Dem Hoch-Wohlgebohrnen Herrn /
Herrn Hanß Adam von Schoͤning /
Sr. Churfl. Durchl. zu Bran - denburg wuͤrcklich geheimb - ten Krieges-Rath / General Feld - Mareſchall Lieutenant, Obriſten der Leib-Guarde zu Fuß / Gouver - neurn der Reſidentz Veſtung und Staͤdte / Berlin / Coͤlln und Frie - derichſwerder; Erbherrn auff Ramßel / Warneck / Bier - holtz / ꝛc. ꝛc.
Seinem Hochgebietenden Herrn /
Hoch-Wohlgebohrner Herr / Hochgebietender Herr General Feld-Mareſchal Lieutenant
Ew. Hochwohlgeb. Ex - cell. als eines ſo Groſſen Generals weltkuͤndige Renommeé, daß Dieſelbe ſich hoͤchſter maſſen angelegen ſeyn laſſen / damit die von Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. Dero hohen Commando anver - traute milice nicht allein in aller - hand Krieges Exercitiis je mehr und mehr moͤge perfectioniret, be - ſondern auch aufs beſte conſervi - ret werden / veranlaſſet mich / die - ſes geringe Tractaͤtlein / als wor - in ein Mittel / umb bey allen vor -fallen5fallenden Begebenheiten in Er - mangelung anweſender Feld - Medicorumund tuͤchtiger Feld - ſcherer ſich ſelbſt zu curiren, fuͤr - geſtellet wird / Ew. Hochwohl - geb. Excell. mit unterthaͤnigem Reſpect zu uͤberreichen. Bitte gehorſambſt / ſolches gnaͤdig zu conſideriren, und meine Wenigkeit als der vor dieſem 19. Jahr lang der milice durch alle gradus biß zur Hauptmanns und Rittmei - ſters-Charge gefolget / auch ietzo nicht weniger die Waffen als die Buͤcher æſtimire, Dero hohen Affection jederzeit laſſen recom - mendiret ſeyn / verharrende mit aller obeiſſance
Ew. Hochwohlgeb. Excell. gehorſamſter Diener à Gehema.
WEil ich fuͤr vielen Jahren / da ich noch als ein gemeiner Soldat / Unter-Officirer, Cap - itain und Rittmeiſter der Milice folge - te / in allen Campagnen mit groſſer com - paſſion obſerviret, wie ſo mancher recht - ſchaffener Officirer und Soldat / ſo wol in ſeinen Kranckheiten / als bey ſeinen gefaͤhrlichen bleſſuren, durch Verwahr - loſung eines unerfahrnen und ungeuͤb - ten Feldſcherers / wann keine wohler - fahrne Feld-Medici oder wohlverſuchte Regiments-Feldſcherer zugegen wa - ren / ſeine Geſundheit und Leben ver - liehren muͤſſen / dem noch wol waͤre zu helffen geweſen / wann er das Gluͤck ge - habt haͤtte / daß er der Chur eines ver - ſtaͤndigen Medici und Experten Chirur -gi7gi haͤtte moͤgen anvertrauet werden / als habe mich obligiret befunden / aus einer particulairen Affection, welche ich zu allen prafen Officirern trage / ein ex - pedient außzufinden / wie man bey zu - faͤlliger occaſion, da man etwa in Cam - pagne, oder weit von einer Stadt ſich entfernet befinden moͤchte / wann es nicht langwierige Affectus und Kranck - heiten / oder gantz ſchwere bleſſuren und alte Schaͤden ſind / gluͤcklich und ſicher - lich ſich ſelbſt curiren koͤnne. Dero - halben ich ihnen allhie ſolche Medica - menten auffrichtig communicire, welche ich nicht alleine durch vielfaͤltige expe - rience bewaͤhrt befunden / und deren ich mich bey aller occaſion ſelbſt gluͤcklich bedienet / beſondern auch bißhero fuͤr meine beſte arcana gehaltē habe / wie ſie dann ſelbige alſo in der That und Wahr - heit befinden werden; uͤber das beſte - hen ſolche aus keinen koſtbahren ingre - dientien, ſondern koͤnnen von allen und jeden Officiren unſchwer angeſchaffet / und etwa an ein Pferd gebunden / oder von einem Jungen der Compagnie beyA 4allen8allen Marchen und Kriegs-Occaſionen, leichtlich nachgetragen werden. Die raiſonnements, wie und welcher geſtalt dieſe allhie communicirte Medicamenten operiren, habe mit vorbedacht nicht bey - fuͤgen wollen / weil ſolche von niemand / als einem der Medicin und denen be - ſten principiis ergebenen / koͤnnen ver - ſtanden werden / jedoch erbiethe mich / allen curieuſen auf Begehren davon en particulier erwuͤnſchte Satiſfaction zu ertheilen. Jch zweiffele gar nicht / es werden die ſaͤmptlichen Herrn Officirer, an dieſer meiner wohlmeinenden Com - munication ihr Contentement bezeugen / und meiner guten Intention allewege ruͤhmlich eingedenck ſeyn / der ich ih - nen / alle die advantagen zu wuͤnſche / warumb alle und jede rechtſchaffene Officirer und Soldaten / den Degen zu fuͤhren / und den Krieg zu folgen / ſich zu reſolviren pflegen.
