Deme Erbarn und Vesten Herrn Georg Fierer / Eines Wohl-Edlen / Gestrengen / Fürsichtig - und Hochweisen Rahts der freyen Kaiserl. Reichs-Stadt Nürnberg wohlverordnetem Banchier, Meinem Großgünstigen / wehrt-geliebtesten Herrn Gevattern / und altem grossen Freund und Gönner.
ES ist schon eine geraume Zeit dahin / da Wir / in unserer Kindheit / und Jugend / einander bekannt worden sind / in damahls gemeiner unserer Information bey unsern seel. Herrn Præceptoribus, sonderlich Johanne Gravio, dessen Wir / undVII noch mehr mit Uns Seine gewesene Discipuli, billich mit Ehren in Seinem Grab gedenken. Nach der Hand aber / da E. E. und Vest / die / in so frühen Jahren unsers Lebens angefangene / Freundschaft großgünstig Sich gefallen lassen zu continuiren / und Mir / und den Meinigen / in vielen particular-Stücken / zum Theil mit Raht / und That / löblich / und nützlich / an die Hand gegangen / so wohl vor / als nach / der Zeit / da Ich Mich gar erkühnet / Selbe Mir zu einen lieb-wehrten Herrn Gevattern zu erbitten; zum Theil mit manchen schönen Discursen, zu vielen mahlen / Mich mit Lust / und Nutz / zu belehren / dazu Selbigen / neben vieler Conversation mit Fürsten / Graven / und Herren / so in Teutschen / so Welschen Landen / die eigene Reisen / und solchen Orten erlernete Sprachen / auch darinn gelesene manche rare und schwehre Schriften / so glücklich geführet; zum Theil mit Darweisung unterschiedlicher / so in Europa, so ausser demselben / zur Hand geschaften Raritäten; zumahlen eines Schlangen-Balgs / der / uneracht schon ausgedorret / und wohl um ein merckliches eingegangen / dannoch über fünf Ellen lang / und in der Breiten einen Werk-Schuh betraf / dadurch denen der Mund gestopfet worden / die / in des seeligen Herrn Saarens erstesmahls aufgelegtem Reis-Buch / mit Verlachen anstehen wolten / da Er von so grossen Schlangen redete / die Er gesehen / daß Menschen / und Vihe / verschlungen hatten; daß Ich / um besagtes alles willen / schon vorlängsten Ursach gehabt habe / neben den bißher nurVIII gegebenen / in der Stille verbliebenen Wort-Dank / auch einmahl einen öffentlichen Dank abzulegen / und ungescheut zu bekennen / daß / da Ich auch ermeldtes Itinerarium erstesmahls zum Druck befördert / Ich eines / und anders / durch / mit E. E. und Vest / gepflogene Discursen, mit grösserer Confidenz hingesetzet habe.
Nachdem es aber also viele Nachfrag gemacht / daß selbige Exemplaria beyzeiten abgegangen / und zum andernmahl aufgelegt werden sollen / und von E. E. und Vest inzwischen gemachte Communication dergleichen Reis-Bücher / hie und da eine / fast so grosse / Vermehrung / als das jenige erste Werk war / an die Hand gegeben / wodurch des seel. Reisenden bey vielen unbeglaubtere Erzählungen confirmiret werden kunnten / hat es je nicht wohl anderst seyn können / als daß Ichs nicht so wohl meinem eignen Lesen solcher communicirten Autorum, als an die Hand gegebenen Erinnerungen / zuschreiben müssen / davon diese andere Emission fast um so viel gewachsen / als die erste war / und deßwegen etwan eher ein neues Werk heisen mögte / daran nicht so wohl Ich / als E. E. und Vest gearbeitet hätten. Um deßwillen zweifle Ich nicht / E. E. und Vest werden es desto geneigter an - und aufnehmen / weil es sich mehr dahin gesehnet / wo es herkommen ist / als da bleiben wollen / wo es in Handen war.
An Sich ists E. E. und Vest zwar nichts Neues / die derer Dinge mehr gelesen haben / und zuvorIX wissen; Das ist aber das Neue daran / daß Ichs E. E. und Vest dienst-freundlich dedicire / und zuschreibe / das alte damit zu bekräftigen / daß das ein Werk meines Danks sey / und ein öffentliches bleibendes Testimonium, meiner / einen Weg als den andern / haftenden Schuldigkeit / die / weil es nach Würden abzustatten in andern nicht seyn kann / mit ferner beharrendem Gebet / wie für E. E. und Vest: Also auch für dero Wohl-Edle Ehe-Liebste / und sämtliche lieben Angehörigen / ja gantze wohlfürnehme Fiererische Familia, die Mich / und die Meinige / anderweit unterschiedlich hoch obligiret / dessen Ich billich auch mit Dank Mich erinnere / Seel und Leibes beständigen Wohlergehen erwiedert werden solle von
Nürnberg / den 1. Martii,
Anno 1672.
E. E. und Vest verbleibendem
Gebet - und Dienst willigem
Daniel Wülfern / Predigern zu St. Lorentzen / und P. P.
ES ist nicht unbewust / daß hiebevor derer mehr gewesen / die die Orientalische Indien / so wohl / was / der Geographi nach / eigentlich Indien heiset / intra und extra Gangem : als was man ins gemein Ost-Indien heiset / und die Insul Ceilon, die Insul Java, Amboina, Banda, und dergleichen / unter solchen Namen / mitgebrauchet / aufs fleissigste beschrieben haben / um weßwillen man meinen mögte / dieser zum andern mahl wieder aufgelegten Reis-Beschreibung die Welt wohl entbehren könnte / bey solcher vorhin der Bücher / und Bücherschreiber / Menge / um welches willen auch die Reise dahin / im Eingang gegenwärtiger Beschreibung kürtzer verfasset ist / Zum Theil / weil sich nichts sonderliches begeben: Zum Theil / weil die Passage, und die unter Wegs ligende Ort dahin / bey andern wissend / und zu finden sind; Um weßwegen auch die Gradus Longitudinis, und Latitudinis, ausgelassen sind / weil sie in der Mappa und Land-Charten / Jedermann / vor AugenXI stehen / und leicht abgecircult werden können / weil / wie sie einmahl stehen / allezeit stehen / so lang die Insul / und der Ort / stehet / wie er gestanden ist.
Uneracht aber dessen / wie sich nur in einem kleinem Hauswesen / in wenigen Jahren / viel ändert / und wenn der alte Possessor Selbst wieder kommen solte / es fast nimmer kennen mögte: Also ists vielmehr in grossen Insulen / oder Königreichen / in denen viel grössere Mutationen sich finden / entweder / weil sie gar fremde Herren bekommen / und mit denen neue Gesetz / Kleidung / Gebrauch / Speise / Tranck / und so fort; oder / weil die Innwohner Selbst neue Vortheil / und Arten / so klüglich ersinnen: so aus Noht wohl gezwungen werden zu ersinnen. Daher eben in dieser Beschreibung viel geändert zu finden / was andere zu Ihren Zeiten beobachtet haben: Viel aber beygefügt / was von andern nicht bemercket worden ist; am meinsten / was sich in denen damahligen funfzehen nechstverwichenen Jahren / also am jüngsten und neuesten begeben hat; welches zum guten Theil auch confirmiren die hierinn allegirte Autores, und insonderheit der fürtreffliche / wohlversuchte Meckelburgische von Adel / Herr Johann Albrecht von Mandelslo seeligen Angedenkens; Johann von der Behr / der von Anno Christi 1641. biß Anno 1649; Jürgen Andersen aus Schleßwig / so Anno Christi 1644. biß in das 1650. Jahr; Volquard Iversen / der Anno 1655. biß in das 1668; Albrecht Herport / der Anno 1659. biß auch in das 1668. und des seel Autoris gewesener guter Freund / Johann Jacob Merklein / der Anno Christi 1644. biß in das 1653. Jahr viel inXII Ost-Indien Sich aufgehalten / und dem gedachtem seel. Autori in gar vielen Zeugnus gegeben haben.
Was aber gegenwärtiges betrifft / wäre zwar ein mehrers zu geben gewesen / weiln der Autor auf viel Jahr alles von Tag zu Tag genotiret hat / und gäntzlichen verhoffet / es also zu continuiren / biß alles beysamm wäre in Seiner Retour; Sintemahl aber solches / durch Unglück zur See / leider! verlohren gangen / und inzwischen auch Selbst verschieden / wird der günstige Leser doch dieses / wessen Er Sich noch eigentlich erinnert / und observiret / hat / mit mehrern Umständen von andern auch bemercket / nicht unbelieben lassen / und Sich versichern / daß Er die pur lautere Warheit testiret / ohne einigen Zusatz einiges Dinges; allermassen Er es meinst Selbst gesehen / Selbst erfahren / Selbst Mündliche Rede und Antwort darum zu geben Sich in Seinem Leben erbotten / im übrigen den Günstigen Leser zu allen möglichen Diensten Sich gebührend offeriret, und von Hertzen gewünschet / daß Jedwederm bey den Seinigen glücklicher ergehe / als Ihm Selbsten / dessen manche Travaglien Er hierinnen finden wird.
ICK BURCHART COCKX, eerste Capiteyn in dienst van de Ho: Mo: Heeren Staten General der vereenichde Nederlanden, mitsgaders de Edle Heeren Bevvinthebberen der geoctroyeerde Oost-Indische Compagnie onder t’gesach en beleyt van de Edle Heer Joan Maetsuycker Gouverneur Generael over alle Steden, Forten, Scheepen, Jachten, Volckeren, en Natien in Orienten, doen cunt ende verclare mits desen, dat Hans Jacops Saar van Neurenburch, de tyt van ongeveer vyftien, aen en volgende Jaren, in qualité voor Adelborst onder myn Companie ende Commando, gevveest is, binnen vvelken tyd hy sich in alle voorvallende occasien en de viands rescontren (soo te Water als te Lande) Manhaftich ende eerlievent als een vroom soldaet hem heest gequeten, ende nu laetst inde belegeringe stormen ende overvvinninge der vermaerde Portugeese Stad Colombo, geleegen opt groot Eylandt Cheylon, sulckx getoont ende bevveesen, soo dat dier oorsaecke, ende den dienst onser Heeren Mayores sulcks vereyschende, niet eender heest connen nac desier gerelargert vverden, nu by persisteeringe; om sich naert liere Vaderlandt te transporteeren geneegen blyft, demoedelyck dese getuygenisse, aengaende syne goede getrouvve diensten, aen my heest versocht, t vvelcke hem niet en hebbe vvillen nock kunnen resuseeren, maer mits desen in amplissimâ formâ goetgunstelyck verleent, Versoecke derhalven aen alle Gheestelycke en Wereltlycke persoonen, t’sy van vvat staet of conditie deselve souden mogen vvesen, voorst. Hans Jacops Saar vry en onverhindert te laeten passeeren ende repasseeren sonder denselven aen te doen eenige verhinderinge nock Empeschement aen lyf nock goet, Maer ter contrarie alle hulpe ende faveur (des noot synde:) te bevvysen, sullen ons in diergelycke gelegentheyt aen alle vroom eerdragende boorsten verpflicht ende verschuldicht houden. Toirkonde hebben dese met eygen handt ende Signature bevesticht. | ICh Burckhard Koch / vorderster Capitain in Diensten der Hochmögenden Herrn General-Staten, der vereinigten Niederlanden / wie auch der Edlen Herrn Theilhabere der befreyten Ost-Indianischen Compagnie, unter dem Gebiet des Edlen Herrn Johann Maßzuckers / General-Gubernators über alle Städt / Schantzen / Schiffe / Jachten / Völcker / und Nationen / in Orient / Thue kund / und bekenne hiemit / daß Hanns Jacob Saar von Nürnberg / die Zeit ungefehr Funfzehen Jahr aneinander in Qualität der Adelspursch unter meiner Compagnie und Commando gedienet hat / in welcher Zeit Er Sich in allen vorgefallenen Gelegenheiten / und feindlichen Begegnussen / so wohl zu Wasser / als zu Land / Mannhaftig und ehrlich / als ein redlicher Soldat / erwiesen / und solche Seine Treu und Dapferkeit / vornehmlich unlängsten in der Beläger-Stürm - und Einnehmung der berühmten Portugäsischen / auf der grossen Insul Ceilon gelegenen / Stadt Columbo, bezeiget hat; Also / daß Er hierum / und weiln es Unserer Herrn und Obern Dienste erforderten / nicht eher Seinem Verlangen nach hat erlassen werden können / anjetzo aber / und bey vorgenommener Heimraiß nach den geliebten Vatterland / und dieses Gezeugnus Seiner geleisteten guten und getreuen Diensten / mich demütig ersucht / welches Ich Ihme dann nit habe versagen wollen noch können / sondern hiemit in bester und kräftigster Gestalt genaigt günstig verliehen. Ersuche demnach alle Geistliche / und Weltliche / Personen / Sie seyen wes Stands / und Gelegenheit / Sie wollen / vorbenannten Hanns Jacob Saaren / frey und unverhindert / ohne einige Aufenthalt / oder Kränckung an Leib / oder Gut / passiren / und repassiren / zu lassen / und Ihme benebens / alle Hülfe und Gunst / (da Er deren bedörftig) zu erweisen; dagegen Wir Uns in dergleichen Begebenheit allen frommen ehrliebenden Hertzen verpflichtet / und zu dienen schuldig / halten. Zu Urkund habe Ich diesen Brief mit eigner Hand / und Pittschafft / bekräftiget. |
Gedaen ende gegeven inde gefortificeerde Stad Batavia opt’ Eylandt groot Iava, desen 16. Novemb. 1659. | Geschehen und geben in der bevestigten Stadt Batavia, auf der Insul Java Major, den 16. Novemb. 1659. |
(L. S.) BURCHART COCQX. | (L. S.) Burckhard Koch. |
Wie der Autor zur Abreise Anno 1644. kommen sey.
