Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Ich habe in den zwey Jahren die seit der ersten Ausgabe dieses Handbuchs verstrichen sind, allen Fleis angewandt dessen Mängel zu verbessern, und schäme mich nicht zu sagen, daß es nun sowol in Rücksicht der Sachen, als des Ausdrucks, mehrere hundert Be - richtigungen und Zusätze erhalten hat; und hingegen vieles minder wichtige aus - gelassen worden*)Poteras, inquies, prima statim editione librum absolutum dare: imo quemad - modum ipsi semper hoc agimus dum vi - vimus, vt nobis ipsis reddamur meliores, ita non prius definemus nostras lucubratio - nes elimatiores ac locupletiores reddere, quam desierimus viuere. erasmvs de scriptis propriis ad D. Io. Botzhemum. . An der Einrichtung[II] überhaupt aber, an der Classification u. s. w. habe ich nichts abzuändern gefun - den: so wie auch die gegenwärtige Auf - lage der vorigen an Bogenzal gleich ge - blieben ist. Den Thieren die sich in Deutschland finden habe ich wieder, so wie in jener, ein † vorgesetzt: und ein * am Ende des Characters bedeutet, daß ich das ganze Thier im Academischen Museo oder sonst wo gesehen habe. Göttingen den 24. Apr. 1782.
Blumenbach.
Alle Dinge, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt, in welcher sie aus der Hand der Natur gekommen; oder so, wie sie durch Men - schen oder Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind. Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung aller Körper in natürliche (na - turalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man belegt alle Körper mit dem Namen der Naturalien, die nur noch keine wesentliche Veränderung2 durch Menschenhände erlitten haben. Ar - tefacten werden sie blos alsdann, wenn der Mensch*)Ars, five additus rebus homo. bacon de veru - lam. de augm. scient. L. II. L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. di - deroi. Syst. figuré des connoiss. humaines. wesentliche Veränderungen mit ihnen vornimt.
Alle und jede natürliche Körper zeigen, in Rücksicht ihrer Entstehung, ihres Wachs - thums, und ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit. Die einen nemlich sind alle - mal von andern natürlichen Körpern ihrer Art hervorgebracht; ihre Existenz setzt in einer un - unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung hinauf immer andere dergleichen Körper vor - aus, denen sie ihr Daseyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, aßimiliren sie den Bestandtheilen dessel - ben, und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger Aneignung, in - tus susceptio, expansio). Diese beiden Eigen - schaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Kör - pern voraus. Sie müssen nemlich, wenn sie anders ihres gleichen hervorbringen, und Nah - rungsmittel zu sich nehmen sollen, mancherley3 Gefäße und Organe in ihrem Körper haben, die zur Aßimilation dieser Alimente, zur Er - zeugung ähnlicher Körper ihrer Art u. s. w. nothwendig sind. Dieß alles fehlt bey den na - türlichen Körpern der andern Art. Beides, sowol ihre Entstehung, als ihr Wachsthum, wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf, ist sehr zufällig, wird keineswegs durch innige Aneignung, sondern lediglich durch Anhäufung oder Ansatz von aussen (Sammlung, aggre - gatio, juxta positio) bewirkt; und sie bedürfen folglich auch keines so zusammengesetzten Kör - perbaues, keiner solchen. Organe, als die Eigenschaften der natürlichen Körper der ersten Art unumgänglich erfoderten. Jene heisen des - halb organisirte, die letztern unorganisirte Körper, oder Mineralien.
Endlich sind nun auch die organisirten Körper selbst, theils in der Art wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, theils in Rücksicht ihrer Bewegung, von einer doppel - ten Verschiedenheit. Die Einen nemlich zie - hen einen sehr einfachen Nahrungssaft durch zahlreiche kleine Oefnungen, die sich am einen Ende ihres Körpers befinden, in sich: da hin - gegen die Andern eine einfache, aber nach Ver - hältnis ungleich grössere Oefnung an sich ha - ben, die zu einem geräumlichen Schlauche führt,4 wohin sie ihre Alimente, die von sehr verschied - ner Art sind, bringen; die aber alsdann erst noch vielerley Veränderung erleiden müssen, ehe sie zur Nutrition geschickt werden. Diese letz - tern äussern zu dem noch willkürliche oder eigenthümliche Bewegung ihrer Gliedmas - sen, die den erstern völlig mangelt. Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter sich (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worein man alle Naturalien sehr schick - lich classificirt hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift. Die Thiere sind, nach dem was oben gesagt worden, organisirte Körper, die erstens willkührliche Bewegung besitzen, und zweytens ihre Nahrungsmittel durch den Mund in den Magen bringen, wo der nahrhafteste Theil davon abgesondert und zur Nutrition verwandt wird. Die Pflanzen sind zwar ebenfalls organisirte Körper, denen aber die willkührliche Bewegung gänzlich man - gelt, und die zweytens ihren Nahrungssaft durch Wurzeln einsaugen, nicht so wie die Thiere ihre Speisen durch eine besondere ein - fache Oefnung zu sich nehmen. Die Mine -5 ralien endlich sind unorganisirte Körper, die blos dadurch entstehen, daß einfache Theile durch Ansatz von aussen zusammen gehäuft, und mit einander verbunden werden, ohne daß sie die mindste Nahrung, weder durch einen Mund wie die Thiere, noch durch Wurzeln wie die Pflanzen, in sich bringen, und so ihr Wachs - thum durch innige Aneignung bewirken könnten.
Man hat sonst die Thiere und Pflanzen durch andere als die angezeigten Charaktere zu unterscheiden gemeint, die sich zwar auch auf Wurzel der Gewächse und Bewegung der Thiere, aber in einem ganz andern Sinne grün - den. Die Pflanzen sollten nemlich organisirte Körper seyn, die den Ort ihres Aufenthalts nicht verändern könnten, weil sie eingewurzelt wären; und hingegen die Thiere ausschlieslich diese Fähigkeit ihren Standpunkt zu wechseln (locomotivitas) besitzen. Allein diese Kernzei - chen sind unzulänglich. Von der einen Seite kennen wir sehr viele Pflanzen, die nichts we - niger als eingewurzeln sind; und von der an - dern sehr viele Thiere, die eben so wenig auf locomotivitas Anspruch machen können. Eine Wasserlinse verändert järlich ihren Aufenthalt, indem sie mit Annährung des Winters zu Bo - den sinkt und im Frühjahr wieder heraussteigt, da hingegen eine See-Tulpe (Lepas balanus)6 so wie viele andere Thiere aus der Classe der Würmer, ihren einmal eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen kann.
Andere berühmte Männer, haben, zumal ganz neuerlich, die Gränzen zwischen Thier - und Pflanzen-Reich gänzlich aufzuheben ge - trachtet; indem sie sich auf organisirte Körper bezogen haben, die gleich viel Anspruch aus thierische und Pflanzen-Natur machen könnten, die folglich mit Unrecht zu einem organisirten Reiche insbesondere gezählt würden, sondern die das Band zwischen beiden, und einen un - merklichen Uebergang vom einen zum andern, abgäben. Allein diese Einwürfe verschwinden, sobald man sich über die Eigenschaften ver - gleicht, die man zu einem Thier oder zu einer Pflanze erfodert. Wir haben uns erklärt, was wir für Begriffe mit Animalität oder Ve - getabilität verbinden, und so ist unserm Be - dünken nach alle Zweydeutigkeit und Ungewiß - heit über diese Punkte gehoben. Der Polype läßt sich zwar durch Zweige fortpflanzen, wie eine Weide; aber wie kan er nun deswegen gleich zur Pflanze, oder doch zum Mittelding zwi - schen ihr und einem Thiere gemacht werden? Er verschlingt seine Würmchen durch eine große Oeffnung die an seinem Körper ist, und zieht seine Nährung nicht durch Wurzelzäserchen in7 sich; er hat willkürliche Bewegung, so gut als irgend ein Thier des Erdbodens; und was brauchts mehr, um ihm seine Animalität zu vindiciren, und zu beweisen, daß er mit gleich wenig Recht Pflanze oder Stein genannt wer - den dürfe. Kurz, uns wenigstens ist noch kein Geschöpf bekannt, daß auf beide organisirte Reiche gleich viel Anspruch machen dürfte; und schon a priori scheint uns die Existenz eines solchen Dinges gar nicht denkbar, was in dem Fall willkürliche Bewegung zugleich haben und nicht haben müßte. Zwar giebt es allerdings organisirte Körper, die uns bis jetzt noch zwei - felhaft lassen, zu welchem von beiden Reichen man sie rechnen soll. Von der Art sind in un - sern Augen die Saugeschwämme (Spongiae) und die Pilze (Fungi). Es scheint uns leich - ter gesagt als erwiesen, daß jenes Thiere, dieß Pflanzen seyn sollen. Allein diese Ungewiß - heit rürt bey weiten nicht etwa daher, daß diese Geschöpfe das Mittel zwischen beiden or - ganisirten Reichen hielten, sondern daher, daß wir überhaupt von ihrer Entstehung noch zu wenig befriedigendes haben erfahren können, worüber aber hoffentlich die Bemühungen der Nachwelt einst mehreres Licht verbreiten, ihre Natur näher bestimmen, und ihnen dann ih - ren behörigen Platz in einem von beiden or - ganisirten Reichen mit Zuverläßigkeit anweisen werden.
Noch müssen wir endlich ein paar Worte über die bekannten Bilder von Ketten und Lei - tern und Netzen, die man der Natur angepaßt hat, sagen. Auch durch sie hat man neuer - lich die Stützen der bestimmten Naturreiche zu untergraben gesucht. Man hat nemlich den Satz: Die Natur thut keinen Sprung, über den schon Leibniz viel wahres und schönes gesagt hat, den Bradley nachher (auf Addison's Anrathen) in einem eignen Werke, aber ziemlich unvollständig und tro - cken, Bonnet ungemein scharssinnig, und Ro - binet ganz abentheuerlich behandelt haben, da - hin gedeutet: daß alle erschaffene Wesen, vom vollkommensten bis zum Atom, vom Engel bis zum einfachsten Elemente, in einer unun - terbrochnen Reihe, wie Glied an Glied in einer Kette, zusammenhingen; daß sie in Rücksicht, ihrer Bildung stufenweise, aber doch so unmerklich auf einander folg - ten, daß durchaus keine andre, als eine sehr willkürliche, sehr imaginäre Abtheilung in Reiche oder Classen und Ordnungen ꝛc. bey ihnen statt finden könne. Diese Idee von Stu - fenfolge in der Natur ist allerdings nicht nur eine der interessantsten Speculationen in der Natürlichen Philosophie, sondern auch der wahre Grund eines natürlichen Systems in der Naturgeschichte, das der große, aber9 noch meist unbefriedigte Wunsch, aller Natur - forscher ist, und nach welchem man die natürli - chen Körper nach ihrer grösten vielseitigsten äu - sern Verwandschaft zusammen ordnen, die ähn - lichen verbinden, die unähnlichen von einander entfernen soll. Zur Erleichterung und Ver - vollkomnung der Methode in der Naturge - schichte also, und als Hülfsmittel fürs. Ge - dächtnis, sind dergleichen Vorstellungen von Ket - ten und Leitern gar sehr nutzbar. Aber um so weniger dürfen sie der guten Sache der be - stimmten Naturreiche, und der Classification der Naturalien, Eintrag thun, und überhaupt für nichts mehr als eine gut ausgedachte Alle - gorie angesehen, am wenigsten aber in den Plan Gottes bey seiner Schöpfung hinein gedichtet werden. Denn das scheint uns eine schwache, und der Allweisheit des Schöpfers unanstän - dige Behauptung, wenn man im Ernste an - nehmen wollte, daß auch. Er bey der Schö - pfung einen solchen allegorischen Plan befolgt, und die Vollkommenheit seiner großen Hand - lung darein gesetzt hätte, daß er seinen Ge - schöpfen alle ersinnliche Formen gäbe, und sie folglich vom obersten bis zum untersten ganz regelmäßig stufenweis auf einander folgen liesse. Die Vollkommenheit in der großen Haushal - tung der Natur ist, so wie bey der kleinsten Oekonomie einer Familie, in ganz andern Vorzügen zu suchen. Daß Gott in seiner10 Schöpfung keine Lücke gelassen hat, daß die - ses unermeßliche Uhrwerk nirgend stockt, son - dern im ununterbrochnen Gange, im beständi - gen Gleichgewicht erhalten wird, davon liegt der Grund wohl schwerlich darinne, weil der Orangutang den Uebergang vom Menschen zum Affen machen, oder weil die Vögel durch die Fledermäuse mit den vierfüßigen Thieren, und durch die fliegenden Fische mit den Fischen verbunden seyn sollen: sondern weil jedes er - schaffne Wesen seine Bestimmung, und den zu dieser Bestimmung erfoderlichen Körperbau hat; weil kein zweckloses Geschöpf existirt, was nicht auch seinen Beytrag zur Vollkom - menheit des Ganzen gäbe, ja, was nicht so zu sagen, das für die ganze übrige Schöpfung wäre, was Phidias Bild am Schild seiner Mi - nerva war, das man nicht ausheben durfte, wenn nicht das ganze große Werk zusammen fallen sollte! Das machts, daß die Schöpfung ihren Gang geht, und daß noch kein Weiser, irgend einer Zeit oder eines Volks, in ihr eine Lücke hat antreffen können. Kette der Natur, die suchen wir nicht in der stufenweisen Bil - dung ihrer Körper, nicht darinn, daß der eine, Thier und Pflanze, und ein andrer Pflanze und Stein verknüpfen soll; sondern in den an - gewiesenen Geschäften der Glieder dieser Kette, wie Glied und Glied nicht nach ihrer Form, sondern nach ihrer Bestimmung in einander11 greifen u. s. w. Bey dieser unendlich weisen Einrichtung der göttlichen Vorsicht braucht die Vernunft keine Bindungsglieder vorauszuse - tzen, die diese Geschöpfe so verschiedner Art in Rücksicht ihrer Bildung verknüpfen müßten; so wie uns auch die Erfahrung bis jetzt noch keine natürliche Körper kennen gelehrt hat, die mit Recht auf den Namen solcher Bindungs - glieder zwischen den drey Naturreichen Un - spruch machen dürften. Im Gegentheil braucht man sich blos der zahllosen Arten von Verstei - nerungen zu erinnern, zu welchen in der jetzt - gen Schöpfung noch keine Spur von einen Ori - ginal hat aufgefunden werden können, um die eingebildete Leiter voller Lücken und sehr man - gelhaft zu finden: so wie hingegen unter den gegenwärtigen organischen Körpern gar viele Geschlechter und Arten von so auszeichnender ungewönlicher Bildung sind, daß man sie auch bey der sorgfältigsten Anlage einer solchen Lei - ter der Natur mit Mühe und nicht ohne sicht - lichen Zwang irgendwo einschieben und unter - bringen kan.
Was ein organisirter Körper im Gegensatz vom unorganisirten, vom Mineral, sey, ha - ben wir oben (§. 2.) bestimmt. Jetzt müssen wir die allgemeinen Eigenschaften dieser Kör - per, die Eigenschaften, die der Mensch und die Made, die Ceder und der Schimmel mit einander gemein haben, näher beleuchten.
Jeder organisirte Körper entsteht, lebt, und stirbt ab. Das sind die drey großen Revolutionen, welche die Existenz eines je - den Thiers oder jeder Pflanze unumgänglich voraussetzt, sie mögen nun wie der Baobab (Adansonia) und die Eiche ein Alter von Jahr - tausenden erreichen, oder wie mancher Schim - mel (Embolus carneus hall. ) binnen einer einzigen Stunde entstehen, erwachsen, veral - tern und sterben; und wenn sie auch selbst so - gleich nach der Empfängnis wieder vernichtet13 wären, so setzt doch dieses ihr augenblickliches Daseyn Entstehung Leben und Tod[?] voraus; die man sich als eben so verschiedne Epochen oder Revolutionen ihrer Existenz denken muß. Je - des Thier und jede Pflanze haben von der an - dern Seite auch drey große Bestimmun - gen, die sie schon als organisirte Körper, ohne Rücksicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen; nemlich sich zu nähren, zu wach - sen und ihres gleichen zu zeugen. Die bei - den ersten sind eben so schlechterdings nothwen - dig als jene Revolutionen; nur die dritte ist conditional. Das Leben eines organisirten Kör - pers mag noch so kurz, noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht ohne Nahrung dau - ren können, und diese Ernährung hat Wachs - thum zur Folge, sollte dieß auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die dritte Bestim - mung hingegen, oder die Fähigkeit seines glei - chen zu zeugen, kommt dem organisirten Kör - per nur bedingungsweise zu. Denn erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wachsen ꝛc. und am Ende wieder absterben, ohne je im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu geniesen u. s. w. wohin z. B. die Arbeitsbienen gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu - gungs-Geschäfte, bey deren organisirten Kör - pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch14 nur in einem bestimmten Alter ihres Lebens vollzogen, dahingegen Ernährung und Wachs - thum (letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genommen) lebenswierig dauern. Die also vor dem bestimmten Alter absterben, können diese Bestimmung gar nie erfüllen, und die es überleben, sind auch nachher unvermögend dazu.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man neuerlich die frey - lich ganz commode Lehre der Evolution ange - nommen, und gemeynt, die Thiere und Ge - wächse würden bey der Empfängnis gar nicht erst erzeugt, sondern lägen schon seit der ersten Schöpfung als völlig gebildete Reime bey ih - ren Eltern und Vorfahren längstens vorräthig; steckten gleichsam wie eingepackte Schachteln in einander, und würden nur nach und nach durch die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. Manche Gelehrte haben diese Reime beym Vater, andere hingegen haben sie bey der Mutter gesucht. Jene glaubten sie in den sogenannten Saamenthiergen, diese aber im weidlichen Eyerstock gesunden zu haben. Al - lein der zahllosen und unauflöslichen Schwie - rigkeiten zu geschweigen, die sich bey einer prä - judizlosen Beleuchtung gegen eine solche Lehre empören, so braucht man blos zu erwägen, daß es nicht genug ist sich nur die erste Entstehung15 des neuen organisirten Körpers nothdürftig er - klärt zu haben, sondern daß die Ernährung im Grunde eine Lebenswierig fortgesetzte – und die Wiederersetzung verlohrner Theile des Kör - pers eine wiederholte partielle, Generation ist, auf die folglich jene Keim. Systeme doch auch passen müßten, um sich von ihrem Ungrund offenbar zu überzeugen.
Ungleich befriedigender und allen den ange - führten Erscheinungen weit angemeßner ist es also, wenn man annimmt:
daß in allen organisirten Körpern ein beson - drer, eingebohrner, lebenslang thätiger würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Ge - stalt anfangs anzunehmen, dann lebens - lang zu erhalten, und wenn sie ja etwa zer - stört worden, wo möglich wieder herzustel - len. Ein Trieb, der folglich der Haupt - grund aller Generation, Nutrition und Re - production zu seyn scheint, und den wir, um ihn von allen andern Naturkräften zu unter - scheiden, mit dem Namen des Bildungs - triebes (Nisus formatiuus) belegen.
Schon die allgemein bestätigte Erfahrung, daß sich die erste Spur der neuempfangenen Leibesfrucht auch dem bewafneten Auge doch16 erst eine geraume Zeit nach der Empfängnis zeigt; daß ihre Ausbildung alsdenn aber auch desto schneller und gleichsam zusehends von stat - ten geht: noch mehr aber die Beobachtung ver - schiedner einfacher Thiere, dergleichen die Po - lypen sind, oder eben so einfacher Gewächse, wie z. E. die Wasserfaden (zumal Conferva fontinalis), deren ganze Ausbildung man unter den Augen abwarten, und sich von dem Nichtdaseyn ir - gend eines präformirten Keims, und hingegen von der Würkung des Bildungstriebes, gleich - deutlich überzeugen kan: überhaupt aber auch fast alle dem Zeugungsgeschäfte verwandte Er - scheinungen, von denen noch in der Folge die Rede seyn wird, entkräften eben so sehr die Lehre der präexistirenden Keime, als sie von der andern Seite die vom Billdungstriebe durchgehends bestärken.
Die Alten, die den Gebrauch der Mikro - skope verkannten, und denen so viele andre von unsern Hülfsmitteln mangelten, nahmen bey der Zeugung kleiner organisirter Körper, zumal des sogenannten Urgeziefers, ihre Zuflucht zur Entstehung aus Fäulnis, zur generatio aequi - voca. Die bekannte Erfahrung, daß Fäulnis die Vermehrung solcher Thiere, auch des Schim - mels ꝛc. befördere, konnte sie freylich aus die - sen Fehlschluß leiten. So wenig wir nun zwar17 uns beykommen lassen die Abgeschmacktheiten zu begünstigen, die der scholastische Stumpfsinn aus dieser weiland so abentheuerlich weit ausge - dehnten Zeugungsart gefolgert, so scheint es uns doch unleugbar, daß man allerdings bey der sonst so allgemein angenommenen Erzeugung aus väterlichen Saamen einige Ausnahmen zu - gestehen, und eine Art von Generatio aequivoca oder vielmehr spontanea, ohne vorräthigen Saamen, annehmen müsse; wovon schon die allgemein bekannt moosartigen Auswüchse an den wilden Rosenstöcken (Schlafäpfel, spongiae cynosbati, Bedeguar) ein Beyspiel geben. Dieß sind wahre Vegetationen – die doch, aber ganz zufälliger Weise auf einem ih - nen sonst so ganz unänlichen Gewächse, durch den Stich eines kleinen Insects hervorgebracht werden; die folglich nicht von ihres gleichen erzeugt, auch nie ihres gleichen erzeugen werden n. s. w.
Wenn der Bildungstrieb durch eine zufäl - lige Ursache gestört wird, eine abweichende Richtung nimmt, so wird dadurch ein organisir - ter Körper zur Misgeburt verunstaltet. Nach dem Sprachgebrauch versteht man unter Mis - geburt: eine widernatürliche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äusserer, grösserer Theile. So un -18 zälich diese Misgestalten seyn können, so las - sen sie sich doch alle auf vier Hauptclassen zu - rückbringen.
1. M. G. mit wiedernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena. Wohin auch die blos getrennten Theile, (wie die Ha - senscharte) und die blos zusammen gewach - senen Theile gerechnet werden.
2. M. G. mit Versetzung oder wiedernatür - licher Lage einzelner Glieder. Situs mu - tatus.
3. M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum.
4. M. G. mit überzähligen oder zum Theil unmäßig großen Gliedern. Monstra per excessum.
Die auffallende Aenlichkeit unter so vielen Monstrositäten, beweist, daß auch selbst diese Abweichungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung daß die Haus - thiere seit ihrer Unterjochung denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind, (daß z. B. Misgeburten unter den Haus - schweinen so häufig unter den wilden Schwei - nen unerhört sind) sich mit der Lehre der vor der Befruchtung präexistirenden Keime, doch schlechterdings nicht reimen läßt.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflan - zen wird ihre einfache Nahrung durch Wur - zeln, die sich ausserhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln inner - halb ihres Körpers. Sie bringen nemlich die Alimente durch den Mund in den Magen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil durch unzählige Bläsgen und Röhrgen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, einge - sogen und den Theilen des Körpers zugeführt wird. Viele ungebohrne Thiere werden auch ausserdem durch den Nabel ernährt; eine Art von Nutrition, die ebenfalls sehr viel Aehnlich - keit mit der Gewächse ihrer hat. Der brauch - bare Theil der Nahrungsmittel wird dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so geläuterten Nah - rungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Harn und Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Kör - per ist die Folge ihrer Ernährung. Die meh - resten haben eine bestimmte Größe ihres Kör -20 pers; und wenn sie diese erreicht haben, so ist alsdann ihr ferneres Wachsthum bloßer Ersatz dessen, was nach und nach durch die Bewe - gung der festen Theile und durch den Umlauf der flüssigen, von der Maschine abgenutzt wird. Der Mensch z. E. wächst gemeiniglich bis zum zwanzigsten Jahre zu einer Höhe von 6 Fuß; seine übrige Lebenszeit hindurch wird blos das, was seinem Körper allmählig abgeht, durch die fernere Ernährung wieder ersetzt. Dieser unmerkliche aber unaufhörtliche Abgang von der einen Seite und sein eben so unmerklicher und eben so unaufhörlicher Ersatz von der an - dern, sind doch aber im ganzen so beträchtlich, daß man annehmen kan, der ganze mensch - liche Körper werde in drey Jahren immer gänz - lich erneuert, so daß wir heute wenig oder nichts von dem Körper mehr übrig haben, den unsre Seele vor drey Jahren bewohnte. Ei - nige Thiere hingegen, wie die Crocodille, die großen Wasserschlangen ꝛc. mehr aber noch viele Gewächse, Eichen, Linden, Cedern ꝛc. scheinen gar keine bestimmte Größe zu haben sondern ihre ganze Lebenszeit hindurch in die Länge und Dicke zu wachsen.
Zum Wachsthum der organisirten K. ge - hört auch ihre Reproduction oder die merk - würdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder21 völlig, verlohrne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch nebst der Ernährung überhaupt, einer der grösten Vorzüge, wodurch die Ma - schinen aus der Hand des Schöpfers bey wei - tem über die grösten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder her - zustellen: eine Kraft, die hingegen die All - macht jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maaße – beygelegt hat. Viele organisirte K. verlieren zu bestimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stük - ken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Pflanzen u. s. w. gehört. Man könnte dieß die natürliche Reproduction nennen. Die andre hingegen ist die ausserordentliche von der hier eigentlich die Rede ist, da nemlich den organisirten K. zu - mal den Thieren Wunden, Beinbrüche ꝛc. ge - heilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlohrne Theile wieder ersetzt werden. Der22 Mensch, und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine geringere, die kaltblüti - gen hingegen, besonders die Waßer Molche, die Krebse, Regenwürmer, See-Anemonen, Polypen ꝛc. eine ausnehmend starke solche Re - productions-Kraft.
Nächst Ernährung und Wachsthum war die dritte Bestimmung der organisirten K. die, ihres gleichen zu zeugen (§. 9). Zu diesem Ge - schäfte werden sie aber erst in einem bestimmten Alter tüchtig, und vollziehen es alsdann auf sehr verschiedne Weise. Entweder ist schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey, der eine männlichen, der an - dre weiblichen Geschlechts, mit einander paa - ren oder begatten, wenn sie neue organisirte K. ihrer Art hervorbringen sollen. Die mannich - faltigen besondern Verschiedenheiten in diesen beiderley Fortpflanzungsarten lassen sich doch füglich unter folgende vier Classen bringen.
I. Cl. Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorhergegangne Be - fruchtung: entweder durch Theilung wie manche Infusions-Thiergen und Blu - men-Polypen; oder wie bey der Brun - nen-Conferve so, daß das alte fadenar -23 tige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfgen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Fa - den ausgetrieben und umgebildet wird; oder durch Sprossen wie die Arm-Poly - pen und viele Gewächse u. s. w.
II. Cl. Jedes Individuum ist zwar auch im stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechts - theile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyergen mit männlichen Saa - men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Saamen-Körner mit männli - chen Blumenstaub – begiesen und dadurch befruchten, ehe sich ein junges daraus entwickeln kan. Dieß ist der Fall bey den mehresten Pflanzen, und bey eini - gen wenigen Thieren.
III. Cl. Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in ei - nem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, son - dern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruch - ten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regen - wurm, bey manchen Schnecken ꝛc.
24IV. Cl. Die beiden Geschlechter in separaten Individuis, von denen das eine die weib - lichen Theile oder Eyer, das andere den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andre Thiere und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen ꝛc. Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge folgends ausbildet. Dieß sind die Eyerlegender Thiere (ovipara.) Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Gebährmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen entwickelt worden, und nun von seinen Hülsen befreyt, zur Welt kommen kan; Lebendiggebährende Thiere (vivipara). Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyerlegen und Lebendiggebähren sey, erweisen die Bey - spiele der Blattläuse und Federbusch - Polypen, die sich auf beiderley Weise fortpflanzen.
Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei - gentlich ihren Vorfahren, und ihre Nachkom - men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe, Farbe ꝛc. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei -25 len leicht für besondre Gattungen angesehn wer - den könnten. Solche Abweichungen nennt man Spielarten, Varietäten; und sie sind eine Folge der Ausartung, Degeneration, die aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden muß.
Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die Begattung organisirter Körper verschiedner Art; wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden, die keinem von beiden Eltern vollkommen glei - chen, sondern vielmehr mit beiden zusammen Aehnlichkeit haben. Da aber von der bestimm - ten Bildung der organisirten Körper, beson - ders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äusserst wichtige Vollziehung ihrer Geschäffte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung der Vorsicht, daß diese Bastarde mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind ihr Geschlecht weiter fortzu - pflanzen. Die Bastarden von Häuflingen und Canarienvögeln, von Füchsen und Hunden, von verschiednen Gattungen Tabac ꝛc. sind al - lerdings zuweilen fruchtbar. Hingegen kön - nen wir schwerlich glauben, daß man je aus der Vermischung von Caninchen und Hünern, oder von Stieren und Stuten, auch nur un - fruchtbare Bastarden gezogen habe, so wie folgends die von Menschen und Vieh, aus26 mehr als blas physischen Gründen, absolut zu leugnen sind.
Die übrigen Ursachen der Degeneration würken zwar langsamer, aber desto dauerhaff - ter. Wir rechnen dahin Einfluß des Him - melsstrichs, der Lebensart, der Nahrungs - mittel u. s. w. Kaltes Clima z. B. unter - drückt das Wachsthum der organisirten K. und bringt auch weiße Farbe an ihnen hervor. Dr[?]um sind die Patagonier gros, die Grön - länder klein: die Neger schwarz, die Euro - päer weiß u.s.f. Wie sehr aber verschiedne Lebensart, Cultur und Nahrung nach und nach die Bildung, Farbe, und ganze Consti - tution umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren, an unserm Getraide, Obst, Gartengewächsen ꝛc. die augenscheinlichsten Beyspiele.
Nachdem die organisirten K. die Vestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht über lang oder kurz die letzte Revolution (§. 9.) mit ihnen vor, sie sterben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, was ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, son - dern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen die - sen Weg meist lange vor der bestimmten Zeit. 27Von allen den großen furchtbaren Thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht viel - leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe, sondern muß in seiner Kindheit kleinern Thieren zum Raube werden, da es sonst künftig Menschen und andre große Thiere verschlungen haben würde.
Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper allmählich aufgelöst, ihr Orga - nismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nah - rung oder Aufenthalt gegeben hatte.
Der vorige Abschnitt lehrte, was Thiere und Pflanzen als organisirte Körper mit einander ge - mein haben. Der gegenwärtige soll nun die Eigenschaften behandlen, die den Thieren allein zukommen, und wodurch sie sich von den Ge - wächsen auszeichnen.
Die äussere Bildung der Thiere ist so unendlich verschieden, daß sich nichts allgemei - nes darüber sagen läst. Das einzige, was un - serm Bedünken nach alle Thiere ohne Ausnahme hierin mit einander gemein haben, ist eine ein - fache aber verhältnismäßig große Oeffnung an ihrem Körper, durch welche sie ihm seine Nah - runq zuführen. Sowol diese Oeffnung, nem - lich der Mund, als auch die große Mannich - faltigkeit der Alimente, die die Thiere zu ihrer Erhaltung verwenden, unterscheidet sie schon hinlänglich vom andern Haufen organisirter Kör - per, von den Pflanzen. Statt daß diese eine29 einförmige Nahrung und zwar fast lediglich aus dem Mineralreich geniessen; so ist hingegen der Thiere ihr Futter äusserst mannichfaltig, und wird beynah ohne Ausnahme aus den organi - sirten Reichen entlehnt.
Die Thiere werden von der einen Seite durch die unerträglichen Gefühle des Hungers und Durstes, und von der andern durch die unwi - derstehlichen Reize des Appetits getrieben, diese ihre Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und da - durch ihre Erhaltung zu bewürken. Die kalt - blütigen Thiere können indeß doch überhaupt länger als die warmblütigen, und manche von ihnen zum Erstaunen lange hungern. Auch nehmen einige, zumal aus der Classe der In - secten, in einer gewissen Epoche ihre Lebens, viele andere aber im Winter, den sie theils durchschlafen, gar keine Speise zu sich.
Die Speisen müssen bey den Thieren sehr mannichfaltige Veränderungen erleiden, ehe sie zur eigentlichen Ernährung geschickt und der Substanz des thierischen Körpers assimilirt werden können. Die härtern Speisen müssen von den mehresten erst mittelst der Zähne zer - malmt, und mit Speichel, oder wie bey manchen Schlangen gar mit ätzendem Gift vermischt,30 oder wie bey vielen Vögeln, die ihre Körner ganz schlucken, in einem besondern Behälter ei - nige Zeit eingeweicht werden, ehe sie zum Ma - gen und Darmcanal gelangen können. Auch hier werden sie noch ferner mit allerhand vor - räthigen Säften, Galle ꝛc. vermengt und in einen weichen Brey verwandelt, von welchem der Nahrungssaft abgesondert, und der Ue - beerest als Unrath wieder aus dem Körper geworfen wird. Dieß letztere geschieht bey den mehresten durch den Alter; bey einigen aber wie bey den Polypen, durch die gleiche Oefnung, wodurch sie die Speise zuerst in sich nahmen.
Bey den allermeisten Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zu vor mit dem Blute vermischt, und von da erst in die Theile des Körpers abgesetzt. Sowol nach der Ver - schiedenheit der Farbe als der Wärme des Bluts laßen sich alle Thiere in rothblütige und weißblütige, in warmblütige und kaltblütige abtheilen. Weißblütige heißen die, so wie die Insecten und Gewürme nur einen weißli - chen kalten Saft im Körper führen, der doch aber in Rücksicht seiner Bestimmung und Beschaffenheit dem rothen Blut der übri - gen Thiere änelt. Sie heißen zugleich so wie die Amphibien und Fische kaltblütig, weil ihr31 Blut nur wenig – aber doch um etwas – wär - mer ist als der äusere Dunstkreis: denn ein le - bendiger Fisch macht doch den Schnee schmelzen den er berürt, und ein Frosch das Thermome - ter um ein merkliches steigen. Ihre ganze körperliche Beschaffenheit ist von der warm - blütigen ihrer weit verschieden, sie haben un - gleich stärkere Reproductionskraft (§. 17.); über - haupt ein zäheres Leben und können vorzüglich einen ausserordentlichen Grad von Kälte vertra - gen so wie hingegen die warmblütigen und besonders der Mensch eine eben so erstaunen so würdige Hitze ohne Schaden ausstehen können.
Nächst der Ernährungsart war willkür - liche Bewegung ein Hauptcharakter, wodurch wir die Thiere von den Pflanzen auszeichneten (§. 4.). Die Organe die zum Behuf aller die - ser unzäligmannichfaltigen Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die oft bey sehr kleinen Thieren in grosser Anzal befindlich sind. Der Mensch hat kaum funftehalbhundert Mus - keln, eine Weidenraupe hingegen über vier - tausend. Hieraus läßt sich aber auch die un - gemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere er - klären. Eben die genannte Raupe beist mit einer solchen Kraft daß ihr zuweilen die Kin - laden darüber brechen; ein Floh an ein Kett - gen gelegt, schleppt wol eine Last die achtzig32 mal so viel als er selbst wiegt, und ein Mist - Käfer läuft mit einem Stücke Bley auf dem Rücken fort, was eben so gros als er selbst ist.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß des Willens durch die Nerven in Bewegung gesetzt; einige (wie z. B. das Herz) ausge - nommen*)Der dunkle Körper im Leibe des Räderthiers, den einige berühmte Männer, seiner willkührlichen Bewe - gung ungeachtet, für das Herz des Thiergens ge - halten haben, ist nach unsern Untersuchungen zuver - läßig der Magen, und kein Herz. über die der Wille nichts vermag; sondern die unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, in Bewegung sind.
Ausser dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge - schäfte, auch die äussern Eindrücke auf den thie - rischen Körper, der Seele durch die Sinne mit - zutheilen. Die Art der sinnlichen Empfindung sowol als die Beschaffenheit der Sinnwerkzeuge ist bey den Thieren sehr verschieden. Viele Thiere erhalten offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinn-Werk - zeuge an ihnen entdecken könnten, die bey an - dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. 33Der Polype z. B. hat keine Augen, und doch das feinste Gefühl vom Licht; die Schmeis - fliege und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brau - chen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewärt. Dem Menschen und den mehresten Grasfres - senden Thieren ist die Nacht zu dieser Erho - lung angewiesen; die Fleischfressenden hingegen, auch die kränklichen Kackerlacken mit den licht - scheuen bleichen Augen, und manche In - secten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pflegen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und dagegen einen Theil des Tages zu ihrer Erho - lung verwenden. So die weißen Mohren, die Löwen, Hyänen, Wölfe, Katzen, Mar - der, Mäuse, Fledermäuse, Eulen, Scha - ben, Nachtzweyfalter u. a.m. Die Länge der zu dieser Erholung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr verschieden; sie steht weder mit der Grösse ihres Körpers, noch mit dem Maasse ihrer Arbeiten in bestimmtem Ver - hältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und der Körper eines gesunden erwachsenen Menschen braucht etwa fünf bis34 sechs Stunden, um neue Kräfte für die Ar - beiten des Tages zu sammlen: nur in beiden Ex - tremen ihres Lebens als Säuglinge und als kindische Greise sind sich die Menschen auch darin gleich daß sie eines vielstündigen Schlafs bedürfen.
Ausser diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträchtli - chen Theil des Jahrs, und zwar gerade die herbesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)Ergo in hyemes aliis provisum pabulum, aliis pro cibo somnus. plinivs., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichre schaurige Orte; wie die Murmelthiere, Hamster, Ameisen ꝛc. in ihre Nester, die Fledermäuse in Hölen, die Frösche und einige Fische in Sümpfe, die Rauchschwalben ins Schilf, die Schlangen und Schnecken ins Ge - büsch u. s. w. und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmenden Blicke der Frühlings - sonne wieder erweckt werden. Diese Erstar - rung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten, und daß die Puppen vieler Insecten, die zu gleicher Zeit ihre Ver -35 wandlung bestehen, im Winter oft so durch - froren sind, daß sie, dem Leben des darin schla - fenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt. Der Winterschlaf ist bey einer - ley Thieren nach Verschiedenheit des Clima, oder der Witterung bald länger bald kürzer. Der Bär durchschläft in Nordlichen Zonen 5 Monate, in Deutschland nur so viele Wo - chen. In harten Wintern liegt das Murmel - thier lange und tief in seiner Höle unter der Erde verborgen, in gelinden Wintern machts kein so tiefes Nest und kommt im Frühjahr zeitiger wieder zum Vorschein. Manche Thiere erwachen auch wol wärend ihres Winterschlafs bey warmen Tagen zuweilen auf kurze Zeit, und fallen beym folgenden Frost wieder in ihre vorige Erstarrung. Die Stubenfliegen z. B. die den Winter über in den Fenstern herum liegen, ermuntern sich theils, wenn im Zim - mer eingeheizt wird, und fallen in der Kälte wieder für todt nieder.
So wie aber unzählige Thiere durch diesen Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs - zeit, die ihnen sonst so leicht tödlich seyn könnte, erhalten werden; so hat nun überhaupt die Vor - sehung auch bey allen übrigen Thieren nach dem Maas ihrer Bedürfnisse und der Gefahren de -36 nen sie bey ihrer bestimmten Lebensart aus - gesetzt seyn müßen, ihre eigene und ihres Ge - schlechts Erhaltung auf die mannichfaltigste wunderbarste Weise gesichert. So weit wir jetzt die Schöpfung kennen, enthält sie auch nicht ein einziges von ihrem Schöpfer vergeßenes, verwahrlostes Geschöpf: und es ist daher nichts weniger als scharfsinnig wenn sich einige So - phisten haben beykommen laßen, manche Thiere wie z. B. das Faulthier als unglück - lich und von der Natur zum Leiden bestimmt zu verschreien. Schon der Körperbau der meh - resten Thiere zweckt aufs augenscheinlichste zu ihrer Selbsterhaltung ab; indem manche wie z. B. die Polypen, wegen ihrer starken Reproducti - onskraft fast unzerstörbar sind, andre durch die äussern Bekleidungen ihres Körpers, durch Schuppen, Schilder, Schaalen, Flü - geldecken ꝛc. gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z. B. das Stachelschwein gegen die Macht des Löwen) gesichert werden; andre mit aus - nehmender Stärke oder mit mancherley Waf - fen, Hörnern, Zähnen, Klauen, oder theils mit Gift versehen sind u. s. w.
Doch das allerwichtigste und allgemeinste von allen diesen mannichfaltigen Mitteln, wo - mit die Thiere zu ihrem eignen und der gan - zen Schöpfung Besten ausgerüstet sind, ist ihr37 Instinct oder Naturtrieb, da sie nemlich aus einem angebohrnen, unwillkürlichen, blin - den Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken sich mannichfaltigen, zweckmäsigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen, unterziehen. Daß diese so wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt blos maschinenmäsig vollzogen wer - den wird durch tausend Bemerkungen z. B. dadurch offenbar erweislich, daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zer - brechen ehe sie weiter anbeisen; daß die Meisen auch todten Thieren doch zuerst nach den Augen hacken; daß die Schmeisfliegen sich so oft durch den aashaften Geruch mancher Blumen (stape - lia variegata u. a.m.) verführen laßen ihre Eyer drauf zu legen, welchen Irthum doch nachher die auskriechenden Maden aus Mangel der Nahrung mit dem Leben büßen müßen u. s. w. Zu diesen Instincten rechnen wir nun ganz vor - züglich den Trieb zum gesellschaftlichen Le - ben, wogegen sich zwar einige unsrer neuern Weltweisen empören wollen, der doch aber ganzen Gattungen von Thieren z. B. den Bie - nen und Ameisen ihre Lebenserhaltung sichert, die sie ohne denselben unmöglich gegen ihre zahlreichen grössern Feinde zu behaupten ver - möchten. Eben dahin gehören die mannichfalti - gen Mittel wodurch so viele Gattungen von Thie - ren ihrem sonstigen Untergang in der rauhesten38 Jahrszeit zu entgehen wißen. Nur wenige ha - ben Winterschlaf: wie viele der übrigen müß - ten also unter Kälte, und Mangel an Lebens - mitteln erliegen, wenn nicht einige, wie die Bieber, vom Instinct getrieben, zur guten Zeit ihre Scheuern mit Wintervorrath füllten, oder andere, wie die Zugvögel, im Herbst unsre rauhen Gegenden verliessen, und bis gegens Frühjahr sich am Nil, am Senega ꝛc. wohl seyn liessen. Daß dieß blos innerer Trieb, nicht Angewohnheit, oder Unterweisung und Tradition der alten erfahrnern Thiere sey, lehrt das Beyspiel junger Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, und die doch wenn die Zeit naht, da ihre Brüder ihr Haus bestellen, und sich zu ihrer grossen Reise be - reiten, im Bauer unruhig werden, und es bey allem guten Futter und bey aller Bequem - lichkeit, doch innerlich fülen, daß es nicht ihre Bestimmung sey, das ganze Jahr am gleichen Ort zu verweilen. Andre Naturtriebe der Thiere dienen nicht zu Befriedigung eigener Bedürfnisse, sondern blos zur Erhaltung ih - rer, vielleicht noch nicht einmal erzeugten, Nachkommenschaft. Die genaue Wahl eines schicklichen Ortes zum Eyerlegen, welcher dem Unterhalt der daraus entstehenden Jungen voll - kommen entspricht, giebt ein deutliches Beyspiel dieser Art vom Instinct: so legen manche In - secten ihre Eyer blos auf Aas, andre in den39 Körper lebendiger Thiere, andre in bestimmte Theile der Pflanzen u. s. w.
Unter diesen verschiedenen thierischen Trie - ben sind besonders die Kunsttriebe ganz vor - züglich merkwürdig da sich nemlich so viele Thiere ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Ue - bung, (die bey so vielen z. B. bey den Raupen die nur ein für allemal in ihrem Leben davon Ge - brauch machen können, und wo folglich schlechter - dings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß, durchaus nicht statt finden kan), so unge - mein künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalt, zur Sicherheit für ihre Jungen, zum Fang ihres Raubes, und zu tausend andern Zwecken zu verfertigen wissen. Der Bau der Bieber, die Hölen der Hamster, der Murmelthiere; die Nester der Eichhörn - chen, der Vögel, der Insecten; die Spinne - weben, die Fallgruben des Ameisenlöwen: fer - ner die Auswahl der bestimmten Bau-Mate - rialien, und die regelmäßige, aber ewig einför - mige, Gestalt dieser Wohnungen überhaupt, fol - gends aber die einzelnen erstaunens würdigen Beyspiele wie z. E. der Bienen die nicht einerley – sondern drey ganz verschiedne Sorten von Zellen, nach eben so verschiedenen Maas und Zweck erbauen müßen u. s. w. geben uner - schöpflich zahlreiche Beweise von der Grösse40 und Mannichfaltigkeit dieser unbegreiflichen Naturtriebe.
Der Mensch zeigt ausser den Begattungs - trieben wenig andere Spuren von Instinct, Kunsttriebe aber hat er folgends ganz und gar nicht; was ihn hingegen reichlich für diesen Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft, die ihm allein ausschließlich, und durchaus keinem andern Thiere zukommt, und die sich schon dadurch von den Instincten aufs deutlichste auszeichnet, daß sie erstens nicht so wie sie eine angebohrne Fähigkeit ist, sondern erst durch Erziehung, Unterricht und Cultur gebaut und gleichsam ausgebildet werden muß; daß sie aber dagegen zweytens auch unendlich unbeschränkter und eines täglich zunehmenden Wachsthumsfähig ist welches bey den thierischen Trieben, zumal bey den Kunsttrieben schlech - terdings nicht statt hat. Der Mensch hat kei - nen bestimmten Wohnplatz, und keine be - stimmte Nahrung – sondern, die ganze Erde, in Norden und Süden und unter jedem Meri - dian, ist ihm zum Aufenthalt und die ganze organisirte Schöpfung von seinen Nebenmen - schen an bis zur Auster und vom Pisang und von der Ananas bis zum Pilz und zur Trüf - fel zur Speise überlaßen, diese unendliche Ver -41 schiedenheit des Climas und der Lebensart er - regt folglich in ihm eben so verschiedene Be - dürfnisse, die nicht auf einerley Weise befrie - digt werden können; mithin würde ein ein - förmiger Kunsttrieb ein sehr unbrauchbares Ge - schenk für ihn gewesen seyn, da er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft alle seine mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben so man - nichfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweist die unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr dis - poniren kan! Er weis die furchtbarsten Thiere, Tiger und Rhinocer und Crocodile unter seine Hand zu beugen, sie geschmeidig und kirre zu machen: er kan die ungelehrigsten Geschöpfe, Kröten, Spinnen ꝛc. an seinen Ruf und Wink gewöhnen: er kan ihre heftigsten Antipathien dämpfen und Katzen und Mäuse zu gemein - schaftlichen Tischgenoßen machen; und den plumpsten ungeschicktesten Thieren die ausser - ordentlichsten kunstreichsten Handlungen bey - bringen.
Am allerdeutlichsten erhellt dieß aus dem Beyspiel der Hausthiere: als von welchen der Mensch entweder wie bey den Pferden, Schaafen, Hünern ꝛc. die ganzen Gattungen ihrer Freyheit beraubt und sich unterjocht hat: oder wenn ihm auch dieß bey einigen, wie beym Elephanten, Falken ꝛc. noch nicht gelun - gen ist, doch die einzelnen Individua einzufan - gen, zu bändigen und zu seinem Dienst abzu - richten versteht.
Man hat mancherley Eintheilungen erson - nen, um die Geschlechter und Gattungen der Thiere unter bestimmte Classen zu bringen. Aller der Mängel ungeachtet, deren man das Linneische System beschuldigt hat, scheinen uns doch die Classen des berümten Mannes un - gemein gründlich und passend bestimmt zu seyn; daher wir sie ganz nach seiner Angabe beybehal - ten. Es sind folgende sechse:
I. Cl. Säugethiere, (mammalia,) Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Jun - gen lebendig zur Welt bringen, und sie einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, (aves) Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, die43 Jungen nicht mit Milch säugen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kalten ro - then Blut, die durch Lungen athem holen.
IV. Cl. Fische, (pisces) Thiere mit kalten rothen Blut, die durch Kiesern, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kalten weissen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf haben.
VI. Cl. Würmer, (vermes,) Thiere mit kalten weissen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfaden (tentacula) haben.
Die Säugethiere haben zwar das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich - nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die Anzal und Lage der Brüste ist verschieden - Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust (mammae pectorales), oder am Bauche (abdo - minales), oder zwischen den Hinterfüssen (in - guinales). Gewöhnlich haben auch die Männ - chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei - chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen Thieren z. B. dem Mongoz, dem Hamster, der Haselmaus ꝛc. gänzlich fehlen; und bey45 einigen andern, wie beym Hunde ꝛc. doch in geringerer Anzal als der Weibgen ihre, oder wie beym Hengste an einer andern Stelle, sich finden.
Der Körper der allermehresten Säuge - thiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge, und Farbe bedecket; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppicht sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey manchen Thieren sind die Haare an be - sondern Stellen als Mähne oder Bart ver - längert; und bey einigen wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetzter Richtung an einander und machen sogenannte Näthe (suturas). Bey den mehresten Hausthieren dieser Claße vari - irt die Farbe der Haare so wie beyn Gefieder des meisten Hausgeflügels. Auch sind manche durch die Kälte (§. 21.) bey uns den Winter über, in Norden aber Jahr aus Jahr ein ent - weder grau wie die Eichhörnchen (Grauwek), oder Schneeweiß wie die Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hingegen diese weiße Farbezugleich mit ro - senrothen lichtscheuen Augen verbunden ist, wie bey den weißen Mohren, bey den weißen Mäu - sen ꝛc. auch bey manchen Vögeln, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche46 (§. 32.). Die allermehresten Säugethiere haaren sich in gewissen Jahrszeiten so wie sich die Vögel mausern und die Schlangen häuten ꝛc. (§. 17.)
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen, ꝛc. fast blos auf Bäumen; einige wie der Maulwurf als eigentliche animalia subterranea unter der Erde; andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andre endlich blos im Wasser wie die Wallfische. Hiernach sind nun auch die Füße oder die änli - chen Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füsse, der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände. Die Affen hin - gegen haben vier Hände, und können die an den Hinterfüßen, (Taf. I. Fig. 2.) da sie auch einen abstehenden Daumen und keine große Zehe haben, eben so wol zum faßen und greifen gebrauchen als ihre Vorderhände (Taf. I. Fig. 1). Die Finger und Zehen der Säugethiere sind in Rücksicht ihrer Bildung, Anzal und Verbin - dung sehr verschieden. Gemeiniglich sind sie frey; bey einigen aber, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder - mäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein47 lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine Floränliche Haut ausgespannt die zum flie - gen dient. Die Füße mancher Seethiere aus dieser Classe sind wie in einen Klumpen ver - wachsen, und bey den Wallfischen äneln sie gar den Floßsedern der Fische; doch daß die Hinterfüße horizontal, und nicht wie ein Fisch - schwanz vertical, liegen. Einige wenige Säu - gethiere (Solidungula) haben Huse; viele aber (Bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen bloß auf den Zehen der Füße (Taf. I. Fig. 3); einige aber, wie der Mensch, die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der gan - zen Fussohle bis zur Ferse (Taf. I. Fig. 4.).
Die Ameisenbären, Formosanischen Teu - felgen, und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen ver - sehn, die man in Schneidezähne (incisores), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos), und Backenzähne (morales), abtheilt. Die lez - tern zumal sind nach der verschiednen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nemlich ist die Krone zackicht und scharf (Taf. I. Fig. 5); bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht (Taf. I. Fig. 6); und bey denen die sich, so wie der Mensch, von beiden organisirten Reichen näh -48 ren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet (Taf. I. Fig. 7.)
Verschiedene grasfressende Säugethiere Kauen wieder; das heist, sie treiben das einmal geschluckte Futter nach und nach Bissen - weise wieder in den Mund, zermalmen es noch - mals, und bringen es sodann zum zweytenmal in den Magen. Einige dieser rumi irenden Thiere haben einen vierfachen Magen, der aber im Grunde eben so wenig als die gespal - tenen Klauen den Charackter des Wiederkau - ens bestimmt, als welcher vielmehr in dem schmal zulaufenden Unterkiefer und in der Art seiner Einlenkung zu suchen ist.
Vermuthlich haben alle Säugethiere, da sie durchgehends mit Lungen athmen, eine Stimme (vox), die nach Verschiedenheit der Gattungen, des Geschlechts, des Alters, und her Leidenschaften überaus mannichfaltig ist. Einige, wie der Maulwurf, die Hasen, Ca - ninchen ꝛc. lassen ihre Stimme nur im äusser - sten Nothfall erschallen und vom Ameisenbären scheint es uns nach dem was wir bey seiner Zergliederung gefunden haben, zweifelhaft ob er je eine von sich geben kan. Der Mensch49 allein besitzt ausschlieslich den Gebrauch der Sprache (Loquela), die eine rothwendige Folge der ihm ebenfalls allein eignen Vernunft (§. 37.) ist.
Auser den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern zu Waffen versehen, die doch, wie der Bart beym Men - schen, meist erst gegen die Zeit der Mann - barkeit hervorbrechen. Bey einigen Gattun - gen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weib - chen ungehörnt; bey andern, wie im Ziegen - geschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzal, Structur und Lage der Hörner sind sehr verschieden. Beym Och - sen Ziegen und Gazellengeschlecht sind sie hol, und sitzen wie eine Scheide über einem knöcher - nen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Des Rhinocers Hörner sind dichte, und blos mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen, sind sie zwar eben - falls solide, aber von besondrer, beynahe hol - zichter Structur und astig. Sie heissen dann Ge - weihe, und werden mehrentheils alljärlich ab - geworfen und neue an ihrer statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den mehresten Säugethieren durch den Schwanz50 bedeckt, der eine Fortsetzung des Kukuksbeins (coccyx), und von mannichfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. V. manchen Thieren die Fliegen und Bremsen von sich zu wedeln; andern statt einer Hand, um sich daran halten, oder fast wie der Elephant mit seinem Rüssel damit fassen zu können (cauda prehen - silis Rollschwanz, Taf. I. Fig. 8); andern zum Schirm gegen Sonnenstich und Regen, wie dem Mongoz, den Eichhörnchen ꝛc.
Noch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschiedner Be - stimmung zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Ziselmaus n. a., Backentaschen, um Pro - viant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelratte liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worin sich die saugenden Junge verkriechen können. Der Orangutang und manche andre Affen, auch das Rennthier ꝛc. haben einen Beutel am Halfe, der sich in die Kehle öffnet, und zur Verstär - kung der Stimme dient. Der Bieber, die Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u. a. m. haben verschiedne Behälter (Folliculos) am Nabel, beym After ꝛc. in welche sich eine klebriche, starkriechende Fettigkeit sammlet u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läst sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspunkte bestimmen; entweder nemlich, in so ferne sie auf die Haushaltung der Natur im grossen, auf den ganzen Gang der Schöpf - ung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmittelbar nützlich werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen wer - den die Insecten die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säuge - thiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannich - faltigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienst - fertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen ge - wußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so schlechterdings unentbehrlich als diese.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säuge - thiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vor - züglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.: Pfer - de, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renn - thiere, Elephanten, Kameele, Lacmas, Hun - de. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Vertilgen, anderer schäd -52 lichen Thiere: Katzen, Igel, Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch von Rindvieh, Scha - fen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschge - schlecht, von Hafen, Caninchen, u. s. w. Fer - ner Speck, Schmalz Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben Bücherbinden ꝛc. Per - gament, Leder. Für andere Künstler und zu gemischtem Gebrauch: Borsten, Haare, Geweihe, Hörner, Klauen, Elfenbein, Zäh - ne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischlerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Farbe. Mist zum Dün - ger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Harn zu Phosphorus. Endlich zur Arzney: Bi - sam, Biebergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei - lig. Die reissenden Thiere, besonders aus dem Hunde - und Katzen – Geschlecht, tödten Menschen. Eben diese und noch manche an - dere z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Viel - fraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viel nutzbare Thiere: oder schaden den Gewäch - sen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem53 Getraide u. s. w. wie die Feldmäuse, Ham - ster, Leming, Hirsche Hasen, Bieber, Af - fen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel - thiere. Verderben Hausgeräthe, wie die Schakale, Hyänen u. s. w. Gift besitzt kein einziges Thier dieser Classe, ausser in der Wuth und Wasserscheue, der zumal die aus dem Hundegeschlecht leicht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche Systeme, nach welchen berümte Männer die Säugethiere zu ordnen versucht haben, die aber unserm Bedünken nach grossentheils mangelhaft und unnatürlich ausfallen. Aristotelis Einthei - lung ist auf die Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray und Klein nach der Hand angenommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandtesten und im ganzen noch so änli - chen Gattungen von Ameisenbären, Faulthie - ren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ord - nungen versetzt werden, blos weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge - wält, ein Weg, auf dem man aber nicht min - der, halb auf die unnatärlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt. 54Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant kommt mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelgen; der Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti - gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
Wir haben daher diesen Mängeln abzu - helfen, und ein natürliches System der Säuge - thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir, nach unserm Begriffe von natürlicher Methode, (§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammengeordnet worden, dieses zwan - zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnungen dieser er - sten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken - förmigen Krallen, deren ganzer Körper -55 bau auf den ersten Blick Trägheit und Langsamkeit verrätth. Faulthiere, Amei - senbären.