ERſtlich ſtehet zu obſervi - ren / daß ich dieſe Apotecke nur fuͤr eine einzele Perſohn / und fuͤr eine Campagne eingerich - tet habe / wornach ſich ein jeder reguli - ren kan / und ſolche nach Gelegenheit ſeines vorhabenden Marches, bey ſich habenden Cammeraden / oder ſonſten nach anderwaͤrtigen circumſtantien, ſo weitlaͤufftig anzuſtellen und einzurich - ten / als er ſelbſt verlanget.
Nehmet anderthalb Untzen Opii The - baici, ſchneidet ſolche in kleine Stuͤcklein / und ſchuͤttet es in einen neuen glaſuͤr - ten Hafen / gieſſet anderthalb qvart rei -nes12nes Brunnen-Waſſers darauff / decket den Hafen wohl zu / und laſſet es biß auf die Helffte einſieden (huͤtet euch a - ber fuͤr dem auffſteigenden Dampff) alſdann filtriret oder ſeihet es durch ein grau Pappier. Die eine Helffte davon bewahret in einem Glaſe / wel - ches die Tinctur iſt / die andere Helffte aber gieſſet in ein neues glaſuͤꝛtes Pfaͤn - chen und laſſet es uͤbeꝛ ein gelindes Kohl - Feuer auſdampffen / biß es ſo dick als ein Sirup wird / ſchuͤttet alſdann ein wenig præparirte Krebſſteine und et - was Jndianiſchen Balſam darzu / und machet kleine Pillen daraus / wovon jede ein Gran ſchwer ſey.
Nehmet groͤblich pulveriſirte terra Catechu und Pott-Aſche / jedes ein halb Loth / ſchuͤttet ſolche zuſammen in ein Glaß / und gieſſet darauf ein Qvart Franſchen Brantewein / laſſet es drey Tage in warmen Sande ſtehen / filtri -ret13ret es durch ein grau Pappier / und be - wahret es zum Gebrauch.
Nehmet limaturam Martis oder Ei - ſenfeilig und Oleum vitrioli, jedes drey Untzen / und zwoͤlff Untzen rein Brun - nen-Waſſer / laſſet ſolches miteinander efferveſciren odeꝛ arbeiten / wann ſolches geſchehen / filtriret es durch ein grau Pappier und bewahret es.
Nehmet Zitwer-Wurtzel (radix ze - doariæ) etwa zwey Loth / ſchneidet ſolche klein / ſchuͤttet es in ein Glaß / und gieſ - ſet drey Qvart Franſchen Brantwein darauf / laſſet es zuſammen drey Tage und drey Naͤchte im warmen Sande ſtehen / filtriret oder ſeihet es durch ein grau Pappier / und bewahret es in ei - nem Glaſe.