NAchdem Ich im Jahr 1644.Des Autoris Abreise. an dem heiligen Oster-Tag / meines Alters im neunzehenden Jahr / von meinem Hertzgeliebten / nunmehr Seel. Vatter / in fremde Land verschickt worden / und mit dem Ordinari-Botten / damahls / Hansen Buckel / nacher HamburgAuf Hamburg. glücklich angelanget / und in die zwey Monat Mich aufgehalten / habe Ich von dannen meine Reiß zu beschleunigen / nacher AmsterdamAuf Amsterdam. in Holland gestrebet / daselbst auch auf ein halb Jahr mich umgesehen : Aber meinen Begehren und Willen nach / keine Condition erlangen können / weil dem lieben GOtt ein anders gefiel mit Mir zu machen. Es fügte sich aber eben zur selben Zeit / im December, daß die Flotte aus Ost-Indien / von denen drey Flotten / die Jährlich von der Ost-Indianischen Compagnia verschickt werden / (eine im Monat May / die deßwegen die May-Schiffe heisen : die andere im Monat Augusti / die man die Kirchwey-Schiffe heiset : die dritte um die Neujahrs-Zeit / die man die Neujahr-Schiffe nennet /) wieder ankam / mit der auch wieder abzugehen mein Hertz / das immer etwas durch Reisen und in fremden Landen / zu versuchen / Belieben trug / vestiglich geneigt war : wie Ich denn darum durch Schreiben meinen lieben Vatter ersuchte / und bald wieder Vätterlichen Consens erlangte. Worauf Ich Mich im Namen GOttes resolviret / für einen Adelpursch der vereinigten Ost-Indianischen Compagnia zu dienen / das Monat für zehen Holländische Gulden : Bin auch den 25. Novemb. des damahlig lauffenden 1644sten Jahrs / zu Amsterdam / von den siebenzehen Principalsten Herren der Kammer / von der Ost-Indianischen Compagnia, nach Ablesung des Articuls-Briefs / daß der Verlust eines rechten Augs / Hand / Arm / Fuß einem mit sechshundert Holländischen Gulden : auf der lincken Seiten aber hundert Gulden weniger ; eines Glieds Verlust aber mit dreissig Gulden compensirt werden solte / und dergleichen / aufgenommen worden / und habe das Gewehr empfangenDer Autor nimmet Dienst bey der Ost-Indianischen Compagnia. : auf die Hand aber zwey Monat-Sold / und so lang Wir da still ligen würden / welches nur vier Tag wärete / alle Tag einen Holländischen2 Schilling / unsers Gelds ungefehr drey Batzen : Folgends den 30. Nov. nacher Seeland / in die Hauptstadt Middelburg verschickt worden / woselbst zwey grosse Schiff schon Segel-fertig lagen / grad auf Ost-Indien zu gehen / das erste genannt das Hof von Seeland / welches fünfhundert funfzig Last / jede Last zu dreissigGehet in Seeland zu Schiff / auf das Schiff Middelburg. Centnern gerechnet / und bey sechs und dreissig Stuck / Eiserne und Messinge / hielte. Das andere / auch von so viel Last / genannt von der Stadt / worvor es lag / Middelburg / auf welches Ich von meinen Herren Principaln gecommandiret wurde / daß in denen beyden Schiffen auf die neun hundert Seelen / groß und klein / Soldaten / und Schiffgesellen / waren.
Ehe man aus Holland / oder Seeland / nacher Indien segelt / wird eine General-Musterung angestellet / wann man zu Schiff gehet / und Jedwedem / pahr / zwey Monat-Sold gereichet / nach dem Er ein Officium hat. Die volle Besoldung aber gehet nicht eher an / biß man die Tonnen passiret ist / die eine Meile in der See ligen / von welchen an die Compagnia gehalten ist die Gages zu liefern / und die zwey Monat-Sold zu lassen / es gehe gleich die Flotte fort / oder werde durch Contrari-Wind wieder zuruck geschlagen; wie es dann wohl geschehen ist / daß Sie nicht nur in den Hafen lauffen müssen : sondern / wann solcher Wind angehalten hat / oder zu starcken Winters-Zeiten zugefrohren ist / manche Schiffe gar wieder abgedancket worden sind / um die Unkosten zu erleichtern / die täglich mächtig hoch lauffen.
Ist aber der Wind gut / und die Flotte ein Tag zwey / oder drey / in der See passiret / werden Jedwederm / Er sey groß oder klein / auf dem Schiff / fünf Holländische Käse von der Compagnia auf die Reise verehret / worauf alles Volck / was Schiff - und Soldaten-Dienst hat / (ausgenommen die Jungen / die das Schiff reinigen / und derer / die der Hühner / und Schwein / warten / welche frey von aller Wacht sind) Officiers, und gemeine Knechte / Soldaten / und Schiffgesellen / oben auf das Schiff kommen muß / allwo es in drey Theil / oder so genannte Quartir, vertheilt wird / daß ein Jeder wissen kan / wo Er zu der Zeit der Noth Sein Devoir thun / un [d] in dem Schiff Sich finden lassen solle. Der erste Theil des Volcks wird genennt das Princen-Quartir : Der andere / Graf Moritz Quartir : Der dritte / Graf Ernst Quartir, und werden alle Namen derer / die in das / oder jenes / Quartir oder Compagnia commandiret sind / auf besondere drey Tafeln beschrieben und aufgehencket / daß ein Jeder wissen kann / wohin Er gehöre / und wo Er anzutreffen sey / und wann Ihn die Wacht treffe. Das Princen-Quartir hat im Anfang die erste Wacht / wie mans denn auch die erste Wacht tituliret. Das Graf Moritz Quartir hat die andere Wacht / sonst die Hunde-Wacht tituliret. Das Graf Ernstens Quartir nennet man die Tag-Wacht / und wäret jeglichen Quartirs, oder / so zu nennen / Compagnia-Wacht auf die vier Stund / die werden aber nach und nach verändert / wie Jedwedere die Ordnung trifft / hinter und vor sich.
Man führt auch Glocken auf den Schiffen / da man mit leuten / oder anschlagen kann / und wird einmahl geleutet / so bald die erste Wacht aufgesetzt wird / zu welcher Zeit der Provoß bey dem grossen Mastbaum die Wacht ausruffet / und bey Straff verbeut / Sich nicht truncken zu trincken.
Nicht weniger hat man Sand-Uhren zu halben Stunden groß / die so wohl / wer von den Soldaten auf der Wacht stehet : als welcher von den Schiffsgesellen am Ruder sitzet / auf dem Schiff sehen kann / und wann ein3 Glaß / oder die erste halbe Stund / aus ist / so geschicht ein Schlag mit der Glocken : Wann die andere / zween / und so fort / biß die acht Gläser / oder vier Stunden / aus sind. Denn wird die gantze Glocken geleutet / und so wohl ein anderer Officier mit Seinem so genannten Quartir, als Mast -Wachten werden fleissig bestellet. und Steurmann / die die Ordnung trifft / durch den Quartir-Meister gewecket / der in das untere Schiff gehet / und laut ruffet / die vorige Wacht abzulösen / welche es treffe. Was den Mast betrifft / auf dem / wie gedacht / allezeit auch ein / oder zween / Mann wachen muß / davon sind die Soldaten / so Sie in Indien gehen / befreyet. Wann Sie aber wieder in Patriam wollen / werden Sie zu gleichen Dienst angehalten / wie die Schiffsgesellen; wiewohl / wer ein dutzend Thaler darauf zu wenden hat / solches damit abkauffen kann / und solte Er auch Jahr und Tag auf der Heim-Reiß seyn. Wann aber viel Krancke auf dem Schiff sind / so wird das gesundeste und stärckste Quartir wieder ausgetheilet / so gut / als seyn kann. Ist aber Sturm / und man die Segel einnehmen muß / oder nur laviren / so wird alle zwey Stund das Schiff gewendet / darzu Jedermann helfen muß.
Morgen - und Abend-Gebet.Wer Seine Wacht nicht versihet zu Seiner Zeit / der bekommt in acht Tagen keine Rancion-Wein / und wer nicht alle Morgen / und Abend / zum Gebet kommt / der muß zur Straff in die Armen-Büchsen legen. Alle Morgen wird der Morgen-Segen gelesen / und des Abends das Abend-Gebet / wobey aus den Psalmen Davids einer in Niderländischer Sprach gesungen wird / zu welchen End auch Jedwedern von der Compagnia ein Psalm-Buch / Gesangs-weise gemacht / auf die Reise verehret wird.
Acht auf das Feuer gegebenSonderlich warnet man / unten im Schiff / bey nächtlicher Weil / keinen Tabac zu trincken / damit nicht etwan ein Funck in einem Bette / die hübsch von Baumwollen gemacht sind / verwahrloset werden möge. Deßwegen oben auf dem Schiff allezeit ein viereckigter Kasten stehet / der in der Mitten ein Holtz hat / darum stetigs zehen / oder zwölf / Klafter Lunten gewunden ist / woran einer Seine Pfeiffe stecken kann.
Dreymal wird gespeiset.Wann die dritte Wacht aufgesetzt wird / muß einer von denen den Koch wecken / der / wann es Tag worden / und man das Morgen-Gebet gethan hat / Seine Speise auch fertig haben muß; Sintemahl des Tags dreymahl gespeiset wird / zu Morgens / zu Mittag / und zu Abends. Morgens frühe / wann man in das Gebet gehet / wird allezeit die Glocken geleutet / und Jedwedern ein zehender Theil von einer Maß Wermuthwein gegeben. Zu Mittag / wenn man gegessen / wieder so viel Spanischen Weins. Zu Abends abermahl so viel France-Wein; das nennen die Holländer Mutsies, einem gemeinen Trinckglaß gleich. Dann wird alle Sonnabend einem Mann fünf Pfund Brod Zweybacken gegeben / ein Mutsies Baumöl / zwey Mutsies Essig / ein halb Pfund Butter / damit Er Sich acht Tage behelfen solle.
Auf acht Tag wird Speis ausgetheilet.Im übrigen bekommt man zwar alle acht Tag dreymahl Fleisch zu essen / alle Sonnabend auf folgenden Sonntag drey viertels Pfund; aber oft solch Fleisch / das schon vier / fünf / sechs Jahr im Saltz gelegen / und so mans kochet / kaum ein halbes Pfund wird. Dienstag ein halb Pfund Speck / welcher gekochet kaum drey achtels Pfund machet. Abermahls Donnerstag so viel als dem Sonnabend. Das Tranck belangend / wann man ausfähret / gibt man so lang Bier / als es wäret. Wann solches auf ist / bekommt einer einen gantzen Tag mehr nicht als ein Maß Wassers / wanns noch reichlich4 hergehet. Wann man aber gar in Ost-Indien ist / und wohin commandiret wird / ist das Getränck anders nichts als ein lediges Wasser; um weßwillen es so scharf gehalten wird / daß leidlicher wäre / hundert Gülden einem zu stehlen / als Sein Deputat Wasser auszusauffen.
Strenge Justice wird auch sonsten auf den Schiffen gehalten. WerIustice auf dem Schiff. einen mit einem Messer / oder andern Gewehr / beschädiget / der muß die Hand an den Mast legen / dann kommt der Barbierer / und schlägt Ihm ein klein Messerlein zwischen zwey Finger / in das Fell oder Haut / dardurch Er zuweiln die Finger; zuweiln / weils Ihm mitten durch die Hand geschlagen wird / Er selbige gar ziehen muß.
Johann von der Behr meldet / in Seiner Ost-Indianischen Reiß-Beschreibung am 17. Blat / das Exempel: Den 14. dieses (April. 1644.) ist ein Constabel, nachdem Er Sich mit dem Bothsmann / und etlichen Bothsgesellen / in Spanischen - und Brantewein wohl bezecht / und einem Bothsgesellen / nach vorgegangenem harten Worten / und Fauststreichen / einen Stich gegeben hatte / in dreytägige Verhaft genommen / nachmals an den grossen Mast gestellet / und Ihme eben das Messer / damit Er den Bothsgesellen gestochen / durch die rechte Hand / zwischen beyden Mittelfingern bey den Knöcheln / mit einer hülzern Keyle durchgeschlagen woren. Es bliebe aber nicht dabey: sondern Er muste auch die Hand durch des Messers Schärfe ziehen; wiewohl Ihn der Balbierer augenblicklich wieder verband; bekam über diß hundert Schläge vor den Podex, und letzlichen entzoge man Ihm Seine Gage auf drey Monat / dero dritter Theil unter die Armen: die übrige beyde Theil aber der Compagnie anheim fielen.
An keinem Officier darf man Sich vergreifen.Wer einen Officier schlägt / oder den Schiff-Capitain, der muß sonder Gnad dreymahl unten durch das Schiff / und so man Ihn nicht wohl tieff sincken lässet / daß Er mit dem Kopf nicht an die Kill / oder Grund des Schiffs / anstosset / so muß Er Sich tod stossen.
Provos ist auch privilegiret.Sonderlich ist der Provoß privilegiret / und wer Sich an dem vergreifet / ist es am Land / so hat Er die Hand verlohren; Ists in der See / so hänget man Ihm etlich Gewicht-Stein an die Füsse / und bindet Ihm einen Schwammen / mit Oel gefüllet / auf einen Arm / damit Er doch etwas Luft haben kann / und weil man weiß / wie viel Schuh tieff das Schiff im Wasser gehet / lässet man Ihn auf einer Seiten in die See sincken / und auf der andern Seiten holet man Ihn wieder herfür / und solches zum drittenmal. A. C. 1647. hab Ichs gesehen / daß einer in dem Hafen vor Galle, auf dem Schiff Aggerslot, die Staff ausstehen müssen / aber nicht tieff genug gesencket worden / deßwegen an der Kill den Kopf also zerstossen / daß / da Er wieder empor kam / gantz zerschmettert und tod war.
Um Gelt darf man nicht spielen.Genau wird auch Achtung gegeben auf das um Geld spielen. Bey Tag zwar / und um die Zeit zu kürtzen / wird das Bret-Spiel / und der Dam nicht gewehret: Karten aber und Würfel / wie gemeldet / ums Geld / ist scharf verbotten / es sey denn / daß man im Hafen / oder auf der Rè, lige / sonst lauschet der Provos mächtig auf / deme die Soldatesca deßwegen gewaltig feind ist / und einsmahls übel mit Ihm procediret hat / wie Mir einer Selbst erzählt / Hermann Geißler / Namens / von Mülhausen / der in Person mit - und dabey gewesen.
