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Schleſiſche privilegirte Zeitung.
No. 24. Sonnabends den 20. Maͤrz 1813.

Se. Majeſtaͤt der Koͤnig haben mit Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer aller Reußen ein Off - und Defenſiv-Buͤndniß abgeſchloſſen.

An Mein Volk.

So wenig fuͤr Mein treues Volk als fuͤr Deutſche, bedarf es einer Rechenſchaft, uͤber die Urſachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen ſie dem unverblendeten Europa vor Augen.

Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Haͤlfte Mei - ner Unterthanen Mir entriß, gab uns ſeine Segnungen nicht; denn er ſchlug uns tiefere Wunden, als ſelbſt der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgeſogen, die Hauptfe - ſtungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelaͤhmt ſo wie der ſonſt ſo hoch gebrachte Kunſtfleiß unſerer Staͤdte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlſtands verſtopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung.

Durch die ſtrengſte Erfuͤllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Jch Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den franzoͤſiſchen Kaiſer endlich zu uͤberzeugen, daß es ſein eigener Vortheil sey, Preußen ſeine Unabhaͤngigkeit zu laſſen. Aber Meine rein - ſten Abſichten wurden durch Uebermuth und Treuloſigkeit vereitelt, und nur zu deutlich ſahen wir, daß des Kaiſers Vertraͤge mehr noch wie ſeine Kriege uns langſam verderben mußten. Jetzt iſt der Augenblick gekommen, wo alle Taͤuſchung uͤber unſern Zuſtand aufhoͤrt.

Brandenburger, Preußen, Schleſier, Pommern, Litthauer! Jhr wißt was Jhr ſeit faſt ſieben Jahren erduldet habt, Jhr wißt was euer trauriges Loos iſt, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfuͤrſten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Guͤter, die unter594 ihnen unſere Vorfahren blutig erkaͤmpften: Gewiſſensfreiheit, Ehre, Unabhaͤngigkeit, Handel, Kunſtfleiß und Wiſſenſchaft. Gedenkt des großen Beiſpiels unſerer maͤchtigen Verbuͤndeten der Ruſſen, gedenkt der Spanier, der Portugieſen. Selbſt kleinere Voͤl - ker ſind fuͤr gleiche Guͤter gegen maͤchtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmuͤthigen Schweitzer und Niederlaͤnder.

Große Opfer werden von allen Staͤnden gefordert werden: denn, unſer Beginnen iſt groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unſerer Feinde. Jhr werdet jene lieber bringen, fuͤr das Vaterland, fuͤr Euren angebornen Koͤnig, als fuͤr einen fremden Herrſcher, der wie ſo viele Beiſpiele lehren, Eure Soͤhne und Eure letzten Kraͤfte Zwecken widmen wuͤrde, die Euch ganz fremd ſind. Vertrauen auf Gott, Aus - dauer, Muth, und der maͤchtige Beiſtand unſerer Bundesgenoſſen, werden unſeren redlichen Anſtrengungen ſiegreichen Lohn gewaͤhren.

Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden moͤgen, ſie wiegen die heiligen Guͤter nicht auf, fuͤr die wir ſie hingeben, fuͤr die wir ſtreiten und ſiegen muͤſſen, wenn wir nicht aufhoͤren wollen, Preußen und Deutſche zu ſeyn.

Es iſt der letzte entſcheidende Kampf den wir beſtehen fuͤr unſere Existenz, unſere Unabhaͤngigkeit unſern Wohlſtand; keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvol - len Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch dieſem wuͤrdet ihr getroſt entgegen gehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutſche nicht zu leben ver - mag. Allein wir duͤrfen mit Zuverſicht vertrauen: Gott und unſer feſter Willen werden unſerer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen ſicheren glorreichen Frieden und Wiederkehr einer gluͤcklichen Zeit.

Friedrich Wilhelm.

An Mein Kriegesheer.

