PRIMS Full-text transcription (HTML)
Das Chur-Saͤchſiſche Jſt dir wol ſo bleib davon. Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.
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Jahrgedaͤchtnis der Leipzigiſchen Schlacht: Leipzigiſcher Studenten-Marcipan /
Oder Spannew Saͤchſiſches Confect
Mit vnterſchiedlich von den Tilliſchen nach der Schlacht zu Leipzig warhafftig gehaltenen Auffzuͤgen / Maſquaraden vnd Balleten verblaͤt - tert vnd verbremet.
So aber alle (doch eintzig vnd allein memo - riæ cauſa) in dem wolbekanten alten Ketze - riſchen Thon außgehen:
Jst dir wol / ſo bleib davon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.
Alexander M. apud Curtium l. 8. c. 8.
Ubi ſumma imis confundiumus; vi opus eſt, ut vim repellamus.
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Gedruckt im Jahr 1632.

Ad Lectorem.

DEr Auctor gegenwertiger Invention helt nicht darvor / daß dieſer Art ſcripta ſimpliciter vnd ohne Vnterſcheid fuͤr Schmehkarten ſolten koͤnnen er - kant vnd verworffen werden / wil aber auch nicht alle ſimpliciter fuͤr recht geſprochen haben: ſondern ſaget nur zu ſeiner Vertheidigung dieſes / daß Er

I. Die wahre Hiſtoriam referire / wie ſie ſich in einem vnd dem andern zugetragen / vnd mit lebendigen Zeigen zu erweiſen ſey. Welche Relation er denn erlaubet zu ſeyn hoffet / ſie geſchehe gleich in einem juſto opere, oder in einer deſſelben portiuncula.

II. Zu keinem andern End / denn daß er ſeines theils daraus mit inniglicher Danckſagung Gottes Allmacht / Warheit vnd Ge - rechtigkeit erkenne.

III. Daß er auch / damit zu ſolcher Betracht - vnd Danckſagung der gemeine Mann neben jhm alle Jahr vmd dieſe Zeit je mehr vnd mehr auffgemundert werde / die Figuren / als ein LeyenHiſtorien - buch / abreiſſen laſſen.

IV. Denen aber / ſo leſen koͤnnen / die Spruͤche heiliger Schrifft / ſo GOtt hier augenſcheinlich erfuͤllet / auffgeſetzet / damit ſie ſie den andern vorleſen vnd beyde daraus lernen koͤnnen / wozu ſie

V. Diß Bilder-Cartell brauchen / vnd weſſen ſie ſich jaͤhrlich darbey erinnern ſollen: Nemlich nicht darzu / daß man ſich darmit kuͤ - tzele / der vbelzugerichteten Officirer vñ Soldaten lache vñ ſpotte / ꝛc. ſondern erkenne / was Vngerechtigkeit / Hochmuth / vnd der wahren Kirchen Verfolgung endlich fuͤr einen vbelen Lohn gebe / denen / die ſich derſelben (wie denn hierbey viel gottloſe Buben auch wider jhre Religion vnd Vaterland gethan) theilhafftig machen: Gott fuͤr die damals ſeiner Kirchen geleiſtete Rettung hertzliche dancke / vnd jhn ferner anruffe / bey ſeiner Kirchen zu bleiben / den Verfolgern die Augen auffzuthuen / damit ſie doch ſehen / wen ſie verfolgen / vnd dan - nenhero die Waffen fahren / die Laͤnder ſich einmal wieder erquicken laſſen / Eyd vnd Zuſag halten / der Deutſchen Hoheit nicht miß -A ijbrau -brauchen / die Leut nicht mit Sebeln in Himmel zu treiben / vnd aus hohen Haͤuptern der Chriſtenheit Spaniſche Maranen zu machen ſich geluͤſten laſſen.

