſen ſei, von Neuem zur Prüfung zugelaſſen werden kann.

Zu dem Ende hat die Kommiſſion in ihrer Beſcheidung jedes - mal beſonders auszudrücken, ob der Geſell zum Behuf ſeiner Zulaſ - ſung zum Meiſterrechte blos die mündliche Prüfung nochmals zu be - ſtehen oder auch der Fertigung einer neuen Probearbeit (§. 5. 6. ) ſich zu unterziehen habe.

Jſt erſteres der Fall, ſo kann die zu veranſtaltende anderweite Prüfung ausnahmsweiſe nach dem Ermeſſen der Kommiſſion auch auf einen frühern Zeitpunkt, als den nächſten allgemeinen Prüfungs - termin (§. 4.) anberaumt werden, dergeſtalt jedoch, daß zwiſchen bei -382 den Prüfungen eine Friſt von wenigſtens zwei Monaten in der Mitte liegen muß.

§. 10.

Für die Prüfung iſt eine Gebühr von fünf Thalern zu entrichten und vor dem Beginn der erſtern an den Vorſitzenden der Prüfungsbehörde abzuführen.

§. 11.

Die Ertheilung des Meiſterrechts, welches nach wie vor als die Bedingung des ſelbſtſtändigen Gewerbsbetriebs und der eige - nen Uebernahme von Bauen anzuſehen iſt, verbleibt der betreffenden Jnnung gegen Entrichtung der artikelmäßigen Gebühren für die der Jnnung nach §. 6. zuſtehende Beaufſichtigung der Probearbeiten und der in den Specialartikeln beſtimmten Meiſterrechtsgebühren.

Die Kreisdirectionen haben dahin zu wirken, daß die letztern eben ſo wie die Schaumeiſtergebühren, ſoweit es nicht bereits geſche - hen, bei allen Maurer - und Zimmerinnungen nach angemeſſenen, den örtlichen Verhältniſſen entſprechenden Sätzen regulirt werden.

Jede Entrichtung, ſie beſtehe in baarem Gelde oder in Darrei - chung von Speiſen und Getränken, welche dem Einwerbenden über den Betrag jener Sätze angeſonnen oder von ihm als freiwillige Gabe angenommen wird, unterliegt der in den Generalinnungsartikeln Cap. III. §. 10. beſtimmten Strafe des doppelten Erſatzes, welche von den - jenigen, die an dem Ungebührniſſe Theil genommen haben, zu bezah - len und unnachſichtlich einzubringen iſt.

Die bei den verſchiedenen Jnnungen hinſichtlich der Zeit der Quartalzuſammenkünfte und ſonſt in Betreff der Meiſterrechtserthei - lung beſtehenden beſondern Einrichtungen ſind übrigens der neuen Form der Meiſterprüfungen allenthalben anzupaſſen und die Special - artikel, ſoweit nöthig, entſprechend abzuändern.

§. 12.

Ausländiſche Maurer - und Zimmermeiſter, welche in hierländiſchen Grenzorten, ſoweit ihnen ſolches in Ermangelung eines entgegenſtehenden Verbietungsrechts überhaupt verſtattet iſt, Baue über - nehmen wollen, ſind hierzu von jetzt an nur unter der Bedingung zuzulaſſen, daß ſie ſich der für die inländiſchen Bauhandwerker vor - geſchriebenen Meiſterprüfung bei der Prüfungsbehörde des betreffenden Bezirks unterworfen und ſolche beſtanden haben.

Dem Miniſterium des Jnnern bleibt jedoch vorbehalten, die Wir - kung dieſes Grundſatzes für die Dauer der nächſten fünf Jahre in Beziehung auf beſtimmte Orte oder Bezirke inſoweit zu ſuspendiren, als ſolches zur Verhütung einer nachtheiligen und plötzlichen Störung herkömmlicher Verkehrsverhältniſſe ſich als nothwendig und angemeſ - ſen darſtellt.

383

Auch kann von obiger Bedingung zu Gunſten der Unterthanen ſolcher Nachbarſtaaten überhaupt abgeſehen werden, in denen das Prü - fungsweſen bei den Baugewerken in ähnlicher Weiſe, wie nach gegen - wärtiger Verordnung, geordnet iſt, und welche den dieſſeitigen ge - prüften Bauhandwerkern rückſichtlich des ſelbſtſtändigen Gewerbsbe - triebs jenſeits der Grenze die nämliche Vergünſtigung zugeſtehen.

§. 13.