Nehmet anderthalb Loth Angelica,ein14ein Loth Gentian, ein halb Loth Zitwer - Wurtzel / ſchneidet ſolche klein / ſchuͤttet ſie in ein Glaß / thut darzu ein Loth groͤblich zerſtoſſene Naͤgelein / zwey Qvintlein Wacholderoͤhl / ein Loth Sal volatile cornu cervi, auch ein Loth Cam - pher, hernach gieſſet darauf zwey Qvart Franſchen Brantewein / und laſſet es drey Tage im warmen Sande ſtehen / wann es erkaltet / ſo gieſſet es uͤber ein ander Glaß / und bewahret es wohl wie einen koſtbahren Schatz.
NB. Dieſes kan in einer zinnernen Buͤch - ſe oder Glaſe mit einem verſiegelten Korck und dreyfachen Blaſe wohl be - wahret / und fuͤr einen civilen Preiß von denen ſo genanten Laboranten in Hamburg oder ſonſten irgendswo erkauffet werden.
Nehmet 6. Loth Antimonium Dia - phoreticum, 5. Loth præparirte Krebs - ſteine / und 2. Loth præparirte weiſſe Co - rallen. Miſchet es mit einander und be - wahret es in einer hoͤltzernen ſchach - tel oder in einem Glaſe.
Nehmet Tartarum emeticum vier Gran / præparirte Krebs-Steine ein halb Qvintlein und zwey Tropffen ole - um menthæ.
NB. Dieſes iſt ſo viel als man auff ein - mahl gebrauchen muß / und koͤnnen etwa ſolcher Puͤlverlein zwoͤlff Stuͤck verfertiget werden.
Nehmet zwey Loth præparirte Krebs - Steine / folia ſabinæ fein pulveriſirt / zweyQvint -16Qvintlein / Venediſch Terpentin drey Qvintlein / und Balſam Capayvæ 2. Scru - pel. Hievon laſſet Pillen machen in der Groͤſſe wie eine mittelmaͤſſige Erbſe.
Nehmet ein halb Pfund Wachs / drey Viertel Pfund Baumoͤhle und zwey Loth Colophonium; laſſet ſolches in einer Kupffernen Pfanne uͤber ein gelindes Kohl-Feuer ſchmeltzen / und ſchuͤttet allgemaͤhlich folgendes Pulver hinein / als ein halb Pfund fein pulve - riſirtes Lytharginum Solis, und zwey Loth lapis calaminaris, ruͤhret es mit ei - ner hoͤltzernen Spatel / ſo lange conti - nuirlich umb / biß es anfaͤnget zu kochen / und gantz braun zu werden / hernach thue folgende Gummata darzu (welche aber zuvor mit Brantewein und nicht mit Eſſig / wie ſonſt die boͤſe Gewohn - heit iſt / muͤſſen diſſolviret werden) nehm - lich Galbanum, Sagapenum, Opoponax, Ammoniacum, Bedellium, jedes ein Loth. Weiter nehmet zwey Loth Venediſchen Terpentin, ſchmeltzet ſolchen à part in einneues17neues glaſuͤrtes Pfaͤnlein / und ſchuͤttet folgende fein pulveriſirte Pulver hin - ein / nehmlich Myrrha, Olibanum, Ma - ſtich, Mumia, rothe und weiſſe Corallen, jedes ein Loth / Antimonium Crudum drey Qvintlein / und Crocus Martis an - derthalb Qvintlein / gieſſet dieſes alles zu der vorigen Maſſa, ruͤhret es mitein - ander wohl umb / und machet ein Pfla - ſter daraus.
Nehmet Ceruſſa und pulpa radicis conſolidæ majoris, jedes ein Pfund / Ly - thargirium, lapis calaminaris, minium, Baumoͤhle und Wachs / jedes zwoͤlff Loth / und laſſet hievon eine Salbe ma - chen.
Nehmet Venediſch Terpentin drey Untzen / Balſam Capayvæ und Peruvia -Bni18ni jedes eine halbe Untze. Styrac. liqvid. ſechs Qvintl. Sandali rubri eine Untze und boli rubri zwey Untzen. Miſch es wohl.
Nehmet Spiritum Vini und Terpen - tin-Oehl / jedes ſechs Untzen / und miſchet es wohl mit einander. Wann man es gebrauchen wil / kan man ein dritten - theil Spiritus Salis Armoniaci darunter miſchen.
