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Aufenthalt im Fayum; Reise durch Egypten nach Nubienundzurück bis Philae. vom 24sten Mai 1843 bis 23sten September 1844.
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Forsetzung des Tagebuchs meiner egyptischen Reise.

Mittwochden24ten Mai 1843. Durch die nächtliche Runde, mit welcher diese Nacht an mir die Reihe war, bin ich heut ein wenig unwohl, Mattigkeitundeine Art Diarrhoe, die jedoch schon im Lauf des Tages selbst wieder aufhört, läßt mich nicht recht zum Arbeiten kommen. Am Morgen steige ich erst mit AbekenaufdiePyramideundbetrachte das Todtenfeld im Norden, wie das Labyrinthim Süden derselben. Ein Canal, vielleicht ausderZeitderSaracenen, durchschneidet Letzteres sehr ungeschickt. Säulentrümmer nehmen den Mittelraum ein, auf beiden Seiten Ruinen von Nilsteinen, besonders jenseit des Canales rechter Hand kenntlicherundbedeutender. HerabgestiegenvonderPyramide, studiren wir noch die leider auch nicht recht genaueundrichtige Karte des Fayoumvon Linant, wonach ich mich sehr ermattet niederlege,undbis gegen Mittag ruhe. - Gegen Abend wieder aufderPyramide, wo ich beginne[,] das Terrain aufzuzeichnen; dann mache ich einen specielleren Besuch der Ruinen jenseits des Kanals, wo ich mich dann überzeuge, daß diese unzähligen MauernundWände die ZimmerundGänge des alten Labyrinthes sind; manche constructivinterressantenSteine finde ich dort; mit Sonnenuntergang zurück. - Der junge Clidden[, ]Sohn desamerikanischenGeneralConsulsin Cairo, ein aufdringlicher junger Mensch, istzuBesuch da,undwilldieNacht bei uns bleiben; wir essen also mit ihm Abendbrod. Lepsius, der noch gar nicht recht wohl ist, bleibt inseinemZelte. Der Tag ist nicht sehr heiß, aber die heftigen Windstöße der vergangenen Tage dauern auch heut fort. Mit Frey’s Gesundheit geht es allmählig besser. -

Donnerstagden25ten Mai 43. Himmelfahrtstag - Der Tag ist sehr heiß. Abekenhat im Zelte 34°, draußten im Schatten ist es 31½ °. Vor dem Gottesdienst meist mit Lepsiusunterhalten, dessen Hals immer noch nicht hergestellt ist. Nachmittag leider zu lange geschlafen; dann kommen Zeitungen aus Cairo, die dann Unterhaltung genug geben. Gegen Abend besehe ich mit Lepsiusnoch die Ruinen des Labyrinths jenseits des Canals, wo er sich auch unzweifelhaft von deren Authenticität überzeugt. Dann zu Abend gegessen; nachher besucht uns noch Lepsius,underzählt uns lange von Bunsen’s Charakter, bis wir uns endlich gegen 11 zu Bett begeben. -

Freitagden26ten Mai 1843. - Ich beginne heut meinen Plan des Plateaus derPyramidenunddes Labyrinthsvon Howara. Es ist indessen schon früh am Morgen erstaunlich heiß, um 7 Uhr etwa 28°;undNachmittagsum 1 Uhr steigtdieHitze im Schatten des Zeltes auf 35°, so daß es fast unmöglich ist, Viel zu leisten; ich muß immer nach 1 Stunde2 Abschreitens im Zelte wieder ausruhen, wo ich dann das Vermessene gleich zu Papiere bringe. Die Luft ist wie aus einem Backofen; Papier, Alles, was man angreift[,] erscheint Einem am Feuer gewärmt; selbst durch die Schuhsohlen dringt der heiße Sand, der mitderHand nicht aufdieDauer anzufassen ist. - Gegen Abend nehme ich ein erquickliches Bad in unserm Canal dicht neben uns. Bei Tische Controverse mit Abekenc / a Lepsiusüber den Möris See; dann treibt uns ein förmlicher Sturmwind in unsre Zelte, wo ich noch an meinem Tagebuch schreibe. Jetzt um ½ 11 Uhr haben wir noch über 24° im Zelte. Mit Lepsiusgeht es heut etwas besser.

Sonnabendden27tenMai 1843. Der Wind, welcher gestern Abend begann, setzt sich heut den ganzen Tag über mit gleicher, fast verstärkter Heftigkeit fort. Abekens Zelt fällt 3mal zusammen, SandundStaub bedeckt Alles, dringt in Alles; das fortwährende PfeifenundRauschen überdasPlateauundzwischendie Zelte hindurch greift die Nerven sehr an, der Staub ermüdet die Augen. Die Sonne geht in röthlichem Dunst aufundunter, es ist ein sehr fataler Zustand; doch hat er das Gute, daß das Ungeziefer nicht so arg ist; davon haben wir jetzt, besonders Abends bei Licht, recht viel, Spinnen, Käfer, Flöhe, Schwaben, Mücken etc., bei Tage aber die ewig lästigen Fliegen. Ich bewirke heut die Aufnahme des Terrains jenseit des CanalsundsüdlichvonderPyramide;ich trage es gleich indasReine auf. Am Nachmittage kommen die in Medinetbei dem Mudir bestellten Arbeiter an[,] 60 - 70, die ihrennächtlichenAufenthalt hinterderPyramideangewiesen bekommen, wo MäuerchenvonNilziegel gleich Zimmer〈…〉〈…〉zusammengesetztsind. Gegen Abend besteige ich wiederdiePyramide, um durch Beschauen des Terrains darüber möglichst in’s Klare zu kommenundbesonders weildieVorderformderPyramideeine zu große Abweichung der Magnetnadel zeigt. Vorher überlege ich noch mit Lepsiusdie Stellen zum Ausgraben; LepsiusHals ist heut wieder weniger gutundseineBrust durch vieles Sprechen sehr angegriffen. - Mit Freygeht es Gott sei Dank um Vieles besser. Ernstleidet heut an Zahnschmerzenundeiner dicken Backe. - Der Wind heut Abend ist erstaunlich heftig; bei meiner halb zerbrochenen Laterne (offene Lampen wollen nicht Stich halten) lese ich bis nach 10 Uhr Zeitungen. -

Sonntagden28ten Mai 1843. Heut früh hat sich der Wind etwas gelegt; Franke[,] Lepsiusundich gehen umher, um die OrtederAusgrabung anzuzeigen; Auswahlund[Zählung]wie Anstellung der Arbeiter. - Dann heut einmal gleich nach 9 Uhr Gottesdienst, weil Lepsiusmit Abekenund Bonominach Medinetwill, umseineVisite beim Mudir abzumachen. Um ½ 11 Uhr etwa brechen sie auf,undich schreibe bis jetzt 12 Uhr Mittags mein Tagebuch. - Frankehat gestern3 einkleinesSchwein gekauft, was er heut selbst schlachtetundzurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen BrathenundEssenvonSchweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß istundich das Lager bei LepsiusAbwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt Lepsiusvon Medinetel Fayoumzurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. -

Montagden29ten Mai 1843. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo Abekens Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißerunderträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheiltzwischenBesuchenundAnweisen der Ausgrabungen im Verein mit LepsiusundzwischenAufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder einkleinesSchläfchenundam Abend erquickliches Bad im Canale. -- Heut Abend fängtderWind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. -

Dienstagden30ten Mai 1843. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der AusgrabungenundAuftragen des Todtenfeldes von Meidum. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unterderErde zeigen sich,obgleichganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungenundsonstigem Schmuck des Labyrinths ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste indemPlateau vor derPyramide. -

Mittwochden31ten Mai 1843. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von Lischt. - An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, wasvongroßem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schönundluftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher Mohametgeschaßt wird, der sich dann binnen einer ½ Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auchderKoch Alisoll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig. -4

Donnerstagden1ten Juni 1843. Das Wetter war heut sehr schön, aber auch recht warm; außen waren um 3 Uhr etwa 31° Hitze, doch ging Luft, während im Zelte außerordentliche Wärme herrschte. Nach unsrertäglichenRunde der Arbeiter, die ich heut früh mit Lepsiusmachte, beendigte ich heut den Plan der Pyramidenvon Lischt; am Abend noch einmal die Ausgrabungen besichtigt. - Fischfangenvon Frankein unsrem Canale. - Mit Lepsiussowohl wie Frey’s Gesundheit geht es jetzt recht gut; auch letzterer ist fast ganz hergestellt. -

Freitagden2ten Juni 1843. Ich leide heut ein wenig an einem Geschwür, was sich an der Unterlippe gebildet hat[und] mir, wenn nicht Schmerzen, doch SpannungundKopfweh verursacht. Es wird darum mitdemArbeiten nicht viel; doch beginne ich am Vormittag meinen Plan vomPyramidenFeldevon Illahun. Am Nachmittage Recognoscirung des TerrainsnördlichvonderPyramidezusammenmit Lepsius. Ich bin so glücklich, wieder ein Steinstückchen mit einem Königsnamen zu finden[,] derselbe wie auf dem weißen Tempelstein. - Die Baulichkeiten hier bestehen aus Gräbern mit NilziegelkammernundBrunnen, sehr zerstörtundaus einer Gebäudegruppe, die Feueressen gewesen zu sein scheinen. Am Abend noch Revision der Arbeiten jenseit des Canals. Während des Tages ist das Wetter warmundluftig; Nachmittag wächstderWindundwird spät Abends wieder sehr heftig. Das Zelt schüttelt unendlichen Staub auf uns herab. - Am Abend Probiren unsrer Feuergewehre, wobei sich Lepsiusseine Hand verletzt. -

Sonnabendden3ten Juni 1843. - Ich vollende heut den Plan von Illahun; das Besichtigen der Arbeiten in Gemeinschaftvon Lepsiushat seinen Fortgang. Wir fangen heut an der Nordseite derPyramidemit dem Fortpacken der dort aufgeschichteten Nilziegel an, um einen Versuch zu machen, den Eingang derPyramidezu finden. - Am Abend mache ich einen Eselausflug mit Lepsius, um Ruinen jenseit des Canals nah bei Howarazubesichtigen, die wahrscheinlich dem Dorfe angehören, was Herodotnah bei dem Labyrinthangibt. Sie bestehen aus gebrannten Ziegeln, doch finden sich GranitblöckeundSäulentrümmer darunter, die wahrscheinlich dahin verschleppt sind. Dann besichtigen wir noch die Trümmer eines gebauten Dammes aus Kalksteinen mitgebranntenZiegeln verblendet, mit Stützpfeilern, schon sehr zerstört; dann nach Hause, wo wir mit sinkender Sonne ankommen. - Das Wetter ist heut schön, doch kommen am Abend diealltäglichenheftigen Windstöße. -5

Sonntagden4ten Juni 1843. Pfingstfest. Wir haben heut eine Landparthie nach einem Gute einesHerrn Cliddenverabredet, wo wir ineinemGarten unser Mittagsmahl einzunehmen beabsichtigen. Die Andacht wird deshalb schon um 8 Uhr gehaltenundgegen ½ 10 Uhr sind wir zum Aufbruch bereit; Geschirr, Wein, Caffee, Brod[,] Datteln werden unsrerseits eingepackt, während Cliddenden Braten liefert, den wir freilich auch bezahlen. Zu unsern Eseln werden 4 andre aus dem Dorf genommenundnun geht es im schönsten Wetter über Howaraeine starke Stunde weit bis zum Bahr Jousef, an dessen jenseitigen Ufer die Villa liegt. Der Weg durch Howara, entlang der ausgerissenen steilen Thäler des Bahr bela maim einstigen See Mörisist sehr angenehm; das Bette dieses Sees ist jetzt so hoch, daßdasLand nicht mehr bewässert werden kann, so daß ungeheure Strecken trefflichsten Bodens unbebaut liegen. Malerische AnsichtenundHäuser in Howara. Am Josephskanalempfängt uns Klidden. - Interressante Überfahrt über den Canal auf einem hereingelegten SakiehRade von 4 - 5 nackten Arabern gezogen; zu je 2und2 mit ausgezogenen Schuhen kommen wir Alle glücklich hinüber. Schöner Eindruck eines Gartens durch die blühenden rothenundweißen Oleanderbüsche, Bananen, Basilikum, PfirsicheundAprikosenbäume. Im dichten Weinlaubgang lagern wir uns auf Teppichen; noch nicht reife Trauben hängen in reichlicher Fülle über uns. Es wird Kaffee getrunken, BrodundDatteln gegessen,einePfeife intraulicherUnterhaltung geraucht. Dann Ausflucht nach einem nahen Kloster am Wüstenrande. Vor dem Ausritte setzt sich Lepsiusaufeinganz junges unzugerittnes Pferd,undstürtzt zu unsrem großen Schrecken mit demselben, doch ohne sich Schaden zu thun. Dann Abritt. Am Canal[Resle]entlang gegendieWüste hin. BesehenderGräber nah am Kloster indenFels gehauen,wahrscheinlichaus sehr späteregyptischerZeit. Nachher Besuch des Kloster, wasvondenMönchen verlassen ist,undwo nur alle 8 Tagevondenkoptischen Priestern in MedinetGottesdienst gehalten wird. Ein großes mitvonMauern umgebenes 4eck, ohne Fenster nach Außen. Ein Paar Kuppeln sehen kaum darüber hervor. Inwendig enge Höfe mit Stiegen höchst malerisch aber armselig; die 2 Kirchen höchst〈…〉〈…〉, ein trauriger Aufenthalt; ein halb blöder guter halbwachsener Junge führte uns umher. Studiren derkoptischenInschrift über den Eingängen zudenAltarräumen in der Kirche. - Dann zurück; an einen malerischen Wasserfall inderWüste[,] der durchdasflache Steinplateau lief, vorbei über die Ruinen eines alten Ortes langten wir bald wieder nachdemGute, wo dann ein reichliches Mahl uns empfing. Suppe, in Weinblätter gerollter Reis, (sehr schmackhaft, säuerlich), Pudding, ein ganzer gefüllter Hammel, Äpfel etc., Rheinweinvon Abekenstopfte uns Alle übermäßig voll. Nachher noch gesungen, gerauchtunddann eine Stunde vor Sonnenaufgang aufgebrochen. Vor dem Essen nahmen wir noch ein prächtiges Bad im Bahr Jousef. Ich hielt mich aufdemRückweg mit Frey6zusammen,undgleich nach Sonnenuntergang kamen wir zu Hause an, wo dann noch KaffeeundThee getrunkenundbald zu Bett gegangen wurde. Es war eine sehr vergnügteundgelungene Parthie. -

Montagden5ten Juni 1843. Frey, Ernstundich machen heut früh einen Spatziergang nach Howara, wo wir bis gegen 11 Uhr eine Ansicht des Dorfes zeichnen. - Dann wird gemeinschaftlich eine treffliche Chokolade getrunken. - Am Nachmittage Schreiben des Tagebuchsunddann wieder bei der Pyramide mit Freyund Ernstgezeichnet. - Das Wetter ist heut schönundluftig, nur im Zelte sehr heiß. Lepsiusfindet sich heut wieder nicht wohl, er hat ein altes Übel, den Hexenschuß. Das Arbeiten im Nord derPyramidehat seinen Fortgang.

Dienstagden6ten Juni 1843. -Vor-undNachmittag arbeite ich am detaillierten Ausmessen des Labyrinths. Der Tag ist ziemlich heiß, am Mittag 29°. Um 1 Uhr etwa BesuchvonHerrn Clidden, der den Abendunddie Nacht bei uns bleibt. - Abends sehr müde. Mit Lepsiusgeht es heut wieder besser. -

Mittwochden7ten Juni 1843. Ich komme heut nicht zu meinem Labyrinth, wie ich Willens bin. Am Morgen fange ich an[,] mit Lepsiusherumzulaufen, die Ausgrabung im NordenderPyramideanzusehen, Arbeiter an einem Grabe anzustellen, die Besichtigung dersogenanntenAkropolis vorzunehmen,unddarüber wird es Mittag. Nach einem langen Schläfchenvon1 - 4 Uhr beginne ich, die Aufzeichnung des Labyrinths einzurichten, komme aber auch dazu nicht, weil sich in dem heut angegrabenen Grabe interressante Steine gefunden (wieder mitdenNamen Amenemhe’s III, derwahrscheinlichErbauer des Labyrinthsist), was eine 2te Lokalbesichtigung mit Lepsiusveranlaßt, worüber auchderNachmittag vergeht. Der Tag ist sehr heiß, ich beobachte im Schatten 32° Hitze, im Zelte selbst aber ist es noch viel heißer. - Abekenund Bonomisind seit heut früh mit Cliddenauf einer Exkursion indas Fayoumbegriffen, wovon sie erst morgen zurückkehren wollen. -

Donnerstagden8ten Juni 1843. Am Vormittag Fortmessen am Labyrinth. Der Tag ist ziemlich warm. Bei Sonnenaufgang 15°; um ½ 12 Uhr 28°undum 2 Uhr etwa 31°. Abends immer heftige Windstöße, die nach Sonnenuntergang das Gleichgewicht der Luft herstellen. Heut ist der Schacht, der indasInnere7 derPyramideführt, gefunden,undich besichtige die Sache nach dem Mittagsschläfchen. Lepsiuskommt hinzuundwir beschäftigen dann wieder Arbeiter, um die Bauart derPyramideselbst zu untersuchen. Dann fange ich an[,] am Labyrinthaufzuzeichnen,undnehme zum Schluß des Tages ein stärkendes Bad. - Abekenund Bonomikommen auch heut noch nicht zurück. - Wir haben jetzt täglich 100undeinige Ausgräber.

Freitagden9ten Juni 1843. Vormittags beschäftigt mich die Aufzeichnung derPyramidevon Meidum, die ich gemäß unsrer letzten Aufmessung construire. Am Nachmittag ferneres Auftragen des Labyrinths, Besichtigung der Arbeiten am EingangderPyramide, Bad. Früh Morgens vor Sonnenaufgang 12°[,] um Mittag 30°; viel Wind, besonders jetzt gegen 10 Uhr; herrlicher Mondschein. -

Sonnabendden10ten Juni 1843. Auftragen am Labyrinth; am Nachmittage auch weitere Aufnahme desselben. - Abends wieder ein Bad genommen. - BesuchvonHerrn Clidden,Herrn GiuseppeundHerrn Müller, einem Deutschen, Neffen desHerrn Dumreicher, die heut Mittag mit uns essen. - Wir haben heut 28° Wärme, NachmittagundAbends heftige Windstöße. -

Sonntagden11ten Juni 1843. Nach dem Frühstück Spatziergang mit Freyund Ernstnach Howara[,] wo wir eine Ansicht des Dorfes zeichnen. Um ½ 11 Uhr zu Hause, Andacht, Frühstück; dann Besehen der AusgrabungenundUntersuchungen anderPyramidemit Lepsius. - BeiderRückkehr sehen wir plötzlich sich einen der großen Architravblöcke bewegen,undin die daneben gegrabene Grube fallen. Kinder hatten vorher dort gespielt,undein Wimmern verkündete uns sogleich Unglück. Wir laufen hinzuundfinden die 3 Kinder unter dem Blocke begraben; 2 davon, ein Mädchenund1 Knabe, werden fast wunderbar erhalten, beinah unversehrt darunter hervorgezogenundgegraben; der letztere nur war am Knie beschädigt. - Noch 1 Kindvonetwa 9 - 10 Jahren lag unten. Mit vereinten Bemühungen fast aller Arbeiter wirdderBlock herabgewälzt,unddie zerschlagene Leiche des Knabens darunter hervorgezogen; das war dann ein trauriger Anblick. - Lepsiusschickte den alten Eltern des Knaben 60 Piasterundwie ich höre, hatmandasKind schon heut begraben. Der Block hatte sich gewälzt, weil die Kinder sich damit vergnügten, Schutt unter demselben herauszubuddeln. Nach einem Schläfchen Spatziergang mit Abekenund Freynach einem Theile des Bahr bela ma, wo wir Letzteren Ansichten dieser höchst interressanten schönen Felsformationen, welche vom Wasser8 indenBoden gerissen sind, zeichnen. Nilboden liegt wohl 15 - 20[ Fuß] hoch (unerreichbar fürdiejetzige Überschwemmung) über dem Felsplateau, welches Jahr für Jahr vom Wasser erreicht, durchfluthetundausgespült wird, wodurch sich schroffe Felswände mit mächtigen herabgesunkenen Blöcken bilden, zwischen denen eine breite Wasserfläche sich hinzieht; diese Formationen bieten ein höchst interressantes Schauspiel, vonderuntergehenden Sonne glühendundvöllig magisch beleuchtet. - Um Mittag etwa 27 ½°. Nach Sonnenuntergang wieder beidenZeltenundtüchtig zu Abend gespeist. -

Montagden12ten Juni 1843. - Den ganzen Vormittag bin ich mit Aufmessen meines Detailplanesvom Labyrinthbeschäftigtundam Nachmittage mit dem Auftragen desselben. - Abends ein Bad; Besichtigen der Ausgrabungen, die am Eingang derPyramidesehr langsam vorschreiten. - Bevölkerung unsres Lagers mit Gänsen, Puten, Hammel, Hühnern, einer Katze, die sich Lepsiusder vielen Mäuse wegen angeschafft hat. Das Wetter etwa nur 27 - 28°, am Abend wieder sehr windig.

Dienstagden13ten Juni 1843. Vormittag Aufnahme des weiteren Labyrinths, Nachmittag wieder Zeichnen desselben. Es ist heut außerordentlich windigundenorme Quantitäten Staub werden fortdauernd indieZelte geweht. Um Mittag mit LepsiusRevidirung der Ausgrabungen, wo denn beim Eingang indiePyramidedie enorme Breite desselben durch eine glückliche Querwand unterbrochen wird, so daß mehr Hoffnung aufdieFindung des eigentlichen Schachtes geschöpft werden kann. Abends nochderCaffee bei fast Vollmondschein. Alle aufderPyramide, um ihre Orientierung nachdemPolarstern zu beobachten; es ist rings umher ein magischer Blick; jede Kleinigkeit erscheint vollkommen klar, die Nacht lau; wir finden, daß die Seitenodervielmehr Schutthügel des Labyrinths nicht vollkommen orientiert sind. - Unser langer Kavaß Ibrahim Agahat jetzt die Wirthschaftssorgen übernommen, was weniger Streit unterdenDomestikenundmehr OrdnungundRuhe im Lager hervorbringt; überhaupt ist dieser Kavaß in Betreff seiner Thätigkeit ein Muster. - Wir Alle sind jetzt recht gesund. -

Mittwochden14ten Juni 1843. Früh Morgens mit LepsiusRevision der Ausgrabungen, was unsere Stunden wegnimmt; dann Weitermessen an meinem LabyrinthundNachmittags Aufzeichnen des Vermessenen. Der Tag ist wie gestern außerordentlich windigundstaubig,unddie Abwaschung in unserm Canale sehr nothwendigunderquicklich; Abends noch einmal Besuch der Ausgrabung hinterderPyramide, wo man zu keinem Eingange gelangen kann. 9

Donnerstagden15ten Juni 1843. Früh bis Mittag am Labyrinthgemessen[,] Nachmittags aufgetragen. - Wir fangen an zu glauben, daß wir inderKammer derPyramidebereits sind, obwohl dieselbe dann vollkommen außer der Mitte derselben liegen würde; ein andrer Eingang wird noch nicht gefunden[,]obgleichwir bereits überdieMitte derPyramidehinaus sind. - Das Wetter, wiewohl luftig[,] doch besser wie gestern, nur am Nachmittag wieder viel WindundStaub. - 28° am Mittag.

Freitagden16ten Juni 1843. Immer noch sehr viel WindundStaub, der sehr abmattet, wo denn ein Bad sehr erquicklich ist. Wir haben am Mittag 31°. Meine Geschäfte gehen heut wie gestern fort, ich habe immer noch am Labyrinthzu thun, wo ich die Aufnahme des einen Flügels beende. Am Abend besuche ich noch die Ausgräber. - Nach dem Essen Alle in unsrem Zelte, wo wir uns bis ½ 11 Uhr sehr angenehm underhalten. -

Sonnabendden17ten Juni 1843. Beginn der Aufnahme des mittleren Theils des Labyrinths; der Tag ist sehr heiß; um Mittag draußten im Schatten 34°, im Zelte 36½°; heiße Luftströmungen[,] Bad am Abend, Frankehat durch Aufstau unsern Canal sehr hübsch tief gemacht. - Wir finden in der bis jetzt ausgegrabenen Felskammer keinen Eingang in einen Schacht; die Kammer war aber ohne Zweifel verkleidetundtheilweise mit Hieroglyphen versehen. - Morgen wollen wir eine Exkursion nach Medinet el Fayoummachen, Frey, die beiden Weidenbach’sundich. -

Sonntagden18ten Juni 1843. Nachdem wir Caffee getrunkenundgleich darauf Gottesdienst gehalten, mache ich mich mit Frey, Ernstund Max, dem Jungen Hassanundeinem Wüstenknaben nach Medinet el Fayoumauf. Der Tag ist schönundheiß. Nah beidemGarten[,] wo wirHerrn Cliddenbesuchten[,] geht der Weg am Bahr Jusefentlang, wo sich einige höchst malerische Punkte finden. Landhäuser aus Nilschlamm in schönen GruppenvonAkazien, SykomorenundPalmen vergraben, Alles dieß sich im Wasser spiegelnd. - Nachundnach rückten die Minarets von el Fayoumnäher, die von dem heutigen Basar kommenden Leute wurden häufiger,undbald rückten wir indieStadt selbst ein. Buntes Leben[,]10 sehr an Cairoerinnernd. Der enge Basar stickend voll Menschen. Unter unzähligen häßlichen WeibernundMädchen doch auch manches interressante Gesicht; die lumpigsten Fetzen immer noch malerisch. Mit einigem Nachfragen finden wirdasHaus eines jungen Mannes,Herrn Joseph(eigentlich aus Syrien), der Aufseher einiger Landgüter (Prokurator) desamerikanischenConsuls Gliddenist. Freundliche Aufnahme in dem rohen Hause mitdengefährlichen Treppen. Caffee; dann ein Frühstück von schönem weißen Brod mit Früchten als da waren: ÄpfelundBirnen (beide nicht besonders)[,] indische Feigen (von keinem üblen Geschmack), Pfirsiche, noch nicht reif, Käse. - Gegen Mittag Spatziergang außerhalb der Stadt durch muselmanische Kirchhöfe mit unzähligen Kuppelchen (wie eine Stadt aussehend), nachden RuinenvonArsinoe, die dicht vordenThoren sich hinziehen in mächtiger Ausdehnung. Die Hitze ist außerordentlich; der Wind treibt einem Gluthströme entgegen; fast ringsum keine SpurvonSchatten. Umherwandeln aufdemstaubigen Schutt, MarmorstückevonWandbekleidungen, Münzenundandre Kleinigkeiten gefunden. Dann zurück. Im Thore auf einer Brücke nebeneinerMoschee warten wir Übrigen bis Freyeine wunderschöne Ansicht auf den Josephskanalmit daran liegenden Häusergruppen gezeichnet. Badende Knaben, Wassertragende Mädchen unterhalten uns. Dann nach HausundLimonade beiHerrn Giuseppegetrunken. Später in einem nahen Garten ein prächtiges Bad im Josephskanalgenommen; badende Weiber mit ihren Kleidern im Flusse. AufdemRückwege zeichnet Freywieder, während wir warten,unddem Bade von JungundAlt zusehen. Nun noch in ein Café, wo inderMitte einekleineFontaine angebracht; Dame spielende Soldaten uns gegenüber; links ein Barbier, derseinelangwierige Kunst ausübt. Nun zu Hausundrecht gut Mittag gegessen, dann wieder KaffeeundPfeifenunddann machen wir uns aufdenRückweg. VordemThore dertürkischeOffizier, der seinen Stock aus Vergnügen nach seinen Dienern wirft, um uns seine Kunst im Treffen zu zeigen; nachher tummelt er sein stattliches Roß, was immer11einensehrinterressantenAnblick gewährt.Herr Josephbegleitet uns noch eine Strecke, dann machen wir allein weiterundkommen gleich nach Sonnenuntergang beidenZelten an. Wir hatten heut wieder 34° Wärme. - Die Parthie hatte uns Alle sehr befriedigt.

Montagden19ten Juni 1843[. ]Ich gehe schon sehr früh an meine alte Arbeit mit Aufnahme des Labyrinthsundkehre gegenMittagzurück. Am Nachmittag schreibe ich für LepsiusaneinemAufsatze überdiePyramiden, den er andieAkademie schicken will. Es ist heut weniger heiß, nur 31°, ziemlich windig. - Bad gegen Abend. NachdemEssen Tagebuch schreiben. -

Dienstagden20ten Juni 1843. Fortgesetzte Aufnahme des Labyrinths; nachdemAbendessen schreibe ich nocheinenkurzen Brief andieMutter, der Morgen mit einer größeren Sendungvon Lepsiusundden Freunden nach Cairogeschickt werden soll. - Der Tag wie gestern, nicht allzu heißundam NachmittagundAbend heftige Windstöße; 30° Hitze.

Mittwochden21ten Juni 1843. Wiederum Vor -undNachmittag Beschäftigung mitdem Labyrinth; am Mittag Besichtigung der Ausgrabungen mit Lepsius, Messung der Neigungswinkel der BekleidungderPyramidean den Stücken, die wir aufgefunden; Winkel sehr flach, 41°. Heut früh nur 11°; es hat stark gethaut,undwaren am Vormittag Wolken am Himmel, die das LichtderSonne ein Weilchen dämpften, was auffallend war, seit längerer Zeit istderHimmel unverwüstlich klar. - Es regnet hier im Fayoumfast nie, wie mir neulichHerr Giuseppesagte. - Wie gestern Abends gebadet. - Vergebens auf unsern schon seit längerer Zeit nach Cairogeschickten Boten gewartet, der Briefe bringen soll. -

Donnerstagden22ten Juni 1843. Während Lepsiusheut mit Frankeund Maxeinen Ausflug nach Medineunddem Obelisken von Bagigmacht, messe ich mit Hilfevon Ernsteinige schwierige Linien über unsren kleinen Canal fort, wodurch ich beim Auftragen die Überzeugung gewinne, daß auch diewestlicheSeite des Labyrinths wenigstens 12° abweicht. Dies macht mir viel MüheundAufenthalt, auf den Plänen zu ändern. Ich muß die Querseite zum dritten male aufzeichnen. - Dazwischen Revidirung der Ausgrabungen. - Es ist heut 33° Wärme um Mittag. - Nach Sonnenuntergang Lepsiuszurück. -12

Freitagden23ten Juni 1843. Fastdenganzen Tag zeichne ich am Labyrinth, den gestrigen Fehler verbessernd. Es ist heut sehr heiß; wir haben als höchsten Stand des Thermometers 35°; hier im Zelte 36°. Ich nehme heut mit Abekendie Mittagslinie, die hier eine Abweichung der Magnetnadelvon gibt. Noch während der Nachmittagsbeobachtung erhebt sich wieder der heftigste Wind, der WolkenvonSandundStaub mit sich führt; er verursacht[,] wie bei unsdieGewitter[,] eine Ausgleichung der Luft, wie es denn auch den Abend sehr kühl wurde. - NachdemAbendessen lange Unterhaltung[und] Session Aller in unsrem Zelte. - Tags vorher Skorpione in Lepsius’s Zelte. - Unbegreiflicherweise immer noch keine Nachricht aus Cairo; unser Bote kehrt nicht zurück. -

Sonnabendden24ten Juni 1843. Heut früh vor Sonnenaufgang nur 9 ½° Wärme. - Gestern[,] wo längster Tag war, ist der Sonnenuntergang etwa um 7 Uhr. - Es kommt heut aus Cairomit unsrem dorthin gesendeten Boten eine große Menge von Briefen aus Europa, worunter leider keiner für mich, noch für die Weidenbach’sund Franke, nur einer für Frey; auch neue Zeitungen kommen,undda gibt es denn Manches zu lesenundzu sprechen. Doch bin ich den Tag über nicht unthätig,sondernarbeite sehr eifrig an meinem Planvom Labyrinth, so zwar, daß mir zuletzt ganz schwach wird; darauf Revision der Ausgrabungen mit Lepsius. In der Kammer vor derPyramidefinden wir keine Thür,undwir werden unsre Nachforschungen nachdemEingang derPyramideaufgeben müssen. Etwa am Dienstag, wenn unser neuer DragomanundKoch gekommen sind, wird wohl unsre Exkursion nachdem Birket el Keirounangetreten werden. Da heut Johannistag ist, so haben wir Brennmaterialvontrocknem Schilf aufdiePyramidebringen lassen, was nachdemEssen angezündet[,] uns ein herrliches Schauspiel gibt. Dann Versammlung Aller in unsrem Zelte, wo die in den angekommenen Zeitungen enthaltenen, auf unsre Reise Bezug habenden Briefe von Bonomiund Abekenübersetztundvorgelesen werden, was bis nach 10 Uhr eine interressante Unterhaltung gewährt. Der Tag ist heut gegen gestern kalt zu nennen, 27° war dasmaximumder Wärme. - NB. Inhaber des Zeltes 1ter Klasse; Napoleon ( Frey).

Sonntagden25ten Juni 1843. NachdemFrühstück Anstellung der Arbeiter mit Lepsius. Während Freyund Ernstzum Zeichnen Spatzieren gehen, erfreue ich mich an Lesung der früheren alten Briefe, die mich lebendig an die Meinenundalle heimathlichen Verhältnisse erinnern. Dann copire13 ich 2 Zeichnungenvon Freyaus Medinet el Fayoumundendlichschreibe ich Tagebuch bis jetzt, wo gleich Zeit für unsre Morgenandacht ist. - Nachmittag Spatziergang mit Ernstund FreynachdeminterressantenFlußbett des Bahr belama, wo die beiden Andern zeichnen, während ich, der Länge nach auf dem platten Felsboden ausgestreckt, einer kleinen Indispositionundmeiner Trägheit nachgebe; dann baden wir uns dort; der Grund ist sehr thonigundes ist sehr flach, aber dennoch erquickend. Die Hitze ist heute nicht sehr bedeutend.

Montagden26ten Juni 1843. Morgens mache ich mit Lepsiuswieder die Runde der Ausgrabungen; diePyramidenKammerhaben wir aufgegeben, nachdem wir gesehen, daß kein Schacht aus derselben indasInnereführt; da wir überhaupt mit den meisten Punkten des Terrains im Klaren sind, wird beschlossen, die Arbeiter[,] bis auf wenige Mann[,]vonMorgen an wegzuschicken. Während wir Untersuchungen über die Ziegellagen andenEcken derPyramidemachen, werden die erwarteten neuen Diener angemeldet, wovon der eine, der Koch, wegen zu großer Prätension gleich wieder weggeschickt wirdundunser alter Alibehalten wird. Am Nachmittag arbeite ich am Labyrinth; Aufnahme der weißen Tempelüberreste. Bad im Canal; nachdemEssen Lieder in unsrem Zelte gesungen, wobei Lepsiusbesonders sehr heiter ist, wie er es denn im Ganzen jetzt stets zu sein pflegt. Die Hitze etwa 30°; aber WindundStaub den ganzen Tag über so enorm, daß fast nichts Ordentliches anzufangen ist. Am Mittag hatten wir BesuchvoneinemfranzösischenNaturforscher, dessen Namen ich nicht weißundder mir auch nicht bemerkenswerth erschien. -

Dienstagden27ten Juni 1843. Heut war in Bezug auf die Wärme ein echt egyptischer Tag; sie stieg um Mittag im Schatten auf 36 ½°, beinah 37°undnoch um ½ 5 Uhr waren 35°; das Wasser in Abekens kupferner Kanne war 40°, so daß man es nicht lange halten konnte, ohne sich weh zu thun; alle Gegenstände waren glühend warm; den ganzen Vormittag ging fast kein Lüftchen. Ernstund Maxwaren zum Obeliskenvon Begigbei Medinet; ich operirte am Morgen mit meinem Instrument anderPyramide, um ungefähr ihren Auslauf zu bestimmen; maß dann einige Terraindurchschnitte der ausgegrabenen Stelle nach, wobei michdieübergroße Hitze ins Zelt trieb. Nachmittag gegen 5 Uhr ferneres Aufmessen14 bei heftigstem WindundStaube, der sich eben erhoben. Am Abend BadundnachdemEssen wieder mit Lepsiusin unsrem Zelte langefreundschaftlicheUnterhaltung. -

Mittwochden28ten Juni 1843. - Der erste Theil der vergangenen Nacht öfters unterbrochen durch das heftige Bellen des Hundes, der bisweilen die Nächte bei uns ist. Der lange Cavaß Ibrahim AgamachtdieRunde; mir scheint es kaum zweifelhaft, daß ein Dieb im Anzuge war. - Heut Vormittag Herumlaufen mit LepsiusunBerathung überdasTerrain; auch Messung derverschiedenenzum Labyrinthverwendeten Ziegeln. Nachmittag Arbeiten an meinem Detailplan. - Die Hitze ist heut 30°, der spätere Abend sehr windig. Nach dem Abendessen Unterhaltung mit LepsiusvonseinemPariser Aufenthalt.

Donnerstagden29ten Juni 1843. Heut Vormittag hilft mir Freyeine Zeit lang beim ferneren Aufmessen der Ostseitevom Labyrinth; ich fahre später allein darin fortundam Nachmittage wird aufgezeichnet. Lepsiusun Abekenbekommen heut BesuchvonHerrn Nascimbene, Architekten des Mehmet Ali, der bei AufnahmeundNivellierungen des Fayoums beschäftigt ist; er hat 77meterGefälle von Medinetbis zum See Keirounbekommen, während Linantnur einige 20 hat! - Der Tag ist ziemlich warm 29 - 30°. -

Freitagden30ten Juni 1843. Vormittag wieder Aufmessen am Labyrinth; Nachmittag will ich zeichnen, aber es ist wegen des fortdauernden heftigen Windes nicht möglich; mit größter Mühe kleb ich einige Bogen zusammen. Der fasttäglichsich wiederholende Wind ist sehr unangenehmundverleidet Einem inderThat den Aufenthalt in Egypten; wir sind mitten im Sommerundnoch keine konstante Witterung. Abends spülen wir uns den Staub von unsern Körpern in unsremkleinenKanale. Wir haben nur 27 ½° Wärme. -

Sonnabendden1ten Juli 1843. Ich bleibe heut zu Hauseundzeichne im Zelte. Am Abend wird unsre Parthie durchdas Fayoumbesprochen, die wir am Montag antreten wollenundzwar Lepsius, Abeken, Bonomi, Ernstundich; sie wird etwa 8 Tage wegnehmen. Das Wetter ist heut immer noch stark windig, wenn auch nicht so arg wie gestern. Ich hatte den Thermometer nicht hinausgehängt, schätze es aber in windstillen Momenten circa 32°. Heut kommen wieder schöne Weintrauben, indianische FeigenundPflaumen aus Medinet. - Abends wie gestern Bad. -15

Sonntagden2ten Juli 1843. Heut Vormittag bleibe ich zu Hauseundbeschäftige mich theils mit Zeitung -, theils mit Briefelesen, leider immer die alten, wodurch aber doch die heimathlichen Erinnerungen auf das Lebendigste erweckt werden. Dann messe ich mit Ernstdie ausgegrabene Kammer vorderPyramideunddiese selbst, wonach dann um 11 Uhr Gottesdienst gehalten wird, dem sich unser Dejeunerundnachher eine Berathung in unsrem Zelte über die morgen zu unternehmende Parthie nachdem Birket el Keirounanschließt. - Der lange Cavaß ist nach Medinet, um EselundKameele zu besorgen, auch einen Soldaten des Mudir, der hier währenddem Wache halten soll; Er kommt erst nach unsrem Abendessen zurück,und Lepsiusmacht ihn ein wenig runter, weil er sich zu Tische setzt, ohne ihm Bescheid überseineAufträge zu sagen. - Noch spät packe ich einen Theil meiner Sachen zusammen. - Der Tag mittelmäßig warm, ziemlich windig; es fährt die heftigste Windhose durch unser Zelt, die ich bisher erlebt habe. -

Montagden3ten Juli 1843. Reise in das Fayoum, Theilnehmer Lepsius, Abeken, Ernst, Bonomiundich. - Um ¾ 8 Uhr werden wir mit Aufpackenundden Vorbereitungen dazu fertig; Bonomizieht den kürzerenundbequemeren Weg mit den 2 Packkameelen über Medinenach Biachmevor, wir Andern nehmen unsern Weg nach Norden dem Lauf des Canales Wardenientlang, der längs dem Wüstenrande verfolgtundseine Lage auf der Linantschen Karte berichtigt wird; langerundermüdender Weg bis zum Ende des großen Dammes, wo rudera von Wasserbauten den Durchgang des Wardenidurch den Damm zeigenundbeweisen, daß der Canal ein alter ist. Rittvonhier zu nahen Ruinenhügeln, wo ich Gesimse römischer Architektur finde. Auf dem Wege in der Wüste interressante Fata morganavonwandernden Gestalten. - Von hier Verfolgen des mächtigen Mörisdammes, der wohl 100 m Sohlenbreite hat bis zum Punkte, wo der Canal Sherkye(ein neuerer) ihn durchschneidetundwo wir, langevonDurst geplagt, Wasser zu finden hofften; doch er floß nicht mehr, ein grünlicher Dümpel labte allein unsre durstigenundmüden Esel. Um zu trinkenunduns ein wenig zu erholen, lenken wir vom Wege rechts ab nach dem ½Stundeentfernten Dorfe Selé, wo wir uns im SchattenvonAkaziengebüsch ineinemkleinenGraben dicht am Dorfe lagern, Kaffee kochen, schlechtesundwarmes Wasser trinkenunduns im Ganzen wohl 1 ½ Stunden aufhalten. Auch bei Seleweite Ruinenhügel, auf deren einem Theil das Dorf erbaut ist. Gegen 4 Uhr Aufbruchvonhier zu demmerkwürdigenThale des Bahr belama, in dessen malerischen Bette wir bis zu unserem Mörisdammfortreiten. Hier wird bei halb zerfallener Brücke getrunken; eine16 Büffelherde schreitet durchdasWasser; ErnstverliertseineJagdtasche, der er nachläuftunddie ich wiederfinde. Aufenthalt an diesem Punkt, der Terrainuntersuchungen wegen, Messung derverschiedenenFels -undSchlammhöhen. Erst spät geht es von hier fort aufdemgroßenDamm biszumDorfe Ellalan, woderDamm sich verliert,zugleichauch die Sonne untergeht. Von hier bis Biachmo, voneinemFührer geleitet durcheineMengevonBächenzwischenPalmen bei Mondschein den Theil des heutigen Weges durchgemacht; erst um 9 Uhr Abends kommen wir höchst ermüdet bei unsrem am Fuß der beiden Piedestalle errichteten Zelt an, wo wirHerrn Portier(einen Conchyliensammler[)];, der sich uns bis zum See anschließen will,Herrn Josephaus Medine,und Bonomiwohlbehalten vorfinden. Noch spät erquickt uns ein gutes Abendbrodunddann ein fester Schlaf. -

Dienstagden4ten Juli 1843. MitderSonne aufgestanden. - AmVormittagmit Abeken’s Hilfe Aufmessen der beiden Unterbautenvon Biachmo. Dann Ausritt mit Lepsiusun Abekenzur Verfolgung des Mörisdammes[,] der nur in abgerissenen Stücken sichtbarunderkenntlich wird. Um 3 Uhr zurück; wir finden unsre Cameele schon abgegangen. Nach eingenommenem ImbißundCaffee brechen wir auf nach Agamie; auf diesem Wege lernen wir das Fayumals den Garten Egyptens kennen. Dörfer auf Dörfer mit den herrlichsten Gärten. Im Dorfe Kelabinverschaffen wir uns für den Berber Mohammedmit Gewalt einen Esel. Alte Frau vordemHause des Schech mitdemGesicht einer[Bauàr]. - Die Stadt Selagingroß, höchst malerische Lage; Flüßchen mit hohen steilen Nilschlammwänden, nackte Kinder darin, Häuser mit Töpfen für die unzähligen Tauben. Die Gärten vollvonriesenhaften indischen Feigen, an denen sich Wein aufrankt; Oliven, Pfirsiche, Palmen, Limonen[,] Sykomoren wechseln mit ihrem Grau malerisch ab; ich vergesse bei solchem Anblick ganz meinerheumatischenRückenschmerzen, die ich schon seit gestern habe. Beim Dorfe Fidiminin einem Garten voller Caktus unter niedriger Laube WeintraubendieMenge gegessen, die uns fast indenMund hingen; dann weiter geritten bis Agamie, wo wir unsrekleineCarawane im Hause des Schech einlogirt fanden; in sehr luftigen aber reinlichen Sälen auf Matten liegt Naturforscherund Bonomischlafend. - Dieses Quartier war Lepsiusunangenehm, doch konnte nun nichts Andres gethan werden. Das aufgetragne Abendessen besteht aus vielen Gerichten, so daß es mir fast Mühe macht, Allem zuzusprechen. Sehr müde schlafen gelegt. -

Mittwochden5ten Juli 1843. Erst gegen 8 Uhr kommen wir von Agamifortundbegleiten diesmal unsre Karavane, die mit unsern Decken, Küchengeräthundmächtigen Wasserschläuchen beladen ist. - VoranzuPferde der SchechvomDorfe mit Dienern zu PferdundFuß, bewaffnet; ein zweiter Schech stößt aufdemWege zu uns. Evolutionen der Reiter, Wettrennen. Im Garten des Schech Weintrauben gegessenunddann weiter17 reiten bis nachdemDorfe Bishè, wo wir ziemlich lange aufgehalten werden, um Führer bis zum Keirounseezu bekommen; mich amüsiren indessen dieinterressantenGruppen der Weiber, MännerundKinder des Dorfs, die von einem Hügel her unsren seltsamen Aufzug neugierig betrachten. GegendundDorf malerisch, doch ist keine Zeit zum Zeichnen;endlichreiten wir abundbekommen auch bald den dunkelblauen schimmernden Streif des Sees zu Gesicht. Nahe dem See wirddasLand unfruchtbarer, die Palmen hören auf, LagervonBeduinenundAraberzelten statt der Dörfer; nun durch das ausgerissene Thal des Bahr Nesletgeritten, jenseits durch Sand über öde HeidevonSchilfgrasundvereinzeltes Gesträuch, den Tamarisken ähnlich bis an den See, wo wir der Insel gegenüber Halt machen müssen, weil der lange bestellte Kahn (markab) nicht da ist. In glühender Sonne auf zerspaltenem Nilschlamm ruhen wir bis die zurückgebliebnen Thiere nachkommenundunser Zelt aufgeschlagen wird.Endlichkommt die Barkeundwir machen noch am Nachmittag eine Fahrt überdenSee nachderInsel. In 1 Stunde durchschneiden wir die grüne Fläche, die die Farbe des Rheins bei Bingenhat.DasWasser ist ein wenig salzig, doch nicht so, daß es unsre Schiffer nicht zu trinken verschmähten. Die Insel istdasödeste Eiland[,] was ich gesehen. Die oberste Schicht des Kalkfelsens liegt in einzelnen großen Blöcken zerklüftet umher. Großartige Ansicht der Ufer des Sees, die ich mit wenig Strichen zeichne. Pelikaneundandre Wasservögel. Durchlöcherter KalksteinvonSpinnen. Der Conchiliensammler findet nicht eine Muschel. Kostbare Tinten des Wassersundder Wüste bei Sonnenuntergang. Ernstzeichnet mitdercameralucida, doch ist es zu windig, um etwas Vernünftiges machen zu können. Abfahrt zum Zelte. DadasBoot wegen des Schlammes nicht nah andasUfer kommen kann, müssen wir jedesmal wohleineStreckevon10 MinutenvomSchiffe andasLandundzurück waten, was keine angenehme Beigabe. - AufderInsel nahm ich mit Ernstund AbekennocheinköstlichesBad im See; das Wasser hatte 20° Wärme. -

Donnerstagden6ten Juli 1843. Ausflucht nach Dimé. Um 8 Uhr Morgens etwa schiffen wir uns ein, nachdemHerr Portieruns verlassen,undsteuern anderInsel rechts vorbei nach Ruinen, die wir gestern aufderWüstenseite entdeckt. An lang hingestrecktem Vorgebirge gelandet nach 1 ½ Stunde, auf hohem postamentartig gebildeten Felsenplateau Fische gefrühstückt(undWeintrauben,[Curacau])[und] danndieFußwanderung nach dem 5 / 4 Stunde entfernten Diméangetreten. Winterlandschaft; eigenthümlicher Anblick unsrer Wanderung über die öden Sandhügelzwischenverdorrtem Gesträuch; mineralogische Untersuchungen aufdemWege. Wunderbarerundgroßartiger Anblick des Plateaus. Ausgewaschne FelsstückevonFischenundandern Formen liegen umher. Herrlicher Blickvondemhohen Hügel, den wir ersteigenundwo wir SpurenvonFelsengräbern finden, indasThal, mit Salz bedeckt; drüber liegen die Ruinen, links die terrassenartig hoch18 ansteigende Wüste. Dann hinüber zu den Ruinen, die beim ersten Durchwandern sehr unsrem Labyrinthgleichen. Nachdem wir uns mit SpeiseundTrank, die wir mitgenommen, erquickt, fange ich mit der Aufnahme der ganzen Geschichte an, komme aber heut nicht weiter als die Umhegung des Tempelgebiets reicht. Da ich nicht fertig werde, fällt Abekenauf die romantische Idee, ich solltedieNacht über dort bleibenundmeine Sache am andern Tag beenden, er wolle bei mir bleiben. Eine kalte gebratene Gans, BrodundWasser ward uns dagelassen, nach unsern Decken indenBarken geschicktundwährend die Andern den RückwegzumZelte antraten[,] bleiben wir ganz allein inderungeheuren Öde. Betrachten des SonnenuntergangsvondenRuinen eines Wohngebäudes aus. Dann zurück, wir esseneinwenig, Abekenerzählte mir Geschichten, währendderMond aufgeht. Unangenehmes Sandwehen.Endlichkommen 2 MannvomSchiffe zurück mit unsren Decken,undvöllig gestiefeltundgespornt legen wir uns schlafen, fest indieDecke gewickelt. -

Freitagden7ten Juli 1843. Nach leisemundfür mich wenig erquicklichen Schlaf gehe ich wieder (nüchtern, da wir keinen Caffee hatten) an meine Arbeit, bis Müdigkeit mich zwingt, den letzten Theil unsrer Gansundetwas Brod zu verzehren; Abeken, der einen weiten Spatziergang gemacht, kommt zurück, als ich damit fertig bin; nun plaudern wir nochzusammeneine Weileunddann arbeite ich fort bis gegen Mittag Lepsiusmit Ernstund Bonomikommen, die dann neues TrinkwasserundFourage mitbringen. Da wird nun gegessen, dann wieder gearbeitet bis 5 Uhr,undda ich fertig werde; dann bis 6 Uhr geruhtundnun zur Barke aufgebrochen, die wir in 1 ½ Stunden erreichen; imköstlichenMondschein noch 1 ½StundenüberdenSee gefahren; es konnte keine schönere Nacht geben,undich wachte geistig lebendig, so körperlich müde ich auch war.Endlicherreichten wirdasZelt;trefflicherGänsebratenund[Banurn]stärkte michunddann legte ich mich zu Bette, wo ich dann viel besser als gestern schlief. -

Sonnabendden8ten Juli 1843. Heinrichs Geburtstag. - Unser Gepäck mitdemKavaß geht zu Landeundwir zu Wasser nachdem Kasr Keirounam äußerstensüdwestlichenEnde der Stadt. Um 8 Uhr brechen wir aufundnach schöner, wenngleich heißer Seefahrt landen wir in 4 Stunden um 12 Uhr am Ende des Sees; unterwegs wird er getieftundWasser mitgenommen; seine größte Tiefe ist etwa nur 14 Fuß, also gar nicht sehr bedeutend. Heut hatten wir eine größere Barke wie gesternundeine große Menge Mannschaft, deren nackte Gestalt mir oft Freude machte. EintrefflichesSeebad erquickte uns, ehe wir nach dem 1Stundeentfernten Kasr Keirounaufbrachen. KameeleundEsel waren mit unszugleicham Landungsplatz angekommen. UnterdemZelte am Seeufer frühstückten wir noch Gänsebraten, Weintrauben, Brod, Kaffee,einHammel ward geschlachtet,unddann brachen wir nach Kasr Keirounauf, was wir nach 1 Stunde Reitens über niedriger unendlich ebnerundkahler Wüste erreichten, aus der das schloßartige Gebäude mit noch andern Ruinen hervorragte. -19 Am Pallast angekommen, ward in seinem Schatten eine große Wassermelone (Batich) verzehrt, das Zelt aufgeschlagenunddann machten wir noch einen Untersuchungsritt durch die weitläuftigen Trümmerhügel, die uns ohne Zweifel als bedeutende Stadt erschienen; Alles aber zeigte sich aus spätester egyptisch-römischer Zeit. Außer dem Hauptgebäude standen 2kleineTempelchen, ein römischesThorundwenige andre unkenntlichere Ruinen; Alles Andre nur Hügel halbvomSande überdeckt. Mit Sonnenuntergang zum Zelt zurückunddie Nacht trefflich geschlafen. -

Sonntagden9ten Juli 1843. Der ganze heutige Tag wurde meinerseits mit Aufmessen des Tempels verwandt, wo ich nach angestrengter Arbeit die beiden Hauptgrundrisse zu Stande brachte, während Lepsiusmit Abekensich mitdemLängendurchschnitt beschäftigteund Ernsteinige Ansichten mitdercameralucida aufnahm. Der Tag war enorm heiß. Gegen Abend ritten wir sämmtlich nachdemSee hinunter, wo das letzte Bad in diesem Wasser genommen ward; nachderRückkunft schmeckte uns das bereitete Abendbrod trefflich.

Montagden10ten Juli 1843. Ziemlich früh wird heut aufgebrochenundes geht zuvörderst durch die flache Wüste, wo wir die Spuren eines alten Canals aufsuchen,undfinden, der ohne Zweifel früher die Stadtvon Kasr Keirounmit Wasser versorgte. An dem Ruinenhügelvon Kasr Benetverzehren wir wieder eine große Wassermelone, kommen dann bald in die Ebne hinunter; in dem Beduinendorfe Kefr Kobald, wo unsundden Thieren der Wassermangel sehr fühlbar geworden war[,] führt man uns in den ausgeweisten Innenraum des ThorwegsvomSchech, wo wir auf ausgebreiteten Matten einiger Ruhe pflegenunduns Caffee kochen lassen, auch etwas essen. Die Fliegen sind aber so abscheulich, daß sie jeden Schlaf verhindernundnach etwa 2 Stunden setzen wir unsern Weg fort, nachdem der alte gute Schech, der uns bei den Seefahrten bis jetzt begleitet, entlassen. In Nesletwarten wir im Schatten eines kleinen Dorfmäuerchens auf einen neuen Führer,undempfangen dabeidenBesuch eines langen, kränklichen Schech, der mit etwa 6 Genossen bei uns niederkauert, wodurch gleich ein stattlicher Kreis entsteht. In dem Dorf Kafr Mokrani, was wir etwa 1 Stunde vor Sonnenuntergang erreichen[,] füllen wir im Bahr Nesletunsre Schläucheundsetzen den Weg fort[,] wieder in die Wüste hinein[], bis wir bei Mondschein an den Ruinenhügeln von Medinat Matianlangenundzwar sehr ermüdet. Es wird ½ 11 Uhr[,] ehe wir etwas zu Abendessen bekommenundum ½ 12 Uhr erst können wir uns schlafen legen, was jedoch ein Schläfchen vorher nicht hindert. - Es war heut ein recht anstrengender Tag. -

Dienstagden11ten Juli 1843. Über die sehr ausgebreiteten Ruinenvon Medinet Matigeht unser Weg dem See Gerakzu, den wir jedoch nicht erreichen, sondern links ab nachdemgleichnamigen Dorf gehen. Wir sind mit Sonnenaufgang aufgebrochen,undich habe nicht recht ausgeschlafenundbin sehr müde. Vor Gerakverzehren wir wieder erquick20 ende Wassermelonenundsetzen dann den Weg zur Aufsuchung des Mörisdammesfort. Bei den Ruinen von Talutmüssen wir abermals anhalten, um die Esel zu fütternundwir selber essen schimmliches Brod[,] KäseundMelonen. Bei Schech Achmetund Schech Nurifinden wir Spuren eines DammesundCanals[,] doch keine des großen Mörisdammes[,] dessen andre Hälfte wohl ganz verschwunden ist. In Medinet el[Heit][,] wo auf hohen Hügeln arabische GräberundSantons stehen, machen wir Halt zur Recognoszirung des Terrains. Essen der großen Melonen, die Bonomiim Santon schlachtet. - Auch hier weilen wir nur ½ Stunde, dann geht es an langem Staudamme mit gegengeschütteter Erde, der vielleicht aufderStelle des alten erbaut ist, weiter nachdemDorfe Atsé, wohin wir die Kameele vorausgeschickt hatten. Hier essen wir einen Eierkuchenundtrinken Caffee,undbeschließen dann, noch heut nach Hause zurückzukehren. Wir nehmen den nähern Weg über Kafr Drowetti. Dort wird fast gar nicht aufgehalten, einige Trauben werden vor dem Übersetzen überden Josephskanalverzehrtundin demselben ein schönes Bad genommen; dann geht es den kürzesten Weg zu unsrerPyramide, wo ichendlichum ¼ 8 Uhr Abends zu Fuß ankomme, weil zu guter Letzt noch alles Riemzeug an meinem Esel zerriß. - BeidenZelten war Alles in Ordnung, nur Frey’s Gesundheit nicht, er hatte einen Rückfall in sein Schlannfieber ertragen müssenundsah elendundverändert aus; doch schien es bereits etwas besser zu gehen. -

Mittwochden12ten Juli 1843. Arbeiten am Auftragen des Kasr Keiroun. Der Tag sehr unangenehm durch den nahenden Samun 32° Hitze, StaubundSand im Zelte. Lepsiushat heut starke Kopfschmerzen. Gegen Sonnenuntergang Besichtigung der Ausgrabungen hinter derPyramide, die nicht gerade zu neuen Resultaten geführt haben. -

Donnerstagden13ten Juli 1843. Fortgesetzte Arbeit an Kasr Keiroun. Der Tag abscheulich windigundstaubig, GluthwindundStaubwolken bedecken uns fortwährend. Mittag 33° im Schatten. Lepsiusist immer noch nicht recht wohl, doch ist es wohl nureinekleineErkältung. Abends Bad im Graben. Täglich Trauben bester Qualität gegessen.

Freitagden14ten Juli 1843. Ich setze die Zeichnung des Kasr Kornfort; der Tag ist heißundwindig wie gestern, doch nur 32°. Mit Lepsiusgeht es besser. Abends mit ihm lange Unterhaltung in unsrem Zelte, wo er uns einen Abriß deregyptischenDynastieen gibt. - Frey’s Zustand ziemlich derselbe, doch eher besser als schlechter.

Sonnabendden15ten Juli 1843. Ich beendige heut Kasr Kornundbeginne diePyramidenvon Biachmo; der Tag windigundunerträglich staubig wie gestern. -21

Sonntagden16ten Juli 1843. Ich beschäftige mich heut den ganzen Tag mit dem Nachtragen dieses Tagebuchs, was ich bei der Reise durchdas Fayoumnicht mitgenommen hatte. Um 11 Uhr wie gewöhnlich ist unser Gottesdienst. Lepsiusbeschließt[,] am DienstagseineReise nach Cairoanzutreten; wir geben ihm Alle unsre bisher gesammelten Zeichnungen mit, um sie in Cairovor den Wechselfällen unserer großen Reise zu bewahren, ich suche darum heut Alles zusammen. - Der Wind heut nicht so heftig wie gestern, die Hitze beinah 33°. -

Montagden17ten Juli 1843. Es ist heut einer der unangenehmsten Tage; der heftigste Gluthwind bringt außerderHitze fortwährend Staubwolken indasZelt; dazu kommt, daß mir beidemAuftragen des Planes von Dimédie Sache nicht recht stimmen will,undich so in doppelt schlechte Laune versetzt werde. - Ich habe Kopfschmerzenundbekomme einen etwas schlimmen Hals, was bei dem ewigen Schwitzen nicht zu verwundern ist. - Wir haben 33 ½° Hitze. - Am Abend wird eine Flasche Rheinwein geleert, Bonomizu Ehren, der uns morgen verläßt, um nach kurzem Aufenthalt in Caironach zurückzukehren. - Unsre heutige Ausflucht nach Biachmoist für jetzt aufgegeben. -

Dienstagden18ten Juli 1843. Ich fahre fort[,] am Planevon Dimézu arbeiten. - Vom Morgen an geht das Packenvon Lepsius, Abekenund Bonomi, die heut über Samienach Cairoaufbrechen. Sie nehmen indeß nochdas2te Frühstück mit uns ein; Lepsiusist wieder nicht ganz wohl; erst gegen 12 Uhr kommen sie fort; Abschiedvon Bonomi. Frankemit beiden Cavaßenundden Gepäckkameelen geht erst morgen früh nach. - Der Tag ist heut stillunddie Hitze im Zelt ist sehr empfindlich; draußten haben wir 32 ½° um Mittag, um Sonnenuntergang noch 30°,undum 9 Uhr Abends 27°. - Mit Frey’s Gesundheit will immer noch kein rechter Fortschritt eintreten. -

Mittwochden19ten Juli 1843. - In der Nacht sehr schlecht geschlafenundsehr viel geschwitzt. Schreck wegen des Losschießens einer Pistole mitten inderNacht von dem Soldaten des Mudir, den wir jetzt bei uns haben. Vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil Frankemit 3 Kameelenundbeiden Kavassen nach Samiehabgeht. Der Tag ist wieder ein Ausbund von Wind, man kann sagen Sturmstößen, die in der That aufs Höchste belästigend sind; der Staub auf den Zeichnungen ist dabeivonbesondrer Unannehmlichkeit. - Nach dem Abgange Franke’s ist es im Lager sehr still; Freyist nicht besser wie gestern. - Ich beendige heut in Blei den Plan der Ruinen von Dimé. - Der Tag ist nicht so warm wie gestern, etwa 31°. 22

Donnerstagden20ten Juli 1843. - Aufnahme derPyramideundihrer Umgebung für meinen Detailplan vom Labyrinth. Beizugleichstarker Hitze (32 ½° um Mittag) ist es empfindlich windig, was meinem etwas schlimmen Halse, sowie meinem Rücken, wo ichsogenanntenNilausschlag haben muß, keineswegs günstig ist. - Nachmittag Auftragen des Ausgemessenen. -

Freitagden21ten Juli 1843. Am Vormittag Aufnahme der Fundamentkammern jenseits des GrabensundZeichnung des letzten Theils der noch unaufgemessenen Kammern hinter dersogenannten Akropolis. Der Tag heiß mit einzelnen heftigen Windstößen. 33° um 3 UhrNachmittags. - Nach einem Mittagschläfchen AuftragenundAusziehenvom Labyrinthplan; Besuch in Frey’s Zelte, mit dem es leider immer auf demselben Punkte bleibt. - NachdemAbendessen zugesehen, wie unser SoldatvomMudir Sidachmet, der während LepsiusAbwesenheit zu unsrer Sicherheit im Lager ist, den zu spät kommenden Nachtwächter prügelt; dann in der schönen stillen Abendluft draußten gesessen, 2 Pfeifen geraucht, Thee getrunken, mit Ernstund Maxgeplaudertundden auftauchenden wunderbar schönen Sternenhimmel bewundert. - Um ½ 11 Uhr zu Bett. -

Sonnabendden22ten Juli 1843. Die Nacht schlecht geschlafen. Am Vormittag den letzten Theil der Kammern des Labyrinths aufgemessen; - Am Nachmittag Auftragen desselben. Der heutige Tag ist, einige Windstöße abgerechnet, recht schön zu nennen; die größte Wärme etwa 32°. - Ernstund Maxmachen einen Spatziergang nach Howarazum Bahr Jousef, um sich zu baden, während ich mich in unsrem niedrigen Bach abwasche. - Abends erzähle ich von meinem Leben in der Dietrichschen Familie, mit der Schmidtpp; alte Reminiszenzen.

Sonntagden23ten Juli 1843. Der Tag vergeht mir mit Lesung der altenvonHause empfangenen Briefeunddem Anfange eines Briefes an die Meinigen; um 11 Uhr lesen wir einige Kapitel aus der Bibel, wo der leider fortdauernd kranke FreyTheil nimmt. Am Nachmittage schießen vorzugsweise Ernstund MaxnachderScheibe. Täglich erquicken wir uns an den herrlichsten Weintrauben, auch schöne Feigen sind jetzt reif, aber ihrem Genusse schreibe ich die beiden letzten sehr schlaflos verbrachten Nächte zu. - VordemZubettgehen Tagebuch. -

Montagden24ten Juli 1843. Ich laufe mich heut den ganzen Vormittag hundemüde an dem Generalplan des Todtenfeldesvon Howaraundkomme wirklich mit der Aufnahme desselben zu Rande. Als ich am Nachmittag eben an das Auftragen gehen will, kommt etwa um 4 Uhr ein Botevon Lepsiusaus Cairo, der seine glückliche Ankunft23 dort meldet,undmir einen langersehnten dicken Brief bringt, der Schreiben vonderMutter, Elisabethund CarlRiechersenthält, auch ein Brief aus Baselan Freykommt mit. Die guten Nachrichten erfreuen mich außerordentlichundder Nachmittag vergeht mitLesungundWiederlesung derselben. - Auch neue Zeitungen sind mitgeschickt. Ich schreibe am Abend nocheinenBrief an Lepsius, besonders in Betreff des Zustandesvon Frey, der leider keinesweges ganz erfreulich, so daß ich inderThat fürchte, er wirdvonderNubischen Reise zurückbleiben müssen. - Der Tag war heut wie gestern, recht schönundangenehm; der höchste beobachtete Wärmegrad 31 ½°; Abends spät 24°.

Dienstagden25ten Juli 1843. Den Tag über bleibe ich im Zelte beim Ausarbeiten des GeneralplanesvomTodtenfelde, den ich ganz auftrageundzur Hälfte ausziehe. - Das Wetter ist recht schön, nicht allzu heiß; Abends einige Windstöße. Mit Freygeht es ein klein bischen besser. -

Mittwochden26ten Juli 1843. Während am Vormittag Ernstund Maxnach Illahungehen, arbeite ich meinen Generalplan des Todtenfeldes fertig; am Nachmittage aber am Specialplan des Labyrinths. Das Wetter ist schön, fast kühl, denn wir haben nur 30° Wärme. Mit Freygeht es anscheinend ein klein wenig besser. -

Donnerstagden27ten Juli 1843. Arbeiten an der Ausführung des Detailplanes vom Labyrinth; der Tag kühl, nur 27° um Mittag. - Frey’s Zustand erregt bei bedeutend zunehmender Schwäche meine große Besorgniß. - Tägliches Bad in unserm jetzt still stehenden niedrigen Canale. -

Freitagden28ten Juli 1843. Ich fahre fort an meinem Detailplane vom Labyrinthzu arbeiten. Das Wetter ist schön, nur am Abend wieder heftigere Windstöße, 29° Wärme; mit Freygeht es ein klein wenig besser. -

Sonnabendden29ten Juli 1843. Während Ernstund Maxeine kleine Parthie nach Medinetmachen, sitze ich heut neben Frey, mit dem es bis auf die fortdauernde Schwäche leidlicher geht, im Zelte, an meinem großen Plane arbeitend, der nun seiner Vollendung entgegengeht. Der Tag schön, wenngleich etwas windig, was sich am Nachmittage bis ins Unangenehme vermehrt; 28° Wärme[. ]

Sonntagden30ten Juli 1843. Ich wollte den heutigen Tag zu eifrigem Briefschreiben benutzen, aber das Gesellschaftleisten an Freyhat mich nur eine Seite schreiben lassen. Um 11 Uhr lasen wir aus der Bibelund Thomasvon[Nempis], aßen dannundamNachmittageweckte24 mich aus meinem Mittagsschläfchen ein Botevon Lepsius, der Medikamente für Freybrachte; ich gebe demselben wieder eine Antwort mit, wodurch derNachmittagherumgeht; das Wetter ist mittelmäßig, die Windtage scheinen wieder anzufangen; mit Freygeht es, wenn auch nicht merklich besser, doch auch nicht schlechter. -

Montagden31ten Juli 1843. Ich fange heut mit MaxHilfe an, den Querdurchschnitt meines Labyrinthplanes zu machen,undrücke damit bis überdenGraben vor. - So viel wie möglich leiste ich jetzt immer FreyGesellschaft, mit dem es jetzt ein wenig besser geht. Das Wetter ist heut sehr kühl. -

Dienstagden1ten August. Am Vormittag mit Maxweiter am Querdurchschnitt nivellirt; denselben, sowie einen kleinen Längenschnitt beendet. Seit gestern haben wir am frühen Morgen einen bewölkten Himmel, was auf mich nicht einen sehr erfreulichen Eindruck macht; die Witterung ist dabei im Ganzen, besonders Morgens sehr kühl. - Abends vor dem Schlafengehen an Weidenbach’s von Diedersdorf[Rathst.]und Lehmannserzählt. -

Mittwochden2tenAugust1843. Am Morgen nivellire ich mit Maxnoch einen Durchschnitt des Labyrinthsunddann begebe ich mich in Frey’s Zelt, wo ichdenganzen übrigen Tag mit der Auftragung des großen Querschnitts zubringe, was auch in Blei zu Stande kommt. Das Wetter ist angenehmundnicht gar heiß. -

Donnerstagden3tenAugust1843. Heut schreibe ichdenganzen Tag an meinem Briefe nach Hause, der dann auf diese Weise beinah zu Ende geführt wird; wenigstens die Schilderung des Fayoum’s. Das Wetter schön; die Hitze 30 ½°. -

Freitagden4tenAugust1843[. ]Ich beende heut meinen Detailplan vom Labyrinth. - Mit Frey’s Gesundheit geht es im Ganzen ein klein bischen besser, soviel ich mich abmüßigen kann, leiste ich ihm Gesellschaft; er hat den festen Entschluß, von hier nach zurückzukehrenundwartet nur auf die Ankunftvon Lepsiusaus Cairo, um sich dorthin zu begeben. - Heut Abend macht Maxtrotz des hellsten Mondenscheines ein kleines Feuerwerk, um für unsre Buben die Ankunft des Nilwassers zu feiern. - Heut wird unserkleinerKanal geräumtundmorgen wirddasWasser wieder fließen, was für uns sehr wohlthätig ist. - Hitze 30 ¾°.

Sonnabendden5tenAugust1843. Elisabeth’s Geburtstag, zu dem ich ihr im Stillen allesundjedes Gute wünsche. - Arbeiten am Auftragen meiner Nivellements. Abends schönes Bad in dem25 nun wieder fließenden Canal. - Der Tag trefflich, 29° Wärme.Abendslange im Mondschein vor Frey’s Zelt gelegenundmeinPfeifchen gerauchtundmich anderköstlichenLuft ergötzt. - Mit Freygeht es langsam, langsam vorwärts. Lepsiusläßt von sich nichts sehen noch hören. - Schlechte, fast schlaflose Nächte heute wie alle vorigen Tage. --

Sonntagden6tenAugust1843. - Ich schreibe heut ein wenig an meinem großen Briefe weiter, der nunmehr bloß Lepsiuserwartet, um zum Schlusse zu gelangen. Dann lesen wir eine Predigtvon Strauß, Nachmittags ein Schläfchen, Zeitungen gelesenundgegen Abend mit FreyeinenkleinenSpatziergang gemacht; Letzterer schreitet allmählig inderBesserung fort. Abends bei köstlichem Mondscheinundlauer Luft auf Teppichen vor Frey’s Zelt gesessenundgeplaudert. Nach 9 Uhr wurden wir ausdemZelte durcheineHiäne aufgeschreckt, die unserm Lager ganz nah gekommen warundvon Hauadmit vielem Geschrei verfolgt wurde. - Die heutige Nacht wieder etwas besser geschlafen.

Montagden7tenAugust1843. Am Vormittag die bisher aufgenommenen Durchschnitte des Labyrinths fertig gemacht. - Das Wetter schön; 29° um Mittag. Die größte Hitz scheint vorüber zu sein. Abend’s Bad. -

Dienstagden8enAugust1843. Früh die Aufnahme 2er neuer Durchschnitte anderPyramideundam Nachmittage deren Aufzeichnung. -Zugleichan die Mutter einen schnellen Brief geschrieben. Die Wärme wieder um 29°; sehr angenehme Temperatur. Unserm kranken Frey, der[,] wenn auch etwas munterer, doch täglich magrer wird, werden Tage zu Wochenunder kanndieZeit nicht erwarten, fortzukommen. Lepsiusgibt noch immer keine Nachricht von sich. -

Mittwochden9tenAugust1843. Morgens mit MaxNivellirung des letzten Theilsvom Labyrinth, Durchschnitt der Akropolis; dann Auftragen desselben. - AmNachmittaggegen 2 Uhr erscheint plötzlich Abekenzu Pferd zu meinergroßenVerwunderung allein. Ihm nach aber kommt Bonomi(etwa 1 Stunde später) mit Dienernund1 Sänfte[,] um Freynach Cairoabzuholen. Der letzte Bote an Lepsiushatte meinen Brief beinah 8 Tage zu spät abgegebenunddaher die lange Verzögerung einer Nachrichtvonseiner Seite. Freylebt in Hoffnung auf; sie werden morgen früh abgehenunddann erst wird Lepsius, der von seinem nervösen Fiber, was er in Cairogehabt hat, wieder hergestellt ist, mit der Barke uns hier abholen. Er will mit Abekenallein zu Lande gehen, was ich in keiner Weise billige. Das Angenehmste aber, was Abekenbrachte, waren die SachenundBriefe, die mit der endlich angelangten26 Kiste aus Berlinangelangt waren. Da bekam ich Briefe von der Mutter, von Elisabeth,von Heinrich(3)[,] von Feit(2), von Streichhau, von Runge, auch Zeitungen mit meinenundden Inseraten der Andren; das schöne Schreibkästchen vonderMutter mit süßem Inhalt (SchokoladeundBonbons) endlich die theuren GedichtevonOnkel Fritz. WelcheinReichthum war das, der heut Abend noch gar nicht recht verdaut werden konnte; ich kam kaum zum vollständigen Lesen der Briefe. Den fast fertigen Brief nach Hause beschließe ich heut Abendundwerde ihn morgen an Abekenmitgeben. - Die AufregungundFreude über so viel NeuesundAngenehmes hält mich die halbe Nacht wach. - Nach unsrem abendlichen Mittagsessen rauchen wir gesellig um Frey’s Zelt noch einmalunsrePfeifenund Abekenhat Manches zu erzählen. Bonomiwirdwahrscheinlichin Cairofür künftige Zeit bleibenundgroßherrlicher Bewahrer der ägyptischen Alterthümer werden. -

Donnerstagden10tenAugust1843. Frey’s Ungeduld zum Aufbruche treibt mich nach kurzem Schlafe schon lang vor Sonnenaufgang heraus; ich habe kaum rechte Zeit, den Brief andieMutter zu versiegelnundzu adressiren. Dann frühstücken wir zusammen, rauchen nocheinePfeife, während des Fertigmachens des Packkameeles,undnehmen dannvon Freyhinter dem LabyrinthinderWüste Abschied, er aus seiner Sänfte heraus. So sind wir denn noch einsamer denn früher. HeutVormittagbeschäftige ich mich nur noch mit den empfangenen Briefen, Zeitungenunddem Schreiben dieses Tagebuchs. Eben bringt unser Soldat uns eine Schüssel köstlichster Feigen, die, während der Wein uns ausgeht, wenigstens halb die Stelle desselben ersetzen können. - Den größten Theil des Tages bringe ich noch mit Lesung der empfangenen Briefe, Zeitungen sowie des BuchesvomseligenOnkel Fritzzu; erst gegen Abend wird der Nivellementsplan wie die Kartevom Labyrinthvollständig fertig gemacht. - Die Tage werden jetzt schon wieder kälter; der Sommer scheint vorüber. Wir haben 29°. -

Freitagden11tenAugust1843. Es beschäftigt mich heutderPlanvon Dimé, den ich fast beende. Das Wetter ist sehr kühl, nur 27°unddabei stark luftig. Nach Tisch BesuchvonHakim el Hot, der 2 unsrer Wächter wegbugsiren willunduns dafür 2 andre27 zuschantzen, was ich aber nicht zulasse. Abends lese ich meinen Zeltgenossen etwas ausderIphigenie vor. - Nachts sind jetzt die ganz kleinen weißen Mücken sehr peinigendundunausstehlich. Der Tag ist bemerkenswerth, weil selbst noch am Nachmittag Wolken am Himmel zu sehen waren. -

Sonnabendden12tenAugust1843. Heut Morgen wieder wolkiger Himmel. Ich schreibe heut einen Brief an Feit; es fällt nichts Besondres weiter vor. Das Wetter kühl, 27 ½°. -

Sonntagden13tenAugust1843. Ich schreibe den Tag über einen Brief an Elisabeth. Vormittag trinken wir Chokolade, wozu eine Tafel der mir vonderMutter geschickten dient. Wir 3 lesen zusammeneinePredigtvon StraußundeinLiedvonOnkel Fritz. Unser Soldat beschenkt uns heut miteinemKuchen, einer Art Blätterteig. - Der Tag, besonders am Nachmittag[,] sehr windigundkühl, nur 26 ½°. -

Montagden14tenAugust1843. Ich schreibe heut Vormittag einen Brief an Freund CRiechers. Am Nachmittag vollende ich den Plan der Ruinen von Diméundbeginne die Auszeichnung der Unterbautenvon Biachmo. Wir haben 28° Wärme; amNachmittagunAbend viel Wind.