Jnländiſchen Maurern und Zimmerleuten, welche das Meiſterrecht bereits beſitzen, die aber, ihres beſſern Fortkommens we - gen, die Eigenſchaft als geprüfte Bauhandwerker nachträglich zu er - langen wünſchen, ſteht es jeder Zeit frei, ſich bei der Prüfungskom - miſſion des Bezirks, zu welchem ihr Wohnort gehört, zur Prüfung anzumelden, worauf dieſe mit denſelben zwar ohne die im §. 6. der Jnnung vorbehaltene Konkurrenz bei Beurtheilung der Probearbeiten, im Uebrigen aber in der nämlichen Maaße vorzunehmen iſt, wie ſol - ches die gegenwärtige Verordnung und die dazu gehörige Jnſtruktion hinſichtlich der einwerbenden Geſellen vorſchreibt.

Die Fertigung der Probearbeiten kann bei derartigen Prüfun - gen, nicht minder bei denen ausländiſcher Bauhandwerker, nach dem Wunſche des zu Prüfenden, am Orte der Prüfungskommiſſion erfol - gen, welchen Falls der erſtere für ein geeignetes Lokal und deſſen Heizung und Beleuchtung auf eigene Koſten zu ſorgen, auch den von der Kommiſſion in Anſehung der Aufſichtsführung zu treffenden Vor - ſchriften ſich zu unterwerfen hat.

Auf die zünftige Gewerbsberechtigung ſolcher inländiſcher Mei - ſter bleibt der etwaige ungünſtige Ausfall der Prüfung ohne Einfluß.

§. 14.

Um auch den Mühlenzeugarbeitern, ſowie den Brunnen - und Röhrmeiſtern die Gelegenheit zu verſchaffen, durch eine vor einer öffentlichen Behörde zu beſtehende Prüfung über ihre Befähigung zur ſelbſtſtändigen Ausübung ihres Gewerbes ſich auszuweiſen, ſoll unter dem Namen

Prüfungskommiſſion für mechaniſche Baugewerken

eine beſondere Prüfungsbehörde errichtet werden. Bis auf Weiteres hat dieſelbe ihren Sitz in Freiberg.

Sie iſt zuſammengeſetzt aus einem juriſtiſch befähigten Mitgliede des Stadtraths zu Freiberg, als Vorſitzenden, aus einem theoretiſch gebildeten Sachverſtändigen und einem zweiten Sachverſtändigen, wel - cher, neben dem Beſitz theoretiſcher Kenntniſſe, zugleich als praktiſcher Mechaniker befähigt ſein muß.

Das vorſitzende Mitglied und deſſen Stellvertreter hat der Stadt - rath zu Freiberg aus ſeiner Mitte zu wählen, während die Ernen -384 nung der übrigen und eines Stellvertreters für ſelbige vom Miniſte - rium des Jnnern erfolgt.

Die Prüfung beſteht:

  • 1) in der Anfertigung eines ſchriftlichen Planes, Riſſes und An - ſchlags über eine in das Gewerbsgebiet des zu Prüfenden gehö - rige techniſche Anlage;
  • 2) in einer mündlichen Prüfung über die in das betreffende Fach einſchlagenden theoretiſchen und praktiſchen Kenntniſſe.

Das Nähe hierüber enthält die der Verordnung unter B. bei - gedruckte Jnſtruktion.

Die Prüfungen können zu jeder Zeit des Jahres ſtattfinden. Die mechaniſchen Baugewerken, welche ſich denſelben unterwerfen wol - len, haben ihre desfallſigen Anmeldungen unter der Adreſſe der Prü - fungskommiſſion ſchriftlich einzuſenden oder auch bei dem Vorſitzenden derſelben mündlich zu bewerkſtelligen, dabei das Gewerbe, über welches ſie geprüft zu werden wünſchen, anzugeben und ſich hierauf der ſchrift - lichen Vorladung zur Prüfung zu dem von der Kommiſſion zu be - ſtimmenden Tage zu gewärtigen.

Die Fertigung der Probearbeiten erfolgt am Sitze der Prü - fungskommiſſion in einem dazu geeigneten Lokale und unter ange - meſſener Beaufſichtigung. Nach Beendigung derſelben hat die Kom - miſſion ſelbige zu prüfen und je nach dem Befunde darüber Beſchluß zu faſſen, ob der Candidat zur mündlichen Prüfung zuzulaſſen, oder ſofort zurückzuweiſen ſei.

Hinſichtlich der Art und Weiſe der mündlichen Prüfung, der Protokollführung, der auszuſtellenden Zeugniſſe und der Prüfungs - gebühren gelten die einſchlagenden Beſtimmungen der §§. 8. 9 und 10.

Gegen einen Beſchluß der Kommiſſion, durch welchen ein Be - werber entweder von der mündlichen Prüfung zurückgewieſen, oder ihm nach Erfolg der letztern das Prüfungszeugniß verſagt wird, findet zwar kein Einwand ſtatt; es ſteht jedoch dem Betheiligten frei, ſich nach Jahresfriſt zu einer neuen Prüfung anzumelden.

