PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Officirer Feld-Apoteke /
Woraus ein jeder Officirer, es ſey in Campagne oder auff Reiſen / im Nothfall bey allen Kranckheiten und Bleſſuren, wann keine Medici oder tuͤchtige Chirurgi bey der Hand / ſich ſelbſt curi - ren koͤnne.
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Berlin/Jn Verlegung Rupert Voͤlckers / Buch - haͤndlers /Anno1688.
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Dem Hoch-Wohlgebohrnen Herrn /

Herrn Hanß Adam von Schoͤning /

Sr. Churfl. Durchl. zu Bran - denburg wuͤrcklich geheimb - ten Krieges-Rath / General Feld - Mareſchall Lieutenant, Obriſten der Leib-Guarde zu Fuß / Gouver - neurn der Reſidentz Veſtung und Staͤdte / Berlin / Coͤlln und Frie - derichſwerder; Erbherrn auff Ramßel / Warneck / Bier - holtz / ꝛc. ꝛc.

Seinem Hochgebietenden Herrn /

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Hoch-Wohlgebohrner Herr / Hochgebietender Herr General Feld-Mareſchal Lieutenant

Ew. Hochwohlgeb. Ex - cell. als eines ſo Groſſen Generals weltkuͤndige Renommeé, daß Dieſelbe ſich hoͤchſter maſſen angelegen ſeyn laſſen / damit die von Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. Dero hohen Commando anver - traute milice nicht allein in aller - hand Krieges Exercitiis je mehr und mehr moͤge perfectioniret, be - ſondern auch aufs beſte conſervi - ret werden / veranlaſſet mich / die - ſes geringe Tractaͤtlein / als wor - in ein Mittel / umb bey allen vor -fallen5fallenden Begebenheiten in Er - mangelung anweſender Feld - Medicorumund tuͤchtiger Feld - ſcherer ſich ſelbſt zu curiren, fuͤr - geſtellet wird / Ew. Hochwohl - geb. Excell. mit unterthaͤnigem Reſpect zu uͤberreichen. Bitte gehorſambſt / ſolches gnaͤdig zu conſideriren, und meine Wenigkeit als der vor dieſem 19. Jahr lang der milice durch alle gradus biß zur Hauptmanns und Rittmei - ſters-Charge gefolget / auch ietzo nicht weniger die Waffen als die Buͤcher æſtimire, Dero hohen Affection jederzeit laſſen recom - mendiret ſeyn / verharrende mit aller obeiſſance

Ew. Hochwohlgeb. Excell. gehorſamſter Diener à Gehema.

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Vorrede An alle prafe Officirer.

WEil ich fuͤr vielen Jahren / da ich noch als ein gemeiner Soldat / Unter-Officirer, Cap - itain und Rittmeiſter der Milice folge - te / in allen Campagnen mit groſſer com - paſſion obſerviret, wie ſo mancher recht - ſchaffener Officirer und Soldat / ſo wol in ſeinen Kranckheiten / als bey ſeinen gefaͤhrlichen bleſſuren, durch Verwahr - loſung eines unerfahrnen und ungeuͤb - ten Feldſcherers / wann keine wohler - fahrne Feld-Medici oder wohlverſuchte Regiments-Feldſcherer zugegen wa - ren / ſeine Geſundheit und Leben ver - liehren muͤſſen / dem noch wol waͤre zu helffen geweſen / wann er das Gluͤck ge - habt haͤtte / daß er der Chur eines ver - ſtaͤndigen Medici und Experten Chirur -gi7gi haͤtte moͤgen anvertrauet werden / als habe mich obligiret befunden / aus einer particulairen Affection, welche ich zu allen prafen Officirern trage / ein ex - pedient außzufinden / wie man bey zu - faͤlliger occaſion, da man etwa in Cam - pagne, oder weit von einer Stadt ſich entfernet befinden moͤchte / wann es nicht langwierige Affectus und Kranck - heiten / oder gantz ſchwere bleſſuren und alte Schaͤden ſind / gluͤcklich und ſicher - lich ſich ſelbſt curiren koͤnne. Dero - halben ich ihnen allhie ſolche Medica - menten auffrichtig communicire, welche ich nicht alleine durch vielfaͤltige expe - rience bewaͤhrt befunden / und deren ich mich bey aller occaſion ſelbſt gluͤcklich bedienet / beſondern auch bißhero fuͤr meine beſte arcana gehaltē habe / wie ſie dann ſelbige alſo in der That und Wahr - heit befinden werden; uͤber das beſte - hen ſolche aus keinen koſtbahren ingre - dientien, ſondern koͤnnen von allen und jeden Officiren unſchwer angeſchaffet / und etwa an ein Pferd gebunden / oder von einem Jungen der Compagnie beyA 4allen8allen Marchen und Kriegs-Occaſionen, leichtlich nachgetragen werden. Die raiſonnements, wie und welcher geſtalt dieſe allhie communicirte Medicamenten operiren, habe mit vorbedacht nicht bey - fuͤgen wollen / weil ſolche von niemand / als einem der Medicin und denen be - ſten principiis ergebenen / koͤnnen ver - ſtanden werden / jedoch erbiethe mich / allen curieuſen auf Begehren davon en particulier erwuͤnſchte Satiſfaction zu ertheilen. Jch zweiffele gar nicht / es werden die ſaͤmptlichen Herrn Officirer, an dieſer meiner wohlmeinenden Com - munication ihr Contentement bezeugen / und meiner guten Intention allewege ruͤhmlich eingedenck ſeyn / der ich ih - nen / alle die advantagen zu wuͤnſche / warumb alle und jede rechtſchaffene Officirer und Soldaten / den Degen zu fuͤhren / und den Krieg zu folgen / ſich zu reſolviren pflegen.