Nehmet zwey Loth Mercurii præci - pitati albi und vier Loth Pomade, ma - chet hievon ein Saͤlblein.
NB. Ferner muß man die Apotecke verſehen mit einer Qvantitaͤt alter / jedoch reiner Leinwand / und derſel - ben abgeſchabtes / umb davon die benoͤthigte torundas oder Wicken zu - machen.
Nun folget die methode, wie alle dieſe Medicamenten bey fuͤrfallenden Kranckheiten und bleſſuren muͤſſen gebrau - chet werden.
Ehe wir hievon handlen / wollen wir drey general regulen voran ſtellen / wornach man ſich in allen Curen zu reguliren hat.
Daß es unnoͤhtig ſey / daß man die Adern oͤffnen und ſich ſchꝛoͤpf - fen laſſe / es ſey auch in welcher Kranckheit es immer wolle.
Daß man niemahls purgiren muͤſſe / und da man etwa uͤber die Gebuͤhr verſtopffet weꝛe / kon - te man umb die excrementen zu - eꝛweichen / nuꝛ gantz warm Waſ - ſer mit ein wenig Saltz einneh - men / und ſolches etliche mahl wiederholen.
B 23. Re -20Daß man in allen Kranck - heiten und bey allen bleſſuren und Wunden / durchaus keine ſaure Speiſe / noch ſaures und kaltes Gedraͤncke genieſſe.
So bald man einigen Schmertzen empfindet / ſo ſol man auf ſtehenden Fuß zwantzig Tropffen von der Schmertz - ſtillenden Tinctur, mit ein wenig warm Bier einnehmen / ſo dann der Schmeꝛ - tzen hievon nicht auffhoͤret / ſo ſol man zwey Stunden hernach wieder zwan - tzig Tropffen gebrauchen; Solte aber der Schmertz ſo groß und halßſtarrig ſeyn / und hievon noch nicht ceſſirenwol -21wollen / ſo muͤſte man etwa fuͤnff oder ſechs Stunden hernach / abermahl zwantzig Tropffen nehmen / welches aber ſelten geſchicht. Diejenigen / wel - che lieber Pillen gebrauchen wollen / die nehmen in ſechs Stunden / alle zwey Stunden / eine Pille in ſelbigen vehicu - lo es ſey Wein / Milch / Bier ꝛc. ein / es ſey dann wann der Schmertzen ſehr groß iſt / alsdann kan man in drey o - der vier Stunden nacheinander / alle Stunden eine Pille einnehmen. Hat man aber euſſerlich / es ſey am Arm / Bein oder Fuß / Schmertzen / ſo nimbt man etwa zwey Qvintlein ſal volatile cornu cervi, thut ſolches in ein Glaͤßlein / gieſſet ein Loth ſpiritus vini und ein Loth ſpiritus ſalis armoniaci dar - auff / und beſtreichet den ſchmertzhafften Orth damit / wann er gleich noch ſo ſehr inflammiret iſt / gantz gelinde mit einem Federlein. Jn allem Hauptwehe muß man ein wenig ſal volatile cornu cervi in ein Glaͤßlein thun / und fleißig daran riechen / wie auch wann man den Schnupffen hat.
Wann es ein tertian - oder qvartan - Fieber iſt / ſo nim̄t man das erſtemahl etwa eine Stunde fuͤr dem paroxyſmo eines von denen in dieſer Apothecke be - ſchriebenen Brechpuͤlverlein / mit ein wenig warm Bier ein; des andern Ta - ges nemblich wann es der gute Tag iſt / ſo nimbt man des Morgens fruͤhe dreißig oder viertzig Tropffen von der Fieber Tinctur ein / gleichfals mit ein wenig warm Bier / oder wann man es haben kan / mit Spaniſchen Wein; des Abends aber / wan̄ man zu Bette gehen wil / eine gute Meſſerſpitze voll von dem hier obbeſchriebenen Univerſal-Pulver ein / und alſo verfaͤhret man auch / wann das Fieber zum zweyten mahl wieder kompt. Wann es aber zum drittenmahl antritt / ſo nimbt man einen Loͤffel voll von dieſer Fieber - Tinctur, tropffet dar - ein fuͤnff und zwantzig Tropffen von der ſchmertzſtillenden Tinctur, und gie - bet es dem Patienten / eine Stunde vordem23dem paroxyſmo ein / des andern Tages aber fruͤhe von 30. biß 40. und funfftzig Tropffen / von der Fieber - Tinctur, und des Abends allemahl eine Meſſerſpitze voll von dem vorhin bemeltem Pul - ver / un̄ hiemit continuiret man ſo lange / biß das Fieber endlich gar außbleibet.
