Mittwochden24ten Mai 1843. Durch die nächtliche Runde, mit welcher diese Nacht an mir die Reihe war, bin ich heut ein wenig unwohl, Mattigkeitundeine Art Diarrhoe, die jedoch schon im Lauf des Tages selbst wieder aufhört, läßt mich nicht recht zum Arbeiten kommen. Am Morgen steige ich erst mit AbekenaufdiePyramideundbetrachte das Todtenfeld im Norden, wie das Labyrinthim Süden derselben. Ein Canal, vielleicht ausderZeitderSaracenen, durchschneidet Letzteres sehr ungeschickt. Säulentrümmer nehmen den Mittelraum ein, auf beiden Seiten Ruinen von Nilsteinen, besonders jenseit des Canales rechter Hand kenntlicherundbedeutender. HerabgestiegenvonderPyramide, studiren wir noch die leider auch nicht recht genaueundrichtige Karte des Fayoumvon Linant, wonach ich mich sehr ermattet niederlege,undbis gegen Mittag ruhe. - Gegen Abend wieder aufderPyramide, wo ich beginne[,] das Terrain aufzuzeichnen; dann mache ich einen specielleren Besuch der Ruinen jenseits des Kanals, wo ich mich dann überzeuge, daß diese unzähligen MauernundWände die ZimmerundGänge des alten Labyrinthes sind; manche constructivinterressantenSteine finde ich dort; mit Sonnenuntergang zurück. - Der junge Clidden[, ]Sohn desamerikanischenGeneralConsulsin Cairo, ein aufdringlicher junger Mensch, istzuBesuch da,undwilldieNacht bei uns bleiben; wir essen also mit ihm Abendbrod. Lepsius, der noch gar nicht recht wohl ist, bleibt inseinemZelte. Der Tag ist nicht sehr heiß, aber die heftigen Windstöße der vergangenen Tage dauern auch heut fort. Mit Frey’s Gesundheit geht es allmählig besser. -
Donnerstagden25ten Mai 43. Himmelfahrtstag - Der Tag ist sehr heiß. Abekenhat im Zelte 34°, draußten im Schatten ist es 31½ °. Vor dem Gottesdienst meist mit Lepsiusunterhalten, dessen Hals immer noch nicht hergestellt ist. Nachmittag leider zu lange geschlafen; dann kommen Zeitungen aus Cairo, die dann Unterhaltung genug geben. Gegen Abend besehe ich mit Lepsiusnoch die Ruinen des Labyrinths jenseits des Canals, wo er sich auch unzweifelhaft von deren Authenticität überzeugt. Dann zu Abend gegessen; nachher besucht uns noch Lepsius,underzählt uns lange von Bunsen’s Charakter, bis wir uns endlich gegen 11 zu Bett begeben. -
Freitagden26ten Mai 1843. - Ich beginne heut meinen Plan des Plateaus derPyramidenunddes Labyrinthsvon Howara. Es ist indessen schon früh am Morgen erstaunlich heiß, um 7 Uhr etwa 28°;undNachmittagsum 1 Uhr steigtdieHitze im Schatten des Zeltes auf 35°, so daß es fast unmöglich ist, Viel zu leisten; ich muß immer nach 1 Stunde2 Abschreitens im Zelte wieder ausruhen, wo ich dann das Vermessene gleich zu Papiere bringe. Die Luft ist wie aus einem Backofen; Papier, Alles, was man angreift[,] erscheint Einem am Feuer gewärmt; selbst durch die Schuhsohlen dringt der heiße Sand, der mitderHand nicht aufdieDauer anzufassen ist. - Gegen Abend nehme ich ein erquickliches Bad in unserm Canal dicht neben uns. Bei Tische Controverse mit Abekenc / a Lepsiusüber den Möris See; dann treibt uns ein förmlicher Sturmwind in unsre Zelte, wo ich noch an meinem Tagebuch schreibe. Jetzt um ½ 11 Uhr haben wir noch über 24° im Zelte. Mit Lepsiusgeht es heut etwas besser.
Sonnabendden27tenMai 1843. Der Wind, welcher gestern Abend begann, setzt sich heut den ganzen Tag über mit gleicher, fast verstärkter Heftigkeit fort. Abekens Zelt fällt 3mal zusammen, SandundStaub bedeckt Alles, dringt in Alles; das fortwährende PfeifenundRauschen überdasPlateauundzwischendie Zelte hindurch greift die Nerven sehr an, der Staub ermüdet die Augen. Die Sonne geht in röthlichem Dunst aufundunter, es ist ein sehr fataler Zustand; doch hat er das Gute, daß das Ungeziefer nicht so arg ist; davon haben wir jetzt, besonders Abends bei Licht, recht viel, Spinnen, Käfer, Flöhe, Schwaben, Mücken etc., bei Tage aber die ewig lästigen Fliegen. Ich bewirke heut die Aufnahme des Terrains jenseit des CanalsundsüdlichvonderPyramide;ich trage es gleich indasReine auf. Am Nachmittage kommen die in Medinetbei dem Mudir bestellten Arbeiter an[,] 60 - 70, die ihrennächtlichenAufenthalt hinterderPyramideangewiesen bekommen, wo MäuerchenvonNilziegel gleich Zimmer〈…〉〈…〉zusammengesetztsind. Gegen Abend besteige ich wiederdiePyramide, um durch Beschauen des Terrains darüber möglichst in’s Klare zu kommenundbesonders weildieVorderformderPyramideeine zu große Abweichung der Magnetnadel zeigt. Vorher überlege ich noch mit Lepsiusdie Stellen zum Ausgraben; LepsiusHals ist heut wieder weniger gutundseineBrust durch vieles Sprechen sehr angegriffen. - Mit Freygeht es Gott sei Dank um Vieles besser. Ernstleidet heut an Zahnschmerzenundeiner dicken Backe. - Der Wind heut Abend ist erstaunlich heftig; bei meiner halb zerbrochenen Laterne (offene Lampen wollen nicht Stich halten) lese ich bis nach 10 Uhr Zeitungen. -
Sonntagden28ten Mai 1843. Heut früh hat sich der Wind etwas gelegt; Franke[,] Lepsiusundich gehen umher, um die OrtederAusgrabung anzuzeigen; Auswahlund[Zählung]wie Anstellung der Arbeiter. - Dann heut einmal gleich nach 9 Uhr Gottesdienst, weil Lepsiusmit Abekenund Bonominach Medinetwill, umseineVisite beim Mudir abzumachen. Um ½ 11 Uhr etwa brechen sie auf,undich schreibe bis jetzt 12 Uhr Mittags mein Tagebuch. - Frankehat gestern3 einkleinesSchwein gekauft, was er heut selbst schlachtetundzurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen BrathenundEssenvonSchweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß istundich das Lager bei LepsiusAbwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt Lepsiusvon Medinetel Fayoumzurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. -
Montagden29ten Mai 1843. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo Abekens Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißerunderträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheiltzwischenBesuchenundAnweisen der Ausgrabungen im Verein mit LepsiusundzwischenAufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder einkleinesSchläfchenundam Abend erquickliches Bad im Canale. -- Heut Abend fängtderWind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. -
Dienstagden30ten Mai 1843. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der AusgrabungenundAuftragen des Todtenfeldes von Meidum. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unterderErde zeigen sich,obgleichganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungenundsonstigem Schmuck des Labyrinths ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste indemPlateau vor derPyramide. -
Mittwochden31ten Mai 1843. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von Lischt. - An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, wasvongroßem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schönundluftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher Mohametgeschaßt wird, der sich dann binnen einer ½ Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auchderKoch Alisoll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig. -4
Donnerstagden1ten Juni 1843. Das Wetter war heut sehr schön, aber auch recht warm; außen waren um 3 Uhr etwa 31° Hitze, doch ging Luft, während im Zelte außerordentliche Wärme herrschte. Nach unsrertäglichenRunde der Arbeiter, die ich heut früh mit Lepsiusmachte, beendigte ich heut den Plan der Pyramidenvon Lischt; am Abend noch einmal die Ausgrabungen besichtigt. - Fischfangenvon Frankein unsrem Canale. - Mit Lepsiussowohl wie Frey’s Gesundheit geht es jetzt recht gut; auch letzterer ist fast ganz hergestellt. -
Freitagden2ten Juni 1843. Ich leide heut ein wenig an einem Geschwür, was sich an der Unterlippe gebildet hat[und] mir, wenn nicht Schmerzen, doch SpannungundKopfweh verursacht. Es wird darum mitdemArbeiten nicht viel; doch beginne ich am Vormittag meinen Plan vomPyramidenFeldevon Illahun. Am Nachmittage Recognoscirung des TerrainsnördlichvonderPyramidezusammenmit Lepsius. Ich bin so glücklich, wieder ein Steinstückchen mit einem Königsnamen zu finden[,] derselbe wie auf dem weißen Tempelstein. - Die Baulichkeiten hier bestehen aus Gräbern mit NilziegelkammernundBrunnen, sehr zerstörtundaus einer Gebäudegruppe, die Feueressen gewesen zu sein scheinen. Am Abend noch Revision der Arbeiten jenseit des Canals. Während des Tages ist das Wetter warmundluftig; Nachmittag wächstderWindundwird spät Abends wieder sehr heftig. Das Zelt schüttelt unendlichen Staub auf uns herab. - Am Abend Probiren unsrer Feuergewehre, wobei sich Lepsiusseine Hand verletzt. -
Sonnabendden3ten Juni 1843. - Ich vollende heut den Plan von Illahun; das Besichtigen der Arbeiten in Gemeinschaftvon Lepsiushat seinen Fortgang. Wir fangen heut an der Nordseite derPyramidemit dem Fortpacken der dort aufgeschichteten Nilziegel an, um einen Versuch zu machen, den Eingang derPyramidezu finden. - Am Abend mache ich einen Eselausflug mit Lepsius, um Ruinen jenseit des Canals nah bei Howarazubesichtigen, die wahrscheinlich dem Dorfe angehören, was Herodotnah bei dem Labyrinthangibt. Sie bestehen aus gebrannten Ziegeln, doch finden sich GranitblöckeundSäulentrümmer darunter, die wahrscheinlich dahin verschleppt sind. Dann besichtigen wir noch die Trümmer eines gebauten Dammes aus Kalksteinen mitgebranntenZiegeln verblendet, mit Stützpfeilern, schon sehr zerstört; dann nach Hause, wo wir mit sinkender Sonne ankommen. - Das Wetter ist heut schön, doch kommen am Abend diealltäglichenheftigen Windstöße. -5
Sonntagden4ten Juni 1843. Pfingstfest. Wir haben heut eine Landparthie nach einem Gute einesHerrn Cliddenverabredet, wo wir ineinemGarten unser Mittagsmahl einzunehmen beabsichtigen. Die Andacht wird deshalb schon um 8 Uhr gehaltenundgegen ½ 10 Uhr sind wir zum Aufbruch bereit; Geschirr, Wein, Caffee, Brod[,] Datteln werden unsrerseits eingepackt, während Cliddenden Braten liefert, den wir freilich auch bezahlen. Zu unsern Eseln werden 4 andre aus dem Dorf genommenundnun geht es im schönsten Wetter über Howaraeine starke Stunde weit bis zum Bahr Jousef, an dessen jenseitigen Ufer die Villa liegt. Der Weg durch Howara, entlang der ausgerissenen steilen Thäler des Bahr bela maim einstigen See Mörisist sehr angenehm; das Bette dieses Sees ist jetzt so hoch, daßdasLand nicht mehr bewässert werden kann, so daß ungeheure Strecken trefflichsten Bodens unbebaut liegen. Malerische AnsichtenundHäuser in Howara. Am Josephskanalempfängt uns Klidden. - Interressante Überfahrt über den Canal auf einem hereingelegten SakiehRade von 4 - 5 nackten Arabern gezogen; zu je 2und2 mit ausgezogenen Schuhen kommen wir Alle glücklich hinüber. Schöner Eindruck eines Gartens durch die blühenden rothenundweißen Oleanderbüsche, Bananen, Basilikum, PfirsicheundAprikosenbäume. Im dichten Weinlaubgang lagern wir uns auf Teppichen; noch nicht reife Trauben hängen in reichlicher Fülle über uns. Es wird Kaffee getrunken, BrodundDatteln gegessen,einePfeife intraulicherUnterhaltung geraucht. Dann Ausflucht nach einem nahen Kloster am Wüstenrande. Vor dem Ausritte setzt sich Lepsiusaufeinganz junges unzugerittnes Pferd,undstürtzt zu unsrem großen Schrecken mit demselben, doch ohne sich Schaden zu thun. Dann Abritt. Am Canal[Resle]entlang gegendieWüste hin. BesehenderGräber nah am Kloster indenFels gehauen,wahrscheinlichaus sehr späteregyptischerZeit. Nachher Besuch des Kloster, wasvondenMönchen verlassen ist,undwo nur alle 8 Tagevondenkoptischen Priestern in MedinetGottesdienst gehalten wird. Ein großes mitvonMauern umgebenes 4eck, ohne Fenster nach Außen. Ein Paar Kuppeln sehen kaum darüber hervor. Inwendig enge Höfe mit Stiegen höchst malerisch aber armselig; die 2 Kirchen höchst〈…〉〈…〉, ein trauriger Aufenthalt; ein halb blöder guter halbwachsener Junge führte uns umher. Studiren derkoptischenInschrift über den Eingängen zudenAltarräumen in der Kirche. - Dann zurück; an einen malerischen Wasserfall inderWüste[,] der durchdasflache Steinplateau lief, vorbei über die Ruinen eines alten Ortes langten wir bald wieder nachdemGute, wo dann ein reichliches Mahl uns empfing. Suppe, in Weinblätter gerollter Reis, (sehr schmackhaft, säuerlich), Pudding, ein ganzer gefüllter Hammel, Äpfel etc., Rheinweinvon Abekenstopfte uns Alle übermäßig voll. Nachher noch gesungen, gerauchtunddann eine Stunde vor Sonnenaufgang aufgebrochen. Vor dem Essen nahmen wir noch ein prächtiges Bad im Bahr Jousef. Ich hielt mich aufdemRückweg mit Frey6zusammen,undgleich nach Sonnenuntergang kamen wir zu Hause an, wo dann noch KaffeeundThee getrunkenundbald zu Bett gegangen wurde. Es war eine sehr vergnügteundgelungene Parthie. -
Montagden5ten Juni 1843. Frey, Ernstundich machen heut früh einen Spatziergang nach Howara, wo wir bis gegen 11 Uhr eine Ansicht des Dorfes zeichnen. - Dann wird gemeinschaftlich eine treffliche Chokolade getrunken. - Am Nachmittage Schreiben des Tagebuchsunddann wieder bei der Pyramide mit Freyund Ernstgezeichnet. - Das Wetter ist heut schönundluftig, nur im Zelte sehr heiß. Lepsiusfindet sich heut wieder nicht wohl, er hat ein altes Übel, den Hexenschuß. Das Arbeiten im Nord derPyramidehat seinen Fortgang.
