Roͤmiſcher Buͤrgermeiſter.
Des Nero Hoff-Juncker.
Staats-Jungfer.
Hoff-Narr.
Hauptmann uͤber des Keyſers Leib-Wachte.
Spaniſcher Statthalter.
Des Franzoͤſiſchen Statthalters / des Vindex / Kriegs-Obriſter.
Ein Kuͤchen-Junge.
Ein Keller-Junge.
Drey Furien.
Ein Bauersmann.
JZt faͤllt mir ein / wie mein Anchiſes-Sohn / Der tapfre Trojer-Held / Nun vor geraumen Zeiten Durch Goͤttliches Bedeuten Und Fuͤhrung der Sibyllen Drang ins Eliſer-Feld Und auch zum ſchwartzen Acheron, Des Pluto finſtern Reich / Da zwar die Thuͤr zum Eingang immer offen / Den Ruͤckweg aber keiner hat zu hoffen / Als wer dem Jupiter beſonders lieb / Und durch der Tugend Trieb Und ihre heiße Flamme Sich wuͤrdig macht / den Stern-Raum zuerfuͤllen / Oder dem Enéas gleich / Buͤrtig aus der Goͤtter-Stamme.
Dem hat die Schickung wohl gewollt / Dem iſt der Gluͤcks-Ball zugerollt / Daß er das Sonnen-Licht Hat koͤnnen wieder ſehn / Als ihm zuvor Anchiſes, Der Vater / that Bericht Von kuͤnfft’gen großen Dingen / Von ſeinen Nachkoͤmmlingen / Den Roͤmſchen Potentaten Und ihrer Monarchie / Und wie dieſelbe nie Werd’ ab und untergehn.
Nun alles dieſes Jſt wohl gerathen /A 2UndUnd hat nach Prophezey des Goͤttlichen Anchiſen Sich in der That erwieſen.
Aus den Eliſer-Feldern Kahm erſt der Sylvius, Den durch Enéas Kuß Lavinia gehahr in heilgen Waͤldern / Der erſte Koͤnig der Albaner, Dem folgte Procas nach / die Zierde der Trojaner, Drauf Capys, Numitor, Der andre Sylvius mit des Enéas Nahmen / Die nachmahls nach Nument und Gabien ſind kommen / Und Coram und Fiden Als Uber winder eingenommen. Mein Romulus, der ſchoͤnen Ilien Und Brudern Mavors Sohn / Bey deßen Regiment mein Rom ſich that hervor Zu einem Koͤnigs-Thron Und Koͤniglichen Saamen. Wer weiß es nicht / was Numa hat gethan / Der Stiffter der Romanſchen-Rechte Mit ſeinem Nach-Geſchlechte / Dem Ancus und dem Bruten, Dem erſten Buͤrger-Meiſter. Nechſt dieſen iſt die Bahn Von Decien und Druſen und Torqvaten Noch weiter fortgeſetzt / Wiewohl die letztern Geiſter Zuſammen ſind gerathen / Und beyde ſich genetzt Jm Krieges-Schweiß und Bluthen. Wer will die tapfern Seelen Jtzt all’ erzehlen?
Daß Cæſar und Auguſt, Die ſchon vergoͤtterten / und ihres Stam̃es Sproßen / Der Keyſerlichen Wuͤrde So lange Zeit genoßen / Und ſich ſo unverdroßen Der angehengten Buͤrde Mit Willen unterzogen / Das iſt ja meine Luſt. O Vater Jupiter ſey ferner noch gewogen!
Es iſt zwar zu beklagen / Daß wir itzund ſo viel Beſchwehrung tragen / Daß mancher Roͤmſcher Held Durchs Keyſers Mord-Schwerd faͤllt. Was aber iſt zu thun? Es will uns nun Der Hund zu maͤchtig werden. Bebt doch fuͤr ihm der Kreyß der gantzen Erden.
Was maͤchtig? und was beben? Laß nur ein Land ſich wieder ihn erheben / So wirſtu ſehn / Daß niemand nicht wird beym Tyrannen ſtehn / Denn er iſt ja bey iederman verhaſt / Dem gantzen Reich’ ein’ uͤberſchwehre Laſt.
Jſts ſo / daß dieß des Himmels Straffe ſey / So haben wirs verſchuldet / Uns machen endlich doch Die Goͤtter wieder frey Von dieſem ſchwehren Joch / Das wir zeither erduldet. Sie haben allezeit Jhr liebes Rom erqvickt / Daß keine Grauſamkeit Uns nieder hat gedruͤckt.
DU praͤchtiger Pallaſt Weit uͤber Koͤnigs-Haͤuſer / Du Schloß der großen Keyſer / Aus allen deinen Schaͤtzen / Die deine Maur umfaſt / Kan ich doch nur an einem mich ergetzen.
Jch ſehne mich nach keiner großen Wuͤrde / Und ſuche weder Gold Noch einen hoͤhern Sold. Die Wolluſt iſt nur Buͤrde. Der Uberfluß an Wein Bringt Kranckheit / Schmertz und Pein.
EsEs iſt was anders da / So mir Vergnuͤgung giebt. Die ſchoͤne Flavia Die machet mich verliebt. Der Tugend helle Flamme Koͤmmt praͤchtig uͤberein Mit ihrem edlen Stamme / Das dieſer Zeit gar ſelten pflegt zu ſeyn.