Jn allen ſo genandten / hitzigen Kranckheiten oder Fiebern / ſo bald man ſich uͤbel befindet / kan man ein Qvint - lein ſal volatile cornu cervi mit ein we - nig Spaniſchen Wein oder warm Bier einnehmen / und damit dreymahl des Tages continuiren, als des Morgens / Mittags und Abends / oder man kan ein paaꝛ Qvintlein in ein Glaͤßlein thun / und darauf 6. Qvintl. odeꝛ eine Untze ſpi - ritus ſalis armoniaci gieſſen / und davon drey mahl des Tages / jedeſmahl von 25. biß 36. Tropffen ein̄ehmen / gleichfals ſol man unterweilen eine gute Meſſeꝛſpitze voll von dem Univerſal-Pulver gebrau - chen. Auf dieſe Weiſe hat man ſich auch in Peſt-Zeiten zuverhalten. NB. 24NB. Jn allen / ſo wohl (ſo genand - ten) hitzigen / als abgehenden Fiebern / muß man durchaus keine ſaure Speiſe / noch ſaures und kaltes Getraͤncke trincken / ſon - dern ſo heiß man es immermehr ertragen kan / worin man etwa eine Rinde geroͤſteten Rocken Brods mit einigen Schaͤllen von einer Citrone werffen kan / hievon mag der Patient trincken / ſo viel ihm geluͤſtet / kan er Thee oder Coffee haben / ſo iſt es ſo viel deſto beſſer. Dieſes ſey auch bey allen an - dern Kranckheiten / inſonderheit in der ro - then Ruhr zu verſtehen.
Wann der Durchlauff noch graw iſt / ſo darff man nur des Morgens fruͤhe dreißig Tropffen von der innerlichen blutſtillenden Tinctur mit ein wenig warm Bier einneh - men / gegen den Mittag aber / eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal - Pul - ver / umb fuͤnff Uhr Nachmittage / wieder dreißig Tropffen / von der jetzt-beſagten Tinctur, und endlich gegen die Nacht a - bermahl von dem jetzt - bemeldtem Pulver. Dieſes muß man taͤglich ſo lange continui -ren,25ren, biß der Durchlauff geſtillet iſt; Wann aber Schmertzen dabey waͤren / ſo muß man funffzehen Tropffen / von der gedachten in - nerlichen blutſtillenden Tinctur, und funff - zehen Tropffen von der Schmertzſtillenden Tinctur, mit einander vermiſchen / und alſo wie jetzt angewieſen / gebrauchen. Jm Blutfluß muß man alſoforth fuͤnff und zwantzig Tropffen von der Schmertzſtillen - den Tinctur einnehmen / und alle zwey Stunden eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pulver; ferner muß man taͤglich / ſo lange der Blutgang waͤhret / dreymahl des Tages / als des Morgens / ge - gen Mittag / und gegen die Nacht / allemahl zwantzig Tropffen von der Schmertz-ſtil - lenden Tinctur, nebenſt allen zwey Stun - den ein Pulver gebrauchen. Oder man kan an ſtatt ſolcher zwantzig Tropffen / alle - mahl zwey von denen Schmertz-ſtillenden Pillen einnehmen. Waͤre der Schmertz gantz unleidlich / ſo muͤſte man ſechs Stun - den nacheinander / alle Stunden eine Pille oder zwoͤlff Tropffen von der Tinctur ge - brauchen. Man muß ſo wenig trincken / als es moͤglich iſt / und ſolches gantz heiß. B 5Man26Man kan auch wohl an ſtatt des Pulvers / nur geſchabete weiſſe gemeine Kreide neh - men / je mehr / je ehe der Durchlauff geſtillet wird. Die innerliche Blutſtillende Tinctur iſt auch ſehr gut in allem Durchlauff zu ge - brauchen / wann kein Schmertzen dabey iſt.