IV. Sclerodermata. Die Säugethiere mit sonderbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar a) mit Schuppen: die Formo - sanischen Teufelgen; b) mit Schildern: die Panzerthiere; c) mit Stacheln: Igel und Stachelschweine.
V. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flügel bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.
VI. Glires. Mäuse, Maulwürfe, Hasen, Wiesel und andere verwandte kleinere Säugethiere.
VII. Ferae. reissende Thiere, die Menschen anfallen. Nur Bären, Hunde, Katzen.
VIII. Solidungula. Pferd.
IX. Bifulca. Thiere mit gespaltnen Klauen. (Die allgemeine Verwandschaft der Thiere dieser Ordnung unter sich, rechtfertigt die Benennung der Ordnung nach der Beschaffenheit der Füße, eben sowol als die der vorigen Ordnung, der IIIten und der XIten.)
X. Belluae. Ungeheure, dünnbehaarte Thiere, mit dicken Füssen. Tapir, Elephant, Nashorn, Nilpferd.
56XI. Palmata. Die Amphibien dieser Classe mit kurzen Schwimmfüssen, und zwar a) lacustria, mit blosser Schwimmhaut zwischen den Zehen; b) marina, mit ver - machsenen Fingern (§. 43.), deren Spur nur durch die Nägel bezeichnet wird. Der Monate macht von hier den schicklichsten Uebergang zur
XIIten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Namen gemein haben, und deren natürliche Ver - bindung mit den übrigen Säugethieren Ray vollkommen richtig eingesehen hat. *)Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respirant, co - eunt, vivos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et usu cum iis conveniunt. raivs.
1. Geschl. homo. Animal rationale, loqueas, erectum, bimanum. *)Sanctius – animal, mentisque capacius altae ----- et quod dominari in caetera poffet. ovid.
1. Gatt. sapiens. Der Mensch wird durch so merk - würdige Eigenschaften des Geistes und des Kör - per von der ganzen übrigen thierischen Schöpf - ung ausgezeichnet, daß er bey weitem nicht blos in einem eignen Geschlecht, sondern aller - dings in einer besondern Ordnung von ihr abge - schieden werden muß.
Er hat ausser dem Begattungstrieb we - nig Spuren von Instinct (§ 36), Kunsttriebe ber (§ 35), schlechterdings gar nicht. Da - gegen ist er ausschlieslich im Besitz der Ver - nunft (§ 37), und der dadurch erfundenen Rede oder Sprache (Loquela), die nicht mit der blos thierischen Stimme (vox) als welche auch den ganz jungen und selbst den stummge - bohrnen Kindern zukommt, verwechselt werden darf (§ 46). Daß die Rede hingegen eine blose Folge der Vernunft und nicht etwa der beson - dern Organisation der menschlichen Sprach - werkzeuge sey, erhellt aus den bekannten Bey - spielen der Papagaien, Raben ꝛc. die allerhand Worte ganz vernehmlich nachsprechen lernen. Die Stimme ist den Thieren wie ihr Instinct angebohren; die Sprache hingegen entwickelt sich erst mit der Vernunft, da denn die Seele ihre erlangten Begriffe, der Zunge zum Aus -58 sprechen überträgt. Es giebt eben so wenig ein sprachloses, als ein vernunftloses Volk auf unserer Erde, und wir haben nun die Wörter - bücher der Eskimos, der Hottentotten und an - derer Nationen, denen die leichtgläubigen Rei - senden der alten Zeit die Rede abzusprechen wagten.
Zu den körperlichen Eigenschaften des Menschen gehört, vorzüglich sein aufrechter Gang, wozu seine breiten Fussohlen und über - haupt sein ganzer Körperbau eingerichtet ist, und der Gebrauch zweyer Hände, wodurch er unserm Bedünken nach, selbst vom Menschen - ähnlichsten Affen zu unterscheiden ist.
Das Weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigenthümliche Charaktere, die dem Männ - lichen und allen übrigen Thieren abgehen, näm - lich einen periodischen Blutverlust in einer be - stimmten Reihe von Lebensjahren; und dann ein körperliches Rennzeichen der unverlezten Jungfräulichen Unschuld, was blos seinen sittlichen Nutzen hat, und folglich für andre Thiere ein zweckloser Theil seyn würde.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses hülfbedürftiges Geschöpf, das ohne alle Waf - fen und ohne alle schützende Bedeckung auf die Welt kommt. Kein andres Thier außer ihm ist so instinctlos, Keins bleibt so lange Kind, Keins kriegt so sehr späte erst sein Gebiß, lernt so sehr späte erst auf seinen Füßen stehn, Keins wird so sehr späte mannbar u. s. w. Selbst seine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, son - dern erst durch fremde Hülfe, durch Kultur und Erziehung entwickeln können; so daß sich also wol die sonderbare Frage von selbst be -59 antwortet, ob der Mensch bey dieser natürli - chen Blöse und bey diesen zahllosen dringendsten Bedürfnissen zum geselligen Umgang bestimmt sey oder nicht. So wie es sich aus der Pro - portion in der Anzal der gebohrnen Mädgen und Knäbgen, aus den unglücklichen Folgen der Vielweiberey u. s. w. auch von selbst ergiebt daß er in Monogamie leben soll.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze Erde, und nährt sich beynahe von der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältnis mit seiner mässigen Körperlichen Grösse, und in Vergleich mit andern Säugethieren, erreicht er ein ausnehmend hohes Alter, was ihn für seine lange Kindheit entschädigt.
Es gibt nur eine Gattung im Men - schengeschlecht; und die Menschen aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von Adam ab - stammen. Die Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers werden blos durch Clima, Nahrung, Lebensart u. s. w. be - wirkt, da der Mensch kein Privilegium hat, warum er nicht auch wie jeder andere organi - sirte Körper, (§. 21.) wie eine Taube oder wie eine Tulpe, ausarten sollte? So brennt die Sonnenhitze die Mohren schwarz, und macht sie kraushaarigt; so wie hingegen die Kälte in Nordischen Zonen weisse Farbe und kleine Sta - tur hervorbringt. Alle diese Verschiedenheiten fliessen aber so unvermerkt zusammen, daß sich keine andre als sehr willkührliche Grenzen zwi - schen ihnen fest setzen lassen; doch haben wir das ganze Menschengeschlecht am füglichsten unter folgende fünf Varietäten zu bringen ge - glaubt;
601. Die ursprüngliche und größte Raçe begreift erstens alle Europäer, die Lappen mit ein - geschlossen, deren Bildung und Sprache ihre Finnische Abkunft verrätht, und die gar nichts so auszeichnendes haben, daß sie eine besondere Varietät ausmachen könnten: so - dann die Asiaten, die disseits des Obi, des Caspischen Meeres, des Gebürges Imaus und des Ganges, wohnen: fer - ner die Nordafrikaner: und endlich die Grönländer und Eskimos, die gar sehr von den übrigen Amerikanern verschieden sind, und wahrscheinlich auch von Finnen abstammen. Alle diese Völker sind meh - rentheils von weisser Farbe, und nach un - sern Begriffen von Schönheit die best gebil - detsten Menschen.
2. Die übrigen Asiaten, jenseits des Obi, Ganges ꝛc. Sie sind meist gelbbraun, dünnbehaart, haben platte Gesichter und kleine Augen.
3. Die übrigen Afrikaner: von schwarzer Farbe, mit wollichten Haar, stumpfen Na - sen und aufgeworfenen Lippen.
4. Die übrigen Amerikaner: von kupfer - rother Farbe.
5. Die Südländer oder Australasiaten und Po - lynesen des fünften Welttheils; dazu man auch wol die Bewohner der Sundaischen Inseln, der Molukken, Philippinen u. s. w. zälen könnte. Sie sind meist schwarz - braun, breitnasicht, und starkbehaart.
Alle den fabelhaften Wust herzuzälen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts verunrei - nigt haben, lohnt sich kaum mehr der Mühe:61 die vermeintlichen Patagonischen Rie - sen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unsrigen, in den Erzälungen der Reisenden, von zwölf Fus zu sechs bis siebenthalb eigekrochen, und bleiben also nicht größer und nicht kleiner als jeder andre Mensch von guter Statur. Und daß Commersons Quimos und andre Zwerg - nationen auch nichts als abgeschmakte Erdichtungen nach abentheuren haschender Landfahrer waren, ist jetzt nun allgemein bekannt. Die Kackerlacken, Blafards, Albinos oder weiße Mohren sind nicht einmal eine Spielart, geschweige eine be - sondre Gattung, sondern Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört. Linne's Homo tro - glodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte dieser preßhaften kränk - lichen Menschen, und des Orangutangs: sein Homo lar hingegen ein wahrer Affe. Die in Wildnis unter Thieren erwachsenen Kinder sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krank - heit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf. Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, Sy - renen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihn wir der gutherzigen Leichtgläubigkeit unsrer lie - ben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfodert. Sie sind blos zwischen den Wende - cirkeln zu Hause.
2. simia. Affe. habitus antropomorphus, nares alis obtectae, vox grunniens.
Die Affen finden sich blos in der alten Welt; ihr Gesicht ist zwar Menschenänlicher als an - drer Thiere ihres, aber doch schon vorn in eine Thier-Schnauze verlängert, weil sie, so wie die mehresten übrigen Säugethiere einen beson - dern Knochen (os intermaxillare) zwischen den Oberkiefern haben, in welchem die obern Schnei - dezähne sitzen, und der dem Menschengeschlechte mangelt. Auch ihr Unterkiefer ist lang und schmal, das Kinn zurückgezogen, die Lippen dünne und kurz, daher das aeffische Zähneflet - schen. Ueberhaupt aber sind auch die Menschen - änlichsten Affen in ihrer ganzen Bildung, durch die schmalen Hüften, durch die platten Len - den u. s. w. folgends durch so tausend Beson - derheiten in ihrem innern Körperbau aufs auffal - lend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes der Chimpanse, Pongo, Jocko Barris. S. macrocephala, to - rosa, dorfo et humeris pilosis, reliquo cor - pore glabro.
63tvlpii observ. med. p. 284. tab. XIII.
Nov. A. E. Lips. m. Sept. 1739. tab. V.
Der Chimpanse ist in Angola, Congo ꝛc. zu Hause; wird ohngefähr fünf Fus hoch; hat doch ein etwas mehr Menschenänliches Ansehen als der eigentliche Orangutang oder andre Affen, und dient folglich zum kürzesten bündigsten Be - weis des mächtig grossen Abstandes, der auch schon in Rücksicht der äuseren Bildung, zwi - schen dem Menschen und der ganzen übrigen, thierischen Schöpfung vorwaltet. Man sagt, daß sich die Chimpanses Truppweise in den dicksten Wäldern aufhalten, sich auf den Bäu - men eine Art von Laube gegen Wind und Wet - ter machen, sich gern nach dem Feuer ziehen was die Wilden etwa im Walde angemacht ha - ben, daß sie es aber nicht mit nachgelegten Holze zu unterhalten verstehen. Sie sollen Feinde der Elephanten und der Neger seyn, doch von lezteren zuweilen welche entführen ohne ihnen wetter Schaden zu thun: wenn aber dieses ja wahr seyn sollte, so betrifft es we - nigstens nicht blos Weibsen, und ist nicht wie man vorgegeben hat, auf Unzucht abgesehn; denn der ehrliche Purchas z. B. versichert, bey seinem Freund Battell einen jungen Neger ge - sehn zu haben, den ihm diese Thiere entführt und der einen Monat lang unter ihnen gelebt hätte.
2. a. Satyrus. der eigentliche Orangutang (Büffons Jocko) S capite minore, gra - cilior, hirsuta; pilorum humeri et ulnae contraria directione. *
le cat Traité du mouvement musculaire, tab. I.
64vosmaer descr. du or. out. Amst. 1778. 4. tab. I. II.
Dieses berufene Thier, das mit dem vorigen sehr oft unter dem gemeinschafftlichen Namen von Waldmensch, Pygmäe u. s. w. verwechselt worden, ist in Ostindien, besonders auf den Sundaischen Inseln zu Hause, bat ohngefähr mit jenem gleiche Höhe, aber einen weit schlan - kern, schmächtigern Wuchs, kleinern Kopf, ganz andere Gesichtsbildung und einen dickt behaar - ten Leib. Darin aber kommen beide miteinan - der überein, daß sie sehr schüchtern und Leute - schen sind, und daher selbst in ihrer Heimat nicht häufig gesehen werden; auch gar schwer der Gefangenschafft und fremden Climas ge - wohnen; aber doch wenn sie ganz jung einge - fangen worden, sich wie andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten lassen, die man aber von ihren natürlichen genau unter - scheiden muß.
2. b. Pygmaeus der zottige Orangutang. S. villosa, fronte gibba, manibus praemagnis.
allamand (Zugabe zu Büffons N. G. T. XV.) tab. XI.
camper in vaterl. Letteroefening. T. I. p. 18.
Diese merkwürdige Gattung hat zwar mit der vorigen gleiches Vaterland, unterscheidet sich aber durch die langzottigen Haare, durch die gewölbte Stirne und hingegen vorn ausste - hende Schnauze, durch die kaum merkliche kleine Nase, durch die auffallende Größe der Norder - und Hinter-Hände u. s. w. Herr Prof. Cam - per hat dieses Thier zergliedert und die Güte ge - habt uns seine darüber verfertigten anatomischen Tafeln mitzutheilen, woraus sich, ausser vielen65 andern wichtigen Entdeckungen, auch die phy - sische Unmöglichkeit ergiebt, daß dergleichen so - genannte Menschenänliche Geschöpfe je einer menschlichen Rede, oder eines natürlichen auf - rechten Ganges ꝛc. fähig seyn könnten.
3. Longimana der Gibbon oder Golok. (Lin - ne's homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attingentibus.
Ein artiges, kirres, aber schwächliches Thier, was sich in Malacka, Coromandel, und auf den Molucken findet, und dem sein ziemlich men - schenänliches Gesicht und die ungeheuer langen Arme ein sonderbares Ansehn geben. Es ist von schwärzlicher Farbe, wird gegen vier Fus hoch, und braucht, wenns auch auf allen vie - ren läuft, sich doch nur wenig mit dem Kör - per vorwärts zu beugen.
4. Sylvanus. der gemeine Türkische Affe. S. brachiis corpore brevioribus, natibus cal - vis, capite subrotundo. *
Der dauerhafteste Affe, der auch in Europa leicht Junge heckt, hat etwa die Grösse vom Fuchs, ist leicht zu zähmen, sehr gelehrig und possirlich, hat ein starkes Gedächtnis, und kennt seine alten Wohlthäter nach mehrern Jahren wie - der. Lebt Schaarenweise in Aethiopien, Ostin - dien ꝛc.
5. Cynomolgus. der Macacco. S. cauda lon - ga, arcuata, labio leporino. *
Findet sich häufig in Afrika, besonders auf Gui - nea. Ein ausnehmend lebhaftes Thier dessen Ge -66 sichtsfarbe, wie beym Menschen, nach Clima u. s. w. variirt. Von zweyen, die wir zergliedert haben, war der eine im Gesicht braun wie ein Abessinier, der andere Fleischfarben wie ein Europäer.
3. papio. Pavian. Caput prolongatum, corpus brevius, cauda abbreviata.
Auch die Paviane sind der alten Welt eigen. Ihr Kopf hat wenig menschenänliches, ehr etwas vom Schwein, zumal in der breiten Schnauze. Auch ihre Stimme ist so grunzend. Meist sind es unbändige, sänische und äusserst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera coerulescente. *
Schwed. Abhandl. 1766. p. 144. tab. III.
Wird gegen fünf Fus hoch, ist auf Ceilan ꝛc. zu Hause, und hat wegen der schönen farbichten Streifen im Gesicht, wegen seines weissen Barts, und der spitzzulaufenden Kopfhaare, ein sonder - bares Ansehn.
2. Mandril. (Linne's Maimon.) P. facie violacea glabra, profunde fulcata. *
Die Grösse scheint bey diesem Pavian und auch wol bey andern Thieren dieser Ordnung zuweilen sehr verschieden zu seyn. Es giebt Mandrils, die wol fünf Fus hoch sind; einer aber den wir zergliedert haben, war völlig aus - gewachsen und bejahrt, und doch nur von der Grösse des Fuchses: es war ein ungemein neu - gieriges, diebisches Thier. Das Vaterland dieser Thiere ist Guinea, das Cap. ꝛc. wo oft67 ganze Schaaren des Nachts Weinberge und Obstgärten plündern sollen.
4. cercopithecvs. Meerkatze. nares lateraliter hiantes, vox crocitans.
Das ganze Geschlecht ist blos in Amerika ein - heimisch.
a) cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice. *
Ein munteres, aber zärtliches Thier, was in Südamerika, besonders in Brasilien, zu Hause ist. Es weis sich seines langen Roll - schwanzes sehr geschickt zu bedienen, und sich dadurch den Mangel des Daumen an den Vor - derhänden zu ersetzen. Es soll damit Fische fangen können; und wenn mehrere von einem Baume auf einen andern, etwas entferntern, wollen; so sollen sie sich, wie eine Kette, von einem Aste herunter an einander hängen, und so lange hin und wieder schwanken, bis der unterste den andern Baum erreicht und sich dran angehalten hat, da denn der erste losläßt, und so die ganze Ketten über fliegt. *)joseph de acosta hist. nat. i moral d. l. In - dias p. m. 93.
b) cauda non prehensili, die Sangu - inchen.
2. Facchus. der Uistiti. C. juba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annu - lata. *
Eine der kleinsten artigsten Meerkatzen; ist in Brasilien zu Hause, und kan in einer Cocos - nußschale logiren. Ihre Hände äneln den Pfoten68 unsers Eichhörnchens: auch die Lebensart beider Thiere hat viel gleiches; doch soll der Uistiti besonders gern Fische fressen.
5. lemvr. Maki. Caput vulpinum, den - tes incisores inferiores incumbentes.
1. Cucang. der Loris. (Linne's tardigradus.) L. ecaudatus. *
seba thes. I. tab. XXXV. f. I. et 2.
Diese und die folgende Gattung haben am Zeigefinger der Hinterfüsse eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel. Der Loris findet sich auf Ceilan; ist ein flinkes lebhaftes Thiergen von der Grösse und Farbe des Eichhörnchens, bat schlanke dünne Beine, und soll in Monogamie leben.
2. Mongoz. der Mongus L. facie nigra, cor - pore et cauda griseis. *
Der Mongus hat schöne orangegelbe Augen, sehr weiches Haar, und einen langen wollichten Schwanz, den er im Sitzen um den Hals schlägt. Die Hinterfüsse sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen spe - cifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen. Er ist in Madagascar, Mozambike ꝛc. zu Hause. Büffon beschreibt ihn als wild und böse; das waren aber die, die wir gesehen, und einer, den wir selbst geraume Zeit lebendig gehabt ha - ben, im geringsten nicht. Der unsrige war das gefälligste, sanftmüthigste Thier von der Welt, mit dem jedes Kind spielen konnte. Er kannte seinen Herrn, vertrug sich sehr gut mit Affen und andern Thieren; fraß am liebsten Obst, gelbe Möhren ꝛc. doch auch sehr gern kleine lebendige Vögel.
Die Füsse und der ganze Habitus dieser Thiere verrathen ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorder - füssen, die aber mit grossen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen dienen. Sie sind dickbehaart, und durch zahl - reiche aber sehr breite Rippen von innen so gut gepanzert, als die Sclerodermata durch ihre hornichte Decken von aussen.
6. ignavvs. Faulthier. Caput rotundum, crura antica longiora.
1. Tridactylus. der Aï. I. pedibus tridacty - lis, cauda brevi. *
Freylich ein äusserst langsames, schwerfälli - ges Geschöpf, was immer nur einen Fus auf einmal aufheben, nachher jedesmal erst einige Zeit ausruhen, und beständig sein heulendes Aï, wovon es den Namen hat, hören lassen soll. Aber bey aller dieser Trägheit ist das Faulthier (wie wir von Augenzeugen wissen die sich viele Jahre in Guiana aufgehalten) listig genug um seinen Feinden, zumal den kleinen Americanischen Tigern ꝛc. auf allerhand Weise zu entgehen; und stark genug um sich im Nothfall siegreich gegen sie zu vertheidigen.
7. myrmecophaga. Ameisenbär. Ro - strum productius, lingua filiformis, dentes nulli.
701. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis. ungue exteriore maximo, plantis tetradactylis, cauda prehensili. *
In Südamerika; von der Grösse des Eichhörn - chens, und hellbrauner Farbe. Mit seiner vier Zoll langen Zunge bohrt er nach und nach gleich - sam einen Gang in die Ameisenhaufen, und da sie wie bey den übrigen Gattungen mit zähem Schleim überzogen ist, so bleiben die Ameisen dran klebend und er braucht sie nur von Zeit zu Zeit in den Mund zu ziehen und die Thiergen hinterzuschlucken. In den grossen hakenförmi - gen Klauen der Vorderfüsse hat er so viel Stärke daß er Hunde damit zu todt kratzen kan. *)ian iac. hartsinck Beschryv. v. Guiana. Th. I. S. 93.Zum Laufen sind seine Füsse zwar unbequem, aber desto geschickter zum Klettern und zum anhalten an Zweigen, wobey ihm überdem noch sein Roll - schwänz zu statten kommt.
Die Säugethiere mit Stacheln, oder Schup - pen, oder Schilden statt des behaarten Fells. Sie rollen sich bey Gefahr ganz kugelicht zu - sammen, und können sich, bey der Begattung, ihrer Stacheln wegen, nicht wie die mehresten übrigen Thiere dieser Classe bespringen.
8. manis. Formosanische Teufelchen. Corpus squamis tectum. dentes nulli. lin - gua teres.
71Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thie - re dieses Geschlechts, in ihrer Bildung, Lebens - art ꝛc. viel Aenlichkeit mit den Ameisenbären.
1. Macroura. der Phatagin. M. cauda lon - giore. *
In Formosa u. a. Gegenden Asiens: auch wol in Afrika. Ein artiges aber seltnes Thier, von der Grösse des obigen Ameisenbären. Der ge - schuppte Körper des Phatagins änelt einem Tannenzapfen. Die Schuppen sind von dun - kelbrauner Farbe und ungemein sauber gestreift.
9. tatu. Armadill, Panzerthier. (Linne's Dasypus.) Corpus testis zonisque osseis te - ctum. dentes incisores et laniarii nulii.
1. Novemcinctus. der Cachicame. Zonis dor - falibus IX. palmis tetradactylis. plantis pen - tadactylis. *
watson in philos. transact. 1764. tab. VII.
Ein kirres artiges Thier, womit die Kinder in Peru spielen. Lebt von kleinen Thieren und Früchten. Sein Fleisch ist eßbar, wenn es vor - her über Nacht in Salz und Citronsaft gelegt und ihm dadurch der Bisamgeschmack benom - men ist.
10. hystrix. Corpus spinis tectum.
1. †. Erinaceus. der Igel. H. auriculis ro - tundatis, naribus cristatis. *
Die Bildung und Lebensart der Igel ist so mit der Stachelschweine ihrer verwandt, daß wir uns nicht haben überwinden können, sie in abgeson - derten Geschlechtern von einander zu trennen. Der Igel, das sehr unschuldige Thier, ist fast in der ganzen alten Welt zu Hause. Er nährt sich72 von Ratten und Mäusen, die er mit viel Ge - schicklichkeit zu fangen versteht; auch von Krö - ten, Insecten, besonders aber von Früchten, die er (wie man längst bemerkt und neuerlich ohne allen Grund hat leugnen wollen) an seine Sta - cheln gespiest zu seinem Lager schleppt. Es giebt allerdings zwey Varietäten bey dieser Gattung: Hundsigel und Schweinigel; deren Verschie - denheit sich so gar auf den Bau ihrer Einge - weide erstrecken soll. *)volcheri coiteri observ. anat. p.128.
2. Malaccensis. H. auriculis pendulis.
Findet sich auf Malacca und den Sundaischen Inseln; und ist, wegen des ehedem als Panazee berufnen und wol mit tausend Thalern bezahl - ten Piedra del porco merkwürdig, der sich zu - weilen in seiner Gallenblase erzeugt.
3. Cristata. das Stachelschwein. H. capite cristato, cauda abbreviata. *
Ist im wärmern Asien und in ganz Africa zu Hause, nährt sich von Baumrinde und Früchten und nistet in einen ziemlich tiefen Bau unter der Erde. Im Zorn rasselts mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, zumal im Herbste ausfallen, schießt sie aber nicht gegen seine Verfolger von sich.
Die Finger der Vorderfüsse sind, den Daumen ausgenommen, länger als der ganze73 Körper dieser Thiere; und zwischen ihnen ist eine Floränliche Haut ausgespannt, die statt Flügel dient (§. 43). Daher können sie eben so wenig als die Affen bequem auf der Erde gehn.
11. vespertilio. Fledermaus. Pollex palmarum et digiti plantarum breves, reli - qui longissimi.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundibiliformi lanceolato. *
seba thesaur. I. tab. LVIII. fig. I.
Die Flügel abgerechnet, hat der Körper dieses Thiers, was sich vorzüglich in Brasilien auf - hält, die Grösse vom Eichhorn. Es ist von graubräunlicher Farbe, lebt von Thieren und Baumfrüchten, wird aber dadurch wenigstens beschwerlich wenn auch nicht sehr gefährlich,*)i. de lery voyage faict en la Terre de Bresil p.157. sq. daß es nicht nur den Rindvieh, Pferden, Maul - eseln ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen es sich vorzüglich an die Fuszehen setzt, Blut aussaugt, woher es denn auch den Na - men des Vampyrs erhalten hat.
2. canis volans. der fliegende Hund. (Linne's vampyrus) V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora divisa. *
seba thesaur. I. tab. LVII. fig. 1. 2.
Ist ohngefähr von der Grösse des Vampyrs, lebt aber blos von Baumfrüchten und wird also ganz unrichtig Vampyr genannt: findet sich Schaarenweis auf Ternate und andern Ostin -74 dischen - und Austral-Inseln; auf welchen letz - teren er nebst den Schweinen, Hunden und Ratten die einzigen daselbst einheimischen Säu - gethiere ausmacht.
3. †. Auritus. V. caudatus, auriculis maximis. *
Diese Fledermaus, hat mit der folgenden ei - nerley Vaterland und Lebensart. Ihre Ohren die man insgemein, aber fälschlich, doppelt nennt, sind auch eben so einfach, nur alle Theile (zumal die Muschel mit ihren beyden Lei - sten und dem vordern Blatte) ungeheuer gros, daher das Thier ein äusserst sonderbares Anse - hen hat.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speckmaus V. caudatus, auriculis capite minoribus. *
Diese Thiere halten sich am Tage in altem Ge - mäure, und vorzüglich gern in Rauchkammern beym Speck auf, da sie sich mit den Klauen der Daumen eingeschlagen und fressen. Des Abends, und zumal in heitern Sommernächten, kommen sie hervor geflattert, fangen Nachtfalter weg, werden aber darüber selbst leicht den Eulen zu Theil. Zu ihrem Winterschlaf hängen sie sich in Hölen klumpweise bey den Hinterfüssen auf.
Eine grosse Ordnung, die wieder in Fa - milien eingetheilt werden kan. Die dahin ge - hörigen Thiere sind vielzehicht, gehen fast im -75 mer auf dem ganzen Hinterfuß (§. 43), und mehrentheils im Galop. Meist sind es kleine aber flinke, lebhafte Geschöpfe.
12. scivrvs. cauda pilosa, disticha.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen, der Polatuche. S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores. *
Der Flug dieser Thiere, die sich fast in der ganzen nördlichen Erde finden, kan bey weitem nicht mit der Fledermaus ihrem verglichen wer - den. Das schlappe Fell, was von ihren Vorder - füssen nach den Hinterfüssen zu, auf der Seite wegläuft, und wovon sich auch schon bey un - sern gemeinen Eichhörnchen eine Spur zeigt, dient ihnen nur zu einem Seegel, um einen wei - tern Sprung wagen zu dürfen. Sie können damit nie aufwärts, nicht einmal wasserpaß, sondern immer nur schief herunterwärts setzen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. S. auri - culis apice barbatis, cauda dorso conco - lori. *
Dieses unschuldige und so ausnehmend leb - hafte kleine Geschöpf hat in seiner ganzen Le - bensart und Aufenthalt viel Aenlichkeit mit den Sangvögeln. In der Wildnis kommt es fast nie auf die Erde, sondern lebt auf den Bäu - men, wo es mit einer unbeschreiblichen Leich - tigkeit und Schnelligkeit umherspringt; dabey ihm sein Schwanz statt Seegel und seine im - mer stark dunstenden feuchten Fußsohlen zum festern Tritt helfen. Es macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus76 Laub und Moos, oder bezieht auch wol vacante verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vö - gel. Im Sommer lebt es von Haselnüssen, Castanien, Bucheckern, und verscharrt sich auch vom Ueberfluß Proviant in hole Bäume; doch muß es in den spätern Wintermonaten, wenn jener Vorrath aufgezehrt ist, bey Tannenza - pfen, Fichtenäpfeln, Pilzen ꝛc. darben. Das Vorgeben vieler Naturforscher, daß die Eich - hörnchen den Winter durchschliefen, ist irrig; hingegen hat sich neuerlich die alte Sage bestä - tiget, daß sie auf Stücken Baumrinde bey Windstille übers Wasser schiffen, und mit dem Schwanze gleichsam rudern. Die vortheilhafte Gestalt, die schönen Augen, die ausnehmende Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit, die Leich - tigkeit der Bewegungen und andere Vorzüge machen die Eichhörnchen ohne Widerrede zu den artigsten und amüsantesten Europäischen Thieren. Auch in der Bildersprache der alten Mexicaner waren sie das Sinnbild der Munter - keit*)sam. pvrchas his pilgrims Vol. III. p.1078.. Und doch, so wild sie auch von Na - tur scheinen, so leicht lassen sie sich gleichwol, zumal in ihrer Jugend, zu ausserordentlich zahmen und sanften Geschöpfen umbilden. Wir haben ein Eichhörnchen gekannt, was dem Wink seiner Gebieterin folgte, sich auf ihr Geheis zur Ruhe legte, sich zuweilen in benachbarte Gärten, selbst jenseits eines kleinen Flusses verirrte, und doch wieder den Weg nach Hause fand.
Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd - liche America, ist das Vaterland der Eichhörn - chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern des77 Obi und am Baikal See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris), das Büffon mit Unrecht von einer be - sondern grossen Nordamerikanischen Gattung ab - leitet, und wovon der Bauch unter dem Na - men von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörn - chen; seltner Schneeweisse mit Rosenrothen Augen; auch haben wir ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Gothaischen gesehn.
13. glis. Cauda rotunda, in apice crassior.
Leben nicht wie die Eichhörnchen auf den Bäumen, sondern auf der Erde, und nisten meist unter derselben.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch die Rellmaus, Le Loir. G. griseus, subtus albidus auriculis rotundatis, nudis. *
Valvassor Ehre des Herzogth. Krain, Th. I. S. 437. u. f.
Der Siebenschläfer ist der wahre glis der Al - ten, den sie als Delicatesse verspeisten*)apicivs VIII. 9., und in eigenen glirariis**)varro de R. R. III. 15. mästeten. Er ist im südlichern Europa, auch hier um Göttingen zu Hause, hat ein ungemein weiches schönes Fell fast wie Grauwerk, ledt in Eichen - und Buchen - wäldern, nistet in hole Bäume; und hält lan - gen und sehr festen Winterschlaf.
2. †. Quercinus. die Eichelmaus, grosse Ha - selmaus, Le Lérot. G. rufus, macula nigra sub oculis, auriculis ovatis, erectis. *
78Im südlichen Europa, nistet in holen Bäu - men und altem Gemäuer, thut allen Baum - früchten, zumal aber den Pfirschen grossen Schaden.
3. †. Avellanarius. die kleine Haselmaus. Le Muscardin. G. rufus, pollice plantarum mu - tico, auriculis rotundatis. *
Ein ungemein niedliches, muntres Thierchen, von der Grösse der Hausmaus, aber mehr vom artigen Betragen des Eichhörnchen, daher es auch wie dieses in kleinen Käfigen gehalten wird. Zu seinem Winterschlaf bereitet es sich eine fug - lichte ziemlich feste Hülse von Tangelnadeln u. a. kleinen Gestrüppe, worin es sich, fast wie die Insecten in ihr Gespinste, vergräbt.
14. marmota. auriculae abbreviatae, cau - da brevis, pilosa.
1. Alpina. das Murmelthier. Murmont, mus montanus. M. corpore supra fusco, subtus flavescente. *
Stumpfens Schweytzer-Chronik. Th. II. S. 288. u. f.
Ein muntres possirliches Thier, was in ge - bürgichten Gegenden der nordlichen Erde, be - sonders in den Schweizer-Alpen, in Savoyen, Aegypten, und in der grossen Tattarey zu Hause ist. Macht sich tiefe Hölen in die Erde, die es mit Heu und Moos ausfüttert, nährt sich von allerhand Pflanzen und Wurzeln; liebt aber vor - züglich Milchspeisen, daher es sich in den Schwei - zeralpen häufig in die Sennhütten eingräbt. Bey kaltem Wetter schlafen die Murmelthiere; sobald aber die Sonne scheint, kommen sie aus79 ihren Hölen hervor, balgen sich und spielen mit einander. Ihr Fleisch ist eßbar und wohlschme - ckend, wie Spanferckel. Gegen den Winter werden sie so fett, daß oft eins bey 20 Pfund wiegt. Sie schlafen alsdann vom October bis in den Aprill; und nachdem der Winter hart oder gelind werden wird, vermachen sie den Eingang zu ihren Hölen fester oder lockerer. In der Tattarey nisten sie unter den Rhabarber und sollen dadurch dessen Fortkommen befördern. *)bell's Travels I, p.311.
2. †. Citellus. das Erdzeiselgen, Suslik, mus noricus. M. corpore longiore, capite parvo, pedibus brevibus pentadactylis. *
pallas, Nov. Comm. Petrop. Tom. XIV. tab. 21.
Dieses artige kleine Geschöpf, deren wir zwey, die uns vom Carpathischen Gebürge zuge - schickt worden, lebendig unter Augen haben, steht vollkommen zwischen dem Murmelthier und Hamster in der Mitte. Die äusere Gestalt und Farbe, auch die Sitten sind völlig wie vom Mur - melthier. Es hat aber nur die Grösse vom Ham - ster, auch so wie dieser Backentaschen ꝛc. Nur, statt daß der Hamster fettes Erdreich liebt, so baut hingeges das Erdzeiselchen in dürren san - dichten oder thonichten Boden. Es findet sich in Oesterreich, und Böhmen, doch nur in ge - ringer Anzal; in gröster Menge hingegen in Ungarn, Polen und Sibirien. Die unsrigen fressen Getraide, Obst, Brod ꝛc. und über alles gern Fleisch. Sie werden von den Calmuken geges - sen; die Ungrischen Bauern aber streifen ihnen das ganze Fell ab, und brauchens zum Gelbbeutel. Wir begreifen nicht, wie man dem Erdzeiselgen80 die äussern Ohren hat absprechen, und es von der Seite mit dem Maulwurf vergleichen dürfen. Wir unterscheiden an den beiden lebendigen Thieren und auch an zwey ausgestopften Fellen die wir vor uns haben, alle Theile des äussern Ohrs, die Muschel mit ihren beiden Leisten und Blättern; nur alles das, wie beym Murmelthier auch, flach an den Kopf angedrückt, und frey - lich nicht so ausgebildet als beym Vespertilio auritus.
3. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro. *
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. I. II.
Der Hamster findet sich in zerstreuten Gegen - den von Deutschland, Polen, Sibirien, und ist ein beissiges boshaftes Thier, was ausser dem Zorn kaum eine andere Leidenschaft kennt. Bey einer sehr unbeträchtlichen Leibesgrösse geht er doch Menschen und Pferde an; und Hunde, die des Hamsterfangs ungewohnt sind, ziehen leicht gegen ihm den Kürzern. Er lebt von kleinen Thieren, jungen Pflanzen, doch vorzüglich von Getraide, Bohnen ꝛc. wovon er erstaunlichen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen und wol 7 Fuß tiefen Hö - len schleppet. Er vermehrt sich ausserordentlich stark und man hat wol eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Sein Fell ist nicht viel werth. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren: so wie auch Kackerlacken mit rosenrothen Augen.
4. Lemmus. der Leming. M. capite acuto, corpore nigro fulvoque irregulariter macu - lato. *
81Der Leming unterscheidet sich durch sein über - aus weiches schwarzgraues Fell, durch einen verhältnismäsig sehr starken Leib, und kleinen Kopf und Füsse. Er ist vorzüglich in Lapp - land zu Hause, und thut den Gewächsen gros - sen Schaden. Zuweilen emigriren ganze Legio - nen wie Zugheuschrecken von einer Gegend in die andere. Sie sollen in dem Fall in gerader Linie, ohne Umweg, über Berg und Thal, durch Seen und Flüsse, bis zum Ort wo sie sich nie - derlassen wollen, ziehen. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft daselbst hat zu der wunder - lichen Sage Anlaß gegeben, der sogar Th. Bartholin, Ol. Worm und viele andere Natur - forscher der vorigen Zeit beygepflichtet sind, daß es Leminge Schaarenweise vom Himmel regnete.
15. mvs. cauda gracilis, subnuda.
1. †. Rattus. die Ratte. M. cauda elongata, palmis tetradactylis cum unguiculo pol - licari. *
Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma - gnus, Vincenz von Beauvais ꝛc. schliessen läst ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die alten Griechen und Römer gedenken des Thiers nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor - den. Wenige andre Thiere sind so auserordent - lich gefrässig als die Ratten. Sie ziehen den Menschen und seinen Victualien überall nach. Sogar den Bergleuten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen werden und schwimmen ans Land; und beziehen sie wieder so bald sie vom neuen befrachtet werden*)dvverney oeuvr. anatom. T. II. p. 384.. Sie benagen sogar schlafende Men -82 schen; haben aber auch oft in Hungersnoth, zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als Nahrungsmittel dienen müssen. Die Müt - ter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebens - gefahr, selbst gegen grössere Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den jün - gern besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und mehrern, mit den Schwänzen in einander, und das sind die ehemahls so berufenen und neuer - lich ohne allen Grund geleugneten Ratten - könige.
2. †. Amphibius. die Wasserratte. M. cauda mediocri, corpore nigricante, abdomine fer - rugineo.
In Europa und Nordamerika an den Ufern der Flüsse und Teiche. Lebt von kleinen Fischen, Fischrogen, Fröschen, Wasserinsecten und Pflanzenwurzeln. Schwimmt und taucht mit viel Geschick, hat aber keinesweges, wie doch viele berümte Männer behaupten, hinten Schwimmfüsse. Man kennt auch eine weisse Spielart von diesem Thier.
3. †. Silvaticus. die Waldmaus, grosse feld - maus; (Büffons Mulot.) M. cauda medio - cri, pectore flavescente, abdomine albido.
Dieses zumal für die Holzungen sehr schäd - liche Thier, hat mit dem vorigen gleiches Vaterland, hält sich aber meist im Wald auf, und sammlet häufigen Wintervorrath von Nüs - sen, Eicheln ꝛc.
4. †. Musculus. die Hausmaus. M. cauda elongata, palmis tetradactylis, pollice pal - marum mutico. *
83Die Maus änelt der Ratte wie in der Bil - dung so in der Lebensart, doch daß sie sich mehr häuslich hält, nicht so wie jene umherschweist. Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ihren Zähnen deisdar ist; Katzen, Igel und Eulen sind ihre Erbfeinde. Die weissen Mäuse mit rothen Augen sind theils so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlieder fest zuschliessen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. terrestris. die Feldmaus, Stoßmaus. M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo. *
Ein schädliches Thier, was in Europa und Nordamerica zu Hause ist, sich im Sommer in Wiesen Gärten und Feldern, im Winter aber im Wald aufhält. Es nistet unter der Erde, vermehrt sich in manchen Jahren ganz unge - heuer, und thut den Feldfrüchten, zumal der jungen Aussaat, grossen Schaden.
16. sorex. nasus rostratus, auriculae breves.
1. †. Araneus. die Spitzmaus. S. cauda me - diocri, abdomine albido. *
Lebt in Europa und Nordamerika in altem Gemäuer, in Ställen, Mistgruben ꝛc. Zu - weilen, aber seiten, finden sich weisse Spitz - mäuse. Daß sie giftig seyen, oder den Pferden in den Leib kriechen ꝛc. sind ungegründete Sagen.
2. †. Daubentonii. die Wasserspitzmaus. S. habitu talpae, digiti ciliatis. *
davbenton in Mem. de l'ac. de Pa - ris, 1756. tab. I. fig. 2.
Ein erst neuerlich bekannt gewordenes, aber überaus sonderbares artiges Thiergen, das sich84 an kleinen Gewässern aufhält, und mehr ein eigentliches Wasserthier ist als die obige Wasser - ratte. Seine Füsse haben zwar keine Schwimm - haut: jede Zähe ist aber zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füsse zum Ru - dern ungemein geschickt machen. Die Oefnung des Gehörgangs kan das Thier durch eine Klappe zuschliessen, so lang es unter Wasser ist. Es nährt sich von Regenwürmern ꝛc. kommt wenig zum Vorschein, läst sich am meisten früh Morgens blicken, ist aber wegen seiner Be - hendigkeit schwer zu fangen.
17. talpa. caput rostratum, palmae fos - soriae.
1. †. Europaea. der Maulwurf. T. cauda breviore, auriculis plane nullis. *
Der Maulwurf ist ein ziemlich unschuldiges Geschöpf, der das Erdreich locker erhält, Re - genwürmer vertilgt, und in Verhältnis gegen seine Nutzbarkeit den Wiesen und Gärten durch sein wühlen geringen Schaden thut. Sein Auf - enthalt ist blos unter der Erde, wozu ihm seine Schaufelpfoten, und ein sonderbares Brustbein, was fast der Vögel ihrem änelt, zu statten kom - men. Er hat gar keine äussere Ohren, und so kleine Augen, daß ihn das Alterthum deshalb für blind*)Von Art seyn alle Maulwurf blind, Kein sehenden man nimmer sind. Burc. Waldis. verschrieen hat. Er kan geschickt schwimmen und den Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Die Junge sind gar possirliche kleine Geschöpfe, die zusammen spielen, balgen ꝛc. Es giebt auch weisse und gefleckte Maul - würfe.
852. Asiatica. der Goldmaulwurf. I. ecaudata, versicolor, ovata, palmis tridactylis.
seba thesaur. I. tab. XXXII. f. 4. 5.
Das schönste Thier der ganzen Classe. Die ziemlich langen Haare des dichten Fells schil - lern in die treflichsten Goldfarben. Zumal ins goldne Grün der Colibri. Es ist im nordlichen Asien zu Hause, etwas grösser als der gemeine Maulwurf und fast Eyförmig an Gestalt.
18. didelphis. Plantae manus, pollice mu - tico. cauda longa, subnuda.
1. Dorsigera. der Surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, dorso fusco, abdomine albido. *
seba. thes. I. tab. XXXIV. fig. 1. 2. 3.
Ein südamerikanisches Thier, das in die Erde baut und besonders durch den Instinct merkwürdig wird, mit dem es seine Jungen aus Gefahr zu retten versteht. Die Mutter schlägt den Schwanz auf den Rücken; die Jun - ge springen auf sie, rollen ihre Schwänze um der Mutter ihren an, die denn sogleich mit ihnen davon flüchtet.
2. Marsupialis. die Beutelratte, der Opos - sum, Philander, Iawari. D. mammis intra faccum abdominalem.
seba. thes. I. tab. XXXVI. fig. 1. 2. 3.
Auch bey dieser Gattung, die ebenfalls in Südamerica, (eine ihr verwandte aber auch in Ostindien) zu Hause ist, hat die Natur eine son - derbare Einrichtung zur Erhaltung der Jun - gen getroffen. Das Weibgen hat nemlich eine grosse Tasche am Bauche, die durch besondre86 Muskeln und dünne Knocken geschlossen und ge - öffnet werden kan; und in deren Boden die Zi - tzen liegen. Die Junge werden sehr klein, und gleichsam nur als unreife Abortus zur Welt ge - bohren, verkriechen sich aber sogleich in diese Ta - sche, nähren sich da von der Muttermilch, und verweilen so lange, bis sie ausgebildet sind, und nun gleichsam vom neuem gebohren werden kön - nen. Doch bleibt dieser Beutel auch nach dieser zweyten Geburt noch zuweilen ihre Retirade; die Mutter nimt sie bey Gefahr darin auf, und sucht sich und ihre Bürde durch die Flucht zu retten.
19. jacvlvs. Pedes antici brevissimi, po - stici elongati. Cauda corpore longior.
1. Giganteus. Der Ränguruh. J. cauda at - tenuata.
Cptn. cook in hawkesworth's Collection ꝛc. Vol. III. No. 20.
Dieses durch die neuern Reisen der Engländer nach der Südsee bekannt gewordne Thier ist auf der Ostküste von Neu-Holland zu Hause, und hat in der Grösse, und in der Bildung des Kopfs, viel vom Windspiel. Sein Fell ist mausefahl; das Fleisch eßbar und schmackhaft.
2. Ferboa. Der Erdhaase; die zweybeinich - te Bergmaus der Araber; J. cauda floc - cosa, plantis tridactylis.
haym, tesoro Britann. Vol. II. p. 124.
Dieses sonderbare Thier, was schon auf den alten Münzen von Cyrene sehr gut abgebildet ist, findet sich in Nord-Africa, Arabien ꝛc.
87Es macht sich Hölen in die Erde*)Sprüchw. Salom. K. 30. V. 26., wo es am Tage verborgen bleibt, und des Nachts sei - nen Geschäfften nachgeht. Die Norderfüsse sind, zumal wenn es sitzt, beynah unmerklich, die hintern hingegen ungeheuer lang. Der Erd - haase kan sich ziemlich lange auf den Hinter - beinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in dem Fall sein langer ausgesteifter Schwanz gleichsam zum dritten Fusse zu dienen. Er springt mit der Leichtigkeit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8 Fuß weit. Die Sibirische Alactacha ist ihm ähnlich, aber fünfzehicht. Beider Thiere Fleisch wird von den Arabern und Kakmucken gegessen.
20. lepvs. Dentes primores superiores du - plicati.
1. †. timidus. Der Hase. L. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longio - ribus. *
Der Hase ist ein sehr furchtsames unbe - wehrtes Geschöpf, wird aber durch seine her - vorliegenden Augen und durch sein scharfes Ge - hör sehr leicht für einer nahenden Gefahr ge - warnt, und durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus entrissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da er durch vielerley Wendungen und Absprünge seinen Verfolgern die Spur zu ver - derben sucht. Er ist unter den Fussohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, er und das Caninchen, sind äusserst fruchtbare Thiere; beide kauen auch wieder. Dem Ha - sen soll seine zügellose Wollust leicht eine Krank - heit, die der Lustseuche änelt, zuziehen. Zu -88 weilen giebt es schwarze Hasen, und auch ganz weisse: und zwar von den letztern theils solche, die wie in Grönland ꝛc. Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in der Schweiz, nur im Winter weiß sind.
Merkwürdig ist, daß man schon oft und in ganz verschieden Gegenden und Zeiten Hasen gefunden hat, aus deren Stirnknochen ein paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock, nur kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen waren.
2. †. Cuniculus. Das Caninchen L. auricu - lis nudatis, corpore et pedibus posticis bre - vioribus.
Das Caninchen ist ursprünglich in den wär - mern Zonen der alten Welt zu Hause, ist aber nun auch in Nordischen Gegenden einheimisch worden. Sie vermehren sich so start daß sie wol eher (z. B. neuerlich ums Jahr 1736 auf der S. Peters Insel bey Sardinien*)(cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149. zur Land - plage worden sind**)Certum est, Balearicos adversus proventum cuniculo - rum auxilium militare a Divo Augusto perisse. plin. ; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano der sonst so öden Liparischen Insel, fort. Die wilden Caninchen sind grau und ihr Fleisch sehr schmackhafft; sie werden mit Frettelchen gejagt, die so wie die Iltisse und Dachse ihre Erbfeinde sind. Die weissen Caninchen mit rothen Augen sind zwar eben sowol Kakerlaken, als die Ne - gres blancs, doch scheinen sie des Lichts besser als andre Thiere der Art, gewohnt zu seyn.
8921. cavia. Halbcaninchen. Auriculae ro tundatae, parvae, cauda nulla aut brevis.
1. Porcellus. das Merschweinchen. C. ecau - data, corpore variegato. *
Ist so wie beide folgende Gattungen in Bra - silien zu Hause, kommt aber auch in Europa sehr leicht fort, variirt in der Farbe, hat ohn - gefähr die Grösse des Hamsters und ist über - aus fruchtbar.
2. Aguti. C. caudata, dorso fusco, abdomine flavescente. *
Hat die Grösse des Caninchen und wird we - gen seines vorzüglich schmackhaften Fleisches häufig gejagt.
3. Paca. C. caudata, corpore fusco, fasciis lateralibus punctatis flavis. *
Eben so gros und von so schmackhafften Fleisch als das Aguti.
22. mvstela. Dentes primores inferiores VI, quorum II retrorsum positi; lingua laevis.
Die Thiere dieses Geschlechts haben kurze Füsse, und einen langgestreckten Körper, den sie im gehen bogenförmig krümmen.
1. †. Martes. der Marder. M. corpore fulvo nigricante, gula pallida. *
Man kennt zwey Spielarten von diesen Thie - ren. Die eine hat eine gelbe Kehle, und hält sich in Wäldern, zumal von Schwarzholz, auf; dieß ist der Baum-Edel-Tannen, oder Feld -90 Marder. Der Haus-Marder oder Stein, Marder hingegen zieht sich mehr in die Häu - ser, und wohnt da in altem Gemäuer, und hat eine weisse Kehle. Beide sind in der nordlichen Erde zu Hause, und leben von kleinen Säuge - thieren und Federvieh. Ihr Auswurf hat ei - nen Bisamänlichen Geruch.
2. †. Putorius. Der Iltis, Ilk, Stänker - ratz. M flavo-nigricans, ore et auricula - rum apicibus albis. *
Aenelt dem Marder in seiner Bildung und Le - bensart. Stellt besonders den Hühnern und ihren Eyern, auch den Fischen nach. Hält sich, zumal im Winter, gern auf Höfen unter Holz - stöffen und Steinhaufen auf. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
3. Furo. Das Frettel. M. corpore pallide flavo. *
Ist eigentlich in Africa einheimisch. Von da hat mans nach Spanien gebracht, um die Ca - ninchen zu vertilgen, und nun hat sichs schon weiter in Europa verbreitet. Es kriecht den Ca - ninchen in ihre Höhlen nach, jagt sie heraus, oder tödtet sie auch wol darin, und saugt ihnen das Blut aus. Es hat auch den widrigen Ge - zuch des Iltis.
4. Zibellina. Der Zobel. M. corpore fulvo nigricante, facie et gula cinereis.
Der Zobel lebt in dichten einsamen Wäldern des nördlichen Asiens, und nistet in holen Bäu - men, oder unter ihren Wurzeln in der Erde. Er ist flink und kan mit viel Leichtigkeit auf den Bäumen herumspringen. Am Tage schläft91 er; des Nachts geht er seinem Raub nach, der gewöhnlich in kleinen Säugethieren und Vögeln besteht; doch frißt er auch, wenns die Zeit mit sich bringt. Beeren und Früchte. Der Zobel, fang dauert vom November bis in den Hornung. Man stellt ihnen Schlingen, und schätzt die Felle am höchsten, die recht schwarzbraun, dickhaa - richt und glänzend sind. Die besten finden sich um Jakuzk.
5. †. Erminea. das Wiesel und Hermelin. M. caudae apice atro. *
Das Hermelin ist doch wol blos eine Nordi - sche Spielart von unserm gemeinen Wiesel. Auch dieses wird bey uns im Winter weiß, und in hochliegenden bergichten Gegenden, wie z. B. im Waldeckischen, auch im Herzogthum Lau - enburg, fängt man zuweilen mitten im Som - mer völlig weisse Wiesel oder Hermeline; und umgekehrt sind (wie schon Strahlenberg bemerkt hat) auch die Sibirischen Hermeline den Som - mer über rothbräunlicht. Es finden sich diese Thiere in der ganzen Nordischen Erde, sie wo - nen in Wäldern, ziehen sich aber gern nach Häusern, wo Federvieh gehalten wird; ihre Nah - rung ist dieselbe wie der Iltisse ihre, sie fressen auch gern Fische und Pilze, aber keine andre Gewächse.
6. Ichneumon. das Ceilanische Füchsgen. V. corpore subluteo, facie nigricante. *
Seba thes. I. tab. XLI. fig. 6.
Darf nickt, wie insgemein geschieht, mit der Pharaonsmaus im folgenden Geschlechte (viverra ichneumon) vermengt werden. Seba hatte es lange lebendig, und dasselbe Exemplar ist nun im Academischen Museum, wo wir es92 genau untersucht haben. Es hat das ganze An - sehen und die Grösse des Marders auch völlig seine stumpfere Schnauze, und bey weitem nicht den zugespitzten Kopf der Pharaonsmaus. Seine schmuzig weissen Haare sind steif, bor - stenänlich.
7. Gulo. der Vielfraß. Rosomak. M. medio dorsi nigro.
klein. dispos. quadruped. tab. V.
Der Vielfraß ist vorzüglich in den grossen Wäldern des Nordlichen Asiens zu Hause. Sein überaus starker Appetit hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben. Er nährt sich von Aas und lebendigen Thieren, und kan sogar Renn - thiere überwältigen.
23. viverra. Dentes primores utrinque VI. intermediis brevioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata.
1. Zibetha. die Zibethkatze. V. cauda annu - lata, dorso cinereo nigroque undatim striato. *
Das südliche Asien und die mitlere Zone von Africa ist das Vaterland der Zibethkatze. Bey beiden Geschlechtern sammlet sich in einer be - sondern Höle, die zwischen dem Affter und den Zeugungsgliedern liegt, eine schmierichte stark riechende Substanz, die ehedem mehr als jezt zum parfümiren und in der Arzney gebraucht wurde.
2. Genetta. die Genettkatze. V. cauda annu - lata, corpore fulvo maculato.
Hat in der Bildung viel, mit der vorigen Gat - tung gemein; ist im Orient zu Hause, hält93 sich gern am Wasser auf, und wird vorzüglich seines schönen Felles wegen gesucht.
3. Putorius. Das Stinkthier, Conepate. V. lineis quinque dorsalibus albis.
catesby nat. hist. of Carolina, II, tab. LXII.
Das Stinkthier, was unserm Iltis änelt, hat seinen Namen von dem über alle Beschrei - bung unerträglichem Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Ge - schlechts, im Zorne von sich giebt. Besonders heftig stinkt der Harn[ oder nach Carvers Versi - cherung ein besondrer unter der Harnblase be - findlicher Saft] des Thiers, den es auf viele Fuß weit gegen seinen Feind zu sprützen vermag.
4. Ichneumon. Die pharaonsmaus, der Mungo.
rvmph. herbar. Amboin. auctar. T. XXVIII. fig. 2. 3.
Dieses berühmte Thier, was keineswegs mit dem minder bekannten Ichneumon des vorigen Geschlechts verwechselt werden darf, ist in Ost - indien und vorzüglich in Aegypten zu Hause. Es lebt von Schlangen, Fröschen, Mäusen und besonders von Crocodileyern, die es mit viel Verschlagenheit aus dem Sande scharrt. Man glaubt, wenn es von der Brillenschlange gebis - sen worden, so brauche es. Schlangenwurzel (Ophiorhiza Mungos) zum Gegengifft.