Vielfaͤltig habt Jhr das Verlangen geaͤußert, die Freiheit und Selbſtſtaͤndigkeit des Vaterlandes zu erkaͤmpfen. Der Augenblick dazu iſt gekommen! Es iſt kein Glied des Volkes, von dem es nicht gefuͤhlt wuͤrde. Freiwillig eilen von allen Seiten Juͤnglinge und Maͤnner zu den Waffen. Was bei dieſen freier Wille, das iſt Beruf fuͤr Euch, die Jhr zum ſtehenden Heere gehoͤrt[.]Von Euch geweiht das Vaterland zu vertheidigen iſt es berechtigt zu fordern, wozu Jene ſich erbieten.

Seht! wie ſo Viele Alles verlaſſen, was ihnen das Theuerſte iſt, um ihr Leben mit Euch fuͤr des Vaterlandes Sache zu geben. Fuͤhlt alſo doppelt Eure heilige Pflicht! Seyd Alle ihrer eingedenk am Tage der Schlacht, wie bei Entbehrung, Muͤhſeligkeit und innerer Zucht! Des Einzelnen Ehrgeiz er ſey der Hoͤchſte oder der Geringſte im Heere verſchwinde in dem Ganzen: Wer fuͤr das Vaterland fuͤhlt, denkt nicht an ſich. Den Selbſtſuͤchtigen treffe Verachtung, wo nur dem allgemeinen Wohl es gilt. Dieſem weiche jetzt Alles. Der Sieg geht aus von Gott! Zeigt Euch ſei - nes hohen Schutzes wuͤrdig durch Gehorſam und Pflichterfuͤllung. Muth, Ausdauer, Treue und ſtrenge Ordnung ſey Euer Ruhm. Folgt dem Beiſpiel Eurer Vorfahren; ſeyd ihrer wuͤrdig und Eurer Nachkommen eingedenk!

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Gewiſſer Lohn wird treffen den, der ſich auszeichnet; tiefe Schande und ſtrenge Strafe den, der ſeiner Pflicht vergißt!

Euer Koͤnig bleibt ſtets mit Euch; mit Jhm der Kronprinz und die Prin - zen Seines Hauſes. Sie werden mit Euch kaͤmpfen Sie und das ganze Volk werden kaͤmpfen mit Euch, und an Unſerer Seite ein zu Unſerer und zu Teutſchlands Huͤlfe gekommenes, tapferes Volk, das durch hohe Thaten ſeine Unabhaͤngigkeit er - rang. Es vertraute ſeinem Herrſcher, ſeinen Fuͤhrern, ſeiner Sache, ſeiner Kraft und Gott war mit ihm! So auch Jhr! denn auch Wir kaͤmpfen den großen Kampf um des Vaterlandes Unabhaͤngigkeit.

Vertrauen auf Gott, Muth und Ausdauer ſey Unſere Looſung!

Friedrich Wilhelm.

Urkunde uͤber die Stiftung des eiſernen Kreuzes.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden Koͤnig von Preußen ꝛc. ꝛc.

Jn der jetzigen großen Kataſtrophe, von welcher fuͤr das Vaterland Alles abhaͤngt, verdient der kraͤftige Sinn, der die Nation ſo hoch erhebt, durch ganz eigenthuͤmliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Standhaftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderſtehlichen Uebel einer eiſernern Zeit ertrug, nicht zur Kleinmuͤthigkeit herabſank, bewaͤhrt der hohe Muth, welcher jetzt jede Bruſt belebt und welcher, nur auf Religion und auf treue Anhaͤnglichkeit an Koͤnig und Vaterland ſich ſtuͤtzend, ausharren konnte.

Wir haben daher beſchloſſen, das Verdienſt welches in dem jetzt ausbrechenden Kriege, entweder im wirklichen Kampf mit dem[Feinde] oder außerdem im Felde oder da - heim jedoch in Beziehung auf dieſen großen Kampf um Freiheit und Selbſtſtaͤndigkeit, erworben wird, beſonders auszuzeichnen und dieſe eigenthuͤmliche Auszeichnung nach dieſem Kriege nicht weiter zu verleihen.

Dem gemaͤß verordnen Wir wie folget:

1. Die nur fuͤr dieſen Krieg beſtehende Auszeichnung des Verdienſtes Unſerer Un - terthanen um das Vaterland iſt das eiſerne Kreuz von zwei Klaſſen und einem Groß-Kreuz.