Wann ein Krancker oder Bleſſirter etwa in Ohnmacht fallen ſolte / ſo darff man nur ein wenig Spirit. Sal. armon. oder Sal volati - le cornu cervi in ein Glaͤßlein ſchuͤtten / und ſelbiges dem Patienten fuͤr die Naſe halten.
Nehmet Franſchen Brandtwein etwa ſechs Loth / Spiritus Salis Armoniaci ein Loth / und gurgelt euch damit. Man muß es aber im Anfange thun / wann man zu erſt die inflammation im Halſe gewahr wird. Oder man kan nehmen das ordinaire Ge - traͤncke / welches nicht ſauer iſt / machet ſol - ches ſo heiß / als man es ertragen kan / und thut allemahl / ſo offt man ſich gurgeln wil / acht oder zehen Tropffen vom Spiritu Salis armoniaci darein.
Wann man von Eſſen und Trincken den Magen beſchweret findet / ſo nimbt man al - ſofort ein Brech-Pulver ein / ferner ſo ge - brauchet man eine halbe Stunde fuͤr der Mahlzeit / und bald nach derſelben einen guten Loͤffel voll von der Magen-Tinctur. Dieſe Tinctur kan man auch alle wege ge - brauchen / wann man im Felde genoͤthiget iſt / rohe und harte ſpeiſe zu genieſſen: Jſt man aber obligiret, ſaures Getraͤncke zu trincken / muß man darauff eine Meſſerſpitze von dem Univerſal-Pulver einnehmen.
So jemand in dem Venus-Garten ſich gar zu ſehr erhitzet haͤtte / und von einer feurigen Liebes-Naͤſſel waͤre verſehret wor - den / der gebrauche alle Morgen eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pul - ver / des Abends aber nehme er fuͤnffe von denen Pillen ein / welche wir alhie bey der Gonorrhæa beſchrieben haben. Dieſes ſey aber nur geſaget von einer ſimpelen Go -norrhæa28norrhæa, dann ſo es weiter damit gekommen waͤre / ſo iſt mein abſoluter Rath / daß man die Campagne quitire, und ſich in die nechſt - gelegene Stadt bringen laſſe / umb daſelbſt einen wohlerfahrnen Medicium und tuͤchti - gen Chirurgum zu conſuliren; Dann ein ſolcher inficirter Officirer nicht capabel waͤ - re / allerhand Fatigues auszuſtehen / wodurch er ſich ſelbſt nur mehr verderben wuͤrde.
Wann die Wunde ſehr blutet / ſo ſoll man erſtlich ein vierfaches Tuͤchlein nehmen / ſol - ches in die euſſerliche Blutſtillung netzen / und in die Wunde legen / wann ſolches ge - ſchehen / und das Blut geſtillet / ſo muß man ein wenig abgeſchabte reine Leinwand in dem warm gemachten Wundbalſam tauchen / ſel - biges in die Wunde legen / und alsdann das Univerſal-Pflaſter daruͤber appliciren, und die Wunde / ſo viel immer moͤglich / fuͤr der Lufft bewahren / und gar wenig entbloͤſſen; Jſt die Kugel noch darein / muß man ſich be - muͤhen / ſolche heraus zu holen. So mußman29man auch rund umb die Wunde her / den Wundbalſam auffſtreichen; Dieſes kan man etwa alle Morgen und Abend thun. Wann groſſe Schmertzen vorhanden / ſo kan man dreißig Tropffen von der ſchmertzſtillenden Tinctur, oder nur zwantzig Tropffen davon / mit zwey Quintlein von dem Wundbalſam mit ein wenig warm Bier einnehmen. Die - ſes muß man taͤglich gegen die Nacht thun / des Morgens fruͤhe aber / kan man eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pul - ver einnehmen. Dieſes wird zugleich das (ſo genante) Wundfieber abwehren. Sol - te ſich eine inflammation oder der ſo genan - te kalte Brand darzu geſellen / ſo kan man die in dieſer unſer Apothecke vorhandene Brandloͤſchung drauff ſtreichen. Jſt je - mand vom Pulver verbrandt und beſchaͤ - diget worden / der kan den Orth mit der Brandſalbe beſtreichen / darauff das Uni - verſal-Pflaſter legen / und damit ſo lange continuiren, biß der Schaden geheilet iſt. Alle contuſiones oder Quetſchungen cu - riret der Wundbalſam.