5. Lotor, das Coati, der Raccun, (Linne's Ursus lotor.) V. cauda annulata, fascia fu - sca palpebras ambiente. *
seba thes. I. tab. XLII. fig. 2.
Das ganze Ansehen des Coati, seine Lebens - art, sein Zibethbeutel beym Hintern u. s. w.94 erweisen seine nahe Verwandschaft mit andern Viverris, und seine Unänlichkeit mit dem Bären. Es ist in Nordamerica zu Hause, und lebt vor - züglich von Hühnern und andern Vögeln und ihren Eyern.
6. Mellivora. der Honigsucher, Ratel. V. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo - mine nigro, unguibus longis, subtus ca - vis, fossoriis.
Sparrmann in d. Schweb. Abhandl. 1777. tab. IV. fig. III.
Dieses sonderbare Thier findet sich am Cap, und lebt vom Honig und Wachs der wilden Bie - nen, die in die Hölen der Stachelschweine, Erd - haasen, Caninchen, Schakale ꝛc. nisten. Bey Sonnenuntergang giebt der Honigsucher auf den Flug der heimeilenden Bienen acht, oder folgt auch wohl blos der Anweisung des Honig - kukuks. Er hat ein zottichtes Fell, und darun - ter eine ungemein starke Haut, die ganz locker und gleichsam wie ein Sack über das Fleisch des Thieres herum hängt, wodurch er denn sowol für den Bienenstichen als für den Bissen der Hunde gesichert ist.
7. †. Meles. Der Dachs. (Linne's ursus me - les) V. cauda concolore, abdomine nigro. *
Der Dachs findet sich in Europa und Asien bis gen China. Er lebt wie andre Viverrae von kleinen Thieren, von Wurzeln und Vogel - Eyern. Er baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Er verschläft den grösten Theil seines Lebens, und hält besonders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze95 in den Fettbeutel steckt. Es giebt zwey Spiel - arten von diesen Thieren: Hunds-Dachse nemlich, und Schweins Dachse.
Die grossen reissenden Thiere, die Men - schen anfallen; wozu wir aber nicht, wie Linne thut, auch den Maulwurf oder den unschuldigen Igel rechnen können.
24. ursvs. Dentes primores superiores alter - natim excavati, inferiores laterales lobati, lingua laevis, cauda abrupta.
1. †. Arctos. der Bär. U. fusco nigricans, collo brevi. *
Ein phlegmatisches, brummichtes, aber im Grunde gutmüthiges Geschöpf, was mehren - theils einsam in den grossen Wäldern, und in den Alpgegenden der nordlichen Erde lebt, und was sich nur im grösten Grimm, und wenn es aufs äusserste gebracht worden, am Menschen vergreift. In der Jugend nährt sich der Bär fast blos von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch; sein gröster Leckerbis - sen aber ist Honig. Zum Gefechte stellt er sich auf die Hinterfüsse, drückt und schlägt seinen Feind mit den Norderkatzen, und bedient sich des Gebisses seltner als andere reissende Thiere. Er hat ausnehmende Stärke und ist im Stande ganze Pferde fortzuschleppen und mit seinen scharfen Krallen das Fleisch bis auf die Knochen96 durchzuhauen. Junge Bären lassen sich leicht zähmen, und sind bis zur Zeit der Mannbarkeit ungemein possirliche Thiere. Den Winter brin - gen sie ohne Nahrung zu und dennoch kan die Mutter dabey ihre Junge säugen. *)p. berch westmanl. Björn-och wargfänge p. 13.Da ihr Gerippe, den Kopf und das Brustbein ins - genommen, viel änliches mit dem Menschli - chen hat, so lernen sie leicht aufreckt stehen und andre änliche Kunststücke machen, wozu sie be - sonders zu Smorgonie in Polen abgerichtet werden. So wie der Bärenfana im Robinson beschrieben wird**)robinson crvsoë, Vol. I. p. 275. sqq. , ist er noch jetzt in Crain Polen ꝛc. allgemein gebräuchlich. Man kennt verschiedene Spielarten unter den Bären; die grossen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbraunen Honigbären; die noch kleinern weiß - lichten Gilberbären.
2. Maritimus. der weisse Bär, Polarbär. U. albus, collo et rostro elongatis.
Der Polarbär ist allerdings eine eigne Gat - tung, die nicht mit der weissen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden darf. Er wird viel grösser, bey zwölf Fus lang, hat schlankere Glieder, weisses langzottichtes wei - ches Haar, hält sich in der nordlichsten Erde beim Treib-Eis und am Meerufer auf, schwimmt und taucht sehr geschickt, nährt sich von Fischen, Vögeln und deren Eyern, von tobten Seehun - den und Wallfischen, gräbt Leichen aus und geht Menschen an, wie Heemskerks Gefehrten a. 1596 auf Neu-Zembla u. a. erfahren haben.
9725. canis. Dentes incisores superiores inter - medii, inferiores omnes, lobati.
1. †. Familiaris. der Hund. C. cauda recur - vata; subinde digito spurio ad pedes po - sticos. *
Ein sehr vorzügliches Geschöpf, was daher der Mensch, besonders der Feinheit seiner Sinne und seiner ausnehmenden Gelehrigkeit wegen, vor allen andern Thieren in seinen nähern ge - selligen Umgang gezogen hat. Das scharfe Ge - hör und die Wachsamkeit des Hundes verschaf - fen seinem Herrn häusliche Sicherheit; so wie ihn sein äusserst feiner Geruch*)v. haller elem. physiol Tom. V. p. 56. 157. sq. , worin er so - viel wir wissen alle übrige Thiere bey weiten übertrifft, in Verbindung mit seiner Schnellig - keit und Stärke, zum bewachen der Heerden, vorzüglich aber zur Jagd am geschicktesten ma - chen. Hierzu kommt seine getreue Anhänglich - keit an seinen Herren, die Leichtigkeit womit er sich sogar auf ihren stummen Wink und Mienen verstehen lernt, und sich überhaupt zu den man - nichfaltigsten und kunstreichsten Handlungen (selbst, was schwerlich ein andres vernunftlo - ses Säugethier können wird – zum deutlichen nachsprechen**)L'anatomie de Heister par p. senac P. III. p. 392. vieler Worte) abrichten läst u. s. w. In vielen Gegenden der Nordlichen Erde braucht man die Hunde zum Zug in Schlit - ten, so wie in einen grossen Theil der Südli - chen zur allgemeinsten und vorzüglichsten Speise, da sie deshalb gemästet und theils dem schmack - hafftsten Schweinefleisch vorgezogen werden.
98Mehrere Gründe machen es uns jetzt wahr - scheinlich, daß diese Thiere wol in einen sehr gros - sen Theil der Erde ursprünglich zu Hause gehö - ren, da selbst in Süd-Amerika*)garcilasso d. l. vega origen d. l. Yncas p. 138. Der Lisab. Ausg. v. 1609. eine Raçe derselben schon vor Ankunft der Spanier einhei - misch gewesen zu seyn scheint. Und eben so vermuthen wir auch, daß es wol sicher mehr als eine ursprüngliche Stamm-Raçe von Hunden geben mag, da der Bullenbeiser, der Dachs - hund, das Windspiel ꝛc. einen so ausgezeich - neten und zu bestimmten Absichten und Ge - brauch abzweckenden Körperbau haben, daß wir sie eben so wenig für blos ausgeartete Schäfer - hunde oder Schakale, als für Wölfe (denen doch die in America verwilderten Europäischen Hunde vollkommen gleichen sollen**)Sr. walt. ralegh's hist. of the world T. I. p. 95., halten können. Doch läst sich jetzt wol schwerlich be - stimmen, was unter den nachstehenden Ver - schiedenheiten von Hunden ursprüngliche oder blos durch Ausartung entstande Raçen seyn mögen.
a) fricator. Der Mops. mit untersetztem kurzem Leibe, runden Kopf, ganz stum - pfer Schnauze, hängenden Ohren, und glattem Haar.
b) molossus, mastivus. der Bärenbeisser, Bullenbeisser, Dogue. gros, starklei - bicht, mit stumpfem Kopf, hängenden lap - pichten Oberlefzen, und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz.
Dahin gehört auch wol der Metzgerhund.
99c) fagax. der Jagdhund. mit langem dicken Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar ist bald schlicht, bald zotticht.
Die Bracke, der Hünerhund, und der Wachtelhund haben kürzere Ohren, auch einen kürzern Schwanz.
Die Corsicanerhunde sind schön getigert, haben aber übrigens die Bildung der glat - ten Hünerhunde.
d) aquaticus. der Budel, mit stumpfem Kopf, dickem Leibe, und wollichtem Haar.
e) domesticus, pastor fidelis. der Haushund, Schäferhund. mit aufrechten Ohren; der Schwanz ist auf der untern Seite lang behaart.
Hierzu rechnen wir auch den Sibirischen und Isländischen Hund, den Spitz ꝛc. Der Isländische scheint wenig vom gemeinen Spitz verschieden. Einer, den wir leben - dig haben, und der in Island geworfen wor - den, hat einen grössern Kopf, und keine so spitzige Schnauze, als der von Büffon ab - gebildete; er ist völlig schwarz, bis auf die Ohren, die am Rande mit weissem wollich - tem Haar eingefast sind.
Auch die auf den Inseln der Südsee einhei - mischen Hunde, die sich zwar durch einen grossen Kopf, kleine Augen, spitzige Oh - ren ꝛc. auszeichnen, scheinen doch zu dieser Raçe zu gehören.
f) meliteus. das Bologneserhündchen. von ungemein kleiner Statur, mit sehr lan - gen zottichten Haaren, zumal im Gesichte.
100g) vertagus. der Dachshund, Däckel. mit langer Schnauze, hangenden Ohren, lang - gestrecktem Körper, kurzen krummen Vor - derfüssen.
h) grajus. das Windspiel. mit langen zu - gespitztem Kopf, hängenden Ohren, dicker Brust, schlankem Leib und Füssen. Bald zotticht, bald schlicht.
i) Aegyptius. der Aegyptische Hund. änelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Körper ist schwarz und kahl, wie eine geräucherte Speckschwarte.
Diese verschiednen Hauptraçen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, son - dern auch mit verwandten Gattungen dieses Geschlechts, z. B. mit Füchsen, wovon sogar fruchtbare Bastarden erzeugt werden, derglei - chen wir selbst mehrere unter Augen haben.
2. †. Lupus. der Wolf. C. cauda incurvata. *
Der Wolf ist fast in der ganzen alten Welt zu Hau - se, doch ist er in einigen Ländern gänzlich ausge - rottet worden. So hat man seit 1680 keinen mehr in Schotland gespürt; früher schon waren sie in England vertilgt, und 1710 ist auch in Irland der letzte geschossen worden. Er hat einen schlep - penden doch dabey schnellen und nicht leicht zu er - müdenden Gang und grosse Stärke, zumal im Nacken. Die Wölfe stehen einander bey, und ge - hen gesellschafftlich ungleich grössre Thiere, wilde Schweine und Bären an. Aus Hunger fressen sie was ihnen vorkommt, sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währ - wölfen gegeben haben. Sonst fallen sie nur in101 der äusersten Noth Menschen an, und sind mit Feuer, was sie (wie alle animalia nocturna) scheuen, leicht abzuhalten. Die neugebohrnen, und die ganz alten Wölfe sind grau; auser - dem finden sich aber auch weisse und ganz schwarze Spielarten unter ihnen.
3. †. Vulpes. der Fuchs. C. cauda recta. *
Der Fuchs ist ein ungemein listiges, und wenn er noch klein ist, ein überaus possirliches gar leicht zu zähmendes Thier. Er baut unter der Erde, oder nimmt von einer Dachshöle Posseß, thut dem Wildpret und dem Hausgeflügel gros - sen Schaden, frißt aber auch Mäuse, Amphi - bien, Fische, Wespen u. a. Insecten, Honig, Getraide, und besonders überaus gern Weintrau - ben. Die beiden Hauptvarietäten dieser Thiere sind der gemeine Fuchs oder Birkfuchs mit der weissen – und der Roth. oder Brandfuchs (alopex) mit der schwarzen Schwanzspitze. Auch der Nordische weisse und blaue Fuchs, und der Creuzfuchs, deren Felle so hoch geschätzt wer - den, scheinen uns zu wenig eignes zu haben, um sie für besondre Gattungen anzusehn. Zu - dem wissen wir, daß man selbst in Deutschland, wie z. B. im Waldeckischen, schwarzbraune Creuz - füchse geschossen hat.
4. Aureus. Der Schnellwolf, Schakal, Thos. C. corpore fulvo, pedibus longioribus, caudae apice nigro.
güldenstaedt in Nov. Comm. Pe - trop. T. XX. Tab. II.
Dieses berufene Thier ist in aanz Orient und Nordafrica zu Hause, zieht des Nachts schaaren - weise umher; frißt Thiere, Lederwaaren ꝛc.102 gräbt Leichen aus, und soll auch lebendige Kin - der rauben. *)mich. casiri bibl. arab. Hispan. Escurial. T. I. p. 310.Manche Naturforscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Scha - kale gehalten: oft ist dieses Thier auch mit der Hyäne vermengt worden.
5. Hyaena. Das Grabthie, der Abend - wolf. C. villosus, nigricans, facie nigra, juba cervicis dorsique. *
Der Indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Die Hyäne bat einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart änelt. Ein äusserst boshaftes, unbändig zorniges Thier von fürchterlichem Ansehen, über wel - ches selbst der Löwe kaum Herr werden kan. Es baut unter die Erde oder nistet in Felsen - hölen und Klüfften, und wird vom gemeinen Volk in Aegypten gegessen. **)jo. vesling obs. anatom. c. 6.
26. felis. Ungues retractiles, caput rotun - dius, lingua aspera.
1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata floc - cosa, corpore fulvo. *
b. picart, Recueil de Lions. Amst. 1729. 4. transv.
Das majestätische Thier ist in den heissesten Zonen der alten Welt, vorzüglich in den Sand - wüsten des innern Africa zu Hause, und wird hingegen an den Küsten (so wie die Bären und Luchse in andern bewohnten Gegenden) nicht so häufig mehr gefunden. Sein ganzes Ansehn,103 sein donneränliches Brüllen, seine furchtbare Stärke und die Mäsigung und der edle Stolz, den er dem ohngeachtet in Vergleich mit den fol - genden blutdürstigen mörderischen Raubthie - ren bezeigt, haben ihm den Beynahmen des Kö - nigs der Thiere verschafft. Er nährt sich blos von seiner eignen Beute und zwar von grössern Säugethieren; fällt hingegen nur in der Noth - wehr oder aus äusserstem Hunger Menschen an, schont kleiner krafftloser Geschöpfe mit vieler Leut - seeligkeit; entsetzt und scheut sich aber vor den Bären*)strype's Surv. of Lond. & Westminster. Lond. 1720. fol. Tom. I. p. 118. sq.. Er verträgt auch unser Clima recht gut; läst sich ausnehmend zahm machen und selbst zum Zug und zur Jagd andrer Thiere ab - richten. Das Weibgen wirft 3 bis 4 Junge von denen aber meist nur eins erwachsen und die andern am Zahnen sterben sollen**)shaw's Travels p. 171. ed. 2..
2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda elon - gata, capite, corpore et cruribus nigro-vir - gatis. *
The Tiger, von G. Stubbs, in schwar - zer Kunst.
Der Tiger ist blos in Asien einheimisch. Ein prächtiges, überaus regelmässig schön gestreif - tes, aber fürchterliches Thier. Es wütet gegen seinen Gatten, und frißt im Hunger seine Junge; es fällt ohne Unterschied Menschen und Löwen und andre Säugethiere an, muß aber für dem Elephanten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edelmuth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß es durchaus nicht zu bändigen sey. Wir haben selbst einen grossen lebendigen Tiger104 gesehn, dem alle seine Wärter ohne Bedenken den Rachen aufreissen und mit ihm spielen konnten.
3. Leopardus. Der Leopard. F. cauda sub - elongata, maculis numerosis, minoribus, ob - tuse angulatis. *
Dieses Thier, was in seiner Bildung sehr viel Verwandschaft mit den folgenden Gattun - gen zeigt, ist in Africa zu Hause. Sein Fell ist über alle Beschreibung schön, hat einen gold - gelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken die aber dichter und regelmässiger als beym Pan - therthier, und meist drey bis vier nahe bey - sammen stehn. Der Leopard giebt dem Tiger an Stärke und Raubgierde wenig nach, doch geht er nicht so leicht Menschen an, ist auch eben sowol als der Tiger zu zähmen.
4. Pardus. Das Pantherthier, der Parder. F. cauda subelongata, maculis majoribus, irregularibus, passim confluentibus et an - nulatis. *
Ebenfalls ein afrikanisches Thier, was noch grösser wird als der Leopard, aber ihm und dem Tiger in der Lebensart gleicht. Das Fell des Pantherthiers ist bey weitem nicht so schön als des Leoparden seins; Die Flecken sind grös - ser, weniger regulär, hin und wieder wie zu - sammen geflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.
5. Onça. der Jaguar, amerikanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco-lute - scente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flavis. *
Die Onza ist für Südamerica das, was die drey vorigen Thiere in der alten Welt sind; in105 ihrer Gestalt und Oeconomie kommt sie ihnen sehr nahe, doch ist sie furchtsamer und flieht schon für mässig grossen Hunden.
6. concolor, der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fulvo.
Ein blutdürstiges Thier, das in Peru, Brasi - lien ꝛc. zu Hause ist und sich durch sein rothgelbes ungeflecktes Fell und kleinen Kopf auszeichnet.
7. †. Lynx. der Luchs. F. cauda abbreviata apice atro, auriculis apice barbatis, cor - pore maculato, plantis palmisque amplissimis.
Dieses Thier findet sich in grossen dichten Wäldern der nordlichen Erde; es verliert sich zwar immer mehr aus den bewohnten Gegen - den, doch hat man noch vor wenigen Jahren welche auf dem Thüringer Walde geschossen, und sie sind noch keine so unerhörte Seltenheit für Europa, als man neuerlich in Frankreich hat behaupten wollen. Der Luchs hält sich auf Bäumen auf, und stürzt sich auf vorbeygehende grössere Säugethiere herab. Er hat ein furcht - bares Gebiß und thut den Wildbahnen grössern Schaden als der Wolf.
8. †. Catus. Die Katze. F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus. *
Die Katze ist fast in der ganzen alten Welt zu Hause, aber erst von da durch die Spanier nach Amerika übergebracht worden*)GARCILASSO D. L. VEGA l. c. p. 246.. Die wilde ist grösser, als die zahme, von grauer Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fussohlen und nährt sich vom Raube des Federwildprets, der Hasen,106 und selbst junger Rehe. Die Hauskatze hat noch nicht die schlappen Ohren und den hängenden Schwanz vieler andern unterjochten Thiere, auch begattet sie sich nur äusserst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr schnell wieder wenn sie zufällig in Wildnis ge - rätht. Sie lebt zwar auch wie der Hund in Gesellschaft des Menschen; allein sie hat bey weitem nicht das aufrichtige treuherzige jenes Thiers: sie ist falsch, tückisch, näschig; und ihre hübsche Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre Schmeicheleyen sind das einzige, weswegen sie der Mensch zuweilen zu seinem Zeitvertreib und nähern Umgang erhebt. Doch hat man ein - zelne Beyspiele von Katzen, die mit aller Treue eines Hundes ihrem Herrn ergeben gewesen, nach seinem Tode die Leiche begleitet, und lange Zeit hindurch täglich sein. Grab besucht ha - ben*)rovx, Journ. de Medecine, Decembr. 1771.. Zu den Besonderheiten der Katzen ge - hört ihre stärkere Electricität, das leuchten ihrer Augen im finstern, ihre seltsame Gierde aufs marum verum, ihr schnurren, die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen für ihnen ꝛc. Auser den gemeinen Abänderungen in der Farbe, find die vorzüglichsten Spielarten dieses Thiers die Angorische Katze mit dem langen Seidenartigen Haar, die blaulichgraue Cartheuser-oder Cyper Katze; und die Spa - nische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise - shellcat); worunter es zwar häufig weibliche Katzen aber nie ein Kater von drey ganz ver - schiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb) geben soll.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
27. eqvvs. pedes ungula indivisa, cauda setosa.
1. †. Caballus. das Pferd. E. cauda undique setosa. *
Die grossen Vorzüge dieses edlen prächtigen Geschöpfs erhellen schon aus der auszeichnen - den Achtung womit es der Mensch zu allen Zei - ten angesehen und aus der Sorgfalt und Mühe die er auf seine Erziehung verwendet. Kein andres Thier ist so wie das Pferd vorzeiten zugleich mit seines Herrn Leiche verbrannt, und beider Asche zugleich zur Erde bestattet worden; kei - nes andern Thiers Abstammung wird so wie der arabischen Pferde ihre mit Documenten be - legt; keins ist so von den grösten Dichtern be - sungen, keins ein so allgemeiner Gegenstand für die bildenden Künste worden u. s. w. Keins hat aber auch seine Vorzüge so sehr dem Verlust seiner Freyheit und der erlittnen Unterjochung zu danken als eben das Pferd! denn ob es gleich keine ursprünglich wilden Pferde mehr giebt, so läst sich doch aus den verwilderten die man in den Polnischen Wäldern, in den Schottischen Hochländern, in der Tattarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hingebracht wor - den) u. s. w. findet, auf ihre natürliche Bildung schliessen, die aber mit der, die sie durch Cultur erhalten haben, einen sehr abfallenden Contrast108 macht; da diese verwilderten Pferde meist klein, struppicht, dickköpfig, häßlich und dabey ganz unbändig sind; und hingegen die zah - men Pferde Raçen sich durch so vielseitige Ta - lente auszeichnen. Die Araber z. B. (versteht sich von der edlen Raçe) durch ihre äuserste Leich - tigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spa - nischen (besonders die aus Andalusien), die Nea - politanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tartaren, Türken, in Italien u. anderwärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeich - nen. Vorzüglich ist das Andenken zweyer sol - cher Rennpferde, Namens Sterling und Childres verewigt worden, von welchen jenes beym er - sten Ansatz 82½ Fus in einer Sekunde zurücklegte, mithin schneller lief als der Sturmwind oder als ein Schiff mit vollem Winde; dieses aber zwar nur 46 F. und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und nie seines gleichen gehabt hat. Auser der man - nichfaltigen andern Nutzbarkeit der Pferde ist auch ihr Fleisch eßbar, und zwar schmackhafft; und ihre Milch sehr nahrhafft und schon wenn sie zusammen geronnen, folgends aber wenn sie abgezogen worden, wie Brantewein berau - schend*)Gottfr. Opitz Kalmuckische Gefangenschafft. S. 198..
2. †. Asinus. der Esel. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra. *
109Der Esel hat weder die schöne Taille noch das Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al - ten*)I. M. gesner de antiqua asinorum bonestate. Comm. Goett. T. II. und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be - gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter, ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter - worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Namens in den nordli - chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp - ten**)casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208. die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien und im Mayländischen, wo einer mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le - bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu - ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begat - ten, und geben zweyerley Bastarden, die von grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei - len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier Mulus (le Mulet. bvff. supplem. T. III. tab. 1.) wird vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen. Das andere ist der Maulesel Hin - nus (le Bardeau Buff. l. c. tab. 2.) der vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge - worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju -110 marn oder vorgeblichen Bastarden vom Pferd - und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus. *
The Sebra or wild Ass. von G. Stubbs, mit lebendigen Farben. 1771.
Das Zebra ist im südlichen Africa zu Hause, änelt in seiner Bildung dem Maulthier (mulus) und ist in Rücksicht der äuserst regelmässigen Streifen seines Fells eins der schönsten Säuge - thiere. Es lebt Heerdenweis ist ungemein schnell, aber wild und unbändig, und daher nur sehr selten und mit grosser Mühe zum Zug oder zum Reiten abzurichten.
Vor einigen Jahren hat sich ein weibliches Zebra in Lord Clives Menagerie in London nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männlichen Esel (den man wie ein Zebra mit Strei - fen bemalt hatte) bespringen lassen und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bil - dung völlig das Mittel zwischen seinen beiden Eltern hielt, und von grauer Grund-Farbe wie der Vater, aber schwarz gestreift wie die Mutter war.
Thiere mit gespaltnen Klauen.
28. camelvs. Cornua nulla. labium lepo - rinum. pedes subbisulci.
1. Dromedarius. das gemeine Kameel, (Büf - fons Dromedaire.) C. topho dorsi unico. *
111Die Klauen sind, zumal bey dieser und der folgenden Gattung nicht durchaus, sondern nur vorne gespalten. Allein die Beschaffenheit der Schaalen des Fusses selbst, und die ganze Oe - konomie dieser Thiere, rechtfertigen den Plaß, den wir ihnen unter andern bisulcis anweisen. Das Kameel findet sich noch hin und wieder in Asien, zumal in den Wüsteneyen zwischen China und Indien, wild, ist aber für den ganzen Ori - ent das wichtigste Hausthier. Es kan zehn und mehrere*)Fürer v. Haimensdorf versichert es sey im Stande zwanzig Centner zu tragen. Centner tragen, und in ei - nem sanften Trabe zwölf Meilen in einem Tage zurücklegen. Es kan lange hungern, und frißt wie der Esel unnützes Futter, nemlich dornich - tes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, für kein anderes Säugethier zur Nah - rung taugt, und nur dem Kameele, das des - halb mit hornichten Lippen und Zahnfleisch ver - sehen ist, geniesbar wird. Auch den Durst kan dieses Thier mehrere Tage lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf einmal, und be - hält gleichsam zum Vorrath eine Menge Wasser in besondern Zellen seines Magens. Es ist ein sanftmüthiges folgsames Thier, was doch zur Brunstzeit leicht wütend wird, und dann selbst seine Führer und Herren verkennt. Beide, so - wol diese, als die folgende Gattung haben eine grosse Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüssen, und zwey dergleichen an den Hinterfüssen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederle - gen; und die schon bey den ungebornen Kamee - len zu sehen sind, mithin nicht, wie berümte Männer geglaubt haben, erst in der Folge durch112 das Niederknien entstehen. Man distinguirt verschiedene Racen unter den Kameelen. Der Djämmel z. B. ist zum Lasttragen am dauer - haftesten: der Hadjin schöner von Körper und geschwinder im Laufen; auch in der Farbe va - riiren die Kameele; es giebt braune, weisse u. s. w.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Büffons Chameau.) C. tophis dorsi duobus. *
Diese Gattung hat mit der vorigen so viel Aenlichkeit in ihrer Bildung und Lebensart, daß sie von vielen Naturforschern für eine blosse Spielart von jener angegeben worden ist. Beide Thiere begatten sich auch mit einander. Doch findet sich das Kameel mit zwey Buckeln mehr im nördlichen Asien, bis gen China, meist wild, und wird nicht so häufig, wie die vorige Gat - tung, zum Lasttragen sondern ihres sanften und doch sehr schnellen Trabes und ihres natürlichen Sattels wegen, mehr zum reiten gebraucht.
3. Llacma. die Kameelziege, Guanaco C. dorso laevi, topho pectorali.
matthioli epist L. V. p. 212.
Beide, dieses und das folgende Thier, sind dem südlichen America, besonders dem gebür - gichten Peru eigen. Sie äneln den Kameelen der alten Welt in ihrer Lebensart, nur sind sie weit kleiner, und haben in der Bildung viel von der Ziege. Die Llacma hat ein schönes edles Ansehn, und war nebst dem ihm verwandten Pacos das einzige Geschöpf das die Amerika - ner schon vor Ankunft der Spanier als Haus - thier hielten. Noch jetzt lieben sie es aufs zärt - lichste, und mit ganz seltsamen Aeuserungen von Zuthuigkeit und Schmeicheley: sie putzen113 und küssen es, richten es beerdenweis aber mit grossen Feyerlichkeiten zum Last tragen ab u. s. w. Es trägt bey seiner mäsigen Grösse doch Lasten von anderthalb Centner, und wird unter andern auch vorzüglich und in ganzen Caravanen zum Transport der Silber-Barren aus den Berg - werken von Potosi gebraucht. Doch machts nur kurze Tagereisen von wenigen Meilen, und wenn es gewaltsam fortgetrieben oder überladen wird, so legt sichs auf der Stelle nieder und ist durch kein Mittel wieder zum Aufheben zu brin - gen, sondern muß geschlachtet werden, wehrt sich auch durch einen ätzenden Unrath den es auf die sich nähernden Personen ausspeyt*)garcil. de la vega l. c. p. 213. der Lisab. Ausg. v. 1609. und der eine Art Krätze auf der Haut verursa - chen soll**)alonso d'ovaglie del Regno di Cile p.54. der Römischen Ausg. p. 1646..
4. Vicuña. das Schaafcameel C. tophis nul - lis, corpore lanato.
Die Vicugna ist in ihrer Gestalt wenig von der Aacma unterschieden, nur kleiner. Sie taugt aber nicht so zum Lasttragen, läst sich auch überhaupt nicht zähmen, sondern wird ih - res rothbraunen Hares wegen, was die be kannte Vicuqna-Wolle giebt, in grossen Treib jagden Haufenweis gefangen. Auch der occi - dentalische Bezoar kommt von diesem Thier.
29. capra. Cornua cava rugosa scabra.
1. †. Ovis. das Schaaf. C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis. *
114Das Schaaf begattet sich sehr leicht mit der Ziege, und ist überhaupt in seiner ganzen Oekono - mie und Körperbau zu nahe mit ihr verwandt, als daß es in ein besonder Geschlecht von ihr ge - trennt zu werden verdiente. Es ist ein unge - mein furchtsames, dummes, und zugleich wehr - loses Thier, was sich seiner Freyheit von selb - sten begeben zu haben, und freywillig unter den Schuß des Menschen geflüchtet zu seyn scheint. Es ist vielleicht das einzige Thier in der Welt dem der Mensch ganz unentberlich worden ist, wie man schon daraus, daß es sich nirgend mehr wild findet und aus den fehlgeschlagenen Ver - suchen der wilden Schafzucht in Frankreich, schliesen kan. Hingegen findet es sich fast über der ganzen Erde als Hausthier und wenige die - ser Thiere sind auch dem Menschen auf so man - nichfaltige Weise, und so unmittelbar nutzbar als das Schaaf. Sein Fleisch, seine Milch, seine Wolle, sein Fell, sein Talg, seine Därme, seine Knochen, und selbst sein Mist werden zu vielfachen Zwecken verbraucht. Aber auch we - nige andere Thiere sind so vielen Krankheiten unterworfen und von so vielerley Ungeziefer ge - plagt als die Schaafe. Unter den verschiednen Raçen derselben sind vorzüglich die Spanischen aus Segovien, und die Englischen wegen ihrer ausnehmenden Wolle, die Isländischen und Haid Schnucken mit vier, sechs oder acht Hör - nern*)r. plott's Oxford-shire p.192. und die Arabischen mit dem grossen und fetten Schwanze, zu merken. Die auf den Carai - ben, auch die in Abessinien, Cafrerien ꝛc. haben statt der krausen Wolle schlechtes Ziegenhaar; und die letztern noch überdem lange herabhängende Ohren.
1153. †. Hircus. die Ziege. C. mento barbato, cornibus arcuatis, carinatis. *
Ausser einigen unbedeutenden Verschiedenhei - ten im Körperbau, distinguirt sich die Ziege vorzüg - lich durch ihr lebhafteres Naturell vom Schaaf. Sie ist ein muthwilliges muntres Thier, was leicht menschlicher Gesellschaft gewohnt, aber auch eben so leicht wieder in Wildnis ausartet. Sie hält sich gern in bergichten Gegenden auf, frißt dürres Moos, Laub und Rinde der Bäu - me, dornichtes Gesträuch ꝛc. auch den, dem Menschen und andern Thieren giftigen Schier - ling. Die Angorische Ziege hat einen kürzern Leib und längere Beine als die gemeine; und ihr langes Seiden, artiges Haar giebt das beste Kameelgarn, was dem von den Haaren des wahren Kameels bey weiten vorzuziehen ist.
3. †. Ibex. der Steinbock. C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis. *
Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei, mal seltne und wenig bekannte Thier, ist in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol, Savoyen und der Schweiz zu Hause. Es bewohnt blos die steilsten und für Menschen fast unzugänglichen Felsen, und kommt nur, wenn es auf der Flucht nicht weiter klettern kan, oder wenn es von Schneelauwinnen ergriffen wird, in die Thäler herab. Es wirb grösser als unsere Ziege, und wiegt im Alter wol einige Center; und doch kan dieses schwerleibige Thier mit einer unbe - schreiblichen Leichtigkeit jähe Felsenwände hinan - laufen, und über tiefe Abgründe von einer Klip - pe zur andern setzen. Besonders sind seine Klauen dazu sehr bequem eingerichtet, lang, scharfge - spalten, fest und spitzig. Das Gehörn eines116 bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund, und bat meist eben so viel knorrichte Rige aus jeder Seite. Die mehresten Naturforscher be - schreiben auch das Weibchen als gehörnt; das aber Herr von Haller, in der Nachricht, die er uns über seltene Schweizer-Thiere mitzuthei - len die Güte gehabt bat, ausdrücklich verneint. Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zähmen, und läst sich, wie man im Walliserlande versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen auf die Weide führen. Der, den wir lebendig gesehen haben, war im Grindelwalde gefangen, und selbst in der gan - zen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum - geführt worden. Er war überaus flink und mun - ter, aber doch ganz kirre, und gegen seinen Herrn sehr schmeichelnd.
Nach den Abbildungen zu urtheilen giebt es wol zwey verschiedne Varietäten von Stein - böcken, die doch beide in den Tyroler und Schwei - zer Alpen zu Hause seyn müsten; die eine mit glatten*)conr. gesneri, icones animal quadrupedum. p. 35. Stumpfens Schweitzer Chronik. Th. II. p. 287. „ Der Steinbock und die Ybschgeis des Steinbock. Wyblin oder Gespan “. hirschartigen Fell; die andre mit lan - gen zottigen Ziegenhaar**)Vorbildung aller ausländ. Thiere in des Pr. Eugens Menagerie. Augsp. 1743. fol. transv. tab. VI. J. El. Ridingers jagdbare Thiere Taf. XI. und dessen Entwurf einiger Thiere N. 71.. Wir haben nur den letztern gesehen.
4. Bezoartica. der Bezoarbock. C. mento bar - bato cornibus teretibus subarcuatis annu - latis, apice laevi.
117Auch dieses Thiers Geschichte hat noch viel dunkles. Es lebt Herdenweise auf den Bergen von Orient und Aegypten, kommt wenig zum Vorschein, ist doch aber auch, wenn es jung gefangen wir, leicht zu zähmen. Von ihm kommt der Orientalische Bezoarstein, der be - kanntlich ehedem in dem ungegründeten Rufe einer Panacee war.
29. * Antilope. Cornua cava, teretia, an - nulata, vel spiralia.
1. †. Rupicapra. die Gemse. A. cornibus ere - ctis uncinatis.
Die Gemse hat einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch wagt sie sich nie auf die äus - sersten Felsenspitzen, die dieser bewohnt, son - dern hält sich mehr in den mittlern Berggengen - den, und zwar theils auf kahlen Steinklippen, theils im Gehölze und Buschwerk auf. Die Gemsen, die blos auf den Klippen wohnen, sind kleiner und dunkler von Farbe, als die so auch ins Gebüsch gehen. Jene nent man in der Schweiz Gratthiere, diese Waldthiere. Beide Arten leben in Gesellschaft, sind furchtsamer im Klettern und Springen als der Steinbock, und stellen auf der Weide einen aus ihrem Mit - tel auf die Wache, der das Vorthier oder die Vorgeyß genannt wird, und der beym minde - sten Geräusch durch einen besondern Ton die Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet*)Faesi Erdbeschr. der Eidgenossenschafft. Th. I. S. 35.. Jung eingefangen lassen sich die Gemsen zäh - men, sogar daß sie mit den Haus-Ziegen auf die Weide gehn. Ihre Jagd und deren Ge - fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz118 nach der Natur beschrieben*)Zumal Num. 15. 18. 20. 22. 37. 49. 33. 55. 56. 59. 62. 66. 69. 71 ꝛc.. Von den un - verdaulichen Zasern der Bärwurz, Gemswurz, Allermansbarnisch u. a.m. bilden sich in dem Magen der Gemsen runde Kugeln (aegagropi - lae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laevibus approximatis.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Ori - entalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden. Die Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben, gleichen in der Grösse und Structur der Gem - sen ihren, nur sind sie anders gebogen.
30. bos. Cornua concava, lunata, laevia.
1. †. Taurus. der Ochse. Stier. B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, palearibus laxis. *
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen (Urus) ab der in Polen, Lithauen, Sibirien, und einzeln auch in Deutschland (wo er zu Cäsars Zeiten in Menge war) gefunden wird. Die zah - men Ochsen arten auch in Bildung und Grösse nicht so merklich als die übrigen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschie - denen Gegenden, ziemlich beständig. Sie ge - hören zu den allerwichtigsten Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Benutzung zugleich mannichfaltig und überaus beträchtlich und gros119 ist. Viele tausend Menschen, zumal in der Schweiz ꝛc. gemessen, den grösten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler grossen Provinzen hangt ledig - lich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Laft - tragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit der Stirne und Nacken ar - beitet. In dem Magen dieser Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern blos aus Haa - ren zusammengebacken find, die sie sich ab - geleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürchterliche Pestar - tige Krankheit, die theils im Blute, theils in den Lungen ihren Sitz hat, die zwar durch strenge Sperrung und sicherer noch durch Ein - pfropfung zu verhüten ist, aber wenn sie sich einmal geäussert hat, unheilbar scheint.
2. Bubalis. der Büffel. B. cornibus resu - pinatis intortis antice planis. *
Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu Hause; wird aber auch hin und wieder in Eu - ropa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungern, und auch selbst im Salzburgischen, gezogen und zum Zuge ge - braucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe - gen im Stande seyn würden; sie sind aber un - flätig, schwer zu bändigen ꝛc. und man muß ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie damit regieren. Sie sind, zu -120 mal in der Hitze sehr durstig, und wenn sie nicht mit sattsamen Wasser versorgt werden, gehen sie zuweilen durch, und springen mit samt dem Karrn, den sie ziehen in den nächsten Fluß. Sie haben ein schwarzes dünn behaartes Fell, das ausserordentlich stark und vorzüglich zu Schläu - chen tauglich ist. Ihr Fleisch ist schlechter, ihre Milch hingegen und die daraus gemachten Käse und Butter ungleich schmackhaffter als die vom gemeinen Hornvieh.
3. Bison. der Buckelochse, Wisent, Bisam - stier. B. cornibus divaricatis. juba longis - sima, dorso gibboso.
Dieses grosse und grimmige Thier findet sich im nordlichen Amerika, wo es Heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält blos seine ungeheure Brust - und Nacken-Mäne, die einen Bisamartigen Ge - ruch hat. Sein Fleisch ist schmackhaffter, als das vom gemeinen Ochsen.
4. Grunniens. der Ziegenochse. B. cornibus te - retibus, introrsum curvatis, vellere pro - pendente, cauda undique jubata.
nicol. witsen Noord-en Ost Tar - tarye. Vol. I. pag. 66. der zweyten Ausg.
Das kleinste Thier dieses Geschlechts, das sich auch ausserdem durch seine grunzende Stim - me, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschlichten Schwanz auszeichnet, der in Indien äusserst hochgeschätzt und aufs theuerste bezalt wird.
12131. giraffa. Cornua solida simplicissima.
1. Camelopardalis. Die Giraffe. C. cornibus brevibus, rectis, tuberculo frontali, iuba dorsali, humeris longissimis.
Cptn. carteret, in philos. Transact. Vol. LX. tab. 1.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses, ihres kurzen Körpers, des abhängigen Rückens, der langen Vorderfüsse, der kleinen Hörner, der Hals - und Rückenmäne, und wegen ihres röth - lichen, schön gefleckten Fells, ein überaus son - derbares Ansehn, und verdient allerdings daher in einem eignen Geschlechte von den Hirschgat - tungen abgesondert zu seyn. Sie findet sich blos im innern Africa, kommt äusserst selten nach Europa, und ihre Geschichte ist mit vielen Fabeln und widersprechenden Nachrichten ver - dunkelt. Sie soll die schönsten Bedeutungvoll - sten Augen von der Welt haben, im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen hinkenden sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schach - spiel entlehnt worden*)th. hyde, Shahiludium p. 103. sqq. ed. gr. sharpe.. Sie ist, wenn sie auf - reckt steht, nach Gillis Zeugniß, sechzehn Fuß bock, und nährt sich vom Land der Bäume, das sie mit ihrer zwey Fuß langen Zunge abreissen soll. Sie kaut wieder, und ist, ihrer Grösse ungeachtet, doch schwächlich, furchtsam und sehr leicht zu bändigen.
31. * Cervvs. Cornua solida multifida.
1. Alces. das Elendthier. Elch. C. cornibus planis acaulibns, palmatis.
122Das Elendthier lebt in der nördlichen Erde, erreicht beynah die Grösse vom Pferd, und kommt in seiner Lebensart mit dem Rennthier überein. Es ist eben so schnell, und soll in einem Tage funfzig Meilen zurück legen können. Es last sich zähmen und mit den Rennthieren auf die Weide treiben, bleibt aber doch auch alsdann, wie andre Gattungen dieses Geschlechts, zur Brunstzeit fürchterlich. Das Fleisch des Thiers ist schmackhafft, und sein Fell so fest, daß es Flintenkugeln widerstehen soll. Daß das Elend - thier oft von Epilepsie befallen werde, und sich dann mit seiner Hinterklaue am Kopf blutig kratze, und daß die Ringe und Halsbänder von Elendsklauen wirksame Mittel gegen vielerley Krankheiten wären, sind alles ungegründete Sagen.
2. †. Dama der Damhrisch, Tannhirsch. C. cornibus subramosis compressis, summitate palmata. *
Dieses Thier lebt Heerbenweise in den Wäl - dern des gemässigten Europa, und soll sich nach der Versicherung mancher Reisenden*)Gabr. Thomas Pensylvan. S. 12. auch in Nordamerika finden. Es ist kleiner als der ge - meine Hirsch, dem es aber in seiner Oekonomie gleicht, und variirt in der Farbe. Man hat braune, gefleckte, und auch ganz weisse Dam - hirsche. In der Wildnis find sie ziemlich muthige Thiere, die oft Tage lang wegen eines streiti - gen Weidplatzes oder die Männchen wegen ih - rer Gatten kämpfen. Allein in der Gefangen - schaft legt sich dieses Feuer, da sie zwangkirre und furchtsam werden.
1233. Tarandus. Das Rennthier. C. cornibus longis, simplicibus, teretibus, summitati - bus subpalmatis. *
Das Rennthier ist in der ganzen nordlichen Erde zu Hause, hält sich den Sommer durch im Gebürge und Wald, im Winter hingegen mehr in Ebnen auf; kan aber in wärmern Gegenden nicht ausdauern. Es giebt wenig Geschöpfe in der Natur, die so wie das Rennthier, fast alle Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen im Stande wären, und doch sind es blos die Lappländer, die die Vortheile dieser Thiere in ihrem ganzen Umfange zu benutzen verstehn. Sie nähren sich von ihrem Fleisch und Milch, kleiden sich in ihre Felle, und beziehn ihre Schlit - ten und Zelte damit; brauchen sie zum Lasitra - gen und zum Zug, verfertigen allerhand Ge - räthe aus ihren Hörnern, Nadeln aus ihren Knochen, Faden aus ihren Sehnen, und Beu - tel und Flaschen aus ihrer Harnblase. Die Rennthierbutter ist unschmackhaft, der Käse aber desto delikater. Das Rennthier ist bey allem dem überaus wohlfeil zu ernähren; es lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Rennthier-Moos, das es unter dem Schnee hervorscharrt.
4. †. Elaphus. Der Hirsch. C. cornibus ra - mosis totis, teretibus recurvatis apicibus multifidis. *
Ein überaus prächtiges schön gebautes schlan - kes Thier, was seiner vielfachen Nutzbarkeit we - gen sowohl, als wegen des Vergnügens was seine Jagd gewährt, allerdings unter die wichtigsten Thiere der gemäsigten nördlichen Himmelsstriche zu zälen ist. Der Hirsch schlägt sich im Frühjahr sein Geweihe ab, das sich nachher wieder reprodu -124 cirt, und meist schon im August wieder völlig hart, ausgewachsen, und noch grösser und viel - endiger, als das geworfene ist. Doch richtet sich die Zahl der Enden nicht genau nach dem Alter des Thiers. Im vierten Jahre ist es sechsen - digt, und nach dem achten Jahr ist die Anzahl der Enden unbestimmt. Die grösten Geweihe sind von 64 Enden. Denn was man vom er - staunlich hohen Alter der Hirsche sagt, ist Fa - bel; er wird ungefähr 30 Jahre oder etwas drüber alt. Seine Brunst fällt in den Septem - ber, und dauert wohl sechs Wochen lang. Das Männchen ist wühlend der Zeit wie ausser sich, ändert Farbe, Stimme ꝛc. reißt gierig durchs Gehölz, nimt sich kaum Zeit zum weiden, ruft laut, spürt seinen Weibgen mit vorhängendem Kopfe hitzig nach, und weis genau die Stel - len wieder zu finden, wo es in vorigen Jahren die Freuden der Liebe genossen hat. Treffen sich mehrere bey einer Geliebten, so entstehen blu - tige Gefechte, wobey sie zuweilen einander spiessen, oder sich so fest mit den Geweihen zusammen versperren, daß sie nicht wieder von einander können, sondern auf dem Wahlplatz verhungern müssen. Ueberhaupt kommen wenig andere Thiere dem Hirsch an Muth und edlen Anstand bey, den wir selbst an angeschoß - nen Hirschen, die sich demohngeachtet noch Stunden lang aufs herzhaffteste gegen die Hunde wehrten und bis ans den letzten Hauch ihr Leben und Freyheit zu vertheidigen suchten, bewun - dert haben. Und doch lassen sie sich zähmen, und wurden von spätern Römischen Kaisern, auch neuerlich von grossen Herren verschiedentlich zum Zug gebraucht.
1255. †. Capreolus. Das Reh. C. cornibus ra - mosis, teretibus, erectis, summitate bi - fida. *
Das Reh ist in Europa und Asien zu Hause, hat in der Bildung viel vom Hirsch, nur ist es kleiner, lebt doch eben so in Wäldern, zieht auch truppweise, ist eben so munter und flink, und last sich doch noch leichter zähmen. Der Rehbock wirft sein Geweihe, das oft ganz son - derbar und monstreus gebildet ist, nicht wie der Hirsch im Frühjahr, sondern im Herbst ab, und seine Brunst fällt in den December.
32. moschvs. Cornua nulla. Dentes lani - arii superiores solitarii exserti.
1. Moschiferus. Das Bisamthier. M. fol - liculo umbilicali.
Mém. concern. l'hist. des Chinois. p. I. mission. de Pe-kin. T. IV. tab. 6.
Das Bisamthier lebt einsam in den Schwarz - wäldern und bergichten Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Grösse eines Hünereys, worin sich, zumal in der Brunstzeit ein braunes schmierichtes Wesen, nemlich der Müsk sammlet, der ehedem mehr als jetzt zum Parfüm, aber wegen seiner un - gemeinen Heilkräfte desto häufiger als Arzney gebraucht wird.
2. Pygmaeus. Das kleine Guineische Reh - gen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, ungulis succenturiatis nullis. *
Seba, thes. I. tab. XLV. fig. I.
126Das kleinste Thier dieser Ordnung. Es ist in Ostindien und auf Guinea zu Hause, aber über, aus zärtlich, und kan daher sehr selten lebendig nach Europa gebracht werden. Bey der sehr gerin - gen Grösse hat es doch die schlankste schönste Taille von der Welt; die ganzen Beine des Thiergens sind kaum einen kleinen Finger lang, von der Dicke eines Pfeifenstiels, und werden mit Gold beschlagen, und zu Tabacksstopfern gebraucht.
33. SUS. Rostrum truncatum, prominens, mobile.
1. †. Scrofa. das Schwein. S. dorso setoso, cauda pilosa. *
Das wilde Schwein ist nur wenig vom zah - men verschieden. Es hat eine längere Schnauze, kürzere aufrechte Ohren, grössere Fangzähne, keinen Speck, und ist fast immer von schwarz, grauer Farbe. Es wird durch seine Fänge furcht - bar, womit es sich, wie man in der Barbarey zuweilen bemerkt hat, selbst gegen Löwen satt - sam vertheidigen kan: doch hat man auch Bey - spiele, daß sich Frischlinge haben kirre machen lassen und wenn sie schon erwachsen, ihren Herrn gefolgt sind. u. s w. Es sind wenige Thiere so all - gemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Schwein, und einige Völker ausgenommen, welche aus Religionsprincipien, die sich doch auf medicinische Ursachen gründen, kein Schwei - nefleisch essen dürfen, wird es seit den ältesten Zeiten, und fast unter allen Himmelsstrichen ver - speist, hat auch vor den übrigen den grossen Vorzug, daß es durchs Räuchern und Einsalzen sich so lange erhalten last. Das Schwein hat einen ungemein scharfen Geruch, ist aber übri -127 gens äusserst dumm, sehr unreinlich, und zu - mal in der Wahl seiner Nahrungsmittel nichts weniger als delicat. Gegen die Weise anderer Thiere soll hier das Männchen den Spröden machen, und sich erst nach langen zärtlichen Liebkosungen des Weidgens zum Liebesgeschäft willig finden lassen. Das Weibchen ist über - aus fruchtbar, und wirft unter allen Thieren mit gespaltenen Klauen die mehresten Jungen. In America, wohin die Schweine aus Europa über - gebracht worden, sind sie theils verwildert (Cochons marons); die Chinesischen (Cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausge - schweiften Rücken ohne Mähne; in Schweden und Ungern findet sich häufig eine Spielart von Schweinen mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war*)Hanows Seltenh. der Natur Th. III. Taf. 1. Fig. 1., so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Tajassu. das Nabelschwein, Bisam - schwein. S, cauda nulla, folliculo moschi - fero ad coccygem. *
tyson, in philos. Transact. N. 153. p. 359.
Dieses Thier findet sich in den wärmsten Ge - genden von Südamerika, wo es sich heerden - weise in den Gebürgen, und dichten Wäldern aufhält. Es ist viel reinlicher als unser Schwein, nährt sich aber auch wie dieses, von Wurzeln, kleinen Thieren, und besonders von Schlangen. Das Fleisch des Nabelschweins ist eßbar und schmackhaft, doch wird das Thier höchstens nur 60 Pfund schwer, und man muß ihm, so bald es gelobtet worden, den Rückenbeutel ausschnei - den, weil es sonst mit den heftigen Bisamge -128 ruch durchzogen wird, und dann nicht zu ge - niessen ist.
3. Babirussa.*)Baba heist auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirsch - eber. S. dentibus laniaribus superioribus maximis, arcuatis.
cosmas Indopleustes. in melchis. the venot Rec. de Voy. Vol. 1. p. 2.
Dieses Thier hält sich in den Moluckischen Inseln und hin und wieder in Afrika auf, und hat, wie schon sein Name anzeigt, in seiner Bildung einige Aenlichkeit vom Hirsch. Es lebt am Wasser, und kan sehr geschickt schwimmen und untertauchen. Es hält schwer, zu bestim - men, wozu dem Hirscheber die fast cirkelförmi - gen grossen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen? Etwa um Zweige von den Bäumen da - mit herabzuziehen, von deren Laub er sich nährt, oder auch, wie man vorgiebt, um sich damit an die Aeste halten, und ausruhen zu können?
Grosse, dem Ansehn nach plumpe Thiere mit dicken Füssen, und starkem, aber dünnbe - haartem Fell.
34. tapir. Habitus suillus, juba cervicalis, palmae ungulis IV. plantae ungulis III.
1291. Suillus. das Wasserschwein, Anta. T. auri - culis ovalibus, rostro spithamaeo retractili.
alamand (Zugabe zu Büffons N. G. T. XV.) tab. IX. X.
Der Tapir ist das gröste Landthier der neuen Welt, ohngefähr von der Statur eines mittel - mässigen Ochsen. Er ist fast in ganz Süd - amerika zu Hause, und macht füglich den Ueber - gang vom Schweinegeschlecht zu den Belluis. Der Kopf und die Schenkel sind wie beym Schwein; der Rüssel fast wie am Elephanten, nur weit kürzer und ohne die hakenförmige Spitze; und endlich hat das ganze Thier auch mit dem Nilpferd viel änliches. Der Tapir lebt in Gesellschaft, liegt am Tage in sumpfichten Wäldern verborgen, und geht nur des Nachts seinen Geschäften nach. Er geht gern ins Was - ser, schwimmt sehr gut, nährt sich von Zucker - rohr, und andern Vegetabilien, ist aber bey sei - ner beträchtlichen Grösse doch zärtlich und furcht - sam. Sein Rüssel ist ganz beweglich, wie beym Elephanten, und er weis sich desselben mit vielem Geschick zum aufheben, abreisten und anfassen zu bedienen.
35. elephas. proboscis longissima, prehen - silis. dentes laniarii superiores elongati.
1. Maximus. der Elephant. E. palmis plan - tisque pentadactylis. *
(fr. serao opuscoli di fisico argumento. Napol. 1766. 4. p. 1-62. tab. I.