2. Beide Klaſſen haben ein ganz gleiches in Silber gefaßtes ſchwartes Kreuz von Gußeiſen, die Vorderſeite ohne Jnſchrift, die Kehrſeite zu oberſt Unſern Namenszug F. W. mit der Krone, in der Mitte drei Eichenblaͤtter und unten die Jahreszahl 1813. und beide Klaſſen werden an einem ſchwarzen Bande mit weiſſer Einfaſſung wenn das Verdienſt im Kampf mit dem Feinde erworben iſt, und an einem weiſſen Bande mit ſchwarzer Einfaſſung wenn dies nicht der Fall iſt, im Knopfloch getragen; die erſte Klaſſe hat neben dieſer Dekoration noch ein Kreuz von ſchwarzem Bande mit weiſſer Einfaſſung auf der linken Bruſt; und das Großkreuz, noch einmal ſo groß als das der beiden Klaſſen, wird an dem ſchwarzen Bande mit weiſſer Einfaſſung um den Hals getragen.

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3. Die Militair-Ehrenzeichen erſter und zweiter Klaſſe werden waͤhrend der Dauer dieſes Krieges nicht ausgegeben; auch wird die Ertheilung des rothen Adler-Ordens zwei - ter und dritter Klaſſe ſo wie des Ordens pour le mérite, bis auf einige einzelne Faͤlle, in der Regel ſuspendirt. Das eiſerne Kreuz erſetzt dieſen Orden und Ehrenzeichen und wird durchgaͤngig von Hoͤheren und Geringeren auf gleiche Weiſe in[den]angeordneten zwei Klaſſen getragen. Der Orden pour le mérite wird in außerordentlichen Faͤllen mit drei goldenen Eichenblaͤttern am Ringe ertheilt.

4. Die zweite Klaſſe des eiſernen Kreuzes ſoll durchgaͤngig zuerſt verliehen werden; die erſte kann nicht anders erfolgen, als wenn die zweite ſchon erworben war.

5. Daraus folgt, daß auch diejenigen, welche Orden oder Ehrenzeichen ſchon beſiz - zen und ſich in dieſem Kriege auszeichnen, zunaͤchſt nur das eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe erhalten koͤnnen.

6. Das Großkreuz kann ausſchließlich nur fuͤr eine gewonnene entſcheidende Schlacht, nach welcher der Feind ſeine Poſition verlaſſen muß, desgleichen fuͤr die Wegnahme einer bedeutenden Feſtung, oder fuͤr die anhaltende Vertheidigung einer Feſtung die nicht in feindliche Haͤnde faͤllt, der Kommandirende erhalten.

7. Die jetzt ſchon vorhandenen Orden und Ehrenzeichen werden mit dem eiſernen Kreuz zuſammen getragen.

8. Alle Vorzuͤge, die bisher mit dem Beſitz des Ehrenzeichens erſter und zweiter Klaſſe verbunden waren, gehen auf das eiſerne Kreuz uͤber. Der Soldat, der jetzt ſchon das Ehrenzeichen zweiter Klaſſe beſitzt, kann bei anderweitiger Au[sz]eichnung nur zuerſt das eiſerne Kreuz der zweiten Klaſſe erhalten; jedoch erhaͤlt er demſelben zugleich die mit dem Beſitz des Ehrenzeichens erſter Klaſſe verbundene monatliche Zulage, die aber fernerhin nicht weiter vermehrt werden kann.

9. Jn Ruͤckſicht der Art des verwirkten Verluſts dieſer Auszeichnung hat es bei den in Anſehung Unſerer uͤbrigen Orden und Ehrenzeichen gegebenen Vorſchriften ſein Be - wenden.

Urkundlich unter Unſere allerhoͤchſteigenhaͤndigen Unterſchrift und beigedrucktem Koͤniglichen Jnſiegel. Gegeben Breslau den 10ten Maͤrz 1813.

Friedrich Wilhelm.