Scheinet es dir aber VI. als wenn er hier oder anderswo doch noch etlichen inſultirte vnd Hohn ſpreche? Zeug daſſelbe mit einem vornehmen Hoffprediger auff die Verachtung / die GOtt ſaget / Et außſchuͤtte auff die Fuͤrſten / ſo andere gezwungen / gedrungen / nie - dergedruckt vnd geſchwaͤcht haben / Pſal. 107, 39. & 40. Halte es fuͤr das Pfeiffen derer / ſo ſich vber alle die Plagen BAbel verwundern ſollen / Jerem. 49, 13. fuͤr die Beſchreibung des zu den Fuͤſſen der Jahel gekruͤmbten Siſſaræ / des Geſprechs ſeiner Mutter mit jhrer Hoffmeiſterin / daß jhr die Debora ſo artlich einbilden konte / Jm Buch der Richter 5, 27 & ſeqq. ja endlich fuͤr ein Stuͤck der Wie - derzahlung / wie vns Babel mitgefahren / zu geſchweigen / daß mans jhr zwiefaͤltig machen ſolle / in der Offenbahrung Johan. 18, 6. GOTT mit vns: Geben nach einem Jahr / Als diß alls worden war / Nemlich Mitwoch nach Edigi Anno 1632.

Der

Der erſte Auffzug. A. Chur-Saͤchſiſch Tractament im Breitenfeldt: Jſt dir wol / ſo bleib darvon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

DJeſe Inſcription oder Titel iſt gantz nicht ruchloſer weiſe alſo ge - ſtellet / gleich als wenn man mit Chriſtlichen andaͤchtigen Kirchen - liedern ſein Geſpoͤtt triebe: ſondern ſie gruͤndet ſich beydes auff Gottes Wort / vnd die Erfahrung. Denn was Gottes Wort anlanget / ſo gebeut GOtt ernſtlich dem abgoͤtti - ſchen Laban / er ſolle ſich huͤten / daß er mit Jacob (in welches familia damals die Kirche allein be - ſtund) nicht anders / denn freundlich rede / 1. Moſ. 31. Jm 105. Pſalm ſtehet / daß er den abgoͤttiſchen Egyptiern auch geboten habe: Sie ſollen ſeine Geſalbten nicht antaſten: Jm Prophe - ten Hoſea am 12. verſpricht Gott: Er wolle ſelbſt die Sach Juda fuͤhren darumb / dieweil er noch feſt an GOtt vnd dem rechten Gottesdienſt halte. Dieſes Goͤttlichen Obhalts vnd Beyſtands haben ſich nun alle Chriſten / inſonderheit aber Chriſteyferige Regenten zu getroͤſten / die ſich als rechte Pfleger vnd nutritios der Kirchen Chriſti erweiſen. Wie dann einA iijſolchesſolches vnd kein anders dem Churfuͤrſtlichen Hauß Sachſen mit Ruhm muß nachgeſagt werden / daß es der Kirchen Chriſti in ſeinem Lande ſtattlich Platz vnd Raum gegeben / vnd ſich des betruͤbten Zuſtandes der Chriſtenheit jederzeit trewlichſt ange - nommen. Darumb denn auch das omen muß war bleiben / das Keyſer Carl der V. zu Marggraff Georgen zu Branden - burg (do der Herr Marggraff meynete: Er wolte jhme lieber den Kopff / als das freye exercitium religionis nehmen laſſen) ſagte: Lieber Fuͤrſt / nicht Kopff ab / nicht Kopff ab. Der Kopff muß nemlich auff dem proteſtirenden Schedel ſte - hen bleiben / vnd das freye exercitium religionis behalten / vnd wenn alle Keyſer vnd Koͤnig berſten ſolten. Vnd ſolches vmb ſo viel deſto mehr / je mehr an ſolcher Printzen wol - oder vnter - gehen gelegen.