Dieß iſt der enge Orth / Der von des Hofes Brauſen / Von Uppigkeit und Schmauſen Noch bleibet unbetreten. Allhier iſt Zeit / ein heiligs Andachts-Wort Zur Goͤtter-Schaar zu bethen.
Auch ich bin eben hier / und habe mich entrißen Aus der verdammten Wuſt Der Laſter-vollen Luſt / Darauff der Keyſer taͤglich iſt beflißen. Ach! ſolten wir / O Schoͤnſte / ich und du des Hofes uns begeben; Wir koͤnten leben Jn ſtiller Ruh. Der Adel des Gebluͤths / Die Schoͤnheit deines Leibes und Gemuͤths Gefaͤllt mir in der Seele / Daß ich mir dich zur Liebſten auserwehle; Du biſt es / und ſonſt keine / Die ich von Hertzen meine.
Es macht auch deine Tugend / Dein unverfaͤlſchter Sinn / Daß ich dir mehr geneigt und goͤnſtig bin / Als aller andern Jugend; So haben deine edle Sitten Mein ſchwaches Hertz beſtritten.
Weil wir denn beyd’ einander goͤnſtig ſeyn / So nehm’ uns Amor ein / Daß unſer Feuer brennet So lange biß der Todt uns trennet /ZuZu deßen Unterpfand Verſetz’ ich Hertz und Mund und Hand.
Mein Wollen iſt ſchon da. Durch dieſen Liebes-Kuß Verbindet Flavia Sich mit dem Maximus.
Und dir / O meine Luſt / Dir geb’ ich mich zu eigen Jn Felßen-feſter Treu / Und raff’ hierbey Den Himmel an zu Zeugen / Dem alles iſt bewuſt.
Das hab ich laͤngſt gedacht.
Wie ihr es ſelbſt wohl wißt.
Und durch den Luͤgen-Schnitt.
4. Sa!So viel als dein Begehr.
Und wagt es kuͤhnlich drauff.
So treibt mans immerfort!
Und heut zu dieſer hin.
Der Leuthe Guth und Geld.
B 29. DerSagt / wie gefaͤllts euch nun?
MJt nichten geb’ ich zu / Daß Flavia und du Einander ſolt genießen. Sie iſt der Schoͤnen Zier An meinem Hofe hier / Und ſoll auch da der Jugend Reſt beſchließen. Der Keyſer oder keiner Jſt ihrer Liebe werth / Geh ſonſten hin zu einer Jn dieſem großen Rom Und an dem Tyber-Strohm; Das ſey dir unverwehret.
O! welch ein hartes Wort hab’ ich gehoͤret / Davon ich gantz verirrt / Doch weiß ich / daß mein Bitten Dir noch das Hertze bricht / Uud dich bewegen wird / Daß mir die Hoffnung nicht Sey gaͤntzlich abgeſchnitten.
Die Flavia und ich Seynd laͤngſt verliebt geweſen; Mir hab’ ich ſie / ſie ihr / hinwieder mich Vor allen auserleſen. Drum laß es doch ſo ſeyn / Und willige darein / Daß ich nicht ſterben muß. WennWenn gleich die Flavia Von deinem Hoffel geht / So bleibt dennoch ein Uberfluß Der ſchoͤnſten Nympfen da. Ja deine Majeſtaͤt Ziert ſelbſt das Keyſer-Hauß Mehr / als die Venus ſelbſten / aus.
Es bleibt / wie ich geſagt. Du biſt mein Knecht / und ſie iſt meine Magd. So huͤte dich vor dem / was ich verbiethe; Sonſt reitzeſtu mein zorniges Gemuͤthe / Und wirſt mit Schaden ſehn / Wie dieß mein Schwerd geſchwind iſt auszugehn.
Entruͤſte dich nur nicht. Die Flavien verbann’ ich aus dem Sinn / Und wende mich zu deiner Gnaden hin. Dein guͤtigs Angeſicht Kan mich viel hoͤher laben / Denn eitle Liebes-Gaben. Deintreuer Knecht thut wie der Keyſer ſpricht.
VErzeihe mir / du Ober-Haupt der Welt / Daß ich itzt eine Sache Vor deine Ohren bringe / Die dir nicht wohl gefaͤlt.
Jch dencke ſchon auf Rache! Gehts nicht den Vindex an?
Hiſpanien erkuͤhnt ſich ſolcher Dinge / Die Franckreich nie gethan. Das Kriegs-Volck faͤllet ab / Und Galba, dem dein Thron So hohe Wuͤrde gab / Giebt ungerechten Lohn. Es koͤmmet Zeitung ein / Daß er mit großer Macht / Soll auf dem Wege ſeyn / Auf Mord und Todt bedacht / Dich von dem Stuhl zu bringen / Und ſich darein zu dringen.
Du Abgrund / oͤffne dich / Da die Verdammten ſitzen / Und ewig Angſt-Schweiß ſchwitzen! Dein Schlund verſchlinge mich! Den Nero muͤßen nagen Die aͤrgſten Hoͤllen-Plagen / Wo er nicht dieſe Stunde Eewuͤrgt die falſchen Hunde. Wo? Sind Frantzoſen hier?
Du haſt ſie ſelbſt an dir.