Dienstagden6ten Juni 1843. -Vor-undNachmittag arbeite ich am detaillierten Ausmessen des Labyrinths. Der Tag ist ziemlich heiß, am Mittag 29°. Um 1 Uhr etwa BesuchvonHerrn Clidden, der den Abendunddie Nacht bei uns bleibt. - Abends sehr müde. Mit Lepsiusgeht es heut wieder besser. -
Mittwochden7ten Juni 1843. Ich komme heut nicht zu meinem Labyrinth, wie ich Willens bin. Am Morgen fange ich an[,] mit Lepsiusherumzulaufen, die Ausgrabung im NordenderPyramideanzusehen, Arbeiter an einem Grabe anzustellen, die Besichtigung dersogenanntenAkropolis vorzunehmen,unddarüber wird es Mittag. Nach einem langen Schläfchenvon1 - 4 Uhr beginne ich, die Aufzeichnung des Labyrinths einzurichten, komme aber auch dazu nicht, weil sich in dem heut angegrabenen Grabe interressante Steine gefunden (wieder mitdenNamen Amenemhe’s III, derwahrscheinlichErbauer des Labyrinthsist), was eine 2te Lokalbesichtigung mit Lepsiusveranlaßt, worüber auchderNachmittag vergeht. Der Tag ist sehr heiß, ich beobachte im Schatten 32° Hitze, im Zelte selbst aber ist es noch viel heißer. - Abekenund Bonomisind seit heut früh mit Cliddenauf einer Exkursion indas Fayoumbegriffen, wovon sie erst morgen zurückkehren wollen. -
Donnerstagden8ten Juni 1843. Am Vormittag Fortmessen am Labyrinth. Der Tag ist ziemlich warm. Bei Sonnenaufgang 15°; um ½ 12 Uhr 28°undum 2 Uhr etwa 31°. Abends immer heftige Windstöße, die nach Sonnenuntergang das Gleichgewicht der Luft herstellen. Heut ist der Schacht, der indasInnere7 derPyramideführt, gefunden,undich besichtige die Sache nach dem Mittagsschläfchen. Lepsiuskommt hinzuundwir beschäftigen dann wieder Arbeiter, um die Bauart derPyramideselbst zu untersuchen. Dann fange ich an[,] am Labyrinthaufzuzeichnen,undnehme zum Schluß des Tages ein stärkendes Bad. - Abekenund Bonomikommen auch heut noch nicht zurück. - Wir haben jetzt täglich 100undeinige Ausgräber.
Freitagden9ten Juni 1843. Vormittags beschäftigt mich die Aufzeichnung derPyramidevon Meidum, die ich gemäß unsrer letzten Aufmessung construire. Am Nachmittag ferneres Auftragen des Labyrinths, Besichtigung der Arbeiten am EingangderPyramide, Bad. Früh Morgens vor Sonnenaufgang 12°[,] um Mittag 30°; viel Wind, besonders jetzt gegen 10 Uhr; herrlicher Mondschein. -
Sonnabendden10ten Juni 1843. Auftragen am Labyrinth; am Nachmittage auch weitere Aufnahme desselben. - Abends wieder ein Bad genommen. - BesuchvonHerrn Clidden,Herrn GiuseppeundHerrn Müller, einem Deutschen, Neffen desHerrn Dumreicher, die heut Mittag mit uns essen. - Wir haben heut 28° Wärme, NachmittagundAbends heftige Windstöße. -
Sonntagden11ten Juni 1843. Nach dem Frühstück Spatziergang mit Freyund Ernstnach Howara[,] wo wir eine Ansicht des Dorfes zeichnen. Um ½ 11 Uhr zu Hause, Andacht, Frühstück; dann Besehen der AusgrabungenundUntersuchungen anderPyramidemit Lepsius. - BeiderRückkehr sehen wir plötzlich sich einen der großen Architravblöcke bewegen,undin die daneben gegrabene Grube fallen. Kinder hatten vorher dort gespielt,undein Wimmern verkündete uns sogleich Unglück. Wir laufen hinzuundfinden die 3 Kinder unter dem Blocke begraben; 2 davon, ein Mädchenund1 Knabe, werden fast wunderbar erhalten, beinah unversehrt darunter hervorgezogenundgegraben; der letztere nur war am Knie beschädigt. - Noch 1 Kindvonetwa 9 - 10 Jahren lag unten. Mit vereinten Bemühungen fast aller Arbeiter wirdderBlock herabgewälzt,unddie zerschlagene Leiche des Knabens darunter hervorgezogen; das war dann ein trauriger Anblick. - Lepsiusschickte den alten Eltern des Knaben 60 Piasterundwie ich höre, hatmandasKind schon heut begraben. Der Block hatte sich gewälzt, weil die Kinder sich damit vergnügten, Schutt unter demselben herauszubuddeln. Nach einem Schläfchen Spatziergang mit Abekenund Freynach einem Theile des Bahr bela ma, wo wir Letzteren Ansichten dieser höchst interressanten schönen Felsformationen, welche vom Wasser8 indenBoden gerissen sind, zeichnen. Nilboden liegt wohl 15 - 20[ Fuß] hoch (unerreichbar fürdiejetzige Überschwemmung) über dem Felsplateau, welches Jahr für Jahr vom Wasser erreicht, durchfluthetundausgespült wird, wodurch sich schroffe Felswände mit mächtigen herabgesunkenen Blöcken bilden, zwischen denen eine breite Wasserfläche sich hinzieht; diese Formationen bieten ein höchst interressantes Schauspiel, vonderuntergehenden Sonne glühendundvöllig magisch beleuchtet. - Um Mittag etwa 27 ½°. Nach Sonnenuntergang wieder beidenZeltenundtüchtig zu Abend gespeist. -
Montagden12ten Juni 1843. - Den ganzen Vormittag bin ich mit Aufmessen meines Detailplanesvom Labyrinthbeschäftigtundam Nachmittage mit dem Auftragen desselben. - Abends ein Bad; Besichtigen der Ausgrabungen, die am Eingang derPyramidesehr langsam vorschreiten. - Bevölkerung unsres Lagers mit Gänsen, Puten, Hammel, Hühnern, einer Katze, die sich Lepsiusder vielen Mäuse wegen angeschafft hat. Das Wetter etwa nur 27 - 28°, am Abend wieder sehr windig.
Dienstagden13ten Juni 1843. Vormittag Aufnahme des weiteren Labyrinths, Nachmittag wieder Zeichnen desselben. Es ist heut außerordentlich windigundenorme Quantitäten Staub werden fortdauernd indieZelte geweht. Um Mittag mit LepsiusRevidirung der Ausgrabungen, wo denn beim Eingang indiePyramidedie enorme Breite desselben durch eine glückliche Querwand unterbrochen wird, so daß mehr Hoffnung aufdieFindung des eigentlichen Schachtes geschöpft werden kann. Abends nochderCaffee bei fast Vollmondschein. Alle aufderPyramide, um ihre Orientierung nachdemPolarstern zu beobachten; es ist rings umher ein magischer Blick; jede Kleinigkeit erscheint vollkommen klar, die Nacht lau; wir finden, daß die Seitenodervielmehr Schutthügel des Labyrinths nicht vollkommen orientiert sind. - Unser langer Kavaß Ibrahim Agahat jetzt die Wirthschaftssorgen übernommen, was weniger Streit unterdenDomestikenundmehr OrdnungundRuhe im Lager hervorbringt; überhaupt ist dieser Kavaß in Betreff seiner Thätigkeit ein Muster. - Wir Alle sind jetzt recht gesund. -
Mittwochden14ten Juni 1843. Früh Morgens mit LepsiusRevision der Ausgrabungen, was unsere Stunden wegnimmt; dann Weitermessen an meinem LabyrinthundNachmittags Aufzeichnen des Vermessenen. Der Tag ist wie gestern außerordentlich windigundstaubig,unddie Abwaschung in unserm Canale sehr nothwendigunderquicklich; Abends noch einmal Besuch der Ausgrabung hinterderPyramide, wo man zu keinem Eingange gelangen kann. 9
Donnerstagden15ten Juni 1843. Früh bis Mittag am Labyrinthgemessen[,] Nachmittags aufgetragen. - Wir fangen an zu glauben, daß wir inderKammer derPyramidebereits sind, obwohl dieselbe dann vollkommen außer der Mitte derselben liegen würde; ein andrer Eingang wird noch nicht gefunden[,]obgleichwir bereits überdieMitte derPyramidehinaus sind. - Das Wetter, wiewohl luftig[,] doch besser wie gestern, nur am Nachmittag wieder viel WindundStaub. - 28° am Mittag.