Da die Theilnahme an den Prüfungen für mechaniſche Bau - gewerke nicht, wie bei den zünftigen Baugewerken, eine gezwungene iſt, ſondern in dem freien Willen der einzelnen Betheiligten beruht, ſo bleibt zwar die Gewerbsberechtigung in den betreffenden Gewerbs - zweigen von dem Beſtehen der Prüfung nach wie vor unabhängig. Es gewährt aber die letztere denen, die ſich ihr mit Erfolg unterwor - fen haben, den Vortheil, ſich geprüfte Mühlenbauer, Brunnen - und385 Röhrmeiſter u. ſ. w. benennen zu dürfen und ſich dadurch der vorzugs - weiſen Beachtung der Behörden und des Publikums zu empfehlen.

§. 15.

Die näheren, auf die Zuſammenſetzung der einzelnen Prüfungskommiſſionen und den Eintritt ihrer Wirkſamkeit begüglichen Verfügungen ergehen durch die Kreisdirektionen.

Friedrich Auguſt.
(LS) Eduard Gottlob Noſtitz und Jänckendorf.

Jnſtruktion der Prüfungskommiſſionen für Bauhandwerker.

§. 1.

Die Geſchäfte der Prüfungskommiſſionen beſtehen:

  • 1) in der Annahme der Anmeldungen zu den Prüfungen (Verord - nung §. 5.);
  • 2) in der Stellung der Prüfungsaufgaben und deren Zufertigung an die Betheiligten (ebendaſelbſt);
  • 3) in der Beurtheilung der gefertigten Probearbeiten (§. 7.);
  • 4) in der Vorladung der Prüfungscandidaten zur mündlichen Prü - fung und der Vornahme der letztern (§. 8.);
  • 5) in der Ertheilung der Prüfungszeugniſſe (§. 9.).
§. 2.

Der Vorſitzende der Prüfungskommiſſion hat die an ihn gelangenden Anmeldungen, nachdem darüber zuvörderſt das Nöthige zum Prüfungsprotokoll (ſ. u. §. 10.) bemerkt worden iſt, alsbald an den der Kommiſſion zugeordneten Architekten abzugeben, von welchem die Prüfungsaufgaben vorläufig abzufaſſen und der Kommiſſion in Vorſchlag zu bringen ſind. Die endliche Feſtſtellung derſelben erfolgt durch gemeinſchaftlichen Beſchluß der Kommiſſion, die ſich zu dem Ende auf Einladung des Vorſitzenden ſo oft verſammelt, als das Bedürfniß der zur Erledigung vorliegenden Geſchäfte es erheiſcht.

Es iſt jedoch hierbei die Einrichtung jedesmal ſo zu treffen, daß die Prüfungsaufgaben nicht ſpäter, als längſtens 14 Tage nach dem §. 5. der Verordnung beſtimmten Schlußtermine für die Anmeldun - gen in den Händen aller Betheiligten, auch der zuletzt Angemeldeten, ſich befinden.

§. 3.

Jn Anſehung der Prüfungsaufgaben ſelbſt iſt folgendes zu beobachten:

  • Dieſelben beſtehen ſowohl für Maurer - als Zimmergeſellen,
  • 1) entweder im Entwerfen und Zeichnen wichtiger Hauptſtücke einesMenzel, der praktiſche Maurer. 25386großen Gebäudes oder im Entwurfe und der vollſtändigen Aus - arbeitung eines gewöhnlichen Wohn - oder Wirthſchaftsgebäudes ſeinem ganzen Umfange nach. Bei Zimmergeſellen iſt auf die hierbei vorkommenden Zimmerarbeiten hauptſächliche Rückſicht zu nehmen, ſowie denſelben auch nach Befinden der Entwurf und die Zeichnung eines für ſich beſtehenden Zimmerbauwerks, wie eines Kirchthurms, einer hölzernen Brücke ꝛc. als Probearbeit aufgegeben werden kann.
  • 2) in der Anfertigung und Berechnung eines Anſchlags über die Koſten des Arbeitslohns und der erforderlichen Materialien be - ziehendlich zu Maurer - und Zimmerarbeit bei dem als Probe - arbeit dienenden Baugegenſtande. Die Arbeit iſt zugleich nach Tagewerken zu berechnen, um prüfen zu können, ob der Geſell das Detail ſeiner Arbeit richtig beurtheilt und damit, wenn die Tage mit dem üblichen Lohne multiplicirt werden, ſein Ueber - ſchlag in aller Art zureicht.