Jch will ſie martern laßen Zuſamt den Spaniern. SieSie ſollen ihrer Landes-Leuthe Verbrechen auf ſich faßen. Galba, Vindex, ihre Herrn / Muͤßen mit den Knechten ſterben.
Juch! So werd’ ich auch was erben.
Jch verehre / Meinem treuen Krieges-Heere Beydes Reich zum Raub und Beuthe. Rom weiß um dieſe That / Und offenbahrt ſie nicht. Es muß der ſtoltze Rath Durch Schwerdt und Gifft Noch werden hingericht. So recht / daß ihn ſein’eigne Boßheit trifft: Laſſet die Loͤwen und die Baͤhren mit hauffen Unter die Roͤmiſche Buͤrgerſchafft lauffen. Jch ſetze mit meiner Hand Noch einſten die Stadt in Brand.
Der Keyſer hat Gewalt / Zu thun / was ihm beliebt. Nur daß es auch zu Rom nicht Auffruhr giebt. Da iſt dein Auffenthalt. Wenn dieſe Stadt getreulich bey dir haͤlt / So trotzeſtu die Welt. Befiehl / daß man ſich ruͤſtet / Eh noch der Feind hier in die Naͤhe koͤmmt / Und dir den Vorthel nimmt / Sonſt iſt das Reich verwuͤſtet.
Leib / Leben / Guth und Bluth Soll dir zu Dienſte ſeyn / Und dieſen tapffern Muth Treibt keine Furcht nicht ein. Wir wollen bey dir ſtehn Biß Seel und Geiſt vergehn.
Auf! hurtig / Roß und Mann! Sey ruͤſtig Stadt und Land! Es ſtreite / wer nur kann! Schafft Schild und Schwerd zur Hand! NehmtNehmt Bogen / Spieß und Pfeil! Fort / fort! in hoͤchſter Eil!
Fort! fort! will alles fort / So bin an dieſen Orth Auch ich allein nichts nuͤtze Ein Narre wird aus mir / Wenn ich ſtets hier Bey Hofe muͤßig ſitze.
Jch will die Betteley Verkauffen / Und in den Krieg mit lauffen. Wer weiß / ob unter dieſen Huth Nicht noch ein Helden-Muth Verborgen ſey. Jch ſehs an meiner Krauße / Daß ich als Obriſter zuruͤcke komm nach Hauße.
DU guͤldnes Sonnen-Licht / Fleuch fort in deinen Lauff / Daß bald der Hochzeit-Tag anbricht / Jch hoffe ſehnlich drauff.
Komt an / ihr ſuͤßen Stunden / Jhr Auszug aller Luſt / Jhr Artzeney fuͤr meine Liebes-Wunden / Jhr Wunder-Werck der erſt-verliebten Bruſt / Jhr feſtes Band der Sinnen / Jhr Todt der Einſamkeit / Jhr Kuͤhne-Macherinnen Zum ſtillen Venus-Streit!
Die Nympfe bin ich nicht / Nach welcher du izt frageſt. Doch weil du ſageſt Von ungetreuer Liebe / So fahre fort / zu melden die Geſchicht / Daruͤber ich mich zwar noch freue noch betruͤbe.
O! Falſcher Maximus, Hat denn nun Glaub’ und Treu Bey dir ſich ſchon verlohren! Jſt dieß der letzte Kuß / Der kaum der erſte war? Und furchteſt nicht / daß aller Goͤtter-Schaar / Bey denen du geſchworen / Der Falſchheit Raͤcher ſey?
CEinEin Weibes-Bild betruͤgen Jſt keine Ritter-That. Wer wolte nicht den Eydes-Schwuͤhren glaͤuben? Wer kennt die Luͤgen / Durch welche mich dein falſcher Mund erbath / Mich deine treue Nympfe / Dich meinen Schatz zu ſchreiben? Nun laͤſſeſtu / Betruͤger / mich im Schimpfe / Als ob an meiner Ehre Was tadelhafftes waͤre.
Du biſt nicht werth / daß dein ſo falſches Bluth An meiner Seiten ruht. Druͤm fahr nur hin. Mein Hertz giebt ſich zu frieden. Wir ſind nun zwar geſchieden; Doch ſtraffen dich die Goͤtter / An deren Nahmen du Durch dein verlognes Fluchen Dich ſelbſt gemacht zum Spoͤtter. Mein Opffer ſoll darzu Sie taͤglich auch erſuchen.
So hab’ ich auch noch ein’ge gute Seelen Jn des Enéas Kindern Zu recht gluͤckſeelgen Stunden Begierig und bereit gefunden / Sich meiner zu bedienen / Die Tugend zuerwehlen / Den Laſter-Brauch zu hindern.
Zumahl hab ich mich ſehr ergezt / Als die beruͤhmtſten Haͤuſer Der Roͤmiſchen Geſchlechter Den Nero zum Verfechter Der Monarchie, und ihrem hoͤchſten Keyſer Erwehlt und eingeſetzt. Er lebte Tugendhafft Jm Anfang ſeines Thrones / Drum hab’ ich ſeiner mich / als meines lieben Sohnes / Getreulich angenommen / Daß er durch meine Krafft Und Beyſtand meiner Schweſteꝛ Der Goͤttlichen Fortun So hoch iſt kommen.