Hat jemand ein Bein oder Arm gebro - chen / der laſſe ſich die Knochen wiederumb wohl einſetzen / und das Bein oder Arm an beyden Seiten ſchenen mit zwey von Stroh feſt zuſammen gedrehenen / etwa einer hal - ben Ellen langen und zweyer zwerch Finger dicken Stoͤcklein / und darauff daſſelbe mit Leinwandten Baͤndern ſtarck bewinden: Dieſes Band muß neun Tage continuir lich drauff liegen bleiben; Den Bruch darff man nur mit dem Wund-Balſam beſtreichen / und darauff das Univerſal - Pflaſter legen. Jnwendig muß der Pa - tient alle Abend eine Meſſerſpitze voll von der pulverſirten Oſteocolla, welche gleich - falls in dieſer Feld-Apothecke zu finden iſt / mit etwas warm Bier einnehmen. Wann die neun Tage vorbey / als in welcher der Patient continuirlich auff dem Ruͤcken lie - gen muß / nimbt man die Schenen ab / und hiſſet ihn nur den Balſam und das Pfla - ſter gebrauchen.
Unterweilen geſchiehet es / daß jemand die Haͤnde / Fuͤſſe oder deren Finger und Zeen / von ſtrenger Kaͤlte und Froſt gefrie - ren; Dieſes kan auff keine Weiſe beſſer curiret werden / als daß der Patient erſtlich die gefrorne Glieder mit etwas Schnee ge - maͤhlich reiben laſſe / alsdann ſich von fer - ne nur an ein Feuer ſetze / darauff ein gar ſtarckes Bier nehme / ſolches ſo lange auff einem Kohlfeuer ſieden laſſe / biß es ſo dicke / wie ein Honig oder Sirup werde / und da - mit das Erfrorne ſchmiere / ſo warm oder heiß / als er es ertragen kan.
Es werden alle Officirer von mir nachmahls erinnert / daß ich alle dieſe Medicamenten nur darumb communi - ciret / umb ſich ſolcher bloß und alleine im Nothfall / wann man in Campagne, oder ſonſt auff weiten Reiſen begriffen iſt / zu bedienen / und keines Medici oder tuͤchtigen Chirurgi habhafft werdenkan;32kan; wiedrigen falls thut man viel beſ - ſer und vorſichtiger / daß man einen wohlerfahrnen Medicum, und wohlver - ſuchte und geuͤbte Chirurgos gebrauche / und ſich in die nechſt-gelegene Staͤdte bringen laſſe / dann es keine geringe Sa - che iſt / einen Krancken und Bleſſirten zu geneſen / weil bey allen / inſonderheit ſchweren Kranckheiten und Zufaͤllen ei - ner groſſen circumſpection und experi - ence vonnoͤthen iſt / und ein rechtſchaf - fener Medicus und Chirurgus gnug zu thun hat, wann er eine gluͤckliche Cur thun ſol. Muͤſſen alſo die Herren Offi - cirer dieſer communicirten Medicamen - ten durchaus nicht mißbrauchen / ſon - dern ſolche alleine / bey unumbgaͤngli - cher Occaſion, wie einen koſtbahren Schatz bey ſich fuͤhren; Am beſten iſt es / wann man ſolcher nicht vonnoͤthen hat / und iſt derjenige Officirer und Sol - dat gluͤcklicher zu ſchaͤtzen / der einen andern verwundet / als er ſelbſt bleſſiret wird.
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Fraktur
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