Bei der Auswahl der Prüfungsaufgaben nach Art und Um - fang iſt auf den Ort und die muthmaßlichen Grenzen der Wirkſam - keit des Prüfungscandidaten angemeſſene Rückſicht zu nehmen und daher insbeſondere ſolchen, die ſich auf dem Lande und in kleinen Städten als Meiſter niederlaſſen wollen, demnach aber häufig in den Fall kommen werden, landwirthſchaftliche Baue zur Ausführung zu übernehmen, vorzugsweiſe die Ausarbeitung eines Gebäudes aus dem Gebiete der landwirthſchaftlichen Baukunde zur Aufgabe zu ſtellen.

§. 4.

Die nach vorgängiger Approbation durch die Jnnungen oder durch Beſchluß der Obrigkeiten (Verordnung §. 6. 7. ) an die Kommiſſion eingeſendeten Probearbeiten ſind zuvörderſt bei den ſämmt - lichen Mitgliedern der letztern in Circulation zu ſetzen, worauf ſich dieſelbe verſammelt, um, auf den Vortrag des §. 2. gedachten bauver - ſtändigen Mitgliedes, darüber Beſchluß zu faſſen, ob das gelieferte Probeſtück für zuläſſig zu erachten oder, weil es die für den Beſitz des Meiſterrechts vorauszuſetzende Uebung und Befähigung in der Fer - tigung von Riſſen und Bauanſchlägen nicht in der erforderlichen Maaße beurkunde, als ungenügend zurückzuweiſen ſei. Erſteren Falls iſt der Tag zur mündlichen Prüfung anzuſetzen und der Geſell vor - ſchriftmäßig dazu vorzuladen (Verordnung §. 8.).

Was den bei Beurtheilung der Probearbeiten anzulegenden Maaßſtab anlangt, ſo werden ſich zwar die Prüfungskommiſſionen den - ſelben, mit Rückſicht auf die Anforderungen, die an einen tüchtigen387 Baugewerken nach dem heutigen Stande der Verhältniſſe überhaupt zu ſtellen ſind, in der Hauptſache nach eigenem Ermeſſen zu bilden haben. Jm Allgemeinen iſt jedoch darauf zu ſehen, ob der Geſell die geſtellte Aufgabe techniſch richtig aufgefaßt und auf praktiſch aus - führbare Weiſe behandelt habe. Jn dieſer Hinſicht genügt es, wenn der Maurergeſell zu den ihm aufgegebenen Einrichtungen z. B. von gewöhnlichen Wohn - und Wirthſchaftsgebäuden, Schulen oder den Hauptſtücken größerer öffentlicher Gebäude die Grundriſſe und Profile mit den vorkommenden Gewölben, Treppen, Feuerungsanlagen ꝛc. über - haupt die richtige Conſtruction aller dieſer Haupttheile eines Gebäu - des durch Zeichnung detaillirt anzugeben und zu entwickeln verſteht, der Zimmergeſell aber innerhalb der Grenzen ſeiner Prüfungsaufgabe die Balkenlagen, den Wand -, Decken - und Dachverband ꝛc. richtig dar - zuſtellen und zu zeichnen, auch die Treppen gehörig zu berechnen im Stande iſt, ohne daß ein jeder auch in denjenigen Theilen der Bau - anlage, deren Ausführung dem andern Gewerbe angehört, vollſtändig und im Detail bewandert zu ſein brauchte.

Wie übrigens ſchon bei Beſtimmung der Aufgabe das, was in das Gebiet der höheren Baukunſt ſchlägt, von dem, was für den ei - gentlichen Gewerbsmeiſter gehört, wohl zu unterſcheiden und daher von dem Anſpruche an eine künſtleriſche und ſtreng wiſſenſchaftlich gehaltene Ausführung der erſtern jedenfalls abzuſehen iſt, ſo werden doch anderer Seits Verſtöße, die ſich der Examinand in ſeiner Aus - arbeitung gegen die allgemein gültigen Regeln eines guten Geſchmacks in der Baukunſt oder gegen anerkannte wiſſenſchaftliche Grundſätze zu Schulden gebracht haben ſollte, bei dem endlichen Urtheile über ſeine Befähigung nicht zu überſehen ſein.

§. 5.

Liegt gegründeter Verdacht vor, daß der Geſell die Probe - arbeit nicht ſelbſt oder nicht ohne fremde Beihülfe gefertigt habe oder trägt die Kommiſſion aus einer andern Urſache Bedenken, ſich über die Zuläſſigkeit oder Unzuläſſigkeit des Probeſtücks ſofort beſtimmt zu entſchließen, ſo iſt der Geſell zwar eventuell zur mündlichen Prü - fung vorzuladen, ihm jedoch zu erkennen zu geben, daß ihm die Ent - werfung eines anderweiten Riſſes und Anſchlags, um beides am Orte der Prüfungskommiſſion und unter deren Aufſicht auszuführen, werde aufgegeben und von dem Ausfalle dieſer zweiten Probearbeit ſeine Zulaſſung zur mündlichen Prüfung werde abhängig gemacht werden (Verordnung §. 8.).