Was Jch heute wegen Beſtrafung von Verbrechen gegen die Sicherheit der Armeen an die commandirenden Generale erlaſſen habe, gebe Jch Jhnen aus der Anlage zu erſehen, und beauftrage Sie zugleich, ſolche als geſetzliche Vorſchrift zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Es verſteht ſich dabei von ſelbſt, daß die den commandirenden Generalen uͤbertragene Gewalt auch den Gouverneurs der Provinzen und den Feſtungs-Commandanten zuſtehen muß.

Friedrich Wilhelm.

An den Staats-Kanzler Freiherrn von Hardenberg.

Nicht weil Jch glaube, daß es Verraͤther an der Sache des Vaterlandes unter Meinem Volke oder in Teutſchland geben koͤnne, ſondern um die Schwachen, beſonders unter den Staats -597 dienern, welche Drohungen nachzugeben geneigt ſind, durch die Gewißheit groͤßerer Gefahr, von Uebelthaten abzuhalten; ſetze Jch Folgendes feſt:

  • 1. Jeder, der ohne durch vaterlaͤndiſche Behoͤrden dazu beauftragt zu ſeyn, mit dem Feinde in Verbindung bleibt, oder in ſolche tritt, ſey es durch ſchriftliche oder muͤndliche Mit - theilungen,
  • 2. jeder, der dem Feinde Pferde, Waffen, Munition, oder Kleidungsbeduͤrfniſſe zukommen laͤßt,
  • 3. jeder, der dem Feinde erweisliche Fourage oder Mundbeduͤrfniſſe zufuͤhrt, ohne anders als durch uͤberwiegende, durch Gewalt nicht abzutreibende Militair-Macht dazu gezwun - gen zu ſeyn,

ſoll vor ein Kriegs-Gericht geſtellt und hingerichtet werden.

  • 4. Das Kriegs-Gericht wird von dem commandirenden Generale in deſſen Bereich das Verbrechen vorfaͤllt, in der gewoͤhnlichen Form ernannt. Es muß jedoch ein Staats - diener der naͤchſten hoͤheren Civil-Behoͤrde, als Mitglied des Kriegs-Gerichts,[zugezo - gen] werden.
  • 5. Der Beweis muß zur Ueberzeugung der Mitglieder des Kriegs-Gerichts gefuͤhrt ſeyn und
  • 6. auf den Grund deſſelben ausgeſprochen werden: ob der Angeklagte ſchuldig oder unſchuldig, oder Meiner Gnade zu empfehlen iſt.
  • 7. Jm erſten Falle, wird gegen den Angeklagten als Verbrecher eine Stunde nach dem Aus - ſpruche des Kriegs-Gerichts das Urtheil vollzogen; im zweiten wird er entlaſſen; im dritten wird Mir berichtet, und der Angeklagte unterdeſſen nach einer Feſtung geſandt.
  • 8. Zwei Drittheile der Stimmen entſcheiden.

Nach dieſen Vorſchriften, welche der Staats-Kanzler zur allgemeinen Kenntniß im Va - terlande, und da, wo die Truppen ſonſt hinkommen, bringen wird, haben Sie in vorkommen - den Faͤllen ſtrenge zu verfahren. Breslau, den 17, Maͤrz 1813.

Friedrich Wilhelm.

An den General von der Cavallerie von Bluͤcher, und an den General-Lieutenant von Yorck.

Verbot.

Es wird hiermit bei harter Ahndung verboten, auf den Ortſchaften, wo Nervenfieber graſ - ſiren, kranke Bewohner oder Dienſtleute an andere geſunde Orte zu bringen.

(L. S.) Polizei-Deputation der Koͤnigl. Bresl. Regierung von Schleſien.

Publicandum.