Freitagden16ten Juni 1843. Immer noch sehr viel WindundStaub, der sehr abmattet, wo denn ein Bad sehr erquicklich ist. Wir haben am Mittag 31°. Meine Geschäfte gehen heut wie gestern fort, ich habe immer noch am Labyrinthzu thun, wo ich die Aufnahme des einen Flügels beende. Am Abend besuche ich noch die Ausgräber. - Nach dem Essen Alle in unsrem Zelte, wo wir uns bis ½ 11 Uhr sehr angenehm underhalten. -
Sonnabendden17ten Juni 1843. Beginn der Aufnahme des mittleren Theils des Labyrinths; der Tag ist sehr heiß; um Mittag draußten im Schatten 34°, im Zelte 36½°; heiße Luftströmungen[,] Bad am Abend, Frankehat durch Aufstau unsern Canal sehr hübsch tief gemacht. - Wir finden in der bis jetzt ausgegrabenen Felskammer keinen Eingang in einen Schacht; die Kammer war aber ohne Zweifel verkleidetundtheilweise mit Hieroglyphen versehen. - Morgen wollen wir eine Exkursion nach Medinet el Fayoummachen, Frey, die beiden Weidenbach’sundich. -
Sonntagden18ten Juni 1843. Nachdem wir Caffee getrunkenundgleich darauf Gottesdienst gehalten, mache ich mich mit Frey, Ernstund Max, dem Jungen Hassanundeinem Wüstenknaben nach Medinet el Fayoumauf. Der Tag ist schönundheiß. Nah beidemGarten[,] wo wirHerrn Cliddenbesuchten[,] geht der Weg am Bahr Jusefentlang, wo sich einige höchst malerische Punkte finden. Landhäuser aus Nilschlamm in schönen GruppenvonAkazien, SykomorenundPalmen vergraben, Alles dieß sich im Wasser spiegelnd. - Nachundnach rückten die Minarets von el Fayoumnäher, die von dem heutigen Basar kommenden Leute wurden häufiger,undbald rückten wir indieStadt selbst ein. Buntes Leben[,]10 sehr an Cairoerinnernd. Der enge Basar stickend voll Menschen. Unter unzähligen häßlichen WeibernundMädchen doch auch manches interressante Gesicht; die lumpigsten Fetzen immer noch malerisch. Mit einigem Nachfragen finden wirdasHaus eines jungen Mannes,Herrn Joseph(eigentlich aus Syrien), der Aufseher einiger Landgüter (Prokurator) desamerikanischenConsuls Gliddenist. Freundliche Aufnahme in dem rohen Hause mitdengefährlichen Treppen. Caffee; dann ein Frühstück von schönem weißen Brod mit Früchten als da waren: ÄpfelundBirnen (beide nicht besonders)[,] indische Feigen (von keinem üblen Geschmack), Pfirsiche, noch nicht reif, Käse. - Gegen Mittag Spatziergang außerhalb der Stadt durch muselmanische Kirchhöfe mit unzähligen Kuppelchen (wie eine Stadt aussehend), nachden RuinenvonArsinoe, die dicht vordenThoren sich hinziehen in mächtiger Ausdehnung. Die Hitze ist außerordentlich; der Wind treibt einem Gluthströme entgegen; fast ringsum keine SpurvonSchatten. Umherwandeln aufdemstaubigen Schutt, MarmorstückevonWandbekleidungen, Münzenundandre Kleinigkeiten gefunden. Dann zurück. Im Thore auf einer Brücke nebeneinerMoschee warten wir Übrigen bis Freyeine wunderschöne Ansicht auf den Josephskanalmit daran liegenden Häusergruppen gezeichnet. Badende Knaben, Wassertragende Mädchen unterhalten uns. Dann nach HausundLimonade beiHerrn Giuseppegetrunken. Später in einem nahen Garten ein prächtiges Bad im Josephskanalgenommen; badende Weiber mit ihren Kleidern im Flusse. AufdemRückwege zeichnet Freywieder, während wir warten,unddem Bade von JungundAlt zusehen. Nun noch in ein Café, wo inderMitte einekleineFontaine angebracht; Dame spielende Soldaten uns gegenüber; links ein Barbier, derseinelangwierige Kunst ausübt. Nun zu Hausundrecht gut Mittag gegessen, dann wieder KaffeeundPfeifenunddann machen wir uns aufdenRückweg. VordemThore dertürkischeOffizier, der seinen Stock aus Vergnügen nach seinen Dienern wirft, um uns seine Kunst im Treffen zu zeigen; nachher tummelt er sein stattliches Roß, was immer11einensehrinterressantenAnblick gewährt.Herr Josephbegleitet uns noch eine Strecke, dann machen wir allein weiterundkommen gleich nach Sonnenuntergang beidenZelten an. Wir hatten heut wieder 34° Wärme. - Die Parthie hatte uns Alle sehr befriedigt.
Montagden19ten Juni 1843[. ]Ich gehe schon sehr früh an meine alte Arbeit mit Aufnahme des Labyrinthsundkehre gegenMittagzurück. Am Nachmittag schreibe ich für LepsiusaneinemAufsatze überdiePyramiden, den er andieAkademie schicken will. Es ist heut weniger heiß, nur 31°, ziemlich windig. - Bad gegen Abend. NachdemEssen Tagebuch schreiben. -
Dienstagden20ten Juni 1843. Fortgesetzte Aufnahme des Labyrinths; nachdemAbendessen schreibe ich nocheinenkurzen Brief andieMutter, der Morgen mit einer größeren Sendungvon Lepsiusundden Freunden nach Cairogeschickt werden soll. - Der Tag wie gestern, nicht allzu heißundam NachmittagundAbend heftige Windstöße; 30° Hitze.
Mittwochden21ten Juni 1843. Wiederum Vor -undNachmittag Beschäftigung mitdem Labyrinth; am Mittag Besichtigung der Ausgrabungen mit Lepsius, Messung der Neigungswinkel der BekleidungderPyramidean den Stücken, die wir aufgefunden; Winkel sehr flach, 41°. Heut früh nur 11°; es hat stark gethaut,undwaren am Vormittag Wolken am Himmel, die das LichtderSonne ein Weilchen dämpften, was auffallend war, seit längerer Zeit istderHimmel unverwüstlich klar. - Es regnet hier im Fayoumfast nie, wie mir neulichHerr Giuseppesagte. - Wie gestern Abends gebadet. - Vergebens auf unsern schon seit längerer Zeit nach Cairogeschickten Boten gewartet, der Briefe bringen soll. -
Donnerstagden22ten Juni 1843. Während Lepsiusheut mit Frankeund Maxeinen Ausflug nach Medineunddem Obelisken von Bagigmacht, messe ich mit Hilfevon Ernsteinige schwierige Linien über unsren kleinen Canal fort, wodurch ich beim Auftragen die Überzeugung gewinne, daß auch diewestlicheSeite des Labyrinths wenigstens 12° abweicht. Dies macht mir viel MüheundAufenthalt, auf den Plänen zu ändern. Ich muß die Querseite zum dritten male aufzeichnen. - Dazwischen Revidirung der Ausgrabungen. - Es ist heut 33° Wärme um Mittag. - Nach Sonnenuntergang Lepsiuszurück. -12
Freitagden23ten Juni 1843. Fastdenganzen Tag zeichne ich am Labyrinth, den gestrigen Fehler verbessernd. Es ist heut sehr heiß; wir haben als höchsten Stand des Thermometers 35°; hier im Zelte 36°. Ich nehme heut mit Abekendie Mittagslinie, die hier eine Abweichung der Magnetnadelvon9° gibt. Noch während der Nachmittagsbeobachtung erhebt sich wieder der heftigste Wind, der WolkenvonSandundStaub mit sich führt; er verursacht[,] wie bei unsdieGewitter[,] eine Ausgleichung der Luft, wie es denn auch den Abend sehr kühl wurde. - NachdemAbendessen lange Unterhaltung[und] Session Aller in unsrem Zelte. - Tags vorher Skorpione in Lepsius’s Zelte. - Unbegreiflicherweise immer noch keine Nachricht aus Cairo; unser Bote kehrt nicht zurück. -
Sonnabendden24ten Juni 1843. Heut früh vor Sonnenaufgang nur 9 ½° Wärme. - Gestern[,] wo längster Tag war, ist der Sonnenuntergang etwa um 7 Uhr. - Es kommt heut aus Cairomit unsrem dorthin gesendeten Boten eine große Menge von Briefen aus Europa, worunter leider keiner für mich, noch für die Weidenbach’sund Franke, nur einer für Frey; auch neue Zeitungen kommen,undda gibt es denn Manches zu lesenundzu sprechen. Doch bin ich den Tag über nicht unthätig,sondernarbeite sehr eifrig an meinem Planvom Labyrinth, so zwar, daß mir zuletzt ganz schwach wird; darauf Revision der Ausgrabungen mit Lepsius. In der Kammer vor derPyramidefinden wir keine Thür,undwir werden unsre Nachforschungen nachdemEingang derPyramideaufgeben müssen. Etwa am Dienstag, wenn unser neuer DragomanundKoch gekommen sind, wird wohl unsre Exkursion nachdem Birket el Keirounangetreten werden. Da heut Johannistag ist, so haben wir Brennmaterialvontrocknem Schilf aufdiePyramidebringen lassen, was nachdemEssen angezündet[,] uns ein herrliches Schauspiel gibt. Dann Versammlung Aller in unsrem Zelte, wo die in den angekommenen Zeitungen enthaltenen, auf unsre Reise Bezug habenden Briefe von Bonomiund Abekenübersetztundvorgelesen werden, was bis nach 10 Uhr eine interressante Unterhaltung gewährt. Der Tag ist heut gegen gestern kalt zu nennen, 27° war dasmaximumder Wärme. - NB. Inhaber des Zeltes 1ter Klasse; Napoleon ( Frey).
Sonntagden25ten Juni 1843. NachdemFrühstück Anstellung der Arbeiter mit Lepsius. Während Freyund Ernstzum Zeichnen Spatzieren gehen, erfreue ich mich an Lesung der früheren alten Briefe, die mich lebendig an die Meinenundalle heimathlichen Verhältnisse erinnern. Dann copire13 ich 2 Zeichnungenvon Freyaus Medinet el Fayoumundendlichschreibe ich Tagebuch bis jetzt, wo gleich Zeit für unsre Morgenandacht ist. - Nachmittag Spatziergang mit Ernstund FreynachdeminterressantenFlußbett des Bahr belama, wo die beiden Andern zeichnen, während ich, der Länge nach auf dem platten Felsboden ausgestreckt, einer kleinen Indispositionundmeiner Trägheit nachgebe; dann baden wir uns dort; der Grund ist sehr thonigundes ist sehr flach, aber dennoch erquickend. Die Hitze ist heute nicht sehr bedeutend.
Montagden26ten Juni 1843. Morgens mache ich mit Lepsiuswieder die Runde der Ausgrabungen; diePyramidenKammerhaben wir aufgegeben, nachdem wir gesehen, daß kein Schacht aus derselben indasInnereführt; da wir überhaupt mit den meisten Punkten des Terrains im Klaren sind, wird beschlossen, die Arbeiter[,] bis auf wenige Mann[,]vonMorgen an wegzuschicken. Während wir Untersuchungen über die Ziegellagen andenEcken derPyramidemachen, werden die erwarteten neuen Diener angemeldet, wovon der eine, der Koch, wegen zu großer Prätension gleich wieder weggeschickt wirdundunser alter Alibehalten wird. Am Nachmittag arbeite ich am Labyrinth; Aufnahme der weißen Tempelüberreste. Bad im Canal; nachdemEssen Lieder in unsrem Zelte gesungen, wobei Lepsiusbesonders sehr heiter ist, wie er es denn im Ganzen jetzt stets zu sein pflegt. Die Hitze etwa 30°; aber WindundStaub den ganzen Tag über so enorm, daß fast nichts Ordentliches anzufangen ist. Am Mittag hatten wir BesuchvoneinemfranzösischenNaturforscher, dessen Namen ich nicht weißundder mir auch nicht bemerkenswerth erschien. -
Dienstagden27ten Juni 1843. Heut war in Bezug auf die Wärme ein echt egyptischer Tag; sie stieg um Mittag im Schatten auf 36 ½°, beinah 37°undnoch um ½ 5 Uhr waren 35°; das Wasser in Abekens kupferner Kanne war 40°, so daß man es nicht lange halten konnte, ohne sich weh zu thun; alle Gegenstände waren glühend warm; den ganzen Vormittag ging fast kein Lüftchen. Ernstund Maxwaren zum Obeliskenvon Begigbei Medinet; ich operirte am Morgen mit meinem Instrument anderPyramide, um ungefähr ihren Auslauf zu bestimmen; maß dann einige Terraindurchschnitte der ausgegrabenen Stelle nach, wobei michdieübergroße Hitze ins Zelt trieb. Nachmittag gegen 5 Uhr ferneres Aufmessen14 bei heftigstem WindundStaube, der sich eben erhoben. Am Abend BadundnachdemEssen wieder mit Lepsiusin unsrem Zelte langefreundschaftlicheUnterhaltung. -
Mittwochden28ten Juni 1843. - Der erste Theil der vergangenen Nacht öfters unterbrochen durch das heftige Bellen des Hundes, der bisweilen die Nächte bei uns ist. Der lange Cavaß Ibrahim AgamachtdieRunde; mir scheint es kaum zweifelhaft, daß ein Dieb im Anzuge war. - Heut Vormittag Herumlaufen mit LepsiusunBerathung überdasTerrain; auch Messung derverschiedenenzum Labyrinthverwendeten Ziegeln. Nachmittag Arbeiten an meinem Detailplan. - Die Hitze ist heut 30°, der spätere Abend sehr windig. Nach dem Abendessen Unterhaltung mit LepsiusvonseinemPariser Aufenthalt.