Ein Anschlag auf die Portugäsen von Holländern.A. C. 1653. wurden drey Schiff von Uns commandiret / der Dromedares, der Rhinocer, und der Windhund / auf die Portugäsische fünf Galionen zu passen / die mit Victuaille von Goa nach Columbo wolten / selbiges zu proviantiren / auf welches Wir schon lang ein Aug gehabt hatten. Weiln5 nun von der Compagnia, etliche / auf dem Schiff Windhund / bey der Nacht spielten / und vor das Loch eine Matratzen hiengen / daß man kein Liecht sehen solte / wäre der Provoß / der Sie reden / und die Würfel lauffen hörte /Provoß wird ins Meer geworfen. ungefehr dazu kommen / Sie geschlagen / und das Liecht ausgeblasen; Das Volck aber hätte Sich also entrüstet / und geschwind die Matratzen genommen / über Ihn geworfen / und den Halß zugehalten / daß Er nicht schreyen können / und zu einem solchen Loch / da die Stücke ausstehen / hinaus in die See geschmissen / und weil gleich den andern Tag darauf die Portugäsische Galionen ins Gesicht kommen / wäre es also verschwiegen blieben / als wenn Er müste im Treffen verlohren worden seyn / das eben auf dem SchiffPortugäsen schlagen mit Holländern. Windhund am meinsten war. Denn als dem Portugäsischen Admiral angedeutet wurde / daß drey Holländische Schiff auf die fünf Galionen giengen / commandirte Er alsobalden drey davon / die auf unsere zwey Schiff / den Dromedares und Rhinocer, wieder gehen solten: Der Admiral aber und Vice-Admiral giengen auf unsern Admiral, den Windhund / brachtens auch so weit / daß Sie Ihn schon änderten. Unser Volck aber retirirte Sich in die Schantzen / und da die Portugäsen Hauffenweiß auf dem Schiff waren / spielten Sie mit Schrott auf einer Seiten unter Sie / da inzwischen die andere unsers Volcks Seiten gantz niderfiel / und wann das geschehen / geschaheVerliehren den Sieg. auf der andern Seiten grad dergleichen / daß die Portugäsen / mit Verlassung vieler Todten und Gequetschten / wieder weichen musten. Den Gefangenen gaben Wir Quartir, und brachtens mit auf Negumboy, und da Sie hörten / daß das Schiff der Windhund hiese / sprachen Sie: Es solte vielmehr der Feuerhund heisen / weil es so gewaltig Feuer ausgespien hätte.
Was sich Anno 1645. zugetragen.
Der Autor segelt von Middelburg ab.WOrauf Wir / im Namen GOttes / Anno 1645. nach unsers HErrn und Seligmachers Geburt / den 8. Januarii, mit guten Ostwind ausgeloffen sind. Unser Provoß auf unserm Schiff war ein gebohrner Mohr: aber aus West-Indien / einem Ort / Angola Namens / und der erste / den Ich mein Tag gesehen hatte / gantz schwartz / von kleinen grausen Haaren / grosser breiter Nasen / von zimlichen Lippen / und so roth als Blut /Schiff Provos ein Mohr / Christlich und von vielen Sprachen. schneeweisen Zähnen: aber nur von einer / und der rechten / Hand. Dann Er die andere vor dem Feind / in Stadischen Diensten / für Dünkirchen / verlohren; Mit dieser einigen aber war Er dannoch so starck / als ein anderer mit zweyen ist. Denn wenn Er mit einem gefochten / hat Er mit selber Seinen Widerpart so fest gehalten / und mit dem andern Arm / oder Stumpf / so gewaltig stossen können / daß Er zu Boden sincken müssen. Zu Middelburg war Er zum Christlichen Glauben gebracht / auch daselbst getauft / und mit einer Seeländischen Frauen verheyrathet / mit welcher Er zwey Kinder / nicht so gar schwartz als Er: aber kraus von Haaren wie Er / erzeugt; In Seinem übrigen Leben so heilig und Gottesfürchtig / daß Er durchaus nicht kunte fluchen hören / nicht ums Gelt spielen sehen / oder solches alsobald weggenommen. Er hat sieben Sprachen reden können / als erstlich Seine eigene Mohrische: Fürs ander / Holländisch perfect. Zum dritten Spanisch. Zum vierten / Portugäsisch. Zum fünften / Dähnisch. 6Zum sechsten / Englisch. Zum siebenden / Italianisch; Welche Sprachen Er / durch Sein Reisen hin und wieder an solche Ort / erlernet hatte. Ich habe Mich sonderlich an Ihn gemacht / und Freundschaft gesucht / ein und anders zu erfahren / die Er Mir auch so getreu / so beständig / und redlich erwiesen / als meine rechte Blutverwanten können und mögen.
Als Wir nun sechs Wochen unter Segel waren / sind Wir an ein Insul geloffen / mit Namen Isle de S. Tiago,Insul Tiago und darinn eine Portugäsische Stadt / eben dieses Namens / neunhundert Meilwegs von Holland / worauf Wir frisch Wasser geholet / und alle Tag frisch Ochsen - oder Kühfleisch gespeiset haben.
Denn diese Insul ist / nach Zeugnus Jürgen Andersen / Seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung / im 1. Buchs pag. m. 2. gar fruchtbahr / an Vihe-Zucht / Acker - und Baum-Früchten / Apfel / Birn / Pomerantzen / Limonien / Pisan / Coquos-Nüsse / Zucker-Reth / etc. Die Stadt ligt unten am Strande / mit einem starcken Blockhause / und mit grossen Stücken besetzet / und hat oben auf einem Felsen ein starck Schloß. Die Portugäsen haben diesen Ort innen / und mit 600. Mann besetzt.
Und weilen Wir viel Krancken auf dem Schiff hatten / haben Wir solche täglich ans Land geführet / und um den Abend wieder zu Schiff gebracht / weil Wir den Portugäsen nicht weiter trauen durften / als Wir sahen; sintemahl es ein untreu / heimtückisch Volck ist; Doch fiengen Wir an mit Ihnen zu handeln / gaben Ihnen Käß / Messer / Holländische Hemder / dafür Sie Uns Hüner / Eyer / BennanasBennanas eine Art Schotten. oder Fice gaben. Das ist eine Frucht / wie fast unsere Schotten oder Erbiß / doch länger / und haben in sich allezeit beysam ligen fünf schwartze Körner / in Gestalt eines Creutzes † die Sie / um Respect und Memoria von dem Creutz des HERRN JESU CHRISTI / überaus ungern leiden können / so mans nicht mit Fingern /7 sondern Messern / anufzwenget / als mit welchen den Kernen bald ein Schad geschehen möge.
Es mag die Frucht seyn / die auch in West-Indien wächset / von welcher Hemmersam / pag. 42. dergleichen berichtet / und mit solchen Worten: Die Indianische Feige / Banana genant / wächst aus dem Baum / weil er keine Zweige / sondern Claffter-lange Blätter / dreyer Hand breit / hat. Die Türcken sollen es für Papier gebrauchen können. Der Baum hat kein Holtz / ist nur wie ein Strauch / von zusammen gewickelten Blättern / eines Mannes hoch / darzwischen komt eine Blume / in der Grösse / wie ein Strausen-Ey / Pfersig-farb / daraus wird ein Stengel / daran die Feigen eng aneinander wachsen / wie ein Traube. Wann es ausgewachsen / ist die Frucht Spannen-lang / und so dick als ein Kümmerling. Alsdenn wird nicht nur die Frucht / sondern auch der Stamm abgeschnidten. Aus der Wurtzel aber wächst in gar kurtzer Zeit ein anderer Baum. Wir Teutschen nennetens Backofen. So man aussen das gelbe / so ganz glat / abschehlet / sihet die Frucht inwenig Fleichfarb. Es seynd etliche der Gedancken / weil die Frucht so gar schön sey / obs etwan der Baum im Paradiß / dessen Früchte von GOTT unsern ersten Eltern verbotten worden / sey: Denn wann mans mit einem Messer zerschneidet / sihet man ein Creutz † darinnen / welches die Portugäsen / und Spanier / den Mohren für eine Sünde / und solches zu thun verbotten haben / sagend / daß solches / vor Christi Leyden / den Juden eine Anzeig geben habe / daß der Messias solte gecreutziget werden; und wird die Frucht also unzerschnidten / aus den Händen gessen von allen Völckern.
Sie gaben Uns auch weisen Zucker / kleine Citronen oder Limonien / welche Limonien Wir genommen zu zweyhundert oder dreyhundert / solche ausgepresset / und in Saltz gelegt / in die läre Faß / da Wir Brandwein innen gehabt / auf die hundert und funfzig / die Wir immer gantz in ihren eigenen Säften behalten / und ein oder zwey Löffel Oel darauf gethan / davon sie sehr frisch geblieben sind / und Uns / so Wir zur See waren / und täglich eineLimonien dienen wider den Scharbock. halbe / oder gantze / genossen / und einen Löffel ihrer Brühe darzu getruncken / statlich gedienet haben wider den Scharbock / wann Wir die Zähn damit gerieben und gewaschen haben.
Als Wir nun am vierzehen Tag an S. Tiago gelegen / und allerdings fertig waren fortzusegeln / ist ein Flöt-Schiff zu Uns kommen / die JungfrauSchiff Jungfrau sicht zwey ganzer Tag mit Raubschiffen. genant / so von Amsterdam ausgesegelt / und wegen grossen Sturm in dem Spanischen Meer von seiner Flotte weg geschlagen worden / und vier Dünkirchner Raub-Schiffen in die Hände gerathen war / mit denen der Schiff-Capitain, der ein gut Soldat war / zwey gantzer Tag aneinander gefochten / und sich resolviret hatte / endlich lieber in die Luft zu sprengen: als Schiff und Volck in der Feind Hände zu liefern. Denn das der Ost-Indianischen Schiff die Maniere, daß Sie lieber eines kurtzen Todes zu sterben Sich entschlossen: als lang in den mörderischen Händen der Spanier / oder Portugäsen / zu seyn; sintemahl Ich es Selbst an Mir erfahren / da Ich in Indien zu Angerdotta, einem Paß auf der Insel Ceilon, auf die dreyzehen Wochen / bey den Portugäsen gefangen gelegen / und viel lieber unter den Heyden / oder Mohren / seyn wolte / als unter Ihnen. Denn Sie Uns eng in einen Stock an Füssen geschlagen / Salpeter stampfen / in der Pulvermühl mahlen / uns Hunger dabey leiden liessen / daß Wir erschwartzen mögten. Um deßwillen einer unter Uns / zu Unserer aller höchster und nechster Gefahr / etlichmahl / aus einer Desperation, manchen Funcken von Seinen Tobacktrincken mit allen Fleiß hingeworfen / in Meinung / das8 Pulver und alles in die Luft zu jagen / Sich und Uns unsers Elends zu entledigen / welches aber der mildgütige GOTT also vätterlich abgewendet hat. Einer aus Frießland war damahls mit gefangen / ein junger schöner Mensch / der wagte es / und wolte durchgehen / überschmierte Sich deßwegen ganz schwartz / und gieng bloß allerdings wie ein Weibsbild gestaltet / kam auch schon ausser der Wacht / da Ihn ein schwartzer Jung an den Füssen gekennet / die eine weisse Haut herfür sehen liessen / und es anmeldete / und aber darüber so elendiglich zerschlagen wurde / daß Er Sich etliche Zeit nicht regen oder wenden kunte. Dannoch aber / wann Sie in dergleichen Noth kommen / können Sie Sich aufs allerdemüthigste stellen.
Seine Wiedererledigung.Denn da Mich GOtt wieder erlediget hatte meiner Gefängnus / welches zwischen Goa und Calutre geschahe / von unsern Schiffen / die auf die Schiffe / worauf Wir waren / als Feinde / loß giengen / und durch GOttes Gnad auch bestritten / erfuhr Ich recht Ihre feige Hertzen. Denn Sie sperrten Uns / als gefangene Holländer / zusamm / und deliberirten in dem Schiff / welches Wir alles hören kunten / ob Sie Uns wolten leben lassen / oder todt machen ? Theils riethen: Man solte Uns über Port schmeissen / damit wir Uns nicht an Ihnen rächen mötgen / so Wir es den Unserigen erzählten / was Courtoisie Sie an Uns gethan hätten. Theils mißriethen es / um der Esperance, Unsertwegen desto besser Quartir zu haben. Da Wir denn alle sehr leiß höreten / zumahl / da einer unter Uns mit etwas Droh-Worten um Sich wurf / als unsere Flaggen nun da waren. Dann einer unter den Hauffen schon mit dem Lunten auf den Pulver-Kasten zu wolte / und alles in die Luft sprengen / und gewiß gethan hätte / wanns nicht einer von Ihnen Selbst noch erwehret hätte.
Des Autoris Revenge.Ich habe aber für meine dreyzehen-wochige Gefängnus unter den Portugäsen meine Revenge wieder genommen / sonderlich auf der Insel Ceilon, da Ich in fünf / biß sechs Occasionen gewesen / und Wir Sie geschlagen haben. Denn / uneracht unsere Officiers rieffen: Messieurs, oder Soldaten ! Haben Wir den Namen der barmhertzigen Holländer / so lasset Uns die That auch haben / und gebt Quartir! thäten wir dannoch / als hörten Wirs nicht / schossen und schlugen lustig darein / so lang Wir Arm und Hände regen kunten / daß gewiß auf etlich hundert des Aufstehens vergessen. Dann / wie gemeldet / Sie spahren es Uns auch nicht / und wann Sie Uns gleich einen kurtzen Tod anthun könten / mit Ihrem Schieß-Gewehr / und eine Kugel für den Kopf brennen / thun Sie es doch nicht: sondern zerstossen und verwunden Uns mit Ihren langen Steggaren oder Degen / eine lange Zeit / ja noch wohl nach unsern Tod mit zehen oder zwantzig Stichen.
Das Schiff Jungfrau geht wieder weg.Weil nun GOTT der Allmächtige die Gnade gethan / daß obgedachtes unser Schiff / die Jungfrau genennt / der Feind Händen entkommen / viel Todte aufgehabt / viel Beschädigte / auch seinen grossen Mast verlohren / haben Wir ihm allen Beystand gethan / unsere Zimmerleut in einem Wald auf S Tiago einen andern Mast koppen lassen / und nach bester Ihrer Verpflegung / wieder im Namen GOttes fort voneinander gesegelt / und unseren Cours nach der Æquinoctial-Linien genommen. Als Wir aufs neu sechs / oder sieben / Tag auf dem Meer waren / und viel Wind hatten / der Uns nicht diente / bekamen Wir viel Krancke von Tag zu Tag; doch so viel nicht / als auf dem andern Schiff / Hof von Seeland / worauf unser AdmiralKrankheit die Kindsbocken. war. Die meisten sind an Kindsbocken / oder Blattern / gelegen / und von9Blödigkeit des Haupts bey der Linea. den Alten viel daran gestorben: Der Jungen mehrentheils wieder aufkommen. Haben auch viel gehabt / die gantz in Kopf toll gewesen / an welcher Haupt-Schwachheit Ich Selbst gantzer acht Tag gelegen / daß / so man es nicht mit Gewalt verwehret hätte / Ich in das Meer gesrpungen wäre / welches auch ein Jung auf dem Schiff gethan / und Sich Selbst ersäufft hatte. Etliche sind so toll worden / daß man Sie gar vest hat binden müssen / Sich Selbst nur keinen Schaden zu thun / welche Blödigkeit die Linea verursachen soll / Uns / die Wir auf die andere halbe Welt-Kugel kommen; vergehet auch meinstens wieder von sich selbst / oder durch Gebrauch der Venæsection.