§. 6.

Die mündliche Prüfung hat ſich im Allgemeinen über folgende Gegenſtände zu erſtrecken:

25 *388
bei Maurergeſellen.
  • a) die vorzüglichſten Baumaterialien, deren allgemeine und be - ſondere Beſchaffenheit, Gewicht und Feſtigkeit, und darnach ſich richtende Vorbereitung, Bearbeitung, Abmeſſung und Ver - wendung im Bauweſen, der Schwerpunkt und das Verlegen der Bauſteine;
  • b) die Bereitung und das Verhalten tüchtiger Luft - und Waſſer - mörtel und der vorzüglichſten Cemente und Kitte;
  • c) die verſchiedenen Baugrundarten, deren Beſchaffenheit und Trag - vermögen. Wie und in welchem Umfange die Unterſuchung derſelben vorzunehmen ſei, welche Hülfsmittel dazu dienen und inwiefern und wie weit man durch ſolche ein überzeugendes Ur - theil über die Beſchaffenheit und Feſtigkeit des Baugrundbodens erlangen könne?
  • d) das Abſtecken eines Gebäudes auf der Bauſtelle, das dabei je nach den verſchiedenen örtlichen Verhältniſſen anzuwendende Ver - fahren und die hierzu dienenden Hülfsmittel;
  • e) das Ausgraben und die weitere Vorbereitung des Grundes und das dabei nach Beſchaffenheit deſſelben und der möglicher Weiſe dabei obwaltenden beſonderen Umſtände zu beobachtende Verfahren;
  • f) die Aufführung der Grundmauern und die verſchiedene Con - ſtruction des Grundbaues überhaupt. Was bei Anlegung der Abtritt - und Senkgruben, insbeſondere in der Nähe von Keller - räumen zu beobachten iſt?
  • g) die Beſtimmung der Mauerſtärken nach Maaßgabe des Mate - rials, aus dem die Mauern beſtehen, ihres mehr oder minder freien Standes, ihrer Höhe, Belaſtung und demnach nöthigen Widerſtandsfähigkeit;
  • h) die verſchiedenen Mauerverbände und Conſtructionen der Mauern, je nach ihrer Beſtimmung und Art und Beſchaffenheit der ver - ſchiedenen dazu dienenden Materialien;
  • i) die bei dem Grund - und Unterbau anzuwendenden Hülfsmittel und Vorkehrungen zur Verhütung des Aufſteigens etwa vorhan - dener Grundfeuchtigkeiten und ihrer nachtheiligen Folgen, insbe - ſondere der Erzeugung des ſogenannten Mauerfraßes, ſowie des Haus - oder Holzſchwammes;
  • k) die Bogen und Gewölbe, ihre Entſtehung, Benennung und389 Form, ſowie die Bauart derſelben in Abſicht auf den verſchie - denen dabei in Anwendung kommenden Verband;
  • l) die Beſtimmung der Widerlagſtärken, der Bogen - und Gewöl - bedicken, der Zubereitung, Aufſtellung und Wegnahme der Lehrbogen;
  • m) die verſchiedenen Bedachungsarten, in Betreff des Bedachungs - materials, insbeſondere das waſſerdichte Eindecken der Dachluken und Fenſter, Rinnen, Kehlen, Forſt - und Walmkanten;
  • n) die Conſtruction gemauerter und ungemauerter, innerer und äußerer Geſimſe und die Beſchaffenheit der dazu gehörigen Schablonen;
  • o) der Decken -, Wand - und Mauerputz;
  • p) die vorzüglichſten Feuerungsanlagen, deren Conſtruction und Ausführung, mit beſonderer Rückſicht auf Brennmaterial ſparende Stuben - oder Kochöfen, ſowie auf den Bau der Schornſteine;
  • q) die allgemeinen Regeln der Feuerſicherheit und die darauf be - züglichen baupolizeilichen Vorſchriften;
  • r) der Bau maſſiver Treppen;
  • s) Fragen über Fälle, wo die Maurerarbeiten mit den Zimmerar - beiten in Verbindung kommen, wie z. B. bei den Auswechſe - lungen der Balken, bei Anwendung hölzerner Thür - und Fen - ſtergerüſte, dem Legen der Fußböden über Gewölbe ꝛc.

Die Examinanten haben daher die den Prüfungscandidaten vor - zulegenden Fragen aus dem Kreiſe dieſer Gegenſtände zu wählen, ohne daß ſie jedoch die letztern jedesmal vollſtändig zu erſchöpfen oder ſich bei der Prüfung an die Reihenfolge zu binden brauchten, in der ſie vorſtehend aufgeführt ſind.