Die Erfahrung aber anlangend / hat dieſelbe es nun zum vierdten mal zur gnuͤge erwieſen / daß wer ſich an Sach - ſen gerieben / den kuͤrtzern gezogen habe. Dafuͤr Gott jmmer Lob vnd Danck geſaget ſey / der bekrefftige es auch fer - ner / Amen! Denn vor 340. Jahren wolten zweene Keyſer nach einander / nemlich Keyſer Adolph ein Graff von Naſſaw / vnd Keyſer Albrecht Ertzhertzog in Oeſterreich / (deſſen bald mit mehrerm gedacht wird) Hertzog Friedrichen zu Sachſen / den Frewdigen genant / wider Recht vnd Billigkeit von Land vnd Leuten jagen. Sie wurden aber vmb Pegaw / Lucca vnd Colditz von jhme dermaſſen abgefertiget / daß ſie Gott danck - ten / daß ſie aus dem Land zu Meiſſen kamen / vnd hernach ſelb - ſten Ruhe nur vor jhme hatten. Vor 80. Jahren ohn gefehr fieng hoͤchſtgemelter Keyſer Carl der V. Churfuͤrſt Johann Friedrichen zu Sachſen gar. Was gewann er aber damit? Nichts denn das Grawen im Nacken. Der vberwundene Sachs im Feld / vberwandt jhm im Gemuͤth / im Gewiſſen / vnd in allen ſeinem Thun. Sintemal nach demſelben jhm alleſeineſeine Anſchlaͤge zu ruͤcke gangen / alſo / daß ſo offt er an dieſelbe Victoriam gedacht / oder ſie abgebildet geſehen / mit Seufftzen ſelbſte geſagt hat: O hetten wir dieſen gehen laſſen!

GOtt hat es jetzo abermal gnedig alſo dirigiret, daß die Papiſten bißher wol werden diß Liedlein dem Carolo offt nach - geſeufftzet haben: O hetten wir dieſen gehen laſſen! Daß es alſo in Warheit von dieſem hochloͤblichen Stamme ſaniſ - ſimô ſenſu heiſſet: Jſt dir wol / ſo bleib darvon. Wie denn in eben ſo einem geſunden Verſtand ſich bemelter Wort gebraucht hat Landgraff Wilhelm zu Heſſen / des jetzigen Landgraff Wilhelms Fuͤrſtl. Gn. Herr Großvater. Denn als zwo hohes Standesperſonen zu jhme ſchickten / vmb ſich zu erkundigen: Ob ſie jhres Herrn Vaters Teſtament / in welchem jhnen etwan zu kurtz geſchehen / nicht fechten ſolten? Hat Er nach abgelegter Commiſſion den Abgeſandten nichts anders drauff geantwortet / als daß Er die gewoͤnliche Kirchen - meloday dieſer zween Verß mit dem Munde gepfiffen. Die Legaten meynen / der Herr habe jhr Anbringen nicht wol ver - nommen / vnd repetieren den Jnhalt kurtz darauff wieder. Als ſie zum andern mal außgeredet / ſo ſingt Er die zweene Verß: Jſt dir wol / ſo bleib davon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn. Vnd meynet / ſie ſolten ſich an jhres Herrn Vatern letzten Willen bey leib nicht vergreiffen / wenn ſie gleich dencken / es ſey jhnen jrgend zu genaw getreten worden. Sie wollens aber noch nicht verſtehen / vnd proponiren zum drit - ten mal: Der Fuͤrſt leſſet ſie wieder wol außreden / hernach ſagt Er: Jch habs euch gepfiffen vnd geſungen / wolt jhrs nicht verſtehen / Herr Cantzler / ſo gebts jhnen geſchrieben. Vnd hiemit gehet er von der audientz. Zu deme ſo reimen ſich auch deßwegen dieſe Wort gar bequem hieher: Denn mit dieſem Krieg der Papiſten wider Jhre Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen / iſt fuͤrwar nichts anders / als der rechte Gebrauch deshoch -hochwuͤrdigen Sacraments des Altars (welcher bey allen fuͤr ein vnfeilbares Kenn - vnd Merckzeichen jedweder Religion gehalten wird) ernſtlich gemeynet vnd geſuchet worden / an deſſen ſtatt in gantz Meiſſen jhr abgoͤttiſch Meßopffer einzu - ſetzen.