Das erstaunenswürdige Geschöpf findet sich im mittlern Africa und im südlichen Asien, und ist das gröste von allen Landthieren. Ein er - wachsener Elephant ist wohl funfzehn Fus hoch,130 und ein ganz junger von vierzehn Jahren, den Peirese 1631 zu Aix wiegen lies, hielt fünfte - halbtausend Provenzer Pfund. Seine Haut ist harsch, voller Schrammen, aber stark, auf dem Rücken fast Daumens dick, und Hey alle dem selbst gegen Insectenstiche empfindlich. Gewöhnlich sind die Elephanten von grauer Farbe; die weissen oder vielmehr fleischfarbnen finden sich nur einzeln und äusserst selten. Die In - dianer glauben nach ihren Begriffen von Seelen - wanderung daß sie von ihren verstorbenen Könige - beseelt wären, pflegen sie daher aufs sorgfältigste, und man hat in Arakan, Pegu und Siam über den blosen Titel eines Königs vom weissen Ele - phanten blutige Kriege entstehen gesehen. Die Augen des Thiers sind klein, matt, aber sprechend; seine Ohren hingegen desto grösser, und bey drey Spannen lang. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemholen, zum äusserst feinsten Geruch, zum brüllen, zum Wasserschöpfen, sein Futter da - mit zu fassen, und ins Maul zu stecken, zum Gefechte, und zu tausend unbegreiflich künstli - chen Verrichtungen, statt der Hände dient, und ihm so unentbehrlich und an sich so äusserst em - pfindlich ist, daß sich wenigstens das schwerlich auf den Elephant deuten läßt, was beym Hiob vom Behemot gesagt wird, baß man ihm ei - nen Ring in die Nase legen könne u. s. w. Er kan den Rüssel drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu einer Elle wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kan der Elephant Knoten aufknüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stük - ten Geld mit einem mal aufheben, Schlüssel an Thüren aufdrehen, kleine Blümchen abreissen u. s. w. Wenn er durchs Wasser schwimmt,131 trägt er den Rüssel immer in der Höhe, und im Schlaf drückt er die Mündung desselben auf den Boden, damit ihm, wie schon Plinius rich - tig bemerkt hat, nicht Mäuse hinein kriechen können. Er hat starken Appetit, und man rech - net, daß ein Elephant täglich so viel frist, als dreissig Neger verzehren können. Seine Nah - rung ist blos vegetabilisch, und besteht aus Laub der Bäume, aus Reis und andern Gräsern. Er hält sich gern in sumpfichten Gegenden und am Wasser auf, und schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch die schnellsten Ströme, wie schon Hannibals Elephanten in der Rhone gezeigt haben. Die Fortpflanzung dieser Thiere ist noch der dunkelste Theil ihrer Geschichte. Mit dem Verlust der Freyheit entsagen sie allem Ge - nuß der Liebe; sie begatten sich blos in öden einsamen Wäldern, und da sie zur Brunstzeit fürchterlich wild werben, so ist die Gelegenheit eben so gefährlich als selten, ihre ehelichen Ge - schäfte beobachten zu können. Doch will man neuerlich gesehen haben, daß sie sich, gegen die Muthmassung der Alten, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Auch die zah - men Elephanten-Männchen werden doch all - jährlich um die Brunstzeit auf einige Zeit wild und unbändig, wobey ihnen ein brauner Saft aus einer besondern Oeffnung an den Schläfen herausdringt*)strabo L. XV. p. m. 475. J. Wolf. Haydt ostin - discher Schauplatz. p. 212. u. f. . Ohngefähr im dritten, vier - ten Jahre kommen die zwey grossen Eckzähne bey beiden Geschlechtern zum Ausbruch, die das Elfenbein geben, aber doch in ihrer Textur von den Zühnen anderer Thiere abwei - chen. Sie werden wol 7 bis 8 Fus lang und132 je älter desto stärker gebogen. Das Alter dieser Thiere ist nicht genau zu bestimmen; wahr - scheinlich erstreckt sichs über zweyhundert Jahre. Die Männchen sollen im 15ten Jahre mannbar werden und auch erst dann bey ihnen die Geilen aus dem Unterleibe in den Hodensack treten. *)Heinr. Rantzow des jüng. Reiseb. auf Jerus. S. 81.Man fängt die Elephanten auf verschiedne Weise. Theils in Gruben, meist aber in Treibjagden, auch durch zahme abgerichtete Weibgen, denen die wilden folgen, und so von ihnen in beson - ders dazu eingerichtete Ställe gelockt werden. Nach einer achttägigen Melancholie fangen sie an, ihres Schicksals zu gewöhnen, die Herr - schaft des Menschen zu erkennen, und sich all - mälig zur Abrichtung zu bequemen. Die ganz unbegreifliche Gelehrigkeit**)plin. VIII. 1. Elephas animal proximum est humanis sensibus. Die Malaier brauchen orang, das Stamm - wort zu orang-utang, gemeinschaftlich vom Menschen und Elephanten. eines Thieres von einer so ungeheuren plumpen Körpermasse, was noch dazu nicht in langen Generationen als Hausthier gezogen wird, sondern immer erst aus der Wildnis gefangen werden muß, recht - fertigt den Vorzug, den wir ihm beym Anfang seiner Geschichte zugestanden haben. Man hat dieses Talent des Elephanten zum Nutzen und zur Unterhaltung mannichfaltig zu benutzen ge - wust. Die müssigen Römer lehrten das schwer - leibige Thier auf dem Seile gehn, Worte schrei - den, sich krank stellen und sich so von vier an - dern in der Sänfte tragen lassen ꝛc. In alten Zei - ten bediente man sich der Elephanten häufig im Krieg; man setzte ihnen Thürme mit Mannschafft133 auf den Rücken, panzerte sie*)Pitture antiche d'Ercolano. T. II. tav. XLVI. und bewaffnete ihre Seiten mit Sensen. Die Erfindung des Schiespulvers hat sie aber zu diesem Gebrauche minder tauglich gemacht, da sie beym Feuer und Dampf doch leicht scheu werden ꝛc. Am häu - figsten nutzt man sie also jetzt zum Lasttragen, da sie zum mindsten zwanzig Centner zu tragen, und die grösten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande sind. Ihr Gang ist schnell, einem kurzen Galop gleich, und dabey so sicher, daß sie auf ungebanten Wegen doch nicht straucheln, und mit der grösten Vorsicht, den Menschen, die ihnen unversehens begegnen, ausweichen, oder sie behutsam bey Seite heben, und dann ihren Lauf fortsetzen. Ein anderer wichtiger Nutzen, den man vom Elephanten zieht, ist das Elfenbein, das man seit dem Trojanischen Kriege**)Von der Kunstgeschichte des Elfenbeins, zumal von dessen Bearbeitung bey den Alien s. Hrn Hofr. Heyne zwey Abhandlungen in den Nov. Com - ment. Goett. T. I. zu Kunstwerken aller Art verwandt har. Das Fleisch des Thiers soll schmackhaft seyn, und dem Rindfleische gleichen***)p. gillii descr. eleph. p. 511.. Sein getrockneter Mist wird auf Ceilan statt Kohlen gebrannt, und auch von Töpfern unter den Thon gemengt.
36. Rhinoceros. Cornu solidum, coni - cum, naso insidens.
1. Rugosus. Das Nashorn. R. ungulis tribus.
b. s. albini musculorum corp. hum. tab. IV. et VIII.
134Ein Blatt von I. E. Ridinger, 1748.
Das Nashorn hat einerley Vaterland mit dem Elephanten, änelt ihm auch in seiner Nahrung und Lebensart, ist aber ein unendlich dümmeres Geschöpf, was weder durch gelinde Behandlung, noch durch Zwang, zu irgend einer von den mannichfaltigen, eben so nutzbaren als künstli - chen Handlungen des Elephanten abgerichtet werden kan. Es ist ein ziemlich phlegmatisches Thier, was ungereizt nicht leicht Menschen an, fallen wird, aber in der Wuth, zumal wenns verwundet worden, fürchterlichen Gebrauch von seinem Hörne zu machen weis. Am Ende der Oberlippe hat das Nashorn einen spitzigen schna - belförmigen sehr beweglichen Haaken, dessen es sich zum Anfassen und Aufheben kleiner Dinge doch ganz geschickt bedient. Sein Fell ist ge - faltet, harsch, runzlicht, und das sonderbare Ansehen, das es dadurch erhält, ist in den Zeich - nungen der ältern Maler, selbst in Dürers seiner noch übertrieben, und das ganze Thier wie mit Schilden behängt, vorgestellt worden. Das Hörn sitzt bey ihm nicht wie andre Thier - hörner am Knochen fest, sondern ist blos mit der Haut verwachsen. Die Stimme des Thiers gleicht dem Grunzen eines Schweins. Daß es mit dem Elephanten im ewigen Streit lebe, ist ein irriges Vorgeben; es ist viel zu ohnmächtig dazu, und flieht vor ihm. Man hat auch Rhi - nocer mit zwey Hörnern, deren schon die Alten gedenken, und die sie auch auf Münzen*)Auf zwey Münzen von Domitianus, in klein Erzt, die auch Hr-Prof. Camper auf seinen noch nicht be - kanntgemachten Tafeln zur Gesch. des zweyhörnigen Rhinocers Tab. II. fig. IV. V. abgebildet hat. vor,135 gestellt haben. Sie sind aber übrigens wenig vom gemeinen Nashorn verschieden, und wol blos für eine Spielart von diesem anzusehn. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern nach der Stirne hinauf.
37. hippopotamvs. Dentes primores su - periores remoti, inferiores procumbentes; laniarii inferiores recurvati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd, Wasserschwein. H. pedibus tetradactylis.
allmand (Zugabe zu Büffons N. G. T. XV) tab. XIV.
Ein äusserst plumpes, misgestaltes Thier, mit einem unförmlich grossen Kopfe, ganz un - geheurem Rachen, dickem Leibe, kurzen Bei - nen ꝛc. Es lebt in Africa, zumal in Aegypten, hält sich besonders am Nil auf, dessen Symbol es auf alten Kunstwerken vorstellt, und macht, da es schnell und leicht schwimmt, die Fahrt auf diesem Flusse gefährlich; doch scheut es das Feuer, das deshalb zur Vorsicht auf den Schif - fen unterhalten wird. Ein erwachsenes Nilpferd wiegt drittehalb tausend Pfund, und hat bey - nahe die Grösse vom Rhinocer. Es macht sein Lager in dickem Schilf, nährt sich von Vegeta - bilien und Fischen, frist viel, und thut daher den Reisfeldern grossen Schaden. Das Fleisch des Thiers ist schmackhaft. Die spätern Römi - schen Kaiser haben oft Nilpferde zur Schau nach Rom kommen lassen, und wir haben numos seculares der Ottacilla Severa vor uns, worauf dieses Thier besser als von den mehresten neuen Künstlern abgebildet ist.
Die Säugethiere mit kurzen Schwimmfüs - sen. Sie zerfallen, nach der Bildung dieser Füsse und ihrem Aufenthalt wieder in zwey Fami - lien: a) mit deutlichen Zehen an den Füssen, die nur durch eine Schwimmhaut unter einan - der verbunden, und daher zum Rudern ges schickt sind: b) mit plumpen Füssen und un - deutlichen Zehen, deren Spur fast blos durch die Krallen sichtbar wird. Jene halten sich in süssen Wassern, diese in der See auf.
38. castor. Pedes tantum postici palmati.
1. †. Fiber. der Biber. C. cauda depressa, ova - ta, squamosa.
Der Biber lebt in der nördlichern Erde, am liebsten in einsamen Gegenden an Teichen und grössern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzney - kunst wegen einer schmierichten Substanz wich - tig, die sich bey beiden Geschlechtern in beson - dern Behältern unterm Schwänze findet, und die unter dem unschicklichen Namen Bibergeil, als eins der wirksamsten Heilmittel verbraucht wird. Was aber diese Thiere für die Natur - geschichte am merkwürdigsten macht, sind die erstaunlichen Kunsttriebe mit welchen sie, beson - ders da wo sie sich, wie in Canada u. a. stil - len nicht sehr volkreichen Gegenden, noch in137 grosser Menge beysammen finden, ihre berühm - ten Gebäude aufführen. Wenn nemlich eine neue Colonie von ihnen sich anbauen will, so ver - sammeln sie sich zu mehrern Hunderten am Ufer eines Flusses oder Sees; fällen Bäume, be - bauen sie zu Pfälen, rollen und flösen sie an Ort und Stelle, schleppen Erde zusammen, gra - den Canäle und Floßteiche zu Erleichterung des Transports, führen im Fall das Wasser zu seichte ist, vorher grosse fast unverwüstliche Dämme auf, und bauen dann erst ihre eigentlichen Wohnhütten dahinter, die nach der verschiedenen Anzal der Familien die sie beziehen sollen, auch von verschiedener Grösse, von vier bis zehn Fuß im Durchschnitt, meist drey Stockwerk hoch, und oben gewölbt sind, und vier bis zwölf und mehrern Bibern zum Aufenthalt dienen. Jedes Haus hat meist eine doppelte Oeffnung, von de - nen die eine ins Wasser, die andere ans Ufer führt. Die ganze Wohnung wird überaus rein - lich gehalten, der Boden der Wohnzimmer mit Laub oder Tangelreis bestreuet ꝛc. und die Bi - der entledigen sich sogar ihres Unraths nur ausser dem Hause. Das untre im Wasser befindliche Stockwerk des Gebäudes dient ihnen zum Maga - zin, das sie schon bey Gelegenheit ihres Baues mit den abgenagten Blättern und Rinden zu Wintervorrath füllen. Im Herbst und Winter halten sie sich häuslich, im Frühjahr hingegen verlassen sie ihre Wohnung ans einige Zeit und ziehen zu Holze um frische saftige Rinden und Knospen zu geniessen.
39. LVTRA. Plantis palmisque natatoriis.
1. †. Vulgaris. Die Fischotter. L. plantis nudis, cauda corpore dimidio breviore.
138Die Fischotter und der Biber haben einerley Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein, ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn, um Bäume fällen und benagen zu können. Die Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge - biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht. Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un - term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer, hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur ein kleines Luftloch oben über der Erde. So wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie jung gefangen worden zähmen und sogar zum Fischfang abrichten und benutzen.
2. Marina. Die Meerotter. L. plantis pi - losis, cauda corpore quadruplo breviore.
steller, nov. Comm. Petrop. T. II. tab. XXVI.
Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil sie sich auch zuweilen in der See finden last, doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien, besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell, was zumal von den Chinesen geschäzt und auf - gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de - nen von der folgenden Familie.
40. phoca. Pedes postici exporrecti, digiti coaliti.
1. Vitulina. Der Seehund, Robbe, das Seekalb. P. capite laevi, auriculis nullis, corpore griseo. *
B. S. ALBINI annot. academ. L. l. tab. VI.
Der Seehund ist in der ganzen nordlichen Erde zu Hause, hält sich im Sommer mehr auf dem Lande, im Winter in der See auf, und versteigt sich nur selten in die Mündung der Flüsse. Er lebt, wie andre Gattungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von Fi - schen und vorzüglich von Häringen. Er ist für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grön - länder und Esquimaux, ein äusserst wichtiges Geschöpf: sie nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehn ihre Sommer - hütten und Fischerbote damit ꝛc. Seine Jagd macht ihr vorzüglichstes Geschaffte und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus. In Europa werden unzälige See - hundfelle zu Cofferbeschlägen verbraucht.
2. Ursina. Der Seebär. P. capite auriculato.
stelleer am angef. Orte.
Der Seebär findet sich im Sommer Heerden - weise auf den Inseln des Anadirskischen Archi - pelagus, von denen er sich im Herbst wieder entfernt, und vermuthlich in südlichen Zonen überwintert. Er lebt in Polygamie, und jedes Männchen hält sich wol ein Serail von dreysig bis vierzig Weibgen, die es mit vieler Eifer - sucht bewacht, und grimmig gegen seine Rivale zu behaupten sucht. Die Männchen tyranni -140 siren gegen ihre Weibgen, zumal wenn diese in der Sorge für die Jungen etwas versehn ha - ben, und diese sollen sich mit thränenden Au - gen, zu den Füssen ihres Gatten, wieder in seine Gunst einzuschmeicheln suchen. Die alten kraft - losen Seebären entfernen sich aus der Gesell - schaft ihrer Brüder, von denen sie leine Hülfe zu erwarten haben, und bringen den Rest ihrer Tage ganz einsam am Ufer mit hungern und schlafen zu.
3. Leonina. der Seelöwe. P. capite mari antice cristato.
Ein grosses Thier, was wol 25 Fus lang wird, und wovon zumal das Männchen wegen der fleischichten Lappen im Gesicht ein sonder - bares Ansehn hat. In seiner Lebensart hat der Seelöwe viel vom Seebären, hält sich aber mehr in der südlichen Hemisphäre, sowol im stillen als atlantischen Ocean auf.
41. trichecvs. Pedes posteriores in pin - nam coadunati.
1. Rosmarus. Das Wallroß. Le Morse. T. dentibus laniariis superioribus exsertis lon - gioribus.
Das Wallroß lebt gesellschaftlich beym Treib - eis des Nordpols: oft finden sich hundert und mehrere beysammen. Sie nähren sich von See - tang und Schaalthieren, die sie mit ihren gros - sen Eckzähnen loskratzen. Wenn sie landen wol - len, hauen sie diese Zähne mit vorgestrecktem Kopfe ins Ufer, und schleppen den plumpen Körper allmählig nach.
2. Manatus. Die Seehkuh. T. dentibus la - niariis inclusis.
141Die Seekuh findet sich in den Meeren der wärmern Erde, und hält sich nur in kleinen Fa - willen, nicht in so grossen Schaaren wie die vorigen Gattungen zusammen. Sie hat die Grösse der vorigen beiden Thiere, ein vorzüg - lich schmackhaftes Fleisch*)rich. haklvyt Collection of Voyages Vol. III. p. 657., und mag wol das Thier seyn das ehedem zur Erdichtung von Syre - nen und Meerjungfern Anlaß gegeben. Die Lapi - des manati sind keine Gehörknochen dieses Thiers, sondern seine Pauke.
Die Gründe sind schon oben angegeben, warum die Thiere dieser Ordnung, ihrer gan - zen Oeconomie nach zu den Säugethieren, und bey weitem nicht zu den Fischen gerechnet wer - den müssen.
42. monodon. Dentes duo maxillae superio - ris longissimi, recti, spirales.
1. Narhwal. Das See-Einhorn. D. fistulis respiratoriis duabus, confluentibus.
rvysch, thes. anatom IX. tab. V. fig. 5.
Der Narhwal hat allerdings zwey lange pa - rallele Zähne, und sollte folglich nicht mono - don, munoceros oder Einhorn genannt wer - den. Er ist im nordlichen Ocean zu Hause;142 und zieht da mehrentheils vor den eigentlichen Wallfischen her. Wenn ihrer viele beysammen sind, versperren sie sich mit den Zähnen unter einander, und können dann leicht gefangen wer - den. Man verarbeitet die Zähne wie Elfenbein zu Kunstsachen, und die Grönländer brauchten sie ehedem in Ermangelung des Holzes zu Spar - ren unter ihre Hütten. Sie sind meist eben so lang, als der Körper des Thiers, und hal - ten wohl achtzehn Fus und drüber.
43. Balaena. Laminae corneae, loco den - tium superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch B. fistulis re - spiratoriis duabus, distinctis, dorso impinni.
P. P. v. S. seldsaame Wal-vis-vangst. Leid. 1684. mit sehr exacten Kupf.
Der Wallfisch, das gröste aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund am Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, besonders um Grönland und Spitzbergen herum, ausser - dem aber auch in südlichen Gegenden im Atlan - tischen Ocean, auch um China herum und im stillen Meere, wo ihn die alten Peruaner anbe - theten, zu Hause. Die heutiges Tages gefan - gen werden, sind selten über sechzig bis sieben - zig Schuh lang, in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig nachgestellt worden, hat man welche von 120 Fus und drüber gese - hen. Der ungeheure Kopf macht beynahe die Hälfte des ganzen Thiers aus. Sein Fell ist meist schwarz oder mit weiß verschiedentlich un - termengt, gemarmelt ꝛc. theils auch ganz weiß oder gelblicht, Daumens dick, hin und wieder dünn - behaart, und oft mit Pflanzen, Corallen und143 Muscheln besetzt. Das Weibgen hat zwey Brüste in den Welchen. Das wichtigste am Wallfisch sind die 700 Barden im Oberkiefer, die daß Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fus lang sind. Der Fischthran wird aus dem Speck des Thiers gezogen. Der beste ist der, welcher von selbst ausläuft; der nachher noch ausgekochte ist schlechter. Die beiden Knochen der Unterkinnlade, die allein ein halb Quarteel solches, reinen Thrans ent - halten, werden, wenn dieses ausgelaufen ist, in Grönland und Holland ꝛc. zu Thorwegen auf - gerichtet, auch wohl zu Bänken und Kirchstülen gebraucht ꝛc. Das Fleisch des Wallfisches ist eßbar, aber hart und thranicht; der Schwanz ist noch am schmackhaftesten. Aus ihm und aus den Finnen wird Leim gekocht, und die Sehnen brauchen die Grönländer statt Faden. Der beste Fang ist im May und Junius, wo die Wall - fische oft in solcher Menge beysammen sind, daß sie wegen der Fontainen, die sie aus ihren Nak - kenlöchern blasen, in der Ferne einer grossen Stadt mit rauchenden Schornsteinen äneln. In der Breite vom 77 bis 79 Grad kan man um die Zeit zuweilen auf viertehalbhundert Schiffe, von allerhand Nationen, jedes mit fünf bis sechs Schaluppen, zälen, die in einer Zeit von zwey Monaten leicht zwey tausend Wallfische fangen können.
2. Physalus. Der Finnfisch. B. pinna dorsali. P. P. v. S. im angeführten Buche.
Er ist eben so lang, aber schmaler als das vorige Thier, hat auch meist das gleiche Vater - land; und findet sich besonders häufig in der Südsee. Er schlägt auch heftiger mit dem Schwänze, und ist daher gefährlicher zu fangen. 144Sein Fleisch ist schmackhafter, als das vom Wallfisch, hingegen die Barden kürzer und kno - ticht, auch der Speck schlechter.
44. physeter. Dentes in maxilla inferiore.
1. Catodon. Der Wittfisch, Weißfisch. P. dorso impinni, fistulis duabus, coalescen - tibus, in rostro.
Hat den Namen von seiner Farbe; änelt in der Bildung dem Wallfisch, hat aber einen spitzi - gern Kopf; er wird nur 3 Klaffter lang, und giebt kaum vier Tonnen Thran. Am häufig - sten findet er sich in der Diskobay, und H. Cranz schreibt ihm auch Zähne im Oberkiefer zu.
2. Macrocephalus. Der Caschelott, Pottfisch. P. dorso impinni, fistulis duabus coalescen - tibus in fronte.
Er erreicht beynah die Grösse des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kan Klaf - terlange Hayfische verschlingen. Seine Schnauze ist sehr breit, und das ganze Thier von coni - scher Gestalt. Der Caschelott wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, was in Gestalt eines milchweissen Oels in be - sondern Canälen, die den Blutbehaltern im Kopfe anderer Thiere äneln, gefunden wird; und an der Luft zu einem halbdurchsichtigen Talk verhärtet.
45. Delphinus. Dentes in maxilla utraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. D. rostro obtuso.
(tyson's) Phocaena, Lond. 1680. 4, tab. I. fig. 1.
145Das Meerschwein wird zwey Klafter lang, hat ein eßbares Fleisch, und vielen Speck, der auch zu Thran gekocht wird. Es lebt in Ge - sellschaft und zieht sich zumal bey herannahendem Sturm nach den Schiffen.
2. Delphis. Der Delphin, Tümmler. D. ro - stro longo, acuto.
Der Delphin der Alten, der durch die Ge - schichte mit Arion, und wegen anderer vorgeb - lichen Proben seiner Menschenliebe, berümt worden ist. Er ist auf den alten Münzen von Gros-Griechenland sehr genau abgebildet, seine Lebensart ist wie der vorigen Gattung ihre.
3. Orca. der Nordcaper, Butzkopf. D. ro - stro sursum repando.
Er ist mehr im Nordlichen Weltmeer, doch auch im Mitländischen Meer zu Hause, wird zwanzig Fus lang, und lebt fast blos von Hä - ringen, die er durch einen Schwung mit dem Schwanze in einen Wirbel zusammen treibt, und Tonnenweise verschlingt.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig allgemeines von ihnen überhaupt sagen läst, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Schon bey den Vögeln, noch mehr aber bey den sol - genden Thierclassen ist der Fall anders. Bei - des, sowol ihre Gestalt als auch ihre Lebensart hat im ganzen genommen mehr einförmiges übereinstimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlech - ter und Gattungen schon weit kürzer fassen kan.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füsse, zwev Flügel, einen hornichten Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thie -147 ren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleich - sam ganz isolirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammenfliest, und die daher in der vermeinten Kette oder Leiter der natürlichen Körper (§. 7.) schwerlich unterzu - bringen ist.
Der ganze Körperbau der Vögel ist ih - rer Bestimmung zum Fluge angemessen. Ihr Rumpf ist verhältnismäsig klein, eyför - mig; das Brustbein änelt einer Pflug - schaar, und ist zu beiden Selten mit den gros - sen und starken Brustmuskeln belegt, wodurch denn die Brust die Gestalt eines Schiffkiels erhält und den Vogel zum stiegen oder in der Luft zu schwimmen geschickt macht. Das Rück - graat ist unbeweglich; der Hals aber dagegen desto gelenker, und dabey in Verhältnis ge - gen den übrigen Körper ungemein lang.
Auch der Kopf der Vögel ist bey den mei - sten verhältnismässig klein, daher er ebenfalls mittelst des spitzigen Schnabels die Luft leicht durchbohrt, und dadurch der Flug erleichtert wird. Ihre Gliedmassen sind überaus schlank, und fein gebaut, so daß sie nebst dem ausneh - mend geringen Gewicht des ganzen Körpers,148 der Lebensart dieser Thiere, und besonders ihrem Aufenthalt und ihrer freyen Bewegung in dem Elemente, wofür die mehresten be - stimmt sind, vollkommen entsprechen.
Einen vorzüglichen Antheil an der geschick - ten und leichten Bewegung dieser Thiere haben die Federn, womit die Vögel, so wie die mehresten Säugethiere mit Haaren, oder, wie die Asche mit Schuppen, bekleidet sind. Man unterscheidet an einer Feder den Kiel und die Fahne. Der Kiel ist mit dem untern, dik - kern und holen Ende, das die Spuhle genen - net wird, in der Haut befestigt; der obere dünne Theil ist dicht, und heist der Schaft (rachis.) Die Fahne besteht aus lauter paral - lel laufenden und schichtweise über einander liegenden Fasern, deren jede aber wiederum mit änlichen kleinern Zäsergen besetzt ist.
Die Federn sind in regelmässigen Reihen (in quincunce) in die Haut der Vögel verwach - sen; aber zu gewisser Jahreszeit, gewönlich im Herbste, mausern sich diese Thiere, d. h. es fallen ihnen die Federn von selbst aus, und werden dann (wie die Haare vieler Säuge - thiere) neue an ihre Statt reproducirt. Man -149 che, wie die Wachteln, die Schneehüner ꝛc. mausern sich gar zweymal im Jahr, im Frü - ling und Herbst. Dieses Wechseln der Fe - dern ist doch immer mit einer kleinen Unpäß - lichkeit verbunden; daher zumal ausländische Vögel in fremden Climaten leicht zur Mauser - zeit sterben, und die einheimischen Sangvögel wärend der Zeit übel aufgeräumt und stille sind. Die neuen Federn haben bey jungen Vögeln oft ganz andere Farbe als die ausge - fallnen; daher man bey Bestimmung der Gat - tungen auf das Alter dieser Thiere und auf die davon abhängende Verschiedenheit in der Farbe, Rücksicht nehmen muß. In der Kunst - sprache heist ein einjäriger Vogel, der sich nem - lich noch nie gemausert hat, avis hornotina; wenn er aber Federn gewechselt hat, avis adulta.
Die Federn variiren unendlich in der Grösse, Farbe u. s. w. Die stärksten sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heissen Schwung - federn (remiges), diese Schwanzfedern (rectrices). Die Schwungfedern sind von un - bestimmter Anzal, nach aussen und nach hin - len zu gerichtet, und bilden gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft he - ben und fliegen können. Einige wenige Vö - gel (aves impennes) wie die Pinguine ꝛc. ha - ben gar keine Schwungfedern, und sind daher150 zum Fluge ungeschickt. Der Schwanzfedern sind mehrentheils zwölfe: die Hüner ꝛc. haben achtzehn, die Spechte nur zehn u. s. w. Ei - nigen Vögeln, wie dem Casnar, den Tau - chergen ꝛc. fehlen sie gänzlich. Die ganz klei - nen weichen Federgen, die zwischen die übri - gen eingesprengt find, heissen Pflaumen (plumae).
Die Federn sind mit vielem Fett durch - zogen, wodurch sie leichter werden, und auch der Nasse desto besser widerstehen können. Die Vögel haben auch am Ende des Rük - kens besondere Fettdrüsen (uropygium, cris - sum), die aber leicht verstopft, und die Vö - gel dadurch mit einer Krankheit befallen wer - den, die die Darre heist, die zumal den Sangvögeln leicht tödtlich wird, die aber doch durch den innern Gebrauch von Eisen - rost und Safran, und am sichersten durch eine kleine Operation am leidenden Theil gehoben werden kan.
Die Farbe der Federn ist bey vielen Vögeln über alle Beschreibung schön. Sie werden durch die theils, so lebhaften hellen Farben, durch ihre mannichfaltigen Nüan -151 cen, durch has schillern von rothem oder grü - nem Golde u. s. w. über alle übrigen Thie - re erheben, unter denen nur etwa manche Insecten den Vögeln, ihrer körperlichen Schönheit wegen, an die Seite gesetzt wer - den dürfen. Die Raubvögel ausgenommen so sind fast bey allen übrigen die Männchen schöner befiedert als die Weibgen, und was wir oben von den organisirten Körpern über - haupt gesagt haben, daß ihre Farben in kal - ten Climaten blaß und matt, in heissen Ge - genden hingegen dunkler und höher sind, fin - det sich auch vorzüglich bey den Vögeln be - stätigt. Denn ob sich gleich auch hier zu Lande sehr schön gefärbte Vögel, wie die Grün - spechte, Goldamseln, Eisvögel, Dompfaf - fen, Stiglitzen ꝛc. und hingegen auch zwi - schen den Wendezirckeln genug unansehnlich gefärbte finden, so sind doch die bey weitem allerschönsten Vögel, die Pfauen, Colibri, Pa - pagayen ꝛc. so wie der Leopard und der Ze - bra, wie die schönsten Schmetterlinge und wie die schönsten Blumen, den heissen Zo - nen eigen.
Im innern Körperbau und in der Verrichtung der Eingeweide haben die Vö - gel viele Gleichheit mit der vorigen Classe der warmblütigen Thiere. Nur zeichnen sie152 sich, ausser einigen minder beträchtlichen Ver - schiedenheiten, durch besondre Luftbehälter aus, die in ihrem ganzen Körper zerstreut, und zum Fluge von äusserster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber blos mit dem Maule in Ver - bindung, und der Vogel kan sie nach Will - kühr mit Luft laden oder ausleeren, je nach - dem er seinen Körper leichter oder schwerer machen will. Zu diesen Luftbehältern ge - hören vorzüglich grosse lockre Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen in die Lungen voll tust gepumpt werden können. Ausserdem die - nen den Vögeln auch gewisse markleere hole Knochen, wie die Schulterknochen im Flü - gel, auch das Rückgrad, das Brustbein, und manchen auch die Hirnschale, zu glei - chen Zwecken. Und endlich find auch, nach unfern eignen Untersuchungen die ungeheu - ren Schnäbel der Pfefferfrasse, Nashorn - vögel, Papageyen ꝛc. die berümte Män - ner*)caietan. monti, in Comment. instit. Bonon. T. III. p. 298. sqq. mit Unrecht für Werkzeuge des Ge - ruchs gehalten haben, ebenfalls nichts an - ders als dergleichen Luftbehälter; und selbst die Federspulen stehen mit dem obgedach - ten lockern Zellgewebe in Verbindung, und153 können mittelst des weichen knorplichten Ka - nals, der in der Spule liegt (die Seele), gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Luftbehälter, und durch mannichfaltige andre Einrichtun - gen im Körperbau der Vögel, die wir oben angezeigt haben, werden diese Thiere zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwin - digkeit sowol als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Man hat die Schwal - ben, acht Tage, nachdem sie Frankreich ver - lassen hatten, am Senegal ankommen gese - hen; und ein Falke, der König Heinrich dem zweyten von Frankreich entflog, ward am folgenden Tag auf Malta wieder ein - gefangen; so wie ein andrer Falke in sechs - zehn Stunden von Andalusien nach der Insel Teneriffa über zweyhundert deutsche Meilen zu - rücklegte*)Von einer Taube die 5 deutsche Meilen in 4 Stunden 39 Min. zurückgelegt, s. Bresl. Samml. 1728. p. m. 1457. Von Schwalben s. ian. hvygh. v. linschoten Anm. zu seiner Uebers. des jos. de acosta p. m. 90.. Hingegen können verschiedene Vö - gel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre Aves impennes (§. 61.) gar nicht, an - dre aber doch nicht hoch oder nicht weit fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ih - rer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre in Wassern, sehr wenige blos auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und viele Ge - schöpfe in den beiden letztern Thier-Clas - sen,) unter der Erde. Die Bildung der Füsse ist auch bey den Vögeln, so wie bey den Säugethieren, ihrem verschiednen Auf - enthalt angemessen. Die mehresten ha - ben freye unverbundne Zehen (aves fissi - pedes) und zwar gewöhnlich ihrer viere, wo - von dreye noch vorn, und der vierte gleich - sam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hin - ten gekehrt (pedes scansorii); oder der Vo - gel kan willkürlich die eine Zehe bald vor - wärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus versa - tilis). Bey andern ist auch wol die mit - lere Zehe an die eine Seitenzehe angewach - sen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (pedes cursorii); oder alle vier Zehen sind, wie bey der Mauerschwalbe, nach vorn, und gar keine rückwärts gekehrt; oder die Hinterzehe ist, wie bey manchen Hünern, doppelt u. s. w. Bey denen Vö -155 geln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (pedes semi almati), oder aber bis vorn an die Spitze (pedes palmati) durch eine Schwimm - haut verbunden; bey andern sind die einzel - nen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen glatten, (pedes lobati) oder zackichten Rand (pedes pinnati) hat, wie mit Franzen eingefast.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar nur in so fern, daß sie nur wenige Meilen weit in die benachbarten Ge - genden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimat zurückkehren; andere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so daß sie grosse Wallfarten, weit übers. Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und einen gros - sen Theil des Jahrs in wärmern Zonen zubringen. Diese Thiere würden nemlich in den rauhen Wintermonaten; wo die ganze organisirte Natur ausgestorben zu seyn scheint, unter Hunger und Kälte erliegen müssen. Ihre Nester würden sie, zumal bey den ent - blätterten Bäumen nicht sattsam gegen die tödtlichen Folgen des Frostes schützen; die gefrornen Gewässer, die hart gefrorne Erde156 würde sie, zumal in den kurzen Tagen verhindern, ihrer Nahrung kümmerlich nachgehn zu können; und da ohnedem auch die Insecten sich im Winter verkriechen, und keine Beeren und Körner von Früchten in dieser Jahrszeit mehr zu sehen sind, so müsten unzälige Vögel ver - hungern, wenn sie nicht vom innern Instinct getrieben, noch vor Einbruch der strengen Kälte, unsere Gegenden verliessen, und bis zur Widerkehr der wärmern Tage, südliche Himmelsstriche besuchten. Da sie nemlich vorher paarweise im Gebüsch zerstreuet wa - ren, so werden sie nun mit einem mal unru - hig, fliegen hin und her, versammlen sich in Schaaren, und an frischen heitern Herbst - morgen verläst denn eine Gattung von Vö - geln derselben Gegend nach der andern ihr Va - terland, und emigrirt nach mildern Erdstri - chen. Der Zug geht in der strengsten Ord - nung vor sich. Er hat mehrentheils die Ge - stalt eines scharfen Winkels, und der Anfürer, der an der Spitze des Heers zuerst die Luft gegen Süden durchschneidet, und folglich am meisten arbeiten muß, wird von Zeit zu Zeit durch andere von seinem Posten abgelöst, und fliegt dann mit weniger Anstrengung einige Zeit in den letzten Gliedern. Zuwei - len läst sich der Zug unterweges an bestimm - ten Orten, in Feldern, im Wald ꝛc. auch auf den Inseln des Mitländischen Meeres157 und auf Schiffen, nieder, um Malzeit oder Rasttag zu halten; bis er denn endlich an dem Ort seiner Bestimmung, in Aegypten, auf Guinea, ꝛc. angelangt ist. So bald dieß geschehen, zerstreut sich die Gesellschaft bis aufs Wiedersehen zur Zeit der Rückkehr im nächsten Frühjahr: jeder Vogel geht seinem eigenen Beruf, seiner Nahrung nach, nistet aber nicht, begattet sich nicht, und be - trägt sich in allem wie ein Pilger und Gast, der in diese Gegenden zum Besuch und zur Retirade, aber nicht zum beständigen Auf - enthalt gekommen ist.
Zu Ende des Aprils, oder im Anfang des Mays, wenn die Schöpfung durch die Frühlings-Sonne vom neuen belebt zu wer - den anfängt, sieht man diese Emigranten wieder ihrem Vaterlande und ihrer Heimat zueilen; aber weder in so grossen noch in so regelmässigen Zügen, in welchen sie vor ei - nem halben Jahre abreisten. Sie fülen, daß die besten Tage im Jahr, die Tage da sie die Freuden der Liebe geniessen sollen, vor der Thüre sind; und von diesem Triebe beseelt, trennt sich allmälich ein Pärgen nach dem andern vom grossen Trupp, und fliegt mit verdoppelten Kräften zu seinem alten Busch, und zu seinem alten Neste, um nun158 vom neuen sein Haus zu bestellen und die schö - nen Frühlingstage zu den ehelichen Und ökono - mischen Geschäften zu benutzen. Man hat Störche und Schwalben vor ihrer Abreise be - zeichnet, und weis daher, daß jeder Vogel nach einer Abwesenheit von so vielen Mona - ten, in einer Entfernung von so vielen hun - dert Meilen, dennoch nicht nur seine Pro - vinz, sondern sein Dörfgen, sein Strohdach und seinen Schornstein wieder findet, an dem er in vorigen Zeiten seine Wohnung aufgeschla - gen hatte.
Die Nahrungsmittel der Vögel sind sehr verschieden. Die Raubvögel leben von allerhand Thieren; die Wasse Vögel meist von Wasserpflanzen oder von Fischen und deren Laich; manche von frischem Fleisch, an - dere von Aas; sehr viele blos von Insecten; die mehresten kleinen Vögel aber von Saamen und Kernen der Früchte, von junger Saat u. s. w. Die Vögel haben keine Zähne, son - dern müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen, die ihren Samen ganz einschluk - ken, gelangen diese doch nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im Kropfe, (ingluvies) d. i. in einem besondern Drüsen -159 reichen Behälter eingeweicht, und von da nur allmälig an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äusserst muskulös, und so stark ist daß er sogar nach Reaumurs merkwürdigen Versuchen verschluckte Hasel - nüsse und Oliven-Kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuren vermag. Sehr viele Vögel Verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen befördern. Ver - schiedne fleischfressende Vögel, wie die Eu - len, Gisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie ver - zehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich.
Der Harn wird in den Vögeln nicht, wie bey den Säugethieren, in einer beson - dern Blase gesammelt, sondern wie bey den kaltblütigen Thielen in den Mastdarm er - gossen, und von da zugleich mit dem übri - gen Unrath ausgeworfen.
Die Vögel haben wenig Waffen, da sie ihren mehresten Feinden durch den Flug160 zu entgehen wissen und überdem durch ihr Gefieder theils zum bewundern stark gepan - zert sind. Eine Flintenkugel prallt oft vom Condor und Schrot von den Pinguinen, oh - ne sie zu verletzen, ab. Doch dient bey vie - len der Schnabel, der nach der diversen Nahrung der Vögel auch verschieden gebaut ist, zum Angriff oder zur Vertheidigung. Er hat die mehreste Aehnlichkeit mit den Hörnern des Ziegen - und Ochsen-Geschlechts, und sitzt meist als eine hornichte Scheide über einem knochichten Fortsaß, der ihm zur Stütze dient. Bey den mehresten Wasser - vögeln ist er mit einer weichen Haut über - zogen. Ausserdem bedienen sich auch die Vö - gel, zumal die fleischfressenden, ihrer Kral - len zur Wehre. Manche haben noch über - dem einen oder mehrere Sporne hinten über dem Fuß, andre, wie der Casuar, Stacheln an den Flügeln ꝛc.
Die Sinne der Vögel sind von sehr un - gleicher Stärke. Ihr Geschmack scheint schwach zu seyn, hingegen bey einigen, wie bey den Raben ꝛc. der Geruch sehr schärf, und fast bey allen Gehör und Gesicht überaus fein. Eine Henne sieht einen Habicht in einer Ent - fernung, in welcher ihn kaum ein gutes Ferm - glas dem menschlichen Auge erkennen last: und161 eben so scharf ist auch das Gehör dieser Thiere, zumal der Raubvögel. Die innern Gehör - werkzeuge sind bey den Vögeln ganz anders, und weit einfacher als bey den Säugethieren gebildet, und der ganzen Classe fehlen auch die äussern Ohren; ein Mangel, der aber durch die äusserst regelmässige cirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federgen in der Gegend des Ohres sattsam ersetzt wird.
Die Vögel schlafen so daß sie sich mit der Schärfe des Brustbeins aufstemmen, und sich selbst auf den dünnsten Aesigen im Gleich - gewicht zu erhalten wissen. Die kleinen Vö - gel stecken meist im Schlaf den Kopf unter den einen Flügel. Das Gedächtnis der Vögel ist stark, wie man an den abgerichteten Sang - vögeln sieht; und die Lebhaftigkeit ihrer Phan - tasie wird durch die Heftigkeit ihrer Begat - tungstriebe, und durch ihre hitzigen Gefechte erweislich.
Die Stimme der Vögel ist überaus ver - schieden; aber so wie die Schönheit der Fe - dern beym männlichen Geschlecht weit vorzüg - licher als beym Weiblichen. Die Raubvögel, die Wasservögel, und die mehresten Hünerar -162 ten, geben zwar meist nur einen ziemlich ein - förmigen, nicht sehr angenehmen Laut von sich: desto mannichfaltiger und anmuthiger sind hin - gegen die Töne der kleinen Sangvögel, welche ausser dem Menschen, die einzigen Geschöpfe in der Natur sind, die singen können. Ge - sang ist die Stimme der Liebe; und die Vögel singen daher auch nie kräftiger und anhalten - der, als wenn sie im Frühjahr eine Gattin an sich zu locken suchen, oder ihren Verlust be - weinen, oder wenn sie in einsamen Käfigen ver - sperrt, den Mangel der Freyheit und des Ge - nusses ehlicher Freuden betrauren. Sie wett - eifern unter einander, und lassen sich durch lau - tes Reden, und durch jedes Geräusch, beson - ders aber durch Instrumental. Musik sehr wil - lig zum Schlagen ermuntern. Ausser den ob - gedachten Luftbehältern (§. 64.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihrer Luftröhre zu statten, die bey den Vögeln nicht blos so wie bey andern Thieren am obern Ende, nem - lich an der Zungenwurzel, sondern auch unten, wo sie sich in die Lungen vertheilt, noch mit ei - nem zweyten Kehlkopf, der doch eine andre Bildung hat als der obere, versehen ist. Es giebt zwar auch in den heissen Erdstrichen ei - nige anmuthige Sangvögel; aber die allervor - züglichsten und mehresten sind doch eben so wol das Vorrecht der külern Zonen, als es die prächtigst gefiederten Vögel für die heissesten163 sind (§. 63.). Die Papageyen, Raben, Staa - re, Dohmpfaffen ꝛc. hat man Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt; so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem - den Gesang annehmen, Lieder pfeiffen ler - nen, und sich sogar zum Accompagnement ab - richten lassen, so, daß man mit Dohmpfaffen schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit leichter als von andern Thieren Bastarden er - zielen kan. Der Trieb zum Paaren ist bey den Männchen so heftig, daß sie sich zuweilen in Ermangelung eines Weibgens wol an an - dern ihres eignen Geschlechts vergreifen. Manche, wie die Auerhäne, sind zur Brunst - zeit ganz sinnlos, und man weis, daß Ent - riche, denen man ihre Weibchen vorenthal - ten hatte, so wütend worden sind, daß ihr Biß, wie der von tollen Hunden, die Was - serschen hervorgebracht hat.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; manche wie die Sperlinge haben mehrere Paarungstermine den Sommer hin - durch; das Hausgeflügel ist aber an gar keine164 bestimte Zeit gebunden, sondern läst sich Jahr aus Jahr ein zu diesen Geschäfte willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber wie die Tauben für immer paar - weise zusammen: noch andre aber leben wie die Hüner in Polygamie.
Das befruchtete Weibgen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und ein Nest, zum Wochenbett für sich, und zur Wiege für die künstigen Jungen, zu bauen. Nur der Kukuk, und einige sehr grosse Vö - gel wie der Straus ꝛc. nisten gar nicht. Bey vielen Vögeln, wie bey den Hünerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey den übrigen aber, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumateri - alien herbey, und verpflegt sein Weibgen wä - rend ihrer Arbeit.
Die Auswal des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürf - nissen und ihrer ganzen Lebensart aufs ge - naueste angemessen. Die Raubvögel bauen ih - ren Horst entweder in die Gipfel hoher Bäume, oder auf Felsenspitzen, um freye Aussicht zu haben und wie von einer Warte auf den Raub165 lauren zu können. Die Wasservögel nisten auf Seeklippen, an Küsten und Ufern, ins Schilf, auf feuchten Wiesen ꝛc. kurz wo sie Fische, Wasserpflanzen ꝛc. vorfinden. Die Hünerar - ten, die Lerchen ꝛc. nisten des Getraides und andrer Sämereyen wegen, aufs Feld. Die kleinen Sangvögel, die von Insecten, Beeren und Saamen leben, ins Gebüsch. Die Spechte ꝛc. in hole Bäume: manche Penguine, Eis - Vögel ꝛc. gar unter die Erde oder ins Ufer u. s. w.
Eben so sorgfältig wählt ferner jede Gat - tung die Baumaterialien zu ihrem Neste. Die Vögel der heissen Zonen, oder die, so oh - nehin in schaurigen Orten nisten, nehmen zu ihrem Bau nur leichten Stoff, Baumreiser, zarte Wurzeln, Stroh, Schilf, Heu, dür - res Laub, Birkenbast, Spinneweben, Hanf, Fischgräten, Leimen, u. s. w. Da hinge - gen andere, um ihre Jungen für Frost zu schützen, und sich selbst das Bebrüten zu er - leichtern, Wolle, Moos, Distelflocken, Haare, Federn u. a. dergleichen wärmende Materia - lien zu ihren Nestern verwenden. Die mei - sten Vögel füttern ihr Nest inwendig noch be - sonders mit einer Lage von ganz weichen Flau - men, Wolle ꝛc. zur Bequemlichkeit und Wär - me aus.
Wenn sattsame Materialien aus einen Hau - sen zusammen gebracht worden, so setzt sich die Mutter darauf nieder, dreht Kopf und Füsse nach allen Seilen hin und her, mißt den Raum für sich und ihre künftige Familie, webt und flicht sodann alles durch einander, und giebt ihrem Neste die Gestalt, die ihrer Lebensart und den Bedürfnissen der Jungen aufs ge - naueste entspricht. Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vö - gel, wie die Schnepfen, Trappen, Kybitze ꝛc. machen sich blos ein dürres Lager von Reis - holz und Strohhalmen auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Do - len, Widehopfe Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zu - mal unter den Hünern. Tauben, und Sangvö - geln geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbku - gel oder einer Schüssel: andere wie die Elstern und Wasseramseln, eine fast kuglichte Form; noch andere, wie die Schwanzmeise und der Pen - dulin, die Figur eines Beutels; der Jupu - juba u. a. Vögel aus dem Oriolus Geschlechte, die von einem langen Beutel u. s. w.
Wenn endlich das Geschaffte des Nester - baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre167 Eyer hinein; deren Anzal aber bey den ver - schiedenen Gattungen der Vögel gar sehr va - riirt. Sehr viele Wasservögel legen jedesmal nur ein einziges Ey; die Tauchergen und meh - resten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünfe; die Schwal - ben sechs bis acht; die Rebhüner und Wach - teln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach weg - nimmt, bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorhergegan - gene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (ova zephyria, hypenemia) heissen.
Die Gestalt der Eyer variirt bey einer und eben derselben Gattung von Vögeln, und ist bald kuglichter, bald länglichter; eine Ver - schiedenheit, die aber lediglich von der Bil - dung der Geburtsglieder bey der Mutter ab - hängt, und gar keine Beziehung auf das da - rin enthaltene Thier hat. Diejenige Stelle des Dotters, an welcher seitwärts der Keim des künftigen Hünchens eingewickelt liegt, ist leichter, als die entgegengesetzte Seite. Man mag daher das bebrütete Ey an einer jeden willkürlichen Stelle von der Seite öffnen, so wird sich doch immer der Embryo des Hünchens auf der Oberfläche zeigen; und es ist eine ver -168 gebne Sorge der Hausmütter, wenn sie den Brüthennen die Eyer von Zeit zu Zeit um - wenden, damit alle Seiten gleich stark durch - wärmt werden möchten, indem auch ohne diese Vorsicht von selbst schon das kleine Hünchen beständig nach dem Bauche der brütenden Mut - ter zugekehrt ist.
Die Entwickelung und Ausbildung des jun - gen Thiers, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewürkt werden. Nur der Kukuk brütet nie seine Eyer selbst aus, sondern überläst es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Auch der Straus, der seine Eyer in den Sand scharrt, bebrütet sie höchstens nur des Nachts in kältern Stun - den. Hingegen weis man, daß selbst Capau - nen, und Hunde, und sogar Menschen Vo - geleyer ausgebrütet haben*)plin. L. X. c. 55. Livia Augusta, prima sua juventa Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere viri - lem sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari au - gurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo. ne intermitte - retur repor ꝛc. . Auch blos durch künstliche Wärme, durch erhitzten Mist**)aristot. hist. animal. L. VI. c. 2. L'art de faire éclore des oisenux domestiques p. Mr. de reavmvr. Par. 1751. 3 Vol. ,169 und in Brütöfen, kan man leicht Hünchen aus - kriechen lassen. Dies geht zumal in wärmern Gegenden so gut von statten, daß man die Anzal der Hüner, die auf diese Weise järlich in den Aegyptischen Oefen*)Ornithotrophie artificiele. Par. 1780. 12. Pl. 1. ausgebrütet wer - den, auf 92,000,000 rechnet. Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey denen, die sich paarweise zusam - menhalten, wie bey den Tauben, Schwalben, Rothschwänzen ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Des Nachts nemlich brüten mehrentheils die beiden Gat - ten zugleich; früh, Nachmittags und Abends das Weibgen alleine, und um Mittag herum das Männchen. Die Häne unter den Canari - envögeln, Hänflingen, Stiglitzen ꝛc. überlas - sen zwar das Brüten blos ihren Weibgen, ver - sorgen sie doch aber wärend der Zeit mit Fut - ter und ätzen sie theils aus dem Kröpfe.
Wärend des Brütens gehet nun im Eye selbst die grosse Veränderung vor, daß das Küchelgen darin allmälig gebildet und von Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird. Im Hüner Ey z. B. läst sich in den ersten 12 Stun - den des Bebrütens nicht einmal eine dunkle und erst zu Ende des zweyten Tags eine deutliche Spur des neuen Küchelgens erkennen. Es170 zeigt sich dann der erste Anfang des künftigen Herzens, das sogenannte punctum saliens. Am fünften Tage kommen die Lungen zum Bor - schein, und schon zu Ende des gleichen Tages ha - ben wir auch das ganze kleine gallertige Geschöpf sich bewegen gesehen. Am vierzehnten Tage brechen die Federn aus, und zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hünchen schon nach Luft, und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Jede Gattung Vögel hat ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber nach Verschiedenheit des Clima und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelgen gewön - lich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum auskriechen reif; es durchbricht die Schaale am stumpfen Ende des Eyes, und verläst nun seine Hülse, in welcher es die drey Wochen über vom Dotter, und theils auch vom Eyweis ernärt worden.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monoga - mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt - lichkeit gefüttert, und zumal bey den Sangvö -171 geln aus dem Kröpfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt Zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältnis ih - rer körperlichen Grösse, und im Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weis, daß selbst in der Gefangenschaft, Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können. Da ihr Aufent - halt ungleich ausgedehnter als der Säugethiere ihrer ist, sie auch nach Verhältnis weit weniger zu ihrem Unterhalt bedürfen, so begreift sich von selbst, warum sie länger leben dürfen, den folgen - den Generationen nicht so bald Platz machen müssen u. s. w.
Die Vögel sind für die ganze Haushaltung der Natur ungemein wichtige Geschöpfe, ob - gleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht nicht so mannichfaltig ist, als der Gäugethiere ihre. Fürs erste ist es gewiß keiner ihrer geringsten Vorzüge, daß sie unter allen andern Thieren am allermeisten Leben und Munterkeit in die ganze Schö - pfung verbreiten! Ferner vertilgen sie unzä - lige Insecten, und die gänzliche Ausrottung172 mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers, und ähnliche nachtheilige Folgen nach sich gezogen. Andre verzehren grössere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser, und beugen dadurch sowol dem Miswachs als der Insection der Luft vor. Eben so haben unzälige Vögel die grosse Bestimmung, so mancherley Unkraut auszurotten, und seinen Wucher zu verhin - dern. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere sowol, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weis man z. B. daß die wilden Gänse bey ihren Zügen fruchtbare Fischeyer in entfernte Teiche über tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Saamen-Körner die sie nachher wieder ganz von sich geben und da - durch den Anflug mancher Pflanzen an Orten, wo sie sonst schwerlich hervorgekommen seyn würden, bewirken. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten, daß nachher die heilsamen Gewächse, Löffelkraut ꝛc. da fortkommen können. Die Falken und ver - schiedne Wasservögel lassen sich zur Jagd an - drer Thiere abrichten; der Honigkukuk wird dadurch, daß er die wilden Bienennester ver - rätht, nutzbar. Sehr viele Vögel, ihre Ey -173 er, ihr Fett, und die Tunkinsnester, dienen zur Speise. Die Federn zum Füllen der Bet - ten, zum schreiben, zum verkielen musika - licher Instrumente, zu Muffen, und vorzüg - lich zu mancherley Putz, weswegen sie bey vie - len wilden Völkern, zumal in Amerika und auf den Inseln der Südsee, einen der wichtigsten Handelsartickel ausmachen. Für die Arzney ist hingegen kein beträchtlicher Nutze aus die - ser Classe von Thieren zu ziehen.
Der Schade, den die Vögel anstiften, läst sich fast gänzlich auf die Vertilgung nuß - barer Thiere und Gewächse zurückbringen. Der Cuntur, der Lämmergeyer u. a. Raubvö - gel tödten Gemsen, Rehe, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Laich; so wie die Fal - ken, Habichte, Sperber, Neuntödter, Ael - stern ꝛc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben, den Obstbäu - men u. s. w. Und endlich werden freylich nicht blos brauchbare Gewächse, sondern auch eben sowol wucherndes Unkraut, durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig als in der vorigen.
Die Classification der Vögel ist weniger Schwierigkeiten unterworfen, als der Säuge - thiere ihre. Ihre Bildung ist, im Ganzen genommen, nicht so mannichfaltig, sondern einfacher: und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füsse, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, bestimmen schon an sich so viel vom ganzen Ha - bitus der Vögel, daß man, dem natürlichen System unbeschadet, schon davon die Charak - tere der Ordnungen und Geschlechter entlehnen kan. Die mehresten Ornithologen haben da - her auch ihre Classification auf die Verschieben - hell des einen oder des andern von den genann - ten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Be - deckung der Füsse, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linne nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bil - dung mehrerer Theile zugleich, und so ziem - lich auf den ganzen Habitus, Rücksicht: nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papagey, Colibrit und Krähe bey ihm eine Ordnung verbunden, hingegen der Dudu und Casuar in zwey Ordnungen von ein - ander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zugelassen werden durften.
Wir haben also auch hier, wie bey den Säugethieren in vielen von dem Linneischen System abweichen müssen und füglicher die ganze Classe in folgende neun Ordnungen ab - zutheilen gesucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel mit krummen starken Schnäbeln, kurzen starken knor - richten Füssen, und grossen, gebogenen, scharfen Klauen. Geyer, Adler, Fal - ken, Eulen, Neuntödter ꝛc.
II. Levirostres. Vögel der heissesten Erd - striche, mit kurzen Füssen, und unge - heuren grossen, aber holen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papagayen, Pfeffervögel, Nashornvögel.
III. Pici. Vögel mit kurzen Füssen, mittel - mässig langen, schmalen aber doch star - ken Schnäbeln, und mehrentheils fa - denförmiger Zunge. Wendehals, Spech - te, Baumkletten, Colibritgen ꝛc.
IV. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - füssen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezänelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häckgen endigt.
V. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füs - sen, langem walzenförmigem Schnabel,176 und meist langem Hals. Reiher, Stör - che, Schnepfen, Wasserhüner ꝛc.
VI. Struthiones. Die grossen zum Flug un - geschickten Vögel. Der Straus, Ca - suar und Dudu.
VII. Gallinae. Vögel mit kurzen Füssen, oben etwas erhabnem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischichten Haut bewachsen ist. Der Trappe, Pfau, Trut - han, Haushahn, Auerhahn, die Wach - tel ꝛc. Auch den Tauben haben wir in dieser Ordnung ihren Platz angewiesen, da sie bey weitem mehr mit den Hünern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
VIII. Coraces. Vögel mit kurzen Füssen, mittelmässig langem, und ziemlich star - ken oben erhabnem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc. Die Golddrossel macht von diesen den schicklichsten Uebergang zur lezten Ordnung:
IX. Passeres. Die Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füsse, und einen kegelförmigen zugespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.
Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer flei - schichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le - bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or - ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf - tes Fleisch.
1. vultvr. Geyer. Rostrum rectum, api - ce aduncum. plerisque caput et collum im - penne. Lingua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Condor, Greif - geyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht - zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung - federn am Kiel von der Dicke eines Daumen sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli - chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge - thiere, und im Nothfall von den todten Fi - schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll178 ein ganzes Kalb, und ihrer zwey eine Kuh, auf eine Mahlzeit verzehren können. Auch haben einzelne Cunture, Knaben von zehn bis zwölf Jahren angefallen und getödtet*)garcilasso de la vega 1. c. p.217. b. .
2. †. Barbatus. Der Lämmergeyer, Bart - geyer, Goldgeyer. V. albidus, dorso fusco, rostro incarnato barbato, cera coerulea, capite linea nigra cincto.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. XII.
Der Lämmergeyer ist der gröste Europäische Vogel, der sich vorzüglich durch seinen starkhaa - richten Bart, und durch den befederten Kopf, von andern Geyern auszeichnet. Er ist in den Tyroler - und Schweizer Alpen, besonders in den leztern, zu Hause, lebt meist vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst gefärlich. Er soll zuweilen kleine Kinder fortgetragen haben, und man hat sogar Beyspiele, daß er erwachsene Personen angefallen, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner haben erwehren können.