Dienstagden15tenAugust1843. Vormittags Beendigung des Plansvon Biachmo. Nachmittags Zeitungslesen. Das Wetter kühl, aber schön. Die Fliegen unausstehlich. -

Mittwochden16tenAugust1843. Den Tag über Brief an Heinrichgeschrieben. Nachmittag steige ich aufdiePyramide, mich umzusehen[,] ob Lepsiusnoch nicht kommt. Aber ma fisch; die Aussicht jedoch ist trefflich von ganz ungemeiner Klarheit; manche Gründe der Ebne werden schon vom steigenden Nilwasser erreicht. Nach dem Abendessen nocheinePfeife im Freien gerauchtunddann im Zelt Zeitungen vorgelesen, während heftigster Wind den schönen[,] obwohl nicht allzu heißen Tag schließt. - Wie immer[,] so auch heut in dem röthlichgelben Nilwasser unsres jetzt reißenden Canales gebadet. - Ich lasse heut wieder alle Zelte aufrichten. -

Donnerstagden17tenAugust1843. Am Vormittag VerbesserungenundErgänzungen an meinen Plänen[,] wozu ich einenkleinenSpatziergangnördlichvonderPyramidemachen muß. Herrlich reineunderquickliche Luft. Die Tage werden merklich kühler, besonders die Morgende. - Abends Caffee vor unsrem Zelte; der Tag endet mit Wind. Lepsiuskommt noch nicht. -

Freitagden18tenAugust1843. Vormittag einen Briefodervielmehr ein Gedicht gemacht an Freund Rungezur Antwort seines mir überschickten Blattes. - AmNachmittagsetze ich mich aufdiePyramideunetwa um ½ 6 Uhr kommt inderThatendlich Lepsiusmit Franke, Giuseppe, Ibrahim Aga. Herzliches Bewillkommnen. Abekenist28 noch in Cairoundkommt mit einer eignen Barke nach Beni Suefnach. Freyist kurz (einen Tag darauf) nachseinerAnkunft in Caironoch weiter geschickt, weil Prunerseines Leberleidens wegen ein schleuniges Verlassen des Landes dringend nöthig erachtete. So ist er denn am vergangnen Sonntag mitdemDampfschiffe nach Alexandrienabgegangen, um von dort auffranzösischemSchiffe nach Syrasich einzuschiffen[,] wo er Quarantäne haltenundwahrscheinlichüber Griechenlandnach Italiensich begeben wird. Der also ist leider für mich in Egyptenverloren! - Lange Unterhaltung mit Lepsiusüber seinen Aufenthalt in Cairo; um ½ 11 Uhr gehen wir auseinander; ich habe aber eine sehr schlechte Nacht darauf, wie wir Alle. Erst gegen Morgen gewinne ich einige Stunden Schlaf.

Sonnabendden19tenAugust1843. Dem Tage nach heut vor einem Jahre bin ichvon Berlinabgereist; wieviel erlebtunddoch wie wenig weit erst in dieses Land eingedrungen! - Maxgeht heut mit Josephnach Medineeiniger Einkäufe wegen, nachdem er mir 2 Paar neue Hosen zugeschnitten, da meine alten blau gestreiften dem Zunder gleichen. Lepsiushat mireineneue Weste mitgebracht; die alte rothe[,] aus Berlinmitgenommene[,] hat vollständige Endschaft erreicht. - Heut früh ZeigenundBesehen unsrer gefertigten PläneundZeichnungen mit Lepsius; dann Schreiben des Tagebuchs. - Am Nachmittag beendige ich den Brief an Heinrich; messe auch noch einige Kleinigkeiten, die Lepsiusauf der großen Labyrinthkarte gern haben möchte. Dann Bad. NachdemEssen theile ich Lepsiusaus Heinrichs Briefe das Allgemeinere mitundlese den größeren Theil meiner indenZeitungen abgedruckten Berichte vor. - Das Wetter wird bedeutend kühler.

Sonntagden20tenAugust1843. Jahrestag meiner Abreisevon Berlin. Der Brief nach Hause wird zugemacht; anderKarte noch etwas gezeichnet. - Der Kavaß ist gestern nach Medinegeschickt, um für morgen die Kameele zur Abreise zu bestellenundso packe ich heut Nachmittag die Zeichenkiste wie auch meine Sachen. - Den Abend spät kommen die Kameele (20 Stück wie auch 7 Esel).

Montagden21tenAugust1843. Abreise von dem LabyrinthunddenPyramidenvon Howara[. ]Mit Sonnenaufgang stehen wir aufundsuchen unsre Sachenzusammen;BettenundMantelsäcke werden geschnürt. Lepsius, ichund Josephreiten voran ab, etwa um ¾ 8; am Bahr Sherkyeentlang nehmen wir die Richtungen dieses Kanals sowie die alten Dämme bis zur gorge von Macta. Von hier aus reiten wir quer über das Todtenfeld von Illahunnach der Nilebne hinabundverfolgen den Rand der Wüste bis zu dem Damme, der29 Sauietmit der Wüste verbindet. Lepsius, der die Nacht gar nicht geschlafen, fühlt sich wieder unwohlundsehr angegriffen. Schon an der Gorge hatten wir geruhetundeinenkleinenImbiß eingenommen. Auf dem Wegevon Illahunbis zum Damme fanden wir beinah die ganze Thalgrenze mit Beduinenzelten bedeckt, Lager an Lager gereiht. Um unsern Eseln etwas zu fressen zu geben, traten wir indasZelt eines Schechs. - Reichthum dieses Zeltes; außerordentliche Größe[,]obgleichwir nur die eine Hälfte einnahmen; die andre Hälfte ist Frauengemach. Rings umher aufgeschichtete großeundkostbare Teppichezwischen30 - 40 anderZahl. Man macht uns Setzeier, schöner Honig, kräftiges BrodundHonigwasser munden uns trefflich. KaffeeundPfeifen werden geraucht. DerkleineSohn des Schechs, Abd el Kedermacht uns sehr viel Spaß mit seinem Pfeiferauchen, munterem WesenundDreistigkeit. Lepsiusgibt ihm ein 10piasterStück. - Nach 1 Stunde Aufbruch von dort. Dammarbeitenvonmehreren 100 Kindern;〈…〉〈…〉 mit Durrhaschilf zur Sicherung der höchst steilen[Dassirungen]. - Endlich gegen ½ 7 Uhr Abends kommen wir sehr ermüdet in Sauietan, wo wir denn unsre Barke findenundunsre Karavane, die erst vor ½ Stunde angekommen istundkaum die Sachen abgepackt hat. Dieselben bleiben heut noch am Lande[,] wo für unsre 3 abgehenden Diener ein Zelt aufgeschlagen wird(derKoch Ali, Dollmetscher Eugenund Mohammet el Berberi). So gut es geht, werden heut unsre Lager auf der großenundeleganten Barke zurecht gemachtundwir schlafen auch Alle darauf recht gut.

Dienstagden22tenAugust1843. Ich hatte gestern Lepsiusdazu überredet, die Landreise in der Art, wie er sie beabsichtigte[,] aufzugebenundliebervomSchiffe aus Exkursionen zu machen; zu dem Ende sollen heut die 2 Kameeleund1 Esel mitden3 Dienern nach Cairozum Verkauf geschickt werdenund2 Esel werden wir mit aufdieBarke nehmen. Auch unsre Zeichnungenvom Fayoumwerden an Liedergeschicktundendlichgebe ich noch meinen Brief an Heinrich, Elisabeth, Feit, Riechersund Rungenach Cairomit. Heut Vormittag EinpackenderKisten in die Barke. - Abekenerwarten wir nun auch bald mit seiner Barke aus Cairo, wo erdieAnkunft derenglischenBriefpost noch abwarten wollte. SchwarzundweißerWimpel wehtvondemHintertheil des Schiffes. Nachdem die hauptsächlichsten Gegenstände ausdenKisten umgepackt sind, werden Alle in die Barke geschafft[,] was erst am Nachmittag um 3 Uhr etwa fertig wird. Um Mittag sehen wir Abekenaufderentgegengesetzten Seite des Flusses in seiner Barke vorübersegeln;30 Alles Schießen, TrompetenundRufen ist umsonst; wir werden ihn also erst in Beni Sueferreichen. - Ärger von Ernst. - Um 5 Uhr etwa lichten wir von Sauieden Ankerundhaben mit gutem Winde eine treffliche Fahrt. Oben aufdemVerdeck nebendenKavaß setze ich mich; auch Ernstund Maxkommen hinauf; nachher noch Lepsiusun Joseph. Wir alle freuen uns der erquicklichen Luft, der weiten Wasserfläche, des durchbrochenen in mannichfaltigen Linien abwechselndenarabischenGebirgs, was gegen das lybischeGebirgesehr nah, oft fast unmittelbar andenFluß reicht. - DiePyramidevon Meidumbleibt noch lange im Gesicht; erstdieNacht entrückt sie uns; köstlicher Sonnenuntergang; Feuer in der Ebne, wo das trockne Durrhakraut verbrannt wird. Unzählige Schöpfeimer[,] die an dem wachsenden Strome von halbnackten Fellahs inBewegunggesetzt werden, um die ungeheure Ebne zu wässern. Der Fluß scheint balddiehöchste Höhe erreicht zu haben. - Am Abend lese ich lange in Eylert’s Charakteristikvon FriedrichWilhelmIII.- Wir landen in der Nacht in Beni Suef.

Mittwochden23tenAugust1843. Begrüßung mit Abeken[,] neben dessen Barke wir anlegen. Ich zeichne eine kleine Ansicht am Strand. Gehe dann mit Abekenund HauaddurchdenBazar der etwa 4 - 5000Einwohnerhaltenden Stadt; Besteigen eines umliegenden Hügelsundschöne Aussicht über Gebirg, Stadt, LandundFluß; ich zeichne schnell einekleineSkizze davon. Tschischaauf Abekens Barke geraucht. Gegen 11 Uhr fahren wir von Beni Suefab; - Interressante Formationen desarabischenUfers; steile Felswand vor derkleinenStadt Feshu; malerisches Zurückziehen des Gebirgs; einsame Palmen vor der Felswand. Wir kommen zu spät nach Schek Embarak[,] um dort auszusteigen, wie es eigentlich LepsiusAbsicht war, auch fühlt er sich nicht stark genug dafür. Wir fahren nur bis Malatieh[,] wo wir (amlinkenUfer) anlegen bei einem prächtigen Palmenwäldchen Abekeneinnehmenundein reichliches Abendessen mit Wein halten unsrer Einschiffung zu Ehren. - NachdemThee brechen wir weiter auf, sitzen in der Nacht 2mal aufdemGrunde fest, wo es besonders 1mal viel Mühe kostet, loszukommen. Das Wetter schön, aber AbendeundMorgende kühl. - Die Fliegen unausstehlich; auch Abends bei Licht unzähliges andres fliegendesundkriechendes Gewürm.

Donnerstagden24tenAugust1843. Am Morgen finden wir uns etwa bei Schek Fadt(rechte Flußseite); wir schiffen fort bis Swarieh(rechte Flußseite)[,] wo wir Exkursionen machen wollen. Etwa um 9 Uhr kommen wir an diesem dichtzwischenWüsteundFluß liegenden31 Dorfe anundhier werden uns 4 Pferde geliefert. Zuvor mußten wir noch uns viel mit HerausnahmevonKarteundBüchern quälen aus unsern Kisten[,] die im Schiffsraum sehr eng übereinandergepackt sind. Dann wird noch gefrühstücktundum 11 Uhr etwa indasGebirge aufgebrochen. Wir kommen bald an die senkrechten scharf geschnittenen Wände von Steinbrüchen[,] jedoch ohne eine andre als eine einzigechristlichgriechischeInschrift ohne Bedeutung. Dann aber wurden wir zu einem isolirten älter behauenen vorliegenden Fels geführt, in welchem sich eine sehrinterressanteKammer voll Hieroglyphen des Königs Menephthabefand[,] der hier an etwa 6 Gottheiten Opfer brachte; 3 Skulpturfiguren waren im Grunde ausgehauen. Hier waren wir Alle dann auf einmal beschäftigtunddasGanze um so wichtiger, weil bisher keine Andeutung davon in irgend einem Buche ist. - Um 4 Uhr werden wir etwa fertig mitderArbeit, besichtigen dann noch ferner die Steinbrücheunddie niedrigen Schutthügel einer späteren Stadt,undnehmen dann den Weg durch das Gebirge beim Kloster(koptisch)el Adravorbei, um nach Techne[,] wo wir die Barke hinbestellt haben[,] zu gelangen. Der Weg ist sehr weitundieSonne geht unter. Höchstromantischerundgefährlicher PfadvonderHöhe indasThal hinabundan etwa 250[ Fuß] hohen höchst romantischenundgroßartigen steilen Felswänden entlang.Endlich, etwa gegen 8 Uhr gelangen wir zuletzt noch mit manchen Hindernissen des sumpfigen Terrains glücklich zu den Schiffen[,] wo dann das Abendessen sehr wohl schmeckt. - Trefflich nachdemheißen Tage geschlafen; erstaunlich heftiger Wind am Abend, wo wir froh sind, daß wir still liegen. -

Freitagden25tenAugust1843. Um ½ 8 Uhr etwa machen wir uns ganz wie gestern in einer Cavalkade nachdenRuinenbei Techneauf, die in großen schwarzen Schutthügeln sich amphitheatralisch an dem Felsplateau der rechten Seite des Wadi Technehinaufziehen. Das ganze Wadi mit seinen hohen aufgethürmten FelswändenundKuppen bietet den großartigsten Anblick dar. Die Felsen rings umher sind zerlöchert von Gräbern. Wir finden 2 Kammern mithieroglyphischenInschriften ausgriechischerZeit, auch viele Votivtäfelchen ingriechischerSprache; eine große Hauptinschrift anderNilseite wird verglichenundverbessert; in der Kammer darüber Caffee gekochtundetwas gegessen. Während ich die LöcherundKammern ferner untersuche, vergleicht Lepsiusdie abgeklatschtengriechischenInschriften; ich erwarte ihn in einer Felsenkammer ohneHieroglyphenaber mit Skulpturen. Von dort kehren wir zusammen32 nachdenSchiffen zurückundfahren nun nachdemnahen Miniehauf der linken Nilseite; ein Landhaus des Paschaund2 nebeneinanderliegende Caffees mit Säulen bieten ein höchst malerisches Ufer; vor dem einen Kaffee legen wir an; ich zeichnevomVerdeck aus eine Ansichtundsitze dann mit allen Andern im Caffee[,] uns derköstlichenLuftundAussicht erfreuend; das Glühen der gegenüberliegenden Felswände bei Sonnenuntergang ist magisch. Abends auf dem Schiffe mit Lepsiusun AbekenKindheitserinnerungenundErzählung von Ammenmärchen. Komische Scene mit unsrem jungen Ibrahim[,] der einen Vater sucht. - Eine Laterne fällt LepsiusaufdenKopf. Um ½ 10 Uhr zu Bett.

Sonnabendden26tenAugust1843. Wir liegen noch vor Miniet, wo unsderDiener Filippo, der ausgegangen ist[,] um Fleisch zu kaufen, an 2 Stunden festhält; dann fahren wir von diesem netten malerischen Städtchen hinüber nach Sauyet. Wir landen hierund Lepsiusunich machen uns zu Esel nach den nahen Steinbrüchen, die, einer Festung von Ferne mit vielen Zinnen, ähnlich, mir schon vorher aufgefallen sind. InderThat sind sie außerordentlich bedeutendunddas Durchreiten derselben höchst interressant, wenngleich wir keine Inschriften dort finden[,] was auf keine allzufrühe Benutzung derselben schließen läßt; indereinen Wand isteinekleineKapelle mit schlechter MalereiundunleserlichergriechischerInschrift. Wir reiten am Ufer weiterundkommen an den Nilziegelrudera 2er alten dicht aneinanderliegenden Städte vorbei, wo große Opfersteine uns wieder auffallen wie bei Techne; auch diese Städte scheinen ausgriechischerZeit herzurühren. - Vor einem beinah ½ Stunde langenarabischen Kirchhof(zu Miniehgehörig) mit unzähligen Kuppeln gelangen wir zudemDorfe Neslet el Sultan,undzu der alten Stadt, hier genannt Coum achmer; sie liegt emporgebaut an einem isolirt hervortretenden Felsen auf dessen beiden Seiten sich Thäler indieWüste ziehen. Der mächtige Felsvorsprung ist durchlöchert mit Grabkammern. Die erste[,] zu der wir kommen[,] ist aus der Rhamses Zeit durchaus mit Inschriften bedeckt; während Lepsiusdieselben beschreibt[,] kommt der Sohn des Nazir mit noch einigen Arabern, die sich uns gegenüber niedersetzen; dann kommt auch Abekenzu uns. Wir frühstücken etwas zusammenunddann gehe ich mit einem Ortsbewohner, um noch andre beschriebene Gräber aufzusuchen. Ich finde eine ganze Reihe von Gräbern der 6tenund7ten Dynastie, auch Königsschilder des Pepi, sogar Chufu. Mit Lepsiusbesehe ich darauf diese Reihe noch einmalundrecognoscire mit ihm wie Abekenferner das Terrain, wobei wir nocheininterressantesGrab finden, was ich aufnehme wegen der Pilaster mitdemLotusornament. In dem großen Thale[,] was sichsüdlichvomFelsen ausbreitet[,] sind noch Rudera einer alten Stadt, die wohl mit zu Coum achmargehörte. - Mit der33 sinkenden Sonne reite ich mit Lepsiusüber die Schutthügelvon Coum achmar[,] die am Ufer mitarabischenBauten vermischt sind, zum Schiffe zurück. Ein Bad im Nil erquickt uns, der übrigens so reißend ist, daßmannur mit größter Mühe halb im Wasser gegendenStrom gehen kann. - Zum Thee kommt Abekenherüberundwir lesenzusammennoch im Jomardseine Beschreibung dieser Gegenden nach. Dann zu Bett; ich bin sehr müde.

Sonntagden27tenAugust1843. Wir halten unsern Gottesdienst früh um 8 Uhr auf unserm Schiffe. Dann gehen wir wieder an unsre Gräberarbeit; ich beschäftige mich damit[,] die ganze Reihe der alten Gräber imZusammenhangeaufzuzeichnenundamNachmittagauszumessen; doch werde ich heut nur zur Hälfte fertig; die Zeichner haben ebenfalls morgen noch zu thun. - Am Mittag nachdemSchiffe[,] wo wir einen schönen Reisbudding essen. - Die Fliegen sind aufderBarke im allerhöchsten grade lästig[und] unverschämt. - Der Tag ist sehr heiß. - Abends lese ich im Eylert. -

Montagden28tenAugust1843. Der Tag vergeht unter fortgesetzten Arbeiten indenGräbern. Ich werde mit der vollständigen Aufnahme derselben noch nicht fertig; es ist eine schlechte Arbeit der niedrigen schmutzigen Löcher wegenundder unermeßlichen AnzahlvonFledermäusen, die zu 1000den indendunklen Gräbern sitzen. - Abends mit AbekennachdenSchiffen gegangen, mich dann erquicklich gebadet. NachdemAbendessen Gespräch mit Lepsiusüber Somnabulismusundgeistige Kräfte; zuletzt im Eylert gelesen.

Dienstagden29tenAugust1843. Immer noch in Sauiet el Meitin. AmVormittaghelfe ich Lepsiusbeim Abklatschen in einem scheußlichen Grabe, wo LegionenvonFledermäusen zuvor herausgejagt werden müssen. -Nachmittagsbeende ichdieAufnahme der Gräber. Dann Bad im reißenden Nil, wo man sich, halb im Wasser, kaum halten kann. Dann habe ich mich bei AbekenaufseineBarke zum Abendtisch geladen, der, vortrefflich bereitet, mir sehr wohlschmeckt. Lepsiuskommt herüber, um mich abzuholen, damit wir fahren können. Etwa um 8 Uhr spannen wirdieSegelundfahren etwa 2 Stunden, wo wir bei heftigem Winde andaslinke Ufer anfahren, so daß Frankeschon hinausspringen will, indessen legen wir ruhig anundbleiben die Nacht über dort liegen. -

Mittwochden30tenAugust1843. Vor Sonnenaufgang findetmanuns noch am Ufer. Zu unsrer Verwunderung finden wir uns Beni Hassanschräg gegenüberundso wird denn dahinüber gefahren; Lepsiuskann kaumdieZeit erwarten, die nahe Felswand hinaufzusteigen, aus der uns in langer Reihe die mit doppelten Säulen versehenen Vorhallen34 der Gräber entgegenschauen. Die gemeinsame Besichtigung dieser höchstinterressantenKammern erfreut uns ungemein; die häuslichen[,] trefflich ausgeführten Scenen in einigen derselben sind sehr gut erhalten; die Gräber gehören der 12ten Dynastie anundzwar den ersteren Königen derselben ( Sesortasenund Amenemhe)[. ]NachderBesichtigung mache ich mich andieAufnahmeundvollende bis Abend beinah 2 Kapellen. Ich bin den Abend sehr marodeundhabe Kopfweh. Der Blick heut früh über den Nil, die großartigearabischeWüstenseite mit ihrem schmalen weißen Sanduferundhohen Felswänden bei aufgehender Sonne war unvergleichlich. Die Gegend hier ist verrufenundsehr öde. 2 Dörfer, leervonEinwohnern liegen todt inderEbne; Mehmet Alihat sie verübten Mordes wegen zerstören lassen. -

Dienstagden31tenAugust1843. Der Tag vergeht mit fernerer Aufnahme der Gräberreihe bei Beni Hassan. Wir essen unsre Mittagssuppe oben; gegen Abend kommt Besuch vonMonsieur Prisse, der mitseinerBarke aus Alexandrienkommtundnach Thebenwill. Er bleibt zum Abendessen bei unsundsegelt glücklicherweise inderNacht weiter. - Erquickliches Bad im Nil. -

Freitagden1tenSeptember1843. Lepsiusun Abekenmachen eine Ausflucht nach der Speos Artemidos; einem angefangenenTempelgebäudeetwa 1 Stundevonhier; ich fahre mitdenGräbern fort,undkomme gegen Abend mit dersüdlichenReihe derselben zu Stande. Dann wird wiedergemeinschaftlichgebadet. NachdemAbendessen langes Gespräch über Goethe, Reminiscenzen aus dem Faustundandren DichternundComponisten. - Der Kavaß, der mit Abekens Barke wegen Einkäufen nach Medinetgestern geschickt war, ist auch heut Abend noch nicht zurückgekehrtunderregt erste Besorgnisse. - Wir haben wieder schönen klaren Mondschein, der silbern über die weite Nilfläche glänzt. -

Sonnabendden2tenSeptember1843. Ich nehme heut dienördlicheGräbergruppe von Beni Hassanauf,undbekomme sie ziemlich zu Ende bis auf einige Maße, die ich aufderLeiter nehmen muß. Nachmittags gehe ich früh zur Barke hinabundbeschäftige mich hier mit Lesen inderZeitung wie im Eylert. Dann mit Sonnenuntergang Bad. -Signor Giuseppeist schon seit mehreren Tagen mit Diarrhoe behaftetundscheint sich sein Zustand in ein gastrisches Fieber zu wenden. -35

Sonntagden3tenSeptember1843. Am Vormittag gehe ich mit Ernstnach den Gräbern hinaufundwir zeichnen die Ansicht von dort auf das Nilthal. Dann zum Schiffe hinab, wo Gottesdienst gehaltenunddann gegessen wird. Am Nachmittag noch einmal indaskühle Grab, wo man sich gegen die Barke wie im Himmel befindet, wo Einen die Fliegen beinah aufessen, eine abscheuliche Plage. - Ich zeichne oben bunte Ornamente, dann ins Bad. - Abends liest LepsiusausdemFaust vor. -

Montagden4tenSeptember1843. Meines guten treuen CarlGeburtstag, an dessen Seite ich mich oft genug hinsehneundim Geiste hinversetze. Ich fange heut die Reinzeichnung der aufgenommenen Gräber an. - Mit Sonnenuntergang wieder im Nil gebadet; - die Tage jetzt sind nicht allzu heiß, MorgenundAbende sehr kühl. In der Nacht um 10oder11 Uhr erhebt sich regelmäßig heftiger Wind. - Zum Thee kommt alle Abend, wenn er nicht mit uns ißt, Abekenherüberundwir haben recht gemüthliche Unterhaltung. - Mit Josephgeht es nicht besser; er hat immer noch Fieber.

Dienstagden5tenSeptember1843. Nachdem ich heut unserm kranken Josephein PurgirmittelvonRhabarber beigebracht[,] ziehe ich mitdenAndern den beschwerlichen WegundBerg zu den Gräbern hinauf. Ich fahre im Aufzeichnen fort. Gegen Mittag kommtderMudirvon Minietzum Besuch[,] worum ich mich wenig kümmere; sie sind indemGrab nebenan. - Nachmittag fange ich, umdiefarbige Architektur zu geben, an, eine ganze Wand auf einem Blatte aufzuzeichnen. Heut wieder Bad; nachdemAbendessen Rathenvon Schillers RäthselnundVerlesung einiger Gedichtevonihm. -

Mittwochden6tenSeptember1843. Die Tage vergehen durchaus gleichmäßig. Heut Nachmittag fange ich die Aufzeichnung einer Wand des 2ten Grabes an, die ich der Ornamente wegen bunt arbeiten will. Abends Bad.

Donnerstagden7tenSeptember1843. Ich fahre fort[,] an meiner bunten Wand zu zeichnen; Ernst, Maxundich sitzen zusammen in dem schönen geräumigenundkühlen Grabe. Bad. - Zum Thee wie gewöhnlich kommt Abekenherüberundwir führen wie gesternsprachwissenschaftlicheGespräche. Josephist immer noch nicht hergestellt. - Fischfangenvon Franke; heut Abend zeichnet Maxeinen sehrinteressantengefangenen Fisch ohne Schuppen mit 3 Wehrflossen, die sich steif aufrichten[,] wenn er sich angegriffen fühlt. -36

Freitagden8enSeptember1843. Ich bekomme meine Wand heut beinah fertig; - auch Ernstund Maxschreiten rüstig vorwärtsundspätestens Mitte nächster Woche werden wir wohlvonhier loskommen. - Bad; die Wellen sehr hoch; windig; das Wasser wächst immer noch bedeutend. Abends politischeundallgemein wissenschaftliche Gespräche. -

Sonnabendden9tenSeptember1843. - Meine bunte Wand wird fertig,undich fahre mit dem Auftragen der Gräber fort. -MathematischeStudien mit Lepsius. - Bad. Abends sehr müde. -

Sonntagden10tenSeptember1843. Gottesdienst um 8 Uhr. Während Lepsiusdann eine Exkursion macht, suche ich zuerst meinen verlorenen SchlüsselvomKoffer, den ich trotz vielen Suchens nicht finde. Dann Zeichnen unsrer Barken, was ichNachmittagsfortsetze. Dann Tschischa mit Jouseph, der durch ein gestern gegebenes Brechmittel wieder ziemlich hergestellt ist. Dann Besuch auf Abekens Schiff, den die Rückkunftvon Lepsiusunterbricht. Wir gehen Beide auf unsre Barke[,] wo Lepsiusseine Ergebnisse mittheilt. Dann Bad. Nach langer Zeit ist heut der erste ruhigeundwindstille Abend; der Nil liegt spiegelglatt im köstlichen Mondschein da; er wächst immer noch sehr stark. An Hitze leiden wir jetzt sehr wenig. DerThermometerzeigt heut um 3 Uhr 25 ½°, etwas später schon 24°; im Winde wäre es noch weniger geworden; die AbendeundNächte sehr kühl. Nur im Bette schwitze ich immer ungemein;undder Schlaf ist nichtderbeste; sehr leiseundviel Träume, aber gute. -

Montagden11tenSeptember1843. Fortfahren im Auftragen der Gräber. Vorgestern haben wir die ersten diesjährigen reifenundschönen Datteln gegessen; ein alter Mann bringt uns täglich welcheundempfängt dafür seinen Piaster. Lepsiusun Abekenarbeiten heut mit in unserm Grabe. - Der Abend wieder stillunddas Bad trefflich. - Angelnvon Franke; ein großer Fisch geht ihm durchundnimmtdenhalben Angelhaken mit.

Dienstagden12tenSeptember1843. Arbeiten oben wie gestern; ich beende beinah meine Gräberreihe. - Abends Bad. - InderNacht erhebt sich ein furchtbarer Wind, der unser Schiff wiedervomUfer abzutreiben droht.

Mittwochden13tenSeptember1843. Ich schaffe außer der Gräberreihe beinah wieder ein Blatt fertig. Weidenbachs beenden heut das ausgezeichnete Grabundwir sind im Begriffe uns einzuschiffen[,] als Lepsiuseinen Boten aus Minietvon dem jungen Cliddenerhält, der ineinemBriefedieNachricht bringt, daß 1 Kisteund1 Paket fürdieExpedition in Minietseien. 37Darauf beschließen wir, daß Abeken’s Barke, wie er selbst mit Giuseppenach Minietgehen, die Sachen holenundwir so lange hier liegen bleiben. - Ein Bad schmeckt heut noch trefflich. Gegen 9 Uhr etwa bricht Abekennach Miniet auf. -

Donnerstagden14tenSeptember1843. Ich lasse mir heut früh unweit der Barke ein Zelt aufschlagen[,] worin ich es mir zum Arbeiten zurecht mache; ich vollende das eine angefangene Blatt; damit ist es aber genug; mir war nicht ganz behaglich, ich fror sehr im Zelteundhielt ein langes Mittagsschläfchen. Etwa um 3 UhrNachmittagskommt Abekenmit seiner Barke zurückundbringt mir einen Brief von Heinrichund Riechersmit, die mir, wie immer[,] große Freude machen. - Sobald Abekenzurück ist, kommen die AndernvondenGräbern herunterundwir lichten die Anker von Beni Suefso.InterressantesUfer mit ZuckerrohrfeldernundDattelwäldern, besonders letztere sehr interressantundschön, weil die Bäume mit ihren gelbenunddunkelrothen Früchten vollbeladen sind; die Gruppen der Männer[,] Weiber[,] Kinderoderdes Viehs, auch der Dörferundder am Rande des Nils stets angelegten Schöpfeimervorrichtungen zum Bewässern sind prächtig. Wir schiffen mit gutem Winde etwa nur 2 Stunden bis zu dem Orte Roda, wodasDampfschiff des Pascha neben einer mit Dampfkraft getriebenen Zuckerfabrik ein sehr europäisches Ansehen geben. Da wir Zuckervorrath in Cairovergessen haben, landen wir hier, um welchen einzunehmen. - InderNacht ist wieder ein warmer Wind, der mich schlecht schlafen macht. -

Freitagden15tenSeptember1843. Der sehr kalte Wind währt auch heut früh noch fort; der Thermometer zeigt um 7 Uhr nicht einmal 17° Wärme; wir rüsten uns zu einer Expedition nach Achmounein. Um 9 Uhr beginnen wir, ausgenommen Franke, auf Eseln unsern Ritt nach Achmounein. AufeinemDamme, der wie immer, die unsinnigsten Umwege nimmt[,] gelangen wir aufdereinen Seitezwischeneiner Wasserwüste, aufderandernzwischenZuckerundandern Feldern nach den bedeutenden Ruinenhügelnvon Achmounein, das alte Hermopolis magna. Besichtigen der noch gebrauchten, aber doch in Ruinen liegenden Moschee, worin eine Menge MarmorundGranitsäulen der alten Stadt vermauert sind. Besehen der vielen Säulen[,] die aus den Ruinenhügeln hervorgucken; wir suchen einen Stein mitgriechischerInschrift, den wir jedoch nicht finden können; dann brechen wir wieder aufeinemDamm gen Tunaam lybischen Gebirge auf, um38 dort eine indenWerken angegebene Steele zu finden; am Bahr Jousephuntergegangene Getreidebarke mit den vielen braunen, nackten Gestalten. - In dem nächsten Dorfe davon frühstücken wir[und] setzen dann überdenFluß ( Bahr Jouseph). Nach 2stündigem Umwege über den Damm gelangen wir endlich nach Tunaundgehen noch amNachmittagmit den sehr ermüdeten Eseln an die Wüstenfronte, wo wir abermals die gesuchte Steele nicht finden,undnun den Wegvonfast 1 Stunde nachdemDorf Tunazurückmachen, woderKavaß uns beim Schech mit unserm Koch AbendessenundNachtquartier vorbereitet hat. Nach 3maligem Waten durch Wasser gelangen wir indasDorfundindienette, neue Wohnung oder Halle des Schech; eine gemauerte Säule mit 2 breiten Spitzbogen läßtdieDurchsicht auf[] einenkleinenwinkligenHof. Sehr willkommenes AbendessenvonHühnern. Rekapituliren der Bürgschaftvon Schillermit Abekenund Lepsius; dann inmeinenBurnus gewickelt, den SattelzumKopfkissen[,] schlafe ich die Nacht im Ganzen recht gut aufdemharten Boden.

Sonnabendden16tenSeptember1843. Wir brechen früh nachderWüste aufundfinden nun wirklichdieSteele, wo wir uns etwa 3 Stunden mit mühsamen Abklatschen aufhalten; ich mit Abekenmache nocheineRecognoscirung in die großartigeundstumme Wüste. Dann brechen wir nach Hause auf. Beim Bahr Jousephfinden wir die Übersetzbarke nicht mehr vorundmüssen da an 2 ½ Stunden warten.Endlichwird eine Getreidebarke zur Überfahrt genommen; die Esel indieBohnen gesetztundso kommen wirmitmancher Mühe andasandre Ufer. Der Rückwegvonhier wird so schnell wiemöglichzurückgelegt,undwir gelangenwirklichnoch mit Sonnenuntergang zuderBarke wohlbehalten zurück. Das Essen schmeckt trefflich. Lepsiusmit Abekenund Jousephmachen nocheinenBesuch beim IrländerMister Ferson, Vorsteher der Zuckerraffinerieundkommen sehr spät zurück. Ich gehe früh schlafen. Am Abend ist erstaunlich heftiger Wind, der mich nicht recht schlafen läßt. -

Sonntagden17tenSeptember1843. Große Mühe, die aufgetriebene Barke loszukriegen; dann fahren wir über nach dem malerisch gelegenen Schech Abadeauf den Ruinen von Antinoe. Hier halten wir Gottesdienst; Lepsiusmit Abekenund Maxgehen zu Lande weiterundwir Andern fahren bis nach Bersche. - Ich schreibe unterdessen TagebuchundBrief. Die Fliegen sind über alle Beschreibung lästig; der Wind geht sehr scharf,unddas StampfenundSchwanken des Schiffes an unsrem ganz39 freien Ankerplatz verursacht mir Kopfschmerzen, so daß ich nur eine Briefseite zu Stande bringe. Am Nachmittage zieht eine Mordgeschichte unsre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Aus Blutrache ist auf dem Bazar zu Melauijenseits des Flusses heut der Schwiegersohn des Schechsvon Berchémit seinem Sklaven erschossen worden. Auf diese Nachricht strömtedasganze Dorf, Männer, WeiberundKinder nachdemUfer hinaus an unsern Schiffen vorbei; die Männer bewaffnet, die Weiber mit ausgebreiteten Armen, die Zipfel ihrer Kopftücher haltend, heulend, GesichtundKleider beschmirt. Sie tragen auf roher Bahre den herübergeschafften Leichnam des Sklaven zum Dorfe. Dann kommen zu Pferde die Schechs des Dorfes an das Ufer, bewaffnete Männer,undihre Frauen hinterher; sie scheinen Berathungen zu halten;endlichzieht Alles wieder zum Dorf zurück, dieß gibt viel interressantes Leben, dem wir gemächlich zuschauen. - Gegen Sonnenuntergang mache ich mit Ernsteinen Spatziergang gegen die Felsen hin in das sehr malerische Dorfwäldchen, wo die mit Früchten schwer behangenen Palmen mit zwischenwachsenden Gummibäumen treffliche Gruppen bilden. Im Dunkeln erst kehrt LepsiusmitdenAndern von seiner ergiebigen Tour zurück. NachdemAbendessen beschäftigt uns die vielfache Strahlenbrechung im Gipsspathcristalle. -

Montagden18tenSeptember1843. Wir feiern heut den Jahrestag der Ankunft Lepsiusin Egypten. - Es werden 3 Zelte aufgeschlagen, wo Max[,] Ernst, Frankeundich in dem einen am Vormittag schreiben (ich meinen Brief andieMutter); dann wird gegen Mittag Schokolade getrunken, die trefflich schmeckt. 3 Hammel sind am Morgen gekauftundfür die Schiffsmannschaftenunduns geschlachtet worden. LepsiusempfängteinenBesuchvomSchechvon Bersche, der mitseinerganzen bewaffneten Dorfmannschaft ankommt, um dann wegen des Mordes seines Schwiegersohns aufdieandre Seite überzufahren. Nach unsrem Mittagsessen brechen wir von Berscheaufundfahren bis beinah nach Schech Saide, wo wir eine Menge FelslöcherundThürme sehen, weshalb wir dort anlegen; inderThat finden wir gegen 6 beschriebne Gräber der 7ten Dynastie, deren BeschreibungundAbklatschung uns bis Sonnenuntergang aufhält. Wir bleiben die Nacht hier am Uferundessen nun an wohl hergerichtetem Tische unser solennes Abendbrod aus gefüllten Weinblättern, Hammelbraten mit Erdtoffelsalat, 1 ReisspeiseundBudding nebst Eingemachtem bestehend. 2 FlaschenRothweinund2FlaschenRheinwein werden in großer Heiterkeit vertrunken. Vorlesen von MaxGedicht. NachdemEssen Gesang. Dann zu Bettundsehr gut geschlafen. -40

Den19tenSeptember1843 Dienstag. - Heut früh fahren wir weiter bei Schech Saidevorbei nach El Tell. Es dauert lange, ehe wir zum Anlanden kommen, weil sie aus Zufall bis beinah nach El Amarnagefahren sindundderheftige Wind ein stromab fahren nur mit großer Mühe gestattet.Endlichaber landen wir bei El Tell, lassen Esel kommen,undreiten nach den,einestarke halbe Stunde entfernten Felsengräbern. Das Plateau zieht sich bei El Tellin einem großen Bogen vom Nil abundläßt zwischen sich eine mächtige Ebne liegen, darin die Ruinen des alten Alabastron liegen sollen, was wir Morgen untersuchen werden. Die Gräber der 18ten Dynastie, die wir andenFelswänden dieser Ebne liegend, fanden, waren für Lepsiussehr interressant, weil er sie für äthiopischen Ursprungs erkannte. Er hat nur seine Noten gemachtunddas Nothwendigste ist abgeklatscht worden. Es würde zu viel Zeit kosten[,] wenn wir anfangen wollten, jetzt hier gründlicher zu arbeitenundwir versparen es uns aufdieRückreise. Das letzteundinterressanteste Grab besehen wir bei Lichteundkehren dann zum Schiffe zurück. -

Mittwochden20tenSeptember1843. Wir gehen heut noch einmal in die beiden letzten,nördlichenFelsengräber, wo die Inschriften gründlicher untersuchtundabgeklatscht werden; in dem letzteren wird ein ganz neuer Königsnamen gefunden. Diese Arbeiten halten uns bis 1 Uhr Mittags auf, wo wir dann nachdenBarken zurückkehren. Am Nachmittag fahren wir ein wenig aufwärts bis in die Gegend von el Amarna,undbesichtigen dann die Ruinen der hier in enormer Ausdehnung angelegten alten Stadt. Bei den Tempelräumen an dem vordersten Pylonenpaare finden sich Granit, Sandsteinundandre Steinarten mit Bruchstücken von Inschriften; sie werden mitgenommen. Ich für mein Theil nehme den Tempel auf, dessen Umfangsmauern der 2 VorhöfeundPylonenpaare (Alles von Nilziegeln) noch erkennbar sind; dann kehre ich wieder zum Schiffe mit Lepsiusund Abekenzurück. Zum Abend hat heut FrankeKartoffelklöße gemacht[,] die mit gebackenen Pflaumen recht gut schmecken.

Donnerstagden21tenSeptember1843. Mutters Geburtstag. Nachdem wir gestern Abendwahrscheinlichwegen Furchtsamkeit der Schiffsmannschaft auf der andern Nilseite am Dorfe Guerfe Sarghauneangelegt hatten, fahren wir trotz aller Protestationen des Kavaßundder Reiße heut nach el Amarnaüber[,] um die etwa noch übrigen Felsengräber zu untersuchen. Die Furcht scheint denn doch hier so ganz ohne Grund nicht zu sein. Wir finden die ganze männliche Bevölkerung bewaffnet, eigentlich in Rebellion gegendenPascha, dem sie die Abgaben nicht bezahlen wollenundkönnen. Auf41 das Schiff des Mudir, der dießerhalb herübergekommen war, hatte man gefeuert,undso erwarteten sie denn stündlich Soldaten, vor denen sie denn in die Berge fliehen. Lepsiussetzte indessen seinen Plan wegen fernerer AufsuchungvonGräbern fort,undda er keine Esel weiter bekommen konnte, ging er mit dem Kavaßund Jousephallein[,] begleitet von einer Menge zweideutiger Dorfmannschaftundeinigenvonunsern Dienern, außerdem noch einem Türken, der ebenfalls in Rebellion gegendenPascha war, aber sich nicht übel zeigte. Wir Andern warteten aufderBarke. Ich schrieb ein wenig an meinem Brief andieMutter weiterundzeichnete dann eine Strandscene mit Abekens Barke. Nachmittags einkleinesSchläfchen versucht. Lepsiusschickt nach Essen; er scheint Manches gefunden zu haben. Gegen Abend bade ich mich mit Maxund Ernst;dasWasser ist kalt aber erquicklich. Während dem kehrt LepsiusGottseiDank, ganz wohlbehalten zurück;undwir erfahren nun durch den Kavaßund Joseph, daß sein Unternehmen doch im Ganzen gefährlich gewesen war. Der Türke trank noch Caffee bei unsunddann fuhren wir eiligst wieder nach Guerfe Larghaumehinüber, um dort zu übernachten. Am Ufer waren in 2 runden Lehmhütten 2 Dorfkaffees errichtetunddiese besuchte ich mit Frankeundden Weidenbach’s; inderräuchrigen Hütte ließen wir uns niederundein dickes Mensch tanzte uns,kleineBecken andenFingernzusammenschlagend, etwas vor; gegen Frankebesonders〈…〉〈…〉. Inderandern Hütte ein jüngeresundhübscheres Mädchen, die jedoch nicht tanzen konnte; nach einer halben Stunde kamen wir aufdasSchiff zurückundtranken unsern Thee. --

Freitagden22tenSeptember1843. Wir kehren heut nach dem rechten Ufer zurück[,] um die felsige Küste weiterhin zu untersuchen. Bald sehe ich wieder durchlöcherten Steinundwir landen. Ich mit Josephallein zu Esel mache mich auf, die Sache näher zu untersuchen. Wir reiten ein bedeutendes Stück zurück, finden aber bei näherer Besichtigung nur natürliche Höhlen. Ein wenig weiter klettere ich mit Frankewirklichin ein Grab, wo aber nichts Beschriebenes drin ist; alte Steinbrüche erscheinen ganz inderNähe. Das Land hier bei El Deirzeigt zuerst die interressant gebaute Dompalme, die fächerartige Blätter[und] große, wenig eßbare Nüsse zu Früchten hat. Die Küste steigt von nun ab wieder als steile Felswand indieHöhe. Ich sitze mit Lepsius,[und] beschaue die Schichten des Kalkfelsens, bisweilen durch andre hineingeschobene Massen durchbrochen. Der Wind ist gut, wir scheinen bald nach Monfaloutkommen zu können. Jetzt, mitten in bester Fahrt zeigen sich aber inderFelswand eine unzählige Menge Löcher; Lepsiusbemerkt sieendlichauchundgibt Befehl dort anzulegen. Es geschieht; - sehr wider WillenundWunsch der Steuerleute. 42Indessen istderAnkerplatz besser als er scheinen mochte; wir laufen, obwohldieSonne schon untergeht[,] nochdengrößten TheilderGräber durchundfinden nichts Beschriebenes; kleine rohe Löcher, die ich für sehr alt halte. Spät Abends einige heftige Windstöße, die wieder eine Menge Thiergeschmeiß indieCajüte jagen, so daß ich in meinem Zeitungslesen nicht fortfahren kann. Wir bleiben die Nacht über hier. -

Sonnabendden23tenSeptember1843. Heut früh untersuchen Lepsiusunich noch einmal die Gräberundes gelingt Ersterem doch, in dem einen auf einer Steele einige Hieroglyphen zu finden, die ihm der 6ten Dynastie anzugehören scheinen. Um 10 Uhr etwa segeln wir von diesem Punkt abundkommen beinah in 2 Stunden nach Monfalutaufderlinken Stromseite; eine nicht unbedeutende Stadt, früher viel bedeutender, aber der Strom hat fast die Hälfte vor 12 Jahren weggenommen. Die Straßen breit, anständig, der Basar schön, bedeckt. 7 wohlerhaltene Moscheen heben sich recht hübsch aus ihr hervor. - Wir bestellen Pferde, weil nach Linantin derwestlichenWüste hier eineZiegelpyramideliegen soll. Lepsius[,] Abekenundich gehen allein. Ich will zu Pferde reiten, aberdasThier ist so wenig zugeritten,undderSattel so unpassend für mich, daß ich es nicht wagen mag,undhinter der Stadt wieder absteige, Lepsiusversucht das Thier auchundfindet es eben so schlecht, wir schicken es darum zurückundlassen einen Esel nachkommen; ich setze mich auf meinen alten Esel; so geht es dann den Damm entlang zwischen immensen Wasserflächen. Im nächsten Dorfe Wände von Töpfen; die Kinder gehen schon bei weitem allgemeiner ganz nackt; die Mädchen oft mit einem bloßen blauen Lappen aufdemKopf. Der Weg bis zur Wüste wird etwa in 5 / 4 Stunden zurückgelegt; nun noch ½ Stunde am Wüstenufer entlang, was weithin mit Beduinenlagern bedeckt, eine enorme QuantitätvonZelten. Rechts immer dieÜberschwemmungswasserfläche, worin die Kinder spielen; viele Negerknaben, deren schwarzer Körper naß wie Karfunkel glänzt. - Endlich gelangen wir zu dem schwarzen, im Umfang sehr bedeutenden Ziegelwerk; der ziemlich orientirte Querraum ist inderMitte vertieft, weshalb es zweifelhaft sein könnte, ob es einePyramideist; Lepsiusundich halten es dafür, sie hat 140meterLänge die Seite; der Wall ist an 40[ Fuß] hoch. - Wir trinken, nachdem die Diener nachgekommen sind[,] Kaffee dortundraucheneinePfeife, die jetzt auf unsren Ausflügen immer mitgenommen wird. - Dann, etwa um ¼ 6 treten wirdenRückweg an, den wir43 sehr schnell machen, so daß wir um 7 Uhr anderBarke sind. Nach unserm Abendkaffee Spatziergang aufdemBazarderStadt mit Lepsius, Abeken, Frankeund Jouseph; zum Theil sind die Menschen noch dort versammelt. Wir setzen uns bei einem sehr einfachen Kaffeeundnehmen dort CaffeeundIngwer Scherbett (heiß), für mich nicht sehr angenehm; ein Sänger vor uns strengt seine Lunge mächtig an.Endlichzurück[,] wo uns der Kavaß schon entgegenkommt. -

Sonntagden24tenSeptember1843. Die Nacht ist unterbrochen durch den Ruf, daß Haramien da sein; dem Koch SyrianoistseinePistoleundseineDecke gestohlen. Bei anbrechendem Morgen findet es sich, daß nocheineMenge Sachen fehlen; Franke’s bewährter Hirschfänger, Tischte (Wasserbecken),undBruks (Kannen), Tarbusch, PfeifenspitzeundBurnusvon Josephetcetera;ein Hauptfehler war es, daß wir diese Nacht keinen expressen Wächter hatten; aber wir werden schon noch klug werden! Vor Sonnenaufgang geht unsre Barkevon Monfalouthinüber nach Maabde, wo LepsiusandenBergen hin eine Landexkursion machen will; er geht dießmal mit JousephunddemKavaß allein. Nach 9 Uhr circa bricht er auf,undwir fahren ein wenig weiter, um bei Beni MahaumedandasLand zu legen, wo wir Lepsiuswieder aufnehmen werden. - Hier kommen wir gegen 12 Uhr Mittags bei gelindem Winde anundich schicke Lepsius2 Mann entgegen, weil ich inderMeinung bin, daß hier nicht dasvonihm bestimmte Beni Mahaumedist. - Frankehatte gestern einen enorm großen Fisch gefangen mitderAngel gegen 3 lang, der uns heut trefflich schmeckte; ein Crème mit eingemachten Rosenblättern vermengt[,] bildete unser Dejeuné, wobei AbekenTheil nahm. Lepsiuskam zu meiner Verwunderung schon um ¼ 5 zurück[,] ohne etwasvonBedeutung gesehen zu haben. NureineHöhle mit Mumien, Krokodillknochenetceterawar merkwürdig gewesen. - Jetzt machten wir uns bei schwachem Winde auf gen Es-Siut. Gegen Sonnenuntergang machten wir uns Alle aufdasVerdeck, weil die Gegend zur Rechten bei Grathhöchst reizend war. Feine Akazien bildeten über grünem Wiesenteppich dichten Laubwald; tiefe Wassereinschnitte zogen sich dazwischen durchundda der Wind ganz aufhörte, glich das Wasser dem reinsten Spiegel. Jetzt kamen herrliche GruppenvonPalmen[,] deren dunkelblaugrün über dem hellgrün köstlich abstach. Dahinter dann wieder weite Wasserflächenunddas nahe tretende Gebirge. DanndasDorf mit runden Lehmhütten, davor nackte Kinder, die uns mit Erde warfen. - Der stille Abend ist aberzugleichsehr warm; wir hatten Nachmittags um ½ 4 Uhr etwa 26° inderCajüte; nach Sonnenuntergang noch 24° etwa um 8 Uhr.44 Dabei kommt eine solche Masse fliegendes Geschmeiß indieBarke, daß die offne Laterne mit vielen Tausenden Insekten bedeckt wird. HintereinemDorfe legen wir anundbleibendieNacht dort, selbige ist sehr unruhig der RattenundMäuse wegen; auch werden nach Mitternacht wieder 2 Diebe verscheucht[,] auf die ein Wächterund Ibrahim Agaschießen. - Die Hitze im Bett ist dabei außerordentlich.

Montagden25tenSeptember1843. Vor Sonnenaufgang brechen wir nach dem nicht sehr entfernten Siutauf; wo wir wiedereineExpedition nachdernahen Wüste machen wollen. - Es ist wenig Windundnur langsam können wir an dem freundlichen Ufer, was sich 1 Stunde vor Siuthinzieht, entlang fahren. Palmen mit[Gummi]- Akazien,zwischendenen die Bewohner wandeln[,] bilden treffliche Gruppen; die schwarzen Büffel[,] von nackten Kindern geritten[,] schreiten mit vorgestrecktem Kopfe umher; hier schwimmt ein Fellah mit seinen Kleidern aufdemKopf durch den schmalen Nilarm. -Endlichgegenodernach 9 Uhr landen wirzwischenandern Schiffen bei dem Dorfe El Hamia, was, so wie Bulack, die Hafenstadt von Sioutbildet. Während Lepsiusein Empfehlungsschreiben andenGouverneur, Selim Pascha[,] abschickt, machen wir Andern uns fertig[,] nachderStadt zu gehen, wo wir den Bazar besehenundeintürkischesBad nehmen wollen. Eseljungen stehen am Uferundbieten ihre Thiere an, wie in Bulack. Der Damm, dervomNil nach Es Sioutführt[,] ist mit Weidenbäumen eingefaßt; rechtsundlinks sind malerische Aussichten auf Gärten mit Weinverandenundverschiedenstes Laubwerk, sich indenweiten Wasserflächen spiegelnd[,] bildet herrliche Gruppen. Heute beginnt mit dem sich wieder zeigenden Monde der Rhamadan, den wir vor 1 Jahre in Cairoverlebten. In kleinerem Maaßstaabe spiegelte er sich hier wieder. -- Hübsche Aussicht aufdasSchloßvon Ibrahim Pascha, was nebenderBrücke liegt, wodurch das Überschwemmungswasser brausend dahinfuhr. Die Stadt mit etwa 16 weiß angestrichenen schlanken Minarets hat im Innern sammt ihrem Bazar viel Ähnlichkeit mit Cairo. Ich war den Andern allein nachgerittenundfand sie unweit des Bades, aus dem sie schon herauskamen;undin das ich mich sodann begab. - Vorzimmer mit Oberlicht, Wasserbecken inderMitte; andenSeiten herum Nieschen mit Polstern, womansich auszieht; der Fußboden farbiges Marmor-Mosaik; - viele Badewärter. - MiteinemTuche umdieLenden wird man durch dunkle Gänge nachdemheißen Raum geführt. Hier ist[] es sehr warm[,] doch keineswegs übertrieben. AndenSeiten sind aufgemauerte marmorne Becken, worin auseinemHahn fortwährend heißes Wasser strömt;derglatte Fußboden hat auch45 hier Mosaik von trefflichster Wirkung; die Decke gewölbt,unddurch die Gewölbziegel kleine runde Löcher, die das Licht halb dämmernd einfallen lassen. - Hier indemwarmen Becken reiben mir 2 MännerdenKörper miteinerArt HandschuhenvonCameelgarn; endlich werden wohl 20 Becken heißen Wassers übermeinenKopf ausgegossen, dann in linnene Tücher gewickelt wirdmanindenVorraum zurückgeführt, wo maneineWeile aufdemLager ausgestreckt liegt; hier werden die Füße abgeriebenundgebürstet,derKörper getrocknetunddann zieht man sich an; - ich gab fürdaserste Bad 6piaster, eigentlich viel zu viel. Von hier begab ich mich mit den Andern zur Barke zurück; es ward unser Mittag gegessenunddann zu Esel nach den nahen BergenundFelsgräbern gemacht. Es finden sich nur etwa 3 - 4 Gräber beschrieben, worin nur 1 Königsname zu finden, der ungefähr der 12ten Dynastie angehört, wie mir scheint, früher als die Gräbervon Beni Hassan. Unzählige andre LöcherundGräber waren unbeschriebenundgehören den alten Schachtgräbern an. - Gegen Abend nachderBarke zum Essen zurück,unddann mache ich mitdenGebrüdern Weidenbachund Frankewieder nachderStadt, umeinCaffee zu besuchen. Maxwollte gern tanzen sehen; man führt uns aber(nämlichdie Eseljungen) nach einer so schoflen Kneipe, daß wir gleich wieder fortgingen; auch das Caffee war eins der schlechtesten; doch sahen wir das schonvon Cairouns bekannte LebenundWeben mit an, tranken Caffee, rauchten Schischaundritten dann nach Hause, wohin Lepsiusund Abeken, dieeinenBesuch bei Selim Paschagemacht hatten, bald nachkommen. - Dann Theeundzu Bett, wo ich einmal wieder leidlich geschlafen habe. --

Dienstagden26tenSeptember1843. Wir machen uns etwa um 8 Uhr auf, um Grotten oberhalb Siutnah bei einemkoptischenKloster zu besuchenundzu sehen[,] ob sie etwas Beschriebenes enthalten, - Lepsius, Ernst, Maxundich. Ernstblieb beim ersten Berge hinter Siut, um dorteinPanorama aufzunehmen, wir Andern ritten am steilen Bergabhange entlang, kamen in großer Sonnenhitze an ein Dorf, wo uns die ganze Jugend im Wasser spielend wieder sehr belustigte; unterwegs begegneten wir einer Hiäne mit verbundenem Maule, die ein Araber zeigteundeinem possirlichen Affen. - Endlich kamen wir nach etwa 1 ½ stündigem Ritte dicht am Überschwemmungswasser, was sich anderWüste hinzieht, entlang zu dem Kloster aus Nilhäusern gebaut; wir fanden aber nur Grotten alter Steinbrüche, in deren einer wir Caffee trinkenundetwas essen; ich zeichne die Gegendvondort aus. Dann wirdderRückweg angetreten; es war auch bei Siutnoch46 ein Berg zu untersuchen; was uns inderHitze um 2 Uhr sehr ermüdete; wir fanden nur unbeschriebne Schachtgräber; Ernstwar noch nicht fertig mitseinemPanorama; wir ruhten uns bei ihm aus, tranken Caffeeundich ging dann noch andenAbhang des Berges, um eine treffliche Aussichtvondort zu skizziren. Ernstkommt dann zu mir, auch Abekenund Josephkommen angeritten; Lepsiusund Maxsind voraus zur Barke; wir Andern reiten dann zusammen zurück. Ich erfreue mich noch einmal der herrlichen Wasseraussichten; derverschiedenenLaubbäumeundköstlichenBeleuchtung. - Dann zur Barke zurück. Der Abend ist wieder sehr warm, mit Sonnenuntergang noch 26°[,] dann 24 ½°undjetzt gegen 10 Uhr Abends noch 23°. Die Mücken sind unausstehlich. Vor dem Zubettgehen Tagebuch completirt. Die feuchte Hitze hier im Nilthalunddie sehr warmen Nächte, die gesternundheut fast ganz ohne Wind[,] sind viel unerträglicher als die größere Hitze inderWüste. - Morgen ganz früh wollen wir hier aufbrechen zum andren Ufer, um dorteineExkursion nach Alabasterbrüchen zu machen, wo sicheineSteele befinden soll. -

Mittwochden27tenSeptember1843. Schon um Mitternacht sind wir aufgebrochenundnachderandren Seite nach El Bosragefahren. Hier finden wir 5 Pferde des Pascha vor, mit denendieParthie nachdenSteinbrüchen unternommen wird. Ich für meinen Theil ziehe es vor, aufderBarke zu bleiben; auch Frankeund Heinrich Abekenbleiben zurück. Am Vormittag schreibe ich weiter an dem Brief andieMutter; Mittags ißt Abekenmit mir, danneinSchläfchen, Zeitung Lesen, Besichtigen der Alabastersägerei, Besuch auf Abekens Barke, wo CaffeeundScherbett genommen wird. Dann Spatziergang mit ihm den Andern entgegen[,] die etwa um 5 Uhr zurückkommen. Untersuchung eines passenden Badeplatzes ineinemschmalen Canale, der jedoch keinen Grund hat. Doch eben baden sich dieGebrüder Weidenbach’sundich dort; Abendessen; dann fahren wir bei heftigem Winde noch beinah 3 Stunden weiter dem Gebel Selinongegenüber[,] wo Grotten sind. - Der Tag sehr warm[,] 29° um Mittag, Abends 25°; inderNacht noch 23 ½°. -

Donnerstagden28tenSeptember1843. Wir waren inderNacht beidemStädtchen Aboutijgebliebenundfahren heut früh die KreuzundQuer, ohne recht zu wissen, wie zu den vermeintlichen Grotten von Selinonukommen sei. Nachdem wir schon aufderrechten Seite gewesen, fuhren wir wieder nach Aboutijhinüberundnahmen leihweise einekleineBarke mit uns, um auf ihr den Canal vom Nil bis an das Gebirge bei Hanalezu fahren. Um ½ 9 Uhr etwa fangen wir47 diese Landwasserfahrt anundnach 3 Stunden beinah erst landeten wir anderWüste. Der Weg zuerst auf breiterem, dann schmalern Canale; im ersten Dorf fuhren wir unter LaubbäumenundPalmen hin, die wie eine dunkle Laube über uns hingen, dann verlor sich die Spur des Canals inderungeheuren Überschwemmung des Landes; Gehöfte im Wasser; viel Lachen überdieWächterbude im Wasser. - Die wandernde Dorfbevölkerung bis andieBrust im Wasser, MännerundWeiber[,] um zu dem beinah 1 Stunde entfernten Bazar zu gehen; liebliche Aussichten auf die mit frischem Grün verhüllten Dörfer. - Die vermeintlichen Gräber erweisen sich als Steinbrüche; in dem einen essen wirundtrinken unsern Caffee; dann erst zu Fuß fernere Untersuchung des Felsabhanges; ich ruhe mich in einem Steinbruche mit Maxaus; dann hinunter indasDorf Wadi Selim, wo Lepsiusmit Abekeneingekehrt sind,undwir sie DattelnundBrodt essen finden, die ganze Dorfbevölkerung in braunen Kutten umhertanzendundspinnend. Ausruhen in dieserkleinenHalle, dann draußten, wo ich die grünen Schatten der Akazienbüsche im Wasser bewundre[,] die durchdenReflex des Himmels im gelben Wasser entstehen. Währenddem kommt unsrekleineBarke, auf der wir eigentlich nach Deir Selinnoch fahren wollen; unterwegs hält unsaberdieBesichtigung von Gräberlöchern auf, wo Lepsiuswirklichetwas gemalteHieroglyphenfindet. Hierüber wird es so spät, daß wirdieParthie nach Der aufzugebenundumzukehren beschließen. Der Rückweg bei gutem Wind wird durch Abekenverkürzt, der aus Byron’s Don Juan vorliest. Mit sinkender Sonne wieder an unsrer Barke. NachdemEssen fahren wir ab, um nach Gauzu gelangen, doch gelingt dieß erst am andern Morgen.

Freitagden29tenSeptember1843. Mein Geburtstag findet mich heut früh unweit Gauauf dem rechten Ufer; da hier nur Grotten aus der Römerzeit sind, landen wir nicht,sondernfahren gleich weiter[,] um bei Tachtaanzuhalten[,] wo einige Einkäufe zu machen sind. Der Wind, ohne zu heftig zu sein, ist günstigundso kommen wir nach Tachtaauf der linken Seite schon um ½ 11 Uhr. Ich hatte bis dahin anmeinemBrief andieMutter geschrieben; hier machte ich mit AbekeneinenSpatziergang um das am Nil liegende Dorf herum, von dem Tachtalandeinwärts noch ½Stundeentfernt ist. Viel Spaß über die sich im Nilschlamm wühlende Jugend zusammen mit Büffeln, Gänsen, Hunden, ZiegenundSchafen. - Wir sehen einigen kleinen Mädchen zu, die sich im Wasser vergnügen; dann werden wir zur Chokolade gerufen, die mir zu Ehren heut gemacht ist; Abekenißt mit. Dann fahren wir weiter, um am Abend in Ekminzu landen; doch kommen wir nicht so weit, weilderWind uns verläßt. Bei dem verrufenen Dorfe El Agagielanden wirundwarten wohl 1 ½ Stunden auf Abekens Barke, weil erdasAbendbrot mit uns essen will. Vorher48 haben wir Spaß mit Fischen, die wir gekauftundworunter ein elektrischer Fisch ist, den Maxzeichnet. Auch eine Freude wird mir durch Abekengemacht, der mirzumGeburtstag einen Budding mit ein Paar hübschen Versen schickt. - Abekenbleibt am Abend so lange, daß wir immer mit Essen anfangen; Lepsiushatte mir am Abendtisch auch sehr niedlich mit Eßwaren aufgebaut, die durch eine hieroglyphische Opfertafel erklärt wurden. - Abekenkam sehr bald,undwir waren recht vergnügt bei 2 Flaschen Wein, die ausgetrunken wurden;undbei einem solennen Mahle. Abends um 10 Uhr fuhren wir noch ab von El Agagieundlandeten spät inderNacht oder erst früh morgens in dem Städtchen Ekmin. -

Sonnabendden30tenSeptember1843. In der Ebne bei Ekmin, das alte Chemmis, sollen Blöcke einesgroßenegyptischenTempels liegen, indessen hieß es, sie seien jetzt überschwemmtundso nahmen wir früh Morgens einekleineBarke mit schwarzem Steuermannundfuhren meist ohne Wind erst zu demsüdlichgelegenen Dorf Sauiet, woderKanal einmündetunddann auf diesem bis andasGebirge von ½ 9 bis ½ 12 Uhr. Echminliegt[,] wie die alten Städte meist, in einem Thale, das vondemzurücktretenden Wüstenplateau gebildet wird; amnördlichenVorsprung dieses Plateaus landeten wirundsahen in bedeutender Höhe unzählige Löcher,zwischendenen ichsogleicheine besonders ausgezeichnete Thür erblickte, zu der ich hinstrebte; die Sonne brannte sehr heißundder Berg war von ganz enormer SteilheitundHöhe. Halb außer mir kam ich oben mit meiner schweren Tasche an, aber wir wurden sehr belohnt durchinterressanteHieroglyphen, die meist aus Äthioperzeit der 18tenDynastieherstammtenunddie ExistenzundVerehrung des Pan Gottes bestätigten, sowie daß hier Panopolislag. Das Ganze schien kein Grab[,]sonderneine Art Felsenheiligthum, der Anbetung dieses Gottes geweiht; interressanteundneue Königsnamen wurden gefunden; dieHieroglyphentheilweise aber sehr zerstört. Ich klatschte aufderLeiter im Sonnenschein eine Inschrift ab, was mich so in Schweiß setzte, wie ich fast nie hier in Egyptengeschwitzt habe. Eine sehr kühleundluftige Felsenkammer diente uns zum Ausruhen, KaffeetrinkenundFrühstückeinnehmen. Wir hatten vollauf bis zum UntergangderSonne zu thun, so daß Lepsiushalb Willens war, morgen wieder herzugehen. Abscheuliches Hinabrutschen des steilen Berges. Unsre großen Schiffe warenvon Echminbis Sauietbeschieden wordenundso fuhren wir bei schönem aber ganz windstillem Mondschein nur bis hierher[,] wo wir um ½ 9 Uhr Abends ankamen; unterwegs Recitiren von Götheschen Gedichten. Ernstwar heut zu Hause gebliebenundwiegewöhnlich Franke. - Um 11 Uhr zu Bett. - Der Tag schien heut sehr warm. -49

Sonntagden1ten October 1843. Schreiben andemBriefe nach Hause; dann Tagebuch; wir sind gegen 7 Uhr frühvon Sauietaufgebrochenunddie Barken werden gezogen, weilderWind fast gänzlich mangelt. An Klöstern vorbei gelangen wir nach Melahauia, einem Dorfe, wo wir eine Zeit lang liegen bleibenunddieMannschaft ruhen lassen; ich zeichne dabei einekleineDorfansicht. Dann weiter bis zum Dorfe Howaja(immer noch aufarabischerSeite), wo ich wieder eine Zeichnung mache; es ist hier sehr freundlich; unterdemSchatten eines großen Baumes istdieSchiffsmannschaft gelagert. Nach etwa 2stündiger Ruhe treibt Lepsiuszum Aufbruch. Wir bekommen auch etwas Windundrücken aufderlinken Stromseite weiter vor. Am Abend erreichen wir die Stadt Girge, jedoch ohne zu landen, sondern wir fahren vorbei bis Beliane, von wo aus wir die Ruinen des alten Abydosbesuchen wollen. Um aber hierher zu gelangen, fuhren wir inderNacht öfter auf,unddie Mannschaft mußte sich enorm quälen; der Tag sehr warm, obgleich nur 28° um Mittag. Abends 24°.

Montagden2ten October 1843. Wir finden uns heut früh vor Beliane, wo wir wegenderÜberschwemmung eine Barke nehmen müssen, um aufeinemCanal nach Abydoszu kommen; der Nazir selbst, nachdem er uns einen Besuch gemacht, gibt die seineundnun fahren wir jetzt ohne Wind aufdemNil aufwärts beinah 2 Stunden bis zur Kanaleinmündung, dann aufdemCanal noch etwa 3 Stunden bis zum Dorf ArabaanderWüste, so daß wir erst gegen 2 Uhr Mittags dort ankommen, nachdem wir um ¾ 9 Uhr abgefahren. - Im Dorfe ans Land gestiegen, begaben wir uns nach dem etwa 10Minutenentfernten Rhamesseum, einem Tempel, wo von Thürenundandren Theilen wenig beschriebene Stücke ausdemSande vorragen; die Stücke waren aus Sandstein, rothem Granit, feinem schneeweißen KalksteinundAlabaster, auch ausschwarzemBasalt. Von hier zu dem Pallaste des Menephta, wovon auch fast nur die gewaltige Steindecke aus dem Sande sieht; doch kannmanziemlich in allen Räumen herumkriechen; ein eigenthümlicher Plan; 12 Säulen gehen durch 2 Gemächerundhalbkreisförmig überdeckte Kammern schließen sich daran; ein anstoßender Nebenbau ist mir noch nicht ganz klar geworden; das ganze Dorf zog uns auf unsren Wanderungen nach, amphitheatralische Gruppen rings um uns, aufderDecke des Pallastes, während wir vertieftzwischendenSäulen standen; malerische Gestalten der nackten50 Kinder; blödsinniger Kerl; - von hier nachdemDorfe, wo einige Steine angesehenundabgeklatscht werden. - Die Tempel liegen eigentlich ineinemgroßen Todtenfelde (weilderGott Osiris, dem sie geweiht, der Totengott ist). Es wurde uns hier nocheingroßer,vonNilziegeln gemauerter Brunnen gezeigt, auf deren GrundeeineKammer mitHieroglyphenbefindlich. Es dauerte eine Zeitlang, bis ein Strick herbeigeschafft wurde, dann stieg Lepsiusundnach ihm auch ich noch hinunter. Die Kammer war altundinterressant(wahrscheinlichaus 12ter Dynastie); mächtiger Bogen aus Nilziegeln schön gemauert. - Um 7 Uhr bei Mondschein erst brachen wir nun nachdemSchiffe auf; beiderEinmündung des Kanals indenFluß fanden wir aus Mißverständniß unsre großen Barken nicht, die aneinemfrüheren Canal lagen. So gelangten wir erst um ½ 11 auf dieselben, aßen dann unser Abendbrod und gingen um ½ 12 Uhr zu Bett; es war heut erstaunlich warmundich litt an Brustschmerzen, die ichwahrscheinlichdurch Verliegen aufdemSchiffe mir zugezogen. - Noch inderNacht brachen wir nach dem alten Chenoboskionbei Cafr Siadeauf.

Dienstagden3tenOctober1843. Spät aufgestanden; erst gegen ½ 12 Uhr kommen wir bei gelindem Winde nach Cafr es Sayad, dicht hinfahrend an steilen großartigen Felswänden; wo diese sich von dem Nil abwenden, legten wir an, um die im Wilkinsonangeführten Grotten aufzusuchen. Nach mancherlei FragenundCombinationen reitet, erstderCavaß, dann Lepsiuszu den ½ Stunde entfernten Gräbern, die dann auch die richtigen sind; nacheinemkleinenSpatziergang mit Abekenfolgen wir zu Esel Lepsiusnach; dann kommt Maxundendlichauch Ernst; es sind 3 beschriebene Gräberund3 Königsringe[,] die darininterressantsindunddie Zeit der 6tenoder7tenDynastieangeben. - Während Lepsiusnotirt, klatschen wir Übrigen abundreitenundgehen dann mit untergehender Sonne an den prächtigen 3 - 400 hohen senkrechten Felswänden, die dannundwann großartige Theater bilden. Noch am Abend fahren wir weiter, nachdem wir heftige Windstöße anderFelsenecke gehabt; eine lange Zeit geht unser Schiff ohne Segel stromaufwärts. -

Mittwochden4tenOctober1843. Der frühe Morgen findet uns vor dem Flecke, wo man nach Denderahabgeht, um den Tempel zu besichtigen. - Wir machen etwa um 8 Uhr Alle, selbst Franke[,] nach dem etwa ¾ Stunde entfernten Tentyra. 51Schon von fern sieht manzwischendenschwarzen Nilziegelgebäuden den offenen Portikus des Haupttempels, der sich gegen das hinterliegende etwas zerrissene Gebirge trefflich absetzt. Ein halb zerstörtes Thor liegt wohl mehr als 100 Schritt vor dem Eingang des Tempelsundist durch eine doppelte moderne Ziegelmauer mit ihm verbunden; diese lange Straße, die so gebildet wird, sowiederTempel selber scheint zueinemLager für ein Cavallerieregiment gedient zu haben; Viehkrippen sind entlängs der Mauern angebracht. Der Eintritt in den Tempel, den best erhaltensten in Egypten[,] hat inderThat etwas Großartiges; die vordere Halle enthält 24 Säulen mit Hathorkapitälen, etwa 5 imDurchmesser,vonunten bis oben beschrieben; die Malerei aber sehr verschwunden; das darauf folgende Gemach hat 6 Säulen auch mit Hathor Köpfen, darunter aber noch Lotoskapitäle; die andern Piècen sind ohne Säulen. Im großen Portikus findet sich anderDecke die Darstellung des Thierkreises; eine andredesgleichenrund in einemkleinenoberen Gemach istvondenFranzosen gestohlen. Der Tempel ist aus der Zeit derrömischenKaiserundvon der Cleopatraangefangen, er ist[,] wie der ganze Ort Tentyra[,] der Hathoroder Venusgeweiht. Die weichlichen Formen in FigurenundHieroglyphenpassen wenig zu dem strengen[und] steifenegyptischenTypus;königlicheRinge bedecken jede Wandfläche unzählige mal. Hinterdemgroßen Tempel liegt ein kleinerer, seitwärts noch im Typhonium miteinerSäulenhalle rings umher, nicht ganz vollendet. Alle Gebäude sind mit schwarzen Nilziegelmauern umgebenundüberbaut. 2 Thore, mitHieroglyphenebenfalls bedeckt[,] liegen stromaufwärts in 5Minutenbis ¼stündigerEntfernung. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang in all diesen Baulichkeiten, wo LepsiuseifrigHieroglyphenstudirteundwir Andern uns mit Abklatschen beschäftigten. Dann wieder zurück zur Barke, wo wir noch vor dem Essen ein erquickliches Bad nehmen,unddann nach Kennehhinüberfahren; noch an demselben Abend schickt Lepsiusnach den etwa angekommenen Briefen, aber siehe da - kein einziger, nach meiner Meinung wiedereineNachlässigkeitvon Bockty. Wir bleibendieNacht in Kenne.

Donnerstagden5tenOctober1843. - Früh bis 10 Uhr Besuchevon2 Türken, die für dieösterreichischeundenglischeGesandschaft die BriefeundGeschäfte besorgen; - besonders die Letztereninterressant, Vater, SohnundEnkel; der alte mit schneeweißem Bart[und] grasgrünem Kaftan, der Sohn dick mit dunkelgrünem Kaftanundweißem Turban. - Ich schreibe dann Tagebuchundflicke ein wenig. Während Lepsiusgegen Abend die empfangenen Besuche erwiedert, gehe ich mit Ernst, Maxund Abekenein wenig am NiluferundaufdenBazar spatzieren.52 Am Nilesteht wie es scheint eine Baumwollenfabrik, ein mächtiges Gebäude; außerdem ist hier noch eine Gullenfabrik. Der Bazar dieser mit 1 Minaret versehenen Stadt ist schofelundwinklich. 1000 Gerüchevonbratender Butter, Öl, Thranlampen, Eierkuchen, Zwiebeln[,] alle möglichen Fettigkeiten, Kaffee pp. dampft Einem entgegen,undwie malerisch die Gruppen auch sein mögen, widert Einen an. In einer andern Straße sitzen TänzerinnenoderFreudenmädchen, möglichst geputztundmit Flitterwerk behangen, die Eine ganz in feuerrothe Gaze gehüllt, dem Gesicht nach aber erstaunlich häßlich. Nur 2 gefielen mir, eine ganz schwarze[,] die wirklich hübsche Gesichtszügeundeinevolle Brust hatteunduns laut anlachte,undeine Andre hellevonkurzer Gestaltundetwas üppigem Bau. Auch sie schien ziemlich jungundhatte recht regelmäßige Züge; sie winkte uns zu (rufend kuß taibi); die meisten rauchten gemüthlich ihren Tschibuk. Nach diesen Gruppen gelangten wir wieder zum Flußufer, wo ein Getreidemarktunddahinter Arnautenzelte aufgeschlagen waren, ein buntes Leben im Gegensatz mit dem stillen grünlichen Himmel, gegen den sich die Palmen schwärzlich absetzten. Die Abendluft ging kühlunderfrischend; wir kehrten umundgingen noch etwas auf dem Damm des Flusses aufundab; dann Abendbrod gegessen; gleich darauf kam Lepsius[,]der beidemalten Türken höchst solennundpatriarchalisch gespeist hatte. - Da LepsiusamVormittagein Essen bei ihnen abgeschlagen, so hatten sie es uns aufdieBarke geschickt, d.h. 2 HammelundeineQuantität Brod. - NachdemThee brachen wirvon Ghenneaufundfuhren inderNacht nach dem etwa 5 Stunden entfernten Ghus. - Lepsiusschickte heut Briefe nach Cairo, mit dem Auftrage, Alle BriefeundZeitungen[,] diesichfür uns vorfänden, uns nach Assuannachzuschicken. Ein Briefvonhier nach Cairobraucht meist nur 4 Tage zu Lande[,] eine enorm kurze Zeit. -

Freitagden6ten October 1843. Wir finden uns heut früh am Nilufer bei dem etwa ½ Stunde entfernten Ghus (Apollinopolis parva[)];; wir liegen neben einem mächtigen Durrhafelde. Gegenüber rückt die lybische Wüste dicht andenFlußundzeigt großartigeundinterressanteFormenundSchatten; diearabischeWüste ist wohl 2-3 StundenvomNil enfernt, der hier sehr schmal erscheint. Unweit des Dorfes Ghusist ein HainvonDompalmen, die seit einigen Tagen uns sehr häufig geworden sind; noch immer haben wir kein Krokodill gesehen. Die Nacht heut war sehr kühl, wir hatten um 7 Uhr Morgens nur 17° Wärme inderCajüte. - Morgen also werden wir in Thebenlanden. Während Lepsiusmit Maxeine Exkursion nach Ghusmacht, bleib53 ich mit Ernstzu Hauseundschreibe ein wenig am BriefederMutter weiter. Um ½ 11 Uhr kommen indessen die Andern schon zurückundnun geht es direkt auf Luxorlos. - Der Wind ist schwachundläßt bisweilen ganz nach; - Carambolagezwischenunsermund Abeken’s Schiff, wobei wir unsre Hinterstange mit dem Wimpel verlieren. Die Wüste zu unsrer Rechten zieht sich jetzt nah andenNil in schönenundgroßartigen Formen. Köstliche Beleuchtung dieser Formen bei Sonnenuntergang, völlig magisch. Es dauert sehr lange[,] ehe es unsmöglichwird[,] in Luxorzu landen, dennderWind hört völlig auf. Schon siehtmanim MondscheindengroßenSäulengang des Tempels gegendenHimmel abgerissen, der Nil ist einem Spiegel gleich. - Um ½ 7 Uhr etwa landen wirundgehensogleichim Mondschein zur Besichtigung des TempelsvonLuxorüber; selbiger ist durch die Häuser des Städtchens, welches ganz in ihn hineingebaut ist, verdeckt. Durch GäßchenundWinkel gehtmanzwischendenSäulen hinundgelangt zuden Pylonen; davor stehen 2 verstümmelte sitzende RhamsesstatuenvonGranit;trefflicheArbeit, eine dritte guckt nur mitderMütze ausderErde. Ein herrlicher Obelisksteht noch, der Bruder des nach Parisgeschafften. Mit mancher MüheundFährlichkeit wird aufden Pylongeklettertunddie Aussicht genossen; die Größe des Tempels erscheint durchdashineingebaute Dorf noch bedeutender; der Hintertheil des Tempels, inderDescriptiondel’Egyptegezeichnet[,] fehlt jetzt,undistwahrscheinlichdurchdenNil hinweggenommen, denn dieser geht dicht daran vorbei. - Nun zum Schiffe zurück, wo Abekengrad angekommen ist. NachdemEssen wandelnwiram Ufer im Mondschein; einitalienischerAntiquitätenhändler macht LepsiusnocheinenBesuchundtheilt ihmdiebetrübendeundunangenehme Nachricht mit, daßMonsieur Prissedie Königskammervon Karnakso eben weggeschleppt hat, ein Hauptgegenstand unsres Besuches in Theben. -

Sonnabendden7ten October 1843. Wir machen uns Alle heut zu Esel nach dem ½ Stunde entfernten Karnakaufundbesichtigen den großen Tempel dort, ein höchst imposanter Anblick, besondersdiegroße Halle. AberdieZerstörung ist viel bedeutender als ich dachte. Wir kletternundklatschen unsdenganzen Tag auf diesen Ruinen müdeundkehren erst nach Sonnenuntergang zum Schiffe zurück. -

Sonntagden8tenOctober1843. Ich schreibe heut wieder etwas Brief und zwar an Frey[,] ohne jedoch auch mit diesem Brief fertig zu werden. -

Montagden9tenOctober1843. Wir untersuchen heut gründlicher die Hieroglyphenvon Luxor, was uns bis zum Abend aufhält. Nach Sonnenuntergang herrliches Bad im Nil; die Gebirge ringsumher spielen Abends die köstlichsten Farben; besonders das Lila später ist trefflich. - Abendwasserfahrt mit Jousephnach Gourna, um Abekenabzuholen, der beiHerrn Loidund Prisseist; der Erstere hat sich mitseinerFlinte〈…〉〈…〉54

Dienstagden10tenOctober1843. Wir machen uns heut wieder nach Karnakauf, wo uns noch manche Revision von Bauwerken übrig bleibt. Auch findet Lepsiusvieles Interressante. Ich reite Abeken’s Eselundstürze mit ihm ganz gründlich, weildasSattelzeug ganz zerrissen,undderEsel völlig unbändig ist. Vonmeinergestrigen Nachtfahrt war ich erst gegen 2 Uhr zurückgekehrtunddarum heutdenganzen Tag etwas müde. Abekenist immer noch drüben bei dem sterbenden Lloyd. - Lepsiusmacht heut AbendeinenBesuch beidemMudir[,] der seit vorgestern mitseinerBarke hier ist. - InderNacht kommt Abekenvon Gournazurück, Lloydist um 8 Uhr gestorben.