Re9

Regiſter Der Medicamenten.

  • 1. ſchmerzſtillende Tinctur u. Pillē
  • 2. Jn̄erliche Blutſtillende Tinctur.
  • 3. Euſſerlich Blutſtillende Tinctur.
  • 4. Magen-Tinctur.
  • 5. Fieber-Tinctur.
  • 6. Sechs Untzen ſalis volatilis cor - nu cervi.
  • 7. Sechs Untzen Spirito Salis armoniaci.
  • 8. Univerſal-Pulver in allē Kꝛanck - heiten zu gebrauchen.
  • 9. Brech-Pulver.
  • 10. Pillen in der Gonorrhæa oder wann einer ſich bey einen Lie - bes-feuer verbrant haͤtte.
  • 11. Univerſal-Pflaſter.
  • 12. Brandſalbe wider die Pul - ver verurſachte Verbrantheit.
  • 13. Wund-Balſam.
  • 14. Salbe wider den kaltē Brand.
  • 15. Salbe wider die Kraͤtze.
  • 16. Zwey Untzen pulveriſirte Oſteocolla.
A 5Regi -10

Regiſter Der Kranckheiten.

  • 1. Vom Hauptwehe / Colica, Sei - tenſtechen / Gliederwehe / Po - dagra, Zahnwehe / und aller Pein und ſchmertzen / ſie moͤ - gen entſtehen / woher ſie wol - len.
  • 2. Von allerhand abgehenden Fiebern.
  • 3. Von denen ſo genanten hitzigen Fiebern und der Peſt.
  • 4. Von der rothen Ruhr.
  • 5. Von der Ohnmacht.
  • 6. Vom Halß-Geſchwuͤr.
  • 7. Von den Magen-Beſchweren.
  • 8. Von den Venus-Kranckheiten.
  • 9. Von allen Bleſſuren und Wun - den.
  • 10. Von den Beinbruͤchen.
  • 11. Von den Froſt-Beulen.
Offici -11

Officirer Feld-Apothecke.

ERſtlich ſtehet zu obſervi - ren / daß ich dieſe Apotecke nur fuͤr eine einzele Perſohn / und fuͤr eine Campagne eingerich - tet habe / wornach ſich ein jeder reguli - ren kan / und ſolche nach Gelegenheit ſeines vorhabenden Marches, bey ſich habenden Cammeraden / oder ſonſten nach anderwaͤrtigen circumſtantien, ſo weitlaͤufftig anzuſtellen und einzurich - ten / als er ſelbſt verlanget.