3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris margine exteriore, praeter exti - mas, canis.
bellon hist. des oiseaux, p. III.
Dieser Vogel ist schon im südlichen Europa, mehr aber in Palästina, Arabien und Aegyp - ten zu Hause. Er lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden ein äusserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So verzehrt er im gelob, ten Lande unzälige Feldmäuse, und in Aegyp, ten die vielen Amphibien und Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils das Land dek -179 ken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel, so wie ei - nige andere ihnen vorzüglich nuzbare Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebensstrafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen u. s. w. vorgestellt.
2. falco. Rostrum aduncum, basi cera in - structum. caput pennis tectum. lingua bifida.
Die Thiere dieses Geschlechts leben blos vom Raube frischer oder kürzlich getödteter Thiere, und fressen blos im Hunger, den sie doch lange erdulden können, faulendes Aas. Sie fliegen überaus hoch, ihr Gesicht ist unbegreiflich scharf, und auf ihre Beute schiessen sie mit der Geschwindigkeit eines abgedruckten Pfeils herab. Die Begattungszeit ausgenommen leben sie zerstreut, einsam, und jedes geht seinen Geschäften allein für sich nach.
1. †. Chrysaëtos, der Goldadler, Steinadler. (le grand Aigle, Buff.) F. cera lutea, pedi - busque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo-undulata. *
Der Steinadler der wegen seines edlen Anse - hens, wegen seines hohen Flugs u. s. w. den Namen des Königs der Vögel erhalten bat, ist im gebirgichten Europa zu Hause, lebt vom Raube kleiner Säugethiere und Vögel, fällt aber auch wohl grosse Hirsche ꝛc. an, und ver - steht ihrer Herr zu werden. Er hat eine starke fürchterliche Stimme, und nistet auf hohen Fel - senspitzen. Seine Jungen versorgt er mit dem besten Wildpret von Hasen, jungen Rehen ꝛc.180 und man pflegt daher im südlichen Frankreich und in andern Gegenden die Adler-Neste für die Küche zu benutzen, indem man in Abwesen - heit des alten Adlers sein Nest besteigt, den Jungen ihr Wildpret wieder abnimmt, und sie so gar, wenn sie bald erwachsen sind anbindet, damit sie noch über die gesetzte Zeit von der Mut - ter mit Speise versorgt werden mögen. Der Steinadler muß ein ausnehmend hohes Al - ter erreichen, da man sogar welche in Menage - rien über hundert Jahre lebendig erhalten hat.
2. Ossifragus, der Fischadler, der Beindre - cher. (Orfraie Buff.) F. cera lutea pedibus - que semilanatis, corpore ferrugineo, rectri - cibus latere interiore albis.
Der Fischadler findet sich im nördlichen Euro - pa, und lebt blos von Fischen, so daß er lieber eine Woche lang hungert, ehe er sich an anderm Fleisch vergreifen sollte. Er ist ein ziemlich sanft - müthiges Thier, hat scharfe schneidende Kral - len, aber nicht, wie viele Naturforscher vorge - geben haben, auf der linken Seite einen Schwimm - fus, sondern an beiden Füssen freye Zehen wie andere Thiere seines Geschlechts.
3. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scheerschwänzel, Taubenfalke. F. cera flava, cauda forficata, corpore fer - rugineo, capite albidiore. *
Die Weihe lebt fast in der ganzen alten Welt, thut zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der andern Seite dadurch nutzbar daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schiessen verbothen ist. Sie zieht im Herbst,181 zuweilen in unermeßlichen Schaaren, nach Afri - ca, und man sieht ihre Rückkunft im Frühjahr für ein sichres Zeichen des geendeten Winters an. Sie hat eine dumpfe Stimme, die sie zumal bey annahendem Regenwetter von sich giebt, so wie sie hingegen bey heiterm Sonnen - schein still, aber hoch, in der Luft fliegt.
4. †. Gentilis, der Edelfalk. F. cera pedibus - que flavis, corpore cinereo maculis fus - cis, cauda fasciis quatuor nigricantibus. *
Vorzüglich wird diese Gattung, die eigent - lich in gebirgichten Alpgegenden zu Hause ist, doch auch andere verwandte Thiere dieses Ge - schlechts, zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, und besonders zur Reiherbeitze ꝛc. abge - richtet. Im Orient hat man diese Jagd beson - ders auf die Gazellen, schon in den ältesten Zei - ten getrieben, in Europa ist sie aber erst seit Ende des zwölften Jahrhunderts gebräuchlich, da sie Kaiser Heinrich der sechste in Italien ein - fürte*)pandolfo collenvccio istoria Napoletana..
5. †. Haliaëtus. der Entenstösser, Moosweyh. (Balbuzard Buff.) F. cera pedibusque cae - ruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Der Entenstösser ist oft mit dem Fischadler vermengt worden, dem er in der Lebensart änelt, aber in der Bildung gänzlich von ihm verschie - den ist. Linné hat auch diesem Thier ganz un - recht einen Schwimmfuß an der linken Seite zugeschrieben.
6. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. F. cera viridi, pedibus flavis, abdomine albo182 griseo undulato, cauda fasciis nigrican - tibus. *
Ein schädlich Thier fürs Hausgeflügel, be - sonders für die Tauben; aber auch für die Reb - hüner, Wachteln ꝛc. läst sich doch auch leicht zum Vogelfang abrichten, und wird zumal im Orient so wie der Falke zur Jagd gebraucht.
3. strix. Eule. Rostrum breve, aduncum, nudum absque cera. nares barbatae. caput grande. lingua bifida. pedes digito versatili.
Lichtscheue Vögel, die ihren Geschäften nur zur Nachtzeit nachgehen, und die, wenn sie sich am Tage blicken, lassen, von vielen kleinen Vögeln, besonders aber von den Krähen mit lautem Geschrey insultirt und berupft werden: daher man auch lebendige oder ausgestopfte Eu - len beym Vogelfang zum Anlocken braucht. Sie haben grosse, scharfsehende, im Finstern leuch - tende Augen, mit einem sehr empfindlichen, schönfarbichten Stern, und ein überaus feines Gehör. Sie nähren sich von Aas und von le - bendigen kleinen Thieren, von Haasen, Mäu - sen, Fledermäusen, Vögeln, Eidexen, Heu - schrecken u. s. w. Den Winter bringen sie ganz traurig und einsam mit Hungern und Schlafen in Scheuren und altem Gemäuer zu, und fres - sen in der Noth wohl einander selbst auf.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohr - eule. S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore ruffo. *
Das gröste Thier seines Geschlechts, von un - gemeines Stärke, so daß selbst Adler ihm zu - wellen unterliegen müssen.
1832. †. Ulula. der Steinkauz, die Steineule. S. capite laevi, iridibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio longiore. *
3. †. Passerina. das Käutzlein. S. capite laevi, remigibus maculis albis quinque or - dinum. *
Ein niedliches kleines Thier, ohngefähr von der Grösse des Kernbeisers.
4. lanvis. Rostrum rectiusculum, dente utrinque versus apicem, ball nudum. lingua lacera.
1. †. Excubitor, der Würger, Bergälster. L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba. *
Ein gefrässiges Thier, was viele andre Vö - gel tödtet, ihre Stimme nachzuahmen, und sie dadurch zu sich zu locken weis. Wenn er mächtigere Raubvögel gewahr wird, so giebt er einen besondern Laut von sich, den auch an - dre Vögel verstehn, und sich durch die Flucht zu retten suchen. Er kan wie der Sperber zur Jagd abgerichtet werden.
2. †. Collurio der Neuntödter. L. cauda sub - cuneiformi, dorso griseo, rectricibus qua - tuor intermediis unicoloribus, rostro plum - beo. *
Hat in der Bildung sehr viel Aehnlichkeit mit der vorigen Gattung, lebt ebenfalls von kleinen Vögeln, die er mit List überfällt, und ihnen den Kopf einbeist. Er frist auch Insek - ten, zumal Käfer, Schmeisfliegen ꝛc. und spiest sie in Menge zum Vorrath an Schwarz - dorn und andres dornichtes Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind blos den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus - nehmend leichten Schnäbel, kenntlich, die ihnen, wie wir oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur Verstärkung des Geruchs, sondern als Luftbe - hälter dienen.
5. psittacvs. Sitting, Papagey. man - dibula superior adunca, inanis, cera instru - cta. Lingua carnosa, integra. Pedes scan - sorii.
Die Papagayen haben einerley Vaterland, und auch in ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den Affen. Sie sind so wie diese immer geschäftig, doch nicht so muthwillig, sondern gesetzter, und ihren Wohlthätern aufs treueste zugethan. Sie wissen sich ihrer Füsse wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel blos mit den Krallen sondern wie Men - schen und Affen mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Schnabel ist eingelenkt*)REALD. COLVMBI anat. L. 1. c. 8. und sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines dritten Fusses zum klettern, anhalten; besonders aber auch zum ausklauben, knuppern u. s. w. Sie können niesen, sich räuspern, jähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleisch -185 ichten Zunge und bey ihrer grossen Geleh - rigkeit sehr leicht Worte nachsprechen.
1. Macao. der Aras, Indianische Rabe, P. macrourus ruber, remigibus supra caeru - leis, subtus rufis, genis nudis rugosis. *
Ein grosses prachtvolles Thier*)anson's Voy. ronnd the world T. II. p. 37. sq. was in den dicken Wäldern des südlichen America in ganzen Fluchten sich sehen last, und durch sein hochro - thes Gefieder, blauen auf der untern Seite roth - schillernden Flügel und einen langen keilförmigen Schwanz ein wunderschönes Ansehen bekommt.
2. Amazonicus. der Amazonen-Papagay (Ajurucurau) P. brachyurns viridis, fronte caerulea, temporibus fulvis. *
Ist in Brasilien zu Hause wo die Wilden sei - ne schönen Federn zu ihrem vorzüglichen Putz brauchen. An einem den wir schon geraume Zeit lebendig haben, ist die ausserordentlich schnelle Nu - trition oder Reproduction**)bacon de vervl. sylva. sylvar. VIII. 748. des Schnabels sehr merklich, von welchem sich täglich ganze hornichte Blätter wie Schuppen los geben und abgescheurt werden ohne daß er dadurch seine Grösse oder Form merklich verändern sollte.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flava. *
Ist in Ostindien zu Hause, und hat wie der Wiedehopf einen Federbusch auf dem Kopfe, den er in der Ruhe zurück schlägt, aber im Zorne aufrichtet.
4. Passerinus. P. viridis, cauda brevi, macu - cula alarum, alisque subtus caeruleis. *
186Ein kleines niedliches Thier, was in America lebt, und nur die Grösse eines Sperlings hat.
6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, api - ce incurvatum. Pedes scansorii plerisque.
Der unproportionirlich grosse Schnabel giebt diesen Thieren, die sich blos im südlichen Ame - rica finden, ein sonderbares Ansehen. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, hornicht, dünne, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten nach vorne zu gezasert; Sie zwitschern laut, und haben viel Stärke, so daß sie sich gegen Katzen ꝛc. zu vertheidigen wissen.
1. Tucanus. R. nigricans, fascia abdominali flava. *
Der Tucan ist in Südamerica zu Hause, hat einen grünlichen Schnabel, der an der Wur - zel mit einem schwarzen Streif eingefast ist, und thut zumal den Pisangfrüchten grossen Schaden.
7. buceros. Der Nashornvogel. (hy - drocorax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recurvatum, pedes gressorii.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curvato.
STALP v. d. WIEL obs. med. anatom. Cent. I. t. IX. f. 1.
Ist wie die übrigen Nashornvögel in Ostin - dien zu Hause, lebt von Aas, und hat einen widrigen Geruch.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füsse, und meist einen geraden, dünnen Schnabel von mittelmässiger Länge.
8. picvs. Specht. Rostrum polyedrum, apice cuneato. lingua teres lumbriciformis, longissima, mucronata, apice retrorsum acu - leata. pedes scansorii.
Die Spechte, der Wendehals, die Colibri und noch mehrere Vögel dieser Ordnung haben den sonderbaren Bau der Zunge daß sich das Zungenbein in zwey lauge federförmige Knor - pel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglau - fen, und sich au der Stirne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst wel - cher diese Vögel ihre Fadenförmige Zunge fast wie die Ameisenbären oder wie der Cha - mäleon hervorschiessen, und Insecten damit sangen können. Die Pedes scansorii nuzzen ihnen zum Klettern. der Schwanz zum Wi - derstämmen und zur Unterstützung, der scharf zu - laufende keilförmige Schnabel aber zum Auf - hacken der Baumrinde, um die Insecten ꝛc. dar - unter hervorsuchen zu können.
1. †. Martius. der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo. *
188Findet sich nebst den folgenden Gattungen im gemässigten Europa.
2. †. Viridis. der Grünspecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo. *
Ein überaus schönes Geschöpf, das aber den Bienenstöcken grossen Schaden thut.
3. †. Major. der grosse Buntspecht oder Rothspecht. P. albo nigroque varius, oc - cipite rubro. *
Hat einen kürzern Schnabel als andere Spechte.
4. †. Minor. der kleine Buntspecht oder Rothspeckt. P. albo nigroque varius, ver - tice rubro. *
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumina - tum. lingua lumbriciformis, longissima mucronata. pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor. *
Der Wendehals hat seinen Namen von der ungemeinen Gelenksamkeit seines Halses, und ist in ganz Europa zu Hause, lebt meist in ho - len Bäumen, und soll durch einen besondern warnenden Laut die Annäherung der Raubvögel verrathen.
10. sitta. Rostrum subulatum, teretiuscu - lum, apice compresso, mandibula superio - re paullo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht. S. rectricibus nigris: lateralibus quatuor infra apicem albis. *
189Findet sich in Europa und Nordamerica, und hat sowol in der Bildung als in der Lebens - art sehr viel Aehnlichkeit mit den eigentlichen Spechten.
11. alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum. digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon) A. su - pra cyanea, fascia temporali flava, cauda brevi. *
Einer der schönsten deutschen Vögel, dessen Geschichte ehedem mit vielerley Fabeln vermengt wurde. Die Eisvögel halten sich sowol an der See, als auch bey Teichen und Flüssen auf; sie nähren sich von Fischen, und brechen nach der Malzeit die Gräten in einem Ballen, wie die Eulen die Mäuseknochen ꝛc. wieder von sich.
12. merops. Rostrum curvatum compressum, carinatum. pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi coerulescente, gula lutea, fascia temporali nigra.
Ein schönes Thier, was im südlichen Europa zu Hause ist, und sich nur selten nach Deutsch - land verirrt. Es lebt von Heuschrecken und andern Insecten, besonders aber von Bienen, die es in grosser Menge wegfängt.
13. upupa. Rostrum arcuatum, convexum, subcompressum obtusiusculum; pedes am - bulatorii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn, Dreckkrämer. U. crista variegata. *
190Der Wiedehopf lebt in Europa und Ostindien, und närt sich von Mistkäfern, Todtengräbern und andern Insecten, die er aus dem Mist der Thiere aufliest. Im Zorn richtet er den Feder - busch auf dem Kopfe, wie der Cacadu, in die Höhe.
14. certhia. Baumläufer. Rostrum arcu - atum, tenue, subtrigonum, acutum. pe - des ambulatorii.
1. †. Familiaris. Die Baumklette, der Grü - per, Grauspecht, Baumkleber. C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem. *
Den gekrümmten dünnen Schnabel abgerech - net, änelt die Baumklette andern Spechten in der Bildung, besonders aber in der Lebensart vollkommen. Klettert eben so an den Baum - stammen rum, um Insekten und Puppen zu suchen ꝛc.
2. †. Muraria. Der Mauerspecht. C. cine - rea, macula alarum fulva. *
Der Mauerspecht ist im wärmern Europa zu Hause, zeichnet sich aber durch seine Lebensart von den bisher angezeigten Thieren aus. Er lebt nicht in Wäldern, sondern mehr wie die Eulen, in altem Gemäuer, auf Thürmen, Hoch - gerichten ꝛc. und soll sich zuweilen die Arbeit beym Nestbau dadurch erleichtern, daß er einen Schedel von Menschen oder Thieren aufsucht, und sich blos ein weiches Lager da hinein bettet.
3. Coccinea. C. rectricibus remigibusque ni - gris reliquo corpore coccineo. *
191Ein kleines Thier vom schönsten Carmoisin roth, auf der für Cptn Cook unglücklichen In - sel Owaihi deren Einwohner aus dessen Feder - gen mancherley Putz, sogar ganze Mäntel ꝛc. verfertigen.
15. trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. Rostrum subulato-filifor - me longum. Mandibula inferiore tubulata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulofa. pedes ambu - latorii.
Ueberaus kleine Vögel, aber von einer Schön - heit die weder Pinsel noch Beschreibung auszu - drücken vermag. Das grün und roth und blau ihrer Federn änelt dem gefärbten Golde, und thut zumal im Sonnenschein eine unbeschreib - liche Wirkung. Diese Thiergen sind so zart, daß sie sehr leicht den grossen Buschspinnen zum Raube werden, und nicht anders als durch Be - sprützen mit Wasser gefangen werden können, da sie selbst mit dem feinsten Schrot oder Sand in Stücke geschossen werden würden. Sie näh - ren sich vom Honigsaft der Blumen, den sie im Schweben und Flattern mit ihrem dünnen rö - renförmigen Schnabel auszusaugen wissen. Die Bildung des Schnabels differirt bey den ver - schiednen Gattungen. Er ist entweder gerade, oder aufwärts, oder niederwärts gebogen. Diese Thiere sind doch nicht blos im wärmern America sondern theils auch in Californien und nach den Versicherungen sehr sorgfältiger Rei - sebeschreiber*)ten rhyne schediasma de promontor. bonae spei. auch am Vorgebirge der gu - ten Hoffnung zu Hause.
1921. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus latera - libus margine exteriore albis. *
Der allerkleinste bekannte Vogel, der nur ohn - gefähr dreissig Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Grösse einer Wallnuß; und seine Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Le Rubis – topase) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo. *
seba thes. tab. XXXVII. fig. 1.
Ein unbeschreiblich prachtvolles Thiergen dessen Stirne und Scheitel wie ein Rubin und seine Kehle wie ein glüendes Gold glänzen. Die al - ten Peruaner verfertigten vor Zeiten aus den zarten Federgen dieser und einiger andrer der schönsten Colibrite Mosaische Gemälde, und ihre Weiber trugen die ganzen Vögelgen zum Putz als Ohrengehänge.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüsse kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen und daher zum rudern sehr geschickt aber desto unbequemer zum gehen sind. Ueberhaupt haben sie, besonders auch in ihrer Lebensart vielänliches mit den palmatis der vo - rigen Classe. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkgen, und ist wie der193 untere mit einer zähen Haut überzogen. Sie haben eine fleischichte Zunge, einen rauhen sta - chelichten Gaumen, und die mehresten von ihnen vorn an der Luftröre eine besondre knorplichte oder knöcherne Capsel*)Ephem. N. C. Cent. X. p. 431. sq.. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt und woran sogar bey manchen Arten abgeschoß - ner Schrot abprallt. **)Martens Spitzberg. Reise. S. 70.Sie halten sich ih - rer Bestimmung und dem Bau ihres Körpers gemäs an den Ufern des Meers, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Po - lygamie. Sie legen meistens nur ein oder we - nige Eyer; sind aber von mannichfaltiger Nutz - barkeit, die sich besonders auf ihr Fleisch, Fett, Federn ꝛc. erstreckt.
16. anas. Rostrum lamelloso-dentatum, convexum, obtusum. Lingua ciliata, obtusa.
1. †. Cygnus. Der Schwan, Elbsch. A. ro - stro semicylindrico atro, cera flava, corpore albo. *
Der Schwan ist in der ganzen nordlichen Erde zu Hause, und närt sich von Fröschen, Wasser - pflanzen ꝛc. Die wilden Schwane geben einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton194 von sich der vielleicht zur Fabel vom melodischen Gesang der sterbenden Schwane Anlaß gegeben. Die zahmen werden zumal in Sibirien häufig, und völlig wie andres Hausgeflügel gehalten, und mit Wasserpflanzen gemästet.
2. †. Anser. Die Gans. A. rostro semicylin - drico, corpore supra cinereo, subtus palli - diore, collo striato. *
Dieser sehr bekannte Vogel hat in der Bildung sehr viel vom Schwan, nur einen ungleich kür - zern Hals, etwas grössern Kopf ꝛc. Die wil - den Gänse leben in der nordlichen Erde von da sie sich bey einfallenden Schnee nach gelindern Gegenden ziehen, und sich sehr leicht mit den zahmen Gänsen begatten. Unter den letztern soll es wol sehr häufig völlig Schneeweise Gan - serte, aber nur äusserst selten eine ganz weisse weib - liche Gans geben.
3. Bernicla. Die Baumgans, Schottische Gans. (Klakis, Morillon). A. fusca, capite collo pectoreque nigris, collari albo.
hayes's British Birds tab. XXIV.
Dieses Thier lebt in den kältesten Ländern der nordlichen Erde z. B. auf neu Zembla, wo es Barents brütend fand, und kommt blos zum überwintern nach Schottland u. a. laulichere Ge - genden, wo es sich unter andern von dem Thier der fast Eyförmigen Entenmuschel (Lepas ana - tifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel ent - standen daß diese Ente nicht aus einem Ey son - dern aus diesen Muscheln entstünde u. s. w.
1954. Mollissima. Der Eidervogel. A. rostro cy - lindrico, cera postice bifida, rugosa.
Ein überaus nutzbarer Vogel, der sich in der nordlichen Erde, zumal häufig auf Island und in Grönland findet. Sein Fleisch und seine Eyer sind sehr schmackhaft; was ihn aber noch wichtiger macht, ist sein Fell, womit man Klei - der füttert, und die Flaumfedern, die unter dem Namen der Eiderdunen bekannt sind. Die besten Dunen sind die, die sich der Vogel selbst ausrupft, um sein Nest inwendig damit zu be - kleiden.
5. †. Boschas. Die Ente. A. rectricibus inter - mediis (maris) recurvatis, rostro recto. *
Die Ente hat in ihrer Bildung, Vaterland, und Lebensart vieles mit der Gans gemein; die wilde hat ein schön gezeichnetes und überaus glattes Gefieder, wird aber sehr leicht kirre, und läst sich so gut wie die zahme als Meierge - flügel halten. Die zahmen Enten sind sehr ge - frässige, und wie die Schweine in der Wahl ih - rer Speisen nicht delicate Thiere.
17. mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylindri - cum, apice adunco.
1. †. Merganser. Der Kneifer. M. crista longi - tudinali-erectiuscula, pectore albido im - maculato, rectricibus cinereis, scapo ni - gricante.
Ist im nördlichen Europa zu Hause, und wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schäd - liches Thier für Fischteiche, zumal zur Laichzeit.
19618. a. alca. Rostrum edentulum, breve, com - pressum, convexum, transverse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.
1. Arctica. Der Papageyentaucher. A. rostro compresso-aticipiti sulcato sulcis 4, oculo - rum orbita temporibusque albis, palpebra superiore mucronata.
An den steilern Klippen der nordlichen Euro - päischen Küsten.
18. b. aptenodytes. Penguin. Rostrum compressiusculum, subcultratum, longitu - dinaliter oblique sulcatum: mandibula infe - rior apice truncato: alae impennes, pin - niformes.
H. Dr. Forster hat unter diesen Geschlechts - nahmen sehr schicklich die bisher in andre Ge - schlechter zerstreueten Penguins Gattungen ver - einigt. *)i. reinh. forster hist. aptenodytae in Commen - tat. Soc. Sc. Gött. 1780. vol. III. p. 121. sqq.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die nackten stumpfen kleinen Flügel und ihr gerader fast auf - rechter Gang geben diesen Thieren ein sonderba - res Ansehn, die sich zumal zur Brüt-Zeit in grossen Schaaren, auf den einsamen Inseln der Süd - see vorzüglich auch um Feuerland herum ꝛc. finden**)Seb. de Weert R. um die Welt in de ery Ame - rica P. IX. tab. XXV..
1. Demersa. Die Magellanische Gans. (Dio - medea demersa linn.) A. rostro pedibus - que nigris: superciliis fasciaque pectorali albis.
197In der südlichen Hemisphäre, zumal am Cap.
2. Catarractes. (Phaëthon demersus linn.) A. rostro pedibusque rubris, capite fusco.
Ebenfalls in der Südsee jenseits des südlichen Wendecirkels.
19. procellaria. Rostrum edentulum, subcompressum: mandibulis aequalibus; su - periore apice adunco; inferiore apice com - presso-canaliculato. Pedes ungue postico fessili absque digito.
1. Pelagica Der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. P. nigra, uropygio albo.
Der Ungewittervogel hält sich meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klippen auf, und die Schiffer sehens als Zeichen eines bevorste - henden Sturms an, wenn er sich von da ent - fernt, und nach den Schiffen flüchtet. Er hat überaus viel Fett, und die Einwohner von Fe - roër ꝛc. bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm blos einen Tocht durch den Körper ziehn, und anbrennen, da denn die Flamme von dem Fette was allmählig hineinzieht, lange Zeit un - terhalten wird.
20. diomedea. Rostrum rectum: maxilla superiore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. Der Albatros. D. alis pennatis longissimis, pedibus aequilibribus trida - ctylis.
Ist an den Meer-Ufern der wärmern Erde zu Hause, mit ausgespannten Flügeln wol 11 Fus breit, fliegt ungemein hoch, und viele hundert Meilen weit vom Lande, und nährt sich grossen - theils von fliegenden Fischen.
19821. pelecanvs. Rostrum edentulum, re - ctum: apice adunco, unguiculato: pedes aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.
1. Onocratalus. die Kropfgans, der Viel - fras, Nimmersatt. P. gula saccata. *
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
Die Kropfgans ist in den wärmern Gegenden der alten Welt zu Hause und hat den griechi - schen Namen von ihrer Eselsstimme, den deut - schen aber von dem ungeheuern Beutel, der ihr am Unterschnabel hängt, den sie zusammen zu ziehen und auszudehnen vermag, und in wel - chen sie wol dreissig Pfund Wasser fassen kan. Sie ist ungemein gefrässig, und verschlucket, wie wir selbst gesehen haben, Karpfen von mehrern Pfunden; wozu ihr ein ungeheurer Magen, der vom Bau bey Wasservögeln abweicht, und eher der Hunde ihrem änelt, zu statten kommt. Die Americanische Kropfgans scheint wesentlich von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro ru - bro, orbitis nigris.
Die Fregatte hat einerley Vaterland, Aufent - halt und Lebensart mit dem Albatros: nur noch längere und fast unproportionirte Flügel, die ausgespannt auf vierzehn Fus breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
22. phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone rostrum hiante. Digitus posticus antrorsum versus.
1991. Aethereus. der Tropikvogel. P. rectricibus duabus longissimis, rostro ferrato, pedibus aequilibribus: digito postico connexo.
Lebt an der offenbaren See zwischen beiden Wendezirkeln, daher auch die Seefahrer seine Erscheinung für ein Zeichen annehmen, daß sie sich nun innerhalb derselben befinden.
23. colymbus. Rostrum edentulum, subu - latum, rectum, acuminatum, pedes com - pedes.
1. Grylle. die Grönländische Taube. C. pe - dibus palmatis tridactylis, corpore atro, re - ctricibus alarum albis. *
Findet sich in Grönland, Spitzbergen, auch am Nordcap ꝛc. und soll, gegen die Weise der mehresten Vögel dieser Ordnung, in Monoga - mie leben.
2. †. Troile. die Lumer. C. pedibus palma - tis tridactylis, corpore fusco, pectore ab - domineque niveo, remigibus secundariis extremo apice albis. *
Nicht blos auf Spitzbergen und um den Po - larcreis, sondern auch in Deutschland z. B. auf dem Seeburger See woher wir sie vor uns haben.
24. larus. Möve. Rostrum edentulum re - ctum cultratum, apice subadunco. Mandi - bula inferior infra apicem gibba.
Die mehresten Möen leben an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in so ungeheuren Schaa - ren daß sie gleichsam den Tag verdunkeln wenn200 sie aufgejagt werden und dabey ihre Verfolger mit Unrath bespritzen.
1. Tridactylus. L. albicans, dorso canescente, rectricum apicibus, excepto extremo, ni - gris, pedibus tridactylis. *
Im Nordlichen Ocean wo sie bey bevorstehen - den Regen oder Sturm mit lauten Geschrey nahe über dem Wasser flattern. Wir ha - ben eine solche Möve, die auf der Insel Hel - ligeland gefangen war, mehrere Jahre lebendig unter unsern Augen gehabt. Ihr ganzes Natu - rell ward allmälig durch die Zucht abgeändert; sie lebte blos im Trocknen, ließ sich mit Brod speisen, und ward so zahm, daß sie ihres Herrn Stimme von ferne erkannte, und mit ihrem heisern pfeiffenden Tone beantwortete. Sie hatte ungemeinen Appetit, konnte Spannen - lange Knochen mit einmal verschlingen, und wir haben nachher bey ihrer Zergliederung den Schlund ungemein weit und dehnbar, den der - ben muskulösen Magen hingegen zwar überaus robust aber klein gefunden, so daß unmöglich die ganzen grossen Knochen darin Platz haben konnten, sondern das eine Ende davon im Ma - gen zermalmt werden mußte, indeß das andre noch in die Speiseröhre hinaus ragte.
25. sterna. Rostrum edentulum, subula - tum, subrectum, acutum, compressiuscu - lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Hirundo. S. cauda forficata: rectricibus du - abus extimis albo nigroque dimidiatis.
26. rhinchops. Rostrum rectum mandi - bula superiore multo breviore; inferiore apice truncata.
2011. Nigra. R. nigricans, subtus alba, rostro basi rubro.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kür - zer als der untre und liegt in diesem gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Län - ge, lange Füsse, und mehrentheils auch einen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfichtem moorichtem Boden auf, leben von Amphibien, Insecten und Was - serpflanzen, nisten meist auf der Erde oder im Schilf, und werden durch ihr ganz vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
27. phoenicoptervs. Rostrum denuda - tum, infracto-incurvatum, denticulatum pedes tetradactyli.
1. Ruber. Der Flamingo, Flamant, Schar - tenschnäbler, Rorkorre. P. ruber, ren. gibus nigris. *
Ein glosser über und über schön roth gefärb - ter Vogel der in beiden Welten zu Hause ist, und der zumal bey den alten Römern als Lecker - bissen geschätzt war.
20227. ardea. Rostrum rectum, acutum, lon - gum, subcompressum. pedes tetradactyli.
1. †. Grus. Der Kranich. A. occipite nu - do papilloso, corpore cinereo, alis extus testaceis. *
Der Kranich findet sich im südlichen Europa; zieht aber im Herbste zu grossen Schaaren nach wärmern Gegenden. Daß er mehrentheils nur auf einem Bein steht, und das andre an den Leib zieht, ist gewiß: aber Fabel, daß er in diesem einen Stein halte ꝛc.
2. †. Ciconia. Der Storch, Hennotter, Aeh - bähr. A. alba, orbitis nudis remigibusque nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis. *
Ist fast in der ganzen alten Welt zu finden, und närt sich nicht blos von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhüner u. s. w. und schlept überdem auch Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest ums weich aus - zufuttern.
3. †. Cinerea. Der graue Reiher, Fischrei - her. A. occipite nigro laevi, dorso caeru - lescente, subtus albido, pectore maculis ob - longis nigris. *
Schädliche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf den höchsten Eichen, und geben einen überaus ätzenden Unrath von sich, wovon sogar oft die Bäume verdorren. Vorzüglich diese doch auch andre Gattungen Reiher werden mit Falken gebaizet.
4. †. Stellaris. Die Rohrdommel, der Iprump. A. capite laeviusculo, supra te -203 stacea maculis transversis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis. *
Ein langsames träges Thier, das eine rauhe starke Stimme hat, die es zumal bey Regenwet - terzeit von sich gibt, und in der Bildung den Reihern änelt, aber nicht auf Bäumen, sondern in sumpfichten Boden nistet.
28. tantalus. Rostrum longum subula - tum teretiusculum subarcuatum, saccus ju - gularis nudus, pedes tetradactyli, basi pal - mati.
1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescen - te albido.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den dasigen alten Denkmälern verewigte, gött - lich verehrte und so wie die damaligen Mensch - lichen Leichen zu Mumien kostbar einbalsamir - te*)caylvs Recueil d'Antiquités vol. VI. tab. XI. f. 1. und in besondern Gewölbern in gröster Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nie - der-Aegypten ziemlich seltne Thier.
29. scolopax. Schnepfe. Rostrum tere - tiusculum obtusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticola. die Waldschnepfe, Becasse. S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra. *
Ein überaus schmackhafter, aber dummer Vo - gel; der am Tage im Gehölze verborgen liegt, und nur zur Nachtzeit, theils um sich für den Nachstellungen der Füchse und wilden Katzen204 zu sichern, theils seiner Nahrung nachzugehen sich heraus in sumpfichten Grund ins Ried - gras ꝛc. bezieht.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, Becassine, der Haberbock, das Haberlämmchen. S. rostro recto tubercu - lato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis. *
Nährt sich vom Getraide, zumal vom Haber, das Männchen fliegt sehr hoch in der Luft, und giebt dabey seine meckernde Stimme von sich, daher es zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben hat.
30. tringa. Rostrum teretiusculum longi - tudine capitis, digito postico uniarticulato, a terra elevato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renomist, Hausteufel. T. rostro pedibusque rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis. *
Der einzige wilde Vogel, der in Rücksicht sei - ner Farben eben so variirt wie unser Hausgeflü - gel. Seinen Namen hat er von der hartnäcki - chen Streitbarkeit, mit welcher zumal die Männ - chen zur Brunstzeit gegen einander fechten.
2. †. Vanellius. der Rybitz. (Gavia) T. pedi - bus rubris, crista dependente, pectore nigro. *
Ist in Europa und Nordafrica zu Hause, hält sich gewönlich wie andere Sumpfvögel auf moo - richten Heiden und Wiesen auf: Wenn man ihm die schmackhafften Eyer aus dem Neste nimmt verfolgt er den Räuber wol viertel Meilen weit mit lauten Geschrey das auch andre Kybitze aus der Nachbarschaft herbey zieht.
20530. b. recurvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum subulatum, re - curvatum, acuminatum apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. †. Avosetta. R. albo nigroque varia.
Im mildern Europa, an Ufern, ans moo - richten Grund ꝛc. nährt sich vorzüglich von Was - ser-Insecten die er mit seinem sonderbar auf - wärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fan - gen weis.
31. haematopvs. Rostrum compressum: apice cuneo aequali, pedes cursorii tri - dactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Auster - mann. H. rostro pedibusque rubris.
Lebt an den Seeufern von Europa und Nord - america; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
32. fulica. Wasserhuhn. Rostrum con - vexum, mandibula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calva, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhun. F. fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigri - cante. *
Ist fast in ganz Europa zu finden. Entfernt sich nie vom Wasser.
33. a. rallus. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale acutum, pedes tetradactyli, fissi.
2061. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wiesenschnarcher, Schars. (ortygometra) R. alis rufo-ferrugineis. *
Die Namen Crex und Schnerz hat er von sei - ner Stimme. Wachtelkönig heist er etwa seiner Farbe wegen, die der Wachteln ihrer änelt, oder von der alten Sage, daß er dieser Vögel Heerfürer im Strich sey.
33. psophia. Rostrum cylindrico-coni cum, convexum, acutiusculum, mandibu - la superiore longiore. Nares ovatae, pa - tulae. Pedes tetradactyli fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. P. nigra pectore columbino.
In Süd-America.
Grosse Landvögel, mit freyen unverbun - denen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschick - ten Flügeln ohne Schwungfedern.
34. struthio. Rostrum subconicum, pe - des cursorii.
1. Camelus. der Straus. S. pedibus didacty - lis, digito exteriore parvo mutico, spinis alarum binis. *
Der allergröste Vogel, der eine Höhe von acht Fus und drüber erreicht. Er ist in Africa zu Hause, und hat in seiner Bildung, im breiten flachen Brustbein ꝛc. auch besonders in Rücksicht207 der Brustschwiele und einer andern am Hinter - leibe, die ihm beide beym liegen sitzen und schlafen zur Stütze dienen*)ed. brown in roe. hook's philosoph. Colle - ctions N. 5. p. 148., viel Aehnlichkeit mit dem Cameel. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die unglaubliche Schnelligkeit seines Laufs vergütet, worinn er fast alle anbete lau - fende Thiere übertrifft. Er legt bis 50 Eyer, lebt gesellschafftlich, hat eine rauhe widrige Stimme die dem wiehern eines Füllen ähnelt, und wird vorzüglich durch seine Federn nutzbar. Er verschluckt zwar zuweilen Geldstücke und an - der Metall, aber der Versuch kan nicht oft ohne Schaden der Gesundheit des Thiers wiederholt werden.
2. Casuarius. der Casuar, Emen. S. pedibus tridactylis, galea palearibusque nudis, re - migibus spinosis. *
Der Casuar ist in Africa und Ostindien zu Hause, kan auch so wie der Straus, Metall - stückgen, glüende Kohlen, Eis ꝛc. verschlucken: hat grosse Stärke in seiner mitlern Klaue womit er Daumendicke Breter durchtreten kan**)w. harvey de gener. animal. p.15.. Seine Federn sind hornicht und äneln Pferdehaaren, und es entspingen immer zwey und zwey Schafte aus einigen gemeinschaftlichen Kiele. Der so - genante Amerikanische Straus, (Suri, stru - rhio rhea) der in Chili zu Hause ist, hat sehr viel änliches mit ihm.
35. didus. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transversis: utraque mandibula in - flexo apice. facies ultra oculos nuda.
2081. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvo - gel. (Cygnus cucullatus) D. pedibus ambu - latoriis, cauda brevissima, pennis incurvis.
melchis. thevenot Rec. des Voy. Vol. I. p. 36.
th. hyde relig. veter Persar. tab. VI.
Der Dudu, dessen Existenz man neuerlich zu bezweifeln sich hat einfallen lassen, lebt vorzüg - lich auf Ile de France und Bourbon, und ist das schwerleibigste langsamste Thier der ganzen Classe, was leicht zu fangen, aber wegen sei - nes widrigen Fleisches von wenig Nutzen ist. Von ihm scheint der Solitaire wenig oder nicht verschieden, den der ehrliche Leguat umständ - lich beschrieben*)Voyage de f. legvat T. I. p. 98..
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füsse und einen convexen Schnabel der an der Wurzel mit einer fleischichten Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte seltwärts über den Unterschnabel hinaus ragt. Sie nähren sich meist von Pflanzen-Saamen, die sie im Kro - pfe (§. 69.) einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und sind ganz vorzüg - züglich nutzbare Thiere: daher auch das mehreste Hausgeflügel aus dieser Ordnung genom - men ist.
20936. a. otis. Rostrum mandibula superiore for - nicata. pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. O. maris capite juguloque utrinque cristato. *
Dieser gröste hieländische Vogel ist in Deutsch - land und überhaupt im wärmern Europa und in Orient zu Hause, fliegt wenig, läuft aber desto schneller. Wird ausserordentlich kirre und dreist, und wol gegen 30 Pfund. schwer.
36. b. pavo. Caput pennis revolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellata.
1. †. Cristatus. der Pfau, Pageluhn. P. capi - te crista compressa, calcaribus solitariis. *
Der Pfau ist in Ostindien zu Hause, und seit Alexanders des grossen Zeiten auch in Europa bekannt. Besonders ist das Männchen in Rück - sicht der unbeschreiblichen Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn eins der schönsten Geschöpfe in der Natur: doch wird dieser Theil nickt vor dem dritten Jahre beym jungen Thiere ausgebildet: so wie auch das Federbüschgen auf dem Kopfe alsdenn erst hervorbricht: das Weibgen ver - steckt seine Eyer, trägt auch für die nachherigen Jungen ungemeine Sorgfalt, und sucht sie für den Gewalthätigkeiten des Männchens zu schützen.
37. meleagris. Caput carunculis spongio - sis tectum, gula caruncula membranacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Ralekuter, Truthahn, Puder, Wälsche Hahn, Ruhnhahn M. maris pectore barbato. *
Dieses sonderbar gebildete Thier, was im mittlern und nordlichern America zu Hause ist,210 ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo es nun wegen seines vortreflichen Fleisches als Meyergeflügel gehalten wird. Die Männ - chen zumal sind sehr hitzige Geschöpfe, die die rothe Farbe und das Pfeiffen nicht leiden kön - nen, und im Zorn ihr ganz Gefieder sträuben, ꝛc. wobey zugleich der blaue Fleischzapfen über dem Schnabel und die am Halse anschwel - len erröthen ꝛc.
38. phasianvs. Genae cute nuda laevigata.
1. †. Gallus. Der Haushahn. P. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auri - bus nudis, cauda compressa ascendente. *
Das Hahn ist beynahe so wie das Schwein wegen seiner ausnehmenden Nutzbarkeit, fast über die ganze Erde verbreitet. Doch sind beide Thiere erst durch die Spanier in die neue Welt gebracht, hingegen auf der Oster-Insel, auf Tongatabu, O-waihi, u. a. Inseln der Süd - See bey ihrer Entdeckung schon häufig vorgefun - den worden. Die Hühner sind in so verschiednen Himmelsstrichen und durch die Cultur, wie an - dre Hausthiere, nach und nach mannichfaltig ausgeartet, daher vorzüglich folgende Spielar - ten entstanden sind:
a) Der Englische Hahn, mit einem dichten Federbusch auf dem Kopf. Frisch Vögel. T. 129. 130.
b) Der Kluthahn, ohne Schwanz. Frisch T. 131. 132.
c) Der Krausehahn, Frisländische Hahn, mit krausen lockichten Federn. Fr. 135.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, China ꝛc. dessen schon Mark Polo, Ritter Maundeville211 u. a. Reisebeschreiber des mittlern Zeit-Alters erwähnen. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden die mit Caninchen und Hünern erzeugt worden, ent - standen ist.
Das Huhn ist eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe, dessen ökonomische Brauch - barkeit durch die Menge seiner Eyer und durch das oftmalige Brüten gar sehr erhöhet wird. Bey den alten Römern hatte der Aberglaube diese Thiere dadurch zu sehr wichtigen Geschöpfen er - hoben, daß man aus dem Fall der Körner bey ihrem Fras, Glück oder Unfall zu den schwie - rigsten Vorhaben weissagte: und die Streitbar - keit der Häne hat man von jeher zur Unterhal - tung benutzt, und Hanen-Gefechte als Schau - spiele gegeben. Bey den alten waren vorzüglich die Häne von Rhodos, Chalcis und Tanagra wegen ihres Muths berühmt. In China, auf den Sundaischen Inseln, auf den Philippinen, im Darischen Meerbusen, und vorzüglich in England, sind noch jezt die Hanen-Gefechte gewönliche Vergnügungen.
2. Colchicus. Der Fasan. P. rufus, variega - tus, capite viridi caerulescente, cauda cu - neata genis papillofis. *
Der Fasan, der sich eben so sehr durch sein ausnehmend sauber gezeichnetes und dabey in alle dunkle Goldfarben spielendes Gefieder, als durch sein zartes so vorzüglich schmackhaftes Fleisch auszeichnet, hat den Namen vom Flusse Phasis in Mingrelien von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben. Er ist äus - serst scheu und wild, und das Männchen zur Brunstzeit unersättlich hitzig.
2123. Pictus. Der Chinesische Goldfasan. P. cri - sta flava, pectore coccineo, remigibus se - cundariis caeruleis, cauda cuneata. *
Ist in China zu Hause; änelt der vorigen Gat - tung in der Bildung, unterscheidet sich aber durch die herrlichsten Roth - und Goldgelbfarben.
39. nvmida. caput collo compresso colora - to cornutum. palearia carunculacea ad la - tera maxillae utriusque.
1. Meleagris. Das Perlhuhn. N. rostro cera instructo nares recipiente. *
Ein schön geflecktes Thier, was in Africa einheimisch ist, aber auch sehr leicht nordlicher Gegenden gewohnt.
40. tetrao. Macula prope oculos nuda, papillosa.
Die Thiere dieses Geschlechts haben in ihrer Lebensart vieles mit einander gemein. Einige halten sich in Feldern, die mehresten aber im Gehölze auf, und diese leben im Sommer von Beeren, im Winter aber von zartem Heidekraut, Tannensprossen ꝛc.
1. †. Urogallus. Der Auerhahn. T. pedibus hirsutis, cauda rotundata, axillis albis. *
Ist in Europa und Nordamerika zu Hause, hat ein äusserst scharfes Gesicht und Gehör; lebt im Dickicht, und nistet auf der Erde. So bald das Thier angeschossen wird, schluckt es seine Zunge, daher die alte Sage entstanden, daß der Auerhahn gar keine Zunge habe, die man aber bey der Untersuchung im Schlunde steckend finden kan.
2132. †. Tetrix. Der Birkhahn, deutsche Fa - san T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secundariis basin versus albis. *
Ist im nordlichen Europa zu Hause. Aenelt dem Auerhahn in der Lebensart, auch im Betra - gen zur Brunstzeit, hat aber ein zarteres Fleisch als dieser.
3. Lagopus. Das Schneehuhn, Rypen. T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectrici - bus nigris, apice albis: intermediis albis.
Findet sich in den nördlichsten Erdgegenden, ist im Sommer von grauer, im Winter aber von weis - ser Farbe, macht sich aber nicht, wie man vor - gegeben hat, Gänge und Gruben unter dem Schnee.
4. †. Bonosia. Das Haselhuhn. T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis intermediis duabus. *
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt - lern Europa.
5. †. Rufus. perdrix rouge. T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata. *
Zumal im südlichen Europa und Orient. Ein vorzüglich wohlschmeckendes Thier.
6. †. Perdix. Das Rebhuhn, Feldhuhn. T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore brunneo. *
Diese Gattung hat ein ausgedehnteres Va - terland als die vorige. Die schönsten Rebhüner214 finden sich in Persien. Auf Scio werden sie als Meyergeflügel gezogen, und selbst hier zu Lande lassen sie sich auf dem Hofe halten und so abrich - ten daß sie zwar im Gehölze brüten aber den - noch die Kette Junge auf den Hof bringen.
7. †. Coturnix. Die Wachtel T. pedibus nu - dis, corpore griseo maculato, superciliis albis, rectricibus margine lunulaque fer - ruginea. *
Die Wachteln finden sich in den wärmern Stri - chen der alten Welt, und streichen in grossen Schaaren. Die Männchen singen anmuthig, sind aber überaus hitzig, und todten einander leicht im Streit um ihre Weibgen.
41. colvmba. Rostrum rectum versus api - cem descendens.
1. †. Oenas. Die Haustaube, Feldtaube, Holztaube. (vinago, Livia.) C. coerule - scens, cervice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae ni - gricante. *
Auch unter diesen Thieren finden sich zahlreiche Abartungen, die theils für eigne Gattungen angesehen worden sind. Die vorzüglichsten sind folgende:
a) menstrua, Die Mon-Taube, mit kurz - befederten Füssen: brütet alle Monate. Frisch Vögel. T. 144.
b) dasypus, die Trummeltaube, mit lang - befederten Füssen. Frisch T. 145.
c) gutturosa, die Kropstaube, der Krö - pfer, mit einem ungeheuern Kropfe. Frisch T. 146.
215d) turbita, das Möwchen, mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Fr. T. 147.
e) gesticulatoria, der Tümler, mit glat - ten Kopf und einen kalen rothen Augen - Ring: überschlagen sich im schnellen Flug, und sind zumal in Orient hochgeschätzt. Fr. T. 148.
f) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube, mit vorwärts gerichteten Kopf-Busche. Fr. T. 150.
g) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh - nerschwanz, mit aufrechtem ausgebreite - tem Schwanze. Fr. T. 151.
Die wilden Tauben halten sich gesellschaftlich zusammen und überwintern, zumal in gebür - gichten Gegenden, bey grossen Schaaren in Felsen-Klüfften. Von den zahmen werden die mehresten und grösten und schönsten in Persien gezogen, wo die Taubenhäuser in unzäliger Menge und aufs zierlichste gebaut*)chardin T. III. tab. XX. sind, und der Tauben-Mist besonders zum Melonen düngen gebraucht wird.
2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe - rulescens, cera lata carunculata albida, bal - pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.
hayes's British Birds tab. XVI.
Diese Taube hat ihren Namen daher weil man sich ihrer in Orient**)In den Creuz-Zügen. s. Anon. chronicon Hierosol. ex. ed. rein. reineccii L. V. c. 9. p. 107., zumal um Aleppo her -216 um bedient, um Briefe zu überschicken; da man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet unter die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten Neste zueilen, und da abgeredtermassen aufgefangen, und ihnen ihre Aufträge abge - nommen werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube, zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hirtius und Brutus bey der Belagerung von Modena, die Harlemer bey der Belagerung von 1573, die Leidner bey der von 1574, u. a. m. mit bestem Erfolg versucht haben. Ja man weis, daß sogar Schwalben, Krähen u. a. Vögel zu gleicher Absicht gebraucht worden sind*)frontini strategem. L. III. c. 13..
3. †. Palumbus. Die Ringtaube, grosse Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo utrinque albo. *
Nistet wie die folgende in dicke Büsche.
4. †. Turtur. Die Turteltaube, Wegetaube. C. rectricibus apice albis, dorso griseo pe - ctore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis. *
Die kleinste wilde Taube. Ein überaus schö - nes Thier, was sich in Schwarzwäldern auf - hält, und sehr leicht kirre wird; dessen geprie - sene Keuschheit und eheliche Treue aber nicht so gar wörtlich verstanden werben muß. Die Tur - teltauben ziehen im Herbste von uns, und man sieht ihre Rückkehr im Frühjahr für ein siche - res Zeichen des völlig geendeten Winters an.
2175. †. Risoria. Die Lachtaube. C. supra lute - scens lunula cervicali nigra. *
Von der Grösse der Turteltaube, der sie auch in der Bildung und Lebensart änelt.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken oben erhabnen Schnabel von mittelmäs - siger Grösse, und kurze Füsse. Sie leben theils von Getraide u. a. Pflanzen Saamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes unschmackhaftes Fleisch.
42. corvus. Rostrum convexum cultratum, nares mystace tectae. pedes ambulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe, gemeine Rabe. C. ater dorso atro caerulescente, cauda sub - rotunda. *
Der Rabe hat wol unter allen Vögeln den schärfsten Geruch, indem er in einer erstaunli - chen Entfernung das Aas, was im Dickicht ver - borgen liegt, auswittert. Er ist ein schädliches Thier, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. stielt auch Sachen die er nicht fressen kan; wird aber sehr zahm und lernt über - aus deutlich Worte sprechen.
2. †. Frugilegus. Die Saatkrähe, der Ka - rechel. C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda. *
218Lebt gesellschaftlich; schadet dein Getraide.
3. †. Cornix. Die Krähe, Nebelkrähe. C. cinerascens, capite jugulo alis caudaque nigris. *
Ein unschuldiges Thier, was wenigstens den geringen Schaden, den es thut, durch die Vertil - gung unzähligen Ungeziefers sattsam vergütet.
4. †. Monedula. Die Dohle. C. fuscus, occi - pite incano, fronte aus caudaque nigris. *
Die Dohlen nisten auf hohen Thürmen ꝛc. halten sich im Sommer zerstreut im Felde auf, nähren sich von Getraide und Aas, ziehen sich im Winter haufenweis zusammen, und flüchten des Abends auf Kirchdächer ꝛc. wo wir sie oft zu hunderten haben übernachten gesehen.
5. †. Glandarius. Der Holzheher, Nußbeis - ser, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. C. rectricibus alarum caeruleis, lineis trans - versis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato. *
Ein schönes aber gefrässiges Thier, was sehr leicht zu zähmen und in seinen Betragen gar possirlich ist.
6. †. Caryocatactes. der Nußheher. C. fufcus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice de - tritis. *
7. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. C. albo nigroque varius, cauda cu - neiformi. *
Einer der schädlichsten Vögel, zumal für jun - ge Hünchen und Gänse.
21943. coracias. Rostrum cultratum, apice incurvato, basi pennis denudatum. pedes ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blauracke, der Birkheher. C. caerulea, dorso rubro, remigibus nigris. *
Ein schöner Vogel, der sich von Insekten und Saamenkernen nährt; im Gebüsche, zumal auf Birken nistet; aber in der Erndtezeit, wenn die Frucht in Mandeln steht, hauffenweis auf die Felder fliegt.
44. paradisea. Paradiesvogel. (Manu - co-diatta). Rostrum basi plumis tomento - sis tectum, pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singula - res denudatae.
1. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis lu - teis corpore longioribus, rectricibus dua - bus intermediis longis setaceis. *
seba thes. T. I. t. LXIII. f. 1.
Die Paradiesvögel überhaupt leben Schaaren - weis auf den Molukischen und benachbarten Inseln, haben durchgehende einen unproportionirlich klei - nen Kopf, aber grosse Füsse, die ihnen die leicht - gläubigen Alten abzusprechen wagten, deren Bildung aber schon Magalhaens Gefährte, Ant. Pigafetta, beschrieben hat*)ramvsio navigationi l. p.367. D.. Hier diese Gat - tung unterscheidet sich durch ein ganz sonderba - res Gefieder das um den Schnabel herum und an der Kehle sehr kurz und dicht wie ein Gold - glänzender grüner Sammt ist; an den Seiten220 aber und am Rücken ꝛc. Fuslang, dünne, von schöner gelber Farbe, ausgebreitet und schwan - kend hinten naus ragt. Das beschränkte und abgelegne Vaterland dieser Thiere, ihre auffal - lende auszeichnende Bildung und viele ihnen von den Reisenden angedichtete fabelhaffte Eigen - schafften, können wohl zu dem Mährgen vom Vogel Phönix Anlaß gegeben haben.
45. cuculus. Rostrum teretiusculum, pe - des scansorii.
1. †. Canorus. der Kukuk. C. cauda rotunda - ta nigricante albo-punctata. *
Ein merkwürdiges Thier, von dem man ehe - dem viel Unwahres erdichtet hat*)geoffr. chavcer's Cuckowe. in h. Works p.543. sqq.. Gewiß ist, daß er seine Eyer nicht selbst bebrütet, wozu er selbst nach seinem innern Körperbau nicht ge - schickt ist**)ivst. schrader observ. anatom. p.216., sondern sie in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen legt, die sich an seiner statt diesem Geschäfft unterziehen. Der junge Kukuk hat anfangs eine feine Stimme, fast wie die Grasmücken; im Alter geht er wol kleine Vögel an und frißt sie, daher etwa die Sage von seiner Verwandelung in einen Sperber entstanden seyn mag. Er soll in holen Bäumen ꝛc. überwintern, und dabey fast nacket werden.
2. Indicator. der Honigkukuk, Sengo. C. cauda cuneiformi fusco-et albido-mucula - ta, alis fuscis maculis flavis, pedibus nigris.
sparrmann in Philos. Transact. vol. LXVII. P. I. tab. I.
221Der Honigkukuk von dem schon Cavazzi*)gio. ant. Cavazzi Descr. de Congo, Matamba et Angola. Bol. 1687. p. 59. und der alte Joh. Otto Helbig**)Eph. N. C. Dec. I. ann. X. p. 454. Nachricht gegeben, ist im südlichern Afrika vom Cap Landeinwärts zu Hause, und hat seinen Namen von der Fer - tigkeit, mit welcher er wie der Ratel (s. oben S. 94.) seine liebste Nahrung, die wilden Bie - nennester, aufzusuchen weis. Er thut dies zu - mal des Morgens und gegen Abend; und die Hottentotten sowol als die dortigen Holländer bedienen sich dieser Gelegenheit, um selbst den wilden Honig einzusammeln. Sie geben auf den Ruf des Vogels Acht, beantworten ihn durch Pfeiffen, und so hält sich dieses Thier immer um sie auf, flattert vor ihnen her, und leitet sie zum bestimmten Orte. Zur Erkenntlichkeit überläßt man ihm nachher eine kleine Portion vom gefundenen Honig; aber nur eben genug, um seinen Appetit vom neuen rege zu machen, und ihn zum fernern Honigverrath zu ermuntern.
46. oriolvs. Rostrum conicum, conve - xum, acutissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emargi - nata. pedes ambulatorii.
1. †. Die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Wiedewall, Py - rol, Pfingstvogel, Weihrauch. Bieresel. O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex - terioribus postice flavis. *
Ein überaus schönes Thier, wovon das Männ - chen goldgelb und schwarz, das Weibgen Oli - vengrün ist. Lebt in Europa und im Orient,222 und macht sich ein künstliches napfförmiges sehr dauerhaft zwischen zwey Aestgen befestigtes Nest.