Donnerstagden29ten Juni 1843. Heut Vormittag hilft mir Freyeine Zeit lang beim ferneren Aufmessen der Ostseitevom Labyrinth; ich fahre später allein darin fortundam Nachmittage wird aufgezeichnet. Lepsiusun Abekenbekommen heut BesuchvonHerrn Nascimbene, Architekten des Mehmet Ali, der bei AufnahmeundNivellierungen des Fayoums beschäftigt ist; er hat 77meterGefälle von Medinetbis zum See Keirounbekommen, während Linantnur einige 20 hat! - Der Tag ist ziemlich warm 29 - 30°. -
Freitagden30ten Juni 1843. Vormittag wieder Aufmessen am Labyrinth; Nachmittag will ich zeichnen, aber es ist wegen des fortdauernden heftigen Windes nicht möglich; mit größter Mühe kleb ich einige Bogen zusammen. Der fasttäglichsich wiederholende Wind ist sehr unangenehmundverleidet Einem inderThat den Aufenthalt in Egypten; wir sind mitten im Sommerundnoch keine konstante Witterung. Abends spülen wir uns den Staub von unsern Körpern in unsremkleinenKanale. Wir haben nur 27 ½° Wärme. -
Sonnabendden1ten Juli 1843. Ich bleibe heut zu Hauseundzeichne im Zelte. Am Abend wird unsre Parthie durchdas Fayoumbesprochen, die wir am Montag antreten wollenundzwar Lepsius, Abeken, Bonomi, Ernstundich; sie wird etwa 8 Tage wegnehmen. Das Wetter ist heut immer noch stark windig, wenn auch nicht so arg wie gestern. Ich hatte den Thermometer nicht hinausgehängt, schätze es aber in windstillen Momenten circa 32°. Heut kommen wieder schöne Weintrauben, indianische FeigenundPflaumen aus Medinet. - Abends wie gestern Bad. -15
Sonntagden2ten Juli 1843. Heut Vormittag bleibe ich zu Hauseundbeschäftige mich theils mit Zeitung -, theils mit Briefelesen, leider immer die alten, wodurch aber doch die heimathlichen Erinnerungen auf das Lebendigste erweckt werden. Dann messe ich mit Ernstdie ausgegrabene Kammer vorderPyramideunddiese selbst, wonach dann um 11 Uhr Gottesdienst gehalten wird, dem sich unser Dejeunerundnachher eine Berathung in unsrem Zelte über die morgen zu unternehmende Parthie nachdem Birket el Keirounanschließt. - Der lange Cavaß ist nach Medinet, um EselundKameele zu besorgen, auch einen Soldaten des Mudir, der hier währenddem Wache halten soll; Er kommt erst nach unsrem Abendessen zurück,und Lepsiusmacht ihn ein wenig runter, weil er sich zu Tische setzt, ohne ihm Bescheid überseineAufträge zu sagen. - Noch spät packe ich einen Theil meiner Sachen zusammen. - Der Tag mittelmäßig warm, ziemlich windig; es fährt die heftigste Windhose durch unser Zelt, die ich bisher erlebt habe. -
Montagden3ten Juli 1843. Reise in das Fayoum, Theilnehmer Lepsius, Abeken, Ernst, Bonomiundich. - Um ¾ 8 Uhr werden wir mit Aufpackenundden Vorbereitungen dazu fertig; Bonomizieht den kürzerenundbequemeren Weg mit den 2 Packkameelen über Medinenach Biachmevor, wir Andern nehmen unsern Weg nach Norden dem Lauf des Canales Wardenientlang, der längs dem Wüstenrande verfolgtundseine Lage auf der Linantschen Karte berichtigt wird; langerundermüdender Weg bis zum Ende des großen Dammes, wo rudera von Wasserbauten den Durchgang des Wardenidurch den Damm zeigenundbeweisen, daß der Canal ein alter ist. Rittvonhier zu nahen Ruinenhügeln, wo ich Gesimse römischer Architektur finde. Auf dem Wege in der Wüste interressante Fata morganavonwandernden Gestalten. - Von hier Verfolgen des mächtigen Mörisdammes, der wohl 100 m Sohlenbreite hat bis zum Punkte, wo der Canal Sherkye(ein neuerer) ihn durchschneidetundwo wir, langevonDurst geplagt, Wasser zu finden hofften; doch er floß nicht mehr, ein grünlicher Dümpel labte allein unsre durstigenundmüden Esel. Um zu trinkenunduns ein wenig zu erholen, lenken wir vom Wege rechts ab nach dem ½Stundeentfernten Dorfe Selé, wo wir uns im SchattenvonAkaziengebüsch ineinemkleinenGraben dicht am Dorfe lagern, Kaffee kochen, schlechtesundwarmes Wasser trinkenunduns im Ganzen wohl 1 ½ Stunden aufhalten. Auch bei Seleweite Ruinenhügel, auf deren einem Theil das Dorf erbaut ist. Gegen 4 Uhr Aufbruchvonhier zu demmerkwürdigenThale des Bahr belama, in dessen malerischen Bette wir bis zu unserem Mörisdammfortreiten. Hier wird bei halb zerfallener Brücke getrunken; eine16 Büffelherde schreitet durchdasWasser; ErnstverliertseineJagdtasche, der er nachläuftunddie ich wiederfinde. Aufenthalt an diesem Punkt, der Terrainuntersuchungen wegen, Messung derverschiedenenFels -undSchlammhöhen. Erst spät geht es von hier fort aufdemgroßenDamm biszumDorfe Ellalan, woderDamm sich verliert,zugleichauch die Sonne untergeht. Von hier bis Biachmo, voneinemFührer geleitet durcheineMengevonBächenzwischenPalmen bei Mondschein den Theil des heutigen Weges durchgemacht; erst um 9 Uhr Abends kommen wir höchst ermüdet bei unsrem am Fuß der beiden Piedestalle errichteten Zelt an, wo wirHerrn Portier(einen Conchyliensammler[)];, der sich uns bis zum See anschließen will,Herrn Josephaus Medine,und Bonomiwohlbehalten vorfinden. Noch spät erquickt uns ein gutes Abendbrodunddann ein fester Schlaf. -
Dienstagden4ten Juli 1843. MitderSonne aufgestanden. - AmVormittagmit Abeken’s Hilfe Aufmessen der beiden Unterbautenvon Biachmo. Dann Ausritt mit Lepsiusun Abekenzur Verfolgung des Mörisdammes[,] der nur in abgerissenen Stücken sichtbarunderkenntlich wird. Um 3 Uhr zurück; wir finden unsre Cameele schon abgegangen. Nach eingenommenem ImbißundCaffee brechen wir auf nach Agamie; auf diesem Wege lernen wir das Fayumals den Garten Egyptens kennen. Dörfer auf Dörfer mit den herrlichsten Gärten. Im Dorfe Kelabinverschaffen wir uns für den Berber Mohammedmit Gewalt einen Esel. Alte Frau vordemHause des Schech mitdemGesicht einer[Bauàr]. - Die Stadt Selagingroß, höchst malerische Lage; Flüßchen mit hohen steilen Nilschlammwänden, nackte Kinder darin, Häuser mit Töpfen für die unzähligen Tauben. Die Gärten vollvonriesenhaften indischen Feigen, an denen sich Wein aufrankt; Oliven, Pfirsiche, Palmen, Limonen[,] Sykomoren wechseln mit ihrem Grau malerisch ab; ich vergesse bei solchem Anblick ganz meinerheumatischenRückenschmerzen, die ich schon seit gestern habe. Beim Dorfe Fidiminin einem Garten voller Caktus unter niedriger Laube WeintraubendieMenge gegessen, die uns fast indenMund hingen; dann weiter geritten bis Agamie, wo wir unsrekleineCarawane im Hause des Schech einlogirt fanden; in sehr luftigen aber reinlichen Sälen auf Matten liegt Naturforscherund Bonomischlafend. - Dieses Quartier war Lepsiusunangenehm, doch konnte nun nichts Andres gethan werden. Das aufgetragne Abendessen besteht aus vielen Gerichten, so daß es mir fast Mühe macht, Allem zuzusprechen. Sehr müde schlafen gelegt. -
Mittwochden5ten Juli 1843. Erst gegen 8 Uhr kommen wir von Agamifortundbegleiten diesmal unsre Karavane, die mit unsern Decken, Küchengeräthundmächtigen Wasserschläuchen beladen ist. - VoranzuPferde der SchechvomDorfe mit Dienern zu PferdundFuß, bewaffnet; ein zweiter Schech stößt aufdemWege zu uns. Evolutionen der Reiter, Wettrennen. Im Garten des Schech Weintrauben gegessenunddann weiter17 reiten bis nachdemDorfe Bishè, wo wir ziemlich lange aufgehalten werden, um Führer bis zum Keirounseezu bekommen; mich amüsiren indessen dieinterressantenGruppen der Weiber, MännerundKinder des Dorfs, die von einem Hügel her unsren seltsamen Aufzug neugierig betrachten. GegendundDorf malerisch, doch ist keine Zeit zum Zeichnen;endlichreiten wir abundbekommen auch bald den dunkelblauen schimmernden Streif des Sees zu Gesicht. Nahe dem See wirddasLand unfruchtbarer, die Palmen hören auf, LagervonBeduinenundAraberzelten statt der Dörfer; nun durch das ausgerissene Thal des Bahr Nesletgeritten, jenseits durch Sand über öde HeidevonSchilfgrasundvereinzeltes Gesträuch, den Tamarisken ähnlich bis an den See, wo wir der Insel gegenüber Halt machen müssen, weil der lange bestellte Kahn (markab) nicht da ist. In glühender Sonne auf zerspaltenem Nilschlamm ruhen wir bis die zurückgebliebnen Thiere nachkommenundunser Zelt aufgeschlagen wird.Endlichkommt die Barkeundwir machen noch am Nachmittag eine Fahrt überdenSee nachderInsel. In 1 Stunde durchschneiden wir die grüne Fläche, die die Farbe des Rheins bei Bingenhat.DasWasser ist ein wenig salzig, doch nicht so, daß es unsre Schiffer nicht zu trinken verschmähten. Die Insel istdasödeste Eiland[,] was ich gesehen. Die oberste Schicht des Kalkfelsens liegt in einzelnen großen Blöcken zerklüftet umher. Großartige Ansicht der Ufer des Sees, die ich mit wenig Strichen zeichne. Pelikaneundandre Wasservögel. Durchlöcherter KalksteinvonSpinnen. Der Conchiliensammler findet nicht eine Muschel. Kostbare Tinten des Wassersundder Wüste bei Sonnenuntergang. Ernstzeichnet mitdercameralucida, doch ist es zu windig, um etwas Vernünftiges machen zu können. Abfahrt zum Zelte. DadasBoot wegen des Schlammes nicht nah andasUfer kommen kann, müssen wir jedesmal wohleineStreckevon10 MinutenvomSchiffe andasLandundzurück waten, was keine angenehme Beigabe. - AufderInsel nahm ich mit Ernstund AbekennocheinköstlichesBad im See; das Wasser hatte 20° Wärme. -
