WJßmar eine alte beruͤhmte teutſche Wandaliſche Stadt / wie Johann Micraͤ - lius anzeigt / am Baldiſchen Meer / oder der Oſt-See / eine Tagreiſe von Luͤbeck / in dem Hertzogthum Mecklenburg gelegen / iſt er - bauet / von Wiſſimiro / vermuhtlich einem Sohn Wiſmari des Wandaliniſchen Koͤnigs welcher nicht (wie einige wollen unter denen Vapovius und Cromerus /) ein Pohl oder Wend / und aus des Lechi Geſchlecht / ſondern 300 Jahr vor ihme Siwardum / oder Sigwardum den Koͤ - nig der Daͤhnen / daſelbſt umbs Jahr Chriſti 340 in einer Schlacht zu Waſſer erlegt / und zu ſeinem Gedaͤchtnuͤs die Stadt unter Kaiſer Conſtantino dem Groſſen erbauet / und Wiſmar genandt. Andere (wiewol zweiffelhafftig) wol - len / daß von Wisbuy der Haupt-Stadt in Gothland / Go - thiſche Voͤlcker hergefuͤhret / und von ſolchen neuen Ein - wohnern ſolcher Ort wegen Sicherheit des Ports oder Meer-Hafens Wiſmar / das iſt ein gewiſſes oder ſiche - res Meer ſeye genandt worden. Dieſe Stadt hat ſich nach und nach mit Gebaͤuen und andern denckwuͤrdigen Stucken verbeſſert und vergroͤſſert / daß ſie nun als eine ſchoͤne Kauf - und Handels-Stadt dem beruͤhmten Roſtock / mit ihren wol - erbauten Haͤuſern / und Fuͤrſtlichem Schloß / an Groͤſſe und Schoͤnheit wenig bevor giebet / und fuͤr eine der fuͤrnehmſten Han-ſee-Stadte gehalten wird. Von ſolchen ihren erſten Zeiten und guten Aufnahm an / iſt ſie ſehr veraͤnderlich mit einheimiſchen Uneinigkeiten / Ab - und Einſetzung alter und neuer Obrigkeit / zu unterſchiedlichen Jahren geweſen / als Anno 1409. wurde der alte Rath von der Burgerſchafft daſelbſt abgeſetzt / An. 1417. vertrug ſich die Burgerſchafft wieder mit demſelbigen / und erlegte den Fuͤrſten von Meck - lenburg 10000 Marck Straff.
Und nach dem ſie Anno 1427. und wider Anno 1520 aufſtaͤndig worden / hat endlich Anno 1632 den 10 Jenner Hertzog Adolph Friederich von Mecklenburg mit Huͤlff des[Schwediſchen] General Totts / dieſe Stadt als rechtmaͤſſi - ger Erb / (welche ſampt dem gantzen Land etliche Jahr vor - hero Jhro Kaiſerl. Majeſt. dem Hertzog von Friedland ſonſt Graf von Wallenſtein genandt / eingeraumet hatte /) wi - der mit Accord erobert und eingenommen / von welcher Zeit an ſie ſtetig mit Schwediſchem Volck beſetzt geblieben. An. 1653. im Weinmonat / iſt daſelbſt der hohe Koͤnigl. Schwe - diſche Tribunal eroͤffnet worden. Unter andern denckwuͤr - digen Stucken an dieſer Stadt / iſt auch nicht das geringſte das Gegitter um den Tauf-Stein in der Marien-Kirch / das vom Teufel ſoll gemachet ſein / dann es der Schmid ſo ſol - ches angefangen nicht ausmachen koͤnnen / iſt geſtaltet als ob es mit Stricken gewunden waͤre / zwar ſchlecht anzuſehen / doch ſo / daß es niemand nachzumachen ſich unterſtehet. Es machet auch nicht weniger dieſe Stadt beruͤhmt / der herꝛli - che Port und Meer-Hafen / der fuͤr den bequemſten am gan - zen Balthiſchen Geſtad gehalten wird. Jſt alſo dieſe beruͤhm - te Stadt / vermoͤg des general Frieden-Schluſſes ſamt der Veſtung Wallfiſch / und den Aemptern Poel (etlich Doͤrf - fer darvon ausgenommen /) und neuen Cloſter / der Cron Schweden erblich gehoͤrig / welcher ſie auch Anno 1654. den 8. [September] gehuldet.