Mittwochden11tenOctober1843. Heut früh geht Frankemit Abekenwieder nach Gurnahinüber, um womöglich einen Gipsabgußvon Lloydzu nehmen. - Wir Übrigen bleiben bis Mittag in Luxor, bis der Transport eines Steines indasHaus des Nazir besorgt ist, den wir aus einer Mauer des Dörfchens Cafr Foganibei Karnakgebrochen haben. Dann machen auch wir fort nach Gurna. Noch am Nachmittage wird zu dem nah gelegenensogenanntenPallastvon Gurnagerittenundbegonnen[,] die Hieroglyphendesselbenzu inspiciren. Mit Ernstdie schöne Aussichtvondort auf TempelundGebirge rings umher genossen (vom Dach herab), die beiden inderEbne stehenden Memnonskolosse; drübender TempelvonLuxormacht sich besonders schönunddassogennannte Memnonium. - FrankekommtvondemHause des Lloyderst um Mitternacht mit Abekenzu Hause[,] ohne bei Mangel an GipseineMaske zu Stande gebracht zu haben. -

Donnerstagden12tenOctober1843. Früh Morgens geht es wieder zuerst zum Pallastvon Gourna, dessen Revision beendet wird. Hauadzerstört daselbst ein Wespennestund Lepsiuswirdvoneiner Wespe anderNase gestochen, was so aufläuft, daß wir zum Mittag nach Hause reiten, frühstückenunderst um 3 Uhr wieder aufbrechen, um das Ramesseumzu besichtigen. Abekenkommtvon Lloyd’s Hause mit unszugleichdort an. Das Gebäude ist für mich das Schönste in Theben, geistreichundharmonisch. Der umgestürzteundzerborstene Rhamsis- Coloß von enormen Dimensionen; ich klettre hinaufundgenieße die schöne Gegend ringsumher. Nachher setzen wir uns Alle aufdieSpitze des Pylonundbetrachten den Sonnenuntergang. Die Memnonskolosseglänzen röthlich; Medinet Abu, Luxorsetzen sich köstlich gegen die violetten Tinten des Gebirgs ab. Die östlichen Berge glühen im zartesten Rosa; dann nach Hause. -

Freitagden13tenOctober1843. Wir brechen ziemlich früh auf nach den Königsgräbern, sobaldmandas Gebirge berührt, empfängt Einen das wüstesteoderwildeste Thal, schauerlich einsam aber sehr inerressant. Zuerst in daswestlicheThal, wo nur 2 beschriebene Gräber sind mit unscheinbaren Brunneneingängen. Dann in das55 Thal Biban el Moluk, wo wir zuerst das schönstevonAllen betrachten, was dem Menephta Iangehört. Der treffliche Styl der Hieroglyphen, die erhaltene Pracht der Farben ist ganz außerordentlich; das ganze Grab ist ein Riesenwerk an Arbeit; wir besahen dann noch 4 - 5 Gräberunddachten erst andenRückweg, alsdieSonne schon untergegangen war. - Am Abend vollendete ich meinen Brief an die Mutter, den ich seit lange angefangen, um ihn morgen dem Prissemitzugeben, der die Leiche von Lloydnach Cairobringt; darüber wird es nach 10 Uhr. - Die Fliegen auf unsrem Schiffe sind jetzt eine wahre Plage[und] ohne Musketiäre könnte ich es nicht aushalten.

Sonnabendden14tenOctober1843. - Wir bleiben den Vormittag zu Hause, weil fast Alle noch Briefe zu schreiben haben, auch Lepsiusschreibt nach Hause. Ich versuche, ein Paar Verse zum morgenden Königs-Geburtstag zu machen, doch will es mir nicht gelingen. Gegen Abend reiten die Weidenbachsund Abekenzum Ramesseumundden Memnons Bildsäulen, um Plätze für die Freudenfeuer des morgenden Tages aufzusuchen; ich gehe bei Sonnenuntergang mit Lepsiusein wenig aufwärtsvonunsern Schiffen baden, was wieder herrlich erquickt. - Wie im Fayouman WeintraubenundFeigen[,] so laben wir uns in Thebenan trefflichen Melonen. -

Sonntagden15tenOctober1843. Königs Geburtstag. Wir halten etwa um 8 Uhr unsern Gottesdienst, dem Abekeneinen Gebetszusatz in Betreff des Königs gibt. Viel Suchen, KramenundZusammenpackenvon SachenundEßwaaren bis wirendlichum 11 Uhr nach dem Rhamesseumaufbrechen, wo wirdasFest feiern wollen; - die Säulenhalle dort ist sehr reinlichundfreundlich. Mittags erquickt uns eine Weinkaltschale nebst gebacknen WindbeutelnundMelone; dann wird nachdemKaffee ein Schläfchen gemacht, danneinSpatziergang zu den nahen Memnons Säulen, wo wir mittelst unsrer großen Leiter aufdenSchooß kletternundeinsehen, daß es zu viel Schwierigkeiten hat,dasFeuer auf den Häuptern dieser Kolosse anzuzünden; interressant aber sind diegriechischenunandern Inschriften andenFüßen; der eine Coloß aus mehreren Steinenzusammengesetzt. - Zurück zum Tempel, wo Frankemit dem Hinaufziehen von 2 Schiffsladungen Holz aufdieDeckplatten des Statuenhofes beschäftigt ist; ich habe unsre 2 Fahnen aufdemPylon zu Seiten der Mittelthüre befestigt. - Wir kommen über all den Vorbereitungen spät zum Essen. Ein Hammel ist dazu ganz gebraten worden; 4 Flaschen Rheinwein werden ausgestochen, wonach dann besonders Maxziemlich lustig wird; Lepsiusbrachte mit kurzer RededieGesundheit des Königs, ich die der KöniginunddesKönigsHauses,56 Abekenaber dievonOnkel Eichhorn, Humboldtsund Bunsenmit recht guter Rede aus. Später wurden viele Lieder gesungen, überhaupt schloßdieSache heitrer, als sie anfing. Ein Pechbeckenzwischenden Fahnen verlosch leider bald wieder, aber das Feuer des Hofes war großartigundgab dem ganzen Tempel eine köstliche Erleuchtung;trefflichnahmen sich die starren Statuen des Hofes aus. Nach 9 Uhr brachen wir nachdenSchiffen aufundlegten uns um ½ 11 Uhr zu Bette. -

Montagden16tenOctober1843. Wir besuchen heut die Tempelbauten bei Medinet Abu; besonders der sogenannte Pavillon ist sehr interressant; Lepsiusnotirt aber nicht viel, weil er heutdenEntschluß faßt,womöglichmorgen aufzubrechen; gestern war unser Bote aus Kennezurückgekommen, ohne Briefe mitzubringen. - Im großen Tempel essen wir unser Mittag, machen amNachmittagnocheinenBesuch an dem dahinterliegenden Ptolemäertempel, wo Manches abzuklatschen ist[und] dann reite ich mitden Weidenbachs zum Schiffe, während Lepsiusmit Abekennoch einen Besuch an Prisseunddem hier wohnenden Griechen abstattet; ich nehme heut wieder ein Nilbad. -

Dienstagden17tenOctober1843. - Heute Besuch eines Tempels[,] genannt Der Bachari; dann 2er Gräber von außerordentlicher Ausdehnung (wenigstens das Eine); dann zum Ptolemäertempel, genannt Der el Medine. Hier wird Mittag gegessen; Grab mit der Procession der Könige halb zerstört auf Kalkputz in unscheinbarem Grabe; wir beschließen, es zu versuchen den Putz abzulösenund Ernstreitet nach Hause[,] um zu diesem Zwecke einen Meißel, KafaßeundPapier zu holen; mit diesem zerstörenden Geschäfte sind wir bis zum Sonnenuntergang beschäftigt, ohne es vollenden zu können,undso kommen wir heut noch nicht fort. -

Mittwochden18tenOctober1843. Früh wird wieder zum Grabe hinter Deir el Medinegerittenundder übrige TheilderWand, leider sehr zerstört abgenommen; dann besieht Lepsiusnoch eine Inschrift andemTempelvon Medinet Abu; ferner wird nocheinGrab mit einer äthiopischen Procession aufgesucht, wonach wir gegen Mittag zur Barke zurückkehrenund Thebenfür jetzt Lebewohl sagen. Abfahrt um 12 Uhr etwa.MonsieurPrisse ist mitderLeichevonLloyd erst gestern Abend abgefahrenundhat meinen Brief andieMutter nebst Andren von Lepsius, den Weidenbach’sund Frankemitgenommen. - Unser57 Weg geht jetzt auf Erment( Hermontis) los. Ich sitze unterdessen unter meiner Musketiäreundergänze dies Tagebuch. Die Fliegen außen auf unsrem Schiffe sind unglaublich widerwärtig; trotz Frankes Wegfangen ist ihre Zahl Legion. - Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang kommen wir nach Erment,undgehen noch schnell zu dem mehr als ¼ Stunde entfernten Tempel[,] derzwischenmächtigen Ruinenhügeln liegtundzur Hälfte mit Ziegelgebäuden umbaut ist. Der Tempel ist sehr klein[,] vom Ptolemaeus Caesareagebaut; etwa 5 - 6 Säulen des Vorhofes stehend noch mit korinthischegyptischenCapitäl versehen. - Zu große Dunkelheit verhindert Lepsiusan gründlicher Revision; dann zurück nachdemSchiffe,undzum Abendessen trinken wireineFlasche Wein mit Abekeneingedenk der heut geschlagenen Schlachtbei Leipzigund LepsiusMutter Geburtstag. Spät lese ichund Abekenaus SchillerGedichten vor. Wir müssendieNacht liegen bleiben, weil kein Wind ist. AmNachmittagum 3 Uhr ist es 26° Wärme.

Donnerstagden19tenOctober1843. Mit Tagesgrauen fahren wir langsam flußaufwärts gegen Esnezu, wieder ohne Wind an mächtigen Durrhafeldern entlang. Noch im Laufe des Vormittags stellt sich ein angenehmer[,] gleichmäßiger Wind ein, der unsre Fahrt sehr fördern hilft. Man merkt jetzt schon eine bedeutende Verengung des Nilthals; der Strom hält sich gleichmäßig in der Mitte desselben. Seltsames Vorschieben der lybischen Wüste durch die Felsinseln von Gebelen, die sich malerisch wie aus den Fluthen aufheben. Abbrechen der Inseln durch Unterspülung des Stromes. Heut sehen wir inderEntfernung das erste Krokodill. Die halb sandige Insel[,] auf der es lag[,] war so weit, daß wir Alle uneinig waren[,] ob es wirklicheinThieroderein Baumstamm sei. DurchdasAbschießen einer Flinte wurden wir überzeugt; das lange schwarze Ding warf sich emporundlief in den Strom hinein. Nachmittags 4 Uhr etwa näherten wir uns Esne; Ein Landhaus oder Schloß von Mehemed Alisah freundlich hinter großen Sykomoren hervor, grade wie bei uns von Ferne ein Schloß aus einem Park schaut. - Um ½ 5 Uhr etwa landeten wir an der letzten etwas größeren Stadt Egyptens, die auf ziemlich hohen Erdhügeln liegt, von dem Fluß aber sehr zu leiden scheint. Wir gingen gleich zu der auf dem Markt hieselbst liegendenundgänzlich umbauten Säulenhalle aus Ptolemäerzeit, die im Innern durch den Pascha bis aufdenGrund ausgegraben war, wodurch sie sich sehr stattlich, wenn auch düster ausnahm; angenehm war sie wegen des Geruchs verwesender HundeundKatzen, wie Staubes halber nicht. Mehr zog es mich auf den kleinen aber sehr58 wegsamen Markt; ein schwarzes nicht übles Mädchen fiel mir auf; auch indemCaffee, wo ich mit Joseph, Frankeund Ernsteine Tasse trank[,] ein ganz junges Mädchen, was von sichundAndern schon zu ihrem späteren Handwerk gut angeleitet wurde; ein Militär, davon es hier viel zu geben scheint, trieb Spaß mit ihr. Ein Faxenmacher hatte einen KreisvonZuschauernundLachern um sich; Lepsiusbekam im Tempel BesuchvoneinemGriechen Leonidas, den wir einmal beiHerrn Anastasigesehen,undder sich als Ingenieur dem Pascha vermiethet zu haben schien. NachdemAbendessen macht Lepsiuseinen Besuch beim Mudir; die Andern gehen aufdenBazar[,] wo ich ihnen mit Abekennachkomme; wir genießen 5 Tassen Kaffeeund1 Tschischa für ½piaster(1[hl]); dann zur Barke, wo mit obigem Griechen Thee getrunken wird; Ernst, Maxund Frankelassen sich unterdessen zu Tänzerinnen führenundetwas vortanzen, wovon sie denn sehr befriedigt heimkehren. -

Freitagden20tenOctober1843. Heut früh machen wir auf einer kleinen Barke hinüber aufdieandre Seite (diearabischeSeite) wo Contra Latonliegt; doch finden wir von dem hier gewesenenkleinenTempel nur wenige Steine, wo kein vollständiger Königsname darauf zu finden ist. Um 11 Uhr etwa sind wir zurückundgehen dann bis zum Mittag noch indieHalle von Esne. - AmNachmittagwollten wireineExkursion zu einem 1 ½Stundenentfernten Tempel machen, doch geben wirdieSache auf, da er im Wasser liegen soll,undauch fast nichts mehrvonihm vorhanden ist. - Jetzt ist es etwa ½ 5 Uhr, die Andern sind im Tempelundklatschen ab; ich schreibe Tagebuch. Nachher mit Jousephzu Tänzerinnen, 2 sehr hübschen Mädchen, davon besonders Eine für mich ein außerordentliches anziehendes Gesicht hat. Wir machen mit Abekenam Abend noch einmal hinausundlassen uns die allerdings sehr lasciven Tänze vortanzen; doch fehlt es nicht an GrazieundAnmuth. AufdieDauer wurde mirdieSache ein wenig langweiligundum ½ 11 Uhr drückten wir uns. -

Sonnabendden21tenOctober1843. Mit Sonnenaufgang fahren wir von Esneab gegen Edfouzu. - Heut Morgen waren etwa 17° Wärme; Mittags jetzt meist 24 bis 26°. - Gegen Mittag kamen wir auf dem linken Nilufer nach Bassalie, woselbst die letzteegyptischePyramidebefindlich. Wir sahen das kleine, dreistufige Ding etwa ¼ Stunde vom Nil, durch einen CanalundÜberschwemmungswasservonuns getrennt. Lepsiusunich schwammen durchdenCanalundwateten durchdenSumpfundso kamen wir Beide nachdemWüstenterrain. DiePyramideistvonmuschlichem Kalkstein[,] der hier noch ansteht, während die gegenüberliegende Seite59 des Nils schon Sandstein zeigt, dessen Plateau niedriger, die Farbe fahlerundtodter ist. DiePyramideist schwerlich je zur Bekleidung gekommen; das Todtenfeld, was wir darum zu sehen glaubten, war nach näherer Besichtigung nur scheinbar. - Die Seitenlinien derPyramidehöchstens 60°. - Nach dieser Exkursion schifften wir ein wenig aufwärts auf derselben Seite bis nach Kom el achmar, wo sich Grotten befinden. Doch hieß es, daß sowohleinCanal als bedeutendes Überschwemmungswasser den Weg dorthin unzugänglich machten,undso gaben wir es auf; wir sahen hier Ricinuspflanzen in der Durrhaeinfassung wachsenunderfreuten uns der hübschen BlüthenundFrüchte. Jetzt fuhren wir zur rechten Flußseite hinüber nach dem alten Eletyia(nachdenFranzosen El Kab, nach Prokesch Beni El Lale); wir gingen noch am Abend nachdergroßen Ziegelummauerung, die sehr zerstörte Tempelüberreste umschließt. Unter diesen Überresten suchten wir nach Königsringenunddie wichtigsten wurden aufgefunden;endlichtrieb unsdieDunkelheit zur nahen Barke zurück; in dem Gebirge sieht maneinegroße AnzahlvonGrotten. -

Sonntagden22tenOctober1843. Der Gottesdienst wird heut sehr früh gehalten[,] weil Lepsiusun Abekenundnachher auch ich zur Besichtigung der Grotten sich aufmachen. - Während die beiden Ersteren sich nach einem entfernteren Tempel[] begeben, wandre ich quär durch die Ziegelummauerung nachdemGebirgeundbesichtige die darin eingehauenen vielenundinterressanten Gräber, diezumTheil ausderHyksos Zeit[,] zum Theil ein wenig später sich herdatiren mögen,und(wenigstens durch Menschenhände) wenig zerstört in dem Sandstein eine scharfe Zeichnung zeigen; sie erinnern sehr im Styl der Hieroglyphen an die Gräbervon Beni Hassan. Ich durchwandre in der luftigen,obgleichheißen Sonne ganz allein das Sandsteingebirge, schaue hinten in ein einsames Thal hinab, wo ein isolirter Fels eigenthümlich ausderTiefe aufragt, finde aber doch eigentlich keinen ganz malerischen Punkt zum Zeichnen,undsetze michendlichin ein Grab, wo ich eine freundliche Aussicht indasNilthalunddie weite Ausbauchung des Wüstenplateaus, worin Eletyialiegt, vor mir habe, während ich behaglich meine Pfeife raucheunddenSchweißvonderStirne wische. Hier saß ich etwa 1 Stunde,unddann hörte ichdieStimmen von Abekenund Lepsius[,] mit denen ichvonnun ab indenGräbernzusammenblieb[, ]Mittag undamNachmittagabklatschen half. Die Sonne war unter[,] ehe wir es dachten;interressantwurde ihr Untergang durch die Wolkengebilde rings umher, die spät Abends vielfaches Wetterleuchten zeigten. Noch im Dunkeln badeten wir uns im Nil, an so reißender Stelle, daß wir uns, halb im Wasser60 kaum stehend erhalten konnten; Abeken, bis zudenKnien darin, fiel umundrief Hülfe, weil er glaubte[,] nicht aufstehen zu können. -

Montagden23tenOctober1843. Ernstnimmt die alte Stadt Eletyia, beidenArabern El Kabgenannt[,] heut mitderCameralucida auf, Maxzeichnet aufderBarkeundich reite mit Abekenun Lepsiusweit indasThal hinein, wo ein kleiner Tempelvon Amenophis IIIerbaut, besichtigt wird; dann kehren wir zudenGräbern zurück, nachdem ich zuvor noch alleinnördlichvonderalten Stadt geritten bin, um einen fast ganz zerstörten Tempelundeinen eigenthümlich ausgearbeiteten isolirten Fels[,] dann aber andre Grottenlöcher zu besichtigen. NachdemZurückkehren zu Lepsiusklatsche ich in Gemeinschaft mitdemlangen Kavaß fleißig ab, worin mich Lepsiuszuletzt ablöst; dann geht es noch einmal zu dem Tempel inderUmmauerungund, schon im Dunkeln, wieder ins Nilbad, wo wir eine bessereundruhigere Stelle finden, als gestern; Furcht des Schiffers vor den Crokodillen (Sempsach), die uns aber nicht irre macht; in der Ferne wieder Wetterleuchten. - Wir fahren noch am Abend von Eleityiaab,undliegen am Morgen früh des

Dienstagden24tenOctober1843vor dem einige Stundenvondort entfernten Edfu( Hermopolis Magna). NachdemFrühstück spatzieren wir nach dem ¼ Stunde entferntenkleinenStädtchen oder Flecken, lassen uns durch einen Kanal tragenundkommen dann zu den schon von Fern erblickten mächtigen Pylonen, die riesenhaft aufragen. Das Dorf ist rings um den TempelundüberdenTempel gebautundgekleckst; nur in den höchst stattlichen Säulenvorhofundin die daranstoßende Säulenhalle von 18 Säulen kann man dringenundauch von diesen sehen nicht viel mehr als die Capitäler aus dem Schutt. Der Tempel ist von den Ptolemäern erbaut; die Säulen mit ihren mannichfaltigen Kapitälen machen auf mich einen recht imposanten Anblick; überhaupt ist es ein riesenhafter Tempel. Schöneundweite AussichtvonderHöhe der Pylonen, nachher Besichtigung des kleinen schmutzigen Typhoniums, was südwärtsvomgroßen Tempel liegt; 3 stinkende Rindviehskelette machtendenAufenthalt hierin nicht sehr angenehm. Um Mittag in enormer Sonnengluth zurückgegangenunddann unser Essen, statt aufderFliegenbarke unter einer schattigen Sykomore am Ufer eingenommen, wo denn Abekenzum Nachtisch aus Göthes Gedichten vorlas. Um 2 Uhr etwa habe ich inderCajüte 24 ½° Hitze; wir fahren jetzt weiter aufwärts nach61 Gebel Silsilis. - Die Sonne geht jetzt um 5 Uhr 37Minutenunterundauf um 6 Uhr 22 ½Minuten;also Tageslänge 11Stunden15Minuten. Wir fahren heut bis spät in die Nacht.

Mittwochden25tenOctober1843. Nachdem wir bis circa 11 Uhr inderNacht gefahren waren, fanden wir uns heut Morgen noch vor dem Engpaß des Gebel Silsilis, wo der Nil sehr schmal zwischen mittelmäßig hohen Sandsteinfelsen wieder sich Bahn macht, hier sind die bedeutenden Steinbrüche der alten Egypter für die Thebanischenundandren Tempel Oberegyptens, die fast ohne Unterschied mit diesem Material gebaut sind. Zwischen großen Felsblöcken vor einer Speosmit vielen Steelen legen wir unsre Barken; die Schiffsmannschaft ist heut unkenntlich ausgeputzt, da gestern der Rhamadan zu Ende gingundheut Festtag ist; sie hat einen HammelundGeld von uns geschenkt bekommen, alle unsreMohammedanischenDiener aber Geld. - Außer der Speosfinden sich auf dieser linken Flußseite noch viele beschriebene Grotten, meist aus der 18tenund19ten Dynastie; in einigen nebeneinanderliegenden ward unser Mittag eingenommen, dicht zu unsern Füßen der Nil, drüben die markirtenundscharf bearbeiteten Steinbrüche, kühlundluftig war es uns sehr wohl zu Muthe. Nachmittag machten wir noch weiter hinauf,undfanden noch mehrere Felsnischen mit Steelen inwendig, davor zur SeiteegyptischeSäulen[,] die den Architrav trugen. Der Punkt war sehr romantischundmalerisch. Wildes Akaziendorngebüsch wucherte neben hohem Grase zwischen den Blöcken zu den Tempelchen auf; ein schwarz indemWasser liegender ungeheurer Felsblock davor bildete einen natürlichen Altan, nachdemLande zu etwas gesenkt; die Abendsonne vergoldete die Felswände drübenundgab selbst dem Sandstein glühende Farben. Es war prächtig, hier zu sitzen; die morschen, halb zerfallenen Tempelchenundnicht weit davon stehende isolirte Felsen waren außerordentlich malerisch. Mit Sonnenuntergang gingen wir zu den Barken zurückundfuhren noch am Abend durch den Felspaßundbis 11 Uhr etwa zu den Ruinen von Koum Ombos, wo wir uns am Morgen des

Donnerstagden26tenOctober1843liegend fanden; heut früh fuhren wir erst noch ein klein wenig aufwärtsundlandeten dann oberhalb der von dem Wasser schon zum Theil weggeschwemmten Tempelreste. Der Strom wirft sich an dieß Uferunddroht in einigen Jahrzehnten auch dem noch im tiefen Sande stehenden schönen Tempel den Untergang. Eine hohe Umfassungsmauer62 von Nilziegeln schließt die Tempelüberreste ein, die nah am Wüstenrande isolirtvonjedem Dorf liegen. Sie bilden nun malerische Ruinen; die Säulenhalle vorn ragt noch am meisten ausdemSande auf, der hintere Theil des Tempels nur mitdemobersten Theile. Die Proportionen, Säulen, HieroglyphenundDarstellungen dieses Ptolemäertempels sind nach meinem Geschmack die besten, die ich bis jetzt gesehen; er ist eine ArtvonDoppeltempel; ein andrer Tempel, ein Typhonium liegt bis auf 1 Mauerstück in Trümmern,unddie Blöcke liegen in wilder Unordnung den Abhang hinab indenFluß. Ein riesenhaftes Thor ist zur Hälfte dem Fluß ein Raub geworden, die andre Seite steht wie ein Marktthurm am Ufer. - Wir aßen wieder im Sande der Säulenhalleundich machte mein Schläfchen dort, wie überall ward fleißig abgeklatscht. Schöne Aussicht vonderZinne des Tempelsundvon der Ziegelmauer der Umfassung.DasLand hat einen ganz andern Charakter seit Silsilis; die Wüste läßt nur schmalen Feldernundbebauten Inseln Raum; dabei ist ihr Plateau niedriger als sonst; Palmgruppen beleben wie sonst; die Dörfer liegen kahlundeinsam auf dem niedrigen Wüstenvorlande. Leises Gewölk überzog heut besonders amNachmittagdenHimmel[,] ein seltner Anblick; überhaupt sehen wir jetzt fast täglich Wolken. - Abends noch gebadet, wobei der tiefe Nilschlamm viel Spaß machte. - Wir fahren nachdemAbendessen noch bis 10 Uhr mit gutem Winde stromaufwärts.

Freitagden27tenOctober1843. Vor Tagesanbruch lichten wir die Segel, die Gegend ist sehr interressant;derNilvongrünen Inseln durchbrochen; die Ufer mit Palmen, Durrha,undanderen feinen Laubbäumen besetzt; bisweilen rücktdieWüste bis ganz andenFluß. Sagien tönen einförmig ins Ohr, da das Vieh hier schon reichlicher zu werden anfängtundnichtvonderSeuche gelitten hat. Scheinbar rückt bisweilen röthlicher Granit unter den SandoderKalkstein, meist aber bleibt die Sandsteinformation; einzelne BergeundKuppen in gewaltigen Blöcken zerklaffend[,] geben Wechsel der Landschaft. Wir landen eine halbe Stunde zur Rechten, wo uns eine Schaale gewiesen wird miteinemPtolemäer Namen. Gruppen der Dorfbewohner, meist schon Berber, schwarzbraun; die Knaben nackt[,] blos miteinemBindfaden um den Unterleib; die Mädchen mit gefranzten Schurz, die Haar wie gedrehte Stricke vorn mützenartig, hinten in einem Leinwandsack; junges halbwachsenes Mädchen mit dem Kinde auf63 der Hüfte. Die Frauen bekleidet, aberdasGesicht unverhüllt; die MännerzumTheil nackt bloß mit einem Schurz an dem Leibstrickvonhinten nach vorn übergezogen,zumTheil in weißeundblaue Gewänder mit Spießen; die FrauenundMädchen mit Ketten, Nasenringen, Ohrringen, Armbändern behangen. - Wir werden bald in Assuansein. Und so war’s: In einer halben Stunde sahen wir vor uns Felsblöcke glänzend aus der Fluth ragen; rechts hoch oben auf einem Gipfel der lybischen Wüste glänzte ein Schechgrab, vor uns lag die mit Datteln bewachsene Insel Elephantine, links ragte die Moscheevon Assuan. Tiefer aufwärts lagen die malerischen Ruinen der sarazenischen Syeneundrechts die steile Mauer auf Elephantine; dazwischen in dem Fluß Felsblöcke; es war wie ein Felsenthor, was sich aufthat, ein schöner großartiger Anblick. - Wir landetenzwischenvielen Barken vor Assuan; Jussufward nach Briefen zum Kadi geschickt; indessen man denke die Dummheit! -, dieser hatte das vor etwa 6 Tagen angekommene Briefpaket gestern nach Kennehzurückgeschickt; der Bey, ein schöner junger Mannundder Kadi, ein alter schuftiger Kerl (Sklavenhändler) mit ihrer Begleitung kommt, um unseinenBesuch zu machen. Für 100Piasterwird ein expresser Bote nach Kennehzurückgeschickt, den wir hier nun leider abwarten müssen. - AmNachmittaggehe ich mit Ernstund Abekenetwas aufwärts unter aufquellenden GranitfelsenundDattelbäumenundzeichne die Aussicht auf Elephantineundie Ruinen von Syene. Dann nach Hauseundgegen Abend noch einmal mit Weidenbachsund Abekenspatzieren gegangen über die Ruinenvon Syene, von wo aus wir den größten Theil der Chatarakt-Inseln überschauen konnten. Von hier weiter auf einen andern Berg, wo von einemarabischenWachtthurm die Gegend noch großartiger vor uns lag.ZwischendenFelseninseln hindurch bahntedasWasser sichdenWeg. AufdenSeiten durchbrach der Rosengranit den schwarz gebrannten Sandstein. Gegenüber die lybische mit weißem festen Sande bedeckte Wüste; Bei untergehender Sonne kehrten wir nachdenSchiffen zurück. Wir werden nun eineoderwahrscheinlich2 andre Barken nehmen müssenundwollen morgen etwas aufwärts der Stadt die Sachen ausladen lassenund1 - 2 Tage unter Zelten kampiren. - Es fangen hier schon unzählige Schwierigkeiten des Weiterkommens an. Keiner weiß, ob man mit Barken über die oberen Katarakte kommen64 kann. AuchderLandtransport hat unzählige Hindernisse. Achmet Pascha’s Tod,wahrscheinlichdurch Vergiftung oben in Kartum[,] bestätigt sich hier; er war dem alten MehmetAlizu mächtig, kam trotz wiederholter Befehle desselben nicht,undso hat die Sache der Schech der hergeschickten Arnautenwahrscheinlichbewerkstelligt; Achmet Paschasollte ein tüchtiger Mann seinundwir hatten viele Empfehlungen an ihn; wer ihn ersetzt, weiß man noch nicht. - Abends köstlicher Mondschein. -

Sonnabendden28tenOctober1843. Heut früh mit LepsiusBesichtigung des Platzes, wo wir unsre Zelte aufschlagen wollen; wir treffen aufdemWege Abekenundkehren gemeinsam zurück, dann werden die Schiffe nach diesem Ort hingeschickt. Der übrige Tag vergeht mit Auspacken[] der Sachen, Aufschlagen der Zelte, die malerisch von der einen Hälfte mit Palmen umgeben sind, aufderandern Hälfte aber nach dem Fluß offen liegen; die Insel Elephantinevor uns; es ist höchst reizend. Wir packen fast sämmtliche Sachen um, weil wir für unsre nubische Reise eine möglichst strenge Auswahl treffen wollen; noch wissen wir nicht recht, wie wir unser Fortkommen einrichten. - Unsern Caffee nehmen wir im SchattenderPalmen. Die AbendeundNächte fangen wieder an[,] sehr kühl zu werden, die Tage dagegen heißer.

Sonntagden29tenOctober1843. Wir machen heut einen Ausflug nach Philae. Nachdem mancherlei geordnetundgepackt, ich ein wenig gezeichnet habeund Lepsiusmit Abekendem Bey einen Besuch gemacht, brechen wir Alle, außer Ernstund Jousefzu Esel gen Philaeauf. Bei unserm Ausritt durchdieVorstadt kam uns interressanterweise ein ZugvonSklaven entgegen; 4 zarte Mädchen auf ebenso viel Dromedaren, dann etwa 10 - 12 Schwarze (Mädchen)undKnaben; - die eine Abyssinierin war sehr nett; die Tracht der eng geringelten Haare steht ihnen sehr gut; sie waren in leinene Tücher gewickelt, mehrere Negerinnen hatten nur ihren GürtelschurzvonFranzen. Wir ritten über die ausgedehnten arabischen Ruinen von Syene, über den enormen Kirchhof, der sich daran schließtundder eine Menge Täfelchen mit kufischen Inschriften enthält, dann auf breitem Wege durch die steinigte mit GranitundSandsteinen, bedeckte Wüste; es sieht aus, als wären die Berge zusammengefugt, denn sie bestehen verhältnismäßig aus kleinen BrockenundStücken, die selten wie gewachsener Fels aussehen. Nach 1kleinenStunde bog sich der Weg zum Nilehinab,undzwischendemöden Gestein lag unten ein freundliches Dorf mit Palmenund1großenSykomore65 mitten an den Katarakten. Es standen hier Barken, um nach Philae, was sehr nah ist, hinüberzuschiffen. Bettelnde Jungen umringten unsundverlangten Bakschisch, wir warteten hier eine Weileundaßen Datteln, ergötzten uns an der Aussicht auf die Felseninseln des Flusses; schickten dann unsre Esel umdasGebirge herum, während wir selbst zu Fuß dicht am Flusse über die Blöcke unsren malerischenundinterressantenWeg nahmen. Gleich hinterdemDorfe wurden wir der SäulenundTempelvon Philaeansichtig[,] die sich klar inderblauen Luft abzeichneten. An vielen Felsblöcken des Flusses bemerkten wir eingegrabene Steelen mit FigurenundHieroglyphen. Abermals warteten wir Philaegegenüber untereinergroßen schattigen Sykomore auf die nachkommenden Eselundschifften dann zur grün umrandeten freundlichen Insel. Mittagmahl oben aufdemgroßen Tempel; dann[,] während LepsiusHieroglyphen studirt, besah ich mit Abekendie Ruinen der Insel; 2 maliger Einbruchvon Abekenin den Nilsteinruinen der späteren Zeiten, das 2te mal sehr komisch brach er durcheinGewölbeundverschwand in unendlichem Staube. Dann versuchte ich zu zeichnen, wurde aber nicht ganz fertig; 2 Weiber[,] die auf Holzklötzen überdenFluß nachderInsel schwimmen, ihre Sachen aufdemKopf. Dann Kaffee getrunken auf der Terrasse des offnen Tempelchensunduns an der reizenden Stille des Wassers, der Felsen[,] des Grüns der Palmen ergötzt; Phylaeist ohne Zweifel der köstlichste Punkt Egyptens; stromabderBlick aufdieKatarakten, ringsum auf emporgethürmte Felsen. Nun fuhren wir in unsrerkleinenBarke bis zu dem Dorf zurück, wo zuerst die Barken standen. Der Theil der Catarakten bis hieher ist sehr unbedeutend, fast nur, daßmanzwischenFelsen hinfährt. AberderRückblick aufdieInsel[,] auf dievondersinkenden Sonne beleuchtete Wüste war köstlich. Im Dorfe besteigen wir wieder unsre Eselundkommen[,] bis auf Franke, der 2 mal herabfiel, ohne sich zu beschädigen, glücklich andenFeuern unsrer Sklavinnen vorbei, bei unsern Zelten an, wo unsdasAbendbrod sehr wohl schmeckte.

Montagden30tenOctober1843. Heut früh Besuch der Sklavinnen mit Lepsiusun Abeken; die hübscheAbyssinierinhat ungemein viel Ähnlichkeit mit Julchen Eichhorngeborene Schelling; sie ist sehr niedlichundnoch ganz jung, eine aufblühende Knospe, inderFarbe dunkelbraun. Häßliche, aber hübsch gewachsene, nackte Negerinnen backten Brod; im Ganzen war Alles sehr munter; wir kauften den Männern, die den Transport gebracht hatten, einige Täschchen ab. - Das UmpackenundAussuchen unsrer Sachen hat heutseinenFortgang, es wird eine ganze Menge ausgemerzt. Gegen Mittag hat LepsiuseinenBesuch vom Bey, wo er denn die Fortsetzung unsrer Reise definitiv bestimmt. Wir gehen aufeinerBarke aufdemNil bis nach Korusko, dann 8 Tage durch die Wüste, wo wir dann wieder den Nil berührenunduns66 später wieder einschiffenundzu Fluß bis Kartumkommen; die Reise würde so auf schnellste Weise gemachtundwir würden binnen etwas mehr als 1 Monat nach Kartumkommen können. - Unser Mittag nehmen wir unterdenPalmen ein. Die Hitze ist heut sehr bedeutend, wir haben im Schatten gegen 4 Uhr 30°; im Zelte 32°. - Unsern AbendkaffeeundThee nehmen wir im köstlichen Mondschein außen sitzend ein; der Abend ist sehr still, nicht ein Blättchen bewegt sich.

Dienstagden31tenOctober1843. Während Lepsiusmit Maxauf eine Hieroglyphenjagd in die Steinbrüche reitet, bleibe ich zu Hause, um das Instrumentvon Abeken, wovon das Diopterkreuz zerrissen war, in Ordnung zu bringen. Wir haben heut, seit frühem Morgen schon[,] den seltenen Anblick eines bewölkten Himmels, fast zum erstenmal in Egypten. Die Gegend verliert ungemein durch die Abwesenheit der grellen LichterundSchatten. AmNachmittagWindhose[,] die durchmeinZelt geht. Abekenpackt heut aus seiner Barke aus, weil er sie gemäß unsrem jetzigen Plane aufgeben will; immer bleibt das Briefpaket noch aus, was wir täglich mit Schmerzen erwarten. Abekenläßt sich heut etwa 4 Stück Dromedare vorreiten, nettundschlank gebaute Thiere. Unser kleines Sklavenlager ganz inderNähe hat gestern viel Fantasia auf der tarabuka gemacht. - NB Wir haben für unsre große Barke monatlich 1500piasterbezahlt, Abeken[,] wenn ich nicht irre[,] für die seine 800piaster. - Heut haben wir einen neuen Diener, einen unsrer Wächter, angenommen, Namens Ibrahim, der ein willigerundvernünftiger Bursche zu sein scheint. Am Nachmittage hatten wireininterressantes Schauspiel, daß dasjenseitigeGewölk sichzusammenzog, sich mit dem diesseitigen vermischteundbei untergehender Sonne die wunderbarsten Farben zeigte; eine blaue Öffnung schwebte noch überdemCatarakte[,] umsäumt vondenglänzenden Rändern der anschließenden Wolken; die pupurne Wolke triefte scheinbarvonpurpurnem Regen. Aber das schöne Schauspiel wareinVorspiel zu bedeutenderem. Die vereinigte Wolke gab uns jetzt Blitze auf Blitze, die durch UnaufhörlichkeitundHelle höchst großartig waren.Zugleichbegannein2tes Gewitter heftig im Norden zu wüthen. Wir sahen am Abend bei etwas schwülem Wetter diesem Kampf der Elemente mit Vergnügen zu. Um ½ 9 Uhr aber drehte sich plötzlich der Wind, dasnördlicheundsüdlicheGewitter stießzusammen,undkehrte sich gegen uns um. Jetzt eilten wir, unsre umherstehenden Kisten gegen Regen möglichst zu schützen; heftiger Wind rüttelte die Zelte, doch schien die Furcht für heut umsonst zu sein;67 außer wenigen Tropfen fiel kein Regenundin Abekens Zelte legte ich mich mit ihm um ¼ 10 Uhr zu Bett. - NachdemMittagstisch trank ich mit Jussufin einem ordinären Caffee Busa, ein Getränk aus Getreide[,] was wie verdünnterundgesäuerter Brodteig schmeckt, für mich seiner Consistenz wegen nicht grade angenehm. - BeidemZusammenpackender Sachen fällt mir heut Abend meine Brille ausderTasche, die nicht zu finden ist, was mich sehr unglücklich macht.

Mittwochden1tenNovember1843. Heut früh im Dunkel etwa um ¼ 4 Uhr hatte sich das gestrige Gewitter bis zu uns völlig heraufgezogen, BlitzeundDonner rollte,endlichkamderRegenundwenn auch nicht mit großer Heftigkeit, hielt er doch etwa 2 Stunden anundjetzt[,] wo es halb 10 Uhr ist, istderHimmel noch trübe, von Zeit zu Zeit regnet es, rings umher stehen Gewitter; die Temperatur ist etwa 16°; die Sonne hat noch nicht durchdasGewölk brechen können; es ist einem unbehaglich zu Muthe. - Viel Freude macht es mir, daß ich heut früh meine Brille unversehrt wiederfinde; seltsamer Charakter des sonnenlosen Egyptens! Der ganze Tag ist heut trübeundregnichtundkalt, die Erde feucht. Ich bin in meinem Zelte heut ziemlich müßig; die Kameele für hier zurückzulassende Sachen kommenund9 Stück werden damit nachderStadt hin beladen. AmNachmittaglese ich ein wenig im Tassounddann gehe ich mit Abekenund LepsiusnachdenRuinen der Syenespatzieren. AufdemRückwege besuchen wir das Sklavenlager. Die armen Kleinen saßen in ihre Tücher gewickelt da; mein Julchen bekam auf meinen Wunschvon Lepsiusein 4 Piasterstück, die Schwarzen backten wieder Brod; es wurde uns eine glückliche Reise prophezeitundwir vergnügten uns ein ganzes Weilchen bei ihnen. Dann zu unsren Zeltenundfür morgen früh werden die Cameele zum Aufbruch nach Phylae bestellt. Heut Abend nachdemEssen machen wir Turnkünste, die uns sehr belustigen, dann spiele ich einmal wieder mit Abekenbis 10 Uhr Schach[,] 2 Parthien; sehr müde zu Bett. Gegen Abend heitert sich der Himmel doch so auf, daß wir hoffen können, die Nacht ohne Regen zuzubringen. -

Donnerstagden2tenNovember1843. Heut früh Aufbruch nach Phylae. 23 Kameele werden[] mit unsern Sachen beladen,unddann reiten wir am Sklavenlager vorbei den schon bekannten Weg nach dem Dorfe vor Phylae; ich reite mit Abekenzusammenundwir treffen Lepsiusun Ernstschon in der dort liegenden68 geräumigen Barke; mit dieser (der wir bis Korusko600piastergeben) schiffen wir durch die letzten Catarakten mit großer Mühe nachdemLandungsplatz gegenüber Phylä. Sehr interressant das Arbeiten der dunklen nubischen Mannschaft inderStrömung zwischenundaufdenFelsen. Nun wirddieBarke mit den inzwischen angekommenen Sachen beladenundetwa um ½ 5 UhrNachmittagsfahren wir über nachderInsel. Abekenhat sich einen kleinen Nachen genommen (wofür er 100piasterzahlen soll), da er in unserm Schiffe keinen rechten Platz findet. - Das Wetter ist heut wieder warmundschön, dochdieLuft im Ganzen noch immer abgekühlt. - Wir haben uns inderBarke wie auf unsrer letzten eingerichtet,undfinden uns ja ganz behaglich. - Der Abend war sehr schön, die Luft stillundmondhell, wenngleich etwas feucht. Abends sah ich dem Schachspielenvon Lepsiusund Abekenzu, wo wir manchen Spaß hatten. - Um ½ 11 Uhr zu Bett.

Freitagden3tenNovember1843. Wir begeben uns heut früh an die Arbeit,undzwar Maxan das Ausmessen der Fronten der beiden Hauptpylonen[,] um sie zu zeichnen, Ernstundich aber an das Abklatschen der unzähligengriechischenInschriften auf denselben; wir essen Mittag in einer der Kammern neben der Terrasse vor dem offnen Tempel[,] wo unsre Schiffe liegen. Abendessen auf unserm Schiffe, wo Abekenjetzt immer mit ißt. Nach dem Abendessen spielt wieder Lepsiusund AbekenSchach; um ½ 10 Uhr etwa heißt es, unser Bote mit den Briefen sei gekommen; Abeken’s Barke wird hinübergeschickt, ihn zu holen, unsre Freude ist groß. Jetzt kommt er endlichundwas bringt er, einen dummen Brief vomenglischenConsul Walenundunsrem Vicekonsul Bocktyaus Cairo, woraus wir erfahren, daß unsre Briefschaften an unsren Agenten nach Kennegeschickt sindundzwar am 11tenOctober;unser jetziger Expresser war aber gar nicht nach Kennegekommen, sondern hatte den einzelnen Brief vorher aufgefaßtunduns gebracht, das war eine große Widerwärtigkeit; nach vielemHin-undHerreden, wo schon Jussufbeinah so weit war, selbst nach Kennezu gehen, beschließen wir, lieber noch einen Expressen nach Kennezu schicken, der uns nach Koruskonachkommen soll. - Das Wetter ist heut wieder sehr bewölkt, so daß ich beinah schon glaubte, es möchte wiedereinGewitter kommen; im Schatten sehr kühl, die Sonne heiß. - Es kann im Schatten kaum am Mittag 24° gewesen sein. -69

Sonnabendden4tenNovember1843. Ernstundich bleiben bei unsrer Arbeit des Abklatschensundzwar eine sehrinterressanteInschrift am Isistempel, wo hieroglyphischundhieratisch eine lange Geschichte eingegraben ist, die von den späteren großen Hieroglyphen überschnitten erscheint. Der Himmel ist imAllgemeinenwolkigunddas Wetter kühl wie gestern. Abends kommt Jussufvon Assuanzurück, derdieSache mitdemBoten nach Kennebesorgt hat; nun erfahren wir, daßderBote 16 Tageund160 Piaster verlangt; ein neuer Schreckschuß. Noch am Abend schicken wir Syriannach Assuan[,] umdenBoten zurückzuhaltenundeinen unsrer Diener zu schicken. Ich spiele am Abend mit Lepsius2 Parthien Schach, die ich gewinne.

Sonntagden5tenNovember1843. Syriankommt heut früh zurück, mit der Nachricht, daßderBote schon nach Kenneabgegangen seiundso ergeben wir uns denn in unser Schicksal mitdenBriefen. Wir wollen bis Koruskolangsam gehen, so daß uns die Briefe dort noch einholen können. Während Lepsiusheut mit Maxnebenliegende Inseln revidirt, zeichne ichund ErnstAnsichten der Insel, um 11 Uhr Gottesdienst, dann Essenundnachher vollende ichdieZeichnung, während Lepsiusund Abekennach Insel Bitschehinüber ist. Wenn sie zurückkommen, wollen wir abreisen. - Heut wollen wir ein Fest feiern wegen Antritts unserer Nubischen Reise, auf daß sie glücklichvonStatten gehe. - Aus unsrer heutegen Abreise wird nichts, weil unser Reis[,] ohne um Erlaubniß zu fragen[,] nach Assuangegangenundnicht zurückgekehrt ist, wir schieben also auch unser Weintrinken auf. -

Montagden6tenNovember1843. Da unser Reis noch nicht da ist, gehen wir wieder an unsre alten Geschäfte, ich mit Ernstzusammen an das Abklatschen. So kommt die Zeit bis zum Nachmittag heran; der Reis ist inzwischen zurückgekehrt, wir bereiten uns abzufahren. Einen Contrakt überdieBarke, dender[Rothrock]Kadi uns geschickt[,] wird ununterschrieben zurückgesendetunddann machen wir fort etwa um 3 UhrNachmittags. Bald sehen wir die Insel Phylaemit ihren malerischen Tempelresten mitten im Strom hinter uns liegen, ein schöner Anblick; die große Felseninsel Bitschewird auch passirt, ein angenehmer Wind führt uns aufwärts dem fernen Süden zu. Der breite schöne Nil sieht wie ein Bergsee aus, rings umher geschlossen; die Wüste rechtsundlinks läßt nur palmenbesetztes Vorland von einigen 100 Schritten, neuer interressanter Charakter. - Wunderbarer Anblick des Vollmondes, der in einem Felsthale steht. Köstliche Beleuchtung über dunklen70 Sandsteinberge; die hieundda noch mit Granit durchsetzt werden, auch schwarze harte Spalten stehen kammartig aufundsetzen sich nicht selten indasWasser fort. Ich untersuche mit Lepsiusam Nachmittag diehieroglyphischeInschrift am Isistempelvon Philae,undwir erkennen darin eine Variante der Tafel von Rosette, wo jedochdergriechischeText fehlt; dieß istvongroßem Interesse. - Abends wieder 3 Parthien Schach gegen Lepsiusgewonnen. - Um ½ 7 Uhr etwa legen wir oberhalb Debotan, am linken Ufer[,] wo uns der Tempel schon entgegensieht. Lepsiusund Abekenbesuchen ihn noch im Mondschein; ich bleibe aufderBarke. -

Dienstagden7tenNovember1843. Früh machen wir uns nach dem von unserm Landungsplatz etwa 10Minutenentfernten Tempel auf, derziemlicheinsam mit 2 hintereinanderstehenden Thoren, wozu die Pylonen fehlen, sich gegen den Sand des Gebirgesundder Ebne umher absetzt. Nah bei sind einige Hüttenunddie Bewohner derselben, Männer[,] WeiberundKinder umringen uns bei unserer Besichtigung[,] wohl gegen 30 Stück. Die nackten Knaben mit ihrem Bindfadenunddie Mädel mit ihrem Franzenschurz machen mir viel Spaß. Der Tempel ist nur zum geringen Theil beschriebenunddie Hieroglyphen gleich denen der Ptolemäerzeit. Um 11 Uhr etwa sind wir mit AbklatschenundBesichtigen fertigundsegeln eine Stunde aufwärts bis zum Dorfe Siale, aufderrechten Flußseite, wo die Eltern unsres kleinen Hauadwohnen. Hier wird ausgestiegenundAlle statten wir indemkleinenHüttchen des blinden Vaters einen Besuch ab. Vater wie Sohn waren uns schon bis Debotentgegengekommen. MutterundTante wurden präsentirtunddann Caffee unter den schattigen schönen Dattelbäumen des Ufers getrunken. Mein Küchenesel wird hier gelassen; der schwarzevon Lepsiusmitgenommen; auch AbekenläßtdenSeinigen zu Lande nach Koruskonachkommen. Die ganze Dorfschaft männlichen Theils kauert vorundum uns; dann zur Barke zurückundweitergefahren. - Der Charakter der Gegend bleibt sich gleich, Sandsteinformationen, bröcklich schwarz, bisweilen vom Granit durchbrochen, geringes Vorland; jedes Fleckchen, wasderFluß verläßt, zum Anbau benutzt; nette Feldwege zwischen Durrha hindurch. Mit sehr günstigem Winde71 kommen wir heut noch nach Kartassoder Kardassi. Ein offnes Tempelchen steht aufderHöhe der Berge; ein wenig unterhalb legen wir an, wo Sandsteinbrüche befindlich. Noch am Abend besichtigen wir diese[und] finden einekleineKapelle darin ausgehauen mit etwa 53griechischenGedenktäfelchen umgeben. AufdemWege Abentheuer miteinemBerber, der gegen Lepsiussein Messer zog als dieser ihn prügelte, weil er nicht weggehen wollte; wir jagten ihn nachher durch Steinwürfe indieFlucht. Ich besah noch mit Ernstund Maxdensüdlichenoffnen Tempel ohne Inschriftundging dann zur Barke zurück, wohin uns bald Lepsiusun Abekennachkam. - Heut Abend ist Vollmondundeine köstliche Helle ringsum verbreitet; besonders sein Glanz überdemWasser ist schön. -

Mittwochden8tenNovember1843. Der Vormittag vergeht uns heut noch beidengriechischenInschriften der Kapelle indenSteinbrüchen von Kartass, die sämmtlich abgeklatscht werden. Dann besehen wir noch ein wenig flußaufwärts eine bedeutende Ummauerung, die mir einen Tempel umschlossen zu haben scheint; der untere Theil eines Thores steht noch mitten darin; die Mauer hat VorsprüngeundEcken, thurmartige Ausbuchtungen, die LepsiusaufdieIdee führen, es sei hier vielleicht ein befestigtes Lager gewesen. Berber, die hier ihre armseligen[,] aber reinlich gebauten Lehmhütten haben, begleiten uns mit Flinten, Spießenundihren breiten BerberschwerternundDolchmessern wohl bewaffnet;dasVolk scheint viel furchtloserundtüchtiger als die Fellahs Egyptens! - Nach dieser Ausflucht kehren wir zur Barke zurück, essen zu Mittagundfahren dann aufwärts bis Tafa, wo wir landen, um 2 kleine späte unbeschriebene Tempelchenundmerkwürdige kleine Ummauerungen zu besichtigen, deren Mauern conkavvonmassivenSandsteinen gearbeitet sind. Wir konnten mit Bestimmtheit keinen Zugang in denselben auffinden, wenigstens sicher nichtvonderFlußseite; es ist schwer zu sagen, wasderZweck dieser Baulichkeiten sein mag. In Tafa( Taphis) wieder viel Berberisches Volk, jungundalt, bewaffnetundunbewaffnet; wir bewunderten eine Art roher Zitther von circa 5 Saiten[,] die miteinemLederstreifchen gespielt wird[,] nicht mitdenFingern. Dicht oberhalb Taphisdurchbricht wieder eine mächtige Granitkette den Sandstein; in großartigen Formen engt sie den Nil einundbildet wohl eine Stunde lang kleine Katarakten, durch deren RauschenundWirbel wir mit gutem Winde hinfahren. - Die vergangene72 Nacht war sehr kühl, so daß meine eine Decke kaum hinreichend war zur Erwärmung. Seit wir Nubienbetreten haben, sind die Paternosterwerke andenUfern sehr im Gange; das Wasser muß ziemlich hoch, wohl 12 gehoben werden,unddie Aufmauerungen um diese Sakien, von Sykomoren, Palmen oder Gummibäumen umgeben[,] sehen meist sehr malerisch aus. - Etwa um ½ 4 Uhr fuhren wir von Tafaweiterundkamen ½Stundevor Sonnenuntergang nach Kalabsche, dessen mächtige Tempelmauern bereits eine Zeit lang sichtbar waren. Noch am Abend gingen wir durch das umhergebaute Dorf nach dem etwa 40Minutenvonunserm Landungsplatz entfernten Tempel, dem größten in Nubien; er macht in jeder Hinsicht einen sehr wüsten Eindruck; nirgends in ganz Egyptenwandeltmanüber sozusammengehäufte Steinblöcke, wie hier; dabei stehen die Mauern größtentheils ganz, aber alle Decken, Säulen pp. sind eingestürtzt.DerTempel ist hauptsächlich aus der späten Kaiserzeit,[und] in den DarstellungenundHieroglyphen der schlechteste[,] den ich gesehen; übrigens in vielen Theilen unvollendet; die Sandsteinblöcke sind aus ganz nahen Steinbrüchen gebrochen; die alte Stadt ( Talmus) scheint andieFelsenundindieFelsen emporgebaut gewesen zu sein. Mit Sonnenuntergang zum Schiff zurück, wo ich nach dem Essen noch bis ½ 12 Uhr mit LepsiusSchach spiele. -

Donnerstagden9tenNovember1843. Der heutige Vormittag wird mit RevisionundAbklatschung des großen Tempelsvon Kalapschezugebracht;unddann gehen wir nach dem etwa 10Minutenflußabwärts gelegenen Felsentempel genannt Bet Oualli, ein interressantes Gebäude des großen Ramses; der Styl wie die Darstellungen hier erfreuen wieder gegen den oben gesehnen Tempel. Cannelirte auf allen 4 Seiten mit beschriebenen Streifen versehene Säulen (2 Stück) zieren den Hauptraum. Wir essen hier Mittag,undklatschen ab bis ½ 5 Uhr etwa, kehren dann über den vorgebauten Quaedes großen Tempels zurück. Dann schreibe ich Tagebuch bis zum Abendessen; bei Kalabschesind viel Dompalmen, viele nackte BubenundMädchen, ein wenig Belladdurrhaundunendlich viel73 Steine. - Die Sonne geht etwa um ½ 6 Uhr unter. - Am Morgen 1Stundenach Sonnenaufgang hatten wir heut 15 ½°.

Freitagden10tenNovember1843. Nachdem wir gestern Abend etwa noch 1 Stunde langsam stromaufwärts gefahren, geht es heut früh weiter bis Dandur( Garb Meroë)[,] wo wir circa um 1 Uhr Mittags erst ankommen, weil die ersten Stunden Windmangels wegendieBarke gezogen werden mußte. Während des Fahrens beschäftigte ich mich mit Verfertigung eines 4 Schachbretts, was heut Abend eingeweiht werden soll. Durch ein schmales Durrhafeldchen kommen wir nach 5Minutenzum kleinen Tempel, der dicht andasFelsplateau stößt, er hat eine Terrasse vor sich, von der die Schalungsmauer vorhanden, die Auffüllung aber verschwunden ist; ein einsames Thor, dem die Pylonen zur Seite fehlen, steht in der Mitte; der Tempel ist zur Zeit des Cäsargebautundvon den 3 Räumen nur 2 beschrieben. Wir verbrachten den ganzen Abend mit DurchsehenundAbklatschenundgingen dann zum Schiff zurück, wo Frankeeine große Schildkröte mit der Angel andasLand gebracht hatte, die uns Allen sehr merkwürdig war; das Schild des (noch jungen) Thiers hatte etwa 1’5 Längeund1 ½ Breite. Nacheinemerquicklichen Bade nah an einer Felsbuhne oberhalb des Schiffes wurde Abendbrod gegessen, dann fuhren wir mit gutem Winde noch eine Stunde aufwärts gen Girsche, legten dann aber an, um Abekenzum Schachspiel einzunehmen; zum erstenmal wardeineParthie en quatre gespielt, die bis ½ 12 Uhr dauerte. Die Landschaft des heutigen Tages blieb sich im Ganzen vollkommen gleich; das Sandsteinplateau ist windigundgeht allmählig aufwärts, das Vorland meist sehr geringvoneiner Breite bis zu 100 Schritt; die schräg herniedergehenden Ufer mit grünen Gemüsekräutern besetzt[,] machen sich in frischester Farbe sehr freundlich; schöne GruppenvonDattel-Palmen, dazwischen thurmartige Sakien, die melodisch seufzen. - Wir sind mit heut, wie ich glaube in die heiße Zone eingetreten, ohne daßmangrade allzuviel davon spürt, denn besonders Abend, NachtundMorgen sind sehr kühl.

Sonnabendden11tenNovember1843. Heut früh fahren wir,vondenSchiffern gezogen aufwärts bis Girsche. Während der Zeit schreib ich Tagebuchundwird die Schildkröte mit Muße betrachtet, die gestern gefangen, ein seltsames Ding; Frankeundunser Reis schlachten sie heut; als wir um 11 Uhr ein wenig am rechten Ufer anlegen, um unsre Schiffer essen zu lassen, bekommen wir Besuch von einem grad in dem Dorfe befindlichen Steuereinnehmer, einem unverschämten Kerl, der um Wein, Pulver pp. bettelte. Erst um 3 Uhr etwa kamen wir in GirschebeidemTempel von Gerf Essénan, von dem eine Vorhalle mit SäulenundFigurenpfeilern dem Fels vorge74 baut erscheint; der übrige Theil ist Felsentempel, ein Vorläufer des Tempelsvon Epsambul. Der Tempel im Innern erregte mit seinen Kolossen indderThat mein Erstaunen, so scheußlich schwarzundverstümmelt auch alle FigurenundHieroglyphen erschienen; der feine kalksteinartige Sandstein war wahrscheinlich überall mit Kalk überzogen; dieser ist abgehauenundabgefallenundso ist es nur mit großer Mühe möglich, die Schriftzüge imZusammenhangezu lesen. Der Tempel ist dem großen Ramses Sesostrisals Gott geweihtundseine FigurundNamensringe siehtmanüberall. Es sind hier besonders viel Figuren in Nischen zu je 3en ausgehauen. Gegen Sonnenuntergang stieg ich mit Abekenoben aufdasPlateau[,] auf einkleinesThürmchen, von Steinenzusammengehäuftundbetrachtete die Wüste, aus der südlich bedeutende Höhenzüge auftauchten. Die Beleuchtung der jenseitigen Berge war wieder wunderbar schön;〈…〉〈…〉 seltsamer Anblick eines mächtigen Flusses, derzwischenWüsten dahinläuft. - Nach Sonnenuntergang zum Schiffe zurück; gleich nach unsrem Abendessen fahren wir bei starkem Winde weiterundkommen um ¼ 11 Uhr an das öde Sandgestade von Dake; während dem spiele ich mit LepsiuseineParthie Schachundnachher besuchen wir im Mondschein den nahen Tempel, der einsam ausderWüste aufschaut. - Dann zu Bett; sehr kühle Nacht.

Sonntagden12tenNovember1843. Bernhardsund Juliens Geburtstag. - Während Lepsiusseine gewohnte Tempelrevision beginnt, setze ich, sowie Ernstmich hinundzeichnen eine Ansicht des sehr einfachen aber charakteristischen Dorfes Dakke; dann wird Gottesdienst aufdemSchiffe gehalten, Mittag gegessenundamNachmittaghelfe ich am Tempel abklatschen. - Bei unserm Abendbrot haben wir heutzumerstenmal seit Egypteneinen Kälberbraten, der freilich erstaunlich hart ist (das Kalb kostete 30piaster). - Nach Tisch eine Parthie Schach en quatre mit Lepsiusundden beiden Weidenbach’s. - Die Fliegen sind hier wieder auf das Äußerste unverschämt. -DerTempelvon Dakkeist Ptolemäerzeit.

Montagden13tenNovember1843. Wir setzen unsre noch unvollendete Arbeit am Tempel fort, welche bis Mittag dauert. Um ¼ 3 Uhr erhebt sicheinleiser Wind mit dem wir nach Cortehinaufmachen. Wir erreichen den Landungsplatz erst um ½ 5 Uhr etwa, legen neben einer hohen knarrenden Sakie anundbegeben uns zu dem einige 100 Schritt vom Ufer entfernten kleinenundunbedeutenden Tempel[,] der nur aus 3kleinenKammern besteht, davon bloß die Thür der ersten mit schlechten Hieroglyphen versehen ist, die der schlechtesten75 Ptolemäer - oder gar Kaiserzeit anzugehören scheinen[. ]Wenige verbaute Blöcke beweisen aberdasDasein eines früheren Tempels vom Thutmoses II. Die Baulichkeiten waren überhaupt größer, wie bedeutende Grundmauern vor dem jetzigen Tempel schließen lassen. Corteist derselbe Ort wie Kesse, wie esvon GauundAndern genannt wird. - Da wir fast gar keinen Wind haben, bleiben wirdieNacht bei dem unaufhörlich seufzenden Wasserrade liegenundspielen am Abend eine Parthie Schach en quatre mit Abeken. -

Dienstagden14tenNovember1843. Am frühen Morgen segeln wir mit leisem bald ganz nachlassenden Winde aufwärts nach Maharraga. Der Gebel Maharraga[,] der sich vorzugsweise links zeigt[,] sind höchst merkwürdige[,] aus der flachen ebnen Wüste aufsteigende bedeutende einzelne Berge, die nicht selten pyramidenartiges Ansehen haben; sie ziehen sich ineinemmächtigen Kreise umher, derzusammenhängendsteTheil aber liegt aufderrechten Flußseite. Heut früh sahen wir eine Menge Pelikane auf einer Sandinsel des Flusses; auch einige Gänse oder Geier, auf die Ernstschoß[,] ohne sie zu treffen; Crokodille wollen uns nicht zu Gesicht kommen. Gesternundheute haben wir Spaß mit 3 Chamäleons, die von den Einwohnern gefangen, uns gebracht wurden; es ist eine Art Eidechse, aber nicht von der SchnelligkeitundBehändigkeit der Andren. Sie sind eigentlich grün, mit dunklen Flecken, aber wenn sie gereizt werden, geht die grüne in eine dunkelbraune Farbe über; die Flecken treten oft stärker hervor, verschwinden bisweilen fast gänzlich. Am Vormittag bei guter Zeit gelangten wir nach Maharraga,undsteigen das Sanddünenufer hinan, wo denn der Tempel etwa 50 Schritt entfernt liegt; ein von einer Mauer umschloßener 4eckiger Raum miteinerReihe Säulen im Innern ringsumherundeiner Wendeltreppe inderEcke. Hieroglyphen fanden wir an diesem komischen Bauwerke sehr wenig[,] aber interressantegriechischeInschriften[,] die copirtundabgeklatscht wurden; hier blieben wir bis Mittagundließen uns am Nachmittag ein Stück aufwärts ziehen; um Asser (4 Uhr) ward ausgeruhtundich stieg mit demProfessor Lepsiusauf das Plateau; wir gingen weiterundließen uns verführen nach einer eine ¼ Stunde entfernten Ruine zu gehen, in der wir ein sehr gut erhaltenes römisches Castell fanden; die Straßen sind wie die Häuser zum Theil mit Gewölben überdeckt; die Mauern auf jeder Seite mit 3 Thürmen versehen; die 4eckig ausdenEckenundder Mitte hervortreten; die Länge der Umfassung war 175 (à 70centimeter)unddie Breite 125 Schritt. - Unten am Flusse entlang kehrten wir zur Barke zurück; ein schönes Nilbad ward mit Sonnen76 untergang genommen, wobei wir die herrlich gefärbten Abendwolken bewunderten, die sich über den weiten Himmel gelagert hatten; nachdemEssen wie gestern eine Parthie Schach en 4. Der Wind scheint uns jetzt fast gänzlich zu verlassen, selbst inderNacht ist er höchst unbedeutend; wir bleiben fast an dem Orte[,] wo wir angelegt, die ganze Nacht liegen. NB. In Maharragawar ein sehr fataler Streit des langen Kavaß mit Joseph, weil der letztere vom Ersten ernstlich geschlagen worden war. -

Mittwochden15tenNovember1843. Wie die letzten wieder ein sehr kühler Morgen; ich habe 12°. Am frühen Morgen fahren wir auf die andre Seite des Flusses, wo leichter gezogen werden kann. - Der ganze Tag vergeht bei gänzlicher Windstille mit höchst langsamen Vorwärtsziehen des Schiffes. Ich arbeite am Vormittag einmal wieder am Gräberplan von Sauian el Meiten; dannundwann wird angelegt, so z. B. bei Schech Sialeaufdemrechten Ufer. AmVormittagbesehen wir noch die Ruinen 2erkoptischerKirchen, neben denen vielleicht Klosteranlagen waren; die eine in Basilikenform 3schiffig, die andre eine Kreuzkirche mit 2 sich durchschneidenden Tonnengewölben, inderMittewahrscheinlicheine Kuppel[,] die eingestürzt war; alle Gewölbe aus getrockneten Nilziegeln. - Der Charakter des Gebirges, besonders aufderrechten Nilseite ändert sich heute; höhere Bergzüge, aufundabsteigend, KuppenundRücken bildend, schieben sich vorundhintereinander; die linke Flußseite tritt gleichförmiger bald vor bald zurückvomFluße,undläßt alsdann hohes ziemlich steil abfallendes Vorland vor sich, wo das vorquellende Gesträuch mit dem überschüttendenundstets nachrückenden Sande kämpft; der Anblick des Wüstenplateaus ist durch die Verwitterung des Sandsteins, durch zerrissenes Terrain noch wüster als die Kalksteinwüste. - Das bebaute Terrain ist beinah 0. - Abends bei dem Dorfe Maténeben einer knarrenden Sakie Halt gemacht; nachdemAbendessen erst eine Parthie en quatre[,] dann 2 andre mit Abekenen deux Schach gespielt. -

Donnerstagden16tenNovember1843. InderNacht war bei leichtem Winde aufgebrochenundmit Hilfe des Ziehens kamen wir bei Sonnenaufgang endlich nach Sebuabeim sogenannten Wadi es Sebua. (Löwenthal), der Morgen zeigte die Gebirge jenseits, (des rechten Ufers) höchst malerisch[,]77 sowohl die Formen der Höhenzüge als die Färbung, welche heut seltsamer Weise in Nebeldunst eingehüllt war, wodurch sich die Gebirge magischer gegeneinander absetzten, war sehr schön. Der Tempel liegt 400 SchrittvomUfer entfernt. Die Pylonen[,] 2 stehende Statuenundeinige Sphinxe sahen unsvonFerne ausdemSande entgegen; näher gekommen[,] war der erste Hof, den zu beiden Seiten Figurenpfeiler zieren, halb, der 2te nachderZeichnungvon Gaumit PfeilernundFigurenpilastern versehen, aber ganzvomSande überdeckt,undnur die Grenzmauern ragt ein wenig daraus hervor; die Felsenkammern waren gänzlich unzugänglichundnach 2stündiger Arbeit unsrer Schiffer konnte erst ein Eingangvonoben zum Durchquetschen gewonnen werden. Unterdessen zeichnete ich das umflorte Gebirge drüben; dann ging ich indasInnere der Felsenkammern. Es empfing uns dort eine Hitze, die wir auf mehrere 30 Grad schätzten, weil uns der Schweiß aus allen Poren strömteundfortwährend herabtropfte; als ichdasThermometerholte, war die Hitze nicht ganz 27°, draußten im Schatten aber 19 ½°. Einige Stunden hielten wir in diesem Schwitzbade aus, klatschten abund Lepsiusnotirte. Der ganze Tempel istvon Ramsesdem Großen gebaut, indenBlöcken der Vorhöfe nicht eben sorgsam; doch war dieser Mangel durch den KalkundGipsüberzug früherhin unsichtbar; nachdemSchwitzbade kleideten wir uns Alle um,undgingen dann zum Tempel zurück, aßen dort,undsetzten dann MessungenundUntersuchungen außen im Vorhofe fort, wo eine Prozessionvonüber 200 Kindern des Ramsesdargestellt ist. Dann kletterten wir noch aufdenPylonundbewundertendieGegend noch einmal; gingen um 4 Uhr etwa zum Schiffeundfuhren ab, unsrer letzten Station Koruskoentgegen. - Die Sonne geht eben in den fernen Dünsten grade über dem Flusse aufwärts, unter, eine glühende Scheibe. - Den Schluß des Tages bildet wieder ein Vierschachzwischen Max, Lepsius[,] Abekenundmir, was uns bis nach 11 Uhr wach hält. Bei einem Dorfe unweit Sebua, wo wir einige Kohlen kaufen[,] wirddieNacht über liegen geblieben.

Freitagden17tenNovember1843. Der größte Theil des Tages wird heut mit Fahren zugebracht; wir haben gelinden Wind; ich arbeite am Gräberplanvon Meitenam Vormittag; - amNachmittagSpaß wegen des InsWasserfallenvonunserm jungen Ali, den der Reis Mohammedwieder herausholt. Auf einer78 Sandinsel inderFerne 3 Krokodille gesehen. - Um 4 Uhr etwa Ankunft in Korusko, wo Militär zufällig liegt, was den neuen Pascha, Achmed Pascha Menikliempfangen soll, auch andres[,] was die Sachen des ermordeten Pascha’s nach Egyptenherunterbringt. Das macht den freundlichen mit PalmenundSykomoren besetzten Strand lebendig. Große Paternosterwerke machen sehr langweiliges Getön. - Während Ibrahim Agasich nach Kameelen umsieht, gehe ich etwas aufdasLandundbetrachtedieGegend; der Fluß wendet sichvonhier ab ganz westlich. Den Tag über hatten wir links meist steile großartige Felswände, nachmeinemDafürhaltenvonSandstein; schwarze Berge guckten drüben ausdemgelben Sande. Bei Korusko(was aufdemrechten Ufer liegt[)];, erscheint die diesseit liegende Bergkette aufwärts sehr zerrissenundgezackt; drüben mehr vereinzelte Berge, die ausderWüste aufsteigen. - Unsern Diener AbderrahimmitdenBriefen finden wir nicht in Korusko. - Die nöthigen Kameele heißt es, können wir bekommen. - Heut Abend spielen wir noch einmal ein 4Schach, was nicht zu Ende kommt, weil es zu spät wird. -

Sonnabendden18tenNovember1843. Heut früh legen wir ein bischen aufwärts unsre Barke an, umdasLager aufzuschlagen - Der Platz ist sehr freundlichzwischenPalmen gelegenunddie Aussicht auf die umherliegenden Berge schönundgroßartig. Ich ziehe wieder in das Zelt von Abeken,undda wir am Vormittag erfahren, daß noch heut der Pascha Achmet Meniklivon Assuanerwartet wird, so richten wir das Zelt möglichst elegantundbequem ein. Dieß wird amNachmittagbewerkstelligt, während derVormittagmit dem Debarkiren der Sachen hingeht. Noch amVormittagkommt die Barke des Mudir von Derran, der den Pascha empfangen will; etwa um 4 Uhr siehtmanin Koruskozum erstenmale den Rauch eines Dampfers[,] auf demdieFlagge des Pascha’s weht. Während wir zum Landungsplatz hinschicken, um nach etwaigen Briefen für uns zu fragen, tritt zu unsrem größten ErstaunenundFreude Dr. Kochaus Cairoin unser Zelt; herzlichste Begrüßung; er bringt unsern Diener Abderrahimsammt einem ganzen Sacke voll BriefeundZeitungen mit; das war ein Fest! ich erhalte einen Brief der Mutter vom 24tenAugust, einen von A. Jungundeinen von Freund Stürmer, sowie endlich auchvon Frey, was mir große Freude verursacht. Freywar noch inderQuarantänevon Athenundmit seiner Gesundheit ziemlich auf demselben Fleck wie vorher, eher abereinwenig79 besser. Kochbrachte uns mancheinterressanteNeuigkeit. Mitdem Achmet MenikliPascha sind noch 2 hier;understerer geht nur in die oberen Länder, um 6 neue Paschaliks einzurichten, in die von nun ab der Sudan getheilt werden soll. Der Abend des Tages verging mit Briefe lesenundverlesen, Ansehen der Zeitungen pp. -

Sonntagden19tenNovember1843. Heut früh macht Lepsiusun Abekeneinen Besuch beim Pascha; ich bleibe im Zeltundstudire wiederholt die BriefeundZeitungen. NachdemMittagsessen lesen Lepsiusun Abekenaus ihren unzähligen Briefen vor, wo ich dann die Ankunftvon Freyin Neapelerfahre, wo es denn doch etwas besser mit ihm geht. - Nachmittag um etwa ½ 5 Uhr macht unsderPascha einen Gegenbesuch; er mit Kochund2 Dienern allein; Alles war zu seinem Empfang vorbereitet; er saß auf meinem Teppich, ein großer, stattlicher freundlicher Mann mit brillantner Dekoration. Scherbett, PfeifenundKaffee wurden präsentirt; der Pascha hatte seine eigne Pfeife, die Spitze mit Diamanten besetzt. Wohl 1 gute Stunde blieb er bei uns, besah Zeichnungen pp.undschien sich recht gut zu unterhalten. Vorher war derCapitändes Dampfschiffes bei uns, der sagte, er würde diese Nacht abreisen,undwenn wir Briefe hätten, sollten wir sie bereit halten; das war schwierig, weil Kochzum Abendessen geladen war. Dieser kam auch gleich[,] nachdem er den Pascha zurückbegleitet hatte. Nun folgt ein sehr gutes, splendides Abendessen, trauliche Unterhaltungunddeutscher Gesang, der uns bis 10 Uhrzusammenhält. Da Kochuns sagt, daßdasDampfschiff nicht vor morgen früh geht, schreibe ich noch heut Abend einen kurzen Brief andieMutterundlege mich gegen 12 Uhr zu Bett, sowie auch Abeken. -

Montagden20tenNovember1843. Vor Sonnenaufgang Schluß des Briefes andieMutterundÜbersendung zum Einschluß an Koch, der unsre Briefe den Depeschen des Pascha beischließt. - Dann Frühstückundwährend Lepsiusun Abekennoch KocheinenBesuch machen, der heut mit dem Pascha die Wüstenreise antreten will, Schreiben des Tagebuchs. - Der Tag ist sehr warmunddrückend; wir habenVormittags23°, dieNachmittagsbis auf 26° wachsen; ich, wie wir Alle, sind trägeundschläfrig; ich komme amNachmittageigentlich zu gar nichts; gegen Abend kommt Kochnoch einmal; der Pascha hat noch nicht genug Kameele,underwartet davon noch diese Nacht[,] um morgen früh abzureisen. Abends spät schließen wir bald unser Zelt, weil der heftigste Wind es zu schütteln beginnt. Ich lese Zeitungen bis nach 10 Uhr. Unan80 nehmlichkeiten mit Ibrahim Aga, der sein Zelt nicht herausgeben will für Joseph; Lepsiusist nahe daran, ihn fortzuschicken. - Ich schrieb heutdenBrief an Freyfertig. -

Dienstagden21tenNovember1843. NachdemWinde in dieser Nacht der Morgen sehr kühl; um 11 Uhr etwa 15°[,] was sich bis zu 21 ½° steigert. Ich fange meinen Brief andieMutter an, komme aber damit nicht allzu weit. Der Pascha soll, als er sich heutVormittagzu Dromedar setzte, herabgefallen seinundwir wissen noch nicht[,] ob er sich Schaden gethan; indessen sicher ist, daß er zurückgekehrtundjetzt noch (um Asser) inseinemZelt ist. Die Sache mit Ibrahim Agascheint sich noch beizulegen,undvor der Hand bleibt er.