2. Persicus. Der Jupujaba. O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis. *
Baut sich, wie andre Gattungen dieses Ge - schlechts die in die wärmsten Erdstriche beider Welten zu Hause gehören, ein langes Beutel - förmiges Nest von Schilf und Binsen, mit ei - ner engen Oeffnung, daß er am Ende eines Baumzweiges aufhängt, und dadurch seine Jun - gen für den Ueberfällen der Affen und Schlan - gen sichert.
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füssen, und kegelförmigen scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Grösse und Bildung. Sie le - ben in Monogamie, nären sich von Insecten und Pflanzen-Saamen, und füttern mehren - theils ihre Jungen aus dem Kropfe. Sie ha - ben ein zartes schmackhaftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
47. alauda. Rostrum cylindrico-subula - tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Unguis posticus re - ctior digito longior.
1. †. Arvensis. Die Feldlerche, Himmels - lerche. A. rectricibus extimis duabus extror -223 sum longitudinaliter albis: intermediis infe - riori latere ferrugineis. *
Lebt in ebnen Gegenden, auf Haiden und Wiesen von Insecten und Getraidesaamen, be - sonders auch von wildem Knoblauch, der das Fleisch dieser Thiere vorzüglich schmackhaft macht. Sie steigen hoch in die Lust, und sin - gen, zumal bey heiterm Wetter. Sie brüten im Getraide, werden wenn sie jung gefangen sind, ungemein zahm, und baden sich wie die Hüner und viele andre sogenannte Scharrvö - gel (Aves pulverartrices) im Sand.
2. †. Pratensis. Die Wiesenlerche. A. rectri - cibus duabus extimis extrorsum albis, linea superciliorum alba. *
Findet sich mehr auf den Wiesen, und im Herbst auf den Fahrwegen; fingt nicht so wie andre Lerchenarten, sondern schreit blos.
3. †. Arborea. die Waldlerche, Baumlerche. A. capite vitta annulari alba cincto. *
Lebt gesellschaftlich.
4. †. Campestris. Die Brachlerche. A. rectri - cibus fuscis: inferiori medietate, exceptis intermediis duabus, albis: gula pectoreque flavescente. *
5. †. Trivialis. die Piplerche, Leimvogel. A. rectricibus fuscis: extima dimidiato-alba, secunda apice cuneiformi alba, linea alarum duplici albida. *
6. †. Cristata. die Haubenlerche, Kobellerche Heidelerche, der Rothmünch. A. rectrici - bus nigris: extimis duabus margine exte - riori albis, capite cristato. *
224Singt ungemein schön, ist aber bey aller sorg - fältigen Wartung doch selten länger als ein Jahr im Zimmer zu erhalten.
48. stvrnvs. Rostrum subulatum, angu - lato-depressum, obtusiusculum: mandibula superiore integerrima, marginibus paten - tiusculis.
1. †. Vulgaris. der Staar, die Spreche. S. rostro flavescente, corpore nigro punctis albis. *
Ein muntres possirliches, und dabey nutzba - res Thier, was schädliche Insecten vertilgt, da - bey sehr gelehrig ist, und leicht Worte sprechen lernt.
2. †. Cinclus. die Wasseramsel. S. niger, pe - ctore albo. *
Hält sich einzeln an kiesichten Forellenbächen auf, und lebt meist von Wasserinsecten, doch auch von kleinen Fischen.
49. tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato. faux ciliata.
1. †. Viscivorus. die Schnarre, Misteldros - sel, der Ziemer, Mistler, Brachvogel, Zaritzer. T. dorso fusco, cullo maculis al - bis, rostro flavescente. *
Nährt sich von Mistelbeeren, wird ausseror - dentlich zahm, und ist dabey sehr dauerhaft und viele Jahre zu erhalten.
2. †. Pilaris. der Krametsvogel. T. rectrici - bus nigris: extimis margine interiore apice albicantibus, capite uropigioque cano. *
225Ist fast in ganz Europa zu Hause, nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Kramels -) Beeren, und war schon bey den Römern wegen seines schmackhaften Fleisches berühmt.
3. †. Iliacus. die Zipdrossel, Rothdrossel, Zippe. T. alis subtus ferrugineis, super - ciliis flavescentibus. *
Hält sich im Herbste Schaarenweis zusammen, und thut nebst der folgenden Gattung den Weintrauben grossen Schaden.
4. a. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindros - sel, Weißdrossel. T. remigibus basi inte - riore ferrugineis. *
Ihr Gesang änelt der Nachtigall ihrem. Zu - weilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr, dergleichen wir selbst im Waldeckischen ge - sehen haben.
4. b. Polyglottus. die Americanische Nachti - gall, der Moqueur, Sinsonte. T. fu - sco-cinereus, subtus albidus, maculis ver - ticis, alarum et caudae candidis.
davbenton planch. enlumin. nro. 558. f. 1.
Ein unansehnlicher Vogel der in Luisiane, Ca - rolina, auch auf Jamaica ꝛc. zu Hause ist, dem aber die Reisebeschreiber wegen der entzückenden Anmuth seiner Stimme den Namen des Kö - nigs der Sangvögel zugestehen, und ihn sogar der Europäischen Nachtigall vorziehen. Er macht folglich eine Ausnahme von dem sonst eingebildeten Natur-Gesetz daß die Vögel der heissen Erdstriche schön aussähen aber schlecht sängen. Er ahmt aller andern Vögel Gesang aufs täuschendste nach, und ist dabey in unauf -226 hörlicher Bewegung und Lebhaftigkeit; sollte auch wol unser Clima gewohnen, wenigstens hat man ihn in Spanien mit leichter Mühe und ohne daß er sein musikalisches Talent vergessen hätte, im Käficht halten können*)nieremberg hist. naturae p.234..
5. †. Merula. die Amsel, Sckwarzdrossel. T. ater, rostro palpebrisque flavis. *
Die Amsel lebt einsam, nährt sich von Wach - holderbeeren, hat ein gutes Gedächtnis, und behält, was sie einmal pfeiffen gelernt hat, Lebenslang.
6. †. Torquatus. die Ringdrossel, Ringamsel. T. nigricans, rostro flavescente, macula pe - ctorali albida. *
7. †. Arundinaceus. die Bruchdrossel. T. fu - sco ferrugineus, subtus albido-testaceus, remigibus fasciis apice rufescentibus. *
Nistet im Schilf. So lange das Weibgen brütet, singt das Männchen unaufhörlich.
50. ampelis. Rostrum rectum, convexum: mandibula superiore longiore, subincurvata, utrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. A. occipite cristato; racheos remigum secundariorum apice coccineo complanato. *
Ist vorzüglich im nordlichsten Europa zu Hause, und kommt nur in kalten Wintern nach Deutschland.
22751. loxia. Rostrum conico-gibbum; fron - tis basi rotundatum. mandibula inferior mar - gine laterali inflexa.
1. †. Curvirostra. der Kreuzschnabel, Krummschnabel, Krünitz, Tannenpapa - gey. L. rostro forficato. *
Ein überaus sonderbares Thier, was sich in Tannenwäldern aufhält, und in Rücksicht seiner schönen Farben, im Gebrauch seines Schnabels und überhaupt in seinem ganzen Betragen, un - gemein viel Aehnlichkeit mit den Papagayen zeigt. Das Mänchen ist roth, wird aber mit der Zeit, zumal im Bauer, grün wie das Weib - gen. Jenes lernt artig pfeiffen. Diese Thiere brüten mitten im Winter zu Ende des Jänners und kalfatern das Nest mit Harz, um es gegen Nässe und Schnee dauerhaft zu machen.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeisser, Kirsch - fink, Kirschknäpper. L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectrici - bus latere tenuiore baseos nigris. *
Er vermag mit seinem starken Schnabel Kirsch - kerne aufzubeissen, und sich gegen Hunde und Katzen zu wehren.
3. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel, Rothfink, Gieker. (rubi - cilla) L. artubus nigris, tectricibus caudae remigumque posticarum albis. *
Ein ausnehmend vertrauliches zuthuiges Ge - schöpf, wovon beide Geschlechter ausser ihrem eigenthümlichen in etwas melancholischen sanf - ten Ton, auch sehr leicht Lieder pfeiffen, selbst einander acompagniren, und sogar Worte aus - sprechen lernen.
2284. Cardinalis. der Indianische Haubenfink, die Virginische Nachtigall. L. cristata ru - bra, capistro nigro, rostro pedibusque san - guineis. *
Ist in Nordamerica zu Hause, und wegen der Schönheit seiner Federn und seines vortreff - lichen Gesanges gleich schätzbar.
5. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwanz, die Zwuntsche. (anthus, florus) L. flavicanti-virens, remigibus pri - moribus antice luteis, rectricibus laterali - bus quatuor basi luteis. *
52. emberiza. Rostrum conicum, mandi - bulae basi deorsum, a se invicem disceden - tes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, su - periore angustiore.
1. †. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. E. remigibus albis, primoribus ex - trorsum nigris: rectricibus nigris, laterali - bus tribus albis.
Ein ganz nordischer Vogel, der eigentlich blos zum Ueberwintern nach Deutschland kommt, doch auch zuweilen daselbst in gebürgichten Ge - genden nistet.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. E. grisea, subtus nigro-maculata, orbitis rufis. *
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, Windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateralibus dua - bus extrorsum nigris. *
229Nisten in Weinbergen: nähren sich besonders von Hirsen, davon sie vorzüglich schmackhaft und fett werden. Die vorzüglichsten kommen von der Ins. Cypern.
4. †. Citrinella. die Goldammer, Gelb - gans, der Emmerling. E. rectricibus ni - gricantibus: extimis duabus latere interi - ore macula alba acuta. *
5. †. Schoeniclus. die Rohrammer, der Rohr - sperling, Moosemmerling. E. capite ni - gro, corpore griseo nigroque, rectricibus extimis macula alba cuneiformi. *
53. fringilla. Rostrum conicum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink, Waldfink. F. artubus nigris, remigibus utrinque albis, tribus primis im - maculatis: rectricibus duabus oblique albis. *
Der Finken Gesang ist überaus mannichfaltig, so daß man wol zwanzig verschiedene Gattungen zählt, die von den Vogelstellern mit eignen Nah - wen belegt, und verschiedentlich geschätzt wer - den. Mehrentheils schlagen die Finken in je - dem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders. Oft hat aber auch ein Fink drey-viererley Gesang, mit dem er abwechselt.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Rowert, Schneefink, Winterfink, Quäckfink, Nikawitz, Zetscher, Gegler. F. alarum basi subtus flavissima. *
Ist eigentlich im kalten Norden zu Hause und kommt meist nur zum überwintern in unsere mil -230 dern Gegenden, wo er sich verschiedentlich in unzäliger Menge eingefunden.
3. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. F. fronte et gula coccineis, remigibus antror - sum flavis: rectricibus duabus extimis me - dio, reliquisque apice albis. *
Der schönste hiesige Sangvogel, der Jahr aus Jahr ein im Käficht singt, sehr leicht zahm wird, und selbst zum freyen Aus - und Einflie - gen zu gewöhnen ist. Er erreicht dabey ein Alter von zwanzig und mehr Jahren, frißt in der Wildnis Distelflocken und anderes unnützes Futter und wird auch noch dadurch nutzbar daß er die Blattläuse von den Gewächsen abliest.
4. a. Citrinella. die Hirngrille. (Vercellino) F. subvirescens, dorso fusco maculato, pe - dibus incarnatis.
In Italien ꝛc. änelt dem Canarienvogel.
4. b. Canaria. der Canarienvogel. ehedem Zuckervöglein. F. rostro corporeque albo fla - vescente, rectricibus remigibusque vire - scentibus. *
Dieses artige Thiergen scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhunders aus den Canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu seyn; ist aber schon gegen Ende desselben in Deutschland gemeiner worden, und seitdem in mancherley Varietäten ausgeartet. Die Stamm - Raçe scheint die grünliche zu seyn, die auf den Canarischen Inseln im kalten gebirgichten Ge - genden*)clappham's Relat. of the Pico Teneriff. p.172. am Wasser nistet. Unter den übri - gen sind vorzüglich die mit der Holle oder Fe -231 derbüschgen auf dem Kopfe, und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
5. †. Spinus. das Zeisgen, der Erlenfink. (Ligurinus, acanthis) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectri - cibus basi flavis, apice nigris. *
Ein sehr gelehriger Vogel, der leicht zum Wasserziehn, und zum Ein - und Ausfliegen zu gewöhnen ist, auch Lieder pfeiffen lernt, und mit der Canarien-Sie Bastarden giebt. Er thut den Hopfengärten Schaden, fällt im Herbst Schaarenweis auf die Ellern, hält sich aber sonst am liebsten in grossen Tangelwäldern auf, und nistet ganz einsam auf den höchsten Tan - nengipfeln; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günthers Nester und Eyer versch. Vögel, durch Wirsing. Taf. X. Ein Nest, was zahme Zeisgen in der Stube gebaut, s. im Dresdn. Magazin 1 Th. Taf. 1..
6. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. F. remigibus primoribus re - ctricicibusque nigris, utroque margine albis. *
Der Hänfling lernt Lieder pfeiffen, und ahmt auch Nachtigallen Gesang nach. Die Bastar - den, die man mit den Hänflingsmännchen und der Canarien-Sie erzielt, sind schön gelb und roth gezeichnet, und gegen die Weise anderer Bastarden zuweilen fruchtbar.
7. †. Linaria. das Citrinchen, Steinschöß - lein, der Flachsfink, Carminhänfling. F. remigibus rectricibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida. *
232Zumal beym Männchen ist Brust und Hals schön carminroth gesprenkelt, hat einen sanf - ten lieblichen Gesang, wird sehr zahm, und läst sich wie das Zeisgen, zum Wasserziehen und änlichen Kunstücken abrichten.
8. †. Domestica. der Sperling, Spaz, Lü - ning. F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis. *
Freylich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, was aber doch auch unzäliges Ungezie - fer vertilgt. Der Sperling ist gleichsam ein Hausthier das sich wie die Maus von selbst nach den Menschen gezogen hat; doch hält er sich nicht in Schwarzwäldern auf. Er wird ungemein kirre, ist sehr wollüstig, und brütet viermal im Jahre.
54. motacilla. Rostrum subulatum re - ctum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. M. rufo-cinerea, armillis cinereis. *
Das entzückende Thier ist ein Vorrecht der gemässigtern Erdstriche der alten Welt, das im Aprill in unsern Gegenden ankommt, und wo - von die Mänchen meist vierzehn Tage früher als die Weibgen eintreffen. Diese machen in schat - tichten Gebüsch ein leichtes Nest von dürren Eichen-Laub, Bast*)nozemann en chr. zepp Nederlandsche Voge - len tab. LXV. p.124. ꝛc. und legen vier Oli - ven-grüne Eyer. Die alte Sage daß die jun - gen Nachtigallen von ihren Eltern im singen un - terrichtet werden müsten, mag etwa daher ent - standen seyn, daß ganz junge eingefangene, an - drer Vögel schlechtern Gesang den sie gehört233 angenommen und ihren eigenthümlichen darüber verlernt. Sie gewohnen übrigens der Gefan - genschaft ganz leicht und lassen sich wol zwölf und mehrere Jahre im Käficht erhalten.
2. †. Modularis. die Baumnachtigall, Brau - nelle. M. supra griseo-fusca, rectricibus alarum apice albis, pectore caerulescente - cinereo. *
Ein kirrer menschenfreundlicher Vogel, der einen leisen artigen Gesang hat, und der Nach - tigall in der Bildung und auch im Betragen änelt.
3. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer. M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenui - ore alba. *
Das gutmüthige Thier, was sich dem Bebrü - ten und der Pflege der jungen Kukuke unterzieht, und auch seine eigne Junge mit ungemeiner Zärtlichkeit besorgt.
4. †. Alba. das Ackermännchen, die weisse oder graue Bachstelze. M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus dimidiato-ob - lique albis. *
Ein unruhiges muntres Thier, was in Hol - wegen und Holzstössen nistet.
5. †. Flava. die gelbe Bachstelze. M. pectore abdomineque flavo, rectricibus duabus late - ralibus dimidiato oblique-albis. *
Hat fast die schöne gelbe Farbe des Kirschvo - gels, und im Frühjahr einen artigen hellen Ge - sang; hält sich in schattichten Gründen an kie - sichten Bächen auf.
2346. †. Erithacus. Das Rothschwänzgen, Roth - sterzgen. M. dorso remigibusque cinereis, abdomine rectricibusque rufis: extimis dua - bus cinereis. *
7. †. Suecica. Das Blaukehlgen, Spiegel - vögelgen, die Wassernachtigall. M. pe - ctore ferrugineo cingulo caeruleo, rectrici - bus fuscis versus basin ferrugineis. *
Das himmelblaue Brustschild, mit dem weis - sen Fleck in der Mitte, giebt diesem schönsin - genden Vogel, der auch in deutschen Schwarz - wäldern, auf dem Harz ꝛc. nicht gar selten ist, ein überaus schönes Ansehn.
8. †. Rubecula. Das Rothkehlgen, Roth - brüstgen, der Rothbarth (erithacus). M. grisea, gula pectoreque ferrugineis. *
Ein beissiges Thier, was leicht andre Vögel im Bauer tödtet, und in der Wildnis keine Nachbarn um sich rum leidet, was aber ange - nehm singt, sehr leicht zahm wird und auch zum Ein - und Ausfliegen zu gewöhnen ist.
14. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaunschlu - pfer, Schneekönig, Winterkönig. M. grisea, alis nigro cinereoque undulatis.
Ein muntrer kleiner Vogel, der seinen hüb - schen Gesang bey Wind und Wetter und herben Frost dennoch hören last, und im Winter an den Zäunen herum sein Futter sucht und Rau - pennester abliest. Er macht sich ein warmes weiches bedecktes Nest, fast in Gestalt eines Backofen*)sepp Nederl. Vogelen tab. LIX. p. III., und legt sehr zahlreiche Eyer.
15. †. Trochilus. der Sommerkönig, Wei - denzeisig, das Seidenvögelchen. (Asilus). 235M. cinereo-virens, alis subtus rectricibus flavescentibus, superciliis flavis. *
16. †. Regulus. Das Goldhähnchen. M. re - migibus secundariis exteriori margine fla - vis, medio albis, crista verticali crocea. *
Der allererkleinste Europäische Vogel, der lebend ohngefähr ein Quentchen wiegt, und der sein goldgelbes Federbüschgen, fast wie der Ca - cadu und wie der Wiedehopf, aufrichten und zurück schlagen kan.
55. parus. Meise. Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
Die Meisen haben ein ungemein lebhaftes Naturell und possierliches Betragen. Sie klet - tern wie die Spechte, sind überaus neugierig, und lassen sich, leichter als andere Vögel, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten. Sie sind überaus fruchtbar, legen meist ein Dutzend Eyer und drüber, sind aber gleichsam Raubvö - gel in dieser Ordnung, die sogar Leichen auf Hochgerichten befressen, und andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhacken; auch wol schla - fenden Kindern nach den Augen hacken*)Chr. Lehmanns Erztgebürg. Creis. S. 694..
1. †. Cristatus. die Haubenmeise, Schopf - meise, Strausmeise, Kobelmeise. P. ca - pite cristato, collari nigro, ventre albo. *
Nistet in altem Gemäuer, holen Bäumen, Steinritzen ꝛc.
2. †. Major. die Kohlmeise, Brandmeise, Spiegelmeise, Pickmeise, Finkmeise. P. capite nigro, temporibus albis, nucha lu - tea. *
2363. †. Caeruleus. Die Blaumeise, Pimpel - meise, Jungfernmeise, der Blaumüller. P. remigibus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, ver - tice caeruleo. *
Ebenfalls ein sehr schönes und überaus nutz - bares Thier, was Jahr aus Jahr ein eine un - zählige Menge von Insecten und deren Eyern vertilgt.
4. †. Palustris. Die Plattenmeise, Aschmeise, Mehlmeise, Nonnmeise Rietmeise, By - meise, Sumpfmeise, der Schilssperling. P. capite nigro, dorso cinereo, temporibus albis. *
5. †. Caudatus. Die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise, Zogelmeise, der Backofendrescher, Pfannenstiel. P. ver - tice albo, cauda corpore longiore. *
Legt zwanzig Eyer, und baut sich ein kunst - reiches beutelförmiges Nest*)nozemann en sepp l. c. tab. XXVI. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es, uns zu verbergen, von aussen mit den nämlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an welchen sie nistet, bewachsen ist.
6. †. Biarmicus. Das Bartmännchen, der Indianische Sperling. (La Moustache) P. vertice cano, cauda corpore longiore, ca - pite barbato.
sepp Nederl. Vogelen tab. XLVII.
7. Pendulinus. Die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. P. ca -237 pite subferrugineo, fascia oculari nigra, re - migibus rectricibusque fuscis margine utro - que ferrugineo.
Im südlichen Frankreich, Ober-Italien, Vol - hynien ꝛc. Baut sich ein ungemein künstliches Beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc. läst zwey Oeffnungen daran zum Ein - und Ausflug, und hängt es, fast wie der Jupujuba das sei - nige, an einem dünnen Aste auf.
56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini - mum incurvum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil - dung, durch ihre zwitschernde Stimme und durch ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern ver - richten ihr Geschäfte meist fliegend oder sitzend Sie haben einen weiten Rachen, und wissen damit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder überm Wasser im Flug wegzuschnappen. Die bekannten Streitigkeiten über den Winter - aufenthalt der Schwalben sind wol gröstentheils aus Unbestimmtheit der Gattungen wovon die Rede gewesen, entstanden. Die Hausschwalbe zieht sich nach den artigen Versuchen des ver - dienten Rect. Frisch in Berlin und nach den Erfahrungen die Hr. Adanson am Senegal ge - macht, wol gewiß nach diesen wärmern Ge - genden. Die Rauchschwalbe hingegen die wir selbst unzäligemal auch den ganzen Sommer hindurch des Abends zu tausenden in den Stadtgraben ins Schilf flüchten und da übernach - ten gesehen haben, mag auch wol über Winter bey uns bleiben, und ihn in einem erstarrenden Schlafe zu bringen.
2381. †. Domestica. Die Rauchschwalbe, Feu - erschwalbe. (L'hirondelle de cheminée. the House-swallow, chimney-swallow. Hirun - do rustica linn) H. rectricibus, exceptis duabus intermediis, macula alba notatis. *
Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Systematikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese mit den nackten unbefiederten Füssen und weißgefleckten[ Schwanzfedern] heist füglich die Stadtschwalbe da sie öfter als die folgende in Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und un - ter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. Die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo urbica Linn.) H. pedibus hirsutis, rectricibus immaculatis, dorso nigro cae - rulescente, tota subtus alba. *
Nistet auf den Dörfern ausserhalb der Häuser un - term Dache, zumal an den Kirchfenstern wo wir wol eher Dutzende solcher Nester auf einen Haufen neben und über einander angebaut gesehen haben. Sie sind wie ein Backofen oben zugewölbt und die Leim-Klümpgen woraus sie gebaut sind ziem - lich regelmassig fast wie Quaterstücken über ein - ander gelegt.
3. †. Riparia. Die Uferschwalbe, Erdschwal - be. H. cinerea, gula abdomineque albis. *
Baut in Leimgruben, Sandhügeln ꝛc.
4. †. Apus. Die Mauerschwalbe, Stein - schwalbe, Thurmschwalde. H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis. *
239Nistet in alten Thürmen, Kornböden, Kirchen ꝛc.
5. Esculenta. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Baut die berufnen Indianischem oder Tun - kins-Nester an den Ufern der Flüsse von China, Cochinchina ꝛc. vermuthlich aus gewürzhaften gallertartigen Seegewächsen, Tremellen ꝛc.
57. caprimvlgvs. Rostrum modice in - curvum, minimum, subulatum, basi de - pressum. vibrissae ciliares. unguis interme - dius introrsum ciliatus.
1. †. Europaeus. Die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nacht - rabe, Tagschläfer. C. narium tubis obsole - tis. *
Ein schön marmorirtes Thier, was seinen Geschäfter blos des Nachts nachgeht, und im Flug beständig schnurrt. Die Beschuldigung, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist un - gegründet. Es lebt von Nachtfaltern, und ni - stet in schattichten Gegenden zwischen Felsenritzen.
Wir haben bis jetzt die warmblütigen Thiere betrachtet, und gehen zu den kaltblütigen über; von denen die in den beiden nächsten Classen, nemlich die Amphibien und Fische, ebenfalls rothes Blut haben, was sich blos durch seine Kälte vom Blut der Säugethiere und Vögel auszeichnet.
Beide kommen, so wie in der Beschaffen - heit des Bluts, so auch in der Einrichtung und Bildung ihres Herzens, mit einander über - ein: sie sind aber darinn von einander unter - schieden, daß die Amphibien durch Lun - gen Athem hohlen, mithin auch Stimme von sich geben können; da die Fische hingegen blos durch Kiefern athmen, und niemals Lun - gen haben, folglich auch sowol als die Inse - cten stumm sind.
Die äussere Bildung der Amphibien ist sehr verschieden. Manche, wie die Schildkrö - ten, Frösche und Kröten haben einen breiten flachen Körper mit vier Füssen. Die Cro - codille u. a. Eidexen haben zwar auch vier Füsse, aber einen längern, rundlichen, schlan - ken und geschwänzten Körper. Die Schlan - gen einen langgestreckten, dünnen cylindrischen Körper, ohne Füsse. Und endlich äneln auch viele Thiere dieser Classe in ihrer äussern Bil - dung den Fischen, sind eben so wie diese mit Flossen versehen u. s. w.
Auch die Bekleidung des Köpers der Am - phibien ist weit verschiedener, als bey den be - nachbarten Classen. Einige sind mit einer kno - chichten Schaale, wie mit einem Gehäuse über - zogen; andere mit knochichten Reifen oder mit zahlreichen kleinen Schildgen, andere mit Schuppen bedecket, und noch andre haben eine ganz glatte, nur mit Schleim überzogne Haut.
Obgleich manche Amphibien in ihrer Farbe oder Gestalt und Naturell allerdings etwas widerliches haben und viele auch durch ihr Gifft gefärlich werden, so giebt es doch auch, zumal unter den Eidexen und Schlangen sehr viele242 überaus schöne Thiere von den lebhafftesten Farben, und von einem sehr muntern flinken und ganz unschuldigen Betragen.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf - enthalt angewiesen. Die meisten gehen will - kührlich in beiden Elementen ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Manche bringen hingegen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten blos in einem von beiden zu; endlich sind auch manche ent - weder blos fürs Land, oder blos fürs Wasser und nicht für beides zugleich bestimmt. Von den Landthieren dieser Classe, leben viele in sumpfichtem, feuchtem Dickicht; andere aber suchen auch recht trockne, anmuthige, der Son - nenwärme ausgesetzte Gegenden zur Wohnung aus; manche leben gar auf Bäumen u. s. w.
Die Nahrungsmittel der Amphibien sind überaus mannichfaltig. Manche leben von lebendigen warmblütigen oder kaltblütigen Thieren, von Insecten, Conchylien, Fischerr - ern; andere von Aas, vom Miste anderer Thiere; viele aber blos von vegetabilischen Sub - stanzen, Pflanzen-Wurzeln ꝛc.
Fast alle Amphibien, wenigstens die in den kältern Zonen, verkriechen sich im Herbst ins Gebüsche oder in Sümpfe, und halten Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E. den Fröschen die Zeit über das Maul mit einer Schleimhaut verwachsen sey, ist eine irrige Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser Thiere im Frühjahr Anlaß gegeben hat.
Die Amphibien sind mit mancherley Waf - fen zum Angriff und zur Vertheidigung be - wehrt. Manchen, wie den Crocodillen und Wasserschlangen kommt schon ihre körperliche Grösse zu passe. Die mehresten sind mit zahlreichen spitzigen Zähnen, manche mit Sta - cheln, viele zumal unter den Schlangen mit Gift, und der Zitterrochen mit einer sonderba - ren erschütternden Kraft, versehn.
Von der andern Seite sind die Amphibien durch ihr äusserst zähes Leben bey weitem mehr als andere Thiere gegen die Anfälle ihrer Feinde geschützt. Man hat Eidexen ohne Schaden im Wasser einfrieren, Schildkröten gerau - me Zeit ohne Kopf leben, und Frösche mit aus der Brust gerißnem Herzen rumhüpfen ge -244 sehen. Und daß Eidexen oder Frösche aus ver - schluckten Laich ꝛc. im Darmcanal der Men - schen*)ch. bonnet Oeuvres vol. III. p. 37. u. a. warmblüthigen Thiere haben aus - geheckt werden können, ist ebenfalls ein Be - weis ihres dauerhafften Lebens. Auch die Reproductionskraft ist bey diesen Thieren ungemein stark; und sie sind daher, ganz vor - züglich geschickt, um Versuche über diese merk - würdige Lehre an ihnen anzustellen.
Die eheliche Verfassung der Amphibien hat ungemein viel sonderbares. Es werden diese Thiere in Verhältnis ihrer Grösse und ih - res Alters erst sehr spät, wie unsre Frösche erst im vierten Jahr mannbar, nachher ist aber auch der Begattungstrieb, zumal bey den Männchen, ganz unwiderstehlich heftig, so daß man Beyspiele von Fröschen hat, die in Ermangelung einer Gattin, andre männliche Frösche oder todte Weibgen, oder Kröten besprun - gen haben. Bey den mehresten Fröschen werden die Weibgen von ihren Männchen zur Begat - tungszeit mehrere Tage, ja Wochen lang umfast, und man kan diesen wärender Zeit ehr die Beine vom Leibereissen, als daß sie jenes los lassen soll - ten. Bey vielen dieser Thier hat keine wirk - liche Begattung statt, sondern das Männ -245 chen befruchtet erst alsdann die weiblichen Eyer, wenn sie schon aus dem Leibe der Mutter her - ausgetreten sind.
Einige Amphibien gebären lebendige Jun - ge, die mehrsten hingegen legen Eyer, und die Viper gibt zwar wirklich Eyer von sich, in welchen aber die jungen Vipern schon fast völlig entwickelt da liegen, und nur noch wenige Tage lang ausser dem Leibe der Mutter folgends aus - gebildet, und zum Auskriechen geschickt wer - den*)harvey Exerc. de partu p. 265. 267..
Die Amphibien können so wenig als andre kaltblütige Thiere ihre Eyer selbst bebrüten. Sie überlassen dies der Sonnenwärme, und geben daher entweder ihre Eyer ins Wasser von sich, oder scharren sie in den Sand, oder ver - graben sie, wie die Natter, in Misthaufen. Bey der Pipa kriechen die Jungen auf dem Rük - ken der Mutter aus.
Die Frösche und Eidexen kommen nicht gleich in ihrer vollkommnen Gestalt zur Welt sondern müssen sich in ihrer Jugend erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge -246 brauch aller ihrer Gliedmassen erlangen. Sie haben dann noch keine Füsse, von denen erst allmälig zuerst das hintere und hernach das vor - dere Paar zum Ausbruch kommen soll. Da - gegen sind sie mit einem langen sischähnlichen Schwanze versehen, der bey den mehresten Fröschen in demselben Maasse allgemach ver - verschwindet, in welchem sich die Beine des Thiergens entwickeln. Diese unvollkommenen Geschöpfe (larvae) leben blos im Wasser, wenn sie auch gleich in der Folge das trockene Land zu ihrem Aufenthalt wählen; und das blosse Athemholen durch Lungen würde ihnen für die - ses Element nie zureichend seyn, wenn sie nicht für diese Zeit, doch oft nur wenige Tage durch, auch mit einer Art von Kiefern oder branchiis hinter den Ohren*)Appendices simbrictae swammerdamii. versehen wären. Diese ziehen sich allgemach in die Brust hinein und bilden ferner für einige Zeit zwey besondere ge - streifte Eingeweide oder Afterlungen neben den wahren Lungen in der Brust, die ebenfalls das Respiriren, und besonders den Blutum - lauf erleichtern sollen.
Manche solche Larven aus dem Froschge - schlechte (Kaulquappen, Roßnägel, Roß - köpfe, gyrini, ranabottoli) sind über -247 dem auch an der Unterlefze mit einer klei - nen Röhre versehen, mittelst deren sie sich, der Sicherheit wegen, an Wasserpflanzen ꝛc. fest saugen können. Endlich haben auch einige blos auf der linken Seite des Kopfs neben den Augen einen kleinen Schlauch oder Blase wodurch sie das eingeschluckte Wasser, wie die Fische durch die Kiefern wieder von sich sprützen können.
Ausserdem ziehen auch manche Amphibien zu gewissen Jahreszeiten ihre Oberhaut (epider - mis) ab, oder häuten sich. Die Schlangen werfen dabey eine ziemlich feste Haut (Natter - hemd) ab, in der die Eindrücke der Schuppen ꝛc. zu sehen sind. Von Fröschen und Eidexen hingegen geht nur ein schleimichter, im Wasser bald zerfliessender, Ueberzug herunter.
Das Gehör und Gesicht der mehresten Amphibien, zumal der Frösche und Eidexen ist ausnehmend sein, ihr Gefühl hingegen und auch wol ihre übrigen Sinne scheinen stumpfer. Sie sind gelehrig genug, wie man aus den sehr häufigen Beyspielen der giftigsten Schlangen, der Klapperschlangen, Brillen - schlangen ꝛc. und aus den seltnern Fällen von Eidexen die sich ins Haus und Bett gewöhnen248 lassen, von Kröten die ganz vertraulich gegen ihre Wohlthäter worden ꝛc. ersieht.
Das Alter der Amphibien ist sehr ungleich. Unsere Frösche z. E. werden erst im vierten Jahre mannbar, und erreichen dem ohngeach - tet ein Alter von zwölf bis sechszehn Jahren. Hingegen behauptet man, daß die Crocodile, die grossen Schildkröten*)Lettres edifiantes T. XVI. u. a.m. aus hun - dert Jahre und drüber, leben sollen.
Der Nutzen der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist einfach, aber theils sehr be - trächtlich. Erstens vertilgen sie doch viel schäd - liche Insecten, Schnecken ꝛc. Sodann werden viele zur Speise verwandt; vorzüglich unzä - lige Schildkröten und ihre Eyer, so auch ver - schiedene Frösche und Eidexen, Neunaugen, Störe, Rochen u. s. w. Zu Kunstsachen werden Schildpatt, Hausenblasen und Fisch - haut von Rochen und Hayen verarbeitet. Arz - neyen giebt diese Classe wenig. Vielleicht sind Kröten ein wichtiges Mittel gegen den Krebs.
Der meiste Schade der Amphibien ist wol der, daß sie andere nutzbare Thiere, Fische249 und deren Eyer ꝛc. vertilgen, Pflanzen Wur - zeln abfressen u. s. w. Manche werden frey - lich auch durch ihre Grösse und andere wegen ihres Giftes gefährlich.
In Classificationen der Amphibien sind wir gänzlich den R. Linne gefolgt, ob wir gleich die letzte der drey folgenden Ordnungen hier nicht recht natürlich, und mehr mit den Fischen als mit den übrigen Amphibien verwandt finden.
I. Reptiles. Die Amphibien mit Füssen. Schildkröten, Frösche, Eidexen.
II. Serpentes. Die Schlangen. Ohne Füsse, Floßfedern oder andere äussere Gliedmaassen; sie haben einen cylindri - schen langgestreckten Körper, kriechen auf dem Bauche, und bewegen sich wel - lenförmig.
III. Nantes. Die Amphibien mit Floßfe - dern, mittelst deren sie wie die Fische im Wasser schwimmen.
Die Siren lacertina*)linn. amoen. acad. Vol. VII. ELLIS in Philos. Trans. Vol. LVI. aus Süd-Carolina die Linne, doch erst spät und mit eigenem Gefühl von Zwei - fel und Ungewißheit, in eine besondere vierte Ord - nung (meantes) gesetzt hat, ist nach der Analogie zu schliessen, besonders auch der Ohrkiefern (§. 105.) wegen, doch wol nur ein noch unvollkom - menes Geschöpf, eine Larve.
Alle Thiere dieser Ordnung sind, wenig - stens wenn sie ihre vollkomne Gestalt erlangt haben, mit vier Füssen versehn, die nach dem verschiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, oder durch eine Schwimmhaut verbun - dene, oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen haben. Sie legen sämtlich Eyer, und und manche von ihnen sind überaus fruchtbar.
1. testudo. Schildkröte. Corpus testa obtectum, cauda brevis, os mandibulis nudis edentulis.
Die Schildkröten sind sehr träge Geschöpfe deren Wachsthum und übrige Lebensgeschäffte ausserordentlich langsam von statten gehen; so daß sie z. B. binnen zwanzig Jahren nur we - nige Zolle an der Grösse zunehmen, auch wäh - rend ihres langen Winterschlafs doch nur sehr wenig am Gewicht verlieren*)Sr george ent in philos. Trans. N. 194. pag. 534. u. s. w. Die mehresten sind mit einer breiten knochichten sehr festen Schaale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrade und den Nippen des Thiers verwach - sen, und mit den breiten hornichten Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbicht sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner als das obere, und251 mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füsse versehen.
1. Membranacea. T. pedibus pinniformibus, unguiculis tribus, testa dorsali membrana - cea ovata grisea striata. *
Ein artiges kleines Thier, was wir aus Gui - ana erhalten haben, und von den uns be - kannten*)Com. roncalli Censur. medic. univ. p. 131. pennant in Philos. Trans. Vol. LXI. P. I. weichschaalichten Schildkröten ver - schieden ist.
2. Imbricata. Die Carette. T. pedibus pinni - formibus, testa cordata subcarinata, mar - gine ferrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squamata. *
Findet sich in beiden Indien; zumal häufig an den Antillen, und giebt das beste Schildpatt.
3. Mydas. T. pedibus pinniformibus, ungui - bus palmarum binis, plantarum solitariis, testa ovata. *
Die gröste und stärkste Schildkröte, die wol drey Centner an Gewicht hält, und mit Lasten von sechs und mehrern Centern, die man ihr auf den flachen Rücken legt, fortriecht. Sie hält sich in der See auf, kommt aber zumal in Junius ꝛc. häufigst auf viele Inseln in Westindien, im stillen Ocean ꝛc. (die theils davon ihren Namen er - halten haben) um ihre Eyer zu legen, deren Anzal sich auf mehrere hunderte erstreckt, und die nebst dem Fleisch der Thiere selbst, das an Geschmack den Kalbfleische äneln soll, für die Wilden und für die Seefahrenden von gröster Wichtigkeit sind.
4. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis elevatis truncatis. *
252Ein kleines Thier, ohngefähr von der Grösse einer flachen Hand: es lebt in Ostindien, und hat wegen seines regelmässigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rückenschilds, ein sehr artiges Ansehen.
2. rana. Frösche und Kröten. Corpus nu - dum pedibus quatuor, posticis longioribus.
Die Thiere dieses Geschlechts haben einen kür - zern Körper und breitern dicken Kopf als die Ei - dexen. Eine einzige Gattung ausgenommen, sind die übrigen ungeschwänzt. Die mehresten haben an den Vorderfüssen freie Zehen, hinten aber Schwimmfüsse.
1. Pipal. die Pipa, Tedo. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posticis unguiculatis. *
Die Pipa ist in den Gewässern von Guiana zu Hause, und wird durch die überaus sonder - bare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Jungen ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nämlich den Laich, den das Weibchen vorher auf die gewönliche Weise von sich gegeben, demselben auf den Rücken, wälzt sich nachher selbst noch rücklings drüber her, druckt dadurch die Eyergen in besondere Grüb - gen die in der Haut des Weibgens befindlich sind, fest; und befruchtet sie hierauf mit seinem Saa - men. Diese Eyergen verwachsen nachher gleich - sam mit der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monaten die darin befind - liche Junge zum Ausbruch reif sind, und nach einer kurzen Verwandlung den Rücken ihrer Mut - ter verlassen können. Denn das die jungen Pi - pas allerdings auch so wie die hieländischen jun -253 gen Fröschgen eine Verwandlung überstehen, wird, gegen die gemeine Meynung, aus einer vollständigen Suite von sechs Exemplaren dieser Thiere erweislich, die wir aus dem akademischen Museum vor uns haben, wo beym einen die noch geschlossnen Eyer, beym andern die her - vorbrechende geschwänzte Junge (§. 105.), beym dritten völlig ausgebildete ungeschwänzte Junge u. s. w. zu sehen sind.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
seba T. I. t. LXXII. f. 1. 2.
Findet sich in Virginien, und hat wegen sei - ner grossen stieren Augen, und der ungeheuren Tutenförmigen obern Augenlieder ein sehr sonder - bares Ansehn.
3. Paradoxa. (Rana piscis quorundam) R. cau - data, femoribus postice oblique striatis. *
Ist im südlichen America*)Daß es sich anch am Cap. finde, versichert ten rhyne l. c. pag. 22. sqq. zu Hause, und zeichnet sich durch einen starken fleischichten auf den Seiten plattgedruckten Schwanz von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts aus. Es erreicht, gegen die Weise anderer Frösche, be - vor es noch völlig ausgebildet worden, doch eine beträchtliche fast Spannenlange Grösse, häutet sich wärend der Zeit verschiedentlich, und hat in diesem Zustand zu einer alten Sage von Frö - schen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Wenn es aber auch gleich seine Me - tamorphose überstanden hat, und die Flüsse gros gewachsen und völlig ausgebildet sind, bleibt es dennoch geschwänzt, wie wir ebenfalls aus einer ganzen Reihe dieser Thiere in ihrer stufen -254 weisen Verwandlung im akademischen Museum, ersehn.
4. †. Buso. Die Kröte, Uetze, Quadütze, Padde, der Lork. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque. *
Ein langsames Thier, das wol durch sein dü - steres Ausehn, durch seine lichtscheue[?] Lebensart, und dumpfigen Aufenthalt so allgemein verhaßt worden, und in den unschuldigen Verdacht des Gifts gekommen ist. Denn daß die Kröten wirklich Gift besässen, daß sich sogar Ge - wächsen mittheilen, und selbst dann noch tödlich werden könne*)boccaccio Decameron. Giorn. IV. Nov. 7., ist eben so irrig als die vorgegebene Antipathie zwischen diesen Thie - ren und den Spinnen. Hingegen ist es wol un - läugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in grossen Bäumen, oder in Steinen, in Marmorblöcken ꝛc. angetroffen hat**)Mehrere solche Fälle s. im Herrn Hofr. Kästners Vorrede zum 3ten B. seiner Uebers. der Schwed. Abh..
5. †. Bombina. Die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu - lato, pupilla triquetra. *
Rösel Gesch. der Frösche. Taf. 22.
Eine muntre kleine Kröte, die am Bauche schön blau und gelb gefleckt ist, fast wie ein Frosch hüpft, und einen lauten Ton von sich giebt, der einem Gelächer äuelt.
6. †. Temporaria. Der braune Grasfrosch. R. dorso planiusculo subangulato. *
Die gemeinste Gattung Frösche. Nach Re - genwetter kommen sie haufenweis aus dem Ge -255 büsch hervorgekrochen, und diese Erscheinung mag wol zu der alten Sage von Froschregen Anlaß gegeben haben. Sie vermehren sich un - gemein stark, so daß sie Landplage werden kön - nen, und die Abderiten einst zu Cassanders Zei - ten würklich ihrenhalb emigrirten. Sie sind für die Gärten nutzbare Geschüpfe, da sie viel Ungeziefer, Schnecken, Insecten ꝛc. verzehren, aber auch darum unsicher zu essen, sind.
7. †. Esculenta. Der grüne Wasserfrosch, Rö - ling, Marxgöker. R. corpore angulato, dorso transverse gibbo, abdomine mar - ginato. *
Leben blos in Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumal des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabei zwey grosse Blasen aus den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können sogar über grosse Hechte Herr werden*)ian. dveravivs de piscinis pag. 20. sqq.; sind aber ohne Gefahr zu essen. Zur Begattungszeit bekommen die Männchen von dieser und der vorigen Gattung schwarze warzichte Knollen an den Daumen der Vorderfüsse, womit sie sich äusserst fest um ihrer Weibgen Brust klammern können.
8. †. Arborea. Der Laubfrosch. (Calamites). S. corpore laevi, subtus granulato, pedi - bus fissis, unguibus lenticulatis. *
Ein anmuthiges Thier, was fast in ganz Eu - ropa (doch nicht in England, aber desto häufi - ger in Italien), auch in America ꝛc. zu Hause ist. Der klebrichte Schleim womit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem256 Aufenthalt am Laub der Bäume, zum anhän - gen. Die Männchen haben eine laute Stimme, die sie, wenn es regnen will, besonders aber zur Paarungszeit von sich geben. Sie blasen dabey die Kehle zu einer grossen Kugel, fast so gros als der ganze Leib des Thiers, auf. Zuweilen verändert sich ihre Farbe ins graue, schwärzliche ꝛc. fast wie beym Chamäleon.
3. draco. Corpus tetrapodum caudatum, alatum.
1. Volans. Die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis. *
Diese Thiere finden sich in Ostindien und Africa. Die sogenannten Flügel, die sie zu bei - den Seiten des Leibes haben, dienen ihnen wol einen weiten Sprung zu wagen, aber nicht zu einem ordentlichen Flug. Im übrigen Körperbau äneln sie der gemeinen Eidexe. Vielleicht haben auch diese Thiere Anlaß zu den Fabeln von Drachen, Basilisken u. s. w. gegeben.
4. lacerta. Eidexe. Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. Der Nil Crocodil. L. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne cristis binis lateralibus horrida. *
Der Crocodil ist das gröste Thier dieser Ord - nung, was wol eine Länge von fünfzig*)norden voyage d'Egypte pag. 163. Fus erreicht, und hauptsächlich im Nil, doch auch in Ostindien zu Hause ist. Er tödtet Menschen und grössere Thiere, und verschluckt zugleich, wie manche Vögel (§. 69.), Kieselsteine,257 um die Verdauung zu befördern. Auch macht er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge - färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die Fischer-Netze färt ꝛc. Dabey ist seine Haut zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin - ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch Absprünge und Hin - und Widerlaufen entgehen kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt schon solche zahme von Priestern gepflegte und geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst einen zu Arsinoë, und in neuern Zeiten der Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge - sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her - ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte u. s. w. Schon dieses und daß man allerdings den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr - scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses Thier zu verstehen sey, des heissen Othems u. a. hier nicht passenden Attributen die dorten dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge - schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat - tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und werden grossentheils vom Ichneumon (Viverra ichn. ) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco - dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac soll ihm tödlich seyn*)vesling obs. anat. c. V..
2. Alligator. Der Kaiman, Americanische Crocodil. L. capite imbricato plano, nu -258 cha nuda, cauda superne lineis binis late - ralibus aspera. *
Der Kaiman findet sich im mittlern America, und wird gewönlich nur für eine Spielart des Nil Crocodils ausgegeben, von dem er sich aber theils durch seine kleinere Statur, vorzüglich aber durch die Bildung seines Körpers und Schwanzes, auszeichnet, die beide nicht mit so scharf hervorstehenden starken Schildern, wie bey jenem Thier, sondern mit weit flächern Er - habenheiten besetzt sind. Dieser ganz specifike Unterschied fällt zumal bey den Exemplaren bei - der Thiere, die im akademischen Museum von gleicher Grosse befindlich sind, sehr sichtlich in die Augen. Auch ist der Kaiman schüchtern, furcht - sam*)Hist. of Inmaica. vol. III. p. 869. u. f., und überhaupt in seinem Naturell und Lebensart vom Crocodil der alten Welt sehr ver - schieden: legt nur etwa dreissig Eyer ꝛc.
3. Monitor. Die Sauvegarde. L. cauda ca - rinata, corpore mutico maculis ocellatis. *
Ein überaus schönes schwarz und weiß marmo - rirtes Thier, was ohngefähr anderthalb Ellen lang wird, und sich meist in Gesellschaft des Crocodills aufhalten, und durch den pfeiffenden Laut, den es von sich giebt, seinen furchtbaren Gefährten verrathen soll.
4. †. Agilis. Die grüne Eidexe, Kupfer - Eidexe. L. cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis con - stricto. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Die schönste hieländische Eidexe, die sich über - haupt im wärmern Europa und in Ostindien fin -259 det. Am Bauche ist sie zuweilen ganz kupfer - farben, und das Grüne am Kopf, Rücken und Schwanz ist unverbesserlich. Dabey ist das Thierchen überaus flink, lebhaft, wohnt in trocknen Gegenden, auf Felsen, in Mauerritzen, sommert sich gern an der Sonne, und ist eben so unschuldig als alle übrige deutsche Eidexen.
5. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis. *
Der Chamäleon ist in Ostindien, Nord-Afri - ca, und auch in Spanien zu Hause, und wird wegen vieler Sonderbarheiten in seiner Oekono - mie merkwürdig, die ehedem zu allerhand Er - dichtungen Anlaß gegeben haben. Es ist ein langsames träges Thier, das sich auf Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt, die es beschleicht und dann mit einer langen kle - brichten Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil des Leibes aus, und das Thier kan sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe. Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben die ganz eigne Einrich - tung, daß jedes besonders, oder auch beide zu - gleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können: am meisten aber ist es durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt worden, da man vorgegeben hat, daß es jedesmal die Farbe der Körper an - nähme, die ihm zunächst wären, also auf Bäu - men grün, auf Stroh gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz,260 auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Bezie - hung auf die Farbe der benachbarten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbar - sten aber wenn das Thier gereitzt und bös ge - macht wird.
6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verru - coso, auribus concavis. *
Der Gecko hat ein weit ausgedehnteres Va - terland als der Chamäleon, und ist in Orient so wie auf den Inseln der Südsee und auch hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Nea - politanischen einheimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegypten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat nemlich einen giftigen Saft zwi - schen seinen blättrichen Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das Thier drüber wegläuft, mit - theilt: deren Genuß nachher die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach sich zieht. Die Aegypter nennen ihn den Aussatzvater, weil sie glauben, daß er diese Krankheit in die Häuser bringe; oder mehr wol der Aenlichkeit wegen, die seine knospichte Haut mit dem Aussatz jener Gegenden hat. Er hält sich oft bloß auf den Vorderfüssen, indem er den Hinterleib in die Höhe richtet; und ist wol der ware Stellio und Saurus der Alten*)paoli della relig. di gentili p. rigu. ad alcuni anim. P. III..
7. Stincus. L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato-squamo - sis marginatis. *
Der Stincus findet sich im steinichten Ara - bien, Ober-Aegypten ꝛc. und war weiland als261 ein Stärkungsmittel besonderer Art berufen; wird auch noch jezt, wenigstens in seiner Heimat, in dieser Absicht verbraucht.
8. Iguana. Der Leguan. L. cauda tereti longa, futura dorsali dentata, crista gulae denticulata. *
Ist in America zu Hause. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer, und wird des erstern wegen zuweilen noch lebendig nach Euro - pa verfürt; soll aber, wie schon Hieron. Benzo bemerkt, für venerische Personen gefärlich zu essen seyn.
9. †. Vulgaris. Die gemeine Landeidexe. L. cauda tereti mediocri, pedibus unguiculatis, palmis tetradactylis, dorso linea duplici fusca. *
10. †. Palustris. Die Sumpfeidexe. L. cauda lanceolata mediocri, corpore laevi, capite depresso. *
gesner quadrup. ovipara. pag. 27.
Ein kleines artiges Thier, ohngefähr von der Grösse der vorigen Gattung: lebt nebst der fol - genden in Sümpfen, Teichen ꝛc. und ist bequem sowol zu Versuchen über die Reproduction, als auch den Blutumlauf daran zu beobachten*)w. molyneux in philos. Trans. N. 177. pag. 1237..
11. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was - ser-Salamander. L. dorso lateribusque verrucosis, capite crassiore, mutico; genis pendulis. *
du fay in Mém. de l'ac. des sc. de P. 1729. tab. XI. fig. 1.
Weit grösser dicker als das vorige Thier: von schwarzgrüner Farbe: die Männchen haben262 fast wie der Leguan eine vom Kopf bis zum Schwanz längst des Rückens hinlaufende em - porstehende ausgezackte Haut. Die Reprodu - ction, worüber wir auch an dieser, hier zu Lande gar häufigen Gattung zahlreiche Versuche ange - stellt, geht doch ungleich langsamer als bey der vorigen von statten. Die Türken gebrauchen dieses widrige Geschöpf das bey ihnen Skinkôre heist zu gleicher Absicht wie den Stincus, und bezahlen es daher aufs theuerste*)shaw pag. 348. der zweyten Ausg..
12. †. Salamandra. der Molch, Erd-Sala - mander. L. cauda tereti brevi, pedibus muticis, corpore flavo nigroque vario nu - do, poroso. *
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Ein schönes schwarz und Orangengelb ge - flecktes, Spannenlanges und Daumendickes Thier, was an nicht vielen Orten, an manchen aber wie z. B. im Braunwalde bey Löwenhagen (3 Stunden von hier) in unzäliger Menge gefunden wird, und wovon man ehedem gefabelt hat, daß es giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. An letztern Umstand ist doch etwas wares, nemlich daß der Salamander in einem mässigen Kohl - feuer ohne Schaden ausdauert, indem er theils durch den Mund, vorzüglich aber durch kleine Oeffnungen, die über seinem Körper zerstreut sind, einen Saft von sich sprützt, wodurch er von Zeit zu Zeit einen Theil des Feuers auslö - schen und die Glut mindern kan.
Die Schlangen haben einen cylindrischen langgestreckten Körper, ohne äussere Glied - massen, den sie wellenförmig (seitwärts, aber nicht auf und nieder, wie es insgemein vorge - stellt wird) bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser, andre auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils aneinander gekettete Eyer, und ihre Kinnla - den sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum kauen ungeschickt, und lassen sich so weit von einander deh - nen, daß sie, andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können*)seba T. II. tab. 8. 17. 19.. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläsgen des Oberkiefers versehen, was ihnen als Digestivmittel, aber auch zum Fang ihres Raubes und zur Vertheidigung dient**)Die giftigen Schlangen sind mit ♂ bezeichnet.. Sie holen durch Lungen Othem, die sich unten in eine länglichte dünne Blase enden.
5. crotalvs. Klapperschlange. Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcauda - les. Crepitaculum terminale caudae.
2641. horridus. ♂ C. scutis 167. scuteliis 23.
Ein fürchterliches Thier des wärmern Nord - America, dessen Biß, zumal in den Hundstagen in fünf Minuten tödtlich werden kan, wenn man nicht schleunigst den leidenden Theil scari - ficirt, mit Salz reibt, viel lauwarme Milch da - zu trinkt ꝛc. Es wird auf sechs Fus lang und Armsdick. Der Laut, den die Klapper von sich gibt, änelt dem von einer hölzernen Kinderklapper mit Erbsen. Die Anzal der Gelenke dieses Theils steigt bey manchen über 40 und soll mit den Jahren des Thiers wachsen. Daß Eichhörn - chen, kleine Vögel ꝛc. von den Bäumen, der drunter liegenden Klapperschlange von selbst in den Rachen fallen, bestätigt sich allerdings. Hin - gegen werden die Klapperschlangen selbst, von den Schweinen aufgesucht, und ohne Nachtheil gefressen. Sie lassen sich überaus kirre und zahm machen, ja man versichert daß die Wilden in Canada solche abgerichtete Klapperschlangen mit Anfang des Winters in Freyheit setzen, und sich diese im folgenden May doch richtig wieder an einen bestimmten Orte bey ihnen einfinden*)l. carver's Travels pag. 43. u. f..
6. boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. Die Abgottsschlange. B. scu - tis 240, scutellis 60. *
Eine ungeheure Schlange deren Grösse sich nach H. Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fus erstreckt. Sie verschlingt Rehe und windet sich um Hirsche und grössere Thiere, bricht ih - nen die Rippen entzwey und verzehrt sie sodann. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird wie die Brillenschlange von den Ostindischen Gauck -265 lern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. Die auf Guinea so heilig verehrte sogenannte Juda - Schlange scheint doch von dieser verschieden zu seyn, da sie nur etwa sechs Fus lang wird u. s. w. *)i. barbot's Descr. of Guinea p. 341.
7. coluber. Scuta abdominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22. *
Es werden mehrere Schlangen mit dem Na - men der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte, ist in Aegypten zu Hause, und wird daselbst zu Arzney verbraucht.
2. Cerastes. ♂ Die gehörnte Schlange. **)Saraf? 4 B. Mos. 21. 6.C. scutis 145. squamis 44.
ellis in philos. Trans. Vol. LVI. tab. XIV.