Daß ſich alſo aus geiſt - vnd weltlichen Vrſachen dieſe Wort auffs beſte zu dieſem Werck bequemen:

Jſt dir wol / ſo bleib darvon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

Cicero: Heus tu: Manum de Tabula: magiſter adeſt citiùs, qvàm putaramus. Horat. fragili qværens illidere dentem. Infringit ſolido. Manchmal denckt einer / ein Brod oder Semmel ſey gar weich / vnd beiſſet druͤber auff einen Stein / daß es jhm im Hirn wehe thut. So iſts bey dieſem Tractament auch gangen.

Der ander Auffzug. B. Der Chur-Saͤchſ. Marcipan mit den ge - ſcherfften zweyen Churſchwertern.

GLeichmaͤſſige geſunde Meynung hat es auch mit dem Chur-Saͤchſiſchen Marcipan / deſſen Vberſchrifft zwar aus der Paſſion ge - nommen iſt: aber nur gleichſam per retorſio - nem Ironicam geſehen wird auff Pabſt Bonifacium VIII. derder lieſſe ſich im Roͤmiſchen Jubeljahr / ſo er Anno 1300. auß - geſchrieben / den erſten Tag im Paͤbſt - den andern im Keyſer - lichen Habit ſehen / ließ das bloſſe Schwerdt vor jhme hertra - gen / wie es Churf. Durchl. zu Sachſen / als des H. Roͤmi - ſchen Reichs Ertzmarſchalch / einem Roͤmiſchen Keyſer vor - zufuͤhren pfleget / vnd darneben mit dieſen vbel accommodir - ten Worten außruffen: Ecce duo gladii hîc, Sihe / hier ſind zwey Schwerdter. Es ſtunde auch domals Pabſt vnd Keyſer Albertus aus Oeſterreich in einem Stiffel. Der Pabſt ſchenckte dem Keyſer in odium Philippi Pulcri das Koͤnig - reich Franckreich / als wenns ſein wer. Der Keyſer vberzog fuͤr ſich das Koͤnigreich Boͤhmen / vnd macht ſeinen Sohn zum Koͤnig drinnen. Er wolte auch hochermelten Hertzog Friedrichen den Frewdigen (nur damit er ſein Lande bekeme) aus bloſſem Eigenwillen in die Acht erkleren / vnd in ſumma / ſie triebens beyde wie ſie wolten. Was nahmen ſie aber beyde fuͤr einen Außgang? Dieſen. Der Keyſer wurd von ſeines Brudern Sohn vnd etlichen Oeſterreichiſchen Graffen er - ſchlagen. Der Pabſt ſpielte eben eine ſolche Comœdi mit Koͤ - nig Philippo Pulcro in Franckreich / wie man dißmals auff Paͤbſtiſcher ſeiten mit Jhrer Churf. Durchl. zu Sachſen vor - gehabt. Denn daſſelbe ſtoltze Bonifaͤttzle wolte hochgemelten Koͤnig in Franckreich alle Stiffter / Kloͤſter vnd Kirchen in ſei - nem Koͤnigreich nehmen / vnd durffte jhme außdruͤcklich ſchrei - ben: Scia tua filialitas, &c. Er ſolte wiſſen / daß er jhm in geiſt - vnd weltlichen Sachen vnterthan were. Der Koͤnig antwortet jhme per〈…〉〈…〉 Heroicam animosè wieder: Sciat tua maxima fatuitas, &c. Er / der Pabſt muͤſte der groͤſte Narr ſeyn / daß er jhme diß einbilden duͤrffte.