1. Schmertzſtillende Tinctur und Pillen.

Nehmet anderthalb Untzen Opii The - baici, ſchneidet ſolche in kleine Stuͤcklein / und ſchuͤttet es in einen neuen glaſuͤr - ten Hafen / gieſſet anderthalb qvart rei -nes12nes Brunnen-Waſſers darauff / decket den Hafen wohl zu / und laſſet es biß auf die Helffte einſieden (huͤtet euch a - ber fuͤr dem auffſteigenden Dampff) alſdann filtriret oder ſeihet es durch ein grau Pappier. Die eine Helffte davon bewahret in einem Glaſe / wel - ches die Tinctur iſt / die andere Helffte aber gieſſet in ein neues glaſuͤꝛtes Pfaͤn - chen und laſſet es uͤbeꝛ ein gelindes Kohl - Feuer auſdampffen / biß es ſo dick als ein Sirup wird / ſchuͤttet alſdann ein wenig præparirte Krebſſteine und et - was Jndianiſchen Balſam darzu / und machet kleine Pillen daraus / wovon jede ein Gran ſchwer ſey.

2. Jnnerliche Blutſtillende Tinctur.

Nehmet groͤblich pulveriſirte terra Catechu und Pott-Aſche / jedes ein halb Loth / ſchuͤttet ſolche zuſammen in ein Glaß / und gieſſet darauf ein Qvart Franſchen Brantewein / laſſet es drey Tage in warmen Sande ſtehen / filtri -ret13ret es durch ein grau Pappier / und be - wahret es zum Gebrauch.

3. Euſſerliche Blutſtillung.

Nehmet limaturam Martis oder Ei - ſenfeilig und Oleum vitrioli, jedes drey Untzen / und zwoͤlff Untzen rein Brun - nen-Waſſer / laſſet ſolches miteinander efferveſciren odeꝛ arbeiten / wann ſolches geſchehen / filtriret es durch ein grau Pappier und bewahret es.

4. Magen-Tinctur.

Nehmet Zitwer-Wurtzel (radix ze - doariæ) etwa zwey Loth / ſchneidet ſolche klein / ſchuͤttet es in ein Glaß / und gieſ - ſet drey Qvart Franſchen Brantwein darauf / laſſet es zuſammen drey Tage und drey Naͤchte im warmen Sande ſtehen / filtriret oder ſeihet es durch ein grau Pappier / und bewahret es in ei - nem Glaſe.

5. Fieber-Tinctur.

Nehmet anderthalb Loth Angelica,ein14ein Loth Gentian, ein halb Loth Zitwer - Wurtzel / ſchneidet ſolche klein / ſchuͤttet ſie in ein Glaß / thut darzu ein Loth groͤblich zerſtoſſene Naͤgelein / zwey Qvintlein Wacholderoͤhl / ein Loth Sal volatile cornu cervi, auch ein Loth Cam - pher, hernach gieſſet darauf zwey Qvart Franſchen Brantewein / und laſſet es drey Tage im warmen Sande ſtehen / wann es erkaltet / ſo gieſſet es uͤber ein ander Glaß / und bewahret es wohl wie einen koſtbahren Schatz.

6. Sechs Untzen Sal volalatile cor - nu cervi.

NB. Dieſes kan in einer zinnernen Buͤch - ſe oder Glaſe mit einem verſiegelten Korck und dreyfachen Blaſe wohl be - wahret / und fuͤr einen civilen Preiß von denen ſo genanten Laboranten in Hamburg oder ſonſten irgendswo erkauffet werden.

7. Sechs Untzen Spiritus Salis Armoniaci.

Univer -15

8. Univerſal-Pulver in allen Kranckheiten zugebrauchen.

Nehmet 6. Loth Antimonium Dia - phoreticum, 5. Loth præparirte Krebs - ſteine / und 2. Loth præparirte weiſſe Co - rallen. Miſchet es mit einander und be - wahret es in einer hoͤltzernen ſchach - tel oder in einem Glaſe.

9. Brech-Puͤlverlein.

Nehmet Tartarum emeticum vier Gran / præparirte Krebs-Steine ein halb Qvintlein und zwey Tropffen ole - um menthæ.

NB. Dieſes iſt ſo viel als man auff ein - mahl gebrauchen muß / und koͤnnen etwa ſolcher Puͤlverlein zwoͤlff Stuͤck verfertiget werden.