Mittwochden22tenNovember1843. Der Morgenundder ganze Tag ist wieder sehr kühl; früh 13°, um 3 Uhr ein wenig über 20°. Ferneres Briefschreiben an die Mutter, aber oft gestört; der Pascha kommt auch heut noch nicht fort,obgleichsein Kameelfall nur eine geringe Contäsion anderSchulter verursacht hat; es fehlt aber immer noch an Kameelen. - Gegen Abend mache ich mit Lepsiusun Abekeneinen kleinen Spatziergang auf das höchst ödeundwüste Sandsteingebirge hinter uns. Spät Abends im Zelte lese ich Zeitungen. - Der Tag immer noch windigvonNorden.

Donnerstagden23tenNovember1843. Heut früh bei Sonnenaufgangzwischen11-12°.VormittagsBesuch des Kaschefs aus Der, ein fast blinder Mann in grünem Kaftan mit weißem übergeschlagenen Tuche, nicht ohne ein respektables Ansehn. - Dann Fortsetzung des Briefschreibens; ich vollende denallgemeinenBrief bis aufdenSchluß; dann Schreiben des Tagebuchs. NB. Wohlfeiler EinkaufvonHämmeln[,] das Stück pro 2 ½piaster, Preis, wie die Regierung hier zahlt. Heut früh sindwirklichalle 3 Pascha’s abgereist sammt Freund Koch. Der große Pascha, wenn ich nicht irre, zu Pferde. - Gegen Mittag BesuchvomMudirvon Der, einem wohlhäbigen dicken Türken, der, sehr verschrien inderGegend, doch gegen uns sich recht artig zeigte. Ihm folgte der Besuch des Kaimakam’s von hier, ein kurzathmiger, rothbackiger Stöpsel, ein Schlagflußkandidat; auch er blieb geraume Zeit, so daß wir erst gegen 2 Uhr zu unserm Mittagessen gelangten. Die Witterung bleibt auch heut kaltundwindig. Kameele sind noch nicht gekommen,undes sieht damit etwas weitläuftig aus.

Freitagden24tenNovember1843. Der kalte Wind bleibt sich gleich. Früh 10°, um Mittag nur 16 ½°. Ich schreibe heut einen Brief an Streichhau. VorundNachmittagnehme ich mit Abekendie Sonnenhöhen81 zur Mittagsbestimmung; die Nordlinie wird angestecktundeine westliche Abweichung der Magnetnadel von 45 gefunden. Die Richtung des wahren Nordens bestätigt sich am Abend durchdenPolarstern, der im Instrument richtiger Weise ein wenig linksvomwahrenNorden,also inderWirklichkeit rechts davon steht. - Den ganzen Tag muß ich meinen alten Tuchmantel der Kälte wegen anbehalten; Abends spielen Lepsiusun Abekenneben mir Schach, wo ich zusehe. -

Sonnabendden25tenNovember1843. Wir haben noch keine Aussicht, von Koruskofortzukommen. Gestern kameinBote aus Assuan, wonachman Mehmet Alidort erwartete. - Heut früh, eh die Sonne hinter den Bergen vorkommt, nur Reaumur. - NachdemFrühstück Tagebuch; dann nehme ich meinen Planvon Sauiet el Meitenwieder vor. - Gegen Abend Spatziergang mit Abekennach der flußabwärts gelegenen[,] entfernten Moschee des Ortes; 2 schöne Akazien (Gunari) nehmen unsre Aufmerksamkeit in Anspruch, die ersten, welche wir als große Bäume antreffen; die Ästchen mit den feinen Blättern〈…〉〈…〉 raupenartigundhaben keine rechten[Parthien]. Die Moschee ist sehr ordinärundhäßlich. Lepsiuskam uns zu Esel nachundfast erst im Dunkeln kommen wir zu Haus zurück. Nach dem Essen langes Gesprächzwischen Lepsiusund Abekenüber Römische ZuständeundOriginalcharaktere ihrer dortigen Zeit. Dann spiele ich noch 1 Parthie Schach mit Abeken, die bis nach 11 Uhr dauert. Das Wetter ist den ganzen Tag kaltundwindig, 16-17° höchstens. -

Sonntagden26tenNovember1843. Der Morgen kalt aber stillundschön; ich gehe hinaus, um eine Gegend zu zeichnen, die ich diesmal in Sepia mache; um 11 Uhr zurück zum Gottesdienst (es ist heut Todtenfest); nachdemMittagessen wieder gezeichnet bis gegen 4 Uhr, dann Kaffee getrunkenundgegen Abend allein in die Wüste gegangen, wo ich das Glühen des Bergkranzes bei untergehender Sonne bewunderte. Spät Abends Zeitungen gelesen. Morgens 10°undMittags 18°.

Montagden27tenNovember1843. Noch immer keine NachrichtvonKameelen. Früh Tagebuch geschrieben; vor Sonnenaufgang ; höchster Wärmegrad 20°. Der Tag wieder sehr schön. Ich will heut einen Akazienbaum (〈…〉〈…〉) zeichnenundlaufe danach beinah ¼ Stunde, finde aber nachher, daß ich die Bleistifte vergessenundmuß unverrichteter Sache wieder umkehren. Ich arbeite am Plan von Sauiet el Meiten.Nachmittagskommt der MudirundKaimakam wieder zum Besuch, ich drücke michundmache einen Spatziergang allein flußaufwärts, wo ich immervonneuem das kostbare Glühen der Berge bei Sonnenuntergang bewundre. Dann nach Hause. NachdemEssen im Mondschein Kaffee getrunkenunddann im Zelt mit Abeken4ParthienSchach gespielt. - Gegen 11 Uhr zu Bett. 82

Dienstagden28tenNovember1843. Ich arbeite den Plan von Sauiet el Meitenfertig; dann lese ich Zeitungen[,] bin überhaupt den Tag über etwas faulundmißgestimmt. Die Kameele lassen nichts von sich hören. - Gegen Abend steige ich mit Abekenauf die höchste Kuppe der nahen Berge, Lepsiuskommt uns zu Esel nach, die Aussichtvonoben ist höchst großartig; ein tiefer wilder Thalkessel dicht daneben, die Wüste aus einem Labyrinth von Bergkuppen bestehend, wild öde; die große Nilkrümmung gegen Derzu höchst malerisch. Wir steigen durch eine wilde Schlucht indasThal hinab, Felsspalte, Höhle, überhängendes Gestein[,] schöner Blick indasThal; oben sahen wirdieSonne untergehen um Punkt ½ 6 Uhr. NachdemAbendessen wieder Schachzwischen Abekenun Lepsius, dann ich eine mit dem letzteren. Die Temperatur wie gestern. -

Mittwochden29tenNovember1843. Temperatur Morgens 10°, bei Mittag etwas über 18°. Ich fahre mit dem Auftragen von Gräbern fortundmache denNachmittagmit Ernsteinen Spatziergang den Fluß aufwärts bis zu einer verlassenen Hütte, die einen hübschen Punkt zum Zeichnen darbietet; wir betrachten von hier wieder die Farben der untergehenden Sonneundkehren dann zurück. Nach Tisch 3ParthienSchach mit Lepsius; Abeken’s Uhr geht heut leider entzwei, es springt die Kette. - Der nach Berbergeschickte Bote kehrt zurückundbringt die Nachricht, daß in 7 Tagen die Kameele hier sein werden; auch aus Assuansollen welche kommen. -

Donnerstagden30tenNovember1843. Die Temperatur heut wie gestern. Ich arbeite den Tag über am Auftragen von Gräbernundvollende wieder ein Blatt. Vor Sonnenuntergang gehe ich mit Ernstund Maxin die Wüste spatzieren; wir klettern auf den unfern unsrer Lagerstätte liegenden Felsen; großer Block, der unter sich eine Art Höhle bildet. - NachdemAbendessen 2 Parthien Schach mit Lepsius.

Freitagden1ten December 1843. Die Temperatur des Tages bleibt sich gleich; es ist schön aber etwas kalte Witterung. Morgenszwischen9-11°, Mittagszwischen16-20°. AmVormittagbeschäftige ich mich mit derinterressantenArbeit, Hemden auszubessern,undbesehe dann die seitdem Labyrinthvonuns gemachten Zeichnungen. AmNachmittagZeitungslesen. - Gegen Abend Spatziergang mit Abekenun Lepsius; Zuschauen der Bewässerung der Felder; Besehen der Sakieh, Lepsiusmacht eine Carousselfahrt. NachdemEssen Kaffee imköstlichenMondschein getrunken. Dann 4ParthienSchach mit Abeken. InderNacht das Blinken der Sterne durch die Palmen unvergleichlich schön. 83

Sonnabendden2ten December 1843. Ich arbeite heut am Auftragen der Tempelruinen von Alabastron. Nachmittags mache ich auf Abeken’s Esel einen Spatzierritt mit Lepsius; wir besehen erst 2 Barken, wovon wir eine zueinerExkursion den Fluß hinauf nehmen wollen; dann reiten wir stromaufwärts am Santbaum vorüber zu den Dörfern Abu Hagagund Efendi; Betrachtungen über den Nilschlamm, der das überdemjetzigen Wasserstande etwa 18 hohe Terrain bedeckt; dann eine noch frühere Schicht, die von den Einwohnern ausgegrabenundfür ihre jetzigen Felder verwandt wird; dadurch sind beidenalten stehengebliebenen HüttenkünstlicheFundamentmauern, ausdemGanzen geschnitten, entstanden, was unseinenhöchst seltsamen Anblick gewährte. - Dann Betrachtung des Ur-Nilschlamms, der hügelartig über den Ausläufern des Sandsteingebirges liegt in schiefenunddurchmengten Lagen (nach meiner Meinung durchvollkommeneUmwälzung emporgehobener Erdmassen). Erst nach Sonnenuntergang zurück. - Der Tag wärmer wie früher; um Mittag etwa 20° Hitze. - Abends Schachzwischen Lepsiusun Abeken, dann ich mit Lepsius. - Frankeschießt heut Abend einen Hund todt. -

Sonntagden3tenDecember1843. Lepsiusbeschließt unsre Exkursion bis Wadi Halfaauszudehnen;undwill schon heut abreisen, doch ändert dieß dahin, daß wir heut unsre Briefe schließen, damit sie morgen fortgesandt werden können. Früh Besuch vom Mudir.Vormittagsmit Ernstzum Santbaum gegangenunddort gezeichnet; dann Gottesdienst;NachmittagsBriefe* geschlossen; wir schicken heutNachmittagden Kavaß fort nach Abu Hammed, um uns Kameelevondort zu verschaffen. - Morgen wollen wir unsre Fahrt aufwärts beginnen.DerTag warm, 20° Mittags. Köstliche Röthe der Abendwolkenunddes Gebirges drüben. - NachdemEssen wieder 2 Parthien Schach mit Lepsius. - * einallgemeinerBrief andieMutter, einer an Streichhau,undeiner an Frey.

Montagden4tenDecember1843. Vormittag habe ich leider wieder Einiges zu nähen; dann die Sachen auszusuchen, die ich zu unsrer Exkursion brauche; wir wollen amNachmittagaufbrechen. - Es wird aber nichts daraus, denn das Abschicken der Briefe hält Lepsiusbis zum Abendessen beschäftigt; der Bote bringt sievonhier für 75piasterbis Kenne, von wo aus sie dann weiter nach Cairobefördert werden. Abends Schachzwischen Lepsiusun Abeken, dann spiele ich noch mit AbekeneineParthie,underst gegen84 12 Uhr kommen wir ins Bett; um 2 Uhr schlafe ich erst ein. Die Nacht sehr kalt.

Dienstagden5tenDecember1843. Sehr kalter Morgen; ich schätze es 8-9°, denn nachgesehen habe ich leider nicht. Heut früh bereiten wir uns zur Abreise flußaufwärts; nur Frankebleibt zurück mit 3 Dienern. Um 10 Uhr etwa schiffen wir uns auf der kleinen Barke ein; der Mudir hat 1 Soldaten für unser Lagerund1 fürdieBarke gegeben. - Nur beiderAbfahrt ist ein bischen Wind; sodann muß immer gezogen werden, Eigenthümlich das Pressen der Fellahs zum Ziehen von einem Dorfe zum andern, wozu sie vermöge des GeleitbriefesvomMudir, den er uns mitgegeben, gezwungen sind. - Das Wetter kalt; wir sitzendenganzen Vormittag in unsre Mäntel gewickelt da. Mittagsessen kalter HammelbratenundBrod. AmVormittaglese ich ausdenZeitungen einige Aufsätze vor. Nach Tisch mache icheinekleineSkizze der Kanuhgesellschaftundspiele dann mit AbekeneineParthie Schach. Erst gegen 5 Uhr kommen wir beidemTempel Amada(unweit des Ortes Hasseia[)]; an. Der TempelvonSandstein (aufdemlinken Stromufer) liegt auf einsamer Wüstenebne über die halbe Höhe im Sande begraben; über 4 Pfeilern der Vorhalle ist aus Nilsteinen eine koptische Kuppel aufgesetzt. Das Ufer hier ist steil, wohl 15-20 hoch mit Sand überdeckt. Die Gegend der Flußbiegung ist eigenthümlich. Die einzelnen ausderWüstenebne aufsteigenden Berge werden seltner, nur die linke Flußseite scheint bebaut; es ist sonderbar, den Fluß aufwärts nach Norden zu fahren. Vor AmadainterressanteAussicht auf die dunkelblaue Bergkette flußabwärts[,] die in langer gezackter Linie sich darstellt. Flußaufwärts die Gegend flacher aber bei dem Abendlicht in höchst zaubrischer Beleuchtung; HimmelundWasser erscheinen gleich zartundschön, fast alle Farben des Regenbogens spielend. Krokodille auf einer Sandinsel im Flusse gesehen. - Unser Zelt wird am Abend aufgeschlagenund Ernst, Max, Jussufundich schlafe darin; Lepsiusund AbekeninderBarke. - NachdemAbendessen Streitzwischen Lepsiusunmir nebst AbekenüberdasZielenundandre optische Gegenstände. - Dann im Zelt Tagebuch, durchdiestille Nacht töntvondrüben Tarabukenmusik herüber; draußten ist hellster Mondschein. -

Mittwochden6tenDecember1843. Heut früh brechen wir nach dem Tempel auf, woselbst wir bis zum Asserkaffee mit RevisionundAbklatschen zu thun haben. Der Tempel istvonSandstein, klein, aus der Zeit des Thutmosisund Amenophis, die Hieroglyphen in schönem Styl. Die Vorhalle mit Pfeilerstellungen erscheint nachgefügt. Nur 4 Säulen, 24flächig abgearbeitet scheinen gleich anfangs dem Hauptbau, der aus 1 Querzelleund3 Längszellen besteht, vorgelegt, damit die äußern Hieroglyphen gegen die Witterung (bei dem sehr zerreiblichen Steine) geschützter sein möchten. Am Nach85 mittag haben wir bei dem Tempel Besuch von 1 Holländer, Namens Soermondaus Utrecht, der deutsch sprach,und3 Franzosen. Mit Ersterm unterhalten wir uns,under erschien alseinverständiger Mann inmittlerenJahren. Gleich nach ihnen fuhren auch wir flußaufwärts nach Der; während der Zeit spielte icheineParthie Schach mit Abeken[,] gegen den ich jetzt meist verliere. Um Sonnenuntergang landeten wir in Der. Gleich oben am Landungsplatz war eine Art〈…〉〈…〉 unter einer enorm großenundprächtigen Sykomore neben dem Hause des Mudir eingerichtet. Hier wurden wir inAbwesenheitdes Mudir mit KaffeeundScherbet bewirthet,underfreuten uns des Laubdaches, zwischen dem der Vollmond glänzend hindurchschimmerte. Der Baum hatte mitseinenZweigen imDurchmesseretwa 78 Fuß; sein Stamm theilte sich in 5 mächtige Unterstämme; kurios war es, Ratten aufseinenZweigen umherkriechen zu sehen. Dann essen wir Abendbrod aufderBarkeundmachen nachher im Mondschein nocheinenSpatziergang zu dem kaum 10Minutenentfernten Felsentempel, der gleich hinter der Stadt liegt. Höchst malerische Ansichten der Straßen, HäuserundDattelnvon Der; letztere sind hier prächtig hoch, voll,unddie Früchte hier wie in Ibrimdie berühmtesten. Der Tempel wird bei dem kümmerlichen Lichte 2er Laternen flüchtig besehen,unddann zur Barke zurück; unglaublich heller Mondschein. Beim Thee wird beschlossen, einen Boten zu unserm Lager zurückzuschicken, der uns mehr Vorräthe holt, womit uns Frankeviel zu gering bedacht hat. - Dann spiele ich nocheineParthie Schach mit Lepsius. - Unser Zelt steht nah beidemgroßenSykomorenBaume. - Der Tag schön aber sehr kühl; ich habe meinen Burnus nicht abgelegt. -

Donnerstagden7tenDecember1843. NachdemFrühstück aufderBarke marschiren wir zum Tempel hinauf, wo wir bis zum Mittag um ½ 2 Uhr mit NotirenundAbklatschen beschäftigt sind. Der Tempel ist in dem sehr bröcklichen Sandsteine höchst nachlässig gearbeitet; die Pfeiler der Vorhalle müssen zur Hälfte gebaut gewesen sein, weil der Fels vorn nicht zureichte. DerTempelistvomgroßen Ramsesgebaut. Ich zeichne von dort aus eine Ansichtvonder Stadt, besonders wegen einiger köstlichen Palmgruppen; ein Bettler dabei macht uns viel Spaß. Nachher zur Barke zurück; es kommt um Mittag Abekens Mohammedvon Frankean mit unsern bestellten Lebensmitteln,zugleichaber, um jenem Fleischwerk zu verschaffen. Nachdem dieser expedirtundunser Zelt eingepackt ist, sagen wir etwa um ½ 3 Uhr der schönen Sykomorevon DerrLebewohlundfahren mit leidlichem Winde hinauf gen Ibrim. Während bei Derrdie Wüste niedrig felsigt aufdemlinken Flußufer bis andasWasser reicht, steigt86 sie von da ab meist ohne Vorlandundhöher aufderrechten Seite ausdemWasser empor; uns zur Rechten aber aufdemlinken Flußufer sieht man bedeutende Dattelhaine sich hinziehen; die Gegend ist interessantundmalerisch. Ich spieleeineParthie Schach mit Abeken,unddann bewundern wirdenSonnenuntergang, die weite schöne Lanndschaft, das stille zarte Wasser[,] in dem sich erst der grünliche, dann der dunkelgraugrüne Himmel wiederspiegelt. NachdemAbendessen noch Schach mit Lepsius. - Der Wind verläßt unsundwir gelangen nicht ganz nach Ibrim; unweit einer knarrenden Sakieh ist unser Zelt aufgeschlagen, in dem ich bis jetzt 11 Uhr Abends Tagebuch schreibe, während Alles um mich her schläft.

Freitagden8tenDecember1843. - Heut früh wird weiter gesegelt. Schon von hier ab heißt der ganze Landstrich entlang dem rechten Ufer Ibrim. Etwa um 10 Uhr landen wir weiter aufwärts an einem Dorfe, Namens Ellasieh, wo eine Art von Nasir wohnt. Hier steigt Lepsiusaus, weil er glaubt, daß dievon Champolliongenannten Grotten hier liegen müssen. In der That findet sich auch hinter dem Orte in dem Sandsteinfels ein Speos, das jedoch bisher unbekannt, wenigstens ungenannt war. Wir Andern waren indeß auf gut Glück den Spurenvon Lepsiusnachgegangen,undfreuten uns der unvergleichlich malerischenundschönen Dattelbäume, die unbeschnitten einen Kranz von Nachschößlingen um den Fuß hatten, während ihre Krone weitschattend überhing. Auch die Häuser lagen reinlichundfreundlichzwischendiesen Gärten; ich sah viel Frauenzimmer, die in ihren Beinkleidernunddem mützenartig

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geschnittenen Haare von Fern ganz nett aussehen; nur nichtvonNahem, wo die bindfadenartig gedrehten Haare von Fett triefen. - So kamen auch wir zum Speosundmaßen aus, klatschten abundnotirten bis gegen 2 Uhr Mittags. Dann zur Barke zurück, wo indessenvomNasir einige Hammel besorgt waren,undnun fuhren wir mit gutem Winde aufwärts. Erst etwa um ½ 5 Uhr gelangten wir nach dem Felsen, wo die Feste Ibrimdrauf liegt. Das breite Vorland der Dörfer hört hier auf,undder Fels rückt steilundbedeutend bis an den Fluß vor. Die Feste bietet einen großartigen Anblick dar. Die linke Flußseite ist größerentheils ebene Wüste, stellenweis mit Sand bedeckt bis andenFluß; ausderEbne ragen einzelne Berge, nicht gar hoch, hervor. Indembefestigten Felsen sind unten, nurvomWasser aus zugänglich, 4 Speoseingehauen,von Ramses, Menephta, Osortasenpp. Diese wurden nun erklettertundzum Theil durchgegangen. Der Sonnenuntergang trieb uns zum Essen; nachher Schach mit Lepsius. - Die Nacht mit Ernstund Max87im Speosgeschlafen, wo man mittelsteinerLeiter heraufsteigt.

Sonnabendden9tenDecember1843. Der größere Theil des Vormittags wird noch mit NotirenundAbklatschen der 4 Speoszugebracht,unddann klettern wir von unsrem abgeschlossenen Örtchen um die Felsen herum zu der Festung hinauf. Dieser Bau von bedeutendem Umfang trägt die Spuren fast aller vergangenen Zeiten. Wir finden verbaute Steine mit dem[Namen] desäthiopischenKönigs[ Harraka]sowie des Thutmosis III, fernerRömischEgyptischeArbeit, Römische spätere, Sarazenische, koptischeundes fehlen nicht die heutigen Hütten der Egypter. Die mächtige StadtundFestungsmauer scheint meiströmischesBauwerk, eine bedeutende 5schiffige Kirche, ist ursprünglich vonkoptischenChristen gebaut, aber SteinevonsarazenischerArchitektur sind darin angebracht. - Das ganze ist ein ConvolutvonWohnräumen, meist durch massive Mäuerchen getrennt. Die AussichtvomRande des Felsens beherrscht aufwärtsundabwärts den Nil weithin; aus der glatten, sandbestreuten Wüstenebne drüben aufdemlinken Ufer heben sich einzelne schwarze Berge empor; landeinwärts ein wilder Anblick in ein zertheiltes Thal, aus dem Maulwurfshaufen gleicharabischeFriedhöfeundSchechgräber hervorschauen. Wir steigen auf dem Felsenundzwischenden Mauern vielfach herum, nach verbauten Steinen mit Königsnamen suchend. Nachher nehme ich noch diekoptischeKirche auf, die 2 Reihen Granitsäulen mit hübschen Kapitälenund2 Reihen Pfeiler mit ovalen Bogen überdeckt, hatte. Hiermit kommen wir gegen 1 Uhr zu Stande[,] wo wir denn zu unsrer Barke hinabsteigen. Etwa 1 Stunde fahren wir mit gutem Winde aufwärts, bis zum nächsten Dorf Genene(d.h. Städtchen) wohinderSoldat vorausgegangen war, um Durrhamehl für unsre Diener zu kaufen. Dann ging es mit gutem Winde weiter bis ½ 7 Uhr zum Dorf AltToschke, wo dicht neben einer zum Glück außer Gang gesetzten Sakie unser Zelt aufgeschlagen ward. - Abends spiele icheineParthieSchach mit Lepsius*. * Heut haben wir inderFerne wieder mehrere Krokodille gesehen; aber sie lassen sich nicht näher kommen.

Sonntagden10tenDecember1843. Der Himmel ist heut früh vollständig bezogen,undRegenwolken umziehen ringsdenHorizont; es ist kaltundunfreundlich; ohne Sonne ist dieses Land nichts. Der Wind ist aber gut,undwir segeln jetzt, wo ich Tagebuch schreibe, etwa um ½ 10 Uhr, eifrig Abusimbelentgegen, was wir möglicherweise heut erreichen könnten. Bei dem Dorfe Neu-Doschkenach etwa ½ Stunde wird wieder angelegt, um MilchundHammel einzukaufen. Ernstundich steigen aus[,] um ein gewisses Geschäft zu verrichten; dann gehen wir durch die prächtigen Palmgruppen[,] durch das gut gebaute Dorf ein wenig spatzierenunderblicken hinter demselben einen isolirten Fels mit mehreren eingehauenen Grabthüren; wir gehen hin,undes zeigt sich die eine Thür umschrieben; nun schickten wireinenBoten an Lepsiuszum Schiffeundbald darauf hatten wir das Vergnügen, unsre ganze Gesellschaft mit mächtigen Schritten auf uns zu stageln zu sehen. Wir brachten hier etwa 1 ½ Stunden zuundkehrten dann88 zum Schiffe zurück, wo wir 3 eingekaufte Hämmel fanden, die aber die Frauen des Ortes eigentlich nicht verkaufen wollten,undgewaltiges GeschreiundGeheul darüber anfingen, als wir abfuhren. - Nun ward Gottesdienst gehalten, gegessenundamNachmittaglas ich in Göthe’s Gedichten. Es war heut erstaunlich kalt,undden ganzen Tag kamdieSonne nicht zum Vorschein, so viel ich mich erinnere[,] zum erstenmal in Egypten. Wir froren draußten aufderBarke wie Schneider. - Indeß warderWind günstigundwir kommen schnell vorwärts. Etwa um 7 Uhr in finstrer Nacht legen wir beidemDorf Farekaufdemrechten Ufer an, wo unter Dattelbäumen unser Zelt aufgeschlagen wird. AbendseineParthieSchach mit Lepsius, dann zu Bett. Die Gegend bis hierher war heut sehr ödeundtodt. Die höheren Gebirge sah man meist nicht, nur hohe Wüstenufer bisweilen mit Dattelbäumenundgrünem Anwuchs besetzt. -

Montagden11tenDecember1843. Wir sind bei Tage besehen nicht weit von Abusimbelentfernt, beschließen aber, lieber gleich nach Wadi Halfazu gehen,unddiese Tempel aufdemRückwege zu nehmen. Der Wind ist ziemlich günstig.Vormittagsschreibe ich Tagebuch. - Der Tag heut ist wieder hellundfreundlich. - Nach etwa 2 Stunden kommen wir zu den steil gegen den Fluß vortretenden Felsmassen, aus denen uns schonvonfern die gewaltigen Kolosse der Tempelvon Abusimbelin die Augen gefallen waren. Die Façade des kleineren erschien winzig im Vergleich mit dem andern.Zwischenbeiden drängte sich durch ein Felsthal eine gewaltige Sandmasse, die letzteren sonst fast gänzlich verdeckt hatte. Wir können uns nicht versagen auszusteigen. Viele Steelen sind neben den Eingängen an den Felsen eingeschnitten; beide Tempel ausderZeit des Ramses; der kleinere mit stehenden KolossenzwischenStrebepfeilern, der größere mit 4 sitzenden Kolossen trefflich in dem guten weißen Sandstein gearbeitet. Wir besahen Beide, ohne uns für jetzt auf Abklatschen pp. einzulassen; der große ist inderThateinriesiges Bauwerk; die Pfeilerstatuen im Innern haben alle das wohlbekannte (von Memphisher) Gesicht des großen Ramses. Nach 1 ½ - 2 Stunden Aufenthalts brachen wir von hier wieder aufundfuhren nach der rechten Flußseite hinüber nachdemDorfe Abahuda. - Ich mit Abekenund Maxfolgte Lepsiusnach, der vorangegangen war. Wir fanden das hier erwartete Felsengrab nicht, sprachen mit einer nicht üblen Frau, die ihren Kindern Läuse absuchte,undmachten dann zu FußeineWanderung hart am Felsufer entlang stomaufwärts, bis wir ineinemkleinen½ Stündchen zu der Grotte von Belante(wie sie eigentlich heißt) kamen, wo Lepsiusun Ernstschon waren; die Barke kam uns nach. - Während Lepsiushier arbeitet, setzte ich mich hinundzeichnete eine Ansicht flußaufwärts; Ruinen vor uns auf hohem Felsvorsprunge. Ich wurde später fertig, so daß ich den Andern nacheilen mußte. - Hinter dem Ruinenberge erst (genannt Gelad (Festung) Ur) holte ich sie ein; Betrachten des vermeintlichen Goldsandes, was wohl nur Glimmerschiefer ist. Warten aufdenSoldaten, der im letzten Dorf zurückgeblieben ist, um Hammel zu kaufen. Unterdessen finden sich in dem uns vorliegenden Gebel Schataui1 Steeleund1 Grotte mitinterressanten89Königsnamen, die uns dann 2 Stunden sattsam beschäftigen; es wird fast Alles abgeklatscht; dann indieBarke; der Soldat kommt noch nicht, die Sonne geht unter. Wir schicken Abderrahimnach ihm ausundfahren nach der gegenüberliegenden Insel Geziret Schataui; wunderbare spitzpyramidalische Felsgestaltung der verlassenen Berge. Etwa um 8 Uhr im Dunkeln melden sich die Verspäteten am andern Ufer, wir fahren hinüber, sie zu holen; Lepsiusspielt mit Abekenunterdessen Schach. Unser Zelt dicht neben einer Schilfhütte aufgeschlagen, in der ein lustiges Feuer unsre Leute versammelt.

Dienstagden12tenDecember1843. Vor Sonnenaufgang ganz erstaunlich kalt, sowie der ganze Morgen. NachdemFrühstück fahren wir langsam ab; der Wind hat uns verlassen, wir müssen ziehen lassen; Schreiben des Tagebuchs. Etwa um ½ 11 Uhr erhebt sich wieder günstiger Wind, der uns gegen 3 UhrNachmittagsnach den Ruinen von Farahsbringt. Hier wird ausgestiegen; es finden sich beträchtliche Hügel von Nilziegeln. Die heutigen Gebäude der Bewohner zeigen verbaute hieroglyphische Steine. Vertiefung, worinderTempel selbst gestanden haben muß; Blöcke mitdemNamen des Ramenterru. Während die Andernvonhier aus zur Aufsuchung andrer Gegenstände tiefer indasLand gehen, wandle ich aufdenTrümmern umher[,] wo sich GranitsäulenundSandsteinkapitälevongriechischkoptischen Kirchen finden, sehe einigen Nubischen Weibern zu, die Baumwolle pflücken,undsetze mich dann im SchattenderPalmen andasNilufer, mich meinen Gedanken überlassend; dann zusehen, wie sich Maxbadet;endlichzum Schiffe, wo PfeifeundKaffee genommen wird, weil die Andern zu lange bleiben. Gegen 5 Uhrendlichkommen diese; sie haben noch ineinemisolirten Fels einhieroglyphischesKämmerchenoderNische gefunden[,] auch 2koptischeKirchen betrachtet. Die Gegendvon Farahsist merkwürdig durch die mächtigen aneinanderliegenden Sandhügel, die mit tamariskenartigem Strauchwerk überwachsen sind. Ich denke mir den ursprünglichen Kern derselben aus Nilziegeln gebildet, dieentwedervonRuinenoderGräbern herrühren; diese haben sich ausdemsehr tief liegenden Boden befeuchtet, auch wohlvonRegen,undbefruchtet; übergeschütteter Sand hat die Hügel wachsen machen; sie nehmen eine bedeutende Breite des Thales bis zu dem Felsplateau der Wüste ein. Von Farahsführt uns noch am Abendeinguter Wind 2 Stunden aufwärts bis zur Geziret Farahs, wo wir anlegenundjenseitvonGetreidefeldern, die so eben der Erde zu entsprießen anfangen, untereinerprächtigen Sykomore unser Zelt aufschlagen lassen. Abends wie gewöhnlich Schach mit Lepsius. -

Mittwochden13tenDecember1843. Die freundliche Inselvon Farahswird heut Morgen verlassen, nachdem sich beinahdieganze Bevölkerung derselben, große stattlichundordentlich gekleidete Männer[,] vor unseren Barken versammelt haben; der Wind ist nur schwach; wir denken[,] heut nach Wadi Halfazu gelangen. - Am Mittag erhebt sich der Wind stärker; wir landen noch einmal am linken Ufer bei einem scheinbaren SchutthügelvonNilziegeln, genannt Koûm el Faschar(falsche Ruinen). Es zeigte sich auch, der ganze BergzusammengehäuftauszusammengetrocknetenReisig des tamariskenartigen Gesträuches[,] was hier am ganzen Ufer entlang wächst. Die Hügel scheinen trotz ihrer enormen Größe, doch durch natürliche VerbrokungundVermoderung dieses Strauches entstanden, der sich immer wieder durch den überdeckenden Wüstensand durcharbeitete; übrigens waren Bauwerke,undzwar eine koptische zerfallene Kirche aus Nilziegeln daneben. - Eine halbe Stunde hievon südlich kuckte aus dem rothgelben Wüstensande90 noch ein Gebäude hervor, wohin wir den Weg zu Fuß nehmenunddie Barke nachkommen ließen. - Das Gebäude war eine wohl erhaltene koptisch christliche Kirche, deren flüchtige Aufnahme ich bewirkte; sie stand völlig einsam in der trostlosen Wüste, doch waren näher am Flusse Spuren eines andern GebäudesvonNilziegeln zu bemerken. - Etwa um 3 Uhr fuhren wir von hier wieder abundmit günstgem Wind gelangten wir in die Nacht hineinfahrend etwa um 8 Uhr nach Wadi Halfaaufdemrechten Nilufer, wo unser Zelt neben einer gesang -undtanzlustigen Hütte aufgeschlagen ward. Abends wieder Schach gespielt. -

Donnerstagden14tenDecember1843. Erstaunlich kalter Morgen. - Besehen von Elephantenzähnen, die ein Franzose aus Kartumflußabwärts führt. Spaßhafter Affe, den dieser Mann mit sich hat. - Besuchvon Lepsiusund Abekenbeim Kaimakam, um sich überdieLage der beiden Tempel hier selbst zu unterrichten. Wir müssen aufdieandre Seite, und dort noch 1 ½ Stunde zu Eselsüdlichreiten. So setzten wir denn in unsrer Barke über, ließen dann auf einem kleineren Kahne die Esel herüberholenundwaren erst um ¾ 11 Uhr zum Abreiten bereit. Komische Kavalkade auf den kleinen Holzsättelchen, die bloß aufliegen, ohne ZügelundSteigbügel. 1 ½ Stunden ritten wir längs dem Nilufer in der Wüste hin; 2 gefallene Kameele, glänzend schwarzen Raben zur Beute. Hinter der großen bewachsenen Insel Mennabeginnen die schwarzen Felsblöcke der Kataraktein unzähliger Menge ausdemStrome emporzuschauen. Wir rittenvonweitem an einem Schechgrabe aufderSpitze eines hohen Berges vorbei, wonach die Katarakte " Schellal el Schek abd el Kader "genannt ist,undgelangten endlich zueinemFelsen, der, jäh am Ufer emporgehoben, wie künstlich aufgebaut die ganzen Kataraktee beherrscht. Aber von Tempeln war hier keine Spur, nur der großartigste Überblick dieses Naturschauspiels. Wir steigen auf den vondenNamen Reisender vollgeschriebenen Fels,underfreuten uns des Anblicks. Der glänzend schwarze Basalt, bisweilen, wie wir näher untersuchten, in Granit und Gneuß, günlich, übergehend, ragt in 1000 Inselchen aus dem zerspaltenen Fluß; da alle Inseln niedrig sind, erscheinen sie mit Gesträuch bewachsen, so daß das Ganze waldartig aussieht; der Fluß breitet sich enorm aus,[und] die Strombreite scheint in lauter Bächelchen zerspalten. Nach Westen liegt der Sandstein fast überall noch vollständig überdemBasalt,undbildet meist steil abfallende Ufer, nach Osten aber istderSandstein wohl schon in Urzeiten weg gewaschen,undman sieht weit indieflache Wüste hinein den schwarz durchgehenden Streifen des alten unterliegenden Gesteins; die Übersichtvondiesem Punkt aufdieFelsen war trefflich, nicht schöner zu wünschen. Nachher ging ich mit Abekennoch zum Fluß hinunter,undhier zeigte sichdasGanze näherundmalerischer. Wir traten aufeinglänzendes Steininselchen, es erschien vollkommen wie polirt; das Wasser rauschteundschäumte um uns. - Nur etwa 1 / 4 Stunde war uns fürdasganze Schauspiel, des Treibensvon Lepsiuswegen, gegönnt. Zurück ritten wir einen andern Weg mehr durch die Wüste an dem Schech westlich vorüber; gefallenes Vieh lag indemSande,undragte hierundda ausderErde wie Inseln hervor; Lepsiusmit Ernstwar voran, ich mit Abekenund Maxritten allein;endlichkamen wir sehr zerschlagen um ½ 2 bei unsrer Barke wieder an, allein Lepsius, derdieZeit fürdasBesehen der Ruine nicht erwarten konnte, war schon wieder fort, wonördlichNilziegelruinen am Ufer zu sehen waren; wir nolens volens nach. Und hier fanden sich denn auch die geringen Überbleibsel der 3 gesuchten Gebäude; wir aßen dort91 unser diesmal, aus Mangel an Brod sehr frugales Mittagmahl,undritten etwa um 4 Uhr zur Barke zurück. Nur an 2 Tempeln fanden sichhieroglyphischeInschriften auf einzelnen Steinen; der eine schien nur aus PfeilernundSäulen zu bestehen. - Während Lepsiusnotirte, suchte ich mir mit Maxund ErnstSteine inderWüste. Um 4 Uhr fuhren wir wieder nach Wadi Halfaaufdasrechte Ufer hinüber, tranken Kaffee, rauchten unsre Pfeifen[und] ich spielte dann mit AbekenSchach, das sich nach Tisch fortsetzte. - Um 10 Uhr noch berberischem Tanz inderHütteneben unsrem Zelte zugesehen, Mädchen backte daneben Brod, 2 Knaben schlugen Tarabuka, sich im Takt gegen Mädchen vorundrückwärts bewegend, zu schauen[umher], - das Alles gabeineinteressanteScene, der ich aber nur etwa 10Minutenbeiwohnteunddann zu Bett ging.

Freitagden15tenDecember1843. Der Morgen wieder verzweifelt kalt, mein dicker Mantel will mich kaum erwärmen; HändeundFüße sind erklammt. Unsre Maste sind abgenommenundunsre Stromabfahrt beginnt. - Wir haben den ganzen Tag einen so heftigen Nordwind, daß wir trotz alles Ruderns, Ziehens pp. nur sehr langsam vorwärts kommen; der Wind wirft so hohe Wellen, daß Ernstetwas seekrank wirdundwir nur so tanzen. Um Mittag legten wir ein wenig an, um zu essen. Dann steigen wir aufdemrechten Ufer ausundgingen ½ Stündchen, um uns zu vertretenunderwärmen. Unser Schiff kommt langsam nach; wir findeneinenNachen, mit dem wir auf die rechte Flußseite nachdemDorfe Bachr Arginübersetzten; schönes versteinertes Stück Holz, was wir vor einem Hause hier finden. Besuch 2erkoptischerKirchenruinenundStreit mit LepsiusüberdieEntstehung der mit dem tamariskenartigen Gesträuch, genannt Tarfa, bedeckten Hügel, die sich hier wieder reichlich finden. In einem verfallenen Gebäude erwarten wir die nachkommende Barke, Beobachtung des Stammesvonunbeschnittenen Palmen, wo die vertrockneten Blätterstrünke zierlich schuppenartigvondemBaste aufgebunden scheinen. Wir schiffen heut Abend noch ins Dunkle hinein, wo wir öfter auf Sandinseln auffahren; die Kälte treibt uns Alle zusammen indiekleineKajüteundhier saßen wir in Mantelundalle möglichen Wärmungsmittel gehüllt, wie ein Klümpchen Unglück, ein höchst komisches Bild der heißen Zone, während Abekenden Anfang der Geschichte des Zauberringes von Fouquéerzählte. Wir aßen Abendbrod in unsrem Kafterchenundlandetenendlichanderrechten Flußseite, am Dorfe Ibereschräg über dem Koum feschardes Hinwegs.Abendszugesehen, wie Abekenund LepsiusSchach spielen. -

Sonnabendden16tenDecember1843. Der Wind ist nicht so conträr wie gestern, aber doch immer starkundes geht langsam. Beim Dorfe Serraanderlinken Flußseite halten wir an, um zu fouragirenunduns nacheinemTempelrest, der hier sein soll, zu erkundigen. - Nachdem wir ausgestiegen,undetwa ½ Stunde nördlich am Ufer entlangzwischenSaatfeldern, tarfa Gesträuch oder Palmen hinspatziert sind, gelangen wir endlich zu den gesuchten Ruinen, genannt Akschezwischenden Dörfern Serraund Faraß; die Ziegelmauern einerkoptischenKirche stehen auf dem wohlgebauten massiven Unterbau des RamsesTempels; ringsum sind die bekannten HügelvonSand mit Gesträuch überwachsen. - Ich vergleiche den Planvon Gau, während ErnstabklatschtundderProfessornotirt. Um ½ 10 Uhr etwa waren wir ausgestiegenundum Mittag waren wir fertigundaßen sodann aufderBarke, die noch etwa 1 ½ Stunde warten mußte, bisderSoldat zurückkehrte, der dann doch nur etwas Butter aufgefunden hatte. Der Wind ist fortwährend conträrundwir kommen nur langsam vorwärts. Am Nachmittag92 steigen wir etwa um 4 Uhr aufderrechten Flußseite gegeübervon Faraßans Land, woderReis behauptete, daß sicheinTempel (birbe) befände. Indessen waren es nurkoptischeKirchen, deren Anzahl hier in Nubien unerschöpflich scheint. Die diesmalige war die besterhaltenstevonAllen,undich ergänzte Einzelnes in dem schon gegebenen Grundrisse. Die porta triumphalis war hier massiv aus wohlgeschnittenen Steinen; die innere Anordnung aber scheint durchgehends typisch. - Während unsres Aufenthalts hier ging Jussufindasnahe Dorf, um Hammel einzukaufen; wir fuhren ihm dann nach[und] richtig brachte er 2 Stück. Das Dorf, bei demdieKirche stand, hieß Dindan. Während ich gegen UntergangderSonne noch mit AbekeneineParthieSchach spielte, fuhren wir bis zu der nicht mehr sehr entfernten Geziret Dindan, wo wir unser Nachtquartier aufschlugen. - Abend bis nach 11 Uhr mit LepsiusSchach gespielt. - Der Tag war wieder sehr kühl. -

Sonntagden17tenDecember1843. Die NachtundderMorgen war außerordentlich kalt; ich schätze es höchstens . InderBarke[und] im Sonnenschein wurde es etwas behaglicher;derWind ist nicht sehr conträr,undwir schwimmen jetzt mit leidlicher Schnelle stromabwärts. -VormittagsTagebuch geschrieben, die Kirche in LepsiusBuche ausgezeichnetundGottesdienst gehalten. - Das Letztere jedoch schon zu Abusimbel, wo wir ungefähr um 11 Uhr anlangten. Ich begann noch amVormittagetwas zu zeichnen, worin ichaberdurchdenGottesdienst unterbrochen wurde. Lepsiusbeginnt unterdeßseineArbeitundichund Ernstklatschen die Steele imgroßenTempel ab. Beim Asserkaffee Gedichtevon Lepsiusgelesen, die Sonne trefflich untergehen sehen; Abends fährt Abekenfort, im Zauberring zu erzählen, dann nocheineParthie Schach mit Lepsius. - Flasche Wein geleert auf glückliche Beendigung der nubischen Reise. - Sterne aus unserm Tempel beguckt. -

Montagden18tenDecember1843. ImkleinenTempel, wo wir unsern Wohnplatz aufgeschlagen, haben wir Alle sehr behaglich geschlafen. - Von meinem gestrigen Sterngucken aber sind mir fatale Kopfweh zurückgeblieben, die mich den heutigen Tag quälen. Ernstundich lösen uns im Abklatschen ab, Ersterer die innere Ansicht des großen Tempels, ich wieallgemeinAnsichtvonAußen[,] dazwischen zeichnend. Wir bekommen heuteinenBesuch des blinden Kaschefs aus Derr, der an Stelle des, wie wir heut erfahren, abgesetzten Mudir das Land bereist. Die Mudirschaftvon Assuanbis Wadi Halfaist ganz aufgehobenundzum Paschalik von Siutgeschlagen worden. - Das Abklatschen bezieht sich heut auf meist auf diegriechischenundphönizischen Inschriften, die sich auf den Beinen der KolossevomgroßenTempel findenunddie sehrinteressantsind, ich studire mit Lepsiuseifrig darüber. - Abends fährt AbekeninseinerGeschichte fort,undnachher spielt er mit LepsiusSchach. -

Dienstagden19tenDecember1843. In unsrem warmen Tempel trefflich geschlafen.VormittagsimgroßenTempel alle größeren Inschriften der rechten Langwand mit Ernstabgeklatscht, amNachmittagließen wir uns sämmtlich aufderBarke vor die andenFelsen ober -undunterhalb der Tempel liegenden unzugänglichen Steelen fahren, dievon Lepsius, Abekenund Maxmit Fernrohren eifrigst studirt wurden; ich langweilte mich eigentlich inderBarkeundfror zuletzt sehr. BeiderAbendpfeife Fortsetzung93 vom Zauberringeunddann Schach mit Lepsius. -

Mittwochden20tenDecember1843. Die Revision desgroßenTempels nimmt auch heut noch kein Ende; die Wände der Vorhalle werden beleuchtetundgemustert, möglichesunddas Nöthige abgeklatscht. Abends wieder Geschichten erzähltunddann Schach gespielt mit Lepsius.

Donnerstagden21tenDecember1843. Heut Vormittag wird mit den Pfeilern dergroßenVorhalleundsämmtlichen Seitenräumen der Tempel beendigtundum ½ 2 Uhr wird zum letztenmal in dem geräumigen Saale des kleineren Tempels zu Mittag gespeist, Kaffee getrunkenunddann die Boote bestiegen; um 3 Uhr fahren wir von Abusimbelab bei schönem Wetter[und] sehr geringem Gegenwinde. - Wir kommen auch schnell mit eifrigem Rudern vorwärtsundgelangen am Abend bis etwa 2 Stunden vor Doschke, wo wir indemDorf Armanniadicht im Palmgebüsch, etwas weitvonderBarke unser Nachtquartier wieder im Zelte halten. Wir hatten erst noch weiter fahren wollen, indessen war der Soldat[und]derKoch Syrian(Ersterer Abdallah) ausgestiegenundindasDorf gegangen, um Tabak zu kaufen,[und] da diese nicht bald zurückkamen, mußten wir uns zum Bleiben entschließen, was gut war, weil sich bald nach Sonnnenuntergang heftigerundeisiger Wind erhob. Abekenfuhr am Abend inseinerGeschichte fort, dann spielte icheineParthie Schach mit Lepsius.

Freitagden22tenDecember1843. Der Morgen war heut verzweifelt kalt, wir konnten schwerlich mehr als 3 - haben. Der Tag wurde aber schönund, da wenig Wind ging, verhältnismäßig warm. Wir kamen auch sehr schnell vorwärts. Um 12 Uhr Mittags waren wir beiderFeste Ibrim, wo uns ein Botevon Frankeaus Koruskoanrief; aus dem mitkommenden Briefe erfuhren wir, daß der Kavaß mit unsren Kameelen in einigen Tagen zu erwarten war, daß ferner Hassan Paschaauch in Koruskonunmehr angekommen sei, ebenfalls Kameele[], um die Sachen von Ibrahim Paschazu befördern nach Kartum. - Jetzt wurde weiter geeilt, wir sahen heut an 6 Krokodille auf den Sandbänken liegenundsich sonnen, begegneten dann der Barke des Kaschefundgelangten etwa um ½ 4 Uhr nach Der, wo angehalten ward. Hier machten wir noch einen Besuch dem Felsentempel, wo Lepsiusetwas rekapituliren wollte, besahen die nahliegenden Inschriften einiger koptischen Felsengräber, hatten Spaß mit der keifenden Frau, die uns Eier verkaufteundmit der Bande von Derschen Straßenjungen, die ich indieFlucht jagte, gingen dann zurück zu der prächtigen Sykomore, wo wir dem Mudir einen Besuch machten, der uns wieder sehr artig behandelteundeine Pute schenkte,unddann schifften wir uns etwa um 6 Uhr ein,[und] schwammen mit eifrigem Rudern sehr schnell stromab. Bald wurden wir die alten Bergevon Koruskoim Dunkeln ansichtigundetwa um ½ 10 Uhr begrüßten wirund Frankeuns mit vielfachen Schüssen. Da gab es dann den Abend Manches zu erzählen, wir tranken im großen Zelte unsern Theeundspät, erst um ½ 12 Uhr ging ich mit Abekenin unserm Zelt zu Bett, während LepsiusnochdieNacht aufderBarke schlief. -

Sonnabendden23tenDecember1843. Es war heutderGeburtstagvon Lepsius, den wir in[Procession]am Morgen auf der Barke begrüßtenundbeglückwünschten. - DenVormittagbeschäftigte ich mich miteinemGedichtchen, was94 am Abend die Gesundheitvon Lepsiusausbringen helfen sollte, doch ward es mir sehr sauer; ich litt sogar amNachmittagan Kopfschmerzen, die ich nur durch einige Parthien Schach mit Abekenvertrieb. Unser solennes Abendessen verlief recht vergnügt unter muntrem GesangundGläserklang. Gegen 10 Uhr zu Bett. Die Tage jetzt erstaunlich kalt, besonders Abend, NachtundMorgen. - Lepsiusund Abekenmachten heut Besuch bei den 2 Paschas.

Sonntagden24tenDecember1843. Unser Weihnachtsfest ward vorbereitet. Eine niedrige Palme ward geköpftundim Eßzelte umdenMittelpfosten gebunden, darum die Tische befestigt. Zuckerwerk ward im Dorf aufgefundenundgekauft, Schokolade zu Bonbons zerschnitten, Wachslichter gezogen; Jeder machte 7-8 Verse, die auf die Papiere der Bonbons geschrieben wurden,unddie danndenBaum ausschmücken halfen. Lepsiusundich übernahmen amNachmittagdieses Geschäft. Guirlanden, NetzeundDüthen wurden verfertigt, ich schnitt jeden derGesellschaftin effigie aus[und] diese Gestalten wurden mit aufgereiht; unzählige Lichter wurden aufgestecktunddann nachdemAbendessen die Geschichte angesteckt; es wareinrechter Glanz. Frankebereitete eine hübsche Überraschung durch Teller, worauf KartoffelnundDatteln lagen; Erstere gespickt mit Zigarrenundeiner Lichterkrone. NachderFreude des Baumes gings an das Ziehen der BonbonsundLesen der Verse, was Lepsiusthatundallgemein viel Spaß machte; im Ganzen waren 56 Bonbons mit denen unsrer 2christlichenDiener. So verliefdasFest sehr heiterundfröhlich; nach 10 Uhr zu Bett. -

Montagden25tenDecember1843. Morgens um ½ 8 Uhr etwa Wärme. - Die Wölfe haben diese Nacht wieder unser Lager besuchtund2 Hammel zerrissen, die wir mit herausgerissenen Eingeweiden in der nahen Vertiefung finden. - HeutVormittaghaben wir Besuch vom Keimakam, der aufdenNachmittagnachdemAsser den Besuch des Paschas anmeldet. Dann Gottesdienst, Schokolade, Mittagessen. Ich habe heut Kopfwehundbin nicht ganz aufdemStrumpf. Während des Paschas Besuchs lege ich mich auf Jussufs Lager[und] schlafe dort. So vergehtderNachmittag. Am Abend Putenbraten, Eingemachtes, ReisspeiseundWein mit Gesang, aber nicht so munterundlebendig als an LepsiusGeburtstag. InderNacht stehen Ernst, FrankeaufdemAnstand bei den 2 gefallenen Schaafen; der erste Schuß fielwahrscheinlichaufeinenHund, der sich aber davon machte, der 2te auf einen Wolf, der aber auch erstvonden Landleuten am andern Morgen gefunden ward. Die beiden Pascha’s heißen Mustafaund Ferhad.

Dienstagden26tenDecember1843. HeutVormittagDurchlesen meiner alten Briefe, dann Scheibenschießen mit Abeken’s Büchse. Nach Tisch ZeitungslesenundSchach mit Abeken. Letzterer fährt am Abend inseinerErzählung fortunddann spiele ich noch Schach mit Lepsius. Frankeist am Abend wieder aufdemAnstandunderlegt eine stattliche Hyäne, wobei er LepsiusFlinte zerschlägt. Das[weckt]uns noch einmal ausdemBette. Ich schlafdieNacht, so gestört, nicht besonders. - Der Tag war nicht so kalt wie bisher, weil kein Wind ging; der Himmel war aber viel mit Wolken bedeckt. Ibrahim Agasowie die Kameele lassen noch nichts von sich hörenundsehen. 95

Mittwochden27tenDecember1843. Es fiel heut nichts Besondres vor. Ich mache amNachmittag, nachdem ich 2ParthienSchach mit Abekengespielt habe, einen Spatziergang mit ihm indieWüste, um zu sehen, ob IbrahimAganoch nicht kommt, wunderbar magische Erleuchtung der Berge bei Sonnenuntergang, umso überraschender, als der Tag kalt, trübeundbewölkt gewesen war. Während unsres Asserkaffees kündigen uns heftige Flintensalven die Ankunft eines dritten Pascha’s an ( Hassan Pascha’s[]), der für die Provinz Dongolabestimmt ist. - Abends Fortfahren inderErzählung des Zauberringsunddann lese ich Zeitungen, während Abekenund LepsiusSchach spielen.

Donnerstagden28tenDecember1843. Heut früh gegen Erwarten läßt sich der Hassan Paschazum Besuch anmelden, ich gehe unterdessen mit MaxindasDorf nach der Moschee, wo ich einige Gitter detaillierter zeichne. Um Mittag zurück. Der Pascha hat ein Paket an Lepsiusgebracht, worin sich Bücher aus Londonvon Bunsengeschickt[und] Briefe für ihnund Abekenfinden. - Lepsiushat einen Brief vom Vetter Schulz, aus dem wenigstens zu schließen, daß zu Haus Alles wohl ist, obwohl erdieMutter nicht gesehen hat. AmNachmittagtäuscht unsderRuf, daß unsre Kameele kämen, aber es waren welche, diedergroße Pascha für Egypten, bestellt hatte. Abends noch schließt AbekenmitseinerErzählung des Zauberrings. Indemmitgebrachten Paket sind Staatszeitungenvom1 - 23October, die mir amNachmittag[und] Abend eine Unterhaltung gewähren. - Der Tag ist etwas wärmer als früher.

Freitagden29tenDecember1843. Heut früh reist Hassan Paschazu Wasser weiter gen Dongola; auch Mustafa, für den sich zu unsrer Überraschung Kameelezusammengefundenhaben, macht sich zu Lande nach Kartumauf; auf einem ihm am Morgen noch gemachten Besuchvon Lepsiusverspricht er, sobald er IbrahimAgatrifft, unseinenEilboten zu senden. Der Tag scheint heut einmal wieder heißer werden zu wollen.NachmittagsZeitung gelesen, dann Schach mit Abeken; am Abend werden energischere Maaßregeln zu Erlangung der Kameele berathen.

Sonnabendden30tenDecember1843. Heut früh besucht Lepsiusden Ferhat Pascha,undbeschwert sich überdieAbreisevon Mustafa, der Kameele erhalten, während wir immer hier sitzen; es wird den Herren die Hölleeinwenig heiß gemacht. Gestern schickte mir Lepsiusein Sonett in betreff eines Gesprächs über Goethes EleonorevonEste im Tasso, über die wirverschiedeneAnsichten hegten. Heut machte ich ein Antwortssonnett. - Nachmittag wieder Zeitungen gelesen, dann mit AbekenSchach gespielt; ein Besuch vom dicken Kaimakam nahm viel Zeit in Anspruch. Abends wurde gemeinsam ein Scheibenschießen besprochen, was wir am erstenJanuarhalten wollen[und] wo Lepsiuseine Uhr für den besten Schuß aussetzt. -

Sonntagden31tenDecember1843. TageundNächte sind fortdauernd sehr kalt; wir haben heut nach Sonnenaufgang 5 ½°Reaumur. Der Fluß ist in letzter Zeit sehr gefallen[und] vor unserm Lager bis zur Steinbuhnen heben sich mächtige Steinblöcke ausdemWasser, der Boden des Flusses kommt zum VorscheinundSumpflachen bleiben am Ufer zurück. - Ich beginne einen Brief nach Hause, worin ich jedoch bald durch Lepsiusunterbrochen werde, der inzwischen96 die Regeln unseres morgenden Schießens aufgesetzt hat,undsie uns nun zur Berathung vorlegt. Dann folgtderGottesdienstundderVormittagist vorüber. Nach Tisch wie gewöhnlich Zeitungslesen. - Um 11 Uhr Abends fabrizire ich einen Punsch, worunter 1FlascheRheinweinundgegen 12 Uhr wird Blei gegossen, wobei Franke, der sich aufs Auslegen einläßt, viel Spaß verursacht. Überhaupt herrscht viel Übermuth vor, nur Lepsiusist sehr still. Die Gesundheit des neuen Jahres, sowie der Unsrigen inderHeimath wird getrunken[und] nachdem noch diesundJenes Lustige gesungen, gehen wir um 1 Uhr etwa zu Bett.

1844.

Montagden1ten Januar 1844. Koruskoendetund Koruskobeginnt das neue Jahr; die Kameele kommen nicht, es wird uns Eines über das Andre in ihrem Betreff vorgelogen. - Für das Sternschießen, was heut Nachmittag statt finden soll, wähle ich die Devise: Vorwärts, Abekendie: Warte! Lepsius "Meinem Stern trau ich gern"etcetera. Ich habe von gestern etwas Kopfschmerzenundbin schläfrig. Schon um 1 Uhr beginnt unser Schießen. Indessen alle Kugeln während 7 Gängen, die gemacht werden, treffen nicht ihr Ziel. Dieß stellen wir nun im Wüstenthal auf, wo die Kugeln gegen den Felsen gehen,[und] man sieht, wo man hinschießtundwiedieBüchsevon Abeken, deren wir uns bedienen, schießt. Jetzt werden auch bei der größeren Nähe von nur 50 Schritt[und] Auflager (während wir zuerst 75Schrittohne Auflager schossen) im ersten Gange, der aufdasCentrum geht, nur einmalvon Maxdas Papier desselben getroffen,undes blieben nur noch 7 Schuß übrig, wo Jeder auf seine eigene Devise zielen sollte. - Hier glückte es mir wider Erwarten, daß ich allein meine Devise mitten durchschoßundso den Preis der ausgesetzten silbernen Uhr erlangte, die mir Lepsiusversiegelt übergab; sie begleitete ein Liedchenvonihm, wo die 2 Schlußreihen zu vollenden dem Sieger überlassen blieben. Inzwischen wardieSonne untergegangenundwir schritten zum Abendessen, wo auf mein Wohl, als Sieger getrunken ward. Am Abend ging ich müde schon um 9 Uhr zu Bett. -

Dienstagden2ten Januar 1844.Vormittagsquäle ich mich mitdenbeiden Versen zu LepsiusGedichtchen, die ich nicht recht finden kann. Ein Besuchvon Ferhat Paschastört michundnimmt beinah 2 Stunden in Anspruch;NachmittagsZeitungen gelesen, dann mit AbekenSchach gespieltundvor dem Abendessen ein wenig in der empfindlich kalten Witterung spatzieren gegangen. Der Kaimakam bringt heutdieNachricht, daß Ibrahim Again Abu Hammedgesehen worden sei mit der richtigen AnzahlvonKameelen.

Mittwochden3ten Januar 1844. Die Tage bleiben gleichmäßig kalt. Morgens etwa 5-6°undMittags höchstens 20° im Schatten. Vormittag Brief andieMutter fortgesetzt;NachmittagZeitungen gelesen. Es kommt ein Bote97 vom Mudir aus Berber, der ineinemBriefe meldet, daß IbrahimAgadort angekommen[und] er nach den Kameelen ausgeschickt habe; das ist nun freilich wenig tröstlichund Lepsiusbeschließt jetzt mit Abekenselber voran zu reisen; von den 8 dazu nöthigen Kameelen fehlen 2und Jussufwird nach Dergeschickt, um von dem dort inderStelle des abgesetzten Mudir befindlichen Efendi dieselben zu erlangen. So vergehtderTag unter deliberiren überdieAbreise, die weder ich noch Abekenbilligen.

Donnerstagden4tenJanuar1844. AmVormittagzeichne ich mit Ernst Abeken’s Porträt. Nach Tische kommt Josephaus Derzurück, mitder〈…〉〈…〉, daß hier im Bezirk 45 Kameele seien,undder Efendi wolle morgen selber kommen; auch schickte er einen Soldaten, um den Schech der Kameele zu uns zu bescheiden. Außerdem begegnet Lepsiusheut auf einem Spatziergang einer Karawanevon16 Kameelen, die von hier aufbricht. So wird es uns denn vollkommen klar, daß wir in einem GewebevonLügen fortwährend gefangen gehalten werden. Die Schechs wollen durchaus zum Dienst der Regierung keine Kameele geben;undbrauchen dazu alle möglichen Ausflüchte. Bei einem Besuchvon Lepsiusbeim Pascha stellt sich dies immer klarer heraus.Nachmittagsbereden Abekenundich Lepsius, mitseinerAbreise noch bis Montag zu warten, weil bis dahin ein Botevon Mustafa Paschazu erwarten ist, den er uns wenigstens versprochen. Die ganze Geschichte ist zum Verzweifeln. Gegen Abend spatziere ich ein wenig umher, in Unmuth grübelnd. NachdemAbendessen Schach mit Lepsius. -

Freitagden5tenJanuar1844. Vormittag fahre ich an dem Briefe nach Hause fortundda mir Lepsiusanbietet, weil er an Eichhornschreibt, etwas mit einzulegen, so schließe ich ihn mitten innen, wie er einmal ist, ab. Nach Tisch wie gewöhnlich Zeitung gelesenunddann mit AbekenSchach gespielt.

Sonnabendden6tenJanuar1844.Vormittagszeichne ich eine Skizzevon Hauadsowie an einer Ansicht unsres ZeltesvonAußen. Lepsiuswird nun am nächsten Montag abreisen. Von Ibrahim Agakeine Spur. -

Sonntagden7tenJanuar1844. Fast den ganzen Tag kalter Nebel, der die Sonne nicht durchdringen läßt; um 9 Uhr Morgens 9 ½°Reaumur. Wir erinnern uns an Ghize. interressante Ansicht der Berge im Nebel. Heut erst wird LepsiusBrief an Wagnermit dem einliegenden Brief an Eichhornunddie Mutter unsrem grad vorbeikommenden früheren Reis von Assuanmitgegeben. Ich mache amVormittagein Sonnett zur Beantwortung eines von Lepsiusmir in das Zelt übersendeten. Dann Gottesdienst[und] amNachmittagPackerei zu Lepsius’s morgigem Aufbruch. Gegen Abend Spatziergang mit Abekenin die Wüste. Dann Betrachten der Kameele, die zu unserm Lager gebracht werden. Abends eine Flasche Wein aufdieglückliche Reise getrunken. NachdemEssen noch Schach mit Lepsius. -

Montagden8tenJanuar1844. Abreisevon Lepsius, Abeken, Jussuf, dem Diener Syrianund Hauadmit 8 Kameelen(inclusivedem des Führers) nach Berber. Erst um ¾ 11 Uhr kommen sie weg. Ernstundich geben ihnen das Geleit bis zu dem etwa 20Minutenentfernten Brunnen. Beide Esel ziehen98 mit. Wolle Gott, daß diese Trennung dazu nutzt, uns Alle schneller nach Kartumzu schaffen! Ferhad PaschamitseinemSohn, einem sehr niedlichen Knaben von etwa 8 Jahren, kommt noch zur Abreise, um Adieu zu sagen. Das Wetter ist heut wieder klarundbeginnt warm zu werden. -Nachmittagszeichne ich eine Ansicht aus der Mitte unsres Lagers hinaus aufdenFluß, die ich malen will. Ernstund Maxbaden sich heut unten im Fluß. Abends Geldsachen in Ordnung gebracht. -

Dienstag den 9tenJanuar1844. Ich mache mich heut mit Ernstan die Weiterzeichnung meiner Landschaft[und] werde mitdemAufzeichnen fast fertig. Der Tag ist warm, windstillundangenehm.

Mittwochden10tenJanuar1844. Meine Landschaft fange ich heut an zu malen. Abends Werfen mitdereisernen Stange. Der alte blinde Hassan Kaschefist heut hierundwill unseinenBesuch machen, wird aber abgewiesen, weil Lepsiusnicht da ist. Dieser Mensch hat 44 Söhne, die noch leben,[und] die meist als Schech’s in die Dörfer vertheilt sind, wodurch er eine große Autorität inderProvinz erlangt hat; er hat gegen 60 Frauen gehabt. - Heut inderNacht ist eine widerwärtige Scene, wo Frankedie Diener wieder durchprügelt, weil siezussammenessenundtrinken; auch unsern Soldaten prügelt er, der dann fort will,undden ich nur schwer zurückhalte. Ich kommedieganze Nacht fast gar nicht zum Schlaf.

Donnerstagden11tenJanuar1844. Eh ich aufstehe, kommt heut ein Bote, der den Ibrahim Agamit den Kameelen anmeldet; es heißt, er solle sehr bald nachfolgen; dann habe ich eine sehr unangenehme Erörterung mit dem Soldaten, der wegen der nächtlichen Geschichte fort will; mit Mühe halte ich ihn zurück. - Ich male heut wieder eifrig,obgleichoft unterbrochen[,] an meinem Bilde. Um 10 Uhr inderThat hören wir 3 SchüssevonderWüste her[und] bald darauf kommt Ibrahim Agamit dem Kameelschech Achmetund2 andern Reitern auf Kameelen, nicht angesprengt[,] sondern angejagt; es sah köstlich aus, wie die Thiere über den Erdboden flogen. IbrahimAgahatte Lepsiusnicht getroffen, ebensowenig Mustafa Pascha, die unter den vielen Wüstenwegen verschiedene genommen haben mußten. Etwa um 4 UhrNachmittagskommen unsre 60 Kameele, meist große stattliche Thiere, nach. Höchst interressanter Anblick der sie begleitenden Bisharis mit etwa dem nebengezeichneten Kopfputz

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. Diese dunkelfarbigen halbnackten Kerle, meist kleinunduntersetzt, mit ihrem Schild aus Rhinozeroshaut, ihrem SpeerundSchwerd, auf dem Kameele geben ein unvergleichliches Bild. Ihre Phisiognomien sind oft ganz deutsch; die Gesichtsbildung überhaupt gar nicht unangenehm; ihre Haut wie Sammt. - Es mochten bei den 60 Kameelen etwa 20 Menschen sein, meist noch jung, 16-17 Jahr. IbrahimAgabrachte die Nachricht, daß inderProvinz Taka, wo Ferhad Paschahin will, ein Aufstand ausgebrochen, der Mudir sammtseinemHarem ermordet, die Soldaten getödtet seien, so daß Achmet MenikliPascha dorthin aufbrechen muß, um dieß Land zu beruhigen. -Nachmittagszeichne ich eine Gruppe Kameele, male dannundsehe am Abend bei Laternenschein nur den Kriegstänzen der Bishari’s zu, die sie mit ihren Schildernundgezogenen Schwerdtern ausführten. Es waren eigentlich nur Bocksprünge99[und] groteske Stellungen; das Ganze aber sehr interressant; ein männlicher, kriegerischer Geist sprach sich in diesen Vergnügungen aus. Ihre Musik dazu ward auf einer Art 5seitigen Zither geschlagen

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, eintönig, aber nicht widerlich lärmend wie die Tarabuka. - Der Tag heut wie gestern angenehm warmundstill, auch die Nächte nicht mehr so kalt wie früher. -

Freitagden12tenJanuar1844. Wir haben gestern beschlossen, am Montag aufzubrechen, grad 8 Tage später wie Lepsius; es liegen in Berber2 gute Barken bereit,undso scheint uns ja nun das Glück für das Hinaufkommen nach Kartumgünstiger zu sein,undMitte Februar könnten wir dort anlangen. Ich male den größten Theil des Tages in meinem Zelte, weil es draußten windigundder Himmel ziemlich bewölkt ist. Unsre Kameele sind auf die Weide in die Thäler gegangen. Der größte Theil unsrer Bishari’s ist aber hierundwir hatten heut Nachmittag noch einmal das interressante Schauspiel der Kriegstänze mit SchildundSchwerd oder Lanze; die Berber des Ortes hier schlossen sich anundes war ein gewaltiger, merkwürdiger Kreis, der hier gebildet ward. Unser sogenannter Mathematiker war im Schwerdtanz ganz vortrefflich; auch Schech Achmet, der Kameelschechvon Koroskozeigte seine Künsteundmachte sich dieser schöne Mensch inseinemblauen weiten GewandeundSchawl sehr gut. - Stricke zum Binden der Kisten werden heut für 70 Piaster gekauft. Heut besucht mich Schech Achmet, der mir einen Briefvon Lepsiusbringt; nach demselben hatte er schon erfahren, daß Ibrahim AgaaufdemWege zu uns sei; er hätte ihn nicht gesehen; er war etwa 1 Stunde vor dem Brunnen aufderMittezwischenhierund Abu Hammed; bis dahin wohlundglücklich gelangt. - Ich bekam heut noch einen Besuch von dem blinden Hassan Kaschef; nachher ließ er um Pulver betteln.

Sonnabendden13tenJanuar1844. NachdemFrühstück Besuch von dem Sohn des Hassan Kaschef. Dann male ich meine Landschaft weiterundbeendige sie gegen Abend nothdürftig. - Das Wetter wird wärmer; die Nächte verlieren auch an Kälte; mitdemJanuarscheint auch der Frühling zu beginnen. -

Sonntagden14tenJanuar1844. Heut früh geht es an das Packen der Sachen. Wir werden mit den Hauptkisten amVormittagfertig, welche sogleich von den Bisharis geschnürtundzum Aufpacken für jedes Kameel bereit gelegt werden. Der lange IbrahimAgabekommt um Mittag Streit mitdemKameelschech Achmet, der die Hälfte unsrer Kameele für den Pascha in Beschlag nehmen will,undschon so weit geht, uns alle Treiber wegzunehmen. Ich mache mich selbst zum Pascha auf, der höchlichst grob gegen mich istundmeist nur auf türkisch mit IbrahimAgaspricht. Ich ließ ihm sagen, wenn er nicht dem Schech Achmetanbefähle, MenschenundKameele herauszugeben, so würde ich an unsern Consul schreibenunddieSache Mehmet Alimelden lassen. Das Resultat war, daß er zum Schech Achmetschicken wollte. So ging ich nach Hause; kurz darauf schickte er aber seinen100 Adjudanten[,] der Erzieher des Sohnes, mit dem Soliman KaschefundschiendieSache doch beilegen zu wollen; auch Schech Achmetkamundso verständigte man sich nachdemWillenvon IbrahimAga, daß wir nämlich so viele Kameele behalten, wie wir brauchen[und] die Übrigen dem Pascha lassen, wie es auch ganz natürlich war. Schon amVormittaghatte ich BesuchvomKaimakam, dem Soliman Kaschefundandrem Pack. Der Tag war heiß,undgegen Abend erhob sich heftiger Staubwind, der höchst unangenehm war. Eine Barke mit[,] wie es uns schien[,] schwarz -undweißer Flagge legte oberhalb an; Ernstund Maxgingen hin, indessen war es blauundweiß, also keine Preußen; sie hielten es auch nicht der Mühe werth, uns zu besuchen. - Morgen früh soll es nun fortgehen.

Montagden15tenJanuar1844. Vor der Sonne aufgestanden. Es dauert trotz unsres gestrigenZusammenpackensder Sachen, das Füllen der Schläuche, dasZusammenmachender ZelteundKüchensachen pp., doch bis ½ 10 Uhr, ehe wirvon Koroskoaufbrechen können. Franketrompetet, Ernstschießt nach Möglichkeit; ein Fahnenschwenker schwingt eine altetürkischeFahne; so verlassen wir Korosko, froh unsrer langen Gefangenschaft ledig zu sein. Wir machen eine Karawane von 48 Kameelen aus, die übrigen 12 nimmtderPascha. Der dicke Kaimakan winkt unsvonFerne Lebewohl zu; Soliman Kaschefist beiderAbreise zugegen. Der Kameelschech AchmetführtmeinKameel bis zum ersten nahen Brunnen, wo auch er zurückgeht. Wir marschiren nun in einem Zuge von ½ 10 bis ½ 8[,] also 10 Stunden. Der Weg in Thälernzwischenden schwarz gebrannten rothen Sandsteinbergen, die oft kegel -undpyramidenartig aufsteigen; meist gutundeben, bisweilen durch Hohlwege führend. Sand im Ganzen wenig;vonZeit zu Zeit die weißen Knochen todter Kameele, um diederSand sich sammelt; dannundwann kommen noch einzelne Santbäume indenThälern, wo Wasserfluß inderRegenzeit hinzieht, vor. Abend neben einem zurückgelegten Hohlpaß auf weiter Bergebene wird unser Zelt aufgeschlagen; Frankeschläft draußten. Reisundmuffiges Fleisch gegessen, was in Schläuche verpackt war. TheeundKaffee getrunken, was mir noch ein bißchen mundete. Ich befinde mich etwas müde aber vollkommen wohl. - Mein lieber Tabacksbeutel ist mir heut aus meiner Jagdtasche verloren, oder viel wahrscheinlicher in Koroskogestohlen worden, wo beim Packen unzähliges Volk umherlief. - Das Wetter schön, um Mittag ziemlich heiß. -

Dienstagden16tenJanuar1844. Wir stehen vor Sonnenaufgang auf; die Nacht soweit gut geschlafen, aber um 1 Uhr etwa gestört durch die Ankunft eines Kavaßes, der als Courier nach Kartumging,undsich101 etwa 1 Stunde bei uns aufhielt. Ich schrieb inderEile einige Zeilen an Lepsius, die dieser vielleicht noch vor Berber empfangen wird. Um 7 Uhr etwa waren wir zum Aufbruch fertig,undmarschirten in einem fort bis um ½ 6 Uhr Abends, also 10 ½ Stunden; man kann bei dem starken Schritt[,] in dem wir fortwährend bleiben, mindestens 1Meileauf 1 ½ Stunde nehmen. Die Gegend wurde heut immer freier; die Berge heben sich aus der Ebene in verschiedensten Gestaltungen hervor; die Ebene aber dominirte; es war der Weg wie eine Diele, so eben, von 1 "- 5" mit leichtem Sande überdeckt; Thäler[,] in denen die großartigsten Paraden abgehalten werden könnten; oft wohl mehr als 1Meilebreitundwohl 2Meilenlang. Die Berge, wie schon öfter erwähnt, scheinen vulkanisch aus der Felsebene hervorgehoben; Alles ist Sandstein. Die Gebeine von gefallenen Kameelen werden heut unzähligundlassen die Straße nicht verfehlen; wo die Haut noch drüber ist, schimmern diese Kadaver grünlich, ein trostloser Anblick. Wunderbare Ausdauer der Kameeltreiber, die diese 10 ½Stundenin großer Hitze unaufhörlich liefen, singend, tanzend, und fast nichts essendundtrinkend, etwas Durrha ausgenommen, was sie so roh indenMund nehmen. Gegen Sonnenuntergang kommen wir zur Lagerstatt, einem Platz, wo der bisherige KarakterderWüste sich entschieden ändert; sie geht ganz in eine einzige Ebene über, woraus nur hierundda in der Entfernung kleine Bergkegel emporstehen. An diesem Fleck wurde den Leuten ein Backschisch verabreicht[,] gebräuchlicherweise für jeden Reisenden. - Wir sind Alle ziemlich zerschlagen. Den Tag über habe ich 2 kleine gedörrte Brödtchen gegessen,unddamit〈…〉〈…〉; eine[Semsamia]hängt an meinem Kameel. AmVormittaglitt ich an Leibschneidenundhatte etwas Diarrhoe, was sichaberamNachmittaggelegt zu haben scheint; ich bin wohlundguter Dinge; der Caffee mundete uns heut Abend trefflich, jetzt wollen wir Linsen essen, da der Magen doch ziemlich leer ist. - Unser mitgenommenes Fleisch ist so muffig, daß ich nichts davon gegessen habe. Die Nacht habe ich trefflich geschlafen.