§. 7.

Die mündliche Prüfung iſt mit jedem Candidaten einzeln vorzunehmen und auf eine Dauer von bis 3 Stunden zu be - ſchränken.

Die Leitung derſelben liegt zunächſt dem theoretiſch gebildeten Bauverſtändigen unter den Kommiſſionsmitgliedern ob. Wie es je - doch den der Kommiſſion beigegebenen Jnnungsmitgliedern überhaupt unbenommen iſt, durch Stellung einzelner geeigneter Fragen ebenfalls thätigen Antheil an der Prüfung zu nehmen, ſo kann auch von der Kommiſſion im Allgemeinen Verabredung dahin getroffen werden, daß derjenige Jnnungsmeiſter, deſſen Gewerbe der zu Prüfende angehört, gewiſſe Prüfungsmaterien ein für allemal ausſchließend übernehme, in390 der Art jedoch, daß auch in dieſem Falle der Architekt den Gang der Prüfung zu leiten und zu überwachen und darauf zu ſehen hat, daß weder zu lange bei dem nämlichen Prüfungsgegenſtande verweilt werde, noch auch zu viele Gegenſtände blos ganz oberflächlich zur Sprache kommen.

§. 8.

Alsbald nach beendigter Prüfung hat ſich die Kommiſſion über das Ergebniß derſelben zu berathen und wegen der dem Candi - daten zu ertheilenden Cenſur oder der nach Befinden auszuſprechenden Verweigerung des Prüfungszeugniſſes, unter Berückſichtigung der §. 8. der Verordnung enthaltenen näheren Vorſchriften, nach Stimmenmehr - heit Beſchluß zu faſſen.

Dieſe Berathung erfolgt zwar in Anweſenheit ſämmtlicher Kom - miſſionsmitglieder. Bei der Abſtimmung ſelbſt iſt jedoch jedesmal nur der eine der beiden zur Kommiſſion gehörigen Jnnungsmeiſter und zwar, wenn ein Maurergeſell in Frage iſt, der Maurermeiſter, hingegen bei Zimmergeſellen der Zimmermeiſter als ſtimmberechtigt anzuſehen, während der Andere der Abgabe einer Stimme ſich zu ent - halten hat.

Hat ein Geſell die Prüfung mit beſonderer Auszeichnung be - ſtanden und dabei einen ſolchen Grad techniſch wiſſenſchaftlicher Aus - bildung an den Tag gelegt, der ihn nach dem Ermeſſen der Kommiſ - ſion als zur Ausführung größerer und wichtigerer Baue befähigt er - ſcheinen läßt, ſo iſt dieſes letztere Urtheil durch einen Zuſatz zur Cen - ſur in dem Zeugniſſe beſonders auszudrücken.

Da ſich jedoch an den Beſitz eines in dieſer Maaße ausgeſtell - ten Prüfungszeugniſſes nach §. 15. des Geſetzes vom 9. October 1840, den Gewerbsbetrieb auf dem Lande betreffend, das wichtige Vorrecht knüpft, daß den mit einem ſolchen verſehenen Maurermeiſtern, dieſel - ben mögen in den Städten oder auf dem Lande wohnen, die Ueber - nahme von Bauen auf Accord in allen Städten geſtattet iſt, ſo wer - den die Prüfungsbehörden zu Ertheilung dieſer Auszeichnung nicht leicht zu verſchreiten, ſondern dabei mit angemeſſener Umſicht und Strenge zu verfahren haben.

§. 9.

Die Prüfungskommiſſionen haben zwar bei den Prüfun - gen allenthalben den Zweck im Auge zu behalten, höhere zeitgemäße Anforderungen an die Baugewerken zu richten, ohne auf die mangel - hafte Bildung derſelben Rückſicht zu nehmen. Jedoch werden ſie für jetzt, in Erwägung des erſt kurzen Beſtehens der Baugewerkſchulen, den dermaligen allgemeinen Standpunkt der techniſchen Ausbildung der391 fraglichen Gewerken in angemeſſener Weiſe zu beachten und nur all - mählig ihre Anforderungen zu ſteigern haben.

§. 10.

Dem Vorſitzenden der Prüfungskommiſſion liegt die for - melle Leitung des Prüfungsgeſchäfts und die Aufſicht darüber ob, daß dabei den beſtehenden Vorſchriften allenthalben gemäß verfahren werde. Alle im Namen der Kommiſſion ergehende Ausfertigungen hat der - ſelbe zu unterzeichnen, nicht minder das Prüfungsprotokoll zu führen, zu welchem den Prüfungsbehörden ein lithographirtes Schema in ta - bellariſcher Form beſonders zugefertigt werden wird.