10. Pillen in der Gonorrhæa oder wann einer ſich bey einem Liebes-Feuer verbrant haͤtte.

Nehmet zwey Loth præparirte Krebs - Steine / folia ſabinæ fein pulveriſirt / zweyQvint -16Qvintlein / Venediſch Terpentin drey Qvintlein / und Balſam Capayvæ 2. Scru - pel. Hievon laſſet Pillen machen in der Groͤſſe wie eine mittelmaͤſſige Erbſe.

11. Univerſal-Pflaſter.

Nehmet ein halb Pfund Wachs / drey Viertel Pfund Baumoͤhle und zwey Loth Colophonium; laſſet ſolches in einer Kupffernen Pfanne uͤber ein gelindes Kohl-Feuer ſchmeltzen / und ſchuͤttet allgemaͤhlich folgendes Pulver hinein / als ein halb Pfund fein pulve - riſirtes Lytharginum Solis, und zwey Loth lapis calaminaris, ruͤhret es mit ei - ner hoͤltzernen Spatel / ſo lange conti - nuirlich umb / biß es anfaͤnget zu kochen / und gantz braun zu werden / hernach thue folgende Gummata darzu (welche aber zuvor mit Brantewein und nicht mit Eſſig / wie ſonſt die boͤſe Gewohn - heit iſt / muͤſſen diſſolviret werden) nehm - lich Galbanum, Sagapenum, Opoponax, Ammoniacum, Bedellium, jedes ein Loth. Weiter nehmet zwey Loth Venediſchen Terpentin, ſchmeltzet ſolchen à part in einneues17neues glaſuͤrtes Pfaͤnlein / und ſchuͤttet folgende fein pulveriſirte Pulver hin - ein / nehmlich Myrrha, Olibanum, Ma - ſtich, Mumia, rothe und weiſſe Corallen, jedes ein Loth / Antimonium Crudum drey Qvintlein / und Crocus Martis an - derthalb Qvintlein / gieſſet dieſes alles zu der vorigen Maſſa, ruͤhret es mitein - ander wohl umb / und machet ein Pfla - ſter daraus.

12. Brand-ſalbe wieder die vom Pulver verurſachte Ver - brandheit.

Nehmet Ceruſſa und pulpa radicis conſolidæ majoris, jedes ein Pfund / Ly - thargirium, lapis calaminaris, minium, Baumoͤhle und Wachs / jedes zwoͤlff Loth / und laſſet hievon eine Salbe ma - chen.

13. Wund-Balſam in allen geſchoſ - ſen / gehauenen und geſtochenen Wunden.

Nehmet Venediſch Terpentin drey Untzen / Balſam Capayvæ und Peruvia -Bni18ni jedes eine halbe Untze. Styrac. liqvid. ſechs Qvintl. Sandali rubri eine Untze und boli rubri zwey Untzen. Miſch es wohl.

14. Salbe wieder den kalten Brand.

Nehmet Spiritum Vini und Terpen - tin-Oehl / jedes ſechs Untzen / und miſchet es wohl mit einander. Wann man es gebrauchen wil / kan man ein dritten - theil Spiritus Salis Armoniaci darunter miſchen.

15. Salbe wieder die Kraͤtze.

Nehmet zwey Loth Mercurii præci - pitati albi und vier Loth Pomade, ma - chet hievon ein Saͤlblein.

16. Zwey Untzen fein pulveriſirte Oſteo - colla.

NB. Ferner muß man die Apotecke verſehen mit einer Qvantitaͤt alter / jedoch reiner Leinwand / und derſel - ben abgeſchabtes / umb davon die benoͤthigte torundas oder Wicken zu - machen.

Nun19

Nun folget die methode, wie alle dieſe Medicamenten bey fuͤrfallenden Kranckheiten und bleſſuren muͤſſen gebrau - chet werden.

Ehe wir hievon handlen / wollen wir drey general regulen voran ſtellen / wornach man ſich in allen Curen zu reguliren hat.

1. Regul.

Daß es unnoͤhtig ſey / daß man die Adern oͤffnen und ſich ſchꝛoͤpf - fen laſſe / es ſey auch in welcher Kranckheit es immer wolle.