Den 19. Octobr. dieſes 1675ſten Jahrs / ſind Jhro Koͤnigl. Majeſt. von Daͤnnemarck mit ſeiner gantzen Ar - mee bey Roſtock der Sage nach dieſer Stadt zu marſchiret / deme viel Pompen / Stuͤcke / und Feuer-Moͤrſel gefolget. Den 26ſten Octobris / iſt es vollend mit Ankunfft ſeiner Maje. worauf es angeſehen klar worden / indeme ſie daſelbſt unablaͤſſig was zu deſſen Attaque gehoͤrig angeordnet / maſ - ſen auch ſchon ſelbige Nacht / in den Approchen von den Or - ten ein Anfang gemacht / und von einer Batterien mit 4. Ca - nonſchuͤſſen zugleich auf dieſelbe geſpielet worden / denendanndie Belagerten tapffer mit ebenmaͤſſigen Herausſchieſſen wiewol gar fruchtlos gefolget / den 28ſten wurde bereits ein - mal aber ohne Effect geſtuͤrmet / nach welchem ſich dann ſei -ne Majeſt. zu einem General-Sturm gefaſt machte / wor - zu die von Greiffs-Muͤhl 2000 Sturm-Leitern innerhalb 4. Tag ins Lager lifern muſten / inzwiſchen aber iſt die Stadt aufs aͤuſſerſte mit canonirenundFeuer einwerffen beaͤngſtigt worden. Nach dieſem rucken die Koͤnigl. Approchen der Stadt immer naͤher / daß ſie den 1. Novembr. aus ſelbigen mit Feuer-Moͤrſeln gar hinein ſpielen kunten / und wurde der Haven von dem Feind mit Ketten und ſtarcken Balcken dermaſſen geſchloſſen / daß ihme ein Succurs zu Waſſer bey - zukommen unmoͤglich ware. Endlich wurffen ſie gar ihre Trencheen biß auf die 300 Schritt von der Stadt auf / und ruckten taͤglich naͤher / um ihre Keſſel und Stuck den Bela - gerten unter die Augen zuſtellen / da ſich dann deßmalen die Einwohner auch reſolut hielten und kein Pulver ſparten / den Belagerern aber wenig Schaden zufuͤgten[.]Jndeſſen ha - ben Jhre Majeſt. dem Herrn Admiral Adler wegen des See-Hafens-Aufſicht / ſcharffe Ordre ertheilet / dieweilen aber die Belagerte vermercket / daß Jhre Majeſt. alles Ern - ſtes ſich wieder zu einem gewaltigen Sturm ruͤſteten / ſind ſie dem Bericht nach aus Luͤbeck anders Sinnes worden / und als an ihrem erwarteten Succurs deſperirend ſich mit Jhrer Koͤnigl. Majeſt. zu accordiren angebotten / dahero der ob - handen geweſene Sturm der Zeit nach geblieben. Es hat aber die Veranlaſſung und gute Gelegenheit Se. Maj. in - zwiſchen nicht minder erfreuet / in deme das den 8. Nov. zwiſchen Wißmar und dem[Wallfiſch] gelegene Kriegsſchiff der Falck genandt / worinnen ein Leutenant / ſamt 60 Ma - troſſen / 24. Metallinen und 6. eiſernen Stucken 6000. Reu - ter-Degen / und vieler Schiffbereitſchafft / als Wein / Ge - wuͤrtz / Pulver / Lunten / Kugeln ꝛc. geweſen / wie auch den[Wallfiſch] ſo man vor einen unuͤberwindlichen Ort ge - halten / worauf ein Leut. Fendrich und 24. gemeine Knecht ohne groſſe Muͤhe und Schaden / gluͤcklich erobert.
P. S. Ein Currier berichtet / das die Stadt Wißmar den 8 / 18. ſich mit Accord auch ergeben.
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