Jürgen Andersen / gedachten Orts im 2. Cap. erzehlet die beschwerliche Reiß / unter der Æquinoctial-Lini / also : Unter Uns begunten unterschiedliche gefährliche Kranckheiten zu entstehen / als Scharbock / Blutgang / Pestilentz / und andere hitzige Haupt-Kranckheiten / wovon ein grosser Gestanck in dem Schiff / und sind inner vierzehen Tagen bey 150. Personen umkommen / so theils die Kranckheit im Schiff aufgerieben / theils aus Raserey ins Wasser gesprungen / und ersoffen. Dann Ihrer etliche wurde / durch die hitzige Kranckheiten / Ihres Verstands also beraubt / daß unterschiedlich Sich einbildeten / Sie wären Könige / Propheten / Engel / Teufel; etliche / als sehen Sie den Teufel mit andern Höllen-Geistern stehen. Es waren in unserm Schiff auch viel von den Wiedertaufern / bey welchen der Teufel vielleicht Sein Spiel / Sie zur Verzweiflung zu bringen / desto kräftiger fortsetzte. Denn etliche sagten: Sie wären nicht getauft / und hätten Sich daher der Seeligkeit nicht zu getrösten. Etliche brülleten wie die Ochsen / bissen nach den Leuten / und redeten viel abscheuliche Gottslästerliche Wort / daß einem Gesunden / der solche Spectacul ansahe / und hörte / die Haar zu Berge stunden / etc. Albrecht Herport gedenckt des Unter-Kochs auf Seinem Schiff / der aus sonderbahrer Melancholey / durch die Port / in die See gesprungen / und da Er wieder eingeholet worden / und befragt / warum Er Sich Selbst in die See gestürtzet / zur Antwort gegeben habe: Seine Frau hab Ihm geruffen / deßwegen Er zu Ihr habe schwimmen wollen / Seiner Reiß-Beschreibung im 5. Blat. Erst-bemelter setzt noch einen wunderbaren Fall / der sich unter der Linie begeben soll / und damahls an einem Soldaten / mit Namen Peter Andree / sich befunden / daß / als Er Sich vergessen / und bey Nacht an dem Mondschein schlaffend gelegen / davon / ein Monat lang ungefehr / Seinen Mund / und die Augen / auf die eine Seiten / nach dem Lauf des Monds / Sich kehren habe müssen.
Den ersten April sind Wir die Linie passiret / viel Krancken / und einige Toden aufgehabt; Hoften über dem Tropico Cipricorni an das Capo de bona Esperance anzulauffen. Weil Wir aber um den Sund ein gantzes Monat nicht anderst / als mit der Fock / und mit der Pinnet / segeln kunten / und nun die Höhe vom dem Capo hatten / sind Wir durch Contrair Wind wieder zuruck geschlagen worden / daß Wirs musten lassen / und im Namen GOttes vorbey gehen.
Da Wirs gepassieret / ist Uns alle Tag eine halbe Kanne Wasser gegeben worden / weil all unser Bier aus war; von welcher Zeit an GOtt dagegen gnädiglich geholfen / daß Wir biß auf die Insul Javam majorem, und die darinn genannte Stadt Bataviam, guten Wind gehabt / und da Wir den 15. Jul.Strato de Sunda ist gefährlich. in die Straß-Sunda kommen / nur drey Tag lang darinn zugebracht und nur dreymahl den Ancker geworfen / da andere wohl auf die anderthalb Monat seyn müssen / und hundert und mehrmahl / den Ancker werfen / und wieder winden / welches denn sehr verdrießlich / daß / wann man so nahe bey0 Batavia ist. (Dann die Straß de Sunda nur sechs und dreissig Meil lang ist) und so lange Reisen gethan / und oft viel Krancke auf hat / dannoch allererst da so langweilig ligen und schweben muß / daß oft Volck von Batavia kommen / und diesen neu ankommenden Gästen gar hinhelfen muß. Anno Christi 1647. hat sich zugetragen / daß ein Schiff / genant Delft / gantzer vierzehen Monat unterwegs gewesen / und ein hundert vier und siebentzig Toden / und in die hundert sieben und funfzig Krancken / aufgehabt / da doch sechs / oder sieben / Monat die gemeine Reisen aus Holland nacher Indien sind.
Die Insul Iava major. Die Heyden / die von der Insul Java / Javaner heisen / brachten Uns ankommenden / von Bantam; allerley Verfrischungen von Früchten / die nach so langen Verlangen treflich wohl kamen.
Die Reè.Die Reé der Stadt Bantam selbst ligt wie in einem halben Mond / auf der Landseiten mit Mauren umfangen / und mit Stucken besetzet / aber ohne GrabenInnwohner stark Volck / auch die zu Iapara. Starck Volck ist da; aber nicht lang von Statur. Mann / und Weib / von sehr dicken Arm und Beinen; dergleichen auch die Japarner sind / ein Volck / eben auf dieser Insul / in einer Stadt / Japara genannt: sechzig Meilwegs von Batavia Ostwerts / einem fruchtbaren Ort / von Kühen / Ochsen / Hünern / Reiß / Fischen / Pferden / die vor andern für nobel gehaltenIhre Farb und Kleidung werden; gelb unter dem Angesicht / und / was gemein Volck ist / oberwerts des Leibs gantz bloß / in der Mitte eine Gürtel / darinnen Sie Ihr Gelt tragen / und damit Sie das Unterkleid / das von allerley Farben / und Bildern / ist / wie ein bunter Teppich / und biß an die Waden gehet / üm Sich schnüren; an der Seiten aber mit einem Kriez oder Dolch versehen; vonIhre Haar und Bart. kurtzen und schwartzen Haaren / die Sie mit Clapper-Oel beschmieren / daß sie vor Schwärtze gleissen / darüber Sie denn / was ein wenig etwas ist / eine weise runde blatt aufliegend-gestärckte Hauben tragen / aber von Bart bey den meinsten gar nichts / weil Sie auch die Wurtzel mit kleinen Zänglein auszwicken / deßwegen / so Sie alt werden / abscheulich aussehen / wie ein Fabian.
Solche Kris, wie im dritten Buch Mandelsloischen Reiß-Beschreibung / pag. 191. bemeldet worden / werden auf der Insul Sumatra, und in einer Stadt / Malancabo genannt / gemacht / da es trefliche Schwerdfeger gebe / und weil Ihre Dolchen oder Punier für die beste gehalten werden / verführe man sie durch gantz Indien.
Ihr Häuser und Wohnungen.Ihre Häuser mit einem Dach von Bambus, und Clapperbaum geflochtenen Wedeln / abhängig gebauet / stehen nicht auf gleicher Erden: sondern ruhen auf vier Pfälen / daß man unten durchkriechen kann / und auf fünf / sechs / Staffeln hinauf steigen muß / bey dem gemeinen Volck sonderlich / duch enge kleine Thüren / fast mehr gebauet hinein zu kriechen / als aufgericht hinein zu tretten.
Es hat Bantam einen eignen König / wie auch die Insul Java neben dem einen eigenen Käiser / welcher sonst auch genennt wird / von seinerKäiser von Mataran. Residenz Mataran, der grosse Mataran, und wann Er nichts wolte folgen lassen / so würde Batavia, zu Land / sehr gesperret seyn / und grosse Noth haben / sonderlich / wann der König von Bantam dazu helfen wolte / welches nur zwölf Holländische Meil davon ligt / und ehedessen auch unter dem Käiser von Japara, dem genannten grossen Mataran, gewesen: Hernach aber von Ihm abgefallen / und Sich Selbst zum König gemacht hat / und den Holländern noch dato sehr zugethan verbleibt. 1Jürgen Andersen sagt / Lib. I. Cap. XI. p.m. 14. Dieser König wäre ehedessen des von Mataran (Matram) Stadthalter in Bantam gewesen; nach der Hand aber die Unterthanen mit guten Worten / und List / nach Sich gezogen / Sie zur Rebellion wider Ihren König / und Ihn zum König zu erwehlen / bewogen / und soll diese Rebellion vor hundert Jahren vorgangen seyn. Also ist das halbe Königreich bey Ihm / und Seinen Nachkommen / geblieben biß heutigen Tag / und hat nunmehr der zu Matram den Osten - und der zu Bantam den Westen-Theil des Landes innen. Es ist diese Insul so volckreich / daß der zu Matram hundert und achtzig tausend streitbare Mann aufbrigen kann: der König zu Bantam aber nur achtzig tausend Mann. Herr von Mandelslo meldet / Lib. III. pag.m. 192. man rechne diese Insul nach der Länge auf hundert und funftzig Meilen; von der Breite aber will niemand was gewisses berichten / weil weder von den Holländern / noch Engelländern / oder Portugäsen / die Süder-Seit umfahren. Etliche meinen gar / daß es nur eine Pen-Insul / und am festen Land / so man terram australem oder Magellanicam nennet / hangen soll. Die Norden-Seite aber an der See ist nur bekannt.
Königliche Wohnung zu Bantam.Das Königliche Palais zu Bantam aber ist mit einiger Leimenwand umfangen / von schlechtem Splendor, darinn Wir dem König zu Ehren / auf unsers Officirs Commando, einiges Exercitium unserer Waffen / thun müssen / woran Er ein groß Belieben trug.
Mandelslo Lib. III. pag. m. 198. meldet: Er residire in der Stadt / und Sein Hof sey am grossem Marckt / nicht von sonderlichen Gebäuen. Denn diese Leut halten nicht viel auf gar grosse kostbahre Gebäu / und prächtige Palatien. Bey des Königs Hause aber stehe ein zimlich grosser Tempel / in welchen die gantze Gemein des Freytags gehe. In selbigem Tempel soll eine grosse Trummel hangen / auf welche / wann etwann Tumult, oder Gefahr / vorhanden / mit einem grossen Prügel geschlagen werden. Er / der König / lasse Sich sonst täglich von dem Frauenzimmer aufwarten / und Seine Nacht-Wacht durch Sie versehen; soll derselben wohl sechshundert2 Stück haben / welche Abwechsels-weise mit Ihren Gewehren erscheinen müssen. Jürgen Andersen bezeugts auch / Lib. I. pag. m. 12. mit solchen Worten: Dieser König hält an Seinem Hof keine Soldaten zur Guardie: aber an dessen Statt zwölfhundert Weiber / von denen müssen alle Nacht vierhundert Wacht halten. Es ist aber gefährlich, mit des Königs Weibern all zu familiar umzugehen. Ein Exempel dessen haben Wir / spricht Er / an einem Holländischen Botsmann / Pieter von Alkmar / gesehen / welcher / um daß Er mit des Königs Weibern einer hat Unzucht getrieben / und darauf war erdapt worden / mit selbigem Weib auf den Marckt geführet / und dabey Ihr Verbrechen ausgeruffen. Darauf schnidten Sie Ihm den Bart / Nase / und beyde Ohren / ab / wie auch Sein Gemächte / und stiessen Ihn unter die alte Weiber / so daselbst Reiß / Hüner / und andere Sachen zu Kauff hatten / daß Sie Ihren Spott mit Ihm trieben; Das Weib muste eben solche Straffe am Kopf leiden. Können Sie nach solcher Straffe beym Leben bleiben / läßt mans geschehen; wo nicht / gilts gleich.
Der Innwohner Waffen.Ihre Waffen zu Feld sind sonderlich * Piquen von achtzehen Schuhen lang / damit Sie hurtig und geschwind sind / und mit grosser Resolution fechten / vorab / wann Sie / wie einer Latwergen Sich gebrauchen / die Sie /Affion macht sie toll und grimmig. meines Behalts / Affion genennet haben / graulicher Farb / und eines bittersüssen Geschmacks / wovon Sie so toll und frech-kühn werden / daß Sie / mit schaumendem und mächtig geifferendem Mund / grad an die Röhren des Schuß / oder Spitze des Stoß-Gewehrs / anlauffen / gantz blind und unbesonnen / um welches willen Wir an unsere Lad-Stecken eine Spitze machen musten / wann Wir nimmer zum Schuß kommen kunten / daß Wirs damit von Uns und niderstossen mögten. Zu Batavia brauchen Sich auch dieserDie Chineser mächtig geil. Latwergen häuffig die Chineser, † dadurch Sie also entbrant werden gegen das Frauen-Volck / daß Sie wohl eine gantze Nacht Ihr Plaisir haben / und doch kaum satt werden mögen.
* Joh. von der Behr / Lib. I. pag. 23. sagt / die Piquen wären mit geflammten Spitzen; führten auch Saibel / und Schilde / die von Rinden der Bäume gemacht wären. Herport setzt noch dazu / Pfeil und Bogen / Hassageyen oder Handpfeil; tragen auch an der Seiten einen kleinen Dolchen / den Sie Kritz nennen / und streichen Ihr Gewehr gemeiniglich mit Gift an; Dannenher / wann einer damit verwundet wird / muß Er sterben / oder das Fleisch alsobald ausgehauen werden; sind auch viel / die / wann Sie verwundet werden / alsobald s. h. Ihr Koht essen / damit Sie geschwind auswerfen können. L. c. p. 26. Er meldet auch p. 27. des Affion, oder Opii, also: Wann Sie in Krieg gegen Ihre Feind gehen / so essen Sie viel davon / und werden so toll und erhitzet / daß Sie nichts scheuen / und lieber in das Gewehr lauffen / als Sie es meiden; auch wann Ihnen etwas widerwertiges begegnet / und Sie erzürnet werden / brauchen Sie Sich dessen / darauf Sie auf freye Straß heraus lauffen / und mit Ihrem Kritz niederstechen / was Ihnen begegnet / welches auf Batavia auch vielmahl geschicht. Darum Jedem erlaubt ist / einen solchem um das Leben zu bringen / wie Er kann; sind aber sehr hart im Sterben. Dann auf eine Zeit einer mit einer Piquen durchstochen worden / welche Er Selbst geschwind durch Seinen Leib gestossen / und nach den Dolchen gegriffen / und den / der Piquen hielt / und Sie nicht verlassen wolte / noch übel verwundete.
† Und nicht allein die Chineser: sondern es ist in gantz Persien / in Türckeyen / und Indien gebräuchlich / zeuget Herr Olearius in Seiner Persianischen Reiß-Beschreibung / L. V. c. 17 p. m. 597. Er allegiret Bellonium, Lib. III. Observ. Cap 25. daß niemand in Türckeyen sey / der nur einen Pfennig habe / daß Er ihn nicht halb für Opium hingebe / und daß zu seiner Zeit wohl funfzig Cameel / mit3 Opium beladen / aus klein Asien, in Türckey / Persien / und Indien / gegangenOpium wie es gesamlet wird. seyn. Also aber werde er gesamlet / sonderlich zu Ispahan. Die Maen-Köpf wann sie noch grün / werden geritzet / daraus ein weisser Saft dringet / welcher / wenn Er ein wenig gestanden / und schwartz geworden / abgenommen / und zum Gebrauch bequehm gemacht wird. Ihre Materialisten / und Apothecker / haben grossen Gewinst daran / weil dessen so viel gebraucht wird.