Bei dem uns ruͤhmlichſt bekannten Patriotismus unſerer guten Mitbuͤrger und bei den mannigfaltigen, bereits in oͤffentlichen Blaͤttern erſchienenen Anerbiethungen, zu Sammlung von Beitraͤgen fuͤr die freiwilligen aber unbemittelten Vertheidiger des Vaterlandes, haben wir es bisher fuͤr uͤberfluͤſſig gehalten, auch uns zu einer ſolchen Sammlung zu erbieten. Um jedoch den uns geaͤußerten Wuͤnſchen eines anſehnlichen und achtungswerthen Theils der hieſigen wohl - loͤblichen Buͤrgerſchaft Genuͤge zu leiſten, iſt von uns eine beſondere aus dem Herrn Stadt-Rath Biebrach und den beiden Stadtverordneten Hrn. Friedr. Wilhelm Kuh und Hrn. Lucius beſtehende Commiſſion ernannt worden, welche ſich vom 16ten bis 19ten und vom 22ſten bis 25ſten dieſes Monats incluſive, taͤglich Vormittags von 9 bis 12 Uhr, auf dem rathhaͤuslichen Fuͤrſtenſaale damit beſchaͤftigen wird, Beitraͤge zu oben gedachtem Zweck, ſie beſtehen in Gelde,598 oder Kleidungs - und Armatur-Stuͤcken anzunehmen, und ihrer Beſtimmung gemaͤß an die Behoͤrde zu befoͤrdern.

Wir machen ſolches hierdurch zu Jedermanns Wiſſenſchaft bekannt, mit der Bemerkung: daß, wenn auch nach dem 25ſten dieſes Monats noch Jemand ein Opfer auf den Altar des Va - terlandes niederlegen will, wir jederzeit bereit ſeyn werden, ſolches anzunehmen und fuͤr die weitere[Befoͤrderung] deſſelben nach der Intent[i]on des Gebers zu ſorgen.

Zum Magiſtrat hieſiger Haupt - und Reſidenz-Stadt verordnete Ober-Buͤrgermeiſter Buͤrgermeiſter und Stadt-Raͤthe.

Seine Majeſtaͤt der Koͤnig haben dem von Riedeſel Freiherrn zu Eiſenbach, den Ge - bruͤdern Hans und Heinrich von Saldern, dem Dom Capitular Rudolph von Alvensle - ben und dem verabſchiedeten Lieutenant von Tſchirski in Gemaͤßheit vormaliger Expec - tanzen, auch dem Rittmeiſter Bernhard von Grabowski, den Koͤnigl. Preuß. St. Jo - hanniter-Orden zu verleihen geruhet.

Vorgeſtern Vormittags marſchirte, unter feierlichem Gelaͤute der Glocken, ein Theil der hier in Garniſon geſtandenen Truppen aus, um ſich an den Ort ſeiner weitern Beſtimmung zu begeben. Dieſen Truppen folgte geſtern Vor - mittag eine andere Abtheilung von Cavallerie, unter feierlichem Glockengelaͤute. Se. Majeſtaͤt der Kaiſer von Rußland und Se. Maje - ſtaͤt unſer Koͤnig begaben Sich, nebſt des Kronprinzen, ſo wie der uͤbrigen Koͤnigli - chen Prinzen und Prinzeſſinnen Koͤnigl. Ho - heiten, vor das Schweidnitzer Thor, als wo - ſelbſt an beiden Tagen der Sammelplatz der theils von hier aus - theils durchmarſchirten Truppen war. Als die Allerhoͤchſten und Hoͤch - ſten Herr[ſ]chaften daſelbſt angekommen und mit dem lauteſten Hurrah! begruͤßt worden waren, wurden ſowohl vorgeſtern als geſtern von den dazu berufenen Geiſtlichen an die verſam - melten Truppen ihrer hohen Beſtimmung ange - meſſene Anreden gehalten und dieſelben einge - ſegnet, worauf die Truppen von den innigſten Gluͤckwuͤnſchen und den hoͤchſten Hoffnungen der ganzen Stadt begleitet ihren weitern Marſch fortſetzten.

Vorgeſtern geruheten Se. Majeſtaͤt der Kaiſer, und Se. Majeſtaͤt der Koͤnig nebſt der Prinzen und Prinzeſſinnen Koͤnigl. Hoheiten, das Schauſpielhaus mit Hoͤchſt Jhrer Gegenwart zu beehren.