Donnerstagden6ten Juli 1843. Ausflucht nach Dimé. Um 8 Uhr Morgens etwa schiffen wir uns ein, nachdemHerr Portieruns verlassen,undsteuern anderInsel rechts vorbei nach Ruinen, die wir gestern aufderWüstenseite entdeckt. An lang hingestrecktem Vorgebirge gelandet nach 1 ½ Stunde, auf hohem postamentartig gebildeten Felsenplateau Fische gefrühstückt(undWeintrauben,[Curacau])[und] danndieFußwanderung nach dem 5 / 4 Stunde entfernten Diméangetreten. Winterlandschaft; eigenthümlicher Anblick unsrer Wanderung über die öden Sandhügelzwischenverdorrtem Gesträuch; mineralogische Untersuchungen aufdemWege. Wunderbarerundgroßartiger Anblick des Plateaus. Ausgewaschne FelsstückevonFischenundandern Formen liegen umher. Herrlicher Blickvondemhohen Hügel, den wir ersteigenundwo wir SpurenvonFelsengräbern finden, indasThal, mit Salz bedeckt; drüber liegen die Ruinen, links die terrassenartig hoch18 ansteigende Wüste. Dann hinüber zu den Ruinen, die beim ersten Durchwandern sehr unsrem Labyrinthgleichen. Nachdem wir uns mit SpeiseundTrank, die wir mitgenommen, erquickt, fange ich mit der Aufnahme der ganzen Geschichte an, komme aber heut nicht weiter als die Umhegung des Tempelgebiets reicht. Da ich nicht fertig werde, fällt Abekenauf die romantische Idee, ich solltedieNacht über dort bleibenundmeine Sache am andern Tag beenden, er wolle bei mir bleiben. Eine kalte gebratene Gans, BrodundWasser ward uns dagelassen, nach unsern Decken indenBarken geschicktundwährend die Andern den RückwegzumZelte antraten[,] bleiben wir ganz allein inderungeheuren Öde. Betrachten des SonnenuntergangsvondenRuinen eines Wohngebäudes aus. Dann zurück, wir esseneinwenig, Abekenerzählte mir Geschichten, währendderMond aufgeht. Unangenehmes Sandwehen.Endlichkommen 2 MannvomSchiffe zurück mit unsren Decken,undvöllig gestiefeltundgespornt legen wir uns schlafen, fest indieDecke gewickelt. -
Freitagden7ten Juli 1843. Nach leisemundfür mich wenig erquicklichen Schlaf gehe ich wieder (nüchtern, da wir keinen Caffee hatten) an meine Arbeit, bis Müdigkeit mich zwingt, den letzten Theil unsrer Gansundetwas Brod zu verzehren; Abeken, der einen weiten Spatziergang gemacht, kommt zurück, als ich damit fertig bin; nun plaudern wir nochzusammeneine Weileunddann arbeite ich fort bis gegen Mittag Lepsiusmit Ernstund Bonomikommen, die dann neues TrinkwasserundFourage mitbringen. Da wird nun gegessen, dann wieder gearbeitet bis 5 Uhr,undda ich fertig werde; dann bis 6 Uhr geruhtundnun zur Barke aufgebrochen, die wir in 1 ½ Stunden erreichen; imköstlichenMondschein noch 1 ½StundenüberdenSee gefahren; es konnte keine schönere Nacht geben,undich wachte geistig lebendig, so körperlich müde ich auch war.Endlicherreichten wirdasZelt;trefflicherGänsebratenund[Banurn]stärkte michunddann legte ich mich zu Bette, wo ich dann viel besser als gestern schlief. -
Sonnabendden8ten Juli 1843. Heinrichs Geburtstag. - Unser Gepäck mitdemKavaß geht zu Landeundwir zu Wasser nachdem Kasr Keirounam äußerstensüdwestlichenEnde der Stadt. Um 8 Uhr brechen wir aufundnach schöner, wenngleich heißer Seefahrt landen wir in 4 Stunden um 12 Uhr am Ende des Sees; unterwegs wird er getieftundWasser mitgenommen; seine größte Tiefe ist etwa nur 14 Fuß, also gar nicht sehr bedeutend. Heut hatten wir eine größere Barke wie gesternundeine große Menge Mannschaft, deren nackte Gestalt mir oft Freude machte. EintrefflichesSeebad erquickte uns, ehe wir nach dem 1Stundeentfernten Kasr Keirounaufbrachen. KameeleundEsel waren mit unszugleicham Landungsplatz angekommen. UnterdemZelte am Seeufer frühstückten wir noch Gänsebraten, Weintrauben, Brod, Kaffee,einHammel ward geschlachtet,unddann brachen wir nach Kasr Keirounauf, was wir nach 1 Stunde Reitens über niedriger unendlich ebnerundkahler Wüste erreichten, aus der das schloßartige Gebäude mit noch andern Ruinen hervorragte. -19 Am Pallast angekommen, ward in seinem Schatten eine große Wassermelone (Batich) verzehrt, das Zelt aufgeschlagenunddann machten wir noch einen Untersuchungsritt durch die weitläuftigen Trümmerhügel, die uns ohne Zweifel als bedeutende Stadt erschienen; Alles aber zeigte sich aus spätester egyptisch-römischer Zeit. Außer dem Hauptgebäude standen 2kleineTempelchen, ein römischesThorundwenige andre unkenntlichere Ruinen; Alles Andre nur Hügel halbvomSande überdeckt. Mit Sonnenuntergang zum Zelt zurückunddie Nacht trefflich geschlafen. -
Sonntagden9ten Juli 1843. Der ganze heutige Tag wurde meinerseits mit Aufmessen des Tempels verwandt, wo ich nach angestrengter Arbeit die beiden Hauptgrundrisse zu Stande brachte, während Lepsiusmit Abekensich mitdemLängendurchschnitt beschäftigteund Ernsteinige Ansichten mitdercameralucida aufnahm. Der Tag war enorm heiß. Gegen Abend ritten wir sämmtlich nachdemSee hinunter, wo das letzte Bad in diesem Wasser genommen ward; nachderRückkunft schmeckte uns das bereitete Abendbrod trefflich.
Montagden10ten Juli 1843. Ziemlich früh wird heut aufgebrochenundes geht zuvörderst durch die flache Wüste, wo wir die Spuren eines alten Canals aufsuchen,undfinden, der ohne Zweifel früher die Stadtvon Kasr Keirounmit Wasser versorgte. An dem Ruinenhügelvon Kasr Benetverzehren wir wieder eine große Wassermelone, kommen dann bald in die Ebne hinunter; in dem Beduinendorfe Kefr Kobald, wo unsundden Thieren der Wassermangel sehr fühlbar geworden war[,] führt man uns in den ausgeweisten Innenraum des ThorwegsvomSchech, wo wir auf ausgebreiteten Matten einiger Ruhe pflegenunduns Caffee kochen lassen, auch etwas essen. Die Fliegen sind aber so abscheulich, daß sie jeden Schlaf verhindernundnach etwa 2 Stunden setzen wir unsern Weg fort, nachdem der alte gute Schech, der uns bei den Seefahrten bis jetzt begleitet, entlassen. In Nesletwarten wir im Schatten eines kleinen Dorfmäuerchens auf einen neuen Führer,undempfangen dabeidenBesuch eines langen, kränklichen Schech, der mit etwa 6 Genossen bei uns niederkauert, wodurch gleich ein stattlicher Kreis entsteht. In dem Dorf Kafr Mokrani, was wir etwa 1 Stunde vor Sonnenuntergang erreichen[,] füllen wir im Bahr Nesletunsre Schläucheundsetzen den Weg fort[,] wieder in die Wüste hinein[], bis wir bei Mondschein an den Ruinenhügeln von Medinat Matianlangenundzwar sehr ermüdet. Es wird ½ 11 Uhr[,] ehe wir etwas zu Abendessen bekommenundum ½ 12 Uhr erst können wir uns schlafen legen, was jedoch ein Schläfchen vorher nicht hindert. - Es war heut ein recht anstrengender Tag. -
Dienstagden11ten Juli 1843. Über die sehr ausgebreiteten Ruinenvon Medinet Matigeht unser Weg dem See Gerakzu, den wir jedoch nicht erreichen, sondern links ab nachdemgleichnamigen Dorf gehen. Wir sind mit Sonnenaufgang aufgebrochen,undich habe nicht recht ausgeschlafenundbin sehr müde. Vor Gerakverzehren wir wieder erquick20 ende Wassermelonenundsetzen dann den Weg zur Aufsuchung des Mörisdammesfort. Bei den Ruinen von Talutmüssen wir abermals anhalten, um die Esel zu fütternundwir selber essen schimmliches Brod[,] KäseundMelonen. Bei Schech Achmetund Schech Nurifinden wir Spuren eines DammesundCanals[,] doch keine des großen Mörisdammes[,] dessen andre Hälfte wohl ganz verschwunden ist. In Medinet el[Heit][,] wo auf hohen Hügeln arabische GräberundSantons stehen, machen wir Halt zur Recognoszirung des Terrains. Essen der großen Melonen, die Bonomiim Santon schlachtet. - Auch hier weilen wir nur ½ Stunde, dann geht es an langem Staudamme mit gegengeschütteter Erde, der vielleicht aufderStelle des alten erbaut ist, weiter nachdemDorfe Atsé, wohin wir die Kameele vorausgeschickt hatten. Hier essen wir einen Eierkuchenundtrinken Caffee,undbeschließen dann, noch heut nach Hause zurückzukehren. Wir nehmen den nähern Weg über Kafr Drowetti. Dort wird fast gar nicht aufgehalten, einige Trauben werden vor dem Übersetzen überden Josephskanalverzehrtundin demselben ein schönes Bad genommen; dann geht es den kürzesten Weg zu unsrerPyramide, wo ichendlichum ¼ 8 Uhr Abends zu Fuß ankomme, weil zu guter Letzt noch alles Riemzeug an meinem Esel zerriß. - BeidenZelten war Alles in Ordnung, nur Frey’s Gesundheit nicht, er hatte einen Rückfall in sein Schlannfieber ertragen müssenundsah elendundverändert aus; doch schien es bereits etwas besser zu gehen. -
Mittwochden12ten Juli 1843. Arbeiten am Auftragen des Kasr Keiroun. Der Tag sehr unangenehm durch den nahenden Samun 32° Hitze, StaubundSand im Zelte. Lepsiushat heut starke Kopfschmerzen. Gegen Sonnenuntergang Besichtigung der Ausgrabungen hinter derPyramide, die nicht gerade zu neuen Resultaten geführt haben. -
Donnerstagden13ten Juli 1843. Fortgesetzte Arbeit an Kasr Keiroun. Der Tag abscheulich windigundstaubig, GluthwindundStaubwolken bedecken uns fortwährend. Mittag 33° im Schatten. Lepsiusist immer noch nicht recht wohl, doch ist es wohl nureinekleineErkältung. Abends Bad im Graben. Täglich Trauben bester Qualität gegessen.
Freitagden14ten Juli 1843. Ich setze die Zeichnung des Kasr Kornfort; der Tag ist heißundwindig wie gestern, doch nur 32°. Mit Lepsiusgeht es besser. Abends mit ihm lange Unterhaltung in unsrem Zelte, wo er uns einen Abriß deregyptischenDynastieen gibt. - Frey’s Zustand ziemlich derselbe, doch eher besser als schlechter.