Ach aber leyder! nun Will er ſich gantz verkehren / Und wiederſetzt ſich meinen Lehren / Veruͤbet Tyranney / Lebt ſtets in Voͤllerey / Jn Unzucht und in Schande / Der Noth des Reiches unbekuͤm̃ert / Kein Recht iſt mehr im Lande / Was muß die Unſchuld leyden? Jch gelte nichts nicht mehr / Und habe beym Tyrannen kein Gehoͤhr /C 2DrumDrum will ich von ihm ſcheiden / Weil alles ſich von Tag zu Tag verſchlimmert.
Aſtréa, Goͤttin Tugend / Du hoͤchſt-gepreißte Zier Des Alters und der Jugend / Entferneſt du dich mir? Du hatteſt ja zu Rom den Sitz genommen Jn Nerons Pracht-Pallaſt / Dahin auch ich bin kommen / Als ein Gefaͤrt’ und Gaſt / Des Keyſers Helden-Thaten / Wie du ſie wuͤrdeſt rathen / Jn allen Stuͤcken Vollkoͤmmlich zu begluͤcken.
O Schweſter / Goͤttin Gluͤck / Zu Rom bin ich verjaget / Der Keyſer hat mir ab-den Laſtern zugeſaget / Drum will ich mich zuruͤck Von ſeinem Hofe ziehen.
Und ich mit dir entfliehn.
DEr Himmel danck’ es euch / Daß ihr das große Reich Wolt helffen unterſtuͤtzen / Und bey dem Eigenthum Der alten Freyheit ſchuͤtzen. Jhr traget auch davon Des Nahmens ew’gen Ruhm / Als den verdienten Lohn.
Dein Lob das muͤße weit Die Wolcken uͤberſteigen / Und deine Goͤttligkeit Sich bey den Sternen zeigen.
Auch Vindex iſt ein Theil / Darauff beruht des Vaterlandes Heil.
Rom wird wohl nie vergeßen / Euch ſeinen Auffenthalt Fuͤr Unrecht und Gewalt / Jhr Fuͤrſten / beyzumeßen.
Und dir / O Marcion, beruͤhmter Held / Dir wird itzt nichts / als nur ein danckbar Wort. Wenn aber du ſo fort Uns bleibeſt zugeſellt / So folgt auch in der That / Was deine Treu bey uns verdienet hat.
Jhr wißt / was uns vor Noth zuhanden ſtoͤßt. O große Tyranney! Sagt / wo ein Mittl ſey / Das uns davon erloͤßt.
Der Boßheit wird zu viel; Des Wuͤtens iſt kein Ende. Hiſpanien hat vor ſich dieſes Ziel / Daß ſichs vom Reiche wende / Weil er es gar zu ſehrMitMit Schatzung uͤberſetzt. Es fiel auch ab zuletzt Das gantze Krieges-Heer / Und kan nun leicht ein Blut-Bad draus entſtehn / Wenn mit dem Keyſer nicht Wird Aenderung geſchehn.
So iſts / wie Galba ſpricht: Jn Gallien bey allen Jſts eben ſo bewandt. Das Kriegs-Volck und das Land Will ſich des Keyſers Joch’ entziehen / Und iſt ſchon abgefallen. Selbſt Vindex kan das Toben Des Wuͤterichs nicht loben. Druͤm laſſet uns bemuͤhen / Den Bluthund abzuſchaffen; Sonſt ſetzet er die gantze Welt in Waffen.
Er bringt ſich nicht allein Um dieſer Reiche Huld: Er reitzt auch Rom zu gleicher Ungedult / Das Kriegs-Volck ſtimmt mit ein Hier und in andern Landen / Daß er werd’ abgethan. Wir machen ihn mit leichter Muͤh zu Schanden. Wer nimmt ſich ſeiner an? Doch ſaget / auf was Arth Man doch mit ihm am fuͤglichſten gebahrt?
Wird Rom nicht bey ihm ſtehn / So ſoll er durch die Macht / So ich mit her gebracht / Noch heut zu Grunde gehn.
Und Vindex, welcher dich Am meiſten hat bewogen / Daß du hieher gezogen / Hat unter mein Geboth Zwoͤlff tauſend Mann gegeben. Wenn wir nun / du und ich / Ein dupler Feind / auf einmal uns erheben / So ſieht er ſeinen Todt.
Sylva -Die Roͤmſche Macht iſt auch dazu beſtellt. Er ſteht in unſrer Hand. Ob ſonſten zwar das Land / So ſeinen Obern wiederſtrebet / Jns Himmels-Straffe faͤllt / Doch weil deꝛ Hund ſo gar Tyranniſch lebet / So wird kein Gott es raͤchen / Wenn wir das Joch zerbrechen.
Weil er / des Reiches Peſt / Nicht von der Boßheit laͤſt / So treibt uns unſre Pflicht Daß er werd hingericht.
Des Reiches hohen Glieder / Die Fuͤrſten und der Rath / Die ſtuͤrtzen den Tyrannen billig wieder / Den ſie zuvor erhoͤhet / Wenn Schand’ und Ubelthat Ohn’ End’ im Schwange gehet. Den Keyſer ſollen wir Jn ſeinem Stand’ erhalten / So lang’ er nach Gebuͤhr Die Wuͤrde will verwalten: Und wenn er nicht den Armen recht will ſchaffen / So muͤßen wir ihn ſtraffen.