Wann Sie essen * / sitzen Sie / nach Türckischer Art / auf der Erden / mitIhre Mahlzeiten. Creutz-weiß gewschlossenen Füssen / ohne Löffel / ohne Messer / und nur mit der rechten Hand zugreiffend.
* Essen fast alle Thier / ohne Büffel-Ochsen / und Schwein. Ihr Tranck ist Wasser / und Brantewein; auch haben Sie ein klein / und mit einer Mußcadnus schier vergleichliches / Gewächs / welches Sie Pinang nennen / und benebenst einigen grünen Blättern / Betels genannt / mit Kalch / den Sie gemeiniglich in einen messingen Büchslein verwahren / beschmieret / in Mund nehmen / und käuen / davon Sie truncken zu werden pflegen; wiewohl dieser Tummel Ihnen bald wieder vergehet. Vom Tabac halten Sie bey nahe so viel / als die Teutschen; inmassenTrinken auch Tabac. Sie ihn auch Selbst erbauen / den reiffen abpflocken / ganz klein zerscheiden / und dünn machen / da er dann dem ungezausten Safran nicht viel unähnlich ist. Bey Gebrauch des Tabacs haben Sie keine Pfeiffe / wie Wir: sondern nur ein dünnes Blat / so Sie einen Puncks heisen / in welches Sie / so viel / als Ihnen beliebt / zu wickeln / und sothan in Mund zu nehmen / und an zu zünden / gewohnet sind / nach Zeugnus Joh. von der Behr / pag. 23. Jürgen Andersen aber hat doch Tabacpfeiffen auch bey Ihnen in acht genommen / und auf die drithalb Ellen lang / dergleichen / was etwas Fürnehmes seyn wollen / Siech durch Seine Diener nachtragen lasse / l. c. p. 14.
Den Gottesdienst betreffend / sind Sie Mahummedisch / wie Sie dannGottesdienst. Mahummedisch. alle Jahr / so es müglich ist / etliche nach Mecha schicken / und dem Mahummed opfern lassen / dessen Sarck daselbst im Tempel an einem Magnet hangen soll; Und weil Sie Mahummedischer Religion, tragen Sie für dem Schweinenfleisch einen gewaltigen Eckel / und hab Ich Sie nie besser erzürnen können / sonderlich / wann Ich etwas von Ihnen kauffen wollen / und bald expedirt seyn / als wann Ich ein Stuck Speck in die Hand genommen / dafür Sie so scheu sind / als / den Sprichwort nach / der Teufel für dem Creutz / und hab Ich Mir vor gewiß sagen lassen / daß / als einsmahls die von Japara einen Anschlag auf Bataviam gehabt / und bereit ein Aussenwerck dafür angefallen hätten / Elephanten angespannet / die die Palissades niederreissen solten / die Besatzung aber sehr schwach gewesen / durch das einige Mittel Sich mit errettet hätten / daß / da Sie nimmer zu schiessen gehabt / mit Speck * unter Sie gelauffen / und damit abgetrieben hätten.
* Neuhof am 35. Blat nennt was anderes / da die von Bantam die Holländer belagerten. Als den Belagerten aller Vorraht zur Gegenwehr gebrach / schöpften Sie endlich / spricht Er / aus den heimlichen Gemächern gar Menschen-Mist / und schmiessen Ihn mit vollen Töpfen auf die nackete Leiber der stürmenden Wilden / eben in der Stund / da die Belagerten in der Stadt einen Ausfall thäten / die Belägerer abzureiben / welche Sich dann zur Stund davon gemachet / und auf Javanisch geschryen hätten: O seytang Orang Hollanda de backalay sammatay, das ist: O Ihr Holländischen Teufel! Ihr fechtet mit Dreck! Denn Sie lieben die Reinigkeit nach der Mahummedischen Art / schreibt Jürgen Andersen / pag. 15 waschen Sich oft / sonderlich / wann Sie zum Gebet gehen wollen / und / nach gethaner Leibsnohtdurft / dero Glieder.
4Halten die Beschneidung in grossen Ehren.Gebrauchen Sich auch der Beschneidung / und halten es für ein hohes heiliges Werck; Denn / als Sie einsmahls Bataviam bestritten / und von Uns ein Tambour überlieffe / und Sich beschneiden liesse; hernach aber / da es zum Frieden kam / als ein Uberlauffer / von unserm Herrn begehrt wurde / hielten Sie so starck und steiff über Ihn / daß / ehe Sie Ihn wieder in unsere Hände gelassen / ehe alles hätten zerschlagen lassen / daß unser Herr im End sagte: Um eines einigen Menschen und Renegaten willen / der Seine Seel nicht besser verwahren wollen / solte man das Friedenswerck nicht länger aufhalten / weil so vieler Nutzen darauf stunde.
Ihr Neu Jahr.Ihr Neu Jahr / das Sie im Monat Martio haben / und die Neumonden / halten Sie so sehr devot, daß Sie bey jenem / gantzer acht Tag bey Sonnenschein; und bey diesem / dem Plenilonio, nicht einen Bissen essen / biß er vorbey ist; dergleichen auch die Mohren zu thun pflegen.
Wunderliche Art Schiffen führen Sie.Wunderlicher Art Schiffen haben Sie / darinnen Sie auch nicht sitzen wie Wir: sondern nur hocken / wenn Sie fahren; die kleinesten doch / daß acht Personen innhaben können / und um Ihrer Geschwindigkeit willen / Flieger / von den Unserigen / genennet werden. Von fornen und hinden sind sie zugespitzet / nur von einem Mast / und einem strohenen langen Segel / mehrentheils auf beyden Seiten mit zweyen Stangen in die See / an derenBambus. Spitzen ein Bambus gebunden ist / der das Schiff hält / daß es nicht umschlagen / oder untersincken / kann / weil der Bambus * wie ein Pantoffelholtz ist / der immer schwimmet / und kein Wasser fasset; sintemal er nichts anderst ist / als ein Canna oder Rohr / so dick / wo Ich den grösten gesehen / als ein Fuß bey seinen Waden ist: wächset auf freyem Feld / und gantz Büschweise / und so hart / daß / wann man einen solchen Busch anzündet / es nicht anders krachet / als wann eine gantze Armee eine volle Salve gebe. Von dem Bambus machen Sie auch eine gantze Flössen / auf denen Sie Fische nach Batavia führen / weil Sie diese so artlich und eng zusamm hengen können / mitFiguer. Stricken von Figuer gemachet (das ist ein Gemüß an den Bäumen / das Sie so steif und vest winden können / zu zwölf / achtzehen / Daumen dick / als wie nimmermehr die Sailer es machen;) Mit eben denen binden Sie obgemelter Schiff Seiten-Bretter / ohne andere Nägel und Band / daß nicht wohl ein Tropf Seewasser hinein dringen kann.
* Neuhof beschreibt den Bamboes also: Die Bamboes / so wie Bäume anzusehen / wachsen von Ihnen selber / auf morastischen Oertern / und zwar gerad in die Höhe / wiewohl sie oft / wann sie noch jung und zart / mit Fleiß gebogen werden / also / daß sie hernach zu Tragbahren sich desto füglicher schicken können. Man pflegt sie auch gemeiniglich zu Stangen / daran der Pfeffer in die Höhe wächset / zu gebrauchen. Unten sind sie etwann so dick wie ein Mann / und werden etliche so breit und dick von Holtz gefunden / daß man gantze Schiflein davon machet / welche man geschwinder / als ein schnel-lauffendes Revier abfleust / fortrudern kann; sonst wären die Glieder ein Hand-breit voneinander / die Blätter von Oelblättern gleich / inwendig hab es / wanns noch junge / ein süsses Marck oder Saft / den der gemeine Mann begierig heraus sauge. l. c. p. 331.
Sonderlich gut ists nicht / mit Ihnen genau umzugehen / weil SieIhre Kranckheit lues Venerea. sehr mit dem le Mal de Naples angesteckt sind / und wo Sie wieder curiret werden wollen / eine harte Penitence thun müssen. Denn Sie auf der vierzehen Tage auf dem Bauch ligen müssen / sehr warm gehalten / und mit dem Fett von einem beschnidtenen Schwein / mit Quecksilber vermischet / und wohl untereinander gestampfet / an allen inficirten Gliedern schmieren lassen5Dessen harte Cur. / schlecht und sparsam in Speiß / und Tranck / gehalten / einen gantzen Tag etwann über zwey / drey / Eyer nicht / oder wenig Köhl / sonderlich von keinem gesaltzenen Fleisch / da Sie denn so einfallen und mager werden / daß die Sonn durch Sie scheinen mögte. Wann nun der Unraht und die Seuch sich etwas verlohren / gibt man Ihnen von einer Wurtzel / so aus der InsulWurzel Sina. Thuan, oder Isle Formosa, kommt / die Wurtzel Sina * genannt / zu trincken / davon Sie so erfrischt werden / und von Grund aus geheilet / daß Sie starck und schön / und baß vom Leib werden / als Sie wohl vorher jemahls gewesen sind.
* Von der Wurtzel Sina hat Neuhof also geschrieben / pag. 321. Die Wurtzel Sina ist im Jahr 1535. den Europäern allererst bekannt worden / da die Sineser Selbige in Indien / in die Stadt Goa zu Kauff gebracht. Sie wächset aber nicht in Sina allein: sondern auch in Cochinchina, an den Malabarischen Gräntzen / und an vielen andern Orten in Ost-Indien; wiewohl diese letzte nicht für die rechte / nach etlicher Scribenten Meinung: sondern nur für eine Art der falschen Wurtzel Sina gehalten wird. Hergegen hält man für die beste die jenige / so ohne Geschmack / fett / schwehr / nicht hohl: sondern gantz dicht / auch ohne alle Wurmstiche und Faulnus ist.
Es gibt diese Wurtzel ein sehr heilsames Medicament nit allein wider die Hispanische Pocken: sondern auch wider den Gicht / das Zittern / Gliederwehe / Podagra und dergleichen. Sie wird auch nützlich gebraucht wider die Schwachheit des Magens / eingewurtzelte Hauptpein / Blasenstein / und alle Gebrechen / so von der Kält ihrenWie es gebraucht werde. Ursprung nehmen. Die Sineser / und Indianer / gebrauchen diese Wurtzel gemeiniglich folgender Gestalt: Sie nehmen vier Lot von der Wurtzel / und ein Lot Petersilien / und kochen das in so viel Wassers / als etwann in zehen Holländische Mengel gehet / so lang / biß der dritte Theil davon einkochet; das übrige giessen Sie in einen glasurten irdenen Topf / und verwahren es wohl darinn; davon müssen dann die Krancken täglich einen guten Trunck / warm / zu Sich nehmen / und zwey Stund damit zu Bett liegen; hernach trincken Sie / zwo Stund vor den Abendessen / nochmahls dergleichen warmen Trunck / aber an statt Ihres täglichen Trancks / mögen Sie es kalt trincken; etliche nehmen auch alle Tag / Morgens und Abends / ein Quintlein dieser Wurtzel / gestossen / mit Wein ein / worauf Sie ohne alles Ungemach ausgehen / und Ihre Sachen verrichten können.
Engelländer und Holländer Comtoir zu Bantam.Die Engelländer haben Ihre Handlung gar starck zu Bantam: Die Holländer auch ein Comtoir daselbst; da sich dann dieser traurige Fall begeben / daß unser Kaufmann einer ein Kebsweib / eine Javanische Frau / gehabt / derer Er Sich fleissig bedienet; Sein Diener aber hat Seine Person auch præsentiret, und es so weit gebracht / daß die Dame Ihn lieber gewonnen als Seinen Herrn / und weil Sie gern des Herrn wäre loß worden / haben Sie beyde conspiriret, und einen Javaner dazu erkauffet / der unsern Kaufmann tod stechen solte;Eines Holländischen Kaufmanns Gefahr. Denn / wie gemeldet / die Javaner tragen an der Seiten ein kurtz Gewehr / wie ein Dolchen / den Sie Kriez nennen. Als nun einsmahls der Englisch - und Holländisch-Mann / auf dem Abend / um die Stadt spazirten / und der Javan Sein Blutgelt verdienen wolte / ist er an der Person irr geworden / und für Unserm / den Englischen Kaufmann nidergemacht; worauf Unserer alsobald zu den König gegangen / und es angezeigt / der den Javan nachgestrebt / und gefangen bekommen / welcher auch fluchs bekannt / daß Ers auf der Frauen / und des Dieners / Anstiften gethan / worauf Sie beyde auch eingezogen / und der Diener auf Bataviam geschickt / und mit dem6 Schwerd gerichtet worden; Die Frau aber in unsere Hände gegeben / und in unserm Haus dergleichen Urtheil empfangen. Der Javan aber ist / nach Lands Gebrauch / für die Elephanten geschmissen worden. Denn das ist bey diesen Heydnischen König - und Käysern der Process, daß / wannGerichts - Execution durch Elephanten. man das Leben verwirckt hat / den Elephanten fürgeworfen werden muß / * da man Ihn denn an einem gewissen Ort / für der Stadt / an einen Pfahl bindet / mit einem etwas länglichten Strick / und darauf einen gewissen Elephanten / der schon darzu abgerichtet ist / mit einem Schwartzen hinschicket / der mit Seinem langen Hacken ihn hinter die Ohren / woselbst er sehr empfindlich ist / und mit einer Mußqueten-Kugel tod geschossen werden kann) hauen muß / daß er mit desto grössern Grimm auf den Condemnirten gehe / wie er Ihn denn auch mit seinen beyden hervorragenden Zähnen anfällt / in die Höhe schleidert / und so Er wieder nider fället / mit Füssen tritt / daß Er alsobald tod ist.
* Jürgen Andersen / der dergleichen Execution an einem Dieb / bey dem grossen Matran, zu Japara, gesehn / erzählet es also: Der Dieb wurde vor des Königs Pallast einem Elephanten vorgeworfen / dessen Zähne mit Stahl / scharf wie Spiesse / beschlagen waren. Zu diesen Elephanten gieng ein Priester / sagte ihm / was Er mit dem Sünder thun solte; Darauf erfasset der Elephant mit Seinem Rüssel den Dieb / schleudert Ihn dreymahl in die Höhe / und fasset Ihn wieder / und als Er Ihn zum viertenmahl in die Höhe wirft / lässet Er Ihn auf die Erden fallen / stosset Ihn mit den scharfen Zähnen durch / hebt Ihn damit ein wenig wieder auf / leget Ihn wieder zur Erden / und tritt Ihm mit Seinem Fuß die Brust entzwey. Denn fasset Er Ihn mit dem Rüssel bey den Beinen / und schlägt Ihn etlichmahl auf die Erde / daß das Gehirne um Ihn herum flog.