2. Regul.

Daß man niemahls purgiren muͤſſe / und da man etwa uͤber die Gebuͤhr verſtopffet weꝛe / kon - te man umb die excrementen zu - eꝛweichen / nuꝛ gantz warm Waſ - ſer mit ein wenig Saltz einneh - men / und ſolches etliche mahl wiederholen.

B 23. Re -20

3. Regul.

Daß man in allen Kranck - heiten und bey allen bleſſuren und Wunden / durchaus keine ſaure Speiſe / noch ſaures und kaltes Gedraͤncke genieſſe.

1. Vom Hauptwehe / Colica Seitenſtechen / Gliederwehe / Podagra / Zahnpein / oder aller Pein und Schmertzen / ſie moͤgen entſtehen / woher ſie wollen.

So bald man einigen Schmertzen empfindet / ſo ſol man auf ſtehenden Fuß zwantzig Tropffen von der Schmertz - ſtillenden Tinctur, mit ein wenig warm Bier einnehmen / ſo dann der Schmeꝛ - tzen hievon nicht auffhoͤret / ſo ſol man zwey Stunden hernach wieder zwan - tzig Tropffen gebrauchen; Solte aber der Schmertz ſo groß und halßſtarrig ſeyn / und hievon noch nicht ceſſirenwol -21wollen / ſo muͤſte man etwa fuͤnff oder ſechs Stunden hernach / abermahl zwantzig Tropffen nehmen / welches aber ſelten geſchicht. Diejenigen / wel - che lieber Pillen gebrauchen wollen / die nehmen in ſechs Stunden / alle zwey Stunden / eine Pille in ſelbigen vehicu - lo es ſey Wein / Milch / Bier ꝛc. ein / es ſey dann wann der Schmertzen ſehr groß iſt / alsdann kan man in drey o - der vier Stunden nacheinander / alle Stunden eine Pille einnehmen. Hat man aber euſſerlich / es ſey am Arm / Bein oder Fuß / Schmertzen / ſo nimbt man etwa zwey Qvintlein ſal volatile cornu cervi, thut ſolches in ein Glaͤßlein / gieſſet ein Loth ſpiritus vini und ein Loth ſpiritus ſalis armoniaci dar - auff / und beſtreichet den ſchmertzhafften Orth damit / wann er gleich noch ſo ſehr inflammiret iſt / gantz gelinde mit einem Federlein. Jn allem Hauptwehe muß man ein wenig ſal volatile cornu cervi in ein Glaͤßlein thun / und fleißig daran riechen / wie auch wann man den Schnupffen hat.

B 3Von22

2. Von allerhand abgehenden Fiebern.

Wann es ein tertian - oder qvartan - Fieber iſt / ſo nim̄t man das erſtemahl etwa eine Stunde fuͤr dem paroxyſmo eines von denen in dieſer Apothecke be - ſchriebenen Brechpuͤlverlein / mit ein wenig warm Bier ein; des andern Ta - ges nemblich wann es der gute Tag iſt / ſo nimbt man des Morgens fruͤhe dreißig oder viertzig Tropffen von der Fieber Tinctur ein / gleichfals mit ein wenig warm Bier / oder wann man es haben kan / mit Spaniſchen Wein; des Abends aber / wan̄ man zu Bette gehen wil / eine gute Meſſerſpitze voll von dem hier obbeſchriebenen Univerſal-Pulver ein / und alſo verfaͤhret man auch / wann das Fieber zum zweyten mahl wieder kompt. Wann es aber zum drittenmahl antritt / ſo nimbt man einen Loͤffel voll von dieſer Fieber - Tinctur, tropffet dar - ein fuͤnff und zwantzig Tropffen von der ſchmertzſtillenden Tinctur, und gie - bet es dem Patienten / eine Stunde vordem23dem paroxyſmo ein / des andern Tages aber fruͤhe von 30. biß 40. und funfftzig Tropffen / von der Fieber - Tinctur, und des Abends allemahl eine Meſſerſpitze voll von dem vorhin bemeltem Pul - ver / un̄ hiemit continuiret man ſo lange / biß das Fieber endlich gar außbleibet.