Hat gleiches Vaterland mit der Viper, und soll allerdings auch giftig seyn***)v. Neitzschitz siebenjährige Weltbeschauung S. 184..
3. †. Berus. ♂ C. scutis 146. squamis 39. *
Diese zu Suppen und andern Arzneyen häu - figst verordnete eigentliche Viper ist von brauner oder grauer Farbe, und in den wärmern Ge - genden der alten Welt, auch schon im südlichen Deutschland und in der Schweiz, besonders häu - fig um Baume bey Yverdon ꝛc. zu Hause. Ihr Biß ist zwar heftig, verursacht Entzündung und Fieber ꝛc. aber nicht tödlich. Auch werden sie ohne Scheu von den Raubvögeln gefressen.
2664. †. Chersea. ♂ C. scutis 150. squamis 43. *
Von rothbrauner Farbe. Gefärlicher als die vorige.
5. †. Natrix. Die Natter. C. scutis 170. squamis 60. *
Ein unschuldiges schönes Thier von grünblauer Farbe mit weissen Seiten-Flecken, zumal an beiden Seiten des Halses. Wird selbst in Deutschland wol Mannslang, und hat ehedem wol Anlaß zu allerhand abentheurlichen Erzälun - gen von Lindwürmern ꝛc. gegeben.
6. Naja. Die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo) ♂ C. scutis 193. squamis 60. *
Ist in Orient zu Hause. Die Haut am Halse ist wie ein Kragen weit ausgedehnt, und hinten mit einer Brillenänlichen Figur bezeichnet. Ist die allergiftigste Schlange, wird aber doch vom Ichneumon (Viverra ichn. ) ohne Schaden ge - fressen und ist auch leicht und ohne Gefahr zu allerhand Gaukel-Künsten abzurichten*)kaempfer amoenit. exoticae. pag. 567..
8. anguis. Squamae abdominales et subcau - dales.
1. †. Fragilis. Die Blindschleiche. A. squ. abd. 135. totidemque subcaud. *
Hält sich in dumpfigen Gegenden, in alten Gemäuer ꝛc. auf: bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang. Die Alten wollten auch diesem Thier, so wie dem Maulwurf die Augen absprechen. Eine ungemein saubere Spielart die wir bey Göttingen gefunden, hat267 einen weissen Rücken mit einem zarten schwarzen Streif der längst der Mitte hinläuft.
9. amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30. *
Ist schwarz und weiß gesteckt. Findet sich in America.
10. caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labium superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 155. *
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlichte Ringe in der glatten Haut, fast wie beym Regenwurm.
Die Thiere dieser Ordnung äneln in ihrer Bildung den Fischen, denen sie auch von vie - len Naturforschern zugesellt werden. Sie ha - ben Floßfedern, auch mehrentheils Kiefern ꝛc. weichen aber doch darin von den Fischen ab, daß sie Lungen haben, die jenen Thie - ren gänzlich mangeln.
11. petromyzon. Spiracula VII. ad latera colli. Branchiae nulla. Fistula in vertice, pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. Marinus. Die Lamprete. P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta. *
268Findet sich im Mitländischen Meer, in der Nord-See ꝛc. versteigt sich aber doch auch acht und mehr Meilen weit in die Flüsse. Aenelt in der Bildung und im Geschmack dem Aal; und wird bis drey Fus lang.
2. †. Fluviatilis. Die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata. *
Lebt in grossen Flüssen. Wird nur halb so gros als die vorige Gattung. Kan sich mit dem Maule fast wie der Blutigel ansaugen.
12. raia. Roche. Spiracula V subtus ad collum. Corpus depressum. Os sub capite.
Diese Thiere haben einen flachen meist rhom - boidalen Körper; einige Gatungen spitze, andre aber stumpf abgerundete Zähne. Ihre Eyer haben eine schwarzbraune hornichte Schaa - le, mit vier Spitzen, heissen See-Mäuse, und und wurden ehedem als Arzney gebraucht.
1. Torpedo. Der Zitterfisch, Krampffisch. R. tota laevis, maculis dorsalibus quinque orbiculatis.
1. hunter in philos. Tr. Vol. LXIII. tab. XIX. XX.
Ein überaus merkwürdiges Thier, was sich vorzüglich im Mitländischen Meer findet, und nicht mit dem Zitteraal (Gymnotus electricus) verwechselt werden darf. Es betäubt die Thiere, die sich ihm nähern, und man empfindet die gleiche Würkung im Arm, wenn man es anfaßt; ausserdem kan es auch einen erschütternden Schlag mittheilen, der dem von der Leydner Flasche änelt; aber doch ganz erträglich ist. Man hat gestritten, ob man diese sonderbare Erscheinungen auf eine blos mechanische Kraft269 der tausend kleinen Muskeln (von fünf und sechs - eckichter prismatischer Gestalt), die sich in den breiten Seitentheilen des Thiers finden, oder auf eine eigne Art von Electricität schreiben solle. Zwar hat man noch nicht bemerkt, daß er Fun - ken gäbe, auch nicht daß er anziehende und zu - rückstossende Kraft besässe; doch aber scheinen die übrigen Phänomene, zumal in Vergleichung mit denen am Zitteraal, die letzte Vermuthung zu begünstigen. In Aegypten wird dieser Roche gegessen, und soll schmackhaftes Fleisch haben.
2. Batis. R. varia, dorso medio glabro, cau - da unico aculeorum ordine. *
Wird so wie andre Rochenarten (R. oxyrin - chus, fullonica, clavata etc.) häufig in der Nord-See, im Mitländischen Meere ꝛc. gefan - gen und verspeist. Die Gattungen dieses Ge - schlechts verdienen aber sorgfältigere Untersu - chung, da die wenigsten bis jezt noch genau ge - nug bestimmt sind.
3. Pastinaca. Der Gistroche, Stachelroche, Pfeilschwanz. (Pyl-staert. Altavela). R. corpore glabro, aculeo longo anterius ser - rato in cauda, et dorso apterygio. *
Der Stachel am Schwanze dieses Rochen soll giftig, und seine Verletzungen tödtlich seyn. Te - legonus soll einen solchen Stachel von der Circe erhalten, und das Unglück gehabt haben, seinen eignen Vater Ulysses ohnwissender Weise damit zu ermorden*)oppian. halieut p. 104, ed. Schneid.. Noch jetzt schäfften die Brasi - lianer ihre Pfeile und die Südländer auf Neu - Caledonien ihre Spieße damit.
27013. squalus. Hay. Spiracula V ad latera colli. Corpus oblongum teretiusculum. Os in anteriore capitis parte.
1. Acanthias. S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo. *
Ist im Europäischen Ocean zu Hause: hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer: sein Fleisch ist überaus schmackhaft.
2. Zygaena. Der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite Iatissimo transverso malleiformi. *
3. Carcharias. Der Requin. (Lamia). S. dorso plano, dentibus serratis. *
Ein ungeheures Thier, was zuweilen auf zehn - tausend Pfund wiegt, und das, wenn man die Geschichte des Propheten Jonas nicht lieber alle - gorisch erklären will, etwa der Wallfisch, von dem dort die Rede ist, seyn könnte. Man hat ganze Pferde im Magen solcher Thiere gesun - den. Sie haben sechsfache Reihen Zähne im Rachen, die dem versteinten Glossopetern äneln, und deren sich die Grönländer vorzeiten statt eiserner Sägen bedienten.
4. Pristis. Der Sägefisch, Schwerdfisch. S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano utrinque dentato.
Das breite Schwerdförmige oft mehrere Elen lange Gewehr, was dieses Thier vor dem Kopfe fürt, und womit es sich selbst den grösten Wall - fischen furchtbar macht, ist knochicht und zu beiden Seiten an den Schärfen mit 24 starken Zähnen besetzt.
14. chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium superius271 quinquepartitum. Dentes primores inciso - res bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Im Atlantischen Meer, lebt von Muscheln ꝛc.
15. lophius. Pinnae pectorales brachiis in - sidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. Piscatorius. Der Seeteufel. (Rana pisca - trix). L. depressus, capite rotundato. *
Der ungeheure Kopf, der die grössere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die langen fleischichten Faden beym Maule, wo - mit er Fische angelt, geben ihm ein sonderbares Ansehn.
16. acipenser. Spiracula lateralia solita - ria, linearia. Os sub capite, retractile, eden - tulum, Cirri sub rostro ante os.
1. Sturio. Der Stör. A. cirris 4. squamis dorsalibus 11. *
Ist in allen Europäischen Meeren zu finden; wird sehr groß, hat ein schmackhaftes Fleisch, und war bey den spätern Römern bis zum Luxus geschätzt.
2. Ruthenus. Der Sterlet. A. cirris 4. squa - mis dorsalibus 15. *
In Rußland, Schweden ꝛc. Ist weit kleiner, aber von ungleich delicaterm Fleisch als der Stör. Aus den Eyern dieser und der folgenden Gattung wird der Caviar bereitet.
3. Huso. Der Hausen, Beluga. A. cirris 4. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43. *
272Ist vorzüglich wegen der Hausenblase merk - würdig, die man aus dieses Thiers Haut, Schwanz, und Eingeweiden; doch auch aus der Luftblase verschiedner Fische bereitet.
17. balistes. Caput compressum. Aper - tura supra pinnas pectorales. Corpus com - pressum, squamis corio coadunatis. Abdo - men carinatum.
1. Hispidus. B. pinna dorsali prima biradiata, radio anteriore triplo longiore, anterius deorsum serrulato. Pinnae ventralis radiis in spinam muticam coalitis. Corpore pa - pillis stellatis obsito. *
Ein artiges kaum Zollanges Thier, das so viel uns wissend, noch nicht beschrieben ist. Wir haben es durch die Güte des Herrn D. Sulzer in Gotha, und dieser aus Neuorleans, erhalten.
18. ostracion. Corpus osse integro lori - catum. Pinnae ventrales nullae.
1. Qnadricornis O. trigonus, spinis frontali - bus subcaudalibusque binis. *
Ebenfalls ein sehr hübsches kleines Thierchen, aber aus Ostindien. Der ganze Panzer ist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet.
19. tetrodon. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Mola. T. laevis compressus, cauda trun - cata: pinna brevissima dorsali analique an - nexa. *
Der abgestumpfte dicke Hinterleib gibt dem Thier ein ungewönliches Aussehn.
27320. diodon. Corpus spinis acutis mobili - bus undique adspersum. Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix. Der Stachelfisch. D. oblongus, aculeis teretibus. *
Ist am Cap, und wie uns ebenfalls Hr. D. Sulzer belehrt hat, auch in Nordamerica zu Hause.
21. cyclopterus. Caput obtusum. Pin - nae ventrales in orbiculum connatae.
1. Lumpus. Der Klebpfost, Haspadde. C. corpore squamis osseis angulato. *
In den Meeren der alten Welt. Hängt sich mit den Bauchflossen an die Uferfelsen fest.
22. centriscvs. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carina - tum. Pinnae ventrales unitae.
1. Scolopax. Die Meer-Schnepfe. C. cor - pore squamoso scabro, cauda recta extensa. *
Im mittländischen Meer. Hat am Ende des Rückens einen knochichten gesägten Stachel.
23. syngnathus. Rostrum subcylindri - cum, ore operculato maxilla inferiore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. Die Meer-Nadel, Sack-Nadel. S. pinnis caudae ani pectoralibusque radia - tis, corpore septemangulato tuberculato. *
Wird anderthalb Fus lang, aber kaum Fin - gers dick.
2742. Hippocampus. Das See-Pferdgen, die See-Raupe. S. pinna caudae quadrangulae nulla, corpore septemangulato tuberculato. *
Hat seinen Namen, weil der Vordertheil ei - nem Pferde-Kopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe äneln soll. Wenn es stirbt, krümmt es sich wie ein S, und änelt so dem Springer im Schach.
24. pegasus. Os proboscide retractili. Ro - strum ensiforme, lineare. Corpus articu - latum osseis incisuris, cataphractum. Pin - nae ventrales abdominales.
1. Draconis. P. rostro conico. *
Die grossen Seitenflossen äneln ausgespann - ten Flügeln, und mögen wol den Namen ver - anlaßt haben.
Es ist nur noch die letzte Classe rothblütiger Thiere übrig, die Fische. Sie haben, wie schon gedacht (S. 271.) mit den Amphibien der letzten Ordnung (Nantes) viel gleiches, be - wohnen so wie sie blos das Wasser, bewegen sich mittelst Floßfedern, unterscheiden sich aber dadurch gänzlich von ihnen, daß sie lediglich durch Kiefern, und nie durch Lungen Athem holen, und daß sie fast durchgehends mit Schup - pen bedeckt sind.
Die Bildung des Körpers der Fische ist verschieden. Bey den mehresten ist er auf den Seiten vertical platt gedruckt; bald mehr in die Länge, bald mehr in die Höhe gezogen. Kopf und Rumpf stossen unmittelbar an einander, ohne durch einen Hals abgesondert zu seyn.
Die Schuppen sind von hornichter Sub - stanz, und wie man zumal durchs Microscop276 sieht, überaus artig gezeichnet. Meist glän - zen sie wie mattes Silber oder Gold; theils spielen sie aber auch in andre Farben, und sind bey einigen Fischen, wie bey den kleinen Chi - nesischen Goldkarpen, bey der Goldschleihe ꝛc. von ausserordentlicher Schönheit. Sie sind noch mit einem besondern Schleim überzogen, der aus der Haut abgeschieden wird, und die Bewegung dieser Thiere erleichtert. Einige Fische, wie der Wels, der Saugefisch ꝛc. ha - ben gar keine Schuppen (Alepidoti), bey an - dern aber, wie z. B. beym Spiegelkarpen, sind doch gewisse Theile des Körpers von Schup - pen entblößt. Fast alle haben auf der Seite eine rauhe mit Drüsen besetzte Linie unter wel - cher ein besonderer Gang vom Kopf nach den Schwanze zu hinläuft*)nic. stenonis elementar. myologiae specimen pag. 94. sq..
Die Kiefern (branchiae) dienen den Fi - schen statt der Lungen, und sind von einer son - derbaren und sehr merkwürdigen Einrichtung**)duverney oeuvr. anatom. vol. II. tab. IX. Fig. 7. u. f.. Sie liegen auf beiden Seiten hinter dem Kopfe, unter einer grossen halbmondförmigen Schup - pe, die deshalb der Kieferndeckel (operculum branchiale) heist, und bestehen aus vielen tau -277 send knorplichten Fäden, die mit unzäligen Adern und Nerven durchwebt sind. Sie sind durch eine zarte Haut untereinander verbunden, und bilden auf jeder Seite vier Blätter, die ohngefähr der Fahne an einer Feder (§. 59.) äneln, und die an ihrer Basis durch eben so viele Rippenförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemholen der Fische geschieht, indem sie die Luft mit dem Wasser durch den Mund in sich ziehen, und durch die Kiefern wieder von sich geben. Die Kiefern selbst deh - nen sich dabey (wie die Lungen der Thiere in den drey vorigen Classen) wechselseitig aus, und fallen wieder zusammen, wie man besonders bey ihrer heftigen ängstlichen Bewegung, an Fischen die man aus dem Wasser genommen hat, sehen kan. Da die Fische keine Lungen haben, so geht ihnen folglich auch die Stimme ab, und sie sind stumm.
Auch derjenige Umlauf des Bluts, der bey andern Thieren zwischen Herz und Lungen vorgeht, (der sogenannte circulus sanguinis minor) wird bey den Fischen zwischen Herz und Kiefern vollzogen. Aus dem obern Herzohr entspringt nemlich die gröste Hauptschlagader278 (aorta ascendens), die Anfangs in zwey Aesten auf jeder Seite nach dem Obertheil der Kiefer hinauf steigt, sich nach der Anzal der Kiefer - blätter in vier grosse Zweige zertheilt, und nach - dem diese wieder unzäliche kleine Zweige (§. 116.) abgegeben haben, sich am untern Ende der Kiefer abermals in einen gemeinschaftlichen Stamm (aorta descendens) vereint, und von da dem übrigen Körper sein Blüt zufürt. Die letzten Endgen der feinsten Kieferschlagadern ge - hen in eben so viele kleine zurückfürende Adern (Venen, Blutadern) über, die sich ebenfalls auf jeder Seite in vier grosse Aeste, und end - lich am obern Theil der Kiefer wieder in einen gemeinschaftlichen Stamm (vena cava superior) vereinigen, der das Kieferblut dem untern Herzohr wieder überliefert; zu welchem auch das Blut des übrigen Körpers in zwey grossen Adern (venae cavae inferiores) zurück gefürt, und so vom neuen durch die gröste Hauptschlag - ader nach den Kiefern geschickt wird.
Der Aufenthalt der Fische ist blos im Wasser, worin sie sich so wie die Vögel in der Luft bewegen, daher sie auch, so wie andrer Aenlichkeit wegen, Geflügel des Wassers ge - nannt worden sind. Nur sehr wenige, z. B. der Aal, gehen zuweilen auf kurze Zeit ans Land. Die mehresten leben in der offenbaren279 See, andre in Teichen und Flüssen, theils auch gar in heissen Quellen*)h. wernher hydrolog. Hungar. p. 104. son - nerat in Rozier Journ. de Physique Avr. 1774. p. 256 u. f. buffon supplem. T. V. p. 540. u. f. ꝛc.
Die vorzüglichsten Werkzeuge zur Bewe - gung der Fische sind die Floßfedern und die Schwimmblase, wovon man jene mit den Flü - geln der Vögel, diese aber mit ihren Luftbehäl - tern (§. 64.) vergleichen könnte. Die Floß - federn bestehen aus dünnen elastischen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander ver - bunden, an eigne Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer La - ge nach heissen die obern, Rückenfloßfedern (pinnae dorsales); die seitwärts neben den Kie - fern befindlichen, Brustfloßfedern (p. pectora - les); die am Bauche vor der Oeffnung des As - ters stehenden, Bauchfloßfedern (p. ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steisfloßfeder (p. analis); endlich am Schwanze die Schwanz - floßfeder (p. caudalis). Die letztere hat alle - mal eine verticale Lage, und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders, zum lenken ꝛc. so wie hingegen die Brustfloßfedern mehr zum schnellen fortschwimmen, die Bauchflossen zum stillstehen u. s. w. dienen. Einige Fische ha - ben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß280 sie sich damit selbst über die Oberfläche des Was - sers erheben, und kleine Strecken weit wirk - lich fliegen können.
Die Schwimmblase mangelt nur weni - gen Fischen, sie liegt bey den übrigen im Un - terleibe, steht mittelst eines eignen Canals (du - ctus pnevmaticus) mit dem Magen oder Schlunde*)Obs. anatom. Coll. priv. Amstel. P. II. p. 42. tab. X. in Verbindung, und die Fische können sie willkürlich zusammen pressen, und in etwas ausleeren, oder aufblasen und füllen, um sich dadurch leichter oder schwerer zu machen. Daß sie auch zur Verdauung nutze**)gv. needham disqu. anatom. de formato foetu p. 155., dünkt uns unwahrscheinlich.
Die Narungsmittel der Fische sind so wie bey allen übrigen Thierclassen verschieden. Die meisten leben von Wasserinsecten und Was - serpflanzen, Meerlinsen, Seetang u. s. w. Vie - le fressen auch Schlamm und Erde mit hinter. Die Raubfische nären sich von grössern Thie - ren, von Fröschen, Eidexen, Wasservögeln, und auch von andern Fischen. Die Verdau - ung wird bey den Fischen durch beygemischte281 Galle, vorzüglich aber durch den Saft der gros - sen Magendrüse (succus pancreaticus), die bey vielen ganz sonderbar gros und vielfach ist*)Colleg. anatom. Amstelod. l. c., befördert. Die Oeffnung des Afters liegt nicht, wie bey den mehresten übrigen Thieren, am äussersten Ende des Körpers, sondern wei - ter vorwärts, bey vielen in der Gegend der Brust ꝛc.
Die Sinne der Fische scheinen nicht son - derlich scharf zu seyn. Die Werkzeuge des Ge - sichts und Gehörs sind auch anders als bey den übrigen Thieren gebaut, wie es das Ele - ment, das sie bewohnen, und die Gesetze des Lichtes und Schalles erfordern. Das äussere Ohr mangelt ihnen: hingegen haben sie aller - dings innere Gehörwerkzeuge; und daß sie auch würklich hören, hat man längst beobachtet. Manche wie z. B. die Forellen werden überaus kirre**)baster opusc. subsec. T. I. L. II. p. 88., und andre, wie die Karpen ꝛc. sind listig und verschlagen. Auch hat man bemerkt, daß die Fische einander kennen lernen, und wenn sie zusammen erzogen, und nachher ge - trennt worden, sich würklich nach ihren alten Bekannten sehnen***)Philos. Trans. n. 482..
Ausser den wenigen lebendiggebärenden Fi - schen wohin der Aal und die sogenante Aalmut - ter gehören, wögen sich wol wenige würklich mit einander begatten: sondern bey den mei - sten giebt das Weibgen den Rogen noch unbe - fruchtet von sich, und das Männchen kommt einige Zeit hernach, um ihn mit seiner Milch zu begiessen. Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Saamen der Forellen ꝛc. junge Fische er - zielen kan. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäffte der Fische gehört auch noch daß man einzeln unter ihnen würkliche Zwit - ter*)v. haller Op. minora. vol. III. p. 29., und anderseits auch völlig Geschlecht - lose**)bonnet l. c. p. 506. Misgeburten gesunden haben will - und daß die kleinen Fischgen so wie sie aus dem Eye kriechen noch nicht ihre vollkommne Ge - stalt haben, sondern ihre mehresten Flossen u. a. Theile des Körpers erst nachher allgemach aus - gebildet werden.
Die Vermehrung der Fische ist, wie sich bey ihrer grossen Nutzbarkeit fürs Men - schengeschlecht von der Vorsehung erwarten283 läßt, überaus stark. Bey manchen sind die Eyerstöcke grösser als der ganze übrige Kör - per, und man zält wol nach den neuen und sehr genauen Erfahrungen des H. Harmer*)Philos. Trans. vol. LVII. p. 280. beym Häring zwischen 20 und 37 tausende, beym Karpen über 200000, bey der Schleihe über 383000, beym Flinder über eine Milion Ey - ergen. Dagegen sind aber auch die Eyer der mehresten Fische in Verhältnis gegen aller an - dern Thiere ihre zum erstaunen klein. Auch die Seefische begeben sich doch mehrentheils zur Leichzeit an die Küsten; und da die verschied - nen Gattungen auch meist zu ganz verschiednen Zeiten leichen, so vergeht kein Monat im Jahr, daß nicht grosse Züge Fische an die Küsten kom - men, und sich den Bewohnern gleichsam von selbst zum Fang anbieten sollten, die dadurch Jahr aus Jahr ein mit diesem Lebensmittel versorgt werden.
Auch ausser der Leichzeit, unternehmen doch manche Gattungen Fische, fast wie die Zugvö - gel, alljährlich grosse Reisen. So kommen z. B. die Häringe im Junius zu Millionen vom Nordpol in die gelindern Europäischen Meere, um dort ihren Feinden den Wallfischen zu entgehen, da denn indessen ihr Besuch un - zälige Menschen mit ihrem Fang beschäftigt.
Die Fische erreichen im Verhältniß ihrer Grösse ein hohes Alter. Man weis von Kar - pen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalbhundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, die Stichlinge ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist blos zur Speise, aber für manche Völker, die fast ganz von diesen Thieren leben, und sie auf die mannich - faltigste Weise, selbst als Brod, zubereiten, äusserst beträchtlich. Manche Theile einiger Fische werden doch zu Kunstsachen benutzt, wie die Schuppen der Blicke zu Glasperlen, Fischgalle zum tuschen u. s. w. Den mehresten Schaden thun die Raubfische, die den Was - servögeln, und auch andern Fischen nachstellen. Auch sind einige Fische mit hefftigen Gift versehen.
In der Classification der Fische folgen wir ganz dem Ritter Linné der sie nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchfloßfedern unter folgende vier Ordnungen gebracht hat:
285I. Apodes. Fische die gar keine Bauchfloßfe - dern haben.
II. Jugulares. Fische deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.
III. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und
IV. Abdominales, wo sie hinter diesen sitzen.
1. mvraena. Caput laeve. Nares tubulo - sae. Membr. branch. radiis 10. corpus tere - tiusculum, lubricum. Pinna caudalis coa - dunata dorsali anique. Spiracula pone ca - put vel pinnas pectorales.
1. Helena. Die Muräne. M. pinnis pecto - ralibus nullis. *
Ein sehr gefrässiger Raubfisch, der in den wärmern Meeren beider Welten zu Hause, und wegen des Luxus, der bey den alten Römern mit ihm getrieben wurde, merkwürdig ist. Sie mästeten ihn mit ungeheuren Kosten in eignen Behältern, oder hielten ihn auch theils nur zum Zeitvertreib, wie man etwa bey uns chinesische Goldfischgen hält.
2. †. Anguilla. Der Aal. M. maxilla infe - riore longiore, corpore unicolore. *
Der Aal kan gegen die Weise andrer Fische ziemlich lange ausser dem Wasser ausdauern, geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Ge - traide ꝛc. und verkriecht sich bey sehr strengen Wintern wol gar auf Heuboden ꝛc. Er hat ein zähes Leben, und eine ausserordentlich feste Haut: und gebirt zuverlässig lebendige Junge.
2. gymnotvs. Caput operculis lateralibus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5. corpus compressum, sub - tus pinna carinatum.
2871. Electricus. Der Zitteraal, Zitterfisch, Drillfisch. G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali annexa.
1. hunter in philos. Trans. Vol. LXVI. tab. IX.
Der Zitteraal findet sich bey Surinam und Cayenne wo ihn Flamstead zuerst bemerkt und bekannt gemacht hat. Er ist etwa Mannslang, und vorzüglich wegen der sonderbaren ihm bey - wohnenden electrischen Kraft merkwürdig, mit - telst deren er so wie der Zitterrochen, Menschen und Thieren, die sich ihm nähern, einen betäu - benden Schlag mittheilt, der dem von der Leyd - ner Flasche änelt. Daß es bey diesem Fische ganz unwiderredlich wahre Electricität sey, ist neulich, da man das Thier lebendig nach Eng - land gebracht und gesehen hat daß er Funken giebt ꝛc. völlig erwiesen.
3. anarrhichas. Caput obtusiusculum. Dentes primores supra infraque conici, di - vergentes, sex pluresve, molares inferio - res palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.
1. Lupus. Der Klippfisch, Seewolf. A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis. *
An der Küste des nördlichen Europa. Die versteinten Bufoniten äneln den stumpfen Zähnen dieses Thiers.
4. ammodytes. Caput compressum, La - bium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. corpus teretiusculum, cauda distincta.
2881. Tobianus. Der Sandfisch, Sandaal, Tobiasfisch. A. maxilla inferiore lon - giore. *
5. ophidivm. Caput nudiusculum, den - tes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7. patula. Corpus ensiforme.
1. Imberbe. O. maxillis imberbibus, cauda ob - tusiuscula.
6. xiphias. Caput maxilla superiore ter - minatum rostro ensiformi. Os edentulum. Membr. branch. rad. 8. corpus teretiuscu - lum alepidotum. (§. 115.)
1. Gladius. Der Schwerdfisch. X. mandi - bula inferiore acuta, triangulari. *
Ein furchtbares starkes Thier der Nordlichen Meere, was wol auf achtzehn Fus lang wird, und gegen zwey Centner am Gewicht hält. Ein Schwerdfisch vermag wol einen todten Wallfisch fortzuschleppen, wenn auch gleich ein paar Schaluppen mit Leuten sich widersetzen und ihn fortbuxiren wollen.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.
7. vranoscopvs. Caput depressum, sca - brum, majus. Os simum, maxilla supe -289 rior brevior. Membr. branch. rad. 5. anus in medio.
1. Scaber. Der Sternseher. V. cirris mul - tis in maxilla inferiore. *
Ist vorzüglich häufig im Mitländischen Meer; schläft am Tage und geht nur zur Nachtzeit auf seinen Raub aus.
8. trachinus. Caput scabriusculum, com - pressum. Membr. branch, rad. 6. anus prope pectus.
1. Draco. Das Petermännchen. T. maxilla inferiore longiore, imberbi, dorso trans - versim striato.
Im Mitländischen Meer, und der Nordsee ꝛc. Die Augen des Thiers äneln wegen ihrer vortrefflich grünen Farbe den Smaragden. Die Stacheln der ersten Rückenflossen werden für giftig gehalten.
9. gadvs. Caput laeve. Membr. branch. rad. 7. teretibus, pinnae cute communi ve - stitae, pectorales acuminatae.
1. Aeglefinus. Der Schellfisch. G. triptery - gius cirratus albicans, cauda biloba, ma - xilla superiore longiore. *
Im ganzen nordlichen Europäischen Ocean, vorzüglichst aber an den Englischen und Schot - tischen Küsten.
2. Callarias. Der Dorsch. G. tripterygius cirratus varius, cauda integra, maxilla su - periore longiore. *
290Hat gleichen Aufenthalt und Lebensart mit dem vorigen.
3. Morrhua. Der Rabliau, Stockfisch, Steinfisch. (Asellus) G. tripterygius cirra - tus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso. *
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen von Stock - fischen begriffen, die wegen ihrer unsäglichen Menge und wegen der mannichfaltigen Zuberei - tung und langen Conservation ꝛc. von der äus - sersten Wichtigkeit fürs Menschen-Geschlecht sind. Sie finden sich in den Nordlichen Gegen - den, beides des stillen Meers und des grossen Oceans, werden aber vorzüglichst um Neu-Fund - land, Neu-England, Neu-Schottland, auch um Island und an den Nordküsten von Gros - britannien gefangen*)du hamel Traité général des pesches P. II. sect. I. pag. 36. sqq..
4. Merlangus. Der Witling, Gadde. G. tripterygius imberbis albus, maxilla supe - riore longio re. *
5. †. Lota. Die Quappe, Drusche, Rutte, Aalraupe, Aalputte. G. dipterygius cir - ratus, maxillis aequalibus. *
Ein überaus schnelles und verschlagnes Thier, was leicht andrer Fische Herr wird; laicht um Weyhnachten und vermehrt sich sehr stark. Be - sonders ist die Leber als ein Leckerbissen berüchtigt.
10. blennivs. Caput declive, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
2911. Viviparus. Die Aalmutter. B. ore tenta - culis duobus. *
Im Mitländischen Meer, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade un - ter den Brustflossen sitzen.
11. echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transverse sulcatum. Membr. brauch. rad. 10. Corpus nudum.
1. Remora. Der Saugefisch. L. cauda bi - furca, striis capitis 18. *
Ein sonderbares Thier, was sich mittelst der unzälichen kleinen Mündungen auf dem queerge - streiften Hinter-Kopfe, aufs festeste an Schiffe und Ufer festsaugen kann. Die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge, bedarf keiner Widerlegung; doch hat sich neuerlich bestätigt, daß ihrer viele allerdings ein kleines Fahrzeug aufzuhalten im Stande sind.
12. coryphaena. Caput truncato declive. Membr. branch. rad. 5. pinna dorsalis lon - gitudine dorsi.
1. Hippurus. Der Goldkarpe. (el Dorado). C. cauda bifida, radiis dorsalibus 60. *
Hat den Namen von der schönen Goldfarbe seiner Schuppen. Läst sich wie der Delphin zur Sturmzeit häufig um die Schiffe sehen.
29213. cottvs. Caput corpore latius, spino - sum. Membr. branch. rad. 6.
1. Cataphractus. Der Knurrhan, Stein - bicker. C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso. *
Giebt wenn er gereizt wird einen knurrenden Laut von sich, was aber keine Stimme, sondern wie bey Heuschrecken ꝛc. ein bloser Schall ist.
2. †. Gobio. Der Kaulkopf, Rotzkolbe. Kruppe. C. laevis, capite spinis duabus. *
Ein sehr gemeiner Flußfisch. Hat schöne gras - grüne glänzende Augen. Das Weibchen scharrt sein Laich in eine Höle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausgekrochen sind aufs sorg - fältigste.
14. plevronectes. Die Buttett, Schollen. Oculis utrisque in eodem la - tere frontis. Membr. branch. rad. 4. 7. Cor - pus compressum, latere altero dorsum, al - tero abdomen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nemlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Misgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe ge - richtet.
1. Platessa. Die Scholle, Plateis, Gold - butte. P. oculis dextris, corpore glabro, tuberculis 6 capitis. *
293Die Unterseite ist weis, die Augenseite grau mit rothen und gelben Flecken. Wird für die schmackhafteste Gattung gehalten.
2. Flesus. Der Flünder, die Helbütte. P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinu - lis ad pinnas. *
Von weit schlechterm Fleische als das vorige Thier.
3. Maximus. Die Steinbutte. P. oculis sinistris, corpore aspero. *
15. chaetodon. Dentes setacei, flexi - les confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6. corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9. maculaque ocellari, rostro cy - lindrico. *
Philos. Trans. 1765. tab. IX.
In Ostindien. Hat so wie die verwandten Gattungen dieses Geschlechts vortrefliche Far - ben. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfal - len und ihm zur Speise werden müssen.
16. sprarvs. Dentes primores robusti, mo - lares obtusi, conferti. Labia duplicata, Membr. branch. rad. 5, corpus compressum. Pinnae pectorales rotundatae.
1. Aurata. Der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos. *
Hat fast in allen Sprachen seinen Namen von dem goldnen halben Mond vor den Augen. 294Streicht im Frühjahr in grossen Schaaren an die Küsten und Mündungen der Flüsse. Er schläft zu gesetzter Zeit, was man bey andern Fischen nicht so bemerkt.
2. Sargus. Der Geißbrachsen. S. ocello subcaudali, corpore fasciis nigris. *
Aenelt dem vorigen Fisch in der Bildung und Lebensart. Die Männchen sollen zur Begattungs - zeit sehr hitzig seyn und wie Säugethiere oder Vögel um ihre Geliebte kämpfen. Beide, die - ses und das vorige Thier waren vorzüglich bey den Römern in hohem Werth.
17. labrvs. Dentes acuti, labia simplicia. Membr. branch. rad. 6. pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales acuminatae.
1. Iulis. Der Meerjunker. L. lateribus caerulescentibus, vitta longitudinali fulva utrimque dentata. *
Nebst der Goldschleihe der schönste Europäi - sche Fisch, von vielfachen Farben, besonders am Rücken treflich changeant. Er soll listig und schwer zu fangen seyn, weil er den Köder ab - frißt ohne die Angel zu schlucken.
18. perca. Opercula squamosa, serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spi - nosis.
1. †. Fluviatilis. Der Bars. P. pinnis dor - salibus distinctis, secunda radiis 16. *
Ein fetter schmackhafter Fisch; hält sich an den Ufern auf.
2952. †. Lucioperca. Der Zander, Sandbars, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 32. *
Ein Raubfisch, der harten kiesichten Grund liebt, und an Steinen laicht.
3. †. Cernua. Der Kaulbars. P. pinnis dor - salibus unitis radiis 27. spinis 15, cauda bifida. *
19. gasterostevs. Membr. branch. rad. 3. corpus ad caudam utrimque carina - tum. Pinnae ventrales pone pectorales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. G. spinis dorsalibus tribus. *
Ein kleiner nur Zoll langer aber schädlicher Raubfisch.
2. Volitans. G. spinis dorsalibus 13. cirris 6, pinnis pectoralibus corpore longioribus. *
Ist um Amboina zu Hause, und kan sich mit - telst seiner langen Brustflossen wie andere flie - gende Fische einige Zeit in der Luft halten.
20. scomber. Caput compressum, laeve. Membr. branch. rad. 7. corpus laeve, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. Thynnus. Der Thunnfisch. S. pinnulis utrimque 8. *
Ein sehr gefrässiges grosses Thier, was wol mehrere Centner wiegt, und ehedem bey den Römern, die ihr Garum aus ihm nahmen, sehr hochgeschätzt war; auch jetzt noch einen der vor -296 züglichsten Arten von Fischfang im Mitländischen Meere ausmacht. Um kleine Fische zu fangen, schwimmt der Thunfisch in einer Spirallinie, wodurch er sie wie in einem Malstrom haufen - weis zusammen treibt.
21. mvllvs. Caput compressum, declive, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. Der Rothbart, die Meer - barbe. M. cirris geminis, corpore rubro.
Ein sehr schönes Thier, roth mit Goldstrei - fen. War ebenfalls bey den Römern bis zur Ausschweifung geschätzt.
22. trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Hirundo. T. digitis ternis, linea laterali aculeata. *
2. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis. *
Beides fliegende Fische, die in beiden Elemen - ten ihre Feinde haben, im Wasser Raubfische, und drüber die Wasservögel; doch auch beiden durch Fliegen oder Schwimmen zu entgehen wissen.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brustfloßfedern sitzen. Sie leben gröstentheils in süssen Wassern.
29723. cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4-6. Cauda versus pinnam minus angustata.
1. †. Barbatula. Der Schmerling, Grun - del, Bartgrundel. C. cirris 6, capite in - ermi compresso. *
Ein sehr bekannter fruchtbarer Fisch, wovon es mehrere Spielarten, mit und ohne Bartfä - den ꝛc. giebt.
2. †. Fossilis. Der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisser, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 8, spina super oculus. *
Philos. Trans. 1747. t. II. f. 1.
Giebt wie der Knurrhan einen Laut von sich; wenn man ihn in Gläsern mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey jeder bevorstehenden Wet - terveränderung unruhig.
24. silvrvs. Caput nudum. Os cirris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spinosus, retrodentatus.
1. †. Glanis. Der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali unica mutica, cirris 6. *
Der gröste Süswasserfisch, der wol eine Länge von acht Ellen erreicht, und wegen des unförm - lich grossen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbar Ansehn hat. Er närt sich von andern Fischen, auch von Wasservögeln und grössern Thieren, und soll wol eher selbst Menschen und Pferde ꝛc. aufgefressen haben.
29825. salmo. Caput laeve. Dentes in ma - xillis, lingua. Membr. branch. rad. 4-10. pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ven - trales multiradiatae.
1. †. Salar. Der Lachs, Salm. S. rostro ul - tra inferiorem maxillam prominente. *
Eigentlich ein Seefisch, der aber zur Laichzeit in die Flüsse steigt. Er wird besonders um die Zeit sehr von Würmern (Lernaea salmonum) hinter dem Kiefer geplagt, daher er oft aus Un - ruhe schnelle Sprünge übers Wasser thut. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unter - kiefer*)10. conr. peyer parerga anatom. p. 139..
2. †. Trutta. Die Lachs-Forelle. S. ocel - lis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6. *
3. †. Fario. Die Forelle. S. maculis rubris, maxilla inferiore sublongiore. *
Dieses schöne, muntre und doch menschen - freundliche, leicht kirre Thier lebt in schattichten kalten Waldbächen auf kiesichtem Grund, wird in theils Gegenden bis 50 Pfund schwer, in an - dern aber kaum Spannenlang. Doch sind diese kleinen vorzüglich schmackhaft.
4. Alpinus. Der Rothfisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fulvo. *
Ein sehr wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynah einzige Nahrung es zu - weilen ausmacht; lebt fast blos von Mücken (culex pipiens).
5. Eperlanus. Der Stint, Alander. S. ca - pite diaphano, radiis pinnae ani 17. *
2996. †. Lavaretus. Der Gangfisch, Blauling, Schnepel, Weisfisch. S. maxilla superiore longiori, radiis pinnae dorsi 14. *
Ein kleiner aber überaus schädlicher Raubfisch, der sich fast blos vom Laich andrer Fische närt. Sein Fleisch ist schmackhaft, und wird auch einge - salzen, geräuchert ꝛc. Vorzüglich wird eine Spiel - art (Ferra), die sich im Genfer-See findet, aber nur zu gewissen Zeiten gefangen wird*)Nouv. Heloise P. VI. L. XI., für ei - nen der delikatsten Fische gehalten.
7. †. Thymallus. Die Aesche. S. maxilla su - periore longiore, pinna dorsi radiis 23. *
26. esox. Caput supra planiusculum; man - dibula superiore plana breviore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. Der Hecht. Q. rostro depresso subaequali. *
Einer der gefährlichsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern auch allerhand Am - phibien, auch Kröten, viele Wasservögel und Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt. Er wird wol auf dreisig Pfund schwer, und über hundert Jahre alt.
2. Belone. L. rostro vtraque maxilla subulato. *
Ein schmackhafter Fisch. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mit Saftfarbe angestrichen wären. Daß sie aber im Finstern leuchten soll - ten, wie Linné sagt, muß wenigstens nicht immer seyn.
27. exocoetvs. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere conne -300 xis. Membr. branch. rad. 10. Corpus al - bicans, abdomen angulatum, pinnae pecto - rales maxime volatiles, radiis antice cari - natis.
1. Volitans. E. abdomine vtrinque carinato. *
28. clvpea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina serrata. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. Harengus. Der Häring. C. immaculta, maxilla inferiore longiore. *
Einer der wichtigsten Fische für die Nordliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren verfolgt wird, sich aber auch dagegen unglaublich vermehrt. Besonders sind die Wall - fische der Häringe gefährlichste Feinde; denen diese im Junius durch ihre grossen äusserst be - stimmten, regelmässigen Reisen nach den Euro - päischen Küsten, zumal nach den Orcaden über Schottland, zu entgehen suchen, da denn ihre An - wesenheit (seit dem Jahr 1164) einige tausend Menschen mit ihrem Fang beschäfftigt. Wil - helm Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.
2. Alosa. Die Sardelle, Alse, der Gold - fisch, Mayfisch. C. lateribus nigro macu - latis, rostro bifido. *
Die Sardellen finden sich vorzüglich häufig im Mittelländischen Meere; doch sind die so sich in Flüsse ziehen bey weitem schmackhafter.
3. Encrasicolus. Der Anschovis. C. maxilla superiore longiore. *
301Ein sehr beliebter kleiner Fisch, der am häu - figsten bey Gorgona ohnweit Livorno gefangen wird.
29. cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. Die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7, cirris 4, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato. *
2. †. Carpio. Der Karpe. C. pinna ani ra - diis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato. *
Es giebt mehrere Spielarten, worunter sich die Spiegelkarpen wegen ihrer schönen Farben, und einiger beständig von Schuppen entblösten Theile des Körpers auszeichnen. Sie erreichen theils ein ungemein hohes Alter, Mannslänge, und eine Schwere von zwey Centnern.
3. †. Gobio. Der Grundling, die Kresse. C. pinna ani radiis 11, cirris 2. *
4. †. Tinca. Die Schleihe. C. pinna ani ra - diis 25, cauda integra, corpore mucoso, cirris 2. *
Findet sich in sacht fliessenden Wassern mit lei - michtem Boden; seltner in grossen Flüssen, wie im Rhein, in der Tiber ꝛc. Auch sie giebt einen Laut mit den Kieferdeckeln von sich. Die Gold - schleihe*)M. E. Bloch Naturgeschichte der Fische. Taf. XV. die sich zumal in Schlesien findet, ist einer der prachtvollsten deutschen Fische.
5. †. Carassius. Die Karausche. C. pinna ani radiis 10, caudae integra, linea laterali recta. *
302Ein Raubfisch, der besonders den Karpen ge - fährlich wird.
6. Auratus. Das Chinesische Goldfischgen. C. pinna ani gemina, caudae transuersa bi - furca. *
iob baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. I. St. mit illum. Fig.
Ein überaus schön gezeichnetes Thier, was in den Flüssen von China und Japan zu Hause ist. Die schönsten Goldfische werden in einem klei - nen Teiche in der Provinz Che-Kyang gefangen. Man hält sie ihrer schönen Farbe und ihrer Mun - terkeit wegen auf den Zimmern in Porcellan-Ge - fässen: und sie kommen auch in Europa fort, wo sie zuerst 1691. nach England gebracht worden sind.
7. †. Phoxinus. Die Elritze. C. pinna ani ra - diis 8. macula fusca ad caudam, corpore pellucido. *
Ein gemeiner, aber ebenfalls schönfarbiger kleiner Fisch. Am Rücken glänzt er wie Gold, am Bauch wie Silber, und an den Seiten schil - lert er ins Purpurrothe.
8. †. Aphya. Der Spierling. C. pinna ani radiis 9, iridibus rubris, corpore pellu - cido. *
Das kleinste Thier der ganzen Classe.
9. †. Leuciscus. Die Seele, Laugele, der Blauling. C. pinna ani radiis 10, dor - sali 9. *
Ist zumal in einigen Gegenden der Schweiz äusserst häufig: lebt gesellschaftlich: hält sich gern an der gleichen Stelle auf: wird geräuchert und eingepöckelt.
30310. †. Dobula. Der Häseling, Hasel, Schnott. C. pinna ani dorsalique radiis 10. *
11. †. Rutilus. Das Rothauge, Röthling. C. pinna ani dorsalique radiis 12. rubicun - da. *
Es giebt mehrere Varietäten unter dieser Gat - tung; wovon besonders die eine wegen ihrer schönen zinnoberrothen Farbe merkwürdig ist.
12. †. Orfus. Der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13. *
13. †. Nasus. Die Nase. C. pinna ani radiis 14. rostro prominente. *
So wie die vorige Gattung besonders häufig im Rhein. Die Nase hat ihren Nahmen von der ungewöhnlichen Bildung ihrer Schnauze, die einer Menschennase änelt.
14. †. Alburnus. Der Ukley, Weisfisch. C. pinna ani radiis 20. *
Ein sehr gemeiner Fisch, dessen Schuppen zu den Glasperlen gebraucht werden. *)reavmvr in Mem. de l'ac. des sc. de Paris. 1716. p. 229.
15. †. Brama. Der Brachsen, Bley. C. Pinna ani radiis 27, pinnis fuscis. *
Ein bekannter, schmackhafter Fisch, dessen Nutzbarkeit durch seine ausserordentliche Vermeh - rung verstärkt wird. Er lebt in lettigen Boden, den er bey Annäherung der Hechte oder anderer Raubfische aufwült, und sich dadurch ihren Au - gen entzieht.
Die lezten beyden Classen des Thierreichs, die Insecten und Gewürme unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichten Saft in ihrem Körper führen: wes - halb sie auch von den Alten Blurlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens in ihrem vollkommenen Zustan - de, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bey den mehresten fast nur wie durch einen Faden unter sich verbunden werden. Ausserdem zeichnen sie sich aber auch durch besondre Fäden aus, die sie an der Stirne tragen, (Antennae, Fühlhörner) und die allemal an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch ausserdem geglie - dert sind; ferner durch die Lage der Rinnladen, die sich bey denen Insekten, so damit versehen305 sind, nicht wie bey allen rothblütigen Thieren horizontal auf und nieder, sondern seitwärts hin und her bewegen: und endlich durch die grössere Anzahl Füsse, da die vollkommenen Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wol auf anderthalbhundert ꝛc. haben.
Ausser den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten wenig Eigenschaften, die ihnen allen gemein wären. Die ganz unermeßliche Anzal der Gattungen, ihre so unendlich ver - schiedenen Bestimmungen, und dahin abzwek - kende eben so verschiedene Lebensart, Bedürf - nisse ꝛc. erfordern einen äusserst mannichfal - tigen Körperbau, in welchen sie, so wie in der ungleichen Grösse ihres Körpers ausserordent - lich von einander abweichen.
Selbst die äussere Bedeckung ihres Kör - pers ist weit mannichfaltiger, als bey den übri - gen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus meh - rern Stücken besteht die sich wie die Schienen eines Harnisches über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere für mancherley Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen die bey andern Thielen zur Grundlage der Mus -306 keln u. a. weichen Theilen dienen, entschä - digt. Manche sind mit feinen aber meist steifen Haaren besetzt, und bey einigen die Flügel mit kleinen Federgen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten, vorzüglich unter den Kä - fern und Schmetterlingen, Thiere von ganz unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge, und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, (§. 31.) weichen die In - secten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen so gar viele berühmte Männer verschiedne von unsern fünf äussern Sinnen gänzlich abzusprechen, oder andre uns unbe - kannte Sinne zuzuschreiben gewagt haben.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind ungeheure Halbkugeln, die aber aus vielen tausend Fa - cetten, oder wie es Swammerdam's mühseeli - ger Fleis erwiesen hat, eigentlich aus eben so viel besondern kleinen Augen bestehen. Die meh - resten geflügelten Insecten, aber auch manche un -307 geflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben derglei - chen. Die Augen der andern Art sind einfach, klein, und sowol in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; und darum kriegen die Schmetterlinge in ihrem geflügelten vollkomm - nen Zustande solche grosse componirte Telesco - pische Augen, da sie vorher als Raupen nur Myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 131.) die Linné und andre berühmte Männer für Werkzeuge beson - derer, den Insecten eigener Sinne angesehen haben, dünken uns doch nichts weiter, als was sie ihrem Nahmen nach seyn sollen – Werkzeuge des Gefühls, Sonden, Tangen - ten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äussern Decke, und bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die In - secten scheinen das feinste Gefül in ihren An - tennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben, und da sie grossentheils im finstern leben, da - durch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch seines Gefül zu ersetzen.
Im innern Körperbau*)10. swammerdam Biblia naturae Leid. 1737. fol. pierre lyonet Traité anatomique de la che - nille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die Insecten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab. Ihr Gehirn ist so klein und einfach daß es kaum den Namen davon verdient; so we - nig als das daran hängende Rückenmark, das bey ihnen längst des Bauches liegt. Was man das Herz der Insecten nennt, ist folgends so sonderbar gebildet, daß man es schwerlich dafür erkennen kan. Es ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längst des Rückens liegt, aus welchen aber nicht eine einzige Ader entspringt, als von welchen man überhaupt keine Spur bey den Insecten findet. Hingegen sind sie mit unzäligen Luftröhren vom erstau - nenswürdigsten feinsten Bau, und mit äusserst zalreichen, Muskeln (§. 29.), die aber auch sowol in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen. So unentbehrlich ihnen die Luft, zur Bewegung der Muskeln u. a. Verrichtungen ist, so bemerkt man doch kein eigentliches wah - res Athemholen an ihnen; so wie auch über - haupt die Art ihrer Ernärung von der roth - blütigen Thiere ihrer gänzlich verschieden zu seyn scheint.
Der Aufenthalt der Insecten ist weit un - beschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Sie sind so zu sagen in allen Ele - menten verbreitet: man wird keine Spanne breit Erdreich untersuchen können, ohne Spu - ren von Insecten zu finden: es sind fast auf al - len Thieren ohne Ausnahme, auf allen Pflan - zen, welche anzutreffen, und sie machen gleich - sam eine unsichtbare Welt für sich aus, die zwischen die ganze übrige organisirte Schö - pfung eingeschoben ist. So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen einer jeden einzelnen Gattung ihr be - sonderer eingeschränkter Aufenthalt auf bestimm - ten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen: so wie auch manche sich sogar nur in einer gewissen Jahrszeit oder Tags - zeit am gleichen Orte aufhalten, und nachher Insecten andrer Art Platz machen müssen: so daß kein Thier das andere in den Geschäften stö - ren darf, die ihm zu seiner eignen Erhaltung oder zum Wohl des Ganzen von der Hand des Schöpfers übertragen sind.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ih -310 ren Geschäften wechselseitige Hülfe. Die aller - meisten gehen einzeln und insolirt ihren Ver - richtungen nach, und manche, die wie die Spin - nen in zahlreicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsied - lerisch, so, daß viele ausser der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art nachher wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfer - tigen wissen, haben wir schon oben auf Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung gethan. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens einmal, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfä - higkeit ablegen sollten, indem sie entweder wie die Kleidermotten und Frühlingsfliegen in ih - rer unvollkommenen Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalt und zum Schutze verfertigen, oder sich, um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, oder sich einspinnen, oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen, oder die doch wenigstens, wie manche Wasser - käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zube - reiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. 311Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äusserst regelmässigen ihnen angebohrnen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen: einige andere Insecten hingegen, denen der Schöpfer keinen Kunsttrieb zur eignen Verfertigung eines Ne - stes ꝛc. verliehen hat, beziehen doch wie der sogenannte Einsiedlerkrebs ꝛc. leerstehende aus - gestorbene Schneckenhäuser, die sie mit der Zeit, wenn sie ihnen zu enge werden soll - ten, leicht mit andren geräumigern vertauschen können.
Die Nahrung der Insecten entspricht mehrentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist ei - ner der erstaunenswürdigsten wunderbarsten Beweise von der unendlich weisen Einrichtung in der grossen Haushaltung der Natur. Die Insecten sollen nicht blos essen um satt zu wer - den, um sich zu ernähren, sondern um das Gleichgewicht zwischen beiden organisirten Rei - chen zu erhalten, um Aas zu verzehren, um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine grosse Be - stimmung, zu deren Erfüllung diesen kleinen Thiergen, theils ihre fast unglaublich starke Vermehrung, theils ihr unersättlicher Appetit zu statten kommt. Man weis, daß eine Raupe312 in 24 Stunden das Triplum ihres eignen Ge - wichts verzehren kan.
Für den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannrau - pen durch ihre täuschende Gestalt, andere da - durch, daß sie einerley Farbe mit den Gewäch - sen haben, worauf sie leben, und folglich we - niger darauf abstechen, nicht so leicht bemerkt werden können; andere durch den Gestank, den sie im Nothfall verbreiten können, andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens (§. 34.) noch andre durch ihre bewunderungswürdige Stärke (§. 29.) ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift ver - sehen.
Es giebt unter den Insecten sehr wenige Hermaphroditen*)nichols in philos. Trans. n. 413. sondern es herscht bey den allermehresten der gleiche Geschlechtsun - terschied, wie bey allen Thieren der vorigen Classen. Hingegen sind oft in derselben Gat - tung die beiden Geschlechter einander so unän - lich gebildet, daß man sie ehr für ganz ver - schiedene Thierarten, als für zusammen gehö - rige Gatten halten sollte. Unter den Bienen313 und andern ihnen verwandten Insecten ist im - mer die gröste Anzahl gänzlich geschlechtlos; das heist sie werden gezeugt und gebohren, ohne doch selbst je die Bestimmung, oder die Fä - higkeit zur Empfängnis oder zur Zeugung zu haben.
Auch die Begattung hat bey verschiednen Insecten sehr viel sonderbares. Die mehresten leben in sofern in einer gezwungenen Monoga - mie, weil sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges mal in ihrem Leben die ehelichen Freuden geniesen können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man so gar ihr Leben durch verzögerte Paa - rung verlängern kan.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die zum Theil, zumal bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannichfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung*)chr. sepp Beschouwing der wonderen Gods & of Nederlandsche Insecten. Amst. seit 1762. 4., und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit ei - ner Art Virnis überzogen sind, damit sie weder vom Regen abgespült noch durch andern Zufall leicht zerstört werden können. Einige wenige gebären lebendige Junge und manche, wie die Blatläuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 105. 124. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nemlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht ge - kommen sind, ihr ganzes übriges leben hin - durch, sondern sie verwandeln sich gröstentheils zu wiederholten malen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau auf eine Weise umgeschaffen wird*)lyonet l. c. pag. 585. u. f., die sich schwehrlich anders als mit den Gesetzten des Bildungstriebes (§. 11. u. f.), am wenigsten aber mit den vermeinten präexistirenden Kei - men (§. 10.) zusammen reimen läßt.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heissen sie Larven. Meist kommen sie äusserst klein ans Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 27,000 mal schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey ge - krochen war. Theils haben diese Larven Füsse, wie die Raupen und Engerlinge: theils aber315 keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustand zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich blos, und wachsen, und Häuten sich mit unter einige mal.