Hieruͤber thet der Pabſt den Koͤnig in den Bann. Allein der Koͤnig beſchrieb ſeine Couſins du ſang, die Fuͤrſten vom Gebluͤt vnd Staͤnde der Kron Franckreich / die vrtheilten: daßBderder Pabſt ein Ketzer were. Der Pabſt hatte keine Ruhe / fieng einen Krieg mit dem Koͤnig an / der lieff alſo ab / daß der Koͤnig den Pabſt in demſelben bey der Kutten bekam. Behielt jhn zwar nur 3. Tage gefangen / vnd gab jhn hernach wieder loß. Aber Pompacius hatte ſein heiligen Chriſamsſchedel dermaſ - ſen erzuͤrnet / daß der Narr nicht lang hernach fuͤr Vnmuth ra - ſend ward / ſtarb / vnd ward ſein gantz curriculum vitæ Papalis mit dieſem dreythierigen Iſocolo außgedruckt: Intravit ut vulpes, regnavit ut Leo, mortuus eſt ut canis. Oder / wie man aus dem Livio ſagen moͤchte: Malè parta, malè geſta, malè retenta imperia eum obruiſſe: Dabey bleibs noch / & omnis populus dicat, Amen.

Vnd weil demnach die Papiſten jetzo / GOtt Lob / in der that auch erfahren haben / daß hier bey Jhr Churf. Durchl. zu Sachſen / zwey Schwerder ſeyen / vnd daſſelbe gar genug vor ſie ſey: Als ſtoͤſſet man jhnen jhre Confectbegie - rige Ruͤſſel billich zum erſten auff einen ſolchen Marcipan / mit den 2. Churſchwerdtern / oder kehrts vmb / vnd ſtoͤſt jhnen viel - mehr die 2. Churſchwerdter gar ins Gefreß / (wie zwar her - nach etliche Crabaten anhawen werden / die mit der Naſe auff den Marcipan gefallen / vnd das Churfuͤrſtl. Wapen auff den Koͤpffen gebrendt tragen) damit ſie doch als toties icto piſca - tores endlich einmal klug werden / vnd ablaſſen von dem / der Odem in der Naſen hat / vnd ſeine Kirche nicht ohne Beſchuͤ - tzer laſſen wil.

Denn da ſie zuvor nichts gleuben wolten durch die Zeuberer verhindert: fuhr dein allmaͤchtiges Wort herab / nemlich / das ſcharffe Schwerdt / das ein ernſtlich Gebot brachte / vnd lag einer hier / der ander da halb todt / NB. daß man an jhnen ſehen konte / aus was Vrſachen er ſo (elen - diglich) ſtuͤrbe. NB. Es traff aber auch dazumaldiedie Gerechten des Todes Anfechtung: NB. aber der Zorn waͤret nicht lang. Denn eilend kam der vnſtreffliche Mann / NB. der fuͤr ſie ſtreit / alles nach laut des Buchs der Weißheit am 18. verſ. 13, 15, 16, 18, 20, & 21.

No. 1. Jſt der Herr Obriſte Taube / Churf. Saͤchſ. Stall - meiſter / legt das Confect vor mit den Jnſtrumenten / wie jhr ſehet. Vnd hat der Herr Stallmeiſter ſonderlich den Tilli, als den Principal, wol in acht genommen / daß er auffm Kopff vnd Ruͤcken gnug heim zu tragen gehabt.

Es gienge nemlich gleiche Rache beyde vber Herr vnd Knechte / vnd dein Volck wartet alſo auff das Heil der Gerechten / vnd auff das Verder - ben der Feinde / Jm Buch der Weißheit 18, 7. & 11.

Jſt dir wol, ſo bleib davon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

Dritte Auffzug. C.

ALhier bringen die Ligiſtiſchen das Stett - geldt zuſammen / ſo ſie von der Niederlag zu Leipzig (weil ſie etwas fruͤhe auff die MichaelisMeß kom - men) auff acht Tage vom Marckt vnd Gaſſen ge - ben haben.