Sonnabendden15ten Juli 1843. Ich beendige heut Kasr Kornundbeginne diePyramidenvon Biachmo; der Tag windigundunerträglich staubig wie gestern. -21
Sonntagden16ten Juli 1843. Ich beschäftige mich heut den ganzen Tag mit dem Nachtragen dieses Tagebuchs, was ich bei der Reise durchdas Fayoumnicht mitgenommen hatte. Um 11 Uhr wie gewöhnlich ist unser Gottesdienst. Lepsiusbeschließt[,] am DienstagseineReise nach Cairoanzutreten; wir geben ihm Alle unsre bisher gesammelten Zeichnungen mit, um sie in Cairovor den Wechselfällen unserer großen Reise zu bewahren, ich suche darum heut Alles zusammen. - Der Wind heut nicht so heftig wie gestern, die Hitze beinah 33°. -
Montagden17ten Juli 1843. Es ist heut einer der unangenehmsten Tage; der heftigste Gluthwind bringt außerderHitze fortwährend Staubwolken indasZelt; dazu kommt, daß mir beidemAuftragen des Planes von Dimédie Sache nicht recht stimmen will,undich so in doppelt schlechte Laune versetzt werde. - Ich habe Kopfschmerzenundbekomme einen etwas schlimmen Hals, was bei dem ewigen Schwitzen nicht zu verwundern ist. - Wir haben 33 ½° Hitze. - Am Abend wird eine Flasche Rheinwein geleert, Bonomizu Ehren, der uns morgen verläßt, um nach kurzem Aufenthalt in Caironach zurückzukehren. - Unsre heutige Ausflucht nach Biachmoist für jetzt aufgegeben. -
Dienstagden18ten Juli 1843. Ich fahre fort[,] am Planevon Dimézu arbeiten. - Vom Morgen an geht das Packenvon Lepsius, Abekenund Bonomi, die heut über Samienach Cairoaufbrechen. Sie nehmen indeß nochdas2te Frühstück mit uns ein; Lepsiusist wieder nicht ganz wohl; erst gegen 12 Uhr kommen sie fort; Abschiedvon Bonomi. Frankemit beiden Cavaßenundden Gepäckkameelen geht erst morgen früh nach. - Der Tag ist heut stillunddie Hitze im Zelt ist sehr empfindlich; draußten haben wir 32 ½° um Mittag, um Sonnenuntergang noch 30°,undum 9 Uhr Abends 27°. - Mit Frey’s Gesundheit will immer noch kein rechter Fortschritt eintreten. -
Mittwochden19ten Juli 1843. - In der Nacht sehr schlecht geschlafenundsehr viel geschwitzt. Schreck wegen des Losschießens einer Pistole mitten inderNacht von dem Soldaten des Mudir, den wir jetzt bei uns haben. Vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil Frankemit 3 Kameelenundbeiden Kavassen nach Samiehabgeht. Der Tag ist wieder ein Ausbund von Wind, man kann sagen Sturmstößen, die in der That aufs Höchste belästigend sind; der Staub auf den Zeichnungen ist dabeivonbesondrer Unannehmlichkeit. - Nach dem Abgange Franke’s ist es im Lager sehr still; Freyist nicht besser wie gestern. - Ich beendige heut in Blei den Plan der Ruinen von Dimé. - Der Tag ist nicht so warm wie gestern, etwa 31°. 22
Donnerstagden20ten Juli 1843. - Aufnahme derPyramideundihrer Umgebung für meinen Detailplan vom Labyrinth. Beizugleichstarker Hitze (32 ½° um Mittag) ist es empfindlich windig, was meinem etwas schlimmen Halse, sowie meinem Rücken, wo ichsogenanntenNilausschlag haben muß, keineswegs günstig ist. - Nachmittag Auftragen des Ausgemessenen. -
Freitagden21ten Juli 1843. Am Vormittag Aufnahme der Fundamentkammern jenseits des GrabensundZeichnung des letzten Theils der noch unaufgemessenen Kammern hinter dersogenannten Akropolis. Der Tag heiß mit einzelnen heftigen Windstößen. 33° um 3 UhrNachmittags. - Nach einem Mittagschläfchen AuftragenundAusziehenvom Labyrinthplan; Besuch in Frey’s Zelte, mit dem es leider immer auf demselben Punkte bleibt. - NachdemAbendessen zugesehen, wie unser SoldatvomMudir Sidachmet, der während Lepsius’Abwesenheit zu unsrer Sicherheit im Lager ist, den zu spät kommenden Nachtwächter prügelt; dann in der schönen stillen Abendluft draußten gesessen, 2 Pfeifen geraucht, Thee getrunken, mit Ernstund Maxgeplaudertundden auftauchenden wunderbar schönen Sternenhimmel bewundert. - Um ½ 11 Uhr zu Bett. -
Sonnabendden22ten Juli 1843. Die Nacht schlecht geschlafen. Am Vormittag den letzten Theil der Kammern des Labyrinths aufgemessen; - Am Nachmittag Auftragen desselben. Der heutige Tag ist, einige Windstöße abgerechnet, recht schön zu nennen; die größte Wärme etwa 32°. - Ernstund Maxmachen einen Spatziergang nach Howarazum Bahr Jousef, um sich zu baden, während ich mich in unsrem niedrigen Bach abwasche. - Abends erzähle ich von meinem Leben in der Dietrichschen Familie, mit der Schmidtpp; alte Reminiszenzen.
Sonntagden23ten Juli 1843. Der Tag vergeht mir mit Lesung der altenvonHause empfangenen Briefeunddem Anfange eines Briefes an die Meinigen; um 11 Uhr lesen wir einige Kapitel aus der Bibel, wo der leider fortdauernd kranke FreyTheil nimmt. Am Nachmittage schießen vorzugsweise Ernstund MaxnachderScheibe. Täglich erquicken wir uns an den herrlichsten Weintrauben, auch schöne Feigen sind jetzt reif, aber ihrem Genusse schreibe ich die beiden letzten sehr schlaflos verbrachten Nächte zu. - VordemZubettgehen Tagebuch. -
Montagden24ten Juli 1843. Ich laufe mich heut den ganzen Vormittag hundemüde an dem Generalplan des Todtenfeldesvon Howaraundkomme wirklich mit der Aufnahme desselben zu Rande. Als ich am Nachmittag eben an das Auftragen gehen will, kommt etwa um 4 Uhr ein Botevon Lepsiusaus Cairo, der seine glückliche Ankunft23 dort meldet,undmir einen langersehnten dicken Brief bringt, der Schreiben vonderMutter, Elisabethund CarlRiechersenthält, auch ein Brief aus Baselan Freykommt mit. Die guten Nachrichten erfreuen mich außerordentlichundder Nachmittag vergeht mitLesungundWiederlesung derselben. - Auch neue Zeitungen sind mitgeschickt. Ich schreibe am Abend nocheinenBrief an Lepsius, besonders in Betreff des Zustandesvon Frey, der leider keinesweges ganz erfreulich, so daß ich inderThat fürchte, er wirdvonderNubischen Reise zurückbleiben müssen. - Der Tag war heut wie gestern, recht schönundangenehm; der höchste beobachtete Wärmegrad 31 ½°; Abends spät 24°.
Dienstagden25ten Juli 1843. Den Tag über bleibe ich im Zelte beim Ausarbeiten des GeneralplanesvomTodtenfelde, den ich ganz auftrageundzur Hälfte ausziehe. - Das Wetter ist recht schön, nicht allzu heiß; Abends einige Windstöße. Mit Freygeht es ein klein bischen besser. -
Mittwochden26ten Juli 1843. Während am Vormittag Ernstund Maxnach Illahungehen, arbeite ich meinen Generalplan des Todtenfeldes fertig; am Nachmittage aber am Specialplan des Labyrinths. Das Wetter ist schön, fast kühl, denn wir haben nur 30° Wärme. Mit Freygeht es anscheinend ein klein wenig besser. -
Donnerstagden27ten Juli 1843. Arbeiten an der Ausführung des Detailplanes vom Labyrinth; der Tag kühl, nur 27° um Mittag. - Frey’s Zustand erregt bei bedeutend zunehmender Schwäche meine große Besorgniß. - Tägliches Bad in unserm jetzt still stehenden niedrigen Canale. -
Freitagden28ten Juli 1843. Ich fahre fort an meinem Detailplane vom Labyrinthzu arbeiten. Das Wetter ist schön, nur am Abend wieder heftigere Windstöße, 29° Wärme; mit Freygeht es ein klein wenig besser. -
Sonnabendden29ten Juli 1843. Während Ernstund Maxeine kleine Parthie nach Medinetmachen, sitze ich heut neben Frey, mit dem es bis auf die fortdauernde Schwäche leidlicher geht, im Zelte, an meinem großen Plane arbeitend, der nun seiner Vollendung entgegengeht. Der Tag schön, wenngleich etwas windig, was sich am Nachmittage bis ins Unangenehme vermehrt; 28° Wärme[. ]
Sonntagden30ten Juli 1843. Ich wollte den heutigen Tag zu eifrigem Briefschreiben benutzen, aber das Gesellschaftleisten an Freyhat mich nur eine Seite schreiben lassen. Um 11 Uhr lasen wir aus der Bibelund Thomasvon[Nempis], aßen dannundamNachmittageweckte24 mich aus meinem Mittagsschläfchen ein Botevon Lepsius, der Medikamente für Freybrachte; ich gebe demselben wieder eine Antwort mit, wodurch derNachmittagherumgeht; das Wetter ist mittelmäßig, die Windtage scheinen wieder anzufangen; mit Freygeht es, wenn auch nicht merklich besser, doch auch nicht schlechter. -
Montagden31ten Juli 1843. Ich fange heut mit MaxHilfe an, den Querdurchschnitt meines Labyrinthplanes zu machen,undrücke damit bis überdenGraben vor. - So viel wie möglich leiste ich jetzt immer FreyGesellschaft, mit dem es jetzt ein wenig besser geht. Das Wetter ist heut sehr kühl. -
Dienstagden1ten August. Am Vormittag mit Maxweiter am Querdurchschnitt nivellirt; denselben, sowie einen kleinen Längenschnitt beendet. Seit gestern haben wir am frühen Morgen einen bewölkten Himmel, was auf mich nicht einen sehr erfreulichen Eindruck macht; die Witterung ist dabei im Ganzen, besonders Morgens sehr kühl. - Abends vor dem Schlafengehen an Weidenbach’s von Diedersdorf[Rathst.]und Lehmannserzählt. -
Mittwochden2tenAugust1843. Am Morgen nivellire ich mit Maxnoch einen Durchschnitt des Labyrinthsunddann begebe ich mich in Frey’s Zelt, wo ichdenganzen übrigen Tag mit der Auftragung des großen Querschnitts zubringe, was auch in Blei zu Stande kommt. Das Wetter ist angenehmundnicht gar heiß. -
Donnerstagden3tenAugust1843. Heut schreibe ichdenganzen Tag an meinem Briefe nach Hause, der dann auf diese Weise beinah zu Ende geführt wird; wenigstens die Schilderung des Fayoum’s. Das Wetter schön; die Hitze 30 ½°. -
Freitagden4tenAugust1843[. ]Ich beende heut meinen Detailplan vom Labyrinth. - Mit Frey’s Gesundheit geht es im Ganzen ein klein bischen besser, soviel ich mich abmüßigen kann, leiste ich ihm Gesellschaft; er hat den festen Entschluß, von hier nach zurückzukehrenundwartet nur auf die Ankunftvon Lepsiusaus Cairo, um sich dorthin zu begeben. - Heut Abend macht Maxtrotz des hellsten Mondenscheines ein kleines Feuerwerk, um für unsre Buben die Ankunft des Nilwassers zu feiern. - Heut wird unserkleinerKanal geräumtundmorgen wirddasWasser wieder fließen, was für uns sehr wohlthätig ist. - Hitze 30 ¾°.
Sonnabendden5tenAugust1843. Elisabeth’s Geburtstag, zu dem ich ihr im Stillen allesundjedes Gute wünsche. - Arbeiten am Auftragen meiner Nivellements. Abends schönes Bad in dem25 nun wieder fließenden Canal. - Der Tag trefflich, 29° Wärme.Abendslange im Mondschein vor Frey’s Zelt gelegenundmeinPfeifchen gerauchtundmich anderköstlichenLuft ergötzt. - Mit Freygeht es langsam, langsam vorwärts. Lepsiusläßt von sich nichts sehen noch hören. - Schlechte, fast schlaflose Nächte heute wie alle vorigen Tage. --
Sonntagden6tenAugust1843. - Ich schreibe heut ein wenig an meinem großen Briefe weiter, der nunmehr bloß Lepsiuserwartet, um zum Schlusse zu gelangen. Dann lesen wir eine Predigtvon Strauß, Nachmittags ein Schläfchen, Zeitungen gelesenundgegen Abend mit FreyeinenkleinenSpatziergang gemacht; Letzterer schreitet allmählig inderBesserung fort. Abends bei köstlichem Mondscheinundlauer Luft auf Teppichen vor Frey’s Zelt gesessenundgeplaudert. Nach 9 Uhr wurden wir ausdemZelte durcheineHiäne aufgeschreckt, die unserm Lager ganz nah gekommen warundvon Hauadmit vielem Geschrei verfolgt wurde. - Die heutige Nacht wieder etwas besser geschlafen.