So laſſet uns zur Sachen Ein feſt Verbuͤndnuͤß machen.
Wir koͤnnen dieſen Sieg Erhalten ohne Krieg. Jch will auf allen Straßen Ausruffen laßen / Wie Nero ſey des Reiches Feind erklaͤhrt. Jch weiß / auf dieſes Wort Wird niemand bey ihn bleiben. Wenn denn ſein Anhang fort / So iſt ein einzigs Schwerd Genung / ihn aufzureiben.
Es bleibe ſo! den Vorſchlag heiß’ ich gut!
Marcion.So gehets recht! Fahrtfort! Thut was ihr thut!
Jch Galba:
Jch Sylvan:
Jch Marcion.
Verſchwehren uns zuſammen / Daß Neron nun der Todt werd’ angethan / Dazu wir ihn / als Feind / hiermit verdammen.
JCh kunt ſie nicht erfragen / Auf welche du die Liebe warffſt / Sonſt haͤtt’ ichs ihr zur Nachricht wollen ſagen / Daß du ihr nicht bedarffſt.
Du muſt von dieſen Sachen / Die du haſt angehoͤrt / Bey Leibe nicht das mindſte kundbar machen / Daß Flavia erfaͤhrt.
Was Ungluͤck ſtoͤßt mich an? Bin ich bey der verhaßet / Der ich mein Hertz zu eigen eingethan? Es iſt ein falſcher Wahn Den ſie auf mich ohn’ alle Schuld gefaßet.
Wenn Flavia allein An einen ſichern Orth Wird anzutreffen ſeyn / So laß michs wißen. Werd’ ich ſie ſprechen Nur auf ein Wort / Sie wird bekennen muͤßen / Daß ich an ihr veruͤbet kein Verbrechen.
Sey gutes Muths / Daß du vor Leyd nicht ſtuͤrbſt. Jch will euch wieder kuppeln. Sie ſoll die Brunſt verduppeln. Jch weiß / ſie thuts / Wenn du dich drum bewirbſt.
OFreyheit! daß wir Buͤrger / Jn Banden muͤßen gehn / Und ſtets in Furchten ſtehn / Daß wieder uns der Wuͤrger Ein Todes-Urthel ſpricht / Wenn etwan ihn die Grauſamkeit anficht.
O Jammer! daß wir Armen Jn Witben-Stand ſeynd kommen / Und daß uns ohn’ Erbarmen Wird Hab’ und Guth genommen! O! legen wir ſchon bey den Maͤnnern todt / So druͤckt’ uns keine Noth.
O weh! daß der Tyrann Mich dieſer will berauben / Der ich geſchwohren Treu und Glauben! Er heißt mich untreu werden / Dazu er mich doch nicht bewegen kan Durch ſeine Zorn-Geberden / Noch durch die aͤrgſte Pein / So lang’ in mir noch wird ein Leben ſeyn!
ES haben uns die großen Goͤtter Zu dieſem Dienſt beſtelt / Hier in der Ober-Welt Der Sterblichen Beginnen Genau zu unterſuchen / Das Ampt der Raͤcherinnen Aufs ſchaͤrffſte auszuuͤben / Entgegen die / ſo ihrer Gottheit fluchen / Und andre ihre Spoͤtter / Die unzulaͤßig lieben / Und ſich auf Geitz und Neid / Auf Unverſoͤhnligkeit / Auf Raub und Mord und ungerechtes Leben Unaͤnderlich begeben.
Wir haben unſer Ampt Auch ſcharff genung vollſtreckt An einer großen Menge Der boͤſen Ubelthaͤter / Viel tauſend Ubertreter Zu der verdienten Rache Ohn’ Anſehn der Perſon verdammt / Und durch die ernſte Strenge So manchen abgeſchreckt Von einer boͤſen Sache.
Wenn einmahl Suͤnd und Schande Den boͤſen Sterblichen Gebracht in ihre Bande / So iſts um ihn geſchehn. Jhn fuͤhrt kein Straf-Exempel Und keiner Rache Qvaal Zuruͤck zu dem einmahl Verſchwornen Tugend-Tempel.
Seht nur den Nero an / Der noch vorkurtzer Zeit Der heiligen Gerechtigkeit War eyfrig zugethan /NunNun aber allzuſehr Jn Laſtern iſt erſoffen / Daß keine Beßrung mehr Jn Ewigkeit zu hoffen.
Ha! Nero! der Tyrann!
Der Wolluſt gantz ergeben
Bey ſtets unmaͤß’ gem Leben!
Der unbarmhertz’ge Wuͤrger Der edlen Roͤmſchen Buͤrger!
Der reinen Unſchuld Todt /
Der Urſprung aller Noth.
Der Tugenden Veraͤchter.
Des Laſter-Wuſts Verfechter /
Die Peſt dər guten Zeit /
Ein Muſter-Platz der Ungerechtigkeit.
Den ſeine boͤſe Sache Geſtuͤrtzet in den Bann /
Und der Erynnen Rache.
Jhr Schweſtern / kommt / und plagt Den Unhold im Gewißen Mit gifftgen Schlangen-Bißen / Beaͤngſtigt ihn’ im Hertzen Mit Bech - und Schwefel-Kertzen / Macht dem Gemuͤthe bange / Biß er vor Furcht und Drange Verzweiffelt und verzagt.