Durch Crocodil.Weil gedachter Autor das auch gesehen / und rarer ist zu vernehmen / daß / zu dergleichen Executionen / das Crocodil gebraucht worden / wollen Wirs hier mit anhängen. Es hatte eben der König / spricht Er / in einem verschlossenen Garten einen grossen Teich / und in demselben einen Crocodil / den Er an Statt des Henckers / um die Missethäter abzustraffen / gebrauchet. In demselben Garten wurde ein Dieb gebracht; dann kam einer von Ihren Pfaffen (oder vielmehr Teufelsbannern) stieg auf ein von Bambus dazu aufgebautes Theatrum, brachte mit Seinem Lesen oder Zauber-Kunst so viel zu weg / daß der Crocodill aus dem Wasser / als ein junger Teufel / herfür kam / ergriff den Sünder mit Seinem Rachen / und lieffe mit Ihm wieder ins Wasser / wurde auch nicht wieder gesehen. Biß hieher gedachter Autor, l. c. am 12. Blat.
Ankunft zu Batavia.Den 8. Jul sind Wir auf die Reve der Stadt Batavia kommen / da Wir sechs Monat / und zehen Tag / unterwegs gewesen / und auf unserm Schiff vierzehen Toden: aber nur zwey Krancke hatten / da des Admirals Schiff vier und funfzig Toden / und sechzig Krancken / hatte / welche folgenden Tags / den 9. Jul. da Wir mit Gottes gnädiger Hülf ans Land gesetzt wurden / was Soldaten waren / (denn die Schiffgesellen müssen auf den Schiffen bleiben) in das Hospital zwar gebracht wurden: aber innerhalb Monatsfrist meinstenstheils gestorben sind.
Mas Manier der Ankommenden.Es ist aber die Maniere, wann frisch Volck aus Holland kommt / und die Soldaten ans Land gesetzt worden sind / daß Sie in guter Ordre in das Castell Bataviæ, und für des darinn wohnenden Herrn Logiman zwey mahl vorbey marchiren müssen; das drittemahl aber steht man / worauf der General willkomm heiset / und dem Major den Befehl gibt / unter die vier Compagnien, die auf Batavia, wann viel Volck da ist / Ihre7 Capitains, oder Hautptleut / haben / Uns zu vertheilen; da denn Ich unter dem Capitain Heinrichmann / aus Gilcherland / auf die Engelländische Seiten / auf das Werck / genannt Seeburg / commandirt worden / darauf Ich zwey Monat gelegen / und / nach selbigen Orts Gebrauch alle Tag / wanns heuter war / mit exerciret worden / damit unser Volck nur behend und hurtig Ihres Gewehrs Sich zu bedienen lerne.
Es ist sonst Batavia eine schöne Stadt / und vest / von den Batavis, oder Holländern / also benamset / da Sie es den Engelländern abgenommenEngellän - und Holländer Streit um Batavia. für ein dreyssig Jahren. Die Engelländern haben erstlich : darnach die Holländer / wegen des fruchtbahren Lands / und herrlichen Flusses / welcher aus dem Land in die See lauft / vorab wegen des guten Anckerplatzes / mit Bewilligung der Einwohner / alda Ihre Niderlagen oder Kaufhäuser gebauet! Die Engelländer auf der West - die Holländer auf der Ost-Seiten des Flusses. Als aber die Engelländer der Holländer Werck / und Fortun, im Handel sahen / stach Sie der Neid / und damit Sie es bey Zeiten abschnidten / fiengen Sie an / dem König von Bantam Sie verdächtig zu machen; worauf die Holländer Ihre Gebäu bevestigten / welches dem König die Suspicion vermehret / und getrieben / daß Er mit Seiner Armeé dafür geruckt / und Sie belagert / wozu Ihme die Engelländer / mit Raht und That / Hülf und Beystand geleistet. Die Belagerung wehrete lang / und wurde die Maur gewaltig zerschossen / und von den Belägerten obstinatè gedefendiret, also / daß Sie aus Mangel anderer Materialien, die Breche mit köstlichen Seyden - und Leinwath-Packen ausgefüllet. Als es aber aufs höchste kam / und Sie schon im Accord stunden / wurden Sie von Ihrem General Joh. Pererson Kühn (welcher unterdessen aus dem Insulen Moluccis, und anderstwo alle Hülf / die Er gekönnt / zusammen gebracht) entsetzt / welches / als der König von BantamHolländer behalten den Sieg. gesehen / zohe Er ab; darauf die Holländer solchen Muth schöpften / daß Sie über den Fluß setzten / die Englischen aus Ihrem Kaufhaus / welches auch zimlich vest / verjagten / und die Stadt Jaccatra, wie sie zuvor hiese / meinstentheils ruinirten, darauf eine neue Circumvallation und Stadt / neben der Vestung / auf beyden Seiten des Flusses zu bauen anfiengen / welche Sie Batavia genennet; Dahin Sich auch bald (weil der Holländer Handel gute Nahrung bracht) viel Chinesen, Maleyer, Bandanesen, Javanen, und andere Nationen, funden / die Stadt zu bewohnen.
Die gantze Belagerung ist weitlauffig von Neuhof beschrieben / und würdig zu lesen / Seiner Sinischen Reis-Beschreibung am 37. Blat / und seqq. auch was Mandelslo meldet Seiner Orientalischen Reis-Beschreibung im 3. Buch p. m. 197. seq.
Bataviæ Situs und Gelegenheit.Ligt schön eben / und ist nunmehr mit einer Wasser-Revier, durch und durch / auch versehen / daß Schiffe von funfzig biß sechzig Last einlauffen können. Auf der lincken Seiten der Einfahrt Nordwerts ist das Castell,Ihr Castell. gantz mit einem Wasser-Graben umfangen / sehr groß und weit / weil so wohl der General, und die sechs als ordinari Räht in Indien / darinnen wohnen / und den gantzen Zustand Indiæ / so wohl was den Krieg / als Kauf-Handel / als auch die Pollicey-Ordnung / angehet / dirigiren; nicht weniger die fürnehmste Pack - oder Handels-Häuser darinnen stehen / die immerzu auf drey Jahr mit Specerey versehen seyn müssen; Ingleichen alle der Compagnia Handwercks-Leut / als Schmidt / Schwerdfegrr / Zimmerleut / Schreiner / und dergleichen; Ferner auch die Ketten Sclaven,8 so der Generalität Holtz / und Wasser : alle Abend aber auf die Pünten oder Bollwerck / wo die Soldaten wachen / gewisse Cloacen tragen / und Morgens frühe wieder abnehmen müssen / und den Chinesern für Taback / und Pinen / geben / welche damit Ihre Gärten / und Felder / düngen.
Dessen Bollwerck und Bevestigung.Es seynd aber bemelten Bollwerck vier; Das erste die Perlin genennet: Das andere der Diamant: Das dritte der Rubin. Das vierte der Saphier / welche alle von Steinen / die auf ein drey Meil davon / von den Klippen in etlichen Insulen / gebrochen werden / aufgeführet / abhangige Schieß-Löcher haben / und mit schönen fruchtbahren Bäumen / sonderlich Mangos, und Limonien / besetzt sind. Zwey Thor gehen in das Castell, die Wasserport / und das Landthor / welche beyde einen gewölbten Eingang haben / und ein Aufzieh-Brucken / mit einem starcken eisern Fall-Gattern / auf die Art / wie hier in unserm Patria unter den Thoren zu sehen.
Der Stadt Aussenwerck.Die Stadt selbst ist mit treflichen Aussenwercken eingefangen / als disseits des Wassers / fürs erste / mit der Pünte Küllenberg: Fürs ander / Seeburg / worauf Ich lange Zeit gelegen: Fürs dritte Gröningen: Fürs vierte / Ober-Issel: Fürs fünfte West-Frießland: Fürs sechste / Utrecht: Fürs siebende / Zeelandia: Fürs achte / Nassau: Fürs neunte / Dijes. Uber dem Wasser / an der neuen Port / wo die Hauptwacht / ist fürs erste / die Pünte Grünberg: Fürs ander / Hollandia: Fürs dritte / Amsterdam: Fürs vierte / Gelderland / welches Werck sehr groß und stattlich ist: Fürs fünfte / Rotterdam / daher es eben kommt / weiln den Einheimischen nicht zu viel zu trauen / daß Batavia immer auf die zwey tausend Mann Besatzung haben muste; deßwegen Sie Ihre Wachten / sonderlich zu Nachts / auch scharf bestellen. Gleich um sieben Uhr werden Sie aufgesetzt / und muß Jedwedere zwo Stunden stehen. Denn die erste wird um Glock neun abgelöset: Die andere um Glock eilf / und so fort. So baldScharfe Wacht daselbst. als neun Uhr ist / und die Glocke in der Forteresse gelitten worden / darf die Schildwacht bey Lebens Straff keinen passiren lassen / Sie habe denn zuvor den Corporal von der Wacht geruffen / und von deme Licenz bekommen. Auf dem Wall aber lässet man um solche Zeit gar niemand / als die Haupt-Runde. Einer Schildwacht aber begegnete einsmahls ein lustiger Streich. Denn da Sie Jemands gewahr wurde / der eine zimliche Last auf den Rucken trug / und Ihn auf Indianisch anschrye: Wer da ? Dieser aber wieder auf Indianisch antwortete: Es wäre ein Maleyer! ruffete die Schildwacht Ihren Corporal. Der aber / da Er kam / und wissen wolte /Eine wunderliche Begebenheit. was Er im Sack hätte / und von Ihm hörete / daß Er Holländisches Fleisch trüge / stellte Er / Unser Corporal, Sich / als ob Er visitirn wolte; Mein guter Indianer aber / wurf den Sack geschwind herab / und sprang wie ein Hirsch davon. Als man aber den Sack öfnete / stack ein anderer Sack darinn / eine Holländische Dame / die gedachter Indianer in ein ander Haus / zu einer guten Compagnia bringen solte / um die Zeit zu kürtzen / weil Sie für der Noht / derer die Dame abhelfen solte / nicht schlaffen könten. Als mans aber recht besahe in der Wacht / baat Sie mächtig / Ihr williges Hertz auch andern Dürftigen zu dienen in Geheim zu halten / darum Sie ein merckliches der Wacht spendiren wolte. Da Ich weg zog / lebte die ehrliche Madame noch zu Batavia, derer auch der Name geblieben / daß mans von derselben Zeit an das Holländisch Fleich getituliret hat.
Ihre Müntz.Keine eigene Müntz führet die Compagnia daselbst / die Sie selber9 prägte / welches Sie Sich zwar einsmahls unternommen / und Sorten wie Reichsthaler geschlagen / auf einer Seiten das Wappen von Batavia, ein Schwerd mit einem Rosen-Crantz umwanden / darauf die rund umgechriebenen Buchstaben B A T A V I A; Auf der andern Seiten der Compagnia Wappen: aber durch sondern Befehl der Herren Staden / und Prince von Uranien / wieder abthun müssen / und so wohl deren Müntz: als Portugäsische / Spanische / Mohrische Ducaten führen: an der Scheid-Müntz aber Stuber / und ander Holländisch Geld.
Ihre VictualesSonst ist allerley Victuales allda zu haben / mit gewissen Maas / und Gewicht / welches alle halbe Jahr / ein gewisser darzu verordneter Officier visiret, und mit einem sonderlichen Zeichen bemercket / wie bey Uns das / so genandte / Aichen ist. An Getranck ist das Zucker-Bier treflich gut: An Speisen ist gut Brod / Käß / Reiß / Eyer / Kümmerling / Salat ; ein sonderlicher Fleisch - und Fischmarck / von welchem nicht weit / Anno Christi 1657. mitten inder Stadt / eine neue Pünte oder Werck aufgeführet worden ist. So pflegen auch die Sclaven in Körben Brod / und Milch / herum zu tragen / und auszuschreyen / auf die Art / wie es allhier zu geschehen pfleget durch Bauren-Mägde. Es hat seine ofne Garkücken / darinn man gebraten / und gesotten / haben kann / Hühner / Gänß / allerley Fleisch / was das Land trägt / und bey den Chinesen, die da häufig wohnen / auf Ihren Buden oder Laden / Salat / ein Schüssel mit Pfeffer / Krüglein mit Oel und Essig / das alles einer Selbst nehmen / und Sich nach eigenen BeliebenWildpret. zurichten kann / um ein gewiß Geld / wie er will. So fehlet auch an Wildpret nichts / Schweinen / Hasen / Hirschen / wilden Hühnern / und Hahnen / die man Buschhüner nennet / und von der Schwartzen in Wäldern mitTygerfleisch und Steinbock gutes Geschmacks. Schlingen gefangen / und verkauffet / werden. Es finden sich auch Tyger / derer Fleisch sonderlich für die Engbrüstigkeit helfen soll / und Mir gutes Geschmacks fürkommen ist; Steinböck / die so gut als junge Rehlein zu essen sind; Büffel / Elend / die ein trocknes Fleisch haben / und deßwegenDas Elend hat ein trocknes Fleisch. mit Speck wohl durchzogen werden muß / so mans geniessen will.
Rhinocer starck ThierEs halten sich im Wald auch Rhinocer auf; Das ist ein ungeheuer Thier / und hat * zween Schild auf seinem Leib / auf der Nasen ein starckes Horn / an den Füssen einem Elephanten gleich / dessen Meister es auch wird / wenn sie miteinander streiten; sintemahl es einer unglaublichen Stärck / also / daß es auch zimliche starcke Bäume umreissen kann; massen dann Anno 1647. eines / nachdem es zween / zwar nicht tödliche Schüsse bekommen / lebendig gefangen worden / und weil es noch sehr jung / als thäte man grossen Fleiß / dasselbige zahm zu machen / und aufzubringen; An denselben befunde man / wiewohl es kaum drey Spananne hoch war / solche Stärcke / daß Sich Jedweder darüber verwunderte / und wiewohl kein Fleiß an ihm gespahret wurde / kunte es doch nicht gebändiget werden / sondern starb in wenig Tagen; sonsten werden ihrer oftmahls gefällt / und dem General die Haupter / oder Rüssel / samt dem Horn (welches in hohem Werth gehalten wird) gebracht: seynd aber wegen ihrer Stärck und † Graumsamkeit nicht wohl lebendig zu bekommen.