Mittwochden17tenJanuar1844. Mit Sonnenaufgang, etwa um ¾ 7 sind wir mit Aufpacken der Sachen fertig,[und] beginnen unsre Wanderung von Neuem ohne Unterbrechung bis ¾ 6, also 11 Stunden; der Tag ist sehr heiß, Ernstfällt heutvomKameel, doch ohne Schaden zu nehmen. Die Wüste bildet heut eine unermeßliche Ebene, aber rings umher tauchten aus ihr doch kleinere Berggipfel empor. Die seit heut betretene Wüste nennt man Bachr bela ma; der Sand liegt selten über 4 "-6" tief; höchst großartig aber ermüdend istderAnblick;und11 Stunden zu Kameele werden einem doch recht lang. - Mit Sonnenuntergang zum Lagerfleck, der gegendenWind fast102 gar nicht geschützt ist. NachdemdasZelt aufgeschlagen, KaffeeundPfeife, Tagebuchundann Abendessen, wonach mit dem Zubettgehen nicht lange mehr gezögert wird. -

Donnerstagden18tenJanuar1844. Heut früh um 7 Uhr mit Sonnenaufgang aufgebrochenundbis 1 Uhr gegangen; dann bis ½ 5 Uhr unter dem Santbaum Rast gemacht, bis die Schläuche gefüllt warenundalsdann weiter bis ¾ 10 marschirt; im Ganzen also wieder etwa 11 Stunden, ein starkerundermüdender[,] wenngleich interressanter Tagesmarsch. Der erste Ort, an dem wir Rastlager hielten, hieß Hagab el Gamus, der 2te Ort: Chasm el bab; der dritte Chonaq el Baggar; wo wir heut Rast machten, ward genannt Wadi Saffar. Ich beobachtete heut die Tageslänge; sie betrug fast genau 11 Stunden; die Sonne geht also um ½ 7 Uhr aufundum ½ 6 Uhr unter. Der Weg ward gegen 11 Uhr sehr interressant, wir kamen zu vollkommen schwarzen basaltischen Bergen[,] an deren Fuße Sontbäume gereiht waren. Die Ferne ringsumher sehr malerische Berge, die aus dem Nebel auftauchen. In weiter Ebene untereinemSontbaum gelagert, warteten wir, bis unsre Kameele aus den nahen Bergen, wo sich gutes Regentrinkwasser findet, zurückgekommen waren. Es war hohe Zeit, daß unsre Schläuche frisch gefüllt wurden, denn das 4tägige Wasser war fast schwarzundschon sehr abschmeckig. Die Gegend warvonhier aus sehrinteressant;Schieferberge mitsenkrechtenBlätterschichten[,] schwarzundbisweilen weißlich[,] bildeten mittelhohe Berge, die bisweilen den Weg wie Thore verschlossen. Einmal zog sich gleich einer Landstraße eine Tiefung quer durch unsern Weg, das mit trefflichsten Dumpalmen besetzt war, genannt Dalagch, so daß man sich kaum noch in der Wüste wähnen mochte; all diese Vegetation war durch Regenlauf hervorgerufen, die inderRegenzeit von den Schiefer -undBasaltbergen strömen; die weitere, wie es schien ferner sehrinteressanteGegend ward uns durchdieDunkelheit entzogen. Am Abend gegen 10 Uhr kamen wir zum Brunnen, genannt Murat, wo wir in einer offenen Hütte übernachten, die von Ratten wimmelt. -

Freitagden19tenJanuar1844. Durch das Auffüllen von 5 Schläuchen kommen wir an dem Brunnenthale erst um 8 Uhr fort; unter dieser Zeit besehen wir uns die verschiedenen Löcher im Boden, die bei etwa 4-6Durchmesserin einer Tiefe von 3-4 Wasser mit ein wenig brakigem Geschmack stehen haben. Der Pascha unterhält hier Menschen, die fortwährend die Löcher tief genug erhalten. Die Löcher liegen ineinemweiten Bergkessel, in dem einige Hütten umherstehen. Eine große Masse Kameele waren hier versammelt, auch Ochsen, die durchdieWüste nach Egyptengeführt wurden. Unser Weg ging heut zuerst in Felsenthälern fort, die rechtsundlinks von schwarzen basaltischen Bergen103 begränzt wurden; dann wardderWeg freierundgab unsdieAussicht auf einen langen dunkelblauen Gebirgskamm, auf den wir zusteuerten. Der Boden ward hügeligundschwarze Granit oder Syenitmassen, wie bei Wadi Halfaguckten wie einzelne Blöcke ausdemBoden hervor; eine öde trostlose Landschaft, die durch die Gerippe der vielen gefallenen Kameele nicht erfreulicher wurde; um eines neuerlich krepirtes hatte sich eine Schaar KrähenoderRabenundmächtige Adler versammelt, die sich durch die vorbeiziehende Karawane wenig in ihrer Mahlzeit stören ließen. Vom Mittag ab wurdederWeg ganz eben,undnur eine unendliche Sandfläche trennte uns nochvondenBergen. InderFerne sahen wir eine Heerde Kameele vorüberziehen. Die unendliche Ebne vor uns wurde zuletzt enorm ermüdend; das Auge hatte des gleichfarbigen Sandes wegen gar keinen Maaßstab. Bis ½ 7 Uhr (1Stundenach Sonnenuntergang) schritten wir fort,[und] da die völlig ermatteten Thiere nicht mehr weiter wollten, machten wir Halt, noch ohne die Berge ganz erreicht zu haben. Der Tag war heut enorm heiß,undich kann kaum genug die Ausdauer der MenschenundThiere bewundern, die 10 ½ Stunde ununterbrochen in dieser Gluth fortzuwandern vermögen. Ich war in dieser Zeit auch nichtvonmeinem Thier abgestiegen. - Die Treiber ergetzten uns währenddem immer noch durch ihre Heiterkeit, ihre SpieleundSprünge; das nenne ich zähe. - Hoffentlich kommen wir in 2 Tagen nach Abu Hammet, inschallah, wie der Araber zu sagen pflegt. - Der heutige Ort, wo wir lagern[,] heißt Kab el Gufas.

Sonnabendden20tenJanuar1844. Um ¾ 7 Uhr Morgens brachen wir von Kab el Gufasauf. Noch etwa ½ Stunde schritten wir in der gestrigen Ebne fortunddurchschritten dann den mächtigen Gebirgszug, hinter demselben dehnte sich eine gleiche enorme Ebne aus, die wiederum durch einen〈…〉〈…〉 höhenzug begrenzt ward. Im schwarzen basaltischen Gebirge warderWeg schlecht, inderEbne recht gut; um 3 Uhr etwa erreichten wir die andre Kette,undhatten, in dem wir dieselbe durchschritten, herrliche FormenundFarben des schwarzen Gesteins, was in Felskegeln von wohl 800 Fuß sich bisweilen erhob. Die Berge sehen meist wie lose aufgehäufte Steinkegel aus, grade wie die Berge bei Assuan. Das glänzende Schwarz spielte indasBlau hinüber, auch bisweilen in helleres rothgrau. Nach Überwindung dieses Bergzuges breitete sich eine unübersehbare Ebne aus, die bis nach Abu Hammedreicht. Einzelne Kegel ragten noch wiePyramidendaraus hervor, aber auch sie haben wir jetzt an unserm Lagerorte hinter uns gelassen; nur in neblicher Ferne schimmerteinBerg, der bei Abu Hammedsein soll; nach 1 ½ Tagen hoffen wir[,] dieß zu erreichen. Von vorbeiziehenden Kameelhorden erfahren wir, daß Lepsiusvor 3 Tagen nach Abu Hammedgekommenundmorgenwahrscheinlichin Baherankommen wird, da erseinemangelhaften Kameele gewechselt. Wieder heut unzählige Kameelgerippe aufdemWege gesehen. Eine kleine Karawane von etwa 4 Eseln, vielleicht 8 Mannund3 Frauen, die104 eine mit einem säugenden Kind, machen seit KoruskodieReise mit uns; das Kindergeschrei klingt gar eigen inderWüste. Der Tag war heut windig,unddarum nicht halb so heiß wie gestern. Mir wurde die Zeit gegen Abend unendlich lang, es war, als obdieSonne nicht hinuntersinken wollte. Grad mit ihrem Untergang um ½ 6 schlugen wir auf freiem Platze unser Lager auf, nachdem wir 10 ¾Stundenin starkem Schritte zurückgelegt hatten; rund umher stehen dunkle granitartige Felsblöcke ausdemSande hervor; eben sehe ich am untersten HorizonteinenStern aufgehen. - Begrüßungen der Bischaris durch derben Händedruck, wie wir Deutsche. Viel Fata morgana heut gesehenunddie indieWadi’s sich bisweilen hinziehenden Santbäume tragen viel zu der Illusion bei, daß man freundliche Seen inderFerne erblickt. -

Sonntagden21tenJanuar1844. NB. Unter unsren Treibern aus Berber sind bemerkenswerth: der lustige Mathematiker, der Theologe, der Stutzer, das halbe Mädchen Nuti,und Wallenstein. - Gleich nach Sonnenaufgang aufgebrochen[und] ununterbrochen bis Sonnenuntergang also 11 Stunden marschirt immer in der endlosen Ebne, wo man bisweilen ringsum nichts als die feste Sandflächeundden weiten Himmel sah; leis schimmernde Berge an fernstem Horizont; der Boden Fels leicht mit Sand überstreut; ein trostloser ermattenderundhöchst langweiliger Anblick. Der Tag wurde uns unendlich lang[und] das langsame Vorrücken der Sonne dünkte uns eine Ewigkeit; wieder sehr viel gefallene Kameele. Weiße[und] röthliche Quarzstücke bedeckten wie gestern häufig den Boden. Wir lagern heut Abend immer noch in der Ebene, haben aber morgen etwa nur noch 6 Stunden bis Abu Hammed, wohin uns sehr verlangt, da das Wasser sehr abschmeckig zu werden beginnt. Ich bin wieder herzlich müde, besonders weilmeinKameel stets nur durch heftiges Antreiben mitdenandern Schritt hält. Der Tag ist erstaunlich heiß; ich schätze es wenigstens 30° inderSonne.

Montagden22tenJanuar1844. Wieder um ¾ 7, sehr bald nach Sonnenaufgang aufgebrochen nach einer nicht allzugut verbrachten Nacht. Der Morgen war empfindlich kühlundscharf windig. Ich hatte heut ein andres Kameel, was mir das Reiten um Vieles angenehmer machte. Ich las, so lange es die Sonne erlaubte[,] aus dem Oktober unsrer Staatszeitung; dieselbe unermeßliche Ebne wie gestern dehnte sich vor uns aus. Um 1 Uhr etwa näherten wir uns Abu Hammed; die Bäume des Nils schimmerten uns inderfata morgana entgegen. Vorher hatten wir noch das Vergnügen, in der Ferne 4 Strauße zu erblicken, die aber bald wieder am Horizonte verschwanden. - Als wir die Bäume105 von Abu Hammederblickten, ritten ich, Franke, Ernstund Maxmit unsrem Führer Abu Nurder Karawane vorausundrückten in gelindem Tripp nach etwa ¾ Stunde, um ½ 2 Uhr in dem sehr elenden Neste ein, wo uns aber der Anblick des Nils unendlich erquickte. Vielfach erschienen besonders die jenseitigen Ufer mit Dom -undDattelpalmen, Santbäumen pp. besetztundbildeten mit dem blinkenden Element einen eignen Kontrast mit der eben durchschrittenen Wüste. Um 2 Uhr rückte IbrahimAgamitdemLastzuge uns nach. In einem Hause mit leeren Bettstellen richteten wir uns ein; der Schech des Ortes kam; auch brachte ein Andrer einen Briefvon Lepsius, der uns sagte, daß dieser am 17ten, also vor 6 Tagenvonhier nach Berberaufgebrochen war. Gutes Wasserundein treffliches MahlvonReisundfrischem Fleisch mundete uns herrlich. - Abu Hammedbesteht aus wenigen ärmlichen Hütten, mit einer weiten Umzäunung des Schechhauses; das diesseitige Ufer ist öde mit einigen Dompalmen in der Ferne. - Das Wetter bleibt windigundist heut Abend sogar kalt zu nennen. Der Nil bildet hiereinegroße Insel: Geziret Mograt. Wir habenvonhier aus noch etwa 4, höchstens 5 Tagereisen bis Dar Berber. -

Dienstagden23tenJanuar1844. Ich habe inderNacht sehr schlecht geschlafen, eigentlich aus Furcht, es könnte uns irgend etwas geschehen; die Bettstelle, in der ich hier zum erstenmal nach langer Zeit lag, war sehr klein[und] ich lag tief in einer Molle; der Wind ging kaltunheftig durch unsre Hütte, kurz es war eine sehr unangenehme Nacht; der Morgen war bitter kalt[und] windig; unser Aufbruch verzögerte sich heut bis nach ½ 8 Uhr. Von nun ab marschirten wir ohne Wasserschläuche. Der Weg ging zuerst etwa 1 ½ Stunden am Flusse hin neben den dichtlaubigen Dompalmen entlang, die sich anseinemRande hinziehen. Die Dompalmen, unbeschnitten[und] beengt, breiten hier ihre Fächer prächtig ausundbilden von Ferne Gruppen wie Laubbäume; unten verdorren die Blätterundhängen gelb herab. Nachher verließen wirdasThalundgingen in der weiten Wüstenfläche weiter, die Laubbäume des Flusses von fern kaum ausdenAugen lassend. Seltsame Felsenriffe inderWüstevonweißem Marmor, andre von weißemoderröthlichemQuarz, auch farbiger Marmor in bunten Stücken schien in Adern vorzukommen. Um Mittag gelangten wir (etwa um ½ 3 Uhr) zu einem etwa 30 plötzlich ausderEbeneaufragenden weißen Quarzfelsen, der unsvonFerne wie ein gebauter Thurm erschienen war; er ragte[kammerartig]ausderEbene auf. Schon gegen 4 Uhr gelangten wir heut zu unserm Nachtquartier im Dorfe Gegi(inderKartewahrscheinlich: Guebgenannt), wo auf dem Platze des abwesenden Schech unser Zelt aufgeschlagen ward. Der Ort ist freundlich mit unzähligen Dompalmen, auch Saatfelder (Getreide) sieht man wieder; ein aus lauter Stacheln bestehender Strauch mit rothen Blüthen wechselt mit Santbäumenunddrin, was Alles unsren Kameelen trefflich mundet. - Es gibt hier reichlich Tauben; Ernstschoß 5,undich eine. - Ich106 ging auch nochdenFluß hinunter, etwa 5Minutenvon unsrem Hause, um Gänse zu schießen, aber Frankeverjagte sie durch voreiliges Losbrennen. - Der Fluß hat durch den dichten Kranz von Dom - und andrem Gebüsch, der ihn einschließt, einen andrenundnoch freundlicheren Karakter; aber keine Barke belebte ihn. - Ich bin heut Abend, der letzten schlechten Nacht wegen erstaunlich müde. Jetzt ist es etwa ½ 8 Uhrundwir wollen Abendbrod essen, den ganzen Tag bin ich mitmeinemMantel geritten; der ist wieder kühlundwindig.

Mittwochden24tenJanuar1844. Um ¼ 8 Uhr aufgebrochen. Der Weg führt uns fortdauernd inderNähedes Flusses hin zwischen den mannichfaltigen Gestrüppen[und] Bäumen von Sant, Dom[und]dergleichen;eine hübsche gelbe Blume, der Königskerze ähnlich, aber kürzer, dicker,unddie gelben Blumenvonfeinem Geruche, erfreute uns. Auch eine neue ArtvonBuschwerk, wieder ohne Blätter, wie Besenreis war mir auffallend; es wuchs in Mannshöhe. Die Dompalmen, reich belaubt[und] mit Früchten beladen, bildeten malerische Gruppen. Das bewachsene Land geht auf dieser ganzen Seite unmerklich in die ungeheure Wüstenebne über, dadurch daß BäumeundGesträuch immer dürftigerundweitläuftiger werdenundendlich ganz aufhören; das Flußufer ist im Verhältniß sehr niedrig. Um ¼ 6 hielten wir Rast, ohne das Dorf erreicht zu haben, was eigentlich unser Quartier sein sollte. Unter malerischer Dompalme, die mit einem niedergesunkenen Sontbaum eng verschwistert ist, haben wir unser Zelt aufgeschlagen; die Kameele weiden umher. Ich sehne mich nachdemEnde unsrer Kameelwanderschaft, was, so Gott will, am Sonnabend ist. Um Mittag sind wir vor dem Dorfe Abu Haschimvorbeigekommen. Begegnung eines Eselreiters mit einem unsrer Kameeltreiber, Begrüßung mit KußundHändedruck. Der Eselreiter stiegvomEsel,undließdenAndern reiten, während er selber nun das Kameel führte. - Der Tag heut früh empfindlich kalt[,] windig, gegen Mittag wird es sehr heiß. -

Donnerstagden25tenJanuar1844. Wiederum um ¼ 8 aufgebrochen. nach 1 Stunde Wegs am Nil entlang[,] schnitten wir etwa 1 ½ Stunden lang wieder durchdieWüste, bleiben dann bis gegen 12 Uhr am Flusseundverließen ihn abermals, um erst gegen 6 Uhr, bald nach Sonnenuntergang an seine lebendigen Ufer zurückzukehren, wo wir wieder neben Dompalmen neben dem rauschenden Katarakte, genannt Schelal el Homarunser Zelt aufgeschlagen haben. Hier istdieGrenzezwischendem Dar Robatatunddem Dar Berber, den wir morgen betreten. Die eben zurückgelegte Wüstenstraße heißt ebenfalls Akaba el homar; der Karakter dieser Wüste istvondem früheren verschieden. Das wüste Hochplateau, früher horizontal wie eine Diele, zeigt sich hier von flachen aber breiten Wadi’s durchschnitten, in deren Sandboden jetzt trockne Grasbüschel,undvielfache Santbäume wachsenundsich verzweigend tief indieWüste hieneinziehen. Zur Regenzeit muß dieß Alles lebendig grün erscheinen. Die107 Hügelrücken zwischen diesen Wasserläufen sind zu Tage liegender Fels von schwarzem Schieferundauch bisweilenschwarzerBasalt, die Katarakt scheint von Ersterem gebildet zu sein. Die Wüste auf beiden Seiten des Nil steigt sehr wenig an, ist nicht gebirgig,undman erblickt den Fluß erst[,] wenn man dicht vor ihm ist. Vormittag passirten wir ein Dorf Namens Begir. - Die Wüste hier wird: Akaba el homargenannt, weil es eine Menge wilder Esel in ihr gibt, die von den Einwohnern gefangen werden. Wir kauften heut Mittag einen Hammel für 20 Piaster, großundstark, der uns gegen Abend fortlief,undden es wiederzuschaffen große Mühe machte; er war in eins der waldigen Wadi’s gelaufen. Die Sonne brannte den Tag wieder ganz gehörigundmeine arme Nasenspitze ist weiß angelaufen; sie will sich absolut nicht andieSonne gewöhnen. Heut ist Franke’s Geburtstag,undwir feiern ihn miteinerFlasche Wein, die wir zu unserm Braten verzehren wollen.

Freitagden26tenJanuar1844. Zu gewohnter Stunde gleich nach 7 Uhr brachen wir heut auf; der Weg führte uns zuerst noch am Flusse hin, der in kleinen Katarakten dahinrauschte; die hervorstehenden Felsen zum Theil mit Grasundniedrigem Gebüsch bewachsen[,] wo Gänse, Entenundandres Geflügel in reicher Zahl hauste; Maxund Frankestiegen auch abundgingen eine Strecke zu Fuß mit ihrer Flinte; größere Inseln theilten den Fluß, grün bewachsen. Später wendete sichderWeg wieder indasWüstenterrain, wir verloren den Nil ausdemGesichte, doch die Vegetation hörte darum nicht auf; nicht nur die Wasserläufe, Wadi’s der Ebne zeigten sich mit Dom, Sant[und] vielfachem Gesträuch bewachsen, sondern die ganze weite Fläche erschien mit kleinen Baumgruppen belebt, soweit das Auge reichte; der Boden war mehr erdig als sandigunder kam Einem fast wie ein großartiger Park vor, in welchem man ritt, wir fühlten die grünen Rasenteppiche. Um 10 Uhr etwa kamen wir vor dem Dorfe Genenetavorüber. Die Häuser hier sind wie in Obernubienundeher besser als schlechter gebaut, 4eckig, oft mit großen umbauten Hofräumen umgeben; die Bevölkerung schien mir überall sehr schwach zu sein. - Vor einigen Kirchhöfen kamen wir vorbei, die Gräber lagen von Süden nach Nordenundwaren mit Kieselsteinen überlegt, die nicht seltenvoneinemKranzvonMuscheln umlegtundverziert erschienen; obenundunten steckten meist Stäbchen. Die Schechgräber waren ausgezeichnet durch längere Rohrstäbe, an denen weiße Läppchen flatterten, auch sahen wir eins, was mit einer Art Holzlaube mit Matten gedeckt, versehen war. Der Nil bildet hier eine seiner größten Inseln, genannt Geziret Artoli, die sich bis zu einem weit entfernten Berge, der jenseits dunkelblau aufstieg,[] ausdehnt; vielleicht aber liegt bei niedrigstem Wasserstande der eine Arm fast trocken, denn sie findet sich auf unsrer Karte nicht angegeben, die übrigens in diesen Regionen sehr mangel108 haft zu sein scheint ( Boghausneuestes Afrika) 〈…〉〈…〉. Schon etwa um ¾ 3 Uhr rückten wir heut ins Quartierundzwar in dem Dorfe Abitie, ein nicht unbedeutender Ort, der mir aber nur zum 3ten Theil bewohnt schien; sehr viel verlassene Häuser fanden sich, wovon wir eins in Besitz nahmen.Zwischendem DorfundFluß war ein förmliches WäldchenvonSantbäumen, die unsre Kameele eifrig bearbeiteten, was unglaublich erscheint, wennmanes nicht sieht, denn die Stacheln sind mehr als zolllangundungemein spitzundholzig; aber die Gaumen dieser Thiere müssen eisern sein. Unsre Kameele scheinen doch sehr angegriffen, zwei sollen sogar gefallen sein, was jetzt für uns nicht viel sagen will, da sie zu entbehren sind, weil wir keine Schläuche mehr führen; die gefallenen Thiere werden nachher ebenso bezahlt, als ob sie lebend zurückkämen. Wir erfuhren heutvonvorüberziehenden Bischaris, daß Lepsiusnach Kartumvoraus sei,wahrscheinlichzu Lande, wie ich es mir gleich gedacht hatte; angenehm ist es mir indeß keineswegs. Wir haben morgen nur noch 4-5 Stunden bis Berber, oder wie esvonArabern auch genannt wird El Mekher,unddort wird ein zurückgelassener Brief uns wohl das Nähere berichten. Ich brachte den Nachmittag mit gründlichem WaschenundUmziehen meiner Person zu; man zerreist unendlich viel auf einer Wüstenreise. - AmVormittagaufdemKameel viel Staatszeitung gelesen. - Der Tag war angenehm, etwas bewölktunddarum nicht zu heiß.

Sonnabendden27tenJanuar1844. Wir brechen heut früher als gewöhnlich aufundsind gleich nach Sonnenaufgang um ¾ 7 mit Aufpacken fertig. Ibrahim Agamit dem Führer Abu Nuhrlasse ich voraus reiten, um nacheinemBriefvon Lepsiuszu fragen,undsich nacheinemHause zu unsrem Unterkommen, wie nacheinemSchiffe zum Fortkommen zu erkundigen. Wir marschiren langsam nach,undgelangen etwa um 12 Uhr Mittags zum Städtchen Berberoder eigentlich Mekheref. Der heutige Weg war eigentlich langweilig. Die Vegetation der großen Ebne war sehr dürftig, nur kahle Dörfer häuften sich je näher der Stadt; ein wenig mehr Menschen bekam man zu Gesicht; viel gefallenes Vieh lag am Wege umher. Dabei wardasWetter kaltwindig; der unangenehmste Staub erfüllte die Athmosphäre, der Himmel war meist mit Wolken überzogen. Wir ritten durchdieLängederStadt, deren einziges Minaret uns schon aus großer Ferne sichtbar war. Der Marktplatz oder Bazar schien elend genug. Schwarze Weiber mit hängenden Brüsten[,] häßlich wiedieSünde[,] machten ihn nicht angenehmer, im Ganzen schiendieBevölkerung doch sehr schwach. An dem öden Flußgestade, was kein Baum ziert, machten wir Haltundsehen hier 4-5 Barken, davon die eine für uns durch LepsiusFürsorge bereit war. Dieselbe ist ziemlich geräumigundneu. Nun wurden die Sachen abgepackt; wir mußten lange auf IbrahimAgawarten, der mir endlich 2 Briefevon Lepsiusbrachte, einen109 von hierundeinen aus Damer, wo er vor 4 Tagen angekommen war[,] fast zu gleicher Zeit mitdem Achmet MenikliPascha, denDoktor Kochhatte er noch nicht gesprochen, docheinenBrief von ihm bekommen, der einmal die AnkunftvonBriefen für uns in Kartummeldete, dann aber, daß sich zu ManderainderThat noch Ruinen befänden; Lepsiuswollte nunvon Damergen Kartumaufbrechen, aufdemWege die Bauwerke besichtigenundso schnell als möglich allein mit Abekengen Manderaaufbrechen, während wir die Einkäufe in Kartummachenunddann einstweilen unsre Arbeiten in Nagaund Mesauratbeginnen; wir hoffen ihn jedoch noch in Kartumzu findenundzu sprechen. - Der ganzeNachmittagward mit Einbarkiren unsrer Sachen zugebracht; ich hatte das langwierige Geschäft des Bezahlens der Kameele. Es haben uns dieselben 49 anderZahl im Ganzen etwas über 4000piastergekostet, also beinah 300Reichsthaler. Dafür sind wir von Koroskoetwa 80 Meilen in 13 Tagen gefördert. Ich machte gegen Sonnenuntergang noch mit ErnsteinenkleinenSpatziergang am Fluß entlang, wo wir zum Lager des Harems vom vergifteten Pascha kamen, den unsre Barke vorgesternvon Kartumhierhergebracht hatte; er will von hier weiter nach Cairo. - Frankeschoß heut einen Geier von außerordentlicher Größe, derselbe maß mit ausgebreiteten Flügeln beinahe 8[]undhatte enormen KopfundKlauen bei verhältnismäßig kleinem Körper; wir sahen viel dieser Thiere aufdemWege, die keinesweges scheu waren. - Morgen früh wollen wir nach Damerabfahren.

Sonntagden28tenJanuar1844. Erst um ¾ 9 Uhr waren wir zur Abfahrt bereit, weil das EinkaufenvonBrodundMilch viel Zeit kostete. Der Wind aber war uns sehr günstig,undrauschend schossen wir durchdasElement, schnellerundbehaglicher als aufdemSchiffe der Wüste, dem Kameele. Die Ufer waren flachundöde; gegen 11 Uhr wurden sie freundlicher, SontundDombäume bildeten hübsche Gruppen; auch die Dattelpalme zeigte sich wieder an einigen Stellen. Die Felder waren mit Durrha, auch Taback bestanden; Sakien schöpften vielfach auf das niedrige Land; Einwohner sah man nicht viel, wohl aber mehrere eigenthümliche Barken; es waren 2-3 ausgehöhlte Baumstämme aneinander gebunden, jeder Stamm etwa 1 stark; viele Menschen ruderten eifrig darin, Einer hatte sein Gewand als Segel ausgebreitet; das niedrige Ding schwankte aufdenhohen Wellen aufundnieder, man dachte, sie müßten es überspülen. Um 1 Uhr gelangten wir an die Mündung des Atbaraoder Mogran[,] wie er hier meist genannt wird, des ersten NebenflussesvomNil, der etwa die Größe (oder kaum) unsrer Spreehat. Gegen den breiten Nil verschwand sein helles Wasser, was man in die Ebene hinein mit dem Auge verfolgen konnte. Eine Stunde darauf gelangten wir nach Ed Damer[,] einem kleinensogenanntenStädtchen des Kreises Damer; die Stadt ließzwischendemFlusse einenziemlichgroßen Raum, den jetzt die bunten Zelte des Menikliundder anderen Pascha’s einnahmen, welche hier die Truppenzusammenzogen, um in einigen Tagen nach der revoltirten Provinz Sakaaufzubrechen; Pferde, Kameele, Esel, Soldaten belebten die Scene; Kanonen (etwa 4 - 5 Sechspfünder) standen abseits. Ich110 schickte den IbrahimAgamit ein Paar Zeilen andenDoktor Koch, der hier sein müßte,unddieser kam dann auchsogleichausseinemZelte zu unsrer Barke. Er sagte uns, daß Lepsiuserst gestern um 5 Uhr etwa zur Barke nach Shendiaufgebrochen sei, wir haben also Hoffnung, ihn noch vor Kartumzu treffen. An den deutschen Ober-Apotheker Neubaueraus Naumburgin Kartumgab er unseinEmpfehlungsschreiben mitundmachte auch durch einen zweiten Brief, die Bezahlung der Barke ab, was mir sehr angenehm war. - Ferner meldete er uns, daß dervon Lepsiusverschriebene Maler Georgisich in Cairoeingefunden habe. Der Pascha hat LepsiusfürseineExpedition nach Manderaeinen Cavaß[und] besondere Fermans mitgegeben, Mustafa Paschaihm eine Barke unentgeldlich bis Kartumgeliehen. - Nach 5 / 4 stündiger angenehmer Unterhaltung mit Kochlüfteten wir wieder die Segel um ½ 4 UhrNachmittagsundfahren jetzt nach Shendy, wo wir hoffentlich morgen Abend anlangen werden; ich sah heut wieder ein Krokodillvoneiner Felsinsel indasWasser schlüpfen. - An weiten Theilen stehen die Felsen hier ein wenig überdemWasserspiegelundbilden gewissermaßen kleine Schellalen; Wasservögel, großeundkleine zeigen sich reichlich; das Wasser des Nils ist jetzt klarundbläulich, vielleicht durchdieSpiegelung des Himmels. Ein Floß, was ich vorher ganz nah sah, bestand aus 3 Stämmen, etwa 10 langundzusammengebunden4breitunddarin etwa 9-10 Menschen nebst 2 Eseln; 6 davon ruderten etwa. Der Fluß hat hier viel SandbänkeundInseln; von Gebirgen ist aber weithin nichts zu sehen. -- Der Abend war heut reizend; der Wind ließ mehr und mehr nach, der köstlichste Mondschein goß sich über den mächtigen Nilundwie in lauer Sommernacht saßen wir außen vor unsrer Kajüte, freuten uns über MondundSterne,undgedachten der winterlichen Kälte daheim im lieben Vaterlande. Um 7 Uhr hörtederWind ganz auf,undwir legten am rechten Ufer an. Schon um ¼ 9 Uhr begaben wir uns zu Bett.

Montag,den29tenJanuar1844. Schon inderNacht etwa um 1 Uhr erhob sich wieder der Windundunsre Barke durchschnitt abermal rüstig die Nilfluth. Besonders die 2te HälftederNacht schlief ich schlechtundfreute mich, alsendlichderkühle Morgen anbrach. HeutVormittagzeichnete ich ein wenig ausderErinnerung Physiognomien von Bisharis auf von unsren gehabten Kameeltreibern, dann las ich einmal das Hohelied Salomonis inderBibel. Das Schiff schnitt mit starkem Winde eilig durchdieFluth; das Ansehn des Flusses blieb sich mit gestern ziemlich gleich, Sandinselnundangebaute Inseln mit vielfachen Wasservögeln bevölkert[,] theilten oftmals die Breite des Flusses. Etwa um 10 Uhr begannen sich zu unsrer Linken wieder Sandsteinberge gegendenFluß hin zu ziehen, vielleicht von 2-300 Fuß über der Ebne; nun mußten bald die Ruinen von Assurkommen, wo man das alte Meroehinsetzt. Eine Barke, die unweit dieses Ortes lag, machte uns kurze Zeit lang glauben, es sei Lepsiusmit Abeken, doch war dieß eine111 Täuschung, auch war es nicht der Ort, wo man zu denPyramidengeht. Gegen ½ 12 Uhr Mittags bemerkten wir inderThat an diesem Punkte eine 2te Barke, die dann richtig diejenigevon Lepsiuswar. Meine Gefährten feuerten vielfache Freudenschüsse ab, dievon Jussuf, der jetztnatürlichallein aufderBarke war, beantwortet wurden, doch ohne daß ich sie hörte, weilderWinddenSchall abwärts wehte. Wir legten anundbegrüßten uns herzlich. Dann besahen wirdieandre Barke, derkleine Hauadmit Abekens Äffchen sprangen uns entgegen; den Koch Syrianfanden wir krank, er hatte gestern das Fiber bekommen. Lepsiusund Abekenwaren nachdenRuinen geritten, wohin wir 4 uns nunmehr auch aufmachten, um jenen entgegenzugehen. Durch niedriges Gehölz kamen wir zueinemDorfe, wo die Hütten mit spitzen Schilfdächern, rund, uns eigenthümlich in die Augen fielen; hinter demselben etwa in ½ Stunde Entfernung ragten bläulich auf einem niedrigen Bergrücken die vielen Pyramidchen von Assurhervor, auf welche wir frisch lossteuerten. Der Weg ging durchdieEbne, welche mit niedrigem GebüschundhalbtrocknenGrasbüscheln savannenartig besetzt war; wir scheuchten hier eine ganze Menge Gazellen auf; ich hatte aber keine Flinte beiderHand. Nun sahen wir von Ferne Lepsiusund Abekenvon der linkenPyramidengruppezu der rechten hinüberreiten,unddieß bewog uns, dorthin auch unsren Weg zu richten; in ¼ Stunde hatten wir sie erreichtundbegrüßten uns auf den Ruinen im alten Meroefreudigundherzlich. Vielfältiges Erzählen, dann besehen derPyramidenGruppe[,] wo jedoch nur noch sehr wenig Schrift zu finden war, während bei der linken Gruppe Lepsiusmanchen neuen Königsnamen aufgefunden hatte. Dann nahmen wir unsern Rückweg über die bedeutenden Trümmerhaufen der alten Stadt, die meist aus gebrannten Ziegeln bestanden[und] kamen so etwa um 3 Uhr zu unsren Barken zurück, auf denen wir uns nun nebeneinanderbleibend gen Shendyeinschifften. - interressant der neue Kavaßvon Lepsiusmit seinen rothen Kamaschenbeinen[und] dem schweren Pistolengurt. - Gegen Abend ließ der Wind wieder nachundetwa um 6 Uhr mußten wir anlegen. Wir aßen den Abendzusammenauf LepsiusBarke und tranken eine Flasche Wein auf unsre glücklicheZusammenkunft. Bis ½ 10 Uhr blieben wir beisammen; der Abend war wieder sehr schönundmondhell.

Dienstag den 30tenJanuar1844. Heut früh gegen Sonnenaufgang nach 6 Uhr segelten wir mit gutem Winde weiterundgelangten um 10 Uhr nach Shendy. Das Ufer war bisweilen sehr freundlich mit Laubbäumen besetzt; auch Dattelpalmen sah ich nochundzum erstenmalvonFerne den Ardep Baum, der weiter oben zu ungeheurer Größe gelangt. Shendyhat den Anschein eines Convoluts von Dörfern, theils runde Hütten mit spitzen Schilfdächern, theils 4eckige Häuser, wo von den flachen Dächern jedoch hölzerne Ausgußrinnen die tropischen Regen ableiten. Vorn am Flusse liegt112 ein großes nicht unmalerisches Gebäude mit rundenund4eckigen Ausbauten, wahrscheinlich das Gouvernementshaus; der ganze Ort aber erscheint öde wegen gänzlichen Mangels an Bäumen. Die Felder umher hatten Gutten (Baumwolle), Durrha, Drehen, eine Art Getreideetcetera. In den Baumwollfeldern fand ich Weiber mit dem Abpflücken der aufgesprungenen Kapseln beschäftigt, sie hatten meist nur den Franzenschurz umdenLeib, mehrere waren Negerinnen, eine mehr dunkelbraune war jungundgar nicht häßlich. Ein Aufseher mit Stock beaufsichtigte sie. An Lepsiusmachten die hiesigen Behörden gleich einen Besuch[und] man schleppte an Lebensmittelnsogleichzusammen, was es eben gab,dassind4 Hammel, Eier, Hühner; ButterundÖl konnten wir nicht kriegen. Ich amüsirte mich indeß durch Besichtigung des Ufersunddes Gouvernementshauses, sowie an den Wasserholenden, waschendenundLebensmittel herbeibringenden Weibern. Wir aßen Mittag auf unsrer Barke[und] lüfteten die Segel erst um ¼ 3 Uhr, um bis nach Nagaam Nil zu fahren, wo wir zu Kameele den Abstecher nach Naga[und] MesauratindieWüste machen wollen, was etwa 6 Stundenvondort ist. Der Wind ist heftig, kommt aber sehr seitwärtig, so daßdasSchiff sehr schief geht. - Gegen Abend sehr nah ein Crokodill gesehen. Nilpferde kommen hier viel vor, ich aber hab keins gesehen, obwohl Andre es behaupteten. Gegen Sonnenuntergang an einer Insel auf der rechten Seite angelegt, weil der Wind uns verließ, etwa 1 ½ Stundevor Nagaam Nil. -

Mittwochden31tenJanuar1844. Mit Sonnenaufgang bei gutem Winde fortgefahren,undetwa um ½ 8 Uhr andemOrte angekommen, wo die Ruinen sein sollen. Wir gingen durchdasdicke Gesträuch von Sandbäumen, wo man sich vordenStacheln gehörig in Acht nehmen mußte; Frankeschoß 3 Perlhühner, die den unsrigen ganz gleichen, nur etwas kleiner sind. In ½ Stunde gelangten wir zu den Trümmerhaufen, wo jedoch nurvoneinem Typhonium 2 Pilaster aufrecht standen; an einem Theile warvondenFiguren noch der untere Theil erhalten, von den Hieroglyphen aber nichts mehr zu erkennen; noch Säulenstücke, alle späterer Zeit, guckten aus dem Schuttvongebrannten Steinen hervor, dochderSandstein ausgewaschenundunkenntlich. Nach 2 Stunden etwa kehrten wir zur Barke zurück[und] segelten dann ½ Stunde aufwärts bis zum Dorfe Beni Naga; hier bleiben wir den ganzen Tag; es wurde nach Kameelen ausgeschickt[und] wir bekommen deren für morgen 8 Stück, um in einer 3tägigen Exkursion Naga inderWüsteund Mesauratzu besehen. -Nachmittags4 Schach mit Lepsius, Abekenund Maxgespielt, was nachdemAbendessen fortgesetzt wurde. Granaten gegessen. - Frankeschießt heutNachmittageinen prächtig blau113 en Vogelundeinen mit großem Schnabel, eine Art Pfefferfresser. Ernst, Frankeund Jussufwerden morgendieExkursionnicht mitmachen.

Donnerstagden1ten Februar 1844. Mit 8 Kameelenund2 Eseln nach Wadi Auateb( NagainderWüste) aufgebrochen, wir haben 11 Schläuche mitundnur kalte Küche,dasheißtBrod, Fleisch, Kaffee, Theeundetwas Eingemachtes. - Der Weg führt uns durchdasDorf Beni Naga, was ½ StundevondemPunkt liegt, wo wir gelandet sind;dasDorf groß, meist mit4eckigenHäusern; ein Fakir-Grab ragt wieeingroßer KegelvonFern entgegen. AufdemWege begegnet uns ein sehr nettes Mädchen; nette Kindergruppe im Dorfe. Zuerst gehtderWeg einige Stunden über hügliches Land, wo die Wadi’s mit GrasundDorngebüsch überwachsen sind. Neben einem Berge, genannt der Blaue, der etwa 5 Stunden entfernt war[,] vorbei, kamen wir bald in eine Artvonausgedehnter Thalsenkung, mittrefflichemBoden, wo die StoppelnvonDurrha zeigten, daß nachderRegenzeit dieser Erdstrich bebaut wurde. Von Ferne jenseits lagerte sich vor uns die lange Bergkette, an deren Fuß sich das Wadi Auatebhinzieht. Vorher noch kamen wir an ein ärmliches Araber (Beduinen) Lager, wo wir ein Bischen Buttermilch aus Kürbisflaschen trinken. Wir warenvondenSchiffen um ½ 10 Uhr aufgebrochenunderreichten die Ruinen um ½ 6 Uhr, also in 8 Stundenziemlichlangsamen Reitens. Die weiten Ebenen, in denen die Somraund Ef SerriBäumchen (beide dem Santbaum ähnlich), so wie Nebbek Bäumchen mitkleinenrunden Blättern aber auch Stacheln, wachsen, scheinen vollvonWild; wir sahen viel Gazellen[und] Hasen, auch Geflügel allerlei Art, Rebhühnerundgroße Vögel, Reiher, Raben, die hier einen weißen Ring umdenHals[und] die Unterflügel weiß haben. Der Tag war nicht sehr heiß. Noch am Abend besichtigten wir flüchtig die 5 Tempel, die meist aus spätesterrömischEgyptischerZeit fürHieroglyphensehr wenig Ausbeute liefern; indessen fanden sich Königsnamenundzwar derselbe, der schon inderPyramidevon Assurgefunden war, was für die Gleichzeitigkeit dieser Anlagen spricht. Unser Zelt ward im Innern des Haupttempels aufgeschlagen. Der Abend ist still, mondhellundunendlich schönundmild. Abekenund Lepsiusspielen noch Schach, während ich mich zu Bett lege. -

Freitagden2tenFebruar1844. Die ersten Tagesstunden heut verbringen wir mit Abklatschen der wichtigsten InschriftenundNamen. - Der Berg rechtsvondenRuinen heißt der Berg Hardan. Um ½ 11 Uhr brechen wir von hier[] nach densogenanntenRuinenvon Mesauratauf. Wir marschiren im Thal Auatebentlang, durchschneiden den lang sich hinstreckenden Gebirgszug in einerziemlichnördlichenRichtung, kommen in ein weitesvonBergen umschlossenes Thal, durchschneiden dasselbe,undgelangen in ein andres, wo uns die Ruinenvon MesauratausderFerne entgegenschimmern. Der Boden ist fortundfort mit Grasbüschelnundstrauchartigen, stachlichten Bäumchen besetzt,zwischen114denen man vorsichtig reiten muß, damit nicht Kleider[und] HändeundGesicht verletzt wird; wieder heut viel Gazellen gesehen. Um ½ 3 Uhr erreichten wir die Ruinen, die als eine PallastundTempelanlage in Verbindung gesetzt, erscheinen; wie die gestrigen Ruinen auskleinenQuadern rothen Sandsteins nicht unsauber gebaut. Hieroglyphen fanden sich nicht, obwohl angefangene Darstellungen, wo fürHieroglyphenPlatz gelassen war, aber auch hier zeigte sich entschiedenRömischeZeit. In 10MinutenEntfernung hiervon fand sich einvonSchutthaufen eingefaßtes Wasserbeckenvonnicht unbedeutender Größe, daneben noch ein Tempelchen mit mancherlei Darstellungen aufdenSäulen, Elephanten, Greife, Löwen pp., dieHieroglyphenwaren aber gleichfalls nicht ausgefüllt; die ganze Besichtigung nahm uns etwa 1 Stunde, dann aßen wir im Schatten der Ruinen etwas, tranken Kaffeeundrauchten eine Pfeife,undum ½ 5 Uhr machten wir uns aufdenRückweg,undlegten noch 2 ½ Stunden zurück. Mitten in weiter Ebne machten wir nach Sonnenuntergang Halt, sehr wider willen unsres Soldaten Hadji Ibrahim, der enorme Furcht vor Löwen hatte. Kurz vorher sahen wir außer vielen Gazellen eine Heerde wilder Esel, die sehr scheu waren; der Soldat konnte sie nicht zum Schuß kriegen. Die ganze Nacht wurdevonSoldaten mächtiges Feuer gegendieLöwen unterhalten. Lepsiusund Abekenspielten wieder am Abend Schachundich schliefdieNacht nicht besonders. -

Sonnabendden3tenFebruar1844. Vor Sonnenaufgang aufgestanden, kamen wir schon um 7 Uhr fortundgelangten um ½ 12 Uhr glücklich zu unsren Barken zurück. AufdemRückwege sahen wir Heerden von prächtigem Rindvieh, lang gestrecktunddem unsern sehr ähnlich in FarbeundForm; auch enorme Ziegenheerden, deren FressenvondenkleinenBäumchen in aufgerichteter Stellung sehr komisch ist. - AufderBarke ward dann wieder gemeinsam unser Mittagbrod eingenommen; ich sah heut zum erstenmalvonFern ein Nilpferd schwimmen; es guckte nur der obere Theil des schwarzen Körpers heraus; die Andern hatten es heut früh auf dem Lande vollständig beobachtet. - Jetzt ist etwa ½ 5undwir mühen uns, auf das linke Flußufer zu kommen, wo sehr unwahrscheinlicherweise noch Ruinen sich finden sollen. Um ½ 3 Uhr etwa setzten sich unsre Barken in Bewegung durch langsames Ziehen; der Wind kommt zu sehr indieSeite[,] weildieStromrichtung so sehrvonWest nach Ost ist. - Gegen Sonnenuntergang legen wir an einer Durrha Insel an, wo man eine Ecke von Nilpferden ganz kahl gefressen sah. Abends wird eine langweilige Parthie Schach en quatre gespielt. - Der Abend bei hellstem Mondschein wieder herrlich mild.

Sonntagden4tenFebruar1844. Heut früh machten wir uns zuerst hinüber aufdaslinke Ufer, wo bei einer Felsgruppe still gehalten wurde. Ich stieg gar nicht aus,sondernließ die Andern eine lange Mauer115 betrachten, die hier einige ruderavonHütten umschloß,undfrüher vielleicht einmal eine ArtvonBefestigung bildete. NachdemFrühstück mit gutem Winde weiter gefahren. Manche Krokodilleundenorm viel Wasservögel gesehen. Die Ufer erschienen reich mit Vegetation versehen, die Inseln üppig sogar mit Schlingpflanzen herabhängend bewachsen, bildeten sehr freundliche Gruppen. Um 11 Uhr angehalten[und] bis ½ 2 Uhr etwa gemeinsame Andacht[und] dann Mittagbrod gehalten. Nachher weiter gesegelt, wo wieder eine Katarakt, wenigstens hervorstehende Felsen die Gegend interressant machen. Felsberge beginnen wieder sich dem Ufer zu nähern, es mehrundmehr einzuschließen;endlichum ¾ 4 gelangen wir zu dem engen Thale des Gebel Gherri, durch welchesderNil sich schmalundromantisch durchschmiegt, wie durch ein Felsenthor. Der Stein scheint schwärzlicher Basalt, hat aber durch Eisenocker einen röthlichen Überzugunderscheint in lauter kleine Stücke zertümmert. Die Katarakt, die wir um Mittag gleich unterhalb Gherriberührt haben, heißt Shellal Murrat, auch Geziret Bashal(Zwiebelinsel). Der Nil hier im Felsenthal ist schmaler denn je; ich schätze ihn höchstens 150-200 Schritt. Eben sahen wir einen,wahrscheinlichvoneinem Krokodill gebissenen ungeheuren Fisch neben uns halbtodt vorbeischwimmen; die Breite seines Körpers schien etwa 1 ½ zu haben, die Länge etwa 3-4; IbrahimAgaschoß danach, doch schien er schon todt zu sein. - Um 5 Uhr haben wir im Schatten 23 ½° Wärme. Um dieselbe Zeit segelten wir aus dem Hohlpaßvon Gherry, die Gegend wurde wieder frei; links blieb uns noch ein einzelner naher Berg, der Gebel ranyan. Nach Sonenuntergang[,] als der Vollmond köstlich glühend über dem flachen Gestade aufstieg[,] legten wir am rechten Ufer an, um ½ Stunde später als LepsiusBarke, die schneller segelt. Abends ein 4 Schach gespielt[,] was bis ½ 12 Uhr dauerte. -

Montagden5tenFebruar1844. Mit Sonnenaufgang abgesegelt mit fortwährend schönem Winde; kleine Shellalen passirt; um 7 Uhr 15° Wärme, um ½ 4 UhrNachmittagswieder 23 ½°. - Heut habe ich 3 Nilpferde mitten im Flusse gesehen, die ihren unförmlichen Kopf oft genug über das Wasser hoben; dann tauchten sie wieder unter, spritzten Wasser empor, kamen uns aber nicht zur Schußweite; auch die[flämischen]Tapfen am Ufer konnte ich betrachten. - Um ½ 11 Uhr hielt LepsiusinderNähe eines Dorfes an, wo ein beschriebner Stein sein sollte; während man ihn holte, gingen wir in einige Hüttenundbesahen uns die Viehstände der Einwohner. Schöne tüchtige Ochsen mit hohem Buckelzwischenden Vorderblättern,undenorm große Hammel zogen unsre Aufmerksamkeit auf sich. Dann ward Mittag gegessen, währenddem kamderStein, der einegriechischeInschrift trug, aber ganz verstümmelt war. - Gleich nachdemKaffee segelten wir weiter; ich beschäftigte mich miteinemSonnett für Lepsiusals Antwort auf ein mirvonihm gemachtes. - Es ist jetzt 4 Uhr vorbeiundwir sind etwa noch 3 Stundenvor Kartum. Um 5 Uhr etwa sahen wir von Fern das Minaret von Kartum, doch verließ uns der Wind mit116 Sonnenuntergang, so daß wir langsamer ankamen, als wir dachten;undvielleicht gar nicht angekommen wären, wenn er nicht später stärker geworden. Wir sahen auf dem Wege noch eine Menge Krokodille auf Felseninseln. - Um ½ 7 Uhr etwa schon im Dunkeln landeten wir mit unsren beiden Barken vor dem Hauptziel unsrer Reise, Kartum,[und] zwar in dem Bahr el asrak, dem blauen Flusse; von der andern Seite wird die Stadt von Bahr abiad[,] dem weißen Nil[,] begränzt. - Wir bleiben den Abend auf der Barke, wo wirsogleichmit Besuch bestürmt wurden; zuerst kam einkatholischerMissionar, der, wenngleich kühl empfangen, sich doch nicht abweisen ließ. Später erschien noch derDoktor HervanowitschundOberApotheker Neubauer; die Unterhaltung, erstfranzösisch, dannitalienischgeführt, war steifundwenig ergiebig. Dann nocheineParthie en 4 bei Lepsiusgespielt. Um 11 Uhr zu Bett.

Dienstagden6tenFebruar1844. Früh wieder Besuche von Neubaue, Hervanowitsch,unddann kam der Kaufmann Rowleyzu Lepsius, Eigenthümer unsrer Barke. Darauf machte sich Lepsiusund Abekenzu Emin Paschaauf, wo, wie ich hier[,] sie gespeist haben,undnun, wo es 3 Uhr ist[,] noch Besuche machen, wenigstens nicht zurückgekehrt sind. Ich bin so lange hier aufderBarke geblieben, erfreutunddankbar füreinenBrief, den ich heutvon Heinrichempfangen habe, der einzige aus, der bis jetzt hier eingelaufen; er ist vom 24tenOctobervorigenJahresdatirt. Ich ging heut ein Eckchen am blauen Flusse entlang, der in der That schönes[,] blaugrünes[,] klares Wasser hat; man sieht inseinerBreite doch einen bedeutenden Unterschied mitdemganzen Nil. Wir hatten inderNacht 8 Soldaten Wache für unsre Barken. Max, Ernstund Frankebesuchten heutVormittagdie Stadtundden Bazar, wovon sie sehr befriedigt heimkehrtenundWeintraubenundGranaten mitbrachten; erstere, blau, waren ein wenig sauer, doch genießbar; man heißtdieStadt das neue Cairo,undsoviel ich bis jetztvonihr weißundgesehen[,] übertrifft sie auch meine Erwartung sehr. Frankeangelte heut einen enormen Fisch, von etwa 10[ Pfund], der eine ganze Gesellschaft satt machen kann. Amüsant waren mir amVormittagdie vielen waschenden Negerinnen, die sehr ungenirt sich selbst nach ihrem Zeuge abwuschen, während dicht daneben Männer ein gleiches Geschäft verrichteten. Um ½ 3 Uhr etwa kehrten Lepsiusund Abekenzurück,undich mit den Übrigen machte mich dann um ½ 5 Uhr etwa, auf, und ging zuerst quer durchdieStadt nachdemBazar zu, vor den Cafe’s vorüber, über den Gemüsemarkt, dann durch die Vorstadtundendlich nach dem von hier ½ Stunde entfernten Ufer des weißen Flusses. Diesen fanden wir breit, aber scheinbar sehr flach, bedeutender als den blauen Fluß, aberdasWasser fade, süßundweichlich schmeckend, die Farbe desselben inderThat viel blasserundweißlich. Nachdem wir getrunken, gingen wir wieder zurück nachderStadt. Der Gemüsemarkt sehr amüsant, besonders viel Butter da in Kugeln, wie Kartoffelmehlklöße aufgehäuft war; Fleisch; Getreide, Gemüseartenetceteravon Schwarzen aus Darfor, Kordofanetceteraverkauft, gab ein buntestes Gewühl. Der Bazar isteineReihe gewölbter Buden, breit, miteinemBalkenviereck inderMitte überdeckt. Es schien sich dort fast Alles zu finden, wenngleich zu viel theureren Preisen. Durch manches Fragen gelangten wir indieNähevon Neubauer’s Haus, dem wir117einenBesuch abstatten wollten. Er kam uns mit Hermanowitschentgegen; wir besehen das leere[,] hübsche Haus, wasvomPascha für uns bestimmt war, da wir aber zu lange ausblieben vom Hermanowitschfür sich gekauft war. Dann zur Barke, wir beschließen[,] morgen in jenes Haus einzuziehen. Den köstlichen Abend verplaudern wirund Abekenliest Briefevon Bonomivor, die dieser an ihnund Lepsiusgeschrieben. Um ½ 11 Uhr zu Bett. -

Mittwochden7tenFebruar1844. Heut war Ziehtag von der Barke in das Haus. Die Kisten wurden den etwa 10Minutenweiten Weg von unsern Schiffern hierhergeschleppt; erst um 1Uhr etwa wurden wir so ziemlich damit fertigundrichteten unsre Betten rings umher auf den Divans ein, Abekenund Lepsiusin einerkleinenNebenkammer, wir in dem vorliegenden Hauptraume.Nachmittagshatten wir Besuchvon Neubauerund Hermanowitsch, während Jussuf, Abekenund Lepsiusausgegangen waren. Dann gegen Sonnenuntergang machten wir Andern nocheinenkleinenSpatziergang über den wimmelnden Marktunddurch andre unscheinbare GassenundStraßen der Stadt; die Wärme war abereinwenig drückend[und] ermüdet kamen wir nach Haus. Um 3 Uhr wardieHitze im Schatten 27°, um 8 Uhr Abends beinah noch 23°. Abends kam noch einmalHerr Neubauer, mit dem wir uns nun einmal längerundgründlicher unterhalten konnten; er blieb bis nach 9 Uhr bei uns. Heut wieder schöne Weintrauben gegessen.

Donnerstagden8tenFebruar1844. AmVormittagzeichne ich eine kleine Ansicht unsres Wohnhauses von der Hofecke aus.Nachmittagsum Asser hat sich der Emin Paschazum Besuch angemeldet; wir arrangiren unsern Salon zu seinem Empfang; aus Mangel an anständiger Kleidung aber kann sich wieder nur Lepsiusund Abekenvor ihm sehen lassen; mit ihm kommt derDoktor Hermanowitsch; er blieb etwa 1 ½ Stunde hier. Nachher uns in unsrer Vorhalle der kühleren Abendluft erfreut, wir hatten um Mittag 28°. NachdemAbendessen 4 Schach bis ½ 11 Uhr gespielt.

Freitagden9tenFebruar1844. Der Tag verlief unangenehm; heftige Gewitterscenezwischen Lepsius, den 2 Weidenbachsund Franke; - wegen AnschaffungvonTuchjacken. - Ich schreibe etwas weiter anmeinemBriefe nach Hause, doch komm ich nicht weitundhabe Kopfschmerzen; Abends 4 Schach. Der Tag nicht sehr warm; nur etwa 23°undwindig. -

Sonnabendden10tenFebruar1844. Fastderganze Vormittag wird mit Besuchenvon Neubauer, Hermanowitsch, pp.undHandwerkernundKaufleuten weggenommen; erst jetzt gegen 11 Uhr scheinen wir zur Ruhe zu kommen. -Nachmittagsmit Lepsiusund Abekeneinen Spatziergang zum weißen Flusse gemacht; die Hitze war, weil Wind ging, nicht sehr groß; wir sehen wieder eine Unmasse Geflügel, niedliche[,] bunte[,] kleine Vögel im Durrha, wonach wir schossen, ohne aber mit unserm groben Schrote zu treffen. Wir verfolgtendenLauf des Flusses bis zu seinemZusammenflußmitdemblauen Strom;undsahen hier den sehr bemerkbaren Unterschied der Farbe des Nr. Wassers, auch der Verschiedenheit der Strömung, die beim blauen Fluß viel bedeutender ist als beim Weißen, welcher letztere sehr geringes Gefälle hat. 118Bei dem Schiffbauer dann vorbeigekommenundden Bau neuer Sakien beobachtet, welche ganz ohne Eisen gemacht sind; alle Felgen sind mit geschnittenen Thierhautstreifen verfestigt. Tragen der Kinder auf den Hüften; geflochtene anliegende Haare der Männer

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; ElfenbeinringeundPerlenschnüre der Weiber, hängende Brüste. - Zurück kommen wir vordemHaus des Pascha’s vorüber; nackter, verrückter Kerl aufdemMarkt. - Abends Schach zu 4. -

Sonntagden11 tenFebruar1844. Der heutige Tag vergeht mit Besuchen, die mir im Ganzen unausstehlich sind; ich komme kaum zu 1-2 Seiten, die ich in meinem Brief fortfahre. Abends 4 Schach, ichund Lepsiusallein. Wir hatten amVormittagwieder gemeinsam Andacht. -

Montagden12tenFebruar1844. Brief fortgefahren[und] Besuche von befreundeten Männern sowie von Ouvriers gehabt; nicht ausdemHause gekommen; ich habe meinen Hals ein wenig erkältetundbin heiser. Vor einigen Tagen habe ich meinen Bart (den Schnurbart ausgenommen) rasiren lassen, der seit meiner Abreise aus Cairo, also über Jahresfrist, stehen geblieben war; nun sehe ich wieder menschlich aus; Ernstebenso. Wir,dasheißt Lepsius, Abekenundich waren am Abend zumDoktor Hermanowitschgebeten, ich konnteundmochte aber nicht hingehen, theils der Heiserkeit wegen, theils weil ich keinen Anzug hatte.

Dienstagden13tenFebruar1844. Ich fahre am Briefe fort; wir bekommen, wie alle Tage Besuchevonden Europäern, die viel Zeit wegnehmen. Gegen Abend des Tages mache ich mit JussufeinenkleinenSpatziergang über den Bazar, der freilich schon beinah ganz geschlossen ist, über den wimmelnden MarktunddurchdieVorstadt, wo wir mancher anbittenden Mädchen ansichtig werden, die mit ihrem Schurz umdenLeib vor den Hütten stehen, es fehlt bisweilen nicht an anmuthigen Formen; sie waren meist schwarz, doch auch brauneundweiße waren zu sehen, letztere in seidne Gewänder gehüllt, die mehr werth waren, als die Personen selber. Solche Dirnen kamen auch nachher in das Caffée, in welches wir gingen, um eine Tschischa zu rauchen, wo sie sich zu Türken rauchend hinsetztenundsich mit ihnen unterhalten. Das Caffee bildet ein großes Gemach mit 4 Säulen im Quadrat inderMitte, zwischen denen durcheinerunde ÖffnungdieLuft einfällt; doch sind noch außerdem FensterundThüren vorhanden, deren eine nachdemBazar führt; rings umher ist wie gewöhnlich eine Divan-Aufmauerung. Viele Sesselchen zu beliebigem Gebrauch stehen umher. Nach dem Abendessen wieder eine Parthie Schach en 4. -

Mittwochden14tenFebruar1844. Wir machen heut aufdergroßen Barke von Musa Beyeine Exkursion nachdemweißen Flusse. Schon 1 / 2 StundevorderEinmündung des blauen wollten die Schiffer an einer Insel anlegen, vorschützend, sie könnten bei dem starken Nordwinde der TüchtigkeitundLangsamkeit des Flusses wegen nicht zurückkehren; indessen bestimmten wir sie, doch noch 1 gute Stunde weiter zu segelnunddann legten wir am rechten Ufer, wo es bewachsen zu werden beginnt, an. - Große Breite des Stromes; UnzahlvonGänsenundandren Wasservögeln fast auf meilenlangen Sandbänken aufgereiht; Zug schöner Reiher mit rothen Flügeln. Krokodill am Ufer, worauf ich schieße, scheinbar ohne zu treffen, denn es begibt sich ins Wasser. Mutters letzte Schokoladentafel verzehren wir auf dem Schiffe. - Ans Land gestiegen zerstreuen wir uns[,]119 um Vögel zu jagen, die in dem stachlichen Buschwerk reichlich vorhanden sind; ich mit Abekenspatziren noch ½Stundeetwa den Fluß aufwärts, zwischen dessen Gebüschen Felder von Lubien (Bohnenart) Bamienundandren Früchten, Je länger je lieber pp. sich befinden, die stets mit ganz abscheuluchem Dorngebüsch umlegtundumhegt sind. Hütten derarabischenStämme dersogenannten Abdallah, sind hierundda aufgerichtet, Ziegenheerden weiden umher, nackte Kinderchen sind indenFeldern zu sehen. Ich schieße nur einmal auf ein Vögelchen, was sehr lange Schwanzfedern hat, die ich dann zum Andenken entnehmen will. Zur Barke zurückkehrend, erwarten wir Lepsiusin dem Schatten eines prächtigen Akazienbaumes; dann wird kaltes Mittagbrod gegessen, Braten, Mehlspeise, Weintrauben, KäseundBrodt,unddazu 2 Flaschen Wein, (eine Rheinwein) getrunken. Nach KaffeeundPfeife steigen wir zu Schiffeundlassen uns zurückziehen. Göthesche Gedichte gelesen, dann nach mächtig großen am Ufer spatzierenden Vögeln geschossen mit Abeken’s Büchse, jedoch ohne zu treffen. Endlich gegen Sonnenuntergang andasLand gestiegenunddie letzte halbe Stunde zu Fuß indieStadt gegangen. Nur Ernstund Jussufwaren nicht mit von der Parthie. NachdemAbendessen Besuchvon Ibrahim Cheerwährend ich meinen Brief an Mutterund Heinrichfertig mache,und Abekenund Lepsiuseine 4 Schach Parthie spielen. Wir bestimmen heut unsre Abreise auf Sonnabendden17ten; zum Freitag Abend hat uns Neubauer zu sich eingeladen, ausgenommen Abekenund Lepsius. -

Donnerstagden15tenFebruar1844. Ich schreibe heut noch einige Lieder für Elisabethab; dann nehmen Schneider, Zeltmacher pp. die Zeit in Anspruch.Nachmittagsmit JussufaufdenBazarundeinige Kleinigkeiten eingekauft; in einer Verkaufsbude hingesetztundTschischa’s gerauchtundKaffee getrunken. Später besuchte uns Hermanowitsch; dann Schach mit Abeken, sowie nach dem Abendessen 4 Schach mit Abekenund Lepsius, während die Andern zu Neubauer sind. - Spät Abends 1 Stern dessüdlichenKreuzes beobachtet.

Freitagden16tenFebruar1844. Der Tag vergeht größtentheils mit ArrangirenundPacken der Kisten,Zusammennehmender Zelte; dann gehe ich mit Ernst, Maxund Frankemit Sonnenuntergang zu Neubauer, wo wir den Abend recht heiter zubringen, viel Wein trinkenundviel essen. Erst um ½ 12 kommen wir nach Hause, wo dann das Sternbild dessüdlichenKreuzes vollständig betrachtet wird. Meinen Brief nach Hause siegle ich heut zuundübergebe ihn Lepsius, der ihn freilich erst nach seiner Zurückkunft von Manderaund Abu Harras, also frühestens in 14 Tagen dem Pascha zur Beförderung übergeben wird. -

Sonnabendden17tenFebruar1844. Heut früh beginnt das Fortschaffen der Kisten nach der Barkevon MusaBei., welche wir bis Shendygemiethet haben für 500piaster; Lepsiushat eine viel kleinere zuseinersüdlichenReise für 800 pro Monat; ich habe viel zu laufen, zu packen, zu denken, zu sprechen. Um Mittag etwa sind alle unsre Sachen dort, indessen es nutzt uns dies wenig, weil der Wind uns so heftig conträr bläst, daßderReis nicht abfahren will;undso essen wir denn Mittag, schlafenundtrinken nochAsserkaffee im Angesichte Kartum’s. Frankehat heut tüchtige Diarrhoe; Neubauerhat heut Fieber, so daß wir ihn nicht mehr besuchen können. IbrahimCheerschickt uns noch120einenKorb voll Weintrauben. - Lepsiusund AbekenmachenNachmittagsnocheinenBesuch beim Pascha, während ich mich am Ufer entlang gehend mit Zuschauen der waschenden WeiberundMädchen ergötze; eine nette Gestalt mit schönen Brüsten bis auf ihren Schurz nackt, ist besonders bemerkenswerth; Trocknen des gewaschnen Zeuges, in dem sie es überdemKopf ausgebreitet dem Winde aussetzen.Endlichgegen 5 Uhr etwa legt sich der heftige Wind, LepsiusBarke zieht sich langsam den blauen Fluß hinauf, während auch wir abstoßenundden blauen Fluß bis zum weißen hinuntergehen. Vielfaches Schießen auf beiden Schiffen zum Abschiede. - Dicht vor der Mündung in den weißen Fluß und Sonnenuntergang legen wir noch einmal an dem Ufer[],undich riskire im Angesicht desselben noch einenSchuß. - Dann geht es weiter abwärts mit Rudern getrieben bei fast gänzlicher Windstille. Wir passiren heut noch Halfaya. Erst um 10 Uhr circa wird angelegt; ich bin heut Abend recht müdeundschon bald nach 9 Uhr legen wir uns schlafen. - Unsernkleinen Hauad, den wir seit Cairoals Eseljungen haben, müssen wir heut fortschicken, weil es herauskommt, daß er von Mädchen angesteckt ist; das ist freilich, zumal bei seinem noch kindischen Alter, sehr traurig; der Junge jammert mich eigentlich, er war aufgeweckten fähigen Geistes, heiter,undmehr als jähriger Umgang hatte ihn uns lieb gemacht. -- So hat nun mit heut unsre Rückreise zur Heimath begonnen; Gott gebe, daß sie so glücklich von Statten gehe, als unsre Herreise. -

Sonntagden18tenFebruar1844. Ein kühlerundfrischer Morgen; unsre Schiffe haben sich schon vor Sonnenaufgang aufgemacht. - Um 7 Uhr früh beginnt wieder heftiger Wind,undjetzt um 9 Uhr etwa schaukeln wir mit unserm Schiffe wie auf der See, so daß dem Ernstschon wieder flau zu Muthe wird. Mit Franke’s Diarrhoe geht es heut etwas besser. Nach ½ Stunde etwa halten wir des zu starken Nordwindes wegen anundbleiben leider den ganzen Tag bis zu Sonnenuntergang liegen; wo dann bis gegen ½ 11 Uhr weiter gefahren wird. Das bringt uns freilich sehr langsam vom Fleck. AmVormittaghaben wir unsre Andacht gehalten; amNachmittaggehen die Andern ein wenig ins Land, um zu schießen, doch kehren sie ledig wieder zurück. -

Montagden19tenFebruar1844. Mit Sonnenaufgang fortgefahren, aber nur etwa 1 ½ Stunde; wir finden uns jetzt nah an der Schellale oberhalb des Engpassesvon Gherry,undder Reis will sie in diesem heftigen Winde nicht passiren. Nun liegen wir hier eingemangeltundvergeuden die schöne Zeit, es ist zum verzweifeln. Ich zeichne amVormittageinige Figuren von KartumausdemGedächtniß. - Wir bleiben richtig den ganzen TagunddieNacht hier liegen. Die Athmosphäre ist in Staub gehüllt. - Einkauf der[Trink]vonKürbißundder Körbevon Sennarvonunsrer Schiffsmannschaft.

Dienstagden20tenFebruar44. ( Luisens Geburtstag) Heut früh vor Sonnenaufgang passiren wir die Schellalen oberhalb des Engpasses; dann legt der Reis wieder an,undscheint wiederdenganzen Tag liegen bleiben zu wollen; ein heftiger Streit mitdemKavaß aber macht, daß er langsam sich weiter treiben läßt. Um Mittag passiren wir so den Gebel rayan. Dann legen wir wieder an,undkaufen einen Hammel. Als wir nachher weiter fahren wollen, treibt unsderWind andasandre Ufer, so daß die Leute trotz des Ruderns ihn nicht halten können; so liegen wir also wieder still. Ich schieße heut auf Krokodille mitmeinerFlinteundtreffe es, freilich ohne ihm etwas je anzuthun. Auch alle Andern schießen abermals121 auf Krokodille, deren wir heut eine ganze Menge aufdemUferundSandbänken liegen sehen; Ernstschießt aucheineEnte, die heut Abend verzehrt werden soll. - Etwa um ¼ 7, nach Sonnenuntergang, legt sichderWind ein wenig,undwir machen uns auf, den Engpaß zurückzulegen. Jetzt zum erstenmal arbeiten die Leute tüchtig 3 Stunden lang; gegen ½ 10 Uhr sind wir durch,undfahren dann noch weiter durch den gefährlicheren Theil der davor liegenden Schellalen; gefährliches Passirenzwischenden Felsen, die auf beiden Seiten fastdieBarke berühren,[und] zwar dieß inderNacht; mir stand der Athem fast stille. - Um ½ 11 Uhr etwa wurde angelegt auf dem linken Flußufer; ich lag schon im Bette.

Mittwochden21tenFebruar1844. Heut Morgen rudern die Leute wieder 1-2 Stunden, dann läßtderReis den Kahn gemüthlich treiben; um 11 Uhr etwa halten wir an, wo die Barkenleute ihren Hammel schlachten. Widerliches Verschlingen der rohen Gedärme, Lunge, Leber pp. - Um 12 Uhr schiffen wir langsam weiter; vielfaches Schießen auf Nilpferde, deren wir heuteineMenge sehen; sie kommen mit ihren ungeschlachten Köpfen pruschend auf Augenblicke überdieWasserflächeundverschwinden dann wieder; leider traf keinervonuns; was übrigens beim Schwanken des Kahns schwer ist. Die nackte Haut des Thieres ist röthlich braun; es hat kleine Ohren;undsiehtderKopf einem Ochsen viel mehr ähnlich als einem Pferde; es heißt hier jamus, in Egyptenphil el bachr (Flußelephant). - NachdemAsser lasse ichdenReis wiederum antreiben,undnun rudern die Leute inderThat von ½ 5 Uhr etwa bis gegen 11 Uhr, was uns eine gute Strecke vorwärts bringt; um 10 Uhr circa passirten wir Beni Naga. Nach 11 Uhr treibtdasSchiff die ganze Nacht durch. - Der Tag ein Bischen weniger windig als die vorigen, aber kühl. -

Donnerstagden22tenFebruar1844. Heut rührtdasfaule Schiffsvolk wieder kein Ruder an. Der Kahn treibt langsam gegen den heftigen Nordwind,undbringt uns die Meile etwa in 3 Stunden vorwärts. Nun ist es beinah Mittagund Shendyist noch nicht zu sehen. - Um 3 Uhr etwa kamen wir endlich nachdemDorfe Metemma, schräg über Shendy, wo wir die Barken von Hassan Paschamit vielen andern liegen sahen; derselbe warvon Dongolaaus auf der Bereisung seines Distriktes begriffen. Wir legten anund IbrahimAgaging nach dem ½ Stunde entfernten Orte, woderPascha war, um von ihm die nöthigen PapiereundVerordnungen fürdieKameele, für den Aufenthalt in Shendyundder Wüste zu erhalten. Unterdessen gingen wir Übrigen andasLand; ich zeichnete einen prächtigen Stier, der am Durrha weidete, die Andern schossen Rebhühner. Gegen Sonnenuntergang kam IbrahimAgawieder mit den nöthigen Papierenundeinem Soldaten, der in Shenddas Nöthige besorgen sollte. Um ¼ 7 Uhr etwa fuhren wirvon Metemmaabundgelangten in 1 ½Stundenetwa um ½ 8 Uhr nach Shendy. Hier bleiben wir ruhigdieNacht noch aufderBarke. - Der Wind hatte sich gelegt,undderSternenhimmel war im Flusse eben so klar als oben. -122

Freitagden23tenFebruar1844. Der Vormittag verging bis 2 Uhr mit dem Fortschaffen unsres Gepäckes auf 3 Kameelen nach einem uns angewiesenenkleinenHause oben inderStadt. Nachdenandern Kameelen für die Wüste muß erst indieUmgegend geschickt werden. Dasselbe hübsche Mädchen inderBaumwollpflanzung gesehen, wie bei unserm ersten Aufenthalt hier; sie tanzte uns ein Bischen vor, schämte sich aber so, daß nicht viel daraus wurde; sie ist das hübscheste junge Mädchen[,] was ich in dieser Gegend gesehen habe, bis auf ihren Gürtel ganz nackt. - Dann gehe ich nachdemHause; Unmassen weißeundgraue[Adler]. Die Stadt sehr verfallenunddorfartig[,] aber sehr weitläuftig. - Nachmittags ein wenig umhergegangen, einen tiefen Brunnen inderNähe besehen, in Kisten gepackt, Ärger mit Filippogehabt, der jetzt bedeutend Schmu mit IbrahimAgamachtunddanndenAbend lange mitdenAndern draußten gesessenundgeplaudert. Der Tag war windstillundwarm; in unsrem Hause hatten wir 24° um 1 Uhr, draußten im Schatten 26°, inderSonne 32°; der Boden war so heiß, daß er die Schuhsohlen durchbrannte. --

Sonnabendden24tenFebruar44.DieNacht schlecht geschlafen; viel Musik im Dorfe, Hunde fressen unser FleischundZwieback inderNacht; fortwährender Lärm,undin den fatalen hier üblichen Bettstellen kann ich nicht recht liegen, alle sind zu klein, man liegt in einer Mulle. Heut[erouiren]wir nun unsre Kisten zum Mitnehmen. - Der Tag ist sehr warm; in unsrem Häuschen haben wir 27½°, draußten im Schatten 30 ½°undin der Sonne 36 ½° gegen 4 UhrNachmittags;am Abend um 7 Uhr noch 24°. - Die Kameele kommen noch immer nicht. Der Hassan Paschapassirt heut noch einmal diese Stadtundreist dann nach Berberund Dongolaab. -NachmittagseinkleinerSpatziergang zum Brunnen, wo die Gruppen der WeiberundKinderchen betrachtet werden. Abends wieder lange draußten im Mondschein gesessen. -

Sonntagden25tenFebruar1844. Diese Nacht viel besser geschlafen. - Andacht mitdenAndern gehalten, amNachmittagdas HäuschenundHof gezeichnet, etwas inderStadt umhergegangen, am Brunnen gestanden,unddann wieder zurück. 8 Kameele sollen heut Abend gekommen sein. Die Hitze amNachmittag31° um 3 Uhr etwa. - Heißer Samumwind. -

Montagden26tenFebruar1844. Es wird ziemlich zeitig aufgestandenundda allmählig die bestellten Kameelezusammenkommen oder erstvomMarktezusammengeholt werden, so machen wir uns emsig zum Aufbruch bereit. Es werden die zurückbleibenden Kisten in den hinteren dunklen Raum geschafft,unddann geht es an das Aufpacken der Kameele, was lange genug dauert; vor ½ 12 Uhr brechen wir vom Hause endlich auf[,] aber schon im Dorfe ist langer Aufenthalt, so daß erst um ¾ 12 unser Abgang gerechnet werden kann. Der Schech von Goosist unser Chabir-Führer; die Kameele sind[,] wie ich erwartet hatte, sehr schlecht, gehen langsam,undsind ausgehungert; meines legt sich in einem Durrhafelde nieder,undfrißt behaglich. Der Weg geht am Flusse hin, oder doch nicht weit davon ab. Wir schneiden eigentlich eine123 Strecke abundgelangen in 4 ¾ Stunden, um ½ 5 Uhr nach dem Dorfe Goos, wo wir im heftigenundunangenehmen Samum Winde anlangenunduns in einemkleinenHausraumundHof etabliren. Wir passirten einige ganz malerische aber verfalleneundentvölkerte Dörfer, in denen man wieder einige Dompalmen sah; auch dieses Dorf ist zur Hälfte in RuinenwahrscheinlichnochvonderRache wegen Ismail Pascha’s Tode her. Nach einer Tasse Caffeeundeiner Pfeife wanderte ich in das nahe Gehölz, wo ich in der trüben Sandathmosphäre mich über die 1000undaber 1000kleinenVögel ergetzte, welche die Stachelsträucher bewohnten,undaufgescheucht, die Luft fast verfinsterten. Ich schoß nach einem andern Vogel, mit langem Schwanze, aber, obwohl getroffen, retirirte er sich in solch einen Busch, der undurchdringlich ist. Dann nach HauseundLinsenundReis gegessen. Unser Schech war mitseinenHammeln so unvernünftig theuer, daß wir keinen kauften. Als ich aufdemKameele saß, etwa um 2 Uhr, war die Luft im Schatten 30°; am Abend um 7 Uhr in unsrem ziemlich stickigem Haus〈…〉〈…〉 26°; es war recht heiß. - Derkleine Alihatte heut wieder Fieber, trotz des Chinin, was wir ihm gestern gegeben hatten.

Dienstagden27tenFebruar1844. Nach einer recht wohl geschlafenen Nacht geht das Füllen der Wasserschläuche an, was an 2 Stunden Zeit kostet. Der Kavaß schasst heut unsren Chabir, den Schech, der mir auch keine Spur von Vertrauen einflößt,undnur Geldprellerei im Sinn zu haben scheint. Auch nehmen wir etwa 6 neue Kameele, ich eins, was dem Kaimakam des Dorfes, einem recht treuherzig aussehenden Türken, gehört. So kommen wir denn endlich um ½ 9 Uhr etwa zum Aufbruch. Unsre Richtung ist zuerstSüdOst, ein wenig nach Süd, dann nach 2 Stunden etwa aber wenig mehr nach Ost; endlich merkte ich, daß der Führer mehr nach dem Wadi Sofraals nachdem Wadi Ouatebgeht, wonach sich dann unser Weg ganz nach Süden ablenkt. Schon etwa um 1 Uhr Mittags erreichen wir die Berge, in deren strauchbewachsenen Thälern wir fortziehen,underst um ½ 3 Uhr den Anfang des Wadi Auateb, so daß wir um ¼ 7 Uhr Abends erst andenRuinen anlangen, ein ermüdender, sich schrecklich hinziehender Weg; dabei sind die Kameele ausgehungert,undgehen erstaunlich langsam. Ich steige ein paarmal ab,[und] schieße dabei ein Häschen, was mir viel Spaß macht. GazellenundSteinböcke sehen wir wie Hasen in großer Menge; die Hitze ist durch stetigen Wind gemildert. Angekommen geht mit Aufschlagen der Zelte, Ordnen der Fahne die Zeit hin; der Hasenbraten schmeckt ungemein zart; es fehlte nur anderrechten Zubereitung. Um ½ 11 Uhr zu Bette.