Geſtern Abend geruheten Allerhoͤchſtdieſelben einen Ball anzunehmen, welcher in dem auf der Schweidnitzer Straße befindlichen Locale der großen Provinzial-Reſſource arrangirt war.

Heute Vormittag gegen 10 Uhr haben Se. Kaiſerl. Majeſtaͤt unter dem Donner der Kanonen, dem Laͤuten aller Glocken, und dem Paradiren der Truppen unſere Stadt wieder verlaſſen und den Weg nach Kaliſch genommen; Se. Majeſtaͤt der Koͤnig begleiteten dieſen erhabenen Monarchen bis uͤber 1 Meile von der Stadt. [ Se. ]Maj. der Kaiſer nehmen die tiefſte Verehrung aller hieſigen Einwohner mit Sich, indem Sie ſich durch Jhre herablaſſende Huld und Milde die Herzen Aller gewonnen haben. Die herzlichſten Segenswuͤnſche begleiten Al - lerhoͤchſtdieſelben auf Jhrer fernern Reiſe.

Se. Majeſtaͤt der Kaiſer haben des Koͤnigl. Preuß. General-Lieutenants Hrn. von Kleiſt Excellenz, eine mit Allerhoͤchſtdero Portrait gezierte und ſehr reich mit Brillanten beſetzte Ta - batiere, desgleichen des Koͤnigl. General-Lieu - tenants Herrn von Scharnhorſt Excellenz den Alexander-News[k]y-Orden, ferner Sr. Durchl. dem Koͤnigl. Oberſten Prinzen Bi - ron von Curland die Jnſignien des St. An - nen-Ordens 1ter Claſſe in Brillanten, dem Koͤnigl. Oberſt-Lieutenant Herrn von Wran - gel den St[.]Wladimir-Orden 2ter Claſſe, dem Koͤnigl. Major Herrn von Wedell den St. Annen-Orden 2ter Claſſe, und dem Koͤnigl. Capitain Herrn von Schack den St. Annen - Orden 2ter Claſſe in Brillanten, zu verehren geruhet. Auch diejenigen Perſonen, welche die Ehre hatten Se. Kaiſerl. Majeſtaͤt zu be - dienen, ſind von Allerhoͤchſtdenenſelben Kaiſer - lich, beſchenkt worden.

[Heute] Nachmittags um 2 Uhr trafen Se. Rußiſch-Kaiſerl. Majeſtaͤt mit Gefol - ge von Kaliſch auf der Reiſe nach Breslau, un -599ter Geleitung des Herrn Landraths v. Boſſe und einiger fuͤrſtl. Jaͤger, in allerhoͤchſtem Wohlſeyn hier ein. Zum Empfange war am Eingange der Stadt eine Ehrenpforte errichtet, wobei die hieſige Geiſtlichkeit, ſo wie ſaͤmmtliche Koͤnigl. und ſtaͤdtiſche Behoͤrden nebſt den bei - den Buͤrgergarden-Compagnien verſammelt waren. Bei Ankunft Sr. Majeſtaͤt wurde von dem hieſigen Fuͤrſtl. Hof-Prediger Herrn Saſ - ſadius eine paſſende Anrede an Allerhoͤchſtdie - ſelben gehalten, welche Sr. Majeſtaͤt beſonders huldreichſt zu vernehmen geruheten. Hierauf erſchallte ein Hoch lebe Kaiſer Alexan - der! Unter dieſem freudigen Zuruf und un - ter Glockengelaͤute langten[ Se. ]Majeſtaͤt vor dem Schloſſe Sr. Durchlaucht des Prinzen Biron von Curland an, woſelbſt Aller - hoͤchſtdieſelben, nachdem Sie vom Wagen ab - geſtiegen waren, an dem Eingange von der Durchlauchſtigſten Gemahlin des Prinzen em - pfangen wurden. Jm Schloßhauſe befanden ſich zwoͤlf der gebildetſten hieſigen Maͤdchen gruppirt, von denen eines[ Se. ]Kaiſerlichen Majeſtaͤt einen Blumenſtrauß zu uͤberreichen die Gnade genoß, die uͤbrigen aber den Weg mit Blumen beſtreuten, woruͤber[ Se. ]Majeſtaͤt Jhr beſonderes Wohlgefallen mit dem freundlichſten Danke zu erkennen gaben. Nach einem ganz kurzen Aufenthalt beſtiegen Allerhoͤchſtdieſelben wiederum den Wagen und ſetzten Jhre Reiſe, von tauſend Segenswuͤnſchen begleitet, unter abermaligem Getoͤne der Glocken und unter Ge - leitung Sr. Durchlaucht des Prinzen Biron von Curland, des Corps der Herren Offiziers der hieſigen Garniſon, des Herrn Landraths v. Boſſe und einiger Prinzl. Jaͤger, auf das naͤch - ſte Relais nach Ober-Stradam fort, woſelbſt Allerhoͤchſtdieſelben von den ſaͤmmtlichen Staͤn - den des hieſigen Kreiſes empfangen wurden, und nach Wechſelung der Pferde unter dem lau - ten Zuruf der von mehrern Ortſchaften her zahl - reich verſammelten Landbewohner es lebe Kaiſer Alexander! und unter Geleitung des Koͤnigl. Marſch-Commiſſarii Herrn v. Schickfus aus dem Bezirke des Wartenberg - ſchen Kreiſes ſchieden.

Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben den bei dem De - partement fuͤr die Staats-Einkuͤnfte angeſtell - ten bisherigen Regierungsrath Paalzow, zum Geheimen Regierungsrath zu ernennen, und diedesfallſige Beſtallung hoͤchſt eigenhaͤndig zu voll - ziehen geruhet.

Geſtern Vormittag trafen Se. Excellenz der Koͤnigl. Preußiſche General-Lieutenant von Yorck ganz unvermuthet zu Pferde, umgeben von einer ſehr zahlreichen Suite hier ein und kehrten nach einigen abgeſtatteten Beſuchen wie - derum zuruͤck nach ihrem eine kleine halbe Meile von der Stadt jetzt befindlichen Hauptquartier Weißenſee. Das in der Naͤhe unſerer Re - ſidenz angekommene Koͤnigl. Preußiſche Armee - Corps, wird morgen gegen Mittag ſeinen fei - erlichen Einzug allhier halten.

Am 14ten d. trafen Se. Excellenz der Koͤnigl. Preuß. General-Lieutenant Graf von Tauen - zien, aus Frankfurt a. d. O. hier ein.

Abgegangen von hier iſt: der Koͤnigl. Preuß. Geheime Staatsrath und Generalmajor, Graf v. Lottum, nach Breslau. Eben dahin ging auch geſtern die Feld-Equipage Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen (Bruders Sr. Majeſtaͤt.)

Geſtern Abend um 7 Uhr marſchirte ein Kai - ſerlich-Ruſſiſches Regiment Jnfanterie, nebſt zwei Batterien, jede von 6 Kanonen und 36 Pul - verwagen, hier durch in die Gegend von Span - dau.

Dreiundfunfzig und neunundzwanzig Fran - zoͤſiſche Gefangene ſind hier von Oranienburg und von Brandenburg eingebracht worden.

Am 9ten dieſes gaben[ Se. ]Koͤnigl. Hoheit der Prinz Ferdinand von Preußen dem we - nige Tage zuvor hier eingeruͤckten Kaiſerl. Ruſ - ſiſchen General Fuͤrſten Repnin, einigen an - dern Kaiſerl. Ruſſiſchen Generalen, der inte - rimiſtiſchen Ober-Regierungs-Commiſſion und mehreren Perſonen vom hohen Adel große Mit - tagstafel. Eben ſo war geſtern bei Sr. Koͤnigl. Hoheit großes Diner, zu welchem der ſeitdem eingeruͤckte Kaiſerl. Ruſſiſche General der Ca - vallerie, Graf Wittgenſtein Excellenz, nebſt Gemahlin, die ſaͤmmtliche zu dem unter ſeinen Befehlen ſtehenden Armee-Corps gehoͤrige Ge - neralitaͤt und viele hohe Standes-Perſonen ge - zogen zu werden die Ehre hatten.