* Joh. von der Behr gedenckt dessen auch / L. c. pag. 22. Neuhof aber schreibt am 348. Blat / es wärtn keine Schild: sondern nur viele Kerben / Streifen und Falten / wie Schilde anzusehen. Sonst sey die Haut am Ihm dunckel / aschenfarbig / wie des Elephanten / der Leib glatt / und ohn alles Haar / auch die Haut so voll Streifen und Falten / so über einander liegen / und so hart / daß mans mit einem ponischen0 Saibel kaum durchhauen kann. Es hat ein Maul / spricht Er ferner / dem Saurüssel fast ähnlich / doch nicht so stumpf: sondern was spitziger / und überSeine Gestalt. den Nasenlöchern führt es ein spitziges scharfes aufwertsstehendes Horn / so gemeiniglich schwartz / zum öftern aschenfarbig / und bißweilen / wiewohl nur selten / weiß vom Farbe. Seine Grösse / und Dicke / aber ist beynahe wie des Elephanten / ohne daß es viel kürtzere Bein hat / welches sein Ansehen weniger verringert. Sein Futter ist stachlicht Laub / und Dornzweig / welche Ihm die Zunge / weils überaus hart / im geringsten nicht verletzen; es gruntzet wie die Schwein; Sein Fleisch aber welches die Mohren essen / ist so hart und zehe / daß es stählerne Zungen seyn müssen / die es zerbeissen wollen. Es ist sonst die Art und Natur dieses Thiers / daß es niemand Schaden thut / es sey denn von Ihm beleidiget / und zum Zorn gereitzet / und wo das geschehen / wütet und tobet es greulich / nicht allein wider Seinen Beleidiger: sondern alles / was auf dem Weg gehet / und stehet / so gar / daß es auch grosse Bäum mit Gewalt zur Erden wirft. Wann es einen Menschen nidergeworfen / lecket es Ihn mit Seiner rauhen und scharfen Zungen zu tod; darnach frisset es Haut / und Fleisch / und lässet die Knochen liegen; anderst wie der Löwe / welcher auch die Gebeine zermalmet.
Seine Graumsamkeit.† Ein sehr denckwürdig Exempel der Graumsamkeit dieses Thiers / erzählet der berühmte Scribent Jacobus Bontius: Als ohnlängst / spricht Er / der Secretarius unserer Stadt Batavia, auf der Insul Java, Ditericus Jemming mit zween andern zur Lust in den Busch geritten / traf Er an einen morastigen Orte einen Rhinoceros mit seinen Jugen an; welcher / als Er diese Leuthe sahe / aufstund / fein langsamg zurück gieng / und eine Jungen / vor sicher her / nach dem Busche trieb / auch dieselben / wo Sie bißweilen stehen blieben / mit dem Rüssel forstieß. Inmittels war einer von den dreyen hinter dem Thier her / und gab Ihm mit einem Japonischen Säibel von hinten zu einen Hieb nach den andern; aber die Haut war so dick / daß auch der stärckste Hieb nicht durchgieng: sondern nur etliche weisse Strieme sich auf den Rucken und Lenden sehen liessen. Das Thier lidte alles mit Gedult / so lang / biß es die Jungen unter die Dornbüsche verstecket: Nachgehends aber fieng es an heftig zu gruntzen / brummen / rumoren / wüten und toben / flohe auf den Reuter zu / und erwischet Ihn / da Er noch fechten wolte / bey den Hosen / welche bald kürtzer wurden; das Pferd aber / so vielleicht klüger / als der Aufsitzer / sprang eilig zurück / und nahm die Flucht / dem folgete das Thier mit aller Macht und war im Lauffen gantze Bäume / und alles was im Wege stund / mit grossen Knall zu Boden. Als der Reuter wieder an den Ort kam / da Er Seine Geferten gelassen / und das Thier Selbige ansichtig ward / verließ es den Reuter / und gieng auf die andern loß / welche / dessen Grimm zu entgehen / Sich hinter zween Bäume / so kaum zween Füß voneinander stunden / verkrochen. Da wolte das tumme Thier / zu Ihren Glück / zwischen die beyde Bäume durchdringen / wovon selbige / nicht anderst / als Rieth / gebeuget wurden / kunte aber doch Seinem dicken Leib keinen Durchgang verschaffen. Unterdessen bekamen die hinter den Bäumen / Zeit und Gelegenheit / Ihre Röhr zu lösen; davon das Thier mit einer Kugel recht durch das Gehirn geschossen / und gefället ward. Neuhof l. c. p. 348. In Bengala, solls / Mandelslo Bericht nach / L. III. p. m. 182. die größten Rhinocer geben / derer Hörner / und Blut / man für ein gewiß Remedium wider den Gift halte.
Ziebethkatzen.Ferner finden sich auch daselbst Zibethkatzen / zu welchen allerley Waidwerck der General in dem Castell, und andere hohe Officiers, Ihre eingene Wildmeister haben / die immerzu etwas bringen.
In Bengala wird auch viel Ziebeth gesamlet / welchen aber die Einwohner sehr verfälschen / wie ingleichen Mandelslo bemercket / l. c. Von den Biesenkatzen /1 und wie sie in West-Indien gefangen werden / ist wehrt zu vernehmen / was Hemmersam in Seiner Guineischen Reis-Beschreibung / am 28. Blat / meldet / es wären Fallen vom starcken Holtz gemachet / in der Mitte abgetheilet; in hindertheil werde ein Hahn gesetzet / wann solcher schreye / und von diesen Ziebeth - oder Biesen-Katzen gehöret werde / lauffen Sie hinein / solchen zu fangen / und fangen sich selbst / und werden zu zehen / auch zwantzig / Gulden verkaufft. Solcher Katzen werden auch in Ost-Indien viel gefunden. Die Mohren nennens Kankan. Der Agali, so Sie ihnen abnehmen / und saubern wissen / wird theuer verkauffet; wollen wohl gehalten seyn im Essen / und halten sich doch sauber; sind gestalt wie ein Fuchs / haben einen Schwantz wie ein Katz / und sind am Leib gesprengt wie einWie man ihnen den Biesen nehme [..] Leupart. Die Männlein / und die wildesten / sind am besten. Und ferner spricht Er am 88. Blat: Wann man ihnen den Biesen nehmen will so langt ein Mohr mit einem langen Sprüssel / einer Hand breit / hinein / die Katz vest zu halten; ein anderer aber ziehet Sie bey dem Schwantz durch das Gitter / oder Sprüssel / heraus / auf die Helfte / und hat das Männlein am Hintern ein Fell wie ein Säcklein / welches eine Mohrin umwendet / und mit einem höltzernem Messer den Biesen abschabt / welcher gantz weiß aussiehet / wie ein Eyter / und riechet gar starck / und dieses thun Sie die Wochen zweymahl / und werden gar wohl gewartet mit lauter guter Speiß als Hühner / Tauben / Geißfleisch und dergleichen.
Was sonsten auf der Insul Java, untern den Thieren daselbst / sonderlich für grosse Schlangen anzutreffen seyn / davon wird unten Meldung getahn werden. Herport sagt pag. 20. auch von Salamandern einer Spannen lang / von denen die PhysiciSalamander sind giftig. zwar schrieben / daß sie in keinem Feuer verbrennt werden; es wäre aber in der That befunden worden / daß sie / wie andere Thier / verbrennen; (Der alte Dioscorides hat das auch schon zu Seiner Zeit wahrgenommen / da Er wiese / zu was dessen Aschen dienen. L. II. c. 67.) wiewohl sie in der grösten Noth Ihr Wasser von sich schössen / welches sehr scharf und vergiftet sey. Nach Jürgen Andersen AussagHeiset Jecko. / L. I. p. 10. ists das Thierlein / so Sie Jecko nennen / und in den Gemächern / und Löchern der Erden hin und wieder / gefunden werde / von Grösse / und Proportion, eines Eydexes / sehr giftig / und gefährlich / bey den Einwohnern. Denn / wie Er ferner schreibt / p. m. 31. wann einer von dem Jecko gebissen wird / ist kein Remedium dar / muß unfehlbar sterben. Sein Gift ist so durchdringend / daß wann sein Urin auf einen Menschen fällt / Er davon vergiftet wird / und komme in Lebens-Gefahr. Ich / sind ferner Seine Wort / habe in Batavia auf der Rüstkammer gesehen / daß der Urin des Jecko / so auf den Harnisch gefallen / daß harte Eisen / in Tag und Nacht / durchgefressen hatte / gleich wann es das schärfste ScheidwasserAffen / Ratten und Mäuß mit Flügeln. gewesen. Man fände auch fliegende Affen / fliegende Ratten / spricht Herport weiter / und eine Gattung fliegende Mäus / die so groß wären / als eine gemeine Katz / und ihre Flügel als die Storchflügel / und waren doch geformiret wie eine gemeineJahrvögel. kleine Fledermaus; ingleichen allerley Gattungen Papagey / Jahrvögel / die alle Jahr / so lang sie leben / auf ihrem Schnabel ein Zeichen bekämen. Von Ratten hat obgedachter Andersen das bemeldet / daß nicht viel kleiner / als ein Bratfercken wären / und nach den Katzen nicht viel fragten / auch gemeiniglich die Victori wider sie erhielten / wie Er denn in Ihrer Factorey alldar gesehen / daß eine Ratte der Katze / so nach ihr bisse / an die Nase gefahren / und vest gehalten / daß sie laut zu schreyen angefangen / und froh wurde / daß sie von der Ratte errettet worden.
Wald-Menschen.Noch eines sollen wir sonderlich nicht auslassen. Eine Art Affen / schreibt Er / sey da / welche von den Einwohnern Orang Urang, das ist / Wald-Menschen genennet würden. Was das für Sorten seyn / kann der schon oft-gedachte / und um so vieler Experienz, und Selbst um vielfältigen eingenommenen Augenscheins2 willen oft in Ehren zu gedencken würdige Neuhof / mit solchen Worten bemerket: Im Reich Gannan ist ein Tiehr / Fese genannt / welches beynahe eine menschliche Gestalt hat. Es ist lang von Armen / schwartz / und rauch / auf dem Leib / schnell von Füssen / und lachet überlaut wie ein Mensch; aber es frisset und verschlingt den Menschen / wo es Sein mächtig wird. Deßgleichen werden auf dem Berg Toyung bey Cungking in der Provinz Suchuen, Affen gefunden / so an Gestalt / und Grösse / dem Menschen gar ähnlich sind. Diß Thier hat an den Weibern einen Narren gefressen / daher es oft etliche entführet / seine Lust damit zu büssen. Nun setzet Er ein neues Zeugnuß darzu / Herren Nicolai Tulpen / Artzten und Burgermeistern zu Amsterdam / dessen Arnold Montanus, in denckwürdigen Gesandschaften an den Käiser zu Japan, p. m. 128. auch erwehnet / daß Er in Seinen Medicinischen AnmerkungenEin Indianischer Satyr. / dieses bezeichnet habe : Es ist zu unserer Zeit ein Indianischer Satyr aus Angola gebracht / und Seiner Hoheit dem Printzen von Oranien, Friedrich Heinrich / zum Geschenk præsentiret worden. Selbiges war ein vierfüssiges Thier / dem Menschen sehr ähnlich / und wird von Indianern Oran Outang, das ist / ein wilder Mensch genannt. Es war so lang ein dreyjähriges / und so dick / wie ein sechsjähriges Kind: Sein Leib war weder fett noch mager / etwas viereckigt / fein hurtig und artig / auch von so vesten und starcken Gliedern und Armen / daß es schier thun kunte / was es nur wolte; von fornen war es gantz kahl; von hinten hat es überahl schwarze Haar. Das Angesicht war rauch / und gestalt wie ein alt Zahn-loses Weib / mit einer eingedruckten breiten oder blatten Naser; es hatte Ohren / wie ein Mensch; es hatte Brüst / (weil es ein Weiblein ist) mit zweyen runden Zitzen; der Bauch hatte einen was tieffern Nabel; die ober und unter Glieder waren den Menschen so gleich und ähnlich / wie ein Ey dem andern ist. Der Elnbogen hatte seine gebührende Gelenck / die Händ ihre vollkommene Finger; der Daum die rechte Gestalt eines Menschen-Daumens. Die unter Glieder ihre Waden / und die Füsse rechte natürliche Fersen / und solcher feinen und wohlgestalten und formirten Gestalt / konte es gerad und aufrichtig gehen / auch eine zimliche schwehre Last gar leichtlich aufheben und tragen; wenn es tranck / fasset es mit der einen Hand den Handgriff der Kannen / und mit der andern lenckt es dieselbe zum Mund; Und wenn es truncken / wuste es fein zierlich das Maul / wie ein höflicher Menschen / zu wischen; Im Schlaffen war es so behend / daß es den Kopf was höhers / und gleichsam auf ein Küsse leget / auch den Leib so artig zudeckte / als ob da ein zarter Mensch wäre gelegen. Der König zu Sambaces, hat meinem Nachbarn / Samuel Plommert / erzählet / daß diese Satyren / sonderlich die Männlein / auf der Insul Borneo, so arg und kühn seyn / auch so starcke Arme haben / daß sie wohlgewapnete Männer anfallen dürffen / nicht weniger Weibs-Personen / die sie zuweilen in ihrer Brunst nohtzüchtigen: Dannenhero die Indianischen Weiber solche Puschagien / darinn diese unverschämten Thiere sich aufhalten / fliehen und meiden / wie eine Pestilenz. So weit Neuhof / p. m. 352.
Allerley Nationen da / die stärckste doch die Chinesen, so ein künstlich Volck.Von allerley Nationen ist es sehr populiret; die Stärckesten aber sind doch die Chineser, ein nahrhaft Volck / in allerley Negoce mit kauffen und verkauffen / auch in allerley Handwercken / geübet; können auch alles nachmachen / was die Holländer machen / ausser daß Sie keine Wagen-Winden machen können.
Ihre * Kleidung betreffend / haben etliche weise: etliche blaue KüttelDer Chineser Kleidung. an / oberwarts des Leibs / die grosse lange Ermel inn haben / daß man / wann Sie einher tretten / keine Hand sehen kann; dergleichen Farb sind auch die Unterhosen: aber sehr weit; vorwerts haben Sie Ihre Beutel hangend / worinn Sie Ihr Geld verwahren: breite Schuh / oder viehlmehr
22aDas Spatium, diese beyde Kupffer hinein zu drucken / hat der Buchdrucker zu machen übersehen : derowegen der Buchbinder solche dem 22. Blat beyfügen wolle : Die Beschreibung des untersten Kupffers / wird der günstige Leser an dem 44. Blat finden. 3Pantöffel / darein Sie nur schlieffen ; es sey denn daß regne / so gehen Sie auf Holtz-Schuhen / nach der Capucciner Art.