Wenn die Larve merkt, daß ihre Zeit her - bey kommen ist, so verpuppt sie sich, sie ver - fertigt sich eine Verwandlungshülse, in der sie bis zur lezten Catastrophe ihres Lebens einge - schlossen bleibt. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nah - rungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschliessen sich in ihre Puppe, (chrysalis, au - relia) fast wie in einen Sarg: und bringen ei - nen grossen Theil des Jahrs und ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver - graben scheint, geht mit ihm selbst die grosse Veränderung vor, daß es aus seinem Larven - stand zum vollkommnen Insect (Insectum declaratum) umgebildet wird, und nach be - stimmter Zeit verschönert und vervollkommnet316 aus seinem Kerker hervorbrechen kan. Wirk - lich ist es eines der bedeutungsvollsten Schau - spiele in der Natur, die Betäubung zu beobach - ten, mit der das schlaftrunkene Thier zum zwey - ten mal das Licht der Welt begrüst, bis es von seinem Taumel ermuntert, verjüngt und neu belebt, davon flattert, und der Erfüllung sei - ner noch übrigen Pflichten entgegen eilt. Man - che Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht einmal einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter: jene beiden Bestimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt: Jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen eine Gattin aufsuchen, ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In - secten ist ziemlich einfach: dagegen ist aber der Antheil, den diese kleinen unbemerkten Thiere an der grossen Haushaltung der Natur haben, die Geschäfte die ihnen der Schöpfer zum Wohl des Ganzen anvertrauet hat, desto mannichfal - tiger und ganz unermeßlich. Wir haben ihrer schon bey mehrerem Anlaß Erwähnung gethan. 317Die Insecten sind es, die die bestimmten Gren - zen des Pflanzenreichs, sein verhältnismässiges Gleichgewicht gegen das Thierreich erhalten, und deshalb unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenns auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fer - nern Wucher vorbeugen müssen. Eine gar nicht sehr in die Augen fallende, aber im Grunde unabsehliche und unaufhörliche Arbeit, die schlechterdings als eine der ersten und kräftigsten Triebfedern im Gange der Schöpfung angese - hen werden muß. Einen andern ebenfalls äus - serst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen ani - malischen Substanzen aufzehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infe - ction der Luft vorbeugen, und von der an - dern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Hingegen helfen auch unzälige Insecten zur Fortpflanzung und Befruchtung der Gewächse, indem sie den Blumenstaub vom einen zum andern übertragen*)Kölreuter vorläufige Nachr. v. einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreff. Versuchen. S. 21 u. f. 32. 34. u. f.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, die gros - sen orientalischen Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So auch der Honig der Bienen. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley andern Ge -318 brauch. Verschiedne Insecten geben vortref - liche Farben, wie die Cochenille den Schar - lach, der Kermes das Carmeisin. Die Gall - äpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Lich - tern und tausenderley andern Absichten be - nutzt. Auch das Lack das zu Virnis, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird, ist das Product einer noch nicht genau bestimm - ten Insectenart, vermuthlich aus dem Ameisen - geschlecht. Für die Arzney sind vorzüglich die Spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die Maykäfer, und sogenannten Maywürmer, vom frischen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß berüchtigt worden.
Die Weisheit des Schöpfers hat gewollt, daß Nutzen und Schade der verschiednen Thier - classen in einigem Verhältnis stehe: und so ist auch hier der Nachtheil, den die Insecten an - richten, zwar mit ihrem unermeßlichen Nutzen in keinem Vergleich zu bringen, aber doch im Ganzen genommen, beträchtlicher als bey an - dern Thieren. Sehr viele Insecten sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursa - chen Miswachs, und verheeren, wie die grossen Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getraide nachtheilig; andere, wie so viele319 Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gar - tengewächsen; andre Raupen, und Käfer - larven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie: die Larven von Speck - käfern, und die Holzraupen den Holzungen: die Ameisen den Wiesen: die Kackerlacken, die Wanzen, die weissen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe: die Kleidermotten der Wolle, dem Peltzwerk u. s. w. Die Larven vieler klei - ner Käfergen den Büchern und Naturalien - sammlungen. Endlich werden auch einige Arten von sogenanntem Ungeziefer den Men - schen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hünern und andern Hausthieren, ja so gar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf eine sehr unmittelbare Weise lästig; und andre, wie die Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
Die systematische Anordnung wird bey dieser Classe durch die zahllose Menge der da - rin begriffenen Thiere, und durch ihre so sehr verschiedne Bildung, erschwehrt. Wir fol - gen indeß auch hier dem scharfsinnigen Ent - wurf des R. Linné, dessen Classification der Insecten sich am meisten auf den ganzen Ha - bitus derselben gründet, und wegen der weni - gen Ordnungen auch den Vorzug der Faßlich - keit fürs Gedächtnis hat. Es versteht sich,320 daß die Charaktere allemal vom vollkommnen Insect nach überstandner Verwandlung ꝛc. her - genommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Insecten mit hornigem Körper, deren Flügel in der Ruhe sich zusammen falten, und mit zwey hornartigen Decken oder Schei - den belegt werden, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schliessen.
II. Hemiptera. meist mit einem hornichten spitzen Rüssel, der vorn an der Brust hinab liegt: und mit vier meist kreuzweis zusammengelegten zur Hälfte harten Per - gamentänlichen Flügeln.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaarten Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. mit vier durchsichtigen netz - förmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. mit vier durchsichtigen ge - aderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.
Die Thiere dieser Ordnung werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nahmen auch dem ersten Geschlechte insbeson - dere beylegt. Die Larve, welche allemal aus einem Ey entspringt hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füsse, die an der Brust sitzen: bey einigen wie unter den Holzböcken ist sie ohne Füsse (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehölten leimigten Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe: seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft: es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und Luftlöcher an der Seite: und ist mit harten hornartigen Flügel - decken (Elytra) versehen.
1. scarabaevs. Käfer. Antennae clava - tae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu in - curvo maximo: subtus barbato unidentato, capitis recurvato: supra multidentato. *
Eins der grösten Insecten; dessen Larve einen starken Daumen dick, und beynah eine viertel Ele lang ist. Beym Käfer ist das Horn von der322 Stirne aufwärts, und das längere vom Brust - schild im Bogen runterwärts gebogen, so daß das Thier beide bewegen, und damit fassen und kneipen kan. Ist in Brasilien zu Hause, vari - irt in der Farbe, dunkelbraun, violet, schmutzig grün ꝛc.
2. Actaeon. (rhinoceros auctor.) S. scutella - tus thorace bicorni, capitis cornu uniden - tato, apice bifido. *
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen: ist aber am Körper noch stärker. Seine Flügel sind wol zweymal so lang als der Leib, und unter den Flügeln zusammengefaltet.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus, thorace bicor - ni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato. *
Hat die Grösse vom gemeinen Mistkäfer: ist ganz schwarz, glänzend, und überaus artig ge - bildet; zumal das Männgen dessen Brustschild sehr regelmässig ausgeschweift ist. Er lebt auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuh - mist: aus dem er, wie andre verwandte Käfer - arten, hole Kugeln formt; die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt, und in jede ein einziges Ey legt; damit die künf - tig daraus kriechende Larve aus dem Miste Nahrung, und bis zu ihrer Verwandlung sichern Aufenthalt habe.
4. †. Nasicornis. Der Nashornkäfer. S. scu - tellatus, thorace prominentia triplici, capi - tis cornu incurvato, antennis heptaphyllis. *
Der gröste hieländische Käfer: findet sich vor - züglich in Gerberlohe von Eichenrinde, und in holen Bäumen: fliegt sehr selten.
3235. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden - tato, thorace inermi crenulato, tibiis po - sticis ciliatis, vertice subbidentato.
Nicht ganz so gros als der Nashornkäfer, legt auch seine Eyer in Kugeln von Mist. Ist im südlichen Europa, und selbst in Tyrol, vor - züglich aber häufig in Aegypten zu Hause, wo er von den alten Aegyptiern verehrt*)horvs apollo L. I. hierogl. 10. plvtarch, de Iside et Ofer. pag. 355. 381., und auf ihren Kunstwerken vorgestellt ist. Besonders hat man ihn auf die Hinterseite der Aegyptischen und Hetrurischen geschnittenen Steine aus - geschnitzt, die deshalb Scarabaei genannt wer - den. Wir besitzen selbst einen solchen Hetruscischen Carneol, der auf dem Rücken ganz genau und völlig nach der Natur in Form dieses Käfers ge - schnitten ist.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace iner - mi capite tuberculato, elytris rubris, cor - pore nigro. *
Ein kleiner Käfer, der sich so, wie seine Larve, im Kuhmist aufhält, ihn durchwült, verar - beitet ꝛc.
7. †. Stercorarius. Der Roßkäfer, Scharne - weber, Schnurrkäfer, Schaaffink. S. scutellatus muticus ater glaber, elytris sul - catis; capite rhombeo: vertice prominulo, antennis rubris. *
Lebt besonders im Pferdemist: ist daher häufig auf Fahrwegen zu finden. Wenn er an heitern Sommerabenden herum fliegt, so ist auch für den folgenden Tag noch gut Wetter zu erwarten.
3248. †. Vernalis - Der Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laevissimis, capite clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris. *
Vorzüglich im Schaafmist, den er zwischen die Stacheln der Hinterfüsse faßt, und wie Ku - geln um die Axe wälzt. Manche schillern schön violet, grün ꝛc. Wird wie die beiden vorigen Arten sehr von Ungeziefer (acarus coleoptro - rum) geplagt.
9. †. Melolontha. Der Maykäfer. S. scutel - latus muticus testaceus, thorace villoso, cauda inflexa, incisuris abdominis albis. *
Eins der gemeinsten Insecten, was fünf Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getraidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allge - meinen Miswachs verursacht hat*)Wie im Jahr 1479, da die Engerlinge deshalb in einem weitläuftigen Monitorio fürs geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reif - licher Ueberlegung förmlich in Bann that. s. Mich. Stettlers Schweitzer Chronick S. 5〈…〉〈…〉[?] 8.. Im sechs - ten Jahr kömmts endlich als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
10. †. Solstitialis. Der Brachkäfer, Junius - käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu - ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis parallelis. *
Hat wie der vorige seinen Namen von der Zeit wann er sich zuerst als Käfer sehen läßt. Ae - nelt ihm auch in der Bildung, ist aber nur halb so gros.
32511. †. Auratus. Der Goldkäfer, Rosenkä - fer. S. scutellatus muticus auratus, segmen - te abdominis primo lateribus unidentato, clypeo pluniusculo. *
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen, und holen Baumstämmen. Der Käfer selbst aber, der wegen seiner grün-gold - nen Flügeldecken überaus schön aussieht, in den Gärten an Rosenstöcken, Lilien, Iris ꝛc.
2. lvcanvs. Antennae clavatae: clava compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. Der Hornschröter, Wein - schröter, Feuerschröter, fliegende Hirsch, Neuntöder, Börner, Donnerguge. L. scutellatus: maxillis exsertis apice bifurca - tis latere unidentatis. *
Nächst den Krebsen das gröste deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern, variirt in der Grösse und Farbe, die bey manchen mehr ins Schwarze, bey andern ins dunkelrothe fällt. Nur das Männchen hat die überaus artigen, kleinen Geweihen änelnden Kneipzangen am Kopfe. Die Larve hies bey den alten Römern Cossus und ward von ihnen gegessen.
3. dermestes. Antennae clavatae: capi - tulo perfoliato: articulis tribus crassioribus. Thorax convexus, vix marginatus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. Der Speckkäfer. D. niger, elytris antice cinereis, punctis nigris. *
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Theilen todter Thiere, und sind daher überall326 in Speisekammern, vernachlässigten Naturalien - sammlungen, und auf anatomischen Theatern zu finden. An eingespritzten trockenen anatomi - schen Präparaten fressen sie manchmal das Fleisch und die Häute so rein ab, daß die blose Wachs - masse in Form der Gefässe sauber übrig bleibt*)I. E. hebenstreit de vermibus anatomicorum ad - ministris Lipf. 1750. 4. c. fig..
2. †. Pellio. D. niger, coleopteris punctis al - bis binis. *
Zieht sich zumal nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren u. s. w.
3. †. Typographus. Der Holzwurm. D. te - staceus pilosus, elytris striatis retusis prae - morfodentatis. *
Unter der Rinde der Bäume, da er so wie mehrere verwandte Gattungen dieses Geschlechts das Holz wurmstichig macht.
4. †. Piniperda, der schwarze fliegende Wurm, Borkenkäfer. D. niger subvillo - sus, elytris piceis integris, plantis rufis. *
In Nadelhölzern, wo er theils äusserst häufig ist, und grosse Verwüstungen anrichtet. Die Stämme erkranken davon durch und durch, und zu Bauholz verarbeitet, sind sie von äusserst kur - zer Dauer.
4. ptinvs. Kümmelkäfer. Antennae fili - formes: articulis ultimis majoribus. Tho - rax subrotundus, immarginatus, caput ex - cipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus unicolor. *
Hat seinen Namen daher, weil er, sobald man ihn berürt, die Füsse anzieht, wie todt327 liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus subapterus, thorace quadridentato, elytris fasciis duabus albis. *
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk; was durch keine der gewöhnlichen Verwahrungsmittel gegen solche nachtheilige In - secten, sondern blos durch genaue Aufsicht und öftere Nachsuchung abgehalten oder vertilgt wer - den kan.
5. hister. Antennae capitate capitulo so - lidiusculo; infimo articulo compresso, de - curvato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore breviora. Ti - biae anticae dentatae.
1. †. Unicolor. H. totus ater, elytris sub - striatis. *
In sandigen Boden und auf Viehweiden.
6. gyrinvs. Antennae clavatae, rigidae, capite breviores, oculi 4, duobus supra. duobus infra.
1. †. Natator, Der Schwimmkäfer. G. sub - striatus. *
Etwa von der Grösse einer kleinen Kaffebohne; schwimmt mit einer ausserordentlichen Schnellig - keit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tau - chen hat er eine Luftblase am Hintern: giebt einen widrigen Geruch von sich.
7. byrrhvs. Antennae clavatae subsolidae, subcompressae.
3281. †. Museorum. B. nebulosus, elytris subne - bulosis puncto albo. *
Nistet in Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc. und richtet in Naturaliencabinetten leicht Ver - wüstung an.
8. silpha. Antennae extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput prominens. Tho - rax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. Der Todtengräber. S. oblon - ga atra clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia. *
Etwas kleiner als ein Maykäfer. Die Flügel schwarz und orangegelb in die Quere gestreift. Sie haben ihren Nahmen von dem besondern Triebe, die Aeser von kleinen Thieren, Maul - würfen, Mäusen, Fröschen, Kröten, Schlan - gen ꝛc. die sie von weitem auswittern, mit ver - einten Kräften unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen. Ihrer sechs sind wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, Fus tief in fetten Boden einzu - scharren. Sie geben einen starken bisamähnli - chen Geruch von sich: und sind oft voll Ungeziefer.
9. cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo pla - no reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro. *
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
3292. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis. *
Von der Grösse des vorigen, besonders häufig am Alant.
10. coccinella. Sonnenkäfer, Ma - rienkäfer, Marienkühgen, Sommer - kind, Gotteslämchen. Antennae sub - clavatae, truncatae. Palpi clava semicor - data. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.
Die Gattungen dieses Geschlechts zeichnen sich fast blos durch die Farbe ihrer Flügeldecken und deren Flecken von einander aus, die Käfergen selbst sind klein, sehr sauber, und meist halb - kugelförmig.
1. †. Bipunctata. C. coleoptris rubris, pun - ctis nigris duobus. *
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo. *
11. chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
Ein überaus weitläuftiges Geschlecht, dessen Gattungen zum Theil durch die schönen Gold - farben ihrer Flügeldecken, theils aber auch durch den Schaden, den sie an Bäumen und Küchen - gewächsen thun, merkwürdig werden.
1. †. Goettingensis. C. ovata atra pedibus vio - laceis. *
Häufig an der Schaafgarbe.
2. †. Minuttissima. C. ovata nigra opaca. *
330Eins der kleinsten Käfergen. Kaum den drit - ten Theil so gros als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ovata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab - domine violaceo. *
Eine der schönsten Chrysomelen, auf deren Brustschild und Flügeldecken die violetten Strei - fen mit andern von rothen und grünen Golde ab - wechseln.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti-caerulea. *
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh - rere verwandte Gattungen unter dem Namen der Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. Der Lilienkäfer. (Crioceris rubra geoffr.) C. oblonga rubra, tho - race cylindrico utrinque impresso. *
In Lilien, Kaiserkronen ꝛc. Die Larve be - deckt sich mit ihren eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer worein sie sich verwandelt gibt wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durchdringenden hellen Laut von sich.
12. hispa. Stachelkäfer. Antennae fu - siformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro. *
Lebt unter der Erde von Graswurzeln, variirt in der Grösse.
13. brvchvs. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.
1. †. Pisi. Der Erbsenkäfer. B. elytris albo pun - ctatis, podice albo maculis binis nigris. *
331Zumal in Nordamerika sehr häufig, wo er den Hülsenfrüchten grossen Schaden thut.
14. cvrcvlio. Rüsselkäfer. Antennae subclavatae, rostro insidentes. Rostrum corneum prominens.
Die Rüsselkäfer haben meist einen kurzen rund - lichen aber überaus hart gepanzerten Körper: und einen festen runterwärts gebognen Rüssel von verschiedner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeifer.
1. Palmarum. Der Palmbohrer. C. longiro - stris ater, thorace ovato planiusculo, ely - tris abbreviatis striatis. *
Ist in beiden Indien zu Hause, hat die Grösse des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst von den Indianern gegessen.
2. †. Frumentarius. Der schwarze Korn - wurm, Reuter, Wippel. C. longirostris sanguineus. *
Eine grosse Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Dabey ist er so dauerhaft daß er ohne Schaden die Hitze des siedenden Wassers aus - halten kan.
3. †. Granarius. C. longirostris piceus oblon - gus thorace punctato longitudine elytro - rum. *
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
3324. †. Paraplecticus. C. longirostris cylindricus subcinereus, elytris mucronatis. *
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trift wol die verdächtigen Pflan - zen, aber nicht das drauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. Der Rebensticher. C. longi - rostris aureus, rostro plantisque nigris. *
6. Anchoraco. C. longirostris, femoribus den - tatis, elytris flavo striatis, thorace elon - gato.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind je - des so lang als der ganze Hinterleib: dadurch das Thier ein sonderbares Ansehen bekommt.
7. †. Nucum. C. longirostris, femoribus den - tatis, corpore griseo longitudine rostri. *
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. Der Juwelenkäfer. C. brevi - rostris niger, elytris dentatis, sulcatis pun - ctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine aeneo viridi. *
Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Na - tur. Das gefärbte Gold in den unzäligen Grüb - gen, die reihenweis auf den Flügeldecken einge - graben sind, thut in hellen Lichte zumal unterm Vergrösserungsglase einen unbeschreiblichen Ef - fect. Das schöne Thier ist in Brasilien zu Hause, und kommt in der Grösse etwa dem Maykä - fer bey.
15. attellabvs. Caput postice attenua - tum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.
3331. †. Coryli. A. niger, elytris rubris. *
Lebt nebst mehreren Gattungen seines Ge - schlechts auf Haselstauden.
2. †. Apiarius. Der Immennwolf. A. caeru - luscens, elytris rubris, fasciis tribus nigris. *
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut den Stöcken grossen Schaden.
16. cerambyx. Holzbock. (Capricornus auctor.) Antennae attenuatae. Thorax spi - nosus aut gibbus. Elytra linearia.
Die Holzböcke haben eine artige, meist cylin - drische schlanke Bildung, zum Theil auch schöne Zeichnung und Farben; manche ganz ungeheure lange Fühlhörner, einen ungemein harten Brust - schild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben. Wir wissen, daß man angespießte Holz - böcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschilds, den sie an die Flügeldecken rei - ben, einen knarrenden Laut von sich.
1. Cervicornis. C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus utrinque spinosis, antennis brevibus. *
Sehr groß, schön gezeichnet, mit Kinnzan - gen, fast wie am Hornschröter. Ist in Süda - merica zu Hause: wo seine Larve von den Wil - den aufgesucht und gegessen wird.
2. †. Granulatus. C. thorace spinoso, rugoso, elytris bidentatis, nigris, polline ferrugi - neo conspersis, ad basin acinulis nigris splen - dentibus granulatis. *
Ein ansehnliches, zwey Zoll langes, vielleicht noch nicht beschriebenes Thier. Die Fühlhörner334 sind von gleicher Länge mit dem Körper. Die Flügeldecken haben an beiden Seiten, zumal an der äussern, einen schwarzen aufgeworfnen schma - len Rand.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus. *
Dunkelgrün und blau, wie angelaufener Stahl: giebt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis. *
Nicht so groß als der vorige. Die Fühlhörner sind wohl sechsmal so lang als das ganze Thier.
17. leptvra. Antennae fetaceae. Elytra apicem versus attenuata. Thorax tereti - usculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris, femoribus pofticis dentatis. *
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe, manche grün und Gold, andere braun und Gold ꝛc.
18. necydalis. Afterholzbock. An - tennae setaceae. Elytra alis minora. Cau - da simplex.
1. †. Major. N. elytris abbreviatis ferrugi - neis immaculatis, antennis brevioribus. *
19. lampyris. Johanniswürmgen. (Cicindela, Nitedula.*)Stellantes volatus, Vergiliae terrestres. plin.) Antennae filifor -335 mes. Elytra flexilia. Thorax planus, se - miorbiculatus, caput subtus occultans cin - gensque, Abdominis latera plicato-papillosa.
Die Johanniswürmgen werden vorzüglich durch den blaulichen Schein merkwürdig, den sie in heitern Sommerabenden von sich geben. Bey den mehresten*)R. waller in philos. Trans. N. 167. fig. 3. 4. 5. Gattungen sind nur die Männ - chen geflügelt, und diese haben zwey lichte Punkte unten am Bauche, die im finstern phos - phoresciren**)malpighii opera posth. p. 84. sqq. der Venet. Ausg. v. 1698.. Ihre ungeflügelten Weibgen äneln ehe den Larven dieses Geschlechts und leuch - ten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermutlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufin - den. Einige Zeit, nachdem das Weibgen seine Eyer gelegt hat, (die selbst auch im finstern leuchten) verliert sich der Schein bey beiden Ge - schlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo. *
Unter Wacholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ihrer vier oder fünf in ein Gläsgen gethan, leuchten hell genug, um dabey im finstern lesen zu können; und die Spanischen Damen stecken sie als Putz auf ihren Abendpromenaden in die Haare***)twiss's Travels, p. 281..
20. cantharis. Antennae setaceae. Tho - rax marginatus capite brevior. Elytra fle - xilia. Abdominis latera plicato-papillosa.
3361. †. Navalis. C. thorace teretiusculo, cor - pore luteo, elytris margine apiceque nigris. *
Ein schädliches Thier, dessen Larve das Ei - chenholz durchbohrt und für die Schiffe gefähr - lich wird.
21. elater. Springkäfer, Schmidt. Antennae setaceae. Thorax retrorsum an - gulatus. Mucro pectoris e foramine abdo - minis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer - tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf den Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigst ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus ste - hen, und mit den Flügeldecken auf eine änliche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. Der Cucuyo. E. thoracis lateribus macula flava glabra.
Ist im mittlern America in gröster Menge zu Hause, wird wol zwey Zoll lang, nährt sich vor - züglich von Zuckerrohr, und ist mit glüenden Kohlen leicht zu locken. Die beiden Flecken auf dem Brustschild leuchten stark im finstern, und die Wilden bedienten sich vor Ankunft der Spa - nier keiner andern Leuchten als der Cucuyos und einiger andern Insecten. Noch jetzt machen die dortigen Frauenzimmer Guirlanden davon wo - mit sie sich bey ihren nächtlichen Spazirgängen schmücken.
337[2]. †. Niger. E. thorace laevi, elytris pedi - bus corporeque nigris. *
Häufig auf Viehweiden.
22. cicindela. Antennae setaceae. Ma - xillae prominentes denticulatae. Oculi pro - minuli. Thorax rotundato-marginatus.
Kleine aber meist sehr schöne Käfer. Die Flü - geldecken sind mehrentheils artig gezeichnet, und der Unterleib und die Füsse schillern in farbi - ges Gold. Es sind muthige Thiere, die fast blos vom Raube anderer Insecten leben. Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um ihrer Beute aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihr mit ausnehmender Schnel - ligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis. *
23. bvprestis. Stinkkäfer. Antennae se - taceae, longitudine thoracis. Caput dimi - dium intra thoracem retractum.
Ebenfalls ausserordentlich prächtige Thiere von den unnachahmlichsten Goldfarben; daher ihre Flügeldecken schon längst von den Wilden zum Putz verwendet worden.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laevi, corpore inaurato. *
Wird wol Fingers lang, ist in beiden Indien zu Hause.
2. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato. *
33824. dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer. (Hydrocantharus). Antennae setaceae aut clavato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpo - re laevi, sterno carinato, postice spinoso. *
Eine der größten Arten. Ist in den Europäi - schen Gewässern gemein. Auch haben wir sie aus Tranquebar erhalten. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülse, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schifgen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stan - de sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis. *
Ist so wie vermutlich die mehresten Gattun - gen dieses Geschlechts, den Fischteichen ge - fährlich.
25. carabvs. Laubkäfer. Antennae se - taceae. Thorax obcordatus apice truncatus marginatus. Elytra marginata.
Leben meist vom Raube anderer Insecten: und geben, wenn man sie anfaßt, einen ätzenden Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely - tris punctis intricatis subrugosis. *
2. †. Nitens. Der Goldhahn. C. apterus, elytris porcaris: striis passim interruptis sulcisque scabriusculis inauratis. *
339Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
26. tenebrio. Antennae moniliformes articulo ultimo subrotundo. Thorax plano - convexus, marginatus. Caput exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo - ribus anticis crassioribus. *
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäu - fern, heissen Mehlwürmer, und geben be - kantlich das beste Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. Der Todtenkäfer. T. apte - rus thorace aequali, coleoptris laevibus mu - cronatis. *
Lebt in modrigen Orten, hat einen widrigen Geruch, und ist vom Aberglauben ehedem für ominös gehalten worden.
27. meloë. Antennae moniliformes articu - lo ultimo ovato. Thorax subrotundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum, gib - bum.
1. †. Proscarabaeus. Der Maywurm. M. apterus, corpore violaceo. *
Ein widriges weiches Thier, was bey jeder Berürung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füsse eingelenkt sind, fliessen läßt.
2. †. Vesicatorius. Die spanische Fliege. (Can - tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris. *
Das wichtige heilsame Geschöpf, was zum Blasenziehen gebraucht wird.
34028. mordella. Antennae filiformes ser - ratae. Caput deflexum sub collo in ter - rito. Palpi compresso-clavati, oblique trun - cati. Elytra deorsum curva apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdo - minis.
Kleine Käfergen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu sehr wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato. *
29. staphylinvs. Antennae monilifor - mes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr mer - ken, aus dem Hinterleibe treiben; deren wahrer Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis. *
30. forficvla. Antennae setaceae. Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda forci - pata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöler. F. elytris apice albis. *
Das bekannte Thier, von dem die ungegrün - dete Sage erdichtet ist, daß es gerne den Men - schen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa einmal eins so gut wie jedes andre Insect verirrt haben mag. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.
Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an die Brust niedergedruckt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem Saugerüssel versehen, weshalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidea genannt werden. Anzal und Bildung und Richtung der Flügel ist verschieden. Meistens haben sie vier Flügel, die an der Wurzel fester und born - artiger, am äussern Ende aber dünner und wei - cher sind. Bey einigen sind sie gerade ausge - streckt, bey andern übers Kreuz zusammenge - falten. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Ver - wandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven äneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig aus - gebildet werden.
31. blatta. Die Schabe. Caput infle - xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque plane, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. Der Kakerlake, Tarokan. B. ferrugineo-fusca elytris abbreviatis sulco oblongo impresso. *
342Ist eigentlich in Südamerica zu Hause: hat sich aber von da nach Ostindien und nun auch fast in ganz Europa fortgepflanzt. So wie an - dere Schaben ein lichtscheues aber verwüstendes Thier, was Brodt, Leder, Hausgeräthe ver - zehrt, sich zumal gern in Beckerhäusern einni - stelt; sich sehr nach der Wärme zieht; und bis jetzt durch keins der vorgeschlagenen Mittel aus - zurotten ist.
2. †. Lapponica. B. flavescens, elytris nigro - maculatis. *
Nicht in Lappland allein, sondern auch um Paris, um Göttingen, und in der wärmern Schweiz.
32. mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4. membranaceae, convolutae, inferiores plicatae. Pedes antici compressi, subtus ser - rato-denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articulato: postici 4 laeves, gressorii. Thorax linearis elonga - tus angustatus.
Alle von einer ungewönlichen langgestreckten sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be - tragen ꝛc. hat was eigenes Feyerliches, was wol zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen in Orient und im wärmern Europa angesehen worden sind.
1. a. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely - tris brevissimis, pedibus spinosis. *
Spannen lang, und doch kaum so dick als eine Gänse Spuhle. Ist auf Amboina zu Hause.
3431. b. Linearis. Das Gespensterpferd, Agama, Ziumbi Rawei. M. aptera, corpore fili - formi, triunciali, pedibus longissimis. *
drury exotic Insects. T. I. tab. L. fig. 3.
Ebenfalls von einer auffallend hagern Ge - stalt, ungeflügelt, langgestreckt und hochbeinicht, aber äusserst träge und langsam in allen seinen Bewegungen, daher es die Neger auf den Carai - ben als Ideal der Faulheit zum Schimpfnamen brauchen*)Oldendorps Missions-Geschichte S. 117.. Das Exemplar das wir vor uns haben ist aus West-Florida.
2. Gongylodes. M. thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo. *
3. †. Religiosa. Die Gottesanbetherin, das wandelnde Blatt der Weinhandel, Wein - hasel. M. thorace laevi subcarinato elytris - que viridibus inmaculatis. *
Geht meist nur auf den vier Hinterfüssen, und hält die vordern beiden in die Höhe, um Mücken damit zu fangen. Der Türkische Pöbel hat sich eingebildet, daß sie mit dem Kopf immer nach Mecca zu gerichtet sey, und ihre Vorderfüsse aus Andacht falte. Auch die Hottentotten ver - ehren dieses Thier, das man darum das wan - delnde Blatt nennt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte äneln. Man weis, daß es wohl zehn Jahre alt wird.
33. gryllvs. Heuschrecke. Caput infle - xum, maxillosum, palpis instructum. An - tennae setaceae s. filiformes. Alae 4 de - flexae, convolutae, inferiores plicatae. Pe - des postici saltatorii. Ungues ubique bini.
344Ein grosses Geschlecht, dessen mehreste Gat - tungen dem Wiesenwachs und Getraide gefärlich sind. Manche geben entweder zur Begattungs - zeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüssen, am meisten aber, wie schon Ari - stoteles richtig bemerkt hat, mit den Flügeln hervorbringen*)ivl. casserivs placent. de vocis auditusque organis hist. anat. tab. XXI., und der nach Verschiedenheit der Leidenschaften fast wie die Stimme andrer Thiere variirt.
1. †. Gryllotalpa. Die Werre, Maulwurfs - grille, der Riehwurm, Reutwurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis to - mentosis. *
Ist in Europa und Nordamerica zu Hause: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. aus - serordentlich häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zuma den Küchengewächsen und der Gerstensaat, grossen Schaden.
2. †. Domesticus. Die Grille, Zirse, Heim - gen. G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus simplicibus, cor - pore glauco. *
Kommen zur Erndezeit mit der Frucht in die Häuser, ziehen sich nach der Wärme, zirpen die Nacht durch, sind aber mit hellem Licht zum schweigen zu bringen.
3. †. Campestris. Die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro brevioribus, corpore nigro. *
3454. †. Viridissimus. Der Baumhüpfer. G. tho - race rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis. *
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist auf Gebüschen, springt vorzüglich weit; zirpt am meisten in den Hundstagen.
5. †. Verrucivorus. Das Heupferd. G. tho - race subquadrato laevi, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis. *
Aeusserst gefrässige Thiere die wol einander selbst auffressen.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua - drifida. *
Die grosse eßbare Heuschrecke der Araber, die Johannes in der Wüste as, und die noch jetzt in Arabien und andern Morgenländern auf man - nichfaltige Weise zubereitet und allgemein ver - speist wird.
7. †. Migratorius. Die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato: segmento unico, capite obtu - so, maxillis atris. *
Bey weitem nicht so gros, als die vorige, aber furchtbar, weil sie oft in unsäglichen Zügen in Europa eingefallen ist, und allgemeinen Mis - wachs und Hungersnoth verursacht, auch nach dem Tode die Luft inficirt und sterben verursacht hat. Ursprünglich gehört sie wohl in die grosse Tartarey zu Hause, doch findet sie sich auch in Deutschland, das doch seit 1747 mit ihren grossen Invasionen verschont geblieben; auch hier her - um hin und wieder, aber einzeln. In Spa - nien hingegen ist sie sehr häufig, soll sich auch,346 wenn es anders die gleiche Gattung, ist, zuweilen in Peru, auf Barbados ꝛc. einfinden.
8. †. Stridulus. Die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis. *
Leben meist im Gehölze. Die Männchen ge - ben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. fvlgora. Caput fronte producta, ina - ni. Antennae infra oculos, articulis 2. ex - teriore globoso majore. Rostrum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die grosse hornichte Blase vor der Stirne, die beym lebenden oder kürzlich abgestorbnen Thier einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. Der Surinamische Latern - träger. F. Fronte ovali recta, aus lividis; posticis ocellatis. *
Die gröste Art; die leuchtende Blase ist grös - ser als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Wilden ihrer stat Leuchten be - dienen, wenn sie im finstern reisen.
2. Candelaria. Der Chinesische Laternträger. F. fronte rostrata subulata adscendente, ely - tris viridibus luteo-maculatis, alis flavis: apice nigris. *
35. cicada. Rostrum inflexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes plerisque saltatorii.
Die männlichen Cikaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der aber abwech -347 selnder und anmuthiger ist, und durch sehr zu - sammengesetzte Werkzeuge in ihrer Bauchhöle, die Reaumur und Rösel sehr genau untersucht haben, hervorgebracht wird.
1. †. Cornuta. C. thorace bicorni postice subulato longitudine abdominis, alis nudis. *
Auf Getraide, Disteln ꝛc. Die spitzen Zapfen zu beyden Seiten des Brustschilds geben ihr ein sonderbar Ansehen.
2. Plebeja. C. scutelli apice bidentato, ely - tris anastomosibus quatuor, lineisque sex ferrugineis. *
In Griechenland, Italien und Nordafrica. Diese und die folgende Gattung sind die bey den Alten so beliebten Cikaden*)homer. Il. y. 150. sqq. anacreon Od. 43. antholog. gr. L. I..
3. Orni. C. elytris intra marginem tennio - rem punctis sex concatenatis, anastomosi - bus interioribus fuscis. *
4. †. Sanguinolenta. C. atra, elytris maculis duabus fasciaque sanguineis. *
In Italien, im südlichen Frankreich, und auch um Göttingen nicht selten.
5. †. Spumaria. Der Schaumwurm, Gäscht - wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus: fascia duplici interrupta albida. *
Besonders häufig auf Weiden denen er im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Ge - stalt eines Schaums wieder von sich giebt; mau findet diesen Schaum, dem man unter dem Namen Kukuksspeichel allerhand fabelhaften Ur -348 sprung angedichtet, oft in Klumpen, wie eine Haselnuß groß, und das Thier selbst in der Mitte vergraben.
36. notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antenna thorace brevio - res. Alae 4 cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. †. Glauca. N. grisea elytris griseis margine fusco punctatis apice bifidis. *
Schwimmt die mehreste Zeit auf dem Rücken: weis auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu baschen. Mit dem Saugestachel kan sie em - pfindlich stechen.
37. nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae antice coriaceae. Pedes anteriores cheliformes: re - liqui 4 ambulatorii.
Der Körper ist platt wanzenartig. Die Vor - derfüsse haben einige Aenlichkeit mit Krebsschee - ren. Der lange Stachel am Hintern nutzt nicht als Waffen, sondern zum Luftschöpfen.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ovato. *
Der Rücken ist schön zinnoberroth. Die Eyer haben eine überaus sonderbare Gestalt, am einen Ende mit Häkchen, fast wie ein zusammen ge - krochener Armpolype, oder wie Saamen von Kornblumen ꝛc.
2. †. Cimicoides. N. abdominis margine fer - rato. *
349Aenelt den Thieren des vorigen Geschlechts.
3. Plana. N. subfusca, oculis nigris, alis al - bidis, dorso plano. *
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Trankebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken, das daher beynah einige Aen - lichkeit mit der weiblichen Pipa (S. 252) er - hält*)stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A..
38. cimex. Wanze. Rostrum inflexum. Alae 4 cruciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace marginato. Pedes cursorii.
Widrige Geschöpfe, die theils durch den man - nichfaltigen Schaden den sie thun, theils durch den unausstehlichen Gestank, den sie von sich geben, furchtbar werden.
1. †. Lectularius. Die Bettwanze, Wand - laus. C. flavescens, alis nullis. *
Die Bettwanzen mögen allerdings im südli - chen Europa einheimisch seyn: wenigstens reden Aristophanes und andre alte Griechen von ihnen als von bekannten Thieren. Auch sind sie lange vor dem grossen Londner Brand von 1666 in England gewesen, und nur erst nachher durch die Einführung des ausländischen Bauholzes ge - meiner worden. Von allen gegen dieses Unge - ziefer vorgeschlagnen Hülfsmitteln scheint Vor - sicht und Reinlichkeit das wirksamste.
2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi - nis margine imbricatim secto, corpore ni - gricante. *
350In Wäldern an Baumstämmen; ist wegen sei - ner täuschenden Rindenartigen Gestalt und Far - be schwer zu finden.
3. †. Baccarum. C. ovatus griseus; abdomi - nis margine nigro maculato. *
In Gärten, zumal an Johannisbeeren; die daher zuweilen einen häßlichen Geschmack anneh - men. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch blos wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie andern Wanzen zum Vertheidigungsmittel dient.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subvillo - so fusco. *
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve zumal sieht äusserst häßlich aus, und ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. aphis. Blattlaus, Neffe, Mehl - thau. Rostrum inflexum. Antennaetho - race longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen postice sae - pius bicorne.
Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche furchtbare Thiere die theils durch den Schaden den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber noch durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer na - türlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be - ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib - gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl351 jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un - erwarteste hierbey ist, daß alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durchgehende weibli - chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan - de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine Einöde verschliessen, und doch wird es nach eini - ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so hat Bonnet gefunden, daß jene einmalige Be - gattung im Herbste, ihre befruchtende Wür - kung im folgenden Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äussert. Alle die Millionen von Blattläusen, die wärend dieser ganzen Zeit jung werden, sind fruchtbar, gebären allesamt Junge, ohne je ein männlich Thier ihrer Art gesehn, ohne sich gepaart zu haben ꝛc. Gegen den Herbst kommen endlich wie schon gesagt, auch Männchen zum Vorschein, die sich Gatten suchen, sich paaren, und ebenfalls die ganze weibliche Nachkommenschaft des künftigen Som - mers wieder mit befruchten müssen.
1. †. Ribis. A. ribis rubri. *
2. †. Ulmi. A. ulmi campestris. *
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae. *
4. †. Rosae. A. rosae. *
5. †. Bursaria. A. populi nigrae. *
352Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba - ren rosenartigen Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen ꝛc. heist.
6. †. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis thorace verrucoso. *
An Pistacien, Mastix, Terpenthinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen Schotenähnlichen Hülse aufhalten*)ioach. camerarii epit. Matthieli p. 51..
40. chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel ähnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cikaden, hüpfen auch so ꝛc.
1. †. Buxi. C. buxi. *
2. †. Alni. C. betulae alni. *
41. coccus. Schildlaus. Rostrum pecto - rale. Abdomen postice setosum. Alae 2 ere - ctae masculis. Feminae apterae.
Wir entsinnen uns keiner andern Thiere, bey denen die beiden Geschlechter einander so ausser - ordentlich ungleich sähen, als die Schildläuse. Das Männchen änelt einer kleinen Mücke, das Weibgen hingegen ist ungleich grösser, ungeflü - gelt, und hat meist die Gestalt eines platten Schildgens oder einer Narbe. Es sitzt, nach - dem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bey manchen Arten ehe für einen Auswuchs der Pflanze, als für ein ledendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im freyen umher, bis353 es vom Begattungstrieb gereizt, ein solches ein - siedlerisches Weibgen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum C. hybernaculorum. *
Das Weibgen hält sich vorzüglich an Oran - genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, zu - mal an der Mittelribbe auf.
2. Adonidum. C. rufa farinacea pilosa. *
Wie die vorige in Gewächshäusern, wo sie grosse Verwüstungen anrichtet: besonders an Caf - feebäumen ꝛc.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. *
Im südlichen Europa, besonders in Langue - doc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die Beerenförmigen, Gallapfelartigen Eyer-Nester dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth draus verfertigt.
4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis. *
Macht ebenfalls Kermesartige Eyernester an den Wurzeln von Weggras und andern Pflanzen; zumal häufig in Polen, wo sie ge - sammlet, und zur Farbe angewandt werden. Im mittlern Zeitalter hat man sie auch in Deutsch - land sorgfältig aufgesucht und zu Gute gemacht.
5. Cacti. Cochenille, Scharlach. C. cacti coc - cinelliferi. *
Ein wegen seines Gebrauchs zur Färberey für die Handlung äusserst wichtiges Geschöpf. Ist ursprünglich in Mexico zu Hause; wird aber auch in mehrern Theilen von Südamerica, und nun selbst in Spanien erzielt. Die Cochenille findet sich auf mehrern Sorten Indianischer Fei - gen, die deshalb in grossen Plantagen gepflanzt,354 und die Cochenille fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und järlich zu dreyen malen abgelesen wird.
42. thrips. Rostrum obscurum. Antennae longitudine thoracis. Abdomen sursum re - flexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcruciatae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft - lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhal - ten, und meist nur durch ihre grosse Anzal, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hü - pfen und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro. *
Im Getraide, Bohnenblüten ꝛc.
Die Schmetterlinge oder Zweyfalter, Pfeifholder ꝛc. eine weitläustige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befiederte Flügel, durch einen be - haarten Körper, und fast durchgehends durch einen spiralmässig gewundenen Rüssel, auszeich - net. Diese Thiere entstehen sämtlich aus Ey - ern, aus welchen sie als Raupen hervorbre - chen. In diesem Zustand haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen langgestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten,355 mit neun Luftlöchern auf jeder Seite, drey paar haakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf paar runden fleischigen Füssen am Hinter - leibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils un - beweglich, doch bey der Weidenraupe und ei - nigen andern sehr wenigen Gattungen sich von der Stelle zu bewegen, im stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimmten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey paar Füsse, und statt jener zwölf kleinen Augen zwey grosse halbkug - lichte und drey kleine (§. 135.) hat. Alle die zahlreichen Gattungen lassen sich doch füglich unter drey Geschlechte bringen.
43. papilio. Tagvogel. Antennae api - cem versus crassiores, saepiius clavato-capi - tatae. Alae erectae sursumque conniventes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewönlich viermal. Sie verpuppt sich ohne ein äusseres Gespinste: die Puppe ist zackicht, theils schön goldfarbig, und hängt sich mit dem hintern Ende auf. Der Pa - pilion fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier breiten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite gegen einander ge - kehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leich - terer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Fami - lien (phalanges) abgetheilt.
a. eqvites. Alis primoribus ab angulo po - stico ad apicem longioribus, quam ad basin: his saepe antennae filiformes.
356Troës, ad pectus maculis sanguineis saepius nigri.
Achivi, pectore incruento, ocello ad angu - lum ani.
b. heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis brevissimis.
c. danai. Alis integerrimis.
Candidi alis albidis.
Festivi alis variegatis.
d. nymphales. Alis denticulatis.
Gemmati Alis ocellatis.
Phalerati Alis caecis absque ocellis.
e. plebeji. Parvi Larva saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Urbicolae, alis saepius maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen - tosis supra viridibus: institis atris, posticis maculis sex nigris. *
Auf Amboina. Ein grosses unbeschreiblich prächtiges Thier, dessen Flügel einem glänzen - den grünen Atlas gleichen.
2. a. Ulysses. P. E. A. alis caudatis fuscis, di - sco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem. *
Auch auf Amboina, und ebenfalls so ein aus - nehmend prachtvolles Geschöpf. Zumal die grossen mit Atlasglanz blau und grün schillern - den gezackten Flecken auf der Oberseite aller 4 Flügel, und die einer Miniaturmalerey änlichen Augen auf der Unterseite der Hinterflügel.
3572. b. Machaon. Der Schwalbenschwanz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flavis limbo fusco lunulis flavis, angulo ani fulvo. *
Die Raupe am Till, Fenchel, Rübsaat. Der Schmetterling kriecht zuweilen wol erst im zwey - ten Jahr aus der Puppe.
3. †. Podalirius. Der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flavescentibus: fasciis nigricantibus geminatis: posticis sub - tus linea sanguinea. *
Die Raupe variirt in der Farbe, lebt am Kohl, Schlehen, Apfelbäumen ꝛc.
4. †. Apollo. Der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris. *
Ein grosser schöner Schmetterling, Isabell - gelb mit Carmoisinrothen Ringen. Im wär - mern Europa auf Wintergrün, Knabenkraut ꝛc.
5. †. Crataegi. Der Lilienvogel, Baumweis - ling, Heckenweisling. P. H. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris. *
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinste zusammen.
6. †. Brassicae. Die Kohleule, der Kohlweis - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integer - rimis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, major. *
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut, und Rübsaat. Buttervogel heist der Schmetter - ling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Name, der aber nach -358 her auch den Papilionen überhaupt gegeben wor - den ist.
7. †. Rapae. Der Rübenweisling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor. *
8. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis rotun - datis albis: subtus venis dilatato-virescen - tibus. *
9. †. Cardamines. Der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primo - ribus medio fulvis, posticis subtus viridi-ne - bulosis. *
Am Täschelkraut, Kohl ꝛc.
10. †. Rhamni. Der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C, alis integerrimis angulatis flavis: singulis puncto flavo, sub - tus ferrugineo. *
Am Faulbeerbaum, Wegdorn.
11. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: po - sticis duobus tribusque. *
Im Gras.
12. †. Io. Das Pfauenauge, der Pfauen - spiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-ful - vis nigro-maculatis: singulis subtus ocello caeruleo. *
An Brennesseln. Die Puppe wie vergoldet.
13. †. Galathea. Das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albo nigroque variis, subtus pri - moribus ocello unico, posticis quinque ob - soletis. *
Am Wiesenklee.
35914. †. Cardui. Der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fulvis albo nigroque variegatis, posticis utrinque ocellis quatuor, saepius coecis. *
An Disteln, Cardobenedicten, Kletten. Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In man - chen Jahren unsäglich häufig.
15. †. Iris. Der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fa - scia utrinque alba interrupta, posticis supra uniocellatis. *
An Espen, Eichen ꝛc.
16. †. Antiopa. Der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido. *
An Birken, Weiden ꝛc.
17. †. Polychloros. Der grosse Fuchs. P. n. P. alis angulatis fulvis, nigro maculatis: pri - moribus supra punctis quatuor nigris. *
An Kirschen, Birnen, Weiden. Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
18. †. Urticae. Der kleine Fuchs, Nessel - vogel. P. N. P. alis angulatis fulvis nigro - maculatis: primoribus supra punctis tribus nigris. *
An Brennesseln.
19. †. C. album. Der C-Vogel. P. N. P alis angulatis fulvis nigro maculatis, posti - cis subtus C albo notatis. *
An Nesseln, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Hopfen. Der Schmetterling variirt in der Grös - se, und in der Farbe der Unterseite, braun, grün ꝛc.
36020. †. Atalanta. Der Admiral, 980-Vogel, Mars. P. N. P. alis dentatis nigris albo - maculatis: fascia communi purpurea, pri - moribus utrinque, posticis marginali. *
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge: zumal auf der Unterseite von den vortreflichsten mannichfaltigsten Farben.
21. †. Paphia. Der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro maculatis, subtus lineis argenteis transversis. *
Auch ein überaus schönes Thier von mittler Grösse. Zumal die Unterseite der Hinterflügel blaßgrün und Rosenfarbe schillernd mit matten Silberglanz. In Wäldern auf Brennesseln ꝛc.
22. †. Aglaja. Der grosse Perlenmuttervo - gel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flavis nigro-maculatis: subtus maculis 21 argenteis. *
Auf Stiefmütterchen, Veilchen. Die Raupe macht sich erst eine artige Winterlaube aus Moos, worin sie sich nachher als Pupe aufhängt*)iac. l'admiral jun. gestaltverwisselende gekorvene Diertjes. tab. XIX..
23. †. Lathonia. Der kleine Perlenmutter - vogel. P. N. P. aus dentatis luteis nigro - maculatis: subtus maculis 37 argenteis. *
Im Gehölze.
24. †. Pruni. P. P. R. alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia marginali fulva nigro-punctata. *
Auf Zwetschenbäumen.
36125. †. Malvae. Der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis divaricatis nigris albo-maculatis. *
Auf Stockrosen.
44. sphinx. Abendvogel. Antennae me - dio crassiores s. utraque extremitate attenua - tae, subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen dieser Thiele sind mehrentheils von vortreflicher Farbe, mit einem haakenförmi - gen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie ver - puppen sich unter der Erde, ohne Gespinste. Die Abendvögel haben ihren Namen daher, weil sie blos in der Abenddämmerung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, was doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. legitimae – alis angulatis.
Alis integris, ano simplici.
Alis integris, ano barbato.
b. adscitae – habitu et larva diversae.
1. †. Ocellata. Das Nachtpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis. *
Auf Weiden, Obstbäumen.
2. †. Nerii. Der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis viridibus: fasciis variis pallidi - oribus saturatioribus flavescentibusque. *
Am Oleander.
3. †. Convolvuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-puncta - tis, abdomine rubro cingulis atris. *
Auf Winden, Zaunglocken.
3624. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis in - carnatis fasciis nigris, abdomine rubro cin - gulis nigris. *
Auf Hartriegel, spanischem Hollunder.
5. †. Atropos. Der Todtenkopf. S. L. alis integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdo - mine luteo cingulis nigris. *
Auf Jesmin, Cartoffelkraut ꝛc. Die ehema - lige grosse Seltenheit dieses Thiers in Deutsch - land, die Todtenkopfähnliche Zeichnung auf den Schultern des Schmetterlings, und der jam - mernde Laut, den er mit dem Sangrüssel her - vorbringen kan, mögen wol zu dem Aberglau - ben Anlaß gegeben haben, mit dem man das schöne Thier ehedem als einen Sterbepropheten ꝛc. angesehen hat.
6. †. Celerio. Der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo nigra; interioribus basi rubris maculis sex. *
An Weinstöcken.
7. †. Elpenor. Die Weinraupe, der grosse Weinvogel. S. L. alis integris virescenti - bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris, basi atris. *
Wie die vorige auf Weinlaub, Balsaminen ꝛc.
8. †. Porcellus. Die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis. *
Aenelt dem vorigen in der Bildung und Auf - enthalt.
3639. †. Euphorbiae. Die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis vitta superioribus pal - lida, inferioribus rubra. *
An Wolfsmilch, Färberröthe.
10. †. Stellatarum. Der Taubenschwanz, Kar - pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateri - bus albo nigroque variis, alis posticis ferru - gineis. *
Auf Färberröthe, Wegkraut.
11. †. Filipendulae. Die Cirkelmotte. S. A. aus superioribus cyaneis: punctis sex, ru - bris; inferioribus rubris immaculatis. *
An Quecken, Hundsgras.
12. †. Phegea. Die Ringelmotte. S. A. viri - di-atra. alis punctis fenestratis: superio - rum sex, inferiorum duobus, abdomine cingulo luteo. *
Aenelt der vorigen.
45. phalaena. Nachtvogel. Antennae setaceae, a basi ad apicem sensim attenua - tae. Alae sedentis saepius deflexae.
Das weitläuftigste Geschlecht unter den In - secten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und verpuppen sich meist innerhalb eines beson - dern seidenartigen Gespinstes (folliculus) wo - zu sie den klebrigen Stoff in zwey Darmänlichen Schläuchen, die längst dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre, die sich hinter dem Munde vieler Raupen findet, zu äusserst feinen Faden spinnen, die ihnen auch ausserdem zu andern Zwecken, sich z. B. wie die Spinnen364 dran herablassen zu können ꝛc. nutzen*)lyonet Traité anatomique T. II. Fig. 8. 9. 1. S. 54. T. V. Fig. 1. T. V. X. Y. S. III. und T. XIV. Fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen, wie bey dem Pfau - vogel, wegen ihrer überaus künstlichen Einrich - tung; beym Seidenwurm aber durch ihre grosse Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die fast alle blos des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Familien ab - getheilt.
a. attaci – alis patulis inclinatis.
Pectinicornes.
Seticornes.
b. bombyces – alis incumbentibus; an - tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua involuto-spirali.
c. noctvae – alis incumbentibus. An - tennis setaceis, nec pectinatis.
Elingues.
Spirilingues.
d. geometrae – alis patentibus hori - zontalibus quiescentes.
Pectinicornes.
Seticornes.
e. tortrices – alis obtusissimis, ut fe - re retusis, margine exteriore curvo.
f. pyralides. – alis conniventibus in figuram deltoideam forsicatam.
g. tineae – alis convolutis fere in cy - lindrum fronte prominula.
365h. alvcitae – alis digitatis fissis ad basin usque.
1. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superioribus sesquialtera. *
In beiden Indien auf den Orangenbäumen. Von der Grösse einer hieländischen Fledermaus. Die grossen kahlen schuppenlosen Stellen auf den Flügeln sind halbdurchsichtig, wie mattes Glas. Man macht aus dem Gespinste dieser und ande - rer grossen Phalänen in China die sogenannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. Der Pfauvogel, das Nacht - pfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nictitante subfenestrato. *
Auf Obstbäumen, Schlehen, Weiden ꝛc. Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer runden Fla - sche, mit einem dem Anschein nach, offnen ab - gestutzten Hals: dessen Eingang aber doch, in - wendig auf eine überaus artige Weise, mittelst convergirender Stacheln, die in eine hervorste - hende Spitze zusammen laufen, so gut vetwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseeliges In - sect in seine Hülse hinein dringen kan*)Rösels Insect. Belust. Nachtvögel II. Cl. T. IV. u. V.. Der Schmetterling selbst variirt in Farbe und Grösse.
3. †. Quercifolia. Das Eichblatt. P. B. elin - guis, alis reversis semitectis dentatis ferru - gineis margine postico nigris. *
Im Gras und an Obstbäumen. Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbar bucklige Stellung.
3664. †. Vinula. Der Gabelschwanz, Herme - linvogel. P. B. elinguis albida nigro-pun - ctata, alis subreversis fusco venosis stria - tisque. *
An Weiden, Pappeln und Eichen. Die Rau - pe bekommt durch ihren dicken abgestumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüsse gegeben sind, ein sonderbar Ansehn. Sie vermag einen sauren aber scharfen Saft, auf Fuß weit von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu verthei - digen*)sepp. Nederl. Insecten; IV. St. V. Verhandl. S. 25. Taf. V..
5. Mori. Der Seidenwurm. P. B. elinguis, alis reversis pallidis: striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari. *
Obgleich der Bombyx der Alten wol schwer - lich der gegenwärtige Seidenwurm seyn mag: so scheint ihnen doch die Seide allerdings bekannt gewesen zu seyn: nur hat man sie erst seit Justi - nians Zeiten in Europa selbst gezogen. Der Seidenwurm ist 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf nachdem er sich viermal ge - häutet, in einen Coccon von weisser oder gelber Farbe; der wenn er dritthalb Gran am Gewicht hält, aus einen 900 Fus langen Faden besteht; und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibgen bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die Zeit wenn die weissen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, aus - kriechen. Sie sind wol ursprünglich in China zu Hause, gewohnen aber auch unsers Climas367 recht gut, und man zieht sie gegenwärtig schon in ziemlich nordlichen Gegenden mit bestem Erfolg.
6. †. Neustria. Die Ringelraupe. P. B. elin - guis, alis reversis: fascia sesqui altera; sub - tus unica. *
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläne legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestgen herum.
7. †. Caja. Die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: rivulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis. *
8. †. Dispar. P. B. elinguis, alis deflexis: masculis griseo fuscoque nebulosis: femineis albidis lituris nigris. *
Hat ihren Namen von der ungleichen Bildung und Grösse der beiden Geschlechter.
8. b. †. Chrysorhoea. Die schwarze Winter - raupe. P. B. elinguis alis deflexis albidis, abdominis apice barbato luteo. *
Frisch. III. Th. S. 8. u. f.
Eine der schädlichsten Raupen für die Obst - bäume die den Herbst aus den Eyern kriechen und den Winter durch gesellschaftlich in zusam - mengesponnenen welken Laube an den Aesten zu - bringen, ohne daß ihnen selbst die grimmigste Kälte schaden könnte.
9. †. Antiqua. P. B. elinguis, aus planiuscu - lis: superioribus ferrugineis lunula alba an - guli postici. *
Das Weibgen ungeflügelt.
10. †. Caeruleocephala. P. B. elinguis cristata, alis deflexis griseis: stigmatibus albidis co - adunatis