Sonnabend, den 13ten d., gab Berlin den hier anweſenden Kaiſerl. Ruſſiſchen Herren Ge - neralen und Offizieren, im Concertſaale des National-Schauſpielhauſes, einen auf Sub -600ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die Schauſpielſtunden waren ſo eingerichtet worden (von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen Gaͤſte, fuͤr welche der erſte Rang Logen in Be - ſchlag genommen war, es vor Anfang des Balls beſuchen konnten. Es wurde Adrian von Oſtade, und der leichtglaͤubige Liebha - ber, neues komiſch-pantomimiſches Divertiſ - ſement, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Hrn. Telle, mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen - detem Schauſpiel nahm der Ball um 9 Uhr ſei - nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofſtaaten waren eingeladen und gegenwaͤrtig; eben ſo alle hier noch anweſenden Mitglieder des diplomatiſchen Corps. Die zwiſchen 6 bis 700 ſtarke Geſell - ſchaft, die Damen in großer Parure, und die Herren und großem Coſtume, war eben ſo aus - geſucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die Baluſtrade mit einer Draperie von weißem Mouſſelin mit Roſenguirlanden verſehen, und der Saal oben mit einfachem, aber ſymboli - ſchen Eichenlaub decorirt. Jn Nebenſaͤlen ſtanden Spieltiſche. Die Muſik war in den Lo - gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend des Tanzes wurden Erfriſchungen aller Art umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde geſpeiſet, von den Hoͤfen und der hohen Ruſſiſchen Gene - ralitaͤt an beſetzten Tafeln; von den Uebrigen, ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an der Tafel folgende Toaſts ausgebracht und hun - dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer Alexander! 2) Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ - nige von Preußen! 3) Der braven Kaiſerlich - Ruſſiſchen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn. Obergeneral, Grafen Wittgenſtein! Der Ball dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohſinn hatte ihn veranſtaltet; Frohſinn beſeelte, Frohſinn beſchloß ihn.

Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d., des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von Jtalien. Erſt am 4ten gegen 11 Uhr traf das Franzoͤſiſche Armeecorps hier ein, und alles deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi -ziere im Ort, der von einem Ende zum[andern] mit Wagen beſetzt war. Kanonen und Pulver - wagen ſtanden nahe bei der Stadt. Ein gro - ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker - buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und 50 60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den Haͤuſern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps, der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern gelegen hatte. Es herrſchte die groͤßte Stille. Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr brachen auch die hieſigen[Truppen] auf. Nur etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin, die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesſeits wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht. Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle - rie und die Kanonen zogen ſich um 8 und 9 Uhr zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen, welches den Franzoſen bei ihrem Ruͤckzuge, zum Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr ſprengten die erſten Koſaken hinein. Bald darauf folg - ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka - nonen, im raſchen Trab. Gegen 3 Uhr kamen von der Potsdammer Seite mehrere tauſend Mann Koſaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge - neral Tſchernitſcheff. Sie blieben bis 7 Uhr, wo ſie ſich eben zum Eſſen angeſchickt hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen mußte. Nur der General blieb die Nacht auf dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Koſaken, und folgte den andern Morgen fruͤh.

Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan - gen, daß die franzoͤſiſchen[und] die mit ihnen verbundenen ſaͤchſiſchen Truppen, vorgeſtern Abend das ganze ſchwediſche Pommern, mit Jnbegriff der Hauptſtadt Stralſund und zugleich auch die Jnſel Ruͤgen geraͤumt und ſich hinter die Elbe zuruͤckgezogen haben.

Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch - ſiſcher Garden nebſt einer Anzahl Kaſſe - und anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachſen ſelbſt erwartet. Auch iſt ein betraͤchtlicher Zug koͤnigl. baieriſcher Artillerie und Munitions - wagen, von der Armee kommend, durchpaſſirt.

Nachtrag

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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

mek.oszk.huNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate2013-03-19T14:09:31Z Frank WiegandNote: Transkription und Auszeichnung gemäß DTA-Basisformat.2013-03-19T14:09:31Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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