* Neuhofs Beschreibung nach ists / mit der Chineser Kleidung in IhremChineser tragen keine Hemder über den blossen Leib. Land / also bewandt: Uber den blossen Leib tragen Sie keine Hemder von Leinen / wie die Europæer: sondern weisse baumwollene Röcke / die Sie unten / nahe bey den Schuhen / um die Beine zubinden. Uber diesen Unter - oder Leib-Rock haben so wohl die Weiber / als die Männer / einen langen / biß auf die Füsse hangenden / Uber-RockIhr Habit von grüner Farb am meisten. dazu die Grossen und Fürnehmen gläntzendes Seiden-Zeug / mit Drachen-Bildern gezieret: gemeine Leut aber gar schlechtes Seiden-Zeug / oder Baumwollen-Tuch / gebrauchen / wobey aber allerseits die grüne Coleur am üblichsten ist / und befindet sich in Gestalt solcher Männer - und Weiber-Röcke kein Unterschied / ohne daß die Ermel der Weiber Röck oben / und unten / gleich weit; der Männer Röck aber vor den Händen was enger seyn. Die Männer schlagen Ihre Röcke im gehen / vor der Brust / übereinander / und haben das über - und untergeschlagene unter den Armen vest gemachet; aber die Weiber binden sie nur um der Brust mit einer Gürtel zusammen.
Chineser Schuhe.† Die Schuhe / so man in Sina trägt / sind den unseringen / beydes die Form / und Materie, betreffend / sehr ungleich. Denn Sie viel eine zierlichere Gestalt haben / forne spitz zulauffen / und einen gar bequehmen Gang geben. Schuh vom Leder / wie in Europa überahl gebräuchlich / tragen daselbst nur die Geringen und Armen / und ist solches Leder gemeiniglich gelb gefärbet; aber die Grossen und Reichen lassen Ihre Schuh oben von blauen / oder rothen / Seiden-Zeug / und unten von wöllenen Tuch / zurichten / weil Ihnen auch beschwehrlich fället / auf ledernen Solen zu gehen; Und von dero Weibern ist bekannt / daß Sie mehrentheils Ihre Schuh mit eigenen Händen machen / forne mit Perlen / und Rubinen / besetzen / auch zuweilen mit gesticktem Laubwerck zieren.
Chineser Hüte.Die Hüte sind rund / und von Pferd-Haar gemachet; der Gelährten aber allein4 sind viereckigt. Des Winters braucht man Mützen von Seiden-Zeug / oder Baumwollen-Tuch / die gemeiniglich mit einem Zobeln Rand versehen.
Wie es Jürgen Andersen befunden / wollen Wir noch dazu setzen / um weniger Zweifels willen. Die Chineser / schreibt Er Lib. III. p. m. 135. tragen keine Hemder: sondern an derer Statt lange Unter-Röcke / und sind also gemachet / daß man sie an den Beinen / als Hosen / zubinden kann. Etliche tragen auch Hosen / die man um den Leib zuschnüret. Hierüber haben Sie einen langen Rock / mit sehr weiten Ermeln. Auf dem Kopf tragen Sie / an Statt des Huts / einen Deckel / wie eine Stürtze über den Topf / so gemeiniglich von Pferd-Haar gemachet; des Winters aber eine gefütterte Mütze / mit ein wenig Rauchwerk umher; Die was Fürnehmes seyn wollen / gebrauchen Sich auch der Zobeln. Die Schuhe sind in gemein von gelben Leder / etliche auch mit blau Seiden-Zeug überzogen.
Chinesen halten viel auf Ihre Haar.Sonderlich nett sind Sie in Ihren Haaren / * die Sie alle acht Tage durch Ihre Barbierer / reinigen / und flechten / lassen / wie bey Uns die Weiber / die Ihre Zöpfe Schlangen - oder Schnecken-weise legen; Mitten durch haben Sie eine silberne Haarnadel gezogen / und zu End der Haar einen Kamm von Schildkröten / darüber ein Netz / wie ein Haarhauben / gezogen ist von schwartzen Pferdhaaren / welches in Batavia sehr kostbahr gehalten wird / daß / wer erstesmahls einen jungen Chinesen sihet / nicht anderst meinet / als ob Er ein Weibs-Person sehe; halten auch so vest über ihre Haar / † daß / wie Sie denn gewaltig gern spielen / wann Sie Hauß und Hof / Weib und Kind / Haab und Gut / aufgesetzt / und verspielt haben: ZuChinesen spielen gern. allerletzt erst um Ihre Haar spielen / und so das auch hin ist / Sich willig in Dienste begeben / Freyheit / und alles / ungeachtet.
* Jürgen Andersen confirmirets / Lib. III. p. m. 134. feq mit solcher Erzählung: Sie lassen Ihre Haar alle Morgen kämmen / oder kämmen Sich Selbst / so wohl Arme / als Reiche / und führen sie aufwarts am Kopf / und winden es auf dem Wirbel in einen Knotten / oder schlagen Sie / wie die Europæer Ihren gehechelten Flachs / in Reisen zusammen. Sie setzen auf den Kopf von Gold / Silber / oder Pferd-Haar / als ein Netz / gestickte Mützigen / oben mit einem runden Loch / aus welchem der gewundene Haar-Knotten gehet / und haben denselben gemeiniglich mit einer güldenen / silbernen / oder kupfernen Nestel-Nadel / wie nach Er vermögend ist / bestochen. Die jungen Leut aber haben Ihre Haar abgeschohren / ohn allein auf dem Wirbel zeugen Sie einen Haarlocken / den Sie herunter hangen lassen; wann Sie aber zu Ihren mannlichen Alter / ins zwantzigste Jahr / kommen / lassen Sie selbige / wie die Alte / wachsen / und handtiehrens auch also.
Joh. Neuhof / da Er die Ubergab der Stadt Xaoking dem Tartar / erzählet / spricht: Selbige ergab sich bald / wäre auch wohl dabey geblieben; ja vielleicht hätten alle Süder-Städte Ihr darinn gefolget / wann nicht die Tartarn so schleunig und hart auf das Haar-abschneiden gedrungen. Da Sie aber ein ernstlich Mandat publiciret / daß Jedermann die Haar / bey Verlust Seines Kopfs / nach Tartar Manier solte schehren lassen / haben so wohl Bürger / als Soldaten / zum Gewehr gegriffen / und so lang für Ihre Haar gestritten / biß Sie die Siegenden und Triumphirenden Tartaren / nicht allein zur Stadt hinaus: sondern auch wieder zuruck / über den Fluß Cienthang, geschlagen / etc. Bißher gedachter Autor Seiner Sinischen Reiß-Beschreibung / p. m. 400.
Ich habe derer Selbst gekennet / die durch das Spielen dreymals reich / und wieder arm / worden sind. Einer unter Uns / Namens Hans Heinrich von Wehrt / vexirte Sich einsmahls / und setzte einem Chinesen Sein Kostgeld / welches auf anderthalb Reichsthaler lieffe / und gewunne5 Ihm Haus und Hof / Weiber / und Kinder / und alle Sein Haab und Gut / ligend und fahrend / ab / welches die andere Seine Landsleut auf die drey tausend sechs hundert Holländische Gülden geschätzet haben. Das Geld aber und die Güter behielt Er. Sein liebstes Weib / und Kinder / gab Er Ihm wieder: Die übrige wurden gleicherweiß zu Geld gemachet.
† Herport nennet Ihr Spiel / theils mit Karten / theils / und meinstentheils mit Zahl-Pfenningen / am 107. Blat. Johann von der Behr nennet auch Seiner Cameraden einen / namentlich Jean Clauß von Enckhausen / der auch ein anderthalb Taler an einen Chinesen gewagt / und mit dem wenigen Geld / Hauß und Hof / Weib / und Kinder / und alle Seine fahrende / und ligende / Güter abgewonnen habe / auf die vier tausend Holländische Gülden.
Von Bärten sind Sie zwar lang / aber nicht dick: sondern einzählhärig / und können durchaus nicht leiden / daß man Sie betaste.
Von Ihren Nägeln hat Andersen auch etwas gemercket / das Er Selbst gesehen hat. Die Manns-Personen / spricht Er / Lib. III. p. m. 135. lassen an Mitteltheils an Gold-Finger / der lincken Hand / die Nägel lang wachsen / daß Sie forne zusamm gehen / fast wie die Vogel-Klauen. Ich habe gesehen / daß etlich Chinesen selbige an Statt der Ohr-Löffel gebraucht. Etliche lassen auch alle Nägel an der lincken Hand wild wachsen / und schneiden Sie nimmer ab; sonderlich die / so selbige Hand zur Arbeit nicht viel zu gebrauchen haben. Hemmersam / pag. 36. hat das auch an den Mohren gefunden / daß / welcher für andern angesehen seyn wolte / sehr lange Nägel / an vorhin langen Fingern / wachsen lasse; hieltens aber sauber / und wären Ihnen oft nütz - und dienstlich zum eiligen Gold-auswägen / wenn Sie keine Löffel hätten / solches damit aufzufassen.
Chinesen Weibervolck.Ihre Weiber sind / zu Batavia, meinstentheils erkaufte Sclavinen, von der Insul Baly, oder Maccasser, nicht schwartz / wie die Mohrinnen: sondern gelb / und derer einer so viel haben darf / als Er kauffen / und erhalten / kann / und wenn Er stirbt / werden Sie von Seinen Freunden / und nechsten Erben / entweder behalten / oder wieder verkauffet / biß auf eine / die Er am liebsten gehabt hat / welche einen Frey-Brief bekommt / und hin heyrahten darf / wo Sie will; dergleichen denn öfters / sonderlich so Sie wohl begüttertChinesen und Holländer wonen untereinander. waren / und Christinnen wurden / an die Holländer / die nicht selten mit den Chinesen in einem Hause wohnen / obern oder untern Gahden / Sich vermählet haben. Zu meiner Zeit sagte man vor gewiß / daß nicht mehr: als drey rechte gebohrne Chinesen-Weiber / * sehr klein von Person / zu BataviaMan findet nit viel Mägdlein unter Ihnen. wären / wiewohl auch sonst wenig Mägdlein unter Ihnen zu finden sind: aber viel Knaben / und als Ich einsmahls nachfragte / wie das käme? vertrauete Mirs ein Chineser, und sagte: Wann eine unter Ihnen schwanger wäre / so behielten Sie es drey / vier / Monat / ehe Sie gebähre / daheim / damit nicht erfahren würde / wann Sie niderkäme. Brächte Sie nun ein Mägdlein / so würgte mans alsbald: wäre es ein Knab / so liessen Sie Ihn leben. Darum hielten Sie es so verborgen / daß Sie nicht in Gefahr kämen / weil Ihnen der Hals wieder darauf stünde / oder mit grosser Summa Gelds Sich lösen müßten. Wann Sie säugen / nehmen Sie einen Reif von einem Faß / oder eine starcke Weiden von einem Baum / und zwengen damit Ihre Brüste in die Höhe vest zusammen / auf daß sich die Milch nicht verlauffen mögte.
* Hugo von Lindschotten setzt die Ursach / warum die Chinesen-Weiber so klein wären / L. d. c. 23. p. m. 63. Sie halten es für eine Zierd / spricht Er / wenn Sie kleine Füß haben / binden Ihre Füß derhalben gantz vest von Jugend auf / damit Sie6 nicht vollkömlich auswachsen. Sie können sehr schwehrlich zu Fuß gehen / stellen Sich / als ob Sie halb lahm wären / welchen Gebrauch / und Fund / die Männer haben aufbracht / damit Sie Ihnen das viel hin und wieder Lauffen wehreten und erleideten. Denn Sie sind sehr eiferig / und über die masse geil; Jedoch hält man es ohne das für eine Zierd und Wohlstand am Weibs-Volck.
Neuhof schreibt abermahl / l. d. p, 263. Alle Weiber in Sina sind kleiner Statur, und meinen / daß die höchste Schönheit in der Füsse Kleinheit bestehe. Um welcher Ursache willen Ihre Füsse / von Kindheit auf / gar hart in Schechte gebunden / und bewunden werden / damit Sie ihre natürlich Grösse nicht bekommen: sondern gantz zart / schmahl und klein bleiben mögen. Es läst sich ansehen / als ob dieß eines verschlagenen und arglistigen Kopfs Findlein sey / um dergestalt das Weiber-Volck nur im Hauß zu behalten / und Ihr vielfältiges Ausgehen / welches da zu Land den Weibern eine grosse Schand / und Ihren Männern keine geringe Verkleinerung ist / zu verhindern; Wiewohl man saget / daß weiland eine Käiserin in Sina gewesen / die Sich nicht wohl zu Fuß / im übrigen aber sehr lieblich und wohlgestalt befunden. Dieser zu gefallen haben die Weiber anfänglich den Gang verstellet / und Ihr was nachgehincket; endlich habe solche Gewohnheit dermassen überhand genommen / daß die Weiber / so am schwehrsten gehincket / vor die Vollkommensten gehalten worden. Diß Einschnüren und Zusammenbinden verursachet oft in den jungen zarten Füssen / daß sich der Wachstuhm daraus verlieret / und Sie gantz verdorren / und lahm werden.
Johann von der Behr schreibt in Seinem Diario, pag. 31. daß zu Seiner Zeit nicht mehr als Sechs zu Batavia gewesen seyn sollen; auch sonsten wenig Mägdlein. Die Rationem rationis aber hätte Er nicht penetriren können. Neuhof aber weisets. In etlichen Provincien in Sina selbst / spricht Er / l. d. p. 268. sey der Kinder-Mord / zumahl der Mägdlein / unter dem Pöfel sonderlich / nicht heimlich: sondern geschehe offentlich für Jedermans Augen / und solches nur aus Furcht / damit Sie hernach die Noht nicht zwingen möge / Ihre Kinder feil zu bieten / und unbekannten Leuten hinzugeben. Gleichwohl duncket Ihnen solche Grausamkeit durchaus nicht abscheulich / in Ansehen des Irthums / so die Versehung der Seelen aus einem Leib in den andern genennt wird. Dann weil Sie glauben / daß die Seelen der Sterbenden in andere Leib fahren / beschönen Sie solche abscheuliche Grausamkeit mit dem Deckel der Gottesfurcht / und sagen / daß Sie bey den Kindern / die Sie ums Leben bringen / sehr wohl thun / weil Selbe aus Ihren erbärm - und kümmerlichen Zustand / desto eher zu einen bessern und glückseligern befördert werden.
Chinesen Hochzeiten.Wann Sie allda Hochzeit machen / gehen Männer / und Weiber / in einer absonderlichen Procession und des Manns nechste Freunde tragen Seinen Reichthum öffentlich in Händen vorher / als Sein Silber-Geschmeid / Geld / Ring / Ketten / und dergleichen. Für Ihren Häusern (wie auch innwendig) sind die Säulen (welche gemeiniglich bey den Eingang stehen) mit allerley Gesträuß und Wedeln umwunden und gekleidet; gebrauchen Sich dabey eines Instruments / wie einer Schalmeyen / und haben Ihr Hochzeitmahl zuweiln im Haus / an einer grossen Tafel; Zuweiln in einem Schiff / unter einem Scharlacken-Himmel / mit Frantzen behänget; wie Sie denn auch / wann Sie unter Segel gehen wollen / und Ihre grosse Schiff schon allerdings geladen / und proviantiret sind / noch einmahl mit Ihrem Boot / in der Stadt