Montagden7tenAugust1843. Am Vormittag die bisher aufgenommenen Durchschnitte des Labyrinths fertig gemacht. - Das Wetter schön; 29° um Mittag. Die größte Hitz scheint vorüber zu sein. Abend’s Bad. -
Dienstagden8enAugust1843. Früh die Aufnahme 2er neuer Durchschnitte anderPyramideundam Nachmittage deren Aufzeichnung. -Zugleichan die Mutter einen schnellen Brief geschrieben. Die Wärme wieder um 29°; sehr angenehme Temperatur. Unserm kranken Frey, der[,] wenn auch etwas munterer, doch täglich magrer wird, werden Tage zu Wochenunder kanndieZeit nicht erwarten, fortzukommen. Lepsiusgibt noch immer keine Nachricht von sich. -
Mittwochden9tenAugust1843. Morgens mit MaxNivellirung des letzten Theilsvom Labyrinth, Durchschnitt der Akropolis; dann Auftragen desselben. - AmNachmittaggegen 2 Uhr erscheint plötzlich Abekenzu Pferd zu meinergroßenVerwunderung allein. Ihm nach aber kommt Bonomi(etwa 1 Stunde später) mit Dienernund1 Sänfte[,] um Freynach Cairoabzuholen. Der letzte Bote an Lepsiushatte meinen Brief beinah 8 Tage zu spät abgegebenunddaher die lange Verzögerung einer Nachrichtvonseiner Seite. Freylebt in Hoffnung auf; sie werden morgen früh abgehenunddann erst wird Lepsius, der von seinem nervösen Fiber, was er in Cairogehabt hat, wieder hergestellt ist, mit der Barke uns hier abholen. Er will mit Abekenallein zu Lande gehen, was ich in keiner Weise billige. Das Angenehmste aber, was Abekenbrachte, waren die SachenundBriefe, die mit der endlich angelangten26 Kiste aus Berlinangelangt waren. Da bekam ich Briefe von der Mutter, von Elisabeth,von Heinrich(3)[,] von Feit(2), von Streichhau, von Runge, auch Zeitungen mit meinenundden Inseraten der Andren; das schöne Schreibkästchen vonderMutter mit süßem Inhalt (SchokoladeundBonbons) endlich die theuren GedichtevonOnkel Fritz. WelcheinReichthum war das, der heut Abend noch gar nicht recht verdaut werden konnte; ich kam kaum zum vollständigen Lesen der Briefe. Den fast fertigen Brief nach Hause beschließe ich heut Abendundwerde ihn morgen an Abekenmitgeben. - Die AufregungundFreude über so viel NeuesundAngenehmes hält mich die halbe Nacht wach. - Nach unsrem abendlichen Mittagsessen rauchen wir gesellig um Frey’s Zelt noch einmalunsrePfeifenund Abekenhat Manches zu erzählen. Bonomiwirdwahrscheinlichin Cairofür künftige Zeit bleibenundgroßherrlicher Bewahrer der ägyptischen Alterthümer werden. -
Donnerstagden10tenAugust1843. Frey’s Ungeduld zum Aufbruche treibt mich nach kurzem Schlafe schon lang vor Sonnenaufgang heraus; ich habe kaum rechte Zeit, den Brief andieMutter zu versiegelnundzu adressiren. Dann frühstücken wir zusammen, rauchen nocheinePfeife, während des Fertigmachens des Packkameeles,undnehmen dannvon Freyhinter dem LabyrinthinderWüste Abschied, er aus seiner Sänfte heraus. So sind wir denn noch einsamer denn früher. HeutVormittagbeschäftige ich mich nur noch mit den empfangenen Briefen, Zeitungenunddem Schreiben dieses Tagebuchs. Eben bringt unser Soldat uns eine Schüssel köstlichster Feigen, die, während der Wein uns ausgeht, wenigstens halb die Stelle desselben ersetzen können. - Den größten Theil des Tages bringe ich noch mit Lesung der empfangenen Briefe, Zeitungen sowie des BuchesvomseligenOnkel Fritzzu; erst gegen Abend wird der Nivellementsplan wie die Kartevom Labyrinthvollständig fertig gemacht. - Die Tage werden jetzt schon wieder kälter; der Sommer scheint vorüber. Wir haben 29°. -
Freitagden11tenAugust1843. Es beschäftigt mich heutderPlanvon Dimé, den ich fast beende. Das Wetter ist sehr kühl, nur 27°unddabei stark luftig. Nach Tisch BesuchvonHakim el Hot, der 2 unsrer Wächter wegbugsiren willunduns dafür 2 andre27 zuschantzen, was ich aber nicht zulasse. Abends lese ich meinen Zeltgenossen etwas ausderIphigenie vor. - Nachts sind jetzt die ganz kleinen weißen Mücken sehr peinigendundunausstehlich. Der Tag ist bemerkenswerth, weil selbst noch am Nachmittag Wolken am Himmel zu sehen waren. -
Sonnabendden12tenAugust1843. Heut Morgen wieder wolkiger Himmel. Ich schreibe heut einen Brief an Feit; es fällt nichts Besondres weiter vor. Das Wetter kühl, 27 ½°. -
Sonntagden13tenAugust1843. Ich schreibe den Tag über einen Brief an Elisabeth. Vormittag trinken wir Chokolade, wozu eine Tafel der mir vonderMutter geschickten dient. Wir 3 lesen zusammeneinePredigtvon StraußundeinLiedvonOnkel Fritz. Unser Soldat beschenkt uns heut miteinemKuchen, einer Art Blätterteig. - Der Tag, besonders am Nachmittag[,] sehr windigundkühl, nur 26 ½°. -
Montagden14tenAugust1843. Ich schreibe heut Vormittag einen Brief an Freund CRiechers. Am Nachmittag vollende ich den Plan der Ruinen von Diméundbeginne die Auszeichnung der Unterbautenvon Biachmo. Wir haben 28° Wärme; amNachmittagunAbend viel Wind.
Dienstagden15tenAugust1843. Vormittags Beendigung des Plansvon Biachmo. Nachmittags Zeitungslesen. Das Wetter kühl, aber schön. Die Fliegen unausstehlich. -
Mittwochden16tenAugust1843. Den Tag über Brief an Heinrichgeschrieben. Nachmittag steige ich aufdiePyramide, mich umzusehen[,] ob Lepsiusnoch nicht kommt. Aber ma fisch; die Aussicht jedoch ist trefflich von ganz ungemeiner Klarheit; manche Gründe der Ebne werden schon vom steigenden Nilwasser erreicht. Nach dem Abendessen nocheinePfeife im Freien gerauchtunddann im Zelt Zeitungen vorgelesen, während heftigster Wind den schönen[,] obwohl nicht allzu heißen Tag schließt. - Wie immer[,] so auch heut in dem röthlichgelben Nilwasser unsres jetzt reißenden Canales gebadet. - Ich lasse heut wieder alle Zelte aufrichten. -
Donnerstagden17tenAugust1843. Am Vormittag VerbesserungenundErgänzungen an meinen Plänen[,] wozu ich einenkleinenSpatziergangnördlichvonderPyramidemachen muß. Herrlich reineunderquickliche Luft. Die Tage werden merklich kühler, besonders die Morgende. - Abends Caffee vor unsrem Zelte; der Tag endet mit Wind. Lepsiuskommt noch nicht. -
Freitagden18tenAugust1843. Vormittag einen Briefodervielmehr ein Gedicht gemacht an Freund Rungezur Antwort seines mir überschickten Blattes. - AmNachmittagsetze ich mich aufdiePyramideunetwa um ½ 6 Uhr kommt inderThatendlich Lepsiusmit Franke, Giuseppe, Ibrahim Aga. Herzliches Bewillkommnen. Abekenist28 noch in Cairoundkommt mit einer eignen Barke nach Beni Suefnach. Freyist kurz (einen Tag darauf) nachseinerAnkunft in Caironoch weiter geschickt, weil Prunerseines Leberleidens wegen ein schleuniges Verlassen des Landes dringend nöthig erachtete. So ist er denn am vergangnen Sonntag mitdemDampfschiffe nach Alexandrienabgegangen, um von dort auffranzösischemSchiffe nach Syrasich einzuschiffen[,] wo er Quarantäne haltenundwahrscheinlichüber Griechenlandnach Italiensich begeben wird. Der also ist leider für mich in Egyptenverloren! - Lange Unterhaltung mit Lepsiusüber seinen Aufenthalt in Cairo; um ½ 11 Uhr gehen wir auseinander; ich habe aber eine sehr schlechte Nacht darauf, wie wir Alle. Erst gegen Morgen gewinne ich einige Stunden Schlaf.
Sonnabendden19tenAugust1843. Dem Tage nach heut vor einem Jahre bin ichvon Berlinabgereist; wieviel erlebtunddoch wie wenig weit erst in dieses Land eingedrungen! - Maxgeht heut mit Josephnach Medineeiniger Einkäufe wegen, nachdem er mir 2 Paar neue Hosen zugeschnitten, da meine alten blau gestreiften dem Zunder gleichen. Lepsiushat mireineneue Weste mitgebracht; die alte rothe[,] aus Berlinmitgenommene[,] hat vollständige Endschaft erreicht. - Heut früh ZeigenundBesehen unsrer gefertigten PläneundZeichnungen mit Lepsius; dann Schreiben des Tagebuchs. - Am Nachmittag beendige ich den Brief an Heinrich; messe auch noch einige Kleinigkeiten, die Lepsiusauf der großen Labyrinthkarte gern haben möchte. Dann Bad. NachdemEssen theile ich Lepsiusaus Heinrichs Briefe das Allgemeinere mitundlese den größeren Theil meiner indenZeitungen abgedruckten Berichte vor. - Das Wetter wird bedeutend kühler.
Sonntagden20tenAugust1843. Jahrestag meiner Abreisevon Berlin. Der Brief nach Hause wird zugemacht; anderKarte noch etwas gezeichnet. - Der Kavaß ist gestern nach Medinegeschickt, um für morgen die Kameele zur Abreise zu bestellenundso packe ich heut Nachmittag die Zeichenkiste wie auch meine Sachen. - Den Abend spät kommen die Kameele (20 Stück wie auch 7 Esel).
Montagden21tenAugust1843. Abreise von dem LabyrinthunddenPyramidenvon Howara[. ]Mit Sonnenaufgang stehen wir aufundsuchen unsre Sachenzusammen;BettenundMantelsäcke werden geschnürt. Lepsius, ichund Josephreiten voran ab, etwa um ¾ 8; am Bahr Sherkyeentlang nehmen wir die Richtungen dieses Kanals sowie die alten Dämme bis zur gorge von Macta. Von hier aus reiten wir quer über das Todtenfeld von Illahunnach der Nilebne hinabundverfolgen den Rand der Wüste bis zu dem Damme, der29 Sauietmit der Wüste verbindet. Lepsius, der die Nacht gar nicht geschlafen, fühlt sich wieder unwohlundsehr angegriffen. Schon an der Gorge hatten wir geruhetundeinenkleinenImbiß eingenommen. Auf dem Wegevon Illahunbis zum Damme fanden wir beinah die ganze Thalgrenze mit Beduinenzelten bedeckt, Lager an Lager gereiht. Um unsern Eseln etwas zu fressen zu geben, traten wir indasZelt eines Schechs. - Reichthum dieses Zeltes; außerordentliche Größe[,]obgleichwir nur die eine Hälfte einnahmen; die andre Hälfte ist Frauengemach. Rings umher aufgeschichtete großeundkostbare Teppichezwischen30 - 40 anderZahl. Man macht uns Setzeier, schöner Honig, kräftiges BrodundHonigwasser munden uns trefflich. KaffeeundPfeifen werden geraucht. DerkleineSohn des Schechs, Abd el Kedermacht uns sehr viel Spaß mit seinem Pfeiferauchen, munterem WesenundDreistigkeit. Lepsiusgibt ihm ein 10piasterStück. - Nach 1 Stunde Aufbruch von dort. Dammarbeitenvonmehreren 100 Kindern;〈…〉〈…〉 mit Durrhaschilf zur Sicherung der höchst steilen[Dassirungen]. - Endlich gegen ½ 7 Uhr Abends kommen wir sehr ermüdet in Sauietan, wo wir denn unsre Barke findenundunsre Karavane, die erst vor ½ Stunde angekommen istundkaum die Sachen abgepackt hat. Dieselben bleiben heut noch am Lande[,] wo für unsre 3 abgehenden Diener ein Zelt aufgeschlagen wird(derKoch Ali, Dollmetscher Eugenund Mohammet el Berberi). So gut es geht, werden heut unsre Lager auf der großenundeleganten Barke zurecht gemachtundwir schlafen auch Alle darauf recht gut.