Mittwochden28tenFebruar1844. AmVormittagdenegyptischenundkleinenRömischenTempel nach Westen zu ausgemessen[und] amNachmittagdas Aufzeichnen des ersteren begonnen. - In unserm Zelte wardieHitze um 1 Uhr etwa 29°, nach Sonnenuntergang 25 ¾°. - Frankegeht am Morgen aufdieJagd[und] schießt auch einen Hasen, der uns am Mittag wohlschmeckt. -124 Auch 2 Krähen erlegt er, die hier nicht ganz schwarz, sondern am Bauch[und] Halse weiß sind,undnur Rücken wie Flügel glänzend blauschwarz, ein sehr hübsches Thier. 2 Kameele sind heut nach frischem Wasser gewesen,und2 andre haben uns mit Hammeln versorgt. Abendessen im Freien bei köstlichstem Mondscheinundlindester Luft. -

Donnerstagden29tenFebruar1844. MitderSonne aufgestandenunddann am Vormittage die Grundrisse der mittleren Tempelgruppe aufgemessen; der Haupttempel, von dem nur die sandsteinernen Thürumfassungen stehen geblieben, macht, seiner muthmaßlichen Restauration wegen, viel Mühe. Die andern Theile des Tempels sind verschwunden, weil sie aus gebrannten Ziegeln construirt waren; der angewendete Sandstein hier in Ben Nagaist rothundscheint doch ziemlich fest zu sein. Die Menge der hierzusammengedrängtenTempeloderPallastgebäude ist außerordentlich, bei einigen sind nur die Spuren der Fundamente noch zu verfolgen. DenNachmittagverbrachte ich mit Aufzeichnen des Vermessenen; am Abend verführte mich eine Gazelle, mitderFlinte nach ihr auszugehen, doch sind die Thiere sehr scheu,undich kehrte unverrichteter Sache wieder mit IbrahimAgaheim. NachdemAbendessen unterhielten wir uns über unsre Herreise durch[und] besprachen den Weg, den jeder zurück nehmen wollte. Die Hitze war heut Mittag im Schatten 31°, jetzt gegen 10 Uhr Abends 23 ½°.

Freitagden1ten März 1844. Morgens vor Sonnenaufgang 19°,Nachmittagsum 2 Uhr 31 ¾°[und] Abends gegen 10 Uhr 21 ½°. - Ich beschäftige mich amVormittagmit der Messung eines Durchschnitts dermittlerenTempelgruppe,undzeichne amNachmittagdas Vermessene in Blei auf. Abends lese ich jetzt immer alte StaatszeitungenvomSeptembervorigenJahres, wenigstens das daraus, was nicht politisch ist. -

Sonnabendden2ten März 1844. Ich nehme heut 2 andre Tempel aufundbesichtige zugleich das ganze bedeutende Terrain dieser alten Stadt; alle Schutthügel werden untersuchtundich muß erstaunen über enorme Anzahl vonöffentlichenundTempelgebäuden, die hier vorhanden gewesen sein müssen; es erscheint wie ein 2tes Thebenim Kleinen;zugleichüberzeuge ich michvonderUnzulänglichkeit destopographischenPlanesvon Caillaud, der wesentliche Punkte, z. B. ein bedeutendeskünstlichesWasserbecken, ganz ausgelassen,undso werde ich mich wohl daran geben müssen, einen neuen Plan zu machen, wenn indessenderWind aufdieäußerst heftige Weise fortdauert wie heute, so wird es kaummöglichsein, ein Instrument aufzustellen. Das ganze Zelt liegt wieder voll SandundStaub. Die Hitze ist heut um Mittag nur 30°. Ich bin heut etwas Ehrliches herumgelaufenundam Abend hundemüde.

Sonntagden3ten März 1844. Heut früh gehen wir allesammt aufdieJagd, ohne daß jedoch auch nur Einer etwas schießt. Maxging mir voraus,undmußte alles Wild verscheucht haben, denn ich sah auch nicht einmal 1 Hasen; dagegen ein Paar Gazellen, die aber zu entfernt blieben. - Es war heut früh sehr kalt, nur 13° bei Sonnenaufgang. Der ganze Tag sehr windig. Nach dem Asserkaffee gehe ich mit Franke[und] Ernstnoch einmal aufdieJagdundzwar in entgegengesetzter Richtungzwischendem Durrhafeldeunddem Berge Hardanhin.Obgleichich nichts schieße[,]125 ist es doch diesmal viel interressanter; wir sehen eine Menge Hasen, GazellenundPerlhühner. 3 Hasen werdenvondenbeiden andern erlegtundmit Sonnenuntergang hereingebracht; wir sind aber nach dieser doppelten Jagdparthie herzlich müde. -

Montagden4ten März 1844. Der Tag ist wieder enorm windig. Ich zeichne im Zelt an den Tempelgrundrissen,[und] fortundfort schütten sich WolkenvonSandundStaub auf mein Blatt. AmNachmittagfange ich den Situationsplan anundschreite sämmtliche Tempelentfernungen ab, was dann gleich in Blei aufgetragen wird. Der Tag ist kaltundam Abend können wir kaum draußten essen, ohne zu frieren. Erst um ½ 8 Uhr wird es etwas stiller, doch fürchte ich, der Wind fängt inderNacht wieder an. -DerHasenbraten heut Mittag schmeckt sehr gut. -

Dienstagden5ten März 1844. Das Wetter ist ein wenig stiller als gestern, obgleich immer noch MorgensundAbends sehr kühl; auchdievergangene Nacht war recht kalt. - Ich beschäftige mich heut mitderFortsetzung meines Situationsplanes, der nicht allzu viel gefördert wird, weil die Abschreitung der vielen Tempelgrundrisse, die noch erkennbar sind, sehr aufhält. AmNachmittagtrage ich das Vermessene indieKarte ein. - Ich beobachtete heut die Tageslänge, um die Uhr danach zu stellen; sie betrug 11 Stunden 50Minuten, also geht die Sonne 5Minutennach 6 Uhr aufund5Minutenvor 6 Uhr unter. DenThermometerhatte ich des Windes wegen nicht draußten.

Mittwochden6ten März 1844. Ich fahre in der mühsamen Aufnahme des hiesigen Terrains fortundhabe nun Hoffnung, morgen damit zu Stande zu kommen. Am Mittage Tanz mit Filippo, der ein Paar Ohrfeigen bekommt,[und] den ich daran bin, fortzuschicken. - Die vergangene Nacht war sehr kalt, und heut früh dicht vor Sonnenaufgang waren es nur 9 ½° Wärme. Heut Mittag um 2 Uhr 24°; Abend um 9 Uhr 20°.

Donnerstagden7ten März 1844. Gegen Asser werde ich mit meinem Plane von Ben Nagain Blei fertig,[und] fange dann an, ihn auszuziehen. Wir haben heut 26 ½° Wärme. - Der Tag ist schön, aber Nächte, MorgenundAbende sind kalt. - Die Kameeltreiber bringen heut eine Art Steinbock, hier genannt arriel, den sie in FußkörbenundSchlingen gefangen hatten; ich zeichnete den abgeschnittenen Kopf, dem die Hörner schon ausgebrochen waren. Seit unsrer Ankunft hier haben wir zum täglichen Gebrauch[,] um Wasser[,] Brodetceterazu holen, 10 Kameele behalten; mit denen wir am nächsten Sonntag wohl nach dem Wadi Sofraaufbrechen werden. - Von Lepsiusnoch keine Nachricht. - Filippobleibt noch einmal.

Freitagden8ten März 1844. AmVormittagvollende ich das Ausziehen meines SituationsplansundamNachmittagein andres Blatt mit Tempelgrundrissen. Das Wetter ist angenehm luftig, ohne zu warm zu sein, - ich hatte am Mittag 30°, aber die Sonne schien noch etwas aufdenThermometer.

Sonnabendden9ten März 1844. Zwei Blätter vom Pylonentempelunddem großen Tempel werden noch zu Stande gebracht,[und] damit die Arbeit an diesem Ort beschlossen. Ernstmacht heut zu guterletzt eine Ansicht mitdercameralucida,und Maxklatscht Inschriften ab. Nach dem Abendessen herrlicher Anblick von unzähligen Feuern ringsum uns, indem wir die dürren Grasbüschel anzünden; interressant an -126 zuschauen die vielen Gestalten, die das FeuervonBusch zu Busch tragen; auch die magische Beleuchtung der Tempelvorzüglichder Pylonen; das Ganze war bei gänzlicher Windstille ein schönerundeinziger Anblick. Dazu die Gruppe unsrer 10 umdieWachtfeuer gelagerten Kameele mit den schwarzen nackten Gestalten; der lange IbrahimAgaauf den Ruinen deskleinenRömischenTempelchens sitzend, die Scene war zum Malen. Wir hatten heut Mittag und Schatten beinah 29°; vor Sonnenaufgang 13°. - AmNachmittagpackten wir bereits die nothwendigsten Sachen zusammen.

Sonntagden10ten März 1844. Vor Sonnenaufgang wird aufgestanden[und] das Bepacken unsrer Kameele beginnt! Trotz 8 vollen Wasserschläuchen richten wir uns mit unsern 10 Kameelen recht gut ein. Maxund Frankeritten aber nichtsonderngingen voraus; Ernsthatte seinen Sitz auf Kistenundmein Reitkameel trug 2 Schläuche. Denselben Weg das Thal Ouatebhinauf, den wir schon einmal gemacht, schritten wir auch diesmal hin. Nach 2 Stunden (um ¾ 8 waren wir ausgeritten) kamen wir wieder zum Hohlweg in das Wadi el benat, nach 1 ½ Stunden verließen wir dieß,und½ Stunde darauf, also wieder grade in 4 Stunden[,] gelangten wir zu den Ruinen des SofraThales, bei Caillaudgenannt Mesheurat; die letzten 1 ½ Stunden war ich gelaufenundließ Frankeaufsitzen. Man geht mit mittelmäßigem Schritt schneller als die Kameele in dieser Gegend marschiren,und Max, der den ganzen Weg gelaufen, war eine gute ½ Stunde vor uns angelangt. - Der Tag war luftig, amNachmittagaber besonders in Windstillen sehr warm, 29 ½° im Schatten. Mitten in dem weitläuftigen Labyrinthdieses alten Priestercollegiums schlugen wir unsre 2 Zelte aufundwaren bald heimisch. AmNachmittagbesuchten wir die Mauern genauer nach Inschriften,undwir fanden auch einigegriechische, die interressant sein mögen, auch Pückler Muskau(der sich überall angeschmirt hat),Doktor Koch, Caillaud, Linantrr. ;undgegen Abend besuchten wir noch denkleinenTempel neben dem Wasserbecken. Ich fürchte, ich habe hier saure Arbeit; für die Andern ist verhältnismäßig wenig zu thun, Hieroglyphen finden sich gar nicht. Ich bin recht müdeundhabeeinwenig Kopfschmerzen von der Sonne.

Montagden11ten März 1844. Ein heißer Tag; wir haben um 2 Uhr im Schatten 33° Hitze. Ich beginne eifrig die Aufnahme des Grundrisses des hiesigen Tempelconvoluts. Es macht darum viel Mühe, weil keine Mauer orientirt istundso Compaß wie Meßband gleich viel angewandt werden müssen. AmNachmittagtrage ich bereits ein Stück davon auf. Die Andern zeichnen im Tempel am Wasserbecken. Lepsius, den ichtäglicherwarte, läßt noch nichtsvonsich hören noch sehen. Am Abend mich wieder am köstlichen Sternenhimmel erfreut. DergroßeBär steht mitdemSchwanz nach der Erde gekehrt wenig überdemHorizont; derkleineBär ist kaum zu erkennen; der Orion im Zenith prächtig; das Kreuz klar inderMilchstraße im Süden. -127

Dienstagden12ten März 1844. Hermanns Geburtstag. Ich fahre den ganzen Tag inderunschönen Aufmessung des verworrenen Grundplanes fort[und] rücke leider nicht allzuviel vorwärts, so fleißig ich auch bin. Der Tag ist wieder recht warm. Um 2 Uhr 32 ½°; amVormittaggeht aber viel Luft,undso ist es zu ertragen.

Mittwochden13ten März 1844. Fortgesetzte Aufnahme des großen Grundplanes. Ich gedeihe so weit, daß ich ihn morgen hoffe, in Blei fertig zu bekommen. Der Tag,obgleichwindig, ist doch recht heiß; wir haben 33° um 2 Uhr. Ernstund Maxsind mit dem Tempel am Wasserbecken fertig;undhaben morgen noch am hiesigen Tempel etwas zu thun; zum nächsten Sonntag haben wir die Kameele zum Aufbruch nachdemFlusse bestellt. Man nennt diese Ruinen hier: Wadum M’hamudim Wadi sofraundnicht Mesaurat, wie sie im Caillaudbetitelt sind.

Donnerstagden14ten März 1844. Ich komme heut mit der Ausmessung des großen Grundrisses zu Endeundfange sogar schon an, die Bleizeichnung auszuziehen. Der Tag ist unaustehlich windig; die Hitze 31°. Am Abend lese ich alte Briefe, die mich dann lebendig indieHeimath versetzen. Maxbesuchte heut ein in der Richtung nach Shendyetwa 3 Stunden abgelegenes Gebäude, was innenundaußen mit Darstellungen versehen ist, deren erkennbarsten Theil er abgezeichnet hat.

Freitagden15ten März 1844. Heut wirddergroße Grundplan vollständig fertig gemacht; außerdem schreite ich amVormittagdie Entfernungen fürdenSituationsplan ab[und] nehme gegen Abend die Richtungen mit dem Meßtisch; morgen muß auch noch dieß Blatt fertig werden. Der ganze Tag sehr windig; die Hitze etwa nur 30° - Immer noch keine Spurvon Lepsius. -

Sonnabendden16ten März 1844. Der gestern angefangene Situationsplan ward heutVormittagbeendetundamNachmittag2 Tempelgrundrisse, wodurch ich in dem, was ich hier zu leisten Willens war, zu Stande gekommen bin. - Am Abend haben wir wieder mächtige Feuer zum Abschiede veranstaltet, das Hauptfeuer neben den Säulen des großen Tempels; ein prächtig schöner Anblick der beleuchteten Ruinen; die Grasfeuer in der Ebne, die sich die Andern anzuzünden die Mühe gaben, waren wegen des heftigen Windes nicht so schönundallgemein als in Naga; doch sahen sievonFerne wie eine Illumination der Wüste aus. Morgen früh wollen wir nun nach MessauratnachdemFlusse aufbrechen. - Theilweise haben wir unsre Sachen schon zusammengepackt.

Sonntagden17ten März 1844. Wir brechen heut um ¼ 8 Uhr vondem Wadi sofraauf mit 13 Kameelen. In fast westlicher Richtung (ein wenig nördlich) gehen wir direkt auf die Ruinen von Naga(dem Typhonium am Flusse) los, wo wir um ½ 2 Uhr[,] also in 6 ¼ Stunden[,] ankommen; der Tag war wieder sehr windigunddarum die Hitze nicht groß; ich ging unterwegs ein hübsches Stück, konnte jedoch kein Wild zum Schuß bekommen; es fehlte jedoch nicht an Gazellen, Hasen128[und] Geflügel. Unsre Zelte schlugen wir nah dem Typhonium in dem dichten Akazienwäldchen auf; waszwischendemselbenunddem Flusse sich hinzieht. DenNachmittagwandten wir in eben diesem Gehölze zur Jagd an. FrankeschoßeinRebhuhnundTauben; ErnsteinenHasenundeine Art Pfefferfresser mit enormem Schnabel,undich schoß auf eine Art Bergkatze, aberobgleichnah genug, leider ohne sie zu erlegen. An meinem Flintenkolben hat sicheineSchraube gelöstunddadurch bin ich meines Schusses, wie ich heut bemerkt habe, nicht mehr gewiß; das ist mir sehr fatal. Bei Tage ist es hier im Wäldchen sehr freundlich, aber jetzt bei Licht, wo ich schreibe, gibt es eine Unmasse kriechendesundfliegendes Geschmeiß, was sehr belästigt. Wir werden wohl nur morgen hier bleiben, da auchvonAusgrabungen nichts zu hoffen ist. Von Lepsiusmerkwürdiger Weise noch keine Nachricht. - Maxschoß heut einen sehr niedlichen Kolibri, der in prächtigsten Farben glänzte.

Montagden18ten März 1844. Heut früh besichtigte ich die Ruinen, um zu sehen, was für Arbeit es wohl gebe. Ich untersuchte〈…〉〈…〉 alle Säulenstücke des einen Tempels, der noch am Typhonium liegt,unddie sämtlich beschrieben waren; auch fand ich 2 abgebrochene Theile eines Königsschildes. Bei längerem Umhersuchen gelang es uns mit Hilfe der Kameeltreiber, die wir als Ausgräber anstellten, 2 trefflich erhaltene Altäre aufzudecken, die mit SchriftundFiguren vollständig versehen waren, ein dritter kleinerer war ohne Schrift. Die Schilder ergaben dieselben Herrscher, KönigundKönigin, wie in Ben NagainderWüste. Beide Altäre wurden denn heut Nachmittag noch gezeichnetundvon mir am Abend abgeklatscht. Neben dem einen fanden wir ein interressantesundsauber gearbeitetes Büchschen. Ich maß die höchst geringen Tempelüberbleibsel auf,undda bei dem Typhonium gar keine Hoffnung auf Erfolg der Ausgrabungen war, so wollen wir morgen diesen Ort, der Kanais-el Kirbukangenannt wird, verlassen[und] nach dem leidigen Shendyaufbrechen. Der Tag war nicht allzu warm, luftig,Nachmittags30°; am Abend nach 9 Uhr kühl nur 13°.

Dienstagden19ten März 1844. Heut früh um ¼ 8 Uhr kamen wir zum Abreiten; der Tag war heut heiß; aber der Weg fortwährend ohnweit des Flusses sich hinziehend, sehr anmuthig, denn er führte durch Sant -undNabbukgehölze, zwischen denen offene Stellen mit grün überzogenem Rasen wechselten; der Honigduft der feinen gelben Santbäumeunddas GezwitscherunddasLeben von 1000 darin[fristenden]Vögeln war gar anmuthig; bisweilen sah man ein Stückchen der Nilfläche dazwischen hindurchgucken; die an den Bäumen aufrecht stehenden Ziegen, die Menge der HammelheerdenundZiegenheerden, die begegnenden Kameel -undEselreiter, Alles gab AbwechslungundInteresse. So ging es etwa bis Ghos, wo wir nach 11 Uhr vorbeikamen. Von hier ab ritten wir Übrigen der Karawane voraus,undgelangten schneller129 als wir es erwartethatten, auf einem etwas langweiligeren Wege als bisher um ¾ auf 4 Uhr glücklich in unser altes Haus nach Shendy, wo wirdieThür zu unseren zurückgelassenenSachenmit Nilschlamm vermauert fanden. Der mir unangenehme Kaschef erschien alsbaldunderöffnete uns dies Heiligthum. Um 4 Uhr kam IbrahimAgamit den Sachen nach,undnun richteten wir uns, wie vor 3 Wochen häuslich ein. Da keine Barken hier anwesend, zog ich unsre Weiterreise zu Kameele vor,undhabe deren zu unsern 13 noch 22 bestellt, mit denen wir, wenn sie morgen Abend kommen, übermorgen nach Es Suraufbrechen wollen; von Lepsiusleider immer noch keine Nachricht. Der prächtigste Sternenhimmel erfreut uns heut Abend wieder. NB: wir geben für jedes Kameeltäglich3 ½piaster. -

Mittwochden20ten März 1844. Der ganze Tag wird mit kleinen Geschäften ausgefüllt, BesorgungenundBestellungen von Vorräthenetceteragemacht, die Kisten gepackt[und] Alles zur Abreise fertig geschafft; ob wir morgen, wenigstens früh fortkommen, bleibt sehr dahingestellt. DerThermometerum 2 Uhr stand im Schatten auf 31°. Abends mit ErnstBesuch beim Brunnen, wo wir wieder die Gruppen der MädchenundWeiber betrachteten. Wunderliche Alte beim Erblicken des neuen Mondes, dessen ersten Tag wir heut hatten; kleines papelndes Negerkindchen, was nackt im Staube saß. Die schwarzen Weiber sindentwedersehr lang oder sie sind dick,undfast immer erschrecklich häßlich, ja widerlich. Ärger mit dem Langen gehabt, der den Empfindlichen spielt. Kleine niedliche Gazelle gesehen, die unszumVerkauf gebracht wurde.

Donnerstagden21ten März 1844. Es ist heut Markt in Shendy, wo fastdenganzen Tag noch unzählige Dinge eingekauft werden. Die Kameele kommen sehr wider meinen Willen nicht (weil nämlich der Lange nicht ernstlich fort will)undso sind wir denn gezwungen, heut noch hier zuzubringen, wo mir die Zeit denn sehr lang wird. Nun werden wir, so Gott will, morgen früh aufbrechenundwohl erst am Sonnabend bei guter Zeit bei den Pyramiden einrücken. Von Lepsiusnoch keine Spur. Ich kaufe heut 2 Gazellenhörner. - Um Mittag 32° Hitze. -

Freitagden22ten März 1844. Heut früh sind denn unsre Kameele zur Stelle,undwir werden mit dem Aufpacken um ¾ 9 Uhr fertig. Gern verlassen wir das wüste Shendy. Unser Weg führt fortdauernd in ½ bis 1, auch wohl 2stündiger Entfernung vom Flusse hin, der des Strauchwerks halber, was überall die Ebne bedeckt[,] nicht zu sehen ist. Der Tag ist sehr heiß,obgleichich aufdemKameele im Schatten nur 31° hatte; an einem Brunnen am Wege stieg ich abunderquickte mich durch einen Trunk recht guten Wassers. Die Straße war erst sehr todtundwurde erst gegen Abend belebter, wo wir in die Nähe des Dorfes Koboschiegelangten, von wo uns eine Menge Landleute mit eingekauften Gegen -130 ständen zu Eselundzu Fuß begegneten, die dann zwei interressante Gruppen bildeten. Es war dort heut Markttag, hier Zuck genannt. Mit Sonnenuntergang gelangten unsre müden Kameele in das Dorf Koboschieselber, von wo aus die Pyramiden von Bedgrauiezu sehen waren. Da wir jedoch wenigstens noch 1 ½ Stunden brauchten, um hinzugelangenundein passender Lagerplatz dort erst gesucht werden mußte, zog ich es vor, die Nacht beim Dorfe zu lagern,underst morgen zu den Pyramiden aufzubrechen. Der heut zurückgelegte Weg betrug 9 ¼ Stunde; die Kameele gingen dabei langsamer als neulich nach Shendy. Neben dem Gottesacker des Dorfs ward unser Zelt aufgeschlagen, nachdemFlusse nach Wasser geschickt,undweil die Kameele damit sehr spät wiederkamen, auch das Abendessen sehr spät verzehrt. Ich war herzlich müde,undging gleich nachdemThee zu Bett. -

Sonnabendden23ten März 1844. Heut früh ward mit dem Aufbruch nicht sehr geeilt[,] fast um 7 Uhr kamen wir fort; Ernst, Maxundich ritten voraus. Wir sahen aufdemWege eine enorme Menge Gazellen. Um ¾ 9 Uhr langten wir auf dem vom Flusse entfernternPyramiden-Feldeanundsuchten lange nacheinempassenden Lagerfleck, der endlich leidlich in demzwischendernördlichenundsüdlichenGruppe liegenden Thale gefunden wurde. In ½ Stündchen kamen uns die Packkameele nach,undderVormittagverging nun mit Abpacken der Sachen[und] Aufschlagen der Zelte. Die Sonne brannte enorm, wir hatten um Mittag im Zeltschatten 35 ½°. Um 3 Uhr etwa 33 ½°. AmNachmittagmachte ich eine Revision dernördlichenPyramiden-Gruppe, wo fast nur Vorkammern mit Darstellungen vorhanden sind. Alle sind in sehr desolaten Umständenundmüssen mehroderminder ausgeräumt werden, um darin zeichnen zu können. KeinePyramidesteht mehr unbeschädigt, die Spitzen, die Hälfte oder auch die ganzePyramideist eingerissen. Eine 3te Gruppe findet sich westlich nachdemFlusse zu, über ¼ Stundevonhier entferntunddie Stadtruinen noch weiter westlich wieder ¼ Stunde ab; so breitet sich das Ganze unerfreulich aus,undderPlan wird manchen Schweißtropfen kosten. Abends lange in dem nun wieder zunehmenden Monde geplaudert, dann in meinem Zelte ( Abeken’s) wo ich nun allein liege, Tagebuch geschrieben. -

Sonntagden24ten März 1844. Es kommen heut früh eine Menge Arbeiter, die ich gestern durch den Langen habe bestellen lassen. Zuerst Deliberation überdenPreisvon1 ½ piaster, den sie erst nicht wollen, weil sie früher 2piasterbekommen haben, indessen fügen sie sich,undnun habe ich fast den ganzenVormittagmit Anstellung der Arbeiter an denverschiedenen, auszuräumendenPyramidenKammern zu thun; die Andern sind Alle heut früh aufdieJagd gegangen, ohne aber Etwas131 mitzubringen. Um 12 Uhr hatten wir nach 2 ausgelassenen Reisesonntagen wieder unsre Andacht. Auch amNachmittagläßt mich das HinundHerlaufen zu den Ausgräbernundder ganz abscheuliche Sandwind[,] der heutdenTag über weht, zu Nichts im Zelte kommen. Besuch des Kadi’s aus Bedgerauie, ein recht netter Mann. - Von Lepsiuskeine Spur, was mir beginnt, bedenklich zu werden. - Wir haben heut 20 Ausgräber, die tüchtig arbeiten; ich besucheNachmittagsdie Gruppe dersüdlichenPyramiden, die fälschlich bei Cailliaudohne Kammern angegeben sind; sie haben alle welche,undmehrere mit Königsnamen. Hitze 32 ½°. -

Montagden25ten März 1844. Es arbeiten heut wiederum 20 Mann beim Ausgraben derPyramidenKammern. Als ich heut früh mitdemAusmessen derStufenPyramidenbegann, sah ich inderWüste von Roboschieaus eine Anzahl Reit -undPackkameele grad auf unsren Lagerort zugehen,undging voller Freude mit Ernstdenselben entgegen indemfesten Glauben, daß es Lepsiussei. Indeß auf halbem Wege erkannten wir, daß es eine Täuschung war; die weißen Gestalten der Freunde verwandelten sich noch in mit Matten überdecktes GepäckvonArabern,undso warten wir denn noch immer vergebens. Das Aufmessen derPyramiden, was ich heut begonnen, wird mir erstaunlich langweilig; überhaupt bin ich am heutigen Tage sehr träge. Die Hitze oder eigentlich der Brand der Sonne ist ganz enorm; die Steine sind so heiß, daß man sie aufdieDauer nicht anfassen kann; der glühende Sand dringt durch die Schuhsohlen,undman kann nicht lange aufeinemPunkt stehen bleiben. Dabei haben wir nur um Mittag 33°undes geht Luft. Von Mittag bis Asser bleibe ich im Zelte,unddann erst messe ich bis Sonnenuntergang andersüdlichen Gruppe; nach dem Abendessen liegen wir bis ¾ 10 Uhr aufdemwarmen Sande ausgestreckt im Mondschein.

Dienstagden26ten März 1844. Heut früh operire ich zuerst mitdemMeßtischundfahre dann in der Ausmessung des südlichenPyramidenFeldes fort, was ich nach Tisch meistentheils zu Papiere bringe. NachdemAsser wieder hinüberunddie Bergparthien aufgenommen. Da Lepsiusimmer noch nicht kommt, entschließe ich mich, heut einen Boten nach Kartuman Neubauerzu schicken, der ihn, so Gott will, schon aufdemWege antrifft. Es sind heut wie gestern 20 Mann beim Ausgraben, doch drängen sich eine Menge andre hinzu, die auch arbeiten wollen,undich werde es übermorgen annehmen, wenn sie den Taglohnvon1 Piaster eingehen. Der Tag ist sehr heiß; vor Sonnenaufgang 18°, um 12 Uhr 36°, um ½ 2 Uhr 27 ¼°, um 3 UhrNachmittagsnoch 35° im Schatten. Der Himmel amNachmittagleicht überwölkt. Jetzt, um ¼ 10 Uhr scheint sich der Wind zu erheben.

Mittwochden27ten März 1844. Nach dem gestrigen heißen Tage dachte ich es mir voraus, daß ein Windtag folgen würde;undso war es132 dann auch in vollem Maaße. Mit großer Mühe nur konnten die Zelte gehalten werden; der Sand lag fingerhoch auf mirundmeiner Decke; die Athmosphäre war ein dicker Dunstkreis, durch den die Sonne blaß schimmerte, - kurz, es war eine abscheuliche Existenz; ich fing früh an zu zeichnen, aber mußte es nachher lassen, weil durchdasewige Wegblasen des SandesvondemBlock meine Lunge in Gefahr war. AmNachmittagnahm ich einigePyramidenaufundschreite vergebens oftmals nachderGegend hinaus, woher Lepsiuskommen müßte; dann besuchte ich einigemal unsre 20 Arbeiter, bei denen man sich aber vor Staubvonuntenundoben nicht lassen konnte. Im Ganzen warderTag kühl gegen gestern; derThermometerhing des Windes wegen nicht draußten. Abendessen im großen Zelte. - Zu meinem großen Laidwesen bemerke ich heut, daßderKolben meiner Flinte so desolat ist, daß ich dieselbe nicht weiter gebrauchen kann. Sie muß auf Cairowarten[,] um ausgebessert zu werden.

Donnerstagden28ten März 1844. Auf den gestrigen Windtag folgte eine stille Nacht,undauch heute war es nicht übertrieben. Der Morgen war ganz erstaunlich kalt, ja ich fror sogar in meinem Zelte. AmNachmittagum 3 Uhr zeigtederThermometer26°. Ich messe heut wieder einigePyramidenundfördre ein wenig meinen Plan. Einen Theil der Zeit amNachmittagbringe ich mit Zusehen unsrer Arbeiter hin, die heut begonnen haben, eine kleinePyramideaufdemsüdlichenFelde abzutragen. Von den 22 Stufen rasiren sie heut etwa 16, ohne daß bis jetzt irgend etwas Besondres gefunden wäre. - Noch nichtsvon Lepsiusund Abeken, ihr Ausbleiben wird mir immer räthselhafter. -

Freitagden29ten März 1844. Ich nehme heut wieder eine AnzahlPyramidenauf, so daß ich in 2 bis 3 Tagen mit dem Plane der beiden hier liegenden Gruppen fertig sein kann. Mit dem Abtragen derPyramidekommen wir bis auf die vorletzte Schicht; von einer Kammer zeigt sich noch nichts. Der Tag ist windigundkühl, nur 28 ½°. Der lange IbrahimAgaist heut mitdemDiener Drisauf den Zuk von Koboschiegeritten[und] kommt sehr spät wieder. Frankealarmirte heut Alle mitdemRuf, derProfessorkäme; es war aber nur ein junger Türke mit 2 SoldatenundDienern, die diePyramidenbesehen wollten.

Sonnabendden30ten März 1844. Der Tag vergeht wie gestern; mit meinemnördlichenPyramidenFelde werde ich noch nicht ganz fertig. AmNachmittagbleibe ich eine ganze Zeit bei den Ausgräbern, die auf den Grund derPyramidegekommen sind, das heißt aufdengewachsenen Fels; eine Kammer zeigt sich aber nicht. Meine Sorge um Lepsiuswird immer größer; unser Bote kommt heut auch nicht zurück, ein Zeichen, daß er ihn nicht in Beni Nagagefunden. - Der Tag sehr windig. Um 2 Uhr 30°.

Sonntagden31ten März 1844. Ich machte heutVormittageinen Spatziergang zu derPyramidengruppenäher am Nil, die 20-25Minutenvon133 hier abliegt; diePyramidenundihre Kammern sind alle so zerstört, daß sie für unsre Zeichner gar keine Ausbeute liefern. Von hier ging ich nach den bedeutenden Stadtruinen, die sich entlang des Santgehölzes am Flusse ausdehnen. Ich fand auch hiereinbedeutendes Wasserbeckenundvielfache[,] aber bis aufdenGrund zerstörte Tempelanlagen; manche Steine mit Spuren von HieroglyphenundDarstellungen. Die ganzen Ruinen zu durchlaufen, war mir aber zu vielundum 11 Uhr etwa trat ich den Rückweg zu den Zelten an, wo ich gegen ¾ 12 hundemüde ankam. Es ist heute den ganzen Tag unausstehlicher heftiger Wind; die Hitze um Mittag kaum 28°. - NachdemSpatziergang hielten wir eine kurze AndachtundamNachmittagbeschäftigte ich mich mit Lesung der alten Briefe, die in Ermangelung von neuen herhalten müssen,unddie mich doch wieder vollkommen in die heimathlichen lieben Zustände versetztenundmich einige Stunden der fortdauernden Sorge um Lepsiusund Abekenenthoben; ihr AusbleibenundNichtschreiben ist mir vollkommen unerklärbar! - Übermorgen erwarte ichdenBoten aus Kartumzurück.

Montagden1ten April 1844. Der Wind von gestern währte nicht nur die vergangene Nacht,sondernauch den ganzen heutigen Tag in so verstärktem Maaße fort, daß ich inderThat amVormittagaufhören mußte zu arbeiten, mein Papier war fortdauernd mit Sande bedeckt. Erst amNachmittagbegann ich das Ausziehen von den nun fast vollendetennördlichenundsüdlichenPyramidenfeldern. Die 20 Ausgräber schicke ich am Mittag fort, da in dieser Sand -undStaub-Athmosphäre doch nichts Rechtes gearbeitet wird. - Immer noch keine SpurvondenFreunden.

Dienstagden2tenApril 1844. AmVormittagimmer noch heftigster Wind; ich krieche auf denPyramidenherumundzeichne so gut es geht das Terrain der nördlichen Gruppe auf; damit vollende ich denn heutNachmittagden ganzen Plan dieses vom Flusse abgelegenenPyramidenfeldesundgedenke morgen das westliche zu beginnen. - AmNachmittaglegt sich Gott sei Dank der Wind etwas,undes kommen nur noch einzelne Stöße. Die Ausgräber reißen heut einekleinePyramidehalb einundbuddeln einen alten Brunnen aus, worin gegen Abend Frankeeine Anzahl runder Topfvasen[,] gut gedrehtundnebeneinandergestellt, auffindet, in denen ein klein Bischen Asche befindlich; wir haben keinen ganz unversehrt herausbekommen können. Ich bindenganzen Tag sehr trübe über das Ausbleiben der Freunde, zumal wir heut früh die Nachricht bekamen, es sei vor 5 Tagen in Kartumein Aufstand derschwarzenSoldaten ausgebrochenunddabei viel Menschen umgekommen. Am Abend besprachen wirdieMöglichkeit, daß ich selbst nach Kartumzurückmüßte, wenn den Andern ein Unglück zugestoßen sein sollte. Doch konnten wir nach mehr Überlegung nicht annehmen, daß sie dorthin noch nicht zurück seien, ohne daß uns von einem etwaigen Unglück Nachricht gegeben wäre. Der ausgeschickte Bote kommt heut noch nicht,undich erwarte ihn auch eigentlich erst morgen, wo er 8 Tage fort ist. 134

Mittwochden3ten April 1844. Ich wandre heut Morgen nachdemPyramidenfeldein der Ebne,undda ich diese Strecke abschreiten muß, finde ich, daß sie netto ¼Meilebeträgt; den ganzenVormittagwende ich auf die Aufnahme und komme, da diePyramidensehr zerstört sind, zur Hälfte damit zu Stande; amNachmittagtrage ich das Vermessene indenPlan ein. Die Ausgräber habe ich gestern aufhören lassen zu arbeiten. - Es ist heut der 8e Tag, daß unser Bote nach Kartumfort ist,under kommt heut noch nicht zurück. Muß ich morgenundübermorgen noch vergeblich warten, so bin ich in die traurigeundschwierige Nothwendigkeit versetzt, selbst nach Kartumzurückzureisen, um Erkundigungen über die Freunde einzuziehen. - Der Tag ist heut wieder ungemein windig,undunser Lager hier wird fast ganz eingesandet. -

Donnerstagden4ten April 1844. Gründonnerstag. Am Morgen mache ich mich, immer mit schwerem Herzen, wieder zumPyramidenfeldeim Thale auf, dessen Aufnahme ich in einigen Stunden vollende, so daß ich um ¼ 12 Uhr beidenZelten zurück bin. Da der Bote gestern nicht gekommen, bin ich entschlossen, am Sonnabend selbst nach Kartumaufzubrechen; ich habe dem IbrahimAgaAuftrag gegeben, 3 Kameele zu schaffen,[und] so ist er nachdemDorfe hinunter,zugleichum Neuigkeiten überdenAufstand zu erfahren. Während wir beim Mittagessen sitzen, kommt plötzlich zu Esel mein abgesandter Bote; aber ohne Brief von irgend Einem, sagt er blos mündlich, er habe LepsiusundAlle in KartumaufderBarke gesehen, im Begriffe, abzureisen, auch sei er bis zum Gebel ranyanihrer Barke zu Lande gefolgt, die er dann habe verlassen müssen. Es war uns Allen unmöglich[,] an dieseGeschichtezu glauben, da Lepsiusdoch jedenfalls ihm einen Zettel an uns würde mitgegeben haben; so waren wir denn inderselbenLageundUngewißheit wie vorher. Bis zum Asserkaffee überlegeundbespreche ich mitdenAndern meine vorzunehmende Reise; dann aber frage ich den Kameeltreiber noch einmal gründlich aus,undfinde unterseinenAngaben doch Notizen, die es fast unmöglich sein lassen, daß er nichtdieWahrheit berichtet hätte. Auch IbrahimAga[,] der später zurückkommtundihn examinirt, ist überzeugt, daß sich die Sache so verhält, wie jener sagt. So wird uns denn durch Gottes Gnade dieser Tag zu einem wahrhaftig grünen,dasheißthoffnungsvollen Donnerstage,unddas freudig dankbare Herz bereitet sich bei mir zu dem morgenden stillen Freitage durch Lesung der Leidens -undTodeskapitel im Johannisvor, nachdem ich amNachmittagnoch am Auftragen meines Planes gearbeitet. - Der Tag ist wieder stark windig, wenn auch nicht in dem Maaße, wie gestern. -

Freitagden5ten April 1844. Charfreitag. Welch schönerundköstlicher Morgen! Nach langer Zeit einmal wieder ein stiller Tag. AmVormittagmanches Beschauliche an meinem Innern vorübergehen lassen; durch die alten Briefe mich lebendig indieHeimath versetzt, zur Morgenandacht vorbereitet[und]135 diese dann mit den Andern gehalten. NachdemAsser gehe ich ein wenig bei denPyramidenumherundsetze mich gegen Abend auf eine derselben, mit Ernsthinausschauend, ob Lepsiusnoch nicht kommen will. Indessen langt von Shendyaus ein Kameeltreiber an, der berichtet, daß Lepsiusgestern Abend mit seiner Barke Shendypassirt wäre. Bei unserm Abendessenendlichkommt richtigvomFlusse ein Bote geschickt, daß Alle wohlbehalten da wären. Nun fiel mir, damitderSegen dieses Tages voll werde[,] ein schwerer Steinvonmeiner Seele. NachdemEssen kam dann erst Lepsiusmit Jussufgeritten,unddann Abekenzu Fuß nachundwir erfreuten uns noch der lebendigsten Mittheilung. Sie warenvon Abuharraznicht nach Mandiragegangen, weil nach Aller Versicherungen dort nichts vorhanden ist. Dagegen sind sie 2 Tagereisen noch oberhalb Sennaargewesenundberichteten von der dort sich merklich verändernden VegetationundThierwelt, davon sie mancherlei Proben mit sich brachten,zumBeispieleinen jungen Löwen, 2 grüne Kakadu’s, einen Affen, so daß wir davon nun 2 habenetcetera,und2 Sklaven, einer Lepsius, einer Abekengehörig. Ich erhielt von Hause einen langen Brief der treuen Mutter, datirtvom26tenNovembervorigenJahres, einenvon Elisabethvom 29tenNovemberundeinen von CarlRiechersohne Datum. Die Ersteren stimmten mich trübe, da die Gesundheit der guten Mutter nach Elisabethnicht erfreulich war; auf Mutter wie Schwester schien eine trübe Herbstathmosphäre zu lasten; gebe Gott ihnen bald heitreundfestliche Tage. Ich erfuhr mitgroßemInteresse Lenchen’s abermalige gute Hoffnungen, so wie die von Hermanns Frau,undmanche andre Nachricht; auchderBriefvon Carlwar mir sehr erfreulichundlieb, da er sich über seine kirchlichen Verhältnisse mit Gründlichkeit ausbreitete. So habe ich nun wieder einige Wochen Stoff zum Zehren[und] Stoff zum Beantworten. - Am Abend im Bett, nachdem Lepsiusund JussufnachderBarke zurückgekehrt waren, mit Abeken, der hierblieb, noch lange geplaudert. - Der Tag war außerordentlich schön; um Mittag 31°. -

Sonnabendden6ten April 1844. - Um 9 ½ Uhr etwa kommen 7 Kameele mitdenSachenvon Lepsiusund AbekenvonderBarke an;〈…〉〈…〉 von Löwen, Affen, Papageien pp. rücken einundbeleben mit einemmal unser einsames Lager; - Zelte werden aufgeschlagen; es gibt ein Getriebe, ErzählenundOrdnen,dazwischenlese ich Carls Brief erst gründlich durch; dann werden mit Lepsiusdie gemachten Zeichnungen betrachtet, kurz der Tag verbummelt sich ordentlich. - Es ist heut heiß, beinah 33° um Mittag. - Abends liest LepsiusBriefevon Wildenbruch, Wagner[,] Olferspp. vor. - Viel Spaß mit Abekens kleinem Affen Bachidgehabt, als ihmderSpiegel vorgehalten wurde. Der Affevon LepsiusistdersogenannteCynocaephalusoderheilige Affe der Egypter mit nacktem Hintern, ein häßliches Thier. - Am Abend besuche ich beim Füttern den kleinen Löwen. -136

Sonntagden7ten April 1844. Osterfest. Ich habe den heutigen Tag recht unthätig verbracht; vielundVieles geplaudert mit Abeken, dessen liebe Gesellschaft Leben indasstille Zelt gebracht hat. Nach der Festchokolade unsre Osterandacht. AmNachmittagnoch einmal die Briefe studirt. Das Abendessen nicht festlich; die alte Mißstimmungvon Kartumscheint noch fortzudauern, Lepsiusspricht fast gar nicht; erst nachher mit Abekenund mir im Zelte längere Unterhaltung über Menschen in Cairo[und] diesem Lande überhaupt. - Die Hitze 33°, das Wetter schönundluftig. Am Abend wardvondenAndern wieder Wüstenbrand gemacht, was uns ein großartiges Schauspiel gewährte. -

Montagden8enApril 1844. Ich fange heut wieder an, ein klein wenig an meinem Plane zu arbeiten,dasheißtich mache das Aufzeichnen der letztenPyramidenGruppe fertig. Gegen Mittag stört mich dabei Osman Bey, der Commandeur des Regiments, was in Wallet Medinetoberhalb Kartumstationirt ist, welcher mit seinem Arzte, demFranzosen Peneyeinen Besuch abstattete.Zugleichmit ihm kam der Oberschech der Gegendvon Metemmaund Shendy, ein alter Weißbart,undGelehrter nach hiesiger Art. Ich blieb eine ganze Weile mit im Zelt, drückte mich aber dann, weil es zu eng war. Sie blieben Alle zum Mittag,undich mit den Andern allein. Sie erzähltenvondem nun beendigten Krieg in Taka, der vielen Einwohnernundnur etwa 2 SoldatendasLeben gekostet hat; große Contributionen sind auferlegt worden, die rebellischen Schechs als Geißeln mitgeführtundmeist getödtet worden, kurz auftürkischeArt grausam verfahren. - Das Gros der zurückkehrenden Armee wird diese Nacht an unserm Lager vorbei passiren. AmNachmittaghatte AbekenFieberanfall, der sich nun schon zum drittenmal wiederholt hat. Gegen Abend kam noch ein Besuch vomfranzösischenArzte Dumont, auch beidenArmeenangestellt, der aber nur ½ Stunde bei Lepsiuswar. Der Tag heut war heiß 33°, Gluthwindundbesonders gegen Abend heftige Windstöße. Nach Sonnenuntergang noch 30°. - Wir haben heut 30 Ausgräber[,] um verschüttetePyramidenKammern zu räumen. -

Dienstagden9ten April 1844. Frankeundder Kavaß mit dem Koch Mohammetbrechen heut früh zu Kameele nach Nagaam Flusse auf, um den dort ausgegrabenen Altar in Stücke zersägt, herzuschaffen. Lepsius[,] ichund Jussufbegleiten sie zu Esel, weil Lepsiusnach Koboschiewill[,] um dort noch wegen BarkenundKameelen zu unsrer Reise nach GebelBarkalmitdem OsmanBey.zu sprechen, der mitseinenSoldaten dort Nachtquartier halten soll. Ich reite mit bis indieNähe des zweitenPyramidenfeldes,und Lepsiusverspricht mir, gegen Mittag mich mit Abekens137 Esel abzuholen, den ich ihm mitgebe. Den ganzenVormittagschreite ich abundbesichtige ich die Ruinen von Meroe, muß wegen unendlichen Durstes mir in einer Hütte des Dorfs BedgrauieeinenTrunk Wasser geben lassen, ruhe mich ¼ Stündchen unter einer Dompalme[ aus],undsetze die ermüdende Arbeit bis nach 12 Uhr fort; aber weder Lepsiusnoch mein Esel kommt,undbei einer Hitzeundeinem Gluthwinde von 33° muß ich diekleinehalbe Meile nachdenZelten noch zurücklaufen, nachdem ich bereits 5 Stunden aufdenBeinen war. Das war denn doch fast zu viel. Nach Tisch, wobei ich die Andern schon fand, ein Schläfchenunddann Aufzeichnen eines Theiles des Vermessenen. Lepsiusun Jussuferscheinen auch zum Abendessen nicht; nach demselben Unterhaltung mit den beiden Weidenbach’s in unserm Zelte. -

Mittwochden10tenApril 1844. Ich bleibe heut zu Hause, weil Lepsiusgestern Abend nicht gekommen ist, also die Esel nicht hier sind; etwa um ½ 10 Uhr kommt er mit Jussufzurück. Er hatte gestern den OsmanBey.in Koboschienicht gefunden, war nachgerittenundsovoneinem Dorfe zum andern gewiesen worden. Endlich war es geglückt, Alle aufgefunden, indeß wurde es zu spät zur Rückkehr, die heut etwa 5 Stunden dauerte. - Der arme Abekenlitt heute stark an Wechselfieber, was bereits 2oder3 mal aber gering eingetreten war. Er nahm früh ein Laxiermittel, purgirteundbrach vielmalsundwar fastdenganzen Tag recht schlecht. Ich klebte amNachmittagmeine Karte zusammen, die unvernünftig groß wird, während doch eigentlich wenig darauf kommt,[und] will morgen sie an OrtundStelle fördern. Der Tag war ein rechter Windtag; wieder gegen 33° Hitze um 2 Uhr, im Zelt 32° etwa um 4 Uhr wie draußten.

Donnerstagden11ten April 1844. Ich war amVormittagwieder auf dem Ruinenfeldevon Meroe,undkomme nun mitderAufnahmedesselbenmehr in Gang. Bei meiner Rückkehr fand ich Abekennicht wohl. Da kein Fibertag war[,] hatte er Chininundzwar sehr reichlich genommen; war es dieß allein oder schlug das Fiber in ein tägliches um, kurz, amNachmittaghatte er den heftigsten Fiberanfall, der bis gegen Abend währte,undihn sehr mitnahm. Das vielmalige Brechen, die Hitze, der Schweiß, Alles war gegen gestern verstärktundmachte mich recht bange; ich konnte heut nichts mehr vornehmen,undlas ein wenig in EwaldsGeschichtedesjüdischenVolks. Nach Tisch ein wenig in Weidenbach’s Zelt gesessenundgeplaudert, dann früh zu Bett. - Tag windig, etwa nur 29°.

Freitagden12ten April 1844.Vormittagswieder aufdenRuinen, wobei ich hinundzurück immer Abekens’s Esel benutze. - Bei meiner Heimkehr finde ich zu meiner Freude, daß heut bei ihmdasFiber nicht wiedergekehrt ist. Obwohl den ganzen Tag noch schwach, geht es ihm doch im Ganzen gut. AmNachmittagzeichne ich fleißig an meinem Plane, ohne doch mit dem, was ich gesternundheut vermessen habe, zu Stande zu kommen. Der138Vormittagist sehr windigundstaubig, wir haben nur etwa 28° Hitze. Abends noch lange mit Abekengeplaudert.

Sonnabendden13ten April 1844. Früh wanderte ich mit LepsiuszumsüdlichenPyramidenFelde, woderBrunnen vor unsrerabgetragenenPyramidebis zur Kammer gediehen war, in die Lepsiushineinkroch, ohne irgend etwas Bemerkenswerthes zu finden; wir lassen sie noch tiefer ausgraben. - Dann mache ich wieder hinaus zu den mühseligen Ruinen. Ich nehme Arbeiter mit, die die eine Widdersphinxausgraben,undkomm, da es spät ist, in meiner Aufnahme nur wenig weiter; sehr müde reite ich zurück; amNachmittagAuftragen des Vermessenen. Abeken’s Fiber ist glücklicherweise ausgeblieben, aber er ist noch recht schwach. - Der Tag nicht allzu windig, auch nicht sehr heiß, nur 27 ½°. -

Sonntagden14ten April 1844. Ich schreibe heut ein Briefchen an meine Nichte Hedwig Erbkam, was mir den größeren Theil des Tages wegnimmt. Abeken, mit dem es täglich besser geht, hält amVormittagdieAndacht,undam Abend revidire ich ein wenig die neu ausgegrabenen Pyramidenkammern; Jagd mit dem Affen Hapi[,] der sich losgerissen hat. - Der Tag schön, 28 ½° um Mittag.

Montagden15ten April 1844. Von früh bis Mittag wieder das unselige Ruinenfeld durchwandert, was ich aber jetzt anfange[,] ein wenig zu bewältigen. Der theuren[und] geliebten Schwester JuliaAndenken steigt 100 mal in meiner Seele auf. Vor 1 Jahre feierte ich diesen Tag aufderSpitze der großenPyramidevon Daschurundheut nun auf dem Ruinenfeldevon Meroe! - AmNachmittagin dem sehr heißen Zelte Auftragen des Ausgemessenen. - Der Tag ist schön, wenngleich warm; 33° um Mittag 2 Uhr bei luftstillen Momenten. -

Dienstagden16ten April 1844. Früh wieder nachdenRuinen hinausgeritten, wo ich dann amVormittagdie Hauptmassen derselben zu Stande schaffe,undmorgenundübermorgen nur noch Nachlesen zu halten gedenke. Das Wetter ist schön, aber recht hübsch heiß, wir haben um 1 Uhr 34°. Ich finde heut einen trefflichen Opalsteinvonbedeutender Größe aufdenRuinen; wiedennhier, wie an allen ähnlichen Orten ein wahres LaboratoriumvonEdelsteinen ist.Nachmittagsim heißen Zelte Auftragen des Vermessenen. Frankeundder Lange kommen heut noch nicht. Mit Abekens Gesundheit geht es sehr langsam besser; das Fiber ist zwar nicht wiedergekommen, aber er fühlt sich immer noch sehr schwach,undsieht auch nicht recht wohl aus; er fürchtet ein[Schlamfiber], was hoffentlichabernicht kommt.

Mittwochden17ten April 1844. Am Morgen wieder nach dem Ruinenfelde, mit dessen Aufnahme ich aber heut zu Stande komme. AmNachmittagzeichne ich das heutige auf,undbeginne auszuziehen. 139Der Tag ist sehr heiß, in windstillen Momenten am Mittag hatten wir 35 ½°, aber bei dem geringsten Luftzug milderte es sich auf 34und33°. Nach Sonnenuntergang noch 29°, besonders im Zelte bisweilen sehr drückend. AmNachmittagbilden sich Wolken[,] die am Abend sich im Westenzusammenziehenundstarkes Leuchten verursachen, was so Gott will uns kein Gewitter bringen mag. - Frankeist noch nicht einpassirt. - Unsre Menagerie vermehrt sich heut durcheinejunge Hyäne, die aber getödtet wird.

Donnerstagden18ten April 1844. Ich mache heut mit Lepsiusnach demPyramidenfeldeder Ebne, was wirzusammengenau durchgehen, während er die Beschreibung der einzelnenPyramidenmacht; wir zählen mit der abgetragenen[,] aber noch sichtbaren 114Pyramiden. - Dann reiten wirvonhier zum Tempel des Wasserbeckensundnach den Ruinen, wo ich die dort bei meinen Vermessungen vorgefundeneninteressantenSteine Lepsiuszeige;dazwischenmachen wireinenBesuch andenSchech, den wir nicht treffen, uns aber dort eine starke ½ Stunde aufhaltenundein wenig klitschiges Brodt in Butter getaucht vorgesetzt erhalten, davon ich jedoch nur ein Paar Bissen Brod esse. Erst gegen 2 Uhr mochte es sein, daß wir ziemlich ermüdet wieder bei den Zelten ankamen, wo mir danndasMittagbrod sehr wohl that. AmNachmittaglese ich im Rüppel. Abends kommteinBotevon Frankeaus Ben Naga, der schreibt, daß man ihm Sprengezeug schicken soll, weil seine Sägen bei dem harten Stein bereits drauf gegangen seien; das ist ein großer Schreckschuß für uns; vor nächstem Dienstag können wir ihn nun nicht erwarten. - Die vergangne Nacht, wo wir ein Gewitter befürchten mußten[,] habe ich sehr schlecht geschlafen,unddie Luft am Morgen heut war so feuchtwarm, wie ich mich nicht leicht erinnere[,] gehabt zu haben; gleich nach Sonnenaufgang hatten wir schon 22 ½° Hitze,undam Mittag 35°; der Tag war indessen etwas luftig, am Abend aber wieder Wetterleuchten. -

Freitagden19ten April 1844. - Am Morgen mit LepsiusBesuch einigerPyramidenkammernunddann den Tag über Ausarbeiten von meinem Plane. Es ist heiß, wir haben 34°undin der Sonne beobachtete ich gegen 11 Uhr etwa 44°. - Abends jetzt viel Geschmeiß in unserm Zelte. -

Sonnabendden20ten April 1844. Ich arbeite den ganzen Tag im Zelte am Ausziehen meines Planes, aber es wird mir recht sauer; die Luft ist sehr drückendundheiß; ich habe etwas Kopfweh,[und] muß mir beiderArbeit fortwährend den Schweiß von BrustundStirn wischen; der Wind kommt grad von Ostenundda unsre Zelteingänge nachNordSüdgerichtet sind, kriege ich gar keine Luft ab. Wir haben140 33 ½°; die Hitze des Sandes[,] von Lepsiusgemessen, ist heut 46°.Nachmittagszeigen sich viel Gewitterwolken, deren eine uns ein Paar Tropfen Regen spendet; heftiger Wind, der mich zumZusammenpackenmeiner Zeichenmaterialien veranlaßt, treibtdasGewölk wieder auseinander. NachdemAsser bis gegen Sonnenuntergang lese ich im Rüppel. - Jussufist heut nach Shendyabgereist, um VorräthevonReisundBisquit zu besorgenundwird wohl am Dienstag mit Frankezurück kommen. -

Sonntagden21ten April 1844. Ich schreibe heut an die liebe Mutter einen Antwortbrief auf ihren mir vor 14 Tagen hier zugekommenen; dieß beschäftigt michVormittagsundNachmittags. - Das Wetter ist schönundnicht allzuwarm; nur etwa 33° um Mittag. -

Montagden22ten April 1844. Noch immer Ausarbeiten meines Situationsplanes; in dem ich aber amVormittagmit Abekenin unsrekleineKüchenkammer gehe, um mitseinemInstrumente den Siedepunkt zu nehmen, überfällt mich plötzlich ein so heftigerrheumatischerKreuzschmerz, daß ich den ganzen Tag davon krumm liegen mußundbesonders amNachmittagwenig zum Arbeiten komme; ich lese im Rüppel, Briefe, Zeitungenundmache nachdemAsser ErnstinseinemZelteinenBesuch. Der Mond beginnt wieder zu wachsen,undwir liegen jetzt fast täglich inseinemLichte gelagert nachdemAbendessenim Sande. Der Tag war nicht allzuheiß 33 ½°; zeitweise heftige Windstöße. -

Dienstagden23ten April 1844. Mein Plan gedeiht heut fast ganz fertig, nur muß ich noch einmal eine Revision der Pyramiden hier bewerkstelligen, was ichwegenmeiner fortdauernden Kreuzschmerzen nicht vermag; amNachmittagzeichne ich den Altartempelvon Ben Nagaauf. Um Mittagodervielmehr um 2 Uhr kommt Frankeund Jussuf; die Barke mit dem Langen kommt erst gegen Abend nach; IbrahimAgawird gleichvon Lepsiushinübergeschickt auf das andre Ufer, um 70 Kameele zu bestellen,undübermorgen hier 20, die unsre Sachen bis andenFluß bringen sollen. Abends die Sternkarte studirt wegen dessüdlichenKreuzes, was wir bisher nicht richtig gesehen hatten. - VordemZubettgehen noch einmal Thee, um zu schwitzen. - Die größte Wärme des Tages wiederum etwa 33°, Windstöße kühlen aber stark ab. Abends um 10 Uhr noch 24°. -

Mittwochden24ten April 1844. Mein Rückenschmerz ist leider immer noch nicht verschwunden; ich mache amVormittageine Revision desnördlichenPyramidenfeldes, was mich sehr angreift; indessen kommt dadurch meine Karte zu Stande; amNachmittagnichts Wesentliches gethan als geschlafen, Zucker geschlagen pp. Der Tag ziemlich windig, nur 32° um Mittag; am Vor -undNachmittagnehme ich mit AbekenSonnenhöhen zur Bestimmung des Meridians. Es findet sichdieAbweichung 5, also141 bedeutender als in Korosko. - VordemZubettgehen FliedertheezumSchwitzen.

Donnerstagden25ten April 1844. Kreuzschmerzen noch nicht vorüber,obgleichscheinbar ein wenig gemildert. Es ist heut unser Aufbruch von Meroe[, ]20 Kameele kommen am Morgenundladen erst die Hälfte der Sachen, mit denen Lepsiusund ErnstnachdemFlusse abgehen, während Franke[,] Abekenundich ihre Rückkunft abwarten, die erst etwa gegen 12 Uhr erfolgt; bis dahin theils mitdemPacken der Sachen beschäftigtunddann sehr gelangweilt. Ich reite dann dem Zuge voraus zu Esel mit AbekennachdenRuinenhügeln, wo wir uns unter einem schönen großen Sarras Baum ¼ Stunde lagernunddort frisch gemolkene Milch trinken; dann zum Flußufer, wo wir den voraus gerittenen Maxnoch findenundabermalsMilch trinken am Rande einer Baumwollenpflanzung gelagert. - Dann Überfahrt über den jetzt sehr schmalen Fluß, der kaum wie unsre Spreebei Pfuhlist; drüben aneinemungeheuren Sandfelde, was sich vor das andre Ufer gelegt hat, werden etwa um ½ 4 Uhr unsre Zelte aufgeschlagenundum 4 Uhr essen wir unser Mittag. Die Andern baden sich, was ich meiner Rückenschmerzen wegen nicht wage. Feuchtwarme drückende Luft nachdemUntergang der Sonne. Mit den Kameelen sieht es morgen noch keineswegs klar aus; ich fürchte[,] wir können nicht fort. - Abends spät Abekenund LepsiusSchach. -

Freitagden26ten April 1844. Wie ich vorausgesehen, kommen wir so schnell nicht fort; die Kameele sind nicht gekommen; sie wollen mehr bezahlt haben als der OberSchech uns gesagt hat. Nun hat Lepsiusheut Mittag den JussufmiteinemBrief andenMudir nach Metemmageschickt, um dort den Schech sowie Ordres fürdieKameele zu besorgen; vor übermorgen ist dieser aber nicht zurückzuerwarten, also ist vor Montag auch unsre Abreise nicht möglich. Das ist wieder ein großer Querstrich; das Lager am Flusse ist des Sandstaubes wegen keineswegs angenehm noch gesund; auch ist Frankeheut nicht wohl; meine Kreuzschmerzen sind noch nicht vorüber,undich will diese Nacht es noch einmal mit Schwitzen versuchen. AmNachmittagmit Abekenund Ernstoben aufdasHochufer gegangen, wo das Dorf Kelaallerliebst mitten im dichtesten Laubgebüsch parthienweiß sich hinzieht. Aufenthalt bei 2 Hütten; hübsche Mutterundnackte Kinderchen, gute Leute. Milch getrunken,undvon dem Angareb der einen Hütte die andre gezeichnet bis gegen Sonnenuntergang, wo wir uns zu Haus verfügen. AmVormittagFischer, die prächtige große Fische in Netzen fangen, darunter einer mit gewaltigen Zähnen, ein andrer platter wohl ¾breitund5 / 4 lang; wir kaufen 3 Stück für 3 piaster. Im Mondschein am Sandwege gelagertundgeplaudert. 142

Sonnabendden27ten April 1844. Mit meinem Rücken geht es nach dem gestrigen Schwitzen merklich besser; der WindundStaub heutVormittagist so unerträglich im Zelt, daß ich einen Spatziergang indasDorf mache, wo ich eine ganze Weilezwischenden Gebüschen herumkrieche[und] die zerstreut liegenden Hütten besehe, die bisweilen in ihrer Zerfallenheit sehr malerisch sind; aber es fehlt mir an Schattenundeinem bequemen Sitzplatz, um mein mitgenommenes Zeichenbuch anzuwenden. Bei hohem Nil stehen die Hütten halb im Wasserunddie Bewohner ziehen mitdenHeerden in höher liegende Savannengegenden. - Müde kehre ich etwa um 11 Uhr zudenZelten zurück. AmNachmittagkommtderSchech des nahen Dorfsundes beginnen die Verhandlungen überdieKameele; man istaberso unverschämt, pro Kameel 50piasterzu fordern,dasheißt5piastertäglichund10 Tage wollen sie marschiren, was etwa 6 StundenperTag gäbe; zuletzt versprichtderSchech, morgen die Kameele zu schicken, doch ist dem keineswegs zu trauen. Ich spiele während dieser Verhandlungen mit Abekeneinmal wieder Schachundfertige mir außerdem ein Paar neue Hosen an, da fast alle die meinigen[ragh]sind. -

Sonntagden28ten April 1844. Die versprochenen Kameele kommen[,] wie vorausgesehen, nicht; während ich aber beim Zuckerschlagen sitze, etwa um ½ 10 Uhr, kommt Jussufaus Metemmazurück. Der Mudir hat den Nasir des Distrikt mitgegebenunddieser ist jetzt noch im Dorf, um die Kameele zu verschaffen; es ist alsomöglich[,] daß wir noch heut fortkommen; 5piasterpro Tag aber müssen wir geben,undkönnen dann verlangen in 6 - 7 in Meraueanzukommen. WindundStaub ist heut wieder scheußlich,undda wir auf feuchtem Nilsandboden hart am Wasser liegen, so ist es inderThat sehr wichtig, daß wir hier bald fortmachen. Mit Frankegeht es heut besser, mein Rücken aber ist nicht fort -,sonderneher zurückgeschritten, indessen ist es zu ertragen. Um Asser kommen inderThat 20 Kameele, indessen die übrigen 40 fehlen noch,undso geben wir es auf, heut noch aufzubrechen,sondernhoffen, morgen früh fortzukommen. Während derVormittagsAndacht fiel wieder, wie so ofteinStreitzwischen Filippounddemkleinen Alivor, wobei der Erste dem andern miteinemHolzhammer eine tüchtige Wunde versetzte. Dieß bewirkte, daß Filipponicht nur tüchtige Prügel bekam,sondernnun schon zum drittenmal fortgejagt wurde;undschwerlich wird er wieder angenommen, doch aber thut er mir Leid, denn er ist nur dannundwann so halb verrückt, sonst aber kein schlechter Mensch. Gegen Abend spielen wirzumerstenmal dassogenannteBoochen Spiel mit Kugeln, die wir in Kartumhaben machen lassen; dann nehmen die AnderneinBad, ich wasche mich blos[,] weil ich Furcht vor Erkältung habe; Vor dem Bette einmal wieder Schach mit Lepsiusgespielt. - Der Tag nicht sehr heiß, etwa 31° wie gestern. 143

Montagden29ten April 1844. HeutVormittagBesuch des Nasir’s, der denn den ganzen Tag im Lager bleibt bis alle Kameelezusammensind.Vormittagsmehrere Parthien Schach mit Abeken. Gleich nach Tisch will Lepsiusmit mir noch eine Exkursion auf meroitischer Seite machen, ein wenig flußabwärts, wo sich noch Ruinen finden sollen, indessen ziehe ich mich davon zurückunder macht sie allein. Etwa um 4 Uhrendlichwird angefangen aufzupackenundum 6 Uhr ziehen wir vom feuchten Flußlager fort[,] während Lepsiusschon vonseinerExkursion zurückkommt. Wir haben etwa 64 Kameele. Der Weg geht der untergehenden Sonne entgegen, die nocheinenprächtigen Blick auf die Bergevon Meroedrüben wirft; dann verbergen wir uns im Dickicht der Waldbüscheodervielmehr Dornenbüsche, welche das diesseitige Ufer dicht bedecken. Im hellsten Mondschein gelangen wir nach 1 Stunde zum Dorf Gos Burraundbleiben zu unsrer größte VerwunderungundÄrger nach einer halben Stunde etwa liegen, weil die Kameeltreiberundder Schech, der uns bis hierher begleitet[,] vorgeben, sie müßten sich erst verproviantiren, was sie nicht gekonnt, weil sie so schnellzusammengetrieben. Alles Streitenvon Lepsiushilft hiergegen nichts. Wir machen aufdemhübschen ebenen Platzezwischenden hier etwas weitläuftiger stehenden Santbäumchen halt,undschlagen die Zelte auf. Kaltes AbendbrotundThee. Unsre ganze Tagereise waren heut also kaum 2 Stunden!undmorgen werden wir vor Mittag auch nicht weiter kommen.

Dienstagden30ten April 1844. Die Nachtundbesonders der Morgen sehr kühl, etwa nur 12 - 13°, 1 Stunde nach Sonnenaufgang 15 ½°. DerVormittagwird dann richtig noch auf unserm Lagerplatz verbracht. Die Verhandlungen mit dem Schech, der Geld habenundnoch mehr sehen will, nehmen kein Ende. Unterdessen mache ich einenkleinenSpatziergangzwischendenBäumen umher mit Abeken; in einer nahen Hütte finden wir eine Frau, die in einem hängenden Lederschlauch durch Hin -undHerschütteln Butter fabricirt. Abekenläßt sich von der noch ganz dicken Buttermilch geben, die ein klein wenig säuerlich schmecktundfett (mir nicht sehr gut) im Lande rob genannt. Bis um ½ 3 dauert hier unser Aufenthalt,undnun erst geht es mit 66 Kameelen vorwärts. Eine ganze Strecke begleitet uns noch der dicke Schechundwir sind froh, daß er endlich sich drückt, nachdem er 800 piaster unter die Kameeltreiber vertheilt hat. Bis ¾ 10 Uhr wandern wir fort[und] lagern uns dann im Mondschein imsogenannten Wadi Abu Hammid, ohnweit des Gebel German. Die Wüste ist ziemlich einförmig; Felskruste mit schwarzen Sintersandstein überstreut[,] wechselt mit weißen Grasstellenundfruchtbarem Lehmboden, worin dürftige Bäumchen wachsen; - der Horizont fast unermeßlich. - Abends erst um ½ 12 zu Bett, nachdem wir etwas kalten Braten gegessenundThee getrunken. Um 11 Uhr etwa sind es 16° Wärme; der Tag schönundluftig. -

Mittwochden1ten Mai 1844. Bußtag. Vor Sonnenaufgang aufgestanden, trotz alles Treibens aber kommen wir doch erst um ½ 7 Uhr in Bewegung. (Die Sonne geht jetzt circa um ¾ 6 Uhr auf) Der Morgen kalt, vor Sonnenaufgang 13°. Wir wandern heut amVormittagbis 10 Uhr, wo wir an die große Straßevon Metemmabei dem Brunnen Bir el Abu Heachankommen. 144Der Charakter der Wüste wie gestern, doch stärkere TiefungenundWasserläufe, die unangenehm eingerissen sind, voll GrasundBäumchen; Höhenzügen reiten wir näher, die sich in ziemlicher Länge gegen NordwestvonOsten nach Westen ausbreiten; - sonst der Horizont noch sehr eben, nur leise wellig. - AmNachmittagreite ich meist mit Lepsiusvoraus. Um 3 Uhr wird aufgebrochen bei 31° - 32° Hitze. Die Gegend erscheint kaum als Wüste. Die schwarzen Steinflächen wechseln fortdauernd mit den weiß-grünen Gras Wadi’s[und] ihren Stachelbäumen. Um 10 Uhr Nachts machen wir endlich Rast neben den niedrigen Gebirgszügen des Gebel Abu Heach; - noch ist nichts andres als Sandsteinformation zu sehen, die sich dannundwann zu einzelnen Kuppen, jedoch unbedeutenden, erhebt. Am Abend sehr ermüdet; um ½ 12 Uhr zu Bett.

Donnerstagden2ten Mai 1844. Wie gestern um ½ 7 Uhr abgereist. Mein Rückenschmerz hat sich durcheineErkältung inderNacht wieder vermehrt, was mir sehr fatal ist. - Die Wüste erscheint inderThat nicht als Wüste, da die Vegetation nicht aufhört, sondern eher zunimmt; um ¼ 11 Uhr Halt gemacht in einem Thale, wo prächtige schattige Santbäume zwischen demzusammengewehtenSande freundlich heraussehen. Sehr viel Gazellen gesehen. Ich gehe inderfrischen Morgenluft eine ganze Strecke mit Abekenzu Fuß. Unser Mittag unweit des Gebel Nuhs(so genannt, weil er die Mittezwischendem vorigenundnächsten Brunnen bildet). - InderFerne vor uns schimmert ein höherer Gebirgszug, wahrscheinlich Urgebirg; wir werden ihn wohl morgen erreichen. Wieder 31° Hitze beim Luftzug. - AmNachmittaggleich nach ½ 4 Uhr aufgebrochen. Sehr interressant die eigenthümlich geschweiften Treibsandanhäufungen, die geschwungene Sandwände von 2 - 12 Höhe bildeten. Der Sand sehr fein mit Thon gemischt. Wir marschirten durch fast fortdauernd begraste Flächenundschwarze Felsflecke bis um ¼ 11 Uhr bei Vollmondschein,undlagerten uns dann höchst ermüdet. Der Abend war sehr lau, ja schwül. Da unser Zelt nicht haften wollte, schliefen wir im Freien. Blos Thee getrunken mit Bisquit,unddann zu Bett. -

Freitagden3ten Mai 1844. Heut früh vor ¼ 7 aufgebrochen nach dem in der letzten Nacht uns bedeutend näher gerückten Gebirge Gillif, wonach diese ganze Wüstenstrecke heißt (nicht Bahinda, welches ein Theil der Wüstezwischen Ambukolund Kordofanist). Erst mit Abeken, Ernst, Maxeine gute Stunde zu Fuß gegangen, dann zu Kameele weiter; der ausgerissene Hapi(Affe). Gegen 9 Uhr hörte die Sandsteinbildung auf,undwich dem röthlichen Granit. Wir oben genannten 4 ersten auf kürzerem Wege direkt nach dem Kessel, worin Regensammelwasser,undwo SchläucheundKameele gefüllt werden sollen. Etwa um ½ 10 Uhr kamen wir dort an; Gazellen[,] die vom Trinken kamen,unddie ich schießen wollte; aber ich fand den Kolben meiner Flinte wieder gänzlich untauglich; dafür schießt Ernsteins dieser niedlichen Thierchen; ich zeichne eine kleine Ansicht des Wasserbeckens, was inderThat einen romantischen Anstrich hat. Das Becken hat vielleicht 30 - 40 Breite von steilen Felswänden eingeschlossen. Das Wassersiehtklar aber grünlich ausundwarvonschlechtem faulen Geschmack. Höher145 oben aber findet sich ein andres Becken, was trefflich erhaltenes Regenwasser hat; da ich zeichnete, bin ich nicht hinaufgegangen.InteressanterAnblick des Trinkens der Kameeleundeiner großen Ziegenheerde, die von einem jungen bildschönenarabischenMädchen getrieben wurde; ihre dunklenregelmäßigenZüge mit etwas tiefschattigen schwarzen Augen waren umhangen von dem langen Haupthaar, deren regelmäßige Bindfadenstreifen am Hinterkopf mit einem Schmuckbandezusammengehaltenwurden; die junge volle Brust, der musterhafte Wuchs waren reizend anzusehenundentzückten besonders Max. Dieser Wasserfleck heißt Gake Dul. Etwa um 12 Uhr erst ritt ich mit Abekenzu unsrem Lager, wo ich dann unterdemoberen Theilvon Abeken’s Zelte bei heißem Gluthwind dieß Tagebuch vollende. - Nachdem ich noch ein wenig gezeichnet, brechen wir, diesmal sehr spät[,] erst um ½ 5 Uhr aufundmarschiren, die Hauptmasse des Gebirges umgehendundrechts liegen lassend[,] in ziemlichwestlicherunnachherNordwestlicherRichtung bis ¼ 11 Uhr; im Wadi Abu Harodlagerten wir die Nacht, die bei so spätem Ankommen für mich viel zu kurz wurde, da ich natürlich erst gegen 12 Uhr zu Bett kam. Die Gegend fortwährend Savannenartig; schöner Mondaufgangundbeobachtete Verdämmerung des Mondes etwa 15 - 20 Minuten. Große Eselkarawane, die uns im Dunkeln begegnet. - Der Tagundbesonders AbendundNacht sehr warm. - Das hübsche Mädchen heißt Farche(Hühnchen)ausdemStamm der Hasari-Araber.

Sonnabendden4ten Mai 1844. Wie gewöhnlich vom Wadi Abu Haroaufgebrochen um ¼ 7 Uhr. Zuerst gehe ich mit Abekenund Maxetwa 1 ½ Stunden, die nicht selten malerischen Linien des Urgebirges zur Rechten. Um ½ 9 Uhr führte der Weg in dasGebirge Gelifselber hineinundbrachte uns bis 12 Uhr auf eine Art von Hochebene, wo wir uns lagerten. Der Weg war eineinterressanteKettevonThälern; rechtsundlinks basaltisch, Syenitische Massen, meist schwarz, oder röthlich, an welche sich kalziger Granit, röthlich, später auch weißlich anlegte. Die Thäler bewachsen, durch Wasserstrom ausgerissen, wir reiten höchst romantischundgroßartig, die Pfade für die Kameele oft sehr beschwerlich. Die Steigung bis zum Sattel schätze ich mit Abekenauf wenigstens 100-150vonderEbne; aufderHochebne freie Aussicht auf Gebirge rings umher. - Um 9 Uhr circa kamen wir zum Brunnen Magaga, in dem Wadigleiches Namens[,] was unsern Weg ausmacht. Es war einekleineTiefung, worin lehmigtes Wasser stand, wir hielten uns nur etwa 10 Minuten dort auf. - DenNachmittagkamen wir um ¼ 5 Uhr von der Hochebene Om Siddrafort, der Weg ging nun aus einer Ebene in die andre, aber immer so, daß wir vom Hochgebirg stets wie in einem Thalkessel umschlossen blieben; es waren großartige Ansichten auf die stets sich vor uns aufrichtenden Höhenzüge. Um ½ 7 Uhr gelangten wir in das romantische von gewaltigen Felsbergen umschlossne waldige Thal Wadi Kalas, in dessen Mitte sich etwa 6 Löcher nebeneinander fanden, circa 15-20 tief, davon 3 recht trinkbares Wasser enthielten. Die Gegend war herrlich, sowiederLagerplatz;undda SchläucheundKameele mit Wasser versorgt werden mußten, blieben wir den AbendunddieNacht da; so konnte denn doch einmal Abendbrod gegessen werden. Um ¾ 10 Uhr zu Bett. -146

Sonntagden5ten Mai 1844. Noch im Mondschein des Morgens wird um 4 Uhr aufgestandenundum 5 Uhr abgeritten; Um 5 Uhr 23MinutengingdieSonne auf in trüber Athmosphäre. Die Gegend heut war aber sehr anmuthigundinterressant; Thalebne auf Thalebne,vonprächtigen Bergen umschlossen, folgte bedeckt mit den mannichfaltigsten Bäumen, Somra, Serra, Siddra, Salame, Siale, Eglik, Haraza, Marachetceterabedeckten die EbnenundRänder der ausgewaschnen[,] trocknen Wasserbetten. - Früh ritt ich mit Lepsiusund AbekenzueinerArabischenHütte[,] wo wir rob (Buttermilch) von einem hübsch gewachsenen, aber im Gesicht weibisch, wenngleich hübsch aussehenden Araber kauften, der zum Stamm der Auadiegehörte, die hier herum ihre Lagerplätze haben; eine ganze Menge junger Zicklein umstanden die Hütte, die wie gewöhnlich aus einigen Decken über die Zweige gehängt, gemacht war; ein Angareb aber fehlte nicht darin. - Bis 11 Uhr ritten wir fort, wo dann die Treiber sehr wünschten[,] Halt zu machen; es geschah im WadiAbuDom; der Aufenthalt ist aber des starken Windesunddamit verbundenen enormen Staubes wegen mehr unangenehm als angenehm. - Schon um 3 Uhr verlassen wir das Lagerundmarschiren bis ¾ 9 Uhr im Thale Abu Dom, was jedoch nicht allzu interressant ist; theilweise üppige Vegetation der verschiedensten Baumarten. Wir wollen eigentlich bis zum Brunnen el Hannekkommen; doch wird es zu spät,undwir halten 1 Stunde früher an; wir haben heut etwa 12 Stunden gemacht, eine starke Tour. -

Montagden6ten Mai 1844. Wir brechen wieder wie gestern im Mondschein des Morgens um 5 ¼ Uhr auf; das Gebirge hat sich schon seit gestern viel mehr vereinzeltundman steigt ganz allmählig durch die weiten bewachsenen Thäler nach dem Flußbette zu. Nach 1 Stunde erreichen wir den Brunnen Hannek, wo sich aber die Kameele nicht aufhalten. Wir gehen zu Fuß nach den Löchern; das Wasser ist ein wenig fauligundwiderlich zum Trinken; um ¾ 12 Uhr gelangen wir zum Brunnen Om Seyala(Mutter des Baums Seyala), wo sich in etwa 15 tiefen Löchern recht gutes trinkbares Wasser findet, aber warm. Wir ruhen unter einer mit Schlingpflanzen überhangenen Seyale, was ein bedeutender Baum wird, aus. Lepsiusmit Jussufrüsten sich, um über Nurivoraus zu gehenunduns morgen im Dorfe Abu Domzu treffen. - Der Tag ist schön; ein wenig windig. - Ich zeichne ein wenig, während wir unsre Mittagsrast halten. Erst um ½ 5 Uhr kommen wir wieder zum Aufbruch, während Lepsiusschon um 2 Uhr nach Nuriabgegangen ist. Unser Weg führt fortdauernd in dem Wadi Abu Domfort; nicht hohe HügelundHöhenzüge dessogenannten Gebel Gazaloder Rasal(Gazellenberg) bilden den SchlußundAuslauf der Urgebirge gegen den Fluß hin. Nach 1Stunde erblicken wir bei einer Biegung der Berge den ersehnten Gebel Barkalals kurzen blauen Streifen jenseit des Nil hervorragen. Mit Sonnenuntergang gelangen wir zu einerchristlichenkoptischen Kirche (Kenissa), die aus gebranntenNilschlammziegelnwie Sandsteinen erbautundmit Kalkputz überzogen[,] mit ihren um sie herliegenden Klosterruinen malerisch emporstieg. Sie erschien bei näherer Besichtigung großundbedeutend, den früher gesehenen typisch ähnlich,147 aber noch tüchtiger inderAusführung; die umherliegenden Wohnräume aus rohen Sandsteinen unregelmäßig aufgebaut,undmeist sehr zerstört; wir konnten sie nur flüchtig beschauenundeilten dann der Karavane nach, mit der wir bis um ¾ 9 Uhr marschirten, wo wir kurz vordemFlusse noch einmal Nachtquartier machten, um morgen dort bei Tage anzukommen.