DEr Donner ſchlage drein / Das muß der Hagel ſeyn! Die Furien regieren! Ach! daß ſie mich zugleich nur moͤchten mit ſich fuͤhren. Ha! Pluto ſelbſt iſt loß!
Megæra fahr’ in mich! Alecto ruͤſte dich! Tiſiphone komm her / und hilff mir kaͤmpffen: Jch kan allein den Aufruhr doch nicht daͤmpffen; Der hauffen iſt zu groß.
Jhr Hunde ſeyd auch ihr Mit unter den Rebellen / Die nach dem Leben mir So Eyd-vergeßen ſtellen?
Herr / ich bin ein krancker Schelm / Was hab’ ich mit dir zu ſchaffen? Sieh nur meine Waffen! Dieſes iſt mein Helm / Dieß mein Bogen / Pfeil und Schwerd. Fragſtu nach dem Spieße / Den mein Vater machen ließe? Er iſt nicht Drey-Heller werth. Schau / ob dieſes Panzer ſey Vor den Pfeil und Schwerdtern frey. Wer nicht beßer Ruͤſtung hat / Als wie ich / Der beſteht noch wieder dich / Noch erſtuͤrmt die Stadt.
Publius.Wir wißen nicht / Was fuͤr Verraͤtherey Vorhanden ſey / Und was du itzt erfaͤhreſt vor Bericht.
Es will das Reich Hier und an andern Enden Jtzund zugleich Sich mir entwenden. Da ſeynd die Abſag-Schreiben / Die mir die Gall’ aufreiben. Was will ich nun Jn dieſen Schrecken thun? Kein Menſch iſt in der Welt / Der mich beſchuͤtzen kan / Weil iederman Zum Feinden faͤllt.
Des Himmels Macht wend’ alles Ungluͤck abe / Und druͤcke dieſe nieder / So deiner Hand zuwieder / Das Nero ſtets Triumph und Siege habe!
Wenn alles dich verlaͤßt / So haͤlt bey dir noch feſt Dein Haupt-Mann und die Schaaren / So deinen Leib bewahren.
Was wilſt doch du und du Mir helffen koͤnnen? Jhr ſeyd zu ſchwach dazu /
Sa! raſet meine Sinnen! Wers treulich mit mir meint / Der folge mir von hinnen / Sonſt wuͤrget mich der Feind. Fort! laßt ein Schiff bereiten / Daß ich bey Zeiten Kan aus der Noth entrinnen. Wenn auf der trucknen Erde Jch nicht geduldet werde / So will ich dem Neptun,UndUnd ſeinen Waſſer-Frauen Mich anvertrauen; Die laßen mich wohl ſicher bey ſich ruhn. Wo iſt das Schiff? Fort! Fort! Eilt mit mir an den Port!
Herr / hoͤre nur ein Wort!
Geh! ſchone deines Lebens.
War dieſer Schlag nach mir / ſo thatſtu ihn vergebens.
Du tapffrer Helden-Muth Darffſt nicht ſo bald verzagen. Es iſt zwar leicht zu ſagen / Den Keyſer unterdruͤcken. Doch iſts ein ſchwehres Werck / Und koſtet manches Blut. Wer dieß ſich unterſteht / Der nimmt den Atlas-Bergk Auf ſeinen Ruͤcken / Und wird erſticken / Eh’er von dannen geht.
Hinweg mit dieſen Worten / Dadurch du mich zur Sicherheit betreugſt. Du Falſcher leugſt. Der Feind iſt inn - und außerhalb den Pforten. Wie kan es anders ſeyn / Als daß er koͤmmt in meine Burgk herein? Das iſt ſein gaͤntzlich Ziel / Wie er mich hin will richten. Wer will bey ihm nun die Verbittrung ſchlichten? Es koſtet gar nicht viel / Daß Nero wird gefaͤllet / Und dieſer Keyſer-Mord zu Werck geſtellet. Es iſt zu ſpath / Auf Wiederſtand zu dencken. Die Flucht muß mir das Leben ſchencken / Sonſt weiß ich keinen Rath /EUndUnd gebe Muth und Sinn Jn die Verzweiflung hin.
Du muſt dich deßen ſchaͤmen / Wenn du die Flucht wilſt nehmen / Die den Verzagten nur gebuͤhrt / Nicht dem / der hier zu Rom regiert. Wo iſt die Pralerey Nunmehr geblieben / Die du getrieben Zeit deiner Tyranney / Da deine Hand Der edlen Buͤrger Blut Vergoß ohn Wiedeꝛſtand? Nun da ein blanckeꝛ Degen Dir wieder geht entgegen / So ſincket Hertz und Muth.
O Falſcher / ruͤckſtu mir Nun dieſes fuͤr / Was die Gerechtigkeit Erfordert und gebeut? Hat doch mein Richter-Schwerd Noch keinen nicht erſchlagen / Von dem du koͤnteſt ſagen / Daß er nicht ſey der Todes-Strafe werth.
Ein Keyſer muß ja heꝛtzhafft ſeyn / Durch Todt und Pein Das boͤſe auszufegen. Wenn aber alle Welt Sich wieder ihn will legen / Und Treu und Pflichte bricht / So iſt kein Wunder nicht / Daß ihm der Muth entfaͤllt.