§. 11.

Jede Prüfungskommiſſion iſt der Kreisdirektion ihres Bezirks zunächſt untergeordnet und hat daher in den geeigneten Fällen an dieſelbe Bericht zu erſtatten und Weiſungen von ihr zu empfangen.

Nach Schluß jedes Prüfungstermins iſt das Prüfungsprotokoll zur Kreisdirektion einzuſenden, welche daſſelbe, wenn ſich nichts dabei zu erinnern findet, nach genommener Einſicht kürzeſten Wegs an die Kommiſſion zurückgelangen laſſen wird.

III. Nach bairiſchem Geſetz.

Nach einer Verordnung vom 28. Januar 1805. Regierungs - blatt Stück IX. ſoll keine Promotion eines Maurerlehrlings oder Geſellen ohne Prüfung der Baukommiſſion vor ſich gehen. Dieſe dürfen keine Bauführungen ſelbſtſtändig übernehmen.

Regierungsblatt 1807 vom 13. Februar S. 350.

  • 1) Sämmtliche Stadtpolizeibehörden (die zu München ausge - nommen, wo bereits eine Baukommiſſion beſteht) und ſämmtliche Land - gerichte haben binnen 4 Wochen zu berichten, wie die Aufſtellung einer Baukommiſſion iſt vollzogen worden.
  • 2) Können nur jene Bauplane ratifizirt werden, welche von ei - nem Maurer - und Zimmermeiſter unterſchrieben ſind, die für die Aus - führung nach demſelben haften. Von Palieren unterſchriebene Plane dürfen nicht angenommen werden, und ihre Unterſchrift iſt nur in ſo ferne zu geſtatten, als ſie als Zeichner derſelben ihre Namen beiſetzen.
  • 3) Wer einen Bau durch einen Geſellen, dazu auch die ſoge -392 nannten Paliere gehören, welche, wenn ſie nicht von einem Meiſter zur Aufſicht auf die Arbeiten beſtellt ſind, den übrigen Geſellen gleich zu achten ſind, führen läßt, ſoll von der Stadtpolizeibehörde oder dem Landgerichte um 10 Reichsthaler geſtraft werden.
  • 4) Die Ortsvorſtände (welche in den Landſtädten und Märkten die Bürgermeiſter, und in den Dörfern die Obleute ſind) haben nur dann die Führung eines Baues zu geſtatten, wenn ihnen der von dem Landgerichte und der Baukommiſſion unterſchriebene Bauplan vorge - zeigt iſt, und die Vernachläſſigung dieſer Aufſicht ſoll um 5 Reichs - thaler beſtraft werden.
  • 5) Ein unratifizirter Bauplan, oder durch einen Geſellen ge - führter Bau, iſt, wenn die Anzeige darüber einläuft, einzuſtellen, und die Fortſetzung deſſelben nur nach einem ratifizirten Plan und unter Leitung eines Meiſters zu geſtatten.
  • 6) Die zur Feuerbeſchau Verordneten ſollen ſich von jedem, im Laufe des Jahrs geführten neuen Bau den ratifizirten Bauplan vor - legen laſſen, und den Abgang deſſelben der Behörde zur Beſtrafung der Fehligen anzeigen.
  • 7) Jeder ohne Vorwiſſen der Stadtpolizeibehörden oder des Landgerichts geführte Bau ſoll ſogleich unterſucht, und, wenn er ord - nungswidrig geführt iſt, nach Erforderniß ganz oder zum Theil auf des Eigenthümers Koſten niedergeriſſen, und deſſen Wiederherſtellung nur nach dem ratifizirten Bauplane geſtattet werden. Sollten die Stadtpolizeibehörden und Landrichter in dem nachläſſig befunden wer - den, was ihres Amtes iſt, ſo unterliegen ſie für jeden Fall einer Strafe von 15 Reichsthalern.

Auszug aus dem Regierungsblatt v. J. 1826. S. 153. §. 62.