2. 3. Hier langen ſie das Koſtgeldt / Stubenzinß vnd Flicklohn jhren Wirthen / Medicis, Balbirern / Badern / ꝛc. alles nach der Propheceyung des wolgeplagten Jobs 15, 29.

Er wird nicht reich bleiben / vnd ſein Gut wird nicht beſtehen / vnd ſein Gluͤck wird ſich nicht außbreiten im Lande. Vnfall wird nicht von jhme laſſen: denn er hat ſeine Hand widerB ijGottGott geſtreckt / vnd wider den Allmaͤchtigen ſich geſtreu - bet. v. 25. Vnd des Propheten Obadiæ v. 6.

Wie ſollen ſie denn Eſau außforſchen / vnd ſeine Schaͤtze ſuchen!

Jſt dir wol / ſo bleib darvon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

Vierdte Auffzug. D.

HJer bringen die Crabaten den Leipzigi - ſchen Studenten in dem fuͤruͤber poſtiren obiter eine Abendmaſqvarada, ſo gut ſie die inventions auff der Poſt erdencken koͤnnen: Wie man denn ſihet / daß es Crabatiſch gnug vntereinander hergehet.

4. Jſt der Thurniervogt / der die Adventurirer aufffuͤh - ret: ſeines Handwercks ein Ligiſtiſcher Cornet / der koͤmpt zur Schildwach vor dem Leipzigiſchen Petersthor / mit dieſem Gruß: Verlohren / verlohren. Er wird aber von der Wach mit der Antwort angenommen: Stille / ſtille / die Buͤrger ſchmeiſſen vns ſonſt todt. Mich. 2, 4.

Zur ſelbigen Zeit wird man einen Spruch von euch machen / vnd klagen: Es iſt aus (wird man ſagen) wird ſind verſtoͤret.

5. Jſt der Trommeter / ein Engellaͤnder / der ſeine ſe - qventes (zwar mit ſtillem Spiel / denn es gehet alles à la mo - do zu) aufffuͤhret / nur mit ſo viel Worten: Es iſt was vor - gangen. Sein Junge aber 6. als jhn ein Buͤrger im herein - lauffen bey der Carthauſen erwiſcht / vnd fragt: Was iſt vor - gangen? Der beichtet rein heraus / vnd ſaget auff ſein corrupt deutſch: Hat ſich was vorgangen / hol ſich Teuffel / unſer Volck iſt alle geſchlagen.

7. Seind

7. Seynd die Herren Patres, die den vorigen Tag ſchon das PaulinerKloſter beſehen. Deren einer ſagt zum andern: Sind wir denn nicht ſtarck genug mit vnſern Hoͤr - nern? Amos 6, 13. Aber der ander antwortet jhm ex cap. 3, 8. ejuſdem Prophetæ (qvia interrogativum & redditivum: das wiſſen die Herrn wol) der Loͤwe bruͤllet / wer ſolt ſich nicht fuͤrchten? Sind aber nunmehre alle drey in einer pro - ceſſion den 30. Septembris voriges Jahrs Walfarthen nach Dreßden gefahren / daſelbſt nach gelegenheit den Pabſt vnd den Keyſer zu beſuchen.

D. Hier kommen nun die Herren Adventurirer / denen gehet es nach Gottes Drewung im Propheten Amos 2, 13.

Sihe / ich wils vnter euch Firren machen / wie ein Wagen voll Garbet kirret / daß / der ſo ſchnelle iſt / ſol nicht entfliehen / noch der Starcke etwas vermuͤgen / oder der Maͤchtige nicht ſol ſein Leben erreten koͤnnen. Vnd die Bogenſchuͤ - tzen ſollen nicht beſtehen / vnd der ſchnell lauffen kan / ſol nicht entlauffen / vnd der da reitet / ſol ſein Leben nicht erret - ten. Vnd der vnter den Starcken der Mannhafftigſte iſt / ſol nackend entfliehen muͤſſen / zu der Zeit / ſpricht der HErr.