3. Von denen (ſo genandten) hitzi - gen Fiebern und der Peſt.

Jn allen ſo genandten / hitzigen Kranckheiten oder Fiebern / ſo bald man ſich uͤbel befindet / kan man ein Qvint - lein ſal volatile cornu cervi mit ein we - nig Spaniſchen Wein oder warm Bier einnehmen / und damit dreymahl des Tages continuiren, als des Morgens / Mittags und Abends / oder man kan ein paaꝛ Qvintlein in ein Glaͤßlein thun / und darauf 6. Qvintl. odeꝛ eine Untze ſpi - ritus ſalis armoniaci gieſſen / und davon drey mahl des Tages / jedeſmahl von 25. biß 36. Tropffen ein̄ehmen / gleichfals ſol man unterweilen eine gute Meſſeꝛſpitze voll von dem Univerſal-Pulver gebrau - chen. Auf dieſe Weiſe hat man ſich auch in Peſt-Zeiten zuverhalten. NB. 24NB. Jn allen / ſo wohl (ſo genand - ten) hitzigen / als abgehenden Fiebern / muß man durchaus keine ſaure Speiſe / noch ſaures und kaltes Getraͤncke trincken / ſon - dern ſo heiß man es immermehr ertragen kan / worin man etwa eine Rinde geroͤſteten Rocken Brods mit einigen Schaͤllen von einer Citrone werffen kan / hievon mag der Patient trincken / ſo viel ihm geluͤſtet / kan er Thee oder Coffee haben / ſo iſt es ſo viel deſto beſſer. Dieſes ſey auch bey allen an - dern Kranckheiten / inſonderheit in der ro - then Ruhr zu verſtehen.

4. Von der rothen Ruhr.

Wann der Durchlauff noch graw iſt / ſo darff man nur des Morgens fruͤhe dreißig Tropffen von der innerlichen blutſtillenden Tinctur mit ein wenig warm Bier einneh - men / gegen den Mittag aber / eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal - Pul - ver / umb fuͤnff Uhr Nachmittage / wieder dreißig Tropffen / von der jetzt-beſagten Tinctur, und endlich gegen die Nacht a - bermahl von dem jetzt - bemeldtem Pulver. Dieſes muß man taͤglich ſo lange continui -ren,25ren, biß der Durchlauff geſtillet iſt; Wann aber Schmertzen dabey waͤren / ſo muß man funffzehen Tropffen / von der gedachten in - nerlichen blutſtillenden Tinctur, und funff - zehen Tropffen von der Schmertzſtillenden Tinctur, mit einander vermiſchen / und alſo wie jetzt angewieſen / gebrauchen. Jm Blutfluß muß man alſoforth fuͤnff und zwantzig Tropffen von der Schmertzſtillen - den Tinctur einnehmen / und alle zwey Stunden eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pulver; ferner muß man taͤglich / ſo lange der Blutgang waͤhret / dreymahl des Tages / als des Morgens / ge - gen Mittag / und gegen die Nacht / allemahl zwantzig Tropffen von der Schmertz-ſtil - lenden Tinctur, nebenſt allen zwey Stun - den ein Pulver gebrauchen. Oder man kan an ſtatt ſolcher zwantzig Tropffen / alle - mahl zwey von denen Schmertz-ſtillenden Pillen einnehmen. Waͤre der Schmertz gantz unleidlich / ſo muͤſte man ſechs Stun - den nacheinander / alle Stunden eine Pille oder zwoͤlff Tropffen von der Tinctur ge - brauchen. Man muß ſo wenig trincken / als es moͤglich iſt / und ſolches gantz heiß. B 5Man26Man kan auch wohl an ſtatt des Pulvers / nur geſchabete weiſſe gemeine Kreide neh - men / je mehr / je ehe der Durchlauff geſtillet wird. Die innerliche Blutſtillende Tinctur iſt auch ſehr gut in allem Durchlauff zu ge - brauchen / wann kein Schmertzen dabey iſt.

5. Von der Ohnmacht.

Wann ein Krancker oder Bleſſirter etwa in Ohnmacht fallen ſolte / ſo darff man nur ein wenig Spirit. Sal. armon. oder Sal volati - le cornu cervi in ein Glaͤßlein ſchuͤtten / und ſelbiges dem Patienten fuͤr die Naſe halten.