Dienstagden22tenAugust1843. Ich hatte gestern Lepsiusdazu überredet, die Landreise in der Art, wie er sie beabsichtigte[,] aufzugebenundliebervomSchiffe aus Exkursionen zu machen; zu dem Ende sollen heut die 2 Kameeleund1 Esel mitden3 Dienern nach Cairozum Verkauf geschickt werdenund2 Esel werden wir mit aufdieBarke nehmen. Auch unsre Zeichnungenvom Fayoumwerden an Liedergeschicktundendlichgebe ich noch meinen Brief an Heinrich, Elisabeth, Feit, Riechersund Rungenach Cairomit. Heut Vormittag EinpackenderKisten in die Barke. - Abekenerwarten wir nun auch bald mit seiner Barke aus Cairo, wo erdieAnkunft derenglischenBriefpost noch abwarten wollte. SchwarzundweißerWimpel wehtvondemHintertheil des Schiffes. Nachdem die hauptsächlichsten Gegenstände ausdenKisten umgepackt sind, werden Alle in die Barke geschafft[,] was erst am Nachmittag um 3 Uhr etwa fertig wird. Um Mittag sehen wir Abekenaufderentgegengesetzten Seite des Flusses in seiner Barke vorübersegeln;30 Alles Schießen, TrompetenundRufen ist umsonst; wir werden ihn also erst in Beni Sueferreichen. - Ärger von Ernst. - Um 5 Uhr etwa lichten wir von Sauieden Ankerundhaben mit gutem Winde eine treffliche Fahrt. Oben aufdemVerdeck nebendenKavaß setze ich mich; auch Ernstund Maxkommen hinauf; nachher noch Lepsiusun Joseph. Wir alle freuen uns der erquicklichen Luft, der weiten Wasserfläche, des durchbrochenen in mannichfaltigen Linien abwechselndenarabischenGebirgs, was gegen das lybischeGebirgesehr nah, oft fast unmittelbar andenFluß reicht. - DiePyramidevon Meidumbleibt noch lange im Gesicht; erstdieNacht entrückt sie uns; köstlicher Sonnenuntergang; Feuer in der Ebne, wo das trockne Durrhakraut verbrannt wird. Unzählige Schöpfeimer[,] die an dem wachsenden Strome von halbnackten Fellahs inBewegunggesetzt werden, um die ungeheure Ebne zu wässern. Der Fluß scheint balddiehöchste Höhe erreicht zu haben. - Am Abend lese ich lange in Eylert’s Charakteristikvon FriedrichWilhelmIII.- Wir landen in der Nacht in Beni Suef.
Mittwochden23tenAugust1843. Begrüßung mit Abeken[,] neben dessen Barke wir anlegen. Ich zeichne eine kleine Ansicht am Strand. Gehe dann mit Abekenund HauaddurchdenBazar der etwa 4 - 5000Einwohnerhaltenden Stadt; Besteigen eines umliegenden Hügelsundschöne Aussicht über Gebirg, Stadt, LandundFluß; ich zeichne schnell einekleineSkizze davon. Tschischaauf Abekens Barke geraucht. Gegen 11 Uhr fahren wir von Beni Suefab; - Interressante Formationen desarabischenUfers; steile Felswand vor derkleinenStadt Feshu; malerisches Zurückziehen des Gebirgs; einsame Palmen vor der Felswand. Wir kommen zu spät nach Schek Embarak[,] um dort auszusteigen, wie es eigentlich LepsiusAbsicht war, auch fühlt er sich nicht stark genug dafür. Wir fahren nur bis Malatieh[,] wo wir (amlinkenUfer) anlegen bei einem prächtigen Palmenwäldchen Abekeneinnehmenundein reichliches Abendessen mit Wein halten unsrer Einschiffung zu Ehren. - NachdemThee brechen wir weiter auf, sitzen in der Nacht 2mal aufdemGrunde fest, wo es besonders 1mal viel Mühe kostet, loszukommen. Das Wetter schön, aber AbendeundMorgende kühl. - Die Fliegen unausstehlich; auch Abends bei Licht unzähliges andres fliegendesundkriechendes Gewürm.
Donnerstagden24tenAugust1843. Am Morgen finden wir uns etwa bei Schek Fadt(rechte Flußseite); wir schiffen fort bis Swarieh(rechte Flußseite)[,] wo wir Exkursionen machen wollen. Etwa um 9 Uhr kommen wir an diesem dichtzwischenWüsteundFluß liegenden31 Dorfe anundhier werden uns 4 Pferde geliefert. Zuvor mußten wir noch uns viel mit HerausnahmevonKarteundBüchern quälen aus unsern Kisten[,] die im Schiffsraum sehr eng übereinandergepackt sind. Dann wird noch gefrühstücktundum 11 Uhr etwa indasGebirge aufgebrochen. Wir kommen bald an die senkrechten scharf geschnittenen Wände von Steinbrüchen[,] jedoch ohne eine andre als eine einzigechristlichgriechischeInschrift ohne Bedeutung. Dann aber wurden wir zu einem isolirten älter behauenen vorliegenden Fels geführt, in welchem sich eine sehrinterressanteKammer voll Hieroglyphen des Königs Menephthabefand[,] der hier an etwa 6 Gottheiten Opfer brachte; 3 Skulpturfiguren waren im Grunde ausgehauen. Hier waren wir Alle dann auf einmal beschäftigtunddasGanze um so wichtiger, weil bisher keine Andeutung davon in irgend einem Buche ist. - Um 4 Uhr werden wir etwa fertig mitderArbeit, besichtigen dann noch ferner die Steinbrücheunddie niedrigen Schutthügel einer späteren Stadt,undnehmen dann den Weg durch das Gebirge beim Kloster(koptisch)el Adravorbei, um nach Techne[,] wo wir die Barke hinbestellt haben[,] zu gelangen. Der Weg ist sehr weitundieSonne geht unter. Höchstromantischerundgefährlicher PfadvonderHöhe indasThal hinabundan etwa 250[ Fuß] hohen höchst romantischenundgroßartigen steilen Felswänden entlang.Endlich, etwa gegen 8 Uhr gelangen wir zuletzt noch mit manchen Hindernissen des sumpfigen Terrains glücklich zu den Schiffen[,] wo dann das Abendessen sehr wohl schmeckt. - Trefflich nachdemheißen Tage geschlafen; erstaunlich heftiger Wind am Abend, wo wir froh sind, daß wir still liegen. -
Freitagden25tenAugust1843. Um ½ 8 Uhr etwa machen wir uns ganz wie gestern in einer Cavalkade nachdenRuinenbei Techneauf, die in großen schwarzen Schutthügeln sich amphitheatralisch an dem Felsplateau der rechten Seite des Wadi Technehinaufziehen. Das ganze Wadi mit seinen hohen aufgethürmten FelswändenundKuppen bietet den großartigsten Anblick dar. Die Felsen rings umher sind zerlöchert von Gräbern. Wir finden 2 Kammern mithieroglyphischenInschriften ausgriechischerZeit, auch viele Votivtäfelchen ingriechischerSprache; eine große Hauptinschrift anderNilseite wird verglichenundverbessert; in der Kammer darüber Caffee gekochtundetwas gegessen. Während ich die LöcherundKammern ferner untersuche, vergleicht Lepsiusdie abgeklatschtengriechischenInschriften; ich erwarte ihn in einer Felsenkammer ohneHieroglyphenaber mit Skulpturen. Von dort kehren wir zusammen32 nachdenSchiffen zurückundfahren nun nachdemnahen Miniehauf der linken Nilseite; ein Landhaus des Paschaund2 nebeneinanderliegende Caffees mit Säulen bieten ein höchst malerisches Ufer; vor dem einen Kaffee legen wir an; ich zeichnevomVerdeck aus eine Ansichtundsitze dann mit allen Andern im Caffee[,] uns derköstlichenLuftundAussicht erfreuend; das Glühen der gegenüberliegenden Felswände bei Sonnenuntergang ist magisch. Abends auf dem Schiffe mit Lepsiusun AbekenKindheitserinnerungenundErzählung von Ammenmärchen. Komische Scene mit unsrem jungen Ibrahim[,] der einen Vater sucht. - Eine Laterne fällt LepsiusaufdenKopf. Um ½ 10 Uhr zu Bett.
Sonnabendden26tenAugust1843. Wir liegen noch vor Miniet, wo unsderDiener Filippo, der ausgegangen ist[,] um Fleisch zu kaufen, an 2 Stunden festhält; dann fahren wir von diesem netten malerischen Städtchen hinüber nach Sauyet. Wir landen hierund Lepsiusunich machen uns zu Esel nach den nahen Steinbrüchen, die, einer Festung von Ferne mit vielen Zinnen, ähnlich, mir schon vorher aufgefallen sind. InderThat sind sie außerordentlich bedeutendunddas Durchreiten derselben höchst interressant, wenngleich wir keine Inschriften dort finden[,] was auf keine allzufrühe Benutzung derselben schließen läßt; indereinen Wand isteinekleineKapelle mit schlechter MalereiundunleserlichergriechischerInschrift. Wir reiten am Ufer weiterundkommen an den Nilziegelrudera 2er alten dicht aneinanderliegenden Städte vorbei, wo große Opfersteine uns wieder auffallen wie bei Techne; auch diese Städte scheinen ausgriechischerZeit herzurühren. - Vor einem beinah ½ Stunde langenarabischen Kirchhof(zu Miniehgehörig) mit unzähligen Kuppeln gelangen wir zudemDorfe Neslet el Sultan,undzu der alten Stadt, hier genannt Coum achmer; sie liegt emporgebaut an einem isolirt hervortretenden Felsen auf dessen beiden Seiten sich Thäler indieWüste ziehen. Der mächtige Felsvorsprung ist durchlöchert mit Grabkammern. Die erste[,] zu der wir kommen[,] ist aus der Rhamses Zeit durchaus mit Inschriften bedeckt; während Lepsiusdieselben beschreibt[,] kommt der Sohn des Nazir mit noch einigen Arabern, die sich uns gegenüber niedersetzen; dann kommt auch Abekenzu uns. Wir frühstücken etwas zusammenunddann gehe ich mit einem Ortsbewohner, um noch andre beschriebene Gräber aufzusuchen. Ich finde eine ganze Reihe von Gräbern der 6tenund7ten Dynastie, auch Königsschilder des Pepi, sogar Chufu. Mit Lepsiusbesehe ich darauf diese Reihe noch einmalundrecognoscire mit ihm wie Abekenferner das Terrain, wobei wir nocheininterressantesGrab finden, was ich aufnehme wegen der Pilaster mitdemLotusornament. In dem großen Thale[,] was sichsüdlichvomFelsen ausbreitet[,] sind noch Rudera einer alten Stadt, die wohl mit zu Coum achmargehörte. - Mit der33 sinkenden Sonne reite ich mit Lepsiusüber die Schutthügelvon Coum achmar[,] die am Ufer mitarabischenBauten vermischt sind, zum Schiffe zurück. Ein Bad im Nil erquickt uns, der übrigens so reißend ist, daßmannur mit größter Mühe halb im Wasser gegendenStrom gehen kann. - Zum Thee kommt Abekenherüberundwir lesenzusammennoch im Jomardseine Beschreibung dieser Gegenden nach. Dann zu Bett; ich bin sehr müde.