Theocrot. Idyll. 10, 17. 〈…〉〈…〉Zach. 1, 6. Darnach wir hiengen vnd thaten / alſo hat er vns auch gethan:

8. Damit aber die vngeſchliffenen Crabaten nicht den In - ventiondanck vor den ingenioſiſchen Herren Welſchen ver - dienen: So koͤmpt hier ein Welſcher Graff / der verſucht per occaſion drey ſeiner Leibroß / ob ſie ein gleichen Schritt ha - ben / vnd gleich leiſe gehen: marchiret in dieſer faſon vmb den Graben herumb in die Peterſtraß / do er jhme die Zeit deſto kuͤrtzer zu machen / die Wunden bald zu heilen / bald wieder auffſchneiden leſſet / mutatis & medicis & chirurgis, qviaB iijvarie -varietas delectat. Denn die Ketzerkugeln wuſten ſich viel / daß ſie bey einem ſo eyfferig-Roͤmiſch-Catholiſchen ſubjecto wa - ren / drumb wolten ſie nicht von jhm / sondern hielten bey jhm ſo ſtandhafft / wie die Lauß beym Dieb am Galgen.

9. Hier gehet es nach der Propheceyung des Propheten. Nahum. 2, 8.

Stehet / ſtehet / (werden ſie ruffen) aber da wird ſich niemand vmbwenden. So raubet nun Silber / raubet Gold / denn hie iſt der Schaͤtze kein Ende / vnd der Menge aller koͤſt - lichen Kleinodien.

10. Hier weis ein Crabaͤtl nicht ſo geſchwind ein inven - tion aus ſeinem Magirigen zu erwiſchen: Jedoch weil er ſihet / daß die andern ſeine Geſpan allbereit im vollen Thurnier - Auffzug begriffen: Als macht er derwegen mit ſeinem Roͤſſel nur dieweil den Leipzigiſchen ein Auffhebens: Denn wenn ſie den Schelmen nicht auffgehoben / ſo lege der Dieb noch da.

11. Dieſer Crabat iſt ſo begierig des Handels / daß / weil er ſich halb noch ein weil drauſſen mit Fuͤſſen muß treten laſſen / doch vnter deſſen ſeine Bein auff ſeinem Roß herein ſchickt: fuͤrwar mit einer ſolchen Maniere / die den Inventiondanck verdient gehabt / wenn es der Narr nur außgeſtanden hette / hernach gekrochen / mit dem Leib ſich wieder auff die warme Kutteln geſetzt / vnd darauff beklieben waͤr.

12. Der vnd der folgende præſentiren ſich zum Fußturnier: Des erſten Invention kan niemand ſehen / er reiſſe jhm denn das zehenfingerichte Viſir ab / ſo befindet er / daß er von der Stirn an biß auffs Kinn herunten durch vnd durch gehawen / alſo / daß das gantze Geſicht an einem Stuͤck jhm auff die Bruſtu fellet / wenn er die Haͤnde gehen leſſet / vnd man jhm biß in die Speißroͤhren ſehen kan.

13. Der folget zu Fuß des Crabaͤtls invention droben Num. 10. zu Roß / vnd weil jhn die Wunden ſo vbel plagen / daß er ſich nicht lenger kan ertragen / ſo ſtuͤrtzet er ſich vber Halß vnd Kragen / in den Stadtgraben der Sawmagen. EsEs heiſſet nemlich wol / die die Medici ſagen:〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉 malè fida ſocietas: Das Confect ſey vbel zu verdewen. Vnd der Froſchquaͤcker Ariſtophanes in Pluto wais auch davon zu ſagen:〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉, Man werde alles vber - druͤſſig / auch des Confects. Jch wolte auch wetten / es hetten viel Tilliſchen Soldaten lieber Kieſelſtein vor das Confect freſſen moͤgen / wenn ſie noch zu hart zu verdaͤwen geweſen: denn da hetten ſie auffgehoͤrt / wenn ſie gewolt / hier aber muſten ſie ſo lange der Wirth wolt / vñ ſolten gleich alle Daͤrm druͤber reiſſen.