6. Vom Halßgeſchwuͤr.

Nehmet Franſchen Brandtwein etwa ſechs Loth / Spiritus Salis Armoniaci ein Loth / und gurgelt euch damit. Man muß es aber im Anfange thun / wann man zu erſt die inflammation im Halſe gewahr wird. Oder man kan nehmen das ordinaire Ge - traͤncke / welches nicht ſauer iſt / machet ſol - ches ſo heiß / als man es ertragen kan / und thut allemahl / ſo offt man ſich gurgeln wil / acht oder zehen Tropffen vom Spiritu Salis armoniaci darein.

7. Von27

7. Von den Magenbeſchweren.

Wann man von Eſſen und Trincken den Magen beſchweret findet / ſo nimbt man al - ſofort ein Brech-Pulver ein / ferner ſo ge - brauchet man eine halbe Stunde fuͤr der Mahlzeit / und bald nach derſelben einen guten Loͤffel voll von der Magen-Tinctur. Dieſe Tinctur kan man auch alle wege ge - brauchen / wann man im Felde genoͤthiget iſt / rohe und harte ſpeiſe zu genieſſen: Jſt man aber obligiret, ſaures Getraͤncke zu trincken / muß man darauff eine Meſſerſpitze von dem Univerſal-Pulver einnehmen.

8. Von den Venus Kranck heiten.

So jemand in dem Venus-Garten ſich gar zu ſehr erhitzet haͤtte / und von einer feurigen Liebes-Naͤſſel waͤre verſehret wor - den / der gebrauche alle Morgen eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pul - ver / des Abends aber nehme er fuͤnffe von denen Pillen ein / welche wir alhie bey der Gonorrhæa beſchrieben haben. Dieſes ſey aber nur geſaget von einer ſimpelen Go -norrhæa28norrhæa, dann ſo es weiter damit gekommen waͤre / ſo iſt mein abſoluter Rath / daß man die Campagne quitire, und ſich in die nechſt - gelegene Stadt bringen laſſe / umb daſelbſt einen wohlerfahrnen Medicium und tuͤchti - gen Chirurgum zu conſuliren; Dann ein ſolcher inficirter Officirer nicht capabel waͤ - re / allerhand Fatigues auszuſtehen / wodurch er ſich ſelbſt nur mehr verderben wuͤrde.

9. Von allen bleſſuren und Wun - den / ſie moͤgen ſeyn geſchoſſen / gehau - en oder geſtochen.

Wann die Wunde ſehr blutet / ſo ſoll man erſtlich ein vierfaches Tuͤchlein nehmen / ſol - ches in die euſſerliche Blutſtillung netzen / und in die Wunde legen / wann ſolches ge - ſchehen / und das Blut geſtillet / ſo muß man ein wenig abgeſchabte reine Leinwand in dem warm gemachten Wundbalſam tauchen / ſel - biges in die Wunde legen / und alsdann das Univerſal-Pflaſter daruͤber appliciren, und die Wunde / ſo viel immer moͤglich / fuͤr der Lufft bewahren / und gar wenig entbloͤſſen; Jſt die Kugel noch darein / muß man ſich be - muͤhen / ſolche heraus zu holen. So mußman29man auch rund umb die Wunde her / den Wundbalſam auffſtreichen; Dieſes kan man etwa alle Morgen und Abend thun. Wann groſſe Schmertzen vorhanden / ſo kan man dreißig Tropffen von der ſchmertzſtillenden Tinctur, oder nur zwantzig Tropffen davon / mit zwey Quintlein von dem Wundbalſam mit ein wenig warm Bier einnehmen. Die - ſes muß man taͤglich gegen die Nacht thun / des Morgens fruͤhe aber / kan man eine gute Meſſerſpitze voll von dem Univerſal-Pul - ver einnehmen. Dieſes wird zugleich das (ſo genante) Wundfieber abwehren. Sol - te ſich eine inflammation oder der ſo genan - te kalte Brand darzu geſellen / ſo kan man die in dieſer unſer Apothecke vorhandene Brandloͤſchung drauff ſtreichen. Jſt je - mand vom Pulver verbrandt und beſchaͤ - diget worden / der kan den Orth mit der Brandſalbe beſtreichen / darauff das Uni - verſal-Pflaſter legen / und damit ſo lange continuiren, biß der Schaden geheilet iſt. Alle contuſiones oder Quetſchungen cu - riret der Wundbalſam.