  • Zur Erprobung der erworbenen Gewerbskunde genügt im all - gemeinen jede Form und jede Art des Beweiſes, welche nach dem Ermeſſen der verordneten Prüfungskommiſſion geeignet iſt, die - higkeit des Bewerbers zur ſelbſtſtändigen Ausübung ſeines Gewerbes außer Zweifel zu ſetzen. Es ſollen insbeſondere als zuläſſige Beweis - arten angeſehen werden:
  • a) mehrjährige Verweſung eines Gewerbes mit offenkundig oder erweislich gutem Fortgange deſſelben, mehrjährige, ohne häufigen Wech - ſel zurückgelegte Gehilfen - oder Geſellendienſte in angeſehenen Hand - lungshäuſern, bei tüchtigen Gewerbsmeiſtern oder Fabrikanten, und393 übereinſtimmend vortheilhafte, amtlich beglaubigte Zeugniſſe derſelben über vorzügliche Fähigkeit, Geſchicklichkeit und gutes Betragen des Prüfungscandidaten.
  • b) Einzelne, von einem Geſellen in der Werkſtätte ſeines Mei - ſters für deſſen Rechnung auf Beſtellung oder zum Verkauf verfer - tigte Arbeiten, welche ſich entweder durch gelungene Behandlung des Stoffes, durch eine bei dem Verfahren angewendete Verbeſſerung oder durch Neuheit und Zierlichkeit der Form, Schönheit und Fleiß oder Schwierigkeit der Ausführung vor gewöhnlichen Arbeiten des Hand - werks vortheilhaft auszeichnen.
  • c) Arbeiten oder Unternehmungen von größerm Umfang und Bedeutung, welche ein Gehilfe oder Geſelle aus Auftrag ſeines Dienſt - herrn oder Meiſters mit entſprechendem Erfolge ausgeführt hat ꝛc.

Auszug aus dem Regierungsblatte von 1830 vom 27. Mai. S. 824 826. Die Prüfung der Maurer -, Zimmer - und Stein - metzmeiſter betreffend.

§. 41.

Diejenigen, welche ſich als Maurer -, Zimmer - oder Steinmetzmeiſter anſäſſig machen wollen, haben die in der königl. Verordnung über das Gewerbsweſen vom 28. December 1825. Tit. I. §. 61. art. 2. vorgeſchriebene Prüfung abzulegen. Dieſe Prüfung findet jährlich einmal, ganz in derſelben Art wie bisher, am Sitze einer jeden Kreisregierung, unter Aufſicht und Leitung des Kreis - baurathes, oder eines andern techniſchen Mitgliedes dieſer Stelle ſtatt. Der Termin und die Art der Bekanntmachung deſſelben iſt, wie §. 34. beſtimmt wurde.

§. 42.

Die Zeugniſſe der Kreisregierungen hinſichtlich der auf dieſe Weiſe zur Zufriedenheit beſtandenen Prüfungen haben künftig bei Conceſſionsgeſuchen volle Wirkung und Gültigkeit für alle Kreiſe, Städte und Orte des Königreichs ohne Ausnahme. Auch bleibt je - dem Bewerber die Wahl überlaſſen, bei welcher Kreisregierung er die Prüfung beſtehen wolle.

§. 43.

Die Jnhaber ſolcher Zeugniſſe erhalten aber durch die - ſelben nur die Befugniß auf die Ausübung des gewöhnlichen Betrie - bes ihres Handwerkes, und müſſen ſich auf Bauführungen nach vor - ſchriftmäßig genehmigten Planen anderer Bauverſtändigen beſchränken.

§. 44.

Diejenigen, welche eine ſolche Prüfung ſchon früher be - ſtanden haben, deren Anſäſſigmachung aber, in Folge der durch dieſe Prüfung erlangten Befugniß, noch nicht ſtattgefunden hat, und welche394 ſich in Zukunft mit Bauführungen nach eigenem Plane, und mit dem Entwerfen von Plänen für Private, Gemeinden ꝛc. beſchäftigen wollen, haben ſich der im §. 34. bis 40. vorgeſchriebenen geſteigerten Prü - fung zu unterwerfen.

§. 45.

Diejenigen Jndividuen, welche die Prüfung als Mau - rer -, Zimmer - und Steinmetzmeiſter bei einer Kreisregierung ſchon früher beſtanden, und dadurch nur einen Anſpruch auf Anſäſſigma - chung außerhalb der Städte erſter Klaſſe begründet haben, erhalten zwar nach §. 42. die Befugniß, ſich auch um die Anſäſſigmachung in den Städten erſter Klaſſe zu bewerben, allein ſie haben ſich dann ledig - lich auf den gewöhnlichen Betrieb ihres Handwerks zu beſchränken.

Geprüft wird in der Arithmetik, Geometrie, Architektur, allen - falls auch im Steinſchnitt an jeder Regierung im Königreiche.

(Gedruckt bei W. Plötz in Halle.)

About this transcription

TextDer praktische Maurer
Author Carl August Menzel
Extent409 images; 139316 tokens; 15049 types; 974380 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDer praktische Maurer Handbuch für Maurermeister, Gesellen und Lehrlinge Zugleich ein Leitfaden für die Maurergesellen, welche die Prüfung als Maurermeister zu bestehen haben Carl August Menzel. Carl August Menzel (ed.) . VI, 394 S. KümmelHalle1847.

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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin SBB-PK, Nz 6194a

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Technik; Gebrauchsliteratur; Technik; core; ready; china

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