Aber alſo ſolten wir von Aſſur (allen Crabaten / Frantzoſen / Welſchen) errettet werden / der in vnſer Land gefallen war / vnd vnſere Grentzen zertreten hatte / Micheæ 5, 6.

Jſt dir wol / ſo bleib davon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

Fuͤnffte Auffzug. E.

HJer hat ein BaurenHund von Bodel - witz das Spanniſch perfurmirte / Magde - burgiſchen Nymphen geſuͤſſerte / Saͤchſiſch (ſcil) perconfectirte vnd Leipzigiſch morſellirte Fleich der Keyſerl. gekoſtet / vnd weil es jhme beſſer / als von einem ſchlechten Eſel gemundet / er auch durch des Aaſſes Suͤſſigkeit von ſeiner neidiſchen Art gar ermildert worden: Als wil er das divide cum ſociis ſpielen. Leufft dem - nach ins Dorff / vnd zeiget das verleckerte Genaͤſch den andern Dorffhunden an / die ſich auch mit geſampter Hand einſtellen / vnd dem Werck bißher ſo fleiſſig obgelegen / daß ſie jhre Mer - tensganß vnd Faßnacht da gehalten.

Jſt
Jſt dir wol / ſo bleib darvon / Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.

Vnd weil wir alſo biß auff der Tilliſchen ſepulturam aſini ſine lux & crux kommen: ſo wollen wir ſie alſo in jhrer eigenen Bruͤhe in pice ruhen laſſen / biß ſie der helliſche Cer - berus ſelbſten zauſen wird.

Lector, Spectator. Qvid jam tibi videtus, nonne qvod Catoni de cæde Gracchiana? 〈…〉〈…〉Oder vielmehr / was der Geiſt Gottes ſagt: Alſo muͤſſen vmbkommen / HErr / alle deine Feinde / Jud. 5. Sie muͤſſen ins Schwerdt fallen / vnd den Fuͤchſen (Hunden / Woͤlffen / Raben vnd Geyern) zu theil werden / Pſal. 63. Wer von Jerobeam / 1. Reg. 14, 11. Baeſa / 1. Reg. 16, 4. vnd Ahab / 1. Reg. 21. (den drey abgoͤttiſchen Koͤnigen Jſrael / die jederman zu jhrem Goͤtzendienſt zwungen) ſtirbt in der Stadt / den ſollen die Hunde freſſen / vnd wer von jhnen ſtirbt auff dem Felde / den ſollen die Vogel des Himmels freſſen. 〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉, Pſal 68, 24. Aber der Koͤnig frewet ſich in Gott / vnd die den HErrn lieb haben / muͤſſen ſeyn wie die Sonne auffgehet in jhrer Macht / Judic. 5, 31.

14. Endlich koͤmpt die Krahe / die nach des Keyſers Do - mitiani, des grauſamen Chriſtenverfolgers Todt ſich auff die Spitze des Capitolii zu Rom ſetzete / vnd ſagte: Nun wird es alles gut werden. Vnd das gebe Gott / Amen!

Vaticinium Alexandri M. ap. Curt. d. l. 8, 8. Non eſt diuturna poſſeſſio, in qvam gladiô induci - mur: Beneficiorum gratia sempi - terna est. FINIS.

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TextJahrgedächtnis der Leipzigischen Schlacht: Leipzigischer Studenten-Marcipan
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

ULB Sachsen-AnhaltNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate2013-03-14T10:09:31Z Frank WiegandNote: Transkription und Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.2013-03-14T10:09:31Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

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Bibliographic informationJahrgedächtnis der Leipzigischen Schlacht: Leipzigischer Studenten-Marcipan Oder Spannew Sächsisches Confect . 1632.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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