10. Von30

10. Von Beinbruͤchen.

Hat jemand ein Bein oder Arm gebro - chen / der laſſe ſich die Knochen wiederumb wohl einſetzen / und das Bein oder Arm an beyden Seiten ſchenen mit zwey von Stroh feſt zuſammen gedrehenen / etwa einer hal - ben Ellen langen und zweyer zwerch Finger dicken Stoͤcklein / und darauff daſſelbe mit Leinwandten Baͤndern ſtarck bewinden: Dieſes Band muß neun Tage continuir lich drauff liegen bleiben; Den Bruch darff man nur mit dem Wund-Balſam beſtreichen / und darauff das Univerſal - Pflaſter legen. Jnwendig muß der Pa - tient alle Abend eine Meſſerſpitze voll von der pulverſirten Oſteocolla, welche gleich - falls in dieſer Feld-Apothecke zu finden iſt / mit etwas warm Bier einnehmen. Wann die neun Tage vorbey / als in welcher der Patient continuirlich auff dem Ruͤcken lie - gen muß / nimbt man die Schenen ab / und hiſſet ihn nur den Balſam und das Pfla - ſter gebrauchen.

11. Von31

11. Von den Froſt-Beulen.

Unterweilen geſchiehet es / daß jemand die Haͤnde / Fuͤſſe oder deren Finger und Zeen / von ſtrenger Kaͤlte und Froſt gefrie - ren; Dieſes kan auff keine Weiſe beſſer curiret werden / als daß der Patient erſtlich die gefrorne Glieder mit etwas Schnee ge - maͤhlich reiben laſſe / alsdann ſich von fer - ne nur an ein Feuer ſetze / darauff ein gar ſtarckes Bier nehme / ſolches ſo lange auff einem Kohlfeuer ſieden laſſe / biß es ſo dicke / wie ein Honig oder Sirup werde / und da - mit das Erfrorne ſchmiere / ſo warm oder heiß / als er es ertragen kan.

Nach-Rede.

Es werden alle Officirer von mir nachmahls erinnert / daß ich alle dieſe Medicamenten nur darumb communi - ciret / umb ſich ſolcher bloß und alleine im Nothfall / wann man in Campagne, oder ſonſt auff weiten Reiſen begriffen iſt / zu bedienen / und keines Medici oder tuͤchtigen Chirurgi habhafft werdenkan;32kan; wiedrigen falls thut man viel beſ - ſer und vorſichtiger / daß man einen wohlerfahrnen Medicum, und wohlver - ſuchte und geuͤbte Chirurgos gebrauche / und ſich in die nechſt-gelegene Staͤdte bringen laſſe / dann es keine geringe Sa - che iſt / einen Krancken und Bleſſirten zu geneſen / weil bey allen / inſonderheit ſchweren Kranckheiten und Zufaͤllen ei - ner groſſen circumſpection und experi - ence vonnoͤthen iſt / und ein rechtſchaf - fener Medicus und Chirurgus gnug zu thun hat, wann er eine gluͤckliche Cur thun ſol. Muͤſſen alſo die Herren Offi - cirer dieſer communicirten Medicamen - ten durchaus nicht mißbrauchen / ſon - dern ſolche alleine / bey unumbgaͤngli - cher Occaſion, wie einen koſtbahren Schatz bey ſich fuͤhren; Am beſten iſt es / wann man ſolcher nicht vonnoͤthen hat / und iſt derjenige Officirer und Sol - dat gluͤcklicher zu ſchaͤtzen / der einen andern verwundet / als er ſelbſt bleſſiret wird.

ENDE.

About this transcription

TextOfficirer Feld-Apoteke
Author Janusz Abraham Gehema
Extent40 images; 3536 tokens; 1283 types; 25530 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationOfficirer Feld-Apoteke Janusz Abraham Gehema. . 32 S. VölckerBerlin1688.

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LanguageGerman
ClassificationFachtext; Medizin; Wissenschaft; Medizin; core; ready; china

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-09T17:30:36Z
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