Dienstagden7ten Mai 1844. Wir brachen heut um 7 Uhr auf,undauf leise hüglichem Terrain mit dem baumartigen Grase vielfach bewachsenundvonGazellen bevölkert[,] schritten wir gegendenFluß hinab, wo wir im malerischen Dorfe Abu Domnach 1 ½ Stunde anlangten. Bei unsrem Aufwachen sahen wir den ganzen prächtigen Fels Barkalvor uns liegen,unddie Aussicht auf das mit Dom -undandren Dattelpalmen reichlich bewachsene Ufer war trefflich; die Häuser, ordentlichund4eckig gebaut[,] lagen freundlich dazwischen. Auf einem Hofe des Gouvernements dicht am Fluß, der kleinundschmal erschien, wurden unsre Sachen abgepackt; in einem kühlen Zimmerchen des Melassin (UnteroffizierundAufseher der Viehherden, die dort passiren), erwarteten wir Lepsius, der erst um 11 Uhr etwa ankam. Unterdessen Besuch von dem Kadi der Umgegend, einem recht angenehmenundanständigen Araber, von mehreren andern Schechs pp. Der Pascha, wie wir hörten ( Hassan Rischuvon Dongola)[,] hatte eine Gouvernementsbarke geschickt zur Disposition für Lepsius, diese war bei Gebel Barkalundwir schickten hin, sie zu holen; es dauerte aber sehr langeundwir warenendlichgenöthigt[,] unsre Sachen in eine andre Barke laden zu lassen; unterdessen kam sie jedoch,undcirca um 4 Uhr Nachmittags segelten wirvon Abu Dom, gegenüber dem Städtchen Meraue, ab nach GebelBarkal, wo, wie wir durch Lepsiuserfahren, der Maler Georgibereits unsrer wartete. Mit Sonnenuntergang, von gezwungenen Fellah’s gezogen, kamen wir dort anundfandendenMaler am Strande unsrer wartend; aus seiner langen Einsamkeit wurde er nun erlöst. Das Auspacken der Sachen ward auf Morgen verschoben. Wir Andern machten halb im Dunkeln noch einen Weg zum Felsen, der ½ StundevomFlusse entfernt lag. - Von den Tempeln war wenig, fast nichts zu erkennen. AufdemRückweg beieinemFeuer vor Georgi’s Hütte die Brief -undZeitungspackete aufgemachtundgelesen; ich empfange leider nureinenBriefvon Freyundeinen alten, den mir Lepsiusnach Es Surgeschrieben hatte,undder nicht angekommen war; dann zur Barke zurück[,] wo wir Abendbrod aßen. Ich, Lepsiusund Abekenschliefen dort, die Andern oben bei Georgi. Nach 11 Uhr zu Bett. -

Mittwochden8ten Mai 1844. Vor Sonnenaufgang aufgestanden; dann mit LepsiuszudemBerg geritten[,] umeinenLagerplatz aufzusuchen, während 10 Kameele bepackt werden, umdieSachen hinaufzuschaffen. Besehen der Pyramidenkammern, die meist schlechtundgrad so wie in Es Sursind. Auch die Tempel sehr verfallenundzerstört. Um 10 Uhr etwa sind alle Sachen am Lagerplatz vordemBerge gegendenFluß zu angekommenunddie Zelte werden aufgeschlagen. Dann Spatziergang148 mit Abeken. Besichtigung des großen Tempels[und] Umgehen des Felsens, was ein heißes Stück Arbeit ist. Um 12 Uhr zudenZelten zurück. Der Tag ist sehr warm, ich habe 35° im Zelte; jetzt[,] wo die Sonne gleich untergeht, wollen wirzumFluß wandernundich nach langer Zeit einmal wiedereinBad nehmen. - Dieß Bad ist höchst erquicklichunddas Festmahl, was unsrem neuen Ankömmling Georgi zu Ehren darauf gehalten wird, schmeckt trefflich. -

Donnerstagden9ten Mai 1844. Am Morgen die Arbeiter bei denPyramidenzum Ausgraben angestellt, dann zurückundmit Lepsiusun Abekendie Tempel gründlicher besichtigt. AmNachmittagdie vergleichende Aufnahme der Tempel angefangen. Der Tag erstaunlich heiß 37° um 12 Uhr Mittags, Abends um ½ 10 Uhr noch 28° im Zelt; man schwitzt unaufhörlichundich bin den Tag über ganz marode. Da morgeneinBote nach Dongolahgeht, entschließe ich mich, die angefangenen Briefe mitzugebenundschließe darum auch den an die Mutter ab. -

Freitagden10ten Mai 1844. Der Brief andieMutter wird mit dem heutNachmittagnach Dongolagehenden Boten Mohammed, den Dienervon Abeken, abgesendet. Ich beschäftige mich Vor - wie Nachmittag mitderAufnahme des großen Tempels, der höchst schwierigundmühsam wird wegen der bis in die Fundamente gehenden Verwüstung desselben; dabei beaufsichtige ich wieder die Ausgräber, die ich meist bei den Widdersphinxen beschäftige. Der Tag wieder heiß, wenn auch nicht so wie gestern; gegen 12 Uhr 35°. - Der Tag ist jetzt fast nie ganz freivonWolken.

Sonnabendden11ten Mai 1844. Ich messe heut den großen Tempel vollständig auf; der Tag ist wieder sehr heiß, 35°, bei heißen Luftströmungen auch wohl darüber; man kommt jetzt ausdemSchwitzen nicht heraus, TagsundNachts trieft man. - Heut wird zur[Veränderung]wieder ein Diener weggejagt namens Idris. Abends erquickliches Bad im Nil. -

Sonntagden12ten Mai 1844. Heut Morgen starker Nebel, der Berg wie Fluß umhüllt; ich kann darum nicht, wie ich will, Morgens zum Zeichnen indasDorf gehen. - So bleibe ich im heißen Zelt; es wird eine Eßlaube von Palmblättern heut gebaut, das viel kühler ist, als unser Zelt,undworin wir bei weitem bequemer sitzen. Um ¾ 12 33° Hitze;Nachmittagswohl etwas mehr. Gegen 5 Uhr mit Abekennach den Palmgruppen des Dorfes hinabgegangenundein wenig gezeichnet während er mir vorliest; schöne frisch gemolkene Milch getrunken; dann mit Sonnenuntergang Bad.

Montagden13ten Mai 1844. Die vergangene Nacht ungemein schwül, so daß um ¼ 1 Uhr inderThat sicheinGewitter von Osten näherte, wasmanschon gestern Abend fern beobachten konnte. Als ich es donnern hörte, stand ich auf[und] ebenso Lepsius; die Diener wurden149 geweckt,undmehrere Kisten in den Felsentempel geschleppt; die andern nothwendigen im Eßzeltezusammengepackt;es blieb bei schwachem Donnerundheftigstem Wetterleuchten; ich legte mich dann angezogen wieder aufdasBettundschlief leidlich bis gegen Morgen. Gestern Abend um ½ 10 Uhr hatten wir noch 29° Wärme. Der Regen blieb aus,undder heutige Tag war nun erst recht heiß. Das Schwitzen ist inderThat jetzt ganz enorm; der ganze Körper tropft fortwährend; ein trocknes Hemd anzuhaben, ist unmöglich. Heut früh mit AbekenaufdenFels Barkalgeklettertundhier oben wenigstens war es angenehm luftig; ich gewanneineAnschauung des Terrains;undschritt die Form des Felsplateaus ab; dann zudenAusgräbern beidenPyramidenundvon dort zu den Zelten, wo wir triefendunderstaunlich durstend anlangten. Um ½ 3 Uhr Thermometerbeobachtungen, während sich am Himmel vielfache elektrische Wolken thürmenundöfters Donner rollt; wir haben in der That heut 39°Réaumurim Schatten, ja momentan noch ½° mehr. In meinem Zelt in Mannshöhe habe ich 40°, Abeken’sThermometernachCelsiuszeigt〈…〉〈…〉 einen Augenblick 49,6°; ich habe nie geglaubt, bei größter Seelenruhe so schwitzen zu können; in diesem Augenblick[,] wo ich schreibe, tropfe ich wie ein Sieb. - Noch maß ich die Hitze des Nilerdbodens[,] auf dem unsre Zelte stehen,undfand ihn beinah 52 ½ °Reaumur. - Ich maß amNachmittagden Grundriß dessogenanntenTyphoniums auf; zum Baden gehen war es mir zu warm. Der Abend brachte dann natürlich von allen Seiten Gewitter herauf, aber es schien, als sollten wir mit einem enormen Staubwinde davonkommen während es, besondersimGebirge Egillifstark regnete. - Die Wolken zerstreuten sich wieder, doch kehrten sie inderNacht wieder; eine kurze Zeit lang regnete es, blitzteunddonnerte; aber auch dieß währte nur kurze Zeit.

Dienstagden14ten Mai 1844. Der heutige Tag war viel abgekühlter, wobei aber WindstößeundStaubwolken rukeltendenganzen Tag heftig die Zelte.VormittagsAufmessen der übrigen Tempel,NachmittagsBeginn des Aufzeichnens; das Arbeiten in WindundStaub sehr fatal. Es finden sich hier viel Skorpione; einer unsrer Diener ward heut gestochen, Mohammed der Fakir, unser Eseltreiber. Die Hitze etwa 34°.

Mittwochden15ten Mai 1844. AmVormittagam Plan des großen Tempels aufgezeichnet,Nachmittagseinige Terrainmessungen Behufs der Spezialkarte ausgeführt. Der Tag schön,obgleichziemlich heftiger Wind. Die Wärme nur etwa 32°.

Donnerstagden16ten Mai 1844. Himmelfahrtstag. Ich hatte mirvorgenommenvom Dorfe Barkalaus eine Aussicht aufdenFels zu zeichnenundging darum schon gegen 8 Uhr hinaus. Indessen lief ich von einem Ende des Dorfs zum andern, ohne einen passenden Platz, wo ein hübsches Bild mit SchattenundWindstille fürdasZeichnenzusammentrifft, finden zu können. Die Gruppen der Palmen aber, die Hütten,undmanche Aussicht aufdenBerg sind sehr schön. Zugesehen, wie ein Mann webt, mit einer Art rohen einfachen Webstuhl. - Dann Milch in einer150 Hütte getrunken[,] wo ich ein ¼ Stündchen sitze,und2 Weiber ausundeingehen, die beide im Gesichte jungundhübsch sind, währenddieGestalt der Einen auch noch jugendlich ist, malerische Wirkung; die selben auf den Knien kauernd ihre Spindel drehen zu sehen. - AmNachmittagreite ich mit Lepsius, Abekenund Jussufnach Meraue, einem höchst elenden Neste, was an die niedrigen Felsen angeklebt ist, doch abereineMoschee hat. Es ist etwa 1 Stunde zu reiten, wir besahen dort einige Steine, die mit Inschriften versehen waren, einer im Zimmer des Kaschef, was roh genug aussah. Fantasie inderStadt bei aufgestellten Pauken; der Schwerdttanz wurdevonMännern ziemlich schlecht ausgeführt, dann tanzten noch einige liederliche Weiber, was ziemlich widerlich wurde; das Ganze war[,] glaube ich[,] wegen einer Beschneidung. - Der Rückweg durch die Dattelgruppen des Flusses entlang war bei untergehender Sonnenbeleuchtung höchst reizend, wenn das Reiten ohne Steigbügel auf schlechtem Sattel mir nicht so ermüdend gewesen wäre. Wir fanden bei Baden schon die Genossen vorundich ging nachher zurück zu Fuße. Der Tag kühl wie gestern; jetzt um 10 Uhr Abends fangen wie gestern inderNacht wieder heftigsteundunangenehme Windstöße an. -

Freitagden17ten Mai 1844. Ich bleibe den Tag über in unsrer Palmenlaube[und] zeichne sowohl am Situationsplan als an den Tempelgrundrissen. Die Witterung ist angenehm, etwa 34° um Mittag. Morgens nur 18°, des Windes inderNacht wegen. AmNachmittagheftige Scenezwischen Lepsiusund Franke, wo Letzterer über alle Beschreibung grobundungeschliffen ist, so daß Lepsiusendlich dazu schreitet, ihn nach zurückzuschicken. Ich gehe mit ihmund Abekenbaden; der Fluß beginnt jetzt merklich zu wachsen, seit gestern etwa 4-6. Beim Abendessen erklärt Lepsius Franke, daß er ihn nicht mehr als zur Expedition gehörig betrachte. - Morgen wollen wir eine Expedition aufdasandre Ufer nachderkoptischen Kirche inderWüste machen. -

Sonnabendden18ten Mai 1844. Nach dem Frühstück machen Lepsius, Abeken, ichund Georgisich auf, um nachdemKloster inderWüste zu gehen. Auf unsrer Paschalichen Barke setzen wir überundum 8 Uhr etwa beginnen wir unsren Ritt, mit schlechten Kameelen (ausgenommen Lepsiusund Abeken, die ihre Esel haben)undgegen 11 Uhr langen wir dort an; währenddem gute Unterhaltung mit Georgi. Während dort nun Lepsiusund Abekendie Steine mitkoptischenundgriechischenInschriften auf SteineundgebrannteZiegeln eingegraben, abklatschen, nehme ich die Kirche sammt den Zellen umher in heißester Mittagsgluth auf; Georgimacht 2 Ansichten des Ganzen,unddann essen wir unser Brodundmitgenommenen Braten; um 4 Uhr brechen wir wieder nachdemFlusse aufundgelangen dorthin mit Sonnenuntergang um ½ 7. NachderÜberfahrt noch erquickliches Bad in dem151 herrlich warmen Wasser. - Frankeist, wie wir hören, heut Vormittag nach dem Dorf gegangen, was für alle Theile sehr gut ist; morgen wird er wohl BriefeundReisegeld erhalten; aber, wie ich jetzt höre, soll er krank sein,undich fürchte, wir werden ihn doch nicht los. Der Tag sehr heiß.

Sonntagden19ten Mai 1844. Ich bringe heutVormittagim Verein mit Abekenan Frankeim Dorfe 1000piasterReisegeldunddie nöthigen Briefe; er ist sehr kleinlaut gewordenundhateineArtvonmoralischemKatzenjammer. Dann zeichne ich dort eine Ansichtvom GebelBarkal, ohne fertig zu werden. AmNachmittagauch ein wenig gemalt, was aber verunglückt, weil zu wenig Zeit dafür war; dann baden; der Fluß steigt zusehends. Der Tag ist heiß 35°. Wir fühlen uns ohne Frankerecht wohl;undes kommt im Ganzen mehr Einigkeit indieGesellschaft, woran es ihr seit Kartumsehr mangelte. Abends ½ 10 Uhr kommt unser Bote Mohammedvon DongolahundbringteinPacket Briefe wie Staats -undAllgemeineZeitungen bis gegen EndeJanuardes Jahres;für mich leider kein Brief. Das Zeitungslesen hält uns bis gegen 12 Uhr wach. -

Montagden20ten Mai 1844.VormittagsAufnahme der Pyramiden;NachmittagsAufzeichnen beidenZelten. Hitze stark 36°; ich schwitze beim Zeichnen wie ein Sieb. Abends Bad. Es heißt, Frankewill morgen früh abreisenundzwar am Fluß entlang,wahrscheinlichweil er für die 3tägige Wüstenreise bis Dongolazu furchtsam ist. - Seit wir hier am Barkalsind, haben wir das seltene Phänomen, daß am Mittag die Sonne (nicht ganz!) vollkommen über unsern Häuptern steht, also gewissermaßen kein Gegenstand Schatten wirft. -

Dienstagden21ten Mai 1844. HeutVormittagsind wir zuerst alle beim Widder beschäftigt, der begonnen wird aus seiner Tiefung, flußabwärts gezogen zu werden; 80-90 Mann ziehen an dem Schlitten; 2mal mit kleiner Revolte, die aber in Güte beigelegt wird; das Ding kommt sehr langsam vorwärtsundist am Abend noch nicht bis halb zu den Palmen. Der Tag ist sehr heiß 37° um 12 Uhr; ich schwitze wieder ehrlich, besonders amNachmittag[,] wo ich zu Hause zeichne. Es konnte nicht fehlen, daß sich heut Gewitterzusammenzogen;StaubundWirbel als Vorläufer ließen uns eilig Alleszusammenpacken; Jussufs Zelt sank wieder zur Erde, 100 Papiere flogen umher; mein Pfeifenrohr brach mitten entzwei; von Regen bekamen wir nur einige Tropfen; nach Sonnenuntergang ritt ich mit Lepsiusund Abekenbaden;dasWasser steigt stark. Die Nacht heut ist enorm schwülundgar nicht abgekühlt. - Heut früh soll Frankeabgereist sein. -

Mittwochden22ten Mai 1844. Ich mache das eine Blatt derGrundrisseder Tempel fertig; Abends Bad.DerTag sehr warm 36 ½°; bei Sonnenuntergang noch 33 ½°; der Widder ruht heut, um erst morgen, wo WegundWalzen besser angeordnet sind, weiter befördert zu152 werden. - Ich finde durch die Ausgräber heut vor dem Tempel 2 neue Widder.

Donnerstagden23ten Mai 1844. - Heut früh auf den Berg gewandert mit meinem Plane inderHand, den ich von dort oben vervollständige; dabei freue ich mich der weitenundtrefflichen Aussicht über den gekrümmten Nil mit seinen Palmenundzurück über die vegetationsleere Wüste. Dann hinunter[und] bis Mittag, sowiedenganzenNachmittagam Ausziehen des Plans gearbeitet, der denn auch so gut wie fertig wird. Der Tag ist wieder sehr warm 37°, die ich noch gegen 4 Uhr in meinem Zelte habe. - Der[steinerne]Hammel rückt heut bis unter die Palmen vorundwird wohl morgen am Nil anlangen. - Gegen Abend wie gewöhnlich Bad in dem sehr warmen Wasser; im Mondschein nach Hause.

Freitagden24ten Mai 1844. - Ich mache heut in Gesellschaftvon Abekeneine Parthie nach den Pyramiden von Nuri. Wir setzen auf unsrer Paschalichen Barke über, nehmen beim Schech von Dueh2 Esel für unsre Leute nebst einem Führer,[und] reiten um ¼ 10 Uhr ab unweit des Wüstenrandes hin. Der Flußmachtvon hier bis Nuri einen bedeutenden Bogen, den man zu Lande abschneidet. Um ¾ 11 Uhr kommen wir auf dem wüsten, flach gelegenenPyramidenPlateau an. Die Pyramiden[,] von Flugsandbergen umgeben[,] sind bedeutender als die am Barkalund Meroe. Der morsche Kieselsandstein hat ihre Hüllen fast durchgehends verwittern lassen; nur etwa an dreien sieht man noch einige Flecken der Bekleidung. Auch sie hatten KammernundmiteinerMauer umschlossene Höfchen vor sich, aber auch hiervon ist nichts als das Faktum mit Sicherheit anzuführen, von Hieroglyphen konnte man bei dieser Steinart natürlich nichts mehr finden. Die Höhe derPyramidenmag etwa 70 - 80 betragen. Nachdem wireinwenig ausgeruhtundKaffee getrunken, bestiegen wir die größte derPyramiden, die eigentlich Stufenpyramideist. Von dort aus berichtigte ich übersichtlich den Planvon Caillaud. Die Sonne brannte so heiß, daß man weder stehen noch sitzen konnte,sondernöfter den Platz wechseln mußte; es schien mir, als sei es noch nie so heiß gewesen. Nachher zeichnete ich aufdemTerrain noch die KammernundBergparthien ein,undwar mitmeinerArbeit nach 2 Uhr fertig, aber auch sehr erschöpft. In dem Schatten der einen überhängendenPyramideaßen wir nun unser BrodundBraten, Batich, Gurken, Datteln, Milch,undKaffee mit Zigarren. Dann las Abekeneinen Gesang ausdem Byronvor, was uns bis nach 4 Uhr aufhielt; die AussichtvondiesenPyramidenindasNilthal ist sehr schönundfreundlich; um ½ 5 Uhr ritten wir zurück, machten zuerst einige mißglückte Versuche, um alte Gräberhügel aufzufinden, von denen uns Lepsiusgesagt hatte,undkamen etwa um 6 Uhr zu unsrem Schech in[ Gueb][,] ohnweitderBarke, an. Wir wollten ihn eigentlich umgehen, aber er kam uns entgegenundfing uns auf. Ein beschriebener Stein verlockte uns zu folgen; wir mußten bei ihm ein kleines Abendessen einnehmenundwollten eben aufbrechen, als ein schrecklicher Staubwind losbrach, den ich schon lange am dicken Horizonte wahrgenommen. War für unsdieSonne schon längst nicht mehr zu sehen, obwohl noch überdemHorizont, so sahmanjetzt kaum noch die153 Hand vor den Augen; nothgedrungen mußten wir jetzt warten, bisderStaub sich etwas gelegt hatte. In dickster Athmosphäre setzten wir noch über den Fluß, was des heftigen Windes wegen mühsam war; das Baden mußte unterbleiben,undetwa um 8 Uhr kamen wir beidenZelten an, wo die Andern schon mitdemEssen fertig waren. - Nach Jussufs Angabe hatten wir heut um 2 Uhr im Zeltschatten 40° Wärme.

Sonnabendden25ten Mai 1844. Obgleich am MorgendieLuft abgekühlt erschien, kam doch am Tage wieder starker Gluthwind,unddieHitze stieg auf 37 ½°. Ich zeichnete heut die KlosterundKirchenruinen vom Wadi Abudomaus,undvollende so wieder ein Blatt. - Abends Bad; noch um 9 Uhr einige 30°. -

Sonntagden26ten Mai 1844. Pfingstfeiertag. Obgleich schon am Morgen die Athmosphäre taubundstaubig ist[,] mache ich mich nachdemDorfe auf, um die letzt angefangene ZeichnungvomBerg Barkalzu vollenden. Ich komme zur Schokolade zu spät zurückundmuß nachexerciren. Der Tag ist heißunddrückend 37 ½ °.Nachmittagsverdickt sich der Horizont im Südosten; grauundgelb, schwer zieht es herauf, wir müssen uns auf Sandsturm vorbereiten; die Sonne verschwindet hinter der Sandschicht vollkommen; langsam hüllt sie uns ein, aber wider Erwarten ohne Wind; der nahe Barkalzeigt blos seine Masse aber keine Formen. Wir spielen recht vergnügt das Botschi Spiel; nachdem wir uns durch gut gebacknen Blätterkuchen aus Meraue, durch MelonenundBatichunddurch Rosenscherbethvon Abekenerquickt haben. - Dann Bad; das Wasser erscheint dunkelgrün; beim Heimgehen erhebt sich Wind, aber es ist Samumwind, der etwa noch 35° haben mochte. NachdemAbendessen vermehrte er sichundwir bekamen auch eine kleine Regenhusche; nach derselben noch 31° Wärme. Die darauf folgende Nacht hat an Schwülheit noch nicht ihres Gleichen gehabt; wir schlafen alle sehr schlechtundLaken wie Kopfkissen sind am Morgen vollständigvonSchweiß durchnäßt.

Montagden27ten Mai 1844. Der Morgen zeigt keine Sonneundkeinen blauen Himmel, dicke Sandathmosphäre überzieht Alles; dabei stickigte Luft; frühmorgens 26°. - AmVormittagbeginne ich den allgemeineren Brief nach Hause;Nachmittag’skomme ich nicht weiter dazu,sondernbleibe beim Zeitungslesen. DerThermometerzeigt heut 37 ½°und38°, trotz dem, daß die Sonne die Sandathmoshäre nicht recht zu durchbrechen vermag; die Hitze der oberen Nilerde wie des Sandes hat 53°. Lepsiusliest uns sein pro memoria über die Fortschaffung des Obeliskenundder Grabkammern vor. Gegen Abend boggia Spielunddann Bad. -

Dienstagden28ten Mai 1844. Den Tag über an dem Planvonden Pyramidenvon Nurigearbeitet. Wieder sehr heiß, obgleich luftig. 38°, sogar bei heißen Stömungen 38 ½°. Abends Bad wie gewöhnlich. Die Luft reinigt sich heut wieder etwas. 154

Mittwochden29ten Mai 1844. Beendigung des Planesvon NuriundArbeit am Blatte des großen Tempels. Die Hitze 37 ½°-38°. Abends Bad; das Wasser hat 23° Wärme; Zuschauerinnen, besonders kleine Mädchen; Milchstationen auf Hin -undRückweg, kleine nackte KnabenundMädchen mit〈…〉〈…〉 schalen. Gestern Abend sehr spät eingeschlafen, des heftigen Stoßwindes wegen, der sich spät erhobundunsre Zelte schüttelteunduns mit SchmutzundStaub bedeckte, daß es abscheulich war; dabei Schwitzen, daß Alles zum Auswringen ist. Heut Abend scheint sich die Sache zu wiederholen. Ein nach Ambukolgeschickter Bote kehrt heut zurückundbringtdieNachricht, daß dievon Dongolabestellten Barken dort noch nicht angekommen; so wollen wir von denvonhiesigen Barken 2 aussuchen, um bald fortzukommen. Lepsiusschließt heut ein Briefpaket in Frankeschen Angelegenheiten nach Berlin; ich warte mit meinem Briefe bis zur Expedition aus Dongola. -

Donnerstagden30ten Mai 1844. Aus einer mit Abekenverabredeten Parthie, um die Ruinen desjenseitigenUferszwischen Duereund Abu Domzu sehen, wird nichts, weil Lepsiusauch eineExpeditionnach der Insel Meraueund Nurioberhalb vorhatundseinenEsel braucht. So bringe ich heut nicht viel vor mich. Zuerst reite ich mit LepsiuszudenPyramidenhinauf, um die Arbeiter anzustellen, dann arbeite ich anderGeneralkarte dieser Gegend.Nachmittagsmit Lepsiuszum Fluß hinab, wo die Einschiffung des Widdersundderandern Steine angeordnet wird; Lepsiusun Jussuffahren dann in der Dahabie (Paschalichen Barke) gen Nuriab. Ich besuche gegen Abend noch einmal die Arbeiter,undfinde bei der einenPyramideden Brunnen; müde zurück; dann zum Bade. Hitze 37 ½°. Jetzt um 10 Uhr fängt wie gesternundvorgestern heftiger Wind an. Fettfleck in mein Tagebuch. Abekenliest mir aus dem Faust vor. -

Freitagden31ten Mai 1844. NachdemFrühstück mache ich mich mit Abekenun MaxnachdemFlusse auf; wir lassen uns sammt den Eseln übersetzen; dann trennen wir unsvon Max, der nach Nurigeht,undverfolgen unsern Weg gen Abudomhin, nachdem wir in DuemineinerHütte Milch getrunken haben. BeidemAbreiten war das Wetter leidlich, ging aber dann in einen solchen Sandwind über, daß die Besichtigung der Ruinenvon Napatanicht so vollständig geschehen konnte, wie es sonstderFall gewesen wäre; man mochte kaum 50 Schritt weit sehen. Obwohl die Ruinen sich über ¼ Stunde ausdehnen, sind sie doch gegen die von Meroenicht bedeutend zu nennen. Wir fanden auf ihnen die155 rudera einerchristlichenKircheundnur einen bedeutenderen Tempelhügel; das Gebäudevonziemlichgroßem Umfang zeigt viele Säulenreste; ließ aberdenGrundplan nicht mehr erkennen. Es gelang uns, auf einer Säulenzwischenwand einen neuen, doch in 2 Zeichen nicht ganz erkenntlichen Königsnamen zu finden; Ausgrabungen, die wir mit Hilfe der herbeigeholten Soldaten aus Abudomanstellten[,] gaben kein weiteres Resultat, der Sandwind war dabei unvergleichlich scheußlichundder fast 2stündige Aufenthalt da in der Sonne war keineswegs angenehm. Dann ruhten wirundtranken Kaffee im Hause des Soldaten zu Abudom, ließen uns dann übersetzen nach Meraueauf kleiner sehr vollgefüllter Barke,undritten nun strobab! hinter Meraueweiter bis wir eine starke halbe Stunde entfernt zueinemmalerischen Ruinenort gelangten, der uns aus sarazenischer Zeit schien; es war eine ganze, vielleicht ehemals befestigte Stadt, aus NilziegelnundKalksteinen gebaut; einPyramidenartigerThurm erhob sich inderMitte auf dem Felsen, der hart indenNil vorsprang; die Gegendvonhier aus wäre weitundschön gewesen, wenn nicht die Athmosphäre zu unrein war. - Wir machten uns bald wieder aufdenRückwegundkamen vielleicht um ½ 3 Uhr nachderMoschee von Meraue, wo wir uns in den danebenliegenden Gärten niederließen unter Limonenbäumen, die herrlichsten Schatten gaben; dort verzehrten wir unsern kalten Gazellenbraten, gebackene Reisklößchen, Batich, LimonadeundCaffee; Abekenlas einen Gesang aus Byronvor,undso ließen wir es uns nach dem sehr ermüdendenVormittagrecht wohl sein. Etwa um 5 Uhr Aufbruch; weggelaufene 3 Esel; wir beide wandern zu Fußunderfreuen uns wieder des höchst reizenden Weges, der bei sinkender Sonneundbeginnender Kühle doppelt schön war. Hütte mit den hübschen FrauenKinderaufdemArm; wo wir ausruhenundMilch trinken; die Esel kommen uns hier nach, wir gehen aber zu Fuß weiterundkommen nach Sonnenuntergang zum erquicklichen Bade. - Der späte Abend brachte uns wieder die heftigsten Windstöße, die michdiehalbe Nacht wach hielten; um Mitternacht beobachtete Abekeneine fast totale Mondfinsterniß; ich bleibe im Bett, weil ich zu sehr schwitzte. -

Sonnabendden1ten Juni 1844. Ich habe heutdenganzen Tag am Fluße zu thun, um unsre Hammeleinschiffung zu fördern; Fällen einer neuen Palme, Trennen der Stämme; Mark[essen]; etc.Nachmittagskommen die Andren auch herzu; der Hammel rückt nurdenhalben Abhang hinab. Dann Bad; während dessen kommt LepsiusvonseinerExkursion zurück, ohne ganz absonderliche Resultate zu haben; der Tag ist nicht sehr heiß, etwa nur 33° - 34°. -

Sonntagden2ten Juni 1844. Den Morgen bis ½ 11 Uhr bin ich noch unten am Flusse mit der Einschiffung des Widders beschäftigt, die um diese Zeit dann endlich glücklich zu Stande kommt. AmNachmittagfange ich an, einen Brief an Freyzu schreiben; dann156 ein wenig boggia Spiel, darauf Bad. Wir setzten heut unseren Aufbruchvonhier auf den nächsten Dienstag fest. Abends wie gewöhnlich, starker Wind. Der Tag imAllgemeinennicht sehr heiß.

Montagden3ten Juni 1844. Ich arbeite am heutigen Tage noch am Blatte vom großen Tempel, was ich aber trotz aller Quälerei nicht ganz zu Stande bringe. Heut bekam Lepsiusdie Nachricht, daß unsre in Dongolabestellten Barken bereits in Ambukolseienundmorgen hier sein könnten. Nach gemeinsamer Berathung bleiben wir aber bei unserm morgenden Aufbruch,undwollen, wenn wir ihnen begegnen die eine der jetzigen gegen eine von jenen umtauschen. Lepsiusund Maxgehen heut noch einmal nach Meraue, wo sie das Vorhandensein einer alten Stadt entdecken, so daß Napataauf beiden Flußseiten gelegen haben muß. Auch macht Jussufbei Abudomnoch EntdeckungenvonSteinen, die morgen bei unsrer Vorbeifahrt in Augenschein genommen werden sollen. Heut Abend schon Packen einiger Kistenunddann herrliches Bad im Nil. Der Tag ist schönundnach längerer Zeit einmal wieder recht klar. -

Dienstagden4ten Juni 1844. Nach stiller wohl durchschlafener Nacht geht es heut früh andasPacken meiner 7 Sachenunddann Zusammenschnüren der Betten. Dann reite ich mit Lepsiusund ErnstzudenBarken hinab, wo wir das Einpacken der Kisten beaufsichtigen. Gegen Mittag werden wir endlich fertigundfahren auf die andre Seite nach Duemhinüber, von wo aus ich mit Lepsius[,] Abekenund Jussufzu Esel über die Ruinenvon Napatanach Abudomreite. In Duemerst noch Besuch beidemKadi, der uns Bücher〈…〉〈…〉 genug zeigt, aber nicht die, die wir suchen; der Kadi[,] ein nonchalanter, aber interessanterundgraziöser Mann. Vorher aufderBarke Besuchvoneinem Gelehrten des Dorfes (Fakir)[,] ein netter freundlicher Mann, der mit uns ißtundmanchearabischeBücherodervielmehr Blätter zeigt, wovon Lepsiusihn mehrere auf Genealogie der[Shaikin]bezügliche abschreiben läßt. Dann Besichtigung der Ruinen, die allerdings etwas mehr ergeben als wir neulich beidemabscheulichen Winde sehen konnten. AufdemTempelberge dauerte mirdasStudium der Hieroglyphen zu langeundich ging zu Fuß zur Barke bei Abudom. Die Anderen kamen bald nach oder vielmehr wir gingen ihnen nach zu einem Löwenbruchstücke hinterdemDorfe; aufdemRückwege treffliche Stücke versteinertes Holz mitgenommen. Dann wieder Besuchvonunserm Gelehrten;schönesBad, Abendbrod; wir bleiben die Nacht hier liegen; ich mache mir außen auf unsrer Barke mein Bett zurechtundschlafe recht gut. -

Mittwochden5ten Juni 1844. VorderSonne aufgestanden; noch einmal BesuchvomGelehrten, von dem wir freundlichst Abschied nehmenunddann fahren wir abwärts hinter Merauean unserm malerisch gelegenen Schlosse vorbei nach dem etwa 2 Stunden entfernten Candari / Tohgasiaufdemlinken Ufer. Wir Übrigen gehendasUfer hinauf, während157 Lepsiusun Abekenwarten. ¼ StundevomLandungsplatze kommen wir auf unbedeutende Ruinenhügel, von denen die Letzteren noch weiter reiten, wir aber nacheinerprächtigen GruppevonHaraga Bäume gehen, wovon einer ein Exemplar abgibt, groß, wie ich es seither nie gesehen habe. Dann im Dorfe aufeinemAngareb im Schatten gesessen, etwas frisch gemolkene Milch getrunken,unddann zur Barke zurück, wo wir Lepsiusund Abekenerwarten, die jetzt gegen 11 Uhr noch nicht hier sind. Heut begegnen wir unsern beim Pascha bestellten Barken, die jetzt neben uns hier angelegt haben. - Jetzt kommtderDiener Achmet zurück,undmeldet mir, daß Lepsiusund Abekenzurück sein und beim Schech säßen; ich gehe zu ihnen hinauf. Der Schech, ein Gelehrter, ist ein freundlicher, langer, hagerer Mann; er setzt uns Datteln vorundwill uns zu essen geben, was aber zu lange dauert, statt dessen laden wir ihn aufdieBarke. Lepsiushat inderWüste oben einPyramidenfeldvon etwa 20 bedeutenderenundunzähligen abgetragenenundkleineren Gräbern gefunden; dieß nehme ich amNachmittagauf. Ich reite etwa um ½ 2 Uhr mit 2 Leuten des Dorfs dorthin,[und] brauche, da das Feld unsinnig weitläufig ist, auch nur zur ungefähren Aufnahme etwa 3 Stunden in bedeutender Tageshitze. Dann zur Barke zurück. Lepsiusist unterdessen auf die andere Flußseite gefahrenundich folge dort hinüber aufderPackbarke. Ankunft dort am Dorfe Gurru(Turteltaube) mit Sonnenuntergang. Hier hat LepsiuswiedereinPyramidenfeldgefunden, was ich morgen früh aufnehmen will. Heut Abend noch Bad. Dann Essenundlängere Unterhaltung im Dunkeln. - Mein Hitzausschlag juckt in diesen Tagen erstaunlich. -

Donnerstagden6ten Juni 1844. Früh auf das nicht bedeutendePyramidenfeld. Um 2 massive[,] ziemlich bedeutendeHauptPyramidenreihen sich etwa 15 kleinere, von denen die Steine fast alle fortgeschleppt sind, so daß man kaum noch die Stelle, wo sie gestanden haben, erkennt. Unterdessen findet Lepsiusnoch einige Steine mit unbekannter Schrift(wahrscheinlichaltarabisch), die abgeklatscht werden, und gegen ½ 4 Uhr brechen wir auf,undfahren etwa 1 Stunde stromab, wo wir auf derselben rechten Flußseite beim Dorfe Es Sumi( Sorna) anlegen, wo Lepsiusund Abekenjetzt (12 Uhr Mittags) hinaufgeritten sind, um Ruinen, die sich dort vorfinden sollen[,] zu betrachten. Die Ufer sind reichlich mit Palmen besetzt[,]undder Charakter im Ganzen dem bei Barkalgleich. Es findet sichmerkwürdigerWeise hier wieder einPyramidenfeld, wohin ich mich amNachmittagaufmache, um es aufzunehmen. 8 größereundbedeutendePyramidenneben vielen kleineren abgetragenen stehen auf der flachen Sandsteinwüste. DiePyramidensind inwendig aus Nilerde, überdeckt aber erscheinen sie von Stückenschwarzen,zusammengesintertenSandsteins[,] wo viel Holzversteinerungen darin vorkommen; ihre Seitenlinienzwischen20-30 Métres; das bebaute Terrain mochte etwa ¼ Stunde betragen,unddie Lage derPyramidennoch etwa ¼StundeindieWüste hinein. 1 Stunde vor Sonnenuntergang war ich mitdersauren Arbeit fertig,undritt dann noch nach einer alten Festungsanlage ein wenig unterhalb am Wüstenrande. 158Diese bestand aus einer Mauer, die einen etwa 100Métreslangenund80Métresbreiten Hof umschloß. Die Mauer inderMitte aus Nilziegeln,undaußenundinnen von Feldsteinen verblendet, hatte etwa 3métresDicke, thurmartige Anlagen hierunddort angebaut. Das ganze Quarrée umzog ein in den Fels gehauener nicht breiter Graben, der inderRegenzeit wohl mit Wasser gefüllt sein müßte; im Hof nur Schutthaufen. - Ich ritt dann durch das prächtige Dorfterrain nachderBarke; der Weg war reizend, die Palmenvegetation sehr üppig, besonders viel Unterholz; dazwischen sehr versteckt die 4eckigenHäuser mit ihren reinlichen gelben Strohmatten überlegt und umhüllt; die Vorlauben, darunter die Angarebs, die schwarzbraunen WeiberundKinder in dem Dunkel derselben, das Vieh, Alles war wie ein Luftgebild indischer,oderorientalischerPoesie, ich war ganz bezaubert. NachdemSchiff zurückgekommen, gingen wir gegen. -Nr. Sonnenuntergang baden, und schwammen dießmal über denziemlichbreiten Nilarm auf eine gegenüberliegende Insel; man war eigentlich nureinekurze Strecke grundlos,oderdieSache sah bedeutender aus, als sie war. Nach dem Abendessen fahren wir von Es Somaab,undgelangen in etwa 2 ½Stundennach dem Dorfe El Bachedauf derselben rechten Flußseite, woselbst wirdieNacht zubrachten. -

Freitagden7ten Juni 1844. Die Ruinen von Bachidbestanden wieder in einem castellartigen Bau wie der gestern beschriebene aber von bedeutenderen Dimensionen. Die Mauern aus Nilziegelnundmit Hausteinen verblendet[,] 3-4métresstark[,] hatten etwa 5-6 Thürme auf jeder Seite. Das Ganze lag auf einem gegen den Nil hart vorgeschobenen Felsplateau. Lepsiusund Ernstmaßen das Ganze auf, ich ging bald zur Barke zurückundlas Zeitungen. Von hier fuhren wir um 9 Uhr Morgens etwas weiter, kaum ½ Stundeundlandeten wieder aneinemDorfe genannt El Magal, wo wir 1 aufrechteundmehrere liegende GranitsäulenvoneinerkoptischenKirche fanden, noch am Nilufer. Die HöhederSäule war etwa 16[ Fuß,] ihre Dicke 1 ¾[ Fuß]; sie nahm sich höchst malerischzwischenden Palmen aus. Von El Magalging es mit günstigem Winde rasch abwärts bis Gebel Daga. Hier wiederum ein Dorf wie früher, aber ganz massiveundunregelmäßige Wände, wobei der aufsteigende Fels benutzt ist. Der innere nicht bedeutende Hauptraum war durch angebaute Höfe erweitert worden. InderMitte war aus Lehmziegeln erbaut wieder, wie schon in Bachideine ArtkleinesKirchlein mit Nische und Seitenschiffen; hier fanden wir noch Säulenbruchstücke mitlateinischegyptischenKapitälen. - Nach Besichtigung dieser Ruinen[,] die am niedrigen Höhenzuge des GebelDakaliegen, fuhren wir nach Ambukol, wo wir etwa um 12 Uhr Mittags ankamen. Das Gestade hier ist vollkommen flachundöde, die lumpigekleineStadt liegt ¼ Stunde indasLand hinein. Wir mußten heutdenganzen Tagunddie Nacht liegenbleiben, weil das BackenvonBrod nicht früher geschafft werden konnte. Lepsiusbekam bald BesuchvomKaschefundnoch einem geldbeitreibendentürkischenBeamten, die sich erst durch die 2te Tasse Kaffee forttreiben ließen. Um 4 Uhr nahmen wir ein treffliches159 Bad, die Andern gegen Sonnenuntergang ein zweites. - Um 9 Uhr etwa begann nach längerer Zeit einmal wieder heftigster Wind zu wüthen, das Schiff ward geschaukeltunddie Wellen spritzten über mein Lager herein.

Sonnabendden8en Juni 1844. Die ganze Nacht war erschrecklich windig, so daß ich manchmal durch sein PfeifenundWasserspritzen am Schlaf verhindert wurde. - Heut Morgen müssen wir noch bis 8 Uhr aufdasBrodt warten, dann aber fahren wir noch bei starkem Winde reißend schnell stromabwärts. AmNachmittagkamen wir nacheinemOrte, Namens Tipharam rechten Ufer, wo weitläufige Ruinen einer Artvonfesten Stadt der〈…〉〈…〉 befindlich waren, die wir betrachteten; eine sehr kurze Granitsäule einer koptischen Kirche war dabei ebenfalls bemerklich. Der ganze Tag war sehr windig,undbei den Krümmungen des Stromes warderWind mehr schädlich als nützlich. Wir rückten nicht schnell vorwärts;undbliebendieNacht aufdemrechten Ufer Affar[Dorfe] liegen. Der Tag nicht sehr warm. AmNachmittag4 Uhr wieder ein treffliches Bad genommen. -

Sonntagden9ten Juni 1844. Heftiger Nordwind macht unser Weiterkommen sehr langsam. AnderInsel Tombonartimußten wir amVormittageine ganze Weile anhalten, weil wir umdieLandspitze nichtherumkommenkonnten. Possierliche GruppevonKnabenundMädchen, die ihre Freude am Löwenundden Affen habenunddieBarke umstehen. Das rechte Ufer scheint meist unfruchtbar, man sieht keine Palmen, der gelbe Wüstensand rollt über das buschartig grün überwachsene Ufer, wie wir es oft oberhalb Derrgesehen haben. - Um 5 UhrNachmittagslangen wir endlich zu Edabbe an, den südlichsten Punkt der Flußkrümmung, von wo ab es nun dauernd nördlich gehen soll. Edabbeliegt auf flachem schattenlosen Ufer weit in die Wüste hinein verstreut, die mit einzelnen Sandbüschen besetzt ist. Nichts alseinRuinenhügel vielleichtvoneinerkoptischenKirche ist hier zu sehen. Bad. - AufderBarke meist Staatszeitungen gelesenvomMonatJanuar1844. Der Tag im Ganzen sehr kühl, etwa nur 30°. - Um 8 Uhr Abends fuhren wir noch 2 Stunden lang weiter.

Montagden10ten Juni 1844. Mit frühem Morgen machten wir uns aufundrückten des fortdauernden Gegenwindes wegen nur sehr langsam vorwärts. AmNachmittagetwa um ½ 4 Uhr begegneten wir einer Barke mit KreuzundHalbmond,undzu unserm Erstaunen sehen wir, daß Hassan Paschaaus Dongolaselber darauf war. Lepsiuszog sich eiligst ein wenig an, die Barken legten sich aneinander und dann machte Lepsiusihm seinen Besuch. Später ging Abekenhinüber. Wir amüsirten uns über die Menge Menschen[,] die sich auf jener Barke drängten und die am Ufer uns umstanden. Schreiber fabrizirten inderSchnelle dem Landvolk Bittschriften, die dann dem Pascha hinübergereichtundvonihm beschieden wurden. Gleich nachdemBesuchevon LepsiuskamderPascha zum Gegenbesuch auf unsre Barkeundbegrüßte uns Alle freundlichst; wir reichen ihm Zigarren, Scherbett, KaffeeundEingemachtes, zeigten ihm unsre Zeichnungen; er hat ein langes, etwas mageres Gesicht, sieht blaßundelender aus, als damals zu Korosko. Er spricht nur türkisch, es mußte also doppelt verdolmetscht werden. Seine diamantne Dekoration aufderrechten Brust hatte die beistehende Form

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. Der Pascha, auf einer Reisezuseiner Provinz begriffen[,]160 die sich bis Meraueausdehnt, führt leider erst in 10-12 Tagen nach Dongolazurück, so daß wir ihn schwerlich noch zu sehen bekommen. Er sagt, daß viele Briefe für uns in Dongolaliegen. Um 5 Uhr etwa trennten wir uns unter vielfachen Schüssen,undgelangten etwa um 6 Uhr nach Alt Dongola[,] was ruinenhaft über Felshügeln sich ausdehnt, dievonderWüste sich bis andenFluß schiebenundhier in senkrechten[,] malerischen Wänden abfallen. Wir wollten erst noch heut Abend die Ruinen einerkoptischenKirche besehenundwanderten den sandigen Berg hinauf, doch ward es so dunkel, daß wir die Nacht zu bleiben beschlossen und die Besichtigung auf morgen verschoben. -

Dienstagden11ten Juni 1844. Heut früh den Berg hinaufundüber weitläuftige Ruinenhügel nach der etwa ¼ Stunde entferntenkoptischenKirche, die aus Nilziegeln, sehr kleinundsehr zerstört erschien[,] aber in eigenthümlicher Kreuzform, woderMittelraumwahrscheinlicheineKuppel getragen hatte. - Die Aussicht von den Bergspitzen zeigt die hügliche Wüste, deren Kuppen hierundda mit Baulichkeiten gekrönt sind, dann aber den Fluß weithin, mit fruchtbaren Inseln unterbrochen. Der eine gegendenNil vortretende Fels ist zu Festungsanlagen benutzt gewesenundein Stein mit Hieroglyphen bewies, daß auch inegyptischerZeit hier GebäudeundTempel gewesen. Der andre Fels trägt ein malerisches[,] schloßartiges Haus wie dann ein solches auch etwas weiter ab steht,undjetzt zur Moschee benutzt ist. Die Besichtigung dieses, wo sich eine altearabischeInschrift aufeinemMarmorstein fand, ließ sich Lepsiussehr angelegen sein. Es blieb dennoch zweifelhaft, ob das Gebäude ein Schloß oder ein Klosterodersonst etwas gewesen. Alle Gebäude rings herum waren meist verlaßene Ruinen, dannundwann nur bewohnt, aber von Fern trotz des gänzlichen Mangels an Vegetation recht malerisch. Ich, früher als Lepsiuszur Barke zurückgekehrt, amüsirte mich über die kleinen MädelundJungen, die uns umstandenundunseren Affen wie den Löwen bewunderten. Die Mädchen, auch einzelne Knaben waren hier ganz besonders viel mit PerlenundSilberschmuck behangen; von männlicher Bevölkerung zeigte sich aber fast keiner,wahrscheinlichweil sie Angst vor unserm Matrosenposten zum ZiehenderBarke hatten. Erst um ½ 11 Uhr kamen wirvon Alt Dongolafortundrücken heut den ganzen Tag wieder durch langsamesundmühsames Ziehen nur unbedeutend fort. Die Ufer sind nur dannundwann mit Palmen besetzt,undsehen meist ziemlich triste aus; aber die Anlagevoneiner Mengevonneuen Wasserrädern zeigte doch, daß viel fruchtbarer Boden vorhanden sein müßte. - Unsere Stein -undPackbarke halten sich heut mit uns ziemlich ganz zusammen. - Wir fahren den Abend bis 9 Uhr und legen bei dem Dorfe Komean der Insel Komenartian. Ich sprang heutNachmittagvomSchiff aus währendderFahrt indenflachen Nil, doch konnte ich nicht mit Schwimmen nachkommen; die Andren badeten sich später. Heut schoß ichvonderBarke 4 mal mit AbekensBüchse nach Pelikanen, konnte aber keinen erlegen. Die Tage jetzt bedeutend weniger warm als am Barkal, gewiß nicht viel mehr als 32-30° am Mittag. -

Mittwochden12ten Juni 1844. Früh mitderSonne aufgebrochen, aber auch heut des fortwährenden Nordwindes wegen nur langsam weiterge161 rückt, theils gezogen theils gerudert. Um 11 Uhr gelangten wir nach der etwas bedeutenderen Stadt Handak, die aus älterer Zeit mit nicht üblen Häusern versehen[,] sichvonfern an dem kahlen Strande nicht übel ausnahmundmit seinem Schloße amphitheatralisch sich am Felsen emporbaute. Wir mußten anlegen, umeinenHammelzum Mittagessen zu kaufen; Besuch des Ukil’s. - Wasserholende Weiber, worunter eineschwarzemit Eisen andenBrunnen geschlossene Sklavin, die einst ausgerissen war. Die Häßlichkeit dieser wie der meisten Negerinnen ist inderThat scheußlich. Nach 1 Stunde etwa fuhren wirvon Handakfort und krebsten uns durch gepreßte Leute bald rechts bald links am Ufer hin. Das rechte Ufer bedeckt meistentheils Wüstensand, aus dem tamariskenartiges Gesträuch auch hellgrüne Weidensträucher hervorschauen; Berghöhen konnte man hier nicht erblicken; links mehr bebautes Land[,]undweiter hinweg flache Höhenzüge. - An der Insel Sorinartinahmen wir unser tägliches Flußbad etwa um 5 Uhr. - Morgen erreichen wir vielleicht Ordi(oder Neu Dongola). - Heut sehr viel inderAugsburgerallgemeinenZeitung gelesen. - Um 9 Uhr Abends angehalten anderInsel Urbenarti. - Herrliche sternhelle Nächte. -

Donnerstagden13ten Juni. Nachdem erst wieder Leute zum Ziehen gepreßt worden sind, geht es langsam vorwärts; der Wind ist fast immer entgegen. - Das rechte Ufer bleibt meist Wüste, das linke bebaut. Den größten Theil des TagesAugsburgerZeitung gelesen.Nachmittagwie gewöhnlich Bad. Um 10 Uhr etwa oder später halten wir an, etwa 1 Stunde von Ordioder Neu Dongola.

Freitagden14ten Juni 1844. Am Morgen 7 Uhr etwa landen wir endlich vor Dongola; der Soldat wird inden Diwangeschickt, um das Briefpaket zu holen; es ergibt sich aber, daß es dem Hassan Paschanachgeschickt ist, der es uns hat persönlich überbringen wollen, das war Pech! - Es besuchte uns aufderBarke der Stellvertreter des Pascha Seid Effendiundnocheinandrer Türke; dann zogen wir indasleerstehende Haus des Kaufmanns Marpurgo, der bisher unsre Briefschaften besorgt hatte; dicht am Fluß gelegen, war es uns für unsre Kisten sehr bequem, auch die Räume nettundfreundlich; ich mit Georgiundden Weidenbach’s wohnen inseinemfrüheren Harum, 2 kleine Zimmerchen nebeneinander. Eine große schöne Sykomore steht im Hofe vordemHause, giebt mir Schatten zum MittagundAbend-Essenunddient unsrem Affen zum Aufenthalt. -NachmittagSpatziergang mit den letztgenannten über den natürlich nicht allzu bedeutenden Bazar, um die Stadt herum, die reinlichundfreundlich gebaut ist, aber keine bebauten Felder gegen die Wüste hin hat,obgleichhier eine ungeheure fruchtbare Ebne sich bis zu einem leisen Höhenzuge ausdehnt. Dann in den trefflichen Garten eines alten Arnauten mit weißem Barte, wo wir dannzwischenGranaten (hier Roman’s genannt), Limonen, Apfelsinen, AprikosenundWeinlauben lustwandelten. An einemkleinenWasserbassin[,] beschattetundumranktvonWein, ruhten wir ausundich unterhielt mich mitdemAlten ganz wohl. Dann nach Hause, wo Lepsiusund Abekenuns entgegenkamen[,] um baden zu gehen. Wir fuhren aufdieandre Seite des Flusses, doch war es der Zeit nach162 etwas zu spät,unddie Stelle war zu flach. - Das Briefpaket ist heutNachmittagvon Hassan Paschazurückgeschickt worden; nur Abekenund Lepsiusfanden Briefe darin; es war das früher verloren geglaubte. - Heut zum erstenmal lasse ich mir einmal den Kopf scheeren. - Wir leben jetzt mit einemmal wieder im Überfluß. Melonen[,] treffliche Batich, Weintrauben, Limonen und Küchengewächse sind zu haben, weißes Brodwirdgebacken etc. Leider aber wächst der Nil gar nicht,undso sind wir genöthigt, unsre Weiterreise wieder mühsam zu Kameele zu machen. ; das ist sehr unangenehm. - Alle Augenblicke hört man das sehr gute Trommeln des hiesigen Militärs, was heimathlich anklingt.

Sonnabendden15ten Juni 1844. Nach schlechter Nacht müde aufgestanden. - (Die einstvon Ehrenberghier gebaute Festung soll der Fluß weggenommen haben. ) - Den Vormittag Brief geschrieben, gegen Abend Spatziergang über den Paradeplatz; an 20 TrommlerundPfeifer, lauter Jungen; Kanzel[,] wo die Gebetszeiten abgesungen werden. Die Wache präsentirt vor uns; dann über einen ziemlich dürftigen Gemüsemarkt, wo wieder non plus ultravonHäßlichkeit zu sehen waren.

Sonntagden16ten Juni 1844. Etwas besser geschlafen; amVormittagwieder etwas anmeinemallgemeinenBriefe geschrieben bis zu unsrer Andacht.Nachmittagstrinken wir allesammt unsern Kaffee unter derkleinenVeranda im Garten des Arnauten. Dort Besuchvon Said Effendi, mit dem wir uns ganz wohl unterhalten. Die Andern nachher Bad; ich nach Hause. -

Montagden17ten Juni 1844. Bis auf den Abschluß bekomme ich heut meinenallgemeinenBrief fertig; ich sitze aber auch fast den ganzen Tag daran; gegen Abend fahren wirzusammenhinüber um zu baden; ich habe mir gestern ein wenig den Magen verdorbenundmuß mich mit dem Essen in Acht nehmen.

Dienstagden18ten Juni 1844. Ich schreibe heut einen Brief an CarlRiechers. - Mit meinem Magen bin ich noch nicht in Ordnung; immer einkleinesGefühlvonÜbelkeit. Lepsiusbeschäftigt sich jetzt täglich[,] dieverschiedenenSprachen desSüdenskennen zu lernen; seine Stube wird von Galla’s, Changallas, Meba’s etc. nicht leer. Abend Bad. Unsre Ausflucht nach Argowird auf morgen festgesetzt.

Mittwochden19ten Juni 1844. Nachdem wir heut unsre nöthigen SachenundLebensmittel in die Barke geschafft haben, rudern wir, ( Jussufausgenommen, der zurückbleibt) den Fluß hinunter,undkommen etwa gegen 3 Uhr auf Argoséne, den alten Stadtruinen aufderInsel Argo, an. Schon auf diesem Wege fangen vielfache grüne Felseninselchen, deren hellgrüne Büsche grad überdieWasserfläche auftauchen, an[,] sich zu zeigen, ohne doch die Fahrt grade sehr gefahrvoll zu machen. Die Insel Argozeigte ihr grünes[galenbewachsenes]Ufer sehr freundlich. ¼ StundevomUfer kamen wir zu den Tempelruinen, die indessen einen Grundriß nicht mehr erkennen lassen; es sind nur Schutthaufen, auf denen 2 Kolosse in plumper Arbeit liegen, der eine mittendurch gespalten. Eine sitzende Statue ohne Kopf von Granit mußte ausgegraben werden,undzeigte vorn herab eine Reihe Hieroglyphen, die den Namen eines Herrschers ergaben, der während der Zeit der Hyksos regierte. Noch ein Bruchstück von 4 Affen auch von Granit war in viel schlechterem Styl als die Statue. 163Das Zeichnen der beiden Kolosse wie der Figur nahm uns den ganzenNachmittagfort, so daß wir am Abend nur noch auf eine andre Insel herüberfahren konnten, um uns zu baden. Die Ruinenvon Argosenesind sehr bedeutend an Umfang. Rüstiger Heimritt von ihnen nachdemFlusse auf den schlechten für unszusammengetriebenenEseln. -

Donnerstagden20ten Juni 1844. Auf unsrer heut früh begonnenen Weiterhinabfahrt landeten wir auf der Insel Merauartiein halbes Stündchen; große Wassereidexen gesehen, von deren Hautmanhier vielfach Beutel verfertigt. An einer Hütte, die gar ärmlichundfreundlich mit ihren Strohmatten aussehen, Milch getrunken; dabei Weib mit hübschen großen Augen und einem netten Kinde aufdemArm. Gegen 10 Uhr etwa gelangten wir nach dem Orte Argo, wo der Sitz des Kachefs dieser Insel ist. Derselbe wohnt in einem ansehnlichen schloßartigen Gebäude. Die ganze Herrschaft dieser Insel war vortürkischerZeit ein kleines Königreich, wo Melik’s regierten. Der jetzige Kaschef,einjunger Mann, Namens Hammed, war der Brudersohn des letzten Meleksundführte noch immer diesen Titel. Wir machten ihm einen Besuch aufseinemSchlosseundfanden einen hübschen geräumigen Divan im 2ten Stocke, 2 Sophas mit anständigen Kissen; während der Unterhaltung skizzierte ich ihn. Dann machte er uns nocheinenBesuch auf der Barkeundwir kamen erst etwa um 10 Uhrvondort fort. Um 2 Uhr Mittags etwa gelangten wir nach Kermanaufdemrechten Ufer. Wir erhielten wieder herzlich schlechte Eselundgingenundritten abwechselnd nach einemmarkantenvongetrocknetenNilziegeln erbauten Gebäude, was ¼ StundevomNilufer inderWüste sich erhob. Scherbenruinen umgaben es weitundbreitundweithin inderWüste erschien noch ein zweites derartiges Bauwerk. Wäre es quadratisch gewesen, so hätten wir es unzweifelhaft alsNilziegelpyramideerklärt; doch war es oblong etwa doppelt so lang als breit, unten ganz voll; oben schien eine ArtvonKammer darin; Lepsius- wie ich hielten es für eine ArtvonMustabat. Das 2te diesem gegenüberstehende war noch ¾ Stunde zu Esel in die Wüste hinein. Die ganzezwischenliegendeEbene mit Scherben, Gebäudespuren etc. bedeckt. Georgiundich machten in großer Sonnengluth diesen Weg zu Fuß. Das andre Mustabat war dem ersten sehr ähnlich; eine Art Obelisklag oben darauf mitten durchgebrochen. Bei diesem an der Südseite wie bei dem Ersten an der Ostseite schien ein Anbau gelegen zu haben, der vielleicht eine Treppe〈…〉〈…〉, die aufdieHöhe des Gebäudes führte, aber außerdem noch Kammerruinen enthielt. Das Alterthum der Bauten ward bewiesen durch Bruchstücke einer Statueundeinige Hieroglyphen, die wir dort fanden in sehr gutem Styl. Runde Kreisgräber in nähererundweiterer Ferne umgaben dieses Bauwerk. Georgi zeichnete beideundich nahm sie flüchtig auf. Erst gegen Abend kamen wir herzlich müde zum Schiffe zurückunderquickten uns durch ein Bad, dann ward bei Mondschein nocheineStrecke weiter gefahren. Ohne Zweifel muß hier bei Kermaneine bedeutende Stadt gelegen haben. -

Freitagden21ten Juni 1844. Noch am frühen Morgen etwa um 6 Uhr164 landete unsre Barke eine starke halbe Stunde unterhalb der Kataraktevon Tombos, weil sie der Felsen wegen weiter zu gehen sich fürchtete. Wir machten den Weg dahin am Ufer entlang zu Fuße. 3 Steelen an einem Felsblock erfreuten Lepsiussehr, die eine von großer Länge. Unweit davon ein fertiger Koloß, der noch zwischen den Granitfelsen lag von guteregyptischerArbeit. Noch 3 bis 4 andere Steelen wurden am Ufer hin aufgefunden, die dann alle gezeichnetundabgeklatscht werden mußten. Ansicht der nahen grünen Insel Tombos, sowie der FelsenundRiffe im WasserundaufdemLande, sehr malerischundschön; mit Abekengebadet. Der Tag war sehr heißundwir hatten bei unsrem Felsen nur sehr wenig Schatten; das Abklatschen der großen Steele mit Ernstziemlich mühsam. Erst um ½ 4 Uhr etwa wurden wir hier fertigundeilten nun mit leerem Magen zu unserm Schiff zurück, wo Mittag gegessen ward. Der Wind war günstig, und wir legten heut bis 9 Uhr etwa noch eine ganze Strecke zurück. Tombosist der letzte Punkt, bis wohin Barken beiniedrigemWasservon Dongolaaus gehen können. -

Sonnabendden22ten Juni 1844. Sehr früh ward heut abgesegeltundmit leidlich gutem Winde aufwärts gefahren. Um 10 Uhr etwa trafewn wireinenBotenvon Jussuf, der uns Brodt, Zucker etc. schickte, Vorräthe, die allerdings nothwendig geworden wären, wenn unsre Fahrt sich noch bis morgen verlängert hätte; alles Mitgenommene war wie aufgezehrt. Um ¼ 1 Uhr Mittags langten wir glücklich wieder in Dongolaan. Der Pascha war bereits am Tage unsrer Abreisevonseiner Distriktsreise zurückgekehrt; Lepsiusund Abekenmachen ihm heutNachmittagihre Visite. - Ich habe unterdessen dieses mein Tagebuch ergänzt, was ich aufderReise nicht mit mir hatte. - Meine ominöse Tuchjacke aus Kartumist heut in meine Hände gelangt. - Bald nach LepsiusBesuch beim Pascha, macht dieser seine Visite bei uns, was dann unser Bad sehr spät hinausschiebt. -

Sonntagden23ten Juni 1844. Beim Früstück heut morgen hatten wir die große Freude, eine Briefsendung ausderHeimath zu empfangen. Mir brachte sie einen langen Brief der Muttervom6ten März, einen von Riechersundeinen von Frey, die mir Alle GutesundLiebes meldeten; ich kann nun ihren Empfang gleich noch inmeinenBriefen melden.NachmittagswiedereinBesuchvomPascha, der sich zu Hause sehr zu langweilen scheint; während dessen zeichnen wir 3, Georgi[,] Ernstundich denProfessoraufeinemDromedar; dann noch hinübergefahren zum Baden.

Montagden24ten Juni 1844.VormittagandemBildevon Lepsiusgemalt. Am Mittag zumeinergroßenÜberraschung wiedereineBriefsendungvonHause, ein zweitervonC. Riechersundein kurzervonBruder Heinrich. Alles steht Gott sei Dank, gut. Wie gestern am Mittag Mittheilung aus unsern empfangenen Briefen. Die ganzekleineStadt ist heut voll. Fantasie wegen des Übertritts unsres ehemaligen Dieners FillipozurmohamedanischenReligion; die christliche Gemeinde hat an ihm nichts verlorenundso mag er es mit seiner Seele ausmachen. - Abends Badunddann Boggiagespielt. 165

Dienstagden25ten Juni 1844. Das Bildchenvon LepsiusaufdemKameele fertig gemalt; dann an Heinrichgeschrieben;Nachmittagsan Frey’s Brief fortgefahren. Gegen Abend Bad, Boggiaspielundein Briefchen andenVater Müller geschrieben. -

Mittwochden26ten Juni 1844. Heut früh eine Zeichnung unsres Wohnhauses angefangen; dann den Brief an Freyvollendet. - Abends Bad, der Nil beginnt zu wachsenundgelbes Wasser zu bekommen. - NachdemAbendessenmit LepsiusBesuch beim Pascha; Schattenrisse,komischerTanz der beiden Dinkaknaben, besonders des kleinen Stöpsels; eine ArtvonZwiekomödie, GesangundTanz wechselnd, aber Durchprügeln dabeidieHauptsache; erst um 11 Uhr zu Pferde nach Hause. Der Pascha bittet mich, ihm einkleinesPulverhaus zu bauen. - 50 Kameele sollen hier sein,undwir wollen nun sobald wiemöglichaufbrechen.

Donnerstagden27ten Juni 1844. Früh an unserm Wohnhaus weiter gezeichnet, dann das Pulverhaus entworfenundeinekleineZeichnung dem Pascha gemacht. AmNachmittagdie Spuren der Ehrenbergschen Festung aufgesucht, die keineswegsvomFluß weggenommen ist,sonderndie Haupthäuserderganzen Stadt umfaßt; aber ThürmeundMauern liegen meist im Schutt. Dann einen kurzen Besuch beim Pascha gemachtunddort einen 130 jährigen Mann gesehen; dann einen Platz fürdasPulverhaus ausgesucht; danach zu Hause Bad. NachdemAbendessenhat sichderPascha bei uns anmelden lassen. Er kommt mit Chalil-Effendi; wir thun alles Mögliche, um ihn zu amüsiren, doch wird es aufdieDauer ziemlich langweilig. Ich bekomme wiederdenAuftrag, ein Bad in Augenschein zu nehmen, was morgen geschehen soll; um ¼ 11 Uhr verläßt unsderPascha.

Freitagden28ten Juni 1844. Früh mein Wohnhaus fertig gemacht; dann die Briefe nach Hause geschlossen. Gegen Mittag gefährlicher Treppenfall, der mich denNachmittagrecht geschlagen sein läßt.NachmittagsBesuchvon Said Effendi, wo wegen der Barken Rücksprache genommen wird; es kommtendlichzu dem Resultat, daß wir die Steine hier noch auf[ eine] andre Barke packen müssen, was uns freilich wieder mehrere Tage aufhält. Die Kameele sind zusammen. Über dieß Gespräch wird es zum Baden zu spät; Boggiaspiel.

Sonnabendden29ten Juni 1844. Geschwollene Handundverstauchter Zeh schmerzten mich nochvongestern her. NachdemFrühstück Besichtigung des vortrefflich eingerichteten Badehauses, was leider jetzt zur Aufbewahrung des Pulvers dient, aberseinealte Bestimmung einnehmen soll, wenn mein Pulverhaus fertig ist. Ich sehe hier, daß mein zuerst projektirtes Pulverhaus zu klein istundmuß ich ein neues entwerfen, was heut bewirkt wird.Vormittagsschreite ich dem Umfang der Ehrenbergschen Festung ab. - Abends Bad, die Hitze jetzt imAllgemeinennur 29-32° um Mittag; in diesen Tagen aber viel Wind. - KleinerinterressanterZwergvonderInsel Argo, etwa 2 ½[ Fuß] hoch, eine vollkommene Typhonsgestalt. -

Sonntagden30ten Juni 1844. Ehrenbergs Festung aufgezeichnet. Die Steingeschichte macht Lepsiussehr viel zu schaffen; die Bezahlung der Barken ist so unsinnig hochvonGouvernements Wegen, so〈…〉〈…〉 man kaum〈…〉〈…〉 verstehen kann; und doch ist kein andrer Ausweg. Nach langem Überlegen kommen wir166 zu dem Entschluß, das Anerbieten eines Privatmannes anzunehmen, der aufseinerBarke die Steine für 15 Beutel = 7500 piaster bis Alexandrienschaffen will; ebenfalls ein enormer Preis;undzudem sind wir genöthigt IbrahimAga Fabnizurückzulassen,undden Soldaten Solimanmit uns zu nehmen. Dieß hat für meine Person das Gute, daß ich nicht beidemUmpacken der Steine hierdieAufsicht zu führen habe,sonderndieß dem Langen überlassen können. Unsre Abreise wird unter solchen Umständen auf übermorgen festgesetzt. - Abends Bad. Der Nil fängtziemlichstark an zu wachsenundhat schon ziemlich dickes gelbes Wasser; unser Sandinselchen, worauf wir uns baden, verschwindet mehrundmehr. -

Montagden1ten Juli 1844. Der Tag sehr schwülunddrückend; es zeigen sich heut viel Wolken. AmVormittagfangen die PackereienundVorbereitungen zur Abreise an;Nachmittagsschnüren die Kameltreiber die fertigen Kisten. - Lepsiusund Abekenmachen ihre Abschiedsvisite beim Paschaunddann fahren wir hinüber zum baden. - Wieder bis 10 Uhr im Mondschein geplaudert. -

Dienstagden2ten Juli 1844. Heut früh Aufbruch von Neu Dongola. Etwa um ½ 9 Uhr ist wie gewöhnlich mit vielem ScheltenundSchreien das Aufpacken besorgt, wobei sich schon gleich zeigt, daß wir viel zu viel Kameele bestellt haben. Ich mit Maxundden Andern waren aufdemMarkt, wo ich Syriannach Weintrauben ausschicke, die aufdemKameele verzehrt werden. Während dessen noch Begrüßung mitdemPascha, dervonunserm Hause geritten kommt, wo er Lepsiusnoch einmal gesprochen. Dann wird 1 Stunde weit geritten,undnun erst die Kameele ordentlich gepackt; wir reduciren uns endlich auf nur 34 Stück. Um ¾ 11 Uhr wieder in Bewegung gesetzt,undnun bei starkerundin windstillen Momenten höchst drückender Hitze bis etwa 6 Uhr fortgeritten; rechts die PalmenundSantbäume des fruchtbaren Ufers lassend, links den Blick über eine große leider unbebaute[,] aber fruchtbare Ebne bis zum Wüstenrande. Wir reiten voraus,und Abeken, Georgi, Maxundich warten später unter schönen Santbäumen, bis die sehr langsame Karavane nachkommt. Ernstist nicht wohl, er hat sich gebrochen. Wir marschiren dann noch ½ Stunde bis zum Dorfe Binni, wo wir unfern des Flusses Halt machen. Erquickliches Bad in unserm freilich nicht sehr tiefen〈…〉〈…〉 artigen Flußarm. Köstlicher Sonnenuntergang; der Tag hatte viel Wolken gesammelt, doch kam es zu keinem Gewitter, wie ich geglaubt hatte. Die Nacht bettete ich mich neben Abekenins Freieundschlief mit Unterbrechungen leidlich. - Wir haben heut etwa 8 ½ Stunden gemacht. -167

Mittwochden3ten Juli 1844. Mit erstem Grauen beginntdasPacken der Kameele, so daß wir mit Sonnenaufgang um ½ 6 Uhr uns in Gang setzen. - Von Binniüber das Dorf Koynach Hafirgeritten in recht freundlicher Gegend; der ganze Weg mehr oder weniger mit Ziegelschutt alter Gebäude überstreut. Um ¼ 9 Uhr Ankunft in dem großenundmalerischen Dorfe Hafir, wo wir unter prächtigen Palmgruppen Halt machen, umdieKameele zu fütternundWasser mitzunehmen, weil die fruchtbare Gegend nun aufhören soll. Alsbald gehen wir zu dem etwa 10Minutenentfernten Nil,undnehmen dort ein prächtiges Bad. Dann Tagebuch geschrieben. Nachmittag will Lepsiusetwa um 1 Uhr aufbrechen, indessen wird unser Abzug so schändlich durch die Treiber verzögert, die die Kameele nichtzusammenholen, daß erst um ½ 5 Uhr wir aufbrechen. Bis dahin die vielen uns umgebenden GruppenvonKnaben und Mädchen beobachtet, für die besonders die Affen eininterressantesSchauspiel abgeben. - Der Weg heut war ungefähr wie gestern; 2 prächtige malerische Schechs sich gegenüber; im Hintergrunde erheben sich schon Berge, die den Kataraktenzügen angehören. Wir marschiren heut Abend bis ¼ 9 Uhr, während die Karavane erst um ½ 10 Uhr nachkommt. Lagerung noch am Flusse, wo man das starke Rauschen der Katarakte Simmer = einem Wehrfalle hört. - Blos noch etwas kalten Braten gegessen, Theeunddann zu Bett, wo ich bald einschlafe.

Donnerstag,den4ten Juli 1844. Vor Sonnenaufgang bei starkem Winde aufgestandenundum ¼ 6 Uhr abgeritten bis ¼1 Uhr wo wir wieder dicht am Flusse lagern, wo wir in stiller Bucht, gegenübervonFelsen ein Nilbad nehmen. Der Weg heut war voll der köstlichsten Landschaften; der Fluß von FelsinselnundKatarakten zersetzt, macht vielfache Windungen, hohe aufsteigende Berge hieundda geben prächtige Linien, Palmenundalte Gemäuer, Schuchs oder Wasserhäuser, die uns viel begegnen, den trefflichsten Vordergrund. Die Landschaft ist heut neblich, besondersdenganzen Morgen. Der Weg selbst oft sehr schlecht über KlippenundFelsen hinweg. Den Mittag über halten wir unter Palmen bei einem Orte genannt Jauchel. LepsiusvermißtseinenSchlüsselundschickt einen Boten zurück nach unsrem gestrigen Lagerort. - Um ½ 5 Uhr wirdvonNeuem aufgebrochen,unddurch die Wüste marschirt, wo unsderFluß gänzlich verschwindet; ich gehe mit den Packkameelen, während die Andern vorausreiten. Der Weg langweilig; aber gutundeben; einzelne Bergformen wechselnundhervorbrechende Granitsteine liegen wie zerstreut inderEbene umher. So marschiren wir die endlos lange Zeit bis ½ 12 Uhr, wo wir beim Dorfe Sese beim Flusse ankommen. Noch etwas Abendbrod gegessenundThee getrunken, eine Pfeife mit Georgigerauchtunddann zu Bett etwa um ¾ 1 Uhr. -

Freitagden5ten Juli 1844. Onkel Wilhelm’s Jubiläum. Ich wandre am Morgen mit Georginach den einekleinehalbe Stundevonunserm Lagerort entfernten Ruinenvon Sese, die in einem Oblongium bestehen, worineineStadtanlage; die Ruinenvondicken[,] mit Strebepfeilern versehenen Nilziegelmauern umgeben mit ThorenvonmassiverEinfassung, den Hauptraum nimmt der Tempel ein,168 der aus 4 stehendenundeinigen andern inclinirten Säulen bestehen muß; aber so im Schutt liegt, daßseinGrundplan nicht mehr zu erkennen. Die Säulen haben Palmblätterkapitäle, aber sie sind kurz, gedrungenundsehr schwer. Während die Andren zeichnen (es sindHieroglyphenaufdenSchaften,) messe ich TempelundStadtanlage auf. Wir müssen amNachmittag, wo ein widriger Staubwind sich erhebt[,] noch einmal hin. Das Ganze ist ausderZeit des Königs Menephta(Vater desgroßen Ramses), also ziemlich alt ägyptisch. AufdemWege Durrhafeld mit den 4 Vogelwärtern andenEcken auf inderHöhe angebrachten Angarabs; höchst komisch. Aussichtvonderalten Stadt aus prächtig. Der NileinegroßeInsel. Nah an unserm Lager der Berg Sese, mit einer alten Burg oder Festungsanlagen in Ruinen; hier ist es, wo die Krönung des Königs früher bloß dadurch bewirkt sein soll, daß man dem Thronfolger das Haar abschnittundeinTagin aufsetzte. - Am Abend Bad neben mächtigen Felsblöcken. Die Schlüsselvon Lepsiussind verloren! -

Sonnabendden6ten Juli 1844. Um ¼ 6 Uhr, also noch ein wenig vor Sonnenaufgang wird aufgebrochen. Der Weg geht erst noch am Flusse hin,unddie netten ärmlichen HäuserzwischendenPalmen, die Saatbeete, der Fluß mitdenBergen geben die freundlichstenundmalerischsten Ansichten. Bald aber schneiden wir durch die Wüste; fürdieKameele ein mühsamer beschwerlicher Weg, bergauf und ab über braune, schwarze, grüne Basalt, Syenit, Granit Massen. Gewaltige Bergspitzen bald zur Rechten bald zur Linken, Bergmassen wie Lava aufgequollenundnach allen Seiten sich ausbreitend; wunderbarer Anblick. Etwa um ½ 12 Uhr steigen wir wieder indasNilthal hinab,undwandern hier noch 1 Stunde hin, ohne die Andern Vorausreitenden ( Georgiundich reiten allein) zu finden. Endlich müssen wir ein ganzes Stück zurückundfinden sie dannzwischenPalmen des Dorfes Koyeam Uferrande. Der Tag sehr windigundder Ort hier voll des unsinnigsten Staubes, so daß ich mich endlich in ein Haus rettenundbetten muß. 2 mal gebadet; dann gegessenundda Lepsiuswie gewöhnlich aufderReise die unvernünftigste Eile hat, um 5 Uhr aufgebrochen. Der Weg lenkt wieder indieWüste, ist aber nicht übel. Prächtige Ansicht blauer Bergkämme im NordenundSüden; um ½ 7 Uhr etwa erreichen wir wieder das Nilthalundsehen von Ferne nah am Flusse bald die Säulen des Tempels von Solibaufragen, wo wir etwa um ½ 8 Uhr anlangen. Den Abendunddie Nacht unterdenPalmen dicht am Fluß zugebracht. Die Packkameele kommen erst morgen früh nach; unsre Betten sind mit mirund Georgimitgegangen. -

Sonntagden7ten Juli 1844. Eben um 8 Uhr kommen die Packkameele. Ich gehe heut früh bald zu dem, vom Flusse etwa 10Minutenentfernten Tempel, der in seinen Trümmernundseiner Umgebung wunderbar schön ist; die Verhältnisse der Säulen hier sind die schönsten, deren ich mich erinnere. Es stehen von der großen Menge freilich nur 6-8 noch, die übrigen bilden aber einen prächtigen Trümmerhaufen. Von 2 Pylonen 2er Höfe sind Stücken erhalten, die eine Unmasse DarstellungenundHieroglyphen aufweisen, so daß wir viel zu thun bekommen. Während die Andern Skizzen für sich zeichnen, beginne ich Säulendetails aufzunehmen. Um 10 Uhr Gottesdienst. Um Asser noch einmal obenunddem Georgimessen helfen, sowie auch die Palmsäulendetails für mich. - Unsre Zelte werden heut dicht am Flußabhange unterdenPalmen aufgeschlagen; der Wind amNachmittagist aber ganz unsinnig169 und macht mich so schmutzig, daß ich um Assersowohlals auch mit Sonnenuntergang mich indenFluß stürze. - Heut Abend 2 Skorpionen. -

Montagden8ten Juli 1844. Früh mitdenAndern zum Tempel und mein Geschäft des Messens fortgesetzt, womit ich langsam vorschreite. Um ½ 12 Uhr baden gegangen trotz der Mittagssonne. -Nachmittagserst ein wenig aneinerSkizze gezeichnet, dann gemessen; Abends wieder gebadet. Dieser Tempel liegt doch köstlich; nicht allein die Ruinen selbst (ausderZeit des Amenophis) sind unvergleichlich malerisch,sondernauch die BerglinienundFarben rings umher; überhaupt bietet im Landschaftlichen dieser Wegvon Dongolahierher die mannichfaltigstenundschönsten Punkte. - Des GeburtstagsvonBruder Heinrichstill für mich im Bett gedacht.