Ach! daß nicht Zerberus Aus ſeiner Hoͤllelkoͤmmt / Und ſtuͤꝛtzet mich in ſchwaꝛtzen Lethen-Fluß / Damit einmahl die Angſt ihr Ende nimmt.
Wenn dich naget Angſt und Schmertzen Jm Gewißen und im Hertzen / Waruͤm ſtuͤrbſtu nicht?
DuDu haſt ein Schwerd / das dir die Kehl’abſticht. Dafern es aber beßer / So hab’ ich da ein Meßer / Daſſelbe leih’ ich dir.
Und haſt du Luſt zum Strange? Ein Hencker-Knecht wohnt in der Naͤhe hier / Der dich Galgen hange. Es ſeynd der Arten viel / Die du durch deine Liſt Erfunden haſt / das Volck zu qvaͤlen: Du kanſt dich heut entſeelen / Daß Morgen weder Strumpff noch Stiel Von dir mehr uͤbrig iſt.
Wann niemand bey mir ſteht / So geh’ es / wie es geht. Soll ich im Schimpff verderben / So will ich raſend ſterben.
Jhr Moͤrder / kommt herbey! Jch will euch nicht entlauffen. Glaubt / daß ich kuͤhne ſey / Mein eigen Blut zu ſauffen. Geht / rufft den Galba her: Laßt Vindex mit ihm kommen / Und wen er ſonſten mehr Hat in den Bund genommen; Das freche Rom und ſeine Buͤrge-Meiſter / Die Lebens-Geiſter Jn mir zu daͤmpfen.
Jch biethe mich dem Tode willig dar / Und lege meine Glieder / Ohn’ einges Wiederkaͤmpffen. Aus Furchten vor euch nieder / Der ich zuvor eur Haupt und Keyſer war.
Mich heißt die Furcht und die Verzweiflung leiden Das / was ich leiden muß / Und nicht veꝛmag zumeiden. Es iſt des Him̃els-Schluß.
Geht / haltet fleißig Huth / Verſorget euren Keyſer. Wofern ihr dieſes thut / So will ich eure Haͤuſer Und eur Geſchlecht erhoͤhen; Jhr ſolt zu Rom in hoͤchſten Wuͤrden ſtehen.
ES konte ja nichts anders draus entſtehn / Als daß das boͤſe Weſen Einſt muß zu Grunde gehn; Soll anders Rom geneſen Der Seuche / die es kraͤnckt / Und mehꝛentheils ſchon hat ins Grab geſenckt.
Seit daß deꝛ Rath die Sache ſo beſchloß / Und wieder ihn verfuhr / Bin ich der Pflichte loß / Die ich dem Keyſer ſchwur. Er iſt im Reich verbannet / Und wird mit leichter Muͤh Nun vollends uͤbermannet / Daß ihm das Recht zu ſeiner Straffe zieh.
Jhr tapfferen Soldaten / Laßt euch nicht Furcht erregen / Und traget keinen Scheu / Die Hand an ihn zu legen. Es wird dadurch der armen Stadt gerathen / Denckt ferner nicht / daß er eur Keyſer ſey.
Tritt du auch zu uns her / Und hilff die Rotte mehren. Der Rath befiehlt dirs an.
Herr / was iſt dein Begehr? JchJch kan es nicht wohl hoͤren Mit meinem ſtumpffen Zahn. Laß mich verſchonet ſeyn / Wenns wiedern Keyſer iſt. Es ſteht nicht fein / Daß den ich unterdruͤcke / Der mit mir thut ſo manche gute Schluͤcke / Und giebt / was mir geluͤſt.
WJlſtu nicht in Guͤthe dran / So muß man dich zwingen. Legt dem Schelm die Ruͤſtung an / Laſt den Spieß herbringen. Freund-und Feindſchafft gilt hier nicht. Thu du wie dein Ober ſpricht.
Bey dem gilt kein Verſchonen / Wer Fried’ und Ruh verſtoͤrt / Und keine Warnung hoͤrt. Sein eigner Freund hilfft ihm die Boßheit lohnen.
SO halt du Schild-Wach hier Vor dieſer Thuͤr. Laß niche geſchehn / Daß iemand ohn mein Wißen Hienein und raus darf gehn / Um dieß und das den Keyſer zu begruͤßen.
JCh kan die Schand’ und Schmach Noch immer nicht vergeßen / Jn welche mich vor deßen Der Schaͤfer Paris ſetzte / Als er ein ungerechtes Urthel ſprach / Und mich des guͤldnen Apffels unwerth ſchaͤtzte.
Zwar iſts an ihm und allen vom Gebluͤthe Nicht blieben ungerochen. Jch Goͤttin / JUNO, bin Allein’ Anſtiffterin Daß er mit ſeinem Weib’ in Noth und Todt geriethe / Daß Troja ſtoltzer Muth Durch Schwerd und Feuers-Gluth Von Grund aus ward zerbrochen: Daß des Enéas Flotte Mit der entlauffnen Rotte Auff dem Tyrrhener Meer Viel Ungluͤck hat genommen / Eh ſie zu der ſo hoch geſtiegnen Ehr Und Ruheſind gekommen: Daß die Regenten der Albaner Und die bisherigen Romaner Manch Blut-Bad angerichtet / Bald Siegende geſtritten / Bald Niederlag’ erlitten / Und gaͤntzlich ſind zernichtet: Daß nun das ungerechte Priamiſche GeſchlechteMitMit NERO wird vergehn Und nicht mehr ſeyn zu ſehn. Das alles hab ich angeſtifft; Und wenn der Jupiter Mein Bruder / Mann und Herr / Durch Venus Schmeicheley beweget / Jn der gerechten Sache Verzoͤgerte die Rache / So hab’ ich der Erynnen Gifft Entgegen meine Feind’ erreget.