Dienstagden9ten Juli 1844. HeutNachmittagwerde ich mit dem Aufmessen des Tempels fertigundsitze jetzt gegen Abend, während alle Andern oben sind, allein im Zelt, denke der VergangenheitundZukunftundfühle, daß meine Heiterkeit nicht ganz die alte ist; aber sie wird schon wieder kommen. Um mich glühen die Palmen golden in der sinkenden Sonne, der breite Fluß wälzt seine wachsenden Wasser dahinundder Wind rauscht indenZweigen! - Abends Bad. - Hitze um Mittag im Winde 31 ½°. -

Mittwochden10ten Juli 1844. Ich bleibe amVormittagim Zelteundzeichne den Tempelgrundriß auf. AmNachmittagdiekleineSkizze vom Tempel fertig gemacht, dann noch Einiges daselbst nachgemessen. Vor Sonnenuntergang zum Flusse zum Baden. - DenNachmittagwieder wie gewöhnlich viel WindundStaub; am Tag ziemlich heiß. -

Donnerstagden11ten Juli 1844. Früh mit AbekeneinenkleinenSpatziergang stromabwärts gemacht, um einekleinealte Buhne aus mächtigen Quadern gebaut, anzusehen. Etwa 15-20[ Fuß]breitund30[ Fuß]lang, ohne Zweifel ganz altes Bauwerk. Dann stromaufwärts zueinemmalerisch gelegnen Schechgrabe gegangen, wo ich Georgischon zeichnend finde; wir arbeiten hier zusammen. Dann zum Tempel gegangenundmit Abekenabgeklatscht; zuletzt im Zelte noch etwas aufgezeichnet. Heut Mittag werden wir mit unsern Arbeiten hier fertig;undjetzt rüsten wir uns zum Aufbruch nach dem nahen Dosch. Es ist 2 Uhrunddie Kisten werden geschnürt. - Der Gebel Doschzeigt sich nur 1 Stunde entfernt, er reicht in den Nil hineinundist nur ein schmaler Fels. Pfad am Wasser herum. Auf dem Wege wieder die trefflichsten Aussichten auf Fluß, Palmen, HäuserundBerge. Die Kapelle ist indenFels leidlich hoch, doch zugänglich eingehauen[,] aus alter Zeit von Hieroglyphen fast nur noch die Königsnamen leserlich. Vor dem Loche eine Steele, wohl erhalten. Bad indernahen Felsbucht; Abekenin Gefahr; Fund des Rosenkranzes. Die Kapelle ausgemessen, während Ernstdie Steele abklatscht. - Unsinniger Gedanke, die Kameele umdenFels herumführen zu lassen; 2 müssen zurückbleibenundden etwas weiteren Weg oben herum nehmen. Die Karavane war gleich weitergegangen nach dem Orte Jetizu den Ruinen, genannt Sedigna. Beinah mit Sonnenuntergang brachen wir aufundhielten uns die erste Stunde zusammen, kamen dann aber wie gewöhnlich auseinander; alles170 Festungsgemäuer auf dem Bergvorsprunge malerisch gelegen, die Grenze von Dar Mahasunddem Dar Suckot, den wir nun betreten. Prächtig in Reihen gepflanzte Dattelbäume, schlechter Weg, Fluchenvon Georgimitseinemmangelhaften Kameele; im Dunkeln nach etwa 2 ½ stündigem Ritt im Lager bei Neluaoder Sedingaeingeritten.

Freitagden12tenJuli 1844. Der nahe Tempel, von dem nur 1 Säule noch steht, amVormittagaufgemessen; es ist sehr heiß[,] beinah 33°. Die Säulen sindmerkwürdigerWeiße canelliert mit Hathorköpfen versehen; der Tempel aber enorm zerstört; die Vorhalle waren ganz runde Säulen, davon 2 zu einer nahenkoptischenKirche verwandt schienen, deren Grundplan noch zu erkennen. - NachderWüste zu der alte Begräbnißplatz von bedeutender Ausdehnung; ich finde mehrerekleineOpfertafeln mit demotischen Inschriften darauf. Die Gräber, wenn sie klein sind, mit Steinen überdeckt, die größeren überwölbt mit Nilziegeln, wie sie überhaupt indiebloße Nilerde gegraben sind. Um Mittag werden wir mitderArbeit fertigundum 2 Uhr rüstet sich die Karavane zum Aufbruch; wir Übrigen wollen um Asser nachfolgen. Unser nächstes Ziel ist Amara, etwaeineTagereise von hier[,] aber aufdemrechten Nilufer. Um ¾ 4 Uhr breche ich mit Georgiauf, der vor einer guten Stunde abgegangenen Karavane nach. Der Weg am Flusse entlang ist wieder vollvonReizen; besonders 2 mächtige Berge drüben, die sich aus der Ebne in wunderbar schönen LinienundLilafarben hervorheben; die Farben sind gerad heut köstlich. Schöne Ansicht gegen Abend, wo das Wasserhäuschen mit dem verschwiegenen Brunnen ohnweit eines Kirchhofs mitmerkwürdiggeformten kleinen Grabhäuschen

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wie nebenstehend, befindlich. Rinderheerde[,] die abwärts getrieben wird. - Bald nach Sonnenuntergang finden wir unser Lager in der NähevonPalmen, wo fast alles kulturfähige Land aufhört; aber hier ist es noch recht hübsch.DerTag sehr heiß,undam Abend starker Wind.

Sonnabendden13ten Juli 1844. Um ¼ 6 Uhr vorderSonne Aufbruch. Der Weg auf dem gänzlich unbebauten Wüstenufer bisweilen in unmenschlichem Sande ohnweit des Flusses hin; der Blick labt sich andengrünen palmenreichen Inseln, worunter wir heut die enorm große Insel Sai passieren, bis wir nach starken 2 Stunden Reitens an einer Viehstation Saki el Abd Halt machen, wo glücklicherweise die Stationsbarke anwesend ist; während die Andern im Hause eines alten Türkens sich streiten, liege ich draußten unterdemSchatten einer einsamen Palme,undbewundre den prächtigen Wasserspiegelunddie Berge darüber; hinter mir wie vor mir ein prächtiger Blick (vielmehr strom auf und abwärts). Das bebaubare Terrain hier, etwa nur 30 Schritt breit liegt etwa nur 6[ Fuß] überdemWasserspiegelunddann steigt die Wüste an. Hier beginnt nun schon ein wenig mehr das Verhüllen der WeiberundMädchen, wenigstens wenn sie Fremde sehen; auch bemerkte ich schon 1 Weib mit Beinkleidern à la Korosko. Das bebaubare Land macht der Wüste171 Platz, die mit gewaltigen Sandmassen bis andenFluß vordringt. NachderAnkunft unsres Gepäckes rüsteten wir uns zur Überfahrt nach Amara aufdasrechte Flußufer, wo Tempelruinen befindlich. 1 Stunde etwa mußten wir uns dem Wind entgegen abwärts ziehen lassenundschlugen dann unsre ZeltezwischendenPalmen auf. Dann sehr spät Mittag gegessenunderst um ½ 4 Uhr etwa nach den vom Fluß circa ¼ Stunde entfernten Ruinen gegangen. - Es stehen hier nur etwa 8 Säulen ohne ihre Kapitäle,undzwar sind sie (ausderspäten) meroitischen Zeit. Ich hatte an ihrem Ausmessen etwa nur 1 Stunde zu thunundwurde gegen Abend fertig. Der übrige Tempel scheint meist aus Nilziegeln gebautundist völlig verschwunden bis auf etwa 3 - 4 Thürstürze. Abends bei starkem Winde Bad; es ist leider hier zu flachundKiesboden, so daß es nicht so sehr angenehm ist. - NachdemAbendEssen fahren Lepsiusun Abekenflußauf nach der großen GeziraSai, wo sich noch Ruinen befinden sollen, sie wollen morgen Mittag zurück sein.

Sonntagden14ten Juli 1844. Die Nacht wegen Mücken sehr schlecht geschlafen. AmVormittag3kleineSkizzen gezeichnet. Um 2 Uhr etwa kommen Lepsiusun Abekenvon ihrer Ausflucht nachderInsel Saiwieder, wo sie einige Rudera von 2 Tempeln aus alter Zeit des Amenophisgefunden haben. Eben (etwa 4 Uhr) sind unsre Kameele von Saki el Abduns gegenüber, angekommenundin 1 Stunde etwa, denke ich[,] werden wirvonhier aufbrechen. - Es wird jedoch zu spät mitdemAbklatschen, als daß wir noch fort könnten. Gegen Sonnenuntergang Badunddann noch hier in Amarageschlafen.

Montagden15ten Juli 1844. Die Nachteinkleinwenig besser als die vorige. Früh unsre Sachen gepackt[,] indieBarke geschafftundhinübergefahren aufdasandre Ufer, wo gleich aufgepacktundaufgebrochen wird. Der Weg durch eine ziemlich langweilige Wüste, wo besonders schwarze Schiefermassen sich durchziehen; die jenseitigen Urgebirgszüge steigen hoch auf,undbilden nicht selten malerische Linien. Gegen Mittag steigen wir zum Flußthale nieder; unser junger Führer aus Wassermangelundvielem Laufen wird unwohlundwir lassen ihn am Flusse zurück; dann gehe ich mit Georgiden Andern am Flusse nach bis zur nächsten Viehstation (Schona); hier trinken wir Kaffee,undbeschließen dann, noch etwas weiterzugehen, weil wieder Wüste kommt, die der Führer heut nicht mehr passieren will. Jetzt den Fluß entlang an den großartigsten Gegenden hin, jenseit des Flusses hart daran ein langes hohes Urgebirge; die Felseninseln des Stroms mit alten malerischen FestungenundHäusern bekrönt. Am Wüstenrande viel Dompalmen, dannundwann Hütten, aber kein bebautes Land. Um ½ 4 Uhr im Schatten mächtiger Felsblöcke still gehaltenundliegen geblieben; die Karavane kommt etwa um ½ 5 Uhr. Schönes Bad; Schwimmen zur nahen Felsinsel; Achmatmacht interressante Jagd auf 2 Gnus, die er auch erlegt. Abends viel Wind; schondenganzen Tag Gluthwind. InderNacht vollkommen mit Sand überdeckt. Die hiesige Katarakte, die ich zeichne, heißt Schellal Kalfa. 172

Dienstagden16ten Juli 1844. Sehr früh aufgebrochen, um ¼ 5 setzen wir uns in Marsch. Wieder nur langweilige Wüste, aus der wir um etwa ¾ 9 Uhr zum Flusse hinabkommen. Dieser (wir sind jetzt in Batn el Hadjar) fortwährendvonSchellerlen zerrissen; daneben eine mächtige blaue Urgebirgskette; diesseit gar kein bebautes Land. Der Wüstenweg sehr schlecht, unendlicher Sand, dabei erstaunlicher Gluthwind. Die Kameele scheinen sehr müde. Es begegnen uns am Flusse Lepsiusund Abeken, die zurückkehrten, um eine Thermal-Quelle zu besichtigen, die anderGrenzevon Suckotliegt. Wir gehen unterdessen bis zur nächsten Schona ander Schellale Songé, wo wir liegen bleibenundMittag machen; Lepsiusholt uns hier noch ein. Um ½ 10 Uhr waren wir,unddie Karavane um ½ 11 Uhr[,] angekommenundjetzt um 3 Uhr machen wir uns zum Aufbruch fertig. Unser Weg geht wieder durch die Wüste, aber ohnweit des Flusses. Zuerst auf höchst ermüdendem Sande, dann auf ebnerem Boden. Um 6 Uhr etwa kommen wir wieder andenFluß unterhalb der Katarakte SangurbeieinemOrte genannt Melekel Nasr.InterressanterAnblick auf den schmalen Felsennil. Bad in der tiefen Bucht, von der felsigen Halbinsel gebildet. Unsre Kameeltreiber behaupten, morgen früh nicht weiter zu können; 1Kameelist heut gefallen, ein 2tes krank, sie wollen erst morgen um Asser aufbrechenunddie Nacht durchgehen, so daß sie am morgen früh in Semneankommen. Wir müssen uns findenundbeschließen, auch zu warten biszumAbgang der Karavane.

Mittwochden17ten Juli 1844. Früh ausdemBette, ein Schwimmbad genommen; nachdemFrühstückkleinerSpatziergang mit Abekenun Georgi[,] um die Ansicht zu genießenundetwas zu zeichnen, was dann auch geschieht. Dann Tagebuch geschrieben. Gleich nach unserm Mittagessen etwa um ¼ 3 Uhr wird aufgebrochen, wiegewöhnlichich mit Georgiallein, wozu sich nachher noch Abekengesellt; wir schneiden gleich indieWüste hinein, die einige Charakterähnlichkeit mit der von Koroskohat, wie sie dort den ersten Tag war; BergundThal fortwährend wechselnd, bisweilen tiefer Sand imAllgemeinen,derWeg aber leidlich. Immer noch Urgebirge, ein wahrer "Steinbruch". Etwa gegen 9 Uhr kommen wir im Dunkeln zu der Schonavon Semneam Flußundfahren nun noch ½ Stunde bis in die Gegend des Kataraktes, wo Lepsiusunddie Andern bereits vor 2 Stunden angelangt sind; RauschenderKataraktevonFerne; Thee getrunken; um ½ 11 Uhr kommtdieKaravane nach. Sehr gut geschlafen.

Donnerstagden18ten Juli 1844. Großartiger Anblick auf die Kataraktevon Semne, die inderThat fast nur 1 Felsenthor bildet, 100[ Fuß]breit, durch das sichdasWasser rauschend Bahn bricht. Früh alle Sachen aufdenBerg schaffen lassen. Das Tempelchen sehr klein, aber alle Darstellungen wohl erhalten indemschönen Styl des Thutmosis; er ist dem Sesortesengewidmet. Die umherliegenden Baulichkeiten inschwarzenNilziegeln sehr bedeutend; es scheint eine stark befestigte Stadtan173 lage. Ein riesiger Damm mit Urfels gepflastert umschließt das Ganze. Zelte am steilen Abhang des Felsens, an demderFluß 80-100[ fuß] tief hinrauscht; der ganze Klippendamm vor uns.VormittagsmitdemMessen des Tempels begonnen.Nachmittagshinübergefahren aufdasjenseitigeUfer, wo ein 2ter bedeutend größerer Tempel liegt, aber zum Theil bis andieDecke in SandundNilstaub begraben;HieroglyphenundDarstellungen sehr wohl erhalten; wir wollen aufgraben lassen; vieleinteressantehieroglyphischeInschriften andenFelsenundBausteinen nachdemWasser zu gefunden. Mit Sonnenuntergang zurück; gebadetunddanneingefülltes Zicklein gegessen. - Das Fleisch fängt in dieser armen unbebauten Gegend an[,] sehr knapp zu werden; auch Brodundandre Lebensmittel gehen zu Rande, was sehr bös ist. Unsre Barken sollen in Wadi Halfaangekommen sein. Wir schätzen unser Hierbleiben auf 8 Tage. -

Freitagden19ten Juli 1844. Den VorundNachmittagmit Aufnehmen des Tempels wie der Festung hingebracht. Abends Bad; das Wasser beginnt bedeutend zu wachsen; - drüben wird tüchtig ausgegraben, Lepsiusfährt MorgensundMittags hinüberundist fastdenganzen Tag dort.

Sonnabendden20ten Juli 1844. MitderAufnahme diesseits werde ich heut früh fertig, sowie mit der Auftragung in Blei,Nachmittagsbeginne ich noch das Auftragen desPyramidenfeldesvon Tangasi; dann Bad; Abends jetzt wieder schöner Mondschein; bei dem heut nachdemThee alte Spukgeschichten vorgetragen werden von KirchenundSchlössern. -

Sonntagden21ten Juli 1844. AmVormittageinen Brief an Freund Stürmerangefangenunddann noch etwas gearbeitet.Nachmittagsein wenig in O. Müllers Archäologie gelesen. Abends Bad; das Wasser wächst jetzt ansehnlich.

Montagden22ten Juli 1844.Vormittagsmeinen Plan desPyramidenfeldesvon Tangasifertig gemacht.Nachmittagsmit Lepsiusaufdieandre Seite gefahren. - Mangel an Lebensmittel, wir essen MittagsundAbends Linsen; heut Abend nicht einmal Fleisch. - Jussufsoll morgen nach Wadi Halfa, um dort einzukaufen. - Abends wie gewöhnlich Bad.

Dienstagden23ten Juli 1844.VormittagsdenPlan vomPyramidenfeldvon Gurruaufgezeichnet. -Nachmittagsdie Richtungslinien meinesSituationsplanesnachdemjenseitigen Ufer genommen, umdieBreite des Flusses zu bekommenundanschließen zu können. Dann 1 Stunde in alten Briefen gelesenundspäter die Formen des UfersundderdiesseitigenFelsmassen im Flusse aufgenommen. Abends Bad. Jussufkommt erst heut Abend um 9 Uhr zum Abreiten nach Wadi Halfa. Der Tag heiß 32°.

Mittwochden24ten Juli 1844. Heut früh Südwind. Gegen Sonnenaufgang rücken schwere Wolken - Staub - oder Nebelmassen gelbbraun[ -] gegen uns an; wir vermuthen starkes Unwetterundbringen Zelte, BettenundSachen in Sicherheit. Aber es war nicht so schlimm. Indessen waren wir bald in dichteste Staubwolken, nach Abeken’s Meinung Nebel[,] eingehüllt,unddieser blieb den ganzen Tag[,] so daß die Sonne fast gar nicht zu sehen war. Eine feuchte Wärme war den ganzen Tag sehr drückend 32½°. Um 19 Uhr etwa packten wir unsre Sachenundmachten Alles zur Übersiedelung aufdasandre Ufervon Semnebereit. Vorher ward noch ein Bad genommen, was nachdemStaube sehr er174 quicklich war. Um 11 Uhr etwa kamen wir hinüber. Da es mitdemEssen lange dauerte, begann ich noch amVormittagmeinenSituationsPlan, den ich amNachmittagfortsetzte. Abends diesseit ein zweites Bad genommen. Abends noch drückend schwül.

Donnerstagden25ten Juli 1844.Vormittagsden Tempel ausgemessenunddann Tagebuch geschrieben. Diese Nacht lief mireinSkorpion übermeinenHals, den ich heut früh tödtete; er kniff mich blos[,] aber stach nicht. Der Himmel heut völlig überzogen wie miteinemSchleier; der Nebel unten verschwunden[und] vielleicht indiehöhern Regionen gezogen. AmNachmittagmache ich mit Lepsiuseine romanhafte Parthie nach dermittlerenInsel der Katarakte, wo sich einehieroglyphischeInschriftbefinden sollte. 3 Wasserarme waren zu passiren, der erste breiteste hatte keine Strömung, war also leicht durchschwommen; die beiden andern aber, besonders der mittelste, waren enorm reißend; mit vieler Mühe wurde ein Tau quer über gespannt, wobei der eine Kerl, der mitdemMunde das eine Ende desselben hinüberschaffen wollte[,] fast indieKatarakte hinabgespült wäre, ein 2ter Versuch gelang. Doch brauchte es alle unsre Kräfte, um uns nur am Tau zu haltenundentlang zu ziehen. Wir warenzusammenetwa 7-8 nackte Gestalten, die andenFelsen herumkletterten; meineBeinkleiderhatte ich umdenKopf gebunden; die Schuhe wurden uns nachgebracht, denn mit bloßen Füßen aufdieheißen Steine zu treten, war unmöglich; selbst durchdieSchuhe drang die Gluth unangenehm fühlbar. Es ging Alles glücklichvonStatten. DieInschriftwar nureinProskynemavon2 ReihenHieroglyphen. -InterressanterAnblick auf die WirbelundStrömung des Hauptlaufes. Auf dieser Insel schien ein Wachthäuschen gestanden zu haben, mächtige Blöcke warenvonandersher zum Unterbau herbeigeschafft, später aber wohlvonderFluth zerstreut worden. - Nach Inschriften, die Lepsiusundich hier am rechten Flußufer fanden,unddie aller Wahrscheinlichkeit nach die alte damalige Wasserhöhe anzeigen, müßte der Nil zu jener Zeit (also in der 12ten Dynastie) um 20-25 Fuß höher gestiegen sein, wie jetzt,unddie Kataraktevon Assuanbildete einen so hohen Wasserfall. Schon früher hatten wir das factum anundfür sich festgestellt; ich setzte es aber mehr in die Urzeiten hinauf;merkwürdigwäre es, wenn hier der Zeitpunkt gefunden wäre, wo die Kataraktevon Assuandurchbrochenunddie Senkung des Wasserspiegels um mehr als 20[ Fuß] statt gefunden hätte. - Abends wieder Bad. -

Freitagden26ten Juli 1844.Vormittagsmeinen Situationsplan der Lokalität von Semnefertig gemacht. - AmNachmittagdie Grundrisse begonnen. Das Wetter sehr schwül, viel Wolken am Himmel, oft Südwind; wir befürchten GewitterundRegen; indessen es geht noch so ab; der Hauptwolkenzug geht nachdenöstlichen Gebirgen. Abends Bad; das Wasser wächst zusehendsundhat jetzt wieder eine vollkommen rothgelbe Farbe, dick mit vielen Erdtheilen. -

Sonnabendden27ten Juli 1844. Ich vollende heut meine PläneundDurchschnitte der Tempel bei Semne. Das Dorf wie die diesseitigen Ruinen (aufdemrechten Ufer) heißen eigentlich nicht Semnesondern Kumme. Der Tag mit Windstille ist ungemein schwül; man schwitzt wie ein Sieb; der Himmel meist bewölkt; gegen Abend starke Gewitter etwas mehr östlich inderWüste. Schon amNachmittagbekommen wir starke Staubwolken mit einer Husche Regen; außer den wenigen Tropfen am GebelBarkalfast seit 8 Monaten der erste wieder. NachdemAbendessenzieht es aber westlicher herauf, erst hatte es den175 Anschein, als würden wir verschontunddie ganze Wolkenmasse ziehe östlich vorüber; mit einmal aber wandte sichdasGeschehen;eine schwarzgelbe wandelnde Staubwand rückte mit unglaublicher Eile gegen uns an,undin einem Momente war Alles unsichtbar. Die Zelte widerstanden nicht; ich rettete meine MappeundReißbrett nebst Gurrusa in den Tempel, in dessen Dreckwolken ich hineinfiel; die Betten wurden eingeschlagenundmitdemZelt überdeckt,undin meinen alten Mantel gehüllt saßen wir, Abeken[,] Georgi, Maxundich hinter einer hohen alten Ziegelmauer am Abhange gegendie Katarakt, wo wir Überwind hatten,undwarteten die Katastrophe ab. Es kamen aber nur einige Tropfen Regen. Die ganzeAthmosphärewar ein Staubmeer; man konnte die Augen kaum aufschlagen. So saßen wir etwa 1 Stunde bis 10 Uhr, wo denn das Ganze sich zu lichten begann; der helle Mond leuchtete durch dünnere Wolken; wir schlugen die Betten auseinander,undich schlief angekleidet in meinem Mantel recht gut. Wir sind heut mit unsren Arbeiten hier fertig gewordenundwollen morgen früh hinübergehen, um morgenoderübermorgen nach Wadi Halfaaufzubrechen. -

Sonntagden28ten Juli 1844. Früh aus meinem Staublager in den Nilstrom, um mich von gestern her rein zu spülen; das Wasser 23° warm[,] war ungemein wohlthätig. Dann nachdemFrühstück die Sachen gepackt, indieBarke geschafftundhinübergefahren. - Nun werden alle Kisten gepacktundgeschnürtundvielleicht kommen wir noch heutNachmittagum Asser weg. Aber nein, eine große Steele hat unser Koch Syrianzu spalten angefangen,unddie ist nicht fertig; es wird heutundvielleicht noch morgen daran gearbeitet werden; auch an einer zweiten von rothem Granit ist Feuer gemacht, um den unnützen Theil wegzubrechen. - Ich gehe nachdemAsser mit GeorgizudenDompalmen hinab,undzeichne eine davon im Detail. Dann Bad. Der köstlichste Mondabend gewährt unsdieHelligkeit des Tages. Wärme 32°. Ich bin in diesen Tagen aus manchen Gründen verstimmt,undmeine alte Heiterkeit ist weg. -

Montagden29ten Juli 1844. HeutVormittagwerden die Steelen glücklich gesprengtundvon unsern Kameeltreibern den Berg hinabgeschafft,und IbrahimAgamitderBarke sollen sie einnehmen, wenn sie nämlich wollen, indessen ist ihnen eine Belohnungvon200piasterdafür ausgesetzt. Ich zeichne heut einige Kleinigkeiten nach Georgi. Um Asser wollen wir aufbrechen; es werden jetzt um 1 Uhr die Kameelezusammengeholt. - Um ½ 5 Uhr kommen wir wirklich zum Aufbruch. Der Weg ist zuerst schlecht,dasheißtbergig, aber schön in Betreff der Aussicht, die auf die StromwindungenundKataraktenformationen geht. Eine Insel, ½StundevonSemne, erscheint auf gleiche Weise mit colossaler Mauer umgeben, wie die Orte Semneund Kumme, ich muß mich wundern, daß Lepsiusvorbeigeritten ist, ohne sie zu besichtigen. An andern StellenundBerghöhen sieht man noch Ruinen vonkoptischenKirchenoderSchlössern gar malerisch auftauchen. Bei mächtigen Bergvorsprüngen biegen wir indieWüste ab, in der wir bei Vollmondschein fortwandeln bis ½ 2 Uhr Nachts, wo wir nach sehr ermüdendem Ritte wieder andenFluß beiderSchona von Abkekommen, der letzten Schonaund Kataraktevor Wadi Halfa. 176Das Kameelvon Lepsius, waswahrscheinlichnicht mehr weitergekonnt, hatten wir allein aufdemWege sitzend gefunden. Der Weg war übrigens größten theils sehr schön, die Wüste war mehr einegroßeHochebne; doch zeigten sich noch keine FormationenvonSandstein. - Lepsiusunddie Andern waren ebenfalls erst um 12 Uhr bei Abkeangekommenundlagen schon schlafend. Wir beide[,] Georgiundich[,] tranken erst noch ein wenig Kaffee, rauchten ein Paar Züge,unddann legte ich mich inmeinemalten Mantel etwa um 2 Uhr schlafen, bis ich am frühen Morgen durch die ankommende Karavane geweckt wurde. Von hier bis Wadi Halfawaren noch 3 Stunden, die wir heutNachmittagabzumachen gedachten. Den Tag verbrachte ich meist mit Schlafenodervielmehr Drusseln, nachdem wir am Morgen uns durcheinBad erquickt hatten. Um ¼ 4 Uhr am

Dienstagden30ten Juli 1844brachen wirvonderSchona Abkeauf. Eine halbe Stunde darauf kamen wir zu bedeutenden alten Umfangsmauern auf einer Berghöhe, von wo aus eine großartige Aussicht auf die Kataraktevon Abkewar; 100e von Felsinseln teilen den Strom; die eine trug ebenfalls die Umfangsmauer einer alten Stadt, die gegenüberliegende Seite eine schwarze Masse von Urgebirgszügen, nicht sehr hoch, aber anscheinend wild. Georgi’s Philosophin (sein Kameel) willvonhier nicht mehr weiter, er muß wechseln;undso kommen wir denn mit Sonnenuntergang, die Kataraktevon Absirvor Wadi Halfaumgehend, endlich an der altbekannten Schona an, umvonnun an den alten Weg zurückzumachen. Wir treffen Freund Jussufschon beidenAndern an. Ein Bad wird genommen; KaffeeundThee getrunken,unddann lege ich mich angekleidet auf mein Lager, ein sehr schwüler Abend. - Unsre Karavane kam um ½ 9 Uhr nach; die Kameele sind fast Alle aufdenHund. Unsre Barken, die erst mit der Expedition der 400 Soldaten, welche ohnweit Derrliegt, kommen sollen, sind nicht hier, Jussufhat einstweilen eine Gepäckbarke für uns in Beschlag genommen.

Mittwochden31ten Juli 1844. Heut früh packen wir uns mit allen Sachen auf die kleine Packbarkeundschwimmen auf die andere Seite zum Dorfe Wadi Halfa. Hier quartiren wir uns in dem zufällig leerstehenden Hause des Bimbaschi ein, wo eine recht geräumigeundluftige Kammer uns erfreut. Die Sachen werden hereinundherauf gebracht,undwir sind bald in Ordnung. Indessen noch heut nehmen wir erstens außer einer Packbarke noch 2 andere (jede zu dem enormen Preisvon50piasternbis Abusimbel[und] beschließen Morgen früh unsre Abreisevonhier nach Abusimbel, wo wir die Ankunft unsrer eignen Barke erwarten werden. - Im Sonnenuntergang Bad. Ich las heut im Tasso. -Nachmittagssehr windig.

Donnerstag,den1ten August 1844. Heut früh geht in der That unsre Abreisevon Wadi Halfavor sich; die eine Barke ist so klein, daß wir sie erst ganz zurücklassen wollen, indessen entschließt sich Abeken, sie für sich zu nehmen und ich finde zur Noth auch noch Platz darauf, so daß ich meine Kameradschaft ferner mit ihm halte. Jussufrichtet sich auf der Hauptpack177 barke einunddie andern nehmen die Sandal, wo sie unter einer Plane ihre〈…〉〈…〉 auslegen können. Ein Soldat wird auch noch losgeeist,undso zieht unsre kleine Flotille etwa um 10 UhrVormittagsstromabwärts. Früh Morgens noch einmal ein Bad genommen. Der Wind ist unsrer Fahrt sehr ungünstig; die Wellen sind fast so hoch, wie bei unsrer ersten Anwesenheit, indessen kommen wir doch leidlich schnell vorwärts. Mittag -undAbendessen wie Thee nehmen wir auf der Sandal gemeinsam ein; um ½ 10 Uhr etwa legen wir an der Insel Serraan, wo wir bis etwas vor Sonnenaufgang liegen bleiben.

Freitagden2ten August 1844. Schon um ½ 9 Uhr etwa gelangen wir zu der Felsengrotte bei Abahudaund sehen an der Insel Schatanidie BarkenundZelte der lang erwarteten Militärexpedition liegen. Keine Briefe, aber zwei Barken können wir bekommen, wenn sie in Wadi Halfaausgeladen haben. Lepsiusund Abekenmachen dem Führer der Expedition, einem alten Aga[,] einen Besuch. Wir erhalten unterdesseneinenBrief aus Assuanvon Franke, der wüthend ist, daß erseineSachen dort nicht herausbekommen kann; er droht, dort zu bleiben, bis wir kommen. Um 10 Uhr etwaoderetwas später langen wir glücklich vor Abusimbelan. Unsere ganz kleine Barke wird abgelohnt; eine der andren hier behaltenunddie dritte mit Jussufnach Assuangeschickt, wo sie ohnedieß hin will; er muß uns dort fouragierenundnach Briefen sehen; etwa bei Derrerwarten wir ihn zurück; unsre neuen Barken denken wir mit 5-6 Tagen hier haben zu können. -Nachmittagum 4 Uhr etwa reist Jussufab, nachdem er nocheinenBriefvon Ernstan Frankemitgenommen hat, wenn er denselben noch in Assuantreffen sollte. - Ich bette mich außerhalb des Tempels, weildieLuft darin mir so stickig istundso schaue ich gerade nieder auf die breite Nilfläche, die flache Insel gegenüber,undauf die barocken aber unschönen Bergformen drüben. Abends wie gewöhnlich gebadet; das Wasser ist dick wie Chokolade. - Nach dem Thee einmal wieder Schach mit Abeken. -

Sonnabendden3tenAugust1844. Alle Andern fuhren heut früh nachderGrotte von Abahudaundden andern Felsengemächern hinüberundich bleibedenTag hier allein. Ich trage dasPyramidenfeldvon Es Somaaufundfange die Situationvon Sesean. Abends kehren die Andern zurückundbringendieNachricht, daß Franke6 Tage nachseinemgeschriebnen Briefe nach Kennaabgereist sein soll. Ich glaube, wir können unsere Barken von Wadi Halfabald erwarten, mir ist es ziemlich gleichgültig, aber der Aufenthalt hier ist nicht so sehr behaglich. - Man bringt mir heute Abend vondemgegenüberliegenden Ufer auseinemGarten Weintrauben mit, die mir sehr wohl schmecken. - Abends Bad.

Sonntagden4tenAugust1844. Früh gebadet, dann Tagebuch geschrieben. -Vormittagsschreibe ich am Briefe an StürmerweiterundleseNachmittagdraußen auf meinem Lager liegend in GöthesTasso, an dem ich mich wieder ungemein erfreue; Abends Bad.

Montagden5tenAugust1844. Elisabeths Geburtstag. Gebe ihr Gott Gesundheitund[festen]Muth, das GuteundRechte zu thunundzu schaffen. Ich stehe vor der Sonne auf,undbewundre deren köstliches Emporsteigen während der stillsten Morgenluft. - Ich arbeite den Plan und Grundriß des178 Tempelsvon Sesefertig; sonst nichts Bemerkenswerthes.

Dienstagden6tenAugust1844. Pläne der Tempelvon Sedignaund Amaraausgearbeitet, im TassoEiniges gelesen. - Es hält schwer, hier unsern Unterhalt zu bekommen; Alles ist theuerundkeiner will etwas herausgeben; unser Soldat scheint nicht der gewandteste. Abends Bad.

Mittwochden7tenAugust1844. Früh Bad, weil ich mich trotz der Hitze entschlossen habe, fernerhin im Tempel zu wohnenundzu schlafen, was ich bisher nicht gethan. Angenehm ist es indessen nicht; es ist darin 26° Hitzeunddie Luft immer stickig. Man schwitzt des Nachts ganz verzweifelt. - Es findet sich noch Arbeit genug hier; am Fuß des Kolossesvomgroßen Tempel isteinesehr altegriechischeInschriftneu gefunden ausderZeit des Psammetich, die Abekenschon lange gesucht hatte. Ich arbeite ruhig anmeinenAusführungenvon Solibweiter. Abends Bad. Der Nil wächst jetzt indemruhigen Wetter sehr stark.

Donnerstagden8tenAugust1844. In der vergangenen Nacht sind endlich unsre Barkenvon Wadi Halfaangekommen; 2 sehr große Biester. Vor -undNachmittagVerhandlung mit den 2 Reis wegen des Preisesundder Fahrt. Endlich versteht sich der Reis der kleineren Barke[,] unser Gebot anzunehmen, was auf 1500Piasterpro Monat lautet; der Andre, dem[Katschak]von Assuangehörig senkt ab. MorgensundAbends wieder gebadet, was jetzt, wo unser Ufer sehr steil wirdundfast aufhört, schwierigundwenig angenehm wird. Gegen Abend Besuch beim großen Tempel, wo ich die Arbeiten unsrer Ausgräber besichtige.

Freitagden9tenAugust1844. Früh werden unsere Kisten ausderkleinenTransportbarke auf die große gepackt[,] auf der wir uns, da wir keine kleinere Dahabie bekommen können, wieder sehrzusammenpressen müssen. Ich werde heut auch mit meinem Blattevon Solibfertig,undhabe Nubiensoweit nachgearbeitet.Nachmittagklatsche ich die große kürzlich ausgegrabene Steele neben demnördlichenKoloß desgroßenTempels abundbesuchedenTempel im Innern noch einmal. Abends Bad an einer andernundbesseren Stelle.

Sonnabendden10tenAugust1844.Vormittagzeichne ich nach LepsiusAufnahme den Plan eines kleinen Schlößchens von der Insel Mirnioberhalb GebelBarkalaufundmach hiermit den Beschluß meiner Arbeiten in Abusimbel. Hoffentlich kommen wir morgen früh zum Aufbruchvonhier. Heute Morgen Bad, wobei der Südwind einmal wieder erstaunlich kalt blies, das erstemal in diesem Sommer, daß ich fror. - Die Anderen werden gleichfalls heut fertig. Herrliche Farben beim Sonnenuntergang. Ich lese amNachmittag Carsten Niebuhrs LebenvonseinemSohn, eine schöneunderbauliche Lektüre.

Sonntagden11tenAugust1844. Die Barke war heut ganz früh aufdieandre Seite gefahren, um den Mohamedel Fakirmit den Eseln zu Lande voraus zu senden; da sie erst sehr spät wieder kamen, konnten wir nicht früher als 10 Uhr zur Abfahrt kommen; die Barke ist stickend voll, aber doch sind wir 6 dabei leidlich placirt; nur wenn Jussufkommt, weiß ich inderThat nicht[,] wie es gehen soll. Mit WindundStrom schnell bei dem herrlichsten Wetter abwärts getrieben, gelangten wir schon um 3 Uhr etwa der Feste Ibrimgegenüber beieinemDorfe an, wo wir einenkleinenHammel für 14piasterpressen mußten. Hier fiel uns wieder die Tracht der Weiber recht auf, von Fern in ihren langen faltigen schlappenden Gewändernundihrer Haartour Engeln nicht unähnlichundsehr malerisch, in179 der Nähe eher häßlichundschmierig wie Hexen, chinesischer

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Augenschnitt; die Augen mit feinen Haarstreifchen überdeckt,wozwischensie durchsehen; alle in langen Hosen. - Von hier fuhren wir noch einmal nach den Felsenvon Ibrimundbesuchten die Grotten, wo Lepsiusnoch einekoptischeInschriftabklatschteundandre Sachen revidirte. - Von hier ging es abwärts bis nach Ellesieh[,] wo wir bei dessen freundlichenundüppigen Palmen mit Sonnenuntergang anlangten. - Hitze heut 30°. -

Montagden12tenAugust1844. Heut früh wird nachderGrottevon Ellesiehgewandert; ich bleibe nur einen Augenblick dortundzeichne dann nahe dabei einekleineSkizze, die Andern zeichnen in der Grotte. Um 11 Uhr gehe ich nachderBarke zurück, die köstlichen Palmen bewundernd, die mit ihren gelbenundrothen Früchten schwer behangen sind. - GruppenvonWeibern neben den ZiegenundHammelheerden im Schatten umhersitzend. - Um Mittag werden die Andern fertig. NachdemEssen wird unsre Barke langsam wieder stromauf gezogen, weil sich aufdemandern (linken) Ufer, hinter dem Dorfe Anibe, schräg über den Bergen der Festung Jbrimein Grab befinden soll. Um 2 Uhr etwa fuhren wirvon Ellesieab, wurden aufdemWege noch aufgehalten durchdenAnkaufvonKaffeeundReis, was uns schon lange mangelte,unddie wir nun noch vor Jussufs Ankunft,voneinem Schiffer einhandelten. Etwa um ½ 5 Uhr langten wir vor Anibeanundgingen dann zu dem etwa ½ Stunde entfernten Berge, wohin Lepsiusund Maxschon voraus geritten waren. Hier fanden wir ein scharmantes noch in Farben wohlerhaltenes Grab ausderZeit Ramses IV., was uns nun doch wieder Aufenthalt verursacht. Heute konnte dabei nichts Wesentliches gethan werden; am Abend badeten wir uns noch,obgleichdas Ufer dafür sehr ungünstig war. -

Dienstagden13tenAugust1844. Heut früh wird nachdemGrabe aufgebrochen. NachdemAufmessen zeichne ich heut eine Wand. Mittag essen wir dort. Es ist sehr heiß in dem Kefterchen, der Schweiß tropft unaufhaltsam herab. Angenehmes Mittagschläfchen unter einem herabgestürzten Felsblocke. Abends gebadet. -

Mittwochden14tenAugust1844. Heut Mittag werden wir mit dem Grabe soweit fertig, daß Alles gezeichnetundauch einiges Wenige daraus gemalt ist. Damit lassen wir es bewenden; ich mit Abekenreite voran nachderBarke, dann kommen die Andern nach,undwir stoßen bald von dem Dörfchen Anibeab. Nun geht es in etwa 2 Stunden bis Derr, wo wir ohnweit des Sykomorenhauses vom früheren Mudir ebenfalls voreinemprächtigen Baume, der einen Sitzplatz vorseinemHause beschattet, anhalten; - Während Lepsiusund Abekeneinen Besuch bei dem 66 sohnigen Hassan Kaschefmachen, gehen wir Andern zum nahen Tempel. Wir haben etwa Tag Arbeit hier, ich eigentlich gar keine;undda will ich denn morgen DießundJenes zeichnen. Heut Abend wieder Bad etwas weiter hinauf. Derrscheint mir eine wohlhabendeundbevölkerte Stadt zu sein, die bedeutendste180 in ganz Nubien. Die Männer in ihren stattlichen weißen oder hellblauen langen GewändernundTurbanen sehen schönundanständig aus;undbildenzusammenkauerndundgruppenweis im Kreise umhersitzend höchst malerische Bilder. Dabei istdieStadt Derrselbst voll malerischer Effekte, fast jeder Punkt, wo man hinsieht. Köstlich ist eine früher nicht gesehene große Sykomore mitten inderStadt vor dem Hause des Kaschef, was neben der Moschee gelegen, gar sauber[und] interressant erscheint. - Heut Abend kühlundsehr windig.

Donnerstagden15tenAugust1844. HeutVormittagzeichne ich 3 Skizzen in der Stadt, während die Andern im Tempel arbeiten. - Zum Mittag schickt unsderKaschef BrodundeinenHammel. - Sehr windig. - Jussufist immer noch nicht da. - Nachmittag wieder skizzirt, denn Derrbietet dazu unerschöpflichen Stoff. Ich durchwandle dabeizugleichden flußabwärts gelegenen Stadttheilundkehre über den Tempel zurück, woselbst die Andern bis Sonnenuntergang mit ihren Arbeiten zu Stande kommen. Gemeinschaftlich zur Barke zurückunddann gebadet. Bei Licht einmal wieder GöthesRömischeElegien gelesen. -

Freitagden16tenAugust1844. Früh noch 2 Skizzen von dem Haus des Kaschefundeinen edlen Aufgang zur Moschee gezeichnet. Dann zur Barke zurück, wo inzwischen Jussufangekommen istundaußer allen nöthigen VorräthenvonReis, Zucker, Rosinen, Salz, Brod, auch Tabak[und] was das Wichtigste ist, ZeitungenundBriefe die Menge mitgebracht hat. Ich empfing dabei nur 1 Briefvon Heinrichvom 25 Juni miteinerEinlagevon Georgenebst meinem Zeitungsbericht; der 8 Tage früher abgeschickte BriefvonMutterund Elisabethist leider! nicht dabei; ich hoffe[,] er kommt später nach. Gott sei Dank, Alles ist wohl auf; nun ging es an ein allseitiges LesenundErzählen! Dazwischen wardvon Derrabgefahrenundnach 1 Stunde wieder vor Amada(etwa um ½ 11 Uhr) gelandet, ohne es viel zu beachten. Ja, BriefeundZeitungen währten so lange, daß wir erst um 4 Uhr etwa dazu kamen, zum Tempel hinaufzugehen, wo noch Einiges zum Zeichnen ausgesucht wurde, womit die Andern anfingen, während ich mich am Anblick der langen KoruskoerBergreihe ergötzte, auf die manvonhier hinabsieht, sie auch ausdemTempel ein wenig skizzirte. - Der Tempel von AmadaausderZeit des Amenophisist ein MustervonSchönheitundSauberkeit derHieroglyphenunDarstellungen. Die Malerei ist mit unglaublicher SorgsamkeitundMühe ausgeführt. Aufdenfeinen Sandstein ist noch ein leiser Gipsüberstrich, auf dem, wie gewöhnlich die Farben aufgetragen,undim Innern meistentheils noch vortrefflich erhalten sind. - Da mirdasUfer zu schlecht ist (mit Schneidegras bewachsen), so bade ich mich heut nicht. Abends liest Lepsiusvon seinen 36 empfangenen Briefen noch manches vor, auch wird indenZeitungen gestöbert, um 10 Uhr zu Bett. --

Sonnabendden17tenAugust1844. Ich lese am Morgen, der jetzt schon kühlundluftig zu nennen ist, empfangene StaatszeitungenvomJanuar (!); wir haben überhaupt nur die Zeitungen bis in den MärzdesJahreserhalten. Dann Schreiben dieses Tagebuches. - Um 11 Uhr etwa werden die Zeichner im Tempel fertigundum Mittag fahren wir von Amada181in etwa 1 ½ Stunde nach unserm altbekannten Korosko. Auf meinen Vorschlag beschließen wir den morgenden Sonntag noch hier zu feiernunddamitzugleichden Geburtstagvon Abeken, der freilich erst auf den 19ten übermorgen fällt. Nachdem wir etwas weiter oberhalb noch die Höhen aufgeschwemmten Bodens über dem Nilspiegel nivellirt hatten (etwa 31 Fuß überdemhöchsten Nilstand) befestigen wir unsre Barken bei denselben Palmen, wo damals unser Lager stand. Eigenthümliche aber erfreuliche Erinnerungen tauchten bei Jedem auf. Die Palmen glänzten jetzt in goldnenunddunkelpurpurrothen Früchten. Eine quer sich indasLand ziehende Schlantz[,] die damals wenig Wasser hatte, diente uns jetzt, mit dem Flusse verbunden, zu einem trefflichen Badeplatze. - Noch Mittag 32° Wärme im Schatten.

Sonntagden18ten August 1844. AmVormittagmache icheinenkleinenSpatziergang auf das einsame Gebirge; Zeitungen gelesenundviel nach Hause gedacht.Nachmittagsgegen AbendeinenSpatziergang gemeinsam[,] wo wir bis zum Brunnen inderWüste (¼ Stunde) gehen wollten; aber Lepsiusunich bleiben wegen geognostischer Untersuchungen zurück; wir nivellirten wiederum SchlammundGeröllschichten, was uns bis nach Sonnenuntergang aufhielt. In frühesten Zeiten muß durch dieses Thal sich ein Stromarm geworfen haben, wodurch diese Ablagerungen entstanden sind. - Nach diesen Untersuchungen Badunddann ein festliches Abendessen, Freund Abekenzu Ehren. Nach Tisch wurden unsre vorjährigen Weihnachtsstückeundsonstigen Poesien vorgetragen, was uns bis 10 Uhrzusammenhielt. Dann fuhren wir, oder vielmehr schon um ½ 9 Uhr Abends ab,undmochten etwa um ½ 12 Uhr vor Sebuaanlangen.

Montagden19tenAugust1844. Abekens Geburtstag. Früh hinauf zum Tempel, wo wir auffallender Weise den schon vorgestern vorausgeschickten Koch Syrianundunsere Soldaten, die hier ausgraben sollten, nicht vorfinden. Es werden Menschenzusammengebracht und der Eingang geöffnet auch noch den Ramses〈…〉〈…〉begonnen zu graben. Ernstund Georgiarbeiten sowie Abekenim Schwitzkasten, wo ich mich aber nicht hineinbegebe. - Lepsiusmacht Sprachstudien mit einem Bishari(Plural Bishariin), den er von Koroskomitgenommen. Der Tag ist heut wolkig, wie gestern, aber meist sehr schwül. 32 ½ ° Hitze um 2 UhrNachmittags. - Von ½ 5 Uhr ab zeichne ich wieder an einem Tableau des ersten Pylonthors, was ich Georgiabgenommen habe.

Dienstagden20tenAugust1844. Heut ist der Jahrestag meiner Abreisevon Berlin, die nun schon 2 Jahre her ist. Gott wolle mich ferner wie bisher in seinen gnädigen Schutz nehmen; mit innigem Dank schaue ich auf die verflossene Zeit zurück. Ferner ist heut der Geburtstag meines lieben Freundes Stürmer, dessen Gedächtnis ich feiere, indem ich am Abend den schon in Semneangefangenen Brief an ihn vollende. Morgens zeichne ich im Tempelundgehe etwa um ½ 11 Uhr zur Barke, wo ich mich viel mit Zeitungslesen beschäftige.Nachmittagsbesucht uns ein vorbeifahrender Kaufmann, Namens Dimitrius, der mit Gütern nach Dongola182und Kartumgehen will. Er meldet uns, daß ein Briefpäckchen für uns in Assuanangekommen ist 2 Tage nach Jussufs Abreisevondort. - BadvonderBarke aus. Ich war heut wieder in den heißen Kammern des Tempels. Die Temperatur draußten war 27° im Schatten; inwendig nur 28°; trotzdem floß der Schweiß in Strömen vom Körper. - Ich habe vergessen zu erwähnen, daß gestern IbrahimAgamit unsrer Steinbarke glücklich zu uns gestoßen ist, nachdem er alle Cataraktenglücklich passirt hat. Von Semnebrachte er nur einen Theil der einen Steele mit; das Einladen dieser Stücke hatte aber solche Schwierigkeiten, daß sie es aufgeben mußten zumal 2 Mann dabei verunglückt waren, indem der Eine den Arm, der andre das Bein dabei gebrochen haben. -

Mittwochden21tenAugust1844. Bis Mittag werden die Zeichner mit ihren Arbeiten fertig; ich schreibe unterdessen einen Brief an Heinrich. AmNachmittaggehe ich mit Lepsiusnoch einmal zum Tempel; auch finden wir inderUmgegend eine Steeleundandre Felsinschriften. Wir kriechen noch einmal indenTempelundconstatireneinenStreitpunkt über Einschiebung derFigurdes Königs zwischen Götterdarstellungen; dann noch Ausmessen der bis dahin ausgegrabenen Ramseskinder; nachher Bad;undnachdemAbendessen fahren wir von Sebuaab bis beinah gegen 10 Uhr, ohne jedoch bei heftigem Gegenwind viel vorwärts zu kommen. -

Donnerstagden22tenAugust1844. Mit Sonnenaufgang geht das Weitertreiben an. Um 9 Uhr erhebt sich sehr heftiger Wind, so daß wir nur langsam fortrücken; um ½ 11 Uhr aber erreichen wir den Tempelvon Dakke; die Häusergruppen, die inderNähe desselben liegen[,] werden eigentlich unter dem Namen des Dorfes Birbebegriffen; das Dorf Dakkeliegt aufdemrechten Ufer. Dieser Tempel mitseinenvollständigen aber unbeschriebnen Pylonen (worauf jedoch vielegriechischeProskynematasichbefinden) ist einer der freundlichsten in Nubien. Ich freute mich wieder über die höchst saubreundgenaueZusammenfügungder Quadernundbetrachtete mit Aufmerksamkeit die reichen koptischen Malereien, womit die Wände der Halle übertüncht sind. Es fand sich nur wenig hier zu zeichnen; ich machte amNachmittageine Expedition über die Schutthügel, die vor dem Tempel sich am Ufer hinziehen; sie sind nicht unbedeutend; es fanden sich Säulenstücke, auch eine halbe römische Statue[und] manche Gebäude Grundrisse in Nilziegel wie massiv vor. - Mit Sonnenuntergang zur Barke zurück; wir fahren am Abend noch auf das andre Ufer hinüber, wo (nur wenig flußaufwärtsvomTempelzu Dakke) die schwarzen Mauern eines Festungsquarrée’s emporragten.Vormittagsbeginne ich einen Allgemeinen Brief nach Hause.

Freitagden23tenAugust1844. Heut früh Besichtigung der Ruinen, bei denen das Dorf Kubanliegt. Wir fanden eine alte wohlgebaute starke UmfassungsmauervonschwarzenNilziegeln mit vielfachen Verstärkunspfeilern versehen. Der innere Raum voller Schutthügel worunter einzelne Hieroglyphen Stücke[,]183 auch Säulenreste. AndersüdöstlichenEcke außerhalb fanden sich bedeutende Blöckeundeine Steele[,] die aufdieZeit des Ramsesdeutete. Ein wenig weitersüdlichÜberreste einesTempels, wo auf einer kauernden Statue der Name Amenophis,undeine Steele der 12tenDynastiemitdemNamen des Amenemhabefindlich war. Noch weitersüdlichjenseit des Dorfes fand sich aufderFelshöhe noch ein Tempel, jedoch zum größtentheil abgetragen; der vordere Theil schien eine halb geschlossene Halle mit darauf gesetzten Säulen gewesen zu sein. Ich machte mich an die Aufnahme dieser wichtigen Lokalitäten[und] kam in etwa 2 Stunden damit zu Stande. Dann fuhren wir weiter[und] besichtigten ein wenig weiter abwärts in Chirbe(linkes Ufer) gleichfalls ein altes Festungsquarrée, ähnlich dem obigen, worin gleichfalls sich Säulenreste jedoch unbeschriebenundunvollendet zeigten; der Tempel schien hauptsächlich aus Nilerde gebaut gewesen zu sein. Der Wind ist heut wieder warm[,] heftigunderschwert unser Hinabfahren sehr. Jetzt um 11 Uhr etwa landen wir bei Coslamne(linkes Ufer, auch Costamleoder Coschtabnegenannt)[,] wo sich Ruinen finden sollen. - Trotz eifriger Nachsuchungen inundbei dem Dorfe konnten wir keinen beschriebenen Stein finden; ein gebauter alter Quaie, der hier ist, stand unter Wasser. Dagegen besuchte ich etwas landeinwärts einen ausgedehnten Kirchhof, auf dem eine zerfallenekoptischeKirche befindlich; dann ging ich Lepsiusund Abekennach, die das Ufer stromab revidirten. Dieses ging bald hinter dem Dorf indieWüste über, die mit ihrem Hochplateau hart andenFluß rückte; gewaltige Sandmassen bildeten eine grade LinievondemGipfel bis indenFluß hinunter; oben fanden sich Steinbrüche, auch an einer Stelle einehieroglyphischeInschrift ohne besondres Interesse. Ermüdet kam ich zueinereinsamenkleinenSykomore, woruntereinWassertopf. Hier setzten wir 3 uns nieder, um die Barke zu erwarten, die auch bald mit vollem Segel angeschossen kam; es war ihr aber des widrigen Windes wegen sehr schwer, an unserm Ufer zu landenundsie konnte es erst weit unten bewerkstelligen; so wanderten wir wohl noch eine gute Viertelstunde durch Sand inderMittagshitze. NachdemMittagsessen etwa um 2 Uhr kamen wir an dem Dörfchen vor dem Tempelvon Girscheoder Gerf Hussinan. NachdemAsserkaffee machen wir uns hinauf in denselben. Er ist mir nie erfreulich gewesen; sehr dunkelundzerstört, sind die Pfeilerkolosse so plump, daß sie einen widerlichen Anblick gewähren; der Tempel erscheint wie eine Vorburg zumTempelvon Abusimbel, mit dem er viel Ähnlichkeit inderAnlage hat. Ich hatte das Pech, durcheinenFehltritt darin mirdenFuß umzuknicken, was mir heut Abend fatale Schmerzen verursachte. Lepsius, Abekenundich besahen nach Anstellung der Zeichner noch einekoptischeKirche, die ganz inderNähe; die Seitenschiffe scheinen miteinemKreuzgewölbe ohne Grate versehen zu sein; sie war wiegewöhnlichaus ungebrannten Nilziegeln auf massivem Unterbau. -

Sonnabendden24tenAugust1844. HeutVormittagfuhren wir, während die Anderen im Tempel zeichneten auf die andre Flußseite, wo eine merkwürdige neu〈…〉〈…〉 gebaute alte Stadt befindlich, Namens Sabaguru. Wir fanden siewahrscheinlichauskoptischarabischer Zeit; der Haupttheil war mit184 massigen Mauern eingefaßt, die sich den steilen Berggrad hinaufzogenunddenen rechts[und] links noch bedeutende Stadttheile anlagen. Die Häuser scheinen fast alle gewölbt gewesen mit Tonnengewölben, aus vielen rohen BruchsteinenundNilziegel gefertigt; die Besichtigung wurde mir mit meinem verstauchten Fuß ein wenig sauer. - Nachdemandern Ufer zurückgekehrt, zeichnete ich noch meinen aufgenommenen PlanvondenRuinen bei Kubanauf. Der Tag ist heut viel windstiller als letzte Zeitunddarum auch heiß zu nennen. Nachdem heut noch eine hockende Statue eines RamsesPrinzen in unsre Steinbarke eingepackt ist, geht diese mit IbrahimAgavoran bis Kalabsche. AmNachmittaggehe ich noch einmal zum Tempel hinauf; unsre Zeichner werden fertigundnach dem BadeundAbendessen fahren wir in schönem Mondschein um 7 Uhr von Girsche(auch Kischauf berberisch genannt) ab,undlanden um 9 Uhr am Tempelvon Danduran, dessen hohe Terrasse uns schonvonfern entgegen glänzte. Ich ging mit Abekenund Georginoch hinaufundum 10 Uhr zu Bett. -

Sonntagden25tenAugust1844. HeutVormittagbeschäftige ich mich mit Durchsicht meiner alten BriefeundamNachmittagmeist mit LesenvonZeitungen. Auch mache ich einen Besuch im Tempel, gegen Abend einenkleinenSpatziergang am Flußufer entlang. - Zum Abendessen wurden 2 Flaschen Wein spendirt, zu Ehren Bunsens[,] dessen Geburtstag heut ist. -

Montagden26tenAugust1844. Bis Mittagodervielmehr bis 11 Uhr werden die Zeichner im Tempel fertigundkurz darauf fahren wir von Dandurab gen Kalabsche. Vorher wird noch ein erquickliches Bad genommen. Ich bin seit Abusimbelmeist unbeschäftigtundlese daher viel Zeitungen; zum Briefschreiben habe ich nicht rechte Energie, ehe nicht die vermißten der Mutter eingelaufen sind. - Um 2 oder ½ 3 Uhr Ankunft in Kalabsche. Dieser Tempel, in dem man nichteinenSchritt treten kann[,] ohne über spitze Steintrümmer[ zu stürzen], macht in mir wieder dasselbe Bild der Wüstheit wie ehemals; die Malerei der beiden hinteren Kammerräume ist noch lebendig erhalten,undhat manche recht hübsche Muster in farbigem Ornament aufzuweisen. Der Tempel ist einem Gotte Maulis geweiht, der hier zum erstenundeinzigen Male vorkommt. Der Bau selbst ist an SauberkeitundBedeutendheit ein Muster der Kaiserzeit zu nennen. Abend Badundeine Parthie Schach mit Abeken. -

Dienstagden27tenAugust1844. AmVormittagsteige ich hinterdemTempel den Berg hinanundmustre die dahinterliegendevoneiner befestigten Mauer umgebene Stadt, die sich dort ausdehnt; ganz oben eine treffliche Aussicht über denvondemDorfe vorn umbauten Tempelunddas ganze Nilthal. Dann revidire ichdieSteinbrüche aufderHöheundgelange indemnahen Thale zum RamsesTempel in Bet Walli; dessen hübsche Darstellungen in ihrer saubrenundwohlerhaltenen Arbeit mir wieder auffallen. Ich verfolgte185 dann noch etwasdasThal ohne SpurenvonInschriften darin zu finden,undkehre dann zur Barke zurück.Nachmittagslese ich in Georgi’s alter Geographie, was mich recht angenehm unterhält. Dann Badundnach dem Essen 2ParthienSchach mit Abeken. -

Mittwoch,den28tenAugust1844. Ich helfe heut den ganzen Tag abklatschen, da Lepsiusinseinernäheren Tempelrevidierung noch manches Interressante findet. Abends wie gewöhnlich Bad; nachdemAbendessen einmal wieder im Faustgelesen, während Abekenun Georgimit Ernsthinauf indenTempel gegangen sind[,] umseineWirkung beim Vollmondschein zu sehen. -

Donnerstag,den29tenAugust1844. Am Mittag endlich wird Lepsiusmit seiner Revision des großen Tempels fertigunddenNachmittagbeginnen die Zeichner den kleinen Tempel oder bed ualli (Haus des Heiligen genannt,wahrscheinlich, weil einekoptischeKirche überdemVorraum erbaut war) womit sie morgen früh wohl zu Stande kommen werden. Ich klettre amVormittagnoch einmal im großen Tempel herum, besehe die hinaufführenden Treppen[und] oberen Kammern,undüberzeuge mich immer mehrvonderWahrscheinlichkeit, daß die mehrfachen Umfassungsmauern dieses Tempels hauptsächlich zur SchützungundVertheidigung desselben gedient haben mögen. Die umherliegende Stadt war ebenfalls befestigt,undso bildete der Tempelplatz gewissermaßen die Akropolis[,] wohin sich die Hauptgarnison bequem zurückziehenundvertheidigen konnte. Im bed ualli war ich denNachmittagganz unthätigunderfreute mich der schönenundweiten Aussichtvonoben; der Fluß windet sichzwischendenbeiden Wüstenplateaus hinundDom - wie Dattelpalmen bilden treffliche Gruppen hierundda an seinem Rande. Immer wieder die herrliche Vergoldung deröstlichenBerge bei Sonnenuntergang bewundert. Hier in Kalabschesind wir nun schon wieder indergemäßigten Zoneundder Wendekreis des Krebses ist überschritten. Abends Badundnach dem Essen 3ParthienSchach mit Abeken. -

Freitag,den30tenAugust1844. HeutVormittaggegen 10 Uhr werden die Zeichner mit dem Felsentempel Bed Uallifertigundwir richten unsern Weg nach Debot, was wir mit heftigem Nordwinde kämpfend, erst am Abend um 7 Uhr etwa erreichen. Wir kommen hier schon in dieinterressanteGegend, wo der Strom in granitner Rinne eingeschlossen erscheintundschnelleren Laufes dahin eilt.

Sonnabendden31tenAugust1844. Früh mache ich einen Spatziergang hinterdenTempel indieWüste, wo ich mir die dort befindlichen, freilich unbedeutenden Sandsteinbrüche ansehe, die wohl nur zu diesem einen Gebäude gedient haben mögen. Hier saß ich nun eine Weile einsam im Felsschattenundgedachte dankbaren Herzens Gottesundmeines Schutzengels, meinerseeligen Julie. Dann kehrte ichzumTempel zurückundhalf im Abklatschen; da eigentlich nur eine Hauptkammer beschrieben ist, so wurden wir Alle bis gegen Mittag fertigundnachdem noch ein prächtiges Bad genommen war, stießen wir etwa um ½ 1 Uhr ab, um endlich der Grenze Nubiens Philaezuzusteuern. Um ½ 3 Uhr schon wurden186 wir rechts der an der Mitte des steil aufsteigenden Felsens angeklebten alten Moschee, weiß angestrichen, ansichtig, dann winkte uns der luftigerömischEgyptischeTempel aufderInsel selbst entgegen. Noch eine Wendung, so sehen wir die Pylone, den spitzenkleinen Obeliskenam Quaiunddie daran stoßenden Säulenhallen, der Felsen vorn,undder ganze grüne Palmenkranz lag vor uns. An der alten wohlbekannten Terrasse ward gelandetundwohl waren wir innerlich dankbarundglücklich über die wohlverbrachte Reise. Lepsiusmit Jussufmachten heutNachmittagnoch nach Assuanwegen Geld, Brief etc.; ich durchchstrich mit Abekendie Insel,undwir erfreuten uns des mannigfaltigen Schönen[,] was die Farben der funkenden Sonne noch schöner machten. AufderTerrasse oben ward dann unser Abendbrod genossenunddamit der Tag seiner Krone nicht entbehren möchte, so kam Lepsiusaus Assuanfrüher zurück als ich geglaubt hatte,undbrachte mir den ersehnten Brief der Mutter, mit Einlagen von ElisabethundFreund Stürmer, die ersterenvom15tenund18ten JunidesJahres, das war mir denn eine große herzliche Freude, die mir lange den Schlaf inderNacht verjagte. - VordemEssen gebadet. -

Sonntag, den 1tenSeptember1844. Ich reite heut früh mit Ernstund Jussufnach Assuan, um mehrere von unsern dort ineinemMagazin zurückgelassenen Sachen zu holen.InterressanterWeg neben der alten langen Mauer hin zwischen den GranitblöckenundFelsmassen, die mit unzähligen Steelen bedeckt sind. Näher an Assuanragen die vielen alten Gräber mit ihren ThürmchenundKuppelchen ausdersarazenischen Zeit, oft hoch die Bergrücken bekrönend, ungemein malerisch empor, nun durchritten wir den Kirchhof selbst mit seinen kufischen Denksteinen kamen dann durch die Ruinenstadtundendlich nach 5 / 4 Stunden indieeigentliche heutige Stadt. Im Hofe unsres Magazins fanden wir unsern abgesetzten Mudirvon Derr( Sebib Effendi), der uns trübselig aber freundlich aufnahm; da der Schlüssel zum Cabinet nicht bald gefunden werden konnte[,] machten wireinenSpaziergang überdenBazar, der freilich nicht reich ist; stoßen aufdieStraße bei einem Caffeeschenkerunderreichten unsre Schischa, kauften Kleinigkeiten ein, besahen eine Barke,undgingen dann zu demvonuns selbst eröffneten Magazin zurück. AufdemWege begrüßten wir noch Emin Pascha, der abgerufenvon KartumaufderDurchreise hier lag. Nach dem Aussuchen der Sachen speisten wir noch etwas zum Mittag, wasvonunsrem IbrahimBerberi, der hier wohnt, zurecht gemacht war,undtraten etwa um 2 Uhr unsren Rückritt nach Philaean. - Vor der Überfahrt kehrten wir noch bei unsrem früheren Reis Mohamet, der jetzt Kataraktenreis geworden war, ein187undtranken Kaffeeundrauchten; um 4 Uhr etwa kamen wir wieder aufderTerrasse an. Dann noch mit LepsiusindenTempeln herumgegangen; am Abend zur Feier unsrer Ankunft Roth -undRheinwein getrunkenunddie Gesundheit der Unsren ausgebracht. Dann ziehe ich mich bald zurück auf mein Lager, um meine Briefe noch einmal zu lesen,unddieses Tagebuch bis hierher zu ergänzen, was schon 3 Tage ruhte. - Wie gewöhnlich vordemEssen auch heut ein Bad.

Montagden2tenSeptember1844. Ich zeichne den Tag über an Kapitälen des Säulenhofes vom großen Tempel, die ich in Farbe ausführen will. Abends den Brief an Freund Stürmerbeendet. -

Dienstagden3ten September 1844. Ferneres Aufzeichnen sowie Malen des einen der Kapitäler. BadundAbends wieder etwas Brief geschrieben.

Mittwochden4tenSeptember1844. Geburtstag meines treuen Freundes Carlsowievon H Martin. Ich fahre fort im Malen meiner Kapitäler der großen Säulenhallevomgroßen Tempel. Abends Bad, wie alle Tage. NachdemEssen amallgemeinenBriefe fortgefahren.

Donnerstagden5tenSeptember1844. Ich beende die angefangenen 5 Kapitälerundbeginne ein neues vom Hathortempelim ersten Hofe. Abends nachdemEssen Besuch bei Abekenabgestattet, der sich in den Tempel gebettet hat. Wir haben heut eine Diebstahlsgeschichte mit einem unsrer Schiffer, der Abeken2 rth.undvon Lepsiusschon in KalabscheeineGeldbörse mit etwa 300piastergestohlen hat, was mit diesen 2 rthzugleichherauskommt. Der Kerl wurde gebundenundnachher durch IbrahimAganach Assuanabgeführt. -

Freitagden6tenSeptember1844.Vormittagsim Hathortempelam Kapitäl weitergezeichnet;Nachmittagsmit Lepsiuswegen Abnahme eines Kapitäls gesprochen, was wir zur Sammlung mitnehmen wollen. Abekenhat heut in Assuaneine Barke besichtigt, da er die Idee hat, mit voraus nach Thebenzu gehen. Abends Briefschreiben fortgefahren. -

Sonnabend,den7tenSeptember1844. Den großen Theil des Tages habe ich mit Beaufsichtigung der Arbeiten des mitzunehmenden Kapitäls zu thun, nur amNachmittagkomme ich ein wenig zum Weiterzeichnen an dem angefangenen Typhonskapitäl. Abends wieder etwas Brief geschrieben.

Sonntagden8tenSeptember1844. Auch heut meist den Abbruch des Kapitäls beaufsichtigt, der langsamundschwierigvonStatten geht. Den Brief an Mutter geschrieben. Abekenhat heut wirklich eine Barke für monatlich 900piastergenommen, mit der er am nächsten Freitag oder etwas später nach Theben vorangehen will.

Montag, den 9ten September 1844. Das Einreißen der Blöcke über dem Kapitäl hatseinenFortgang, wobei jedoch heut leider 2 Blöcke desselben beschädigt werden.Nachmittagszeichne ich dieses Kapitäl. Seit Mittag Besuchvon Hekekim-Bey, dervonderSmaragdenmine in der Wüste kommt, dem am Abend sein Begleiter, der Dr. Figari188nachkommt. Sie essen bei uns Abendbrodundschlafen aufderTerrasse. Abends mache icheinenBesuchbei Abeken, der heut wegen fortdauernden Unwohlseins ein Brechmittel genommen, was jedoch nur abgeführt hat, wonach er sich jedoch schwachundangegriffen fühlt. - Der Nil ist jetzt etwas im Abnehmen begriffen.

Dienstagden10tenSeptember1844. Unsere beiden Gäste bleiben noch den halbenVormittaghier; ich führe den Dr. FigariimTempelumherundunterhalte mich recht wohl mit ihm. Ich fahre fort mit dem Zeichnen von Kapitälern. Am Abend beende ich meinenallgemeinenBrief nach Hause. -

Mittwochden11tenSeptember1844. Die Arbeiten mit dem Abbruch des Palmkapitäls werden fortgesetzt; es wird heute dasselbe freivondendarüberliegenden Architraven nebst Decksteinen; auch wird mit dem Herabnehmen der einzelnen Stücke selbst begonnen; ich komme dabei wenig zum Zeichnen. Am Mittag liest Lepsiusseinen Aufsatz über die Resultate deraltägyptischenReise an dieAkademiederWissenschaftenvor, was ich am Abend für mich wiederhole. -

Donnerstagden12tenSeptember1844. Alle Kapitälstücke werden abgehobenundamNachmmittagnoch ein andrer Architrav von demkleinenoffnen Tempel beim Obelisken mitnahmefähig gemacht; dabei fahre ich im ZeichnenundAusmalen meiner Kapitäler fort. - Bad wie alle Tage. - NachdemAbendessen Besuch bei Abeken, mit dem ich bis ¼ 11Uhr plaudre. -

Freitag,den13tenSeptember1844. HeutVormittagwerden endlichsämtlicheSteine nachderBarke gebracht; ich klatsche den größeren Theil desVormittagsInschriften ab, und amNachmittagschreibe ich einegriechischeInschrift für Lepsiusan Bökhab. Morgen will uns Freund Abekenverlassen. Er scheint jetztvonseinem Unwohlsein wieder hergestellt.

Sonnabendden14tenSeptember1844. Ich bringe den Tag mit Abklatschen der Inschriften hin. Gleich nachdemAsserkaffee fährt Abekenzur Barke durch die Katarakten nach Assuanab. - Abends lese icheinenBriefvon LepsiusandenKönig durch. -

Sonntagden15tenSeptember1844. Heut früh nach 8 Uhr mache ich mit Lepsiusund Georgiund Jussufnach Assuan, wo Lepsiuszuerst Geld erhebt, wir dann im Magazin Bücher auskramen, ein solennes Mittagsessen auf Abekens’s Barke in Elephantine, wo wir hinüberfahren[,] einnehmen,unddann die Insel mit ihren Baulichkeiten besehen. Es ist dort ein ausgebreitetes Ruinenfeld, meistvon〈…〉〈…〉gemischten Gebäuden; darunter aber finden wireinesitzende Granitstatuewahrscheinlichaus RamsesZeit, ein vollkommen granitnes Thor ausderZeitvon Alexander, wovon ich Einiges abklatscheunddann vieleinterressanteSteine im Quaivon Amenophis IundIII, Ramsespp. Den Nilmesser suchten wir vergebens. Über den Bäumen, wo man hinabstieg, drehte sich jetzt das Wasserrad einer Sakie. Manche Belustigung mit Mädchenundnackten Buben, die uns kleine Antiquitäten anbotenundbakschisch verlangten. Dann wieder nach Assuanhinübergefahrenundeine bedeutende Sklavenkaravane gemustert[,] die unter unsren wohlbekannten Palmen lagerte. Es waren wohl 50 KnabenundMädchen, fast sämt189 lich schwarze aus Darfur, hübscheundwohlgewachene Wesen; aber nur etwa 4 Abyssinier; die doch den zuerst dort gesehenen an Schönheit sehr nachstanden. Dann nahmen wir Abschied von Abeken, der morgen von Assuanaufbricht,undkamen im Dunkeln etwa um 7 Uhr wieder auf Philaean, eine recht gelungene Parthie, - Es war heut sehr heiß.

Montagden16tenSeptember1844. Fast den ganzen Tag beschäftige ich mich mit dem NehmenvonAbdrücken. 2 mal gebadet. HeutVormittagist Abekenvon Assuanabgereist.

Dienstagden17tenSeptember1844. Ich zeichne heut an Säulendetails der langen Säulenhalle. Abends beginnt jetzt wieder prächtiger Mondschein.

Mittwochden18tenSeptember1844. Vormittag an meinem Blatt der Säulendetails fortgezeichnet, amNachmittag Parthey’s Planvon Philaerevidirt. Wir haben immer noch ziemlich große Hitze. Um Mittag 3 Uhr inmeinerCajüte 29 ½°. FliegenundMücken peinigen jetzt so sehr, daß ich meine Muskatiäre aufgemacht habe, unter der die Wärme freilich noch größer ist. - Der Tag sehr windig.

Donnerstagden19tenSeptember1844. AmVormittagklatsche ich abundamNachmittagzeichne ich wieder trotz des heftigen Windes andenSäulendetails. AmMittagBesuchvoneinemBey mitseinenUnteroffizierenvoneiner CompagnieSoldaten, die in Assuanliegt, um nachdemSudan hinaufzugehen. - Seit 3 Tagen viel in Robinson’s Palästinagelesen. -

Freitagden20tenSeptember1844. Ich schreibe heut für LepsiuseinenkleinenAufsatz abundbeende dann die Revision des Partheyschen Planesvon Philae. AmNachmittagmit LepsiusaufderInsel umhergestiegen.

Sonnabendden21tenSepember1844. Ich mache wiedereinekleineArbeit für Lepsiusundklatsche dann ab. Am Abend beende ichdenBrief an Heinrichundfange einen an Dr. Schreiberin Alexandrienan. Beim Essen wirdeineFlasche Wein der lieben Mutter zu Ehren getrunken, deren Geburtstag nicht vergessen ward.

Sonntagden22tenSeptember1844.Vormittagsbeschäftigt mich zuvörderst das Einpacken unsrer großen Briefexpedition; dann vollende ich den Schreiberschen Brief,undhelfe nachher bei dem EinpackenundNotiren der Abdrücke; dieß hält bis Mittag aufund Lepsius, der mitderSteinbarkeund Jussufnach Assuanwollte, verschiebt es bis morgen. AmNachmittagmachen wireinekleineParthie zur Insel Bige, woeingroßerTempel gestanden haben muß, von dem jedoch nur noch 1 Thorund2 Säulen stehen; mehrere verstümmelte StatuenundAltäre ragen aus dem Schutt, der zum Theil mit heutigen Hütten überbaut ist. Dann fahren wir nocheinwenig anderfelsigen Küste der Insel entlang, genießen einen malerischen vergoldeten Blick auf Philaeunddas andre Uferundkehren dann zu unsrem Badeplatze zurück. Abends lange beiköstlichemMondscheinauf unsrer Terrasse gesessenundüber die Richtung jetziger Kunst geplaudert. -

Montagden23tenSeptember1844. Heut geht Lepsiusmit Jussufnach Assuanmit der Steinbarke durch die Katarakten. Letzterer fährt mit derselben amNachmittagweiter gen Cairound nimmt die Briefexpedition mit. Lepsiusmiethet in Assuaneine Barke für 800piasterMonatlich; dann untersucht er mit Maxdie Steelen auf dem Wege. Ich lese heut indenalten Briefen und mache 2 Skizzen von der Insel. Wir warten mitdemAbendessen auf Lepsius, der erst spät zurückkommt. Der Tag ist sehr warm[. ]

About this transcription

TextTagebuch meiner egyptischen Reise
Author Georg Gustav Erbkam
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationTagebuch meiner egyptischen Reise Teil 2 Georg Gustav Erbkam. . Ägypten1843.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Architektur; ready; dtae

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:08:44Z
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