WJll alles nun ſich wieder mich verbinden / Und tritt aufs Feindes Seite? Nicht einer meiner Leuthe Jſt mehr bey mir zu finden.
So hab’ ich weder Freund / Der mir zu Huͤlffe koͤmmt / Noch einen ſolchen Feind / Der mir das Leben nimmt.
Nun iſt nicht Zeit / daß ich | hier laͤnger warte Und geh dem Wiederparte Entgegen in die Ketten. Die Flucht muß mich erretten.
DEr Keyſer wolte zwar Durch Ungeberd’ und Wuͤthen Die Liebe mir verbiethen. Doch wiech ich nicht ein Haar Von der geſchwornen Treu. Er iſt nunmehr in Noth und Todt gerathen / Entſetzt von Krohn’ und Thron. Jch glaube / daß es ſey Der großen Goͤtter Lohn Fuͤr dieſ’ und andre Thaten.
Laß mich des Keyſers ſchelten / Hertz-Liebſte nicht entgelten. Jch liebe mit Beſtand Und habe nie von dir mich abgewand.
Verzeihe mir das ungerechte Leyd / So ich dir angethan Durch meine Grauſamkeit / Und nimm mich wieder an.
Ein Menſch der treulich liebt / Wird durch die Furcht / ſo ihm die Sorgfalt giebt / Zur Ungedult Aufs hefftigſte gezogen.
F 2EsEs bleib’ auf dem die Schuld / Der mich dazu bewogen. Es laße ſich die Straffe deß nicht lindern / Der dich und mich gedacht hat zu verhindern.
OUnerhoͤrte Schande! Ein Keyſer! Und verlaßen Jn ſeinem eignen Lande / Daß er ſich ſelbſt nicht kan Jn der Verzweiflung faßen!
Wo iſt die Majeſtaͤt / Darein ich bin erhoͤht? WoWo iſt der Zepter dann? Wo bleibt des Keyſers Pracht / Und alle ſeine Macht? Wo iſt das freye Leben / Und der noch freyre Muth / Der thun darff / wie er thut / Und keinerley Geſetz iſt untergeben? Mit mir iſt alles aus!
Dieß ſchlechte Bauren-Hauß Erwehl’ ich zum Pallaſt / Und bin dennoch darinnen nur ein Gaſt.
Ha! Koͤmmt ein Truͤnckgen Waßer / Mit welchem du mich Muͤden laben wirſt?
O haͤtteſtu den Wein / Du Schwelger und Verpraßer / Den du offt ſoffſt hienein / Als dich nicht hat geduͤrſt!
Was neues! hoͤre! Zwar keine frohe Mehre: Wie wirſtu druͤber fluchen?
Der Rath zu Rom hat durch das gantze Land Die ſeinen ausgeſandt / Dich hier und dort zu ſuchen. Wenn du dich laͤſt ertappen / So werden ſie dir nach dem Kopffe ſchnappen.
Geh! Hohl mir ein Gewehr / Daß ich mit Ruhm und Ehr’ / Als tapffer ſterbe / Und nicht ohn allen Wiederſtand verderbe.
Jch habe zweene Tolche / So blanck und ſcharff / Daß man daran nichts tadeln darff. Wenn mir nur ſolche Die Diebe nicht geſtohlen / So will ich dir ſie hohlen.
Jſts nicht genug /DaßDaß ich mich ließ aus meinem Rom vertreiben? Will ihr Betrug Mich auch noch hier nicht laßen ſicher bleiben. Verfolget man mich immer? So wird es taͤglich ſchlimmer!
Nimm hin / verſuchs und lerne / Daß du recht fechten kanſt / Sonſt geht dirs uͤbern Wanſt. Die Feinde ſeynd nicht ferne. Sie kommen ziemlich nah’. Auff! Auff! die Rott’ iſt da!
So! dieſer wird es thun. Daß ich mich nicht der Schand und Schmach darff ſchaͤmen / Wenn ſie mich wuͤrgen werden / So will ich mir itzt ſelbſt das Leben nehmen. Jch kan doch ſonſt vor ihnen nirgends ruhn / So lang’ ich leb’ auf Erden.
WO iſt der Hund? O ſchreckliches Beginnen? Was ſeh’ ich dort? Er ſelbſt verricht den Mord / Mir dieſe Zeit und Muͤhe zu gewinnen.
Jhr Ungetreuen habet / Woran ihr euch nun labet!
Kommt / thut zu Rom von dieſer Mord-Geſchicht Erfreulichen Bericht.
So muͤß’ es allen gehen / Die Rom und dieſem ReicheZurZur Ungebuͤhr und wieder die Gebraͤuche Nach ihrer Freyheit ſtehen!
WEh! Du armer Dieb! Jſts doch ſchon geſchehn uͤm dich. Toͤdtet dich ein Hieb Oder Stich?
ENDE.
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Fraktur
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